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Full text of "Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und Historischen Denkmale"

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THE  J.  PAUL  GETTY  MUSEUM  LIBRARY 


MITTHEILUNGEN 


DER 


K.  K.  CENTRAL-COMMISSION 


ZUR 


EEFORSCHÜNCt  und  ERHALTUNCt  der  KÜN^T-  und  historischen  DENKWALE. 


HERAUSCEQEBEN        UNTER        DER      LEITUNG 

SKINKR  EXCl'I.I.KNZ  DKS   l'HÄSIDKNTKN  DIESEK  COMMISSION 

D"^.  JOSEPH  ALEXANDER  FREIIIERRN  VON  HELFERT. 


VII.  J  A  11  K  G  A  N  G. 


NEUE  FOLGE 

UEK    MITTHi:U,UNGKi\  DER  K.  K.  CENTKAI--C0MMISS10N  ZUR  KRFORSCHÜNÜ  U.NU  ElUlAl.TL'.Nli  VON  B.\UD1;NKMALEN. 


REDACTEUR;  D".  KARL  LIND. 


WIEN,   i88[. 

IN  COMMISSION  BEI  KARL  GEROLD'S  SOHN 


AUS  DER   K.   K    HOF    U.NU   ST-A^ATSDRUCKKRlil 


THEJ.  PAUL  GETTY  CENTER 
UBRAStY 


INHALT 

DES  VII.  BANDES    DER  MITTHEILUNGEN. 


Seit« 

Oefterreichifchc   Kunft-Topographie.   Von  Freiherrn  von  Helfert I 

Schlofs  Kacerov  in  Böhmen.   Vom  Correfpondenten  C.  Lauh'l.  (Mit  13  Text-llluftrationen)     17 

Studien  üher  Steinmetz-Zeichen.  I.  Vom  k.  k.  Profeffor  Franz  Rziha 26 

Das  Maufoleum  des  Erzherzogs  Karl  II.   von  Steiermark   in  Sekkau.  Von  Johann    WaftUr.  (Mit  2  Tafeln) 47 

Ein  Ilarnifch  Erzherzogs  Ferdinand  von  Tyrol  in  der  Ambrafer  Sammlung.  Vom  Cuftos  Wendelitt  Bocheivt  in  Wien.  (Mit  3  Tafeln) .  58 

I'luviale   und  Cafula  Kaifer  Friedrich  III.   Von   Dr.  Florian  Romer.  (Mit  3  Text-llluftrationen.)    68 

Der  Grabftein  des  Robert  von  Sanseverino  im  Dom  zu  Trient.  Befprochen   von   jfohatin  Newald 75 

Albert  Camelina  Ritter  von  San-Vittore.   Von  Dr.  K.  Lind ^% 

Der  Altar  St.  Johann  des  Täufers  in  der  St.  Florians-Kirche  zu  Krakau.  Von  Dr.  Theophil  Zebrawski.  (Mit  3  Text-Illullralionen)  ...  82 

Die  Milnzenfunde  bei  Lauterach  (Vorarlberg).  Von  Dr.  S.  Jenny.  (Mit  3  Text-llluftrationen) 87 

Grabfteine  der  chriftlichen  Zeit  zu  Friefach  in  Kärnten.  I.  Von  Leopold  v.  Beckh-Widmanßetter 92 

Die  Sammlung  des  SchliilTes  Luftthal  bei  Laibach.  Von  Dr.  A.  Lnfchin  v.  Ebengreuth 96 

Studien  über  Steinmetz-Zeichen.  II.  Von  k.  k.  Profeffor  Franz  Riiha.  (Mit  28  Tafeln) 105 

Die  Pluviale-Agraffen  des  Toifon-Mefsornates.  Von  Dr.  Ed.  Freih.  v.  Sacken.  (Mit  i  Text  Illuftration) „ 118 


Seite 

VI.  Bericht  der  k.  k.  Central-Commiffion  für  Erforfchung 
und  Erhaltung  der  Kunft-  und  hiftorifchen  Denkmale 
über   ihre  Thätigkeit  im  Jahre  1880 „ .  I 

Ueber  Archive  in  Nieder-Oefterreich.  Von  P.  Ad.  Dtingel, 

k.  k.  Confervator  O.  S    B XVII,  CXXVII 

Aus  Salona.  Voni)/.  Glavinic.  (Mit  18  Text-Illuft:  ationen) .  X.XIII 

Die  Pfarrkirche  zu  St.  Valentin.  Befprochen  von  C.  Schir- 
mer. (Mit  2  Text-llluftrationen.) XXVT 

Schlofs  Ambras  in  Tyrol  zur  Zeit  der  Lehensablöfung 
desfelben  durch  Kaifer  Ferdinand  I.  1564.  Von 
Wendelin  Boehetm,  k.  k.  Cuftos XXXI 

Zur  Gefchichte  der  Schatz-,  Kunft  und  Rüftkammer  in 
der  k.  k.  Burg  zu  Grätz.  Von  Jofcph  Wafllcr. 
VI  und  VII XXXIV,  XCVIII 

Reife-Notizen  über  Denkmale  in  Steiermark  und  Kärnten. 
Von  Dr.  Karl  Lind.  VI  bis  IX.  (Mit  ^l  Text-llluftra- 
tionen)  XCIII,  LIII,  LXXXV,  CXV 

Kleine  archäologifche  Forfchungen  in  Niedci-  und  Ober- 

Oefterreich  Von  J.  Newald    LIX 

Romifcher    Ziegelofen    bei  Wartmanftätten.     Von    Alois 

Hau/er.  (Mit  3  Text-llluftrationen) LXU 


Seite 

Neu  entdeckte  Wandmalereien  in  der  Kirche  vonTerlan  .  LXIU 
Zur  Verwendung     des     Eifens     in     der    Kunftlnduftric 

während  des  15.  bis  18.  Jahrhunderts.  Von  Dr.  Karl 

Lind.  L    (Mit  6  Text  Illuftrationen) I.XVI 

Ein  archivalifcher  Ausflug  nach  Spital  Pyrhn.  Von   Albin 

Czerny LXVIII 

Alt-deutfche    Bilder    aus   der  v.  Vintler  fchen  Galerie   in 

Brunneck.  Von  G.  Dahlke LXXXIII 

Zur    Gefchichte    der  St.    Barbara-Kirche    in   Kuttenberg. 

Nach  Originalquellen  vom  Prof.  Johann  Rehdk    .  .  .  XCIII 

Ueber  das  ftändifche  Archiv  in  Laibach.  Von  P.  Skobielski  XCVI 

Die  römifche  Tauernftrafse.  Vom  Confervator  E.  Richter  CXI 

Ueber  den  Dom  zu  Parenzo.  Von  Heinr.  Freih.  v.  Ferßel  CXII 
Zur  Erforfchung  der  Schwazer  Kreuzgang-Gemälde.  Von 

Dr.  Albert  Ilg.  (Mit  I  TextlUuftration) CXIX 

Kleine    archäologifche  Forfchungen    aus   Nieder-Oefter- 

reich.  Von  J.  Newald CXXIV 

Notizen  von     i  bis   26   (Mit     9  Text  Illuftrationen  )...  .  XLV 

„     ^7     .,    54.     .        6                   „                  ....  LXXI 

.          „     55      ,     74      ,        5                   .                  ■••■  XCVm 

„          .    75     n    93-     n       8                   „         »    I    Taf.)  CXXX 


OESTERREICHISCHE  KUNST-TOPOGRAPHIE. 

Von   Freihcrrn  von  Helfcrt. 
I. 


()  man  den  Kunlldcnkinalen  eines  Landes  Aufmerkfamkeit  zu  fchenken  begann  ilT  man 
überall  früher  oder  fpäter  zur  Ueberzeugung  gekommen,  tlafs  als  Grundlage  aller  auf 
diefem  Gebiete  zu  entfaltenden  Thätigkeit  eine  möglichft  vollftändige  Conftatirung  deffen 
dienen  muffe,  was  von  Objekten  diefer  Art  noch  vorhanden  und  wo  es  zu  finden  fei.  So  hat  fich 
im  Königreich  Dänemark  an  die  im  Jahre  1807  ins  Leben  gerufene  „Commiffion  für  die  Auf- 
bewahrung der  Alterthümer"  ein  paar  Jahre  fpäter,  1815,  das  „königliche  Mufeum  für  nordifchc 
Alterthümer"  gereiht  und  wurde  bei  diefem  eine  Sammlung  von  Zeichnungen  und  Befchreibungen 
nn  Lande  vorhandener  Denkmale  und  gemachter  Funde  angelegt.'  In  Bayern  wurde  1835  Dr. 
Sulpice  Boifferee  als  General-Infpeftor  der  plaftifchen  Denkmale  aufgeftellt  und  wurden  alle  Kreis- 
regierungen angewiefen,  Verzeichniffe  der  vorhandenen  Gegenftände  diefer  Art  anzufertigen.  In 
demlelben  Sinne  hat  fich  die  preufsifche  „Commiffion  zur  Erforfchung  und  Erhaltung  der  Kunftdenk- 
mäler"  bald  nach  ihrer  Gründung,  1853,  die  Anlage  eines  Inventars  der  fämmtlichen  Kunftdenk- 
mäler  des  Königreiches  zum  Ziele  gefetzt  und  ein  Formular  von  Fragepunkten  abgefafst,  an  das 
lieh  bei  den  Vorarbeiten  für  jenen  Zweck  gehalten  werden  follte  und  das  vorerft  probeweife  in 
einigen  Regierungsbezirken  vertheilt  wurde.  Als  in  den  erften  Siebenziger-Jahren  das  Königreich 
Italien  die  Fürforge  für  alte  Denkmale  der  Kunft  und  Gefchichte  in  den  Bereich  feiner  Gefetz- 
gebung  zog  und  die  Einfetzung  einer  „Commiffione  confervatrice  confultativa"  in  jeder  Provinz 
befchlofs,  wurde  in  erfter  Reihe  daran  gedacht,  artiftifch-archäologifche  Inventariren  anlegen  zu 
lalfen,  in  denen  alle  in  der  Provinz  befindlichen  Denkmale  und  Sammlungen,  mögen  fie  nun  dem 
Staate,  moralifchen  Körperfchaften  oder  Privaten  gehören,  zu  verzeichnen  fein  würden. 

In  einer  umfaffenden  Weife  wurde  diefe  Angelegenheit  von  der  franzöfifchen  Regierung  in 
Angriff  genommen.  Im  Jahre  1831  wurde  Ludovic  Vitet  als  „General-Infpeftor  der  gefchichtlichen 
Denkmale  Frankreichs"  beftellt,  der  noch  imfelben  Jahre  die  Departements  der  Oise,  Aisne,  Marne, 
des  Nord  und  Pas  de  Calais  bereifte  und  über  feinen  Befund  ausführlich  an  den  Minifter  des 
Innern  berichtete.  Mit  der  Zeit  foUten  alle  Theile  des  Königreiches  fachmännifch  bereift,  Depar- 
tement für  Departement  durchforfcht,  alle  darin  befindlichen  Denkmale  der  Kunft  verzeichnet, 
aufgenommen  und  befchrieben  werden.  An  diefe  Arbeit,  die  begreifticherweife,  bei  allem  Eifer  mit 
welchem  man  an  ihre  Löfung  ging  und  bei  den  wahrhaft  fplendiden  Geldmitteln,  welche  die 
Regierung  dafür  anwies,  eine  Reihe  von  Jahren  in  Anfpruch  nehmen  mufste,  fchlofs  fich  fpäter 
eine  zweite:  die  Claffirung  der  Denkmale  a)  nach  ihrem  abfoluten  Kunft-  oder  hiftorifchen  Werth, 
und  b)  nach  dem  befondern  Werth   den  ein  und  das   andere   mit  Hinficht  auf  den  Ort  hat,   wo   es 

'    Näheres  in   nuitum  1876   in   diefcn  „Mittlieilungen"   enthaltenen  Auffatze:  „Staatliche  Fürforge   für  Denkmale   der  Kunfl 
und  des  Alterthums"  S.  I  —  2J,  aufweichen  ich  mich  hiemit  ein-  für  allemal  bezogen  haben  möchte. 

VII.  N.  F.  1 


2  Fkeihekk  von  Helkekt. 

fich  befindet.  „In  Languedoc",  heilst  es  diesfalls  in  einer  amtlichen  Denkfchrift,  „ift  eine  yothifche 
Kirche  eine  fonderbare  Ausnahme  und  erwirbt  ilurch  ihren  Standort  eine  ganz  andere  Bedeutung 
als  fie  in  Isle-de-France  beanlpruchen  könnte."  Diefe  claffirten  Denkmale,  „monuments  clalTes", 
füllten  in  ganz  befondere  Beachtung  und  Obhut  genommen,  für  jedes  derfelben  Notizen,  Auf- 
nahmen, Abbildungen  gefammelt  und  aufbewahrt  werden.  An  der  Berichtigung  und  Vervollllanili- 
iTuntr  diefer  Liften  wird  fortwährend  gearbeitet  und  wenn  mitunter,  in  Folge  gewonnener  reiferer 
Einficht,  einzelne  Denkmale  aus  der  R(;ihe  der  claffirten  geflrichen  werden,  kommen  dagegen 
andere  dazu,  auf  deren  Vorhandenfein  und  Bedeutung  die  fortfchreitende  Wiffenfchaft  aufmerkfam 
macht.  Die  praktifche  Bedeutung  der  Aufnahme  eines  Denkmals  in  die  Reihe  der  claffirten  liegt  in 
dem  Anfpruch,  der  fich  an  ein  folches  Objecl;  knii|)ft:  erhalten  zu  werden;  tlit;  Mittel  dazu  follen  durch 
ein  Zufammenwirken  der  Staatsverwaltung,  des  Departements  und  der  (icmeinde  befchafft  wenlen. 

In  Deutfchland  hat  neuefter  Zeit  die  Anregung  oder  die  unmittelbare  Veranlaflung  iler 
Regierungs-Organe  eine  Reihe  von  Werken  hervorgerufen,  in  welchen  das  für  gewilfe  Länder 
oder  Landestheile  angefammelte  Material  in  Form  von  lexikalen  Handlnichern  dem  grofsen 
Publicum  zugänglich  gemacht  wird.  Das  erfle  Unternehmen  diefer  Art  war: 

Kunft-Topographie  Deutfchlands.    Ein  Haus-   und  Reife-Handbucli  für  KünRler,    Gelehrte  und 

Freunde    unferer    alten    Kunft.    Von    Dr.    Wilhelm    Lotz.    Gaffel,    Theodor    Fifcher    1862, 

I.  Band,  Nord-Deutfchland.  8^°  XII  und  669  S. 

Das  Werk  ill  Privat-Arbeit;  ein  II  Band,  Süd-Deutfchland,  follte  es  abfchliefsen,  der  aber, 
foviel  mir  bekannt,  nicht  erfchienen  ift.  Die  Orte  aller  norddeulfchen  Länder  find  alphabetifch 
geordnet,  bei  jedem  das  betreffende  Objed;  mit  möglichfler  Kürze,  aber  nach  Bedarf  zugleich  mit 
mötdichfter  Vollftändigkeit  gekennzeichnet.  So  heifst  es  bei  manchen  Orten  einfach:  „K.  inter- 
effant"  oder  „K.  r.  verftümmelt"  (K.  =  Kirche,  r  =  romanifch) ;  bei  andern  find  kurze  Erläuterungen 
an<^'-efügt:  „Burgfpg.  1489,  mit  mehreren  Flügeln,  eine  g.  Wendeltreppe  gut  erhalten"  (g.  =  gothifch; 
fpg.  =  fpät-gothifch),  oder  „Dorfk.  g.  polygon  gefchloffen,  Strebepf  nur  am  Ghor."  Wo  es 
dagegen  Denkmale  von  höherem  Range  gilt,  geht  die  Gharakterifirung  in  die  einzelnen  Theile 
über,  und  zwar  nicht  blos  an  Gebäuden,  fondern  auch  an  Werken  der  KleinkunlL  So  nimmt  der 
Artikel  über  den  Kölner  Dom  14  Spalten,  Köln  überhaupt  bei  30  Seiten  ein.  Der  Dom  ift  folgender- 
weife behandelt:  Baugefchichte,  Werkmeifter,  Baubefchreibung,  Statuen  und  Sculpturen,  Grabmäler 
und  Epitaphien  (ohne  Wortlaut  der  Infchrift),  Ghorftühle,  Altäre,  Gemälde,  Kelche,  Monftranzen 
etc.  Auch  Sammlungen  werden  berückfichtigt  mit  Anführung  ihrer  vorzüglichften  Stücke,  z  B.  in 
Dresden  die  königliche  Bibliothek,  die  Gemälde-Galerie,  das  grüne  Gewölbe,  das  Vereins-Mufeum, 
letzteres  bei  15  Spalten.  Die  Literatur  ift  überall  fleifsig  berückfichtigt.  Abbildungen  keine. 

Aus  dem  Jahre  1870  ftamint  ein  Werk,  das  hch  auf  einen  kleineren  Umkreis  befchränkt, 
aber  diefen  dafür  eingehender  behandelt;  auch  war  es  nicht  Privat-Arbeit,  fondern  „im  Auftrage  des 
königlichen  Minifteriums  für  geiftliche,  Unterrichts-  und  Medicinal-Angelegenheiten  herausgegeben 
durch  den  Verein  für  heffifche  Gefchichte  und  Alterthumskunde".  Es  führt  den  Titel: 

Die    Baudenkmäler    im    Regierungsbezirk    Gaffel    mit    Benützung    amtlicher   Aufzeichnungen, 

befchrieben  und  in  topographifch-alphabetifcher  Reihenfolge  zufammengeftellt  von  Heinrich 

von  Z^tV/M-Zv^ö//^^^;' k.  Bauralh  und  Profeffor,  und   Dr    Willulni   /,(;/,;  Architekt.   Gaffel   1870; 

8'°,  XVI,  373  und  Anhang  32  S. 

Um  den  Unterfchied  der  Behandlung  in  tlicfem  Werke  gegen  das  frühere  zu  verdeutlichen, 
wähle  ich  den  Artikel  „Marburg";  in  der  ganz  Nord  Deutfchland  umfaffenden  „Kunft-Topographie" 
nimmt  er  nahezu  10  Spalten  ein,  in  der  auf  den  „Regierungsbezirk  Gaffel"  fich  befchränkenden 
Monographie  volle  36  Seiten;  was  dort  mit  möglichfter  Verwendung  von  Abkürzungszeichen 
mehr  nur  angedeutet,  ift  hier  ausführlicher  befchrieben,  gleichwohl  alle  unnütze  Breite  otler  l)loler 


OESTERKEK'HISc  IIE   KL'NST-ToI'OUKAI'IIIK.  -, 

o 

Redefchmiick  vennieden;  die  Grahdcnkmale,  wie  dort,  ohne  Wortlaut  der  Infchriften.  Das  Werk 
bedenkt  „mit  thunlichlier  Volllländigkeit  alle  erhaltenen  Bauwerke  und  Kunftdenkmäler,  welche 
vor  dem  Knde  des  i6,  Jahrhunderts  entftanden  lind;  aufserdem  fchien  es  geboten  bedeutendere 
Denkmäler  aus  dem  17,  und  18.  Jahrhundert  zu  berückfichtigen,  infofern  fie  fich  durch  Kunilwerth 
und  eigenthümliche  Geftaltung  auszeichnen"  (Vorwort  IX).  Dagegen  wurden  „alle  Kunftwerke  in 
öffentlichen  unel  Privat-Sammlungen"  ausgefchloffen.  lune  fehr  werthvolle  Beigabe,  einen  Orien- 
tirungs- Behelf,  bildet  der  Anhang  „Inhalts - Ueberfichten"  ;  die  Denkmäler  find  hier,  mit  l.lofer 
Angabe  des  Standortes,  „nach  den  Haupt-Styl-Arten  und  den  wefentlichflen  Gebäude-Gattungen" 
geordnet,  z.  B.:  I.  Allchrillliche  Bauwerke:  Fulda  St.  Michaels-Kirche,  das  untere  Gefchofs  und 
die  Krypta  des  Rundbaues;  Petersberg  Pfarrkirche  die  Krypta;  Schlüchtern  Klofterkirche  die 
Krypta.  II.  Bauwerke  im  romanifch(;n  und  im  Uebergangs-Styl.  Säulen-Bafiliken :  Hersfeld  Stifts- 
kirche Ruine;  Philippsthal  Kirche;  Rasdorf  Pfarrkirche  mit  einzelnen  Pfeilern.  Bafiliken  auf 
wechfelnden  Säulen  und  Pfeilern  etc.,  Kirchen  mit  zwei  Wefi:-,  mit  zwei  Oft-Thürmen,  Kirchen  mit 
einem  Weft-Thurm,  mit  einem  Thurm  an  einer  der  Langfeiten  etc.,  Kirchen  mit  Krypten,  mit 
Nonnen -Chören  etc.  III.  Bauwerke  im  gothifchen  Styl.  Dreifchiffe,  zweifchiffige  Hallenkirchen; 
Einfchiffige  Kirchen  und  Capellen,  Kirchen  mit  Ouerfchiff,  mit  einem  Thurm  über  dem  Chor,  mit 
einem  Thurm  über  der  Vierung  etc.;  Profan-Bauten,  Burgen,  Ringmauern  und  Befeftitruntrsthürme, 
befefligte  re//>.  mit  alten  Mauern  und  Thoren  verfehene  Kirchhöfe,  Brücken.  IV.  Bauwerke 
der  Renaiffance.  Dann  folgen  Altäre,  Sacraments-Häuschen,  Wand-Tabernakel,  Lettner,  Orgeln, 
Grabfteine,  Metall- Arbeiten,  Schnitzwerke  in  Holz,  Glasmalereien.  Zuletzt  ein  „Künftlerverzeichnis" 
und  „Zufammenflellung  der  abgebildeten  Jahreszahlen  nach  der  Zeitfolge  geordnet".  Sonfl  enthält 
auch  diefes  Werk  keine  Abbildungen,  die  Literatur  ift  berückfichtigt. 

Im  grofsartigen  Mafsftabe  angelegt  und  durchgeführt  find  die 
Kunftdenkmale  und  Alterthümer    im  Hannoverfchen  dargeftellt  von  H.    Wilhelm    H.    Mithofi. 

Hannover  Helwing  1871 — 1878;  gr.  4'°. 

Das  kunll-topographifche  Gefammtgebiet  ifl  nach  Landesbeftandtheilen  untergetheilt,  auf 
deren  jeden  ein  Band  entfällt:  I.  Fürftenthum  Calenberg,  V.  und  232  S.  mit  12  Tafeln;  II.  Fürflen- 
thümer  Göttingen  und  Grubenhagen  nebft  dem  hannoverfchen  Theile  des  Harzes  und  der  Graffchaft 
Hohnftein,  206  S.  mit  12  Tafeln  etc.  Im  Ganzen  fechs  Bände.  In  jedem  einzelnen  Bande  find  die 
einzelnen  Ortfchaften  alphabetifch  geordnet.  Erläuternde  Abbildungen,  Grundriffe,  charakteriflifche 
Details,  Veduten  find  nach  Bedarf  in  den  Te.xt  gedruckt;  die  jedem  Bande  beigegebenen  lithogra- 
phifchen  Tafeln  enthalten  Grundriffe  von  Kirchen  12  bis  15  auf  einem  Blatt,  Aufsen-  und  Innen- 
Anfichten  (Durchfchnitte),  Thürme,  Tympanons,  Grabfteine  u.  dgl.  Die  Befchreibung  der  einzelnen 
Denkmale  ift,  bei  dem  reichlichft  geftatteten  Räume,  eine  fehr  ins  Detail  gehende;  fehr  viele  Grab- 
fchriften  nach  ihrem  vollen  Wortlaut,  auch  fonftige  Infchriften,  Denkverfe,  felbft  Gedichte  die  einem 
Bauwerk  angehören.  Hbenfo  ift  die  Gefchichte  der  einzelnen  Objetl;e,  nicht  blos  Baugefchichte,  in 
den  Hauptzügen  dargeftellt.  Dem  erften  Bande  ift  eine  fehr  werthvolle  „Erklärung  von  Ausdrücken 
aus  den  Gebieten  der  Kunft,  Technik  und  Alterthumskunde,  nebft  Bemerkunuen  über  Geofenftände 
des  Cultus",  gleichfalls  mit  einzelnen  zur  P.rläuterung  in  den  Te.\t  gedruckten  Abbildungen,  beige- 
fügt; fie  gehen  bis  auf  die  „Priefterkleidung",  „Stickerei  zu  kirchlichen  Ornaten",  „Stoffe  liturgifcher 
Gewänder",  aber  auch  auf  „weltliche  Trachten"  ein;  ein  Artikcd  befpricht  die  „Sinnbilder,  Symbole, 
Embleme,  Attribute". 

Die  neuefte  in  den  Kreis  der  vorftehenden  Betrachtung  fallende  Publication  ift  betitelt : 
Kunft  und  Alterthum  in  Elfafs-Lothringen.  Befchreibende  Statiftik  im  Auftrage  des  kaiferl.  Ober- 

Präfidiums   herausgegeben   von    Dr.   Pranz   H.  Kraus  Profeffor.  Strafsburg  C.  F.   Schmidt 

(Friedr.  Bull),  1876;  gr.  8*",  I.  P.d.  Unter-Elfafs,  XX1\'  und  704  S.  6  Tafeln,  Pläne  und  Karten. 


* 


4  Freiherr  von  hei.kert 

Die  Anordnuiii^  ift  wie  in  den  drei  früher  genannten  Werken  die  toiiographifch-alphabetifche. 
Um  von  der  Ausführlichkeit  einen  Mafsllab  zu  Ljeben,  nimmt  der  Artikel  „Slralsbiiro"  den 
Raum  von  Seite  300  bis  570  ein,  in  folgender  Untertheilung  :  Nomenclatur  (von  ilcr  röniifch- 
griechifchen  Zeit  bis  1473),  Literatur  (nämlich  die  allgemeine ;  bei  jedem  Abfchnitte  z.  B.  Befelligun- 
gen,  Münfter  etc.  folgt  die  befondere);  Gallifch-römifche  Rerte,  Hefeftigungen  (Seite  305  —  336); 
Kirchen,  darunter  der  Münfter  allein  163  Seiten  (die  Literatur  über  den  MünRer  nahezu  8  S.); 
öffentliche  Gebäude,  Privat-Häufer,  Sammlungen  (überwiegend  Privaten  gehörig).  Die  in  den  Text 
gedruckten  Abbildungen  find  ungemein  zahlreich,  kleinere  und  gröfsere  gegen  200.  lün  weiterer 
Band  \\\  feither  nicht  erfchienen;  es  fehlen  alfo  noch  Über-Hlfafs  uml  Lothringen. 

IL 

Die  im  Jahre  1850  gegründete,  [854  in  Thätigkeit  gesetzte  „k.  k.  Central-Commiffion 
für  Erforfchung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale"  hat  einen  Wirkungskreis  erkalten,  an  deffen 
Spitze  „die  Erhebung  und  ClalTificirung  der  beliebenden  Baudenkmale"  Hand;  fie  folle,  hiefs  es  im 
§.  5,  „fowohl  durch  eigenes  Wirken  als  durch  Vermittlung  ihrer  Organe  eine  genaue  Erhebung 
aller  vorhandenen  hiflorifchen  Baudenkmale  vornehmen  und  Verzeichniffe  darüber  anlegen". 
Uebereinftimmend  damit  legte  der  „Wirkungskreis  der  Confervatoren"  §.  4  denfelben  „die  Ver- 
pflichtung auf,  eine  möglichfl:  genaue  Kenntnis  aller  in  ihrem  Bezirke  vorfindigen  Baudenkmale 
und  ihrer  Befchaffenheit  zu  erwerben";  der  Confervator  werde  hch  ferner  „in  die  Kenntnis  alles 
desjenigen  Materials  zu  fetzen  haben,  welches  über  die  vorhandenen  Baudenkmale  eine  gefchicht- 
liche  Erklärung  zu  bieten  im  Stande  ift."  Der  Confervator  übernahm  §.  5  „die  Verpflichtung  ein 
Verzeichnis  aller  in  feinem  Bezirke  befindlichen  Baudenkmale,  welche  ein  kunfteefchichtliches 
oder  anderes  wiffenfchaftliches  Intereffe  an  fich  trafen,  anzulegen  und  fortzuführen"  :  es  wurden 
ihm  Formulare  mitgetheilt,  deren  Rubriken  auszufüllen  er  „nach  Mafsgabe  feiner  Forfchungen" 
ftets  Sorge  zu  tragen  habe;  zur  Vervollftändigung  diefes  Verzeichniffes  habe  der  Confervator 
„von  den  vorhandenen  Baudenkmalen  getreue  Abbildungen  zu  fammeln  und,  wo  folche  nicht 
beflehen,  durch  feine  Vermittlung  diefelben  hervorzurufen.  Von  den  gedachten  Verzeichniffen  und 
Befchreibungen  hat  der  Confervator  eine  Abfchrift  der  Central-Commiffion  in  Wien  einzufenden 
und  fpätere  Vervollftändigungen  diefer  Verzeichniffe  periodifch  nachzutragen."  Behufs  der 
Claffificirung  der  Baudenkmale  empfing  die  Central-Commiffion  die  Weifung  dafiir  zu  forgen 
„dafs  in  der  Aufnahme  und  Befchreibung  der  hiftorifchen  Baudenkmale  gleichmäfsig  vorgegangen 
werde",  und  zu  diefem  Behufe  „die  Abfaffung  und  Veröffentlichung  populärer  mit  Zeichnungen 
erläuterter  Belehrungen"  zu  veranlaffen,  „in  welchen  die  charakteriftifchen  Merkmale  der  hifiorifchen 
Baudenkmale  und  ihrer  Bau-Perioden  fo  fafslich  dargeftellt  find,  um  dadurch  auch  minder  in  dem 
Fache  bewanderte  Perfonen  zur  Vornahme  der  nöthigcn  Erhebungen  zu  befähigen";  Wirk. 
der  Central-Commiffion  §.  6,  AI.  2. 

Der  den  Confervatoren  in  §§.  4  und  5  ihres  Wirkungskreifcs  auferlegten  Verpflichtung 
ifl  nur  ein  und  der  andere  nach  Zulafs  feiner  Kräfte  und  Mittt;l  nachgekommen  und  hat  eine 
Abfchrift  des  von  ihm  angelegten  Verzeichniffes  an  iVni  Cxmlral-Commiffion  eingefandt,  in  (]i:'xvn 
Mappen  fich  dasfelbe  heute  noch  findet.  Aber  die  Central-Commiffion  felbit  ill  diefem  'l'heile 
ihres  Thätigkeits-Programmes  in  der  erften  Zeit  ihres  Wirkens  und  dann  noch  durch  lange  Jahre 
nü/ii  nachgekommen,  uml  das  aus  leicht  begreiflichen  Gründen.  Die  Anlage  von  Verzeichniffen 
der  in  einem  gewiffen  Bezirke  vorhandenen  Denkmale  bildet  nicht  die  Grundlage  der  Kenntnis 
diefer  letzteren,  fondern  kann  umgekehrt,  follen  ilie  Verzeichniffe  überhaupt  einen  Werlh  halien, 
nur   das  Ergebnis  der  genauen  Erforfchung  und  Beurtheilung  diefer  Denkmal«-  fein.  Nun   war  es 


OESTERREICHISCHE  KliNST-ToPOCiKAT'HIK.  5 

aber  ein  neues,  fall  vüUii'  unbebautes  Ciebiet,  das  die  Central-Connnilliun  und  deren  Organe 
ZU  betreten  hatten,  und  eben  erft  bei  Betjinn  und  im  Helen  l'ortgang  der  Arbeit  zeigte  fich  bei 
jedem  Schritte,  wie  viel  allerorts  zu  lluin  lei  um  luir  eine  Ueberficht,  gefchweige  denn,  was  die 
Aufgabe  der  Claffiticirung  betrai  ,  eine  verläfsliche  Kenntnis  des  über  ein  fo  weites  Gebiet 
verbreiteten  Materials  zu  gewinnen.  Die  nahezu  zwanzigjährige  Arbeit  der  beflandenen  Central- 
Commiflion  liegt  in  eben  fo  viel  ftattlichen  Bänden  ihrer  „Mittheilungen",  in  fünf  noch  flattlicheren 
ihres  „Jahrbuches"  vor,  und  es  läfst  fich  gewifs  nicht  leugnen  dais  in  jeder  ihrer  Abhandlungen 
völlig  neues  d.  h.  bisher  vom  wiffenfchaftlichen  Standpunkte  nicht  Beachtetes  gebracht,  oder  das 
bereits  Bekannte  in  deffen  wiffenfchattlicher  Würdiyune  und  Beurtheilun«;  tjefördert  worden  fei. 
Trotz  diefer  unausgefetzten  gewiffenhaften  und  umfaffenden  Arbeit  und,  was  nur  die  Hauptfachen 
betrifft,  noch  grofse  Lücken  vorhanden,  ja  ganze  Länder  wie  Mähren  und  Schlefien,  Krain,  Galizien, 
verhältnismäfsig;  fehr  weni*'  durchforfcht  und  lieht  alfo  in  diefen  noch  eine  reichhaltige  Ausbeute 
bevor.  Daneben  hat  aber  die  Central-Commiffion  für  Baudenkmale  aus  dem  bis  dahin  von  ihr 
beherrfchten  Materiale  ein  Werk  gefchaffen,  welches  den  in  i^.  6  Alinea  2  ausgefprochenen  Inten- 
tionen ihrer  Begründer  in  weit  eingehenderer  und  zweckmäfsigerer  Weife  entfprach  als  es  vielleicht 
von  jenen  gemeint  war,  es  ifl  dies  der  „Atlas  kirchlicher  Denkmäler  des  Mittelalters  des  öfler- 
reichifchen  Kaiferftaates"  1867 — 1872,  mit  100  Tafeln  und  beiläufig  1200  dargeftellten  Obje6len,  alfo 
eine  folche  Fülle  und  Mannigfaltigkeit  zu  anregender  Anfchauung  gebrachten  Stoffes,  aus  welchem 
beffer  als  aus  jeder  andern  Belehrung  und  Erläuterung  die  Kenntnis  der  verfchiedenen  Styl-Arten 
bis  in  alle  Details  derfelben  gefchöpft  werden  kann. 

Wenn  die  Central-Commiffion  in  den  beiden  erften  Decennien  ihres  Beflandes,  vollauf 
befchäftiet  mit  der  Aufnahme  und  Behandlung-  des  ihr  von  allen  Seiten  immer  frifch  zuflromenden 
Materials,  in  der  Richtune  vollftändigfer  und  überfichtlicher  Conftatirungf  desfelben  auf  ihrem  w-eiten 
Gebiete  noch  nicht  das  leiften  konnte,  was  ihr  flatutenmäfsig  auferlegt  war,  fo  hat  diefer  Aufgabe, 
allerdings  in  kleinerem  Umfange  der  mit  ihr  faft  gleichzeitig  ins  Leben  gerufene  Wiener  Alterthums- 
verein  o-erecht  zu  werden  beeonnen.  Aber  felbft  diefer  hat  nicht  das  Gefammtofebiet  feiner  wiifen- 
fchaftlichen  Thätiokeit  auf  einmal  in  Auijriff  sjenommen,  fondern  dasfelbe  in  vier  Untergebiete 
getheilt  und  im  Jahre  1866  das  Viertel  unter  dem  Wiener- Wald  bearbeiten  laffen,  worauf  1878  die 
gleiche  Behandlung  des  Viertels  ober  dem  Wiener- Wald  gefolgt  ift.  Diefer  „Archäologi/che  IVe^- 
weifer  durch  Nieder-Oeßerreich  —  dies  ift  der  Titel  des  fehr  preiswürdigen  Unternehmens  — , 
von  einem  fo  bewährten  und  gefchätzten  Kenner  wie  Eduard  Freih.  v.  Sacken  angelegt  und  ausge- 
führt, erfüllt  alle  Anforderungen  die  an  ein  Handbuch  folcher  Art  zu  ftellen  find.  Die  Standorte  der 
Monumente  find  lexikalifch  geordnet,  die  Charakteriftik  der  einzelnen  Objefte  verabfäumt  nichts 
zur  Sache  gehörige,  aber  vermeidet  alles  unnöthige,  eine  reiche  Beigabe  von  llluftrationen,  gröfsten- 
theils  den  „Berichten"  des  Vereines  und  den  Publicationen  der  Central-Commiffion  entnommen, 
vervollftändigt  und  veranfchaulicht  den  Inhalt  des  Textes.  Wenn  trotz  des  vergleichsweife  kleineren 
territorialen  Umfangs  und  trotz  der  innerhalb  desfelben  durch  eine  Reihe  von  Jahren  fortgefetzten 
Autophe  dennoch  hin  und  wieder  etwas  hervorkommt,  was  der  bisherigen  Forlchung  entgangen 
war  — ■  allerdings  nur  Objecte  von  minderer  Bedeutung  — ,  fo  liegt  darin  ein  Rechtfertigungsgrund 
mehr,  warum  die  Central-Commiffion  für  Baudenkmale  bis  dahin  Anftand  genommen  hatte,  an 
ihre  in  diefer  Hinficht  fo  ungleich  crröfsere  und  weiter  ausfehende  Autgabe  zu  fchreiten. 

."50  ö 

Für  Nieder-Oefterreich  hat  fich  in  jenen  Richtungen,  welche  unfere  Central-Commiflion  zu 
vertreten  hat,  ein  zweiter  Privat-Verein  anerkennenswerthe  Verdienfte  erworben:  es  ill  der  im 
Jahre  1864  gegründete  „Verein  für  Landeskunde".  Die  von  ihm  1S65  hinausgegebenen  „Fragen 
zur  Förderung  der  Ortsknitdc"  (\Vi(!n,  A.  Pichler's  Witwe  und  Sohn;  16",  71  S.)  berühren  vielfach 
das  kunfthiftorifche  Gebiet,    fo  114 — 116  Grabmäli-r,    Infchriftlteine,    Glocken;    128 — 146    Kirchliche 


5  Freihekr  von  Helfert. 

Bauwerke;  147—152  Burijen  und  SchlölTer;  156  — 160  Gcdenkfäulen,  Wegkreuze  etc.  161 — 182  Anti- 
quarifche  Gegenwände,  als  Legionsziegel,  Mauern,  Mofaiken,  Urnen  etc. '  Als  reife  Frucht  der 
eingehenden  und  fachgeniäfsen  Uurchforlchung  des  Landes  erfcheint  die  umfalTende  „  Vopogra- 
phif  von  Xiedcr-Ocßcrrcicli"  deren  7.  Buch:  „Die  kunlLhillorifchen  Denkmale  in  Nieder-Oefterreich" 
der  vielverdiente  Regierungsrath  Baron  Sacken  zur  Bearbeitung  übernommen  hat.  Auch  ilas  von 
Hofrath  M.  A.  Ritter  r>.  Becker  in  Angriff  genommene  und  bisher  bis  zum  4.  Heft  („Buttendorf") 
fortireführte  hirtorifch-topographifche  Orts-Le.xikon  vi)n  Nieder-Oellerreich  darl  liir  kunll  topo- 
graphifche  Zwecke  nicht  aufser  Betracht  bleiben. 

Ein  Werk  andern  Charakters  und  Ausfehens,  das  unter  den  Aufpicien  und  mit  theilweiler 
Unterflützung  der  Central-Comniiffion  1871  begonnen  und  mit  deffen  IV.  Theile  1879  abgefchloffen 
wurde,  kann  gleichwohl  hier  nicht  unerwähnt  bleiben.  „Pie  k'iin/l  des  Mit/clalters  in  Böhmen  nach 
den  beßehcnden  Denkmalen  geschildert  von  Jiernliard  dnieber"  verfolgt  zunächlt  weder  kunlt- 
topographifch-ftatiflifche  Ziele,  noch  ill;  es  ein  lexikalifches  Nachfchlagebucli,  fondern  eine  jiragma- 
tifch-fyflematifche  Darftellung  der  Entwicklung  der  Kunll  in  ihren  verfchiedenen  Richtungen  in 
Böhmen,  von  den  alterten  „unbeftimmbaren"  (?)  Bauwerken  (dem  fogenannten  fchwarzen  Thurm  in 
K<^fer)  ani^elantren.  dann  überirehend  auf  den  romanifchen  und  Ueber>'anti"s-,  den  gothifchen  Styl 
vom  früh-  bis  zum  fpät-gothifchen;  ein  fünfter  Bantl,  das  Zeitalter  der  Renaiffance  umfaffend,  harrt 
noch  feiner  Publicirung.  In  jeder  Periode  werden,  nach  einer  allgemeinen  kunRgefchichtlichen 
Ueberficht  zuerft  die  Bauwerke  behandelt,  die  kirchlichen  wie  die  IVofan-Bauten;  ilann  folg«  n 
Sculptur  und  Malerei,  Toreulik  und  Kleinkünfte,  äufsere  Ausfchmückung.  Die  artiftifche  Ausrtattung 
nieift  Holzfchnitte  im  Text,  aber  auch  befondere  Tafeln  im  Steindruck,  irt  eine  ungemein  reich- 
haltige. Fügen  wir  hinzu,  dafs  zweckmäfsige  Ueberfichten  am  Schluffe  jedes  Bandes  und  ein  Orts- 
Regiller  am  Ende  des  ganzen  Werkes  die  Auffindung  der  einzelnen  Obje6le  erleichtert,  fo  ift  mit 
diefem  wiffenfchaftlichen  Unternehmen  eine  überaus  wichtige  Vorarbeit  für  eine  künftige  Kunft- 
Topographie  von  Böhmen  gefchaffen.  Mag  auch  der  Verfaffer  bei  der  Ueberfülle  des  Stoffes,  den 
er  zu  beherrfchen  hatte  in  manchen  Einzelnheiten  fehlo^eariffen,  in  manchen  Anfchauungen  und 
Auffaffuneen  nicht  das  richtitre  oetroffen  haben,  immer  bleibt  ihm  das  grofse überaus  dankenswerthe 
Verdienrt,  das  kunftgefchichtliche  Gefammtgebiet  eines  Landes  von  der  Bedeutung  Böhmens 
während   der  Zeit  zweier  grofsartiger  Styl-Richtungen,    der  romanifchen    und    der  gothifchen,    in 

I 

einheitlicher  Weife  behandelt  und  eben  durch  diefe  Behandlung  Anknüpfungspunkte  für  weitere 
Forfchungen  nach  den  verfchiedenften  Seiten  hin  geboten  zu  haben,  jede  künftige  Kunft-Topo- 
graphie  von  Böhmen  wird  an  Grueber  anknüpfen!  und  winl  ihm  Dank  willen  tür  die  Leuchte  die  er 
vorangetragen. 

Für  das  Königreich  Böhmen  in  archäologifcher  und  kunfthiftorifcher  Hinficht  ilf  noch  von 
anderer  Seite  reichhaltigerStoffzufammengetragen  worden.  Ich  meine  die  „Pamdtky  archäologickc  a 
mis/opisne"  (Archäologifche  und  topographifche  Gedenkblätter)  herausgegeben  vom  Ix'ihmifchen 
Mufeum  redigirt  erft  von  Karl  Vladislav  Zap,  dann  von  Fr.  j.  Zoiibek,  zuletzt  von  Dr.  Jof  Kaloit/ck; 
4'°,  alle  Vierteljahre  i  Heft  von  beiläufig  40  Seiten,  je  zwei  Jahrgänge  bilden  einen  Band.  Sie 
haben  1854,  alfo  gleichzeitig  mit  den  l'ublicationen  der  Central-Commilhon,  zu  crfcheinen  begonnen 
und  find  feither  bis  zum  XI.  Band  fortgefchritlcn;  jedes  lieft  c-nthält  eine  Anzahl  Tafeln, 
mitunter  Doppel-Tafeln,  in  den  Text  gedruckte  I  iolzfchnitte  feltener.  Zu  erwähnen  ill  endlich 
„Alelhod" ,  eine  der  chriftlichen   Kunrt   gewidmete  Zeitfchrift    in    böhmifcher    Sprache,   (U'fclu-inend 

>  In  den  Jahren  1845 — 1847  hat  der  geiftvollc  und  wohlwollende  Haron  Clenutis  IJiigel  aus  eigenen  Mitteln  ein  Ijueflionnaire  für 
lopographifchhiflorifchc  Zwecke  zufaminengeriellt  und  an  perfönlichc  Freunde,  denen  er  ein  InterelTefür  Landeskunde  zuniutliele,verlheilt. 
Die  wichtigen  polilifchen  Kreigninfc  und  der  Tod  des  edlen  l'atriotnn  haben  das  Unternchmrn,  kaum  <lafs  es  eingeleitet,  ins  Stocken 
gebracht. 


OESTKKREICHISCHE   KUNST-TorüGRArillK.  7 

in  l'raj;,  Monats-Lieferun^cn  ,  kl.  4'"  von  8 — 12  S.  mil  nicill  in  den  Text  gedruckten  Abhikkmgen; 
lügenthümer,  Herausgeber  und  Rcda6leur  P.  Ferdinand  Lchner.  Die  Zeitfchrift  ifl  zugleich  Organ 
des  Auschuffes  für  bildende  Künlle  und  Kunft-Archäologie  der  chriRlichen  Akademie  in  Prag. 
Bis  1880  liegen  fechs  Jahrgänge  vollendet  vor. 

In  den  Alpenländern  erfchienen  auf  dem  Gebiete  der  Kunft-Archäologie  und  bringen  daher 
jährlichen  Stoff  für  eine  künftige  Kunft-Topographie:  „Der  Kunßjreund" ,  herausgegeben  von 
Karl  Aiz,  Vorfland  des  chrifllichen  Kunftvereines  in  Bozen  (mit  dem  IV.  Jahrgang  1875,  wie  es 
fchcint,  eingegangen);  dann  „Der  KirclicufcJimuck,  Blätter  des  chriftlichen  Kunfl-Vereines  der 
Diöcefe  Seckau";  redigirt  früher  von  Jofeph  Zaplctal,  jetzt  von  Johann  Graits]  einmal  im  Monat, 
gr.   8'°  8 — 16  Seiten  mit  Abbildungen;  1880  XI.  Jahrgang. 

Sehr  verdienftliches  wird  feit  den  letzten  Decennien  im  Königreiche  Galizien  geleiflet.  Der 
Correfpondent  diefer  Central-Commiffion  Anton  Schneider  hat  vor  Jahren  eine  archäologifche  Karte 
des  Landes  vollendet,  ein  willkommener  Führer  für  künftige  kunfttopographifche  Forfchungen  und 
Aufnahmen.  Die  zu  Anfang  der  Siebenziger-Jahre  reorganifirte  Akademie  der  Wiffenfchaften  zu 
Krakau  bringt  in  der  philologifch-hillorilch-philofophifchen  Abtheilung  ihres  ^^Pamiftnik"  Abhand- 
lungen über  fogenannte  prähiRorifche  Stoffe,  mittelalterliche  Sculptur  und  Architektur;  und  ver- 
öffentlicht aufserdem  Berichte  ihrer  kunfthiftorifchen  Commiffion  (Sp^-avozdania  Komisyi  do  badania 
Jiistoryi  sztuki  Polske)  mit  fehr  zahlreichen  Abbildungen  fowohl  im  Texte  als  vorzüglich  auf 
befonderen  Tafeln;  mit  dem  4.  Heft  1879  wurde  der  1.  Band  gefchloffen;  im  Jahre  1880  der 
II.  Band  mit  dem   i.  Heft  begonnen. 

Im  Jahre  1873  erfuhr  die  „k.  k.  Central-Commiffion  für  Frforfchung  und  Frhaltung  der  Bau- 
denkmale" eine  Reorganifation,  indem  fie  in  eine  folche  für  „Kunft-  und  hiftorifche  Denkmale" 
überhaupt  umgeftaltet,  beziehungsweife  zu  einer  folchen  erweitert  wurde,  eine  Erweiterung 
übrigens  die  mehr  nur  ihren  Titel  betraf,  da  fich  ihre  Wirkfamkeit  —  vom  Archivs-Wefen,  das  jetzt 
neu  hinzukam,  abgefehen  —  von  allem  Anfang  nicht  auf  Baudenkmale  befchränkt,  fondern  die 
hiftorifche  Kunft  in  jeder  Richtung  fowie  Denkmale  der  Vergangenheit  aller  Art  in  ihren  Bereich 
gezogen  hatte. 

IIL 

Die  Central-Commiffion  in  ihrer  verjüngten  Geftalt  hat  nun  jene  Aufgabe  zur  Löfung  über- 
nommen, für  welche  feitens  ilirer  Vorgängerin  fo  lang  und  fo  umtallend  vorgearbeitet  worden  war. 
Sie  hat,  wie  es  in  einem  Berichte  an  das  vorgefetzte  Minifterium  tiir  Cultus  und  Unterricht  hiefs, 
fehr  bald  den  Antrieb  gefühlt  „eine  verläfsliche  Zufammenftellung  und  Ueberficht  der  in  Aiiiw  ver- 
fchiedenen  Gegenden  vorhandenen,  der  Kenntnisnahme  und  Erhaltung  würdigen  Denkmale  zu 
Stande  zu  bringen.  Ein  derartiges  kritifches  Verzeichnis,"  hiefs  es  weiter,  „ftellt  fich  nicht  blos  als 
dringendes  Bedürfnis  für  ihre  eigene  Thätigkeit  und  jene  ihrer  Organe,  der  Confervatoren, heraus; 
es  würden  fich  damit  auch  manche  andere  V'ortheile  verbinden,  die  Aufmerkfamkeit  der  Befitzer 
von  derlei  Gegenftänden  auf  die  Wichtigkeit  derfelben  lenken,  das  Publicum  dafür  intereffiren 
laffen.  I'lndlich  aber  wäre  ein  folcher  Behelf  geradezu  unentbehrlich,  wenn  es,  wozu  diefe  Central- 
Commiffion  nach  ihren  Statuten  verpflichtet  ift,  mit  der  Zeit  gelänge  in  Betreff  der  Schonung 
Erhaltung  undHerftellung  wichtiger  Denkmale  der  Kunft  und  des  Alterthums  gefetzliche  Normen  zu 
fchaffen  wie  folche  in  andern  Ländern  mit  beftem  Erfolge  beftehen."  In  diefem  Sinne  wurde  fchon  im 
Jahre  1874,  alfo  im  zweiten  jähre  ihrer  Neu-Conftituirung,  von  der  Central-Commiffion  ein  Ausfchufs. 
beftehend  aus  den  Vertretern  ihrer  drei  Sedlionen,  Dr.  Friedrich  Kenner  (I),  Friedrich  /.ippinann 
(II)  und  Jacob  Ritter  v.  Falke  (III)  niedergefetzt,  welcher  die  Grundfätze  entwerfen  foUte,  nach 
denen  bei  der  Inventarifirung  der  Kunft    und  hiftorifchen  Denkmale  vorzugehen  wäre.    Als  Gegen- 


8  FKElHERk    VON    HELKERT. 

flände,  auf  wt-lche    fich    tliefe    Thätigkeit    der    Cciitral-Commifriüii    zu    erflrecken   hätte,    wurden 
bezeichnet: 

. /.  Unbewegliche  Kunß-  und  hißorifche  Denkmale,  alfo  namentlich: 

1.  Sogenannte  prähiftorifche  Denkmale,  wie  Grabhügel,  Pfahlbauten,  Steinfetzungen. 

2.  Baudenkmale,  und  zwar: 

a)  römifche  Bauwerke  und  Refte  von  folchen  foweit  fie  noch  an  Stelle  ihres  urfpriinglichen 
Beftandes  fich  vorfinden,  wie  Subflrudionen,  Grab-  und  Meilen-Steine,  Gräber,  Infchrif- 
ten  etc. 

b)  Bauwerke  des  Mittelalters  und  der  neueren  Epochen. 

3.  Solche  Objede,  welche  wichtige  Pertinenzen  zu  den  unter  2.  bezeichneten  Bauwerken 
bilden,  wie  Sculpturen  die  mehr  als  eine  blos  architektonifche  Bedeutung  haben.  Wand  und  Glas- 
Malereien.  Altäre,  Kanzeln,  Sacraments-Häuschen,  Grabdenkmale  etc. 

4.  Objekte  der  eben  genannten  Galtung  die  mit  Bauwerken,  die  an  fich  keinen  Kunflwerth 
haben,  in  \'erbindung  flehen. 

/)'.  Bewegliche  Kicnß-Objecle  aller  Gattungen,  auf  welche  fich  die  Wirkfamkeil  der  Central- 
Commiffion  erftreckt. 

Das  Verzeichnis  follte  über  die  darin  angeführten  Gegenflände  folgende  Daten  enthalten: 

1.  Die  Bezeichnung  und  Benennung  des  Denkmals. 

2.  Die  Angabe  des  Befitzers,  ob  derfelbe  der  Staat,  die  Kirche,  die  Gemeinde  oder  eine 
Privatperfon  ift. 

3.  Die  Angabe  der  Epoche  der  Entftehung  und  eine  kurze  fachgemäfse  Befchreibung. 

4.  Die  bekannten  Wiederherflellungen  und  Reftaurirungen  die  das  Denkmal  erfahren  hat. 

5.  Den  gegenwärtigen  Erhaltungszufland. 

Die  Aufnahme  und  Evidentftellung  der  Objefte  follte  nach  Kronländern  vorgehen,  inner- 
halb jedes  Kronlandes  die  alphabetifche  Anreihung  nach  den  Ortsnamen  ftattfinden.  Anhangsweife 
wäre  jedem  Theile  ein  Verzeichnis  von  wichtigen  beweglichen  Kunfl-Objeften,  die  lieh  im  Privat- 
Befitz  befinden  und  auf  welche  die  Central-Commiffion  keine  dire6le  Ingerenz  ausübt,  anzufügen, 
alfo  Privat- Sammlungen  von  Kunftfachen  in  fummarifcher  Ueberficht  mit  Angabe  der  bedeutendften 
darin  enthaltenen  Stücke;  ferner  Privat-Sammlungen  von  hiftorifchen  Objeclen,  von  fngenannten 
prähiftorifchen  Fundgegenftänden  etc.,  ferner  künfllerifch  oder  ftyliftifch  merkwürdige  erhaltene 
Innen-Einrichtungen  von  Wohnungen,  Getäfel,  Malereien  u   dgl 

Zeitweife  Verhinderung  der  einzelnen  Mitglieder,  Abwefenheit  oder  Krankheit,  hatten  die 
Arbeiten  des  Ausfchuffes  derart  verzögert,  dafs  die  Central-Commiffion,  welcher  der  Ausfchufs 
feine  Ergebniffe  vorzulegen  hatte,  erft  im  Frühjahre  1876  in  die  Lage  kam  diefelben  in  Vollberathung 
zu  nehmen,  worauf  vom  Präfidenten  Bericht  an  den  Minifter  für  Cultus  und  Unterricht  erftattet 
wurde  (16.  Juni  Z.  241).  Der  Bericht  wurde  von  hoher  Stelle  „mit  befonderer  Befriedigung"  zur 
Kenntnis  genommen  und  erfuhr  nur  in  einem  Punkte  einen  abfchlägigen  Befcheid.  Es  war  nämlich 
da  die  Central-Commiffion,  neben  dem  fich  vorausfichtlich  auf  viele  Jahre  hinausfpinnenden  neuen 
Unternehmen,  ihre  gewohnte  Thätigkeit  nach  allen  Richtungen  fortfetzen  wollte,  die  Gewährung 
einer  jährlichen  Dotation  von  3000  fl.  für  Inventarifirungs- Zwecke  beantragt  worden;  hierauf 
glaubte  nun  der  .Minifler  vorderhand  nicht  eingehen  zu  können,  fprach  jedoch  feine  Geneigtheit 
aus,  eine  „jährliche  Zufchufs-Subvention"  zu  bewilligen,  tleren  Höhe  fich  erfl  dann  werde  beflim- 
men  laffen,  „wenn  auf  Grund  der  zu  pflegenden  Verhandlungen  eine  annäherungsweife  Ueberlicht 
über  die  Jahres-Auslagen  für  das  kuiifl-topographifche  Unternehmen  gewonnen  fein  wird"  (3.  Juli 
1876  Z.  10496).  Die  Central-Commirrioii  fah  fich  damit,  niindeflens  fiir  die  Dauer  der  erlten  Einlei- 
tungen,   auf   ihre    eigene    fehr    befcheidene   Jahres-Dotation    angewiesen,   und  traf  nach    meiueren 


OKSTERREICHISCHE  KUNST-Toi'OCkAI'llIK.  g 

hierüber  in  ihrem  eigenen  Schoofse  und  mit  der  vorgefctzten  Behörde  gepllogenen  Verhand- 
luni'-en  die  Auskunft,  dafs  von  allen  felbftändigen  aufserordentlichen  Publicationen  bis  auf  weiteres 
Abftand  genommen  und  die  dafür  jährlich  veranfchlagte  Summe  von  2500  fl.  den  Vorbereitungen 
für  das  Inventarifirungs-Werk  gewidmet  werden  foUte. 

Daneben  nahmen  die  Verhandlungen  wegen  Inangriffnahme  des  hochwichtigen  Unter- 
nehmens fowohl  im  Schoofse  des  dafür  eingefetzten  Ausfchuffes  —  in  welchem  nach  dem  Scheiden 
der  Herren  Lippmann  und  Falke  aus  der  Mitte  der  Central-Commiffion  für  die  II.  Seftion  Cuftos 
PVanz  Schcßai^  und  für  die  III.  Dr.  Guftav  Winter  berufen  wurden  —  als  auch  feitens  der  Gefammt- 
Commiffion  und  der  einzelnen  Seftionen  ihren  Fortgang.  Man  hatte  fich  zu  einigen  über  die 
mehrere  oder  mindere  Ausführlichkeit  in  welcher  die  einzelnen  Objefte  zu  behandeln,  über  die 
Beigaben  oder  Nicht-Beigaben  von  llluftrationen,  über  die  Berückfichtigung  der  Literatur  (u.  a.  ob 
auch  in  den  Provinzial-Zeitungen  enthaltene  eingehendere  Artikel  über  Landesmerkwürdigkeiten 
zu  berückfichtigen  feien  ?)  und  kam  in  den  Hauptpunkten  auf  nachftehende  Ergebniffe ; 

1.  Als  Mufler  für  die  Behandlung  der  einzelnen  Objefte  habe  der  vom  Wiener  Alterthums- 
Verein  herauseeeebene  „Weorweifer"  zu  dienen  verfafst  vom  Regierungsrath  Freih.  v.  Sacken, 
welch  letzterer,  bisher  von  Fall  zu  Fall  in  den  Au.sfchufs  gebeten,  feit  1878 — 79  den  Berathungen 
desfelben  regelmäfsig  beigezogen  wurde. 

2.  Format:  Lexikon-06lav  mit  zweifpaltigem  Druck. 

3.  Illullrationen  feien  nur  ausnahmsweife  und  in  der  Regel  noch  nicht  publicirte  beizugeben, 
nämlich  dort  wo  felbe  zur  befferen  und  kürzeren  Erklärung  der  Sache  beitragen. 

4.  Bezüglich  der  beweglichen Objecte  der  I.  Seclion  (fogenannte  prähiftorifche  und  römifch- 
griechifche)  wären  die  Fundftellen  zu  conftatiren,  auch  wenn  die  bezüglichen  Obje6le  feither  wo 
anders  hingekommen  wären,  und  unter  den  betreffenden  Ortsnamen  erfichtlich  zu  machen. 

5.  Die  Aufnahme  der  Gegenflände  der  II.  Seflion  fei  mit  dem  Schluffe  des  18.  Jahrhunderts 
abzufchliefsen  (Thätigkeits-Bericht  der  Central-Commiffion  für  1876 — •]•],  S.  VI). 

6.  Das  Archivs-Wefen  wurde  abfeits  geftellt,  da  die  Evidenzirung  der  Archive  eine  befondere 
Arbeit  erheifche,  die  der  III.  Se6lion  eigenthümlich  fei,  mit  welcher  Arbeit  bislang  kaum  begonnen 
worden  und  deren  Durchführung  jedenfalls  eine  längere  Reihe  von  Jahren  in  Anfpruch  nehmen 
werde.  In  dem  allgfemeinen  Inventar  wären  nur  die  nicht  im  l'rivat-Befitz  befindlichen  ftändioen 
Archive  unter  den  betreffenden  Ortsnamen  aufzuführen. 

7.  In  Betreff  der  Sammlungen  feien  öffentliche  und  ftändige  von  folchen  zu  unterfcheiden, 
die  fich  in  den  Händen  von  Privaten  befinden,  die  daher  den  Befitzer  wechfeln  oder  wohl  gar  auf- 
gelöll  werden  können;  diefelben  liefsen  fich  daher  nur  im  Anhange  anbringen,  wogegen  ftändige 
Sammlungen,  Mufeen,  Sammlungen  in  Stiften  undKlcftern  im  ordentlichen  Texte  bei  den  betreffenden 
Ortsnamen  ihren  Platz  finden  müfsten.  Bedeutendere  Mufeal-Gegenftände  wären  bei  ihren  P^und- 
oder  früheren  Aufftellungsorten  unter  Berufung  auf  d(n-<Mi  Aufnahme  in  das  Mufeum  autzutiihren, 
wie  bei  4;  von  den  Mufeen  felbft  wären  die  Kataloge  auszugsweife  mit  Heraushebung  der 
wichtigeren  Stücke  zu  bringen. 

8.  Lateinifche  Infchriften  der  Römerzeit  wären  nur  dann  vollinhaltlich  aufzunehmen,  wenn 
fie  in  Movnnfcn's  Corpus  Inscr.  latinarum  und  in  deffen  Nachträgen  nicht  zu  finden  find;  fonft  wäre 
fich  mit  einer  einfachen  Berufung  zu  begnügen, 

9.  Infchriften  aus  dem  Mittelalter  und  der  neueren  Zeit  wären  nur  dann  mit  ihrem  Texte 
zu  geben  (und  auch  da  nur  mit  kurzer  Befchreibung  und  der  Hauptfache  des  Inhalts,  foweit  es  das 
Verftändnis  erfordert),  wenn  deren  Inhalt  durch  die  Beziehung  auf  eine  Perfon,  ein  Denkmal,  ein 
Ereignis  von  befonderer  Wichtigkeit  ift. 

VII   NF.  2 


lo  Freiheku  von  Helfert. 

lo.  Jedem  Bande  wäre  eine  archäologifche  Karte  beizuy^eben,  nach  Förßer's  Mufler  mit 
numerirten  Quadraten. 

Bezüglich  einer  Claffirung  der  Denkmale  nach  franzöfifchem  Vorgange  wurden  folgende 
Leitpunkte  gegeben: 

I.   Die  clafßrten  Denkmale  hätten  in  drei  Gruppen  zu  zerfallen. 

A.  In  die  erfte  Gruppe  wären  einzureihen:  Denkmale,  welche  eine  fo  allgemeine  kunß- 
ceft/iic/itlic/ic  Bedculutio:  befitzen,  dafs  fie  als  Monumente  von  hervorragender  Wichtitrkeit  anirefehen 
werden  müfsen. 

B.  Der  zweiten  Gruppe  fielen  folche  Denkmale  zu,  die  vermöge  ihrer  künltUrifclien 
Bedeutung,  ftylillifchen  Eigenthümlichkeit  odrr  um  brfonderer  hillorilcher  lü'iniicniiigcn  willen  für 
die  Gefchichte    der  Gegend  oder  des  Ortes,  wo  he  lieh  behnden,  einen  grofsen  W(;rth  haben. 

C.  Denkmale,  welche  bemerkenswerthe  Repräfentanten  einer  Kunll-l'lpoche  ^1^\v^■  .Styl- 
Richtunüf  im  alltremeinen  find. 

II.  Alle  übrigen  Kunft-  und  hillorilchen  Denkmale,  die  keiner  der  vorbezeichneten  drei  Claffen 
A,  B,  C  eingereiht  werden  können,  wären  als  nicht-clafßrtc  zu  bezeichnen. 

Der  Ausfchufs  behielt  fich  indeffen  vor,  die  brage  der  Claffirung,  fobald  die  Denkmale 
einer  beftimmten  der  Oeffentlichkeit  zu  übergebenden  Abtheilung  gefammelt  vorlägen,  einen-  noch- 
maligen Erörterung  zu  unterziehen. 

Schliefslich  wurde  beftimmt,  dafs  an  Stelle  der  Ausdrücke  „Inventar"  und  „Inventarifirung" 
an  die  fich  allerhand  minder  genehme  Nebenbegriffe  knüpften,  die  Bezeichnung  „Kim/l- Toßoc^ra- 
phie"  treten  foUe. 

Die  Vorgangsweife  betreffend,  kam  der  Ausfchufs  über  folgende  Punkte  überein : 

1.  Es  fei  fofort  das  Unternehmen  in  Angriff  zu  nehmen,  und  zwar  gleichzeitig  in  mehreren 
Kronländern,  folchen  wo  die  meiften  Vorarbeiten  vorliecren  oder  wo  befondere  Umflände  eine 
möglichft  baldige  Conflatirung  des  Vorhandenen  wünfchenswerth  erfcheinen  liefsen ;  in  h^tzterer 
Hinficht  wurde  auf  Tyrol  und  Salzburg  hingewiefen,  wo  der  häufige  Fremdenbefuch  und  die 
Anwefenheit  ausländifcher  Händler  die  Gefahr  einer  Verfchleppung  werthvoller  Objec^le  nahelege, 
wie  davon  leider  nur  zu  häufig,  bis  in  die  jüngfte  Zeit  herab,  der  Central-Commiffion  Meldungen 
zugekommen. 

2.  Für  die  Sammlung,  beziehungsweife  VervolMändigung  des  Materials  für  das  in  Bearbei- 
tung zu  nehmende  Kronland  wurde  als  zweckentfprechend  erkannt: 

a)  Die  Durchforfchung  der  einfchlägigen  Denkmäler-Literatur,  als  da  find :  die  Publicationcn, 
die  Bibliothek  und  die  Mappen  der  Central-Commiffion,  die  Schrift(-n  d(>r  kaif  Akadcnnie 
der  Wiffenfchaften,  die  Jahresberichte  der  Landes-Vereine  etc. 

l>)  Die  Ausfendung  von  Fragebogen  an  die  in  dem  betreffenden  Lande  bt^findlichen  Confer- 
vatoren  und  Correfpondenten  der  Central-Commiffion  an  Pfarrer,  Gemeindevorfteher, 
Vereine  u.  dgl.  Die  Redigirung  diefer  PVagebögen  kam  durch  die  vereinten  Bemühungen 
der  Herren  Scheßag  und  Baron  Sacken  zuflande,  wozu  Dr.  Jl'inter  einige  Rubriken 
bezüglich  der  Archive  fügte.  Die  Fragebogen  wären  halbbrüchig,  mit  Leerlaffung  der  je 
2.  und  4.  Spalten  für  die  Aufnahme  der  Antworten,  in  einer  ausreichenden  Anzahl  von 
Exemplaren  aufzulegen.  Auch  wäre  jeder  Ausfendung  ein  Couvert  mit  der  Adrefl'e  der 
Central-Commiffion  beizulegen  damit  fich  der  Gefragte  umfomehr  veranlafst  finde  die  von 
ihm  ausgefüllten  Fragebogen  zurückzuleiten  (Wortlaut  der  Fragebogen  f  „Mittheilungen" 
1878,  pag.  CXXXI  f). 

c)  Die  Kntfendung  von  Fachmännern  an  Ort  und  Stelle,  ein  fchwieriges  und  koftfpieliges 
Mittel,  aber  das  einzige   um  bezüglich  folchcr  Denkmale,  die  niciit  auf  anderen  W('gen  in 


OeSTEKKEICIIISCIIE  KUNST-TOPOGRAI'IIIE.  II 

ihrem  Charakter  und  ihren  Details  verläfslich  conflatirt  find,  Ikhere  Daten  zu  erlangen.  Es 
war  ein  fahr  dankenswerthes  Anerbieten  des  Oberbaurathes  Profeffor  Friedrich  Schmidt, 
bei  den  fachmännifchen  Bereifungen,  die  er  alljährlich  mit  mehreren  feiner  Schüler  zu  unter- 
nehmen pflegt,  die  Zwecke  der  Kunft-Topographie  vor  Augen  halten  und  gelegenheit- 
lich fördern  zu  wollen. 

3.  Als  zweckdienlich  wurde  die  Abfaffung  einer  nur  wenige  Denkmale  von  gröfserer  und 
von  minderer  Bedeutung"  umfaffenden  Mufterarbeit  erkannt,  die  in  Druck  zu  legen  und  den  Organen 
der  Central-Commiffion  hinauszugeben  wäre,  damit  diefe  darnach  die  ihnen  etwa  abzufordernden 
Auskünfte  einzurichten  vermöchten.  Eine  Mufterarbeit  diefer  Art  lieferte,  über  Einladung  des 
Ausfchuffes,  Minifterial-Secretär  Dr.  Karl  Lind  und  wählte  dafür  die  Kirche  St.  Leonhard  im 
Lavant-Thal  und  die  Burg  Hoch-Oflerwitz  in  Kärnten. 

Am  8.  Auguft  1878  Z.  230  erftattete  der  Präfident  der  Central-Commiffion  über  diefe 
Berathungfs-Ercrebniffe  der  Central-Commiffion  und  ihres  Ausfchuffes  Bericht  an  den  Herrn  Minifter 
für  Cultus  und  Unterricht,  und  nachdem  von  diefem  mit  Zufchrift  vom  8.  Februar  1879  Z.  13072 
die  gesellten  Anträge  „mit  Befriedigung"  zur  Kenntnis  genommen  worden,  konnte  nunmehr  die 
thatfächliche  Arbeit  beo^innen. 


'ö 


IV. 

Es  wurde  befchloffen  den  Anfang  mit  Nieder-Oefterreich,  Kärnten  und  Salzburg  zu  machen, 
Ländern  deren  kleineres  Gebiet  fich  leichter  überfchauen  läfst  oder  wo  es  fich  wie  namentlich  bei 
dem  erfteren,  nach  den  vorausgegangenen  zahlreichen  und  vielfeitigen  Arbeiten  mehr  um  eine 
Nachlefe  zu  handeln  fchien.  Auch  die  kärntnerifchen  Kunftdenkniale  find  in  den  letzten  Decennien 
vielfach,  zum  Theile  fehr  eingehend  behandelt  worden.  Bei  Salzburg  ift  das  gleiche  wohl  nur 
von  der  Landeshauptftadt  zu  fagen,  während  die  Thäler  und  das  offene  Land  noch  viel  zu  thun 
übrig  laffen. 

Bezüglich  Nieder-Oefterreichs  wurde  auf  Antrag  cies  Referenten  Regierungsraths  v.  Sacken 
befchloffen,  das  Gebiet  in  zwei  Theile,  den  füdwärts  und  jenen  nordwärts  der  Donau,  zu  zerlegen 
und  mit  erfterem,  als  für  welchen  durch  die  beiden  Theile  des  „Wegweifer"  nicht  nur  ein  nahezu 
volllländiges,  fondern  auch  topographifch  bereits  geordnetes  Material  vorliegt,  zu  beginnen. 
Für  das  Gebiet  am  linken  Ufer  des  Stromes  follte  inzwifchen  Stoff  gefammelt  werden,  wozu, 
was  das  ehemalige  Viertel  unter  dem  Manhartsberg  betrifft,  die  zahlreichen  Aufnahmen  in  der 
Sammlungr  des  Confervators  Anton  Widtei'  erwünfchte  Ausbeute  verheifsen.  Die  Denkmale  des 
ehemaligen  Viertels  ober  dem  Manhartbero;  erbot  fich  Confervator  Karl  Rosner  von  Krems  aus 
nacheinander  zu  bereifen  und  feine  Notizen  und  Aufnahmen  der  Central-Commiffion  zur  Verfügung 
zu  rtellen,   ein  Anerbieten,  das  mit  grofsem  Danke  entgegengenommen  wurde. 

Im  Juni  und  luli  1S79  wurde  mit  der  Ausfendung  der  Fragebogen  begonnen,  und  zwar  in 
Nieder-Oefterreich  nur  an  jene  Orte  des  ehemaligen  Viertels  ober  dem  Wienerwald,  die  für  den 
vorliegenden  Zweck  überhaupt  noch  nicht  befucht  worden  waren,  oder  wo  eine  Ergänzung  oder 
Berichtigung  der  bisher  bekannten  kunft-topographifchen  Daten  wünfchenswerth  fchien.  Jedem 
Fragebogen  wurde  ein  Einbegleitungsfchreiben  an  die  betreffende  Perfönlichkeit,  in  der  Regel 
den  Orts-Seelforger,  beigegeben.  Da  trotzdem  von  manchen  Orten  die  Antwort  ausblieb,  einzelne 
Sendungen  wohl  auch  als  „nicht  angenommen"  uneröffnet  an  die  Central-Commiffion  zurück- 
gelangten ,  fo  richtete  der  Präfident  dienfthöfliche  Schreiben  an  die  hochwürdigen  Herren 
Bifchöfe,  worin  er  diefelben  von  dem  Zwecke  und  der  Bedeutung  des  kunft-topographifchen  Unter- 
nehmens in  Kenntnifs    fetzte    und    um   geneigte  Förderung  und  Unterftützung    desfelben  bei  dem 


12  Freiherr  von  Helkekt. 

unterllehenden  Curat-Clerus  auflichte.  Die  nun  immer  zahlreicher  einlangendem  beantwurlelen,  tl  h. 
in  ihren  Rubriken  ausgefüllten  Fragebogen  zeigten  viel  erfreuliches.  Uie  meiften  waren  nach 
beftem  Wiffen,  viele  mit  fichtbarem  Intereffe  und  Eifer  beantwortet.  Einer  grofsen  Anzahl  waren 
Abdrücke  von  Pfarr-  und  Orts-Siegeln,  manchen  örtliche  Abbildungen  beigegeben,  und  von  befon- 
derem  Intereffe,  weil  fall  durchaus  neu,  waren  die  archivalifchen  Notizen.  Der  kunft-topographifche 
Ausfchufs  der  Central-Commiffion  hatte  alle  Urfache  mit  dem  h>folge  diefes  crflen  Schrittes,  den 
er  zu  feinem  Ziele  unternommen,  zufrieden  zu  fein. 

Da  inzwifchen  die  Amts-Ferien  der  Central-Commiffion,  Augufl  und  September,  heran- 
gerückt waren,  fo  konnten  die  Bereifungen  beginnen.  Der  Zweck  derfelben  war:  die  in  tlen  einge 
längsten  Fragebogen  enthaltenen  Notizen,  welche  überwiegend  von  Nicht-Fachmännern  her- 
rührten, an  Ort  und  Stelle  zu  vergleichen,  zu  prüfen,  wo  nüthig  zu  ergänzen  und  richtigzullellen, 
eventuell  mit  theilweifen  .Aufnahmen  zu  illullriren,  aucli  foniT:  vorkommende,  in  den  ausgetiilltcn 
Fragebogen  nicht  berührte  Objefle  zu  notiren  und  allenfalls  zu  fkizziren.  Als  muftergiltig  wurden 
vom  Ausfchuffe  die  Äosm-r'fchcn  Aufnahmen  erkannt  und  zu  diefem  Behufe  die  Anfertigung  von 
Copien  einer  Anzahl  derfelben  eingeleitet.  Confervator  Rosiicr  hatte  nämlich  in  der  Zwifchcnzeit 
einen  Theil  des  Viertels  ober  dem  Manhartsberg  bereill  und  eine  nattliche  Folge  von  Befchreibungen 
und  Aufnahmen,  höchli  zweckmäfsig  und  belehrend  angelegt,  der  Central-Commiffion  eingefandt, 
die  dadurch  ein  nach  jeder  Richtung  entfprechendes  Material  für  ihre  ferneren  Arbeiten  gewann.  Den 
auszufendenden  Reifenden  follte  nebfl  Vergütung  der  Reifekoften,  der  baaren  Auslagen  für 
nothwendige  Gerüfle,  für  Herabnahme  von  Bildern  von  den  Wänelen  u.  dgl.  ein  Honorar  per  Tag 
ihrer  Mühewaltung  ausgemeffen,  zum  Antritt  ihrer  Reife  ein  Vorfchufs  darauf  ausgefolgt,  die 
fchliefsliche  Berechnung  nach  Vollendung  ihrer  Aufgabe  gepflogen,  refpe6live  berichtigt  werden. 
Jeder  follte  mit  einem  die  Bedingungen  feiner  Miffion  enthaltenden  Decrete  und  mit  einem 
Legitimations-Schein  zur  Vorweifung  an  Ort  und  Stelle  verfehen,  aufserdem  die  Civil-  und  geill- 
lichen  Autoritäten  des  Bezirkes,  in  welchem  die  Aufnahmen  und  Befchreibungen  vorzunehmen 
waren,  feitens  der  Central-Commiffion  durch  ei^rene  Präfidial-Schreiben  begrüfst  werden. 

Was  die  einzelnen  Kronländer  betraf,  fo  behielt  fich  für  Nieder-Oefterreich  Baron  Sacken 
die  an  mehreren  Punkten  des  Viertels  unter  dem  Wienerwald  erforderliche  Nachlafe  felbft  vor;  für 
das  Viertel  ober  den  Wienerwald  war  urfprünglich  Architekt  Johann  (iradt  in  Ausficht  genommen, 
da  diefer  jedoch  fchwer  erkrankte  und  bald  darauf,  19.  Juli  1879,  ein  grofser  Verluft  für  die  heimifche 
Denkmalkunde,  ftarb,  fo  fiel  die  Wahl  auf  Herrn  Emanuel  Pippick,  ein(.;n  Jüngern  tür  Archäologie 
fich  intereffirenden  Architekten.  Er  hatte  40  bis  45  ihm  nahmhaft  gemachte  Ortfchalten  zu  bereifen 
und  hat  feine  Aufgabe  mit  anerkennenswerthem  Eifer,  mit  Umficht  und  Verftändnis  gelofl;  die 
Ausbeute  war  allerdings  keine  wefentliche,  aber  anderfelts  ein  Beweis,  wie  umfallend  und  forgfältig 
die  Forfchungen  für  den  „Wegweifer"  gepflogen  worden  waren.  Da  zur  felben  Zeit  Dr.  Kenner 
die  in  den  Bereich  der  I.  See'tion  fallenden  Daten  für  das  nieder-üllerreichifche  Gebiet  lüdwärts 
der  Donau  vollendet  und  zur  Einftellung  in  dii;  alphabetifche  Ortsfolge  hergerichtet  hatte,  fo  ill 
nunmehr  das  kunft-topographifche  Materiale  für  die  beiden  Viertel  ober  und  unter  dem  Wiener- 
walde vollftändig  beifammen  und  kann  an  die  Ausführung  gefchritten  werden.  Zu  wünfchen  ift  nur, 
dafs  die  fo  vielfeitig  in  Anfpruch  genommene  Zeit  des  Referenten  Freiherrn  Eduard  v.  Sacken  es 
ihm  möglich  mache,  bald  an  feine  lohnende  Aufgabe  zu  fchreiten  und  felbe  möglichft  ohne 
Unterbrechung  ihrem  Abfchluffe  zuzuführen. 

Für  das  Herzogthum  Salzburg  machten  die  ausgegebenen  und  nun  ziemlich  regelmäfsig 
zurückgelangenden  Fragebogen  auf  eine  Fülle  ganz  oder  theilweife  unbekannter  Gegenftände 
aufmerkfam;  manche  der  gelieferten  Befchreibungen  waren  wohl  minder  genau,  mitunter  lückenhaft; 
alle  jedoch  zeigten  von  dem  aufrichtigen  Bellreben  den  Intentionen  der  Central-Commiflion  gerecht 


OESTERKKICII ISCHE  KUNST-TOI'ÜCRAI'lllE. 


r 


zu  werden.  Einen  literarifchen  Behelf  zur  Ausfüllung-  mancher  Lücken  hal  dem  Herrn  Referenten 
das  /)ür/inircr'ic\\(i  Diücefan-hhuidhuch,  ferner  desfelben  Verfaffers  „l'ongau  und  Pinzgau,"  fowie 
Kürßnger's  „Lungau  und  Ober-Pinzgau"  geboten.  Im  Ganzen  aber  Hellte  fich  eine  ortsweife 
Bereifung  des  ganzen  Landbezirkes  als  unerläfslich  heraus;  ja  felbft  für  die  in  den  „Jahrbüchern" 
und  „Mittheilungen"  der  Central-Commiffion  faft  vollftändig  und  von  berufenen  Federn  behandelten 
Kunfldenkmale  der  Hauptftadt  war  manches  nachzuholen,  namentlich  die  in  der  Zwifchenzeit  vor- 
genommenen Herftellungen,  dann  das  in  den  letzten  Decennien  fo  beachtenswerth  angewachfene 
Landes-Mufeum.  Einen  grofsen  Theil  des  Gebietes,  namentlich  den  Lungau,  Pongau,  behielt  fich  der 
Referent  zur  perfönlichen  Bereifung  vor,  hat  diefem  Zwecke  einige  Wochen  der  Sommer  1879  und 
1880  gewidmet  und  gedenkt  im  Sommer  1881  feine  kunft-archäologifche  Forfchungsreife  zu  vollen- 
den. Für  die  Bereifung  des  fich  längs  der  Salza  ausbreitenden  Gebietes  des  Herzogthums  nördlich 
von  Golling  wurde  der  Architekt  Vitus  Berber  gewonnen  und  hat  fich  derfelbe  diefer  Mühewaltung 
im  abgelaufenen  Sommer  unterzogen.  Befonderer  Dank  gebührt  dem  neuen  Landeshauptmann 
Grafen  Karl  Chorinsky,  welcher  vom  Präfidenten  der  Central-Commiffion  dienftlich  begrüfst,  fich 
um  tlie  Kunft-Topographie  des  Landes  mit  der  ihm  eigenen  unermüdlichen  und  lebhaften  Thätig- 
keit  annimmt  und  den  Organen  der  Central-Commiffion,  namentlich  Herrn  Cuftos  Schcjlag,  in  der 
zuvorkommenften  Weife  an  die  Hand  geht.  Jedenfalls  werden  die  das  Herzogthum  Salzburg 
betreffenden  kunft-topographifchen  Vorarbeiten  erft  nach  Ablauf  der  nächftjährigen  P^erien  foweit 
abgefchloffen  fein,  um  die  Schlufs-Redaftion  in  Angriff  zu  nehmen. 

In  fehr  erfreulicher  Weife  nimmt  durch  bereitwilliges  Zufammengreifen  aller  einfchlägigen 
Faftoren  die  kunft-topographifche  üurchforfchung  des  Herzogthums  Kärnten  ihren  Fortgang.  Auf 
das  dienflliche  Begrüfsungsfchreiben  des  Central-Commiffions-Präfidenten  hat  der  hochwürdigfie 
Fürft-Bifchof  von  Gurk  feinen  Seelforge-Clerus  durch  das  Diöcefan-Blatt  auf  das  Unternehmeii 
aufmerkfam  gemacht  und  felbem  die  Förderung  desfelben  ans  Herz  gelegt.  Die  F"olgen  zeigten 
fich  bald  in  der  erfreulichlten  Weife.  Zwar  waren  bis  zum  Mai  1880  von  301  ausgefandten  Frage- 
bogen erft  153,  alfo  wenig  über  die  Hälfte,  ausgefüllt  zurückgelangt;  was  aber  eintraf,  war  faft 
durchwegs  fchätzenswerth.  „Die  Beantwortung  der  Fragen,"  fo  fpricht  fich  der  Referent  Minifterial- 
Secretär  Dr.  Lind  aus,  „macht  dem  kärntnerifchen  Curat-Clerus  alle  Ehre."  Wenn  man  von 
einigen  fehr  kurzen  Beantwortungen  und  von  den  wirklich  kunllarmen  Jofephinifchen  Kirchen- 
bauten abfieht,  enthalten  die  eingefendeten  Fragebogen  eine  ungeahnte  Menge  von  werthvollen 
Angaben  und  Mittheilungen,  die  fehr  häufig  auch  in  archäologifch-fachmännifch  richtiger  Weife 
vorgebracht  werden.  Auf  welch'  überrafchende  Anzahl  von  Flügel-Altären  oder  deren  Reften,  von 
Wanclg-emälden  und  bedeutenderen  mittelalterlichen  Glasgemälden,  von  alten  Paramenten,  Römer- 
fteinen  wird  darin  aufmerkfam  gemacht.  ^  Freilich  war  es  mit  diefer  Angabe  nicht  abgethan,  es 
erübrigte  die  Prüfung,  refpecftive  Richtigftellung  der  in  den  beantworteten  Fragebogen  enthaltenen 
Angaben,  die  zum  Theile  der  Referent  felbft  vornahm,  indem  er  im  September  1879  die  hiltorifch 
wichtigen  Orte  Friefach,  Villach  und  Klagenfurt  nacheinander  zu  Mittelpunkten  wählte,  von  denen 
aus  er  die  Kunftdenkmale  der  Umgegend  in  Augenfchein  nahm.  Im  Juli  des  folgenden  Jahres 
beantragte  Dr.  Li7td  eine  fyftematifche  Durchforfchung  des  Landes  in  kunft-archäologifcher  Rich- 
tungen in  etwa  zwölf  Partien,  auf  deren  jede  nach  Anhandgabe  der  eingelaufenen  F" ragebogen 
etwa  15  bis  20  archäologifch  wichtige  Orte  entfielen.  Für  den  bevorftehcnden  Sommer  brachte  der 
Referent  vier  Touren  in  Vorfchlag,  und  zwar: 

a)  Gmünd  —  Möllthal  —  Ober-Drauburg; 

b)  Krappfeld  —  St.  Veith  —  Friefach ; 

'  Jahresbericht  der  Central-Commiffion  über  ihre  Thätigkeit  1879;   Mitth.  Bd,  VI.  N,  F.  S.  VII. 


,  ,  KuiilllEKR    VON    HELKEKT. 

c]  Kanal-Thal  —  unteres  Gail-Thal  —  Theile  von  Villach; 

d)  Eberndorf  —  Unter-Drauburij  —  unteres  Rofenthal. 

Von  diefen  Touren  haben  a)  und  b)  eine  deutfche  Bevölkerung-,  c)  und  d)  [\m\  ihcilwcile 
flovenifch.  Für  letztere  fehlen  darum  die  Ausfendung  eines  Fachmannes  angezeigt,  der  wo  nicht 
des  flovenifchen.  doch  einer  anderen  flavifchen  Sprache  mächtig  und  daher  fähig  wäre,  fich  mit  der 
Bevölkerung  in  verfländlichen  Rapport  zu  letzen;  und  es  wurde  Architekt  Pippich,  der  feine  Auf- 
gabe im  \'iertel  ober  dem  Wienerwald  zur  vollen  Zufriedenheit  gelöft  hatte,  nunmehr  für  die 
flovenifchen  Theile  von  Kärnten  in  Anfpruch  genommen.  Für  die  deutfchen  Bezirke  wurden,  auf 
Anempfehlung  des  Oberbauraths  Profeffor  Schmidt,  die  Architekten  Vincenz  Rauf  eher  und  Hein- 
rich Holieky  eingeladen,  fich  diefer  intereffanten  Mühewaltung  zu  unterziehen;  im  Laufe  der  Voll- 
führunif  ihres  Auftrages  wurde  der  erftere  leider  abberufen  —  es  war  ihm  vom  Minifterium  die 
Hinrichtung'^  und  Leitune  der  neutreeründeten  Gewerbsfchule  in  Eger  anvertraut  worden  —  fo  dafs 
der  letztere  die  Weiterführung  fowie  den  Abfchlufs  der  Arljeit  allein  übernehmen  mufste. 

Gleichzeitig  mit  diefer  Thätigkeit  war  es  aber  eine  zweite,  die  von  der  Central-Commiffion 
auf  Antraif  Dr.  Lind's  eintreleitet  wurde.  Es  befindet  fich  nämlich  in  Kärnten  eine  Anzahl  höchfl 
werthvoller  Wandgemälde,  die  al  fresco  gemalt  und  feit  Jahrhunderten  allen  Unbilden  der  Jahres- 
zeit und  des  Wetters  ausgefetzt  ihrem  unaufhaltfamen  Verfalle  entgegen  fchreiten,  rückfichtlich 
deren  es  aber  im  höchflen  Intereffe  der  Kunflgefchichte  geboten  erfcheint,  fie,  fo  viel  davon  noch 
erkennbar,  mindeflens  im  Abbilde  völligem  Vergeffen  zu  entreifsen.  Es  find  das  namentlich  die 
Wandgemälde  am  Carner  von  Mettnitz,  jene  im  Donjon  \on  Friefach,  endlich  die  Fresken  an  tlcr 
Aufsenfeite  der  Kirche  in  Milflatt.  Der  Maler  Max  Pirner,  von  Profeffor  Trcnkivald-  für  diefe  Auf- 
gabe empfohlen,  hat  felbe  in  einer  fo  vorzüglichen  Weife  durchgeführt  und  durch  die  pietätvolle 
Wiedenjabe  diefer  Kunftwerke  fo  überrafchende  Erfoltre  erzielt,  dafs  ihm  feitens  der  Central- 
Commiffion  die  befondere  Anerkennung  ausgefprochen  wurde.  Die  Aufnahmen  werden,  nach 
Ablauf  der  Weihnachts-Ausftelluno;  im  k.  k.  öfterreichifchen  Mufeum  für  Kunll:  und  InduRrie  zur 
allgemeinen  Befichtigung  offen  flehen.  ^ 

Sowohl  die  in  Kärnten  aussrefchickten  Frao-ebogren  als  die  künftlerifchen  Bereifungen 
hatten  fafl  ausfchliefslich  die  kirchlichen  Baudenkmale  und  deren  künftlerifche  Ausfchmückung, 
Kirchengeräthe,  Grabdenkmale  u.  dgl.  zum  Vorwurf.  Dem  kunft-topographifchen  Ausfchuffe 
kam  es  daher  fehr  zu  ftatten  und  wurde  von  demfelben  mit  grofsem  Dank  entgegengenommen, 
dafs  der  hiftorifche  Verein  für  Kärnten  feine  Bemühungen  mit  jenen  der  Central-Commiffion 
zu  verbinden  befchlofs;  diefelben  werden  in  Betreff  der  Profanbauten,  Ruinen  von  alten  Burgen, 
Grabdenkmale  ,  Infchriften-  und  Wappen-Steine  ,  Wandgemälde  ,  Siegelflempel  von  wefent- 
lichem  Verdienfle  fein.  \\\\\  fchätzenswerther  Beitrat  zur  Kunde  kärntnerifcher  Profan-Bauten  ifl; 
der  Central-Commiffion  noch  von  zweiter  Seite  zu<rekommen.  Pfarrer  Martin  KrabatJi  von 
St.  Urban  ob  Glanet^«/  hat  nämlich  ein  umfaffendes  Verzeichnifs  aller  kärntnerifchen  Burgen  und 
Burgrefle,  alten  Schlöffer  und  Adelsfitze,  Befefligungen  u.  dgl.  eingeliefert  Der  kunft-topogra- 
phifche  Ausfchufs  hat  vorläufig  befchloffen,  nur  jene  Bauwerke  zu  berückfichtigen,  von  denen 
wenigftens  Refle  von  künfllerifchem  Wertlie  übrig  find;  es  wäre  gleichwohl  zu  erwägen,  ob 
nicht  auch  da,  wo  folch  künlllerifche  Refle  fehlen,  im  topographifchen  Verzeichniffe  der  ehemalige 
Standort  bemerkt  werden  follte,  ähnlich  wie  das  mit  der  Anmerkung  claffifcher  und  fogenannter 
prähillorifcher  Fundflellen  zu  beobachten  fein  wird  : 

'   Wurde   bereits   ausgeführl    und   find   die   fraglichen  Aufnahmen  in   den    Räumen    des   k.    k     Mufcunis    für   Kunft   und    Induftric 
zu  fchen. 


OeSTERKEICIIISCHE  KliNST-TOI'OCKAl'llIE  15 


V. 


Was  die  weitere  Ausdehnung-  des  kunft-topographifchen  Unternehmens  betrifft,  fo  find 
darüber  bis  zur  Stunde  noch  keine  ic{[v,n  Pjefchlüffe  uefafst  worden.  lünes  der  Länder,  die  dem- 
nächft  in  Ausficht  >renomnicn  werden  dürften,  wäre  das  Köniu;reich  Böhmen,  einmal  defswegen,  weil 
bezüelich  desfelben  fchon  viel  vorgearbeitet  wurde  und  forlwähreml  vorgearbeitet  wird,  dann 
abt;r  auch  aus  dem  Grunde,  weil  es  bei  der  Ausdehnung-  des  Landes  und  der  Fülle  des  Stoffes 
eben  fo  umfaffende  X'orarbeiten  benöthigen  und  daher  beizeiten  auf  eine  Inangriffnahmen  diefer 
Arbeit  wird  gedacht  werden  muffen. 

\'on  dem  was  bisher  in  kunft-topographifcher  Richtung  für  Böhmen  geleiflet  worden,  war 
früher  die  Rede.  Ein  fehr  lobenswerthes  Unternehmen  ift  vor  einigen  Jahren  in  Gang  gebracht 
worden;  es  find  dies  vom  Architekten  und  Confervator  Anton  Baum  und  vom  Herausgeber  und 
Redafteur  des  „Method"  Ferdinand  Lclnicr  in  beiden  Landesfprachen  abgefafste  „Archäologifche 
Fragen",  welche  in  einer  grofsen  Anzahl  von  Exemplaren  unter  den  Mitgliedern  der  „Chrilllichen 
Akademie"  im  Lande  vertheilt  wurden.  Sie  enthalten  folgende  Haupt-Rubriken,  deren  jede  in  eine 
Reihe  fehr  in's  einzelne  gehender  Fragen  zerfällt:  A  Name  des  Ortes.  B.  Kirche,  und  zwar 
Thüren,  Aeufseres  (Fenfter,  Gefimfe,  Dach,  Portal  etc.),  Inneres  (Pflafter,  Gewölbe,  Mufik-Chor  etc.), 
Einrichtung  C.  Friedhof,  D.  Pfarrhaus,  E.  fonftige  Denkwürdigkeiten  und  Alterthümer,  F.  Schlofs-, 
Ci.  Burg-Refte.  Eine  Tafel  mit  Typen  von  Bau-Stylen,  Fenftern,  Thurmfpitzen,  Gewölben,  Mnn- 
ftranzen  u.  dgl.  liegt  zur  Verdeutlichung  der  geftellten  Fragen  für  den  minder  Vertrauten  bei. 

Die  Ergebniffe,  welche  durch  die  Ausfendung  der  „Archäologifchen  Fragen"  erzielt  wurden, 
find,  wie  Confervator  Baitui  auf  eine  an  ihn  gellellte  Anfrage  berichtet,  recht  erfreulich,  wobei  nicht 
Überlehen  werden  darf,  dafs  zunächll  nur  Mitglieder  der  Chriftlichen  Akademie  damit  betheilt 
wurden,  an  welche  freilich  dabei  die  Bitte  erging,  für  möglichfte  Bekanntgabe  in  weiteren  Kreifen 
Sorge  zu  tragen.  So  find  denn  auch  mitunter  Antworten  von  folchen  Perfonen  eingelangt,  die  für 
ihre  Perfon  der  Akademie  nicht  angehören,  auch  nur  zufällig  zur  Kenntnis  des  im  Zuge  befind- 
lichen Unternehmens  gelangt  waren.  Der  Inhalt  der  eingelangten  Antworten  ift,  wie  dies  nicht 
anders  fein  kann,  von  fehr  ungleichem  Werth,  überwiegend  jedoch  in  der  einen  oder  andern 
Richtung  brauchbar  und  dankenswürdig;  nicht  wenige  kamen  mit  ganzen,  auf  wiffenfchaftlicher 
Grundlage  bearbeiteten  Monographien  zurück,  andere  mit  Zeichnungen,  Photographien  u.  dgl.  Auch 
ift  man  auf  diefem  Wege  bereits  zur  Kenntnis  von  Kunft-Obje6len  gelangt,  von  denen  die  Fach- 
gelehrten bisher  Notiz  zu  nehmen  nicht  in  der  Lage  waren. 

Eine  Angelegenheit  ernfter  Erwägung  für  den  kunft-topographifchen  Ausfchufs  der  Ccntral- 
Commiffion,  um  an  die  fyllematifche  Durchforfchung  von  Böhmen  zu  fchreiten,  wird  die  Frage  einer 
zweckmäfsigen  Abtheilung  des  überreichen  Stoffes  bilden.  Eine  Zerlegung  nach  Kreifen  fcheint 
darum  unthunlich,  weil  diefe  Eintheilung  felbft  während  der  lebenden  Generation  dreimal  gewechfelt 
hat  und  möglicherweife  neuerdings  wechfeln  kann;  eine  nach  bifchöflichen  Vicariaten,  deren 
Gränzen  allerdings  ziemlich  fellftehend  find,  ja  in  eine  frühe  Vorzeit  hinaufreichen,  würde  den  Stoff 
denn  doch  in  allzu  kleine  Theile  fcheiden.  Wenn  man  fonach  dahin  gedrängt  wird,  eine  feft- 
ftehende  natürliche  Gränze  zu  fuchen,  wie  folche  für  Niederöfterreich  durch  den  das  Land  von 
Werten  nach  Orten  in  zwei  faft  gleiche  Hälften  zertheilenden  Donau-Strom  gegeben  irt,  fo  böte  für 
Böhmen  die  von  Süden  bei  Schlofs  Rofenberg  bis  Herrnskretfchen  nach  Norden  rtrömenden 
Moldelbe  eine  ähnliche  Theilung  des  Landes  in  zwei  Hälften,  deren  jede  dann  wieder  nach  den 
Ouellgebietcn  der  von  Weft  nach  Oft  und  von  Oft  nach  Well  in  die  Hauptader  mündenden  Neben- 
flüffe:  hier  die  obere  Moldau  (vom  Urfprung  bis  Rofenberg),   die  Votava,  Mies-Beraun  und  Plger, 


,5  FUEIHEKk    VON   HEI.l-KkT.    OKSTERKEKHISCIIK  KUNST-Toi'OCUArHIK. 

dort  die  Luziiic,  Säzava,  Hlb-Ifer  (von  PardulMC  bis  Mcliiik)  und  obere  VJhe,  in  vier,  alfo  7Aifaninn-n 
acht  Unterabtheilungen  zerfiele.  Die  Hauptftadt  Prag  würde  vielleicht  eine  Behandlung  für  fich  in 
Anfpruch  nehmen. 


In  fülcher  Weife  fieht  das  Unternehmen  einer  üllerreichifchen  KunlVTopographie  baldigem 
Beo-inne  feines  Erfcheinens  vor  der  Oeffentlichkeit,  und  von  da  an  ununterbrochener,  Weiterführung 
durch  die  verlchiedenen  Theile  des  Reiches  entgegen.  Zwar  ifl,  wie  früher  erwähnt  wurde,  über 
die  Frage  der  Clafllrung  der  Denkmale  im  Schoofse  der  Central-Commiffion  noch  nicht  endgiltig 
entfchieden ;  unter  allen  Umfländen  aber  wird  die  in  einem  ihrer  Theile  durchgeführte  Kunft- 
Topocrraphie  in  dem  betreffenden  geographifchen  Gebiete  mafsgebend  für  die  Beachtung  und,  fo 
rteht  zu  hoffen  und  zu  wünfchen,  zugleich  für  die  pietätvolle  Erhaltung  der  Denkmale  einer  ereignis- 
vollen und  kunftfinnieen  Verofantrenheit  fein.  Wenn  es  in  unferem  Kaiferftaate  bisher  an  einem 
umfaffenden  Gefetze  in  diefer  letzteren  Richtung  mangelt,  während  fich  andere  Cultur-Staaten  feit 
langem  fchützender  Normalien,  mindeftens  was  die  Bauten  und  Denkmale  betrifft  die  zum  Staats- 
gute gehören  oder  einer  Gemeinde  oder  anerkannten  Körperfchaft  eigenthümlich  find,  erfreuen,  fo 
wird  die  Durchführung  des  kunft-topographifchen  Unternehmens  eben  fowohl  den  Anlafs  bieten  als 
zum  Anfporn  dienen,  in  legislativer  Weife  und  Form  jene  Grundfätze  feftzuftellen,  welche  rück- 
fichtlich  der  Bewahrung  und  Beauffichtigung,  der  Erhaltung  und  Herftellung  claffifcher  Denk- 
male der  Vorzeit  beobachtet  werden  follen.  Bis  dahin  fei  diefer  Gegenfland  dem  einfichtsvoUen 
Wohlwollen  aller  Freunde  des  Vaterlandes,  der  Kunll  und  Bildung  auf  das  wärmfte  empfohlen. 
Wir  haben,  leider  fei  es  bekannt,  bis  auf  die  letzte  Zeit  herab  fo  vieles,  was  des  Erhaltens  w(;rth 
gewefen,  theils  durch  Zerflörung  theils  durch  Hintangabe  in  frc-mde  Hände  verloren,  dafs  tloppt-ltc; 
W'achfamkeit  und  Sorg-falt  bezüoHch  deffim  oeboten  ift,  was  fich  tlavon  noch  in  aufrechtem  Stande 
und  in  unferem  Befitze  befindet. 


SCHLOSS  KACEROV  IN  BÖHMEN. 


Vom  Cokkespondenten  C.  Lauzil. 


(Mit 


Tcxtllluftiationcn.' 


ai' A.j'.'v.uu  ii."Aiiiiiii|i/'Ii'l!/iiV/, 


ORDÖSTLICH  von  Pilfen,  nächft  dem  Orte  Plana,  erhebt  fich  auf  einem  kahlen  Hügel 
das  Schlofs  Kacerov,  der  ehemalige  Sitz  der  Griespecken.  Nach  dem  Ausfterben  diefes 
Gefchlechtes  kam  das  Schlofs  in  geilllichen  Befitz  und  diente  klöfterlichen  Zwecken; 
(jecrenwärticr  trehört  es  zur  fürfllich  Metternich'fchen  Herrfchaft  l'lafs,  wird  von  dem  Pächter  der 
Kacerover  Gründe  als  Wohnhaus,  Speicher,  Viehflall  etc.  benützt  und  ill  auch  nur,  foweit  es  diefe 
Zwecke  fordern,  im  leidlichen  Bauzuflande,  im  übrigen  aber  fchon  jetzt  als  Ruine  zu  bezeichnen 
und  dem  weiteren  Verfalle  preisgegeben. 

Das  Schlofs  ifl  um  die  Mitte  des  i6.  Jahrhuncierts  von  Florian  Griespeck  von  Griesbach 
erbaut  worden;  der  grofse  Mantel  des  Küchenherdes  (Fig.  13)  trägt  die  Jahreszahl  1552,  und  dürfte 
damit  die  Zeit  der  Vollendung  ausgedrückt  fein. 
Es  fällt  fonach  die  Erbauunsj  diefes  Schloffes  mit 
dem  Umbaue  des  Rathhaufes  in  Pilfen  zufammen,  | 
und  fprechen  viele  an  beiden  Objeclen  ganz  gleich  ' 
geftaltete  Details,  namentlich  aber  der  Kamin  im 
Rathsfaale  zu  Pilfen  und  jener  im  Familienfaale 
zu  Kacerov  (Fig.  11)  datür,  dafs  beide  Bauten  ein 
und  demfelben  Meifler  zugefchrieben  werden 
dürften. 

Die  Gefammtanlage  (Fig.  i)  ifl  einfach,  ziem- 
lich regelmäfsig  und  fymmetrifch.  Das  Gebäude 
befteht  aus  vier  Tratlen,  welche  einen  recht- 
eckigen Hof  umfchllefsen,  der  fich  im  Often  und 
Werten  durch  Thorwege  öftnet.  Die  Verbindung 
mit  dem  übrigen  Schlofs-Terrain  war  jedoch  nur 
durch  Zugbrücken  herzuftellen,  welche  die  vor 
den  Portalen  geleufenen  Gräben  überbrückten. ' 
Der  äufsere  Schlofsplatz  zeigt  die  Form  eines  unregelmäfsigen  Viereckes,  hat  an  den  Ecken 
Baftionen,  ift  rings  von  Mauern  und  Gräben  umgeben  und  von  Nord  nach  Süd  durch  eine  Mauer 
abgetheilt.  In  derfelben  befinden  fich  wohl  erhaltene  Refte  eines  ziemlich  reichen  Portales  mit 
Nebeneingang  und  Säulenftellungen  im  Charakter  der  x\rchitektur  des  Schloffes  gehalten. 

Von  den  Mauern,    welche  die  Gräben  umfchliefsen,    hntl   nur  die  unteren  Parthien  bis  zum 
Niveau  des  äufseren  Schlofsplatzes  noch  vorhanden. 

'   Gegenwärtig  vermitteln  Erddämme  den  Verkehr. 

VU.  N.  F.  3 


Fig.   I. 


iS 


C.  Lauzil. 


Die  Oft-F"agade  des  Schloffes  (Fig.  2  und  4)  ift  von  zwei  Rifaliten  tiankirt,  die  Weft-Fagade 
durch  einen  Mittel-Rifalit  gegliedert.  Aus  dem  Nord-Tracle  erhob  fich  früher  ein  Thurm,  welcher,  fo 


Fig.   2. 

weit    er  über   das  Dach    des    Gebäudes   hervorragte,    vor   wenigen   Jahren    wegen    Baufälligkeit 

abgetragen  wurde.  ■  Der  Oft -Traft  ift  dreiftöckig,  die  übrigen   Tratle    haben    zwei   Stockwerke. 

Hiebe!    reichen    aber  zwei   Säle    des  erften    Stockwerkes, 

im  Often  und  Weüen  gelegen,  in   das  darüber  Ijctindliche 

Gefchofs,  fo  dafs  in  Bezug  auf  jene  Stellen  des  Grundriffes 

fich  der  Bau   zwei-,  beziehungsweife  einftöckig  geftaltet. 

Kntfprechend    der   einfachen  Anlage  ift  die  innere 

Eintheiluntr    des    Schloffes    klar    t£elüft.    Im  Krdtrefchofse 

liegen  rings    um  den  I  lofraum   breite  Gänge,  welche  lieh 

durch    Bo^^enftellunoen  öffnen  und  im  Often  und  Wellen 

des  Gebäudes,  die  ganze  Tracttiefe  einnehmend,  zu  grofs- 

artigen  Vorhallen   fich  geftalten,   aus  welchen   die  beiden 

Haupttreppen  in   die  ol)eren   Gefchofse  leiten  (Fig.   2),    Im 

erften  Stocke    find  die  Arcaden,  abweichend  von  anderen 
Fig  3  .  .        . 

derartigen  Anlagen,  nur  an  zwei  Seiten  des  I  lotes  einander 

*  Die  (lärkeren  Mauern  im  GrundriflTc  des  Erdgcfcliofscs  (Fig.  2;  in  der  Nähe  der  Wendeltreppe  gehuren  diefcm  Tluii  mljaue  an. 


ScHLoss  Kacerov  in  Böhmen. 


19 


l'iy.  4. 


gegenüberliegend  angcortlnct ,  wäh- 
rend über  den  Vorhallen  die  fchon 
erwähnten  beiden  grofsen  Säle  fich 
erftrecken  (Fig.  3).  Die  Haupttreppe 
in  der  Südweftecke  des  Hofes  führt 
nur  bis  zum  crllcn  Stockwerke,  ilcm 
Hauptgefchofse',  und  fchliefst  dort  in 
origineller  Weife  ab  (I'ig-  s)-"  Di'- 
zweite  grofse  Treppe  ,  fowie  zwei 
Nebenfliegen  reichen  l)is  zu  dem  Dach- 
räumen empor  und  in  die  Kellerräumc 
hinab,  und  find  fchmucklos  gehalten. 
An  die  oftenen  CiUnge  und  meill  direct 
von  diefen  zugänglich,  fowie  untctnin- 
ander  durch  Thüroffnungen  vt^rbun- 
den,  reihen  fich  die  einze-lncn  Wohn- 
räume an. 

Die  Mauer  des  wefllichen  Rifa 
lits     ill    theilweife     von     bedeutender 
Stärke  und  enthält  einen  rechteckigen 
I  M.  auf  3  M.  im   Querfchniti    yKif, 
meffenden    Schacht    (Fig.    2), 
welcher  vom  Niveau  des  äufsc 
ren    Terrains     ])is     unter    den 
Fufsboden   des    Familienfaales 
im    erflen    Stockwerke  reicht 
Derfelbe  ift  fo  gefchickt  durch 
eine  kleine    Unregelmäfsigkeit 
in    (.\c\-    Gruntlrifsbilduncr    ver- 
fteckt,  dafs  man  feine  Verheim- 
lichung   wohl     als     wefentlich 
betrachten  und  annehmen  darf, 
dafs  er  in    Zeiten    der  Kries/s- 
gefahr  den  Schatz  der  Familie 
aufnehmen  follte.  Diefer  konnte 
durch   eine    im    bufsboden  des 
Familienfaales  gemachte  Oeff- 
nung  verfenkt  werden,  und  die 
forgfältige     Wiederherflellung 
des  Fliefsenbodens   forijte    für 
die    Geheimhaltunsr    des  Ver- 
fleckes.  Wenn  diefes  aber  ein- 
flens     wirklich     einen     Schatz 
enthalten  hat,  fo  fand  fich  auch 

3  Von  der  fleincinen  Briiflunf;  mit  ihrer  interelTanten  Flcclitwerksfüllung  hcAelit  jetzt  rmr  nielir  der  Tlieil  links  vom  Bcfchauer, 
welcher  in  Kigur  6  orthogon.il  dargeftellt  ifl. 


20 


C.  Lauzil. 


der  Schatzgräber,  denn  es  ift  gegenwärtig;  an  tler  Aufsenfeite  des  Schloffes  in  der  Parterrehöhe 
ein  Loch  in  den  Schacht  gebrochen,  dem  die  Feftftellung  desfelben  im  Plane  zu  danken  ift. 


Fig.  7. 


Nach  der  Grundrifsanlage  und  nicht  minder  nach  der  architektonifchen  Durchbildung  neigt 
der    Schlofsbau    der    italienifchcn  Renaiffance    zu,    doch    zeigen    einzelne   gedrückte   Yeriiältniffe, 


SciiLoss  Kaceuov  in  Böhmen. 


21 


theilweife  vorkommende  Derbheiten  in  der  l'rofiliruny',  vornehmlich  aber  i^^ewiffe  naive 
keiten  deutlich  den  Kintlufs  des  deutfchen  hdemcntes,  und  tlic!  X'crmuthunLi'  liej^t 
letzteres  lieh  noch  bedeut(;nder  in  Gie- 
belaufbauten iil)er  die  Rifaliten,  fowie  im 
Abfchlufs  des  Thurmcs  ausgeprägt  haben 
dürfte.  Darauf  deuten  hin  :  die  Vervvandt- 
fchaft  des  Kacerover  Schlofsbauc:s  mit 
dem  Rathhausbaue  in  Filfen,  deffen  Haupt- 
fchnnick  in  dm  Giebclanordnungcn  bc- 
llelit,  dann  dc^r  Umfland ,  dai's  l)ei  dem 
jetzigen  Abfchlufs  nach  oben  die  trockene 
Gefammtwirkung  des  Aeufseren  nicht  dem 
Geifle  cntfpricht,  der  fich  im  übrigen 
in  der   Conception  des  Gebäudes  und  feiner  i  nieren  Ausfchnuukung  kund  gibt. 

Ein  Haupt-Charakteriflicum  der  architektonifchcMi  1  )urclibildung  des  Schloffes 
Symmetrie  im  Grofsen,  bei  forglofem  Umgehen  derf<;lb(n  im  Kleinen,  allerdings  zu  ( 
conllructiven  Idee  oder  aus  Rückficht  aul  die 
Zweckmäfsigkeit  der  inneren  Eintheilung.  So 
weifen  die  beiden  fymmetrifch  angeordneten,  fafl 
ganz  gleich  breiten  Rifalite  der  Oftanficht  (Fig.  4, 
vergl.  auch  den  Grundrifs  Fig.  2)  ungleiche 
Fenfterzahl  mit  unre^elmäfsiger  Achfentheilumr 


Urwüchfig- 
nahe,    dafs 


Kacerov  ill 
"lunltcn   der 


^ 


nWrWrWnWn 


°j  H  mI  I  j  K 


Kig.   S 

auf;  fo  fmd  ferners  im  Mittelthcil  derfelben 
FagadeTreppenhausfenllcr  nach  mittcdalterlichem 
Principe  zwifchen  den  Ruheplätzen,  alfo  nach  der 
Höhe  zwifchen  den  anftofsenden  Fenflern  zweier 
übereinander  liegender  Gefchofse  angebracht 
(Fig.  7);  fo  endlich  find  die  Portal-Bildungen,  ob- 
wohl in  den  Frontmitteln  angeordnet,  dennoch  im 
Detail   nicht  ganz  fymmetrifch   gelöft.    (Fig.    7.) 


22  C.  LAri?ii.. 

Das  zweite  Hauptmerkmal  ill  eine  hochll  i^leichartioe,  fall  chablonenmaisiue  l-oims^fcbuiiir. 
Die  Fenrter  uiul  Thiirverdachunijen  fiiul  am  i,ran2en  Gebäude  fall  Meich  yellaliet,  iler  bauchioe 
Fries  herrfcht  überall  bei  denfelbeii,  mit  tler  einzigen  \'ariation  des  fagettirten  Vorfprunges,  Üatt 
des  fegmentbogioren.  Die  Kamine,  welche  ilen  fchünftcn  Schmuck  der  Gemächer  tlarlUllcn  uiul 
zahlreich    vorhanden    fmd.    zeigen    mit    wenigen   Ausnahmen    ziemlich  gleichartige   Durchbildumr. 


Alles  weift  daraufhin,  <lafs  dvr  ganze  Hau  aus  einem  Gufs  liervorgegangen  ifl.  Als  weiterer  Grund- 
zug  ift  der  nahezu  gänzliche  Mangel  von  Bildhauerarlx-it,  fowie  das  nur  fpärliche  Vorkommen  von 
Stuck-Reliefs  zu  bezeichn(-n. 

Diefer    Kargheit    einerfeits    ift    ein    bedeutender   Aufwand    an    Flächen -Decorationen    in 
Sgraffito- Manier    (Fig.    4,  7,    8)    anderfeits   gegcmübergeftellt,    welche   an   den  äufseren  Fagad 


en 


Sciii.oss  Kaciorov  in  Böhmen. 


23 


vorzüglich  erhalten,  im  llotraunu;  aber  nur  in  kleinen  bis  zur  Unkenntlichkeit  verwitterten  Reften 
vorhanden  fmd.' 

Die  grofse  Sparfamkeit  in  Anwendung  von  Werkflücken  erklärt  sich  dadurch,  dafs  der 
Sandftein  von  weit  her  bezogen  werden  mufste;  doch  befchränkt  lieh  der  Verputz,  den  richtigen 
Anfchauungen  jener  Zeit  geniäfs,  auf  die  glatte  Fläche  mit  der  kaum  erwähnenswerthen  Ausnahme 
tlacher  Bänder,  üiefe  find  eben  i'o  in  Sgraffito-Manier  geziert  wie  andere,  nur  in  der  Mauerfläche 
eingeritzte  Bänder  (Fig.  8),  während  die  grofsen  Putztlächen  der  äufseren  Fronten  in  derA-lben 
Technik  quadrirt  erfcheinen  (Fig.  7)  und  jene  der  Hof-Fagaden  reicheren  ornamentalen  '.md  figür- 
lichen Schmuck  belelien  hal)cn.  Als  Curiofum  verdient  eine  Serie  von  Blindfenftern  an  tUr  Ofl- 
Fagade  (Fig.  7)  angeführt  zu  werden,  deren  Zeichnung  in  den  Verputz  eingekratzt  und  mit  naiver 
profpe6livifcher  Darfteilung  von  Fenfterläden  in  derfelben  Technik  vervollftändigt  ift. 

Die  Anficht  des  Hofes  (Fig.  9)  bietet 
grofsen  Reiz,  wenn  auch  gewiffe  Derbheiten 
in  Prohlirungen  und  Verhältnilfen  der  vollen- 
deten Schönheit  der  Erfcheinung  Abbruch  tluin. 
Namentlich  ftört  es,  dafs  die  Säulen  im  erften 
Stockwerke,  obwohl  gegen  jene  des  Erdge- 
fchofses  zurückgefetzt  ,  doch  den  Eindruck 
machen,  als  ruhten  fie  mit  ihren  fchwerfälligen 
Poftamenten  auf  den  verhältnifsmäfsig  fchlan- 
ken  Schäften  der  letzteren.  Wenn  dies  fchon 
an  und  für  fich  unfchön  wirkt,  fo  erzeugt  es 
aufserdem  noch  das  Misbehagen,  zu  wiffen, 
dafs  der  ganze  Pomp  der  Säulenftellung  im 
Parterre  nur  ein  Decorations-Mittel  ift.  Die 
Bogenzwickel  und  Brüftungsfelder  waren,  wie 
fchon  erwähnt,  mit  Sgraffito-Ornamenten  ge- 
fchmückt.  Die  aneewendete  Säulenordnung  ift 
die  dorifche  und  gleicht  am  meiften  jener  von 
Philibcyt  de  Lorme  aufgeftellten.  Die  Kreutz- 
gewölbe  der  offenen  Gänge  haben  keine  Rip-  |. 
pen,  aber  ihre  Flächen  heben  fich  an  den 
Gräten  zu  fcharfen  Kanten  im  Putze  hervor, 
wie    dies    auch    am    Rathhaufe    in    Pilfen    und  Fig.  11. 

anderen  Bauten  derfelben  Entftehungszeit  dort   und  in  der  Umgebung  zu  finden  ift. 

Die  Innenräume  wurden  zur  Zeit  als  das  Schlofs  in  geiftlichen  Befitz  kam,  ziemlich  werth- 
los  neu  decorirt  und  fintl  nun  meift  arg  verwüftet,  zum  kleineren  Theil  in  der  Eingangs  erwähnten 
Weife  benützt,  gröfstentheils  aber  leerftehend  und  unverwahrt.  Von  altem  Holzwerk  und  Befchlägen 
findet  fich  nichts  bemerkenswerthes.  Im  letzten  Stockwerke  des  öftlichen  Stiegenhaufes,  alfo  an 
einer  wenig  begangenen  Stelle,  find  einfache  aber  hübfch  decorirte  jedoch  nicht  glafirte  Thonfliefse 
vorhanden. 

Das  gröfste  Intereffe  in  Bezug  auf  die  Ausftattung  der  Innenräume  bietet  eine  Serie  von 
meift  noch  recht  wohl  erhaltenen  Kaminen. 


^  Der  Grund  diefer  verfchiedencn  Dauerhaftigkeit  liegt  darin,  dafs  die  Dcciiralionfn  an  den  äufseren  Fa^aden  in  einer  von 
der  gewöhnlichen  Sgraffito-Technik  etwas  aliwcichenden  folidercn  Art  lierguftcllt  find,  indem  hier  ftatt  des  fchwarzgefärbten  Mörtels  eine 
fehr  fandreiche  Mörtelfchichtc  fubflituirt  ifl. 


24 


C.  Lauzil. 


Die  Umrahmungen  derfelben  mit  Einfchlufs  der  krönenden  Gefunfe  beftehen  aus  Sandftein, 
die  Mäntel  lind  aus  verputztem  Ziesrelmauerwcrk  Inr^^feftellt,  gröfstentheils  mit  wenigen  Stuck- 
Ornamenten  verfehen,  welche  nur  der  Decorations-Malerei  zur  Umrahmung  dienen  füllten  (Fig.  lo) 
oder  find  ausfchliefslich  auf  farbige  Decoration  berechnet  (Fig.  12). 

Die  Figur  10  zeigt  den  Typus  der  grüfseren  Zahl  diefer  Kamine.  Wefentliche  Abweichungen 
finden  fich  aber  in  den   Geftaltungen  der  Kamine  in  den  beiden  grofsen  Sälen.  Jener  im   weftlich 


Wo 


Vi".    12. 


gelegenen  Familienfaale  (Fig.  11)  unlerfclieidet  fich  vornehmlich  tlurch  tue  Form  feines  Mantels,  der 
einen  giebelartigen  Aufbau  darflellt,  in  deffen  grofsem  Felde  die  Wappen  der  Familie  Griespeck 
grau  in  grau  gemalt  noch  gut  erhalten  find.  Der  Abfchlufs,  wahrfcheinlich  durch  Stuck-Ornamente 
gebildet  gewefen,  ifl  jetzt  zerflört. 

Noch  mehr  weicht  der  Kamin  im  üfllich  gelegenen  grofsen  Saale  (Fig.  12)  von  der  Chablone 
ab.  Derfelbe  zeigt  ausgefprochen  den  Charakter  der  deutfclicn  Renaiffance.  Auf  zwei  Kariatyden 
mit  fehr  realiftifch  gebildeten  Köpfen  ruht  ein  dorifchcs  Gebälk,  deffen  Metopen-Felder  in  ziemlich 
derber  Weife   mit  plaftifchen  Wappen,  Schildern   und   Rofetten    decorirt  find.    Der   Mantel  ill   in 


Scili.oss  Kacekov  in  Böhmen. 


25 


gefch\vuiis4cn(jni  l'rolil,  jctloch  in  platten  lür  Malerei  bcIlimmtL-n  Mächen  durchgeführt.  lünes  der 
reizendflen  Obje6le  ifl  der  Mantel  des  Küchenherdes  (Fiir.  13).  Das  Hauflein(,rcrimfe  desfclben,  auf 
(un[  Harken  lüfenftani^en  hängend,  welche  im  Gewölbe  der  Küche  verankert  lind,  trägt  einen 
pyramidalen  Ziegelmantel,  deffen  Flächen  mit  Mäandern  und  Perlenfchnüren  in  Sgraffito-Manier 
eingefafst  fmd.  Das  mittlere  Feld  enthält  zwei  Wappenfchilder,  von  Cartouchen  und  Bändern 
umgeben,  in  Stukko  ausgeführt,  über  welchen  fich  eine  gleichfalls  in  Stukko  gebildete  Taf<d  mit 
der  in  Sgraffito-Technik  dargeftellten  Jahreszahl  MÜLII  befmdet. 


Fig.    13- 

Aus  allem  hier  Erörterten  und  bildlich  darsJi'eftellten  ofeht  hervor,  dafs  Schlofs  Kacerov  zu 
den  int(;reffanteil:en  Denkmälern  der  Früh-Renaiffance-Periode  in  Böhmen  gehört,  und  es  fonach 
lebhaft  zu  wünfchen  ifl,  dafs  es  vor  weiterem  Verfalle  gefchützt  würde. 


— (nF<!bCiF=C»?C«^ 


Vil.  N.  F. 


STUDIEN  ÜBER  STEINMETZ-ZEICHEN, 

Vom  k.  k.  Professor  Franz  Rziha. 


[M  Verlaufe  meiner  Thätigkeit  als  Eifenbahn-Ingenieur  habe  ich  theils  im  Rayon  meiner 
Baiillationen,  theils  auf  meinen  Studienreifen  Gelegenheit  gefunden,  zahlreiche  Stein- 
metz-Zeichen an  Bauwerken  verfchiedenen  Styles  und  in  verfchiedenen  Ländern  kennen 
zu  lernen  und  veröffentliche  ich  hiermit  das  Refultat  diefer  fcientififchen  Wahrnehmungen  mit  dem 
Wunfche:  es  möge  dasfelbe  eine  Anregung  zu  weiteren  Forfchungen  auf  einem  Felde;  bieten, 
welches  durch  eine  einzelne  Kraft  auch  nicht  einmal  annähernd  bewältiget  werden  kann. 


ö 


I.  Von  dem  Zeichen wefen  im  Allgemeinen. 

Die  Sitte  in  Form  geotnetrifcher  Figuren  Zeichen  zu  machen,  ift  wohl  fo  alt,  wie  die  Cultur, 
und  wurde,  wie  alles  Zeichenwefen,  umfomehr  geübt,  je  weniger  die  Schrift  vollkommen  oder 
Allgemeingut  war,  je  mehr  alfo  mit  einem  einzelnen  Zeichen  auf  Einmal  gefagt,  beglaubiget,  vor- 
geflellt,  und  erkannt  werden  konnte. 

Wir  können  diefe  Zeichen  geo7ne(rijcker  Form  in  zwei  grofse  Gruppen  trennen,  nämlich:  in 
die  Gruppe  der  Nützlichkeits-Zeichen  und  in  die  Gruppe  der  Affeftions-Zeichen. 

7.  Die  Nützlichkeits-Zeichen. 

Hierher  gehören  und  Imd  auch  heut  zu  Tage,  wegen  der  Schriftkürzung,  noch  umfang- 
reich üblich: 

a)  Die  Befitz- Zeichen,  d.  h.  Marken,  welche  den  Eigenthümer  nennen. 

b)  Die  Urfprungs- Zeichen,  d.  h.  die  Marken  des  Erzeugers  eines  Fabrikates. 

c)  Die  Handels-Zeichen,  d.  h.  Signaturen  der  Waaren  zu  Zwecken  des  Verfandes. 

d)  Die  wijfenfchaftlichen  Zeichen,  z.  B.  die  der  Mathematik,  Geometrie,  Allronomic,  Chemie  etc_ 

e)  Die  Hantirungs-Zeichen,  d.  h.  die  Zeichen,  welche  die  Handwerker  ußtcll  anwenden,  um  die 
einzelnen  bearbeiteten  Stücke  in  ihrer  Zufammengehörigkeit  zu  einem  Ganzen  erkennen 
zu  laffen,  z.  B.  die  Balkenbezeichnung  der  Zimmerleute, '  die  Ver/etzmarken  der  Maurer  und 
Steinmetze  etc. 

f)  Die  Geheimfchriften  oder  Chiffern.  Von  diefen  fei  zu  Zwecken  eines  fpätern  vorzuneh- 
menden Beweifes  nur  der  Quadratchiffern  gedacht,  welche  im  Mittelalter  /ehr  gebränchlich" 
waren,  vielfach  auch  zur  Geheimfchrift  der  Freimaurer  dienten,  untl  welche  auch  die 
„Noachitifche  Schrift"  bilden.  Diefe  Schrift  bafirt  auf  der  Benützung  eines  dreifach  gctheilten 
Quadrates,  in  welches  die  Buchflaben  willkürlich  eingefchrieben  und  diefelben  ohne  Punkt, 

1   Dr.  O.  Mothts,  Baulcxikon,  Leipzig  1868,  III.  Bd.,  p.  539. 

-'  Jahrbuch  des  Vereines  von  Alterthumsfrcunden im Rhcinlande,  Bonn  1856,  p.  98.  —  Lenning.  Encyclopädie  der  Freimaurerei; 
Leipzig,  Brockhaus  1861,  Artikel  Chiffre;  I.  Bd.,  p.  175,  (wofelbfl  fich  auch  ein  kurzer  Unterricht  über  Dechiffrirung  von  Geheim- 
fchriften vorfindet). 


Studien  über  Si'E]nmetz-/eichen. 


27 


dann  mit    cincin    Punkte   untl  fcrnc-r  mit  zwei    l'unktcMi,   wie    dies    V\'j;.   i    zcii^t,    bivcichnet 
\v(!rden. 


a  k  t 

b   1   u 

c   111  V 

h   r 

i  s 

d   n    w 

s  S  f. 

f  p  y 

e    0    X 

Fig.    I. 

Läfst  man  dicfc  neun  Zellen  nach  Fig.  2  auseinander  fallen,  fo  erhält  man  folgende  neue 
F'iguren,  welche,  wenn  fie  o/mr  einen  Punkt,  oder  w/V  einem,  oder  ;////  ztoci  l'unktcn. 

r  n  n 
r  D  ZI 

L  u  J 

Fig.  2. 

gebraucht  werden,  jedesmal  die  gewiinfchten  Buchlfaben  darllellen,  z.  B.  P  =  a,  P  ^  k,  p  ^  t, 
[H  =  s,  etc. 

In  diefer  Schrift  ill  unter  Andern  auch  die  als  falfch  erklärte,  fogenannte  Kölner  Freimaurer- 
Urkunde,'  welche  eine  immenfe  Literatur  hervorgerufen  hat,  gefchrieben. 

2.  Die  Affe£lions-ZcicheH. 

Diefe  Zeichen  find  im  Allgemeinen  ganz  aus  der  Uebung  gekommen,  und  wir  könntMi  ihre 
folgenden  Unterabtheilungen  unterfcheiden. 

a)  Die  Pcrfonal-Zeichcn;  fie  dienten  einzelnen  Perfonen  entweder  zu  ihrer  fpecififchen  Bezeich- 
nung, z.  B.  den  Brüdern  der  Steinmetzzunft,  oder  aber  anftatt  unferes  heutigen  Siegels,  und 
waren  hier  insbefondere  bei  den  Advokaten  des  Mittelalters  gebräuchlich,  bevor  diefelben 
flegelten. 

h)  Die  Familien-Zeichen ;  diefelben  dienten  im  Mittelalter  vielfach  den  bürgerlichen  Familien 
als  Haus-  und  Hofmarken ,  -  demnach  gleichfam  als  ein  Aequivalent  der  Heraldik  des 
Adels.  In  unferen  Alpenländern,  befonders  im  Salzkammergute,  finden  fich  derlei  Marken, 
z.  B.  in  Ifchl,  vielfach  in  den  Schlufsfleinen  der  Hausthore. 

c)  Vi'vt  fyiubolifchcn  Zeichen.  In  der  Symbolik''  finden  fich  mehrere^^^fw«^/^//?/^^  Zeichen,  welche 
für  die  Zwecke  der  vorlieeenden  Studie  fehr  beachtenswerth  find.  Man  mufs  fich  in  Sachen 
der  Symbolik  nüchtern  erhalten,  und  darf  fich  in  wiffenfchafdicher  Beziehung  nicht  von  dem 
Probleme  gefangen  nehmen  laffen,  die  nur  durch  Tradition  überkommenen  Deututigen  in 
ihrer  Wahrheit  erforfchen  zu  wollen.  Uns  intereffirt  hier  nur  (X\&ßgurale  Form  der  Zeichen, 

1  Lenning,  Encyklopödiu  der  Freimaurerei;  Leiprig.  Brockhaus  1861,  II.  Band,  pag.  129  (wofelbft  fich  auch  die  Dechiflferirung 
der  Kölner  Urkunde  findet). 

■-'  C.  G.  Hohmeyer,  Die  Haus  und  Hofmarken;  Berlin,  1870.  —  Michd/en,  Die  Hausmarke;  Jena,  1853.  —  Ilwolf,  Haus-  und 
Ilofniarken  in  Mittheilungen  der  k  k.  Ceniral-Commiffion  1874,  pag.  119;  1876,  pag.  198.  —  Sammlung  von  Friedhoffteinen,  im  Anzeiger 
des  Gcrman.  Mufeum;  1863,  pag.  161  fT.  —  Wandtafeln  von  Zeichen  Augsburger  Bürger,  im  Augsburger  Mufeum.  —  Grueber,  Haus- 
und ITofmarken  in  Romberg.  Zeitfchrift  für  p.  Baukunft;  1876,  pag.  198  ff. 

3  Werke  über  Symbolik  von  Menzel,  Marheineke  1848,  Koller  1837— 1844,  Mathes  1854,  Karrten  1863  und  Creuzer 
iSlo  — 1812.  —  Hofftadt,  A  B  CBuch  1840.  —  Lenning,  Encyklop.  d.  Freimaurerei;  1S61,  Artikel  Symbolik.  —  Dr.  Mothes,  l'.aulexicon, 
III.  Band,  1868,  pag  377,  Artikel  Symbolik. 


28  FkANZ  RziUA. 

all'o  die  Geometrie  ihrer  ConrtruifHon,  und  die  Thatfaclic  des  hohen  Allers  derfelbcn     \'on 
diefen  geometrifchen,  fymbolifchcn  Zeichen  feien  nur  folgende  erwähnt. 

1.  Der  Kreis    \/) ,  heidnifches  Symbol  des  Weltalls  und  der  göttlichen  Macht;  chriftliches 
Symbol  der  Ewigkeit. 

2.  iyz.s  gleich/eilige  Dreieck:    /\^  .  Aegypti/ches  Symbol  der  Gottheit,  weil  ein  Sinnbild  der 

Unendlichkeit;  Pythagoräifches  Symbol  der  Weisheit,  auch  Symbol  des  Raumes,  dargeftellt  durch 
die  drei  Linien  der  Höhe^  Länge  und  Breite ;  chriftliches  Symbol  der  Göttlichkeit,  insbefondere  der 
göttlichen  Dreieinigkeit. 

3.  Das  Quadrat:   \_\    heidnifches  und  chriftliches  Symbol  der  Welt  und  Natur  (vier  Elemente, 

vier  Weltgegenden^  vier  Jahreszeiten,  vier  Tageszeiten);  im  Gegenfatze  zum  Dreiecke,  dem 
chriftlichen  Symbole  der  Göttlichkeit,  das  chriftliche  Symbol  der  Weltlichkeit. 

4.  Das  Hexagramm:     //     entftanden    aus    dem    Hexagon    oder     Sechseck.     Ein    altes 

Pythagoräifches  Zeichen,  angeblich  das  Lehrzeichen;  dann  bei  den  Juden  das  bekannte  Zeichen 
des  Stammes  David;  ani^eblich  auch  das  Sie^jelzeichen  Salomons;  in  der  Freimaurerei'  wenigrer 
geachtet,  als  das  Pentagramm.    In  der  Naturlehre  der  Alten  wurde  das  Sechseck  in  vier  Dreiecke 

/\  (Eeuer),  \  /  (Waffer),  f\  (Luft),  \J  (Erde),  alfo  in  die  fogenannten  vier  Elemente  zer- 
legt, von  denen  zwei  in  die  Höhe,  und  zwei  in  die  Tiefe  ftreben,  was  durch  die  Richtung  der 
Dreiecke  mit  der  Spitze  nach  oben,  refpedlive  nach  unten,  fymbolifirt  wurde.  Das  Hexagramm 
wird  auch  heidnifch  als  das  Princip  der  Welt  gedeutet,  indem  zwei  Dreiecke  fich  durchdringen,  von 
denen  das  obere  das  männliche  Princip,  das  untere  Dreieck  das  weibliche  Princip  vorftellen  foll. 
Gegenwärtig  ift  das  Hexagramm  noch  immer  das  Zeichen  der  Apotheker. 

.5.  Das  Pentagramm  oder   Pentalpha  der  Pythagoräer:    ^A^    ,  der  Druidenfufs  tler  kelti- 

fchen  Priefter,  der  Ring  Salomons,  auch  das  Alpkreuz  des  Mittelalters.  Es  galt  nach  der  Tradition 
den  Pythagoräcrn  als  Erkennungszeichen  in  ihrer  wiffenfchaftlichen  Genoffenfchaft,  und  als  Grufs 
(weil  an  den  fünf  Ecken  die  Buchftaben  des  Wortes  uYisia  fpäter  auch  das  „salus"  Pythagorae 
gefchrieben  wurden);  ferner  als  Zeichen  des  tiefen  Sinnes,  dafs  zwei  Fünfecke  die  heilige  Zahl  zehn 
und  zugleich  das  männliche  und  weibliche  Princip  (Gerade  und  Ungerade)  ergeben;  endlich  auch  als 
das  Symbol  der  fünf  Sinne.  Die  Druiden  betrachteten  es  als  Symbol  der  Gottheit,  die  Juden 
gebrauchten  es  als  Symbol  der  fünf  Bücher  Moses.  Das  abergläubifche  Mittelalter  verehrte  dicfes 
Symbol  als  Abwehr  dämonifcher  Geftalten,  auch  als  Zeichen  für  die  Gefundheit  (daher  auf  Wiegen, 
Schwellen,  Thüren,  befonders  Stallthüren)  und  als  Zeichen  des  Heiles.  Das  Pentagramm  ilt  aus 
dem  Fünfeck,  dem  Pentagon  konftruirt. 

6.  Der  quadrirte  Kreis :   h--H  ,   das    chriftliche  Symbol  Gottes  (nimbus  Chrifti);  Einfügung 

des  weltlichen  Kreuzes  in  das  Symbol  der  göttlichen  Macht,  den  Kreis;  auch  ein  altes  heidnifches 
Symbol,  über  welches  nähere  Deutung  nicht  bekannt  ift. 

7.  Das  dreifache  Dreieck:  v.  Yy  ,  altes  Symbol  der  Gottheit,  auch  Amtszeichen  des  Prä- 
laten in  dem  Heerlager  der  Templer;"  es  ift  conftruirt  durch  Einzcichmmg  dreier  gleichfcitiger 
Dreiecke  in  ein  folches  grofses. 

'    I>cnning,  Encyklopätlie  d    Frmr.  Leipzig  1861,  I.  li.nnd,  pag  623. 

-  Lenning,  Encyklopädic  der  Freimaurer,  Leipzig,  1861,  Artikel  Dreieck  (Triangel),  L  Band  pag,  243. 


Studien  über  Stkinmi;  i  /  Zihhen.  29 

8.  Das    Ypsilon:     ^^    ein  mittelalterliches  kircliliclics  Symlx)!   (k;i-   Dreieinigkeit;  bei    den 

I'ythagoraern  angeblich  das  Symbol  des  Lebensweges,  indem  der  untere  Strich  den  Jüngling  vor- 
llellt,  welcher  als  Mann  zwei  Wege,  den  der  Tugend  oder  den  des  Lafters  wandeln  kann. 

9.  Das    Tau       j       ein  Symbol  in  gleichem  Sinne  wie  das  frühere;  zugleich  das  fogenannte 

agyptifche  Kreuz;  auch  fchon  den  Juden  (Ezech.  IX.  4)  als  „Zeichen"  bekannt;  ferner  ein 
Zeichen  der  perfifchen  Mythras-Priefter  und  ein  „Hochgradzeichen"  der  englifchen  Royal-Arch- 
Mauerei  (confr.  Lenning,  II,  164). 

10.  Das   Zeichen    r- j-"  .    Es    wird  diefes   Zeichen    von  den  Engländern   „Fylfot",'   von  den 

Deutfchen  auch  das  Temple'ifen-Kreuz,  das  Gnoftiker-Kreuz,  auch  das  Kreuz  der  Graalsritter 
genannt  und  ift  als  Freimaurermarke  bekannt.  Unbedingt  ift  es  eines  der  alterten  Zeichen,  wie  das 
Pentragramm;  Dr.  Schlicniann  fand  es  auf  den  Thongefchirren  der  alterten  Cultur-Epochen  zu 
Ilios  und  findet  fich  bei  ihm  eine  ausführliche  philologifche  Studie'  über  diefes  Zeichen  vor,  welches 
Max  Müller  Svastika  und  Sauvastika  (je  nachdem  die  Haken  nach  rechts  oder  links  ausgreifen) 
nennt,  und  das  er  als  ein  Glück  weiffagendes  indifches  Zeichen  deutet. 

11.  Der  rechte  Winkel  \_.  Diefes  Zeichen  ift  ebenfalls  uralt,  es  gilt  (nach  Hofftadt)  als 
ein  Symbol  der  Wechfelwirkung,  weil  dieNebeneinanderftellung,  das  Produft,  ein  Dreieck  begränzt 
oder  ein  Viereck,  refpeftive  Quadrat  bildet. 

Allcdicfe  liier  genannten  fynibolijclien  Zeichen  kommen  auch  unter  den  Steinmetz-Zeichen  vor. 
d)  Die  Corporations-Zeichen.  Gewiffe  Corporationen  erkannten  fich  fchon  in  den  früheften  Cul- 
tur-Epochen und  befonders  im  Mittelalter  zur  Zeit  der  extremen  Symbolik  an  gewiffen  figuralen 
Zeichen,  auch  geometrifcher  Form.  Diefe  geometrifchen  Corporations-Zeichen  können  a)  direäe 
unil  b)  indireäe  fein.  Die  direBen  Zeichen  find  die  gleichen  für  alle  Mitglieder  der  betreffenden 
Corporation,  z.  B.  das  Malteferkreuz  für  die  Malteferritter,  das  Pentagramm  für  die  Pythagoraeer. 
Die  indireäen  Zeichen  find  zwar  für  jede  Perfon  anders,  aber  doch  von  folchem  figuralen 
Charakter,  dafs  man  durch  letzteren  die  Zugehörigkeit  zu  einer  gewiffen  Corporation  erkennt, 
z.  B.  die  Zeichen  der  Goldfchmiede,  Bildhauer,  Advocaten,  namentlich  aber  der  Steinmetze. 

II.  Von  den  Bau-Corporationen  im  Allgemeinen. 

Wenn  der  Fachmann  ein  altes  Monumental-Bauwerk  in  Bild  oder  Wirklichkeit  betrachtet, 
fo  erhellt  ihm  eine  unläugbare  That/achc,  nämlich  die,  dafs  folche  Werke,  feien  fie  nun  von  den 
alten  Culturvölkern,  den  Indern,  Affyriern  oder  den  Aegyptern,  oder  feien  i\it  von  den  beiden 
claffifchen  Völkern,  den  Griechen  oder  Römern,  oder  aber  feien  hti  von  den  Byzantinern,  den 
Gothen  oder  den  Arabern  hergeftellt,  oder  aber  rtammen  Wa  aus  der  Zeit  unferer  europäifchen 
jüngeren  Kunrt-Epochen,  alfo  aus  der  Periode  des  Romanismus,  der  Gothik  oder  der  Renaiffance : 
da/s  folche  Werke  ihre  Schule  haben  mu/sten.  Diefe  Schule  mufste  unbedingt  in  Gemäfsheit  der 
Logik  der  Thatfachen  fich  in  dreierlei  Richtungen  äufsern,  nämlich  i.  in  der  Richtung  der  fucceffiven 
Ausbildung  des  jeweiligen  Styles  (kunrtgemäfsen  Form);  2.  in  der  Richtung  der  fucceffiven  Aus- 
bildung der  Conßruäion  (Fundirung,  Bemeffung  der  Stärken  iler  Mauern  für  beftimmte  Höhen  und 
Spannweiten,  Bemeffung  der  Stärke  von  Tragbalken  und  Gewölben,  vind  zwar  je  nach  Porm  und 
Spannweite;  Bemeffung  von  Höhe  und  Stärke  der  Strebepfeiler,  je  nach  .Art  und  Gröfse  des  zu 

'   Dr.  Mothc-s.  Bau-Lexicon.  II.  Band,  pag    loO. 
-   Dr.  Schlitmann,  Ilios;  Leipzig  1881. 

VII.   N.   F.  5 


•50  Franz  Rziha. 

verstrebenden  Druckes  etc.),  und  3.  in  der  Richtung  tler  succeffiven  Ausbildung:;  der  Technik 
(manuelle  Art  der  Ausführung,  Wahl  des  Bauniateriales,  Wahl  des  Bindemittels,  Beachtung  des 
Klimas,  überhaupt  fogenanntes  handwerksgcm'dfses  Vorgehen  im  Sinne  und  der  M'efcnhcit  des 
Slyles  und  der  Caußruflion). 

Das  confequente  Zufammengehen  diefer  drei  Richtungen  ift  es  allein,  welches  zu  dem  Pro- 
ducte  einer  fogenannten  Kunft-Hpoche  im  Bauwefen  führt. 

Wir  Ingenieure  und  Architekten  nun,  die  wir  in  unferem  Lebensberufe  jeder  an  fich  lernen, 
wie  fchwer  es  ill,  felbll  bei  unferen  heutigen  Hilfsmitteln,  den  öffentlichen  Schulen,  der  Literatur 
und  den  bildenden  Reifen  Gutes,  gefchweige  Vollendetes  in  feinem  Fache  zu  leiflen,  wir  fraeen  uns 
in  erfter  Reihe:  Welches  waren  die  Schulen  für  alle  jene  hoch  entwickelten,  in  der  Antike  von  uns 
fogar  noch  nicht  erreichten  Monumental-Bauten :  Und  wir  fragen  uns  hierauf  um  fo  intenfiver,  je 
mehr  wir  erwägen,  welches  unentwickelte  Mafs  von  Mathematik  und  Phyfik  die  Altvordern  zur 
Verfügung  hatten  und  doch  fo  Grofses  leifleten. 

Auf  diefe  fachliche  Frage  gibt  es  nur  Eine  Antwort,  nämlich  die :  dafs  der  mit  der, 
Entwicklung  jedweder  Culturperiode  grofs  werdende  Geifl  der  Menfchheit  auch  das  Ingenium, 
in  unferem  Falle  alfo  durch  dasfelbe  die  Form ,  den  Styl  gezeugt  hat ;  dafs  die  Wiffenfchaft 
die  Conflru6lion,  und  dafs  der  Empirismus  die  Technik  fchuf;  fachlich  gepflegt,  gelehrt  und 
erlernt  aber  konnten  diefe  drei  einander  bedingenden  Theile  der  Baukunft  nur  werden  im 
Kreife  der  fachlichen  Genoff enfchafl.  Die  Schule  mufste  fich  alfo  unbedingt,  eben  fo  wie  heute 
im  Rahmen  der  Gcnoffenfchaft  bezoegcu,  in  welcher  der  Einzelne  Alles  hergibt  für  das  Ganze. 
Aber  weil  in  der  alten  Zeit  die  Schule  nicht  immer  und  überall  im  heutigen  Sinne  öffentlich 
war,  fo  ergab  fich  von  felbft  im  grofsen  Ganzen  die  Abgefchloffenheit  der  fich  allein  genügenden 
und  fich  der  Dienfte  um  die  allgemeine  Cultur  bewufsten  Genoffenfchaft.  Die  Abgefchloffenheit 
war  aber  zugleich  eine  Funftion  der  allgemeinen  Lage  der  früheren  Cultur.  Ein  entwickeltes 
Volk  hält  die  Einzelleiflung  nicht  fo  rtrene  eeheim  wie  ein  unentwickeltes;  daher  zur  Zeit  der 
Antike  ein  gewiffes  Lüften  der  Kenntniffe  der  Baukunfl ;  daher  aber  auch  ein  \'erfchliefsen  diefer 
Kenntniffe  zur  Zeit  des  Mittelalters. 

Und  nun  bleibt  noch  Eines  zu  erwägen,  nämlich  die  Thatfache  in  allem  Wiffen  und  Können, 
dafs  eine  Generation  fich  immer  auf  die  andere  ftützt.  Wenn  die  Cultur  auch  im  ftufenweifen  Em- 
porklimmen fällt,  immer  bleibt  ihr  ein  Vorbild  zum  leichteren  Aufftehen. 

In  der  Baukunft  iff  aber  diefes  Vorbild  von  immeti/er  Wichiigkeit ;  denn  jede  Cultur 
baut,  blickt  alfo  auf  das  vorhandene,  körperlich  exiflirende,  ruhmvolle  Vorbild y/^//i^  und  fachlich 
zurück,  und  kann  im  Sinne  der  werdenden  neuen  Cultur-Epoche  wohl  untl  begründet  die  Form  des 
Bauens,  alfo  den  Styl  verändern,  weil  der  Styl  ja  der  Ausdruck  der  allgemeinen  Cultur  ifl,  aber  fie 
kann  die  Principicn  der  Conßruclion  und  der  Technik  nicht  verändern,  beziehentlich  nicht  ver- 
läugnen;  denn  diefe  Principien  ruhen  auf  unabänderlichen  Naturgefetzen,  deren  Mathematik  fchon 
Pythagoras  und  Ariftoteles  und  im  Sinne  unferer  Zeit  uns  erft  der  unfterbliche  Italiener  Galilei 
gelehrt  hat.  In  einer  Zeit  nun,  nämlich  in  der  vor  Galilei,  wo  das  innere  Spiel  der  Kräfte,  über- 
haupt die  zwei  neuen  Wiffenfchaften  der  Statik  und  Mechanik,  wie  (\i^  Galilei  nennt  und  mathe- 
matifch  durchführt,  fcientififch  noch  nicht  bekannt  waren,  und  wo  die  Literatur  fehlte,  bafirten  die 
Regeln  der  Conflruction  nur  auf  der  Mathematik  geometrifcher  Figuren,  alfo  auf  den  Principien 
der  darflellenden  Geometrie,  und  demnach  die  Bauwiffenfchaft  nur  auf  den  Mittheilungen  diefer 
Principien  von  Mann  zu  Mann. 

Keine  Cultur  erfand  nun  diefe  Principien  für  fich  allein;  jede  empfing  fie  theils  im  faftifchen 
Vorbilde,  theils  im  W^ege  mündlicher  Fortpflanzung  von  den  Vordem.  Das  Medium  aber  für  diefes 
zwar   oft  flockende,   aber  in  der  Tendenz  immer  vorhandene  Weiterfchreiten  des  P'aches  war  die 


Studien  ü\w.k  S  rF.iN.MET/.-/^KicHEN'.  31 

Genoß  cnf eil  aß  der  Haulcute  und  dit:fe  mufstc  oluic  Zweifel  den  Werlh  der  Tradition  um  Tu  höher 
fchätzen,  je  abgefchloffener  der  Geift  der  Zeit,  je  eingefchränkter  der  freie  Fhig  der  Zeit  war. 

Wir  fehen  alfo,  Alles  zufanimenfaffend,  dafs  die  unabänderlichen  Regeln  zu  conßruiren 
und  tcchnifch  auszuführen  im  Rahmen  der  Baukimfl  ununterbrochen  von  Generation  zu  Generation 
gehen  mufsten;'  dafs  fich  wohl  der  Styl,  aber  diefe  Regeln  niemals  ändern  konnt(;n;  dafs  die 
Vollendung  im  Conftruiren  und  im  Handwerke  des  Bauens  fallen  und  fteigen  konnte,  und  dafs 
alles  Wiffcn  und  Können  im  Bauwefen  durch  das  Medium  der  Genoffenfchaft  gehen  mufstc;. 

l'-s  hat  alfo  zu  allen  Zeiten  Bau-Corporationen  geben  muffen,  welche  diefe  Regeln  unauf- 
hörlich weiter  tortpHanzten  und  welche  Corporationen  bei  den  beiden  antiken  Völkern  weniger 
abgefchloffen  waren  als  im  Mittelalter,  in  welchem  fie  zünftig,  ftreng  verfchloffen,  daftanden  untl  in 
Gemäfsheit  der  Verhältniffe  der  Zeit  daflehen  mufsten. 

üiefer  genetifche  Zufammenhang  der  Bau-Corporationen  aller  Culturzeitcn  untereinander 
ifl  für  uns  Fachleute  im  Bauwefen  aufser  allem  Zweifel;  die  fich  im  Laufe  der  jahrtaufende  unauf- 
hörlich an  einander  reihenden  Bauwerke  find  zur  Zeit  unfere  alleinigen  Urkunden.  Gefchichtlich 
ifl  er  im  Sinne  ftrenger  „hißori/chcr"  Wiffenfchaft,  alfo  urkundlich  in  „Sehrißen"  nicht  erwiefen  ; 
aber  wir  gedenken  in  den  vorliegenden  Studien  diefen  Beweis  durch  die  eigene,  auf  uns  über- 
kommene Steinfchrift  der  Bauleute  zu  erbringen;  der  alleinige  Faden  aber  für  diefe  Beweisführung 
ift  der  Charakter  diefer  Schrift  in  Stein. 

Bevor  wir  auf  diefe  Stein/ehrift  und  deren  wiJfenfeliaftlicJten  Charakter  eingehen,  muffen 
wir  aber  die  uns  gefchichtlich  bckanntefle  Bau-Genoffenfchaft,  nämlich  die  deutfche  Bauhütte 
eenerell  betrachten. 


ö 


III.  Von  der  deutfchen  Bauhütte  im  Befonderen. 

Durch  Urkunden  ift  feflgeftellt,  dafs  im  Mittelalter  eine  fromme  Brüderfchaft  von  Bauleuten 
über  das  deutfche  Reich  verbreitet  war,  welche  insgemein  unter  dem  Namen  der  „deutfchen  Bau- 
hütte" bekannt  ifl.  Diefer  Hütte  verdanken  wir  bekanntlich  die  Ausbildung  und  territoriale  Aus- 
breitungf  der  Gothik  in  Oefterreich  und  Deutfchland,  obenan  aber  jene  oregen  den  Himmel  zeigen- 
den  Dome  von  Strafsburg,  Wien,  Köln,  Regensburg,  Ulm,  Prag,  Freiburg  u.  a.,  denen  in  fo 
bedeutfamer  Weife  die  Weihe  der  KunÜ  entftrömt. 

Diefe  Brüderfchaft  der  deutfchen  Steinmetze,  wie  fie  mitunter  auch  genannt  wird,  war  im 
Mittelalter  ein  fachlich  ungemein  mächtiger,  und  ein  geheimer,  und  wegen  feiner  Leiflungen  von 
Fürften  und  von  Volk  gefchätzter  und  geachteter  Bund,  deffen  'Gefchichte  insb(;fondere  aus  drei 
Gründen  eifrig  verfolgt  wird,  nämlich:  i.  weil  die  allgemeine  Cultur-Gefchichte  fchon  im  Generellen 
grofsen  Werth  auf  diefe  Forfchung  legt;  2.  weil  die  Gefehichte  der  Architektur  hienlurch  eine 
wefentliche  Förderung  erfährt,  und  zwar: 

a)   in  Bezug  auf  den  meritorifchen  Zufammenhang  der  deutfchen  IJauhütte  mit  den  »littelalter- 

lichen  Bauhütten  anderer  europäifcher  Länder; 
h)   in  Bezug  auf  die  .{bßanimung  der  deutfchen  Bauhütte,  refpe6live  den  meritorifchen  Zufam- 
menhang der  Genoffenfchaft  der  deutfchen  Bauhütte  mit  den  Bau-Corporationen  der  alten 
Cultur-Völker  in  und  aufserhalb  unferes  Continentes; 

c)  in  Bezug  auf  die  Gefchichte  des  Styles  und  der  einzelnen  P)auwcrke;  und 

d)  in  Bezug  auf  die  Gefchichte  und  Schule  der  einzelnen  Meifler;  endlich 

'  Wir  verweifen  hier  auf  ilie  epochalen  Arlieiten  des  Prof.  Dr.  E  Henszcliiiaiiii:  I.  Tlieorie  des  proportions  appliquees  dans 
l'Architecfture  depuis  la  XII"-'  dynaMie  des  rois  egyptiens,  Paris  1860  ;  2.  \  Szekerfehervdri  äsatdsok  eredmenye,  l'esten  1864,-  3.  Theorie 
der  Verhällnifsbeflimmuns;  in  „Die  Ausgraliungen  des  Erzbifchofes  von  Kalocsa  Dr.  Ludwig  Haynald",  Leipzig  1S73,  pag.  80  IT 

S* 


-*->  F'ranz  Rziha. 

3.  weil  die  dunkle  Gefchichte  des  Freimaurerbundes  hierdurc  h  wilTenfchaftlich  bearbeitet 
werden  kann,  indem  die  Provenienz  diefes  Bundes  in  der  U'erkmauerei  gefucht  werden  muls 

Aus  diefen  Gründen  hat  fich  bereits  eine  fehr  umfangreiche  Literatur'  angefammelt,  nach 
welcher  lieh  die  Gefchichte  der  deutfchen  Bauhütte  wie  folgend  überfichtlich  darfteilen  und  kritifch 
befprechen  läfst. 

'  ./.  Wcfcntlichlle  Frrimaurerlilcratui\  welche  Bezug  niiniiu  auf  die  Hauliütteii:  I.  l'ogfl,  Briefe  über  Kreiiiiauerei,  1785 
2.  Alhrtcht,  Materialieii  zu  einer  kritifchen  Gefchichte  <lcr  Kreimauerei,  Haniburj;,  1792.  3.  F.  A.  Fallott,  Die  Myfterien  der  Freimauerei, 
Leipzig  1848.  4.  Klo/s,  Die  Freimauerei  in  ihrer  wahren  Bedeutung,  Berlin  1855.  5.  Schaiibi-rg,  Symbolik  der  Freimauerei,  Schaffhaufen 
1860 — 1872.  6.  Lfiining,  Encyklupädie  der  Freimauerei,  Leipzig  l8ül.  7.  Findcl,  Gefchichte  der  Freimauerei,  Leipzig  1870  8.  llallhiull- 
Afher,  Die  ältefte  Urkunde  der  Freimaurer  in  England.  Hamburg  1S40.  9.  Aiid,y/oii,  Conftitutionsbuch  der  Freimauerei,  1723.  10.  Hflil- 
manu.  Die  drei  ältellen  Denkmale  der  Freimauerei,  Aarau  1819.  \\.  Schniiätr,  Altenburger  Conllitutionsbuch,  1S03.  12  Arlikft  Frei 
mauerei  in  Meyer's  Converfations-Lexicon. 

B.  Wefentlichfte  Special-Literatur  über  die  BaiihiilUn.  i.  Abbe  Grandidier,  Essay  historique  et  topograpliique  sur  laCathe- 
ilrale  de  Strafsbourg,  17S2.  2  L<xicoii  von  Eifch  und  Grubc-r,  Artikel:  „Bauhütte  und  Collegia."  3.  Dr  ./.  Riichiitjpcrgrr,  Die  Bauhütten 
des  Mittelalters,  Kölner  Doniblait  1S51;  auch  Freimaurcrzeilung  1858,  Nr.  28;  auch  Vortrag  über  „Hauhütlen",  Köln,  J.  P.  Bachem, 
1879.  4.  Stieglitz,  Von  altdeulfcher  Baukunfl,  1820.  5.  Stieglitz,  Die  Kirche  der  heiligen  Kunigunde  zu  Rochlitz,  Leipzig  1829.  6.  Stieglitz, 
Gefchichte  der  Baukunft,  Nürnberg  1829.  7.  Heideloff,  Die  Bauhütte  des  Mittelalters  in  Deutfchland,  Nürnberg  1844.  8  Kaumann,  Uebcr 
die  germanifche  Baukunft,  Goerlitz  1846.  <).  Schuegraf,  Gefchichte  des  Regensburger  Dombaues,  Regensburg  1847,  1S48  und  1858  In 
den  Verhandlungen  des  hiftorifchen  Vereines  für  Regensburg  und  Oberpfalz.  10  //'.  G.  Bleichrodt,  Das  Meifterexamcn  der  Maurer  und 
iiimmerleute,  Weimar  1848.  11.  F.  v.  Qua/t,  Deutfehes  Kuuftblalt,  Leipzig  1852.  12.  Didron  ante,  Annales  archeologique,  Paris 
1850 — 1870.  13.  Dl-.  H.  Luchs,  Bildende  Künftler  in  Schlefien,  Breslau  1863.  14.  Otte,  Handbuch  der  Kunftarchäologie.  Leipzig  1868. 
15.  Schnaafe  Gefchichte  der  bildenden  Künfle,  DüfTeldorf  1866 — 1869.  16.  Prokop.  Die  Baugefellfchaften  des  Mittelalters  und  der 
Neuzeit.  Zeitfchrift  des  öfterreichifchen  Ingenieur-  und  Architekten-Vereines.  Wien  1872.  17.  C.  IV.  Neumann,  Die  drei  Donibau- 
meider,  Roritzer,  Regensburg  1S72  in  den  Verhandlungen  des  hiftorifchen  Vereines  dafelbfl.  18  Kreußr,  Dombriefe,  Berlin  1844. 
19.  Krcu/er,  Kirchenbau,  Bonn  1851  und  1856.  20.  Nu/eher,  Skizze  einer  Culturgefchichte  der  deutfchen  Städte.  21.  //.  Graf  v.  Wälder- 
dorf.  Im  28.  Bande  der  Verhandlungen  des  hiftorifchen  Vereines  von  Regensburg  und  Oberpfalz,  1872.  22.  H-'ilda,  Das  Gildewefen  des 
Mittelalters,  Berlin  1831.  23.  A".  F.  v.  Rumohr,  Ueber  den  gemeinfchaftlichen  Urfprung  der  Baufchulen  des  Mittelalters,  1835.  24.  Kugler, 
Handbuch  der  Kunflgefchichte,  1856 — 1859  -S-  T-übke,  Gefchichte  der  Architektur,  1870.  26.  Jäger,  Die  Würde  des  Steinnietzmeiflers 
Kunftblatt  1833.  27.  Wattenbach- ßenndor/Büdingen,  Paflio  Sanclorum  quatuor  coronatoruni  in  „Unterfuchungen  zur  römifchen  Kaifer 
gefchichte",  Leipzig  1868 — 1870.  28.  IVattetibavh  und  v.  Karajan,  Paffio  quatuor  coronatoruni,  Wiener  Akademie-Berichte  Bd  X,  1853. 
29.  A.  V.  Cohau/en  und  Dr.  E.  Weimer,  Römifche  Steinbrüche,  Darmftadt.  1876.  30.  Dr.  Ilg,  Quatuor  coronati,  Mittheilungen  der  k.  k. 
Central-Commiffion  für  Erforfchung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale,  1872.  liiewel,  Ueber  die  vier  Gekrönten,  Mittheilungen  des  Wiener 
AlterthumVereines,  Bd.  IX,  1865.  32  Artikel:  Bauhütte.  Steinmetzbrüderfchaft,  Steinmetzzeichen,  Baucorporationen  in  Meyer's  Conver- 
fations-Lexikon,  in  Lenning,  Encyklopädie  für  Freimaurer;  in  Dr.  Mothes  Baulexikon,  in  Müller  Mothes,  Archäologifches  Wörterbuch  etc. 
33.  Ueber  Zeichen/prachc  der  Mönchein:  a)  d'Achery;  Spiciley  Tom  I,  pag.  O90,  über,  secund.  consuetudinum  Cluniaceus  :  Cap  IV, 
(vom  Jahre  1840).  b)  Martine;  de  antipu.  Eccl.  rit.  Edit.  Venet.  1783.  ej  Hergott,  Vetus  discipl.  monastica,  Paris  172t).  u;iinrtitutionen 
von  Hirfchau).  34.  Jo/eph  Feil,  Beiträge  zur  älteren  Gefchichte  der  Kunft-  und  Gewerbcthätigkeit  in  Wien,  Wien  1860  (enthält  Ordnung 
der  Tyroler  Steinmetzbrüderfchaft  vom  Jahre  1480  1.  35.  Dr.  J.  Sigharä,  Gefchichte  der  bildenden  Künfle  in  Bayern,  1862.  36.  Anzeiger 
(ür  Kunde  der  Deutfchen  Vorzeit.  (Organ  des  Gennan.  Mufeums  ),i877  37.  v.  Quafl  und  Otte,  Zeitfchrift  für  chriftliche  Archäologie  und 
Kunft,  Leipzig  1856 — 1858.  ■i%.  Merlen% -anA  Lohde  in  Zeitfchrift  für  Bauwefen,  1862  (betrefTend  Kölner  Dombaugefchichte  und  Würde 
der  Meifter).  3g.  Stieglitz,  Archäologie  der  Baukunft  der  Griechen  und  Römer,  Weimar  1801.  40.  Carl  Heim/eh,  Handwerksbrauch  der 
alten  Steinhauer  etc.,  Stuttgart  1872.  41.  Frnß  Fijcher,  Das  Zunftwefen  der  Steinmetzen,  Thonberg-Leipzig,  1S7Ü.  42.  /.  Winzer,  Die 
deutfchen  Brüderfchaften  des  Mittelalters,  GielTen  1859.  43.  Dr.  6>o/y  5£-//a«z,  Zur  Gefchichte  der  deutfchen  Gefellenverbände,  Leipzig 
1877.  44-  Dr.  Ferd.  Jänner,  Die  Bauhütten  des  deutfchen  Mittelalters,  Leipzig  1876.  45.  Hafßadt,  Gothifches  A.  B.  C.  Buch.  1840. 
46.  Otte,  GrundzUge  der  chriftlichen  Kunft  und  Archäologie,  Leipzig  1855.  Otte,  Gefchichte  der  kirchlichen  Kunft  des  deutfchen  Mittel- 
alters, Leipzig  1862.  47.  Mauch,  Die  Münfter  Baumeifter  zu  Ulm,  1870.  48.  v.  Reider,  Bemühungen  der  Deutfchen  in  Erforfchung 
der  Denkmäler,  Bamberg  1841.  48.  G.  Jacob,  Die  Kunft  im  Dienfte  der  Kirche,  Landshut  1870.  50.  Cornelius  Gurlilt,  Ein  Beitrag  zur 
Gefchichte  der  deutfchen  SteinmetzhUtten  im  Archiv  für  die  Sächfifche  Gefchichte,  Leipzig  1878.  51.  Cornelius  Gurlitt,  Vortrag  über 
den  Einflufs  der  RenaifTancc  auf  die  deutfchen  Steinmetzhütten,  in  Deutfche  Bauzeitung  1878,  pag,  415.  52.  Dr.  Di/tel,  1.  Verzeichnifs 
der  Steinmetzmeifter,  und  2.  Meifter  Arnold  im  felben  Archiv,  Bd.  V,  1878.  53.  G.  Freitag,  Aus  dem  Mittelalter,  Leipzig  1867.  54.  Dr. 
Springer,  in  den  Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Coinmiffion  für  Erhaltung  und  Erforfchung  der  Baudenkmale.  1862.  55.  Wiebeking,  Von 
dem  EinflufTe  der  Bauwiflfenfchaftcn  auf  das  allgemeine  Wohl  und  die  Civilifation,  1818.  56  Ilormayr,  Wien,  feine  Gcfciiichte  und  feine  Denk- 
würdigkeiten, 1823—1825.  57.  Fried.  Schmidt,  Vortrag  Über  die  Bauhütten  des  Mittelalters  in  Wochenblatt  des  öfterreichifchen  Ingenieur- 
und  Architekten-Vereines  1876.  58.  Hoppe,  Mittheilungen  über  die  Wiener  Bauhütte  in  Wochenblatt  des  öfterreichifchen  Ingenieur-  und 
Architekten-Vereines  1877.  59.  Wurm,  Mittheilungen  über  die  Wiener  Bauliütte  in  Wochenblatt  des  öfterreichifchen  Ingenieur-  und 
Architekten-Vereines  1877.  60  Der  Wiener  St.  Stephans-Dom,  Wien,  Hartleben,  1878,  pag.  225  ff.  61.  K.  Stadlbaur,  Grabmal  und  Name 
des  Baumeifters  der  St.  Martinskirche  zu  Landshut,  Landshut  1879.  62.  Stock,  Die  Gewerbsgilden  des  Mittelalters,  in  Bülau,  Jahrbuch  für 
Gefchichte  und  Politik,  1843,  ^<^-  I  pag.  353-  63-  Fnnen,  Gefchichte  der  Stadt  Köln,  1869.  64.  B.  Grueber,  Die  Kunft  des  Mittelalters  in 
Böhmen,  Wien  1871  — 1879.  —  Die  Kathedrale  zu  St.  Veit  in  Prag,  Prag  1870.  —  Hauptperioden  mittelalterlicher  Kunftentwicklung  in 
Böhmen,  in  Mittheilungen  des  Vereines  für  die  Gefchichte  der  Deutfchen  in  Böhmen,  IX,  1871,  pag.  195.  —  Die  Junkherren  von  Prag,  in 
Miltheilungen  des  Vereines  für  die  Gefchichte  der  Deutfchen  in  Böhmen,  IV  (l8t)6),  pag.  172.  O5.  J.  J.  Merlo,  Peter  von  Gmünd  in  Organ 
(ur  chriftliche   Kunft,   von  Dr.  v.  Endert,  Köln    1865.   60.  //.  Graf  v.  Walderdorff  iihev  die  Junkherren    von    Prag,   in  Verhandlungen   des 


Studien  über  Steinmetz-Zeichen.  3^5 

A.  Die  Tradition  der  deutfchen  Bauhütte. 

Die  deutfche  Bauhütte  rühnu  fich  traditionell  eines  ungemein  hohen  Alters  ihrer  fachlichen 
Entftehung;  fie  bringt  fich  fchon  mit  fachlichem  Gemeinwefen  aus  der  Zeit  der  Aegyptier,  Affyrier 
und  der  Juden  in  Verbindung  und  bezieht  fich  in  der  letzteren  Richtung  insbefondere  auf  den 
Tempelbau  Salomon's  und  auf  eine,  anläfslich  des  Baues  diefes  (iotteshaufes  beflandene  Bauver- 
einigung unter  dem  Meifter  Adon-Hiram,  dem  Phönikier. 

Thalfachlicli  Inid  in  iler  rirundrifsbildung,  alfo  in  der  conßimcliven  Anordnung  der  chriil- 
lichen  Kirche,  dann  im  Rituale  um!  in  lien  f\mbolifchen  (jewohnhi-iten  der  deutfchen  1  liiue 
Anklänge  an  den  Salomonifchen  Tempelbau  vorhanden  und  haben  BriRler  des  deutfchen  1  iiitten- 
bundes  unter  anderem  auch  die  in  der  Kunflgefchichte  fo  vielfach  befprochenen  beiden 
fymbolifchen  Säulen  „Jachin"  und  „Boaz"  am  Dome  zu  VVürzburg  oftenbar  in  Erinnerung  an  die 
ehernen,  bekanntlich  auch  tlurch  das  Freimaurer-Rituale  fymbolifirten,  beiden  Säulen  vor  dem 
Salomonifchen  Tempel  (I.  Buch  der  Könige,  Cap.  VII,  pag.  21)  aufgeftellt. 

Die  deutfche  Bauhütte  rühmt  fich  weiters  der  Abftammung  von  „Bau-CoUegien",  welche 
muthmafslich  fchon  zur  Zeit  der  Oiechen  und  thatfächlich  bereits  zur  Zeit  der  Römer'  beftanden. 
Unzweifelhaft  läfst  fich  durch  den  Hinweis  auf  die  Gefchloffenheit  der  Pythagoraeifchen  Schule,  auf 
die  hoch  bedeutfamen  baulichen  Leiftungen  der  beiden  genannten  Cultur-Völker,  auf  die  Texte  von 
Vitruv  und  Frontin,  und  insbefondere  auf  die  Gefetzgebung  Conftantin  d.  G.  vom  Jahre  337  und 
den  Jurtin.  Codex  libr.  IV,  tit.  59;  lib.  VI,  tit.  i;  lib.  XI,  tit.  i,  6,  9,  15,  64;  hb.  XII,  tit.  41,-'  die 
Exillenz  von  Vereinigungen  von  Bauleuten,  alfo  die  Quelle  des  Fliefsens  fachlicher  Regeln  und 
corporativer  Gewohnheiten  für  jene  Zeit  annehmen,  aber  eine  ritualc  Herleitung  der  deutfchen 
Hütte  aus  Fachbündniffcn,  welche  bereits  geheime  Statuten  und  beÜimmte  geheime  Gebräuche 
befafsen,  ifl  wiffenfchaftlich,  unferes  Wiffens,  zur  Zeit  noch  nicht  erwiefen  worden. 

Für  eine  uralte  Herkunft  der  deutfchen  Bauhütte,  deren  Inftitution  auch  die  Frömmigkeit 
der  Brüder  zur  Bedingung  machte,  fpricht  endlich  auch  die  Thatfache  der  Anerkennung  von  Schutz- 
heiligen, welche  zur  Zeit  Diocletian's  den  Martertod  erlitten  haben;  die  Bauhütte  verehrt  nämlich 
die  fogenannten  vier  Gekrönten^  als  Patrone,  welche  Gekrönten  Hüttenbrüder  gewefen  fein  follen. 

Nach  dem  Verfalle  Roms  werden  die  Wege  felbfl  der  Tradition  der  deutfchen  Bauhütte 
befonders  unklar,  indem  fie  fich  fcheiden.  Einige  Autoren  neigen  fich  der  Meinung  hin,  dafs  die 
fpätere  urkundliche  Ordnung  der  Dinge  der  Hütte,  von  der  Zeit  der  Römer  ab,  ftets  durch 
J.aieuDieißer  weiter  gepflanzt  worden  fei;  andere  Autoren  meinen,  die  deutfche  Bauhütte  des 
Mittelalters  fei  von  Mönchen  gegründet  und  organißrt  worden. 

Die  wiffenfchaftlichen  Pfleger  des  erftgenannten  Weges  der  Tradition  der  deutfchen 
Hütte  haben  zur  Zeit  nur  indirefte  Beweife,  nämlich:  i.  den  des  Vorkommens  von  Laienmeiftern 
(felbft  bei  Kirchenbauten)  auch  während  iler  erden  chrifllichen  Zeit; '  2.  den,  dafs  die  „Wiffenfchaft" 

Infturifchen  Vereines  für  Regensbuig  etc.,  1872,  pag  163.  67.  Sulph  Boiffercc,  Gefchichte  und  Befchreibung  des  Domes  von  Köln,  München 
iS52.,ü8  Z«(/<7,  Gefchichte  der  mittelalterlichen  Baukunft.  6).  Jahrbücher  und  Millhdlungcn  der  k.  k.  Central-Commiffion  für  Erforfchung 
und  Erhaltung  der  Baudenkmale  ;  Jahrb.  U,  IV,  V;  Mitth.  I,  II,  IV,  VI,  VII,  VIII,  IX,  XI— XIX.  70.  v.  Seebcrg,  Die  Junker  von  Prag  und  der 
Strafsburger  Münflerbau,  Leipzig  1871.  71.  v.  IIciiier-Eitetbergcr-Hiefer,  Mittelalterliche  Kunftdenkmale  des  öfterreichifchen  Kaiferftaatcs, 
Stuttgart  1858.  72.  Dr.  Ambras,  Der  Dom  zu  Prag,  Prag  1858  .  73.  Dr.  L.  Glückßlig,  Der  Prager  Dom  zu  St.  Veit,  Prag  1855.  74.  K.  U\ifs, 
Alt-  und  NeuWien,  Wien  1864.  75.  F.  Keller,  Baurifs  des  Kloflers  von  St.  Gallen  von  S20,  Zürich  1844.  76.  Tfchifchka,  St.  Stephans 
dom  in  Wien  1832  und  Metropolitankirchc  zu  St.  Stejjhan,  1843.  77.  v.  Perger,  Der  Dom  zu  St.  Stephan  in  Wien,  Trieft  1854.  78.  f.  Hör 
niayer,  Tafchenbuch  für  vaterländifche  Gefchichte,  Wien  1829.  79.  Dr.  Marlow,  Die  geheimen  Gebräuche  und  Ceremonien  der  Maurer 
gefeilen,  Hamburg  (ohne  Jahreszahl)  80.  Die  Verbindung  der  Maurergefellen  (anonymi,  Lübeck  1841.  81.  Dr.  E.  Heiiszelmaiin,  Die 
Ausgrabungen  des  Erzbifchofes  von  Kalocsa  Dr.  L.  Ilaynald,  Leipzig  1S73. 

1   Falloti,  pag.  294;   Findet,  pag.  21  ;  Dr.  yaniier,  pag.  3 

-   Falloti  pag.  295,  296. 

•"'  Vide  Literaturverzeichnifs,  B.  Nr.  21,  27,  28,  29,  30,  31,  44. 

■•    Dr.  Springer  in  Mitllifil    ihr  k.  k.  Central ConiniiffKin,   1802. 


-,1  Fkanz   RZIHA. 

von  der  Conßruction  der  Bauten  durchaus  kein  ausfchliefsliches  geiftiges  Eigenthum  der  Mönche 
«yewefen  fein  konnte,  weil  zu  jener  Zeit  auch  nichtchriftliche  Völker  ausgezeichnet  zu  conRruiren 
verftanden  haben  und  hierdurch  die  Beeinflufsung  felbil  von  folchen  Conftructeuren  oft'en  blieb, 
welche  im  Rahmen  der  traditionellen  deutfchen  Hütte  unter  der  Aegide  der  Klöller  gebaut  haben; 
3.  den  indireclen  Beweis,  dafs  Theile  des  Rituales  der  deutfchen  Bauhütte  des  Mittelalters  auch 
aufserhalb  der  Gränzen  des  deutfchen  Reiches  in  dem  PVeimaurerbunde  überall,  und  unter  Völkern 
aller  Religionsbekenntniffe  wiederzufinden  hiul,  uml  dafs  diefc  Ritual-Theile  Anklänge  haben, 
deren  Pflege  in  Klörtern  keinen  Sinn  gehabt  hätte,  vielmehr  geradezu  den  Geift  der  Abfonderung 
von  den  Klöftern  documentirt;  endlich  4.  denjenigen  indireften  Beweis,  dafs  nicht  anzunehmen 
fei,  wie  die  oflenbar  fchon  vor  den  Mönchen  durch  die  Römer  nach  dem  Rheine  und  iler  Donau 
gebrachten  wiffenfchaftlichen  Lehren  von  der  ConllruClion  der  Bauwerke  hier  ausfchliefslich  auf 
Mönche  gefallen  untl  nur  bei  diefen  verblieben  feien. 

Die  anderen,  wiffenfchaftlich  forfchenden  Autoren,  welche  in  fpecie  die  deulfclic  Bauhütte 
als  diretil  aus  d(Mi  Kloflerlchulen  entflammend  anfehen,  notiren  im  Wefentlichen  folgende 
Argumente: 

I.  die  kunftorefchichtlich  erwiefcne  vorzu^sweife  Pllecre  und  Befchirmun«''  der  Wiffenfchaft 
des  Bauens  durch  die  Mönche;  2.  die  hirtorifch  fellgeflelltc  Exillenz  von  Kloller-Baufchulen;  3.  die 
Thatfache  der  Aufnahme  von  Laien  in  diefe  Baufchulen;  4.  die  Thatfache  des  fucceffiven  Hervor- 
tretens  der  Laienmcifter  nacli  Mafsgabe  des  Zurücktretens  der  Mönche  von  dem  Baugefchäfte; 
5.  das  Vorhandenfein  von  Anklängen  einiger  Gewohnheiten  und  Gebräuche  der  Hüttenbrüder 
an  die  Regeln  St.  Benedidlis;  6.  der  ausgefprochene  fromme  Geift  in  den  Hüttenordnungen;  und 
7.  die  auf  mönchifchen  Einflufs  verweifende  Thatfache  der  Anerkennung  der  vier  Gekrönten'  als 
ScJiutzJicilige  der  deutfchen  Banliiltte. 

Beide  wiffenfchaftlichen  Wege  laffen  fich  indefs  fofort  wieder  vereinigen,  wenn  man  wiffen- 
fchaftlich beweifen  kann,  dafs  Gebräuche  der  deutfchen  Bauhütte  nach  der  Zeit  der  Mönche,  fchon 
V07'  der  Zeit  derfelben  vorhanden  waren,  diefe  Gebräuche  alfo  parallel  den  Klofterfchulen  gegangen 
find;  es  ift  einer  der  Zwecke  der  vorliegenden  Studien,  diefe  Beweisführung  tlurcli  den  Charakter 
der  Steinmetz-Zeichen  vor  und  nach  der  Zeit  der  Mönche  zu  verfuchen. 

Wenden  wir  uns  der  Chronologie  der  W\.\\.tim-Tradition  wieder  zu,  fo  haben  wir  folgende 
Momente  zu  notiren  : 

1.  Die  Wiener  Meiftertafcl,  welche  im  Sinne  der  neueren  I'"orfclumg"  indefs  wenigflens  bis 
zum  16.  Jahrhundert  aufser  allem  Zweifel  als  apokryph  erklärt  werden  mufs,  datirt  die  Wiener 
Bauhütte  fchon  von  713  an. 

2.  Der  „.luswcis"  der  deutfchen  Steinmetze\  beginnend:  „Mit  Gunft  und  Erlaubnifsl  Gott 
ehre  diefen   Plan   und  Alle,   die  hier  um  uns  flehen!"   läfst    den    Altijefellen  den  Wanderg-efellen 

•  Die  nahe  dem  Lateran  in  Rom  gelegene  Kirche  S.  S.  Quattro  Coronati  ift  vier  unter  Diocletian  gemarterten  Heiligen:  II.  II 
Severus,  .Severianus,  Carpophorus  und  Vi<5lorinus  geweiht;  in  einer  an  diefe  Kirche  und  zu  deren  Dominium  gelmrigen  Capelle,  der  von 
S.  Silveftro,  verehren  die  Sieinmetze  ffcarpellini)  fünf  ebenfalls  gemarterte  Heilige,  welche  Bildhauer  waren,  nämlich  H.  H.  Caflorius, 
Symphorianus,  Nicoftralus,  Claudius  und  Simplicius;  die  erflen  vier  diefer  letztgenannten  fünf  Heiligen  find  die  vier  Gekrönten  der 
deutfchen  Hütte.  Der  Verfafler  diefer  Studien  konnte  an  Ort  und  Stelle  keinerlei  Anklänge  an  die  deutfche  Hütte  (z.  B.  Bilder,  Stein 
melzzcichen  etc.)  auffinden.  Abbildungen  und  .Sculpturen  der  vier  Gekrönten  befinden  fich  am  Grabfteine  des  Meifters  Tenk  (t  I5'3)  zu 
Steyer,   an    der   Wiener  Meiftertafel  Creftaurirt  um   1600);  und   an   der  Kirche   „On  San  Michele"  zu  Florenz;   ferner  nach  J/eiilili'ff  awi 

einem  Bilde  des  Dr.  Campe  zu  Nürnberg;  dann  nach  Slifglilz  an  dem  Denkmale  des  heil.  Auguftin  in  der  Kathedrale  zu  l'avia;  in  der 
Steinmetzhütte  zu  Bafel.  Wir  machen  hier  auf  die  ausgezeichnete,  weil  auf  das  Bauhandwerk  Bezug  nehmende  Studie  des  gelehrten  Oberften 
von  Cohaufen  über  die  vier  Gekrönten  aufmerkfam  (in  „Römifche  Steinbrüche"  von  A.  v.  Cohau/en  und  Dr.  E.  Wörner.    Darmftadt  1876). 

*  J.  F.  V.  Hormayer,  Wiens  Gefchichte  pag.  246  erwähnt,  dafs  diefe  Tafel  um  1600  von  Hunger  nach  älteren  Aufzeichnungen 
compilirl  wnA  1641  durch  Hanns  Ilerftorfer  reftaurirt  wurde. 

'"'  /'.  //  /■'alloii.  Die  Myfterien  der  Freimaurer,  Leipzig  1S48.  pag.  363;  y.  G.  Find,l,  Gefchichte  der  Freim.Tuerei,  Leipzig 
1870.  pag.  794 


SUIMLN    ÜIIKR    S'l'ElNMK  r/.-ZKlCllEN.  35 

fragen:  „Wo  ifl  das  ehrbare  Mauerhandwerk  in  Dmtfcliland  /.wxW  aufgerichtet  worden:"  iM-enuler: 
„Zu  Magdeburg  im  Dome."  AltgefclU;:  „Unter  welchem  Monarchen:"  Fremder:  „Unter  Kaifer 
Karl  II.  im  Jahre  876."' 

3.  Die  Urkunde  von  Efferding  in  Ober-Oefterreich  ddo.  Wien  3.  Juni  i623-  erwähnt,  dafs  die 
deutfche  Bauhütte  fchon  an  fünfhundert  Jahre  alt  (alfo  um  1070  geftiftet)  und  fchon  von  Kaifer 
Barbaroffa  privilegirt  worden  fei. 

4.  Der  Hüttenfage  nach  fei  Albertus  Magnus  (1193  f  1280),  der  Erfinder  des  Achtortes,  der 
Meifler  des  Bauplanes  des  Domes  von  Köln,  und  der  Verfaffer  der  crßcn  Statuten  des  dent/cheji 
Il'üttenbiindes.  Bezüglich  des  „Achtortes"  und  des  Bauplanes  des  Kölner  Domes  ifl  diefe  Sage 
bereits  gründlich  widerlegt,  und  bezüglich  der  Statutenverfaffung  mufs  fie  defshalb  fehr  angezweifelt 
werden,  weil  der  ausgezeichnete  Biograph'  des  Albertus  eine  eingehende  Bcfchäftigung  diefes 
gelehrten  Mönches  mit  der  Architektur  zu  beftätigen  nicht  in  der  Lage  ill. 

5.  Meifter  Erwin  (von  Steinbach:)  am  Münfter  zu  Strafsburg  winl  als  der  erlle  Grofsmeitler 
(Obermeifter)  der  deutfcJien  Bauhütte  gefchätzt,  und  geht  die  Hüttenfage,  dafs  diefe  Strafsburger 
Oberhütte  bereits  um  1275  als  folche  anerkannt  wurde. 

6.  Eine  weitere  Tradition  ift  die,  dafs  Kaifer  Rudolph  von  Habsburg  fchon  1275  eine 
Hüttenordnung  beftätigt  habe.  ^ 

7.  Ferner  meint  die  Hüttenfage,  '  dafs  bereits  Papfl  Nicolaus  III.  im  Jahre  1278  der  Brüder- 
fchaft  der  Steinmetze  zu  Strafsburg  einen  Ablafsbrief  verliehen  habe,  welcher  Brief  von  allen 
feinen  Nachfolgern,  zuletzt  von  Benedift  XII.  (1334 — 1342),  beftätigt  worden  fei. 

8.  Auch  ill  die  Tradition  zu  verzeichnen,  dafs  Kaifer  Maximilian  I.  ein  „Aggregirter"^  des 
Hüttenbundes  eewefen  fei.  Diefe  Tradition  dürfen  wir  für  Wahrheit  erachten,  weil  einerfeits  die 
deutfche  Bauhütte  thatfächlich  Mitglieder  (namentlich  Patrone  oder  Liebhaber'  des  Handwerkes) 
aufnahm,  welche  nicht  arbeiteten,  und  weil  anderfeits  der  Text  des  Theuerdank  lehrt,  dafs 
Kaifer  Max   im  Hüttengebraiiche  bewandert   war;   es  heifst  nämlich   dafelbft:'   ,,  .  .  ®ir  lirr  jung 

^tiöi  JKunig,  Irrnrt  trir  grpriu   mit  ^rm    9>tfltmufrk Tiariiiif  gab  T|mr  ticr  Tfung  iHunig 

rtnttüurt  lEa  fri  mit  lirm  {?ttdinujrrri)  lirru  Ijrtuptgr^riü,  ^do  trft  iu  tirm  luft  tiiia  antirrr  au  tirr 
notturfft,  tiaa  tlritt  lu  ttrr  JP>triTkl)  "öii  urrftintlit  lirv  mrvrlpnarftrr  ujol  lldfa  i£r  tirn  grun'üt 
^rr  paujcrrr  mit  tirm  JÖtflinuicrrl^  grlrrnrt,  uiiti  fargriffrn  Ijat.*'  Maximilian  hat  hch 
alfo  durch  diefe  Rede  bei  dem  Meiller  „aiisiK'eiJoi"  können,  uml  zwar  als  „Griiff'er" .  Man  unter- 
fchied  nämlich  Brüder,  die  fich  als  Grüfser  (Redner)  und  als  „Briefer"  (mit  Schrift)  „ausweifen" 
(legitimiren)  konnten. 

9.  Endlich  ift  noch  die  Sage  zu  erwähnen,  dafs  auch  Herzog  Ruilolijh  I\'.,  iler  Stifter,  ein 
weltlicher  Bruder,  ein  Patron  des  Hüttenbundes  gewefen  fei.  Die  Rudolphinifche  Grabfchrift''  zu 
St.  Stephan  in  Wien,  und  die  durch  die  tlrrichtung  von  St.  Stephan  documentirte  Zuneigung 
Rudolph's  zur  Hütte,  macht  dies  in  hohem  Grade  wahrfcheinlich.  '" 

'    Hillorifch  unrichtig;  der  alterte  Magdeburger  Dom  wurde  963  unter  Kaifer  Otto  I.  gegründet. 

-    C.  W.  Neumann  in  Verhandlungen  des  hiftorifchen  Vereines  für  Regensburg  und  Oberpfalz,  28.  Bd.  (1872)  pag.  91 

3  Dr.  F.  Sighard,  Albertus  Magnus,  Regensburg  1857. 

^  A.  W.  MiilUr  in  Enkyclopädie  vun  Erfcli  und  Gruber;  Kt\ußi\  Dombriefe  pag.  31.J;  Krauß,  Die  drei  alleftcn  Urkunden  elc. 
IV  ,  pag.  216;  Heldmann,  Die  drei  alteflen  Denkmale  etc..  Aarau  1S19,  i)ag.  17g  Ileldmann  bezieht  fich  auf  das  Conftitutionsbuch  der 
Loge  Archimedes  zu  Altenburg. 

5  Conftitutionsbuch  der  Loge  Archimedes  zu  Altenburg  nach  licblmann. 

•>  Dr.  Ferd.  Janiur,  Die  Bauhütten  des  Deutfchcn  Mittelalters,  Leipzig  1870,  pag.  59  Kerner  Fallou,  Die  Myfterien  der  Frei- 
maurer, Leipzig  1848,  pag.  52;  auch  /•Vn^W,  Gefchichte  der  l'"reima:erei  1870,  pag.  68. 

'   Cnfirmations-Urkunde  Maximilians  von  149S. 

*  Wiener  Ausgabe  1775.  pag.  76. 

'-•  Kür/chncr,  Mitth.  d.  k.  k.  CentralCommiffion,  1875,  pag,  93.  Dr.  E.  Befetzny  in  „Die  Sphinx",  Wien  1873. 

1"  Die  Wiener  Bauhütte  (confr.  Fallou  pag.  52)  rühmt  lieh  auch  der  befonderen  Gunft,  die  ihr  Kaifer  Jofcph  II.  durch  Anwohnung 
bei  einer  „Hauptzcelic"  erwiefen  habe. 


-6  Franz  Rziiia. 

B.  Die  urkundlich  erwiefene  Gefchichte  der  deutfchen   Bauhütte. 

1.  Es  ift  kunrtgefchichtlich  allgemein  anerkannt,  dals  (.lic  Kunit  in  Stein  zu  bauen,  refpertivc 
zu  conjlniircn,  in  Deutfchland  bis  zu  Ende  des  lo.  Jahrhunderts  vorzugsweife  durch  die  Mönche 
gepflegt  wurde,  und  dafs  zu  diefem  Zwecke  Klofterbaufchulen  beftanden,  von  denen  die  zu 
St.  Gallen,'  St  Emmeram  in  Regensburg,  zu  Hirfchau  in  Schwaben  unci  zu  Corvey  an  der  Wefer  als 
die  alterten  bezeichnet  werden.  In  diefe  Baufchulen  wurden  dienende  Laienbrüder  und  weltliche 
Arbeiter  aufgenommen,  welche  fchon  zur  Zeit  der  Aebte  Wilhelm  von  Hirfchau  (1080)  und  Mar- 
quart  von  Corvey  (1084)  als  „barbati",  „oblati"  uml  „familiäres"  unter  den  „profeffi"  arbeiteten. 

2.  Es  ift  ferners  kunftgefchichtlich  anerkannt,  dafs  mit  der  Ausbreitung  des  Chriftenthumes 
noriiwärts  der  Alpen  die  Klofterbrüder  fich  immer  mehr  und  mehr  ausfchliefslich  geiftlichen 
Zwecken  widmeten  und  hierdurch  das  Bauwefen  in  Deutfchland  fucceffive  an  die  Laien  überging; 
die  Kunfttrel'chichte  notirt  diefen  Uebertrano-  in  der  Weife,  dafs  fie  das  Ueberhandnehmen  der 
Laienmeifter  im  n.  Jahrhunderte  conftatirt,  und  dafs  fie  verzeichnet,  wie  vom  12.  Jahrhunderte 
antrefancjen  die  mönchifchen  Meifter  bereits  zur  Seltenheit  werden.  Die  Gefchichte  tler  deutfchen 
Bauhütte  charakterifirt  diefe  Periode  dadurch,  dafs  fie  fagt:  ,,dic  Hütte  wurde  weltlich" .  In  die  Zeil 
diefer  Weltlichwerdung;  leet  nun  thatfächlich  die  Tradition  der  deutfchen  Hütte  ihr  llatuarifches 
Werden  als  Geheimbund.  Hierdurch  würde  aber  keineswecrs  ausgrefchloffen  fein,  dafs  die  Geheim- 
brauche  und  geheimen  Conftru6lionsregeln  fchon  früher  unter  den  effektiv  Weltlichen  und  unter 
den  Laienbrüdern  im  Stillen  beftanden  haben;  vielmehr  kann  man  annehmen,  dafs  diefe  geheimen 
Bräuche  und  Kenntniffe  mit  der  fucceffiven  Abfentirung  der  Mönche  (die  wohl  kein  Intereffe  an 
diefen  Geheimniffen  haben  konnten)  einfach  nur  hervortraten. 

Die  Gefchichte  der  deutfchen  Bauhütte  (cfr.  Fallou,  dann  Erfch  und  Gruber)  bezeichnet  die 
Klofterfchulen  von  Hirfchau,  Corvey  und  St.  Emmeram  als  diejenigen,  in  denen  fich  der  Procefs  der 
Weltlichwerdung  der  Hütte  entfchied,  und  nennt  die  fchon  um  1069  oder  1088  zu  Corvey  beftan- 
dene  Brüderfchaft  des  heilio^en  Veit  als  die  definitive  AusCTanofsftelle. 

3.  Hiermit  nahmen  die  frommen  Laienbrüder,  um  mit  Fallou  zu  reden,  Abfchied  von  tlen 
Mönchen;  fie  gründeten  eine  felbftänditre  Genoffenfchaft  oder  Handwerks^ilde  auf  Bafis  von 
Statuten  und  wurden  von  Kaifer  und  Reich  anerkannt,  mit  Privilegien  ausgerüftet  und  dergeftalt 
im  Volke  als  die  ^Jreien  Mmirer"  bezeichnet.  Die  ältefte  diefsfällige  Urkunde  ift  die  von 
Dr.  Reichenfpcrger-  zu  Trier  aufgefundene  Hüttenordnung  vom  22.  06lober  1397.  Es  ftimmt 
dies  mit  der  Zeit,  welche  die  Freimaurer  (confr.  Findel,  Fallou,  Hallizccll  und  Klo/s)  für  ihre 
ältefte  Urkunde,  die  im  Wefentlichen  eine  Hüttenordnung  ift,  angeben,  nämlich  für  die  l'rkuntle 
von  York  1370  refpeclive  1409.  In  diefer  Urkunde  ift  bereits  die  Sage  von  den  „vier  Gekrönten" 
enthalten  und  in  790  Reimverfen  unter  dem  Titel  „Hie  incipiunt  conftitutiones  artis  Gcometriae 
fecundum  Euclidem  etc."  fo  viel  Bezugnahme  auf  das  Bauhandwerk  genommen,  dafs  tür  Bauleute 
gar  kein  Zweifel  entftehen  kann,  wie  diefe  Urkunde  von  einer  Fachgenoffenfchaft  herftammen  mufs, 
welche  wenigftens  ehedem  das  praktifche  Bauhandwerk  getrieben  hat. 

4.  Die  nächft  älteften  Urkunden  überBaugenoffenfchaftsbünde  im  alten  deutfchen  Reiche  find 
die  fogenannten  Wiener  Urkunden;  fie  find  vom  Jahre  1412;  vom  6.  Juni  1430  und  vom  2.  Auguft 
1435  (confr.  Hormayer's  Wien,  1833,  Bd.  V  und  Karl   W'cij's  in  .\ll-  und  Neu-Wien;  1864)  datirt. 

5.  Sodann  kommen  als  chronologifch  nächfte  Urkunden    zu  ntnnen: 

a)  die  Strafsburger  Hüttenordnung  vom  Jahre  1459; 

b)  die  Torgauer  Ordnung  zu  Rochlitz  vom  Jahre  1462; 

■   Ür.  Keller,  liaurifs  von  St.  Gallen  von  820,  Zürich  1844. 

-  Reichotfpergcr,    „Die  Bauhütten  des  Mittelalters",  Kölner  Domblatl    1S51 

■'  Janncr,  Findel,  Fallou,  Stieglitz,  Hormayer,  Heideloff,  Feil,  Graf  WaldcrdurH",  Neumann,  Scluiegraf  und  Gurlitt. 


SrUDIKN    ÜHKK    SlKlNMI' r/  ZkK  IIKN. 


37 


c)    Die  Capitel-Ordiumt:  von  Speyer  vom  Jahre  1464. 
t/)    Die  Capitel-Ordnunj;-  von  Speyer  vom  Jahre  1469. 

e)  Die  Ordnung  der  „Priiderfchafft  der  Steinmetzen  der  GraiTrhall   TmoI"  vom  Jahre  1480. 

f)  Die  Regensburgcr  „Stainmetzen  Ordnung"  vom  Jahre  1514. 
_^j    Die  Sächfifche  St.  Annaberger  Ordnung  vom  Jahre  1537. 

A)   Die  Wiener  A6len  vom  10.  Februar  des  Jahres  1537. 
/)    Die  Wiener  A(5len  vom  4.  September  des  Jahres  1550. 
/•;    Die  Regensburger  Ordnung  vom  Jahre  1555. 
/)   Die  erneuerte  Strafsburger  Ordnung  vom  Jahre  1563. 

///}    Die  verfchiedenen  Steinmetz-  und  Maurer-,  Steiniiauer-  und  Maurermeifter  Ordnungen  von 
Regensburg  aus  den  Jahren  1559,  1616,  1618,  1729,  1731,  1765  und  1794. 

In  den  Ordnungen  a)  bis  ^  j  und  k)  fmd  die  drei  Hütten-Principien :  der  Liebe,  Treue  und 
liilte  der  Brüder  untereinander;  der  fromme  Sinn  der  Bruderfchaft ;  das  Gebot  des  ehrbaren  und 
keufchen  Wandels;  dann  des  Anwohnens  der  heil.  Melle  und  des  Empfanges  der  heil.  Sacramente 
feitens  der  Hüttenbrüder;  ferner  die  Strafen  (Puffen);  die  Theilung  der  Brüder  in  .Meiller,  Parlirer, 
Gefellen  und  Lehrjungen;  des  weiteren  einige  Hüttengebräuche  und  endlich  theilweife  die  Unter- 
teilung aller  einzelnen  deutfchen  Hütten  unter  vier  Haupthütten  und  in  letzter  Inftanz  unter  die 
oberfte  Haupthütte  von  Stralsburg  vorgetragen. 

6.  //o/u'il/i'c/ie  Bejlätioungen  und  Aenderungen  der  Hütten-Ordnungen  fmd  (nach  Heideloff, 
Gurlitt,  Janner  und  Stieglitz)  vorhanden: 

ii)    Vom  Herzoge  Friedrich  zu  Altenburg,  betreffend  Torgau,  vom  Jahre  1464. 
hl   Vom  Kaifer  Maximilian  I.  vom  3.  06lober  des  Jahres  1498. 
c)    Vom  Kaifer  Ferdinand  I.  vom  15.  März  des  Jahres  1563. 
dj   Vom  Kaifer  Maximilian  II.  vom  18.  April  des  Jahres  1570. 

e)  Vom  Kaifer  Rudolph  11.  vom  3.  März  des  Jahres  1578. 

f)  Vom  Kaifer  Mathias  vom  Jahre  1613. 

g)   Vom  Kaifer  F'erdinand  II.  vom  23.  November  des  Jahres  1626. 
Ii)   Vom  Kaifer  Ferdinand  111.  von  den  Jahren  1637,  '643,  1644  und  1646. 
{}   Vom  Kaifer  Leopold  I.  vom  1.  September  des  Jahres  1662  und  1687. 
k)  Vom  Kaifer  Jofeph  II.  vom  12.  Oftober  des  Jahres  1708. 
1 1   Vom  Kaifer  Karl  VI.  vom  13.  Oftober  des  Jahres  1713. 

7.  Eine  weiters  zu  verzeichnende  Thatfache  in  der  Geichichte  des  deutlchen  I  lüttenbundes 
irt  die  des  allmäligen  Verfalles  der  Hütte.  Die/er  Verfall  trifft  innerlich  mit  dem  Aufhören  der 
Gothik  und  dem  Ankommen  der  italifchcn  Renaiffance  tind  än/serlich  mit  hervorragenden 
lulturcllen  EreigniJJen  zufammen.  Als  letztere  nennen  wir  insbefondere  :  die  Trennung  der  Hütten- 
brüder in  katholifche  und  proteftantifche;  den  dreifsigj ährigen  Krieg;  den  Auffchwung  der  Geifter 
von  Italien  und  Frankreich  her;  die  politifchen  Staats-Geflaltungen ;  die  fortfchrittliche  Locker- 
werdung des  Zunftgeiftes;  namentlich  aber  die  Ankunft  der  /\cnaij/ance,  die  Errichtung  öffentlicher 
Baulchulen,  die  Entllehunof  >\^x  Fach- Literatur  feit  der  Erfinduntr  des  Buchdruckes,  und  das  wirth- 
fchaftliche  Auftreten  der  Concurrenz  (Maurermeifter  contra  Steinmetzmeifter)  im  Fache. 

Die  hohe  Morgenfprache  zu  Torgau  vom  Jahre  1462,  dann  jene  von  Bafel  (contr.  Dr.  Janner) 
biete"n  Beweife  für  die  Zerrüttung  des  Bundes  in  Folge  der  religiöfen  Anfchauungen;  die  Urkunde 
von  Wien  betreffend  den  Streit  zwifchen  den  Meiftern  Jörg  Oechfel  und  Pilgram  von  Brunn,  '  und 
die  Wiener  Urkunde  \om  3.  Juni  1623,-'  bieten  nebft  anderen  Aften  Beweife  für  die  Lockerung  des 

'    Hoiinayr,    Hiftorifclies  T;>fcheiibucli,  Wien    1829 

-  Verhandlungen  des  hiftorifchen  Vereines  für  Regensljurg  und  OherpfaU,  Hand  .WVIU.   1872,  pag.  91. 

VII.  N.  F.  t) 


,5  Fkan/  R?iha 

Hundes  durch  VerhältnilTe  der  Concurrenz;  endlich  bieten  die  Regensburger  Acflen '  von  1707  und 
1718  den  Beweis  der  Zerrüttung  durch  allgemeine  lünflüffe  der  Zeit.  Die  genannte  Wiener 
Urkunde  vom  ^.  Juni  1623  betrifft  eine  X'ereinbarung,  in  welcher  fchon  recht  biffig  auf  die  fremden 
Kindrini^din^-^e  zur  Zeit  der  Renaiffance,  nämlich  auf  „die  U'elfchcn"  hingewiefen  wird,  und  durch 
welche  die  läffigen  Hüttenbrüder  fchon  recht  energifch  zur  Ordnung  verhalten  werden ;  der  Wiener 
Text  hcifst  nämlich  diefe  Läffigen  bereits  „Fröttcr  und  Bernlienttey'*  (Faulenzer)  und  „des  Hant- 
luerchs  unredliche  .  .  .  .  " 

Anbetrachts  folcher  Erfcheinungen  des  Verfalles  der  Hütte  treten  mehrfach  Beflrebungen 
für  die  Schaffung  eines  gemeinfamen  Widerflandes  zu  Tage  und  können  als  Beifpiele  hiefür  die 
Wiener  IVkunden  vom  v  Juni  1623  und  vom  20.  Februar  1627  genannt  werden,  aus  deren  Unter- 
fchriften  fchon  das  früher  verpönt  gewefene  Zufammengehen  von  Steinmetz-  und  yJ/a/zr^r-Meiflern 
erkennbar  ift.  Doch  diefer  Verfall  war  nicht  aufzuhalten;  er  wird  acut  mit  dem  Jahre  1671.  Am 
Reichstage  vom  12.  Auguft  diefes  Jahres'  wurde  nämlich  aus  Gründen  der  Staatsverwaltung 
befchloffen  (Sanction  des  Befchluffes  zur  Zeit  noch  unbekannt),  dafs  die  Strafsburger  F^ütten-Ober- 
hoheit,  die  fich  noch  durch  die  Vorladungen  von  Hüttenbrüdern  äufserte,  aufzuhören  habe.  Die 
Befetzung  Strafsburgs  am  28.  September  1681  durch  Montelas  und  die  Einverleibung  der  Stadt 
und  des  Elfafs  an  Frankreich  nahmen  der  deutfchen  Bauhütte  das  Haupt,  obwohl  durch  die  Reichs 
tagsbefchlüffe  ^  vom  16.  März  1707,  vom  13.  Mai  1727  und  vom  28.  Juli  1731  wider  die  Gerichts- 
barkeit des  Meifters  vom  Stuhle  der  Hütte  von  Strafsburg  erkannt  wurde.  Der  Reichstags- 
befchlufs  vom  13.  Juli  1771 '  hob  die  Hütte  als  Corporation  eigener  Privilegien  auf. 

Wir  Bauleute  aber  y:edenken  immerwährend  einer  Inflitution,  die  unfer  Fach  fo  hervor- 
ragend  gepflegt,  fo  Grofses  und  Erhabenes  gefchaffen  und  durch  die  werkthätige  Errichtung  der 
Dome  deutfcher  Baukunft  die  culturellen  Intereffen  in  fchwerer  Zeit  in  Wahrheit  unter  Dach  und 
Fach  gebracht  hat! 

8.  Die  Bauhütte  befleht  formell  noch  zur  Zeit;  dem  Vernehmen  nach  find  etwa  100  Brüder, 
welche  in  Pietät  für  die  Altvordern  die  überkommenen  Refte  der  einfligen  Gebräuche  der  Hütte 
noch  weiter  zu  pflegen  fuchen;  ein  Geheimbund  mit  Privilegien  ifl;  aber  zur  Zeit  abfolut  nicht 
mehr  vorhanden;  auch  ifl;  aus  Gefprächen  mit  einigen,  zur  Zeit  lebenden  Hüttenbrüdern,  refpeftive 
„ausgewiefenen  Steinmetzen"  zu  entnehmen,  dafs  felbft  der  letzte  Reft  der  Traditionen  und  des 
Rituales  arg  gefchwunden  ifl ;  diefer  Refl.  aber  wird  unter  uns  Bauleuten  in  den  Gebräuchen  und 
Redewendungen,  wie  wir  he  Alle  bei  Grund-  und  Schlufsfteinlegungen  und  bei  Feflgelagen  gern 
pflegen  und  üben,  ficher  noch  lange  weiter  klingen. 

C.  Die  Geographie  der  deutfchen  Bauhütte. 

Für  das  Studium  der  deutfchen  Steinmetz-Zeichen  ift  die  Kenntnifs  der  Geographie  der 
deutfchen  Bauhütte  von  Wefenheit,  und  zwar  aus  drei  Gründen:  i.  weil  das  Gefammtgebiet  der 
Hütte  die  allgemeine  Charakteriflik  der  deutfchen  Steinmetz-Zeichen  arrondirt;  2.  weil  die,  aller- 
dings vereinzelten  fremdartigen  Zeichen  im  deutfchen  Hüttengebiete  als  künftlerifche  Invafion 
erkennbar  find;  und  3.  weil  der  fpecielle  Charakter  einzelner  Gruppen  der  tleutfchen  Zeichen  an 
die  innere  geographifche  Eintheilung  der  Hütte  gebunden  ifl. 

Aus  den  Hüttenordnungen,  den  Confirmations-Urkunden,  den  Aclen  über  innere  Hütten- 
flreite    und    den  Meifter-Biographien    einerfeits,    und    aus    der    geographifchen  Verbreitung    des 

'  Verhandlungen  des  hidoriTchen  Vereines  für  Regensliurg  «nd  Oberpfalz,  Band  XVI.  1S55.  pag    188. 

-  Jänner,  pag.  84. 

•"  Jänner,  pag.  85  und  87. 

*  Jänner,  pag.  91. 


SlTDIKN    ÜBER    .StKINMI'.'IV.-Zi'.H  IIKN.  ^9 

gothifchen  Styles  und  feiner  Special-Schulen  nordwärts  von  hallen  und  weilwärts  von  I-"rankreich 
anderfeits,  ^eht  bezüglich  des  allgemeinen  Territoriums  der  deutfchen  Hauhütte  mehrerlei  hervor, 
nämlich : 

1.  Dafs  das  or^anifatorifche  untl  künftlerifche  Gebiet  der  deutfchen  Hütte  von  den 
(illerreichifchen  und  fchweizerifchen  Alpen  im  Süden  bis  zu  der  deutfchen  Küfte  im  Norden,  und 
von  der  mittelalterlichen  Wellgränze  Frankreichs  bis  zu  jener  im  Oden  an  die  türkifchen  und 
ruffifchen  Reiche  gelangt  hat,  wobei  einzelnes  Ausgreifen  der  deutfchen  Hütte  in  fremde  Länder 
indefs  keineswegs  ausgefchloffen  \{\,  wie  ilies  die  Wirkfamkeit  der  deutfchen  Steinmetze  in  Mailand, 
Orvieto  und  in  den  Küftengebieten  derjenigen  Morgenländer  beweift,  welche  von  den  deutfchen 
Kreuzfahrern  beftrichen  wurden; 

2.  dafs  die  organifatorifche  Wirkfamkeit  der  Bruderfchaft  auf  die  Hintheilung  des  ganzen 
Territoriums  in  Gaue,  denen  Haupthütten  vorftanden,  bafirt  war; 

3.  dafs  diefe  Hüttengaue  im  Laufe  der  Zeit  in  Reviere  oder  Sectionen  zerlegt  wurden, 
denen  Oberhütten  oder  HauptzeciLcn  vorftanden,  und  endlich 

4.  dafs  in  den  Hüttengauen,  refpeftive  Sedionen  oiler  Revieren  Unterhütten,  die  gewöhn- 
lichen Hütten  arbeiteten. 

Verfolgen  wir  nun  zunächft  das  urkundliche  Materiale: 

a)  Die  älteße  Hüttenordnunp;  vom  fahre  J^jg  bezeichnet  die  Eintheilung  der  ganzen  Hütte 
in  vier  Hüttengaue,  nämlich  in  die  von  Strafsburg.  IVicu.  Hern  und  Köln,  und  fpecificirt  die  Gaue 
folgend:  ,,Dii8  ift  tido  lE>rbirtt,  tirtö  gnn  J^trofaburg  grljört,  maa  nbiurntiig  Her  (Hufrl  unti 
/Frankrnlant  unU  am  Diüringrriürtlt  imti  iPtibrnbrrg  unt^  an  lica  l^rrtum  grii  ifrrtrttrn,  unn  iEiatcttni 
faia  goii  ö^lm,  unn  (l^lmbia  goit  /Hugfpurg,  uiilJ  unn  jKugfpurg  farft  an  tirn  jKtirUjrrg'  (/HrHjcrg?) 
uwX-,  an  ujrlfdjlant;  /IHrirrurv  laut  unH  Diüringrn  unti  ipialjfaljrim  lant;  /Frankfurt  x\w\  l]rffrn  lant 
unli  fturlj  J&r})iuDltrnlanl:  tiaa  fol  grl)Dvfam  fin." 

Itcm:  ,,/IHriftrr  Inrrnti  JP>panning,  (H^rrkmriftrr  tira  ißaura  z\\  ^ant  Steffen  i}y  (Hrni, 
tirm  Ißcljört  i}x:  iamparh,  ip»trrrn,  öSrrrklmfrn,  ü^ngrrn  aua  unH  tiir  D^nnau  abijin." 

lu-iii\  „/(Hriftrr  J?»trffan  Hjurlirr,  iPuujrmriftrr  ^n  Xnwi  urnrrnrirn  iu  iPrrn  fol  allein  "öaa 
l5rbift  in  lirn  iPTtgcnolTtn  Ijabfn." 

Man  merkt  alfo  fchon  die  InHuenz  der  politifchen  Geftaltung  der  Schweiz. 

Item:  „/IHciTtcr  iCunrati  uon  iKöln.  mriftrr  titr  l^trfft  Imfrlbft  untj  allr  ftnr  norbkummm 
gliflirr  loifr  fnlflinir  ^ugrljorrn:  Tiaa  iibrigr  grbirt  binabt,  luaa  liD  uff  ipitott  (  lufiteht)  uon  /Fürtirvungr 
unti  Üjültcn,  tiir  in  tirr  iDrlirnungr   fint  olirr  tiariu   kumcn   mörlftrnti." 

bi  Die  Torgau- Rochlitzer  Urkunde  vom  fahre  1462,  dann  die  Vermerke,-  welche  aut  die 
Speyerfchen  Capiteltagc  von  1464  und  1469  Bezug  haben,  bringen  nichts  von  der  Gautheilung ; 
ebenfo  auch  nicht  die  Tyroler  Ordnung  vom  fahre  1480,-  aber  alle  diefe  Urkunden  nehmen  auf  die 
erfte  vom  Jahre  1459  Bezug;  es  ift  alfo,  indireft,  jene  Theilung  in  vier  Gaue  zugeftanden. 

c]  Die  Confirmations-Urkunde  Maximilian  I.  vom  3.  Oktober  des  Jahres  1498,  giltig  {\.w 
Strafsburg,  bezeichnet  fpeciell  den  Gau  von  Strafsburg  als  „der  Rheinftrom  hinab  von  Conitanz 
bis  Coblenz,  abwärts  der  Mofel,  dann  Franken  und  Schwaben." 

d)  Die  Steinmetz-Ordnung  vom  Jahre  1563  unterfcheidet  ebenfalls  vier  Hüttengaue  und 
nennt  das  Gebiet  von  Strafsburg:  abwärts  der  Mofel,  Frankenland,  Thüringerwald,  Löbenburg, 
Bisthum  Eichftetten ,  Ulm,  Augsburg,  bis  an  den  Adelberg  (Arlberg .-)  und  Welfchland,  das 
Meifsnerland,    Heffenland    und    Schwabenland,    dann    das    Gebiet    von    Wien:    Lambach,    Steyer, 

'    Ür.  Janner,  pag.  48,    meinl  hier  üie  FrämonftiaU-nlcr  Abtei  A>lelberg  l)ei  Slultgarl. 
-    Heideloff  und  Dr.   (aiiner 

6* 


•  Q  Fkanz   R/IIIA. 

W'erckhaulen,  Ungarn  und  die  Donau  hinab ;  ferner  das  Gebiet  von  Köln:  das  übrige  Gebiet  hinab  und 
■was  neu  entlieht;  endlich  das  (iebiet  von  Zürich:  mit  Bern,  Bafel,  Luzern,  Schaffhaufen.  St  Gallen 
und  was  fonft  in  der  Schweiz  „autkömmt".  Der  fchweizerifche  Gau  hat  alfo  zwifchen  1459  und  1563 
den  Sitz  feiner  Haupthütte  wohl  aus  politifchen  und  religiöfen  Gründen  '  von  Bern  nach  Zürich 
verlegt.  Diefelbe  Hüttenordnung  vom  Jahre  1563  nennt  auch  22  Orte,  in  tlenen  Hüttenbucher  auf 
liegen,  und  welche  Orl(;  der  Hauplhütle  von  Strafsburg  uiiu-rworfen  fein  J'utUii ,  dieft-  Orte  lind: 
Speyer,  Zürich.  Augsburg,  Frankfurt,  Ulm,  Heilbronn,  Blaffenburg  (Pleffenberg:),  Dresden,  Nürn- 
berg, Salzburg,  Mainz.  Stuttgart,  Heidelberg,  bVeiburg,  Bafel,  Hagenau,  Schlettrtadt,  Regensburg, 
Meifenheim,  München,  Anfpach  und  Conllanz.  Diefe  Nachricht  ill  von  grofsem  Intereffe;  a)  weil 
dadurch  die  Exiftenz  von  Unterhütten  erwiefen  i(t  und  |3)  weil  Wien,  Magdeburg ,  Meißen  in  iler 
Aufzählung  der  Unterthänigkeit  unter  Strafsburg  fehlen. 

e}  Zur  weiteren  Kenntnifs  der  Städte,  in  denen  /ich  Hütten  befanden  und  cur  ))iehrcren 
Erkenntnifs  der  Gravitations-Verliältnijfe  der  einzelnen  Haufiihütten  und  Hauptzechen  ilt  auch  ilie 
Aufzählung  jener  Orte  erwünfcht,  aus  denen  die  Meiller  zu  den  Verfammlungen  (Capiteln. 
Morgenfprachen,  Meiflertagen)  kamen.    In  diefer  Richtung  ill  Folgendes  zu  bemerken: 

1.  Auf  dem  Tage  zu  Regensburg,  dem  25.  April  1459,  waren  Meißer  anwefend  aus:  Strafs- 
burg, Wien,  Paffau,  Landshut,  Kfslingen.  Kreuznach,  Brunn  (?),  Salzburg,  Conftanz,  Bern.  Amberg, 
Bafel,  Ingelftadt,  Ochfenfurt,  Poppingen,  Hafsfurth,  Kempten,  Graz,  Weiffenelbe  (?)  und  Weiffen- 
burg;  aus  Sachfen  und  dem  Meifsnerlande  waren  kei^ic  Meifler  gekommen;  auch  der  Regens- 
burger Meirter  Roritzer  fehlt.  Aufserdem  waren  C^efellcn  anwefend  aus:  Strafsburg,  Bafel, 
Lambach,  Mainz,  Heidelberg,  Rottweil,  Paflau,  I-!fslingen,  Ifclil,  Ochfenfeld,  Lützelrtein,  „Kem- 
motten"  (Kempten  (r),  einer  aus  den  Niederlanden,  aus  Ockel  (Aachen:),  Landshut,  einer  \i>n 
der  Elf  eh. 

2.  Auf  dem  Tage  von  Torgau  (1462) ,  welcher  wegen  der  Specialverbindiing  einer 
fächffchcn  Hütte^ibrüderfchaft   einl:)erufen   wurde,    macht  fich  eine  Bedeutung  der    Magdeburger 

Hütte  bemerkbar;  es  waren  dort  verfammelt  Meifler  aus:  Magdeburg,  Halberlladt,  Hildesheini, 
Mühlberg  und  Merfeburg,  ferners  Meifler  aus  dem  Meifsnifchen,  dem  Voigtland,  aus  Thüringen  und 
dem  Harze.  Im  Jahre  1518  wird  die  Magdeburger  Hütte,  wie  wir  fotort  fehcn  werilen,  fchon  eine 
Hauptzeche,  Haupthütte  genannt. 

;.  Wecren  eines  Hüttenllreites'  der  St.  Annaberger  Hütte  im  Meifsnifchen  wider  die 
Magdeburger  Hütte,  die  nunmehr  gleich  der  Würzburger  Hütte  als  eine  Hauptzecke,  wenn  nicht  gar 
fchon  als  eine  Haupthütte  erfcheint,  und  welche  Magdeburger  Oberhütte  die  Strafsburger  oberllen 
Hüttenrechte  aufrecht  zu  erhalten  bemüht  war,  verfammelten  fich  die  renitenten  Steinmetze-Hütten 
vom  26.  Juli  1518  zu  St.  Annaberg;  es  waren  dies  Leute  aus  dem  Mei/snifchcn,  aus  Schießen, 
aus  Böhmen  und  der  Laußtz,  zufammen  14  Meifter,  3  Pariire  und  22  Gefellen,  alfo  39  Hüttenbrüder. 
Die  Namen  der  Meifler  find:  i.  Hans  Schickentantz,  Meifter  zu  Dresden,  2.  Hans  von  Torgau, 
Meifter  zu  Schneeberg,  3.  Benedix  Rued,  Werkmeißer  zu  Prag  (Benes  von  Laun  :),  4.  Jacob  von 
Schweinjurt,  5.  Paul  Babft  von  Rochlitz,  6.  Gregor  Rudinger  von  Rochlitz,  7.  Wenzel  Rofskopf  von 
(/örlitz,  Vertreter  von  Schlefien,  8.  Wolf  von  Kamenz  und  zu  Bautzen,V ertreter  der  Nieder-Laufitz, 
9.  Jörg  von  Maulbronn  aus  Brüx,  10.  Jörg  Sckremle  von  Koniotau,  11.  und  12.  Martin  Lindermann 
und  Fabian  von  Rotenburg,  beide  aus  Chemnitz,  13.  Lorenz  Löffler  von  Chemnitz  und  14.  Hans 
Göntter  von  Oberndorf  {bei  Komotaufj.  Unter  den   drei   Pariiren  waren:   i.  Peter  von  Schweinfurt 

'    Bafeler  Frieden    1499;    1501  — 1513  Beitritt  von  Bafel,  Schaffhaufen  iinrl  Appenzell  zur  EidgeiioPTenfchaft :    i  5  r  5  Marignano  ; 
'S'9— '53'  iiwaingli;  1531  Schlacht  bei  Kappel. 

-   Ourlitt.  in:  Archiv  für  Sächfifche  Gefchichle  1878,  pag    262 


Studikn  i'i!i':k  Si  ki.\mk/i/-Zkii'iikn. 


41 


aus  St.  Annaberg,  2.  Urban  von  Kirchhain  aus  Sclineeberg.  Unter  den  22  Gefellen  waren  :  1.  Nickel 
Titz  von  Cliriiniih,  2.  Conrad  von  Büttigen  aus  ,  iiiiiabcrg  und  ;v  Harteil  von  Ihiilach,  ein  „Laub- 
haucr"  aus  A)inaberg. 

I fcidclolf  brinj^t  pag.  34  bis  46  di<;  Strafsburger  Ordnung  von  1459  und  Anhänge  an  diefe 
Urkunde,  welche  pro  1463  —  1469,  1471  und  1472  gelten,  uml  Meifterbeitritte  zur  Ordnung 
ilocumentiren.  Wir  finden  in  dielen  Zufiitzen  eine  l'o  bed(;utende  Zahl  von  Orten  yenannt,  aus 
tlenen  die  Meiner  herbeikamen,  dafs  die  Anerkennung  der  obi-rllen  Inllanz  von  Stralsburg  vom 
ganzen  deutfchen  Lande  aufser  allem  Zweifel  lieht.  Lhiter  den  Orten  erfcheinen  bei  I Icidcloff  der 
Reihe  nach  und  theils  in  Wiederholung  der  iVüheren  Orte:  Schlettftadt,  Conftanz,  Aachen,  Strafs- 
burg, Erfurt,  Zell  am  Unterfee  (?),  „Allgefsheim",  „Myngoltheim",  Heilbronn,  Bafel,  Lambach, 
Mainz,  Heidelberg,  Rottweil,  Paffau,  Efslingen,  Ifchl,  Ochfenfeld,  Lützenftein,  Kempten,  Landshut, 
Germersheim,  Nürnberg,  Köln,  Heidenheim,  Torgau,  „Lebach"  (Laibach:,  Lambach:],  St.  Gallen, 
„Iffen"  (Füffen:),  Braunfchweig,  Straubing,  „Burtenbach",  „Langersfelt",  „Tuftein",  Byringin", 
„Than",  Coblenz,  Trier,  „Barkhufe",  Schweinfurt,  Weiffenburg,  Hagenau,  Braunau,  Pont  a 
mouffons,  Wertheim,  Baden,  Regensburg,  Steyer,  Winkel,  Nördlingen,  „Rudelnheim",  „Herde" 
(Hörderj,  Helmftedt,  „Werklach",  Stockgarten",  von  der  „Etfch"  (Tyroler).  Schliefslich  bringt 
Heideloff  ein  \  erzeichnifs  von  72  Meiflern  und  34  Gefellen,  die  in  der  Strafsburger  Lade  verzeich- 
net find.  Wir  finden  darin  Meifier  und  Gefellen  aus:  Strafsburg,  Zürich,  Speyer,  Frankfurt, 
Augsburg",  Ulm,  Leipzig,  Schlettftadt,  Heilbronn,  Regensburg,  Colmar,  Salzburg,  Heidelberg, 
Freiburg,  Bafel,  Stuttgart,  Brackenheim,  Landau.  Weiffenburg,  Hagenau.  Sennen,  Werde,  Mainz, 
„Blaffenburg",  Saarbrücken,  liern,  Weilburg,  Landau,  Dresden,  Weyer,  Etlingen  (:),  Stein, 
St.  Gallen,  Rohrfchach,  Merfeburg,  Zell,  Schaffhaufen,  Conftanz,  Biel,  „Brück"  (Brugg  in  der 
Schoder  Brück  an  der  Murf),  Feldkirch,  Reutlingen,  „Andlan",  „Püttingen",  „Bruckenheim", 
„Ipfthoften",  „Uinkelfpiel",  Heidelberg,  Ingolftadt,  Hanau,  Gmünd,  Schaffhaufen,  Bern,  „Bifeneck", 
KalTel,  „Sinfe.x",  „Argen",  Offenburg,  Rottenburg,  Schwäbifch-Hall,  „Siburg",  „Neuburg",  (ienf, 
„Brefsmel",  „Sefferich",  Brunn,  „Arien",  Landsberg,  „Rappoltzwyler" ,  (Rapperswyl:),  „Netzer- 
bolchen",  Wachenheim,  „Bilanz",  Laufanne  und  Worms.  Bei  einzelnen  Gefellen  find  Jahreszahlen 
beigedruckt,  die  zwifchen  1449  und  1573  fchwanken. 

Jl   Zur    Kenntnifs   der    Geographie    der    Hüttenganc    dienen    noch    folgende    urkundliche 
Vermerke. 

1.  In  dem  bereits  erwähnten  Streite  der  Meifsnifchen  Hütten  wider  die  Hauptzechen  von 
Magdeburg,  welcher  .Streit  1518,  alfo  zur  Zeit  der  Reformation  (Luther  1483  f  1546),  acut  wurde, 
war  bereits  ein  Abfall  von  Strafsburg  geplant.  '  Vier  Hütten-Meifter  zu  Dresden,  Leipzig,  Meiffen 
und  Annaberg  feilten  unter  der  Uauptkiltle  von  Dresden  das  Jächfijche  J fa)idwerk  „gleichmeffick 
aller  bruderfchaftt  am  reynftrom,  in  öfterreich  oder  anderfzwo  in  hochteuchen  landen"  aufrichten 
und  ein  wandernder  Gefelle  der  neuen  Hütte  follte  denen  der  anderen  Haupthütten  (Strafsburg, 
Wien  und  Köln)  nach  „auszweifung  der  obgemelten  bruderfchafft  zu  Drefsen"  gleich  geachtet 
werden.  Mit  „ain  duczett  böhmifcher  loffel"  unterftützten  die  Renitenten  beim  Kanzler  Maltitz  ihr 
Anliegen  an  Herzog  Georg  (1500 — 1539)  im  Jahre  1519.  Diefer,  ein  Gegner  Luthers,  wandte  fich 
an  die  Magdeburger  und  verbot  lieh  am  21.  December  1522  „allhie  im  Fürftenthumb  zu  regieren". 
Die  Angelegenheit  verlief  zunächft  durch  Nachgebung  beider  Theile,  jedoch  ohne  nähere  hiftorifche 
Aufklärung;  wir  werden  aber  fpäter  in  den  eigenthürnliclien  Steinmetz-Zeichen  der  „Dresdener" 
Jehen,  dafs  durch  dic/en  Streit  tliatfächlich  der  Keim  für  einen  neuen  fächfifchen  Hüttenbuna 
gelegt  wurde. 

'    Aicliiv  für  Jie  fauhrifclie  Gefchiclue  Bil.  V,  |)ag,  271 


42  Franz  RfiHA. 

2.  Die  Urkunde'  der  II  le/wr  Bauhütte  vom  3.  Juni  1623,  betreffend  die  bis  dahin  herrenlos 
crewefene  Unterhütte  vonHfferding  (Ober-Oellerreich),  fpricht  von  nur  zwei,  feit  BarbarolTa  privilegirt 
orewefenen  Haupthüttcn,  nämlich  Strafsburg  und  Wien.  In  diefer  Urkunde  irt  auch  erwähnt,  dafs 
die  Unterhütten  von    Steyer,  Freifladt  und  Grieskirc/ioi  zu  Wien  gehören. 

3.  Am  Sonntage  Septuagefima  1661  llellt  die  Dresdener  Hütte  an  die  Roclilitzer  eine 
vidimirte  Abfchriff'  der  Urkuntle  tles  Kaifers  Mathias  vom  Jahre  1013  aus,  uiul  nnlcrzeiclini-i  als 
Hauptk'ültc  zu  Dresden. 

4.  Das  Gravitations-Verhältnifs  von  Schießen  '  ill;  lange  Zeit  unklar;  erll  in  tleni  fchon 
erwähnten  St.  Annaberger  Hüttenilreite  (1518)  wird  der  Zugehörigkeit  Schlefiens  zur  Magdeburoer 
und  durch  diefc  zur  Slrafsburger  Hütte  gedacht.  Der  A6ten-Fascikel  der  Liegnitzer  Maurer- 
innung aus  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhundertc-s  beftätiget  diefes  Unterthänigkeitsverhältnifs. 
Um  die  Jahre  1558 — 1587,  tlann  1596  und  1627,  erfcheint  (nach  Dr.  P2.  Wernicke)  Breslau  als 
Hauptzeche. 

5.  Ueber  die  Bauhütte  von  Prag  und  Kuttenberg  hat  Dr.  Palacky  ein  Aftenftück  in  Kutten- 
berg aufgefunden,  welches  im  vierten  Hefte  der  „Pamdtky  archeologicke  1860"  veröffentlicht  und 
von  J.  H.  VVocel  in  den  Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Commiffion  1861,  pag.  107,  überfetzt  wurde. 
Es  betrifft  ein  Schreiben  der  Prager  Altfl'ddtcr  Bauhütte  an  den  Rath  der  Stadt  Kuttenberg  vom 
Jahre  1489,  aus  welchem  hervorgeht,  i.  dafs  gleichzeitig  an  der  Prager  Burg  eine  Bauhütte  unter 
Benes  von  Laun  belland,  2.  dafs  der  Kuttenberger  Hütte  Meifler  Blazek  vorftand,  3.  dafs  die 
Altftädter  Hütte  fich  das  Recht  der  Oberhütte  im  ganzen  Königreiche  zufpricht,  und  4.  dafs  die 
Kuttenberger  Baugilde  wider  den  Meifler  Re\  fl^k  '  \\  ar 

z)  Vermerke  ohne  Urkunden-Citate. 

1.  Heidcloff '  fpriclu  von  einem  allen  l\nn»iciite,  nach  welchem  im  römifchen  Reiche  vier 
Haupthütten  „diefsmal  Aufgericht  feynd"  nämlich  Strafsburg,  Wien,  Zürich  und  Köln.  Die  Slrafs- 
burger und  Züricher  Haupthütte  werden  in  ihrem  geographifchen  Gebiete,  wie  Ichon  oben 
gefchehen,  bezeichnet;  von  der  Kölner  heifst  es,  dafs  fie  anfängt  (anhebt),  wo  der  Rhein  und  Main 
zufammenfliefsen  und  reichen  „abwärts  bis  ins  Niederland"  ;  von  der  Wiener  aber  heifst  es  (fie) 
„hat  ihr  Gebüth  ober  und  Nieder  bayerlantl,  auch  das  Land  ob  der  Ennsz,  Böheimb,  Mähren, 
Steyermarkt,  Kärndten  und  Krain,  und  ganz  nach  der  Donau  obhin". 

2.  Gumpelzhainier  in  feiner  Regensburger  Chronik  erwähnt  des  Regensburger  flürmifchen 
und  tumultuarifchen  Capiteltages  vom  25.  April  1459  als  erftmalige  (?)  Verfammlung  der  Maurer- 
Gefellfchaft,  der  Bruderfchaft  „des  magons  libres  d'Allemagne",  fpricht  von  der  zweiten  Verfamm- 
lung zu  Speyer  (1464),  und  erwähnt,  dafs  die  Strafsburger  Haupthütte  noch  1705  den  Hütten  von 
Xürnberg  und  Dresden  Geldlfrafen  auferlegte. 

3.  Stieglitz'^'  erwähnt  Privilegien,  welche  Karl  IV.  den  Hütten  im  Mei/sner  Lande  ertheilt  habe. 
h)  Conclufionen  und  Fragen. 

I.  Nach  Vorftehendem  ill  anzunt^luncn,  dafs  die  1  laupihütte  zu  Strafsbtirg  das  oberfte 
Hüttenrecht  für  die  u-anze  Dauer  des  l-iundes  oewahrt  hat;  dafs  fic  in  Hiillcnllicitrn  die  dritte 
letzte,  Inflanz  bildete. 

'    Verhandlungen  des  hiflorifchen  Vereines  von  Regensburg  uml  Oberpfalz,  28    Bil.,  paj^.  ql 

'-'  Dr.  yanner,  pag.  97. 

•'■  Dr.  E.  iVernicke,  Schlefiens  Vorzeit,  3.5.  und  34    Bericht;   N    I.aufilzifches  Magazin,  52    Band 

■■   V  Heider-Eittlbergir-Hiejer,  Kunftdenkniale  de»  üfterreiehifclien  Kailerflaales  1,  pai;    181 

'■>   R.  C.  Htideloß,  Die  Bauhillle  des  Mitlclallcrs,   1844.  puy     IJ. 

*   Stieglitz.  Die  Kirche  der  heil    Kunigundc  zu  Rochlitz,  Leipzig  1S29,  pag    15 


SirniFN  Orek  S  ikinmk  iv.  Zkuiikn.  43 

2.  Das  ganze  Hiittenterritorimn  w;ir  in  vier  / /nttengauc  getheilt,  jcdcin  Gaue  (land  eine 
Haupthiitte  vor,  welche  die  zweite  Inllanz  bildete;  diefe  1  lütten  übten,  nach  Andeutungen  hei 
Heideloff,  ihr  Recht  durch  Zufaninientretcn  dreier  hervorragenden  !  iiitlcn,  denen  der  Charakter 
von  Setlioiis-Hütten  oder  Hauptzechen  beigelegt  werden  mufs. 

3.  Die  einzelne  Hütte  war  die  erlle  Inftanz,  hervorragentle  diefer  einzelnen  Hütten  waren 
jene  Hauptzechen,  uml  auf  dielen  lagen  die  „Bücher",  refpeftive  die  Difl;ri6ls-A(5ten. 

4.  Die  Tkeilung  in  vier  Hüttengaue  ill  urkundlich  nur  für  die  Jahre  1459 — 1363  erwiefen. 

5.  Es  entfteht  die  nächlle  Fra^e,  wann  die  Theilung  in  vier  Gaue  begonnen  haber  Darauf 
lafst  fich  zur  Zeit  keine  beftimmte  Antwort  geben;  ein  Hilfsmittel  für  dieje  wichtige  Beantwortung 
muß    in    den    Steinmetz-Zeichen,   diefer  Steinfchrift  der    Hütte,  gefncht    luerdcn :   zveil,    zvic    unr 

fpäter  fehen  werden^  vier  geometrif che  Charaktere  in  den  Zeichen  auftreten,  alfo  offenbar  jeder 
derfelben  einem  Gaue  angehörte.  Zur  Stunde  können  wir  nur  allgemein  annehmen,  dafs  die 
Theilung  in  vier  Gaue  fchon  lange  Zeit  vor  1459  ftattgefunden  hat.  Denn  1.  war  fie  mindeftens  eine 
P'olge  der  territorialen  grofsen  Ausbreitung  der  Gothik,  und  diefe  fand  ja  fchon  im  Anfange  des 
14.  lahrhundertes  flatt;  2.  hat  der  V'orort  Köln  bereits  zur  Zeit  der  Domgründung  und  der  X'orort 
Wien  feine  in  der  Gothik  einnehmende  Stellung  bereits  zur  Zeit  Rudolph  des  Stifters  (1358 — 1365) 
inne  gehabt;  3.  fpricht  die  Individualität  diefes  Monarchen  dafür,  dafs  Wien  mindeflens  zu  feiner 
Zeit  ein  Hüttenhauptplatz  gewefen  iÜ;  4.  fpricht  die  geographifche  Entfernung  von  Zürich,  Wien, 
Köln  und  Strafsburg  fchon  für  eine  fehr  frühe  Gautheilung;  5.  fpricht  die  Tradition,  und,  wenn 
wir  wollen,  die  Urkunde  von  Efferding  für  die  uralte  Hütte  von  W'ien  (Barbaroffa) ;  endlich  6.  ii\ 
anzunehmen,  dafs  in  diefen  vier  Orten  fchon  Sitze  von  Bauvereinigungen  aus  der  Zeit  des  Roma- 
nistnus,  wenn  nicht  gar  fchon  zur  Zeit  der  Römer  beftanden  haben  dürften. 

6.  Die  weitere  Fra^c  ill  tlie,  wann  die  Theilung  in  vier  Gaue  aufgehört  habe.  Nach  allem 
Anfcheine  alsbald  nach  1563.  Das  Hereinbrechen  der  Renaiffance;  die  Concurrenz  der  Maurer- 
meifler  und  der  „Weifchen  Meifler"  ;  der  Proteffantismus ;  der  dreifsigjährige  Krieg;  und  die  atlen- 
mäfsige  Lockerung  des  Bundes  fchon  im  16.  Jahrhunderte:  alles  diefs  läfst  mit  Beftimmtheit 
annehmen,  dafs  fchon  im  Beginne  des  17.  jahrhundertes  die  alte  Gautheilung  verloren  ging  und  die 
Strafsbureer  Hoheit  allein  noch  G(dtuny  hatte.  Beweife  für  diefe  Anficht  liegen  in  der  bereits 
angeführten  Efferdinger  Urkunde  pro  1623,  wo  nur  mehr  zwei  Haupthütten  anerkannt  werden,  und 
in  der  fchon  mehrfach  genannten  Rochlitzer  Urkunde  vor,  worin  fchon  1661  von  der  beflehen- 
den Haupthüttc  von  Dresden  gefprochen  wird,  die  offenbar  aus  dem  glimmenden  Funken  des 
fchon  vorgeführten  Meifsnifchen  Hüttenllreites,  refpeclive  des  angellrebten  fächfifchen  Sonderbundes 
hervorgegangen  ift. 

7.  Eine  fernere  Frage  ift  die  der  Hüttenangehörigkeit  von  Tyrol,  Kärnten  und  Kram. 
Die  Urkunden  von  1459  und  1563  laffen  nämlich  gar  nicht  erkennen,  ob,  refpedive  feit  wann  diefe 
Länder  zu  Wien  oder  Strafsburg  gehört  haben.  Die  Frage  verdient  für  die  Zeit  vor  der  Reichs- 
flellung  W^ien's  ebenfalls  Aufmerkfamkeit.  Zu  bemerken  ift,  dafs  die  von  Feil  veröffentlichte 
Urkunde  pro  1480,  betreffend  die  Tyroler  Ordnung  keinen  Autfchlufs  über  die  Tyroler  Gau- 
angehörigkeit gibt. 

8.  Eine  letzte  Frage  in  dem  Rahmen  tl<;r  Hütten-Geographie  betrifft  die  Gauftellung  von 
Böhmen  und  Mähren,  refpeftive  Prag  und  Brunn.  Der  Strafsburger  Hüttenvermerk,  welchen 
f'Ieideloff  diefsfalls  anführt,  meint,  dafs  diefe  Länder  zum  Gaue  von  Wien  reffortirten,  aber  loann 
diefs  der  Fall  gewefen  fei,  ift  nicht  angedeutet.  Zur  Zeit  der  Blüthe  der  Gothik  in  Böhmen,  alfo  unter 
Karl  IV.  und  zur  Zeit  Rudolph  IV.  hat  Prag  ficher  nicht  unter  dem  Gaue  von  Wien  geftanden,  und 
kann  diefe  Annahme  1.  durch  die  Individualität  diefer  beiden  Fürften,  welche  eigene  Kunftfchulen 
pflegten;   dann  2.  durch   die  ftaatliche  und  3.  durch  die  kirchliche,  der  gothifchen  Kunft  den  Weg 


AA  l'^KAN/     R/IHA. 

bahnende  Pofition'   von  IVa^^  und  Wien  genützt  werden.  X'ielmehr  wird  man  durch  den  Weij.  den 
die  i(othilche  Kunfl  zuirkliclt  machte,  bezüglich  J'ras^'s  auf  die  Abhängi^fkeit  von  Köln  verwiefen  und 
ebenfo  durch  das  biographifche  Materiale  des  Meifters  Peter  von  Gmünd.-    Auch  ili;  bei  der  kunÜ 
gefchichtHchen    Bedeutung    von    Böhmen    überhaupt    und    von    Prag    insbefondere    im    vorhinein 
anzunehmen,  dal's  diefe  Hütte  eine  Hatiptzcclic  war. 

9.  Wir  fehen  alfo,  dafs  die  mit  noch  zu  wenig  Aufmerkfamkeit  behandelte  Geographie  der 
deutlchen  Hütte  fchwierige  Aufgaben  an  die  Archäologen  und  Hifloriker  von  Fach  ftellt ;  wir 
muffen  uns  begnügen  he  nur  anzuregen,  und  vermeinen,  dafs  wefentliche  Hilfsmittel  zu  diefcn 
Löfungen:  i.  in  der  \\\^ox\{z\\-karlo(;;rapliifclicn  Behandlung  der  Krzbisthümer  und  Bisthümer,  (welche 
die  Gränzen  der  Gaue  aller  Wahrfcheinlichkeit  nach  wefentlich  beeinflufst  haben)  und  2.  in  Special- 
lludien  der  Provenienz  der  Steinmetz-Zeichen,  dicfn-  Steinfchrift  der  J/iittettgaiie,  liegen    dürften 

D.  Das  Rituale  der  deutfchen  Bauhütte. 

Fallou,  Dr.  Janner,  Heimfeh  und  Pifcher  machen  uns  mit  dem  Rituale  der  deiitfclien  Bau 
linäc  näher  bekannt.  Es  beftand  a)  aus  beflimmten  Redeweifen  bei  beflimmten  Anläffen;  h)  aus 
der  Art  und  Weife  fich  zu  kleiden  (der  Rock  z.  B.  mufste  durch  die  drei  unterflen  Knöpfe,  und  von 
rechts  nach  links  gefchloffen  fein);  c)  aus  der  Art  und  Weife  zu  blicken,  zu  flehen  {rcchhviiikelif^e 
Stellung  der  Füfse,  rechtwinkelige  Kniebeugung),  zu  gehen  (drei  Schritte)  und  fich  von  einander 
zu  flellen  [im  Kreife,  im  rechten  Winkel,  im  Hütten- Zeichen  etc.);  d)  aus  der  Art  untl  \\  eife 
anzuklopfen,  zu  grüfsen,  zu  danken,  den  Becher  zu  ergreifen,  zu  trinken  und  den  Becher  nieder- 
zuftellen  ;  c)  aus  der  Art  und  Weife  die  Hand  an  den  Körper  zu  legen  und  die  Hand  dem  Bruder 
zu  reichen  oder  den  Wander-Stock  zu  tragen;  fi  aus  der  traditionellen  Art  und  Weife  fymbolifch 
zu  deuten  und  g)  aus  der  Art  und  Weife  des  Bruderzeichens,  des  Steinmetz-Zeichens,  welches  jeder 
Bruder  beim  Freifprechen  zum  (ie/ellcn  erhielt  und  zvelches  er  lefen  (Jymbolifch  deuten)  und 
ßellen  (^eometri/ch  rangiren)  können  mußte.    Diefes   „Stellen"  wird   uns  noch   näher  befchäftigen. 

Zum  Rituale  gehört  ferner  die  Theilung  der  Brüder  in  Mei/lcr,  Parlirer  (Sprecher)  und 
(lefellcn,  in  Aggregirte  (Angefchloffene  oder  Patrone)  und  in  /.aienbrnder.  Die  Brüder  verfam- 
melten  fich  in  Logen  (Hütten)  zu  Capiteln,  Morgenfprachen  oder  Hüttentagen.  Die  Regeln  der 
Bau-Conftrudlion  wurden  gelehrt  und  mufsten  bei  Eid  geheim^  gehalten  werden,  wie  die  rituellen 
Gewohnheiten;  es  waren  diefs  die  fogenannten  „Heimlichkeiten"  der  Hütte.  Ein  Gefetz  der  Hütte 
war  das  Wandern;^  es  heifst,  dafs  jeder  Gefelle,  ehe  er  zum  Meifter  ernannt  werden  konnte,  an 
drei  Werken  gearbeitet,  d.  h.  drei  Reifen  gemacht  haben  mtifste. 

In  religiöfer  Hinficht  verehrten  die  deutfchen  Steinmetze  die  vier  Crekrönten'  (Fefltag 
8.  November)  und  in  weltlicher  Hinficht  die  drei  H'üttenpfeiler.  In  der  Hüttenfprache  find  die  drei 
Hüttenpfeiler,  ohne  welche  kein  weltlicher  und  geifliger  Bau  beliehen  kann,  verfchieden  benannt. 
Meiftens  heifsen  fie;  D\^  Schönheit,  die  Weisheit  und  (Wa  Stärke;  Kaifer  Maximilian  nennt  fie  in 
feinem,  im  Theuerdank  notirten  Examen:  die  A////,  die  Nothdurjt  und  die  Stärke ;  im  .  iusiveife"  der 

'  Präger  Blsthum  973,  Erzbisthiim  1344,  Legatenwürde  für  Reyensburg,  Hamberg  und  .\IeilTen  kiiinml  13Ö4  an  das  Prager 
Erzbisthum;  dagegen  ftelu  IVien  unter  PaflTau,  wird  erfl  1480  lüfchofsfitz  und  1722  Sitz  des  Erzbistliums  IVieii  erfl  unter  Ferdinand  I 
(1526 — 1564)  häufige,  feit  Mathias  und  Ferdinand  II.  beftändige  Kaiferrefidenz 

-  Crueher.  Kunft  des  Mittelalters  in  Böhmen  1879.  ^  Mittheilungen  des  Vereines  für  die  Gefchichte  der  IJeutfchen  in  Böhmen 
1866.  —  Die  Kathedrale  St.  Veit  in  Prag  1870.  —  Ambros,  Dom  zu  Prag  1858.  —  Dr.  L.  Glückfclig,  Prager  Dom  1855.  —  Graf?'.  Wälder- 
dorff,  Verhandlungen  d.  h.  V.  für  R.  und  O.  1872.   •     Hradfchiner  Gerichtsbuch      -  J-  Merlo  und  Endert  Organ  für  chrifti    Kunrt  XV,  1865. 

•'  Bis  zur  Zeit  des  Galiilei  war  die  Technik  überhaupt  Gehcimlehre;  Vauban  übte  fie  noch,  und  Krupp  und  Uchatius  lehren 
heute  noch  geheim 

*   Ilüttcnordnung  vom  25.  April  1459;  bei  Ur.  Jaiiner,  pag.  2O2. 

•'  HUttenordnung  vom  Jahre  1459 ;  ConürmationsUrkunde  Maximilian's  vom  Jahre  1498;  Torgaucr  Urkunde  vom  Jalire  14Ö2: 
Tyroler  Ordnung  vom  Jahre  1480 

•■  Findet,  pag.  694  und  J'aloii  pag.  364. 


Studien  üukk  Sikinmetz-Zkichen. 


45 


deutfchen  Steinni(;lze  heifscn  fie  die  llahrheit,  die  IVeishci/  und  die  Stärke.  Wir  nennen  heute  die 
drei  Pfeiler  jedes  weltlichen  Baues:  den  S/vI,  die  Conßrii^ioii  und  die  'J\cluiik\  aucii  wohl  das 
künfllerifche  Enipfnidcn^  das  M'ijfcn  und  das  Können. 

Die  deutfche  Bauhütte  fymbolifirte  die  drei  Hüttenpfciler  durch  die  drei  ..•..•■-.;., 

IJcIiler    und   durch   die   drei   Perfonen:    ,,Meißer,   Parlirer  und.   (iefelle".    Der 
Gefelle   kann   es  und    ftrebt  nach  dem  IViff'cn,   der  Parlirer  (Obergefelle)  wei/s  / 
und  kann  und  llrebt  nach   tleni  Vollendeten  im  /:iiipßnelen,  der  Meißer  ijl  Ihat-  \ 
fachlich  erß  ein  folcher,  lacnn  er  alle  drei  banlielien  Fordertmgen  umfasst. 

Die  Hüttenbrüder  ,,bauten  aneli  geißig"  den  Tempel  des  Herrn 
(Religiolität,  Charakter);  fie  übten  die  drei  Hüttentugenden:  der  Liebe,  der  Fig.  3.  Confiruaion  des 
Treue  und  der  Hilfe  (Barmherzigkeit).  Sie  wiefen  endlich  ihren  Werkzeugen,  Achtortes  aus  der  foge- 
diefem    täglichen    Brode    der  Baukunft,    erhabene  Deutung    zu:    der  Afaafsflab  !*""i.*'       j'^!,",'^'„.,°," 

o  '  f^  J  J  Itruclion  und    (tyliftifche 

bedeutete  die  weife  Eintheilung  der  Zeit  des  kurzen  menfchlichen  Lebens;  der  Ari.eitmitdemQuadrate.) 
rechte  Winkel  war  das  Zeichen  der  Gefetzlichkeil  und  des  gerechten  Lebenswandels;  das  Riclit- 
fcheit  das  Zeichen  der  Gleichheit  der  Brüder;  der  Zirkel  das  Wahrzeichen  der  gefchloffenen  Brüder- 
fchaft,  alfo  des  „Bundes";  auch  das  Symbol  für  die  Gränzen  des  Wirkungskreifes;  der  Spitzhammer 
endlich  das  Sinnbild  des  Arbeitens  an  ieiner  Seele,  nämlich  das  Weghauen  alles  Rauhen  etc.  Ein 
ganz  wefentlicher  Theil  des  Rituales  war  endlich,  wie  wir  befonders  aus  Hüttenftreiten  wiffen,  und 
fpiiter  noch  fehen  werden,  die  Hochhaltung  des  Ehrenzeichens,  des  fogenannten  Steinmetz- Zeichens, 
und  die  Hochhaltung  der  erlernten  Conflru6lionsregeln.  Letztere  bilden  bekanntlich  das  Funda- 
ment des  Bauens,  den  ,,(Jr7ind"'  des  Baues,  oder  um  hüttenmäfsig  zu  fprechen,  den  ,,(j'rund  des 
Stainwerkes" ,  auch  den  vielberühmten  „Steiftmetz-Grund"  .-  das  höchftc  Ziel  des  Bruders. 

Schliefsen  wir  bei  der  Betrachtung  des  Rituales  die 
leicht  verzeihbare  Neugierde  aus,  halten  wir  uns  von  allem  ver- 
geblichen Grübeln  über  traditionell  gewefene  Symbolik  fern, 
und  nehmen  wir  lediglich  den  Faden  der  Wiffenfchaft  auf,  fo 
gelangen  wir  zu  folgenden  Frkenntniffen: 

1.  Die  Brüderfchaft  der  deutfchen  Steinmetze  fetzte 
Humanismus  in  Collegialität  und  diefe  letztere  in  die  Wiffen- 
fchaft und  Kunft:  des  Bauens  um. 

2,  Die  hüttenmäfsige  Symbolik  der  II  erkzeuge  und  der 
Zahlen  deutet  auf  die  wiffenfchafdiche  Erkenntnis  und  Hoch- 
haltune  des  Fundamentes  alles  Conflruirens,  nämlich  der 
Geometrie  der  Alten.  Der  Zirkel  wies  auf  den  Kreis  und  das 
Kreisflück,  alfo  auf  die  Fähigkeit  zu  runden,  radial  zu  begr'dnzen 
und  proportional  zu  theilen;  der  Winkel  auf  die  conftru6live 
Nothwendigkeit  des  rechten  Winkels  und  des  Senkels;  das 
Richtfcheit  auf  die  conftruftive  Nothwendigkeit  der  geraden 
Linie  hin.  Die  Zahlen  wiefen  auf  die  Vielheit  der  Form,  vor- 
nehmlich auf  Dreieck,  Quadrat,  Fünfeck,  Sechseck,  Siebeneck, 
Achteck  Achtort  (Fig.  3),  Zwölfort  etc.  hin.  Aus  den  drei 
Fundamenten:  Kreis  (Zirkel),  Dreieck  (Triangulatur)  und  Qua- 
drat (Quadratur)  entfpringen  die  vornehmlichllen  gothifchen 
Conftruci;ionen,  und  ohne  Handhabung  von  gerader  Linie,  Winkel, 

Kreis,  Kreisflück,  Dreieck,  Quadrat  und  Vieleck  können  wir  überhaupt  gar  nicht  graphifch  (im 
Gegenfatze  zu  mathematifch)  conftruiren. 

vn.  N.  F.  7 


Fig    4   Conftrucflion  der  Kreuzl)lume  aus 
der  Quadratur. 


6 


46 


Franz  Rziha. 


Diefe  Form  des  graphifchen  Conftruirens  auf  ririind  der  fogenannten  befchreibenden 
Geometrie,  welche  von  griechifcher  und  römifcher  Zeit  her  geübt  und  auch  die  Form  der 
Mathematik  vor  der  Zeit  der  Buchftabenrechnung  und    der  Logarithmen    war,    uni\    welche    die 

Gegenwart  in  der  Form  der  luucrcii  licomctric  Ib  hoch  ausbildet:  diefe 
Form  lies  Conllruirens  nannte  die  deutfche  Bauhütte,  wie  fchon  angedeutet, 
,,dcn  fürnembßen  und  s^crccIUcn  Sein7uetz-(iru7id."  Für  die  Gothik  beftehen 
nun  gewiffe  Schemen  diefes  ,,(, rundes" ,  namentlich  die  Triangiilatnr,  die 
(Quadratur  (Fig.  4  und  5),  der  Dreipass  und  der  Vierpafs\  dann  der  Fünfpafs, 
das  Sechsblatt,  die  Schneuffen,  die  Fifchblafen'  etc.;  und  da  das  Conllruiren 
erll  mit  der  Kenntnifs  diefes  ,,GrHndcs'\  aus  dem  fich  Cinindriff'e,  Aufriffe  und 
Details  zufammenfetzen,  und  erll  mit  der  flatiichen  und  formalen  Behandlung 
aller  diefer  und  anderer  geometrifch  entworfener  Formen  ermöglichet  ill,  fo 
verliehen  wir  den  Werth  der  Symbolik  der  Werkzeuge,  die  auf  dem  Bauriffe 
(der  „Vifinmg")  und  auf  dem  Bauplatze  jene  Graphik  überhaupt  ermöglichen. 
Wir  verliehen  aber  zugleich  das  fogenannle  Geheimnis  des  ,,Steinmetz- 
Grmides" ,  und  heben  die  Wefenheit  des  letzteren  defshalb  fo  hervor,  weil 
das  ganze  I  crftäiidnis  der  Steinmetz-Zeichen,  wie  wir  f|iäter  nachweifen 
werden,  auf  diefer  Erkenntnis  des  Steinmetz-Grundes,  oder  unverblümt 
(refagl  anj  der  Erkenntnis  des  IVerthes  von  Con/lrußions-Schema's  beruht. 

3.  Die  Symbolik  der  drei  f-fnttenpfeiler  und  der  drei  Reifen  erklärt 
fich  wiffenfchaftlich  aus  der  Erkenntnis  der  Nothwendigkeit  des  Entwickeins, 
Erziehens  und  Zufammenwirkens  der  Bauprincipien,  refpeftive  der  menfch- 
lichen  Baukrafte  und  deren  Uebung. 

4.  Die  Geheimhaltung  des  Rituales  und  durch  daslelbe  auch  die  der 
erworbenen  Kenntniffe  verfolgte  die  ehedem  überaus  löbliche  Tendenz  der 
Aufrechthaltung  der  privilegirten  fachgenoffenfchaftlichen  Macht  der  Hütte; 

das  Rituale  hatte  alfo  feinerzeit  volle  Berechtigung. 


Fig   5     Pfeiler  aus  der  Qua 
dralur. 


E.  Refultate  und  Beziehungen  der  deutfchen  Bauhütte. 

Die  Refultate  der  deutfchen  Bauhütte  find  dreierlei:  1.  Die  Vollendung  imd  territoriale 
Verbreitung  der  deutfchen  Gothik,  und  durch  diefe :  die  kunftgefchichtliche,  bedeutfame  fachliche 
Leiftung,  2.  die  Beihilfe  an  der  culturellen  Hebung  der  deutfchen  Lande,  und  3.  die  Erwerbung 
einer  im  Mittelalter  hoch  angefehenen  focialen  Stellung  der  Hütte.  Die  Refultate  alfo  find  glänzende 
und  bleibende  Vorbilder  für  Baugenoffenfchaften  aller  Zeiten;  ihre  nähere  Betrachtung  indefs,  Hegt 
unferem  Zwecke  fern. 

Die  Beziehungen  der  deutfchen  Hütte  find  ebenfalls  dreierlei:  i.  die  zu  den  älteren  Bau- 
Corporationen  und  zu  den  zeitgenöffifchen  Bauhütten  anderer  Länder,  2.  die  zu  den  zeitgenöffifchen 
Zünften  und  3.  die  zu  dem  Freimaurer-Bunde.  Diefe  drei  Beziehungen  muffen  kurz  befprochen 
werden,  weil  fich  aus  ihnen  Aufgaben  des  Sttcdiums  der  Steinmetz-Zeichen  ergeben. 

I.  /leltere  Bau-Corporationen  und  zeitgenöffifchc  Hütten  aufserhalb  des  deutfchen  Reiches. 
Die  Kunflgefchichte  ergibt  die  unleugbare  Thatfache,  dafs  die  deutfche  Hütte  wohl  einen  von 
Weflen  gekommenen  beftimmten  Styl  gepflegt,  aber  die  Bau-Conftruftions-Lehre  und  die  Bau- 
Technik  von  Altvordern  ererbt  und  neben  zeitofenöffifchen,  aufserhalb  den  deutfchen  Landen 
arbeitenden  Hütten  geübt  hat.  Es  ift  alfo  genoffenfchaftliche  Verbindung  nach  unten  und  zur  Seite 
hin  zweifellos  vorhanden  gewefen.  Diefe  coUegiale  Verbindung  ifl  indefs  urkundlich  nicht  ervviefen; 

'    Betreffende  Artikel  in  Molhes  BauLexicon 


Studien  über  Steinmetz-Zeichen.  47 

es  erfcheint  daher  als  eine  Forderung  der  Wiffenfchaft,  dafs  die  in  Stein  gefchriebenc  Schrift  der 
Bauleute  alter  Zeiten  auf  den  Charakter  ihres  Ausdruckes  hin  eingehend  unterfucht  werde. 
Gelingt  es  nämlich,  diefen  Zeichen  einen  gleichen  Charakter  beizulegen,  fo  würde  die  Thatfache  des 
Gebrauches  der  ,,Zeichen"  zu  allen  Zeiten  ein  Beweis  fein  für  eine  gleichmäfsige  Gewohnheit,  alfo 
für  ein  gleichmäfsiges  Rituale  aller  Bauleute  des  Alterthums  und  des  Mittelalters,  al/o  ein  Beweis 
für  die  Wahrheit  des  traditionellen  Alters  der  Hütte. 

2.  Eine  Gilde,  wie  die  der  deutfchen  Bauhütte,  mufste  wegen  ihrer  Leiflungen  und  Privilegien 
tonangebend  für  alle  deutfchen  Gilden  des  Mittelalter  fein.  Die  anderen  Gilden  ahmten  in  der  That 
die  Steinmetz-Bruderfchaft  fowohl  in  Statuten,  wie  in  Gebräuchen  und  wie  im  Machen  von  Zeichen 
nach.  Wir  nennen  die  letzteren  ,,Marken"  und  wiffen,  dafs  Goldfchmiede,  Glockengiefser,  Bild- 
hauer etc.  folche  Marken  ebenfo  gern  gebrauchten,  wie  folche  ganze  Familien  als  Hausmarken 
führten.  Wie  wir  fchon  früher  bemerkten,  find  diefe  Gilden-  und  Hausmarken  den  Steinmetz-Zeichen 
fehr  ähnlich,  es  niufs  alfo  eine  züiffenfcJiaftliche  Studie  über  die  letzteren  auch  zur  Erkenntnis  des 
meritorifchen   Unteifchicdes  zwifchen  folchen  Bürgermarken  und  Steinmetz-Zeichen  führen. 

3.  Die  Bezeichnungen  „Freimaurer,  Freemafon  und  Francmagon",  dann  die  ältelten 
Urkunden  der  Freimaurer,  und  das  aus  den  Freimaurerfchriften  orenüoend  bekannte  Rituale  der 
Freimaurer  kann  nicht  den  mindeften  Zweifel  darüber  aufkommen  laffen,  dafs  diefer  über  die  eanze 
Welt  verbreitete  humaniflifche  Geheimbund  aus  einem  Bunde  von  Werkmaurern  abzuleiten  ill.  Die 
Freimaurer  fragen  fich,  wie  ihre  Streitfchriften  erkennen  laffen,  nur  von  welchem?  Bekanntlich 
e.xifliren  in  diefer  Hinficht  neben  vielen  Spaltungen,  die  zu  verfchiedenen  Syftemen  geführt  haben, 
zwei  Hauptrichtungen:  die  Einen  leiten  den  Bund  her  vom  Anfange  aller  durch  conftruirte  Bau- 
werke charakterillrten  Cultur;  die  Anderen  leiten  ihn  her  von  den  Bauhütten  des  Mittelalters.  Die 
Erfteren  ftützen  fich  auf  heilio  aehaltene  Traditionen,  die  letzteren  auf  den  Wesj  hillorifcher  For- 
fchung,  und  find  diefe  in  der  Lage,  die  beglaubigte  Gefchichte  gerade  der  deutfchen  Bauhütte  zum 
Ausgangspunkte  nehmen  zu  können.  Es  find  daher  im  Interefie  der  Förderung  der  vorliegenden 
Studien  die  Beziehungen  zwifchen  dem  Freimaurerbunde  und  den  Bauhütten  des  Mittelalters,  in 
fpecie  der  deutfchen  Bauhütte,  generell  zu  erörtern. 

Der  Erlfe,  welcher  den  Zufammenhang  des  Freimaurerbundes  mit  der  Steinmetz-Brüder- 
Ichatt  ausfprach,  war  1782  ein  Nichtmaurer,  nämlich  der  Abbe  Grandidier  zu  Strafsburg.  Ihm  folgte 
l'ooel  1785,  Schneider  (1803)  der  Meifter  vom  Stuhle  der  Loge  Archimedes  zu  Altenburg,  dann 
Fefsler  (1812),  Kr  aufs  (1820),  Heldjnann,  Moosdorf  \n  Lenning's  Encyklopädie,  und  neueflens  vor- 
nehmlich Fallou  (1848)  und  Findet  (1870);  für  die  Herleitung  des  F"reimaui-er-Bundes  fchon  aus  der 
Bruderfchaft  römifcher  Bauleute  traten  befonders  Schauberg  (1863)  und  Rebold  ein;  für  die 
Abdämmung  von  ägyptifchen  Bauleuten  engagirte  fich  vornehmlich  Lenior  (1814).  Die  Gefchichte 
der  Freimaurer-Brüderfchaft  aber  urkundlich  bis  über  das  Mittelalter  hinaus  zu  verfolgen'  hat  bis 
jetzt  volUtändig  fehlgefchlagen ,  wir  muffen  daher  an  die  Gefchichte  der  deutfchen  Bauhütte 
anknüpfen. 

Vor  allem  find  hier  folgende  fünf  Thatfachen  hervorzuheben: 

a)  Die  deutfchen  Steinmetze  wurden  wegen  ihrer  Privilegien  anfänglich  freie  Maurer 
genannt.  Der  Name  Freimaurer  ifl  alfo  völlig  gegeben. 

b)  Die  deutfchen  Steinmetze  nahmen  ebenfo,  und  wie  fchon  früher  erwähnt,  „Liebhaber 
des  Handwerks"  auf,  wie  die  englifchen  Steinmetz-Brüder  die  „accepted  masons"  \'  es  gab  alfo 
Laienbrüder  fchon    wie  zur  Zeit    der  römifchen  Bau-Corporationen,^  und   durch  diefe  Laienbrüder 

'    FinJel.  pag.  24. 
'-'  FaUou,  pag.  287. 
*  Jfindel,  pag.  22. 

7* 


48 


Franz  Rziha. 


wurde  aufter  Zweifel  das  Mitbauen  im  geiftigen  Sinne  ein  Grundftock  für  Beflrebungen   aufserhalb 
des  Handwerkes. 

c)  Als  die  deutfche  Bauhütte  zu  verfallen  begann  und  fchliefslich  aufliörte,  begann  und 
entfaltete  fich  der  Bund  der  Freimaurer, '  fie  fagen  der  i-klcktifclic  Bund  d.  h.  der  Bund  der  das 
Handwerk  aufgab  und  an  dem  höchflen  Baue,  dem  geiftigen  Menfchen  weiter  arbeitete. 

d)  Eine  direkte  Beziehung  zwifchen  Freimaurerbund  und  der  Brüderfchaft  der  deutfchen 
Steinmetze  beftand  niemals;  fie  fchied  ja  das  Handwerk  um!  den  Fklektismus ;  diefe  Beziehung 
brauchte  auch  nach  b)  und  c)  nicht  zu  beftehen,  um  einen  Zufanimenhang  zwifchen  jener  Irommen 
Brüderfchaft  und  diefem  humaniftifchen  Bunde  zugeben  zu  können. 

e)  Das  Rituale  der  Freimaurer  und  jenes  der  deutfchen  Steinmetze  find  In  vielen  Stücken 
dasfelbe, "  in  derTendenz  der  Symbolifirung  durchaus  wahlverwandt.  Die  Steinmetzbrüder  haben 
ihr  Rituale  aus  ihrem  (leioerbc  (wenn  auch  durch  Tradition)  hervorgeholt;  ihr  Rituale  mufs  alfo  in 
dem  oberften  Urfprungsorte  älter  fein,  d.  h.  die  Freimaurer  muffen  von  Werkmaurern  abftammen. 
Betrachten  wir  in  wenie  Zügen  das  Rituale  der  Freimaurer '  fo  finden  wir  fofort,  dafs  es  auf  die 
ll'crkniauerci  und  auf  die  Geometrie  (Conftru<5lion)  ganz  denfelben  und  in  vielen  Einzelheiten  auch 
den  ganz  gleichförmigen  Bezug  nimmt,  wie  das  Rituale^  der  Brüderfchaft  der  deutfchen  Steinmetze: 

1.  Die  deutfchen  Steinmetze  arbeiten  in  Hütten,  die  aufserdeutfchen  in  Logen;  die  Freimaurer 
arbeiten  in  Logen. 

2.  Die  deutfchen  Steinmetze  unterfcheiden  Meiller,  Parlier  und  Gefeile,  und  nennen  fich 
Brüder ;   die    Freimaurer  Meifter,  Sprecher  und  Gefelle,  und  nennen  fich  ebenfalls  Brüder. 

3.  Die  deutfchen  Steinmetze  fymbolifiren  Zirkel,  Winkel  und  Richtfcheit;  die  Freimaurer 
genau  fo. 

4.  Die  deutfchen  Steinmetze  machen  bei  den  Aufnahmen  drei  Rundgänge  (die  drei  Reifen), 
die  Maurer  ebenfo. 

5.  Der  Griff  (Handzeichen)  foll  der  gleiche  fein  bei  Maurern  wie  bei  Steinmetz-Brüdern 
(unbekannt). 

6.  Die  Freimaurer  tragen  in  den  Logen  Sc/nir.\,Jc!le,  wie  die  Steinmetze. 

7.  Die  Freimaurer  fchreiten  in  drei  Schritten,  ftellen  Füfse  winkelrecht,  wie  die  Stein- 
metz-Brüder. 

8.  Die  Hüttenfitzung  wird  wie  die  Loge  eröffnet  und  gefchloffen  mit  drei  Hamnier/c/i lägen. 

9.  Die  Logenbrüder  erkennen  die  drei  Baupfeiler,  Stärke,  Weisheit  und  Schönheit;  der 
Lehrling  ftrebt  nach  der  Stärke,  der  Gefelle  nach  der  Weisheit;  der  Meifter  nach  der  Schönheit; 
Stärke  und  Weisheit  führen  zur  Schönheit;  fie  fagen  auch  wie  die  deutfchen  Steinmetzbrüder: 
J >ie  Stärke ßützt  (Technik),  die  Weisheit  erfindet  (Conftrudiion)  und  die  Schönheit  ziert  (Styl). 

10.  In  der  Aufnahmsloge  der  Freimaurer  wird  dem  Aufzunehmenden  von  Geometrie  noch 
nichts  mitgetheilt;  in  der  Gefellenloge  aber  erfcheint  ober  dem  Meifter  vom  Stuhle  der  Buchftabe 
„(i"  ;  diefer  bedeutet  ,,(jeo7netrie"  und  von  diefer  heifst  es:  „Es  ift  Aufgabe  des  Maurers  alle  verwor- 
renen Linien  des.  nach  fo  viel  Richtungen  ftrebenden  Menfchengeiftes  nach  den  Gefetzen  der  ewigen 
Weisheit  in  harmonifches  Zufammenwirken  zu  vereinen."  In  der  Meifterloge  wird  cltir.  zu  Fördern- 
den gefagt.    es    ^n  Aufgabe  des  .Meifters  genaue  RiJJc  zu  entwerfen,    nach    deni;n    die  C^efellen  zu 

•  Die  neuere  Kreiniaucrei  (Mafonei,  Francin;  ^onnerie,  Frecniafon<;ry)  entfleht  nach  der  angezogenen  Literatur  aus  vier- 
WcrkbauhUtten  Londons  1717;  1721  entwirft  Payne  kegul.ilivs,  1723  wird  ein  Gefelzbuch  angenommen.  1766  find  fchon  480  Logen  vor 
banden;  1733  die  erfle  Loge  in  Deutrchland  zu  Hamburg;  die  zu  Braunfchweig  wird  1738,  zu  Berlin  uud  Dresden  1740  und  die  zu 
Leipzig  1741  gegründet;  zur  Zeit  foUen  in  Sooo  Logen  ui.ler  74  Grofslogen  exiftiren. 

-   /■allou  \,g    112—122;    125;   241-284—288;    /•»;</t7  pg.  70. 

"  ^aUou  pg.  103  flf  und  Samarow,  Des  Kronprinzen-Regiment  1880  i.  Bd.  pg.  98,  betreflfend  der  Aufnahme  Friedrich  d.  G. 

♦  FinJ,l    lalloii,    Heimfeh,  Fi/cher,    yaiimr,    Khss. 


Studien  über  Steinmetz-Zeichen.  40 

arbeiten  haben  und  die  (leometrie  wird  ihm  erklärt  an  einem  rechtwinkeligen  Dreiecke  in  der  Form 
des  Pythagoräifchcn  Satzes:  Die  hypothenu/e  ift  die  erfchaffene  Welt,  di\&  fenkr echte  Kathete  der 
Geift  Gottes,  die  Baßs  die  Kraft  Gottes. 

11.  Der  Meifter  vom  Stuhley?/^'/  im  Oßen;  der  Obermeifter  der  deutfchen  Hütte  defsgleichen ; 
im  Often  ftehen  feit  Salomon's  Tempelbaue  die  Altäre  und  Priefler. 

12.  Die  Logenbrüder  fymboliliren  die  Säulen  Jachim  und  Boaz,  die  verfchlungene  Schnur 
und  die  Rofe  (Sinnbild  der  Schweigfamkeit);'  dcutfrhc  Steinmetzbrüder  flehten  jene  Säulen  an 
dem  Dome  von  Würzburg  auf  und  nehmen  beide  letzteren  Symbole  als  Ornamente  auf 

Damit  ill  nun  genugfames  Materiale  gegeben  um  die  fachliche  Wahlverwandtfchaft  des 
Freimaurerbundes  mit  den  VVerkmaurerbünden  zu  kennzeichnen  und  das  Hervorgegangenfein  der 
erfleren  aus  den  letzteren  zu  erklären.  Wenn  alfo  durch  die  wiffenfchaftliche  Erkenntnis  der 
Seinmetz-Zeichen  der  fa6lifche  Zufammenhang  aller  Baugenoffenfchaften,  hinauf  bis  zu  jenen 
Werkmauerern,  die  ihre  Zeichen  in  Griechenland  und  Rom  thatfächlich  hinterlaffen  haben,  ermöe- 
liehet  würde,  fo  käme  auch  wiffenfchaftüches  Licht  in  das  im  Argen  liegende  Traditionswefen  des 
Freimaurerbundes.  In  Rücklicht  auf  diefe  rein  lüijfenfchaftlichc  und,  wie  es  uns  fcheint,  lediglich 
durch  das  Studium  von  Steinmetz-Zeichen  durchführbare  Beftrebung  fei  nochmals  darauf  hinge- 
wiefen,  dafs  es  in  England  und  Amerika  eine  Freimaurerfedle  gibt,  welche  fich  die  ,,Markmafoiis"'  ' 
nennen  und  in  der  jeder  Bruder  eine  „Marke",  alfo  geradezu  das  Aequivalent  des  Steinmetz-Zeichens 
erhält,  und  wäre  es  hoch  intereffant  genaue  Zeichnungen  folcher  Marken  dem  Studium  unter- 
werfen zu  können,  weil  die  Markmafons  zur  Stunde  ihre  diefsfälliu;e  Sitte  nur  der  Sa^e  nach  und 
dadurch  erklären,  dafs  derlei  Zeichen  fchon  von  den  Auf/eherti  beim  Baue  des  Tempels  Saloinonis 
an  die  Gef  eilen  vertheilt  worden  feien. 

'   Das  alte  n^^b  rofa". 

-   Lenning,  II.  Band  (1865)  pg.  277. 


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DAS  MAUSOLEUM  DES  ERZHERZOGS  KARL  II,  VON 

STEIERMARK  IN  SEKKAU, 

Von  JosEi'ii  Wastler. 

IT  einem  220  Meter  über  der  Thalfohle  der  Mur  liegenden  Gebirgsplateau,  zwei  Stunden 
nördlich  von  Knittelfeld,  liegt  das  kleine  Dörfchen  Sekkau  mit  den  weitläufigen  Gebäuden 
eines  unter  Kaifer  Jofeph  II.  aufgehobenen  Chorherrenftiftes  und  einer  ehrwürdigen,  aus 
der  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  ftammenden  romanifchen  Kirche,  welche,  als  Sekkau  der  Sitz  der 
nun  in  Grätz  refidirenden  Bifchöfe  war,  den  ftolzen  Namen  Dom  trug.  Im  Norden  ragen  die  kahlen 
Häupter  des  Zinken  und  Dürnbergs  auf,  der  Blick  nach  Süden  trifft  tief  unten  das  induflriereiche 
Murthal,  von  den  dunklen  Kuppen  der  V^orberge  an  mehreren  Stellen  malerifch  unterbrochen.  Hier 
oben  gibt  es  frifche  Gebirgsluft,  Waldesfchatten  und  ländliche  Ruhe.  Der  Ort  war  wohl  zu  einfam 
und  abgelegen  für  einen  Bifchoffitz,  aber  er  ift  wie  gefchaffen  iür  ein  Mausoleum,  über  welchem, 
fern   vom  Getriebe  der  Menfchheit,  der  Genius  des  Friedens  feine  Fittiche   entfaltet. 

Die  Baulichkeiten  des  Stiftes,  heute  verödetes  Eigenthum  der  Vordernberger  Communität, 
bieten  des  Intereffanten  nicht  viel,  mit  Ausnahme  der  Kirche  und  des  Kreuzganges,  deffen  zwei 
übereinander  hegende  toscanifche  Arcaden,  in  einem  herrlichen  ockergelben  Sandfleine  ausgeführt, 
mit  dem  blauen  Himmel  darüber  uns  mitten  nach  Italien  verfetzen.  In  der  Kirche'  nun,  in  den  zwei 
zu  einer  Capelle  zufammengefafsten  vorderen  Jochen  des  nördlichen  Seitenfchiffes  liefs  der  kunft- 
finnige  Herzog  von  Steiermark,  Erzherzog  Karl  II.  für  fich  und  feine  Familie  ein  koftbares  Maufoleum 
errichten,  welches  in  dem  Reichthum  feiner  Ausftattung  durch  Marmor,  Bronce  und  Stucco,  durch 
Fresken,  Oelgemälde  und  Statuen  mit  den  erften  Werken  diefer  Art  wetteifert.  Wenn  auch  die 
Zeit  der  Erbauung  1587 — 1592  das  Monument  in  einer  ftellenweife  fchon  etwas  überfchwänglichen 
Barokke  entflehen  liefs;  wenn  auch  der  Künftler  der  Marmorfiguren  nicht  vermochte,  feinen  Geflalten 
den  vollen  Adel  der  höchflen  Kunlt  zu  verleihen,  lo  iÜ  ilennucli  in  der  fchwungvuU  concipirten 
architektonifchen  Anlage  des  Ganzen,  in  den  herrlich  ausgeführten  Stucco,  in  der  glücklichen 
Verwendung  koltbarer  Materialien,  in  den  Gemälden  und  in  dem,  was  man  Decoration  nennt,  fo  viel 
Schönes,  Edles  und  Bewundernswerthes  enthalten,  dafs  der  Befucher  der  einfamen  Hochebene 
nicht  nur  vollauf  befriedigt,  fondern  geradezu  überrafcht  ill;,  ein  folches  Kunlljuwel,  ungekannt  und 
von  aller  Welt  vergeffen,  hier  anzutreffen. 

Gegen  das  Mittelfchift  der  Kirche  entfaltet  die  Capelle  eine  inipofante  Architektur.  (Siehe 
Taf.  I.)  Die  Pfeiler  der  beiden  Arcaden  find  unten  mit  einem  durchbrochenen  Schranken  aus 
weifsem  Marmor,  der  auf  einem  Sockel  von  rothem  Marmor  ruht,  gefchloffen.  Darüber  liehen  in 
jedem  Bogen  fünf  fchlanke  verjüngte  korinthifche  Pilafter  aus  weifsem  Marmor  mit  feinen  Reliefs 
und  Incruftationen  aus  anderen  kollbaren  Steinen,  zwifchen  denen  je  drei  Candelaberfäulen  aus 
vergoldeter  Bronce  das  eigentliche  Gitter  bilden.  Der  Fries  des  darauf  luhenden  Gebälkes  ill  durch- 
brochen und  trägt  ein  fchwungvoll  componirtes  Gitterwerk  aus  Bronce.  Ueber  dem  (ianzen  befindet 

'   Abgebildet  und  befchrieben  von  J    Graus  in  der  Zeitfchrift:  „Kircheufchmuck"   1871  und  „iMitlh    der  Cent.  Coram."  1874. 


Das  Maisoi.kum  des  Ek/mekzocs  K aki.  II.  von  STi;ii:Ri\rARK  in  Skkkau. 


51 


fich  je    eine  bis   zur   Kämpferhöhe   der  Bögen   reichende   Attica   aus   Stucco   mit   durchbrochenen 
Feldern,   in  deren  Mitte  fich  ein  Autl)au  mit  mulicirenden  Engeln  erhebt. 

Merkwürdig,  weil  mit  den  Traditionen  der  Renaiffance  gar  nicht  in  Uebereinftimmung,  ill  die 
ungleiche  Behandlung  der  beiden  genannten  Attica-Auffätze.  Der  linke,  architektonifch  ruhiger 
gehalten,  hat  ein  grofses  Mittelfeld  mit  einem  herrlichen  Gitterwerk  aus  Bronce,  ober  dicfem  die 
drei  muficirenden  Engel.  Der  rechte  hat  das  Bronce-Gitter  nietlerer  entwickelt,  dafür  in  der  Mitte 
eine  Cartouche  mit  dem  Portraitkopf  des  Erzherzogs;  die  muficirenden  Engel  find  in  einem  beiweiten 
gröfseren  Mafsltabe  als  tue  früheren  ausgeführt.  Auf  den  drei  Arcaden-Pfeilern  Rehen  rechts  und 
links  die  Apoftel  Petrus  und  Johannes,  in  der  Mitte  ein  Engel,  welcher  die  beiden  Wappen 
Oefterreichs  und  Bayerns,  nämlich  des  Erzherzogs  und  feiner  Gemahlin  Maria  von  Bayern  trägt.  Am 
Friefe  des  Hauptgefimfes  befinden  fich  Löwenköpfe,  welche  Feftons  tragen.  Ganz  oben  find  drei 
riefige  Cartouchen  in  Stucco  angebracht,  überreich  mit  Voluten,  Thierwerk  und  Masken  gefchmückt, 
von  zwei  Löwen  gehalten.  Im  Felde  der  mittleren  befindet  fich,  aus  carminrothem  Seidendamaft 
gewebt,  das  Wappen  Oefterreichs  umgeben  von  denen  der  Kronländer;  die  beiden  anderen  tragen, 
ebenfalls  aut  rothem  Seidengrunde,  den  I  leim  des  Erzherzogs  mit  den  Pfauenfedern  auf  der  einen, 
Schwert,  Dolch  und  Sporen  auf  der  anderen  Seite.  Cartouchen  und  Löwen  präfentiren  fich 
auf  t'inem  oben  von  fünf  Engeln  gehaltenen  Vorhanyr  aus  Stucco,   deffen  P'ond  azurblau  bemalt  ifl. 

Gegen  das  Seitenfchiff  ift  die  Capelle  durch  eine  ähnliche  Schranken- Architektur  abge- 
fchloffen,  wie  gegen  das  Hauptfchiff ;  hier  ift  die  Eingangsthür  angebracht.  Vor  derfelben  befindet 
fich  am  Fufsboden  der  Kirche  der  Eingang  in  die  Gruft,'  durch  eine  gewaltige  Marmorplatte  mit 
fünf  Bronceringen  gefchloffen.  Die  Capellenthür  ill;  von  vergoldetem  Schmiedeeifen  mit  einem 
fchwungvollen  Rankenwerk  in  edelilem  Style.  Ueber  dem  Bogen  der  Thüre  find  wieder  die  beiden 
Wappen,  das  öfterreichifche  und  bayerifche,  in  Marmor  angebracht.  Auf  der  Attica:  in  der  Mitte 
Chriftus  am  Kreuz,  rechts  und  links  die  heilige  Maria  und  Johannes  in  Stucco. 

Das  Innere  der  Capelle  hat  einen  Fufsboden  aus  Rauten  von  weifsem,  rothem  und  fchwarzem 
Marmor.  Zwifchen  den  zwei  Fenftern  fteht  der  koloffale  Sarkophag  aus  denfelben  drei  Marmorarten, 
an  deffen  vier  Ecken  Engel  aus  weifsem  Marmor  knieen  (Taf.  II).  An  der  Bauchung  des  Sar- 
kophages  ziehen  fich  ringsherum  figurale  Reliefs  in  Medaillonform,  die  Paffionsgefchichte  dar- 
ftellend;  der  Fries  aus  fchwarzem  Marmor  trägt  in  gemeffenen Entfernungen  weifsmarmorneWappen- 
fchilde.  Obenauf  befinden  fich  die  liegenden  Geftalten  des  Erzherzogs  und  feiner  Gemahlin,  erfterer 
in  voller  Rüftung,  überlebensgrofs  aus  weifsem  Marmor.  Zu  Häupten  und  zu  F"üfsen  halten  kniende 
Engel  wieder  die  beiden  Wappen. 

Auf  der  Abfidenfeite  befindet  fich  ein  Altar.  Das  Altar-Bild  ift  von  einer  reichen  Stucco- 
Architektur  umrahmt  mit  muficirenden  Engeln,  Putti  und  Masken,  dann  den  Standbildern  der  Apoftel 
Petrus  und  Paulus  zu  den  Seiten.  Die  Architektur  des  Inneren  ill  im  wefentlichen  der  äufseren 
conform.  Die  Pfeiler  haben  an  der  Sockel-Architektur  Felder  aus  fchwarzem  Marmor;  auch  die 
Friefe  der  Pfeiler,  correfpondirend  mit  den  durch  Bronce-Gitter  gefchloffenen  durchbrochenen  Friefen 
der  Schranken,  find  aus  diefem  Material.  Die  FenftergeAvände  und  Gurten  find  mit  Medaillons, 
mit  figuralen  Reliefs  und  plaftifchen  Ornamenten  reich  gefchmückt,  die  Rippen  der  beiden  Kreuz- 
gewölbt: beftehen,  ähnlich  wie  in  der  Farnefina,  aus  plaftifchen  Frucht-  und  Blumenfchnüren.  An  den 
fechs  Punkten,  wo  die  Rippen  aus  den  Pfeilern  heraustreten,  befinden  fich  grofse,  frei  auf  dem  Gefimfe 
ftehende  Engel  aus  Stucco,  welche  die  Rippen  zu  ftützen  fcheinen;  ganz  vortreffliche  Geftalten, 
frei  von  Manierismus.  An  der  linken  Seite  des  vorderen  Fenfters  ift  eine  Marmortafel  angebracht, 
welche  die  beiden  Künftler,  den  Maler  und  Architekten  des  Werkes  namhaft  macht,  des  Inhaltes: 

'  In  derfelben  ruhen  Erzherzog  Karl  II.  (delTeii  Gemahlin  Maria  wurde  im  Maufoleum  ihres  Sohnes  Ferdinand  II.  in  Grätz 
beigefetzt),  dann  drei  Söhne  und  drei  Töchter  derfelben.  endlich  ein  Sohn  und  eine  Tochter  Ferdinand  II. 


-2  J-  VVasti.er. 

„PictorTheodorus  Gylliis  Statuarius  ac  fiinul  Anat^lyptes  Alexander  deVerda  Hisce  artificiis  operam 
dedere  MÜLXXXVIII". 

Der  Reichthum  der  Architektur  und  des  plaftifchen  Schmuckes  der  Capelle  wird  durch  die 
Malereien  wefentlich  unterftützt.  Das  Altarbild  In  Oel  rtellt  die  Transfiguration  dar.  Zwifchen  den 
Fenftern  ober  dem  Sarkophag  hängt  ein  grofses,  die  ganze  Wand  einnehmendes  Oelgernälde  des 
Inhaltes:  „Lallet  die  Kleinen  zu  mir  kommen,"  an  welchem  unter  den  Figuren  des  Volkes  die  Por- 
träts des  Erzherzoüfs  und  feiner  Gemahlin  zu  erkennen  find.  Weitaus  das  bedeutendfte  an  Malerei 
find  die  vier  in  Oel  gemalten  Fvangclillen  an  den  Pfeilern:  links  vom  Sarkophag  Johannes,  rechts 
davon  Lucas;  links  an  der  Altar-Nifche  Matthäus,  rechts  Marcus.  In  den  Laibungen  der  vier  Langs- 
gurten  befinden  fich  je  drei,  alfo  im  Ganzen  zwölf  Medaillons,  in  welchen  Engel,  die  Marterwerk- 
zeuge traofend,  in  Oel  gemalt  find. 

Die  acht  Kappen  der  Kreuzgewölbe  und  die  zwei  runden  Felder  am  Gewölbsfchluffe  find 
mit  Fresken  gefchmückt.  Im  vorderen  Kreuzgewölbe  find,  gleichfam  als  Fortfetzung  der  über  dem 
Altare  fchwebenden  Kngelsglorie,  muficirende  Kngel  in  Wolken  dargeftellt,  welche  in  allerdings 
etwas  ftark  übertriebenen  Stellungen,  auf  den  Wolken  baumelnd  fich  ihrer  Thätigkeit  hingeben. 
Das  runde  Mittelfeld  enthält  Gott  Vater.  Das  Kreuzgewölbe  gegen  den  Eingang  hat  im  Mittelfelde 
die  aufwärts  fchwebende  Madonna,  in  den  vier  Kappen  liehnden  lieh  je  drei  Apoftel,  welche  der 
auffchwebenden  Jungfrau  theils  fehnfüchtig  nachblicken,  theils  in  lebhaften  Geflen  deren  Auffahrt 
verfolgen.  Es  ifl  alfo  eigentlich  die  Himmelfahrt  Mariens  dargeftellt,  nur  hat  dvr  Künftler  den  Platz 
des  zwölften  Apoftels  durch  Chriftus  felbfl  ausgefüllt,  welcher  in  der  Stellung  der  Verklärung 
gegen  feine  himmlifche  Mutter  hinanweift.  Diefe  Gewölb-Freskcn  find  nach  Correggio's  Weife  in 
vollkommener  Darunterficht  gemalt.  Von  Maria  z.  B.  fieht  man  die  untere  Fläche  des  über  den 
Wolkenrand  hinausragenden  Fufses,  und  von  deren  Kopf  nur  Kinn,  Wangen  und  das  vorftehende 
Nafendreieck.  Diefe  Darunterfichten  find  übrigens  meifterliaft,  mit  vollftändiger  Beherrfchung  der 
Perfpective  gezeichnet. 

Was  den  künftlerifchen  Werth  diefes  Maufoleums  anbelangt,  welches  in  Bezug  auf  die 
Pracht  und  den  Reichthum  der  Decoration  kaum  ein  Seitenftück  in  Oefterreich  haben  dürfte,  fo 
müfsten  wir  allerdings  den  Stab  darüber  brechen,  wenn  wir  mit  dem  Mafsftabe  der  A^?/_^/^r'fchen 
Schule  meffen  würden,  einer  Schule,  die  jede  Ueberfchreitung  der  reinen  claffifchen  Formen  mit 
dem  Bann  belegte  und  die  ganze  Barokzeit  als  äfthetifch  kaum  discutirbar  hinftellte.  Heute  aber, 
wo  die  hyperftrenge,  vom  kühlen  Norden  ausgeganganeKunftkritik  felbft  fchon  manche  Conceffionen 
macht,  heute,  wo  fo  manche  Künftler  fogar  mit  Be.vufstfein  und  künftlerifcher  Ueberlegung  zur 
Baroke  zurückgreifen,  wo  das  allgemeine  Kunftgefühl  nicht  melir  unempfindlich  ift  gegen  jene 
unleugbaren  Schönheiten,  welche  felbft  in  dem  oft  und  viel  gefchmähten  Zopf  fich  finden,  heute 
können  wir,  ohne  Befürchtung  Anftofs  zu  erregen,  dem  Werke  feine  Geltung  laffen. 

Ift  auch  in  den  Cartouchen  und  dem  Volutenwerk  des  Guten  etwas  zu  viel  gefchehen,  fo 
fchreiben  wir  das  auf  Rechnung  einer  zu  üppigen  Phantafie;  aber  wir  müfien  geftehen,  dafs  eben 
diefe  Phantafie  auch  fchwungvoll  zu  concipiren  verftand.  Dafs  die  Fagade  ein  decoratives  Pracht- 
ftUck  ift,  wird  kaum  jemand  leugnen,  noch  weniger  aber,  dafs  das  feine  Detail,  befonders  in  Eifen 
und  Bronce  von  ebenfolcher  Reinheit  des  Styles  als  bezaubernder  Anmuth  ift.  Der  Baumeifter 
Alexander  Verda,  wahrfcheinlich  aus  Ober-Italien,  „Stain  und  Pildthauer,"  wie  er  in  den  Urkunden 
genannt  wird,  war  jedenfalls  auch  ein  tüchtiger  Architekt.  Aeufserft  gewandt  in  der  Technik  des 
Stucco,  leiftete  er  auch  im  Figuralen  in  diefem  Material  vorzügliches,  wie  die  fechs  P2ngel  an  den 
PVuchtfchnüren  beweifen.  Der  Sarkophag  rührt,  wie  wir  fpäter  urkundlich  beweifen  werden,  von 
dem  BW dhauer  Sebaßian   Car/ott'  her.    Auf  dem  Mittelpfeiler  der  Seite  des  Hauptfchiffes  befindet 

'  Die  von  Dr.  //^'  im  3.  Hefte,  lid.  5  (1879)  rlcr  „Mittheilungen"  veröffentlichte  Namenlifte  der  Kunfllcrfaniilie  Carlon  können 
wir  hier  um  diefen  einen  Namen  vermehren. 


Das  Mausoleum  des  Erzherzogs  Carl  II.  von  Steiermark  in  Sekkau.  53 

fich  eine  Infchrift  auf  Stein,  des  Inhaltes:  „Sebaflian  Carlen  hanc  bafilicam  circumpofitis  parergis  et 
imaginibus  illuflravit  hocque  scpulchrum  infcrius  erectum  fecit  1595."  Carlen  hat  mit  Unter- 
brechungen in  der  Zeit  von  1589 — 1599  in  Sekkau  gearbeitet,  das  „ringsum  gelegene  Beiwerk" 
([jarerga)  fcheint  fich  auf  Arbeiten  in  Stucco  zu  beziehen,  die  er  nach  dem  Abtreten  Verda's  zur 
Ergänzung  und  VervoUlländigung  des  Ganzen  ausführte  und  unter  den  imagina  hat  man  offenbar 
die  Marmorbildwerke  des  Sarkophages  zu  verflehen.  Diefe  letzteren  find  ungleich  an  Werth. 
Während  die  vier  Engel  zu  Füfsen  des  Sarkophages  prächtig  und  fchwungvoll  componirt  fiml, 
haben  die  wappenhaltenden  Genien  plumpe  Formen.  Die  beiden  Geflalten  des  Erzherzogs  und 
feiner  Gemahlin  find  nicht  ohne  Befangenheit  in  der  Behandlung,  die  Gefichter  ziemlich  aus- 
druckslos.  Für  das  Schwächte  halten  wir  die  figurenreichen  Reliefs  am  Sarkophag,  die  Paffion 
darllellend,  welche  wahrfcheinlich  von   der  Hand  eines  Gehülfen  herrühren. 

Auch  die  Malereien  find  fehr  ungleich,  und  es  ift  anzunehmen,  dafs,  obwohl  infchriftlich  nur 
ein  Künlller,  nämlich  Ghyfi  genannt  iR,  auch  diefer  nicht  ohne  Mitarbeiter  war.  Welchen  Antheil 
der  im  Jahre  1599,  alfo  nach  Ghih,  in  Sekkau  arbeitende  Hofmaler  Balihafar  Grineo  an  den  die 
Capelle  fchmückenden  Malereien  hat,  läfst  fich  leider  nicht  beftimmen.  Ganz  ausgezeichnet  find  die 
vier  lebensgrofsen  Evangeliften.  Es  find  dies  prächtig  componirte  Figuren,  im  feierlichen  Ernll, 
mit  einer  für  die  Zeit  der  Entllehung  faft  ungewöhnlichen  Strenge  und  Schönheit  des  Faltenwurfes. 
Meifterhaft  find  die  Hände  und  Füfse  behandelt,  erftere  befonders  intereffant  in  den  Motiven  der 
Bewegung.  Die  Apoftelfiguren  des  einen  Kreuzgewölbes  verrathen  diefelbe  fiebere  Hand,  nämlich 
die  Ghifi's,  nur  find  fie  in  der  Farbengebung  fchwächer,  was  zu  beweifen  fcheint,  dafs  der  Künftler 
in  der  Technik  des  Fresco  nicht  fo  zu  Haufe  war,  wie  im  Oel.  Sie  find  im  Scurzo  der  Darunterficht 
tadellos  gezeichnet,  in  den  ftürmifchen  Bewegungen  und  manchen  Motiven,  z.  B.  den  aufgeflülpten 
Aermeln,  an  die  Apoftelfiguren  der  Tizian'fchen  Affunta  erinnernd,  welche  Ghyfi  bei  feiner  Com- 
pofition  zu  Rathe  gezogen  haben  mag. ' 

Die  Fresken  des  vorderen  Kreuzgewölbes  mit  dem  Chor  mufizirender  Engel  halten  wir 
von  einer  anderen  Hand.  Hier  bei  diefen  auf  den  Wolken  reitenden  und  baumelnden,  die  nackten 
Füfse  von  fich  ftreckenden  Engeln  war  Correggio  das  Vorbild.  Uebrigens  find  auch  die  Figuren  weit 
fchwächer  in  der  Zeichnung.  Es  fcheint,  dafs  Ghifi,  vielleicht  zur  rafchen  V^ollendung  gedrängt,  das 
eine  Gewölbe  felbft  malte,  das  andere  gleichzeitig  von  einem  Gehilfen  ausführen  liefs.  Das  grofse 
Oelgemälde  an  der  Wand  über  dem  Sarkophag:  „Laffet  die  Kleinen  zu  mir  kommen"  ift  eine 
figurenreiche  tüchtige  Compofition  von  der  Hand  Ghifi's.  Mehr  läfst  fich  mit  gutem  Gewiffen  nicht 
fagen,  da  das  von  beiden  Fenftern  auf  die  Augen  des  Befchauers  einfallende  Licht  das  Erkennen 
der  Details  an  dem  im  tiefen  Schatten  hängenden  Bilde  unmöglich  macht.  Das  Altar-Bild  „die 
Transfiguration"  fcheint  uns  die  fchwächfte  Leiftung  Ghifi's.  Bei  den  drei  Geftalten  in  den  Wolken 

'  Theodoro  Gliisi  auch  Ghigi,  1536  in  Mantua  geboren.  1601  dafelbft  geftorben,  war  ein  Schüler  des  IVIantuaner  (nicht  zu  ver- 
wechfeln  mit  dem  Ferranefen)  Lorenzo  Cofta  (1537 — 1583),  welch  letzterer  fich  nach  den  Mantuaner  Fresken  des  Giulio  Romano  bildete. 
Man  findet  in  derThat,  fowohl  in  der  von  Ghifi  beliebten  Zufammenftellung  der  Farben  violett  und  hellblau,  trübrofa  und  orange,  als 
auch  in  den  kühnen  Verkürzungen  der  Darunterficht  einen  Nachklang  der  Fresken  des  Palazzo' del  Te.  Carlo  Arco  in  feinem  Werke: 
SuUe  arti  e  degli  artefici  di  Mantova  1857  fagt  von  dem  Künftler :  man  finde  in  feinen  Werken  viel  Kenntnis  der  Anatomie  und  eine  bezau- 
bernde Grazie.  Zobs«' (Storia  pitt.  della  Italia  1825)  zählt  ihn  fogar  zu  den  unmittelbaren  Schülern  Giulio's,  was  übrigens  unrichtig,  da 
Ghifi  erfl  8  Jahre  alt  war,  als  Giulio  ftarb.  In  der  landfchaftlichen  Gallerie  zu  Grätz  befindet  fich  ein  fchönes  Werk  des  Künfllers  mit 
einem  Mittelbilde:  der  Erfchaffung  Eva's,  von  10  kleineren  Scenen  aus  dem  Leben  Jefu  enthaltend  und  einer  Himmelsglorie  umgeben. 
Auf  einer  gemalten  Cartouche  fleht  der  Titel  des  Werkes:  „Symbolum  Apostolorum",  und  das  Mittelfeld  ift  fignirt:  „Theodorus 
Ghifius  Mantuanus  1588."  Der  Künftler  ftand  feit  0(£tober  1587  in  Dienften  des  Erzherzogs,  wie  folgender  Brief  desfelben  an  denfelben 
(Hofkammer- AcftenDecember  1588  Nr.  21)  beweift:  „All  22.  Ottobre  1587  corainciai  a  fervire  f.  AI.  a  ragione,  de  fcuti  cento  al  mefc  ä  fpefi 
fue  cofi  finilTe  il  mio  lavorareli  24  decembre  1588  et  a  conto  de  detta  prouifion  ho  riputc  (ricevuto)  quatro  cento  fcuti  come  apare  \i.  mie 
repute,  et  refto  creditore  di  Mille  fcuti  effendo  r.iefi  quatordeci. 

Teodore  Ghifi." 

Erzherzog  Karl  befiehlt,  dem  Ghifi  1500  fl.  =  1000  Thalcr  auszuzahlen.  Aus  dem  für  jene  Zeit  ungewöhnlich  hohen  Gehalt 
von  100  Thalern  per  Monat  geht  hervor,  dafs  der  Mantuaner  Künftler  ein  grofses  Anfehen  genofs. 

vn.  N.  F.  8 


t;  I  J.  Wastler 

ifl;  die  Benützung  der  Raphael'fchen  Behandlung  diefes  Gegenftandes  unverkennbar,  während  die 
drei  Figuren  auf  der  Erde  fchwach  ausgeführt  und  fchlecht  in  den  Raum  componirt  find.  Auch  ill 
an  diefem  Bilde  das  Ultramarin  aufs  heftigfte  ausgewachfen. 

Baugcfchichte.  Durch  einen  Fascikel  der  Hofkammer-Aflen  der  k.  k.  Statthalterei  zu  Grätz' 
wurden  wir  in  die  Lage  verfetzt,  das  Wefentlichfle  der  etwas  bewegten  Baugefchichte  des  Maufo- 
leums  zu  eruiren.  Der  Bau  begann  noch  zu  Lebzeiten  Karl  II."  im  Jahre  i5<S7,  da  Verda  in  feiner 
Schlufsrechnung  für  fich  und  feinen  Vetter  Marco  Andrea,  den  er  einen  Piltfchnizer  nennt,  vom 
I.  Auguft  1587  bis  15.  Januar  1592  das  Honorar  von  4001  fl.  einflellt.  Die  Arbeit  fcheint  demnach 
mit  Beginn  des  Jahres  1592  in  der  Hauptfache  vollendet  gewefen  zu  fein.  Verda  überfiedelte  dann 
nach  Grätz,  um  dort  bei  der  Hofkammer  die  Zahlung  der  noch  reftirenden  Summe  zu  betreiben,  kam 
aber  darüber  in  einen  förmlichen  Procefs  mit  der  Regierung,  welcher  bis    zum  April  1597  dauerte. 

Als  Verda  am  Schlufse  feiner  Arbeit  die  Rechnunjj  le^te,  wurde  diefelbe  ftark  bemäntreit. 
Den  A6len  Hegt  eine  26  Foliofeiten  umfaffende  Schrift  vom  28.  September  1594  bei,  welche  die 
„ISIangelspoften,  fo  dem  Alexander  Verda  zu  feiner  endtlichen  Verantworttung  angehendigt  worden," 
enthalten.  Diefe  Schrift  ifl  in  mehrfacher  Beziehuns^  intereffant:  fie  cribt  uns  Aufklärungf  über  die 
Bezugsquellen  des  Steinmateriales  und  Einficht  in  dasWefen  einer  Baurechnung  des  16.  Jahrhunderts, 
bei  welcher  alle  mög^lichen  Porten,  wie  Ehrentrunk,  Weg^zehrungf,  foear  Wafcherlohn  der  Gehilfen 
Aufnahme  fanden.  Ein  gewiffer  Jofeph  Marmor,  meifl  kurzweg  Jofeph  genannt,  wahrfcheinlich 
Secretär  des  Probftes  zu  Sekkau,  der  mit  der  Controle  betraut  war,  ftellt  bei  den  verfchiedenen 
Poften  feine  Bemänglungen  ein. 

Port  Nr.  4 — 14:  Steinßieren.  Wir  erfahren,  dafs  die  Steine  (offenbar  der  in  überwiegender 
Quantität  am  Bau  verwendete  weifse  Marmor)  vom  Steinbruch  zu  Rofseg  in  Kärnten  genommen, 
von  dort  zum  Wörtherfee,  dann  per  Schiff  über  denfelben,  endlich  über  Klagenfurt  nach  Sekkau 
per  Wagen  geführt  wurden.  Von  Jofeph  proponirter  Abzug  132  fl.  Poft  Nr.  17:  Rotter  Alärmlßain. 
Diefer  wurde  in  15  Fuhren  von  Frohnleiten  an  derMur^  bezogen.  Pr.  Abzug  70  fl.  4^9.  *  Poft  Nr.  18: 
Schwarzer  Märmlftcin  aus  Stibol  des  Laybacherifchen  Gebürges.  *  Verda  ftellt  dafür  175  fl.  ein.  Pr. 
Abzug  35  fl.  Poft  Nr.  32:  Aller  Stainhauer  Bejoldurigen.  Verda  fetzt  2492  fl.  ein,  pr.  Abzug  200  fl. 
Poft  Nr.  33:  Der  Stainhauer  Koßgeld.  Verda  fetzt  1736  fl.  30  Pf.,  pr.  Abzug  66  fl.  Poft  Nr.  42: 
Stainfchneider .  Als  folcher  wird  der  Bruder  des  Verda,  Anthony  Verda  genannt.  Anfatz  1184  fl.,  pr. 
Abzug  438  fl.,  2  /9.  10  Pf  Poft  Nr.  43:  Allerlei  Saagen.  Anfatz  126  fl.,  2  -i,  2  Pf.  pr.  Abzug  64  fl.,  5  ^, 
28  Pf  Poft  Nr.  45:  Sandtfuer  Anfatz.  72  fl.,  pr.  Abzug  49  fl.,  6  y9.  Poft  Nr.  46:  .Ulerley  Stachel, 
Hifcnhauer  Zeug  und  umbbe[[erung  derfclben.  Anfatz  625  fl.,  2  /?,  18  Pf,  pr.  Abzug  262  fl.Poft, 
Nr.  48:  Allerlei  Stählen,  Peyllen  und  umbbeß'crung  derfelben.  Anfatz  50  fl  ,  4/5,  2  Pf,  pr.  Abzug  39  fl., 
5  /9,  20  Pf  Poft  Nr.  49:  ]Va/cherlohn.V(iY(\?i.  ftellt  43  fl.,  -j  ß,  10  Pf  ein,  dagegen  heifst  es:  „Weil  fowohl 
Er  Verda  als  feine  gefellen  den  wafcherlohn  felbft  billich  zu  entrichten  fchuldig,  Zudeme  auch  führs 
Gefinde  die  Beylach  handt-  und  Tifchtutxh  antroffen,  der  Herr  Brobft  aldorten  felbft  wafchen  laffen. 
So  wäre  des  halben  Ime  Verda  alda  billich  nichts  zu  Paffiren.  Damit  l'.r  fich  hierinnen  aber  defto- 
weniger  zu  befchwären  hat,  follcn  Ime  ilie  Jenigen  7   fl.   Paffirt  werdtMi"   demnach  36  fl.  7  ß,  10  Pf 

'   Nr.  48  und  49  vom  Mai  1597  und  ff. 

-  Gcftorben  1590. 

■*  Der  Steinbruch  diefes  herrlichen  Marmors  ift  heute  verfchoUen. 

*  y9=  Schilling  =  Y3  Gulden  1=30  Pfenninge. 

•''  Es  kann  damit  nur  Sliwoll,  5  Stunden  wcfllich  von  Grätz  gemeint  fein,  da  gcf.igt  ift,  d.-ifs  der  Transport  von  „i  Fued  Slain" 
vom  Steinbruch  in  die  Kainach  6  Schilling,  von  dort  auf  die  Alm  (Kleinalpe)  wieder  6  ,5  und  von  dort  nach  Sekkau  9  [i  koftete,  welche 
Vcrhältniszahlen,  wie  ein  Blick  auf  die  Karte  zeigt,  vollkommen  ftinimen.  Da  StlwoU  am  LibochBache  liegt,  fo  mufs  offenbar  ftatt 
laybacherifches:  Libocher  Gebirge  gelefen  werden.  Obwohl  auch  diefer  Steinbruch  heute  verfchollen,  fo  ift  die  dortige  Gegend  durch 
das  Vorkommen  der  verfchiedenften  Marmorfortcn  bekannt  und  man  weifs,  dafs  fchon  die  Römer  in  unmittelbarer  Nachbarfchaft  Stiwoll's 
weifsen  Marmor  gebrochen  haben. 


Das  Mausoleum  des  Ims/.iikkzogs  Cari,  II.  von  Steiermark  in  Sekkau.  55 

Ah7A\g.  Port  Nr.  52:  Umd  Kholl  (fic).  Anfatz  37  11.  1  ,9,  pr  Abzug  27  fl.  i  y9.  Port  Nr.  53:  Hhrtrünckh 
vnd  anderes.  Anfatz  160  fl.,  pr.  Abzug  157  iL,  \  [i,  24  Pf.  Port  Nr  54:  Zerung  auf  Acht  Stain- 
hau  crgfelnans  de7ii  wellifchlandt.  „Der  Verda  hab  auf  Ire  fürfll.  durchl.  bevelh,  Acht  Stainhaucrgfeln 
aus  dem  Welfchlandt  gebracht,  und  für  diefelbcn  53  fl.  angewandt".  Als  durch  den  Warfchauer  und 
Hagendorffer'  des  Jofcph  Erläuterungen  über  Verda's  Verantwortung  nach  Sekkau  kamen,  und 
Andree  Podär  und  Abraham  de  Abraham,  welche  unter  den  8  Gefellen  gewefen,  ausfagten,  fie  hätten 
„die  Jenig  Zerung,  So  Sy  aus  Jrcn  aignen  Söckhl  mitlerweil  dargeben  vonime  Verda  abgefordert,  \ix 
Inen  diefelb  nicht  bezallen,  darauf  Podär  denfelben  Verda  antaflen  wollen,  und  hat  auch  den 
gefchlagen,  wann  der  Jofeph,  auch  erventer  Abraham,  wie  auch  Johann  Babtifta,  Maifter  Bernhardt 
und  fein  Sun  Jacob  nicht  Fridt  genumben  hetten,  wie  fich  dann  Verda  hieriber  verfperen  mieffen, 
und  ob  Verda  gleichwol  den  anderen  6  Stainhauern  an  der  Raifs  fiergeftreckht,  fo  habe  Er  Innens 
doch  alspaldt  alda  Zu  Seccau  an  Irer  Verraitung  abzogen,  etc.,  So  khönnen  Ime  Verda  folche  53  fl. 
khaineswegs  Paffirt  werden".  Hier  alfo  haben  wir  das  Bild  einer  kleinen  Arbeiter-Erneute. 

PoR  Nr.  62:  Des  Verda  Brueder  ergözlichhkeif.  Verda  fetzt  für  feinen  Bruder  Anthony  für 
deffen  Reifen  in  die  Steinbrüche  50  fl.  ein.  Jofeph  fucht  nachzuweifen,  dafs  „Anthony  Jn  der  Seccau- 
ifchen  Capein  gepay  gar  nichts  gearbeitet,"  dafs  er  nur  zu  feinem  Bruder  nach  Sekkau  auf  Befuch 
gekommen,  demnach  Abzug  25  fl.  Poft  Nr.  63:  Des  Verda  und  feines  Dieners  Befoldung-Verd-A  flellt 
am  Schlufs  feiner  Rechnung  für  fich  und  feinen  Vetter  Marco  Andrea  per  Monat  55  Kronen  für  die 
Zeit  vom  i.  Auguft  1587  bis  15.  Januar  1592,  zufammen  4001  fl.  ein.  Jofeph,  der  böfe  Geift  Verda's 
weifl;  nach,  dafs  Marco  Andrea  gar  kein  „Pildtfchnizer"  fondern  nur  der  Diener  Verda's  gewefen, 
und  beantragt  einen  Abftrich  von  454  fl. 

Die  Summe  der  proponirten  Abzüge  beträgt  demnach  2152  fl.,  5  ß,  2  Pf 

In  einem  A61  ohne  Datum  findet  fich  dann  folgende  Abraittung  mit  Alex  Verda. 

Verda  hat  empfangen 15078  fl.   21  kr. 

Verda  fetzt  in  Rechnung 16654  „    18    „ 

bleibt  an  Verda  noch  zu  zahlen  ....       1575  fl.   57  kr. 

Mangelspoften    2152   „  —   „ 

hat  Verda  zurückzuzahlen 576  fl.      3  kr. 

Verda  führt  nun  einen  förmlichen  Procefs  gegen  die  Mangelspoften,  indem  er  neue  Belege 
für  feine  Forderungen  beibringt  und  am  9.  Juli  1596  richtet  er  eine  langathmige  Eingabe  an  die 
Nieder-Oefterreichifche  Kammer,  worin  er  fich  über  feine  Feinde  beklagt,  über  Jofeph,  deffen 
„fälfchlich  aufeerichte  Khundtfchafft  vnd  zeug'nuffen"er  widerlegen  werde,  etc.  Er  fagt  darin  :  „Ich 
habe  gehofft,  dafs  die  hochl.  Cammer  würde  fich  entlich  über  mich  armen  hochbelaidigten  man 
Vätter:  vnd  Chrifllich  erbarmet  vnd  Bemühet  haben,  damit  ich  mich  ainfland  zu  meinen  lieben  weib 
vnd  Khindern,  die  auf  mich  in  die  48  monathe  mit  Flehen  vnd  Bitterlichen  wainen  wartten,  vnd 
zaruck  verfüegen,  vnd  mit  erwenten  meinen  lieben  weib  die  Eheliche  lieb  vnd  beywohnung,  die 
ich  vor  dem  angeficht  Gottes  vnd  ainer  Chrilllichen  gemain  gefchworen,  Pflegen  möchte."  Er  klagt 
dann  weiter,  appellirt  an  die  Barmherzigkeit  der  Herren  der  Kammer^  denn:  „es  ifl  ain  grofse  imd, 
wenn  ain  ehemann  von  fainen  lieben  weib  fo  Irer  natürlichen,  gefchweige  Gott  wollgefälligen 
beywohnung  von  Herzen  anwinfcht,  von  derfelben  so  Langwirig  abgehalten  wirdt."  Er  klagt,  dafs 
fein  Hauswefen  in  verderblichen  Stand  gerathen,  dafs  er  „von  feiner  gehabten  ehrlichen  werckfchafft, 
darinen  er  monatlich  ohne  fonderliche  forge  die  60  Cronen  erfparen  müfsen,  hinweggerifsen  vnd 
zur  Seccauerifchen  Arbeit  gleichfamb  mit  gewaldt  verdinget  worden,"  dafs  er  „ohne  rum  zu  melden 
vor  villen  berümbten  ehrlichen  maiflern  der  Stain-  und  Pildthauern  ainen  namen  gehabt."  Er  klagt, 
dafs  er  fchon  mit  Tod  abgegangen  wäre,  wenn  „mich  der  AUmechtige  Gott  nit  felbfl:  foviel  gefterkht 

'  Landesfürfll.  .,Raittdiener,  der  die  Eingaben  und  Rechnungen  Verda  s  an  die  Nieder-Oefterreichifche  Kammer  leitet. 

8* 


56  J.  Wasti.kr. 

vnd  t^nad  Verlihen,  dafs  meine  Feind  ir  niüctl,  nach  irem  Verllvichtcn  wolljrcfallen  dennoch   nit 

erkhüllen  mögen das  ich  iezo  nit  allain  gänzhch  verdorben  vnd  faft  auf  dem  Petlftab  geratten, 

fundern  auchumb  geficht,  leibs  Crefften,  Treue  vnd  glauben  khumen."  Er  bittet  dann  um  die  Flüffig- 
machung  der  rellircnden  Summe  von  1073  fl.  und  um  vollftändige  Abfertigung,  damit  „er  fich 
endlich  zu  fainen  lieben  weib  vnd  Khindern  verfuegen  könne." 

Hagendorffer,  durch  diefes  Lamento  erweicht,  macht  am  22.  November  1596  eine  Eingabe 
an  die  HotT^ammer,  worin  er  Verda  s  Rechnung  in  allen  Punkten  zu  acceptiren  empfiehlt.  Verda 
als  fchlauer  Italiener  benützt  den  günftigen  Wind,  bringt  den  4.  Januar  1597  eine  „fchliefsliche 
Erklärung,"  worin  er  zu  den  reftirenden  1375  fl.  (200  tl.  hat  er  mittlerweile  erhalten)  noch  weitere 
825  11.  als  Erfatz  der  Procefskoften  begehrt.  Er  motivirt  diefs  mit  den  Worten :  „Weil  demfelben 
in  difsem  gefuerten  Procefs,  der  fich  nunmer  in  die  5  Jar  erflreckht,  in  Erlangen  vnd  Erkundigung 
der  iürgebrachten  fcheinen,  auch  fchreybereien  \'nd  feinen  Procurator  in  die  1200  fi.  auferloffen, 
herentgegen  er  aber  Von  feiner  gehabten  werkhftatt  Vmb  Vill  hundert  gülden  Verabfäumt,  So 
wolle  er  in  Gottes  namen  diefes  erklärt  haben,  dafs  Ime  Zu  den  1375  tl.  auch  noch  abfonderlich 
wenigflens  825  fl.  darzu  gefchlagen,  Vnd  alfo  2200  bezallt  werde." 

Zum  Schlufs  folgt  noch  eine  Eingabe  Verda's  an  Erzherzog  Ferdinand  II.  im  felben  Sinne. 

Die  Acten  fchweigen  nun  —  Verda  wird  wohl  das  Ganze  bekommen  haben,  und  dann  zu 
feinem  lieben  Weib  zurückgekehrt  fein. 

Neben  dem  Architekten  und  Bildhauer  Verda  und  dem  Maler  Ghifi  figurirt  der  Bildhauer 
Scba/h'an  Carlon,  welcher  in  der  pag.  52  namhaft  gemachten  lateinifchen  Infchrift  als  derjenige 
bezeichnet  wird,  der  die  Capelle  „mit  ringsum  gelegenen  Beiwerken  und  Bildwerken"  ausflattete. 
Sein  Name  kommt  zum  erflenmal  vor  in  feiner  Eingabe'  an  den  Erzherzog  vom  April  1589.  Er 
bittet,  da  er  im  Begriffe  fleht,  nach  Sekkau  zu  gehen,  „um  die  werckh  die  mir  dann  Von  E.  F. 
D.  Gnedigfl:  anbeuolhen  fein  Zuerrichten",  an  den  Probft  zu  Sekkau  den  Befehl  ertheilcn  zu  laffen, 
dafs  diefer  ihm,  was  „an  Geld  und  Anderes"  er  bedürftig,  ausfolgen  laffe.  Laut  obiger  Infchrift  hat 
er  die  Arbeiten  im  Maufoleum  im  Jahre  1595  beendet. 

Dafs  er  der  Schöpfer  des  Sarkophages  ift,  deffen  Entflehung  alfo  in  die  Zeit  von  1589 — 1595 
fällt,  beweifl;  eine  Urkunde  vom  Jänner  1597,"  nach  welcher  „"Joan  .Ingelo  Porta,  Burger  und 
Maurer  alhie  in  Graz"  von  Joachim  Türrkh  und  Florian  Cretfchauer  (wahrfcheinlich  zwei  Hof- 
kammerbeamten) nach  Sekkau  mitofenommen  wurde,  um,  wie  Porta  in  feiner  Rechnunorslesjunij; 
fagt:  „den  gefertigten  fürftlichen  zuvor  Angedingten  Grabftein,  fo  Maifter  Sebaftian  Carlon 
gemacht,  defelben  helfen  befichtigen".  Im  felben  Jahr  geht  Carlon  neuerdings  nach  Sekkau,  wie 
ein  Brief  der  erzherzoglichen  Wittwe  Maria  vom  29.  April  1597  an  den  Propft  zu  Sekkau 
beweifl;,  in  welchem  fie  fagt,  dafs  fie  den  „Sebaftian  Khorolan  Pildhauer"  ahcnnals  in  Arbeit 
genommen  und  den  Probft  beauftragt,  den  Künlller  während  feiner  Anwefenheit  dort  „nit  allain  wie 
hieuor  befchehen  die  notturfftige  Speifs  \'nd  Trankh  gegen  gebürliche  bezallung  raichen  und  geben 
laffen.  Sondern  Jme  Auch   auf  Zutragenden   notfall  mit  Darflreckhung   gelts  hilflich  erfcheinen." 

Nachdem  Carion  mittlerweile  in  der  Burg-Capclle  zu  Grätz  befchäftigt  war,  arbeitete  er  im 
Jahre  1599  abermals  in  Sekkau,  wie  folgender  Brief  des  Erzherzogs  Ferdinand  (Sohn  und  Nach- 
folger des  mittlerweile  verftorbenen  Karl)  an  den  Probft  von  Sekkau  zeigt.  Diefelbe  lautet: 

„Ob  Wir  dir  Woll  noch  vom  13  06lobris  und  17  Decembris  Verfchienes  97  ig  Jars  gut 
Anbeuolhen,  das  du  Sebaftian  Carion  Pildthauern  in  abfchlaar  deiner  Vns  bewufstermaffen  richtiir 
Rt'direnden  882  fl.  57  kr.  i  vS  neben  der  gebreuchigen  Speis  Monatlich  25  fl.  raichen  Vnd  dargeben 
bettelt  lullen:  So  khombt  Vns  doch  mit  nit  geringer  mifsfelüger  Befrembdung  für,  das  du  difem 

'   Hofkamnicr-.^clen  vom  April  1589,   'Nr.  59 
-  lloniammcr  Adlen  vom  Jänner  1597,  Nr.  77. 


SEKKAU 


TA  F.    F. 


5   m»tiA, 


I II I I I  n  I 


SEKKAU 


TA  F.    II. 


Das  Mausoleum  des  Erziieuzoos  Kaki,  II.  von  Steiermark  in  Sekkau.  57 

Viifcni  Toppclt  eryano-encn  Aufcrleg-,  im  Wenigftcn  iiit  nachkhomcn  bift.  Welches  Wir  dir  nun  mit 
nichten  guethaiffen.  Sondern  hietriit  er nß lieh  Zuuerwd/cn  nit  Viubgclien  khöncn.  Vnd  beuclhc^n 
dir  hiermit  Verner  gnedigft  das  du  oemelten  Carlon  in  Abfchlag  berürtes  deines  Refls,  An  Jezo 
alsbald  100  fl.  welche  Kr  Zu  erkhauffung  Märbelftaines  bedürfftig,  erlegen  Vnd  gegen  Schein 
bezallen  vvellefl.  Daran  befchiecht  Vnfer  entliches  Willen  u.  niainung. 

Graz  27.  Septbris  1599. 

Ferdinand. 

Was  aufscM-  dem  Sarkophag  dt;m  Üiklhaucu-  Carlon  angehört,  wird  fich  fchwerlich  beftirnuK^i 
laffen,  da  die  UrkundcMi  zu  allgemein  gehalten  find  und  die  genannte  lateinifche  Infchrift  ebenfalls 
verfchiedenc;  Deutungen  zuUifst.  Da  Carlon  lange  nach  V'erda  noch  im  Maufoleum  arbeitete,  fo 
k(innte  ihm  wohl  der  figurcMigefchmückte  Altar  zugefchriebcn  werden,  welcher  die  Jahreszahl  1598 
an  der  PrtHlella  trägt. 

Dafs  aufser  Ghifi,  wenigftens  im  Jahre  1599  noch  ein  anderer  Maler  thätig  war,  beweift  ein 
Ihicf  vom  28.  September  1599'  an  den  Probften  zu  Sekkau  folgenden  Inhaltes:  „Nachdem 
Sr.  Durchl.  derofelben  Hofmaller  Balthajar  Grinco  Zu  Vollftendiger  Verrichtung  der  Im  anbeuol- 
chenen  MalKverchs  Arbait  in  Irer  dchl.  Capelln  dahin  gehn  Seggau  mit  gl.  abgefertiget.  So  Erfuchen 
Wir  denfelben  Höchlternentenlrer  fftl.  drchl.  Vnfers  gn.  Herrns  namen  beeerent  Er  woll  uedachten 
Maller  oder  fein  gefellen  Bifs  zu  Vollendung  berürtes  Mallwerchs  Arbeit  die  nottwendiee  Undhal- 
tung  Vnd  Speifs  Vnd  Tranckh  neben  feinen  Hofgefmdt  geben " 

Auch  der  Name  des  Schloffers,  welcher  die  fchwungvoll  concipirten  Eifengitter  ausgeführt, 
ill  uns  erhalten.  Im  Index  der  Hofkammer-A6len  der  Grcätzer  Statthalterei  fteht  ddo.  i.  Februar 
1591  unter  Nr.  6  folgender  Titel:  „Lucas  Seen  Hoffchloffer  allhie  auszug,  was  er  in  die  fürftl. 
Capellen  zu  Seggau  verarbeitet"  '  Der  A61  felbft,  welcher  die  von  Seen  gearbeiteten  Gegenflände 
fpecificiren  dürfte,  ift  leider  nicht  auffindbar. 

Die  Namen  der  bei  dem  Monumente  befchäftigten  Künftler  und  Werkleute  find  folgende: 

Alexander  de  l'erda,  Bildt-  und  Stainhauer,  der  Erbauer;  Johannn  Athony  Verda,  deffen 
Bruder,  Stainfchneider;  Marco  Andrea,  deffen  Vetter,  Pildtfchnizer ,  nach  Jofeph's  Angaben  der 
Diener  Verda's. 

Abraham  de  Abraham,  Andrea  Podär,  Johann  Baptißa,  Maifler  Bernhardl,  Jacob  deffen 
Sohn,  3  Ungenannte,  Stainhauergefellen  aus  dem  wellfchland. 

Sebaßian  Carlon,  Bildhauer. 

Theodoro  Ghyfi  und  Balthafar  Grinco,  Maler. 

Lucas  Seen,  Hoffchloffer. 

SchliefsUch  ift;  noch  zu  erwähnen,  dafs  unter  Maria  Therefia  „einige  Reflaurationen"  am 
Monument  vorgenommen  wurden,  eine  gröfsere  Reftauration  aber  1827  unter  Kaifer  Franz  II.,  auf 
Verwendung  des  Erzherzogs  Johann,  wie  das  im  Innern  der  Capelle  angebrachte  Chronographicum 
ausfaot:  Pia  Caesarea  benignitas  P'ranCIsCI  1  Me  Ita  DenVo  (?XornaVIt. 

'   IIofkamitier-A(5len  vom  Septemlier  1599,  Nr.  52. 


VII.  N.  F. 


EIN  HARNISCH  ERZHERZOC'S  FERDINAND  VON  TYRÜL  IN 

DER  AMBRASER  SAMMLUNG, 

11.  DER  HARNISCH  IN  Bl-ZUG  AUF  SIÜNK  l'ORM  UND  Si:iNE  Sl'A  Tl.RIlN  SCI  IICKSALK. 

Von  Custos  Wendkmn  Kukuf.im  in  Wien. 


|EKN  das  im  crftcn  Ahfchnitte  gebotene  urkundliche  Materiale,  fowie  die  erklärenden 
Darlegungen  der  näheren  Umbände  des  Entüehens  unferes  Ilarnifches  fchon  der  Bewcife 
genug  enthält,  dafs  wir  es  mit  dem  bezeichneten  ()bje<5le  der  k.  k.  Ambrafer-SammUing 
zu  thun  haben,  fo  boten  doch  die  an's  Licht  gebrachten  Urkimden  eine  folche  Eiille  von  liemerkens- 
werthen  Details,  dafs  fchon  aus  diefer  Urfache  ein  Vergleich  mit  feinem  gegcnw  iutigcn  ZuÜande 
wiinfchenswerth  erfcheinen  mufs.  lunc  nähere  Unt<M-fuchung  iles  Objektes  wird  die  Zahl  iler 
Beweisniittel  erhöhen  und  uns  weiter  in  drn  Stand  fct/cn,  auf  andere  Lcillungen  jenes  Meiflers 
hinzudeuten,  der  uns  in  dem  vorangegangenen  'Iheile  als  UrhelxM"  chefer  mit  aller  Sicherheit 
genannt  wurde. 

Vor  allem  ifl  es  die;  im  Anhange  des  vorigen  Theiles  veröflentlichtc  Rechnung  Jörg  Seu- 
fenhofers,  welche  wir  bei  unferer  Befchreibung  als  Grundlage  bezüglich  der  Vollltändigkeit  des 
Objektes  nehmen  muffen.  Es  wird  uns  datlurch  ermöglicht  aufnalie/.u  alle  einzelnen  Theile  d(;sfelben 
mit  den  Fingern  hinzuweifen  und  wir  gelangen  zur  Ueberzeugung,  dafs  kaum  ein  1  larnifch  des 
i6.  Jahrhunderts  vorlianden  fein  wirtl,  der  ficli  in  einer  fo  tatlellofen  Volllläntligkeil  befindet  und 
darum  geeignet  wie  kein  anderer  erfcheinen  mufs,  als  ein  (iegenüand  des  Studinnis  in  der 
Gefchichte  der  WaffcMi  zu  dienen. 

Es  bezeichnet  die  Höhe  der  Epoche  dc^r  l'lattnerei,  als  man  begaiui  die  llarnifche  durch 
Combination  einzelner  Theile  zu  den  unterfchiedlichen  Turnierformen  wie  zum  Feldgebrauche  je 
nach  Bedarf  zu  verwenden.  Wenn  auch  hiedurch  cim-m  llarnifche  eine  Menge  Wechfelftücke 
beigegeben  werden  mufsten,  fo  war  der  Vortheil  iloch  infofernc;  nicht  zu  überfehen,  dafs  durch 
diefe  Umftaltungsfähigkeit  des  Objektes,  eine  Anzahl  von  wenigftens  6  bis  7  befonderer  I  larnifche 
bereit  zu  halten,  erfpart  wurde.  So  entftanden  die  Garnituren.  Die  erflen  Spuren  derfelben  führen 
in  Oeflerreich  fchon  auf  die  Zeit  des  Erzherzogs  Sigismund  zurück.  Zur  Zeit  Kaifer  Maximilians, 
als  es  wieder  allgem(;iner  Gebrauch  wurde,  gewöhnliche  llarnifche  zu  Turnieren  zu  benützen, 
erhielten  die  meiflen  der  I'^eld-Harnifche  fchon  Wechfcdüückc;  für  das  „Geftech  über  das  Dill" 
fpäter  auch  für  das  „JM-eiturnier"  und  für  das  „]''ufsturni(-r",  endlich  auch  für  das  „Realgeflech". 
Unter  Karl  V.  und  I-'erdinand  I.  bildete  fich  eine  eigene  I  larnifcligaltung  heraus,  dit;  ihre  F'orm 
den  letzten  Erfahrungen  und  wohl  auch  dem  (iefchmacke  der  Landsknechte  \-erdankte.  Für  den 
Kriegsgebrauch  und  namentlich  dort,  wo  der  Betreffende  mit  der  Landskn(;chttruppe  mehr  in  Ver- 
bindung trat,  war  diefe  Ilarnifchform  felbft  von  den  höchflen  Perfönlichkeiten  adoptirt  und  der 
„knechtifche  Harnifch"  zu  Inifs  und  Rofs  von  denfelben  bald  auch  mit  Vorliebe  (rcitraucn.    Unter 


WIEN 


Taf.  I. 


WIEN 


Tal.  11. 


TAF] 


Ein  Harnisch  Eu/.iierzogs  Fkkuinam)  von  Tvkoi,  in  der  Amuraser  SaiMmluncj.  rn 

den  completen  Garnituren,  die  etwa  um  1540  heruni  gefertigt  und  darauf  berechnet  waren,  allen 
Bedürfnifsen  des  Feldes  und  des  Waffenfpieles  zu  genügen,  ill  auch  noch  mit  vieler  Sorgfalt  einer 
Turnierart  Rechnung  getragen,  die  allmälig  aufser  Gebrauch  kam  und  fchon  damals  als  veraltet 
gelten  konnte,  wenigllens  kam  diefelbe  nur  ausnahmsweife  mehr  in  Uebung:  „der  deutfche  Fufs- 
kampf".  Auch  bei  unferem  llarnifche  ill:  der  Kampfharnifch  noch  beigegeben. 

Bei  den  vielfältigen  Bedürfniffen ,  welchen  die  Garnitur  Rechnune  traeen  follte,  ill;  es 
erklärlich,  wenn  König  Ferdinand  mit  Seufenhofer  perfönliche  Rückfprache  zu  pllegen  für  nöthig 
erachtete.  Wie  fehr  Frzherzog  P'erdinand  den  neuen  Harnifch  benöthigte,  ill  tlaraus  zu  ermeffen, 
dafs  fein  königlicher  Vater  bereits  feit  dem  Monate  September  am  Reichstage  zu  Augsburg  ver- 
weilte und  er  jeden  Tag  den  Auftrag  ebenfalls  dahin  abzugehen  erwarten  mufste. 

Derart  zufammengeflellte  Harnifchgarnituren  waren  unzweifelhaft  bei  Hofe  fehr  lieliebt, 
denn  noch  fpäter  um  1556  liefs  Ferdinand  für  fich  felbft  einen  vollfländigen  Harnifch  mit  allen 
Doppelflücken  nach  ähnlichem  Mufler  fertigen.  Diefe  Garnitur  bildet  heute  eine  Zierde  des  k.  k. 
Hof-Waffen-Mufeums  im  Artillerie-Arfenale.  Die  Eruirung  ihres  Meiflers  wird  einen  weiteren 
Gegenftand  der  Forfchung  bilden.  Noch  etwas  fpäter  liefs  fich  Erzherzog  Ferdinands  älterer 
Bruder,  der  fpätere  Kaifer  Ma.ximilian  II.  von  einem  Nürnberger  Meifter  eine  nicht  minder  prächtige 
Garnitur  anfertigen,  die  nahezu  voUftändig,  ebenfalls  im  k.  k.  Hof-Waffen-Mufeum  bewahrt  wird, 
anfcheinend  aber  keine  Wechfelflücke  für  den  Fufskampf  mehr  befafs. 

Wir  gehen  nun  nach  diefer  Vorbemerkung  zur  Befichtigung  unferes  Harnifches  felbfl  über. 
Die  Garnitur  ifl  gegenwärtig  wie  im  Wefentlichen  auch  noch  zur  Lebenszeit  des  Erzherzogs, 
den  beiden  verfchieden  geflalteten  Bruflflücken  entfprechend,  zu  zwei  Complexen  gebildet  und 
auf  Figurinen  aufgeftellt.  Der  erllere  ift  als  Harnifch  für  das  Feld,  der  letztere  für  den  Fufskampf 
zufammentjellellt.  Alle  übrisfen  Wechfelftücke  oder  Verflärkunesflücke  für  das  Feld  oder  das 
Turnier  fmd  einzeln  in  der  Nähe  aufgeftellt. 

ii)  Harnifch  für  den  Feldgebrauch  zufammengeftellt.  Derfelbe  ifl  mit  geätzten  und 
vergoldeten  fchmalen  Rändern  und  Strichen  geziert.  An  einzelnen  Stellen,  wie  den  Achfeln,  den 
Beintafchen,  Mäufeln  und  Kniebuckeln  fleht  diefe  Zier  zuweilen  ziemlich  unniotivirt,  mit  getrie- 
benen und  vertjoldeten  Verzieruntjen  in  Verbinduuij,  die  theils  Pflanzen-Ornament,  theils  ver- 
fchlungene  Delphine  darflellen.  Die  blanken  Felder  find  mit  kleinen  tiefgeätzten  und  vergoldeten, 
theils  links,  theils  rechts  fchauenden  einköpfigen  heralclifchen  Adlern  (Fig.  3)  von  verfchiedener 
Gröfse  befäet,  die  jedoch  nicht  dicht  fondern  in  angemeffenen  Abftänden  von  einander  ange- 
ordnet find. 

Der  gefchloffene  Helm  befitzt  ein  Scheitelflück  mit  mäfsig  hohem  Kamme  untl  drei 
Nackenreifen.  An  das  Kinnreff,  welches  an  den  Seiten  mit  dem  Scheitelflücke  verbunden  wird, 
fchliefsen  fich  drei  Halsreifen.  An  den  Seiten  bemerkt  man  in  fenkrechter  Richtung  angeordnete 
gefütterte  Löcher,  welche  zum  Anziehen  der  Schnüre  für  das  dicke  Helmfutter  dienten. 
Das  fpitz  vorfpringende  Vifir  ill  ungelocht.  Die  obere  Oeffnung  des  Vifirs  ill  durch  das  auf- 
fchlächtige  Stirnverflärkungsflück  deckelartig  zu  fchliefsen,  tlas  die  fchmalen  Sehfpalten  enthält. 
Scheitelllück  und  Kamm  ill  mit  einem  fchon  durchbrochen  gearbeiteten,  vergoldeten  Ver- 
flärkungsftücke  bedeckt,  in  welchem  beiderfeits  zwifchen  Arabesken  einköpfige  Adler  dargeilellt 
find,  ein  Prunkftück,  das  für  den  Feldgebrauch  nicht  berechnet  war.  1  )er  Kragen  ifl  gefchoben 
und  gefchloffen.  An  den  Achfeln  find  die  Hinterflüge  fleif,  die  Vorderllüge  gefchoben.  Der 
rechte  Vorderilug  ifl  zur  Führung  des  Spiefses  ausgefchnitten.  Beide  Armhöhlen  werden  durch 
Schwebfeheiben  gedeckt.  Die  Armbeugen  werden  durch  ganze  Mufcheln  gefchützt.  Die  Hand- 
fchuhe,  welche  auf  den  Stulpen  mit  getriebenen  und  vergoldeten  Arabesken  geziert  find,  haben 
gefchobene  Finger.  Die  Brüll  befitzt  jene  Form,  welche  den  Uebergang  zum  Garn -.bauch  darflellt. 


5o  Wendelin  Boeueim. 

Sie  ift  am  unteren  Rande  einmal  gefchoben  und  befitzt  einen  wenig  fchneidigen  Grat.  Von  ilcr 
Seite  angefehen,  merkt  man,  dafs  die  übrigens  fchöne  Wölbung  mehr  gegen  abwärts  vortritt, 
und  fomit  die  Neigung  zur  Gamsbauchform  bereits  angedeutet  erfcheint  An  der  rechten  Hrullfeite 
ift  ein  abfteckbarer,  vergoldeter,  jedoch  nicht  umlegbarer  Rüfthaken  neuerer  Form  mittels 
Vorfteckbolzen  befeftigt.  An  die  Bruft  fchliefsen  sich  die  dreimal  gefchobenen  Hauchreiten  und  an 
diefe  fmd  wieder  die  eng  anfchliefsenden  mit  getriebenen  Delphinen  gezierten  Heinlafchen  mittelst 
Riemen  befeftigt. 

Die  Oberfchenkel  werden  nur  durch  Unterdiechlinge  gefchützt.  Die  Kniee  decken  kleine 
Muscheln.  Die  Beinröhren  find  unten  viermal  gefchoben.  Die  Eifenfchuhe  find  nicht  fihr  breit, 
jedoch  abgehackt  geformt;  fie  l)ilden  in  ihrer  b'orm  den  lV'l)ergang  von  den  OchliMimiüilern  zu 
den  lanzettartig  abfchliefsenden,  die  die  Franzofen  arc  tierspoint  nennen.  Dieielben  Imd  am  Rift 
gleichfalls  viermal  gefchoben.  Die  kurzen  vergoldeten  Anfchnallfporen  werden  durch  Riemen 
befeftigt,  welche  unterhalb  mit  Blechplatten  verftärkt,  oberhalb  mit  rothem  Sammt  überzogen 
sind.  (Taf  II.) 

b)  Harnifch  für  den  deutfchen  Fufskampf.  Derfelbe  ift  in  üim-r  allgemeinen  Verzierung 
eanz  sfleich  mit  dem  vorherbefchriebenen  1  larnifche  ''(-h.iUen.  Der  1  leim,  ('in  iSourgui^rnol  „der 
im  Kraben  umb^reht",  d.  h.  deffen  unterer  irewulfteter  Rantl  in  der  aufgeworfenen  überkante  des 
Krairens  läuft,  hat  das  Vifir  fein  irelocht.  Am  mittleren  Aetzftreifen  des  Kragens  lieft  man  vorne 
das  Akroftikon:  I.N.R.I.  Die  Achseln  haben  grofse  gefchobene  Vorder-  uixl  1  lintertlüge, 
diefelben  fmd  mit  erhabenen,  getriebenen,  vergokleten  Arabesken  geziert.  Die  Armbeugen  find 
durch  F"olo-en  granz  eefchloffen  und  werden  ul^erdies  durch  kleine  Muscheln  gefchützt.  Die  1  iand- 
fchuhe  find  trefinirert.  Die  Bruft  ift  trleich  der  voryefchriebenen,  nur  felilen  hier  die  Locher  für  den 
Rüfthaken;  auf  dem  mittleren  Aetzftreifen  findet  fich  die  Jahreszahl  1547.  An  die  Brvift  ift  ein 
leichter,  fiebenmal  gefchobener  Eifenfchurz  mittelft  Haspen  befeftigt,  der  bis  an  die  Kniee  reichend, 
die  Form  einer  Glocke  befitzt.  Die  Diechlinofe  zeitigen  gegen  die  übrigen  Theile  abweichende 
Verzierungen.  Der  Plattner  hat  hier,  foweit  das  fpröde  Materiale  dies  geftattete,  die  Tracht  der 
Zeit  mit  Schlitzen  und  Puffen  nachzuahmen  gefucht.  Die  Kniebeugen  find  ganz  durch  Folgen 
gefchloffen,  die  Beinröhren  an  den  Knöcheln,  wie  die  Eifenfchuhe  über  den  Rift  und  tlen  Kappen 
find  oftmals  gefchoben,  um  möglichfte  Beweglichkeit  zu  erzielen.  (Taf  1.) 

Sowohl  der  eine,  wie  der  andere  Harnifch  der  Garnitur  find  ihrer  Gröfse  nach  (1735  Cm. 
Höhe  incl.  des  Helmkammes)  für  einen  nicht  fehr  aufgefchoffenen  17  bis  18jährigen  Jüngling 
berechnet.  Erzherzog  F^erdinand  war  in  der  That  18  Jahre  alt,  als  der  Harnifch,  wie  die  angegebene 
Jahreszahl  erweift,  gefertigt  wurde  und  als  er  denfelben,  wahrfcheinlich  am  Reichstage  zu  Augs- 
burg 1548  zum  erften  Male  trug.  Auf  beiden  Bruchftücken  finden  fich  eingefchlagene  Zeichen.  An 
der  oberen  rechten  Ecke  nächft  dem  Schulterbande  erblicken  wir  einen  Stechhelm  und  darüber 
faft  das  Zimier  desfelben  darftelleml,  ein  S:  an  der  entsjfesfentrefetzlen  linken  Ecke  i\c\\  öfter- 
reichifchen  Bindenfchild.  Es  ift  anzunehmen,  tlass  das  letztere  das  Befchauzeichen,  wenn  nicht  das 
Zeichen  der  Kammer  Ferdinands  bedeutet.  Den  „Stechhelm"  als  Plattnerzeichen  finden  wir  an 
mehreren  Harnifchen  des  15  und  16.  Jahrhunderts  fowohl  an  einfachen  blanken,  ohne  jede  Zier, 
als  an  folchen,  welche  mit  reicher  Aetzarbeit,  Gravierunor  und  Versfoldunir  uefchinückt  find. 

Oberflächlich  betrachtet,  würde  das  vorliegende  Zeichen  aber  einen  „zimirten"  Helm 
darftellen;  genauer  befehen  kommen  wir  jedoch  zur  fieberen  Uel)erzeugung,  dafs  damit  y.wvÄ 
Zeichen,  eines  oberhalb  des  andern  gefchlagen,  dargeftellt  find,  das  eine  läfst  uns  den  Steclih(  Im, 
das  andere  ein  deutliches  6' erkennen.  Wir  gerathen  zu  diefer  Annahnu-  durcli  die  W'ahnichniiing, 
dafs   auf  einem   der  Harnifche  der  Helm   durcii   unluluMes  Anfetzen   des  Stempels  doppelt  ausge- 


Ein  Harnisch  Ekziiekzogs  Fkkuinand  von  Tvkol  in  ukk  Ambrasek  Sammlung.  6i 

drückt  \[\,   wähi'cml   das  .V  fcharf  ausocfchlaLjen  crfchcint  und   dcv  Unterrand  di's  Stempels   etwas 
dit:  I-'igur  des  Helmes  überstreift.  (Fil;'.  i.) 

Diefe  Walirnehmun<r  ill  flu-  die  Zwecke  der  ICrnirun'--  Innsbriicki;r  Piattnerarbeiten  nicht 
unwichtii'',  denn  wir  find  damit  der  fidleren  i5ellimmun!>'  der  Trovenienz  fo  mancher 
anderer  interreffanter  Harnifche  etwas  näher  gekommen;  jedenlalls  aber  weift  der 
Biichllabe  S  mit  aller  Ijeftimmtheit  auf  Seufenhofer.  Das  Zeichen  des  Bindenfchildes, 
welches  wir  hier  gleichfalls  im  Abtlruck  bringen,  bietet  für  jetzt  noch  keinen  Anlafs 
zu  näheren  IJetrachtungen,  (Fig.  2.) 

Im  k.  k.  1  lof-Waffenmufeum  wird  ein  l)urgundif(:lu;r  Helm  mit  einem  auffchlächtigen  \'ifir 
bewahrt,  welches  einer  I'uchslchnauze  ähnlich  geformt  i(l.  Derlelbe  ift  in  feiner  ganzen  Oberiläche 
mit  vergoldetem  Aetzwerk  geziert,  mit  welchem  der  Kopf  eines  fuchsähnlichen  Thieres  dargeftellt 
ifl:.  An  den  Seiten  des  mäfsig  hohen  gewulfteten  Kammes  find  die  Wappen  von  Alt-Ungarn,  Höhmen, 
Oefterreich  uml  Tyrol  erfichtlich.  Aus  der  Zufammenltellung  diefer  Wappenbilder  ifl  zu  entnehmen, 
dafs  der  Helm  nicht  vor  dem  Jahre  1527  gefchlagen  wurde.  Am  unteren  rückwärtigen  Theile  des 
ScheitellUickes  finden  wir  fowohl  den  Stechhelm  als  den  Hinilenfchild  als  Plattnerzeichen  und 
Befchauftempel  eingefchlagen.  Zu  beiden  find  diefelben  Stempel  benützt  worden,  wie  an  unferem 
Harnifche.  Oberhalb  des  Stechhelmes  ift  auch  hier  ein  zweiter  Stempel  eingefchlagen,  iler,  wenn 
auch  nur  zur  f  lälfte  ausgeprägt,  doch  erkennen  läfst,  dafs  damit  der  Ruchftabe  S  dargeftellt  ift. 
Zu  diefer  Marke  ift  jedoch  nicht  der  obenbefchriebene  und  dargeftellte  Stempel  benützt  worden, 
denn  der  Buchftabe  fteht,  foweit  zu  beurtheilen  ift,  verkehrt.  Der  Helm  ift  in  O.  Leitners  Werk: 
„Die  k.  k.  Waffenfammlung  im  Artillerie-Arfenale"  Taf.  XVIII,  P'ig.  3,  abgebildet  und  befchrieben. 
Er  entftammt,  wie  wir  aus  den  obigen  Zeichen  entnehmen  können,  ebenfalls  der  Hand  Jörg  Seufen- 
hofers,  von  der  wir  nun  Ichon  drei  fchöne  und  interellante  Werke  kennen. ' 

Wir  laffen  nun  die  fämmtlichen  Verftärkungs-  und  Wechfelftücke,  welche  die  Garnitur 
bilden  und  gegenwärtig  noch  vorhanden  find,  folgen  : 

IVeclifcl-  und  VerßärkungslVucke,  theils  zum  Fcldgcbrauch,  theils  zum  Geßech  über  das  Dill 
tind  zum  RcalgcßecJi. ''  a)  Bruftverftärkungsftück  mit  Bauchreifen  und  linker  fteifer  Beintafche, 
dabei  ein  anfchraubbarer  fteifer  Bart.  Am  Aetzftreifen  der  Bruft  lieft  man  die  Jahreszahl  1547 ; 
b)  Verftärkungsftück  für  die  linke  Achfel  und  linke  Bruftfeite;  c)  Grofser  Stechmäufel;  d)  Hentze 
für  die  linke  Hand  mit  hohem  Stülp.  Der  Lederfäuftling  ift  noch  der  originale;  c)  Verftärkungs- 
ftück für  den  linken  Handfchuh  mit  fehr  hohem  .Stülp;  /)  Brechfeheibe;  g)  Halbe  Rofsftirne  mit 
geftutzten  Ohren,  Federhülfe  und  an  der  Stirnmitte  angefchrauljtem  Wappenfchildchen,  in  deffem 
Felde  fünf  der  erwähnten  gleichgeformten  Adler  zu  2,  2  und  i  angeordnet  finti;  h)  Vifirverftärkung 
für  einen  Bourguignot  mit  zwei  Ilalsreifen;  i)  Vifirverftärkung  ohne  Halsreifen  für  das  Realgeftech; 
j)  Vergatterte  Tartfche  für  das  Realgeftech.  Diefelbe  ift  derart  gebildet,  dafs  fie  die  linke  Achfel 
deckt,  hart  an  der  Wulft  iles  Bourguignots  anftöfst  und  unterhalb  halbrund  abfchliefst.  Diefelbe 
ift  am  unteren  Theile  ftark  aufgebogen.  Die  Gitter  find  nicht  aufgelegt,  fomlern  aufgetriel^ien.  In 
der  Mitte  jeder  der  durch  die  Gitterftäbe  gebildeten  Rauten  ift  einer  der  bezeichneten  Adler  ein- 
ireätzt.  Die  Tartfche  ift  mittelft  zweier  Schrauben  an  den  Stechbart  und  an  die  Bruft  zu  fchrauben; 
k)  Doppelbruft. 

'  Ich  lialji;  in  neuerer  Zeil  ein  ganz  älinliclies  Zoiclicn  auch  auf  ilem  fchünen  I.anilsknecht-I  larnifcbe  des  Conrad  vun  lieniel- 
berg  entdickt.  Es  llclk  den  gleichen  Slcchhelni  dar  und  auch  hier  ill  ein  .V  daneben  gefchlagen.  Sein  Aller  jedoch  (^um  I5,;oj  liefse  eher 
Hans,  als  Jörg  .Seufenhofer  als  Fertiger  verniulhen. 

-  Die  Wechfelftücke  waren  nicht  immer  für  einerlei  Gebrauch  berechnet,  fondern  dienten  einige  zu  mehreren  Turnier-Arten, 
einzelne  auch  für  den  Gebrauch  im  Eelde.  Der  Ueberfichtlichkeit  wegen  wurden  die  aufzuzahlenden  Stücke  zu  jener  Gebrauchsart  gezählt, 
für  welche  lie  vorzugsweife  zu  dienen  bcftinimt  waren. 


62 


WkNDKI.IN    HüEUKlM. 


l'erßärkimgs-  und  M'ccJifelß'ncke für  das  I'^rciycnnen.  l)  Halber  Stechmäiirrl  für  den  liiikL-n 
Arm;  m)  Achfelverftärkuiig  mit  hohem  Brechrand;  n)  Vifirverftärkung  für  einen  Bourguignot  mit 
zwei  Halsreifen,  ganz  ähnlich  wie  k)\  o)  Brechfeheibe;  p)  Bourguignot  mit  gelochtem  Yifir. 

Wrßärkungs-  und  Wcclifclßi'ickc  für  das  Fufsturnicr.^  q)  Hin  Paar  Achfeln  mit  kleinen 
Vorder-  und  Hinterflügen  und  hohen  Brechrändern;  r)  Rechte  Achfel  ohne  VorderlUig,  mit  Ver- 
flärkung  der  erften  Folge  des  Gefchiebes;  s)  Kinnreff-Verfl;ärkungsll.ück  für  einen  Bourguignot  mit 
zwei  Halsreifen;  /)  Verftärkung  für  das  ScheitellUick  des  Bourguignots ;  u)  Rechte  Turnierhentze 
mit  Fingerfchlufs,  um  die  Entwaffnung  zu  hindern;  v)  Brechfeheibe. 

U'echfcljVücke  für  den  Landsknechtharnifck.  za)  Sturmhaube  mit  auffchlächtigem  Schirm 
und  mehrmals  gefchobenen  Backenflücken,  welch'  letztere  zierliche  Gehörrofen  befii/en.  1  )abei 
ein  anfchraubbares  Vorfleckvifir  mit  zwei  Halsreifen.  Die  Helmhaube  aus  rother  Seide  ifl  Orieinal; 
x)  Zehnmal  gefchobene  Schooffe  und  zwei  Gefäfsreifen;  y)  lün  Paar  Spangröl,  d.  h.  gefchobene 
Achfeln  ohne  Vorder-  und  Hinterllüge;  5J  lün  complcttcs  Beinzeug,  begehend  aus  gefchobenen 
Diechlingen  und  Beinröhren,  welch'  letztere  mit  Panzerfchuhen  in  Verbindung  zu  tragen  waren ; 
a)  Zwei  Schuhkappen  für  Panzerfchuhe. 

Seufenhofer  fprichl  in  feiner  Rechnung  ftets  von  einer  Auszierung  mit  Delphinen,  Laub- 
werk und  auch  mit  „Lerchen";  ungeachtet  in  den  letztgedachten  heraldifchen  Thieren,  wie  Fig.  3 
zeigt,  zweifellos  Adler  dargellc-lll  find.  .Sdblt  iler  Verfaffer  des  alterten  Inventares  vo'i  1583 
erblickte  in  den  bezeichneten  Darllellungen  nur  Adler,  Die  (Jrfache  diefer  irritren  Benennun"- 
dürfte  darin  liegen,  dafs  Seufenhofer,  der  die  künrtlerifche  Auszierung  nicht  felbft  beforgte,  die 
Adler  ihrer  geringen  Gröfse  halber  für  Lerchen  ant)lickte.  Vielleicht  mochte  er  durch  den  Wappen- 
fchild  an  der  halben  Rofsflirne  zu  der  Meinunir  veranlafst  worden  fein,  dafs  damit  die  foeenannten 
fünf  Lerchen  Nieder-Oeflerreichs  dargeflellt  feien,  eine  Annahme  die  offenbar  eine  irrige  war, 
nachdem  keine  befonderen  BezielnuiLTen  des  Erzherzogfs 
zum  Lande  Nieder-Oefterreich  flatt  hatten.  Sicher  hatte 
der  Künfller  nur  die  Abficht,  den  Schild  mit  den  allent- 
halben angewendeten  F'iguren  auszutüllen,  ilamit  ergab  fich  ^<,-^0'>-i, 
die  Zahl  und  Stellung  der  Adler  von  felbft.  (P'ig.  3,  4,  5.)      ^^^^ 

Wir  erfehen  aus  der  Rechnung  Seufenhofers,  dafs 
die  P'ütterung,  oder  „aufpraitung"  aus  Sammt  l>ell;and; 
dem  Sinne  nach  zu  urtlieilen,  waren  auch  die  Riemen  mit  folchem  überzogen.  Gegenwärtig  befitzt 
nur  ein  Theil  des  Feldharnifches  Vorllöfse  an  d(jn  Rändern  aus  rothem  Sammt,  die  Riemen  weifen 
noch  Spuren  eines  Sanuntüberzuges  auf  Der  Kaiuplliarnifch  Ijefit/t  nun  Vorllöfse  thcils  aus  feiner 


t'ig-  3,  4,  S- 


'  Das  P"ufsluriiicr  ifl  mit  dem  allen  dculfclicn  Kufskaniijf  nicht  zu  veiwcclifeln.  Uicfer  ill  ein  mcirt.  ziemlitli  einfter,  bis  zur 
vollen  Uebcrwindung  des  Gegners  durcligcfülirter  Elnzelnkamiif,  In  dem  licli  meid  des  .Schwertes  Ijedient  wurde;  jenes  kam  erfl 
während  der  letzten  Regierungsjahre  Maximilians  I.  in  Aufnahme  und  es  wurde  gewohnlich  mit  dcmfelbcn  das  Turnier  begonnen.  Die 
Turnierenden  dritten  hiebei  in  Reihen,  aber  mit  bcflimmtem  Gegner  und  über  aufgcflellte  Schranken,  anfanglich  mit  der  Stanfi^c  mit 
„Scharfeifcn"  und  wenn  diefelbe  gebrochen  oder  die  bellimmte  Zahl  der  Stöfse  ausgeführt  war,  mit  dem  Schwcrle  Jedem  Turnieremlen 
waren  hiebei  in  der  Regel  nur  drei  Spiefsflofse  und  fünf  Schwerthieljc  geftaltet  Ein  Beinzeug  zu  verwenden  war  um  1550  im  Fufslur 
nicre  nicht  immer  üblich.  Im  Turnierbuch  Francolins  mit  den  charakteriftifchen  Radirungen  Hans  Lautenfaks,  das  Turnier  am  Hurg- 
platze  zu  Wien  1560  darftellcnd,  find  die  Turnierenden  ohne  Ueinzcug  dargeflellt.  Damit  (limmt  die  dort  aufgeflellte  Turnierordnung: 
,,Wer  dem  Gegner  unterhalb  des  Gürtels  treffen  würde,  der  foll  in  dicfem  Turnier  keinen  Dank  haben." 

Unter  dem  wclfchen  Geftccli  über  das  Dill  iTallia)  ifl  <las  ,,neue"  zu  verftchen,  bei  welchem  man  fich  fchun  des  gewöhnllclicn 
aber  nacli  der  linken  (dem  Dill  zugekehrten)  Seite  bedeutend  verflärUlcn  Feldharnifches  und  nicht  mehr  des  allen  fchweren  Stcchzcugcs 
bediente.  Das  Rcalgcftech,  das  viele  Achnlichkcit  mit  dem  vorerwähnten  hatte,  und  welches  fich  in  der  Ausrüftung  dadurch  unterfchicd, 
dafs  dabei  die  linke  Achfel  durch  eine  angefchraubte  ..vergatterte"  Tartfche  geileckt  wurde,  war  zur  Zeit  der  Fertigung  iliefes  Ilarnifchcs 
eine  erll  feit  Kurzem  eingeführte  (Jcrtechsart,  die  jedoch  bis  zum  SchlulTe  des  Jahrhunderts  fchr  beliebt  war.  In  den  Aijuarellen,  welche 
die  Turniere  und  Felllichkeitcn  am  Ilofe  des  Erzherzogs  Ferdinand  zu  Traf;'  darflellen,  wird  dai  Realgcllech  kurzweg  ,,1'lanckhcn 
Geftech  '  genannt. 


Ein  Harnisch  Erzherzogs  FERniNAND  von  Tvkoi.  in  dkr  Amüraser  Sammlung.  6" 

fchwarzer  Seide,    theils   aus    naturfarb(Miein    Kalbleder.    Krftere    dürften  noch    aus    der   Zeit  des 
Erzherzogs  ftammen,  jene  aus  Leder  Und  kaum  hoher  als  in's  17.  Jahrhundert  zu  fetzen. 

Die  Verwendung  von  265  Ducaten  für  die  Vergoldung  der  Verzierungen,  Züge  und  Rand- 
ftreifen  dürfte  felbft  bei  Würdigung  der  vielen  zu  vergoldenden  Stücke  jeilem  einio-ermafsen  mit 
dem  Vergoldungsproceffe  Vertrauten  exorbitant  crfcheinen.  bis  läfsl  fich  d,i  nur  annehmen,  dafs 
wenn  auch  die  Vergoldung  eine  vorzügliche  ill,  der  Procefs  fcliill  ein  hüchll  jirimitivcr  war. 
Vielleicht  fpielte  aber  das  tiold  hier  (Mnc;  ahnliche  Rolle,  wi(;  tlas  Silber  in  den  ( llocken^defser- 
rechnungen. 

Nach  dem  Wortlauti;  der  Rechnung  find  die  angeführten  lunztdntheile  des  I  larnifches  wie 
wir  uns  aus  der  gegebenen  Hefchreibung  überzeugen  können,  gegenwärtig  noch  vollzählig  vor- 
handen, aller  wir  befitzen  aufser  (liefern  wichtigen  Docuniente  noch  andere,  w(;nn  auch  fpätere, 
nach  welchen  wir  die  Garnitur  nach  ihrer  urfprünglichen  Geflalt  uml  Zufammenfetzung  ganz  genau 
controlliren  können. 

Die  k.  k.  Ambrafer  Sammlung  bewahrt  in  ihrer  Bibliothek  c-inen  P)and  mit  gemalten  Hand- 
zeichnungen, die  Perfönlichkeiten  zu  Pferde  und  in  CofiUnien  darllellen,  welche  diefelben  bei 
Feftlichkeiten  getragen  haben,  die  an  dem  prunkvollen  Hofe  des  Erzherzogs  Ferdinand  zu  Vra.(r 
und  Innsbruck  abgehalten  wurtlen.  Auf  einer  der  letzten  Seiten  diefes  Bandes  find  die  einzelnen 
Theile  der  Garnitur  mit  aller  Genauigkeit  in  charakteriftifcher  in  Sepia  ausgeführter  Zeichnuno- 
wiedergegeben  (Taf  111).  Nach  (liefen  Zeichnungen  fehlt  gegenwärtig  an  ihn  Wechfelftücken  nur 
fehr  wenig  und  diefes  wenige  nur  an  ganz  unbedeutenden  Stücken  und  zwar:  ein  lleifer  P.art,  ein 
linker  abfchraubbarer  Brechrand  und  eine  zweite,  mit  der  vorhandenen  gleichgertaltete  halbe 
Rofsflirne.  Diefem  entgegen  find  in  Wirklichkeit  drei  Stücke  mehr  vorhanden,  welche  in  den 
Abbildungen  nicht  vorkommen  und  überdies  find  der  P'ufskampfharnifch,  fowie  einige  charakte- 
rirtifche  Beigaben  des  Eeldharnifclu^s ,  wie  unter  andern  die  fchöne  zierlich  durchbrochene 
Scheitelverflärkung,  nicht  dargeflellt. 

Betrachten  wir  die  Ciarnitur  an  fich,  fo  vermiffen  wir  zu  felber  gleichfalls  nur  fihr  Weniges, 
ja  es  läfst  fich  fogar  vermuthen,  dafs  gevviffe  gemeinlich  zu  (;iner  Garnitur  gerechnete  Stücke,  die 
wir  hier  nicht  antreffen,  nachdem  die  urkundlichen  und  inventarifchen  Belege  darüber  fchweio-en,  oar 
nie  vorhanden  waren.  Wir  könnten  zu  folchen  eine  ganze  Rofsllirne  und  einen  Rundfchild  rechnen. 

Bei  den  Schöffen  fehlt  der  im  Inventare  von  1583,  von  dem  wir  nachfolgend  den  bctreflen- 
den  Auszug  bringen,  erwähnte  „Latz"  oder  Gliedfchirm.  Diefe  culturhiRorifch  fo  bemerkens- 
werthe  Beigabe  zu  Harnifchen  des  16.  Jahrhunderts  ift  leider  fall  durchwegs  der  Prüderie  des 
18.  und  der  Muckerei  des  19.  Jahrhund(;rts  zum  Opfer  gefallen.  Die  k,  k.  Ambrafer-Sammluno- 
befitzt  nur  mehr  deren  zwei. 

In  Jacob  Schrenckh  von  Notzingens  grofsem  Prachtwerke,  begonnen  1582,  vollendet  1601, 
in  welchem  die  Perfönlichkeiten,  deren  Harnifche  und  Waffen  in  der  Sanunlung  des  F.rzherzoos 
zu  Ambras  befindlich  waren,  mit  den  Harnifchen  felbll  angethan  in  kräftigen  Stichen  dargeftellt 
find,  und  das  fomit  eine  zwar  nicht  immer  verläfsliche  iloch  wichtige  Quelle  für  die  Authenticität 
der  Sammlungs-Obje6fe  bildet,  ift  Erzherzog  Ferdinand  und  zwar  aus  Urfachen,  die  wir  fpäter 
andeuten,  in  einem  anderen  Waffenkleide  dargeftellt;  wir  find  daher  nicht  in  der  Lage  aus  diefer 
Quelle  weitere  Belege  für  die  Exiftenz  und  das  Schickfal  unferes  Ciegenftandes  zu  fchöpfen. 
Diefen  Entgang  wiegten  aber  weit  ältere  artiftifche  Documente  vollends  auf 

I^as  eine  und  ältefte  ift  ein  im  Schlöffe  Ambras  befindliches  Oelbild  136  Cm.  hoch,  131  Cm. 
breit,  in  welchem  Erzherzog  Ferdinand  im  jungen  Mannesalter  etwa  26  bis  28  Jahre  zählend,  in 
unfern  Harnifch  gekleidet  dargeftellt  ift.  Das  Bild  gehört  imter  die  beftgemalten  des  Fürften,  die 
exiftiren.    Für   uns   ift    dasfelbe  infoferne    von    befonderem  Intereffe,  als  der  Gegenftand  unferer 


64  Wendei.in  Hof.iieim. 

Unterfuchiinijen  äiifscrft  j^enau  uml  mit  vollrtändiger  Ausfchmückiing  daroeücllt  ift.  So  ill:  beifpicls- 
weife  der  Helm  mit  übertrieben  hohen  rothen  Federn  geziert,  die  mit  Flinswerk  allenthalben 
behangt  find,  dazu  gehörte  ferners  eine  feidcne  Feldbinde  und  das  ebenfalls  rothe  Schwertgchiingc. 
Ein  gleiches  Schwert  wie  das  dargellellte  befindet  fich  in  der  Sammlung  zwar  nicht  mehr,  doch 
find  ähnliche  aus  dem  Befitze  des  Fürften  noch  vorhanden.  Das  Haupt  wird  von  einem  rothem 
„bühmifchcn  Hut"  bedeckt,  an  deffen  Rückfeite  ein  kurzer  Federbufch  befindlich  ilt. 

Eine  zweite  Abbildung  von  wenig  jüngerem  Datum  wird  «reo^enwärtior  in  der  k.  k.  Ambrafer 
Sammlung  bewahrt.  Diefelbe  ift  80*5  Cm.  hoch,  57  "5  l^reit,  in  Gouache  gemalt  und  flellt  einen 
reichen  architektonifchen  Profpetfl  mit  Säulen  toskanifcher  Ordnung  vor.  \n  der  Mitte  desfelben,  in 
breitem  goldenem  ovalem  Rahmen  befindet  fich  das  Porträt  des  Erzherzog^s  Ferdinand.  Der  Prinz 
ift  im  beiläufigen  Alter  von  30  Jahren  mit  dem  hier  befprochenen  Harnifche  bekleidet  im  Brullbilde 
dargeftellt.  Der  Harnifchk ragen  ift  der  Zeitmode  entfprechend  hoch  hinaufgezogen  und  läfst  eine 
fchmale  weifse  Kraufe  vorftehen.  Die  Achfeihöhlen  decken  die  Schwebefcheibcn ;  die  Vorftöfse 
find  roth;  an  der  Bruft  find  die  Adler  deutlich  erkennbar.  Den  Hals  lunrahmt  die  Kette  des 
V'liefsordens.  Das  Haupt  bedeckt  abermals  der  ein  rothe,  fogenannte  „böhmifche  Hut"  wie  folchen 
der  Erzherzog  bis  an  fein  Ende  ftets  zu  tragen  pflegte. ' 

Das  Bildnis  wird  von  den  Seiten  von  allcgorifchen  und  mythologifchcn  P'iguren  gehalten, 
die  an  dem  architektonifchen  Autbau  angeordnet  in  den  natürlichen  Farben  gemalt  find.  Von 
unten  wird  dasfelbe  von  zwei  geflügelten  Hypocampen  getragen,  zu  den  Seiten  ftehen  Minerva  als 
Prudentia  und  Juno  mit  dem  Pfau  als  Göttin  des  Reichthums.  Von  dem  Gebälke  aus  wird  dasfelbe 
mittelft  Bändern  von  allegorifchen  PVauengeftalten  gehaltcni,  welche  die  Tugend  und  den  Ruhm 
darftellen.  Zwifchen  den  Säulen  erblickt  man  in  Nifchen  geftellt  goldene  Bildfäulen  Jupiters  und 
der  Grazien.  Der  obere  Gefimsauffatz  und  die  Predella,  welche  mit  einem  Giebel  abfchliefst, 
find  mit  fpitzen  pyramidenförmigen  Docken  befetzt.  In  der  Predella  felbft  ift  Jas  vollftändige 
Wappen  des  Erzherzogs  gemalt.  Der  dasfelbe  deckende  Erzherzogshut  wird  von  zwei  Putti 
gehalten,  welche  auf  Delphinen  reiten.  Nach  rechts  und  links  am  Rande  blickt  man  auf  land- 
fchaftlichen  Hintergrund  mit  Bäumen,  Ruinen  und  fchneebedeckten  Bergen.  An  verfchiedenen 
Stellen  des  Aufbaues  lieft  man  erklärende  Infchriften  der  Allegorien;  in  der  Mitte  des  Sockels 
fteht  in  goldener  Schrift  ein  lateinifches  Diftichon. 

So  finnig  vielleicht  aus  mehreren  Gründen  die  Idee  gewefen  fein  mochte,  den  Erzherzog 
gerade  in  diefem  Waffenkleide  aus  feiner  fchönften  Jugendzeit  darzuftellen,  fo  wenig  war  fie  bei 
beiden  Gemälden  in  diefem  Augenblicke  mehr  der  Wirklichkeit  entfprechend,  denn  der  Erzherzog, 
der  gegen  das  30.  Lebensjahr,  wenn  auch  nicht  beleibt,  doch  immerhin  im  Körper  ftark  wurde, 
wäre  zu  jener  Zeit  nicht  mehr  im  Stande  gewefen,  diefen,  wie  wir  gefehen  haben  iür  einen 
fchmächtig  gebauten  Jüngling  berechneten  Harnifch  zu  tragen. 

Wir  glauben  daher  nicht  fehl  zu  gehen,  wenn  wir  annehmen,  dafs  in  diefen  Bildnifsen  eine 
I'^rinnerung  an  frühere  Tage  wach  gerufen  wurde,  denn  nirgends  fpäter  ift  Erzherzog  Ferdinand 
mehr  mit  diefem  Waffenkleide  feiner  Jugend  dargeftellt.  In  dem  fpäter  citirtcn  Werke  P'rancesco 
Terzis  von  1558  und  in  dem  Titelblatte  zu  Schrenckhs  Werk  von  Giovanni  Battifta  Fontana  aus 
dem  Jahre  1582  ift  der  Erzherzog  in  jenem  fchwarzen  getriebenen  Prunkharnifche  dargeftellt,  der 
noch  gegenwärtig  in  tler  k.  k.  Ambrafer-Sammlung  bewahrt  wird. 

'  Ein  ,,l)öl)mifcher  Hut"  von  rolher  Kailie  war  früher  in  der  Sammlung  befindlich  gewefen,  ift  .iber  leider  bei  den  vielen 
Uelicrfiedlungen  längft  in  Verluft  gcr.ithcn.  doch  bewahrt  die  Sammlung  noch  gegenwärtig  einen  anderen  Hut  des  Erzherzogs  von 
gleicher  Korm  und  filbcrgrauer  Farbe. 

Bei  den  Feierlichkeiten  gelegentlich  der  Verleihung  des  Vliefsordens  an  Kaifer  Rudolph  II.  und  die  Erzherzoge  Ernfl  und 
Karl  1585  trug  Erzherzog  Ferdinand,  welcher  hicbci  in  Vertretung  des  Königs  rhilipp  II.  von  S|)anien  fungirte,  einen  ganz  gleich 
geformten,  aber  fchwarzen  Hut,  während  der  Kaifer,  die  I'rinzen  und  .alle  übrigen  Herren  deuifcher,  fpnnifcher  und  italicnifcher  Nation 
mit  fpanifchen  fchwarzen  Federbarcllen  erfchienen  w.aren. 


Ein  Harnisch  Erzheuzogs  Ferdinand  von  Tvkol  in  dkk  Amhkaser  Sammlung.  65 

Die  Künftler  diefer  tüchtig  gezeichneten  und  ausgeführten  Gemälde  find  nicht  bekannt  und 
es  laffcMi  fich  nur  über  das  Gouachebild  dieferhalb  Vermuthungen  aufftellen.  Von  den  Werken, 
welche  von  Künftlern  am  Hofe  des  Erzherzogs  gearbeitet  haben,  kommen  im  Styl  und  Charakter 
jene  dem  bezeichneten  Bilde  am  nächften,  welche  von  der  Hand  des  Francesco  Terzi  llammen,  ja 
in  dem  Prachtwerke:  „l'rancisci  Tertii  Bergamatis  Serenissimi  Ferdinandi  Archiducis  Austriae,  Ducis 
Borgundiae  Comitis  Tirolis  etc.  Pi6loris  Aulici  Austriacae  gentis  Imagines  etc."  vom  Jahre  i5S^, 
welches  die  Bildniffe  von  alten  theils  apokryphen  Regenten  und  von  l'rinzeffinen  meill.  habsbur- 
gifchen  Stammes  in  guten  Kupferftichen  enthält,  finden  fich  einzelne  architektonifche  Formen  und 
Details  an  Figuren,  die  mit  dem  erwähnten  Bildniffe  überrafchende  Aehnlichkeit  habmi  und  es  fall 
ficher  erfcheinen  laffen,  dals  dasfelbe  von  Terzi's  Hand  herrührt. ' 

Beide  Gemälde  datirten  gewifs  aus  jener  Periode,  in  welcher  der  PLrzherzog  noch  zu  Prag 
befindlich  war,  erfteres  wahrfcheinlich  zwifchen  den  Jahren  1555  und  1557,  letzteres  zwifchen  15^8 
iiiul  1560.  Die  befcIiriebcncMi  Bilder  find  als  die  älteften  Documente  fin-  die  Exiflenz  des  ObjeCles  und 
tlalür  anzufeilen,  dafs  dasfelbe  dem  Erzherzoge  angehört  hat.  Die  vorher  angeführte  Zeichnung 
der  einzelnen  Theile  der  Garnitur  dürfte  nicht  vor  1580  zu  datiren  fein,  und  bildet  fomit  die  dritte 
Kunde  feit  deren  Exiflenz  in  der  Sammlung,  die  nächften  Urkunden  bilden  die  Inventarien  der 
Sammlung  felbft,  welche  vom  Jahre  1583  bis  zum  Jahre  1877  reichen. 

Das  ältefte  Inventar  von  1583''  befchreibt  unferen  Harnifch  in  ausführlichfter  Weife;  die 
bezügliche  Stelle  (pag.  68)  lautet  wörtlich:  „Mer  ain  Plannkher  Kürifs,  welcher  Zu  dreien 
Thurnieren,  Als  vber  die  Pällia,  zum  Kempten  Vnd  zum  F"uefs  Thurnier,  Auch  Zum  Frei  Rennen 
Zugebrauchn.  Ift  mit  Vergulten  geöczten  ftraiffen.  Darzwifchen  Verguldte  Adler  gefchmölzt.  Hat 
Zu  yedem  Thurnier  feine  nachbefchrieben  Stuckh. 

Als  Kragen  Ruggen  vnd  Krebs,  feine  Helmelin,  ain  Par  Aechfelen,  ain  Par  Hänndtfchürch, 
ain  Par  Armzeug"  Schien  Vnnd  fchuech,  Zween  Stech  Bart,  ain  Schilt  oder  Dorzetta,'  ain  Stech- 
hänndtfchuech,  ain  Garda  Preft, '  ain  Schiftungs  Puggl,  Vber  die  Prufft,  Zwo  Prechfchaiben  ain 
Stechtärzl  Vnd  ain  Rofftürn.  Mer  zum  Kampf  ain  Kragen  Ruggen  Vnd  Krebs,  ain  Helmelin 
SpangerelP  ain  Par  Armzeug,  ain  Par  Hänndtfchuech,  ain  Kampf  Schurz,  Dichling  fchinen  Vnnd 
fchuech,  ain  Helmelin  mit  ainem  Männtele.  Mer  Zum  Fuefs  Thurnier  ain  Helmelin  mit  ainem 
Mäntele,  ain  Par  Aechfeln  mit  fcheiben  Zwo  Spangerell.  Zum  Frei  Rennen  ain  fchifftung  auf  der 
Aechfelen,  ain  Kienbärtl,  ain  Hänndtfchuech,  ain  fchifftung  auf  das  Armzeug  ain  Prechfcheiben, 
Mehr  Zum  Fuefs  Thurnier  ain  Lanndtfsknechtfchofs  Sambt  dem  Lacz,  ein  Par  fchinen  mit  fchuech- 
mäuler.  Zwo  Schifftung  auf  die  Hauben,  ain  clains  Khinbärtl,  Zway  Diechlingftuckh,  Zway  Raiffel 
an  ain  Schofs  ain  Runde  Verguldte  fcheiben.  Auf  ain  Aechfele  darzue  Zway  befondere  Helmelin 
mit  Mäntelen  Vnd  ain  Par  Schuechmäuler." 

Diefe  ältefte  inventarifche  Angabe  läfst,  wie  wir  erfehen  an,  Genauigkeit  und  Deutlichkeit 
nichts  zu  wünfchen  übrig;  fie  beweift  uns  aber  auch,  dafs  mit  etwaiger  Ausnahme  des  anllöfsigen 
Gliedfchirmes  die  Garnitur  feit  333  beziehungsweife  297  Jahren  complett  geblieben  ift,  ungeachtet 

1  Das  letztbefchriebene  Gemälde  kam  in  die  Ambrafcr  Sammlung  im  Jahre  1821  aus  dem  Befitze  des  Rentbeamten  Auguft  Anton 
Pfaundler  von  Sternfeld  (geb.  1757,  gefl.  1822)  eioes  Künftlers  und  Kunftkenners,  der  fich  um  Erhaltung  der  vaterländifchen  Kunftdenk 
mäler  und  um  die  Pflege  des  Mufealvvefens  in  Tyrol  namhafte  Verdienfte  erworben  hat. 

-  Diefes  fehr  fauber  auf  Pergament  gefchriebene  Inventar  befindet  fich  gegenwärtig  in  der  k.  k.  Hofbibliothek  Hill.  prof. 
^^-  7954  Ivide  Chmel  Hill  Handfchrift  Ij  Es  ill  leider  unvolllländig,  denn  es  fehlen  von  124  Blättern  deren  67.  Glücklicherweife 
befindet  fich  der  Hinweis  auf  das  beregte  Objecfl  unter  den  vorhandenen  Blättern.  Das  Document  ill,  da  der  Titel  gleichfalls  fehlt, 
undatirt,  doch  geht  aus  der  Stelle:  ,, Voigt  was  der  Ilnf  l'lattner  verfchines  82  Jars  in  die  Riill  Camer  gemacht  vnd  dargeben"  hervor, 
dafs  daslelbe  1583  verfafst  wurde. 

■'   Targetta,   Tartfche  für  das  Realgeflech  ( Wechfelftück  jj. 

'  Garde  bras,  Stechmäufel,  die  Garnitur  enthält  gegenwärtig  noch  deren  zwei. 

^   Spangröl.   Achfel  ohne  Vorder-  und  Hinterflug. 

VII.  N.  F.  JO 


66  Wfndelin  Boeheim. 

die  Sammlunsr  viele  widrig^e  Schickfale  und  wiederholt  eiligre  Fliichtunoren  vor  dem  F"einde  zu 
erleiden  hatte. 

Weniger  detaillirt  i'pr'cht  fich  das  Inventar  von  1596  aus,  welches  nach  dem  Ableben  des 
Erzherzogs  über  fämmtliches  in  Innsbruck  und  den  verfchiedenen  Schlöffern  befindliches  beweg- 
liches Eigenthum  desfelben  abgefafst  wurde.  Der  auf  unferem  Harnifche  bezügliche  Inventars- 
punkt lautet:  „Die  drite  Camer  ift  die  negft  bei  der  Stuegen,  auf  der  Linggen  Hanndt.  Rüflhingen 
auf  fr.  dt.  Leib.  Die  errt  ain  gannzer  Kampf  Kürifs  mit  dem  Eifenfchurz  Vnd  Vergulten  Raiffen 
fo  Irer  fr.  dt.  in  der  Jugennt  gefchlagen  worden.  Die  annder  ain  gannzer  Kirifs  über  die  l'alj  mit 
vergulten  Raiften.  Die  Drit  Zum  Fuefs  Thurnier.  Die  Viert  Über  die  Fall]  darzue  alle  Doppel- 
ftückh."  In  den  beiden  letzteren  Angaben  ift,  wie  auch  aus  den  genauen  Bezeichnungen  in  den 
erfteren:  „ganzer  Kirifs"  zu  entnehmen  ift,  nur  von  Wechfelftücken  die  Rede. 

In  diefem  Inventare  wird,  wenn  auch  in  Kürze,  doch  ausdrücklich  erwähnt,  dafs  der 
Harnifch  dem  Erzherzoge  „in  feiner  Jugend  gefchlagen  wurde."  Nebft  dem  befchriebenen  Gemälde 
befitzen  wir  fomit  in  diefen  Documenten  weitere  claffifche  Zeugen,  dafs  der  Harnifch  wirklich 
Erzherzog  Ferdinand  angehörte  und  dafs  wir  denfelben  in  dem  von  uns  befchriebenen  Objecte  in 
Wirklichkeit  und  vollftändig  vor  uns  haben. 

Es  würde  wohl  zu  weit  führen,  wollten  wir  die  auf  unferen  Gegenftand  bezüglichen  Stellen 
in  den  nachfolgenden  Inventaren  bis  zur  Gegenwart  hier  wörtlich  anführen.  Es  genüge  nach  den 
gegebenen  Auszügen  aus  den  beiden  älteften  Befitzdocumenten  die  Verficherung,  dafs  in  allen 
fpäteren  Inventaren,  und  zwar  von  den  Jahren  1613  vom  Schlofshauptmann  Carl  Füger,  (1621)  von 
kaif  Commiffären:  Füger,  Cafpar  Panfa,  o.  ö.  Regimentsrath  und  Hanns  von  Stachelburg, 
Camer  Raith  Rath,  (1663)  von  Joh.  Jacob  von  Arparell  und  Fr.  Rueland  zu  Kettenhofen,  Jenem 
angeblich  von  1730,  in  Wirklichkeit  aber  einige  Jahre  älter),  von  Anton  Rofchmann,  (1788)  von 
demfelben,  (1821)  von  Alois  Primifser,  endlich  dem  gegenwärtigen  von  1877,  von  Dr.  E.  Freiherr 
von  Sacken  der  Gegenftand  mehr  oder  minder  detaillirt  aufgenommen  und  ileffen  Identität  bis 
zum  heutigen  Tage  zweifellos  fichergeftellt  ift. 

Mit  dem  Vorftehenden  glauben  wir  die  uns  geftellte  Aufgabe  erfüllt  zu  haben,  allein  mit 
unferem  Harnifche,  deffen  Gefchichte  nun  fo  klar  vor  uns  liegt,  ift  auch  in  neueren  Werken  über 
die  Ambrafer  Sammlung  ein  voUftändiges  „Rofszeug",  d.  i.  ein  Rofsharnifch  in  Verbindung  gebracht 
worden.  Es  verpflichtet  uns  diefer  Umftand  unfere  Unterfuchungen  auch  auf  diefen  auszudehnen. 
Wir  behandeln  diefen  Gegenftand  getrennt,  um  fowohl  die  Angelegenheit  nicht  zu  verwirren, 
als  auch  aus  dem  Grunde,  als  wie  fich  das  im  Weiteren  klar  ftcllen  wird,  diefes  Objeft  erft  in 
fpäterer  Zeit  in  das  F^igenthum  des  Erzherzogs  Ferdinand  gekommen  ift  und  fomit  feine  eigene 
Gefchichte  befitzt. 

Diefes  Rofszeug  ift,  was  feine  künftlerifche  Zier  betrifft,  dem  befchriebenen  Harnifche, 
wenn  auch  nicht  gleich,  doch  fehr  ähnlich,  ja  eine  fehr  genaue  Prüfung  der  Einzelnheiten  führt  zur 
Ueberzeugung,  dafs  das  Aetzwerk  von  beiden  einer  und  derfelben  Künftlerhand  entftamnit.  Wir 
ftützen  unter  Anderem  diefe  Annahme  auch  auf  die  Wahrnehmung,  dafs  die  Schwebfeheiben  des 
Mannsharnifches  in  der  Zeichnung  ihrt-r  Ornamente  faft  mehr  mit  dem  Rofszeuge,  als  mit  dem 
letzteren  ftimmen. 

Die  Verzierung  befteht  in  theils  geätzten  und  vergoldeten  Strichen,  theils  in  erhaben 
getriebenen,  geätzten  und  vergoldeten  Emblemem,  die  thcnls  Blumenornamente,  theils  Tritonen 
und  Seejungfrauen  (die  in  den  älteren  Auffchreibungen  Delphine  genannt  werden)  vorltellen.  Alle 
diefe  Goldverzierungen  find  mit  kräftigen  fchwarzen  Tupfgrund-Borduren  und  gefchnörkelten  Aetz- 
linien  umfangen. 


Ein  Harnisch  Ekziierzogs  Ferdinand  von  Tvkoi,  in  der  Amrrasek  Sammlung.  67 

Die  Rofsftirn«;  deckt  den  Obertheil  des  Pferdekopfes  ganz,  ift;  aber  von  den  Augen  und 
am  Nafenbeine  herab  fehr  fchrnal  gefchnitten.  An  den  Ganafchen  laufen  zwei  fchmale  rteife 
SchicncMi  vom  Stirntheile  bis  zu  dem  unteren  lüidc  der  Rofsllirne  hcral).  lünc  ganz  eigenthümliche 
Form.  Den  Mals  iles  Rofses  deckt  der  „Kanz",  welcher  jedoch  nur  aus  kurzen  Folgen  beReht, 
die  längs  des  Kammes  herablaufen.  Auf  einer  der  Folgen  ift  die  Jahreszahl  1547  eingeätzt.  Den 
I'ferdehals  umgeben  drei  Bandfchienen,  welche  aus  geätzten  Blättchen  zufammengefetzl  und 
bewetrlich  find.  Diefelben  find  mit  dem  Kanz  und  am  Hälfe  untttreinandc-r  durch  rothe  trolddurch- 
wirkte  Seidenfchiüire  in  Vcrliindung.  Der  I'ilrbug  ill  klein  und  kurz  hinaufgezogen.  Aufdemfelben 
find  in  tretriebener  Arbeil  im  Bas-Relief  in  der  Mitte  eine  yrofse  Rofette,  zu  deren  Seiten  Tritonen 
(Delphine)  dargeftellt. 

Das  Gelieger  wird  aus  kreuzweife  lautenden  Bandfchienen  gebildet,  welche  eine  gleiche 
Form,  wie  die  Schienen  am  Hälfe  haben.  In  den  unterhalb  fpitzig  geformten  breiten  Gelieger- 
tafchen  find  Seejungfrauen  dargeftellt.  Die  Köpfe  derfelben  Imd  in  der  üblichen  gleichzeitigen 
Tracht  der  Frauen,  mit  der  „Haarhaube"  abgebildet.  Der  gegenwärtig  dem  Rofszeuge  beigege- 
bene Sattel  ift  von  deutfcher  F'orm.  Die  Vorder-  und  Hinterftege  find  geätzt  und  vergoldet.  Die 
Innenfeite  der  Stege,  der  Sitz,  die  Sattelblätter  und  die  SchenkelwUlfte  find  mit  rothem  Seiden- 
fammt  überzoofen. 

Die  auffällige  Aehnlichkeit  in  der  künftlerifchen  Ausfchmückunu'  mit  dem  Harnifche  Erz- 
herzogs  Ferdinand,  noch  mehr  aber  die  deutlich  ausgedrückte  Jahreszahl  1547  läfst  uns  vermuthen, 
dafs  das  vorbefchriebene  Rofszeug  mit  jenem  Gelieger  identifch  ift,  welches  Seufenhofer  in  feiner 
Rechnung,  als  „für  röm.  kön.  Majeftät  gefertigt",  anführt.  Die  Andeutung  „alle  ftück  mit  Delfin 
und  lauberg  auf  das  raineft  getriben  vnd  geezt"  entfpricht  ganz  unferem  Rofszeuge. 

Ift  diefe  Vermuthung  richtig,  fo  erfehen  wir  aus  dem  Wortlaute  des  im  I.  Theile  unferer 
Abhandlung  citirten  Schreibens  König  Ferdinands  vom  15.  December:  „das  er  für  unfere  perfon 
ain  ftächlen  gliger,  inmaffen  er  uns  hievor  gemacht  etc.",  dafs  aufser  diefem  Rofszeuge  ein 
ähnliches  fchon  vor  dem  Jahre  1546  von  Seufenhofer  gemacht  wurde. 

Wirklich  finden  wir  eine  Beftellung  und  Ablieferung  eines  folchen  Rofszeuges.  Die 
Beftellung  König  Ferdinands  erfolgte  fchon  1538.  Anfangs  des  Jahres  1539  wurde  das  fertige  Rofs- 
zeug nebft  einem  „doppelten  Küris  und  Hauptharnafch"  auf  dem  Inn  und  der  Donau  über  Ver- 
anlaffung  des  Statthalters  nach  Wien  befördert.  Für  das  Gelieger  forderte  Seufenhofer  damals 
75  Gulden  rheinifch,  eine  Summe,  die  den  Regimentsräthen  in  Innsbruck  fo  hoch  vorkam,  dafs  fich 
diefelben  eine  allerhöchfte  Entfchliefsung  erbaten. ' 

Eines  diefer  Rofszeuge  und  wie  wir  erweifen,  auch  das  ganz  ähnliche  zweite  kam,  und 
muthmafslich  erft  gelegentlich  der  Erbtheilung  nach  dem  Ableben  Ferdinands  I.  1564  in  den  Befitz 
des  Erzherzogs  Ferdinand.  Das  ältefte  Inventar  von  Ambras  vom  Jahre  1583  ift  wie  erwähnt,  incom- 
plett  und  daher  nicht  als  Grundlage  zu  nehmen,  das  nächfte  verfafste  vom  Jahre  1596  gibt  hierüber 
nur  kurze  Andeutungen,  überdies  wird  das  eine  Rofszeug  einer  anderen  Perfönlichkeit  zugefchrieben. 
Defsungeachtet  find  die  Anführungen  nicht  ohne  Werth.  Die  bezüglichen  Stellen  lauten : 

„König  Franciscus  in  Frankreich."  „Ain  ganze  Weife  Rüfftung  mit  erhebten  Vergulten 
Laubwerch  Vnd  Dilgen,  darbey  ain  fchwarz  wulles  Par  Höfen  mit  famet  verprämbt  fambt  ainer 
Rüfftung  in  gleicher  Arbait  auf  ein  Rofs  gehörig."  „Irer  fr.  dt.  Rüfftung  Zu  der  Hochzeit."  „Ain 
gefchobene  Rüfftung  Vnd  Hauben  mit  vergulten  geezten  Raiffen,  darüb  ain  Leibfarb  Atlafer 
Röckhl  mit  filber  geftückht.  Ain  Satl  Vnd  Parfen  Von  gleicher  Arbait." 

Wenn  diefe  Auszüge  aus  den  älteren  Inventaren  nicht  genügen  um  zu  conftatiren,  dafs  die 
oberwähnten,   gleichgeftalteten   Rofsharnifche   Ferdinand    I.    in    der   Sammlung    des    Erzherzogs 

'    Dr.  David  Schönherr.  Der  Ilariiifch  Königs  Kranz  I.  von  Frankreich.  Archiv  für  Gefchichte  Tyrols  etc.  I.  p.ig.  S4. 


68  Wendelin  Boeheim. 

vorhanden  waren,  fo  läfst  eine  gleichzeitige  Abbildung  beider  keinen  Zweifel  mehr  übrig.  In 
einem  Foliobande,  der  die  Feftlichkeiten  bei  Gelegenheit  der  Hochzeitsfeier  des  PZrzherzogs 
Ferdinand  mit  Anna,  Tochter  des  Herzogs  Wilhelm  von  Mantua,  14.  Mai  1582  in  radirten  und  gut 
colorirten  Abbildungen  enthält,  ift  der  fürftlichc  Bräutigam  im  Aufzuge  auf  einem  Pferde  reitend 
dargellellt,  welches  mit  tlem  befchriebenen  Rofszeuge  ausgerültct  ill.  Ihm  zur  Rechten  reitet  fein 
vornehmrter  Gaft,  Herzog  Wilhelm  von  Baiern  auf  einem  Pferde,  das  mit  einem  Rofszeuge  aus- 
geftattet  \l\,  welches  wie  ein  Ei  dem  anderen,  jenem  vorerwähnten  gleicht.' 

Damit  irt  zur  Fvidenz  erwiefen,  dafs  die  beiden  Rofszeuge  des  Kaifers  Ferdinands  t  in 
fpäterem  Befitze  des  Erzherzogs  waren  und  in  der  Sammlung  fich  befanden.  Es  ifl  nun  nur  mehr 
die  Aufgabe  zu  eruiren,  wann  und  Ixi  welcher  Gelegenheit  das  eine  diefer  Rofszeuge  aus  der 
Sammlung  gelangte. 

So  viel  liefs  fich  Ichon  anlänglich  conllatiren,  dafs  mit  dem  Jahre  178S  die  Erwähnung 
zweier  ähnlicher  Rofszeuge  abbricht,  dafs  alfo  die  Entfernung  des  fraglichen  Objectes  fpäter 
erfolgt  fein  mufste. 

Ein  in  der  k.  k.  Ambraft^r  Sammlung  befindliches  Acteniliick  gibt  darüber  vollftändige 
Auskunft:  es  ill;  dies  das  Protokoll,  welches  am  15.  P'ebruar  1806  bei  Gelegenheit  der  auf  Befehl 
des  Kaifers  Napoleon  aus  der  Sammlung  zu  entnehmenden  Harnifche  und  Waffen  aufgenommen 
wurde.  Der  Titel  desfelben  lautet:  „Proces  verbal  de  la  prise  de  possession  des  armures  fran(;oises 
existantes    au    chateau  d'Ambras  pres  d'lnnsbruck"  und  die  darauf  bezügliche  Stelle: 

„Celle  de  Frangois  premier:  armure  complette,  polie,  pour  lui  et  Son  cheval  avec  des 
bandes  dorees,  ornee  de  ileurs  de  lis  et  de  figures  de  Dieu.x  marins  avec  portrait. "  ' 

Aus  diefer  Stelle  des  Protokolles  ifl  zu  erfehen,  dafs  der  bezeichnete  Pferdeharn ifch, 
welcher  fchon  vor  1596  mit  dem  Harnifche  Franz  1.  in  Verbindung  aufgeführt  wird,  von  den 
franzöfifchen  Officieren  und  Beamten  als  zu  felben  gehörig  gehalten  und  mitgenommen  wurde. 

Das  hier  genau  bezeichnete  Rofszeug  und  zwar  jenes  erflgefertigte  vom  Jahre  1539  ill  nun 
gegenwärtig  in  Paris  Musee  d'Artillerie  (grofser  Saal,  parterre  rechts,  in  der  Mitte,  Harnifche  für 
Mann  und  Rofs)  und  unter  der  Bezeichnung  G  22.  Der  jetzt  auf  diefes  Rofszeug  gefetzte  Manns- 
harnifch  ift  dem  Herzoge  Anton  von  Burgund  zugefchrieben  und  lieht  natürlich  niil  felbem  in 
keiner  hiftorifchen  Beziehung,  wie  auch  der  Catalogue  raisonnee  andeutet: 

„L'armure  du  cheval  est  un  harnais  de  tournois  (?)  de  la  premiere  moitie  du  XVI.  sie'cle  du 
temps  de  Frangois  I.  d'une  execution  et  d'un  goüt  remarquable  et  n'a  rien  de  commun  avec 
larmure  de  l'homme."^ 

Wir  glauben  fchliefslich  mit  diefen  Darlegungen  es  gerechtfertigt  zu  haben,  wenn  wir  den 
gegenwärtig  noch  in  der  Sammlung  bewahrten  Pferdeharnifch  für  die  Zukunft  feinem  urfprüng- 
lichen  Befitzer  dem  Kaifer  Ferdinand  1.  wieder  zueignen. 

'  Die  Radirungen  ftammen  vvahrfcheinlich  von  der  Hand  des  Malers  Sigmund  ElfälTcr.  der  um  158 1  in  Innsliruck  lelite  Das 
Werk  dürfte  in  Innsbruck  bei  Agricola  (Hanns  Bauer)  erfchiencn  fein. 

-  Das  Protokoll  trägt  dieUnterfchriften,  und  zwar  franzöfifcher  Seits  des  Infpecflcurs  cn  Chef  der  grolsen  Armee  Villemanfi  und 
des  Capitains  im  Generalftabe  Simonin;  öfterreiohifchbairifcher  Seits  des  Artillerie  Hauptmannes  Baron  Voitli,  des  üubernialSecretärs 
Anton  Pfaundler  von  Sternfeld  und  des  Schlofshauptmannes  Johann  Primiffer. 

■'  Catalogue  des  coUcdtions  composant  le  Musöe  d'Artillerie  par  O.  Penguilly  1  Hari.lnu,  Oflicicr  superieur  d'Artillerie,  Con- 
fervateur  etc.  Paris  1862. 


PLUVIALE  UND  CASULA  KAISER  FRIEDRICH  DES 

Von  Dr.  Florian  Romkr. 

(Mit  3  Text  Illunralionen  ) 

S  war  noch  im  Mai  des  Jahres  1864,  als  ich  die  alte  Kirche  von  Tököle,  fammt  dem 
Grabdeine  des  Michael  Chcch  \oni  Jahre  1519  in  Augenfchein  nahm,  und  endlich  auch 
die  unterlle  Lade  des  Schreines  herausziehen  liefs,  in  welcher  fich  die  heil.  Gewänder 
befanden.  Hier  fah  ich  zum  erftenmal  jene  kirchlichen  Stickereien,  von  denen  ich  zwar  frhon  tViiher 
hörte,  die  aber  trotzdem,  weil  fie  die  Chiffre  des  erlauchten  Gebers  und  die  Jahreszahl  an  fich 
trugen,  deflo  gröfseres  Intereffe  bei  mir  anzuregen  im  Stande  waren. 

Als  ich  diefe  merkwürdigen,  bereits  in  Fetzen  aufgegangenen  Gewänder  fah,  bat  ich  den 
Kirchendiener,  der  über  mein  Erftaunen  ganz  verblüfft  war,  mir  fogleich  groben  Zwirn  und  ein 
Leintuch  zu  bringen,  und  fchickte  mich  dazu  an,  meinen  Schatz  nach  Budapeft  in's  Mufeum,  für 
die  Alterthumsfammlung  zu  bringen.  Aber  auch  der  Herr  Pfarrei  hatte  ein  Wort  darein  zu  reden 
und  erlaubte  mir  erft  dann,  die  ohnedies  unbenützen  Paramente  mitzunehmen,  als  ich  verfprach, 
nicht  allein  einen  ganz  neuen  Vefpermantel  der  Kirche  zu  fpendcn,  fondern  demfelben  noch  zu 
Weihnachten  an  die  Pfarre  einzufenden. 

Wenn  man  die  Frage  aufftellen  follte,  wie  es  wohl  möglich  fei,  dafs  diefe  Kirchenkleider, 
die  doch  gewifs  von  der  kaiferlichen  Familie  abdämmen,  hieher  gebracht  worden  feien ,  wird  man 
ganz  kurz  antworten,  dafs  fich  auch  in  Rdczkeve  in  der  katholifchen  Kirche  dergleichen  alte  Para- 
mente vorfinden  follen,  und  dafs  ein  grofser  Theil  diefer  ausgedehnten  Donau-lnfel,  Anvie  auch 
Tököle,  Auguftam  Familiam  Caefareo-Regiam  als  ihren  kirchlichen  l'atron  und  Schutzherrn  bis  heut- 
zutage noch  anerkennen.  Es  ift  daher  auch  leicht  möglich,  dafs  bei  Gelegenheit  einer  Ausmufterum-^ 
und  der  Einführung  neuerer,  modernerer  Kirchenkleider  befagte  Paramente  hieher  gekommen 
feien,  wenn  man  nicht  vielleicht  annehmen  wollte,  dafs  fie  von  Wien  aus  noch  als  neuere  Stücke 
hieher  gefendet  worden  feien.' 

Was  mir  fogleich  in  die  Augen  fiel,  war  i)  die  Cafula  felbft,  welche  fchon  ihrer  Form  nach 
mit  einer  kleinen  Krümmung  in  der  Nähe  der  Öeffnung  für  den  Hals  des  Frieders  beinahe  überall 
gleich  breit  und  nach  unten  zu  nur  wenig  gefchweift  erfcheint. 

Der  kurzgefchnittene  blaue  Sammet  id  zwar  noch  der  urfprüngliche,  aber,  obwohl  er  an 
vielen  Stellen  ganz  abgefchunden  id,  zeigt  er  an  anderen  dennoch  die  grofsblumigen  idealifirten 
Bouquets,  und  die  vielfeitigen  Rahmen  von  Efelsrücken  und  Didelknospen,  welche  gerade  im 
15   Jahrhunderte   fo  gang    und  gäbe  waren,    dafs  fie  diefes  Zeitalter   zu  bezeichnen  berufen  find. 

Trotz  alledem  wird  man  nicht  leugnen  können,  dafs  auch  diefes  Mefskleid  öfters  zuL^e- 
dutzt  und   durch  unfchuldigen  Mifsbrauch  der  kirchlichen  Kund  nach  Betlürfnis  hnnlos   ausgeflickt 

*-  o 

1  Ich  kann  mich  von  dem  Gedanken  nicht  recht  los  machen,  dafs  man  in  Wien,  vielleicht  in  einem  der  kaif.  Hofarchive,  Spuren 
«leffen  finden  wird,  wie  diefe  Kirchengewänder  an  die  Kronherrfchaft  gelangt  feien;  möge  fich  nur  jemand  vorfinden,  dem  es  der  Mühe 
werth  fcheint,  über  das  hier  herrfchendc  Dunkel  Licht  zu  verbreiten. 


■jQ  Dk.  f.   ROMEk. 

wurde.  So  wie  die  Cafula  jetzt  belleht,  mifst  der  rückwärtige  Theil  noch  gegenwärtig  t  lo  Cm., 
die  Breite  macht  070  Cm.  aus,  und  diefelben  Maafse  find  auch  von  dem  Kreuze  zu  verftehcn,  das, 
aufser  den  goldenen  Querftreifen  an  den  Schultern,  die  ganze  Länge  und  Breite  des  Gewandes 
einnimmt. 

Nachdem  wir  nochmals  erwähnen,  dafs  der  blaue  Sammt  blofs  an  einigen  Stellen  unver- 
fehrt  zu  fehen  ill,  mufs  man  geliehen,  dafs  der  ganze  freie  Raum,  der  am  Kreuze  aufser  den 
Figuren  vorkommt,  nach  dem  Gefchmacke  jener  Zeit  derartig  mit  röthlichen,  fchneckenartig 
gewundenen  Rädchen  aus  Seide  befleht,  und  diefelben,  keinerlei  Raum  frei  hinterlaffend,  dazu, 
befonders  mittelfl:  der  fie  verbindenden  Goldfäden,  beitragen,  dafs  fich  die  übrigen  Gebilde  dello 
beffer  vom  Hintergrunde  abheben. 

Auf  einem  fo  glänzenden  Hintergrunde  fehen  wir  als  Hauptfigur  zwifchen  den  Kreuzes- 
armen ausgefpannt  den  Erlöfer.  Das  Kreuz  felbll,  von  gelblicher  Farbe  mit  dunkelgrünem  Schatten, 
ifl  fehr  roh  ausgehauen;  überall  fieht  man  am  Stamme  felbft  ganz  naturaliftifch  die  abgehauenen 
Aefte,  darüber  auf  einem  gewundenen  Spruchbande:  i.ll.r.i.  Die  Hauptfigur  ill  der  gekreuzigte 
Gottesfohn;  die  feineren  Fleifchtheile  find  durch  das  langjährige  unforgfältige  Hin-  und  Herziehen 
abgewetzt;  der  wellenförmig  ausgebuchtete  blaue  Heiligenfchein  enthält  die  eigenthümliche  Kreuz- 
form, und  der  Kopf  des  Sterbenden  ifl  nach  rechts  hinabgebeugt  und  durch  eine  Dornenkrone 
ausgezeichnet,  die  auf  dem  lang  herabwallendcn  Haare  fitzt,  und  nur  den  Schnur-  und  zweithei- 
ligen Kinnbart  fehen  läfst. 

So  wie  der  Heiligenfchein,  ift  auch  das  kurze  nach  rechts  fiiegende  Schamtuch  bläulich. 
Aus  den  Wunden  der  beiden  Hände,  der  rechten  Brufifeitc  und  der  übereinander  «refchlagenen 
Füfse,  fowie  auch  unter  den  Stacheln  der  Dornenkrone  fliefst  das  Blut  in  Tropfen,  ja  fogar  in 
dreitheiligen  Strömen  herab.  Die  Länge  der  nach  rechts  gebeugten  Geftalt  mifst  040  Cm.,  die 
Enden  der  gebogenen  Hände  machen  aber  o"32  Cm.  aus. 

Die  am  Fufse  des  Kreuzes  flehenden  zwei  Geftalten  erfcheinen  nach  alter  Auftaffung,  der 
Göttlichkeit  des  Gekreuzigten  gegenüber,  etwas  kleiner  und  machen  blofs  031  Cm.  aus.  Rechts 
fleht  mit  einem  gewellten  braungelhen  und  mit  filbernen  Halbkreifen  aufgefrifchten  Nimbus, 
bedeckten  Hauptes,  im  blauen,  beinahe  regelmäfsig  gefalteten  Kleide  die  heil.  Jungfrau,  deren 
beide  Hände  auf  der  Brufl  ruhen;  links  hat  mit  gehörigem  Farbenwechfel  die  Geflalt  einen  dunkel- 
blauen Heiligenfchein  mit  .Silberkreifen ;  das  Kleid  ifl  braunsfelblich  mit  filbernen  Rändern.  Die 
Hände  find  wie  ftaunend  in  die  Höhe  gehalten,  wohin  auch  Beider  Blicke  gerichtet  find;  blofs  aus 
der  jugendlichen  Geflalt  und  der  hergebrachten  Sitte  erkennen  wir  hier  den  heil.  Johannes  den 
Evangeliflen. 

Die  Geflalten  flehen  unten  auf  dem  Grasgrunde.  Ueber  dem  Kreuzflamme  fehen  wir 
auf  einer  hin-  und  hergebogenen  beinahe  geraden  bläulichen  Wolke  eine  Geflalt,  die  in  der 
Rechten  ein  mit  fünf  Buckeln  geziertes,  durch  Fäden  quer  eingefchnittenes  Buch,  in  der  Linken 
aber  als  Zeichen  feines  Märtyrerthums  ein  filbernes  Meffer  emporhält,  folglich  der  heil.  Apoflel 
Bartholomäus  ifl.  Ein  Theil  feiner  Kleider  und  feiner  braunen  Haare  ifl  abgerieben ;  fein  Nimbus 
ift  grün  und  mit  Halbkreifen  eingefafst,  deren  Mittelpunkte  fich  innerwärts  befinden.  Ueber  den 
Kreuzesflamm  hinaus  bleibt  in  den  langen  Armen  Raum  für  zwei  Figuren;  rechts  ifl  der  heil- 
Petrus  mit  bläulichem  Niml)us  im  treiben  filber-umfäumtcn  Kleide.    Diefer  hält  in  der  Rechten  den 

o 

grofsen  Himmelsfchlüffel,  der,  wie  die  meifleu  Schlüffel  diefer  Zeil,  mit  einem  Quervierecke  endigt; 
links  hält  er  das  grofse  Buch  mit  filbernen  Knöpfen.  Sein  Kopf  ill  zwar  kahl,  aber  feine  Seiten- 
locken und  fein  Bart  befleht  aus  gekrauster  Seide,  fowie  die  Haare  der  übrigen  Heiligen  flreng 
und  anliegend  erfcheinen.  Auf  der  linken  Seite,  gleichfalls  dem  Gekreuzigten  zugekehrt,  fleht  des 
vorigen  Gegenbild,  der  heil.  Paulus.   Auch  er  ifl  kahl;  fein  Nimbus  und  das  viereckige  Buch,  das 


Pluviai.e  und  Casui.a  Kaiser  Frieduich  des  III. 


7T 


er  in  der  Rechten  hält,  find  gelblich,  in  der  Linken  befindet  fich  das  bläulich-filberne  Schwert,  mit 
dem  runden  Endknaufe;  fein  Mantel  ill  dunkelblau  mit  lichterem,  ebenfalls  hlbernen  Saume.  Das 
ganze  Blatt,  von  einer  Nadelmalerei  herftammend,  war  mitteilt  Kleiller,  der  noch  heute  fichtbar  ifi;. 
auf  das  Untergitter  angeklebt  und  befeftigt. 

Der  vordere,  beinahe  geigenförmige  Theil,  ill  nur  hie  und  da  geflickt.  Das  Mittel ftiick  ifl 
eine  alte  Weberarbeit  (Fig.  i)  und  zählt  heutzutage  069  Cm.  in  der  Länge,  und  0135  Cm.  in  der 
Breite.  Der  Grund  befleht  aus  goldigen  zickzackigen  Fäden,  und  enthält,  foviel  man  nämlich  liicr 
noch  erfehen  kann,  fünf  verfchiedenc  Darftellungen. 

Zu  oberft  ift  i)  ein  o'i4  □Cm.  Raum,  in  dem  man  einen  gelblich-grünen,  nach  zwei  Seiten 
gewebten  I^aum  ficht.  Die  ziemlich  grofsen  Aefte  enthalten  ftylifirte  Blätter  und  eine  fechseckige, 
geometrifche  Figur  oder  Rofe,  die  oben  ins  Rothe,  unten  ins  (ielbe  Ipielt.  Unter  dem  grofseren 
Baume  befindet  fich  beiderfeits  auf  je  einem  kleinen  l^aume  ein  Vogel  mit  rothem  Schnabel  und 
ähnlichen  Krallen;  ganz  unten  flehen  als  Ornament  auf  einer  beinahe  geraden  Linie  C 
zunächft  der  Mitte,  von  beiden  Seiten  je  drei  winzige  Bäumchen  mit  ebenfo  vielen 
dazwifchen  Itehenden  Pfählen,  und  gegen  den  Saum  zu  ein  von  zwei  Pfählen  umge- 
benes Bäumchen.  Nun  kommt  bei  ein  014  Ouadr.-Cm.  breiter  Goldgrund,  und  in 
deffen  Mitte,  zwifchen  zwei  Sechsecken,  die  auf  einer  ihrer  Spitzen  ftehen,  und  in 
rothen  und  blauen  Fäden  gewirkt  liml,  mit  003  und  0025  Cm.  grofsen  gleichfarbigen 
Mönchsbuchftaben  das  Wort:  fhtfuS,  dem  eine  achtfeitige  flylifirte  Rofe  folgt,  deren 
obere  vier  Blätter  blauroth  find;  in  der  Mitte  haben  fie  ein  Kreuz,  unten  aber 
lilafarbige  Blätter  mit  vier  rothen  Kreuzen  in  denfelben.  Aufser  den  mehrfarbigen 
Rauten,  die  an  vier  Stellen  kreuzweife  angebracht  find,  bildet  ein  gröfseres  griechi- 
fches,  d.  i.  gleichfchenkliges  Kreuz  die  doppelte,  ebenfalls  rothe  und  blaue  Liniaffung, 
deren  gebrochenen  und  fich  wieder  ergänzenden  Linien  vier  Rebenblättcr  entitammen, 
die  wieder  blau  und  roth  find  und  das  entftandene  Viereck  ganz  ausfüllen.  Der  folgende 
Goldgrund  mifst  015  Ct.,  und  hier  entfpricht  ganz  dem  oberen  Felde  nämlich  zwifchen 
zwei  gleichartigen  Sechsecken  in  Mönchfchrift  der  heil.  Namen:  mana.  Diefem  folgt 
auf  einem  0125  Cm.  einnehmenden  Goldgrunde  ein  gerade-äftiger  geometrifch  gebil- 
deter Baum,  deffen  Farben  gelblich-grün  find,  deffen  Blätter  Rebenblätter  nachahmen, 

deffen  Früchte  aber  aus  einzeln  flehenden  runden  Beeren  beflehen. 

*  lg  '■ 
Dafs  von  diefem  Mufler,  befonders  in  Oeflerreich  und  aus  der  Mitte  des  15.  Jahr- 

hundertes   fich  nicht   das  einzige  erhalten  hat,  glaube  ich  darum,  weil  ich  während  den  Ferien  von 

1865  am  14.  September  im  Linzer  chrifilichen  Mufeum  eine  ähnliche  Cafula  fah,  welche  die  Nonnen 

von  Vöklabruck  ausflellten.  Auch  dafelbfl  kamen  auf  goldigem  Grunde  die  heil.  Namen:  tbffus  und 

maria  vor;  aber  diefelben  waren,  verfchieden  von  dem  Tököleer  Mufler,  zwifchen  Wappen  und  den 

Zeichen  des  Leidens  Chrifli  angebracht.    Der  Erzeugungsort  fcheint   alfo  derfelbe,  ja  fogar  ein  im 

deutfchen  Reiche  fich  befindender  zu  fein,  nur  hat  unfer  Mefskleid   den  Vortheil,  dafs  hier  fogar 

das  Jahr  der  Erzeugung  unbeflritten  benannt  ift. 

Gefagtes  beweife  ich  dadurch,  weil  dem  erwähnten  Gewände  eine  beinahe  ganz  zu  Grunde 
gerichtete,  vielleicht  mehrmals  umgearbeitete  Stola  (Fig.  2)  beigefügt  ift,  aus  der  es  mir  ziemlich 
fchwer  fiel,  folgendes  herauszubringen : 

Diefe  Stola   nimmt  beinahe  eine  und  diefelbe  Breite  ein  und  mifst  in  der  Länge  170  Cm. 

Auf  derfelben  befinden  fich,  mit  wenigen  Verfchiedenheiten  von  dem  Gewebe  der  Cafula  eilf  ganze 

und  zwei  halbe  Mufler,  fo  dafs  nur  auf  dem  öfters  angeführten  (ioldgruiide  anftatt  des  fenkrechten 

Bildes,    fich    wagrecht    folgende   Zeilen    wiederholen.    Im   rothen   Felde:    thffuS,   im   blauen   Felde: 

1  S^S^S^y  •'"  blauen  Felde:  ÄCIOV;  hierauf  folgt  das  gleichfchenklige  Kreuz,    mit  dem  Unter- 


72  Dr.  f.  f.  Romer. 

fchiede,  dafs  hier  die  mittleren  Blätter  etwas  gröfser  find  und  anftatt  der  doppelten  Einfaffun£f 
blofs  eine  einfache  Linie  ftatthndet.  Nach  diefem  wiederholt  fich  im  blauen  Felde :  maria,  im 
rothen  Felde:  'j  5^5^5^.  im  rothen  Felde:  ÄGIOV  u.  f.  w.  Die  Enden  der  Stola,  indem  diefelben 
breiter  als  das  Band  felbll:  find,  beftehen  aus  drei  Theilen,  darin  fich  die  befchriebenen  MuAer 
wiederholen. 

Die  Schreibart,  fowohl  der  allerheiligfte  Namen,  als  auch  die  Buchftaben  des  Wahl- 
fpruches  des  Kaifers  felbft,  beftätigen  genügend,  woher  diefes  Mefskleid  herftammen  mag,  indem 
hier  kaum  an  einen  Mifsbrauch  des  Stoffes  zu  denken  ift,  fowie  auch  niemaml  zu  jener  Zeit  es 
gewagt  hätte,  einen  fo  bezeichneten  Stoff  für  Privatzwecke  zu  verarbeiten. 

Sollten  aber  dennoch  irgend  welche  Zweifel  gegen  den  gewebten  Stoff,  den  am  Knde  doch 
auch  Andere  kaufen  konnten,  fich  erheben,  fo  wird  uns  wohl  ein  anderes  Stück  zu  Hilfe  kommen 
muffen,  es  ift  die  beinahe  ganz,  wenigftens  im  Wesentlichen  geflickte  Pluviale  benannten  Kaifers. 
Auch  diefes  wunderbare  Stück,  Fig.  3,  fand  ich  zufammengeknetet  und  ziemlich  zu  tirunde 
gerichtet  in  derfelben  Kirche  zu  Tököle,  wo  dasfelbe  deffen  ungeachtet  wegen  der  Armuth  des 
Ciotteshaufes  gewöhnlich  an  Sonntagen  benützt  wurde. 

Wenn  wir  das  Pallium  betrachten,  ficht  man  fogleich,  dafs  der  Rand  ober  der  Stickerei, 
o  42  Cm.  breit,  derfelbe  blaue,  gefchnittene  Sammt  fei,  der  fich  an  dem  Hintertheile  der  Cafula 
befindet.  Die  Breite  des  Vefpermantels  macht  286  Cm.  aus,  in  der  Höhe  aber  find  fammt  dem 
Rande  felbft  148  Cm.  zu  meffen.  Zu  bemerken  ill,  dafs  der  ganze  untere  Theil  durch  tlas  immer- 
währende forglofe  Hin-  und  Herziehen,  durch  die  flätige  Benützung  fo  viel  gelitten  hat,  dafs  die 
befchriebene,  gemufterte  und  befchnittene  Sammtfläche  beinahe  bis  zur  Unkennt- 
lichkeit verlchwunden  ift,  fo  dafs  der  Mantel  ganz  fahlblau,  mit  weifslichem 
Stiche  ausfieht,  und  nur  an  einigen  Stellen  zwifchen  der  erhabenen  Stickerei 
noch  dunkelblaue  Flecken  erhchtlich  find,  die  von  dem  alten  Mufler  noch 
ein  ziemlich  fchwaches  Zeugnifs  bieten. 

Der  mittlere  Theil  zählt  118  Cm.,  zwei  Theile  machen  o  60  und  zwei 
andere  017  und  o  19  Cm.  aus,  die  noch  vor  dem  Sticken  zufammengenäht 
wurden,  damit  fie  das  ro3  Cm.  breite  untere  Stück  bilden.  In  der  Entfernung 
von  einem  Meter  nehmen  die  geftickten  Aehren  ab,  und  obwohl  diefelben  mit 
gleicher  Höhe  in  drei  gleichen  Linien  abwechfelnd  vorkommen  und  als  fünf 
und  fünf  erfcheinen,  fo  folgen  fie  dennoch  beiderfeits  und  zwar  ein  wenig 
gegen  die  Mitte  zu  geneigt,  zuerft  mit  fünf,  dann  mit  vier  Bündeln,  bis  üc 
endlich  zu  zweien  erfcheinen  und  alle  zufammen  38  ganze  und  blofs  6  halbe 
Garben  ausmachen.  Ich  glaube,  dafs  fich  diefe  ziemlich  erhabenen  Zierden  mit 

F  i  P     2  - 

geheimem  Sinne  auf  das  geheiligte  Himmelsbrod  beziehen;  es  find  diefes 
nämlich  allerfeits  neun  ausgebildete  Aehren,  deren  je  zwei  herabhängen,  die  übrigen  feitwärts 
gerichtet  find,  die  mittleren  endlich  gerade  aufftehen  und  an  den  Stengeln  mittelft  eines  rundlichen 
Fadens  gebunden  find.  Pls  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs  fich  diefe  Garben  vom  dunkelblauen 
Grunde  fehr  fchön  abgehoben  haben  muffen  und  dafs  die  einzelnen  Aehren  durch  die  rothe  Seide, 
mit  der  fie  ausgenäht  waren,  fogar  viel  an  Zartheit  gewannen.  Die  Höhe  der  Aehrenbündel  macht 
019  Cm.,  die  untere  Breite  der  herabgebogenen  Aehren  016  Cm.  aus,  fo  dafs  alle  diefe  Ver- 
zierungen nach  demfelben  Mufter  ausgeführt  und  dann  aufgenäht  wurden. 

Was  uns  an  diefem  Mantel  als  I  lauptsache  vorkömmt,  bezieht  fich  aul  den  Kaifer  Fried- 
rich III.,  indem  zwifchen  den  zwei  unteren  Aehrenreihen  gegen  die  Mitte  des  Pluviales  die  Anfangs- 
buchftaben  feines  Wahlfpruches  ftehen :  -Ä-C-LO-V-  und  fogar  den  eigenthümlichen  Schlufs- 
ftrich  unter  den  Buchftaben  aufweifen;  dann  lieht  noch  feitwärts  nach  links  vom  mittleren  Aehren- 


Pluv]ai,e  und  Casui.a  Kmsek  Friedkich  des  III. 


73 


-     .VI    ^ 


^ 

Ä 


I 


bündel   die  bezeichnende  Jahreszahl  •  J    /^'y^'Ö''  ^°  zwar,  dafs  diefe  beiden  Zeilen  ebenfo  wie 
die  Achrcn  aust,'enäht  find,  wn^X  uns  dadurch  Alles,  was  wir  wiffen  wollen,  beweifen. 

Es  ift  bekannt,  dafs  der  Vefpermantel  den  altgebräuchlichen  Regenmantel,  der  mit  einer 
Gugel  (cucullus)  ausgerüftet  war,  erfetzte,  und  nicht  allein  in  der  Kirche,  fondern  fehr  häufig  auch 
aufser  tlerfelben  benützt  wurde.  Aus  der  den  Kopf  bedeckenden  Kaputze  wurde  fpäterhin  der 
heutige,  fich  weiter  unten  befindende  Spiegel,  an  dem  anflatt  der  einfl  fo  häufig  benützten 
Glöckchen  oder  der  Schellen  eine  Goldquafle  angehängt  ill.  Der  an  .  dem  befprochenen 
Mantel  angebrachte  Spiegel  mifst  obenan  o'35  Cm.,  geht  nach  untenhin  in  eine  Spitze  aus  und 
enthält  in  feiner  Höhe  040  Cm.  Die  beiden  Seiten- 
theile  der  Bordüre  find  kettenförmig,  weil  fie  aus 
einem  068  Cm  breiten,  offenen  Theile  und  einem 
blos  005  Cm.  breiten  und  ganz  genähten  Theile 
beflehen.  Der  in  der  Mitte  zwifchen  diefen  liesfende 
und  erhabene  Rand  ifl  doppelt  zufammengedreht, 
fl;rickartig  und  zählt  von  einer  Biegung  zur  andern 
008  Cm.  Das  im  Spiegel  felbft  befindliche  Nadel- 
jrebilde  ift  fehr  anoernffen,  befonders  in  den  her- 
vorflehenden  zarteren  PIrhöhungen,  fo  dafs  man 
an  mehreren  Orten  blos  die  gröbere  Leinwand  des 
Grundes,  fowie  hie  und  da  nur  die  gemalten  Partien 
zu  fehen  bekommt. 

Dort,  wo  man  keine  Piguren  ficht,  befindet 
fich  025  Cm.  breit  die  Fortfetzung  des  Rahmens,  fo 
dafs  auch  hier  ebenfo  wie  am  Rücktheile  der  Cafula 
desfelben  Kaifers  fich  zwar  kleinere,  aber  doch 
noch  003  Cm.  fchneckenförmig  gewundene  Gold- 
fäden befinden,  welche  theilweife  auch  nieder- 
i^enäht  find.  Sehen  wir  weiterhin  das  Innere  der 
Darfteilung  an,  fo  ift  von  unten  her  bis  auf  o '15  Cm. 
der  Zimmerboden  in  der  ftylgemäfsen  Verkürzung 
fchachbrettartig  belegt,  und  zwar  fo,  dafs  oben,  fo 
weit  nämlich  die  Figuren  reichen,  dunkelgraue  mit 
yelben  Tafeln  wechfeln,  weiter  unten  aber  beinahe 
nur  gelbe  Fäden  zu  fehen  find,  welche  aber  überall 
theilweife  niedergenäht  und  mit  fchnurförmigen 
Binden  niedergehalten  werden. 

Es  ift  beinahe  auffallend,  dafs,  indem  man 
fonft  vergeblich  um  den  Geber  und  das  Jahr  der  Schenkung  felbft  forfchen  würde,  fich  gerade  hier 
beides  auf  demfelben  Kleide  uml  zwar  zum  zweitenmal  vorfindet.  Ich  leugne  es  durchaus  nicht, 
dafs  es  fehr  fchwer  hält,  diefe  Anhaltspunkte  zu  entdecken;  aber  fogleich  unter  den  zwei  Geftalten 
lefen  wir  auf  den  fchachbrettartigen  Tafeln:  -Ä-C-I-O-V-  und  darunter  I'A'A'Ö'  ^°  ^'^' 
man  an  diefen  verkommenen  Zeichen  noch  wahrnehmen  kann,  find  die  Punkte  felbft  mit  Schwarz, 
und  Lila,  die  Buchftaben  aber  und  Zahlen  mit  Weifs  ausgenäht. 

Die  zwei  020  Cm.  hohen  Geftalten  find  auf  dem  gröberen  Grunde  aufgeftickt    untl  zum 
zweitenmal   auf  den  fchneckenförmig  gekräufelten  Hintertheil  angebracht.  Links  befindet  fich  der 
ganz  gekleidete  Engel  der  Verkündigung,    deffen  Füfse  kaum  zu  fehen  find;    dcffen  Geficht  auf 
VII.  N.  F.  «• 


Fig-  3- 


JA  Dr.  f.  F   Romer.  Pluviale  und  Casui.a  Kaiser  Friedrich  des  III. 

die  feinere  Leinwand  gemalt,  feine  Haare  gelblich  und  an  den  Spitzen  ein  wenig  gekraull;, 
deffen  Kleid  weifs,  mit  fchwärzlich-blau  gemalten  Falten  und  gerade  liebendem  Kragen,  eingefafs- 
ten  Aermeln  und  unterem  Saume ;  an  der  Brufl  eine  über  Kreuz  gelegte  Stola,  bi  der  Rechten 
hielt  er  früher  eine  Lilie  oder  einen  Kreuztlab  (.;),  was  aber  heute  fchon  verfchwunden  ifl ; 
die  Linke  ftreckt  er  vor  fich  hin.  Was  feine  Flügel  anbelangt,  find  diefelben  an  der  Fingerbeuge 
geknickt ,  nach  inntn  zu  roth-gelb-weifs  ,  nach  aufsen  zu  aber  mit  gelblichgrünen  Federn 
ausgerüftet  und  mit  Silberfäden  eingefafst.  Dem  Erzengel  mangelt  jedweder  Heiligenfchcin, 
aber  um  ihn  herum  vom  Boden  bis  zum  Boden  zieht  hch  ein  002  Cm.  breites,  regellos  hin  wml 
hergebogenes  Spruchband,  auf  dem  das  Ave  Maria  C'.racia  plena,  mit  fchwarzen  Buchllaben 
geflickt,  geftanden  haben  mag,  aber  heutzutage  nur  mehr  vermuthet  und  nur  bei  einzelnen 
Buchftaben  errathen  werden  kann. 

Diefer  Geflalt  cfesrenüber  llrht  die  heil.  |im''rr,iu  mit  herabgefchlagenen  .\ugen.  llii 
Heiligenfchein  ift  aus  erhabenen  hervorflehenden  (ioldfäden  radförmig  gebildet.  Ihr  langes 
(Iraffes  eelbliches  Haar  fliefst  über  ihren  Rücken  herab,  ihr  Geficht  ill  iheils  mittelfl  farbiger 
Fäden,  theilweife  aber  mittdll  b'arix'n  erhöht  und  belebt.  Ihr  Gewand  ill  bläulich,  an  den  Glanz- 
punkten mit  gelblichen  Blumen  geziert,  obwohl  dies  auch  Rofen-  oder  Aehrenbündel  fein  könnten. 
Der  Saum  um  den  Hals  herum  und  an  den  Aermeln  iil  languettirt,  unten  aber  eingefäumt.  Die 
Hände  legt  fie  vor  der  Brufl  demüthig  übereinander.  Diefe  Geflalt  ill  ebenfalls,  fo  wie  der  heil. 
Botfehafter,  mit  einem  phantaflifch  gelegten  Spruchbandc  eingefafst,  auf  dem  man  das  „fiat"  kaum 
lefen  kann.  Ich  denke  wohl,  dafs  lieh  dar.uif  natürlich  die  .Antwort  der  heil.  Jungfrau:  „l{cce  ancilla 
Domini  fiat  mihi  fecundum  verbum  luum"  Ijetunden  liaben  möge. 

Im  Ganzen  können  und  muffen  wir  uns  hier  freuen,  dafs  durch  diefen  Nebenanhang  und 
die  darauf  befindlichen  zwei  Zeilen  die  Zufammengehörigkeit  diefes  Paramentes,  das  nun  vier 
lahre  älter  als  die  Cafula  ifl,  nicht  allein  beflätigt  ifl,  fondern  diefe  zwei  kirchlichen  Kleider 
wunderbarlich  g-erettet,  und  einen  wahren  Schatz  der  Kronher  rfchaft  Rdczkeve  darflellend,  zum 
befonderen  Schmucke  des  ungarifchen  Induflrie-Mufeums  geworden  lind. 


tC^''yr^ 


DER 

GRAUSTEIN  DES  ROBERT  VON  SANSEVERINO 

IM 

DOM  ZU  TRIENT. 

Besprochen  von  Joh.  Newald. 

jMNN  man  durch  das  Seiten-Portal  in  das  füdliche  Seitenfchift  der  Domkirche  zu  Trient 
eintritt,  fällt  uns  fofort  ein  an  der  Hauptmauer,  in  geringer  Entfernung  links  vom  Eingange 
auft^eftellter  Grabftein  aus  dunkelrothem  Marmor  auf 

Auf  dem  Steine  ift  etwas  über  lebensgrofs  in  haut-relief  ein  Ritter  dargeftellt,  tler  in  feiner 
rechten  Hand  eine  grofse,  mit  der  Spitze  zum  Boden  gekehrte  Fahne  hält,  an  der  das  untere  luide 
der  Stano;e  in  Baumwurzeln  ausläuft,  als  wollte  durch  diefe  eigfenthümliche  Stelluno'  der  Fahne 
angedeutet  werden,  dafs  fie,  einft  im  Boden  feftgewurzelt,  gewaltfam  aus  demfelben  geriffen  und 
ireflürzt  worden  ift.  Auf  der  Fahne  erfcheint  der  voll  Beweeune  vortrefflich  crezeichnete  ";rimme 
St.  Marcus-Löwe,  jedoch  in  der  mit  der  Fahne  geftürzten  Stellung  abgebildet. 

Der  flark  abgefchrägte  Rand  des  Grabfteines  und  die  Art,  wie  auf  der  Abfchrägung  die 
Schrift  angebracht  il1:,  läfst  bald  erkennen,  dafs  derfelbe  einll:  der  Deckftein  einer  Tumbu  war ;  der 
Sockelftein,  auf  dem  nunmehr  der  Grabftein  an  der  Wand  aufofeftellt  ift,  dürfte  einft  die  vordere 
Stirnwand  der  Tumba  eewefen  fein.  Er  träet  die  Infchrift:  MCCCCLXXXVII  Italiae  vi6lor 
Severina  Stirpe  Robertus  Sigmundum  Australem  fenfit  in  arma  Ducem  Ter  Proceres  Veneti  hello 
petiere  Tridentum ;  Ter  vi6li,  hie  vi6lus  ecce  Robertus  adeft. 

Der  über  dem  Grabftein  in  die  Mauer  eingefügte,  mit  fünf  Wappenfchildern  gezierte  Stein 
war  unzweifelhaft  die  rückwärtige  Schmalfeite  der  Tumba. 

Die  Umfchrift  des,  wie  erwähnt,  an  der  Wand  aufgeftellten  Deckfteines  beginnt  an  der  Kopf- 
feite des  Ritters  und  läuft  um  den  Rand  des  Steines  herum.  Sie  befteht  aus  nahe  5  Zoll  langen 
güthifchen  Minuskeln  ,  die  Buchftaben  und  fehr  eng  geftellt,  wodurch  das  Lefen  des  Textes  über- 
aus erfchwert  wird.  Die  Umfchrift  ift  deutfch  und  lautet:  „Nach  Crifti  gepurd  M°CCCC°LXXXVir 
jar  an  fand  Laurentzii  tag  hat  überwunden  der  durlauchtigift  herr  Erzherzog"  Sigmund  von  Ofter- 
reich  die  V'enediger  und  jr  hauptman  fenior  Robert  ligt  hie  begraben  dem  Got  genedig  fey." 

Robert  von  Sanfeverino,  Graf  von  Gajazzo  ftanuntc  aus  einer  vornehmen  neapolitanifchen 
Familie,  er  war  einer  der  berühmteften  Kriegsobriften  Italiens  in  dem  an  tüchtigen  Heerführern  fo 
reichen  15.  Jahrhundert. 

Sigmund  der  Münzreiche  hatte  im  März  1487  ohne  Zuftimmung  der  Stände  Tyrols  einen 
Kriee  mit  Venedig-  geradezu  vom  Zaune  et^brochen,  und  fofort  durch  eine  bisher  nicht  erhörte 
Mafsregel  eröffnet,  indem  er  auf  der  Meffe  zu  Bozen  130  venetianifche  Kaulleute  einkerkern  und 
ihre  Waaren  confisciren  liefs. 


76  JOH.  NeWALD. 

In  Verbindung  mit  dem  Bifchot  von  irient  Ulrich  von  l'rinulsberg,  ßnuKn-  des  bcruhinun 
Landsknechtfiihrers,  und  dem  Grafen  von  Arco,  fendet  Sigmund  ein  etwa  12000  Mann  ftarkes 
Heer,  unter  der  Führung  des  Gaudenz  von  Matfch  Grafen  von  Kirchberg,  und  des  Hauptmanns 
Friedrich  von  Kappler,  eines  Elfafsers,  welcher  in  den  Schlachten  der  Eidgenoffen  gegen  Karl  den 
Kühnen  bei  Granson,  Murten  und  Nancy  hohen  Ruhm  erworben,   nach  dem  Süden. 

Diefes  Heer  nimmt  nach  längerer  Belaoerung  das  von  den  Venetianern  befetzte  Rovcredo. 
Der  Senat  von  Venedig  erwartet  nunmehr  das  Vorbrechen  der  Tyroler  in  der  Richtung  von 
Verona.  Er  war  durch  diefen  Krieg  überrafcht  worden,  er  rief  alle  feine  zur  Verfügung  flehenden 
Truppen  in  Eilmärschen  nach  dieser  Stadt,  und  nahm  den  als  Feldherrn  hochgefchätzten  Robert 
von  Sanfeverino  in  feine  Dienfle,  ihm  die  Heerführung  übertragend. 

Da  trat  bei  den  Tyroler  Truppen  ein  ganz  unerwartetes  Ereignifs  ein:  Gaudenz  von 
Matfch  ftellte  fich  mit  der  Eroberung  von  Roveredo  zufrieden.  Ohne  fich  an  die  Einfprache  des 
Bilchols  Ulrich,  noch  an  die  Beltürmungen  der  um  das  Los  ihrer  Stadt  beforgten  Bewohner 
Trients  zu  kehren,  verliess  er  den  Kriegsschauplatz  und  entliefs  die  Truppen  in  die  Heimat.  Nur 
etwa  2000  Mann  hielt  der  Bifchof  und  Friedrich  von  Kappler  beifammen.  Das  Vorgehen  des  Vogt 
von  Matfch  lässt  sich  nur  aus  den  am  Hofe  zu  Innsbruck  bertandenen  heillofen  Zuftänden  erklären. 

Die  ganze  Sorge  der  Vertheidigung  Süd-Tyrols  fu-l  nunmehr  dem  Hauptmann  Kappler  zu. 
Er  zog  Truppen  aus  Nord-Tyrol  und  aus  den  Vorlanden  heran;  mittlerweile  wurden  das  Val- 
fugan,  Primör  und  Enneberg  von  den  Venetianern  gräulich  verwüftet.  Sanseverino  drang  gegen 
Trient  vor.  Um  eine  Belagerung  diefer  Stadt  unternehmen  zu  können,  bezwang  er  zunächft  ilas 
zerfchoffene  Roveredo,  und  fuchte  die  etwa  Vi  Wegftunden  nördlich  gelegenen  zwei  Schlöffer, 
Nomi  am  rechten  und  Stein  am  Callian  am  linken  Ufer  der  Etfch  zu  gewinnen.  Nomi  vermochte 
keinen  Widerfland  zu  leiftcn,  dagegen  war  das  Schlofs  von  Callian  fefl  und  konnte  nur  von  der 
Nordfeite  angegriffen  werden.  Sanfeverino  liefs  oberhalb  Calliano  über  die  Etfch  eine  Schiflbrücke 
fchlagen  und  nahm  fein  Lager  auf  dem  dort  bei  600  Schritte  breiten  Thalgrunde  am  linken  Ufer 
des  Fluffes.  Das  Lager  war  an  der  Oilfeite  durch  die  fteilauffteigenden  Porphyrfelfen,  im  Süden 
durch  den  Schlofsberg,  im  Weflen  durch  die  Etfch  begrenzt,  und  nur  an  feiner  nördlichen  fchmalen 
Seite,  gegen  Trient  zu,  offen. 

Für  Trient  befland  die  höchfte  Gefahr.  Da  übernahm  es  ein  lienachbarter  Burgherr, 
Georg  von  Pietrapiana,  den  Landfturm  aufzubieten.  Die  über  die  Verheerungen  der  Venetianer 
erbitterten  Gebirgsbewohner  folgten  alsbald  diefem  Aufruf  Was  Trient  an  waffenfähiger  Mann- 
fchaft  befafs,  fchlofs  fich  an  Kappler  an. 

Calliano  liegt  ungefähr  74  Meilen  füdlich  von  Trient  entfernt. 

Es  wurde  der  10.  Auguft,  der  Tag  des  heiligen  Laurentius,  im  Jahre  1487  ein  PVeitag,  zum 
Angriff  des  venetianifchen  Lagers  beftimmt.  In  der  Nacht  vom  9.  zum  10.  befetzte  Pietrapiana 
mit  dem  Landflurm  die  Höhen  oberhalb  des  Lagers.  Am  Morgen  des  10.  rückte  Kapplcr  mit 
feinem  kleinen  Heer  gegen  das  Lager  vor.  Gleichzeitig  mit  dem  Angriff  der  Truppen  ftürzten  die 
Landfturmleute  von  dem  Bergabhange  herab  und  griffen  die  Venetianer  in  tler  Seite  und  im 
Rücken  an.  Der  Kampf  wurde  beiderfeits  mit  der  gröfsten  Tapferkeit  und  Erbitterung  geführt. 
Sanfeverino  war  des  engen  Raumes  wegen  nicht  im  Stande,  von  der  Ueberzahl  feiner  Truppen 
Gebrauch  zu  machen.  Er  wurde  mehr  und  mehr  gegen  den  Flufs  gedrängt,  und  da  einzelne 
Abtheilungen  bereits  über  die  Schiffbrücke  zu  fliehen  beginnen,  läfst,  um  die  Truppen  zum 
äufserften  Widerfland  zu  zwingen,  ein  Venetianer  Hauptmann,  Andreas  de  Borgo,  die  Seile,  an 
denen  die  Brücke  hängt,  durchfchlagen. 

Als  die  venetianifchen  Tru|)])(-n  diefe  Mafsregel  bemerken,  erfchallt  der  Ruf:  „al  ponte, 
al  ponte."    Die  Verwirrung  wird   ijald  allgemein.  Sanfcn'erino  kämpft  perfönlich  mit  dem  Muth  der 


Der  Grabstein  des  Robert  von  Sanseverino  im  Dome  zu  Trient.  77 

Verzweiflung.  Vergebens  fuul  alle  Bemühungen,  die  Seinen  zum  Standhalten  zu  bewegen;  er 
wird  mit  einem  Theile  der  bei  ihm  Ausharrenden  gegen  die  Etfch  gedrängt,  und  als  ihm  kein 
Ausweg  bleibt  als  um  Gnade  zu  bitttm,  ftürzt  er  fich  in  den  reifsenden  Flufs.  Bis  der  Tag  zur  Neige 
gegangen,  war  das  venetianifche  Heer  völlig  zerfprengt.  Nur  einem  geringen  Theile  gelang  es, 
über  die  Etfch  zu  entkommen,  die  Ueberzahl  war  erfchlagen,  ertrunken  oder  gefangen.  Am  nächflen 
Morgen  wurden  die  Lagervorräthe  der  Venetianer,  das  Gefchütz  u.  f  w.  nach  Trient  gefchafft. 

Die  Leiche  des  Sanfeverino  wurde  an  einer  verfumpften  Flufsflelle  aufgefunden,  von  den 
Siegern  mit  allen  militärifchen  Ehren  nach  Trient  gebracht,  und  in  der  Domkirche  begraben. 
Auch  das  fchöne  Denkmal  dürften  ihm  die  Sieger  gefetzt  haben;  dafür  fpricht  die  deutfche 
Umfchrift  und  die  Darftellung  mit  der  geflürzten  Marcus-F"ahne.  Die  Errichtung  desfelbcn  mufs 
im  Laufe  der  nächftfolgenden  Jahre  ftattgefunden  haben.  Es  ergibt  fich  diefes  aus  folgendem 
Umftand.  Sanfeverino's  Leiche  wurde  über  Veranlaffung  feiner  Söhne  im  Jahre  1490  nach  Mailand 
übertragen.  Nachdem  der  Schlufs  der  auf  dem  Grabftein  vorkommenden  Infchrift:  „und  jr  haupt- 
man  fenior  Robert  Hot  hie  begraben"  lautet,  fo  mufs  das  Denkmal  damals  bereits  beftanden 
haben. 

Erzherzog  Sigmund  ftiftete  zum  Andenken  an  den  rühmlichen  Sieg,  zu  Ehren  des  heiligen 
Laurenz,  zu  Calliano  eine  Kirche  und  zwei  in  jeder  Woche  des  Jahres  zu  lefende  Meffen.  Es  foU 
fich  dort  noch  ein  altes  Altar-Bild  vom  Jahre  1523  mit  der  Darltellung  der  Schlacht  befinden,  auf 
dem  der  Bifchof  Ulrich  von  Trient  in  der  Gefl:alt  des  heiligen  Vigilius,  und  der  zur  Erde  gebeugte, 
die  rechte  Hand  emporhaltende  Sanfeverino  abgebildet  ift.  Die  Stadt  Trient  ftiftete  ein  Hochamt 
in  der  Lorenzo-Kirche  bei  den  Dominicanern.  Als  diefes  Klofter  im  Jahre  1778  aufgehoben  wurde, 
wurde  diefe  Stiftung  in  die  Kirche  Sandla  Maria  Maggiore  übertragen. 

In  Trienter  Kalendern  kam  zum  10.  Auguft  die  Anmerkung  vor:  „Ouefta  mattina  rUluftrif- 
fimo  Magiftrato  Confolare,  fa  cantar  meffa,  e  ciü  in  memoria  della  vittoria  riportata  dai  Trc-ntini 
fotto  Calliano  l'anno  1487."  Nicht  überall  wird  ein  Tag,  welcher  für  den  Ort  eine  wichtige 
Bedeutung  hat,  der  Bevölkerung  in  gleicher  Weife  in  Erinnerung  erhalten. 

Im  deutfchen  Spital  zu  Trient  follen  hch  noch  die  Wappen  und  Namen  von  3S  deutfchen 
Rittern,  welche  bei  Calliano  mitgekämpft,  auch  mehrere  dort  gelalU^n  find,  befinden. ' 

•   Vortrag  gehalten  im  Alterthunis  Verein  am  14.  Novemlier  1S79. 


Auiucrlaing :  Eine  eingehende  Darfteilung  der  Ereignifle  jener  Zeit  findet  fich  im  II.  Bande  des 
„Sammlers  für  Gefchichte  und  Statiftik  von  Tyrol",  Seite  97:  Der  venetianifche  Krieg  unter 
dem  Erzherzog  Sigmund  Grafen  von  T)to1,  1487.  Von  Gottfried  Primiffer-^  —  ferner  in 
Dr.  Jofcph  Bgoci''s  Gefchichtt;  Tyrols.  I.  Band,  Seite  610,  u.  f  f 


ALBERT  CAMESINA  RITTER  VON  SAN-VITTORE, 

|M  lö.  Juni  1881  llarb  Albert  von  Camehna  im  75.  Lebensjahre.  Mit  iiini  verlor  die  Central- 
Commiffion  zur  Erforfchuno;  und  Erhaltuntj  von  Kunft-  und  hiftorifchen  Denkmalen  ihr 
derzeit  älteftes  Mitglied,  einen  Mann,  der,  im  Dienfte  der  Wiffenfchaft  und  Kunft  ftehend, 
zur  Zeit  feiner  vollen  Gefundheit  den  Beftrebungen  und  Aufgaben  diefes  InRituts  feine 
ijanze  Aufmerkfamkeit  zugewendet  und  redlich  an  ihrem  bisherigen  erfolijreichen  Wirken 
mitgeholfen  hat.  Seine  Leitungen  auf  dem  Gebiete  der  Archäologie  Oellerreichs,  fowie  um  Klar- 
ftellung  fo  mancher  intereffanter  Partien  der  Gefchichte  Wiens,  namentlich  ihres  topographifchen 
Theiles,  werden  ihm  ein  dauerndes  Andenken  bewahren.  Camefma  war  nicht  der  Mann  fich  für 
feine  Arbeiten  grofse  Ziele  und  Gefichtskreife  zu  wählen,  er  Hellte  fich  befcheiditne  Aufgaben;  di)ch 
diefe  behandelte  er  mit  unermüdeter  Emfigkeit  und  Ausdauer,  mit  unglaublicher  Hingebung, 
mit  nachhaltigem  Fleifse,  mit  einer  bis  ins  kleinfte  eingehenden  Sorgfalt,  Vorficht  und  Aufmerkfam- 
keit und  mit  vollem  Ernfte.  Auf  diefe  Weife  fchaffte  er  nicht  Vieles,  aber  recht  Werthvolles.  Er 
forfchte  allerorts  nach  Oriorinal-Ouellen  für  feine  Aufs»^aben  und  liefs  fich  die  Mühe  öfteren  verijeb- 
liehen  Suchens  nicht  verdriefsen,  endlich  fand  er  doch  meiftens  ,  was  er  finden  wollte,  und  von 
deffen  Exiflenz  er  eine  Ahnung  hatte. 

Leider  ifl;  mit  ihm  ein  reiches  Wiffen,  das  er  fich  auf  dem  niühefamen  Wege  des  Forfchens, 
Beobachtens  und  Studiums  zu  verfchaffen  wufste,  zu  Grabe  gegangen,  denn  feine  Veröffent- 
licliuncfen  und  hinterlaffenen  Aufzeichnungen  find  im  Very-leiche  mit  feinem  Wiffen  fowie  feinen 
reichen  und  gründlichen  Kenntniffen  nicht  genug  zahlreich.  So  mancher  Gegenlland,  über  den  er 
völlig  unterrichtet  war  und  worüber  er  genau  Befcheid  zu  geben  wufste,  blieb  in  feinen  Veröffent- 
lichungen unbehandelt,  aber  auch  in  feinen  Aufzeichnungen  unberückfichtigt. 

Wenngleich  einer  urfprünglich  Schweizer  Familie  angehörend,  war  Camefina  —  deffen 
Urgrofsvater  bereits  in  Wien  lebte  —  mit  Leil)  und  Seele  deutfch  und  Wiener.  Er  war  ein  ^ulcr 
Patriot  und  treuer  Anhänger  des  AllerhöchRen  Kaiferhaufes.  Er  lebte  mit  geringer  Ausnahme, 
als  da  find  eine  crröfsere  Reife  durch  Deutfchland  und  Beloicn,  ein  Aufenthalt  in  Berchtoldsdorf 
(1837 — 1848)  und  ein  folcher  von  mehreren  Monaten  in  Venedig,  ftets  in  Wien  und  wufste  die 
miterlebten  Erei^rniffe  diefer  Stadt  untl  die  Erfcheinunyen  des  öffentlichen  Lebens  mit  feinem 
Verfländnifs  und  fcharfer  Auffaffung  in  fich  aufzunehmen,  daher  er  (tinc  unerfchöpfliche  Quelle  für 
die  Localgefchichte  feiner  Zeit  war.  Sein  Unheil  war  meilt  präcis  und  trefteiul,  fein  Ralh  meiftens 
richtig,  fein  Ausfpruch  beflimmt,  mitunter  fatyrifch,  feine  Kritik  unparteiifch  und  wahr,  daher  ott 
empfindlich,  feine  Mittheilungen  waren  belehrend,  tlabei  meiil  heiter  und  witzig. 

Nach  in  den  Jahren  1817 — 1823  befuchtem  akademifchen  Gymnafium  gewannen  aul  ihn  die 
Erfcheinungen  der  Kund  einen  fo  nachhaltigen  Einilufs,  dafs  er,  als  Sohn  wohlhaljendcr  Eltern 
nicht  auf  das  Brotfludium  angewiefen,  behufs  des  Unterrichts  im  Zeichnen  tue  k.  Akademie 
der  bildenden    Künfte  befuchte  und  diefs  bis  1828  in  der  Abficht  Mah-r  zu  werden  fortfetzte.  Den 


Albert  Camesina.  79 

erwählten  Kunftzweij^  aber  betrieb  er  mit  einem  gewifsen  ernilen  Streben,  wenngleich  als  Dilettant 
aus  Liebhaljcrei;  fpäter  gewann  er  überhaupt  für  die  graphifclKMi  KünRe  ein  grofses  Intereffe, 
cultivirte  den  Holzfchnitt  und  die  1  lochät/.ung  und  i  harakterilirte  fich  zunächll  als  reproducirenden 
Kuiilller.  Durch  fortwährende  Befchäftigung  mit  den  graphifchen  Künllen  gewann  Camefina 
darin  eine  gewiffe  Kenntnifs  ilicfer  Kunll  -  Produfte,  eine  ungewöhnliche  Schärfe  des  Blickes 
und  verläfsliche  Beurthcilung,  aber  auch  ein  fcharfes  Verlländnifs  und  feine  Empfindung  für 
genaue  Wiedertrabe  älterer  Kunllwerke. 

Von  diefcn  Lieblingsneigungen  ging  Canic;hiia  allmählig  einen  Schritt  weiter.  Er  wendete 
ficli  dem  Studium  der  üllerreichifchen  KunllilcMikmale  zu  vind  brachte  viele  Zeit  in  den  her- 
vorragenden Stiften  des  l'lrzherzogthums  zu,  namentlich  in  Klollerneuijurg  und  Heiligenkreuz;  in 
dem  (.Miicn  waren  es  der  Verduner-Altar  und  die  Glasgemälde  der  Leopolds-Capelle,  im  anderen 
die  hochwichtigen  Grifail-Fenfter  des  Kreuzganges  und  tue  (ilasmalereien  der  Brunnen-Capelle,  die 
ihn  zu  archäologifchen  Studien  und  ("opirungen  bewogen.  Oft  erzählte  er  von  feinen  Erlebniffen 
in  den  Stiften  und  fprach  gern  in  freundlicher  l'.rinnerung  von"  feinem  Aufenthalte  in  Klofler- 
neuburg,  wo  er  einen  Kreis  gelehrter  und  fein  Unternehmen  wohlwolliMid  fördernder  Capitu- 
laren  fand.  Das  Gefühl  befonderer  Anhänglichkeit  an  diefes  Stift  hatte  er  bis  in  die  letzten  Tage 
bewahrt. 

Camefina's  erfte  Veröffentlichung  erfchien  unter gemeinfamem  Namen  mit  Scha.{i\a.n ßrunner : 
„Wiener- Neufladt  in  Bezug  auf  Gefchichte,  Topographie,  Kunll  und  Alterthum",  und  zwar 
flammen  die  Federzeichnungen  aus  Camefma's  Hand.  Daran  reihte  hch  das  Werk  über  den 
Verduner-Altar,  herausgegelien  von  Jofeph  Arneih,  fpäterem  Direftor  des  k.  k.  Münz-  und 
Antiken-Cabinets.  Die  Zeichnungen,  die  mit  einer  bewunderungswerthen  Treue  der  Wiedergabe 
und  mit  Charakterverftändnifs  für  diefes  koftbare  Denkmal  der  ICmailkunft  aus  dem  12.  jahrhim- 
dert  ausgeführt  find,  flammen  von  Camefina.  Das  Werk  erfchien  im  Jahre  1843  unter  der  irrigen 
Bezeichnung  „Das  Niello-Antipi'udium  in  Klofterneuburg"  in  Gokb  und  Farbendruck  und  war 
Sr.  Majeftät  dem  Kaifer  Ferdinand  gewidmet,  Allerhöchflwelcher  ihn  dafür  tlurch  das  Gefchenk  eines 
goldenen  Chiffre-Rino-es  auszeichnete.  Für  dasfelbe  Werk  erhielt  Camefina  im  Jahre  1844  vom 
Könige  von  Preufsen  die  goldene  Medaille  für  Kunft  und  Wiffenfchaft  und  1846  vom  Könige  der 
Niederlande  das  Ritterkreuz  des  Ordens  der  Eichenkrone.  Ein  zweites  in  diefer  Zeit  entftandenes 
Werk  waren  die  Zeichnungen  der  prachtvollen  alten  Glasgemälde  im  Kreuzgange  des  Stiftes 
Heiligenkreuz,  welche  der  niederöfterreichifche  Gewerbeverein  im  Jahre  1841  mit  der  erften  grofsen 
filbernen  Medaille  prämiirte. '  Das  Zuflantlekommen  der  betreffenden  Zeichnungen  und  Schnitte 
befchäftigte  Camefina  durch  eine  Reihe  von  Jahren  und  nöthigte  ihn  zu  namhaften  Auslagen,  doch 
erwarb  derfelbe  durch  die  Muftergiltigkeit  diefer  Publication  die  Bewunderung  und  Anerkennung 
der  Kunftfreunde  und  Archäologen. 

Nach  den  Jahren  1848 — -49  trat  in  Camefina's  Thätigkeit  ein  Umfchwung  ein :  war  er  bis  dahin 
mehr  zurückgezogen  und  fammelnd,  fo  trat  er  jetzt  producirend  auf.  Den  wichtigften  Impuls  hiezu 
gab  das  faft  gleichzeitige  Entftehen  der  k.  k.  Central-Commiffion  für  Erforfchung  und  Erhaltung 
von  Baudenkmalen  und  des  Alterthums-Vereines  zu  Wien.  In  der  Zeit  von  1848  an  bis  zum  Ent- 
ftehen diefer  beiden  Inftitute  (1854),  an  deren  vorbereitenden  Arbeiten  er  fich  betheiligte,  finden 
wir  kleine  Publicationen  unter  Camefina's  Namen  in  den  fogenannten  Sylvefter-Spenden  (Wien's 
Wappenbrief  von  1462  und  über  die  Hinrichtung  des  Grafen  Nadasdy).  Nach  Gründung  der  gedach- 
ten Central-Commiffion  wurde  Camefina  k.  k.  Confervator  für  Wien  und  in  diefer  Eigenfchaft  als 
Mitglied  in  die  Central-Commiffion  berufen,  der  er  bis  zu  feinem  Tode  angehörte.  Seit  dem  Jahre 
1873  beschränkte  fich  feine  Thätigkeit  als  Confervator  auf  die  II.  Sedlion,  1878  refignirte  er  auf  diefe 

1    Aus  dem  Nachrufe  für  Camefina  voii  K.  Weiß.  Wiener-Zeitung  Nr.  13g  von  1881. 


8o  Albekt  Camesina 

Stelle.  Im  Alterthums-Vereine  gehörte  er  feit  des  Vereins  Beginne  dem  AuslchulTe  ununterbrochen 
an,  1878  legte  er  diefe  Stelle  nieder.  Ebenfo  befchäftigte  fich  Camefnia  eifrig  an  den  Arbeiten  des 
im  Jahre  1865  gegründeten  Vereines  für  Landeskunde  von  Nieder-Oellerreich,  in  deffen  Ausfchufs  er 
1869  gewählt  wurde  und  bis  zum  Tode  verblieb. 

Wir  wollen  nun  in  Kürze  verfuchen,  Camefina's  Publicationen  aufzuzählen  uml  beginnen 
zunächft  mit  jenen  in  den  Schriften  der  Central-Commiffion. 

Die  fünf  Bände  Jahrbücher  enthalten:  Die  älteften  Glasgemälde  im  Chorherrenftifte  Klofter- 
neuburg  und  die  Bildniffe  der  Babenbcrgcr  in  der  Ciftercienfer-Abtei  Heiliifenkreuz,  gezeichnet 
und  befchrieben  von  Camefina;  —  die  Glasgemälde  aus  dem  12.  Jahrhundert  im  Kreuzgange  zu 
Heiligenkreuz;  —  die  Darftellungen  auf  den  Bronze-Thüren  des  Haupteinganges  von  S.  Marco 
in  Venedig. 

Die  27  Bände  der  .Mittheilungen:  Die  Zeichnungen  der  Emailtafeln  aus  dem  Schatze  von 
St.  Stephan;  —  ein  Bas-Relief  in  der  Burg  zu  Wiener-Neuftadt;  —  drei  Tapetenmufter  aus  dem 
Anlange  des  15.  Jahrhunderts;  —  die  Zeichnungen  zum  Adler-Ornate  in  Brixen ;  —  Siegel  eines 
Wiener  Malers  aus  dem  16.  Jahrhundert;  —  Plan  der  Stadt  Venedig  aus  dem  14.  Jahrhundert;  — 
Beiträge  zur  Gefchichte  des  Wiener  Rathhaufes  aus  den  ftädtifchen  Kammeramts-Rechnungen;  — 
Beiträge  zur  Gefchichte  des  II.  Reliquien-Schreins  für  den  heil.  Leopold  in  Klofterneuburg  (noch 
nicht  abgefchloffen). 

In  den  19  Bänden  der  Berichte  des  Wiener  Alterthums-Vereins  erfcheint  Camefma  faft  in 
jedem  vertreten,  als:  lieber  Lautenfack's  Anficht  Wien's  vom  Jahre  1558,  mit  dem  von  Wolfg. 
Lazius  dazu  gelieferten  Texte  und  mit  Beiträgen  zur  Lebensgefchichte  des  letzteren;  über  die  ältefte 
Anficht  Wien's  vom  Jahre  1483;  die  Tafeln  zum  Auffatze  Dr.  G.  Heider's  über  den  Altar-Auffatz  in 
Klofterneuburg;  die  alte  Peterskirche  in  Wien;  Alte  Abbildungen  der  Wiener  Bürgerwehr;  die 
M.  Magdalena-Capelle  am  Stephansfreithof  (ein  nach  mehr  als  einer  Richtung  hochintereffanter 
Auffatz,  namentlich  durch  die  erfte  Publication  des  Katakombenplanes  von  St.  Stephan  und 
durch  die  Klarftellung  eines  polygonen  Karners  an  der  rechten  Seite  der  Stephanskirche  untl  der 
urfprünglichen  romanifchen  Anlage  diefer  Kirche);  feierlicher  Einzug  des  Königs  Mathias  in  Wien 
(1608);  das  Paffionsfpiel  bei  St.  Stephan  in  Wien;  zwei  Urbare  des  Stiftes  Schotten  von  1376  und 
1309;  fliegende  Blätter  über  das  türkifche  Heer  von  Wien  im  Jahre  1529;  ein  Fachmile  des  Wiener 
Wappenbriefes;  die  ehemalige  Judenftadt  in  Wien  (leider  unvollendet);  der  Plan  von  Wien  nach 
Daniel  Suttinger  1684);  Anficht  von  Wien  aus  dem  Jahre  1532;  eine  folche  nach  Hartmann 
Schedel's  Chronik  (1493);  der  Plan  der  Belagerungs-Arbeiten  von  Wien  1683  von  Schmidt  und 
eine  Anficht  Wiens  wahrfcheinlich  von  Goldemund  (1530);  endlich  der  Wiener  Stadtplan  von 
Bonifacius  Wolmuet  in  neun  Blättern,  Farbendruck.  Den  VIII.  Band  der  Vereinsfchriften  füllt  eine 
fehr  werthvolle  Bearbeitung  der  Schickfale  Wiens  während  der  zweiten  Türkenbelagerung  aus.  Es 
ift  diefs  jedenfalls  Camefina's  bedeutendfte  Leiftung,  die  durch  die  zahlreichen  Pläne,  urkundlichen 
Anhänge  und  insbefonders  durch  die  Häufer-Chronik  der  inneren  Stadt  wichtig  wird.  Für  diefe 
Häufer-Chronik  fammelte  Camefina  viele  Jahre  hindurch  im  Grundbuche  und  anderwärts  die 
Materialien.  Er  betrachtete  diefe  Arbeit  durch  die  bezeichnete  Publication  als  noch  nicht  abge- 
fchloffen, fondern  fetzte  die  Sammlung  der  Notizen  und  Behelfe  bis  zu  feinem  Tode  fort.  Es  dürfte 
diefs  der  wichtigfte  Theil  feines  fchriftlichen  Nachlaffes  fein. 

Selbftändig  publicirte  Camefina  im  Jahre  1863  die  Darftellungen  der  Biblia  pauperum 
nach  einer  Handfchrift  des  14.  Jahrhunderts,  wozu  Dr.  Heider  den  erläuternden  Text  lieferte,  ferner 
im  felben  Jahre  den  Plan  der  Stadt  Wien  von  1547,  vermeffen  und  erläutert  durch  Aug.  Hirfch- 
vogel;  endlich  im  Jahre  1877  Wiens  örtliche  Entwicklung  von    der  romifchen  Zeit  bis  zum  Aus- 


Al.TIERT  CaMESINA.  gf 

gange  des  13.  Jahrhunderts;  1880  erfchien  von  ihm  herausgegeben  Flexel's  grofses  Herrenfchiefsen 
in  Wien  1563. 

Er  copirte  mit  grofser  Sorgfalt  den  fogenannten  Albertinifchen  Plan  aus  der  Mitte  des 
15.  Jahrhunderts  wie  auch  Meldemann's  Rundanficht  der  Stadt  während  der  erllcn  Tlirkenbelagerung. 
für  Publicationen  der  Stadt  Wien. 

Aufser  diefen  Publicationen  enthalten  noch  die  Blätter  des  Vereines  für  Landeskunde  von 
Nieder-Oeflerreich  mehrere  urkundliche  Beiträge,  darunter  Regeften  zur  Gefchichte  des  St. 
Stephansdoines. 

Camefma's  letzte  Publication  war  der  in  Farben  ausgeführte,  befonders  lehrreiche  Plan  der 
Wiener  Befefligungen  und  tler  Höhenverhältniffe  der  Häufer  der  inneren  Stadt  im  Jahre  1566  nebft 
urkundlichen  Erläuterungen. 

Camefma's  Leiftungen  wurden  aus  verfchiedenen  Anläffen  in  hervorras/ender  Weife  oreehrt 
und  gewürdigt.  Er  erhielt  von  Sr.  MajelUit  dem  Kaifer  im  Jahre  1854  die  Medaille  für  Kunll;  und 
Wiffenfchaft,  im  Jahre  1860  den  Titel  eines  kaif  Rathes,  im  Jahre  1866  das  Ritterkreuz  des  Franz 
Jofeph-Ordens,  im  Jahre  1868  den  Orden  der  eifernen  Krone  dritter  Claffe,  worauf  bald  die  Erhe- 
bung in  den  Ritterlland  folgte,  mit  Annahme  des  Prädicates  nach  dem  Stammorte  feiner  F'amilie, 
und  im  Jahre  1870  den  Rang  und  Charakter  eines  wirklichen  Regierungsrathes.  Der  Gemeinde- 
rath  der  Stadt  Wien  machte  Camefina  einen  fehr  werthvollen  Ehren-Pocal  zum  Gefchenke  und 
verlieh  ihm  die  ijrofse  goldene  Salvator-Medaille  und  das  taxfreie  Bürgrerrecht.  Das  grermanifche 
Mufeum  in  Nürnberg,  die  Akademie  der  bildenden  Künfle  in  Wien,  die  königl.  britifche  archäo- 
logifche  Gefellfchaft,  das  öfterreichifche  Mufeum  für  Kunll  und  Induftrie  und  die  ruffifche  archäolo- 
gifche  Gefellfchaft  in  Moskau  zählten  ihn  zu  ihren  Mitgliedern. 

Ich  fchliefse  diefen  kurzen  Abrifs,  eine  gedrängte  Würdigung  des  Wirkens  eines  Mannes 
mit  \\'(;hmuth.  Mir  war  es  vergönnt  durch  mehr  als  ein  Viertel-Jahrhundert  mit  ihm  umzugehen, 
und  von  ihm  zu  lernen.  Er  gab  mir  fo  manchen  Rath  und  beherzigenswerthen  Wink,  ich  behalte 
ihm  ein  dankbares  Andenken,  aber  auch  Wien,  die  Gefchichtskunde,  insbefonders  aber  die  Central- 
Commiffion  und  die  wiffenfchaftlichen  Vereine,  denen  er  angehörte,  werden  ihm  eine  ehrende  und 
wohlverdiente  Erinnerung;  bewahren. 

Dr.  Kart  Lind. 


VII.  N.  K. 


DER  ALTAR  ST,  JOHANNIS  DES  TÄUFERS 


IX   DER 


ST.  FLORIAXS-KIRCHK  ZU  KRAKAU. 


Von  Dr.  Theoi'HH.  ZiiiiK.wvski. 


I!~  St,  Florians-Kirchc  in  dt-r  Krakauer  X'orlladt  Klepar/  im  Jahre  11S7  errichtet,  il\  zwei- 
mal abg^ebrannt,  im  |ahre  152S  und  abermals  wahrend  der  Belagerung  der  Stadt  Krakau 
durch  die  Schweden  in  1655.  ^'''  l^olge  diefer  beiden  Feuersbrünfle  \i\  die  urrprüngliche 
Gellall  diefer  Kirche  derart  vollends  verändert  Avorden,  dafs  gegenwärtig  nur  noch  die  äulseren 
Strebepfeiler  den  ehemaligen  Bau-Styl  der  Kirche,  andeuten. 

Aber  nicht  alles,  was  die  urfprüngliche  Kirche  barg,  ilt  durch  die  Mammen  v(-rnichtet  worden. 
Heute  noch  zieren  manche  im  Brande  gerettete  Kunlklenkmäler  das  Innere,  darunter  der 
St  Johanns-Allar,  dcffen  J-Sefchreibung  diefe  Zeilen  gewidmet  l"ind.  Urfprünglich  Itand  derfelbe 
in  der  erften  Seiten-Capelle  neben  dem  Hoch  .\ltar,  an  ihr  nordlichen  Kirchenwand,  wo  noch 
gegenwärtig  das  Taufbecken  fich  befindet.  Nach  der  im  Jahre  1767  erfolgten  Heiligsprechung  des 
gebenedeiten  Johannes  Cantlus  (von  Kcnty),  Theologia-  1  )octors  und  Profeffors  an  der  jagiellonifchen 
Univerlität  zu  Krakau,  als  man  diefem  als  l'alron  der  liochfchulebefondere  Altäre  zu  bau(Mi  begann, 
wurde  auch  die  gedachte  Capelle  feiner  Verehrung  gewidmet,  und  der  alte  Altar  um  fo  williger 
befeitigt,  nachdem  derfelb«;  im  Verlaufe  von  dritthalb  Jahrhunderten  arg  befchädigt,  wenn  nicht 
der  vollen  Vernichtung  preisgegeben,  fo  doch  einer  überaus  koRfpieligen  Reparatur  hätte  unter- 
zogen werden  muffen.  Sein  arger  Verfall  geflattete  auch  nicht  die  Uebertraemie  des  (Ganzen  in  eine 
andere  Capelle,  er  wurde  daher  in  feine  einzelnen  Theile  zerlegt,  und  diefe  kamen  an  die  Wände 
und  Pieiler  der  Kirche  vertheilt  angeheftet.  Hingegen  die  Hauptgruppe  der  Figuren,  welche  das 
Mittelflück  des  Altars  bildete,  ifl  zur  Zeit,  als  der  Franciscaner-Mönch  Janowski  zum  Pfarrer  an  der 
St.  Florians-Kirche  ernannt  wurde,  in  die  Kirche  des  Franciscaner-Klosters  übertragen  worden,  wo 
diefelbe  alljährlich  zur  \'erzierung  des  Grabes  Chrilli  am  Charfreitag,  gleichfam  Jefum  am  Oelberge 
vorflellend,  verwendet  wurde. 

Zwei  Gruppen  mit  Bruftbüdern,  welche  über  dem  Rahmen  der  Seitenflügel  tles  Altars 
angeheftet  waren,  geriethen  in  Privatbefitz,  wurden  jedoch  ausgeforfcht  und  der  Kirche  zurück- 
gegeben. Die  erwähnten  Seitenflügel  des  Altars  fand  man,  wie  oben  bemerkt,  an  den  Pfeilern  der 
Kirche  angeheftet,  wo  fie  die  Beachtung  der  Kunltfreunde  auf  fich  zogen,  und  den  regen  Wunfeh 
weckten,  dafs  fo  herrliche  Denkmäler  alter  Kunll  vor  gänzlichem  Rum  crefchützt  und  der  Nachwelt 
erhalten  werden  möeen 

So  gefchah  es  denn,  dafs  durch  befondere  Furforge  und  edle  Freigebigkeit  des  ehrwürdigen 
Domherrn  und  gleichzeitig  Pfarrers  bei  St.  Florian  Karl  Teliga  die  kunftrechte  Reftaurirung  des 
gedachten  Altars,  im  Jahre  1859  in  Angriff  genommen  und  in  1861  glücklich  vollendet  wurde. 


Der  Altar  St.  Joiiannis  des  Täufers  tn  der  St.  Florians-KirchI';  /l  Krakau.  83 

Obfchon  kein  Zweifel  obwalten  konnte,  thifs  die  aus  dem  Franciscaner-Klofter  zurück- 
erlangte Hauptgruppe  dem  fraglichen  Altare  zugehöre,  fo  wurde  die  Thatfache  überdies  dadurch 
conftatirt,  dafs  die  an  der  Rückwand  diefer  Gruppe  vorhandenen  Haftdübel  genau  in  die  bezüg- 
lichen Locher  des  alten  Altar-Schrankes  pafsten,  und  an  dem  inneren  Wandboden  diefes  Schrankes 
Umriffe  der  Figuren  jener  Gruppe  filhouettcnartig  abgegränzt  erfchienen,  da  die  blaue  Farbe  des 
Kaflenbodens  und  die  darauf  angebrachten  goldartigen  Zieraten  an  jenen  I'lächen  fehlten, 
Avelche  die  Figuren  der  Sculpturgruppe  deckten. 

Der  Altarfchrein  fleht  an  einer,  am  unteren  Rande  ausgehöhlten,  und  mit  hängender  Ver- 
zierung gefchmückten  Platte,  deren  jedes  EckiUick  fich  zu  einem  mit  der  gleichen  Verzierung  untl 
aufserdem  mit  herabhängenden  Prismaten  verzierten  Fünfeck  erbreitert. 

Auf  diefen  Fünfecken  der  Platte  fleht  an  beiden  Kaflenfeiten  auf  befonderen  Poflamenten 
je  ein  Pfeiler,  deffen  unteres  Drittheil  achtkantig  mit  verticalen  Stäbchen  belegt  ifl,  die  beiden  oberen 
Drittheile  aber  einen,  fchräe  mit  einem  Bande  umfafsten  und  mit  lofe  verftreuten  Blümchen  ver- 
zierten  Cylinder  bilden. 

Die  Stelle  der  Capitäle  diefer  Pfeiler  vertreten  durchbrochene,  aus  Halbzirkel-Bögen 
gebildete  Baldachine,  deren  eine  Enden  an  einanderflofsen,  und  aus  denen  Fialen  herauszuwachfen 
fcheinen,  die  beiden  anderen  Bogen-Enden  aber  zerftreut  und  in  Aefle  abfchliefsend  vierkantige 
Fialen  tragen,  welche  pfeilartig  hinanfchiefsen,  und  an  den  Kanten  mit  Kriechblättern,  an  den 
Spitzen  mit  Kreuzblumen  geziert  find.  Die  Pfeiler  erheben  fich  nicht  ganz  vertical,  fondern 
biegen  ihre  Spitzen  auswärts  derart,  dafs  fie  gleichfam  oben  verbreitete  Kronen  bilden.  Aus  der 
Mitte  jeder  diefer  Kronen  ragt  eine  ähnliche,  aber  gröfsere  Fiale  heraus. 

Der  Kaflengiebel  ifl  mit  einer  concaven  Wölbung  bedeckt,  worauf  drei  durchbrochene  Bogen 
angebracht  find,  welche  in  mit  Blättern  und  Kreuzblumen  verzierte  Pfeile  auslaufen.  Die  Hinterwand 
des  Kaflens  ifl  mittelfl  dünner  Pfeiler  in  vier  fchmale  F"elder  abgetheilt,  deren  beide  äufsere  eine 
teppichartig  mit  Blumen  und  Vergoldung  verzierte  gefchnitzte  Fläche  darflellen,  an  den  beiden 
mittleren  blaugefärbten  Feldern  aber  zwei  kleine  Baldachine  befeftigt  find,  welche  in  hoch  auf- 
ftrebenden,  mit  Kreuzblumen  verzierten  Fialen  enden. 

Der  Altarfchrein  enthält  die  Hauptgruppe  mit  vier  gefchnitzten  Figuren,  den  Moment  dar- 
flellend,  wo  der  heil.  Johannes  mit  Pelzhaut  bekleidet  und  mit  einem  Riemen  umgürtet,  knieend 
mit  gegen  den  Himmel  erhobenem  Haupt  und  Händen,  in  der  Wüftc  die  göttliche  Eingebung  erfleht 
zur  Prophezeiung  und  Ertheilung  der  neuen  Glaubenslehre.  Aus  feinem  verklärten  Antlitz  firahlt  die 
füfseBegeiflerung,  die  Stellung  feines  Körpers  athmet  volle  Lebensfrifche  und  Gefchmeidigkeit,  und 
zeugt  von  dem  tiefen  Gefühl  und  der  Kunflfertigkeit  des  Bildhauers.  Die  Figur  Johannis  umgeben 
drei  Eneelseeflalten,  in  lany-en  meiflerhaft  faltenreichen  Gewändern  und  langen  fchwalbenartigen 
Flügeln.  Die  eine  ältere  mit  gekrauflem  Haar  und  ernflem  Gefichtsausdrucke,  dem  Heiligen  gegen- 
über, deffen  Aussen  ihr  zugewendet  find,  fchcint  den  Glauben  vorzuflellen;  die  zweite  hinter  dem 
Heiligen  repräfentirt  die  Hoffnung,  und  die  dritte  vor  ihm  mit  lächelndem  Ausdrucke,  kniend,  flellt 
die  Liebe  dar.  Das  Haupthaar  der  beiden  letztern  wallet  auf  ihre  Arme  herab,  und  ihre  Brüll  zieren 
Kragen  aus  Federn  gebildet  (f.  Fig.  3). 

Die  beiden  Flüeel  des  Altarfchreins  find  in  rechteckige  Rahmen  gcfafst,  und  jeder  in  zwei 
Felder  abgetheilt  derart,  dafs  fie  vier  befondere  Bilder  in  Basrelief  enthalten,  jedes  diefer  vier 
Felder  ift  zu  beiden  Seiten  mit  dünnen  knorrigen  Stämmchen  begränzt,  welche  oben  in  fich 
kreuzende  Bögen  enden,  ähnlich  wie  im  Mittelflück  des  Altars. 

Das  obere  Bild  im  rechten  Altar-Flügel  ftellt  den  heiligen  Johannes  dar,  umgeben  vom  Volke, 
das  feiner  Lehre  und  feiner  Prophezeiung  horcht;  das  zweite  untere  weifet  die  felfigen  Ufer  des 
Jordans,  worin  die  Anhänger  feiner  Lehre  vom  1  leiligen  die  Taufe  empfangen. 

VII   N.  F.  "3 


84 


Dk.  Theopiiii.  Zebkawski. 


Der  linke  Flügel  enthält  im  oberen  Bilde  die  Anficht  eines  Speifefaales.  Am  Tifche  fitzt 
Herodes  mit  der  Krone  auf  dem  Haupte ;  im  zur  Seite  feine  Schwägerin ;  im  Hintergrunde  blafen 
drei  Perfonen  auf  Mufik-Inftrumenten;  vorn  am  Bilde  tanzt  Herodias,  welcher  die  Augen  aller 
Anwefenden  fich  zuwenden;  an  einem  Pfeiler  gelehnt  fteht  der  Anführer  der  Wache  (Fig.  i).  Auf 


Fig.    I. 


dem  unteren  Bilde  diefes  Flügels  erfcheint  das  Innere  einer  Gefängnifszelle  mit  einer  oben  fortlau- 
fenden Galerie,  von  welcher  vier  Zufchauer  herabblicken.  An  der  Thür  im  Vordergrunde  fleht 
ein  ähnlicher  Wacheführer,  wie  wir  einen  im  oberen  Bilde  fahen;  an  der  entgegengefetzten  Seite 
liegt  der  enthauptete  Leichnam  Johannis.  Der  Henker  legt  das  am  Haar  gehaltene  Haupt  des 
Heiligen  auf  eine  von  Herodias  gehaltene  Schüffei.  (Fig.  2.) 

Auf  den  Gipfeln  der  Umrahmungen  beider  Altarflügel  lind  in  gefchnitzten  Gruppen  Brufl- 
bilder  angebracht,  und  zwar:  am  rechten  Flügeleine  aus  drei  männlichen  Köpfen  gebildete  Gruppe, 


Der  Altar  Johannis  dks  Täukkrs  in  der  St.  Florians-Kirche  zu  Krakau. 


85 


deren  Bekleidung  jener  entfpricht,  welche  zu  linde  des  XV.  und  zu  Beginn  des  XVI.  Jahrhunderts 
die  Krakauer  Bürger  getragen  haben.  Die  zweite  Gruppe  bilden  zwei  Bruftbilder,  ein  männliches 
und  ein  weibliches;  ihre  Kleidung  und  Kopfbedeckung  ähnelt  vollkommen  derjenigen,  wie  folche 
heute  noch  bei  dem  Landvolke  in  der  Umgebung  von  Krakau  gang  und  gäbe  ift.  Es  war  udprün^- 


Fig.  2. 

lieh  noch  eine  dritte  Gruppe,  wie  folche  die  Spur  auf  dem  Rahmen  und  der  Dübel  andeutet,  worauf  fie 
befeitigt  gewefen;  aber  diefe  konnte  trotz  eifrigfter  Nachforfchung  nicht  ausfindig  gemacht  werden. 
Auf  dem  Rahmen  des  zweiten  Flügels  befteht  die  Hckgruppe  aus  drei  am  Tifche  fitzenden 
Perfonen ;  eine  mit  der  Krone  auf  dem  Haupte  und  dem  Scepter  in  der  Hand  ertheilt  Befehle  der  zweiten 
mit  einem  Schwerte  bewaffneten  Perfon;  zwifchen  den  beiden  befindet  fich  ein  weibliches  Bruft- 
bild.  Die  zweite  Gruppe  bilden  zwei  männliche  Geftalten;  die  ältere  mit  einer  Pelzhaube  auf  dem 
Kopfe,  erinnert  wohl  durch  die  Gefichtszüge,  wie  durch  die  Kopfbedeckung  und  den  langen  zwei- 

'3* 


86 


Dk.  Theophil  Zebkawski.    Dek  Ai.tak  Joiianms  des  Täuieus  etc. 


theili'^'-en  Bart  an  jenes  Bruftbild,  das  fich  in  der  Nürnberger  Friedhofs-Capelle  befindet,  und 
allo-emein  als  Portrait  des  Krakauer  Bildhauers  Veit  Stwosz  anerkannt  ift.  Die  zweite  junge  Geftalt 
mit  laniTem  Haar  und  unbedecktem  Haupte  erinnert  durch  ihre  Kleidung  an  die  Tracht  der  Ver- 
mögenden feines  Zeitalters,  und  dürfte  den 
Msecen  diefes  Kunfldenkmales  darftellen.  Die 
dritte  Gruppe  befteht  aus  zwei  männlichen 
Bruftbildern  mit  kugelrunder  Kopfbedeckung, 
deren  Krampen  hinaufgewunden  find. 

Die  Aufftellung  diefer  Bruftbildcr  auf 
den  Rahmen  der  Altarflügel,  die  über  den- 
felben  angebrachten  zierlichen  Böeen  und 
Fialen,  deren  Auswuchs  viel  tiefer  fleht  als 
jener  im  Mittelflücke  des  Altar-Schreines,  wie 
nicht  minder  die  Befchaffung  der  Pfeiler  mit 
breiten  Baldachinen,  in  der  Schlufslinie  der 
Müofel  mit  dem  Altar-Schreine,  und  insbe- 
fondere  die  nackten,  rohen  gar  nicht  ge- 
hobelten Bretter  der  Rückwände  jener  Bas- 
relief-Bilder bcweifen  unwiderlegbar,  dafs 
diefe  Flügrel  nie  zum  Schliefsen  und  Oeffnen 
des  Altars  beftimmt  waren,  wie  denn  auch 
an  den  Flügeln  gar  keine  Spuren  von  Thür- 
bändern,  oder  je  daran  angebracht  gewefener 
I  lafpen  vorhanden  find. 

Was  die  VViederherftellung  diefes 
fchönen  Denkmals  mittelalterlicher  Kunfl  in 
fc-iner  Vollftändiokeit  anbelancrt ,  fei  aus- 
drücklich  betont,  dafs  darüber  forgfältig  ge- 
wacht wurde,  damit  gar  keine  Umgeflaltun- 
gen  daran  vorgenommen  werden.  Es  ifl  auch 
nichts  nach  willkürlicliL-n  Muthmaffungen 
tlaran  gearbeitet  worden,  mit  aüeinieer  Aus- 
nähme  der  linken  erholx'iicn  1  land  des  heil. 
Johannes,  die  bei  Abgang  der  urfprünglichen 
crfetzt  werden  mufste,  da  der  Altar  nicht  für 
ein  jNIufeum,  fondern  für  die  Kirche  beflimmt 
war,  daher  diefe  Ergänzung  dringend  geboten 
erfchien. 

Die  architektonifchen  Beflandtheile 
und  Zieraten,  infoweit  diefelben  durch  Impreg- 
nirung  mit  zweckdienlichen  Flüffigkeitcn  fich  erfeftigcn  liefsen,  find  erhalten  worden;  die  vollfländig 
vermorfchten  oder  ganz  fehlenden  wurden  durch  neue  Stücke  erfetzt,  genau  nach  dem  alten  Mufler. 
Diejenigen  Theile,  deren  Befeftigung  nicht  möglich  erfchien,  und  die  zur  Conllruftion  des  Ganzen 
gehörten,  find  in  der  Kirche  aufbewahrt,  um  die  neuen  Ergänzungen  jederzeit  damit  vergleichen 
zu  können. 


t'«- 


DIE  MÜNZENFUNDE  BEI  LAUTERACH  (VORARLBERG). 


Von  Dr.  Samuel  Jenny. 

IN  räumlich  befchräiiktes  Gebiet  des  „Lauteracher  Riedes"  (Fig.  i.)  ifl  zum  dritten  Mal  Fund- 
ort intereffanter  Münzen  geworden,  und  zwar  waren  es    immer  Silbermünzen,   die  hier 
zum  Vorfchein  kamen  und  jeder   Fund  ergab  flets  nur  Münzenreihen    ganz   getrennter 
Epochen.  Ins  Jahr  1868  fällt  der  erfte  im  fogenannten  „Beilfliel",   beftehend   aus   56  Stück  über 
eine  kleine  Fläche  zerftreuter  Silbermünzen  der  romifchen  Kaiferzeit,  der  fich  zufammenfetzte  aus: 
II  Stück  Silber-Denaren  von  M.  Antonius 41 —  34  vor  Chr. 


17 

I 

5 
10 


Vespafianus 69 —  79 

Trajanus 98 —  117 

Antoninus  Pins 138 — 161 

Fauflina,  die  jüngere 140 — 175 

M.  Commodus  Antoninus ....  180 — 192 

Septimius  Severus  Pertinax 193 — 211 

Pub!.  Sept.  Geta 211 — 212 

Julia  Domna 173 — 217 

Marc  Aurel  Antoninus  (Carc) 211 — 217 


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ir. 


^'iV/^ 


Ueberrafchend  fchnell  folgte  noch  im  felben  Jahre  ein  zweiter  Fund  im  „Tennele",  der  aus- 
fchliefslich  filberne,    meift  fehr  feltene  Bracteaten  der  Samm-      rv'  ——^-■eaSEs::ssf' 
lung  des  Landes-Mufeums  zuführte;  von  den  27  Stück  gehörten :      |, 

1  Stück  einem  Bifchof  von  Conflanz, 

2  „       der  Stadt  Lindau, 
I      „         „        „      St.  Gallen, 
I       „         „        „      Ravensburg, 

3  „      der  Abtei  Kempten, 

4  „      unbekannten  geilHichen  Münzherrn, 

1  „      dem  Kaifer  Otto  IV.  f  1218, 
12      „      den  Kaifern  aus  der  Hohenflaufenzeit, 

2  „      waren  nicht  bcftimmbar. 
Ausführlichere  Befprechung  verlangt  das  dritte  Vorkommnifs,  welches  dem  Sommer  letzten 

Jahres  angehört,  da  in  der  Torfwiefe,  genannt  „auf  dem  Stand",  nicht  nur  drei  gallifche  Ouinare 
und  24  römifche  Denare  der  Republik,  beide  Münzforten  in  Silber,  gefunden  wurden,  fondern  dies- 
mal mit  ihnen  zufammen  auch  Schmuckfachen,  nämlich  ein  Armring,  zwei  Fibulae  und  ein  dünner 
runder  Fingerring,  alles  in  Silber,  nach  den  Dimenfionen  zu  beurtheilen,  zum  Schmucke  einer  Frau 
gehörend.  Einen  Bronce-Reif  mit  vierkantigem  Querfchnitt,  der  ebenfalls  die  genannten  Funde 
begleitete,  zähle  ich  nicht  zum  Schmuckgeräth,  denn  ganz  gleich  geformte  fand  ich  fchon  in  Bregenz 
als  Beftandtheile  von  Phalerae. 


F.g. 


88 


Dk.  S.  Jenny. 


Fig-  2. 


Hier  die  nähere  Befchreibung  der  kleinen  keltifclicn  Münzchen :  (Fig.  2.) 
Nr.  I,  12  Mm.  behelmter  Pallaskopf  linkshin,  R.  gefatteltes  Pferd,  darunter  ein  Rad  mit  vier 
Speichen,  von  der  Auffchrift  (welche  vollftändig  KA.\HAY  auch  KAAETHA'Y  lautete)  ill   nur  EY 
vorhanden. 

Die  Prägung  diefer  Münze  wird  den  Eduern  (oder  Aeduern),  dem  mächtigften  und  gröfsten 
Stamme  der  Gallia  Celtica  zugefchrieben ;  aus  diefem  Grunde  ifl  keine  andere  Sorte  in  der  Schweiz 
fowohl,  als  in  den  angränzenden  Gebieten  Frankreichs  und  .Siiikleutfchlands  fo  fehr  virbnitel  wie 
diefe.  Dafs  die  Darflellung  der  behelmten  Pallas  ähnlich  jener  auf  römifchen  Confular-Münzen  er- 
fcheint,  rückt  die  Prägung  der  Münze  in  jene  Zeit  hinauf,  als  der  gallifche  Stamm,  dem  fie  zuzu- 
fchreiben  ifl,  bereits  unter  römifchem  Einfluffe  ftand. 

'  2  3  Nr.  2,  13 — 16  Mm.,  Stück  eines  männlichen  Kopfes,  rechts  hin, 

in  barbarifcher  Ausführung.    R.  Kreuz,  zwifchen  deffen  Armen    zwei 
Kugeln  und  drei  ßuchftaben  die  man  VOL  lefen  will. 

Nr.  3,  13 — -14  Mm.,  Stück  eines  mit  Lorl)eerkranz  verzierten 
Kopfes.  R.  Kreuz  mit  ähnlichen  Kugeln  und  Zeichen  innerhalb  der 
Arme,  wie  auf  der  vorhergehenden  Münze. 

Aehnliche  Silbermünzen  wie  Nr.  2  und  3  wurden  am  Genferfee, 
aber  auch  am  rechten  Rheinufer,  im  badifchen  Lande  und  am  Fufse 
des  Schwarzwaldes  ausg-egraben. 

Die  rövii/chcn  Familienmünzen,  fafl  alle  gut  geprägte,  fchün  erhaltene  E.\emplare,  aber 
nicht  zu  den  Seltenheiten  zählend,  tragen  auf  dem  Avers  den  Kopf  der  Pallas,  mit  dem  geflügelten 
Helme,  neben  ihm  das  Zahlzeichen  X  (d.  i.  10  Affe);  nur  eine  einzige  (Gens  Titinia)  trägt  das 
Zahlzeichen  XVI,  fällt  alfo  in  die  Zeit  nach  der  zweiten  Münz-Redu6lion  a.  587  d.  St.  oder  166  vor 
Chr.  (fechzehn  Affe  auf  einen  Denar).  Eilf  Stück  zählen  zu  den  Bigati,  vier  zu  den  Ouadrigati ; 
zwei  unter  erfleren  von  der  Gens  Pomponia  zeigen  gekerbte  Ränder  (fogenannte  Serrati) ;  die 
Darfteilung  der  Dioscuren  wiegt  unter  den  Legenden  des  Reverfes  vor.  Unter  den  Denaren  finden 
fich  die  Münzmeifter  folgender  F'amilien  verteten :  der  Acilia,  Anteftia,  Atilia,  Baebia,  Caecilia, 
Calidia,  Caffia,  Clovlia,  Cornelia,  Flavia,  Opeimia,  Pomponia,  Porcia,  Renia,  Savfeia,  Servilia, 
Sempronia,  Spurilia,  Titinia.  Der  Zeit  nach  fallen  fie  zwifchen  c.  250  (L.  Sempronius)  bis  c.  80  vor 
Chr.  (C.   Savfeius),  die  Mehrzahl  aber  ins  zweite  Jahrhundert  vor  Chriflus. 

Die  Form  des  Bracelets,  (Fig.  3  in  halber  Naturgröfse)  welche  die  einfachfte  und 
urfprünglichfte  Bildung  des  Ringes,  zu  gleicher  Zeit  aber  auch  eine  äufserft  praktifche  Einrichtung 
desfelben  vorführt,  weil   fie  durch  die  fpiralförmige   Aufrollung  des  einen  Drath-Endes  über   das 

andere  eine  beliebisje  Vergfröfserunsr  und  Verkleinerung-  der  Oeffnunj; 
—  allerdings  innerhalb  enger  Gränzen  —  zuläfst,  gehört  zu  den 
häufigen  unil  weit  verbreiteten;  folche  gewundene  Armringe  find 
bei  den  meiften  Völkern  des  Alterthums  nachgewiefen,  in  Italien 
und  den  Provinzen  des  römifchen  Reiches  fanden  fie  ausgedehntefte 
Verwendung  und  deren  Form  war  fo  feft  eingebürgert,  dafs  fie  noch 
in  den  Grabfunden  der  merovingifchen  Zeit  nachzuweifen  ift.  Grofse 
Aehnlichkeit  mit  dem  Exemplare  aus  Lauterach  weift  das  im  Jahre  1857 
Ibei  Rikenbach  (Canton  Schvvyz)  in  unferer  Nähe  gefundene  Armband 
'^^'  nach",  vollftändige  Uebereinftimmung  aber  zeigt  jenes  Bracelet  in  (iold, 

gefunden  1864  in  Schalunen  bei  P>auenbrunnen  (Canton   Bern).    Das  Mufeum   zu  Mainz  befitzt  aus 

>   Mitlheilungcn  der  antiq.  Gcfellfcliaft  in  Zürich,  K.-iiid  .\V.,  lieft  3,  Taf.  IV,  l'ig.  12. 


Die  Münzenfunde  bei  Lauteracm  (Vorarlherg). 


89 


Fig.  4.  Natürliche  Gröfse). 


römifchen  Baureften  allein  acht  Armringe  diefer  Art  aus  Rrz ,  einen  aus  Rifen '  und  drei 
Fingerringe  gleicher  Conftru6lion  aus  Bronce. 

Die  Geftaltung  der  (lezuandnadeln  (Fig.  4)  ift  nicht  weniger  primitiv  als  die  des  Arm- 
bandes zu  nennen,  indem  folche  flreng  dem  Zwecke  angepafst  ift,  dem  fie  dien(;n  foll  unter  Ver- 
meidung jeder  Zierath,  die  jenem  fern  Hegt  oder  ihn  /.u  maskiren  geeignet  fcheint;  defshalb  gelangte 
diefe  typifche  Form  in  räumlicher  Beziehung  zu  fo  grofser  Verbreitung,  wie  man  fie  denn  in  Grab- 
funden von  der  Schweiz  aus  längs  den  Ufern  des  Rheins  uml  iiljcr  das  nördliche  Gallien  liin, 
andererfeits  von  der  Donau  abwärts  bis  nach  Ungarn  verfolgen  kann.  Nicht  dasfelbe  gilt  bezüglich 
der  Zeitdauer,  da  zufammengefetzte  und  verzierte  For- 
men fchon  früh  an  ihre  Stelle  treten  und  fie  verdrän- 
gen. Fin  bisher  unerwähnt  o-cbliebener  Umftand  ver- 
leiht  den  Fibulae  aus  Lauterach  einen  ganz  b(;fonderen 
Werth:  das  ill;  die  \"erl)indung  der  beiden  durch  ein 
fein  o-eeliedertes  Kettchen  in  gleichem  Metall,  welches 
wohl  vorerft  dazu  da  ift,  damit  fich  die  Nadeln  weniger 
leicht  verlieren,  nebftdem  aber  doch  noch  einen 
weiteren  Zweck  zur  Befeftigung  eines  Kleidungsftückes 
an  zwei  Orten  oder  zu  gleichzeitigem  Fefthalten  zweier 
getrennter   in    fich  geborgen    haben    mag.     Weder   in 

Sammlungen  noch  in  der  cinfchlägigcn  Literatur  habe  ich  jemals  eine  derartige  Verkettung  an 
Fibulae  gefunden,"  wefshalb  ich  nicht  anftehe,  darin  eine  vereinzelte  Erfcheinung  zu  fehen.  Das 
Vorkommen  folcher  Doppelfibeln  wird  vorausfichtlich  immer  ein  feltenes  fein  und  bleiben,  da  nur 
diefe  ältefte  einfache  Form  fich  dazu  eignet,  und  weil  dieFrhaltung  und  Auffindung  fo  feiner  Kettchen 
eine  fehr  precäre  ift. 

Dieerwähnten  Orte  „Beilftiel",  „Tennele",  „autdcmStand"  liegen  alle  iniTorlgebieteaus  der 
Gränzfchichte  zwifchen  dem  oberen  Humus  und  dem  unteren  Torf,  circa  30  Cm.  tief  wurden  in  allen 
drei  Fällen  die  Funde  gehoben.  Der  letzte  Fundort  wurde  durch  mich  aufs  genauefte  nach  allen 
Seiten  hin  durchforfcht,  ob  nicht  Spuren  von  Strafsenanlagen  zu  entdecken  wären;  war  dies  auch 
ganzrefultatlos,  fo  glaube  Ich  nichts  deftoweniger  die  Annahme  aufrecht  erhalten  zu  dürfen,  dafs  in  der 
Nähe  diefer  F'undorte  eine  Strafse  vorüberzog,  welche  die  rechtsrheinifche  Römerftrafse  mit  der 
linksrheinifchen  dIrecSl  verband  und  dadurch  die  kürzefte  Route  von  Brlgantlum  nach  Arbor  felix 
herftellte.  Die  römifchen  Ingfenieure  legten  ihre  ei'ofsen  Heerwes^e  ja  foviel  als  möglich  in  gerader 
Linie  an  und  eine  folche  läfst  fich  von  dem  Plateau,  auf  dem  Brigantium  ftand,  über  das  Dorf 
Rieden,  bei  unferm  Fundbezirke  vorbei,  bis  nach  Brugg  am  Rhein  ziehen,  welch  letztere  Ortfchaft 
wohl  von  der  alten  Römerbrücke  den  Namen  erhalten  hat;  von  diefer  Geraden'^  werden  ferner 
bezeichnender  Weife  auch  noch  die  den  Fundftellen  benachbarten,  an  die  Dornbirnerach  angrän- 
zenden  Wiefengründe  „vor  dem  Beigenfurt"  nahe  berührt,  vom  Volke  „Bige-  oder  Bügefurt"  aus- 
gefprochen,  welches  wohl  nichts  anderes  als  Beugefurt  ift  (mittelhochdeufch  bluge,  piuge  =  Biege, 
Beuge,  Krümme),  mithin  den  Hufsübergangbedeutet,  derzunächft  der  grofsen  Krümmung  liegt,  die  der 
Wafferlauf  der  Dornbirnerach  dort  in  der  That  bildet.  An  günftig  gelegenen  Punkten  zur  Anlage 
von  Signal-Warten  zum  Schutze  diefer  Heerftrafse  fehlte  es  nicht;  fowohl  die  Riedenburg  auf  unferer 


1  Linaenfchmid,  Band  II,  Heft  V,  Taf.  III,  Fig.  6. 

2  Soeben  lefe  ich  noch  im  „Jahrbuch  des  Vereines  von  Alterthümern  im  Rlieiniandc  Band  I.XIV,  Seite  Io6"  von  einer  Fibula, 
gefunden   im  grofsen  Gräberfelde  von  Trier,  an  deren  oberem  Ende  fich  eine  Oefe  befindet,  an  welcher  ein  Dralkkfttchen  hixi^t. 

■'  nie  fupiionirte  Römevflrafse  erfcheint  in  Fig.  I  als  punktirte  gerade  Linie,   unter  welcher  die   drei   fchwarzen  Tupfen  als  Be 
zeichnuni:  <ler   Miiiizcnfundorte  fichtbar  find. 


go  D'''-  S.  Jenny. 

Seite,  als  der  Heldsberg  jenfeits  des  Rheins  in  der  Schweiz  mochten  folche  getragen  haben,  von 
denen  aus  die  Strafse  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  überfchaut  werden  konnte. 

Die  Benützung  diefes  Heerweges,  w-elcher  die  Vorarlberger  Ebene  in  ihrer  breiteften  Aus- 
dehnung durchmafs,  innerhalb  zweier  Wegftunden  drei  Flufsübergänge  (Bregenzerach,  Dornbirner- 
ach  und  Rhein)  in  fich  fchlofs,  dürfte  nach  dem  Bra6leaten-Funde  zu  fchliefsen,  noch  im  13.  Jahr- 
hunderte ftattgefunden  haben.  Menfchlicher  Verkehr  hat  fich  möglicher  Weife  fchon  vor  den  Römern 
hier  bewegt,  denn  es  fallen  die  Fundorte  der  im  XVI.  Rechenfchaftsberichte  des  Vorarlberger 
Mufeum- Vereines  befchriebenen  und  Taf  II,  Fig.  13  und  14  abgebildeten  Bronce-Gegcnftände 
(Schwertfpitze  und  grofse  Nadel)  in  die  Fortfetzung  der  Strafsenlinie  jenfeits  der  Dornbirnerach, 
woraus  ich  ebendort  folgerte,  dafs  eine  Bevölkerung  der  Bronce-Zeit  ihre  Wohnfitze  an  den 
ehemaligen  Binnenfeen  zwifchen  und  an   den  grofsen  Strombeeten  auffchlug. 

Kühn  war  es  gewifs,  ein  fumpfiges  Torfgebiet  auf  eine  i'/^  Stunde  lange  Strecke  zu  durch- 
fchneiden,  eine  ftaunenswerth  technifche  Leiftung,  wohl  vergleichbar  mit  der  Ueberfchreitung  des 
Laibacher  Moors.  Unter  den  Hinderniffen  „des  Bodens",  die  fich  den  Römern  entgegenflellten, 
könnte  Ammianus  Marcellinus  in  feiner  Befchreibung  des  Bodenfees  recht  wohl  diefe  fchwierige 
Strecke  im  Auge  gehabt  haben,  denn  nirgends  am  See  findet  fich  mächtigerer  Torfwuchs  und 
fumpfigeres  Terrain.  Den  „Schauer  finflerer  Wälder",  wie  er  weiter  fagt,  hatte  dafür  der  Heerweg 
nach  dem  Rhein  nicht  zu  überwinden,  denn  man  darf  fich  diefe  Linie  zur  Römerzeit  als  ziemlich 
baumleer,  wie  alle  Moorgründe  vorflellen,  mit  kleinen  Seen  zur  Seite  und  erft  im  Hintergrunde, 
wo  das  Gefchiebe  der  Flüffe  befferen  Boden  fchuf  dichte  undurchdringliche  Wälder.  Ueberein- 
ftimmend  damit  heifst  das  feewärts  gelegene  nächfle  DorfHard,  d.  i.  Hart  =  Wald  und  im  Gegen- 
fatz  zu  dem  dichten  Waldbeftande  bezeichnen  die  fich  felbft  erklärenden  Flurnamen  Foräch,  Birken- 
feld, Tennele,  Erlach,  Lerchenau  zerftreute  Gruppen  verfchiedener  Waldbäumc.  Endlich  verweife 
ich  auf  die  den  Fundorten  zunächft  lieorenden  Torfsjründe  Brecjenzfee  und  Linofenfee,  welche  wie 
noch  gegenwärtig  der  Ober-  und  Unter-Lochfee  bei  Fuffach,  kleine  Sumpffeen  zur  Römerzeit 
bildeten  und  noch  heute  fich  erhalten  hätten,  wenn  nicht  die  Trockenlegung  des  Bodens  rapid 
vorgefchritten  wäre.  Zuverläffige  Gewährsleute  erzählen  mir,  es  fei  im  Umkreis  des  Bregenz-  und 
Lingenfees  noch  im  Jahre  1820  fo  fumpfig  gevvefen,  dafs  Kälber  und  Rinder  verfanken,  dafs  man 
das  gemähte  Gras  auf  Leitern  heraustrug;  defshalb  ftanden  jene  Gründe  am  allertiefllen  in  der 
Steuer.  Seit  der  Entfumpfung  hat  fich  der  Ertragf  auf  das  10  —  i2fache  trefleieert  und  es  ifl  von 
den  vertorften  Seen  keine  weitere  Andeutuno-  zurückgeblieben,  als  eine  leichte  Concavität  der 
Oberfläche. 

Verzeichnifs  der  Silberdenare. 

1.  Gens  Acilia.  Behelmter  Kopf  der  Palla.s,  link.s  +,  4.  Gens  Atilia.  Behelmter  Kopf  der  Pallas,  rechts  X 
ringsherum  im  Doppelkreis :  M  ■  ACILIVS  ■  M  ■  F  •                   links  .S.XR.V. 

lt.  Hercules  in  der  Quadriga,  in   der  Rechten  die  ft.  Callior  nnd  Pollu.\  Morgen-  und  Abendftern  zu 

Keule, inderLinken  einSiegeszeichen,  darunterPOMA,  Häuptcn,    mit    eingelegten    Lanzen    einherfprengcnd, 
(Münzmeifter  wohl  zwifchen  600 — 630  d.  St.)  ,\\-.VriLI 

2.  Gens  Anteßia.  Behelmter  Kopf  der  Pallas,  links  '^''^'""  '^'     kÖÄVÄT 

C-AF,STI,  rechts  X.  (M.  Atilius  Saranus,  Münzmeifter,  vielleicht  M.  At, 

9;.    Caftor    und    Pollux    reitend    mit    eingelegten  Serranus   um   190  v.  Chr.    (Liv.  yj,  46).  —  Mommfen 

Lanzen,   dabei  ein  laufender  Hund,  darunter  RO.WA.  röm.  Münzwefen  S.  506). 

(C.  Anteflius    Münzmeifter   des  6.  Jahrhunderts,  5.  Gc;« /)'(?c<^;Vr.  Behelmter  Kopf  der  Pallas,  links  X, 

vielleicht  C.  Ant.  Labeo  circa  167  v.  Chr.  (Liv.  45,  17).  rechts  TAAXPIL. 

3.  Diefelbe.   Behelmter   Kopf  der  Pallas,  links  X,  Ijfe.  Apollo  mit  Pfeil  und  Bogen  in  der  Quadriga, 
rechts  fchreitender  Hund.  lUJMA 

^.    Caftor   und    Pollux    reitend  mit    eingelegten      O'iruntcr   ^jj  yTljjTfS^JTp. 

Lanzen,  über  den  Köpfen   Morgen-  und  Abendflern,              (M.  Baebius  Q. 'F.  Tampiius,  Münzmeifter  zwifchen 

darunter  SSO — 5G0     d.     St.    Mommfen     römifches    Münzwefen 

ROMA.  S.  507). 


Die  Münzenfunde  hei  Lautekacu  (Vokaklbeug). 


91 


tcnd 


6.  Gens  Caccilia.  Behelmter  geflügelter  Kopl  der 
Pallas,  links  ROMA,  rechts  X. 

R.  A\-.\\i:ri:M,\Sa-F,  aufsen  herum  ein  Lor- 
beerkranz; in  iler  Mitte  ein  macetionircher  Schilil  mit 
einem  Klephantenkopf,  um  deffen  Ihds  eine  Schelle 
herabhängt. 

(Wahrfcheinlich  Sohn  des  Q.  Metellus  Macedoni- 
ciis  cos  115  V.  Chr.  im  Todesjahre  feines  Vaters.) 

7.  Gens  Calidia.  Behelmter  Kopf  der  Pallas,  links 
ROMA,  rechts  :lc. 

H:.  Viftoria  in  der  Biga,  einen  Siegeskranz  haltend 
.WCALID 

""'""  äAir xn^-l: 

8.  Gens  CafJ'ia.  Behelmter  Kopf  der  Pallas,  links -I- 
und  eine  Urne. 

IV.  Libcrtas  in  der  Quadriga,  links  den  Spicfs  hal- 
OCASSI  (^WS) 
^ROMA. 

9.  Gens  C/ovli(i.  Behelmter  Kopf  der  Pallas,  links 
ein  Kranz,  unten  ROA\.\. 

Hs.  V'icloria  in  der  Biga,  darunter  Kornähre 
TCLOX'LI. 

10.  Gens    Cornelia.   Behelmter   Kopf   der   Pallas, 

links  X. 

P'SVA 
Hs.  VitSloria  in  der  Biga,  darunter 

ROA\A. 

(Wahrfcheinlich  P.  Corn.  Sulla,  Prator  212  v.  Chr. 

oder  dellen  Sohn  Prator  in  Sicilien  186  v.  Chr.) 

11.  Duplicat  von   10.  (Dem  Verkäufer  überlaffen.) 

12.  Gens  Flavia.  Behelmter  Kopf  der  Pallas, 
links  X. 

li.   Luna  in  der  Biga,  darunter  -fTTTTr-r-     (Abkiu-- 
'^  ROMA     ^ 

zung  für  Flavius). 

13.  Gens  Pompoiiia.  (Serrato.)  Behelmter  Kopf  der 
Pallas,  links  X,  im  Umkreife  :   L-POMPOM  ■  CNP. 

rt.  Mars  in  der  Biga,  in  der  Rechten  den  Speer,  in 
der  Linken  den  Schild.  Abfchnitt:  (L-LIC-)CX -DOM. 

14.  Diefelbe  (SerratoV  Behelmter  Kopf  der  Pallas, 
links  X,  im  Umkreis:  L-CAS  (SI\)  SM- F. 

ft.  wie  vorhergehend,  darunter:  1  LLI)(;-CX-DO(M.) 
(F.  Pomponius  Cn.  F.,  wahrfcheinlich  Münzmeifter 

unter   der    Cenfur  des  N.  L.  Licinius  Craffus  und  Cn. 

Domitius  Ahcnobarbus  662  d.  St.,  92  v.  Chr.  L.  Cas 

[fiu]s?  unter  denfelben  Cenforeni. 

15.  Gens  Renia.  Behelmter  Kopf  der  Pallas,  links  X. 
Hl.  Juno  (?)   mit   Peitfche    und    Scepter    in    einem 

r   c  \     :  ,         .        C  RKNI 

Cjcfpann  von  2  Bocken,  darunter: 

16.  Gens  Opeimia.  Behelmter  und  geflügelter  Kopf 
der  Pallas,  rechts  X,  links  eine  Krone. 

ft.  Vifloria  mit  Kranz  in  der  Quadriga,  darunter 
L    OPKIAM 


(Wahrfcheinlich  L.  (Jpeimius  Q.  F.  cos  a.  632(122), 
Sieger  über  die  Gracchen,  dann  etwa  610  Münzmeifler). 

17.  Gens  Savfeia.  Behelmter  Kopf  der  Pallas, 
links  X. 

H».  Vicloria  mit  Kranz  in  der  Biga,  darunter 
L  •  SA  W 

(Aus  der  Zeit  Sulla's). 

18.  Gens  Scrvilia.  Behelmter  und  geflügelter  Kopf 
der  Pallas,  hinter  ihr  einKranz,  linksX,  darunterRO.WA. 

Ijfc.  Cartor  und  Pollux  mit  Lanzen  in  entgegen- 
gefetztem Sinne  davonreitend:  OSKR\'KILI  MF. 

19.  Gens  Sevipronia.  Behelmter  und  geflügelter 
Kopf  (der  Pallas),  links  X. 

IJr.    Caftor    und    Pollux    reitend    mit    eingelegten 

L  SK.NP 
Lanzen,    darunter:    _  ,^„  . 
ROMA. 

(L.  Sempr.  Pitio  um  den  Anfang  des  6.  Jahr- 
hunderts d.  St.  (Haackh  bei  Pauly). 

20.  Gens  Spurilia.  Behelmter  Kopf  der  l'allas, 
links  X. 

IJ;    Luna    (V    oder    Diana  ?)     in    der    Biga ,    da- 
A--SPW(I) 
'■""'"'■  ^      ROMA. 

(A.  Spurilius  nach  Borghefi  Zeitgenoffe  des  C. 
Decimius  Flavus  Prätor  570  d.  St.  [Maackh  bei  Pauly]). 

21.  Gens  Titinia.  Behelmter  Kopf  der  Pallas, 
links  X\I. 

lt.  Vi6toria,  in   der  Rechten  die  Peitfche,  in  der 

CTITIM 

B.ga,  darunter:  -^^^^^^ 

(Wahrfcheinlich  bald  nach  der  zweiten  Münz- 
rcdu6tion  a.  537,  welche  durch  XVI  bezeichnet  ifl, 
16  ass  auf  1  Denar,  vorher  10).' 

22.  Gens Poreia.  Behelmter  Kopfder  Pallas,  links  X. 

,ro      .     .      ,       „.         ,  C.CATO 

^.  Victoria  in  der  Biga,  darunter 

(Vielleicht  C.  Porcius  Cato,  cos  640  d.  St.,  lüikel 
von  Cato  major?). 

23.  Gens  ?  Behelmter  Kopf  der  Pallas  (und  ge- 
flügelt) im  Lorbeerkranze,  links  X. 

ft.  Caflor  und  Pollux  mit  vorgelegten  Schilden  in 

CX  •  C  F 

der  Quadriga  anftürmend,  darunter    -  ^^^,  . 
"^  RüA\A. 

(Vielleicht  Ghaeus  Gai  filius?) 

24.  Gens  .-  Behelmter   Kopf  der  Pallas,  links  X. 
ft.   Caftor    und    Pollu.x    reitend    mit    eingelegten 

Lanzen,  darunter :   ROA\.^. 

Diefe  beiden  letzten  Denare  gehören  zu  den 
alteflen,  da  folche  in  die  Zeit  von  266 — 217  v.  Chr.) 
fallen,  während  welcher  die  Monetäre  (Münzmeifter) 
ihren  Namen  noch  nicht  beifetzten. 

'  Die  cin;;ckl.^ininLTtcn  Bemerkungeii  über  Zcitbeftimmungen  und 
Miiiizmciftcr  verdanke  ich   Herrn  Gymnafial-Dtreclor  Haug  in  Mannheim. 


-C_5-'CL>^'>^ 


VU.  N.  F. 


»4 


GRABSTEINE  DER  CHRISTLICHEN  ZEIT  ZU  FRIESACH  IN 

KÄRNTEN, 

Von  LeOI'OLU  V.  BiaKllWlU.MANSTETTKK. 


|ATURGKMÄSS  find  vor  Allem  jene  (^rte  reich  an  Denkmalen  der  Vergangenheit,  wo 
lieh  einll  Denkwürdiges  zutrug,  wo,  begünftigt  durch  die  örtliche  Lage,  gröfsero  Anfied- 
hmgen  fich  herausbildeten,  in  welchen  nach  erlangter  Reife  endlich  das  gefchichtliche 
Leben  des  Gaues,  felbft  des  Landes  und  noch  darüber  hinaus,  fich  concentrirle.  Line  Stätte,  aut 
welche  dies  im  hohen  Grade  zutrifft,  ift  Fricfacli  in  Kärnten,  die  weit  berühmte  mittelalterliche 
Münzflailt  für  die  deutfchen  Länder  füdlich  der  Donau,  der  [uwel  der  falzburgifchen  Kirchenfürflen 
im  Mittelalter. 

Das  Friefach  unferer  Tage  ifl  freilich  nicht  mehr  das  Friefach  von  Einfl.  Dem  mit  dem 
modernen  Vehikel  vorüberbraufenden  Reifenden,  ftarrt  von  den  die  Stadt  beherrfchenden  vier 
Hügeln  eine  lange  Fronte  von  Ruinen  entgegen,  deren  erfle  von  der  letzten  eine  gute  halbe 
Stunde  entfernt  ift.  Ihr  Anblick,  von  bezaubernder  Gewalt  in  iTiller  Mondnacht,  läfst  uns  ahnen, 
was  einß  Friefach  war. 

Kaum  eine  der  Städte  in  unferen  Ländern  hat  gegen  ihre  mehrere  Jahrhunderte  hindurch 
behauptete  kirchliche  und  politifche  Bedeutung,  gegen  ihren  einftigen  Umfang,  foviel  eingebüfst 
als  Friefach.  Dort,  wo  fich  einft  die  Mächtigen  der  Erde  mit  dem  klirrenden  Schwerte  begegneten, 
wo  üe  ebenfo  zu  friedlicher  Verhandlung  zufammentraten,  wo  durchziehende  Kaufleute  und  anfäffige 
Wechfelherren  fich  gefchäftig  kreuzten,  ift  es  längft  flille  geworden.  Der  Reifende,  der  jetzt  das 
Weichbild  der  Stadt  betritt,  findet  die  geringe  Zahl  der  Gaffen  faft  menfchenleer;  nur  mehr  wenige 
Häufer,  welche  den  Giebelfchmuck  noch  nicht  abgelegt  haben,  und  die  zahlreicheren  kirchlichen 
Gebäude,  erinnern  an  die  glänzenderen  Tage  dei-  Vergangenheit. 

Diefes  auf  den  Befucher  je  nach  Gemüthsflimmung  mehr  minder  mächtig  wirkende  Bild 
der  Veränderlichkeit  der  Thinge  mahnt  zur  Linkehr  in  lieh  felbft.  Der  Gläubige  eilt  in  die  Kirche 
und  betet,  —  der  Gefchichtsfreund  hält  aber  noch  über  die  Zeit  einer  andächtigen  Erbauung  im 
Gotteshaufe  an  und  widmet  feine  Erinnerung  insbefondere  allen  Denen,  von  welchen  lieh  Merkmale 
ihres  Gewefens  in  ihren  Grabmälern  erhalten  haben.  Da  verweilt  er  wieder  mit  Vorliebe  bei 
Jenen,  deren  Namen  ihn  an  irgend  ein  gefchichtliches  Ereignifs  mahnen. 

Die  Ausbeute  an  folchen  ift  eben  in  Friefach  reichlicher,  als  fonft  wo,  im  Dominicaner- 
Klofter  zugleich  ganz  befonders  feffelnd.  Diefer  Umftand  mag  es  rechtfertigen,  hier  wiederzugeben, 
was  uns  jene  Steinbilder  fagen.  Die  Rechtfertigung  diefes  Unternehmens  liegt  vorwiegend  in  dem 
Umftande,  als  neben  gewöhnlichen  Menfchen  auch  folche  in  der  Erinnerung  wieder  erweckt  werden, 
welche  im  Staate  und  in  der  Gefellfchaft,  vermöge  innehabender  Würden  und  geiftiger  Eigen- 
fchaften,  einigen  Rang  behaupteten. 


Grabsteine  der  christlichen  Zeit  zu  Friesacii  in  Kärnten. 


93 


Ich  hin  nicht  der  Erfte,  welcher  Friefach's  Grabdenkmäler  befchreibt  und  publicirt.  Zuerft 
brachte  Anton  Kdler  von  Benedikt  Auszüge  der  Gral)fchriften. '  Später  hat  Dr.  Heinrich  Merrmann, 
Domherr  in  St.  Andrä,  der  verdienftvolle  kärntnifchc;  Hilloriog^rapli,  Friefach's  Bau-  und  Kunddenk- 
malen feine  Aufmerkfamkeit  zugewendet  und  diefer  l'ul)lication  auch  die  Graljinfchriften  einver- 
leil)t.'"  Wenn  im  Allgemeinen  einige  Ausführungen  diefer  Abhandlung  unter  dem  Secirmeffer  fach- 
niimnifchci-  Kritik  die  Probe  nicht  hielten/  fo  beflehen  eine  folche  die  dort  reproducirten,  wefent- 
lich  fehlerhaft  copirten  Infchriften  gegenüber  den  offen  am  Tage  liegenden  fteinernen  Originalen 
zum  guten  Theile  leider  auch  nicht.  Die  vielen  Fehler  bringen  mich  zur  Vermuthung,  dafs  Dom- 
herr Herrmann  die  Aufnahme  der  Infchriften  perfönlich  gar  nicht  beforgte,  fondern  folche  einem 
untergeordneten  Organe  übertrug,  dann  im  guten  Glauben  voller  Richtigkeit  der  gelieferten  Daten 
eine  Revifion  unterliefs.  Nur  fo  ift  die  grofse  Zahl  der  Differenzen  erklärlich,  deren  Gattung  über- 
diefs  die  Buchung  auf  das  Conto  der  Druckfehler  nur  in  untergeordneten  Fällen  erlauben  würde. 

Indem  ich  hinfichtlich  der  Bau-  und  Kunfldenkmäler  diefer  Stadt  auf  die  zu  verfchiedencn 
Malen  in  diefen  Schriften  erfchienenen  Auffätze,^  ebenfo  hinfichtlich  der  Grabdenkmale  auf  dasjenio-e 
verweife,  was  fchon  an  anderen  Orten  gefagt  worden  ifl,^  gebe  ich  fonach  in  Folgendem  die 
Befchreibung  der  Grabdenkmäler  allein,  vollkommen  von  Neuem,  und  zwar  von  jeder  Kirche  zuerfl 
jene  der  geiftlichen,  dann  die  der  weltlichen  Perfonen  nach  chronologifcher  Reihenfolge. 

Grabdenkmäler  enthalten:  A)  die  Collegiat-Stifts-  zugleich  Pfarrkirche  zu  St.  Bartholomä, 
y?j  das  Klofter  und  die  Kirche  der  Dominicaner,  C)  die  Kirche  der  Deutfch-Ordens-Commende 
in  Friefach,  D)  der  einll:  beflandene  Judenfriedhof 

A.  St.  Bartholomä. 

I.   Geißliche  Perfonen. 

I.  1333,  December.  Im  Priefter-Chore  nächft  den  zu  demfelben  führenden  Stufen,  alfo  an 
einem  Ehrenplatze  der  Kirche^  ein  Gruftftein  aus  rothem  Marmor,  200  Cm.  hoch,  120  Cm.  lireit. 
Das  Bildfeld  ift  leer,  wenigftens  ift  jetzt  von  einer  einft  etwa  beftandenen  figuralen  Darftellung 
nichts  mehr  zu  fehen.  Aus  diefer  Zeit  wären  auch  nur  die  Contouren  eines  Wappens,  allenfalls 
eines  Bifchofftabes  zu  vermuthen,  jene  der  Geftalt  verftorbener  geiftlicher  Perfonen,  werden 
erft  circa  zwanzig  Jahre  fpäter  allmälig  beliebt.  Am  Rande  in  Majuskeln  die  Legende,  doch 
fehlt  der  Beginn  an  der  oberen  Leifte,  die  Angabe  des  Todesjahres  enthaltend,  welches  nach 
anderen  gefchichdichen  Behelfen  in  das  Jahr  1333  fällt. 

(no)   nis  Decemb' .obiit  diis .  Geroldus . eps|ecce. "  Gurcenfis.  vice  Ulns  . 

Frifacenfis.fundator  hvius  ci  (miterium). ' 

Diefer  Bifchof  entftammte  einem  falzburg'fchen  Minifterialengefchlechte,  welches  fich  na^h 
feiner  Heimat:   von   Friefach   nannte,    fchon   1105   vorkömmt,    zu  Ende  des  14.  Jahrhunderts    aber 

'  Mittheilungen  .lus  und  über  Grabfchiiften  aus  kärntnifclien  Gotteshäufern,  von  Anton  Edlen  v.  Benedidl,  im  ..Archiv  für  vater- 
landifclie  (liärntnifche)  Gefchichte   und  Topographie".  1850,  II.  Jahrgang,  158 — 281;  Friefach  auf  S.  177  ff.,  32  Stück  in  Auszügen. 

-  In  ,,üeflerreich's  kirchliche  Kunfldcnkmale  der  Vorzeit",  herausgegeben  von  Fr.  Springer  und  R.  v.  Waldheim  III. — VI. 
Lieferung.  1857 — 58. 

■'  Mittheilungen  der  k.  k.  CentralCommiffion,  1858.  III.  Jahrgang.  S.  278 — 80. 

'  Insbefondere:  Die  mittelalterlichen  Baudenkniale  der  Stadt  Friefach  von  A.  Effenwein,  Mittheilungen  1863,  VlII  ,  S.  145  bis 
173  und  igo — 250;  dann  archäulogifche  Reife-Notizen  von  Dr.  Karl  Lind,  1871,  XVIII.,  S.  109 — lii,  Friefach. 

■'  Unter  Anderen:  Bergmann  J.  v. :  über  den  Werth  von  Grabdenkmalen  und  ihrer  Infchriften,  Miltheilungen  der  k.  k.  Centr. 
Comni  ,  IL,  141  ;  —  Dr.  Karl  Lind,  an  verfchiedencn  Orten,  befonders  in  der. Schrift:  Die  Grabdenkmale  während  des  Mittelalters;  — 
Raufchenfels  Anton  v. :  Bilder  mit  Stafi'age  aus  dein  Kärntner  Obcrlande,  1871,  S.  4;  Wartinger:  Bericht  an  den  hift.  Verein  für  Steiermark, 
Mscpl.  Exh.  Nr.  368;  Widter:  Ueber  den  Zuftand  der  alten  Grabilenkmale  in  Oefterreich;  Mittheilungen  des  Wr.  Alterthunis  Vereins.  IL; 
Heckli  Widmanfletter  L.:  Studien  .in  den  Grabflätten   alter  Gefchlechter  der  Steiermark  und  Kärntens,  1S77  —  78. 

^'  ecclefiae. 

'    Diefe  Iiifchrift  fiehc  in  Mittheihingen  dci   Centr. -Com  ,  1S5.S,  III.,  S.  280  in  Kritik  iiljer  Iferrmann's  Friefach. 

'4* 


n^  Leopold  v.  BECKn-WinMANSTETTER. 

erlofchen  fein  dürfte.  Gerold  v.  Friefach  war  der  achtzehnte  Bifchot  von  Gurk,  in  welcher  Eigen- 
fchaft  er  das  Collegiat-Capitel  an  der  Kirche  St.  Niclas  zu  Strafsburg  Giftete,  die  hifchüHiche  Refi- 
denz  zu  Strafsburg  um-,  die  Burg  Grades  und  das  Schlofs  Waifenberg  ausbaute.  Nach  der  Grab- 
fchrift  war  er  auch  falzburg'fcher  Vicedom  zu  Friefach,  wo  er  nach  fiebenjährigem  Hirtenamte  flarb 
und  begraben  wurde." 

2.  Circa  1350.  Am  Boden  des  Mittelfchiffes ,  unter  dem  Mufik-Chor,  ein  grauer  Stein, 
146  Cm.  hoch,  68  Cm.  breit.  \'^on  der  Umfchrift  in  Minuskeln  ifl;  nur  mehr  zu  entnehmen : 

dns .  Geörius  de  Zlimelsperg  plbs.  fei.  Nicola. 

Die  Abbreviatur  der  vorletzten  zwei  Worte  möchte  ich  als  plebanus  fan6li  Nicolai  auflöfen. 
Ich  verfuche  die  Zutheilung  diefes  Steines  an  die  Familie  Zamelsberg,  welche  zudem  unweit  Friefach 
im  Gurkthale  behauft  gewefen;  1344  fiegelt  ein  Ulrich  ab  dem  Zamelsberg  mit  einem  Mühleifen  und 
der  Umfchrift:  de  Gurk,  eine  Strafsburger  Urkunde,  1345  ein  Buoell  ab  dem  Zuomoltsberg  mit  der 
Umfchrift:  S.  Ulrici  de  Loke  und  noch  1411  wird  ein  Hans  von  Zumelsperg  genannt.- 

3.  1363,  25.  Jänner.  Im  Mittelfchiffe  am  Boden  ein  ftark  abgefchliffener  Grabftein  aus  rothem 
Marmor,  234  Cm.  hoch,  115  Cm.  breit.  Im  Bildfelde  die  fchwach  eingeriffenen  Contouren  der 
Geftalt  eines  Priefters  in  bifchöflicher  Gewandung.    Die  Randfchrift  in  gothifcher  Minuskel    lautet  : 

V  Anno.domini.m.ccc.lx  uj  VIII.  Kai:  Febrvarii,  hoc  erat  in  die  converfionis  fanft: 
Pavli  Apli.  dns.Petrvs  ecce  Laventine  jeps.et  vigediis.in  F"rifaco.  obiit.et.hic.fepultus.''.':'. 
Peter,  deffen  Zunamen  nirgends  genannt  ift,  gelangte  im  Jahre  1357  zur  bifchöflichen  Würde; 
eine  chronikalifche  Bemerkung  des  Probfies  Mayer,  dafs  die  Canoniker  des  Cathedral-Capitels  für 
ihn  einen  Jahrtag  flifteten,  zum  Danke  für  die  dem  liisthume  erwiefenen  Wohlthaten,  bekundet 
feinen  frommen  Eifer.  Auch  ani  herzoglichen  Hofe  von  Oeflerreich  genofs  Peter  Anfehcn.  Wie 
durch  Zeugenfchaften  in  herzoglichen  Urkunden  bewährt  wird,  befand  er  fich  im  Winter  1359  auf 
1360  am  Hoflager  Herzogs  Rudolph  zuerft  inWien,  begleitete  daim  den  Herzog  zur  Abnahme  der 
Huldigung  nach  Graz  im  Jänner  1360,  weiters  im  März  desfelben  Jahres  nach  St.  Veit  in  Kärnten, 
Cilli  in  Unterfteier  und  endlich  nach  Laibach.  Am  6.  Jänner  1362  erfcheint  Bifchof  Peter  als 
Zeuge  in  jener  Urkunde,  gemäfs  welcher  die  Herzöge  Rudolf,  F'riedrich,  Albert  und  Leopold  mit 
den  Könieen  Ludwie  von  Ungarn  und  Cafimir  von  Polen  ein  Bündnifs  abfchloffen.  Peter  war 
endlich  (der  erfle  unter  den  Lavanter  Kirchenfürften)  zugleich  auch  falzburgifcher  Vicedom  zu 
Friefach,  in  welcher  Eigenfchaft  er  von  Ofl:ern  1361  an  genannt  wird.  Diefer  letztere  Umlland 
beulaubiet  die  Beifetzune  des  Bifchofes  in  F"riefach.  Anfechtbar  ift  diefelbe  jedoch  durch  folgende 
Stelle  bei  Tangl:'  „Bifchof  Peter  ftarb  noch  im  Jahre  1362  zwifchen  dem  17.  September  und 
31.  December  zu  St.  Andrä  und  ward  in  der  Cathedral- Kirche  dafelbft  begraben,  wo  feine  Grab- 
ftätte  durch  einen  rothen  Marmorftein  bezeichnet  war.  Diefen  Grabftein  eignete  fich  nach  etwa 
250  Jahren  der  Piifchof  Georg  III.  Stobäus  v.  Palmburg  zu,  liefs  ihn  herausnehmen  und  auf  deflen 
Kehrfeite  fein  Bildnifs  mit  tüner  pomphaften  Infchrift  einhauen  und  ordnete  an,  dafs  er  fo  auf  icin 
eigenes  Grab  gefetzt  würde."  —  Wufste  Stobäus  vielleicht,  dafs  Peter  in  St.  Andrä  gar  nicht 
begraben  liegt:!  Jedenfalls  hat  Tangl  den  (irabftein  in  Friefach  mit  der  genaueren  Bcftimmung  des 
Todestages  nicht  gekannt. 

4.  1400.  Im  Mittelfchiffe  nächft  dem  Andreas-Altar  am  Pjoden  gebettet;  das  215  Cm.  lange, 
75  Cm.  breite  Bruchftück  eines  Grabmales  mit  Randfchrift  in  gothifchen  Charakteren.  Das  Feld  ift 
leer,  von  dem  Rahmen  ift  die  obere  Schriftleifte  mit  dem  Beginne  der  Widmung  abgebrochen,  die 

•  Hohenauer,  kurze  Kirclicngefch.  v.  Kärnten,  1850,  S.  87—88;   Weifs.   Kärnten's  Adel,  S.  63. 

ä  Wiip,  Kärnten's  Adel,  163. 

•■'  Vergleiche  Mittheilungen  der  k.  k.  Centr.-Comni. ;    1858,  III,  S.  280,  in  Kritik  üher  JJtirmafin'x  Friefach. 

'  Dr.  Karlmann  Tangl,  Reihe  der  Uifchöfe  von  Lavant,  184I,  S.  114 — 118. 


Grabsteine  der  christlichen  Zeit  zu  Friesach  in  Kärnten.  95 

untere  Schriftleifle  hingegen  abgefägt,  entllich  (li<;  Minuskelfchrill  an   der   rechten   Leide  gröfstcn- 
tlieils  abgefchHffcMi,  fo  dals  von  der  Unken  Leifte  nur  mehr  zu  lefen  ift  : 

Johanes    Iicrnhardus    tlecan'   h'(uiu.s)   ecc  (les)ie   in    die   vincentii;   cndlicli    von   der  rechten 

Leifte  der  Schlufs:  (obiit) anno  dni.m.cccc. 

Gehörte  diefer  Dechant  etwa  der  kärntnifcli(;n  Familie;  Bernardin  (auch  Wernardin)  von 
Bernlhurn  an?  deren  Wappen  in  Megifer's  Chronil'C  von  Kärnten  II,  S.  1788,  zwar  räumlich  ange- 
deutet, doch  nicht  ausgefüllt  ift. 

5.  1422.  Am  Boden  des  Mittelfchiffes,  unter  dem  Mufik-Chor,  ein  164  Cm.  holutr,  83  Cm. 
breiter  grauer  Stein  mit  leerem  Mittelfelde,  Randfchrift  in  gothifcher  Minuskel: 

Anno  .  dni .  M°CCCC"i .  xxu".  in  viinlia  mathi .  evaneelifte.  obiit.  dns.  Briclcius  l'awmafartinleer. 

canöicus  hui'  ecclie. 

6.  1501.  Im  nördlichen  Seitenfchiffe  in  die  Wand  eingelaffen  ein  176  Cm.  hoher,  89  Cm. 
breiter,  wcifser  Marmorftein.  Im  Figurenfelde  die  liegende  Geftalt  eines  Priefters,  das  Haupt  auf 
einem  Kiffen  ruhend,  die  Rechte  ift  feinend  erhoben,  die  Linke  hiilt  den  Kelch,  zu  Tüfsen  zwei 
Wappenfchilde,  und  zwar  rechts  eine  Mausmarke,  links  drei  Reihen  von  je  dr(M  Kettenringen 
übereinander,  das  ift  das  Namenswappen.  Die  Randfchrift  im  Minuskel,  rechts  beginnentl  und  Ijis 
in  die  dritte  Leifte  reichend,  lautet: 

Hic.eft.fepult9.hon''^  vir .  diis.  Andreas.  Khettner'  ]pntis"  ecclie.  decan9.j 

f[i(n)dator .  h9(ujus) .  altaris  .  ano  .  dni .  m° .  d°  .j. 
Ueber  die  Herkunft  des  Dechantes  ift  nichts  bekannt.  Vcrmuthct  könnte  fie  werden  von 
jener  Familie,  aus  welcher  die  Brüder  Otto  und  Heinrich  Kettner  von  Aufsee  in  Oberfteier  am 
21.  December  1411  Grundftücke  und  ein  halbes  Dörrhaus  bei  der  Auffeer  Brücke  verkaufen.' Etwas 
fpäter  in  den  J.  1474  bis  1493  war  der  Ritter  Jörg  Kettner  Pfleger  in  der  Burg  zu  Stadt  Steyer  in 
Ober-Oefterreich. '  1540  wird  ein  verftorbener  Abt  Johann  Khettner  von  Viftring  genannt;  es 
könnte  unter  diefem  nur  der  Vorgänger  des  Cardinais  Matthäus  Lang,  Johann  VI.  gemeint  fein, 
welcher  1491  erwählt  wurde,  nach  [g'/ajähriger  Regierung  im  Auguft  1501  ftarb.  Das  wäre  gleich- 
zeitig mit  unferem  Dechante,  welcher  am  21.  December  1496  neben  dem  Stiftspropfte  Colman 
Brunmeifter  Zeuge  in  einer  Vi6lringer  Urkunde  war.  Waren  Andreas  und  Abt  Johann  v.  Viftring 
etwa  Brüder?  In  der  Friefacher  Urkunde  vom  24.  Mai  1499  ift  Dechant  Andreas  Kettner  ebenfalls 
genannt. 

7.  1507,  22.  Auguft.  Im  Mittelfchiffe  ein  grauer,  170  Cm.  hoher,  90  Cm.  breiter  Stein 
mit  folgender  gothifcher  Umfchrift : 

Hie .  eft .  sepult9  .  ho".  |  dns  .  Criftoffor9 .  Dachs  .  decretor .  liceciat  .  caJnonic9 .  h9(ujus) .  ecclie  .  obiit .  die| 

XX°  mesis .  augufti .  aho  .  dni .  1  . 5  .  o  .  L 

Das  Mittelfeld  füllen  die  ftark  verwifchten  Contouren  des  auf  einem  Polfter  ruhenden 
Canonicus,  auf  dem  Haupte  trägt  derfelbe  ein  Barett. 

Diefer  Familienname  ift  ein  häufig  vorkommender,  wodurch  die  nähere  Claffification 
erfchwert  ift.  Angemerkt  fei  hier  nur,  dafs  vom  XIII.  Jahrhunderte;  an  bis  circa  1530  ein  raths- 
fähiges  Gefchlecht  diefes  Namens  in  Augsburg  blühte.  '  Der  Lhiiftand,  dafs  das  redende  Wappen 
diefer  Familie  auf  dem  Grabfteine  keinen  Platz  fand,  fpricht  nicht  für  eine  Verbindung  diefes 
Chorherrn  mit  jener  Familie. 

(Forlfelzuiig  folgt.) 

'  Herrmann  las-  Liheltner,   MeTieciikl:  Eirlener. 

-  Praesenlis  > 

■'  Muchar  Gefcliiclite  <ler  Sieicrmark,  VII.   iiS. 

*  Prevenfiulier  Aanales  Slyrenäes,  S.  129,  158,  373  und  375. 

5  Statten,  Gefch.  adeliger  Gefchlechter  in  Augsburg  S.  50  und  Tab.  2. 


DIESAMMLUNGEM  DES  SCHLOSSES  LUSTTHAL  BEILAIBACH, 

Von  A.  Luschin  v.  Ebengreuth. 

NGEFÄHR  auf  halbem  Wege  zwifchen  den  liifcnbahn-Stationen  Salloch  und  Laafe  liegt 
auf  dem  linken  Save-Ufer  das  Schlofs  Luftthal.  Schon  zu  Valvafor's  Zeiten  foll  es  mit 
mancherlei  „Vorzü"lichkeiten"  ausyeftattet  "^ewefen  fein,  doch  zeiort  die  Abbilduntf  in 
der  „Ehre  des  Herzogthums  Krain"  Buch  XI,  S.  353  keinen  irgendwie  anfehnlichen  Bau,  fondern 
nur  ein  einfaches  Haus,  welchem  eine  grofse  Linde  im  Hofe  und  ein  benachbarter  Ziergarten 
befcheidenen  Schmuck  gewährten. 

Diefe  Verhältniffe  änderten  fich  mit  dem  Jahre  1688.  Johann  Balthafar  Rafp,  der  bisherige 
Eieenthümer,  verkaufte  das  Schlofs  an  den  rechtstjelehrten  Beifitzer  des  Laibacher  Schrannen- 
gerichts,  den  Magifter  Artium  Liberalium  und  Dr.  Jur.  utr.  Johann  Daniel  von  Erberg,  und  diefer 
machte  es  zum  Hauptfitze  feiner  Familie. 

Die  Freiherren  von  Erberg  waren  ein  für  Wiffenfchaft  und  Kunft  empfängliches  Gefchlecht. 
Der  o-enannte  Erwerber  von  Luftthal  war  z.  B.  nicht  nur  im  landfchaftlichen  I^ienfte  thäti^;,  und 
unter  dem  Namen  Fidus  einer  der  Begründer  der  Academia  Operosorum  Labacensium  (1693), 
fondern  überdies  der  Verfaffer  brauchbarer  juridifcher  Werke.  Anton  und  Bernhard  Freiherren  von 
Erberg,  traten  in  den  Jefuiten-Orden  ein  und  hinterliefsen  hiftorifche  und  philofophifche  Schriften, 
P.  Innocenz  ift  durch  feine  Karte  der  Ordens-Provinz  Paraguay  (1727)  bekannt  geworden;  ein 
P.  Gregor  von  Erberg,  gleichfalls  S.  J.  veröffentlichte  1713  einen  Fasciculus  rubricarum  juris  utriusque, 
wieder  ein  anderer  (Matthäus)  verfafste  eine  italienifche  Grammatik  für  Deutfche  (1703)  u.  a.  111. 

Die  Geiftesrichtung  der  Befitzer  kam  auch  dem  Schlöffe  Luftthal  zu  Gute;  die  Wohn- 
gebäude wurden  erweitert,  ein  ausgedehnter  zum  Theil  durch  Waffergräben  begränzter  Ziergarten 
mit  prachtvollen  alten  Bäumen,  feltenen  Pflanzen,  einem  Labyrinth,  Grotten  und  kleinen  Mufeal- 
Gebäuden  wurde  im  Laufe  der  Zeit  sjefchaffen,  ein  fchattiger  Baumeane  in  der  Richtune  sfeeen 
Laibach  anjreletft  u.  f  w.  Der  Sitz  hiefs  nun  mit  Recht  Luftthal  und  man  begreift,  dafs  die 
Laibacher  den  Befuch  diefes  Ortes  unter  ihre  Lieblincrsausflüoe  aufnahmen. 

Locale  Berühmtheit  genoffen  (namentlich  feitdem  wegen  eingefchlichener  Mifsbräuche 
der  Zutritt  ftark  befchränkt  worden  war)  vorzuofsweife  die  verfchiedenen  Sammlungen  des 
Schloffes.  Ueber  deren  Entftehung  und  Anwachfen  können  ohne  Einficht  in  die  Pamilienpapiere 
keine  erfchöpfenden  Daten  gegeben  werden,  doch  läfst  das  Inventar  nach  dem  1783  vcrftorbenen 
Freiherrn  Wolf  Daniel  von  Erberg  erkennen,  dafs  die  Familie  fchon  damals  eine  anfehnliche 
Bibliothek  hatte,  welche  zum  Theil  im  Schlöffe,  zum  Theil  im  freiherrlichen  Haufe  zu  Laibach  auf- 
bewahrt wurde.  Ihre  glänzendfte  Zeit  und  ihren  Abfchlufs  fanden  jedoch  diefe  Sammlungen  durch 
die  Sorgfalt  der  Freiherren  Jofeph  Auguftin  (f  1843)  uiul  Jdleph  lM;r(linand  von  lü-bcrg  (f  1847), 
welche  nicht  nur  die  oberwähnten  Mufeal-Gebäude  errichteten,  fondern  auch  die  AnflliTJung  der 


Die  Sammlungen  des  Schlosses  Lustthal  bei  Laibach.  97 

einzelnen  Objc<5lc  in  jener  Ordnung;  veranlafsten,  in  welcher  ich  fie  1878  kurz  vor  deren  Auf- 
löfung  fah. 

Von  dem  Vorwurfe  einer  ijewiflen  Ikintfclieckii'keit  war  freilich  diefelbe  kaum  freizu- 
fprcchcn.  Der  unbczwin<rliche  Sammeleifer  hatte  die  Befitzer  zu  einer  Zerfplitterung  nach  allzuviel 
Richtungen  verführt,  und  überdies  Manchem  Eingang  verfchafft,  das  beffer  von  der  Sammlung 
felbll  auspfefchloffen  geblieben  wäre.  Dies  mit  namentlich  von  den  Gegenftänden  in  den  Schlofs- 
zimmern.  Aber  auch  in  dem  Mufeal-Gebäude  war  neben  wahrhaft  Intereffantem  und  höchft 
Seltenem  das  Mittelmäfsige  oder  Gewöhnliche  zu  aufdringlich  vertreten,  um  einen  harmonifchen 
Eindruck  zu  hinterlaffen.  Ich  befchränke  mich  daher  auf  die  Erwähnung,  dafs  aufser  einer  Münz- 
fammlung  hier  auch  Naturfeltenheiten,  Gemälde  und  verfchiedene  Antiquitäten  untergebracht 
waren.  Defto  beachtenswerther  war  das  hiftorifche  Material  in  der  Bibliothek  und  im  Schlofs- 
Archive,  da  die  Freiherren  Jofeph  Augurtin  (feit  1810  wirkl.  geheimer  Rath)  und  jofeph  Ferdinand 
(k.  k.  Kämmerer  und  Legationsrath)  die  Mufse  ihres  Landaufenthaltes  nach  Beendigung  ihrer  Lauf- 
bahn im  Hof-  und  Staatsdienfte  mit  gefchichtlichen  Studien  ausfüllten.  Insbefondere  befchäftigte 
die  Literar-Gefchichte  feines  Heimatlandes  den  Freiherrn  Jofeph  Auguftin  in  hohem  Grade.  In  den 
Winterabenden  des  Jahres  1825  enfland  fein  „Verfuch  eines  Entwurfs  zu  einer  Literatur-Gefchichte 
für  Krain  nach  den  Quellen  der  Lultthaler  Bibliothek  und  des  Archivs".  Das  Werk  war  zwar  noch 
nicht  druckreif,  wie  der  Verfaffer  felbll  durch  den  Beifatz  „zu  meinem  blos  eigenen  Gebrauche" 
andeutete,  demungeachtet  bilden  die  daraus  mitgetheilten  E.xcerpte  den  allein  werthvollen  Theil 
der  1851 — 1852  von  Dr.  V.  F.  Klun  (in  den  Mittheilungen  des  hiftorifchen  Vereins  für  Krain) 
veröffentlichten  „Beiträoe  zur  Literatur-Gefchichte  von  Krain".  Einer  noch  früheren  Zeit  dürfte  ein 

ff  O 

ähnliches,  meines  Wiffens  noch  ungedrucktes  Manufcript  Erberg's  angehören,  welches  ver- 
muthHch  als  Circular  im  Lande  verfendet  werden  follte.  Ich  hebe  aus  dem  kurzen  „Entwurf  zu 
einer  Literatur-Gefchichte  von  Krain"  überfchriebenen  Aftenftücke  einige  Abfchnitte  heraus,  welche 
nicht  nur  die  Plane  des  Freiherrn  Jofeph  Auguftin  darlegen,  fondern  überdies  einen  Einblick  in  den 
Beftand  der  Luflthaler  Sammlungen  während  der  Zwanziger-Jahre  gewähren. 

Die  Literatur-Gefchichte  von  Krain  erklärt  der  Verfaffer  im  Eingange  feines  Auffatzes  für 
ein  ebenfo  nützHches  als  dankbares  Arbeitsfeld,  doch  fei  eine  weife  Befchränkung  in  den  Zielen 
umfomehr  erforderlich,  je  weiter  das  Feld  der  Literatur  ausgedehnt  werden  könne,  und  je  mehr 
verführerifche  Ausblicke  in  andere  Wiffensgebiete  dabei  vorkämen.  Für  Krain  könnte  man  als 
Auso-angspunkt  die  Aufflellung  einer  Buchdruckerei  im  Jahre  1573  annehmen,  doch  fei  das  Mit- 
wirken Mehrerer  bei  diefer  Arbeit  unerläfslich.  „Das  Nöthigfte  aber,  gleich  dem  Baumaterial  für 
den  Baumeifler,  bleibt  für  den  erften  Vorrath  die  Bemerkung  alles  deffen,  was  immer  zum  vor- 
lieo-enden  Zwecke  aneenommen  werden  kann,  es  feien  dies  nun  Vormerkungen  aus  Büchern 
und  Schriften,  oder  aus  mündlichen  Ueberlieferungen,  oder  aus  zufälligen  Erfahrungen, 
Erinnerungen"  u.  f.  w. 

„Was  die  Luflthaler  Bibliotheka  und  Archiv  hiezu  beitragen  können,  belleht  beiläufig  aus 
Folgendem. 

Im  Luflthaler  Archiv:  i.  Ein  Entwurf  zur  typographifchen  Gefchichte  aus  des  Manlius 
Druckerei.  2.  Vormerkung  ein(ig)er  Werke  aus  diefer  Druckerei.  3.  Beiträge  zur  Literatur- 
Gefchichte  von  Krain,  gefammelt  von  Suppantfchitz.  4.  Vormerkungen,  verfchiedene,  von  H.  von 
Brekerfeld.  5.  Trubers  Gefchichte  in  einem  eigenen  Auffatze.  6.  Bruchflücke  von  Lebens- 
befchreibungen  berühmter  und  gelehrter  Krainer.  7.  Das  Manufcript  des  Schönleben:  Regia  Virtus 
eine  Stematographia  Carnioli.  8.  Das  Manufcript  desfelben  über  alte  Münzen  bei  Laibach  ausge- 
graben. 9.  Einige  fogenannte  Pra6lika  oder  Kalender  und  Litaneien  der  Heiligen  in  Tafeln. 
IG.  Lebensbefchreibungen  aus  der  Confraternität  des  h.  Difmas.    11.  Lebensbefchreibungen  einiger 


98  A.  LUSCHIN  V.  Ebenüreuth. 

berühmter  Männer,  deren  Originalien  in  der  Alumnats-Bibliothek  vorfindig^  find.  12.  Nachrichten 
von  der  Academia  Operoforiim.  13.  Die  Grabfchriften  aus  den  Kirchen  in  Krain  gefammelt.  14.  Des 
Lukantfchitz  genealogifche  Sammlungen  in  zwei  Bänden.  15.  Verhandlungs-Adten,  einige,  des 
Dalmatin  und  Trüber  mit  den  krainerilchen  Ständen,  worunter  ein  paar  Originale.  16.  Hine  Samm- 
lung krainerifcher  Gnadenbilder.  17.  Alle  Diarien  der  Jefuiten  feit  ihrem  Entfliehen  in  Krain  bis  zu 
ihrer  Auflöfung.  18.  Ein  Band  der  Lebensbefchreibung  der  Laibacher  Jefuiten,  auch  vom  Zeit- 
punkte ihres  Entflehens  in  Krain,  fo  ein  vorzüglich  intereffantes  Buch. 

In  der  Bibliothek:  i.  Einige  von  Manlius  zu  Laibach  gedruckte  Bücher.  2.  Alle  gut  an- 
wendbaren Notizen  aus  Valvafor's  Chronik,  obgleich  fie  nicht  alle  j^robehältig  find.  3.  Viele  von 
Meyer  und  fpäter  in  Laibach  gedruckte  Werke.  4.  Viele  im  Auslande  gedruckte  Werke  von 
Krainern.  5.  Jöcher's  gelehrtes  Lexikon.  6.  Einige  Landkarten  von  Krain.  7.  Insbefondere  einige 
fehr  gut  zu  benützende  von  Laibach  und  Krain  handelnde  kleine  Werke,  als  Bos  in  lingua  etc." 

Grundlage  einer  jeden  Literatur- Gefchichte  fei  die  Befchaffung  der  erforderlichen  Titel- 
Copien,  das  Durchfehen  der  Werke  zur  Beiflellung  derfelben  führe  von  felbfl;  weiter.  Man  gelange  fo 
zur  Abtheilung  des  Stoffs  nach  Gruppen  (allgemein  krainerifche  und  particular  flavifche  und 
deutfche  Literatur),  fodann  zu  den  Kiinfllern  (Maler,  Kupferftecher,  Waftenfchmiede  u.  f.  w.),  endlich 
zu  den  Kunftwerken  felbfl. 

Demnach  könnten  „die  erflen  Anhaltspunkte  zum  fogleichen  Anfang  der  Arbeit  und  zwar 
einftweilen  nach  Mafsgabe  der  vorfindigen  Quellen  und  Hilfsmittel  in  folgende  Fragen  einge- 
kleidet werden:  i.  Wann  hat  fich  vorzüijlich  der  fogrenannte  literarifche  Geill  in  Krain  hervor- 
zuthun  angefangen?  2.  Was  hat  die  erfl:e  in  Krain  eingeführte  Buchdruckerei  hervorgebracht.^ 
3.  Welche  vorzügliche  Manufcripte  finden  fich  vor,  die  dem  Zeitpunkt  der  Buchdruckerei  voraus- 
gehen oder  nicht  gedruckt  worden  find:  4.  Welches  ift  das  erfte  in  Krain  gedruckte  krainerifche 
Buch:  5.  Wer  hat  vorzütjlich  zur  Beförderuntj  der  krainerifchen  Literatur  beisi^etraoren ?  6.  Wie 
fahen  die  erflen  Schulbücher  aus,  find  welche  vorhanden.'  7.  U\  keine  Biblia  pauperum  in  Krain 
aufgefunden,  find  keine  Spuren  einer  flavifchen  Biblia  pauperum  oder  etwas  derfelben  ähnlichem 
(vorhanden).-  8.  Wann  ift  die  erfle  Pratika  in  Laibach  gedruckt  worden:  9.  Welche  find  unter  die 
altern  krainerifchen  Gelehrten  zu  rechnen:  10.  Hat  Krain  auch  eigene  Formfchneider,  Kupferftecher 
zur  Zeit  der  erften  Buchdruckerei  gehabt  f  " 

Freiherr  Jofeph  Auguftin  von  Erberg  hatte,  wie  man  ficht,  feine  Aufgabe  fehr  wohl  erfafst; 
man  könnte  heute  im  gleichen  Falle  nicht  viel  anders  vorgehen.  Seit  dem  Jahre  1825,  in  welches 
obiger  Entwurf  fpäteflens  fällt,  wuchs  jedoch  den  Sammlungen  noch  ein  und  das  andere  Manu- 
fcript  zu,  und  ging  leider  andererfeits  manches  wieder  verloren.  Da  überdies  die  Aufzeichnung 
nur  einfeitig,  mit  Rückficht  auf  die  Literar-Gefchichte  von  Krain,  abgcfafst  ift,  des  Intereffanten 
aber  auch  nach  anderen  Richtungen   vorhanden  war,  fo  laffe  ich  nunmehr  meine  Vormerke  foltren. 

Für  die  Bibliothek  beftand  ein  eigenes  kleines  Gebäude  mit  zwei  Zimmern,  welches  in  den 
Dreifsiger-Jahren  diefes  Jahrhunderts  weftlich  vom  Schlöffe  am  äufserften  Ende  des  Gartens,  dem 
Mufeum  gegenüber  errichtet  worden  war.  Der  gröfsere  Raum  mit  zwei  Fenflern  war  zur  Auf- 
bewahrung der  Bücher  beftimmt,  der  kleinere,  urfprünglich  zum  Arbeits-Cabinete  beftinimt,  wurde 
fpäter  zu  einer  Gärtnerwohnung  umgeflaltet.  Eine  Zählung  im  September  1838  ergab  6916,  zur  Zeit 
meines  Befuches  überfliegen  die  aufgeftellten  Bände  die  Zahl  von  gut  5000,  doch  gab  es  bereits 
einzelne  Lücken,  mindeftens  erwiefen  fich  meine  Nachforfchungen  nach  einigen  in  dem  fechs- 
bändigen  Bücher-Katalog  verzeichneten  Werken  als  vergeblich,  andererfeits  kamen  wieder  Bücher 
und  namentlich  auch  Manufcripte  zum  Vorfchein,  welche  noch  nicht  befchrieben  worden  waren. 

Ich  übergehe  die  gedruckten  Werke,  unter  welchen  fich  fchüne  Incunabeln,  z.  B.  zwei  Aus- 
gaben von  Schedel's  Welt-Chronik  befanden,  und  hebe  unter  den  Handfchriften  nachfolgende  hervor: 


Die  Sammlungen  des  Schlosses  Lusttiiai.  üei  Laihacii.  gg 

1.  Ein  glaoolitlfchcs  Mamifcript  (Mifsalc?  15.  Jahrliuntlcrt  ?)  auf  Pergament,  mit  etwa  70- — 80 
Blättern  in  Folio  und  ein  paar  Initialen. 

2.  Nr.  4532.  Laftantius  de  falfa  religione ;  de  officio  dei;  de  ira  dei;  de  phenice.  —  Cod. 
niemb.  in  kl.  Folio,  mit  prächtiijen  Initialen  in  Gold  und  Farben.  Italienifche  Arbeit,  zweite  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts. 

3.  Manufcriplum  e.\  antiqua  bibliotheca  Aquilejenfi,  enthaltend :  de  vocatione  f.  Petri,  Paffio 
f.  Kyliani  et  fociorum  u.  f.  w.,  im  Ganzen  30  Lebensbefchreibungen  von   Heiligen.  Cod.   memb. 

.  XV.  —  305  doppelfpaltig  bcfchriebene  Blätter  in  gr.  Folio. 

4.  Bibel  mit  zahlreichen  hübfch  ausgeführten  Minialuren  und  Initialen  in  Gold  und  Farben. 
Cod.  memb.  f.  XV.  Fol. 

5.  Mifsa  f.  Sigismundi  —  Cod.  meml).  f.  XV,  etwa  20  Blätter  Folio,  mit  der  rothgefchrie- 
benen  Schlufsnotiz:  Exemplar  de  Vienna  portatum  per  Magiflrum  Francischinum  de  Mutonibus  tle 
Tervifio,  Artium  lib.  et  IMedicina-  Do(51:orem  tunc  ducum  Aullria-  ph\  licum,  et  prsediftus  Magifler 
hunc  librum  capitulo  donavit  Aquilejenfi. 

6.  Nr.  4238 — 4240  drei  Ausgaben  der  Krainer  Landhandfefle  vom  Jahre  1598  mit  hand- 
fchriftlichem  Anhang  von  Generalien  verfchiedenen  Inhalts. 

7.  Nr.  4272.  Die  Wappen  der  landlländifchen  Familien  des  Herzogthums  Krain  —  Papier, 
grofs  Folio  mit  vielen  colorirten  Zeichnungen  in  zwei  Bänden. 

8.  „Sammlung  einiger  Stammbäume  krainerifche  Familien  betreffend,  welche  im  Jahre  1795 
noch  im  Flor  waren."  Ms.  Chart.  4". 

9.  Breckerfeld:  Verfuch  zu  einer  Matrikel  der  Herren  Stände  in  Krain  mit  Namen  der  jetzt 
lebenden  Mitglieder,  1792.  —  Ms.  Chart.  Folio. 

10.  Conflitutioni  dell'  illuflriffimo  contado  di  Gorizia.  Ms.  Pap.  4°,  enthaltend  die  Ueber- 
fetzung  ins  Italienifche  vom  Jahre  1670. 

11.  Chronik  von  Cilli.  —  Ms.  Chart.  Fol.  17.  Jahrhundert,  73  Blätter,  wie  es  fcheint,  zur  Claffe 
der    ehemals   gräflich    Taxenpach'fchen  Handfchrift   gehörig,    beginnt:    Anfang   diefer    Chroniken 

will  ich  gar  kürzlich  etwas  Meldung  thuen  von  der  Stadt  Cilli Cilli  jezo  die  Haubtftadt  u.  f.  w. 

P2ndet  mit  der  Notiz:  den  fibenden  Sept.  1566  ift  Sigedt  verloren  worden.  (Vgl.  Kroncs  im  Archiv 
für  öfterr.  Gefchichte  L.  S.  16.) 

12.  Hiftorifche  Belchreibung  des  Herzogthums  Steyer,  Authore  Joanne  Friderico  a  Schrot. 
Das  erfte  Buch  der  fteyrifchen  Chronica.  Abfchrift  diefes  werthlofen  Machwerks.  Fol.  352  Seiten 
mit  mehreren  Tabellen.  18.   Jahrhundert. 

13.  Relazioni  di  anno  1639  da  Giovanni  Pieroni,  Vorfchläge  zur  Befelligung  inneröfterrei- 
chifcher  Städte  und  Ortfchaften  mit  Plänen  und  Anfichten  nebft  Informationen  und  IJerichten  an 
den  Kaifer  vom  Jahre  1641.  Fol.  17.  Jahrhundert.  Dies  Manufcript  wurde  nach  einer  Bemerkung 
Erberg's  im  Jahre  1794  um  3  Ducaten  für  das  Luftthaler  Archiv  erkauft. 

14.  Umfangreiche  Bruchftücke  von  5  Stammbüchern  und  zwar: 

a)  Des  Johann  Knotzer  mit  Einträgen  von  1564/6  (meift  zu  Wittenberg). 

b)  Des    Magifler  Exul    Rumphius.  Einträge :    1606 — 1617    aus    Tübingen,    Strafsburg,    Padua, 
Bourges  u.  f.  w. 

c)  Des  Johann  Mathes  Händl  von   Krummnufsbaum,    1621  — 1643    (Regensburg,   Ulm,  Padua 
Siena  u.  f.  w.). 

d)  Des  Georg  Balthafar  Kazianer  1608 — 1634  (meift  Tübingen  und  Strafsburg). 

e)  Stammbuch  der  Freiherren  von  Sterneck,  1632 — 1695  mit  vielen  Gedichten,  z.  B.  Soldaten 
Leben    hat   Gott   eetjeben,     wer  ift    der   anders   faoen    kann,     der    weltlich    Standt,     die 

\II.  N.  V.  15 


,QQ  A.  LuscHJN  V.  Ebenureuth. 

Majeftät  durch  Krieg  gegrund  wirdt  und  bcllcht.  Das  iJoininiren  Das  Triumphiren  kömht 
einig  von  Soldaten  an.  etc.  7  Strophen,  oder:  Chara  Ijella  meine  Krön,  Chara  bella  fchläül 
du  fchon  u.  f.  \v. 

15.  Welth-Cronik  des  Br.  Hans  von  Udine,  Cod.  eh.  XV.  Hie  hebt  fich  an  der  Prologus  in 
die  ainii>-uno-  difes  puechs  das  da  zufam  klaubt  ill  worden  von  viel  hiftorien  von  Bruder  1  laufen 
von  \'tino  bruder  des  myndern  Ordens  aus  dem  Bisthumb  Aquilegia  u.  f.  w.  beginnt  mit  Adam 
und  Eva  und  reicht  bis  zum  Tode  des  Ladislaus  l'ollhumus.  Mit  vielen  hundert  altcolorirten  BrulV 
biklern  in  runder  Einiaffung  und  einzelnen  gröfseren  Abbildungen;  von  roher  Arbeit. 

16.  Das  fogenannte  Manufcript  des  Herrman  Tallner  vom  Jahre  1456,  d.  h.  die  von  diefem 
Bücherabfchreiber  für  Ludwig  den  Kofyagker  beforgten  Copien  des  fogenannten  grofsen  Alexander 
und  der  öfterreichifchen  Chronik  des  Hans  Sefner,  welche  bisher  unter  dem  Namen  des  Gregor 
Hagen  ging.  Vergl.  die  Unterfuchungen  Dr.  Franz  Martin  iMaycr  s  im  60.  Bande  des  Archivs  für 
örterr.  Gefch.  328  ff,  und  die  vom  Freiherrn  Jof.  Auguflin  von  Erberg  herrührende  Befchreibung  in 
den  Mittheilungen  des  hiftorifchen  Vereins  für  Krain. 

17.  Reber,  Balth.:  Gefchichte  K.  Leopold  I.  1694.  Dedications-Exemplar,  3  Bl.  I'gt,  mit  Zier- 
fchriften,  und  333  Bl.  Papier  —  u.  f.  w. 

Weit  reicher  an  hiftorifchem  Material  erwies  fich  das  in  einem  ebenerdigen  Gewölbe  des 
Schlofsgebäudes  untergebrachte  Archiv.  Der  Herkunft  nach  vermag  ich  fünf  Hauptgruppen  nachzu- 
weifen,  auf  welche  jedoch  die  durch  Freiherrn  Jofeph  I'\-rtlinand  beforgteAufftellung  der  Archivalien 
keine  Rückficht  nahm.  Ich  unterfcheide  nämlich: 

1.  Das  eigentliche  Herrfchafts -Archiv  mit  den  Urkunden  und  A6lcn  der  vereinigten 
Befitzungen  Luftthal  und  Ofterberg.  Vorhanden  fmd: 

1.  Herrfchafts  Protokolle  in  Unterthanenfachen  von  1688 — 1703,  1729  ff,  1760 — 78  u.  i.  w. 

2.  Verfchiedene  Proceffe  und  Herrfchafts-Aften  in  39  Buchfchachteln. 

3.  A6len  der  Mairie  in  Luftthal,  3  Buchfchachteln,  eine  ziemlich  vollftändige  Sammlung  der 
an  die  Mairien  in  Krain  zur  Zeit  der  Franzofenherrfchaft  ergangenen  Erläffe. 

4.  Altes  Ofterberger  Archiv,  3  Buchfchachteln  mit  Urkunden  u.  f  w.  aus  den  Jahren 
360  — 1599,  und  Archiv  alter  Urkunden,  n  Buchfchachteln  mit  Urkunden  von  1346 — 17.  .,  zufammen 
108  Stück. 

11.   Das  gräflich  gallenbergifche  Archiv,  dasfelbe  befteht: 

1.  Aus  7  Buchfchachteln  mit  194  Urkunden  von  .  .  .  1500 — 1747,  darunter  ein  Stück  aus 
dem  13.,  44  aus  dem  14.,  71  aus  dem  15.,  45  aus  dem  16.  Jahrhundert  u.  f  w. 

2.  Aus  28  Fascikeln,  welche  theilweife  fehr  Intereffantes  enthalten.  Ich  hebe  daraus  hervor 
Fascikel    i.    öffentliche    und     Privatcorrefpondenz     des    Landesverwefers    Joft     von     Gallenberg 

1544— 1566. 

Fascikel    9.  Originale  von  Familienbriefen  1644 — 1677. 

Fascikel  12.  Verfchiedene  Gegenftände  und  Salzburger  Katalog  (d.  i.  ein  Verzeichnifs  der  aufge- 
fchwornen  Kanoniker  vom  Jahre  1514  her). 

Fascikel  13.  Correfpondenz  mit  den  P^ürften  Johann  Seifried  von  P^ggenbcrg. 

Fascikel  21.  Theologifche  und  hiftorifche  Scripta  des  Laibachcr  Domherrn  Seifried  Grafen  von 
Gallenberg. 

Fascikel  22.  A6len,  betreffend  das  Obriftjägeramt  in  Krain. 

Fascikel  23.  Desgleichen,  betreffend  das  Landmarfchallamt  in  Krain. 

Fascikel  24.  Decrete  in  Dienftfachen  an  den  Landediauptmann  Wolf  Weikhard,  Grafen  von  Gallen- 
berg (1723— 1734). 

Fascikel  25.  Correfpondenzen  in  Landesangelegenheiten  1555 — -57. 


Die  SAMMi.uNciEN  i)i:s  Schlosses  Lusttual  uei  Laikach.  ioi 

Fascikel  26.  Land"fe";enftände  und  Hofdecrete. 
Fascikel  27,  28.  Patente  aus  der  Zeit  K.  Karl  VI. 

III.  Das  Raigersfeldifche  Archiv,  enthaltend  die  Familienfchriften  und  Sammlunt^en  des 
lM-eilu:rrn  Franz  Heinrich  von  Raigersfeltl,  k.  k.  Repräfentations-  und  Landrathes,  unil  zwar: 

1.  Familien-Briefe  3  Fascikel. 

2.  Intereffante  Briefe  (von  Chotek,  Haugwitz  u.  f.  \v.)  an  Franz  Heinrich  Freiherrn  von  kai- 
gersfeld,  1754  ff,  1  Fascikel. 

3.  Verfchiedene  Briefe  aus  dem  Raigersfeldifchen  Verlaffe,  5  Fascikel. 

4.  Copia  Lettere  dal  1722  al  1740  des  I*"reiherrn  Franz  H.  v.  Reigersfeld.  2  Bände. 

5.  Copia  Lettere  dal  1732  al  1738,  vermuthlich  von  demfelben,  i  Band, 

6.  Diarien  desfelben  1746 — 1756,  1758 — 1759  zwei  ftarke  Folio-Bände. 

7.  Publica  Tergeftina,  neuere  Abfchrift  (c.  1720 — 1730)  der  Privilegien  und  landesflirlllichen 
Frläffe  für  Trielt  von  K.  Friedrich  III.  an  bis  zum  Jahre  1713  herab. 

8.  Relationen  in  Commerzfachen,  1730  — :  Halblederband  Fol.  464,  S. 

9.  Hochlöbliche  in  Lotterie  Sachen  angeordnete  Hof-Commiffion  1730.  Fol.  Halblederb.,  658.  S. 

10.  Referat  vom  Jahre  1717,  betreffend  die  Einrichtung  und  Beförderung  des  Commercii  freier 
öfterreichifcher  Navigation,  nebft  andern  das  Commerzwefen  betreffenden  A6lenflücken  bis  zum 
Jahre  1730  herab.  Fol.  Halblederband,  1006,  S. 

11.  Franz  Matth.  Stracka  von  den  geifllichen  und  confiscirten  Gütern  in  Böhmen  und 
Mähren,  4  Abtheilungen  in  2  Bänden.  Gleichzeitige  Abfchrift  des  1730  verfafsten  Berichtes. 

12.  Preufsifche  Correfpondenz  von  der  Campagne  de  1745.  Gleichzeitige  Abfchrift,  I.  Bd.  Fol. 
Ferner  36  Fascikel,  A6len,  Cameralia    (Fol.  i — 5,   16).  Criminalia,  Ecclefiaftia  (Fol.  7 — 10, 

Gorz,  Krain,  Trieft),  Nachrichten  über  krainerifche  Adelsgefchlechter  (Fol.  11-15),  Jufticialia 
(krainerifche  Schrannen- und  böhmifche  Gerichtsordnung.  .  Fascikel  17  und  22).  Landfchaft  Krain 
(Fol.  18 — 2i).Militaria,  orientalifcheCompagnie,  Politica  (Folio  25 — 29,  35),  Tergeftina  (Fol.  35)  u.  f.  w. 

IV.  Das  Familien-Archiv  der  Freiherren  von  Erberg.  Dasfelbe  enthält: 

r.  Inventare  nach  verftorbenen  Familienmitgliedern,  z.  B.  Johann  Daniel  1716,  Wolf  Daniel 
1783  u.  f  w. 

2   Schriften  des  Freiherrn  Hans  von  Erberg,  4  Bände. 

3.  Familienbriefe,  14  Fascikel. 

4.  Eine  Sammlung  von  Autographen  zumeift  aus  der  Correfpondenz  des  Freiherrn  Jofeph 
Auguftin  zufammengeftellt,  darunter  Briefe  aus  den  Jahren  1810 — 1814  und  zwar:  Oefterreicher 
1  Fascikel  (Nr.  61),  deutfche  Reichsmitglieder  und  Ausländer  i  Fascikel  (Nr.  62),  beide  alphabetifch 
geordnet.  —  Zum  k.  k.  Hofftaat  gehörige  Perfonen  i  Fascikel  (Nr.  63). 

5.  Dienfte  bei  Hof  1810— 1816,  i  Fascikel  (Nr.  64). 

6.  Verfchiedenes  über  die  Gefandtfchaften  des  Freiherrn  Jofeph  v.  Erberg,  2  Fascikel 
(Nr.  65,  66). 

Ferner  die  Werke  des  Johann  Daniel  von  PIrberg,  u.  zwar: 

7.  Notata  Praftica  betreffend:  i.  die  Gerichtsbräuch  bei  der  Schrannen  in  Crain,  2.  die 
Gefchlechter  oder  Familien,  3.  die  Offitia  des  Landts,  4.  die  Lehen  fo  in  Ueberfehung  der  Schran- 
nen-Protokollen  raptim  annotirt  und  extrahirt  worden  durch  mich  Johann  Danieln  von  P.rberg  pro 
femine  meines  vorhabenden  Opusculi  Obfervationum  Practicarum.  P'olio,  Lederband  von  etwa 
700  Seiten  enthält  u.  A.  ein  Verzeichnifs  dcx  damals  vorhandenen  55  Schrannen-Protokolle  aus 
den  Jahren  1517 — 1686. 

8.  Obfervationes  Praclicie  inclyli  Praetorialium  .mlicorunuiue,  judiciorum,  dicasterii.  Joannis 
Danielis  L.  B.  ab  Erberg.  Pergament-Band. 

'5* 


I02  A.  LuscHiN  V.  Ebenckeuth. 

9.  Journal  zur  angenehmen  und  nützlichen  Erinnerung  an  das  was  Luftthal  in  feinen  vcr- 
fchiedenen  ökonomifchen,  naturhiftorifchen,  botanifchcn  Rückfichten,  dann  literären,  Kunft-  und 
anderen  Gegenftänden  Unterrichtendes  darbietet.  Zum  blofscn  I-'amiliengebrauch.  Ocftober  1824 
angefangen  und  fortgefetzt  biff  1828.  4". 

V.  Unter  der  allgemeinen  Bezeichnung:  hiftorifche  Sammlungen  der  Freiherren  von  Erberg 
faffe  ich  denjenigen  Theil  der  Archivalien  zufammen,  welcher  in  keiner  der  vorangeftellten  Gruppen 
mit  Sicherheit  untergebracht  werden  konnte.  Manche  der  nun  folgenden  Nummern,  /..  B.  Nr.  i — 3, 
7,  9 .  .  .  ftammen  verrnuthlich  gleichfalls  aus  dem  von  Raigersfeldifchen  Archive,  wieder  andere 
erwarb  zuverläfslich  der  Sammeleifer  der  Freiherren  Jofepli  Auguilin  untl  Jofeph  l'^crdinand  von 
Erberg.  Befondere  Erwähnung  verdienen  : 

1.  Correfpondenz  des  K.  Leopold  I.  mit  dem  kail,  CiL-landttn  in  I\l;ulrid,  Grafen  \(in  l'üt- 
ting,  1663 — 1674.  Abfchrift  aus  dem  18.  (?)  Jahrhundert,  zwei  ftarke  Bände,  zum   Theil  chiffrirt. 

2.  Die  von  der  Kaif  Maj.  an  den  Commandirenden  Herrn  Generalen  der  Cavallerie, 
Grafen  von  Khevenhüller  Excell.  erlaffenen  Handfchreiben,  hicnuif  ireofebene  Antworten  und  fonlt 
erftatteten  Relationen  (1735,  28.  Aug.  ^  1736,  13.  März,  Krieg  in  Italien).  Gleichzeitige  Abfchrift. 
gr.  Fol.  Halblederband  734  S.  Text  und  S.  735 — 802  Regifter. 

3.  Notizie  della  Corte  di  Roma,  1646 — 1703,  Sammlung  von  54  politifchen  l'lugfchriflen 
betreffend Deutfchland,  P>ankreich,  Italien,  Spanien u.  f  w.  Halbleilerband,  2Bändegr.  Fol.,  zufammen 
2287  S.  ftark.  Abfchrift  des  18.  Jahrhunderts. 

4.  Relazione  curiofa  delle  famiglie  di  Roma,  mit  genealogifchen  Notizen  über  22  adelige 
Gefchlechter.  (c.  1670 — 73)  Lederband,  4°. 

5.  Anglia,  Portugallia.  —■  Sammlung  hiflorifclK^r  Notizen  aus  der  zweiten  HiUfto  des 
17.  Jahrhunderts.  Folio  Pergamentband. 

6.  Entwurf  einer  allgemeinen  l'rocefs-  oder  Gerichts-Ürdnung,  vorgelegt  dem  Kaifer 
(Carl  VI ),  ftarker  Lederband  in  Folio. 

7.  Statut  für  Fiume  vom  Jahre  1527,  Abfchrift  des  18.  Jahrhunderts.  Folio  Halbpergament. 

8.  Ueber  die  Exception  und  landesfürftliche  Jurisdiftion  einiger  geiftlicher  Fürften  (betrifft 
den  Bambergifchen  Befitz  in  Kärnten),  17.  Jahrhundert,  Folio,  i.  Band  (doppelt  vorhanden). 

9.  Geheime  Inftruclion  für  einen  angehemien  Hofcammerrath  zuWienddo.  31.  Odlober  1658, 
Pergamentband,  Folio.  (Kömmt  bereits  im  Inventar  nach  Wolf  Daniel  von  P'rberg  vor  und  ift  hier 
mit  7  kr.  bewerthet.) 

10.  Inftru6tion  K.  Karl  \'I,  für  das  I.  ü.  Regiment  zu  Graz  ddo.  18.  Augult  1734.  —  Gleich- 
zeitige Abfchrift,  103  S.  Folio,  Lederband.  (Im  Inventar  nach  Wolf  Daniel  als  Manufcript  von  der 
I.  ö.  Regierungspflicht  mit  17  kr.  bewerthet.) 

11.  Inftruftion,  nach  welcher  fich  die  jetzig  und  künftigen  Herrn  Verordneten  diefes  Erzher- 
zogthumb  Oefterreich  ob  der  Enns  zu  richten  haben,  ddo.  20.  November  1660,  Linz.  Gleichzeitige 
Abfchrift,  Polio,  Papierband. 

12.  Anmerkunofen  über  das  in  tU-m  Küniiireich  Böheim  bereits  eiuLTeführte  Generale  oder 
Gerichts-Ordnung  wie  nämlich  dasfelbe  fo  viel  und  nur  immer  thunlich  nach  dafiger  Landes -Ver- 
faffung  Gefätzl  und  Genc-ralien  nützlich  zu  adaptiren  wäre.  72  S.  P'olio.  Mitte  des  18.  Jahrhunderts. 

13.  Traftatus  Judiciarius,  dafs  ift  berüchtliche  Handlung  von  dem  abfcheulichen  Lafter  der 
Zauberei,  durch  Johannem  Wendteyfen  geweften  Stadtrüchtern  vndt  Statt  Sindicum  zu  Radtkehrs- 
burg  .  .  .  zufamben  colligirt.  Abfchrift  vom  Jahre  1699,  66  Seiten,  beigebunden  ein  Bruchftück(i2  Bl.) 
des  Proceffes  der  als  Hexe  angeklagten  Catherina  Paldtauffin  aus  Piirftenfeld. 

14.  Idea  von  einer  einrichtenden  Gerichts-Ordnung  (in  24  Abfchnitten)  nach  dem  Präfenta- 
tum  am  2.  December  1748,  einer  Behörde  vorgelegt.  211  Seiten  Folio. 


Die  Sammlungen  des  Schlosses  Lusttual  v.va  Laibach.  103 

15.  Des  Fürflenthumb  Steyer  Neue  Gerichts-  und  Landrechts -Ordnung.  Folio,  102  Bl. 
17 — 18  Jalirhundcrt.  im  Wolf-Danielifchen  Inventar  als  „Gerichtsordnung  in  Manuscripten  ohne 
.Autor"  angeführt  und  auf  17  Kreuzer  bewerthet. 

16.  Verzeichniffe  derLandfchaftsmitglietler  von  Oellerreicli  u.  \i.,  Steiermark  u.  f.  \v.  kl.  Folio, 
iS.  Jahrhundert. 

17.  Reichsfürflenraths-l'rotükoll  vom  18.  December  1731.  l'"olio 

18.  Stato  delle  Comniende  di  l'atronato.  IJericht  an  K.  l""ranz  I.  vom  Jahre  1762.  Folio. 

19.  Oeconomica  provinciae  Carnioliae,  Iniormationes  et  Documenta,  welche  bei  der  im 
Punkte  der  landfchaftlichen  öconomifchen  Unterfuchung  angeordneten  Commiffion  vorgekommen, 
von  Joh.  Sigmund  von  Breckerfeld  befchrieben  1735,  F'olio,  Halbpcrgament. 

20.  Herrenanfchlag  in  Krain,  1744.  4",  257  S.  Lederband, 

21.  Vorftellung  der  oberen  politifchen  Stände  von  Oefterreich,  Steyer,  Kärnten  und  Krain, 
um  Kcnovirung  des  1518  von  K.  Ma.ximilian  erlaffenen  kaiferl.  Generals,  betreffend  die  Ablöfung  der 
vord(-m  bis  liieher  an  die  Geiftlichen  veralicnirten  liegenden  Grundftücke.   17.  Jahrhundert,   Folio. 

22.  Diarium  CoUegii  Sociclatis  Jefus  Labacenfis  1651 — 1772.  9  Bände  Folio,  Halblederband. 
„Ab  ultimis  c  coUegio  Labacenfi  Sociis,  R.  P.  P.  Morantfcher  et  Rosman  mihi  (Erberg)  donata 
Volumina". 

23.  Hilloria  annua  Collegii  S.  J.  Labacenfis  1596 — 1691,  522  S.  in  4".  Gefchenk  des  Freiherrn 
von  Zois  an  Erbero-  und  von  diefem  mit  der  Bemerkuno;  verfehen:  bene  confervandum  et  caute, 
non  Omnibus  legfendum. 

24.  Sodalitas  B.  v.  M.  in  Archiducali  collegio  S.  J.  Labacenfis  erefla  1605  mit  Einfchreibun- 
gen  bis  1782,  rother  Sammtband.  Folio. 

25.  Protocollum  confifloriaU;  officii  archidiaconalis  DiflricSlus    fuperioris  Carnioliae  de  anno 

1759—1774- 

26.  Protocollum    episcopatus    Labacenfis     Ottonis     Friderici     e    comitibus    a    Buchhaimb, 

1641  — 1644 

27.  Befchreibung  der  Wunder  bei  der  Gnadenkirche  in  Lauffen,  zufammengeftellt  von 
Sebaflian  Pogazhar,  1755,  4". 

28.  Geiftliche  Stiftbriefe,  Copien  und  Mandata,  eine  Anzahl  gehefteter  A6len,  Krain  während 
des  16. — 17.  Jahrhunderts  betreffend. 

29.  Annales  des  Hillerifchen  jungfreulichen  Clofters  zu  Laibach,  1643  ff.  Starker  Lederband 
in  Folio. 

30.  Inventar  nach  dem  1683  verftorbenen  Laibacher  Bifchofe  Jofeph  Grafen   von  Rabatta. 

31.  Protocols  notaten  des  Wolfgang  Markowitfch,  Dr.  U.  J.,  Landfecretärs  in  Krain,  dann 
Verordneten-Inftru6lion  1652,  Folio. 

32.  Statuta  carnioliae,  Inftruclion. der  Verordneten,  ferner  reformirtes  Statutum  der  Land- 
fchaft  von  1700,  1717  u.  f.  w.  4". 

33.  Landgerichts-,  Zehend-  und  Bergrechtsordnung  des  Fürflenthum  Krain  (mit  einer 
flovenifchen  Ueberfetzung  der   Bergrechtsordnung   durch    Andreas  Regel,  Pfarrer  in  Arch  1582). 

34.  Taxbuch  der  Landfchrannenkanzlei  in  Krain  von  Joh.  Daniels  v.  Erbergs  Hand,  1684  ff. 

35.  Generalainnemberifches  Ausgabenbuch  1694,  dicker  Lederband. 

36.  Desgleichen  Empfangbuch  von  1743. 

37.  Joh.  Lukhantfchitfch  Crainerifch  Stammenbuch  1700.  — -  2  Theile  und  i  Band  Materialien 
Leder-  und  Papierband,  Folio. 

38.  Genealogica  A  —  Z.  Zwei  grofse  Buchfchachteln. 

39.  Slavica  et  ad  hiftoriam  literariam  Patriae  Varia.  —  3  Buchfchachteln. 


104         '^-  LuscHiN  V.  Ebengreuth.  Die  Sammlungen  des  Schlosses  Lustthal  üei  Laibach. 

Mit  diefer  Aufzählung  ift  der  reichhaltige  Inhalt  der  Luftthaler  Sammlungen  noch  keines- 
wegs erfchöpft,  da  mancherlei  Manufcripte  von  mir  übergangen  wurden,  weil  fie  nur  Abfchriften 
^"-edruckter  Werke  find,  beifpielsweife  Rechbach's  Obfervationes  praclicae  und  mehrere  Auffätze 
Schünleben's.  Von  geringerem,  zum  Theil  auch  nur  von  localem  Intereffe  fmd  ferner  mehrere 
Miscellan-Bände,  Titulatur-  und  Formelbücher,  Collegienhefte,  eine  Sammlung  landesfürftlicher 
Generalien,  für  Krain  (1566 — 1740,  j^^  S.  uml  hnlex),  die  Befchreibung  der  Krankheit  um!  tles 
Sterblaufs  des  Max  Leopold  von  Rafp,  weiland  Stadtpfarrers  von  Stain  (f  1742).  Ob  der  l'"ffay  für 
le  crouvernement  ancien  et  modern  de  Toscane  von  c.  1750  einer  befondern  Erwähnung  vcrilient, 
vermag  ich  nach  meinen  Vormerkungen  allein  nicht  zu  beurtheilen. 

Der  Mannsrtamm  der  Freiherren  von  Erberg  erlofch  1847  '"it  dem  Tode  des  k.  k.  Lega- 
tionsrathes  Jofeph  Ferdinand,  und  das  Erbe  fiel  an  die  Schwefler  des  Verftorbenen,  Antonia 
Catherina,  welche  fich  1839  mit  dem  Grafen  Johann  Ludwig  von  Attems-Petzenftein  vermalt  hatte. 
Solano-e  die  Gräfin  lebte,  wurden  die  Sammlungen  von  LuiUhal  forgfältig  erhalten,  ohne  dafs 
ircrend  eine  wefentliche  Bereicherung  derfelben  eingetreten  wäre.  Als  jedoch  das  Gefchlecht  der 
Erbero-  1878  auch  in  weiblicher  Linie  erlofch,  und  nun  die  Intereffen  von  fünf  aufser  Landes 
wohnenden  Erben  zur  Geltung  kamen,  da  war  die  Auflöfung  der  Sammlungen  von  Luftthal  nicht 
mehr  zu  hindern.  Mit  diefer  Thatfache  mufste  ich  bei  meinem  Befuche  im  Jahre  1878  rechnen.  Ich 
konnte  demnach  mein  Augenmerk  nur  darauf  richten,  dafs  wenigftens  das  Wichtigfle  aus  den 
Sammlungen  an  heimifche  öffentliche  Inftitute  übergehe.  Dies  ift  mir  nun  in  der  That  auch  gelungen, 
denn  der  Verkauf  der  Münzfammlung  und  des  Mufeums  ift  kaum  zu  beklagen.  Was  hingegen  die 
handfchriftlichen  Schätze  aus  der  Bibliothek  und  dem  Archiv  anbelangt,  fo  ift  die  Uebernahme 
der  Carniolica  in  das  Landeseigenthum,  Dank  dem  wechfelfeitigen  Entgegenkommen  des 
krainifchen  Landes -Ausfchuffes  und  der  Erben,  fchon  erfolgt,  und  das  fonft  Werthvoile  gröfsten- 
theils  von  Seite  der  k.  Hof-Bibliothek,  des  k.  k.  Hotkriegs-Archivs  und  des  fteiermärkifchen 
Landes-Archivs  erworben  worden. 


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STUDIEN  ÜBER  STEINMETZ-ZEICHEN. 

Vom  k.  k.  Pkokessor  Franz  K/iiia. 

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IV.  Von  den  Steinmetz-Zeichen  im  Allgemeinen.  ' 

I.   Die  archaeologifche  Erkcmitnijs  der  Steinmetz- Zeichen. 

In  den  Monunieiital-Bauten  der  verfchietlcnllcn  Kunlt-Epochcn  linden  lieh  hin  und  wieder, 
öfters  häufig  und  mitunter  in  fparfamer  Anzahl  Zeichen  vor,  welche  die  Steinmetze  des 
Baues  eingemeifselt  haben. 

Bis  zum  Anfange  unferes  Jahrhundertes  wurde  diefen  Zeichen  Seitens  der  Archaeologie 
wenig  Aufmerkfamkeit  gewidmet,  erfl  in  den  Zwanziger-Jahren  beginnt  die  Literatur  über  diefelben 
und  find  die  anfänglichen  Urtheile  über  diefe  Zeichen  aufserordentlich  verfchieden.  Die  Einen 
hielten  fie  für  Runen,  die  Andern  für  Majuskeln,  wieder  Andere  für  eine  Geheimfchrift,  noch  Andere 
für  „merkwürdige  räthfelhafte  Zeichen".  Erft  Stieglitz,  Wiebeking  und  Hcidcloff  find  es,  welche 
diefe  Zeichen  als  „Steinmetz-Zeichen"  benennen  und  ihnen  in  wiffenfchaftlicher  Weife  den 
Werth  von  Bundeszeichen  der  Mitglieder  von  Bauhütten  des  Mittelalters  zufchreiben.  Im  Jahre  1820 
hat  der  Architekt  Arnold  zu  Strafsburg  nähere  Mittheilungen  (confr.  Homeyer)  über  die  rituale 
Bedeutung  diefer  Zeichen  als  Corporations-Zeichen  der  Bauhütten  gemacht  und  etwa  um  diefelbe 
Zeit  (confr.  Jahresbericht  des  hiftorifchen  Vereines  für  Mittelfranken,  1842)  fprach  dies  auch  der 
Nürnberger  Steinmetzmeifter  Kirchner  aus. 

Im  Jahre  1844  veröffentlichten :  Heideloff  (confr.  Bauhütten  des  Mittelalters),  im  Jahre  1846 
G.  Klofs  (confr.  Die  Freimaurerei)  und  im  Jahre  1848  Fallou  (confr.  Myfterien  der  Freimaurer)  ihre 
umfaffenden  Arbeiten  über  die  „Bauhütten"  und  feitdem  wurden  vielfach  Zeichenfammlungen  an- 
gelegt, deren  wichtigfte  die  von  Brandt,  Back,  Schwetfchke,  Schneider,  Homeyer,  Grueber, 
Paulus,  Redtenbacher,  Luigi  Bruzza,  Klemm,  Wernicke,  Ullersberger  und  die  in  den  Mittheilungen  der 

'  Die  wefentlichfle  Spcciallitcratiir  iibcr  Stcinmetz-Zeichcit  ift  die  folgende:  i.  Fried.  Alb.  Fallen,  Die  Myfterien  der  Freimaurerei 
Leipzig  1848,  p.ig.  6S  und  432.  2.  Dr.  Jaiinci-,  Die  Bauhütten  des  Mittelalters,  Leipzig  1876,  pag-  154.  3.  H.  Grafv.  Walderdorff  in 
Verhandlungen  des  hiftorifchen  Vereines  für  Regensburg  etc.  1872,  pag.  iio.  4.  H.-idcloff,  Die  Bauhütte  des  Mittelalters,  Nürnberg  1844. 
5.  Stieglitz  Von  altdeutfcher  Baiikunft,  Leipzig  1820.  6.  Stieglitz  Gefchichte  der  Baukunft,  Nürnberg  1S37.  7.  Friedr. />^^.7,  Münfterblätter, 
Ulm  1880.  8.  Artikel,  Steinmetz  Zeichen  in  den  Lexicen  von  Meyer,  Lenning  und  Dr.  Mothes.  9.  Homeyer,  Die  Haus-  und  Hof-Marken,  Berlin 
1870.  10.  Heimfeh,  Handwerksgebrauch  der  alten  Steinhauer  etc.,  Stuttgart  1872.  11.  Ernfl  Fifcher,  Das  Zunftwefen  der  Steinmetzen, 
ThonbergLeipzig  1876.  12.  Fr.  Schneider,  Ueber  Steinmetz-Zeichen.  Mainz  1872.  13.  Back,  Von  Steinmetz-Zeichen,  Altenburg  1861. 
14.  Selneetfchke,  Hallifche  Steinmetz-Zeichen,  Halle  1852.  15.  Brandt,  Ausbildung  der  Steinmetz. Zeichen  in  den  Mittheilungen  des 
thüringifch-fächfifchen  Alterthums- Vereines,  Bd.  VIII,  Halle  1850.  Heft  3  (sehr  wichtig).  16.  Michelfen,  Die  Hausmarke,  Jena  1853. 
17.  Dr.  E.  Wernicke,  Schlefifche  Steinmetz-Zeichen,  in  Schlefiens  Vorzeit  in  Bild  und  Schrift,  Nr.  34,  1877.  \?>.  Didron  aine,  Annales 
archeologique,  Paris  1850— 1870;  Tom  II,  pag.  250,  III,  pag.  31,  V,  pag.  272.  19.  K.  Wilhelmi,  Die  Burg  Steinsberg,  XII.  Jahresbericht 
der  Sinsheimer  Gefellfchaft  zur  Erforfchung  der  vaterländifchen  Baudenkmale  der  Vorzeit.  20.  Krieg  von  Hochfelden,  Militür  Architektur, 
Stuttgart  1859.  21.  Dr.  H.  Luchs,  Bildende  Künftler  in  Schlefien,  Breslau  1863.  22.  Rudolph  Redtenhaeher  im  Correfpondenz-Blatte  des 
Gefammtvereines  der  deutfchen  Gefchichts-  unil  AlterthumsVereine  1S77.  23.  Sammlung  an  Friedhoffteinen  im  Anzeiger  des  germani- 
fchen  Mufeums,  Nürnberg,  X.  Band  (1863)  pag.  161  und  204.  24.  Jordan,  Topographie  der  Stadt  Rom,  Berlin  1878.  Bruzza,  Sopra  i  fegni 
incifi  nei  maffi,  Roma  1876.  26.  C.  G.  Moraiuek,  Befchreibung  des  Berges  Oybin  bei  Jittau,  Zittau  (ohne  Jahreszahl)  pag.  16.  27.  Miithei- 
lungen  der  k.  k.  Central- Commi/fion  für  Erforf;hung  und  Erhaltung  der  Baudenkmale,  Bände:  I,  pag.  245;  I,  pag.  216;  IV,  pag.  25;  VIII, 
pag.  32,  68,  69;  IX,  pag.  XLI;  XVII,  pag.  103;  XVIII.  pag.  13;  XIX,  pag.  10  und  119;  Neue  Folge  II,  Bände  VI  (1880)  pag.  CLIII  unr> 
CLIV.  28.  B.   Grueber.  Romberg  Zeitfchrift   für  praktifc'ie  Baukunft,  36.  Jahrgang  (1876;  pag.  198.    29.  B.  Grueber,  Die  Kunft  des  Mittel. 


io6  Franz  Rziha. 

k.  k.  Central-CommifTion  für  Erhaltuny;^  und  Krforfcluinir  der  Baudenkmalc  enthaltenen  find. 
Man  wandte  nun  überhaupt  feit  Brandt,  Back  und  Heiiieloff  fpeciell  dem  Zeichenwefen  der  Bau- 
ten gröfsere  Aufmerkfainkeit  zu  und  gelangte  fchon  in  den  Fünfziger-Jahren  zu  den  zwei 
folgenden  wiffenfchaftlichen  ErkenntnilTen :  a)  dem,  dafs  der  Charakter  der  Zeichen  einen  Schlufs 
auf  das  Alter  des  Bauwerkes  zulaffe,  weil  diefer  Charakter  in  den  Kunfli-Epochen  fichtbar  wechfelt; 
d)  dafs  eingemeifselte  Zeichen  an  den  Bauwerken  der  älteften  Kunfl-Epochen,  welche  Zeichen  bis 
dahin  von  den  Philologen  als  räthfelhafte  unerklärbare  Schrift  gehalten  wurtien,  als  Steinmetz- 
Zeichen  ano;efehen  und  als  folche  zu  fammeln  beeonnen  wurden. 

In  den  Sechziger-Jahren  ging  man  auf  die  Zeichen  der  deutfchen  Bauhütte  näher  ein  und 
finden  fich,  wie  wir  überzeugt  find,  viel  irrthümliche  Speculationen  in  diefer  Richtung  vor,  namentlich 
die:  dafs  man  aus  dem  Charakter  der  Zeichen  zu  erkennen  vermeint,  welches  Zeichen  einem 
Meifter,  welches  einem  Parlir  und  welches  einem  Gefellen  angehört  habe;  und  die,  dafs  diefe 
Zeichen  eigentlich  nichts  anderes  feien  als  fymbolifche  Deutungen  der  wichtigften  Handwerkszeuge 
der  Steinmetzen.  Auch  wurden  nunmehr  durch  die  Schriften  von  Heimfeh  und  Fifcher  die  noch 
eeirenwärtieen  Gebräuche  der  Steinmetzbruderfchaft  bekannter  und  damit  der  Zufammenhansj  des 
Zeichenwefens  mit  dem  Rituale  der  Brüderfchaft  der  deutfchen  Steinmetzen  klarer  gelegt.  Man 
betritt  jedoch,  unferes  Erachtens,  mit  der  Verquickung  des  Zeichenwefens  und  des  Rituales  der 
Hütten  eine  unfruchtbare  Bahn;  denn  eine  flrenge  wiffenfchaftliche  Forfchung  bedarf  pofitiven 
Bodens  und  kann  auf  dem  fchwankenden  Grunde  traditioneller  und  im  vorliegenden  Falle  über- 
diefs  durch  den  Hütteneid  orefeffelter  Geheimniffe  nicht  beflehen. 

Als  ein  letztes  Erg-ebnifs  in  der  Chronolotrie  der  Erforfchuntr  der  Steinmetz-Zeichen  ifl  noch 
die  wichtige  Thatfache  vorzuführen,  dafs  in  den  Siebenziger-Jahren  fich  auch  die  neuere  Philologie 
des  Gegenftandes  bemächtigt  hat,  und  zwar  um  deffentwillen,  weil  fie  genöthiget  ifl,  gewiffe  In- 
fchriften  als  textuelle  Schriftzeichen  auszufchliefsen.  Wir  wollen  hier  nur : 

a)  auf  die  Studien  von  Hübner,  Jordan  und  Bruzza  in  derZeitfchrift  „Hermes",  dann  in  der  „Topo- 
graphie" der  Stadt  Rom    (1878)  und  in   der    „Corrifpondenza    Archeologica",    1878,    dann 

b)  auf  den    fogenannten   Merovinger    Grabflein    in    Mainz,  auch  Abgufs  Nr,  5    des  Germani- 
fchen  Mufeums  zu  Nürnberg;  ferner 

c)  auf  den  zu  Oftern  1879  noch  nicht  catalogifirt  gewefenen,  fogenannten  etruskifchen  Grab- 
flein im  Mufeum  zu  Neapel ;  und  endlich 

d)  auf  die  nach  Dr.  Kraufe  unenträthfelbare  Steinfchrift  in  Mommfen,  Infcrip.  Neapol.  Nr.  6690 
verweifen. 

alters  in  Böhmen  Band  I — IV,  Wien  1871  — 1879.  30.  Dr.  Hübner.  Corp.  infcrip.  latinorum,  Band  VII,  pag.  113,  Nr.  536.  31.  Dr.  Hühner, 
Zeitfchrift  Hermes  I,  pag.  89  und  Monatsberichte  der  Berliner  Akademie  1804,  pag.  97.  32.  Abel  Remufat,  Fundgruben  des  Orientes, 
III.  Band,  lU.  Heft,  pag.  190.  33.  Prof.  Lange  in  Böttiger  Archaeologie  und  Kund,  I.  Band.  pag.  56  (betreffend  Pentagramma).  34.  Stieglitz 
in  Böttiger,  Ueber  Myfterientypen  in  den  Archaeologifchen  Unterhaltungen,  II.  Band,  pag.  172  und  182.  35.  Otte,  Handbuch  der  Kund 
Archaeologie,  Leipzig  1808.  36.  Les  mines  de  Pompei,  Paris  l8l2.  T.  I,  Tafel  13.  37.  IVocel,  Pravek  zeme  ceske,  Prag  186&,  Band  I, 
pag.  208.  38.  V.  Quast  nni  Ölte,  Zeitfchrift  für  chriftliche  Archaeologie  und  Kunft,  Leipzig  1856 — 1858.  39.  u.  Hammer  in  Fundgruben  des 
Orientes,  VI.  Band,  Tafel  IV.  40.  Dr.  Friedländer  im  XI.  Jahresbericht  des  hiftorifchen  Vereines  in  Mittelfranken  und  Ansbach,  1842, 
betreffend  Zeichen  in  Catania  auf  Sicilien.  41.  Freih.  v.  Tucher,  im  felben  Jahresberichte  pag.  II  (Quelle  für  die  Nachricht  des  Stein- 
metzmeifters  Kirchner  in  Nürnberg).  42.  Heideloff,  Die  Kund  des  Mittelalters  in  Schwaben,  Stuttgart  1856,  1S58  und  1872.  43.  Dr.  E.  Pau- 
lus, Die  Cidcrcienfer- Abtei  Maulbronn,  Stuttgart  1879.  44.  .Anzeiger  des  Germani/ehen  Mufeums.  Nürnberg,  Bände  XVI.  XVII  und  XVIII. 
45  Q""/!,  Deutfehes  Kundblatt,  1852.  46.  J.  R.  Schuegraf,  Gefchichte  des  Domes  von  Regensburg,  in  den  V'crhandlungen  des  hidorifchen 
Vereines  I.  und  II.  Thcil,  1847  und  1848;  II.  Theil,  pag.  79  und  Tafel  VI.  47.  Hugo  Grafv.  Walderdorff,  Regensburg  in  feiner  Vergangen 
heit  und  Gegenwart:  3.  Auflage,  pag.  169.  48.  Ludwig  Roo%,  Das  Thefeion  und  der  Tempel  des  Ares  in  Athen,  Halle  1852.  49.  G.  Key, 
Etüde  für  les  monuments  de  l'architecture  militaire  des  Croifes  en  Syrie  Paris  1871.  50.  Archaeologifche  Unterfuchungen  3.\x{  Samothrate, 
Wien  1875.  51  V.  Heider- EitelOerger- Hie/er,  .Mittelalterliche  Kunddenkmale  des  Oedeneicliifchen  Kaiferftaates,  Stuttgart  1850— 1860. 
52.  Brug/ch.  Reife  der  königl.  Preufsifchen  Gefandtfchaft  nach  Perfien  1860  —  61,  Berlin  1862 — 64.  53.  Mone,  Anzeiger  für  die  Kunde 
des  Mittelalters,  1839.  54-  C.  Baur,  Das  Klodcr  zu  Blaubeuern,  Blaubeuern  1877.  55.  F.  X.  Ullersberger,  a)  in:  Bcfchreibung  des  Münders 
zu  Ueberlingen,  Lindau  1879;  f'J  '»:  Die  Steinmetz-Zeichen  des  Ueberlingcr  Münders;  Ueberlingeji  1880.  56.  D.  Klemm,  aj  in:  Würltem- 
bergifche  Jahrbücher  für  Statidik  und  Landeskunde;  i)  in:  Württcmbergifche  Baumeider.  57  Dr.  K.  Pfaff,  Gefchichte  der  Frauenkirche 
zu  Efslingen.  Efsl.  1863. 


(1- 
ilcr 


Studien  üiiER  Steinmetz-Zeichen.  ,07 

So  drängt  fich  auf  dem  Gebiete  der  Archaeologic,  der  Philologie,  der  Kunftgefchichte,  und 
der  allgemeinen  Culturgefchichte  die  Nothwendigkeit  eines  gründlichen  Studiums  der  Steinmetz- 
Zeichen  von  felbft  auf  und  hnd  insbefondere  die  beiden  letztgenannten  Wiffenfchaften  intereffirt, 
die  Wahrheit  der  Steinmetz-Zeichen  zu  erkennen,  weil,  wie  fchon  oben  erwähnt,  die  Kunll- 
gefchichtc!  hoffen  darf,  aus  dem  Charakt(M-  der  Zeichen  Hellimmungen  über  Bauepochen,  über 
fpccijifchc  ßan/chnlcH  und  über  biooraphi/c/ics  Matcrialc  den-  Haumeifter  fchopfen  zu  können,  und 
weil,  wie  ebenfalls  fchon  hervorgehoben  wurde,  die  Culturgefchichte  die;  h'rage  über  das  urkun 
liehe  Alter  der  Baugenoffenfchaften  und  über  den  genetifchen  Zufammcnhang  der  Inllitution 
Mafons  mit  diefen  Bruder-Verbindungen  zu  pflegen  die  Aufgabe  hat. 

2.  Die  Steinmetz-Zeichen  find  Bundes-Zeichen. 

Der  wiffenfchaftliche  Bewcns,  dafs  die  Steinmetz-Zeichen  Biindes-Zeichcn  find,  liifst  ficli  in 
mehrfacher  Richtung  erbringen. 

A.  Durch  die  Texte  der  Hüttenordnungen. 

Die  beiden  ältellen  h'reimaurer- Urkunden  von  den  Jahren  1370  und  1409,  nämlich  die 
tuiglifchen  von  York  (confr.  Findel,  l'allou,  Heldmann,  Klofs,  Anderfon  und  Halliwell)  bringen  keine 
Nachrichten,  dafs  in  dem  Bunde  tler  ,,Maurer"  das  Schlagen  von  Zeichen  üblich  und  Hüttenfache 
war.  Ebenfo  bringen  die  drei  ältelten  Urkunden  des  dcutfclien  Hüttenwefens,  nämlich  die  Ordnung 
von  Trier  vom  22.  06lober  1379  (confr.  Reichensperger,  Janner  und  Tlndel),  dann  die  auf  dit; 
Wiener  Bauhütte  Bezug  habende  Urkunde  vom  Jahre  1412  (confr.  Hormayr)  und  die  ältefle 
Strafsburger  „Ordnung"  vom  Jahre  1459:  keine  Nachricht  über  Steinmetz-Zeichen. 

Vielmehr  ift  die  Urkunde  von  der  hohen  Morgenfprache  zu  Torgau,  nämlich  die  in  der 
Zunftlade  zu  Rochlitz  liegende  Hüttenordnung  (confr.  Stieglitz,  die  Kirche  der  hl.  Kunigunde  zu 
Rochlitz)  vom  Jahre  1462  die  erfte,  welche  von  Zeichen  fpricht,  die  den  Hüttenmitgliedern  verliehen 
werden,  und  die  Ehrenzeichen  find.  Die  betreffenden  Artikel,  in  denen  von  diefen  Zeichen 
gefprochen  wird,  find  die  folgenden: 

Arlikel  25.  „ünli  ob   fiii  /(Iriftrr  olirr  rtrfrllf  krmrn  liir  li«a  i!]rtnJiujrrrk  Dtirr  liir  JKunll  kunlifii  unl)  fargrrt  rinre  ,,2rirf)rna"  unii   rinnii 

(SlrrrkmtiRrr,  örm  Toi  rr  rrinrn  öBiUrti  öiirumb  iiiiiri)rn,  unU  .mi  lDottrotiirii[}  grbrn,  lUtia  jUrj-Urr  uiiJi  tjrfrilrn  rrkrniirn.  ünti  foH 

TirtB  ,,2f  i  tt)f  n"  ätuiffrlt  fd)rnkrn  /RrfRrni  unli  grCrllrn". 
Artikel  26.  „j£in  /RrfUrr  foll  rrinrn  Äifnrr  Triii  r  rid|rii  iiiri)t  Inigrr  uorl|rtltrii  Urii  ri  iij  iTiici,  J£o  lurrr  üni  fnthr  ina  rr  11™!  jlUrfflrr  rtlldir 

Srit  urrrruinrt  Ijrttr,  ^0  foll  lirr  itifnrr  ijni  frin  luilirn  unr  liiiruinb  nirtrf|rn,  unlj  öiio  urrfciirnkrii". 
Artikel  27.  „JEin  /IHrfftrr  fnl  rtud|    krinrn  .uiffiits  niiitfjrn  rinrm  Jiirnfr  frin  ,,5rid)fn"  3u  urrfdirnkm,  örnn  rtjlirf)fn  griftlidjrn,  lirnn  rr 

Irtan  bitlj  für  rinrn  (Dfrnning  frmrln  unr  tu.  gl.  rin  iBrDtrn  unr  tu.  5I.  /flriTd)  äiurf  Hübidirn  ujrino,  unU    fnll  nidit  mrijr  bitnrlj 

■bfnn  i^rffllrn,  bitlj  rr  Utirübrr,  To  nuirtlirr  ifcirnfr  inrl)r  kiiuffrn,  fa  luirt  tirr  nirfUrr  lirtrinnr  nid)t  tiffrrt". 
Artikel  30.  ifco   nirtg  rin  niriftrr  frinrn  Üirnrr  rin  ,,=  rid)rn"   urrlribrn   in  frinrn   Irrjiirrn  }u  luunlifrn,  uirnn  lirr  mrißrr  nif  /färirrnngr 

Ijrttf,  tiaa  rr  Tfn  niüfat  iiiffm  ujiinUrrn. 
Artikel  31.  „i£a  foll  krin  mriftfr  frinrn  Üiirnfr  krin  Brirtirn  IrttTrn  urrfdjrnkrn,  rr  l)rtbr  lim  fluagrüirnt". 
Artikel  72,  ,,03>rld)rr  grfrllr  nid)t  l)ulfr  bitljrt,  frinrn  Rrin   iiufo   olirr  rin.Hiiurnlirn,  brrnjrn  olirr  nnibäuturnlirn  lurnn  ra  not  ift,  nlirr  frin 

,,2rid)rn"  rtnfdjlrdjt    ob   rr  rrd)t  gmuid)!  frf,  tibrr  ra   fol  rirfd)rl)rn,  rljr  iiiiin  arn  ftrin  brfil)rt.  lirto  rr  in  biia  l.irirr  kommt 

ungrfrrtijrt,  olirr  urrHigrt  ungrFiiir)rt,  lirr  foll  grbrn   3n  pufor  rin  Ijalb  pfunt  lundio". 
Artikel  94.   „iHlo  rin  grfrUr  .iid)f  Hußgriiinrt  l;rtt,   ujrld)rr  grfrllr  frin  ,,2rid)  rn"  (jrkrtuFt  l|ilt  unS   nid|t   urrliint  Ijrtt,   luo  rin  mittirr  olirr 

Ijrlfrr  fiuEffrtär»  unli  Irrnrt  fir  Rrin  l)«urn,  brf  lirni  foli  nirnianli  ßrl)rn". 

Sodann  ifl  nur  noch  in  einer  anderen  Ordnung  die  Rede  von  Hüttenzeichen,  nämlich  in  der 
Bafeler  Ordnung  vom  Bartholomaeustage  1563  (confr.  Janner).  Hier  heifst  es; 

Artikel  5g.  „lEa  fall  lUid)  krinrr  frin  „rljrrn  ärirfjtn",  lirtB  jnir  uon  rinrni  ülrtnUiurrtk  urrlj-ltrn  unS  urrgönt  luorlirn  ifl,  für  fidi  frlba 
unnli  rigrna  griurtlta  nidjt  rnirrn,  fo  rra  «brr  ilpn  jurnürrn  urrmrint.  follr  rra  mit  gunft,  luifern  uoli  luillrn  rinra 
giintjrn  üliinliturrko  tbun". 

Wir  fehen  alfo  aus  diefen  Texten,  dafs  die  Steinmetz-Zeichen  Bundes-Zeichen  waren;  denn 
tu;  \vurd<;n   in  vorgefchriebener  Feftlichkeit  verliehen,   durften  nur  vom  MiilU^r  verliehen  wc^nlen, 
VIT.  N.  F.  'ö 


foS  Franz  Rziha 

Paulus,  Redtenbacher,  Luigi  Bruzza,  Klemm,  Wernicke,  und  die  in  den  Mitlheilungen  der 
durften  dem  „Ehrlichen"  nicht  vorenthalten  werden,  durften  nicht  verändert  und  an  Fremde  nicht 
verfchenkt  (vertrunken,  verkauft,  überhaupt  nicht  von  Genoffen  zu  Genoffen  hinoegeben)  werden 
und  waren  als  Ehrenzeichen  hoch  zu  hallen. 

B.  Durch  die  Hüttenftreite. 

Die  A6len  der  Hütten  im  deutfchen  Reiche  verzeichnen  mehrfach  Hüttenftreite,  welche 
aus  Vorgängen  xoidcr  die  beftehenden  Hüttenordnungen  refultirten;  in  ft)lchin  Siri;it(Mi  wurde  in 
letzter  Inüanz  an  die  oberfte  Hütte  zu  Strafsburg  appellirt;  tliefelbe  verfügte  über  Renitente 
Strafen  und  Ausfchlufs  aus  dem  Hüttenverbande.  Auch  ein  interimiftifcher  Ausfchlufs  wurde  für  die 
Zeit  der  Renitenz  verfügt  und  ein  folcher  ebenfalls  durch  das  Anfchlao-cn  der  Namen  und  der 
Zeichen  ^,an  den  Balken"  oder  „an  die  Schelme nta fei"  executirt.  Aus  der  Art  diefer  Execution,  aus 
dem  Eindrucke,  den  fie  auf  die  Betheiligten  machte,  und  aus  dem  Erfolge  derfelben  können  wir 
hiftorifch  entnehmen,  wie  intenfiv  die  Zeichen  als  hiittcnniäfsiges  Ehrenzeichen  hochgehalten  wurden 
u.  zw.  bis  in  die  letzte  Zeit  des  Hüttenbeflandes.  Dafür  erbrineen  wir  zwei  Beweife: 

a)  Der  Streit  der  St.  Annaberger  Hülle  tuidcr  die  Magdeburger  Hütte. '  Die  Meifscnfchen 
dingten  ihre  Lehrjungen  fchon  in  vier  Jahren  ab,  während  die  alte  Strafsburger  Ordnung  fünf 
Lehrjahre  vorfchrieb;  die  Magdeburger  Hütte  ftraftc  dafür  die  ihr  aus  dem  Meifsenfchen  zuwandern- 
den Gefellen;  es  kam  zu  Reibungen  und  dann  zu  Befchvverden  feitens  der  Magdeburger  an  die 
beiden  aridem  Haupthütten,  nämlich  die  von  W'ürzburg  und  Strafsburg\  diefe  beiden  Haupthütten 
gaben  der  von  Magdeburg  Recht  und  verhängten  „unnachläffige"  Strafüng  der  Meifsenfchen,  insbe- 
fondere  des  Meiflers  Jacob  von  Schweinfurt  (1499 — 1525  ?)  zu  St.  Annaberg  ini  lü'zgebirge,  welcher 
das  Haupt  der  Renitenten  war.  Diefer  Meifler  antwortete  der  Magdeburger  Oberhütte  „fpoHirlj  Unll 
frl^mfUrf^".  Nun  erliefsen  die  drei  Haupthütten  einen  gemeinfamen  „Tadelsbricf"  an  Meillcr  Jacob 
und  die  Magdeburger  Haupthütte  fchrieb  auf  den  Dinstag  nach  Pfingflen  1518  einen  Meiflertag 
nach  Halle  zur  endlichen  Austragung  der  Angelegenheit  aus.  Es  fanden  fich  „bey  anderthalbhun- 
dert redlicher  werklewte  vnnd  gemeyne  fteinmetczen  zufammen",  der  Annaberger  Meifler  war 
nicht  gekommen.  Darauf  hin  verfügte  die  Strafsburger  Hütte,  als  die  obcrRc  Haupthütte  in  den 
deutfchen  Landen,  durch  ihren  Obermeifler  Hanns  Hammer  (1510 — -1520). 

,, tft  rr  tirtti  ungrl^Drfrtm,  fo  marf  man  äff  fin  ungcljorfam  iudI  urtlfcilrn  unti  frin  müfaig 

tirn,  fin  ^rtrljrn  in  iJir  frljrlmrnt.ifrl  infrt^rn,  tio  rr  gr^rfam  luürlit  untj  in  für  rin  utr- 
ffljmrl)rr  tira  fjantujrrrka  uuli  ftintr  nrtirnung  lüol  i|altrii".  Diefe  Drohung  der  Auffetzung  des 
Zeichens  an  die  Schelmentafel  verletzte  den  Meifler  Jacob  auf  das  allertieffte,  er  fpricht  fein  Be- 
dauern aus,  dafs  er  den  Mann  nicht  kenne,  der  es  gewagt  habe  fein  Zeichen  an  die  SchelmenLafel 
zu  fetzen  und  fagt  dann  weiter : 

,,...  tlir  {)abrint  mir  mriii  ripr  nirl|t  {ftgrbrnn,  tuid}  mtvUtn  fir  mir  fr  nid]t  nripitrii, 
irf)l)ab  mrrn  ^rrirljtnn,   turlrljo  mrpinrijr  antrifft  alfo  rrtirlirlj  unnti  lirrtlirfirn  rr"ilinrtlj 

"   diejenigen,  welche;  ilm  an  feincim  ,,£rrirljriiii  uitiiti  rijrm  Iftsigm,  tiif  tljitn  an   mir  alo  tiir 

uorrtttrifriftn  fdjrlkt  unnli  fdjrlmrn " 

Die  Sachfen  fchickten  in  diefer  Streitfache  fchliefslich  Bevollmächtigte  nach  Slrarsl)urg, 
denen  dort  die  kaiferlichen  und  päpftlichen  ()riginal-i'>riefe  vorgelegt  wurden;  die  l)eiden  Abge- 
fandten  (cfr.  Dr.  Janncr  pag.  96)  „waren  darüluT  wohl  vergnügt  und  gelobten  mit  l'rknnd  ihrer 
Handfchrift  und  Zeichen  die  Brüderfchaft  anzunehmen". 

'  Slicglitz,  Uelicr  die  Kirche  der  Iil.  Kiinigiindp,  1S39;  Aicliiv  für  die  f.iclir.  Gcfiliitlile  \II.  I!.  nciic  I'olgc.  V  ]!.  (Hr.  J)iß,-l 
pag   85  und  C.  Gurlill  p.ig.  262;  Hr.  Janncr,  Die  B.iidiütten  des  Mittelalters,  S76  p.ig.  102. 


Studien  üuek  Steinme-iz-Zeichen. 


109 


b)  Slraßing  Regensburger  Mcifler^  Im  Jalire  1718  hatte  die  oberfte  Haupthlitte  zu  Strafs- 
burtr  an  ihre  im  Maurerhofe  befindHche  Schehnentafel  auch  die  Namen  dreier  Steinmetznieifter 
von  Regensburjj^  und  Kehlheim,  wegen  des  widerrechtHch  freigefprochenen  Lehrjungen  Mefzel  von 
Kehlheim  angefchlagen;  einer  war  David  Scherer;  diefer  fubmittirte  jedoch  und  erhielt  vom  Ober- 
meifter  Michel  Hrlacher,  Werkmeifter  des  Münfters  zu  Strafsburg  am  28.  Oftober  1718  einen 
Gnadenbrief,  in  welchem  es  heifst,  er  dürfe  jedoch  mit  dem  Regensburger  Meifter  „Franz  Ober- 
Eckern"  keinen  Umgang  haben,  indem  fein  (deffen)  „Nahmen  vnd  Elirenzeichen  wie  auch  der 
Gefeilen  Nahmen,  fo  i\k:\\  Lehrjungen  (Mefzel)  gewalthätiger  Weifz  ledig  gefprochen  haben,  vvürck- 
lich  an  den  Balken  gefchkujen  feiend " 

C.   Durch  die  Thatfache  des  allgemeinen  Gebrauches  der  Zeichen. 

Wir  tuiden  an  den  liauvverken  der  deutlchen  Gothik,  alfo  denjenigen  der  deutfchen  1  lütte, 
den  Gebrauch  der  Zeichen  ganz  allgemein.  Würden  fie  keine  Hüttenzeichen  fein,  fo  würde  diefe 
Allgemeinheit  fehlen.  Hieher  gehört  auch  noch,  was  wir  weiter  unten  von  den  Sammelfteinen 
fao;en  werden. 

D.  Durch  die  Werthfchätzung  der  Meifterzeichen. 

Wir  erkennen  die  Meifterzeichen  an  drei  Merkmalen:  a)  dafs  fie  an  conftrudliv  hervor- 
ragenden Stellen,  z.  B.  an  den  Schlufsfteinen  der  Portale,  Wölberippen,  Capitäle  etc.  angebracht 
find;  b)  dafs  fie  in  Wappenfchildern  ruhen;  und  c)  dafs  fie  an  überhaupt  architektonifch  ausge- 
zeichneten Orten  angebracht  find,  z.  B.  das  Meifterzeichen  des  Erbauers  der  wunderbar  fchönen 
Kanzel  zu  St.  Stephan  in  Wien  und  das  Zeichen  des  Dombaumeifters  Friedrich  Schmidt  an  der 
Renovations-Tafel  diefes  Sculpturwerkes  (confr,  Tafel  I.,  Nr  i  und  Tafel  6  Nr.  100).  Würden  derlei 
Zeichen  keine  Hüttenzeichen  fein,  fo  würde  ihnen  diefe  ausgefuchte  Werthfchätzung  des 
Obje6les  und  des  Ortes  fehlen. 

E.  Durch  die  technifche  Praxis  ihrer  Verwendung. 

In  der  Bibliothek  der  k.  k.  Akademie  der  bildenden  Künfte  zu  Wien  finden  fich  alte  Pläne  aus 
der  Bauhütte  zu  St.  Stephan;  darunter  zwei,  welche  Einwölbungspläne  unbekannter  Kirchen  dar- 
fteilen. In  diefen  Plänen  find,  wie  Fig.  6  zeigt,  bei  den  einzelnen  Rippenfteinen  ftatt  der  Namen  der 


Fig.  6.  fUauiiIan  mit  SteimiiotzZeiclien.) 

Gefellen,  denen  die  Aushauung  der  Steine  übertragen  worden  war,  einfach  (mit  Rothftift)  die 
Zeichen  der  betreffenden  Gefellen  für  die  Vertheilung  der  Arbeit  angewendet  worden.  Es  folgt 
alfo,  dafs  der  Meifter  den  einzelnen  Gefellen  mit  feinem  Zeichen  nominirte;  er  demnach  alfo  in 
Gemäfsheit  eines  im  HiUtcnbutide  üblichen  Gebrauches  amtirte. 


l  Schuegraf  m  den  Verli.Tnciliingen  des  hiftor.  Vereines  f   Kcgensburg  und  Oberpfalz.  XVI    Bd.  11855)  pag    186. 

i6' 


HO 


Franz  Rzhia. 


F.  Durch  den  geometrifchen  Urfprung  der  Zeichen. 

Die  Steinmetz-Zeichen  haben  einen  geometrifchen  Urfprun;^,  der  ein  Geheimnifs  aller 
Hütten  war;  kennt  man  diefs  Geheimnifs,  fo  hat  man  ein  wiffenfchaftliches  Kriterium  für  die  Eigen- 
fchaft  der  Zeichen  als  Bundeszeichen.  Diefen  Beweis  (der  eigentliche  Gegenfland  diefer  Studie) 
können  wir  erft  weiter  unten  führen. 

Damit  wäre  das  wijfcjifchaflliche\  d.  h.  das  unter  der  Aegide  der  unumflöfslichen  Wahr- 
heit flehende  Beweismaterial  dafür,  dafs  die  Steinmetz-Zeichen  Bundeszeichen  find,  erfchöpft  Die 
dafür  ebenfalls  fprechende  Tradition  der  Hütte  wollen  wir  als  Beweis  "nicht  anführen,  denn  fie  ifl 
eben  nur  Tradition.  Zu  diefem  Traditions-Materiale  würden  gehören  :  a)  die  NacJiricht  (für  den 
Laien  keine  Thatfache),  dafs  in  England  und  Amerika  ein  fchon  oben  erwähntes  Maurer-Syftem  be- 
fteht,  nämlich  das  der  „Maxk-Mafons",  welches  heute  noch  Zeichen  an  Perfonen  verleiht,  b)  die 
Nachricht,  dafs  die  deutfchen  Steinmetze  in  dem  Rituale  fich  durch  ihr  „Zeichen"  ausweifen  müflen 
und  dafs  der  Wandergefelle  vor  dem  Forum  der  Hütte,  der  er  zugewandert  kam,  fein  Zeichen  Hellen 
und  lefen,"  d.  h.  geometrifch  und  fyiiibo/i/ch  deuten  können  mufste. 

j.  Der  geojnetrifche  Charakter  der  Zeichen. 

Die  Steinmetz-Zeichen  unterfcheiden  fich  in  Bezuo-  auf  ihren  i^-eometrifchen  Charakter  in 
den  verfchiedenen  Kunft-Epochen  fo  wefentlich,  dafs,  wie  fchon  bemerkt,  die  Kunflgefchichte  aus 
diefem  Unterfchiede  bereits  den  Nutzen  zieht,  zweifelhafte  Altersangaben  der  Bauwerke  dadurch 
klar  ftellen  zu  helfen.  Zeichnungen  werden  hier  mehr,  als  Worte  reden. 


a)  Griechifche  Zeichen: 
Fig.  7. 


Y 


Tire 


b)  Ponipejanifclie  Zeichen . 

Fig.  s. 

c)  Röniifchc  Zeichen: 

Fig.   9. 


^^  T\  ^  X 


E  i  E.  A  A/  u;  M^ 

d)  Roinani/che  Zeichen: 


^$^ 


N 


A  ci)  Mir 


YZ 


Fig.    10. 


w^  (o  .^ 


e)  Uebergan^s-Periode  aus  der  roinanifclien  in  die  ^othi/chc  Zeit. 


Fig.    II. 


Studien  üuek  S  tkinmltz-zeiciien 


III 


f) 


^r)  Späth-Gothik: 


Fig.  13. 


^"T 


"t"f""-'i  ;^  4^  ;^  ^ 


i)  Zopfzeit: 


Fig.  15 


9 


^A^ 


OZx 


3K  V^       + 


Ni^ 


;^ 


./.  jC/V  Technik  der  Zeichen. 

Diefelbe  unterfcheidet  fich  folgend: 

a)  In  Bezug  auf  die  Gr'öfse  der  Zeichen.  Hier  gilt  im  grofseii  Ganzen  die  archäologifche 
Erfcheinung,  dafs,  je  jünger  die  Zeichen,  defto  kleiner  fie  werden.  In  Rom  kommen  (auf  dem  Palatin) 
Zeichen  vor,  welche  an  30  Cm.  grofs  fmd.  In  der  romanifchcn  Zeit  unterfcheiden  wir  zweierlei 
Gröfsen,  nämlich  a)die  an  den  Profan-Bauten  und  ß)  die  ?i.n  Kirchenbauten.  Kn  den  Profan-Bauten, 
als  an  den  Burgen  (z.  B.  Geinhaufen)  und  an  den  Buckelquaderthürmen  (z.  B.  Klingenberg  [Zvikov] 
in  Böhmen,  Henkersthurm  in  Nürnberg)  kommen  vielfach  fehr  grofse  Zeichen  vor,  öfters  ebenfalls 
bis  30  Cm.  An  den  romanifchen  Kirchenbauten  ifl  die  Gröfse  der  Zeichen  weit  gleichförmiger,  als 
an  den  romanifchen  Profan-Bauten;  fie  beträgt  bei  den  Kirchen  meifl  10 — 15  Cm. 

In  der  Uebergangszeit  finkt  die  Gröfse  der  Zeichen  im  Allgemeinen  auf  8 — -lo  Cm.  herab. 

In  der  Blüthezeit  der  Gothik  beträgt  die  Gröfse  in  der  Regel  5  bis  6  Cm. 

In  der  Spät-Gothik  treten  neben  4 — 6  Cm.  grofsen  Zeichen  oftmals  fehr  kleine,  niedliche 
Zeichen  von  i'/j — 3  Cm.  auf,  und  dann  meiftens  an  den  Abfaffungen  der  Fenflerpfoften,  Sockel- 
vorfprüngen  (z.  B.  in  Perchtoldsdorf  bei  Wien)  und  an  Wölberippen. 

In  der  Renaiffance-Zeit  fleigt  die  Gröfse  der  Zeichen  (weil  fie  complicirter  werden)  wieder 
häufig  auf  7 — 10  Cm. 

In  der  Zopfzeit  herrfcht  in  der  Gröfse  der  Zeichen  reine  Willkür  vor,  und  zwar  in  der 
Richtung,  dafs  je  gröfser  die  Complication,  defto  gröfser  in  der  Regel  das  Zeichen  ift;  die  Gröfse 
wächft  öfters  wieder  bis  auf  10 — 12  Cm. 

In  der  Neuzeit  find  echte  Steinmetz-Zeichen  ungemein  feiten;  die  Gröfse  wechfelt  zwifchen 
4  und  8  Cm. 

h)  In  Bezug  auf  die  Atisführung  der  Zeichen,  a.  jlntike  und  Romanis7nus.  An  den  alterten 
Bauten,  z.  B.  dem  Diocletianifchen  Palart;  in  Spalato;  der  fervilianichen  Mauer  am  Palatin  zu  Rom; 
an  tlen  Bauten  zu  Pompeji,  aber  auch  fchon  an  vielen  romanifchen  Kirchenbauten,  u.  A.  zu  Heiligen- 
kreuz   in  Oerterreich  etc.    hat    die  Verwitterung  des  Geßeins,   namentlich  des  Kalkßeines,   in   der 


112 


Fkanz  Rziua. 


Regel  fchon  einen  folchen  Grad  erreicht,  dafs  die  „Manier"  der  Zeichen-Einmeifselung  technifch 
nicht  mehr  fcharf  beurtheilt  werden  ka.nn.  Soviel  läfst  fich  jedoch  mit  voller  Sicherheit  behaupten, 
dafs  bei  den  römifchen  und  den  romanifchen  Zeichen  eine  befondere  Sorgfalt  in  der  Ausmeifselung 
nicht  geübt  wurde,  und  dafs  diefe  geringe  Sorgfalt  bei  ProfanBauten  oft  zur  technifcheii  Läfhg- 
keit  ausartet,  während  an  Kirclicnbantcn  oft  eine  etwas  gröfsere  Achtfamkcit  in  der  tcchnifchen 
Behandlung  hervortritt.  Die  Zeichen  an  den  romanifchen  BuckelquailL-r  Thürnien,  wie  wir  fie  am 
Rheine  und  an  der  Donau  in  fo  vortrefflichen  Exemplaren  befitzen,  liiul  Beifpiele  der  edleren,  die 
Zeichen  an  der  berühmten  St.  Jacobs-Kirche  in  Regensburg  find  Beifpiele  der  letzteren  Manier. 

j3.  Uebergaiigszeit.  Die  Zeichen  der  Uebergangszeit  zur  Gothik  bieten  eine  fchon  beffere 
Technik  dar;  man  bemerkt  nämlich  die  forgfältigere  Ausmeifselung  der  Rinne,  welche  das  Zeichen 
bildet,  in  Bezug  auf  gleichmäfsige  Breite  und  Tiefe  und  fintlet,  dafs  das  Zeichen  fehr  häufig  fchon 
nach  vorgezeichneten  Linien  bearbeitet  worden  fein  mufs,  während  die  romanifchen  Zeichen  befon- 
ders  an  den  Profanbauten  meiflens  offenbar  direft  aus  freier  1  land  gemeifselt  wurden;  die  Un- 
ruhe der  Zeichnung,  die  Incorreölheit  der  runden  Linien,  die  Aufserachtlaffung  geometrifcher 
Gränzen  und  Verhältniffe  machen  dies  dem  Sachverfländieen  fofort  klar. 

Aus  diefer  fcheinbar  einfachen  Thatfache  ioVjX  jedoch  der  fachlich  besjründete  wichtiire 
Schlufs,  dafs  zu  Zeiten  der  offenbaren  Incorreßheit  der  Behandlung  der  Zeichen  nach  aufsen  hin 
eine  Sorgfalt  sticht  nöthig  crfchien,  d.  h.  dafs  die  externe  Beurtheilung  der  Zeichen  der  Corporation 
mehr  oder  minder  gleichgiltig  erfchien.  Die  Corporation  alfo  legte  an  und  für  fich  zu  jener  Zeit 
nach  aufsen  hin  auch  keinen  grofsen  Werth  auf  ihre  Inftitution.  Wir  werden  diefe  Thatfache  fpäter 
verwerthen. 

7.  (lOthik.  Mit  dem  Auftreten  der  Gothik  verbeffert  fich  die  Technik  der  Zeichen  auffälli<r. 
Wir  finden  je  weiter  vorwärts,  defto  mehr  Sorgfalt  an  der  Ausmeifselung.  Die  Rinne  wird  immer 
mehr  gleichmäfsig  breit  und  tief,  glatter  und  immer  genauer  nach  vorgezeichneten  Linien  behan- 
delt, obfchon  fich  Flüchtigkeit  auch  oft  hier  noch  bemerkbar  macht.  In  der  Blüthezeit  der  Gothik 
finden  wir  häufig  a)  dreieckig  vertiefte  Rinnen,  fo  daf-;  ie  Rinne  eine  Mittellinie  hat,  untl  diefe 
Mittellinie  eilte geometrifche,  lineare  Conßrußion  verräth!  {'^\z)  und  b)  erhaben  gehaltene  Zeichen. 

In  der  Spät-Gothik  tritt  fchon  individuelle  Manier  in  die  Anfertigung  der  Zeichen  ein; 
manches  Zeichen  hat  am  Ende  einen  fchwalbenfchwanzförmigen  Auslauf,  fo  dafs  die  Rinnen- 
linie auch  in  der  Steinebene  verläuft;  und  überaus  häufig  finden  fich  Zeichen,  wo  Linien  derart 
manierirt  gekrümmt  erfcheinen,  dafs  man  im  Zweifel  ifl,  ob  es  fich  um  eine  gerade  oder  gekrümmte 
Linie,  refpeftive  um  ein  Schnörkelwefen  handelt. 

S.  Renaiffance  und  Zopf.  Die  Zeichen  der  Renaiffance  find  verhältnifsmäfsig  feiten,  fo  dafs 
über  ihre  Ausführung  wenig  gefagt  werden  kann;  fie  ift  jedoch  im  Ganzen  eine  forgfältige.  Die 
Zeichen  aus  der  Spät-Renaiffance  und  aus  der  Zopfzeit  weifen  ebenfalls  Sorgfalt,  aber  entfchiede- 
nen  Sinn  für  Schnörkelwefen  auf 

£.  Neuzeit.  Diefe  Zeichen  find  zu  fporadifch,  als  dafs  fie  allgemein  charakterifirt  werden 
könnten;  was  vorhanden  ifl,  ift  aufserordentlich  forefältitj  dareeftellt. 

C.  Aufsergew'öhnliche  Beobachtungen.  Eine  geradezu  merkwürdige  und  ausfchliefsliche  Technik 
in  der  Behandlung  der  Zeichen  habe  ich  am  Rathhaufe  zu  Sachfen-Altenburg  gefunden.  Dasfelbe 
ift  im  Zopfftyle  gebaut,  erinnert  aufserordentlich  an  den  bekannten  Univerfitätsbau  zu  Helmftedt 
in  Braunfchweig,  und  ift  in  Putz  ausgeführt;  es  finden  fich  nun  die  Zeichen  in  diefem  Mörtelputze 
angebracht  und  find  diefelben  mit  der  Spachtel  forgfältig  modellirt;  alfo  ein  Beweis,  dafs  die  Maurer 
der  Steimnetzzunft  dort  angefchloffen  waren  und  fich  durch  die  Sorgfalt  des  Zeichenfchlagens  felbfl 
im  Mörtelmateriale  auf  diefen  Anfchlufs  an  den  Bund  der  Steinmetze  offenbar  fehr  viel  zu  Gute 
thaten.    Die  Technik  unterftützt  alfo  liier   die  Hiftorie,  (hirch  welche   wir  wiffen.  tiafs  insbefondere 


Studien  über  Steinmetz-Zeichen.  113 

zu  Wien  (confr.  Honn;i)r)  uinl  im  Magdeburger  Gaue   (confr.   Janncr  u.   Gurlitt)   diefe  Verbindung 
fchon  zur  Zeit  der  iiothik  beßand. 

5.  Das  Vorkommen  der  Zeichen. 

Wir  müficn  das  Vorlcommcn  der  Zeiciicn  in  fünferlei  Richtung  betracliten. 

A.  In  Bezug  auf  Länder.  Die  Forfcliungen  in  den  letzten  zwei  Jahrzehnten  haben  dargethan, 
dals  tue  Steinmetz-Zeichen  in  allen  Ländern  ehemaliger  und  gegenwärtiger  Cullur  vorkommen;  und 
es  ift  die  Thatfache  zu  verzeichnen,  dafs  jede  neue  archäologifche  Reife  in  die  alten  Culturländer 
Beweife  heim  bringt,  dafs  die  Sitte  der  Bauleute:  Zeichen  in  ihre  Werke  einzumeifseln,  thatfächlich 
eine  uralte  ift.  Es  wäre  nur  anzuregen,  dafs  diefe  alten  Zeichen,  welche  oft  nur  zu  ilüchtig  in  Let- 
tern  wiedergegeben  werden,  überall  ganz  genau  copirt  und  dargeftellt  würden. 

B.  In  Bezug  auf  geographi/che  Dißrific.  Wir  fimlen,  dafs  die  Zeichen  in  dem  ehemaligen 
römifch- deutfchen  Reiche  zwei  Erfcheinungen  im  Vorkommen  bieten:  a)  diejenige,  dafs  vier 
Gruppen  verfchiedenartiger  geometrifcher  Conftru6lion  auftreten,  mit  denen  wir  uns  weiter  unten 
zu  befchäftigen  haben  werden;  und  l))  dafs  die  Zeichen  in  einzelnen  geographifchen  Diftriften 
häufiger  find,  als  in  anderen.  In  letzterer  Hinficht  ill  namentlich  hervorzuheben,  dafs  am  Rheine, 
an  der  Donau,  am  Maine  und  in  der  Pfalz,  dann  mitten  in  Schwaben,  in  einzelnen  Theilen  von 
Bayern,  ferner  in  Böhmen,  Mähren  und  Sachfen,  kunftgefchichtliche  Bezirke  auftreten,  in  denen 
die  Zeichen  weit  häufiger,  als  in  andern  find;  dafs  alfo  eine  Gleichmäfsigkeit  in  der  geographifchen 
Verbreitung  nirgend  exiftirt,  woraus  gefchloffen  werden  mufs,  dafs  die  Sitte  Zeichen  zu  fchlagen 
in  einzelnen  Gauen  viclir  cultivirt  wurde  als  in  anderen,  beftimmte  Gaue  alfo  in  ilieser  I  linfichl 
fpecififchbeleuchtetfind.  Bemerkt  mul's  hieraberauch  werden,  dafs  die  Sitte  Zeichen  zu  machen  an  den 
Rohbau  in  „Stein"  mehr  oder  minder  geknüpft  ift.  Wir  finden  defshalb  im  grofsen  Ganzen  in  der 
norddeutfchen  Tiefebene  das  Zeichenwefen  feiten  vertreten,  obfchon  auch  hier  wieder  merkwürdige 
Gegenfätze  vorkommen.  So  finci,  wie  fchon  bemerkt,  in  Sachfen-Altenburg  die  Zeichen  im  Mörtel- 
putze eingedrückt ;  aber  es  find  auch  gleichzeitig  in  Sachfen-Altenburg  am  alten  Barbaroffa-Baue 
(den  „beiden  Spitzen"),  der  ein  Ziegelrohbau  ift,  hin  und  wider  romanifche  Zeichen  in  die  Ziegel 
eingehauen  und  in  der  Stadt  an  Fenfterfimfen  etc.  Zeichen  angebracht;  in  Lübek  und  Danzig 
fehlen  dag-eofen  bei  trleichem  Verhältniffe  der  Baumaterialien  Zeichen,  fowol  an  Ziegreln  wie  an 
Steingewänden. 

C.  In  Bezug  auf  Städte  und  Burgen.  Manche  Städte  find  übcrfäet  mit  Zeichen,  obenan  das 
alte,  ehrwürdige  Nürnbero-. 

In  manchen  Städten  find  es  nur  vereinzelte  Bauten,  welche  Zeichen  tragen,  z.  B.  Prag.  In 
manchen  Städten  finden  wir  gar  keine  Zeichen,  auch  nicht  an  folchen  Bauwerken,  welche  kunft- 
gefchichtlich  hohen  Werth  tragen  und  welche  gleichzeitig  find  mit  Werken  und  anderen  Städten, 
während  gleichzeitige  Werke  dort  mit  Zeichen  verfehen  find;  z.  B.  Lübeck  untl  Danzig  contra  Ham- 
burg und  Dresden. 

Ebenfo  ift  gar  keine  Gleichmäfsigkeit  in  der  Verbreitung  der  Zeichen  an  Burgen  und 
Häufern  vorhandtMi,  und  übt  die  Clafficität  der  betreffenden  Burg  oder  des  betreffenden  Haufes  als 
Kunft  Obje6l  gar  keinen  Einllufsaus:  fo  z.  B.  find  die  berühmte  Ma.xburg  in  der  Pfalz  und  Geln- 
haufen  bei  Frankfurt  übcrfäet  mit  Zeichen,  während  die  kunftgefchichtliche  Schwefter  von  Geinhaufen: 
der  Barbaroffa-Bau  in  Eger  keine  Zeichen  hat,  an  der  hochberühmten  Marienburg  in  Preufsen  habe 
ich  trotz  forgfältigften  Suchens  keine  Zeichen  finden  können. 

Man  darf  alfo  fchliefsen,  dafs  fowohl  zuandernde  Bavi-Corporationen  die  Sitte  theils  gepflogen 
theils  nicht  gepflogen  haben,  dafs  he.\  ßabilen  Corporationen  diefs  aber  ebenfalls  der  P'all  war. 


114  Franz  R^iha. 

D.  In  Betreff  des  Knnß  Objcclcs.  a)  Beziiff/ic/i  des  Sly/es. 

Manche  Bauwerke  gleichen  Styles  und  gleicher  kunrtgefchichtlicher  Bedeutung  befitzen 
Zeichen,  manche  keine.  Bezüglich  diefer  Thatfache  haben  wir  folgende  Details  anzugeben. 

a.  Zeichen  an  den  antiken  Bauwerken  find,  foweit  bis  jetzt  darauf  geachtet  wurdi-,  nicht 
häufig  und  an  den  griechifchen  weit  feltener,  als  an  den  römifchen;  dabei  gilt  von  beiden  Hau- 
Epochen  bis  jetzt  die  Erfcheinung,  dafs  an  den  Werken  hervorragender  Kunft  Zeichen  eine  grofse 
Seltenheit  find  und  dafs  griechifche  und  römifche  Steinmetz-Zeichen  meiftens  nur  an  den  Profan- 
Bauten  niederer  Qualität  gefunden  werden,  vornehmlich  an  den  Mauern.  So  befitzt  das  Coloffeum 
zu  Rom,  trotzdem  ich  es  forgfältig  abgefucht  habe,  keine  Zeichen,  ebenfo  auch  nicht  das  Forum, 
die  Thermen,  die  Thore  und  Brücken  zu  Rom;  auch  an  den  claffifchen  Werken  zu  Pola  finden  fich 
keine  Zeichen.  Dagegen  wurden  Zeichen  gefunden  auf  Samothrakc,  untl  (hier  zahlreich)  an  dem 
Palafte  des  Diocletian  zu  Spalato,  dann  an  den  Mauern  zu  llios,  Pompeji  und  zu  Rom.  Die  Porta- 
Nigra  zu  Trier  hat  auch  Signaturen,  aber  keine  Steinmetz-Zeichen ;  diefe  Trier'fchen  Marken  find 
Initialen  und  Namenkürzungen  und,  meines  Wiffens,  ein  einzig  daftehender,  hochgradig  unter- 
fuchunsjswürdisjer  Fall,  der  zu  Nachforfchuno-en  im  alten  Gallien  auffordert  und  unwillkürlich  an  eine 
Wandertruppe  mahnt,  welche  dicfe  Sitte  Special-Marken  zu  machen  gepflogen  hat. 

[3.  An  romanifche7i  Profan-  und  Kirchenbauten  habe  ich  folgende  Wahrnehmung  gemacht. 
An  IJauten,  welche  gefchichtlich  crwiefen  von  Mönchen  (als  Werksleuten)  errichtet  wurden,  iiahe 
ich  nirgends  Zeichen  gefunden;  Limburg  bei  Speyer  gibt  in  feinem  romanifchen  Bautheile  hictiir 
eben  einen  folchen  Bew^eis,  wie  der  Dom  zu  Aachen,  dann  die  alte  Vor-Capelle  zu  Lorfch  bei  Worms, 
wie  auch  die  fchüne  romanifche  Kirche  zu  Innichen  bei  Toblach  im  Pufterthale  in  Tyrol.  An  romani- 
fchen Kirchenbauten,  welche  aber  nachweislich  durch  Laienbauleute  (wenn  auch  unter  einem 
mönchifchen  Meifter)  ausgeführt  wurden,  wie  z.  B.  die  durch  die  eingewanderten  irifchen  Mönche 
erbaute  Schottenkirche  zu  Regensburg,  finden  fich  Zeichen  vor.  Im  Allgemeinen  mufs  ich  die  auf 
ausgedehnte  Beobachtung  fich  ftützende  Wahrnehmung  verzeichnen,  dafs  romanifche  Mönchsbauten 
keine  Zeichen,  nur  romanifche  Laienbauten  Zeichen  tragen:  mit  anderen  Worten,  o.?,  find  die 
Steinmetz- Zeichen  an  i'omani/chcn  Bauten  ein  Beweis  für  die  Anzufenheit  einer  ivcltlichen  Hütte. 
Wir  können  alfo  bei  bekanntein  Alter  des  Bauwerkes  annähernd  die  Zeit  ermitteln,  wann  die  Bau- 
hütten im  ehemaligen  detctfchejt  Reiche  wcltlicJi  wurden.  Diefe  Zeit  ift  der  Ausgang  der  romanifchen 
Periode;  ^\&  flinwit  alfo  mit  der  traditionellen  Zeit  des  Aufkommens  der  dcutfchcn  Hultc. 

-(.  An  Bauten  des  fogenannten  Ucbergangs-Styles  finden  fich  zahlreiche  Zeichen;  es  erfcheint 
alfo  das  IVachfcn  der  Hütte  fofort  nach  dem  Aufgeben  der  klöfterlichen  Bauarbeit. 

0.  Mit  dem.  Ajiftretcn  der  Gothik  tmd  mit  deren  Entfaltung  wäc/iß  das  Zeichcmucfen 
ungemein ;  alfo  auch  das  Wefen  der  Hütte.  Aber  trotz  diefer  Verbreitung  des  Zeichenwefens 
herrfcht  darin  keine  flabile  Regel  der  Anwendung.  Wir  finden  nämlich  gothifche  Bauten  aus  gleicher 
oder  wenigftens  nahezu  gleicher  Zeit,  an  denen  zahlreiche  Zeichen  vorhanden  find,  refpe(!:l;ive 
Zeichen  völlig  fehlen.  So  hat  z.  B.  der  Dom  zu  St.  Veit  in  Prag  Zeichen,  während  die  wunderbar 
fchöne  Schlofs-Capelle  auf  dem  Berge  Böfig  in  Böhmen,  eines  der  reftaurationswürdigften  Baudcmk- 
male  in  diefem  Lande,  keine  Zeichen  befitzt.  Mit  der  Spät-Gothik  finkt  das  Zeichenwefen  merklich; 
die  Hütte  wurde  altersfchwach. 

£.  In  Bezug  auf  die  edle  Rcnaiffance  mufs  l)emcrkt  werden,  dafs  das  Zeichenwefen  in  ihr 
fehr  zurückti-itt ;  die  deutfche  Hütte  beweift  alfo  auch  damit  ihr  Abflerben.  Aus  den  beiden 
Umfländen,  dafs  an  Werken  der  Renaiffance  in  Italien,  fo  weit  wir  uns  bis  jetzt  trotz  forgfältigen 
Suchens  überzeugen  konnten,  fehr  wenige  Zeichen  gefunden  werden;  und  dafs  die  wenigen 
claffifchen  Renaiffance-Bauten,  welche  in  Oeflerreich  und  1  )eutfchland  vorhanden  find,  nur  an 
einzelnen   Obje6len  (z.   15.  Heidelberger  Schlofs)    Zeich<-n    und    dann     zuiiicill    nur    folche    effecfliv 


Studien  über  Steinmetz-Zeichen. 


"5 


gothifchen  Urfprungs  tragen :  ifl  zu  fchliefsen,  dafs  die  fremden  Bauleute  der  Renaiffance  die  Sitte 
des  Zeichenmachens  nicht  kannten  oder  nicht  übten,  und  die  deutfchen  Steinmctze  fie  angefichts 
des  Ghmzes  der  neuen  Kunftblüthe  fallen  zu  laffen  begannen. 

C.  In  der  Zeit  der  Spät-Rcnaijjancc,  des  Jefuiten-Slylcs,  des  Rucoco  und  des  Zopfes  wird 
das  Zeichenwefen  immer  fparfamer  und  immer  ifolirter.  Wir  finden  in  diefer  Zeit  geradezu  nur 
kunflgefchichtliche  Infein,  in  denen  das  Zeichenwefen  weiter  gepflogen  wurde.  So  hat  Prag,  Danzig, 
Lübek  untl  Nürnberg  für  diefe  Kunfl-Kpoche  gar  keine  Zeichen,  Regensburg  nur  vereinzelte, 
das-egen  Stuttgart,  und  insbefondere  Dresden  und  die  fächfifchen  Lande  häufitre  Zeichen.  Daraus 
ergibt  fich  die  Bedeutung  von  Dresden  als  Haupthüttc,  und  die  Wichtigkeit  ihres  Hereinragens 
bis  in  unfer  Jahrhundert. 

■\.  Die  Zeichen  der  Gegemvart  find,  wie  fchon  bemerkt,  ungemein  feiten;  fie  mifchen  fich 
mit  den  in  der  Gegenwart  reftaurirten  alten,  alfo  als  neu  erfcheinenden  Zeichen  einerfeits,  und  mit 
cffeBiven  Willkür-Zeichen  anderfei ts ;  die  Tradition  felbfl  i(\  im  Erlöfchen  begriffen  uml  die 
Gewohnheit  Zeichen  zu  machen  tritt  nur  zu  oft  als  Liebhaberei  an  Stelle  des  einfligen  Bundes- 
gedankens. Aber  die  echten  Zeichen  werden  noch  gemacht,  und  zwar  namentlich  im  Sächfifchen 
und  nur  fporadifch  in  den  Centren  der  alten  ehrwürdigen  Haupthütten;  fo  z.  B.  zu  Wien. 

b)  Bezüglich  der  örtlichen  Stelle  am  Bauwerke.  Wir  finden  die  Zeichen  an  allen  Stellen 
des  betreffenden  Bauwerkes  angebracht,  auch  an  folchen,  welche  nur  durch  Gerüfle  erreichbar 
find.  Ein  Gefetz  exiftirt  alfo  in  Bezug  auf  die  Wahl  der  Stelle  an  dem  Bauwerke  nicht,  und  nur  im 
allgemeinen  kann  angeführt  w-erden,  dafs  die  wichtigflen  Conftruftions-Stellen  und  die  fchwierigflen 
der  Ausführung  die  beliebteften  find;  fo  z.  B.  die  Eingangs-Fagaden ;  die  Umgebungen  der  Thüren 
und  Fenfter,  die  Kirchenpfeiler,  befonders  aber  der  Chor.  Am  ficherften  find  die  Zeichen  zu  finden: 
an  den  Fenfterpfoflen ,  an  den  Wölberippen,  befonders  denen  des  Chores,  an  den  Schlufsfteinen, 
an  den  Pfeilern  und  an  den  Capitälen.  All  diefes  ftimmt  wohl  auch  mit  der  Thatfache,  dafs  diefe 
Bautheile  die  technifch  wichtigften  und  die  fchwierigflen  des  Baues  find,  welche  nur  den  tüchtigften 
Gefeilen  anvertraut  werden  konnten,  und  dafs  alfo  zumeift  nur  diefe  dem  Hüttenbunde  angehört 
zu  haben  fcheinen,  während  die  Ausführung  der  eigentlichen  flachen  Mauern  den  fogenannten 
„Steinhauern"  und  den  „Maurern"  überlaffen  wurde.  Wo  diefe  flachen  Mauern  auch  Zeichen  tragen, 
iß  zu  verinuthen,  dafs  auch  die  Stcinhaiicr  und  die  intelligenten  Majirer  bereits  der  Steinmetz- 
Brudeifchaft  angehört  haben.  Endlich  ifl;  als  hieher  gehörig  noch  zu  bemerken,  dafs  die  Zeichen 
unter  einander  nicht  regelmäfsig  vertheilt  find;  fie  find  im  allgemeinen  ganz  willkürlich  und  ohne  alle 
Symmetrie  angebracht,  und  nur  eine  einzige  Ausnahme  habe  ich  in  diefer  Richtung  bis  jetzt 
gefunden,  nämlich  die  Zeichen  an  einigen  Pfeüern  der  St.  Lorenz -Kirche  in  Nürnberg;  dort  find 
an  mehreren  Pfeilern,  und  zwar  der,  dem  Altare  zugewendeten  Seite  derfelben  die  Zeichen  perpen- 
dicnlär  über  einander  angebracht  und  ifl  diefe  principielle,  handwerksgerechte  Symmetrie  unver- 
kennbar. 

E.  In  Betreff  befonderer  Einzeln-ObjeHe.    In    diefer   Richtung  haben    wir   befonders    vier 

Objefts-Gattungen  zu  nennen,  welche   eine  hervorragende  Pofition  flir  die  Anln'ingung  von  Stein- 
metz-Zeichen ofeboten  haben. 

a)  Die  hervorragendflen  gothifchen  Dome.  Es  geht  die  Hütten-Tradition,  dafs  kein  Gefeile 
zum  Meifter  ernannt  wurde,  wenn  er  nicht  zuvor  an  dreiBamverkcn  gearbeitet  d.  h.  die  im  Rituale 
ausgeprägten,  fchon  oben  behandelten  drei  Reifen  gemacht  hatte.  Dafs  der  Gefelle  überhaupt 
wandern  mufste,  ifl;  im  Steinmetz-Handwerke,  wie  oben  fchon  aus  der  „Ordnung"  nachgewiefen 
wurde,  ebenfo  Thatfache  gewefen,  wie  in  jeder  andern  mittelalterlichen  Gilde.  Es  bildete  fogar 
der  Wandergefelle,  oder  wie  er  in  der  Hüttenfprache  heifst:  „der  Wandelgefelle",  eine  eigene 
Hütten-Specialität,  welche,  wie  erwähnt,  fchon  in  den  Hüttenordnungen  behandelt  ifl. 

VII.  N.  F.  '^ 


ii6  Franz  Rziha. 

Hiernach  ift  es  ganz  erklärlich,  «''^A  ctie  bernJimteflen  Dorne  die  Zielpunkte  der  Gefeilen 
waren.  Wir  finden  defshalb  zur  Zeit  der  Blüthe  der  deutfchen  Bauhütte,  alfo  zur  Zeit  der  Erbauung 
der  bedeutfamrten,  gothifchen  Dome  gerade  die/e  Bauwerke  mit  Zeichen  aller  Art,  und  oanz 
diver/en  Charakters,  überfät;  Blicke  auf  die  Dome  zu  Regensburg,  Prag  und  Wien  zeigen  dies 
ganz  befonders.  Aus  technifchen  Gründen  ift  hieraus  die  Thatfache  herzuleiten,  dafs  es  Seitens 
der  Wandelgefellen  Sitte  gewefen  fein  mufste,  an  folchen  Domen  ihr  Zeichen  auch  an  Steinen 
einzuhauen,  welche  fie  perfönlich  nicht  bearbeitet  haben.  Wir  \\\-\<\itn  nämlich  dicht  nebeneinander 
Zeichen  von  diverfem  Charakter  (alfo  diverfe  Baufchulen  verrathend)  und  an  Maticriocrksßcllcn,  an 
denen  fo  viele  Arbeiter  auf  einmal  gar  nicht  hätten  hantircn  können. 

b)  Die  Sannnelßeinc.  Es  mufs  Sitte  gewefen  fein,  dafs  die  Wandelgefellen  auf  bellimmten 
Steinen  ihr  Zeichen  (tlüchtig)  einritzten.  Der  Sammelftein  am  Dome  zu  Regensburg  (confr. 
Schuegraf),  vielleicht  auch  die  (uns  perfönlich  unl)ekannte)  Heunenfäule  auf  der  Halberftadter 
Heerftrafse  find  Beweife. 

c)  Die  Grabßeinc.  Es  fcheint  in  fehr  alter  Zeit  Sitte  gewefen  zu  fein,  dafs  die  leid- 
tragenden Gefellen  ihre  Zeichen  auf  die  Grabftcine  der  verflorbenen  Brüder  hin  und  wieder  ein- 
ritzten. Ich  halte  aus  Gründen,  die  erfl  weiter  unten  dargelegt  werden  können,  den  fchon  früher 
erwähnten  fogenannten,  durch  Dire6tor  Profeffor  Lindcnfchmidt  veröffentlichten  Merovinger  Grab- 
ftein,  deffen  Abgufs  im  Germanifchen  Mufeum  fleht,  ebenfo  für  einen  ,Stein  vom  Grabe  eines 
Hüttenbruders,  wie  jenen  Stein,  der  hch  (1879  noch  unkatalogifirtj  im  Mufeum  zu  Neapel  befindet; 
beides  Steine,  welche  die  Archäologie  und  Philologie  zur  Zeit  noch  nicht  fefl  zu  beftimmen  ver- 
mochten. Ebenfo  ifl  auch  der  bereits  erwähnte,  und  wie  es  der  Augrenfchein  lehrt,  aufserordentlich 
fchon  gearbeitete  Stein  Nr.  6690  (Fig.  16)  im  Neapler  Mufeum,  der  nach  Dr.  Kraufc  philolo- 
gifch  noch  nicht  gedeutet  werden  konnte,  nach  meiner  Ueberzeugung  nur  ein  Sammelftein  von 
Brüdern  einer  Hütte  aus  der  Zeit  der  Antike. 

d)  Die  Buckclqnadcr-TJiYirnic.  An  den  mittelaltorlichen  Bergfrieden  Deutfchlands  imd 
Oeflerreichs  (ich  nenne  nur  die  zahlreichen,  diefsfälligen  Thürme  in  der  Pfalz,  dann  jene  zu 
Pottendorf  bei  Wien  und  zu  Brück  a.  d.  Leitha,  fo  wie  den  zu  Zvikov  —  Klingenberg  —  bei  Pifek 

in  Böhmen)  finden  fich  merkwürdig  viele  Zeichen.  Diefe  Zeichen  find  alle  ronianifch  ; 


T 


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die  Tli'urnie  Jiaben  alfo  —  nebenbei  bemerkt  —  zur  romanifdien  Zeit  gebaut  zverdcn 
muffen,  was  ein  thatfächlicher  Beweis  für  die  bisherige,  archäologifche  Annahme 
ift,  dafs  diefe  Thürme  zur  Zeit  der  Kreuzzüge  gebaut  wurden.  Wir  werden  weiter 
unten  auf  diefe  Beweisführung  näher  eingehen,  bemerken  jedoch  fchon  an  diefer 
Stelle,  dafs  der  cxclufive  Charakter  diefer  romanifchen  Zeichen  deutlich  dafür 
fpricht,  dafs  diefe  Thürme  von  einer  Wandertruppe  eigener  Hütte  gebaut  worden 
fein  dürften.  Diefe  Truppe  fcheint  füdländifch  gewefen  zu  fein;  denn  die  romanifchen  Zeichen 
deutfcher  Hütte  haben  insgefammt  anderen,  abweichenden  Charakter.  Solcher  Wandertruppen 
hat  es  zu  allen  Zeiten  für  beftimmte  Bau  Specialitäten  gegeben;  ich  erinnere  nur  an  die  allen 
Comenfer  und  an  unfere  heutigen  Süd-Tyroler-  und  Italiener-Truppen,  welche  bei  allen  Eifenbahn- 
bauten  in  ganz  Europa  zu  finden  find.  Ja  für  die  Thatfache,  dafs  di(;  lü-bauung  diefer  Buckel- 
quader-Bergfrieden eine  mittelalterliche,  gleichfam  privilegirte  Bau-Specialität  war,  dafür  fpricht  auch 
ein  technifcher  Grund.  Es  gleicht  nämlich  ein  jeder  diefer  Thürme  in  Bezug  auf  Dirnenfion, 
technifche  Ausführung  und  angewandte  technifche  Hilfsmittel  (noch  heute  erkennbar  an  den  Kropf- 
löchern für  das  Verfetzen  der  Steine)  fo  zu  fagen  wie  ein  Ei  dem  andern. 

Hiermit  mag:  zuo-leich  erwiefen  fein,  wie  wichtigf  das  Studium  der  Steinmetz-Zeiclien  lilr  die 
Kunftgefchichte  ift:,  denn  die  Auffindung  der  Urfprungsftellc  für  diefe  Zeichen  würde  die  /'ro- 
venienz  diefer  mittelalterlichen  Specialität  in  der  Profan-Baukunft  erweifen. 


Studien  über  Steinmetz-Zeichen. 


117 


6.  Die  .Ic/JnJliriiiiQ-  der  Zeichen. 
Manche  Steinmetz-Zeichen  der  _i;othifchen  und  fpäteren  Zeit  find  adjullirt,  d.  h.  in  Wappen- 
form angeordnet.  Es  ifl  diefs,  wie  fchon  früher  hervorgehoben  wurde,  bis  jetzt  das  alleinige  Kenn- 
zeichen eines  Meißers.  Aber  durchaus  nicht  alle  Meiflerzcichcn  find  in  Schildern  angeordnet, 
und  die  Sitte,  Zeichen  in  Schildern  anzubringen,  beginnt  crR  im  14.  Jahrhundert.  Bei  diefer  Gele- 
genheit mag  bemerkt  werden,  dafs  nach  authentifcJien  Mittheilungen  eines  lebenden  Hütten- 
bruders das  Meiftcrzeichen  durch  feine  Geflaltung  als  folches  nicht  erkennbar  ift;  es  iß  für  die 
mittelalterliche  deutfche  Bauhütte  unrichtig,  wenn  einzelne  Autoren'  die  Meinung  hegen:  dafs  der 
Lehrling  ein  Zeichen  aus  nur  rechtwinkelig  zufanimengefetzten  Linien,  der  Gefelle  ein  folches  aus 
fchiefwinkeligen  Linien;  der  Meifter  ein  folches  mit  Kreislinien;  der  Werkmciller  aber  ein  folches 
erhielt,  in  dem  volle  Kreife  crfcheincn.  Das  Steinmetz-Zeichen  wurde  ehedem  an  den  Betheiligten 
nur  eifwial  vom  „verfammelten  Handwercke"  verliehen,  und  zwar  bei  der  Ledigfpreclning 
zum  Gefeilen;  diefes  Zeichen  behielt  der  Steinmetz  immerdar;  er  durfte  es,  wie  es  in  der  Hütten- 
ordnung ausdrücklich  heifst,  und  wie  wir  bereits  oben  pag.  63  citirten,  nicht  ändern,  es  fei  denn  mit 
Willen  des  ganzen  „Handwerks.^'  Damit  foll  jedoch  nicht  ausgefchloffen  fein,  dafs  die  obige,  bei 
Mothes  angeführte  Sitte  der  Veränderung  der  Zeichen  je  nach  der  Graduirung,  eine  erft  in  der 
Neuzeit  übliche  iß,  wie  denn  überhaupt  nochmals  und  ausdrücklich  bemerkt  werden  mufs,  dafs 
viele,  ja  die  meillen  Zeichen  der  Neuzeit  Affeßions-Zeichen  find,  welche  fich  die  Gefellen  wohl  nach 
generellen  Regeln,  aber  nicht  mehr  nach  jenen  geometrifchen  Principien  wählen,  welche  die  alte, 
echte  und  gerechte  Hüttenfatziing  waren. 

■  Eine  andere  Adjuftirung  der  Zeichen  ift  die,  dafs  fie  in  Verbindung  mit  Büßen  dargeftellt 
erfcheinen.  Es  ift  dies  bei  den  Büften  der  Fall^  welche  auf  der  hohen  Galerie,  dem  Triforium 
des  Domes  zu  St.  Veit  in  Prag-  aufgeftellt  find;  diefelben  ftellen  Regenten,  Regentinen,  Bifchöfe, 
Dombau-Direftoren  und  Dombaumeifter  vor,  u.  A,  auch  die  Meifter  Mathias  von  Arras  und  Peter 
Arier  von  Gmünd  (confr.  Taf  11,  Fig.  168);  alle  diefe  Büften  tragen  Jhnjlfchilder,  in  denen,  oder 
durch  welche  überhaupt  Zeichen  dargeßelli  find.  Weil  die  Zeichen  des  Mathias  und  des  Peter 
Steinmetz-Zeichen  find  und  alle  anderen  Büften  ähnliche  Marken  tragen,  fo  kann  gefchloffen 
werden,  dafs  diefe  Laien  durchwegs  „Liebhaber  des  Handwerks"  oder  Hütten-Patrone,  refpetlive 
Patroneffen,  waren  und  dafs  ihnen  Zeichen  in  Medaillonform  verliehen  wurden.  PLs  find  diefe 
Prager  Büften  defshalb  kunjlgefchichtlich  felir  wichtig  und  fie  erinnern  ncbßbci  an  die  noch  heute 
unter  den  Freimaurern  übliche  Sitte,  dafs  diefelben  (oder  nur  die  Ciraduirtenr)  bei  ihrer  „Arbeit" 
eben  folche  Schilder  umhängen. 

7.    Die  Steinmetz-Zeichen  find  l'orbilder  für  die  Marken. 

Wir  hatten  bereits  Gelegenheit  anzudeuten,  dafs  die  Steinmetz -Zeichen  die  Vorbilder 
für  die  Zeichen  der  Goldfchmiede,  der  Maler,  der  Bildhauer,  Holzfchnitzer,  kurz  ftir  die  Mitglieder 
diverfer  Gilden  und  Zünfte  des  Mittelalters  gewefen  find;  defsgleichen  auch  Vorbilder  für 
Familienmarken  und  Hausmarken  des  Mittelalters  waren.  Es  läfst  fich  diefe  Behauptung  nicht 
nur  culturgefchichtlich  erläutern,  fondern  defshalb  geradezu  aufftellen,  weil  eine  Menge  folcher 
Marken  den  Steinmetz-Zeichen  derartig  ähnlich  fehen,  dafs  fie  ehedem  für  folche  gehalten  wurden. 
Aber  diefe  Marken  entbehren  des  echten  geometrifchen  Grundes,  des  gerechten  Steinmetzgrundes 
der  Hütte. 

'    Dr.  O.  Molhcs,  lUuftr.  Baulexikon  III.  Band  (i8()S)  pag.  367. 

■-•  Dr.  LegisGiückfelig,  Der  I'ragcr  Dom  zu  St.  Veit,  B.aj;  1S5S;  Dr.  A.  Ambras,  Der  Dom  7U  Prag.  Prag  1S5S;  Prof.  B.  Gruiber 
die  Kathedrale  de?  h.  Veit  zu  Prag,  Prag  1S70. 


DIE  PLUVIALE-ACRAFFEN  DES  TOISON-MESS-ORNATES. 

Von  E.  Fkeih.  v.  Sacken. 

\'.R  mit  der  reichflen  Stickerei  bedeckte  Mefs-Ornat  des  Ordens  vom  goldenen  Vliefse, 
bellehend  aus  der  Cafula,  drei  Chorkappen  (Vespermänteln)  und  zwei  Leviten-Kleidern 
ifl:  ein  clief  d'oeuvre  der  Kund  flickerei;  was  Vollftändij^dceit,  Koflbarkeit  des  aufgewen- 
deten Materiales,  Reichthum  und  künlllerifche  Vollendung  des  figuralcn  Schmuckes  (es  find 
248  Figuren)  und  Vollendung  der  Technik  anbelangt,  dürfte  er  kaum  feines  Gleichen  haben."  In 
dem  Inventare  des  Toifon-Ordensfchatzes,  welches  über  Auftrag  des  Minifters  der  Kaiferin  Maria 
Therefia,  Grafen  Cobenzl  in  den  Jahren  1759  und  1760  aufgenommen  wurzle  untl  in  doppelter 
äufserfl  fauber  gefchriebener  Ausfertigung  in  je  zwei  Folio-Bänden  in  der  Kanzlei  des  Ordens 
verwahrt  wird,  find  diefe  Gewänder  folgendermafsen  befchricben:  „Art.  12)  Trois  chappes,  une 
chasuble,  une  tunique  et  une  dalmatique,  dont  le  fond  est  de  velours  carmoisin,  ornements  tres 
precieux  travailles  ä  l'eguille  en  soie  et  en  or,  charges  sur  toute  leur  etendue  de  grand  nombre  de 
figures  tres  bien  executees  et  au  surplus  garnis  et  ornes  partout  d'une  fort  grande  quantite  de 
perles,  sur  le  chaperon  de  l'une  de  ces  trois  chappes  est  l'image  de  Notre  Sauveur,  sur  lautre 
l'image  de  la  Ste.  Vierge  et  sur  la  troisieme  l'image  de  St.  Jean  Baptiste." 

Unter  Poll  14  ift  die  Befchreibung  der  beiden  prachtvollen,  in  derfelben  Technik  ausge- 
führten Antipendien  gegeben.  Dabei  findet  fich  die  Bemerkung:  „Les  trois  chappes,  la  chasuble, 
la  tunique  et  la  dalmatique  annoncees  a  l'art  12  de  meme  que  les  deux  Paremens  d'autel  sont  rap 
portees  dans  le  plus  ancien  Inventaire,  qu'on  ait  trouve,  c'est  ä  dire  dans  celui  de  1477."  Aus 
diefer  Angabe  erhellt,  dafs  der  Ornat  47  Jahre  nach  der  Gründung  des  Ordens  zu  den  Schätzen 
desfelben  gehörte.  Die  Frage,  ob  er  fchon  bei  der  Gründung  felbfl  fpeciell  für  die  Ordensfeierlich- 
keiten gefertigt  wurde,  oder  erft  fpäter,  ift  freilich  tladurch  nicht  gelöll.  Möglich,  dafs  die  noch 
vorhandenen  Gewänder  diejenigen  find,  welche  das  achte  Capitcl  zu  Mons  i.  J.  1451  für  die  Ordens- 
Capclle  zu  Dijon  anfertigen  zu  laffen  befchlofs."  Nach  der  Lostrennung  der  Niederlande  von 
Oefterreich  gelangten  die  koftbarcn  Gewänder  mit  den  übrigen  Toifon-Ordens-Gegen- 
ftänden    nach  Wien,  kamen  dann  in  die  kaiferliche  Schatzkammer,  1872  in  die  Ambrafer  Sammlung. 

In  dem  erwähnten  Inventare  finden  fich  unter  Port  13  aufgeführt:  „3  agraffes  ou  fermails 
d'argent  dord  armoriees  des  armes  de  Roi  Don  Philippe  I.,  servant  pour  les  3  chappes  et  pesant 
avec  leurs  chevilles  sans  leurs  attaches  7  marcs  et  7  onces."  Auch  diefe -Agraffen  oder  Monilia 
find  vorhanden  und  werden  hier  im  Nachhany-e  zu  meiner  kurzen  Befchreibung  des  Mefs-Ornates 
im  in.  Bande  der  Mittheilungen  (S.  113)  befchrieben. 

Alle  drei  Pluviale-Schliefsen,  aus  vergoldetem  Silber  gefertigt,  find  ganz  gleich  (Fig.  i).  Sie  halben 
die  im  15.  Jahrlumdert  für  grofse  Gewandfchlicfsen  nicht  ungewöhnliche  Form,  aus  Päfsen  oder 

'   Die  burgundifchen  Geivänder  der  k.  k.  Sch.itzkammer.  MefsOrnal  für  den  goldenen  VliefsOrden.   12  Plmlogr.ipliicn  milTexl, 
herausgegeben  vom  k.  k   öfierrcich.  Mufeun)  für  Kund  und  Induflrio,  Wien  1864. 
-  Rtifffnherg,   Histoire  de  l'ordre  de  la  Toison  d'or,  p.  34. 


Die  Pluviale-Agrai-fen  des  Toisox-Messornates. 


119 


Kreis-Segmenten  conftruirt,  oben  und  unten  zugefpitzt.  Die  Höhe  einer  jeden  beträgt  19,  die  Breite 
15  Cm.  In  der  Mitte  befindet  fich  ein  Wappenfchild,  4  Cm.  hoch,  3'5  Cm.  breit,  von  der  einfachen, 
im  15.  und  16.  Jahrhundert  beHebten  Form,  unten  abgerundet  (fogenannter  halbrunder  Schild), 
bedeckt  von  dem  grofsen,  5  Cm.  breiten  Herzogshut.  Der  quadrirte  mit  Herzfchild  verfehene 
Schild  zeigt  folgende  Wappen  in  ihren  Farben,  die  aus  leuchtendem  Email  beliehen:  In  1  den 
hlbernen  Balken  in  Roth  (fogenannten  Bindenfchild)  des  Erzherzogthums  Oefterreich,  in  2  das 
Wappen  der  neuen  Herzoge  von  Burgund,  das  mit  goldenen  Lilien  befäete  blaue  Feld  mit  roth 
und  ülbern  geflickter  Bordüre,  welches  bekanntlich  von  den  franzöfifchen  Fiirflen  als  Herzogen 
von  Burgund  dem  alten  W^appen  hinzugefügt  wurde,  in  3  das  altburgundifche  Wappen,  den  von 
Gold  und  Blau  fünfmal  fchräggetheilten  Schild,  in  4  den  goldenen  Löwen  in  Schwarz  von  Brabant; 
der  Herzfchild  hat  in  Gold  den  fchwarzen  Löwen  von  Flandern.  Um  den  Schild  hängt  die  Kette 
des  Toifon-Ordens  mit  verfchlungenen  Feuerftählen;  von  den  Steinen  fprühen  roth  emaillirte 
Funken  an  den  Schild;  daran  das  fchön  gearbeitete  Vliefs. 


Fig. 


Der  Herzogshut  hat  eine  purpurne  Mütze  mit  Spangen,  der  Hermelinbefatz  ift  durch  weifses 
geriffeltes  Silber  angedeutet,  darauf  heben  erhoben  cifelirte  Schwänzchen,  die  Spitzen  des  Stulpes 
find  mit  vergroldeten  Stäben  einsrefafst;  der  von  vorn  nach  rückwärts  laufende  Bogen  ift  mit  fechs 
Krappen  gothifchen  Styles  befetzt,  auf  der  Spitze  der  Reichsapfel. 

Als  Wappenhälter  fungiren  zwei  prachtvoll  gearbeitete  Löwen  aus  vergoldetem  Silber, 
mit  eingefchlagenen  Schweifen,  jeder  85  Cm.  hoch,  die  Köpfe  mit  reichen  Mähnen  und  die  Füfse 
faft  vollrund  gearbeitet,  die  Leiber  zur  Hälfte  plaftifch  vortretend,  der  eine  erfcheint  ganz  im  Profil, 
der  andere  hat  den  Kopf  etwas  dem  Befchauer  zugewendet.  Sie  zeigen  ein  glückliches  Gemifch 
von  lebensvollem  Realismus  und  heraldifcher  Stylifirung,  find  vortrefflich  und  forgfältig  durch- 
geführt, von  grofser  Wirkung. 

18 


VU.  N   F. 


I20  E.  V.  Sacken.  Die  Pllviale-Agraffen  des  Toisox-Messornate?. 

Die  Umrahmung  des  ganzen  Wappenbildes  befteht  aus  einer  gewundenen  Schnur  auf 
einer  im  Tremolir-Stich  verzierten  Leifte,  beiderfeits  Hohlkehlen,  im  Innern  noch  ein  eeftrichelter 
Wulft.  Auf  der  Rückfeite  der  fchweren  Agraffen  befinden  fich  die  aufgelötheten  Charniere,  durch 
welche  nebft  den  correfpondirenden  Stücken  an  den  Gewändern  die  Schliefsbolzen  gefchoben 
wurden. 

Das  auf  den  Agraffen  dargertellte  Wappen  führte  nur  Maximilian's  Sohn  Philipp  I.  als 
vierter  Souverain  des  Ordens  bis  zum  Jahre  1504.  Maximilian,  der  nur  in  X'ertretung  feiner 
Gemahlin  Maria  von  Burgund  Chef  des  Ordens  war  und  nur  zwei  Capitel,  das  13.  des  Ordens  1478 
und  das  14.  1481  hielt,  führte,  bevor  er  römifcher  König  war,  ein  Wappen,  in  dem  auch  Alt-Oefter- 
reich,  Steiermark,  Kärnten,  Krain,  Tyrol  und  Limburg  erfcheinen.  Als  Philipp  im  Jahre  1504  König 
von  Caftilien  wurde,  fugte  erCaftilien,  Leon,  Aragonien  und  Sicilien  dem  Wappen  hinzu.'  Sein  erftes 
Capitel,  das  15.  des  Ordens,  hielt  er  zu  Mecheln  den  24.  Mai  1491;  Tags  vorher  wurde  das  Ordens- 
fefl:,  das  23.,  in  der  Kirche  St.  Rombaat  durch  ein  folennes  Hochamt  gefeiert.  In  diefe  Zeit  oder 
wenige  Jahre  fpäter  mufs  die  Anfertigung  der  Agraffen  fallen.  Ohne  Zweifel  waren  bei  den  Vesper- 
mänteln ältere  Schliefsen  vorhanden,  denn  diefe  hätten  fonfi:  nicht  gebraucht  werden  können.  Was 
mit  ihnen  gefchah  und  warum  fie  durch  neue  erfetzt  wurden,  vermag  ich  nicht  anzugeben;  fie 
mögen  wohl  fchön  gewefen  fein,  aber  auch  die  neuen  in  Gold  und  Farbe  leuchtenden  Monilia 
trugren  nicht  weniy  zur  blendenden  Pracht  der  Kircheno-ewänder  des  Vliefs-Ordens  bei. 

'  Reiffenbtrg  a.  a.  O.  530,  534.  Auch  nach  dem  mit  fchönen  Miniaturen  ausgeftatteten  handfchriftüchen:  Livre  de  l'ordre  de  la 
Toison  d'or,  das  von  der  Gründung  des  Ordens  bis  zum  23.  und  letzten  Capitel  im  Jahre  1559  reicht. 


Golhische  Hülten-Zeichen  am  Sl.  SlefänsDome  mWieii. 


8. 

10. 

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12. 

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JVleislerzeiciieri  des  Erbauers  der  Kanzel 

in  einem  Scliliissel  aus  dem  Gaue  der 

HauplhuttevonCöln. 


13 


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14. 


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11. 


15 


Golhische  Hüllen -Zeichen  am  Sl.  Sleians-Dome  inWien. 


16 


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Gülhische  Hütten-Zeichen  am  St.  Stefans -Dome  in  Wien . 


Golhische  Üüllen-Zeichen  am  Sl.Slefans-Dome  in  Wien. 


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Goihische  liüllen-Zeichen  am  St.Slefans-üome  inWien. 


J  Ah  ö. 


öolhjsche  Hulten-Zeichenam  St.  Stefans -Dome  in  Wien. 


100 


96. 


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97. 


99. 


Hütten -Zeichen  des  ^^^^;^^^  Wiener  Domtiaumeisters 
Friedrich  Schmidt 
Im  Schlüssel  derHaupthütie  von  Coln. 

Oothische  Hiitten-Zelchenan  derLiebfrauenkirche  zu  Wiener-Neustadt , 


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101. 


102. 


103. 


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104. 


i05. 

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107 

108. 


Qothische  Hütten-Zeichen  an  der  Kirche,,  am  Hof  in  Wien. 
109.  110.  111. 


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112. 


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Golhische  Hullen-Zeichen  an  derMmonlenkirche  mWien, 


113, 


114. 


115. 


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Goihische  Hiitlen-Zeichen  an  der  Kirche  „Maria  S Hegen"  jnWien. 


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öothische  Hütten -Zeichen  an  der  Kirche  „Maria  Sueben' m  Wien. 


153. 


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r-^-           155 

(Maria  Stiegen),  Goth.Hüllen-Zeichen  am  Portale  (1473)  der  Pfarrkirche  in  Altmünsler  b.Gmunden. 


öothische  Hütlen-Zeichen  an  der  Pfarrkirche  zu  Aussee  (1498). 


Goth.HütterL-Zeichen  am  Pönale  (15,61)  des  Moserhauses  zu  Hofgaslein. 

165.  — k-    ,,  166.  .^--^  167. 


Goih  Hütten-Zeichen  auf  einem  Bauplane  in  der  k.k. Akademie  der  bld.  Künste 

169  /--7r\~-~--^         ^7°  ^--Z^fr-^-^        171- 


Oolhische  Hütten -Zeichen  an  der  Pfarrkirche  zu  Perchtholdsdorf  b  Wien. 


Golhische  Hütten-Zeichen  an  der  Si.Barharakirche  zu  Kuttenberg  in  Böhmen. 

185-  186  ...-"-TV--^  187. 


Goihische  Hüüen-Zeichenm  Prag. 

Dom  zu  Si. Veit,' 


mr.  iL. 


Golhische  Hütten-Zeichen  in  Prag. 
DomzuSj.Veit. 


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210. 


211- 


212. 


213. 


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234. 


238. 


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Kais.Burg. 


248. 


öoihische  Hülten-Zeichen  m  Prag. 
Teynkirche. 


231, 


232 


233. 


235. 


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0mftdesSlAäalbeiia396). 


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Raihhaus. 


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öolhische  Hülten-Zeichenin  Prag, 
Brunswick- Säule  an  der  Karlsbrücke. 


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Karlsbrücke,,  älieste  Tfieile, 

255. 


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Karlsbrücke;Reslaurationen. 


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274. 


öolhische  Hütten-Zeichen  m  Prag. 

Pulverlhurm  und  sein  Äeisler. 


271 


275. 


272. 


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278. 


Kleinseit'ner  Brücken  thurm. 
279. 


280. 


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282. 


263. 


284 


285. 


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286. 


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Altslädter  Brückenihurm. 

287 


288. 


289. 


Goiliische  Hülten-Zeichen  an  derPfairkirche  Si.  JaM  mBrunn. 


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TAF.  17 


Golhische  Kulten -Zeichen  an  der  Pfarrkirche  Sl.  Jakob  inBrunn. 


313. 


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öothJütlen- Zeichen  an  der  Augustiner  Kirche  m  Brunn. 

318.  ^ 7K _  319.  ^ — -7f{ — ^  320 


317. 


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QolhischeHütlen-Zeichen  ZU  Kolin  iiiBöhnien. 
St.Barlholomei  Kirche 


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ScWossjelzl  Brauerei. 


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338. 


Gom.Hiilten-Zeic]ien  am  fö-euzgange  auf  Burg  Zvikov  fKlmgenberg)  inBöhmea. 


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349. 


öolhische  Hulten-Zeichen  an  verschiedenen  Bauwerken . 

SlPelerskirche  zu  Laun  m  Böhmen. 


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3.53, 


Sl  Nicolaikirche  zu  Laun  in  Böhmen. 


Kirche  zu  Krumau  in  Böhmen 

358.  ^ 


Bnix  und  Braunau  in  Böhmen. 

360. 


Jglau  St  Jakob.  Hohenfuri  in  B  Ohmen 

^  362.  ,'--^7i\~~--^       363 


Maria  Feucht  in  Kärnlhen. 


Klrchihurm  zu  Char/aiek in  Böhmen. 


öolhische  Hullen-Zeichen  an  verschiedenen  Bauwerken. 


ij\r   £,u. 


Budweis.  Bensen  in  Böhmen. 

370.  /  371. 


^ 


Petschau  inBöhmen. 
372 


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374. 


St  Nicolai-Kirche  zu  Eger  in  Böhmen . 

•375,  376 


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373. 


377 


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378. 


üomkircheni  Graz 

■^  382 


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379. 


380. 


381 


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PfaiTKirche  zu  Viliach.        Tarvis  in  Kamihen . 


383. 


384. 


385. 


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— -r-^y-^.  /  ^, — 7*-- 


Capuzinerkjrche  in  Salzburg,  ^''-'"'■^'c^^^l^''^'''''^ 

386.  387. 


Schloss  Hardenburg 

in  der  Pfalz. 


Sl  Maria  in  Göln. 


388. 


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389 


^AE21. 


Gothische  Hütten- Zeichen  an  verschiedenen  Bauwerken. 
ScWoss-Capelle  zu  Sachsen- Allenburg. 


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390. 


391 


392 


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393. 


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Hütten-Zeichen  an  der  Wartburg, 

394  395 


Kirche  in  Gelnhausen. 
396.  397. 


V. 


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Huilen-Zeichen  an  derFranZiScanerkirche  zu  Okulusna  im  Liplauer  Coiniiaie. 

398.  399.  400. 


401 


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Hutlen-Zeichen  an  der  Zapolya  Capelle  inKirchdorf  im  Zipser  Comitate. 


402. 


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403. 


404. 


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408. 


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Golhische  Hülten-Zeichen  am  Dome  zu  Kaschau. 


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411 


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427. 


428. 


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429. 


TAF  23. 


Qolhische  Hütlen-Zeichen  an  den  altgolhischen  Pfeilern  am  Dome  zuSpeyer, 


430 

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452. 


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434, 

435 

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Golhische  flüiien-Zeichenander  Kirche  zu  Käfermarki  (1470). 

438.  ^•-"'TTV^^^^        4ü9.  ,--''''7T\~^  440. 


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Golhische  Hülten-Zeichen am  Dorne  zu  Bauizenm  Sachsen. 

442.  ■  443.  '"  444. 


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Ooih  Hütten-Zeichen  an  der  Sl.PelerundPaul-^  Kirche  zu,Weil  die  Sladi",Würilemberg 

446.  ''^^^'T\~~~-\        447.  -  '""  :  ~  448 


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437. 


441 


443 


44:J 


Golhische  Hutlen-Zeichen  an  diversen  Bauwerken. 


450 


St.Theobald  inThann. 

461 


452. 


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454 


455. 


456. 


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Schloss  zuBaden-Baaden. 


462. 


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Pfarrkirche  zu  Pirna  m  Sachsen 

,^^-^fr— ^^,  463 


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453. 


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465. 


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466. 


Rathhaus  zu  Basel. 
--.     467. 


468 


468. 


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Golhische  Hütten -Zeichen  an  der  Sl  Ulrichs  Kirche  in  Augsburg. 


472. 


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473. 


474. 


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475. 


Cfolh. Hütten-Zeichen  an  der  Domkirche  in  Augsburg. 


479. 


48ü. 


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VI 


481. 


Goth.  Hütten- Zeichen  am  Dome  zu  Freiburg  in  Breisgau. 


482 


483. 


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484. 


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485. 


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486. 


487. 


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488. 


489. 


M. 


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GotMsche  Hüiten-Zeichen  am  Dome  zu  Meissen 


TAF  26 


490. 


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494 

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498. 


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499. 


500 


.-(W).T,  \ 


Golh.  Hütten -Zeichen  am  Schlosse  in  Woljenbultel 


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öolhische  Hüllen-Zeichen  an  der  Morilzburg  in  Halle. 


TAF  27, 


521 


529- 


Gothisclie  Hünen-Zeichen  an  der  St.Mariinskirche  zu  LaRdshut  in  Bayern. 

531.  532.  1^  533. 


530. 


Zeichen  des  Landshuter  Meisters 

Hanns  Stamme zz 

von  Burghausen 

meinem  Schlüssel 

des  Hutiengäues  von  Sirassburg 


V 


Z\ 


535. 


536. 


/ 


Golhische  Hütten-Zeichen  an  der  Kirche  zuNeusladt  m  der  Pfalz 


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^ 


545. 


\ 


547. 


548- 


VI. 

BERICHT 

der  k.  k.  Ccnlral-Coi)iniiJJto)i  j lir  /irfor/chuno    und  Iirhaliuno   ihr  Kunji  und  hißorifchen  Denk- 
male über  ihre  'fhäligkeit  im  Jahre  1880. 


liNSCIlLIESSKND  ;in  den  V.  Bericht  diefer 
(ommirnon  über  ihr  Wirken,  der  mit  l'".ndc 
irgT*-»-«  1879  der  ( JeffentHchkcit  über<^ebLn  wurde, 
crlbittct  diefclbe  mit  L^ogenwartiger  Ziifanimeiillelkini; 
Uericht  über  ihre  Fhatigket  widireiid  des  eben  abge- 
laufenen Jahres  1880. 

Die  Zufanimenfetzunt;  der  Commiffion  linderte 
licii  feither  nur  in  fo  weit,  als  aus  derfelben  das  bis- 
herige Mitglied  Dr.  Franz  Kurfcliner  in  l^'olgc  lang- 
wieriger fchwercr  Krankheit  ausfchied. 

Der  Mitgliederftand  war  demnach  folgender:  ' 
Sc.   l-.xc.    Dr.    Jofeph    Alexander    Freih.    v.  Helfert, 

k.  k.  Geh.  Rath,  als  Präfident;  ferner 
lüri^iiunni    Hermann,    Architekt,     Ober-Baurath    im 

Minillerium  des  Innern,  als  Vertreter  diefes  Mini- 

lleriums;  wiederbeftätigt  mit  M.  K.  ddo.  12.  Mar/. 

1880,  Z.  1911; 
Caincjina    v.     San     Vittorc    Albert,    Rittei',    Rgs.    K.; 

wiederbeflhtigt  mit  M.  E.  ddo.  8.  December  1878, 

Z.  19040; 
l'crjlel  Heinrich,  Freih.  v.,  Uber-liaurath,  k.  k.  Prof  an 

der    technifchen    Hochfchule    in    Wien;     wieder- 

bertatigt     mit    M.    E.    ddo.    8.    December     1878. 

Z.  19040 ; 
I lau/er  Alois,  Architekt,   Prof   an  der  Vorbereitungs- 

fchule  der   Kunilgewerbefchule    des    k.  k.  ofterr. 

Mufeums;  wiederbeft-jitigt  mit  M.  E.  ddo.   8.  De- 
cember 1878,  Z.  19040; 
h'riiiier  Friedr  ,  Ph.  Dr.,  erfter  Cullos  der  Mimz-  unil 

Medaillen -Sammlung    des    Allerhöchflen    Kaifer- 

haufes;  wiederbeflatigt  mit  M.  E.  ddo.  8    Decem- 
ber 1878,  Z.  19OJO; 
A/c/;/  Johann,  Hiftorienmaler,  k.   k.  Profeffor;  wieder 

beftätigt    mit    M.    E.     ddo.    8.    December    1878, 

Z.  19040; 
l.aiifberger  P^erdinand,  k.  k.  Direktor  inul  Prof  an  der 

Kunftgewerbefchule  des  ofterr.  Mufeums;  berufen 

mit  M.  E.  ddo.  17.  September  1877,  Z.  11630; 
Miii/i  Mathias,  J.  Dr.;  berufen  mit  M.  E.  ddo.  8.  Jiuii 

1877,  Z.  19339  ex  1876; 
Sinken  Ed.  Freih.    v.,    Rgs.  R  ,   Ph.  Dr.,  Dircctor  der 

Antiken-  und  Münz-Sammlungen  des  Allerhochften 

Kaiferhaufes;     wiederbeftätigt    mit    M.    V..    ddo. 

8.  December  1878,  Z.  19040; 
Siiteßag  Franz,  k.  k.  Cuftos  der  Kupferftich-Sammlung 

des  Allerhochften   Kaiferhaufes;    berufen   mit   M. 

IC.  ddo.  17.  September  1877,  Z.  11630; 
Schiiitdt  P'riedrich,  Ober-Baurath,  Dombaumeifter  und 

k.  k.  l'rofeffor;   wiederbeftätigt    mit    M.    F..  ddo. 

8.  December  1878,  Z.  19040; 

'  iJas  U.itum  der  Berufung  ift  hei  den  einzelnen  Mitgliedern  der  Com- 
niifllon  angegeben;  f.  u. 

VII    N.  V. 


Sickel  Theodor,  Ph.  Dr.,  k.  k.  Hofrath,  Univerfitats- 
profeffor;  wiederbeftätigt  mit  M.  E.  tldo.  8.  De- 
cember 1878,  Z.  19040; 

frcnkivald  Jofef  Math.,  k.  k.  Profeffor  an  der  Akademie 
der  bildenden  Künfte;  berufen  mit  M.  V..  cido. 
17.  .September  1877,  Z.  11630; 

Winter  (ruftav,  Dr.,  Hof-Concipift  im  k.  k.  Haus-, 
Hof  und  Staats  Archiv;  berufen  mit  M.  E.  ddo. 
17.  September  1877,  Z.  11630; 

Zeifsherg  Heinricli,  Ritter  v.,  Ph.  Dr.,  k.  k.  Univerfitats- 
profeflbr ;    wiederbeftätigt  mit  M.   E.  ddo.  8.  De- 
cember 1878,  Z.  19040; 
als  Mitgliedern. 

Die  einzelnen  Comites  fetzten  fich  aus  folgenden 
Herren  zufammen: 

Das  Redaflions-Comite  aus  den  Herren  Haufer, 
Sacken  und  Zeifsbcrg. 

Das  Budget-Comite  aus  den  Herren  Bergmann, 
Cainefina  und  Hau/er.  Die  Caffafcontrirungen  be- 
forgten  die  Herren  Camefitia  und  Haufer. 

Das  Comite  zur  Ueberwachung  der  Reftaurirung 
\on  alten  Gemälden  aus  den  1  lerren  Camefina,  Klein, 
Laufherger,  Sacken  und  Trenktvald. 

Das  Comite  in  Angelegenheit  der  lüzielung  einer 
Staats-Gefetzgebung  zum  Schutze  der  Denkmale  aus 
den  Herren  Haufer,  Kenner  und  Sickel. 

Das  Comite  in  Angelegenheit  der  Abfaffung  einer 
Kunft-Topographie  der  im  Reichsrathe  vertretenen 
Eänder  des  öfterreichifchen  Kaiferftaates  bildete  fich 
aus  den  Herren  Kenner,  Lind,  Sacken,  Scheßag  und 
Winter. 

Wahrend  des  vergangenen  Jahres  traten  die  Mit- 
glieder zu  32  Sitzungen  zufammen,  darunter  8  Plenar- 
fitzungen  und  24  .Se6lionsfitzungen,  abgefehen  von 
den  zahlreichen  Sitzungen  der  einzelnen  Comites. 
Wie  bisher  hatten  auch  im  Jahre  1880  die  meiften 
Verhandlungen  der  Plenarverfammlungen  den  Zweck, 
die  Berathungsrefultate  der  Special-Comites  entgegen- 
zunehmen ,  diefelben  zu  prüfen  und  darüber  zu  be- 
fchliefsen,  über  die  Creirung  von  Confervatorsftellen, 
über  die  Befetzungsvorfchläge  fchlüffig  zu  werden, 
Correfpondenten  zu  ernennen,  P'inanz-  und  Publica- 
tions  -  Angelegenheiten  zu  erledigen,  endlich  über 
gröfsere  Einleitungen  und  Maafsnahmen  zu  befchliefsen, 
infofern  dadurch  gröfsere  .Summen  in  Anfpruch  ge- 
nommen werden  foUten. 

Nicht  feiten  ergaben  fich  Anlaffe  Angelegen- 
heiten einzelner  Sedlionen  ftatt  in  diefen  ihrer  Dring- 
lichkeit oder  Wichtigkeit  wegen  in  den  Plenarver- 
fammlungen zu  verhandeln.  Bisweilen  wurden  Be- 
fchlüffe    der    einzelnen    Se(ftionen     noch    überdies    in 


II 


den  Plenarverfamnilungeii  bcrathei».  um  diircli  das 
Gewicht  des  Votums  diefer  die  Wichtigkeit  folchcr 
Angelegenheiten  zu  bezeichnen.  V\'ahrend  der  Studien- 
ferien wurden  die  wichtigen  Angelegenheiten  durcii 
das  Prafidium  erledigt,  gegen  nachträgliche  Mitthei- 
lung an  das  Plenum   oder  an  die  betreffende  So6lion 

Die  Lirten  der  Confervatoren  wurden  in  ausgie- 
biger Weife  ergänzt,  fo  dafs  nicht  nur  faft  alle  als 
wiinfchenswerth  erkannten  Confervatorsllellen  befetzt 
find,  fondern  auch  noch  einige  neucreirte  Stellen 
der  I.  Seclion  zur  Befetzung  gelangten.  Eine  weitere 
X'cranderung  trat  infofern  ein,  als  die  bisherigen  zwei 
Confervatorsbezirke  der  Steiermark  für  die  I.  Se6tion 
vereint  wurden.  Die  im  Laufe  des  vergangenen  Jahres 
eingetretenen  weiteren  Aenderungen  in  den  Confer- 
vatorsflellen  ergaben  fich  theils  durch  Todesfälle, 
theils  durch  Rücktritte.  So  refignirte  Pfarrer  Franz 
Daiies  zu  Peruc  als  Confervator  für  Angelegenheiten 
II.  Seftion  im  Saazer  Kreife.  Der  verdienflvolle  Con- 
fervator Anton  Ritter  7'.  Gallcnßein  irt  am  lO.  October, 
der  nicht  minder  rtrebfame  Confervator  Anton  Ma/o<  /i 
am  15.  Oclober  1880  gellorben. 

Mit  Ende  des  Jahres   1880   waren  folgende  Con- 
fervatoren,   zum  Theile  unter  ausdrücklicher  weiterer 
Verlängerung  diefes   Ehrenamtes  auf  die  fünf  folgen 
den  Jahre  beflellt : 

/.  Oe/lerreich  unter  der  Runs. 

Böhm  Conftantin,  Edl.  \'.,  Archi\ar  im  k.  k.  Haus-,  Hof" 

und  Staats- Archiv.  (Für  Wien  III.  Scclion.i 
Dungel   Adalbert,  Stiftsarchivar  und  Waldmeifler  im 

Stifte  Göttweig.  (Für  O.  W.  W.  I,  und  hinfichtlich 

Nieder-Oefterreichs  aufser  Wien  III.) 
Fries    Gottfried,    Gymn.    Prof.    in    Seitenftetten.    (Für 

O.  W.  W.  II.) 
Haufer  Alois,   Architekt    und   Prof.   an  der    Gewerbe 

fchule  des  k.  k.  Mufeums.  i  Für  Wien  II.) 
Kenner  Friedrich,  Ph.  Dr.  (Für  Wien  I.) 
Much  Mathias,  Dr.  (Für  O.  u.  U.  M.  B.  I.) 
Rosner    Karl,   n.    ö.    L.    Ingenieur    in    Krems,    Hcf.  d. 

gld.  Verd.  K.  (m.  d.  K.).  (Für  O.  M.  B.  II.) 
Sacken  Eduard,  Freih.  v.  (Für  U.  W.  W.  I.  und  II.) 
Widter    Anton,    Realitäten- Befitzer    in  Wien.   iFur  IV 

M.  B.  II. 

2.  Oeßerreich  ob  der  Enns. 

Czerny    ^Vlbin,     Chorherr     und    Bibliothekar     in     Sl 

I-'lorian.  (III.) 
Kolb    Jofeph    v..    Privat    in    Linz-Ürfahr.      I'iir    (Jber- 

üefterreich  I.) 
Wimmer  Florian,  Stifts-Capituiar  \un   Kremsmünfter, 

derzeit    Pfarrer    in    Pfarrkirchen.     11.    rechts    der 

Donau.) 
Schirmer  Otto,  Dombau-Architekt  in  Linz.  Jl.  für  I.iii/. 

und  links  der  Donau.) 

j.  Salzburg. 

Weffiken  Jofeph,  .Architekt  in  Salzburg,  ill.) 

Richter  Eduard,  Gymn.  Prof  in  Salzburg.  (1.  unti  III. 

4.  Steiermark. 

(iraus  Johann ,  Weltprieller,  Docenl  für  Kunllge- 
fchichte  am  fürftbifchciflichen  Dincefan  •  Seminar 
in  Grätz    'II.  für  Ober-Steii-rmark.  1 


Lufchin-Ebengreulh  .\rnold,  Ril.  \  .  J.  Dr.,  Univ.  Prof. 

in   Gratz.  'II.  für  l'nter  Steiermark. 
Pichler   l-"riedricli,   Ph.    Dr.,  L'niv.   Prof,    XOrlland    lies 

Münz-  und    Antiken-Cabinets    am     loanneum     in 

Gratz.  (I.) 
Zahn  Jofeph  V., Prof.  und  Landesarchivar  in  (iralz.    l'l 

5.  Kärnten. 

Lebinger   P.  Norbert,    Bened.   Urd.   Pr.   von   St.    l'aui 

Gymn.  Prof.  in  Klagenfurt    illl.' 
Stipperger  Adolph,  Architekt  in  Klagenfurt.  (II.) 

6.  Kram. 

Delchmani)  Karl,  Cullos  des  Mufeums  in  I.aibach 
Mitglied  des  krainer  Landesausl'chulfes,  Ritter 
der'eif.  Kr.  III.  Cl.  (I.) 

Lufchin  .Arnold,  Dr  ,  Rit.  v.  Ebengreuth,  L'ni\'.  Prof  in 
Gratz.  (III.) 

7.  Tyrol. 

Alz   Karl,    Prieller,    Beneficiat    in   Terlaii      II.    für    die 

Diöcefe  Trient.) 
Jenny  Samuel,  Dr.,  Fabriksbef  in  Ilard.d.,  II.  für  Vor 

arlberg.) 
I.otlron-Lalerano,    Graf,  in    Tiienl.   ,1.  für   tlie  Diocefe 

IVient.) 
Ürgler  Flavian,  Franc.  Ord.  l'r.,   (iynni.  l'rcjf   in  Hall. 

(I.,  II.  für  den  Antheil  der  .Salzburger  Diocefe  und 

I.  der  Brixner  Diocefe. 

.Schunlier  David,  kaif.  R.,  Dr.,  Archivar  in   Innsbruck 
II.  für  die  Diocefe  Brixen,  überdies  III.   für  Tyrol 
und  Vorarlberg.) 

8 .  Küßenland. 

Bizzarro  Paul  v.,  Dr.,  .Advocat  in  Görz.  (I.  für  Gorz  und 

Gradisca.) 
Coronini-Cronberg-Paravic    Franz.   Gf,  k.   k.   Geheim. 

Rath  und  Kam.,  k.  k.  Oberfl  a   D.,  Eandes-Haupt- 

mann  in  Gorz.  ill.  für  Gorz  und  Gradisca.) 
Hortis  Attilio,  Dr.,  Bibliothekar  in  Triefl.  (III.  für  das 

Küftenland  ) 
Klodic    Anton,    Rit.    v.    Sabladoski,    L.   Schulinfp.    in 

TrielL   Kit.  d.  eif   Kr.  III.   Cl.    I.    für   Illrien    mit 

Ausnahme  von  Trieft  und  Pola. 
Pervanoglu  Peter,  Realitätenbefitzer    in    Trieli.    1.   für 

die  Stadt  Trieft:  und  ihr  Gebiet.! 
Kighetti  Joh.,  Dr.,  Architekt  in  Trieft,  ill.  für  die  Slaiil 

Trieft  und  fin-    Iftrien  mit  .Ausnahme  von  Pola.) 
Rizzi    Nicolaus,  Ingenieur  in  Pola.   (I.   unti   II.  für  das 

Gebiet  von  Pola.) 

(?.  Dalviatien. 

.\iacevic  Jofeph,  k.  k.  Landesger.  Rath  in  Spalato     III 

für  den  ehem.  Kreis  Spalato). 
Hianchi  Karl,  Fr.,  Cavaliere,  Domherr  in  Zara.   Ril.  d. 

Fr.  Jof.-Ord.  (III.  für  den  ehem.  Kreis  Zara 
Berlic  I""ranz,  Gymn.  Prof  und  Bezirksfchul-lnfpeclor. 

in  Zara.  il.  für  den  ehem.  Kreis  Zara.) 
Gla\inic    Michael,  Bef.    d.    gld.  Verd.  Kr.  (m.  d.  Kr.), 

Gymn.  Dir.  und  Muf.  Dir.  in  Spalato.  (I.  für  Dal- 

matien    mit   Ausnahme    des    eheni    Kreifes   Zara 

II.  für  ilen  ehem.  Kreis  Spalato. 

Ka/.nacic  Joh.  -Xug.,  Dr.  Med.,  .Spitalsdireclur  in 
Kagiifa.  (II.,  III.  für  den  ehem.  Kreis  Rasjufa  1 


Siiiiric  Johann,  Ucallcli.  l'rni.  in  Zara. 
Kreis  Zara.) 


für  den  iliini. 


10.  Ji  oh  nie  II. 

Haum  Anton,  .Architekt  in  Praj;.  (II.  für  den  ehem.  Hunz- 

hiuer  Kreis  und  prov.  für  den  ehem.  Saazer  Kreis.) 
I'ienes    l'"ran/.    Jofeph,    j^raflich    I larrach'fcher    Caffier, 

Cnllos  des  vaterlimdifchen   Muf.  in   Prag.  (II.  für 

den  ehem.   Prasser  und  (Jashuier  Kreis.) 
Merger  Stephan,  J.   Dr.,  Grofsgruniibefitzer    in    Prag. 

(1.  für  die  ehem.  Kreife  Leitmeritz  und  Saaz.) 
Dombrovsky  Raoul,  Rit.  v.,  Giitsbefitzer  in  Kamen.  (II. 

für  den  elieni.  Taborer  Kreis.) 
(iindely   .\nton,  Pli.   Dr.,  Lh)i\'.  Prof,  L.  Archivar  von 

Höhmen  in  Prag.  (111.  fin-  Holimen  I 
(irufs    Joli.,   Dir.    des    Geu'.    .Mufeunis    in    Leitmeritz. 

(II.  für  den  ehem.  Leitmeritzer  Kreis.) 
Ilermann  Karl,  Ob.  P'in.  R.  u.  Fin.  Hez.  Dir.  in  Mger.  (II. 

fiir  den  ehem.  ICgerer  Kreis.) 
1  hase    Joiiann  C,   Bezirksfchul-Infpeclor    in    Neuftadt 

a.   d.    Mettau.    (II.    für    den    ehem.    Königgratzer 

Kreis    und    I.  Jür    die    ehem.    Kreife   Königgratz, 

Chrudim  und  Caslau.) 
Jii'insky  Karl,  J.  Dr.,  graflich   Cernin'fcher   Oberanit 

manns-Stellvertreter  in  Neuhaus.  (II.  für  den  ehem. 

Pifeker  und  Budvveifer  Kreis  und  I.  für  die  ehern 

Kreife  Budweis  und  Tabor.) 
I.üfsner    Moriz,    jub,   k.    k.    Statthaltereiratli  in   Prag. 

(I.  für  den  ehern    Prager  Kreis.) 
.Mocker  Jofeph,    Dombaumeiller  in   Prag.    ill.    lur    die 

Stadt  Prag.) 
-Schmoranz  Franz,  Bef  d.  gid.  V'erd.  K.  im.  d.  K.),  Bau- 

meifter  in  Clirudini    (II.  lür  den  ehem.  Chrudimer 

Kreis.) 
Schneider   Ludwig,    Dir.    der    Zuckerfabrik    in    Jicin. 

(I.  für  die  ehem.  Kreife  Jicin  und  Bunzlau.) 
Schwerdtner    Viftor,    F'achvorftand    an     der    Staats 

Gewerbefchule  in  Pilfen.  (IL  für  den  Pilsner  Kreis 

und  I.  für  die  ehem.  Kreife  Eger,  Pilfen  und  Pifek.) 

//.  Mähren. 

D'Klvert  Chriftian,  Rit.  v.,  k.  k.  llofrath.  (III.  lür  die 
Stadt  Brunn.  I 

Dudik  Beda,  Rgs.  R.,  Ph.  Dr.,  L.  Hifloriograph  von 
Mähren,  in  Brunn.  (III.  für  Mähren  mit  Ausnahme 
von  Brunn.) 

Prokop  Augufl,  Prof  an  der  k.  k.  techn.  Hochfchule 
in  Brunn.  (II.  für  die  Olmutzer  Erzdiöcefe.) 

Sterz  Karl,  Realfchul-Prof  in  Znaim.  (II.  für  den  Znai- 
mer  Kreis.) 

Trap[)  Moriz,  Cuflos  am  Muf.  in  Brunn.  (1.  für  die  Mark- 
graffchaft  Mähren ;  ferner  für  die  II  Seftion  fin- 
die  Brünner  Diocefe,  den  Znaimer  Kreis  ausge- 
nommen.) 

12.  Schießen. 

Kurfchner  Gottiieb,  Dr.,  Gymn.  Prof  in  Troppau.  (III.) 
Peter  Anton,   k.  k.  Schulrath,  Direftor  der  Lehrerbil- 

dungs-Anflalt  in   Tefchen.  (I.) 
Prokop  Albin,  Bauverwalter  in  Tefchen.  (II.) 

/?.    Galizien. 

Cwiklinski   Lud  ,   Dr.,  V \\\\\   l'iof  in  Leniberg.  (I.  ( )Ü 
i-alizien.i 


I  )/.ietluszycki  .Adall).,  (iraf  ill    lür  (.»llgalizien.) 

Lepkowski  Jofeph  v.,  Uni\-.  Prof  in  Krakau.  (I.  unti  II. 
für  Weflgalizien. I 

Liske  I""ranz  .Xav.,  I'li.  I)r.,  üni\-.  Prof  in  Lemberg 
illl.  für  das  pohiifche  Archivwefen  in  OHgalizien.) 

Pietruszewicz  Anton,  Domcullos  des  gr.  katli.  Metro- 
politan •  Domcapitels  in  Lemberg.  (III.  für  das 
ruthenifche  Archivwefen  in  Oflgalizien.) 

.Szujski  Jofeph,  Ph.  Dr.,  Univ.  Prof  u.  Secr.  d.  Ak.  d. 
VVilf  in  Kraka\i  illl.  für  den  wefllichen  Theil  von 
Galizien.) 

lif..  Bukowina. 

Gutter  jofeph,  penf  Hauptmann  in  Sereth.  (I.) 
Ifopeskul  Demeter,  Dir.  der  Lehrerbildnngs-Anflalt  in 

Czernowitz.  (III.) 
Laizner    Jofeph,    Dir.    der    Staats- Gewerbefchule    in 

Czernowitz.  (II.) 

Mit  Schlufs  des  Jahres  i88o  llanden  mit  der  Cen- 
tral-Commiffion  nachüehende  Correfpondentiii  in  Ver- 
bindung: 

/.  Oe/ferreich  unter  der  Enns. 

Birk  KrnlL  Rit    v  ,  Dr.,  Hofrath  und  Vorftand  der  k.  k. 

Hofbibliothek  in  Wien. 
L.xner  W.  P'r.,    Kgs.  R.,  Prof   an    der    Hochfchule    lur 

Bodencultur  in  Wien. 
Falke   Jakob   Fr.  L.,   Rit.   v.,  k.  k.   Reg.  Rath,  Vice- 

Dir.    des    k.    k.    öflerr.    Mufeums    für    Kunll:    und 

Induftrie  in  Wien. 
1  lartmann  v.  Franzenshuld  Frnll;,  Fdl.,  Ph.  Dr.,  Cultos 

des  Münz-  und  Antiken-Cabinets  in  Wien. 
1  llavka    Jofeph,    Bau-R.,    Stadt-Baumeifler  und  Archi- 
tekt in  Wien. 
Janaufchek   Leopold,    Ord.  Pr.,  Capitular  des    .Stiftes 

Zwettl. 
Janku  Joh.,  Privat. 
11g  Albert,  Ph.  Dr.,  Cuftos  der  kunfthift.  Sammlungen 

des  AUerh.  Kaiferhaufes  in  Wien. 
Kanitz  F".,  Ethnograph,  Dir.  R.  des  orient.   Mufeums 

in  Wien.  Rit.  d.  Fr.  Jof.  Ord. 
Kerfchbaumer  Anton,  Th.  Dr.,  Ehrendomherr,  Dechant 

und  Stadtplarrer  in  Krems. 
Kluge  Benedia,  Gift. -Ord.  Pr.,  Pfarrer  in  Wurflach. 
Lippert  Jofeph,  Rit.  v.  Grauberg,  Rit.  d.  eif  Kr.  III.  Cl.. 

Architekt  in  Wien. 
Mayer  Anton,    Dr.,  Secretiu'  des  n.  u.   Landeskunde- 
Vereines  in  Wien. 
Neumann  Wilhelm,    Th.    Dr.,    Heiligenkreuzer    .Stifts- 

capitular,  Univ.  Prof  in  Wien. 
Newald  Johann,  gewefener  Dir.  der  beflandenen  P'oriL 

Akademie  zu  Mariabrunn. 
Riewel  Hermann,    Rit.   v.,  Architekt  und  Prof   an  dei- 

Bau-  und  Mafchinenfchule  in  Wien. 
Rosner  Friedrich,  Rit.  v.,    k.  k.   Hptm.  im  Geniellabe 

in  Wien. 
Rziha  Franz,  k.  k.  Prof  am  Polytechnicum  in  Wien. 
Sembera  Alois,   Rgs.   R.,  Lehrer  der  bohm.  Sprache 

und  Literatur  an  der  Univerfitat  in  Wien. 
Wanek  Johann,  Pfarrer  in  Lichtenwöth. 
Weifs  Karl,  Archivs-    und  Bibliotheks-Dir.   der  Stadt 

Wien. 


[V 


2.  Oejierreich  ob  der  Enns. 

Az  Moriz,  OberPoftrath  und  Ober-1'oftdir.  in  Linz. 
Mullner  ^\lphons.  Prof.   an  der  k.  k.  I.ehrerbii(luii5;> 

Anrtalt  in  Linz. 
Uberleitner  Franz,  Pfarrer  in  St.  Pankratz. 
-Stapf  Joleph.  Bergrath  in  Halllladl. 

3.    Salzburg. 

Sitte  Camillo,   Dir.  der  Staats-Gewerbefchnlc  in  Salz- 
burg. 

4.  Steiermark. 

Beckh-Widmanftetter  Leopold  v.,  k.  k.  Hauptmann  in 

Marburg. 
P'elicetti  v.  Liebenfels  Moriz,  p.  Hptm.  in  Griitz. 
Frank  Alfred,   Rit.  v.,  Major  in  Gratz. 
Gaupmann  Rudolph, Prof.  am  landfchaftl.  Real-Gymn. 

in  Pettau. 
Grofs  Hans,  Dr.,  k.  k.  Gerichtsadjun6l  in  Gratz. 
Gruber  Philipp,  Beneficiat  in  Strafs  bei  .Spielfeld. 
Hofrichter  Jofeph  Karl,  Notar  in  Windifch-Gratz. 
Hönifch  Johann  v..  M.  Dr.,  Ober-Stabsarzt  in  Gratz. 
Ihvof  Franz,  Dr..  Oberrealfchul-Direflor  in  Gratz. 
Lauzil  Karl,    Dir.  der   k.    k.  Staats- Gewerbefchule    in 

Gratz. 
Liebich  Johann,  Ob.  Ing.  in  Liezen.  Bef.  d.  gold.  Verd. 

Kr.  (m.  d.  Kr.) 
Mayer  Franz,  Dr.,  Prof.  an  der  landfchaftl    Ob.  Real- 

fchule  in  Gratz. 
Meixner  Anton,  Beneficiat    zu    St     Leonliard    in    Ga- 

bersdorf. 
Orozen  Ignaz,  Domh.  in  Marburg. 
Petfchnig  Hans,  p.  Prof.  in  Gratz. 
I'ichl  V.  Gamfenfels  Karl,  Kit.,  Gutsbef.  in   F-lggenwald 

bei  Radlersburg. 
Raifp  Ferdinand,  Privatbeamter  in  Pettau. 
Roffegger  Ruprecht  ,  Pfarrer  in  Feiftritz  bei  l'eggau. 
Schlagg  Ignaz,  Bez.  Richter  in  Obdach. 
Toscani  Johann,  Berggefchworner  zu  Cilli. 
Watzka  Karl,  k.  k.  Ob.  Ing.  in  Gratz. 

5.  Kärnten. 

Blumfeld  Leopold,  Edl.  v.,  p.  L.  Ger.  R.  in  .Spital. 

Krafsnigg  Joh.,  Gymn.  Dir.  in  Villach. 

Levitfchnig^  BartholomiuLs,     Ph.    Dr.,    Dechant    und 

Pfarrer  in  Hermagor. 
Lex  Gabriel,  Pfarrer  zu  St.  Pctcr  im  Holz. 
Moro  Max,   Rit.  v.,   Vorfland  des  kärntn.  Gefchichts- 

vereines  und  Fabriksbef.  in  Viktring. 
Rainer  Jofeph,  Gutsbef.  in  St.  Veit. 
Raupl  Johann,  Domh.  in  Klagenfurt. 
Raufcher  Friedrich,  Gutsbef.  in  Klagenfurt. 
Raufcher  Johann,  Dechant  und  Pfarrer  in  Gurk. 
Reiner  Johann,  Oberrealfchul-Prof  in  Klagcnlurt 
.Schellander  Georg,  Domh.  in  Klagenfurt. 
Schroll  Beda,  Ben.  Ord.  Pr.  in  St.  Paul. 

6.  Tyrol. 

Baruffaldi  Luigi  Antonio,  Dr.,  in  Riva. 
Dahlke  Gutthilf,  Kunftfchriftüeller  in  Gries  bei  Bozen. 
Gio\anelli  Ferdinand,  Frciii.  v  ,  zu  Schlofs  lidrtenberg 
bei  Bozen. 


Hellweger  Franz,  Hillorienmaler  in  Innsbruck. 
Kaltenegger  Ferdinand,  kaif.  Rath.  emerit.  Ak.  Prof.  in 

Schlofs  Palaus. 
Neeb  Philipp,  l-~orllmeifter  in  Bozen. 
Xordio  Joh.,  Leiter  der  k.  k.  F'achfchule  für   Marnmr- 

Indurtrie  in  Trient. 
Pescofta  Cyprian,  Caplan  in  Ehrenburg. 
Sardagna  Michacle  \ .,  VoriL  des  rtädt.  Muf  in  Trient. 
Stippler  Johann,  Hofcaplan  in  Brixen. 
Zanella,  Don  Giovanni  Battifta,  Caplan  in  Trient. 
Zingerle  Ignaz,  Ph.  Dr.,  Univ.  Prof  in  Innsbruck. 
Zingerle  Jofeph,  Domh.  in  Trient. 

7.  Krain. 

Codelli   Anton,   hreih.    v.,  penf.    Gubernialfecret;ir    in 

Laibach. 
LcinmüUer  Jofeph,  Ob.  Ing.  in  Rudolphsworth. 

8.  Küßenland. 

Majonica  Heinr.,  Gymn.  Prof  in  Görz. 

.Schräm  Hermann,  Gendarmerie-Rittmcirter  in  l'ola. 

p.  Dalmatü-n. 

Bajamonti  Anton,  Dr.,  Landtags-  und  Reichsraths- 
Abg.,  Bgrmlb-,   in   Spalato.  Rit.  d.  eif  Kr.  111.  Cl 

Barbieri  Stephan,  Bez.  Hptm.  in  Benkovaz. 

Danilo  Johann,  W'eltpr.  in  Zara,  Rit.   d.   Fr.  Jof  Oni 

Diana  Paul,  Pfarrer  in  Salona. 

Dojme  Peter,  Nobile  de,  Podeflä  in  Liffa. 

Gabric  Clemens,  Gemeindefecr.  in  Metcovich. 

Inchioftri  Anton,  Ing.  in  Spalato. 

Marcocchia  Georg,  Ing.  in  Spalato. 

.Mafchek  Alois,  kais.  R.,  Hilfsämter-Dir.  der  Statth.  in 
Zara. 

Sundecic  Georg,  Gemeindefecr.  zu  Kiflanje. 

Zanchi  Franz  v.,  Statth.  R.,  Bez.  Hptm.  in  .Spalato. 
Rit.  d.  eif  Kr.  III.  Cl-.,  Comth.  d.  papftl.  Gr.  Ord. 

10.  Böhmen. 

Biermann    Gottlieb,    Dr.,   Dir.    am    Kleinfeitner  Ober- 

Gymn.  in  Prag. 
Boos-Waldek  Franz,  Gf,  Kam.,   Herrfchaftsbcfitzer  in 

Woffelitz. 
Cori  Joh.  Nep  ,  penf.  Mil.  Pfarrer  in  Neuhaus. 
Danes  Franz,  Dechant  und  Pfarrer  zu  Peruc  bei  Laun. 
Faffel  Jof  Timotheus,  Gymn   Direftor  in  Komotau 
P'rind  Anton,  Bifchof  zu  Leitmeritz.  Rit.  d.  Fr.  Jof -Ord 
Häjek  Karl,  Confift.  R.,  Dechant  in  Taus. 
Kittel   Eduaril,  Dir.    der   Lehrerb;ldungs-Anllalt    und 

Bez.  Schulinfp.  in  Eger. 
Kralert  Franz,  M.  Dr.,  Bürgerm.  in  Pilgram. 
Kropf  Emil,  Architekt  und  Profeffor  in  Pilfen. 
I.udikar    Augurt,   Secretar    der    Bezirksvertretung    zu 

Strakonic. 
Ricak   P.  Wenzel,    Real-   und  Hauptfcluil-Director    in 

Klattau. 
Rufs  Viaor  Wilhelm,  Dr.,  Reichsraths-Abg.  u,  Gutsbef 

in  Schon-Priefen. 
Siegel  Johann,  Stadtbau-Amtmann  in  Eger 
Stulik  Franz,   Bürger  und  Handelsmann    in   Budweis. 
Waldftein-Wartenberg,  Graf  I'.rnft  Karl,  Kammerer  in 

Stahlau. 
Weber  Wenzel,    Dechant    in    ilohenelbc,    Kit     d.    Fr. 

Jof  Ord. 


V 


Weber  Johann,  Domlierr  in  Koniggr.itz. 

Zach  Gcoifj",  ()bcnealfchul-Dirc6lor  in  Kiittenbert;'. 

//.   Mii/irtn. 
Unihuit'f  Karl,  L.  Ger.  k.  ii.  Hc/..  Riclitcr  in  i'nil^nit/.. 

12.  Galtsien. 

ropici  l'aiil,  R.  V.,  Gutsbef.  in  Krakau. 

I'awiowicz  Eduard,  Cuüos  am  OrfolinskilVhcn  InllitutL' 

in  Lemberg'. 
Rof^awski  Karl,  R.  v.,  Gutsbef. 
Schneider  Anton,  Literat  in  Lemberg. 
Stadnicki  Kai'imir,  Gf.,  p.  Statth.  R.  in  Lemberg. 
.Stiipnicki-Saturnus    Johann,    i\it.    v.,   gr.-katii.    HilVhi)r 

von  l'rzeniysl. 
/awad/.ki  Ladi.slau.s,  Kit.  w.  in  Lemberg. 

ij.  ihigiuii  und  Nebenländer. 

Cipariu  Timothens,  IJonipropIt  in  Blalendorf. 
Csergheo  Gcza  v.,  k.  k.  Hptni.  a.  D.  in  Fenyes-Litkc. 
Diinic  Theophil,  Bez.  Schulinfp.  in  Mitrovic. 
Drahotuszky   Franz,  E.   Can.   Lim!    Pralerl    des    bifch. 

Waifenhaules  zu  Sillein. 
Ellenbogen   Jofe])h,    l'rof.    an    dci'    Ob.    I\ealfcluilc  in 

Prefsburg. 
l'ogarafy  de  Gyergyö-Szent-IMikKxs  Michael,   Geh.   R., 

Bifchof  zu  Karlsburg. 
Gliubich  Simon,   Cultos  des  archäologifchen  Mus.    in 

Agram. 
Gruic  Zacharias,  Schulinf[)c6lor  in  Szegedin. 
1  lenszlmann    Emerich,    Dr.,    k.    R.,  Prof.    der    Kunll- 

gefchichte  an  der  Univ.  in  Budapeft. 
llic  Lucas,  ConfilL  K.  u.  Pfarrer  in  Mackovac. 
Ipolyi-Stummer  Arnold  v.,  Bifchof  in  Neufohl. 
Kukuljevic-Sakcinski  Johann  v.,  Obergefpan  in  Agram. 
Miko  Emerich,  Gf ,  Gh.  R.  in  Peft. 
.Mwskövszky  Viftor,    Prof   an    der   Ob.    Realfchule    in 

Kafchau. 
Paur  Ivan,  gräfl.    Szechenyi'fcher  Archi\ar  in  Oeden- 

bürg. 
Reil'fenberger  Ludwig,   G_\mn.    Prof  in  Hcimannlladt 
Romer  Florian,  Dr.,  kön.  R.,  Abt  von  Janofi,  Canoni- 

cus  1.  ritus  zu  Grofsvvardein. 
.Siballic  Stephan,  Rit.  v.,  k.  k.  Oberfl  in  Mitro\ic. 
Storno  Franz,  Architekt  in  Üedenburg. 
1  orma   Karl    v..     Ob.    Gefpan ,    Gutsbef     zu     Csicsf>- 

Keresztur. 
V'ukovic  Michael,  k.  k.  Major. 

/^.  Bosnien  und  Herzegowina. 

Duic    Jacob,    Rit.    d.    Fr.    Jof    Ord.,    katli.    Pfarrer    in 

Travnik. 
.Müller  Heinrich,  k.  k.  Viceconful  in  Plevlje. 
Nedic  Martin,  Ex  -  Provincial  des  Franziskancrordcns 

in  Djakova. 
Zubac  P.  Auguftin,  kath.  Pfarier  in  Graduici. 


Grueber  Bernhard,   emer.   Profeffor  in   Schvvabing  bei 
München. 

Im  Laufe  des  Jahres  i88o  fhirl)  C'uirefponilcnt 
Karl  Haas,  ehemaliger  fteierifcher  Landes- Archaolog, 
der  fich  um  die  y\ufnahmen  lU-ierifchfr  Di-nkmalc  feiir 
verdienlUich  gemacht  hatte. 


Verhandlungen    der  Plenarverfammlungen. 

Üeber  Aufl'orderung  iles  k.  k.  Unterrichts-Mini- 
llcriums  berieth  tue  V'erfammlung  den  Voianfchlag 
der  Central-Commilfion  für  das  Jahr  i88i  und  be- 
fchränkte  ficli  im  Hinblicke  auf  die  Gebote  der  Spar- 
famkeit  im  Staatshaushalte  auf  die  Bitte  der  Belaffung 
derfelben  Paufchaldotation  wie  bisher.  Ferner  nahm 
die  Commiffion  die  Mittheilung  dcsfelben  Minilleriums 
über  die  verfaffungsmiifsig  gewährte  Dotation  pro  i88o 
zur  Kenntnifs  und  befchlofs  in  Hinblick  auf  deren 
Ziffer  von  jedweder  gröfseren  und  kollfpieligen  neuen 
Separat-Publication  wahrend   diefes  Jahres  abzufeilen. 

Von  dcw  gedruckten  Mittheilungen  der  Central- 
Commiffion  wurde  der  VF  Band  neuer  Folge,  und  zwar 
wie  bisher  in  vier  Quartalheften  unter  der  bisherigen 
Redaflion  des  Miniltcrial-Secretars  Dr.  Karl  Lind  und 
imter  Einflufsnahmc  uiul  finanzieller  Ueberwachung 
des  bisherigen  Retiaftions-Comites  veröffentlicht. 

Die  vom  Publications-Comite  geprüften  Verrech- 
nungen der  Rcdaclion  über  die  Koften  der  früheren 
Bande  der  Mittheilungen  und  die  Voranfchlage  für 
die  Koflen  fammtlicher  Lieferungen  des  VI.  Bandes 
wurden  über  Antrag  des  Redaflions-Comites  mit  Be- 
friedigung zur  Kenntnifs  genommen. 

Der  Vorfitzende  theilt  mit,  dafs  .Sc.  Majeftiit  den 
V.  Band  der  Mittheilungen,  neue  Folge,  allergniidiell 
anzunehmen  und  fich  in  huldvoillter  Weife  über  das 
Wirken  der  Central-Commiffion  auszufprechen  geruhte. 

Im  Laufe  diefes  Jahres  wurde  die  Publication  des 
Werkes  von  Profeffor  Gnieher  über  die  mittelalter- 
liche Kunll  in  Btihmen  durch  Ausgabe  des  6.  und  7. 
Heftes  des  IV.  Bandes  zum  Abfciduffe  gebracht. 

Wie  in  den  vergangenen  Jahren  fanden  fich  aucli 
im  Laufe  des  Jahres  1880  wiederholt  Gelegenheiten 
zur  anderweitigen  Verwerthung  des  gebrauchten 
lUulhations-Materials  durch  Abgabe  von  BleiabgiüTcn 
an  Vereine  und  zu  Privat-Publicationen. 

Hinfichtlich  des  Schriftenaustaufches  der  Central- 
Commiffion  mit  ahnlichen  Staats-  und  Pri\'atinftitLiten 
des  In-  und  Auslandes  ilt  zu  bemerken,  dafs  derfelbe 
zum  mindeflen  im  gleichen  Umfange  fortbeftand  und 
der  Bibliothek  auf  diefem  Wege  fo  manche  namhafte 
Bereicherungen  zugingen. 

Die  Iftrianer  Landes\ertretung  legte  der  Cen- 
tral-Commiffion das  von  ihr  herausgegebene  Werk 
„L'Iftria"  und  Confer\ator  Pervanoglu  fein  Buch: 
„Gl'Iftri"  vor,  welche  Gefchenke  mit  dem  Ausdrucke 
des  Dankes  für  die  Bibliothek  dci'  Connniffion  be- 
llimmt  wurden. 

Vom  Baurathc  P'riedrich  Stach  erhielt  die  Central- 
Commiffion  fechs  photographifche  Aufnahmen  der  zu 
demolirenden  Häufer  am  Salzgries,  vom  kön.  Ratlu- 
Dr.  Hcnszel))iann  ein  Exemplar  des  von  ihm  in  unga- 
rifcher  .Sprache  verfafsten  archäologifchen  1  landbuches, 
welche  beide  Gefchenke  mit  dem  Ausdrucke  des 
Dankes  für  die  Sammlungen  der  Central-Commiffion 
übernommen  wurden. 

Confervator  Schiverdtner  legte  eine  CoUeftion 
von  Photographien  älterer  Baudenkmale  auch  Pracha- 
titz  vor,  welches  Gefchenk,  gleichwie  jenes  des  Prof 
(i.  Geleie/ii:  „Memorie  storichesullebocche  di  Cattaro" 
\nn  der  Commiffion  mit  Dank  angenommen  wurde. 


VI 


Der  rrafidcnt  legte  \or  das  Werk  ilcs  l'rofelTors 
Pacold  in  Prag:  -Studien  des  Hochbaues-  und  des 
ProfelTors  Urhan  in  froppau :  „Die  Spinnerin  am 
Kreuze  bei  Wiener-Neurtadt",  und  wunle  befcliloffen, 
den  Gefchenkgebern  zu  danken. 

Architekt  Prilinski  in  Krakaii  übermittelte  der 
Central-CommilTion  drei  photographifche  ALifnahmen 
der  Tuchhalle  dortfelbft. 

ProfelTor  Aus  m'  W'erth  übergab  ein  Exemplar 
feines  Werkes:  „Wandmalereien  des  Mittelalters  in 
tien  Rheinlanden'*  als  werthvolle  Bereicherung  der 
Bibliothek 

Die  Central-Commiffion  verwendete  lieh  beim 
k.  k.  Handels-Minifterium,  damit  die  bei  dem  Arlberg- 
Kil'enbahnbau  etwa  zu  Tage  tretenden  archiiologifchen 
Funde  gefiebert  werden,  welchem  Anfinnen  feitens 
die  Ter  Centralftelle  bereit  williglt  durch  einen  Erlafs  an 
die  Staatseifenbahn-Baudireclion  entfprochen   wurde. 

In  Bezug  auf  Perfonalien  ifl  anzufiihren.  dafs 
Se.  Majeftät  über  einen,  auf  Anregung  der  Central- 
Commiffion  geftellten  a.  u.  Antrag  dem  Fabriksbefitzer 
Dr.  Samuel  Jenny  in  Hard  in  Anerkennung  feines 
verdienrtlichen  Wirkens  für  die  Zwecke  der  Central- 
Commiffion  das  Ritterkreuz  des  Franz  Jofe]i]i Ordens 
Allergnadigll  zu  verleihen  geruht  haben. 

Ueber  einftimmigen  Antrag  der  zweiten  Section 
befchlofs  die  Plenarverfammlung  mit  Stimmenein- 
helligkeit, den  Univerfitätsprofeffor  und  Heiligen- 
kreuzer Stiftscapitular  Th.  Dr.  Wilhelm  Ncuniann  in 
Anerkennung  feiner  Bemiihungen  um  die  Erhaltung 
der  Kunrtdenkmale  in  Nieder-Ocllerreich,  namentlich 
aber  in  Würdigung  feiner  l'ublication  über  Kunll:  und 
Handwerk  iin  Stifte  Heiligenkreuz  während  des  17.  und 
18.  Jahrhunderts   zum    Correfpendenten    zu  ernennen. 

Befondere  Aufmerkfanikeit  wendete  die  Central- 
Commiffion  den  weiteren  Durchführungsarbeiten  zur 
Kunll- Topographie  der  im  Reichsrathe  vertretenen 
Königreiche  und  Lander  zu.  In  mehreren  Sitzungen 
des  hiefür  eingefetzten  Special-Comites  wurde  diefe 
Angelegenheit  in  Berathung  gezogen.  Im  Laufe  des 
Jahres  1880  wurde  die  fchon  im  Vorjahre  in  Angriff 
genommene  topographifche  Durchforfchung  von  \ie- 
der-Oelterreich,  Salzburg  und  Kärnten  weitergeführt, 
jene  der  Kunftdenkmale  anderer  Provinzen  namentlich 
in  Böhmen  \orlaufig  fchon  in  Betiacht  gezogen. 

Die  unter  der  Leitung  des  Freih.  v.  Sarken 
liebenden  Arbeiten  in  Betreff  Nieder-Oefterreichs  find 
nuinnehr  hinfichtlich  des  Theiles  füdwärts  der  Donau 
fertig  und  ill  die  Ausarbeitung  des  Manufcriptes 
bereits  im  Zuge,  doch  kann  diefe  Arbeit  in  F'olge  der 
Dicnllesobligenheiten  des  Referenten  wenn  auch  fletig 
fo  doch  nur  langfam  vorwärtsgehen. 

Die  Vorarbeiten  für  den  nordwärts  der  Donau 
gelegenen  Theil  find  ebenfalls  fehr  weit  vorgefcliritten, 
wozu  namentlich  die  ausgiebige  L'nterflützung  des 
Confervators  Karl  Rosner  beitrug,  der  das  Viertel 
ober  dem  Manhartsberge  mit  befonderer  Aufmerkfam- 
keit  fafl  ganz  durchforfchte.  Eine  weitere  F'orderung 
hatte  diefe  Angelegenheit  durch  die  Mitwirkung  des 
Confervators  Anton  IVidter  erfahren,  der  während  der 
Zeit  feines  vieljahrigen  Wirkens  das  Viertel  unter  dem 
Manhartsberge  faft  ganz  durchforfcht .  ein  reiches 
archaologifches  Materiale  darüber  gefammelt  hat  und 
zur  Mitwirkung  an  dem  kunfttopographifchen  Werke 


in  BetrcfT  diefes  Bezirkes  eingeladen  wurtie,  welcher 
Einladung  derfelbe  auch  entfprach,  indem  er  die  dies- 
falligen  zahlreichen  in  feinem  Befitze  befindlichen  archa- 
ologifchen  Aufiiahmen  der  Central-Commiffion  zur 
X'erfügung  ftellte. 

Hinfichtlich  Salzburgs  find  die  l'.rhebungsarbei- 
ten  ebenfalls  bedeutend  vorgefchritten  und  wurde 
im  Laufe  diefes  Jahres  ein  archäologifch  gebildeter 
Architekt  entfendet,  um  nach  Weifung  des  Special 
Referenten  Cuftos  Schejlag  beftimmte  Gegenden  Salz- 
burgs im  Hinblicke  auf  diefes  Unternehmen  der  Cen- 
tral-Commiffion zu  bereifen.  Cullos  Si:heßiig  hat  im 
Intereffe  diefer  Aufgabe  einen  andern  Theil  des  Her- 
zogthums  bereifl. 

Was  Kärnten  anbelangt,  fo  ill  auch  in  Betrefl' 
diefes  Kronlandes  bereits  ein  fehr  reiches  Materiale, 
Dank  der  \om  Curatclerus  eingefendeten  und  mit- 
unter fehr  eingehend  fachgemäfs  beantworteten  Frage- 
bogen, gefammelt  und  find  diefelben  durch  die  Ergeb- 
niffe  der  \on'  dem  diesfalligen  Referenten  Minifterial- 
Secretar  Dr.  Lind  unternonmieneii  Specialbereifungen 
fo  wie  durch  die  in  den  Mittheilungen  und  anderen 
Publicationen  der  Central-Commiffion  enthaltene  reiche 
Literatur  ausgiebig  ergänzt.  Hinfichtlich  diefes  Kron- 
lantles  erübrigte  für  das  laufende  Jahr  überdies  noch 
die  Bereifung  einzehier  Gegenden ,  und  hatte  das 
Comitc  die  .\usfendung  dreier  archäologifch  gebildeter 
Architekten  genehmigt,  deren  Aufgabe  es  war,  nach 
Weifungen  des  Special-Referenten  Dr.  Z,«W  beftimmte 
Orte  zu  befuchen,  die  gedachten  F'ragebogcn  in  Bezug 
auf  ihre  Ausfüllungen  zu  re\idiren  und  die  noch  noth- 
wendigen  Aufnahmen  zu  machen.  Zwei  diefer  Archi 
tekten  durchforfchten  die  Decanate  Gmünd,  Mollthal 
und  Ober-Drauburg.  ¥Än  Dritter  die  Decanate  Unter- 
Drauburg,  Bleiburg  und  I^berndorf.  Gegen  Ende  des 
Jahres  hatten  diefelben  ihre  Aufgabe  \ollkommen 
erfüllt  und  fehr  befriedigende  Refultate  \orgelegt. 
womit  diefe  .\rbeit  ihrem  Abfchluffe  wefentlich  näher 
rückte.  Im  l-"alle  es  möglich  wird,  die  noch  fehlenden 
Partien  Kärntens  in  ahnlicher  Weife  an  Ort  und  Stelle 
während  des  Jahres  1S81  zu  revidiren,  dürfte  alsdann 
mit  Ende  1881  die  Vorarbeit  abgefchloffen  fein. 

In  l^etreff  der  in  Nieder-Oeflerreich  befindlichen 
romifchen  Denkmale  hat  der  Special-Referent  Cuflos 
Dr.  Kenner  mitgetheilt,  ilafs  das  Materiale  bereits  voll- 
rtiuidig  gefammelt  fei. 

Die  Plenarverfammlungen  nahmen  diefe  Berichte 
mit  Befrietligung  zur  Kenntnifs,  glaubten  jedoch  ihren 
Wunfeh  conrtatiren  zu  foUen,  dafs  diefer  Angelegenheit 
und  namentlich  der  thunlichllen  Befchleunigung  der 
Vorarbeiten  die  \olle  Aufmerkfamkeit  und  Unter- 
flützung  der  Central-Commiffion  zugewendet  werden 
möge,  um  ehebaldigll  zur  Ciaffirung  tler  Denkmale  und 
fodann  zur  Drucklegung  fchreiten  zu  können. 

Defsgleichen  befchlofs  die  Central  -  Commiffion 
über  Antrag  des  Special-Comites  für  die  Publicationen 
des  Insentarifirungs-Comite  die  Bezeichnung:  „Kunll- 
topographie"  zu  widiien. 

Verhandlungen  der  L  Section. 

Diefelbe  hielt  lieben  Sitzungen  ab. 
Die  Seclion  genehmigte  einen  Antrag  des  Cuflos 
Div     Kenner    dahin    zielend  ,    dafs    tlic    k.    k.    Militär- 


VII 


Jichniilc  in  Wien  uc^cn  Vcranl.iHiiii^  ilcr  m  illiinui; 
Schritte  l)f_L;riifst  werde,  damit  diu  allenfalls  hei  den 
l'.rdaushebungen  des  bcabficlui.L;ten  Cajcnuubaiics  um 
RiHinveg  fjemachtcn  I'iiiule  in  eiitfprechcnile  ( )hlnr;^e 
L;enommen  werden. 

Ueber  Antrat;  des  l'rofelTors  liiiufcr  befclilofs  ilie' 
Seclion,  dafs  an  das  k.  k.  Unterrichts-Minillerium  das 
l'.rfuchen  um  tieuahrung  einer  Subvention  zur  Weiter- 
liihruntj  der  wiffenfchaftlicli  geleiteten  Grabungen  in 
J'ctronell  und  Deutfcli-Altciibnro-  wiihrend  des  Jahres 
1880  gerichtet  werde,  nachdem  iler  ,\bfchlufs  der 
(irabungen  im  Vorjahre  ungewöhnliche  I'"rfolge  tler 
{•"orfchungen  fiu'  die  niichlle  Zeit  erwarten  liifst. 

Derfelbe  Referent  übergab  die  Zeiclinung  zweier 
hochwichtigen,  bei  Petronell  gefundenen  romifchen 
Monumente  zur  l'ublication  durch  die  Mittheilungeii 
der  Central-Commiffion. 

Confervator  Duiigcl  erilattele  einen  \'orläufigen 
IW-richt  über  die  Auffindung  zahlreicher  Grabhügel 
bei  Bifchofsßetten.  Derfelbe  Confervator  legte  feinen 
'l'hatigkeitsbericht  in  Angelegenheiten  der  erlleii 
.Seftion  \or,  welcher  zur  Veröffentlichung  durch  die 
Mittheilungen  beltimmt  wurde. 

Confervator  Profeffor  Hau/er  berichtete  über  das 
Krgebnifs  der  bisherigen  Blofslegnngen  romifcher 
Gebäude-Fundamente  bei  WartutiDinßetten  und  be- 
zeichnete die  aufgefundenen  Raurefte  als  von  einem 
romifchen  Ziegelofen  herrührend.  Auf  diefe  Beflim- 
mung  des  Gebäudes  deuten  das  Fragment  eines  Rrenn- 
raumes  mit  Feuerleitung  und  die  zahlreichen  Trümmer 
von  ftarkgebrannten,  theilweife  an  einer  Seite  glafur- 
ahnlich  verglaften  Ziegeln.  Die  Seftion  nahm  diefen 
im  Hinbhcke  auf  die  eventuell  noch  fortzufetzenden 
(irabungen  vorläufigen  Bericht  mit  grofsem  Interefl'e 
zur  Kenntnifs. 

Confervator  Kolb  legte  einen  Bericht  vor  über 
den  bei  Joclienjh'i?!  in  Ober-Oefterreich  gemachten 
bedeutenden  Fund  \on  prähiftorifchen  Bronzegegen- 
rtanden. 

Confervator  Dr.  Mticli  erltattetc  Berieht  über  tue 
l'.rgebnilTe  der  Erhebungen  in  Betreff  neuerer  pridiillo- 
rifcher  oder  romifcher  Funde  bei  Wildon,  wonach  fich 
herausftellt,  dafs  wohl  Funde  in  den  Vierziger-Jahren 
gemacht  wurden,  und  dafs  die  zahlreichen  Fundgegen- 
ftande  in  den  Handel  und  aufser  Landes  kamen  und 
felbll:  heute  noch  im  Handel  erfcheinen,  aber  auch 
andere  Gegenftände  fälfchlich  als  von  dort  lurrnhrend 
bezeichnet  werden. 

Ueber  Anfuclicn  des  Coniervators  Dr.  Piclilcr 
wurde  demfelben  eine  Subvention  für  Unterfuchungs- 
grabungen  bei  Maning- Wildon  und  für  die  Durch- 
forfchung  eines  Tumulus  bei  Dobelbad  bewilligt. 

Derfelbe  Confervator  erftattete  einen  Bericht 
über  die  Auffindung  von  Infchriftlleinen  zu  St.  Peter 
am  Wallersberge,  bei  Se/irictrs  und  bei  Die.v  in 
Kärnten. 

Der  l^ericht  über  einen  zu  Cilli  gefundenen 
romifchen  Infchriftl^ein  wurde  zur  Veroffentlichiuig 
durch  die  Mittheilungen  beliimmt. 

Der  Präfident  theilte  mit,  dafs  Freiherr  Franz 
Maver  von  Meinhof  über  Erfuchen  der  Central-Com- 
miffion ficli  bereit  erklärt  hat,  die  in  dem  Schlofshofe 
der  Ruine  Pfannberg  befindlichen  Riimerdeine  in 
zweckmäfsiger  Weife  einmauern  zu  laffen. 


C onlervator  OrgUr  berichtete  utjcr  den  unfern 
der  Kirche  St.  Martin  bei  Hall  in  'lyrol  gemachten 
Fund  eines  romifchen  Leillenziegels,  ferner  über  eine 
l'undlUlle  bei  Wd'rgl,  wo  man  zuletzt  ein  Bronze- 
Ichwert  um!  eine  Urne  (früher  Ketten,  Nadeln  u.  f.  w.) 
fand.  Ueber  Antrag  des  Referenten  Dr  Much  wurden 
diefe  Nachrichten  zur  \'er<iffentlichung  durch  die  Zeit- 
fchrift  der  Central-Commiffion  benimmt. 

Mit  grofser  Ik'friedigung  nahm  die  Scftion  die 
Mittheilung  des  k.  k.  Unterrichts-Minifteriums  in  Be- 
treff des  Streites  über  das  Eigenthum  des  Epona- 
Reliefs  in  F^regenr:  zur  Kenntnifs,  laut  welcher  die 
behördlich  angeordnete  Befchlagnahme  diefer  antiken 
Scul])tur  bis  auf  Weiteres  aufrecht  bleibt,  um  die 
Aufserlandesfchaffung  derfelben  zu  verhindern. 

Dem  Ausichuffe  des  Vorarlberger  Mufeum- 
\ereines  wurde  über  Antrag  des  Dr.  Kenner  die  von 
ihm  erbetene  .Subvention  für  die  Fortfetzung  der  Gra- 
bungen in  der  niuiifchen  .Anfiedlungsflelle  zu  Bregenrj 
gewahrt. 

Confervator  Jenny  berichtete  über  eine  zu  Kob 
laeli  am  Fufse  des  Kummersberg  in  Vorarlberg  gefini- 
dene  Broncenadel.  Ferner  über  den  bedeutenden 
bei  Lauterach  gemachten  Silberfund,  theilweife  aus 
romifchen  Münzen,  theils  aus  folchen  Schmuckgegen 
lländen  beliebend,  endlich  über  einige  mit  Hilfe  der 
oberwähnten  Subvention  durchgeführte  neuere  Gra- 
bungen in  Bregenz,  durch  welche  gröfsere  Cjebäude- 
Fundaniente  blofsgelegt  wurden. 

Correfpondent  Selirain  berichtete  über  den  Fuiul 
von  antiken  Sculpturen  gelegentlich  der  Reinigung 
der  Carolinen- Quelle  in  Pola. 

Der  Bericht  des  Correfpondenten  Majoniea  über 
lüvverbungen  des  Staatsmufeums  in  Aquileja  aus  der 
X'erlaffenfchaft  des  Grafen  Caffis  wurde  zur  Kenntnifs 
genommen. 

Cuftos  ]^r.  Kenner  referirte  anläfslich  eines 
Schreibens  des  Eugen  Freiherrn  v.  Ritter,  darin  fich 
derfelbe  über  vorausgegangene  Begrufsung  feitens  der 
Central-Commiffion  bereit  erklärte,  deren  Beftrebungen 
in  Betreff  des  Mufeums  in  Aquileja  kräftigt!;  zu  unter- 
llützen  untl  fowohl  feine  eigene  Sammlung,  wie  auch 
jene  eben  erworbene  zu  Monaßero  diefem  in  der 
Entftehung  begriffenen  Staatsmufeum  zur  Auftlel- 
lung  zu  überlaffen.  r)r.  Kenner  bezeichnete  diefe 
Erklärung  des  Freiherrn  von  Ritter  als  fiu-  die  Zwecke 
der  Central-Commiffion  von  ganz  bcfonderer  Wichtig- 
keit, indem  dadurch  nicht  nur  die  ehemalige  gräflicli 
Caffis'fche  Sammlung,  fondern  auch  die  wichtigen 
FundobjecT:e  in  den  Ritter'fchen  Weingarten,  endlich 
auch  die  durch  die  kaiferliche  Munificenz  für  dieles 
Mufeum  erworbene  Sammlung  Monari,  alfo  alle  gröfse- 
x&n  bisher  zerftreuten  Sammlungen  Aquileja's  nunmehr 
vereinigt  und  wiffenfchaftlich  geordnet  werden  können. 
Die  Central-Commiffion  befchlofs,  von  diefem  hochlt 
dankenswerthen  .Anerbieten  dem  k.  k.  Unterrichts- 
Minifterium  mit  dem  Antrage  auf  deüen  Annahme 
Kenntnifs  zu  geben. 

DiM'ch  den  Correfpondenten  Heinrich  Majoniea 
kam  der  Central-Commiffion  die  Nachricht  zu,  dafs  in 
Mariniano  zwei  grofse  Marmorftatuen  von  befonderem 
Kunftwerthe  gefunden  wurtlen,  davon  die  eine,  eine 
Gewandfigur,  fall  ganz  unverfehrt  ill.  Die  Seftion 
befchlofs     ein    l'.rfuchen     an     das    k.    k.    Unterrichts- 


VIII 


Minillcriiim  zu  richten,  damit  diele  beiden  Statuen  fiir 
das  StaatsMufeum  in  Aquileja  erworben  werden.  An- 
lafslicli  einer  weiteren  Mittheilung  dcsfelbenCorrefpon- 
denten,  dafs  auf  dem  Gute  des  Herrn  von  Hentfchel 
bei  Görz  eine  romifclie  Gebaudeanlage  und  insbefon- 
ilere  einMofaik-Fufsboden  blofsgclegt  wurde,  befchlofs 
die  Seftion  Schritte  zu  thun,  damit  eine  Aufnahme 
der  gemachten  l-"unde  fiir  die  Zwecke  der  Central- 
Commiffion  gemattet  werde,  wie  auch  ihren  Kath  bei 
Hebung  der  Mofaikcn  anzubieten. 

Ferner  empfahl  die  Se<5i:ion  thc  Uebertragung 
eine.';  Infcliriftfteines  mit  alt-chrirthcher  griechifcher 
Grabfchrift  aus  Salcano  in  das  Muleum  zu  Görz  oder 
belVer  in  das  zu  .\quileja,  wofelbft  der  Stein  gefunden 
wurde,  und  endhch  die  .\nlage  eines  Verzeichniffes 
der  vom  Staate  für  das  Staatsmufeum  in  Aquileja 
angekauften  Gegenfthnde.  Die  defshalb  eingeleiteten 
X'erhandlungen  hatten  zur  Folge,  dafs  die  Gemeinde 
Salcano  fich  bereit  erklarte,  den  Sarkophag  dem 
Staatsmufeum  in  Aquileja  zu  überlaffen  gegen  I'-in- 
taufch  eines  folchen  unbefchriebenen  und  unverzierten. 
Die  Seftion  befchlofs  bei  der  küftenliindifchcn  Statt- 
halterei  auf  die  Bewilligung  zu  diefcm  Taufchc  ein- 
zurathen. 

Von  befonderer  Wichtigkeit  war  in  der  Folge  die 
.Mittheilung  desfelbenCorrefpondenten  über  den  Ankauf 
der  oberwhhnten  beiden  jüngft  gefundenen  Kaifer- 
llatuen  feitens  des  Staates  für  diefes  Localmufeum. 

Se.  E.xcellenz  Freiherr  von  Csoniig  machte  in 
einem  an  die  Central-Commiffion  gerichteten  I'ro- 
memoria  die  Anregung  auf  Erwirkung  einer  jährlichen 
Dotation  fiir  das  Staatsmufeum  in  Aquileja ,  um 
neuere  Fundllücke  erwerben  zu  können.  Die  Seftion 
erkannte  die  Wichtigkeit  diefer  Anregung  und  be- 
fchlofs einen  derartigen  Antrag  an  das  k  k.  Unter- 
richts-Minifterium  zu  richten  und  zugleich  fiir  den  Fall 
der  Genehmigung  diefes  .Antrages  eine  Perfon  zu 
bezeichnen,  die  mit  dem  l^inkaufe  werthvoller  Fund- 
lliicke  zu  betrauen  wäre. 

Anläfslich  eines  Berichtes  des  Confervators  Dr. 
Bi::aarro  in  Görs  bewilligte  über  Antrag  Dr.  Kenners 
die  Seflion  eine  Sub\'ention  zur  Durchforfchung  der 
alten  Grabflätte  bei  Santa  Lucio  bei  Tolmein.  Hin- 
lichtlich  eines  weiteren  Berichtes  desfelben  Confer- 
vators wurde  befchloffen.  denfelben.  infoweit  er  einen 
bei  Monfalcone  gefundenen  Römerfi:cin  betrifft,  in  den 
Mittheilungen  zu  veröffentlichen;  anbelangend  den 
Infchriftltein  zu  Ronclii  fei  das  Vorrecht  diefes  Confer- 
vators, als  Erfter  auf  diefen  Stein  aufmerkfam  gemacht 
zu  haben,  zu  protokoUiren.  Derfelbe  Confervator  er- 
llattete  in  der  Folge  die  Anzeige,  dafs  die  fyflemati- 
fchen  Grabungen  auf  dem  priihiflorifchen  Fundplatze 
zu  Santa  Lucia  im  Monate  Juli  d.  I.  werden  durch- 
geführt werden 

Correfpondent  Dojnii  de  Delnpis  in  Liffa  über- 
fendete  die  photographifche  Aufnahme  eines  Marmor- 
büften -Torfos,  der  im  Hafen  zu  Liffa  gefunden  wurde 
und  gegenwärtig  im  Garten  diefes  Correfpondenten 
aufgeftellt  ifl.  Da  die  Central-Commiffion  Nachricht 
erhielt,  .dafs  auch  ein  Marmorkopf  im  Hafen  zu  Liffa 
gefunden  wurde,  der  fich  in  einem  anderen  l'rivat- 
befitze  befindet,  wurde  über  Antrag  des  Dr.  Kenner 
befchloffen,  vorcrfl  Erhebungen  zu  pflegen,  ob  beide 
Bruchflücke,  wie  vermuthet  wird,  zufammengehören. 


Die  vom  Confervator  /)'/(;//.///  mitgetheilten  In 
l'chriftlleine  aus  Gcnionica  und  Podgradje  wurden  zur 
N'ertiffentlichung  in  den  Mittheilungen  beftimmt,  auch 
wurde  für  den  Fall  weiterer  Grabungen  eine  Subven- 
tion in  Ausficht  geftellt. 

""Confervator  Glavinie  zeigte  an,  dafs  die  romil'che 
Wafferleitung  in  Spalato,  um  »leren  Wiederherrtellung 
fich  ilie  Central-Commiffion  lebhaft  bemüht  hat,  mit 
14.  Miu'z  d.  J.  in  Thätigkeit  gefetzt  wurde. 

Weiter  berichtete  derfelbe  Confervator  über  die 
nothwendige  F>weiterung  des  Mufeumsgebäudes  in 
Spalato,  tla  dasfelbe  nicht  mehr  Kaum  genug  bietet, 
um  die  Fiuuirtücke  aufzunehmen,  gefchweige  denn  um 
fie  wiffenfchaftlich  geordnet  aufzuftellen.  Die  Central- 
Commiffion  befchlofs  daher,  dem  k  k.  Unterrichts- 
Minirterium  zu  empfehlen  das  anflofsende  ärarifche 
CJebiiude  ebenfalls  zu  Muleumsz wecken  zu  verwenden. 

Profeffor  Hau/er  erftattete  einen  umfangreichen 
Bericht  über  die  Fortfetzung  der  Grabungen  in  Sa/oiia, 
welche  in  neuerer  Zeit  mit  allem  Nachdrucke  vom 
Confervator  Glavinie  wieder  aufgenommen  wurden, 
nachdem  es  diefem  gelang,  die  nicht  unerheblichen 
Schwierigkeiten  feitens  der  Grundbefitzer  zu  befrie- 
digen. Die  Refultateder  Grabungen,  die  mit  6.  April 
d.  J.  wieder  begannen,  verdienen  volle  Beachtung. 
Man  fand  einen  zimmerähnlichen  Raum  ,  beim  Ein- 
gange noch  die  Schwelle,  darin  zwei  Särge  aus  Kalk- 
rtein  mit  gcöffiietem  Deckel,  üb  die  Wände  derfelben 
verziert  waren,  konrite  nicht  conflatirt  werden,  da  der 
Raum  noch  mit  Flrde  angefüllt  war;  ferner  zwei  Stuck 
Granitf'iulen,  zwei  korinthifche  Säulencapitäle  aus 
weifsem  Marmor,  ein  Stück  Säulenfockel.  eine  Terra- 
cotta-Lampe  mit  Rebenlaub-  luul  Trauben\erzierung 
und  griechifchem  Stempel  aus  byzantinifcher  Zeil. 
Profeffor  Ilaufer  hatte  die  Grabungen  und  Funditucke 
felbft  befichtigt  und  beflätigte  den  Eifer  des  Con- 
fervators bei  Durchfiihrung  der  ihm  übertragenen 
Angelegenheit  der  Blofslegung  ties  Grabfeldes  von 
Salona. 

Profeffor  l/au/er  erllattete  ferner  einen  ausfuhr- 
lichen Bericht  über  die  F'ortfchritte  zur  F"reirtellung 
des  Domes  in  Spalato  und  hob  dabei  hervor,  dafs 
diefelben  infofern  ein  Hemmnifs  fanden,  als  einige 
der  bisher  freigelegten  Mauern  fich  ganz  befonders 
fchadhaft  zeigten,  daher  vor  Fortfetzung  der  Freiftel- 
lungsarbeiten  diefe  Schäden,  namentlich  Senkungen 
und  X'erfchiebungen  der  blofsgelegten  Wandtheiie, 
\orfichtigll:  ausgebeffert  werden  mufsten.  Dazu  kommt, 
dafs  die  Schäden  in  tler  Conllruflion  des  Domge- 
biiudes  rafch  zunehmen  und  in  F'olge  von  Sprüngen 
am  Dome  und  am  Tluirme  Steine  und  Gyps-Ornament- 
ftücke  fich  losldfen,  fo  dafs  die  .Schliefsung  des  Domes 
und  das  Kinflellen  des  Glockenläutens  beantragt 
werden  mufste  und  auch  verfügt  wurde.  Jedenfalls 
find  die  Schäden  fo  grofs,  dafs  ^\q  eine  namhafte 
.Steigerung  über  die  präliminirten  Auslagen  zur  Folge 
haben  werden. 

Derfelbe  Confervator  referirle  endlich  über  ilen 
von  der  dalmatinifchenStatthalterei  übermittelten  Plan 
der  Reflaurirung  der  Loggia  zunächrt  iler  Mauer  um 
den  diocletianifchen  Palalt  in  Spalato.  worüber  die 
Sektion  beichlofs  das  vorgelegte  und  eben  von  Pro- 
feffor Haufer  Rammende  Projekt  der  k.  k.  I'iegierung 
zur  Genehmigung  empfehlen. 


IX 


\acli  AntiM5^rcn  der  I  Icncn  Mil^licdcr  i)r.  Kenner 
lind  I'rofelTor  Ilanfcr  befchlofs  die  Seftion,  an  i^eeii^- 
iieter  Stelle  anzuregen,  dafs  die  .S'.  Donalo-Kirilic  in 
Zara,  die  nunmehr  zu  einem  Loealmufeum  bellimnU 
ill,  entfprecliend  gereinigt  werde,  damit  die  bedeu- 
tenderen fculptirten  Steine  von  den  bei  der  Kiva 
nuo\a  gefundenen  rDmifchen  (Jebaiulereften  und 
etwaige  dortige  weitere  Funde  durch  die  Vermittlung 
des  Confervators  Smiric  dahin  übertragen  wertlen 
und  dafs  feitens  der  Domverwaltung,  welcher  diefes 
Kirchengebaude  zugehört,  Sorge  getragen  werde, 
damit  kiniftighin  in  die  S.  Donato- Kirche  nicht  mehr 
wie  bisher  altes  Gerumpel  hinterlegt  werde.  Diefem  \\c- 
fchluffe  wurde  feither  entfprochen,  aufserdem  kamen 
dahin  auch  die  bei  Gradina  gefundenen  antiken  Steine. 

Confervator  Dr.  Miu/t  berichtete  über  den  durch 
Confervator  Dr.  'Juinsky  eingefendeten  ]5ericht  des 
l'rivatgelehrten  Richly  in  Neuhaus,  beliandelnd  die  bis 
jetzt  erzielten  Refultate  urgefchichtlicher  Forfchungen 
im  füdürtlichen  Hühnien.  Diefer  ]5cricht,  in  welcliem  iler 
fo  feltfamen  VVackel-  und  Schalenfteine  erwidint  wird, 
wurde  mit  befonderem  Intereffe  zur  Kenntnifs 
genommen. 

Confer\"ator  Hrdsc  erftattete  ausfiihrliche  Be- 
richte über  ein  Steinplattengrab  mit  fchlccht  erhalte- 
nen menfchlichen  Knochenreften  und  zwei  Urnen  bei 
Zlonic,  über  einen  Urnenfund  bei  Jarome'r  und  über 
eine  reiche  Urnenfundflätte  bei  Klein-Skalic,  Vseßar 
und  Smiric.  Ueber  Antrag  des  Dr.  Much  wurden  diefe 
Berichte  zur  Veröffentlichung  durch  die  Mittheilungen 
bellimmt. 

Confervator  Schwertner  berichtete  über  die 
neueften  von  ihm  im  Vereine  mit  Profeffor  Rrji/ia  ge- 
pflogenen Unterfuchungen  des  fogenannten  Schlacken- 
walles bei  Bukovec,  wodurch  die  Ivxiftenz  von  ver- 
fchlackten  Steinen  in  Frage  geftellt  wirtl 

Dr.  Mucli  referirte  über  den  Bericht  des  Con- 
fervators Liifsncr  über  die  prähiftorifchen  Wallburgen 
bei  Horovic  und  insbefondere  über  deffen  F"und- 
bericht  und  die  beiden  zugefendeten  FundÜücke  — 
eine  Bronzenadel  von  86  Cm.  und  einen  bronzenen 
Halsring  —  aus  der  prahillorifchen  Wallburg  am 
J'/cHvec  in  Böhmen.  Referent  zählt  die  Nadel  zu  den 
fchunften  und  bedeutendften  Fundllücken  diefer  Art 
neuerter  Zeit  und  erklarte  deren  Zufammenbiegung 
elamit,  dafs  fie  aus  einem  Grabe  ilamme,  wofelbll  fie 
in  einer  Urne  hinterlegt  war.  Diefer  Bericht  wurtle  zur 
l'ublication  durch  die  Mittheilungen  beftimmt. 

Derfelbe  referirte  über  mehrere  Berichte  des  Con- 
fervators Hrdse,  betreffend  die  weitere  Aufdeckung 
eines  Heidengrabes  bei  Zlonic,  über  ringförmige  Erd- 
werke bei  Ncnßadt  an  der  Mcttnu,  über  Heidcngrab- 
rtatten  bei  Klcin-Skalic,  Rodov,  flabriny  und  llolohlav 
und  wurde  befchloffen,  diefe  Berichte  auszugsweife 
durch  die  Mittheilungen  zu  veröffentlichen. 

Confervator  Trapp  legte  der  Central-Commiffmn 
einen  Bericht  vor  über  die  Refultate  der  Durchfor 
fchung  der  Höhlen  des  Berges  Katonc  in  Mahren  und 
der  auf  deffen  Plateau  vorgenommenen  Grabungen, 
ferner  über  die  Frfolge  der  Durchgrabung  des  Königs- 
hügels bei  Uflin,  weicher  Bericht  nach  Antrag  des 
Dr.  Mnrh  mit  Intereffe  zur  Kenntnifs  genommen  wurde. 

Dr.  Much  referirte  über  den  intereffanten  l^ericht 
des  Confervators  /W^r,  betreffend  die  .Schlackenlnug 

VII.  N.  F. 


bei  Jh^crndorfy  über  prahillorifche  W^allbauten  bei 
Wagßddtl,  über  einen  Ringuall  bei  Alt-Bielitr.  und 
über  die  wiederholt  und  an  verfchiedenen  Orten 
Schlefiens  und  Mährens  gefundenen  prähiftorifchen 
lüfenfchmelzen,  welcher  Bericht  zur  theilweifen  Ver- 
öffentlichung beflimmt  wurde. 

Der  Bericht  des  Correfpondenten  Schneider  über 
die  prähiftorifchen  Alterthümer  im  Borssegower 
Bezirke  wurde  als  fchätzbares  Materiale  für  die  Inven- 
tarillrung  der  Denkmale  Galiziens  übernommen. 

Confervator  Giittcr  in  Scrcth  machte  Mittheilun- 
gen über  eine  priihiftorifche  Anfiedlung  bei  Screth 
und  die  bei  den  angrenzenden  Ziegeleien  gemachten 
l'undc  mmifchen  Urfjirunges. 

X'on  Leonhard  Bitlini  in  Ungarifch-Weifskirchen 
uincle  der  Central-Commiffion  eine  umfangreiche  Ab- 
handlung über  die  Alterthümer  am  linken  Donauufer 
zwifchen  Pancova  \\\u\  Orfova  vorgelegt.  Dr  ÄVww^r 
bezeiclniete  diefe  Abhandlung,  welche  fich  mit  einem 
heute  fall  noch  unerforfchten  Gebiete  befchaftigt,  als 
fehr  wichtig  und  verdienlllich  und  deren  Veröffent- 
lichung als  eine  wiffenfchaftliche  Bereicherung,  ohne 
jedoch  auf  deren  Publicirung  durch  die  Mittheilungen 
einrathen  zu  können,  da  diefe  hinfichtlich  der  zu  ver- 
öffentlichenden Auffätze  infofern  befchränkt  find,  als 
fic';  die  Auffätze  in  der  Hauptfache  doch  nur  auf 
Denkmale  des  im  Reichsrathe  vertretenen  Länder- 
gebietes zu  befchränken  haben. 

Verhandlungen  der  II.  Section. 

Die  zweite  SeiSlion  hielt  12  Sitzungen.  Als  die 
wichtigften  Verhandlungsgegenftände  feien  hervor- 
gehoben : 

Regierungsrath  P"reih.  v.  Sacken  berichtete  über 
die  im  k.  k.  Finanz-Minifterium  befindlichen  hiftorifch 
undkunftgefchichtlich  intereffanten  broncenen Gedenk- 
tafeln mit  reichem  figuralen  Relief,  die  fich  auf  die 
Auffchlagung  zweier  Stollen  im  Salzbergwerk  zu  Hall 
beziehen  (ddo.  17.  Mai  1563  und  26.  Mai  1648)  und  auch 
von  dorther  flammen,  und  beantragte  in  Uebereinflim- 
niung  mit  der  Abficht  des  k.  k.  Finanz-Minifleriums, 
diefe  als  Kunftgufswerke  fehr  bedeutenden  Gegenftande 
wegen  ihres  Zufammenhangs  mit  der  Culturgefchichte 
des  Landes  Tyrol  dem  Ferdinandeum  in  Innsbruck  als 
Gefchenk  zu  überlaffen,  vorher  aber  fie  zeitweilig  im 
k.  k.  öflerreichifchen  Mufeum  zur  Ausflellung  zu  brin- 
gen und  übt'rdies  diefclben  für  die  Zwecke  der  Central- 
Commiffion  photographiren  zu  laffen,  womit  dieSeftion 
einverftanden  war.  Gegen  Ende  des  Jahres  wurde  die 
gedachte  Photographirung  eingeleitet  und  in  fehr  ge- 
lungener Weife  din-chgefüln't. 

Oberbaurath  Schmidt  machte  wiederholt  mehrere 
intereffante  Mittheilungen  über  die  bei  der  Reflau- 
rirung  der  gothifchen  Kanzel  bei  St.  Stephan  in  Wien 
gemachten  Wahrnehmungen  in  Betreff  der  früheren 
Polychromirung  und  Zufammenfetzung  des  Schall- 
dcckels,  über  die  alte  Bemalung  des  Kanzelpfeilers 
luid  der  auf  demfelben  aufgelleilten  Heiligenfiguren, 
eiuUich  iiber  den  mit  Ende  diefes  Jahres  eingetre- 
tenen ..\bfchlufs  der  Rellaurirungs-Arbeiten  an  der 
Kirche,  infofern  diefelben  aus  den  bisher  zu  diefem 
Zwecke  gewidmeten  Staats-  und  Privatfiibventionen 
bellritten  wurden.    Auch  theilte  derfelbe  mit,  dafs  die 

b 


X 


fogenannte  Crt/w/rrtw-Ärtw^r/ an  iler  nördlichen  Aufscii 
feite  der  Kirche  reltaurirt  wurde,  dafs  jedoch  hieboi 
ein  grofser  Theil  der  alten  Steine  als  nicht  inohr  ver- 
wendbar befeitigt  werden  mufste.  Auch  gab  Ober- 
Baurath  Sc/imtt/t  bekannt,  dafs  man  im  Laufe  der 
Reftaurinmg  der  Empore  in  der  dafelbll  noch  erhal- 
tenen Menfa  eines  der  drei  dort  bellandenen  Altare 
die  eingelegten  Reliquieti  der  heil.  Margaretha  fand. 

Confervator  Frofeffor  Hau/er  berichtete  über  die 
•Kntfernung  eines  als  Kunftwerk  werthlofen  Brunnens 
im  Fifchhofe  zu  Wien.  Ferner  theiltc  derfelbe  mit, 
dafs  die  Engelsfigur  an  der  Salzgries-Caferne,  welche 
der  Erhaltung  werth  ift,  einen  paffenden  Aufftellungs- 
platz  an  einem  lladtifchen  Gebäude  finden  wird. 

Architekt  Bayer  legte  der  Central-Commiffion 
einen  fehr  fachgemäfs  abgefafsten  Bericht  vor  über 
die  erheblichen  und  wiederholten  Funde  von  profilir- 
ten  und  bemalten  Steintrümmern  in  den  Fundamenten 
mehrerer  abgetragener  Häufer  an  Stelle  des  alten 
Margaretlien-Hofes  in  Wien,  und  fpricht  derfelbe  die 
begründete  und  auch  von  der  Seftion  als  fehr  wahr- 
fcheinlich  angenommene  Vermuthung  aus,  dafs  diefc 
Steinftücke,  die  unzweifelhaft  einem  kirchlichen  Bau- 
werke angehörten,  von  der  alten  ^largarethcn-Capelle 
herrühren,  die  ehemals  auf  einer  diefer  Bauftelien  ftand. 
Die  Steine  felbft  wurden  von  der  Commune  Wien  in 
Verwahrung  genommen,  die  Aufnahmen  Bayers  bil- 
den eine  willkommene  Bereicherung  des  Archivs  der 
Central-Commiffion,  welche  diefelben  mit  Avisdruck 
verbindlichften  Dankes  entgegennahm. 

Confervator  Hmi/er  erftattete  Bericht  über  die 
im  Wege  des  k.  k.  Minifteriums  für  Cultus  und  Unter- 
richt anhergelangtenAften,  betreffend  dieReftaurirung 
der  am  Graben  in  Wien  befindlichen  fogenannten 
Peflfäule.  Frofeffor  Häuf  er  bedauerte,  dafs  ihm  in 
Folge  unterbliebener  Einladung  nicht  die  Möglichkeit 
gegeben  war,  an  der  vorausgegangenen  commiffionel- 
len  Berathung  Theil  zu  nehmen.  Das  Reftaurirungs- 
Programm  wurde  vorbehaltlich  der  nach  Eingerüftung 
der  Säule  bei  deren  eingehender  Unterfuchung  fich 
etwa  noch  ergebenden  Schäden  und  daraus  zu  folgern- 
den Anträge  vorläufig  als  zweckmäfsig  erkannt.  Nur 
bezüglich  der  Reconftruflion  der  Stufen  konnte  die 
Central-Commiffion  den  in  den  überkommenen  Aften 
niedergelegten  Anfchauungen  nicht  beipflichten.  Die 
Central-Commiffion  verkannte  keineswegs  die  gerecht- 
fertigten F"orderungen  nach  Strafsenerbreiterung, 
denen  bei  diefer  Gelegenheit  in  thunlichfter  Weife  ent- 
fprochen  werden  foU,  allein  die  dahin  zielenden  Vor- 
fchläge  fchienen  ihr  nicht  annehmbar,  weil  durch  die 
beabfichtigten  Veränderungen  der  Gefammteindruck 
des  Monumentes  alterirt  und  gefchädigt  würde.  Sollte 
es  unumgänglich  nothwendig  werden,  an  den  Stufen  im 
Intereffe  der  Fahrbahnbreite  Aenderungen  vorzu- 
nehmen, fo  könnte  die  Central-Commiffion  nur  dann 
zuflimmen,  wenn  fie  ohne  Alterirung  der  gegenwär- 
tigen Stufenanlage  im  Aufbaue  und  in  den  geringll 
zuläffigen  Dimenfionen  vorgenommen  würden.  Die 
Central-Commiffion  gab  nach  diefer  Richtung  felbfl 
Rathfchläge.  Bei  diefem  Anlaffe  glaubte  übrigens  die 
Central-Commiffion  an  ihre  vorgefetzten  lichördcn 
das  Erfuchen  Hellen  zu  follen,  damit  Veranlaffung 
getroffen  werde,  dafs  künftighin  die  berufenen  Confer- 
vatoren    in    derartigen  Fällen    bei    Augenfchein-Com- 


miffionen  u  f.  w.  nicht  übergangen,  fondern  com- 
petenzmäfsig  dazu  befonders  geladen  werden. 

Oberbaurath5c'/r>«/^/ machte  die  Mittheilung,  dafs 
das  fogenannte  gemalte  Haus  in  Eggeitburg  von 
feinen  Schülern  genau  aufgenommen  wurde.  Die 
-Sgraffito-Decoration  wurde  auf  Grundlage  der  noch 
vorhandenen  Refte  und  der  über  diefelben  erhaltenen 
Befchreibimgen  in  der  Aufnahme  möglichft  ergänzt. 

lieber  Antrag  des  Minilterialfecretärs  Dr.  Lind 
bewilligte  die  Seflion  eine  Subvention  zurRcIlaurirung 
der  gothifchen  Kirche  in  yedcnfpeugcn,  befchlofs  den 
Ankauf  der  Zeichnung  des  Grabmales  des  Leonhard 
l'aumann  in  Waidliofeu  an  der  Thaya  und  der  farbigen 
Aufiiahme  eines  Renaiffance-(  )fens,  der  fich  in  der 
Pralatenrtube  im  Wiener  Standeliaufe  befindet.  Beide 
Aufiiahmen  wurden  zur  Publication  durch  die  Mit- 
theilungen  beflimmt. 

lieber  ein  .Schreiben  des  k.  k.  Notars  Dr.  Scliranz- 
lio'er  in  Schwechat  befchlofs  die  Central-Commiffion, 
das  Fresco-Bild  an  der  Aufsenfeite  der  l-'ilialkirche  in 
Klein-Schivecliat,  das  dem  Maler  Maulpertfeli  zuge- 
fchrieben  wird,  von  einem  Fachmanne  unterfuchen  zu 
1  äffen. 

Regierungsrath  Freih.  <■.  Sacken  berichtete  über 
die  Innenreftaurirung  der  Kirche  zu  Haag  und  be- 
zeichnete diefelbe  als  befriedigend.  Zugleich  theilte 
derfelbe  mit,  dafs  es  in  Abficht  ift,  die  gothifche  Kirche 
zu  Waidhofen  an  der  Yhbs  zu  relhuiriren,  worüber 
die  Vcrfammlung  befchlofs,  Einleitungen  zu  treffen, 
damit  —  den  Statuten  der  Central-Commiffion  gemäfs 
—  das  bezügliche  Reftaurirungsprojecl  vorerft  der- 
felben  vorgelegt  werde. 

Der  Bericht  des  Confervators  Schirmer  über  die 
durchgeführte  Reftaurirung  der  gothifchen  Kirche  zu 
St.  Valentin  wurde  über  Antrag  des  Referenten  Freih. 
■V.  Ferßel  für  die  Veröffentlichung  durch  die  Mitlhei- 
lungen  beftimmt  und  dem  Confervator  .Schirmer  für 
diefe  umfichtlich  geleitete  und  artiflifch  vorzügliche 
Reftaurirung  der  Dank  ausgefprochen. 

Confervator  Frofeffor  Dungel  hat  berichtet,  dafs 
die  durch  ihre  Bemalung  intereffante  Grabplatte  des 
Bifchofs  Altniann  von  Paffau  im  .Stifte  Gottzveig  nun- 
mehr in  der  Krypta  der  Stiftskirche  an  geeigneter 
Stelle  aufgerichtet  wurde  und  dafs  fich  in  der  jetzigen 
Schmiede  des  -Stiftes  eine  im  l'ebergangsftyle  (c.  1220) 
aufgebaute  Capelle  mit  Zuverlaffigkeit  conflalircn 
läfst. 

Confervator  ./JöjÄi'r  legte  die  Aufnahme  der  Kirche 
zu  Miinichreuth  vor,  wofür  demfelben  gedankt  wurde. 

In  Betreff  der  vom  Ordinariate  zu  St.  Polten  an- 
geregten Reftaurirung  der  Flügel-Altare  in  der  Kirche 
des  ehemaligen  Hieronymitaner-Klofters,  jetzt  Pfarr- 
kirche zu  Schonbach  wurde  befchloffen,  vorerft  den 
Confervator  Rosner  um  Berichterftattung  über  den 
Kuiiflwerth  und  gegenwärtigen  Zultand  diefer  Altäre 
/\i  erfuchen.  Derfelbe  bezeichnete  in  der  F"olge  die 
Altare  der  Confervirung  werth,  aber  den  gegenwar- 
tigen Aufftellungsort  derfelben  als  ungünflig;  daher 
über  .Antrag  des  Freih.  v.  Sacken  die  Seftion  befchlofs, 
dem  bifchoflichen  Confiftorium  in  .St.  Polten  zu 
empfehlen,  diefelben  —  mit  Ausnahme  der  Bilder  am 
lloch-Altare  —  da  ein  Erfatz  an  Altären  in  diefer 
Kirche  nicht  nothwendig  ift,  in  das  Diöcefan-Mufeum 
in  St    Polten  zu  übernehmen. 


XI 


Regieriingsratli  Frcih.  7'.  Sacken  refcrirlc  über 
den  Bericht  des  Confervators  Rosiier  in  Betreff  der 
X'ernachlaffigung  der  Bergkirclic  zu  Gars,  der  den 
Antrag  teilte,  dafs  vorläufig  zum  Schutze  der  alten 
Glasgemidde  Einleitungen  getroffen  und  die  Annen- 
Statue  durch  fachkundige  Hand  reltaurirt  werde. 
Hieriiber  befchlofs  die  Seftion,  dafs  fich  die  Central- 
Comniiffion  zu  diefemBehufe  an  den  Patron  der  Kirche 
wende,  ihm  aber  auch  nahelege,  diefe  Kunftgegen- 
llanile  allenfalls  an  das  Didcefanmufeum  in  St.  Polten 
abzutreten.  Nachdem  das  bifchofliche  Confiftorium  zu 
St.  Polten  die  Mittheilung  gemacht  hatte,  dafs  die 
lÜMichtung  eines  Diocefanmufeums  dortfelbft  bei  dem 
Abgange  eines  disponiblen  Locales  bisher  noch  nicht 
llattgefunden  habe  und  zugleich  bekannt  gab,  dafs  der 
i^farrer  zu  Gars  geneigt  fei,  die  nothwendigen  Reflau- 
rirungen  an  der  dortigen  Hergkirche  allmälig  vor- 
nehmen zu  laffen,  befchlofs  die  Se6tion  über  Antrag 
des  Freih.  v.  Sacken,  den  Confervator  Rosner  mit  der 
Anfertigung  der  !-.'efi:aurirungspl;ine  zu  betrauen,  die 
Confervirungsarbeiten  an  den  farbigen  Glasfenftern 
der  Hof-Glasmalereianll;alt  von  Geyling  in  Wien  zu 
Libertragen  und  die  Madonnen-Statue  zur  Reftaurirung 
nach  Wien  bringen  zu  laffen.  Ueber  Antrag  desfelben 
Referenten  wurde  der  Confer\ator  Rosner  erfucht, 
V'orfchlage  auf  eine  in  befcheidenen  Dimenfionen  fich 
bewegende  Reftaurirung  der  Flügel-Altäre  in  Schon- 
hiich  zu  erflatten. 

Auch  befchlofs  die  Sedlion,  einem  an  die  Central- 
Commiffion  gerichteten  Anfuchen  entfprechend,  für 
die  Rellaurirung  der  Statuen  in  der  Kirche  zu  Langegg 
einen  verläfslichen  Künftler  namhaft  zu  machen. 

Ferner  wurde  in  Entfprechung  eines  weiteren  an 
die  Central- Commiffion  gelangten  Anfuchens  ein 
l<"achmann  delegirt,  um  die  Peftfäule  in  Ebenfurt  zu 
befichtigen  und  ein  Reftaurirungs-Programm  für  die- 
felbe  fammt  Koftenvoranfchlag  auszuarbeiten.  Ueber 
die  Bitte  der  dortigen  Stadtgemeinde  und  Pfarre  um 
Zuwendung  einer  Subvention  behufs  der  Reftaurirung 
der  dortigen  Peftfäule,  befchlofs  die  Sedlion  auf  Grund 
des  von  dem  delegirten  Fachmanne,  Baumeifter 
Wächtler  abgegebenen  Gutachtens  diefes  Anfuchen 
befürwortend  an  das  k.  k.  Minifterium  für  Cultus  und 
Unterricht  zu  leiten. 

Regierungsrath  Freih.  v.  Sacken  erftattete  Bericht 
über  die  im  Ganzen  noch  in  geringem  Umfange  aus- 
geführten Reftaurirungsarbeiten  in  den  beiden  Kirchen 
zu  Miniling  und  bezeichnete  diefelben  als  zweckmäfsig. 

Architekt  H.  Giefel  legte  der  Central-Commiffion 
die  Aulnahmen  eines  romanifchen  Tauffteines  in  der 
Kirche  zu  Altmitnjier  zum  Ankaufe  vor,  der  auch  unter 
gewiffen  Bedingungen  befchloffen  wurde. 

Ueber  Wunfeh  des  k.  k.  Ackerbau-Minifteriums 
gab  die  Central-Commiffion  ihr  Gutachten  über  eine 
zum  Verkauf  beflimmte  im  ehemaligen  Nonnen-  Re- 
leclorium  zu  Traunkircken  befindlich  gewefene  ge- 
Ichnitzte  Thür  ab,  nachdem  früher  durch  einen  F"ach- 
mann  Erhebungen  an  Ort  und  Stelle  gepflogen  worden 
waren. 

Oberbaurath  Sclimidt  referirte  über  das  Projeft 
für  die  Reftaurirung.  refpe6live  den  Thurmbau  des 
Gratäer  Domes.  Die  vom  Referenten  ausgeiprochenen 
Bedenken  wurden  von  der  Seftion  einftimmig  aner- 
kannt. 


Ueber  Bericht  des  Confervators  Johann  Graus, 
dafs  in  jXbficht  fei,  die  Capelle  und  den  Donjon  der 
verfallenen  Burg  in  Gößing  wieder  herzull eilen,  fprach 
fich  die  Central-Commiffion  mit  befonderer  Befriedi- 
gung über  dies  Vorhaben  aus  und  erklärte,  dafs  es 
zuverlaffig  noch  mi)glich  und  auch  wünfchenswerth  fei, 
Capelle  und  Thurni  zu  reflauriren. 

Ueber  Anregung  des  Confervators  Graus  be- 
fchlofs die  Se<5lion  Einleitungen  zu  treffen,  damit  über 
das  fogenannte  Dombild  in  Gräte,  ein  Fresco-VVand- 
gemäUle  an  der  füdlichen  Aufsenfeite  des  Domes,  ein 
hölzerner,  fiügelartig  zu  öffnender  Schutzkallen  her- 
geflellt  werde,  was  in  der  Folge  auch  gefchah. 

Da  wiederholt  conftatirt  wurde,  dafs  die  Gegen- 
flände  der  Antikenfammlung  im  Joanneum  in  Grätz 
in  ungenügenden  Localitäten  und  unpaffenden  aucii 
in  ihrer  Anzahl  nicht  ausreichenden  Käften  autbe- 
wahrt werden,  befchlofs  die  Verfammlung  die  Leitung 
des  Joanneums  auf  diefen  Uebelftand  aufmerkfam  zu 
machen. 

Regierungsrath  Preiherr  v.  Sacken  berichtete 
über  den  Thätigkeitsbericht  des  Confervators  Graus 
für  Ober-Steiermark  und  bezeichnete  deffen  Wirken 
als  Profeffor  für  Kunftgefchichte  und  Kunftarchiiologie 
am  Diöcefan-Priefterfeminar  in  Grätz  als  fehr  verdienll- 
lich  und  anerkennenswerth,  welcher  Anfchauung  die 
Seftion  beitrat.  Die  Central-Commiffion  glaubte,  bei 
diefem  Anlaffe  und  in  voller  Würdigung  der  Wichtig- 
keit und  Nothwendigkeit  derartiger  Unterweifungcn 
für  den  jungen  Clerus  ihre  Aufmerkfamkeit  auf  den 
kunft-archäologifchen  Unterricht  in  den  Priefterfemi- 
narien  richten  zu  foUen,  und  belchlofs  demnach,  die 
Diöcefanvorftände  einzuladen,  gefälligft  mitzutheilen, 
ob  und  in  welcher  Weife  diefer  Unterricht  an  den 
bezüglichen  Seminaren  ertheilt  wird. 

Die  Ordinariate  zu  Brunn,  Budtueis,  Klagenfurt, 
Leitnieritz,  St.  Polten  und  Salzburg  \y2Xt&x\  die  Gefällig- 
keit, diefem  Anfuchen  durch  ausführliche  Mittheilungen 
über  den  an  deren  theologifchen  Diöcefan-Lehran- 
ftalten  beftehenden  kunftgefchichtlichen  und  archäo- 
logifchen  Unterricht  zu  entfprechen.  Die  Seflion  be- 
fchlofs, den  Ordinariaten  für  diefe  Eröffnungen  zu 
danken,  ihnen  die  für  diefen  Unterricht  geeigneten 
Lehrbücher  und  Vorlagewerke  (inclufive  des  archäolo- 
gifchen  Atlanten)  bekannt  zu  geben  und  die  betreffen- 
den UnterrichtsProgramme  auszugsweife  durch  die 
Mittheilungen  veröffentlichen  zu  laffen. 

Confervator  von  Lufchin  -  Ebengreutli  hat  der 
Central-Commiffion  berichtet,  dafs  fich  in  der  Spital- 
kirche zu  Auffee  in  den  Bogenzwickeln  Fresken  mit 
Darftellungen  aus  dem  Leben  Jefu  erhalten  haben,  die 
aus  dem  Jahre  1553  ftammen.  Diefer  Bericht  wie  auch 
ein  Auffatz  desfelben  über  Münzen  als  Glockenzierat 
wurden  zur  Veröffentlichung  durch  die  Mittheilungen 
beftimmt. 

Correfpondent  Hauptmann  Beckh-Widmanßetter 
uberfendete  einen  fchriftlichen  Bericht  über  das  Grab- 
mal des  Hans  Krabatsdorfer  zu  Gnas,  deffen  Erhaltung 
\  om  Gerichtsadjun6len  Dr.  Hans  Grafs  angeregt,  und 
worüber  befchloffen  wurde,  im  Intereffe  des  Monu- 
mentes geeignete  Schritte  einzuleiten. 

Correfpondent  Dr.  Grafs  berichtete  über  den 
zum  .\btragen  beftimmten  Thurm  der  ehemaligen 
IVanciscaner-Kirclu-  in   Fcldbach  a.  d.  Raab,  über  das 


XII 


Wappen  des  Deutrch-Ordcns-Grofsmciflcrs  Joh.  Cafp. 
von  Ampringen  und  endlich  über  zwei  in  Fcldbach 
befindliche  Steininfchriftcn,  die  nach  dem  Referate 
des  Cuftos  Sclic-Jlag  zu  lefen  find:  i.  finidator  luijus 
domus  voce  pia  petit  unum  Ave  Maria  1474,  über  iler 
Jahrzahl  E  L  S.  Die  Lefung  der  zweiten  Infchrift  Kl 
nicht  verUifslich,  da  der  Stein  ftark  befchlidigt  ift. 

Freiherr  Franz  von  Mayr-Melnhof  erklärte  fich 
bereit,  die  im  alten  SchlolVe  zu  Pfainihcrg  befindlichen 
Fresken  mit  einem  Schutzdache  vcrfchen  zu  lafien, 
was  dankend  zur  Kenntnifs  genommen  wurde. 

Der  Bericht  des  Confer\'ators  IVofciTor  Lufchin 
über  den  fogenannten  luthcrifchcn  Keller  in  Obir- 
Lichlemi'ald  wurde  auf  Antrag  des  Obcrbaurathes 
Freih.  v.  Fcrßel  für  die  Publication  belUmmt.  Ueber 
weiteren  Antrag  desfelben  Referenten  nahm  dieSeclion 
den  Bericht  desfelben  Confervators  über  die  Reflau- 
rirung  der  ehemaligen  Minoriten-Kirche  in  Cilli  zwar 
zur  Kenntnifs,  konnte  jedoch  in  Betreff  der  Bürgfchaft 
einer  ftyliflifchen  riclitigen  Reltaurirung  fich  nicht 
befriedigt  erklären. 

Ferner  berichtete  Freiherr  v.  Sacken  über  ilie 
beabfichtigte  Reftaurirung  der  I^ggenberger  Grab- 
capelle  in  E/ircii/ian/en,  eine  Angelegenheit,  um  deren 
Forderung  fich  Confervator  Grans  und  Correfpondent 
Hauptmann  von  Beckh-  Widmanjletter  grofses  Ver- 
dienO:  erworben  hat.  Nachdem  feitens  des  Hcrrfchafts- 
befitzers  von  Fhrenhaufcn  nicht  nur  die  Zullimniung 
zu  der  Reftaurirung  der  Capelle  ertheilt,  fondern  auch 
die  Zufage  gegeben  wurde,  diefem  Unternehmen  die 
thunlichfle  Unterflützung  angedeihen  zu  laffen,  wurde 
befchloffen,  nunmehr  die  Reflaurirungsarbeiten  — 
aber  nur  folche,  die  fich  auf  die  Erhaltung  des  Denk- 
mals beziehen  —  einzuleiten,  zu  welchem  Behufe  mit 
Confervator  Graus  das  erforderliche  lünvernehmen 
wegen  Uebernahme  der  Leitung  fofort  gepflogen 
wurde.  Ueber  Referat  des  Regierungsrathes  Freiherrn 
V.  Sacken  genehmigte  in  der  Folge  die  Section  das 
Reftaurations-Programm  für  diefes  Bauwerk,  ferner 
den  Beginn  der  Reftaurations- Arbeiten  und  widmete 
liiefür  einen  Beitrag  aus  ihren  Mitteln.  Confervator 
Graus  wurde  zum  Leiter  dcrfelben  bcllimmt.  Da  die 
Reftaurirung  mit  Ende  Üclober  durchgeführt  war, 
befchlofs  die  Se6lion  die  Abfendung  eines  Sachver- 
fländigen  zur  Befichtigung  der  Arbeiten  und  Bericht- 
erftattung.  Mit  tiefem  Bedauern  nahm  die  -Section 
die  Nachricht  zur  Kenntnifs,  dafs  der  lleierifche  Laiul- 
tag  den  Antrag  des  Landesausfchuffes  auf  Bewilli- 
gung eines  Beitrages  von  300  fl.  zu  der  Reftaurirung 
diefes  fpeciell  heimathlichen,  für  die  Steiermark  und 
deren  Gefchichte  wichtigen  Kunfltlenkmales  abgelehnt 
hat.  Landes -Oberingenieur  Scansoni  erliattete  der 
Central-Commiffion  über  deren  Aufforderung  Bericht 
über  die  bisher  durchgeführten  Reftaurationsarbeiteii 
an  diefer  Capelle,  aus  weichem  dieCommiffion  mit  Beru- 
higung entnahm,  dafs  die  betreffenden  Arbeiten  dci- 
llauptfache  nach  gut  und  fachgemafs  durchgeführt 
worden  find.  Es  wurde  befchloffen,  fowohl  dem  obbe- 
nannten  Berichterflatter  wie  auch  dem  leitenden 
Confervator  Johann  Graus  für  ihre  Mühewaltungen  zu 
danken;  auch  wurden  die  inzwifchen  eingegangenen 
Sammelgelder  zur  weiteren  theilweifen  Deckung  der 
Auslagen  zu  Händen  des  gedachten  Confervators 
flüffig  gemacht. 


Der  Bericht  des  Correfpondenten  Bcckh-Wid- 
inanjlctter  über  die  Grabmale  in  Ericfacli  wurde  zur 
Drucklegung  beftimmt. 

Da  einerfeits  die  Central-Commiffion  erkannte, 
dafs  die  früh-romanifchcn  Wandgemälde,  die  fich  im 
Donjon  zu  Frie/ac/i  befinden,  in  ihrer  Zerftörung 
ral'ch  vorwärtsgehen,  fo  dafs  von  denfelben  —  irgentl- 
welche  Rellaurirung  gänzlich  ausgefchloffen  —  in  Bälde 
nur  fehr  wenig  Farbefpuren  übrig  fein  werden,  da 
.\ehnlichcs  von  tlen  nicht  minder  merkwürdigen 
Todtentanz-Gemidden  an  tler  .\ufsenfcite  des  Karners 
zu  Mctnitz  gilt,  endlich  ila  das  grofse  Bild  an  der 
Aufsenfeite  der  Kirche  zw  Milljlatt  eine  grdfsere  Beach- 
tungverdient, als  ihm  bisher  zutheil  gewurden,  befchlofs 
dieCommiffion  diefe  Bilder  durch  einen  tüchtigen  Maler 
copiren  zu  laffen,  um  einerfeits  wenigftens  in  diefen 
Aufnahmen  das  .\ndenken  an  die  bezeichneten  Ge- 
mälde zu  erhalten,  anderfeits  aber  um  davon  im 
Intereffe  der  Kunll-Topographie  Nutzen  zu  ziehen. 

Dr.  Lind  referirte  über  die  von  Maler  Pierncr 
durchgeführten  und  zur  Vorlage  gebrachten  Aufiiahmen 
diefer  I""resken,  wozu  noch  die  Aufnahmen  eines  Wand- 
gemäldes in  der  Friedhol-Capelle  zu  .Millltatl  kamen. 
Er  bezeichnete  diefe  Aufiiahmen  als  fehr  gelungen  und 
dem  Geifte  der  hochwichtigen  Originale  vollkommen 
entfprechend.  Die  Seftion  llimmte  diefer  Auffaffung 
bei,  fpracli  dem  Maler  Pierner  die  wohKeicIiente  An- 
erkennung aus,  und  befchlofs  diefe  Aufiiahmen,  durch 
welche  die  Sammlung  der  Central-Commiffion  \un 
Copien  werlhvoUer  älterer  Wandgemälde  befonders 
bereichert  wurde,  zeitweilig  im  k  k.  ollerreichifciien 
Mufeum  zur  Ausheilung  zu  bringen. 

Maler  Sunko  legte  der  Se6lion  eine  Reihe 
von  Originalaufnahmen  tler  Glasfenller  im  Chore  zu 
Viktring  vor  ,  die  für  ilic  Sammlung  angekauit 
wurtien. 

Profelfor  Trcnk'a'u/d  referirte  über  einen  Bericht 
desConfervatorSv-i.;-,  betreffend  die  weitere  AuT-ieckung 
\on  F"resken  in  der  Kirche  zu  Terlan  und  beantragte 
die  Veröffentlichung  diefes  Berichtes,  welchem  Antrage 
die  Seftion  beidinimte;  dem  Confervator  wurde  über- 
dies die  Anerkennung  für  feine  unerniiullichen  und 
erfolgreichen  Leillungen  ausgefprochen  unil  zugleich 
der  Wunfeh  hervorgehoben,  dafs  man  fich  bei  den 
Rertaurirungen  diefer  Gemälde  nur  auf  die  Ausbefi'e- 
rung  des  Schadhaften  und  Ergänzung  des  Fehlenden 
Ijcfcliranken,  darüber  1  linuusgehendes  aber  \ernieiden 
möge. 

Ueber  Anregung  des  Hofrathes  Sickel  und  Cullos 
Scließag  befchloss  die  Section,  die  betreffenden  Cum 
fervatoren  aufzufordern,  den  Baulichkeiten  zu  Sähen 
bei  Klaufen  ihre  volle  .Aufnierkfanikeit  zu  widmen,  da 
fehr  beachtenswerlhe  i\nlialtspunkte  noch  beliehen, 
um  über  die  alte  dortige  Bifchofs-Kirche,  iiber  deren 
Lage  und  (ieftaltung  ausgiebige  P'orfchungen  an  Ort 
und  .Stelle  machen  zu  können.  Hofralh  Sickel  referirte 
über  den  in  Folge  deffen  erftatteten  Bericht  des  Con- 
fervators J^V/iyw/^^;-;- und  glaubte  durch  die  Vorlage  von 
.Situationsplänen  uiul  Grundriffen  der  Baulichkeiten 
die  fchon  beftehende  Vermutluuig  rechtfertigen  zu 
können,  dafs  einige  der  heutigen  (jebiiude,  InfcJiriften, 
Gerathe  u.  f.  w.  ein  befonderes  Alter  beanf])ruchen 
und  vielleicht  in  die  Zeit  des  dortigen  Bifcliofsfitzes 
zunickreichen  diirften. 


XIII 


Die  l>crichtc  des  Confcix  atois  ,i.;  iibcr  tlcii 
gotliifchcn  Glockcntluirm  zu  Traniiii,  über  die  Kirchen 
zu  Lcngßcin,  üüriilioh,  Motten,  Pens,  Kaltem,  Teßen- 
berg  und  Sähen,  dann  über  die  Wandmalereien  in  der 
Ruine  Lichtenberg :  ferner  des  Confervators  Grafen 
V.  Lüdron  iiber  die  Vorbereitun«^  zur  Rcllauriruntj  des 
Trienter  Domes  unter  der  Lcituns;  des  Arcliili'kten 
Nordio  dienten  zur  Kenntnifs. 

Die  Bekanntgabe  des  k.  k.  Minifleriums  fiu'Cultus 
und  Uiiterriclit,  dafs  die  beiden  Kronen  und  der  Kelch 
die  fiel)  bisher  in  der  heil.  Geillkirche  in  //^///befanden 
Luid  gegen  deren  Verkauf  an  einen  Privaten  oder  gar 
ins  Ausland  die  Central-Commiffion  mit  aller  lüitfchie- 
denheit  Einfprache  getlian  hatte,  vom  Mufeum  für 
Kunll  und  Induflrie  kauflich  erworben  worden,  diente 
zur  Kenntnifs. 

Oberbaurath  Schmidt  referirte  über  das  Keftaura- 
tions-l'rojeft  des  eben  erwähnten  intereffanten  gothi- 
fchen  Thurmes  zu  Tramin  in  Tyrol  und  bezeichnete 
das  Projecl  des  Architekten  Deiningcr  für  vollifimdig 
gelungen  und  zur  Ausführung  geeignet,  welche  Antrage 
\  on  der  Sektion  vollinhaltlich  genehmigt  wurden. 

Ein  vom  Confervator  Schönherr  und  vom  Cuftos 
Boeheim  verfafster  Auffatz  über  den  Ilarnifch  Erzher- 
zog Ferdinands  von  Tyrol  (1547)  in  der  Ambrafer 
.Sammlung  wurde  zur  Veröffentlichung  durch  die  Mit- 
tiieilungen  bellimmt. 

Der  vom  Confervator  Dr.  Scliönherr  vorgelegte 
l\elT^aurirungsplan  für  die  Capelle  im  Schlöffe  Tyrol 
wurde  vollftandig  genehmigt. 

Der  Priifident  theilte  mit,  dafs  Seine  Majeftat  mit 
.Vllerhöchfter  Entfchliefsung  vom  26.  Februar  d.  J.  zur 
X'ollendung  der  Reftaurirungsarbeiten  und  Innenein- 
richtung der  Fürflenburg  in  Meran  als  letzte  Spende 
2000  fl.  aus  AUerhuchftderen  Privatcaffe  fpendeten; 
Oberbaurath  Schmidt  knüpfte  hieran  Mittheilungen  in 
Betreff  der  noch  übrigen  Arbeiten  an  diefem  Bau- 
denkmale und  über  die  Fortfcliritte  der  Inneneinrich- 
tung, die  Confervator  Dr.  Sciumherr  mit  unermüd- 
lichem Flifer  und  anerkennnenswerther  Sachkenntnifs 
leitet,  welche  Mittheilungen  mit  grofser  Befriedigung 
zur  Kenntnifs  genommen  wurden.  Auch  befchlofs  die 
Section,  dem  Confer\'ator  Schhnherr  für  feine  erfolg- 
reichen Mühewaltungen  den  Dank  auszufprechen.  Als 
im  Laufe  diefes  Jahres  dem  Präfidenten  die  Ehre  zu 
riieil  wurde.  Seiner  Majeftat  über  den  Fortgang  diefer 
Reftaurirung  und  der  dabei  erworbenen  Verdienfte  des 
überbaurathes  Schmidt  und  Confervators  Scliönherr 
zu  berichten,  wurde  derfelbe,  über  feine  unterthänigfte 
Bitte  von  Seiner  Majeftat  ermächtigt,  beiden  Herren 
das  AUerhuchfte  Wohlgefallen  bekannt  zu  geben. 

Da  es  in  Abficht  ift,  die  in  die  Menfal- Dotation 
des  Trienter  Bisthums  gehörige  Burg  Runkelßcin  zu 
verkaufen,  gab  die  Central-Commiffion  über  Auffor- 
tlerung  des  k.  k.  Minillerium  für  Cultus  und  Unterricht 
jene  Bedingungen  bekannt,  die  fie  glaubte,  als  zum 
Schutze  diefes  Denkmals  zur  .\ufnahme  in  den  Kauf- 
vertrag vorfchlagen  zu  follen,  wobei  namentlich  jede 
Entfernung  oder  Verunllaltung  der  Wandgemälde, 
des  Getafelwerkes  u.  f.  w.  im  Auge  behalten    wurde. 

Nachdem  die  Frau  Gräfin  Wolf-Mctternich  der 
Central-Commiffion  mittheilen  laffen,  dafs  fie  geneigt 
fei,  zur  Reftaurirung  des  mit  werthvollen  Malereien  reich 
gezierten  l^ildftockeis  bei  Bninnccken  einen  Beitrag  zu 


Icillen,    befchlofs  die  Seftiun   mit   derfelben   in   diefer 
.\ngclegenheit   in  weitere  Vereinbarung  zu  treten. 

Der  Auffatz  des  k.  k.  Cuftos  Boeheim  über  Schlofs 
Ambras  wiihrend  1564  wurde  für  die  Mittheilungen 
beftimmt. 

l'roteffor  1  lau/er  referirte  über  das  Programm  zur 
Reftaurirung  ilcrBafilica  \\\Grado  und  empfahl  dasfelbe 
zur  Befürwortung  beim  k.  k.  Minifterium  für  Cultus  und 
Unterricht.  Die  Seflion  trat  dem  Antrage  bei,  wobei 
liervorgehoben  wurde,  dafs  die  Detailreftaurirung  mit 
befonderer  Rückficht  auf  die  alten  Bautheile  durchzu- 
führen wäre  und  dafs  bei  Befeitigung  des  alten  Ver- 
putzes im  Innern  der  Kirche  die  nothige  Vorficht 
zur  Schonung  etwa  unter  der  Tünche  fich  zeigender 
P'resken  eingehalten  werden  müfste. 

Nachdem  von  mehreren  competenten  Seiten  das 
Altar-Bild  im  Dome  su  Aquileja  als  ein  grofseres 
Kunftwerk  bezeichnet  wurde,  das  der  Reftaurirung 
ebenfo  dringend  bedürftig  wie  fähig  fei,  befchlofs  die 
Central-Commiffion  Einleitung  zu  treffen,  damit  das- 
felbe nach  Wien  gebracht  werde.  Cuftos  Schellein 
wurde  eingeladen,  eine  Inftruftion  für  den  Transport 
des  Gemäldes  zu  entwerfen,  welcher  Einladung  der- 
felbe entfprach.  Profeffor  Trenkwald  referirte  über 
diefe  allgemein  gehaltene  Inftruclion  für  den  Transport 
von  Gemälden  und  bezeichnete  diefelbe  als  ganz  fach- 
gemäfs  und  brauchbar,  worüber  die  Seftion  befchlofs, 
nunmehr  den  Anhertransport  des  Hochaltar  -  Bildes 
zu  veranlaffen,  und  die  Verpackung  nach  der  Schellein- 
fchen  Inftruclion  durchzuführen.  Im  Juni  d.  J.  langte  das 
Gemälde  in  Wien  ein  undProfelfor  7>-6'«/ttc'rt/^  erftattete 
einen  vorläufigen  Bericht  über  dasfelbe,  das  —  unge- 
achtet der  forgfältigften  Verpackungen  und  des  Um- 
ftandes,  dafs  es  durch  den  Transport  durchaus  nicht 
gelitten  hat  —  als  fehrfchadhaft  und  von  zweifelhaftem 
Kunftwerthe  bezeichnet  wird.  Die  Section  einigte  fich 
dahin,  vor  weiteren  Befchlufsfaftungen  eine  comniif- 
fionelle  Befichtigung  des  Gemäldes  zu  veranlaffen. 

Das  vom  Oberbaurathe  Bergmann  vorgelegte 
Reftaurations-Projecl  der  Kirche  fammt  freiftehendeni 
Thurm  in  Cittannova  wurde  als  ganz  geeignet  erkannt 
und  dem  k.  k.  Minifterium  für  Cultus  und  Unterricht 
zur  Ausfuhrung  empfohlen.  In  der  Folge  gab  diefes 
bekannt,  dafs  der  gedachte  vom  Oberbaurathe  Berg- 
mann aus  Gefälligkeit  ausgearbeitete  PLntwurf  für  den 
Kirchthurm  zur  Ausfuhrung  angenommen  wurde,  und 
dafs  demfelben  für  diefe  uneigennützige  vortreffliche 
Leiftung  der  Dank  bekannt  zu  geben  fei,  welcher 
Weifung  feitens  der  Central-Commiffion  mit  Freuden 
und  mit  Beifügung  eigenen  Dankes  entfprochen  wurde. 

Vom  k.  k.  Minifterium  für  Cultus  und  Unterricht 
aufgefordert,  fich  über  ein  übermitteltes  Proje6t  zur 
Reftaurirung  des  Domes  in  Sebcnico  zu  äufsern,  gab 
die  Central-Commiffion  ihre  Wohlmeinung  dahin  ab, 
dafs  diefes  Projeft  in  der  Hauptfache  zur  Durch- 
führung geeignet  ift,  u.  zw.  dafs  zunächft  das  Kirchen- 
pflafter  nach  dem  alten  Mufter  erneuert,  die  beffer 
erhaltenen  Grabfteine  ausgehoben  und  an  den  Kirchen- 
wänden aufgeftellt  werden;  dafs  ferner  die  fchadhaften 
Steine  innen  und  aufsen  auszuwechfeln,  die  Fugen  der 
Gewölbe  und  an  der  Fagade  mit  Oelkitt  oder  Pozzo- 
lanmörtel  zu  verputzen  und  neue  Verglafungen  einzu- 
führen, hiebei  jedoch  Holzrahmen  zu  vermeiden  feien. 
Was    die  Wiederherftellung    der    beiden    Evangelien- 


XIV 


Amboncn  fammt  Cliorfchrankcii  betrifft,  (o  crfclicinc 
vorher  noch  ein  Dctailprogramm  erforderlich. 

Das  k.  k.  Unterrichts-Miiiirterium  gab  der  Ccntral- 
Commiffion  bekannt,  dafs  es  deren  Antrai,'e  Folge 
gebend,  den  Ankauf  eines  ronianifchen  Kehefs  (vor- 
liellend  die  Flucht  nach  Egypten)  für  das  in  derRertau- 
rirung  begriffene  S.  Donato  -  Kirchengebaude  in  /iora 
angeordnet  habe 

Oberbaurath  ßi-rgiiinnii  referirte  über  die  vom 
kon.  bohmifchen  Mufeum  in  J^rug  eingefendete  gal- 
vanoplartifcbe  Nachbildung  einer  Denkmedaillc  auf 
Konig  Karl  IV.  wegen  Krbauung  der  Prager  Brücke. 
Die  Sectionsmitglieder  erkannten  in  diefer  Medaille  ein 
l'rodu(5l  des  17.  Jahrhunderts  von  hochll  zweifelhaftem 
W'erthe,  das  nur  als  Curiofum  einigermafsen  zu  beachten 
irt,  aber  keinen  Kunibverth  befitzt.  Eine  aus  Znaim 
der  Central-Commiffion  eingefendete  Medaille  diefer 
Zeichnung  wurde  als  ein  roher  und  Ichlechter  Abgufs 
der  l'rager  Medaille  erkannt,  deren  Enlltehung  im 
17.  bis  18.  Jahrhunderte  erfolgt  fein  dürfte. 

Ueber  Bericht  des  Oberbaurathes  Birg  mann  be- 
fchlofs  die  Seclion,  gegen  die  bcabfichtigte  .Abtragung 
lies  Stadtthor  Thurmes  in  Fricdland,  da  dcrfclbe  ohne 
befonderen  KunRwerth  ilt,  keine  Einwendung  zu 
machen. 

Confervator  Hrase  überfendete  Berichte  über  alte 
Grabfleine  in  den  Kirchen  zu  Bohuslavic.  Zales  und  in 
der  Filial-Kirche  zu  Trchesov.  Hinfichtlich  der  letzteren 
wurde  über  Antrag  des  Freih.  von  Sacken  befchloffen, 
hell  beim  Kirchenpatrone  zu  verwenden,  damit  fie  an 
zweckmafsigen  Orten  aufgeftellt  werden. 

In  Betreff  der  beabfichtigten  Reftaurirung  der 
Kirche  zu  l-'mec  (Böhmen,  befchlofs  die  Seftion  die 
Einleitung  von  Informationen  und  Vorerhebungen. 

Confervator  Baum  erilattete  Bericht  über  die 
Abtragung  des  alten  Dominicaner -Klofters  fammt 
Kirche  in  Nimbnrg,  derzeit  Schulgebäude,  und  ihren 
jetzigen  archäologifchen  Werth,  ferner  über  die  1878 
bis  1879  durchgeführte  Reflaurirung  der  St.  Martins- 
Kund  Capelle  am  Vj'se/irad  hc'i  Prag.  Die  Central-Com- 
miffion befchlofs,  dem  Confervator  für  diefe  Berichte 
zu  danken. 

Confervator  Scitwerdtner  machte  Mittheilung 
über  die  fortfchreitende  Reflaurirung  der  Erzdechan- 
tei-Kirche  in  Pilfen  und  über  die  Nothwendigkeit  der 
llylgemafsen  Keilaurirung  der  dortigen  gothifchen 
l-'ranciscaner- Kirche  fammt   gothifchem  Kreuzgange. 

Der  ehemalige  Confervator  Louctl  überfendete 
eine  kurze  Abhandlung  fammt  Abbildung  eines  pracht- 
vollen Renaiffance-Portales  in  Pilfen,  die  zur  \^er- 
«iffentlichung  in  den  Mittheilungen  beftimmt  wurde. 

Confer\ator  Dr.  yicinsky  h^X.  der  Central-Comniil- 
fion  über  aufgefundene  Fresken  im  Schlöffe  zu  Ne/t/iai/s 
berichtet.  Diefelben  fcheinen  im  Hauptbilde  eine 
Gerichts-  ober  Landtagsfilzung  vorzuflellen  und 
werden  durch  die  zahlreichen  darauf  angebrachten 
Figuren  fehr  werthvoU  und  intereffant,  wenngleich  üv 
in  Folge  der  langjährigen  Benützung  diefes  Gemaches 
als  einer  Art  Rumpelkammer  fehr  gelitten  haben.  Die 
Unterfuchung  diefer  Bilder  durch  P'achmiinner,  eventuell 
deren  Rellaurirung  fleht  übrigens  in  .Vusficht. 

Der  Bericht  des  Confcwätom  Si/imoranrj  über  tue 
Kirehen-Reflaurirung  in  Chruiiini,  Ho/ienmaul/i,  Buja 
710V    und    einen   Münzenfund    in    (Jhrudim  (zwei  Stück 


aus  der  Zeit  Wenzel  III.!  wurde  zur  Veröffentlichung 
in  den  Mittheilungen  beltimmt. 

Correfpondent  Kropf  in  Pilfen  übergab  der  Cen- 
tral-Commiffion eine  Reihe  intereffanter  Aufnahmen 
von  KunlUienkmalen  in  Böhmen  fammt  erläuternden 
Texten. 

Ein  Bericht  desConfervatorsÄ?///«  über  das  Jagd- 
fchlofs  Kurzweil  (Kratochvil)  in  Böhmen  wurde  mit 
Dank  zur  KeniUnifs  genommen,  desgleichen  ein  Be- 
richt desfelben  Conler\alors  über  die  ReÜe  eines  alt- 
deutfchen  Flügel -Altares  in  Zaleslic  und  über  alte 
(jemalde  in  der  Kirche  zu  Klomm. 

Oberbaurath  Bcrgmantt  referirte  über  einen  beim 
Umbaue  der  Kirche  zu  Zabchlic  gefundenen,  fehr 
intereffanten,  aber  leider  fragmentirten  ronianifchen 
Leuchterfufs,  und  bellimmte  die  Se(5lion  den  diesfälligen 
Bericht  des  Confervators  Baum  zur  Veröffentlichung 
durch  die  Mittheilungen  Der  Leuchterfufs  wurde  an 
das  Prager  Mufeum  abgegeben. 

Oberbaurath  Schmidt  berichtete  über  die  ilrin- 
gende  Reflaurirung  einiger  Schäden  an  der  Kaiferburg 
zu  Eger,  und  wurden  die  dahin  zielenden  Anträge  des 
Confervators  Hermann  angenommen. 

In  Angelegenheit  der  llylgerechten  Rellaurirung 
der  Kirche  zu  Vmec  wurde  die  k.  k.  Bezirks-Haupt- 
mannfchaft  in  Jungbunzlau  um  Zufendung  der  Reftau- 
rirungspläne  erfucht. 

Se.  Exccllenz  der  Präfident  macht  Mittheilung 
über  die  von  ihm  felbfl  in  Augenfchcin  genonnnene 
Aufdeckung  einer  ronianifchen  Capelle  am  St.  Veits- 
Dome  in  Prag. 

Oberbaurath  Bergmann  referirte  über  die  beab- 
fichtigte  Dcmolirung  des  durch  feine  herrliche  Reiiaif- 
fance-Fagade  kunftgefchichtlich  wichtigen  Rathhaufcs 
zu  Brüx,  an  deffen  und  anderer  Gebäude  Stelle  ein 
Neubau  zur  Unterbringung  des  k.  k.  Kreisgerichtes 
aufgeführt  werden  foll.  Bei  der  kunflgcfchichtlichen 
Wichtigkeit  diefes  Gebäudes  hielt  es  die  Central- 
Commiffion  für  geboten,  noch  in  letzter  Stunde  Schritte 
zu  thun,  um  dasfelbe  zu  erhalten.  Es  wurde  daher  be- 
fchloffen, einen  fachverfländigen  Confervator  zu  eiil- 
fenden,  um  zu  erforfchen,  ob  fich  nicht  in  Brü.x  ein 
anderer  gleich  geeigneter  Bauplatz  für  das  beab  ficht  igte 
Gebäude  finden  laffe,  ferner  ob  es  nicht  möglich  wäre, 
Thurm  und  P'agade  für  den  Neubau  zu  erhalten  oder 
wenigllens  den  erflerei)  zu  belaffen  und  die  Fagade 
des  Neubaues  nach  Art  jener  des  ehemaligen  Rath 
haufes  zu  gellalten,  endlich  um  für  alle  Fälle  eine 
genaue  Aufnahme  des  Rathhaufes  und  Stadtthurmes 
anzufertigen.  Mit  diefer  Unterfuchung  wurde  Confer- 
vator Batan  betraut  und  dernfelben  eine  eingehende 
In(l:ru6tion  namentlich  wegen  moglichfler  Erhaltung 
der  Fagade  gegeben.  Gleichzeitig  befchlofs  die  .Seclion 
eine  eindringliche  Vorflellung  an  das  hohe  k.  k. 
Juftiz-Miniüerium  zu  richten,  damit  dasfelbe  geflatte, 
dafs  bei  Anfertigung  der  Pläne  für  das  neue,  an  Stelle 
des  Rathhaufes  zu  erbauende  Gericlitshaus  die  von 
Benes  von  Lann  llammenden  Saallocalitaten  des 
Rathhaufes  fammt  der  fchönen  Renaiffance-Fagade 
und  dem  Thurme  erhalten  bleiben,  refpeftive  als  zu 
belaffen  in  den  Bauplan  einbezogen  werden  Das  k.  k. 
Juftiz-Minillcrium  gab  bekannt,  das  die  .Stadtgenieinde 
Bru.x  den  Bau  des  Gerichts-  \\\\\\  Gefangenliaiifes  auf 
eigene  Rollen  fiihrte,  es  daher  auf  den  Hau  nur  iiiloiern 


XV 


Einflufs  üben  könne,  als  es  fich  um  die  Fcriflcllunij; 
des  Raiiprojeftes  vom  adminiftrativen  Standpunkte 
handle.  Hei  der  befonderen  Wichtit^keit  diefes  Gebäu- 
des, rcfpeflive  delTen  I-'acjade,  befchlofs  die  Seflion, 
l'ich  auch  an  die  Stadtgemeinde  Briix  zu  wenden,  um 
mindeftens  die  Erhaltung  des  Thurmes  und  jenes 
erkerartigen  Vorbaues  diefem  zuniichll:  zu  erlangen, 
da  damit  die  I-"ormbildinig  und  Decoration  der  Fagade 
iloch  theilweife  erhalten  bleiben  winde.  Die  der  Cen- 
tral-CommilTion  über  das  alte  Kathhaus  felbll  zugekom- 
menen Berichte  lauten  leider  fammtlich  über  deffen 
Haubefland  hochft  ungünftig,  (o  dafs  eine  Erhaltung 
auch  nur  eines  Theiles  kaum  wahrfchcinlich  ilt.  Aufser- 
dem  erkannte  die  Sektion  nocli  eine  genaue  Aufnahme 
der  Facade  und  ihrer  Details  für  nothwendig. 

Laut  Zufchrift  der  Domainen- Adminiflration  zu 
Xuihod  wurde  für  die  Confervirung  der  alten  Grab- 
denkmale an  der  Filialkirche  zu  GroJ's-Trebcsov  das 
Kntfprechende  vorgekehrt  werden. 

Der  Auffatz  des  Confervators  Lauzil  über  das 
Kcnaiffance  -  Schlofs  Kacerov  wurde  für  Veröffent- 
lichung durch  die  Mittheilungen  beflimmt. 

l'rofeffor  Johann  j'?;?/:«/^  überfendete  eine  i\bhand- 
hing  über  den  Urfprung  der  Fresken  in  der  Kutten- 
bcrgcr  St.  Barbara-Kirche,  der  mit  Dank  übernommen 
wurde. 

Oberbaurath  Bergmann  befprach  die  vom  archäo- 
logifchen  Vereine  „Vocel'-  in  Kuttenberg  überfen- 
deten  Photographien  der  aufgedeckten  Fresken  in  der 
Kuttenberger  Barbara-Kirche  und  bezeichnete  diefe 
Vorlage  als  den  beften  Anhaltspunkt  für  die  Beurthei- 
lung  diefer  Gemälde,  indem  dadurch  der  befondere 
Charakter  der  mittelalterlichen  Malerei  in  verfländlicher 
Weife  zum  Ausdrucke  gebracht  wird.  Die  Seftion  be- 
fchlofs, dem  Vereine  für  die  Zufendung  diefer  Auf- 
nahmen zu  danken  und  im  Hinblick,  auf  die  im  Inter- 
effe  der  Reftaurirung  diefer  Kirche  gefafste  Rfefolution 
des  hohen  Abgeordnetenhaufes  fchon  jetzt  ihre 
Bereitwilligkeit,  bei  der  Reftaurirung  ftatutengemafs 
durch  Rath  mitzuwirken,  hohen  Orts  kundzugeben.  Im 
Verlaufe  theilte  das  k.  k.  Miniflerium  für  Cultus  und 
Unterricht  mit,  dafs  in  Entfprechung  der  Anträge  der 
Central -Commiffion  die  Weifungen  zur  allmäligen  Re- 
ftaurirung diefer  Kirche  ertheilt  wurden. 

Oberbaurath  Bergmann  berichtete  über  das 
Reltaurirungs-Programm  der  St.  Barbara-Kirche  in 
Kuttenberg.  Im  Hinblick  auf  den  fehr  fchadhaften 
Zufland  diefes  hochwichtigen  Baudenkmals  empfahl 
derfelbe  die  Durchführung  einer  durchgreifenden  und 
voUfiiändigen  Reftaurirung,  und  zwar  auf  Grund  eines 
das  ganze  Gebäude  umfaffenden  Reftaurirungsplanes 
und  mit  Hilfe  eines  damit  im  Einklänge  flehenden 
Finanzplanes.  Die  Se6tion  llimmte  den  Antragen  zu 
und  befchlofs  in  diefem  Sinne  an  das  k.  k.  Unterrichts- 
Minifterium  zu  berichten,  refpeftive  die  dahin  zielenden 
Anträge  mit  dem  Beifügen  zu  flellen,  dafs  die  Bau- 
leitung einem  hervorragenden  und  mit  dem  gothifchen 
Bauflyle  vollkommen  vertrauten  Architekten  zu  über- 
tragen wäre. 

Confervator  Trapp  berichtete,  dafs  in  Folge  Be- 
fchluffes  des  Brünner  Gemeinderathes  das  an  einem 
Pfeiler  des  ehemaligen  Stadtthores  angebrachte  Relief, 
einen  Stadtföldner  vorrtellend,  dem  Franzens-Mufeum 
übergeben  wurde. 


Confervator  Stcrrj  erflatletc  einen  fchriftlichen 
Bericht  iiber  ein  im  fürftlich  Collalto'fchen  Archive  zu 
Pirnit'.  befindliches  Tafelgemälde  aus  früh  ilalienifcher 
Schule,  woriiher  die  Sertion  über  Antrag  des  Profeffors 
Trcnkwald  befchlofs,  fich  geeigneten  Ortes  zu  ver- 
wenden, damit  diefes  Gemidde  der  Central-Commiffion 
zeitweilig  zur  eingehenden  Berichtigung  uberlaffen 
werde.  Seitens  der  fürrtlichen  Familie  wurde  diefem 
Anüichen  P'olge  gegeben  und  das  Bild  überfendet. 

l'jnem  Erfuchen  des  Confervators  Sterrj  in  Znaim, 
ihn  in  feinem.  Beflreben,  eine  Sammlung  der  in  Mähren 
vorfindlichen  alten  Märkte-  und  Stäiltefiegel  zufam 
mcnzul^ellen ,  zu  unterftützen,  wurde  dadurch  enl- 
f])rochcn,  dafs  diefes  Unternehmen  der  k.  k.  Statt- 
halterei  von  Mahren,  refpe6live  deren  Unterbehorden 
zur  I-'örderung  wärmftens  empfohlen  wurde. 

Der  Bericht  des  Confervators  Trapp  über  den 
Zulland  der  Fresken  im  fogenannten  Heidentempel 
in  Znaim,  d.  i.  der  romanifchen  Capelle  in  der  ehe- 
maligen Burg  und  die  Möglichkeit  deren  Erhaltung 
wurde  mit  Befriedigung  zur  Kenntnifs  genommen. 
Zum  Behufe  deren  Confervirung  befchlofs  die  Seftion, 
fich  an  den  Bürgermeifter  in  Znaim  mit  einem  ent- 
fprechenden  Schreiben  zu  wenden,  damit  wenigflens 
deffen  fernere  Verwendung  zu  einem  Schanklocale 
oder  Wirthshausgeräthe-Depofitorium  abgeftellt  werde. 
Die  Anzeige  des  Confervators  Stera.  dafs  die  Gemeinde- 
vertretung zu  Znaim  einen  Betrag  für  die  Reftaurirung 
diefes  Bauwerkes  gewidmet  hat,  wurde  mit  befonderer 
Befriedigung  zur  Kenntnifs  genommen. 

Oberbaurath  Freih.  v.  Fcrficl  berichtete  über  den 
fehr  erfpriefslichen  Einflufs  der  Central-Commiffion 
bei  der  Rel^aurirung  der  Fresken  von  Maulbertfch 
in  der  Kirche  zu  Mii/ilfrauen  bei  Znaim.  Diefelben 
wurden  durch  den  Maler  Schacher  in  vollkommen 
befriedigender  Weife  au.sgebeffert  und  ergänzt. 

Ueber  eine  feitens  des  k.  k.  Jufliz-Minilleriums 
an  die  Central-Commiffion  gelangte  Anfrage  einigte 
fich  diefelbe  dahin,  dafs  gegen  die  Ausfolgung  der  in 
der  Wisniczer  Strafliauskirche  befindlichen  türkifchen 
Fahne  an  den  Grafen  Thaddaus  Lubomirski  vom 
hiefigen  Standpunkte  kein  Bedenken  obwalte,  dafs  aber 
die  Central-Commiffion  die  künftige  Aufbewahrung 
diefer  Trophäe  in  einem  öffentlichen  Mufeum  als  am 
zweckmäfsigften  erkenne. 

Der  Auffatz  des  Dr.  Theophil  Zebrawski  über 
den  St.  Johannes-Altar  in  der  St.  Florian.s-Kirche  zu 
Krakaii  wurde  zur  Veröffentlichung  in  den  Mit- 
theilungen beftimmt- 

Confervator  Graf  Dziednszicki  hat  die  Central- 
Commiffion  auf  zwei  an  der  äufseren  Wand  der  Kirche 
zu  Jeßipol  hängende  Gemälde  von  bedeutenterem 
Kunftwerthe  aufmerkfam  gemacht.  DieSeflion  empfahl 
die  Uebertragung  diefer  Bilder  in  das  Offolinskifche 
Inrtitut  in  Lemberg.  Derfelbe  Confervator  legte  der 
Seftion  einen  Bericht  über  einen  Renaiffance-Profan- 
bau  in  Jaroslav  und  über  den  in  Lemberg  befindlichen 
Reft  eines  Flügel- Altars  vor,  welcher  Bericht  zur 
Publication  durch  die  Mittheilungen  beflimmt  wurde. 

Oberbaurath  Bergmann  legte  den  von  ihm  ver- 
fafsten  iMitwurf  für  einen  neu  zu  bauenden  Glocken- 
ihurm  im  griechifch- orientalifchen  Klofter  zu  Putna 
vor.  Die  Seftion  befchlofs,  denl'elben  dem  k.  k.  Mini- 
fterium  für  Cultus  und  Unterricht  ganz  befonders  zur 


XVI 


Ausfiihriinc:    zu    empfehlen,    welchem    Aiitraije     das 
UnterrichtsMinifterium  Folije  gab 

Anlafshch  der  Hefprechung  des  Vortrages  des 
IVofeffors  Rzilm  bei  der  Generalverfammking  des 
(iefammtvereines  der  deutfchen  Gefchichts-  und  Alter- 
thums\'ereine  über  die  Graphik  der  Sttinintt::zcic/itit 
und  deren  Lefung,  welcher  hochwichtige  und  durch  die 
darin  dargelegten  Forfchungsrefultate  geradezu  über- 
rafchende  Vortrag  bereits  früher  von  demfelben  im 
Wiener  AlterthumsA'ereine  und  im  Wiener  Ingenieur- 
und  Architekten  •  Vereine  unter  grofsem  Heifalle  ge- 
halten wurde,  befchlofs  die  Plenarverfammlung  einrtim- 
mie  im  Hinblick  auf  die  hohe  Wichtigkeit   des  Gegen- 

•  r- 

(landes  und  um  dem  Autor  die  Priorität  feiner  wiflen- 
fchaftlichen  Forfchungsrefultate  zu  fichern,  Einleitun- 
gen zu  treffen,  dafs  diefer  Vortrag  fammt  den  erfor- 
derlichen lUultrationen  im  Drucke  veröffentlicht  werde 
Die  diesfalls  mit  dem  gedachten  Autor  geführten 
Verhandlungen  führten  zu  dem  befriedigenden  Reful- 
tate,  dafs  der  bezügliche  Auffatz  in  den  Mittheilungen 
des  Jahres  iS8i  zur  Veröffentlichung  gelangen  wird. 
Fin  Auffatz  des  Domherrn  Dr.  AVwiv- über  Kirchen- 
gewander  im  Mufeurn  zu  Hudapeß  aus  der  Zeit  Kaifer 
Friedrich  III.,  die  wahrfcheinlich  als  Gefchenke  diefes 
Kaifers  nach  Ungarn  kamen,  wurde  für  die  Mittheilun- 
gen beftimmt. 

Verhandlungen  der  III,  Section. 

Diefe  Section  vereinigte  lieh  zu  fünf  Sitzungen; 
die  wichtigften  Berathungsgegenftände  und  Befchlüffe 
waren : 

Das  k  k.  Minillerium  für  Cultus  und  Unterricht 
hatte  die  Gefälligkeit  der  Central-CommilTion  die 
Grundfätze  bekannt  zu  geben,  nach  denen  bei  Aclcn- 
Scartiruiigfit  dortfelbft  vorgegangen  wird. 

Confervator/';/;/^'-i'/hat  einen  umfaffenden  Hericlit 
über  die  Berichtigung  zahlreicher  Archive  in  Nieder- 
Oefterreich  zur  Vorlage  gebracht.  Derfelbe  wurde  mit 
Dank  zur  Kenntnifs  genommen  und  zur  Veröffent- 
lichung durcli  die  .Mitthciluiigen"  beftimmt. 

Anläfslich  des  vom  Confervator  Profeffor  Fries 
vorgelegten  Jahresberichtes  befchlofs  die  Central- 
Commiffion  über  Antrag  des  Miniflerialfecretärs  Dr. 
Lind,  neuerlich  Schritte  zu  thun,  damit  das  in  Glciiik 
vereinigte,  aber  gänzlich  verwahrlose  Archiv  der  ehe- 
maligen Abteien  Gleink  und  Garften  geordnet  oder 
wenigftens  in  einer  dasfelbe  minder  gefährdenden 
Weife  aufbewahrt  werde.  Ueber  einen  weiteren  Antrag 
des  Dr.  Winter  wurde  bei  dem  Umftande,  als  die  für 
das  .Museum  in  Linz  vom  Confervator  Czerny  ausge- 
wählten Urkunden  des  vereinigten  Gleinker  und 
Garftener  Archivs  vorläufig  nicht  dahin,  fondern  an  die 
k.  k.  Forft-  und  Domainendireclion  in  Gmunden  ge- 
langten, befchloffen,  fich  an  das  Ackerbau-Minifterium 
zu  wenden,  und  dort  die  bcabfichtigte  Abgabe  diefer 
Urkunden,  die  doch  im  Gleinker  Archive  dem  Unter- 
gange  geweiht  wären,  zu  erwirken.  Auch  wäre  die 
gedachte  Centralrtelle  zu  erfuchen,  die  Vornahme 
einer  Auswahl  von  den  Urkunden  im  Archi\'  zu  Spital 
am  Pylirn  zu  gellatten,  welche  ausgewählten  Urkunden 
alsdann  ebenfalls  an  das  vorläufige  Landes-Central 
archiv    im    Mufeum    zu   Linz    abzu<rcbcn    wären.    Da> 


k.  k.  .\ckcrbau- Minillerium  hat  jedoch  beiden  An- 
fuchen  keine  Folge  gegeben.  Gleichzeitig  wurde  dem 
Confervator  Czerny  für  feinen  Bericht  über  das  letzt- 
genannte Archi\'  und  über  die  zur  Scartirung  bellimm- 
ten  A6len  bertens  gedankt. 

Der  von  Peter  Skobiclsky  vorgelegte  Erganzungs- 
Bericht  über  das  Laihacher  Landes- .Archiv  wurde  dem 
krainifchen  Landesausfcluiffe  zur  Benützung  zu- 
gemittelt,  dem  Skobiclsky  aber  für  feine  fleifsige.Xrbeit 
.\nerkennung  ausgefprochen. 

Ueber  Antrag  des  Referenten  Dr.  Hinter,  be- 
treffend den  Bericht  des  Confervators  Jenny  über  das 
Arch'w  7.U  Ho/uiiei)is  tl  er  Grafen  Waldburg-Zeii  befchlofs 
die  Seftion,  diefem  Confervator  für  feine  erfolgreichen 
Bemühungen,  durch  welche  diefes  reiche  Archiv  den 
wiffenfchaftlichen  Forfchungen  zugänglich  gemacht 
wurde,  \erbindlichll;  zu  danken.  Derfelbe  Confervator 
beklagte  fich  über  das  nicht  genügend  forgHiltige  Vor- 
gehen der  k.  k.  unteren  Amtsftellen  in  Vorarlberg 
bei  Aflenfcartirungen ,  worüber  der  Confervator 
der  III.  Seclion  für  Tyrol,  kaif.  R.  Schihi/ierr.  wegen 
•Abhilfeanllrebung  in  Kenntnifs  gefetzt  wurde. 

Die  Jahresberichte  der  Confervatoren  Dr.  Mortis 
in  Trieft  und  Bianelii  in  Zara  wurden  über  Antrag  des 
Referenten  Hofrath  Sickel  zur  Kenntnifs  genommen. 

Dr.  Z/«</referirte  in  Angelegenheit  derPublication 
des  fogenannten  St.  Enuiicrams-Codex  im  Domfchatze 
zu  Krakau.  Nachdem  Profeffor  Woltmann,  der  init  der 
Abfaffung  des  kunfthiftorifchen  Textes  betraut  war, 
geftorben,  ohne  dafs  der  betreffende  Text  geliefert 
worden  w'äre,  miifste  die  Publication  diefes  wichtigen 
Denkmales  für  fo  lange  verfclioben  bleiben,  bis  ein 
Fachmann  an  Stelle  Woltmann's  gewonnen  werden 
konnte.  Die  Uebergabe  des  vom  Docenten  Dr.  Rieger 
zur  Bearbeitung  übernommenen  Te.xttheiles,  refpec- 
ti\-e  deffen  hilI:orifch-kritifcher  .Abfchnitt  wurde  für  die 
nachfte  Zeit  in  A^sficht  geftellt. 

In  Betreff  der  Ausarbeitung  des  kunftwiffenfchafl- 
lichcn  Theiles  einigte  fich  die  Seflion,  den  Profeffor 
Dr.  Thaufing  dazu  einzuladen  und  wurde  die  in  der 
Folge  gemachte  Mittheilung  Sr.  Excellenz  des  Herrn 
Präfidenten,  dafs  Profelfor  Thaufing  bereit  fei,  diefen 
Texttheil  für  die  Publication  zu  bearbeiten,  mit  befon- 
derer  Befriedigung  zur  Kenntnifs  genommen.  Derfelbe 
übernahm  auch  die  Gefammtredaclion  des  Textes, 
Auch  w  urde  von  der  Se6lion,  bei  dem  Umftande,  als 
Confervator  Szujski  eine  mit  lUuftrationen  ausge- 
ftattete  Publication  diefes  Denkmals  in  den  Publica- 
tionen  der  Krakauer  Akademie  der  Wiffcnfchaften  in 
polnifcher  -Sprache  veranlafst  hatte,  befchiolTen.  feincr- 
zeit  und  an  geeigneter  Stelle  der  künftigen  Publication 
das  bezügliche  Prioritätsrecht  der  Central-Commiffion 
zu  conftatiren. 

Die  Mittheilung  des  känitnifchen  Gefchichts- 
\  ereines  über  die  von  ihm  eingeleiteten  Erhebungen 
der  Privat-Archive  Kärntens  im  Intereffe  der  Sammlung 
des  archivalifchen  im  Lande  befindlichen  Materials 
wurde  mit  Befriedigung  zur  Kenntnifs  genommen. 

Lieber  Anregung  des  Hofrathes  Profeffor  Siekel 
wurde  an  den  Probft  zu  Innulien  das  Anfuchen  geftellt, 
ein  beftimmtes  Originaldiplom  Kaifer  Otto  I.  der 
Central-Commiffion  zur  BcfichtiijunL''  cinzufendcn. 


'.,*<2.-C4F<£<,A^ 


XVII 


Ueber  Archive  in  Nieder-Oefterreich. 


Von   r.   All.  Dung,!,   k.  k.  Cuiifeivator,  O    S    B. 


I.  Archiv    der  Marktgemeinde  Traismauer. 

ASSKLHl'",  befindet  ficli  im  Rathhaufe  der 
( icmeinde  in  einem  trockenen  und  feucrfichereii 
Gemache  aufbewahrt,  welches  geräumig  gcnuL; 
ill,  um  eine  geordnete  Aufftellung  der  Archivalien  zu 
ermöglichen,  und  unterteilt  dem  jeweiligen  l'Jürger- 
meiiler  und  dem  (jemeindefecretar,  welch  lezterer 
nur  die  Kanzleigefchafte  zu  beforgen  hat.  Eine  Scarti- 
rung  wurde  bisher  im  Archive  nicht  vorgenommen  ; 
jedoch  dürfte  einiges  Materiale  nach  den  vorhandenen 
Lücken  fchon  früher  einem  anderen  Zwecke  zugeführt 
u  Orden  fein.  Die  Archivalien  befinden  fich  in  ganz  un- 
geordnetem Zurtande  und  ifi:  deren  Durchforfchung 
bei  dem  Mangel  jedes  Verzeichnifles  fehr  zeitraubend. 
Im  Nachgehenden  bringe  ich  der  Hauptfache  nach  da? 
Materiale  des  Archives 
I.   Urkunden  : 

1.  1420,  St.  Georg.  Konrad  Pottenbrunner,  Pfarrer 
zu  Traismauer,  fliftet  dafelbft  eine  ewige  Frühmeffe  für 
die  Wochentage.  Orig.  Perg.  mit  5  hang.  Siegeln. 

2.  Wien,  1423,  Simon  und  Juda.  Ulrich  Potten- 
brunner entfagt  allen  Anfpruclien  auf  die  Güter  der 
Pfarrkirche   Traismauer.    Orig.    Perg.,  2  hang.  Siegel. 

3.  Wien,  1458,  St.  Martin.  Kaifer  Friedrich  gibt 
Traismauer  einen  Wochenmarkt  an  jedem  Samftag  zu 
halten.  Orig.  Perg.  mit  häng.  Siegel,  2  P'xemplare. 

4.  Neuftadt,  1459.  Dom.  Miferic.  Kaifer  Friedrich 
betätigt  Traismauer  eine  Ladfl:att  an  der  Donau  auf 
des  Erzbifchofes  von  Salzburg  Grund.  Orig.  Perg.  mit 
häng,  zerbroch.  Siegel. 

5.  Ofterwergk,  i486.  Donnerilag  polt  Margaretha. 
Bernhard  von  Tyedenllain  verkauft  einen  Zehent  zu 
Stollenhofen  tlem  Wolfgang  Spiegl.  Orig.  Perg.,  3  häng. 
Siegel. 

6.  1506,17.  April,  Grätz.  Kaifer  Maximilian  beftätigt 
Wochenmarkt  und  Ladftatt  für  Traismauer.  Orig. 
Perg.,  häng.  Siegel. 

7.  1512,  Sonntag  poll  Joh.  Sunnwendten.  Pfarrer 
(  hriftian  Eflrer  von  Traismauer  gibtseine  Einwilligung 
zur  Errichtung  der  Kaplansfl-iftung  dafelblf.  Orig.  Perg., 
3.  hang.  Siegel. 

8.  1512,  Dom.  Trinitatis.  Stiftungsbrief  der  Spiegl- 
fchen  Kaplan  Stiftung  in  Traismauer  Orig.  Perg.,  8  hang. 
Siegel. 

9.  1513,  20.  April,  Salzburg.  I'>zbifchof  Leonhard 
beflatigt  die  Kaplanftiftung  zu  Traismauer.  Orig.  Perg., 
2  E.xemplare. 

10.  1513,  Samflag  vor  Georgi.  Das  Domcapitel  von 
Salzburg  gibt  feine  Einwilligung  zur  P^rrichtung  einer 
Kaplansl^iftung  durch  Wolfgang  Siegel  in  der  von  ihm 
erbauten  Kapelle  der  Pfarrkirclie  Traismauer.  ( )rig. 
Perg.,  2  hang.  Siegel. 

11.  1517,  Freitag  poll:  Hlafius,  Salzburg.  Erzhifchof 
Leonhard  gibt  Traismauer  einen  Jahrmarkt  an  Montag 
nach  Cantate  zu  halten.  OriLr.  Persj.,  haiu 


Siegel. 


12.  1521,  Auffahrtstag.  Georg  Kleiner,  Bcneficiat  s. 
Leopoldi,  quittirt  den  Empfang  einer  Summe  zur  l''r- 
bauung  eines  Beneficiatenhaufes.  Orig.  Perg. 

13.  1522,  22.  November  Neufladt.  P2rzherzog  P'er- 
dinand  beftätigt  Wochenmarkt  und  Ladftatl  zu  Trais- 
mauer. Orig.  Perg.,  2  Exemplare. 

14.  (15)36,  Sonntag  vor  Maria  Lichtmeffen.  Haus- 
verkaufbrief Orig.  Perg.  mit  Siegel  der  Stadt  Tulln. 

15.  1551,  14.  Oftober.  Der  Rath  von  St.  Polten, 
ftellt  ein  Vidimus  des  Teftamentes  der  Anna  Veitn- 
gartner  ddto.  1550  Martini  aus.  Orig.  Perg.,  häng.  Siegel. 

16.  1553,  Erchtag  nach  Judica.  Veit  Prockh  von 
Langenlois  übergibt  das  von  Urban  König  hinter- 
laffene  Haus  nach  deffen  Beftimmung  dem  Markte 
Traismauer  als  Rathhaus.  Orig.  Perg.  mit  Siegel  von 
Langenlois. 

■/■  '555.  26.  December.  Georg  Wellfer  gibt  dem 
Rathe  zu  Traismauer  zwei  Viertel  Weingarten.  Orig. 
Perg.,  häng.  Siegel. 

18.  1567,  Oftava  Crp.  Xsti.  Weiten.  Lehrbrief  für 
einen  Bäckerlehrling   Orig.  Perg. 

19.  1570,  10.  December,  Murltetten.  Chriftof  von 
Althan  vergleicht  fich  mit  Traismauer  über  einen  Weg 
unter  Einöd.  Orig.  Perg.,  2  hang.  Siegel. 

20.  1578,  7.  Juni,  Wien.  Kaifer  Rudolf  beftätigt  den 
Wochenmarkt  und  Ladftatt  zu  Traismauer.  Orig.  Perg., 
2  Exemplare. 

21  1590,  19.  Janner,  Weifsenkirchen.  Lehrbrief  für 
Ledererlehrling.  Orig.  Perg. 

22.  1591,  12.  Juni,  Salzburg.  Erzbifchof  Wolf  Dietrich 
beftätigt  den  inferirten  Wappenbrief  des  Erzbifchofes 
Leonhard  (ddo.  1517,  Freitag  nach  Blafientag)  für 
Traismauer.  Orig.  Perg.  häng.  Siegel,  2  Exemplare. 

23.  1591,  12  Juni,  Salzburg.  Erzbifchof  Wolf  Dietrich 
beftätigt  das  Jahrmarktsprivilegium  des  Erzbifchofes 
Leonhard.  Orig.  Perg.,  hang.  Siegel 

24.  1614,  15.  Mai,  Salzburg.  Erzbifchof  Marx  Sittich 
baftätigt  den  vom  Erzbifchof  ertheilten  Wappenbrief 
für  Traismauer.  Orig.  Perg.,  häng.  Siegel. 

25.  1623,  4.  Februar,  Regensburg.  Kaifer  I-'erdinand 
verleiht  Traismauer  einen  zweiten  Jahrmarkt  am  St. 
Nicolaustag  zu  halten.  Orig.  Perg.,  häng.  Siegel. 

26.  1623,  12.  Oftober,  Wien.  Kaifer  Ferdinand  be- 
ftätigt die  von  feinen  Vorfahren  Traismauer  ertheilten 
Privilegien.  Orig.  Perg.,  häng.  Siegel. 

27.  1623,  18.  December,  Salzburg.  Erzbifchof  Paris 
beftätigt  den  Wappenbrief  für  Traismauer.  Orig.  Perg., 
hang.  Siegel. 

28.  1625,  6.  Mai,  Retz.  David  Gregor  Corner  ver- 
leiht dem  Bürger  Georg  Paur  zu  Traismauer  ein  Wappen. 
Orig.  Perg.,  hang.  .Siegel. 

29.  1625,  6.  Mai,  Retz.  David  Gregor  Corner  gibt 
dem  Syndicus  zu  Traismauer  Johann  Partner  das  No- 
tariat und  meliorirt  fein  Wappen.  Orig.  Perg. 

30.  1657,  22.  September,  Salzburg.  Erzbifchof  Gui- 
dobald  beftätigt   die  Briefe  feiner  Vorfahren  iiber  das 


VII  N.  F. 


XVIII 


Wappen   Traismauer.    Papierheft   in  Pergament -Um- 
fchlag  mit  hang.  Siegel. 

31.  1660,  8.  Juni,  Wien.  Kaifer  Leopold  betätigt 
die  Privilegien  feiner  Vorfahren  für  Traismauer.  Orig. 
Perg.,  häng.  Siegel. 

32.  1701, 12.  Februar.  Lehrbrief  für  Handelslehrling. 
Orig.  Perg. 

33.  1710,  5.  September,  Wien.  Kaifer  Jofeph  be- 
ftätigt  die  Privilegien  Traismauers.  Orig.  Perg. 

34.  1718,  29.  November,  Wien.  Confirmationsbrief 
der  Privilegien  von  Kaifer  Karl  \'l. 

35.  1719,  31.  Augurt,  St.  Andra  a.  d.  Tr.  l'ropll 
Augurtin  legitimirt  Joh.  Mich.  Mitterpacher.  Orig.  Perg. 

^6.    1743,  22.  April,  W^ien.  Beflätigungsbrief  der 
Kaiferin  Maria  Therefia.  Orig.  Perg.,  hang.  Siegel. 
^j.  1745,  I.  Februar,  Wien,  desgleichen. 

38.  1782,  7.  Oflober,  Wien.  Hcrtatigungsbrief  Kai- 
fer Jofephs.  Orig.  Perg. 

39.  1792,  13.  Dccember,  Wien.  Beftatigungsbricf 
Kaifer  Franz.  Orig.  Perg. 

II.  An  Büchern  und  Fascikeln : 

1.  Weisbuch  [Teftamentsabfchriflen  etc.,  enthal- 
tend) von  1551 — 1632.  3  Bande. 

2.  Gerhabfchaftsbuch  von  1554 — iGii.  2  Bande. 

3.  Rapularbuch  1585  an.  i  Band. 

4.  Sitzungsberichte  von  1552  angefangen,  theil- 
weife  unterbrochen.  38  Bände. 

5.  Gerichtsprotokolle  von  1552  angefangen,  theil- 
weife  unterbrochen.  21  Bände. 

6.  Schuldenbuch  1601  2  Bände. 

7.  Waifenbuch  von  löii- — 1772.  i  Band. 

8.  Reflantenbuch  von  1630—1652.  1  Band. 

9.  Steuerbuch  von  1664 — 1744.  i  Band. 
10.  Gabenbuch  von  1732  — 1741.  2  Bände 

II.  Hauskaufsprotokolle  von  1758 — 1788.  i  Band. 

12.  Inventursprotokolle  von  1758.  i  Band. 

13.  Pantheidinge  (in  Sitzungsb.  d.  kaif.  Akademie 
d.  Wiffcnfchaften  LXI.  S.  347  befchrieben). 

14.  Ein  Papiercodex  in  kl.  .;".,  140  Blätter,  enthal- 
tend Chronica  des  HochloblichenErzltifft  Salzburg  etc. 
mit  gemaltem  Wappen  der  Erzbifchöfe.  (Vergl.  Böhm, 
die  Handfchriftcn  des  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staats- 
Archives  S.  iii,  Nr.  323,  aus  welchem  obiger  Codex 
ein  Auszug  fein  dürfte.) 

15.  Marktrechnungen  von  1549  an  fehr  lückenhaft. 

16.  Rechnungen  der  Marktmühle  1568  fehr  lücken- 
haft. 

17.  Spitalrechnungen  von  1604  an  fehr  lückenhaft. 

18.  Contributionsausgaben  von  1623  an. 

19.  Kirchenrechnungen  von  1626  an,  nur  einzelne 

20.  Inventarien  von  1557  an. 

21.  Teftamente  von  1563  an. 

22.  Salzbefehle  von  1628  an. 

23.  Marktordnungen  von  1708  an. 

III.  An  Aaen  : 

1.  A6len  über  Fifchwaffer  und  Traifenreguürung 
aus  dem  16,  und  17.  Jahrhundert.  (Darunter  kaiferliche 
Erläffe.) 

2.  Acten  über  Pfarr  und  Kirchenangelegen- 
heiten vom  16.  Jahrhundert  an.  (Darunter  erzbifcliof- 
liche  Erlaffe  etc.) 

3.  Zehcnta6len  von  1626  an. 

4.  Familienaclen  von  1630  an. 

5.  A6len  über  Schiefsflätte  von  1636  an. 


6.  A(5len  zur  Militareiiujuartierungen  von  1642  an. 

7.  A(5len  zur  Armen-  und  l'Venidenbetheihmg  von 
1643  an. 

8.  Unterthanenangelegenheiten  1655  an. 

9.  Procefsa6len  1647  an. 

10.  Ein  Bund  Briefe  aus  der  i.  Hidfte  des  17.  Jahr- 
huntiertes,  Cjemeindeangelegenheiten  betreffend. 

Im  Rathhausfaale  wird  auch  ein  topographifches 
Bild  des  Marktes  Traismauer  vom  Jahre  1669  auf 
bewahrt. 

2.  Archiv  der  Stadtgemeinde  Mautern,  Nieder- 
Oefterreich. 

Das  Archiv  der  Stadt  Mtiiitcrii  wird  im  Rathhaus- 
faale, einem  lichten  und  luftigen,  aber  nicht  ganz  feuer- 
ficheren  Orte,  in  zwei  Wandfehranken  aulTaewahrt. 
Die  Urkunde  find  in  einer  leicht  transportablen  Lade 
untergebracht.  Die  Aften  wurden  in  Jahre  1874  von 
Herrn  Wenzel  Marefch,  Hilfsamter-Dire(5lor  in  Penfion, 
fcartirt  und  in  folgende  Ordnung  gebracht: 

1.  Abtheilung:  Kammeramtsrechnungen  1504 — 1860 
Militärs-,  Vorfpann-  und  Ouatiersa6len  1620  — 1771 
Heimathsrecht  und  Volkszahkmg. 

2.  Abtheilung:  Steuerfachen  1546  — 1781. 
Gemeinderechnungen. 

Aclen  über  Nicolaihof  1837. 

Kirchen-  und  Schulfachen, 
3   Abtheilung:   Rathsprotokolle   1564 — 1829   unvoll- 

ftändig. 

Einreichungs-Protokolle. 

Procefsaflen  1456. 
4.  Abtheilung:  Katafler  und  Urbarialfachen. 

Lagerbücher. 

Mappen. 

Oekonomifche  und  Gevverbcfachen. 

Zur  näheren  Orientirung  dient  ein  Repertorium, 
welches  die  A<?l:en  unter  Schlagworten  alphabetifch 
verzeichnet  enthalt.  Die  wichtigeren  Actenftucke  und 

Bau  im  ftadtifchen  Rathhaufe  1678,  1849. 

Bürger-Protokoll  1771  — 1809. 

Criminalaften  1640 — 1655. 

Formelbuch  zur  Amtsführung  1569. 

Geierhof  1576. 

Grundbuch  1652 

St.  Johanns-Capelle  in  llundsheim,  Rechnungen 
von  169T  — 1714. 

RapuIar-ProtokoU  1579. 

Recrutirungsa6ten  (1719--  i86o). 

Spitalrechungen  (1555 — 1860). 

St.  i\nnafpital  (1564—1786). 

Schiefsftatte  (1624—1800). 

Strafa6len  (1591 — 1789). 

Teltamente  und  Inventare  (1550  — 1742). 

Vormundfchaftsrcchnungen  (1561  — 1702). 

Kaufverträge  (1561  — 1788). 

Urkuiulen : 

1.  1366,  28.  December,  St.  Polten.  Bifchof  Albert 
von  Paffau  gibt  19  Joch  Aeckcrin Mautern  zuPurgrecht. 
Orig.  Perg.  m  t  häng.  Siegel. 

2.  1418,  Freitag  vor  St.  Ulrich.  Ilans  Sinzendorfer 
verkauft  einen  Weingarten  in  Mautern.  Orig.  Perg., 
4  häng.  Siegel  i  abgefallen. 


XIX 


3-  1423.  2.  Februar.  Hausvcrkauf  in  Mautcrn.  Ori^^ 
Perg.,  2  Siefjel,  i  abgefallen. 

4.  1428,  7.  Februar.  Verkauf  eines  \\'(.Mni;artcns 
zu  'rürnftcin,  der  dienllbar  ift,  in  die  Vellc  RechbcrL;'. 
Orig.  Terg.,  2  .Siegel. 

5.  1437,  I.  Jimner,  Mautern.  Eidbrief  einer  be- 
gnadigten Kindesmörderin.  Orig.  Perg.,  2  Siegel. 

6.  1439,  8.  Novemder.  Verkauf  zweier  Auen  zu 
Mautern.  Orig.  Perg.,  4  Siegel,  2  abgefallen. 

7.  1466,  28.  November,  Graz.  Kairerl'"riedrich  ver- 
leiht auf  Bitten  Bifchofs  Ulrich  von  Paflau  der  Stadt 
Mautern  einen  Jahrmarkt  am  St.  Ruprecht.stag.  Orig. 
Perg.  mit  Siegel. 

8.  1466,  29.  November,  Graz.  Kailer  l'"riedrich  be- 
flätigt  der  Stadt  Mautern  ihre  von  Kaifer  Rudolf  bc- 
ftätigten  Freiheiten.  Orig.  Perg.  mit  Siegel. 

9.  1478,  Sonntag  vor  Andreastag,  Mautern.  Ver- 
kauf von  (irundlUicken.  Orig.  Perg., 3 Siegel, abgefallen. 

lu.  1498,  3.  Mai.  Notariatsinftrument  über  die 
Stiftung  zweier  Altare  in  der  Kirche  zu  Mautcrn.  Orig. 
Papier,  aufgeklebt. 

11.  1506,  26.  06lober.  Vidimus  des  Abtes  Mathias 
von  Göttweig  über  einen  Beftätigungsbrief  des  Kaifers 
Maximilian  de  dato  1502,  15.  November  iiber  die  Frei- 
heiten und  Rechte  Mauterns.  Orig.  Perg. 

12  1508,  St.  Martini.  Stiftung  einer  Frühmeffe  in 
der  Margarethencapelle  in  Mautern.  Orig.  Perg. 

13.  1509.  Hausverkauf  an  St.  Annafliftung.  Orig. 
Perg.,  2  Siegel,    I    der  Stadt  Mautern. 

14.  1539,  II.  Janner,  Wien.  Bifchof  Ernft  von  Paffau 
confirmirt  die  Annaftiftung  in  Mautern,  Orig.  Perg. 
mit  Siegel. 

15.  1540,  30.  Juni.  Vidimus  des  Abtes  Bartholo- 
mäus von  Göttweig  über  die  Beftätigungsurkunde  der 
Freiheiten  von  Mautern  von  Erzherzog  F"erdinand. 
de  dato  1524,  19.  P"ebruar,  Wien.  Orig.  Perg. 

16.  1547,  6.  Oftober.  Stift  Mattfee  gibt  einen  Acker 
in  Mautern  zu  Purgrecht.  Orig.  Perg.  mit  Siegel. 

17.  5  Geburtsbriefe:  1549  mit  Siegel  der  Stadt 
Linz,  1551  mit  Siegel  der  Stadt  Braunau,  1569  mit  Siegel 
des  Marktes  Üttensheim  (1533,),  1607  mit  Siegel  der 
Stadt  Schweinitz. 

18.  1559.  Streitfchliefsung.  Orig.  Perg. 

19.  Einige  neuere  Stiftungen  und  Copien  der  alteren. 

3.    Das    Archiv    der    Gemeinde    Roffatz    in    Nieder- 
Oefterreich. 

Das  Archiv  diefer  Gemeinde  foll  ehemals  bedeutend 
gewefen  fein,  wie  mir  von  Ortsmitgliedern  mitgcthcilt 
wurde,  imd  follen  fich  namentlich  iiber  die  Türken- 
Invafion  detaillirtey\ufzeichnungen  vorgefunden  haben. 
Diefe  fowie  zahlreiche  Pergament-Urkunden  find  ver- 
fchwunden,  und  nur  mehr  geringe  Ueberrefte  find  im 
Gemeindehaufe  in  einem  ebenerdigen  feuerficheren, 
aber  fehr  feuchten  Gemache  aulTjevvahrt.  Uie  vorhan- 
denen Aften,  von  denen  ein  Theil  durch  die  Feuchtig- 
keit verdorben  ift,  liegen  ordnungslos  in  einem  Wand- 
fchrank  und  in  mehreren  Truhen.  Bei  meiner  Durch- 
ficht fand  ich  an  Urkunden: 

1.  1434,  Montag  nach  Maria  Himmelfahrt,  lüitfag- 
brief  auf  Erbanfprüche.  Orig.  Perg.,  Bruchflück. 

2.  1540,  5.  December.  Verkaufbricf  eines  Wein- 
gartens in  Roffatzbach.  Orig.  Pap. 


3.  1576,  14.  November.  Schuldbrief.  Orig.  Pap. 
An  A6len  und  Büchern: 

1.  Raitregifler  der  zu  Roffatz  beftandenen  St. 
Niclaszech.  16.  Jalrluuulert. 

2.  Gemeinderechnung  1532  an. 

3.  Zechmeifterrechnung  1533  an. 

4.  Vormundfchaftsrechnungen  1541  an. 

5.  Kirchenrechnungen  1541  an,  nur  vereinzelt. 

6.  Ausgaben  auf  Pfarrlmf  und  Schule  1562,  1575 
an,  einzelne  Daten  zum  Vorkommen  des  Proteftantis- 
mus  dafelbft  enthaltend. 

7.  Anfchlage  auf  Häufer  1561    an. 

8.  Feuerbefchau  1574  an. 

9.  Mufterung  der  Kriegstauglichen  1575. 
IG.  Inventarien  1584. 

11.  Rüflgeldrechnung  1601  — 1611. 

12.  Weinbuch  1610. 

13.  Feuergeldrechnung  1613. 

14.  Spitalamtsrechnung  1641  an. 

15.  Lieferungen  an  Naturalien  i^>43. 

16.  Richteramtsrechnungen  1651  an. 

17.  Stand  der  Häufer  1656. 

18.  Panthcidigungsprotokoll  1709  (trägt  Nr.  4.) 

19.  Gabenbuch  1770. 

4.  Hainfeld  Nieder-Oefterreich. 

Das  k.  k.  Bezirksgericht  bel'itzt  an  alteren  Aflen 
nichts,  nur  an  älteren  Grundbüchern  finden  fich  dafelbft: 

1.  Grundbuch  Markt  Hainfeld  1702  an. 

2.  ,.  „  Kaumberg  1702  an. 

3.  „  „  St.  Veit  an  der  Golfen  1770  an 

4.  „  „  Araburg  1778  an. 

5.  „  „  AUand  1798  an. 

6.  „  „      Kroisbach  1818  an. 
Die  Marktgemeinde  befitzt  nur: 

1.  1583,  2.  Jänner,  Wien.  Kaifer  Rudolf  II.  ver- 
leiht dem  Markte  Hainfeld    ein  Wappen.  Orig.  Perg- 

2.  1689,  I.  Jänner.  Beflandvertrag  mit  Stift  Lilien, 
feld  über  das  Fifchwaffer.  Orig.  Pap. 

3.  Pantheidigungscopie  auf  Papier  17.  Jahrhundert. 

4.  Kaufbücher  1625  an,  3  Bande. 

5.  Abhandlungsprotokoll  1671  an,  i  Band. 

Die  Pfarre  befitzt  aufser  Taufbüchern  von  1651  an, 
(von  1674  zugleich  Trauungs-  und  Sterbebuch)  und 
einem  Memorabilienbuch  vom  Jahre  1844  mit  Rück- 
blick auf  die  Pell:  1679    und  die  Türken  1683,   nichts. 

5.  Archiv  der  Herrfchaft  Königftätten,  Nieder- 
Oefterreich. 

Das  Archiv  befindet  fich  in  der  gegenwärtigen 
Verwaltungskanzlei  im  Schlöffe,  einem  trockenen  und 
feuerficheren  Locale,  in  vier  Käften  untergebracht  und 
verdankt  feine  Ordnung  dem  früheren  Gutsverwalter 
Schreckenfuchs,  welcher  im  Jahre  1854  die  alte  Regi- 
flratur  fcartirte,  das  Archiv  in  nachgehender  P^orm 
angelegte  und  dazu  einen  genauen  Index  nach  Material 
und  Schlagworten  verfafste. 

Das  Archiv  belteht  aus  zwei  Ilaupttheilen,  deren 
erfler  die  gutsherrlichen  Aften  fammt  Rent-  und 
Vcrwaltungs-A6len  in  22  Abiheilungen,  und  der 
zweite  die  Kirchen-,  Pfarr-  und  Schulpatronats-Adlen 


XX 


in  6  Abtheilunfjen  enthält.  Die  A6ten  in  den  einzelnen 
Abtheilungen  fnid  chronologifcli  in  Fascikel  gereiht. 
1.  Abtheilung.  Befitzftands-Urkunden,  Kauf-  und 
Verkaufsvertrage,  Gewahren,  Giiltfcheine,  Taufch  -  um! 
Uebergabsa6len,  Befchreibungen,  Licitationcn  hcrr- 
fchaftlicher  Objecle,  Fertrtellungen  von  Rechten  etc  , 
enthält  in  9  Fascikeln  126  Nummern,  wovon  die  alterten  : 
1530.   Lefenbrief  über  Muckendorfer  oder  VVeinwarths 

hof  nebfl  mehreren  A(flen  hieriiber. 
1574.    Unterthanen     des   Domcapitels    von    Paffau    zu 

Katzelsdorf. 
15S0.  Antrag,  die  Stift  Schlögl'fchen  Realitäten  anzu- 
kaufen. 
15S3.   Schenkung  Dornbachs  an  Stift  St.  l'eter. 
1584 — 1595.  Wolfpaffmger  Hof  betreffende  Aclen. 

1589.  Vergleich  mit  Jörger  wegen  Pleckingerwiefe. 

1590.  Corrcfpondenz  wegen  Lebarnerau,  Guggenhof, 
Triebenfee  Gafthaus,  Neulengbach  Befcrtigung. 

1607.  Verzeichnifs  der  Tulbinger  Acker-  und  Wiefen- 
gründe. 

1607.  Urbar  von  Chorherren.  Perg. 

1608.  Verkauf  von  Weingarten  in  Königftettcn,  Wolf- 
paffing  und  Greifenftein. 

1621.  Bclehnung  des  Erzherzogs  Leopold. 

1621.  Der  Erb-    und  Tantoblerhof  wirtl    den  Jufuiten 

verkauft. 
1621.  Tabelle     über    Grundholden    in    fremden    Juris- 

di6lions-Bezirken. 

1621.  Weiderecht  in  der  Labarner  Au. 

1629.  Befchreibung  aller  Unterthanshaufer  und  Grunde. 

1638.  St.  Pöltner  Kloftergründe. 
1643.  Raffelswörth,  abgeriffene  Gründe. 

1650.  Jörgerifche  Gründe. 

1681.  Landesgerichtsgränzen  von  Königftetten. 
2  Kauibücher  (1665 — 1699). 
17  Kaufliefte  (1758 — 1805). 

Abhandlungsprotokolle  über  Gewerke,  Häufer. 
Pfarrer,  Beamte  etc. 

II.  Abtheilung.  Gränzbeftimmungen  und  Marken- 
befchreibungen,  enthält  in  3  Fascikeln  130  Nummern. 

1573.  Gränzmarkungs-Notaten    über  Hintersdorf,  Eis 

dorf,  Schaftenhenau  und  Guggenhof. 
1573.  Gränzen  der  Zelkinger  Auen  in  Greifenftein. 
1584.  Gränzen  der  Lebarner  Auen. 

1587.  Befchreibung  der  Auen  in  Unterlebarn. 

1588.  Vergleich  zwifchen  dem  FrauenftiftTulln  und  der 
Herrfchaft  Königftetten  über  einen  Wald  zu 
Katzelsdorf. 

Ausmarchung  zwifchen  den  Herrfchaften  Judenau 
und  Königftetten  zu  Gugging  und  Altenberg. 
1613.  Gränze  zwifchen  Jörgerifchcn  und  rauffauifchen 
Gründen  zu  Greifenftein. 

1622.  Gränze  der  Weinbaumau. 

1628.  Katzelsdorfer  Waldmarchbefchreibung. 
1635.  Raffelswörth  .Vugränzverhandlung. 

III.  Abtheilung.  Urbarial-  und  gutsherrliche  Rechte 
enthalt  in  2  Fascikeln  53  Nummern. 

1560.  Ungeldsordnung  der  Stadt  Tulln. 

1602.  Poppenwalderdienft  nach  Purkersdorf 

1602.  Unfchlittzier  der  herrfchaftlichen   Flcifchbinike. 

1609.  Grundbuchordnung  in  .Schwadorf 
1612  — 1649.  Taz-  und  Ungeldpatente. 

IV.  Abtheilung.  Zchentgegenftände,  in  1  Fascikel 
65  Nummer. 


1560.  Tullner  Zehentablofungsantrag. 

157S.  Zehentbücheranlegung. 

1580.  Nodendorfer  Zehentverpachtung. 

15S0.  Neuaigner  Zehentverpachtung. 

1586.  .Allgemeine  Zehentverpachtung. 

1597.  Weinlefebertimmung  in   Tulbing. 

1597.  Plan    und    Ueberficht    des    Mauterncr    Zehent- 
bezirkes. 
1606.  Zehentveri)achtung. 
1628.  Kaiferliche  Zehentordnung. 

1Ö37.  Tullner  Weinzehentvergleich. 

1641.  Zehentpatente. 

V.  Abtheilung.  Bodenverpachtungen. 

1.  von  Aeckern   in  2  Fascikeln  46  Nummern  begin- 
nend 1733. 

2.  von    Wiefen    in    1    I-"ascikel    38    Nummern    begin- 

nend 1694. 

3.  von  Auen  in  i  Fascikel   36  Nummern  beginnend 

1828. 

4.  von  Weide  in  i  Fascikel  17  Nummern,   beginnend 

1812. 

5.  von  Gebäuden   1  Fascikel  5  Nummern,  beginnend 

1832. 

VI.  Abtheilung.  Steinbruchs  Ertrag  und  Ver- 
pachtung I  Fascikel  mit  29  Nummern  beginnend  1680. 

VII.  Abtheilung.  Forftgegenftände,  in  2  F"ascikeln 
142  Nummern. 

1505.  Holzhauen  in  Wordern  unterfagt. 

1569.  Verzeichnifs  der  Walder  des  Bisthums  Paffau  in 

Königftetten. 
1573.  Fafchinenhauordnung. 

VIII.  Abtheilung.  Jagd,  i  I-'ascikel  mit  71  Num- 
mern 1590.  Jorger  wegen  Biberfang  in  Altenberg. 

IX.  Abtheilung.  Fifcherei  in  1  I'ascikel  33  Num- 
mern mit  1654  beginnend. 

X.  Abtheilung.  Ueberfahrtsrechte  über  die  Donau, 
Verpachtung,  i  Fascikel  mit  14  Nummern,  1767  begin- 
nend. 

-XL    Abtheilung.    Naturalien-Kauf,    Verkauf   und 
Lieferung,  i  Fascikel  mit  27  Nummern. 
1556.  Körnereinkauf,  Zufchrift  desPropftes  von  Klofter 
neuburg. 

1634.  Erzherzog    Leopold  wegen    Wein-    und    Korn- 
verkauf. 

1635.  Körnerfendung  nach  Paffau. 

1641.  Weinablieferung  vom  Ilochltifte  Olniutz. 

1643.  Haferfendung  nach  Paffau. 

1675.  Getreideausfuhr  nach  Paffau. 

1683.  Armirung  Greifenfteins  wegen  Türkeneinfall. 

XII.  Abtheilung.  Inftruftionen  und  Befoldungs- 
tabellen  1  Fascikel  mit  ^y  Nummern. 

1591.  Inftruclion  für  Rent-  und  Kaftenamt.- 
1591.  Kirchliche  und  polizeiliche  Vorfchriften  für  Unter- 
thanen. 
1597.  .Sicherung  der  Aften  durch  Einmauerung. 

XIII.  .Abtheilung.  Dienftgefuche,  ICrledigungcn, 
Anftellungsdecrete  etc.  Fascikel  mit  134  Nummern, 
1591  beginnend. 

XIV.  Abtheilung.  Hypothekar-  und  Wcrtluu- 
kunden  1  Fascikel  mit  11  Nummern,  1851  beginnend. 

XV.  Abtheilung.  Rentrechnungen,  Journale  Bei- 
lagen etc. 

Renthauptbücher  1Ö50  — 1854. 
Rentjournalc  1808  — 1854. 


XXI 


Forftrechnungen   1699 — 1796,  von  da  an   als  Beilagen 
der  Rentrcchiuiiiii;eii. 

GrLiiulbuch.srccliiningcn  1672— 1X43  von  da  an  als  \\i^\- 
lassen  der  KcntreclinunLjcn. 

Kallcnamtsrcchnun^en  1667 — 1796,  von  da  an  als  Bei- 
lagen der  Rentrechnungen. 

Keileramtsrechnungcn  1765 --  1803,  von   da  an  als   Bei- 
lagen der  Kentrechnungen. 
Liquidation  der  Rentriickfthnde  1S50. 
Liciuidation  des  Waifenamtes   1831. 
Realitätenreclinung  1852 — 1854. 

Bemänglung  und  l'>l;iuterung  in   2  l'^ascikcln  57  Num- 
mern, beginnend  1586. 

XVI.  Abtheilung.  Steuern  und  Abgaben,  i  I-'asci- 
kcl  mit  22  Nummern  1630—1855. 

X\'II.  Abtheilung.  Amtsberichte  1817— 1854  5  Fas- 
cikel  und  ]-Crledigungen  1824 — 1854  3  Kascikel. 

XV'Ill,  Abtheilung.  Rechtsllreitigkeiten,  Entfchei- 
dungen,  Vergleiche  in  2  Fascikeln  32  Nummern. 
1540.  Streit  mit  Magiftrat  von  Klofterneuburg  wegen- 
Weingartenbefteuerung. 

1548.   Zehentftreit  mit  Hans  l'j-nll:  von   Krems. 
1557.    Zehentltreit  mit  dem  Stifte  St.  Polten. 
1587.  Zehentftreit  mit  der  Gräfin  Hardegg. 
1587.  Vergleich  mit  der  Gemeinde  Langenlebarn. 
1597.  Altenberg  erhebt  Anfpruche  auf  Auen. 

XIX.  Abtheilung. Wafferbauten,  i  Kascikel  mit  33 
Nummern. 

1599.  Copie  einer  kaiferlichen    Refolution  vom  Jahre 

1438  wegen  Tullnbachregulirung. 
1601.  Inllruftion  zu  WalTerabzugsgraben. 

XX.  Abtheilung.  Baugegenll;ande,  i  Kascikel  mit 
51  Nummern. 

1587.  Bauten  am  Klofterneuburgerhot. 

1587.  Ausbefferungen  am  Schlöffe  Greifenflein. 

1605.  Ausbefferungen  am  Renthofe. 

XXI.  Abtheilung.  Gnadengaben,  Stiftungen,  Schen- 
kungen in  I  Kascikel  26  Nummern. 

1599.  Zehent-  und  Bergrechtsnachlafs  für  die  Wein- 
gärten in  Stasdorf 

1625.  Klofler  liimmelpforten  erhalt  i  Dreiling  Wein 
und  I  Muth  Korn. 

1641.  Hofkanzleiexpeditor  Mietl  1  Dreiling  Wein. 

1644.  JefuiteniMofefshaus  in  Wien  erhält  25EimerWein. 

XXII.  Abtheilung.  Verfchiedene  Gegenftände 
enthält  in  2  Kascikeln  276  Nummern,  von  welchen 
80  Nummern  auf  die  Zeit  1507  — 1650  fallen.  Die  wich- 
tigeren find : 

1507.  Greifenfleiner  und  Altenberger  Weinausfchank. 
1542.  Vergleich  über  Mafs,  Tax  und  Gewicht  zvvifchen 

den  5  öfterreichifchen  Landen  und  der  Graifchaft 

Görz. 

1550.  Maximilian  wegen  Bewillkommnung  feines  kaifer- 
lichen Vaters. 

1551.  Metzer-  und  Bauholzhändlerordnung. 

1560.  Auskunft  über  die  Haushaltung  des  Propftes  zu 

St.  Andrä  an  der  Traifen. 
1580.  Kerker  für  fchlechte  Priefter  zu  Greifenftein. 
1581.  Pantheiding  von  Greifenitein. 
1583.  Rudolf  II.  wegen  Wohnung  fiir  einen  Korftknccht 

zu  Tulbing. 
1586.  Truppenmufterung. 
1590.  Erdbeben  zu  Wien  und  Umgebung 
1593.  Greifenftein  wird  befeftigt. 


1595- 
1596. 
1596. 


1593.  Unterfuchung  wegen  Akatholiken. 
1594.  Sicherung  der  Regiftratur. 
1595.  Landtagsfchlufs. 

Kriegstlrangfale. 

Klesl  Darleihen  von  6000  fi. 

Kies!   ftraft   mehrere  Priefter   mit   Einkerkerung 

in  Greifenftein. 
1598.  Kriegsbcdrangniffc. 

1609.  Lutheraner  in  Kunigftctten. 

1612.  Inftrudlion  an  kaiferlichen  Vicekanzler  zur  Ge- 
fandtfchaft  nach  Salzburg  wegen  feindlichen  Ein- 
falles. 

1616.  Streit  mit  Herzog  von  Baiern 

1637.  Huffchmicdordnung. 

1638.  Müllerordnung. 

1645. — 1654.  Peft  in  Künigftetten  und  St.  Andrä. 
1645.  Kerdinand  lll.  wegen  Keindesgefahr. 
Nr.  276  I  Kascikel  diverfc  Urkunden. 

Im  Anfchluffe  befinden  fich: 
36  Kaufprotokolle  1665  — 1699. 
I  I-'ascikel  mit  17  Kaufa(5len  1758 — 1805. 
I  Kascikel  mit   15   Heften  Heirathsprotokolle  1764  — 

1807. 
15    Verlaffenfchaftsabhandlungsaflen. 
2  Pfarrvcrlaffenfchaftsabhandlungen. 
I  Kascikel  mit  politifcher  und   judicieller  Corrcfpon- 
denz  1850 — 1851. 
Politifche  Einreichungsprotokolle. 
Gewähr-Rapularien.  1800 — 1843. 

2  Criminalprocefsaften  1733,  1779. 
Correfpondenzen  1500 — 1799- 
II.   Theil.  Patronatsangelegenheiten. 

AJ  Kirchliche  und  Pfarrliche  Gegenftände. 
I.  Abtheilung.  Kirchenrechnungen: 
Königftetten,  Kirchenrechnungen    1G30 — 1828,    3 

cikel 
Königftetten,  Rechnungen  der  St.  Barbara-Bruderfchaft 

1681  — 1749. 
St.  Andrä  Kirchenrechnungen  (1630—  1829)  4  P"ascikel 
Tulbing  „  (1635  — 1827)    4 

Chorherren  „  (1841  — 1854)     i 

Zeifelmauer  .  (1631-1828)    3 

Hausleuthen  „  {1650 — 1784)   3 

IL  Abtheilung.  Kirchen-  und  Pfarrbauten. 
Königftetten  1  Kascikel  mit  ^^  Nummern  (1579 — 1855). 
1570.  Herftellung  der  Pfarrhoffchcuer. 
1570.  Reparatur  des  Kirchenthurmes. 
1585.  Herftellung  eines   Gottesackers   für   Peftverftor- 
bene. 

1610.  Reperatur    des   Kirchenthurmes      und    Kirchen- 
gewölbes. 

1643.  desgleichen. 
1668.  Erbauung  des  Hochaltares. 

1682.  Pfarrhofbau. 

1683.  Herftellung  des  Pfarrhofgebäudes  nach  dem  Tür- 
keneinfalle. 

1687  —  1688   Herftellung    des   Kirchengebäudes    nach 
dem  Türkeneinfalle. 
St.  Andrä  ein  F"ascikel  mit  14  Nummern  1610  — 1853. 
1610 — 1653.  Kirchenthurm-  und  Hochaltarsbau. 
Tulbing  I  Kascikel  mit  14  Nummern  1690 — -1855. 
1690.  PfarrhoOierftellung  nach  dem  Türkeneinfalle. 
Chorherren  i  Kascikel  mit  7  Nummern  1806 — 1853. 
Zeifelmauer  i  Kascikel  mit  5  Nummern  1612 — 1S30. 


F'as- 


XXII 


'6 12.  Kirchcndachherftellung 

Kreuntlorf  i  Nummer  1680,   Kirchenthurmreftauration. 
Weidling  i  Nummer  1621,  Beitrag  zum  Kirchenbau. 
Langenlebarn  i  Nummer  1675,  Herrteilung  des  Kirchen- 

gebiiudes. 
Olbcrndorf  i  Nummer  1780,  Pfarrhofbau. 

III.  Abtheiluiig.  Prafentation  und  Dotation  der 
Pfarrer  und  Beneficiaten,  i  Fascikel  mit  45  Nummern 
1580—1854. 

1580.  Klesl's  Ernennung  zAim  Paffauer  Ofhcial  in  Wien. 

IV.  Abtheilung.  Patronatsrechte,  Stiftungen,  In- 
vcntarien  2  Fascikel  mit  105  Nummern  1350—1854. 

1550.  Kriegsfteuer  der  Pfarre  Zeifelmnuer. 

1556.  Pfarrer  von  St.  Andra  bittet  um  Grundrtuckc. 

1560.  Zcifelmauer  wird  Filiale  von  St.  Andrä. 

1560.  Thomasftiftung   und   Frühmefsfundation   zu   St. 

Andra. 
1565.  St.  Barbara-Bruderfchaft  in  Königrtetten. 
BJ  Schulpatronat. 

I.  Abtheilung,    Prafentation    und    Dotation    der 
Lehrer,  Organiften  und  Mesner,  1  Facikcl   mit  33  Num 
mern  1636  —  1854. 

II.  Abtheilung.  Schulbaulichkcitcn  8  Fascikel. 

1.  Fascikel.  Schulbaulichkcitcn  von  KoniglUttcn 
1819— 1853. 

2.  Fascikel.  Schulbaulichkcitcn  von  Tulbing 
1786—1854. 

3.  Fascikel.  Schulbaulichkeitcn  von  St.  Andra 
1832—1847. 

4.  Fascikel.  Schulbaulichkcitcn  von  Chorherren 
1771  — 1850. 

5.  Fascikel.  Schulbaulichkeiten  von  Greifenrtcin 
1819— 1853. 

6.  Fascikel.  Schulbaulichkeitcn    von  Zeifelmauer 

1793—1837- 

7.  Fascikel.  SchulbauHchkeitcn  von  Langenlebarn 

1825 — 1841. 

8.  Fascikel.  Schulbaulichkeitcn  von  Frauenhofcn, 
Nufsdorf  und  Kirchbach  nebft  Verzeichnifs  der  ciiige- 
fchulten  Haufer. 

Im  Archive  hinterliegt  noch  ein  Gedenkbuch 
merkwürdiger  Ereigniffe  von  1665  an  bis  1721,  einzelne 
Frlaffe  enthaltend. 

6.  Archiv  des  Marktes  Königftätten,  Nieder- 
Oefterreich. 

Die  vorhandenen  Schriften  find  im  Gemcindchaiifc 
in  einem  Karten  aufbewahrt,  welcher  an  einem  feuch- 
ten Orte  gertanden,  wodurch  fie  nicht  unbedeutend 
gelitten  haben.  Von  einer  Ordnung  derfelben  ift  gegen- 
wartig keine  Spur,  obwohl  eine  folche  nach  einem 
noch  vorhandenen  „Repertorium  über  die  in  der 
Bürgcrfchaftslade  zu  Königrtetten  befindlichen  Schrif- 
ten und  Protokolle  vom  Jahre  1755"  früher  bcftanden 
hat.   Gegenwärtig  find  noch  vorhanden: 

1.  1438,  Sonntag  vor  Pfingrten ,  Wien  Kaifer 
Albrecht  verleiht  Königrtetten  einen  Jahrmarkt  am  .St. 
Martinstage  und  verlegt  den  Wochenmarkt  von  Sonnlag 
auf  Dicnftag.  Papiercopie  unvidimirt. 

2.  1561,  28  April,  Wien.  Kaifer  Ferdinand  beftatigt 
den  Marktbrief  des  Kaifers  Albrecht  de  dato  1438 
Sonntag  vor  Pfingrten.  Vidimirt  Papierccjpie  de  dato 
1610,  1.  Februar  und  eine  2.  unvidimirte  Papiercopie. 


3-  '573'  jO-  September,  Wien.  Kaifer  Maximilian 
bertatigt  das  Marktjjrivilegium  Kaifer  Albrechts.  Vidi- 
mirte  Papiercopie  de  dato  1610,  1.  Februar. 

4.  1583.  9.  Augurt,  Wien.  Kaifer  Rudolf  bellatigt 
das  Marktprivilegium.  V'idimirte  Papiercopie  de  dato 
1610,  I.  Februar. 

5.  1699,  17.  Mai.  Marktordnung. 

6.  1734,  9.  September.  Bekräftigungsausfage  über 
die  Gewohnheiten  und  Rechte  im  Markte  Königrtetten, 
Inventarien  etc.   aufzunehmen. 

An  A<5len  und  Büchern  finden  fich: 

1.  Kaufbriefe  von  1685  an. 

2.  V^erlaffenfchaftsabhandUmgen  1690  an. 

3.  Vermögen-  und  Kopfrteuer  1690. 

4.  l-lrbrteuerverhandlung  1808. 

5.  'I'ertamente  1699  an. 

6.  Inventarien  1700  an. 

7.  Vertrage  1700 — 1706. 

8.  Bauüberfchlage  1690,  1691. 

9.  llauferbefchrcibung  1708. 

10.  Gerichtsaclen  1706,  1736,  1744. 

11.  Schubfachen  1779. 

12.  Vorfpannsaflen  1799. 

13.  Invafionsunkorten  1805,  1809. 

14.  Bürgerfchaftsrechnungsbeilagcn  1689  an. 

15.  Marktrechnungen  1721  an. 

16.  Gemeinderechiiungen  1728 — 1733,  1793  an. 

17.  Weinfuhrrechnungen  1694  an. 

18.  Quartiersabrechnung  1714 — 1716. 

19.  Extradle  aus  Kauf-  und  Gerichtsprotokollen 
1693  an. 

20.  Gerichtsprotokoll  1683  an. 

21.  Inventursprotokolle  1724  an. 

22.  Kaufprotokoll  1731 — 1802. 

23.  Rathsprotokoll  1798 — 1810. 

24.  Waifenbuch  1800  an. 

7.  Gemeindelade  von  Markt  Ferfchnitz,  O.  W.  W. 

befitzt  nur  Eine  Urkunde. 

1637,  22.  September.  Ebersdorf  Kaifer  Ferdi- 
nand III.  beftatigt  eine  inferirte  Bertatigung  P'erdi- 
nand  II.  ddo.  1622,  6.  Juni  Wien  eines  Privilegs 
Rudolph  II.  1589,  7  April,  wodurch  dem  Markte 
Ferfchnitz  ein  Wappen  verliehen  wird.  Orig.  Perg. 
Siegel  abgefallen. 

8.  Die  Gemeindelade  im  Markte  Hohenberg, 
O.  W.  W. 

bewahrt : 

1.  Ein  Verzeichnifs  aller  Vertrage,  Kaufe,  Ablofung 
und  anderer  Sachen  1586  — 1626  in  4"  mit  rcrgamcnt- 
Unifchlag. 

2.  Gerichtsprotokoll  des  Marktgerichtes  1620  — 
1650  und  im  Anfang  1665—1669. 

3.  1738,  12.  Juni  Hohenberg,  Grenzvergleich. 

.\.  1792,  28.  September.  Der  Robot\ertrag  der 
L  lUeilhanen  mit  der  Herrichaft  \on  1788-1794  wird 
auf  weitere  fechs  Jahre  verlängert. 

5.  1799.  Fruchtrcluition  auf  einzelne  llanfer  im 
Markte  1  lohenberg. 

6.  1822,  28.  November.  Robotrelnition. 


XXIII 


7-  Grund/.insprotokoll  von  1808  an. 
8.  Marktrcchniiiigcn  1793  an. 

g.  Die  Gemeindelade  von  Inzersdorf  an  der  Traifen 

bcfitzt: 

1.  15-9,  Montatj  nach  Trinilat.  Gicnzllrcitcntfchei- 
iluni;  zwifchcn  Inzcrsilorf,  Kuffern  und  riicicrn.  Vidi- 
niirtc   l'apicrcopic. 

2.  1835  Kaifcr  l'crdinand  i  gibt  Spiclnuinn  einen 
l.chenbrief  für  Zeliente  in  Inzersdorf  und  Waipersdorf. 

3.  Gedenkbucli  vom  Jahre  17S7  mit  einigen  gleich- 
zeitigen Notizen  über  Genieindegrenzen  und  Giebig- 
keiten. 


10.  Das  Archiv  der  Pfarre  Kürnberg 

enthalt: 

1.  Weinzehentregilter  von  Kürnberg  in  Weiten 
1500— 1535. 

2.  1752,  I.  April.  Stiftungsbrief.  Orig.  Perg. 

3.  1759,  28.  Juni,  Wien.  Kaiferliche  ]5el1:;itigung  für 
die  Ilieronymitaner  zur  lüriclilung  einer  Kefidenz  in 
Kürnberg.  Papicrcopie. 

4.  Mcmorabilienbuch  der  Pfarre gefchrieben  1817 — 
1847  entliiilt  viel  15eachtcns\verthes  aus  früherer  Zeit 
und  find  dem  Schreiber  offenbarUrkuntlen  vorgelegen. 

5.  Die  Pfarrbücher  beginnen  mit  dem  Jahre  1756. 


Aus  Salona. 


'".HER   die   neueilen  Erfolge  der  dortigen  Gra- 
)ungen  ,     berichtet     vom     k.    k.    Confervator 

ü/it7'//IU-. 

Der  befclligte  Theil  der  Stadt  Salona ,  deren 
Umfang  nach  den  Gcgenltänden  und  Infchriften,  welche 
tagtiiglich  aufgedeckt  werden,  zu  urtheikn,  fich  gegen 


voll  erhaltenen  Stadlthores  mit  zwei  achteckigen  aus- 
wärtigen Thurmen  gegen  üften,  welches  in  der  Mitte 
der  zwei  den  befeftigten  Theil  ausmachenden  Theilc 
zu  fteheii  kommt;  endlich  unil  vor  allem  die  im 
III.  Bd.  C.  J.  L.  unter  den  Zahlen  1979,  1980,  6374 
aufgeführten    Infchriften,    deren    letztere  fich  noch  an 


Uften  bis  Cliffa  und  gegen  Werten  längs  der  heutigen      ihrer  alten  Stelle  eingemauert  befindet 


Eig.  I  1 

(1-50  M.  lang;  O  ■  60  M.  hoch;  0-30  AI.  tief.) 

Caftella  nahezu  bis  Trau  erltreckt  haben  durfte,  war 
von  einer  Mauer  umgeben,  die  eine  Ausdehnung  von 
4077  M.  hatte. 

Will  man  daher  nicht  nur  den  befeftigten  Theil, 
fondern  den  gefammten  Flächenraum  Salona's  in 
Betracht  ziehen,  fo  wird  man  Porphyrogenito  — 
welcher  diefen  an  Ausdehnung  der  Hälfte  Conftan- 
tinopels   gleichftellt  —  zuflimmen  können. 

Der  befeftigte  Theil,  die  ar.v,  befand  aber  aus 
zwei  Theilen,  aus  dem  älteren,  wefllich  gelegenen, 
welchem  im  Jahre  170  n.  Ch.  der  füdlichere,  erheblich 
gröfsere  Theil  beigefügt  wurde. 

Diefes  anzunehmen,  rathen  die  Ausdehnung  des 
Amphitheaters,  welches  nicht  grofs  ift  und  die  Bau- 
art desfelben,  die  gegen  Werten  maffiver,  und  jener 
der  cyklopifchen  Mauer,  welche  durch  einen  langen 
Traft  die  nach  Trau  führende  Strafse  bertreicht, 
gleichkommt;  dann  das  Vorhandenfein  eines  wunder- 

'  Quintus  CalTius,  (Juinli  filius-Tromciitina  (tribu),  Conilan.s,  acdilis. 
quatuovir  iure  dicundo,  augur,  pracfectus  fabruni,  irtbunus  militum  cohortis  Uli 
vohintariorum  civiuni  Romanorum.  Quintus  Caffius  Cerdo  libcrtus  et  heres 
faciundum  curavit.  Hoc  monumentum  heredes  non  fequetur. 


Fig.  2.  - 
(0-35  M.  hoch;  0-88  M.  breit;  o-6o  M.  tief.) 


Fig.  3-  2 
(Sarkophag  i  16  M.  breit;  o  •  84  M.  breit;  0-72  M.  tief.) 

Demnach  wird  man,  da  pofitiven  Daten  zur  genauen 
ICpochebeilimmung    der    wertlich    gelegenen    Mauer 

-  In  fronte  pedet,  XXIi. 

^  Diis  manibus.  Klaviae  Nico  filiae  dulcirtlmac,  quae  vixit  annos  II.  men- 
fes  IUI.  Flavia  Ephciu;,  mater  fecct  (fecil). 


xxi\' 


fehlen,  mit  Sicherheit  anfiihren  können,  dafs  die  fpätere 
Vergrosserung  im  Jahre  170  n.  Chr.   ftattfand. 


andere  liellinimung   hatten,  weil   mehrere  Infchriften 
zu  Tatre  traten. 


PRAECIPIO 

LIBERTISLIBEf» 

TABVSQMEIS 

NEOVISVESR' 

imVNOMON 

AAENTCORPVS 

A/TOSSA-EXIR^ 

INFERATSIQVI^ 

CONI^MSERITI^ 

CONUBERTl-SDAR^ 

DEVEBETPOENAE 

NOMINAEX-AMLA^ 


cl] 


Fig.   4.  > 

(0-58  M.  breit;  o-88  M.  hoch;  0-55  M.  tief.) 

Längs  der  ganzen  Aufsenfeite  der  Mauer  wurden 
Thürme,  fowohl  in  der  Form  als  im  Flächenraum  ver- 
fchieden,  in  ungleichen  Entfernungen  aufgeführt  und 
angelehnt,  und  zwar  beläuft  fich  deren  Zahl  auf  88. 

Einige  diefer  Thürme  find  mit  dem  Mauerwerke 
verbunden,  andere  an  dasfelbe  einfach  angelehnt,  und 
man  darf  auf  Grund  der  obcitirten  Infchriften,  den 
erfteren  das  Jahr  170  v.  Chr.  beimeffen,  wahrend  die 
im  III.  Bd.  C.  J.  L.  und  19 84  angeführte  Infchrift  aus 
dem  MufeumSpalato  belehrt,  dafs  die  letzteren  zwifchen 
dem  423 — 50  n.  Chr.  angefügt  wurden. 


lS 


CVATINIV 

SEXFCAPITO^ 

VETLEC-\Tl 

CPF-DOM-ARRiTI 

V-  FSIBT-  ET 

VATINIAE  FELI 

CVLAEUBERT 


V 


Fig.   s--' 
(0-62  M.  breit;  0-90  M.  hoch;  0-46  M.  tief.) 


IIAIVTYG 
HISAVRE 
UOCALLISTI 
ONIALVMNO 
BENEMER-DE^ 
OPOSVITAN 
NORVM-XXX- 


Fig.  6.  -^ 

In  der  Anhoffnung,  dafs  aufser  diefen  fich  auch 
andereinfchriften  oder  wichtige  Gegenflände  vorfinden 
dürften,  entfchloss  man  fich  diefen  Thurm  niederzu- 
reifsen    —    dies  jedoch    erft    nachdem    man    höheren 


CViBIVSLEOllllllVIR-VIWSFECITSIBIETCAELIAE'ERTI/t 
CONIVCIETANTESTIAEMESSIAELIBERTISUBERTABVSQ 

svis 


ISA      ^ 


6 


'W 


Der  Stein  ift  2-50  M.  lang;  0-50  M.  hoch;  0-32  M.  tiet 


Durch  die  in  letzterer  Zeit  beiSalona  ausgeführten 
Eifenbahnarbeiten  wurde  ein  fclion  S.  CLVI  des  Jahr- 
ganges 18S0  der  Mittheilungen  befprochener  Thurm 
blofsgelegt 

Nach  Blofslegung  diefes  Tlunmes  wurde  man  ge- 
wahr, dass  die  ihn   formirenden  Blocke    ehedem  eine 

'  Precipio  libcrtis  libcrtahiisque  mcis.  pc  qiiis  veftnim  in  hiinc  (-hoc) 
modumentiim  corpus  aut  offa  cxierac  (-cxtero)  infcral;  fi  quifi  conicmferit.  lunc 
conliberiis  Harc  Hcvebci  (-debcbit)  pocnae  nomtnae  (-nomine)  dcnarios  milat* 
(.mile). 


Orts  die  I',rm;ichtigung  erhalten  halte  und  der  Gruiid- 
rifs  und  die  l'erf[)e6live  desfclhen  aufgenommen  waren. 
Das  Refultat  hat  die  Erwartung  bei  weitem  überholt, 
indem  die  hier  wiedergegebenen  koloffalen  und  wich- 

'  Caius  Vatinius,  Sexli  filius,  Capito,  vctcratitis  Icsiont»  VII  Claiidiae 
Piae  Fidclis,  domo  Arrcli,   viviis  fccit  fibi  et  Valiniae  Feliciilae  libcrtac. 

^  Diis  Manihus  Aurelia  Eutichcs  Aiirclio  Caffiltioni  atumno  benemcrito 
de  fiio  poruil.  annonim  XXX. 

*  Caius  Viljius  I.co.  /exvir,  vixiis  fccit  fibi  et  Cacliae  'l'extiac  coniugi.  et 
Antediae  Meffiae,  liberlis,  libcrlabusque  fuis.  Hoc  monumentiim  hcrcdcs  nrn 
fcquetur. 


XXV 

tilgen  Infchriftcn  und  eine  fchr  fchunc  llcinernc  Grab-       u  urdcn    -  Gcgcnllandu-,  welche  man  alle  dem  Mulcum 
vafe    (leider    zerbrochen)     ans    Tageslicht     gefördert      einverleibte. 


DOLENS 

VETER  LEC 

ETC  AELIA 
BONOSA 
VlVISIBI 

P05V^RVNT 


Q:CASSO 
QLIB- 

EVrAENEt 
QCASSIV 
nRMV5  ET 

||CÖNiTK^LLA 
I    PATRI* 


"^ISi 


CALPVRN 

AE  Nvm 

q:erviliv' 

S  TAT  IM/S 

CON^ 


Fig   8.  1 
(o-8o  M.  breit;  i-20  M.  hoch; 
o-6o  M.  tief.) 


Fig.  9,  ■- 
(o*35  M.  breit;  0-90  M.  hoch; 
o  •  12  M.  tief.) 


Fig.  10.  3 

(o-8o  M.  breit;  1-36  M.  hoch; 
0-66  M.  tief.) 


^###$<^#^@^ 


DIRVTIA 
RESTVTATFI51BI 
ETLDIRVTIO 
PHOEBOFRÄTRI 

ETDIRVTIAEDAMALE 

SORORI    DIRVTIA 

lANlLLA  HCRtS  FACI 

VNDVAAC  VRAVIT 

ETDIPVTKE  TW  FHtMT  ^ 


UPVBLICIVSTROWi 

MV  S-Ht  R  tS  1 N  5  r  ITVTVA  aVAL 

WA-kARAE-CONtVCIS-CT-MlK) 
SVl-SnUBArAM-CAViA-AP/E 
VlATOP-I  B-BEN<ONC0RDES 
VIVITEV  I  v£  NDO+riMJt*ft 
VMADltS- 

COMMB  AAOR-A'rFCVW 
NIUIDMCaNDi-H  a'fc 
NOBW  D-PERPFTVA» 


Fig.   11.4 

(0-85  M.  breit;  i  ■  08  M.  hoch; 
0-50  M.  tief.) 


Fig.  12.  5 

(0-50  M.  breit;  0-94  hoch; 
0-50  M.  tief.) 


Fi-  13.'' 
(I-20  M.  hoch;  0-48  M.  breit; 
0-48  M.  tief.) 


Fig.  15. 


F"ig     16. 


*  Caius  Julius  Dolens,  vetcranus  Icgionis  X  Genunae,  ex  beneficiarius 
coiifularis  et  Caelio  Bonofa  vioi  fibi  pofiierunt. 

-  Quihtu  Caffia,  Qiiiiui  libcrlo,  Eumcneti,  Quintus  Caffius  Firrnus  cl 
Caffia  Meccnatia,  et  Caflia  Conftantill.i  patri  (pcfuerc), 

'  l->tis  manibuä  Catpuriiiac  Nymphac  :  {.)uintus  Servilius  Stalianus.  ccn 
mrio  cohortis.  I  Bclgarum,  LOniugi  bene  nierciiti  (pofuit). 

*  Uiruti.i  Reftuta  teftanienlo  ficri  iuffit  libi  et  Lucio  Dirulio  Phocbo 
fratri  et  Diniciae  Damalc  forori,  Dirutiac  Janjlla  bcres  faciundum  curavil  et 
Diruliae  Thrcpte  matri. 

VII.   N.  F 


^  Diis  maiübus.  Lucius  Publiciub  Trophimus  hcres  inftitutus  ab  Valeria 
Fhilcte  uxorc  inva.  In  memoria  Karae  coniugis  et  ni(e)i  pofui  ftilibatam,  caufa 
arac,  vialoribus.  Bene  concordes  vivite,  vivcndo  fit  minus  unadics;  comtncmora 
iccum  nii  ftotnachandi,  hacc  nobis  dies  pcrpeiua. 

'*  Valeriac  defun<5lae  annorum  IUI,  dierum  XLV,  Marcus  Aurelius 
Sencca,  delicatac  (pofuit). 


XXVI 


D  *  ^/ 

CORh£UO 
MAXIMOB: 
NENERFmCO 
ELIACEr^LL 
AVXORT3IB1 
VIVAFECT 


Fig.  14.1 

(0-20  M.  breit;  1-48  M.  hoch; 
0-48  M.  tief.) 


DM 
T'PYBÜCIO 

A5CLEPI0 
COIVCI» 

B'M* 


Fig.  18. 

(1.34  M.  breit;  0*38  M. 
hoch ;  o  •  68  M.  tief.) 


Kig.  17. - 

(0"55  M.  breit;  108  M.  hoch; 
o  •  44  M.  tief.) 


'   Diis  manibus.  Cornelio  Moximo  bcncmercnti  Cocli.^  Gcmella  uxor  cl 
fibi  Tiva  feeet  (fccit). 


-  Diis  manibuä.  Tito  Fublicio  Asclcpio  coiijugi  bcncmercnti. 


Die  Pfarrkirche  zu  St.  Valentin. 


Befprochen  von    C.   Schirmer. 


IE  Kirche  in  St.   Valentin,  nach  einer  Urkunde 
\on    1421  — 1471    erbaut,    ift    eine    dreifchiffige 

_    Hallenkirche     mit    vorgelegtem    einfchiffigem 

Chore.  Sechs  fchlanke  Rundpfeiler,  0-66  M.  im 
DurchmelTer  ftark,  theilen  die  Schiffe,  welche  bis  zum 
Triumphbogen  22-70  M.  lang  und  13-80  M.  breit  find, 
wovon  6 -20  M.  auf  das  Mittelfchiff  entfallen.  Der 
höchfte  Punkt  des  Gewölbes  im  Mittelfchiff  ilt  11-56  M. 
hoch.  An  den  O-87M.  dicken  Triumphbogen  fchliefst 
fich  der  Chor  mit  14  M.  Länge  und  8-30  M.  Breite  an. 
Hier  ifl;  das  Gewölbe  13  M.  hoch.  Der  Chor  ifl:  im 
Achteck  gefchloffen  und  hat  1-73  M.  vorfpringende, 
0.76  M.  ftarke  Strebepfeiler.  Die  Strebepfeiler  der 
Seitenfchiffe,  von  welchen  die  beiden  weftlichen  über 
Ecke  herumfpringen,  liegen  I-58M.  bei  gleicher  Stärke. 
Auf  der  Südfeite  des  Chores  ift  eine  unzweckmäfsige 
Sacriftei  mit  oberem  Oratorium,  auf  der  Xordfeite 
eine  Capelle  im  Rundbogen  angebaut.  Weftlich  in  der 
Mittelaxe  fteht  der  mächtige ,  viereckige  Thurm, 
7-43  M.  breit,  6-80  M.  vorfpringend.  Derfelbc  hat  feit- 
wärts  zwei  gegenübcrftehende  äufserlich  vermauerte, 
im  Spitzbogen  gefchloffene  Eingänge.  Der  Thurm, 
ohne  alle  Architektur  viereckig  auffteigend,  zeigt  in 
feinem  oberen  Etage  drei  Spitzbogenfenfter  ohne 
Maafswerk,  jedoch  ift:  das  Maafswerk  im  ofllichen 
Fenfter,  welches  vom  Kirchendache  \erdeckt  wird, 
noch  vorhanden.  Der  Thurm  ift  mit  einem  hohen  und 
breit  abfchliefsenden  Satteldache  bedeckt.  Das  11  -  20  M. 
hohe  Dach  über  den  drei  Schiffen  fchneidet  noch  in 
das  Thurmdach  hinein.  Die  Seitenfchiffmauern  find 
vom  äufseren  Terrain  ab  i2-io  M.  hoch.  Die  des 
Chores  14  M.,  das  Dach  des  letzteren  8-50  M.  hoch. 
Die  Strebepfeiler  des  Chores  haben  zwei  0-16  M.  mit 
Wafferfchrägen  abgedeckte  Rückfprünge  und  find  mit 


fteil  aufgehenden  Schrägen  mit  vorderen  Giebeln  abge- 
deckt, wogegen  die  Seitenfchiffpfeiler  nur  Deckplatten 
ohne  Giebel,  zwei  Wafferfchrägen,  aber  keine  Abfatze 
haben.  Der  erfte  Strebepfeiler  am  Chor  nördlich 
zunachft  dem  Seitenfchiff  war  wegen  .\nbau  der 
Capelle  im  unteren  Theile  abgebrochen,  der  obere 
Theil  mit  Abdeckung  noch  vorhanden.  Der  correfpon- 
dirende  Pfeiler  füdlich  fehlte  gänzlich,  wurde  wahr- 
fcheinlich  gar  nicht  gebaut,  indem  der  Anbau  der 
Sacrirtei  und  des  Oratoriums  von  Anfang  an  die 
nothige  Stütze  bildete. 

Von  den  eilf  offenen  Fenftern  der  ganzen  Kirche 
hatten  fieben  noch  das  urfprüngliche  Maafswerk. 
Aufser  den  beiden  Eingängen  am  Thurm  hat  die  Kirche 
auf  der  Südfeite  einen  Haupteingang  mit  Vorhalle,  auf 
der  Nordfeite  gegenüber  eine  kleine  Thür.  W'eftlich 
nimmt  der  Mufik-Chor  die  ganze  Breite  der  drei 
Schiffe  ein,  durch  zwei  jedenfalls  fpäter  ausgebaute 
Stiegen  zugänglich.  Auf  der  Nordfeite  zieht  fich  in 
Verbindung  mit  dem  Mufik-Chor  ein  0-74  M.  breiter 
Gang,  balconartig  auf  einfachen  Kragfteinen  mit 
flacher  Bogenfpannung,  hin. 

Die  Kirche  ift  von  einem  fehr  groben  Conglo- 
meratftein  erbaut,  alle  Strebepfeilerdecken,  Fenfter- 
einfaffungen  und  Maafswerke,  fowie  im  Inneren  die 
Gewölberippen  von  einem  grobkörnigen,  mittelfcften 
Sandftein,  welcher  durch  die  Länge  der  Zeit  ftark 
verwittert  war. 

Eine  durchgreifende  Reftauration  follte  nun 
die  feit  400  Jahren  entftantlen  Gebrechen,  fowie  die 
abnormen  Zuthaten  entfernen,  fie  follte  das  Schad- 
hafte gleichartig  in  Material  und  Form  erneuern,  das 
Fehlende  ftyleinig  erganzen.  Die  Verwendung  von 
Surrogaten  blieb  daher  unbedingt  ausgefchlolifen,  noch 


XXVII 


mehr  jener  sjcwohiite  Vorsrang,  der  mit  dem  täufclicii- 
deii  Namen  „Renovation"  ^ewolinlich  die  Schilden 
mit  l""arbe  etc.  deckt,  aber  nicht  hebt. 

Dafs  durch  llrenge  Hefolgiiny  diefer  Grundfatzc 
ein  günftiges  Refultat  erzielt  wurde,  ift  da.s  Verdicnfl: 
des  liocluviirdigcn  Dechantcs  Herrn  Franz  Kriiutle, 
welcher  mit  unermiuilichem  Eifer  und  grofster  Sach- 
kenntnifs  die  ganze  Relhiuration  anordnete  und  mich 
als  den  mit  der  Rertauration  betrauten  in  meiner  Auf- 
gabe wefentlich  unterrtützte. 

Die  Reflauration  begann  mit  der  Umgeftaltung 
der  cololValen  Dacher  über  den  Schiffen.  I'j'ne  Menge 
i.ibcrfliiffigen  1  lolzwerkes enthaltend,  war  dasfelbe  durch 
rfcilerunterlUitzt,  v\elchedirect  auf  die  üewolbekappcn 
aufgemauert  waren,  die  Hohe  von  ii-20  M.  wurde  auf 
8.50  M.  reducirt,  auch  wurden  Unterflützunji'spfeiler 
auf  die  6  Säulen  aufgemauert,  alles  Ungehörige  ent- 
fernt und  fo  das  Gewölbe  bedeutend  entlaftet.  Das 
Dach  über  dem  Chore  blieb  unberührt;  an  feinem 
Firflende  wurde  ein  neues  in  Feuer  vergoldetes  Kreuz 
aufgeftellt. 

Kinige  einfache  Dachfenller  fammt  Giebel,  mit 
Kupfer  bekleidet  und  eiferne  Verfchlufsladen  ;  wie 
folche  hJiufig  auf  Dächern  von  gothifchen  Kirchen  ge- 
macht werden,  wurden  für  Lichteinfall  und  Ventilation 
auf  dem  Kirchenboden  angebracht. 

Die  Mauergiebeldecklleine,  weftlich  und  olllich, 
hatten  fich  alle  verfchoben  und  ausgebaucht.  Diefelben 
wurden  von  Granit  erneuert  und  durch  Aufmauerung 
von  y\ttiken  an  den  Enden,  fowie  durch  eingreifende 
Hiiulcllücke  unterftützt. 

Zuniichft  wurden  die  Endigungen  der  Strebepfeiler 
am  Chor  erneuert.  Die  Schrägung  gegen  die  Mauer 
il1:  fteil  auffteigend  mit  beiderfeitigem  vorfpi  lügenden 
Gefimfe,  welches  (Ich  nach  vorne  in  einem  GiebclfeUlc 
erhebt.  Der  Zulammenltofs  der  GeHmfc  an  den  Ecken 
ift  durch  ein  einfaches  Hlatt  oder  Rofette  aufgenommen, 
welches  Bauornament  fich  als  das  einzige  an  der 
ganzen  Kirche  \orfand.  Die  Giebel  laufen  in  einen  acht- 
eckig-en  gekehlten  Hals  aus,  deffen  fehlende  Endigung 
durch  einen  Knauf  erfetzt  wurde.  Die  aufftcigenden 
Deckfleinc  find  in  horizontalen  Schichten  übereinander 
gelagert,  um  das  Eindringen  des  Waffers  bei  den  Fugen 
zu  verhindern.  .An  den  Giebeln  der  Pfeilerbcdachungcn 
erfcheinen  als  neu  die  urfprünglichen  Bilder  und  Em- 
bleme in  Medaillons;  die  Giebel  der  beiden  öftlichen 
Pfeiler  der  Abfis,  bergen  die  dort  vorgefundenen 
Häupter  Jefu  und  Maria  ,  im  nächflen  nordlichen  die 
Symbole  des  heil.  Patrons  der  Kirche,  des  heil.  Bifchof 
Valentin:  eine  Mitra  und  unter  ihr  einen  l^lätterkranz, 
der  fich  um  einen  King  legt.  Die  Giebel  der  zwei  nächft- 
folgenden  nördlichen  Pfeiler  zeigen  in  fpät-gothifchen 
Schildern  \'on  ilen  Leidenswerkzeugen  die  Niigel  mit 
Hammer,  das  Kreuz  mit  Yfoppftengel  und  Lanze.  Der 
erlte  fiidliche  Pfeiler  der  Abfis  trägt  in  einem  Schilde 
die  Ziffer  1476  mit  einem  T,  der  andere  erhielt  in 
gleichem  Schilde  die  Jahreszahl  1870  als  Anfang  der 
Rertauration.  Die  WalTerfchrägcn  und  Decklleine 
an  den  Strebepfeilern  des  Schiffes  ohne  Giebel  wurden 
ebenfalls  nach  den  alten  Formen   erneuert. 

Beginnen  wir  nun  einen  Rundgang  äufserlich  um 
die  Kirche.  Der  Thurm  zeigte,  wie  früher  gefagt,  feit- 
wärts  zwei  und  iuifserlich  vermauerte  Spitzbogen- 
öffnungen mit  einem  rundenFenller.  Da  diefeEingänge 


wieder  geöffnet  werden  follten,  fo  wurde  \orlaufig  die 
kKlliche  geöffnet.  Nach  Entfernung  des  Mauerwerkes 
zeigte  fich  tliefelbe  mit  einem  fchönen  Profil  eingefafst, 
welchesjedoch  Itark  befchadigt  war.  DiefeEinfal'fungen 
find  von  hartem  Sandftein  erneuert,  jedoch  noch  nicht 
cingfügt. 

Das  füdliche  Portal  hatte  eine  Art  Vorhalle 
zwifchen  denStrebeiifeilern,  zwei  angebaute  kleine  Pfei- 
ler mit  Rundbogen  gefchloffen,  mit  einem  Kreuzgewölbe 
und  Schindeldach  gedeckt.  Die  Thür  felbft,  1-42  M. 
breit  2-48  M.  hoch,  hat  reich  profilirte  Gewände  mit 
gewundenem  Sockel  an  den  drei  Stäben.  Der  obere 
Spitzbogen,  deffen  Anfange  auf  dem  Thürfturz  fichtbar 
waren,  fehlte  gänzlich  und  war  flatt  deffen  eine  tiefe 
viereckige  Mauernifche  fichtbar.  Zudem  ftand  die  Thür 
nicht  nicht  in  der  Mitte,  was  bei  jeder  neuen  Anlage 
hinderlich  war.  Der  Verbau  wurde  entfernt,  die  Thüre 
in  der  Breite  von  i-goM.  in  die  Mitte  gefetzt,  der  ge- 
drückte Spitzbogen  mit  im  Schlufs  fich  kreuzenden 
Stäben  wiederhergeftellt.  Alles  nach  den  vorhandenen 
Profilen.  Das  Spitzbogenfeld  foll  noch  ein  Relief  in 
Stein  erhalten.  Die  Vorhallen  wurden  ebenfalls  erneuert. 
Die  üeffnung  derfelben  2-84  M.  breit,  profilirt,  welche 
noch  einen  Holzverfchlufs  für  den  Winter  erhalten  foll, 
fchliefst  im  Spitzbogen  concentrifch  mit  dem  innern 
Thürbogen.  Das  Archi\'olt-Gefimfe  mit  Krabben,  von 
zwei  kleinen  gefchweiften  Giebeln  flankirt,  wird  von 
laubverzierten  Confolen  aufgenommen  und  fchliefst  in 
eine  doppelte  Kreuzblume.  Lieber  dem  Spitzbogen- 
fchlufs  im  Dreipaffe  das  Monogramm  Chrifti  mit  Alpha 
und  Omega  umhauen.  Das  Gewölbe  feitwärts  mit  zwei 
kleinen  Kreuzgewölben  anfangend,  fetzt  fich  in  Ton- 
nenform mit  reichem  Rippenwerk  decorirt  fort.  Liner- 
lialb  auf  der  linken  Seite  wurde  ein  Grabftein  von 
rothem  Marmor,  des  Pfarrers  Rupert  Pclchinger  f  1512, 
autgellellt,  welcher  früher  iniP'ufsboden  des  Chores  lag, 
um  denfelben  vor  weiterer  Befchiidigung  zu  fchützen. 

Die  frühere  duftere  Sacriftei  ift  einem  Neubau 
auf  den  alten  Grundfeflcn  gewichen.  Um  den  innern 
Kaum  nicht  wieder  durch  eine  Stiege  zu  verengern, 
wurde  diefelbe  nach  aufsen  angebaut,  ohne  jedoch  das 
nebenftehende  Fenftergewände  zu  verdecken.  Die 
Architektur  derfelben  ift  einfach  gehalten  mit  zweithei- 
ligen l'enftern.  Die  Giebel  der  Strebepfeiler  tragen 
in  Schildern  I.  den  Geldbeutel  in  der  Judashand,  2.  die 
gekreuzten  Geifseln,  3.  die  Dornenkrone  mit  dem  Moos- 
rohr. Die  Sacriftei  ift  mit  zwei  Kreuzgewölben,  das 
obere  Oratorium  mit  flacher  Decke  verfehen. 

Die  auf  der  Nordfeite  im  modernen  Styl  ange- 
baute Barbara-Capelle  wurde  befeitigt  und  die  neue 
um  foviel  kürzer  errichtet,  dafs  das  dreitheilige  Fenfter 
ganz  frei  blieb.  Die  Capelle  ift  der  Sacriftei  ähnlich 
behandelt,  mit  einem  einfachen  Sterngewölbe  auf  Con- 
folen ruhend  überfpannt.  Das  oftliche  Fenfter  ift  ohne 
Mittelpfoften,  weil  dasfelbe  die  heil.  Barbara  im  Glas- 
gemälde als  Altarbild  enthält.  Die  Giebel  der  drei 
Strebepfeiler  tragen  die  Symbole  der  heil,  l^arbara: 
I.  Thurm,  2.  Schwert  mit  Palmenzweig,  3.  Kelch.  Der 
fchon  früher  befeitigte  Strebepfeiler  konnte  in  feinem 
vuiteren  Theile  ohne  den  Raum  der  Capelle  zu  verun- 
ftalten,  nicht  wieder  hergeftellt  werden,  wurde  jedoch 
über  dem  Gewölbe  durch  ftarke  Eifenfchienen  ge- 
fiebert. Die  einfache  Thür  nordlich  wurde  von  aufsen 
\ermauert. 

d* 


XXVIII 


Der  Chor  hat  im   Ganzen    "  Fenller.  Diefelbcn 
find  7-35  M.  hoch.    Die  Sohlbank,  \on  grobem  Coiiglo- 
merat,   helle    itark   gelitten,    fie  wurde  äufserlich   von 
Granit,  innerlich  \on  hartem    Sandrtein  mit    vorfprin 
gendcm  Gefmife  hergcrtellt. 

Die  EinfalTungen  der  Fenrter  find  fchon  profilirt, 
fie  wurden  von  geübten  Steinmetzen  (orgfaltig  abge- 
arbeitet, die  mannigfachen  krummen  Linien,  ohne  der 
l'rofilirung  nachtheilig  zu  werden,  in  gerade,  fcharfe 
Kanten  umgearbeitet,  alles  Fehlende  und  Schlechte 
durch  ahnliche  Steine  erfetzt,  fo  dafs  diefelben  jetzt  wie 
neu  ausfeilen.  Die  vier  dreitheiligen  F^enller  fnid  mit 
\ollftändigen,  ziemlich  gedrückten  Spitzbögen  über- 
wölbt, wahrend  die  drei  fchmalen  Fenfter  mit  nach 
unten    abgefchnittenen    Spitzbogen    gefchlofron    find. 


Fig.  I.  fSt.  Valentin 


Wahrend  fechs  Fenfter  im  Mittel  flehen,  ifl:  da.s  nörd- 
liche fchmale  Fenfter  ganz  auf  die  Seite  gerückt. 
Die  Seitcnpfoften  haben  beiderfeits  einen  Rundf^ab, 
welcher  mit  dem  anderen  Profil  ein  Ganzes  bildet  und 
auf  der  Sohlbank  einen  kleinen  Sockel  formirt.  Die 
fünf  alten  Maafswerke  zeigten  die  merkwürdigflen 
Mufter,  ganz  verfchieden  von  den  in  der  Spat-Gothik 
gewöhnlichen  F^ifchblafen-I'-iguren.  Für  die  zwei  fehlen- 
den wurden  cntfprechend  Mufler  componirt  und 
fammtliches  Kippen-  und  Maafswerk  von  Margarethcn- 
flein  nach  den  alten  Vorlagen  neu  hergeflellt.  Die 
Einfaffungen  der  F'cnfler  im  Schiff  bcflehen  beiderfeit.s 
aus  einer  Hohlkehle,    die  Pfoflen  gleich  den  anderen. 


Das  Maafswerk  der  Fenfler  zuniichfl  den  Seiten- 
Altären  wurde  nach  den  alten  Müllern  erneuert.  Die 
drei  anderen  Fenfter  hatten  verfchiedene  Höhen  und 
Schlufsbogen.  Diefe  wurden  auf  gleiche  Höhe  und 
Form  gebracht  und  mit  neuem  Maafswerk,  fammt 
mit  einem  ]\Iittelpfol1en  verfehen. 

Herrliclie  (jlasmalereien  nach  den  Kntwiirfcn  \oii 
ProfelTor  Joh.  Klein  in  Wien,  ausgeführt  von  Albert 
Neuhaufer  &  Comp,  in  Innsbruck,  fchmücken  jetzt 
die  neun  Fenfter  im  Chor  und  zunachft  den  Sciten- 
Altiiren,  die  drei  anderen  fnul  in  einfacher  X'^crbleiung 
mit  zwei  lichten  Tönen  in  Kathedralglas  verfehen. 

Die  äufseren  Mauerflächen  der  Kirche  waren  tlicil- 
weife  in  einem  fchlechten  Zuftande.  Grofsc  l-lachen 
\on  gewohnlicliem  Murtelanwurf  verdeckten  die  aus- 
gewitterten groben  Conglomerat-Steinc, 
welche  in  unregelmäfsigen  Stücken  ge- 
mauert find.  An  den  Strebepfeilern,  welche 
aus  regelmäfsigcn  Ouardern  gebaut  find, 
wurden  einzelne  fchlechte  Steine  durch 
den  gleichen  Stein  erfetzt ;  dies  wäre  aber 
bei  den  gröfseren  Mauerflächen  nur  dann 
möglich  gewefen,  wenn  die  betreffenden 
Stellen  um  mindeftens  30  Cm.  ausgehaucn 
und  neue  Steine  eingefetzt  worden  waren 
Diefer  Vorgang  wurde  abermals  dem  Ge- 
bäude fchädlich  und  zu  koftfpielig  ver- 
worfen. Es  wurden  daher  die  fchadhaften 
Stellen  mit  einer  Mifcliung  \on  hydrau- 
lifchem  Kalk  und  Cement  angeworfen  und 
in  die  weifse  Maffe  kleine  Kiefelfteine  ein- 
gedrückt, welches  dem  Ganzen  das  Anfe- 
ilen von  Conglomcratflein  gibt  Diefer 
Anwurf  ift  äufserfl  feft  und  hat  fich  nament- 
lich auf  der  Nordfeite  bis  jetzt  als  voll- 
kommen dauerhaft  gezeigt.  Sämmtlichc 
Maurerarbeiten  wurden  vom  Maurcrmeifter 
Plohberger  aus  Steyr  ausgeführt.  Der 
Thurm  wurde  noch  nicht  gewidmet. 

Treten  wir  nun  durch  den  füdlichcn 
Eingang  in  den  Ihurm,  fo  zeigt  fich  die 
Thurmhalle  mit  einem  einfachen  Kreuz- 
gewölbe überfpannt.  Die  inneren  Kanten 
der  Einsänge  zei<jen  ein  Hohlkehlen-Profil. 
Der  Eingang  zur  Kirche  ift  nach  der 
Thurmhalle  zu  decorirt;  das  Bogenfeld  wird 
fpäter  ein  Stein-Relief  erhalten.  Zun;ichrt 
befinden  wir  uns  unter  dem  Mufik-Chor, 
welcher  mit  einem  reichen  Netzgewölbe 
unterwölbt  ift.  Die  unpraktifchen  Stiegen, 
welche  viel  Raum  fortnahmen  und  unter 
ihren  höchften  Punkten  an  der  Rückmauer  unpaffende 
Verftecke  bildeten,  wurden  durch  weniger  Raum 
einnehmende,  ppo  M.  im  Lichten  weite  Wendel- 
treppen erfetzt  und  die  Rijipen  des  Gewölbes  cnt- 
fprechend ergänzt.  Die  (jurtbogen  zuifchen  den 
Säulen,  wo\-on  der  mittlere  beinahe  im  Kreisbogen, 
die  anderen  in  fteilem  Spitzbogen  angelegt  find, 
haben  als  Profilirung  glatte  Abfaffungen  Das  Stein- 
werk diefer  Bogen,  fowie  das  der  fechs  Säulen  zeigte 
fich  nach  lüitfernung  der  Kalktunche  als  derart  grobes 
Materiale,  dafs  es  unmöglich  in  (liefern  rauhen  Zu- 
ftande bleiben  konnte.  Leider  mufste  dasfelbe  wieder 
verputzt  werden. 


XXIX 


Der  MufikChor  fcliliefst  mit  einer  zierlichen,  ori- 
ginellen Steinbrürtung  ab.  In  der  Mitte  fpringt  diefelbe 
vor-  und  aufwärts,  glcichfam  des  Dirigenten  Pult  an- 
deutend. Das  Ornament  beliebt  aus  ovalen  Ringen 
im  RundÜab-Profil,  welche  din-ch  einen  Rundilab  mit 
einander  verbunden  find.  Der  mittlere  Vorfprung  hat 
an  den  Kcken  Saulchen  mit  gekehlten  Sockeln  und 
Capitalchen  und  in  der  Mitte  ein  feines  Schlingen- 
Ornamcnt.  Nördlich  zieht  fich  an  der  Mauer  in  Ver- 
bindung mit  dem  MufikChor,  um  3oCm.  erhöht,  ein 
II  ■  40 M.  langer,  0-74M.  brciterSeitengang hin,  welcher 
auf  einfachen  Kragfteinen  mit  flacher  Hogenf[)annung 
ruht.  Die  Urullung  beliebt  aus  gekehlten  Pfeilern  nut 
Deckgefims.  Die  ]'"iilUmgen  waren  durch  liretter  mit 
weniger  als  kunlUofen  Bildern  aus- 
gefüllt. Diefe  wurden  durch  Stein- 
platten mit  maafswerkartigem  Orna- 
mente von  Margarethenflein  erfetzt. 
Diebeiden  Siiulen  zwifchen  dem 
MufikChor  gehen  bis  über  die  Hru- 
ftung  desfelben  im  Achteck  auf,  die 
vier  anderen,  auf  kurzem  runden 
Sockel  ruhend,  find  durchaus  rund. 
Diefe  fechs  Säulen  tragen  nun  ein 
Gewölbe,  welches  einzig  in  feiner  Art 
dafleht.  Architekten  und  Laien  be 
wundern  die  zierlichen  und  ])hanta 
llifchen  Rippenverfchlingungen.  In 
der  Mitte  zwifchen  den  Säulen  zieht 
fich  über  quer  ein  Band  von  14  mit 
iler  Peripherie  zufammenflofsenden 
Halbkreifcn  hin,  vviüirend  die  anderen 
Rippen  fich  in  geraden  Linien  kreu- 
zen. Die  Ausgangspunkte  des  Ge- 
wölbes an  der  Triumphbogen -Seite 
mufsten  wegen  diefes  Bogcns  aus 
der  Achfe  der  Säulen  gerückt  werden. 
Die  auffallendllcn  Vcrfchneidun- 
gen  gehen  von  den  Säulen  aus  Anftatt 
eines  Capitäls  fchüefsen  die  Säulen 
mit  einer  quadratifchen  Gefimsplatte 
ab ;  von  diefen  gehen  zwölf  Rippen  :- 
aus,  ganz  im  Gegenfatz  zu  anderen  ' 
Gevvölbentwickelungen,   alle  von  der 

Seite  und  zwar  von   der  entgegcnge- 

fetzten  Ecke  aus.  Dadurch  bilden 
lieh  auf  zwei  Seiten  nach  der  Lan- 
genrichtung  durch  eine  Rippe  flache 
Scheiben,  welche  von  der  entgegen- 
gefetzten Rippe,  von  der  oberen  Gefimslcille  aus- 
gehend, durchdrungen  werden.  Nach  dem  Mittelfchiff 
zu  kreuzen  fich  die  Eckrippen  von  unten  ausgehend, 
nach  dem  Seitenfchiff  zu  die  gleichliegenden  von  der 
oberen  Ouerleifle.  (Fig.  i.) 

Vier  Rippen  gehen  von  der  Mitte  aus;  die  vier 
l'.ckrippen  verlieren  fich  fenkrccht  in  den  oberen 
lldhlungen.  So  zeigt  ein  Gewölbe  wiederum  drei  ver- 
fchiedene  Verfchneidungen.  Nimmt  man  hiezu  das 
fehr  zarte  Profil  der  Rippen  mit  vier  kleinen  Rund- 
flaben, fo  kann  man  die  Schwierigkeit  bei  der  Aus- 
lührung  beurtheilen.  Durch  die  tiefen  Höhlungen  und 
fich  kreuzenden  Rippen  bringen  diefe  Gewölbeanfange 
eine  aufserft  malerifchc  Wirkung  hervor.  FAnc  Seite 
zeigt    die   Jahreszahl   1522    mit    den    Buchllaben  V  S, 


daneben  einen  leeren  Schild.  Faft  follte  man  glauben, 
dafs  das  Gewölbe  des  Schiffes  um  50  Jahre  fpater  als 
das  Chorgewölbe  hergeüellt  worden  fei,  was  auch  das 
ganz  verfchiedene  Syfleni  der  Rippenverfchlingungen 
anzudeuten  fcheint.  An  den  Seitenmauern  wird  das 
Gewölbe  durch  einfache  Dienlle  aufgenommen,  ein 
Gliedercapital  nimmt  drei  Rippen  auf,  welche  in  Folge 
der  Durchkreuzung  weit  über  das  Capital  hinausflehen. 

Die  innere  Nifche  der  nördlichen  Thür  wurde 
als  Nifche  zum  Aufftellen  des  neuen  Tauflleines  her- 
gerichtet. Der  Triumphbogen  zeigt  eine  reiche  Gliede- 
rung mit  drei  Spitzitaben  und  hohem  fchönen  Sockel. 

Das  Gewölbe  des  Chores  hat  ebenfalls  eine  fchöne 
Rippendecoration.  Bei  dicfem  find  die  Curven  \orherr- 


l'isj.  2  (St.  Valentin 

fchend.  Die  Rippen,  welche  fich  von  den  gefchloffcnen 
Curven  abzweigen,  durchfchneiden  die  nächfllicgende 
Rippe  und  find  dann  abgcftutzt.  Die  Dienfte  mit  aus- 
gekehltem Sockel,  haben  unter  dem  Gefimskranze  eine 
Ausbiegung.  Die  Rippen  gehen  von  letzterem  regel- 
recht aus;  der  eckige  An fatz  an  der  Mauer  verliert  fich 
in  der  Gewölbekappe,  das  Gewölbe  wurde  mit  gmfster 
Sorgfalt  reflaurirt,  die  Rippen  von  ihrer  mehrfachen 
Tünche  befreit,  zeigen  jetzt  die  Steinfarbe.  Plünderte 
von  einzelnen  Stücken  mufsten  erneuert  und  manche 
Gewölbkappen  neu  verputzt  werden.  Die  beiden  Thüren 
in  der  Sacriflei  und  Barbara-Capelle  erhielten  neu 
profilirtc  P'infalTungen.  Anftatt  des  hölzernen  Kaflens 
als  (^ratoriumfenfler  wurde  ein  Stcinfenfler  mit  den- 
felben     Gewändprofihrungen     wie     bei    den     anderen 


XXX 


Fenftern  eingefetzt.  Nach  denUeberreften  der  Doppel- 
iiifche  an  der  füdlichen  Seite  wurde  diefelbe  erneuert 
und  durch  Kinzieliun'j  des  Mittelpfeilers  Raum  für  eine 
Seffion  gefchaffen.  Gewölbe  und  Mauerflachen  wurden 
in  einen  freundlichen  lichtgelben  Ton  gefetzt,  alle 
Steintheile  in  Naturfarbe  gelaflen.  (Fig-  2.] 

Somit  hatte  ich  die  Rellauration  flüchtig  bc- 
fchrieben  und  bemerke  zum  Schluffe,  dafs  die  ganze 
innere  Einrichtung  nach  meinen  Entwürfen  hergeftcllt 
ift,  ebenfo  dafs  alle  Steinarbeiten  zu  den  vier  Altaren, 


Speisgitter,  Taufflein,  Kanzel,  Kreuzweg-Stationen, 
Piscine,  Portal  etc.  in  meiner  rrivathütte  ausgeführt 
w  urden.  Alle  figürlichen  Darrtellungen  find  theils  nach 
Modellen  des  Herrn  l'rofefi'ors  Jofeph  GalTer,  fowie 
auch  nach  Zeichnungen  des  Herrn  l'rofefibrs  Johann 
Klein  in  Wien,  vom  l^iKlhauer  Franz  Oberluiber  in  Linz 
ausgeführt.  Die  Metailarbeiten,  unter  welchen  nament- 
lich die  beiden  Tabernakel-Thürchen  am  1  lochaltar 
hervorzuheben  find,  wurden  von  Herrn  L,  Adler  in 
Wien  ausgefüln-t. 


Schlofs  Ambras  inTyrol  zur  Zeit  der  Lehensablöfung  desfelben 

durch  Kaifer  Ferdinand  I.  1564. 


Von    WmJ.hii  Bofheim,   k.  k.   Cuftos. 


fO  fpärlich  auch  die  gleichzeitigen  Nachrichten 
über  das  Tusculum  Erzherzogs  I'crdinand  von 
l'yrol  fliefsen,  fie  llimmen  doch  alle  in  der 
Bewunderung  der  äufserlichen  Gröfse  und  Schönheit, 
der  Pracht  und  des  au.sgefuchten  Gefchmackes  feiner 
inneren  Einrichtung  überein.  Noch  in  der  Gegenwart 
geben  die  Baulichkeit  felbft,  fowie  die  erhaltenen 
Einrichtungs-  und  Sammlungsobjefle  Zeugnifs  von 
der  Richtigkeit  der  Angaben  der  gleichzeitigen  Schrift- 
fteller.  Es  wäre  daher  von  Werth  über  den  Zuftand 
desfelben  bei  Uebernahme  durch  Erzherzog  Ferdinand 
richtige  Nachricht  zu  erhalten,  nicht  allein  für  die  Auf- 
hellung der  Gefchichte  diefes  Schloffes  felbll,  fondern 
auch  um  einen  neuen  Beitrag  zur  Beurtlieilung  feines 
iliuflren  Befitzers  und  Generators  zu  erhalten. 

Den  bisher  bekannt  gewordenen  Documentcn 
nach  zu  urtheilen  fehlen  Ambras  ein  einträglicher  und 
gefchatzter  Befitz  zu  fein,  deffen  Inneres  noch  manches 
Werthvolle  aus  früherer  Zeit  bewahren  mochte  und 
es  lag  darum  die  Annahme  nicht  fern,  dafs  Mehrcrcs 
oder  Wenigeres  der  iUteren  Gegenftande  aus  dem  Bc- 
fitze  des  Erzherzogs  Ferdinand  von  r\rol  (Kunlt- 
gegenftimde,  Flrinnerungcn  an  Margarctha  Maultafche, 
an  Friedrich  mit  der  leeren  Tafche,  Sigismund,  an 
Kaifer  Maximilian  etc.)  aus  dem  übernommenen  Inven- 
tare  des  Lehengutes  flammen  und  moglicherweife 
den  Grundflock  der  nachher  fo  berühmt  gewonlcncn 
Sammlung  bilden  mögen. 

Mangelte  in  diefer  Beziehung  jeder  :\nlialtspunkl, 
war  fogar  der  nähere  Zeitpunkt  der  Uebernalime 
des  Schloffes  nicht  bekannt,  denn  die  Urkunde  der 
Ablöfung  durch  Kaifer  Ferdinand  I.  und  der  Schenkung 
desfelben  an  feinen  gleichnamigen  Sohn'  ifl  undatirt; 
es  liefs  fich  bisher  nur  vermutiien,  dafs  die  Ablöfung 
durch  den  Kaifer  während  deffen  Anwefenheit  in 
Innsbruck  1563  erfolgte,  weil  Erzherzog  E'erdinand 
fchon  mit  Urkunde  ddto.  Prag  3.  März  1864  fein  neues 
Eigenthum  an  feine  Gemahlin,  die  Edle  Philippina 
Welferin,  Freiin  von  Zinnburg  „aufs  unferen  banden 
gefchenckht,  gegeben,  eigenthumblich  vnd  erblich  ab- 
getretten"  hatte. 

Ueber  viele  diefer  Lücken  in  der  Gefchichte 
diefes  Schloffes  gibt  uns  ein  Document  eine  beinahe 
vollftandige  Auskunft,   das   bisher    unter   den    alteren 

'  A.  PriinilTrr.  Ambrnfcr  Sammluni;,  1819. 


y\6len  derk.  k.  Refidenzfchlofs-Verwaltung  in  Innsbruck 
bewahrt  wurde.  Es  ill  dies  der  voUllandige  inven- 
tarifchc  Uebergabsa6l  aus  dem  Lehcnsbefitze  der 
Georg  Schurfffchen  Erben  in  die  Hände  des  Kaifers 
Ferdinand  I.  vom  2.  Juni  1564. 

Schon  aus  dem  Datum  diefes  Documentes  ill  zu 
erfehen,  dafs,  wenn  auch  die  .Ablöfung  de  jure,  fowie 
die  Uebertragung  an  Erzherzog  Ferilinand  1563,  die 
Schenkung  an  Philippine  Weifer  fchon  im  Miirz  1564 
erfolgten,  die  faclifche  Einantwortung  erll  im  Som- 
mer letzteren  Jahres  flattgefuiulen  hatte. 

Wir  geben  hier  zunächll  den  Wortlaut  des  werth- 
vollen  Documentes  und  werden  am  Schluffe  desfelben 
die  nöthigen  Erklärungen  zurBeurtheilung  folgen  laffen. 

Inuentuari  des  Schlofs  Ombras  1564. 

flg.    15.   lit   c. 
Dupplicat  (fpätcre  Schrift). 

Auf  der  Römifchen  Ka\ferliciicn  Mt.  rs.  Vnnfers 
allergcnedigllen  Herrn  Stattlialter-Regennten  Vnd 
Camer  Räthe  der  Oberöfllerreichifchen  Lannds  cc 
bevelch  Ifl  durch  Ilannfen  Scliauber  Phlegcr  an  Mul- 
bacher Claufen  \nd  Paulfen  Vfchall  Hof-Paumaiiler 
Irer  Mt.  Raths  vnnd  Anndreen  Khrcner  llof-Pawfciirci- 
ber  allhie  zu  VnffPrugg.  Von  den  Edlen  V'cfllen  Herrn 
Baithafarn  Scheggen  von  Nidermontani  zu  E""ragfPerg 
\nd  Herrn  Hanns  Frannczen  von  Wähingen  zu  Ried. 
l'hlegerzu  Laudegg.  Irer  Kai.  Mt.  Ratten,  alls  Verord- 
neten gwaltigeu  Vormundern  \nnd  (jerhaben.  Wei- 
land des  Edlen  Vefflen  Georgen  Schurffen  geweflen 
Phlegers  zu  Ombras  nachgelaffen  Khinndcr.  Die  Phleg- 
vnd  Brobfley  Ombras  mitfambt  hernach  gefchribnen 
Zuegehorigen  Stuckh.  Guettern.  viul  Varennde  Hab. 
Zu  liöchderwennterKay.Mt.  Hannden  Vruordert.  Vnd 
Vbernomen  worden.  A6lum  am  anndern  tag  Monats 
Juni  Anno  15  im  Vierundfechizigiflen. 

lu'fllichen  Vollgt  hernach  die  V'arennd  Hab,  fo 
Vermug  der  allten  Inventuari  Vierten  Marci  15  decimo, 
aufgericht  befunden  worden  ifl. 

In  der  Capcllcn. 

Ain  kelch  mit  fambt  aincr  Paten.  Vergullt.  \'nd 
ifl  der  l'"uefs  am  Kelcii  kupfren  vnnd  das  ober  Thaiil 
Silbren. 


XXXI 


Ain  Rott  p;cmiiricrt  Samatcii  MclTj^wamidt  mit 
feiner  Zucgclu)run<^  viul  aincm  rchlcclUcii  Crcucz. 

Ain  allts  fchwarcz  Samatons  MciTgwaniult  mit 
feiner  Zuccfchörung  vnd  ainem  fchlechtcn  Creucz 

Ain  Rotts  vnd  ain  Schwarcz  CorPoral. 

Zwen  Zinnen  I^eychter  zu  Stallkcrczen. 

Drey  llulczcn  Leychter. 

Ain  l'ergamenens  Gfanngl'iiech. 

Zwai  l'appicrene  gedrucklitc  Meffpiicchcr. 

Ain  WcichPücclil. 

Ain  allts  l'crgamencns  l'A'angeli-l'uech. 

Vier  Zinen  üpfferkliiinndle. 

Ain  Silbrin  Agnus  dei  mit  aincr  Silbrin  Ketten 
hat  lue  S[)renngin  zu  der  Cap]iellen  zu  Lincz  geladen.  ' 

Zuai  llulczcn  khlainc  Wanndllhinngen. 

Ain  kupfrener  Weihl'runnkheffl. 

Ain  Meffmgg  Rauchfafs. 

Ain  Allter  Rott  Zenndlcter  Fan. 

Ain  Cor  Rockh. 

Ain  Alben. 

Fiinf  guetc  vnd  büfe  vveiffe  Alltar  Tuechcr. 

Zwen  fchlecht  Schalaun. 

Zwen  fchlechte  Furhenng  von  gedruckhtcn  Farben 

In  der  Fad  Stuben . 

Ain  kupfrener  Ofen  mit  ainem  Kefll  dar  Inn  Zwen 
grofs  Kupfren  Wafferkefll  mit  Orcn  oder  I  lanndthaben. 

Im  khlainen  Stuhl. 

Ain  Eifenftanng  mit  Zwaien  Arm  Eifen  vnd  ainem 
Marchfchlofs. 

Zwai  Par  Payon  mit  Eifenftanngen  vnd  ainem 
Marchfchlofs. 

Zwai  Arm  Eifen  an  ainer  kurczen  Ketten. 

Ain  Halfs  Eifen  mit  ainer  Lanngen  Ketten  vnd 
grofsen  Marchfchlofs. 

Ain  Ainlicz  Armeifen. 

Zum  anndcrn  vollgt  Hernach  zvas  für  Vartius  vnd 
anndcrs  auffer  vnd  vber  das  AUt  Innventuari  in  dem 
Schlofs  Ombras  befunden  worden  ift. 

Erßlich  was  in  der  CappelL  n  aiif  dem  Schlofs 
Ombras  vorhannden.  Vber  das  fo  in  der  allten  Inven- 
tuari  fteet.  vnd  die  Herrn  Gerhaben  Vermainen  den 
Erben  Zuegehörig  fein. 

Ain  Meffmger  Henngleichter  darauf  fiinf  Liechter 
mit  der  Schurffen  Wappen. 

Zween  Meffmge  Alltar  Leuchter  mit  der  Schurffen 
vnd  Pambgarttner  Wappen.  ^ 

Ain  guldens  Meffgwanndt  mit  grawem  Samat 
gemuflert  mit  ainöm  gülden  Creucz,  vnd  mit  ainem 
geflickhten  Saluator,  fambt  feiner  Zuegehör. 

Ain  Praun  Damasden  Meffgewanndt  mit  ainem 
gülden  Creucz  vnd  aller  Zuegehör. 

Ain  allts  Attlefens  Meffgewanndt  mit  feiner  Zuege- 
Imrung  aul'ferhalb  der  Stoll,  das  Meffgewanndt  mit 
dem  offterrcichifchen  vnd  Sechfifchen  Schildt. 

Ain  Praun  Damasdens  Corpora!  mit  ainem  gülden 
Namen  Ihs. 

'  Die  (ieniahliii  des  Sigiiiuitd  Spreng,  der  bis  1510  im  Lchnbefuzc  von 
Ambras  war.  Hier  dürfte  Lienz  im  oberen  Drauthal  gemeint  fein. 

-  Derfelbc  ftammtc  muthmafslirh  aus  dem  Hcfit/c  dcsKammcr-Prafidentcn 
zu  Inn.sbruck  Wilhelm  I.  von  SchurlTdcr  zur  Gemahlin  \'eronica  Johanna  von 
Paumgartncr  zu  Stubenberj;  hatte.  Sie  war  eine  Tochter  der  Elifabeth  Soyerin 
von  Soya.  Wilhelm  war  der  erflgeborene  Sohn  Chriftof's  von  Scliurff  mit 
Benigna  Ulrichs  von  Kapfenftcin  und  der  Barbara  von  Kainach  Tochter. 


Ain  .Alltar  Stain. 

In  ainer  Eifnen  l'uchfen  fo  an  ainer  Ketten  am 
Alltar  hanngt  ifl  befunnden  worden  i  gld.  44  kr. 

IJifs  gellt  hab  Ich  Vfchall  Pawmaiftcr  Zuhannden 
genommen. 

Auf  dem  hindern  Sollcr. 
.Ain  Topplte  Fueflruchen. 

In.  der  Stuben  mit  dem  Stainen  Pfeiler. 
Ain  Tifch  mit  ainem  Fladeren  Platt. 
Ain    Gioff  Cafllen    Innwenndig   ver   Zyniull    mit 
ainer  Zinen  Aichl. 

Ain  Gutfclien  liinnder  dem   Ofen  ainerlai  Arbait. 
Im  Viulcrfchlagnen    Schreib    Stübl    ain  Schreib- 
Cafllen  mit  Schubladen,  gehört  in  die  Stuben. 

In  der  Camer  aus  der  Stuben. 
Zwai  Pedtftatt  mit  halben  Himln. 
Ain  dopplte  vnd  ain  Ainfache  Fueftruchl. 

In  der  anndern  Camer  daran. 

Ain  fchöner  groffer  Cafflen  zu  dem  Gewanndt. 

/;/  der  vordem  Stuben  an  der  Kuchl. 

Ain  Tifch  mit  ainem  feuchten  Platt. 
Ain  Gutfchen  Pett  mit  Zwai  Schubladen. 
Ain  angefchlagens  Schreibftübl  mit  aincm  Gatter. 
(Notiz:  Ift  im  Paw  ab  wekh  broch.) 

Im  Vorhaus  der  Kuchen  und  Stuben. 

Ain  grofser  Speif  Cafften. 

Acht  Lidrin  Feurkübl.  (Notiz:  Vier  vorhannden.) 

In  der  Kuchen  vor  dem  Ofen  ain  Eifen  Thiirl. 
(Notiz:  Ift  verarbait.) 

In  der  Wanndt  ain  liulczens  Cäfftl.  (Notiz:  Ift 
aufsbroch.) 

In  der  Phaffen  Camer. 
Ain  lannggelete  hohe  Tafi. 
Zwen  feuchten  Tifch. 
Zwai  Pedtftatt  mit  halben  llimeln. 
Zwai  dopplte  P'ueftruhen. 
Ain  groffe  Gwanndt  Truechen. 
(Notiz:  hat  man  f.  Abbruchen.) 

In  der  Harnifch  Camer. 
Zwen  grofs  Cafften. 

In  der  Spiefs  Camer    Vnder  dem  Dach. 

Siben  Zehen  Lanndtfknechtfpiefs. 

Zwen  Friaul  Spiefs.'^ 

Vier  Schafflin.* 

Ain  Schweinfpiefs. 

Acht  Hellen  Parten. 

Zwelff  Halb  Haggen  mit  Neun  Kuglmödl. 

Neun  groffe  Pulferflafchen.  (Notiz:  Sein  nur  5  mer 
vorhannden  gewelT:.) 

Sechs  klaine  Flafchl  zum  Zinndt  Pulfcr.  (Notiz: 
Sein  nur  2  vorhannden  gcwefi:.) 

Neun  Eifnen  Dopplhaggen. 

Ain  Hulczens  Gfafs  mit  drey  klainen  Puchfen  Rurl. 

.\in  Mefl'inge  Puchs  mit  ainem  Schafft. 

In   ainem   Pannczl  vngeuerlich   xx  l'hundt  Pulfer 

*    Sogenannte  Kunkas  (Ronsards). 
'   Wurffpiefse. 


XXXII 


In  der  übern  Stuben  neben  des  Saals. 
Aiii  Tifch  mit  einem  feuchten  Platt. 

In  der  Cavier  aus  der  Stuben. 
Ain  fchöner  Efchener  Tifch  mit  aincm  Vber  Platt. 
Ain  allte  Miml  Pedtftatt. 
Ain  Kür  Pannkh. 

Auf  dein  Saal. 

Ain  lannge  Schiefftafl  vnd  xv.  Eifnen  vnd  Mcllinge 
Schicfs  Stain. 

Im  Haus  vor  der  Capp eilen. 

Ain  Kifnens  Serpenntindl  mit  feinem  Gfafs  Vnnd 
Zwaien  Redern. ' 

Ain  Tifch  mit  aincm  feuchten  Platt. 

Was  für  Khiirn  verhannden  iß. 

In  der  Obern  Stuben. 

Drcu  gcfafrte  Rehkhurn. 

Inn  Schreib  Stiibl  daran. 

Drey  gefaffte  Rehkhurn. 
Neun  Gämbfhörnndler. 

Ain  Par  eingefaffle  Gämbfliornndlcr  mit   l'ildcrn 
(Notiz:  2  par  vorhanndcn.) 

Im  Kalten  Stiibl. 

Ain  Rehkhurn  mit  aincm  Pild. 

Im  obern  Stiibl. 

Ain  eingefaffts  Rehkhurn. 

In  der  mittern  Stuben. 

Zwai  gcfafrte  Ilirfchkhurn  mit  Kopffcn. 
Ain  Rehkhurn  mit  aincm  kupfl. 

hn  klilainen  Salel. 

Zwai  Rehkhurn. 

Zwai  halbe  Hirfch  Gcftcmm. 

Auf  dem  Saal. 

Zwainczig  gefafflc  Ilirfchkhurn. 

Drew  gefaffle  cllcm  kirn.  (Andere  Schrift). 

Drey  gefafftc  Stain  Pöckh  Khiirn. 

Ain  Aindlicz  gefaffle  Stain  Pockh  Kliürn. 

Ain  gcfafftr  Denndl  Khurn. 

In  Kaifer  Maximilians  Zimer. 

Vier  gefaßte   Ilirfchkhurn. 
Ain  gefafrts  Dcndl  Khurn. 
Zwai  gefaffle  .Stain  Pockh  Khurn, 
P'ünf  gefaffle  Rehkhurn. 

In  der  Vnndern  Stuben. 

Vier  gefaffle  Ilirfchkhurn. 
Drey  Stain  Pockh  Khiirn. 
Zwai  gefaffte  Rehkhurn. 

/;/  der  Phaffcn  Camer. 

Ain  blofs  Schwarcz  Samatens  Mcffgwaniuit    mit 
Rolt  weifs  vnd  gruenem  Pliiembwerch. 

'  Serpcntinelle,  Halbrchlangc. 


Zwai  Ledige  Seidene  gellickhte  Creucz  auf  Mcff- 
gwanndt. 

Mer  Seidene  Leifflen  mit  guld  Strichen  vnd  feiden 
Frannfen. 

Ain  Corporal  von  VUmer  Goldt. 

Vnd  ain  new.s  gwiirckht.s  AUtarTucch  mit  Leifflen 
von  allerlay  Karben. 

In  Sännet  Georgen  Capell  zu  Ombras. 

Errtlich  ain  Silbrin  vergulter  kelch  ,  darauf  S. 
Georgen  Pildnus,  \nd  ain  Ofllerrcichifchs  Scliilltl  mit 
fambt  ainer  Pateen,  fo  durch  Conraten  Scifciihofer, 
Kaifer  Maximilians  Rufllmaillcr  Anno  1514.  Zu  der 
Cappell  gefchennkhtmit  fambt  einer  Corporal  Dafchen, 
\on  guldem  Tuech  in  Rott  gemufierten  Samat  fambt 
ainem  Corporal  Tuech.  * 

Ain  allt.s  Pergamenens  Meffpuech, 

Ain  Pappierns  Meffpuech. 

Ain  Praun  Zenndlene  Corporal  Dafchen  mit 
fambt  ainem  Corporal. 

Ain  allts  Plaws  .Schamlottcns  Meffgwanndt  mit 
ainem  gellickten  Creucz  fambt  aller  Zuegehur. 

Ain  weifs  allts  Leinwatens  Meffgwanndt  mit  aincm 
Praun  Zenndlen  Creuz  fambt  aller  Zuegehur. 

Ain  allts  Rott  Zenndlens  Meffgwanndt  mit  ainem 
geflickhtcn  Creucz  fambt  feiner  Zucgehör. 

Ain  allts  Rott  Arrefens  Meffgewanndt. 

Zwai  Allte  Vbrige  Allen.  (Alben.) 

Ain  allts  Meffgwanndt  von  Praunem  Räfs. 

Zwai  Cannczl  Tücchcr  mit  Plawcn  Leifflen. 

Ain  allts  weifs  Alltar  Tuech  mit  fchlechten 
Plawen  Leifllen. 

Ain  Allts  weifs  Alltar  Tuech  mit  weiffcr  Arbait. 

Sechs  allte  weilTc  Alltar  Tucchcr  mit  Plawen 
Leifften  vnd  annder  Weiffer  Arbait. 

Zwai  fonnftanndere  Leinwatene    Alltar  Tuecher 

Zwai  Opfer  Kaenndelen. 

Vier  Meffmge  Alltar  Leuchter. 

Ain  P'ifcncr  Leuchter. 

Ain  Mcffmges  Rauchfafs. 

Ain  Kirchfan  von  Rott  vnd  weiffer  Seiden  mit 
Sann6l  Georgen  an  der  Stanngcn  ain  gcfchnittcn 
Crucifix. 

Drey  Alltar  Tuecher  mit  Plawen  Leifflen  vnd 
P'rannfen. 

Zway  Alltar  Tuecher  das  ain  mit  Plawen  Leifflen 
das  annder  fonnfl  aufgcnat  mit  Gelber  Seiden. 

Zway  Rotte  Lannge  Kerczen  Stacngel. 

In  der  Sacriltcy  ain  Tifch   \'nd  ain  allter  Cafflen. 

Ain  khlains  Pappiercns  Gfanng  Püechl. 

Ain  Ilulczen  Puldpredt. 

Ain  allt  Kupfrcne  Amppl. 

Ain  Leuchter  Stuell. 

Was  für  Guetter  Zum  Schlofs  Ombras  gehörig  fein. 

Erfllich  der  Paumbgarten  vnndcr  dem  Schlofs 
wie  Er  mit  Zaun  vmbfangen  ilt.  fambt  feinem  Anllofs 
vnnd  Coherennczcn  gegen  Morgen  an  das  Wcintal. 
gegen  Mittag  an  Claus  Maurers  l-jbcn.  abenthalben 
an  gemainen  Weg  Zum  Schlofs. 

-  Conrad  Seufcnhofcr  erfchciiit  zucrft  1502,  wird  1504  UofPIattncr 
Kailcr  Maximilians  I.,  erbaute  1506  die  Innsbrucker  HoM'l;iltnerci  (An  der 
Stelle  des  jetzigen  Landhaufcs)  und  darb  1518.  Zur  Zeit  der  Hiliciikung  des 
Kelches  war  Ambras  walirfchtinlich  nocb  im  Lehenlielitze  Wilhelms  I.  Sthurff 
von  Schönwcn.  Vidc  Dr.  Schonherr:  Kin  Harnifeh  E.  H.  Ferdinand»  von  ryroi 
in  der  Ambrafcr  Sammlung.   .Mittheilun^en  der  k   k.  Ccntral-Commiffion  1880. 


XXXIIl 


Itcin  mcr  das  Wein  tili  dartUirch  dcrWciiipacIiL^ect. 
Zu  baidcn  feilten  mit  Hole/.  Wenn  vnd  Waid,  gcyen 
Morg  bis  an  die  Wifen  hinauf,  gegen  Mittag  an  der 
von  Alrafs  Guetter  Hoffend  abenthalben  an  Virich 
Maurers  zu  Ailras  Wifen.  Vnd  an  Claus  Maurers  zu 
ünibras  l'"rben  Wifen. 

Mer  ain  Stuckh  genannt  der  Krauttgarten  mit 
fambt  ainem  klainen  Wifl  floft  Morgenhaiher  an 
gemainen  Weg.  Mittag  an  Caf])ar  Lehners  zu  Ümbras 
Wifens  abenthalben  an  Claus  Maurers  ICrben.  gegen 
Mittnacht  an  Stadl.  Zum  Schlofs  gehörig. 

Mer  den  Stadl  vnd  Stallung  Vnnder  dem  Schlofs 
gelegen,  flofft  Morgenhalben  vnd  Mittagvvercz  an  den 
gemainen  Weg. 

Mer  ain  Stuckh  genannt  tlas  Burckhfeldt  mit  Zaun 
vmbfangen  ligt  zu  Mad  vnd  Ackher  dar.  Inn  ligt  ain 
khlains  Weyerl.  Vnd  nechll  beim  Stadl  Vucppenhaufs(?) 
lloft  Morgenhalben  an  Hurckhgraben  Mittaghalben 
an  die  geniain  Gaffen  abenthalben  an  ICfchpach  gegen 
Mitternacht  an  Blafy  Marekh  vnd  Leonhart  Fuchfen. 

Mer  ain  khlains  Anngerle  im  Burckhgraben  vnnder 
dem  Schlofs.  Wie  es  mit  Zaun  vmbfanngen  ift. 

Mer  den  Burckhgraben  vnd  Rain  vnnder  dem 
Schlofs  floft:  Morgenhalb  an  das  Weinthal,  gegen 
Mittag  an  das  Schlofs,  abenthalben  an  das  Burckhfeldt 
Mittnacht  an  Leonhart  Fuchfen  Stuckh. 

Item  ain  Stuckh  genannt  das  Grennfpeldt  fo  Erfl. 
von  des  Schurffen  Erben  herzuekhaufft  foll  werden,  wie 
es  mit  Zaun  vmbfanngen  ift.  ftofft  Morgenhalben  an 
Efchpach.  vnd  fonnft  allenthalben   in  den  Pafchperg. 

Das  zu  Warren  Vrkhundt  find  zwo  gleichlautende 
Inucntuari  vnnder  obgemelter  Hannfen  Schaubers. 
Paulfen  Vfchall  vnd  Andreen  Kreners  aignen  Turge- 
druckhten  l'edtfchier  verfettigt.  ains  auf  die  Tirolifch 
Camer  vnd  die  annder  vorgedachten  Herrn  Schurf- 
fifchen  Vormundern  vnd  Gerhaben  Zuegeftellt  vnd 
vberantwurt  worden.'' 

Drei  kleine  Infiegel  auf  Papier  mit  eingefiegeltem 
Spagat. 

Wie  in  dem  Documente  deutlich  bemerkt  ift, 
wurde  zur  Grundlage  des  mobilen  Lehenbefitzes  das 
Inventar  des  Schloffes  vom  Jahre  1510  genommen, 
welches  bei  Gelegenheit  verfafst  wurde,  als  Wilhelm  I. 
Schurff  das  Lehen  von  Sigmund  Spreng  gegen  einen 
Pfandfchilling  von  2000  Gulden  ablöfte. 

Der  neue  Befitzer  des  Lehens,  Wilhelm  I.  .Schurff 
von  Schönwert,  war  Kammer-Präfident  in  Innsbruck. 
Nach  feinem  Tode  übernahm  dasfelbe  deffen  ältefter 
Sohn  Wilhelm  II.  Schurff  von  Schönwert  und  Maria- 
ftein,  Kaif  Rath  und  Pfleger  zu  Rattenberg  und 
Ambras;  Wilhelm  IL  hatte  zur  Gemahlin  Anna  Khunin 
von  Belafio  und  Lichtenberg.  Er  ftarb  1556,  das  Lehen 
aber  ging  nicht  auf  delTen  Sohn,  fondern  auf  deffen 
jüngeren  Bruder  Georg  über.  Letzterer  war  mit 
Eleonora  von  Heudorf  vermählt  und  aus  diefer  Ehe 
ftammten  fünf  Kinder:  Anna  Elifabeth,  fpäter  mit 
Chriitof  von  Conzin  vermählt  t  1614,  Eleonora,  Paul, 
Wilhelm  III.,  fpäter  Erzherzoglicher  Truchfefs  und 
Johann.  Diefe  waren  nach  dem  1563  erfolgten  Tode 
Georgs  die  in  dem  Documente  erwähnten  Erben  des 
Schloffes,  für  welche  die  Gerhaben  den  Beütz  abtraten. 

Von  den  Bevollmächtigten  des  Erzherzogs  Fer- 
dinand bei  diefer  Uebernahme  ift  Hanns  Schauber  zu 
erwähnen.  ErwarTyrolifcher  Kammermeifter  und  Erz- 

VII.  N  F. 


herzoglicher  Rath,  1558 — -1567  auch  Pfandinhaber  der 
Muhlbacher  Klaufe.  Er  war  vermahlt  mit  Margaretha, 
der  Tochter  des  oberften  Kanzlei- Verwalters  und 
Kellers  von  Meran,  Hanns  Aichhorn  und  ftarb  ca.  1574. 

Von  den  Vormündern  der  Kinder  Georgs  von 
.Schurff  war  der  erfte,  Balthafar  Schegg,  ein  naher 
Freund  des  Verftorbenen;  der  zweite,  Hanns  Franz 
von  Wähingen,  war  Pfandinhaber  der  Herrfchaft  Lau- 
deck und  Herr  des  Schloffes  Sigmundsried,  Rath  und 
Regent  zu  Innsbruck.  Er  war  in  erfter  P'.he  mit  Magda- 
lena Schurff,  einer  idteren  Schwefter  (jeorgs  f  1550, 
in  zweiter  mit  Maria  von  Neudek  vermählt.  Wähingen 
ftarb,  da  deffen  Sohn  Leopold  vor  ihm  aus  dem 
Leben  gefchieden  war,  als  der  letzte  feines  Gefchlech- 
tes  ca.  1578.  .Seine  zweite  Gemahlin  überlebte  ihn  uni.1 
war  dann  mit  Melchior  von  Seitenhofen  verehelicht ; 
fie  ftarb  1602. 

Es  genügt  ein  überfichtlichcr  Blick  auf  das  vor- 
liegende Inventar,  um  fich  zu  überzeugen,  dafs  der 
Beftand  an  P'ahrniffen  im  Schlöffe  ein  ganz  unbeträcht- 
licher war.  Er  befchrnnkte  fich  lediglich  auf  wenige 
einfache  Mobilien,  die  meiften  aus  weichem  (Fichten-) 
Holze;  eine  keineswegs  koftbare  und  reiche  Capellen- 
Einrichtung,  wenn  wir  einige  Stücke  ausnehmen,  die 
anfcheinend  mehrWerth  befitzen  mochten;  einen  ganz 
unbedeutenden  ,  kaum  die  momentane  Sicherheit 
bezweckenden  Vorrath  an  Waffen  und  Munition,  end- 
lich eine  Anzahl  von  Geweihen,  die  mehr  Gegenftände 
der  Erinnerung  als  folche  des  Werthes  darftellcn.  Was 
den  hier  verzeichneten  Vorrath  an  Waffen  betrifft,  fo 
fteht  er  in  gewaltigem  Contrafte  zu  der  herrlichen 
Waffenfammlung  des  Erzherzogs,  welche  neunzehn 
Jahre  fpäter  im  Schlöffe  aufgeftellt  war,  wovon  uns 
ein  Inventar-Bruchftück  vom  Jahre  1583 '  genügende 
und  unwiderlegliche  Auffchlüfl'e  gibt. 

Das  Areale  des  Lehens  war  gleichfalls  ein  nicht 
bedeutendes  zu  nennen,  letzteres  befafs  weder  Grund- 
holden, noch  irgend  andere  Wohnfitze  mehr  in  feinem 
kleinen  Bereiche.  Der  Rang  einer  Probftei,  der  auf  der 
Capelle  zu  St.  Georg  beruhte,  als  fich  noch  die  Ober- 
herrlichkeit von  Ambras  über  die  Gemeinden  von  Dorf 
Ambras,  Ellbogen  und  Altrans  erftreckte,  war  nur 
mehr  als  eine  hiftorifche  Plrinnerung  an  eine  frühere 
Zeit  zu  betrachten.  Das  Schlofs  felbft  nahm  nur  den 
Raum  des  jetzigen  Hochfchloffes  ein,  und  felbft  diefes 
wurde  durch  Erzherzog  Ferdinand  bedeutend  ver- 
fchönert  und  erhöht,  fo  dafs  von  dem  alten  Baue  nur 
mehr  die  unteren  Mauern  übrig  find.  Die  fammtlichen 
Bauten  des  Aufsenfchloffes  find  Werke  des  Erzher- 
zogs. * 

Was  den  Grundbefitz  betrifft,  fo  ift  derfelbe, 
foweit  fich  urtheilen  läfst,  in  der  Gegenwart  nur  um 
weniges  geringer.  Noch  ift  der  Baumgarten,  das  Wein- 
thal, der  Krautgarten,  der  Burggraben  zum  Schlöffe 
gehörig.  Das  Burgfeld  fcheint  jener  Grund  gewefen  zu 
fein,  innerhalb  welchem  fich  ein  ziemlich  grofser  Teich 
ausbreitete,  der  nun  feit  mehr  als  20  Jahren  ausge- 
trocknet, der  Cultur  wiedergegeben  ift.  Es  gehört 
nicht  mehr  zum  Befitze,  ebenfowenig  wie  das  Gränz- 
feld,  mit  w^elchem  Namen  wahrfcheinlich  jene  waldige 

'    K.  k.   Hof-RililiotIu:k.   S.   Climnl.  Infi.  H.aiulfcliriftcn  I.  p.  455.  Nr.  7954. 

■  Erzherzog  Fcrdinami  lieg.Tnn  unmillelbar  iL-ich  der  Uebernahme  des 
Schloffes  die  uinfaffeiidcn  Verfchönerungs-Baiiten,  und  zwar  zunachft  am  Hoch- 
Schloffe.  Ober  der  Thür  eines  Gemaches  im  3.  Stockwerke  finden  wir  die 
Jahreszahl  1566.  in  welchem  Jahre  der  Umbau  des  Hoch -Schloffes  im  Grofsen 
und  Ganzen  vollendet  worden  fein  dürfte. 


XXXIV 


Strecke  bezeichnet  wurde,  auf  welchem  lieh  der  noch 
heute  fo  benannte  Tummelplatz  fich  befindet. 

Die  Hefitzung  kam  in  ihrer  Ausdehnun-,'  und  ihrer 
Lehensherrfchaft  zwar  auf  ein  Minimum  reducirt  in  die 
Hände  des  Lehensherrn  zurück;  diefer  aber  verftand 
es  durch  geniale  Erweiterung  der  Baulichkeiten  und 
Anhäufung  von  herrlichen  Schätzen  in  ihrem  Innern 
einen  kleinen  Befitz  zu  einer  Bedeutung  zu  bringen, 
die  unter  den  Zcitgenoffen  wie  unter  den  Epigonen 
allenthalben    bewundernden  Ausdruck    gefunden    hat. 

Wir  können  diefen  Auffatz  nicht  fchliefsen,  ohne 
die   Bemerkung    anzufügen,    dafs   wo    immer  wir    der 


Thatigkeit  des  Erzherzogs  Ferdinand  begegnen,  wir 
deffen  grofsartig  angelegten  Gcirt,  die  originale  eigen- 
geartete Lebensauffaffung  bewundern  muffen,  die  ihn 
auf  der  Höhe  feiner  Epoche  fchreiten  liefs.  Hier  ill  ein 
negativer  Beweis  geliefert,  dafs  feine  wunderbare 
Schöpfung,  die  Sammlung  im  Schlöffe  Ambras,  fein  ur- 
eigenes Werk  irt ;  von  allen  in  dem  gegebenen  In- 
\entare  angeführten  Gegenilanden  finden  wir  nichts 
ahnliches  mehr  in  dem  Inventare  von  1596.  Damit  ifl: 
dargethan,  dafs  die  Sammlung  volllländig  und  von 
Grund  aus  von  dem  Erzherzoge  neu  gefchafifen 
worden  ift. 


Zur  Gefchichte  der  Schatz-,  Kunft-  und  Rüftkammer  in  der 

k.  k.  Burg  zu  Grätz. 


Von    Jofeph  VVafller. 
VI. 


Nachftehend  laffen  wir  nun  das  Inventar  II, 
welches  unmittelbar  vor  Auflofung  der  Sammlung  ver- 
fafst  wurde,  folgen: 

Inventarium  Nr.  2. 

jF^^glLLER  in  der  K.  K.  Burg  zu  Gratz  nach  den 
^^VJ  ^orhinnigen  Inventario  in  der  fogcnannten 
Mm^M  Schatz-  und  Kunft- Kammer  befindlich  ge- 
weften  und  real  vorgefundenen  K.  K.  Effecten  worüber 
im  April. und  May  1765  die  genaue  Revifion  und  refpec- 
tive  übergab  bewerkftelliget  worden. 

Zunächft  kommen  alle  jene  Gegenftände  des 
Inventares  Nr.  i,  welche  dort  mit  einem  *  bezeichnet 
erfcheincn.  ' 

An  kirchlichen Gegenrtanden  finden  fich:  31  Anti- 
pendien,  5  Cafulen,  i  Vefpermantel,  2  Levitenrocke, 
8  Chorröcke,  4  Palerl,  20  Corporaltafchen,  20  Cor- 
porale,  4  Ciborienmantel,  68  Kelchtüchl,  "JJ  Handtüchl, 
2  türkifche  Tüchl,  5  Vela,  24  Teppiche,  56  Altar- 
tücher, 17  Prieftergürtl,  19  Humerale  etc. 

Ferner  4  grofse  und  11  kleine  türkifche  Teppiche, 
dann  mehrere  „  Strich"  Taffet,  Spitzen  und  andere  Stoffe. 

An  Majolicagefchirr:  30  Dutzend  und  213  Stücke; 
an  Porzellan  7  Stück;  Buccarigefchirr  126  Stück; 
Schwarzes  Glas  217  Stück;  Weifses  Glas  41  Stück; 
Alabafterfchale  i  Stück. 

Hiezu  kommen  die  eigentlichen  nova: 

Ein  filbernes  und  übergoldtes  Gebetbüchl  mit  ge- 
fchmelzter  Arbeit. 

Ein  goldenes Büchfsl  mit  dem  oftr.  Wappen,  deffen 
Deckel  um  und  um  befchnittcn  worden. 

Item  ein  Täferlein  in  fchwartzen  Holtz  gefaft  allwo 
unfer  liebe  Frau  de  Ant.  und  herum  die  aldort 
befchehene  Mirakuln  auf  Elfenbein  geriffcn. 

Item  2  Täferl  von  Ebenholtz  gefaft  und  mit  Silber 
gezieret  alwo  in  einem  St.  Margaretha,  in  dem  andren 
St.  Hieronimus  auf  Kupfer  gemahlen. 

*  Die  Bezeichnung  der  Gegenftände  ift  im  Inventar  n  faft  durchgangig  mit 
denfclben  Worten,  wie  in  1.  Nur  bei  den  ..indianifchcn"  Sachen  ift  in  II  haufic 
eine  andere  Benennung,  fo  dafs  man  die  Identität  allerdings  vermuthen,  aber 
nicht  verbürgen  kann,  daher  in  diefem  Falle  der  *  ausgelalTcn  vkiirdc. 


Item  ein  Tafel  von  Ebenholtz,  worinnen  St.  Bar- 
bara mit  einem  Engel  in  .Silber  gegofsen. 

Item  ein  kleines  i'ortatile,  in  einen  rotli  lucheiien 
Sack,  um  und  um  mit  Silber  eingefaft  mit  der  bildnufs 
Chrifti. 

Ein  grofses  Crucifix  von  l'llfenbein  ungefaft,  aber 
fehr  fchon  gefchnitten. 

Item  ein  Silber  und  vergoldte  Mathematifche  Kugel 

Item  zwei  Poftamentl  von  Ebenholtz  mit  Silber 
Art,  einerfeits  Chriftus  anderfeits  Maria  von  Silber. 

Ein  Tafel  in  Ziervergoldtenfchlechten  Holtz  gefaft, 
alwo  die  Bruft  Bildnus  unferer  Lieben  Frauen  auf 
Kupfer  gemahlen. 

Eine  fchöne  koftbare  Tafel  von  lauter  guten 
Steinen,  alwo  in  der  Mitte  das  Ganfs  Spiel,  rechter 
Hand  das  Damen  Spiel  fammt  32  roth  und  Gelben 
.Steinen,  worunter  ein  gelber  zerbrochen,  famt  17  kleinen 
Steinen  in  Form  eines  Würfll. 

Ein  Bild  in  ziervergoklter  Rahm,  die  Grablegung 
Chrifti  reprafentirend. 

Ein  Frauen  Bild  mit  dem  Jefus  Kindlcin  auf  Holtz 
gemahlt,  in  einer  ziervergoldten  KahniLMi. 

Ein  Bild  auf  Kupfer  gemahlen  mit  dem  Titul 
Militia  eft  vita  hominis  super  terram. 

Ein  klein  fchwartz  fammtnes  NahKufs,  um  und  um 
mit  Silber  befchlagen,  mit  einem  filbern  Gefperl,  mit 
rothem  Attlafs  gefüttert. 

Ein  kleines  Trüchl  von  roth  und  weifen  Mar- 
morftein  ,  in  vergoldten  Mcffing  gefaft  ,  ift  gantz 
fchadhafft. 

Ein  kleines  Trüchl  von  fchwartzen  Holz,  ohne 
Deckel  mit  Silber  beschlagen,  hierauf  ftehet  ein  Futteral. 

Ein  groffes  Tariffi  Kreutz. 

Ein  groffer  Strich  von  glänzender  Arbeit  anbeyden 
Orten  Landfcliaftl  in  der  Mitte  Fortitudo  entworffen 
von  Silber,  Gold  und  Attlafs  Seiden.  Sechzehn  grofser 
und  kleinere  Bkitter,  worauf  von  Gold,  Silber  und  ge- 
färbter Seiden  theils  auf  Dün  Tuch,  theils  auf  Sinawaff* 
geftickt  imd  genahet.'' 

-  Sinaw.iff,  ein  Scidenftoff,  f.  .SchmcUcr. 

^  offenbar  die  Rcfte  der  im  Inventar  1  vorkommenden  Piachlftickerclen. 


XXXV 


Kin  Stuck  \oii  Sitticli  grünen  Do[)i)cl  Taffut  uber 
uiul  über  mit  HHimlein  von  Gold  und  Silber  und 
ijcnahter  Seide  tjczieret,  an  jeden  Eck  eine  Kayfl.  Cron 
geflickt  mit  Sittich  grünen  einfachen  Taffet  gefüttert 
und  mit  goldenen  Spit/en  eingefaft. 

lün  längliches  Stuck  \on  wcifscn  Taffet.  worauf  von 
Indianifclier  Arbeit  Ihicre  und  ]?lumen\verk,  von  unter- 
fchiedlich  gefärbter  Seiden  genahet,  mit  Gold  unterle- 
get, mit  grün  und  einfachen  Taffet  gefüttert,  und  mit 
Leonl.(?)  Goldenen  Spitzen  umfangen,  \i\  etwas  fleckigt. 

Eine  roth  fametenc  Chabraquc,  mit  Gold  und 
Silber  reich  geftuckt,  mit  goldenen  langen  Franfen  um- 
fangen und  mit  blauer  Leinwand  gefüttert. 

AUerhandt  vergoldete  Haubt-  und  Cammcrherrcn 
Schlüfsel,  worunter  einer  fo  vergoldt  zu  der  (irufft  zu 
Seggau  gehörig  'ü\. 

Ein  kleines  Narren  Rockl  für  eine  Meer  Katz  von 
rothen  Sammet  über  und  über  mit  filbernen  Schnürlein 
\erbramt,  auf  dem  Köpfl  mit  3  filbernen  Schellerln 
befctzt. 

In  einem  Verfchlag  untcrfchieiUiche  Bet  Bücher 
deren  in  allen  grofs  und  kleine  16  unter  welchen  6  mit 
Silber  befchlagen,  um  und  um,  die  andern  aber  fchlechter 
befchlagen  feynd. 

Ein  Manns  l'erfon  von  Holtz,  fo  von  allen  Gliedern 
zu  biegen. 

In  einem  Eutteral  ein  Altar  von  altvatterlichen 
(iefchichten. 

Ein  perfpeftivc  mit  filbern  I'lattln 

Ein  klein  fchadhaft  Bild  unfer  liebe  Frau  auf  Elffen- 
bein. 

Ein  grofser  Englifcher  Grufs  auf  Kupfer  gemahlen. 

Ein  klein  Englifcher  Grufs  auch  auf  Kupfer  gem. 

Sieben  öfterr.  und  Chur  Bayer  Wappen  mit  Silber 
Gold  und  Seiden  geflickt. 

Eine  Tafel  in  fchwartz  ziervergoldten  Holtz  gefaft, 
ahvo  S. Joannes Baptifta  demVolk  in  derWüfte predigt. 

Eine  kleinere  dto.  in  fchwarz  ziervergoldten  Holtz, 
alwo  der  heil.  Anton  in  der  Wüll:e  von  vielen  bofen 
Geiftern  gequält  wird. 

Ein  ungefafles  Bruftbild  einer  alten  Frauen. 

Ein  dto.  einer  Frauen,  fo  am  Halfs  die  Perlen 
herunter  hangen. 

Ein  luigefaftes  Bruft  Stuck  eines  jungen  Prinzens, 
mit  dem  Orden  Sti.  Spiritus. 

Sechfs  blind  gefafle  Contrafait  fürlll.  Perfonen. 

Zwey  gleiche  Taferl  in  ziervergoldten  Rahmen 
auf  Iloltzgemahlen  die  Gefängnufs  Chrifti,  und  deffen 
Gebet  an  dem  Oehlberg  reprefentirend. 

Ein  kleines  Taferl  in  ziervergoldten  Holtz  gefaft, 
die  Land  Charten  der  gantzen  Welt  repräfentirend, 
woriiber  ein  Glafs. 

Ein  Contrafait  einer  groffcn  h'orcllen  auf  Pappier- 
illuminirt. 

Eine  mittere  Tafel  in  fchwartzen  Holtz  gefall;, 
alwo  ein  gewifses  Gebet  zu  Gott  den  Vatter,  für  Fer- 
dinando  2''°  in  Stein  gefchnitten,  und  vergoldt  an  den 
vier  Ecken,  mit  4  Adlern  von  Bley  gezieret,  deren 
einer  vorhanden. 

Ein  Kupfer  Stich  als  ein  Brüll  Bild  von  Ferdi- 
nande 1""°  auf  weifsen  Pergament. 

Zwey  Geftell,  worauf  ein  Werk  von  Mefsing  und 
Eifen,  goldene  Pfenning  zu  machen,  fammt  einen 
Trüchl  mit  einer  Winden. 


K\n  fchlafendes  Knabl  von  Alabafter. 

Ein  ungefaftes  Taferl  worauf  ein  Contrafait  einer 
Wurtzen. 

Eine  kleine  Taza  von  Elffenbcin. 

lün  weifserHund  auf  einen  fchwartzen  Poftament, 
und  roth  fammctncn  Küfsen,  fo  fchadhafft. 

lün  Vogel  auf  einen  Braun  runden  Deckel. 

Ein  ablanges  Taferl  worauf  2  Meerkatzen  ge- 
mahlen. 

Ein  kleiner  Schild  mit  Figuren  von  grünen  Stein, 
fo  fchadhafft. 

Ein  bleyerner  Auffatz  zu  einer  Waffer  Kunft. 

Ein  Stuck  wie  ein  Meffer,  aber  von  Leder,  deffen 
Handhab  von  gefchnittenen  Bein,  derzwifchen  ver- 
goldt, woran  eine  Schnur  von  roth  und  grüner  Seiden. 

Zwey  paar  Türk.  Popotfchen  von  gelben  Leder. 

Ein  paar  Türk.  Zifchma  von  gelben  Leder. 

Ein  chinefifches  groffes  Schild  von  grünen  Steinen. 

Ein  hoher  Keffel  von  Blech,  worin  die  Türk 
Frauen  ihr  naffes  Baad  Gewand  legen,  mit  einen  roth 
fammetnen  von  Gold  gedruckten  Ueberzug,  dabey 
auch  eine  Büchfen  famt  Deckel  und  Schaalen. 

Zwei  Samblach,  oder  lederne  Trinck  Gefchirr, 
deren  einer  von  fchwartzen  Samet,  und  einer  mit  einer 
weifs-roth  feidenen  Schnur. 

In  einem  fchlechten  Verfchlagl,  unterfchiedliche 
Kirchenfenfter. 

Eine  oblonge  Tafel  in  ziervergoldten  Holtz  gefaft, 
die  Geburt  Mariae  auf  Holtz  gemahlen. 

Ein  unbekanntes  Contrafait  eines  Cardinales. 

Ein  Contrafait  des  Fürflen  Emanuelis  vonSavoyen, 
Lebensgrofs ,  in  halben  Harnifch  und  Schweitzer- 
Hofen. 

Sechfs  Bruft  -  Contrafait  von  unterfchiedlichen 
Kayfern  aus  dem  Haufs  von  Oefterreich,  in  fchwartz 
ziervergoldten  Holz  gefaft. 

Ein  übergoldter  Hammer,  worauf  die  jahrzahl  1611. 

Ein  Taferl  in  braun  Holtz  gefaft,  alwo  das  Haubt 
unfers  Heylandes  mit  Dornern  gecrönet,  fchön 
gemahlen. 

Auf  einem  runden  Blatt  eine  Jagd  von  Thieren 
und  Hunden,  fo  vermuthlich  zu  einer  Uhr  gehört. 

lün  kleines  Contrafait  in  einer  runden  hölzernen 
Capfsl,  eines  unbekanndten  Furftens,  ift  fchadhafft. 

F:in  Künllliche  Bildnus  eines  Pabften,  von  Wax 
pofn-t  in  völliger  Statur  auf  denen  Wolcken  fitzend,  von 
blauen  Taffet  gekleidet,  famt  einer  übergoldten  Cron 
auf  den  Haubt,  mit  etwas  guten  Perlen  gezieret,  dafs 
Bildnufs  ift  an  der  rechten  Hand  etwas  fchadhafft. 

Ein  antiquarifch  Bild,  in  einer  gantz  goldnen 
Rahm  ,  alwo  unfre  liebe  Frau,  blau  gekleidet  ,  vor 
einen  Bett  kniet,  obenher  der  heil.  Jofeph  das  Kind 
haltet,  neben  denen  Apofteln  auf  Holtz  gemahlen. 

Eine  mittere  Tafel  in  braun  Holz  gefaft,  alwo 
unfer  liebe  Frau  mit  dem  Kindl  famt  denen  heil. 
3  Königen  gemahlen  und  mit  einen  rothen  Fürhangl 
von  doppel  Taffet  bedecket  gewefen,  fo  abgängig. 

Ein  Bildnus  unferes  Heylands  mit  einem  Buch 
altvätterifch  gemahlen. 

Ein  Bildnus  unferer  lieben  Frau  auf  griechifche 
Art  gemahlen. 

Eine  eifene  Orgel. 

Ein  kleiner  Tifch  in  deffen  Schublad  liegen  95  grofs 
und    kleine    Kupfer    worauf    unterfchiedliche    Sachen 


XXXVI 


geftochen,   davon  aber  3  auf  den  Tifch  liefen,    weilen 
fie  in  der  Schublade  nicht  Platz  haben. 

Zu  diefcn  Gegenllanden  kommt  dann  noch  eine 
nicht  unbeträchtliche  Zahl  von  unbedeutenden  Dingen 
wie:  Wiegen  mit  Kiffen  und  Matrazen  für  gefchnitzte 
Chriflkinder,  Kalender,  Maskenkleider,  Beutel,  P^ftons 
und  künrtliche  IMumen  aus  Kaferfliigel  etc.,  Feld-  und 
andere  Sefl'el,  Perücken  und  Zöpfe,  Schuhe,  Schnüre 
und  Quaflen,  Truhen  mit  Schriften,  Kupferllichen  und 
Kleidungsrtücken  Laternen,  2  „Schauerfl:eine"(Meteor- 
rteine.-\  2  „fchmeckende Kalbfell^,  9,.Pilliard  Stecken", 
1  ^Bufchen  Rohrl,  vermuthlich  zum  Taback  rauchen'% 
endlich  fogar:  .ein  falva  venia  Nacht  Gefchier''. 


Vergleicht  man  die  Inventarien  I  und  II  mit  ein- 
ander, fo  fleht  man  die  Veränderung,  welche  fich  im 
Laufe  von  97  Jahren  an  der  Sammlung  vollzog.  Ganz 
verfchwunden ,  wahrfcheinlich  durch  Uebertragung 
nach  Wien,  find  die  zwei  filbernen  Antipendicn, 
fämmtliche  Reliquien-Käftchen,  dann  die  Uhren,  mathe- 
matifchen  Inllrumente  und  Sonnenuhren.  Sehr  redu- 
cirt  die  Elfenbeinarbeiten  ,  die  türkifchen  Teppiche, 
des  Porzellan  (von  372  auf  7  Stück)  und  das  Majoiica- 
und  Glasgefchirr;  auch  von  den  1280  Ellen  kollbarer 
Stoffe  haben  fich  nur  wenige  „Strich-  erhalten.  Am 
meiften  unverändert  blieb  das  Inventar  der  Gemälde, 
mit  Ausnahme  der  Küchenllücke  und  Stillleben  des 
Schloffes  Carlau.  Der  Zuwachs  fcheint  mit  wenig  Aus- 
nahmen von  geringem  künfHerifchen  Werth,  fowie 
überhaupt  das  Inventar  II  gegen  I  dadurch  abflicht, 
dafs  viel  Unbedeutendes,  einer  Kunflkammer  Unwür- 
diges aufgenommen  erfcheint, 

Nachftehend  folgt  nun  das  Inventar  III,  der  auf 
Befehl  der  Kaiferin  Maria  Therefia  nach  Wien  über- 
führten Gegenftände. 

Specification  III. 
Gold  fo  gewogen  worden. 

1.  Ein  vierekigt  gefchlagenes  Bild  S"  Antonii 
Ercmitcfammt  denen  auf  deffen  fchwartzl'".benholzcncn 
Rahm  aufgeheftet  geweften  Auszierungen  und  einem 
Ringl,  welche  von  der  Rahm  famt  dem  Bild  abgenomcn 
geftrichen,  gewogen,  gefchätzt  und  wieder  aufgeheftet 
worden.  33'/j  Ducaten. 

2.  Ein  auf  Pergament  gefchriebenes  mit  mehrern 
Miniatur-Bildern  geziertes  Büchl  in  einer  ziergoldcn 
und  darauf  gcfchmoltzenen  Deke  oder  Einband,  in 
Simili.  27',j  Ducaten. 

Nota  in  dem  Buchl  fcynd  verfchiedene  Nahmen 
von  regierenden  Herren  und  Fürflen  eigenhändig  ein- 
gefchriebcn. 

3.  Ein  rund  golden  gefchmolzenes  Mufch-Büchfel 
mit  dem  Oeflicrreich.  Wappen  und  denen  Buchftaben 
K.  R.  E.  Z.  O.  12  Ducaten. 

4.  Sechfs  kleine  Ruperti  Creutzl,  fo  in  dem  alten 
Inventario  alfs  Mefsing  angemcrket  worden,  eine  goldene 
kleine  dornene  Cron,  zwey  Flamm  Scheine  von  dem 
crftandenen  Heyland,  dann  2  Fafsungen  von  zwey 
IClffenbeinern  Creutzen,  worauf  das  Leiden  Chrilli  mit 
Figuren  fo  wohl  alfs  in  Zeichnen  fein  gellochen,  famt 
7  goldene  Steffteln,  zufammen  sVg  Ducaten. 

5.  Zwey  goldene  getriebene  Knöpfl.  iY„  Ducaten. 

6.  Unterfchicdlich  fchadhaffte  Laubwerk,  fo  auf 
13  Poftamenteln;   von  denen    Statuen    unfers  Heylan- 


des   und    deren    12    Apollcln,    mit  goldenen  Stefl'teln 
4  Ducaten. 

7.  Dre)'  turkifche  kleine  Coffee  Becherl  \on  Gold 
und  darauf  gefchmoltzen,  wägen  famt  Schmeltzwerk 
19'/,  Ducaten. 

S.  Eine  kleine  goldene  Cronc.  2'  ^  Ducaten. 

9.  Sechfs  Papillons  mit  Farbe.  1'  j  Ducaten. 

Gold  fo  nur  heyläufig  geschattet  worden. 

10. — 12.  Eine  oval  unten  ablängliche  Agfleinene 
Tazen  in  gold  gefchmeltzten  Port ,  worinen  die 
12  Apollel  fehr  fein  und  künfllich  eingefafset,  famt 
einer  Agfteinernen  Giefs  Kanill,  worinen  viel  kleine 
Bildl  eingefetzt  waren,  das  daran  befindliche  Gold,  da 
es  ohne  das  Gefäfs  zu  verletzen,  nicht  hätte  abge- 
nommen werden  können,  irt:  dem  Geficht  nach  bcy- 
laufig  gefchätzt  worden  auf  100  Ducaten. 

13.  Eine  Bethen  von  rother  Compofition,  mit 
untcrgemifchten  Granatcln,  und  gold  gefchmelzten 
Ringen  geziert. 

14  Ein  Crucifix  von  l-lbcnholtz,  worauf  Chriflus 
\'on  Zweckholz  gefchnitten,  wie  auch  Maria  Magdalena, 
in  dem  Pollament  ift  ein  Particul  vom  Creutz  des  H. 
Apoflels  Andrea.  Der  Schein  von  Magdalena  ilt  von 
Gold,  und  die  Nägel  des  Creutzes  von  Rubinen  in 
Gold  gefafl,  wie  auch  die  Bluts  Tropfen  von  Granatein 
formiret,  ill  beylaufig  gefchätzt  12  Ducaten. 

Silber  fo  geiuogeii  worden. 

15.  Ein  klein  rund  vergoldt,  geweftes  filbernes 
Wafche  Beck  worauf  das  Oefterreich.  und  l^ayer. 
Wappen,  wie  auch  der  Nr.  160  cingefchnitten  ohne 
Vergoldung  2  M.  4  L. 

16.  Ein  darzugehörig,  gleichförmige  Giefs  Kandl, 
worauf  Nr.  59  cingefchnitten.  i  M.  7  L. 

17.  Ein  klein  filbern  rundes  Leuchterl  mit  dem 
Oefterreich.  und  Bayer  Wappen  famt  der  Jahrzahl 
1596  cingefchnitten,  ift  am  F\ifs  fchadhaft.  i  M. 

18.  Ein  darzugehörig  glatt  oben  vicreckigtc  Licht- 
putze. 5  L.  1  Q. 

19.  Ein  filbern  gantz  vergoldte  runde  Oblat- 
Büchfen  von  getriebener  Arbeit  14  L. 

20   Ein  deto  etwas  kleinere  12  L. 

21.  Ein  filbern  vergoldtes  Haferlein  oder  Salben 
Tiegerl.  6  L.  i  Q. 

22.  Ein  rund  filbern  und  vergoldte  Glut-Pfanne 
von  durchgebrochener  Arbeit,  i  M.  9  L. 

23.  Zwey  kleine  filbern  und  vergoldte  Altar 
Leuchter  von  gegofsener  Arbeit.  2  M. 

24.  Ein  klein  rund  filbern  und  vergoldt  gcwefter 
Weich  Brunn  Kefsel  famt  ziervergolten  gleichen  Spreng- 
Wadel,  von  getriebener  Arbeit.  13  L. 

25.  Ein  gröfserer,  deto  Weich  Brunn  Kefsel  famt 
gleichen  .Spreng-Wadel,  alwo  inwendig  die  Creutzigung 
Chrilli,  auswendig  aber  ein  unbekandte  Wappen,  mit 
denen  Buchftaben  R.  V.  2  M.  4  L. 

26.  Ein  klein  rund  filbern  und  ziervcrgoldtes 
Gefchirrl  zu  einen  Nachtlicht  famt  Putzer  an  einen 
Zettl.  10  L. 

27.  V.'m  rund  glatt  filbern  Tiefes  Beckl,  fo  eben 
zu  einen  Nachtlicht  gerichtet  mit  dem  Oefterreich. 
und  Bayer.  Wappen.  12  L. 

28.  Ein  filbernes  Cymbal  von  durchbrochen  und 
getriebener  Arbeit,    wo    von    die  3  darin    befindliche 


XXXVII 


Mctalltnc  Sclicllcn  fo  in  filbcnicn  Sclirauhlcin   eilige- 
fall  waren  hciaus<;enoniiiicii  wurden,  i  M 

29.  Min  rund  filbern  oben  zui^fefpitzt  veri^oidtes 
Trink  Kandl  von  getriebener  Arbeit,  famt  angelieff- 
tcn  deto  Deckel,  i  M.  6  L. 

30.  I'.in  klein  ovales  Korbl  von  fdberncn  Drath 
geflochten  ,  famt  vergoldten  4  I<"iifsln,  wovon  das 
abgebrochene  Fiifsl  im  Korblein  befindlich.  4  L. 

31.  Ein  völlig  llark  vergoldt  filbernes  Ciborium 
auf  deffcn  Deckel  ein  Crucifi.v.  13  L. 

32.  Ein  oval  filbern  gief.s  ]5eck  von  getriebener 
Arbeit.  4  M. 

33.  Ein  darzugehorige  deto  Kandl.  2  M.  9  L. 

34.  Zwey  rund  abiangliche  filberne  Maj'- Krüge 
von  getriebener  Arbeit.  4  M. 

35.  Zwey  filbern   und  gantz   Uarck  vergoldtc  klei 
nere  ileto,  worinncn  2  auf  Silber  gefchmelzte  liiifcli- 
lein  befindlich,  alles  zufammen  gewogen  2  M,  6  L. 

^6.  Zwey  kleine  glatte,  runde  filbern,  auswendig 
zier-  und  innwendig  ftark  vergoldte  Opfer  Kandln. 
14  L.  2  Q. 

37.  Zwey  deto  grofscre  aus-  und  innwendig  llarck 
vergoldte,  mit  dem  Bayer,  und  Lothring.  Wappen. 
I  M.  14  L. 

38.  Ein  filbern  glattes  Handleuchterl  famt  deto 
Lichtputze  an  einer  Ketten  mit  Oefterr.  und  Bayer. 
Wappen.  10  L. 

39.  Ein  grofs  filbern  Crucifi.x,  worunter  Maria' 
Joannes  und  Magdalena  von  getriebener  Arbeit.  6  M. 

7  L- 

40.  Zwey  filbern  runde  xAltar  Leuchter,  von  ge- 
triebener Arbeit,  famt  zw'ei  filbern  glatten  Lichtputzen 
wovon  eine  zerbrochen.  11  M.  8  L. 

41.  Ein  klein  filbern  ftarck  vergoldtes  Crucifi.x, 
famt  einen  oval  deto  Poftamentl  von  getriebener 
Arbeit,  worauf  zwei  kleine  gegofsene  Statuen,  Maria 
und  Joannes  famt  einen  Toden  Kopf  8  L. 

42.  Ein  filbern  ftarck  vergoldter,  fechseckigter 
Kelch  von  erhoben  und  durchbrochener  Arbeit  auf 
alter  Form,  mit  Rofen  gezieret  und  mit  etwelchen 
ordinairen  Steinern  (welche  eben  mit  gewogen  worden) 
verfetzet,  famt  deto  Paten.  3  M.  10  L. 

43.  Eine  grofse  filberne  Monftranzen  aufThurm- 
und  fehr  altviitterl.  Art  mit  verfchiedenen  Statuen, 
Engeln  und  Laubwerk  davon  das  meirtc  ftarck  ver- 
goldet ift.    So  Erzherzog    Carl  felbß  gemacht  haben 

falle.  15  M.  8  L. 

44.  Ein  länglich  vicrcckigt,  glatt-  hohes  filbernes 
Trügerl.  6  M.  10  L. 

45.  Drey  filberne  kleine  Tellerl,  drej-  deto  Bccherl, 
4  Löfferl,  2  Mefferl,  4  Gaberl,  zum  Theil  gantz,  und 
theils  ziervergoldt ,  unter  Kinder  Spielwerk  gehörig.  2  L. 

46.  Neun  filberne  Stuck  Befchlacht  zu  einen 
Mcfsbuch  von  getriebener  Arbeit,  famt  einer  darzuge- 
horigen  gleichförmigen  Spangen  in  3  Stücken  be- 
ftehend.  2  M.  4  L. 

47.  Zehen  andre  deto  Stuck  durchgebrochen 
und  glatt  geftochen  famt  gleicher  Spangen  mit  2  Wap- 
pen. 8  L. 

48.  Zehen  ftarckh  \ergoldte  glatte  Scheine  auf 
H.  Statuen  gehörig  ,  davon  bey  der  Prob  9  von 
Kupfer  befunden,  in  dem  Inventario  aber  alle  von 
Silber  angefetzet  worden,  betragt  demnach  der  eine 
von  Silber,  i  O. 


49.  Ein  filbern  und  vergoldte  Statue  der  Mutter 
Gottes  fitzend,  das  Kindl  auf  der  Schoofs  haltend,  von 
getriebener  Arbeit  7  L. 

50.  Ein  Creutz,  ein  dornenes  Cronlein,  ein  Speer, 
ein  Stangl  mit  Schwammen,  und  eine  Säule,  alle  von 
Silber  und  flark  vergoldt.  3  L. 

51.  Drey  gleiche  filberne  Bifchoft-StaabI  deren 
Schnirkel  ftark  vergoldt.  10  L. 

52.  Zwey  kleine  gleiche  Spicfs,  deren  Raifl  ver- 
goldt. 3  L.  2  O. 

53.  Zwey  llellepardl  von  Silber,  deren  i.  oben  und 
unten  ziervergoldt,  von  der  andern  aber  die  Stangen 
gantz  vergoldt  und  in  2  Trümmer  zerbrochen  vor- 
findig ifl.  7  L. 

54.  Allerhand  filbern  uiulmeiflens  vergoldte  kleine 
Zeiclien,  fo  die  Heiligen  zu  führen  pflegen,  in  17  Stuck 
bellehend,  alfs  2  Buchl,  i  filbern  Schwerdl  mit  eiferncr 
Klinge,  fo  defswcgen  nicht  gewogen  worden,  i  Erz. 
Bifchof  Creutzl,  i  Hirten  Staabl,  i  Andreas  Creutzl, 
I  kleiner  Speer,  i  Jacobs  Staab,  i  Sääge,  i  Keule, 
I  Lantzc,  i  Roft,  i  Palmzweig,  i  Wollfchlage,  i  Mef 
ferl,  2  Petri-Schlüfseii,  alles  zufammen  2  M.  5  L. 

55.  Verfchiedene  andere  Kleinigkeiten,  von  Silber 
und  meiftens  vergoldt,  11  Stück  alfs  i  kleiner  Fahn- 
Schein  wie  ein  Stern,  fornen  und  hinten  geftochen, 
I  Stangl  oben  umgebogen,  i  Schwerdl  mit  filberner 
Scheiden,  und  eifernen  Klingen,  i  Winkelhacken, 
I  Schreibzeug,  famt  filbener  Feder,  5  kleine  Becherl, 
davon  3  mit  Deckel,  und  i  Geifsel  ftark  vergoldt,  fo  in 
dem  alten  Inventario  vor  pur  Gold  angefetzt  worden. 
6  L. 

56.  Ein  filbern  Crucifix  Bild,  famt  deto  Ueber- 
fchrifft  und  Toden  Kopf,  7  Stuck  Schrauben  und 
Stefften,  an  einen  Ebenholtzenen  Creutz  famt  Polla- 
ment.  i  M.  13  L. 

57.  Ein  fein  Silbern  ftarck  vergoldtes  Pacem  fo 
man  unter  der  H.  Mefse,  denen  Fürfll.  Perfonen  zu 
küffen  gibt,  alwo  in  der  Mitte  von  dem  H.  Schweifs 
Tuch,  und  aufsen  herum  unterfchiedliche  Reliquien 
gefafset,  von  gegofsener  Arbeit,  auf  Altar  Art  gezieret. 

4  M.  8  L. 

58.  Eine  filberne  runde  Hang-Lampen,  mit  3  Ket- 
teln und  Deckel,  ziervergoldt.  i  M.  2  L. 

59.  Ein  Fahnl  von  Silber  und  ftarck  vergoldt,  von 
einer  Bildnufs  der  Auferftehung  Chrifti.  4  L. 

60.  Ein  filbern  geftochener  Griff  von  einen  bei- 
nern Ochfen  Zehen   5  L. 

61.  Ein  viereckigt  niedergeftochcn,  filbernes  Din 
ten  Fafsl,  famt  gleicher  Streu-Büchfe  mit  Stopfer.  10  L. 

62.  Ein  dergleichen  etwas  höheres  und  glattes 
paar  ohne  Stopfer.  12  L. 

63.  Ein  filbern  einfchichtig  gröfser  viereckigt 
geftochen  mit  Schmeltz  eingelegtes  Dinten-Fafsl,  famt 
Deckel.  14  L. 

64   Fünf  Stuck    filberne    Infe6lcn,    alfs    i  Frofch, 

5  Eidexen,    beyeinander,    i  Hörn  Käfer,    i  Spinnerin, 
und  I  May-Käfer,  zufammen  i  M.  i  L. 

65.  Ein  viereckigt  etwas  vergoldtes  Portatilc  in 
guten  feinen  Silber  um  und  um  eingefafset,  worauf  die 
Bildnufs  S.  Salvatoris  mit  Gothifcher  Schrift,  ohne 
Stein  gewogen  5  M. 

66.  Sieben  filberne  Löffel,  dann  Befchlacht  von 
17  Meilern  fo  in  Silber  gefafset  waren,  14  Gabeln  von 
Silber,  deren  Heffte  von  fchwartzen  Agftein,  und  mei- 


XXXVIII 


Ileus  fchadhafft,   find    aber  bcj-   ilor  Schazung  abge- 
nommen worden.  4  M.  7  L. 

67.  Zwei  filberne  kleine,  runde,  tiefe  Waag-Scliaa- 
len,  famt  einen  filbernen  Knöpfl  (o  am  Ende  der  VV'aag- 
Balken,  welche  von  Stahl  blau  angelaufen,  angehefftet 
wäre,  worauf  die  Bayerifch.  Wappen  auch  bei  der 
Schazung  abgenommen  worden.  12  L. 

68.  Nota:  daran  waren  blau  und  wcifs  feidene 
Schnur. 

69.  Ein  grofs  filbern  ziervergoldte-^  Einfatz-Ge- 
wicht  mit  gegoflen  und  geftochenen  Figuren  und 
Bayrifch.  Wappen.  4  M. 

70.  Ein  deto  kleineres  Gewicht,  i  M.  14  L. 

71.  Zehen  Stuck  filbern  etwas  vergoldte  Befchlag 
von  einen  fchwartz  fammetnen  Halfsband  des  Erz. 
Herzog  Carl  Hund,  worunter  2  Buchilaben  H.  C.  das 
Oeflerreich.  und  Bayerifch.  Wappen  vom  Halfsband 
abgenommen.  12  L. 

72.  Vier  filbern  und  vergoldte  Figuren  famt 
Schnürl  von  einen  fteinern  Oehlberg.  famt  einen  Engel 
und  kleinen  Creutz,  auch  lünfafsung.  13  L. 

73.  Sechfs  grofs  und  kleine  viereckigt  und  ovale 
filbern  getriebene  Chrift  Bilder,  alle  mit  fchwartz, 
ebenhölzernen  aitvatterl.  Rahmen  die  mitBlattl  dinncn 
filbernen  Laubwerk  belegt  gewefen,  welches,  da 
es  ohnehin  da  und  dort  fchadhafft  und  abgängig 
gewefen,  abgenommen,  und  gewogen  worden;  die 
Bilder  beliehen  in  9  Stuck,  alfs  der  H.  Antonius  und 
H.  Helena  fammt  2  Trumm  Fürhang,  die  Tauff  Ciirilli, 
H.  Catharina,  Barbara,  Magdalena  und  Joannes  Evan- 
geliila. 15  L 

74.  Eine  kleine  filberne  runde  Streu  Büchfen.  fo 
in  einen  Indian.  Trügerl  gelegen.  2  L.  2  Q. 

75.  Ein  dunkel,  „roth"  zerrifsenes  Wehr  Gehang, 
mit  Gold  eingewürcket,  deffen  Befchlacht  von  feinen 
Silber  und  vergoldt,  mit  dem  päpfllichen  Wappen,  fo 
von  dem  Band  abgenommen,  und  in  21  Stück  beliehen, 
fcheint  von  einem  geweihten  Degen  zu  feyn  2  M.  8  L. 

y6.  Zwei  filbern  und  vergoldt  mit  Turcoifen  be- 
fetzte Einfafsungen  von  Paradeifs  Vogel  -  Federn ; 
wagen  9  Loth  nach  abrechnung  der  Steiner  aber  8  L. 

yy.  Ein  klein  Bruft-  und  2  Knir-Stück,  Silber  und  ver- 
goldt, von  einem  Harnifch-.Model,  famt  Streit,  Schwerd, 
und  2  Mefferl,  wagt  mit  der  Schwerd  Klinge  8  L. 

78    Zwei  kleine  filberne  Waag-Schaalen.  6  L. 

79.  Ein  filbern  und  üarck  vergoldter  Raif  von 
einer  zerbrochen  Alabaflernen  Schaale.  4  L. 

80.  Deffen  untere  Einfafsung.  3  L. 

81.  Verfchiedene  kleine  fehr  alte  filberne  Schied 
Müntzen. 

82.  Ein  filbern  und  vergoldtes  PapflHches  Crön- 
lein,  mit  etlichen  guten  Perlen.  2  L. 

83.  Ein  filbern  aufsen  ftarck  vergoldtes  Gewicht 
mit  Bayer.  Wappen  und  gegofsenen  P'iguren.  3  M. 

84.  Eine  länglich  fein  filbern  getriebene  Mufchcl. 
9L. 

85.  Ein  filbern  und  vergoldtes  kleines  Winckcl- 
Maafs.  I  Q. 

86.  p:in  klein  filbern  Diamant  Pfand!,  ein  filbernes 
Geftell  zu  einer  Probier  Waag,  i  filbern  Waag-Schaa- 
lerl,  famt  etlichen  filbern  Gewichtcln  zu  Steinen  und 
Gold.  5  L. 

87.  Fünf  filbern  und  vergoldte  Stuck,  alfs  i  Cos- 
mographifche  Welt-Kugel,   i.   glatte  Weit-Kugcl,   mit 


einen  Creutzl,  i  geflammter  runder  Schein  mit  Engels- 
Kupfen,  dann  ein  filbern  Staabl  von  S.  Joanne   l^apt. 

I  M. 

88.  Ein  gegoflen  filbern  llarck  vergoldtes  Polla- 
mentl,  mit  der  daran  befindlichen  Corallen  Figur  am 
Gewicht.  2  L. 

89.  Das  Erz.  Herzogl.  Hütl  iü  Silber  und  llarck 
vergoldt,  begehend  in  einem  Bögel  und  Triangeln  die 
Kappen  mit  Sammet  und  Hermelin,  fo  aber  nicht 
gewogen  und  gefchiitzet  worden. 

90.  Allerhand  filbern,  Theils  ohne,  Theils  mit 
Ciold  überzogene  Laubwerk,  Blumen  und  Stückeln,  fo 
dort  und  da  abgefallen,  worunter  i  filberner  Stefl'ten, 
an  einer  feidenen  mit  Gold  eingewürckten  Schnur  fo 
nicht  mit  gewogen  worden.  2  L.  3  O. 

91.  Ein  Rahm  wie  ein  Pollament,  das  davon  und 
von  etlich  alten  unbrauchbaren  Pofi:amenteln  abge- 
nommene Laubwerk  ,  Raifeln  ,  Buchilaben  ,  Engel- 
Köpfen  und  dergleichen.  1  M.  9  L. 

92.  Zwey  Poftamenter  mit  ovalen  Capfeln,  und 
Schnitzwerk  von  fchwartz  Ebcnlioltz,  worinnen  S  Sal- 
wator  mundi,  und  Maria  Bikinufs  \on  Silber,  jedes  mit 
4  Stuck  von  kleinem  viereckigten  Bildern  von  ge- 
gofsener  Arbeit.  6  L. 

Nota:  Die  Pollamenter  aber  find  über  und  über 
mit  filbern  und  vergoldten  kleinen  Laubwerk  ausge- 
zieret,  welche,  weil  fie  daran  geblieben,  nicht  gewogen 
noch  gefchätzet  worden. 

93.  Von  drey  alt  heutzutage  gantzlich  unbrauch- 
baren Mefs  und  3  kleinern  deto  Betbüchern  filberne 
Befchlag  und  Auszierungcn  fo  meillens  fchadhaft 
waren.  2  M.  9  L. 

94.  Ein  zerbrochen  filbern  Befchlag  von  einen 
Trügerl,  2  vergoldte  kleine  Cronen  von  H.  3  Königen, 
dann  ein  klein  filbern  gebrochenes  vergoidt-gegofsenes 
Capellerl,  mit  4  Granatein  gezieret,  dann  2  Schellerl. 

II  L. 

95.  Verfchiedene  Stückl  Befchlag  von  fchadhafften 
Irügerln,  Spiegeln  und  dergleichen.  4  M.  10  L. 

96.  Silbern  und  vergoldte  Befchlag  von  5  Lantzen 
Tafchen.  7  L. 

97.  P^ilff  Stuck  filberne  Zwangin  von  unterfchiedl. 
ebcnholtzernen  Feil-I  lefften.  2  L. 

98.  Allerhantl  filberne  mangclhaffte  Laubwerk, 
Steffteln,  und  Befchlag,  von  unterfchiedlichen  Trü- 
gerln.  i  M. 

99.  Noch  an  alten  gefundenen  Kleinigkeiten,  alfs 
Laubwerk,  Schraubein,  und  dergleichen.  14  L.  i  Q. 

Silber  fo  nur  bcylätifig  gefchätzet  worden. 

100.  Ein  von  Drapdor  überzogenes  Kampl  Futter. 

mit  4  fchadhafften  Kampeln,  i  Bart-Bürfll  ,  dann  ' 
Schaarl  fammentlich  in  gefchmolzcnen  feinen  Silber 
gefafset,  dann  i  Spiegel  in  Ebenholtzenen  Rahm,  mit 
Silber  und  vergoldt  fchmalen  Leifleln,  wovon  das 
Silber,  wegen  den  darin  gefaflen  Bein  Bürflen  und 
Eifen  nicht  gewogen  werden  können,  dem  Angefleht 
nach  nur  beylaufig  gefchatzt  worden,  i  M.  3  L. 

lOi.  Ein  dergleichen  Bürlli,  wovon  2  Stuck  fo 
gewogen  worden,  in  einen  durchbrochenen  Auffatz  und 
vergoldten  Knöpfl,  beide  von  Silber  beliebend.  2  L. 

102.  Zwe)'  gelb  glafserne  Blumen  Krügl,  wovon 
die  P'üfse  Silber  und  vergoldt,  zufammen  beylaufig  zu 
halten  aufs  L. 


XXXIX 


I03-  Eine  Berg-Criflallcnc  kleine  ovale  Taxen,  in 
vergolclten  Silber  gefaffet,  und  mit  gefchnioizencn 
Steinen  geziert,  ift  beyliuifig  gefchatztS  L. 

104.  Zwcy  Meffcrl,  dann  eine  Sclieer,  in  Silber 
eingefafset,  find  beyliuifig  gefchätzt  4  L. 

105.  Zwey  Klap  Altar- Hiifcheln  mit  2  filbernen 
Toden  Kopfein  luul  etwelchcn  Heinern  von  fchlechten 
Silber,  beylaufig  gefchätzt. 

106.  Zwey  ovale  in  fchwart/.  I'Lbenholtz  eingefaftc 
en  miniatur  gemahlene  Bilder  mit  Glafs,  deren  jedes 
auf  jeder  Seite  ein  anderes  Bild  hat,  mit  Silber  um 
und  um  eingefafset  und  vergoldten  Laubwerk  fo  nicht 
gewogen  werden  können,  betragen  beylaufig  10  L. 

107.  Zwey  deto  etwas  kleinere  mit  der  Creuzigung 
und  Aufcrftehung  Chrifti,  beylaufig  S  L. 

108.  Ein  Altarl  von  gelb  und  weifsen  Agftein 
gefaffet,  in  der  Mitte  die  Geburt  Chrifti,  an  denen 
2  Flügeln  der  Englifche  Grufs,  die  Heinifuchung  Maria, 
die  H.  3.  Könige  und  die  l?efchneidung  Chrifti,  auf 
dünnen  Elffenbeinern  Poftamenten  geftellet,  fo  mit 
vergoldten  Silber,  und  etwelchen  Perlen  geziert,  welche 
famt  Silber  beylaufig  gefchätzet  worden. 

109.  Zwei  Altar  Leuchter  von  fchwartzen  Eben- 
holtz,  mit  filbern  Laubwerk  gezieret,  beylaufig  12  L. 

HO.  Zwey  j\mbra-Krügel  oder  Vafen  mit  2  Am- 
bra-Bufchen,  welche  Vafen  oben  und  unten  mit  ver- 
goldten Silber  befchlagen,  welches  im  alten  hiventario 
vor  Gold  angefetzt  worden,  beylaufig  gefchätzt  8  L. 

111.  Ein  viereckigt  Indian.  Trügerl,  aus-  und  inn- 
wendig  mit  Silber  reichlich  befchlagen,  beylaufig  ge- 
fchätzet 3  M. 

112.  Ein  Schreib-Zeug  von  Oliven-  und  Ebenholtz, 
in  Form  eines  Buchs,  worinnen  ein  Damen-  und  Tic- 
Tac-Brett  mit  Silber  eingelegt,  beylaufig  gefchätzt  8  L. 

113.  Zwey  viereckigt  längliche  Nähe-Küfsen  von 
fchwartzen  Sammet,  mit  Silber  befchlagen,  welches 
Befchläg  beylaufig  gefchätzet  worden  2  M. 

114.  Ein  Indian.  Trügerl  mit  Silber  befchlagen.  4  L. 

115.  YJm  fchwartz  fammetnes  Kampl-Futteral  mit 
vergoldten  Silber  befchlagen  und  Bayer.  Wappen, 
wovon  I  Stangl  an  ehien  Eck  abgängig,  beylaufig  10  L. 

ti6.  Eine  kleine  Ducaten  Waag  mit  filbernen 
Schaalen,  beylaufig  gefchätzt. 

117.  Ein  weifs  beinern  Hofft  Hörn  mit  einen  grün 
fametnen  Gehäng,  woran  das  Befchläg  von  vergoldten 
Silber,  beylaufig  gefchätzt  4  L. 

All  Perlen  und  andern  Edlgeßeinen ,  fo  gefcliätzet 
7Vorden. 

118.  Zwey  Ciborii  Manterl,  mit  guten  Zahl-  und 
Knopper  Perlen  gezieret,  von  gelb  und  weifen  Attlafs. 
250  fl. 

119.  Ein  fein  Leinwandencs  reich  mit  Gold  und 
Farben  gefticktes  mit  Zahl -Perlen  befetztes  Velum 
für  das  Hochwürdige.  lOO  fl. 

120.  Ein  blau  Seiden  mit  Gold,  Perlen  und  grana- 
tein bcfetzte  Leviten  Schnur,  mit  2  grofsen,  dann  4 
kleinern  Quaften.  80  fl. 

121.  Ein  viereckigt  Altarl,  auf  gothifche  Art,  wo- 
von die  Einfafs-  und  Verzierung  von  Silber  und  ftark 
vergoldt,  mit  etlich  grofsen  Perlen,  und  \'erfchiedencn 
grün  und  rothen  abgeftorbenen  Steinlein  befetzt,  bey- 
laufig gefchätzt  40  fl. 


122.  Hierüber  ift  ein  Fürhangl  von  rothen  Attlafs 
mit  vielen  Perlen  und  abgeftorbenen  Steinlein  gezieret, 
in  fimili  40  fl. 

123.  S.  Maria  mit  einem  IJiamante  auf  der  Bruft, 
und  S.  Catharina  von  Zweckholtz  mit  Perlen  und 
Rubinen  gezieret.  8  fl. 

124.  Ein  Türk.  mit  Gold  geftickt,  dann  Perlen  und 
Granaten,  auch  mit  Silber  und  vergoldten  Knöpfen 
befetztes  Frauen-Hemd.  15  fl. 

Perlen  und  andere  Edelgejieine,  fo  wegen  ihrer  geringen 
BeträcJitlichkeit  nicht  geschätzet  'worden. 

125.  Zwey  Bufchen  oder  Kräntz  von  Feder  Kiel 
mit  etwelchen  kleinen  guten  Mifs  Perlen  gezieret,  inn- 
wendig  Jefus  und  Maria  geflochten. 

126.  Der  erftandene  Heyland  von  Wax  pofiert, 
auf  einen  fchwartzen  Poftamente,  mit  einen  rothen 
Mantel,  worauf  Blumen  mit  kleinen  Perlen  geftickt. 

127.  Ein  Patterl  mit  kleinen  Perlen  und  Granatein 
geziert. 

128.  Ein  Bund  feidene  Einlag  Bändel  in  ein  Mefs- 
Buch  deren  Ende  mit  kleinen- Perlen  gezieret. 

129.  Sechs  Stuck  Weih-Wadeln,  davon  4  mit  Gra- 
natein und  kleinen  Perlen  gezieret,  und  von  zweyen 
die  Stefften  Silber. 

130.  Ein  grün  Tobines  Nähe  Küfsl  mit  kleinen 
Perlen  geftickt. 

131.  Ein  grün  feidenes  Sträufsl  mit  kleinen  Perlen 
und  Granatein  gezieret. 

132.  Zwey  Blumen  Bufchen  von  gelben  Holtz- 
Schaidcn,  mit  Gold-Faden  überwunden  und  mit  guten 
kleinen  Perlen  gezieret. 

133.  Zwey  grün  feidene  und  goldene  Pufchen  mit 
kleinen  Perlen  gezieret. 

134.  Ein  deto  von  Frauen  Glafs  und  kleinen  Perlen. 

135.  Zwey  Büfcheln  von  weifchen  Blumen  mit 
kleinen  Perlen  gezieret. 

136.  Ein  Bethen  Ouaftl  mit  Granatein  und  Perlen. 

137.  Ein  mit  rothen  Attlafs  überzohenes  Dinten 
Fafsl  mit  etlichen  kleinen  Perlen  gezieret. 

138.  Verfchiedene  Stuck  von  Feftons  und  Blumen 
von  welfcher  Arbeit  mit  kleinen  Perlen  gezieret. 

139.  Sechzehen  Kräntz  von  falfch  goldenen  Drathl 
mit  kleinen  Perlen  und  Granatein. 

140.  Ferner  7  deto  mit  Granatein  ohne  Perlen. 

141.  Ein  roth  Attlafs-  mit  Silber  und  goldenen  Netz 
überzohen-  und  mit  kleinen  Perlen  gezierter  Beutel. 

142.  Ein  eifern  ziervergoldtes  Degen-  Gefäfs  mit 
etlichen  kleinen  Perlen  verfetzt. 

143.  Ein  klein  Jefus  Kindl  in  einen  klein  Ebenhol- 
zenen  Seffel  fitzend,  mit  etlichen  kleinen  Perlen 
gezieret. 

144.  Chriftus  famt  denen  12  Apofteln  von  Zweck- 
Holtz  gefchnitzet,  mit  kleinen  Perlen  und  Granaten 
gezieret. 

145.  Ein  Loretto  Bild  von  Alabafter  und  verfilbert, 
in  einer  P^bcnhollzenen  Kahm,  mit  kleinen  Perlen,  rohen 
Smaragden  und  Rubinen  gezieret. 

146.  Ein  klein  rundes  Portrait  innwendig  mit  kleinen 
Zahl-  und  andern  Perlen  und  Granatcln. 

147.  148.  Zwey  fchadhaft"te  alte  Altarl  von  Eben- 
holtz und  Elffenbein,  mit  etlichen  Perlen  und  Reliquien 
geziert. 


XL 


Ferner  ift  diefcm  beygefuyt  w  orden  : 

.l/t  Ambra  und  Bifam  Saclicn.  Zwey  achteckigte 
Vafen  mit  Figuren  von  Ambra  und  Bifam,  mit  dinnen 
Hlatl-Silber,  rothlich  gefärbt,  wegen  der  Schönheit  der 
Zeichnung  und  Figuren  mitgefchickt.  Die  Figur  eines 
Kraxen-Tragers. 

Elffenbciii.  Eine  länglich  viereckigt  mit  Flffenbein 
uberzohenes  Doppeltes  Trügl  nebft  Schreib -Zeug, 
worinnnen  8  Stuck  Schreiberey-Sachen.  Ein  Crucifix 
mit  einen  fchwartz  Ebenholtzenen  Creutz  womit  das 
-Miracul  gefchehcn  fcynfoll. '  Das  Bild  des  gecreutzigten 
lleylands,  famt  darzu  gehörig  Ebenholtzenen  Creutz. 
Das  Jefus  Kind  mit  der  Weltkugel,  auf  einen  Eben- 
holtzenen Altarl.   Ein  dergleichen  Kindl    ohne  Altarl. 

Spicl-Tifche.  Ein  grofser  viereckigter  Tifch  zum 
Dam-  undTric-Trac  Spiel,  mit  Agat  Laj).  Lazuli  famt 
Oeflcreich.  und  Bayer  Wappen,  Fufs-Gellell  und  darzu 
gehörigen  Spiel-Steinen.  Ein  kleinerer  Tifch  von 
fchwartz  Ebenholtz  und  Elffcnbein  ausgelegt,  zum 
Schach,  und  Tric-Trac  Spiel. 

Geißliche  Saclicn.  Ein  rundes  Agnus  Dei  fo  l'aplT; 
Pius  V.  der  Erz-Herzogin  Maria  gefchickt,  zu  Erleich- 
terung der  Geburtaufzulegen. 

Strohene  Sacken.  Zwcy  Frauenzimmer  Hüte.  Eine 
Tazen  von  Taffet  mit  Stroh  überlegt.  Zwcy  runde 
rothe  dergleichen  Schachteln. 

Alabaßcr  und  Sfhild-Krötcn.  Die  Fortuna  auf 
einen  Poflament.  Ein  Weibsbild  mit  einen  Toden-Kopf. 
Zwey  Teller.  Zwey  Lavoir  mit  2  Giefs  Kandin.  Eine 
grofse  Schüfsei  von  Schildkrot. 

An  andern  Saclicn.  Eine  Wiegen  von  fchwartz 
Ebenholtz  mit  Elffenbein  famt  darzugehörigen  Kinder 
Betten  und  Madrazzen.  Drey  Lands-Fürftl.  Haubt- 
und  7  Camer-Herrn  Schlufsel.  Vier  Docken  mit  Uhr- 
werken, wovon  eine  geredet  haben  foU.  ^ 

Geinählde.     Weltliche  /ehr  grofse    und  von   inllt lerer 
Grofse. 

Nota:  wo  ein  NU.  flehet,  die  hält  man  vor  die  Schönften. 

I.  Der  Kayfser  Nero,  in  Lebens  Gröfs  zu  Pferd 

2.  Der  Kayfser  Claudius,  deto. 

3.  tiin  Kayfl.  Einzug  bey  Nacht.  NB. 

4.  Salomon  und  die  Königin  v.  Saba.  NB. 

5.  Ein  Kuchl  Stück  mit  vielen  Fruchten.  NB. 

6.  Der  Brand   Troja.  NB. 

7.  Die  Bataillc  von  Paris. 

7.  Stuck. 

Weltliche  kleine. 

1.  Das  Nachtmahl  des  Königs  Balthafar  auf 
Holtz.  NB. 

2.  Die  4  Jahres-Zeiten  auf  Holtz.  NB. 

3.  Ein  alt  Teutfches  Gefellfchaffts-Stuck. 

4.  Zwey  Portrait  von  der  P>dödifchcn  Familie. 

8.  Stuck. 

Geißl.  fehr  grofse  und  von  mittlerer  Grofse. 

1.  S.  Antonius  der  Einfiedler.  NB. 

2.  Schmertzhaffte  Mutter. 

3.  S.  Franciscus  und  S.  Thercfia. 

'  In  einer  zweiten  Abfchrifl  diefcr  Specification  (lelit;  ein  Crucifix  .  .  . 
mit  welchem  der  Tr.idilion  nach  im  Krzherzog  Carls  Zeiten  in  Anfehung  einer 
Vcrgifftung  mit  Zuckiing  der  Fiifsc  ein  .Mirarul  gefchehcn  fein  folle. 

:  In  der  zweiten  Abfchrifl  acht  r  Vier  Stutlt  Docken  alle  mit  Trieb- 
werken, worunter  eine  mit  einem  decken  Spiel,  welche  der  Tradition  nach  bei 
Gelegenheit  einer  Execution  zu  Erzhcrzot  Carls  Zeiten  mit  der  Obrift  Ho(- 
Mcillerin  (geredet  haben  foll. 


4.  Das  Abendmahl.  NB. 

5.  St.  Joannes  Evangelilla.  NB. 

6.  S.  Joannes  Baptilta  in  der  Wullcn.  NB. 

7.  Die  H.  3  Konige.  NB. 

8.  Der  Englifche  Grufs,  NB.  NB.  von  De  Clcrck. 

9.  S.  Antonius  der  Einfiedler. 

10.  Idem. 

11.  Die  H.  3  Frauen  bcym  Grab  Chrilli. 

12.  Sufanna. 

13.  Die  Geburt  Ciirilti.  NB. 

14.  Die  12  Monathe  in  Bieblifcheii  Hiftorien  vor- 
gellellet.  NB. 

15.  Die  Vermählung  der  H.  Catharina  auf  Kujjfer, 
NB.  von  Paul  Vcro)tcfe,  in  einen  Altarl  mit  Lap. 
Lazuli  und  Marmor  famt  2  in  Marmor  gemahlnen 
Bildern. 

16.  Die  Vermidilung  der  H.  Catharina  auf  Kujjfer, 
NB.  mit  einer  Einfafsung  von  Blumen,  fo  Kayfser  Fer- 
dinandus  3.  zu  Franckfurth  gekaufft. 

17.  Der  Englifche  Grufs  auf  Kupfer. 

18.  Die  Geburt  Maria  auf  Kupfer. 

19.  Eben  diefes,  fehr  alt  auf  Kupfer. 

20.  P2ine  geflochene  Kupfer  Blatten,  worauf  die 
H.  Clara  flcrbend. 

21.  S.  Magdalena  in  der  Bufs,  auf  Kupfer.  NB. 

22.  Chriftus  mit  denen  Kindlcin  auf  Holtz.  NB. 

23.  Unfere  liebe  P'rau,  St.  Barbara  und  Catharina 
auf  Holtz,  fehr  alt. 

24.  Unfere  liebe  Frau  mit  den  nackigten  Kindl, 
auf  Holtz,  fehr  alt. 

25.  Ein  dergleichen  mit  dem  Kindl  llehend,  auf 
Holtz  fehr  alt. 

26.  Ein  deto  mit  dem  Kindl  uiul  II.  Johannes. 

27.  Ein  deto. 

28.  Die  H.  3  Konige, 

29.  Der  H.  Franciscus  Seraphicus. 

30.  Die  H.  Monica. 

31.  Der  Englifche  Grufs,  beßehcnd  in  2  Stücken, 
fehr  alt.  43  Stück. 

Kleine. 

Nota:  Alle  nachfulgeiuie  lind  auf  Holtz  und  fehr  uhralt. 

1.  Chriftus  und    unfer  liebe  Frau,   2  Stück,  von 
denen  allerälteflen  Zeiten. 

2.  Ein   Bild  mit  7  .Stuck  Heiligen,  auf  Goki  und 
Indian.  Art. 

3.  Ein  dcrgl.  noch  älteres  Stuck  mit  Wafchgold 
belegt. 

4.  Zwey  dergl.  Stuck  mit  H.  Figuren  auf  Indiani- 
fche  Art  laquirt. 

5.  Die  Grablegung  Chriili   NB.  NB. 

6.  Unfere  liebe  Frau  von  Maria  Etha!  in  Bayern 
Nr.   1333. 

7.  Die  Figur  einer  Heiligin. 

8.  Der  erftandenc  Heyland. 

9.  Der  Englifche  Grufs.  Grufs.  NB. 
ro.  Die  II.  Catharina. 

11.  Die  Mutter  Gottes  mit  dem  Kindl. 

12.  Die  Geburt  Chrifli. 

13.  Die  Crcutzigung  Chrifli. 

14.  Die  Grablegung  Clirifti  avif  .Stein  in  einen 
Altarl.  NB. 

15.  Die  Opferung  und  Befchneidung  Chrilli  auf 
Kupfer  2  Stuck   NB. 


XLI 


16.  Unferu  liebe  Frau  mit   dem  faiM^eiuleii  Kiiuli, 
auf  Kupfer. 

17.  Clirillus    vuiii  Creutz    zum    11.    licriianlu,    auf 
Kupfer. 

iS.  Uufcr  liebe  I'"rau  mit  dem  Kiiull  in  eiiuii  Korb, 
auf  IIollz. 

ly.  Die  Geifselung  Clirilli,  ,uif  Kupfer.  NB. 
20.  Die  Heimfuclumtj  Maria. 

21.  Chriflus     und    die    12    Apollcl,    beliehen    in 
7  gleichen  Stücken.  NB. 

22.  Die  Mutter  (iotle.'i,  da.s  Jefus  Kind  und  S. 
Joannes  auf  Kupfer. 

23.  Unfer  liebe  l'"rau  mit  dem  Jefu  Kind,  auf 
Holtz,  fehr  alt. 

24.  Die  Flucht  in  I\L;_\]itcn,  auf  IIollz. 

25.  S.  Maria  Major,  auf  Kupfer. 

26.  Ecce  Homo,  auf  Kupfer. 

27.  S.  Dominions,  auf  Kupfer. 

28.  Die  Auferllchunt,'  Chrilli,  auf  Kupfer.  NB. 

29.  Ein  Toden  Kopf,  auf  Moltz.  NB. 

30.  Die  Mutter  Gottes  mit  dem  halben  Mond,  auf 
Kupfer. 

31.  Die  Mutter  Gottes  mit  dem  Kindl,  auf  Kujjfer. 

32.  Chrirtus  unterm  Creutz,  auf  Ku[)fer. 

33.  St.  I-'raiiciscus  mit  2  Ens^eln,  auf  Kupfer. 

34.  Ein  Vefper-Bild,  auf  Kupfer. 

35.  Unfer  liebe  Frau  mit  dem  Jel'u  Kindl,  auflloltz. 

36.  Deto  noch  alter. 

37.  Deto  auf  Kupfer. 

38.  S.  Ilyronimus,  auf  Kupfer. 

39.  Gcfcllfchafft  Jefu,  auf  Kupfer. 

40.  Der  Englifche  Grufs  auf  Holtz,  fehr  alt. 

41.  Chriflus  nach  Emaus,  auf  Kupfer.  NB. 

42.  St.  Michael,  auf  Kupfer. 

43.  St.  H\Tonimus  auf  Meffmg. 

44.  Die  Geburt  Chriffi,  auf  Lap.  Laaiili. 

45.  Vierzehen  Stuck,  auf  Kupfer,  Mefsinj.^,  Holtz 
und  Pergament,  dann  in  Capfeln,  theils  Familien-  theils 
Geiftl.  Portraits. 

68  Stuck.  3  Stuck  Stamm  Bäume  vom  Erz  Haufs 
von  Ocflerreich. 

Familien  Portraits  von  dem  Durchlattelit  Erz  llanfse 
von  Oeßerreich  und  andern  regierenden  Herren,  von 
lebendigen,  und  theils  alfs  tod  abgeniahlenen  Perfonen. 

10  fehr  grofse  Stuck,  groftentheils  von  Erz  Her- 
zog Carls  Familie,  19  Stuck  eben  dergl.  \on  mitterer 
Grofse,  57  kleinere  gröflentheils  von  Erz  Herzogs  Carl 
Familie,  viele  aber  die  Bildnufs  von  etlichen  Kayfsern 
vorrtellend,  7  Stuck  von  Prinzen  und  Prinzefsinen,  von 
Erz.  Herzogs  Carls  F"amilie,  14  Stuck  von  regierenden 
Herren  und  Frauen  zur  Zeit  der  Königin  Elifabetli  in 
Engelland,  107  Stuck,  Summa  233  Stuck. 

An  andern  Sachen:  3  Grofse  und  5  kleine  turkifche 
Teppiche. 

An  Idolen:  7  Stuck. 

An  Jndtan.  Sachen:  i  Zupf  Trüge!,  2  Löffel, 
I  längliche  Schachtel  mit  6  Zahnltechern,  i  Niederes 
rundes  Trinck  Gefchirr  mit  Handhab,  1  Etwas  höheres 
von  Leder,  i  gefärbt  vergoldter  Krug  mit  2  Hand- 
habl,  2  weifs  beinerne  Indian.  Löffel,  3  Waderl, 
I  Elffenbeincrnes  Gcfpiel,  i  Türckifche  Pulver  F"lafche, 
I  Indianifcher  Zahn,  4  Coffee  Schaalen  darunter  eine 
mit  Deckel,  i  .Mulchel  mit  einer  I  landhaben,  i  Schwemme 
Schaale,  3  Teller  worunter  einer  von  Leder,  4  Acht- 
VII.  N.  K. 


eckigte    Schwemme    Schaalen,    i.    Sitz-Ziechen    eines 
Indian    Herrn. 

.In  Masquen  und  andern  Aufputz  Sachen: 
4  Indianifche  Larven,  i  paar  Feiglblaue  Frauens- 
Scluih,  2  eifene  Schnur-Mieder,  ilavon  das  eine  über- 
zogen, I  Straufsl  von  naturell  Haaren,  i  1-iund  von 
eigenen  Haaren,  i  Ilauben-Bund  von  naturell  Ilaaren, 
I  völlige  Hauben  mit  naturell  Doreppec  und  Schleyer, 
I  Schwartz  fammetnes  Stirnbindl  mit  Steffteln. 

Türckifche  Sachen:  Eine  Manns  Kleidung,  be- 
llchend  in  ein  paar  Hofsen,  i  Cafftan,  1  weifse-  i  roth 
Leib  Binden,  i  roth  damollencn  Strumpf,  i  15und,  i  Sitz- 
l'olller.  I  weifs  und  rothe  Binden,  2  Baad  Kafftan, 
I  Baad  Hemd.  Eine  blaue  Vcnetianifche  Flaggen.  Eine 
Frauens  Kleidung,  heimeilend  in  5  Baad  Tüchern,  i  grofs- 
luid  zwei  kleinere  Hemden,  4lLiuben,  i  Waderl,  i  GürtI, 
I  Kampl-l'utteral.  2  Vcnetianifche  See  -  Maggen,  2  klei- 
nere deto  vom  Doge,  i  Türck.  fchwartzer  Spiel-Tep- 
pich, I  Decken  zum  Baad-Gewand  einbinden,  i  Seidene 
l'ülllerZiechcn,  2  Polllcr  zum  Sitzen,  3  gefärbte  und 
I  weifser  Einbind  Tep[)ich,  i  Sitz-Polfter  Teppich, 
I  Tifch-Teppich,  i  blau  Tuchcne  geltickte  Schabraque, 
I  tlcrgleichen  roth  und  weifs,  i  rund  ledern  gedruckter 
Teppich. 

An  Teut/chen  Sachen:  1  reicli  mit  Gold  untl  Silber 
geflickte  Schabraque. 

Muficalifche  Injlruinenta.  Ein  Ciavier  von  fchwartz 
Ebenholtz  mit  Elffenbein  ausgelegt,  dann  Alaballern 
Figuren  und  Steinern  befetzt.  Ein  viereckigter  Kallen, 
mit  Schubladeln,  «orinnen  oben  ein  Orgelwerk,  und 
wo  die  Claves  ein  Glocken-Spiel  fpielen.  I'j'n  Flieg 
künftlich  mit  Radern  zum  aufziehen. 

Kirchen-Sachen  Antipendia  und  Beth  Stuhl-  Tep- 
piche. I  roth  fammet-  mit  gold  gefticktes  Antipendium, 
I  deto  grünes,  i  deto  Feigl-blaues,  i  deto  Tobines  mit 
Gold  gertickt,  i  grün  mit  Gold  geflickter  Beth-Schem- 
mel  Teppich,  2  kleinere  reiche  Antipendia,  i  Weifs-  gc- 
ftickt-  halbrunderTeppich,  17  Tücher  zum  Segen  geben, 
3  Ciborii  Manterl,  5  Priefler  Gürtl  12  gröfser  und  klei- 
nere Hefs-Hand  Tüchl,  4  Sinnawaffene  Alben,  famt 
3  dergl.  Numerale,  12  reiche  Kelch-Tüchl,  6  Battift- 
und  Sinnawafiene  Kelch-Tüchl  mit  Spitzen.  Die  abge- 
druckte Lange  von  unfern  Heyland.  Eine  Schachtel,  fo 
vom  Bifchoff  zu  Agram,  an  Erz  Herzog  Carl  gefchickt 
worden,  worinnen  i  Hemdl  von  einen  unfchuldigen 
Kindl,  und  ein  Ring  mit  einen  Diamante.  Verfchiedene 
Stück  Arbeiten  von  der  Erzherzogin  Maria  und  Erz 
Herzoginen,  \on  Gold,  Silber  und  Seiden. 

Steinerne  Sachen.  Ein  fteinern  viereckigt  Tifch- 
Blat,  graphirt;,  zur  Genealogie  des  Erzhaufses  von 
Oefterreich  gehörig.  Eine  Tafel,  worauf  ein  pcrpetuir- 
licher  Calender  mit  denen  4  Evangeliften  und  unfrer 
lieben  Frauen.  Ein  deto,  fo  aber  zerbrochen,  mit  dem 
Kriegs-Gebet  des  Kayfsers  Ferdinandi.  Eine  künftlich 
ausgearbeitete  Mufchel. 

Dafs  voranflehende  Sachen  nach  den  allerhöchflen 
mir  Endesgefertigten  ertheilten  Befehl  durch  den  Com- 
iniffions  Actuarium  v.  Neuff  an  Ihre  Kayf  König. 
Apoftol.  Maj.  immediate  allergehorfamfl  den  19.  Juny 
a.  c.  nach  Wienn  abgcRihret  und  eingefendet  worden, 
befchaine  in  allerfubmifseften  Refpefl  hiemit.  Gratz, 
den  19.  Juny  1765. 

Johann  Carl  Wolfgeil  Edler  v.  Hoffftädt  m.  p. 
als  Commifsarius. 


XLll 


Numerifcli  gciiomincn,  wurde  circa  '/j  der  Samm- 
lung nacli  Wien  gcfcliickt,  tlic  übrigen  zwei  Dritlllicilc 
an  die  genannten  l'erfunliclikeiten  verthcilt.  Man  llchl 


Fis 


St,  Helena, 


aus  der  Specification,  dafs  Demjenigen,  welcher  die 
Auswalil  der  zu  überfendendcn  Sachen  traf,  vorzüghch 
darum  zu  thun  war,  alles,  was  Gold-  und  Silberwerth 
hatte  oder  Edelfteine  trug,  nach  Wien  zu  befördern, 
und  man  fand  es  in  diefer  Beziehung 
nicht  für  iiberflüffig,  fogar  den  nur 
r  Quentchen  fchweren  filbernen  Ileili- 
genfchein  von  Nr.  48  imd  ähnliches 
der  Sendung  beizulegen.  Von  Gemäl- 
den fcheint  alles  Bedeutende  abge- 
fchickt  worden  zu  fein,  ob  aber  bei 
anderen  Kunftgegenflimden  ,  welche 
eben  nicht  von  Gold,  Silber  oder  l*'del- 
fteinen  waren,  mit  kunftverftändigcr 
Auswahl  vorgegangen  wurde,  fcheint 
mir  fahr  zweifelhaft. 

Um  nur  ein  Beifpiel  anzuführen, 
befindet  fich  die  im  Inventar  I  (pag.  CII) 
mit  den  Worten:  „ein  fluckh  wie  ein 
Rohrkhaften  von  Pertlsgadern  arbeith' 
bezeichnete  Molzfchnitzerei,  welche  im 
Inventar  II  fo  bezeichnet  erfcheint: 
„ein  Thurm  mit  3  Figuren  ,  nämlich 
Adam  und  Eva,  und  ein  altes  Weib 
fchön  in  Holtz  gefchnitten,  fo  man  um- 
drehen kann",  nicht  unter  den  nach 
Wien  gcfendeten  Gegenftänden.  Wer 
denkt  bei  Lefung  diefer  Befchreibung 
nicht  unwillkürlich  an  die  fchönc,  dem  Tilman  Ric- 
menfchneider  zugefchriebene  „Gru]ipe  von  drei  mit 
dem  Rücken  zufammenflofsenden  Figürchcn,  Jüngling, 
Madchen  und  altes  Weib  —  Jugend  und  Alter  oder 
die  Vergänglichkeit  des  Irdifchen  fymbolifirend"  der 
k.  k.  Ambrafer  Sammlung?  Letzteres  Stück  wurde  im 
Jahre  1865  aus  dem   Stiltsfchatzc  von  St.   Florian  er- 


worben, wo  es  fich  feit  uralter  Zeit  belimden  haben 
foil.  Jugend  und  Alter  als  Sj-mbole  der  V'erganglichkeit 
des  Inlifchen  wurden  in  der  Kunll  oft  dargelkilt, 
aber  die  Gegcnüberllellung  eines  nackten  alten  Weibes 
den  nackten  Figuren  eines  Jünglings  und  einer  Jung- 
frau (der  Verfaffer  des  Grätzer  Inventares  nennt  fie 
naiv  Adam  und  Eva),  die  Anordnung  in  einem  dreh- 
baren Thurm  oder  Tempelchen  ift  fo  apart,  dafs  man 
nicht  annehmen  kann,  zwei  Küntller  hätten  genau 
denfelben  Gedanken  gehabt  und  ausgeführt.  Es  fcheint 
mir  demnach  von  grofser  Wahrfcheinlichkeit,  dafs  die 
beiden  Gegenlliinde  identifch  und  tlafs  das  Stück 
der  .\mbrafer  Sammlung  nicht  feit  „uralter  Zeit"  in 
St.  Florian  war,  fondern  das  Grätzer  Objefl  von  einem 
der  Betheilten  oder  deffen  Erben  Ende  des  vorigen 
Jahrhunderts  nach  St.  l'lorian  verkauft  wurde.  Untl  fo 
mag  wohl  manch  kollbares  Kimllwerk,  wenn  es  nicht 
gerade  von  Gold  oder  Silber  war,  diuch  die  Verthei- 
lung  in  die  Ferne  gewandert  fein. 

Bei  einem  flüchtigen  Befuche  der  Ambrafer 
Sammlung  habe  ich  auch  die  in  der  drittletzten  Num- 
mer der  Specification  III  angeführte  „.Steintafel,  worauf 
ein  pcrpetuirlicher  Calender  mit  den  4  Evangelillen 
und  unfer  lieben  Frauen"  aufgefunden.  Es  ifl.  eine 
geätzte  Kehlheimerplatte  mit  den  4  Evangeliflen  an 
den  Ecken,  in  derMitle  der  Langfeiten  mit  denhiguren 
der  „Religion"  und  der  „Kirche"  (wie  auch  Inventar  I 
angibt),  \erfertigt  von  -Andreas  I'efch  khü.  Schätz- 
und  Rechenmeifter  in  Grätz"  von  1610,  alfo  offenbar 
für  Erzherzog  F\>rdinand  gearbeitet.  So  wie  diefes, 
werden  fich  mit  Hilfe  des  Inventars  III  noch  manch 
andere    Objecte   der  Ambrafer  Sammlung,  befonders 


Fig    2.  (St.  Helene. 


aber  Gemälde  des  k.  k.  Belvederes  beflimmen  laffen. 
Das  allerintereffanterte  Stück  der  nach  Wien  ge- 
brachten Gegenrtanile  dinfte  die  in  Sjjecification  III 
unter  Nr.  10  angeführten  Taffe  mit  Kanne  aus  Bern- 
ftein  fein.  Eine  Bernfteintaffe,  deren  Rand  mit  einem 
100  Ducaten  fchweren  Goldport  eingefafst  ilT.  mufs 
fchon  durch  ihre  Grofse  ein  wahres  Unicum  fein. 

(Schlufs  im  nhchflen  lieft,) 


XLII 


Reife-Notizen  über  Denkmale  in  Steiermark  und  Kärnten. 


Von    Dr    Karl  /.hui. 


VI. 


(Mit  5  Tcxtllhiflrationcn.) 


RAl'ENDORF  im  Gailthalc  (Dcc.  ObcrGail- 
tlial)  befitzt  eine  einfache  fpiit-gothifclie  Kirche 
mit  der  Thurmanlaj^e  zwifclien  dem  vcrbal- 
honitcn  l'resbyterium  und  dem  Sciiiffe;  diefelbe  ifl 
feit  1521  l'farrkirclic,  bis  dahin  war  die  jetzii;e  I''iiiai- 
Kirche  ^7.  //cA»«*?  die  Ilauptkirchc.  Diefe  kleine  Kirche, 
auf  dem  Wieferberj^e  (gelegen,  ift  ein  Bauwerk  ausge- 
fprochen  romanifchen  Charakters,  ungeachtet  man 
1474  als  das  Krbauungsjaiir  wiederholt  angegeben 
findet.  Das  Kirchlein  beÜeht  aus  einem  oblong  recht- 
eckigen Schiffe  mit  tlacher  Decke  und  aus  einer  halb- 
runden Apfis  mit  Spitzdach  und  einem  fehr  primitiv 
gearbeiteten  Kopf  als  oberften  Abfchlufs.  Rechts  neben 
dem  Langhaufe  der  niedrige  Thurm  mit  Satteldach, 
ungeachtet  feines  romanifchen  Anfehens  ein  fpaterer 
Zubau  (1474?);  ein  fpitzbogiges  Portal  fuhrt  in  den- 
felben.  In  der  Apfis  ein  Fresko-Gemälde:  Chriflus  als 
Weltenrichter  umgeben  von  den  Evangeliflen-Sym- 
bolen  (Fig.  2),  unterhalb  die  Apoftel  in  ganzen  Figuren. 
An  der  Aufsenwand  zunachfl  des  Thurmes  ein  heil. 
Chriftoph,  romanifchc  Malerei,  zum  Theil  durch  die 
Thurmmauer  verdeckt.  Ein  zweites  Chriftoph-Bild,  das 
noch  fehr  gut  erhalten  ift:,  an  der  Südwand,  es  tragt 
den  Renaiflance-Charakter;  eine  jugendliche  ritterliche 
Geflalt;  das  Bild  von  bedeutender  Dimenfion,  jedoch 
deffenungeachtet  mit  vielem  Schwünge  und  mit  Zart- 
heit durchgeführt.  Von  Innen-Einrichtung  ein  älterer 
Taufflein,  ein  eiferner  gothifcher  Ofterleuchter ,  ein 
Rcnaiffance  ■  Glockenhaltcr  und  VVandlcuchter.  Im 
Chor-Schluffe  einige  Reite  fehr  früher  bunter  Glas- 
gemälde, davon  F"ig.  i  ein  Beifpiel  gibt,  vorftellend 
Maria  mit  dem  neugebornen  Chriftkinde,  im  Hinter- 
grunde Ochs  und  Efel. 

Die  l'farrkirclic  zu  Rai/acli  ift  im  Jahre  1830  er- 
baut worden,  doch  übertrug  man  dahin  ein  einfaches 
Sacraments-Häuschen  mit  Eifengitter  aus  der  früheren 
Kirche.  An  der  Aufsenfeite  der  Anaftafia-Capelle  ein 
altes  Fresco-Bikl,  den  heil.  Chriftoph  vorftellend. 

Die  Pfarrkirche  zu  Mautlien  ift  ein  fpät-gothifchcr 
Bau,  etwa  aus  dem  Ende  des  15.  Jahrhunderts,  und 
wurde  1514  reftaurirt.  Das  Langhaus  befteht  noch  iii 
feiner  urfprünglichen  Form  mit  dem  Rippen-Gewölbe 
und  mit  Bruftbildern  von  Heiligen  in  den  Schlufs- 
fteinen.  Die  fpitzbogigen  Fenfter  enthalten  etliche 
Refte  von  Maafswerk.  Der  Thurm  fteht  an  der  Oftfeite, 
in  der  unteren  Halle  das  fpitzbogige  Portal,  er  ift  vier- 
eckig und  trägt  ein  Spitzdach.  Das  Presbyterium,  ein 
Bau  aus  1742.  In  der  Kirche  vier  Grabmäler  der 
Familien  Frohmüller  v.  Weidenburg  und  Staudach. 

Die  Pfarr-  und  Klofterkirche  zu  Köt/chacli  gehört 
zu  den  bedeutenderen  fpat  -  gothifchen  Bauten  in 
Kärnten  (c.  1452).  Diefelbe  ift  in  grofsen  Dimenfionen 
angelegt,  befteht  aus  einem  breiten  Mittelfchiffe  und 


ungleichen  .Seitenfchiffen.  Das  Gewölbe  zeigt  zwar 
eine  Netz-Conftiuclion,  doch  von  folchen  Verftrickun- 
gen  und  Durchwindungen,  dafs  das  Ganze  nur  mehr 
dccorativen  Charakter  hat ,  wie  denn  auch  die  Rippen 
nur  aus  Stucco  ausgeführt  find.  I'",s  fcheint,  dafs  die  in 
der  Kirche  befindliche  Jahreszahl  1517  fich  auf  die 
Gewölbe  Reftaurirung  nach  dem  Brande  bezieht.  Im 
Presbyterium  Kreuzgewölbe  mit  Rippen  von  Birn- 
Profil.  Der  Thurm  an  der  Fagade  vor  dem  Mittel- 
fchiffe ift  ein  Werk  des  gothifchen  .Stj'les  und  endigt 
mit  einem  Sjjitzhelm.  Die  Mauern  der  Kirche  und  die 
Strebepfeiler  find  auffallend  ftark. 

Nicht  weniger  wich- 
tig ift  die  Filial-Kirche  zu 
I.aas,  ein  etwas  jüngeres 
Bauwerk,  aber  deffen  un- 
geachtet mit  weit  kräfti- 
gerem Ausdrucke  der 
Charakteriftik  der  Spät- 
Gothik.  Sie  ift  einfchiffig, 
von  mäfsigen  Dimen- 
fionen, ebenfalls  mit  deco- 
rativem  Netz-Gewölbe  und 
Stucco-Rippen,  derThurm 
mit  fpitzem  Helme  fteht 
rechts  feitwärts  Das  Por- 
tal reich  gegliedert  mit 
einem  Maafswerk  -  Orna- 
ment im  Tympanon  und 
der  Jahreszahl  1518.  In 
der  Kirche  ein  fteinerner 
Kanzelfufs  aus  der  Bauzeit 
der  Kirche,  ein  fragmentir- 
tes  Sacraments-Häuschen 
(F"ig.  3),  ein  gleichzeitiger 
Charwochen-Leuchter  aus 
lüfen  ,  desgleichen  ein 
Klopfer  an  der  Sacriftei- 
Thür.  Im  Presbyterium 
das  in  Fresco  ausgeführte 
Porträt  des  Baumeifters 
(F'ig.  4)  Bartholoincits  Fir- 
talcr,  dem  zuverfichtlich  auch  der  Bau  der  Kotfchacher 
Kirche  zugefchrieben  werden  darf.  Wir  feheu  den 
kunftreichen  Meifter  knieend  dargeftellt,  in  reicher 
Gewandung  mit  einem  weiten  Mantel  mit  Pelzkragen 
und  langen  gefchlitzten  Aermeln ;  vor  ihm  das  Win- 
kelmaafs  mit  einem  Kreuze  darauf 

Die  Pfarrkirche  in  Wurtnlach  ift  ein  fpat-gothi- 
fcher  Bau  ohne  Strebepfeiler,  im  Innern  Wandpfeiler 
mit  halbrunden  Vorlagen  und  Laubwerk-CapitiUen, 
nur  mehr  die  Presbjleriums-P'enfter  fpitzbogig.  1843 
wurde  die  Kirche   durch  die  Reftaurirung  arg  mitge- 


Fig.   3.   |_Laas.) 


f^ 


XLIV 


nommen.  Aclinlich  verhalt  es  fich  mit  der  Kirche  in 
Litjing,  wo  fich  nur  mehr  das  fpät -ijothifclie  SchiflT 
erhalten  hat.  In  der  Seitenvorhallc  Refte  eines  dem 
heil.  Nicolaiis  gewidmeten  Flügel-Altars. 

Die  Pfarrkirche  zu  St.  Lorenz  im  Lefach  Thale, 
ein  gut  erhaltenes  einfaches  gothifches  Bauwerk  aus 
1474,  laut  der  in  der  Kirche  angebrachten  Jahreszahl, 
mit  Strebepfeilern,  einem  maffivenGlockenthurm,  einer 
Sancluariums-Xifche,  drei  gefchnitzten  Figuren  gotlii- 
fchen  Charakters  am  Hoch-Altare  und  einer  in  diefe 
Zeit  zurückreichenden  fehr  beachtenswerthen  Wand- 
malerei, das  jüngüe  Gericht  vorftellend. 

An  der  kleinen  romanifchen  Filial-KirchcSt.  Kadc- 
gund  ein  heil.  Chriltoph  gemalt.  Die  fchlichte  gothifche 
Kirche  in  Zw^^a«  ift  durch 
Reflaurirung  fehr  verflüm- 
melt.  An  dem  Aufsenrand 
des  rundbogigen  Kirch- 
hof-Portales zu  Kirchbaclt 
ein  grofses,  ziemlich  er- 
haltenes Fresco-Gemälde, 
theils  der  italienifchen 
Renaiffance ,  theils  der 
Spät-Gothik  angehörend. 
In  dem  vertieften  halb- 
kreisförmigen und  jünge- 
ren Mittelbilde  der  heil. 
Martin  zu  Pferd,  feinen 
Mantel  mit  dem  Schwerte 


eines  Mufeums  in  dem  dortigen  Staats- Gjniiiafium 
angelegt  wurde  Das  Siegel  ift  rund,  hat  einen  Durch- 
melier  von  57  Mm.  und  zeigt  im  blanken  BiKifelde  einen 
Schild,  ciarin  auf  gegittertem  Ciruiule  einen  Adlerfang 
gegen  rechts  fammt  gefiederten  Schenkeln  auf  einem 
F"elfen  rtehend.  Die  in  Lapidar  gefchriebene  Umfchrift 
zwifchen  Perlenlinien  lautet:  f  •  s  .  civitatis  .  villacenfis. 
Das  Siegel  mag  aus  dem  Fnde  des  13.  Jahrhundertes 
ihinimen.  ^Fig.  5.1  Aufserdem  finden  fich  in  diefer 
Sammlung  prahillorifche  Gerathe  aus  llirfchliorn  und 
Bronce,  2  Kelten-Schwerter,  ein  Mefskleid  aus  blafs- 
ruthem  Stoffe  mit  fpiit-gothifcher  Stickerei  (Kreuzigung 
und  St.  Laurenz),  ein  Rathsherrenftab  mit  Klfmbein- 
befatz  u.  f.  w.   Die    Häufer   der    Stadt  V'illach    haben 

tiip  Mrfl]pn  ^ 


Fig  4.   (Laas.) 


unter  zwei  Bettler  thcilend:  zwei  Engel  halten  eine 
Mitra  über  feinem  Haupte.  Im  Hintergrunde  eine 
reizende  Gebirgslandfchaft ;  um  das  Bild  eine  reiche 
Umrahmung.  Beiderfeits  diefes  Bildes  je  ein  kleineres 
zweitheiliges  Bild,  rechts  .St.  Zacharias  und  St.  Urfula, 
links  Johannes  Bapt.  und  Jacob  der  Aeltere,  ganze 
Figuren  auf  gemuftcrtem  Hintergrunde.  Sic  find  wie  in 
Nifchen  und  unter  baldachinartiger  Bckrönung  mit 
Maafswerk  flehend  gemalt. 

Die  Denkmale  zu  Villacli  find  bereits  in  den  Mit- 
theilungen fo  häufig  gewürdigt  worden,  dafs  wenig 
dazuzufetzen  erübrigt.  Zunächft  fei  des  Wappens  der 
Stadt  gedacht.  Ein  Original-Siegelftempel  aus  Bronce 
hat  fich  in  der  kleinen,  aber  fehr  reichhaltigen  Samm- 
lung erhalten,  die  feit  circa  10  Jahren  unter  dem  Namen 


noch  hie  und  da  den  Charakter  des  Bürgerhaufes  aus 
dem  16.  und  17.  Jahrhundert,  Renaifiancc-Doppel- 
fenfter,  ältere  Wappcnfchilde  inid  Auffchriften.  So 
z.  B.  das  Haus  Nr  9  im  Hofe  einen  offenen  Bogen- 
gang in  zwei  Stockwerken,  Stucco-Ornanicnte  mit 
Medaillons  an  den  Wanden,  aufsen  der  Dopi)cla(ller 
und  vier  kleine  Wappen;  das  Haus  Nr.  76 
einen  reich  fculptirten  Thorftein  mit  einer 
Hausmarke,  der  Jahreszahl  1612  und  Nr.  113, 
fchönc  Arcaden  im  Hofe;  Nr.  17  an  der  Eckr 
ein  Relief  mit  drei  Wa[)i)cn  und  einer  Infclirift. 
weicher  zufolge  Propft  Bartholomäus  von  Griffen  das 
Haus  reftauriren  liefs,  ein  zweiter  Stein  über  dem 
Thore  mit  zwei  Wapiien,  der  Jahreszahl  1654  und 
J    P.  G.  F.  F. 


4+ 


^ 


XLV 


Die  tjrofsc  Kiiclu'  wurde  in  den  letzten  Jahren 
einer  dnrchi;reifeiuien  und  in  der  ilauptfache  ^liici':- 
liehen  Reftaurirunj^  unterzooen,  doch  wiire  zu  wilnfehen 
dafs  von  den  vielen  in  der  Kirche  als  Bodenpflarter 
befindlichen  Grabfteinen,  liie  noch  lesbaren  an  den 
W'iuuien  aufLicftellt  würden.  An  der  Aufsenfeite  und 
im  Innern  wiire  hiefür  noch  hinreichend  Platz.  Von  den 
Grabmalen  der  Aufsenfeitc  feien  hier  erwidmt  ein  roth- 
marmorner Stein  des  Rathsherrn  Joachim  Wej^erl, 
1 1584,  mit  einer  heraldifchen  Lilie  im  Schilde  und  einer 
folchen  al.'^  Kleinod  zwifchen  den  offenen  l'liit^^cln. 
Am  Thurme  das  (irabmal  des  Chrilloph  Khevenhuller, 
t  1557,  dann  das  des  Wolf  Khevenhuller,  t  18.  Juni  1538, 
das  des  Felician  Heckstein  mit  einer  fchonen  Dar- 
ftellung  der  Verkündigung  Mariens.  Von  Infchriften 
feien  erwähnt  an  der  Aufsenfeite  der  Leininger- 
Capelle  :  Leyninger  m.  cccc  .  Ixxxi.  und  zwei  Wai^pen  ; 
ober  dem  linksfeitigen  Thor  in  Holz  gefchnitzt:  Anno 
1551  jar  hat  chriltoph  haffenperger  machen  laffen  das 
Thor.  Dann  eine  weitere  Infchiift:  Dife  .Cappell.hat. 
gepawt  und  .gertifft.dy  .  hochgebornii  .  fiirllin  .  fraw. 
Katherina  .  pfalezgravin  .  InjCherndnn  .  Gra\'in  .  zv. 
Görz  .  vnd  .  zw  .  Tyrol .  gravenjheinr  .  von  .  Görz  .  etc. 
gemahel.1^62.  Am  füdlichen  Portale:  Der  Erwürdige 
Herr  Andree  Hafenberger  Abbt  zli  Ofsiach  hat  due 
dihir  machen  lalle  1552. 

Die  Kirche  befitzt  eine  fchone  fpat-gothifche 
Monflranze  von    Silber,    vergoldet,    einen    desgleichen 


Kelch  mit  kriiftiger  Nodus  und  freiem  Blatt-Ornamente 
an  der  Cuppa. 


Fi(j.   5    I  Villacli.i 

Die  übrigen  Kirchen  find  ohne  künfllerifcher 
Bedeutung,  wie  die  Nicolaus  -  Pfarrkirche,  ehemals 
Capuciner-Kirche.  Die  grofse  zweithürmige  Kirche  zu 
St.  Peters  in  der  Perau  mit  einer  Kuppel  über  dem 
Kreuzfchiffe,  wurde  1726  zu  bauen  begonnen.  Der 
Villacher  Stadtmaurermeirter  .And.  Siegl  führte  den 
Bau  unddcr  bamberg'fche  Bruckmeifter  Jacob  Scherer 
war  Zimmermeifter  dabei.  1758  war  der  Bau  vollendet 


Notizen. 


I.  Confervator  Jenny  berichtete,  dafs   er  für   das 
Bregenzer   Landes -Mufeiim    eine    Bronze- Nadel     er 
worben  habe,  die   2'  -j   M.  tief  im    l'orf  bei 

fder  kleinen  Ortfchaft  Koblacli  am  Kum- 
mersberge gefunden  wurde.  Der  .Stiel  der- 
felben  foU  mit  fchöner  Patina  überzogen 
gewefen  fein ,  welche  der  Finder  leider 
abfeilte,  um  den  Kelten  fchmuck  zum  Pfeifen- 
raumer  herabzuwürdigen.  Wie  die  Abbil- 
dung (Fig.  i)  zeigt,  ift  tue  Nadel  von  nicht 
allzuhäufig  vorkommender  Form. 

2.  Confervator  Lüfsner  machte  die 
Mittheilung,  dafs  fich  von  den  am  l^crge 
Plcfivec  gefundenen  Gegenftänden  einige 
im  Befitze  eines  Grundeigenthümers  zu 
Bechcin  erhalten  haben,  darunter  ein  maf- 
fiver  bronzener  Fufsring,  auf  einer  Seite 
offen,  10' 2  Cm.  im  Durchmeffer  mit  ein- 
gravirten  Ouerftreifen,  Limgeflreifen  und 
Ringeln  (in  deren  Mitte  ein  Punkt)  (Fig.  2), 
das  Bruchftück  eines  Armbandes,  zwei 
Lanzenfpitzen  von  .Schilfblattform,  gut  er- 


Fi-.  I 


halten,  mit  Patina,  17  Cm.  lang,  ein  bronze- 


ner Palfiab  mit  Schaftlappcn,  17  Cm.  lang,  eine  Sichel, 
ein  Meifsel,  ein  bronzenes  Gufsmcffer  vmd  Lernen- 
fcherben. 

3.   Confer\'ator    Jciinv    hat    an    die   Ccntral-C'om- 
miffion  berichtet,  dafs  mit  7.  Oftober  die  Ausgrabun- 


gen in  Bregen::  wieder  aufgenommen  wurden.  Es 
wurde  ein  bedeutend  grofses  und  anfehnliches  romi- 
fches  Gebäude  aufgedeckt,  das  aber  arg  zerflort  war. 
Auf  der  Frontmauer  fanden  fich  noch  aufrechtftehend 
fechs  glatte  runde  Säulenfchäfte  und  bei  einigen  ver- 
worfen auch  Capitäl-Fragmente.  Hiebei  wurden  ein 
Venus-Statuettchen  aus  Terracota  fall:  intaft,  dann 
vier  Bronze-Münzen  (Domitian,Trajan,  Nerva,  Hadrian) 
gefunden.  Später  fand  man  zwei  Mühlfteine  (Granit, 
Gneis),  eine  Bodenplatte    aus  Schlandefer  (-)  Marmor 


Fiy.   2.  (l'lefivec.) 

und  das  Bruchflück  eines  Marmor- l-'riefcs.  Die  Fort- 
fetzungen der  Grabungen  ergaben,  dafs  das  Gebäude 
bisher  kaum  zur  Längenhälfte  blofsgelegt  ifi:  und  fich 
die  Säulenreihe  bis  zu  deren  12  bis  14  verlängern  dürfte. 
Doch  ifl  eine  weitere  Grabung  nicht  möglich,  da  der 
Grundcigenthümer  diefelbe  nicht  zulafst.  Es  ill  nicht 
unwahrfcheinlich,  dafs  man  es  hier  mit  einem  Muni- 
cipal-Gebäude  zu  thun  haben  dürfte.  EineMauer  konnte 
indefs  bis  über  90  Meter  ununterbrochen  verfolgt 
werden;  zuerft  läuft  fie  einigen  untergeordneten  Ge- 
bäuden   entlang,    dann    erreicht    '^\c   eine  Wandelhalle 


XLVI 


oder  einen  Säulen -Corridor,  \ielleicht  zu  den  nebenan 
gelegenen  Thermen  gehcirig.  Genau  in  Mitte  jener 
Mauer,  die  noch  bemalten  Stucco  tragt,  zieht  fich  eine 
Säulenreihe  von  zehn  ganzen  und  zwei  den  Abfchlufs 
vermittelnden  halben  Säulen  hin,  deren  unterer  Theil 
aus  einem  Stück  Sandftcin  gehauen  ift,  wahrend  zum 
Aufbau  des  oberen  Theiles  gelchichtetc  Samlrtein- 
platten  dienten.  Die  ganzen  Säulen  umkleidete  Stucco. 
Lange  des  Ganges  47  M.,  Breite  13'  ;-  M.  Plinthus  der 
Säulen  100 — 106  Ouadr.-Cm.,  Durchmeffcr  der  Säulen 
74  Cm 

4.  Hei  der  Reinigung  der  CarolinenOuelle,  dem 
ehemaligen  Ninfeo  in  Pola,  wurde  einem  Berichte  des 
Correfpondenten  Rittmeilters  Hcniiaiin  Sc/tram  zu- 
folge das  in  der  Tiefe  des  Ouellenfchachtes  enthaltene 
Materiale  unterfucht  und  wurden  in  einer  Tiefe  von 
1-55  Cm  Stiicke  römifcher  Ziegel,  Amphoren,  Topfe, 
eine  römifche  Bronze-Münze,  und  eine  kleine  Statuette 
aus  griechifchem  Marmor  vorgefunden.  Endlich  fand 
man  am  Grunde  einen  dreieckigen  Stein,  den  Theil 
eines  Giebels,  er  ift  2  M.  lang,  88  Cm.  hoch,  und  45  Cm. 
dick,  auf  felbem  ift  der  Schweif  eines  Fifches  abge- 
bildet. Die  Arbeit  ift  eine  fehr  gute;  nach  der  Bearbei- 
tung zu  fchliefsen,  fcheint  diefer  Stein  in  einer  ziem- 
lichen Höhe  angebracht  gewefen  zu  fein,  da  die  oberen 
Conturen  bis  auf  7  Cm.  erhaben  find.  Auch  erkennt 
man  in  diefem  Fragmente,  dafs  der  Körper  des 
Fifches  mehr  aufwärts  fland.  Die  Statuette,  aus 
griechifchem  Marmor,  flellt  eine  männliche  Figur  mit 
der  Toga  bekleidet  vor,  ift  35  Cm.  hoch,  es  fehlen 
jedoch  der  Kopf  und  die  Füfse. 

5.  Von  Seite  des  hiftorifchen  Vereines  in  Klagen- 
fürt  kam  der  Central  Commiffion  Nachricht  zu  von 
einigen  intereffanten  Funden,  die  dort  in  neuerer  Zeit 
gemacht  wurden.  Darunter  sehört  eine  reich  ornnmen- 


\ollkommen  gleich  und  findet  fich  darin  ein  fechs- 
theiliges  Ornament,  nur  in  einem  FcUle  ift  ein  l'Vüch- 
tenkorb  dargcftellt.  Die  Blatte  ift  theilweife  mit  einem 
glatten  Rande  verfehen,  wahrfcheinlich  die  Auflage- 
ftelle  derfelben.  Man  kann  mit  einiger  Berechtigung 
annehmen,  dafs  damit  ein  fechseckiger  Raum  iiber- 
dcckt  gewefen  fein  mag  Die  l'latte  ift  vorzüglich 
erhalten,  der  Stein  dürfte  aus  dem  nahen  Steinbruche, 
,,1  leidentcmiiel"  genannt,  ftammen 


I  Klagenfuri. 


tirte  l'latte  (Fig  3),  die  in  der  fudlichen  Kirchenmauer 
zu  Treffen  eingemauert  und  theilweife  auch  mit  Mörtel 
überwerfen  ift.  Die  Platte  ift  abgebrochen,  das  kleinere 
Stück  fehlt,  und  dürfte  das  Ganze  urfprünglich  die 
Form  eines  regelmäfsigen  Sechseckes  gehabt  haben. 
Die  einzelnen   fcchseckigen  Caffetten    fnui   unter  fich 


Fig.    5.   (KIngenfurt.) 

Zunächft  diefer  l'latte  fand  fich  das  Bruchftück 
eines  Reliefs  eingemauert,  vorftellcnd  eine  nackte 
weibliche  Figur,  gut  erhalten  und  aus  dem  gleichen 
Steinmatcriale  (Fig.  4). 

Der  römifche  Infchriftftein,  der,  zu  Fcißritr:  an  der 
Gail  befindlich,  in  den  Mittheilungen  VI,  pag.  VIII  er- 
wiihnt  ift,  wurde  vom  hiftorifchen  Vereine  in  Kärnten 
für  feine  Sammlungen  erworben. 

6.    Die   heutige    Pfarrkirche    zu    Grado,    bis    1450 
Patriarchal-Kirche,    wird   hinfichtlich    ihrer   Gründung 
auf  den    crften    dort    refidirenden  Patriarchen    Helias 
zurückgeführt;     doch    widerfprechen     fich    die    Nach- 
richten, ob  Helias  die  Kirche  neu  erbaute  oder 
eine  fchon  beftandene  vergröfserte   und  reftau- 
rirte.    Im  Laufe  der  Zeiten    machte    fie  jedoch 
gewaltige  Veränderungen  durch.  Unter  Patriarch 
Fortunatus,    im  Anfange    des   9.  Jahrhunderts, 
fcheint    fie   verfchönert   worden    zu    fein,    des- 
gleichen in  der  zweiten  Hälfte  des  10.  Jahrhun- 
derts unter  dem  Patriarchen  Vitalis.    Fs   wird 
erzählt,    dafs  damals  die  Reliquien    mit   neuen 
Gefäfsen  und  Infchriften  ausgeftattet  wurden. 

In  ihrem  gegenwartigen  Beftande  ift  fie 
eine  dreifchiffige  Bafilica  ohne  Ouerfchiff,  mit 
einer  Vorhalle  und  einer  halbrunilgefchloffe- 
ncn  Apfis.  Die  Säulen  felbft,  an  jeder  Seite 
zehn,  find  weit  älter  als  die  Kirche  und  anderen 
Gebiiuden  entnommen;  die  meiften  ftammen 
aus  der  Zeit  des  Verfalles  der  rumifchen 
Architeclur,  nur  wenige  zeigen  den  chriftlich- 
ravennatifchen  Typus.  Die  Arcaden  gegen  die 
Seitenfchiffe  find  rundbogig,  die  I'cnfter  ge- 
hören der  neueren  Zeit  an. 
Von  hohem  Intereffe  ift  derMofaik-Boden,  mit  dem 
die  ganze  Kirche  ausgeziert  ift,  wenngleich  derfelbe 
in  der  Hauptfache  ziemlich  mh  ift.  Intereffant  ift,  dafs 
fich  in  den  Mofaiken,  die  nur  aus  den  drei  Farben: 
roth,  wcifs  und  fchwarz  componirt  find,  Infchriften 
befintlen,  ilic  auf  die  Widmung  durch  einzelne  Perfonen 


XLVII 


B(jzuj4  haben.  ^Ms  ucrtlnullc  Ucbcrrcllc  alter  Zeit 
befitzt  die  Kirche  einen  l'atriarclicn-Sitz  und  die  Kanzel. 
Krflcrer,  mit  einem  fteinernen  15aldachin,  befiiulet  fich 
in  (.1er  iXpfi.s,  und  zwar  in  der  Mitte  der  einfachen  auf 
drei  Sitzen  ruhenden  Sitzbanl<  des  Clerus.  Der  Cam- 
panile  H\  an  der  Südfeite  der  Kirche  und  theilvveife 
in  tue  Vorhalle  hinein^ebaut ,  aber  von  keiner  He- 
deutuni;".  Zunachlt  der  Kirche  an  der  Nordfeite  ein 
Haptillerimn  achteckit;;er  Grundform,  doch  von  <^erin;j;cr 
Wichtii^keit.  ' 

Gegenwärtig  handelt  es  fieh  um  die  Hefeitigiuig 
bedeutender  Schaden  an  diefer  Kirche;  namentlich 
ill  der  Dachlhihl  zu  rellauriren  und  der  Mortelanwurf 
im  Innern  zu  erneuen.  Da.s  UnterriclU.s-Minillerium 
hatte  derCentral-Commiffion  dasRertaurirungs-l'roje6l 
vorgelegt  und  die  Central-Commiffion  hatte  fich  mit 
demfclben  einverftandcn  erklart,  jedoch  damit  den 
Wunfeh  verbuntlen,  dafs  dabei  immer  die  alten  ]5au- 
theile  beriicklichtigt  werden,  und  dafs  die  15efeitiguiig 
des  Verputzes  im  Innern  mit  möglichflcr  Vorficht 
gcfchchc,  um  allfallige  unter  dem  Putze  liegende 
Malereien  nicht  zu  zerlTiüren. 

7-  1511. 

In  der  Grab-Capelle  zu  Willwring  ill;,  in  die  Wand 
eingelaffen,  ein  GrabRein  von  rothem  Marmor,  7'  10" 
hocli,  3'  7''  breit,  am  oberen  Theile  mit  einer  Minuskel- 
Infchrift  in  5  Zeilen  verfehen,  die  folgenderniafsen 
lautet: 

I  lyc  ligt  begraben  der  Edl  und  vell; 
Seballian  Kirchperger  der  geftorben 
ill  am  eritag  vo  unfer  lieben  frawen 
tag  Ihrer  fchiedung  anno  domini 
M-  CCCCC  und  im  XI  Jar. 

Darunter   im    vertieften    Felde    die    geharnifchte 


pag.  16  (Anhang)  führten  die  Kirehberger  in  Roth  zwei 
kreuzvveis  gelegte  goldene  Streitkolben.   (Fig.  5.) 


Gellalt  des  Ritters, 


der  Rechten    das   Panier,    die 


Linke  am  Schwertgriffe.  Der  Helm  mit  aufgefchlage- 
nem  Vifier  läfst  das  Antlitz  frei.  Er  umfchliefst  den 
ganzen  Kopf,  ill  mit  einer  Feder  befleckt,  und  unter 
dem  Kinineff  eingezogen.  Die  Halsreifen  find  gefcho- 
ben,  die  Achfeln  mit  einwärts  gebogenen  Stauchen 
gefchützt,  das  Oberarmzeug  mit  drei  Gefchieben  ver- 
fehen, die  Mäufel  fpitz,  die  Henzen  gefingert.  Die 
Bruft  aus  einem  einzigen  Stücke  getrieben  und  hat 
einen  Grat,  an  der  rechten  Seite  der  Rüflhaken  zum 
Auflegen  der  Lanze,  und  in  der  Mitte,  oben,  eine 
eiferne  Klammer  zur  Befeftigung  der  Wechfelftücke. 
Die  Bauchreifen  und  Tafchen  find  gefchoben,  die 
Unterdichlige  glatt,  zwifchen  denfelben  die  Schaam- 
kapfel  von  Kettengeflecht.  Die  Kniebuckel  gerundet, 
mit  einem  Grate  verfehen,  die  Beinröhren  glatt,  die 
gefchobenen  kolbigen  Schuhe  zeigen  kurze  Sporen. 
An  dem  Leibriemen  Heckt  rechts  die  Mifericordia,  nur 
im  Griffe  fichtbar,  an  der  linken  das  breite  Schwert. 
Zur  rechten  Seite  lieht  eine  Tartfche,  gegen  die  Mitte 
gewandt,  darin  zwei  übereinandergelegte  Streitkolben. 
Auf  dem  en  face  gelleilten  Stechhehn,  über  gezad- 
delten  Decken,  zwei  Büffelshnrner  nach  aufsen  mit  fünf 
Streitkolben  belleckt.  Zur  linken  Seite  des  Ritters 
in  einer  Tartfche,  eine  Binde,  die  fich  auf  dem  ge- 
fciiloffenen  Fluge  des  Kleinods  wiederholt.  Nach  Höh  I, 


hpr  hqt  bfauibcuiiit  Öl\mii\irft 
Sclia(tuiiU\iulipcviii"  LiiT  iicftixbcn 
ilt  aucritaii  im  inife  luiifn  lumu 
Liinvci'  Wiiciimu]  i^uuo  Ooumn 


'   S    .Mittelalterliche  Kuiiftdenkm.-il. 
von  Haidcs  und  Eitclberger. 


des  ofteireichjfcheii  Kaifcrft.i.Us  I. 


Fig.   5.   (Wilhering.) 

Scbajiitril    von    Kircliberg    befafs    die     .SchlolTer 
Seifenburg,    Schmiding    uml    Viehofen    und    war    mit 
Rofinavon  Müffendorf  zu  Dobra  vermalt.  Nach  Wcigl's 
Wappenbuch  gehorten  die  Miffendorf  dem  öfterreichi 
feilen  Adel  an   und    fiihrten   nach  Tom.  V.,  fol.  54,  in 


XLVIII 


Grün   eine   goldene  Binde,  '  alfo   ift  das  Wappen  zur 
linken  Seite  unzweifelhaft  das  feiner  Gattin. 

Und/er. 

8.  Das  in  Fig.  6  abgebildete  Monument  befindet 
fich  im  Kreuzgange  des  Chorherren-Stiftes  Kloihrncii- 
bürg.  Ks  war  früher  im  Hoden  eingefenkt  und  lieht  nun 
gleich  vielen  anderen  in  die  Wand  des  retlaurirten 
Kreuzganges  eingelaffen.  Es  ill  in  rothem  Marmor 
angefertigt,  hat  eine  Höhe  von  174  M.  bei  O  90  M. 
Breite.  Die  Umfchrift  beginnt  oben  ,  bewegt  fich 
zunnchll  des  Randes  um  den  Stein  und  endet  mit  drei 


;STtqcrrahurercta3 


«Q 


l"]p.  6.  (Klofterneul)iiii;  ) 

weiteren  Zeilen  innerhalb    und  im  oberen  Tlieile   der 
Platte.  Die  Infchrift  lautet: 

Anno  •  falut  •  millefimo  1  quingentefimo  •  decimo  •  oclavo  • 
prima  j  die- januariiObiit.Venerabiiis- vir  •  Dns  •  Wolf- 
gangs Chlcth  •  liic  fepult  •  cuj  •  aia    rcqefcat  •  in  -fanfta 
s.  (?)  pace. 

l'riefter  Wolf  gang  Chlcth  war  Caplan  im  Burger- 
fpitale  zu  Klofterncuburg.  An  denfelben  erinnert  das 
fchöne  Stucco-Doppel-Kelief,  das  fich  ebenfalls  im 
Kreuzgange  befindet.  Wir  fehen  darauf  Chriftus  am 
Oelberge,  dann  eine  Gruppe,  beftehend  aus  dem 
heil.  Leopold,  Wolfgang  und  Bartholomäus.  Vor  dem 
Wolfgang  eine  kleine  kniende  Figur  im  Talar,  mit 
Biret,  dabei  das  Wappen.  Am  zu  unterft  des  Reliefs 
der  ganzen  Breite  nach  angebrachten  Spruchbande 
fleht:  Hanc  flrucSluram  ordinavit  vcnerabilis  pater  dns 
Wolfgangus  klett  altarium  fanctorum  barlholu   mei  et 

'  S.  Berichte  des  Allerthums-Vcrcincs  zu  Wien,   XVM.  Bd.,  p.ig.  31. 


kalherine  hujus  loci  beneficiatus  hie  ,  lepultus  cujus 
anima  deo  \'ifat  151S. 

Der  Altar  diefer  beiden  Heiligen  befand  fich  in 
der  Bürgerfpital-Kirche.  * 

Noch  erübrigt  das  Wai)pen,  das  am  Relief  dem 
amMonumentegleicht.  Im  Tartfchenfchilde  das  redende 
Wappen,  eine  Klettenpflanze  —  eine  Klette  uml  zwei 
Blatter  am  gemeinfamen  Stiele  auf  einem  Dreiberge  ; 
der  Schild  liegt  in  einer  Vertiefung,  die  aus  einem 
rtylifirten  Vierpaffe  conrtruirt  ift.  (Fig.  6.) 

9.  Der  alterthümliche  Erker  an  tler  fudlichen  Front 
des  Caroliiinins  in  Prag,  ilcffen  Inneres  die  Capclle  der 
heil.  Kosmas  und  Damian  bildet,  ilt,  wie  das  „Prager 
Abendblatt"  mittheilte,  in  der  letzteren  Zeit  voUllandig 
renovirt  worden,  und  wird  das  denfelben  umgebende 
Gerulle  demniichll:  entfernt  werden.  Die  Wiederher- 
llellimg  diefes  priichtigen  gothifchen  Baudenkmales, 
welchem  nur  noch  die  Erker -Capelle  am  Altftadter 
Rathhaufe  und  die  Künigs-Ca])elle  am  Wnlfchen  Hofe 
zu  Kuttenberg  zur  Seite  gellellt  werden  können,  i(l  in 
allen  Theilen  llylgemafs  durchgefiihrt,  und  ficht  man 
nun  das  vielfach  verfchlungene  Laubwerk  und  die 
Wappenfchilder,  fowie  die  zierlichen  Saulchen  imd 
reich  mit  Maafswerk  gefüllten  Fenfler  wieder  in  ihren 
rtylgemäfs  edlen  Formen,  wie  he  aus  der  Hand  des 
dem  Namen  nach  leider  unbekannten  Baunieirters  im 
Anfange  der  zweiten  Hidfte  des  14.  Jahrhunderts  her- 
vorgegangen find  (Fig.  7s 

10.  Dombaumcifter  Überbaurath  Schinidt  machte 
der  Central-Commiülon  die  Miltheilung,  dafs  gelegent- 
lich der  Reflaurirungs-Arbcitcn  in  Innern  des  Wiener 
Münfters,  die  derzeit  auf  den  nordwefliichen  Theil  des 
Langhaufes,  alfo  inbegriffen  desentfprechendcn  Theiles 
der  grofsen  ürgelbühne  ausgedehnt  find,  man  auf  ilie 
Original-Reliquie  in  eii'i^m  der  ehemals  dort  befind- 
lichen Altäre  gekommen  ift.  Es  ift  eine  Reliquie  der 
heil.  Margaretha,  die  in  einem  dunkelgrünen  Glafe  ver- 
fchloffen  und  mit  der  Authentica  verlelien  gewefen  ifl. 
In  der  St.  Stephanskirche  befanden  fich  nämlich  auf 
dem  Orgel-Chore  drei  Altiire  ,  davon  einer  der  heil. 
Margaretha  geweiht  war  unii  wohin  eine  Stiftung  der 
Familie  L'rbetfch  1339  gemacht  war  •' 

11.  Zur  Gc/chkhtc  der  Schur  ff. 

Die  intereffanten  Mittheilungen  des  Herrn  k.  k. 
Cuflos  W.  Boehcim  über  das  wegen  ihrer  Beziehung 
zu  Erzherzog  Ferdinand  von  Tyrol  und  zu  Schlofs 
Ambras  fo  merkwürdige  Gefchlecht  der  Freiherren 
von  Schurff,  veranlaffen  michzu  nachllehendem  kleinen 
Beitrag  zudemfelben  Gegenftande,  dcffcn  Inhalt,  bisher 
noch  nicht  bekannt  gemacht,  befagtes  Intereffe  vom 
kuntlgefchichtlichen  Standpunkte  noch  zu  erhöhen  ge- 
eignet fein  dürfte. 

Es  handelt  fich  um  ein  nicht  unbedeutendes  Kunll- 
werk,  welches  einem  Mitgliede  der  Familie  feitens  jenes 
Fürrten  verehrt,  fow  ohl  für  die  freundlichen  Beziehungen 
der  kaiferlichen  l-"aniilie  zu  ihr  als  für  die  bekannte 
Kunrtliebe  des  Erzherzogs  einen  neuen  1-ielcg  liefert. 

-  M.  Fi/cktr's  merkwürdige  Schickfale  dcb  Stifics  und  der  Sladi  Kloftcr- 
ncuburg  1.  362. 

'  (S.  Camtfinai  RcgiftcT  zu  St.  Stephanskirchc.  v.  J.  1874,  S.  Reg.  7.  34. 
353.  430.  452  u.  436.)  Dicfcr  Alt.TT  wird  urkundlich  als  auf  der  Porkirchc  (Empore  1 
gelegen  bezeichnet. 


XLIX 


Die  Nachrichten,  welclie  ich  von  dicfcr  Saciie  zu  geben 
in  der  Lage  bin,  gründen  fich  indefs  leider  nicht  auf 
Autopfie  des  Werkes,  welches  langfl  in  unbekannten 
Hefitz  verfchwunden  ilt,  dennoch  fcheint  mir  auch  das 
Folgende,  was  ich  auf  Griuidlage  verlafslicher  Mitthei- 
lungen anzuführen  vermag,  werthvoll  genug,  um  ver- 
öffentlicht zu  werden. 

Vor  25  Jahren  tauchte  in  Tyrol,  im  Privatbefitze, 
eine  metallene  Uhr  auf,  ein  fchon  gebikletes,  figural 
und  ornamental  verziertes  Kunftwerk  von  vergoldeter 
Bronze.  Der  Aiifbau  entfpricht  den  Compofitionen 
deutfchcn  Rcnaiffancc-Styles  von  Augsburgifchcr  Pro- 
venienz. Die  Bafis  bildet  ein  mit  zierlichen  Ornainenten 
in  durchbrochener  Arbeit  bedeckter  kupfielformiger 
.Aufbau,  unten  mit  Profilen,  KierRäben  und  Gefimfen 
belebt.  Auf  der  Kuppe  diefes  Aufbaues  fitzt  in  reitender 
Stellung  ein  nackter  Atlant,  der  mit  emporgeregten 
Armen  das  fcheibenförmige  Zifferblatt  triigt.  Die 
V'orderfeite  des  letzteren  enthalt  die  rumifchen  Ziffern 
der  zwolfftündigen  Uhr,  die  Zeiger  und  drei  Schliiffel- 
lücher,  die  Umrahmung  bildet  ein  einfach  profilirter 
Rand.  Ohne  weitere  Vermittlung  fitzt  auf  der  Uhrfeite 
eine  zweite  kleinere  Scheibe  auf,  deren  Decoration 
wir  fogleich  befchreiben  werden,  und  diefe  trägt  wieder 
einen  Adler  mit  erhobenen  Fittichen  als  äufserfle 
Abfchlufsbekrönung.  Die  Hohe  des  Ganzen  beträgt 
11'  a  Zoll,  der  Ständer  hat  3'  ■>  Zoll,  die  gröfsere  Scheibe 
5  Zoll,  die  kleinere  2  Zoll  und  der  Adler  i  Zoll,  das 
Gewicht  beläuft  fich  auf  4^,  ■,  Pfund,  der  Durchmeffer 
der  Bafis  auf  5  Zoll. 

Die  Rückfeite  des  Zifferblattes  zeigt  die  gravirte 
Darflellung  einer  Landfchaft  mit  einem  Schlofs  im 
Hintergründe,  andere  Burgen  krönen  die  Bergfpitzen 
und  eine  Mauer  zieht  fich  nach  vorn  herunter,  wofelbft 
die  Enthauptung  des  Täufers  vor  fich  geht.  Weiter 
rückwärts  ficht  man  im  Freien  das  Gaflmal  des  Herodes 
mit  den  Garten,  Herodias  mit  dem  abgehauenen  Haupte 
des  Heiligen  lammt  Gefolge.  Das  Zifferblatt  ift  neueren 
Datums,  das  alte  Uhrwerk  im  Innern  fehlt,  die  obere 
Kapfei  wLu-de,  vielleicht  bei  der  Einfetzung  des  neuen 
Mechanismus,  befchadigt,  endlich  foll  der  Adler  früher 
als  eine  Art  Pendel  beweglich  gewefen  fein. 

Die  Vorderfeite  der  oberen  Kapfei  zeigt  eine  alle- 
gorifche  weibliche  Figur  mit  einem  Schwerte,  etwa  eine 
Juflitia,  über  die  Decoration  der  Rückfeite  bin  ich  nicht 
unterrichtet.  Dagegen  vermag  ich  den  Te.xt  der  In- 
fchrift  anzuführen,  welche  fich  am  Fufse  befindet.  Sie 
lautet  nach  der  mir  vorliegenden  Abfchrift,  für  deren 
buchfläbliche  Correftheit  ich  übrigens  nicht  einftehen 
kann : 

Anno  1581  den  crfien  Tag  Februar  haben  die  fürftlich. 
Durchlauchtigkeit  mein  G.  H.  Erzherzog  Ferdinand 
zu  Oellerreich  mir  Karl  Schurff  zuSchenwerth  Oberfter 
Erbland  Jagermeifter  der  fürftlichen  Graffchaft  Tyrol 
derfelben  Rat  und  Kammerer  zu  Amros  diefe  Uhr 
gnadiglichft  gefchenkt,  welche  Uhr  zu  einer  ewigen  Ge- 
dachtnufs  bei  mir  vnd  meinen  Erben  unveränderlich 
bleiben  foll. 

Gefchichtliches  läfst  fich  über  tlen  intereffanten 
Gegcnfiand  wenig  vorbringen.  Die  Uhr  befand  fich  im 
Befitze  des  Bifchofes  Carl  Franz  von  Brixen,  kam  bei 
der  nach  feinem  Tode  ftattgehabten  Verfieigerung  an 
Private,  wurde  dann  einer  Wiener  Kunftfammlung  zum 
Kaufe  angeboten  und  ift  feitdeni  verfchollen,  wahr- 
VII.  N.  F. 


fcheinlich  befindet  fich  auch  diefes  fchonc  Objcfl 
öfterreichifcher  Kunfl  im  Auslände.  Sein  hiftorifches 
Intereffe  für  die  Cjefchichte  von  Ambras  und  dcffen 
goldener  Area  ift:  fo  bedeutend,  dafs  der  Verfaffer  hie- 
mit  die  Bitte  ausfpricht,  die  Lefer  der  „Mittheilungen" 
mochten  vorkommenden  Falls  ihm  Andeutungen  über 
den  gegenwärtigen  Verbleib  desfelben  zukommen 
laffen. 

Der    in    obiger  Infchrift  1 

bezeichnete  Eigenthümer  ift 
Karl  Freiherr  Schurff  von 
Schönwerth,  Mariaftcin  und 
Niederbreitenbach,  Pj-bjäger- 
meifter  in  Tyrol,  Pfandin- 
haber der  Hcrrfchaft  Imft, 
Erzherzoglicher  Rath,  Käm- 
merer und  Hauptmann  zu 
Kufllein,  vermählt  zum  erften- 
mal  mit  Regina,  Ullrich  ICifen- 
reich's  zu  Weitenbach  und 
Regina  von  Paumgarten 
Tochter;  zum  andernmal  mit 
Polixena  vonChloffen.  Diefer 
Karl  ift  der  erfte  P'reiherr 
des  Namens  Schurff.  Das 
P2rbjägermeifteramt  wurde 
ihm  zu  Innsbruck  den  15.  Sep- 
tember 1578  zu  Lehen  verlie- 
hen und  fcheint  dasfelbe 
damals  erft  wieder  gefchaffen 
worden  zu  fein.  ' 

12.  Die  Kirche  zu  Ober- 
Villach  ift  im  Befitze  eines 
intereffanten  Gemäldes,  das 
am  Hoch-Altare  aufgeftellt, 
in  neuefter  Zeit  in  Folge  feiner 
grofsen  Schadhaftigkeit  einer 
eingehenden  Reftaurirung 
unterzogen  werden  mufste; 
diefelbe  ift  nun  unter  der 
Künftlerhand  des  Vorftandes 
der  Reftaurir-Schule  im  Bel- 
vedere  Cuftos  Sclicllein  in 
hochüberrafchender ,  völlig 
gelungener  Weife  zu  Ende  ge- 
führt und  gelangt  das  werth- 
volle  Gemälde  wieder  zur 
Zierde  der  gedachten  Kirche 
an  feine  frühere  Stelle.  Der 
Schreiber  diefer  Notiz  hätte 
es  zwar  lieber  gefehen,  wenn 
diefes    herrliche    Gemälde  in 


(Prag.) 


einem  mehr  befuchtcn 
Orte  —  als  Ober- Villach  ift  —  feinen  Aufftellungsplatz 
gefunden  hätte,  wie  z.  B.  im  Mufeum  zu  Klagenfurt. 
Das  Bild  ift  ein  Werk  Schoreel's  und  trägt  die  Be- 
zeichnung: Joannes  Scoreel  hollandin.  pi6lor  fecit,  auf 
der  Rückfeite  fteht  anno  dni.  1520,  XV"  vnd  jn  XX  jar. 
Darunter  zwei  Wappen  in  Farben  davon  das  zur  linken 
Seite  das  der  Lang  von  Wellenburg. 

'  Eine  im  Aufbau  ahnliclic,  .Tuch  mit  derfelben  Atlantentigur  gezierte 
Uhr  befindet  lieh  feit  altefter  Zeit  in  der  .\mbrafcr  Sammlung,  jetzt  k.  k.  Schatz- 
kammer; PrimifTer,  die  k.  k.  Anibrafer  Sammlung,  pag.  202,  befchreibt  fic  als 
V'erehrung  des  Abtes  Johann  von  Weingarten  an  Erzherzog  Ferdinand  1573. 


Es  ift  eine  eigcnthiiinliclie  Darftelliiiiij,  die  uns 
der  Künl^ler  in  dicfem  Gemälde  vorführt.  Wir  fehen  in 
der  Mitte  eine  jüngere  Frau  liehen,  in  der  Traclit  dos 
beginnenden  l6.  Jahrhunderts,  die  ein  nacktes  Kind- 
lein tragt,  das  durch  den  feingearbeiteten  Kreuz-Nim- 
bus alsCliriftkindlein  bezeichnet  wird.  Dasfelbe  wendet 
fich  zu  einer  zunachll  llehcnden  alteren  Frau,  die  ihm 
eine  Traube  reicht.  Die  Muttergottes  umgeben  viele 
Perfonen  in  lebhafter  Gruppirung.  Gegen  rechts  etwas 
rückwärts  lieht  der  heilige  Jofeph  in  italienifirendcr 
Tracht  einen  Lilienzweig  lialtend,  darauf  der  heil.  Gcill 
als  Taube,  in  der  linken  Hand  eine  Sage  daneben  noch 
zwei  Männer;  neben  der  heil.  Anna  ein  älterer  Mann  und 
ein  jüngeres  Ehepaar,  davon  die  Frau  ein  Knäblein  am 
Arme  trägt ;  diefes  letztere  hält  einen  Kelch,  den  es 
fegnet ;  ein  gröfserer  Knabe  im  Pilgerkieid  mit  Mufchcl 
und  Stab  ihm  zur  Seite.  Diefe  Gruppe  fchliefst  das  l^ild 
links.  Rechts  fleht  ein  anderes  Paar  mit  vier  Kindern, 
zwei  am  Boden  fitzend  fpielen  mit  Winkelmafs  und 
Säge,  ein  drittes  Kind  fleht  dabei  und  hält  einen 
keulenartigen  Stock,  das  vierte  Kinil  liat  kein  charafle- 
rillifches  Merkmal,  ill:  jedoch  wefentlich  anders  kofi- 
bar gekleidet  und  trägt  eine  reich  gezierte  Schirmmütze. 
Sämmtliche  Figuren  find  nicht  nimbirt,  die  Frauen  reich 
gekleidet,  die  meiften  Manner  tragen  mit  Pelz  ver- 
brämte Kleider  und  Mützen.  Die  ungemein  fein  gear- 
beiteten Gefichter   find  unzweifelhaft  Porträts. 

In  einem  Manne  wollte  die  Volksmeinung  ein 
Porträt  Luthers  erkennen,  was  nicht  wenig  zur  Zer- 
ftörung  des  Bildes  und  zwar  aus  Muthwillen  beitrug.  Es 
ill  möglich,  dafs  in  den  Porträts  die  Donatoren  vertreten 
find;  übrigens  aber  dürften  die  Embleme  des  Kelches, 
des  Pilgerftabes,  der  Säge  u.  f  w.  vom  Maler  nicht  un- 
abfichtlich  gewählt  worden  fein,  fo  dafs  damit  die 
Verwandtfchaft  einiger  Apoflel  mit  Chriftus  dargeflellt 
werden  follte.  Es  dürften  damit  alfo  die  Apoftel 
Johannes  mit  dem  Kelche,  Jacob  der  Aeltere  als  Pilger, 
Simon  und  Thaddäus  mit  Säge  und  Prügel,  endlich 
Thomas  mit  dem  Winkelmafs  gemeint  fein.  Der  Hinter- 
grund des  Bildes  flellt  ein  Dorf  vor,  in  der  Mitte  ein 
gröfseres  Haus  mit  Fresken  an  der  Aufsenfeite  und 
einem  Wappen  über  dem  Thore.  Darüber  ragt  ein 
mächtiger  Burgbau  hervor.  Diefes  prachtvolle  Gemälde, 
durch  feinen  eigenthümlichen  Farbenreiz  befonders 
anfprechend,  ifl  auflloizunterlage  mitTempara-Farben 
gemalt  und  darüber  mit  Harzfarben  vollendet. 

Nicht  diefelbe  Meiflerhand  zeigen  die  beiden 
Flügelbilder,  vorflellend  den  heiligen  Chrifloph,  wie  er 
das  Jcfukind  durch  das  Waffer  trägt  (im  Hintergrunde 
eine  Einfiedelei  und  eine  Burg)  und  die  heil.  Apollonia 
mit  Zange  und  Zahn.  Der  obere  Abfchlufs  beider 
Bilder  ift  mit  einem  in  Gold  ausgeführten  reizenden 
Ornamente  geziert.  St.  Chrilloph  und  Apollonia  dürften 
die  Patrone  der  Donatoren  gewefen  fein.  Die  Rück- 
feiten zeigen  fehr  roh  componirte,  wenn  auch  nicht 
fo  ausgeführte  Bilder.  Die  Geifslung  Chrifti  (Chriftus 
an  eine  Säule  gebunden  von  Blut  triefend  und  bei  den 
Haaren  gezogen)  und  die  Krcuztragung  mit  Simon  von 
Kyrene  (ein  Domherr,  vielleicht  der  Maler)  und  die  heil. 
Veronica.  Auf  einer  Fahne  der  Söldner  der  Reichs- 
adler im  gelben  Felde.  (S.  Mitth.  N.  F.  V.  p.  XI  i 

rj.  Das  am  Fufse  des  unausgebautcn  Thurmes 
von   Si.  Stephan  in  Wien    befindliche  Monument  des 


gekriuitcn  l'oelen  Protucius  Celles  f  1508  ift  auf  Koften 
des  Wiener  Alterlhums-Vcreines  rcftaurirt  worilcn. 

14.  DieDemolirung  der Kathcrina-Capelle (Karner) 
in  Pernigg  wurde  feitens  der  Statthalterci  nicht  gc- 
ftattet.  da  eineNothwendigkeit  deren  Abtragens  nicht 
befteht  und  das  Gebäude  als  kunftgcfchichtliches 
Denkmal  gröfsere  Beachtung  verdient. 

15.  (Aeltere  Siegel  der  Stiuit  Bruiui.)  Das  altclle 
bekannte  Siegel  der  Stadt  Briiitn  gehört  in  ilasi^.  Jahr- 
hundert. Es  ift  rund,  \on  2  Zoll  8  Linien  Durchmcffer 
und  fuhrt  im  mit  Perllinien  umfaumten  Schriftrande 
folgende  in  Lapidaren  gefchriebene  Legende:  f  figil- 
Ivm  ;■  ivdicis  ;  et  i  civivm  i  de  ■  brvna.  Das  Bildfeld 
zeigt  die  DarftcUuiig  eines  l-"eftungsbaues;    ein  hoher 


Fig.  8.  (Blüm-..) 

Thorihurni  in  der  Mitte  mit  niedrigem  Pultdache,  das 
den  crenellirten  Abfchlufs  überdeckt ;  das  zweiflügelige 
Thor  der  rundbogigcn  Pforte  ift  gefchloffen ;  darüber 
ein  Dreieckfchild  mit  dem  bohmifchen  Löwen  Rechts 
und  links  fchliefst  fich  an  dicfen  Hauptbau  eine  crenel- 
lirte  Ouadermauer  an ,  die  anfteigend  mit  je  einem 
kleinen  Rundthurnic  abfcbliefst.  Diefe  Eckbauten  find 


Fig.  9.  (Biünn.) 

gezinnt  und  darüber  mit  einem  niedrigen  Dache  ver- 
fehen.  Trapp  befpricht  diefes  Siegel  in  feinem  Buche: 
Beiträge  zum  bürgerlichen  Militärwefen  Brunns  auf 
S.  45  und  bringt  eine  Abbildung  nach  einem  Abdrucke 
v.  J.  1266;  Mclly  erwähnt,  dafs  Smitiiier  es  an  einer 
Urkunde  v.  j.  1231  fand.  (Fig.  8.) 


LI 


Bald  darauf  '^iw^  eine  bcdcutfamc  Acndcnin^-  in 
der  Sicgcl-DarrtclhiiiL;-  vor  (Ich,  wie  V\'^.  9  dartluit. 
Schon  1315  erfcheint  es  verwendet.  Trapp  befpriclit 
dasfelbe  ebenfalls  und  bringt  eine  Abbildung  nach 
einem  Abdrucke  von  1351.  Obwohl  ebenfalls  rund,  ifl 
diefes  Siegel  bedeutend  kleiner,  i  Zoll  .S  Linien  im 
Durchmeffer  erreichend.  Im  fchmalen  Schriftrandc 
befindet  fichdie  in  Lapidaren  ausgeführte  folgende  Le- 
gende: t  s.ivdicis"etMvratorvm-in*brvnna.  Im  ßild- 
fclde  fchwebt,  von  Ranken  umgeben,  ein  etwas  ausge- 
bauchter Dreieckfchild,  der  dreimal  horizontal  in  vier 
Felder  getheilt  ilt ;  das  1.  und  3.  Feld  ill  blank  und 
hervortretend,  das  2.  und  4.  tiefer  liegend  gegittert. 

Diefe  Wappendarfteilung  verblieb  der  Stadt  Brunn, 
wie  die  Stempel  des  Secrct-Siegels  und  die  jüngeren 
Uathsfiegel  dartlnm.  Auch  in  das  von  K.  F'erdinand  III. 
crtheilte  verbefferte  Stadtwappen  wurde  der  dreimal 
gctheilte  Schild  als  Bruftfchild  des  Adlers  aufgenom- 
men (1646). 

16.  Mit  Beziehung  auf  die  im  VI.  Bande  der  Mit- 
theilungen neue  F'olge  p.  CXXIX  enthaltene  Notiz  66 
berichtete  der  Correspondent  ,  Hauptmann  Beck- 
Wiiiiiiann/fcttcr,  dafs  derfelbe  feither  den  dafelbft 
befprochenen  Grabftein  feines  1560  verftorbeneii  Ahn- 
herrn Sebaftian  Widmannfletter  aus  der  bisherigen 
Lagerftelle  am  Boden  heben  und  in  der  Marien-Capelle 
der  Pfarrkirche  zu  Niederranna  nachft  Spitz  an  der 
Donau   in  die  Wand  einfügen  liefs. 

17.  Die  gothifche  Pfarrkirche  in  Waidliofen  a.  d.  V. 
wird  gegenwartig  einer  eingehenden  forgfaltigen 
Reftaurirung  unterzogen  und  ift  mit  deren  Leitung  Pro- 
feffor Hermann  Ritter  von  Riewel  betraut.  Zuerft  wurde 
der  Chor  in  rtylgerechter  Weife  ausgebeffert,  die  drei 
F"enfter  im  Chorfchluffe  wurden  geöffnet  und  darin 
Glasgemälde  aus  der  Innsbrucker  Anftalt  angebracht. 
Rippen  und  Gelimfe  wurden  ergänzt.  Der  bisherige 
Hoch-Altar,  ein  Werk  des  17.  Jahrhunderts,  wurde  ent- 
fernt, doch  wird  das  Altarblatt  von  Kremfer-Schmidt 
eine  geeignete  anderweitige  Verwendung  finden.  Der 
neue  Altar,  ein  Schnitzwerk  \'on  Weftereicher,  fleht  an 
deffen  Stelle.  (Aus  einem  Berichte  des  k.  k.  Confer- 
vators  Fries.) 

18.  Correfpondent  Rosner  berichtete,  dafs  im 
Markte  Pcrfenbcug  die  fteinerne  Ritterfigur  von  der 
dortigen  Markt-  (Roland-)  Säule  aus  Muthwillen  herab- 
geftürzt  und  gänzlich  zerftört  wurde. 

19.  Confervator  Dudik  berichtete,  dafs  er  in 
neuefter  Zeit  mehrere  wohlerhaltene  Urnen  auf  dem 
grofsen  Urnenfelde  in  Jrsic  ausgegraben  hat.  Doch 
fcheinen  die  Gräber,  die  in  beftimmter  Entfernung 
von  einander  und  Richtung  liegen,  daher  leicht  zu 
durchforfchen  find,  einem  fehr  armen  Volksftamme 
anzugehören,  weil  man  bisher  in  ihnen  keinerlei 
Schmuckgegenflände  fand  und  die  Verzierung  der 
Urnen  ungemein  einfach  ifl.  Kin  zweites  Urnenfeld 
befindet  fich  nächft  der  Kirche  von  Hradisko  (zwifchen 
Kremfier  und  Kojctein),  wofelbrt  man  im  März  1880 
befonders  grofse  Lernen  fand.  Ein  drittes  Urnenfeld, 
ebenfalls  noch  unaufgefchloffen,  liegt  bei  Nezamyslits, 
auch  hier  fand  man  in  neuefter  Zeit  Urnenrefte.  Ein 


mitten  in   den  Feldern  fich  erhebender  Hügel  hat  die 
Form  der  in  Südrufsland  vorkommenden  Kurhane 

20.  In  der  oberöllerreichifchen  Gemeinde  Wcng 
wurde  eine  kupferne  Keffelhandhabc  (refte  Kupfer- 
Ring,  torques)  gefunden. 

21.  Am  30.  November  1880  wurde  zwifchen 
Aujcrjd  und  Kiiruiika  Jclcni  näcliR  der  Staatseifen- 
bahn auf  dem  dortigen  abgeholzten  Bahngrunde  ein 
metallener  gewundener  Ring  nebll  einigen  fchuneren 
Urnen  und  Schalen  gefunden,  welche  Gegenwände  an 
das  Mufeum  in  Prag  abgegeben  wurden. 

22.  Das  auf  Seite  16  dargeftellte  Wappenbild 
befindet  fich  auf  einem  Haufe  in  der  Stadt  Retz  ange- 
bracht. Das  Wappen  gehört  dem  Veit  Hofmann  an, 
der  um  1577  lebte  und  den  Wahlfpruch  führte:  „Gott 
mein  Troft."  Die  Umrahmung  diefes  Wappenbildes  ill 
in  zierlicher  Rcnaiffance  ausgeführt.  Ob  diefe  Tafel  mit 
der  Darftellung  des  Pelikan  im  Giebel  und  mit  den 
beiden  Genien,  deren  jeder  einen  Todtenkopf  hält, 
nicht   zunächft  für  einen  Gedenkflein  beftimmt  war? 

23.  Notia  über  einen  GoldfcJimied  z'oin  Jalire  i^o^f.. 
Aus  einem  mit  -Rapular"  bezeichneten  und  im  Kor- 
neuburger    Stadtarchiv    befindlichen    Papier  -  Codex 

Bl.    I09a. 

Item  Die  pildnufs  Sannd  Sebaftian  die  Maifter 
Leonhart  der  Goldfchmid  gemacht  hat.  Wigt  vüüj 
Marchh  vnnd  j  Lott.  Haben  Im  die  Herren  Richter 
vnd  Rate  von  der  Marckh  Zuelon  geben  iij  t.  .^^  '  vnd 
ain  j  t.  .^%  Zue  ainer  Pefferung.  auch  feinem  Sun  j  t  a-^ 
Zu  Trinckgellt  A6lum  an  F^richtag  vor  Afumcionis 
Marie  Anno  etc.  quarto. 

Blaas. 

24.  UrkiDidlielie  Beiträge  zur  Gefchiclite  des  ehe- 
vialigen  grofsen  filbernen  Sarges  für  die  Reliquie  des 
heil.  Leopold  in  Kloßerneuburg.  (VII.) 

1550.  26.  Auguft. 

Abfchrifft  aines  Senntbrieffs  fo  Herr  Criftoff  von 
Khueretz  aus  den  Pergfietten  mit  überantwuertung 
aines  Silbers  an  Maifter  Herten  Paungartner  gen 
Olmütz  gefchriben  hat. 

Mein  willigen  vnndt  freunndlichen  Diennft  zuuor 
lieber  Freundt  Baungartner  die  Rom  Khun.  Mt  vnfer 
aller  genadigifter  Herr  hatt  mier  durch  derfelben 
Niederoffterreichifchen  Camer  Rathn  aufferlegtt  dem- 
nach Euch  auch  ain  Silberen  Sarch  zumachen  verdingt 
welcher  200.  March  Silber  haltn  foU  daran  Euch  auch 
-o.  March,  9.  Loth,  3  Ouintel,  3.  Denar  Silbers  zue- 
gcftellt  worden  das  ich  demnach  den  Reft  Nemblich, 
129.  March,  6.  Loth,  i  denar  Silber  fuerderlichSchickhen 
vnndt  von  euch  ain  qwittung  nemen  foll  hierauf  hab  ich 
zaiger  des  brieffs  mit  den  Silbern  zu  Euch  abgeferdiget 
vnd  dieweil  ich  nit  aigentlich  wiffen  khan  ob  auff  wiener 
oder  ander  gewicht  mit  euch  befchloffen  darzue  das 
ich  khain  ander  wiener  gewicht  auch  beyhendig.  So 
fchickh  ich  euch'.hiemit  132  Marck,  3.  Loth  hellt  die 
Marck/ein  14.  Loth,.  3.  Ointel,  3.Denarthuet  vngerisch 
gewicht  fein  zu  15.  Lothen  131.  Marck  10.  Loth,  3.  Qintel, 
3   phening  Inhalt    die   Copej.   So    euch    drieffs    zaiger 

*  Talcnta  denariorum  d.  i.  Pfund  —  Pfennige. 

g* 


LH 


Fraimtz  Saley  zueftellcn  zu  völliger  IXhittunii  iler 
200  Marck  abycn  wuerde.  So  wollet  mich  berichtn 
als  (Jan  So  will  ich  vleis  haben  das  ich  euch  foliches 
auch  zuefchickhen  möge  vnnd  thue  hiemit  was  Kuch 
lieb  vnd  diennfl:  ift  Datum  Khrembnitz  den  26.  Tag 
Augulty  jm  1550. 

Crifloffvon  Khuerritz. 

Genadig  vnnd  gebiettundt  Herren  Maifter  Mert 
liaungardner  hatt  niicr  angezaigt  wie  Sich  der  brobft 
ziiClofter  Neuburg  bewilliget  hat  zway  güldene  Khreitz 
zu  demSarch  zu  geben,  ob  man  mit  ime  daraus  handeln 
mochte. 

Maifler  Merte  Paungardner  hat  Sich  bewilligt  ain 
Rechtte  X'ifier  dem  Sarch  gleich  zumachen.  Nach  feiner 
leiing  vndt  grüfs  auch  hoch  \  ndt  gellallt  wie  es  dan  an 
ime  felbs  ift  will  auch  Nach  feinem  guedtbedunckhen 
die  Zier  oder  verkhlaidung  vermelden  was  auch  Euer 
Gnaden  darin  guedt  bedunckhen  vnd  auch  darneben 
anzaigen  was  vngeuerlich  fuer  gellt  darauf!  gen  wucrde. 

Es  fein  auch  verhanden  zway  grolfe  ])erl  ob  man 
es  wollt  auff  des  Sarchs  tach  an  die  ürtter  zu  ainer 
Zier  machen  laffen. 

1551.  28.  July. 

Im  1551.  Jar  jn  Wyenn  den  28.  Julj  2,-j.  Ring  zer- 
brochen gefchmclczt  haben  vor  dem  gyeffen  gewogen 
1.  Marckh,  3.  Lot,  2.  cjuent,  3.  denar,  wegen  nach  dem 
gyeffen  i.  Marckh,  3.  Lot,  i.  quent,  i.  denar,  ift  am 
gyeffen  abganngen  i.  quent,  2.  denar.  Das  ifl  noch  nit 
gefchmeiidig,  zubeforgen  Ee  das  zu  feiner Notturfftigcn 
gcfchmedickhait  gebracht  werde  abgen  j  oder  ij  quiii- 
tel   Dauen    ain    wenig   van    dem   gold    zu    ainer  Prob 

Ludwig  Neyfarer  Wardein. 

Am  2^.  Julj    an    die   Niederoflerreichifch  Camer, 

ainen  Zain  gold    probyert  Helt  die  Marck   fein   gold 

17.  Krat,   4.  Gram,  VVigt  der  Zain   i.  Marckh,   3.  lot, 

quentel,  thuet  fein  gold  13.  Lot,  3.  quentel.  2.   denar. 

Ludwig  Neyfarer  Wardein. 

1551.  5.  November. 

Rom.  auch  zu  Hunnger  vnnd  Behani  et  Ku.  Mt. 
Camer  Ratte  in   der  Nieder  Oflerreichifchen  Camer. 

Nach  dem  ich  von  Eur  gnaden  gen  Olmutz  abge- 
ferdigt  worden  bin  an  den  Maifter  Mertten  Baungartner 
Goltfchmid  dafelbs,  zw  befehen  vnnd  Erinnern  die 
Ferdigung  vnnd  das  werch  S.  Leopolltd  Sarch  fo  hab 
ich  befunnden.  Nach  der  aufsv/eyffung  der  vifier  ilie 
ich  mit  mier  hinein  gefuert.  Das  mier  der  Maifter  alle 
gemachte  arbait  Ordentlich  gelegt  vnnd  gezaigt  hat 
damit  ich  E.  Gna.  an  der  Vifier  khan  ain  Vnndericht 
geben  vnnd  zuverftenndigen  was  daran  ferdig  ift  oder 
nit.  Erftlich  wigt  alle  arbait  71  marckh  wienifch  gewicht 
mer  fein  verhannden  Sechs  ferdige  plech  oben  über 
die  apoftl  die  wegen  drey  Marckh  fcchs  lott.  Mer  fein 
Verhannden  Sechzehn  ferdige  plech  volckhumendlich 
daraus  die  apoftl  getriben  werden  Sambt  dem  Saluator 
vnnd  Maria  pillt  auch  Sannd  Leopoltu  vnnd  feinem 
gcmahl,  die  Nun  fchon  in  der  arbait  fein  daran  man 
treibt  wegen  44.  marckh  daraus  fein  fchon  fechs  apoftl 
ferdig.  Mer  ift  noch  gewogen  worden  noch  vngearbait 


Silber  40.  Marckh  das  die  Sunia  thuet  des  abgewegnen 
Silber  benentllich  ain  hundert  vnnd  acht  \nnd  funff/.ig 
marckh  fechs  loth.  So  hat  der  Maifter  ain  Silber  hie 
Empfangen  zu  Wienn  von  Eur.  Gna.  das  goldig  gewefen 
hat  er  zu  Olmiitz  laften  fchaiden  aus  diefem  Silber  ift 
goUt  gefchaiden  worden  27.  Loth  ain  quintl  faind 
136'  ,  Ducaten  den  Ducaten  geraitt  zw  Hundert  \nnd 
fechs  Khreitzer  darfuer  gibt  der  Paumgartner  Silber 
zu  15  Loth  halttunt  20.Marckht  zehenLoth  vndt  fohatt 
er  Noch  Silber  das  im  der  goltfchaider  zu  Olmiitz  von 
dem  Silber  fo  er  gefchaiden  hat  zueftellen  wicrt  fechs 
Marckh  vnd  zway  Loth,  das  die  ganntz  Suma  thuet 
fo  Maifter  Mertt  Paungartner  Silber  beyhendig  hatt 
benenndlich  ain hunndert vnnd  funnff  vnd achzigmarckh 
vnnd  zway  Loth  zu  15  Loth  halttunnt.  Damit  ime  aber 
die  Zwayhunndert  marckht  gar  erfüll  \nd  erfthdatt 
werde.  So  gen  im  Noch  ab  das  ime  zuegeftelt  fol 
werden  vierzehen  marckh  vnnd  vierzehen  Loth  auch  zu 
15.  Lothn  haltt  und  alsdann  So  hat  er  fein  volckhumene 
anzall  Silber  als  die  zwaihundet  Marckht  gar  bei  ainn- 
ander  alfo  haben  Eur.  Gna.  von  mir  Gregorn  Parhach 
ainen  bericht.  158.  Marck,  6.  Loth  abgewogen  gemacht 
vndt  vngemachtte  arbait  6.  Marck  2  Loth,  So  im  der 
Goltfchaider  noch  iiberanntwuerten  Soll  20.  Marck  10 
Loth,  P'üer  das  Schaidgolt  gcbuert  fouil  Silber  zu  15 
Loth  halltunnt  an  die  ftatt  zu  legen.  Suma  185.  Marck 
2  Loth,  Souil  hat  Mert  Paugartner  Silber,  Reft  noch 
14,  Marck  14.  Loth,  foll  im  noch  zuegeftellt  werden, 
Suma  200.  Marck. 

Gregoricn  Parhachs  bericht  an  die  Nieder  Öfter, 
reichifche  Camerden  Sarch  Sannd  Leopoltu  Hetieffund 
5.  November  1551. 

Camcfina. 

(Fortfetzung  folgt.) 

25.  Heinrich  Käbdcbo,  der  Herausgeber  der  allge- 
meinen Kunftchronik  ift  am  20.  Janner  1881  Nachts 
nach  längerem  Leiden  in  feinem  dreifsigften  Jahre 
geftorben,  ein  ebenfo  ftrebfamer  als  flcifsiger  Eorfcher 
auf  dem  Gebiete  der  öfterreichifchen  Kunftgefchichte, 
aus  deffen  Paeder  fo  manch  werthvoller  Artikel  unferes 
Organes  ftammt.  1876  gab  er  eine  fehr  forgfaltig 
zufammengeftellte  Bibliographie  der  beiden  Türken- 
belagerungen Wiens  und  in  neuefter  Zeit  eine  grufsere 
Arbeit  über  Math.  Donner  heraus.  Durch  von  hohem 
Orte  ihm  freigebigft  gewidirte  Subvention  wurde  er 
in  die  Lage  gefetzt,  ein  Uingft  als  Bediirfnifs  erkann- 
tes umfalfendes  Werk,  ein  öllerreichifches  Künftler- 
Lexicon,  vorzubereiten  und  delTen  crftes  Heft  zu 
publiciren. 

26.  Der  von  der  Central -Commiffion  mit  der 
Revifion  des  Laibacher  Landes-Archi\s  betraute  Herr 
Peter  Skobiclski  fand  dafelbft  ein  Schreiben  Rudolph  IV. 
an  den  Rath  und  Richter  von  Trieft  dto  19.  November 
1359  auf  Pergament,  das  alsInnenEinband  beim  Deckel 
eines  Urbars  des  Klofters  Bifchoflack  verwendet  war. 
Dasfelbe  wurde  losgelegt  und  tlergedachten  Sammlung 
einverleibt. 


LIII 


Reife-Notizen  über  Denkmale  in  Steiermark  und  Kärnten. 


Von    Ol     Karl  Liiiä. 


VII. 


(Mil  9  Tcxt-Üluftr.uioiicn.) 


riankiiclic  St.  Marlin  bei  Vi/liuh  mit  wciii- 
ijcn  gotliifchcn  Rcllcii.  Am  Seiten  -  Altar  im 
linken  (Jiierfcliiffe  IJrLichlliicke  eines  gothifclien 
Schnitz-Altars,  vorflcllcnd:  Maria  Schutz,  dabei  unten 
Anna,  Maria  und  Jefiis,  ein  zum  obigen  nicht  Ljehnrii^es, 
kleines  fchones,  [)olyclironiirtes  Schnitzwerk.  Aul  einem 
anderen  Seiten-Altare  ein  gutes  Gemiddc  aus  dem 
i8.  Jahrhundert,  Maria-Himmeifaiirt  vorftellend.  Am 
Friedhofe  rechts  neben  der  Kirche  ein  dem  h.  Michael 
geweihter  Karner,  begehend  aus  Quadrat  und  drei- 
feitigem  Schluüe  ohne  Streben,  einfaches  Netzge- 
wölbe, zweitheilige  P'enfter  mit  hübfchem  Maafswerke, 
ein  fpat-gothifcher  Bau.  Die  Filial- Kirche  zu  .SV.  Jolianit, 
auf  einem  Hügel  gelegen,  ein  einfchiffiger  Kau  mit 
flacher  Decke  und  funffcitigem  Churlein.  Die  Kenller 
mit  einfachem  Maafswerk  und  Kellen  von  Glasgemal- 
den  aus  dem  15.  Jahrhundert;  der  Thurm  neu,  doch  in 
derurfprünglichenForm.  In  der  gothifchen  Filial-Kirche 
zu  St.  Georgen  (geweiht  1488)  ein  gothifcher  einfacher 
Kelch.  An  der  Pfarrkirche  in  Deiitfeh-Bleiberg  hat  fich 
das  l'resbyterium  noch  als  einfacher  gothifcher  Bau 
mit  fpitzbogigen  Fenllern  und  Reflen  von  Strebe- 
pfeilern erhalten,  die  Gewölbe  neu.  An  den  Seiten- 
Altaren  Bilder:  der  gegeifselte  Heiland  von  Fmil 
Muhlbacher  und  die  Verkündigung  von  Jof  Aug.  Miihl- 
bacher.  Die  Pfarrkirche  zu  St.  Heinrich  im  Gereiith 
im  Chor  und  zum  Theile  im  Langhaus  einfach  gothifch 
(Jahreszahl  1505  und  1509).  Eine  Glocke  von  1506,  ein 
Kelch  von  1509. 

Die  Pfarrkirche  zu  St.  Stephan  bei  Finkenßein 
ift  ein  einfacher  gothifcher  Bau  aus  clem  Jahre  1477, 
fie  wurde  durch  Meiller  Jerg,  den  Steinmetz  aus 
Klagenfurt  erbaut,  in  neuerer  Zeit  aber  arg  reÜaurirt. 
An  der  I'i  iedhofmauer  zwei  intereffante  fpat-gothifche 
Hoch-Reliefs,  vorftellend  dasMartyriumdes  h.  Stephan 
in  vier  Bildern  und  den  englifchen  Grufs  in  zwei  und 
den  h.  Michael  in  einem  Bilde,  mit  fchwerem  Giebel- 
auffatze  fammt  Pialen  und  Kreuzblumen.  In  einer 
kleinen  Capellc  ein  Flugel-Altarchen. 

Treffen  ill;  eine  alte  Anfiedlung,  die  Kirche  wird 
fchon  878  genannt.  Die  heutige  Kirche  ill  ein  urfprung- 
lich  gothifcher  Bau,  hat  aber  durch  das  lüdbeben  1690 
arg  gelitten,  die  Rellaurirung  wurde  ohne  Rückficht 
auf  den  gothifchen  Styl  planlos  durchgeführt.  Das  l'res- 
byterium hat  eckigen  Abfchlufs  und  Strebepfeiler,  der 
Thurm  über  dem  Presbyterium  rundbogige  Doppel- 
fenfler,  eine  Glocke  von  1654,  das  Portal  rundbogig, 
doch  fpat- gothifch  profilirt,  ein  Seiten-Portal  mit 
Oeffnung  in  Kleeblattform.  Die  Kirche  reich  an  Male- 
reien. Am  Hoch-Altar:  Chrifti  Himmelfahrt  (in  einem 
prachtvollen  Renaiffance-Rahmen)  von  P.  Cuffeti.  An 
der  Epillel-Seite  Maria  X'erkündigung  von  demfelben 
Meifler.  Das  Kreuzigungsbild  am  linken   Seiten-Altar 

VU.  N.  F. 


llammt  aus  dem  Klofter  Viktring.  Ober  dem  fpitz- 
bogigen Triumphbogen  ein  fchones  älteres  üelgemalde. 
Die  Plafonds  der  Kirche  bemalt  von  Chrifl.  Brand- 
llatter  dem  jüngeren  (1837).  -^'^  t'^-'"  Wanden  mehrere 
15ilder,  darunter  tue  l'"ufswafchung  und  Chrillus  mit 
den  Kindern,  endlich  ill  eine  Kreuzabnahme  bemer- 
kenswerth. 


Fig.    1.   (Maria  Gail.) 

Grabmale:  das  der  Edelen  Frau  Dorotea  Bäde- 
kerin  mit  Wappen  1496,  des  „Ernell  Martin  Sackhl  von 
trefn,  gewefler  pflegsverwalter  auf  Bodenprunn"  1 1573 
und  des  Lienhart  Sackl  Verwalters  zu  Treffen  1496 
(mit  W^appen),  des  Edlen  Georg  Philipp  Troi  1645  (mit 
Wappen),  der  Maria  Conllantin  Liesyaniggin  (1735), 
etidlich  der  grofse  Marmorgrabflein  der  graflichen 
I""amilieGrottenegg,  als  Rofina  geb.  Aichelburg,  Maria 
Anna,  Adam  Seifried,  Joh.  Seifried  von  1690,  1705, 
171S,  1755.  Zu  erwähnen  ill  noch  folgende  Infchrift : 

Anno  a  Chrilliano  na 

tali  fesquimillefnno  vigefi 

mo  fe.xto  pridie  Idus  Maias 

Deo  Natureq  cöceffit  honät 

vir  Joannes  Rosner  Acheba 

chie  Trevenfis  eccle  facerdos 

primang  L 

Renaiffance-Umrahmung,  Portrat  mit  Collume. 
An  der  Kirchenmauer  mehrere  Römerfteine. 

In    der    P'iliale    der    Pfarrkirche    zu    Afritz  —  zu 
Wollatt  — befindet  fich  ein  kleiner  Flügel-Altar  in  noch 


LIV 


gutem    Zuftandc.    Alii.-cii     als  Gemälde    die   \'^erkiin- 
digung,  innen  die  Geburt-Chrilli,  ein  Schnitzwerk. 

Die  Pfarrkirche  Maria  an  der  Giil  gehurt  zu  den 
wichtigen  Bauwerken  Kärntens.  Sie  ift  ein  einfacher 
Bau  ihren  inneren  und  aufseren  VerhältnilTen  nach, 
der  im  kleinften  Theile  romanisch,  dann  im  gothifchen 
Style  erneuert  und  zur  Zeit  der  fpatellcn  Gotliik 
rellaurirt  wurde.  Der  Chor  belleht 
aus  einem  oblongen  Joch  mit  drei 
feitigem  SchlulTe,  ein  flernför- 
miges  Gewölbe  bildet  die  Decke. 
Die  Kippen  laufen  auf  Wanddicn- 
rten     ohne    Confolen    an ,    denen 


aufsen  dreimal  abgefchrägte  Strebepfeiler  entfprechen. 
Der  Unterbau  des  Thurmes  ifl  dem  Presbyterium  als 
quadratifche  Halle  vorgebaut,  daran  fich  das  Langhaus 
fchliefst,  ein  einfchiffiger  Kaum  mit  zierlichem  Stern- 
gewolbe,  drei  Joche  bildend  und  Wanddienfte  als 
Rippenauflager.  Chor  24'  9"  lang,  21'  9"  breit,  23'  hoch. 
Halle  14'  3"  lang,  15'  4"  breit,  20'  6"  hoch,  Schiff 
56'  9"  lang,  34'  6"  breit  und  28'  hoch.  An  der  Nord- 


feite ein  Capellen  -  Anbau  aus  dem  Ausgange  der 
Gothik,  gegenüber  die  aus  drei  Quadraten  gebildete 
Sacrillei.  Vor  dem  welllichcn  Haupt-Portale  eine 
Vorhalle,  deren  N^erlängerung  im  erftcn  Stockwerke 
zum  Mufik-Chor  dient.  Ein  einfaches  Kreuzgewölbe 
überdeckt  die  Halle,  im  Schlufsfteine  das  Lamm,  vier 
Kippenauflager:  Gnom,  nackte  I'^igur,  Mönch,  nackte 
Figur.  Der  .Mufik-Chor  tritt  bis  in  die  Hälfte  des 
erften  Schiffjoches  vor  und  ruhet  diefer  Vorbau  auf 
zwei  Säulen  mit  gewundener  Canellirung,  deren 
Unterlage  je  ein  liegender  Löwe  bildet  I"ig.  i.  Die 
Löwen  find  aus  röthlichem  marmorahnlicliem  Kalk- 
rteine  angefertigt ,  deutlich  ifl;  das  Auffetzen  der 
urfprünglich  nicht  dazu  gehörigen  Säule  fichtbar.  Die 
Löwen  dürften  von  einem  romanifchen Portal  llammen. 
Das  Haupt-  und  das  Seiten-Portal,  darüber  eine 
Madonnen-Statue,  fpitzbogig  und  gut  profilirt.  In  den 
pitzbogigen  Fenrtern  des  Presbyteriums  Rertc  guten 
Maafswerks.  Die  Thurmhalle  dürfte  noch  der  romani- 
fchen Stylperiode  angehören.  Der  Aufbau  des  maffi- 
gen  Thurmes,  mit  feinen  grofsen  Spitzbogen-Schall- 
fenflern,  und  dem  achtflächigen  Spitzdache  gehört,  wie 
der  ganze  übrige  Kirchenbau,  der  Gothik  an  (beiläufig 
Anfang  des  15.  Jahrhunderts).  Einige  Sculpturrefle  der 
romanifchen  Kirche  wurden  in  pietätvoller  Weife  an 
der  Aufsenfeite  der  Kirche  eingemauert,  vorflellend 
St.  Georg  mit  dem  Drachen,  einen  Löwen,  eine  Jung- 
frau, die  einem  Ungethüme  geopfert  werden  foll,  zwei 
Engel  des  Weltgerichtes,  zwei  Masken. 

Als  beibndere  Zierde  der  Kirche  ill  zu  erwähnen 
ein  reich  gefchnitzter  Flügel-Altar  mit  trefflich  behan- 
delter architektönifcher  Umrahmung.  Auf  der  Predelle 
die  Familie  Mariens  in  Relief.  Im  Schreine  die  Krö- 
nung Mariens,  jetzt  am  Hoch-Altare  (Vollfiguren).  Auf 
den  F'lügeln  innen:  Geburt  Chrifti  und  Pfingflfert,  die 
drei  Könige  und  Tod  Mariens  in  Hoch-Kelief.  Ueber 
dem  Schreine  Chriftus  am  Kreuze,  Maria  und  Johannes. 
Auf  der  Aufsenfeite  der  Flügel  ift  Anna  und  Maria 
und  die  Auferftehung  des  Heilands  gemalt,  (Mitte 
des  15.  Jahrhundertsi,  bemerkenswerth  ill  ein  fchönes 
Figürchen:  Maria  Schutz.  Am  Mufik-Chore  zwei  Figu- 
ren aus  Holz  gefchnitzt,  St.  Florian  und  St.  Georg, 
charakteriftifche  Arbeiten  des  16.  Jahrhunderts.  Die 
Chor-Brürtung  ilt  mittelft  einer  niederen  mitlMaafswerk 
zierlich  durchbrochenen  Wand  erhöht.  Zu  erwähnen  ill 
noch  der  dem  17.  Jahrhundert  (?)  angehörende  Taufltein 
und  der  zweigefchofsige  Karner  gegenüber  der  Kirche. 

Für  die  Gefchichte  diefer  Kirche  iff  eine  Infchrift 
wichtig,  die  fich  links  im  Presbyterium  befindet;  -Im 
1580  ifl  diefes  Gottshaufs  fanimt  dem  Thurm  nieder- 
gangen und  eingefallen  durch  die  Edlen  und  geftrengen 
Herrn  Ludwig  und  Anthan  von  Grotta  zu  Grottenegg 
und  Finkenftein  und  Gebrüder  als  Vogt  und  Lehens- 
herrn Gott  dem  Herrn  zu  fchuldigen  Ehr  widerumb 
erhebt  und  gepaudt  worden  im  1606  Jar." 

Diefe  Familie  hatte  dort  ein  Begräbnifs  und  nennt 
ein  Leichenllein  Ludwig  1.  b.  v.  Grotta  1677,  Sigmund 
Gottfried  1630,  Franz  Gottfried  1638,  l-^life  feine  F'rau 
1612. 

Die  Pfarrkirche  zu  St.  Ruprecht  am  Moos  ill  den 
Umfangsmauern  nach  ein  romanifches  Gebäude,  der 
Thurm  bildet  mit  feiner  unteren  Halle  das  Presby- 
terium, deffen  Wandpfeiler  mit  halbrunder  Vorlage 
ohne   Capital.    Die    Gewölbe   im    -Schiffe    (zweijochig) 


LV 


rpat-gothifclies  Netzwerk,  der  Triumpliho;4en  f|)it7.- 
bogig,  im  'riuirm  romaiiifclie  Doppclfenllcr,  kleine 
San6luariiim-Nifclie  mit  Gilter. 

Zu  Anwldßcin  befinden  ficli  zwei  Kireheii,  die  am 
Berge,  die  Stiftskirche  der  alten  aufgelnften  Hene- 
difliner  Abtei,  und  die  kleine  Kirche  im   ( )rte. 


I'ig-  3    (f^iefcha.; 

Das  Benedi(5liner-Stift  wurde  durch  den  Bamberger 
Bifchof  Otto  aus  dem  Haufe  Andechs  um  1107  gefliftet 
und  von  Mönchen  aus  dem  Michaels-Klofter  bei  Bam- 
berg bezogen.  Einem  dem  Benedi6liner-Orden  befte- 
henden  Gebrauche  gemäfs,  erhob  fich  diefe  Ordens- 
anfiedlung  auf  einem  ziemlich  hohen  felfigen  Berge 
rechter  Seite  des  Gail-Thales.  Das  Klofter  hatte  häufig 
mit  widrigem  Schickfal  zu  kämpfen,  die  liinfalle  der 
Venetianer  und  Türken,  der  BauernaufÜand  um  1659 
fchädigten  deffen  Eigenthum;  1783  traf  es  das  unver- 
diente Los  der  Aufliebung  bei  einem  Vermögenswerthe 
von  91.080  fl.  Die  Stiftskirche,  der  man  nur  zu  deutlich, 
anficht,  dafs  Armuth  eingekehrt  und  die  forgfame 
Hand  des  Ordenspriefters  fehlt,  hat  eine  eigenthümüche 
Anlage.  In  Folge  des  Anfteigens  des  Felfen-Plateaus 
liegt  das  Presbyterium  diefes  übrigens  kleinen  Gebäu- 
des bedeutend  höher  (10  Stufen),  als  das  Schiff;  in 
Folge  deffen  unter  dem  erfteren  eine  Krypta  mit  dem 
Eingang  in  der  Mitte  der  Chorftiege  befleht.  Die 
Kirche  hatte  viel  Umgeftaltungen  durchzumachen,  nur 
das  Presbyterium  ift  fpät-gothifch  mit  reichem  Netz- 
gewölbe,  die  drei  Fenfter  im  Schluffe  fpitzbogig  ohne 
Maafswerk.  Eine  kleine  San6luariums-Nifche  mit  Git- 
ter. Das  Schiff  befteht  aus  einem  oblongen  Räume 
mit  Netzrippen-Ueberwölbung.  Impofant  ift:  der  nie- 
drige mächtige  Thurm,  der  dem  Schiffe  vorgebaut  ift, 
er  gehört  ficher  der  romanifchen  Zeit  an.  Eine  Glocke 
mit  der  Infchrift:  Benedictus  etc.  1475,  eine  zweite: 
o  rex  gloriae  etc.  1477. 

An  den  Wänden  vier  vveifs-marmornc  Grabfteinc 
von  Aebten  mit  Figuren,  aus  dem  16.  Jahrhundert.  In 
der  Sacriflei  Ornate  aus  der  Klollerzeit  und  eine  fehr 
intereffante  geftickte  Mitra  (14.  Jahrhundert). ' 

'   Jct/t  Kigt-nthuin  lies  k.  k.  oftcrr.  Miifiüim^  in  Wien. 


Das  .Stiftsgcbiiude  bis  auf  den  Rand  des  Felfens 
hinausgebaut  umgibt  die  Kirche,  die  in  dem  engen 
Kloiler-llofe  freilleht.  Im  Gebäude,  namentlich  in  den 
(längen  noch  viele  gothifche  Anklänge.  Vor  dem  Ein- 
gange in  das  Stift  zwei  grofse  romanifche  (.')  Löwen 
aLis  weifsem  Marmor,  der  eine  fitzend,  der  andere 
fchadhafte  auf  einem  Lamm  flehend. 

An  der  Vorderfeite  der  Kloflerkirche  zwei  antike 
Bruftbilder  auf  ein  und  demfelben  Steine  ausgemeifelt, 
eingemauert,  weifser  Marmor  mit  Spuren  \on  Bemalung, 
darüber  ein  weiterer  Romerftein  mit  einem  Fifche.  (?)* 

Die  Kirche  im  Orte,  ein  befcheidener  Bau  mit 
fpät-gothifchem  Presbyterium  fammt  Netzge wölbe, 
Sanftuarium-Nifche  mit  Gitter.  Am  Seiten-Altar  rechts 
zwei  gute  Bilder  des  18.  Jahrhunderts,  vorflcllend  je 
eine  Gruppe  von  Heiligen.  In  der  Filial-Kirche  zu  Scll- 
fchacli  zwei  Flügel-Altäre  mit  Reliefs,  Schitzereien  und 
Bildern  (1517). 

Die  Stadtpfarrkirche  zu  St.  Peter  und  Paul  in 
Bleiburg  ifl  ein  fpiit-gothifcher  Bau  von  zweifchiffiger 
Anlage,  nämlich  ein  1  lauptfchiff  und  ein  Seitenfchiff 
das  links  angefchloffen  ill.  Das  Presbyterium  ifl  mit 
dem  Hauptfchiffe  gleich  breit  und  hoch,  und  befleht 
aus  vier  Jochen  und  dem  dreifeitigen  Schluffe;  das 
fpät-gothifche  Netzgewölbe  ift  etwas  gedrückt,  daher 
die  Rippen  nicht  kräftig  genug  das  Princip  des  Empor- 
Urebens  zum  Ausdruck  bringen.  Die  Rippen  verlaufen 
fich  ohne  Capital- Vermittlung  in  den  Wanddienften. 
Die  Fenfter  find  fpitzbogig,  doch  ohne  Maafswerk; 
rechts  des  Presbyteriums  die  Sacrilfei  mit  Vorbau  und 
der  Thurm.  Das  Langhaus  befleht  in  beiden  Schiffen 
aus  je  vier  Jochen,  die  fich  mit  Ausnahme  des  Netz- 
gewölbes, das  ein  anderes  Rippengeflecht  zeigt,  nicht 
von  jenen  des  Schluffes  unterfcheiden.  Gegen  das  an 
der  Nordfeite  gelegene  und  gleich  hohe  Seitenfchiff, 
das  etwas  fchmäler  ift,  tragen  drei  achtfeitige  Pfeiler 
die  fpitzbogigen  Arcaden-Wölbungen.  Dem  Seiten- 
fchiffe  ilf  ein  Joch  fammt  dreifeitigem  Abfchlufle  ge- 
wilTermafsen  als  Neben-Chor  angefchloffen  und  fleht 
auf  diefer  Seite,  da  eine  Arcade  fich  gegen  das 
Presbyterium  hin  öffnet,  der  Triumph- 
Bogenpfeiler  frei.  Die  Fenfter  des  Lang-  «  0  /^  > 
haufes  fpitzbogig.  Im  letzten  Joche  des 
Schiffes  fleht  der  in  fechs  kleine  Joche 
getheilte  und  von  dichtem  Rippenwerk 
getragene  fleinerne  Orgel -Chor.  Die 
kleinen  Pfeiler  haben  theils  die  achtfei- 
tige theils  die  bündelige  Grundform. 
Der  Taufllein  fpät-gothifch  von  acht- 
eckiger Geflalt.  Das  ganze  Aeufserevon 
Grund  aus  modernifirt,  vor  derWeflfeite 
wurde  eine  offene  Halle  im  gothifchen  (?) 
Style  angefügt.  Der  mächtige  Thurm 
mit  zopfigem  Helme.  An  innerer  Ein- 
richtung nichts  Bemerkenswerthes. 

Zur  gedachten  Pfarrkirche  gehören 
acht  I'llialen.  Das  Kirchlein  zu  Obcrloi- 
bach  hat    im    Chore   zufammengcfetztes  Vv. 
gothifches    Gewölbe,    im     Schiffe    eine 
flache  Decke,  der  viereckige  Thurm    an    der  Südfeite 
mit    einem  achtfeitigen    Zeltdache.   Die   grofse   Filial- 
Kirche  zu    lüncrsdorf  mit    fehr   hohem   und    fchönem 
llreng    gothifchen    Chore    (2    Joche    und    dreifeitiger 

"^  S.  Jahorn  gg's  Kärntens  röm.  Altcrthümer.  i/"«;. 


LVI 


Schlufs)  Wanddienrte  mit  Kaffgefims  und  neuerem 
Schiffe.  Der  mit  dem  Chore  gleich  alte  Thurm  mit 
einem  vierfeitiijen  Zeltdache.  Refte  von  Glasgemalden. 
Die  Filiale  in  Schiltt-itdorf ,  ^die  fogcnannte  heil.  Grab- 
kirche) aus  dem  Jahre  1773  rtammend,  hat  einen  halb- 
kreisförmigen Altar-Raum  und  erweitert  fich  gegen 
das  Langhaus  durch  Anbringung  von  halbkreisför- 
migen CapcUen-Ausbauten  zu  einer  Art  Querhaus. 
Die  N'ierung  mit  einer  l'endentif-Kuppel  und  fechs- 
feitiger  Laterne.  Die  runden  Ausbauten  mit  Viertel- 
kuppelung. Der  weftliche  Theil  bildet  in  der  erften 
Anlage  drei  Joche  mit  ungebrochener  Tonne  über- 
wölbt; dann  zwei  flankirende  barokbedachte  W'cll- 
thürme.  V'or  die  ganze  W'edfront  legt  fich  eine  ilrci 
jochige  16  M.  lange  Vorhalle,  mit  drei  rundbogigcn 
Oeffnungen.  Die  Filiale  in  Unti-r-Loibaili ,  ein  ein- 
fchiffiger,  fpat-gothifcher  Bau  fammt  Thurm  mit  \ier- 
feitigem  Zeltdache  an  der  Chor-Sudfcitc. 

Die Pfarrkirchezu St.  Michail, 
ein  grofses  Gebäude  mit  fchr 
hohen  fpat  -  gothifchen  Prcsb)'- 
tcrium  und  neucrem  Langhaufc, 
(fie  brannte  nämlich  1684  gänz- 
lich ab,  und  blieben  vom  altem 
Baue  nur  die  fehr  hohen  Umfaf 
fungsmauern  des  Chores  flehen). 
An  der  Südfeite  des  Chores 
MCD(?),  der  Thurm  an  der  Weft- 
front  in  feinen  unteren  Partien 
alt.  Das  heutige  Netzgewölbe  ill 
Fig.  5.  (Liefch.-..)        i,^    gtj-ie    der  Spät- Gothik  au.s- 

gefiihrt,  wobei  die  zu  flachen  Gewölbekappen  in  die 
Spitz-Bogenfelder  der  hohen  Fenfter  eingreifen.  In 
den  Fenftern  gutes  Maafswerk,  aufsen  Strebepfeiler  mit 
vier  Abfatzen,  fpät-gothifcher  Taufftein.  Die  Filial- 
Kirche  zu  St.  Martin  in  Waggendorf  mit  fpätgothi- 
fchem  Schiffe  (Netzgcwolbe)  und  ibeng  gothifcheni 
Chor  (Kreuzgewölbe  mit  11  Schlufsfteinen),  mittelgrofs 
von  fchlanken  Verhältniffen  in  den  hohen  Gewölben, 
Der  Chor  befleht  aus  einem  Joche  und  dem  dreifei- 
tigen  Schlufle,  das  gleiclibrcite  Langhaus  aus  vier 
Jochen.  Die  Chor-Fenlter  mit  llrcngem  Maafswerk,  die 
des  Langhaufes  mit  charakteriflifch  fpät-gothifchem. 
Die  Gewölberippen  im  Chor  ruhen  auf  Confolen,  im 
Schifte  auf  Dreiviertelfaulchen  mit  ringf  innigen  Capi- 
tälen.  An  der  Nordfeite  über  der  Sacristei  der  vier- 
eckige Thurm  mit  aclitfeitigem  modernifirten  Spitz- 
dache. Die  F'iliale  zu  Rinkolach  mit  einfach  gothifchem 
Chore  und  flach  caffetirter  Ilolzdecke  im  Schiffe  (an 
deffen  Aufsenfeitc  1549).  Der  Thurm  an  der  Chor- 
Südfeite  mit  achtfeitiger  Spitze.  Die  Filial-Kirche  zu 
St.  Nicolaus  in  //ö/befitzt  ebenfalls  noch  einen  fpät- 
gothifchen  Chor  und  einen  gleichalten  Thurm  an  der 
Chor-Nordfeite. 

Die  Pfarrkirche  zu  Rinkenberg  befleht  aus  einem 
zweijochigen  fpät-gothifchen  Langhaufe  mit  Stern- 
gewölbe, aufsen  Strebepfeilern  und  einem  älteren 
Presbyterium,  mit  dem  erfleren  gleich  breit,  aber 
bedeutend  niedriger.  Die  Kippen  der  Kreuzgewnibc 
im  Chor  find  fehr  kräftig  und  fitzen  im  unterften 
Hohen-Viertel  der  Wände  auf  Confolen  auf  Im  Schifi"e 
vereinigen  fich  die  Rippen  in  halbrunden  DienlUn  an 
flark  vortretenden  Lefenen.  Der  Spät-Gothik  gehurt 
auch  der  Orgel-Chor  an  mit  feiner  zur  Hälfte  vollen, 


zur  Hälfte  in  Maafswerk  -  Figuren  durchbrochenen 
Brülliuig.  In  der  Unterwölbung  dichtes  Netzwerk, 
Spindellliegc  mit  dreifeitiger  Umfaffungsmautr.  Der 
Thurm  an  der  Chor-NordiVite  hat  alterthümliches  Aus- 
feilen mit  fpitzbogigen  Schalllochern.  Die  Glocken 
datiren  von  1470,  1669,  1781.  Die  Chor-Fenfler  mit 
Maafswerk.  An  der  äufseren  Schiffwand  Refte  \on 
ubcrtimchten  Malereien.  Im  Pfarrhofe  ein  gutes  Kreu- 
zigungsbild vom  Jahre  1675,  gelüftet  vom  Pfarrer 
Florian  Staudegger.  In  der  Schwaberger  F'ilial- Kirche 
zu  Heiligi-iißadt  eine  Glocke  aus  1518. 

Die  Pfarrkirche  zu  /Ve-T'rf// (Maria  am  See),  nahezu 
die  bedeutendlle  Pfarre  in  Untcr-Kärnten,  ift  eine 
in  raumlicher  Bezielumg  fehr  wenig  entfprechende 
Kirchcnanlage.  Zweifchiffige  Halle  mit  kleinem  quadra- 
tifchen  Chore,  darüber  der  Thurm.  Das  Langhaus 
zerfdlt  in  Folge  von  zwei  runden  Trennungsfäulen  in 
je  drei  Joche  jedes  Schiffes,  darauf  wie  auch  an  den 
1  laibfaulen  der  Seitenwände  die  Rippen  des  einfachen 
Sterngewölbes  durch  einfache  Capitäle  vermittelt 
anlaufen.  In  den  Ecken  blofs  Confolen,  über  dem 
Triumphbogen  ftofsen  die  Ri|)])en  unvermittelt  anein- 
ander. Der  Wefleingang  gothifch  profiiirt.  Die  Ueber- 
wolbung  des  gerade  gefchloffencn  Presbyteriums 
neu;  darüber  der  Thurm.  Spät-gothifcher  Taufrtein. 
Zu  diefer  Pfarrkirche  gehören  mehrere  ]"'ilial-Kirchen, 
davon  einige  beaclitensw erthe  Bauwerke  find.  Dahin 
gehört  die  St.  Barbara- Kirche  zu  Sagrad.  Sie  belleht 
aus  einem  cinjochigen  und  dreifeitig  gefchloffencn 
gothifchen  Chore,  als  dem  alterten  Theile  und  dem 
neuen  faft  quadraten  Schiffe,  an  das  fich  beiderfeits 
grofse  die  ganze  Schiffstiefe  einnehmende  und  wie  der 
Chor  conrtruirte  Capellen  anfchliefsen.  Durch  diefe 
Anordnung  ift  ein  felbftändiges  Ouerhaus  von  do- 
minirender  Gröfse  entftanden,  welches  den  kleinen 
Chor  wie  ein  Anhimgfel  erfcheinen  lafst.  Der  fpitz- 
bogige  dreifeitig  abgefchrägte  Triumphbogen  hat  die 
Hohe  des  Chörleins,  deffen  Fenfter  klein,  fpitzbogig 
mit  Kleeblattfchlufs.  Das  Hoch-Altarblatt  datirt,  die 
Kirchen-Patronin  vorllellend,  von  1668.  Die  Filial-Kirche 
zu  PidUiii  hat  einen  einfachen  fchr  kleinen  gothifchen 
Chor  und  ein  kleines  Tluirmchen  über  dem  Triumph- 
bogen. Aehnliche  Conftru6lion  in  der  Filial-Kirche  zu 
Platt,  nur  fteht  der  Thurm  mit  feiner  fi)itzbogigen 
Halle  vor  der  VVeftfeite. 

Weitaus  intereffantcre  Bauten 
find  die  beiden  Kirchen  zu  Lifjcha, 
auch  die  Schwefler-Kirchen  genannt. 
(F"ig.  2.)  Der  eine  halbe  Stunde  füd- 
welllich  von  Prevali  gelegene  Ort 
Liefcha  hat  fich  aufserdem,  dafs  er 
der  Mittelpunkt  von  ausgedehnten 
Kohlenbergwerken  ift,  auch  dadurch 
einen  Ruf  erworben  ,  dafs  er  fich 
des  »lerkii'ürdigen  Befitses  zweier 
alten  hart  aneinander  Jlehenden  gothi- 
fchen Kirchen  sii  erfreuen  hat.  Nach 
einer  Sage  nennt  man  fie  y^die 
Sclrauflcrkirchen'-^  weil  „fie  ihr  Dafein 
zweien  wohlthatigen  Schwellern  von 
adeligem  Gefchlechte  zu  verdanken 
haben."  Urkunden  fcheinen  fich  nicht  erhalten  zu 
haben,  doch  läfst  fich  bei  beiden  Anlagen  wegen 
ihrer    klaren    und     tlieihveife    künflUrifch    volloidcten 


Kig.  6.  (I.ic-fcha.) 


LVII 


Architektur  auf  die  beffere  gotbifche  Periode  fcbliefscn. 
Um  fo  mehr  miifs  man  es  bedauern,  dafs  der  Erbauer 
weniger  auf  den  äufsercii  iMiubuck,  auf  eine  in  weitere 
l"\'rne  wirkende  Lage  Hedaclit  nahm.  Man  hat  die 
Kirchen  wohl  auf  eine  ziemhcli  bedeutende  Anhohe, 
doch  in  den  Hintergrund  derfelben  gelleilt  und  eine 
volle  Ueberficht  dem  von  der  Südfeite  ankommenden 
liefchauer  entzogen.  Diefelhen  flehen  nicht,  wie  man 
vorausfetzen  follte,  nebeneinander,  fondern  in  nord- 
öftlicher  Richtung  hintereinander,  von  welcher  Seite, 
doch  nur  aus  der  Nahe,  die  ausgebildetftcn  Theile,  die 
Chor-1'artien,  überfchaut  werden  können. 

Die  gröfsere,  »lit  ciiifacli  got/ii/c/icni  Chore  und 
flach  gedecktem  Schiffe,  tlem  heil.  Wolfgang  geweihte 
Kirche  (Fig.  3)  hat  im  erfteren  das  Verhaltnifs :  Hreitc 
zur  Tiefe  2:3  (8  M.  :  12  M.),  im  letzteren  betriigt  die 
Rreite  die  einfache,  die  Limge  die  doppelte  Chortiefe. 
Das  fchwungvoll  gothifche  Chor-Gewölbe  ift  in  einem 
Joch  und  dem  mit  5  Seiten  aus  dem  Achtecke  gebil- 
deten Schluffe  vertheilt.  Die  Rippen  von  gewöhnlichem 
Birnftab- Profil,  laufen  fchon  oberhalb  der  Wand- 
faulchen-Capitale  (Fig.  6)  auf  dasfelbe  herab,  welche 
Capitide  etwa  in  der  halben  Raumliohe  angebracht, 
aus  wulftformigen  Ringen  beftehen  und  im  halben 
Achteck  aus  der  Wand  treten.  Der  Schaft  der  Säulchen 
befleht  aus  einer  1  lalbfaule,  der  P'ufs  hat  oben  einen 
mehrfeitigen  Wulll,  darunter  einen  Würfel,  der  mittelll 
zweier  I-'afen  oben  achteckig  \\\. 
Auffallend  ift  die  gro/sc  Starke 
des  Triumphbogens  (i'jö  M.), 
welche  Stärke  nicht  einmal  die 
Umfafl'ungs-Mauern  erreichen. 
(1-32—40  M.),  die  Mitte  der 
Laibungen  ift  auf  i  M.  glatt, 
die  Kanten  abgeftutzt  und  pro- 
filirt.  Zwifchen  zwei  Plattchen 
eine  Kehle.  Vielleicht  war  ur- 
fprünglich  beabfichtigt,  an  der 
Stelle  des  Triumphbogens  die 
Weftfroiit  auszufuhren  (?). 

Zur  einheitlichen  Vollen- 
dung des  anfcheinend  nicht  viel 
fpjiter  in  Angriff  genommenen 
SchiQ'szubaues  mag  es  an  Mitteln 
Fig.  7.  (.St  Ami.i.)  gefehlt  haben:  eine  Ueberwol- 
bung,  welche  nach  den  vorhandenen  zur  Aufnahme 
der  Rippen  beftimmten  Wandpfeilcrn  und  aufsen 
bereits  gemauerten  Strebepfeilern  thatfachlich  geplant 
war,  kam  nicht  mehr  zu  Stande.  Die  erfteren  wurden  in 
dreiviertel  Raumhohe  ftunipf  abgebrochen  und  eine 
flach  cajettirte  Holzdecke  um  2  M.  hoher  als  das  Chor- 
Gewölbe  eingelegt.  In  den  Cafetten- Feldern  grofse 
fünfblatterige  vergoldete  Rofetten. 

Die  Feiißcroffnuugen  des  Chores  betragen  zwei 
Drittel  der  Raumhnhe.  jene  im  Schiffe  die  Hälfte.  In 
das  überall  vorkommende  Maafswerk  mifchen  fich 
fchon  die  freieren  Elemente  der  anbrechenden  Spät- 
Gothik.  Der  hölzerne  Orgel-Chor  ift  ganz  neu  (1863); 
früher  bcftand  keiner.  Die  Kanzel  wollte  man  vielleicht 
in  Stein  ausl'uhren;  der  Unterbau  wurde  wirklich  ge- 
mauert (ohne  befondere  I-^ormbildung),  die  achtfeitige 
Krüftung  aber  einfach  aus  Holz  gemacht.  Eine  an  der 
Epiftcl-Seite  des  Chores  angebrachte  Wandnifche 
(r50  M.  breit  und  iM.  hoch)  mit  profilirten  Kanten  kann 


wohl  nicht    einen    Priefterlltz    darftellen,    da   der    Sitz 
alsdann  auffallend  hoch  wäre. 

Sehr  beachtenswerth  ift  das  Vorhandenfein  einer 
Unterkirche  h'ig.  5,  in  welche  man  vom  Schiffe  aus  auf 
zweien  vor  dem  Triumphbogen  fymmetrifch  angeleg- 
ten Stiegenarmen  gelangt.  Da  jedoch  der  h'ufsboden 
des  Chores  nicht  wie  bei  der  Eberndorfer  Anlage  um 
eine  P'reitreppe  über  das  Schiff  erhoben  erfcheint,  fo 
mufsle  dafiu"  die  Anzahl  der  Stufen  in  den  erwidmten 
Stiegenarmen  viel  gröfser  ausi'allen,  d.  h.  die  letzteren 
in  das  Schiff  bedeutend  vorgefchoben  werden.  Die 
Krypta  nimmt  den  ganzen  Raum  unter  dem  Chore 
ein  und  ift  durch  Trennungs[)feiler  in  drei  Schiffe  ab- 
gethcilt.  Dadurch  ergeben  fich  aufser  dem  dreifeitigen 
Schluffe  neun  Joche,  die  mit  fpitzbogigen  Kreuz- 
genudben,  doch  ohne  markirte  Rippen,  gedeckt  find. 
(Uebcrdiefs  ift  ein  idinliches  felbftandiges  Joch  zwifclien 
den  Stiegenarmen  eingewolbt.) 

Diefe  Gewolbegrate  laufen  an  die  achtfeitig  ge- 
formten Pfeilerfchäfte  unmittelbar  an,  da  Capitäl-Auf- 
fatze  fehlen.  Auch  die  Hafis  hat  die  achteckige  l'orm, 
aber  mit  über  Eck  gefteliten  Seiten.  An  den  Wänden 
intfprechende  1  lalbpfeiler.  (Fig.  4)  Nur  die  Grate  im 
dreifeitigen  Schkilfe  iiiid  rippenfurmig  verftärkt,  wobei 
die  Streberippen  der  halben  Seitenjoche  auf  niedliche 
Confolchen  fich  ftützen.  Die  vorkonmienden  fünf 
Fenjlcr  find  klein,  mit  breiten  Laibungen  und  flachen 
Stichbogen.  Der  kleine  Altar  hat  einen  ziemlich  werth- 
voUen  Auffatz  aus  rothem  und  weifsem  Marmor,  mit 
kräftigen  Relief-Figuren  des  heil.  Valentin  in  doppelter 
Darfteilung;  eine  Arbeit  aus  neuerer  Zeit.  Dagegen 
dürfte  die  Menfa  dem  urfprunglichen  Altar  angehören. 

An  der  nördlichen  Stirnfeite  hat  fich  eine  eigen- 
thiunliche  Infchrift  erhalten: 

AR.D.VAL.CAD. 
P.LCCI.  (?) 
Sonft  zeigt  die  Krypta  keine  Eigenthümlichkeit;    der 
Fufsboden  ift  nur  mit  Ziegelplatten  gepflaftert. 

Das  die  Kirche  umgebende  Terrain  fteigt  von 
Often  gegen  Weften  derart  an,  dafs  der  Wefteingang  in 
das  Niveau  des  Orgel-Chor-Fufsbodens  fällt;  dagegen 
hat  es  am  Chore  foviel  an  Senkung  gewonnen,  dafs  die 
Lichtöffnungen  in  die  Krypta  ungehindert  im  Sockel- 
mauerwerk ausgebrochen  werden  konnten.  Das  ange- 
wendete Bau-Material  ift  durchgehends  grobkörniger 
Tufftein,  deffen  Struflur  kein  Mortelanwurf  verhüllt. 

Dafs  die  Errichtung  eines  gemauerten  Glocken- 
thurmes  unterblieb,  könnte  fo  gedeutet  werden,  dafs 
man  fich  mit  der  Exiftenz  eines  folchen  bei  der 
Schwefterkirche  begnügte.  Der  am  Zwifchenfirfte 
angebrachte  nette  Dachreiter  hat  einen  prismatifchen 
Unterbau  und  einen  achtfeitigen  fchlankcn  Pyramiden- 
helm; diefe  einfache  Holz-Architektur  fchmiegt  fich 
harmonifch  an  die  Schindelbedachung  der  Räume  an. 

In  der  Oberkirche  kommen  drei  Altäre  vor,  der 
Hoch- Altar,  grofs  und  barok  mit  der  Statue  des  heil. 
Wolfgang  und  darüber  im  Schilde:  „San6lo  Wolfgango 
Episcopo  löSo,"  der  linke  Seiten- Altar  mit  dem  Bilde 
des  heil.  Ifidor  „Sanflo  Ifidoro  Agricolae  1680,^^  der 
rechtsfeitige  Barbara-Altar,  der  neuefte  und  im  Styl 
der  fchlechtefte.  Von  gröfserem  Intereffe  ift  ein  älterer 
bereits  aufser  Gebrauch  gefetzter  T'lUgel-Altar  aus 
demlMide  des  16.  Jahrhunderts.  Er  befand  fich  angeb- 
lich früiier  an  der  Stelle  des  Haupt- Altars  und  wurde 


LVIU 


unter  den  Orgel-Chor  übertragen.  Er  beflelit  aus  einem 
1-24  M.  und  1-50  M.  breiten  hohen  Mittelfchrein  mit 
einer  Tiefe  von  0-l8  M.  und  aus  zwei  beweglichen 
Flügeln,  mit  welchen  die  Schreinnifche  verfchloffen 
werden  kann.  In  derfelbcn  eine  grofse  gefchnitzte 
Holzfigur  des  heil.  Woilgang,  auf  niedrigem  Piedcllal 
fitzend,  imMefsgewand  und  mit  Infignien  eines  Bifchofs, 
ein  Kirchenmodell  und  ein  Beil  mit  der  Linken  am 
Schofse  haltend.  Als  Hintergrund  eine  aufgemalte 
Nifche,  die  von  Pilaftern  getragen  wird.  Die  ganze 
Ausführung  ift  ziemlich  primitiv,  die  Farben  iler  l-"igur 
wahrfcheinlich  aufgefrifcht,  da  namentlich  das  Geficht 
iibertrieben  geröthet  erfcheint.  An  dem  flyllofen 
Kirchen-Modell  befindet  fich  die  Jalirtszalil  i .^ .q .6. 
Die  Innenfeiten  der  Flügel  je  in  zwei  Felder  querge- 
theilt  und  diefe  mit  Malereien.  Im  erjteii  Fehle:  die 
Geburt  mit  Maria,  Jofeph,  daneben  das  Kindlcin  in 
ein  Tuch  gehüllt;  im  Hintergrund  ein  Engel,  die  Hirten 


0'30      .'lO:  U!0\ 


Fig.   S.   (St.  Anna.^ 

und  die  Thiere.  Am  unteren  Rand  die  Worte:  „Nati- 
vitas  Jefu  Chrifti."  —  Ivi  zzoeiten  Felde:  Anbetung  der 
Weifen;  „Trium  Regum  Oblatio."  —  Im  dritten  Felde: 
die  Befchneidung  im  Tempel:  „Chriflus  oftavo  die 
circumciditur."  Im  vierten  Felde:  die  Aufopferung 
im  Tempel:  „Chrifti  Jefu";  die  rechte  Ecke  diefes 
Feldes  hat  wiederholt  die  Jahreszahl  1596  und  die 
Anfangsbuchftaben:  H.  G.  Die  Compofition  ifl  con- 
ventionell,  die  Farben  ftark  verblafst.  Das  Ganze 
ruht  auf  einem  0-70  M.  hohen  Poftament  mit  ein- 
wärtsgefchweiften  Seiten:  die  Vorderfläche  zeigt  in 
kreisrunden  I'eldern  halbverwifchte  Malereien,  an- 
fcheinlich  den  Erzengel  Michael  in  zweimaliger  Dar- 
flellung.  Alle  Beflandtheile  aus  Holz  ohne  ornamen- 
tale Verbindungs-  oder  Umrahmungsglicderungen. 
Einige  kleinere  Votiv-Bilder  aus  dem  Ende  des  17.  Jahr- 
hunderts :  das  eine  enthalt  die  Infchrift:  Ex  voto 
1.6.7.5.  adepta  fanitate  brachij  et  pedis  obtulit  hanc 
tabulam.  G.  S.  V.  P.  Der  Donator  kniet  vor  dem  in 
Wolken  erfcheinenden  heil.  Franciscus.  Ein  zweites 
ähnliches  Bild  aus  dem  Jahre  1668. 

Die  zweite  in  nordöfllicher  Richtung  circa  12  M. 
entfernt  flehende  Kirchenanlage  der  heil.  Anna  ge- 
weiht (Fig.  7)  zeigt  in  der  räumlichen  Ausdehnung 
kleinere  Ausmafse  ,  in  der  Detail-Ausbildung  aber 
mehr  F"einheit  und  ftrengeren  Styl.  Wie  die  Wolf- 
gangs-Kirche  hat  auch  St.  Anna  einen  aus  einem  Joch 
und  aus  dem  Polygon  geftialteten  Schluffe  beftchen- 
den  Chor  mit  einfaeh  gottii/etier liimvolbung,  in  welcher 
fich  aber  in  entfchiedenerer  Weife  der  Spitzbogen- 
Charakter  ausdrückt,  als  bei  der  erfteren  Anlage.  (Die 
Breite  des  Chores  beträgt  hier  nur  3  Klafter  2  Schuhe, 
die  Tiefe  14-6  Klafter.)"ln  erfter  Linie  ifl  der  in  fehr 
fchönem  Verhaltniffe  conftruirte  'J'riiimp/iliogen  anzu- 
führen, deffen  Laibungen  i  M.  ftark  und  profilirt  find. 
(Fig.  8.)  Unmittelbar  über  feiner  Spitze  fchliefst  fich  die 


flache  Schiffsdecke  an,  die  etwa  um  3  M.  niedriger 
gelegen  erfcheint  als  der  Scheitel  des  fpitzbogigen 
Chor-Gewölbes.  Hier  rteigen  die  Rippen  von  blofsen 
Confolen  auf,  die  im  Laufe  der  Zeit  die  Schärfe  der 
I'orm  eingebüfst  haben.  Es  ill  nämlich  auch  zum  Baue 
diefer  Kirche  ein  etwas  bröckeliger  Tufllein  verwendet 
worden,  und  die  Befchädigungen  des  Triumphbogens 
und  an  einzelnen  Stellen  des  l-'eniler-Maafswerks  find 
der  böfen  Eigenfchaft  des  Materials  zuzufchreiben. 
Lk'berhaupt  mufs  conftatirt  werden,  dafs  fich  iler  ganze 
Bauzujland  des  fchönen  Presbyteriunis  als  ein  recht 
bedenklicher  darfteilt.  Die  Scheitellinie  des  Triumph- 
bogens zeigt  einen  fchlimm  ausfehenden  an  8  Cm.  breiten 
Spalt,  der  fich  durch  die  ganze  Uebermauerung  hin- 
zieht und  abgezweigt  in  geringerer  Weife  an  der  nörd- 
lichen Gewolbedecke  auftritt.  Es  dürfte  die  Behau])- 
tung,  dafs  an  diefen  Mauer-  und  Gewolbefprüngen  der 
im  Norden  des  Chores  angebaute  Thurm  die  Schuld 
trage,  keine  irrige  fein.  In  der  That  ift  eine  Abweichung 
von  der  Verticalen  an  der  Flucht  der  nordlichen 
Thurmmauer  fichtbar:  der  Thurm  neigt  mit  feinem 
Uebergewicht  gegen  Norden  und  zieht  das  anßofsende 
Chor-Geioölbe  nach.  Die  füdliche  Deckenhälfte  ift  bisher 
unbefchädigt  geblieben. 

Wie  fchon  angedeutet,  ift  das  flachgedeckte  Schiff 
der  untergeordnetere  Kirchentheil,  in  welchem  fich 
keine  Merkmale,  die  auf  eine  beabfichtigte  Ueber- 
wölbung  fchliefsen  liefsen,  vorfinden.  Die  Felderdecke 
aus  Holz  ift  auf  weifsgefarbtem  Grunde  mit  gelben 
Rofetten  bemalt  und  mit  einer  Jahreszahl  verfehen 
(1689).  Das  ftrenger  conftruirte  Maafsiverk  der  Chor- 
Fenfter  bei  diefer  Kirche  als  bei  der  Schwefterkirche 
ift  ein  weiterer  Anhaltspunkt  zur  Annahme,  dafs 
der  Bau  der  Anlagen  nicht  in  einer  und  derfelben 
Zeit  in  Angriff  genommen  wurde,  vielmehr  St.  Anna 
einer  früheren  Bau-Periode  angehört.  Es  ift  fraglich,  ob 
der  Baubeginn  ins  14.  Jahrhundert  reicht,  doch  kann 
der  Ausbau  der  Chöre  in  die  erfte,  beziehungsweife 
die  zweite  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  mit  einiger 
Gewifsheit  geftellt  werden. 


9.  (St.  Aiin.i.~l 


An  der  l'.jjiftel-Seitc  des  Chores  ift  eine  noch  fehr 
gut  erhaltene  kleine  ]Vandnifche  mit  Dreiblattfchlufs 
und  profilirten  Gewänden  (Fig.  8)  angebracht.  Im  ähn- 
lichen Verhaltniffe  find  die  Spitzbogenfelder  der  Chor- 
Fenfterconftruirt.  Die  Evangelien -Seite  und  die  mittlere 


LIX 


Schlufswand  haben  folche  Ni/i/uit  mit  bloss  quadra- 
tifclicr  Umralumins^.  Die  Gcwolbekappcn  des  Chores 
find  mit  bcfliii^cUen  l'",iH4elsk()i)fen  und  bunten  Ranken- 
Ornamenten  fehieclit  l'CHiall.  \\\  den  drei  Schildbc)i;en 
des  Vorderjoches  ebenfalls  Wandmalereien:  Maria 
Himmelfahrt,  Verkiindiijunj;  und  Anbetunt^  der  heil, 
drei  KoniLie,  alles  neueren  Datums  und  ohne  Kunll- 
werth.  l^ic  Altäre  liiul  aus  der  Mitte  des  17.  Jahrhun- 
derts; derliocii-Altar  mit  der  Statue  der  h  y\nna  /ö/^, 
am  Retabulum  des  rechten  Seiten-Altars:  „Ad  hono- 
rem Dei  parae  et  Viri^inis  S.  Cata.  et  S.  Gertrudis  sub 
Adü.  Rdo.  M.  Simone  Freismantl  hae  tabulae  ereiflae 
sunt  i6>i^' .  Der  linke  Seiten-Altar  hat  diefelbe  Jahres- 
zahl, die  Auffatze  in  befferer  Renail'l'ance. 

Von  den  vier  Schiffsfciißern  befitzt  nur  eins  noch 


Maafswerk,  bei  den  Chor-l'^enflern  geringe  Refte  von 
Glasgemälden,  Rofetten  in  blau,  gelb  und  roth.  Der 
Nordthurm  ill  ziemlich  hoch  mit  \ier  Spitzgiebeln  und 
achtfeitigem  fchlanken  Zeltdach. 

Die  Pfarrkirche  zu  Guttenjh'iii  befteht  aus  einem 
zueifchiffigen  gothifchen  1  lallenbau  mit  kleinem  tjua- 
dratifchen  Chor  und  Thurm  darüber.  Die  Ueberwol- 
bung  jinigcrcn  Datums,  ebenfo  ilie  SeitenCapellen. 
Die  l'enller  fpitzbogig,  fchmal  mit  Maafswerkfchiurs. 
I'^s  fcheint,  dafs  an  diefem  Gebäude  nur  die  Um- 
faffungsmauern  vom  alten  gothifchen  ]?auc  erhalten 
blieben.  Hemerkenswerth  ill  ein  Votiv-liild  aus  dem 
Jahre  1667  ((irablegung  Chrifli).  Die  FriedhofCapelle 
befitzt  ein  fpät-gothifches  dreifeitigcs  Chorlein,  das 
Schiff  ilt  aus  neuerer  Zeit. 


Kleine    archäologifche  Erforfchungen  aus  Nieder-  und  Ober- 

Oefterreich. 


Vom   J.   Ncwalil. 


JFFERMARKT.  Ueber  die  intereffante  Markt- 
kirclie  winden  bereits  in  den  Mittheilungen, 
und  zwar  Band  II,  S.  306,  von  J.  Bergmann 
und  Hand  XVIII,  S.  86,  von  Dr.  K.  Fronner  Berichte 
erllattet.  Es  möge  gellattet  fein,  denfelben  folgende 
Ergänzungen  beizufügen. 

Schon  beim  Betreten  des  Kirchenplatzes  fallt  ein 
an  der  Kirchenwand  befeftigtes  fehr  tüchtiges  Sculp- 
turwerk  in  die  Augen.  Es  ift  Chriflus  am  Kreuz,  dar- 
initer  Maria,  aus  einem  einzigen  .Stück  lichten  Marmor, 
165  Cm.  hoch  und  50  Cm.  breit,  angefertiget.  Unter 
diefer  Darl\ellung,  gleichfam  als  Confol,  befindet  fich 
ein  Denkftein  mit  zwei  Wappenfchildern,  rechts  Tliür- 
Iteini,  links  Kuefßein,  darüber:  „Gräflich  Thürheim- 
bifche  Kruften-',  unten:  „Anno  Domini  1739."  Neben 
den  Wappenfchildern  liegen  zwei  .Spruchbänder.  Jenes 
rechts  hat  die  Buchftaben :  C  •  W  •  D  ■  H  •  R  •  R  ■  G  •  V  •  H  • 
VT-L-I-Ü-O-E-  das  linke:  MP-MD-H-R-R-G- 
VTGG"V-K',  welche  in  folgender  Weife  zu  lefen 
fein  dürften:  „Chriltof  Wilhelm  des  heil.  röm.  Reichs 
Graf  und  Herr  von  Thürheim,  Landmarfchall  in  Oefl:er- 
reich  ob  der  Enns",  und  „Maria  F"rancisca  Michaela 
des  heil.  röm.  Reichs  Gräfin  von  Thürheim  geb.  Gräfin 
von  Kuefll^ain-. 

Correfpondirend  mitdieferfchönenSculpturgränzt 
im  Innern  der  Kirche,  u.  zw.  links  unmittelbar  neben 
dem  füdlichen  Seiteneingang,  ein  Eifengitter  einen  mit 
einem  kleinen  Altar  ausgestatteten  Raum  ab.  Mehrere 
an  der  Wand  befcfligte  Denkfteine  laffen  erkennen, 
dafs  fich  hier  die  Begräbnifsllätte  der  Grafen  Thür- 
heim befindet.  Der  obere  Theil  des  Gitters  zeigt  eine 
vortreffliche  Schlofferarbcit,  reich  ornamcntirt,  die  fich 
den  beflen  ahnlichen  Leitungen,  welche  aus  der  erllen 
1  lalfte  des  vorigen  Jahrhunderts  ziemlich  häufig  ange- 
troffen werden,  an  die  Seite  fti^Uen  lafst. 

Laut  den  Rechnungen  ,  welche  fich  erhalten 
haben,  hat  diefes  Gitter  der  Stifter  der  Gruft,  Chriftoph 
Wilhelm  Graf  Thürheim,  durch  den  Schloffermeiller 
Martin    Albreelit    in    Liir:    anfertisen    laffen.    Diefem 


wurde  folgende  Bezahlung  gcleiflet:  für  18  Centn,  und 
32  Pfund  Eifen  102  fl.  40  kr.  Arbeitslohn  I20  fl.  Fuhr- 
lohn von  Linz  nach  Kefermarkt  4  fl.  38  kr.  Anlfrich 
und  Maler  '  26  fl.  Zufammen  253  fi.  18  kr. 

Im  Fufsboden  des  Presbyteriums,  zu  welchem 
man  vom  Kirchenfchiff  auf  mehreren  Stufen  aufllcigt, 
liegt  ein  bisher  wenig  ausgetretener  grofser  Grabllein 
aus  rothem  Marmor.  Er  zeigt  in  tüchtiger  Arbeit  das 
behelmte  Wappen  der  Zelking,  darüber  in  fimf  Zeilen 
in  gothifchen  Minuskeln  die  Infchrift: 

Hye. liegt  begraben  Criftoff. Hern 
Wilhalbm.  von.celkin  faeligen  Sun  d'r 
geftorben .  ift .  nach .  crifti .  gepurd .  M  . 
c.c.c.c.l.x.x.x.x.i.  jare  .  an  fant  fteffans. tag 
des .  heilligen .  pabft  .  den  ■  gott .  gnad. 

An  der  Wand  der  Evangelienfeite  kommt,  gleich- 
fam im  Anfchluffe  an  diefen  Grabllein,  folgende  Denk- 

fchrift  vor: 

Chrilfophorus  ]5aro  de  Zelking  marmore  claufus, 
Militiae  ac  generis  Gloria  magna  fui, 
Aedibus  in  proprijs  quas  condidit,  ipse  quiescit, 
Spiritus  ad  fuperos  regna  beata  tenet, 
Plura  fuis  voluit  fic  commendare  diebus, 
Extinflus  meritam  concidit  ante  Diem,* 
Si  quis  in  hoc  faxo  tanti  legis  advena  nomen 
Non  dedigneris  dicere  vive  Deo. 
1491. 

Unter  dem  Mufik-Chor  an  der  Nordfeite,  foniit 
gegenüber  der  Gräflich  Thürheim'fchen  Gruft,  befand 
fich  einft  die  Gruft  der  Herren  von  Zelking.  Ym\  grofser 
Grabftein,  auf  welchem  ein  Ritter  in  der  der  Mitte 
des  16.  Jahrhunderts  entfprechenden  Rüllung  darge- 
ftellt  ilt,  befindet  fich  in  der  Wand  eingemauert.  Zu 
den    F'üfsen    des    Ritters    fleht    fein    Helm,    und    das 

'  Im  (liltcr  kommen  mehrere  Wappcnfchilde  vor,  auf  denen  das  Wappen 
der  IJrafen  Thürheim  gemalt  ift. 

-  Bei  Ilohcneck  HI.  Bd.  S.  8<S4  find  die  Zeilen  5  und  6  diefer  Infrhrift 
wcggclafTen,  aus  welchem  Grunde  lie  hier  vollftändig  mitgethcilt  wird. 


LX 


Wappen  der  Zelking.  Über  dicfcm  Grabllciii  fehcn  wir 
eine  zweite  Stcintafel  angebracht,  welche  eine  acht- 
zeilige  Denkfchrift  entlialt,  die  bei  Iloluncck  III.  Bd., 
S.  866  genau  abgedruckt  ift.  Eine  dritte  grofsc  Stcin- 
tafel ift  unter  dem  Ritter  in  die  Wand  eingelalTen.  Sie 
zeigt  drei  Wappenfchilde  u.  zw.  Traun,  Sc/urffenluTg 
und  Hardcgg,  daneben  die  Infchriften:  ^Frau  Magda- 
lena geborne  von  Traun,  die  hatt  2  Sun  3  Tochter, 
Frau  Martha  geborne  Scherfenberg  hat  2  Sun  3  töch- 
ter,  Frau  Katharina  geborne  Gräfhn  von  Hardegg  die 
hat  I  Sun  i  Tochter.-^  Nachdem  die  ober  dem  Grabftein 
angebrachte  Denkfchrift  tiarüber  keine  Aufklarung 
gibt,  wer  der  dargertellte  Ritter  ift,  fo  geftatten  die 
letzteren  Infchriften  den  Schlufs,  dafs  diefes  Herr  Veit 
von  Ztlking,  ein  Sohn  des,  wie  oben  mitgetheilt,  am 
2.  Augurt  1491  \erftorbenen  Chriftoph  von  Zelking  fei, 
welcher  {Holuncck  III,  S.  S65)  dreimal  verheirathet 
war,  und  feine  Gemahlinen  die  oben  genannten  drei 
Frauen  waren. 

Ich  wende  mich  luiiimchr  dem  fehr  intereffanten 
ftattlichen  Flügel  Altar  zu.  Dem  was  iibcr  dcnfclben 
im  II.  Bande  der  Milthcikmgen,  Seite  307  gefagt  wird, 
kann  ich  nicht  beiftimmen.  Es  geht  wohl  nicht  an, 
dafs  man  derartige  Kunftwerke  ftets  nur  mit  dein 
Heften  vergleicht,  was  in  diefer  Art  e.xiftirt,  und  fohin 
darüber  abfallig  urtheilt.  Wenn  an  dem  citirten  Orte 
gefagt  wird:  „Gefchichtlich  intcreffant  ift  der  Altar 
zu  Kcfermarkt  befonders  noch  darum,  dafs  er  wahr- 
fcheinlich  durch  den  Eintritt  des  Keformationszcit- 
alters  unvollendet  geblieben,"  fo  laffen  fich  aucli  gegen 
diefe  Annahme  gewichtige  Bedenken  erheben.  Zur 
Zeit  als  fich  in  Oeftcrreich  der  Proteftantismus  foweil 
gekräftiget  hatte,  um  den  Katholicismus  zu  verdran- 
gen, baute  man  hier  keine  Flügel-Altarc  mehr.  Für 
das  bei  weitem  höhere  Alter  des  Kefermarkter  Flügel- 
Altars  fprechen  andere  Umftande.  Mit  dem  Bau  der 
Kirche  wurde  unter  Chriftoph  von  Zelking  im  Jahre 
1470  begonnen,  ihre  Confecrirung  fand  urkundlich 
nachweisbar  im  Jahre  1476  ftatt.  Schon  damals  dürfte 
der  Altar  beftanden  haben.  Auf  demfelben  kommen 
über  drei  Fufs  hohe  Statuen  der  beiden  Heiligen 
Georg  und  Florian  vor.  Die  Köpfe  beider  Ritter  fiiui 
mit  breiten  Schallcrn  bedeckt,  beide  Rüftungen  find 
ganz  ahnlich  den  in  der  Ambrafer  Sammlung  auf- 
bewahrten Original  ■  Rüftungen  Sigmund  des  Münz- 
reichen f  1496.  Wenn  nun  erwogen  wird,  dafs  die  auf 
biblifchen  Darftellungen  aus  den  letzten  Jahrzehnten 
des  15.  und  erften  Jahrzehnten  des  16.  Jahrhunderts 
vorkommenden  Ritter  und  Krieger  beinahe  ohne  Aus- 
nahme, erftere  in  den  Rüftungen  jener  Zeit,  letztere 
als  Landsknechte  abgebildet  werden,  und  berückfich- 
tiget  man  zugleich  die  verfchiedenen  auf  dem  Kefer- 
markter I-'lügel-Altar  zu  beobachtenden  charakterifti- 
fchen  Eigenthümlichkeiten,  fo  gelangt  man  zu  dem 
Schluffe,  dafs  derfelbe  zur  Zeit  der  Kircheneinweihung, 
wenn  auch  nicht  ganz  vollendet,  fichcr  aber  in  feinen 
wichtigen  Beftandtheilen  bereits  aufgeftellt  war. 

Auf  dem  linken  Seiten-Altar  befindet  fich  in  einem 
Glasfchrank  verwahrt  ein  kleines  Holzfchnitzwerk,  den 
heil.  Michael  vorftellend.  Die  ganze  Darftellung  ift 
mit  der  gröfsten  Sorgfalt  und  Zartheit  ausgeführt. 
Wenn  in  den  Mittheilungen  XVIII.  Bd.,  S.  87  betont 
wird,  ^dafs  diefes  Schnitzwerk  zur  felben  Zeit  wie  der 
Flügel-Altar  entftanden  fein  mag,"  fo  erlaube  ich  mir 


dem  entgegen  meine  Anficht  dahin  auszufpreclien, 
dafs  dasfclbe  um  etwa  zweihundert  Jahre  junger  fein 
dürfte. 

Frcißadt.  Im  XVI.  Bd. der  Mittheilungen  S.  CXXX 
erftattete  Dr.  Fronncr  Bericht  über  den  damaligen 
Zulland  der  ftattlichen  Stadtpfarrkirche,  indem  er 
gleichzeitig  auf  die  bedauerlichen  Reftaurirungen  hin- 
wies, welche  im  Laufe  der  Zeiten  in  derfeibcn  durch- 
geführt wurden.  Wer  die  Kirche  damals  fah,  konnte 
dem  Bedauern  des  Herrn  Berichterftatters  nur  nach 
feinem  vollen  Inhalte  beiftimmen.  Um  fo  erfreulicher 
ift  es  daher,  über  eine  im  Laufe  tler  jüngften  Zeit  voll- 
zogene Reftaurirung  des  Presbyteriums  diefer  Kirclie 
Mittheilung  machen  zu  können. 

Die  Bürgcrfchaft  von  Freiftadt,  namentlich  die 
munificenten  Beitrage  iles  dortigen  Bürgers  Kafpar 
Si/nvarc  fchafften  jene  Mittel  herbei,  welche  die 
Realifirung  des  fchönen  Unternehmens  ermöglichten. 
L^m  die  fachliche  Leitung  machte  fich  der  Linzer 
Dombaumeifter  ScIiiriHtr  verdient. 

Die  T'citßt'r  des  Presbyteriums  wurden  in  ihrem 
früheren  Umfange  geöffnet ,  mit  ftyl-entfprechendem 
Maafswerk  und  Glasmalereien  verfehen.  Durch  die 
letzteren  kam  der  ciiglifclic  Gru/s,  die  Begegnung 
von  Maria  und  lilifahctli  und  die  Ani)i-tiing  der 
Könige  zur  Darftellung.  Das  letztere  Fenfter  zeigt  in 
der  unteren  Ecke  eine  Votiv-Tafel,  und  zwar  knieend 
im  Gebete  den  ,, Kafpar  Schwarz,  Kürger  in  Frey- 
ftadt".  An  die  Stelle  des  alten  fchwerfalligen  Hoch- 
Altars  trat  ein  Fliigel-Altar,  durchaus  Schnitzwerk 
und  polychromirt. '  In  der  Seiten-Capelle  wurde  ein 
Rundfcnfter  mit  Maafswerk  ausgeftattet,  und  in  der- 
feibcn ein  kleiner  gefchnitzter  Flügel-Altar,  in  der 
llaupltafel  die  Darftellung  ,. Allerheiligen,"  deffen 
Bellandlheile  bisher  in  einem  Depot  untergebracht 
waren,  aufgeftellt.  Diefer  kleine  Altar,  eine  Arbeit 
aus  dem  Beginne  des  16.  Jahrhunderts,  ftand  wahr- 
fcheinlich  einft  an  derfeibcn  Stelle,  \on  wo  er  bei 
einer  der  früheren  ümgellaltungen  der  Kirche  entfernt 
w  urde.    Die  Reftaurirung  desfelben  fand  in  Linz  ftatt. 

Ganz  neu  wurden  endlich  hergeftellt  die  Kanzel 
und  ihr  Selialldeekel.  Beide  Objecle  find  aus  Eichen- 
holz angefertigt,  und  es  mufs  namentlich  die  Kanzel, 
fowühl  in  Bezug  auf  die  Compofition  als  auch  hinficht- 
lich  der  Arbeitsdurchfuhrung,  als  eine  ausgezeichnete 
Leiftung  anerkannt  werden.  Der  Hoch-Altar,  die  Glas- 
malereien und  die  Kanzel  mit  ihrem  Schalldeckel  find 
Kollner  Arbeiten,''  Die  am  l'rcsb)terium  der  I"'rey- 
ftadter  Pfarrkirche  durchgeführten  Reftaurirungen. 
einfchliefslich  Hoch-Altar,  Glasfenftern  und  Kanzel,  foll 
einen  ^Aufwand  von  circa  30.OOO  fl.  verurfacht  haben. 

Zum  Schluffe  kommen  noch  der  im  16,  Jahrgang 
der  Mittheilungen,  Seite  CXXXII  befprochenen  I.ieb- 
fraiien-KircIic  zu  Freyftadt  einige  Bemerkungen  zu 
widmen.  Diefelbe  liegt  aufserhalb  der  alten  Befefti- 
gungs-Anlagen,  fie  war  bis  zum  Jahre  1865  I'"riedhofs- 
Kirchc.  Ihre  Erbauung  fallt  in  die  zweite  Hälfte  des 
15.  Jahrhunderts,  jedenfalls  vor  1482.  In  neuerer  Zeit 
wurde  das  gothifche  Fenfter  ober  dem  Eingangsthore 
wiederhergeftellt   und    zugleich   die  Giebelmauer    mit 

'  Das  grofsc  AU.ir-Kild,  der  Tod  der  heil.  Katharina,  eine  tüchtige 
-■Vrbcit,  wurde  mit  eineni  cnlfprcchenden  Rahmen  verfehen,  und  im  Presby- 
tcriuin  auf  einer  Wandftachc  an  der  E\  angelicn-.Seite  aufgehängt. 

-  Was  lebhaft  zu  bedauern  in,  da  fich  in  Ocllcrreich  gcwifs  Kräfte  genug 
finden,  diefe  Arbeiten  tadellos  durchzufiihrcn. 

Die  Rcdaaion. 


LXI 


einem  kleinen  Thiirmchen  aiisgeflattct,  da  die  Kirche 
fiülier  keinen  'riuirni  hatte. 

Ober  dem  fiidiichcn  Seiteneingange  an  derAiifsen- 
feite  ein  lO  Fiifs  breites  und  sVj  Fiifs  hohes  Frcsco- 
Bild,  die  Krönung  Mariens  vorfteliend,  Nachdem  es 
gegen  die  Unl>il(lLn  des  Wetters  iedigiicli  durch  ein 
fchmales  Schintlcldach  ganz  ungenügend  gefchiit/.t 
ift,  hat  die  hochbcachtcnswcrthe  Arbeit  leider  fchon 
fehr  gelitten.  Vater  und  Solin,  beide  gekrönt,  der 
erftere  reclits,  der  Sohn  links,  fitzen  auf  Thronftühlen 
fie  halten  die  Krone  em])or,  unter  welcher  mit  gefal- 
teten \\\\w(\c\\  Maria  lieht.  Der  Ausdruck  der  drei 
Köpfe  i(l  voll  Würde.  Zu  beiden  Seiten  find  muficirende 
Engel  dargeftellt,  unten  knien,  und  zwar  in  fehr  klei- 
ner Zeichnung,  links  eine  Frau  mit  drei,  rechts  eben- 
falls eine  I''rati  mit  vier  Kindern.  Ober  den  lüigeln 
kommen  Spruchbander  vor  und  unter  dem  Bilde 
befindet  fich  ein  Schriftftreifen,  an  deffen  Schlufs  die 
Jahreszahl  1484  noch  deutlich  zu  erkennen  ift. 

Unter  den  mir  bekannten,  auf  den  Aufsenfeitcii 
von  Kirchen  befindlichen  alten  Krescobildern,  nimmt 
das  vorerwähnte  bei  weitem  den  erften  Rang  ein.  Da 
es  in  mäfsiger  Höhe  über  dem  Boden  vorkommt,  liefse 
fich  davon  mit  geringen  Koflen  mittelfi:  Durchi)aufen 
ein  getreuer  Carton  anfertigen.  Nachdem  die  Stadt- 
gemeinde Frej'fladt  fiir  ihre  Kirchen  in  hervorragender 
Weife  Vorforge  trifft,  dürfte  ficher  ein  guter  Erfolg  er- 
zielt werden,  wenn  für  das  Bild  die  Herflellung  eines 
genügenden  Schutzdaches  angeregt  würde. 

Auf  dem  l'Viedhofe  der  Liebfrauenkirche  fteht  eine 
20  Fufs-hohe  gothifche  Säule  zur  Aufftellung  des 
Grablichtes.  Der  viereckige  Säulenfchaft  ift  unten  durch- 
brochen, um  für  die  Anbringung  des  Grablichtes 
einen  bequemeren  Platz  zu  gewinnen.  Die  eigentliche 
Laterne  kommt  in  der  Höhe  von  9  Fufs  vor.  Die- 
felbe  ift  mit  einem  zierlich  gegliederten,  oben  mit  einer 
Kreuzblume  abgefchloffenen  Helm  bedekt.  An  der 
Laterne  befindet  fich  die  Jahr/.ahl  1480.  Nachdem 
die  ganze  Säule  aus  einem  feinkörnigen  Granit  ange- 
fertigt i(l  —  ein  Geftein,  deffen  Bearbeitung  dem 
Steinmetz  grofse  Schwierigkeiten  bereitet  —  verdient 
die  zierliche  Ausführung  derfelben  umfomehr  unfere 
Beachtung. 

Ariisdorf  an  der  Donau.  Im  Jahrgang  1877  der 
Mittheilungen,  S.  LXXXIII  wird  die  Kirche  diefes 
Ortes  befprochen  und  von  der  in  derfelben  befind- 
lichen gothifchen  Kanzel  eine  gelungene  Abbildung 
beigefügt.  Ich  erlaube  mir  die  dort  angegebene 
Infchrift:  ,,hoc  perfecit  last"  hiemit  richtigzuflellen, 
diefelbe  lautet:  HOC  OF  —  PEFECIT  —  d  BLASP 
STEIRER  — PLBS.  ECCL. 

St.  Michael  in  der  Wachau.  In  Folge  Sorge  vor 
einem  eintretenden  Holzmangcl  hatte  Kaifer  Jofeph  II. 
verfchiedene  Anordnungen  erlaffen  ,  deren  Zweck 
Holzerfparung  war.  Eine  folchc  Verfügung  verbot  die 
Verwendung  hölzerner  Särge  zur  Lcichenbeftattung. 
Die  Leichen  follten  in  Leinwand  gehüllt  beerdiget 
werden.  Zu  diefem  Ende  kamen  damals  Siirge  in  Ver- 
wendung, deren  Boden  fich  in  Scharniren  öffnete.  Die 
Leiche  wurde  in  einem  derartigen  Sarg  auf  den  Fried- 
hof gebracht,  der  Sarg  iiber  das  Grab  gehoben,  jedoch 
anllatt  in  dasfelbe  mit  der  Leiche  hinabgcfenkt  zu 
werden,  wurde  die  Klappe  des  Sargboden  geöffnet,  und 
fomit  lediglich  die  Leiche  in   das  Grab  hinabgelaffen. 


Neben  der  Kirche  des  kleinen  Ortes  St.  Michael 
in  der  Wachau  fleht  ein  Karner,  an  deffen  Vorderfeite 
die  Rede  eines  h'rcsco-Bildcs,  St.  Michael  in  Riefen- 
grofse  darllellend,  vorkommen.  Vom  Dampfboot  aus 
läfst  fich  ganz  gut  der  Kopf  des  Heiligen,  welcher,  da 
er  durch  den  Dachvorfprung  gegen  das  Wetter  ge- 
fchützt   war,  noch   fehr  gut  erhalten  ift,  wahrnehmen 


Fig    I.  (Warlnuinnftätten.) 

In  der  mittelft  einer  fteinernen  Stiege  bequem  zugäng- 
lichen Gruft  diefes  Karners  befinden  fich  zwei  Särge 
der  oben  befchriebenen  Einrichtung,  der  eine  zur 
Beerdigung  gröfserer,  der  zweite  fiir  kleinere  Leichen 
beftimmt. 

Es  find  dies  die  einzigen  mir  bekannten  der- 
artigen Särge,  welche  fich  bis  auf  unfere  Tage  erhalten 
haben.  Da  fich  an  dicfelben  luinnerungen  knüpfen, 
denen  in  culturhiftorifcher  Beziehung  eine  gewiffe 
Bedeutung  nicht  abgefprochen  werden  kann,  glaubte 
ich  auf  diefelben  aufmerkfam  machen  zu  follen. 


VII.  N  F. 


LXII 


Römifcher  Ziegelofen  bei  Wartmannftätten. 


\'on    AJoii   liatift-r. 
(Mit  3  Tcxl'llliiftialioncn.) 


'-'^M  Herbfle  des  Jahres  1879  itiefs  man  beim 
Ackern  in  einem  Felde  weftlich  von  Wart 
mannllatten  auf  die  Reite  einer  baulichen 
Anlage.  Die  k.  k.  Bezirkshauptmannfchaft  in  Neun- 
kirchen (Xieder-Oefterreich)  bellte  die  Fortfetzunfj 
der  Feldarbeit  an  liiefer  Stelle  ein  und  berichtete  über 
den  Fund  an  die  k.  k.  Central-Commiffion  für  Kunft- 
und  hillorifche  Denkmale,  welche  nach  genauer  Unter- 
fuchung  weitere  Aufgrabungen  anordnete. 

V^on  dem  Obje<5le  war  vor  der  jetzigen  Auf- 
deckung über  dem  Ackerboden  nichts  zu  fehen.  Die 
Bewohner  des  Dorfes  und  die  Befitzerin  des  Ackers 
Frau  Therefia  Haiden  erklärten,  dafs  ihnen  nichts  von 
irgend  welchen,  weder  an  der  in  Rede  flehenden 
Stelle  noch  in  der  Umgebung  von  Wartmannllhtten 
überhaupt  bis  jetzt  gemachten  Funden  bekannt  wurde. 
Um  fo  auffallender  ifl  es,  dafs  das  gewiffermafsen 
durch  den  Pflug  entdeckte  Mauerwerk  nur  in  geringer 
Tiefe  unter  dem  Ackerboden  lag. 


römifcher  Zeit  die  Anfertigung  von  Ziegeln  betrieben 
wurde. 

Die  volle  Aufdeckung  des  noch  im  Verbände 
erhaltenen  Mauerwerkes  hat  weitere  Belege  für  die 
Richtigkeit  diefcr  Vermuthung  gebracht. 

Nach  Hefeitigung  der  lofe  liegenden  Ziegeltrüm- 
mer tliefs  ich  auf  einen  5-60  M.  langen  und  0-97  M. 
breiten  canalartigen  Bau  (Fig.  i),  der  zu  beiden  Lang- 
feiten von  Zicgelmauern  begränzt  ift.  Die  Mauern  von 
der  Breite  eines  Ziegels  (0-30  M.)  beflehen  je  aus  drei 
Ziegclfchaaren  übereinander,  wobei  dicZiegel  fo  gelegt 
fmd,  dafs  die  Fugen  aller  drei  Schaaren  nicht  gegen- 
einander verfctzt  wurden,  fondern  durch  die  ganze 
Höhe  der  Mauern  durchgehen.  Der  Boden  des  Canals 
ift  mit  einem  harten  hauptfächlich  aus  Ziegelmehl 
beliebenden  Beguffe  verfehen,  der  an  der  einen  Seite 
mit  den  begränzcnden  Langmauern  abfchliefst,  an  der 
zweiten  Schmalfeite  aber,  der  Nordweftfeite,  einen 
muldenförmigen  Abfchlufs   bildet.  Ueber   den  Canal 


^,"a:'///':-a 


^      P^^      ^±^ 


Das  Material,  das  bei  dem  wenig  ausgedehnten 
Objefle  zur  Verwendung  kam,  bilden  durchaus  Ziegel. 
Schon  zu  Beginn  der  Aufdeckung  konnte  über  das 
Alter  derfelben  kein  Zweifel  fein.  Sowohl  die  Formen 
als  auch  die  Qualitiit  der  Ziegel  bezeichneten  diefelbcn 
als  römifchc.  Grofse  Platten  mit  wellenförmig  einge- 
riffenen  Linien  an  der  einen  Fläche,  Stücke  von  Leiflen 
und  Deckziegel  aus  gut  durchgearbeitetem  hart  ge- 
branntem Thone  machten  fchon  die  Fntdecker  des 
Objeftes  auf  das  Ungewöhnliche  des  Fundes  aufmerk- 
fam.  Befonders  fiel  aber  auf  dafs  viele  Ziegclflücke 
dunkelroth  oder  ganz  fchwarz  gebrannt  das  Ausfeilen 
von  Marmor  erhalten  hatten,  und  dafs  bei  Fortfetzung 
der  Arbeit  die  Fundflelle  einer  Grube  von  Ziegel- 
mehl oder  roth  gebranntem  Thone  glich.  I<lndlich 
waren  ganze  Partien  von  Deck-  und  Leiftenzicgeln  zu 
grofsen  Klumpen  zufammengebrannt  und  gaben  mit 
allen  übrigen  Merkmalen  der  Vermuthung  Raum,  dafs 
man  hier  auf  eine  Stelle  geftofsen   fei,  an  welcher  in 


auf  die  Langmauern  aulfetzend.  find  Ziegelbogen  von 
0-45  M.  Breite  gewölbt  und  fo  angeordnet,  dafs 
zwifchen  je  zwei  Bögen  ein  Zwifchenrauni  von  0-20  M. 
bleibt.  Drei  diefer  Bögen  waren  bei  der  Aufdeckung 
noch  intacl,  von  zweien  die  Anfätze  erhalten.  Ueber 
den  Bogen  folgte  Ziegelwcrk,  das  fich  leicht  ablofen 
liefs,  doch  konnte  man  deutlich  erkennen,  dafs  die  in 
den  Canal  führenden  fenkrechtcn  Schachte  auch  durch 
diefe  ausgleichende  Aufmauerung  freigelaffcn  wurden. 
An  den  Aufsenfeiten  der  Langmauern  wurde  eine 
Harke  Lehmfchichte  angetragen,  welche  fich  wie  diefs 
im  DurchfchnitteP'ig.  2  und  3  zu  erkennen,  bis  iiber  die 
Höhe  der  Bögen  erhob  und  als  Begränzung  der  fenk- 
rechten  Schachte  nach  rechts  und  links  erfcheint.  Die- 
felbe  Lehm-Ummantelung  bildete  auch  den  Grund  der 
muldenförmigen  Beendigung  des  Canals  nach  der  einen 
Seite,  während  fie  an  der  anderen  Schmalfeite  fehlte. 
Die  verwendeten  Zieg-el  fmd  an  der  nach  dem  Innern 
des    Baues    gekehrten    Seite    (Uirchaus    fchwar/    und 


LXIII 


glafig.  Die  Thoii  Uniiiuuilcluiig  hl  in  ihrer  ganzen 
Ausdehnung  rothgebrannt.  Am  Canal-Eitigange,ander 
Stelle,  wo  die  Kögen  nicht  erhalten,  die  Mauern  eben- 
falls mehr  zerdört  find,  wurden  Keile  von  Holzkohlen 
gefunden. 

Nachdem  es  fich  zeigte,  dafs  rings  um  die  bc- 
fprochene  Bauanlage  nur  reine  Ackererde  folgte, 
wurde  die  ;\usgrabung  eingeftellt.  Befondcrs  zu  be- 
merken ilt  noch,  dafs  auf  keinem  der  vielen  Ziegcl- 
llücke  ein  Stempel  gefunden  wurde,  luul  dafs  aufser 
einem  Gefafsfcherbeii  von  geringer  Bedeutung  nichts 
von  Fundftücken  zu  verzeichnen  ift. 

Nach  dem  oben  Gefagten  unterliegt  es  v\ohl 
keinem  Zweifel,  dafs  der  canalartige  Bau  ein  Heiz 
canal  war  und  dafs  nur  ein  bedeutender  in  demfelbcn 
erzeugter  Hitzegrad  jene  Verglafung  der  Ziegel  her- 
vorrufen konnte,  welche  durchwegs  im  Inneren  des 
Canals  conllatirt  wurde.  Ich  glaube,  man  hat  es  mit 
dem  Heizraume  eines  römifchen  Ziegclofens  zu  thun. 
Ueber  diefen  mufsten  die  jeweilig  zu  brennenden 
Ziegel  fo  aufgebaut  worden  fein,  dafs  die  Flammen 
durch  die  fenkrechten  Schachte  in  die  Zwifchenraume 
eindringen  konnten.  \'^on  dem  oberen  Thcil  des  Ofens, 
einem  eventuellen  lünfalzraume  für  die  Ziegel  fehlt 
jede  Spur,  vielleicht  ift  auch  eine  Ilabile  Ummauerung 
und  Bedeckung  dcsfelben  niemals  vorhanden  gewefen, 
fo  dafs  der  ganze  vXufbau  nur  aus  den  zu  brennenden 
Ziegeln  jedesmal  errichtet  ward.  Die  verhältnifsmäfsig 
kleinen  Dimenfionen  der  Anlage  fprechen  nicht  gegen 
den  vermutheten  Zweck  derfelben.  Die  36  in  Rhein- 
zabern  gefundenen  römifchen  Ziegelöfcn  haben  durch- 
aus nur  eine  Grofsc  von  je  3  —  4  M.  im  Gevierte  und 


auch  alle   iibrigcn  bis  jetzt  bekannten   find  auffallend 
klein  in  den  Dimenfionen. 

Leider  geflattet  der  ruinöfc  Zufland  des  Bau- 
werks keinen  priicifen  Schlufs  darüber,  ob  fich  an  die 
Ocffnuugen  des  Canal-Gewoibes  weitere  Canale  zur 
Verbreitung  der  heifsen  Luft  in  den  lünfatzraum 
anfchlofsen,  und  in  welcher  Weife  der  Boden  desfelben 
gebildet  war.  Zum  Schluffe  ill  zu  erwähnen,  dafs  noch 


l*'i(^.    J.  (^WailmaniillciUen.) 

heute  in  der  Nähe  von  Wartmannllatten  Ziegelöfen 
im  Betriebe  liehen,  fonach  die  Oertlichkeit  felbfl  fiir 
altere  Ziegeleien  an  diefer  Stelle  fprechen  könnte.  Es 
mufs  einem  giinfligen  Zufalle  überlaffen  bleiben,  durch 
weitere  Aufdeckungen  Gcwifsheit  darüber  zu  bekom- 
men, ob  es  fich  hier  nur  um  eine  vorübergehende  Aus- 
nützung des  Lehmbodens  in  kleinem  Mafsftabe  han- 
delte oder  ob  eine  gröfsere  Zahl  von  Oefen  und  damit 
eine  dauernde  Bethatigung  der  Römer  an  der  Stelle 
von  Wartmannftättcn  zu  conllatiren  fein  wird. 


Neu  entdeckte  Wandmalereien  in  der  Kirche  von  Terlan. 


LREITS  vor  mehreren  Jahren  ift  in  den  Mit- 
theilungen berichtet  worden,  dafs  die  Marien 
kirche  von  Terlan,  erbaut  im  edelften  gothi- 
fchen  Style,  einftens  an  allen  Wanden  mit  intereffanten 
Wandmalereien  gefchmückt  war.  Leider  übertünchte 
man  im  vorigen  Jahrhunderte  jedes  Feld  ohne  Unter- 
fchied,  fo  dafs  die  herrlichen  Bilder  ganz  vergeffen 
wurden,  bis  fich  die  Tünche  an  einzelnen  Stellen  von 
felbft  ablöfte.  Diefs  bewog  an  allen  zugänglichen 
Flachen  weitere  Nachforfchungen  vorzunehmen  und 
die  Tünche,  welche  oft  fehr  zähe  war,  vermittelft 
Beklopfen  der  Wand  wiederum  abzulöfen  und  den 
alten  Bilderfchmuck  neuerdings  fichtbar  zu  machen. 
Oft  mufste  ein  kleiner,  ganz fcharfgefchliffener  Hammer 
genommen  werden,  um  durch  vorfichtiges  förmliches 
Abhacken  den  Kalküberzug  zu  entfernen.  Vergangenen 
Frühling  wurden  nach  Wegräumung  aller  hinderlichen 
Gegenftände  folgende  meill  figurenreiche  Darftcllungen 
neu  entdeckt  und  von  der  früheren  Uebertünchung 
gänzlich  befreit:  i.  Die  Geburt  Chrifti.  2.  Die  Anbetung 
der  Konige.  3.  Die  Flucht  nach  Aegypten.  4.  Die  An- 
kunft der  heil.  Familie  im  Haufe  der  Anna  zu  Nazaret. 
5.  Der  Aufenthalt  derfelben  zu  Nazaret.  6.  Der  Tod 
Mariens.  7.  Die  Krönung  derfelben.  8.  Maria  von  Monte 
Carmelo.  9  Der  heil.  Nicolaus,  wie  er  den  Sturm  auf 
dem  Meere  fegnet.  10.  Maria  mit  dem  Kinde  nach  der 


Apokalypfe  und  11.  ein  darunter  befindliches  kleineres 
Bild,  deffen  Hauptfigur  einen  Propheten,  von  muficiren- 
den  Engeln  umgeben,  darfiellt;  wahrfcheinlicher  aber 
ill;  nach  den  porträtähnlichen  Zügen  in  diefem  Pro- 
pheten der  Maler  felbft  zu  erkennen. 

Der  Grund,  warum  man  diefe  edlen  Malereien  über- 
tüncht hat,  fcheint  der  gewefen  zu  fein,  dafs  wenigftens 
einzelne  Stellen  an  denfelben  verbleicht  ausfahen 
und  zudem  wollte  man  freie  Wände  haben,  um  hohe 
Neben-Altäre  aufzuflellen  und  allerlei  gröfsere  Kälten 
für  gekleidetePuppenfigurcn  etc.  anbringen  zu  können. 
In  Folge  deffen  kommt  man  auf  viele  von  Nägeln 
durchlöcherte  und  fonll:  übel  zugerichtete  Einzelflellen. 
Bei  diefem  Barbarismus  fahen  nach  der  Befreiung  von 
der  Tünche  oft  felbfl:  gröfsere  Flächen  derart  übel  zuge- 
richtet aus,  dafs  fchon  mancher  Fachkundige  ein  be- 
friedigendes Refultat  bei  einer  verfuchsweifen  Reftau- 
ration  derfelben  für  unmöglich  hielt,  falls  man  das  alte 
Original  an  Zeichnung,  Charakter  und  Farben  getreu 
wiedererftehen  machen  wollte.  Manche  diefer  blofs- 
gelegten  Bilder  wurden  reflaurirt,  fo  eines  die  h.  Maria 
vorflellend.  Eine  eingehendere  Befchreibung  diefes 
Bildes    dürfte    daher  von  allgemeinerem  Intereffe  fein. 

Es  ift:  die  apokalyptifche  Madonna  dargeftellt,  ge- 
nau nach  der  Stelleim  i2.Cap.  Vers.  I,  wo  es  heifst:  „Et 
fignum  magnum  ap[)aruit  in  coelo  Mulier  amifla  sole  et 


LXIV 


luna  sub  [icdibiis  et  in  capitc  ejus 
Corona  llellaium  duodecim.'' 
Maria  crfcheinl  frei  fchwebcnd 
in  fchwarzblauer  Luft.  Hinter 
ihrem  Kuclseii  llellte  der  alte 
Meiller  tue  Sonne  in  Form  einer 
grofsen  kreisrunden  Scheibe 
dar,  welche,  ringsum  kriiftige 
Strahlen  ausfendend,  auf  der 
einen  Seite  ihr  (icficht,  auf  tler 
anderen  einen  bufchigen  llaar- 
fchmuck-  zeigt.  DerMond  zu  den 
Füfsen  des  Weibes  hat  nicht  die 
Form  einer  Sichel,  wie  in  fiiiite- 
rer  Zeit,  fondern  ill  vollkt)mmen 
kreisrund  gehalten,  genau  nach 
dem  Schrifttc.xte,  welcher  mit 
dem  Worte:  luna  wohl  den  gan- 
zen vollen  Mond  verAanden 
wiffen  will.  Seine  obere  lichte 
Hälfte  dürfte  fymbolifch  zu  deu- 
ten fein,  welche  nämlich  aus- 
drucken foll,  dafs  auf  ihr  die- 
jenige lieht,  welche  tler  Welt 
das  wahre  Licht  gebracht  hat 
und  diefes  bereits  auf  ihren 
Armen  tragend  dem  Beobachter 
zugewendet  zeigt  Nebll  dem 
Kranze  von  zwölf  Sternen  ilt 
das  Haupt  derGottesmutter  mit 
einem  weich  aufliegenden  Kro- 
nenreifen geziert  und  wird  von 
einem  grofsen  \imbus  umgeben, 
in  welchem  innen  Strahlen, 
aufsen  herum  aber  runde  Ver- 
liefungen gleich  einer  Perlen- 
fchnur  kriiftig  gravirt  find.  Maria 
fleht  fanft  geneigten  I  lauptes 
mit  zartem  Blicke  auf  ihr  holdes 
Kind  nieder,  welches  ein  gelbes 
Kleid  trägt  und  innig  an  die 
Mutter  fich  anfchmiegt.  Das 
Vorkommen  des  Kindes  bei 
diefer  Darfteilung  Mariens  hat 
feinen  guten  Grund  wiederum 
in  dem  genauen  l'"erthalten  des 
alten  Meilters  an  dem  Worte  des 
Johannes:  „iitu/icr  apparuit;" 
der  Sinn  diefes  Ausdruckes  kann 
eben  nur  durch  die  Aufnahme 
eines  Kindes  genau  wiedergege- 
ben werden.  Die  fpatere  Zeit 
ftellte  Maria  immer  nur  allein 
dar,  was  aber  die  Schrift  nicht 
ganz  genau  ausdrückt.  Neben 
dem  oberhalb  rückwärts  geneig- 
ten Körper,  was  wohl  andeuten 
follte,  dafs  derfelbe  eine  Bürde 
zu  tragen  habe,  macht  auch  das 
fchwung\dll  lungeworfcne  und 
reichfaltige  Oberkleid  die  ganze 
DarÜcllung  hochlt  interciTant. 
Alle  F^alten  erfcheinen  leicht 
und  weich,  nicht  eckig  oder  ge- 
brochen fondern  wahrhaft  kunfl- 
lerifch  geordnet.  Die  l'\ube  des 


l.XV 


Kleides  i(l  i^fclblicli,  wcifs  uiiil  ;ib\\  (jchfcliul  mit  her/.- 
und  (iuadr;itr()rniif;cri  Dcffiiis  ycfchiiuickt ;  crllcrc  find 
mit  heller  hlauijrüner  l'"arbe  ausLjcfullt  und  rint^snm 
mit  rolhen  Punkten  inn^feben,  woduieli  am  stanzen 
Kleide  eine  eijjene  Schönheit  erzielt  wird.  '  Auch  ("md 
alle  Rjinder,  fclbft  jene  des  violetten  Unterkleides 
niclit  ausgenommen,  i)erlfchnurartiij  wie  der  Nimbus 
gravirt  und  vergoldet.  InterclTanl  ill  auch  die  riufscre 
Umrahmung  des  ]5ildes.  Zwei  gewundene  Säulen  von 
gelblich  grauwcifser  Farbe  mit  zierlich  violettem  Laub- 
werke am  Cai)it;il  und  I""ufse  tragen  einen  reich  geglie- 
derten breiten  1  lalbkreisbogen,  welcher  gleich  dem 
Ueberbaue  bei  alten  Chorllüidcn  gewölbt  und  oben 
iiberragend  angelegt  ill.  Das  Innere  desfelben  er- 
fcheint  durch  eine  Reihe  ahnlichen  Blattwerks  geziert 
wie  die  Caiiitide  der  Siuilen.  Jedes  Blatt  ilT.  üppig  hoch 
gewachfen,  fo  dafs  es  oberliali)  iiberhangend  dargellclll 
wertien  mufste  und  hat  mitten  hindurch  einen  kraftigen 
Rippenbau,  der  mit  bohnenformigen  Körnern  aus- 
gefüllt ift.  Zwifchen  je  zwei  Blättern  rankt  fich  ein  be- 
blätterter Stengel  empor  und  tragt  zu  oberA  eine  vier- 
blattrige  dunkclviolette  Blume  mit  weifsem  Mittclkerne, 
welche  oberhalb  eines  jeden  Stückes  vom  genannten 
Blattwerke  wiederkehrt.  Oben  wie  unten  begränzt  den 
Bogen  ein  mehrfach  profilirtes  Gefimfe.  Den  Abfchlufs 
des  Ganzen  bildet  eine  wagrechtlaufende  Platte  mit 
einem  Rundbogenfries.  Zur  belferen  Belebung  des 
dunklen  Hintergrundes  glaubte  der  alte  Meifter  über 
den  Wortlaut  des  Textes  hinaus  noch  einen  fünffarbigen 
Regenbogen  hinzufügen  zu  muffen. 

Nicht  minder  intereffant  und  für  die  mittelalter- 
liche Kunlllurfchimg  bedeutungsvoll  wie  diefes  Bikl 
find  alle  übrigen  fowohl  jene  des  Chores  wie  im 
Schiffe.  In  dem  crfleren  crfcheint  Maria  beinahe  durch- 
wegs durch  Gröfse,  wie  Bekleidung  und  Haltung  auf- 
fallend hervorgelioben.  Faft  überall  begegnen  wir 
einem  reichen  Abfchlufs  durch  intereffanten  architek- 
tonifchen  Aufbau,  welcher  überrafchende  Abwechslung 
hat  und  von  einer  reichen  l'hantafie  des  Künfllers 
Zeugnifs  gibt. 

Es  mufs  noch  bemerkt  werden,  dafs  man  es  hier 
nicht  mit  Fresken  im  llrengen  Sinne  nach  heutigen  Be- 
griffen diefer  Malweife  zu  thun  hat,  fondern  vielmehr 
mit  Temperamalereien.  An  mehreren  ausgebrochenen 
Stellen,  wo  die  urfprungliche  rohe  Mauer  des  Bau- 
werkes zum  Vorfcheine  kam,  zeigten  fich  gelbe  und 
rothe  Contouren.  Diefe  Fläche  fehlen  jedoch  dem 
Kunfller  zu  rauh  gewefen  zu  fein  und  er  liefs  daher 
einen  i  Cm.  dicken  Mörtclüberzug  herilellen.  Mit 
folchem  wurde  zuerll:  die  ganze  obere  Hälfte  eines 
Bildes,  des  kleinen  wie  des  gröfseren,  angelegt  und 
reicht  genau  bis  zu  den  Heiligenfcheinen  der  gröfseren 
Figuren.  Von  einem  Einritzen  der  Umriffe  läfst  fich 
nicht  die  mindel1:e  -Spur  entdecken,  wohl  aber  finden 
fich  an  einer  und  derfelben  Stelle  oft  mehrere  gelbe 
Contouren  vor,  welche  da  gezogen  wurden.  Einen 
fertigen  Carton  fcheint  der  alte  Maler  nicht  gekannt 
zu  haben.  Nach  diefen  Contouren  nun  ging  das  Malen 
vor  fich,  nachdem  die  Flache  vorher  ungemein  fein 
geglättet  worden  war.  Die  einzelnen  Felder  des  auf 
einmal  aufgetragenen  Mörtels  find  oft  fo  grofs,  dafs 
das  Bild  durchaus  auf  bereits  trockenem  Grunde  erll 

'  ,\ii  mehreren  Figuren  Mariens  kehrt  tlicfcr  reichgefticktc  Mantel 
genau  wieder. 


hat  Vollendet  werden  können.  Zudem  findet  man,  dafs 
die  Farben  nicht  in  den  Mörtel  hineingedrungen  feien, 
fondern  nur  auf  deffen  Oberfläche  eine  dünne  Schichte 
bililen,  aber  fie  haben  einen  gcwiffen  Glanz  und  ein 
fettes  Ausfehen,  was  unzweifelhaft  auf  eine  Art  Tem- 
pera fchliefsen  lafst.  Bei  der  Reftaurirung  wird  ahn- 
lich vorgegangen  und  den  in  Firnifs  ganz  dick  gerie- 
benen l'arbcn  in  Terpentin  oder  Benzin  aufgelofles 
Wachs  beigemifcht  und  die  P'arbe  beim  Malen  mit 
Terpentin  immer  wiederum  genügend  flüffig  gemacht. 
Man  nimmt  2  Theile  Farbe  und  i  Theil  Wachs.  Die 
fo  mit  Wachs  und  Terpentin  gemifchten  Oelfarben 
tragen  auffallend  viel  bei,  um  bei  den  Bildern  den  alten 
Charakter  leichter  zu  erreichen  und  find  überdies  fehr 
haltbar  und  von  Dauer. 


Fig.   2.    (Prag.) 

Ein  flüchtiger  Vergleich  zwifchen  den  Gemälden 
im  Schiffe  und  jenen  im  Chore  zeigt,  dafs  erflere  etwas 
junger  sein  muffen,  denn  an  ihnen  ift  alles  viel  feiner 
behandelt,  d.  h.  nicht  mehr  fo  grofsartig  angelegt,  die 


I.XVI 

Falten  zeigen  fchon  Bruche  und  find  kurzer  gehalten.      Bilder,  dafs  das  Gemal  N.    Stocinger   im    lahrc    1407 

Zudem  fehlen  die  vergoldeten  Saume  an  den  Gewan-      gemacht  habe. 

dern    Mariens  u.  f.  \v.    Nun  rtoht   unter   einem    dicfcr  A/:;. 

Zur  Verwendung  des   Eifens  in  der  Kunft-Induftrie  während 

des  15. —18.  Jahrhunderts. 

Von    iJi.    A'iu/  I.hiii. 


(Mil  6  Tcxl-niitflrationcn.) 


»«l'*'^'  '5  Jahrhundert  an  fand  das  Eifen  bei  der 
'P^\  Lofung  architcktonifcher  Aufgaben  eine  reich- 
liche und  zweckmäfsige  Verwendung  und  war 
damit  dem  Schmiede  und  Schlofifer  Gelegenheit  gege- 
ben,   feine    Kunllfcrtigkeit    in    ausgiebigem  Mafse    zu 


Fig.   3,   4.  (IVag.l 

zeigen  und  die  geiflreichen  Entwürfe,  die  nur  in  den 
feltenflen  Fällen  von  den  Handwerkern  felblt  ausge- 
gangen fein  mochten,  in  tadellofer  und  muftergiltiger 
Weife,  in  wohl  überlegter  Technik  zu  realifiren. 


Bis  dahin  war  das  Eifen  im  Mittelalter  nur  zu 
Wehren  unii  Waffen,  dann  zu  Werkzeugen  und  nur  in 
ziemlich  feltenen  Fallen  für  den  1  lausrath  oder  gar  für 
Schmuck-  oder  Prunk -Gegenflande,  meift  in  roher 
Arbeit  verwendet  worden. 

jMit  der  Spat-Gothik,  der  folgen- 
den Renaiffance  und  den  weiteren 
Stjd-Wandluiigen begann fürdas  Eifen 
die  Zeit  einer  befferen  und  vielfeitige- 
ren  Verwendung.  Dicfes  bisher  in 
folcher  Richtung  nicht  genügend  ge- 
würdigte Materiale  fand  nunmehr 
auch  im  Kunl\gewerbe  Aufnahme, 
Kirche  und  llaus  boten  genug  Anlaffe, 
das  Eifen  als  Zierwerk  und  Gerälh  an 
paffender  Stelle  und  in  zweckmafsig 
finniger  Weife  in  Gebrauch  zu  brin- 
gen. In  den  Kirchen  brauchte  man 
Gitter  zum  Abfchlufs  des  Presbyte- 
riums,  von  Eingiingen,  von  Caijellen; 
von  Grabmalen  und  Gruftraumen, 
Glocken  -  Häuschen,  Standleuchter; 
Grabkreuze;  in  den  Bürgerhäufern 
und  Paläften:  Stiegengelimder,  Bal- 
con-  und  Fenllergitter,  Thür-  und 
Oberlichtgitter,  Brunnenhäufer,  Aus- 
hängefchilde,  Thürklopfer  ,  Fackel- 
hälter,  Wetterfahnen  ,  I'euerhunde 
u.  f.  w.  I 

Bei  den  von  uns  näher  zu  be- 
trachtenden Eifenarbeiten  find  vor- 
nehmlich drei  Techniken  ins  Auge  zu 
faffen,  das  Iliiinmcrn,  das  Schneiden 
und  das  Treiben.  Selten  wurde  die 
eine  oder  andere  diefer  Techniken 
allein  angew'andt,  meirtenszwei,  feiten 
drei  an  einem  und  demfelben  Obje6le. 
Mit  dem  Hammer  wurden  Gitter, 
Standleuchter  u.  f.  w.  gearbeitet.  Man 
nahm  meill:  Eifenftäbe,  gezogenes 
Eifen,  die  alsdann  gebogen,  gerun- 
det, gedreht,  mit  anderen  verflochten 
u.  f.  w.  wurden.  Nicht  feiten  verband 
man  damit  zur  Zierde  kleine  aus 
Blechen  ausgefchnittene  Eifenplätt- 
chen,  die  entweder  einzeln  eingefügt 

'  DicTer  Gcgcnft.lnd  wurde  bereits  von  Profeffor  Ricivel '\n  den  Milth 
der  Ccnlr.-Comin.  XIII.  eingehend  behandelt:  desgleichen  auch  vom  Cuftos 
VV,  B  yhcim  in  den  niattern  für  d.is  KiinflBCwerbc  vom  Jahre  1878  in  gciftrcichcr 
Weife  bcfprochen.  Der  intercfTantcn  Bcifpielc  wegen  glauben  wir  jedoch,  auf 
diefes  wichtige  und  anregende  Thema  in  den  Mittheilungen  nochmals  zuriick- 
kom-n-n  zu  feilen. 


LXVII 


oder  in  zahlreiclier  Vereinicjiing  s:;riippirt,  7.11  Blumen 
(Rofcn,  cloldcnförnii^'cn  Kelchen)  j^ebildet,  oft  mit  Stiel 
und  fpiralcn  StaLibfaden  verfehen,  ftraufsarti^  zufam- 
mengertcllt  wurden.  Die  Technik  bei  der  Arbeit  mit 
gezogenem  lüfen  ifl:  nicht  befonders  fchwierig,  wenn- 
gleich fie  viele  Genauigkeit  fordert,  da  es  im  Ganzen 
nur  auf  correftes  Hiegen,  l-'lechten  und  gegliederte 
Knotenrtellungen  ankommt;  das  Hauptgewicht  liegt 
vielmehr    in    dem  iMitwurfe,  in  der  Zeichnung  und  im 


Grofse  der  letzten  Periode  der  Gothik  ange- 
hiirendc  Gitterwerke  finden  fich  übrigens  in  liöhmen 
nur  noch  wenige.  I*lin  in  der  Stiftskirche  zu  llohenfurt 
bcfmdliches  fehr  fchones  Gitter  von  theils  gehämmer- 
ter theils  gefchnittener  Arbeit  zeigt  eine  eigenthiim- 
liche  Mifchung  von  Gothik  und  Rcnaiffance  mit  Vor- 
wiegen der  letzteren.  Achnlich  ift  es  mit  dem  Gitter- 
thor in  Graupen,  welches  auf  den  neben  der  Anna-Kirche 
"eieuenen  l'ricdhof  fiihrt.  lünen  untrewohnlichen  Schatz 


Fig.    5.   (W.  Meferitfch.) 


Schwünge  des  angewendeten  Ornaments,  in  den  zier- 
lichen Verfchlingungen  der  Stäbe  und  in  dem  aus  aus- 
laufenden Ornamenten  gebildeten  Abfchluffe  refpeftive 
in  der  Bekrönung. 

Eines  der  prachtvoUften  Gitter  befitzt  der  Prager 
Dom.  Mit  demfelben  ift  das  kunitreiche,  leider  etwas 
unförmliche  Tumben  Grabmal  umgeben,  das  zum 
Andenken  an  Ferdinand  I.,  feine  Gemahlin  Anna  und 
Maximilian  II.  beim  Eingange  in  die  kaiferliche  Gruft 
lieht.  Wir  bringen  in  P'ig.  i  eine  Abbildung 
einer  der  vier  Seiten  diefes  Gitters.  Es  bil- 
det fünf  Felder,  davon  das  mittlere  und  das 
am  Flügel  beiderfeits  ein  befonderes  Mufter 
zeigt,  wahrend  fich  ein  weiteres  Mufter  in 
zwei  correfpondirenden  Feldern  wiederholt. 

Diefes  Gitter  verdient  alle  Beachtung 
als  eine  fehr  reiche  und  gefchmackvoUe 
Arbeit  des  vom  Kunftgeifte  des  16.  Jahr- 
hunderts veredelten  Handwerkes.  Es  dürfte 
fo  ziemlich  gleichzeitig  mit  dem  Monumente, 
das  Alex.  Colin  1589  datirt  ift,  kaum  viel 
fpäter  entftanden  fein.  Wir  fehen  den 
runden  Eifenltab  verwendet,  denfelben  in 
den  phantafievoUflen  Verfchlingungen  gezo- 
gen, wobei  bei  zwei  Feldern  die  diagonale 
Durchkreuzung,  bei  zwei  anderen  die  Achter- 
figur und  bei  dem  letzten  die  Schnecke  den 
leitenden  Gedanken  für  den  Zeichner  gaben. 
Von  befonderer  Zierlichkeit  erfcheincn  die 
Bekrünungen  derP'elder  mit  ihren  Draht-Bou([uets  und 
den  grofsen  Blätterbüfcheln.  In  reicher  Verwendung 
zeigt  fich  an  diefem  Gitter  das  gcfchnittene  P^Jfen  — 
zu  Pflanzen,  und  Blumenbliittern,  zu  Wappenhaltern 
u   f.  w.  gebildet  mit  eingehaucneii  ( )rnanKnten. 


von  Schmiedearbeiten  befitzt  das  Schlofs  Karlftein. 
Vor  allem  verdient  hervorgehoben  zu  werden  das 
25  Fufs  lange  und  7  P\ifs  hohe  Gitter,  das  mit  einer 
prachtvollen  Krönung  fchliefsend  die  Kreuz-Capelle 
untertheilt.  Unterhalb  aus  einfachen  gekreuzten  Stäben 
beftehend,  wird  es  in  der  Höhe  mit  einem  aus  Holz 
undEifen  conflruirten  Gebälke  eingefafst,  über  welches 
ein  aus  Spitzbogen,  Drei-  und  Vierpäffen,  Krabben, 
Kreuzblumen  kunftreich  geführte  Bekrönung  bis  zum 


Gewolbefcheitel  aniteigt. ' 

Einfachere  Gitter   von    fehr   zierlicher  Zeichnung 
finden    fich    in    der   Stiftskirche   am    Strahov  in  Prag. 

'    intcrcflante    RciKiilVance  -  liiucr    bringt    il.is    Werk    von    Ür.    lig    und 
Kabdfho:  Wiener  Schnilzwcrke  des  i8.  Jahrhunderts. 


LWlll 


Fig.  2  —  4  veranfchaulichen  einzelne  lierfelben.  In 
gefchmackvoller  Weile  ill  hier  das  Drahtgeflecht  mit 
den  Eifenplättchen  verbunden.  In  den  Hekröniingen 
herrfcht  übrigens  bereits  einige  Nüchternheit  Blumen, 
aus  Drahtgewinden  gebildet,  Und  bis  auf  etliche  ganz 
unbedeutende  Figürchen  nicht  verwendet. 

Reicher  behandelt  ift  der  halbkreisförmige  Ober- 
theil  eines  Gitters  am  durch  die  Thurmhaile  führcmlcn 
Haupteingange  der  Pfarrkirche  zu  Wal.-Mcferitfch  in 
Mahren.  (Fig.  5.)  Die  bchcrrfchende  Figur  des  DralU- 
geflechtes  iÜ.  aus  dem  Achter  conllriiirt,  die  Klattcin- 
fatze  aus  gefchnittencm  Eifen  find  zierlich  behandelt, 
doch  etwas  zu  derb.  Die  beiden  Flügel  zeigen  ein  aus 


rhombifch  fich  durchkreuzenden  Fifenflabcn  gebildetes 
Gitter  mit  Itellenweife  eingefugten  s-förmigen  iJraht- 
Ornamenten.  Die  beim  Portale  befindliche  Jahreszahl 
1581  dürfte  auch  für  das  Gitter  mafsgebend  fein. 

Schliefslich  führen  wir  noch  die  Abbiklung  eines 
Gitters  aus  der  crimen  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  vor, 
das  fich  vor  dem  Speife-Altar  in  der  .'^t.  Michael-Fried- 
hofskirche zu  Chrudim  befindet.  (Fig.  6.)  Das  Eifen- 
drahlgeflecht,  wie  wir  es  bisher  kennen  gelernt  hatten, 
tritt  ilabei  auffallend  in  den  Hintergrund,  und  crfcheint 
als  Haupt-Decoration  das  gerippte  Blatt,  das  tlieils 
ausgefchnitten  angefugt,  theils  mit  dem  Hammer  aus 
dem  Drahteifen  felbft  herausgearbeitet  wurde. 


Ein  archivalifcher  Ausflug  nach  Spital  Pyrhn. 


IXEN  Auftrag  der  k.  k.  Central-Commiffion 
fiir  Kunll-   und    hillorifche  Denkmale  zu  \oll- 

^  ziehen,  begab  ich  mich  den  19.  Auguft  18S0 
nach  Spital  am  Pyrhn,  dem  fchöncn  eliemaligen  Col- 
legiat-Stift  in  einem  unferer  herrlichften  Alpenthaler 
gelegen.  Dort  war  ein  altes  „Kloller  Archiv",  über 
deffen  Zuftand  duftere  Gerüchte  verbreitet  waren  und 
überdiefs  war  eine  Scartirung  vorgenommen  worden 
und  eine  grofse  Anzahl  von  Archivalien  lag  zum  Ver- 
ftampfen  bereit.  Es  galt  diefe  dem  Tod  durch  Zer- 
malmung beftimmten  Aclen  einer  erneuerten  Durch- 
ficht zu  unterziehen  und  das  Retlungswürdige  vor 
Vernichtung  zu  bewahren.  Diefer  Art  von  Todtcn- 
gräberei  wurde  die  Zeit  vom  21.  bis  28.  Auguft  ge- 
widmet und  nicht  nur  die  ausgefchiedenen  Stücke 
zum  gröfstenTheil  unterfucht,  fondern  auch  das  eigent- 
liche Stifts-Archiv  ins  Verhör  genommen. 

Ich  fand  die  fcartirten  Schriften  in  einem  gewölb- 
ten lichten  und  trockenen  Locale  des  erften  Stock- 
werks durch  eine  eiferne  Thüre  mit  der  Forflkanzlei 
in  Verbindung.  Hier  lagen  Papiere  der  ^-erfcliiedenften 
Art  in  Haufen  über  den  Fufsboden  ausgebreitet.  Icli 
bemerke  diefs  ausdrücklich,  um  zu  erklären,  wäe  auch 
das  von  mir  als  befonders  bcachtenswerth  Ausge- 
wählte und  wegen  Mangel  an  Raum  auf  einen  1  laufen 
Gelegte  keine  fyflematifche  Abtheilung  darflellcn 
könne.  Zum  Ueberflufs  nahm  die  eine  Seite  des 
Zimmers  eine  fehr  grofse  Holzlade  ein,  welche  mit 
ganz  oder  halb  vermoderten  Archivfliicken  über  vnid 
über  angefüllt  war. 

Die  Scartirung  war  vor  mehreren  Jahren  durch  den 
damaligen  Rentamts-Verwalter  felbfl;  vorgenommen 
worden.  Er  hatte  feiner  Oberbehörde,  der  Ic.  k.  I-'orfl- 
und  Domänen-Direftion  in  Gmunden,  ein  Verzeichnis 
diefer,  wie  es  dort  heifst,  „volljläiidii^  ivertlilo/L)!  und 
unbrauchbar  fcartirten  Aßen"  eingefendet,  welches 
ich  jetzt  in  Händen  hatte.  Allein  wieviele  für  Rechts-, 
Sitten-  und  Cultur-Gefchichte  des  Landes  wichtige 
Documente  fand  ich  darunter!  l'^s  konnte  ja  gar  nicht 
anders  fein.  Der  tüchtigfte  I-'aclibeamte  kann  fich  auf 
Schriftzüge  des  18.  und  19.  Jahrhunderts  recht  gut 
verftehen  und  dennoch  Briefe  und  Aflen  des  16.  und  17. 
Jahrhunderts  nicht  zu  entziffern  vermögen ;  abgefehen 
davon,  dafs  die  dem  ForAmann  oder  modernen  Oeko- 
nomen  gleichgültig  und  werthlos  fcheinenden  Notizen 
in   ihrer   fehr   werthvollen    Beziehung   zur   Gefchichte 


unfercs  Rechtes,  unfercsWirthfchafts-  undCulturlebcns 
mifsachtet  worden.  Die  Nolhwendigkeit  Scartirungen 
alterer  ^Archive  nur  durch  dazu  geeignete  Perfonen 
vornehmen  zu  laffen,  trat  nie  lebendiger  vor  meine 
Augen  als  im  gegenwärtigen  Falle. 

In  Zahlen  ausgeilrückt  mochten  diefe  Papier- 
haufen an  2000  Fascikel  betragen,  dazu  kamen  noch 
130  Foliobände  gedruckte  Verordnungen  und  Cir- 
culare.  Das  Gefammtgewicht  war  auf  1700  Kilogr. 
angegeben.  Die  in  der  langen  Holzlade  befindlichen 
ganz  oder  halb  in  Moder  aufgelöften  ..irdifchcn  Rcfle" 
mochten  einmal  300  P'ascikel  vorflellen. 

Das  Ganze  zerfiillt  in  A6te  des  Collegiat-Stiftes 
und  der  drei  Landgerichte  Spital,  Klaus  und  Feyer- 
egg,  welche  einfl:  Figenthum  des  Stiftes  waren.  Ich 
bin  nach  genommener  Einficht  der  Meinung,  dafs 
alles,  was  darunter  dem  15.  und  16.  Jahrhundert  ange- 
hört, aufbehalten  werden  muffe,  indem  die  Schriftrefte 
aus  diefen  entlegenen  Zeiten  ohnehin  feiten  im  Lande 
fich  finden  und  auf  eine  Erklärung  oder  Ergiuizung 
der  Aften  eines  Archivcs  durch  die  eines  andern  in 
diefem  P'alle  nicht  leicht  gerechnet  werden  kann.  Von 
demMateriale  des  17.  Jahrhunderts  fand  ich  bei  weitem 
die  meiflen  Sachen  werth  für  die  Nachwelt  aufbewahrt 
zu  werden  und  nur  Gegenftande  von  nicht  liißorifchcm 
Piclange,  die  oftmals  wiederkehren,  können  bei  Seite 
gefchafft  werden,  wie  z.  B.  A6len  über  P^he-  und  lügen- 
thumsverletzungen,  Uebergaben  von  Häufern,  Inven- 
turen, Waifen-  und  Erbfchaftsangelegenheiten,  ordinäre 
Proceffe.  Von  den  maffenhaft  anwachfenden  Schriften 
des  18.  und  19.  Jahrhunderts  mit  all  ihren  Beilagen  und 
ämtlichen  Correfpondenzen  ifl  wohl  der  grofsere  Theil 
minder  erheblich  und  könnte  wie  bei  denen  des  17.  Jahr- 
hunderts \-on  Zeit  zu  Zeit  blofs  ein  Repriifentant 
der  gerichtlichen,  ailminißraliven  und  ökononiifchen 
ZuAände  zur  \'erwahrung  zurückgelegt  w-erden.  Dabei 
habe  ich  einzufchalten,  dafs  die  für  die  Gegenwart 
wichtigen  Gerichts-  und  Adminiftrations-Aflen  bei 
lunführung  der  neuen  Organifation  im  Jahre  1850 
ohnehin  an  ilie  Bezirkshauptniannfchaft  Kirchdorf  und 
das  Bezirksgericht  VVindifchgarflen  abgeliefert  wurden 
oder  in  der  bei  der  Forrtkanzlei  befincliichen  Regiflra- 
tur  noch  gegenwiirtig  zu  finden  find. 

Das  Unbedeutende  kann  auch  in  archixalifchen 
Dingen  als  P'eind  des  Bedeutenden  und  Werthvollen 
auftreten.   Die  Nachwelt    wird    nichts  verlieren,    wenn 


LXIX 


man  ihr  nicht  alle  Wilddiebs  rroceffc  und  Ohrfcigen- 
angelegenheiten  fammt  den  maffenhaften  Zeugenaus- 
fagen  und  Belegen,  alle  ZahUingsbögen  und  lu'nfchreib- 
buchel,  alle  Abhantllungen  und  Inventuren  bei  Maufcr- 
iibergabcn,  Waifcnrechnungen,  Einquarticrungs-,  Vor- 
fpann-  und  Invaliden- Agenden,  Schub-  und  Bcttler- 
fachen  und  was  dergleichen  mehr  ift,  überliefert,  aber 
gar  fehr  wird  das  Locale  an  Raum,  an  Ueberficht  und 
Leichtigkeit  der  Beherrfchung  verlieren,  welches  /.uv 
Aufnahme  aller  diefer  im  Lande  zerflreuten  Schätze 
dereinft  beftimmt  werden  follte,  denn  wir  hoffen,  dafs 
einmal  grata  fupervcniet  quae  non  fperabitur  hora! 

Was  nun  unter  dem  Wufte  von  Aften  meine  .Auf- 
merkfamkcit  befonders  feffelte  und  unter  allen  Umftän- 
den  für  die  Nachkommen  gerettet  werden  follte,  will 
ich    nur   in    den  Hauptzügen  befchreiben.  Ich  rechne 
dazu  die  bedeutende  Brieffammlung  des  Reflaurators 
des    katholifchen    Glaubens    im    Garllnerthal,  Johann 
Jacob   Gicngcr  von  Griaibiichcl ,   welcher   dem    Stifte 
anno    1570    als  Dechant,   fpäter   als    der   erfle   Probfl^ 
diefes  Haufcs  vorftand.  Der  Ilaupttheil  befteht  in  der 
Correfpondenz  Gienger's  mit  feinen  ftreng  lutherifchcn 
Nachbarn,   den  Storchen  zu  Klaus.  Ein  Theil    davon 
wurde  von  mir   in  jener  Lade  mit    den  vermoderten 
Reflen  gefunden.  W'eiters  befchäftigte  mich  der  Brief- 
wechfel    der   nachfolgenden  Pröbfle    und    deren    Hof- 
richter, der  manche  intereffante  Züge  aus  der  Rechts- 
und Cultur-Gefchichte  enthält;  alte  Urbare,  Robot  und 
Zehentbücher  der  Herrfchaften  Spital  und  Klaus  aus 
dem  16.  und  17   Jahrhundert,  werthvoU  für  die  Topo- 
graphie, fehr  alte  Kirchenrechnungen  der  dem  Stifte 
incorporirtcn   Pfarren;    eine    grofse  Anzahl   hillorifch 
und  typographifch  wichtiger   ftändifchen  Patente  des 
16.,  17.  und  18.  Jahrhunderts  aus  Ober-Oefterreich  und 
Steiermark  mit  den  fchönften Siegelabdrücken;  Steuer- 
anfchliige  und  Dienflbücher  aus  dem  16.  und  17.  Jahr- 
hundert für  Ortsforfchung  und  alte  Wirthfchaftslehen 
von  erheblichem  Nutzen;  gefchriebene  und  gedruckte 
kaiferlichc  Patente,   felbft   noch    aus   der  Zeit  Kaifer 
Maximilians    I, ;    Procefs-A6len ,    welche   Sitten ,    und 
Rechtsgefchichte    unferer   Vorfahren    illullriren ,    alte 
Stifts-   und  Herrfchaftsrechnungen,  Auszüge,  aus  dem 
Vermeffungs-   und  Schätzungsanfätzen    für   den  allge- 
meinen Katafter   und    dergleichen    mehr.   Auch    „das 
Verfainmlungsbuch"   der   Hcrrfchaft  Klaus   gerieth  in 
meine  Hände  mit  allen  wichtigen  Urkundcnabfchriften 
feit  Verleihung  der  Vefte  Klaus  an  Wiepold  Storchen 
anno  1512  bis  herab    auf  das   Jahr  1656.  Noch   inter- 
effantcr  war  mir  das  ,,Stiftteidingpüchl"  von  .Spital  aus 
dem  16.  Jahrhundert,  31  befchriebene  Papierblätter  in 
quarto.  Der  Umfchlag  enthält  von  fpäterer  Hand,  aber 
irrthümlich,  die  Jahrzahl  1413  angegeben.  Möglich,  dafs 
die  Urfchrift    fo   alt   war,    die    Schriftzüge    des  Docu- 
ments  weifen  aber  auf  das  16.  Jahrhundert.   Der  Titel 
lautet:   „Das  ilt  das  Stifftpuechl  welliche  Articl  man 
Irrlichen   in    den   Stift  zu  Spitall    wie   von    alten  her- 
kumen  Ringen  und    melden    folle  und  muefs."  fol.  23 
ifl  zu  lefen:    Diefes  findet  man  alles  in  dem  Pargamern 
Ring  oder  Stift  Puech."  Das  Letztere  ift  aber  in  -Spital 
nicht   mehr   zu    finden.   Das    oben    genannte  Taiding- 
büchl   enthält    nicht    blofs    das  „Vorflrecht"    fondern 
auch  das  ,,Stifttäding  der  Urbarleute."  Das  werthvolle 
Büchlein  ift   gut  erhalten,  obgleich  es  von  mir  in  der 
Ilolzlade  aus  Staub  und  Moder  aufgelefen  wurde    Im 

VII  N.  F. 


Haupt-Catalog  des  Spitaler-Archivs  fand  ich  ,.3  Stück 
Tadtiiii_<^biichl  von  i-f-if  verzeichnet;  eine  fpätere 
Hanil  hatte  mit  Bleiftift  hinzugefügt  ..irbi^äiigig  in  der 
bcr:ciclniclcn  Lader  Jetzt  ift  das  vergeblich  Gefuchte 
gefunden  und  von  mir  dem  Herrn  P"orftvcrwaltcr  zur 
forglichen  Verwahrung  übergeben  worden. 

Pergament-Urkunden  konnte  ich  nicht  entdecken, 
fo  fehr  ich  auch  darnach  fahndete.  Die  von  mir  aus 
diefer  Maffc  von,  wie  man  meinte,  vol/Jfandig  wcrtli- 
lofcii  lind  unbrauclibar  fcartirtcn  Acten  als  befonders 
beachtenswerth  und  auf  jeden  Fall  zu  retten  erachte- 
ten Archivalien  mögen  an  100  Fascikel  und  85  gebun- 
dene Bücher  betragen.  Ich  hatte  übrigens  wegen 
Kürze  der  Zeit  nur  zwei  Drittel  der  hier  aufgeftappel- 
ten  Menge  durchftöbcrt,  das  letzte  Drittel  befteht, 
foweit  mich  ein  oberflächlicher  Einblick  dies  erkennen 
liefs,  faft  aus  lauter  Kanzlei-A6len  des  vorigen  und 
laufenden  Jahrhunderts. 

Ich  trug  dem  Herrn  Eorftvcrwalter  mit  allem 
Fleifse  auf,  die  vermoderten  Papiere  in  der  Holzlade, 
welche  wir  Beide  forgfaltig  unterfucht  hatten,  zu  ver- 
tilgen, um  die  fernere  Erzeugung  von  Moderluft  hint- 
anzuhalten ;  das  Zimmer  follte  gekehrt  und  für  die 
Lüftung  und  Trockenheit  der  übrigen  Schriftftücke 
durch  fleifsiges  Oeffnen  der  Fenfter  an  warmen  Tagen 
geforgt  werden. 

Meine  noch  übrige  Zeit  wandte  ich  jetzt  der 
Plrforfcluing  des  eigentlichen  Archivs  zu,  welches 
ich  im  gleichen  Stockwerk  mit  der  Forftkanzlei  in 
einem  gewölbten  feuerficheren  fonnigen  und  ge- 
räumigen Saale  fand,  zu  dem  man  nur  durch  die 
Kanzlei  gelangen  kann.  Hier  find  die  Archivalien 
des  Stiftes  Spital,  der  drei  zu  demfelben  einft  gehöri- 
gen Landgerichte  und  des  Marktes  Windifchgarften 
vereinigt.  Es  ift  jedoch  alles  aus  Rand  und  Band,  in 
wüfter  jeden  wiffenfchaftlichen  Gebrauch  ausfchlief- 
lender  Unordnung.  Ich  fand  die  Dinge  zwar  nicht 
mehr  fo,  wie  bei  Gelegenheit  meines  erften  Befuches 
im  Jahre  1876,  indem  viele  P"aszikel  und  A6le,  welche 
damals  in  Haufen  auf  dem  Zimmerboden  herumlagen, 
jetzt  theilweife  in  Laden  untergebracht  find  und  diefe 
letzteren  auch  herausgezogen  werden  können,  was  man 
früher  mit  aller  Anftrengung  vergeblich  verfuchte, 
aber  —  fchlecht  ift  es  immer  noch  genug.  In  den 
Laden  oder  offenen  Holzgeftellen  zählte  ich  beiläufig 
500  p-aszikel,  wovon  jedoch  ein  Theil  vermodert  ift; 
1700  Faszikel  find  auf  den  Tifchen  oder  dem  Fufs- 
boden  aufgefchichtet  und  diefe  fand  ich  beffer  erhal- 
ten ;  nebrtdem  kommen  noch  bei  400  gebundene 
Bücher  zu  rechnen,  darunter  fehr  viele  „Brief  und 
Inventaribücher" ,  laufend  vom  Jahre  1612  —  1786, 
welche  Kaufverträge  und  Inventur-Aufiiahmen  ent- 
halten, Grundbücher,  Rufticalfaffionen,  Holzverlafs- 
ProtokoUe  etc.  in  übergrofsem  Format  und  wuchtigen 
P^inbanden. 

Das  ganze  Archiv  war  im  Jahre  1783  noch  wohl- 
geordnet; Zeuge  deffen  die  anfprechende  Form  der 
Kaften,  die  forgfaltig  numerirten  Laden,  ein  fehr 
fchöner  Haupt-Catalog  und  ein  ausführlicher  trefflicher 
Materien-Catalog.  Allein  jetzt  ift  vieles  durcheinander 
gemengt  und  der  Catalog  correfpondirt  häufig  nicht 
mit  dem  Inhalt  der  Laden.  Bei  einer  folchen  Ver- 
wirrrung  kann  die  Unterfuchung  der  einzelnen  A61:en- 
bündel  nur  einer  fpäteren  glücklicheren  Zeit  übcrlaffen 

k 


LXX 


bleiben;  aber  einen  intereflanten  Einblick  in  die  Reich- 
haltigkeit diefes  Archivs  eröffnet  der  vortreffliche 
Catalog,  wobei  es  allerdings  fraglich  bleibt,  ob  der  eine 
oder  der  andere  der  verzeichneten  A6te  nicht  ver- 
modert oder  abhanden  gekommen  ill.  Ich  liabe  gleich- 
wohl viele  Laden  unterfucht  und  zum  Glück  gefunden, 
dafs  im  \'erhältnifs  zu  der  Menge  des  Wohlerhaltenen 
nur  ein  kleiner  Theil  unbrauchbar  geworden  ill. 

Urkunden  aus  der  alterten  Zeit  dürfen  wir  hier 
nicht  mehr  fuchen;  fie  wurden  gelegentlich  der  Auf- 
hebung des  Stiftes  dem  k.  k.  Haus-,  Hof-  und  Staats- 
Archiv  einverleibt.  Es  war  aber  einfl  eine  ganz  ftatt- 
liche  Anzahl  vorhanden.  So  weifb  der  Catalog  26  Stücke 
Stiftungen,  Schenkungen,  Privilegien  und  Beflatigun- 
gen  von  Seite  der  Bamberger  Bifchofe,  der  Gründer 
und  Befchützer  diefes  Haufes,  auf  Die  alterte  Urkunde 
jft  von  dem  Bifchof  Otto  II.  „fme  die  et  confule",  doch 
um  1190  erlaffen,  womit  er  das  Spital  am  Pyrhn  errich- 
tet. Die  zweitalterte  irt  von  dem  niimlichen,  worin  er 
im  Jahre  1190  dem  Stifte  Spital  alles  Eigenthumsrecht 
über  die  Güter  verleiht,  welche  Herzog  Ottocar  von 
Steycrmark  vom  Scheitel  des  Pyrhn  bis  zum  genann- 
ten Spital  vom  Bifchof  zu  Lehen  trug.  Schutzbriefe, 
Bcrtiitigungen  und  Gnaden  von  Seite  der  Pabrte  waren 
einrt  89  vorhanden,  das  alterte  Stück  von  Pabrt  Cö- 
lertin  III.  aus  dem  Jahre  1193,  Privilegien,  Schirmbriefe, 
Ereiheiten  und  Exemtionen  aus  der  Hand  der  Herzoge, 
Erzherzoge,  Rümifchen  Könige  und  Kaifer  zählte  man 
aus  der  Zeit  vor  Verwandlung  des  Hospizes  in  ein 
Collegiatftift  115  Nummern.  Das  alterte  Privilegium  irt 
von  Leopold  Herzog  zu  Oerterreich  und  Steyr  finc 
anno,  doch  um  1193.  Nach  Errichtung  des  Collegiat- 
ftiftes  brachte  man  an  folchen  Urkunden  6t,  zufammen. 

Einige  wenige  Documentc  find  in  einem  eigenen 
Karten  verfperrt,  die  ich  mir  vorlegen  liefs.  Ich  fand 
darunter  eine  Vertragsurkunde  über  Befitzrechte  am 
Schuarzenberg  zwifchen  Stift  Spital  und  dem  Klorter 
Gleink  vom  Jahre  1420,  Pergament,  Original;  eine 
zweite  über  die  nämlichen  Befitzrechte  aus  demfelben 
Jahr,  nämlich  einen  Schiedsrichterfpruch  des  Pflegers 
zu  Steyr  und  des  Pflegers  in  der  I""rey!iftatt,  Original 
auf  Pergament.  Weiters  ein  Bertiitigungsbrief  des 
Bifchofs  Wirntho  von  Bamberg  über  alle  an  das  Klorter 
Gleink  von  feinem  Vorfahrer  Otto  II.  gemachten 
Schenkungen  und  Begnadigungen  vom  Jahre  1304  in 
einer  Abfchrift  aus  dem  15.  Jahrhundert  auf  Papier.  ' 
Eine  Originalurkunde  vom  Jahre  1442  nimmt  Bezug 
auf  die  Befchützung  des  öffentlichen  Schrannenge- 
richts,  Papier.  Aufserdem  liegen  noch  hier  Original- 
urkunden und  Abfchriften  über  Befitzrechte  des  Stiftes 
aus  dem  14.,  15.  und  16.  Jahrhundert  und  einige  grofse 
Lehen-  und  Kaufbriefe  aus  dem  18.  Jahrhundert. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  den  Aflen,  fo  entwickelt 
fich  bei  dem  L'eberblick  der  ganzen  Maffe,  wie  fie  der 
Katalog  ausführlich  verzeichnet,  der  ganze  Organismus 
eines  wohlhabenden  Klorters  mit  feinen  vielfachen 
Verzweigungen  und  Gefchäftstheilungen.  Es  erfchei- 
nen  die  Perfonalien  der  Decane,  fpäter  der  Pröbfte, 
die  an  der  Spitze   des  Haufes  ftanden,  Wahl-A(5len, 

*  Die  Urkunde  ift  in  dicfer  Form  falTch.  Der  Nachfolger  Bifchof  Otlo  n. 
hicfs  ThiciDO  und  regierte  von  1196— 1202,  Im  Jahre  1304  darb  ein  Bifchof 
Leopold  von  Bamberg,  aufweichen  Bifchof  Wulfig  folgte.  Bamberg  hatte  einen 
Bifchof  Wirntho,  auch  Wcrnhcr  genannt,  vom  Jahre  1328—1335.  Siehe  U/t.er- 
mann  Episcopatus  Bambergenfis  pag.  171.  Weder  das  oiberofterreichifche 
Urkundcnbuch,  noch  Fritz  Gefchichle  von  Gleink  und  Gcfchichtc  von  Spital 
am  Pyrhn  «iffen  etwas  von  dicfer  Urkunde. 


Infulationen,  Inftallationen  und  Adminirtrationen,  dar- 
unter die  Perfonalien  des  grofsen  Probrtes  Johann 
Jacob  Gienger,  der  das  Stift  von  1570 — 1609  regierte 
und  in  der  Sepultur-Capelle  der  Kirche  ein  grofses 
intereffantes  Denkmal  en  basrclief  um  diefe  Zeit 
erhalten  hat.  P^erner  die  Statuten  des  Haufes  aus  ver- 
fchiedenen  Zeiten,  fromme  Stiftungen  von  Geirtlicheii 
und  Weltlichen  nach  Spital ;  Hochfürrtlich  Paffauifche 
l\efcri])te  und  Generalien,  die  ganze  Diöcefe  oder  das 
Stift  allein  angehend;  Atflen,  welche  fich  auf  die  Stifts- 
kirche, auf  die  Eilialen  und  die  Pfarre  Windifchgarrten 
beziehen;  Schulfachen,  Lehenfachen;  Bambergifche 
Aufträge ;  Befehle  und  Zufchriften  der  oberörter- 
reichifchen  Laiulshauptmannfchaft  und  niederörter- 
reichifchen  Regierung;  Prälatenftands  •  Propofitiones, 
Seffiones,  Refolutiones  und  Afla.  Das  alterte  Stück 
diefer  Kategorie  irt  von  1424.  Die  Pralatenrtands- 
..Individual-Correfpondenz"  beginnt  mit  dem  Jahre 
1632.  Viele  Nummern  behandeln  Standifche  und  Land- 
fchaftliche  Seffiones ,  Promemorias ,  Propofitiones, 
Landtagsforderungen  und  Verwilligungen. 

Ein  fehr  intereffantes  Manufcript  ift  das  alterte 
Urbar  von  Spital  vom  Jahre  1492,  107  Seiten  Folio  auf 
Pergament  mit  bemerkenswerthen  Notizen  gleich- 
zeitiger Hand  über  die  drei  verfchiedenen  Tadungen 
zu  Spital  und  die  Stiftswirthfchaft.  Eine  zweite  Auf 
Zeichnung  des  Urbars  aus  derfelben  Zeit  hat  lOi  Seiten 
in  Eolio  auf  Pergament. 

Von  noch  höherem  Intereffe  irt  das  alterte  Urbar 
der  Herrfchaft  Klaus  aus  dem  15.  Jahrhundert.  Grofs- 
folio,  43  bcfchriebene  Blätter  auf  Pergament.  Fol.  30 
heifst  es:  Etlich  auszug  ausm  Reispuchel  die  Gerech- 
tigkeit fo  zu  der  Herrfchaft  gehören  (i.  e.  die  Gerech- 
tigkeiten der  zur  lierrfchaft  gehörenden  Unterthanen) 
enthaltend.  Sie  find  gleichfalls  aus  dem  15.  Jahrhun- 
dert. Abfchriften  davon  aus  dem  16.  und  17.  Jahrhun- 
dert fand  Profeffor  Lambel  im  Jahre  1872  in  dem 
Archiv  des  Reichs-Finaiizminirteriums  in  Wien.  *  Diefe 
„auszug"  kommen  im  Forrt;-  und  Stifttadungbüchl  von 
Klaus,  von  welchem  wir  gleich  handeln  werden,  wieder 
vor  und  find  aus  dem  genannten  L^rbar  genommen. 
Es  wurde  mir  ferner  gezeigt  ein  Urbar  von  Klaus  aus 
dem  16.  Jahrhundert,  ein  weiteres  vom  Jahre  1646  in 
Folio,  fehr  fchön  gefchrieben,  vom  Kaifer  Ferdinand  III. 
eigenhändig  unterzeichnet  und  mit  feinem  anhangen- 
den grofsen  Siegel  vcrfehen.  Diefe  letztere  Urbar  irt 
ohne  Tadungs-.Artikel. 

Unter  den  forgfältig  verwahrten  Sachen  fanden 
fich  auch  Dienftcinlagen  und  Anfchläge  über  Güter- 
erträgniffe  im  Lande  ob  der  Enns  in  genere  und  in 
fpecie.  Mehr  als  diefe  nahmen  mich  wieder  einige 
„Tadungsbuchel"  in  Anfpruch.  Dahin  gehört  das: 
Vorft  und  Stiftthäding,  gehalten  27.  September  1641 
(nämlich  zu  Spital),  fünf  bcfchriebene  Blätter,  Folio, 
Papier.  Ferner  das  ,,Micheldorffifche  Gau  Tadtungs 
Büchl',  das  .Spitalerifche  Landgericht  betreffend; 
Schrift  des  18.  Jahrhunderts. 

Das  Taidingbuch  von  Klaus  führt  den  Titel:  Vorrt 
Recht  und  Land  Täding  das  Sy  dye  Styfft  Nennen 
die  verten  Claws  betreffen  (fiel  1513.  Die  Jahrzahl  rührt 
von  fpäterer  Hand  und  irt  ein  Schreibfehler,  denn  es 
heifst  am  Ende  des  Büchls  von  derfelben  Hand,  die 
das    Ganze    gefchrieben    hat:    Dife    rtift    ift    gehalten 

-  Sitzungsb.  d.  k.  Akademie  d.  WilTcnfch.  Bd.  73,  S.  21. 


LXXI 


worden  am  XIII.  Tai^  des  hornun^  anno  etc.  Im 
XXXI.  Jar.  —  Davon  cxiftirt  eine  zweite  Aufzeichnung^' 
aus  dem  l6.  Jahrhundert,  eine  dritte  von  1639  in  etwa.s 
veränderter  Form  und  Ordnun^^,  dann  al-s  vierte  das 
Forfttadinj,^  von  1777. 

Lebhafte  Aufmerkfamkeit  erregte  ein  grofser 
l'ack  Bauernrevolt- Aften  von  1547 — 49,  1570 — 1572, 
1590 — 1592,1595  — 1597,  deren  Inhalt  der  Haupt-Catalog 
genau  angibt.  Sie  wurden  fchon  einmal  von  dem  Mifto- 
riker  Franz  Kurz  benützt,  der  fich  davon  Auszüge 
machte  ,  auf  Grund  welcher  Chorherr  Jodok  Stiih 
feine  Abhandlung  über  die  „Unruhigen  Bewegungen 
im  Garüenthale"  fchrieb  und  feiner  Gefchichte  von 
Wilhering,  Linz  1840,  einverleibte.  In  welchem  Ver- 
hjdtniffe  diefe  Documente  zu  den  im  Linzer  Miifeum 
verwahrten  S])italer-A6len  über  die  Bauern-Unruhen 
flehen,  konnte  ich  für  den  Augenblick  nicht  entfcheiden. 
Auch  über  die  grofse  Rebellion  vom  Jahre  1626  waren 
nach  dem  Katalog  viele  Schriften  vorhanden,  aber  fie 
waren  trotz  alles  meines  Suchens  in  der  bezeichneten 
Lade  und  irgend  fonft  wo  nicht  mehr  zu  finden.  Ein 
mächtiger  Folio-Band,  der  mir  vorgelegt  wurde,  enthält 
ein:  „Ständilches  Vormerkbuch  über  den  türkifch  und 
hungarifchen  Rebellenkrieg  und  von  Erzherzog  Mathias 
zu  Prefsburg  gemachten  Frieden  an.  1608.''  Ueber 
Salzlieferungen  find  Aflen  von  1462  angefangen  vor- 
handen; defsgleichen  über  Eifengewerkfchaften  und 
Senfen-Fabrication,  Briefwechfel  mit  dem  Oberkam- 
meramt in  Eifenerz  und  der  k.  k.  Eifenobmannfchaft 
in  Steyr,  vom  Jahre  1626  anhebend.  In  reicher  Fülle 
kommen  darauf  die  Rechnungen,  welche  Haushalt  und 
Güterbewirthfchaftung  vor  Augen  legen;  Schriftftücke 
über  Fifcherei,  See  und  Teiche,  Wildbahn  und  Jägerei, 
Waldung  und  Stockrecht,  Schäfereien,  Alpen,  Pferde- 
ftall  und  Geftüterei,  A6len  der  Hofrichtcrei  und  des 
Landgerichtes  Spital  Das  Archiv  birgt  auch  inter- 
effante  Dinge  über  das  ,,Gebäuwefen"  fammt  den  mit 
den  Künftlern  und  Handwerkern  gemachten  Verträgen 
und  Conti  angefangen  vom  Jahre  1600,  ferner  über 
die  dem  Stifte  angehürigen  Pfarren,  Herrfchaften  und 
Güter,  Berg-  und  Hammerwerke.  Die  Archivalien  der 


Ilerrfchaft  Klaus  laufen  von  der  Zeit  an,  wo  fie  noch 
landesfinlUich  war;  das  idtefte Stück  ift  vom  Jahre  1368. 
Von  der  Herrfchaft  Feicregg  bei  Hall  find  Urkunden 
und  Aflen  vom  16.  bis  18.  Jahrhundert  verzeichnet. 
Hier  find  auch  die  Schriften  und  Rechnungen  des 
Marktes  Windifchgarften,  feine  Richterwahlen,  Kirchen 
und  Getreidedienfle  zu  fuchen.  Sogar  ein  Schwefelbad 
befafs  das  Stift.  „Puchriglbad"  genannt,  nächfV  Win- 
difchgarften,  worüber  das  ältefleDocument,  ein  Bericht 
des  Doftors  Heinrich  P'ifcher,  aus  dem  Jahre  1679 
llammt.  Das  Bad  beftcht  noch  und  ilt  jetzt  in  Privat- 
handcn. 

Ich  habe  hier  nur  einen  Theil  der  reichen  Mate- 
rialien zu  einer  Culturgefchichte  jenes  reizenden  Land- 
llriches  aufgeführt.  Wer  wird  diefe  zerflrcuten  Glieder 
wieder  fammeln,  ordnen  und  zu  einem  feflen  Bau  zu- 
fammcnfügen.''  Ich  vergönne  diefen  „Abgefchiedenen" 
keine  Ruhe  und  wünfche,  dafs  man  bis  zum  Tage  der 
Auferftehung  wenigftens  recht  oft  Luft  und  Sonnen- 
fchein  zu  ihnen  gelangen  laffe. 

Mit  diefem  an  den  Verwalter  gerichteten  Wunfeh 
fchied  ich. 

Durch  einen  Befuch  im  Pfarrhof  wollte  ich  in 
Erfahrung  bringen,  ob  etwa  bei  Aufhebung  des  Stiftes 
dorthin  Archivalien  übertragen  worden  feien.  Es  wurde 
mir  bereitwilligfl  alles  Vorhandene  gezeigt.  Die  Mühe 
war  nicht  grofs,  denn  ein  einziger  mäfsiger  Bücher- 
ftellen  umfchliefst  Alles,  was  das  Pfarrarchiv  Spital 
befitzt.  Die  libri  baptismales  beginnen  mit  dem  Jahre 
1663,  die  Todtenbücher  mit  1666,  die  Copulations- 
bücher  mit  1663.  Die  Aufzeichnungen  laufen  ununter- 
brochen bis  in  unfere  Tage.  Ein  Folioband  enthält 
eine  Faffion  der  feit  Entftehung  des  weltlichen  Colle- 
giatfliftes  bis  1783  gemachten  geiftlichen  Stiftungen. 
Die  Armen-  und  Schulfachen  umfaffen  zufammen  fünf 
Fascikel.  Noch  bemerkte  ich  ein  Inventar  der 
Kirchenfachen  des  Stiftes  Spital  vom  Jahre  1760;  fonfl 
war  nichts  zu  finden,  keine  Urkunde,  nicht  einmal  eine 
alte  Kirchenrechnung.  Es  ift  das  leicht  zu  erklären  — 
fo  lange  das  Stift  beftand  find  alle  diefe  Dinge  in  den 
Hafen  des  Stifts-Archives  eingelaufen. 


Alb.  Czeriiy. 


Notizen. 


27.  Confervator  Kolb  hat  über  die  neueften 
Funde  in  Ober-Oefterreich  an  die  Central-Commiffion 
berichtet.  In  Betreff  des  Fundes  von  Jochcußciu 
(Obernzell  06lober  1880)  ergab  fich,  dafs  einige  Stücke 
diefes  Fundes,  ein  Ring  und  eine  Spiralfeder,  in  den 
Befitz  des  hiftorifchen  Vereines  für  Nieder-Bayern 
kamen.  Das  Kupfer  war  von  dunkelrother  Farbe, 
weich,  mit  einem  Meffer  leicht  zu  fchneiden. 

Hinficlitlich  des  Fundes  bei  Lcithen  (Gemeinde 
Wcng,  Innviertel,  November  1880)  theilte  die  Gemeinde- 
Vorftehung  Wcng  mit,  dafs  ein  Kupferring  (Keffelhand- 
habe)  vom  Mufeum  Francisco -Carolinum  erworben 
wurde. 

Gelegentlich  der  foeben  vorgenommenen  Abtragung 
eines  Hügels  bei  Hernardin  näeliß  Wels  wurden  ver- 
fcliiedene  Funde  gemacht:  Ein  rdmifches  Kinder- Grab 
wurde  zuerft  aufgefunden;  deffen  fämmtliche  Beftand- 


thcile  in  das  Mufeum  Francisco-Carolinum  kamen  und 
zwar  beflehend  aus  der  Bronze-Handhabe  und  acht 
Befchlägen  eines  Holzkiftchens,  dann  einer  P'ibula  aus 
Bronze  (Nadel  fehlt),  einer  Thonlampe  gewöhnlicher 
P'orm  mit  CRESCEjS,  wie  folche  bei  Gaisberger, 
Lauriacum  Taf.  VIII  abgebildet  iil,  ein  Afchenkrüglein 
aus  Thon,  leider  defe6t,  7  Cm.  hoch,  und  fchliefslich 
zwei  römifche  Bronze-Münzen,  von  denen  die  eine 
den  Kopf  des  Kaifers  Antoninus  Pius  erkennen  läfst 
Eine  dritte  mitgekommene  Münze  dürfte  zufallig  dazu 
gerathen  fein,  die  abweichende  fchöne  Patina  und 
die  Münze  felbft  fprechen  gegen  die  Zufammen- 
gehörigkeit;  es  ift  eine  barbarifche  Nachahmung  eines 
Antoninian  des  Claudius  II.  Gothicus  mit  Conferratio 
iMid  Ära. 

An  der  -u'cßlichcn  Seite  des  Hiigels  von  Bernardin 
bei  Wels  fanden  fich: 

k* 


LXXIl 


1.  Zwei  Broiizc-Befcliläge  (Fragmente). 

2.  Ein  Bronze-Kopf. 

3.  Ein  Fragment  einerBronze-Scheibe  von  5  5  Cm. 
DurchmelTer  mit  weiblichem  Kopfe  in  Relief. 

4.  Eine  Lanzenfpitze  von  Jüfen,  fehr  l\ark  o.\y- 
dirt,  12  Cm.  lang,  5  Cm.  gröfste  Breite  des  Blattes. 

5.  Eine  Lampe  gewöhnlicher  Form  mit  C  UESSI. 

6.  Gufsform,  fenkrecht  gefpaltener  Kegel,  17-5  Cm. 
hoch,  Durchmefler  der  Bafis  5  25  Cm. 

7.  Afchenkrug.  Ganz  ahnliche  Form  wie  bei  Henri 
du  Cleucio»  „Poterie  Gauloife  de  la  colleiftion  Char- 
vet.**  Höhe  23  cm.,  Durchmeffer  der  Oefifnung  16  Cm., 
der  Bafis  9  Cm.,  Umfang  64  Cm.  pag.  52,  Fig.34. 

8.  Ein  Ass  (A  II)  von  Vefpafianus. 

9.  Defsgleichen  von  Hadrianus. 

10  und  II.  Defsgleichen  von  der  älteren  Fauflina, 
fammtlich  fehr  ftark  verkruftet,  in  der  KruRe  der 
Miinze  des  Vefpafian  ein  Kohlenfragment. 

Ah  der  ößliclun  Seite  des  Hitgels  zti  ßeriiardiii 
bei  Wels : 

Acht  Thon -Fragmente  aus  terra  figillata  mit 
Blumen,  Tauben,  einem  Hunde,  Tänzern  und  einem 
Reiter,  welcher  einen  Fanther  mit  einer  Keule  be- 
kämpft. 

Ein  Boden-Fragment  einer  Lampe  mit  der  Infchrift 
NERI  (wie  Panlj  Real  Encyclop.  I — V,  pag.  594). 

Eine  Haarnadel  aus  Elfenbein,  ir5  Cm.  lang, 
gefchmiickt  mit  einer  Hand,  welche  zuifchen  Daumen 
und  Zeigefinger  einen  runden  Gegenftand  (vielleicht 
eine  Perle  vorteilend)  hält. 

28.  Gelegentlich  der  Herftellung  von  Neubauten 
im  Hafen  \ün  Po/it  wurde  in  der  Bucht  \'on  Zanchi 
eine  antike  in  zwei  Theile  gebrochene  125  M.  lange 
Säule  aus  bläulichem  Marmor  aufgefunden  und  in  der 
Folge  der  im  Auguftus-Tempel  angelegten  Sammlung 
von  Alterthiimern  einverleibt. 

29.  Confervator  Bizarro  hat  an  die  Central-Com- 
miffion  berichtet,  dafs  fich  bei  ihm  im  Verfolge  feiner 
ortlichen  Unterfuchungen  in  Bezug  auf  die  alte  Topo- 
graphie im  Görzer  Gebiete  fchon  feit  längerer  Zeit  die 
Ueberzeugung  gebildet  habe,  dafs  die  in  der  I'eutin- 
gerifchen  Tafel  verzeichnete  gerade  Strafsenlinic 
zwifchen  Aquileja  und  Ponte  Sonti  über  Villa  Vicentina, 
S.  N'icolö,  Ruda,  Vileffe  nach  Mainizza  führen  mufste. 

Für  diefe  Richtung  fprächen  die  bei  Monartero 
von  Dr.  Kandier  entdeckten  Brückenrefle,  die  von  ihm 
längft  der  gegenwärtigen  Bezirksftrafse  nach  Villa 
Vicentina  conftatirten  Ueberrefle  des  Unterbaues 
einer  römifchen  Strafse,  die  vom  Patriarchen  Wolfger 
(1203)  errichtete  Templerherberge  in  St.  Nicolo,  die 
Ueberrefle  der  von  dem  Patriarchen  Gregor  von 
Montelongo  auf  dem  Rückzuge  von  feiner  vergeblichen 
I'lxpedition  nach  Görz  im  Jahre  1268  zerftörten  (V. 
Cron.  Julian.  Can.  in  Muratori  Script,  r.  i.  et  Perr: 
Mon.  hifl:.  Germ.)  und  von  den  Venetianern  im  Jahre 
1431  zur  Abwehr  gegen  den  Einfall  der  Magyaren  noch 
gründlicher  abgetragenen  Brücken,  fo  wie  endlich, 
dafs  die  in  der  Peutingeriana  angegebene  Entfernung 
(XIV  m.  p.)  nur  dann  zutrifft,  wenn  man  den  Strafsen- 
"^S  gerade  über  Vileffe  nach  Mainizza  führt. 

Von  diefen  Betrachtungen  geleitet,  hat  ficli 
derfelbe   zur   Aufgabe  geftellt,  die  Strafsenfpur  wenig- 


ftens  bis  Vileffe  zu  verfolgen,  da  die  zweite  Hälfte,  von 
Vileffe  bis  Mainizza,  durch  den  Durchbruch  des  Ifonzo 
bei  Gradisca  im  6.  Jahrhundert  und  durch  feine  fpäte- 
ren  Irrfahrten  gründlich  zerftört  wurde. 

In  der  jüngften  Zeit  irt  es  nicht  nur  gelungen,  die 
Strafse  felbit  in  der  Nahe  des  Friedhofes  von  Vileffe, 
fondern  auch  weitere  Spuren  derfelben  durch  Stich- 
proben bis  an  die  Gränze  der  Gemeinde  Gradisca  auf- 
zufinden, und  die  verfchiedenen  feit  dem  vorigen 
llerblte  unternommenen  theilsgelegenheitlichen,  iheils 
abfichtlichen  Grabungen  brachten  bis  jetzt  nicht  nur 
Münzen  und  Schmuckfachen  aus  Brandgräbern  zum 
Vorfchein,  fondern  auch  Dachziegel  mit  den  Fabrik- 
rtempeln:  ('  •  PR  •  C.\SS\  —  FTI'A'I'  --  a  •  CLüb.A.V- 
HHOS  — L-PKTRA— B\P.  rix— MI\L11.\--LS 
I\'ST  — C  •  T-IKR.NE'i'S'^  in  grofser  Menge,  Funda- 
mente von  Mauern  mit  der  bekannten  rothen  Ver- 
kleidung, endlich  Mofaikböden  und  Marmorplatten, 
welche  letztere  befonders  dafür  zeugen,  dafs  hier  nicht 
blos  die  Niederlaffungen  romifcher  Colonnen  und  die 
Zwifchen-Station  für  fchweres  Fuhrwerk,  fondern  auch 
die  Sommerfrifchen  vermöglicher  Aquilejenfer  befan- 
den haben  mochten. 

Es  scheint,  dafs  diefe  Anfiedlung  frühzeitig  von 
den  Barbaren  zerstört,  fpater  durch  die  vorletzte  Ver- 
änderung im  Laufe  des  Isonzo  (1490)  theilweife  über- 
fchwemmt  wurde  und,  da  die  gegenwärtige  Benennung 
des  jetzt  etwas  weftlicher  gelegenen  Ortes  Vileffe 
augenfcheinlich  fla\ischen  Urfprunges  ifl:  (nämlich 
von  v  lesi  =  im  Walde),  fo  ift  es  fehr  wahrscheinlich, 
dass  nach  der  besonders  durch  die  Einfälle  derUngarn 
und  Türken  erfolgten  Ausrottung  der  früheren  Be- 
völkerung flavifche  Bauern  aus  den  nahen  Gebirgen 
berufen  wurden  zur  Bellellung  der  verödeten  P'elder. 

Merkwürdig  ift  es  jedenfalls,  dass  die  frühere 
Benennung  aus  dem  Gedächtniffe  des  Volkes  ganz 
entfchwinden  konnte,  wenn  auch  noch  die  Hoffnung 
vorhanden  ilt,  durch  die  Fortfetzung  der  Grabungen 
darüber  weitere  Auffchlüffe  zu  erhalten. 

Für  dieZweckmafsigkeit  einer  fyrtematifchen  Auf- 
nahme der  Grabungen  bei  Vileffe  fprechen  die  aufge- 
deckten Grundmauern  eines  anfehnlichen  W^ohnhaufes 
und  ein  \ollfi:andig  erhaltener  mehrfarbiger  Mofaik- 
boilcn  mit  geonietrifchen  Figuren  und  Kleeblättern. 

30.  Confervator  Graf  Z?Ä«Vrfaj.ryi:^/ hat  der  Central- 
Commiffion  eine  ausführliche  Mittheilung  über  ein 
intereffantesRenaiffance-Gebäude  in  ^</;-cj/a«  gemacht, 
der  nachftehende  Notiz  entnommen  ift.  Dasfelbe,  ein 
Privathaus,  fleht  auf  dem  Marktplatze,  ein  zwei  Stock- 
werke hoher  Ziegelbau  mit  Mortelbewurf,  der  an  die 
Krakauer  Tuchhalle  lebhaft  erinnert,  defsgleichen  an 
die  Walachifche  Kirche  in  Lcmberg  und  andere  Bau- 
ten, die  um  die  Regierungszeit  Sigmund  I.  entflanden, 
(leffen  zweite  Gemahlin  Bona  manche  Künrtler  aus 
ihrer  Heimat  Mailand  mitbrachte.  Der  Bau  dürfte  aus 
der  I.  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  llammen.  Das  Haus 
fleht  auf  drei  Seiten  frei,  ifl  aber  feinen  I""a(;aden  nach 
nicht  vereinzelt  in  Jaroslau.  Diefe  Stadt  fcheint  ehe- 
mals fehr  wohlhabend  gewefen  zu  fein,  daher  einfache 
Renaiffancc-Decorationen  fich  noch  allenthalben  finden. 
Die  Quadrate  neben  den  Fenftern  im  erflen  Stock- 
werke find  6"  tiefe  Nifchen,  in  denen  die  P'enfter- 
balken    bei    Oeffnung    der    Fenfler    hineingewendet 


LXXIII 


waren.    Das    zweite   Stockwerk  ifl  mir  fclieinbar   und 
«gehört  fchon  zur  Rekronuny  des  Gebäudes.  Die  Rund- 

fenrtcr  find  allein  durchbrochen.   (Fig.  I.) 

31.  Die  Durcliführunj;  der  ftylgerechten  Reftau- 
rirmiy  der  gothifchen  Kirche  zu  Maria  Ncujlift  bei 
l'ettau  wurde  dem  Steinnietzmeiller  Alois  l'ack  in 
Gratz  unter  der  (Jberleitmig  des  Architekten  Johann 
l'etrchnit;  iibertragcn. 

32.  Die  Pefbfäule  zu  libcufiirt  wurde  unter  der 
Leitung  des  Architekten  Wachtier  einer  durchgreifen- 
tlen  Relhiuriruni/   unterzopen. 


Item  ain  Silberins  monftrantzel  mit  aincn  vergoU- 
ten  crucifix  mit  Zwaien  pilklen  vcrgollt. 

Item  .Sannd  Barbara  pildnus  mit  ainen  llun-en 
vergollt. 

Item  Ain  klains  crewtz  vergollt. 

Item  ain  clains  Zwifax  crewtz  mit  Staindel  vergollt 

Item  mer  ain  clains  crewtz  obem  vcrgollt  oben 
mit  ainen  lilberin  fiifs. 

Item  ain  clains  crewtzel  vergollt. 

Item  ain  vbergolltz  pacem  '  mit  ainer  plawen 
Veldung. 

Ilem  ain  crewtz  mit  ainen  crucifix  mit  ainem  ver- 
gollten  krcivtrj,  Inn  ainer  plawen  feldung. 


Fig.  I.  (Jaroslau.) 


33.  Confervator  Dr.  Schdnhcrr  berichtete  an  die 
Central-Commiffion  über  die  Fortfehritte  der  Reftau- 
rirung  der  Schlofs-Capelle  auf  Burg  lyrol,  die  mit  Hilfe 
der  Allerhöchften  Spende  von  1500  fl.  bewerkllelligt 
wurde.  Es  wurden  zwei  alte  gothifche  Altäre  fammt 
Allem  was  dazu  gehört,  aufgeftellt,  dem  Hoch-.\ltar 
ein  Antipendium  befchaffen ,  fechs  neue  gothifche 
Kirchenl^ühle  mit  Ornament  in  Hoch-Relief,  ein  neuer 
Beichtfluhl,  angekauft,  zwei  alte  Chor-Stühle  und  die 
Kirclienthür  reflaurirt,  die  Holz-Plafonds  und  die  Gale- 
rie gereinigt,  der  Frohnbogen  vom  Kalkanwurf  befreit, 
wodurch  die  in  Marmor  gemeifselten  Apoftelzeichen 
wieder  frei  wurden,  die  Wandbemalung  und  der  .Sockel 
mit  dem  Schild-Ornament  freigelegt,  letzteres  reftaurirt. 

34.  Bruchßück  eitles  Inventars  iiber  Kirclicii- 
gerätlie  vom  Anfang  des  XVI.  Jalirhunderts. 

Dasfelbe  findet  fich  auf  El.  3^  —  4''  (Bl.  2  fehlt) 
eines  Ppcod.,  welcher  mit  „Rapular"  bezeichnet  ift  und 
fich  im  Korneuburger  Stadt-Archiv  befindet.  —  Das 
curfiv  Gedruckte  ift  von  anderer  und  etwas  fpaterer 
Hand;  das  Eingeklammerte  ift  in  derlls.  durchllrichen. 


Item  ain  taffei  vergollt  dar  Innen  ain  tucheil  da 
mann  Sacrament  Im  clofter  gefunden  hat.  ''■ 

Item  ain  Sylbren  kreutrj/  vergulJt  mit  drcyn  Jlainn 
der  vicrd  iß  daraus  verlorn. 

Item  ain  Rotz  atlafs  mefsgewanndt  mit  feiner 
Zuegehorung. 

Item  ain  Sament  kappenn  mit  ainen  fchillt. 

Item  ain  perns  Samentes  mesgewannt  mit  feiner 
Zuegehorung. 

Item  ain  weifs  damasges  mefgewant  mit  feiner 
Zuegehorung. 

',  ,Das  Face",  das  Kreuzesbild,  welches  bei  der  MefTe  zumKüfTen  gereicht 
\Viirde;  l''rcytag^  ,, Bilder  aus  der  deutschen  Vergangenheit*'  I,  519.  —  Vergl . 
,,Eii]  guldtn  pacem  creutz"  und  „So  eine  das  pazze  von  dem  erlten,  dem  es  del 
priefter  geit."  Sc/t7Ht-lltrr,  I,  379. 

-  Vergl,  „.Merkwürdig  war  cinft  jenes  hier  (im  nun  aufgehobenen  Kloftcr 
der  Auguftiner  Eremiten  in  Korneuburg)  aufbewahrte  Tüchlein,  in  welchem  die 
von  den  Juden  mifshandelle  Hoftie  eingewickelt,  und  wunderbar  mit  Blut 
benetzt  war.  Schon  einmal  war  diefe  Reliquie  in  Verluft  gerathen,  wurde  aber 
wieder  aufgefunden,  in  eine  lilbervergoldete  Monftranze  eingefchlolten  und 
folche  dem  andachtigen  Volke  bei  feierlichen  Proceffiünen  oder  anderen  Gele- 
genheiten zum  KuflTe  dargereicht,  nach  der  Aufhebung  des  Klofters  in  den 
Pfarrhof  gebracht,  wo  felbe  wahrend  des  franzolifchen  Krieges  im  Jahre  1809 
neuerdings  in  \'erluft  gerieth."  DarftelUing  des  Erzherzogthums  Oefterreicli 
unter  der  Enns  {v.  Sc/nveickhurät);  das  Viertel  unterm  Manhartsberg  lU,  1S7. 
l>as  Nähere  über  den  Raub  und  die  Auffindung  diefer  Hoftie  ebendafelbft  HI, 
iSs,  198 — 199. —  Das  Inventar  bezieht  fich  daher  wohl  nur  auf  Kirchengeralh- 
f<:haftcn.  welche  dem  crw.-ihnteu  Klnftcr  gehörten. 


LXXIV 


Item   ain  Rots   mufierts  '   mesgewant   mit   feiner 
Zuegehorung. 

Item  Zwen  pronn  Samentten  Sarrockt.* 


ajivtiRObtC 


+ 


4- 


B6 


Fig.  2.  (Cilli.) 

Item  Zwen  grön  Samentten  Sarrockh. 
Item  Zway   Silberin    opfcrkanndel  obcm,  mitten 
vnnd  vnnten  vergollt. 

'   Mil  Stickerei  verzier!.  Vgl.  Schrnftler^  I.  1674. 

-  Sarrockt  =  Sarrock,  Mantel.  Ci.  Ducange  VI,  68,  71:  farcolum,  farrotiis, 
vefti*  eeclefiafticac  fpecics,  tiinica  linca."  Schmcllcr,  II,  325. 


Item  ain  gron  Saments  mesgewannt  mit  feiner 
Zuegehorung. 

Item  ain  rots  Saments  mesgewannt  mit  feiner 
Zuegehorung. 

Item  ain  Rots  vergults  mesgewannt  mit  feiner 
Zuegehorung  hat  der  achatzi  vom  perg  Zue  Sannd 
Maria  Magdaleiin  mefs  gebem. 

Item  ain  grunfs  Samathens  mefsgewaniU  niclit 
gemuefiert  mit  feiner  Zucgeliorung. 

Item  ain  gruns  Samenthes  mesgewannt  mit  gül- 
den pluemen  mit  feiner  Zuegehorung. 

Item  ain  Sclnvartz  mefsgewanndt  mit  goUt  ge- 
muefiert mit  aller  feiner  Zuegehorung. 

Item  ain  Rots  Samanthes  mesgewannt  mit  ainen 
crcutz  mit  feiner  Zuegehorung. 

Item  ain  Rots  Samathas  mesgewannt  gemuefiert 
mit  feiner  Zuegehorung. 

Item  ain  plaws  damasckes  mefsgewant  mit  feiner 
Zuegehorung. 

Item  ain  weis  damafckes  mesgewant  mit  feiner 
Zuegehorung. 

Item  ain  Rots  Zenndls-'  mesgewannt  mit  feiner 
Zuegehorung. 

Item  newn  gemaiiic  mesgewannt  mit  aller  Zuege- 
horung. 

Item  Zwen  vnnd  Zwayntzig  kellch  mit  paten 
\niul  Irer  Zuegehorung. 

Item  aynilf  mefspuecher. 

Item  ain  mefpuech  mit  genottirten  prefacion  Inn 
Sunder  hat  michel  piderman  von  wegen  der  Steffan 
faylerinn  Irs  gcfchafftz  halben  gebem  Vnd  gekaufft 
\mb  xxviij  gülden  rennefs'  kafper  \incken  Zue  wienn 
notarien. 

Item  ain  alltväterifch  mefsbuech. 

Item  ain  gedruckts  bapirens  mcsbuech. 

Item  drey  täbich. 

Jtnu  ain  Wci/s  Sylhrins  krnvtz  kitinbt  licr  von 
\fo\  her  Iianns  Waclitl  hricßcr.  \Zu  der  pharrkirchen 
Iiic  gcfchafft  hat]   IVigt  ij  Marck  vnd  ij  Lot. 

C.  M.  Blaas. 

35.  In  der  Stadtpfarrkirche  zu  Cilli  befindet  fich 
(las  in  der  Fig.  2  abgebildete  Grabmal.  Eine  aufrecht 
gcflcllte  in  der  Mauer  eingelaffene  Steinplatte  von 
215  Cm.  Höhe  und  95  Cm.  Breite.  Darauf  im  kräftigen 
Relief  die  nach  vorwärts  gerichtete  flehende  Figur  eines 
Ritters,  ganz  gcharnifcht,  und  zwar  der  Plattenharnifch 
mit  dem  ausgefprochenen  Charakter  des  zu  Ende 
gehenden  15.  Jahrhunderts,  ähnlich  der  Rüftung  Sigis- 
mund'svonTyrol  mit  deutfcherKriegsfchale  und  einem 
durch  den  Halsberg  verlängerten  Kinnftück.  Das 
Antlitz  unverhüllt.  Die  mit  gefingerten  Handfchuhen 
verfehenen  Hände  ruhen  und  zwar  die  rechte  auf  dem 
kreuzförmigen  Griffe  des  mittelfl  eines  Leibriemens 
bcfcfligten  Schwertes,  die  Linke  auf  dem  Wappen- 
fchilde.  Im  tartfchenfurmigen  Schilde  der  ältere  Thcil 
einer  aus  zwei  Beilen  gebildeten  I  lellebarde  auf  einem 
Dreiberge,  w^elche  Figur  fich  mit  einem  Hahnenfeder- 
bufch  befleckt,  als  Helmkleinod  aus  dem  gekrönten 
Dreiberge  wachfend  wiederholt.  Die  zart  gezaddelten 
Helmdecken  umgeben  den  ganzen  Schild. 

*  Zcndcl,  geringe  .Sorte  T.ifTt.  Scitnifihr,  H,  1134. 

*  Rfnnefs  d.  i.  rhcinifch. 


LXXV 


Am  Kiiiidc  des  Steines  fol<jeiidc  Infchrift  (linker 
Seite  oben  beginnend):  hie  leit  pegraben  der  edl  vnd 
flreng  riter  her  atidre  (der  untere  Rand,  der  den 
Familiennamen  enthalt,  ifl:  vermauert),  linke  Seite 
unten:  obrifter  erbdruchfefs  in  krain  vuid  haubtmann 
auf  ober  cili,  (auf  dem  der  Kopf leifle):  vnd  ifl  geftor- 
bcn  (auf  der  inneren  Leiflc  links):  am  Svntag  elzbeth 
1503  iar.  In  den  vier  h'.cken  iler  Platte  je  ein  Wappen 
mit  einer  Schriftrolle,  darauf  der  entfprechende  h'anii- 
lienname,  reciits  oben:  ein  Stier  mit  einem  Ringe  durch 
die  Nafe,  dabei  „Wapen  der  auerfiicrger" ;  links  oben 
„Wapen  derUngnad"  mit  demWolfcnim  Schilde,  rechts 
unter  „Wapen  derCfchernenib''  und  links  das  bcfchric- 
bene  Wappen  mit  der  Hellebarde,  dabei  „Wapen  der 
Hohenbarter".  Damit  ifl  auch  der  fehlende  Name  des 
hier  Begrabenen  gefunden. 

Hohcncck  (III.  275)  und  Wifsi^rill  iy\l .  427)  wiffcn 
über  die  l""amilie  Hohcntvart  wenig  zu  berichten; 
letzterer  nennt  Andreas  Hauptmann  in  der  Metling,  der 
1490  dem  römifchcn  Könige  Max  1200  ung.  Gold- 
gulden und  1493  neuerlich  1500  Rh.  Gulden  lieh, 
wogegen  ihm  als  Erbdruchfefs  in  der  Windifch  Mark 
und  in  Krain  das  Pfandrecht  auf  die  Graffchaft  Cilli 
eingeräumt  wurde. 

Die  Annales  duc.  Styriae  III.  erzählen  S.  82  von 
Andreas  Hoheinvartcr,  der  nach  dem  Treffen  bei  Uztal 
(Rann)  in  Steiermark  tiirkifcher  Gefangener  geworden 
war  (1475),  daraus  er  mit  600  fl.  erlöft  wurde;  Celejae 
Andreas  Hochenwarter  capiteum  erigebat  (1487), 
e.xtat  enim  mandatum  imperiale  ad  eundem  ut  Epifc. 
Laba  .  .  fucretur  .  ita  .  monaflr  .  oberburg  .  .  Apud 
valvaforem  jam  1483  andrees  hochenwarter  de  Gerlach- 
ftein  burgravius  agebat,  ut  ex  alio  Epifc.  labac.  idem 
autth.  4.  XI.  f.  658  oflendit.  Andreas  und  Stephan,  die 
Brüder  von  Hohenwart,  kauften  das  Schlofs  Rabcn- 
fperg  bei  Cilli  von  Ulrich  und  Albrecht  von  Schauii- 
burg  1465. 

In  Liclinovskis  Regeflen  erfcheint  Andreas  in 
einer  Urkunde  Königs  Maximilian  dto.  1493,  28.  061. 
als  Hauptmann  von  Cilli  (VIII.  R.  1999).  Im  Notizen- 
blatte der  k.  Akademie  (Jahrgang  1852)  wird  derfelbe 
bereits  1478  als  Hauptmann  auf  Ober-Cilly  bezeichnet 
(S.  112). '  Im  felben  Jahre  16.  Febr.  befiehlt  K.  Fried- 
rich IV.  den  Brüdern  Hans  und  Jörg  Reiche nburger 
das  Schlofs  Montpreis,  das  deren  Bruder  Reichhart 
bisher  pfiegweife  inne  hatte,  dem  Andreas  H.  als  Ver- 
wefer  zu  übergeben. 

36.  Das  Grabdenkmal  des  Wolff  zu  Salliaufen  in 
der  Kirche  zu  Benfcii  (Bolnnen) . 

Unter  der  grofsen  Menge  fchöner  baulicher 
Ueberrefle  der  Stadt  Benfen  an  der  Pilsnitz  ift,  was 
künfllerifche  Durchbildung  betrifft,  wohl  das  hervor- 
ragendfle  das  Grabmal  der  einzigen  Herren  \'on  Ben- 
fen, welches  fich  in  einer  Capelle  der  Stadtkirche 
befindet.  Dasfelbe  ifl:  aus  dem  feinkornigen  fächfifchen 
Sandftein  hergeftellt  und  bildet  die  Decoration  der 
einen  Wand,  mit  welcher  es  in  innigften  Verband 
gebracht  ifl.  Das  Mittelfeld  zeigt  uns  den  Wolff  von 
Salliaufen  mit  feiner  Gemahlin  und  ihren  Kindern, 
zwei  Madchen  auf  der  Seite  der  Mutter  und  einen 
Knaben  auf  der  Seite  des  Vaters  in  betender  Stellung. 


381.  b.  K.  445. 


lieh   vom  Jahre    1478,    S.    138,  Nr.  328.   178,   R.  389,  344,  380.  R.  517 


Die  Rückwand  Hellt  die  Erweckung  der  Tochter  des 
Jairus  dar.  l^ingefafst  ift  diefer  Haupttheil  von  vor- 
geflellten  .Simlen,  welchen  reich  decorirte  Wandpfeilcr 
entf[)rechen;  die  Säulen  flehen  auf  Poftamenten  eben- 
falls mit  reichfler  Decoration,  zwifchen  denen  fich  die 
beiden  Votivtafeln  mit  folgenden  Infchriften  befinden: 

„Anno  1589  den  24.  h'ebruary  an  Mathia  zwifchen 
7  und  8  Uhr  zur  friien  Tagzeit  ift  in  Chrifto  fehligklich 
entfchlaffen  der  edele  geftrenge  und  ehrenfefle  Herr 
Wolff  von  Stahlhaufen  auff  Benfen  und  Markersdorff 
feines  Alters  42  Jhar,  dem  Gott  Gnade," 

„Anno  1617  den  25.  Augufli  ift  in  Chrifto  fehliglich 
entfchlaffen  die  edele  ehren  und  vieltluigentlfame 
Fraue  Maria  von  Salliaufen,  Wolff  von  Sahlhaufen 
eheliche  Hausfrau,  geborene  Beckin  ihres  Alters  im 
49  Jhar,  der  Gott  Gnade."' 

„I.  Petri  2.  Chriftus  hat  unfere  Sünde  felbs  getra- 
gen an  feinem  Leib  auf  dem  Holz. 

Gott  hat  einen  Tag  eingefetzt  an  welchem  er  richten 
wird  den  Kreis  des  Erdbodens  mit  Gerechtigkeit." 

Diefe  Infchriften  find  in  grofsen  Buchflaben  aus- 
geführt. 

Die  Poftamente  find  von  edel  geformten  und 
ungemein  zart  durchgeführten  Akanthus-Blättern  ge- 
ziert. Unter  tler  Votiv-Tafel  befindet  fich  eine  reich  und 
elegant  durchgeführte  Cartouche  mit  Masken,  Engels- 
köpfchen  und  Mufcheln,  innen  Bibelfprüche. 

Ueber  den  Säulen  befindet  fich  ein  Gebalk  mit 
Mäandern,  Eierfläben  und  Confolen  reich  decorirt.  Bei 
der  Sima  erzielte  der  Künftler  durch  Anordnung  der 
Decoration  in  den  Ecken  und  in  der  jedesmaligen 
Mitte  eine  ungemein  feine  Wirkung.  Ueber  dem  ver- 
knöpften Gebälk  der  Säulen  kommen  als  Abfchlufs 
F^ngelsgeflalten  zu  ftehen,  welche  Schilder  tragen  mit 
dem  Wappen  der  Salhaufen :  einen  mit  einem  Pfeil 
durchfcholTenen  Drachenkopf. 

Hinter  diefen  Figuren  befinden  fich  in  Haut-Relief 
die  Geflalten  der  Evangeliften  Marcus  und  Johannes 
in  Nifchen,  welche  fich  an  den  Auffatz  mit  Säulen, 
Gebälk  und  Giebeln  anfchliefsen,  auf  dem  Gefimfe 
in  aufrechter  Stellung  eine  Figur  in  flavifcher  Tracht, 
hinter  derfelben  als  bildliche  Darflellung  zwifchen  den 
Säulen  die  Auferftehung  Chrifli  in  mufterhaft  durch- 
geführtem Haut-Relief.  Das  Giebelfeld  zeigt  uns  Gott 
Vater  in  den  Wolken.  (Fig.  3.) 

Dies  wären  die  Haupttheile  des  in  der  forgfamften 
und  edelften  Weife  durchgeführten  Denkmales,  welches 
noch  feitlich  mit  Confolen  und  Wappenfchildern  reich 
verziert  ifl. 

Die  Friefe  und  Plinthen  find  durchwegs  mit  Bibel- 
fprüchen  bedeckt. 

In  der  jetzigen  Verfaffiing  macht  diefes  fo  fchöne 
Denkmal  einen  geradezu  barbarifchen  Eindruck,  da 
dasfelbe  über  und  über  mit  den  grellften  Farben  ange- 
ftrichen  ift.  Meines  Erachtens  war  dasfelbe  urfprüng- 
lich  in  der  Naturfarbe  des  Sandfteines  mit  Gold  ver- 
ziert, da  fich  bei  näherer  Unterfuchung  zeigte,  dafs 
fich  auf  den  einzelnen  Schemas  unter  dem  Rufs  und 
der  Schmälte  Vergoldung  befindet.  Aehnliche  Spuren 
von  Vergoldung  findet  man  auch,  wenn  man  die  einge 
mauerten  Stücke  eines  ganz  ähnlichen  Monumentes 
betrachtet,  welche  fich  in  denKirchenmauern  befinden. 

Emil  Kropf. 


LXXVI 


37.  (Tachau  II.)  ' 

Vom  alten  gothifchen  Rathhaufe  ift  heute  keine 
Spur  mehr  übrig,  an  feiner  Stelle  fleht  jetzt  das  kaif. 
Gerichtshaus.  Nur  ein  Wappen-Relief  wird  im  heutigen 


Fig.  3.  (Benren.) 

Rathhaufe  aufbewahrt,  den  böhmifchen  Löwen  vor- 
ftellend,  das  mindeftens  in  das  15.  Jahrhundert  gehört 
und  befondere  Heachtung  verdient. 

«  S.  Jahrgang  1880  p.  CXXXI,. 


In  der  X'orlladt,  jenfeits  der  Miefa  fteht  das 
Franciscaner  -  Klortcr  fanimt  Kirche.  Ueber  Anre- 
gung Capiftran's  befchlodcn  die  Bürger  von  Tachau 
dicfem  Orden  eine  Anfiedlung  zu  verfchafifen  und 
räumten  ihm  um  1466  das 
durch  die  Huffiten  zcrflörte  Spital 
ein.  Das  Kloller  führte  feit  feinem 
Kntllehen  ein  fehr  befcheidenes 
Dafein.  Die  Kirche  hatte  ur- 
fprünglich  eine  Holzdecke,  die 
i6ji  durch  Wölbungen  erfetzt 
und  welche  1623  auf  Kulten  des 
Abtes  von  Tepl  bemalt  wurden. 
174S  zerftörte  ein  Brand  Kirche 
und  Klofter.  Die  Gebäude  ent- 
banden bald  darauf  zu  neuer  Ge- 
ltalt, bieten  aber  in  ihrer  heuti- 
gen Einfachheit  nichts  Bemcr- 
kenswerthes. 

Das  Siegel  der  Stadt  Tachau 
zeichnet  fich  durch  Zierlichkeit 
aus.  Es  iü;  rund  und  mifst  11  Mm. 
im  Durchmeffer.  Im  eigentlichen 
Bildfelde,  das  in  Folge  feiner 
Itufenförmigen  Umrandung  die 
Gellaltung  eines  Droipaffes  hat, 
der  in  den  Zwickeln  mit  ausfprin- 
genden  Spitzen  und  Kreuzblumen 
daran  geziert  ifl:,  ein  gekrönter 
Helm  mit  einem  Fluge  belteckt 
und  reichen  fchön  gewundenen, 
gezaddelten  und  gut  vcrtheilten 
Helmdecken.  Die  Umfchrift  ifl 
der  Configuration  des  Bildfeldes 
entfprechend  vertheilt  und  lau- 
tet :  *  figillum  civitatis  tachouie. 
Der  äufsere  Rand  flufenförmig 
(Fig.  4).  Das  Siegel  gehört  in  das 
15.  Jahrhundert. 

38.  Das  bifchöfliche  Ordina- 
riat von  Laibach  hat  an  die  Cen- 
tral-Commiffion  in  Betreff  des 
kunltgefchichtlichen  und  archä- 
ologifchcn  Unterrichtes  im  dor- 
tigen Priefter  -  Seminar  mitge- 
theilt,  dafs  im  Jahre  1878— 1879 
über  die  kirchliche  Kunft  wöchent- 
lich eine  Stunde  für  fammtlichc 
Alumnen  gehalten  wurden.  In 
diefen  Vortragen  wurden  die 
Eigenthümlichkeiten  und  Gefetzc 
der  verfchiedenen  Bault\"le  und 
ihre  Gefchichte  in  allgemein  ver- 
itändlicher  Weife  auseinander  ge- 
fetzt, die  Stylformen  nach  ihren 
häufigflen  Merkmalen  charakteri- 
firt  und  der  Zufammenhang  der 
Baultyle  mit  den  gefchichtlichen 
und Cultur-Zuflanden  angedeutet. 
Von  den  vorchrifllichen  Bauflylen  wurden  befonders 
die  claffifchcn hervorgehoben;  die  chrifllichen  Bauflyle 
bis  zur  Renaiffance  und  die  diefen  Stylen  eigenthüm- 
liche Ornamentik  wurden  eingehender  befprochen. 


LXXVII 


Um  den  ICrfoIg  des  Unterrichtes  in  einem  für  den 
l'ricfter  fo  wichtigen  Gc!4enliande  zu  fichern,  lial  man 
CS  für  gut  befunden,  den  bisher  dem  rrivatfleifse  übcr- 
laffenen  weniger  fyftematifchen  Unterricht  zu  ordnen 
und  die  kirchliclic  Kunfl  als  obligaten  Gegcnftand 
dem  Studienplane  der  theologifchen  Diucefan-Lehr- 
anflalt  einzufügen.  Dies  ifl  nun  derart  gefchchen,  dafs 
Vorlefungen  über  kirchliche  Kunft  in  zwei  Abtheilun- 
gen durch  vier  Semefler  gehalten  werden,  und  zwar 
nach  folgendem  Programme: 

I.  Abtheilung:  Gefchichte  der  Architeftonik  vom 
hgyptifchen  Style  bis  zum  Kunltlb-ebcn  des  ig.  Jahr- 
hundertes.  II.  Abtheihuig:  Praktifche  Winke  und  Rath- 
fchlage,  betreffend  die  ICrhaltung,  Wiederherllellung 
und  Ausfchmiickung  des  Kirchengebaudes,  Ausfliat- 
tung  der  Kirche,  Befchaffcnheit  der  Gefafse,  Gewänder 
u.  dgl.  mit  Herückfichtigung  der  hirtorifchen  lintwickc- 
lung.  Ferner  kirchliche  Sculptur,  Malerei  u.  A. 

39.  Correfpondent  Rainer  hat  der  Central-Com- 
miffion  einen  gröfseren  Bericht  über  Wallfchanzcn  in 
Kärnten  vorgelegt,  welchem  Folgendes  zu  entneh- 
men ift. 

Südlich  von  Guttenftein  bei  Prevali  in  Kärnten, 
führen  zwei  Wege  in  der  Richtung  gegen  den  Urfula- 
Berg.  Der  eine,  öftliche,  führt  nach  Köttelach,  der 
andere,  weftliche,  nach  Podgoriach  -  Schrottenegg. 
Zwifchen  diefen  beiden  Graben  zieht  fich  ein  nie- 
derer Bergrücken  hin,  der  in  dem  Prefche-Gupt  feine 
gröfste  Hohe  erreicht,  bei  Schrottenegg  fich  wieder 
fenkt  und  dann  ziemlich  flach  gegen  den  Urfula-Berg 
anfteigt.  In  diefer  Gegend  befinden  fich  diefogenannten 
„Römerfchanzen",  auch  „Türkenfchanzen"  genannt. 
(Fig.  5.)  Eine  halbe  Stunde  von  Schrottenegg  füdlich, 
befindet  fich  die  erfle  kreisrunde  Schanze.  In  der 
Mitte  ift  ein  abgeplatteter  Kegel,  um  welchen  fich  ein 
Graben  und  ein  Wall  zieht. 

Die  Kirche  in  Podgoriach,  St.  Hermagoras,  liegt 
in  der  Mitte  einer  folchen  Schanze,  durch  welche  auch, 
knapp  neben  der  Kirche  die  Strafse  führt.  Das  Mittel- 
plateau, auf  dem  die  Kirche  fteht,  hat  einen  Durch- 
meffer  von  57  Meter.  Rund  herum,  nur  durch  die  Strafse 
unterbrochen,  zieht  ein  6  Meter  breiter  und  4  Meter 
tiefer  Graben,  ebenfo  auch  ein  Wall,  beide  noch  fehr 
gut  erhalten,  nur  der  Theil  aufser  der  Strafse  ift  etwas 
befchädiget.  Der  Befitzer  von  Schrottenegg  erzählte, 
dafs  er  weftlich  i  Meter  tiefer  auf  eine  breite  ge- 
pflajlerte  Strafse  fliefs,  felbe  aber  wieder  verfchüttete. 

400  Schritte  nördlich  von  Podgoriach,  rechts 
knapp  am  Wege,  im  Walde  befindet  fich  die  kleinfte 
Schanze.  Der  Kegel  in  der  Mitte  ift  am  höchflen  und 
mifst  4' -i  Meter  im  Durchmeffer.  Der  Graben  ift 
mäfsig  tief  und  die  ganze  Schanze  fammt  Wall  beträgt 
nur  29 '/j  Meter  Durchmeffer, 

Dann  folgen  noch  2  Schanzen,  ziemlich  grofs  und 
mit  tiefen  Graben.  Die  erfterc  mifst  am  Kegel 
8  Meter  und  ift  der  Graben  12  Meter  breit;  der  ganze 
Durchmeffer  beträgt  44  Meter.  Die  zweite  Schanze 
liegt  etwas  abhängig,  der  Kegel  mifst  6'  ^  Meter  und 
ifl  um  6  Meter  höher  als  der  Wall ;  der  Gefammt- 
durchmeffer  beträgt  35*70  Meter.  Die  Böfchungen 
find  ziemlich  fteil  und  fallen  durchfchnittlich  45  bis  50°. 
Die  fchönfle,  gröfste  und  intereffantefte  Schanze 
befindet  fich  aber  am  Rrefche-Gupf.    Sie  ifl  ziemlich 

vn.  N.  F. 


flach,  viereckig  und  mit  zwei  Gräben  und  Wiillen  um- 
geben. Nur  ein  paar  Fichten  erheben  fich  auf  dem 
Plateau  derfelben.  Selbes  ifl  17-30  Meter  breit  und 
21  Meter  lang,  die  Wälle  meffen  je  3  Meter  und  die 
Gräben  10-70  und  9-50  Meter  Breite.  Die  längfte  Aus- 
dehnung betriigt  63-70  Meter. 

Bemerkensuerth  ift,  dafs  in  diefe  Doppelfchanze 
zwei  Laufgräben  ausmünden.  Der  füdliche  in  der  Rich- 
tung nach  Schrottenegg  ift  fehr  kurz,  und  durch  die 
Ackercultur  zerftört;  dagegen  ifl  der  in  nördlicher 
Richtung  gegen  (iuttenftein  führende  meifl  gut  er- 
halten, durchfchnittlich  3  Meter  breit  und  fiilirt  bei 
allen  noch  folgenden  Schanzen  vorbei. 

Eine  Viertelftunde  abwärts  erreicht  man  die 
zweite  viereckige  Schanze,  allerdings  fchon  etwas 
zcrilört,  und  das  Mittelfeld  ill  mit  Gemüfe  bebaut. 
Ihre  längfte  Ausdehnung  beträgt  42  Meter.  Nur  6  Meter 
daneben  zieht  der  Laufgraben  hin  und  fcheint  hier 
auch  mit  demfelben  eine  Verbindung  ftattgefunden  zu 
haben,  wie  man  noch  deutlich  erkennen  kann.  Zehn 
Minuten  weiter  im  Walde  befindet  fich  eine  eckige 
Abzweigung  des  Laufgrabens  in  der  Gröfse  einer 
kleineren  Schanze,  die  nur  auf  drei  Seiten  vorn  Graben 
umgeben  war. 


Fig.  4.  (Tachau.) 

Nach  300  Schritten  folgt  die  letzte  Schanze  diefer 
ganzen  Reihe.  .Sie  liegt  dicht  im  Walde,  ifl  kreisrund, 
hat  fehr  fteile  Böfchungen  und  mifst  32  Meter  im 
ganzen  Durchfchnitt.  Hier  fanden  fich  auch  Spuren 
von  Nachgrabungen.  Am  Ende  des  Waldes  ver- 
fchwindct  der  Laufgraben.  Alle  diefe  Schanzen  liegen 
in  gerader  Linie  vom  Ausläufer  des  Urfula-Berges 
über  Podgoriach  und  dem  Brefche-Gupf  in  der  Rich- 
tung nach  Guttenftein  und  fcheinen  eine  zufammen- 
hängende  Befelligung  gebildet  zu  haben. 

In  dem  Winkel,  welchen  der  Mifs-P'lufs  bei  feiner 
Mündung  in  die  Drau  bei  Unter-Drauburg  bildet,  be- 
findet fich  ein  ziemlich  grofses  Diluvial-Plateau,  auf 
welchem  die  kleine  Ortfchaft  Dobrawa  liegt.  Nördlich 
von  derfelben  führt  eine  Strafse  nach  Tfcherberg  an 
der  Drau  und  knapp  neben  diefer  Strafse  am  Abfalle 
des  Plateaus  gegen  die  Drau  liegt  nun  ebenfalls  eine 
Schanze,  ganz  gleich  den  oben  befchriebenen.  Sie  ift 
kreisrund  mit  einem  tiefen  Graben  umgeben,  das 
Mittelplateau  mifst  12  Meter,  der  Graben  11,  und  die 
Breite  des  Walles  3  Meter;  der  ganze  DurchmelTer 
beträgt  40  Meter.  Sie  ifl  gut  erhalten  und  nur  durch 
die  .Strafse  etwas  befchädiget.  Da  das  ganze  Plateau 
beinahe  ganz  cultivirt  und  nur  an  einzelnen  Stellen, 
namentlich  am  Randabhange,  bew-aklet  ifl,  fo  dürften 
noch  allenfalls  beftandene  Schanzen  ebenfalls  über- 
ackert worden  fein. 


LXXVIII 


In  der  Nähe  zeigten  fich  zwei  intereffante  Doppel- 
fchanzen.  die  neben  einander  liegen  und  wovon  die 
eine  mit  Doppelwallen  umgeben  ift.  Sie  weichen  von 
allen  friihereren  Schanzen  ab.  da  fie  nicht  kreisrund 
find  und  fich  mehr  der  Hufeifenform  nähern.  An  der 
Südfeitc  ift  nämlich  ein  fteiler  Abfturz.  der  eine  Ver- 
fchanzung  überflüffig  machte,  daher  üc  fich  nur  auf 
der  Nordfeite,  nach  Oft  und  Wert  ausbreitete.  Beide 
Schanzen  verfchlingen  fich  in  einander,  fo  dafs  der 
Aufsenwall  der  Doppelfchanze  fich  mit  dem  Walle  der 
kleineren  in  der  Mitte  vereiniget.  Das  Flateau  tler 
Schanze  mifst  30,  das  der  kleineren  17  Meter  imDurch- 
mefler,  die  Graben  lind  hier  befonders  tief,  bis  auf 
9  Meter,  fonft  find  gleiche  Verhaltniffe,  wie  bei  den 
früheren  Schanzen.  Die  gröfste  Ausdehnung  durch 
beide  Schanzen  betragt  100  Meter. 

Ob  diefe  Schanzen  aus  der  Römerzeit  ftammen, 
oder  zum  Schutze  gegen  die  Türken-Einfälle  gerichtet 
waren,  werden  fernere  Unterfuchungen  lehren.  ' 


t'g-  5-   (Guttenfteiii.) 

40.  Oefterreich  hat  ohne  Zweifel  im  16.  und  17. 
Jahrhundert  eine  ausgebreitete  Töpfer- Iiidußrie  be- 
feffen,  deren  Leiftungen  an  vielen  Orten  eine  hohe 
Stufe  künftlcrifcher  Vollendungerreichthaben.  Mannig- 
fache Bcifpiele  von  Ofenkacheln,  Fliefen-  undFayence- 
Gefalsen    in    verfchiedenen    Mufcen    fowie    im    l'rivat- 

■  Unterhalb  bei  Sa(fradi  fand  man  im  Mciftifltin'e  einen  grofsen  römifchcn 
Sarkophag,  der  jetzt  vor  dem  WirthshauTt:  aU  Hank  dient. 


befitze  lafien  darauf  fchliefsen.  Bisher  ift  man  jedoch 
nicht  in  der  Lage  über  Urfprung  und  Gefchichte  diefer 
Erzeugniffe  mehr  als  ganz  allgemeine  Auskunft  geben 
zu  können. 

Wahrend  Frankreich  durch  eine  umfaffendc  Lite- 
ratur über  keramifche  ICrzeugniffe  auf  feinem  Gebiete 
fchon  vor  Decennien  dem  übrigen  Europa  ein  Beifpiel 
gegeben,  das  befonders  in  England,  aber  auch  in 
Italien,  Deutfchland  und  der  Scliweiz  mannigfache 
Xacheiferung  gefunden,  ift  in  Oefterreich  in  diefer 
Richtung  noch  äufserll  wenig  gefchehen.  Soll  es  ge- 
lingen hier  genauere  Kenntniffe  zu  fammeln,  fo  muffen 
zunächft  jene  Daten  gewonnen  werden,  welche  geeig- 
net find  einen  allgemeinen  Ueberblick  über  die  Kera- 
mik im  16.  und  17.  Jahrhundert  in  den  verfchiedenen 
ofterreichifchen  Landern  zu  gewahren.  Im  Weiteren 
wird  es  fich  darum  handeln,  durch  Abbildungen  und 
genaue  Befchreibuiigen  in  die  Lage  zu  kommen  zu 
flehten,  zu  trennen  und  zu  verbinden.  Den  Schlufs  der 
vorbereitenden  Arbeiten  würde  dann  die  Bereifung 
der  wichtigften  F"abrications-Orte  und  das  Studium 
der  Töpfergilde  dafelbft  bilden. 

Abgefchen  von  dem  wiffeiifchaftlichen  Werthe 
folcher  F'orfchungen  kann  es  angelichts  des  kunftge 
werblichen  Auffchwunges  in  Oefterreich  niemandem 
entgehen,  dafs  auf  Grund  einer  genaueren  Kenntnifs 
der  einftmaligen  Blüthe  diefer  Induftrie  in  unferem 
V'aterlande  diefelbc  nicht  nur  in  der  Gegenwart  ge- 
fordert, fondern  dort  wo  die  commerciellen  Bedin- 
gungen einer  folchen  Induftrie  noch  vorhanden  find, 
eine  Neubelebung  derfelbcn  bewirkt  werden  könnte. 

Von  folchen  Motiven  geleitet,  wird  das  Anfuchen 
gcftellt,  die  zur  Löfung  der  angeregten  Aufgabe  geeig- 
neten Daten  zur  Kenntnifs  des  ofterreichifchen  Mufeums 
für  Kunft  und  Induftrie  zu  bringen,  eventuell  jene  Per- 
fonen  namhaft  zu  machen,  in  deren  Befitz  einzelne  her- 
vorragende Objedle  oder  ganze  Sammlungen  von 
Erzeugniffen  der  ofterreichifchen  Keramik,  namentlich 
der  Renaiffance-Zeit  fich  befinden,  oder  die  fich  auf 
diefem  Gebiete  befondere  Kenntniffe  erworben  haben. 

41.  Ueber  Aufforderung  des  k.  k.  Minifterium.s  für 
Cultus  und  Unterricht  hat  die  Central-Commiffion  fich 
cntfchlolTen,  zwei  Delegirte  nach  Salzbiii-g  zu  entfen- 
den,  um  fich  dort  über  die  angeblichen  und  in  Zeitungs- 
nachrichten hervorgehobenen  Mängel  des  Mufeums 
Kenntnifs  zu  \erfchaffen.  Die  Aufgabe  diefer  Sendung 
wird  demnach  eine  durchaus  privative  und  informative 
fein,  um  feiner  Zeit  eventuell  der  Stadtvertretung  von 
Salzburg  Rathfchläge  anbieten  und  Reform- Anträge 
erftatten  zu  können,  wobei  der  privative  Chara6ler 
diefer  Sammlung  nicht  im  geringften  alterirt  werden 
foU.  Eine  weitere  Ingerenz  könnte  fich  höchftens  auf 
die  wenigen  im  Mufeum  befindlichen,  Staatseigenthum 
gebliebenen    Kunftgegenftände  beziehen. 

42.  Herr  I-'riedrich  Schneider,  Dompräbendar  in 
Mainz,  hat  aus  Anlafs  meines  Auffatzes:  „Oefterrei- 
chifche  Kunft-Topographie"  mir  die  nachfteheiiden 
Bemerkungen  zugel'andt : 

I.  Dafs  /.c/.:;  Kunft-Topographie  Deutlchlaiuls  auch 
im  zweiten  Bande  Sud-Deutfchland  feit  1863  vorliegt 
und  das  ganze  Werk  eben  in  neuer  Auflage  vorbereitet 
wird.  2.  Entfprechend  den   Bautlenkmalen  des   Regie- 


LXXIX 


rungs-Bezirkes  Gaffel  von  Lote  und  Rotfclfer  ist  1880 
crfchienen:  Baudenkinalc  im  Rci^icrun.<,'s-Bezirke  Wies- 
baden ^Naffau  mit  I>~rankfurt  und  Biedenkopf)  Berlin, 
Ernfl:  und  Korn  XVII,  S.  567,  nach  dem  Tode  des  Lotr: 
von  dem  Herrn  Mittheiler  herausi^e^eben.  3.  Im  Er- 
fcheinen  fmdKunlt-Topoi^raphie  vonPreufsifchSachfen 
bearbeitet  von  Sommer  (Hailei  und  l'ommern  (Stettin). 
So  dankbar  ich  dem  Herrn  Einfender  für  liiefe 
Daten  bin  und  fo  lehr  ich  bedauern  mufs,  nicht  friiher 
im  Belitze  dcrfelben  gevvefen  zu  fein,  fo  mochte  ich 
iloch  darauf  aufmerkfam  machen,  dass  es  mir  im  erften 
Abfchnitte  nunnes  Auffatzes  keineswesjs  auf  Volllliui- 
ditjkeit  der  einlchlagit;"en  Literatur  ankam,  fondern 
eben  nur  auf  V'orfiihrinig  einiger  Mufler,  wie  von  ver- 
Ichiedenen  Seiten  und  für  verfchiedene  Landesgebiete 
lue  kunft-topographifche  Aufgabe  zu  löfen  bisher  ver- 
lucht  worden. 

Hclfcrt. 

43.  Das  Unterrichts-Minillerium  hat  i\xr  die  von 
l'rofeffor  Dr.  h'ritz  Pichler  in  Grätz,  im  Jahre  1881,  auf 
tlem  Gebiete  der  Römerftadt  l'innmm  am  kiirntneri- 
fclien  Zollfelde  vorzunehmenden  (jrabungen  eine  Sub- 
vention von  500  fl.  bewilligt  unter  der  Vorausfetzung, 
dafs  die  aufgefundenen  Objefte  in  ihrer  Gefammthpit 
im  LandesMufeum  zu  Klagenfurt  ihre  dauernde  Auf- 
bewahrung finden. 

44.  Das  Minifterium  für  Cultus  und  Unterricht  hat 
über  Anregung  der  Central-CommilTion  und  des  arch.- 
epig.  Seminars  an  der  Wiener  Uni\erfität  feine  Ge- 
neigtheit ausgefprochen,  in  Ciili  ein  Local-Mufeum  für 
die  dortigen  romifchen  Denkmale  anlegen  zu  laffen. 

45.  Das  fürftbifchöfliche  Ordinariat  zu  Marburg 
hat  der  Central-Conimiffion  mitgethcilt,  dafs  in  der 
dortigen  theologifchen  LehranÜalt  den  Hurern  des 
vierten  Jahrganges  allwöchentlich  ein  einllündiger 
Unterricht  in  der  Gefchichte  des  Kirchenbaues  nach 
dem  Katechismus  derBauftyle  \on  Freiherr  v.  Sacken, 
dann  in  der  Entv\icklungs-Gefchichte  der  kirchlichen 
Kunllgegenllände,  Epigraphik,  Ikonographie  u.  f  w . 
ertheilt  wird. 

Der  Prieflernachwuchs  der  Diöcefe  Krakau  erhält 
den  Unterricht  in  der  Archäologie  in  der  Weife,  dals 
die  Seminarill:en  an  den  an  dcrphilofophifchen  Facultät 
der  Univerfität  eingeführten  Vortragen  als  aufser- 
ordentliche  Hörer  theilnehmen. 

Am  Central-Seminar  des  Erzbisthums  G'ors  wurde 
bisher  keine  kunftgefchiclitliche  und  kunrtarchäolo- 
gifche  Unterweifung  ertheilt,  obwohl  diefs  von  den 
leitenden  Perfonen  felbli  als  fehr  bedauerlich  bezeich- 
net wird.  Das  Gleiche  ift  am  erzbifchöfiichen  Seminar 
zu  Zara  der  Fall. 

46.  Nachdem  das  Schlofs  Runkc/Jlcüi  vom  Menfal- 
Befitze  des  Bisthumes  Trient  abgetrennt,  in  Privat- 
befitz  durch  Verkauf  gelangen  foU,  hat  die  Central- 
Commiffion.  an  das  k.  k.  Unterrichts-Minillerium  die 
Bitte  geflellt,  dafs  in  dem  diefsbezüglichen  Kaufver- 
trage folche  Stipulationen  aufgenommen  werden, 
welche  die  in  der  Burg  befindlichen  Kunftdenkmale 
möghchft:  fchützen.  Das  k.  k.  Unterrichts-Minilterium 
anerkannte  die  Anfchauungen  der  Central-Commiffion 


und  verfügte  zum  Schutze  der  aufserordentüch  wich- 
tigen Kunflfchatze  des  Schloffes,  dafs  die  Uebergabe 
des  Kauf-(Jbje6i:es  mit  Zugrundelegung  eines  befon- 
deren  durch  Organe  der  Central-Commiffion  anzu- 
fertigenden und  dem  Kaufvertrage  als  Real-Belall:ung 
des  Objefles  beizufchliefsenden  Inventars  aller  zu 
confervirenden  Kunllgegenflände  zu  erfolgen  hat. 
Ferner  foll  der  Befitzer  des  Schloffes  verpflichtet 
werden,  die  in  diefem  Inventar  erfcheinen-  den  Kunft- 
werke  in  einem  moglichft  unverfehrten  und  unver- 
änderten Zuftande  zu  erhalten,  vor  jeder  Befchädi- 
gung  und  Benachtheiligung  zu  fchützen,  eintretenden 
I""allcs  davon  en  tiprechende  Anzeige  zu  erftatten  ;  auch 
ill  der  Befuch  der  Fremden  zum  Zwecke  der  Befichti- 
gung  des  Schloffes  und  feiner  Denkmale  anftandslos 
zu  gcftatten. 

47.  Confervatür  Mockfr\vAtä.n  die  Central-Commif- 
fion berichtet,  dafs  es  in  Abficht  des  gegenwärtigen 
ßenedictiner-Conventes  /.u  Ematis  in  Prag  liegt,  feiner 
Zeit  die  werthvollen  Wandmalereien  des  dortigen  Kreuz- 
ganges zu  reftauriren.  Vorderhand  erftreckt  fich  ilie 
Rellauration  auf  die  Inllandhaltung  des  baulichen 
Pheiles,  und  beabfichtigt  man  die  Kirche  zu  poly- 
chromiren  und  neu  einzurichten.  Im  Jahre  1880  wurde 
die  fogenannte  königliche  Capelle  polychromirt  nach 
jener  Art,  wie  es  im  Kloller  Beuron,  woher  die  Mönche 
kamen,  üblich  war.  Bei  Ausbefferung  der  Fai^ade  im 
Klofterhofe,  nach  welcher  Seite  jedes  Travee  im 
Kreuzgange  ein  gekuppeltes  Fenller  aus  fpäter  Zeit 
befitzt,  fand  man  breite  und  hohe  Spitzbogen-Fenfter 
und  ein  Fragment  von  reichem  F^enftermaaiswerk, 
was  Veranlaffung  geben  dürfte  zur  Inftandfetzung  des 
Klofterhofes  in  feinen  urfprünglichen  Zuftand. 

48.  Bei  der  Reilaurirung  des  Kirchthurmes  in 
'I'ra)niii  wurden  in  dem  Knopfe  desfelben  nachgehende 
beiden  Aufzeichnungen  gefunden: 

I.  Anno  millefimo  feptingentefimo  fecundo  die  12. 
Julii  in  feflo  ftae  Margaritae  V.  et.  M.  fedente  pro  fede 
ApoftolicaPapa  Innocentio  XII.  Regnante Romanorum 
Imperatore  Leopoldo  I.  ex  Archiducibus  Auftriae  ac 
Episcopo  et  Principe  Joanne  Michaele  ex  comitibus 
de  Spaur  Dioecefim  Tridentinam  gubernante  circa 
horam  primam  et  fecundam  poftmeridianam,  tempes- 
tate  non  adeo  faeviente,  culmen  Turris  fulmine  taftum 
et  defuper  coruscans  figura,  vulgo  pro  adamante  cre- 
dita,  dejefta  nee  inventa,  imo  ipfa  Turris  a  fummitate 
ufque  ad  calcem  pedis,  lapidibus  quadraiis  difjunclis, 
ita  dilsipata  ac  dellructa  fuit,  ut  absque  majoris  ruinae 
V.  culminis  periculo  campanae  pulfari  nequierint.  Unde 
plurimum  Reverendi  Domini  Jaonnis  Baptiftae  Tanna- 
jae  Parochi  ac  pernobilis  Domini  Jo :  Jofephi  Tanuini 
de  Miletto  Capitanei  ac  venerabilis  magiltratus  (cui 
tempore  fubfecutac  fulguris  D.  Jo :  Antonius  de  Fran- 
ciscis  et  reparationis  D.  Jacobus  Philippus  Antoniat 
ut  Burgi  Magifter  praefuit)  unanimi  vota  de  reaedi- 
ficatione  ruinae,  quae  etiam  non  Icvibusexpenfis  fecuta 
et  finita  eft,  convenere.  In  globo  hoc  deaurato  praeter 
S.  S.  Evangelia  et  corollia  in  malTa  iuclufanil  repertum. 
Deinde  hae  reliquiae  adjunftae  funt. 

Caeterum  cum  mortuo  fine  liberis  non  ita  pridem 
gloriüfiffimac  memoriae  Carolo  II.,  Hispaniarum  Rege, 
facra  caefarea  Majeltas  fucceffionem  in  Regna  et  Pro- 

1* 


LXXX 


vincias  Regis  defunai  Domus  fuae  Auftriacae  legitime 
deberi  afseruerit,  Rex  autem  Galliae  Chriltianifimus 
Ludovicus  XIV.  pro  nepote  fuo  Duce  Andavigenfi 
eandem  et  jus  Regnorum  Moiiarchiac  Hispanicae  ex 
teftamento  Regis  defunfti  fibi  natum  efse  praetulerit 
ac  defuper  pofsefsionem  univerfae  haereditatis  arri- 
piierit,  Provincias  Hispano  -  Belgicas  ducatumque 
Mediolanenfem  armis  occupaverit,  gloriofifsimus  Impe- 
rator Leopoldus,  ne  pro  domo  fua  Auftriaca  juftae 
fuccefsionis  Hispaniae  et  S.  Romani  Imperii  jura  in 
feudis,  quae  funt  in  Italia  et  Belgio,  amittat  cum  Rege 
An<Tliae  et  unitis  Belgii  ordinibus  generalibus  foedus 
jecit.  Exercitum  in  Italiam  ad  confequenda  tam  jura 
propria  quam  feuda  Imperii  Mantuam  ac  Mediolanum 
verfus  mifit,  quo  tranfitu  his  in  locis  non  parum  divexa- 
bamur.  Partes  Caefaris  tenucre  Rex  Angliae,  Boruf- 
fiae,  partim  Electores  Imperii  i^Elecior  Coloniae  et 
Bavaricae,  fratres,  foedus  Regis  Chriftianifsimi  ample- 
xati  funt)  Principes  Germaniae  et  confoederati  uniti 
Belgii  pro  Rege  Galliae  ftetere.  Alte  didi  fratres  Elec- 
tores, Dux  Sabaudiae  et  Mantuae  cum  iis  occulte 
opem  ferentibus.  Bella  adhuc  fervent  acerrima,  jufta 
caufa  triumphabit.  Precamur  Dei  auxilium  pro  falute 
Corporis  et  animae  et  animas  noftras  precibus  fuccef- 
forum  noftrorum  recomendamus. 

Haec  fcripta  fuere  praefentibus  Praenobilibus  D. 
Dominis  Joanne  Bernardo  et  Joanne  Michaele  Pichler 
de  Rungg,  confanguineis,  D.  Dominis  Bernardo  et 
Lazaro  Perkhammer  de  Fenhals,  D.  D.  Joanne  Mathia 
et  Udalrico  Fratribus  Tfchuegg  confulibus  hie  loci  et 
me  fcribente  Claudio  Bartholomaeo  Paurenfeint  Tra- 
meni  die  24.  Maji  anno  1703,  quo  die  hae  reliquiae  per 
admodum  Reverendum  Dominum  Thomam  Stringar 
cupellanum  impofita  et  inclufa  fuerunt. 

II.  Ad  majorem  Dei,  Dciparae,  S.  S.  Quirici  et 
Julittae,  omnium  San6lorum  et  Sandlarum  Dei  hono- 
rem et  gloriam.  Amen. 

J.  M.  'S.  Anno  Chrifti  millefimo  fcptingentefimo 
fecundo,  Regnantc  Leopoldo  I,  Auflriaco  Imperatore, 
comite  Tirolis  haereditario,  fme  prole  mortuo  Carolo 
fecundo  Hispaniarum  Rege,  Lodovicus  XIIII.  Galliae 
Rex,  Regna  Hispaniae  contra  omne  jus  armata  manu 
occupavit:  hoc  audito  Leopoldus  Imperator  haec 
Regna,  fibi  competentia  ab  intcftato,  magno  cum  exer- 
citu  terra  marique  tam  in  Germania  quam  in  Italia 
recuperare  feftinat.  Heu !  tempora  funefta,  afflifta 
Italia  enclamat.  Mifera  Germania,  ad  quäle  faeculum 
dcdufta  fanguine  tincla  mea  flumina  fluunt.  Ah  Tirolis! 
quid  ego  dicam  quo  tranfierunt  mea  aurea  faecula  in 
quibus  pace  fruebamur.  Nunc  a  fronte,  a  tergo,  a  latcrc 
hoflilia  timpana  pulfant;  uno  verbo,  ubique  miferiis  ac 
Bellorum  calamitatibus  afflifta  fum. 

Eodem  anno  1702  fub  Regiminc  di6li  Leopoldi 
primi,  Imperatoris  Germaniae  et  in  Tridentina  Dioecefi 
Joannis  Michaelis  ex  comitibus  de  Spaur  Episcopi  et 
Principis  Tridentini,  die  12.  Julii  currcnte  fcfto  fanflae 
Margaritae  in  Borgo  Tarmeni,  exiftentibus  plurimum 
Reverendo  Domino  Joanne  Baptifta  Tcnnaia  s.  s. 
Theologiae  nee  non  s.  s.  Canonum  Candidato,  loci 
parocho,  et  Capitaneo  lUuflri  Domino  Jefepho  Tanuin 
de  Miledot  et  Confule  Domino  Joanne  Antonio  de 
P'ranciscis:  nescio  quo  fato ,  tranfeuntibus  militum 
copiis,  contra  Gallum  in  Italia  dcftinatis,  circa  horam 
primam  et  fecundam    poftmeridianam  e  coelo  fulmen 


in  hanc  Turrim  cecidit,  quo  i6lu  major  pars  culminis 
concuffa ,  lapidibus  quadratis  disjun6tis  nee  non  in 
pluribus  locis  diruta  fuit. 

Continuantibus  bellorum  miferiis  anno  millcfimu 
fcptingentefimo  tertio  fub  regimine  fupradirtorum  et 
Domini  Philippi  Antonii  Antoniaci  confule  et  Domino 
Joanne  Antonio  de  Francistis  hujus  ecclefiae  pro 
tempore  Sindico,  disjeflis  lapidibus  compofitis,  diruta 
mille  circa  florenorum  e.xpenfis  refa<5la  fuere.  Media 
hujus  globi  parte,  me  praefente  et  Domino,  Francisci 
in  der  Bis,  elevata  ad  hunc  aflum  deputatis,  facras 
res  interius  huic  globo  infertas  extrahentes.  item  aliis 
fancftorum  reliquiis  adjunctis,  rogato  Domino  nollro, 
beatiffima  Virgine  Maria,  San6to  Quirino,  hujus  Eccle- 
fiae Patrono,  et  omnibus  Sanflis:  ut  Turris  haec  intafta 
per  multa  faecula  maneat ,  precibus  facerdotalibus  repo- 
fui.  Di.xit  facerdos  Thomas  Stringarius,  Philofophiae 
magirter.  Juris  utriusqueCandidatus  et  lociCouperator. 

Tarmeni  23.  Maji  1703. 

Benevole  lefttor  ora  pro  mo.  ' 

49.  Confervator  Guttcr  l'.at  an  die  Centra!-Com- 
miffion  einen  ausführlichen  Bericht  über  die  am  Jan- 
kulberg  bei  Graniczefchti  aufgefundenen  fogenannten 
Hünengraber  erflattet,  daraus  wir  Nachftehendes 
mittheilen:  Veranlaflung  zu  den  Funden  gab  der  Bau 
des  Pfarrhaufes  (1872),  wozu  man  auf  dem  genannten 
Berge  Baurteine  brach.  Auf  dem  Grat  des  I^erges  fand 
fich  einer  Gräberftätte  mit  unzugerichteten  Flufsll  ein- 
platten in  einer  Länge  von  7'  und  Breite  von  4'  und 
Tiefe  von  3'  ausgelegt  und  zugedeckt,  fie  lag  3' j' 
unter  der  Erdoberfläche  und  enthielt  nach  Abhub  der 
Plattendecke  ein  gröfseres  und  ein  kleineres  Geripp 
übereinander  liegend.  Dem  gröfseren  lagen  zwifchen 
den  Beinen  zwei  topfartige  Gefafse  aus  fchwarzgebrann- 
ter  Schwarzerde  in  unregelmäfsiger  Rundform  mit 
dicken  Wandungen.  Sie  enthielten  zum  fechsten  Theil 
eine  dunkelbraune,  klebrig  fefte,  geruchlofe,  bitterlich 
fchmeckende  Maffe;  rechts  des  Gerippes  lag  überdies 
eine  fehr  gut  erhaltene  Steinaxt  aus  Achat,  und  ein 
verfteinert es  keulenartiges  Holzllück;  das  Grab  ill  zer- 
ftört,  ein  Theil  der  Gebeine,  die  Axt ,  Keule  und 
Scherben  kamen  in  das  Landes-Mufeum  in  Czernou  itz. 
Die  Gefäfsfcherben  find  mit  jenen  in  der  Brilllchcn 
und  Muck'fchcn  Ziegelei  zu  Szereth  vorkommenden 
gleichartig.  In  neuefter  Zeit  wurde  ein  zweites  Grab 
aufgedeckt,  doch  fogleich  alles  zerftört  oder  ver- 
fclileppt. 

50.  Laut  Berichtes  des  Confervators//;-r7/t' wurden 
im  Laufe  des  Monats  Mai  in  der  Nahe  von  Jufephlladt 
in  einem  fogenannten  Heidengrabe,  auf  das  man 
zufällig  ftiefs,  fünf  Bronzeringe  gefunden.  .Sie  find 
nicht  gcfchloffcn  und  mit  Linien  llellenweife  verziert. 
Man  fand  dabei  Thierknochen,  Urnenfcherbcn  und 
Afche.  (Fig.  6,  halbe  Grufse.) 

Bei  Königs-Lhotta  wurden  auf  einem  anfteigenden 
hügelreichen  Felde  in  einem  Grabe  mehrere  Gold- 
drahte gefunden,  fie  waren  in  eine  Art  Bündel  gewun- 
den. Die  Drähte  felbfl:  waren  theils  glatt,  theils  fchnur- 

'  Die  in  der  Urkunde  I  erwähnten  vier  Evangelien  find  auf  gewöhn - 
lichcm  Papier  gcfchricbcn  und  in  ein  Stück  Pergament  eingehüllt  gefunden 
worden.  Auf  dicfcm  Stück  Pergament  ift  zu  Icfen:  „Die  vier  Evangclia  durch 
mich  Wilhelmen  Krewdenberg  der  Zeit  Athatzen  Vinbergen  gerichts  zu  tramin 
Diener  gefchriben,"  „Anno  MCCC.nnd  LXXXXM  Jahr.."  Es  fcheint  alfo  der 
l'hurmhau  vom  Jahre  1466  bis  1492  gedauert  zu  haben. 


LXXXI 


förmig  doppelt  gcdrclit.  Das  Gefainmtgcvvicht  unge- 
ßihr  drei  Diicateii.  I'.in  TIkü  des  J'nndes  kam  in  das 
Prager-Mufeum,  ein  I  licil  in  tlas  Loeal-Miifeum  in 
Nachod. 


Kis-  6.  (JülcplilLidt.) 

51.  Die  Grabungen  am  Zollfcldc  unter  der  Leitung 
des  Confervators  Dr.  Pklilcr  begannen  am  ig.  April 
d.  J.  und  wurden  mit  einer  Unterbrechung  zvvilchen 
30.  April  und  14.  Mai  bis  zum  22.  Mai  fortgefetzt.  Man 
liiefs  wiederholt  auf  Fundamentmauern,  darin  theils 
zerfchlagene  und  vermörtelte  Rclieflleine  von  kryllal- 
linifchem  Marmor.  Da  die  Fundgegenllände  fammtlich 
in  das  Klagenfurter  Mufeum  kommen  muffen,  fo  wurde 
eines  Berichtes  des  Dr.  Fichler  zu  Folge  der  Trans- 
port dahin  bereits  durchgeführt.  Man  fand  ferner 
Rindsknochen,  Grob-  und  Feintoptfcherben,  Farben- 
wandtheile,  Glas,  eine  Bronzemünze,  Sigillata-Scherben 
u.  f.  w.  In  Fortfetzung  der  in  den  Mitth,  1878,  S.  LXXIV 
veröffentlichten  Münzen  und  Thoninfchriften  feien 
genannt:  3  keltifche  S.  Münzen  kleinlter  Gröfse, 
Punkte,  Strahlen,  i  Lcgionsdcnar  (leg  VI)  mit  obigen 
gefunden,  i  Auguftus  Providentia;  I  AuguRus,  juvent 
et  caefar.  .U,  i  Drufus  tribun  poteft  iter,  2  T.  Clau- 
dius cönfkantiae  augufti,  1  Germanicus,  2  Domitian, 
I  T.  Vefpafian  Judaea  capta;  aequitas  augulli;  i.-, 
I  Nero  aequitas  augufl:,  i  Nerva  concordia  exer- 
cituum,  I  Traian  Moneta  — ;  i?,  I  Hadrian,  2  M  Aurel, 
?  v/ie  M.  Antoninus,  i  Fauftina,  i  Commodus?  iLucilla 
.it,  I  Aelius  tr  pot.  .  .os  II.  W,  i  S.  Severus?  i  Alexan- 
der   Jovi    ultori    h\,  i  Philippus    cos   ^pp,    i    Imp    ep 

coro US    aug   Viftoria  /R  (vor   Gallienus),    i   Gal- 

Henus, s   aug;    und    andere    2,    i    Claudius   IL, 

I  Alexander-  Kaifermünze  2  Adler,  konifch,  i  Probus 
adventus  aug,  i  Aurelian?  Romae  aeternae  Sitzend, 
Stehende  mit  Viftoriae,  i  Maximianus  genio  augulli, 
I  Conftantinus  gloria  exercitus,  2  Conflantius  fei  temp 
rep.,  4  Valens. 

52.  Correfpondent  K.  Blaas  hat  imKorneuburger- 
Rathhaus  eine  fehr  namhafte  Anzahl  von  alten  Urkun- 
den gefunden,  die  bisher  dort  unbeachtet  aufbewahrt 
waren  und  daher  bis  nun  unbekannt  blieben.  Es  wird 
in  der  Folge  über  deren  Inhalt  in  den  Mittheilungen 
eine  gröfserer  Bericht  veröffentlicht  werden.  Vor- 
laufig bringen  wir  im  Nachftehenden  eine  Pergament- 
Urkunde,  die  als  Beitrag  zur  Gefchichte  des  mittel- 
alterlichen Bauwefens  in  Oefterreich  nicht  ohne  Inter- 
effe  ift.  Sie  lautet:  Wir  Albrecht  von  gotes  gnaden 
hertzog  ze  Oefterreich,  ze  Steyr,  ze  Kernden  und  ze 
Krayn,  grave  ze  Tyrol  etc.  bekennen:  als  wir  vort- 
seiten  die  lauten  und  vorpaw  zu  Newnburg  markthalben, 

VU.  N.  F. 


die  vor  den  heujern  an  dem  platz  dafelbs  von  holtswerch 
gezuefen  find,  gejchajt  haben  abtzeprecken,  dadurch 
daz  den  heufern  von  prunß  wegen  nicht  J'chaden  davon 
ge/chech,  und  vvan  uns  ettleich  gebeten  habent  in  ze 
gunnen  fölich,  furpaw  von  Jiainen gemaurt  hinvvider  ze 
machen,  haben  wir  in  die  gnad  getan  und  tun  auch 
wilfenlleich  mit  dem  brief,  welich  unerr  burger  dafelbs 
fölich  furpazv  an  dem  vorgemelten  platz  vor  iren 
heujern  von  gewelben  mit  ßainn  gemaurt  und  mit 
csiegeln  gedekht  hinwider  machen  zueilen,  daz  die  des 
gewalt  und  ftat  haben  füllen  an  irrung,  doch  daz  fi  das 
tun  nach,  .des  richter  und  des  rats  rat.  Mit  urkunt  des 
briefs,  geben  ze  Wienn  an  unferr  frawn  abent  annun- 
ciacionis,  nach  Krifti  gepurde  viertzehenhundert  jar 
darnach  in  dem  dreuundzwaintzigillen  jare. 
Dominus  dux  in  eonfilio. 

53,  Confcrvator  Cutter  berichtete  an  die  Central- 
Commiffion  über  mehrere  P'unde,  die  gegentlich  der 
Entternung  des  Fundaments  eines  vor  Zeiten  aufge- 
lafl'enen  is-loltergebaudes  in  Ssereth  zu  Tage  kamen. 
Man  fand  30  eingemauert  gewefene  Grablleine,  davon 
jedoch  nur  noch  vier  ganz  blieben,  dank  der  noch 
rechtzeitigen  Intervention  des  genannten  Confervators. 
Es  find  alt  armenil'che  Leichenlleine;  diefclben  wurden 
nun  andernorts  zweckmafsig  aufgellellt.  Ein  fünfter 
Stein  wurde  an  anderer  Stelle  gefunden,  wofelbO.  man 
die  Kirche  vermuthet.  Unter  demfelben  lag  ein  Gerippe 
in  ein  reich  mit  Gold  gefticktes  ganz  morfches  Brokad- 
Gewand  gehüllt.  Die  Steine  Itammen  der  Infchrift  nach 
aus  1552,  1651  und  1653.  Sie  find  in  der  Mitte  mit  einem 
llyliftifchen  Pflanzen-Ornament  geziert.  Die  Infchrift  in 
armenifchen  Lettern  ift  am  Rande  umlaufend  ange- 
bracht und  gut  erhalten.  Die  Perfonen  werden  kurz 
bezeichnet,  wie  z.  B.:  dies  ilt  der  Grabftein  der  Ruhe 
des  Apriham  und  der  Anna,  welche  Kinder  des 
Agapfcha  Hauptes  der  Stadt  Szereth  find,  im  Jahre 
iioi  (arm.  Zeit);  oder  das  ill  der  Grabllein  des  gott- 
feligen  Agopfcha,  der  nun  verftorben  im  Jahre  iioo 
den  30.  Janner  (arm.  Zeit)  u.  f  w. 

54.  Confervator  Anton  Peter  berichtete  an  die 
Central -Commiffion  über  ein  fchlefifches  Piaften- 
denkmal. 

Das  Herzogthum  Te/chen  war  im  Jahre  1290,  in 
welchem  die  Theilung  des  grofsen  Oppelner  Landes 
unter  den  vier  Söhnen  des  Herzogs  Wladislavs  von 
Oppeln  vollzogen  erfcheint,  einfelbftandigesfouveränes 
Herzogthum  geworden,  über  das  fortan  eine  eigene 
Familie,  ein  Nebenzweig  des  grofsen  Stammes  der 
Piaften  regierte.  Zu  Tefchen  fchlugen  diefe  ihre  Refi- 
denz  auf,  von  der  heute  noch  ein  mächtiger  Wach- 
thurm,  der  fogenannte  alte  Piaftenthurm,  erhalten  ift, 
deffen  Befchreibung  in  diefen  Blättern  Band  XV, 
S.  XCIII,  von  P.  Philipp  Gabriel  erfchienen  ift. 

Dem  religiufen  Bedürfniffe  folgend,  benutzten  und 
begünftigten  die  Herzoge  die  einheimifchen  Stiftungen 
und  wählten  aus  nahe  liegenden  Gründen  die  Kirche 
der  von  einem  Gliede  ihres  Stammes  geftifteten  Tefch- 
ner  Dominicaner  zur  Familiengruft.  Die  Tradition  des 
Ordens  bezeichnet  das  Jahr  1225  als  das  der  Gründung 
und  die  neuere  Forfchung  hat  diefs  auch  nach  Rich- 
tung der  Quellen  und  der  einander  widerfprechenden 
diesbezüglichen  Angaben  als  das  Richtige  anerkannt. 


L  XXXII 


Das  Gebäude  der  ehemaligen  Dominicaner  Kirche,  die 
l'eit  1789  zur  Pfarrkirche  der  Stadt  beitimmt  ilt,  hat  nur 
wenige  Spuren  ihres  immerhin  bedeutenden  Alters  auf- 
zuteilen. Die  Stürme  des  16.  und  17.  Jahrhunderts,  die 
wiederholten  Brände,  insbefondere  der  vom  6.  Mai 
1786,  mögen,  wie  nicht  minder  das  fo  feiten  anzu- 
treffende Verrtändnifs  für  folche  Denkmale  der  \"or- 
zeit,  dies  verfchuldet  haben.  L'rfprunglicli  war  die 
Kirche,  wie  heute  noch  deutlich  zu  erkennen,  im 
güthifchcn  Style  angelegt.  Bei  dem  Umbau  und  der 
Renovirung  unter  Herzog  Albert  von  Sachfen-Tefchen 
wurde  diefem  Momente  nicht  die  gebührende  Rück- 
ficht getragen;  wefshalb  fich  nur  mehr  wenige  Spuren 
der  ehemaligen  Gothik  erhalten  haben.  In  der  vollen 
L'rfprunglichkeit  tritt  uns  nur  das  Hauptportale  der 
Kirche  entgegen;  doch  find  im  Gewölbe-,  Rippen-  und 
Fenllerbau  die  Spuren  der  ehemaligen  Anlage  auch 
jetzt  noch  kennbar  geblieben. 

Ihre  alte  Bellimmung  als  Herzogsgruft  kenn- 
zeichnet kein  Grabllein,  keine  Infchriftentafel  mehr. 
Bekanntlich  haben  fich  von  der  oberländifchen  Piaften- 
linie  eine  llattliche  Reihe  von,  zum  Theil  künlllerifch 
durchgeführten  Grabdenkmalern  aus  dem  Mittel- 
alter erhalten,  die  Dr.  Hermann  Luchs  in  Breslau  in 
feinen  „fchlefifclien  P'ürrtenbildern  des  Mittelalters", 
Breslau  1867  ff.  publicirte  und  damit  einen  authen- 
tifchen  Beitrag  zur  Kunft-  und  Cortüm-Gefchichte  der 
Provinz  und  des  Mittelalters  überhaupt  lieferte.  Umfo- 
mehr  ilt  es  zu  bedauern,  dafs  fall  alle  Spuren,  die 
auf  die  Tefchner  l'iallen  deuten,  verfchvvunden  find. 
Nur  an  der  Evangelienfeite  der  Dominicaner  Kirche 
ruht  in  einer  Wandnifche  eine  in  Sandllein  gearbeitete 
Herzogsgeftalt,  an  und  für  fich  ziemlich  gut  erhalten. 
Der  errte  Blick  zeigt  uns,  dafs  die  Figur  nicht  immer 
in  diefer  Nifche  ruhte.  Vielmehr  erkennen  wir  in  ihr 
die  Figurenplatte  eines  Epitaphiums  eines  Hochgrabes, 
auf  deren  gemauertem  Kalten  die  lebensgrofse  Figur 
des  Fürrten  ruhte.  Im  Laufe  der  Jahre,  vielleicht  nach 
dem  Brande  von  1789,  befeitigte  man  die  Tumba  und 
nur  die  Figurenplatte  wurde  fenkrecht  in  einer  Niiche 
des  Presbyteriums  eingemauert. 

Die  Herzogsgertalt,  von  der  Kopfbedeckung  bis 
zur  Fufsfpitze  I  M.,  88  Cm.  lang,  in  Hochrelief  ausge- 
führt, ruht,  das  Haupt  mit  der  Herzogsmütze  ge- 
fchmückt,  auf  einem  Kiffen,  die  Füfse  auf  einer  liegen- 
den Hundegellalt.  Die  Rürtung  bedeckt  den  ganzen 
Körper  von  der  Fufszehe  bis  zum  Haupt.  Leber  die 
Schultern  fällt  ein  langer  Mantel,  welcher  über  der 
Bruft  durch  ein  mit  Rofetten  \erziertesBand  zufammen- 
gehalten  ift.  Mit  der  linken  Hand  fafst  er  ein  kleines 
Kreuz,  deffen  oberfter  Arm  bereits  zerbröckelt  ilL 
Die  Rechte  ruht  auf  der  Bruft.  In  ftarrer  Haltung,  mit 
dem  faft  ausdruckslofen  Kopfe  und  dem  in  parallele 
Linien  abgetheilten  Mantel,  deffen  Faltenwurf  von  der 
geringen  Kunftfertigkeit  des  Meifters  in  der  I-'ührung 


des  Meifels  zeugt  ,  gibt  unfere  Herzogsfigur  ein 
anfchauliches  Bild  leblofer  Feierlichkeit,  das  indels 
durch  eine  gewiffe  Kraft  und  Fülle  in  der  Form  immer- 
iiin  einige  Milderung  erfahrt. 

Fragen  wir  nun  um  die  Perlon,  der  diefes  Denk- 
mal gewidmet  irt,  fo  gibt  uns  diefes  felbft  keinen 
Befcheid;  denn  es  entbehrt  jeder  Infchrift.  Der  Volks- 
mund allerdings  fand  eine  Perfönlichkeit  ,  deren 
Andenken  der  Stein  erhalten  foU.  Allein  diele  Tra- 
dition ilt  zu  jungen  Datums  und  lieht  mit  den  hiltori- 
fchen  und  fonltigen  Behelfen  und  Nachrichten  nicht 
ganz  im  Einklänge.  Der  Pefchner  Herzog  Adam 
Wenzel,  der  in  den  Jahren  1594  — 1617  das  Pefchner 
Land  beherrfchte,  Ibll  hier  ruhen.  Es  mochte  bei  diefer 
Annahme  wohl  die  lliatlache  mafsgebend  gewefen 
fein,  dafs  Adam  Wenzel  es  war,  der  die  fchon  unter 
feinem  Vorgänger,  dem  Herzoge  Wenzel,  vertriebenen 
Dominicaner  Mönche  1611  zurückrief  und  ihnen  Kirche 
und  Klolter  wieder  einräumen  liefs.  Es  lag  die  Ver- 
inuthung  nahe,  der  Orden  habe  feinem  Reltitutor  in 
dankbarer  Erinnerung  ein  Ehrendenkmal  gefetzt, 
b'rkundreiche  Nachrichten  liegen  nicht  vor,  der  Phan- 
tafie  blieb  freier  Spielraum,  und  fo  kam  es,  dafs  der  um 
die  Gcfchichte  Schieliens  überhaupt  und  um  die  des 
P'uritenthums  I  eichen  insbefondcrs  hochverdiente 
Albin  Heinrich  die  Tradition  des  Volkes  als  hiltorifche 
I'hatfache  verzeichnete.  Diele  keineswegs  durch  irgend 
eine  Urkunde  oder  lonlt  ein  Document  bekräftigte 
Annahme  dürfte  ihre  Berichtigung  durch  die  lolgende 
urkundlich  beglaubigte  Thatfache  erfahren:  Der  Tefch- 
ner Herzog  Premislaus  machte  aus  Liebe  zu  dem 
Ürdens-Convent  in  Teichen  mit  Zuftimmung  feines 
Sohnes  Boleslaus  für  fein  und  feiner  Vorfahren  Seelen- 
heil eine  grofse  Stiftung  in  der  Ürdens-Kirche.  Er 
baute  am  Chore  eine  grofse  Capelle  zu  Ehren  des 
Erlüfers,  unferer  lieben  F"rau  und  des  heiligen  Andreas 
mit  der  Beltimmung  eines  ewigen  Almofens  und  ver- 
mehrte das  Kloltereinkommen  derartig,  dafs  20  Gcilt- 
liche  und  8  Cleriker  erhalten  werden  konnten.  Die 
Recognitions-Urkunde,  in  einer  beglaubigten  Ueber- 
fetzung  des  deutfchen  Originals  in  bohmilcher  Sprache 
vorhanden,  ilt  von  15  Conventualen  des  I'cfchner 
Klollers  in  ihrem  Namen  und  im  Namen  der  übrigen, 
die  zur  Ordensgemeinfchaft  gehörten,  im  Dominicaner- 
klofter  zu  unferer  lieben  Frauen  in  Tefchen  am  14.  Fe- 
bruar 1408  ausgefertigt. 

Wir  erfehen  aus  diefer  Urkunde,  dafs  Herzog 
Piemislaus  fich  um  den  Dominicaner  Orden  hervor- 
ragende Verdienlte  erworben.  Nur  natürlich  erfcheint 
es  deshalb,  dafs  der  Orden  feinem  befonderen  W'ohl- 
thäter,  wie  es  ja  auch  anderwärts  gefchehen,  nach 
feinem  Tode  durch  die  Aufltellung  eines  Denkmals  in 
jener  Capelle  am  Chore  der  Kirche  fich  befonders 
dankbar  erwies. 


LXXXIII 


Alt-deutfche  Bilder  aus  der  v.  Vintler'fchen  Gallerie  in 

Brunneck. 

Von   G.  Dahlke. 


111.    Krönung   Maria,  aus  Dürers  Schule. 

(Oelgemalile   auf  Ilolz    119  iM.  hoch,   79  Cm.  breit.) 

jlNlC  freie  Nacliahmuiig  jenes  berühmten  Altar- 
]?iklc.s,  da.s  Albreclit  Dürer  1509  für  Jacob 
Heller  in  Frankfurt  a.  M.  auf  Grund  forgfaltiger 
Naturrtudien  mit  aufserordentlichem  Fleifs  gefertii^t 
hatte  —  doch  mit  Ausfchlufs  der  Apoftel  am  Grabe 
und  Befchränkung  auf  die  Gruppe  der  Dreieinigkeit, 
der  Madonna  und  eine  Anzahl  geflügelter  Boten  im 
luftigen  Himmelsraume.  Von  Wolken  getragen,  kniet 
Maria  mit  vor  der  Bruft  gekreuzten  Händen  und  leicht- 
gefenktcm  Haupt  in  der  Mitte;  über  ihr  thronen  zu 
beiden  Seiten  Gott  Vater,  die  Kugel  des  Weltalls  auf 
dem  Schofse,  und  der  göttliche  Sohn,  im  Begriffe,  das 
Haupt  der  Jungfrau  mit  goldener  Krone  zu  fchmücken; 
hoch  oben,  im  farbigfchimmernden  Bogen,  fchvvebt,  mit 
ausgebreiteten  Flügeln  und  hocherhobenem  Kopfe,  um 
welchen  lichte  Strahlen  das  Kreuzeszeichen  weben,  die 
h.  Taube.  Ohne  fichtbarcn  Stuhl  ftützt  fieh  Gott  Vater 
mit  denFüfsen  auf  dem  Wolkengrunde,  nahezu  in  voller 
Vorderanficht  und  fchaut,  das  Haupt  unter  prächtiger 
Zackenkrone  feitlich  geneigt,  aus  klaren  braunen 
Augen,  faft  heitern  Blicks  in  den  unendlichen  Raum. 

Von  der  dreifachen  Gewandung  feiner  vollen 
mannlichen  Geftalt  wird  das  graue  Unterkleid  bis  auf 
den  Kragen,  einen  Abfchnitt  ober  dem  linken  Fufse  und 
die  weiten  faltenreichen  Aermel  von  dem  violetten 
Rocke  verhüllt,  indefs  der  goldbraune,  brokatartig 
durchwirkte,  vor  der  Bruft  von  dreiblätteriger  Schnalle 
zufammengehaltene  Mantel  fich  über  beide  Arme 
auseinanderlegt,  und  auf  der  linken  Seite  von  einem 
dienenden  Engel  gehalten,  in  fchwer  entwirrbaren 
Windungen  der  flark  verdunkelten  gelbgrünen  Innen- 
feite niederfällt.  Koftbare  Steine  blitzen  auf  der  Krone, 
umziehen  Kragen  und  Borte  des  Mantels,  prangen  auf 
der  Schliefse  vor  der  Bruft  und  werden  durch  das 
matte  Gold  der  Verzierungen,  die  gedämpften  Farben 
der  Kleiderltoffe,  den  blaugrünen  Ton  der  Luft  und 
die  blaugraue  Schattirung  der  Kugel  deutlicher  hervor- 
gehoben. In  ungetrübter  Klarheit  leuchtet  die  flache, 
faltenlofe  Stirne,  zur  Hälfte  von  dem  Kronenreif  und 
einer  violetten  Unterlage  bedeckt,  die  an  den  Schlafen 
zipfelförmig,  im  Nacken  infulartig  niederhängt;  ohne 
Kinfattelung  der  Wurzel  zieht  fich  die  gerade  Nafe 
bis  zur  Spitze  mit  den  fchmalen  Flügeln,  und  wie  aus 
den  grofsen,  von  fchwachen  ,  dunklen  Brauen  be- 
fchattetcn  Augen  mit  brauner  Iris  die  AUwiffenheit 
des  räum- und  zeitdurchdringenden  Geiftesftrahlt,  fpielt 
um  den  feingefchnittenen,  gefchloffenen  Mund  mit 
bärtiger,  in  der  Mitte  zugefpitzter  Oberlippe,  die  fich 
in  fchön  gerundeten  Bogen  auf  die  weiche,  \-on  braunem 
Flaum  umzogene  Unterlippe  legt,  ein  Zug  unendlicher 
Güte,  die  durch  den  milden  Ernft  der  Miene  nach- 
drucksvollere Bedeutung  gewinnt.  Gibt  auch  den 
VII.  N.  F. 


fchmalen,  von  langen,  braunen  Locken  eingerahmten 
Wangen  der  getheilte  Kinubart  kaum  ein  volleres 
Anfeilen,  fo  prangt  doch  um  fo  ftolzer  die  Krone  mit 
blitzenden  Diamanten  auf  dem  fchönen  Haupte,  und 
wenn  das  Antlitz  gleichwohl  der  Majcftät  des  Welt- 
beherrfchers  entbehrt,  fo  fehlt  ihm  nicht  der  ver- 
klärende Widerfchein  innerer  Befriedigung.  Diefer 
Weichheit  der  Empfindung  entfprechend  find  die 
Hände,  in  feiner  Rundung,  ohneZeichnung  des  Adern- 
netzes ausgeftattet,  die  Linke  fanft  an  die  Kugel 
gelegt,  die  umgewandte  Rechte  mit  aufwärts  ge- 
treckten Fingern  lofe  unter  den  Reif  einer  Krone 
gefchoben,  die,  von  leichterem  Bau,  mit  goldenem 
Bügel  ein  violettes  Barret  umfpannt,  und  mit  ebenfo 
koftbaren  Steinen  gefchmückt,  die  Erhebung  der 
irdifchen  Jungfrau  zur  Himmelskönigin  bezeichnen  foll. 

Zur  Rechten  des  Vaters,  zur  Linken  des  Be- 
fchauers,  hat  fich  Chriftus  in  gezwungener  Stellung 
halbfitzend  auf  die  Zehen  des  rechten  Fufses  geftützt, 
als  wolle  er  den  Korper  von  den  düfler  verfchleierten 
Stufen  des  himmlifchen  Thrones  erheben,  um  fefter 
mit  beiden  vorgeftreckten  Händen  die  Krone  der 
Madonna  zu  umfpannen.  Ohne  die  freie  Haltung  und 
die  Hoheit  königlicher  Würde,  welche  Dürer  dem 
Sohne  verlieh,  und  ohne  das  Vollgefühl  unbedingter 
Befriedigung,  wie  fie  die  behagliche  Ruhe  und  die 
milde  feierliche  Miene  des  Weltbeherrfchers  auch  auf 
diefer  Tafel  offenbaren  —  halb  im  Profil,  halb  in  der 
Vorderanficht  —  beugt  Chriftus  feinen  Kopf  ein  wenig 
nach  der  Mitte  und  verräth  zugleich  durch  die  Krüm- 
mung des  Leibes,  wie  mühfam  er  fich  in  diefer  fchwe- 
benden  Lage  zu  erhalten  vermag.  Sein  purpurfarbner 
Mantel,  auf  der  rechten  Seite  von  dienenden  Engeln 
zufammengefafst,  vom  linken  Arme  niedergleitend 
und  wie  ein  Schurz  über  beide  Schenkel  gelegt,  läfst 
die  gekrümmten  Arme,  Bruft  und  Leib  beinahe  völlig 
frei  und  fcheint  mit  beiden,  hier  durch  kräftigen 
Schatten  vertieften,  dort  flach  aufdenSchofs  gebreite- 
ten Enden  nur  zu  augenblicklichem  Gebrauche  flüchtig 
umgeworfen.  Die  Züge,  jünger,  doch  nicht  anmuth- 
voller  als  Jehova's  Angefleht,  ergeben  bei  verwandter 
Bildung  in  dem  fragenden  Aufblick  der  grofsen  Augen 
und  in  der  Bewegung  des  Mundes,  diefer  Ungewifsheit 
Worte  zu  leihen,  in  dem  fpitzeren  Kinnbart  und  zurück- 
geftrichenen  Haar  einige  Verfchiedenheit,  und  die 
hellgraue,  kegelförmige,  von  breiten,  goldenen  Ringen 
umzogene  Krone  mag  mit  dem  hochaufftrebendcn 
Kreuz  an  die  Tiara  des  heiligen  Vaters  der  Chriflen- 
heit  gemahnen.  Auf  die  irdifche  Laufbahn  des  Hei- 
landes deuten  die  Nägelmale  an  Fufs  und  Hand  und 
die  Durchbildung  der  Muskulatur  in  den  Armen;  dem 
unficher  fchwebenden Körper  geben  die  aufgeftemmten 
Zehen  des  rechten  Fufses  keinen  federen  Halt. 

Eine  Wolkenfchicht  tiefer  kniet  die  Jungfrau, 
deren  anmuthiges  Geficht  die  Demuth  und  Unfchuld 


LXXXIV 


eines  deiitfchen  Weibes  fpiegelt,  durch  die  fchon- 
gewölbte  Stirn  uber  lichten  niedergefchlagenen  Augen, 
die  edle  Nafe,  den  feinen  Mund,  auf  delTen  gefchlof- 
fenen  Lippen  ahnungsvolles  Bangen  zittert,  durch 
das  gefallige  Oval  der  leichtgerötheten  Wangen  und 
das  fchmalgerundete  Kinn  die  Formeiifchönheit  der 
Madonna  in  Hellers  Altarbildc  übertrifft,  wenn  amlcrs 
blofsc  Umrifslinien  eines  Holzfchnittes  nach  der  Juve- 
nel'fchen  Copie  die  Vergleichung  gellatten.  Kein 
Schleier  deckt  das  blonde,  glatt  gefcheitelte,  von 
rothem  Bande  zufammengehaltenc  Haar,  und  ilic 
gewundenen  Flechten,  welche  iiber  Nacken  und 
Schulter  niederfallen,  laffen  die  Stirne  völlig  frei,  ver- 
hüllen nicht  den  runden,  unterhalb  des  plaftifch  modcl- 
lirten  Ohrs  vielleicht  zu  vollen  Mals,  der  in  weichem 
Uebergange  Kopf  und  Bruft  \erbindet.  Ihr  blauer,  auf 
dem  rechten  Schenkel  durch  Uebermalung  des 
Glanzes  beraubter,  hie  und  da  verdunkelter  Mantel 
hat  fich  wie  im  Fluge  durch  die  Wolken  von  der 
rechten  Schulter  abgelöfl,  in  weicher  Biegung  und  in 
kräftigeren  Brüchen  über  den  unteren  Theil  der 
Geflalt  und  dieFüfse  gewirrt,  des  mattvioletten  Kleides 
feinerer  Stoff  hingegen  praller  über  Bruft  und  Arm 
gelegt,  am  Handgelenk  ein  wenig  aufgeweitet,  auf- 
fchlagartig  zurückgebogen. 

Was  die  flach  ausgebreiteten  Finger  und  der 
Mund  fo  verftandlich  ausfprechen  —  die  fittige  Scheu 
und  Zaghaftigkeit  der  Jungfrau  bei  dem  Gedanken 
an  ihre  Erhöhung  —  das  ift  mit  gleicher  Sicherheit 
in  den  Augen  zu  lefen,  die  unter  gefenkten  Lidern 
und  wundervollen  Brauen  nur  die  weihevolle  Stimmung 
und  die  Tiefe  heiliger  Empfindung  erkennen  laffen, 
nicht  zum  Ausblick  in  die  Welt  und  in  die  Weite  auf- 
gefchlagen  find.  Fehlt  dem  Faltenwurf  ihrer  Gewan- 
dung grofsartiger  Schwung,  zum  Theil  auch  Weich- 
heit des  ftofflichen  Gefüges,  fo  hebt  fich  gleichwol 
die  Geftalt,  vom  duftigen  Glanz  des  Himmelsäthers 
umftrahlt,  in  plaftifcher  Körperlichkeit  aus  dem 
Wolkenmeere. 

Um  die  Träger  der  Handlung  gruppiren  fich  in 
dreifacher  Abftufung  der  Engel  Schaaren,  hoch  oben 
als  Knaben  in  farbiger  Hülle  mit  fchillernden  Flügeln, 
an  deren  kurzen  Schwingen  die  Federn  mit  befonderer 
Feinheit  durchgebildet  find.  Die  Vorderen,  bemüht 
den  Mantel  Gott  Vaters  und  des  Sohnes  zu  halten,  die 
Weiterftehenden,  nur  in  den  Flügelfpitzen  fichtbar, 
mit  Kreuz  und  Speer  an  das  Martyrium  des  Erlöfers 
mahnend.  Aus  den  meift  weich  gerundeten  Gefichtern 
von  bräunlichem  Ton  und  lieblicher  Anmuth  fchauen 
weitgeöffnete  Augen  treuherzig  oder  fpannungsvoll 
umher,  und  nur  der  Mantelträger  des  göttlichen 
Vaters  hat  in  den  fcharfgefchnittenen  Zügen  fchon 
die  kindliche  Unbefangenheit  mit  gedankenhafter 
Ucberlegung  vertaufcht. 

Winziger  erfcheint  das  Völklein  der  Cherubim, 
die,  als  fpielende  oder  neugierige  Zufchauer  bei  dem 
Himmelsfeft  gedacht,  fich  um  die  Madonna  fchaaren, 
hier  den  Mantel  faffend,  dort  auf  Wolken  fchwebend, 
bald  mit  ftillem  Sinnen,  bald  mit  lautem  Jubel  die 
Erhebung  ihrer  Königin  begleiten  und  durch  die 
doppelfarbigen  Flügel  den  Schiller  des  duftigen 
Gewölks  verftärken. 

Tiefer  unten ,  auf  fchmale  Terraffe  gefetzt, 
fieht   man    die   Mufikanten   in    kurzärmeliger  Tunika, 


die  ein  farbiges  Band  mit  Schleife  um  den  Leib  zu- 
lamnienhiilt;  neben  tiem  graubraunen  Clarinettiften, 
der  als  Capellmeifter  eben  den  Hymnus  angeftimmt 
und  mit  feinem  rechten  P'ufs  den  Tatft  der  Melodie 
bezeichnet,  den  rofafarbenen  Lautcnf])ieler  in  fchniel- 
zender  Hingebung,  mit  aufwärts  gerichtetem  l^licke; 
zur  Seite,  fchalkhaft,  fröhlich,  fchon  mit  überlegener 
Verftändigkeit  den  Fidler  und  zwifchen  beiden  einen 
Kameraden  ohne  Inftrument,  entzückt  den  Klängen 
des  Lautenfpielers  laufchcnd.  Seine  Sackjifeife  hat 
ein  Knabe  aufgehoben,  der  mit  leifcm  Zuruf  und 
bedeutfamcr  Geberde  fich  dem  Bliifer  nahern  will, 
doch  wie  gebannt  von  der  wundervollen  Harmonie 
die  Begeiflerung  der  Mufikanten  thcilt. 

Diefe  reizenden  Geftalten  hat  der  Maler  in  heiterer 
Laune,  die  (irofsen  als  verflandige  Zeugen  der  Cere- 
monie,  die  Kleinen  in  harmlofer  Ruhe  und  freudiger 
Bewegung,  von  luftigen  Wogen  getragen,  als  Künfiler 
auf  fefterem  Grunde  in  dem  ergötzlichen  Bemühen 
dargefiellt,  mit  beraufchentier  Mufik  das  Ohr  der 
Herrin  an  ihrem  Kronungstage  zu  erfiillen. 

Wenn  aus  dem  duftigen,  zcrfliefsenden  Gewölk 
mit  goldigen  Tinten  und  graugrünen  Schatten  zwar 
die  Körperformen  der  Madonna  voll  und  rund  hervor- 
treten, die  warmen  Localfarben  der  oberen  Geftalten 
jedoch  minder  deutlich  auf  dem  blaugrünen  Ton  des 
Himmels  erfcheinen,  fo  mangelt  dem  Bilde  doch  nicht 
volle  Klarheit,  fobald  man  es  unter  günftiger  Beleuch- 
tung von  der  rechten  Seite  überfchaut.  Dann  fondern 
fich  aus  dem  Chaos  der  Wolkchen  die  Köpfe  und 
Figuren  mit  der  theilweis  verdunkelten  Draperie, 
dann  baut  fich  von  dem  Sitz  der  Mufikanten  durch 
wogenden  wallenden  Aether  eine  Ricfenftaffel  zum 
farbig  umfirahltcn  Himmelsthron  und  die  geheimiiifs- 
volien  Schatten  verbinden  fich  mit  den  leuchtenden, 
hier  durch  das  kühle  Blau  des  Mantels  der  Madonna, 
dort  durch  den  dunklen  Himmelsgrund  gedämpften 
Farben  zu  voller  Harmonie. 

Des  Malers  Name  ift  unbekannt.  Jofeph  Hellers 
Meinung,  dafs  Albrecht  Dürer  Schopfer  des  Bildes  fei, 
ift  ohne  Beftätigung  geblieben.  Schon  flüchtige  Ver- 
gleichung mit  dem  Holzfchnitte  ergibt  Verfchieden- 
heiten,  in  denen  das  Streben  nach  felbftiuidigcr 
Geftaltung  die  Abficht  des  Künftlers  erkennen  lafst, 
feine  Abhängigkeit  von  dem  Vorbilde  zu  verdecken, 
in  denen  aber  auch  feine  Schwäche  unverhüllt  zu 
Tage  tritt.  .So  ift  der  hehre  Ernft  und  die  Würde  in 
den  Hauptgeftalten  dem  Ausdrucke  weicher  inniger 
Empfindung  gewichen,  die  majeftätifche  Erfcheinung 
Chrifti  durch  fchwankende  unfichere  Korperhaltung 
verwifcht,  die  ganze  Gruppe  durch  dichtgedrängte, 
in  fchwerc  Gewänder  verftrickte  .Seitenfiguren  mehr 
verdunkelt  als  hervorgehoben  und  der  Mantel  des 
göttlichen  Sohnes  unfchön  auseinander  gezogen.  Für 
die  Kraft  und  Tiefe  des  Gedankens  bei  Dürer  bietet 
anmuthige  Schönheit  der  Züge,  für  die  grofsartige 
Apoftelgruppe  das  Zwerggefchlecht  der  Mufikanten 
ungenügenden  Erfatz,  während  das  Mifsverhaltnifs  des 
zu  ftark  verkürzten  Unterarmes  der  Madonna  zu  dem 
oberen  Gliede,  wie  der  kantige  Faltenwurf  ihres 
Mantels  auf  dem  rechten  Schenkel  —  wenn  nicht 
durch  Ungefchick  des  Uebermalers  bei  der  Ausbeffe- 
rung  der  ßefchädigungen  verfchuldet  —  auf  mangel- 
hafte   Beherrfchung  der  Körperformen    deuten,    und 


LXXXV 


das  unruhiy  fchillcnidc  Colorit  des  Luft-  und  Wulkcn- 
meeres  faft  die  Umriffe  der  Figuren  verfchleiert,  wenn 
man  den  rechten  Anfichtspunkt  verfehlt. 

So  kdftUch  endlich  der  Humor  in  den  Putten  des 
Vordergrundes,  fie  dürften  fchwerlicii  der  eigenen 
l'liantafie  entfprungen,  vielmehr  einem  andern  Gemiildc 
entnommen  fein,  indem  —  um  auf  ein  Beifpiel  hinzu- 
weifen —  die  beiden  muficirenden  und  der  rofen- 
pflückende  Engel  in  dem  Münchener  Bilde:  „Ruhe  auf 
der  Flucht  nach  Aegypten,"  in  Körperhaltung,  Schnitt 
und  Farbe  der  Draperie,  vor  Allem  in  dem  Ausdrucke 
kindlicher  Luft  und  Freudigkeit  unverkennbare  Aehn- 
lichkeit  mit  den  gleichartigen  Typen  auf  der  Brun- 
necker Tafel  zeigen  und  fo  einen  werthvoUen  Finger- 
zeig über  das  Verhältnifs  ihres  Urhebers  zu  dem 
nachahmenden  Schüler  geben.  Mag  immerhin  das  Bild 
der  Pinakothek  —  Nr.  1367  —  eine  Fälfchung,  Mono- 
gramm und  Jahreszahl  —  1524  auf  der  Rückfeite  — 
unächt  fein:  der  Entwurf  dürfte  Dürers  Geift  ange- 
hören und  in  feiner  urfprünglichen  Befchaffenheit  viel- 
leicht die  Vorlage  für  den  Zeichner  der  Mufikanten 
in  der  Krönung  Maria  gebildet  haben. 

Von  den  Malern  der  deutfchen  Renaiffance,  welche 
durch  unmittelbaren  liinflufs  des  grofsen  Nürnbergers 
ihre  Meifterfchaft  erlangten,  hat  Hans  von  Culmbach 
denfelben  Gegenftand  auf  dem  Flügel  eines  Altars 
behandelt,  deffen  Fragmente  aus  der  Heimat  Dürers 


nach  der  Pinakothek  gekommen  find;  allein  wenn  hier 
die  Anordnung  der  Cherubim,  welche  fingend,  dienend 
oder  ftill  in  fich  verfunken,  in  blauen  fchweren  Wolken 
rings  um  tlie  Gruppe  fchweben,  wenn  ferner  Züge  und 
1  laltung  der  Madonna  mehr  an  das  Zoller'fche  Mittel- 
biid  erinnern,  fo  zeigen  Form  und  Farbengebung,  wie 
das  Seelenleben  der  Geftalten  —  von  denen  Gott 
Vaters  ernfte  Miene  fo  wenig  die  Hoheit  des  Welt- 
beherrfchers,  als  Chrifti  gekrümmter  Oberkörper  die 
freie  königliche  Haltung  erreicht,  das  breitgerundete 
Geficht  der  Jungfrau  demuthvoller  Befcheidenheit  ent- 
behrt und  die  Putten  nicht  alle  ausdrucksvoll,  vielmehr 
bisweilen  plum]i  und  blöde  erfcheinen  —  doch  von  den 
lügenthumlichkeiten  des  tyrolifchen  Bildes  keine  Spur, 
und  ftatt  der  reizenden  Künftlerfchaar  füllen  düfter- 
belaubte  Bäume  auf  der  einen,  blaue  Berge  auf  der 
audern  Seite  und  eine  fenfterlofe  Strohdachhütte  ob  dem 
grauen  Thor-  und  Thurmgemiuier  den  Vordergrund 
üb  die  Vermuthung  auf  Hans  Springinklee,  der  in  Dür- 
rer's  Werkftatt  die  Kunft  des  Malens  und  Reifsens  übte, 
gröfsere  Wahrfcheinlichkeit  habe  und  deffen  Madonna 
zwifchen  Cherubim  auf  dem  Titelbilde  des  Hortulus 
animae  von  1516  durch  feelenvolle  Innigkeit  und 
anmuthvoUe  Züge  nähere  Verwandtfchaft  mit  der  fittig 
befcheidenen,  demüthigen  Jungfrau  auf  der  v.  Vint- 
ler'fchen  Tafel  erweife,  das  bleibe  der  geneigten  ICnt- 
fcheidung  berufener  Fachgelehrten  anheimgeftellt. 


Reife-Notizen  über  Denkmale  in  Steiermark  und  Kärnten. 


Von   Dr.   Karl  Und. 

VIII. 

(Mit  15  Text.Illuftr.itionen.) 


[!T.  GEORGEN  am  Sandhof.  Die  einfchiffige 
Kirche  bewalirt  noch  romanifche  Refte.  Das 
Tonnengewölbe  mit  Kappen  im  Schiffe  Itammt 
aus  neuerer  Zeit.  Das  um  eine  Stufe  höher  gelegene 
Chor-Quadrat  hat  ein  Kreuzgewölbe  mit  Rippen  und 
im  Schlufsftein  eine  Rofe,  der  Chor-Schlufs  bildet  drei 
Seiten  des  Achteckes.  Die  Rippen  des  fpitzbogigen 
Gewölbes  ruhen  auf  Confolen  mit  roh  gearbeiteten 
Köpfen.  Im  Schlufsfteine  ein  Stern.  Die  ehemaligen 
fpitzbogigen  zweitheiligen  Fenfter  haben  flachen 
Sturz,  nur  an  einem  Fenfter  hat  fich  fpat-gothifches 
Maafswerk  erhalten.  Im  Fresbyterium  eine  kleine 
VVandnifche  mit  Gitter. 

Der  Thurm,  füdlich  an  der  Kirche,  ift  viereckig, 
hat  romanifche  Doppelfenfter  mit  Theilungsfäule  ohne 
Balis  und  Capital,  aber  mit  breitem  Kampfer,  vier  Gie- 
bel und  fpitzen  achteckigen  Helm.  Von  den  vier 
Glocken  die  kleinfte  ihrer  Form  nach  fehr  alt. 

Der  Taufftein  aus  dem  16.  Jahrhundert.  Links  im 
Fresbyterium  das  Grabmal  des  Deutfch-Ordensherrn 
Joh.  Fried.  Freiherr  v   Tfchernembl  1677. 

An  der  Südfeite  der  Kirche  der  Karner,  ein 
achtfeitiger  Bau  mit  dreifeitig  ausfpringender  Apfis 
gegen  Often,  mit  umlaufendem  Sockel,  mit  Schräg-, 
Kaff-  und  Kranzgefims  aus  hartem  Kalktuff  ausgeführt. 
Rippengewölbe    mit    Dreiviertel- Pfeilern    als    Dienfte 


ohne  Capitäle,  rundem  Schlufsfteine.  Das  Fenfter  in 
der  Apfis  und  die  drei  in  der  Rundung  fpitzbogig 
ohne  Stab  mit  Nafen.  Diefer  Raum  ift  dem  heil.  Oswald 
geweiht,  darunter  das  Beinhaus  ohne  Apfis. 

An  der  Schwelle  des  fpitzbogigen  Einganges  ein 
fehr  zerftorter  Grabftein  aus  dem  15.  oder  16.  Jahr- 
hundert. 

Im  Karner  ein  Flügel-Altar  von  guter  Arbeit.  Im 
Schreine,  der  oben  geradlinig  fchliefst  und  mit  Streben 
und  Thürmchen  bekrönt  ift,  findet  fich  in  Hoch-Relief 
gefchnitzt  und  reich  bemalt  St.  Georg  im  Kampfe 
mit  dem  Drachen.  Diefer  Altar  ftand  unzweifelhaft 
urfprünglich  am  Haupt-Altar  der  Kirche.  Seine  Ueber- 
tragung  in  die  beengte  Apfis  des  Karners  (im  17.  Jahr- 
hundert) hat  ihm  den  gröfsten  Theil  der  Bekronung 
gekoftet;  nur  zwei  Statuen  —  Johannes  und  Maria  — 
find  noch  zwifchen  den  Fialen  erhalten,  das  Mittel- 
ftück,  die  Kreuzigung,  fehlt. 

Am  rechten  Flügel  innen  der  heil.  Oswald 
(Relief)  aufsen  die  Dornenkrönung  und  Kreuzigung 
(Gemälde'i,  links  innen  die  heil.  Anna  mit  zwei  Kindern 
am  Arme,  aufsen  Veronica  mit  dem  Schweifstuclie  und 
die  Geifselung. 

Die  Predella  zeigt  Chriftus  im  Schofse  Mariens 
und  die  drei  Frauen  am  heil.  Grabe  (Schnitzerei),  der 
Plugel    rechts   innen :    heil.    Elifabeth,    aufsen  Chriftus 


LXXXVI 


vor  Pilatus,  links  die  heil.  Margaretha,  aufsen  Chrirtus 
am  Oelberg. 

Der  Karner  ill  mit  einem  Spitzdache  bedeckt, 
die  Apfis  hat  ein  befonderes  Dach  diefer  Art. 

Zu  Keutfchach  beftand  fchon  1248  eine  Pfarr- 
kirche. In  ihrer  Anlage  ift  die  heutige  Kirche  eine 
Pfeiler-Bafilicaaus  der  Uebergangszeit.  Sie  bcfteht  aus 
einem  dreifcliiftigen  Langhaufe,  einem  fogenannten 
Chor-Ouadrat,  das  um  eine  Stufe  höher  liegt,  darüber 
der  Thurm  fich  erhebt,  und  dem  um  vier  Stufen 
höheren  an  die  Stelle  der  alten  Apfis  gebauten 
Presbyterium,  gebildet  aus  Quadrat  und  fünffeitigem 
Schluffe.  Vier  längliche  ungegliederte  Pfeiler  trennen 
die  niederen  Abfeiten  vom  Mittelfchiffo.  Sammtliche 
Theile  überwölbt  aus  jüngerer  Zeit.  (Fig.  1.) 


Fig.  I.  (Keutfchach.) 

Der  Triumph-Bogen  wölbt  fich  zum  Chor-Qua- 
drat im  flumpfen  Winkel  mit  romanifchcr  Gliederung 
und  mit  eingelegtem  Wulrt  in  der  Kclilung.  Er  ruht  auf 
einem  gegliederten  Dienfle  mit  eingcfchobener  Drei- 
viertelfaule und  mit  Würfel-Capitäl.  Die  Gliederungen 
find  roh  und  maffig,  die  Capitäle  fchwach  entwickelt. 
Der  Raum  uiit  einem  rundbogigen  Kreuzgewölbe 
überdeckt. 

Der  Chor  ift  ein  fpäterer  gothifcher  Zubau  und 
fpitzbogig  überwölbt,  Kreuzgewölbe  mit  Rippen  am 
Quadratraume,  Sterngewölbe  im  Schluffe.  In  Folge 
des  Umbaues  entftand  ein  zweiter  Triumph-Bogen, 
der  in  das  Presbyterium  führt.  Er  hat  gothifche 
Gliederung  auf  polygonem  Sockel.  Dafelbfl;  eine  kleine 


Wandnifche.    Am  Chor   Strebepfeiler   mit  Uebereck- 
ftellung  und  Abftufung. 

Die  Fenrter  find  viereckig  modernifirt,  das  Rund- 
fenller  an  der  Weilfeite  ift  vermauert,  doch  ficht  man 
Refte  der  Verglafung  aus  grünen  Batzenfeheiben. 
Das  füdliche  Seitenfchiff  hat  ein  Pultdach,  darüber 
Lunettc-F'enftcr,  das  rechte  ift  gemein fam  mit  dem 
Mittelfchiffe überdacht.  DieOberlichtfenfter  desMittel- 
fchiffes  auf  diefer  Seite  find  vermauert,  aber  fichtbar 
und  charakteriftifch  romanifch  conftruirt. 

Der  Thurm  hat  einen  achtfeitigen  Helm  und  Gie- 
bel,   die  gepaarten   Schallfenfter    im    Klceblattbogen 
DasWeft-Portal  fpitzbogig  mit  Hohlkehle  und  Birnftab. 

Die  Sacriftei  links  des  Presbyteriums,  ein  fpat- 
gothifcher  Bau  mit  Sterngewölbe,  andere  Zubauten 
erfolgten  um  1720,  damals  löfte  man  auch  ein  Pfciler- 
paar  aus  und  fetzte  ftatt  deffen  Säulen  mit  breit  vor- 
ladender Deckplatte  ein. 

Unterm  Presbj'terium  und  der  Sacriftei  das  Bein- 
haus, dazu  der  Kingang  vom  Friedhofe  aus  unter 
einem  Stichbogen,  ein  Weihwafferkeffcl  in  der  Mauer. 

Bei  der  Kirche  einen   gothifche  Todtenlcuchte. ' 

St.  Ulrich  in  Pirk.  Die  Kirche  ftammt  einer  Stein- 
infchrift  zufolge  aus  dem  Jahre  1510,  fie  war  urfprüng- 
lieh  ein  einfchiffigcr  romanifchcr  Bau  mit  maffigem 
Thurm  über  dem  Chor-Quadrat.  Die  Ueberwölbung 
ftammt  aus  dem  16.  Jahrhundert. 

Nördlich  die  Sacristei  mit  einem  Kreuzgewölbe, 
füdlich  ein  neuerer  Zubau  im  Halbkreis  und  gegen 
Often  eine  halbkreisförmige  Apfis  mit  lünettenförmigen 
P'enftern,  neuere  Anbauten. 

Aufsen  ein  Grabftein  mit  dem  Wappen  der  Heil- 
ecker aus  dem  16.  Jahrhundert. 

In  der  Kirche  eine  Schelle  als  Meffeglocke  mit 
hübfch  durchbrochenem  Mantel. Von  den  drei  Glocken 
ift  die  kleinfte  die  ältefte  ihrer  oblongen  P'orm  nach, 
die  nächfte  ftammt  von  1722  (Math.  Zechenter,  Glocken- 
giefser  in  Klagenfurt),  die  grofse  von  1680:  o  herr 
erhöre  difer  glogen  khlang  vnt  wend  alles  Ibl  von  vns 
hintang.  Landtsmann  gofs  mich  in  Klagenfurt. 

Entfprechend  der  früheren  Bedeutung  Ober- 
Vcllachs  im  Ober-Mollthal  und  beeinflufst  von  der 
Nähe  der  nun  faft  ganz  aufgelaffenen  Gold-  und 
Silberbergwerke  ift  hier  eine  Kirche  zu  finden,  deren 
Gröfse  ganz  überrafchend  wirkt.  Ganz  befonders 
erhöht  aber  wird  diefer  Eindruck  durch  das  mit  dem 
Schiffe  faft  gleich  breite  und  fehr  lange  Presbyterium. 
Das  Schiff  hat  in  drei  Travees  reiches  Netzgewölbe, 
deffen  Rippen  auf  an  einem  halben  Achtcckspfeiler 
ftehende  Dienfte  auflaufen.  Der  Triumph-Bogen  mit 
einfachem  Profil  und  Hohlkehlen.  Das  Presbyterium 
nebft  den  fünf  Seiten  des  regulären  Achtecks,  mit 
welchen  es  fchliefst,  befteht  noch  aus  drei  Travees  mit 
Netzgewölben,  deren  Rippen  auf  reich  profilirte 
Dienfte  auflaufen.  (Fig   2.) 

Schiff  und  Presbyterium  haben  Spitzbogenfenfter 
und  aufsen  Strebepfeiler.  Die  Fenfter  des  Presby- 
teriums, wie  des  Langhaufes,  find  durch  einen  Stab 
getheilt  mit  einfachen  F'ifchblafen-Maafswerk  als  Cou- 
ronnement  geziert.  In  einem  Fenfter  des  Schiffs,  über 
dem  an  der  Südfeite  gelegenen  Seiten-Portal,  find  noch 
vier  Felder  mit  alten  Glasgemälden  erhalten,  in  Renaif- 


'  Zum  Thcilc    nach    Mittticilung  des   llochw. 
Milth.  XIII,  pag.  XXI, 


Herrn    Math.  Cro/ser.  S. 


LXXXVII 


fance-Umrahmung  den  heil.  Martin  und  den  heil. 
ChiiÜ<Ji)!i  vmilellcnd..  In  den  zwei  unteren  Feldern 
einige  knieende  Figuren,  im  Hintergrunde  eine  Arca- 
iien-Archite6lur  und  Spruchbänder  aufl^lauem  Grunde, 
dabei  die  Jahreszahl  1515. 

An  der  Nordfcite  des  Frcsbyteriums  ift  der 
mächtige  Thurm  angebaut,  der  im  Frdgefchofs  die 
Sacriftei  enthält.  Damit  in  Verbindung  ein  zweiter 
auch  als  Sacriflei  dienender  Kaum.  Den  beiden  Kim- 
men entfprechcnd  vom  Presbyterium  aus  zwei  Thiu-en. 

In  ilem  an  das  Presbyterium  grimzenden  Travce 
des  Schiffes  'A\  an  der  Nordfeite  eine  mit  Netzgewolbe 
überdeckte  viereckige  Capelle  angebaut.  In  diefcr  auf 
einem  Zopf- Altar  ein  dreitheiliges  Altar-Bild  von 
einem  Mügel-Altar  entnommen.  An  der  Südfeite 
gegenüber  ifl:  ein  gleicher  Raum  gefchaffen,  jedoch 
neueren  Datums. 

Im  erden  Travee  des  Schiffes  und  die  Breite  des- 
fclbcn  ganz  einnehmend  ifl  der  Orgel-Chor  eingebaut, 
dclTen  Gewölbe  in  drei  Felder  getheilt  iil,  welche  ihre 
Stützpunkte  an  Wandpfeilern  und  an  zwei  kleinen 
runden  Säulen  finden.  Die  Rippen  des  Gewölbes 
übergreifen  einander,  dieBrüftungenthält  ein  fehr 
reiches,  in  Stein  gehauenes  Fifchblafen-Maafs- 
werk  in  fortlaufenden  quadratifchen  Feldern. 

Das  Haupt-Portal  der  Kirche,  in  der  Axe 
gelegen,  reich  profilirt  mit  abwechfelnden  Rund- 
lliiben  und  Hohlkehlen,  ifl  aus  Serpentin  fchon 
gehauen  und  trägt  oben  die  Jahreszahl  1509. 

Am  Seiten-Portal,    das  eine  ähnliche  Pro- 
filirung    zeigt    wie    das    Haupt-Portal,    befindet 
fich  an  der  dem  Kirchenraum  zugekehrten  Seite 
ein    alter  gothifcher  Thürring   von   vorzüglicher 
.Schmiedearbeit  mit  fehr  reichem  Ornament.   In 
den    Knopf  des    Ringes,    in   welchem    fich   das 
Charnier  befindet,  ift  ein  reiches  Maafswerk  ein- 
cifelirt.    Der  untere  Theil  des  Ringes  ifl  abgebrochen 
und  neu  angefchmiedet.    Der  Thürdrücker  ift  neu,  das 
Schildchen  und  das  Schlofs  alt.  Der  Schlofskalfcn  ift 
ein  Werk  der  Renaiffance. 

Unter  einem  Fenfter  des  Presbyteriums  (Südfeite) 
liegt  der  Eingang  zur  Krypta,  zu  welcher  man  durch 
eine  längere  Stufenreihe  gelangt.  Diefe  Unterkirche 
hat  ein  einfaches  Fächergewolbe  ohne  Rippen,  das 
fich  ohne  Vermittlung  eines  Capitäls  auf  zwei  kurze, 
ftarke  Pfeiler  fetzt,  der  eine  davon  ift:  kreisrund,  der 
andere  quadratifch.  (Fig.  3,  4,  5,  6,  7  geben  Details  des 
Bauwerkes.) 

Ein  Grabftein  aus  dem  Innern  der  Kirche  benennt 
Chunrat  von  Gropenftein,  geftorben  1464. 

Ein  alter  Baldachin-Altar  mit  fteinerner  roher 
Menfa.  Die  Predella  befteht  nur  aus  einem  von  zwei 
gedrehten  Säulen  getragenen  Kaften.  Auf  diefem 
befindet  fich  der  Aufbau,  beftehend  aus  drei  Bal- 
dachinen von  Holz,  deren  mittlerer  natürlich  der 
reichfte  und  höchfte  ift.  Unter  dielen  drei  Baldachinen 
befinden  fich  auf  einfachen  Holz-Stationen:  rechts  und 
links  die  holzgefchnitzten  F"iguren  des  heil.  Dionyfius 
und  Coloman,  in  der  Mitte  der  heil.  Sebaftian.  Die 
Baldachine  beftehen  aus  mehreren  fich  durchdringen- 
den gebogenen  Wimpergen,  welche  mit  Kreuzblumen 
und  Fialen  gekrönt  find.  Die  Kehlungen  find  abwcch- 
felnd    roth    und   blau    gemalt. ' 

'  Mit  Benutzung  des  Berichtes  des  Archiklen  llolitzky. 


Die  Knorren  und  Kreuzblumen  find  fchon  aus- 
gearbeitet und  dürfte  der  ganze  Altar  ein  Werk  des 
Anfangs  des  16.  Jahrhunderts  fein.  Die  Baldachine, 
fowohl  der  mittlere  als  die  feitlichen,  find  llark  be- 
fchädigt.  Plinzelne  Tlieile  davon  fehlen. 

Weiters  befindet  fich  auf  dem  Orgel-Chor  an  der 
Rückwand  eine  bedeutende  Anzahl  von  alten  golhi- 
fchen  Chorftühlen.  Diefelben  find  wohl  nur  in  Bruch- 
ftücken  vorhanden  und  fehr  ftark  befchiidigt.  Die 
Rückwand  derfelben  ift  mit  einfachem  gefchnitzten 
P'lach-Ornamentbantl  in  der  kleineren  Hälfte  und  zum 
Theil  mit  einer  Infchrift  gekrönt.  Von  den  ausgefchnit- 
tenen  Sitzen  find  noch  circa  zehn  der  rückwärtigen 
und  fünf  der  vorderen  Sitzreihen  erhalten.  Die  Chor- 
ftühle  waren  nämlich  doppelreihig.  Von  den  übrigen 
Plätzen  an  der  Wand  fehlen  die  Sitze.  Sie  find  fein- 
roh  gearbeitet  und  ohne  befonderen  kunftlerifchen 
Werth,  mehr  Zimmermannsarbeit.  Auf  einer  Rückwand 
fteht  beifpielsweife:  Tempora  nuntiant  homines.  Die 
Zeit  der  Entftehung  der  Chorftühle  dürfte  mit  dem 
Alter  der  Kirche  übereinftimmen. 


Fig.  2.  (Ober-Vellach.) 

An  der  Aufsenfeite  der  Kirche  befindet  fich  noch 
der  Kaften  mit  dem  Mittelbilde  eines  alten  gothifchen 
Flügel-Altars,  der  vielleicht  als  Seiten-Altar  gedient 
haben  dürfte.  Das  Hauptbild  ftellt  den  betenden 
Chriftus  am  Oelberge  mit  drei  Jüngern  und  einen  vom 
Himmel  herabfliegenden  Engel  dar,  welcher  Chriftum 
den  Leidenskelch  mit  Kreuz  und  Marterwerkzeugen 
reicht.  Das  Relief  füllt  etwas  mehr  als  die  untere 
Hälfte  des  Kaftens  aus.  Ueber  demfelben  die  ehemalige 
Rückwand,  ein  Tempera -Gemälde,  darftellend  wie 
Chriftus  von  Judas  verrathen  und  gefangen  genommen 
wird,  zugleich  wie  Petrus  dem  Malchus  das  Ohr  abhaut. 
Die  Malerei  ift  von  gröfserem  kunftlerifchen  Werthe 
als  die  Relief- Arbeit.  Der  Atar  ift  gegenwärtig  durch  ein 
etwa  4  Schuh  vorfpringendes  Schindeldach  vor  den 
gröbften  Witterungseinflüffen  gefchützt.  Es  wäre  fehr 
zu  empfehlen  das  Ganze  in  die  Kirche  zu  übertragen.'^ 

Auch  aus  der  Kirche  ftammend  und  derzeit  in 
einem  Räume  des  Pfarrhofes  deponirt  find  noch  zwei 
Relief-Bilder  zu  erwähnen,  und  zwar: 

Das  Mittelbild  eines  Flügel-Altars  von  kleinen 
Dimenfionen.  In  der  Mitte  die  heil.  Maria  mit  dem 
Jefuskinde  auf  dem  Schofse  (Hoch-Relief).  Vor  ihr 
die  heil.  Anna  und  herum  vier  weitere  weibliche 
Figuren,  zwei  männliche  und  fieben  Kinder.  Unter  dem 
Relief  ein    einfaches    durchbrochenes    Ornament.  Auf 

-  Uas  wundervolle  Hocli  All.iibild  ift  bercil-S  in  den  Miuli.  VII.  H.  N.F. 
pag.  XLIX.  befprochen. 


LXXXVIII 


der  Rückleite  diefes  Käftchens  ein  einfaches  grünes 
Ornament  auf  Holz  gemalt,  mit  der  Jahreszahl  1512. 
Rechts  und  links  find  noch  Anfatze  der  alten 
Altar-Flügel  fichtbar,  welche  letztere  aber  abhanden 
gekommen  find.  Ferner  ein  über  eine  Klafter  hoher 
fpitzbogiger  Karten,  das  Mittelbild  eines  Flügel-Altars. 
Kskönnten  auch  die  zwei  Flügel  dieThürenjenes  Altars 
fein.  Durch  ein  ^horizontales)  breites  Hand  irtjede  Tafel 
in  zwei  Hälften  getheilt.  Ober  den  Bildern  jedes  der 
Felder  war  und  ift  noch  zum  Theil  eine  Verzierung  mit 
gothifchem  Rankenwerk,  durchbrochen  gearbeitet,  er- 
halten. Die  Bilder  bellen  12  Heilige  von  den  14  Noth- 
helfern  dar.  Die  Figuren  in  Relief  auf  blauem  Grunde. 


Fig   4.  Dieiirt  in  ScIuH.        1- ig.  $.  Dienft  im  Presbyterium. 


Fig.  3-  Profil  des  Triumphb.       Fig.  0.  Profil  des  Seiten-Portals. 


Fig.  7.  Profil  des  Hauptporlais. 
Ober-Vellach. 

In  einer  Rumpelkammer  zwei  holzgefchnitzte 
Heilige  in  fehr  bewegter  Haltung,  jedenfalls  von  einem 
Altar  llammend,  St.  Florian  und  St.  Georg,  jede  der 
F'iguren  78  Cm.  hoch. 

Um  die  Kirche  herum,  den  Kirchhof  umzäunend, 
eine  altersfchwachc  Befefligungsmauer,  welche  an 
zwei  Kcken  (öfllich)  durch  einen  runden  Thurm  ver- 
ftärkt  wird.  Die  Mauer  dient  gegenwärtig  zur  Aufnahme 
von  einzelnen  Grabfteinen. 

An  der  füdlichen  äufseren  Seite  der  Kirche  find 
zwei  Grabfleine  in  die  Wand  eingemauert,  i.  Wappen: 
Ein  Bergmann,  in  der  Rechten  einen  Kryflall,  in  der 
Linken  einen  Hammer  haltend,  diefelbe  Figur  als  Helm- 
zier. Jahreszahl:   1540.  Name:  Junker  Gallfchlaminger. 

2.  Ein  Grabrtein,  mit  fehr  fchon  gezeichnetem 
Wappen,    leider    in    mehreren  Lagen  übertüncht  und 


in  Folge  deffen  die  Darflellung  und  die  Schrift  nicht 
zu  entziffern.  Ober  dem  Wappen  ein  Spruchband. 
Jahreszahl :   1462. 

3.  Ein  Grabllein ,  eigentlich  eine  grofse  vier- 
eckige Bronceplatte,  an  die  Wand  der  erwähnten, 
fpäter  angebauten  füdlichen  Capelle  gefiellt,  nennt  in 
der  fehr  langen  Inichrift  den  Namen:  Johann  Adam 
Stampfferer  von  Walchenberg  auf  Träwufchgen  und 
Meifelberg.  Jahreszahl:  1695.  Wappen:  Ein  Adler  auf 
einem  Berge,  darüber  in  der  Ecke  je  ein  Adlerflügel. 

In  der  unter  dem  Thurm  liegenden  Sacrirtei  fand 
fich  auf  einem  der  Käflen  liegend  ein  altes,  fehr  fchun 
gearbeitetes  Oltenforium  aus  dem  15.  Jahrhundert  aus 
unedlem  Metall.  Auf  breiter  Bafis  erhebt  fich  das 
Geftelle  mit  ftarkem  Nodus,  darauf  zwifchen  Strebe- 
pfeiler-Architektur das  cyündrifche  Gefiifs,  das  zur 
Aufnahme  des  Kreuz-Partikels  beftimmt  war,  darüber 
eine  Bekrönung  und  wieder  ein  fechseckiger  Auffatz 
mit  Zinnen.  Die  Pyramide,  der  letzte  Auflatz,  fehlt. 
Die  Höhe  bis  zum  Zinnenkranz  beträgt  46  Cm. 

In  der  zur  Pfarrkirche  von  Ober-Vellach  gehörigen 
W'allfahrts- Capelle  auf  dem  Calvarienberg  befindet 
fich  ein  Oflenforium  von  ähnlicher  Form,  wie  das 
eben  erwähnte,  aber  etwas  kleiner  und  ziemlich  gut 
erhalten. 

Auf  dem  Hauptplatze  in  Ober-Vellach  lieht  ein 
Wohnhaus,  deffen  Portal  im  Schlufsfteine  ein  Wappen 
mit  der  Jahreszahl  1521  trägt.  Das  Wappen  eine  fchräg- 
rechte  Theilung  begleitet  von  je  einem  Sterne.  Im 
Haufe  nebenan  befindet  fich  ein  einfacher  gothifcher 
Holz-Plafond.  Im  Orte  find  noch  mehrere  Häufer  aus 
dem  15.  und  16.  Jahrhundert,  jedoch  ohne  jeden  künft- 
lerifchen  Werth.  Im  Pfarrhof  ift  ein  Holzplafond  aus 
dem  Anfang  des  16.  Jahrhunderts  mit  romanifirenden 
Ornamenten  erhalten.  In  reicher  Abwechslung  ift  jeder 
Balken  in  feiner  ganzen  Länge  gefchnitzt,  leider  ftark 
übertüncht 

In  der  Nahe  von  Ober-Vellach  Schlofs  Groppen- 
ßeiii  mit  einem  fehr  gut  erhaltenen  Donjon;  alle 
Stockwerke,  Zimmer  und  Dach  ganz  intadl.  Wohn- 
gebäude nicht  fo  alt.  Dabei  eine  kleine  Capelle  mit 
runder  Abfide  und  drei  Travees.  einfaches  Netzge- 
wölbe auf  Dienften,  die  fich  auf  ftark  einfpringende 
Pfeiler  ftützen.  In  der  runden  Abfide  fcheinen  Gemälde 
al  Iresco  gewefen  zu  fein,  da  man  durch  die  Tünche 
Einiges  durchfieht.  Die  Capelle  hat  einen  Holzplafond 
gehabt,  da  die  Mauern  bis  über  die  Gewölbe  verputzt 
find.  Diefe  Gewölbe  find  ungefähr  1400  eingefetzt 
worden,  in  welcher  Zeit  ein  Herr  \on  Groppenftein 
auch  die  F"enfter  einbaute. 

DieFilial-Kirche  zu  Stollhofen  hat  ein  Schiff  mit 
vier  Travees  (Netzgewölbe),  auf  der  Südfeite  Strebe- 
pfeiler, auf  der  Nordfeite  find  die  Pfeiler  gegen  innen 
verftärkt.  In  zwei  Fenftern  des  Schiffes  befinden  fich 
noch  drei  Stücke  (circa  2'  hoch  und  1'  breit)  von  alten 
Glasfenftern,  welche  jedoch  nicht  in  die  Fenfler  hin- 
einpaffen,  auch  find  diefelben  ftark  ruinirt  und  fchwer 
zu  erkennen.  An  der  Nordfeite  keine  Fenfter.  (Fig.  3.) 

Der  Orgel-Chor  ift  im  erften  Travee  eingebaut. 
Von  zwei  dünnen  Steinpfeilern  werden  drei  reiche 
Netzgewölbe  getragen,  ein  W'erk  von  grofser  Zartheit 
und  Eleganz.  Die  Bruftung  des  Orgel-Chors  befteht 
aus  reichem  P'ifchblafen-Maafswerk.  Die  ganzen  Ver- 
hältniffe  diefer  Anlage  find  muftertjiltig.  Die  Bafen  der 


LXXXI X 


Pfeilerchcn  fowie  das  fchon  profilirtc  ITauptportal  aus 
Surpctitiii.  Die  Kirche  ill  wcils  y;ctuiiclu  uiui  mit 
modernen,  fchlechten  Fresken  ijeziert.  Das  ll;ui|)l- 
Fortal  traijt  die  Jahreszahl  1520. 

An  dcrNordfeite  der  Kirche  ill:  am  /.weiten  Travee 
eine  Zopf-Capellc  an_t:;ebaut. 

Das  Haupt-  und  Seiten  l'ortal  hat  1  innen  aus 
weichem  Holz  (alt)  mit  einfaclien  -othifchen  Schlöffcni 
und  Hefchlairen. 


Fig.  S.  (SlolUiofeii.) 

Kirche  St.  Veit  in  Mülildorf.  Ein  einfaches  ]<lcines 
Kirchlcin,  deffen  Schiff  zur  Hälfte  neu  angebaut  und 
deffen  andere  Hälfte,  der  altere  Theil,  bis  zur  Unkenn 
barkeit  renovirt  ift  Im  Langhaus  noch  zwei  renovirte 
Spitzbogenfenfber  ohne  jegliches  Maafswerk.  Ein  ein- 
facher fchlechter  Triumphbogen  trennt  das  Schiff,  das 
eine  flache  angeworfene  Decke  hat  vom  Presbyterium, 
das  mit  den  drei  Achtecksfeiten  abfchliefst  und  an 
der  Aufsenfeite  ganz  kleine  verkümmerte  Strebepfeiler 
hat.  Diefe  Strebepfeiler  haben  verwitterte  und  ver- 
putzte Steinrefchen.  Der  Steinfockel  befleht  aus  einer 
einfachen  Schräge.  Ueber  das  Ausfehen  der  Fenfler  im 
Presbyterium  läfst  fich  gar  nichts  mehr  fagen,  da  fie 
fämmtlich  ausgebrochen  und  verputzt  find. 

Das  Presbyterium  hat  ein  neues  Gewölbe  ohne 
Rippen.  Der  alte  Thurm  reicht  gegenwärtig  noch  bis 
circa  in  die  Höhe  des  alten  Hauptgefimfes  und  trägt 
einen  neuen  Helm.  Von  den  vier  grofsen  Spitz- 
bogenfenftern  im  Glockenhaufe  haben  drei  noch  die 
Maafswerke,  einfache  Fifchblafen -Mufter  mit  einem 
Pfoften  in  der  Mitte.  Die  Sacrillei  befindet  fich  in  der 
unteren  Thurmhalle.  Die  noch  vorhandenen  alten  Bau- 
refte  dürften  aus  dem  Anfang  des  16.  Jahrhunderts 
flammen. 

Die  kleine  Kirche  in  Rappersdorf  bei  Miilildorj 
hat  im  Presbyterium  ein  einfaches,  aber  fehr  con- 
(tru6tives  Netzgewölbe,  deffen  Rippen  fich  auf  runde 
Dienfte  und  beim  Triumphbogen  auf  Confolen  fetzen. 
Drei  durch  einen  JMaafswerkftab  getheilte  P'cnfler  find 
gut  erhalten,  auch  die  Couronnements  und  zwar  in 
Fifchblafen-Maafswerk.  Schwache,  über  Eck  geftelltc 
und  circa  bis  zur  halben  Höhe  der  Kirche  gehende 
Strebepfeiler  ohne  Sockel.  (Fig.  9.) 

Der  Thurm  enthalt  im  Erdgefchofs  die  Sacrirtei 
und    führt   vom    Presbyterium    eine    einfach    profilirte 


Thüre  dahin.  Das  Schiff  der  Kirche  hat  eine  flache 
Decke  und  der  Orgel-Chor  dafelblt  ili  neu  eingebaut. 
In  der  Kirche  befinden  fich  zwei  fchr  fchcjnc  und 
ziemlich  gut  erhaltene  Flügel-Altäre,  und  zwar  dort, 
wo  der  Triumphbogen  anfetzt. 

I.  (l-'piftel-Seite)  Karten  81  Cm.  ]5reite,  1-14  Hohe, 
l'redella  45  Cm.  hoch,  der  innere  Kaflen  der  Predella 
ill  52  Cm.  breit.  Der  obere  Theil  des  Kaftens  ifl  mit 
fpat-gothifchem  Rankenwerk  ausgefüllt,  das  vergoldet 
ifl.  lun  grofser  Theil,  die  Hiilfte  des  Auffalzes, 
ifl  durchbrochenes  Ornament  mit  Hylifirten 
Weintrauben;  diefes  fowie  der  Theil  eines  I^al- 
dachins  find  noch  vorhanden.  Unter  diefem 
oben  im  Auffatze  die  Figur  des  heil.  Scbafiian. 
Im  Karten  felbrt  rtehon  die  zwei  vollkommen 
plartifchen  Figuren  St.  I'lorian  und  St.  Georg, 
welche  möglicherweife  von  einem  anderen  Altar 
herrühren  dürften,  da  fie  den  Raum  in  der  Mitte 
nicht  in  entfprechcnder  Weife  ausfiillen. 

Die  beiden  Flügel    rechts  und  links  ftellcn 
im  Basrelief  auf  Goldgrund  und  in  Holz  gearbei- 
tet einen  Bifchof  mit   dem  Krummftab    und    ein 
Buch  in  der  Hand  und  den  heil.  Nicolaus  dar.  Auf 
der  Rückfeite    diefer    Plügel  befindet    fich    eine 
weibliche  Figur  auf  blauem  Grunde,  einen  Pfeil 
in  der  Hand  und  auf  dem  anderen  Flügel  eine 
weibliche  Figur   mit  einem  Schwert  quer  durch 
den  Hals  geftofsen.    Rückwärts  die  heil.  Katha- 
rina und  die  heil.  Barbara.  Seitwärts  vom  Karten 
auf  einer   Seite   unter   einem  einfachen  kleinen   Holz 
baldachin  der  heil.    Rochus.    Auf  der   Rückwand   irt 
der  heil.  Chrirtoph  gemalt. 

Auf  der  Predella  im  Mittelbilde  in  Hoch-Relief  die 
Huldigung  der  heil,  drei  Könige  vor  dem  Jefuskinde. 
Rechts  die  heil.  Maria  vor  dem  Betrtuhl  kniend,  auf 
blauem  Grund,  auf  dem  gegenüberliegenden  Flügel 
der  Predella  der  verkündende  P^ngel  Gabriel  mit  einem 
Spruchband. 


Fig.    9.    (Rappersdorf.) 

Auf  der  Rückfeite  des  errterwähnten  Flügels  ein 
Mönch  in  weifsem  Gewand  und  grünem  Uebergewand. 
Rückfeite  des  anderen  Flügels  der  heil.  Laurentius. 
Die  Menfa  des  Altars  irt  roh  gemauert. 

2  Ein  kleiner  5tv'/f«-^//rtr  auf  der  Evangelien-Seite. 
In  einem  neuen  einfachen  Karten  eingefetzt,  be- 
finden fich  zwei  auf  Holz  gemalte  Bilder,  alte  Altar- 
Flügel.  Ein  geharnifchter  Ritter  mit  gehobenem  Arm, 
das    Schwert    in    tler  I'aurt,    welcher   zwifchen    feinen 


xc 


Beinen  eine  zum  Skelet  abtjemagerte  nackte  menfch- 
liche  Figur  einklemmt.  Das  Bild  ift  auf  rothem  Grund 
und  dürfte  etwas  jüngerer  Zeit,  vielleicht  dem  17.  Jahr- 
hundert angehören.  Das  andere  Bild  ill  auf  Gold- 
grund und  ftellt  die  heil.  Barbara  mit  einem  Thurm  in 
der  Hand  vor.  Darunter  ift  die  alte  Predella  mit  dem 
Schweifstuch  der  heil.  Veronica,  zwei  lingel  halten 
dasfelbe. 


t'ig.  10.  (Reimhai.) 

Neben  dem  zopfigen  Haupt-Altar  zwei  Altar- 
Flügel  von  einem  nicht  mehr  vorhandenen  Altar, 
beide  zufammengehörig,  jeder  31  Cm.  breit,  1-22  hoch; 
der  eine  ftellt  den  heil.  Andreas,  der  andere  den  heil. 
Petrus  dar,  F"iguren  auf  rothem  Grund.  Die  Rückfeite 
mit  fpätgothifchem  Flach -Ornament,  grün,  fchwarz 
und  roth,  mit  fchwarzer  Einfaffung.  Auf  dem  Orgel- 
Chor  ein  ftark  ruinirtes  vierfitziges  gothifches  Chorge- 
flühl,  ziemlich  rohe  Zimmermannsarbeit.  Der  obere 
Theil  der  Rücklehne  durch  einfach  gefchnitzte  Stabe 
in  F'eldcr  getheilt.  In  der  ganzen  Breite  mifst  der 
Chorfluhl  2 -18  M. 

Das  Thürbefchlage  der  Sacriflei-Thürc  ift  zu  er- 
wähnen ,  ein  Zugring  mit  viereckiger  Rofette  und 
Schlofsfchild. 

Die  Kirche  zu  S/a// hat  drciTravees,  Netzgewölbe 
mit  Rippen,  welche  fich  auf  an  Pfeiler  gelehnte  Dienfte 
fetzen.  Die  Sacriflei,  welche  fich  nördlich  angebaut 
befindet,  ifl:  alt  überwölbt.  Der  Thurm  ift  auf  dem 
erften  Travee  des  Presbyteriums  aufgebaut,  das  ein 
neues  Gewölbe  hat. 

An  der  Südfeite  fpät-gothifche  Maafswerkfenfter; 
die  Maafswerkbildung  wird  dadurch  intereffant,  dafs  fich 
die  Plättchen  des  Nonnwerks  überkreuzen.  Das  Pres- 
byterium  ift  fechseckig  abgefchloffen  und  hat  alte,  aber 
jetzt  llark  verfchmierte,  nicht  mehr  erkennbare  Maafs- 
werkfenfter. Presbyterium  und  Schiff  haben  Strebe- 
pfeiler. 

In  der  Sacriftei  zwei  gothifche  Kelche  aus  dem 
16.  Jahrhundert,  Kupfer  und  vergoldet,  die  Formen  des 
Fufses  und  des  Nodus  find  noch  flreng  gothifch,  die 
Schale  ift  fchon  mehr  abgerundet. 


An  der  fudhchen  Presbyteriums-Wand,  aufsen, 
findet  fich  ein  Grabftein  aus  Gneifs,  ziemlich  rohe 
Arbeit.  Auf  der  Längenleifte  rechts  IXÄ.^-  Auf  der 
unteren  Leifte  1X.8^X-  ^"^  Schilde  und  am  Fluge  ein 
geftürzter  und  ein  aufrechter  Sparren  unter  einander. 
Die  Infchrift  liifst  vermuthen,  dafs  der  Stein  für  eine 
Frau  beftimmt  ift. 

Kirche  in  Rangersdorf  ift  den  Kirchenbüchern 
nach  um  1516  erbaut.  Das  alte  Gewölbe  im  Presby- 
terium fowie  das  alte  Netzgewölbe  im  Schiff  noch 
erhalten,  bis  auf  das  dritte  Travee,  \om  Presbyterium 
an  gerechnet,  in  welchem  die  Rippen  fehlen. 

Die  Fenfter  find  alle  ausgebrochen.  Der  Thurm, 
in  deffen  lü-dgefchofs  fich  die  Sacriftci  befindet,  mit 
Giebeln  und  fpitzem  Helm. 

Im  Presbyterium  befindet  fich  an  der  Wand  das 
Haupt-Bild  eines  Flügel- Altars  fanrnit  beiden  Flügeln. 
Predella  und  Auffatz  fehlen.  Die  Bilder  ftellen  der 
Reihe  nach  vor:  I.  Chriftus  führt  Petrus  über  das  Meer. 
2.  Der  reiche  I-'ifchfang.  3.  Der  Engel  befreit  Petrus 
aus  dem  Kerker.  4.  Der  Engel  führt  Petrus  bei  den 
fchlafenden  Römern  vorüber.  5.  Petrus  geht  aus  dem 
Kerker.  6.  llauptbild  (fehr  figurenreich)  Kreuzigung 
Petri  und  Enthauptung  des  heil.  Paulus.  7.  Petrus  und 
zwei  betende  kleinere  F^iguren.  8.  Petrus  mit  einem 
feiner  Schüler  zu  einem  Tempel  kommend,  vor  dem 
ein  Bettler  fitzt.  9.  St.  Paulus.  10.  St.  Petrus.  Alle 
Bilder  des  Flügel-Altars  im  Innern  auf  Goldgrund,  mit 
Ausnahme  von  3  und  4.  Beim  10.  Bilde  ift  in  der 
unteren   Ecke  die  Jahreszahl :    1522. 

Ein  kleines  Mefsglöckchen  aus  dem  15.  Jahrhun- 
dert. Im  Thurm  eine  alte  Glocke,  circa  1300. ' 

Kirche  in  Reintlial  bei  Winklcrn.  Diefe  dem  heil. 
Rupertus  geweihte  Kirche  hat  im  Schiffe  ein  Netz- 
gewölbe, das  auf  ftarke  Dienfte  ohne  Capital  aulfetzt. 
Das  Gewölbe  im  Presbyterium  ftützt  fich  auf  Confolen. 
Die  Kirche  ift  weifs  getüncht,  nur  die  Schlufsfteine  und 
die  beiden  Vierpäffe  im  Presbyterium  zeigen  noch  die 
alte  Bemalung.  In  diefen  ift  der  heil.  Nicolaus  und 
der  heil.  Rupertus,  im  runden  Schlufsftein  der  Salvator- 
kopf  gemalt.  In  dem  viereckigen  Schlufsfteine  ein 
Wappen.  (Fig.  10.) 

Der  Orgel-Chor  von  Holz,  neu.  Auf  dem  Giebel 
ein  hölzerner  Dachreiter.  In  der  Sacriftei  ein  gothi- 
fcher  Kelch  (Ende  des  15.  Jahrhunderts). 

Endlich,  in  der  Kirche  aufgehängt,  12  auf  Holz 
gemalte  Bilder,  die  Apoftel  darftellend,  Bruftbilder 
jedenfalls  niedcrländifche  Schule,  die  Kopfe  fehr 
charakteriftifch.  Die  Bilder  meffen 
jedes  der  12  Stück  25  Cm.  mit  35  Cm. 
Höhe  und  haben  grofsen  Kunftwerth. 

Kirche  in  Sagritr:.  Von  der  alten 
Kirche  fteht  nur  mehr  der  Thurm, 
welcher  an  drei  Seiten  frei  war.  Es 
wird  behauptet,  er  hätte  ganz  frei 
geftanden,  was  jedoch  beim  F"ehlen 
der  rückwärtigen  Cordon-Gefimfe  un- 
vahrfcheinlicji  ift. 

Gegenwärtig    ift    der  Thurm    in 
die  neue    Kirche   eingebaut,    welche    Fig. 
im  18.  Jahrhundert  angebaut  ift.  Innen 
an  der  Seitenuand  (Evangelien-Seite)  befindet  fich  ein 
Grabftein  des  „Chriftoph  von  Hohenburg  zu  Kolenberg 

•  S.  Mitth.  N.  F.  III  p.  XLVl. 


[I.  (Sagritz.) 


XCI 


und  feiner  Frau  Mar<jaretlie,  einer  geborenen  von 
Schlanderfperg,  feines  Sohnes  Oswald  und  deffen  Frau 
Katliarina,  einer  geborene  Kuljatfch. 

Heinrich  von  llohenburg  Hefs  den  Stein  raaclien 
1584.'' 

Im  mittleren  Hauptwappen  zwei  Greifenkrallen 
und  ein  Greif  als  Helmzier,  rund  herum  16  kleine 
VVappcnfchikle,  von  denen  13  benannt  fmd  und  zwar: 

Thanhaufer,  Kienburg,  Khevcnhiller,  Malamb, 
Saurer,  Stainpeck,  Schlandfperg,  Kubatfch,  Siperg, 
Firmian.  Rotnftein,  Lueg,  Komer,  Kammig,  Vilareith, 
Vom  Roft  (c.  Mitth.  XIII,  pag.  XXXII). 

Die  Kirche  ift  dem  heil.  Georg  geweiht.  Der  alte 
Thurm  der  Kirche  hat  vier  Giebel  und  rteilen  Helm. 
In  der  Thurmhalle  ein  einfaches  Netzgewölbe  mit 
Renaiffance-Bemalung.  Der  Taufftein  ift  noch  alt,  ein- 
fach und  roh  gemacht. 


Fig.    12     (Dornach) 

Am  Friedhofe  befindet  fich  zunächfl  der  Kirche 
eine  alte  Capelle  aus  dem  Jahre  1522,  welche  Jahres- 
zahl im  mittleren,  als  Dreipafs  geformten  Schlufslteinc 
erfcheint.  Das  von  dem  zwei  Travees  enthaltenden 
Schiffe  nur  durch  eine  Stufe  getrennte  Presbyterium  ift 
durch  drei  Seiten  eines  regulären  Achtecks  gefchloffen 
und  laufen  die  Rippen  desfelben  in  der  Ecke  auf  je 
einen  durch  eine  Confole  getragenen  Wandpfeiler  auf 
Das  Presbyterium  hat  zwei  noch  erhaltene  Maafs- 
werks-Fenfter,  die  beide  durch  einen  Stab  getheilt 
find  (Fig.  11).  Das  Schiff  hat  einfachere  Confolen.  Als 
Schlufsfteine  einfache  Platten.  Die  Capelle  trägt 
ein  einfaches  fteiles  Dach  und  einen  hölzernen  Dach- 
reiter. 

Kirche  zu  Dornach.  Es  geht  die  Sage,  dafs  diefelbe 

auf  dem  Dache  einer  alten  verfchütteten  Kirche  ftehe. 

Diefc  Kirche  hatte  aucli  den  Namen   „unferer  lieben 

Frau  an  der  Schutt".  Eingeweiht  1491  durch  Conradus, 

vn    N.    F. 


Hifchof  zu  Belluno.  Das  Schiff  hat  drei  Travees  Netz- 
gewölbe, die  auf  ftarke  Dienfte  auflaufen.  Das  Presby- 
terium ifl  von  dem  Schiff  durch  einen  Triumphbogen 
und  fünf  Stufen  getrennt  und  in  Folge  deffen  um 
0-90  Meter  höher.  Die  Rippen  fetzen  fich  dafelbft  aul 
runde  Dienfte  mit  einfachen  Capitälcn.  Die  Fenfter 
im  Schiff  fowohl  als  im  Presbyterium  zweitheilig  mit 
einfachem  Fifchblafen-Maafswerk.  Die  Sacriftei  befin- 
det fich  im  Erdgcfchofs  des  an  der  Südfeite  an  das 
Presbyterium  angebauten  Thurmes ,  welcher  einen 
Zwiebelhelm  hat.  Die  Altäre  ftammen  aus  der  Zopf- 
zeit, defsgleichen  der  hölzerne  Orgel-Chor.  Zu  er- 
wähnen ift  noch  das  in  der  Axe  der  Kirche  liegende 
Portal  mit  gutem  Profil  (Fig.  12). 

Kirche  zu  Döllack.  Einfchiffige  Kirche.  Im  Presby- 
terium ein  einfaches  fchönes  conftruflives  Netzge- 
wölbe mit  zarten  Rippen. 
Das  Gewölbe  im  Schiff  fehlt 
und  ift  jedenfalls  bei  Gele- 
genheit eines  Brandes  ein- 
geftürzt.  Gegenwärtig  befitzt 
das  Schiff  eine  flache,  ver- 
putzte Holzdecke.  Bei  den 
Fenftern  im  Presbyterium 
fowie  im  Schiff  find  die  Spitz- 
bögen vermauert  und  die 
Oeffnungen  viereckig  ge- 
macht. Der  Thurm  ift  in  die 
Kirche  eingebaut  (Fig.  13). 
die  Kanzel  aus  der  Zopfzeit. 

Der  Orgel-Chor  ift  von  Holz  eingebaut  und  be- 
fteht  aus  zwei  Reihen  übereinander. 

Die    Altar-Bilder,     befonders    das    Oelbild 
Hoch-Altar,   ziemlich   gut.    Die   Thurmhalle,    zu 
einige  Stufen  hinabführen,  ift  nicht  als  Sacriftei 
benützt,   fondern    ift    diefe   rückwärts   an    das 
Presbyterium   angebaut.    Die  Kirche  hat  zwei  ^ 
nahezu  gleiche  Portale  aus  fchönem  Serpentin. 


Fig.  13.  (Dollach.) 

Sämmtliche   Altäre    und 


Pockhorn.) 


Ein  Haupt-Portal  und  auf  der  Südfeite  ein  Seiten- 
Portal.  Die  beiden  Portale  tragen  die  Jahreszahl  1538. 
Faft  auf  jedem  Stein  ift  das  obige  Zeichen  zu  finden. 


XCII 


Im  Orte  Döllach,  im  HauTe  Nr.  j}, — 74,  befindet 
fich  im  erften  Stocke  ein  tjanz  getäfeltes  Holzzimmer 
in  deutfcher  RenaiflTance.  Der  Plafond  hat  Caffctten 
mit  flach  aufgelegtem  Ornament.  Thuren  und  Fenrter- 
nifchen  mit  reichen  Intarfien  und  Befchlägen.  In  den 
Friefen  der  beiden  Thiiren  die  Infchrift:  Kmanucl 
Steinberger  1623.  Im  Orte  befinden  lieh  noch  melirerc 
Wohnhäufer  aus  dem  16.  Jahrhundert.  Gleich  neben 
Ortneis'  Gafthaus  ein  folches  mit  rundbogigem  Stein- 
Portal  aus  Serpentin,  im  Portal  dasfelbe  Steinmetz- 
Zeichen,  wie  an  den  Portalen  der  Kirche. 

Am  Ende  des  Ortes,  auf  der  Strafse  gegen  Hei- 
ligenblut zu  liegt  das  Schlofs  Grofskirchheim,  jetzt 
ein  Bräuhaus. 


Fig.  IS    (Pockhoti. 

Kirche  in  Pock/ioru  bei  Heiligenblut  (M'olltJial). 
Presbyterium  und  Schiff  mit  fchonem  Netzgcwolbe, 
das  noch  vollftändig  in  grau  und  dunklem  Ocker 
bemalt  ift,  die  Rippen  immer  abwechfelnd  den  Stein- 
fchichten  entfprechend  grau  und  gelb  (Fig.  14).  Im 
Schiff  endigen  die  Rippen  als  Wandpfeiler  und  im 
Presbyterium  als  Dienflc,  beim  Triumplibogen  auf 
Confolen.  Ein  fpitzbogiges  Portal  nur  mit  Schräge  als 
Profil,  führt  in  das  unterfte  überwölbte  Thurmgefchofs 
der  Sacriftei.  Eine  Stiege  führt  in  das  nächfle  Gefchofs 
und  weiter  in  den  Thurm.  Die  Thüröffnung,  wie  auch 
die  Rippen  und  die  abwechfclnden  Steinfchichten  be- 
malt. Im  Presbyterium  fünf  Spitzbogenfenfter,  im  Schiff 
drei  folche  mit  Batzenfeheiben.  Auch  die  Fenfter- 
umrahmungen  fowie  die  Rippen  bemalt. 

Aufsen  ein  fehr  fchöner,  ftarker  Steinfockel  aus 
Serpentin.  An  den  Ecken  hat  diefer  Sockel  neben- 
fliehende  Löfung  (Fig.  15). 

Die  Sacriftei  hat  ein  viereckiges  Fenfter  mit  ein- 
fachem Profil  (zweimal  die  Schräge). 

Das  Haupt-Portal  ift  fpitzbogig,  die  kleinen  Rund- 
ftäbe  überkreuzen  fich;  ober  dem  inneren  Rund- 
bogen ein  Kreuz  und  die  Jahreszahl  1527. 

Der  Thurm  von  fehr  fchlankem  Verhältniffe  hat 
in  der  Glockenftube  fpitzbogige  getheilte  Fenfter  mit 
Maafswerk-Couronncments,  dann  vier  Giebel,  an  deren 
Enden  mächtigefteinerneWafferfpeier.  Der  1  leim fteigt 
in  fchlanker  Spitze  hoch  empor. 

Das  Netzgewölbe  im  Presbyterium  zieren  zwei 
runde  und  zwei  viereckige  Schlufsfteine,  die  noch  die 
alte  Maierei  aufweifen.  Man  ficht  Jefus  mit  der  Geifsel, 
und  ein  fenkrecht  getheiltes  Wappen,  ein  gelbes  Thier 
auf  blauem  Grunde,  die  andere  Hälfte  roth  und  weifs, 
einen  Bifchof,  einen  Heiligen  mit  einer  Paeder  und 
einem  Buche,  Alles  auf  blauem  Grunde. 


In  der  1758  erbauten  Kirche  zu  Teichl  befindet 
fich  ein  filberner  vergoldeter  fpät-gothifcher  Speife- 
kelch. 

Die  zu  Flattach  gehörige  Filial-Kirche  in  Aufsen- 
Fraggant  \\2X  eine  fechseckige  Form  mitStrebepfcilern 
und  charakteriftifchem  Hauptgcfimfe  '  fanimt  kleinem 
N'orbaue  und  gehört  in  die  Zeit  der  Gothik.  In  neuefter 
Zeit  griifslicli  reftaurirt  (Fig.  16). 

Die  Pfarrkirche  zu  Rottcnßein  im  Decanate 
Teinach  ift  ein  kleiner  nach  Ollen  gerichteter  Bau  mit 
einem  viereckigen  Thurme  an  der  Weftfeite,  der  mit 
einem  von  vier  Giebeln  umgebenen  Spitzdache  ab- 
fchliefst. 

In  der  Vorhalle  eine  Art  Opfertifch.  Das  Schiff 
der  Kirche  zerfallt  in  drei  Joche,  hat  angebaute  Streben 
und  nur  an  der  Südfeite  Fenfter.  Der  Triumphbogen 
ift  fpitzbogig.*  Das  Presbyterium  befteht  aus  einem 
Joche  und  dem  Chor-Schlufs.  Die  Gewölberippen  ftützcn 
fich  auf  Confolen.  Die  Sacriftei-Thüre  im  Klceljlattbogen 
mit  geradem  Sturze.  Die  Anlage  der  Kirche  ift  übrigens 
eine  romanifche  mit  urfprünglich  flacher  Decke.  Das 
Netzgewölbe  ift  viel  jünger.  Unter  dem  Dache  ift  noch 
ein  romanifches  Fenfterchen  erhalten.  Das  Thurm- 
Portal  ift  rundbogig,  rumanifch,  defsgleichen  das 
Fenfterpaar  im  Glockenhaufe. 


Fig.  16.  (Aufser-Fraggant.) 

Einige  Schlufsfteine  find  mit  Wappen  bemalt. 
Bemerkenswerth  ift  der  alte  fteinerne  Kanzelfufs,  der 
durch  Abfchrägung  vom  Quadrat  ins  Achteck  übergeht 
und  dann  mitlelft  Waffcrfchlagen  wieder  zum  Quadrat 
wird ;  ferner  die  Bcfchlage  der  alten  Eichenthür,  der  Griff 
und  das  Schlofsblech,  endlich  zwei  alte  Glocken  mit 
Minuskeln  und  fchönen  Friesverzierungen  (1455).  In 
der  Nahe  die  Ruine  Rotten/lein.  An  einer  fenkrcchten 
hohen  Felfenwand  gegen  die  Drau  find  im  Kalk-Con- 
glomerat  drei  zimmerartige  Höhlen  in  das  Geftein  ein- 
gcmeifselt,  zum  Theile  noch  geweifst.  In  fechs  Reihen 
übereinander  bemerkt  man  die  Balkenlöcher  für  die 
Trambaume  des  Gebäudes,  deffcn  Aufscnwand  nur 
an  den  Felfen  angebaut,  heute  herabgefturzt  einen 
vom  Gebüfche  verdeckten  Schutthaufen  bildet 

Die  St.  Anna-Kirche  zu  Sagor  ift  vom  P'ried- 
hofe  umgeben,  hat  geraden  Oftfchlufs  mit  Tonnen- 
gewölbe und  zwei  einfchncidcnden  Zwickeln,  der 
Scheidebogen  ift  halbkreisförmig  und  niedrig.  Das 
Schiff  flach  gedeckt,  vier  kleine  romanifche  Fenfter 
und  zwei  Eingänge  im  Spitzbogen.   Das  Schiff  gehört 

■  Höhe  bis  dahin  as  Pufs. 

-  Mittheilung  des  Correfpondentcn  W.  Grbfscr. 


XCIIl 

der  romanifchcn  Bauzeit  an.  Der  Thiirm  ift  mafsig,  einem  fpitzbogigen  Ausgang  gegen  den  Chor.  Den 
ftelit  neben  dem  Prcsbytcrium  an  der  Siidfeite,  der  Thurm  krönt  eine  Spitze,  die  Glockcnhalie  hat  weite 
untere  Raum   dient    als  Sacriftei   und  öffnet  fich  mit      Schallöffnungen  im  flumpfen  Spitzbogen. 


Zur  Gefchichte  der  St.  Barbara-Kirche  in  Kuttenberg. 

N.Tch  Original-Quellen  vom  Prof.   'Joh.  Rehäk. 


I.VHRl'LND  die  Gefchichte  der  alteren  bis  zu  den 
IIuffiten-Kriegen  reichenden  Bau-Periode  der 
intereffanten.St.  Barbara-Kirche  in  Kuttenberg 
von  J.  E.  Wocel  eine  auf  Forfchungen  im  Präger  erz- 
bifchuflichen  Archive  beruhende,  erfchopfende  Behand- 
lung erfulir,  fufsten  die  bisher  begehenden  gröfseren 
Abhandlungen  über  die  zweite  Bau-Periode,  nament- 
lich die  Arbeiten  von  J.  E.  Wocel  und  B.  Grueber,  im 
Ganzen  auf  einer  im  17.  Jahrhundert  von  dem  Jefuiten 
Johann  Korinek  verfafsten  Chronik  von  Kuttenberg; 
denn  in  den  Fünfziger-  und  zu  Anfang  der  Sechziger- 
Jahre  unferes  Jahrhunderts  befanden  fich  die  Kutten- 
berger  Archive  in  einem  fo  defolaten  Zuftande,  dafs 
eine  quellenmäfsige  Darfteilung  des  Gegenftandes  fo 
ziemlich  ein  Ding  der  Unmöglichkeit  war. 

Gegenwärtig  ift  wenigftens  das  Stadt-Archiv  in 
Ordnung  gebracht  und  damit  die  Gelegenheit  geboten, 
nicht  nur  Kofinek's  Angaben  zu  prüfen,  fondern  auch 
eine  feftere  Grundlage  für  die  Gefchichte  des  Baues 
der  genannten  Kirche  zu  gewinnen.  In  ersterer  Hin- 
ficht gelangte  der  Verfaffer  diefer  Notizen,  welcher 
fich  mehrere  Jahre  hindurch  mit  den  einfchlagigen 
Ortsquellen  beschäftigte,  zu  der  Erkenntnifs,  dafs 
Kofmek,  fonft  als  ein  fanatifcher  Gegner  der  Utra- 
quiften  bekannt,  feine  topographifchen  und  ftatiflifchen 
Daten  über  die  einft  utraquiftifche  und  fpäter  prote- 
ftantifche  Stadt  grofsentheils  authentifchen  Aufzeich- 
nungen in  den  Stadtbüchern  entnommen  und  unver- 
falfcht  wiedergegeben,  fo  dafs  in  diefer  Beziehung  kein 
Zweifel  an  feiner  Glaubwürdigkeit  übrigbleibt.  Nament- 
lich in  Betreff  der  zweiten  Periode  des  Baues  der  St. 
Barbara- Kirche  könnte  eine  ganze  Reihe  von  städti- 
fchen  A(5len  aufgezählt  und  das 
genau  bezeichnet  werden,  von  wo 
detaillirten  Nachrichten  excerpirte. 

Die  auf  Kofinek's  Angaben  beruhenden  Aus- 
führungen der  oben  erwähnten  Abhandlungen  befitzen 
demnach  eine  unverfängliche  Grundlage.  Da  jedoch 
die  die  St.  Barbara- Kirche  angehenden  Abfchnitte 
der  Chronik  nur  einen  geringen  Theil  des  ganzen 
Werkes  ausmachen,  fo  konnte  natürlich  eine  Menge 
fchiitzbaren  Stoffes  keine  Verwerthung  finden.  Dies 
gilt  befonders  von  den  Originalbaurechnungen,  einer 
feit  Kofinek's  Zeiten  unberührt  gebliebenen  Quelle 
und  von  den  mit  den  einzelnen  Bauleitern  abgefchlof- 
fenen  Contraften,  die  nicht  unwichtige  biographifche 
Daten,  vornehmlich  über  M.  Reifek  und  Benedi6l  von 
Laun  bieten.  Diefelben  werden  in  einer  gröfseren 
Monographie  über  die  St.  Barbara-Kirche  eingehendere 
Nachwcifung  und  Verwendung  fintlen;  in  der  folgen- 
den Darftellung  erfcheinen  die  Hauptpunkte  des  neuen 
bisher  unbekannten  Materials  hervorgehoben  und  zu- 
fammengefafst. 


betreffende    Blatt 
der  Chronift  feine 


Die  erftc  urkundliche  Aufzeichnung,  in  welcher 
von  der  Wiederaufnahme  des  Baues  der  St.  Barbara- 
Kirche  ausdrückliche  Erwähnung  gefchieht,  ftammt 
aus  dem  Jahre  1467,  und  bezieht  fich  auf  die 
unter  dem  Namen  Suscepcionales  von  den  neu  aufge- 
nommenen Bürgern  erhobenen  Gebühren,  welche  zum 
Zwecke  des  Ausbaues  „der  Wölbung  der  St.  Barbara- 
Kirche"  nebft  anderen  Beiträgen  gefammelt  und  an- 
gelegt wurden.  Im  Jahre  1482  wurde  die  Bauhütte 
errichtet  und  die  Förderung  des  Materials  im  Stein- 
bruche in  Angriff  genommen.  In  demfelben  Jahre,  am 
7.  Auguft,  wurde  der  Vertrag  mit  dem  Baumeifter 
Hanns  \x\  der  Weife  abgefchlolTen.  dafs  ihm  ein  wöchent- 
liches ., Staus"  von  einem  halben  Schock  Grofchen, 
nebft  einem  jährlichen  „Gehalte"  von  5  Schock 
Grofchen  ausgeworfen  wurde.  Die  feierliche  Grund- 
fteinlegung  erfolgte  nach  Dacicky's  bekannter  Notiz 
am  22.  Auguft  14S3. 

Der  neu  aufgenommene  Bau  erweckte  auch  die 
Kuttenberger  Steinmetzerzunft  zu  einem  regeren 
Leben.  Diefe  von  Alters  her  beftehende  Genoffen- 
fchaft  unterftand,  wie  alle  Zünfte  diefes  Gewerkes  in 
Böhmen,  der  Prag-Altftädter  Zunft.  Es  fcheint,  dafs  die 
Kuttenberger  Genoffenfchaft  vor  der  Wiederaufnahme 
des  Baues  der  Barbara-Kirche  von  keiner  grofsen 
Bedeutung  war;  bis  zum  Jahre  1488  finden  fich  nicht 
einmal  die  Namen  der  Zunftvorfteher  verzeichnet, 
während  die  Aelteften  der  übrigen  Zünfte  regelmäfsig 
in  die  Stadt-Regifter  eingetragen  wurden.  Erft  in  dem 
erwähnten  Jahre  treten  die  Zunftmeifter  der  Kutten- 
berger Steinmetzen  auf,  und  zwar  die  Meifter  Hanns 
und  ya)i,  diefelben,  welche  Kofinek  als  die  erften  Bau- 
meifter der  St.  Barbara-Kirche  bezeichnet. 

Innerhalb  der  Kuttenberger  Zunft  hatte  fich  feit 
längerer  Zeit  eine  bedenkliche  Desorganifation  feft- 
gefetzt.  Es  beftand  nämlich  die  Sitte,  dafs  die  Meifter 
ihre  Lehrlinge  fchon  nach  zweijähriger  Lehrzeit  frei- 
fprachen,  was  zur  Folge  hatte,  dafs  dem  nur  noth- 
dürftig  ausgebildeten  Zunftgefellen  die  Möglichkeit 
benommen  war,  fich  zu  feiner  weiteren  Ausbildung  auf 
die  Wanderfchaft  zu  begeben,  fo  dafs  den  Meiften 
nichts  übrig  blieb,  als  in  drückender  Abhängigkeit  bei 
ihren  bisherigen  Lehrherren  zu  verbleiben.  Die  weitere 
Folge  diefer  Verhältniffe  waren  beftändige  Zwiftigkeiten 
zwifchen  Meiftern  und  Gefeilen.  Um  diefen  Unzukömm- 
lichkeiten ein  Ende  zu  machen,  vereinigten  fich  fchliefs- 
lich  beide  Parteien  den  15.  Februar  1489  dahin,  dafs 
die  Lehrzeit  künftighin  vier  Jahre  zu  dauern  habe. 
Zugleich  wurde  feftgefetzt,  dafs  kein  Meifter  eine 
zweite  oder  dritte  Arbeit  übernehmen  dürfe,  bevor 
er  nicht  die  erfte  beendet.  Intereffant  ift,  dafs  bei 
Gelegenheit  der  Eintragung  diefes  Uebereinkommens 
in  das  Stadt-Regifter  conftatirt  wurde,  dafs  die  Prager 

o  * 


XCIV 


Zünfte,  nämlich  auf  der  Altftadt,  der  Neufladt  und  dem 
Hradfchin,  hinfichtlich  der  Lehrzeit  diefeibcn  Grund- 
fatze,  und  zwar  auf  Grund  ihrer  von  den  böhmifchcn 
Königen  ertheilten  Privilegien  beobachteten. 

Das  erwähnte,  wie  die  übrigen  hier  benützten 
Quellen  bohmifch  abgefafste  Uebereinkommen  lautet 
in  deutfcher  Uebertragung: 

_lm  Jahre  anno  MCCCCLXXXIX  am  Sonntage 
nach  ApoUonia  wurde  zwifchen  den  Meiftern  und 
Gefellen  des  Steinmetzgewerkes  nach  beiderfeitigcr 
Uebereinkunft  der  folgende  Vertrag  gefchloffen:  In 
Erwägung  der,  hiefiger  Stadt  höchft  fchadlichen  Wirren 
und  Zwiftigkeiten,  welche  feit  langer  Zeit  innerhalb 
der  Zunft,  und  zwar  hauptfächlich  in  Betreff  der  Lehr- 
zeit beftandcn  (denn  es  war  bei  den  böhmifchen 
Meiftern  gebräuchlich,  ihre  Lehrlinge  blofs  auf  zwei 
Jahre  aufzunehmen,  wodurch  Letztere  gefchädigt 
wurden),  find  beide  Seiten  zu  ihrem  beiderfeitigcn 
Vortheile  und  um  einer  befferen  Ordnung  willen  ein- 
müthig  dahin  übereingekommen,  dafs  die  bisherigen 
Unbilden  verziehen  und  vergeffen  fein  mögen,  und 
dafs  für  künftige  und  ewige  Zeiten  die  Meifter  ver- 
halten werden  follen,  ihre  Lehrlinge  auf  vier  Jahre  auf- 
zunehmen, damit  fie  nach  abgelaufener  Lehrzeit  in 
voller  Freiheit  wandern  könnten,  wohin  fie  immer  woll- 
ten. Und  der  Meifler,  welcher  diefe  Beftimmung  über- 
treten würde,  foU  von  Zunftvvegen  geflraft  werden  und 
fich  der  ihm  auferlegten  Bufse  ohne  Weigerung  unter- 
ziehen, der  Lehrling  aber,  welcher  der  neuen  Ordnung 
fich  nicht  unterwerfen  wollte,  foll  nirgends  gefördert 
werden.  Item  wurde  auch  befchloffen,  dafs  kein  Meifter 
zwei  oder  drei  Aufträge  übernehmen  dürfe,  bevor  er 
den  erflen  nicht  ausgeführt  hiitte.  —  Sie  überreichten 
(dem  Käthe)  den  Vertrag  und  baten  um  deffen  Kegi- 
ftrirung.  Und  dabei  wurden  fie  gefragt,  ob  man  in 
Prag  hinfichthch  der  Lehrjahre  dasfelbe  Verfahren 
beobachte.  Sie  entgegneten,  dafs  dem  fo  fei,  und  dafs 
die  Prager  darauf  königliche  Privilegien  befafsen.  — 
Der  Rath  gebot,  dies  zum  künftigen  Gedachtniffe  auf- 
zuzeichnen. Aclum  f.  4  in  capite  Jeiunii,  Translacionis 
(S.  Venceslai),  anno  quo  cedula." 

In  demfelben  Jahre  1489,  wurde  die  Leitung 
des  Baues  der  St.  Barbara  -  Kirche  dem  Magifter 
Matthäus  Rej/ek  von  Profsnitz,  einem  Mitgliede  der 
Altftädter  Steinmetzerzunft  in  Prag  anvertraut,  doch 
fand  diefe  Berufung  bei  den  Kuttenberger  Meiftern 
einen  hartnäckigen  Widcrftand,  indem  fie  entweder 
wirklich  fürchteten,  dafs  der  Autodidakt  einer  fo 
grofsen  Aufgabe  nicht  gewachfen  fein  würde,  oder 
weil  fie  dem  fremden  Meifter  eine  Arbeit,  welche  ein 
jahrelanges  ficheres  Hinkommen  verhiefs,  aus  Brodneid 
mifsgönnten.  Ihre  gegen  Rejfek  betriebenen  Ränke  find 
in  einem  in  den  Mittheilungen  der  k.  k.  Central-Com- 
miffion,  Jahrgang  1861,  Seite  107  abgedruckten  Docu- 
mente  ausführlich  dargeftellt. 

Rejfek  hatte  gegen  die  Kuttenberger  Meifter  zehn 
volle  Jahre  anzukämpfen.  Erft  als  er  1499  das  Gewölbe 
des  hohen  Chores  gefchloffen  hatte  und  diefes  am 
4.  November  1500  vom  Kuttenberger  Rathc  collaudirt 
worden  war,  bequemte  fich  die  Kuttenberger  Zunft  zu 
einem  Au.sgleiche.  Die  aus  diefem  Anlaffe  den  14.  De- 
cember  1500  auf  dem  Rathhaufe  ftattgcfundenc  Ver- 
handlung fchildert  der  damalige  Rathfchreiber  folgen- 
dermafsen: 


„Der  Steinmetzmeifter  Rejfek,  mit  Flinigen  von 
demfelben  Handwerke  in  Streitigkeiten  verwickelt,  liefs 
fämmtliche  Meifter,  Gefellen  und  Lehrlinge  fowohl  des 
Steinmetz-  als  des  Maurerhandwerkes  vorladen  undbe- 
fchuldigte  fie  vor  dem  Rathe,  fie  hatten  ihn  durch 
Schmähreden  befchimpft,  dafs  er  niinilich  kein  ordent- 
licher Meifter  fei,  keinen  Meifterbrief  befitze  und  dafs 
feinetwegen  Andere  in  Strafe  verfallen  feien.  Als 
die  Kuttenberger  folches  vernahmen,  legten  fie  Wider- 
fpruch  ein,  indem  derartige  Reden  von  Anderen  aus- 
gegangen wären.  Da  legte  Rcj/ck  eine  auf  Pergament 
gefchriebene  Originalurkunde  der  Herren  Prager  mit 
hangendem  Siegel,  und  eine  sioeite  Urkunde  viit  zxvei 
Siegeln  von  den  Stein)netzmeißern  beider  Prager  Städte 
vor,  des  Inhaltes,  da/s  Rej/ek  von  den  Prager  Mei/lern 
als  ein  ordentlicher  und  gelernter  Meißer  /ei  aufge- 
nommen worden;  und  was  feine  Gefellen  und  Lehrlinge 
beträfe,  fo  wären  fie  von  niemandem  irgendwie  zu 
behindern,  fondern  vielmehr  überall  zu  fordern.  —  Und 
das  Alles  wurde  feinen  Handu  erksgenoffen  vorgelefen, 
da  es  viele  von  ihnen  vorher  nicht  gehört  hatten.  Die 
Herren  Schöppenmeifter  und  übrigen  Herren  liefscn 
ihnen  durch  Herrn  Bartholomäus  von  Prächnan  eröffnen, 
fie  follten  das,  was  fie  da  gehört,  ihrem  Gedachtniffe  wohl 
einprägen  und  fernerhin  weder  Rejfek,  noch  feine 
Gefellen  oder  Lehrlinge  an  ihrer  Ehre  kränken.  Wer 
dawider  handeln  würde,  den  würden  dieHerren  unnach- 
fichtlich  ftrafen.  —  Darum  vertragt  Euch  mit  dem 
Meifter  Rejfek  und  feinen  Leuten.  —  Dann  verfuhnten 
\\e.  fich  vor  dem  Rathe  und  wurde  ihnen  von  den 
Herren  befohlen,  das  Gefchehene  einander  fürder  nicht 
mehr  nachzutragen.  —  Aftum  feria  2.  poft  LucieAnno 
Dni.  1500.  — " 

Der  Kuttenberger  Rath,  dem  Meifter  Rejfek  ftets 
gewogen,  fchlofs  mit  ihm  am  23.  September  1504  einen 
wiederholten  Vertrag  bezüglich  des  Ausbaues  der 
St.  Barbara-Kirche  ab.  Dcmgemäfs  wurde  Rejfek  als 
Meifter  des  Baues  fin-  die  Folgezeit  beftiitigt  gegen 
ein  wöchentliches  Staus  von  einem  halben  Schock 
Grofchen.  Sollte  die  Ergiebigkeit  der  Bergwerke  fich 
derartig  vermindern,  dafs  der  fernere  Bau  eingellcllt 
werden  müfste,  fo  hätte  Rejfek  gegen  den  Rath  keine 
weiteren  Anfprüche  zu  erheben;  hingegen  foUte  bei 
eventueller  Erneuerung  der  Bauthätigkeit  kein  anderer 
Meifter  als  Rejfek  angcftellt  werden. 

Rejfek  leitete  den  Bau  nur  noch  bis  Ende  Februar 
1506,  um  welche  Zeit  die  iVrbeiten  eingeftcUt  wurden; 
und  bald  darauf,  am  i.  Juli,  ftarb  der  geniale  Meifter. 

Die  wohl  nur  in  Folge  von  Rejfek's  Krankheit  und 
Ableben  eingetretene Paufe  benützte  dcrKuttenbcrgcr 
Rath  zum  fleifsigen  Sammeln  von  Geldmitteln.  Auch 
ruhte  die  Arbeit  in  der  Bauhütte  keineswegs  ganz,  viel- 
mehr wurde,  wahrfchcinlich  nach  den  von  Rejfek  hinter- 
laffenen  Schablonen,  fortgearbeitet,  wie  die  Rechnungs- 
ausweife aus  den  Jahren  1507  — 1510  klar  beweifen. 

Erft  1512  gelang  es,  in  Meifter  Penedi^  v.  Laun 
einen  nicht  minder  ausgezeichneten  Leiter  des  Baues 
der  St.  Barbara-Kirche  zu  gewinnen,  als  fein  Vorgänger 
gewefen.  Am  14.  ^\pril  des  erwähnten  Jahres  kam 
zwifchen  dem  Rathe  und  Meifter  Benedi6l  der  nach- 
ftehende  Vertrag  zu  Stande: 

„Es  ift  in  Gegenwart  mehrerer  Rathsherren  und 
Stadtälteften  mitMefftcr  Benedifl,  Steinmetz  aus  Prag, 
betreffs  des  Baues  der  St.  Barbara-Kirche  folgender 


xcv 


Vertrag  abgcfchloffen  worden:  Sobald  er  das  Werk  in 
Angriff  genommen  haben  wird,  ill  ihm  wochenthcli  ein 
halbes  Scliock  Grofchenaus/.u/.ahlen,  und  feinem  l'olirer, 
der  tiichtig  in  feinem  Fache  fein  mufs,  24  Grofchen,  fo 
wie  es  in  Prag  üblich.  Und  auch  tiichtige  Gefeilen  foU 
er  aufnehmen,  zu  3  Grofchen  täglich,  und  ein  Feiertag 
in  der  Woche  foU  ihnen  nicht  abgerechnet,  fondern 
voll  ausgezahlt  werden  ;  doch  vom  Tage  Galli  bis  Petri 
Stuhlfeier  follen  fie  blofs  2\^  Grofchen  erhalten.  Dei/i 
Meißer  iß  ein  Röfslein  und  die  Koß  zu  be/chaffen,  fo 
oft  er  in  die  Stadt  kommen  würde.  —  A61.  f.  4  die  Ti- 
burcii.  Anno  1512." 

Der  letztere  Punkt  des  Vertrages  beweilT: ,  dafs 
der  Meifter  in  Kuttenberg  keinen  feilen  Wohnfitz  hatte, 
fondern  zwifchen  diefer  Stadt  und  feinem  Geburtsorte 
Laun,  wo  er  feit  1510  den  Bau  der  Decanal-Kirche 
leitete,  hin  und  her  reifte. 

Der  Name  Meifter  Benedift's  kommt  in  den  Bau- 
rechnungen zuletzt  Anfangs  Januar  1523  vor,  von  da 
an  wiederhohlt  fich  flets  nur  der  Polten:  „dem  Meifter 
ein  halbes  Schock''.  Es  ift  daher  fchwer,  genau  zu 
bellimmen,  wann  Benedi6l  feine  Thatigkeit  bei  der 
St.  Barbara-Kirche  einftellte  und  ob  der  fiebzigjahrige 
Greis  vielleicht  auch  nach  dem  Jahre  1523  zeitweilig 
nach  Kuttenberg  herüberkam.  Von  dem  Jahre  1524  an 
war  die  Leiltung  von  freiwilligen  Beiträgen  zum 
Kirchenbaue  in  auffallender  Abnahme  begriffen  und 
auch  die  Zahl  der  Gefellen,  deren  Benedift  zu  Zeiten 
bis  30  befchäftigte,  finkt  in  den  nächften  Jahren  auf 
5 — 3  herab,  wefshalb  angenommen  werden  kann,  dafs 
der  betagte  Meifter  nach  Zurücklaffung  der  für  die 
nächfte  Zeit  nothwendigen  Bauriffe  und  Modelle  im 
Verlaufe  des  Jahres  1523  in  Laun  fich  bleibend  nieder- 
liefs,  wo  er  auch  1531  ftarb. 

In  den  Baurechnungen  ftofsen  wir  bald  nach  Meifter 
Benedifl's  Abgange  auf  eine  empfindliche,  die  Jahre 
1529  — 1545  umfaffende  Lücke,  die  wohl  nur  in  der  zu- 
falligen Vernichtung  der  betreffenden  Hefte  des  Bau- 
fchreibers  ihren  Grund  haben  mag  lüft  1545  tritt  ein  neuer 
Bauleiter  auf,  nämlich  „Meifter  Nikolaus  der  Polirer" 
(„mistr  Mikulas  parier",  auch  blofs  „Mikuläs  parlef-" 
genannt).  Zu  jener  Zeit  eilte  der  Bau  feinem  provi- 
forifchen  Abfchluffe  zu;  es  galt  nur  noch  die  letzten 
Gewulbefelder  und  die  weftliche  Schlufsmauer  auszu- 
bauen, fo  dafs  bald  darauf,  in  derletzten  Üfloberwoche 
des  Jahres  1548,  der  Baufchreiber  den  zur  Verherr- 
lichung der  gewichtigen  Thatfache  lateinifch  abge- 
fafsten  Satz  niederfchreiben  konnte:  ^Hie  fornices  et 
teßudines  ad  umbiliciiDi  (tä  aiitiil)  perfeßi  sunt  iis  die- 
bus^',  d.  i. :  Diefer  Tage  wurden  die  Gurte  und  Ge- 
wölbe bis  zum  Schlufsftein  fertig  gemacht. 

Auf  diefe  Stelle  gründete  Korinek  feine  Behaup- 
tung: „Bis  zum  Jahre  1548  wurde  der  Bau  langfam 
fortgeführt,  bis  das  Gebäude  zu  der  Geftalt  gedieh, 
in  welcher  wir  es  noch  heutigen  Tages  fehen".  Und 
feitdcm  gilt  das  Jahr  1548  als  das  die  Vollendung  des 
Baues  bezeichnende  Datum.  Die  Kirche  war  nun  frei- 
lich aufserlich  fertig,  doch  blieb  noch  /\rbeit  für  viele 
Jahre  iibrig;  viele  Fenfter  waren  zu  verfetzen  und  zu 
verglafen,dergrofseürgel-Chorunddiezu  ihm  führende 


geräumige  Schneckcnfticge  zu  bauen,  die  Tüncher- 
und Malerarbeit  zu  Ende  zu  bringen  u.  a.  m.,  worüber 
noch  die  nachftehenden  Notizen  folgen  mögen. 

Kurz  vor  der  Verfetzungdes  letzten Schlufsfteines, 
in  der  12.  Woche  nach  Pfingften  1548,  wurde  Meifter 
Nicolaus  — wahrfcheinlich  wegen  Nachläffigkeit,  wie  aus 
einer  fpäteren  Aufzeichnung  erhellt,  entlaffen  und  die 
Vollendung  des  Baues  dem  Meifter  Johann  Vlacli 
(wörtlich  der  ,,Walfche",  vielleicht  ein  Italiener)  über- 
tragen, der  auch  die  Tünchung  und  eine  einfache  Poly- 
chromirung  der  Kirche  übernahm.  Er  wurde  mit  feiner 
Arbeit  im  November  1548  fertig  und  von  da  an  gab  es 
zu  wiederholten  Malen  keine  einheitliche  Leitung, 
fondern  beftimmte  Arbeiten  wurden  an  einzelne 
Künftlcr  und  Handwerker  auf  feftgefetzte  Termine 
vergeben. 

Erft  1552  taucht  Meifter  Nicolaus  wieder  als  Bau- 
leiter auf,  doch  bald  darauf  wurde  er  „wegen  Unfleifses 
und  Nachläffigkeit"  wiederum  entlaffen;  fpäter,  1554  bis 
1558,  finden  wir  ihn  noch  einmal  beim  Baue  bis  zur 
Vollendung  der  letzten  Maurer-  und  Steinmetzarbeiten 
befchäftigt. 

Die  Verfetzung  der  noch  übrigen  Fenfter  über- 
nahmen verfchiedene  Steinmetzen,  von  denen  Meifter 
Peter,  Georg  Poläk  („der  Pole")  und  Vitek  (Veit) 
namentlich  angeführt  werden;  die  Verglafung  (mit 
gewöhnlichen  runden  oder  fechseckigen  Scheiben  aus 
weifsem  Glafe)  beforgte  der  Glafer  Namens  Johann 
Das  letzte  Fenfter  wurde  1554  vollendet. 

Im  Jahre  1555  wurde  die  Grundaushebung  für  den 
Orgel-Ciior  in  Angriff  genommen  und  der  Chor  noch 
in  demfelben  Jahre  vollendet.  Der  Bau  der  zum  Chore 
führenden  Schneckenftiege,  die  letzte  Maurer-  und 
Steinmetzarbeit,  wurde  1557 — 1558  ausgeführt. 

Im  Jahre  1559  wurde  das  kaiferliche  Wappen  (in 
Stein  ausgeführt,  polychromirt  und  vergoldet),  wahr- 
fcheinlich über  dem  Portale  der  Nordfeitc  angebracht. 

Die  fteinerne  Kanzel  mit  den  Bruftbildern  der  vier 
PIvangeliften  ift  das  Werk  eines  Steinmetzen  Namens 
Leipolt,  und  ftammt  aus  dem  Jahre  1560.  Erft  1665  liefs 
Margarethe  Kamberskä,  geborene  Dobfenskä  von 
Dobi^enic,  an  dem  fteinernen  Corpus  der  Kanzel  einen 
im  Barockftyl  gehaltenen  hölzernen  Mantel  und  Schall- 
deckel anbringen. 

1560  und  1561  wurden  die  Capellen  und  der  Chor- 
Umgang  getüncht,  1562  die  Aufsenfeite  der  Kirche  an 
den  entfprechenden  Stellen  mit  Mörtel  überzogen.  In 
dem  letzteren  Jahreftellte  ein MalerNamensy«;/!«««  das 
kaiferliclie  und  das  Stadtwappen  über  dem  Orgel-Chore 
her  und  malte  die  Familienwappen  der  Münzbeamten 
Matthias  Lidl  v.  Myslov  und  Ludwig  Karl  v.  Räfua 
unter  demfelben  Chore,  welche  1878  unter  dem  fpäteren 
Murtelanwurfe  entdeckt  und  reftaurirt  wurden.  Hiemil 
wurde  auch  die  decorative  Ausfchmückung  der  Kirche 
im  Wefenthchen  vollendet.  Im  Jahre  1564  finden  wir 
noch  die  Auslagen  für  eine  neue  Blecheindeckung  der 
damals  noch  beftehenden  drei  Giebclkuppeln  ver- 
zeichnet; die  letzten  Rechnungsausweife  (aus  dem 
Jahre  1565)  betreffen  die  Anfchaffung  von  neuem 
Fenfterglafe  für  die  Capelle  der  Munzer-Genoffenfchafl. 


XCVI 


Ueber  das  ftändifche  Archiv  in  Laibach. 


Von   P.  SkobieUki. 


•**i|'M  Jahre  1S77  wurde  der  abfolvirtc  Frcquciitant 
lies  hidorifchen  Seminars  der  Wiener  Uni\er- 

fitat,   1'.    Skobielski  nach   Laibach    cntfendet, 

um  das  dortige  Landes-  und  ftändifche  Archiv  einer 
vorläufig  ordnenden  Durchficht  zu  unterziehen  und 
darüber  an  die  Central-Commiffion  einen  eingehenden 
Bericht  zu  erftatten.  Skobielski  hat  fich  diefer  Aufgabe 
unterzogen  und  Dank  der  zuvorkommenden  Bereitwil- 
ligen des  krainerifchen  Landcsausfchuffes,  deffen 
Wunfche  mit  diefer  Entfendung  ebenfalls  entfprochen 
wurde,  ine  eingehend  informative  Durchficht  der 
Archivalien  durchgeführt.  Aus  dem  der  Ccntral- 
Commiffi  '.:i  erftatteten Berichte  erfchcinen  einige  u.zw. 
die  nachfolgenden  Stellen  für  die  Veröffentlichung 
wünfchenswerth,  insbefondere  jene  über  evangeli/che 
Rcligioiis-  Sachen. 

Das  hier  zufammengefafste,  trotz  der  erheblichen 
Lücken, die  fich  in  den  einzelnen  Abfchnitten  zeigen, 
gegenwartig  dennoch  ziemlich  umfangreiche  Aften- 
Materiai,  gehört  unftreitig  zu  dem  intereffantcften  und 
fowohl  für  den  Landcs-Hiftorikcr,  als  auch  für  den  Bear- 
beiter der  allgemeinen  Gefchichte  des  16. und  17.  Jahr- 
hunderts werthvolUten  Quellen -Material  des  ganzen 
Landes-Archivs. 

Die  hier  vorkommenden  A6len  zerfallen  in; 
a)  A6len,  welche  evangelifche  Religionsfachen  aus- 
fchliefslich  betreffen  und  b)  A6ten,  die  auchpolitifcher 
Natur  find,  als:  Landtagshandlungen  und  Befchwerden 
in  Religionsfachen,  überhaupt  evangelifche  Religions- 
a6len,  welchedie  Lanclfchaftim  engeren  Sinneberühren. 

a)  Evangelifche  Religionsfachen.  Diefe  Gruppe 
enthalt  Aclen  über  J'rii/ius  Trüber,  feine  Thatigkeit  in 
Württemberg,  deffen  Berufung  aus  Kempten  nach 
Krain.  fein  Verweilen  und  feine  Thatigkeit  in  Krain. 
Aufforderung  an  Primus  Trüber  das  Land  zu  verlaffen, 
im  Jahre  1561.  Befehle  andenBifchof  von  Laibach  wegen 
l'rimusTruber.  Kaiferlicher Befehl  an  Primus  Trubervor 
dem  Bifchof  in  Laibach  zu  erfcheinen.  Intpiifition 
Trubcr's  durch  den  Bifchof  von  Laibach.  Befehl  an 
den  Vicedom  von  Krain,  den  Primus  Trüber  mit  et- 
lichen Prädicanten  einzukerkern.  Einzelne  lofe  Stücke, 
den  Primus  Trüber,  Felician  Trüber  und  andere 
Priidicanten  betreffend.  Correfpondenzen  an  die  Land- 
fchaft  in  Steier  wegen  diefer.  Briefwcchfel  des  Primus, 
Correfpondenzen  des  Chriftoph  Herzog  von  Wiirttcni- 
berg  mit  dem  Landes-Hauptmann  von  Krain  und 
umgekehrt.  Truber's  Abfchaffung  aus  Krain  durch 
den  Erzherzog  Karl  im  Jahre  1565.  Correfpondenzen 
mit  Primus  Trüber  und  Andreas  Zarinic.  Aften, 
die  Thatigkeit  des  Primus  Trüber  im  Allgemeinen 
betreffend. 

Acten,  die  Beflellung  und  Abkündigung  des  Prii- 
dicanten Kafpar  Me lif ander  betreffend,  vom  Jahre  1567 
und  15^38.  Ausfehreibung  eines  Priidicanten  und  des 
Chriftoph  Spindler  Promovirung  im  Jahre  1569.  Evan- 
gelifche Predigten  im  Jahre  1583  von  dem  Prediger 
David  Tommers  gehalten.  A6len,  den  Felician  Trüber 


betreffend.  Bittfchriften  der  lutherifchen  Priidicanten 
an  die  Landfchaft  in  Krain  in  verfchiedenen  Ange- 
legenheiten. Evangelifche  Priidicanten  in  Möttling  und 
Idria  betreffende  Aflen.  lün  Entfchuldigungsfchreiben 
des  Andreas  Bundiz  an  den  Erzherzog  Karl,  wegen 
Ufurpirung  der  geiftlichen  Güter  und  Begünftigung 
des  Proteftantismus.  Zufammenhangslofe,  die  Prediger 
und  die  Reformation  betreffende  Affen  aus  der  zweiten 
Hälfte  des  16.  Jahrhunderts.  Sebaftian  Semic  und  deffen 
Abfall  von  der  katholifchen  Religion  betreffende  A6len. 
Procefs  des  JeremiasHamberger,  Priidicanten  zuGriitz, 
wegen  Läflerung  über  die  FrohnJeichnamsproceffion, 
vom  Jahre  1580.  A6len,  welche  die  Prädicanten-An- 
ftellung,  Dotation,  Transferirung  und  ihre  Priidicanten- 
pflichten  betreffen,  vom  Jahre  1568  — 1590.  Paffeports 
für  auswandernde  Protefianten  aus  den  Jahren  1575, 
1576  &  1578.  Ausweifung  des  Vincentius  Angrebar 
aus  Krain,  1589. 

Evangelifclie  Scliulangclegeuliciten,  Schulordnun- 
gen, wendifche  Bibelübcrfetzung  betreffende  Aflen  aus 
dem  16.  Jahrhundert,  bis  zum  Anfang  des  17.  Jahr- 
hunderts. Verbote  des  evangclifchen  Gottesdienftes 
für  Städte  und  Märkte  in  Krain.  Decrete  über  Aus- 
weifung der  Prädicanten  aus  allen  Erbländern  vom 
Jahre  1601.  Evangelifche  Stipendien  und  Stipendiffen 
betreffende  Aften.  Stücke  über  den  Stipentliften  Georg 
Dalmatin  zu  Tübingen  vom  Jahre  1569.  Herzog  Lud- 
wigs Bewilligung  ftatt  Georg  Dalmatin,  das  Stipen- 
dium einem  anderen  krainerifchen  Studenten  zu  ver- 
leihen, und  zwar  dem  Blafius  Budina  vom  Jahre  1572. 
Tiferia'fches  Stipendium  zu  Tübingen  für  zwei  krainc- 
rifche  Studenten  vom  Jahre  1570.  Rathfchlag  zur  Unter- 
haltung dreier  Stipendien  auf  den  Univerfitiiten  zu 
Heidelberg,  Tübingen  und  Strafsburg  mit  jährlichen 
150  tl.  vom  Jahre  1582.  Gefuche  um  Stipendien  aus 
dem  Ende  des  16.  Jahrhunderts.  Evangelifche  Kirchen- 
utid  Schulordnungen  vom  Jahre  1578 — 1579-  Nicodetitus 
Frifchlin'?,  Schulordnung  und  Protokolle  darüber  vom 
Jahre  1583.  Polycarp  Leifas  .Schul-Rcftorat  nach  dem 
Austritte  des  Nicodemus  P'rifchlin  vom  Jahre  1584. 
Zeugniffe  von  verfchiedenen  Stiftungen  auf  fremilcn 
Univerfitäten  aus  dem  Ende  des  16.  Jahrhunderts, 
refpe6live  vom  Jahre  1590  bis  1595.  Verzeichniffe  evan- 
gclifcherBücher  und  .Schenkungen  an  die  laiulfchaft- 
liche  Schule,  der  Bibliothek  von  Adam  Bohoric 
aus  den  Jahren  1595  —  1597.  Unterftützungen  des  Bo- 
horic und  anderer  Schulfupplicanten  feitens  der  Land- 
ftände  aus  den  Jahren  1597 — 1600.  Schul-,  Kiichen- 
und  allerlei  evangelifche  Religionsfachen  im  Allge- 
meinen vom  Jahre  1591 — 1623.  Aften,  die  Bibelübcr- 
fetzung ins  Slavifche  betreffend.  Aden,  den  flavifchcn 
Bibeldruck  in  Deutfcliland  betreffend,  vom  Jahre  1560 
bis  1564  Verdolmctfchung  und  Bekanntmachung  der 
gedruckten  Kirchenordnung  von  Primus  Trüber  aus 
dem  Jahre  1564.  Präfentirung  der  vindifchen  Bibel  dem 
Churfürften  zu  Sachfen  und  dem  Herzog  zu  Winttem- 
berg  durchGeorgDalmatin   und  Adam  Bohoric.  Trüber 


XCVII 


und  (He  Bibel  betreffende  Aflcn,  folche  den  vindifclien 
Hibckliuck  betreffend,  \om  Jahre  1578 — 1581.  Relationen 
und  Befcheide  über  den  vindifclien  Bibeldruck  vom 
Jahre  1582  —  1584  Berichte  Spindler's  und  Nicodemus 
Frifchlin's  wegen  der  flavifchen  Bibel.  Confiscationi584. 
Verbot  nichfifcher  Bücher  und  Befehl  diefelbcn  abzu- 
liefern. Schreiben  von  der  theologifchen  Facultat  zu 
Wittenberg  an  die  StJmde  von  Krain  aug.sburgifcher 
Confeffion,  den  vindifclien  Bibeldruck  betreffend,  vom 
Jahre  1584.  A6ten  nach  Vollendung  des  Bibeldruckes, 
Abgabe  von  Exemplaren  und  allerhand  darin  ein- 
fchlagende  Rechnungen  \'om  Jahre  1584.  Ueberfetzung 
der   llauspoflille  vom  Jahre  1597  u.  d.g. 

b)  Landtagsabhandlungen  und  Befchwerden  inRe- 
ligionsfachen,  überhaupt  evangelifche  Religions-A6len, 
welche   die   Landfchaft  im    engeren    Sinne    berühren : 

Gravamina  der  proteflantifchen  Stände  wegen 
Religions-Proturbation  vom  Jahre  1562.  Landfchaftliclie 
Handlung  in  Religions-Angelegenheiten  zu  Wien  in 
üellerreich  vom  Jahre  1565  Inftruclionen  für  Landtags- 
verordnete zu  diefem  Landtage.  Befchwerde  wegen 
der  vom  Erzherzog  Karl  anbefohlenen  Ausweifung  des 
Primus  Trüber,  wegenVerbotes  feiner  in  Druck  gege- 
benen Kirchenordnung  etc.  —  Copien  und  Abfchriftcn 
diefer  durch  landfchaitliche  Gefandtc  zu  Wien  abge- 
haltenen Handlung  in  Religions-Angelegenheiten. 

Erlaffe  an  die  Oberften  in  Kroatien,  wegen  Prädi- 
canten-Wegfchaffung.  Aflen,  die  Abfchaffung  des  Prä- 
dicanten  Hans  Karfchen  betreffend.  Forderung  des 
Bifchofs  von  Laibach,  dafs  die  Pradicanten  und  Schul- 
lehrer bei  St.  Peter  abgefchafft  werden  follen,  1571. 
Religions-Befchwerden  der  Städte  Krainburg  undRatt- 
mansdorf.  Die  Bürgerfchaft  der  Stadt  Stein  betreffende 
Religionsfachen,  Pradicanten -Beftellung,  Verordnung 
über  die  Abfchaffung  der  Pradicanten  zu  Gurkfeld  vom 
Jahre  1572 — 1587.  Die  Stadt  Wippach  betreffende 
Religionsfachen  vom  Jahre  1598.  Religions-Befchwerden 
der  Möttlinger.  Erzherzog  Karls  Rcfolution  in  Religions- 
Angelegenheiten  vom  Jahre  1574.  Landes-Religions- 
angelegenheiten  aus  dem  Jahre  1575.  Abfchriften  der 
Religions-Befchwerden  an  den  Reichstag  zu  Augs- 
burg durch  die  Krainer  Abgefandten  vorgebracht 
vom  Jahre  1582.  L^eberreichung  der  Landtags-Be- 
fchwerden  in  Religions-Angelegenheiten  an  Erzherzog 
Karl  und  F"erdinand.  Religionsbefchwerde-Artikel  vom 
Jahre  1578.  Tyrolifche  Landtagshandlung  der  Geifllich- 
keit  halber  und  in  Religions-Angelegenheiten.  Kraine- 
rifche  Religions-Particularien.  Haupt-  und  Privat-Be- 
fchwerden  wegen  Abfchaffung  der  lutherifchen  Pradi- 
canten, Kirchen-  und  Schuldiener,  fowie  wegen  Ver- 
folgung der  lutherifchen  Unterthanen  vom  Jahre  1598. 
Verhandlungen  der  drei  Länder  Steier,  Kärnthen  und 
Krain  und  ihre  Religions- Gravamina  (insbcfondere 
Steiermark  betreffend)  wegen  Zerftörung  verfchie- 
dener  lutherifcher  Pfarrkirchen  in  Steiermark.  Felician 
Trubcr's  Supplik,  Rathfchlag  des  Primus  Trüber;  Re- 
plik der  Landfchaften  Steiermark,  Kärnthen  und  Krain 
augsburgifcher  Confeffion  über  die  im  Monate  April 
1599  gefchöpfte  Refolution  in  Religions-Angelegen- 
heiten. Religions-Befchwerden  und  darüber  erlaffene 
Refolutionen  vom  Jahre  1592  — 1600.  Gravamina  der 
katholifchen  .Stande  wider  die  Bekenner  der  augsbur- 
gifchen  Confeffion,  dem  Kaifer  Ferdinand  II.  im  Jahre 
1619  vorgebracht. 


Brixnerifchc  Handlung  in  Religionsfachen;  Aflen 
über  die  Religions- Verimderung  dafelbff  zu  Veldes 
fammt  dem,  was  defswegen  von  der  fürftlichen  Durch- 
laucht und  der  löblichen  Landfchaft  in  diefer  Sache 
erfolgte.  Dabei  die  Schriften  der  Cominiffarien  und 
der  löblichen  Landfchaft  über  die  bei  der  Ilerrfchaft 
Veldes  vorgekommenen  Tumulte. 

Die  Freifingifclic  Handlung  in  Religions- Ange- 
legenheiten vom  Jahre  1577 — 1590.  Der  Freifingifchen 
Rathe  und  Commiffarien  Handlungen  zu  Laack  in  Ver- 
imderung der  Religionsfachen  dafelbfl  fammt  dem  was 
defswegen  von  der  fürftlichen  Durchlaucht  und  der  löb- 
lichen Landfchaft  in  diefer  Sache  erfolgte.  Dabei  auch 
die  Schriften,  welche  die  durch  den  Pflegeverwalter 
zu  Laack  gewaltthätige  Aufserlandesfchaffung  des 
landfchaftlichen  Pradicanten  Peter  Kuplinik  vom  Jahre 
1598  betreffen,  fammt  zwei  abweislichen  landesfürff- 
lichen  Refolutionen.  Religions-Befchwerde  bei  der 
Herrfchaft  Vigaun  fammt  den  landesfürftlichen  Ver- 
ordnungen und  darüber  gethanen  Berichten  vom 
Jahre  1577  — 1590. 

Religions-Befchwerde  vom  Jahre  1594.  Landtags- 
antwort der  Landtags-Commiffarien  vom  Jahre  1599. 
Ein  Memorial  in  evangelifchen  Religionsfachen  feitens 
der  evangelifchen  Stände  in  Krain,  durch  den  Land- 
tags-Abgefandten  Dietrich  von  Auersperg  vorgetragen 
vom  Jahre  1610. 

Steierifche  Religions-Angelegenheiten  vom  Jahre 
1600.  Kärnthnerifche  Religions-Communication  vom 
Jahre  1601.  Zwiefpalt  der  kärnthnerifchcii  Stände, 
wegen  der  Confeffion  1611. 

Landtags  -  Erklärung  der  anwefenden  kraineri- 
fchen  Stände  auf  die,  durch  die  Landtags-Commiffarien 
Ferdinands  II.  vorgebrachte  Replik  1619.  Die  darauf 
folgende  Duplik  und  Triplik  feitens  der  Landtags- 
Commiffarien.  Die  auf  die  Triplik  erfolgte  Landtags- 
Erklärung.  Die  Quadruplik  der  Landtags-Commiffarien 
und  fchliefslich  das  darauf  erfolgte  landfchaftliche  Re- 
cepiffe.  Anmahnung  an  die  geheimen  Räthe,  wegen 
der  Landtags-Ratification,    dann  Landtags-Refolution 

—  überhaupt  Stücke,  den  Landtag  vom  Jahre  1619 
betreffend.  Landtags-Propofition  vom  Jahre  1620,  land- 
fchaftliche Antwort  und  Erklärung  auf  diefePropofition 

—  dann  Duplik,  Triplik,  überhaupt  Aften  auf  den 
Landtag  vom  Jahre  1620  bezüglich. 

Abfchrift  der,  durch  Abgefandte  dem  Kaifer 
Rudolph  II.  übergebenen,  von  den  Landleuten  augs- 
burgifcher Confeffion  in  den  drei  Landfchaften  Steier, 
Kärnthen  und  Krain  verfafsten  Befchwerde,  unbekann- 
ten Datums.  Einige  Stücke  in  Religions-Angelegen- 
heiten aus  den  Jahren  1630,  1634  und  1642.  Landtags- 
Handlungen  in  Religions- Angelegenheiten  zu  Hagenau. 
Dabei  der  gefchöpfte  Interims-Abfchied  Seiner  könig- 
lichen Majeftät.  Landtags-Abfchied  von  Hagenau.  Die 
Dienftentlaffung  der  nichtkatholifchen  Officiere,  Procu- 
ratoren  und  anderer  Beamten  und  ihre  Aufserlandes- 
fchaffung betreffende  A6len,  aus  dem  Anfang  des 
17.  Jahrhunderts.  Schriften  der  wegen  Religion  abge- 
fchafften  neuen  Landleute,  defsgleichen  auch  die,  aus 
diefem  Grunde  erfloffenen  landesfürftlichen  Refolu- 
tionen aus  dem  Jahre  1607.  Evangelifche  Religions- 
fachen aus  der  erffen  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts.  Druck 
der  Gegen-Reformation.  Auswanderung  der  Proteftan- 
ten.  InterceffionenderLandftände  für  die  Bandifirten. 


XCVIII 


Scharfe  \'cr\vcifc  vom  Erzlicrzotj  Karl  u.  .  w.  Einige 
Stücke,  die  fich  auf  die  Beleidigung  der  Lanftande 
durch  den  Bifchof  Urban  in  feiner  zu  Krainburg 
gehaltenen  Predigt  beziehen.  Die  Landfchaft  in  Krain 
lehnt  ab  die  Dedication  eines  Büchleins  von  Samuel 
Huber  im  Jahre  1591.  Befchwerden  der  Landftande 
über  die  Einkerkerung  des  Stubenberg  und  Gallers 
zu   Bononien  etc. 

Acit-n  über  verfchiedcne  Kriegshandlungcn.  Ver- 
fchiedene  Correfpondenzen  aus  dem  Jahre  1530,  vor- 
züglich mit  dem  Feldhauptmann  Katziauer,  den 
Türkenkrieg  in  Ungarn  betreffend  (Alles durchgehends 
deutfche  Stücke);  defsglcichenCorrefpondenz  aus  dem 
Jahre  1531  (fall  durchgehends  in  lateinifcher  Sprache), 
Correfpondenz-Copien,  als  Libell  gebunden  \om  Jahre 
1533.  Kriegshandlungen,  die  Granze  betreffend,  Ver- 
proviantirung  und  andere  Lieferungen,  überhaupt 
Correspondenzen,  den  Türkenkrieg  betreffend.  Kriegs- 
handlungen (4  Stücke),  aus  dem  Jahre  1537.  Ein  Patent 
wegen  Mufterung  der  gerüfteten  Pferde.  Ein  Patent 
wegen  erfolgten  Türkeneinfalls  in  die  Graffchaft  Gott- 
fchee.  Copie  eines  Berichtes  über  Granz-Angelegcn- 
heiten.  LandesfürlUiches  Patent,  dafs  man  fich  bei  et- 
waigen Türkeneinfällen  in  die  FeRungen  und  feften 
Schloffer  mit  Hab  und  Gut  flüchten  folle.  Ein  General- 


Erlafs  wegen  Aulrichtung  der  Landesrüfliuig  in  Krain- 
Ein  Mandat,  dafs  in  Pfarreien  und  X'icarien  die  Geill- 
lichen  Gebete  halten  und  öffentliche  Bufsübungen  ein- 
fuhren follen,  fanimt  einer  ICrmahnung  des  Beitrages 
für  ilie  neuen  Fortificationen  der  Stadt  Wien.  Kriegs- 
fachen  aus  den  Jahren  1540  und  1541,  betreffend 
das  Mannfchaftsaufgebot,  die  Kundfchaften,  die  Be- 
zahlung des  Kriegsvolkes  etc.  Kriegsfachen  das  Jahr 
1543  betreffend,  darunter  die  Berichte  und  A6len 
über  den  Zug  Soiivian  IL  nach  Ungarn.  Die  Bela- 
gerung Wiens  und  der  Tiirkeneinfall  in  Krain  vom 
Jahre  1539.  Türkcnkundfchaften  vom  Jahre  1551 — 1597. 
Kriegsfachen  vom  Jahre  1544,  die  Granze  gegen  die 
Türken  betreffend.  Dann  kommt  noch  eine  Sammlung 
aus  dem  Jahre  1546.  Von  vielen  Jahren  der  Kriegs- 
handlungen find  nur  einzelne  Stücke  vorhanden,  nur 
die  Jahre  1528,  1530,  1531  und  1533  bilden  grofserc 
Gruppen. 

Intereffant  ift  auch  derP'ascikcl  enthaltend  Tiirken 
und  anderer  Feinde  {^imdXicXxc  Einfalle.  Die  Belagerung 
von  Bihatfch,  Siffcg,  Ofen,  und  Petrinias  Entfatz;  dann 
zum  Feldzug  Solimans  nach  Ungarn.  Die  berühmte 
Belagerung  von  Szigcth,  Alles  Aften  vom  Jahre  1526 
bis  1622 


Zur  Gefchichte  der  Schatz-,  Kunft-  und  Rüftkammer  in  der 

k.  k.  Burg  zu  Grätz. 


Von   Jofeph  WaflUr. 
VII. 


^^VmU.M  Schluffe  dürfte  das  Verzeichnifs  der  von 
iF7i(WQ  Maria  Therefia  nachträglich  noch  ausgewahl- 
I-'  "3l  ten  Gegenflände  von  Intcreffe  fein.  Es  zeigt 
wie  die  grofse  Kaiferin,  vielleicht  um  den  bereits  mit 
dem  Reft:  Befchcnkten  durch  Entziehung  von  Koft- 
barkeiten  nicht  wehe  zu  thun,  fich  in  der  Auswahl 
lediglich  auf  Gefchirr,  befonders  von  fchwarzem  Glas 
und  einige  Curiofa  befchränkte.  Dicfc  Spccification 
lautet: 

Spccification  IV. 

Deren  jenigen  Sachen,  welche  die  allerhöchflen 
und  Il<ichfl:en  Kayferl.  Königl.  llcrrfchafften  bey  der 
Anwefenheit  zu  Gratz  den  8.  July  1765  in  der  Kunfl- 
Kammer  felbften  allermildeft  auszufuchcn  und  nacher 
Wicnn  zu  überfenden  allergnädigft  anzubefehlen  geruht 
haben. 

Äljs  an  Sckwarzen  Gefcliier. 
4  Runde  Tieffe  Schifsln,  2  Runde  Leichter  fammt 
Auffatzeln,  10  Tatzen  oder  Soutceoupen,  3  ovale  Cara- 
vindln  mitDeckln,  2  fünf  Eckicht  ausgebogene  Schwim- 
mer, 9  runde  Becher  mit  Deckeln,  2  ovale  ausge- 
bogene Schwimmer. 

An  anderen  Gefchier. 
I  Weiffes  Blumen  Kriegl  mit  aufgedruckten  Figu- 
ren mit  einer  Handhabe  von  der  Materie  wie  die  Seng- 


fer  Flafchen,  1  grünes  und  vergoldlcs  Indianifches 
Thee  Kändl,  3  Gkifcrne  vergodte  Blau  und  Grünlichte 
Indianifche  Pfaiidln 

Ati  anderen  Sachen. 

I  Befonders  gewachfenes  Hirfchgeweyh  auf  eine 
runde  Scheibe  gefchrauft,  2  Stück  befonders  gewach- 
fene  Hirfch  -  Geweyh  wie  Artitfchoggen  gellaltet, 
I  Schrauf  Stock  zum  Dratt  ziehen,  i  ovales  Indiani- 
fches Trüchl  oben  mit  zwey  vergoldeten  Figuren, 
1  Groblichtes  Indianifches  Rohr  mit  F.lffenbein  einge- 
fafst,  2  Lange  Braune  runde  Stäbe  von  Indianifchon 
Holz,  I  oblanglicht  vier  Eggichtes  Trüchlcin  von  India- 
nifchen  Holz  mit  Elfen  Bein  ausgelegt,  i  Klein  vier 
Eggichtes  Bild  einen  Türken  vorflellend,  i  Mojis  Hünd- 
lein  auf  einen  roth  Sametenen  Bolfter  und  Eben- 
hölzernen PoflamentI,  i  Kazc  auf  einen  fchwarz  h'ben- 
hölzernen  Poltamentl,  8  Becher  von  Linden  Holz  fubtil 
wie  Pappier  gedräht,  wovon  einer  in  den  anderen 
gehet,  7  Eben  dergleichen  Becher  mit  gemahlenen 
Figuren,  i  Tatze  von  weifern  Gefchier  mit  dem  darauf 
gemahlten  eingebrandten  lüiglifchen  Grufs,  i  Der- 
gleichen Teller  mit  einen  Raif  und  darauf  gcmahlten 
Oeflerreichifch  und  Bayrifchen  Wappen  und  unten 
mit  unfer  Lieben  Frauen. 


XCIX 


Notizen. 


55.  (Di-r  Bronzefund  von  Jüinl^vcs.)  Jicincvcs  war 
uiilil  liit  Jahren  als  Fundort  priiliiflorifclicr  Bronze- 
y;cL;cnllande  bekannt,  doch  wurde  dafelbft  erfl:  in 
neucfter  Zeit  abermals  ein    gröfserer  F"und   gemacht. 

Ini  I  lerbde  des  vorigen  Jahres  wurde  auf  einem 
der  Schlofs-Capelle  von  Jicineves  gewidmeten  Felde 
etwas  tiefer  geackert,  da  bemerkte  man  an  der  Pflug- 
fchar  hiingeiid  drei  Ringe,  welche  jene  aus  der  Erde 
geriffen  hatte.  Aufmerkfam  gemacht,  liefs  man  noch 
tiefer  pflügen  und  auf  diefe  Weife  Icani  der  ganze  Fund 
an  das  Tageslicht. 

Es  waren  im  Ganzen  12  Palfläbe,  von  denen  aber 
zwei  fchon  im  Momente  des  Vergrabens  defeft  waren 
(das  hintere  Ende  ift  bei  beiden  abgebrochen),  dann 
II  Halsringe;  von  diefen  find  einige  gröfser,  roher  (von 
zehn  Stücken  fieben),  weit  geöffnet,  mit  plattgehiim- 
merten  zurückgebogenen  Enden,  '  die  übrigen  find 
feiner,  glatt,  die  Enden  find  zugefpitzt  und  nach 
aufsen  gerichtet;  an  jedem  von  den  letzteren  Ringen 
ficht  man  circa  50  Mm.  von  den  Spitzen  entfernt 
gebohrte  kleine  Oeffnungen.  Von  beiden  Arten  war  je 
ein  Ring  fchon  beim  Vergraben  zerbrochen.*  Schon 
vor  vier  Jahren  wurden  auf  diefem  Felde  3 — 4  Ringe, 
welche  angeblich  noch  gröfser  waren  als  die  jetzt 
gefundenen,  ausgepflügt.  Die  Stelle,  wo  die  Bronze- 
Gegenftande  gefunden  wurden,  befindet  fich  in  der 
Mitte  des  fchmalen  rechts  neben  dem  Fahrwege 
nach  Koftelec  liegenden  Feldes  (Tarcelle  130),  etwa 
150  Schritte  von  der  Strafse,  welche  von  Jici'n  nach 
Kopidlno  führt.  Die  Erde  ift  hier  wohl  etwas  dunkler 
gefärbt  als  auf  dem  übrigen  Felde,  doch  fand  fich  nir- 
gends der  kleinfte  Scherben  oder  fonfl  eine  Spur 
einer  Cultur-Schichte. 

Schneider. 

56.  I.  (Funde  am  Düretiberg  und  in  Hallein  IL) 
Unter  diefem  Titel  erfchien  im  XX.  Bande  der  Mit- 
theilungen der  Gefellfchaft  für  Salzburger  Landes- 
kunde pag.  91  eine  Fortfetzung  des  gleichnamigen 
Artikels  in  derfelben  Zeitfchrift  19.  Band,  von  welchem 
ein  Auszug  auch  in  diefen  Mittheilungen,  5.  Jahrgang, 
pag.  CLXVIII  veröffentlicht  wurde.  In  diefem  Auffatze 
war  ich  in  der  Lage,  durch  die  Auffindung  neuer 
Aftenfl^ücke  die  Provenienz  verfchiedener  Fundftücke 
genauer  zu  beflimmen  und  vor  allem  den  ftricten 
Erweis  zu  liefern,  dafs  bisher  kein  Bronse-  Werkzeug  im 
Inneren  des  Berges  gefunden  worden  ift.  Die  Lifte  der 
Funde  aus  dem  „Heidengebirge"  ift  folgende:  Mehrere 
Dutzend  hölzerner  Keltftiele,  meift  für  Kelte  mit 
Schaftlappen;  Holzfchaufcln,  kleine  löffelartige  Inftru- 
mente;  zwei  Ledertafchen;  eine  Mütze  aus  Ziegenfell; 
ein    Schuh  von  der  Form  der   Opanken,  Holzrohren ; 

'  Die  gröfseren  Ringe  gleichen  g.Hnz  jenen  6  Ringen,  welche  mit  anderen 
Bronzen  bei  Schönfeld  in  Pommern  unter  einem  grofsen  Steine  gefunden  wurden 
(.'\lbiim  der  Berliner  anthrop.  .^visftcUung  II.  Taf.  23).  Im  böhniifchcn  Nalional- 
Mufeum  lind  mit  beiden  Artet)  übereinftimmcndc  Kinge  aus  Sobonicc  vor- 
b.inden,  wo  diefelben  im  Jahre  1859  zugleich  mit  28  Palftäben  (im  (ianzcn  40 
Gcgenftande)  in  einem  grofscn,  irdenen  Gefäfse  gefunden  wurden.  (Pamätky 
archaeolog.  TV.) 

-  Von  den  Palftaben  ift  einer  125  Mm.  lang  und  in  der  Schneide  50  Mm. 
breit,  von   den   Ringen   hat  ein  gröfserer  140  Mm. 

VII.  N    F. 


eine  hi)lzerne  Schüffei;  mehrere  Riemen  und  Scilftücke; 
zwei  elliptifche  flache  Kiefel  von  etwa  9  Cm.  Lange 
und  I — 2  Cm.  Dicke  mit  einer  tiefen  geraden  Einker- 
bung in  der  Richtung  der  längere«  Axe  der  Ellipfe 
beiderfcits.  Alle  diefe  Gegenftimde  finden  fich  im 
fogenannten  Heidengebirge,  in  Gefellfchaft  zahllofer 
kleinerer  und  gröfserer  Holzfplitter,  welche  wohl  von 
der  alten  Verzimmerung  herrühren.  Ich  füge  noch 
bei,  dafs  die  Lage  des  Heidengebirges  im  Düren- 
berg  eine  folche  ift,  dafs  nach  der  Anficht  der  Berg- 
beamten die  Möglichkeit  ausgefchloffen  erfcheine,  dafs 
die  Menfchen,  welche  fich  jener  Werkzeuge  bedienten, 
mittelft  einer  vom  Tag  aus  fenkrecht  abgeteuften 
„Bütte"  dahin  gelangt  feien,  fondern  dafs  man  an- 
nehmen muffe,  dafs  fchon  damals  Stollen  in  den  Berg 
gefchlagen,  und  am  Ende  diefer  Stollen  dann  die  Salz- 
brunnen eingerichtet  worden  feien,  wie  das  im  Mittel- 
alter bis  zur  Erfindung  der  jetzt  üblichen  Sinkwerke 
üblich  war. 


Fig.   I.  (Dürenberg.) 

Gleichzeitig  war  ich  auch  in  der  Lage,  ein  Fund- 
verzeichnifs  für  die  Stadt  Hallein  zufammenzuftellen. 
Dasfelbe  ergibt  folgende  Lifte:  An  verfchiedenen 
Stellen  der  Stadt  Brandfchutt  und  Mauerrefte  und 
hierbei  römifche  Bronze-Münzen.  Ein  Skelet  mit  acht 
gerippten  Bronze-Ringen  an  Armen  und  Beinen.  Die 
Grundmauer  eines  mächtigen  runden  Thurmes  und 
hierbei  eine  Silbermünze  vonHadrian.  Das  Skelet  eines 
Mädchens  mit  dünnen  Bronze-Ringen  an  den  Armen, 
am  rechten  Bein  und  am  Kopfe  mit  einem  Collier  von 
33  blauen  Glasperlen. 

Auf  dem  Dürenberge  unternahm  die  Gefellfchaft 
für  S.  Landeskunde  im  Oftober  1879  an  zwei  Stellen 
Grabungen,  in  der  Nähe  des  Vorderramfau-Lehens  und 
am  Hallerbühel  -  Felde;  beide  refultatlos.  Die  Hoff- 
nungen auf  dem  Dürenberg  ein  Grabfeld  ähnlich  wie 
in  Hallftadt  zu  finden,  fchwinden  dadurch  bedeutend, 
denn  die  beiden  genannten  Stellen  find  mit  allem 
Vorbedacht  als  jene  ausgefucht  worden,  bei  denen  die 
gröfste    Fundwahrfcheinlichkeit     vorzuliegen     fchien. 

Inzwifchen  kam  eine  kleine  Goldmünze  an  das 
Mufeum,  welche  im  Garten  des  Bergbeamten-Haufes 
ausgefchaufelt  wurde.  Anliegend  eine  Abbildung  in 
doppelter  Naturgröfse.  (Fig.  i.)  Zwei  kleine  goldene 
Ohrringe  kamen  vom  Buchftall-Lehen. 

Schliefslich  wurde  in  allerjüngfter  Zeit  (30.  Mai 
1881)  ein  neuer  Grabfund  am  Dürenberge  gemacht.  Im 
Raingraben,  circa  300  Schritte  unterhalb  der  Gniber- 
mühle  am  linken  (weftlichen)  Thalufer ,  auf  einem 
Abfatze  des  fteilen  Grashanges,  dem  Bödn'l,  fanden 
fich  die  zerftreuten  Beftandtheile  eines   Skeletes  mit 


den  üblichen  Grabbeigaben  der  Hallftiidter  Periode. 
Der  Situation  nach  darf  angenommen  werden,  dafs 
das  Skelet  fammt  der  umgebenden  Erdfchichte  von 
einer  höheren  Stelle  des  Gehänges  abgenitfcht,  oder 
doch  durch  Erdbewegung  aus  dem  Zufammenhange 
gebracht  worden  fei.  Von  einer  Steinfetzung  fand  fich 
keine  Spur.  Der  Begrabene  fcheint  ein  älterer  Mann 
kleiner  Statur  gewefen  zu  fein,  denn  die  Knochen  find 
klein,  die  Zahne  abgenutzt  und  cariös;  der  Schädel 
wurde  leider  zertrümmert,  ein  in  der  Nähe  wohnhafter 
Arzt  übernahm  es,  ihn  womöglich  zufammen  zu  fügen. 
An  Grabbeigaben  fanden  fich:  ein  goldener  Finger- 
ring, i6  Grm.  (!)  fchwer,  fafb  '  ,  Cm.  dick,  aus  hellglän- 
zendem weifslichem  Golde:  ein  dünner  federnder 
bronzener  Halsring  und  Stücke  eines  zweiten;  eine 
durchbohrte  Bernfteinfcheibe,  ähnlich  einem  Spinn- 
wirtel  (bereits  mehrfach  am  Dürenberg  gefunden); 
dunkelblaue  Glasperlen  unter  dem  Haupte;  zwei 
Fibeln,  wovon  eine  mit  emaillirtem  Knopfe;  Stücke 
eines  Bronze-Fingerringes,  mehrere  Arm-  und  Fufs- 
ringe  von  circa  8  Cm.  Durchmefler;  Topffcherben, 
röthhch  gebrannt  und  graphitirt;  zwei  eifernc  Meffer, 
ein  Stück  Schwert  und  ein  Schwertgriff  j.-i.  Ein  Fufs- 
ring  umfchhefst  noch  die  betreffenden  Knochen.  Ein 
Theil  der  Ringe  ging  in  den  Befitz  des  benachbarten 
Fabrikanten  Baron  Löwenflern  in  Oberalm  über,  den 
Rert  verwahrt  bisher  der  Grundeigenthümer  Müller 
Angerer.  Leider  war  ich  durch  Krankheit  verhindert, 
mich  felbfl  an  Ort  und  Stelle  zu  begeben;  ich  ver- 
danke die  vorflehenden  Daten  den  Herren  Regie- 
rungsrath  Dr.  Aberle  und  Dr.  A.  Prmzinger,  Vorftand 
der  Gefellfchaft  für  Landeskunde,  welche  wenige  Tage 
nach  dem  Funde  obige  genaue  Angaben  fammelten. 
Die  Möglichkeit,  etwa  hiermit  auf  ein  Gräberfeld 
geflofsen  zu  fein,  ift  der  Situation  nach  völlig  aus- 
gefchloffen,  und  man  könnte  hiernach  neuerdings  in 
der  Meinung  beflärkt  werden,  dafs  am  Dürenberge  die 
Einzclnbegrabung  im  Brauche  gewefen  fei,  worauf  alle 
bisherigen,  durchaus  vereinzelten,  über  ein  weites 
Gebiet  zerftreuten  Funde  hinzudeuten  fcheinen. 


V  "^^ 


CELSI-FIL- 
ECIT 


Fig.  2.  (Lambrechtsberg.) 

2.  (l'unde  im  Salzbur gif  dien.)  lieber  Antiken- 
Funde  in  verfchicdenen  Theilcn  des  Landes  habe  ich 
folgendes  zu  berichten.  Im  Hochmoore  des  Unters- 
berges, nahe  an  deffen  füdweftlicher  Gränze,  alfo  auf 
der  Juvavum  abgekehrten  Seite,  wurden  beim  Torf- 
flechen zwei  fehr  lange  Bronze-Nadeln  gefunden,  wovon 
eine  an  das  Mufeum  kam. 

Bei  der  Abgrabung  einer  Baflion  aus  dem  17.  Jahr- 
hundert, am  Ortende  der  Stadt  Salzburg,  am  ^Schan- 
zel"  wurden  mehrere  römifche Bronze-Münzen  gefunden. 


Bei  Krogcn  fauf  der  neuen  Special-Karte  des  oflcrr. 
K.  St.  Zone  13,  Cd.  VIII,  fteht  barbarifcher  Weife 
„Kröng"),  Gemeinde  Holzhaufen  an  der  Nordgränzc 
des  Landes  Salzburg  wurde  auf  einem  fleinigeii  Acker, 
welcher  fich  wie  eine  Halbinfel  in  das  ,, Weidmoos" 
vorfchiebt,  ein  fehr  fchön  gearbeiteter  polirter  Stein- 
hammer mit  Stielloch  (in  der  Bügeleifenform)  gefunden 
und  für  das  Mufeum  erworben.  Er  ift  ganz  tadellos 
erhalten  und  befleht  aus  einem  graugrünen  weichen 
Geltein.  Weitere  Nachfuchungen  an  der  FundftcUe 
find  in  Ausficht  genommen. 

Die  wichtigfte  Entdeckung  machte  jedoch  Dr. 
Mncli,  welcher  den  Götfchcnberg  bei  Bifcliofsliofcn. 
einen  ifolirten  Felshügel,  der  nur  auf  einer  Seite  mit 
dem  benachbarten  Bergabhang  verbunden  ifl,  und  dort 
einen  doppelten  Wall  zeigt,  als  eine  prähiflorifche 
Niederlaffung  erkannte  Verwalter  Pirclil  von  Mitter- 
berg veranflaltete  im  November  18S0  eine  Nach- 
grabung, welche  vom  beflen  Erfolge  gekrönt  war,  und 
eine  Anzahl  Topffcherben,  Kornquetfcher,  gefchliffene 
Steinbeile,  einen  Spinnwirtel  und  Anderes  zu  Tage 
förderte.  Verwalter  Pirclil  hat  fowohl  von  diefen 
Funden,  als  von  jenen  im  Mitterbcrger  Kupferberg- 
bau, einen  anfehnlichen  Bruchthcil  an  das  hiefige 
Mufeum  abgegeben. 

Richter. 

57.  (Der  Römerweg  bei  Tainach.)  Nahe  bei  dem 
Schlöffe  Hochenbergen  führt  gegenwärtig  am  füdöft- 
lichen  Abhänge eincrbewaldeten  Hügelkette:  pHöchen- 
berger-Berg"  genannt,  die  Strafse  zum  Pfarrdorf 
Tainach  und  weiter  nach  Klagenfurt.  Gleich  hinter 
dem  Schlöffe  ifl  der  Abhang  fehr  fleil,  und  um 
Raum  für  die  Strafse  zu  gewinnen,  find  die  vor- 
fpringenden  Felfen  in  einer  Länge  von  5 — 6  Meter  und 
in  einer  Höhe  von  2 — 3  Meter  fenkrecht  abgemeifelt, 
was  auch  bei  andern  vorfpringenden  kleineren  Felfen- 
partien  der  Fall  ifl. 

In  der  erften  F"elfenwand  ifl  eine  viereckige  Ver- 
tiefung, 36  Cm.  hoch,  46  Cm.  breit  und  durchfchnitt- 
lich  4  Cm.  tief,  fiir  die  Infchrift  ausgemeifelt;  doch  ift 
diefe  unlesbar,  und  find  nur  noch  die  Anfangsbuch- 
flaben  von  zwei  Zeilen  kennbar. 

Der  Felfen  befiehl  aus  dünnblättrigem  Thon- 
fchiefer,  der  flark  v-erwittert  und  an  der  Stelle  einige 
Ausbrüche  zeigt.  Dafs  die  Strafse  eine  römifche  ifl, 
läfst  fich  nicht  beflreiten,  und  ill  nur  die  Frage  zu 
beantworten,  mit  welchem  Strafsenzuge  fie  in  Ver- 
bindung fland. 

Nach  den  Abhandlungen  des  Ober  -  Landesge- 
richtsrathes  von  Jabornegg  über  die  Romerflrafsen 
Kärntens  gingen  über  den  Seeberg  und  Celeja,  über 
Tuenna  Strafsenzuge  nach  Kärnten,  welche  fich  bei 
Eberndorf  vereinigten,  bei  Kanzian  die  Drau  über- 
fetzten, und  zum  Kreutzerhofe,  wo  ein  romifcher 
Meilcnllein  gefunden  wurde,  fich  zogen,  wo  die  Strafse 
fich  theilte  und  ein  Zweig  nach  Virunum,  der  andere 
nach  Thon,  wo  auch  ein  romifcher  Meilenllein  ent- 
deckt wurde,  lief. 

Die  Tainacher-Strafse  zweigte  fich  vom  erflen 
Strafsenzuge  in  der  Gegend  von  Ladrobfchen,  wo  ein 
kleiner  Graben  zum  Drauflufse  fich  hinabzieht  ab, 
führte  an  derSchlofsmaicrei  vorüber,  wo  noch  Strafsen- 
fpuren  fichtbar  find. 


CI 


Da  die  Strafsc  jetzt  von  Tainach  in  tjerader  Rich- 
tunt,'  und  ebener  Lage  fich  nach  Thon  zieht,  fo  fcheint 
(he  AnCicht  y(7bornegg's,  dafs  die  Romerllrafse  von 
Kreut/.erhof  nach  Thon  führte,  irrig  zu  fein;  denn  die 
Entfernung  von  Tainach  nach  Thon  ift  gleich  grofs 
wie  die  von  Tainach  zum  Kreutzerhof,  und  es  ifl  daher 
nicht  anzunelimen,  dafs  bei  Anlage  der  Strafse  die  viel 
weitere  und  hcfchwcrlichcre  Richtung  gewählt  wurde. 
Von  der  Romerftrafse  vor  dem  Kreutzerhofe  führte 
aber  eine  Abzweigung  bei  Unterbergen  durch  den 
Saugraben  zwifchen  Frankenberg  und  Hafengarten 
nach  Winklern,  und  von  dort  nach  Weifenberg  zum 
l.anibrechtsberg,  auf  welchem  ein  Tempel  dem  Jupiter 
tiolichenus  geweiht  Itand,  über  welchen  Jabornegg  in 
feinem  Werke  über  romifche  Alterthümer  Kärntens 
auch  berichtete. 

Auf  dem  Lambrechtsberg  ftand  aber  nicht  der 
Tempel  allein,  fondern  auch  ein  Caftell,  von  welchem 
an  jenen  Stellen,  wo  nicht  fenkrechte  Felfen  den 
Zugang  hindern,  die  Ringmauern  an  drei  Seiten  deut- 
lich zu  fchen  find. 

DiefcrUmlland  lafst  vermuthen,  dafs  dort  mehrere 
Strafsenzüge  fich  kreuzten,  und  auch  eine  Strafse  aus 
dem  Lavantthale  über  Griffen,  Haimburg,  Trüchfen 
am  Lambrechtsberg  mit  der  Strafsc  durch  den  Sau- 
graben fich  vereinigte,  welche  dann  über  Mauer  zur 
Gurk  oder  St.  Michel  nach  Virunum  führte. 

In  neuefter  Zeit  wurde  am  Lambrechtsberg  der 
in  Fig.  2  abgebildete  romifche  Infchriftftein  gefunden. 

\V.  Semen. 

ScS.  Der  in  der  „Klagenfurter  Zeitung"  iS8i,  S.  1052, 
jjublicirte  Magdalenberger-Stein  dürfte  nach  Meinung 
des  l'rofeffors  Fritz  Picliltr  zu  lefcn  fein: 

AT  VCO .  MATONLS .  F .  ATTA .  L .  VIVA .  FECIT 
SIBLET.SVIS. 

59.  Vor  wenigen  Tagen  ftiefs  man  zu  Cilli  bei 
den  Erdarbeiten  zum  Baue  eines  Wohnhaufes  in  der 
Grazergaffe,  alfo  wenig  nördlich  von  dem  einil:  fehr 
ergiebigen  Hoden  des  Stallner'fchen  Haufes,  auf  die 
Rclle  eines  römifchen  Haufes. 

Der  in  der  gewöhnlichen  Weife  hergeftellteEftrich 
lag  198  Cm.  unter  dem  Trottoir  der  Strafse.  Ein  durch 
eine  Art  Ziegelroft  hergellellter  Feuerungsraum  lag 
noch  50  Cm.  tiefer.  Das  Fundament  der  bei  diefer 
Gelegenheit  aufgedeckten  Mauern  war  283  Cm.  unter 
Tag.  Zahlreiche  Spuren  von  Kohle  (verkohltes  Eichen- 
holz) über  dem  Pavimentum  gefunden,  wiefen  auf  einen 
Brand  hin.  Von  den  gefundenen  Ziegeln  trug  keiner 
einen  Stempel  oder  fonft  ein  Zeichen.  Aufser  zahl- 
reichen Trümmern  von  gewöhnlichem  rothen,  gelben, 
grauen  Thongefchirre,  fand  man  zwei  faft  erhaltene 
Gefafse  von  bauchigter  Form,  zierlich  gearbeitet, 
aber  ohne  Henkel  und  beinahe  ganz  ohne  Verzierung. 

Auf  ftarken  Brand  weifen  ferner  hin  die  (irifiren- 
den)  Trümmer  eines  flachen  Glasgefäfses,  die  zum 
Theil  zerfchmolzen  find;  ein  Stückchen  hat  fich  in  der 
Hitze  gekrümmt  und  an  fich  felbil;  angefchmolzen. 
Weiters  fand  fich  ein  filberner  Ring,  aufsen  mit  der 
Ornamentik  einer  wellenförmigen  Linie  begleitet  von 
Punkten.  Innen  tragt  er  folgende  Buchflaben:  .1. 
AO  .  lAC  .  O  .  A  .  I  .  O.  Anfang  und  Ende  flofscn  auf 
der    Innenfeite   nicht    zufammen,    fondern    find    durch 


einen  leeren  Zwifchenraum  getrennt,  wo  der  Ring 
gelöthet  erfcheint,  auch  ift  an  der  entfprechenden 
Aufsenfeite  die  Ornamentik  verfchoben.  Ferner  wurde 
eine  Lucerna  zu  Tage  gefordert  (ohne  Sculptur),  aul 
deren  Unterfeite  ich  zu  lefen  glaube  OCTA  FI 
(Odlavius  fecit ;  odlavii  figlina.'),  dann  eine  Glocke  aus 
Kupfer,  4Va  Cm.  hoch,  ftark  oxydirt,  oben  mit  einem 
Loch  (•'',  ^  Cm.  Durchmeffer)  zum  Anhängen.  Die 
Bafis  bildet  ein  Rechteck.  Innen  oben  ift  deutlich  der 
Querftiel  fichtbar  zum  Aufhängen  des  Klöppels,  der 
weiter  unten  an  eine  Seite  angefchmolzen  fcheint. 
Grofse  behauene  Marmorblöcke,  kryilallinifclier  Ba- 
cherer-Marmor (wahrfcheinlich  aus  W.  Feiftritz)  fanden 
fich  mehrfach;  Spuren  von  Schrift  faft  gar  nicht  (auf 
einer  oben  abgebrochenen  Tafel  SIBI).  Endhch  noch 
vereinzelte  Wandftücke,  roth  bemalt,  und  ein  Büfchel 
ziemlich  fpröder  fchwarzer  fadenartiger,  i  Mm.  dicker, 
circa  8  Cm.  langer  Körperchen,  die  vermodert  fcheinen 
Noch  fei  bemerkt,  dafs  an  der  Nordfeite  durch 
das  entdeckte  Gebäude  (welches  bereits  wieder  ver- 
baut ift)  fich  ein  Canal  gezogen  zu  haben  fcheint. 

A.  Heinrick. 

60.  Confervator  Florian  Orgler  berichtete  an  die 
Central-Commiffion  über  die  bei  Lienz  in  Tyrol  vorge- 
nommenen Ausgrabungen  antiker Baurefte  und  Graber. 

Die  in  Rede  flehenden  Fundftellen  befinden  fich 
in  dem  reizend  gelegenen,  fanft  anfteigenden  Land- 
ftrich  zwifchen  den  Dörfern  Nufsdorf  und  Dölfach, 
ungefähr  dreiviertel  Stunden  nordöfllich  von  Lienz  an 
beiden  Ufern  des  Debant-Baches,  der  fich  in  füdlicher 
Richtung  am  linken  Ufer  in  die  Drau  ergiefst.  Der 
berühmte  tyrolifche  Archäologe  Anton  Ro/chmanti 
entdeckte  im  Jahre  1746  unterhalb  Nufsdorf  in  der 
fogenannten  ,,Glene"  am  rechten  Ufer  des  Debant- 
Baches,  wo  die  Landleute  fchon  ein  halbes  Jahrhundert 
früher  den  Boden  nach  Schätzen  durchwühlt  hatten,  in 
einem  Complex  von  Grundmauern  ein  römifchesHypo- 
cauftum,  das  Kaifer  P'ranz  Stephan  im  Jahre  1753  durch 
den  eigens  dazu  abgefchickten  Ingenieur  Nagel  voll- 
fthndig  blofslegen  und  aufnehmen  liefs.  Rojchmann 
fchrieb  in  lateinifcher  Sprache  einen  Bericht  darüber, 
der  fich  fammt  der  Nagel' fchen  Zeichnung  im  Museum 
in  Innsbruck  befindet.  '  Nach  diefem  Berichte  befand 
fich  hier  zwifchen  Trümmern  von  Mauern  ein  Mofaik- 
boden  aus  weifsen  Steinen  mit  fchwarzen  kreuzför- 
migen Ornamenten,  33  Fufs  lang  und  14  Fufs  breit,  der 
in  der  Mitte  durch  eine  der  Länge  nach  laufende 
Mauer  abgetheilt  war,  welche  aber  an  beiden  Enden 
von  der  Mauer  abfleht  und  die,  wenigftens  nach  der 
Zeichnung  zu  fchliefsen,  innen  hohl  war.  Der  Boden 
ruht  auf  36  kleinen  Gewölben.  An  einem  Mauerftück 
fand  man  Triglyphen  aus  Marmor  und  zwifchen  zwei 
Hauptmauern  einen  mit  Marmorplatten  bedeckten 
Canal.  Von  Fundftücken  aus  diefer  Stelle  führt  Rofch- 
viann  einen  römifchen  Schlüffel  aus  Eifen,  eine  zier- 
liche Handhabe  aus  Bronze  und  Stückchen  von  Urnen 
auf.  Ein  Gefafs,  auf  deffen  Boden  der  Name  „Aurelius" 
fland,  eine  kleine  goldene  Schliefse,  Lanzenfpitzen, 
eiferne  Mcffer  und  andere  Sachen  waren  verfchleppt 
worden. 

Aus  diefen  Angaben  geht  unzweifelhaft  hervor, 
dafs  hier  ein  1  lypocauftuin  befland  und  weil,  wie  aus 

'   Vcrgl.  „Jahrbuch  der  V.  V.  Ccnlr.  Conim.  v.  J.  1856,  Taf.  VI  und  VII." 

D* 


CII 


dem  GrundrifTe  erfichtlich  ift,  zwei  Heizräuitie  anyc 
bracht  waren  und  auch  ein  WalTerCanal  tjetroffen 
wurde,  könnte  ein  Hypocaurtum  wohl  zu  einem  Bade 
gedient  haben.  Das  ganze  Mauerwerk  wurde  fchHelslicli 
wieder  mit  Erde  verfchüttet  und  der  Boden  dem  Feld- 
bau zuriickgcgeben. 

Die  feitdem  in  diefer  Gegend  wiederholt  ent- 
deckten Spuren  von  alten  Baureften  hielten  die  Erin- 
nerung an  die  „Zwergenftadt"  wach,  bis  der  Ad- 
monter  Benedidliner  ProfeiTor  Albert  von  Mucitar,  aus 
Lienz  gebürtig,  wiihrend  feines  Aufenthaltes  dafelbll  in 
den  Ferien  1S28  im  Vereine  mit  mehrern  Herren  aus 
dem  Städtchen  auf  dem  linken  Ufer  des  Debant -Baches 
genaue  Nachforfchungen  anllellte,  über  die  er  im 
„Tyrolerboten"  vom  Jahre  1828  (Nr.  94,  95,  96  und  97) 
einen  eingehenden  Bericht  veröffentlichte.  Demfelben 
zufolge  war  man  fchon  in  der  Zeit  von  1S12  bis  1825  in 
diefer  Gegend  hart  am  linken  Ufer  des  Dcbant-Baches 
öfters  auf  antike  Baurefte  geftofsen,  wie  z.  B.  in  der 
Nahe  der  Debant-Brücke  und  der  Poftftrafse  auf  ein 
Portal  aus  gehauenen  Steinen,  das  aber  bei  einer 
Ueberfchwemmung  wieder  mit  SteingeröUe  bedeckt 
worden  war.  An  demfelben  Platze  wurde  auch  ein 
unterirdifches  Gewölbe  geöffnet,  deffen  Wände  bemalt 
waren.  Im  Jahre  1826  gerieth  ein  Bauer  beim  Pflügen 
feines  örtlich  vom  Debant-Bache  gelegenen  Ackers  auf 
einen  Mauerboden,  durchftiefs  ihn  und  fand  darunter 
einen  gewölbten  Gang.  Bei  weiterer  Unterfuchung 
zeigten  fich  mehrere  derartige  Gange  und  Wände,  die 
mit  Marmortafeln  ausgelegt  waren.  Auch  diefe  Stelle 
wurde  wieder  zugeworfen. 

Im  Jahre  1828  begann  Profeffor  v.  Muckar  feine 
Nachgrabungen  an  der  Stelle,  wo  zwei  Jahre  früher 
der  Bauer  den  gewölbten  Gang  entdeckt  hatte. 

Mucliar  fand  an  einem  Platze,  der  theihveife  fchon 
früher  unterfucht  worden  war,  dieRerte  eines  Gebäudes, 
das  fich  ungefähr  24  Schuh  von  Norden  nach  Süden 
und  18  Schuh  von  Oflen  nach  Weflen  ausdehnt  und 
deffen  weftliche  Hiilfte  auf  kleinen  Gewölbchen  ruht, 
die  eine  Lage  von  Ellrich  tragen,  welcher  den  Fufs- 
boden  von  zwei  durch  eine  Thüre  verbundenen 
Zimmern  bildet.  In  einem  diefer  Zimmer  irt;  der  Fufs- 
boden  mit  grofsen  polirten  Platten  aus  weifsem  Marmor 
belegt,  wahrend  die  wefllichc  Seitenwand  diefes  Ge- 
maches einen  Fufs  hoch  mit  Gneisplatten  bekleidet  ift, 
die  mit  Klammern  aus  Bronze  an  der  Mauer  befeftigt 
find.  Die  Wände  diefer  Zimmer  fcheinen  marmorartig 
zwifchen  Einfaffungen  bemalt  gewefen  zu  fein.  Am 
Rande  der  nördlichen  und  füdlichen  Hauptmauern 
rteigen  aus  den  Gewölbchen  Rauch-Canale  empor,  die 
mit  eigens  hiefür  geformten  Ziegeln  gefüttert  find.  ' 
An  der  Nordfeite  fcheint  die  Hauptfeuerungsftatte  ange- 
bracht gewefen  zu  fein.  Unter  diefer  und  den  Gewölb- 
chen fand  man  einen  18  Zoll  breiten  und  10  Zoll  jiohen, 
aus  behauenen  Steinplatten  gebildeten  Waffer-Canal. 

Von  Fundftücken  aus  diefem  Platze  erwähnt 
Muchar  mehrere  Platten  aus  weifsem  und  rothem 
Marmor  mit  eingehauenen  Ornamenten  ;  fchwarze 
Topffcherben ;  das  Stück  einer  etruskifchcn  Vafe  mit 
gelber  Verzierung,  Bronze-Klammern  und  Ziegelftücke. 

Der  Bericht  Alucliar's  enthalt  auch  die  Notiz,  dafs 
im  Jahre  1813  der  Bauer  Michael  Mayr  auf  dem  Gort- 

'  Hier  dürfte  fich  Prof.  Muchar  wohl  irren.  Die  aus  dem  Gcwolberaum 
.iufflciccnden  Caiia]e  waren  nicht  Kauchfange,  fondcrn  dienten  zur  Leitung 
der  Warme  in  die  Ziromer  oder  in  die  hohlen  Wände  derfelben. 


ichacher  Berge —  alfo  ungefähr  dreiviertel  Stunden  von 
diefer  .Ausgrabungsftelle  —  hart  am  MulletzThalchen 
einen  Stein  von  weifsem  .Marmor  gefinulen  habe,  der 
zufolge  feiner  Infchrift  einft  über  dem  Eingange  eines 
Tempels geftanden  haben  dürfte,  welchen  dieromifchen 
Coloniften  Julius  Mercator,  Julius  Secundus  und  Julia 
Juliaiia  dem  Schutzgeifte  der  Romer  (GE.RO)  geweiht 
hatten  lAVG.  S.-\C).  Die  aus  der  Steininfchrift  ge- 
fchöpfte  Muthmafsung,  dafs  hier  ein  Tem[)el  gellanden, 
dürfte  etwas  gewagt  erfcheinen.  Nach  Mommfen  (corp. 
inscript.  lat.  vol.  III.  p.  2    n.  4721)   lautet  die  Infchrift: 

C  Bü-AVGSACC.IVLIVS-VKRECVNDVS   ET. 

C  •  IVLI VS  ■  MERCATOR    ET .  C  ■  IVLIA  •  IVLIANA 

1:T  •  I  VIT  VS  SECVND  VS. 

Mucliar  erhielt  auch  \on  den  Landleuten  der 
nächsten  Umgebung  die  bellimmten  Verficherungen, 
dafs  fich  unter  der  Oberflache  des  ganzen  weiten 
Feldes  unzählige  folche  kleine  Gewölbchen,  unter- 
irdifche  Gänge  und  Mauerrefte  befanden.  Aus  diefen 
Daten  fchöpfte. ]/«<•//«/-  die  Vcrnuithung,  dafs  zwifchen 
Gortfchach  und  Nufsdorf  einll  eine  grofse  römifclie 
Ortfchaft,  höchft  wahrfcheinlich  das  alteLoncium  oder 
Lencium,  geftanden  habe. 

Dreifsig  Jahre  fpiiter  lenkten  diefe  Stellen  am 
linken  Ufer  des  Debant-Baches  wieder  die  .Aufmerk- 
famkeit  der  Archäologen  auf  fich.  G.  Tinkliaufcr  in 
Brixen  berichtete  im  Jahre  1859  an  die  Central-Com- 
miffion  für  Kunft-  und  hiftorifche  Denkmale'  in  Wien, 
dafs  im  Jahre  1858  der  Bauer  Michael  Halbfurter  aus 
Stribach  auf  feinem  Acker,  der  den  eigenthümlichen 
und  fremd  klingenden  Namen  „Lancisca"  ■'  fuhrt,  zwei 
Särge  aus  Steinplatten,  in  welchen  je  zwei  Leichen 
lagen,  gefunden  habe.  Die  beiden  Särge  lagen  am 
Mörtelmauerwerk  an  und  einer  war  in  die  Mauer  etwas 
eingefenkt.  In  der  Nähe  der  Särge  traf  man  einzelne 
Gebeine  eines  menfchlichen  Körpers,  das  ganze  Skelet 
eines  Leichnams,  Topffcherben  und  einen  dritten  Sarg 
ohne  Deckel  mit  mehreren  Leichen.  —  Tinkhau/er  ver- 
muthete  hier  eine  chriftliclie  Begrabnifsftatte. 

Nach  einem  damals  im  „Tyrolerboten"  (1859, 
Nr.  18)  erfchienenen  Berichte  *  aus  Bri.xen  entdeckte 
man  an  der  oben  bezeichneten  Stelle  noch  zwei,  theil- 
weife  fchon  zerftörte  Sarge,  und  als  der  damalige 
k.  k.  Bezirks-Ingenieur  Thomas  Kölle  weitere  Nach- 
forfchungen veranlafste,  fand  man  in  der  Nähe  der 
Mauer,  an  welcher  die  oben  erwähnten  zwei  Särge 
ftanden,  einen  4  Klafter  langen  und  3  bis  4  Fufs  breiten, 
mit  Marmorplatten  belegten  Boden,  auf  dem  die 
Trünuner  einer  grofsen  Marmorfaule  und  Refte  \'on 
kleinern  Säulchen  mit  Mörtelftücken  lagen.  Jenes 
Säulchen,  das  dem  Correfpondenten  nach  Bri.xen  zur 
Einficht  überfchickt  wurde,  hat  oben  eine  Begränzung 
mit  einem  breit  aufgetragenen  Striche  und  unter  diefem 
noch  deutlich  erkennbare  lateinifche  Kreuze,  alles 
mit  rother  Farbe.  Wenn  alle  vier  Bruchftücke  diefer 
Säulchen  die  gleiche  Zeichnung  haben,  fo  liegt  nach 
der  Anficht  des  Correfpondenten  die  Vermuthung  nahe, 
dafs  es  die  Tragfaulchen  einer  Altar-Menfa  fiiul  und 
dafs  diefe  Ueberrefte  der  chriftlichen  Zeit  angehören. 
Mit  Rückficht  auf  die  ungenügenden  Geldmittel  fin- 
die  koftfpiclige  Grundentfchädigung  und  in  P'olge  der 

:  IV.  Bd.,  S.  52. 

^  im  Volksmund:  „Landfchützcn". 

*   Der  VcrfafTcr  des  Berichtes  fcheint  unzweifelhaft  Thikhitufer  zu  fein 


cm 


Krieg;sunruhen  im  Jahre  1859  mufsten  diefc  Nach- 
ijrabmiycii  leider  wieder  aufi^egeben  werden. 

Erft  22  Jahre  fpiiter,  im  Jahre  1880,  regte  fich 
wieder  das  Intereffe,  in  diefer  Gegend  archaologifche 
Nachforfchungen  anzuftellen  und  man  begann  nun  zum 
viertenmal  die  Unterfuchung  diefes  in  weiter  Aus- 
dehnung von  liaurellen  durchzogenen  Hodens.  Der 
.Schlofsmairgutsbcfitzer  Herr  Andreas  Rohracher  ver- 
anlafste  und  leitete  die  Ausgrabungen  und  verfafstc 
auf  Anfuchen  einen  Bericht  darüber,  der  mir  durch 
gutige  Vermittlung  des  Herrn  Eduard  Obcrkirchcr, 
Hefitzer  des  SchlolTes  Brück  bei  Lienz  zur  Verfugung 
gebellt  wurde.  Derfelbe  lautet : 

„Die  Ausgrabungen  wurden  am  11.  06lober  1880 
an  der  fogenannten  Gline  in  Nufsdorf  begonnen;' 
man  hoffte  ein  grofseres  Gewölbe  zu  entdecken,  (tiefs 
aber  nur  auf  2  Eufs  hohe  gewölbte  Gange,  die  fich 
wieder  rechtwinklig  abzweigen  und  auf  kleine  Pfeiler 
ftiitzen.  Nach  einiger  Arbeit  wurde  diefe  Stelle  ver- 
laufen, und  die  Nachgrabungen  am  linken  Ufer  des 
Debant-Baches  in  der  Nahe,  wo  die  Nachgrabungen  im 
Jahre  1828  gepflogen  wurden,  wieder  begonnen.  Die 
Stelle  war  mit  Roggen  befaet,  und  der  Befitzer  Andrä 
Bondorfer  wollte  die  Aufwühlung  des  Ackers  nicht 
bewilligen.  Erft  als  ich  ihm  volle  Schadloshaltung 
zuficherte,  gefiattete  er  das  Arbeiten.  Schon  am  erften 
Tage  ftiefs  man  auf  Mauerwerk,  das  auf  gewölbten 
2  Fufs  hohen  Pfeilern  und  Gangen  fteht.  Die  Arbeiter 
fchloffen  mit  brennender  Kerze  und  einem  Stricke 
ftellenweife  einige  Klafter  weit  hinein ;  die  Gange 
waren  theilweife  offen,  mitunter  wieder  etwas  ver- 
fallen, und  hatten  an  einigen  Orten  Spuren  von  Eeuer; 
auch  kleine  Kamine  wurden  wahrgenommen.  Der 
Acker  wurtle  an  mehreren  Stellen  4  bis  7  Fufs  tief  auf- 
gegraben und  fall:  überall  das  Gleiche  gefunden.  Man 
fand  auch  gerade  laufende  Grundmauern  von  beträcht- 
licher Lange  in  füdnördlicher  Richtung  ohne  Gewölbe. 
Mofaikboden  wurden  keine  gefunden,  wohl  aber  Mar- 
morplatten zur  Bekleidung  von  Mauern  verwendet, 
BruchlUicke  von  geraden  und  gebogenen  Ziegeln, 
Klammern  von  Bronze,  Stücke  von  bemalter  Tünche 
in  verfchiedenen  Farben  und  einige  kleinere,  unkennt- 
liche Gegenftande.  Bei  der  Befchränktheit  der  Mittel 
wurden  nur  zwei  Arbeiter  verwendet  und  die  Nach- 
grabungen beim  erften  einfallenden  Schnee  im  Novem- 
ber gefchloffen,  da  es  verlautete,  es  fei  eine  Gefell- 
fchaft  in  Bildung  begriffen,  welche  die  Ausgrabungen 
im  Frühjahre  mit  entfprechenden  Mitteln  auf  wiffen- 
fchaftlicher  l^afis  fortfetzen  werde.  Der  Reft  der  er- 
haltenen Beiträge  ift  in  der  Lienzer  Sparcaffe  ein- 
gelegt und  find  davon  voreril  die  Grundentlchädigungen 
zu  beftreiten.  Die  aufgefundenen  Gegenftande  find  im 
Haufe  des  Herrn  Alois  Huber  (Stampfer)  in  Lienz 
hinterlegt." 

Da  dem  Landesmuseuni  in  Innsbruck  ein  Bericht 
über  diefe  Ausgrabungen  nebft  einem  kleinen  Situa- 
tionsplan vom  k.  k.  Bezirksrichter  Herrn  Dr.  Larclicr 
in  Sillian  zugegangen  und  mir  zur  Einficht  mitgetheilt 
wurde,  fo  kann  obiges  Referat  noch  mit  folgenden 
Notizen  ergänzt  werden. 

Nach  der  Meinung  des  Herrn  Dr.  Larclicr  fcheint 
diefe  Stelle  fchon  einmal  durchwühlt,   aber  nicht  forg- 


filtig  durchfucht  worden  zu  fein,  da  man  noch  ein 
rundes  Glas  fand.  An  einer  andern,  nördlich  von  diefer 
gelegenen  Stelle  ftiefs  man  ebenfalls  auf  Mauerwerk 
und  nordöftlich  davon,  wo  man  wieder  verfuchsweife 
eine  Erdaushebung  vornahm,  entdeckte  man  ein  Ge- 
mäuer, das  eine  ungefähr  i  Quadratklafter  grofse  Fläche 
einfciilofs  luid  von  dem  wieder  mehrere  Mauern  aus- 
liefen. 

Die  aus  tlicfen  Ausgrabungen  gewonnenen  und 
theilweife  dem  Ferdinandeum  übermittelten  Fund- 
ftücke  bcftehcn  aus  weifsen  und  rothen  Marmorplatten, 
Hohl-  und  Flachzicgeln,  Verputzlliicken  mit  mehrfar- 
biger Ornament-Malerei  und  kleinen  Reihen  von  einem 
weifsen  Mofaikboden. 

Aus  allen  bisher  auf  diefen  Fundftellen  gewon- 
nenen Refultaten  geht  unzweifelhaft  hervor,  dafs  hier 
ein  gröfsererComple.K  von  Gebiuulen,  ja  wahrfcheinlich 
eine  gröfsere  Ortfchaft  beftanden  habe.  Dafs  fich  hier 
am  Fufse  des  Ueberganges  in  das  MöU-Thal  das  roma- 
nifche  Element  lange  erhalten,  beweift  auch  der  Name 
der  ober  dem  ftattlichen  Pfarrdorfe  Dölfach  gelegenen 
Schlofs-Ruine  Walchenjlein ,  aus  der  im  Volksmunde 
und  auch  in  Büchern  ein  Wallenjlein  wurde.  Ob  aber 
an  diefer  Stelle,  wie  Muchar  und  Andere  vermuthen, 
das  alte  Loncium  geftanden,  mag  dahin  gellellt  bleiben. 
(Bekanntlich  wiire  diefes  nach  Aloinin/oi  nicht  mehr 
hier,  fondern  bei  Mauthen  im  Gailthale  zu  fucheii.) 
Sind  auch  die  hierortigen  Fundergebniffe  ziemlich 
karg  und  von  untergeordnetem  hiftorifchen  Werthe 
und  ift  die  Vermuthung  fehr  begründet,  dafs  diefe 
Stätte — wenigftens  theilweife  —  fchon  in  früherer  Zeit 
zwar  nicht  im  archaologifchen  Intereffe,  wohl  aber  in 
beutegieriger  Abficht  unterfucht  wurde ,  fo  ill  es 
dennoch  möglich,  ja  wahrfcheinlich,  dafs  noch  mancher 
Gegenftand,  namentlich  in  Gräbern,  gefunden  werden 
dürfte,  der  von  hiftorifcher  Bedeutung  fein  kunnte. 
Und  follte  fich  auch  diefe  Erwartung  nicht  in  der 
gehofften  Weife  erfüllen,  fo  würde  doch  wenigflcns 
nach  fo  vielen  unternommenen  und  wieder  fiflirten 
Unterfuchungen  über  die  Ausdehnung  und  Befchaffen- 
heit  diefer  hier  begrabenen  Gebäude  einmal  Licht  ver- 
breitet werden. 

61.  Ueber  die  römifchen  Funde  bei  Bernardin  bei 
Wels  berichtet  Confervator  ik  Kolh:  Die  eine  Fund- 
ftelle  nächft  der  Wegmauth  an  der  Hauptürafse  in  der 
näcliften  Nähe  der  k.  k.  Cavallerie-Caferne  enthielt 
drei  zur  Anzeige  gebrachte  Gräberfunde,  u.  z.  eine 
Urne  mit  einer  Lanzenfpitze,  Phalerae  und  einem 
Thonmodel,  dann  vier  Bronze-Münzen,  je  eine  von 
Vespafianus  und  Hadrianus,  zwei  der  älteren  Faullina, 
fammtlich  fehr  fchlecht  erhalten.  Etwas  entfernt  lagen 
Fragmente  von  terra  figillata,  eine  bleierne  Haarnadel, 
ein  Steinkoffer  mit  Deckel  (236  Kg.  fchwer),  enthal- 
tend ein  leider  defeftes  Glasgefäfs.  ^ 

Die  Urne  mit  ihren  Beigaben  deutet  auf  das  Grab 
eines  Kriegers,  die  Zeit  läfst  fich  nicht  blofs  durch  die 
gefundenen  Münzen  als  die  der  Antonine  feltitellen, 
fondern  auch  durch  die  Phalerae,  infofern  diefe  eine 
fehr  erhabene  weibliche  Büfte  zeigen,  mit  dem  der 
iüteren  Fauftina  eigenthümlichen  HaarIchmucke.  Diefe 
waren    auch   wie   beim    Lauerforfter  Funde    cinfl   mit 


'  Auch  die  Ro/chiiiunniQ,\\cn  AusKrahiuipen  w.ircn   in  d«;r  Glinc   iintcr- 
noniiuen  wurden.  Aiiiiierk.  d.  Kcf. 


-  Gaisbrrser :   Rumifthe  Or:iln.T  bei  Wels  175  erwähnt  nur  zwei  ghiferne 
Gcfäfsc  als  dort  gefunden. 


CIV 


einem  dünnen  Blättchen  Silber  überzogen,  das  Silber 
thcihveife  gefchmolzen,  doch  noch  an  der  rechten  Seite 
des  Kopfes  deutlich  wahrnehmbar,  der  Thonmodel 
von  eigenthümlicher  Form,  die  Hallte  eines  fenkrecht 
gefpaltenen  Kegels  zeigend,  dürfte  die  Gufsform  eines 
Hleigefchoffes  fein.  Die  Funde  von  terra  figillata  und 
die  zierliche  Haarnadel  dürften  dem  Grabe  einer  Frau 
aneehoren.  Die  Frairmente  von  feinem  rothen  Thone 
zeigen  hübfche  Jagdfcenen.  Die  Randverzierung  ilt 
ganz  gleich  mit  folchen,  welche  in  Enns  gefunden 
wurden;  auf  einem  Fragment  befindet  fich  die  Geftalt 
eines  l'ugilo.  Auf  der  anderen  öfllich  von  Wels  ge- 
legenen Fundftelle  wurden  Refle  eines  Mofaikbodens 
in  der  geringen  Tiefe  von  28  Cm.  gefunden,  leider 
gänzlich  zerbröckelt;  man  erkennt  an  dem  einzigen 
gröfserem  Stücke  eine  Schneckenzeichnung  (röthlich 
und  blau). 

62.DieCalvarienberg-Kirche  zu  J'iirgg,  ein  kleines 
wohlerhaltenes  Hauwerk  romanifchen  St}les,  beftehentl 
aus  einem  oblongen  Schiffe  und  Chor-Quadrate,  durch 
die  langfchlitzigen  bieitausgefchriigten  rundbogig 
gefchloflenen  Fenller  hinreichend  charakterifnt,  ent- 
hält den  Mittheilungen  des  Confervators  J.  Grau/s  zu 
Folge  unter  der  Tünche  romanifche  Wandmalereien, 
tlieils  Meander-Ornamente,  theils  figurales.  Man  be- 
merkt an  einer  freigewordenen  Stelle  die  Darllcllung 
einer  Stadtmauer,  auf  deren  Zinne  fich  [jUantallifchc 
Thiere  ergeben. 

63.  In  der  Beilage  zu  Nr.  174  von  1881  des  „Vater- 
lands" findet  fich  ein  recht  intereffanter  Artikel  über 
den  Dom  in  Spalato.  Nur  eine  Stelle  desfelben  zieht 
die  Aufmcrkfamkcit  der  Ceiitral-Commiffion  auf  fich. 
Der  Verfafl'er  II.  H.  wünfcht  nämlich,  dafs  in  Spalato 
ein  neuer  Dom  gebaut  und  der  heutige  Dom  zu  einem 
Maufoleum  beftimmt  werde.  Das  Baumaterial  zum 
neuen  Dom  will  H.  H.  in  eigenthümlicher  Weife  gewin- 
nen. Der  im  13.  Jahrhundert  erbaute  Thurm  flört 
nämlich  die  harnionifche  Gefammtheit  des  rümifchcn 
Bauten-Complexes.  Die  Abtragung  des  Thurnies, 
der  durchaus  aus  den  beRen  Reften  gebaut  ift,  welche 
im  13.  Jahrhundert  die  Stätte  des  ehemaligen  Salona 
zierten ,  würde  ein  herrliches  Bajiiiiaterial  zu  dem 
neuen  Dome  bieten.  Wenngleich  der  Tiiurm  baufällig 
irt,  fo  ift  es  doch  wahrfcheinlich,  dafs  die  Baukunft 
Mittel  finden  wird,  diefes  ehrwürdige  Bauwerk  zu 
erhalten.  Allein  einen  Thurm  des  13.  Jahrhunderts 
abzutragen,  um  Baumateriale  zu  gewinnen  und  dabei 
vielleicht  recht  werthvoUc  römifche  Fuiidflücke  igno- 
riren,  einem  derartigen  Vorfchlag  kann  die  Central- 
Commiffion  nicht  zuftimmen. 

64.  (Kleine  archiiologifche  Forfchnngcn  aus  Nie- 
der- und  Oöer-Oejler reich.) 

I.  St.  Valen/in.  *\J eher  die  feit  dem  Jahre  i870iinter 
der  Leitung  des  Linzer  Dombaumeifters  Schinner  in 
der  Durchführung  begriffene  Rellaurirung  der  Kirciie 
zu  St.  Valentin  wurde  im  IV.  Banile,  Jahrgang  1878 
der  Mittheilungen,  Seite  CLII,  Bericht  erftattet.  Seit- 
dem fchrittcn  die  Arbeiten  rüflig  vorwärts,  und  dürften 
diefelben,  das  Innere  der  Kirche  anbelangend,  im  Jahre 

'•  \>'jk%(c\\tc  iH  »bgcbildct  in  den  Hericlilcn  iinil  Millhciliii)gi:ii  lU-s 
Allcrthumi- Verein«,  Band  XIV,  Seile  <2,  und  Band  XV I,  Seile  20<i. 


1S82  ihren  Abfchlufs  finden.  Die  neue  Kanzel  ift  bereits 
aufgeftellt  und  fehlt  nur  noch  das  Stiegengeländer. 
Als  eine  belondere  Zierde  find  die  /./  Kreuzweg- 
Stationen  hervorzuheben.  Die  Bilder  find  in  Haut-Reliel 
ausgeführt  und  mit  gothifchen  Umrahmungen  ausge- 
Hattet.  Der  Haupt-Altar,  die  beiden  Seiten-Altäre,  die 
Kanzel,  der  Taufftein,  endlich  die  Krcuzwegbilder  mit 
ihrer  Umrahmung  find  fiimmtiich  aus  einem  lichten 
Marmor  angefertiget.  Mit  der  bereits  begonnenen 
Aufftcllung  neuer  KirchenlUihle,  deren  einfache  ftyl- 
gemäfsc  I'orm  fich  harmonifch  dem  Ganzen  anpafst, 
wird  die  innere  Ausllattung  der  Kirche  in  lehr  würdi- 
ger Weife  zum  guten  Ende  geführt  werden. 

Leider  hat  man  es  beim  Beginne  der  Reftaurirun- 
gen  unterlaffen,  das  überaus  unfchune  Rippennetz, 
welches  an  der  Einwölbung  des  Bresbytcriums  und 
des  Kirchcnfchiffes  vorkommt ,  zu  entfernen  oder 
doch  eine  ftylgemäfsere,  das  conftruftive  Element 
beffer  ilarflellende  Abänderung,  beziehungsweife  Ver- 
einfachung vorzunehmen,  l-'s  mangelt  ilicfem  Rippen- 
netze jede  conrtru6live  Bedeutung,  dasfelbe  klebt  wie 
eine  fchlechte  Stuckarbeit  an  der  Einwt)ibung.  Nun- 
mehr das  Innere  der  Kirche  in  muflergiltiger  Weife 
ausgeftattet  ifl:,  macht  diefe  Netzverwirrung  einen 
geradezu  deprimirendcn  Eindruck. 

Die  bisher  durchgeführten  Reftaurirungs-Arbeiten 
haben  den  Tliurm  ganz  unberührt  gelaffcn.  Derfelbe 
befitzt  ein  hohes  Walmdach,  wie  es  auf  Kirchthiirnien 
aus  der  zweiten  Hiilfte  des  15.  und  dem  Anfange  des 
16.  Jahrhunderts  in  Oefterreich  hiiufig  anzutreffen 
ift.  Man  mufs  nur  den  Wunfeh  äufsern,  dafs  die  Form 
eines  allfailigen  neuen  Thurmdaches  nicht  allzufelir 
von  dem  dermalen  bcltehenden  Dache,  deffcn  Stulil 
bereits  fchatlhaft  zu  fein  fcheint,  abweicht.  Die  fehr 
erheblichen  ReftaurirungsKoftcn  werden  zum  gröfsten 
Theile  von  der  Pfarrgemeinde  St.  Valentin  beflritten. 

Zum  Schluffe  wäre  noch  ein  Umftand  hervor- 
zuheben. Der  vernachläffigte  Zuftand  des  alten,  limgft 
aufgelaffencn  I'riedhofes  fleht  mit  dem  freundlichen 
lündrucke,  den  die  Kirche  macht,  in  einem  argen,  man 
ift:  geneigt  zu  fagen,  peinlichen  Gegenfatze.  Mit  ganz 
geringen  Koften  würde  fich  dieRegulirung  des  Kirchen- 
platzes und  die  Anpflanzung  einiger  Baumgruppen 
durchftihren  laffen.  Wenige  Kirchen  in  Nieder-Oefter- 
reich  würden  dann  der  Kirche  zu  St.  Valentin  ihren 
bevorzugten  Rang  ftreitig  machen  können. 

II.  Bei  Kefermarkt  w^urde  S.  LIX  eines  im  IVes- 
byterium  liegenden  grofsen  Grabfleines  erwähnt.  Da 
fich  diefer  gefenkt  hatte,  mufste  derfelbe  im  Jahre  177Ö 
gehoben  werden.  In  der  unterhalb  befindlichen  (jruft 
fand  man  das  Schwert  des  hier  beigefetzten  Chrijhph 
von  Zclking,  welches  nunmehr  in  jener  fehr  intereffan- 
ten  Waffenkammer  aufbewahrt  wird,  die  in  dem  kaum 
'4  Wegllunde  oberhall)  Kefermarkt  gelegenen  Griiflich 
Tliiu-heim'fchen  Schlöffe  Weinberg  —  einft  eine  flatt- 
liche,  fehr  wohnhafte  Burg  —  eingerichtet  ift. 

Schwerter  aus  der  Zeit  Kai/er  Max  I.  gehören 
überhaupt  zu  den  Seltenheiten.  iJie  vorliegende  Waffe 
zu  anderthalb  Fauft,  deutet  daraufhin,  dafs  ihr  einftigcr 
Träger  ein  kräftiger  ftreitbarer  Recke  war.  Die  Klinge 
hat  eine  Limge  von  102  Meter,  der  Griff  fammt  dem 
ovalen,  jedocli  flachen  Knopfe  hat  eine  Lange  von 
30  Centimetern,    die  ganze  Länge  der  Waffe  betriigt 


cv 


fomit  r32  Meter.  Die  Parirflan^jc  ift  gerade  22  Ccnti- 
metcr  lang,  von  oben  gefelicn  liat  fic  eine  leichte 
S-förmige  liiegung. 

Bei  diefcm  Waffeiiftiickc  befindet  fich  folgende 
„ Aiithentica' :  „Diefes  Schwert  ill;  dem  anno  1491  hier 
zu  Weinberg  verftorbenen  und  in  der  Pfarrkirche  zu 
Kefermarkt  mitten  im  Presbyterio  begrabenen  Herrn 
Chrilloph  \on  Zelking  in  das  Cirab  mitgegeben  worden, 
welches  man  bei  Verfenkung  deffen  Grabfteines  anno 
1776  in  feiner  Grabftatt  gefunden  hat.' 

Am  4.  Juli  1866  liefs  Herr  Gva^  [.udwig  von  T/üir- 
hcim  die  unterm  Mufikchore  befindliche  Zelking'fche 
Gruft  eröffnen.  Wie  aus  dem  im  Pfarr-Archi\'e  befind- 
lichen, diefe  Angelegenheit  betreffenden  Protokolle  zu 
entnehmen  ift,  fand  fich  neben  dem  grofsen  kupfernen 
Sarge  des  Veit  von  Zelking,  an  der  Wand  lehnend, 
ein  Schwert  und  ein  Dolch  vor.  Auch  iliefe  beiden 
Stücke  werden  in  der  Waffenkammer  des  Schloffes 
Weinberg  aufbewahrt.  Sie  lagen  einft  bei  den  Trauer- 
feierlichkeiten in  der  Kirche  zu  Kefermarkt  auf  dem 
Sarge  des  Verftorbenen  und  wurden  ihm  in  die  Gruft 
mitgegeben.  Das  Schwert  ift  ein  Stofsdegen  (Rappir) 
von  ungewöhnlicher  Lange.  Die  Klinge  allein  mifst 
rii  Meter.  Der  mit  einem  zierlich  geformten  vergolde- 
ten Handkorb  verfehene  Griff  hat  mit  dem  ovalen 
Knopfe  eine  Länge  von  16  Centimeter,  daher  die 
Waffe  im  Ganzen  r27  Meter  lang  ift.  Die  Parirftange 
hat  eine  Lange  von  24  Centimeter. 

Der  Dolch  ift  ein  fogenannter  Panzerftecher.  Der 
Ouerfchnitt  der  29  Centimeter  langen  Klinge  ift  ein 
Quadrat,  deffen  Seiten  nur  i  Centimeter  betragen. 
Der  mit  vergoldetem  Silberdraht  umfponnene  Griff 
hat  mit  dem  ovalen  Knopfe  eine  Länge  von  11  Centi- 
meter. Die  etwas  gegen  die  Klinge  gebogene,  in  der 
Mitte  mit  einem  Ringe  versehene  Parirftange  ifl; 
12  Centimeter  lang.  Die  Scheide  ifl  mit  einem  dunklen 


Sammt  überzogen. 


Newald. 


65.  Die  Pfarrkirche  zu  St.  Magdalena  zu  Waid- 
hof cn  an  der  Ybbs  ift  eine  dreifchiffige  Hallenkirche 
aus  dem  15.  Jahrhundert.  Der  grofste  Theil  der 
Umfaffungsmauer  aus  Bruchftein  ausgeführt,  erklärt 
die  Einfachheit  der  Aufsen-Architektur.  Bereits  im 
17.  Jahrhundert  erwies  fich  der  innere  Raum  für  die 
gröfser  gewordene  Gemeinde  zu  klein,  wefshalb  man 
zu  beiden  Seiten  der  Orgelbühne  Emporen  aufTrag- 
fteinen  ruhend,  einbaute,  welch'  letztere  zur  Sicher- 
heit noch  mit  fchmiedeeifernen  Säulen  unterffützt 
wurden;  diefe  conftru6tive  Nachhilfe,  fowie  die  ganzen 
Emporen  bilden  eine  Verunftaltung  des  fchönen  Innen- 
raumes. 

Jetzt  ifl:  die  Kirche  an  Sonn-  und  Feiertagen  meifl 
überfüllt,  daher  eine  Erweiterung  derfelben  Bedürfnifs, 
doch  wäre  dies  nur  mit  grofsen  Koften  erreichbar, 
weil  fich  zu  nahe  der  Weftfeite  die  alte  Stadtmauer 
befindet,  unterhalb  welcher  der  Schwarzbach  flicfst. 
Diefer  Umfland  mag  auch  Urfache  gevvefen  fein,  den 
fpäter  eingebauten  Thurm  in  das  Innere  der  Kirche 
zu  rücken.  Nach  GefagteiVi  werden  auch  die  häfs- 
lichen  Emporen  noch  längere  Zeit  ein  nothwendiges 
Uebel  bleiben.  Die  Reftaurations- Arbeiten,  welche  die 
Kirche  aus  eigenen  fchwachen  Mitteln  beftreiten  mufs, 


können  fich  daher  vorläufig    nur    auf  die  innere  Ein 
richtung    befchränken,  wozu  gehören: 

Befeitigung  der  fünf  zopfigen  Altäre  und  der 
Kanzel,  Erfetzung  durch  ftylgemafses  Ausbrechen  der 
vermauerten  Chor-Ecnfter  und  Einfetzung  neuer  nebfl 
Glasmalerei,  Ergänzung  der  fehlenden  Dienftfaulchen, 
Capitälen  und  Sockel.  Entfernung  der  im  Jahre  1868 
in  fammtlichen  Schiff-Fenftern  hergeftellten  hölzernen 
Maafswerke  und  Herftellung  von  Stcinfenflern,  Er- 
letzung  des  hölzernen  rohen  Communion -Geländers 
durch  eines  vonSchmiedeeifen,  Bemakmg  der  Gewölbe 
und  Schmückung  der  Fenfler  mit  Glasgemälden  etc. 

Begonnen  wurde  die  Reflauration  im  Auguft;  1880 
mit  Abbrechung  des  bis  zum  Chor-Gewölbe  ragenden 
zopfigen  Hoch-Altars,  welcher  in  der  modernen  Kirche 
zu  Oponitz  wieder  aufgeflellt  wurde,  während  das 
werthvolle  Altar-Bild  von  Kremfer-Schmidt  jedoch  im 
Pfarrhaufe  aufbewahrt  bleibt.  Nach  Entfernung  des  an 
die  Chor- Wand  angebauten  Altars  fand  fich  das  alte 
gothifche  Sacraments-Hauschen,  welches  aus  einer 
mit  Fialen  und  Giebel  decorirten  Wandnifche  beftand, 
leider  durch  den  Altar-Anbau  derart  ruinirt  war,  dafs 
eine  Reflauration  unmöglich,  war.  Bei  Ausbrechung 
der  vermauerten  drei  Chor-Penfler  kamen  fowohl  die 
alten  Steinmaafswerke  als  ein  Theil  der  Gla.smalerci 
in  unbrauchbarem  Zuft:ande  zum  Vorfchein,  wefshalb 
fofort  die  neuen  Fenfter  nebfl  Glasmalerei  eingefetzt 
wurden.  Zugleich  wurden  die  im  Chore  fehlenden  Dienft- 
fäulchen  nebft  Sockel  und  Capitälen  durch  neue  erfctzt 
und  das  ausgebefferte  Gewölbe  mit  einfacher  Malerei 
verfehen.  Hierauf  wurde  der  neue  Hoch-Altar  in  Form 
eines  hohen  Flügel-Altares  aufgeflellt,  welcher  durch 
den  Bildhauer  Weßreichcr  in  Linz  ausgeführt  ift,  wozu 
die  vier  Gemälde  in  den  beiden  Flügeln  von  F.  Jobß 
gemalt  find.  Mafsgebend  für  die  Form  des  Altars  war 
für  Gefertigten  die  im  Jahre  1472  von  der  Zunft  der 
Mefferfchmiede  der  Kirche  gewidmete  und  in  Freifing 
ausgeführte  berühmte  Monflranz,  welche  nun  wieder 
beim  Gebrauche  den  Hauptfchmuck  des  Altares 
bildet.  Um  der  Kirche  auch  ihre  alte  Zierde  von 
Glasmalereien  wieder  verfchaffen  zu  können,  wozu 
ern:erer  jedoch  die  Mittel  fehlen,  hat  fich  Gefertig- 
ter ohne  jede  Beihilfe  bemüht,  unter  den  Bewohnern 
Waidhofens  Widmer  für  die  Glasgemälde  zu  finden, 
was  ihm  auch  für  die  vier  Kreuzfchiff-Fenfler  bereits 
im  vorigen  Herbfte  gelungen  ift,  wozu  die  figuralen 
Gemälde  im  Auguft  d.  J.  eingefetzt  werden  Durch 
die  Wirkung  diefer  Fenfter  hofft  Gefertigter  auch  für 
die  anderen  Schiffsfenfter  Widmer  zu  finden.  Im 
September  d.  J.  kommt  der  neue  Seiten -Altar 
(Marien-Altar)  auf  der  Evangelium-Seite  im  Presby- 
terium ,  fowie  das  neue  Communion-Gitter  zur  Aul- 
ftellung.  Im  Jahre  1882  foll  der  zweite  Seiten-Altar 
nebft  Kanzel  aufgeftellt  werden,  und  wenn  die  Mittel 
aufzubringen  find,  werden  auch  in  diefem  oder  nächften 
Jahre  die  Holzmaafswerke  in  den  Fenftern  durch 
fteinerne  erfetzt,  fowie  die  fehlenden  Pfeilerdienfte 
etc.  hergeftellt. 

Das  Hauptverdienft  des  Zuftandekommens  diefer 
Rcftaurationsarbciten  gebührt  dem  kunftfinnigen  und 
von  feiner  Gemeinde  mit  Recht  hochverehrten  und 
geliebten  Vorftand  der  Kirche,  Sr.  Hochwürden  Herrn 


Dechant  F.  Scluniedinger. 


H.  R.  V.  Riewel. 


CVI 


66.  Aus  dem  Thätigskeitsberichtc  des  Confer- 
vators  Schmorauz.  Die  Rcftauration  der  Decanal- 
Kirche  in  Chrudim  wurde  im  verfloflenen  Sommer 
nach  23Jahriger  Dauer  vollftandig  nach  dem  von  einer 
k.  k.  Central-Commiffion  genehmigten  Projecfte  bis  in 
das  kleinste  Detail  trotz  der  grofsen  Schwierigkeiten 
und  vielen  Lebensgefahr  ohne  den  geringften  Unfall 
glücklich  zu  Stande  gebracht;  —  dabei  auch  noch  der 
Raum  vor  der  wertlichen  Stirnfeite,  wo  früher  das 
fogenannte  „Parapet"  bertanden,  mit  einer  Erhöhung 
von  6  Zoll  mit  fchönen  regelmafsigen  Würfeln  aus  den 
Steinbrüchen  bei  Trautenau  ausgepflaftert,  und  in 
diefem  Räume  zu  beiden  Seiten  der  grofsartigen 
V^ortreppe  am  Haupt-Portale,  zwei  fchone  gegoffcnc 
Candelaber  gothifchen  Styls  aus  Granit-Portamenten 
aufgeftcllt.  wodurch  nicht  nur  das  Portal  und  die  Kir- 
chen-Fagade,  fondern  auch  der  Ringplatz  in  der 
nachllcn  Umgebung  eine  gute  Beleuchtung  erhalt. 


(Zumberg.) 


Bei  Verfaffung  des  Reftaurations  -  Proje6les  im 
Jahre  1855  war  das  zwar  in  der  äufseren  Form  auch  vcr- 
ftummelte  Sanclus-Thürmchcn  noch  leidlich  erhalten, 
wefshalb  diefes  nicht  in  die  Reftauration  einbezogen 
wurde;  da  jedoch  nach  dem  Verlaufe  von  25  Jahren 
die  Hlccheindeckung  ganzlich  vom  Rofte  verzehrt  war, 
fo  blieb  nur  die  Alternative,  das  Thürmchcn  entweder 
ganz  zu  befeitigen,  oder  neu  aufzubauen. 

Man  entfchied  fich  für  das  letztere.  Das  Thürm- 
chcn, welches  7'/^  Schuh  Durchmeffcr  hat,  wurde  ftyl- 
gemafs  neu  hergeflellt. 

Durch  dicfen  letzten  Schritt  der  Pietät  der  Be- 
völkerung erreichte  die  aufscre  Reftauration  den 
ganzlichen  Abfchlufs,  und  es  bleibt  nur  noch  für  das 
Innere  die  ftylgemafse  Herftellung  der  Altare,  Chor- 
und  Heichtrtühle,  fowie  des  Schalldcckels  bei  der 
Kanzlei  als  Aufgabe  für  die  Zukunft. 

Von  den  urfprünglichen  Einrichtungsftücken  ift 
nur   noch   das   Mittelbild,  ein   Schnitzwerk  von    dem 


ehemaligen  Hoch-Altare,  fowie  zwei  Flügelbilder  er- 
halten, welche  fchon  in  früheren  Jahren  aus  der 
Sacriftei  der  Michaeler  Friedhofkirche,  wo  fie  ver- 
gerten  ftanden,  ausgehoben,  möglichrt  reingeputzt, 
und  in  der  neuen  Capelle  des  Bürgerfpitals  an  ganz 
trockenem  Orte  gut  aufbewahrt  wurden.  Man  halt 
diefe  Flügelbilder  für  eine  Arbeit  des  Chrudimcr 
Malers  Matoiis  Radons.  Das  gefchnitzte  Maria  Him- 
melfahrt-Bild mit  dem  englifchen  Grufse.  Chrifti  Geburt, 
den  heiligen  drei  Königen  und  der  Heimfuchung  fteht 
auf  der  Mensa  des  Seitenaltars  im  füdlichen  Schiff  der 
Decanal-Kirche. 

Weiters  wurde  im  vorigen  Jahre  die  1879  begon- 
nene Niederreifsung  des  alten,  ganz  \'erwitterten  Stadt- 
mauertheils  von  der  Knabenfchule  bis  fammt  dem 
Ncuftadter  Thore  und  den  daran  angeklebten  Hütten 
beendet,  da  hier  die  Gaffe  fo  eng  war,  dafs  kaum  ein 
einfacher  Wagen  durchfahren  konnte. 

In  archäologifcher  Hinficht  ift  zu  bemerken,  dafs 
an  der  Stelle,  wo  jetzt  die  Knabenfchule  fteht,  einft 
die  herzogliche  Burg  ftand,  in  welcher  Bfetislav  I.  auf 
der  Durchreife  nach  Olmüz  am  10.  Janner  1055  über- 
nachtete und  auch  ftarb.  Das  derzeitige  Gebäude 
mochte  wohl  noch  gröfstentheils  von  Holz  gewefen 
fein  und  dürfte  wahrfcheinlich  im  13.  Jahrhundert 
gleichzeitig  mit  dem  Presbyterium  der  Decanal-Kirche 
in  Stein  erbaut  worden  fein,  weil  das  Fufsgcfimfe  der 
noch  vorhandenen  zwei  Strebepfeiler-Fragmente  das- 
felbe  Profil  hat,  wie  das  Sohlbankgefimfe  am  genann- 
ten Presbyterium.  Von  den  anderen  Beftandtheilen 
diefer  Burg  ift  aufser  einigen  ftarken  Mauern  weiter 
nichts  übrig  geblieben. 

Die  öftliche  Front  der  Burg  ftand  knapp  in  der 
Flucht  des  5  Klafter  tiefen  Stadt-  oder  Wallgrabens 
und  man  hatte  wahrfcheinlich  die  hohe  Schanzmauer 
als  Unterbau  für  die  Burg  benützt,  weil  die  Sockeln 
der  Strebepfeiler  über  die  Mauerflucht  zwei  Schuh 
vorgekragt  erfcheinen,  was  natürlich  dem  Bau  ein 
fehr  kühnes  Ausfehen  gegeben  haben  mag;  fpäter 
niufsten  jedoch  in  Folge  der  grofsen  Belaftung  fehr 
ftarke  Setzungen  eingetreten  fein,  da  die  Schanzmauer 
in  der  Länge  der  Front  3  Schuh  aus  dem  Loth 
hinausgedrückt  war;  diefem  zu  begegnen,  hatte  man 
aus  der  Tiefe  des  Wallgrabens  zwei  koloffale,  9  Schuh 
geböfchtc  Strebepfeiler  aus  Pläner  Kalk  aufgeführt, 
welche  aber  auch  fchon  ganz  verwittert  waren. 

Da  nun  durch  die  Regulirung  diefes  Platzes  auch 
diefe  Streben  befeitigt  werden  mufsten,  fo  wurde 
alles  folid  fundirt  und  mit  Quadern  verkleidet,  wodurch 
es  möglich  wurde,  die  zwei  letzten  decorativen  Ueber- 
refte  der  herzoglichen  Burg  für  die  Zukunft  als 
Andenken  zu  erhalten. 

An  der  Decanal-Kirche  in  Holiemnauth  wurde 
als  Fortfetzung  die  Auswechslung  des  verwitterten 
Sockels  und  der  Mauerhohe  bis  zum  Sohlbank- 
gefimfe fammt  diefem  in  der  ganzen  Länge  an  der 
Nord-  und  Oftfeite  des  Presbyteriums  bis  zur  öftlichen 
Sacrifteifeite  fehr  folid  aus  dem  prächtig  gefärbten 
Hoficer  Sandftein  durchgeführt. 

Für  diefen  Kirchenbau  ift  ein  aufserordentlich 
wichtiger  Vortheil  dadurch  erzielt  worden,  dafs  das  fozu 
fagen  knapp  an  der  weftliclien  Haupt-Fagade  ftehende, 
auch  an  fich  unfchoiie  Dechantei-Gebäude  in  F'olge 
Ankaufes    eines    ganz   geeigneten    und    auch   für   den 


CVTI 


Zweck  vorllicilliaft  i^clcgcncn  Ilaufcs  an  der  OlUcitc 
liintcr  ticin  l'rcsbyteriinii  nicdci/uicilscn  koninil,  und 
dafs  liicduicli  zwifchcn  der  Kirche  und  dem  neuen 
Gymnafial  Gebiiude  ein  freier  Raum  von  20  Klaftern 
Tiefe  für  ]'>richtuni4'  einer  fchnnen  Anlaj^c  zur  Ver- 
fii;j;unL;'  bleibt. 

Die  Sacriftei  bekommt  einen  befonderen  Eini;ans^, 
der  im  nachflen  Sommer  zur  Ausführung  gelangt 
und  wobei  die  Sacriftei  fclbfl  auch  gründlich  reftau- 
rirt  wird. 

Von  anderen  kleinen  Kirchen  wurde  die  Reftau- 
rirung  der  Pfarrkirche  in  Zunibcrg  durcligefiilirt,  am 
10.  Oiftober  fand  die  feierliche  l^^inweihung  ilatt. 

\\g\  der  Durchführung  des  Baues  zeigte  es  fich, 
dafs  die  Kirche  urfprünglich  fchr  klein  und  im  gothi- 
fclien  Styl  erbaut  war.  Auch  hier,  wie  bei  fo  vielen 
alten  Kirchen,  war  die  Fundirung  eine  fehr  mangelhafte, 
und  da  ringsum  auch  der  Friedhof  angelegt  war  und 
man  die  Graber  knapp  bis  an  die  Kirchenmauern 
rückte,  fo  mufstcn  natürlich  llarke  Setzungen  nach  und 
nach  eingetreten  fein,  wefshalb  man  im  17.  Jahrhundert 
die  gothifcheWolbung  desPresbyteriums  entfernte,  die 
Kirche  verlängerte  und  in  dem  damals  herrfchendcn 
Renaiffance-Styl  ganz  umllaltete,  fo  dafs  der  urfprüng- 
liche  Styl  ganzlich  verwifcht  wurde;  durch  die  Um- 
wandlung des  polygonen  Chors  in  eine  halbrunde 
Apfide  wurden  die  ehemaligen  Strebepfeiler  in  den 
Halbkreis  der  neuen,  4  Schuh  dicken  Mauern  einbe- 
zogen und  das  neue  Presbyteriuni  im  Halbkreisbogen 
mit  Lünetten  eingewölbt,  wobei  auch  die  Sacriftei  zur 
Erweiterung  gelangte  und  die  Capelle  angebaut  wurde. 

Sehr  dankend  mufs  man  es  anerkennen,  dafs  das 
urfprüngliche  fteinerne  Sacraments-Hauschen,  Fig.  3, 
erhalten  blieb,  welches  in  der  rechtfeitigen  Lefene 
hinter  dem  Hoch-Altar  fich  ganz  verfchollen  einge- 
mauert befand ;  diefes  wurde  bei  der  vorjährigen 
Rertauration  von  dort  ausgehoben  und  an  der  Evan- 
gelienfeite  unter  dem  Fenfter,  da  wo  es  gewifs 
urfprünglich  war,  wieder  eingefetzt  und  dient  nach 
gehöriger  Ausbefferung  der  Kirche  zur  Zierde. 

Bei  der  Aufbrechung  der  Presbyterium-Mauer 
fanden  fich  auch  vermauerte  fteinerne  Gewölbrippen- 
iUicke  aus  der  urfprünglichen  Wölbung,  die  Rippen 
waren  dreimal,  und  zwar  zuerft  gelb,  zum  zweitenmal 
roth,  zum  drittenmal  grau  bemalt  gewefen. 

An  der  Nordfeite  des  Schiffes  fand  man  auch  den 
urfprünglichen  Seiteneingang,  wo  das  gothifche  Thür- 
gewände  bei  der  Verlängerung  der  Kirche  einfacli 
vermauert  worden  war. 

Die  neue  Verlängerung  war  nicht  im  Antrage, 
wurde  aber  durch  den  Umftand  herbeigeführt,  dafs 
knapp  neben  der  mit  Einflurz  drohenden  Kirchen- 
l'"agade  ganz  nahe  an  der  nördlichen  Ecke  fich  ein  zum 
danebenliegenden  Meierhofe  gehöriger  9  Klafter  tiefer 
Brunnen  befand,  welcher  den  Ruin  der  F^agade  herbei- 
geführt hatte.  Es  zeigte  fich,  dafs  die  Brunnengrube 
noch  weit  unter  der  Mauer  ins  Innere  einfchnitt,  und 
dafs  man  die  Stirnmauer  der  Kirche  ob  dem  Brunnen 
auf  Eichentramen  fundirt  hatte,  welche  längft  verfault 
und  verfchwunden  waren. 

Da  die  urfprüngliche  Brunnengrube  über  die  Ecke 
reichte,  fo  war  hier  für  eine  Gurte  auch  kein  fefter 
Punkt  zu  gewinnen ,  wefshalb  die  Verlängerung  der 
Kirche   um  ein  Joch  durchgeführt  wurde. 

VU.  N.  1- , 


Die  Kirchenmauern  nnifsten  wegen  der  feichten 
l'"uiulirung  ringsum  uiUerfangen  werden  und  erhielten 
llatt  des  verwitterten  BruchReinmauerwerkes  durch- 
aus einen  Sockel  aus  Sandllein-Quadern,  die  fchad- 
haften  Mauertheile  wurden  ganz  ausgewechfelt,  ftatt 
der  halbrunden  wurden  hohe  Fenfter  hergeftellt,  das 
.Schiff  wurde  fammt  der  Decke  um  3  .Schuh  erhöht, 
ilatt  dem  ganz  ausgetretenen  Ziegelpflafter  mit  fchönen 
Steinplatten  gcpflaflcrt,  Altäre  und  Kanzel  nachge- 
beffert  und  neu  liaffirt,  derMufik-Chor  fammt  derOrgel 
umgebaut  und  das  ganze  Innere  mit  dreifiirbigen 
Tonen  kirchlich  gefliinnit.  Das  Aeufsere  erhielt  durch- 
gehends  neue  Dachltuhle,  die  runde  Apfis  ein  Schiefer- 
dach, wurde  auch  ein  ganz  neuer  Dachreiter  für  die 
San6lus-Glocke  aufgeftellt. 


Fig.  4.   (Zumberg.) 

Die  in  Fig.  4  dargeftellte  Wappengruppe  befindet 
fich  an  der  Aufsenfeite  des  Presbytcriums'in  der  Mit- 
telachfe  unter  dem  Fenfter. 

6"].  Die  im  17.  Jahrhundert  entftandeiie  Kirche 
deir  Inviolata  aufser  Riva  ftammt  von  einem  bisher 
unbekannten  Architekten.  Ein  portugiefifcher  Architekt 
foll  aus  Rom  nach  Riva  berufen  worden  fein,  den  Ent- 
wurf zur  Kirche  zu  machen.  Ein  quadrater  Raum  mit 
halbrunden  Altar-Nifchen  in  den  Ecken  und  je  einem 
F-ingange  in  der  Mitte  der  drei  Seiten,  an  der  vierten 
Seite  ein  viereckiger,  oblonger  Ausbau  als  Hoch-Altar- 
raum, daneben  Sacriftei  und  Thurm,  bilden  den  Grund- 
rifs  des  Gebäudes,  über  demQuadrat-Ixaum  der  Kirche 
ein  achteckiger  Aufbau  mit  niedrigem  Dache. 

Im  Inneren  eine  reiche  Decoration  der  Wände 
und  Kuppel  durch  Marmor  und  Stucco,  durch  Malerei 
und  Vergoldung.  An  den  Seiten-Altären  Gemälde, 
ein  Marienbild  von  1650,  die  Bildfchnitzerarbeiten  an 
den  Chorftühlen  aus  1609,  die  Stucco  ftammen  in  der 
Mehrzahl  von  David  Roti  her.  An  einem  gefchnitzten 
Paramenten-Kaften  in  der  Sacriftei  lieft  man  Jofeph 
de  Benedi(?ta  Tridentinus  sculpfit  1695. 

Die  äufsere  architektonifche  Anordnung  ill:  ohne 
Schmuck  und  fchon  durch  die  Grundform  gekenn- 
zeichnet. Der  Hauptfchmuck  der  Kirche  befteht  in  der 
inneren  Ausflattung,  welche  den  Charakter  ihrer  Zeit 
klar  zum  Ausdrucke  bringt. 

Im  Jahre  1821  brannte  das  Dach  der  Kirche 
ab    und     befchädigten     lierabftürzende     Balken     die 


CVIII 


Gefimfe  und  das  Mauerwerk.  Bald  fchritt  man  zur 
Wiederherftclluns^  des  Daches.  Man  arbeitete  dabei 
nicht  mit  entfprechcnder  Umficht,  daher  ficli  allmalig 
arge  Schäden  an  der  Kirche  herausrtellten,  fo  das  fic 
heute  in  einem  baufällii^en  Zurtande  erfcheint,  der  zu- 


>feif  ]ia,t  kg<nhm'k'(^iiiiWi 


und  Zufammenziehung  gelalTen  wurde,  was  ein  Heben 
und  Keifscn  der  Platten  bewirkte.  In  Folge  delTcn 
konnte  das  RegenwalTer  unter  die  l'latten  gelangen, 
das  Gebalk  blieb  beim  Mangel  an  Dachfenftern  innen 
nafs  und  gerieth  allmalig  in  Faulnifs. 

Eine    weitere    Folge   war,  dafs    das    durch- 

rickernde  Waller  die  Stuccatorung 
und   Malerei  befchadigte.  Kndlich  fchlu 
in  die  Kirche  und  zerrifs  die  Wände. 


^  Liie-öb^cieu\)t'qöl:'  miviv  ^' 


•sj^'5b^öuiI(  d'iwf 'UjqiBip^  jJli 


l'«-  s- 


Enii^ 


meifl  dem  allzudünnen  Kupfer-Materiale  zugefchrieben 
wird,  mit  dem  die  Kuppel  überdeckt  wurde,  dann  der 
Befeftigungswcife  der  Kupferplatten  mittelfl  Nägeln, 
wodurch  dem  Metall  kein  Spielraum  für  Ausdehnung 


X'ergoldung 
der  Blitz 


Da  das  Regenwaffer  nicht  durch  Kinnen 
abgeleitet  wird,  fondern  fich  über  das  Mauer- 
gefimfe  ergiefst,  fo  find  die  Mauern,  namentlich 
an  der  Wetterfeite,  feucht  und  tragen  zur  Ver- 
ilunklung  und  Schädigung  der  Malerei  und 
Stucco-Dccoration  bei. 

Correfpondent  Dr.  Haniffaldi  nimmt  ficli 
diefer  Kirche  mit  Wärme  an  und  verwendet  fich 
bei  der  Central-Commiffion  für  deren  Reflau- 
rirung. 

68.  1^36/ 1^2  p. 

In  der  Stadt-Pfarrkirche  zu  Eiiiis,  im  Traun- 
viertel,  befindet  fich  auf  der  Evangelien-Seite  die 
St.  Johannes-Capelle,  die  bereits  1343  befland, 
nach  dem  Grafen  von  Walfec,  der  iliefelbe  erwei- 
tern und  im  gothifchen  Style  umbauen  liefs,  die 
W'alfcer  Capelle  benannt  wird.  In  diefer  Capelle 
links,  rückwärts  an  der  Wand  ifl:  ein  rothes  Mar- 
mor-Denkmal 7'  7"  hoch,  3'  8"  breit,  mit  folgen- 
der Umfchrift  in  Minuskeln : 

Hie  .  ligt  .  begraben .  der .  l*ldl .  und  .  vcft .  |  Erafm  . 
Pamkirch  .  zum  .  Haws.f.D.ratt  .  und  .  phleger  . 
zu  .  Enns  .  gewefcn . ift .  \  der.geftarben  .  ift  .  am. 
phincztag .  des  .18.  tag .  Februarij .  dem .  got .  gna- 
dig. fey.  anno.  düij.  1.5.  jm  26.jar.  I 

Und  im  Felde  oben  in  7  Zeilen. 
Und  .  hie .  ligt .  begraben .  die .  j  edel .  fraw .  Anna  . 


Pamkirch  . 
leiwt .  hat 
•IS 


inn .  fein 
am  .  13 . 
.  29  .  der  .  got. genadig.  ,fey 


eliclie .  hausfraw . 
julli  .  Anno 


tag 


die.abge- 

domini  . 


Den  unteren  Theil  des  Feldes  füllt  in  abge- 
fchrägter  Vertiefung  das  Wappen  der  Paum- 
kircher  aus.  In  einer  eigenthümlich  ftylifirten 
Tartfche,  wie  felbe  in  der  Zeit  der  beginnenden 
Renaiffance  auftreten,  ift  auf  einem  Dreiberge 
die  Kirche  mit  zweiThürmen.  Ueber  der  Tartfche 
nach  der  linken  Seite  gewandt  ein  eigenthüm- 
lich geformter  Spangenhelm  mit  arabesken- 
artigen Decken,  zu  beiden  Seiten  des  Schildes 
abfallend.  Auf  der  Decke  ein  mit  Federn  befleck- 
ter, mit  einem  Kreuze  gezierter  Stulpluit  und 
neben  diefem  ein  offener  Flug.  (Fig.  5.) 

Höh.  I,  pag.  487,  gibt  die  Farben:  Schild 
roth,  Kirche  weifs  mit  rothem  Dache,  Dreiberg 
grün.  Decken  roth  und  weifs.  Der  Stulphut  als 
Kleinod  ift  ihm  nicht  bekannt.  l%r  kennt  nur  einen 
rothen  Flug. 

ErasmusPaumkircher  war  feiner  fürftlichen  Durch- 
laucht Rath  undPfleger  zu  Enns,  Befitzer  der  I  lerrfchaft 
Haus  im  Mühlviertel,  Verorilner  und  Steuereinnehmer 
in  Ober-Ocfterreich. 


CIX 


6g.  Bei  Gelegenheit  der  im  Jahre  1864  vorge- 
nommenen Rcftaiiririing  der  Kirche  im  eliemaligen 
Dominicanerklofler  refpe(5live  l'iarillcncoUegium  in 
ßi(ihvi/s,  welche  thcilweife  in  etwas  vanthdifclier  Weife 
durchgeführt  wurde,  indem  man  bedaucriiclier  Weife 
die  aus  der  Zeit  des  Kirchenbaues,  alfo  Zeit  Königs 
Prcmysi  Otakar  II.  flammende  Seiten-Capelie  niichd: 
lies  Presbyteriums  und  einen  Theil  der  gegenüber- 
liegenden Sacriflei  demolirtc,  wurde  auch  der  Ih-etter- 
belag  des  Fufsbodens  befeitigt,  in  Folge  dcffen  eine 
grofse  Anzahl  von  Grabfleinen  zum  Vorfchcin  kam. 
Ohne  diefelben  irgend  welcher  Beachtung  zu  würdigen, 
wunlen  die  meiften  zerfchlagen  und  entfernt,  nur 
weiu'ge  fanden  bei  Ausbefferung  des  Kirchenpflafters 
eine  weitere  fehr  unpaffende  Verwendimg,  in  der  lie  feit- 
her  durch  Abtreten  gewaltig  leiden.  \'on  dicfen  Steinen 
fei  beif[)ielsweife  eines  beffer  erhaltenen  Erwidinung 
gethan,  er  liegt  unter  dem  Mufd<-Chorc  und  enthalt 
unterm  Wappen  folgende  Worte:  Ilie  ligt  begraben 
der  Edl  vnd  vefl  Cafpar  Robmhap  vom  Suche  der 
geftorben  i(l  am  Mittwoch  vor  jubitate  Im  jar  ccccc 
vnd  Im  XXIII.  Jar,  dem  got  genadig  vnd  barmherzig  ift. 

Auch  im  Kreuzgange  des  Klollers  befinden    fich 
defsgleichen   einige    beachtenswerthe  Denkfteine.    Es 
wiire  wohl  fehr  wünfchenswerth,  wenn,  wie  es  an  %„ 
fo    vielen    andern    Orten    fchon    gefchah ,    auch 
diefe  Steine  an  einem  gefchützten  Standpunkte 
oder  im  Kreuzgange  felbfl  aufgeftellt  würden. 

70.  Im  Befitze  der  Gemeinde  Stockcran 
befindet  fich  ein  filberner,  theilweife  vergoldeter 
Becher  (Kelchform,  Hohe  2^:^  Cm.)  mit  getriebc 
nen  Ornamenten  und  Masken  und  der  Umfchrift 
(in  Capital  -  Buchftabcn)  Zv  .  Stocklieraw  .  die 
.  gancze  .  Gemein  .  1585  („Marktrichterbechcr"), 
fowie  ein  fcepterförmiger,  ebenfalls  filberner  und 
theils  vergoldeter,  mit  dem  Wappen  des  Mark- 
tes und  einer  (auf  den  Vicedom  M.  E.  1  lilleprand 
bezüglichen)  Umfchrift  mit  der  Jahreszahl  1742  ver- 
fehener.hübfch  ornamentirter  „Marktrichterftab-'. 

C.  M.  Blaas. 

71.  (Initiale  U  auf  einem  Ahlafsbriefe  ddo. 
26.  April  ijj8  befindlich.)  Derfelbe  wurde  auf  die 
jeweilige  Dauer  von  40  Tagen  von  11  Bifchöfen 
(Nicolaus  V.  Nazareth,  Jacob  v.  Salonichi  etc.)  an 
die  Egidius-Kirche  und  Corporis-Chrifti-Capelle 
in  Korneuburg  zu  Gunflen  deren  andächtiger 
Befucher  ertheilt  und  1339  vom  Paffauer  Bifchofe  be- 
tätigt. In  der  Initiale  die  Figur  des  heil.  Leonhard 
mit  dem  Hunde,  im  rothen  Kleide,  der  Hintergrund 
dunkelblau.  Die  kleine  Figur  daneben,  wahrfcheinlich 
der  Caplan  der  Kirche  (rothes  Unterkleid,  violettes 
Ueberkleid),  derBuchllabe  felbft  w^eifs,  derUntergrund 
theils  roth,  theils  dunkelblau.  Ueber  dem  Worte 
,.San6ti"  der  erften  Zeile  ift  ein  kleines  Bildchen,  ein 
die  Meffe  lefender  Priefter,  angebracht.  Pergament- 
Urkunde  mit  zwölf  befchädigten  Siegeln  im  Archiv 
der  Stadt  Korneuburg,  aufgefunden  in  neuefter  Zeit 
durch  den  Correfpondenten  Blaas. 

72.  Urkundliche  Beiträge  zur  Gefchiclite  des  ehe- 
maligen grofsen  filbcrnen  Sarges  für  die  Reliquie  des 
heil.  Leopold  in  Klojlerneuburg.  (VIII.) 


1551.  6.  November. 

Romifcher  Kuniglicher  Mt.  etc.  Rath  Wolgeborn 
l'.dl.  Geftrenng  gnedig  Herren,  Eur  Gn.  haben  mir 
junigftlichen  gnedigift  ain  fendfchreiben  bey  Gregor 
Baroch,  vberfeiiiult,  welches  jch  unnthertenigift,  vnd 
mit  geburlicher  Reuerenz  angenumben,  vnd  Euer 
Gnaden  zuegefchriben  jnnhalt  vernumben.  Darauf  jch 
\nverzogentlich  obgedachten  Baroch  in  feiner  Eigener 
gegenwicrt,  zuefehundt  bericht  gethon,  Wafs  \'\\<\  wie 
vil  am  Sarch  gemacht  vnd  noch  zuemachenverhaniiden, 
Znegleich  auch  jhme  des  verfertigten,  vnnd  vnuerfer- 
tigten  Silbers,  Gewicht  vnd  Wag,  wie  vil  ain  jedes  def- 
felben,  auch  des  .Silbers,  fo  noch  zum  Sarch  zuerlegen,  er- 
jnnerung  gethan.  Wegen  zweiffei,  f(jlchcr  bericht  fey 
Iv.vr  gnaden  Clärlichen  Muntlich  von  jme,  aucli  aufs 
der  vifierung  gegeben  worden. 

Gnedig  Herren,  Nachdem  jch  vnangefelien  das 
jch  etlichmal,  dem  Herrn  Ludwig  Newfarer  gefclu'ieben 
gethan,  das  er  fich  bey  Eur  Gnad.  erkundigen  foll.  Ob 
Eur  Gnad.  den  Sarch  vergilt,  vnd  verklaidt  haben 
wollen  aber  nit, jft  mir  doch  niemaln  bericht  zuekhumbcn. 
Bin  derhalben  folbft  Porfchonlichen  alhieher  zue  Eurer 
Gnad.  zueraifen  verurfacht  worden,  vnnthertenigft  vnd 
alher  hoclift  Pittundt  Päir  Gnad.  wollen  mir   gnedigift 


Fig.  6.  (Koriieuburg.) 

bericht  erfolgen  laffen.Ob  der  Sarch  an  den  gebürlichen 
Ortten  vergilt,  zuegleich  ob  das  Edl  Gftain  in  folchen 
verklaidt  werden  fol  aber  nit.  Dann  wo  I£ur  Gnad.  die 
verklaydung  vnd  vergildung  an  folchem  gefallig  vnd 
anemblich  were,  das  mir  alfdann  Eur  Gnad.  zu  fordrung 
der  Arbait  vnd  noch  eraifchter  notturfft,  folche  Klay- 
natter,  verguldung,  vnnd  zuuor  das  aufftenndt  Silber 
gnedigift  erfolgen  laffen  wollen.  Auf  das  aber  Eur  Gnad. 
ainen  grundtlichenbericht,  wie,  aber  an  welchen  Ortten, 
vilgedachter  Sarch,  verklaidt  vnd  vergit  werden  fol, 
zuemppahen  haben.  Wil  jch  (wo  es  E.  Gn.  gefällig) 
die  groffer  vifier,  nachdem  jr  zwo,  nach  meinem  guet- 
gedunkhen,  für  mich  nemben,  die  fölbig  (vnangefehen 
das  fie  der  khlaynern  vifier  nach  wolcher  der  Sarch 
wirt  gemacht)  wiljch  verenndern,  vnnd  etwo  dem  Sarch 
zum  tail  gleichvormig  machen.  Alfdann   die  Ort  vnh 


ex 


das,  wafs  doch  vergilt  vnd  vcrklaydt  werden  Toll  mit 
Varbcn  anflreuchen,  machen,  vnd  anczaigen,  daraiilis 
fich  Eur  Gnad.  die  t,degenhait  der  Zier,  vilLjedaclits 
Sarchs,  erfichtigen  mögen.  Solclies  hab  ich  Kur.  Gnad. 
bericlitweifs,  vnangezaigt  nit  wollen  lalTcn.  Dero  icli 
mich  hierin  Eur.  Gn  vnnthertenigft  befille,  darneben  bin 
jch  gnedigiften  befchaidts  erwarttundt. 

Ewr  G. 

Vnnthertenigifte  Gehorfamifter 

Merth  Paumgartner  Goltfchmit 
vnd  Hiirger   in  Ülmutz. 

1551    13.  November. 

Romifcher  Kii.  Mt.  etc.  Riitli.  Wolgeborn  Edl 
Gertreng  gnedig  Herren,  Auf  Eur.  Gn.  befelch,  vnd 
bcgern.  So  mir  auf  mein  jungft  gethonen  Bericht  er- 
folgt worden,  hab  ich  S.  Leopolts  Sarchs  vifierung 
für  mich  genumben,  jn  welchem  ain  tail  deffolben, 
auch  mit  zwayen  Appofteln  zuuerguldung  haben  zuer- 
meffen.  Hefindt  jch  aber  (nach  dem  der  Sarch  Lanng 
vnd  grofs,  die  verhehung  der  Pofftamente  verkhripf- 
fungen,  Saulnen  vnd  gefumbfer  fehr  hochs,  wulche 
gleichwol  etwo  an  der  vifier  nit  gefehen  mag  werden, 
das  folches  mit  drey  hundert  gülden,  khaum  mag  ver- 
gult  werden,  Wo  nun  folche  ains  tails  in  der  vificr  an- 
gezaigtc  verguldung,  Ewrer  Gn.  gefallig,  annemblichen, 
vnd  fonderlichen  das  Eur  Gn.  bey  diefem  bericht 
bleyben  laffen  wollen.  Bit  jch  derhalben  Höchlichen 
Eur  Gn.  wollen  mir  mit  dem  golt.  Auch  mit  dem  Auf- 
fteunden  Silber  (nachdem  der  Merer  tail  des  em- 
phanngenen  filbers  fchon  verarbeit)  khain  aufzigige 
verhindrung,  wie  dann  befchehen  verner  machen.  Dann 
Eur.  Gn.  mögen  gnedigifl;  erwögen  wafs  für  grofser 
mercklicher  vnkoften,  zuuor  in  der  verfaumbnufs.  für 
genumben.  Sonder,  zuuerhiettung  vnieberwindligs  vn- 
gefundts,  zuainigen,  defwögen,  ich  gar  nicht,  des  golts, 
die  weil  fchon  vil  zum  vergulten  aufgemacht,  entperen 
khindt.  Bin  hierauf  vngezweiflt,  Eur  Gn.  werden  mein 
bifher  eingebieften  und  erlittenen  fchadn,  die  ver- 
hindrung, vnd  zuuor  die  zuenaliung  der  geftimbten  Zeit 
gnedigifl:  beherzigen,  vnd  den  wege,  zu  fordrung  der 
Arbeit,  mit  furderlicher  vberanntworttung  des  ganczen 
Aufltandts,  gnedigilt  fürnemben.  Solches  hab  ich  vnn- 
thcrtenigift,  Eur  Gn.  berichtweifs  vnangezaigt  nit 
wollen  laffen  Der  jch  \'on  Eur  Gn.  hierauf  gnedigill 
befchaidts  erwarttundt,  Thue  mich  liierin  Eur  Gn.  vnn- 
thertenigifl;  befehlen. 

Eur  Gnaden 

Vnnthertenigifter  Gehorfamifler 

Merth  Paumgartner,  Goltfchmit  vnd 
Burger  in  Olmütz. 
1552.  15.  Februar. 

Die  wolgeborne  geft:rennge  vnd  crmeffe  gunflige 
Herren  E.  G.  feint  mein  gehoiTame  willige  dieniill 
hocliftes  vleis  allezeit  zuuoran  berait  Gcnedige  Herrn 
E.  G.  fchreiben  des  Datum  ft;eet  Wienn  am  neunten 
February  etctz,  zwayundfiinfczigiften  Jars  mit  der  Ro. 
Ku.  Mt.  meines  allergncdigftcn  herren,  gefwornen 
Camerpot  vberfenndt,  hab  ich  mit  geburlicher  Refe- 
rentz  emphangen  vnd  daraus  vernommen,  das  mich 
E.  G  erjnnern  wie  ich  mich  in  meinem  jungft;cn  fchrei- 
ben habe  vernemen  laffen,  wo  mir  allain  hundert  Ain- 


fach  Ducaten,  wie  hieuor  mit  do]>elt  \nd  ainfachen 
Ducaten  befcheen,  zum  \erguklen  des  ."^archs,  ver- 
urtlent,  wurden,  das  ich  alfsdann  vonllundan  zuiier 
giilden  des  Sarchs  angreiffen  vnd  allenthalben  denfel- 
ben  fertig  machen  will,  damit  ich  alfo  aufzekhomen 
gedächt,  darauf  mir  E.  G.  die  hundert  Ducaten  bey 
Hochgedachter  Ro.  Ka.  Mt.  gefchworncn  Camer  Boten 
zuegefchickht,  die  ich  alfo  von  jme  emphangen,  vnd 
darumb  vcrmuge  E.  G.  fchreiben,  die  zuegefenndte 
Quittancz  verfertigt  mit  meinem  gewöndlichen  Pet- 
fchadt  dem  Herren  Vitztumb  hiemit  vberfendt  vnnd 
will  auch  nicht. faumen  \'ollend  den  Sarchen  aufs  eheft 
fo  jmmer  muglich  auszufertigen  vnd  fouil  ich  mit  dem 
golde  oder  ducaten  nur  geraichen  werde  khonncn 
oder  mügen  zuuergoiden  khainen  vleis  nicht  fparen, 
vnd  an  mir  nichts  erwunden  lafien,  daz  ich  aber  entlieh 
folde  wiffcn  mit  gedachten  golde  (foweit  es  verordcnnt) 
auszekhomen  khönncn  E.  G.  felbfl:  bedennkhen,  dann 
ich  auch  felbfl;  gern  fache  vnd  wiire  mir  mit  merern 
nutz  das  das  werkh  nunmalfs  fchon  allenthalben  ge- 
macht vnd  verfertigt  were  dz  hab  ich  E.  G.  auf  jr 
fchreiben  deren  ich  mich  hiemit  thue  bevelhen  nicht, 
khonnen  verhalten  Datum  Olomütz  am  xv.  tage 
l-'cbruary  Anno  im  Zway  vnnd  funfczigften. 

E.  G. 

Dem  Pkllen  woigebornen  geftrenngen   vnd  Ernueffte 

Herrn    Ro.   Ku.  Mt.    vcrordenten    Camer   Ratten    der 

Niderollerrcichifchen  Lande. 

Wiliger  und  gehorfamer 
Merten  Paumgartner. 

73.  (Gaisliorn  in  Oberfleier,  Hilzendorf,  Lieboch 
und  Mooskirelien.)  Geiftliche  Schaufpiele. 

Dur  :h  Vermittlung  des  Herrn  Pfarrers  !'.  Auguftin 
Mikvifcli  in  Gaishorn  ifl  mir  gelungen,  ein  fleierifchcs 
Paffionsfpiel  dort  aufzutreiben ;  es  ifl  vielleicht  das 
letzte  im  Lande  und  bildet  den  Abfchlufs  zur  Trilogie 
des  Paradeifs-,  Krippcl-  und  Schäferfpieles,  die  fich 
auf  die  Fundorte:  Hitzendorf,  Linboch  und  Moos- 
kirchen vertheilcn  und  bereits  dem  hiflorifchcn  Verein 
von  Steiermark  eingefandt  waren.  Das  Krippelfpiel  ifl 
auch  fchon  feiten,  wahrend  das  Paradeifs-  und  Schafer- 
fpiel  noch  zu  Hitzendorf  aufgeführt  wurde.  Sämmtliche 
Spiele  wurden  der  Univerfitiits- Bibliothek  zu  Graz 
ncbfl  einer  Sammlung  von  Liedern  und  Volksge- 
brauchen zur  Veröffentlichung  übergeben. 

Meixner. 

74.  Am  16.  Juli  d.  J.  ftarb  das  Mitglied  der  Cen- 
tral Commiffion  P'erdinand  Lanfberger,  k.  k.  Profeffor 
an  der  Kunflgewerbe- Schule  des  öflerreichifchen 
Mufcums  geboren  zu  Maria-Schein  in  Böhmen  am 
16.  Februar  1829.  Laufberger  war  ein  rafllos  thatiger 
und  flets  vorfchreitender  Künfller,  eine  Zierde  der 
Lehrkräfte  der  erwiihnten  Lehranflalt.  Er  bchcrrfchte 
das  figurale  Element,  wie  das  ornamentale  vollflandig. 
Derfelbe  fliand  feit  1873  mit  der  Central-Commiffion 
als  deren  Mitglied  in  Verbindung,  und  wandte  fich  den 
Aufgaben  diefes  Inflituts  mit  grofsem  Interefle  und 
regem  Eifer  zu.  Er  war  ihrflets  ein  gründlicher  Referent 
und  bewahrter  Rathgeber.  Die  Commiffion  wird  fein 
Wirken  im  beflien  Andenken  halten. 


C**C»?Ci=<&C*> 


CXI 


Die  römifche  Tauernftrafse. 


Vom   Cunfervalor   F..  Richter. 


l-RCll  liic  Auffindung  einer  unycuöhnlich  voU- 
Ev3l  ll'"idigcn  Reihe  römifcher  Meileniicine,  welche 
irj^^^i  fich  zum  Theile  im  Salzburgcr  Mufcum  befin- 
den, zum  Theile  an  der  jetzigen  rollrtrafse  nahe  ihren 
I""undpl;itzen  aufgeüellt  find,  war  der  Lauf  der  römi- 
fchen  Strafse  über  den  genannten  Pafs  längfi:  jedem 
Zweifel  entrückt.  Die  Seftion  Pongau  des  deutfchen 
und  öflcrreichifchen  Alpenvercins  gab  nun  die  An- 
regung zu  einer  genaueren  Nachfuchung,  ob  nicht  der 
Zug  der  römifchen  Strafse,  deffen  Sichtbarkeit  der 
Volksmund  behauptete,  wirklich  nachgewiefen  und 
dann  das  reifende  Publicum  auf  diefe  Merkwürdigkeil 
aufmerkfam  gemacht  werden  könnte.  In  Folge  deffen 
begab  fich  am  7.  September  vorigen  Jahres  eine  Art 
Commiffion,  beftehend  aus  dem  Vorfland  des  genann- 
ten Vereins,  Herrn  Steuer-Infpeflor  Heldenberger  in 
St.  Johann,  dann  Herrn  Dr.  Prinzinger,  Vorftand  der 
Gcfellfchaft  für  Landeskunde  in  Salzburg  und  dem 
gefertigten  Confervator  an  Ort  und  Stelle,  um  unter 
Vernehmung  des  ortskundigen  Wegmacher-Perfonales, 
fowie  anderer  Vertrauens-Perfonen  befonders  des 
Herrn  A.  Kohlmayer,  Poftmeifters  von  Untertauern, 
fowohl  die  angeblichen  alten  Wegfpuren  zu  befich- 
tigen,  als  auch  die  wirklichen  P\mdll:ellen  der  Meilen- 
fteine  zu  conftatiren. 

Um  nun  das  allgemeine  Ergebnis  diefer  Nach- 
forfchinig  gleich  von  vornherein  anzugeben,  fo  fand 
fich  allerdings  auf  einer  Reihe  von  Stellen  eine  fehr 
deutliche  Spur  davon,  dafs  in  der  Vergangenheit  die 
Strafse  durch  das  Tauernthai  eine  andere  Lage  gehabt 
habe,  als  die  gegenwärtige  Pofiftrafse.  Theils  höher, 
theils  tiefer  am  Bergabhange  hinlaufend,  als  die  letztere, 
mehreremal  auch  am  entgegengefetzten  Flufsufer 
findet  fich  eine,  jetzt  meift  mit  Wald  überwachfene, 
aber  noch  ganz  deutliche,  einige  Meter  breite  Weg- 
fpur.  Von  mehreren  diefer Wegftücke  ift  bekannt,  dafs 
fie  bis  in  die  neuere  Zeit  noch  benützt  worden  find, 
und  dafs  erft:  ganz  neuerliche  Umlegungen  der  Poft- 
flrafse  diefe  Stücke  zu  verlaffenen  gemacht  haben.  Sohin 
unterliegt  es  kaum  einem  Zweifel,  dafs  die  befagten  Weg- 
fpuren zunächlT:  den  Zug  der  mittelalterlichen  Tauern- 
ftrafse andeuten.  Wo  follen  wir  nun  die  römifche 
Strafse  fuchen?  Es  liegt  in  der  Natur  einer  engen 
Hochgebirgsfchlucht,  dafs  für  den  Wegbauer  die  freie 
Wahl,  wo  er  den  Strafsenzug  anlegen  wollte,  fehr  be- 
fchrankt  war;  ferner  dafs  an  den  meiften  Stellen  die 
Strafse  nur  als  Einfchnitt  in  eine  mehr  oder  weniger 
fleile  Böfchung  geführt  werden  konnte.  Wenn  wir  alfo 
allenthalben  im  Tauernthai  jene  obenbefchriebene  alte 
Wegfpur  vorfinden,  fo  fpricht  die  Wahrfcheinlichkeit 
ficherlich  dafür,  dafs  wir  hier  auch  die  Spur  der 
römifchen  Strafse  vor  uns  haben,  umfomehr,  als  man 
im  Mittelalter  gewifs  alle  noch  vorhandenen  Anlagen 
fchon  aus  Sparfamkeit  benützt  haben  wird.  Die  Wahr- 
fcheinlichkeit wird  aber  nahe  zur  Gewifsheit  erhoben 
durch  den  Umlland,  dafs  die  vorgefundenen  Meilen- 
VII.  N.  F. 


Heine,  vier  an  der  Zahl,  an  jenem  alten  Weg-Tra6lus 
aufgefunden  worden  find.  Sie  flehen  zwar  jetzt  an  der 
Pollflrafse  aufgcftellt,  find  aber  erft  nach  ihrer  Auf- 
findung, vor  einigen  Jahrzehnten  an  ihre  jetzigen  Platze 
gebracht  worden. 

Die  Gründe,  warum  die  gegenwartige  Poftflrafse 
von  dem  alten  Zuge  abwich,  find  meiftentheils  leicht 
einzufehen.  Die  neue  Anlage  ifl  eben  luxuriöfer,  und 
da  die  Techniker  der  Gegenwart  über  Sprengmittcl 
verfügen,  welche  die  Alten  nicht  hatten,  fo  brauchte 
man  Felswände  und  Engpäffe  weniger  zu  fcheuen. 

Die  Wegltrecke  von  Untertauern  bis  zum  Gaft- 
hof  in  Obertauern  an  der  Pafshöhe  beträgt  rund 
9  Kilometer,  nach  der  Poftftrafse gerechnet.  Auf  4125  M. 
wird  nun  diefe  von  dem  befchriebenen  noch  fichtbaren 
alten  Strafsenzug  begleitet,  auf  etwa  2000  M.  Länge 
dürften  beide  zufammenfallen,  der  Refl:  mit  nicht  ganz 
3000  M.  kommt  auf  eine  Abweichung  des  alten  Zuges 
vom  neuen,  wo  der  alte  Zug  nicht  mehr  fichtbar  ift. 

Die  erfte  Abweichung  der  beiden  Strafsen  findet 
fich  bereits  wenige  hundert  Schritte  hinter  Untertauern 
beim  Wegmacherhaufe,  indem  die  neue  Strafse  in  der 
Tiefe  des  Thaies  fortlauft,  die  alte  an  der  rechten  (oft- 
lichen)  Thalwand  als  etwa  2  M.  breiter  Einfchnitt  in 
die  Böfchung  bergauf  fteigt.  Der  Grund  diefer  Trennung 
liegt  am  Tage.  Etwa  einen  Kilometer  weiter  thalein- 
wärts  nämlich,  befindet  fich  eine  Thalenge,  welche 
durch  einen  Felsriegel  von  ungefähr  lOO  M.  Höhe  der 
Keffelwand  hervorgerufen  wird.  Die  neue  Strafse  folgt 
nun  dem  Bachlaufe,  betritt  den  engen  Felsfpalt,  welchen 
fich  diefer  letztere  durch  den  Felsriegel  gegraben  hat, 
wo  die  ganze  Strafsenbreite  aus  dem  Felfen  heraus- 
gefprengt  ifl,  und  gewinnt  fo  den  Thalboden  hinter 
der  Enge.  Der  alte  Zug  überftieg  aber  den  Felsriegel, 
indem  er  allmälig  an  der  öftlichen  Thalwand  aufwärts 
führt,  und  dann  innerhalb  der  Keffelwand  fich  wieder 
ebenfo  allmälig  fenkt.  In  diefer  ganzen  Strecke,  auf 
eine  Länge  von  mehr  als  einem  Kilometer,  ift  die  alte 
Strafse  noch  ganz  deutHch  fichtbar,  ja  wohlerhalten. 
Die  Höhe  des  Felsriegels  heifst  der  „Kniebeifs";  die 
Strafsen-Anlage  durch  die  Enge  ift  jedenfalls  fehr 
jungen  Datums.  Dafs  die  Römer  auch  über  den  Knie- 
beifs gefahren  find,  geht  aber  mit  Sicherheit  daraus 
hervor,  dafs  auf  dem  alten  Strafsenftücke  1854  (oder 
iS38)ein  römifcher  Meilenftein  gefunden  wurde,  welchen 
die  Wegmacher  reiiiHck  abgcmcifselt,  mit  den  Worten 
„Zur  Erinnerung"  gefchmückt,  und  an  der  Stelle  der 
Trennung  der  alten  und  neuen  Strafse  aufgeftellt  haben. 
Trotz  fo  fchmählicher  Behandlung  geftattet  aber  die 
Beftimmtheit  der  Fund-Notiz,  das  Stein-Material  und 
die  Geftalt  kaum  einen  Zweifel,  dafs  man  es  mit  einem 
echten  römifchen  Milliare  zu  thunhabe. 

Auf  der  Höhe  des  Kniebeifs  finden  fich  die  Refle 
einer  Verfchanzung  aus  den  franzöfifchen  Kriegen  zu 
Anfang  unferes  Jahrhunderts.  Die  alte  Wegfpurheifst 
nach   Verficherung    der    Wegmacher  allgemein    „die 


CXII 


Römerflrafse^ ;  wohl  nur  in  Folge  archäologifcher 
Weisheit,  welche  auf  irgend  einem  Wege  popularifirt 
worden  ift. 

Die  nächften  2'  , Kilometer  lauft  die  Strafse  in 
einem  engen  ziemlich  fteilwandigenThale.  In  der  erflen 
Hälfte  diefer  Strecke  fallen  beide  Züge  meift  zufammen 
oder  gehen  doch  nur  auf  wenige  Meter  auseinander, 
fo  dafs  man  die  alte  Strafse  unmittelbar  neben  und  ober 
der  neuen  durch  den  Wald  laufen  ficht;  in  der  zweiten 
Hälfte  trennen  fie  fich  aber  völlig,  indem  die  alte  dem 
rechten  Ufer  treu  bleibt,  die  neue  aufdas  linke  Ufer  über- 
fetzt. Nahe  der  Trennungsftelle  lieht  der  zweite  Meilen- 
ftein  124  Cm.  hoch,  36  Cm.  dick,  wie  alle  anderen  aus  dem 
fchönen  weifsen  Marmor  des  Steinbruches  am  Scheid- 
berge, jenfeits  des  Tauern.  Er  wurde  1827  über  der 
„Hohlwand"  an  der  alten  Strafse  aufgefunden;  Schrift- 
züge find  nicht  mehr  fichtbar,  was  fich  bei  diefen  und  den 
folgenden  Steinen  aus  der  etwas  blättrigen  Befchaffen- 
heit  des  Marmors  erklärt,  indem  das  oberfle  Blatt,  auf 
welchem  die  Schriftzüge  ftanden,  abgefallen  ift. 

Bei  der  Wiedervereinigung  der  zwei  Strafsen  fteht 
der  dritte  Meilenftein,  welcher  1856  an  dem  alten 
Wege  gefunden  und  auf  Befehl  des  damaligen  Weg- 
Ingenieurs  Flamlifchberger  mit  einem  Gefpann  von 
vier  Ochfen  und  unter  fchwerer  Arbeit  an  feine  jetzige 
Stelle  gebracht  wurde.  Er  ift  von  aufsergewöhnlicher 
Gröfse,  165  Cm.  hoch,  (ein  Stück  von  angeblich  mehr 
als  '  j  M.  fteckt  noch  in  der  Erde),  50  Cm.  dick,  die 
Schriftfpuren,  welche  Einige  bemerken  wollen,  ergeben 
doch  keine  Lefung.  Das  oberfte  Stück  ift  abgebrochen 
und  durch  einen  Eifenftift  befeftigt. 

An  diefer  Stelle  ändert  fich  der  Charakter  des 
Tauernthaies.  Es  beginnt  nämlich  die  ebene  Stufe  der 
Gnadenalpe;  ein  fchöner  weiter  Grund,  welchen  der 
Bach  in  mancherlei  Armen  und  Windungen  durch- 
fliefst.  Doch  benützt  die  Poftftrafse  diefe  ebene  Stelle 
nicht,  fondern  zieht  am  öftlichen  Abhänge  hinauf,  um 
die  nächfte  höhere  Thalftufe  von  Obertauern  zu 
gewinnen.  Diefe  Stufe  fällt  zu  der  Gnadenalpe  fo  fteil 
ab,  dafs  der  Bach  fich  in  Cascadcn  auflöft,  wovon  die 
grofstcder  Johannes-Fall,  als  befondere  Sehenswürdig- 
keit  gilt.    Er   wird   von  der  Poftftrafse  aus  auf  einem 


kurzen  Seitenpfade  erreicht.  Wo  fich  diefer  abzweigt, 
fteht  der  vierte  Meilenftein,  156  Cm.  hoch  über  dem 
Boden,  50  Cm,  dick,  mit  folgenden 
Infchriftsfpuren : 

Diefe  Lefung  weicht  von  der  im 


//IX 

x// 


Corpus    Infcr.  5721    gegebenen    nicht  ^    ,.,,     r 

unbedeutend      ab ;      erfcheint     aber        ^  ////    --^ 
ziemlich   ficher   und    der  des  Corpus        /////////^ 
vorzuziehen,   denn  letztere  rührt    nur        C  D  < 
aus  den  .Aufzeichnungen  des  falzbur-        *- v/O 
gifchen  Alterthumsfreundes  Andreas         N  I"  V 
Seethaler     her ,      der     auch     andere 
römifche  Infchriften,  die  viel  leichter        /  \C  P  V 
leferlich  find,  falfch  entziffert  hat.  ^  /, 

Dort    bemerkt    man    auch    zum        \^ '/ ' 
erftenmal  wieder  die   Spur  des  alten         //  '^ 
Weges,  in  Geftalt    eines    fteil  anftei- 
genden  Hohlweges,  wo  auch   der   eben   befchriebene 
Meilenftein  Mitte  der  Dreifsiger  Jahre  gefunden  wurde, 
und    zwar  oberhalb  des  Johannes-Falles  in    der   ,,Dri- 
fchübelhalt"  und  nicht  im  „Alpcnfchutt  des  Johannes- 
falles", wie  das  Corpus  Infcr.  nach  Seethaler  fchreibt. 

Diefes  durch  den  Meilenftein  als  römifch  legiti 
mirte  Strafsenftück  erweift  nun  auch,  dafs  der  alte  Zug 
den  ebenen  Boden  der  Gnadenalpe  benützte,  dann  in 
der  Nähe  des  Baches  neben  denCascaden  fteil  aufwiirts 
führte.  Die  neue  Strafse  vermeidet,  wie  erwähnt,  diefen 
fteilen  Anftieg,  indem  fie  den  Boden  der  Gnadenalpe 
gar  nicht  betritt  und  fofort  an  der  öftlichen  Thalwand 
langfam  aufwärts  fuhrt.  Doch  war  die  alte  Anlage  in- 
fofern klüger,  als  die  bezeichnete  Stelle  der  neuen 
Strafse  an  der  Scheukwand  fehr  lawinengefahrlich  ift. 
Auf  diefer  Strecke  ift  vom  alten  Zuge  wenig  oder 
nichts  fichtbar,  man  kann  feinen  Lauf  niir  aus  der 
Stelle  nächft  dem  Meilenfteine  erfchliefsen. 

In  der  letzten  Wegftrecke  bis  Obertauern  ficht 
man  den  alten  Strafsenzug  wieder  abwechfelnd  links 
und  rechts  des  neuen  laufend  oder  mit  diefem  zu- 
fammenfallend. 

Somit  unterliegt  die  Erkennbarkeit  der  Römer- 
ftrafse  an  der  Nordfeite  des  Radftädter  Tauern  keinem 
Zweifel. 


Ueber  den  Dom  zu  Parenzo. 


Von  Heinrich  Freiherrn'  v.  Ferflel. 


fER  Dom'  von  Parenzo,  unbedingt  das  inter- 
cffantefte  Baudenkmal  altchriftlicher  Kunft  in 
*i^^J\  Oefterreich,  befindet  fich  gegenwartig  und 
insbefondere  in  Folge  der  zuletzt  vorgenommenen 
Reftaurations-Arbeiten  in  keinem  folchen  Bauzuftande, 

'  Freiherr  v.  Ferflel  hatte  als  Mitglied  der  Cenlral-Commirfton  diefe 
auf  einige  an  diefem  Dome  vorgt^nommene  Reflaurirungcn  aufmerkfain  ge- 
macht, von  denen  er  felbft  durch  einen  Fachmann  Keiintnifs  erhielt.  Die  Ccn- 
tral'Commiffion  fah  fich  darüber  veranlafst,  die  k.  k.  Statlhalterei  in  l'riefl  um 
Mittheilungen  über  den  Stand  der  Redaurations-Arbeitcn  m  Dome  vun 
Parenzo  zu  crfuchcn. 

In  Folge  weiterer  von  Seite  derfclben  k.  k.  Commiffion  an  Freiherrn 
V.  Ferflel  gerichteten  Aufforderung,  hat  er  fich  perfönlich  von  den  erwähnten 
Reftaurations-Arbeiten  Kenntnifs  verfchafTt,  den  Dom  unterfücht  und  mit  den 
am  Ort  befindlichen,  an  der  Reftauratton  betheiligten  mafsgebenden  Perfön- 
lichkeiten  Rückfprache  gepflogen.  Das  Ergebnifs  diefer  am  12.  und  13.  April 
gepflogenen  Unterfuchung  ift  der  hier  verotTcntlichte  an  die  Central. Com- 
miffion gerichtete  Bericht. 


welcher  dermalen   zu    einer  ernften  Beforgnis    \\egen 
weiter  fortfchreitenden  Verfalles  Anlafs  gibt. 

Die  Bedachungen  fämmtlicher  Objefle  find  in 
gutem  Zuftande,  jene  des  Baptifteriunis  ift  ganz  neu 
hergeftellt  worden.  Der  vorher  verfallene  Vorhof  ift 
wieder  in  Stand  gefetzt;  das  Mauerwerk  fcheint  durch- 
gängig feft  und  gefund  zu  fein.  Das  Baptifterium  zeigt 
allerdings  nur  den  rohen  Mauerkern,  der  im  Innern 
jeder  architeftonifchen  Bekleidung  entbehrt.  Das 
Innere  der  Kirche  hat  eine  zwar  wenig  ftylvolle  aber 
folide  Pflafterung  an  Stelle  der  ehemals  beftandenen 
fehr  fchadhafteii,  aber  jedenfalls  mit  dem  Bauwerke 
in  befferer    Harmonie   geftandenem  Fufsbodenbeklei- 


CXIII 


düng,  aus  Mofaikcn  und  Grabplatten  begehend,  er- 
halten. Der  mittelalterliche  Gluckenthurm  ill  logar 
leider  ^am  neu  uberm'ortelt  und geivei/siget  worden. 

Vom  bautechnifchen  Standpunkte  kann  die 
Rertauration,  foweit  diefelbe  auf  die  Hintanhaltung 
vveitergreifender  Zerflorung  des  Bauwerkes  gerichtet 
war,  fomit  als  entfprechend  bezeichnet  werden,  und 
wenn  eine  allerdings  erwünfchte  Siiuberung  der  Wände 
und  Decken  im  Zufammenhange  mit  einer  von  künft- 
lerifcheni  Sinne  geleiteten  Ablofung  der  Wände  vor- 
genommen werden  möchte,  um  eine  einigermafsen 
harmonifche  Verbindung  der  altehrwürdigeniheile  und 
der  im  Laufe  der  Zeit  den  Denkmalen  zugefügten 
ftörendcn  Veränderungen  zu  bewcrkllelligen,  fo  dürfte 
das  Bauwerk  für  die  gottesdienllliche  Benützung 
wieder  vollftändig  geeignet  befunden  werden,  und 
würde  hiermit  den  nachftliegenden  Wünfchen  der  hohen 
Geirtlichkeit  und  insbefondere  jenen  des  hochwürdigen 
Herrn  Bifchofes  entfprochen  werden  können. 

Soweit  der  Berichterltatter  Gelegenheit  hatte, 
fich  von  der  Befchaffenheit  der  neuerdings  durch- 
geführten Reftaurations  Arbeiten  zu  überzeugen,  fo 
fcheinen  diefe  Herflellungen  auch  durchaus  folid  und 
mit  Verwendung  guter  Bau-ATaterialien  ausgeführt, 
daher  technifch  durchaus  nicht  zu  beanftanden. 

Von  diefer  rein  technifchen  Seite  abgefehen,  bleibt 
dagegen  für  den  Freund  und  Bewunderer  alter  Kunll- 
und  hiftorifcher  Denkwürdigkeiten  eine  Reihe  von 
Wünfchen  offen,  und  zugleich  ein  inniges  Bedauern 
über  die  verhältnismäfsig  geringe  Erhaltung  der  alten, 
dem  urfprünglichenBauzuftandentfprechenden Details, 
fowie  über  den  fichtlichen  Verfall  der  noch  beftehen- 
den,  theilweife  nur  noch  in  letzten  Spuren  vorhandenen 
wunderbaren  Schmückungsmittel  der  alten  Bafilika. 

Eine  aufmerkfame  Beobachtung  des  Werkes 
zeigt,  dafs  man  es  mit  einem  fehr  alten,  der  früheften 
und  zugleich  beflen  Zeit  der  altchriftlichen  Kunfl  an- 
gehörenden Denkmale  zu  thun  hat.  Zwar  kann  das- 
felbe  nach  feiner  gegenwärtigen  baulichen  Befchaffen- 
heit und  Ausflattung  kaum  vor  Abfchlufs  des  erften 
Jahrtaufends  unferer  Zeitrechnung  gefetzt  werden, 
und  gehören  einzelne  Details  einer  fogar  noch  jüngeren 
Zeit  an.  Dagegen  geben  andere  Details  fowie  die 
Säulen  und  Capitale,  und  zahlreiche  andere  Fragmente, 
wie  die  von  alten  Ambonen  herrührenden  Theile, 
Zeugnis  von  einer  weit  älteren  Bau-Periode. 

Die  genannten  Details  flimmen  vollftändig  mit 
Baureilen  der  alterten  ravennatifchen  Bau-Periode 
überein,  find  wahrfcheinlich  aus  derfelben  Schule  her- 
vorgegangen und  dürften  fonach  fpäteftens  dem 
5.  Jahrhundert  angehören. 

Nicht  minder  deutlich  für  diefe  frühe  Zeit 
fprechen  auch  die  leider  nur  in  geringen  Fragmenten 
noch  vorhandenen  Ueberrefte  der  alten  Fufsboden- 
Mofaiken.  Diefelben  gehören  jedoch  verfchiedenen 
Perioden  an,  und  find  auch  technifche  Unterfcheide 
nachweisbar.  Die  alterte  Sorte  irt  eine  in  Form  und 
Technik  ganz  mit  den  bekannten  römifchen  Mo- 
faiken  übereinftimmende  Pflafterung  aus  gröfstentheils 
fchwarzen,  rothen  und  weifsen  Steinchen ,  in  den 
üblichen  einfachen  Deffins  der  römifchen  Fufsböden 
geformt.  Die  zweite  Sorte  irt  ein  in  byzantinifchen 
Müllern  und  in  reicherer  Farben- Scala  ausgeführtes  Mo- 
faik.  Beide  Arten  find  in  einer  Tiefe  von  beiläufig  einem 


Meter  unter  dem  gegcnwiirtigen  I'ufsboden  der  Kirche 
aufgefunden  worden,  und  zwar  nicht  nur  im  gegen- 
wartigen Kirchenraume,  der  muthmafslich  feiner  ganzen 
Ausdehnung  nach  die  letzterwähnte  Pflafterung  heute 
noch  enthält,  fondern  auch  aufserhalb  desfelben,  woraus 
hervorgeht,  dafs  das  urfprüngliche  Kirchengebäude 
entweder  eine  gröfsere  Ausdehnung  als  das  gegen- 
wärtige hatte  oder,  was  allerdings  wahrfcheinlicher  ift, 
dafs  ehedem  verfchiedene  mit  der  Bafilika  im  Zufam- 
menhange rtehende  Nebengebäude  bertanden  haben 
mochten. 

Ganz  geringe  Spuren  von  einer  dritten  Sorte  Mo- 
faiken,  mit  dem  die  gegenwärtige,  der  letzten  Bau- 
Periode  angchörige  Bafilica  bekleidet  war,  vervoll- 
ftändigen  diefe  hoch  intereffante  Colleclion  der  Fufs- 
bodenbelege. 

Mehr  als  wahrfcheinlich  wird  demnach  die  An- 
nahme gelten  können,  dafs  an  Stelle  des  alten,  auf 
wefentlich  erhöhtem  Terrain  und  mit  Benützung  alter 
Baufteine,  namentlich  der  Säulen,  und  wahrfcheinlich 
auch  auf  den  alten  Fundamenten,  das  gegenwärtig 
bertehende  Gotteshaus  errichtet  wurde,  welches  dann 
im  Laufe  der  Zeit  jene  Ausftattung  erhalten  haben 
dürfte,  von  welcher  heute  noch  einzelne  Rerte  erhalten 
find.  Ebenfo  dürfte  angenommen  werden  können,  dafs 
auch  der  Vorhof,  fowie  das  Baptirterium  der  Haupt- 
Dispofition  nach  dem  alterten  Grundgedanken  diefer 
intereffanten  Gefammt- Compofition  angehören,  wo- 
gegen der  Glockenthurm  in  feiner  heutigen  Form 
wenigrtens  errt  ein  Werk  des  Mittelalters  irt. 

Trotz  der  äufserft  geringen  Refte  des  einft  fo 
fchmuckreichen  Gebäudes,  und  trotz  der  vielen  äufserrt 
rtorenden  Zuthaten  fpäterer  und  fogar  der  neuerten 
Zeit,  bildet  der  Dom  von  Parenzo  in  feiner  Totalität 
heute  noch  eines  der  wenigen  erhaltenen  Beifpiele, 
welches  den  erhabenen  Ernrt  altchrirtlicher  Kunrt  aus- 
rtrahlt,  und  wird  derfelbe  gerade  durch  den  erfchöpfen- 
den  Inhalt  aller  Erforderniffe  einer  Bafilika  ein  voll- 
ftändiges  Specimen  diefer  Kunrtrichtung.  Bezüglich 
der  Compofition  wird  derfelbe  von  keinem  andern 
Denkmale  diefer  Art  weder  in  Ravenna  noch  in  Kom 
übertroffen. 

Alterthumlich  find  im  Dome  von  Parenzo  noch 
die  S'iulen,  die  Stück-Decorationen  an  den  die  Säulen 
verbindenden  Bögen  auf  der  linken  Seite  des  Schiffes. 
Ferner  der  reiche  Mofaiken-Schmuck  in  der  Abfis  des 
Hauptfchiffes  und  die  hoch  intereffante,  in  Art  des 
Opus  Alexandrinum  ausgeführte  Wandverkleidung 
dafelbrt,  ebenfo  die  Refte  der  Mofaiken  in  den  fonft 
arg  verrtümmelten  Abfiden  der  Seitenfchiffe.  Ebenfo 
find  die  drei  Fenrteröffnungen  in  der  Haupt-Fagade 
noch  urfprünglich.  Dagegen  find  die  im  Aeufsern  theil- 
weife noch  erkennbaren  Fenrter  der  Langfeiten  des 
Hauptfchiffes  durch  zopfige  halbkreisförmige  Fenrter 
erfetzt  worden. 

Die  gewifs  fehr  intereffanten  Holzdecken,  welche 
einrt  die  drei  Schiffe  bedeckt  haben  mochten,  find  ver- 
fchwunden.Von  einer  Bekleidung  der  Wände  im  Lang- 
haufe mit  Mofaiken,  mit  Tüpfelungen  oder  mit  Stuck, 
infofern  folche  überhaupt  je  zur  Ausführung  gekom- 
men fein  foUtc,  irt  mit  Ausnahme  der  oben  fchon  be- 
rührten Stuckirung  in  den  Bogenleibungen  der  einen 
Seite  der  Arcaden  keine  Spur  mehr  vorhanden.  Die 
Wände  des  Langhaufes  bedecken  einige  der  Barokko- 


CXIV 


Zeit  angehörige  Oelgemalde,  und  find  die  übrigen 
Wandflachen  des  Innern  mit  brutalen  und  llorenden 
Decorations-Malereien  im  gothifch  fein  wollenden 
Style  bedeckt. 

Das  Langhaus  ift  erweitert  durch  zwei  an  beiden 
Seiten  desfelben  fymmetrifch  angebaute  Capellen, 
welche  nach  dem  Langhaufe  durch  Arcaden  geöffnet 
find,  die  den  Arcaden  des  Hauptfchiffes  nachgebildet 
wurden.  Diefe  Zubauten  follen  erfl  aus  dem  Anfange 
diefes  Jahrhunderts  rtammen. 

An  den  Wänden  der  Kirche  find  verfchiedenc 
interefifante  alte  Bau-Fragmente  und  Monumente  theil- 
weife  wenig  günflig  placirt.  Der  hoch  intereffante 
Altar-Raum  ift  durch  ein  häfsliches  eifernes  Gitter  ab- 
gefchlofiTen.  Der  modernen  aus  Marmorplatten  herge- 
ftellten  Pflafterung  gefchah  bereits  Erwähnung. 

Am  Aeufsern  der  Bafilika  find  wohl  unverwifchte 
Spuren  des  hohen  Alters,  aber  auch  folche  der  viel 
fachen  und  pietätlofen  Reftaurationen  fpäterer  Zeiten 
erkennbar. 

An  dem  Vorhof  find  nur  die  Säulen  an  den  drei 
Seiten  desfelben  noch  alt,  während  die  Säulen  an  der 
vierten  Seite,  fowie  fämmtliche  Bogen  und  mindeftens 
die  aufsen  fichtbaren  Theile  des  Mauerwerkes,  der 
neueften  Zeit  angehören.  An  den  neuen  Säulen,  welche 
genau  den  alten  nachgebildet  find,  ift  der  Mangel  des 
freien  Erkennens  der  Eigenthümlichkeiten  alter  Form- 
gebung, fowie  eine  gewifle  Härte  der  Modellirung  in 
den  Capitälen  ftörend.  Die  moderne  Uebermörtelung 
der  Wände  und  Bögen  ift  ganz  kahl  und  der  Mangel 
jeglicher  Profilirung  contraftirt  empfindlich  mit  der 
graziöfen  Gliederung  und  Ornamentik  an  den  alten 
Säulen. 

Das  Baptifterium  ift,  wie  fchon  erwähnt,  nur  in 
dem  rohen  Ziegelmauerwerk  erhalten  und  find  felbft 
in  diefem  vielfache  Veränderungen  von  der  alten 
Befchaffenheit  derfelben  zu  conftatiren. 

Aus  diefem  feltfamen  Gemifche  uralter  Bau-Frag- 
mente und  moderner  Nothbauten,  welches  allerdings 
den  Grundgedanken  des  alten  Vorhofes  wiedergibt, 
erhebt  fich  in  rührender  Erhabenheit  die  alte  Haupt- 
Fagade  der  Bafilika  mit  dem  allmälig  fich  abbröckelnden 
Mofaiken-Schmuck  an  der  Wand  des  llochfchiffes  und 
im  Giebel.  Auch  die  drei,  den  Kirchcnfchiffen  entfpre- 
chenden  Eingangsthüren  find  alt  und  fehr  interefiant. 

Wenn  es  ein  Leichtes  war ,  im  Vorftehenden 
eine  beiläufige  Schilderung  von  der  heutigen  Erfchei- 
nung  des  Domes  von  Parenzo  zu  geben,  und  wenn  es 
bei  diefer  Gelegenheit  möglich  war,  auch  die  inter- 
effanten  alten  Theile  und  deren  Provenienz  hervor- 
zuheben, fo  läfst  fich  doch  mit  weit  geringerer  Sicher- 
heit die  Frage,  wie  eine  etwa  in  Ausficht  genommene 
ftylgemäfse  Reftauration  durchzuführen  wäre ,  beant- 
worten. Und  doch  wäre  eine  folche  eines  der  interef- 
fanteften  Probleme,  welches  an  einen  mit  den  Er- 
forderniffen  eines  derartigen  Denkmales  vertrauten 
Architeclen  geftellt  werden  könnte.  Auch  find  fowohl 
an  diefem  Denkmale  felbft  zahlreiche  unfehlbare 
Anhaltspunkte  vorhanden,  als  auch  die  gleichartigen 
Monumente  von  Rom  und  Ravenna  zur  I^rgänzung 
des  hier  fehlenden  vorbildlichen  Materials  herange- 
zogen werden  könnten. 

Unfere  modernen  Anfchauungen  und  Baugewohn- 
heiten liegen  aber  jener  Zeit,  welche  diefes  Denkmal 


Bedeutung  feines 


reprafentirt ,  fo  aufserordentlich  fern,  dafs  es  —  wie 
die  wenig  glücklichen  Reftaurationen  ähnlicher  Denk- 
male in  Rom  beweifen  —  ein  aufserordentlich  tiefes 
Studium  und  ein  Verfenken  in  jene  uns  fo  fern 
gerückte  Zeit,  und  vor  Allem  einer  aufserordentlichen 
Pietät  bedürfte,  um  die  Reftauration  in  jenem  ange- 
deuteten Sinne  durchzuführen. 

Wenn  fich  aber  auch  jener  felbftlofe  und  pietät- 
volle Künftler  finden  liefse,  dem  mit  Beruhigung  eine 
derartige  Aufgabe  anvertraut  w-erden  könnte,  fo  werden 
vorausfichtlich  jene  grofsen  Geldmittel,  die  zur  Durch- 
fuhrung eines  folchen  Unternehmens  erforderlich  waren, 
nicht  aufzubringen  fein.  Und  fo  werden  wir  wohl  für 
alle  Zukunft  darauf  verzichten  muffen,  den  Dom  von 
Parenzo  in  jener  fchmuckreichen  und  einheitlich 
wirkenden  wirkungsvollen  Erfcheinung  zu  erblicken, 
auf  welche  die  Erbauer  desfelben  unbedingt  bedacht 
waren  und  welche  auf  folche  Weife  auch  eine  der 
würdigften  Formen  für  das  Gotteshaus  erfonnen  haben. 

Wenn  aus  den  oben  angeführten  Gründen  auf 
eine  voliftandig  durchgeführte  ftylgemäfse  Reftauration 
diefes  Baudenkmales  fohin  wohl  nicht ernftlich  gedacht 
werden  kann,  fo  würde  unfere  Zeit  doch  auch  der 
Vorwurf  einer  unverantwortlichen  Verfaumnis  treffen, 
wenn  diefelbe  nicht  alle  aufbringbaren  Mitteln  anwen- 
den würde,  um  das  Wenige  noch  Erhaltene  alter  Kunft 
und  Technik  vor  dem  nun  rafch  fortfchreitenden 
gänzlichen  Ruine  zu  retten  und  damit  ein  Denkmal  zu 
erhalten,  welches  nach  Alter  und 
Gleichen  fucht. 

Hiebei  ift  auch  darauf  Rückficht  zu  nehmen,  dafs 
der  Dom  zu  Parenzo  nicht  nur  ein  hoch  intereffantes 
hiftorifches  Denkmal,  fondern  auch  ein  dem  gottes- 
dienftlichen  Gebrauche  dienendes  Bauwerk  ift,  welches 
fortan  in  würdiger  und  folider  Befchaffenheit  erhalten 
werden  mufs,  und  dafs  es  alfo  unausgefetzt  des  Auf- 
wandes gewiffer  Geldmittel  bedarf,  damit  auch  diefem 
letzten  Zwecke  Genüge  gefchehe. 

Werden  diefe  nun  unerläfslichen  Geldmittel  in 
folchem  Sinne  angewandt,  dafs  cinerfeits  das  wenige 
noch  beftehende  eines  alten  Kunftwerkes  ftets  und 
pietätvoll  erhalten  bleibt  und  dafs  andererfeits  alle 
baulichen  und  decorativen  Vornahmen  möglichft  in 
dem  Sinne  durchgeführt  werden,  um  die  Erfcheinung 
des  Hauwerkes  den  Intentionen  feiner  Gründer  zu 
nähern,  fo  kann  es  mit  verhältnifsmäfsig  geringen 
Geldopfern  gelingen,  das  Denkmal  in  einer  Reihe  von 
Jahren  nicht  nur  in  feiner  baulichen  Befchaffenheit 
mehr  zu  confolidiren,  fondern  auch  die  Erfcheinung 
feines  Aeufsern  fo  wie  feines  Innern  in  mehr  charak- 
teriftifcher  und  ftylvoller  Weife  zur  Geltung  zu  bringen. 

Wie  weit  in  diefer  Hinficht  zu  gehen  fein  wird, 
läfst  fich  mit  wenigen  Worten  nicht  fagen,  und  hängt 
auch  davon  ab,  welche  Geldmittel  zur  Verfügung 
geftellt  werden.  Jedenfalls  foUte  die  Confervirung  alles 
Alten,  fowie  die  richtige  Placirung  alter  Fragmente 
die  erfte  und  mafsgebende  Richtfchnur  bilden. 

In  letzterer  Hinficht  befteht  bei  der  Kirchenvor- 
ftehung  die  löbliche  Abficht,  den  Vorhof  und  das  Bap- 
tifterium gewiffermafsen  in  ein  Mufeum  umzugcftalten, 
dort  die  zahlreichen  vorhandenen  alten  Fragmente 
und  Grabdenkmale  aufzuftellen.  Dafs  auch  hierzu  ein 
Verftändnis  von  der  Bedeutung  und  ehemaligen  Ver- 
wendung diefer  alten  Bruckftücke    gehört,  ebenfo  wie 


cxv 


ein  CT^evviffer  nflhctifcher  Sinn  für  eine  zvveckmhfsif^e 
und  inftruftivc  Aufftcllung,  (leht  aufser  Frage.  Noch 
gröfsere  Wichtigkeit  als  diefer  Sammking  altchrift- 
licher  Kunftgegenflnnde  wäre  der  l-lrhaltung  der  mit 
dem  Hauwerke  im  Zufammcnhange  flehenden  alten 
Fragmente  beizulegen. 

In  diefer  Bezieliung  erlaubt  fich  der  Berichlerflat- 
ter  die  Aufmerkfamkeit  der  Central-Commiffion  in 
erller  Reihe  auf  die  Mofaiken  an  der  Weft-Fagade  des 
Domes  zu  lenken,  tlie  allerdings  in  fehr  verfallenem 
Zuflande  fich  befinden,  und  falls  nicht  baldigft  Abhilfe 
gefchaffen  werden  follte,  rafch  einem  gänzlichen 
Ruine  entgegengehen  werden.  In  Parenzo  fcheint  man 
diefes  Schickfal  des  äufseren  Mofaiken  -  Schmuckes 
auch  für  entfchieden  zu  halten.  Und  doch  ift  gerade 
dicfe  Partie  die  intereffantefte  des  ganzen  Bauwerkes, 
und  mit  Rückficht  auf  den  Zuftand,  welchen  diefe 
Seite  der  Bafiliken  von  Rom  und  Ravenna  zeigen,  ein 
Unicum. 

Es  wird  daher  dringend  empfohlen,  diefer  Partie 
des  Domes  von  Parenzo  eine  befondere  Aufmerk- 
famkeit zu  widmen^  dabei  kann  nicht  gezweifelt  werden, 
dafs  es  gelingen  wird,  die  noch  gut  fichtbaren  Mofaik- 


Felder  durch  zweckmäfsigc  Rcflauration  dauernd  zu 
erhalten.  Von  anderen  bereits  verfallenen  Partien  der 
Mofaik-Bekleidung  find  mindeftens  noch  die  Contouren 
in  den  Eindrücken  auf  den  Grund  erhalten. 

Eine  gründliche  Unterfuchung  würde  darthun, 
wie  weit  in  diefer  Richtung  Reflauratiouen  zuläffig 
wären,  und  wäre  für  die  übrigen  als  verloren  erklarten 
Partien,  mindeftens  die  Abnahme  der  Formen,  die  in 
den  Grund  eingedrückt  find,  empfehlenswerth. 

Aber  auch  die  Mofaiken  im  Innern  der  Kirche  und 
die  Wandtäfelung  in  der  Abfis  bedürfen  der  Nachhilfe. 

Diefe  flüchtige  Erörterung  follte  darthun ,  dafs 
es  nicht  nur  ein  A61  der  Pietät  ift,  eine  fachgemäfse 
Reftauration  des  Domes  ernftlich  in  Betracht  zu  ziehen, 
fondern  dafs  eine  folche  mit  verhältnismafsig  geringen 
Mitteln  und  mit  einem  gcwifs  fehr  dankenswerthen 
Refultate  durchzuführen  fein  würde. 

Den  erften  Schritt  dazu  hätte  eine  gründliche 
fachmännifche  Unterfuchung  und  einemöglichft  genaue 
Aufnahme  des  Bauwerkes  zu  bilden,  wodurch  erft 
jene  unerlafsliche  Grundlage  gefchaffen  würde,  auf 
welche    die   weiteren  Anträge    bafirt  werden  können. 


Reife-Notizen  über  Denkmale  in  Steiermark  und  Kärnten. 


Von  Dr.  Karl  Lind. 


IX. 


(Mit  4  Text-IUuftrationen.) 


J.1N  der  Anna-Kirche  zu  Sagor  befindet  fich  als 
ä-jg  g#ffl  inwendige  Thurmllufe  beim  Wefleingange  eine 
Ijy^yjtt  graue  Kalkfteinplatte  von  2 'Ol  M.  Länge  und 
O'Si  M.  Breite.  Fig.  i  veranfchaulicht  die  Zeichnung 
der  Platte,  mit  Kreuz  und  Wappenfchild.  Die  Zeich- 
nung ift  blofs  in  Contoureft  ausgeführt,  das  fchraffirte 
Feld  im  Schilde  ift  rauh  und  vertieft.  Die  Buchftaben 
der  Umfchrift  find  kräftig.  Sie  lautet:  hie  leit  bernhart 
rotnftain  ta  nach  chrift  geport  veronnen  warn  drev- 
zehnhundert  jar  f.  Es  il\  dies  eine  der  alterten  deutfchen 
Auffchriften  an  kärntnifchen  Monumenten  und  mag 
wohl  von  einem  Zeit-  und  Turniergenoffen  des  Minne- 
fängers Ulrich  von  Lichtenftein  in  der  nahen  Steier- 
mark ihr  V'orbild  genommen  haben. 

Unter  den  Glocken  der  Anna -Kirche  ift  die 
kleinfte  mit  dem  Spruche:  „o  maria  hilf  uns  aus  aller 
not  amen"  geziert;  fie  dürfte  aus  der  Mitte  des  15.  Jahr- 
hunderts flammen;  in  der  Sacriftei  ein  Kelch  aus  dem 
15.  Jahrhundert,  klein,  der  Fufs  fechsblättrig,  der  Nodus 
aus  getriebenen  wulftigen  Blättern  mit  eingravirten 
Blättern,  der  Schaft  quadratifch.  ' 

Die  im  Decanate  Eberndorf  gelegene  Pfarrkirche 
zu  Sittcrsdorf  ift  nach  Art  einer  Bafilika  angelegt, 
doch  ilt  diefelbe  neueren  Urfprungs  und  nur  im  Pres- 
bytermvi  gothifchen  Charakters.  Das  rundbogig 
gewölbte,  fpeciell  im  Hauptfchiff  tonnenförmig  und 
mit  einfchneidenden  .Stichkajipen  überdeckte  Lang- 
hans ift  breiter  als  tief  und  an  den  Chor  unhar- 
monifch    angefchloffen.    Das  Netzwerk    des  letzteren 

'   Mitgetheilt  vom  Correfpondenten  M.  Gro/ser. 


vereinigt  fich  auf  Confolen,  die  Fenfteröffnungen  find 
theils  mit  geradem  Sturze,  theils  im  Spitzbogen  ohne 
Maafswerkfüllung  gefchloffen. 

Aufser  dem  in  P'ig.  2  abgebildeten  fpat-gothifchen 
Tauffteine  ift:  nur  noch  ein  in  der  äufseren  Weftfeite  des 
linken  Seitenfchiffes  eingelaffener  Römerrtein  einiger 
Beachtung  werth.  Er  ift  kreisrund  geformt  mit  o-8o  M. 
imDurchmeffer,  mit  einer  Schräge  und  einem  hübfchen 
Aftragal  umrahmt  und  zeigt  im  vertieften  Felde  die 
Büfte  eines  Mannes,  wie  fie  auf  den  Romerfteinen 
vorkommen.  Das  Geficht  ift  arg  verftümmelt,  am 
deutlichften  noch  die  Augen  markirt;  erkenntlich 
find  auch  die  P"inger  beider  Hände,  von  denen  die 
rechte  Hand  an  die  Bruft  gelegt  erfcheint,  die  linke 
einen  kurzen  Gegenftand  (anfcheinlich  eine  Papierrolle) 
umfafst  hält.  Ueber  das  Ganze  laufen  verunftaltende 
Riffe,  wiewohl  das  Material  aus  hartem  kryftallinifchen 
Kalk  befteht. 

Die  an  der  nördlichen  Seite  des  zur  Vorhalle 
gemachten  ftarken  Weftthurmes  ftehende  Jahreszahl 
1690  dürfte  als  mafsgebend  für  das  Alter  der  Kirche 
gelten. 

St.  Leonliard  in  der  Abtei.  Eine  hochgelegene 
kleinere  Anlage  mit  rund  befchlolTenem  fehr  beengten 
quadratifchen  Chore  und  gleich  breitem  fpät-gothifchen 
Schiffe.  Das  erftere  hat  im  einzigen  Joche  neuartiges 
einfaches  Kreuzgewölbe,  das  letztere  in  drei  Jochen 
dichte  Netzwerke.  Nach  dem  Memorabilien  -  Buche 
„foll  die  Kirche  im  Jahre  1521  von  einem  Abte  des 
Stiftes  St.  Paul  erbaut  worden  fein." 


CXVI 


Der  Chor  ftammt  aus  einer  neueren  Bau  Periode, 
und  aus  der  jüngften  Zeit  ,1859)  der  als  Wertvorhalle 
eingebaute  ftarke  Tlnirm.  Ueberdies  erfcheint  das 
ganze  Aeufsere,  zumal  die  Weft-Fagade,  gründlich 
modernifirt,  Strebepfeiler  fehlen,  F"enrter  find  fcheit- 
recht  gefchloffen,  die  Gewölberippen  find  in  Wand- 
dienften  fortgefetzt,  die  flatt  eigener  Capitäle  blofse 
wulflformige  Rinee  befitzen. 


^ 


esifraHD^aD^] 


Fig    I.  (Sagor.) 

Ein  fehr  intereffantes  Tafelgemälde  ziert  die  Aul- 
fatzwand  des  nördlichen  Seiten- Altars:  Darjlclliing 
der  Abnahme  des  Leifknams  Je/u  vom  Kreuze,  im 
Style  der  Cranach'fchen  Schule;  dasColorit  ift:  erneuert 
worden,  doch  die  Compofitionsweife  irt:  unverändert 
geblieben.  Dimenfionen ;  1-20  M.  breit,  i-6o  M.  hoch. 

In  der  Mitte  das  Kreuz,  vor  welchem  die  Mutter 
des  Heilandes  im  blauen  Gewände,  gefenkten  Kopfes 
und  mit  gefalteten  Händen  auf  der  Brufl  zu  ihrem 
Sohne  herahfieht,  den  im  Vordergrund  Jofeph  von 
Arimathia  bei  den  Schultern  unterflützend,  fanft  zur 
Erde  herabläfst  und  unter  dem  Leiahnam  ein  grofses 
weifses  Tuch  ausbreitet.  Rechts  Maria  Magdalena  in 
knieender  Stellung    und    gebückt,    die    rechte   Hand 


Chrirti  mit  KülTen  bedeckend;  links  von  Maria  eine 
zweite  Frau  mit  einem  Tuche  ihr  Antlitz  verhüllend, 
neben  ihr  als  dritte  Leidtragende  eine  Frau  mit 
omporgehaltenen  Händen  und  jammernder  Miene. 
Hinter  den  letzteren  Nicodemus  und  Johannes  Evan- 
gelift  in  ruhiger  Theilnahme  die  fchöne  Gruppe 
fchliefsend.  Links  und  rechts  des  Hintergrundes  die 
gekreuzigten  Schacher  in  zufammengekauerter  Körper- 
haltung. Charakteriflifch  ift  der  den  Hauptperfonen 
des  Bildes  gegebene  Nimbus,  der  die  Form  einer 
vollen  Scheide  hat.  Diefe  ift  ftark  vergoldet  und  zum 
Zwecke  einer  wirkungsvollen  Hervorhebung  von  dem 
ebenfalls  goldenen  Hintergrunde  mit  concentrifchen 
Strahlen  markirt.  Ganz  im  Vordergrunde  rechts  kniet 
der  Donator  mach  dem  Gedenkbuch  ein  Abt  des 
Stiftes  St.  Paul)  mit  Mitra  und  Stab  und  feitwarts  ge- 
zeichnetem Stiftswappen.  Von  den  gefalteten  Händen 
läuft  ein  Spruchband  aus  mit  der  Aufschrift :  „miferi- 
cordia  dei  miferere  mei"  in  gothifchen  Minuskeln.  Das 
Gedenkbuch  bemerkt  noch,  dafs  es  wahrfcheinlich 
der  Abt  Philipp  war,  der  dies  Bild  der  Kirche  gefpen- 
det  hat. 

Die  Kirche  zu  St  Andrä  in  der  Ebene  ift  klein, 
mit  einem  gothifchen  Chorlcin  und  fehr  langen  Schiffe, 
an  der  Nordfeite  ein  fchlanker  viereckiger  Thurm. 

Die  Phillips-Kirche  bei  Pfaundorf.  Die  mittel- 
grofse  einfchiffige  langgeftreckte  Kirche  hat  einen 
mehr  kleinen  aus  einem  Vorderjoch  und  dem  aus  dem 
Achtecke  genommenen  Altarjoch  beftehenden  Chor 
und  ein  in  fechs  Joche  getheiltes  fchmales  Langhaus, 
an  deffen  W^eftfront  der  mäfsig  ftarke,  als  Vorhalle 
unterwölbte    und    pyramidenförmig   bedachte   Thurm 


Kig.   2.  iSiltersdorf.) 

fteht.  Das  einfachere  gothifche  Chor-Gewölbt  ift  an  den 
Ausgangspunkten  der  Rippen  mit  gewöhnlichen  Con- 
folen  markirt ;  die  zufammengefetzteren  Schiffsgewölbe, 
die  nebft  kurzen  und  geraden  Strebe-  und  Scheitel- 
rippen noch  mit  kühn  gefchwungenen  Afterrippen  ver- 
fehen  find,  haben  an  der  Widcrlage  Dreiviertel-Säul- 
chen,  deren  Stellungen  auch  an  den  Aufsenwiinden 
mit  einigen  Strebepfeilern  bezeichnet  werden.  Die 
Fenfter  im  Chore  und  der  unprofilirte  Triumphbogen 


CXVII 


find    fpitzbogig,     die    Schifffcnller    nioderniTirt :     die 
erfteicii  ohne  Maafswerk. 

Mit  i^röfserem  Kiinftfinnc  wurde  in  neuerer  Zeit 
in  der  weftlichen  Richtung  der  Kirche  eine  geraumige 
Grtift-Capelle  errichtet,  die  in  der  Art  einer  Doppel- 
Capelle  einen  zum  Gottesdicnfle  bcflimmten  oberen 
Raum,  dann  den  darunter  liegenden  eigentüchcn 
Gruftraum  umfafst.  Sie  ilT:  im  Jahre  1811  vom  Fürll:en 
Franz  Orfmi -Rofenberg,  Befitzer  der  Nachbarsherr- 
fchaft  Sonegg  aufgebaut  und  im  Jahre  1819  confecrirt 
worden.  Als  Ruhcllhttcn  für  die  Mitgheder  der  FamiUe 
dienen  22  Nifclien,  gemauerte  längliche  Höhlungen 
in  zwei  Gefchoffen  an  der  SiJd-  und  Nordfeite,  von 
welchen  bereits  fünf  benützt  und  verfchloffen,  fiebzehn 
noch  leer  find. 

Der  obere,  im  Frdgefchoffc  liegende  und  ebenfalls 
quadratifch  angelegte  Capellen-Raum  hat  einen  unbe- 
deutenden Altar,  gerade  Decke  und  fechs  grofse 
rechteckige  Fenfleröffnungen  mit  Glasmalereien,  von 
denen  vier  die  Stammhalter  und  Ahnen  des  Rofen- 
berg'fchen  Haufes  darllcUen. 

Die  einfchiffige  Filial-Kirche  zu  St.  Andrae,  ift:  ein 
fpät-gothifcher  Bau  mit  einem  viereckigen  kleinen 
Thurme. 

Die  Kirche  zu  St.  Jacob  in  Galicien  ift  ein  mittel- 
grofses  Gebäude  mit  fchlecht  gewölbtem  kleinen  Chore 
und  dem  unorganifch  angefchloffenen,  aus  einem 
Hauptfchiffe  und  einem  um  die  Hälfte  fchmäleren 
nördlichen  Seitenfchiffe  beftehenden  Langhaufe.  An 
der  Südfeite  des  Hauptfchiffes  ein  viereckiger  Thurm 
mit  Zeltdach  über  der  Sacriilei. 

Die  St.  Johannes-Kirche  in  Ebriacli  ill  ein  mittel- 
grofses  Gebäude  mit  kleiner  Apfis  fpät-gothifcher  Zeit, 
hölzerner  Decke  im  Schiffe  und  viereckigem  über  der 
Sacriftei  errichteten  Nordthurme  mit  achtfeitiger 
Spitze.  An  der  Sacriftei  die  Jahreszahl  1525,  am  Orgel- 
Chor  1633. 

Die  Pfarrkirche  zu  St.  Michael  in  Eifcnkappel 
ein  anfehnlicher  drcifcliiffiger  Hallenbmt  aus  der  fpät- 
gothifchen  Zeit.  Der  bedeutend  höhere  Chor  hat  in 
zwei  Traveen  und  dem  eckigen  Schluffe  einfache, 
die  Schiffe  zufammengefetzte  Spitzbogengewölbe.  Mit 
der  grofsen  Chor-Höhe  fteht  jedoch  die  Pfeilhöhe  des 
Gewölbes  nicht  im  rechten  Einklang.  Es  wurde  nh'm- 
lich  der  Gewölbeanfall  bis  in  das  letzte  Sechftel 
der  Raumhöhe  gefetzt  und  in  Folge  deffen  den 
Kappen  in  unzureichendem  Maafse  Entwicklungs- 
freiheit gewahrt;  daher  zeigen  auch  die  Rippen  einen 
ins  Rundliche  übergehenden  Schwung.  Unter  denfelben 
nehmen  die  zwei  Querrippen  die  Hauptftellung  ein. 
Sie  find  als  Üärkere  Gurtbögen  gehalten,  mit  dreifeitiger 
Unterficht,  welche  Form  fie  den  ebenfo  ftarken  und 
geformten  Wandpfeilern  entlehnen.  Doch  wird  der 
ftumpfe  Uebergang  nicht  unmittelbar  bewerkftelligt, 
fondern  durch  niedrige  und  ausgezackte  Capitäle  ver- 
mittelt. Für  den  Anfall  der  ziemlich  ftarken  Diagonal- 
Rippen  von  gewöhnlichem  gothifchen  Profil  findet  fich 
nicht  Raum  auf  der  Deckplatte  jener  Capitäle  und  fie 
muffen  fich  daher  direct  an  die  Hinterwand  ftützen. 

In  den  vier  Ecken  des  Chor-Schluffes  find  llatt 
Halbpfeiler  Halbfaulchen  angebracht,  deren  Kelch- 
Capitäle  tiefer  an  den  Schäften  fitzen ,  was  einen 
unharmonifchen  Anfchlufs  an  das  Vorder-Joch  zur 
Folge  hat.   An    und   für    fich   kommt    aber   der  Spitz- 


bogen-Charakter im  Schlufs-Joche  entfchiedener  zur 
Geltung. 

Der  profilirte'l'riumi)hbogen  zeigt  einen  luifchonen 
Wechfel  zwifchen  Hohlkehlen  und  Rundftabcn. 

Das  ftattliche  Langhaus  zerfällt  in  drei  quadra- 
tifche  Travccn  des  Mittelfchiffes  und  je  drei  längliche 
Joche  in  den  Nebenfchiffen.  Die  Trennung  wird  durch 
074  M.  ftarke  achtfcitige  Pfeiler  mit  an  vier  Seiten  ge- 
ftellten  Säulchenvorlagen  beforgt,  deren  Ring-Capitäle 
zur  Aufnahme  der  Lang-  und  Querrippen  dienen;  die 
Diagonal-Rippen  ftofsen  an  die  anderen  vier  Seiten 
der  Pfeiler  an.  Die  zwifchen  den  Trennungspfeilern 
gefpannten,  ziemlich  gedrückten  Scheidbögen  behal- 
ten das  dreifeitige  Profil,  wobei  an  der  unteren  Seite 
das  Profil  der  Säulchenvorlage  mitläuft.  An  den  Seiten- 
wänden treten  dreifeitig  abgefchrägte  Halbpfeiler 
etwa  0-79  M.  vor,  die  zugleich  die  an  den  Aufsen- 
feiten  fehlenden   Strebepfeiler  erfetzen.  Von  einem  zum 


;7S 


Fig.  2.  >Eifenkappel.) 

anderen  find  parallel  mit  den  Scheidbögen  und  in  der- 
felben  Höhe,  gleichfalls  abgekantete  Wandgurten 
überfpannt;  den  Wandpfeilern  ftehen  wie  den  Tren- 
nungspfeilern eigene  Dienfte  vor.  Nur  links  und  rechts 
des  Triumphbogens  übergehen  die  Rippen  auf  blofse 
Confolen,  die  theils  Schilde  theils  Gefichtsmasken 
tragen. 

Bei  den  gedrückt  fpitzbogigen  Fenftern  kommt 
weder  im  Langhaus  noch  im  Chor  eine  Maafswerk- 
füllung  vor. 

Die  weftlichen  Joche  werden  zum  gröfserenTheile 
\om  Orgel-Chor,  im  füdweftlichen  Theile  von  dem  ein- 
gebauten kräftigen  Thurm  eingenommen;  der  Orgel- 
Chor  ruhet  auf  zwei  einfach  gothifch  gewölbten  Tra\'een, 
die  fich  gegen  das  Langhaus  in  zwei  niedrigen  Spitz- 
bögen öffnen  (Fig.  3).  Der  Thurm  ift  mäfsig  hoch  und 
mit  einem  barocken  Helm  eingedeckt.  Die  im  Innern 
vorhandenen  Gegenftände  find  aufser  dem  in  neuefter 


CXVIII 


Zeit  angefchafften  marmornen  Taufbecken  ohne  aufser- 
gewöhnlichen  Werth.  Die  Seiten-Altare  und  die  Orgel 
find  auch  neu,  der  Hoch- Altar  barock.)  Durch  diefen 
irt  zu  zwei  Drittel  eine  hubfche  gothifche  Wandnifche, 
wahrlcheinlich  ein  ehemaliger  Früjkrßtc  vorgeftellt. 
Hohe  2  M.,  Breite  i  M.,  der  Kleeblattfchlufs  llark 
befchädigt. 

Wenn  auch  diefelbe  keineswegs  die 
organifche  Strenge  des  hochgothifchen  Styles 
zeigt,  \o  verdienen  doch  die  regelmäfsige  Ein- 
theilung  und  die 


den   Grenzen 


noch  in 
MaafsvoUen  conftruirten  Wölbungen  eine 
Anerkennung.  Deffen  ungeachtet  möchte  man 
ein  gröfseres  I'resbyterium  und  eine  andere 
Stellung  des  Thurmes  wünfchen.  Durch  den 
feitlichen  Einbau  des  Thurmes,  welcher  nicht 
einmal  als  Eingangshalle  unterwölbt  wurde, 
macht  fich  fowohl  von  Innen  wie  von  Aufsen 
ein  recht  ftörender  Eindruck  fühlbar.  Der 
taubere  Anftrich  des  Innern  contrallirt  gewal- 
tig gegen  die  auffallend  verwahrloflen  Aufsen- 
feiten.  In  erller  Linie  möchten  die  Strebe- 
pfeiler des  Chores  und  die  Thurmbedachung 
eine  Renovirung  dringend  erheifchen. 


Fig.  4.     Ar.iii.T   Dorn.) 

Die  Sacrifteithür  ill:  gothifchprofilirt,  dieEmporen- 
Oeffnungen  im  Stichbogen  gefchloffen.  Die  Emporen- 
Räume  find  neueren  Datums  und  gefchmacklos. 

Von  Grabfteinen  erfcheinen  zwei  nennenswerth. 
Ein  Grabftein  des  „Graffen  von  Chryftalnig  von  unt 
zu  Grillnrtain,  Ereiherrn  von  Oeberfiäin  und  Wafen- 
berg  etc.  geftorben  den  22.  8  bris  Ao.  1751". 

Ein  zweiter  Grabftein  einer  ,,Erau  Maria  Clarii 
Gappin  von  Tamerburg,  einer  geborne  Jurhatin  von 
Hartenftein,  gewefte  Einnembcrin  in  der  Capl,  welche 
den  10.  Juni  in  lögiften  Jahr  in  Gott  feelig  ver- 
fchiden". 


In  der  Sacriflei  ein  Mefskelch  von  Silber  und  ver- 
goldet, mit  der  Jahreszahl  ifijS,  welches  Jahr  zugleich 
den  Heftand  der  Kirche  bezeichnen  durfte. 

Die  aufser  dem  Markte  Eifenkappel  nahe  an  der 
Eberndorferrtrafse    fchön   gelegene    Friedhofs -Kirche 
Maria  Dorn  (Fig.  4),  gehört  ebenfalls  der  fpät-gothifchen 
Periode  an.  Doch  fallt  der  Bau  fchon  in  jene  Zeit,  wo 
der  Compofition  die  künftlcrifche  Ruhe 
gjmzlich  abhanden  gekommen  ill.  Damit 
ift    aber   nur   das   beinahe  quadratifche 
inid    durch    einen     einzigen     mächtigen 
Trennungspfciler      fcheinbar      in     zwei 
gleiche  Schiffe   gctheilte   Langhaus  ge. 
meint.  Der   mit  dcmfelben  gleich  hohe 
Chor   hat    in    einem    Joche    und    dem 
eckigen  Schiuffe  das  einfache  gothifclie 
Kreuzgewölbe,  worin   die  Rippen  unun- 
terbrochen   und  gebündelt  bis  zu  dem 
unter   den   Fenllern  laufenden  Kafffims 
gehen.    Am  Scheitel  kreuzen  fie  fich  in 
runden   Schlufsftein -Platten  ,    die    nicht 
mehr    erkennbare    Relief- X^erzierungen 
enthalten.  Die  fpitzgefchlolTenen  ziemlich 
grofsen   Fenfler   find    ohne    Maafswerk. 
Durch  den  in  die  Mitte  des  Lang- 
haufes gellellten  Pfeiler  wurde  offenbar 
eine  Untertheilung  in \ier  Traveen  beab- 
fichtigt.    Charakterillifch  find  in   diefer 
Beziehung    die    vom    Pfeiler    nach,  vier 
Seiten     ausgehenden    fehr     gedrijckten 
Gurtbögen,  deren  dreifeitiges  Profil  dem 
in  der  Pfarrkirche  fchon  angewendeten 
Vorbilde  nachgemacht  wurde.  Nun  war 
es   aber  nicht  gut  möglich,  für  den   der 
Triumphbogen  -  Oeffnung     zulaufenden 
Bogen    einen    Widerlager    anzuordnen. 
Man   mufste   daher  jenen  am  Scheitel- 
punkte im  Laufe  unterbrechen  und  den 
Druck  mittelft  einer  eingefetzten  Stich- 
]<appc  an  die    Laibungen  des  Triumph- 
Bogens   \ertheilen.    Dadurch   find   aber 
llörende     Unrcgelmäfsigkeiten     in    der 
Rippenführung  der  Seitenjoche  entflan- 
den,    welche  hätten    vermieden  werden 
können,  wenn  llatt  eines  zwei  Trennungs- 
Pfeiler    in     die   Achfe    geftellt    worden 
wären,  oder  wenn  man  eine  Löfung  vor- 
genommen hätte,  wie  fie  z.  B.  in  Maria 
am  See  und  Gutenftein  zu  fehen  ill.  Die 
zwei  welllichen  Joche  haben  ungellörte  Sternwerke,  die 
eine  vollkommene  Entwicklung  zeigen. 

An  der  Nordfeite  des  Langhaufes  ift  ein  moderner 
Capellen-Zubau  am  Norden  des  Chores  der  mit  ihm 
gleich  alte  Thurm.  Derfelbe  befitzt  ein  fchlankes 
achtfeitiges  Zeltdach,  vier  Spitzgiebel  an  den  Um- 
faflungsmauern  und  gekuppelte  gothifcheSchalUöcher. 
Sämmtliche  Eingänge  find  mit  llarkcm  Eifenblech 
bcfchlagen  und  im  Spitzbogen  gefchloffen.  Derbe 
Strebepfeiler  reichen  bis  zum  ausladenden  Dachfaum. 
An  dem  fehr  grofsen  in  neuerer  Zeit  angebrachten 
Friedhofe  findet  fich  nichts  Bemerkenswerthes. 


CXIX 


Zur  Erforfchung  der  Schwazer  Kreuzgang-Gemälde. 


Von   Dr.    Alb,'rt  /lg. 


jAS  Klollcr  und  der  Kreuzganjf  der  Francis- 
I  ^a3i  ^'^iner  find  eine  fromme  Stiftung  derBewohner- 
lii£^^  fchaft  von  Sclnvaz  aus  dem  erflen  Viertel  des 
i6.  Jahrhunderts,  wobei  die  Knappenfchaft  ganz  JDefon- 
ders  eifrig  fich  bethätigte.  Wir  wiffen  dies  aus  dem 
Diplom  Maximilian  I.  aus  dem  Jahre  1507,  ferner  aus 
einer  anderen  Urkunde  von  1522,  welche  befagt,  dafs  in 
diefem  Jahre  zwei  Brüder,  Namens  Stockl,  im  Kreuz- 
gange zwei  Bogen  bauen  und  malen  liefsen.  Wir  wollen 
diefen  Umftand  fortan  im  Auge  behalten,  da  er  uns 
zur  Beurtheilung  der  Baugefchichte  wie  jener  der 
Malereien  den  Schliiffel  bietet,  die  Wappen  an  den 
SchlufsÜeinen  und  Bildern  alfo  ficher  als  Marken  der 
Stifter  betrachtet  werden  können. 

Jedes  der  Travees  des  Kreuzganges  wird  von 
einem  einfachen  Kreuzgewölbe  bedacht,  deffenSchlufs- 
flein  durch  einen  gemeifselten  und  bemalten  Wappen- 
fchild  bezeichnet  wird.  Die  Bogen  der  Rippen  ent- 
Ipringen  aus  Confolen,  welche  an  den  Wanden  aber- 
mals durch  einen  Schild  maskirt  find  ;  endlich  findet 
fich  in  jedem  Gemälde  in  der  Ecke  links  unten,  bis- 
weilen in  jeder  Ecke,  neben  den  knieenden  Figuren 
der  Donatoren  ein  Wappen,  natürlich  gleich  dem 
Uebrigen  im  Bilde  gemalt.  Hieraus  refultirt  ein  ftatt- 
licher  heraldifcher  Reichthum  im  Ganzen;  ich  aber 
erlaube  mir,  die  verfchiedenen  Arten  der  in  jedem 
Trävee  vorkommenden  Wappen  der  Kürze  halber  zu 
bezeichnen  als:  Wappen  des  Schlufsfteines,  Wappen 
an  der  Confole  und  als  Stiftervvappen.  Eine  eingehen- 
dere Befchreibung  der  Gemälde  kann  ich  dem  Lefer 
darum  nicht  erfparen,  weil  Helkveger's  Andeutungen 
(P.  Schupf,  Mitth.  der  Centr.-Comm.  VIII.,  p.  108  ff.) 
zu  allgemein  gehalten  und  hauptfächlich  nur  vom 
Gefichtspunkt  der  Erhaltung  der  Bilder  gedacht  find, 
das  Kunftgefchichtliche  aber,  fowie  die  Wappen  noch 
nirgends  unterfucht  wurden.  Ich  beginne  mit  der  I 
bezeichneten  Seite,  indem  der  Zugangsflügel  fpater 
befondere  Würdigung  erheifcht.  (Fig.  i.) 

I.  Arcaden-Reihe. 

I.  Das  Abendvnilil.  Aus  einer  perfpe6livifch  ge- 
haltenen Säulenhalle  mit  feinfoUend  toscanifchen 
Säulen  fällt  der  Blick  auf  eine  mittelalterliche  Stadt, 
deren  Plätze  voll  Volkes  find.  In  einer  Küche  wird 
gefotten  und  gebraten.  Den  .Speifetifch  der  Aportel, 
auf  deffen  Tuch  wir  Wecken,  Bretzeln  und  hübfch 
geformte  Gefaffe  erblicken,  umlagern  zwifchen  Kühl- 
wannen, Schemeln  und  dergl.  Krüppel  .und  Bettler, 
Judas  fchleicht  mit  dem  Beutel  zur  Seite  davon.  Zu- 
ftand  des  Gemäldes  bereits  fchlimmer  als  nach  Hell- 
weger,  die  Contouren  faft  gänzlich  in  der  unteren  Hälfte 
biosgelegt,  doch  noch  fcharf  erhalten,  die  Infchriften, 
wie  an  vielen  der  Bilder,  kaum  fichtbar;  das  gemalte 
Parapet  unter  dem  F"resco  gleichfalls  verwifcht.  Im 
Ganzen  r.och  ftarke  Anklänge  an  den  Styl  des  15.  Jahr- 

Vll.  N.  F. 


hunderts,    befonders     in    tlcn    hafslichen    Typen     der 
Köpfe. 

Confolen- Wappen      (rechts     an     der     Ecke):     Der 

böhmifche  Lowe. 
Stifter-Wappen  links  :  Viergetheilter  Schild,  in  i  und 
4  Kleezweiglein.  P"arbe  unkennbar,  2  und  3  eben- 
falls verwifcht. 
Stifter- Wappen  rechts:  Auffteigender  Löwe;  Farbe 
unkennbar. 

Neben    dem    erllen    Schilde,    wie    fonft     in    der 
Regel,  die  knieende  Figur  des  Donators. 

Schlufsftein- Wappen:  Viertheilig;  I.  weifse  Klee- 
zweiglein in  Roth,  2.  rother  Lowe  in  Weifs, 
3.  weifse  Rübe  in  Schwarz,  4.  fchwarzer  Stein- 
bock, flehend  in  Weifs. 


Jedes  diefer  Gemälde  ift  von  dem 
benachbarten  durch  gemalte,  fehr  phan- 
taftifche  Pilafler  von  krausgefchweifter 
Form  getrennt,  von  denen  fich  ein  der 
Bogen-Curve  über  dem  Bilde  folgendes 
Ornament  entwickelt ;  Blumen  und  Gold- 
zierrathen  find  häufig  untermifcht.  Zu- 
weilen endigt  diefer  baldachinartige 
Zierrath  in  der  Mitte  oben  in  eine 
Scheibe,  die  zufallig  in  derForm  an  einen 
Cardinalshut  erinnert  und  die  Jahrzahl  des  Fresco 
enthalt,  wenn  folche  angegeben  ift.  Auf  den  gefchnör- 
kelten  Capitälen  der  Säulen  fitzt  rechts  und  links  ein 
Englein  mit  Attributen,  die  meift  dem  Gegenftand 
des  Bildes  angepafst  find.  So  läuten  fie  bei  der 
Himmelfahrt  mit  Mefs-Glockchen,  fchwenken  Ofter- 
Fahnchen  bei  der  Auferftehung,  blafen  die  Pofaunen 
beim  jüngften  Gerichte.  All'  diefe,  bei  fämmtlichen 
Gemälden  in  der  Hauptfache  gleichbleibende  decora- 
tive  Einrahmung  entfpricht  dem  GeiÜe  der  deutfchen 
Renaiffance  in  ihrer  fpielendften  Epoche  und  wird  von 


cxx 


den  meiften  der  Gemälde  an  älterem  Typus  und  Krnft 
weit  übertroffen.  Die  Ausmalungen  in  den  Gewolb- 
kappen  find  noch  jüngeren  Datums,  aus  den  Tagen  der 
Reftaurationen  unferer  Kreuzgang-Fresken  herrührend. 

2.  Chrißus  am  Oelherg  und  leine  Gefangcnnelimung . 
In  waldiger  Landfchaft  nahen  Krieger  im  Gewände 
der Maximilianeifchen Epoche.  DieHauptfiguren  haben 
mehr  durch  Veränderungen  gelitten  alsdiefe  Partien, 
der  untere  Theil  ift  nur  mehr  in  Contour  erfichtlich. 
Die  zurückweichenden  Jünger,  Petrus  dem  Malchus 
das  Ohr  abhauend.  Dürer-Burgkmayr'fches  Gepräge, 
belbnders  auch  im  Landfchaftlichen. 

Confolen-Wappen :  Senkrecht  halbirt,  Cartilien  und 
Neu  Oefterreich. 

Stifter-Wappen  links,  übereinftimmend  mit  jenem  im 
Gewölbe:  quadrirt.  (Feld  i)  weifse  Kleeflängel  in 
Roth;  (Feld  2'  auffteigender  Löwe,  obere  Hälfte 
Roth  auf  Weifs,  untere  Weifs  auf  Roth;  (Feld  3) 
desgleichen;  (Feld  4)  auffteigender  Bock  Schwarz 
auf  Weifs.  ^lit  Ausnahme  des  Löwen  gleicht  diefes 
Wappen  demjenigen  des  tyrolifchen  Gefchlechtes 
der  Füger  von  Melans,  welche  bei  ?*Ieran  fafsen. 
(Vergleiche  meinen  Artikel:  Die  Heraldik  im  alten 
Kunftgewerbe,  in  dem  Jahrbuch  des  heraldifchen 
Vereines,  Adler  1881,  Tafel  II.  Sibmacher,  Edit. 
1696.  V.  60).  Bei  dem  Wappen  im  Gemälde  ift 
hier  die  ganze  Familie  des  Stifters  dargeftellt. 

Stifter-Wappen  links  wie  bei  dem  Gemälde  in  der 
erften  Arcade. 

3.  Der  Judaskufs.  Das  ftark  erneuerte  Fresco 
zeichnet  fich  befonders  durch  die  prächtigen  Coftüme 
der  Landsknechte  aus,  neben  denen  in  Gold  gemalte 
Rüftungen  vorkommen.  Contour  und  Faltenwurf  der 
Dürerfchen  Schule.  Auch  hier  die  Stifter-Familie  mit 
demfelben  Wappen,  rechts  kein  folches. 

Confolen-Wappen:  Senkrecht  halbirt,  fchwarzer 
Löwe  auf  Gold,  (Flandern?  Hennegau  .-),  rother  ein- 
köpfiger Adler  auf  Blau:  (Farbe  des  Feldes  un- 
deutlich). 

Gewölbe- Wappen:  Quadrirt:  Erftes  Feld  :  Kleeftiingel 
wie  im  Füger'fchen  Wappen ;  zweites  und  drittes 
Feld:  drei  goldene  Kugeln  in  fchwarzem  Schrag- 
balken  auf  Weifs  ;  viertesFeld:  Bock  wie  im  Füger'- 
fchen Wappen. 

Von  einer  Infchrift  find  blos  die  zwei  erften  Buch- 
ftaben  lesbar  :  Mi (Mifererel. 

4.  Chrißus  vor  Pilatus,  der  fein  Gewand  zerreifst, 
daneben  die  Gruppe  der  Verleugnung  des  Herrn  durch 
Petrus.  Schöne  Hallen  im  Renaiffance-Styl  mit  korin- 
thifirenden  Capitälen,  rückwärts  die  Stadt  von  etwas 
italienifchem  Charakter  mit  Zinnenmauern.  Charakte- 
riftifch  die  Figur  der  Magd  im  Zeit-Coftüm.  Die  Figur 
des  Stifters  zur  Linken  ganz  verblichen  ;  rechts  die 
fchön  gezeichnete  Figur  eines  zweiten  Donators,  ein 
junger  Mann  mit  dem  Rofenkranz  in  Händen;  das 
Wappen  ift  undeutlich,  fcheint  Baumafte  zu  enthalten 

Confolen-Wappen :  Habsburg. 

Gewölbefchild:  Erftes  und  viertes  Feld:  fenkrecht 
getheiit,  aj  zwei  fchwarze  Querbalken  auf  Weifs, 
bj  zwei  fchwarze  Stöcke  in  Weifs;  zweites  und 
drittes  I'eld;  Judenhut,  die  Spitze  fchwarz,  die 
Stülpe  gelb  in  Gelb. 

5.  Verfpottung  Clirißi,  datirt  15,26.  Ueberaus  rohe 
Auflaffung  vom   Caliber   Schongauer's.    Ein   Scherge 


llemmt  den  Fufs  an  den  Hals  des  Erlofers,  ein  anderer 
blaft  ihm  mit    der  Trompete  in  die    Ohren,    fein  Sitz 
find  Prügel,  die  Kniee  mit  Stricken  zufammengefchnürt, 
um  den  Hals  der  Strick,  womit  Chriftus  gewürgt  wird, 
das    übliche    Ausftrecken    der    Zunge    fehlt    natürlich 
nicht.  Der  eine  Schacher  liegt  daneben  in   Block  und 
Haiseifen.   Die  Knechte  tragen  Landsknecht-Kleider. 
Gerichtsperfonen  und  Zufchauer.  Die  Architektur  im 
Renaiffance-Styl,    Zeichnung    im    Ganzen    fchwächer, 
Typus  Schongauer-Zcitblom. 
Confolen-W'appen:    Ouergetheilt ,     oben    laufender 
rother    Löwe     in    Gold,    unten    zwei    fchwarze 
(blaue?)  Wellenlinien  in  Gelb  (oder  Braun?).  Viel- 
leicht   eine    etwas     incorrefle    Darftellung    des 
Wappens  von  Seeland? 
Stifter-Wappen   neben  dcffen    ganz   fchwach   ficht- 
barer Figur  links:  Erlofchen. 
Gewölbefchild :  Schwarze  Katze  fitzend  auf  grauem 
(filbcrnem?)    Dreiberg    in     Gold.     Vielleicht     die 
Katzenpek. 

II.  Arcaden-Reihe. 

I  Geifselung.  Stark  reltaurirt.  In  einer  Renaiffance- 
Halle  mit  gebauchten  Säulen  zahlreiche  Zufchauer, 
unter  welchen  auffallend  viele  Köpfe  von  ungarifchem 
Typus  mit  Barten,  reiche  Trachten,  Zattelärmel, 
damascirte  Stoffe.  Auch  der  Kopf  Chrifti,  dcffen 
fchmerzvoUer  Ausdruck  trefflich  dargeftellt  ift,  hat 
etwas  Fremdartiges.  Oben  die  Jahreszahl:  1519.  Vor- 
züglich ift  die  Gruppe  zweier  Richter  zur  Rechten 
gut  erhalten;  das  hier  erkennbare  Parapet  unter  dem 
Bilde  zeigt  Nifchen,  worin  Drachen,  Schlangen  und 
Würmer. 

Confolen-Wappen:  Fehlt. 

Stifter-Wappen  links :  Drei  Reihen  Schuppen  über- 
einander. 

Gewölbe.  Wappen  communicirt  mit  Arcade  I.  4,  weil 
hier  der  Uebergang  über  die  Ecke  ftattfindet. 

2.  Die  Dornenkröming .  Auch  hier  überrafchen  die 
ungarifchen  Geftalten  den  Befchauer.  Die  Architektur 
befteht  aus  Hallen,  theils  zerftört  und  ruinenhaft  aus- 
feilend. Auch  die  reichen  Coftüme  wie  im  vorigen 
Bild  wiederholen  fich ,  mit  welchem  diefes  Fresco 
technifch  gleichfalls  ganz  übereinftimmt.  Parapet  wie 
im  vorigen  Gemälde. 

Confolen-Wappen:  Der  fteierifche  Panther.   ■ 

Stifter-Wappen  rechts:  Drei  fchräg  geftellte  Linden - 
blätter. 

Stifter- Wappen  links:  quadrirt.  Erftes  und  viertes 
Feld:  goldener  Löwe  auf  Schwarz;  zweites  und 
drittes  Feld :  doppelköphges  .Schachroffel  Schwarz 
und  Gold  auf  Gold  und  Schwarz.  Das  W'appen- 
bild  des  Doppelröffels  begegnet  auch  auf  dem 
einen  Schilde  des  rothmarmornen  Grabfteines  des 
Johannes,  diflus  Schoner,  an  der  Kirchhofmauer 
zu  Zell  im  Zillerthal  und  ferner  auf  demjenigen 
des  Tanczl  von  1491  in  der  Pfarrkirche  zu  Schwaz 
(fiehe  Mitth.  der  k.  k.  Centr.-Comm.  N.  F.  IV, 
pag.  CVIi. 

Gewölbefchild  gleich  dem  Stifter-Wappen. 

3.  Ueber  der  Thüre  :  St.  Franciseus  vor  dem 
Kreuze  knieend,  auf  einer  Berghöhe,  dabei  ein  Engel 
mit    dem    Spruchbande:    Francisce    Chriftus    veniet, 


CXXI 


rückwärts  Landfchaft    mit    einer  Stadt,  Vugcl  in  den 
Lüften. 

Daneben :  Die  Slif^iiia/i/ation.  Der  Ileilitrc  mit 
mehreren  Jüngern  am  Berge;  riickwärts  ein  Mufs, 
Stadt,  etc.  Italienifcher  Meiller  im  Typu.s  der  (Juatro- 
centiften. 

Confolen -Wappen:   Hurgnnd. 
Stifter-Wappen  fehlen. 

Gewölbefcliild  :  Ouergetheilt.  (Jbeii :  Drei  fclnvarze 
Vögel  in  einer  Reihe  in  Gold.  Unten:  Drei 
blaue  (?)  Querbalken  in  Weifs  (.''). 

4.  Ecce  komo.  Strafse  mit  Giebelhaufern,  ein  Por- 
tal mit  Zinnen,  abgetreppte  Dacher.  Zahlreiche 
Volksmenge,  darunter  die  fehr  edle  Figur  der  Ma- 
donna. OlDcr  dem  Portal  die  Infchrift:  SPQR.  Die 
vielen  Schriftbänder  enthalten  lateinifche  .Stellen,  z.  H. 
Crucificatur,  Tolle  hunc  et  dimitte  nobis  barabam 
quia  filium  Dei  fe  fecit  etc.  Oben  Guirlanden  in  Gold 
gemalt,  auf  dem  Parapet  Todtenfchädel.  lieber  der 
Geftalt  des  Stifters  links:  Miferere  mei  deus  fecundum 
magnam  fncä  tuä. 

Confolen-Wappen  :  Der  ofterreichifche  Bindenfchild. 
Stifter-Wappen  erlofchen. 
Gewölbe- Wappen:  Wie  II.  2. 

5.  Die  A2isführung  Clirißi.  Ganz  zerkratzt  ill 
diefes  Bild  kaum  mehr  erkennbar.  Ober  einem  Thore 
Sonne  und  Mond  als  Ornamente.  Die  gothifchen 
Giebelhäufer,  die  Volksmenge,  darunter  wieder  viele 
ungarifche  Köpfe  ,  die  Verurtheilten  gcfeffelt.  In- 
fchriften,  wie  z.  B.  Crucifige  eum!  Ueber  dem  Stifter: 
Miferere  mei  wie  im  vorhergehenden  Bild. 

Confolen-Wappen:  Tyrol. 

Stifter- Wappen  links:  Rothe  Rofen  auf  Weifs,  dar- 
unter die  Infchrift:  C RVS  ROSENTHALER 

...etc.  wie  fie  Schönherr  (Mitth.  der  Centr.- 
Comm.  X,  pag.  XXII)  vollftandig  richtig  ange- 
führt hat. 

Gewölbefchild:  Ouadrirt.  i,  4.  quergetheilt.  Oben 
fchwarzes  Zwickelfeld,  darin  ein  goldenes  Pferde- 
köpfchen. Unten  vier  fchwarze  und  vier  goldene 
Querbalken  wechfelnd. 

2.  Schwarzer  Pfeil  auf  weifsem  Schrägbalken  in 
Roth. 

3.  Goldene  Zackenkrone  mit  dem  darauf  gefetzten 
Figürchen  eines  Kindes  oder  Mannchens  (roth) 
in  Weifs. 

6.  Chrißus  fällt  unter  dem  Kreuze.  In  einer 
bergigen  Landfchaft  entfaltet  fich  der  volkreiche  Zug 
(wieder  die  Ungarnl,  auf  den  P'ahnen  find  neben  dem 
SPQR  Judenhüte  und  Scorpione  als  Embleme  ange- 
bracht. Der  Charakter  der  Landfchaft  ift  fehr  alter- 
thümlich ,  faft  an  die  ofterreichifche  Schule  des 
15.  Jahrhunderts  erinnernd.  Die  Reiter  find  mit  fpitzen 
Mützen  ausgerüftet.  Veronica.  Ueber  der  Geftalt  des 
Stifters:  Miferere  mei  etc.,  wie  oben. 

Confolen-Wappen  :  Die  mailandifche  Schlange. 
Stifter-Wappen     links:       Springender      natürlicher 

Hirfch  in  Roth. 
Gewölbe-Wappen :  Dasfelbe. 

Unter  dem  Gemälde  befindet  fich  hier  das  Datum: 
1687  Renovatum  fuit ,  und  an  der  Säule  zwifchen 
diefer  Arcade  und  der  folgenden  ein  Täfelchcn  mit 
den  Buchilaben:  P.  W.  S, 


7.  Chrißus  am  Richtplatze  entkleidet.  Die  Land- 
fchaft gleicht  jener  im  vorhergehenden  Gemälde, 
rückwärts  die  Stadt  Jerufalem.  Die  Landsknechte, 
zum  Theil  in  Zattcltracht,  haben  wieder  den  afiati- 
fchen  Typus,  die  Frauentracht  noch  halb  burgundifch. 
Die  ohnmächtige  Maria  mit  einem  langen  Schwert 
im  Bufen.  Links  unten-  ein  gemalter  Zettel  mit  der 
Infchrift: 

Hie  leyt  begraben  der  erber  man  Schott  dem  gott 
genad  ftarb  am  mitwochen  nach  petri  und  pauli  1512. 

Im  Pflafter  des  EHrichs  ift  dafelbft 
ein  (jrabftein  mit  bronzener  i'latte  ein- 
gelaffen,  worauf  diefelbe  Infchrift  und 
die  Hausmarke  : 

Aufserdem lieft  man  an  demunteren 
Rande  des  PVescos  die  Auffchrift:   1652 
Renovatum  fuit,  daneben  ift  ein  in  der 
felben  fpäteren  Zeit  angebrachtes  Wappen : 

1,  4.  Halber  einköpfiger  Adler. 

2,  3.  Drei  Querbalken,  der  erfte  und  dritte  mit  einem 
Stern  belegt. 

Herzfchild :  Schrägbalken  mit  einem  Löwen  belegt. 
Bei  diefem  Wappen  die  weitere  Rcftaurations- 
Infchrift:  de  novo  1687. 

Confolen-Vi^appen :  Vier  fchwarze  (filberne)  Quer- 
balken in  Roth,  Ungarn. 

Stifter-Wappen  links:  Schwarzer  Schrägbalken  mit 
einem  goldenen  Jägerliorn  belegt  in  Gold.  Diefes 
Wappen  ift  im  Schlöffe  Frundsberg  bei  Schwaz 
im  Gemache  des  Donjons  gemalt,  mit  einer  In- 
fchrift, welche  befagt,  dafs  1652,  alfo  im  Jahre 
der  Reftauration  des  Frescos,  die  Herrfchaft 
Frundsberg  an  Herrn  Chriftoph  Braun  von 
Braunsegg  feiig  übergegangen  fein. 

Gewölbe- Wappen :  Senkrecht  getheilt,  die  rechte 
Hälfte  quergetheilt.  Rechte  Hälfte:  Oben: 
Weifser  Adler  in  Roth.  Unten :  Rother  Adler  in 
Weifs.  Linke  Hälfte:  Auflleigender  goldener 
Löwe  in  Schwarz. 

III.  Arcaden-Reihe. 

I.  Die  Kreuzigung.  Auch  hier  wie  in  den  vorigen 
Gemälden  ein  früher,  an  die  ofterreichifche  Schule 
des  15.  Jahrhunderts  erinnernder  Styl-Charakter.  Die 
Schacher  find  in  Hemde  gekleidet,  Chriftus  nackt. 
Maria  als  Nonne  gekleidet,  das  Schwert  im  Herzen. 
Auf  den  Pferdedecken  Infchriften  mit  Chiffren,  welche 
offenbar  hebräifche  Schrift  vorltellen  foUen.  Links 
unten  als  Donatoren  eine  Bruderfchaft,  im  Wappen 
die  gekreuzten  Hämmer  der  Knappenfchaft.  Dabei 
die  Worte : 


Das  gemeld  haben  laffen  machen. 


Gewölbe-Wappen:     ein     Heiliger      mit     Knappen- 
hämmern in  Händen. 
Confolen-Wappen   fehlt. 

2.  Ueber  der  Thüre.  St.  Franciscus  mit  den 
Wundmalen  von  einem  Engel  unterftützt,  ein  zweiter 
Engel  fpielt  die  Geige,  Landfchafts-Hintergrund  mit 
einer  Stadt.  Uebermalt  vom  felben  italienifchen 
Meifler  wie  II.  3.  Links  unten  das  Datum:  1516  und 
eine  kleine  Sonne. 


CXXII 


Confolen-Schild :  Senkrecht  getheilt.Neu-Ocfterreich 

und  Burgund. 
Stifter-Wappen  :  Ouadrirt.    i,  4.  Schwarzer   Schrag- 

balken  in  Weifs.  2,  3.  Rother  auffteigender  Löwe 

in  Gold. 
Gewölbe-Wappen:    Goldener    auffteigender    Löwe 

mit  einem  Baumaft  in  den  Pranken  auf  goldenem 

Dreiberg  in  Weifs. 

3.  Picta  unter  dem  Kreuze.  Aufserordentlicli  zer- 
ftört.  Auf  einem  Aermel  die  Buchftaben:  ONARHE. 
Lieber  der  Figur  des  Stifters  die  Worte:  Miferere  mei 
etc.,  das  eine  hier  angebrachte  Wappen  ift  der  örter- 
reichifche  Bindenfchild,  das  andere  ein  blauer  Fifch 
in  Roth. 

Confolen-Wappen :  Elfafs. 

Gewölbefchild:  Schwarzer  Dreiberg,  auf  demfelben 
etwas  unkenntliches.  Am  unteren  Bildrande  die 
Infchrift:  1652  Renovatum  ...  und  ein  gleich- 
zeitiges Wappen.  Auf  dem  fenkrecht  gelb-  und 
rothgetheilten  Schilde  ein  roth  und  gelbgetheil- 
tes  Männchen. 

4.  Die  Grablegung.  Stark  befchädigt,  von  der- 
felben  Hand  wie  die  Vorigen.  Die  Geftalt  des  Hei- 
landes fehr  edel.  Auf  einem  Steine  findet  fich  dasfelbe 
Ornament  wie  beim  Ecce  homo.  In  dem  cardinalshut- 
artigen  Ornament  oben  das  Datum:  1522,  unten,  am 
Boden  des  Grabes  aber  das  Renovations-Jahr:  1580. 
Links  die  Infchrift: 

Die  figur  hat  laffen  machen  die  lobliche  Brueder- 
haft  der  metzger  Gott,  ze  lob.  Amen  .  1522. 

Confolen-Wappen :  Cilly. 

Stifter-Wappen:  Natürliches  Beil  in  Roth. 

Gewölbe-Wappen :  Zwei  Metzger ,  einen  Ochfen 
fchlagend,  natürliche  Farben.  Unten  am  Rande: 
1653  Renovatum  fuit.  De  novo  1688.  Dabei  ein 
gleichzeitiges  Wappen :  Ouadrirt.  i,  4.  Weifses 
Kreuz  auf  blauem  Berg  in  Roth.  2,  3.  Schräg  ge- 
theilt.  Links:  Schwarzer  Bock  in  Gold,  Rechts: 
Weifses  Feld. 

5.  Cliriflus  in  der  Vorhölle.  Der  Heiland  tritt  mit 
fröhlich  ftolzierendem  Schritt,  die  Ofterfahne  gefchul- 
tert,  ein,  Infchrift:  AttoUite  portas  etc.  Teufel  mit 
Hahnenköpfen  fchiefsen  Feuer  aus  Rohren ,  aus  Po- 
faunen  etc.  Die  nackten  Theile  der  Figuren  fmd  über- 
malt. Ein  Teufel  in  buntem  Lappenkleid  liegt  zer- 
fchmettert  unter  dem  zerbrochenen  Höllenthor.  Mofes 
hält  die  Gefetzestafeln,  worauf (fpäter)  griechifche  Buch- 
ftaben; Adam,  Eva,  David  etc.  In  der  Höhe  das  gol- 
dene himmlifche  Jerufalem,  Seiige  und  Engel  im 
Goldhimmel.  Links  der  Donator  mit  der  Infchrift: 
Miferere  mei  deus  1522,  fammt  F"amilie. 

Confolen-Wappen:  Oberöfterreich. 

Stifter- Wajjpen  links:  Natürlicher  Hahn  in  Weifs. 
Sib mache r ,  Edit.  1696,  III.  99,  führt  diefes  Em- 
blem als  Wappen  derer  von  Neu-Matrei  an. 

Stifter-Wappen  in  der  Mitte:  Quergetheilt;  obere 
Hälfte  fenkrecht  getheilt;  links:  Schwarzer  Quer- 
balken mit  einem  goldenen  Löwen  belegt  auf 
weifsrothem  Grund.  Rechts:  Natürlicher  Apfel 
in  Roth.  Untere  Hälfte:  Wcifse  Rübe  in  Schwarz. 
Am  Rande  unten :  1652  Renovatum  . .  de  novo 
1688. 

6.  Die  Auferßehung.  Diefelbe  Hand  wie  die 
Vorigen.  Im  Hintergrunde  die  Kreuze  des  Calvarien- 


Berges.  Die  fchlafenden  Wächter  in  goldenen  Rüftun- 
gen.  Unter  dem  Donator  die  Infchrift :  152  <^  Mis.  mei 
deus.  Wappen  links:  Natürlicher  Hahn  in  Gold.  Diefes 
Emblem  fuhrt  das  tyrolifche  Gefchlecht  der  Haanen 
von  Hanenberg.  Sibmacher,'^^\X.  1696,  III.  105.  Rechts: 
Schwarzes  Eichhörnchen  in  Weifs. 
Confolen-Wappen:  Kiirnthen. 
Gewölbe- Wappen:  Ouadrirt.    i,  4.  Schwarzer  Hahn 

in  Weifs.  2,  3.  Schwarzes  Eichhörnchen   in  Weifs. 

Am  Rande  unten  das  Renovationsdatum: .  .  .  und 

widerumben  1687. 

IV.  Arcaden-Reihe. 

1.  Die  Erfcheinung  vor  Magdalena  im  Garten- 
Derfelbe  Meifter,  datirt  1521.  Magdalena  in  reizender 
burgundifcher  Tracht,  hübfches  Kopfchen.  Der  Pur- 
purmantcl  Chrilli  hier,  fowie  in  III.  6  gleich  dem  Rade 
eines  Pfaues  aufgeftellt.  Dabei  die  drei  F"rauen  am 
Grabe.  Blaue  Bäume.  Ueber  dem  Stifter:  Parce  mihi 
dominc. 

Confolen-Wappen:  Oefterreich  unter  der  Enns. 
.Stifter- Wappen:  Schräggetheilt.  Rechts:  Schwarzer 

Schrägbalken  in  Gold,  Links:  Goldner  Zweig  in 

Schwarz. 
Gewolbe-\\'appen  :  Zwei  gekreuzte  Hämmer  in  Roth. 

Am  Rande  unten  die  Worte:  Renov.  fuit  .  .  .  und 
ein  zerftörtes  Wappen  aus  fpäterer  Zeit. 

2.  Chrißus  erfcheint  feinen  Jüngern.  Renaiffance- 
Halle von perfpe(?ti\ifcher Conftruftion mit  toscanifchen 
Säulen.  Die  Köpfe  der  alteren  Perfonen  derb,  Chriftus 
und  Johannes  edler.  Biblifche  Infchriften.  Auf  dem 
Geländer  ein  Gimpel.  Oben  das  Datum:  1521.  Unter 
dem  Donator:  Miferere  mei  deus. 

Confolen-Wappen:  Schräg  getheilt.  Rechts:  Vier 
Querftreifen,  weifs  und  roth,  wechfelnd  (?).  Links: 
Goldener  auffteigender  Löwe  in  Schwarz  (Bra- 
bant). 

Stifter-Wappen;  Ouadrirt:  i,  4.  Rother  Arm  mit 
einer  Haue  in  Weifs.  2,  3.  Weifse  Mufchel  in 
Roth. 

Gewölbe-Wappen:  Ouadrirt:  i,  4.  Drei  ftyliürte 
grüne  Bäume  neben  einander  in  Weifs  (?)  Dasfelbe 
Plmblem,  auf  einem  Dreiberg  und  in  Gold,  führt 
das  tyrolifche  Gefchlecht  der  Heufler  \on 
Raafen.  Sibniacher,  Edit.  1696.  III.  lOi.  2,  3.  Schräg- 
getheilt, Roth  und  Gold,  belegt  mit  einem  auf- 
fteigenden  Röffel,  Gold  und  roth. 

3.  Die  Himmelfahrt.  Chriftus,  bereits  halb  in 
Wolken,  fchwebt  über  dem  Berge,  bei  dem  die  Apoftel 
und  Maria  ftehen.  Rückwärts  Landfchaft.  Derfelbe 
Meifter.  Oben  das  Datum:  1521.  Ueber  der  Figur  des 
Stifters:  Parce  mihi  domine  Ueber  jener  der  Frau: 
Miferere  mei  domine,  diefe  jedoch  ohne  Wappen. 

Confolen-Wappen:  Krain. 

Stifter- Wappen:  Schräg  getheilt.  Rechts:  Goldenes 
Feld.  Links:  Halber  fpringendcr  Hirfch  in  natür- 
lichen Farben  in  Schwarz.    Die  von  Sarnthein. 

Gewiilbe-Wappen :  Dasfelbe. 

4.  Das  Pfingßfeß.  Maria  und  die  Apoftel  in  einer 
perfpe6livifch  conftruirten  Halle  mit  toscanifchen 
Säulen.  Derfelbe  Meifter.  Vorn  ein  fchöner  Rcnaif- 
fance-Leuchter  mit  fünf  Kerzen.  Oben  das  Datum: 
1521.  Links  der  Donator  mit  einem  Knaben:  Miferere 


CXXIII 


mei  dcus  iinci  in  gelbem  Schild  die  Hausmarke:    ___,_ 
Ich  vermuthc,  dafs  hier  jener  Hieronymus  P\ig-    [W 
ger    gemeint    ilt,    welcher    1525    feinem    Bruder 
Ulrich  in  der  Pfarrkirche  zu  Schwaz  das  fchönc  Grab- 
denkmal widmete.   (Ilg,  Mitth.  der  Centr.-Comm.  IV. 
N.  F.  p.  CVII).  Rechts  auf  die  dafelbft  befindliche  I  lolz- 
thür  gemalt,    die    Figur    eines    zweiten    Betenden    in 
fpanifchem  Kleide  von  fchwarzer  Farbe. 
Confolen-VVappcn :  Dalmatien. 

Gewölbe-Wappen:  Auf  wcifsem  Schrägbalken  ein 
rother  Löwe,  darüber  und  darunter  ein  weifses 
Blatt  in  Roth.  Aehnlich  dem  Wappen  des  tyroli- 
fchen  Gefchlechtes  der  Mazza.  Sibmacher,  Edit. 
1696,  III.  100. 

5.  Die  Aus/endung  der  Apoßel.  Chriftus  fchwebt 
in  den  Lüften,  unter  den  Apofteln  lebhafte  fchöne 
Bewegung  tles  Auseinandergehens,  zwei  von  ihnen 
effen  noch  einmal  zufammen.  Rückwärts  Städte  des 
heiligen  Landes  mit  Beifchriften.  Oben  das  Datum: 
1521.  Links  der  Donator.  Derfelbe  Meifter. 

Confolen-Wappen :  Croatien. 

Stifter- Wappen  :  Ein  Zweig  mit  zwei  Blättern  (links). 
Rechts:  Quadrirt;  i,  4.  weifser  Vogel  (Straufs?) 
in  Roth.  Die  Edlen  von  Straufsen?  2,  3.  Rother 
Zwickel  in  Weifs.  Helmzier:  Ein  weifser  Vogel 
(wie  im  Schilde)  zwifchen  zwei  Hörnern. 

6.  Das  jüngßc  Gericht.  Zerftört ;  fchönes  Gemälde. 
Teufel  mit  Kämmen,  einer  mit  einer  Krone,  beim 
Höllenrachen.  Links  die  Seligen  ,  darunter  ein  l'abfl: 
und  ein  Landsknecht,  Mönche.  Derfelbe  Meifter. 

Confolen-Wappen :  Schwaben. 

Stifter- Wappen    erlofchen. 

GeW'ölbe- Wappen:    Weifses,    auffteigendes  Rofs    in 

Roth.    Diefes  Emblem    führt    das    tyrolifche   Ge- 

l'chlecht    des    Refchen ,   Sibmacher ,    Edit.    1696, 

III.  99. 

Links  an  der  Säule  die  Infchrift: 

Has  Pifluras  Anno  1652  renovarunt  Georgius  et 
Andreas  Hettinger  filius  illius  et  Anno  1687  iter- 
um  idem  Andreas  et  Joannes  Georgius  Filius 
ejus  Piftores  Suazenses.  Nagler  (f.  n.)  nennt  fie 
Höttinger. 

Darüber  im  Confolen-.'^childe  links  das  burgun- 
difche  Kreuz. 

Wir  haben  diefer  Befchreibung  des  eigentlichen 
Kreuzganges  noch  Folgendes  hinzuzufügen.  Zwifchen 
der  Arcade  II.  5  und  IL  6  (auf  dem  Plane  bei  X)  ift  an 
dem  Confolen-Anfatze  der  Rippen  auf  der  Fenfterfeite 
das  Wappen  der  Rofenthaler  nochmals  angebracht. 
Dasfelbe  enthält  einen  rothen,  mit  drei  Rofen  belegten 
Sparren  auf  fchwarzem  Grunde,  unter  dem  Sparren 
einen  fechsftrahligen  goldenen  Stern  Die  übrigen 
Schilde  find  auf  der  Fenfterwand  leer  bis  auf  jenen 
zwifchen  II.  2  und  II.  3  (auf  dem  Plane  bei  y).  Das 
Emblem  ift  ein  grauer  Vogel  (Adler  .^)  in  Gold. 

Wie  aus  dem  Grundriffe  erfichtlich,  liegt  dem 
Kreuzgange,  in  der  Verlängerung  des  an  die  Kirche 
angränzenden  Arcadentheiles  (IV)  eine  aus  fünf  Kreuz- 
gewölben beftehende  Fortfetzung  vor,  welche  den 
Zugang  zum  Klofter  von  der  Strafse  aus  bildet.  Die- 
felbe  fcheint  auch  als  Bauwerk  eine  fpätere  Zuthat 
zu  fein.  Das  erfte  Quadrat  hinter  der  Porte  enthalt 
keine  malerifche  Ausfchmückung,  die  folgenden   vier 


theils  auf  einer,  theils  auf  beiden  gegenüber  liegenden 
Wänden,  da  nur  ein  F'enfler  in  diefem  Gange  fich 
befindet.  Wir  beginnen  nach  der  Bezeichnung  des 
Planes,  vom  Thore  na  h  dem  Innern  fortfchreitend. 

a)  Taufe  Ckrißi.  Weite  Landfchaft  mit  einem 
überbrückten  Fluffe,  rechts  eine  liegende  Frau  mit 
einem  Kinde,  oben  Pu  ti.  Chriftus  in  anmuthiger 
Stellung  knieend.  Die  Gewölbekajipen  enthalten  hier, 
wie  in  den  übrigen  Travees  reich  ornamentale  Deco- 
ration im  Gefchmacke  der  italienifchen  Hoch-Renaif- 
fance,  auch  figurale  Details  und  Landfchaften  in 
Cartouchen. 

Confolen-Wappen  links:  Der  nackte  und  dermitdem 
Kuttenarmel  bekleidete  Arm  des  PVanciscaner- 
Wappens.  Rechts:  Quadrirt  unter  einer  Mitra.  1,4, 
drei  goldene  Kronen  in  Schwarz.  2,  3,  undeutlich. 

Im  Gewölbe:  Senkrecht  getheilt.  Rechts  ein  Haus 
auf  einem  Berge  in  Weifs.  Links:  Goldener  Greif 
in  Weifs. 

b)  Die  Verkündigufig.  Ueber  der  Jungfrau  Engel, 
Heilige,  Gott  Vater  und  die  Taube,  unten  David  und 
Propheten.  In  der  Mitte  am  untern  Rande  ein  Wappen 
mit  der  Mitra.  Quadrirt:  i,  4  Rothes  Kreuz  in  VVeifs, 
2,  3,  zwei  gegen  einander  geftellte  goldene  Greifen  in 
Blau.  Neben  diefem  Wappen  die  Infchrift : 

.  .  .  .haue  figuram  fieri  fecit  anno  dom.  MDCVIII  dorn. 
Paulus  abbas  in  Tegernfee. ' 

Confolen-Wappen  rechts:  Reich  combinirt,  enthält 

Böhmen,  Oefterreich  und  andere  Reichslander. 
Gewülbefchild:    Getheilter   .Schild    in  Schwarz    und 
Gelb   mit  einem  wilden  Mann  belegt. 
cj  Die  Geburt  Chrißi.  Eine  Hütte  vor  der  Stadt, 
die   drei  Könige    huldigen    dem  Kinde,  dabei    andere 
Andächtige.    Eine   weibliche    P'igur,    einen    Korb    mit 
Vögeln  auf  dem  Kopfe  tragend,  verrath  den  Einflufs 
der    römifchen    Schule    nach    Raphaelifchen    Typen. 
Diefes  fchöne  Gemälde  ift  datirt:  1589;  es  übertrifft  die 
Vorigen  an  edlem  Mafs  der  Compofition.  Die  Kleider 
der  zahllofen  Figuren  zum  Theil  mit  Gold  gemalt. 
Confolen-Wappen  rechts:  Enthält  ein  rothes  Kreuz, 
einen  fchwarzen  Adler  etc.   fehr  reich  combinirt. 
Gewölbe-Wappen:    Quadrirt.  1,4,  zwei  filberne  und 
zwei    goldene     Querbalken     abwechfelnd  ,     2,  3 
fchwarzer  Bock  in  Weifs. 

d)  Die  Madonna  auf  dem  Monde  ßehend,  umge- 
ben von  Symbolen  des  heil.  Landes  und  Beifchriften. 
17.  Jahrhundert. 

Gewölbe-Wappen :  Die  Katze  auf  dem  Dreiberg  wie 
bei  I.  5. 

e)  Lünettenbild,  deffen  Gegenftand  mir  nicht  er- 
klärlich ilt,  da  die  Darftellung  fehr  undeutlich  er- 
fcheint.  Am  Fufse  eines  Berges  flehen  verfchiedene 
Figuren.  Der  rtj-liitifchc  Charakter  diefes  Bildes  lieht 
wieder  den  alten  deutfchen  Werken  des  Kreuzganges 
nahe. 

f)  Landfchaft  mit  allegorifchen  Geftalten  und 
Infchriften,  auf  die  Erlöfung  bezüglich.  Als  Votant  die 
F'igur  eines  Mönches.  17.  Jahrhundert. 

Das  ältefte  Datum  fämmtlicher  Malereien  ill 
1512  bis  1526;  alfo  vierzehn  Jahre  dauerte  die  Her- 
ftellung    der   deutfchen    Bilder    im   Kreuzgange.    Die 

'  Ich  bemerke,  dafs  Obiges  /war  der  Hauptfache  nach  der  Inhalt  der 
Infchrift  ift,  dafs  ich  in  Folge  einer  Bcfchadigiing  in  meinem  Notizbuche  aber 
nicht  melir  in  der  Lage  bin,  das  Ganze  buchftäblich  genau  zu  geben. 


CXXIV 


beiden  italienilchen  mit  den  Scenen  aus  dem  Leben 
des  Ordensheiligen  entllanden  1516.  Die  erfte  Reftau- 
ration  verräth  das  Datum  15S0  .  blos  an  einem  Bilde 
(III.  4),  die  Paffions- Hilden  zeigen  verfchiedentlich 
theils  Schongauer'fchen,  Zeitblomfchen,  Dürers, 
Burgkmayr's  Einflufs.  aber  offenbar  auch  locale  eigen- 
thümliche  Schule.  Der  Plan  der  Anordnung  war  ge- 
geben, die  Gemälde  wurden  aber  nicht  der  ftoftlichen 
Reihenfolge  nach  fertig,  wie  denn  z.  B.  die  Geifelung 
(IL  1.)  das  Datum  1519 ,  die  Entkleidung  Chrirti  aber, 
alfo  ein  im  Verlauf  der  Erzählung  fpateres  Motiv 
(IL  /),  fchon  1512  tragt.  Es  hängt  diefs  wohl  damit  zu- 
fammep,  dafs  fich  nicht  für  alle  Plätze  gleichzeitig  die 
frommen  Stifter  fanden,  doch  war  in  14  Jahren  das 
ganze  Geviert  vollendet.  Nach  dem  Citate  des  Nürn- 
berger Druckwerkes  der  Rofenthaler  im  Tyroler 
Künftler-Lexicon  hielt  fich  Cafpar  Rofenthaler  im 
Jahre  1512  in  Schwaz  auf;  was  über  den  fogenannten 
Maler  Rofenthaler  durch  Dr.  Schbnherr's  treffliche 
Forfchungen  (1.  c.)  widerlegt  ift,  wiederhole  ich  hier 
nicht,  doch  erlaube  ich  mir  zu  bemerken,  dafs  ich  nicht 
einfehe,  aus  welchen  Grüi.den  Tinkliau/cr  in  dem, 
Arcade  II.  7,  begrabenen  Schott  den  Architekten  des 
Klofters  vermuthet.  Was  über  den  Maler  Suevus  bei 
Schopf  gefagt  ill,  P.  W.  S.,  laffe  ich  ebenfalls  un- 
erörtert,  obwohl  mir  diefe  Lefung  des  erften  der  drei 
Buchrtaben  nicht  ganz  ficher  fcheint.  Jedenfalls  halte 
ich  ihn  nur  für  den  Maler  der  originellen  architek- 
tonifch-ornamentalen  Einfafüingen  fämmtlicher  Bilder 
in  dem  luftigen  RenaiffanceCharakter,  welche  gleich- 
zeitig, und  zwar  fpäter  als  die  Gemälde  entflanden. 
Das  Monogramm  fleht  auch  auf  einer  Säule,  nicht  in 
einem  Bilde.  Die  Gemälde  des  Annexes,  a  bis/,  von 
1589  bis  gegen  die  Spätzeit  des  17.  Jahrhunderts 
reichend  imit  Ausnahme  eines  altdeutfchen  Bildesi, 
möchte  ich  den  einheimifchen  Meiftern  Hettinger 
nicht  zufchreiben,  bevor  nicht  erwiefen  fein  follte,  dafs 


diefelben  fich  in  Italien  aufgehalten  haben.  Das  Bild 
mit  dem  Datum  15S9  ragt  über  die  übrigen  auffallend 
hervor  und  gehört  einem  Künffler  von  Bedeutung  an. 
Ich  halte  diefe  Compofitioncn  für  Arbeiten  fremder 
Maler,  welche  florentinifche  und  römifche  Bilder  ge 
fehen  haben.  Auch  auf  die  italienifche  Provenienz  der 
beiden  Franziscus-Bilder  wurde  bisher  noch  nicht  hin- 
gewiefen.  Mein  Hauptzweck  war  aber  darauf  gerichtet, 
durch  die  Helchreibung  der  Wappen,  deren  Bellim- 
mung  ich  allerdings  den  Local-Forfchern  überlaffen 
mufs,  einen  Schritt  weiter  in  der  hiflorifchen  lüfor 
fchung  des  herrlichen  Gemäldc-Cyklus  zu  verfuchen. 
Die  Confolen- Wappen,  welche  Länder  des  kaiferlichen 
Scepters  enthalten,  beftätigen  die  Behauptung  P. 
Scliöpfs,  dafs  Max  I.  das  Unternehmen  des  Baues 
förderte  und  fchützte. 

Und  fchliefslich  noch  eine  Bemerkung.  Sollte  es 
nicht  erreichbar  fein,  die  ftets  rafcher  dem  Untergange 
zueilenden  hochintereffanten  Gemälde  wenigflens  in 
Umrifszeichnungen  zu  publiciren  r  Da  die  Contouren 
überall  tief  in  den  Intonaco  eingeriffen  find,  liefsen  fich 
Paufen  hochff  bequem  herff eilen.  Die  Schwazer  Kreuz- 
gang-Fresken find  ein  Stück  öfterreichifcher  Malerei- 
gefchichte  auf  Einem  Platze,  wie  man  nicht  fo  bald 
Aehnliches  beifammen  findet.  Vom  Einfluffe  der  van 
Eyck'fchen  Schule  bis  zur  romifchen  Baruke  liefern 
fie  einen  Atlas  der  heimifchen  Kunftgefchichte,  Zattel- 
tracht,  burgundifches  Coflüm,  Landsknechttracht  der 
deutfchen  Renaiffance,  fpanifche  Ilofkleidung  und 
baroke  Ideal  Draperie;  Wappen  vom  Römifch-Kaifer- 
lichen  bis  zu  dem  der  ehrfamen  F"leifcher  find  hier 
vertreten;  Landfchaften ,  genrehafte  Motive,  Haus- 
marken und  Infchriften ,  —  wahrlich  ein  fo  merk- 
würdiges Ganzes  verdiente  die  licbevollffe  Repro- 
duktion und  hätte  fie  gewifs  auch  fchon  im  Vaterlande 
der  Arundel-Society  I  — 


Kleine  archäologifche   Erforfchungen  aus  Nieder-Oefterreich. 


Von    y.    A'nuald. 


lAS  Schlofs  ZU  Ernßbrunn  ifl  eine  der  älteften 
Burgenanlagen  des  Kreifes  unter  dem  Man- 
hartsbcrge.  Dasfelbe  ifl:  in  feinem  dermaligen 
Umfange  zugleich  einer  der  flattlichften  Herren- 
fitze  des  Landes.  Auf  einem  der  hervorragendflen 
Punkte  des  Ernfibrunn-Leiffer  Höhenzuges  gelegen, 
ift  es  weithin  fichtbar.  Der  Rundblick  vom  Hochthurm 
ift  überrafchend,  derfelbe  wird  in  diefem  Kieife  nur 
von  dem  Panorama  des  etwas  nördlicher  gelegenen 
Bufchberges  bei  Niederleis  übertroffen. 

In  der  Reihe  der  Befitzer  von  Ernftbrunn  treffen 
wir  die  angefehenflen  und  einflufsreichflen  Gefclilechter 
des  Landes  unter  der  Enns.  In  der  erften  Hälfte  des 
15.  Jahrhunderts  war  das  Schlofs  ein  Eigen  Herrn 
Otlo's  von  Meijjfau,  des  Letzten  feines  mächtigen 
Haufes.  Des  Hochverrathes  angeklagt  wurde  derfelbe 
gefänglich  eingezogen  und  im  Schlöffe  zu  Gutenllein 
in  Haft  gehalten,  wo  er  unterm  27.  Februar  1430  fein 
Schuldbekenntnifs  ablegte. '  Mit  der  Urkunde  23.  März 
1430  trat  er  an  Kaifer  Albrecht  II.  den  gröfsten  Theil 

'  Ntviald,  Gerchichte  von  Gutenllein  S.  170. 


feines  höchft  beträchtlichen  Herrfchaftsbefitzes  ab, 
darunter  -Frnftprunn  mit  aller  feiner  Zugehörung".* 
Das  Schickfal  Otto's  von  MeilTau  gleicht  in  vielen  Be- 
ziehungen jenem,  welches  im  Jahr  1395  Hanns  von 
Liechtenftein,  den  „gewaltigen  Hofmeifler"  getroffen 
hatte.  Die  eigentliche  Veranlaffungsurfache  der  gegen 
den  erften  Würdenträger  des  Landes  iOtto  von  MeilTau 
war  Oberllmarfchall  und  oberlter  Schenk  im  llerzog- 
thume  Oeiterreich)  gerichteten  Mafsregel  bedarf  noch 
in  mancher  Hinficht  der  quellenficheren  Aufklärung."' 
Herr  Otto  von  Meiffau  ftarb  im  Jahr  1440.  Er 
wurde,  fo  wie  feine  Gemalin  Agnes  von  Potondorf, 
welche  ebenfalls  1440  ftarb,  in  der  Meiffauer  Stiftung 
Aggsbach  beigefetzt.  Den  fchönen  und  wohlerhaltenen 
Grabflein  derfelben*  liefs  fchon  \or  mehreren  Jahren 
Seine  P2xccllenz  Graf  Franz   von  Falkenhayn,  an  der 

-  Kurz,  Oeilerreich  unter  Kaifer  Albrecht  II.,  II.  Thcil,  S.  334,  wo  diefe 
Verzichts-Urkunde  vollfliindig  abgedruckt  id. 

■*  Vergleiche  dicfsfalls;  Ig.  P6I2I,  „Die  Herren  von  Meiffau"  in  den 
Blättern  des  Vereines  für  I^andoskunde  für  Nieder-Üeftcrreich,  Jahrg.  1881, 
S.  42  u.  f. 

*  Die  Befchreibung  und  Abbildung  im  Bd.  III,  S.  330  der  Berichte  und 
Mittheilungen  des  Alterthums-Vercines  zu  Wien. 


cxxv 


Seitenwand  des   noch   erhaltenen  Theiles  des    Kreuz- 
ganges einmauern.  ' 

Im  Jahr  1592  verkaufte  Leonhard  v.  Marrach  die 
Herrfchaft  Ernilbrunn  an  Joacliwi  von  Sinzendoi-f.''- 
Diefelbe  blieb  im  Befitze  des  Sinzendorfifchen  Haufes 
bis  zu  deffen  am  18.  Augufi:  1822  erfolgtem  Auskerben. 
Wefentliche  Umbauten,  namentlich  aber  die  räumliche 
Erweiterung  des  Schloffes  bis  zu  feinem  dermaligen 
Umfange  fanden  flatt  unter  Rudolph  von  Sinzendorf, 
von  dem  gefagt  wird,  dafs  er  „ein  Herr  von  grofsem 
Verlland"  gewefen.  Kr  war  der  dritte  Befitzer  von 
ICrnllbrunn  aus  feinem  Haufe.  Sein  Vater  Augujf 
wurde  mit  allen  Angehörigen  feines  Gefchlechtes  von 
Feidinand  III.  im  Jahre  1653  in  den  Grafenfland 
erhoben,  ftarb  jedoch  bereits  1654.  Die  drei  Brüder 
und  zwar  Johann  Joacliiin,  Sigismund  Friedrich  und 
Rudolph  theilten  noch  im  Todesjahre  des  Vaters  das 
Gefammterbe,  und  erhielt  Rudolph  Graf  von  Sinzendorf 
Ernflbrunn.  Diefem  Letzteren  war  fchon  im  Jahre  1653 
\'on  dem  Kurfürilen  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  das 
Reichs-Erbfchatzmeifleramtfür  fich  und  feinGefchlecht 
lehenweife  übertragen  worden,  welche  Verleihung 
Ferdinand  III.  im  Jahre  1655  beftätigte.''' 

Im  fahre  1654  erwarb  Graf  Rudolph  von  Sinzen- 
dorf von  Wilhelm  Herrn  von  Werfperg  um  5000  Duca- 
ten  das  unweit  Andernach  am  Rhein  gelegene  Schlofs 
und  Burggrafenthum  Rheineck,  wodurch  er  Sitz  und 
Stimme  auf  der  Wefiphälifchen  Reichsgrafenbank  er- 
hielt. *  Rudolph  blieb  wie  fein  Vater  und  feine  Brüder 
Protellant.  Seine  Gemahn  war  Eva  Su/anna  von 
Zinzendorf,  Tochter  des  Otto  Heinrich  Freiherrn  \on 
Zinze7tdorf  und  der  Anna  Appolonia  von  Zelking, 
unter  ihm  erhielt  das  Schlofs  zu  Flrnflbrunn  feine  der- 
malige raumliche  Ausdehnung.  Ober  dem  hufseren 
Schlofsthor  befindet  fich  das  aus  Sandftein  angefer- 
tigte Wappen  der  Sinzendorf-  Ernflbrunn  mit  der 
Ueberfchrift :  Rudolphus  des  H.  R.  R.  Erbfchatzmeiüer- 
Burgraue  zu  Kheineck  und  Graue  zu  Sintzendorf,  Frei- 
herr auf  und  zu  Ernll:brunn.  Erbfchenk  in  ().  o.  E.  K. 
M.  Reichshofrath. 

Rudolph  Graf  von  Sinzendorf  errichtete  im  Jahre 
1669  aus  Ernftbrunn  und  feinen  übrigen  Befitzungen 
ein  Fidei-Commifs,  er  ftarb  am  20.  December  1677. 
Sein  älterer  Bruder  Sigismund  Friedrich  lebte  unver- 
heirathet,  er  vermachte  fein  grofses  Vermögen  unter 
dem  Bande  der  fideicommilTarifchen  Erbfolge,  mit  dem 
Teftament  vom  28.  September  1678,  feinem  Neffen 
Theodor,  Sohn  des  Grafen  Rudolph,  und  rtarb  1679. 
Die  Neuburger  Linie  der  Grafen  von  Sinzendorf 
ftarb  mit  dem  Grafen  Johann  Wilhelm  am  19.  Juli 
1767  aus. 

Der  letzte  Sproffe  der  Ernrtbnmner  Linie  Prolper 
Graf  von  Sinzendorf  wurde  in  den  Fürftentland  erhoben. 

'  Die  bei  PüUl,  1.  c.  S.  60  vorkommende  Angabe,  dafs  diefer  Grabftein 
im  Capitelhaufe  theilweifc  unter  Schutt  und  Sand  liegt,  kommt  fomit  richtig 
7u   ftcllen. 

-  Niederöfterr.  Giltbuch.  Joachim  von  Sinzendorf  wurde  von  Rudolph  II. 
im  Jahr  1610  in  den  Freiherrnftand  erhoben. 

'  Niederoflcrr.  Landes  -  Archiv.  fF//j^r/V^Manufcript.  Mit  dem  Erb- 
fchaizmeiftcramt  kam  die  deutfche  Reichskrone  in  das  Herzfchild  des  Sinzen- 
dorfifchen Wappens. 

*  Durch  die  Erwerbung  des  Eurggrafenthums  Rheinek  erhielt  das  Wap- 
pen der  Grafen  von  Sinzendorf,  Ernßhrttnner LUtie  die  bis  zum  Ausfterben  des 
Haufes  beibehaltene  Eintheilnng  Das  erfte  und  vierte  Feld  des  vicrgelheillen 
Schildes  zeigt  das  ^yappen  von  Rheineck:  vier  goldene  tjuerbalken  im 
rothen  Feld,  wodurch  fich  die  Ernfthrunner  Linie  von  der  FrU-iiait  oder  Xcu- 
burg'/chen  Linie  der  Grafen  von  Sinzendorf  unterfcheidet.  Diefe  letztere 
hatte  im  erften  und  vierten  Feld  des  ebenfalls  viergethcihen  Schildes  das  alte 
Wappen  der  Grafen  von  Neuburg  am  Inn,  im  filbernen  Feld  den  blauen  nach 
rechts  fchreilenden   Greif  mit  dem  weifscn  Hafen  in  den  Voiderfangen. 


Er  flarb  am  i8  Augufi  1822.  '='  Um  den  grofsen  Nach- 
lafs  entfpann  fich  bald  eine  Reihe  von  ProcelTen,  deren 
Austragung  mehrere  Jahre  in  Anfpruch  nahm.  Be- 
züglich der  Herrfchaft  Ernftbrunn  ging  als  Sieger  im 
Jahre  1828  Inirll  Heinrich  Reu/s- iCößHts  hervor,  dem 
im  Jahre  1863  durch  I'.rbfchaft  Prinz  Heinrich  IV.  von 
der  jüngeren  Linie  Reufs  Kollritz  folgte. 

In  dem  älteften  Theile  des  Schloffes  befindet  fich 
dieSchlofs-Capelle,  deren  Bauflandjedoch  von  geringer 
Bedeutung  id.  «  An  der  I-'-pillel-Seite  find  drei  Grabfleine 
aus  lichtem  Marmor  angebracht.  Zwei  derfelben  zeigen 
Ritter  in  Rullungen  dargeflellt,  welche  der  zweiten 
Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  entfprechen.  Die  Um- 
fchriften  fehlen  ganzlich,  nur  die  zu  den  Füfsen  der 
Ritter  befindlichen  Wappenfchilde  bezeichnen  die- 
felben  als  in  die  mahrifche  Familie  der  Lomnice  ge- 
hörig. Der  dritte  Stein  zeigt  eine  Frau,  deren  Tracht 
der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  entfpricht.  Der  neben 
ihr  lehnende  Schild  enthiilt  blos  einen  einfachen  Schiff- 
haken, das  Wa])pen  der  I<"amilie  Opic.  Diefe  drei  Grab- 
fteine  hat  Fürft  Profper  von  Sinzendorf,  gegen  das 
Ende  des  vorigen  Jahrhunderts,  von  der  ihm  damals 
gehörigen  Mährifchen  Herrfchaft  Eichhorn  nach  Ernft- 
brunn übertragen  und  in  der  alten  Schlofs-Capelle,  als 
eine  Art  Decoration  derfelben,  aufitellen  laffen. 

Aus  den  Tagen  des  Fürften  Profper  von  Sinzen- 
dorf ftammen  noch  einige  Denkmale,  oder  Rcfte  von 
folchen.  Auf  einem  erhöhten,  ehemals  im  Innern  des 
Parkes  gelegenen  Punkt,  jetzt  mehrere  Klafter  von  der 
nach  Stockerau  führenden  Strafse  entfernt,  mitten  im 
Felde,  fteht  ein  folches  verwaiftes  Denkmal.  Auf  der 
Vorderfeite  befindet  fich  ein  kreisrundes  Medaillon  aus 
weifsem  Marmor,  0-75  M.  DurchmelTer  enthaltend.  Um 
einen  nach  rechts  gewendeten  mit  reichen  Haarlocken 
verfehenen  Kopf  in  Basrelief  fteht  die  Umfchrift: 
F"ranciscus  .  Cornes  .  Savravivs  .  inf .  Austriae  .  Reg  . 
Praef.  Das  Medaillon  ift  eine  vortreffliche  Arbeit,  es 
hat  jedoch  durch  den  Witterungseinflufs  bereits  ge- 
litten. Unter  demfelben  ftehen  die  Worte:  Hic.Haec. 
Hoc.  Auf  der  Rückfeite  des  Denkfleines  befindet  fich 
in    fehr  fchönen  römifchen  Lettern  folgende  Infchrift: 

Hie. 

Anno  .  MDCCXCVII  .  Aprili .  mense    |Hofte  .  finibus  . 

Auftriae.  minitante. 

Haec. 

Duo  .  Ma.ximi  .  Momenti  .  praeftitit  .  jUt    .  princeps  . 

populi.  Vires.  Virtutem.Fidem  .  perspiceret.  |Populus  . 

Principis .  certa .  de .  se .  spe .  beatus  .  fibi .  videretur. 

Hoc. 

Ut .  pro .  virili .  parte  .  pofteris .  commendaret  .  |  Amico . 

de  .  principe  .  Populo  .  que  .  optime  .  merito  .  jPro.sper  . 

.Sinzendorfius.  |in  .Fundo  .suo.M.  P. 

Darunter  eine  Sphinx  in  Basrelief 

s  Kürft  Profper  war  ein  hochgebildetrr  Herr,  jedoch  in  vielen  Beziehun- 
gen ein  Sonderling,  Eine  derartige  Anwandhing  koftete  ihm  das  Leben  Wie 
mir  fchon  in  den  40gerjahren  der  damalige  Burggraf  Abendroth  in  Ernftbrunn 
mittheilte,  hatte  der  P'iirft  bei  einer  Ausfahrt  mit  einer  Dame,  als  der  Wagen 
iiber  eine  dammforniig  erhöhte,  in  der  unmittelbaren  Nahe  des  damals  vom 
Burggrafen  bewohnten  Haufes  gelegene  Strafse  fuhr,  dem  Kutfcher  das 
Umkehren  anbefohlen.  Der  Wagen  ftürzte  iiber  den  Damm  hinab.  Die  Befcha- 
digung.  welche  der  Kurft  erlitt,  führte  alsbald  feinen  Tod  herbei-  Dermalen  ift 
die  Verliefung  auf  der  einen  Seile  des  Dammes  vollflandig  ausgefüllt. 

'•  Trotz  der  grofsen  Dicke  der  Wände  ift  die  Feftigkeit  des  alteften 
Schlofstheiles  nur  eine  geringe,  weil  fammtliche  Hauptmauern  fogenannte 
FiiUwnnde  find,  die  allerdings  eine  Dicke  von  lechs  und  mehr  Fufs  befilzen, 
allein  nur  an  den  Seiten  ein  rcgelmafsiges  Mauerwerk  haben,  im  Innern  jedoch 
mit  lockeren  Steiuftücken  ausgefüllt  find. 


CXXVI 


Ein  weiteres  im  Ernl^brunner  Schlofspark  vor- 
kommendes Denkmal  ifl:  die  fogenannte  Friedensfaule. 
Diefelbe  fleht  am  Fufse  des  Schlofsberges  in  einer 
fchönen  Baumgruppe.  Auf  einem  würfelförmigen 
Sockel  erhebt  fich  der  kraftige  cannelirte  dorifche 
Säulenfchaft.  Auf  dem  „abacus"  oder  „plinthus-  fleht 
die  Göttin  des  Friedens,  wie  es  fcheint  aus  Eifengufs, 
jedoch  bereits  befchädigt.  Ais  eine  Eigenthiimlichkeit 
kommt  zu  erwähnen,  dafs  auf  den  vier  dreieckigen 
Flächen  an  der  Unterfeitc  des  abacus,  in  Basrelief 
Köpfe  angebracht  find,  und  zwar  Jupiter,  Mars,  Juno 
und  Minerva.  Im  Sockel  befand  fich  einft  ein  kreis- 
rundes Medaillon  aus  weifsem  Marmor,  die  nach  rechts 
gewendete  Biille  des  Fürllen  Profper  von  Sinzendorf 
darllellend.  Diefes  Medaillon  fehlt  nunmehr.  Am  obern 
Rande  des  Sockclfteines  fteht  die  Infclirift:  Dem 
Flirrten  Profper  von  Sinzendorf  geboren  den  23.  Fe- 
bruar 1751,  geftorben  den  18.  Auguft  1822.  ' 

In  mäfsiger  Entfernung  vom  Schlöffe  Ernrtbrunn 
neben  einem  Getreide-Schüttboden  ift  eine  grofse 
Menge  verfchiedener  Werkrtücke  von  abgetragenen 
Denkmälern,  Brunnen  etc.  herrührend,  deponirt. 

Am  Fufse  des  Schlofsberges,  ungefähr  eine  halbe 
Wegftunde  vom  Schlöffe  entfernt,  liegt  der  Markt 
Ernrtbrunn.  Die  Kirche  irt  ein  Neubau  aus  dem  vorigen 
Jahrhundert,  von  der  alten  gothifchen  Kirche  haben 
fich  nur  einige  Refte  erhalten.  Neben  dem  Hauptein- 
gang ift  an  der  Aufsenfeite  eine  Granitplatte.  1-53  M. 
lang,  0-95  M.  hoch  befeftigt,  auf  der  fich  folgende 
Denkfchrift  vorfindet:  Hier  ruhet  Der  Hochgeborne 
Herr  Profper  Fürft  von  Sinzendorf  und  Tanhaufen] 
Gefürfteter  Burggraf  von  VVinterrieden  im  Königreich 
Bayern  Freyherr  auf  und  zu  Ernrtbrunn.  Herr  der 
Herrfchaften  Ernrtbrunn  Klement  Hagenberg  Michel- 
rtetten  Unterrtinkenbrunn  Steinabrunn|  und  Gfohl  in 
Oefterreich,  dann  Plan  und  Gottfchau  in  Böhmen, 
k.  k.  Kämmerer  Ritter  des  Goldenen  Vliffes  dann  des 
Maltefer  Ritter  Ordens  Commandcur  etc.  der  erfte 
Furrt  feines  Haufes  rtarb  als  der  letzte  Sproffe  der 
Altgraflichen  P'amilie  Sinzendorf  im  72.  Jahre  feines 
Alters  im  Schlöffe  Ernrtbrunn  am  18.  Auguft 
MDCCCX.XII. 

Im  Innern  der  Kirche  ift  an  der  Epiftel-Seite  auf- 
recht eingemauert  ein  Grabrtein  aus  rothem  Marmor. 
Darauf  ein  Ritter  in  voller  Rürtung  mit  offenem  Vifir 
und  langem  Bart.  In  der  rechten  Hand  hält  er  eine 
grofse  fliegende  zweigetheilte  Fahne;  die  Linke  fafst 
den  Schwertgriff.  Zu  feinen  Füfsen  rechts  das  Wappen 
der  Tierftein-Eberrtorf,  links  Fuchs.  Die  Umrahmung 
des  Grabfteines  berteht  aus  weifsem  Marmor.  An 
jeder  Seite  eine  cannelirte  Säule  mit  römifchem  Capital. 
Darüber  auf  einem  Gefims  ein  mit  einem  flachen 
Giebel  gedeckter  Denkrtein  mit  der  Infchrift:  An.  1556 
den  3.  tag  Odlobris  ift  in  Gott  zu  Prellenkhirchen  |Ent- 
fchlafen  der  Wolgeboren  her  Herr  Sigmund  Graff 
zu|Tierftain  und  Herr  von  Eberftorff  zu  l'.rnftbrunn : 
Obrifter  Erbkhamerer  In  Oefterreich:  der  Letzt  Difes 
Namens  und  Stamen  Deffen  Leib  ligt  hie  begraben 
der  Seele  Gott  genad.  Unter  den  Füffen  des  Ritters 
auf  dem  Sockelftein  fteht:  Barbara  Frau  von  Eberftorff 
fein,  Gemahl  Hr  Chriftofc  Fuchs  Saelige  Tochter.  Im 
Giebel  ober  dem  Denkftein  befindet  fich  ein  Medaillon, 

'  Die  Friedcnifaulc  (Und  bereits  durch  mehrere  Jahre,  als  nach  dem 
Tode  des  Fürftcn  Profper  diefc  Infchrifl  am  Sockel  angebracht  wurde. 


darin:  Chriftus  aus  dem  Grabe  auffteigend.  Die  ganze 
Höhe  des  Denkmales  beträgt  10  Fufs,  die  Breite  5  Fufs. 

Im  Fufsboden  des  Kirchenfchififes  liegt  der  Grab- 
rtein des  Pfarrers  Gabriel  Schwarzel.  4'/j  Fufs  lang, 
3'  j  Fufs  breit,  aus  rothem  Marmor,  aus  dem  Ende  des 
15.  Jahrhunderts,  bereits  fehr  ausgetreten. 

Im  Anfchluffe  an  das  Ernrtbrunner  Schlofs  muffen 
wir  nunmehr  dem  Schlöffe  zu  Alicliclßätten  unfere 
Aufnierkfamkeit  zuwenden.  Diefes  letztere  liegt  nord- 
tirtlich  von  ICrnrtbrunn  in  der  Nähe  des  Marktes 
Aspani  an  der  Zaya.  Es  irt  ein  unanfehnlicher  in  der 
Thalfohle  gelegener  mit  einem  breiten  Wallgraben 
umgebener  Bau,  von  eigenthumlicher  polygoner  An- 
lage. Siimmtliche  Dächer  fallen  in  den  Schlofsliof  ab, 
fo  dafs  das  Gebiuide  \on  Aufsen  den  lundruck  eines 
unförmlichen  Thurmes  macht. 

]5etreten  wir  durch  eine  unfchöne  lünfahrt  den 
Schlofsliof  fo  wird  unfere  Aufnierkfamkeit  alsbald 
durch  einen  Brunnen  in  .Anfpruch  genommen,  welcher 
mit  den  um  den  ganzen  HoL  fowohl  zu  ebener  Erde 
fo  wie  im  erften  Stock  herumlaufenden  Bogengängen 
ein  eigenthümliches  Gefammtbild  abgibt.  Schlofs  und 
Kirche  zu  Michelrtatten  w  urden  bereits  im  17.  Jahr- 
gang (1872)  der  Mittheiluiigen  der  Central-Commiffion 
S.  CXCV  u.  f  befprochen,  dennoch  aber  glaube  ich 
die  dortigen  über  den  Schlofsbrunnen  gemachten 
Angaben  durch  das  Nachfolgende  ergänzen  zu  dürfen. 

Derfelbe  irt  ein,  namentlich  in  genealogifcher 
Hinficht  hoch  beachtenswerthes  Sculpturwerk.  Das 
Brunnenbecken  irt  fechseckig,  jede  Seite  hat  eine 
Länge  von  7  Fufs.  Jede  derfelben  befteht  aus  einem 
einzigen  Sandfteinftück,  auf  dem  in  Basrelief  zwei 
gegeneinander  geneigte  Wappenfchilde  vorkommen, 
welche  unten  mit  Feftons,  oben  mit  einer  offenen 
Krone  verbunden  find.  Unter  jedem  Wappen  liegt  ein 
Spruchband.  Aus  der  Mitte  diefes  Brunnenbeckens 
erhebt  fich  eine  ornamentirte  Säule ,  welche  eine 
5  Fufs  weite  Schale  trägt.  Auf  dem  Capital  unter  der 
Schale  kommen  vier  Wappenfchilder  mit  Spruch- 
bändern vor.  Auf  einem  in  der  .Schale  befindlichen 
Sockel  fteht  ein  Atlas,  welcher  einen  ornamentirten 
Würfel  trägt,  der  auf  der  Vorderfeite  das  Siiizcn- 
dorßfclie  Stammwappen,  auf  der  Rückfeite  jedoch  ein 
quergetheiltes  Schild  befitzt,  auf  welchem  oben  das 
Zinzcndorf /che,  unten  das  Zclking'fcite  Wappen  vor- 
kommt. 

Die  Herrfchaft  Michelßatteii  erwarb  im  Jahr  1673 
durch  Kauf  der  oben  bereits  erwähnte  Rudolph 
Graf  V.  Sinzendorf  von  Weikhardt  Achilles  Freiherrn 
V.  Pollieim.^  Es  wurde  auch  bereits  hervorgehoben, 
dafs  des  Erfteren  Gemahlin  liva  Sufanna  von  Zinzcn- 
dorf, eine  Tochter  des  Otto  Heinricli  Freiherrn 
V.  Zinzendorf  und  deffen  Ehefrau  Anna  Appolonia 
V.  Zelking  war.  Die  Wappen,  welche  auf  dem  vom 
Atlas  hervorgehobenen  Würfel  vorkommen,  find  fomit 
das  des  Grafen  Rudolph  v.  .Sinzendorf  und  feiner 
(iemahliii  h)va  Sufanna  v.  Zinzendorf  Zelking.  ■'  Aus 
diefem  Umftande  ergab  fich  der  Schlüffel  zur  Dar- 
i^ellung  des  Zufammenhanges  der  übrigen  auf  dem 
Brunnen  \'orkomniendcn  Wappen. 

-  Nicdcrofterr.  Giilbuch. 

■*  Es  erfchcini  wohl  die  Bemerkung  als  überflüffig.  dafs  die  Sinzendorf- 
Ernftbrunn,  fowic  die  Sinzcndorf-Ncuburg  von  den  Zinzendorf  zu  Potte  idorf 
ganz  verfchiedcnc  Gcfchtechtcr  find.  Auch  die  Zinzendorf  find  bereits  ausge- 
ftorbcn.  i.  J.  Zcitfchrift  des  herald.  Vereines  Adler  VUI.  i. 


CXXVII 


Die  beiden  Wappenpaare  auf  dem  Ca[)it;il  unter 
der  Scliale  lind  Sin/.endorf  und  Harraeh,  dann  Zinzcn- 
dorf  und  Volkraii.  Die  Wa|3penpaare  auf  tlen  fechs 
Seiten  des  Brunnenbeckens  find  dajjjegen,  u.  zw.  an 
der  Vorderfeite:  Kueber  untl  Weifsperg,  von  diefen 
lieraldifcli  rechts:  Trautniannftorff  und  Läpitz,  heral- 
difch  links:  Trautniaiuillorff  und  Lindeck.  An  der 
Mitte  der  Rückfeite  des  Hrunnenbeckens  treffen  wir 
die  Wappenpaare  Liechtenllein  und  Orttenburt;, 
heraldifcli  rechts:  Zelkintj  und  Pray;,  und  hcraldifch 
links:  1  lardes^g'  und  Liechtenllein. 

Ordnen  wir  diefe  acht  Wappenpaare  heraidil'ch, 
u.  zw.  derart,  dafs  wir  zu  dem  vordem  Paar  auf  dem 
Säulen-Ca[)itäl  die  drei  auf  der  Vorderfeite  des  Brun- 
nenbeckens befindHchen  \\'a[)penpaare  beifügen,  und 
die  iibri^en  fowoiil  auf  dem  Capital  wie  auf  dem 
]5ecken  vorhandenen  Wap[)en  in  gleicher  Weife 
zufammenflellen,  fo  erhalten  wir  die  gleichzeitige 
Ahnenreihe  des  mehrgenannten  Rudolph  von  Sinzen- 
dorf  luid  feiner  Gemahlin  Eva  Sufanna  von  Zinzen- 
dorf-Zelking;    und    zwar    entfallen    für    den    Krftern: 

1.  Leonhard    v.    Sinzendorf   und    Anna    v.    Harrach, 

2.  Johannes  Rueber  zu  Pichfendorf  und  Maria  Anna 
von  Welfsperg,  3.  David  v.  Trautmannft orf  und  Ama- 
ley  v.  Läpitz,  endlich  4.  Medardus  v.  Trautmaimsdorf 
und  Anna  v.  Lindeck.  Für  die  Gemahn  Eva  Sufanna 
verbleiben:  i.  Alexander  v.  Zinzendorf  und  Anna 
V.  Volkrah,  2.  Hartman  v.  Liechtenftein  und  Anna 
Gräfin  v  Orttenburg,  3.  Karl  Ludwig  v.  Zelking  und 
Urfula  von  Prag,  endlich  4.  Bernhard  Graf  v.  Hardegg 
und  Anna  Sufanna  v.  Liechtenftein.  ' 

Es  kann  fohin  mit  grofser  Beftimmtheit  gefchlof- 
l'en  werden,  dafs  den  in  Rede  flehenden  Brunnen  Graf 
Rudolph  V.  Sinzendorf  herftellen  liefs,  derfelbe,  welcher 
auch  das  Ernllbrunner  Schlofs  erheblich  erweiterte. 
Nachdem  Graf  Rudolph  die  Herrfchaft  Michelftätten 
erlT:  im  Jahr  1673  ankaufte  und  am  2.  December  1677 
ftarb,  fo  läfst  fich  auch  die  Zeit  beftimmen,  während 
welcher  der  Brunnen  erbaut  worden  iü.  Das  grofse 
Wappen  über  dem  Ernil:brunner  Schlofsthor  und  der 
Brunnen  im  Schlofshofe  zu  Michelftätten    dürften   von 

'  Vergleiche  Niederöftcrr.  Landes-Archiv,  Stammtafeln  der  Sinzendorf, 
Maiiufcrij)!  und  Hohencck  II,  S.  442,  wo  diefe  Ahnenreihe  genau  in  derfelben 
Reihenfülfie  crlichtlich  gemacht  wird. 


einer    und   derfelben,  jedenfalls    fehr  tüchtigen    Hand 
angefertigt  worden  fein. 

Graf  Rudolph  v.  Sinzendorf  war  nur  einmal  ver- 
heiratet. Seine  Gemahlin  Eva  Sufanna  gebar  ihm  zwölf 
Kinder  und  zwar  vier  Söhne  und  acht  Töchter.  Die 
im  Jahr  1659  geborne  Tochter  Anna  Elifabcth  hei- 
ratete im  Jahr  1680  den  Grafen  Heinrick  I.  von 
Kcufs  und  Plauen  .-^u  Schleits.  Der  Brunnen  in  Michel- 
ftätten repräfentirt  fomit  auch  die  .Stammtafel  oder 
den  Stammbaum  jener  Ahnfrau  des  Haufes  Reufs, 
durch  welche  Jii-nßlirunn  fammt  fideicummiflaiifchem 
Zugehör  an  dasfelbe  gelangte. 

Diefer  Umftand  wird  dem  dermaligen  Befitzer 
von  Emftbrunn,  dem  Prinzen  Heinrich  IV.  von  Reufs- 
Köftritz  kaum  bekannt  fein.  Es  dürfte  jedoch  einen 
Anlafs  geben,  um  dcnfclben  in  geeigneter  Weife  für 
eine  Reftaurirung  des  Brunnenbeckens,  oder  für  die 
Uebertragung  und  Aufftellung  des  ganzen  Sculptur- 
werkes  nach  Emftbrunn,  wo  es  fo  ganz  an  feinem 
Platze  wäre,  zu  beftimmen.  '  l<".s  darf  gewifs  von  der 
Ueberzeugung  ausgegangen  werden,  dafs  Prinz  Hein- 
rich IV.  von  Reufs-Kölf:ritz  fo  viele  Pietät  für  die 
Erinnerung  an  feine  Vorfahren  bewahrt,  um  ein  Denk- 
mal vor  dem  Verfalle  und  der  Zerftörung  zu  fchützen, 
welches  in  der  unmittelbarften  Beziehung  mit  jenen 
feiner  Ahnen  fteht,  durch  welche  Emftbrunn,  diefes  in 
gleichem  Grade  fchöne  wie  reiche  Erbe,  an  fein  Haus 
gediehen  ift. 

Das  Brunnenbecken  zu  Michelftätten  ift  feit 
Jahren  mit  Erde  angefüllt  und  dient  als  eine  Art 
Blumenbeet.  Durch  diefe  Verwendung  wird  die  Zer- 
ftörung desfelben  wefentHch  gefördert,  indem  durch 
das  Einfrieren  des  feuchten  Bodens  mit  jedem  Winter 
die  Seitenwände  mehr  aus  ihrer  Verbindung  gefprengt 
und  endlich  zum  Einfallen  gebracht  werden.  Dermalen 
fchon  ift  der  Zufammenhang  der  Werkftücke  aufge- 
hoben, diefelben  lehnen  nur  noch  an  einander. 

Die  Benützung  des  Brunnenbeckens  als  Blumen- 
beet mag  für  den  erften  Augenblick  gefallen,  fic  hat 
jedoch  unvermeidlich  die  vollige  Zerftörung  des  hoch- 
beachtenswerthen  Sculpturvverkes  zur  Folge. 

'  Die  zu  diefem  Hrunnen  seliorigc  WafTerlcitung  ift  feit  vielen  Jahren 
fchon  aufgelaffen. 


Ueber  Archive  in  Nieder-Oefterreich. 


Von    P.   A,/    Duit^cL    k.  k.  Confervator,  O    S.  13. 


(Fortfetzung 


S.   XXIV.) 


II.  St.  Leonhard  am  Forfte,  Herrfchaft. 

!N  der  Rcgiftratur  des  hcri  fchaftlichen  Schloffes 
zu  St.  Leonhard  am  F'orfte  find  gegenwärtig 
'jiSM  noch  vorhanden:  i.  Zwei  Lehenbriefe  auf  Per- 
gament. (Diefe  waren  verfperrt  in  der  Gaffe  und 
konnte  ich  defshalb  keine  Einficht  in  felbe  nehmen). 
2.  Verzeichnifs  der  nach  Mauerbach  gehörigen  Häufer 
und  Gründe  (1749.)  3.  Marchungsvergleich  zwifchen 
Ybs  und  umliegenden  Ilerrfchaften  (1753,  8.  Janner. 
Wien.)  4.  Politifche  A6len  (1821  — 1850.)  5.  Repertorien 
der    civiljulliz-amtlichen    und  politifchen    Gegenftiuide 

VII.  N.  F. 


(1801  — 1820.)  6.  Gabenbuch  (1768  — 1772, 1827.)  7.  Ueber- 
landdienftbücher  1824.  8.  fernerPeilenftein  betreffend, 
Urbare  1609.  9.  p-orftgerechtigkeit  1713.  10.  Kaften- 
rechnung  1763.  11.  Dienftbuch  1824.  12.  Gabenbuch 
1827;  13.  Zwerbach betreffend,  Gabenbuch  1739.  14.  Iint- 
laffungs-ProtokoUe  1806.  15.  Fifchwaffer-  und  Tafern- 
gerechtigkeit    1820.    16.  Ueberländdienftbuch  1829. 

12.  St.  Leonhard  am  Forfte,  Markt. 

In  dem  Gemeinde-Archive,  welches  dem  jeweiligen 
Bürgermcifter  unterfteht ,  finden  fich  nachfolgende 
Aftenftücke:  i.   1588  Verzeichnifs  der  Klagen,   welche 

t 


CXXVIII 


im  Pantheiding  verhandelt  wurden.  2.  1594  ein  Schuld- 
brief. 3.  159S  an,  einzelne  Inventarien.  4.  1600,  1611 
Schadloshaltungen.  5.  1603  an  einzelne  Verlaffen- 
fchaftsabhandlungen.  6.  1621  Kaufcontra6l.  7.  1600 
an  Marktrechnungen,  vereinzelt.  8.  1620  an  Rechnungs- 
beilagen, fehr  lückenhaft.  9.  16S0  Beftinimung  der 
Biirgerfchaft  bezüglich  der  Aufnahme  in  deren  Verband. 
10.  Militär-Einquartierungs-  und  Proviant  -  Angelegen- 
heit von  1603  an.  11.  1738  Pfarreintheilung.  12.  1766 
Stiftung  zur  Bruderfchaft  s.  Sacramenti.  13.  1790  Ro- 
bot-Reluition  mit  der  Herrfchaft  Peilenrtein.  14.  Einige 
Briefe  aus  Bayern  wahrend  des  17.  Jahrhunderts. 

13.   Mank,  Bezirksgericht. 

üafelbft  befinden  fich  theils  in  einem  Karten  auf 
dem  Gange,  theils  in  einem  folchen  in  der  Gruiuibuchs- 
kanzlei   Bücher   und  Acten    nachÜehender  Dominien: 

aj  Aggsbach.  I.   Grundbuch   1794  an;  6J  Aigen. 

1.  Gewahrbuch  1764.  2.  Grundbuch  1840;  cj  Bifchof- 
rtetten,    Pfarre.     1.    Gewahrbuch    1767    an,    2    Bande. 

2.  Satzbuch  1810. 3.  Heiraths-ProtokoU  1S22  an,  4.  Grund- 
buch 1837  an;  ((J  Dürnftein,  Stift  und  Herrfchaft.  1.  Hei- 
raths-ProtokoUe  1766 — 1840,  6  Stück  in  i  Fascikel; 
c-J  Friedau.  i.  Grundbuch  183S  an;/J  Grünbüchl.  i.  Haus- 
kauf-Protokolle 1710  an,  2Bande.  2.  I^urgrcchls-Lehen- 
Protokolle  1767  an,  2  Bände.  3.  Satzbuch  1768  an, 
3  Bände.  4.  Heiraths-Protokolle  1787  an,  2  Bände. 
5.  Inventurs-Protokolle  1824  an,  2  Bände.  6.  Grundbuch 
1779  und  1S24  an,  2  Bände.  7.  Grundbuchs-Aclen 
1S41 — 1850,  I  Fascikel ;  _i,'y  Hainberg.  i.  Grundbuch  von 
Ueberland  1790  an.  2.  Grundbuch  von  Häufern  1793  an; 
/ij  Hürm,  Pfarre.  I.  Inventurs-  und  Heiraths-Protokolle 
1732  an.  2.  Satz-Protokolle  1787  an.  3.  Grundbuch  1800 
an;  iJ  Hürm,  Kirche,  i.  Grundbuch  1777  an;  i-J  Kälber- 
hard. I.  Grundbuch  1751  an.  2.  Grundbuch  der  Häufer 
1783  an.  3.  Kauf-Protokolle  1785 — 1822;  /J  Kilb,  Kirche. 
I.  Güter-Urkundenbuch  1780  an.  2.  Gewährbuch  1843; 
wy  Kilb,  Pfarre,    i.    Grundbuch  1800;  nj  Vogtei  Kilb. 

1.  Grundbuch    1800;     oj    Kirnberg.     i.    Urbar    1690. 

2.  Inventars-Protokolle  1772.  3.  Satzbuch  1775.  4.  Ehe- 
verträge 1788.  5.  Kauf-Protokolle  1833.  6.  Aufnahms- 
und Entlaffungs-Urkunden  1808  —  1848,  3  Fascikel. 
7.  EhebewilHgungen  1816  — 1825,  2  Fascikel.  8.  Juftiz- 
Atlen  1815  —  1S48,  I  Fascikel.  9.  Politifche  Acten 
1818 — 1848,  I  Fascikel.  10.  Grundbuch  1824.  11.  Grund- 
buchs-Adlen  1829 — 1845,  i  Fascikel  ;/'y  St.  Leonhard. 
I.  Grundbuch  von  Ueberland  1727.  2.  Grundbuch 
1800.  3.  Satz-Protokolle  von  1769  an,  2  Bände.  4.  Hei- 
raths-Protokolle 1786,  2  Bände.  5.  Kauf-Protokolle  1786, 
2  Bände.  6.  Lehenbrief-Protokolle  1786,  i  Band.  7.  De- 
pofiten-ProtokoUe  1822,  i  Band.  8.  Inventurs-Protokolle 
1802,  4  Bände.  9.  Waifenbuch  1821,  i  Band.  10.  Grund- 
buchs-A6len  1804—1843,  i  Fascikel;  gj  Mank,  Kirche. 
I.  Grundbuch  1725.  2.  Satz-Protokoll  1827.  3.  Gewähr- 
rapulare  1838^ — 1850;  rj  Mank,  Pfarre,  i.  Grundbuch 
1832;  jy  Peilcnftein.  i.  Grundbuch  1626.  2.  Uebcrländ- 
Grundbuch  1716.  3.  Satz- Protokolle  1766.  4.  Gewähr- 
Protokoll  1781.  5.  Heiraths-ProtokoU  1785.  6.  Waifen- 
buch 1801.  7.  Hausverkaufs-Protokoll  1804.  8.  Kauf- 
Protokolle  1S39;  tj  Plankenftein.  i.  Grundbuch  1708 
mit  einer  Befchreibung  des  Schloffes  und  der  Herr- 
fchaft Plankenftein  laut  Freibrief  ddto.  1645,  20.  Fe- 
bruar als  Einleitung.  2.  Satzbuch  1768.  3.  Gewähr- 
briefe 1787.  4.   Eheverträge    1796.    5.    Hauskaufs-Pro- 


tokolle  1796,  2  Bände.    6.   Inventions-Protokolle  1819, 

2  Bande.  7.  Satz-Protokolle  1834  — 1850;  uj  St.  Polten. 
Staatsherrfchaft.  i.  Grundbuchs- A6ten  1834,  i  Fascikel; 
ly  Ranzenbach.  i.  Gewährbuch  1787,  2  Bände.  2.  Grund- 
buch, Häufern  1790.  3.  Grundbuch,  Ueberland  1790. 
4.    Kauf-,    Heiraths-     und    Inventurs-Protokolle     1810, 

3  Bände.     5.     Pfandbuch     1813;    U'J     Ruprechtshofen. 

1.  Grundbuch  1714;  xj  Schonleiten,  i.  Waifenbuch 
1797— 1816, 2 Bände ;_)'y  Sinabelskirchen.  I.Grundbuch 
1722,  2  Bände;  2J  Sofs.  i.  Hcirathsbuch  1771,  2  Bände. 

2.  Satzbuch  1792,  2  Bände.  3.  Kaufbuch  1801.  4.  Grund- 
buch 1805.  5.  Lehensbuch  1807.  6.  Inventursbuch  1810. 

aaj  Stannersdorf.  i.  Kauf-,  Heiraths-  und  Inven- 
turs-Protokolle 1734  — 1850,  10  Bände.  2.  Gewähr- 
Protokolle  1751—1850,  4  Bände.  3.  Grundbuch,  Ueber- 
land 1751.  4.  Satzbuch  1783 — 1850,  3  Bande.  5.  Kauf. 
Contracls-Protokollei785,  2 Bande.  6.  H;mferurbari783. 

7.  Waifen-    und  Depofiten-Protokolle    1801,    i    Band 

8.  Gewährbuch  1811.  9.  Waifenbuch  1816;  <^^y  Weichfel- 
bach  und  Weinzirl.  i.  Kauf-Protokolle  1754 — 1724, 
I  Band.  2.  Abhandlungs-Protokolle  1758 — 1798 — 1834, 
4.  Bände.  3.  Heiraths-Protokolle  1758  — 1824,  2  Bande. 
4.  Lehens-Protokolle  1759,  2  Bände.  5.  Lehenbuch  1791. 
6.  Satzbuch  1739,  3  Bände.  7.  Gewährbuch  1791 — 1850, 

1  Band.  8.  Grundbuch  1800,  2  Bände.  9.  Grundbuchs- 
Aflen  1838 — 1850,  1  Fascikel;  ccj  Weinzirl.  1.  Grund- 
buchs-A(5len  1801  — 1850,  5  Fascikel;  äc/J  Wocking- 
Weinzirl  i.  Satzbuch  1739,  3  Bände.  2.  Grundbuch  1800; 
ci-J  Zwerbach.  i.  Grundbuch  von  Häufern  1780.  2.  Ge- 
währ-Protokolle 1785.  3.  Satzbuch  1785,  3  Bande. 
4.  Hauskaufs-Protokolle  1786,  2  Bände.  5.  Heiraths- 
Protokolle  1786.  6.  Grundbuch  1800.  7.  Waifenbuch 
und     Protokoll    1806.    8.    Inventurs-Protokolle    1807, 

2  Bände. 

14.  Markersdorf  bei  Prinzersdorf  O.  W.  "W. 

Die  Gemeindelade  diefes  Ortes  befitzt  nur  eine 
Copie  vom  Jahre  1818  eines  Pantheidings,  die  P'eldhüter 
betreffend,  vom  Jahre  1626  nebll:  einigen  A6len  aus 
neuefter  Zeit  über  Strafsen  und  Brückenbauten. 

15,  Oberndorf  O.  W.  W.  (Bezirk  Scheibbs.) 

In  der  Gemeindelade  find  blos  erhalten;  1.  1731 
ein  Vergleich  zwifchen  den  Klöftern  Gaming  und 
St.  Jacob  in  Wien  über  Unterthanen  zu  überndorf. 
2.  Pfarrarmenrechnungen  1783  an.  3.  Protokoll  über 
Viehweide  1803.  Im  Befitze  des  Wirthfchaftsbcfitzers 
Kurzmann  im  Meierhofe  find:  1.  1746  4.  Juli  Wien. 
Lehenbrief  über  Schönleiten  vom  Klofter  St.  Jacob  in 
Wien.  Orig.  Perg.  2.  1776,  15.  Oflober  Wien.  Kaufcon- 
tradl  zwifchen  Unterthanen  zu  Schönleiten  und  Klofter 
St.  Jacob  in  Wien  über  einen  Wald.  Orig.  Perg.  3.  und 
4.  Zwei  Freibriefe  auf  Pergament  für  (järtner  1724,  173. 

16.  Pechlarn,  Stadtgemeinde, 

Das  umfangreiche  Gemeinde-Archiv  ift  im  Rath- 
haufe  in  einem  trockenen  und  geräumigen  Locale  in 
Wandfchränken  untergebracht  und  wurde  dasfelbe  in 
der  fchon  beftandenen  Ordnung  vom  Secretär  Ludwig 
Ilerpach  vor  einigen  Jahren  in  ein  Repertorium  ver- 
zeichnet. Die  Ordnung  ift  folgende:  1.  Pfarramt  be- 
treffend, I  Fascikel  vom  1381  an,  Stiftbriefe  und  Corre- 
fpondenzen  enthaltend.  (1381  Stiftbrief  in  einer  collat. 
Copie  V.  J.  1718  )  2.  Beneficium    betreffend,  2  Fascikel 


CXXIX 


von  158g  an,  Stiftbiiefc,  Correfpondonzcn ,  Inventarien, 
Tcllamentc,  l'roceffe  cntlialtciul.  1^1589  Slillbricf,  Orig. 
Perg.  mit  Siegel  der  Stadt  Pechlarn.)  3.  Stadtmagiftrat, 
2  P'ascikel  1595— 1799,  Gerichts-Aften,  Organifation, 
Sindici,  l^iirgcrmcilter,  Rcchtsrtrcitigkeiten,  Gefuchc 
enthaltend.  4.  l'olizciwefen  ,  3  l'"ascikcl  von  1800  an, 
Corrcfpoiulenzen  enthaltend.  5.  Mi.scellanea,  1  Fa.scikel 
1541 — 1810,  Briefe,  Copien,  kaif.  Diplome,  Urkunden  in 
Originalien  und  Copien  enthaltend.  Viele  Nummern. 
6.  Schule,  2  Fa.scikel  1649  an,  Kaul"briefe  und  Corre- 
fpondenzen  enthaltend.  7.  Jahr-  und  Wochenm.irktc, 
I  Fascikcl,  darunter  1639,  29.  Juli,  Wien.  Kaifer  h'erdi- 
nand  III.  beftätigt  einen  inferirten  Brief  Rudolf  IV. 
Wien  1363.  St.  Peter-  und  Paul-Abend,  wodurch  Pech- 
larn ein  Wochenmarkt  ertheilt  wird.  3  Papicr-Copien 
1640    collationirt.    8.    Brücken,  Strafsen    und    Mauth, 

1  Fascikel  mit  Bruchftücken  aus  dem  17.  Jahrhundert. 
9.  Schiefsftatte,    Donauhuffchlag    und    Stadtmauern, 

2  Fascikel  1693  an. 10.  Gefalls-Aftcn,  i  Fascikel  1747  an. 
11.  Steuern,  3  Fascikel  1750  an.  12.  Aufnahme  und  Ent- 
laffung  von  Zuftimdigen,  3  Fascikel  1700  an.  13.  Kauf- 
und Verkaufsvertrage,  2  Fascikel  1596  an.  14.  Zünfte 
und  Gewerbe,  3  Fascikel  i6oo  an.  15.  Inventarien,  Erb- 
fchaften,  Nachlafs,  i  Fascikel  1668  an.  16.  Fifcher- 
zunftprivilcgien  und  Wappen  1651  Pergamentheft:  Vor- 
fpann-  und  Einquartierungs-A6len,  i  grofses  Fascikel 
von  1658  an.  Bürgerfpital,  i  Fascikel  1821  an.  Gerichts- 
A6len  24  Fächer  ungeordnet.  Bücher:  i.  1606  Agenda. 

2.  1664  an  Raths-Protokolle.  3.  1676  an  Stadtgerichts- 
Protokolle.  4.  1695  an  GerichtsProtokoUe.  5.  1697 
Gerhabfchaftsbuch.  6.  1729  Bürgerverein.  7.  1757 
Urkunden-Protokoll.  8.  1759  Inventurs-Protokoll. 

Im  Befitze  des  Adlerwirthes  Sterrtegger  in  Pech- 
larn befinden  fich:  i.  1677,  3.  Juni.  La.xenburg.  Kaifer 
Leopold  bellätigt  die  im  Jahre  1484  aufgerichtete  und 
vom  Kaifer  Maximilian  ddo.  Prefsburg  1567,  22.  Juli, 
von  Kaifer  Mathias  ddto.  Linz  1614,  26.  Auguft,  von 
Kaifer  Ferdinand  II.  ddto.  Wien  1622,  18.  März  und 
von  Kaifer  Ferdinand  III.  ddto.  Wien  1651,  i.  März  be- 
ftätigte  inferirte  Fifcherordnung  und  Wappen  zu 
Alten  Pöchlarn.  Orig.  Perg.  2.  1709,  i.  Auguft.  Wien 
Kaifer  Jofef  bertätigt  die  Fifcherordnung.  Orig.  Perg. 

3.  1733,  24.  Juli.  Wien.  Kaifer  Karl  VI.  beftätigt  diefe 
Fifcherordnung.  Orig.  Perg.  4.  1733,  18.  November. 
Wien.  Kaifer  Karl  VI.  gibt  ein  neues  Schutz-Patent 
darüber.  Orig.  Perg. 

17.  Purgftall,  Markt  O.  W.  W. 

Das  nicht  unbedeutende  Archiv  des  Marktes 
Purgftall  wird  im  Rathhaufe,  in  einem  trockenen 
und  feuerficheren  Locale  aufbewahrt.  Dasfelbe  wurde 
fchon  in  früherer  Zeit  fcartirt,  wartet  aber  noch  immer 
auf  eine  ordnende  Hand.  Bei  einer  ziemlich  genauen 
Durchficht  fand  ich  folgende  Urkunden,  Aften  und 
Bücher:  i.  1400,  St.  Cecilia,  Wien.  Albrecht  verleiht 
Purgllall  ein  Wappen.  Papier  -  Copie  collat.  1676. 
2.  1603,  21.  Auguft.  Wien.  Chrilloph  Purkhaimer  n.  ö. 
Landeskanzler  verleiht,  geflützt  auf  den  inferirten 
Brief  Albrechts  v.  J.  1400  dem  Markte  Purgftall  ein 
Wappen.  Orig.  Perg.  3.  1606,  13.  März.  Wien.  Kaifer 
Rudolph  II.  verleiht  Purgftall  ein  Markt-Privilegium, 
Orig.  Perg.  4.  1619.  3.  Februar.  Wien.  Kaifer  Mathias 
beftätigt  vorftehendes  Markt-Privilegium.  Orig.  Perg. 
5.  1741,  12.  Dezember,  Frohnleichnamsftiftung.  Papier- 


Copie.  6.  1832,  18.  September.  Wien.  Kaifer  Franz  I. 
verleiht  einen  Viehmarkt.  Orig.  Perg.  7.  Altes  Proto- 
koll, enthaltend  einen  Pantheiding,  Ereigniffe  im  Markte 
beginnend  1567,  Kaufverträge.  8.  Richterrechnungen 
1591  an.  9.  Steuerregifter  1607  an.  10.  Baurechnung  1611 
an.  II.  Spitalrechnung  1613  an,  luckig.  12.  Inventarc 
1620  an.  13.  .Satzrechnungen  von  1630  an.  14.  Einquar- 
tierungs-A6len  von  16^6  an.  15.  Procefs-A6len  zwifchen 
Purgftall  und  P'amilie  Auer.sperg  1656 — 1676.  16.  Raths- 
Protokolle  von  1658  an,  8  Bände.  17.  Teflamente  von 
1665  an.  18.  Kauf-Protokolle  1688  — 1732.  19.  Schützen- 
rapular  1698 — 1702.  20.  Procefs-A6ten  von  1729  an. 
11.  Bürgerverzcichnifs  1773.  22.  Gerichts-Protokolle 
1782-1797. 

18.  Ruprechtshofen,  Pfarre. 

Im  Pfarr- Archive  dafelbft  findet  fich  nur  i.  Die 
Copie  einer  Einlage  in  den  Thurmknopf  vom  Jahre 
1653,  in  welchem  Jahre  der  Thurm  erhöht  wurde. 
2.  Aften  zur  Thurm-Reftauration  1708.  3.  Pfarrbüchcr, 
beginnen  1732. 

19.  Steina-Kirchen,  V.  O.  W.  W. 

In  der  Gemeindelade  dafelbfl  befinden  fich: 
I.  Pantheiding  in  je  einer  Handfchrift  des  16.  und  17. 
Jahrhunderts  (Vgl.  Blätter  des  Ver.  für  Landeskunde 
Nied.-Oefterr.  1877,  pag.  408.)  2.  1699,  27.  September 
Albersdorf  Kaifer  Leopold  ertheilt  Steinakirchen  ein 
Privilegium.  Orig,  Perg.  3.  1778,  28.  April.  Wien.  Be- 
ftätigung  desfelben  durch  Kaiferin  Maria  Therefia. 
Orig.  Perg.  4.  1782,  24.  April.  Wien.  Beflätigung  durch 
Kaifer  Jofeph.  Orig.  Perg.  5.  1793,  21.  November. 
Wien.  Beflätigung  durch  Kaifer  Franz.  Orig.  Perg. 
6.  Steuerbuch  1694 — 1796.  7.  Ingedenkbuch  und 
Straf-Protokoll  von  1784  an,  36  Seiten  bcfchrieben. 

Im  Befitze  des  Herrn  Pokorny  Konrad  befinden 
fich  einige  A6len,  die  Karthaufe  Gaming  betreffend. 

20.  Wilhelmsburg,  Markt. 

Das  Archiv  der  Marktgemeinde  Wilhelmsburg  ift 
im  Rathhaufe  in  einem  Räume  aufbewahrt,  welcher 
gegen  F'euchtigkeit  und  Feuersgefahr  gar  keinen 
Schutz  gewährt.  In  diefem  Räume  hegen  die  Aften- 
flücke  gröfstentheils  am  Boden  in  einem  wirren  Durch- 
einander und  hat  ein  Theil  derfelben  durch  Naffe 
fchon  bedeutend  gelitten.  Bei  einem  folchen  Zuflande 
der  Archivalien  war  es  unmöglich,  eine  vollftändige 
Ueberficht  über  diefelben  zu  erlangen.  Ich  bringe  im 
Nachflehenden  die  Original -Pergament  -  Urkunilen, 
welche  in  einer  Lade  im  Sitzungsfaale  auibewahrt  find, 
und  von  den  übrigen  Archivalien  nur,  was  mir  in  die 
Hand  kam.  i.  1547.  9.  September.  Ein  Taufbrief  Orig. 
Perg.  2.  15S2,  2.  Jänner.  Wien.  Rudolph  II.  verleiht 
Wilhelmsburg  ein  Wappen.  Orig.  Perg.  3.  1604, 
27.  März.  Wien.  Rudolph  II.  verordnet,  dafs  der  Ver- 
kauf der  Nahrungsmittel  von  den  Umwohnern  zu 
Wilhelmsburg  ftattzufinden  habe.  Orig.  Perg.  1667, 
23.  Auguft.  Wien.  Leopold  betätigt  das  Privileg 
Rudolph  II.  von  27.  März  1604.  Orig.  Perg.  5.  und  6. 
find  zwei  Pergament-Urkunden  von  den  Jahren  1726 
1814.  7.  Schlichtung  von  Streitigkeiten  1552  an.  8.  1567, 
31.  Deccmber.  Vertrag.  Papier.  9.  von  1583  an  Tefla- 
mente. 10.  von  1572  an  Sitzungsberichte,  lückig.  11.  1589, 
Gerichtshandbuch.  12.  von   1610  an  Hauskaufregifter. 

t* 


cxxx 


13.  1627  an  Spitalrechnungen.  14.  i634Tazbefchreibung. 
15.  1639  Anfchlag  über  3000  Mann.  16.  1647  an  Notizen 
zu  Keclinungcn.  17.  1677  Häuferverzeichnifs.  18.  Copicn 
von  Marktprivilegien. 

21.  Das  Archiv    der  Stadt  Krems. 

Das  Archiv  der  Stadtgemeinde  Krems  ill  an 
einem  lichten,  geraumigen,  wafTer-  und  feuerficheren 
Orte  im  Rathhaufe  untergebracht  und  unterteilt  einem 
jeweiligen  Gemeinderathe.  Die  Urkunden  wurden  im 
J.  1S65  von  dem  RcalfchulprofelTor  Felix  Eberle  neu 
geordnet  und  ein  V'erzeichnifs  derfelbcn  angelegt,  in 
welchem  öfters  auf  ein  älteres  Verzeichnifs  verwiefen 
wird,  in  dem  noch  viele  Urkunden  im  Originale  ver- 
zeichnet crfcheinen  follen,  von  welchen  gegenwärtig 
nur  mehr  Copien  vorhanden  find.  Diefes  ältere  Ver- 
zeichnifs kam  mir  nicht  in  die  Hände.  Die  Urkunden 
find  in  chronologifcher  Reihe,  jedoch  ohne  laufende 
Nummer  in  11  Laden  eines  Kartens  gut  untergebracht. 
An  Urkunden,  theils  Originale,  theils  Copien  befitzt  das 
Archiv:  12.  und  13.  Jahrhundert  4  Stück,  14.  Jahr- 
hundert 57  Stück,  15.  Jahrhundert  414  Stück,  16.  Jalir- 
hundert  254  Stück,  erfte  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts 
15  Stück.  Einzelne  Urkunden  befinden  ficli  auch  in 
den  A6len  vom  15  Jahrhundert  an. 

An  Acten  und  Büchern  finden  fich :  i.  Briefe  von 
der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  an.  2.  Aften  vom  15. 
Jahrhundert  an,  64  Fascikel  mit  752  Nummern  und 
43  unnumerirten  Stücken.  3.  Verfchiedene  Aflcn 
1788  — 1860,  in  3Fascikeln  198  Nrn.  4.  Juftiz-  und  politi- 
fche  Raths-Protokolle  1507  — 1707, 45Bände.  5  Miffiv-Pro- 
tokolle  1507 — 1785,  50  Bände,  lückig.  6.  Miffivrapulare 
1662  — 1785,  57  Bände  und  i  Fascikel.  7.  Stadtgerichts- 
Protokolle  1546— 1788,  7  Bände.  8.  Raths-Protokolle 
im  Juftizfache  1757  — 1849,  G6  Bände.  9.  Raths-Proto- 
kolle in  fchweren  Polizeiiibertretungen  1804 — 1849, 
20  Bände.  10.  Raths-Protokolle  in  Criminalfachen 
1790  — 1849,  13  Bände.  11.  Einreichungs-Protokolle  in 
Jufbizfachen  1790 — 1S45,  29  Bände.  12.  Einreichungs- 
Protokolle  in  fchweren  Polizeiübertretungen  1832 — 1849, 
5  Bände.  13.  Einreichungs-Protokolle  in  Criminalfachen 
1814— 1848,  4  Bände.  14.  Protokolle  ex  publicis  et 
politicis  1516 — 1785,  I  Fascikel.  15.  RathsProtokoll  im 
politifchen  Fache  1697 — 1870,  80  Bände.  16.  Ein- 
reichungs-Protokolle im  politifchen  P'ache  1789 — 1847, 
67  Bände.  17.  Raths-Rapulare  ad  publicum  1618  — 1788, 
31  Bände  und  5  Fascikel.  18.  Raths-Rapulare  ad  privatum 
1725— 1785,  73  Bände.  19.  Protokolle  über  Teftamente, 
Codicille  1525— 1785,  34  Bande.  20.  Protokolle  über 
Invcntarien  und  Abhandlungen  1562 — 1838,  15  P'ascikel. 
21.  Index  über  Inventarien  1662 — 1742,  i  Band.  22.  Vor- 
mundfchafts-Protokolle  1535 — 1564, 1584 — 1626, 2  Bände. 
23.  Repertorien  über  Kauf-  und  Verkaufverträgc 
1650 — 1790,  2  P'ascikcl.  24.  Kaufverträge  1790  — 1818, 
7  Fa.scikel.  25.  Fremden-Protokolle  1773.  26.  Schub-Pro- 


tokolle 1847 — 1868,  4  Bände.  27.  Exhibita  1832  — 1847, 
9    Fascikel.    28.   Bürgerbuch    1535  — 1625,    1691 — 1829, 

2  Bände.  29.  Eidbuch  1735,  i  Band.  30.  Gerichtsord- 
nung   1743,     I    Band.     31.    Wahlordnung    1743 — 1767. 

3  Bände.  32.  Verordnungen  1500 — 1846,  iiS  Bände 
33.  Stiftsbriefcopien,  1  Band.  34.  Schützenordnung  1574, 
I  Band.  35.  MeirterbuchderDrexlerinnung  1661,  1  Band. 
36.  Meillcrbuch  der  Schafliirten  1687,  1739,  2  Bände. 
5j.  Grundbuch  1551,  1  Band.  38.  Grundbuchsrapulare 
1752,  1782,  2  Bände.  39.  Hausbuch  des  Kamnieramtes 
1626 — 1743,    I    Band.     40.    Häuferbcfchreibung    1845, 

1  Band.  41.  Weinzehentbuch  von  Krems  1659 — 1772, 
29  Bände.  42.  Dienflbuch  1711 — 1729,  i  Band.  43.  Ab- 
ftorfer  Zehentbuch  1775,  1822,  2  Bände.  44.  Beftand- 
und  Zinsbuch  des  Kammeramtes  1726  — 1857,  10  Fas- 
cikel. 45.  Mühlzinsbuch  1635 — 1656,  i  Band.  46.  Jahres- 
fchilling  der  der  Müllerinnung  gehörigen  Mühlen 
1682 — 1720,  I  Band.  47.  Ungeld  1470,  i  Band.  48.  Taz 
und  Ungeld  1593 — 1768,  59  Bände,  lückig.  49.  Taz- 
rapulare  1813,  I  Band.  50.  Wag-  und  Niederlagsbuch 
1621 — 1763,  24  Bände,  lückig.  51.  FafHonsbuch  1666, 
1750 ,  1787,  5  Bände.  52.  Pfundeinlage  1720,  i  Band. 
53.  Steuereinlage  1743,  i  Band.  54.  Steuerbare  Häufer 
in  Stein  1745,  1  Band.  55.  Steuerbemeffung  für  Krems 
und  Stein  1789,  2  Bände.  56.  Zinsertragsfaffion  fürStcin 
1789,  I  Band.  57.  Contributions-Buch  1768,  i  Band. 
58.  Requifitions-Buch  1805  —  1813,  2  Bande.  59.  Haupt- 
invafionsRechnung  1809,  i  Band.  60.  Protokolle  über 
abgefendete    Hof-    und    Regierungstaxen    1814 — 1842, 

2  Bände.  61.  Kirchenamtsrechung  1520 — 1820,  18  Fas- 
cikel. 62.  Rechnungen  des  Kammeramtes  1530- — 1860, 
545  Fascikel,  unvolliländig.  63.  Beilagen  zur  Kani- 
meramtsrechnung  1786 — 1849.  64.  Steueramtsrech- 
nungen 1581 — 1845,  199  Bände.  65.  Steucranits-  Haupt- 
und  Tagebuch  1787 — 1821,  56  Stücke.  66.  Gerhab- 
fchaftsrechnung  1592 — 1729,  85  Stücke,  lückig.  6y.  Bür- 
gerfpitalsrechnungen  1600  —  1860 ,  318  P'"ascikel. 
6S.  Beilagen  zur  Bürgerfpitalsrechnung  1839 — 1760, 
33  Fascikel.  69.  Bürgerfpitals-Grundbuch  1546,  i  Band. 

70.  Bürgerfpitals-Grund-  und  Gewährbuch  i576,iBand. 

71.  Bürgerfpitals- Inventarien  1745.  72.  Bürgerfpitals 
Steuer-  und  Beftandbuch  1760.  73.  A6len,  das  Bürger- 
fpital  betreffend  i  Fascikel.  74.  Stadtrichteramts- 
Rechnung  1639,  i  ]?and.  75.  Stadt-  und  Lantlrichter- 
amts-Rechnung  1780 — 1785,  9  Bande.  76.  Rcrtanten- 
rechnung  1654 — 1733,  li  Bände.  JJ.  Waifencaffarech- 
nung  1617 — 1849,  93  Stück.  78.  Beilagen  hiezu  1774  — 
1849,  70  Fascikel.  79.  Depofitencaffarechnung  1744  — 
1849.    ^^-    Peilagen    hiezu    1791  — 1849,    56    Fascikel. 

81.  Verzichtsquittungen     1500 — 1790,     15     Fascikel. 

82.  Armenhausrechnung  1768,    i   Band.    83.    Quartier- 
amtsrechnung   1784  — 1819,    44    Stück.     84.    Waifen 
(Uftungsrechnung    1786 — 1793,    n    Bände.    85.    Halben 
vierten    Standesrechnung   der    18  mitleidigen    Städte 
Märkte  1665 — 1737,  12  Bände. 


Notizen. 


75.  Confervator  Hrasc  hat  in  einem  eingehen- 
den Berichte  über  den  Befuch  mehrerer  als  prahiftori- 
fcher  Fundftätten  bekannten  Orte  in  dem  ehemaligen 
Königgrätzer  Kreis  relationirt. 


Diefem  Berichte  zufolge  befanden  fich  bei 
Smiric  in  den  früheren  Jahren  viele  1  leidcn-Graber, 
die  jedoch  in  der  letzten  Zeit,  namentlich  bei  dem 
Baue  der  Süd-  Nord-  Deutfchen  Eifenbahn  \erniclitct 


CXXXI 


wurden.  Confervator  Hrasc  fand  an  der  nordvvcfllic  hen 
Seite  von  Smiric  gegen  Holohlav  noch  einige  Ueber- 
refte  heidnifcher  Griiber,  und  liefs  in  einem  folchen 
Grabe  nachgraben.  Dasfelbe,  in ^e7va(/i/c/U'r  ValIc  ein- 
gebracht, war  0-94  M.  tief,  1-67  M.  lang  und  enthielt 
Ueberrefle  von  einem  menfchlichen  Gerippe,  die  jedoch 
ftark  befchädigt  waren.  Unter  dem  Kopfe  befanden  fich 
kleine  Sandlleinc,  Uebcrrelte  von  Urnen  und  zu  rechter 
Seite  des  Kopfes  drei  Meffer,  alle  aus  Eifen  gearbeitet. 
Die  Urnen  waren  alle  aus  grauer  Thonerde,  mit 
der  Hand  gearbeitet  und  mit  kreisförmigen  Strichen 
geziert.  Ganze  Urnen  fanden  fich  nicht  vor.  Unter  dem 
Gerippe  graue,  mit  Afche  und  Kohlen  gemengte  Erde. 


Fig.  I.  (Smiric.) 

Die  ganze  Gegend  von  Holohlav,  einem,  kaum 
'/g  Stunde  von  Smiric  entfernten  Dorfe,  mufste  in  der 
alteflen  Zeit  eine  grofse  hcidnifche  Nekropole  gewefen 
fein,  wie  die  noch  heute  zahlreich  vorkommenden, 
intcreflanten  Eunde  beweifen.  Intereffante  Gegen- 
flande  befinden  fich  im  königl.  böhmifchen  Mufeum, 
und  in  der  zwar  kleinen,  aber  werthvollen  Sammlung 
des  Baron  v.  Liebig  in  Smiric.  Gefunden  wurden  und 
werden  hier:  Bronze-Gegenftände,  verfchiedene  Ge- 
riithfchaften  aus  Bein  verfertigt,  Glasperlen  und  Bern- 
fteinperlen,  Steinwaffen  (aus  Serpentin)  etc. 

Im  Jahre  1875  hatte  man  ein  Grab  aufgemacht,  in 
welchem  fich  ein  Gerippe  fand,  neben  deffen  Kopfe 
eine  grofse  Urne  ftand.  Als  Beigaben  fanden  fich  fehr 
fchöne  Heftnadeln  aus  Bronze  gearbeitet.  In  der  Nähe 
davon  fand  man  einen  fchönen,  aus  Serpentin  ge- 
arbeiteten Hammer  und  einen  zur  Hälfte  gebrochenen 
Hammer. 

Chloumek  heifst  eine  ^Anhöhe  oberhalb  Holohlav, 
in  der  Nähe  von  Smiric.  Diefe  ganze  Anhöhe  war 
noch  vor  kurzer  Zeit,  wie  die  Leute  erzählen,  eine 
grofse  heidnifche  Nekropole,  und  wurden  aus  den 
„Hügeln"  viele  und  intereffante  Altcrthümer,  nament- 
lich Urnen,  gewonnen.  Gegenwärtig  gibt  es  noch  hie 
und  da  gut  erhaltene  Gräber. 

Confervator  Hrase  fand  zwei  Gräber.  Diefelben 
waren  ohne  Hügel,  da  diefe  früher  fchon  entfernt 
worden  fein  dürften. 

Das  I.  Grab  war  vom  Niveau  bis  zur  gewachsenen 
Erde  o  •  65  M.  tief  und  war  folgendermafsen  zufammen- 
gelegt :  Zuerft  zeigte  fich  in  einer  Tiefe  von  beiläufig 
o  -30  M.  Humus;  nach  demfelben  kam  eine  mit  Kohlen 
und  Afche  llark  gemengte  und  gebrannte  Erde. 
Zwifchen  dem  Humus  diefer  letzteren  Schichte  fland 
eine  Urne,  die  jedoch  derart  befchädigt  war,  dafs  fie 
bei  der  gröfsten  Anftrengung   nicht  erhalten  werden 


konnte.  Am  Grunde  der  letzten  Schichte  fanden  fich 
vier  Urnen  verfchicdener  Eorm  und  Grofse  vor;  doch 
auch  diefe  waren,  da  fie  in  einer  fehr  feuchten  Schichte 
fich  befanden,  vernichtet.  Unter  diefer  Schichte  kam 
fchon  gewachsene  Erde  vor.  (Fig.  i.) 

Intereffanter  und  gut  erhalten  war  das  nächftc 
Grab.  (Fig.  2)  Die  Tiefe  desfelben  betrug  vom  Niveau  bis 
zur  gewachsenen  Erde  0"75M.  Die  IlumusSchichte, 
die  fich  auch  hier  zuerft  zeigte,  betrug  0-41  M.  Nach 
tlerfelben  folgte  dann,  wie  bei  dem  früheren  Grabe,  eine 
mit  Kohle  und  Afche  ftark  gemengte  Erdfchichte.  In 
diefer  Schichte  befanden  fich  zwei  Urnen,  von  denen 
jedoch  nur  eine  unverfehrt  herausgehoben  werden 
konnte.  Diefe  Urne  aus  rothem  Thone  und  nur  mit 
der  Hand  fabricirt,  hatte  die  Form  einer  Schüffei,  und 
war  mit  Afche  und  Kohle  angefüllt.  (Fig.  3)  Durchfchnitt 
0-2I  M.,  Höhe  o  13  M.  Daneben  gegen  Often  ftand 
eine  zweite,  der  erften  ahnliclie,  die  jedoch  ftark  be- 
fchädigt war.  In  diefer  befand  fich  eine  0-042  M. 
lange,  mit  einem  Kopfe  verfehene  Bronze-Nadel,  die 
ganz  gut  erhalten  war.  Die  Urne  felbft  w'ar  mit  Afche 
angefüllt.  Ober  diefer  Urne  befanden  fich  halbver- 
brannte menfchliche  Knochen  und  zwar  die  eines 
Kindes,  dann  ein  Bruchftück  von  einem  Meffer  und 
zwei  Nägel.  Die  Urne  felbft  war  aus  grauem  Thone, 
von  freier  Hand  verfertigt,  und  hatte  einfache,  kreis- 
förmige Strichverzierungen. 

Etwa  eine  halbe  Stunde  von  Smii^ic  gegen  Süden, 
am  rechten  Ufer  der  Elbe,  erhebt  fich  ein  grofser 
heidnifcher  Grabhügel,  der  heut  zu  Tage  noch  3  M. 
hoch  ift  und  75  M.  im  Umfange  zählt.  Diefer  Hügel 
mufste  urfprünglich  wenigftens  doppelt  fo  grofs  ge- 
wefen fein  und  wurde  die  aufgeworfene  Erdfchichte  auf 
das  denfelben  umfaffendc  Feld  verführt.  Schon  bei 
diefer  Humus-Abtragung  kamen  die  Arbeiter  auf  zahl- 
reiche Urnen,  die  fie  aus  Unwiffcnheit  vernichteten. 
Man  findet  auf  diefer  Stelle  eine  Maffe  von  Ueber- 
reften  primitiver  Urnen.  Alle  waren  aus  grauem  Thone 
und  von  freier  Hand  gearbeitet.  Auch  foll  man  bei 
der  theilweifen  Abtragung  diefes  Tumulus  eine  Urne 
gefunden  haben,  an  deren  oberem  Rande  ein  aus  Ser- 
pentin verfertigter  Streithammer  lag. 


}m^^'m^'"^'^l(^ 


;ii>:.:?- 


Fig.  2.  (Smiflci 

Eine  fehr  intereffante  Fundftatte  prähiftorifcher 
Alterthümer  ift  die  flache  fumpfige  Gegend,  „Rohäj" 
genannt,  bei  Pfedmefic.  Diefe  Stätte  fcheint  ein 
grofser  Sumpf  in  der  prähiftorifchen  Zeit  gewefen  zu 
fein,  der  fich  bis  zum  heutigen  Tage  theilweife  noch 
erhalten    hat.  Aus    dicfem    grofsen ,  heute  noch  etwa 


CXXXII 


2  Hektar  betragenden  Sumpfe  wurde  in  der  letzten 
Zeit  der  Schlamm  auf  die  benachbarten  Aecker 
herausgeführt.  Dabei  fanden  fich  höchft  intereffantc 
Gegenftände  aus  prhhiltorifcher  Zeit  vor,  die  allge- 
meines Auffeilen  erregten.  So  wurde  im  Jahre  1872  von 
den  Taglöhnern  ein,  einem  Helme  iihnlicher,  au.s  den 
feinflen  Gold-Drahten  gearbeiteter  Gegenftand  ge- 
funden, den  die  Taglöhncr  mit  Hacken  auseinander 
geriffen  hatten  und  die  Gold-Drathe  den  Goldarbeitern 
Rudis  in  Jofephftadt  undHitterlich  in  Königgriitz  um  die 
Summe  von  600  fl.  (!)  verkauft  haben.  Es  füll  dies  eine 
werthvoUe  Arbeit  gewefen  fein.  Neben  diefem  werth- 
vollen  Gegenftande  fanden  fich  vor:  Bronze-Nadeln, 
Bronze-Heftnadeln  (Fibulae),  Steinwaffen,  (aus  Serpen- 
tin) und  Steingerathc,  Mühlfleine  (Handmühle)  etc. 


einer  Fechtervorftellung.  Die  Zeichnung  ifl  fehr  fein 
eingeritzt,  man  erkennt  ilen  Kampfer  und  den  Fechter- 
helm ganz  deutlich.  lJasI"'iindflück  flammt  aus  Aquilcja. 


Fig.  3.  (Smiric.) 

Im  Jahre  187S  wurden  zwifchen  demDorlcLipa  und 
Ciftoves,  in  der  Nahe  von  Koniggrätz  auf  dem  Kirchen- 
felde viele  Stein-Objeae  gefunden,  Streithammer, 
Meifselund  Bohrer  etc.  Einige dicfer  Steinfachen  waren 
halbcrhalten,  andere  waren  halbfertig  (Fig.  4).  Sammt- 
liche  diefe  fehr  intereffanten  Gegenftande  waren  in 
einer  einzigen  Grube  aufbewahrt  und  lagen  ohne  alle 
Ordnung  durcheinander,  l-ls  fcheint,  dafs  fich  hier  eine 
Werkftatte  von  derlei  Waffen  und  Geräthe  in  der  prä- 
hiftorifchen  Zeit  befunden  haben  mochte.  Es  finden 
fich  hier  fogar  die  durch  die  Bohrung  der  Löcher  bei 
den  Streithämmern  entftandenen  ftöpfelförmigen 
Stückchen  vor,  welche,  wenn  diefe  Objede  durch 
Handel  und  Wandel  hieher  gekommen  wären ,  gewifs 
fich  hier  nicht  vorfinden  würden;  denn  man  handelt 
eben  nur  mit  fertigen  und  nicht  mit  halbfertigen 
Sachen  und  bringt  auch  keine  Abfälle  in  den  Handel. 


Fig.  4.  (Smific.j 

Auch  in  dem  Dorfe  Rosiiü  erblickt  man  heid- 
nifche  Grabhügel,  und  zwar  mitten  im  Dorfe,  neben 
dem  Glockenthürmchen.  Als  hier  im  Frühjahre  1880 
nachgegraben  wurde,  kam  man  auf  einige  menfchlichc 
Skelette,  an  deren  Händen  fich  Bronze-Armbänder 
befanden. 

76.  Confervator  Dr.  Pichler  hat  an  die  Central- 
Commiflion  über  den  in  Fig.  5  abgebildeten  Gegen- 
fland  berichtet.  Es  ift  ein  ovales  weifscs  marmor- 
artiges Steinplättchen ,    wohl    eine    Eintrittsmarke   zu 


Fig.  3.  (Aquileja.) 

j"] .  Correfpondent  Sf/ini»iiii,  der  im  Monate  Juli 
eine  Excurfion  nach  OJfero  machte,  hatte  über  die.- 
felbe  einen  recht  werthvollcn  Bericht  erftattet.  Offero 
(Auxerum  Abfyrtium  etc.)  liegt  in  prachtvoller  Grup- 
pirung  an  einer  Spitze  der  Infel  Cherfo,  welche  durch 
einen  nur  4  M.  breiten  Canal  von  der  Infel  LuJ'ßiio 
getrennt  ift.  Die  Stadt  hat  die  Grundrifs-Geftaltung 
eines  Dreieckes  zwifchen  zwei  Buchten,  die  eine  mit 
ftcilen,  die  andere  mit  fiachen  Ufern.  Durch  ein  gut 
erhaltenes  Thor  durchfchreitet  man  die  alte  Stadt- 
mauer. Vor  derfelben  liegt  ein  grofser  venetianifcher 
Löwe,  halb  in  die  Erde  verfenkt,  auf  felbem  eine 
grofse  Steinplatte  mit  italienifcher  Infchrift,  was  das 
Ganze  zum  Tifch  geftaltet. 

Links  vor  dem  Thore  liegt  eine  Gedenkfaule  mit 
\\  appen  und  Infchrift,  die  die  Tugenden  eines  vene- 
tianifchen  Richters  preift.  l'.in  anderer  Löwe  liegt 
beim  nordweftlichcn  Thore. 

Der  Pfarrhof,  einft  der  Falaft  des  Bifchofs  (heil.) 
Gaudenz  von  Offero  (1523)  ift  ein  gut  erhaltenes  Ge- 
bäude mit  zwei  Vorhöfen,  darin  Steinurnen,  Sarko- 
phage, Infchriftfteine,  zerbrochene  römifche  Thon- 
gefäfse  etc.  aufgehäuft  find.  Beachtenswerth  ift  ein 
römifches  i  M.  hohes  Capital,  ein  zweites  wurde  in 
neuefter  Zeit  gefunden. 

Der  Dom  mit  feiner  prachtvollen  Marmor-Facjade 
ift  ein  höchft  beachtenswerther  Bau  aus  dem  14.  bis  15. 
Jahrhundert.  Das  Innere  entfpricht  der  Aufsenfeite, 
enthalt  antike  Säulen,  fchöne  Altiire,  darunter  einen 
mit  den  Darftellungcn  der  drei  göttlichen  Tugenden 
\on  Donatello  (?),  Bilder  von  Palma  d.  J.  (?),  am  Haupt- 
Altare  ein  grofses,  Titian  (.'')  zugefchriebenes  Gemälde, 
vorftellend  die  Muttergottes  von  Heiligen  und  Engeln 
umgeben.  Im  Pfarrhofe  mehrere  Bilder,  danniter  einige, 
die  als  Tintoretto's  und  in  der  Manier  P.  Veronefe's 
bezeichnet  werden. 

Der  quadrate  Glockenthurni  von  grofsen  Dimen- 
fionen  ift  bis  über  den  Glockenraum  aus  Quadern 
gebaut  und  mit  einer  Galerie  verfehen. 

An  der  Nordweft-Seite  der  Stadt  befindet  fich 
eine  kleine  fehr  alte  Kirche  —  St.  Maria  degli  Angeli^ — 
darin  ein  fteinerner  Bifchofftuhl,  von  dem  jedoch  nur 
mehr  die  Rückichne  erhalten  ift,  darauf  drei  Vögel 
zwifchen  Arabesken  in  Relief  Die  Seitenlehnen  wurden 
durch  fculptirte  Römerfteine  erfetzt. 

Am  Friedhofe  fteht  ein  Sarkophag,  in  einer  aus- 
gemauerten Vertiefung  ein  antiker  Mofaikboden-Reft. 

78.  (Fund  romi/chcr  Gräber  in  Kloßer ncuburg.) 
Beim  Ausheben  des  Grundes  für  einen  Zubau  des 
Haufes  Nr.  9  in  der  Buchbcrggaffe  (alt  Tulncrgaffe 
Nr.  594)  zu  Klofterncuburg,  ftiefs  man  in  einer  Tiefe 
von  circa  2'8  M.  auf  dici  ri)niifclie  Gr.äber.  Zwei  der- 


CXXXIII 


fclbeii  hatten  die  in  unfercn  Ländern  für  minder 
Bemittelte  angewendete  Einrichtimg,  wie  fic  auch 
anderwärts,  z.  B.  bei  der  römifchen  Grabftätte  zu 
Bruci<  a.  d.  L.  beobachtet  wurde.  Um  den  Leichnam 
herum  wurden  niimlicli  im  Rechtecke  grofse  Ziegel 
auf  die  lange  Kante  gebellt,  dadurch  eine  Art  Sarko- 
phag gebildet,  den  man  durch  dachförmig  darüber 
gelehnte  Ziegel  bedeckte.  Die  Skelette  lagen  in  der 
Richtung  von  Siidoft  gegen  Nordwefl.  In  jedem  der 
beiden  Graber  waren  für  die  Länge  auf  jeder  Seite 
vier  Ziegel  verwendet,  lür  die  Breite  je  ein  Ziegel, 
wodurch  das  Grab  eine  Länge  von  i  •  9  M.  bei  O  '47  M. 
Breite,  0-31  M.  Hohe  (an  den  Wänden)  erhielt. 

Fall  alle  Ziegel  zeigen  mehr  oder  minder  deutlich 
ausgedrückte  Stämpel,  die  mit  kleinen  Varianten  von 
zweierlei  .Art  fmd:  i.  OF . ARN.N\.\Xi:\ri.\\I\,  2.  ÜF. 
ARNliÜNU.WAfi  1  alfo  beide  von  Privat-Fabriken  oder 
Officinen. 

Griiberbeigaben  befanden  fich,  fo  viel  fich  nach- 
träglich eruiren  liefs,  nur  bei  einem  Skelette,  deffen 
noch  wohl  erhaltener  Schädel  eine  auffallend  runde 
Form  und  ein  fehr  llark  vorfpringendes  Nafenbein 
zeigt.  Zu  Füfsen  fland  ein  dünnwandiger,  roth  gefärb- 
ter Thonkrug,  16  Cm.  hoch,  mit  fehr  engem  kurzem 
Hälfe  und  kleiner  Bafis,  einhenklig;  dem  Henkel 
gegenüber  hat  er  ein  viereckiges,  wie  es  fcheint 
abfichtlich  gemachtes,  Loch.  Ferner  eine  Glasflafche, 
die  aber  leider  zerbrochen  wurde;  der  noch  erhaltene 
ziemlich  dicke  Hals  mit  breiter  Mündung  läfst  auf  ein 
grofscres  Gef;ifs  fchliefsen.  Endlich  fand  man  auf  der 
Bruft  liegend  zwei  Armringe  aus  Bronze,  wohl  von  den 
über  der  Bruft  gekreuzten  Armen  herrührend ;  einer 
derfelben  ift  aus  fehr  dünnem  Bleche  hohl  gearbeitet, 
die  Ränder  fchliefsen  aber  nicht  ganz  zufammen,  fo 
dafs  er  innen  offen  erfcheint,  die  Enden  laufen  etwas 
fpitz  zu.  Der  andere  etwas  gröfsere  befteht  aus  einem 
dünnen,  an  der  Aufsenfeite  gekerbten  Stabe. 

Das  dritte  Grab  war  nicht  dachförmig  bedeckt, 
die  Wände  foUen  mit  rother  Farbe  überzogen  gewefen 
fein.  Aufserdem  fand  man  noch  die  Refte  von  circa 
13  Skeletten  und  auch  von  Pferden,  einfach  in  die  Erde 
gebettet.  Ob  diefe  mit  den  befchriebenen  Griibern  in 
Zufammenhang  ftehen,  läfst  fich  nicht  mehr  erweifen. 

Nachdem  es  bekanntlich  romifcher  Brauch  war, 
die  Grabftatten  neben  den  Strafsen  anzulegen,  fo 
gewinnt  der  Fund  erhöhte  Bedeutung,  weil  er  höchft 
wahrfcheinlich  einen  Punkt  der  Haupt-Heeresftrafsc 
bezeichnet,  welche  von  Vindobona  über  Döbling,  wo 
fie  durch  Refte  eines  Baues  bezeugt  ift,  in  nordweft- 
licher  Richtung  nach  Klofterneuburg  lief,  hier  in  einem 
fcharfen  Winkel  ins  Kierlingerthal  abbog  und  bei 
Zcifelmauer  (Cetium)  wieder  die  Donau  erreichte.  Die 
Führung  der  Strafse  über  diefen  Punkt  erwies  fich 
auch  durch  die  allmälige  Steigung  des  Terrains  und 
die  Deckung  durch  den  unmittelbar  hier  fich  erheben- 
ben  Buchberg,  befonders  vortheilhaft. 

Diefe  Funde  find  keineswegs  die  erften  der 
Römerzeit,  welche  in  Klofterneuburg  gemacht  wurden. 
Der  verdienftvolle  Archivar  des  Stiftes,  Maximilian 
Fifc/ier  zählt  deren  im  86.  Bande  der  Wiener  Jahr- 
bucher der  Literatur  (1839)  eine  ganze  Reihe  auf,  von 
denen  als  die  wichtigften,  abgefehen  von  verfchiedenen 

'  .-Vuch  auf  einem  zu  Wien  .-im  Hof  ijefundenen  Ziege]  und  <iuf  eincnt 
1836  bei  Klofterneuburg  ausgegrabenen. 


Münzfuuden,  welche  für  die  Topographie  von  geringerer 
Bedeutung  find,  folgende  erfcheinen:  i.  Unmittelbar 
hinter  dem  Chore  der  Stiftskirche  (J.  1834)  das  herr- 
liche Militärdiplom  von  K.  Titus  aus  dem  Jahre  So 
n.  Chr.  (S.  Arncth,  zwölf  rom.  Milit. -Diplome,  S.  33.  — 
Orclli — Henzen  5428,  Mommfcn  C.  I.  III,  2,  p.  854), 
Ziegel  mit  den  Stämpcln  der  XIII.  Legion  und: 
OF".ARN^■RSI(:l^■I.^\C.='  2.  in  der  Nähe  der  Kirche 
(im  felben  Jahre)  in  beträchtlicher  Tiefe  die  Bruch- 
ftücke  von  zwei  Meilenfteinen  mit  fehr  befchädigten 
Infchriften  {Mommfcn,  III,  2,  Nr.  5752,  53),  ein  Votiv- 
Stein  des  Tesserarius  der  I.  Cohorte  der  Pfeilfchützen 
Q.  Attius  und  eine  merkwürdige  Infchrift,  die  den 
Verfertiger  eines  Denkmales  bezeichnet:  (X.AKLI| 
\ALF\TIS  OP\'S.  Diefe  Steine  befinden  fich  noch  im 
Stifte.  3.  Im  Garten  des  Bertholdgadner-Hofes  am  Ab- 
hänge gegen  den  Weidlingerbach  drei  Infchriftlleine, 
die  nicht  mehr  vorhanden  find,  einer  derfelben  vom 
Jahre  230  n.  Chr.  [Mommfcn,  Nr.  5645,  47,  48.) 

Von  dem  neuen  Funde  hat  der  Befitzer,  Herr 
Kci'bl,  zwei  Ziegel  mit  Stämpeln  freundlichft  der  Anti- 
ken-Sammlung des  AUerhochften  Kaiferhaufes  uber- 
laffen;  andere,  fammt  den  Grabesbeigaben  werden  im 
Mufeum  des  Stiftes  eine  bleibende  Aufbcwahrungs- 
ftatte  finden.  Die  Erhaltung  der  Fundftücke  ift  der 
Intervention  des  Herrn  Wilhelm  Stern,  Directors  des 
ftenographifchen  Reichsraths-Bureaus  zu  verdanken, 
welcher  auch  über  den  Fund  zuerft  berichtete. 

Sacken. 

79.  K.  k.  Oberbergverwcfer  Riedlxw  Cilli  hatte  an 
die  Central- Commiffion  über  einen  T^Iünzcnfund 
berichtet.  Anläfslich  der  Erneuerung  des  gepflafterten 
Bodens  der  Filialkirche  zu  St.  Kunigunde  bei  Cilli 
wurde  im  Monat  Auguft  eine  gröfsere  c.  15  Cm.  ftarke, 
bisher  nahe  dem  Hoch-Altare  und  zwar  rechts  davon 
nächft  der  Kirchenmauer  fituirte  Bodenplatte  ausge- 
hoben. In  der  darunter  befindlichen  betonartigen 
Mörtelfchichte  ftiefsen  die  Arbeiter  bei  c.  32  Cm. 
unter  der  Kirchenmauer  auf  ein  c.  6  Cm.  im  Durch- 
meffer  haltendes  Gefafs  von  ordinärem  Hafnerthon, 
welches  auf  einem  ähnlichen,  aber  gröfseren  derartigen 
Gefafse  ruhte.  Leider  gingen  die  Gefafse  beim  Graben 
zu  Grunde.  Ihr  Inhalt  beftand  durchwegs  aus  ein- 
feitigen  Silberpfennigen,  Halb-Bracteaten  (14.— 15.  Jahr- 
hundert), c.  1850  Stück,  mit  meift  deutlicher  Prägung 
und  ganz  erhalten.  Sie  find  aus  fchwach  bezinntem 
Silberblech  angefertigt  und  wiegen  je  100  Stück 
62 — 64  Gram. 

80.  Maler  Franz  Jobfl  wurde  von  der  Central- 
Commiffion  erfiicht,  eine  durch  Refte  von  Fresken 
ausgezeichnete  Marterfaule  (Bildftöckel)  bei  Brun- 
necken, auf  welches  bereits  Correfpondent  Dalilke 
aufmerkfam  gemacht  hatte,  zu  befichtigen,  und  ein 
fachmannifches  Gutachten  über  die  Möglichkeit  einer 
Reftaurirung  der  Gemälde  zu  erftatten.  Nach  dem 
Berichte  diefes  Sachverftändigen  dürften  die  P^resken 
zu  Beginn  des  15.  Jahrhunderts  von  einem  nach  italieni- 
fchen  Vorbildern  arbeitenden  Meifter  von  nicht  her- 
vorragender Begabung  gefchaffen  worden  fein,  denn 
fie  zeigen  eine  zwar  gute,  aber  fehr  einfache  über  das 

-  Diefer  Stampel  des  Magiftcrs  Urficinus  6ndet  fich  auch  auf  Ziegeln' 
die  in  Wien  (am  Hof,  in  der  Brauuerftrufse),  zu  Petronell,  Mautern,  Verücx 
bei  Waitzen  gefunden  wurden. 


CXXXIV 


Herkömmliche  nicht  hinausgehende  Zeichnung,  lalTen 
aber  in  der,  wenn  auch  einfachen  Hehandknig  der 
Farbe  den  geübten  Freskenmaler  erkennen.  Die 
ornamentale  Umrahmung  ill:  beinahe  derb,  doch  mit 
Verltändnils  behandelt,  und  deutet  auf  italienifclic 
Mufler.  Die  erhaltenen  Bildrefte  find  fammtlich  noch 
uriprünglich  und  ifl:  nirgends  Uebermaluiig  zu  be- 
merken. 


Fig.  6.  (Görz.) 

Der  Bildftock  kann  daher  im  Ganzen  als  ein 
intereffantes  Objeft  bezeichnet  werden,  leider  ifl  der 
Zufland  ein  bedeutend  fchadhafter.  Abgefehen, 
dafs  durch  die  Strafsen-Anfchüttung  der  Bildflock 
um  mindeflens  einen  Meter  zu  tief  lieht,  haben  fich  nur 
die  in  den  SegmentBogen  der  vier  Blenden  an  der 
viereckigen  Säule  befindlichen  Malereien  noch  fo 
erhalten,  dafs  fie  verhaltnifsmafsig  leicht  reflaurirt 
werden  können,  jene  aber  in  den  Tiefflächen  der 
Blenden-  und  in  den  Auskragungs-Wänden  find  zum 
gröfsten  Theile  zerftört,  oder  ganz  verfchwunden.  An 
dicfer  Zerftörung  haben  wohl  die  äufseren  Umftändc 
fchuld,  da  der  Mörtel  an  faft  allen  Stellen  vollkommen 
gefund  und  feft  ifl,  und  nur  an  wenigen  Stellen  Sprünge 
zum  Vorfchein  kommen.  Dagegen  ift  die  Bedachung 
fehr  fchadhaft,  und  bedroht  die  durchfickernde  Näffe 
den  Beftand  der  Säule  am  meiften. 

Fine  Reflaurirung  der  Bilder  würde  nahezu  einer 
Neuherrtellung  gleichkommen. 

8i.  Wir  bringen  in  der  beigegebenen  Tafel  die 
Abbildung  eines  hochintereffanten  Vortragkreuzes, 
das  fich  im  Domfchatze  der  Metropolitan-Kirche  zu 
Görs  befindet,  und  auf  welches  werthvolle  Objeft  die 


Central-Commiffion  durch  Seine  Fxcellenz  Freiherrn 
:•.  Csür/t/^^  aufinerkfam  gemacht  wurde. 

Das  Kreuz,  das,  als  bei  Aufliebung  des  Pa- 
triarchats von  Aquileja  der  Kirchenfchatz  und  die 
Reliquien  zwifchen  den  Frzbisthümern  von  Görz  und 
Udine  vertheilt  wurden,  an  das  erflere  gelangte,  wird 
in  dem  darüber  angefertigten  Verzeichniffe  als  crux 
antichiffima  und  als  jenes  bezeichnet,  das  bei  der  feier- 
lichen Inthronifation  des  Patriarchen  und  bei 
feinem  Finzuge  in  den  Dom  ihm  vorgetragen 
wurde.  Fs  ifi:  aus  vergoldetem  Silber  ange- 
fertigt, ftellt  die  Kreuzes-Balken  als  rohes, 
unbearbeitetes,  nur  abgeäfletes  Stammholz 
mit  fchiefem  Abfchnitte  vor,  deffen  Aufsen- 
feite  ftatt  rindenartiger  Behandlung  mit 
zierlichem  gravirten  Flach-Ornamente  aus 
Bliittern  und  verfchlungenen  Zweigen  über- 
deckt ift. 

Die  Chriftus-Figur,  getriebene  Arbeit 
und  zwar  aus  vielen  mitunter  kleinen  Metall- 
Theilen  zufammengefetzt,  mit  langen  hage- 
ren Armen  und  Beinen,  magerem  Leibe, 
daran  die  Rippen  fcharf  hervortreten,  ift  am 
Kreuze  ziemlich  tief  in  den  angenagelten 
Händen  himgend  mit  übereinander  genagel- 
ten Füfsen  und  bis  zu  denKnieen  reichendem 
Schamtuche  dargeftellt. 

Am  Haupte  eine  Dornenkrone,  wahr- 
fcheinlich  eine  fpätere  Zuthat,  das  Antlitz 
(Fig.  6)  unfchön  und  derb  ohne  geiftigen 
Ausdruck  ,  mit  den  Zügen  eines  alten 
Mannes. 

Ueber  dem  Haupte  fchwebt  ein  grofser 
Scheiben -Nimbus  mit  Kryftall-Bcfatz  und 
vermifcht  mit  ungefchliffencn  Fdelfteinen 
auf  wahrfcheinlich  ehemalig  blauem  ICmail- 
grunde  und  oben  das  Infchriftblatt. 

Das    Kreuz    dürfte    aus    dem    14.    bis 
15.  Jahrhundert  ftammen.  Die  Chriftus-Figur 
ift  weit  alter  und  mag  in  das  14.  Jahrhundert 
zurückreichen. 

82.  Die  k.  k.  Statthalterei  in  Liu;::  hat  über 
neuerliches  Anfuchen  der  armen  Schulfchweftern  in 
Freiftadt  die  Genehmigung  ertheilt,  dafs  nach  einem  von 
Confervator  Schirmer  ausgearbeiteten  Proje6le  zwei 
Verbiiidungsbauten  von  diefem  Klofter  zur  dortigen 
Frauenkirche  gemacht  werden,  nämlich  ein  Gang  zum 
Mufik-Chore  und  ein  zweiter  zu  einen  noch  anzubrin- 
genden Oratorium,  das  entweder  über  dem  Baldachin 
des  Ciborium-Seitenaltars  oder  über  der  Sacriftei 
feinen  Platz  finden  wird. 

In  voller  Wiu-digung  des  hiftorifchen  Werthes  der 
Frauenkirche  als  Baudenkmal  hatte  die  Statthalterei 
hicmit  gleichzeitig  feftgeftellt,  dafs  ein  weiterer  Anbau 
an  die  Frauenkirche  in  keiner  Weife  und  unter  keiner 
Bedingung  ftnttfinden  kann,  von  welchen  Verfiigungen 
die  Central-Connniffion  verftimdigt  wurde. 

83.  Die  Haffclhurg  bei  Botscn  enthält  bekanntlich 
Refte  intereffanter  Fresko-Decoration  des  16.  Jahrhun- 
derts. Das  Schlofs,  auch  Kuhbach  genannt,  erfcheint 
nach  Ihtrckkchncr  1272  im  Befitz  eines  Gefchlechtes, 
von  dem  es  feinen  erfteren    älteren  Namen  empfing. 


Görz. 


cxxxv 


ging  durch  Kauf  fchoii  17  Jaluc  darauf  an  die  Grciticn- 
licin  über,  wurde  dcnfelben  durch  Markgrafen  Ludwig 
entzogen ,  1350  an  Rutlol))!!  Katzcnüeiner  gegeben, 
acht  Jahre  fpiiter  aber  wieder  an  das  vorgenannte 
I  laus  übertragen,  welches  die  ]5urg  nun  bis  1386  be- 
hielt. Im  Jahre  1468  verlieh  es  lirzherzog  Sigismund 
an  Hans  Raungg  um  1300  Mark  Berner,  fpater  kam  es 
an  die  Kühbach.  Nach  Brandis  IChrenkrimzlein  1678, 
pag.  65,  hiefsen  die  altcÜen  Befitzcr  I'".dle  von  llafslach, 
welche  1380  ausftarben.  Die  Kühbach  fchrieben  fich 
nach  diefem  Befitz  1563  Edle  zu  Riedhaffelburg  und 
Zimmerlehen.  Nach  Bcda  Weber  hätten  die  Burg  eine 
Zeitlang  auch  die  Eppaner  befeffen. 

Das  Gebiiude  bietet  heute  leider  gröfstentheiis 
den  Anblick  einer  Ruine.  Die  gegen  den  I'^clsabhang 
ihalwiirts  flehenden  Theile  ftarren  in  malerifchen 
Trümmern  empor,  nur  die  Eingangs-Eront  gegen  die 
Bergwand  befindet  fich  im  bewohnbaren  Zultand.  Ein 
primitives  Dach  fchliefst  die  cinftigen  Säle  ohne  alle 
Rückficht  auf  ihre  architektonifchen  Verhältniffe  ab, 
um  einer  Bauernfamilie  fammt  Viehflällen  Deckung  zu 
bieten.  Ueber  den  Graben  führt  jetzt  ein  Erddamm, 
nach  dcffen  Ueberfchreitung  wir  vor  dem  fchönen  Por- 
tal des  Schloffes  liehen.  Es  ill  mit  Rautenquadern  im 
Charakter  der  deutfchen  Renaiffance  geziert.  Rechts 
von  der  Thorflur  kennzeichnet  in  einem  Innenraum 
eine  Wandfaule  mit  gothifchem  Capital  die  ältere 
Bau-Epoche  des  Gebäudes,  welcher  aufserdem  noch 
einige  der  Fenfter-Umrahmungen  angehören. 

Die  Fresken  befinden  fich,  aufser  einigen  kleineren 
Rerten,  in  zwei  Sälen  der  oberen  Gefchofse,  welche 
in  ihrer  dermaligen  beklagenswerthen  Verwendung 
als  Schüttböden  und  Heufpeicher  den  baldigen  Unter- 
gang der  Malereien  erwarten  laffen.  In  dem  Einen 
Saale  lauft  unter  der  Decke  ein  gemalter  Bilderfries 
ringsum,  deffen  einzelne  Darftellungen  durch  Hermen 
und  architektonifches  Rahmenwerk  von  einander 
getrennt  werden.  Diefe  Einfaffungen  find  grau  in  grau 
gemalt.  Die  Bilder  felbft  ftellen  Scenen  aus  der 
römifchen  Gefchichte  vor,  Infchriften  wie:  DIE 
RÖMER  —  THEODOTVS  —  POMPEIVS  — 
liehen  über  den  Figuren.  Den  oberften  Abfchlufs  des 
Friefes  bildet  ein  fehr  gefchmackvolles  Renaiffance- 
Ornament,  ebenfalls  fteinfarb  gemalt,  worin  Medaillons 
mit  den  Köpfen  des  Auguftus,  Claudius  und  anderer 
Kaifcr.  Die  Fenfternifchen  haben  eine  davon  ver- 
fchiedene,  aber  nicht  minder  fchöne  Decoration,  welche 
aus  zarten  Ornamenten  grün,  fchwarz  und  braun  auf 
weifsem  Grund,  befteht.  Ueber  der  Thüre  dicfes 
Gemaches  ift  in  Malerei  eine  heraldifche  Darflellung 
angebracht:  zwei  gefchloffene  Turnierhelme,  merk- 
würdigerweife ohne  einen  Schild  ,  mit  Kleinoden.  D^r 
Eine  Helm  trägt  einen  Flug,  belegt  mit  weifsem  Quer- 
balken, worin  ein  rothes  Kreuz,  das  Kleinod  des  andern 
ill  ein  Meerweibchen,  welches  einen  goldenen  fechs- 
llrahligen  Stern  in  der  Rechten  hält;  dabei  lieft  man 
das  Datum :  MDXXXXI. 

Ich  bin  nicht  in  der  Lage,  die  Inhaber  diefer 
heraldifchen  Embleme  zu  bezeichnen ;  jene  der  Küh- 
bach find  es  nicht  (vgl.  Sibinachcr ,  edit.  1696,  II.  40), 
obwohl  es  von  diefen  heifst  (wie  Beda  Weber  mit- 
theilt), fie  hätten  das  Schlofs  anfehnlich  verfchönert.  ' 

'  y:\ch  Britfiif/s,  Ehrenkr.TnzIciu  1678,  pag.  122.  waren  die  Kiihhach  erft 
1563  der  Laiidcsniatrikel  einverleibt  worden,  wahrend  unfcre  .Malereien  bereits 
1541  cntdandcn  find. 

VII.  N.    F. 


Ich  nuiis  es  Local-l'"orfchcrn  uberlaffen,  darüber  Licht 
zu  fchaffen. 


?l)ie  liifinai^nlm  kriiiolricbinii  Ijd  []r^ 


iiriiUuoO  iiuij  ui^)i  uu  nun  ,a  )X( 


Fig.  7    (Loich.j 

In  dem  höher  gelegenen  gröfseren  Saale  follen 
fich  nochbeffereintereffantere  Fresken  befinden.  Indem 
bei  meinem  Befuche  felbfi:  die  Fenfteröffnungen  durch 
das  eingelagerte  Heu  verftopft  waren ,  vermochte  ich 
nur  zu  bemerken,  dafs  es  landfchaftliche  Darftellungen, 
wir  mir  fcheint,  mit  mythologifcher  oder  hiftorifcher 
Staffage  —  aus  dem  i6.  Jahrhundert  —  fein  dürften. 
Das  faft  ganz  verfallene  Stiegenhaus  zeigt  ferner  Rcfte 
einer  decorativen  Aiisftattung  als  Weinlaube  mit 
Spalieren  und  Trauben,  endlich  über  dem  oberen  Aus- 
gange die  feltfame  Darfteilung  eines  Stadtplanes.  Ein 
einfacher,  gut  profilirtcr  Stein-Camin  wäre  gleichfalls 
noch  zu  erwähnen. 


CXXXVI 


84.  Kaifer  Ferdinand  II.  liefs  in  Radiucr  (Stcier- 
mark)  die  gegenwärtige  Pfarrkirche  zu  Ehren  St. 
Antons  von  Padua  nach  dem  Multer  der  gloichnanii_i;cn 
grofsen  Kirche  in  Padua  erbauen  und  fand  die  Ein- 
weihung am  10.  Auguft  1602  ftatt.  Bei  diefer  Kirche 
wird  ein  Mefskleid  aufbewahrt,  welches  von  den 
Töchtern  diefes  Kaifers  angefertigt  und  liieher  Ge- 
widmet wurde.  Es  ifl  mit  Bezug  auf  Reichtlium, 
Earbenpraclit  und  Feinheit  der  weiblichen  Hand- 
arbeit ein  Meiflerwerk  der  Stickerei.  Weniger  günllig 
mufs  die  Compofition  beurtheilt  werden,  da  diefclbe 
an  Ueberladung  leidet.  Pfauen,  Hirfchc,  Eidech.sen, 
Heufchrecken  und  Phantafie-Blumcn  vermengen  fich 
zwar  in  klarer  Zeichnung  zu  einem  unorganifchen  und 
verworrenen  Aufbaue.  Der  Grund  der  in  vorzüglicher 
Technik  ausgeführten  Stickerei  ift  indigoblau.  Die 
reliefartige  Stickerei  ift  in  Gold  und  Silber  und  in  allen 
Farben  in  lebhafter  Buntheit  mit  vorherrfchcnd  lichtem 
Tone  ausgeführt  und  hebt  fich  von  dem  tieffarbigen 
Grunde  hell  ab. 

Wenngleich  das  Gewand  in  Bezug  auf  Stickerei 
und  Goldborten  fehr  gut  erhalten  ift,  hat  es  doch  durch 
dieScheere  barbarifche Verftümmlung  erlitten  und  durch 
rückfichtslofes  Flicken  argen  Schaden  genommen.' 


Hie  ligt  wegraben  der  wolgeborn  her  her  :  pernhart 
von  Scherffnberg  etc.  der  geftorbn  Jft  an  fand  lucia 
tag  Nach  d'gepurt  xpsiM.  N'--'  und  im  13  Jar  dem  got 
genad.l 
Der  Grabftein  (Fig.  7)  zeigt  in  Lebensgröfse 
das  Portrait  des  Ritters  in  voller  l'eldrüftung,  mit 
entblofstem  Haupte,  mit  langen,  über  die  Stirn  geftri- 
chenen  und  da  und  unter  den  Uhren  gerade  abge- 
fchnittenen  Haaren  und  Rundbarte.  Mit  Ausnahme 
der  ftark  auswärts  gebogenen  Stauchen  und  des 
gothifchen  gewölbten  Küraffes  ohne  Gräte,  der 
anfcheinend  nicht  gefingerten  gefchobenen  1  lenzen  und 
des  kurzen  Ober-  und  Unter-Armzeuges,  zwifchen 
welchen  das  Panzerhemd  fichtbar  wird,  ift  die  Rüftung 
nicht  von  befonderem  Charakter.  Die  Rechte  umfafst 
das  breite,  in  einer  Quafte  endende  Panier,  die  Linke 
halt  aufrecht  den  gekrönten  gefchloffenen  Stechhelm 
mit  dem  Pfauenbufche.  YS\x\  Stück  des  linken  Fufscs 
innen  ift  befchiidigt.  Die  Figur  Iteht  auf  einem  Sockel, 
unter  welchem  drei  Wappenfchilde,  und  zwar  die 
äufseren  zwei  mit  fchildhaltcnden  lüigelchcn  ange- 
bracht ift.  Mitten  ift  das  Scherffeiibergifche  Wappen 
—  die  Krone.  Heraldifch  links  der  Wappenfchild  von 
Bernhardt's    erfter  Gemahlin,    Flifabeth   von   Fladnilz 


f€==; 


=^ 


^mä^mäMM0ßPi 


Fig.  8.  (Lorcli.; 


85.  Im  Archive  der  Marktgemeinde  Refcliitz  bei 
Zellerndorf  fand  Correfpondent  Blaas  den  Original- 
Wappenbrief  (Perg.  Urk.)  ausgeftellt  von  Kaifer  P'er- 
dinand  am  7.  Mai  1560.  Das  Wappen,  das  der  Kaifer 
der  Gemeinde  in  Anerkennung  der  Treue  für  das  Haus 
Oefterreich  gewährte,  befteht  in  einem  zweimal  ge- 
theilten  Schilde  (blau,  gold,  fchwarz),  darin  zwei  Wein- 
reben mit  Wurzeln,  grünen  Blättern  und  Trauben  in 
natürlicher  P'arbe  und  Geftaltung.  Bekleidete  Engel 
erfcheinen  als  Schildhalter. 

86.  In  dcrLaurentius-Kirche  vxx Lorcli,  aus  welcher 
der  verftorbene  Rittmeifter  Winider  in  diefem  Organ 
bereits  wiederholt  Grabdenkmale  befiirach,  begegnen 
wir  in -der  der  heil.  Anna  geweihten  Scharfenbergifchen 
Begräbnifs-Capelle  dem  koloffalen  Denkftein  des  Bern- 
hart von  Scherffenberg,  von  rothem  Marmor,  10'  4"  hoch, 
5' i"  breit,  mit  folgender  Umfchrift  in  verfchnörkelten 
Minuskeln,  die  drei  Seiten  des  Denkmals  füllen,  die 
vierte  Seite  aber  leer  laffen.    Die  Umfchrift  lautet: 

•  Ausführliche  Milthcilunc  über  dicrcs  koftbarc  Denkmal  von  Nadel- 
malcrci  bringen  die  Millh.  des  hLftor.  Vereines  für  Slcierinark.  XXIX.  llcfl. 


nach  Weigl  III.  -j-j  in  Schwarz  die  goldene  Binde 
heraldifch  rechts  der  Wappenfchild  feiner  zweiten 
Gemahlin  Katharina  von  St  rhemberg,  welche  Bern- 
hart als  Witwe  nach  dem  Tode  ihres  erften  Gemals 
Keini)recht  von  Walfee  geheirathet  hatte,  mit  dem 
bekannten  Starhembergifchen  wachfenden  Panther  im 
getheilten  Schilde. 

In  der  Mitte  der  Capelle  fteht  die  6'  5'//'  lange, 
2'  9'/^"  breite  und  2'  \"  hohe  rothmarmorne  Tumba 
an  den  Seitenwanden  mit  ihren  in  Reihen  geordneten 
Todtenfchädeln  als  Relief  (Fig.  8)  und  der  abfcheu- 
lichen  Darftellung  körperlichen  Verfalles  auf  der  Deck- 
platte,^ welche  an  die  /.u  jener  Zeit  modernen  Todten- 
tanze  erinnern,  die  fchon  für  fich  eine  ganze  Literatur 
hervorriefen. 

Bernhard  von  .Scherffenberg,  Herr  zu  Spilberg, 
war  1476  I'eldhauiJtniann  ob  der  ICniis,  fchlug  in 
diefem  Jahre  die  l^ohnien,  die  fich  bei  Grein  ver- 
fchanzt  hatten,  und  nahm  ihnen  alles  Gefchütz  und 
Zeug    ab,  •''    nahm    1478    1  lafsbach,    Ottensheim    und 

=  Befchreibung  der  Latircnlius^Kirche. 

^  Prcucnhiibcr  anales  Styr.,  pag.  95,    B.  pag.  183. 


CXXXVII 


Hiirfchlag,  überfiel  die  Stadt  Rofenberg,  wurde  nach 
Reiiiprecht  von  Wallfee's  Abtreten  Landeshauptmann 
ob  dcrEnns,  welches  Amt  er  fcchs  Jalirerujimx'oll  führte. 
Er  refignirte  1454  und  wurde  fürlllich  I''rcirmij'fchcr 
Pfleger  zu  Waidhofen  an  der  Ybbs,  1501  Regiments- 
rath  der  niedcroncircichiTchcii  Lande.  Für  feine  treuen 
Dienfle,  die  er  Kaifcr  Friedrich  III  (IV)  im  Kriege  gegen 
INIathias  Corvinus  von  Ungarn  geleiftet,  erhielt  er  von 
dem  Kaifcr  das  auf  einer  Donau-Infel  gelegene  Schlofs 
Spilberg  zum  Gcfchenke  (1485).  Er  flarb  am  St.  Lucien- 
tagc  1513.  In  erfter  l'"hc  war  er  vermidt  mit  FJifabeth 
von  Fladnitz ,  von  welcher  er  vier  Söline  und  fünf 
Töchter  erhielt.  Die  zweite  IChe  mit  Katharina  von 
Starliemberg,    verwitwete  Walfee,  blieb  kinderlos. 

87.  Die  uralte  Ruheftiitte  des  ruhmreichen  Ge- 
fchlechtes  derer  von  liiiips  verfchwand  mit  dem  Neu- 
bau der  Kirche  in  [foheiwms,  und  an  ihrer  Stelle  ward 
im  Jahre  1533  wie  Confervator  Jenny  berichtet,  dem 
I'^reiherrn  Mark  Sittich  von  Ems  rju  Holiencins,  der  in 
jenem  Jahre  verflarb,  ein  Grabflcin  aus  rothem  Marmor 
gefetzt  (von  218  Cm.  Hohe  und  119  Cm.  Breite),  der  zu- 
gleich als  Gedachtnifstafel  für  alle  Herren  und  Frauen 
des  llohenems'fchen  Stammes,  namentlich  der  Eltern 
und  zweier  verdorbener  Söhne  desMarkSittich  galt.  Er 
felbft  erfcheint  in  der  vollen  ritterlichen  Rüftnng  feiner 
Zeit.  Diefelbe  i(l:  durchwegs  eine  glatte,  durch  keine 
Befonderheit  fich  auszeichnende;  die  Ränder  der 
Schulterfchilde  find  wohl  vom  .Steinhauer,  dem  wenig 
Formen-  und  noch  viel  weniger  Kunftfmn  nachzurühmen 
ift,  über  Gebühr  erhöht  und  erweitert,  gleichwie  den 
Eifenfchuhen  in  Bärenklauenform  eine  unförmliche  Ver- 
gröfserung  zu  Theil  geworden.  Der  Helm  mit  Halsberg 
und  Barthaube  fteht  zur  Linken  unter  dem  Wappen- 
fchilde  der  Freiberge  zu  Eifenberg  (bei  Füfsen)  und  der 
Landenberg  zu  der  llohenlandenberg  und  Ä/;^r  jenem 
der  Neydeck  oder  Nidegge,  denen  in  diefer  kleinen 
Ecke  die  einzige  monumentale  Erinnerung  in  dem 
Lande  verblieben,  wo  fie  einft  angefehen  im  Befitze 
der  Riedenburg  bei  Bregenz  häuften.  ' 

In  klaren  gothifchen  Buchrtaben  gehauen,  lautet 
die  Grabfchrift  folgendermafsen: 

Da  .  lit .  begraben  .  der  .edel .  vnd  .  gellreng  .  her .  her . 
Mark  .Si|ttich.  von  emps  .  zu  .  hohenemps.  Ritter. Rö. 
Kö.M'.Rat . vnd.lvogt .  zv.bregentz  .  und.helena.  vo. 
emps  .  geborne.K'on  .  Fryberg  .  fein  .  eliher.  gemahel. 
auh  .  jlit  .  da  .  begraben  .  her  .  markwaldt.  vo  .empsjzu. 
der  .hohenemps. Ritter. vnd  .  anna.  [von  .lannberg.zu  . 
der .  hohen  .  la[ndenberg .  fin .  eliher .  gemahel .  |des  obgfi 
.  h .  m .  vo .  e .  vater .  vd .  mvter .  witter  .  lit .  da .  begrabn . 
d.e.vnd.  V  .  markwalt.v.e.  vnd. froneck. von  .  nidegk. 
fein  .eliher. gemahel. des  .  obgemltii.  h.m  .  eliher.  fon. 
auh .  lit .  da .  begen .  d  .  e .  vnd  .  w .  I'riderih  |  v  .  e .  des .  ob  . 
gemeltn.h.m  .  eliher  .  fon  .  auh  .  aler  .  heren  .  vnd.  fro- 
wen .  fo .  vfs .  dem  .  edelen .  Hamen .  der  .  von .  emps  .  ver- 
fchaiden  .  feind .  den .  got .  gennad .  i .  5  •  3  •  3  • 
Im  Gegenfatz  zu  crflgenanntem  Grabmal  zeich- 
net fich  das  in  gleicher  Kirche  gegcniiber  gefetzte 
Monument   des    Grafen    Kafpar   von   Ilohenems   und 

'  Confervator  Kögi  erkennt  in  deren  Wappen  drei  diagonal  über- 
einander flehende  Glöcklein  oder  Hütchen,  Sthtnac/u-r  in  feinem  Wappenbncli 
zeichnet  im  Wappen  der  tyrolifchcn  Neydeck  ganz  deutlich  drei  Alufcheln, 
wahrend  ich  bei  Prüfling  des  Steines  eher  Beutel,  weniger  umgcftürzle  Helme 
zU  fehen  glaube.  Die  Züricher  Wappenrolle  enth.Tlt  diefe  Neydeck  nicht.  Die 
auf  Grabmalen  diefer  Familie  in  Nieder. Oefterreich  vorkomnien«le  Wappenligur 


fi 


nd  Mufrheln. 


Gallarate,  auch  Herr  der  Graffchaft  Vaduz  und 
Schcllenberg,  Verwalter  der  öfterreichifclicn  Vogtei 
I'eldkirch  wahrend  der  Jahre  1614 — 1620,  durch  an- 
fchnlichen  künftlerifchen  Werth  aus.  Ein  koftbarer, 
weifs  geäderter  Marmor  ifl  für  das  Denkmal  in  Ver- 
wendung gekommen,  uml  zwar  rother  für  die  in 
Lcbensgrofse  ausgeführte  Portrait-.Statue  und  dunkel- 
grauer für  den  Sarkophag 

Jeglichen  Prunk  meidend,  in  fchlichtcm  Anzüge  — 
glatter  Lederkoller,  Ilalskraufe,  Pum[)hofcn  und  kurze 
.Schuhe  charakterifiren  das  Cortüm  des  dreifsig- 
jahrigen  Krieges  —  Hegt  der  Graf  mehr  wie  zu  wohl- 
thhtiger  Ruhe  von  leichtem  Schlaf  umfangen,  ausge- 
ftreckt,  das  ausdrucksvolle  Haupt  mit  den  markigen 
Zügen  auf  die  rechte  Hand  geflützt,  wahrend  der  Ell- 
bogen auf  einem  Kiffen  ruht.  Der  Umftand,  dafs  die 
Anfertigung  des  Monuments  in  die  Lebzeiten  des  Grafen 
fällt,  erlaubt  wohl  auf  eine  getreue  Wiedergabe  feiner 
äufseren  ICrfcheiiuing,  insbefondere  auf  voUfte  Aehn- 
lichkeit  mit  feinen  Gefichtszügen  zu  fchliefsen. 

Die  Ahficht,  den  Gedanken  an  den  Tod  zu  mildern 
und  zurückzudrängen,  leitete  unverkennbar  den  Künftler 
auch  bei  Ausführung  des  Sarkophags,  dem  die  eigent- 
lich fargförmige,  gemeiniglich  fo  fellgehaltene  Geftalt 
benommen  ilt  durch  die  alllcitige  Abrundung  feiner 
Formen,  ja  der  fich  in  bizarrer  Weife  foweit  davon  ent- 
fernt, dafs  diefes  Monument  nahezu  den  Eindruck  einer 
auf  ihrem  Sockel  ftehenden  länglich  ovalen  Vafe  her- 
\'orbringt.  Die  Vorderfeite  des  Sarkophags  trägt  den 
Infchriftsfchild,  nach  den  Seiten  fiankirt  von  den 
Wappenfchildern  der  gräflichen  Häufer  von  Hohenems, 
von  Welsberg  und  von  Sulz,  oben  geziert  mit  einem 
gekrönten  Steinbockkopf,  dem  Emblem  des  Emfer 
Ciefchlechts,  deffen  Hörner  äufserft  gefchmack\oll  mit 
den  beiden  Voluten  des  Schildes  entlang  verlaufen. 

Die  Grabfchrift  fetzte  fich  Graf  Kafpar  darin,  wie 
folgt: 

Cafparus .  comes .  in  .  Altacmbs .  Gallara  et  Vaduz  Cum 
ad  annum  aetatis  LXII.  regiminis  vero  Familiae  et 
fubditorum  XXXXVIII  pervenifset  In  ovibus  multos 
fortunae  lapfus  fuftinvifset  Et  deum  optimum  maximum 
fibi  propitium  habuiffet.  Mortis  et  extremi  judici  nun- 
(luaiii  immemor  Summae  mifericordiae  dei  et  devoto- 
runi  precibus  Humiliter  se  commendans.  Vivens  hoc 
sibi  monumentum  praeparavit  Anno  salutis 
MDCXXXV. 

88.  Urkundliche  Beiträge  zur  Gefchichte  des  ehe- 
maligen gro/sen  fdbernen  Sarges  für  die  Reliquie  des 
heil.  Leopold  in  Kloßerneuburg.  (IX.) 

1552.  28.  July. 

Wol.geborn  Edl  Geflrenng  Vefft  Genädig  vnnd 
Gebiett  vnnd  Herren.  Nachdem  wier  bede  Ich  Gregor 
l'arhach  vnnd  Mert  papierer  goldfchmid  von  E.  G. 
jungft  den  15.  July  ditz  52.  Jars  hinein  auff  Olmutz 
Sannd  Leopolt  Sarch  wie  es  darmit  aller  Sachen  ain 
geftallt  hab  zu  Erkhunndigen  vnndt  zubefichtigen  abgc- 
ferdiget  worden  fein,  jnhallt  ainer  Lauttern  gegebenen 
Inflruccion  die  wier  fambt  andern  czwai  Credentz- 
brieffen  von  E.  G  der  Nider  Offlerreichifchen  Camer 
Rathe  Emphangen  haben.  So  geben  wier  E.  G.  hiemit 
darauff  difen  vnnfern  grundlichen  bericht  zuuernemen. 

Wollgebor  Edl  vnd  Veffl  genadig  vnndt  gebiet- 
tund  Herren.  Nachdem  wier  den  15.  July  am  l-Veytag 


CXXXVIII 


dinyfion,  appoftuloruni  von  W'ienn  verruckhtt  fein 
wier  den  andern  tas,'  am  Sanibllaj;  hernach  gar  fpat 
gen  Olmutz  ankliunien  \nnd  den  Siintag  am  Morgens 
früe  fein  wier  bede  zu  dem  Herrn  Hurgermaifter 
Dafelbs  ganngen  vnd  ime  den  Credenntzbriefi",  fo  an 
jn  gelanngt  vberanntwuert  den  er  mit  gebuerlicher 
Reuerenntz,  von  vnnfs  Emphangcn  vnnd  gefprochen, 
er  wolle  den  Inhallt  ditz  brieffs,  neben  feinem  Herren 
vernemben  vnndt  vnns  daraiiff  ainen  fuerderlichen 
befchait  geben.  Nochdcm  haben  wier  auch  den  andern 
.  Credenntzbrieff  wollen  der  frawen  wittib  Vberannt- 
wuertn  hatt  man  vnnfs  angezaigt  wie  Sy  dreu  Mcjil 
von  dannen  jn  der  Neuftat  war,  fo  haben  wier  aber 
folichen  Credenntzbrieff  den  jeren  Vormundern  oder 
Gerhaben  überanntwuert.  Nach  difem  vnib  den  Mittag 
am  Suntag  hatt  der  Hurgermaifter  wider  nach  vnnfs 
gefchickht  \nnd  vnns  gefragt  was  vnfer  fuerbringen 
vnnd  Mainung  fey  follen  wier  geanntwuert  vnndt 
begert  das  wier  von  der  Rom.  Ku.  Mt.  Nider  Oeftcr- 
reychifchen  Camer  Rathen  vnfere  genadige  vnndt 
gebiettunnt  Herren  gefanndt  weren  den  Silberen  S. 
Leopolt  Sarch,  fo  dem  INIaifter  Mert  Paumbgardner 
angedingt  gewefen  zubefichtigen  was  daran  ferdig  fey 
oder  nit,  darauff  der  Herr  Burgermaifter,  die  Gerhaben 
vnndt  bürgen  laffen  erforder  ob  uill  jrer  difer  Zeytt 
verhannden  vndt  anhaimb  gewefen  fein  denen  wier 
auch  vnfer  begern  wie  dem  burgermaifter  füergehaltn 
vnd  begert  an  Sy  den  Sarckh  oder  das  werch  von 
ftuckh  zu  ftuckh  fuer  zulegen  vnnd  daffclb  zubefich- 
tigen w^as  daran  ferdig  fey  oder  nit  auch  begert  der 
fraw  Wittib  ain  füerdelichen  Pötten  zufchickhen  das 
fy  khum.  Alfo  ift  die  frau  abentz  Spet  khumen  jndem 
hat  vnns  der  Herr  Burgermaifter  difen  befchait  geben, 
er  wolle  die  fraw  wittib  die  Paumbgardnerin  auch  die 
Gerhaben  fambt  den  Bürgen  \nndt  wer  vnnfs  darzuc 
teüglich  auff  den  Morgen  den  Montag  früe  vmb  6.  vrn 
auff  dasRathaus  laffen  erfordern  vnnd  wann  man  verleyt 
follen  wier  auch  oben  neben  jn  erfcheinen  vnd  zufamen 
khumen  foliches  ift  befchehen.  Alfo  hatt  man  die 
Truhen  darin  alles  Silber  vinidt  Gollt  aufferhalb  ainefs 
Refft  bey  24.  Mark,  7.  Lott,  2  Ouentl,  2.  denar.  wie 
dan  jm  jnuendary  foliches  auch  gemellt  wierdt  defs 
fich  die  Fraw  Wittib  erpotten  vnnd  bewilligt  jn 
14.  Tagen  von  dato  den  iS.  July  zuerlegen,  funnft  ift 
alles  anderes  Silber  verhannden  gewefen,  haben  alfo 
die  Truhen  fo  verpetfchiert  gewefen  jn  beyfein  der 
fraw  Wittib  vnndt  Gefchahen  fambt  den  Burgen  vnd 
der  Perfonen  fo  vnns  vom  Herr  Burgermaifter  vnd 
Rath  zu  Olmutz  vnferm  begern  noch  darzue  verordnet 
gewefen  geöffnet  haben  auch  darzue  begert  vnndt 
erbetten  den  Stats-Schreyber,  das  er  foliches  foll 
helffen  Inuenndiern  tieweyll  er  aber  ambtzhalben  nit 
chünnen  von  Ratt  ledig  werden  haben  wier  den  gc- 
fchwornen  Wagfchreyber  der  Statt  Olmutz  darzue 
genomen  vnnd  alles  Silber  wie  Mier  es  befunden, 
gemacht  vnnd  vngemachtt,  mitt  vleyfs  gewogen  vnnd 
gefchriben  oder  jenucnndiert  wie  dann  das  jnuendary 
mit  E  verzaichnet  merers  jn  fich  hellt.  Auch  nach  der 
Vifier  auff  das  Corpus  gelegt  damit  man  gefehen  wafs 
an  folichem  werckh  zueberaitt  ift  gewefsen  defs  wier 
dann  E.  G.  an  der  Vifier  khunnen  anzaigen  auch 
daffelbig  befichtiget  befchaut  vnd  probiert  haben  auch 
was  abfeylach  vnndt  kretz  fo  darzue  gehört  laffen 
zufamen  gieffen   vund  brobiern    das   wier   gleich   den 


Monntag  damit  zuthain  gehabt  auff  den  F.richtag  früe 
fein  wier  zu  der  Frauen  Wittib  gangen  vnnd  die  Ger- 
haben auch  laffen  erfordern  darzue  ainer  defs  Rat- 
zu  Olmutz  auch  dabey  gewefen,  haben  allo  die  Frau 
vnnd  jere  Vormunnt  gefragtt  oder  Gerhaben  ob  fy 
den  Sarch  was  noch  daran  Mangit  vnndt  zumachen 
ift  an  die  ftatt  verdig  vnnd  aufsmachen  welle  laffen 
oder  nit  das  man  vnns  dafselbig  zuuerften  geb  darauff 
die  Frau  geanntwurt,  dieweyll  jer  Haufswiert  Mertt 
Baungartner,  Saliger  der  das  Werckh  felb  angeben 
x'nntlt,  neben  dem  Gfinndt  gearbait  fich  mit  jnenn 
nitt  klüinnen  \ergleychen  oder  mit  jnen  khunnen 
über  Orrt  khunnen  khumen,  fo  wuer  es  ier,  noch  viel 
befchwörlicher  fein  diewe)-ll  fy  defs  Werchs  auch  aufs- 
zumachen  khain  \'erftannt  hett  f>"  wiffs  fich  nit  darum- 
ben  anzuncmben,  auff  foliches  haben  wier  tue  B'rauen 
we)'tter  gefragt  wafs  fy  aber  von  gethoner  Arbaj't  fo 
daran  befchehen  beger  das  ier  Haufswiert  föliger 
daran  verdiennt  hab  Sy  foll  von  dem  ain  melttung 
thain  vnd  vns  zuuerften  geben.  Darauff  fy  geantwuert, 
Sy  woU  es  zu  ainer  Krkhanntniis  fetzen  vnnd  an  haimb 
ftellen,  was  man  ier  Spricht  woll  Sy  damit  zufriden  fein, 
darauff  wier  es  durch  die  Gefchworen  fchatzen  laffen  die 
darzue  verordnett  fein,  darauff  fich  die  frau  bewilliget, 
auf!  dife  jer  Mainunng  feicnn  wier  zu  dem  Herr  Burger- 
maifter gangen  vnnd  begert  das  er,  die  Schatzleut  die 
darzue  verordnet  jn  beywefen  der  Frauen  Beyftennt 
oder  Gerhabn  erforder  vnnd  das  was  Mert  Baumb- 
gartner  an  dem  Sarch  bisher  gemacht  daran  habe 
getreulichen  fchätz  \nnd  erkhennen  was  man  daran 
gemacht  \'nnd  was  daran  verdiennt  fe)'  worden 
deffelbigen,  füllen  fy  vnns  ain  Berichtt  geben,  darauff 
der  Herr  Burgermaifter  diefelben  laffen  füer  fich  für- 
fodern  fambt  dem  ganntzen  Hanndtwerckh  vnnd  hatt 
jnen  die  Schätzung  aufferlegt.  Alfo  fein  die  Verornte 
famendlich  auff  dar  Rathaus  gangen,  wo  dan  das  Silber 
ligt  haben  alfo  alle  Arbait  befichtiget  vnnd  befchaut 
nach  Nottdurfit  vnndt  Erkhennt  foliches  alles  ift  am 
l^richtag  befchehen  vnnd  darnoch  foliche  Schätzung 
haben  wier  der  Frauen  angezaigt,  dabey  Sy  es  hat  laffen 
beleyben  aufferhalb  defs  Khupher  in  Corpus  defsfüerfich 
felbs  jn  derDingung  oderPurgverfchreybung  aufsnimbt 
die  50.  fvniffzig  Thaler  davon  zugeben  das  dan  befunder 
bezallt  wiertt.  Nochdcm  haben  wier  vnns  am  Mittwoch 
fruc  vmb  ain  anderen  Maifter  beworben  der  vnnder 
dem  Hanndwerckh  vnnd  bey  der  Statt  am  beruemtiftn 
ift  vnnd  mit  jme  gchandit  wie  dan  der  Bericht  von- 
wcgen  aufsmachung,  defs  Sarclis  S.  Leopolt  hiebey 
ligundt  mit  G.  verzaichnett  merers  jnfich  hellt  \\ie  dan 
E.  G.  denfelben  vernemen  doch  mit  der  Condicion 
das  er  auch  alfo  mit  der  Purgfchafft  mit  Erbern  vnnd 
Vermuglichen  Leiten  fich  gefafft  mach  wie  vorhin  mit 
dem  Mert  Paumbgartner  befchehen  die  er  dann  den 
maiften  thayll  aufs  den  altten  vorigen  Piirgen, 
hatt  vnnd  fe  fich  darein  bewilligett  haben.  Nuer  das 
er  die  übrigen  auch  darzue  bekhum  \nndt  fich  hieher 
gen  Wienn  befuerder  fiier  IC.  G.  da  wiert  man  alfsdann 
gar  lautter  an  ain  Ortt  mit  jme  befchlieffeii.  Nach 
Rom.  Khu.  Mt  vnd  E.  (i.  wolgcfallen.  Soliches  ift  am 
Mittwoch  befchehen,  hiemit  haben  E.  G.  aller  Hannd- 
lung  fo  wier  auff  diefer  Raifs  gethon  ain  griintllichen 
Berichtt. 

Gregor  Parhach  m.  p. 
Mert  Papicrer,  göltfchmid. 


CXXXIX 


89.  ConfcTvator  Graus  liat  an  die  Ci'iitral-Com- 
miflion  berichtet,  dafs  die  Ruine'  (uiJUiig  hei  Griitz  an 
Anton  Reclibcrger  kauflicli  übeitfantjen  ift,  und  dafs 
im  Kaufcontra<5le  die  Reftaurirung  der  CapcUc  und  des 
Hert^frieds  zur  Bedingung  gemacht  worden  war. 

90.  Das  Unterrichts-Minilleriimi  lial  iibm-  .Antrag 
der  Central-Commifrion  zur  Reflaurirung  des  gotlii- 
frlien  Kreuzganges  im  DoniinicanerKIoficr  zu  Ragiifa 
einen  Betrag  von  lOOO  fl.  gewidnu.t  und  (he  Leitung 
des  Rellaurations  -  ]5aues  dem  Confervator  Cclcicli 
übertragen. 

91.  Das  Unterriclits-Minilterium  hat  iiber  Antrag 
(k-r  Central-Commiffion  zur  RelTaurirung  des  ]<~iirilen- 
Chores  und  der  gegenül^er  bcruKllichon  Uhr  in  der 
llüri<irche  zu  Innsbruck  den  J^etrag  von  1400  fl.  be- 
willigt. Audi  vom  erften  Oberfthofmeiftcr  Seiner  k.  k. 
Majeftiit,  Prinzen  Hohenlohe,  wurden  hiezu  500  fl. 
gewidmet.  Diefe  Kirche  wurde  von  Kaifer  l'erdinand  I. 
im  fpat-gothifchen  Style  erbaut,  jedoch  mit  einem 
RenailTance-l'ortale  und  verfchicdenen  Einrichtungen 
imRenaiffance-Gefchmacke  ausgeflattet,  wozu  nanient- 
licli  der  Fürften-Chor  und  die  Uhr  zu  ziihlen  find.  Der 
Fiirflen  -  Chor,  für  deffen  Reflaurirung  Confervator 
Scliöiilierr  fich  bcfonders  verwendet,  ift  innen  mit 
priichtigen  Intarfien  und  kleinen  Gemälden  auf  Lein- 
wand in  Medaillon-Form  geziert.  Die  Auffenfeite  ift 
ganz  übertüncht.  Diefer  Einbau  flammt  jedenfalls  noch 
aus  der  Zeit  Ferdinand  I.  Die  Kirche  wurde  verfchie- 
dene  Male  im  Gefchmackc  der  betreffenden  Zeit 
baulich  und  decorativ  abgeändert,  die  alten  Altäre 
erfetzen  neue,  alte  Bilder  neue,  fchlechte.  Es  wurde 
auch  ein  ganz  unpaffender  Altar  in  neuefter  Zeit  her- 
geflellt,  neben  der  alten  Orgel  eine  neue  der  Form 
nach  häfsliche  auf  der  vorderen  Empore  aufgeftellt 
u.  f.  w.  Baulich  erlitt  die  Kirche  die  ärgfte  Veränderung 
in  den  vierziger  Jahren,  als  man  die  gothifchen  Maafs- 
vverke  der  Fenfter  ausfchlug,  eifcrne  Fenfterrahmen 
einfetzte  und  die  Fagade  fo  veränderte,  dafs  fie  ihren 
urfprünglichen  Charakter  gänzlich  einbüfste. 

92.  In  dem  Fortgange  der  Reflaurirungen  an  der 
Fa(;;ade  der  St.  Stephanskirche  in  Wien  ift  die  Wieder- 
herflellung  eines  gröfseren  Fenflers  im  Giebelbaue 
unter  dem  nördlichen  Heidenthurme  ganz  befonders 
zu  verzeichnen.  Nach  den  wenigen  in  den  Fenfler- 
gewänden  erhaltenen  Reftcn  älterer  Decoration  con- 
(Iruirte  Dombaumeiftcr  Schmidt  eine  prächtige,  über- 
rafchende  Fenflerfüllung,  die  fich  durch  eineTheilungs- 
fäuie,  feitwärts  durch  zwei  gedrückt  kleeblattförmig 
abgefchlofsene  Oeffnungen  und  durch  eine  Vierpafs- 
Oeffnung  in  der  Bekrönung  charakterifirt.  Die  Fagade 
der  Kirche  hat  durch  diefe  Wiederherftelkmg  wefent- 
lich  gewonnen. 

93.  Confervator  Freiherr  r'.  Sacken  berichtete  in 
der  Sitzung  der  Central-Commiffion  am  28.  06tober 
i88[  über  die  Grabdenkmale  der  Grafen  Althan  in 
Murfletten. 

Gelegentlich  einer  Excurfion,  die  er  in  Vereine 
mit  Direclor  Newald  und  Dr.  Lind  unternahm,  um 
die  Denkmale  der  nordweftlichen  Umgegend  von 
Neulengbach  im  Intereffe  der  Kunfttopographie  von 


Nicder-Oeflerreich  zu  revidiren ,  gelangte  man  unter 
anderen  Orten  nach  Murftetten,  bekannt  durch  die 
im  vorigen  Jahrhunderte  fo  berühmte  i)rachtvolle 
Goldburg,  von  der  fich  jedoch  nur  mehr  äufserft 
geringe  Spuren  vorfinden,  wie  einige  Statuen  im 
Garten,  der  ruinenhafte  Refl  eines  Nebengebäudes, 
der  trockengelegte  Waffergraben  um  das  Schlofs, 
eine  fchadhafte  Bogenbrücke  über  denfelben,  Stiegen- 
trümmer, die  auf  das  Plateau  führen,  wo  einfl  das 
Schlofs  ftand  inid  eine  verfallene  Grotte  mit  einem 
niarmorni-n  Hunde  darin.  Der  viereckige  Plan,  darauf 
einll  die  Burg  ftand,  zeigt  davon  keine  Spur  mehr  und 
i(l  als  Weingarten  bebaut. 

So  wenig  lohnend  diefes  Ergebnifs  war,  umfomehr 
entfchädigte    der   Bcfuch    der   Pfarrkirche,   darin    fich 
acht  Grabmale    befinden,    davon    fieben    fich   auf  Mit- 
glieder  der   Familie   Althan    beziehen.    Unter    diefen 
ziehen  befonders  drei  Epitaphien,  dreien  Brüdern  be- 
ftimmt,  durch  die  künftlerifche  Ausführung  ihrer  Reliefs 
in  weifsem  Marmor  die  Aufiiierkfamkeit  auf  fich.   Das 
eine  ift  das  Grabdenkmal  des  1571  verflorbenen  Eitel 
Hans  von  Althan;  es  befindet  fich  unter  dem  Orgel- 
Chor  und  ift  mit  dunklem  Marmor  umrahmt.  Es  grup- 
pieren fich   zwei  Reliefs    nebeneinander,  in  dem  einen 
(rechts)  die  Darifellung  der  Begebenheit  der  ehernen 
Schlange  in  figurenreicher  bewegter  Compofition  von 
malerifcher    Wirkung,    links    ein    Relief   mit    der    ge- 
rüfteten  knieenden  Figur  des  Ritters  in   Hoch-Relief. 
Darüber  das  Wappen,  unten  die  Infchrift,  der  zu  Folge 
„Herr  lutel  Hans   von   Althan    von    der   goltburg   zu 
murfletten  PVeiherrgeborn  1539,23.  Aug.,  am  10.  06lob. 
1571,"  flarb.  Ueberdiefs  ift  noch  die  Jahreszahl  1578  bei- 
gefügt. Eitel  V.  Althan  hatte  Anna  von  Neudegg  zur 
Gattin,  die  Ehe    blieb    kinderlos.   Das   zweite  Epitaph 
gehurt  dem  Aldolph  von  Althan  an.  Es  ift  in  feiner 
Geftaltung  dem  früheren  gleich,  nur  von  rothem  Mar- 
mor   umrahmt  und    die  Stellung    der   Reliefs  ifl;   eine 
umgekehrte,  fo  dafs  das  Bildnifs  des  knieenden  Ritters 
rechts  und  das  Relief  mit  der  Darlfellung  des  Manna- 
regens mit  eilf  P'iguren  links  angebracht  ill:.  Ob  nicht 
diefe  beiden  Grabmale  beflimmt  waren,  nebeneinander 
geftellt  zu  werden?  Der  Infchrift  zu  Folge  war  Adolph 
von   Althan    von    der    Goldtburg   zu    Murftetten    1543 
26.  Aug.  geboren  und  am  18.  März  1572  ledigen  Standes 
gellorben.    Dabei   fleht    „a6lum    im    1578  iflen."  Das 
dritte  und  gröfste,  aber  auch  fchönfte  Grabmal  gehört 
dem  dritten  der  Brüder.  Es  ift  in  feiner  Geflaltung  den 
beiden   früheren  ähnlich,   nur  dafs  die  Reliefs  mit  den 
Darftellungen    der  Verflorbenen    und    den    Infchriften 
unterhalb,  beiderfeits  und   als  Mittelbild  die  Auferlfc- 
hung  Chrifti  angebracht  ift,  darüber  die  Wappen  der 
Althan    und   Teufel.    Im   Relief  rechts    ein   knieender 
Ritter,  injenem  links  zwei  knieende  Frauen  in  fpanifchem 
Coftüme,  nahezu  das  fchönfte  Relief  unter  allen  in  der 
Kirche  befindlichen.  Das  Denkmal  gehört  dem  Chrilloph 
von  Althan,  k.  Hofkammer-Präfidenten  an,  der  im  Jahre 
1574  nebll  feinen  beiden  früher  genannten  Brüdern  in  den 
P'reiherrnrtand  erhoben  wurde,   noch  bei  feinen  Leb- 
zeiten für  fich  und  feine  beiden  Frauen,  die  bereits  am 
22.  Juni   1570    verdorbene    Sophie   Marfchalcinin   von 
Reichenau    (geboren   3.  September   1541)    und   für   die 
erll:    1636  als  Witwe    geftorbene    Elifabeth,    geborne 
Freiin  von  Teufel  anfertigen  liefs.  Das  Denkmal  triigt 
das  \^:)llendungsdatum  1578  gleich    den  übrigen.    Aus 


CXL 


dierem  Grunde  —  er  lebte  noch  15S0  und  war  wie  feine 
Hriider  dem  lutherifchen  Glauben  zugewendet  —  fehlen 
bei  feiner  Grabfchrift  die  Sterbedaten  und  hinfichtlich 
feiner  zweiten  Frau  die  Infchrift. 

Eine  felbfl  nur  oberflächliche  Befichtigung  des 
Monuments  lehrt,  dafs  die  Sculpturen  aus  ein  und  der- 
felben  Künlllerhand  hervorgingen,  oder  doch  in  der- 
felben  Werkltatte  gcfchaffen  wurden.  Ks  ill  klar,  dafs 
Chriftoph  von  Althan  für  fich  und  feine  andern  Brüder 
die  Grabmale  bei  einem  Künftler  und  zwar  mit  Rück- 
ficht  auf  die  Vollendung  der  Reliefs  bei  einem  bedeu- 
tenden beftellte,  der  fie  im  Jahre  1578  fertig  machte. 
Nun  ift,  wie  Freiherr  von  Sacken  berichtete,  feftgeftellt, 
dafs  Alexander  Colins,  der  berühmte  Künftler  der 
Marmor-Reliefs  am  Maufoleum  Max  I.  in  der  Hof- 
kirche  zu  Innsbruck,  am  22.  December  1577  drei  Epi- 
taphien für  einen  Herrn  von  Althan  den  Bildhauern 
Dominic  de  Tarent  und  Franz  Perwon  in  Innsbruck 
zur  Fertigftellung  übergab.  Es  fcheint  daher  um  fo 
weniger  zweifelhaft,  dafs  dicfe  Sculpturen  aus  Colins 
Werkflättc  flammen,  als  auch  der  Kunft-Charakter  der 
letzteren  mit  Werken  Colins  auffallig  übereinftimmt 
und  fie  aus  Tyroler  Marmor  angefertigt  find. ' 

Ferner  ift  noch  ausführlicher  zu  erwähnen,  dafs 
Grabmal  des  Ouintin  Leo  Freiherrn  von  Althan,  eines 
Sohnes  Chriftophs.  Es  ift  in  einer  ähnlichen  Weife,  wie 

•  S  Wiener  Zeitung  12.  Ociober  iSSi. 


das  feines  Vaters  componirt.  Auch  hier  ein  Mittcl- 
bild,  Relief  in  weifsem  Marmor,  Chrifti  Himmelfahrt 
vorftcllend,  darüber  unter  einem  Rundbogen  die 
Wappen  der  Althan,  Stubenberg,  Strcin  und  Thurn. 
Rechts  des  Mittelbildes  die  Geftalt  eines  knieenden 
Ritters,  links  drei  kiiiecnde  Frauen,  zwei  davon  zu  Haupt 
mit  f,  ebenfalls  Reliefs,  doch  fammtlich  weit  geringer 
in  Conception  und  Technik.  Die  Unterfchriften  fagen, 
dafs  Freiherr  Ouintin  von  Althan,  Erpawer  (?]  diefer 
Kirchen,*  geb.  6.  Mai  1576,  f  12.  Auguft  1634,  Frau 
Efther  Sufanna,  eine  geborne  von  Thurn  und  Katharina 
von  Stubenberg  hier  begraben  liegen  und  die  dritte 
Frau  Anna  Katharina  Wittieb,-'  geborne  Freiin  von 
Streun,  noch  am  Leben,  die  diefes  Epitaph  ircni  libftcn 
herrn  fee.  zu  ehliche  lieb  vnd  gedachtnufs  hat  machen 
laften  und  ift  auch  gefetzt  worden  den  12.  apr.  ao  1636. 
Die  übrigen  Monumente  find  gewidmet  den  Chrift  . 
Johannes  und  feiner  zweiten  Gattin,  der  Anna  Therefia 
geb.  Gräfin  v.  Lamberg,  f  1684,  dem  Gundakcr  Grafen 
Althan,  f  1747  und  feiner  Gattin  Maria  Wilhelmine 
geb.  V.  Althan,  ohne  Sterbedatum,  dann  dem  Ouintin 
Erasmus  Grafen  v.  Althan,  die  Grabtafeln:  dem 
Chriftoph  Johannes  f  1706,  Euftachius  f  1602, 
Wolf-Atchaz  f  1599  und  Vi£lor  f  1574. 

-  Wohl  nur  Ervvt-ilercr  untl  Ri-ftauralor  der   Kirche  unter  dem  die  drei 
Freiherrn. Monumente  aii^  ihrem  Zufammenhange  gehracht  wurden. 
^   Die  erfte  ftarb  1605,  die  andere  i6to,  die  dritte  165;^. 


REGISTER 

DER 

IN  DIESEM  BANDE  ANGEFÜHRTEN  PERSONEN-,  ORTE-  UND  SACHEN-NAMEN. 


Afritz,  Kirche,  LIII. 

/4//t-M/'«/y,  (Sachfen  )  Hüttenzeichen,  Taf.  21. 

Alterlhums-VeTe\n  zu  Wien,  79. 

Althan,  Grafen  d.  Freih.  v.,  CXXXIX. 

Altmünßer,  goth.  Ilüttenzeichen,  Taf.  9. 

—  TauffteiB.  XI. 
Ambras,  XIII. 

—  Oelbild,  63. 

—  Inventar,   XXX. 
//m*ra/"<-r-Sammlung  in  Wien,   Hamifch  Erz- 
herzogs Ferdinand  von  Tyrol,  XUI. 

Ampringen  Joh.  Cafp.  v.,  XII. 
Annaberger  Hütte,  42. 

—  Hüttenftreit,  108. 
Aquileja,  Funde,  CXXXII. 

—  Dom-Bild,  XIII. 

—  Staatsmufeum,  VII,  VIII. 
Arehäolog.  Unterricht,  LXXVI,  LXXIX. 
Archive  in  NiederOefterreich,  XVI. 
Archiv,  Ferfchnitz,  Xll. 

—  in  Gleink,  XVI. 

—  in  Hainfcld,  XIX. 


Archiv  in  Hohenberg,  XXII. 

—  zu  Hohenembs,  XVI. 

—  in  Innichen,  XVI. 

—  in  Inzersdorf,  a.  T.,  XXIII. 

—  in  Königftetten,  XXII. 

—  in  Korneuburg,  LXXIII,    LXXXI,  CIX. 

—  in  Krems,  CXXX. 

—  in  Kürnberg,  XXIII. 

—  in  Laibach,  XVI,  XCVI. 

—  in  Luftthal,  97. 

—  in  Mank,  CXXVIII. 

—  in  Markersdorf,  CXXVIII. 

—  in  Mautern,  XVIII. 

—  in  Überndorf,  CXXVIII. 

—  in  I'ichlarn,  CXXVIII. 

—  in  Purgftall,  CXXIX. 

—  in  RolTatz,  XIX. 

—  in  Ruprcchtshofen,  CXXX. 

—  in  St.  Leonhard  am  Forftc,  CXXVII. 

—  in  Spital  am  Pyrhn,  LXVIII. 

—  in  Steinakirchen,  CXXX. 

—  in  Traismauer,  XVII. 

—  in  Wilhelmsberg,  CXXX. 

—  das  gräfl.  Gallenherg'fche,  100. 


Arnoldflein,  Kirche,  I^V. 

Arnsdorf,  LXI. 

Atz,  Kunftfreund  von.  redig.,  7. 

Aujezd,  Funde,  LI. 

Augsburg.  Hüttenzeichen.  Taf.  25. 

Auffee,  goth.  Hüttenzeichen.  Taf.  9. 

—  Spital-Kirche,  XI. 
-4«/i«-Fragant,  Kirche,  XCII. 

B. 

Baden.  Schlofs,  Hüttenzeichen,  Taf   24. 
Bafel,  Hüttenzeichen,  Taf.  24. 
Bauhütten,  33. 

—  von  Bern,  39. 

—  von  Dresden,  42. 

—  von  Köln,  39. 

—  in  Kuttenberg,  XCIII. 

—  in  Prag,  42,  43,  104. 
-  von  Strafsburg,  39. 

—  von  Wien,  39,  42. 
Bautzen,  Ilüttenzeichen,  Taf.  23. 
Bayern,  Infpedlion  fürplaftifchc  Denkmale. 
Benjen,  Ilüttenzeichen,  Taf.  20 

—  Grabmale,  LXXV. 


CXLI 


Bericht  der  Central -Commilliun  über  ihre 
Tliätigkeit  im  Julire  iSSo,  I. 

ßciiian/in,  rüm.  l'uncic,  I.XXI 

Bcrthohlsdoif  bei  Wien,  golli.  lliiltenzeiclicii, 
Taf.  lo. 

Bilder  zw  St.  Lcuiiliard  in  dei  AljUi,  L'XVI, 

Bi/ihofßetten,  Grabhügel,  VII. 

BUiberg,  Kirclie,  LIII,  LV. 

Böhmen,  Griiber'b  miltelait.  Kuiill  iii,   0,  V, 

Bohuslavic,  Kirche,  XIV. 

Brancißeller  Chr.,  Maler,  Llll. 

Braunatt  am  Inn,  Hüttenzuieliun,  Taf.   19 

Bregenz,  Epona  Relief,  VII. 

—  röm.  Funde,  VII,  XLV. 
Ä/-/U-H£'f-- Urkunden  in  Laibach,  XCVII. 
Brunn,    St.    Jacobs  Kirche,    llütlenzcichcn, 

Taf.  16. 

—  Stadtthore,  XV. 

—  Siegel,  I.. 

—  Iliittenieichen  (Altbrünni,  Taf.  17. 
Brtinnccken,  Galerie  Vintlcr,  LXXXIll 

liildftock,  XIII,  CXXXllI. 
Brüx,  Kathhaus,  XIV. 

—  Iliittenzeichen,  Taf.  19. 
Ä«a^f/-Comite,  I. 

Budweis,  Hüttenzeiehen,  Taf.  20 

—  l'iariftenkirehe,  CIX. 
i>'K<- /6£7(/««(/tv-Thürme,  116. 
Bukovec,  Schlackenwall,  IX. 
Burgundifchen  Mefsornat,  Agraffen  zum,  1 19 

c. 

Calliano,  Sieg  von,  77 

Cameßna  v.,  Sanvittore  Alb.  f,  78. 

Carlon  Sebaftian,  52,  56,  57. 

Ca/iila  aus  der  Zeit  K.  Friedrich  III.,  09,  72. 

('(•//«Grabmal,  L. 

Charvatek,  Hüttenzeichen,  Taf.  19. 

Chorßühle  in  Ober-Vellach,  LXXXVII. 

Chrudim,  alte  Burg,  CVI. 

—  Kirche,  XIV,  CVI. 

—  Gitter,  LXVII. 

—  Gemälde,  CVI. 

diu,  rom.  Infchriften   und    Steine,   VII,    CI, 
CXXXIII 

—  LocalMufeum,  LXXIX. 

—  Grabmale,  LX.XIV. 

—  Chronik  von,  99. 
Ciltanuovij,  Thurm,  XIII. 
Cla/fierimg  von,  Denkmalen,  1,  4. 
Colins,  Alex.,  CXXXIX. 

Cöln,  Hüttenzeichen,  Taf.  20. 
Conßrvatoren,  4,  II. 

Corrcfpondenten  der  Central-Commiffiun,  III. 
Cofnic,  Funde,  CXXXII. 

D. 

Dachs  Chrifloph,  95. 

Dänemark,    Commiffion    für    Aufbewahrung 
der  Alterthümer,  i. 

—  Mufeum   für  nordifche    Altertliümer,    i. 
Z'c/iH-Rüthfelfer:  die  Baudenkmäler  im  Reg. 

Bez.  CalTel,  2. 
Denare,  Silber-,  90. 


/A«//i7(-AUenburg,  Grabungen,  VII. 
Oicx,  röm.  Infchriften,  VII. 
/iölliuh,  Kirche,  XCI. 

-    Iläufer,  XCII. 
Darnach,  Kirche,  XCI. 
Dresden,  Hütte,  42. 
Druckfehler,  KirchdoU  flalt:  Kiiduhauf,  auf 

S.  21. 
Dürer's  Schule  Gemälde  aus  -  in  Üiuiineck, 

LXXXIII. 
Diircnbcrg,  Funde,  XCIX. 

K. 

Ebenfurt,  reftfäule,  XI.  LXXIU. 
Ebriaeh,  Kirche,  CXVII. 
Eger,  Hüttenzeichen,  Taf.  20. 

—  Burg,  XIV. 
Eggenburg,  gemaltes  Haus,  X. 
Ehrenhaußn,     Eggenberger     Grab-Capcllc 

XII. 
Einersdorf,  Kirche,  LV. 
Eifenarbeiten,  mittelalterliche,  LXVI. 
EiJ'enkappel,  Kirche,  CXVII. 
Embs,  die  Herren  von,  CXXXVII. 
Embs,  Marc.  Sillicus  von,  CXXXVII. 

—  Cafpar  v.,  CXXXVII. 
Erberg  Daniel  v.,  96. 
Ernßbrunn,  Schlofs,  CXXIV. 

—  Kirche,  CXXVI. 

Erzherzog  Fevdindind  von  Tyrol,  58. 

—  Abbildung,  64, 

—  Karl  II.,  Maufoleum,  50. 
Epo na  KeXiaf,  in  Bregenz,  VII. 


Eeldbach,  ehem.  Franciscaner-Klorter,  XI. 
Feißritz  a.  d.  G.,  Funde,  XL  VI. 
Eerßehnitz,  Archiv,  XXII. 
Firthaler  Barth.,  XLIII. 
Flügel- K\\.a.x  in  Kefermarkt,  LX. 

—  M.  Geil,  UV. 

—  in  OberVellach,  XLIX,  LXXXVII. 

—  in  Rappersdorf,  LXXXIX. 

—  in  Rangersdorf,  XC. 

—  in  St.  Georgen,  LXXXV. 

—  in  St.  Martin,  LIII. 

—  zu  Schwaz  im  Kreuzgange,  CXIX. 
Franz  I.  von  Frankreich    angebl.    RüRungs 

theile,  68. 
Frankreich,    Generallnlpecflor    für    die    ge- 

fchichtlichen  Denkmale  Frankreichs,  i. 
Fragebogen    für  die  Kunft-Topographie,  10. 
Freiburg,  Hüttenzeiehen,  Taf.  25. 
Freimaurer,  36,  47. 

Freißngfche  Urkunden  in  Laibach,  XCVII. 
Freißadt,  Kirchen,  LX,  CXXXIV. 

—  Freske,  LXI. 

Freundsberg  Ulrich  v.,  Bifchof  von  Tricni,  76. 
Fresken  im  Freiftadt,  LXI. 

—  im  Donjon  zu  Friefach,  XII. 

—  in  IlalTelburg,  CXXXIV. 

—  in  Kirchbach,  XLIV. 

—  in  Laas,  XLIII. 

—  in  Mctnilz,  XIT 


Fresken  in  Millllatt.  XII 

—  in  Raifach,  XLIII. 

—  in  der  St.  Helena-Kirche,  XLIII. 

—  in  Schwcchat,  X. 

—  in  Terlan,  XII,  LXIII. 
Frtedland,  Sladtthor,  XIV. 
Friefach,  Donjon,  XII. 

— •  Grabmale,  92,  XII. 
FrohmUller,  Grabmale  der  Familie,  XLIII. 
Eufstotirnier,  62. 

.        G. 

Gars,  Bergkirche,  XI. 

üeheimßchriften,  27. 

Gekrönten  die  vier,  34. 

Geinhaufen,  Hüttenzeiehen,  Taf.  21. 

Gemoniea,  Grabungen,  VIII. 

Gefchenke  an  die  Central  ConimilTion,  V. 

Ghifi  Theodor,  53,  57. 

Gienzer  Jacob  v.,  Grünbüchl,  LXIX. 

Glasmalereien  in  St.  Helena,  XLIII. 

Gleink,  Archiv,  XVI. 

Glocke  alte,  LVI. 

—  in  Sagor,  LXV. 
Gnas,    Grabmal,  XI. 
6W((/<r/(w/r/ Sebaftian,  Meifter,  LI. 
Görz,  röm.  Mofaik-Fufsboden,  VII. 

—  Vortragekreuz,  CXXXIV. 
Gößing,  Ruine,  XI,  CXXXIX. 
Götfchenherg,  Funde,  C. 

Göttiveiif,     Aufftellung     des     Grabmals     des 

Bifchofs  Altmann,  X. 
Grabmal  des  Canonicus    IJriccius    l'aumgar- 

tinger,  95. 

—  des  Chrift.   Freih.     v.    Althan    u.   f.     w. 
CXXXIX. 

—  der  C.  Celtes,  L. 

—  des  Wolfgang  Chlelh,  XLVUI. 

—  des  Chriftoph  Dachs,  95. 

—  der  Herren  von  Embs,  CXXX. 

—  des  Gerold,  Bifchof,  93. 

—  des  Chr.  v.  Hohenburg,  XC. 

—  des  Andr.  v.  Hohenwarth,  LXXV. 

—  des  Andreas  Kettner,  95. 

—  des  Seb.  Kirchberger,  XLVII. 

—  des  Erasm.  Paumkirchner,  CVIII. 

—  des  Peter,  Bifchofs  von  Lavant,  94. 

—  des  Bernh.  Rotenflein,  CXV. 

—  des  Wolf  V.  Salhaufen,  LXXV. 

—  des  Rob.  v.  San-Sevcrino,  75. 

—  des     Bernhard     von     Scherffeiibcrg, 
CXXXVII. 

—  des  Schott,  CXXI. 

—  des  Thierflein,  Sigmund  von  Ebersdorf 
CXXVI. 

—  des  Chriftoph  v.  Zelking,  LIX. 

—  des  Veit  v.  Zelking,  LX. 

—  des  Zliraelfperg,  94. 

—  des  Seb.  Widninnnftetter,  LI. 
Grabßeine  im  Schlofse  Ernftbrunn  und  in  der 

Kirche,  CXXV,  CXXVI. 

—  in  Friefach,  92. 

—  in  Murftetten,  CXXXIX. 

—  in  Treffen,  LIII. 


CXLIJ 


Grahfitine  in  der  Kirche  zu  Vülach,  XLIV. 
—  mit  Hüttenzeichen,  iiö. 
CrahßjtU  ici  Grafen  Thürheim.  LIX. 
Graäo,  Bafilica,  XUI,  XL  VI. 
Grafendorf,  Kirche.  XLIII 
GranUfckep.  Funde,  LXXX. 
Grat    Antiken-SammluDg,  XI. 

—  DombiKl,  XI. 

—  Rcftaurirung  des  Domes.  XI. 

—  Schatz-,  Kunft- und  Rüftkammer,  XXXIV, 
XCVIII. 

—  Hüttenzeichen.  Taf.  20. 
Graus,  Kirchenfchmuck,  7. 
Greifenßcin,  XXI. 

Gritier  Baltb.,  Maler,  53,  56,  57. 

Griesfeck,  Florian  von,  17. 

Grofpenflciii,  Burg.  LXXXVIli. 

Cnyi-Trebefov,  Kirche,  XV. 

Grottenegg,  die  Grafen,  LIII,  LIV. 

Grueier ;      die     Kunfl    des    Mittelalters     in 

Böhmen,  6,  V. 
Gurt,   Gerald  Bifchof  v.,  93. 
GutUnJlein  (Kärnten),  Kirche,  LIX. 


H. 


Haag,  Kellaurirung  der  goth.  Pfarrkirche,  X. 
Hainfelä,  Archiv,  XIX. 

Halt,  zwei  alte  BroceRelief  mit  Vorflellun- 
gen  des  Salzftollen-Einganges,  IX. 

—  Goldfchmiede-Arbeiten.  XIII. 

—  röm.  Funde,  VII. 
HalUin.  Funde,  XCIX. 
Hanus,  Baumeifter,  XCIII. 
Hardenburg,  Hüttenzeichen.  Taf.  20. 
Harnifch  für  den  Feldgebrauch,  59. 

—  für  den  deutfchen  Fufskampf,  60. 

—  des  ErzherzogFerdinand  von  Tyrol,  58. 
Halfelburg  die,  CXXXIV. 
Heiligenkreuz,  79. 

Hof  Kirche,  'LW. 

Hofgaßein.  goth.  Hüttenzeichen,  Taf.  9. 

Hofmann  Veit,  LI. 

Hohenems.  Archiv,  XVI. 

Hohenberg,  Archiv,  XXII. 

Hchcnburg.  Chriftoph  v.,  Grabftein,  XC. 

Hohenfurt.  Hüttenzeichen,  Taf.  19. 

Hohenmauth,  Kirche,  XIV,  CVI. 

Hohanuarth.  Andreas  v..  LXXV. 

Hohklai.  Heidengräber.  CXXXI. 

Hradüte.  Gräber,  LI. 

Horovtc.  Wallburg,  IX. 

Hünntngräher  bei  Granicfchefli.  LXXX. 

Hütte  in  Prag.  XCIV. 

Hüttenbriider,  45. 

Hüttenbtittd,  dcutfch.  35. 

Hüttenordnungen ,  1 1 1 . 

—  von  Strafsburg,  39. 
Hüttenßreite,  40,  108. 
Hüttenzeichen  mit  geom.  Charakter,  110 

—  Altmünfter,  Taf.  9. 

—  in  Augsburg,  Taf  25. 

—  Auffee,  Taf.  9. 

—  Schlols  Baaden,  Taf.  24. 


HütteHzeitken    in  Bafel,  Taf.  24. 

—  in  Bautzen,  Taf.  23. 

—  in  Bcnfen,  Taf.  20. 

—  Berlholdsdorf,  Taf.  10. 

—  in  Braunau,  Taf.  19. 

—  in  AltBrünn,  Taf   17. 

—  St.  Jacob  Brunn,  Taf.  lO. 

—  in  Brüx.  Taf  19. 

—  in  Budwcis,  Taf.  20. 

—  in  Charvatek,  Taf.  19. 

—  in  Cöln,  Taf.  20. 

—  in  Eger,  Taf.  20. 

—  Freiburg,  Taf.  25. 

—  in  Gaftein,  Taf.  9. 

—  in  Graz,  Taf.  20. 

—  in  Hardenburg.  Taf.  20. 

—  in  Hollenfurt,  Taf.  19. 

—  in  Iglau,  Taf.  19. 

—  in  Kpfcrmark,  Taf.  23. 

—  in  Kafchau,  Taf.  23. 

—  in  Kirchdrauf,  Taf.  21. 

—  in  Klingenberg,  Taf.  18. 

—  in  Kolin,  Taf.  18. 

—  in  Krumau,  Taf.  19. 

—  in  Kuttenberg,  Taf.  10. 

—  in  Laun.  Taf  19. 

—  in  Leitmcritz,  Taf.  19. 

—  in  Maria  Feucht,  Taf.  19. 

—  Okulusna,  Taf.  21, 

—  l'etfchau,  Taf.  20. 

—  in  Pirna,  Taf.  24. 

—  in  Prag,  Taf  11  —  15. 

—  in  Sachfen-Altenburg,  Taf.  21. 

—  in  Salzburg.  Taf.  20. 

—  in  Speier,  Taf.  23. 

—  in  Tarvis,  Taf.  20. 

—  Thaun,  Taf.  24. 

—  in  Villach,  Taf.  20. 

—  Wartburg,  Taf.  21 

—  in  Weil,  Taf.  23. 

—  in  Wien,  Taf.  1—9. 

—  Wiener  Neuftadt.  Taf.  6. 

I. 

faegerndorf,  Schhickenburg,  IX. 
yaromir,  Urnenfund,  IX. 
faroslau,  Privatgebäude,  LXXII. 
Jedenfpengen,  goth.  KircheRellaur.,  X. 
Jenny    Sam.    erhielt     das     Ritterkreuz     des 

Franz  Jofeph-Ordens,  VI. 
Jefupol.  Gemälde,  XV. 
Iglau,  Hültenzeichen,  Taf.  19. 
Jicinives,  Funde,  XCIX. 
Initiale,  U.,  CIX. 
Innichen,  Archiv,  XVI. 
Innsbruck,  Ilofkirche,  CXXXIX. 
Inventare  der  Arabrafer-Samnilung,  66, 
Inventar  von  Kirchengeräthen,  LXXIII. 
Inzcrsdorfa.   T.,  Archiv,  XXIII. 
Jochenßein  präh.  Funde.  VU,  LXXI. 
Jofephßadt,  präh.  Funde,  LXXX. 
Italien,    Commiffione  confervatrice    confulta- 

tive.  1. 


K. 

Kahdeho  Heinr.  f,  LH. 

Kacerov,  Schlofs,  17,  XV. 

Kamine  im  Schlöffe  Kacerov,  21,  23. 

Karl  II.  Erzherzog,  fein  Maufoleum,  50 

Karner  in  Maria  Geil,  LIV. 

—  in  Sl.  Michael  a.  d.  D,,  LXI. 

—  in  St.  Georgen  a.  S.,  LXXXV. 
Kafchau.  Hüttenzeichen,  Taf.  23. 
Katouc,  Hohlen,  IX. 
Kcfermarkt,  Kirche,  LIX. 

—  Hütlcnzeichen,  Taf.  23. 
~   .altes  Schwert,  CIV. 

Kelch  in  Eifenkappel,  CXVIU. 

Kvltifche  Münzen,  88. 

Kcutfchach.  Kirche,  LXXXVI. 

Kheltner  Andreas,  95. 

Khucrritz  Chrifloph  v.,  LH. 

Kirchbach,     Kirche      und     Friedhof-Portal 

XLIV. 
Kirchberger  Sebaflian.  XLVII. 
Kirchdrauf,  Hüttenzeichen,  Taf.  21. 
Kürnberg ,  Archiv,  XXIII. 
Klaus,  Teidingbuch.  LXX. 
A7<7n  Skalic,  Urnenfund.  IX. 
Klingenberg,  Ilüttenzeichcn,  Taf.  18. 
Klomin,  Gemälde,  XIV. 
Kloßerneuburg.    Relief    im    Kreuzgange,  79, 

XLVIII. 

—  Grabmale,  XLVIU. 

—  Reliq.  Sarg  des  heil.  Leopold,  LI,  CIX. 
CXXXVII. 

—  röm.  Gräber,  CXXXU. 
Koblach,  Funde,  VII,  XLV. 
Kolin,  Hüttenzeichen,  Taf.  18. 
KönigsV,\\o\.\.^,  Funde,  LXXX. 
König/leiten,  Archiv,  XXII. 
Korneuburg,  Archiv,   LXXIII,  LXXXI,  CIX. 
Kötfchach,  Kirche,  XLHI. 

Krakau,  EnuneramsCode.x,  XVI. 
Krakau,  Tuchhalle,  W. 

—  Florians-Kirche,  82. 

—  Johannes-Kirche.  XV. 
Kratoclnuil,  Schlofs,  XIV. 

Kraus,    Kunft-     und     Alterthum     in     Elfafs- 

Lothringen,  3. 
Krems,  Archiv,  CXXXI. 
Krumau,  Hüttenzeichen,  T.af.  19. 
Krypta  in  OberVellach,  LXXXVI. 

—  in  Liefcha,  LVII. 
Ktinßtopographie,  Comite  für  öfterr.,  I. 

—  in  Oefterreich,  i,  5,  IV,  VI. 

—  Nieder-Oefterr.,  VI. 

—  Salzburg,  VI. 

—  Kärnten,  VI. 
Kurzweil.  Schlofs,  XIV. 

Kuttenberg,  Barbara  Kirche,  XV.  XCIII. 

—  Hütte,  XCIII. 

—  goth.  Hüttenzeichen,  Taf.  10. 


Laas,  Kirche,  XLIII. 

Laibach,  arcliäol.  Unterricht,  L.XXVI. 


CXLIll 


Laibach,  Archiv,  XVI,  LH.  XCVI, 
Lambrechtsberg.  röm.  Infchrift    C,  CI. 
ZnnaVi^jfKa't' vonNiederofleir.,  \'erein  fiu,  5 
Lang  V.  Wellenljurg.  XLIX. 
Langegg,  Kirche,  XI. 
Laufbergir  Ferd.   f,  CX 
Latin,  Bened.  v.,  XCIV. 
—  Hüttenzeichen,  Taf.  19. 
Lauterach,  Münzenfund,  87,  VII. 
Lavant  Peter,  Bifchof  von,  94. 
Liitmcritz,  Hüttenzeichen,  Taf.  19. 
Lichtfirwald,  Lutherifche  Keller,  XII. 
Z/iZ/Math.,  von  Myslov,  XCV. 
Lienz,  röm.  Funde,  CI. 
Liefcha,  Kirche,  LVI. 
Ließng.  Kirche,  XLIII. 
Limburg.  Hüttenzeichen,  Taf  20. 
Lißa,  röm.  Funde,  VIII 
LiUrattir  über  Steinmetz-Zeichen,  106. 
Lorc/i.  Graljmal,  CXXXVI. 
Lots.  Kunfttopographie  von  Deutfchland,   2, 
Lucas  Seen,  Hoffchlofier,  57. 
Luggau.  Kirche,  XLIV. 
Lußthal  bei  Laibach,  96, 

M. 

Magdalenaberg,  röm.  Stein,  CI 
Mank,  Archiv,  LXXVIII 
Marburg,  archäol.   Unterricht,  LXXIX. 
Maria  Geil,  Kirche.  LIV. 

—  Feucht,  Hüttenzeichen.  Taf   19. 

—  Dorn,  Kirche,  CXVIII. 

—  Neuflift,  Kirche,  LXXIU. 
Mariniano.  röm.  Statuen,  VII. 
Marki-ti  als  Steinmetz-Zeichen,   116. 
Markersdorf,  Archiv,  CXXVIII. 
Marmor  Jofeph,  55. 

Mauthen,  Kirche,  XLIII. 

Medaille  auf  Karl,  IV,  XIV. 

Meilenßeine.  röm.  in  Salzburg,  CXI. 

Meran.  Fürftenburg,  XIII, 

Metznitz.  Fresken.  XII. 

Michelßetten,  Schlofs,  CXXVI. 

Millßatt.  Fresken,  XII. 

Mitglieder  der  Centr.-Comm.,  1880,  I. 

Mitkoff.  Kunftdenkraale  im  Hannoverifchen,  3. 

Mödling,  Reflaurirung  der  Kirchen,  XI. 

MonfaUone.  röm.  Stein,  VIII. 

Monßratize,  goth.  in  Ob.-Vellach,  LXXXVIII. 

—   goth.  in  Villach,  XLV. 
Mofaik,  in  Parenzo,  CXIII. 
Miihlfrauen,  Fresken,  XV. 
Münichreuth,  Kirche,  X. 
Münzen,  keltifche,  88. 
Münzen/und  bei  Lauterach,  87. 
Murßetten,  CXXXIX. 


Neuhaus.  Fresken,  XIV. 
A'eußadt  a.  d.  M.  präh.  Erdwerke,  I.\ 
Nicolaus,  Kaumeifter,  XCV. 
A'7><7',-;--Oeflerreich,  fiehe  Topographie  Weg 

weifer,  Landeskunde. 
Niederranna,  Graljmale,  LI 


Nintburg,    Dominicanerklofter    Gebäude, 
XIV. 

(). 
Oberloibach,  Kirche,  LV 
Oberndorf,  Archiv,  CXX\TII. 
Oto--Vellach,  Kirche.  LXX.WI. 
Okulu/na,  Hüttenzeichen,  Taf.  21. 
Orden  vom  goldenen  Vliefs,  119. 
Offero,  Funde,  CXXXII 


Pamatky,  arch.  a  mifto,  i>. 
Pancova,  Alterthümer.  IX. 
Parenzo,  Dom,  CXII. 

Paris,    Pferdeharnifch  der   Rüflung    Erzher 
zogs  Ferdinand  von  Tyrol,  68. 

—  Mufee  d'Artillerie,  63. 
Pafßonsfpiele,  CX. 
Pawngartinger  Briccius,  95. 
PauMgarlner,  Meifter,  LI,  CX,  CXX.WIII. 
Paumkirchner,  Erasm.  und  Anna,  CVIII. 
Pechlarn,  Archiv,  CXXVIII. 

Pernegg,  Karner,  L 

Perfenbeug,  Pranger,  LI. 

Petronell,  Grabungen,  VII. 

Pet/chau.  Hüttenzeichen,  Taf  20. 

Pfannberg,  Ruine,  röm.  Infchriften,  VII,  .\II. 

Pfaundorf  Kirche,  CXVI. 

Pietrapiana  Georg  v..  7Ö. 

Pilfen,  Erzdechantei-Kirche.  XIV. 

—  Renaiffance-Portal,  XIV. 
Pirk,  Kirche,  LXXXVI. 
Pirna,  Hüttenzeichen,  Taf  24. 
/■/«»Vs-Gemälde,  X\'. 
Plattner-Ze.ichen,  61. 
Pleßvez,  Wallburg,  IX. 
Pleßvec,  Funde,  XLV. 

Pluviale  aus  der  Zeit  K.  Friedrich  III    69,  73. 
Pockhorn,  Kirche,  XCII. 
Podgradje,  Grabungen,  VIII. 
Podgoriach,  Kirche,  LXXVII. 
Pola,  Funde,  XLVI,  LXXII 

—  röm.  Scupituren.  \'II 
Pollein.  Kirche,  LVI. 
Porta  Joh.,  56. 

Prag,  Dom,  XIV. 

—  Dom-Gitter.  LXVII. 

—  Dom,  goth.  Hüttenzeichen,  Taf.  11     12. 

—  Carolinum,  XLVIII. 

—  Pulverthurm  Zeichen,  Taf.  15. 

—  Strahow  Gitter,  LXVII. 

—  Emaus-KIofter,  LXXIX. 

—  Vyfehrad,  Martins-Capelle,  XIV. 

—  Säule  an  der  Karlsbrücke,  goth   Hütten- 
zeichen, Taf  14. 

—  Brückenthor-Zeichen,  Taf   15. 

—  Karlsbrücke,     goth.     Hüttenzeichen, 
Taf.  14 

—  Hütte,   42,  43. 
Prevali,  Kirche,  LVI. 
Prangir  in  Perfenburg,  LI. 

/'/v«^,-«,  Centr.-Comm.  fürKcnftdenkmale.  i. 
Prießer.   Seminare,   archäol.    Unteiricht,  XI. 


Pl'imislaus,  Herzog  von  Schlefien,  LXXXH' 
Pürgg,  Kirche,  CIV. 
Purgflall,  Archiv,  CXXIX. 
Putna,  Klofter,  X\'. 

R. 

Rabenhaupl,  de  Souches  Cafpar,  CIX 

Radoufch  M.,  Maler.  CVI. 

Ragufa,  Dom.  Klorter,  CXXXIX. 

Raifach,  Kirche,  XLIII 

Rangersdorf,  Kirche,  XC. 

Rappersaorf  Kirche,  LXXXIX. 

Rahna  Lud.  K.  v.,  XC\". 

RedadionsQomxXf:,  I. 

Rtgensburger  Hüttenflreit,  109. 

Rejfek  Math.,  XCIV. 

/("«(/i'fcher  Stammbaum,  CXXVII. 

Reßaurirung  alter  Bilder.  Comite  für,  I. 

Retz,  Wappen-Relief,  LI. 

Rheinthal,  Kirche,  XC. 

Rinl'cnbeig,  Kirche,  LVI. 

Rinkolach,  Kirche,  LVI. 

Riva,  Kirche  dell'  inviolata,  CVII. 

Röm,  Ziegelofen,  LXII. 

Römerßraße  bei  Villa  Vicenti  na,  L.XXII 

—  bei  Bregenz,  90. 
Römer'doeg  bei  Tai  nach,  C. 

—  in  den  Tauern,  CXI. 
Rofenthaler,  CXXI,  CXXI\'. 
Roffatz,  Archiv,  XIX. 
Rotnßein,  Bernhard,  CX\". 
Rudolph  IV.,  neue  Urkunde  von    LH. 
Runkelßein,  Ruine,  XIH. 
Ruprechtshofen,  CXXX. 

Riißung  Erzherz.  Ferdinands  von  Tyrol,  58. 

S. 
Sacraments-Wi.\xiQ.\\^n  in  Laas.  XLIII. 

—  Häuschen  in  Zumberg,  CVII. 
Säben,  die  Baulichkeiten  in,  XH. 
Sagor,  Glocke,  Grabmal,  CXV. 

—  Kirche,  XCH. 
Sagrad,  Kirche,  LVI 
Sagritz,  Kirche,  XC. 
Salcano,  griech.  Infchrift,  VIII. 
Salhaufen  Wolf  v.,  LXX\'. 
Salona,  VTII 

—  röm.  Infchriften,  XXHI. 
Salzburg,  Hüttenzeichen,  Taf.  20. 

—  Mufeum,  LXXVIII. 

—  Mufeum,  röm.  Meilenftein,  CXI. 
Sammelßeine  mit  Hüttenzeichen,  115. 
St.  Andre  in  der  Ebene,  Kirche,  CXVI 
St.  Bernardin,  röm.  Funde,  CIU. 

St.  Georgen  bei  Villach,  Kirche,  LIU. 

—  am  Sandhof,  Kirche,  LXXXV. 

St.  Heinrich  im  Gereuth.  Kirche.  LIII. 

St.  //elena-K'nche,  Kärnten,  XLIII 

St.  Jacob  in  Galizien,  CXVII. 

St.  Johaiin,  bei  Villach,  LIII. 

St.  Leonhard  3.m  Forde,  Archiv.  CXXVII. 

—  in  der  Abtei,  CXV. 

St.  Lorenz  im  Lefachthale,  Kirche,  XLIV. 
St.  .Martin.  Kirclie.  LIII 


VIL  N.  F. 


CXLIV 


St.  .VicAacl.  Kirche  i Kärnten.,  LVI. 
—  an  d.  Donau.  LXI. 

Sl.  /V/^ramWallers)  erge.rö.  Inichriflen,  VII. 

St.  Pollen,  Diöcefan-Mufeum.  XI. 

Sr.  Ruprecht  am  Moos,  LIV. 

St.    Valentin,    Reftaurirung    der   y^yh.    Pfarr- 
kirche. X,  XXVI.  CIV. 

St.  reit  in  Mühldorf.  Kirche.  LXXXIX 

San/e-^uriitc  Rab.  v.,  75. 

Santa  Lucia.  Grabungen.  VIll. 
Seartieningen  in  den  k.  k.  Aeni'.ern.  XVI. 

Scherffenberg  Bernhard  v..  CXXXVI. 

Schiltemiorf.  Kirche.  L\'I. 

Schlaeten-.i.'älle,  IX. 

Schöniach.  Flügel- Altäre,  .\.  XI 

Schorel,  Maler.  XLIX. 

Schon,  Grabmal  des,  CXXI. 

Schrenckh  von  Xotzingen  Jac.  63. 

Schiietes,  röm.  Infchriften.  VII. 

Schurff,  Die  Freih.  v.,  XLVIII. 

Sch:L-a-,  Klofter,  CXIX. 

Schzvechat  (Kein-),  Fresken,  X. 

Seen  Lucas.  57. 

Seienicc,  Dom,  XIII. 

Seikau.  Maufoleum  d.  Erzherzogs  Karl,  50. 

Seltjchach.  Kirche.  LV. 

Seu/enhoßr  ]ÖTg.  58.  62. 

5/Vf *•/ mährifcher  Gemeinden,  XV. 

—  der  Stadt  Brunn,  L. 

—  der  Stadt  Tachau,  LXXVI,  LXXVII. 

—  der  Stadt  Villach.  XLV. 
Simeniior/ Piofper  und  Joachim  v.,  CXXV. 

—  Rudolph  V.,  CXXVI. 
Sittersdorf,  Kirche,  CXV. 

Skobiel/ky  P.,  XCVIII.  | 

Smiric,  Heidengräber,  CXXXI. 
S;alato,  Dom.  VUI,  CIV. 

—  röm.  Wafferleitung,  VIII, 

—  Loggi.i,  vm. 

Speier,  Hüttenzeichen.  Taf.  2j. 

Spital  am  Pyrhn,  LXVIII. 

Stall,  Kirche,  XC. 

Staudach.  Grabmale  der  Familie  XLIII. 

Steinakirchen.  Archiv.  XVI,  CXXX. 

—  Archiv  der  deutfchen  Bauhütte,  31. 

—  die  urkundlich  erwiefene  Gefchichte  der 
deutfchen  Bauhütte,  36. 

—  die  Tradition  der  deutfchen  Bauhütte  i^. 

—  AflFeclions-Zeichen,  27. 

—  Bau-Corporationen  im  Allgemeinen,  29. 

—  Geographie  der  deutfchen  Bauhütte.  39. 

—  Nützlichkeits-Zeichen,  26, 

—  Rituale  der  deutfchen  Hütte,  44. 

—  Refultate  der  deutfchen  Bauhütte,  47. 

—  Studien.  26. 
Steinmetzzeichen  im  Allgemeinen,  105. 
Sterbefdlle  im  Perfonale  derCentr.-Comm.,  V. 
Stollhofen.  Kirche,  LXXXVIII. 
Stockerau   Kleinodien,  LI.\. 
Szereth.  Funde,  IX. 

T. 


'    Tar-.is,  Hüitenzeichen,  Taf.  20. 
I   Taufflcin  m  Sittersdorf,  CXV. 

Technik  der  Hüttenzeichen,  III. 

Teichl.  Kirche.  XCII. 

Teidingbuch  von  Klaus,  LXX. 

Terlan.  Fresken.  LXIII. 

—  Kirche.  XII. 

Tefchen.  präh.  Funde.  LX.\.\I. 

—  Dominicanerklofler.  LXXXI, 
Thann,  Hüttenzeichen,  Taf.  24. 
Thiirheim,  Grafen,  LIX. 
Tobelbad,  Tumulus,  VII. 
Todtenleuchte.  LXI. 

Tokifle,  Paramente.  69. 
7(i//«-Induftrie  ältere,  LXXVIII. 
Topographie  von,  Nieder-Oefterreich,  6. 
Traismaiicr,  Archiv.  XVII. 
Tramin,  Thumi,  XIII,  LXXIX. 
Traunkirchcn,  Refedorium-Thüre,  .\I. 
Trcbefov,  Kirche,  XIV. 
Treffen,  Kirche,  LIII 
—  röm.  Steine.  XLVI, 
Tricnt.   Grabflein   des  Robert  v.  San  Seve- 

rino.  75. 
Trsc,  Urnenfeld.  LI. 
Trüber  Primus,  XCVI. 
Truher  Felician,  XCVI. 
Ttirkenfahne  in  Wiesnicz,  XV. 
Tyrol.  Schlofs-Capelle,  XIII,  LXXIII 

U. 

Uhr  der  Freiherren  v.  Schurff,  XLVIII. 
Ußijt,  Königshügel.  IX. 
Unterloibach,  Kirche.  LVI. 
Unterricht,  archäol.,  LXXVI,  LXXIX. 
Untertauern,  röm.  Strafse,  CXI. 
Untersberg,  Funde,  C. 


V, 


Vellach,  OiJi-;- Kirche  und  Flügel-Altar,  XLIX. 
Verda  Marco  Andrea,  55,  57, 

—  Alexander,  54,  57, 
Viilring,  Glasgemälde,  XII, 
Vilefse,  Römerftrafse,  LXXII. 

—  Funde,  LXXII. 

Villach.  Hüttenzeichen,  Taf.  20. 

—  Kirche,  XLIV, 

—  Siegel,  XLIV. 
Vincc,  Kirche,  XIV. 

Vintlcrs  Galerie  in  Bruneck,  LXXXIII. 
Viriinum,  Grabungen,  L.XXIX,  L.XX.XL 


Tachau,  LXXVI. 
Tainach.  Romerweg.  C 


w, 

Wackelßeine,  IX. 
Waggendorf,  Kirche,  LVI. 
Wagflädtl,  Wallburgen,  IX. 
Waidhofen  a.  J.,  Kirche,  CV, 

—  .Monftranze,  LI,  CV, 

—  Reftaurirung  der  goth.  Pfarrkirche,  X. 

—  a   T.  Grabmal  des  Leonh.  Paumann,  X. 
Wttlachifch-Me/crilfch,  Gitter,  LXVII 


tVall/chanzen  in  K.irnten,  LXXVII 
Wappen  von  Ampringen,  Xll. 

—  der  Kirchberger,  XLVIl. 
I     —  des  Veit   Hofmann,  LI. 

—  der  Hohenbur;:,  XCI. 

'     —   der  Lang  v.  Wellenburg,  XLIX. 

—  des  Miffendor(,  XLVIL 

—  im  Kreuzgange  zu  Sehwaz,  CXI.\ 

—  Philipp  I.  von  Spanien  als  4.  Souverain 
des  Vliefs-Ordens,  120. 

Wartburg.  Hüttenzeichen,  Taf.  21. 
Wartmannßetlcn,  röm.  Ziegelofen,  LXII. 

—  röm.  Funde,   VII. 

Weg-Meijer,  archäol,  durch  Nied.-Oeflerr.  5. 

Weng,  Fund,  LI, 

Wien,  Pläne  der  Stadt,  von  Camefina,  81. 

—  St.    Stephanskirche,  Refte  alter   Altäre 
auf  der  Empore,  X,  XLVHL 

—  St.  Stephanskirche,  IX,  CXXXIX. 

—  St.  Stephan.  Capiftrankanzel,  X. 

—  goth,    Hüttenzeichen   bei   St,   Stephan, 
Taf.  I,  2,  3,  4,  5. 

—  Celles  Grabmal,  L, 

Wien,  Ambrafer-Sammlung.   58,   Ö3,  64,  66, 
119,  XIII. 

—  Grabmal  des  C.  Celles,  L. 

—  Kirche    am   Hof,   goth,   Hüttenzeichen 
Taf.  6. 

—  Minoritenkirche,   goth.    Hüitenzeichen, 
Taf.  7. 

—  Maria   Stiegenkirche,     goth.     Hüiten- 
zeichen, Taf.  8,  9. 

—  Peftfäule  am  Graben,  X. 

—  Brunnen  im  Fifchhofe,  X. 

—  Landhaus,  RenailTance-Ofen,  X. 

—  Margarethenhof,  X. 

—  Rennweg-Cafernenbau.  VII. 

—  Allerthums-Vereins,  79. 
Wiener  Hütte,  42, 

fF«V»<';'-Neufladt,  goth,  Hüttenzeichen,  Taf.  o. 
Wildon,  röm.  und  präh.  Funde.  VII, 
Wilhelmsburg.  Archiv,  CXXX. 
Wilhering,  Grabmale.  XLVIL 
Wisnicter  Kirche,  Türkenfaliiie,  XV 
Wörgl,  präh.  Funde,  VII. 
Wurmlach,  Kirche,  XLIII. 


Zabellic,  Kirche.  XU'. 
Zales,  Kirche,  XIV. 
Zalcslic,  Flügel-Altar,  XIV. 
Zamelsberg .  Familie,  94.  - 
Zara,  Relief,  XIV. 

—  St.  Donato-Kirche,  IX. 
Zeichen  von  Familien,  27. 
Zclking  Chrift.  V.,  LIX.  CIV. 

—  Veit  von,  LX,  CV. 
Zicgclofen,  rOm.,  LXII. 
Zlimelsperg,  Grabmal,  99. 
Zlonic,  Heidengrab,  IX. 
Znaim.  Heidentempel,  XV. 
Zollfeld,  Grabungen.  LXXIX    LXXXI 
Zumberg,  Capelle,  CVH. 


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