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THE J. PAUL GETTY MUSEUM LIBRARY
MITTHEILUNGEN
DER
K. K. CENTRAL-COMMISSION
ZUR
EEFORSCHÜNCt und ERHALTUNCt der KÜN^T- und historischen DENKWALE.
HERAUSCEQEBEN UNTER DER LEITUNG
SKINKR EXCl'I.I.KNZ DKS l'HÄSIDKNTKN DIESEK COMMISSION
D"^. JOSEPH ALEXANDER FREIIIERRN VON HELFERT.
VII. J A 11 K G A N G.
NEUE FOLGE
UEK MITTHi:U,UNGKi\ DER K. K. CENTKAI--C0MMISS10N ZUR KRFORSCHÜNÜ U.NU ElUlAl.TL'.Nli VON B.\UD1;NKMALEN.
REDACTEUR; D". KARL LIND.
WIEN, i88[.
IN COMMISSION BEI KARL GEROLD'S SOHN
AUS DER K. K HOF U.NU ST-A^ATSDRUCKKRlil
THEJ. PAUL GETTY CENTER
UBRAStY
INHALT
DES VII. BANDES DER MITTHEILUNGEN.
Seit«
Oefterreichifchc Kunft-Topographie. Von Freiherrn von Helfert I
Schlofs Kacerov in Böhmen. Vom Correfpondenten C. Lauh'l. (Mit 13 Text-llluftrationen) 17
Studien üher Steinmetz-Zeichen. I. Vom k. k. Profeffor Franz Rziha 26
Das Maufoleum des Erzherzogs Karl II. von Steiermark in Sekkau. Von Johann WaftUr. (Mit 2 Tafeln) 47
Ein Ilarnifch Erzherzogs Ferdinand von Tyrol in der Ambrafer Sammlung. Vom Cuftos Wendelitt Bocheivt in Wien. (Mit 3 Tafeln) . 58
I'luviale und Cafula Kaifer Friedrich III. Von Dr. Florian Romer. (Mit 3 Text-llluftrationen.) 68
Der Grabftein des Robert von Sanseverino im Dom zu Trient. Befprochen von jfohatin Newald 75
Albert Camelina Ritter von San-Vittore. Von Dr. K. Lind ^%
Der Altar St. Johann des Täufers in der St. Florians-Kirche zu Krakau. Von Dr. Theophil Zebrawski. (Mit 3 Text-Illullralionen) ... 82
Die Milnzenfunde bei Lauterach (Vorarlberg). Von Dr. S. Jenny. (Mit 3 Text-llluftrationen) 87
Grabfteine der chriftlichen Zeit zu Friefach in Kärnten. I. Von Leopold v. Beckh-Widmanßetter 92
Die Sammlung des SchliilTes Luftthal bei Laibach. Von Dr. A. Lnfchin v. Ebengreuth 96
Studien über Steinmetz-Zeichen. II. Von k. k. Profeffor Franz Riiha. (Mit 28 Tafeln) 105
Die Pluviale-Agraffen des Toifon-Mefsornates. Von Dr. Ed. Freih. v. Sacken. (Mit i Text Illuftration) „ 118
Seite
VI. Bericht der k. k. Central-Commiffion für Erforfchung
und Erhaltung der Kunft- und hiftorifchen Denkmale
über ihre Thätigkeit im Jahre 1880 „ . I
Ueber Archive in Nieder-Oefterreich. Von P. Ad. Dtingel,
k. k. Confervator O. S B XVII, CXXVII
Aus Salona. Voni)/. Glavinic. (Mit 18 Text-Illuft: ationen) . X.XIII
Die Pfarrkirche zu St. Valentin. Befprochen von C. Schir-
mer. (Mit 2 Text-llluftrationen.) XXVT
Schlofs Ambras in Tyrol zur Zeit der Lehensablöfung
desfelben durch Kaifer Ferdinand I. 1564. Von
Wendelin Boehetm, k. k. Cuftos XXXI
Zur Gefchichte der Schatz-, Kunft und Rüftkammer in
der k. k. Burg zu Grätz. Von Jofcph Wafllcr.
VI und VII XXXIV, XCVIII
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von Dr. Karl Lind. VI bis IX. (Mit ^l Text-llluftra-
tionen) XCIII, LIII, LXXXV, CXV
Kleine archäologifche Forfchungen in Niedci- und Ober-
Oefterreich Von J. Newald LIX
Romifcher Ziegelofen bei Wartmanftätten. Von Alois
Hau/er. (Mit 3 Text-llluftrationen) LXU
Seite
Neu entdeckte Wandmalereien in der Kirche vonTerlan . LXIU
Zur Verwendung des Eifens in der Kunftlnduftric
während des 15. bis 18. Jahrhunderts. Von Dr. Karl
Lind. L (Mit 6 Text Illuftrationen) I.XVI
Ein archivalifcher Ausflug nach Spital Pyrhn. Von Albin
Czerny LXVIII
Alt-deutfche Bilder aus der v. Vintler fchen Galerie in
Brunneck. Von G. Dahlke LXXXIII
Zur Gefchichte der St. Barbara-Kirche in Kuttenberg.
Nach Originalquellen vom Prof. Johann Rehdk . . . XCIII
Ueber das ftändifche Archiv in Laibach. Von P. Skobielski XCVI
Die römifche Tauernftrafse. Vom Confervator E. Richter CXI
Ueber den Dom zu Parenzo. Von Heinr. Freih. v. Ferßel CXII
Zur Erforfchung der Schwazer Kreuzgang-Gemälde. Von
Dr. Albert Ilg. (Mit I TextlUuftration) CXIX
Kleine archäologifche Forfchungen aus Nieder-Oefter-
reich. Von J. Newald CXXIV
Notizen von i bis 26 (Mit 9 Text Illuftrationen )... . XLV
„ ^7 ., 54. . 6 „ .... LXXI
. „ 55 , 74 , 5 . ■••■ XCVm
„ . 75 n 93- n 8 „ » I Taf.) CXXX
OESTERREICHISCHE KUNST-TOPOGRAPHIE.
Von Freihcrrn von Helfcrt.
I.
() man den Kunlldcnkinalen eines Landes Aufmerkfamkeit zu fchenken begann ilT man
überall früher oder fpäter zur Ueberzeugung gekommen, tlafs als Grundlage aller auf
diefem Gebiete zu entfaltenden Thätigkeit eine möglichft vollftändige Conftatirung deffen
dienen muffe, was von Objekten diefer Art noch vorhanden und wo es zu finden fei. So hat fich
im Königreich Dänemark an die im Jahre 1807 ins Leben gerufene „Commiffion für die Auf-
bewahrung der Alterthümer" ein paar Jahre fpäter, 1815, das „königliche Mufeum für nordifchc
Alterthümer" gereiht und wurde bei diefem eine Sammlung von Zeichnungen und Befchreibungen
nn Lande vorhandener Denkmale und gemachter Funde angelegt.' In Bayern wurde 1835 Dr.
Sulpice Boifferee als General-Infpeftor der plaftifchen Denkmale aufgeftellt und wurden alle Kreis-
regierungen angewiefen, Verzeichniffe der vorhandenen Gegenftände diefer Art anzufertigen. In
demlelben Sinne hat fich die preufsifche „Commiffion zur Erforfchung und Erhaltung der Kunftdenk-
mäler" bald nach ihrer Gründung, 1853, die Anlage eines Inventars der fämmtlichen Kunftdenk-
mäler des Königreiches zum Ziele gefetzt und ein Formular von Fragepunkten abgefafst, an das
lieh bei den Vorarbeiten für jenen Zweck gehalten werden follte und das vorerft probeweife in
einigen Regierungsbezirken vertheilt wurde. Als in den erften Siebenziger-Jahren das Königreich
Italien die Fürforge für alte Denkmale der Kunft und Gefchichte in den Bereich feiner Gefetz-
gebung zog und die Einfetzung einer „Commiffione confervatrice confultativa" in jeder Provinz
befchlofs, wurde in erfter Reihe daran gedacht, artiftifch-archäologifche Inventariren anlegen zu
lalfen, in denen alle in der Provinz befindlichen Denkmale und Sammlungen, mögen fie nun dem
Staate, moralifchen Körperfchaften oder Privaten gehören, zu verzeichnen fein würden.
In einer umfaffenden Weife wurde diefe Angelegenheit von der franzöfifchen Regierung in
Angriff genommen. Im Jahre 1831 wurde Ludovic Vitet als „General-Infpeftor der gefchichtlichen
Denkmale Frankreichs" beftellt, der noch imfelben Jahre die Departements der Oise, Aisne, Marne,
des Nord und Pas de Calais bereifte und über feinen Befund ausführlich an den Minifter des
Innern berichtete. Mit der Zeit foUten alle Theile des Königreiches fachmännifch bereift, Depar-
tement für Departement durchforfcht, alle darin befindlichen Denkmale der Kunft verzeichnet,
aufgenommen und befchrieben werden. An diefe Arbeit, die begreifticherweife, bei allem Eifer mit
welchem man an ihre Löfung ging und bei den wahrhaft fplendiden Geldmitteln, welche die
Regierung dafür anwies, eine Reihe von Jahren in Anfpruch nehmen mufste, fchlofs fich fpäter
eine zweite: die Claffirung der Denkmale a) nach ihrem abfoluten Kunft- oder hiftorifchen Werth,
und b) nach dem befondern Werth den ein und das andere mit Hinficht auf den Ort hat, wo es
' Näheres in nuitum 1876 in diefcn „Mittlieilungen" enthaltenen Auffatze: „Staatliche Fürforge für Denkmale der Kunfl
und des Alterthums" S. I — 2J, aufweichen ich mich hiemit ein- für allemal bezogen haben möchte.
VII. N. F. 1
2 Fkeihekk von Helkekt.
fich befindet. „In Languedoc", heilst es diesfalls in einer amtlichen Denkfchrift, „ift eine yothifche
Kirche eine fonderbare Ausnahme und erwirbt ilurch ihren Standort eine ganz andere Bedeutung
als fie in Isle-de-France beanlpruchen könnte." Diefe claffirten Denkmale, „monuments clalTes",
füllten in ganz befondere Beachtung und Obhut genommen, für jedes derfelben Notizen, Auf-
nahmen, Abbildungen gefammelt und aufbewahrt werden. An der Berichtigung und Vervollllanili-
iTuntr diefer Liften wird fortwährend gearbeitet und wenn mitunter, in Folge gewonnener reiferer
Einficht, einzelne Denkmale aus der R(;ihe der claffirten geflrichen werden, kommen dagegen
andere dazu, auf deren Vorhandenfein und Bedeutung die fortfchreitende Wiffenfchaft aufmerkfam
macht. Die praktifche Bedeutung der Aufnahme eines Denkmals in die Reihe der claffirten liegt in
dem Anfpruch, der fich an ein folches Objecl; knii|)ft: erhalten zu werden; tlit; Mittel dazu follen durch
ein Zufammenwirken der Staatsverwaltung, des Departements und der (icmeinde befchafft wenlen.
In Deutfchland hat neuefter Zeit die Anregung oder die unmittelbare Veranlaflung iler
Regierungs-Organe eine Reihe von Werken hervorgerufen, in welchen das für gewilfe Länder
oder Landestheile angefammelte Material in Form von lexikalen Handlnichern dem grofsen
Publicum zugänglich gemacht wird. Das erfle Unternehmen diefer Art war:
Kunft-Topographie Deutfchlands. Ein Haus- und Reife-Handbucli für KünRler, Gelehrte und
Freunde unferer alten Kunft. Von Dr. Wilhelm Lotz. Gaffel, Theodor Fifcher 1862,
I. Band, Nord-Deutfchland. 8^° XII und 669 S.
Das Werk ill Privat-Arbeit; ein II Band, Süd-Deutfchland, follte es abfchliefsen, der aber,
foviel mir bekannt, nicht erfchienen ift. Die Orte aller norddeulfchen Länder find alphabetifch
geordnet, bei jedem das betreffende Objed; mit möglichfler Kürze, aber nach Bedarf zugleich mit
mötdichfter Vollftändigkeit gekennzeichnet. So heifst es bei manchen Orten einfach: „K. inter-
effant" oder „K. r. verftümmelt" (K. = Kirche, r = romanifch) ; bei andern find kurze Erläuterungen
an<^'-efügt: „Burgfpg. 1489, mit mehreren Flügeln, eine g. Wendeltreppe gut erhalten" (g. = gothifch;
fpg. = fpät-gothifch), oder „Dorfk. g. polygon gefchloffen, Strebepf nur am Ghor." Wo es
dagegen Denkmale von höherem Range gilt, geht die Gharakterifirung in die einzelnen Theile
über, und zwar nicht blos an Gebäuden, fondern auch an Werken der KleinkunlL So nimmt der
Artikel über den Kölner Dom 14 Spalten, Köln überhaupt bei 30 Seiten ein. Der Dom ift folgender-
weife behandelt: Baugefchichte, Werkmeifter, Baubefchreibung, Statuen und Sculpturen, Grabmäler
und Epitaphien (ohne Wortlaut der Infchrift), Ghorftühle, Altäre, Gemälde, Kelche, Monftranzen
etc. Auch Sammlungen werden berückfichtigt mit Anführung ihrer vorzüglichften Stücke, z B. in
Dresden die königliche Bibliothek, die Gemälde-Galerie, das grüne Gewölbe, das Vereins-Mufeum,
letzteres bei 15 Spalten. Die Literatur ift überall fleifsig berückfichtigt. Abbildungen keine.
Aus dem Jahre 1870 ftamint ein Werk, das hch auf einen kleineren Umkreis befchränkt,
aber diefen dafür eingehender behandelt; auch war es nicht Privat-Arbeit, fondern „im Auftrage des
königlichen Minifteriums für geiftliche, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten herausgegeben
durch den Verein für heffifche Gefchichte und Alterthumskunde". Es führt den Titel:
Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Gaffel mit Benützung amtlicher Aufzeichnungen,
befchrieben und in topographifch-alphabetifcher Reihenfolge zufammengeftellt von Heinrich
von Z^tV/M-Zv^ö//^^^;' k. Bauralh und Profeffor, und Dr Willulni /,(;/,; Architekt. Gaffel 1870;
8'°, XVI, 373 und Anhang 32 S.
Um den Unterfchied der Behandlung in tlicfem Werke gegen das frühere zu verdeutlichen,
wähle ich den Artikel „Marburg"; in der ganz Nord Deutfchland umfaffenden „Kunft-Topographie"
nimmt er nahezu 10 Spalten ein, in der auf den „Regierungsbezirk Gaffel" fich befchränkenden
Monographie volle 36 Seiten; was dort mit möglichfter Verwendung von Abkürzungszeichen
mehr nur angedeutet, ift hier ausführlicher befchrieben, gleichwohl alle unnütze Breite otler l)loler
OESTERKEK'HISc IIE KL'NST-ToI'OUKAI'IIIK. -,
o
Redefchmiick vennieden; die Grahdcnkmale, wie dort, ohne Wortlaut der Infchriften. Das Werk
bedenkt „mit thunlichlier Volllländigkeit alle erhaltenen Bauwerke und Kunftdenkmäler, welche
vor dem Knde des i6, Jahrhunderts entftanden lind; aufserdem fchien es geboten bedeutendere
Denkmäler aus dem 17, und 18. Jahrhundert zu berückfichtigen, infofern fie fich durch Kunilwerth
und eigenthümliche Geftaltung auszeichnen" (Vorwort IX). Dagegen wurden „alle Kunftwerke in
öffentlichen unel Privat-Sammlungen" ausgefchloffen. lune fehr werthvolle Beigabe, einen Orien-
tirungs- Behelf, bildet der Anhang „Inhalts - Ueberfichten" ; die Denkmäler find hier, mit l.lofer
Angabe des Standortes, „nach den Haupt-Styl-Arten und den wefentlichflen Gebäude-Gattungen"
geordnet, z. B.: I. Allchrillliche Bauwerke: Fulda St. Michaels-Kirche, das untere Gefchofs und
die Krypta des Rundbaues; Petersberg Pfarrkirche die Krypta; Schlüchtern Klofterkirche die
Krypta. II. Bauwerke im romanifch(;n und im Uebergangs-Styl. Säulen-Bafiliken : Hersfeld Stifts-
kirche Ruine; Philippsthal Kirche; Rasdorf Pfarrkirche mit einzelnen Pfeilern. Bafiliken auf
wechfelnden Säulen und Pfeilern etc., Kirchen mit zwei Wefi:-, mit zwei Oft-Thürmen, Kirchen mit
einem Weft-Thurm, mit einem Thurm an einer der Langfeiten etc., Kirchen mit Krypten, mit
Nonnen -Chören etc. III. Bauwerke im gothifchen Styl. Dreifchiffe, zweifchiffige Hallenkirchen;
Einfchiffige Kirchen und Capellen, Kirchen mit Ouerfchiff, mit einem Thurm über dem Chor, mit
einem Thurm über der Vierung etc.; Profan-Bauten, Burgen, Ringmauern und Befeftitruntrsthürme,
befefligte re//>. mit alten Mauern und Thoren verfehene Kirchhöfe, Brücken. IV. Bauwerke
der Renaiffance. Dann folgen Altäre, Sacraments-Häuschen, Wand-Tabernakel, Lettner, Orgeln,
Grabfteine, Metall- Arbeiten, Schnitzwerke in Holz, Glasmalereien. Zuletzt ein „Künftlerverzeichnis"
und „Zufammenflellung der abgebildeten Jahreszahlen nach der Zeitfolge geordnet". Sonfl enthält
auch diefes Werk keine Abbildungen, die Literatur ift berückfichtigt.
Im grofsartigen Mafsftabe angelegt und durchgeführt find die
Kunftdenkmale und Alterthümer im Hannoverfchen dargeftellt von H. Wilhelm H. Mithofi.
Hannover Helwing 1871 — 1878; gr. 4'°.
Das kunll-topographifche Gefammtgebiet ifl nach Landesbeftandtheilen untergetheilt, auf
deren jeden ein Band entfällt: I. Fürftenthum Calenberg, V. und 232 S. mit 12 Tafeln; II. Fürflen-
thümer Göttingen und Grubenhagen nebft dem hannoverfchen Theile des Harzes und der Graffchaft
Hohnftein, 206 S. mit 12 Tafeln etc. Im Ganzen fechs Bände. In jedem einzelnen Bande find die
einzelnen Ortfchaften alphabetifch geordnet. Erläuternde Abbildungen, Grundriffe, charakteriflifche
Details, Veduten find nach Bedarf in den Te.xt gedruckt; die jedem Bande beigegebenen lithogra-
phifchen Tafeln enthalten Grundriffe von Kirchen 12 bis 15 auf einem Blatt, Aufsen- und Innen-
Anfichten (Durchfchnitte), Thürme, Tympanons, Grabfteine u. dgl. Die Befchreibung der einzelnen
Denkmale ift, bei dem reichlichft geftatteten Räume, eine fehr ins Detail gehende; fehr viele Grab-
fchriften nach ihrem vollen Wortlaut, auch fonftige Infchriften, Denkverfe, felbft Gedichte die einem
Bauwerk angehören. Hbenfo ift die Gefchichte der einzelnen Objetl;e, nicht blos Baugefchichte, in
den Hauptzügen dargeftellt. Dem erften Bande ift eine fehr werthvolle „Erklärung von Ausdrücken
aus den Gebieten der Kunft, Technik und Alterthumskunde, nebft Bemerkunuen über Geofenftände
des Cultus", gleichfalls mit einzelnen zur P.rläuterung in den Te.\t gedruckten Abbildungen, beige-
fügt; fie gehen bis auf die „Priefterkleidung", „Stickerei zu kirchlichen Ornaten", „Stoffe liturgifcher
Gewänder", aber auch auf „weltliche Trachten" ein; ein Artikcd befpricht die „Sinnbilder, Symbole,
Embleme, Attribute".
Die neuefte in den Kreis der vorftehenden Betrachtung fallende Publication ift betitelt :
Kunft und Alterthum in Elfafs-Lothringen. Befchreibende Statiftik im Auftrage des kaiferl. Ober-
Präfidiums herausgegeben von Dr. Pranz H. Kraus Profeffor. Strafsburg C. F. Schmidt
(Friedr. Bull), 1876; gr. 8*", I. P.d. Unter-Elfafs, XX1\' und 704 S. 6 Tafeln, Pläne und Karten.
*
4 Freiherr von hei.kert
Die Anordnuiii^ ift wie in den drei früher genannten Werken die toiiographifch-alphabetifche.
Um von der Ausführlichkeit einen Mafsllab zu Ljeben, nimmt der Artikel „Slralsbiiro" den
Raum von Seite 300 bis 570 ein, in folgender Untertheilung : Nomenclatur (von ilcr röniifch-
griechifchen Zeit bis 1473), Literatur (nämlich die allgemeine ; bei jedem Abfchnitte z. B. Befelligun-
gen, Münfter etc. folgt die befondere); Gallifch-römifche Rerte, Hefeftigungen (Seite 305 — 336);
Kirchen, darunter der Münfter allein 163 Seiten (die Literatur über den MünRer nahezu 8 S.);
öffentliche Gebäude, Privat-Häufer, Sammlungen (überwiegend Privaten gehörig). Die in den Text
gedruckten Abbildungen find ungemein zahlreich, kleinere und gröfsere gegen 200. lün weiterer
Band \\\ feither nicht erfchienen; es fehlen alfo noch Über-Hlfafs uml Lothringen.
IL
Die im Jahre 1850 gegründete, [854 in Thätigkeit gesetzte „k. k. Central-Commiffion
für Erforfchung und Erhaltung der Baudenkmale" hat einen Wirkungskreis erkalten, an deffen
Spitze „die Erhebung und ClalTificirung der beliebenden Baudenkmale" Hand; fie folle, hiefs es im
§. 5, „fowohl durch eigenes Wirken als durch Vermittlung ihrer Organe eine genaue Erhebung
aller vorhandenen hiflorifchen Baudenkmale vornehmen und Verzeichniffe darüber anlegen".
Uebereinftimmend damit legte der „Wirkungskreis der Confervatoren" §. 4 denfelben „die Ver-
pflichtung auf, eine möglichfl: genaue Kenntnis aller in ihrem Bezirke vorfindigen Baudenkmale
und ihrer Befchaffenheit zu erwerben"; der Confervator werde hch ferner „in die Kenntnis alles
desjenigen Materials zu fetzen haben, welches über die vorhandenen Baudenkmale eine gefchicht-
liche Erklärung zu bieten im Stande ift." Der Confervator übernahm §. 5 „die Verpflichtung ein
Verzeichnis aller in feinem Bezirke befindlichen Baudenkmale, welche ein kunfteefchichtliches
oder anderes wiffenfchaftliches Intereffe an fich trafen, anzulegen und fortzuführen" : es wurden
ihm Formulare mitgetheilt, deren Rubriken auszufüllen er „nach Mafsgabe feiner Forfchungen"
ftets Sorge zu tragen habe; zur Vervollftändigung diefes Verzeichniffes habe der Confervator
„von den vorhandenen Baudenkmalen getreue Abbildungen zu fammeln und, wo folche nicht
beflehen, durch feine Vermittlung diefelben hervorzurufen. Von den gedachten Verzeichniffen und
Befchreibungen hat der Confervator eine Abfchrift der Central-Commiffion in Wien einzufenden
und fpätere Vervollftändigungen diefer Verzeichniffe periodifch nachzutragen." Behufs der
Claffificirung der Baudenkmale empfing die Central-Commiffion die Weifung dafiir zu forgen
„dafs in der Aufnahme und Befchreibung der hiftorifchen Baudenkmale gleichmäfsig vorgegangen
werde", und zu diefem Behufe „die Abfaffung und Veröffentlichung populärer mit Zeichnungen
erläuterter Belehrungen" zu veranlaffen, „in welchen die charakteriftifchen Merkmale der hifiorifchen
Baudenkmale und ihrer Bau-Perioden fo fafslich dargeftellt find, um dadurch auch minder in dem
Fache bewanderte Perfonen zur Vornahme der nöthigcn Erhebungen zu befähigen"; Wirk.
der Central-Commiffion §. 6, AI. 2.
Der den Confervatoren in §§. 4 und 5 ihres Wirkungskreifcs auferlegten Verpflichtung
ifl nur ein und der andere nach Zulafs feiner Kräfte und Mittt;l nachgekommen und hat eine
Abfchrift des von ihm angelegten Verzeichniffes an iVni Cxmlral-Commiffion eingefandt, in (]i:'xvn
Mappen fich dasfelbe heute noch findet. Aber die Central-Commiffion felbit ill diefem 'l'heile
ihres Thätigkeits-Programmes in der erften Zeit ihres Wirkens und dann noch durch lange Jahre
nü/ii nachgekommen, uml das aus leicht begreiflichen Gründen. Die Anlage von Verzeichniffen
der in einem gewiffen Bezirke vorhandenen Denkmale bildet nicht die Grundlage der Kenntnis
diefer letzteren, fondern kann umgekehrt, follen ilie Verzeichniffe überhaupt einen Werlh halien,
nur das Ergebnis der genauen Erforfchung und Beurtheilung diefer Denkmal«- fein. Nun war es
OESTERREICHISCHE KliNST-ToPOCiKAT'HIK. 5
aber ein neues, fall vüUii' unbebautes Ciebiet, das die Central-Connnilliun und deren Organe
ZU betreten hatten, und eben erft bei Betjinn und im Helen l'ortgang der Arbeit zeigte fich bei
jedem Schritte, wie viel allerorts zu lluin lei um luir eine Ueberficht, gefchweige denn, was die
Aufgabe der Claffiticirung betrai , eine verläfsliche Kenntnis des über ein fo weites Gebiet
verbreiteten Materials zu gewinnen. Die nahezu zwanzigjährige Arbeit der beflandenen Central-
Commiflion liegt in eben fo viel ftattlichen Bänden ihrer „Mittheilungen", in fünf noch flattlicheren
ihres „Jahrbuches" vor, und es läfst fich gewifs nicht leugnen dais in jeder ihrer Abhandlungen
völlig neues d. h. bisher vom wiffenfchaftlichen Standpunkte nicht Beachtetes gebracht, oder das
bereits Bekannte in deffen wiffenfchattlicher Würdiyune und Beurtheilun«; tjefördert worden fei.
Trotz diefer unausgefetzten gewiffenhaften und umfaffenden Arbeit und, was nur die Hauptfachen
betrifft, noch grofse Lücken vorhanden, ja ganze Länder wie Mähren und Schlefien, Krain, Galizien,
verhältnismäfsig; fehr weni*' durchforfcht und lieht alfo in diefen noch eine reichhaltige Ausbeute
bevor. Daneben hat aber die Central-Commiffion für Baudenkmale aus dem bis dahin von ihr
beherrfchten Materiale ein Werk gefchaffen, welches den in i^. 6 Alinea 2 ausgefprochenen Inten-
tionen ihrer Begründer in weit eingehenderer und zweckmäfsigerer Weife entfprach als es vielleicht
von jenen gemeint war, es ifl dies der „Atlas kirchlicher Denkmäler des Mittelalters des öfler-
reichifchen Kaiferftaates" 1867 — 1872, mit 100 Tafeln und beiläufig 1200 dargeftellten Obje6len, alfo
eine folche Fülle und Mannigfaltigkeit zu anregender Anfchauung gebrachten Stoffes, aus welchem
beffer als aus jeder andern Belehrung und Erläuterung die Kenntnis der verfchiedenen Styl-Arten
bis in alle Details derfelben gefchöpft werden kann.
Wenn die Central-Commiffion in den beiden erften Decennien ihres Beflandes, vollauf
befchäftiet mit der Aufnahme und Behandlung- des ihr von allen Seiten immer frifch zuflromenden
Materials, in der Richtune vollftändigfer und überfichtlicher Conftatirungf desfelben auf ihrem w-eiten
Gebiete noch nicht das leiften konnte, was ihr flatutenmäfsig auferlegt war, fo hat diefer Aufgabe,
allerdings in kleinerem Umfange der mit ihr faft gleichzeitig ins Leben gerufene Wiener Alterthums-
verein o-erecht zu werden beeonnen. Aber felbft diefer hat nicht das Gefammtofebiet feiner wiifen-
fchaftlichen Thätiokeit auf einmal in Auijriff sjenommen, fondern dasfelbe in vier Untergebiete
getheilt und im Jahre 1866 das Viertel unter dem Wiener- Wald bearbeiten laffen, worauf 1878 die
gleiche Behandlung des Viertels ober dem Wiener- Wald gefolgt ift. Diefer „Archäologi/che IVe^-
weifer durch Nieder-Oeßerreich — dies ift der Titel des fehr preiswürdigen Unternehmens — ,
von einem fo bewährten und gefchätzten Kenner wie Eduard Freih. v. Sacken angelegt und ausge-
führt, erfüllt alle Anforderungen die an ein Handbuch folcher Art zu ftellen find. Die Standorte der
Monumente find lexikalifch geordnet, die Charakteriftik der einzelnen Objefte verabfäumt nichts
zur Sache gehörige, aber vermeidet alles unnöthige, eine reiche Beigabe von llluftrationen, gröfsten-
theils den „Berichten" des Vereines und den Publicationen der Central-Commiffion entnommen,
vervollftändigt und veranfchaulicht den Inhalt des Textes. Wenn trotz des vergleichsweife kleineren
territorialen Umfangs und trotz der innerhalb desfelben durch eine Reihe von Jahren fortgefetzten
Autophe dennoch hin und wieder etwas hervorkommt, was der bisherigen Forlchung entgangen
war — ■ allerdings nur Objecte von minderer Bedeutung — , fo liegt darin ein Rechtfertigungsgrund
mehr, warum die Central-Commiffion für Baudenkmale bis dahin Anftand genommen hatte, an
ihre in diefer Hinficht fo ungleich crröfsere und weiter ausfehende Autgabe zu fchreiten.
."50 ö
Für Nieder-Oefterreich hat fich in jenen Richtungen, welche unfere Central-Commiflion zu
vertreten hat, ein zweiter Privat-Verein anerkennenswerthe Verdienfte erworben: es ill der im
Jahre 1864 gegründete „Verein für Landeskunde". Die von ihm 1S65 hinausgegebenen „Fragen
zur Förderung der Ortsknitdc" (\Vi(!n, A. Pichler's Witwe und Sohn; 16", 71 S.) berühren vielfach
das kunfthiftorifche Gebiet, fo 114 — 116 Grabmäli-r, Infchriftlteine, Glocken; 128 — 146 Kirchliche
5 Freihekr von Helfert.
Bauwerke; 147—152 Burijen und SchlölTer; 156 — 160 Gcdenkfäulen, Wegkreuze etc. 161 — 182 Anti-
quarifche Gegenwände, als Legionsziegel, Mauern, Mofaiken, Urnen etc. ' Als reife Frucht der
eingehenden und fachgeniäfsen Uurchforlchung des Landes erfcheint die umfalTende „ Vopogra-
phif von Xiedcr-Ocßcrrcicli" deren 7. Buch: „Die kunlLhillorifchen Denkmale in Nieder-Oefterreich"
der vielverdiente Regierungsrath Baron Sacken zur Bearbeitung übernommen hat. Auch ilas von
Hofrath M. A. Ritter r>. Becker in Angriff genommene und bisher bis zum 4. Heft („Buttendorf")
fortireführte hirtorifch-topographifche Orts-Le.xikon vi)n Nieder-Oellerreich darl liir kunll topo-
graphifche Zwecke nicht aufser Betracht bleiben.
Ein Werk andern Charakters und Ausfehens, das unter den Aufpicien und mit theilweiler
Unterflützung der Central-Comniiffion 1871 begonnen und mit deffen IV. Theile 1879 abgefchloffen
wurde, kann gleichwohl hier nicht unerwähnt bleiben. „Pie k'iin/l des Mit/clalters in Böhmen nach
den beßehcnden Denkmalen geschildert von Jiernliard dnieber" verfolgt zunächlt weder kunlt-
topographifch-ftatiflifche Ziele, noch ill; es ein lexikalifches Nachfchlagebucli, fondern eine jiragma-
tifch-fyflematifche Darftellung der Entwicklung der Kunll in ihren verfchiedenen Richtungen in
Böhmen, von den alterten „unbeftimmbaren" (?) Bauwerken (dem fogenannten fchwarzen Thurm in
K<^fer) ani^elantren. dann überirehend auf den romanifchen und Ueber>'anti"s-, den gothifchen Styl
vom früh- bis zum fpät-gothifchen; ein fünfter Bantl, das Zeitalter der Renaiffance umfaffend, harrt
noch feiner Publicirung. In jeder Periode werden, nach einer allgemeinen kunRgefchichtlichen
Ueberficht zuerft die Bauwerke behandelt, die kirchlichen wie die IVofan-Bauten; ilann folg« n
Sculptur und Malerei, Toreulik und Kleinkünfte, äufsere Ausfchmückung. Die artiftifche Ausrtattung
nieift Holzfchnitte im Text, aber auch befondere Tafeln im Steindruck, irt eine ungemein reich-
haltige. Fügen wir hinzu, dafs zweckmäfsige Ueberfichten am Schluffe jedes Bandes und ein Orts-
Regiller am Ende des ganzen Werkes die Auffindung der einzelnen Obje6le erleichtert, fo ift mit
diefem wiffenfchaftlichen Unternehmen eine überaus wichtige Vorarbeit für eine künftige Kunft-
Topographie von Böhmen gefchaffen. Mag auch der Verfaffer bei der Ueberfülle des Stoffes, den
er zu beherrfchen hatte in manchen Einzelnheiten fehlo^eariffen, in manchen Anfchauungen und
Auffaffuneen nicht das richtitre oetroffen haben, immer bleibt ihm das grofse überaus dankenswerthe
Verdienrt, das kunftgefchichtliche Gefammtgebiet eines Landes von der Bedeutung Böhmens
während der Zeit zweier grofsartiger Styl-Richtungen, der romanifchen und der gothifchen, in
I
einheitlicher Weife behandelt und eben durch diefe Behandlung Anknüpfungspunkte für weitere
Forfchungen nach den verfchiedenften Seiten hin geboten zu haben, jede künftige Kunft-Topo-
graphie von Böhmen wird an Grueber anknüpfen! und winl ihm Dank willen tür die Leuchte die er
vorangetragen.
Für das Königreich Böhmen in archäologifcher und kunfthiftorifcher Hinficht ilf noch von
anderer Seite reichhaltigerStoffzufammengetragen worden. Ich meine die „Pamdtky archäologickc a
mis/opisne" (Archäologifche und topographifche Gedenkblätter) herausgegeben vom Ix'ihmifchen
Mufeum redigirt erft von Karl Vladislav Zap, dann von Fr. j. Zoiibek, zuletzt von Dr. Jof Kaloit/ck;
4'°, alle Vierteljahre i Heft von beiläufig 40 Seiten, je zwei Jahrgänge bilden einen Band. Sie
haben 1854, alfo gleichzeitig mit den l'ublicationen der Central-Commilhon, zu crfcheinen begonnen
und find feither bis zum XI. Band fortgefchritlcn; jedes lieft c-nthält eine Anzahl Tafeln,
mitunter Doppel-Tafeln, in den Text gedruckte I iolzfchnitte feltener. Zu erwähnen ill endlich
„Alelhod" , eine der chriftlichen Kunrt gewidmete Zeitfchrift in böhmifcher Sprache, (U'fclu-inend
> In den Jahren 1845 — 1847 hat der geiftvollc und wohlwollende Haron Clenutis IJiigel aus eigenen Mitteln ein Ijueflionnaire für
lopographifchhiflorifchc Zwecke zufaminengeriellt und an perfönlichc Freunde, denen er ein InterelTefür Landeskunde zuniutliele,verlheilt.
Die wichtigen polilifchen Kreigninfc und der Tod des edlen l'atriotnn haben das Unternchmrn, kaum <lafs es eingeleitet, ins Stocken
gebracht.
OESTKKREICHISCHE KUNST-TorüGRArillK. 7
in l'raj;, Monats-Lieferun^cn , kl. 4'" von 8 — 12 S. mil nicill in den Text gedruckten Abhikkmgen;
lügenthümer, Herausgeber und Rcda6leur P. Ferdinand Lchner. Die Zeitfchrift ifl zugleich Organ
des Auschuffes für bildende Künlle und Kunft-Archäologie der chriRlichen Akademie in Prag.
Bis 1880 liegen fechs Jahrgänge vollendet vor.
In den Alpenländern erfchienen auf dem Gebiete der Kunft-Archäologie und bringen daher
jährlichen Stoff für eine künftige Kunft-Topographie: „Der Kunßjreund" , herausgegeben von
Karl Aiz, Vorfland des chrifllichen Kunftvereines in Bozen (mit dem IV. Jahrgang 1875, wie es
fchcint, eingegangen); dann „Der KirclicufcJimuck, Blätter des chriftlichen Kunfl-Vereines der
Diöcefe Seckau"; redigirt früher von Jofeph Zaplctal, jetzt von Johann Graits] einmal im Monat,
gr. 8'° 8 — 16 Seiten mit Abbildungen; 1880 XI. Jahrgang.
Sehr verdienftliches wird feit den letzten Decennien im Königreiche Galizien geleiflet. Der
Correfpondent diefer Central-Commiffion Anton Schneider hat vor Jahren eine archäologifche Karte
des Landes vollendet, ein willkommener Führer für künftige kunfttopographifche Forfchungen und
Aufnahmen. Die zu Anfang der Siebenziger-Jahre reorganifirte Akademie der Wiffenfchaften zu
Krakau bringt in der philologifch-hillorilch-philofophifchen Abtheilung ihres ^^Pamiftnik" Abhand-
lungen über fogenannte prähiRorifche Stoffe, mittelalterliche Sculptur und Architektur; und ver-
öffentlicht aufserdem Berichte ihrer kunfthiftorifchen Commiffion (Sp^-avozdania Komisyi do badania
Jiistoryi sztuki Polske) mit fehr zahlreichen Abbildungen fowohl im Texte als vorzüglich auf
befonderen Tafeln; mit dem 4. Heft 1879 wurde der 1. Band gefchloffen; im Jahre 1880 der
II. Band mit dem i. Heft begonnen.
Im Jahre 1873 erfuhr die „k. k. Central-Commiffion für Frforfchung und Frhaltung der Bau-
denkmale" eine Reorganifation, indem fie in eine folche für „Kunft- und hiftorifche Denkmale"
überhaupt umgeftaltet, beziehungsweife zu einer folchen erweitert wurde, eine Erweiterung
übrigens die mehr nur ihren Titel betraf, da fich ihre Wirkfamkeit — vom Archivs-Wefen, das jetzt
neu hinzukam, abgefehen — von allem Anfang nicht auf Baudenkmale befchränkt, fondern die
hiftorifche Kunft in jeder Richtung fowie Denkmale der Vergangenheit aller Art in ihren Bereich
gezogen hatte.
IIL
Die Central-Commiffion in ihrer verjüngten Geftalt hat nun jene Aufgabe zur Löfung über-
nommen, für welche feitens ilirer Vorgängerin fo lang und fo umtallend vorgearbeitet worden war.
Sie hat, wie es in einem Berichte an das vorgefetzte Minifterium tiir Cultus und Unterricht hiefs,
fehr bald den Antrieb gefühlt „eine verläfsliche Zufammenftellung und Ueberficht der in Aiiiw ver-
fchiedenen Gegenden vorhandenen, der Kenntnisnahme und Erhaltung würdigen Denkmale zu
Stande zu bringen. Ein derartiges kritifches Verzeichnis," hiefs es weiter, „ftellt fich nicht blos als
dringendes Bedürfnis für ihre eigene Thätigkeit und jene ihrer Organe, der Confervatoren, heraus;
es würden fich damit auch manche andere V'ortheile verbinden, die Aufmerkfamkeit der Befitzer
von derlei Gegenftänden auf die Wichtigkeit derfelben lenken, das Publicum dafür intereffiren
laffen. I'lndlich aber wäre ein folcher Behelf geradezu unentbehrlich, wenn es, wozu diefe Central-
Commiffion nach ihren Statuten verpflichtet ift, mit der Zeit gelänge in Betreff der Schonung
Erhaltung undHerftellung wichtiger Denkmale der Kunft und des Alterthums gefetzliche Normen zu
fchaffen wie folche in andern Ländern mit beftem Erfolge beftehen." In diefem Sinne wurde fchon im
Jahre 1874, alfo im zweiten jähre ihrer Neu-Conftituirung, von der Central-Commiffion ein Ausfchufs.
beftehend aus den Vertretern ihrer drei Sedlionen, Dr. Friedrich Kenner (I), Friedrich /.ippinann
(II) und Jacob Ritter v. Falke (III) niedergefetzt, welcher die Grundfätze entwerfen foUte, nach
denen bei der Inventarifirung der Kunft und hiftorifchen Denkmale vorzugehen wäre. Als Gegen-
8 FKElHERk VON HELKERT.
flände, auf wt-lche fich tliefe Thätigkeit der Cciitral-Commifriüii zu erflrecken hätte, wurden
bezeichnet:
. /. Unbewegliche Kunß- und hißorifche Denkmale, alfo namentlich:
1. Sogenannte prähiftorifche Denkmale, wie Grabhügel, Pfahlbauten, Steinfetzungen.
2. Baudenkmale, und zwar:
a) römifche Bauwerke und Refte von folchen foweit fie noch an Stelle ihres urfpriinglichen
Beftandes fich vorfinden, wie Subflrudionen, Grab- und Meilen-Steine, Gräber, Infchrif-
ten etc.
b) Bauwerke des Mittelalters und der neueren Epochen.
3. Solche Objede, welche wichtige Pertinenzen zu den unter 2. bezeichneten Bauwerken
bilden, wie Sculpturen die mehr als eine blos architektonifche Bedeutung haben. Wand und Glas-
Malereien. Altäre, Kanzeln, Sacraments-Häuschen, Grabdenkmale etc.
4. Objekte der eben genannten Galtung die mit Bauwerken, die an fich keinen Kunflwerth
haben, in \'erbindung flehen.
/)'. Bewegliche Kicnß-Objecle aller Gattungen, auf welche fich die Wirkfamkeil der Central-
Commiffion erftreckt.
Das Verzeichnis follte über die darin angeführten Gegenflände folgende Daten enthalten:
1. Die Bezeichnung und Benennung des Denkmals.
2. Die Angabe des Befitzers, ob derfelbe der Staat, die Kirche, die Gemeinde oder eine
Privatperfon ift.
3. Die Angabe der Epoche der Entftehung und eine kurze fachgemäfse Befchreibung.
4. Die bekannten Wiederherflellungen und Reftaurirungen die das Denkmal erfahren hat.
5. Den gegenwärtigen Erhaltungszufland.
Die Aufnahme und Evidentftellung der Objefte follte nach Kronländern vorgehen, inner-
halb jedes Kronlandes die alphabetifche Anreihung nach den Ortsnamen ftattfinden. Anhangsweife
wäre jedem Theile ein Verzeichnis von wichtigen beweglichen Kunfl-Objeften, die lieh im Privat-
Befitz befinden und auf welche die Central-Commiffion keine dire6le Ingerenz ausübt, anzufügen,
alfo Privat- Sammlungen von Kunftfachen in fummarifcher Ueberficht mit Angabe der bedeutendften
darin enthaltenen Stücke; ferner Privat-Sammlungen von hiftorifchen Objeclen, von fngenannten
prähiftorifchen Fundgegenftänden etc., ferner künfllerifch oder ftyliftifch merkwürdige erhaltene
Innen-Einrichtungen von Wohnungen, Getäfel, Malereien u dgl
Zeitweife Verhinderung der einzelnen Mitglieder, Abwefenheit oder Krankheit, hatten die
Arbeiten des Ausfchuffes derart verzögert, dafs die Central-Commiffion, welcher der Ausfchufs
feine Ergebniffe vorzulegen hatte, erft im Frühjahre 1876 in die Lage kam diefelben in Vollberathung
zu nehmen, worauf vom Präfidenten Bericht an den Minifter für Cultus und Unterricht erftattet
wurde (16. Juni Z. 241). Der Bericht wurde von hoher Stelle „mit befonderer Befriedigung" zur
Kenntnis genommen und erfuhr nur in einem Punkte einen abfchlägigen Befcheid. Es war nämlich
da die Central-Commiffion, neben dem fich vorausfichtlich auf viele Jahre hinausfpinnenden neuen
Unternehmen, ihre gewohnte Thätigkeit nach allen Richtungen fortfetzen wollte, die Gewährung
einer jährlichen Dotation von 3000 fl. für Inventarifirungs- Zwecke beantragt worden; hierauf
glaubte nun der .Minifler vorderhand nicht eingehen zu können, fprach jedoch feine Geneigtheit
aus, eine „jährliche Zufchufs-Subvention" zu bewilligen, tleren Höhe fich erfl dann werde beflim-
men laffen, „wenn auf Grund der zu pflegenden Verhandlungen eine annäherungsweife Ueberlicht
über die Jahres-Auslagen für das kuiifl-topographifche Unternehmen gewonnen fein wird" (3. Juli
1876 Z. 10496). Die Central-Commirrioii fah fich damit, niindeflens fiir die Dauer der erlten Einlei-
tungen, auf ihre eigene fehr befcheidene Jahres-Dotation angewiesen, und traf nach meiueren
OKSTERREICHISCHE KUNST-Toi'OCkAI'llIK. g
hierüber in ihrem eigenen Schoofse und mit der vorgefctzten Behörde gepllogenen Verhand-
luni'-en die Auskunft, dafs von allen felbftändigen aufserordentlichen Publicationen bis auf weiteres
Abftand genommen und die dafür jährlich veranfchlagte Summe von 2500 fl. den Vorbereitungen
für das Inventarifirungs-Werk gewidmet werden foUte.
Daneben nahmen die Verhandlungen wegen Inangriffnahme des hochwichtigen Unter-
nehmens fowohl im Schoofse des dafür eingefetzten Ausfchuffes — in welchem nach dem Scheiden
der Herren Lippmann und Falke aus der Mitte der Central-Commiffion für die II. Seftion Cuftos
PVanz Schcßai^ und für die III. Dr. Guftav Winter berufen wurden — als auch feitens der Gefammt-
Commiffion und der einzelnen Seftionen ihren Fortgang. Man hatte fich zu einigen über die
mehrere oder mindere Ausführlichkeit in welcher die einzelnen Objefte zu behandeln, über die
Beigaben oder Nicht-Beigaben von llluftrationen, über die Berückfichtigung der Literatur (u. a. ob
auch in den Provinzial-Zeitungen enthaltene eingehendere Artikel über Landesmerkwürdigkeiten
zu berückfichtigen feien ?) und kam in den Hauptpunkten auf nachftehende Ergebniffe ;
1. Als Mufler für die Behandlung der einzelnen Objefte habe der vom Wiener Alterthums-
Verein herauseeeebene „Weorweifer" zu dienen verfafst vom Regierungsrath Freih. v. Sacken,
welch letzterer, bisher von Fall zu Fall in den Au.sfchufs gebeten, feit 1878 — 79 den Berathungen
desfelben regelmäfsig beigezogen wurde.
2. Format: Lexikon-06lav mit zweifpaltigem Druck.
3. Illullrationen feien nur ausnahmsweife und in der Regel noch nicht publicirte beizugeben,
nämlich dort wo felbe zur befferen und kürzeren Erklärung der Sache beitragen.
4. Bezüglich der beweglichen Objecte der I. Seclion (fogenannte prähiftorifche und römifch-
griechifche) wären die Fundftellen zu conftatiren, auch wenn die bezüglichen Obje6le feither wo
anders hingekommen wären, und unter den betreffenden Ortsnamen erfichtlich zu machen.
5. Die Aufnahme der Gegenflände der II. Seflion fei mit dem Schluffe des 18. Jahrhunderts
abzufchliefsen (Thätigkeits-Bericht der Central-Commiffion für 1876 — •]•], S. VI).
6. Das Archivs-Wefen wurde abfeits geftellt, da die Evidenzirung der Archive eine befondere
Arbeit erheifche, die der III. Se6lion eigenthümlich fei, mit welcher Arbeit bislang kaum begonnen
worden und deren Durchführung jedenfalls eine längere Reihe von Jahren in Anfpruch nehmen
werde. In dem allgfemeinen Inventar wären nur die nicht im l'rivat-Befitz befindlichen ftändioen
Archive unter den betreffenden Ortsnamen aufzuführen.
7. In Betreff der Sammlungen feien öffentliche und ftändige von folchen zu unterfcheiden,
die fich in den Händen von Privaten befinden, die daher den Befitzer wechfeln oder wohl gar auf-
gelöll werden können; diefelben liefsen fich daher nur im Anhange anbringen, wogegen ftändige
Sammlungen, Mufeen, Sammlungen in Stiften undKlcftern im ordentlichen Texte bei den betreffenden
Ortsnamen ihren Platz finden müfsten. Bedeutendere Mufeal-Gegenftände wären bei ihren P^und-
oder früheren Aufftellungsorten unter Berufung auf d(n-<Mi Aufnahme in das Mufeum autzutiihren,
wie bei 4; von den Mufeen felbft wären die Kataloge auszugsweife mit Heraushebung der
wichtigeren Stücke zu bringen.
8. Lateinifche Infchriften der Römerzeit wären nur dann vollinhaltlich aufzunehmen, wenn
fie in Movnnfcn's Corpus Inscr. latinarum und in deffen Nachträgen nicht zu finden find; fonft wäre
fich mit einer einfachen Berufung zu begnügen,
9. Infchriften aus dem Mittelalter und der neueren Zeit wären nur dann mit ihrem Texte
zu geben (und auch da nur mit kurzer Befchreibung und der Hauptfache des Inhalts, foweit es das
Verftändnis erfordert), wenn deren Inhalt durch die Beziehung auf eine Perfon, ein Denkmal, ein
Ereignis von befonderer Wichtigkeit ift.
VII NF. 2
lo Freiheku von Helfert.
lo. Jedem Bande wäre eine archäologifche Karte beizuy^eben, nach Förßer's Mufler mit
numerirten Quadraten.
Bezüglich einer Claffirung der Denkmale nach franzöfifchem Vorgange wurden folgende
Leitpunkte gegeben:
I. Die clafßrten Denkmale hätten in drei Gruppen zu zerfallen.
A. In die erfte Gruppe wären einzureihen: Denkmale, welche eine fo allgemeine kunß-
ceft/iic/itlic/ic Bedculutio: befitzen, dafs fie als Monumente von hervorragender Wichtitrkeit anirefehen
werden müfsen.
B. Der zweiten Gruppe fielen folche Denkmale zu, die vermöge ihrer künltUrifclien
Bedeutung, ftylillifchen Eigenthümlichkeit odrr um brfonderer hillorilcher lü'iniicniiigcn willen für
die Gefchichte der Gegend oder des Ortes, wo he lieh behnden, einen grofsen W(;rth haben.
C. Denkmale, welche bemerkenswerthe Repräfentanten einer Kunll-l'lpoche ^1^\v^■ .Styl-
Richtunüf im alltremeinen find.
II. Alle übrigen Kunft- und hillorilchen Denkmale, die keiner der vorbezeichneten drei Claffen
A, B, C eingereiht werden können, wären als nicht-clafßrtc zu bezeichnen.
Der Ausfchufs behielt fich indeffen vor, die brage der Claffirung, fobald die Denkmale
einer beftimmten der Oeffentlichkeit zu übergebenden Abtheilung gefammelt vorlägen, einen- noch-
maligen Erörterung zu unterziehen.
Schliefslich wurde beftimmt, dafs an Stelle der Ausdrücke „Inventar" und „Inventarifirung"
an die fich allerhand minder genehme Nebenbegriffe knüpften, die Bezeichnung „Kim/l- Toßoc^ra-
phie" treten foUe.
Die Vorgangsweife betreffend, kam der Ausfchufs über folgende Punkte überein :
1. Es fei fofort das Unternehmen in Angriff zu nehmen, und zwar gleichzeitig in mehreren
Kronländern, folchen wo die meiften Vorarbeiten vorliecren oder wo befondere Umflände eine
möglichft baldige Conflatirung des Vorhandenen wünfchenswerth erfcheinen liefsen ; in h^tzterer
Hinficht wurde auf Tyrol und Salzburg hingewiefen, wo der häufige Fremdenbefuch und die
Anwefenheit ausländifcher Händler die Gefahr einer Verfchleppung werthvoller Objec^le nahelege,
wie davon leider nur zu häufig, bis in die jüngfte Zeit herab, der Central-Commiffion Meldungen
zugekommen.
2. Für die Sammlung, beziehungsweife VervolMändigung des Materials für das in Bearbei-
tung zu nehmende Kronland wurde als zweckentfprechend erkannt:
a) Die Durchforfchung der einfchlägigen Denkmäler-Literatur, als da find : die Publicationcn,
die Bibliothek und die Mappen der Central-Commiffion, die Schrift(-n d(>r kaif Akadcnnie
der Wiffenfchaften, die Jahresberichte der Landes-Vereine etc.
l>) Die Ausfendung von Fragebogen an die in dem betreffenden Lande bt^findlichen Confer-
vatoren und Correfpondenten der Central-Commiffion an Pfarrer, Gemeindevorfteher,
Vereine u. dgl. Die Redigirung diefer PVagebögen kam durch die vereinten Bemühungen
der Herren Scheßag und Baron Sacken zuflande, wozu Dr. Jl'inter einige Rubriken
bezüglich der Archive fügte. Die Fragebogen wären halbbrüchig, mit Leerlaffung der je
2. und 4. Spalten für die Aufnahme der Antworten, in einer ausreichenden Anzahl von
Exemplaren aufzulegen. Auch wäre jeder Ausfendung ein Couvert mit der Adrefl'e der
Central-Commiffion beizulegen damit fich der Gefragte umfomehr veranlafst finde die von
ihm ausgefüllten Fragebogen zurückzuleiten (Wortlaut der Fragebogen f „Mittheilungen"
1878, pag. CXXXI f).
c) Die Kntfendung von Fachmännern an Ort und Stelle, ein fchwieriges und koftfpieliges
Mittel, aber das einzige um bezüglich folchcr Denkmale, die niciit auf anderen W('gen in
OeSTEKKEICIIISCIIE KUNST-TOPOGRAI'IIIE. II
ihrem Charakter und ihren Details verläfslich conflatirt find, Ikhere Daten zu erlangen. Es
war ein fahr dankenswerthes Anerbieten des Oberbaurathes Profeffor Friedrich Schmidt,
bei den fachmännifchen Bereifungen, die er alljährlich mit mehreren feiner Schüler zu unter-
nehmen pflegt, die Zwecke der Kunft-Topographie vor Augen halten und gelegenheit-
lich fördern zu wollen.
3. Als zweckdienlich wurde die Abfaffung einer nur wenige Denkmale von gröfserer und
von minderer Bedeutung" umfaffenden Mufterarbeit erkannt, die in Druck zu legen und den Organen
der Central-Commiffion hinauszugeben wäre, damit diefe darnach die ihnen etwa abzufordernden
Auskünfte einzurichten vermöchten. Eine Mufterarbeit diefer Art lieferte, über Einladung des
Ausfchuffes, Minifterial-Secretär Dr. Karl Lind und wählte dafür die Kirche St. Leonhard im
Lavant-Thal und die Burg Hoch-Oflerwitz in Kärnten.
Am 8. Auguft 1878 Z. 230 erftattete der Präfident der Central-Commiffion über diefe
Berathungfs-Ercrebniffe der Central-Commiffion und ihres Ausfchuffes Bericht an den Herrn Minifter
für Cultus und Unterricht, und nachdem von diefem mit Zufchrift vom 8. Februar 1879 Z. 13072
die gesellten Anträge „mit Befriedigung" zur Kenntnis genommen worden, konnte nunmehr die
thatfächliche Arbeit beo^innen.
'ö
IV.
Es wurde befchloffen den Anfang mit Nieder-Oefterreich, Kärnten und Salzburg zu machen,
Ländern deren kleineres Gebiet fich leichter überfchauen läfst oder wo es fich wie namentlich bei
dem erfteren, nach den vorausgegangenen zahlreichen und vielfeitigen Arbeiten mehr um eine
Nachlefe zu handeln fchien. Auch die kärntnerifchen Kunftdenkniale find in den letzten Decennien
vielfach, zum Theile fehr eingehend behandelt worden. Bei Salzburg ift das gleiche wohl nur
von der Landeshauptftadt zu fagen, während die Thäler und das offene Land noch viel zu thun
übrig laffen.
Bezüglich Nieder-Oefterreichs wurde auf Antrag cies Referenten Regierungsraths v. Sacken
befchloffen, das Gebiet in zwei Theile, den füdwärts und jenen nordwärts der Donau, zu zerlegen
und mit erfterem, als für welchen durch die beiden Theile des „Wegweifer" nicht nur ein nahezu
volllländiges, fondern auch topographifch bereits geordnetes Material vorliegt, zu beginnen.
Für das Gebiet am linken Ufer des Stromes follte inzwifchen Stoff gefammelt werden, wozu,
was das ehemalige Viertel unter dem Manhartsberg betrifft, die zahlreichen Aufnahmen in der
Sammlungr des Confervators Anton Widtei' erwünfchte Ausbeute verheifsen. Die Denkmale des
ehemaligen Viertels ober dem Manhartbero; erbot fich Confervator Karl Rosner von Krems aus
nacheinander zu bereifen und feine Notizen und Aufnahmen der Central-Commiffion zur Verfügung
zu rtellen, ein Anerbieten, das mit grofsem Danke entgegengenommen wurde.
Im Juni und luli 1S79 wurde mit der Ausfendung der Fragebogen begonnen, und zwar in
Nieder-Oefterreich nur an jene Orte des ehemaligen Viertels ober dem Wienerwald, die für den
vorliegenden Zweck überhaupt noch nicht befucht worden waren, oder wo eine Ergänzung oder
Berichtigung der bisher bekannten kunft-topographifchen Daten wünfchenswerth fchien. Jedem
Fragebogen wurde ein Einbegleitungsfchreiben an die betreffende Perfönlichkeit, in der Regel
den Orts-Seelforger, beigegeben. Da trotzdem von manchen Orten die Antwort ausblieb, einzelne
Sendungen wohl auch als „nicht angenommen" uneröffnet an die Central-Commiffion zurück-
gelangten , fo richtete der Präfident dienfthöfliche Schreiben an die hochwürdigen Herren
Bifchöfe, worin er diefelben von dem Zwecke und der Bedeutung des kunft-topographifchen Unter-
nehmens in Kenntnifs fetzte und um geneigte Förderung und Unterftützung desfelben bei dem
12 Freiherr von Helkekt.
unterllehenden Curat-Clerus auflichte. Die nun immer zahlreicher einlangendem beantwurlelen, tl h.
in ihren Rubriken ausgefüllten Fragebogen zeigten viel erfreuliches. Uie meiften waren nach
beftem Wiffen, viele mit fichtbarem Intereffe und Eifer beantwortet. Einer grofsen Anzahl waren
Abdrücke von Pfarr- und Orts-Siegeln, manchen örtliche Abbildungen beigegeben, und von befon-
derem Intereffe, weil fall durchaus neu, waren die archivalifchen Notizen. Der kunft-topographifche
Ausfchufs der Central-Commiffion hatte alle Urfache mit dem h>folge diefes crflen Schrittes, den
er zu feinem Ziele unternommen, zufrieden zu fein.
Da inzwifchen die Amts-Ferien der Central-Commiffion, Augufl und September, heran-
gerückt waren, fo konnten die Bereifungen beginnen. Der Zweck derfelben war: die in tlen einge
längsten Fragebogen enthaltenen Notizen, welche überwiegend von Nicht-Fachmännern her-
rührten, an Ort und Stelle zu vergleichen, zu prüfen, wo nüthig zu ergänzen und richtigzullellen,
eventuell mit theilweifen .Aufnahmen zu illullriren, aucli foniT: vorkommende, in den ausgetiilltcn
Fragebogen nicht berührte Objefle zu notiren und allenfalls zu fkizziren. Als muftergiltig wurden
vom Ausfchuffe die Äosm-r'fchcn Aufnahmen erkannt und zu diefem Behufe die Anfertigung von
Copien einer Anzahl derfelben eingeleitet. Confervator Rosiicr hatte nämlich in der Zwifchcnzeit
einen Theil des Viertels ober dem Manhartsberg bereill und eine nattliche Folge von Befchreibungen
und Aufnahmen, höchli zweckmäfsig und belehrend angelegt, der Central-Commiffion eingefandt,
die dadurch ein nach jeder Richtung entfprechendes Material für ihre ferneren Arbeiten gewann. Den
auszufendenden Reifenden follte nebfl Vergütung der Reifekoften, der baaren Auslagen für
nothwendige Gerüfle, für Herabnahme von Bildern von den Wänelen u. dgl. ein Honorar per Tag
ihrer Mühewaltung ausgemeffen, zum Antritt ihrer Reife ein Vorfchufs darauf ausgefolgt, die
fchliefsliche Berechnung nach Vollendung ihrer Aufgabe gepflogen, refpe6live berichtigt werden.
Jeder follte mit einem die Bedingungen feiner Miffion enthaltenden Decrete und mit einem
Legitimations-Schein zur Vorweifung an Ort und Stelle verfehen, aufserdem die Civil- und geill-
lichen Autoritäten des Bezirkes, in welchem die Aufnahmen und Befchreibungen vorzunehmen
waren, feitens der Central-Commiffion durch ei^rene Präfidial-Schreiben begrüfst werden.
Was die einzelnen Kronländer betraf, fo behielt fich für Nieder-Oefterreich Baron Sacken
die an mehreren Punkten des Viertels unter dem Wienerwald erforderliche Nachlafe felbft vor; für
das Viertel ober den Wienerwald war urfprünglich Architekt Johann (iradt in Ausficht genommen,
da diefer jedoch fchwer erkrankte und bald darauf, 19. Juli 1879, ein grofser Verluft für die heimifche
Denkmalkunde, ftarb, fo fiel die Wahl auf Herrn Emanuel Pippick, ein(.;n Jüngern tür Archäologie
fich intereffirenden Architekten. Er hatte 40 bis 45 ihm nahmhaft gemachte Ortfchalten zu bereifen
und hat feine Aufgabe mit anerkennenswerthem Eifer, mit Umficht und Verftändnis gelofl; die
Ausbeute war allerdings keine wefentliche, aber anderfelts ein Beweis, wie umfallend und forgfältig
die Forfchungen für den „Wegweifer" gepflogen worden waren. Da zur felben Zeit Dr. Kenner
die in den Bereich der I. See'tion fallenden Daten für das nieder-üllerreichifche Gebiet lüdwärts
der Donau vollendet und zur Einftellung in dii; alphabetifche Ortsfolge hergerichtet hatte, fo ill
nunmehr das kunft-topographifche Materiale für die beiden Viertel ober und unter dem Wiener-
walde vollftändig beifammen und kann an die Ausführung gefchritten werden. Zu wünfchen ift nur,
dafs die fo vielfeitig in Anfpruch genommene Zeit des Referenten Freiherrn Eduard v. Sacken es
ihm möglich mache, bald an feine lohnende Aufgabe zu fchreiten und felbe möglichft ohne
Unterbrechung ihrem Abfchluffe zuzuführen.
Für das Herzogthum Salzburg machten die ausgegebenen und nun ziemlich regelmäfsig
zurückgelangenden Fragebogen auf eine Fülle ganz oder theilweife unbekannter Gegenftände
aufmerkfam; manche der gelieferten Befchreibungen waren wohl minder genau, mitunter lückenhaft;
alle jedoch zeigten von dem aufrichtigen Bellreben den Intentionen der Central-Commiflion gerecht
OESTERKKICII ISCHE KUNST-TOI'ÜCRAI'lllE.
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zu werden. Einen literarifchen Behelf zur Ausfüllung- mancher Lücken hal dem Herrn Referenten
das /)ür/inircr'ic\\(i Diücefan-hhuidhuch, ferner desfelben Verfaffers „l'ongau und Pinzgau," fowie
Kürßnger's „Lungau und Ober-Pinzgau" geboten. Im Ganzen aber Hellte fich eine ortsweife
Bereifung des ganzen Landbezirkes als unerläfslich heraus; ja felbft für die in den „Jahrbüchern"
und „Mittheilungen" der Central-Commiffion faft vollftändig und von berufenen Federn behandelten
Kunfldenkmale der Hauptftadt war manches nachzuholen, namentlich die in der Zwifchenzeit vor-
genommenen Herftellungen, dann das in den letzten Decennien fo beachtenswerth angewachfene
Landes-Mufeum. Einen grofsen Theil des Gebietes, namentlich den Lungau, Pongau, behielt fich der
Referent zur perfönlichen Bereifung vor, hat diefem Zwecke einige Wochen der Sommer 1879 und
1880 gewidmet und gedenkt im Sommer 1881 feine kunft-archäologifche Forfchungsreife zu vollen-
den. Für die Bereifung des fich längs der Salza ausbreitenden Gebietes des Herzogthums nördlich
von Golling wurde der Architekt Vitus Berber gewonnen und hat fich derfelbe diefer Mühewaltung
im abgelaufenen Sommer unterzogen. Befonderer Dank gebührt dem neuen Landeshauptmann
Grafen Karl Chorinsky, welcher vom Präfidenten der Central-Commiffion dienftlich begrüfst, fich
um tlie Kunft-Topographie des Landes mit der ihm eigenen unermüdlichen und lebhaften Thätig-
keit annimmt und den Organen der Central-Commiffion, namentlich Herrn Cuftos Schcjlag, in der
zuvorkommenften Weife an die Hand geht. Jedenfalls werden die das Herzogthum Salzburg
betreffenden kunft-topographifchen Vorarbeiten erft nach Ablauf der nächftjährigen P^erien foweit
abgefchloffen fein, um die Schlufs-Redaftion in Angriff zu nehmen.
In fehr erfreulicher Weife nimmt durch bereitwilliges Zufammengreifen aller einfchlägigen
Faftoren die kunft-topographifche üurchforfchung des Herzogthums Kärnten ihren Fortgang. Auf
das dienflliche Begrüfsungsfchreiben des Central-Commiffions-Präfidenten hat der hochwürdigfie
Fürft-Bifchof von Gurk feinen Seelforge-Clerus durch das Diöcefan-Blatt auf das Unternehmeii
aufmerkfam gemacht und felbem die Förderung desfelben ans Herz gelegt. Die F"olgen zeigten
fich bald in der erfreulichlten Weife. Zwar waren bis zum Mai 1880 von 301 ausgefandten Frage-
bogen erft 153, alfo wenig über die Hälfte, ausgefüllt zurückgelangt; was aber eintraf, war faft
durchwegs fchätzenswerth. „Die Beantwortung der Fragen," fo fpricht fich der Referent Minifterial-
Secretär Dr. Lind aus, „macht dem kärntnerifchen Curat-Clerus alle Ehre." Wenn man von
einigen fehr kurzen Beantwortungen und von den wirklich kunllarmen Jofephinifchen Kirchen-
bauten abfieht, enthalten die eingefendeten Fragebogen eine ungeahnte Menge von werthvollen
Angaben und Mittheilungen, die fehr häufig auch in archäologifch-fachmännifch richtiger Weife
vorgebracht werden. Auf welch' überrafchende Anzahl von Flügel-Altären oder deren Reften, von
Wanclg-emälden und bedeutenderen mittelalterlichen Glasgemälden, von alten Paramenten, Römer-
fteinen wird darin aufmerkfam gemacht. ^ Freilich war es mit diefer Angabe nicht abgethan, es
erübrigte die Prüfung, refpecftive Richtigftellung der in den beantworteten Fragebogen enthaltenen
Angaben, die zum Theile der Referent felbft vornahm, indem er im September 1879 die hiltorifch
wichtigen Orte Friefach, Villach und Klagenfurt nacheinander zu Mittelpunkten wählte, von denen
aus er die Kunftdenkmale der Umgegend in Augenfchein nahm. Im Juli des folgenden Jahres
beantragte Dr. Li7td eine fyftematifche Durchforfchung des Landes in kunft-archäologifcher Rich-
tungen in etwa zwölf Partien, auf deren jede nach Anhandgabe der eingelaufenen F" ragebogen
etwa 15 bis 20 archäologifch wichtige Orte entfielen. Für den bevorftehcnden Sommer brachte der
Referent vier Touren in Vorfchlag, und zwar:
a) Gmünd — Möllthal — Ober-Drauburg;
b) Krappfeld — St. Veith — Friefach ;
' Jahresbericht der Central-Commiffion über ihre Thätigkeit 1879; Mitth. Bd, VI. N, F. S. VII.
, , KuiilllEKR VON HELKEKT.
c] Kanal-Thal — unteres Gail-Thal — Theile von Villach;
d) Eberndorf — Unter-Drauburij — unteres Rofenthal.
Von diefen Touren haben a) und b) eine deutfche Bevölkerung-, c) und d) [\m\ ihcilwcile
flovenifch. Für letztere fehlen darum die Ausfendung eines Fachmannes angezeigt, der wo nicht
des flovenifchen. doch einer anderen flavifchen Sprache mächtig und daher fähig wäre, fich mit der
Bevölkerung in verfländlichen Rapport zu letzen; und es wurde Architekt Pippich, der feine Auf-
gabe im \'iertel ober dem Wienerwald zur vollen Zufriedenheit gelöft hatte, nunmehr für die
flovenifchen Theile von Kärnten in Anfpruch genommen. Für die deutfchen Bezirke wurden, auf
Anempfehlung des Oberbauraths Profeffor Schmidt, die Architekten Vincenz Rauf eher und Hein-
rich Holieky eingeladen, fich diefer intereffanten Mühewaltung zu unterziehen; im Laufe der Voll-
führunif ihres Auftrages wurde der erftere leider abberufen — es war ihm vom Minifterium die
Hinrichtung'^ und Leitune der neutreeründeten Gewerbsfchule in Eger anvertraut worden — fo dafs
der letztere die Weiterführung fowie den Abfchlufs der Arljeit allein übernehmen mufste.
Gleichzeitig mit diefer Thätigkeit war es aber eine zweite, die von der Central-Commiffion
auf Antraif Dr. Lind's eintreleitet wurde. Es befindet fich nämlich in Kärnten eine Anzahl höchfl
werthvoller Wandgemälde, die al fresco gemalt und feit Jahrhunderten allen Unbilden der Jahres-
zeit und des Wetters ausgefetzt ihrem unaufhaltfamen Verfalle entgegen fchreiten, rückfichtlich
deren es aber im höchflen Intereffe der Kunflgefchichte geboten erfcheint, fie, fo viel davon noch
erkennbar, mindeflens im Abbilde völligem Vergeffen zu entreifsen. Es find das namentlich die
Wandgemälde am Carner von Mettnitz, jene im Donjon \on Friefach, endlich die Fresken an tlcr
Aufsenfeite der Kirche in Milflatt. Der Maler Max Pirner, von Profeffor Trcnkivald- für diefe Auf-
gabe empfohlen, hat felbe in einer fo vorzüglichen Weife durchgeführt und durch die pietätvolle
Wiedenjabe diefer Kunftwerke fo überrafchende Erfoltre erzielt, dafs ihm feitens der Central-
Commiffion die befondere Anerkennung ausgefprochen wurde. Die Aufnahmen werden, nach
Ablauf der Weihnachts-Ausftelluno; im k. k. öfterreichifchen Mufeum für Kunll: und InduRrie zur
allgemeinen Befichtigung offen flehen. ^
Sowohl die in Kärnten aussrefchickten Frao-ebogren als die künftlerifchen Bereifungen
hatten fafl ausfchliefslich die kirchlichen Baudenkmale und deren künftlerifche Ausfchmückung,
Kirchengeräthe, Grabdenkmale u. dgl. zum Vorwurf. Dem kunft-topographifchen Ausfchuffe
kam es daher fehr zu ftatten und wurde von demfelben mit grofsem Dank entgegengenommen,
dafs der hiftorifche Verein für Kärnten feine Bemühungen mit jenen der Central-Commiffion
zu verbinden befchlofs; diefelben werden in Betreff der Profanbauten, Ruinen von alten Burgen,
Grabdenkmale , Infchriften- und Wappen-Steine , Wandgemälde , Siegelflempel von wefent-
lichem Verdienfle fein. \\\\\ fchätzenswerther Beitrat zur Kunde kärntnerifcher Profan-Bauten ifl;
der Central-Commiffion noch von zweiter Seite zu<rekommen. Pfarrer Martin KrabatJi von
St. Urban ob Glanet^«/ hat nämlich ein umfaffendes Verzeichnifs aller kärntnerifchen Burgen und
Burgrefle, alten Schlöffer und Adelsfitze, Befefligungen u. dgl. eingeliefert Der kunft-topogra-
phifche Ausfchufs hat vorläufig befchloffen, nur jene Bauwerke zu berückfichtigen, von denen
wenigftens Refle von künfllerifchem Wertlie übrig find; es wäre gleichwohl zu erwägen, ob
nicht auch da, wo folch künlllerifche Refle fehlen, im topographifchen Verzeichniffe der ehemalige
Standort bemerkt werden follte, ähnlich wie das mit der Anmerkung claffifcher und fogenannter
prähillorifcher Fundflellen zu beobachten fein wird :
' Wurde bereits ausgeführl und find die fraglichen Aufnahmen in den Räumen des k. k Mufcunis für Kunft und Induftric
zu fchen.
OeSTERKEICIIISCHE KliNST-TOI'OCKAl'llIE 15
V.
Was die weitere Ausdehnung- des kunft-topographifchen Unternehmens betrifft, fo find
darüber bis zur Stunde noch keine ic{[v,n Pjefchlüffe uefafst worden. lünes der Länder, die dem-
nächft in Ausficht >renomnicn werden dürften, wäre das Köniu;reich Böhmen, einmal defswegen, weil
bezüelich desfelben fchon viel vorgearbeitet wurde und forlwähreml vorgearbeitet wird, dann
abt;r auch aus dem Grunde, weil es bei der Ausdehnung- des Landes und der Fülle des Stoffes
eben fo umfaffende X'orarbeiten benöthigen und daher beizeiten auf eine Inangriffnahmen diefer
Arbeit wird gedacht werden muffen.
\'on dem was bisher in kunft-topographifcher Richtung für Böhmen geleiflet worden, war
früher die Rede. Ein fehr lobenswerthes Unternehmen ift vor einigen Jahren in Gang gebracht
worden; es find dies vom Architekten und Confervator Anton Baum und vom Herausgeber und
Redafteur des „Method" Ferdinand Lclnicr in beiden Landesfprachen abgefafste „Archäologifche
Fragen", welche in einer grofsen Anzahl von Exemplaren unter den Mitgliedern der „Chrilllichen
Akademie" im Lande vertheilt wurden. Sie enthalten folgende Haupt-Rubriken, deren jede in eine
Reihe fehr in's einzelne gehender Fragen zerfällt: A Name des Ortes. B. Kirche, und zwar
Thüren, Aeufseres (Fenfter, Gefimfe, Dach, Portal etc.), Inneres (Pflafter, Gewölbe, Mufik-Chor etc.),
Einrichtung C. Friedhof, D. Pfarrhaus, E. fonftige Denkwürdigkeiten und Alterthümer, F. Schlofs-,
Ci. Burg-Refte. Eine Tafel mit Typen von Bau-Stylen, Fenftern, Thurmfpitzen, Gewölben, Mnn-
ftranzen u. dgl. liegt zur Verdeutlichung der geftellten Fragen für den minder Vertrauten bei.
Die Ergebniffe, welche durch die Ausfendung der „Archäologifchen Fragen" erzielt wurden,
find, wie Confervator Baitui auf eine an ihn gellellte Anfrage berichtet, recht erfreulich, wobei nicht
Überlehen werden darf, dafs zunächll nur Mitglieder der Chriftlichen Akademie damit betheilt
wurden, an welche freilich dabei die Bitte erging, für möglichfte Bekanntgabe in weiteren Kreifen
Sorge zu tragen. So find denn auch mitunter Antworten von folchen Perfonen eingelangt, die für
ihre Perfon der Akademie nicht angehören, auch nur zufällig zur Kenntnis des im Zuge befind-
lichen Unternehmens gelangt waren. Der Inhalt der eingelangten Antworten ift, wie dies nicht
anders fein kann, von fehr ungleichem Werth, überwiegend jedoch in der einen oder andern
Richtung brauchbar und dankenswürdig; nicht wenige kamen mit ganzen, auf wiffenfchaftlicher
Grundlage bearbeiteten Monographien zurück, andere mit Zeichnungen, Photographien u. dgl. Auch
ift man auf diefem Wege bereits zur Kenntnis von Kunft-Obje6len gelangt, von denen die Fach-
gelehrten bisher Notiz zu nehmen nicht in der Lage waren.
Eine Angelegenheit ernfter Erwägung für den kunft-topographifchen Ausfchufs der Ccntral-
Commiffion, um an die fyllematifche Durchforfchung von Böhmen zu fchreiten, wird die Frage einer
zweckmäfsigen Abtheilung des überreichen Stoffes bilden. Eine Zerlegung nach Kreifen fcheint
darum unthunlich, weil diefe Eintheilung felbft während der lebenden Generation dreimal gewechfelt
hat und möglicherweife neuerdings wechfeln kann; eine nach bifchöflichen Vicariaten, deren
Gränzen allerdings ziemlich fellftehend find, ja in eine frühe Vorzeit hinaufreichen, würde den Stoff
denn doch in allzu kleine Theile fcheiden. Wenn man fonach dahin gedrängt wird, eine feft-
ftehende natürliche Gränze zu fuchen, wie folche für Niederöfterreich durch den das Land von
Werten nach Orten in zwei faft gleiche Hälften zertheilenden Donau-Strom gegeben irt, fo böte für
Böhmen die von Süden bei Schlofs Rofenberg bis Herrnskretfchen nach Norden rtrömenden
Moldelbe eine ähnliche Theilung des Landes in zwei Hälften, deren jede dann wieder nach den
Ouellgebietcn der von Weft nach Oft und von Oft nach Well in die Hauptader mündenden Neben-
flüffe: hier die obere Moldau (vom Urfprung bis Rofenberg), die Votava, Mies-Beraun und Plger,
,5 FUEIHEKk VON HEI.l-KkT. OKSTERKEKHISCIIK KUNST-Toi'OCUArHIK.
dort die Luziiic, Säzava, Hlb-Ifer (von PardulMC bis Mcliiik) und obere VJhe, in vier, alfo 7Aifaninn-n
acht Unterabtheilungen zerfiele. Die Hauptftadt Prag würde vielleicht eine Behandlung für fich in
Anfpruch nehmen.
In fülcher Weife fieht das Unternehmen einer üllerreichifchen KunlVTopographie baldigem
Beo-inne feines Erfcheinens vor der Oeffentlichkeit, und von da an ununterbrochener, Weiterführung
durch die verlchiedenen Theile des Reiches entgegen. Zwar ifl, wie früher erwähnt wurde, über
die Frage der Clafllrung der Denkmale im Schoofse der Central-Commiffion noch nicht endgiltig
entfchieden ; unter allen Umfländen aber wird die in einem ihrer Theile durchgeführte Kunft-
Topocrraphie in dem betreffenden geographifchen Gebiete mafsgebend für die Beachtung und, fo
rteht zu hoffen und zu wünfchen, zugleich für die pietätvolle Erhaltung der Denkmale einer ereignis-
vollen und kunftfinnieen Verofantrenheit fein. Wenn es in unferem Kaiferftaate bisher an einem
umfaffenden Gefetze in diefer letzteren Richtung mangelt, während fich andere Cultur-Staaten feit
langem fchützender Normalien, mindeftens was die Bauten und Denkmale betrifft die zum Staats-
gute gehören oder einer Gemeinde oder anerkannten Körperfchaft eigenthümlich find, erfreuen, fo
wird die Durchführung des kunft-topographifchen Unternehmens eben fowohl den Anlafs bieten als
zum Anfporn dienen, in legislativer Weife und Form jene Grundfätze feftzuftellen, welche rück-
fichtlich der Bewahrung und Beauffichtigung, der Erhaltung und Herftellung claffifcher Denk-
male der Vorzeit beobachtet werden follen. Bis dahin fei diefer Gegenfland dem einfichtsvoUen
Wohlwollen aller Freunde des Vaterlandes, der Kunll und Bildung auf das wärmfte empfohlen.
Wir haben, leider fei es bekannt, bis auf die letzte Zeit herab fo vieles, was des Erhaltens w(;rth
gewefen, theils durch Zerflörung theils durch Hintangabe in frc-mde Hände verloren, dafs tloppt-ltc;
W'achfamkeit und Sorg-falt bezüoHch deffim oeboten ift, was fich tlavon noch in aufrechtem Stande
und in unferem Befitze befindet.
SCHLOSS KACEROV IN BÖHMEN.
Vom Cokkespondenten C. Lauzil.
(Mit
Tcxtllluftiationcn.'
ai' A.j'.'v.uu ii."Aiiiiiii|i/'Ii'l!/iiV/,
ORDÖSTLICH von Pilfen, nächft dem Orte Plana, erhebt fich auf einem kahlen Hügel
das Schlofs Kacerov, der ehemalige Sitz der Griespecken. Nach dem Ausfterben diefes
Gefchlechtes kam das Schlofs in geilllichen Befitz und diente klöfterlichen Zwecken;
(jecrenwärticr trehört es zur fürfllich Metternich'fchen Herrfchaft l'lafs, wird von dem Pächter der
Kacerover Gründe als Wohnhaus, Speicher, Viehflall etc. benützt und ill auch nur, foweit es diefe
Zwecke fordern, im leidlichen Bauzuflande, im übrigen aber fchon jetzt als Ruine zu bezeichnen
und dem weiteren Verfalle preisgegeben.
Das Schlofs ifl um die Mitte des i6. Jahrhuncierts von Florian Griespeck von Griesbach
erbaut worden; der grofse Mantel des Küchenherdes (Fig. 13) trägt die Jahreszahl 1552, und dürfte
damit die Zeit der Vollendung ausgedrückt fein.
Es fällt fonach die Erbauunsj diefes Schloffes mit
dem Umbaue des Rathhaufes in Pilfen zufammen, |
und fprechen viele an beiden Objeclen ganz gleich '
geftaltete Details, namentlich aber der Kamin im
Rathsfaale zu Pilfen und jener im Familienfaale
zu Kacerov (Fig. 11) datür, dafs beide Bauten ein
und demfelben Meifler zugefchrieben werden
dürften.
Die Gefammtanlage (Fig. i) ifl einfach, ziem-
lich regelmäfsig und fymmetrifch. Das Gebäude
befteht aus vier Tratlen, welche einen recht-
eckigen Hof umfchllefsen, der fich im Often und
Werten durch Thorwege öftnet. Die Verbindung
mit dem übrigen Schlofs-Terrain war jedoch nur
durch Zugbrücken herzuftellen, welche die vor
den Portalen geleufenen Gräben überbrückten. '
Der äufsere Schlofsplatz zeigt die Form eines unregelmäfsigen Viereckes, hat an den Ecken
Baftionen, ift rings von Mauern und Gräben umgeben und von Nord nach Süd durch eine Mauer
abgetheilt. In derfelben befinden fich wohl erhaltene Refte eines ziemlich reichen Portales mit
Nebeneingang und Säulenftellungen im Charakter der x\rchitektur des Schloffes gehalten.
Von den Mauern, welche die Gräben umfchliefsen, hntl nur die unteren Parthien bis zum
Niveau des äufseren Schlofsplatzes noch vorhanden.
' Gegenwärtig vermitteln Erddämme den Verkehr.
VU. N. F. 3
Fig. I.
iS
C. Lauzil.
Die Oft-F"agade des Schloffes (Fig. 2 und 4) ift von zwei Rifaliten tiankirt, die Weft-Fagade
durch einen Mittel-Rifalit gegliedert. Aus dem Nord-Tracle erhob fich früher ein Thurm, welcher, fo
Fig. 2.
weit er über das Dach des Gebäudes hervorragte, vor wenigen Jahren wegen Baufälligkeit
abgetragen wurde. ■ Der Oft -Traft ift dreiftöckig, die übrigen Tratle haben zwei Stockwerke.
Hiebe! reichen aber zwei Säle des erften Stockwerkes,
im Often und Weüen gelegen, in das darüber Ijctindliche
Gefchofs, fo dafs in Bezug auf jene Stellen des Grundriffes
fich der Bau zwei-, beziehungsweife einftöckig geftaltet.
Kntfprechend der einfachen Anlage ift die innere
Eintheiluntr des Schloffes klar t£elüft. Im Krdtrefchofse
liegen rings um den I lofraum breite Gänge, welche lieh
durch Bo^^enftellunoen öffnen und im Often und Wellen
des Gebäudes, die ganze Tracttiefe einnehmend, zu grofs-
artigen Vorhallen fich geftalten, aus welchen die beiden
Haupttreppen in die ol)eren Gefchofse leiten (Fig. 2), Im
erften Stocke find die Arcaden, abweichend von anderen
Fig 3 . . .
derartigen Anlagen, nur an zwei Seiten des I lotes einander
* Die (lärkeren Mauern im GrundriflTc des Erdgcfcliofscs (Fig. 2; in der Nähe der Wendeltreppe gehuren diefcm Tluii mljaue an.
ScHLoss Kacerov in Böhmen.
19
l'iy. 4.
gegenüberliegend angcortlnct , wäh-
rend über den Vorhallen die fchon
erwähnten beiden grofsen Säle fich
erftrecken (Fig. 3). Die Haupttreppe
in der Südweftecke des Hofes führt
nur bis zum crllcn Stockwerke, ilcm
Hauptgefchofse', und fchliefst dort in
origineller Weife ab (I'ig- s)-" Di'-
zweite grofse Treppe , fowie zwei
Nebenfliegen reichen l)is zu dem Dach-
räumen empor und in die Kellerräumc
hinab, und find fchmucklos gehalten.
An die oftenen CiUnge und meill direct
von diefen zugänglich, fowie untctnin-
ander durch Thüroffnungen vt^rbun-
den, reihen fich die einze-lncn Wohn-
räume an.
Die Mauer des wefllichen Rifa
lits ill theilweife von bedeutender
Stärke und enthält einen rechteckigen
I M. auf 3 M. im Querfchniti yKif,
meffenden Schacht (Fig. 2),
welcher vom Niveau des äufsc
ren Terrains ])is unter den
Fufsboden des Familienfaales
im erflen Stockwerke reicht
Derfelbe ift fo gefchickt durch
eine kleine Unregelmäfsigkeit
in (.\c\- Gruntlrifsbilduncr ver-
fteckt, dafs man feine Verheim-
lichung wohl als wefentlich
betrachten und annehmen darf,
dafs er in Zeiten der Kries/s-
gefahr den Schatz der Familie
aufnehmen follte. Diefer konnte
durch eine im bufsboden des
Familienfaales gemachte Oeff-
nung verfenkt werden, und die
forgfältige Wiederherflellung
des Fliefsenbodens forijte für
die Geheimhaltunsr des Ver-
fleckes. Wenn diefes aber ein-
flens wirklich einen Schatz
enthalten hat, fo fand fich auch
3 Von der fleincinen Briiflunf; mit ihrer interelTanten Flcclitwerksfüllung hcAelit jetzt rmr nielir der Tlieil links vom Bcfchauer,
welcher in Kigur 6 orthogon.il dargeftellt ifl.
20
C. Lauzil.
der Schatzgräber, denn es ift gegenwärtig; an tler Aufsenfeite des Schloffes in der Parterrehöhe
ein Loch in den Schacht gebrochen, dem die Feftftellung desfelben im Plane zu danken ift.
Fig. 7.
Nach der Grundrifsanlage und nicht minder nach der architektonifchen Durchbildung neigt
der Schlofsbau der italienifchcn Renaiffance zu, doch zeigen einzelne gedrückte Yeriiältniffe,
SciiLoss Kaceuov in Böhmen.
21
theilweife vorkommende Derbheiten in der l'rofiliruny', vornehmlich aber i^^ewiffe naive
keiten deutlich den Kintlufs des deutfchen hdemcntes, und tlic! X'crmuthunLi' liej^t
letzteres lieh noch bedeut(;nder in Gie-
belaufbauten iil)er die Rifaliten, fowie im
Abfchlufs des Thurmcs ausgeprägt haben
dürfte. Darauf deuten hin : die Vervvandt-
fchaft des Kacerover Schlofsbauc:s mit
dem Rathhausbaue in Filfen, deffen Haupt-
fchnnick in dm Giebclanordnungcn bc-
llelit, dann dc^r Umfland , dai's l)ei dem
jetzigen Abfchlufs nach oben die trockene
Gefammtwirkung des Aeufseren nicht dem
Geifle cntfpricht, der fich im übrigen
in der Conception des Gebäudes und feiner i nieren Ausfchnuukung kund gibt.
Ein Haupt-Charakteriflicum der architektonifchcMi 1 )urclibildung des Schloffes
Symmetrie im Grofsen, bei forglofem Umgehen derf<;lb(n im Kleinen, allerdings zu (
conllructiven Idee oder aus Rückficht aul die
Zweckmäfsigkeit der inneren Eintheilung. So
weifen die beiden fymmetrifch angeordneten, fafl
ganz gleich breiten Rifalite der Oftanficht (Fig. 4,
vergl. auch den Grundrifs Fig. 2) ungleiche
Fenfterzahl mit unre^elmäfsiger Achfentheilumr
Urwüchfig-
nahe, dafs
Kacerov ill
"lunltcn der
^
nWrWrWnWn
°j H mI I j K
Kig. S
auf; fo fmd ferners im Mittelthcil derfelben
FagadeTreppenhausfenllcr nach mittcdalterlichem
Principe zwifchen den Ruheplätzen, alfo nach der
Höhe zwifchen den anftofsenden Fenflern zweier
übereinander liegender Gefchofse angebracht
(Fig. 7); fo endlich find die Portal-Bildungen, ob-
wohl in den Frontmitteln angeordnet, dennoch im
Detail nicht ganz fymmetrifch gelöft. (Fig. 7.)
22 C. LAri?ii..
Das zweite Hauptmerkmal ill eine hochll i^leichartioe, fall chablonenmaisiue l-oims^fcbuiiir.
Die Fenrter uiul Thiirverdachunijen fiiul am i,ran2en Gebäude fall Meich yellaliet, iler bauchioe
Fries herrfcht überall bei denfelbeii, mit tler einzigen \'ariation des fagettirten Vorfprunges, Üatt
des fegmentbogioren. Die Kamine, welche ilen fchünftcn Schmuck der Gemächer tlarlUllcn uiul
zahlreich vorhanden fmd. zeigen mit wenigen Ausnahmen ziemlich gleichartige Durchbildumr.
Alles weift daraufhin, <lafs dvr ganze Hau aus einem Gufs liervorgegangen ifl. Als weiterer Grund-
zug ift der nahezu gänzliche Mangel von Bildhauerarlx-it, fowie das nur fpärliche Vorkommen von
Stuck-Reliefs zu bezeichn(-n.
Diefer Kargheit einerfeits ift ein bedeutender Aufwand an Flächen -Decorationen in
Sgraffito- Manier (Fig. 4, 7, 8) anderfeits gegcmübergeftellt, welche an den äufseren Fagad
en
Sciii.oss Kaciorov in Böhmen.
23
vorzüglich erhalten, im llotraunu; aber nur in kleinen bis zur Unkenntlichkeit verwitterten Reften
vorhanden fmd.'
Die grofse Sparfamkeit in Anwendung von Werkflücken erklärt sich dadurch, dafs der
Sandftein von weit her bezogen werden mufste; doch befchränkt lieh der Verputz, den richtigen
Anfchauungen jener Zeit geniäfs, auf die glatte Fläche mit der kaum erwähnenswerthen Ausnahme
tlacher Bänder, üiefe find eben i'o in Sgraffito-Manier geziert wie andere, nur in der Mauerfläche
eingeritzte Bänder (Fig. 8), während die grofsen Putztlächen der äufseren Fronten in derA-lben
Technik quadrirt erfcheinen (Fig. 7) und jene der Hof-Fagaden reicheren ornamentalen '.md figür-
lichen Schmuck belelien hal)cn. Als Curiofum verdient eine Serie von Blindfenftern an tUr Ofl-
Fagade (Fig. 7) angeführt zu werden, deren Zeichnung in den Verputz eingekratzt und mit naiver
profpe6livifcher Darfteilung von Fenfterläden in derfelben Technik vervollftändigt ift.
Die Anficht des Hofes (Fig. 9) bietet
grofsen Reiz, wenn auch gewiffe Derbheiten
in Prohlirungen und Verhältnilfen der vollen-
deten Schönheit der Erfcheinung Abbruch tluin.
Namentlich ftört es, dafs die Säulen im erften
Stockwerke, obwohl gegen jene des Erdge-
fchofses zurückgefetzt , doch den Eindruck
machen, als ruhten fie mit ihren fchwerfälligen
Poftamenten auf den verhältnifsmäfsig fchlan-
ken Schäften der letzteren. Wenn dies fchon
an und für fich unfchön wirkt, fo erzeugt es
aufserdem noch das Misbehagen, zu wiffen,
dafs der ganze Pomp der Säulenftellung im
Parterre nur ein Decorations-Mittel ift. Die
Bogenzwickel und Brüftungsfelder waren, wie
fchon erwähnt, mit Sgraffito-Ornamenten ge-
fchmückt. Die aneewendete Säulenordnung ift
die dorifche und gleicht am meiften jener von
Philibcyt de Lorme aufgeftellten. Die Kreutz-
gewölbe der offenen Gänge haben keine Rip- |.
pen, aber ihre Flächen heben fich an den
Gräten zu fcharfen Kanten im Putze hervor,
wie dies auch am Rathhaufe in Pilfen und Fig. 11.
anderen Bauten derfelben Entftehungszeit dort und in der Umgebung zu finden ift.
Die Innenräume wurden zur Zeit als das Schlofs in geiftlichen Befitz kam, ziemlich werth-
los neu decorirt und fintl nun meift arg verwüftet, zum kleineren Theil in der Eingangs erwähnten
Weife benützt, gröfstentheils aber leerftehend und unverwahrt. Von altem Holzwerk und Befchlägen
findet fich nichts bemerkenswerthes. Im letzten Stockwerke des öftlichen Stiegenhaufes, alfo an
einer wenig begangenen Stelle, find einfache aber hübfch decorirte jedoch nicht glafirte Thonfliefse
vorhanden.
Das gröfste Intereffe in Bezug auf die Ausftattung der Innenräume bietet eine Serie von
meift noch recht wohl erhaltenen Kaminen.
^ Der Grund diefer verfchiedencn Dauerhaftigkeit liegt darin, dafs die Dcciiralionfn an den äufseren Fa^aden in einer von
der gewöhnlichen Sgraffito-Technik etwas aliwcichenden folidercn Art lierguftcllt find, indem hier ftatt des fchwarzgefärbten Mörtels eine
fehr fandreiche Mörtelfchichtc fubflituirt ifl.
24
C. Lauzil.
Die Umrahmungen derfelben mit Einfchlufs der krönenden Gefunfe beftehen aus Sandftein,
die Mäntel lind aus verputztem Ziesrelmauerwcrk Inr^^feftellt, gröfstentheils mit wenigen Stuck-
Ornamenten verfehen, welche nur der Decorations-Malerei zur Umrahmung dienen füllten (Fig. lo)
oder find ausfchliefslich auf farbige Decoration berechnet (Fig. 12).
Die Figur 10 zeigt den Typus der grüfseren Zahl diefer Kamine. Wefentliche Abweichungen
finden fich aber in den Geftaltungen der Kamine in den beiden grofsen Sälen. Jener im weftlich
Wo
Vi". 12.
gelegenen Familienfaale (Fig. 11) unlerfclieidet fich vornehmlich tlurch tue Form feines Mantels, der
einen giebelartigen Aufbau darflellt, in deffen grofsem Felde die Wappen der Familie Griespeck
grau in grau gemalt noch gut erhalten find. Der Abfchlufs, wahrfcheinlich durch Stuck-Ornamente
gebildet gewefen, ifl jetzt zerflört.
Noch mehr weicht der Kamin im üfllich gelegenen grofsen Saale (Fig. 12) von der Chablone
ab. Derfelbe zeigt ausgefprochen den Charakter der deutfclicn Renaiffance. Auf zwei Kariatyden
mit fehr realiftifch gebildeten Köpfen ruht ein dorifchcs Gebälk, deffen Metopen-Felder in ziemlich
derber Weife mit plaftifchen Wappen, Schildern und Rofetten decorirt find. Der Mantel ill in
Scili.oss Kacekov in Böhmen.
25
gefch\vuiis4cn(jni l'rolil, jctloch in platten lür Malerei bcIlimmtL-n Mächen durchgeführt. lünes der
reizendflen Obje6le ifl der Mantel des Küchenherdes (Fiir. 13). Das Hauflein(,rcrimfe desfclben, auf
(un[ Harken lüfenftani^en hängend, welche im Gewölbe der Küche verankert lind, trägt einen
pyramidalen Ziegelmantel, deffen Flächen mit Mäandern und Perlenfchnüren in Sgraffito-Manier
eingefafst fmd. Das mittlere Feld enthält zwei Wappenfchilder, von Cartouchen und Bändern
umgeben, in Stukko ausgeführt, über welchen fich eine gleichfalls in Stukko gebildete Taf<d mit
der in Sgraffito-Technik dargeftellten Jahreszahl MÜLII befmdet.
Fig. 13-
Aus allem hier Erörterten und bildlich darsJi'eftellten ofeht hervor, dafs Schlofs Kacerov zu
den int(;reffanteil:en Denkmälern der Früh-Renaiffance-Periode in Böhmen gehört, und es fonach
lebhaft zu wünfchen ifl, dafs es vor weiterem Verfalle gefchützt würde.
— (nF<!bCiF=C»?C«^
Vil. N. F.
STUDIEN ÜBER STEINMETZ-ZEICHEN,
Vom k. k. Professor Franz Rziha.
[M Verlaufe meiner Thätigkeit als Eifenbahn-Ingenieur habe ich theils im Rayon meiner
Baiillationen, theils auf meinen Studienreifen Gelegenheit gefunden, zahlreiche Stein-
metz-Zeichen an Bauwerken verfchiedenen Styles und in verfchiedenen Ländern kennen
zu lernen und veröffentliche ich hiermit das Refultat diefer fcientififchen Wahrnehmungen mit dem
Wunfche: es möge dasfelbe eine Anregung zu weiteren Forfchungen auf einem Felde; bieten,
welches durch eine einzelne Kraft auch nicht einmal annähernd bewältiget werden kann.
ö
I. Von dem Zeichen wefen im Allgemeinen.
Die Sitte in Form geotnetrifcher Figuren Zeichen zu machen, ift wohl fo alt, wie die Cultur,
und wurde, wie alles Zeichenwefen, umfomehr geübt, je weniger die Schrift vollkommen oder
Allgemeingut war, je mehr alfo mit einem einzelnen Zeichen auf Einmal gefagt, beglaubiget, vor-
geflellt, und erkannt werden konnte.
Wir können diefe Zeichen geo7ne(rijcker Form in zwei grofse Gruppen trennen, nämlich: in
die Gruppe der Nützlichkeits-Zeichen und in die Gruppe der Affeftions-Zeichen.
7. Die Nützlichkeits-Zeichen.
Hierher gehören und Imd auch heut zu Tage, wegen der Schriftkürzung, noch umfang-
reich üblich:
a) Die Befitz- Zeichen, d. h. Marken, welche den Eigenthümer nennen.
b) Die Urfprungs- Zeichen, d. h. die Marken des Erzeugers eines Fabrikates.
c) Die Handels-Zeichen, d. h. Signaturen der Waaren zu Zwecken des Verfandes.
d) Die wijfenfchaftlichen Zeichen, z. B. die der Mathematik, Geometrie, Allronomic, Chemie etc_
e) Die Hantirungs-Zeichen, d. h. die Zeichen, welche die Handwerker ußtcll anwenden, um die
einzelnen bearbeiteten Stücke in ihrer Zufammengehörigkeit zu einem Ganzen erkennen
zu laffen, z. B. die Balkenbezeichnung der Zimmerleute, ' die Ver/etzmarken der Maurer und
Steinmetze etc.
f) Die Geheimfchriften oder Chiffern. Von diefen fei zu Zwecken eines fpätern vorzuneh-
menden Beweifes nur der Quadratchiffern gedacht, welche im Mittelalter /ehr gebränchlich"
waren, vielfach auch zur Geheimfchrift der Freimaurer dienten, untl welche auch die
„Noachitifche Schrift" bilden. Diefe Schrift bafirt auf der Benützung eines dreifach gctheilten
Quadrates, in welches die Buchflaben willkürlich eingefchrieben und diefelben ohne Punkt,
1 Dr. O. Mothts, Baulcxikon, Leipzig 1868, III. Bd., p. 539.
-' Jahrbuch des Vereines von Alterthumsfrcunden im Rhcinlande, Bonn 1856, p. 98. — Lenning. Encyclopädie der Freimaurerei;
Leipzig, Brockhaus 1861, Artikel Chiffre; I. Bd., p. 175, (wofelbfl fich auch ein kurzer Unterricht über Dechiffrirung von Geheim-
fchriften vorfindet).
Studien über Si'E]nmetz-/eichen.
27
dann mit cincin Punkte untl fcrnc-r mit zwei l'unktcMi, wie dies V\'j;. i zcii^t, bivcichnet
\v(!rden.
a k t
b 1 u
c 111 V
h r
i s
d n w
s S f.
f p y
e 0 X
Fig. I.
Läfst man dicfc neun Zellen nach Fig. 2 auseinander fallen, fo erhält man folgende neue
F'iguren, welche, wenn fie o/mr einen Punkt, oder w/V einem, oder ;//// ztoci l'unktcn.
r n n
r D ZI
L u J
Fig. 2.
gebraucht werden, jedesmal die gewiinfchten Buchlfaben darllellen, z. B. P = a, P ^ k, p ^ t,
[H = s, etc.
In diefer Schrift ill unter Andern auch die als falfch erklärte, fogenannte Kölner Freimaurer-
Urkunde,' welche eine immenfe Literatur hervorgerufen hat, gefchrieben.
2. Die Affe£lions-ZcicheH.
Diefe Zeichen find im Allgemeinen ganz aus der Uebung gekommen, und wir könntMi ihre
folgenden Unterabtheilungen unterfcheiden.
a) Die Pcrfonal-Zeichcn; fie dienten einzelnen Perfonen entweder zu ihrer fpecififchen Bezeich-
nung, z. B. den Brüdern der Steinmetzzunft, oder aber anftatt unferes heutigen Siegels, und
waren hier insbefondere bei den Advokaten des Mittelalters gebräuchlich, bevor diefelben
flegelten.
h) Die Familien-Zeichen ; diefelben dienten im Mittelalter vielfach den bürgerlichen Familien
als Haus- und Hofmarken , - demnach gleichfam als ein Aequivalent der Heraldik des
Adels. In unferen Alpenländern, befonders im Salzkammergute, finden fich derlei Marken,
z. B. in Ifchl, vielfach in den Schlufsfleinen der Hausthore.
c) Vi'vt fyiubolifchcn Zeichen. In der Symbolik'' finden fich mehrere^^^fw«^/^//?/^^ Zeichen, welche
für die Zwecke der vorlieeenden Studie fehr beachtenswerth find. Man mufs fich in Sachen
der Symbolik nüchtern erhalten, und darf fich in wiffenfchafdicher Beziehung nicht von dem
Probleme gefangen nehmen laffen, die nur durch Tradition überkommenen Deututigen in
ihrer Wahrheit erforfchen zu wollen. Uns intereffirt hier nur (X\&ßgurale Form der Zeichen,
1 Lenning, Encyklopödiu der Freimaurerei; Leiprig. Brockhaus 1861, II. Band, pag. 129 (wofelbft fich auch die Dechiflferirung
der Kölner Urkunde findet).
■-' C. G. Hohmeyer, Die Haus und Hofmarken; Berlin, 1870. — Michd/en, Die Hausmarke; Jena, 1853. — Ilwolf, Haus- und
Ilofniarken in Mittheilungen der k k. Ceniral-Commiffion 1874, pag. 119; 1876, pag. 198. — Sammlung von Friedhoffteinen, im Anzeiger
des Gcrman. Mufeum; 1863, pag. 161 fT. — Wandtafeln von Zeichen Augsburger Bürger, im Augsburger Mufeum. — Grueber, Haus-
und ITofmarken in Romberg. Zeitfchrift für p. Baukunft; 1876, pag. 198 ff.
3 Werke über Symbolik von Menzel, Marheineke 1848, Koller 1837— 1844, Mathes 1854, Karrten 1863 und Creuzer
iSlo — 1812. — Hofftadt, A B CBuch 1840. — Lenning, Encyklop. d. Freimaurerei; 1S61, Artikel Symbolik. — Dr. Mothes, l'.aulexicon,
III. Band, 1868, pag 377, Artikel Symbolik.
28 FkANZ RziUA.
all'o die Geometrie ihrer ConrtruifHon, und die Thatfaclic des hohen Allers derfelbcn \'on
diefen geometrifchen, fymbolifchcn Zeichen feien nur folgende erwähnt.
1. Der Kreis \/) , heidnifches Symbol des Weltalls und der göttlichen Macht; chriftliches
Symbol der Ewigkeit.
2. iyz.s gleich/eilige Dreieck: /\^ . Aegypti/ches Symbol der Gottheit, weil ein Sinnbild der
Unendlichkeit; Pythagoräifches Symbol der Weisheit, auch Symbol des Raumes, dargeftellt durch
die drei Linien der Höhe^ Länge und Breite ; chriftliches Symbol der Göttlichkeit, insbefondere der
göttlichen Dreieinigkeit.
3. Das Quadrat: \_\ heidnifches und chriftliches Symbol der Welt und Natur (vier Elemente,
vier Weltgegenden^ vier Jahreszeiten, vier Tageszeiten); im Gegenfatze zum Dreiecke, dem
chriftlichen Symbole der Göttlichkeit, das chriftliche Symbol der Weltlichkeit.
4. Das Hexagramm: // entftanden aus dem Hexagon oder Sechseck. Ein altes
Pythagoräifches Zeichen, angeblich das Lehrzeichen; dann bei den Juden das bekannte Zeichen
des Stammes David; ani^eblich auch das Sie^jelzeichen Salomons; in der Freimaurerei' wenigrer
geachtet, als das Pentagramm. In der Naturlehre der Alten wurde das Sechseck in vier Dreiecke
/\ (Eeuer), \ / (Waffer), f\ (Luft), \J (Erde), alfo in die fogenannten vier Elemente zer-
legt, von denen zwei in die Höhe, und zwei in die Tiefe ftreben, was durch die Richtung der
Dreiecke mit der Spitze nach oben, refpedlive nach unten, fymbolifirt wurde. Das Hexagramm
wird auch heidnifch als das Princip der Welt gedeutet, indem zwei Dreiecke fich durchdringen, von
denen das obere das männliche Princip, das untere Dreieck das weibliche Princip vorftellen foll.
Gegenwärtig ift das Hexagramm noch immer das Zeichen der Apotheker.
.5. Das Pentagramm oder Pentalpha der Pythagoräer: ^A^ , der Druidenfufs tler kelti-
fchen Priefter, der Ring Salomons, auch das Alpkreuz des Mittelalters. Es galt nach der Tradition
den Pythagoräcrn als Erkennungszeichen in ihrer wiffenfchaftlichen Genoffenfchaft, und als Grufs
(weil an den fünf Ecken die Buchftaben des Wortes uYisia fpäter auch das „salus" Pythagorae
gefchrieben wurden); ferner als Zeichen des tiefen Sinnes, dafs zwei Fünfecke die heilige Zahl zehn
und zugleich das männliche und weibliche Princip (Gerade und Ungerade) ergeben; endlich auch als
das Symbol der fünf Sinne. Die Druiden betrachteten es als Symbol der Gottheit, die Juden
gebrauchten es als Symbol der fünf Bücher Moses. Das abergläubifche Mittelalter verehrte dicfes
Symbol als Abwehr dämonifcher Geftalten, auch als Zeichen für die Gefundheit (daher auf Wiegen,
Schwellen, Thüren, befonders Stallthüren) und als Zeichen des Heiles. Das Pentagramm ilt aus
dem Fünfeck, dem Pentagon konftruirt.
6. Der quadrirte Kreis : h--H , das chriftliche Symbol Gottes (nimbus Chrifti); Einfügung
des weltlichen Kreuzes in das Symbol der göttlichen Macht, den Kreis; auch ein altes heidnifches
Symbol, über welches nähere Deutung nicht bekannt ift.
7. Das dreifache Dreieck: v. Yy , altes Symbol der Gottheit, auch Amtszeichen des Prä-
laten in dem Heerlager der Templer;" es ift conftruirt durch Einzcichmmg dreier gleichfcitiger
Dreiecke in ein folches grofses.
' I>cnning, Encyklopätlie d Frmr. Leipzig 1861, I. li.nnd, pag 623.
- Lenning, Encyklopädic der Freimaurer, Leipzig, 1861, Artikel Dreieck (Triangel), L Band pag, 243.
Studien über Stkinmi; i / Zihhen. 29
8. Das Ypsilon: ^^ ein mittelalterliches kircliliclics Symlx)! (k;i- Dreieinigkeit; bei den
I'ythagoraern angeblich das Symbol des Lebensweges, indem der untere Strich den Jüngling vor-
llellt, welcher als Mann zwei Wege, den der Tugend oder den des Lafters wandeln kann.
9. Das Tau j ein Symbol in gleichem Sinne wie das frühere; zugleich das fogenannte
agyptifche Kreuz; auch fchon den Juden (Ezech. IX. 4) als „Zeichen" bekannt; ferner ein
Zeichen der perfifchen Mythras-Priefter und ein „Hochgradzeichen" der englifchen Royal-Arch-
Mauerei (confr. Lenning, II, 164).
10. Das Zeichen r- j-" . Es wird diefes Zeichen von den Engländern „Fylfot",' von den
Deutfchen auch das Temple'ifen-Kreuz, das Gnoftiker-Kreuz, auch das Kreuz der Graalsritter
genannt und ift als Freimaurermarke bekannt. Unbedingt ift es eines der alterten Zeichen, wie das
Pentragramm; Dr. Schlicniann fand es auf den Thongefchirren der alterten Cultur-Epochen zu
Ilios und findet fich bei ihm eine ausführliche philologifche Studie' über diefes Zeichen vor, welches
Max Müller Svastika und Sauvastika (je nachdem die Haken nach rechts oder links ausgreifen)
nennt, und das er als ein Glück weiffagendes indifches Zeichen deutet.
11. Der rechte Winkel \_. Diefes Zeichen ift ebenfalls uralt, es gilt (nach Hofftadt) als
ein Symbol der Wechfelwirkung, weil dieNebeneinanderftellung, das Produft, ein Dreieck begränzt
oder ein Viereck, refpeftive Quadrat bildet.
Allcdicfe liier genannten fynibolijclien Zeichen kommen auch unter den Steinmetz-Zeichen vor.
d) Die Corporations-Zeichen. Gewiffe Corporationen erkannten fich fchon in den früheften Cul-
tur-Epochen und befonders im Mittelalter zur Zeit der extremen Symbolik an gewiffen figuralen
Zeichen, auch geometrifcher Form. Diefe geometrifchen Corporations-Zeichen können a) direäe
unil b) indireäe fein. Die direBen Zeichen find die gleichen für alle Mitglieder der betreffenden
Corporation, z. B. das Malteferkreuz für die Malteferritter, das Pentagramm für die Pythagoraeer.
Die indireäen Zeichen find zwar für jede Perfon anders, aber doch von folchem figuralen
Charakter, dafs man durch letzteren die Zugehörigkeit zu einer gewiffen Corporation erkennt,
z. B. die Zeichen der Goldfchmiede, Bildhauer, Advocaten, namentlich aber der Steinmetze.
II. Von den Bau-Corporationen im Allgemeinen.
Wenn der Fachmann ein altes Monumental-Bauwerk in Bild oder Wirklichkeit betrachtet,
fo erhellt ihm eine unläugbare That/achc, nämlich die, dafs folche Werke, feien fie nun von den
alten Culturvölkern, den Indern, Affyriern oder den Aegyptern, oder feien i\it von den beiden
claffifchen Völkern, den Griechen oder Römern, oder aber feien hti von den Byzantinern, den
Gothen oder den Arabern hergeftellt, oder aber rtammen Wa aus der Zeit unferer europäifchen
jüngeren Kunrt-Epochen, alfo aus der Periode des Romanismus, der Gothik oder der Renaiffance :
da/s folche Werke ihre Schule haben mu/sten. Diefe Schule mufste unbedingt in Gemäfsheit der
Logik der Thatfachen fich in dreierlei Richtungen äufsern, nämlich i. in der Richtung der fucceffiven
Ausbildung des jeweiligen Styles (kunrtgemäfsen Form); 2. in der Richtung der fucceffiven Aus-
bildung der Conßruäion (Fundirung, Bemeffung der Stärken iler Mauern für beftimmte Höhen und
Spannweiten, Bemeffung der Stärke von Tragbalken und Gewölben, vind zwar je nach Porm und
Spannweite; Bemeffung von Höhe und Stärke der Strebepfeiler, je nach .Art und Gröfse des zu
' Dr. Mothc-s. Bau-Lexicon. II. Band, pag loO.
- Dr. Schlitmann, Ilios; Leipzig 1881.
VII. N. F. 5
•50 Franz Rziha.
verstrebenden Druckes etc.), und 3. in der Richtung tler succeffiven Ausbildung:; der Technik
(manuelle Art der Ausführung, Wahl des Bauniateriales, Wahl des Bindemittels, Beachtung des
Klimas, überhaupt fogenanntes handwerksgcm'dfses Vorgehen im Sinne und der M'efcnhcit des
Slyles und der Caußruflion).
Das confequente Zufammengehen diefer drei Richtungen ift es allein, welches zu dem Pro-
ducte einer fogenannten Kunft-Hpoche im Bauwefen führt.
Wir Ingenieure und Architekten nun, die wir in unferem Lebensberufe jeder an fich lernen,
wie fchwer es ill, felbll bei unferen heutigen Hilfsmitteln, den öffentlichen Schulen, der Literatur
und den bildenden Reifen Gutes, gefchweige Vollendetes in feinem Fache zu leiflen, wir fraeen uns
in erfter Reihe: Welches waren die Schulen für alle jene hoch entwickelten, in der Antike von uns
fogar noch nicht erreichten Monumental-Bauten : Und wir fragen uns hierauf um fo intenfiver, je
mehr wir erwägen, welches unentwickelte Mafs von Mathematik und Phyfik die Altvordern zur
Verfügung hatten und doch fo Grofses leifleten.
Auf diefe fachliche Frage gibt es nur Eine Antwort, nämlich die : dafs der mit der,
Entwicklung jedweder Culturperiode grofs werdende Geifl der Menfchheit auch das Ingenium,
in unferem Falle alfo durch dasfelbe die Form , den Styl gezeugt hat ; dafs die Wiffenfchaft
die Conflru6lion, und dafs der Empirismus die Technik fchuf; fachlich gepflegt, gelehrt und
erlernt aber konnten diefe drei einander bedingenden Theile der Baukunft nur werden im
Kreife der fachlichen Genoff enfchafl. Die Schule mufste fich alfo unbedingt, eben fo wie heute
im Rahmen der Gcnoffenfchaft bezoegcu, in welcher der Einzelne Alles hergibt für das Ganze.
Aber weil in der alten Zeit die Schule nicht immer und überall im heutigen Sinne öffentlich
war, fo ergab fich von felbft im grofsen Ganzen die Abgefchloffenheit der fich allein genügenden
und fich der Dienfte um die allgemeine Cultur bewufsten Genoffenfchaft. Die Abgefchloffenheit
war aber zugleich eine Funftion der allgemeinen Lage der früheren Cultur. Ein entwickeltes
Volk hält die Einzelleiflung nicht fo rtrene eeheim wie ein unentwickeltes; daher zur Zeit der
Antike ein gewiffes Lüften der Kenntniffe der Baukunfl ; daher aber auch ein \'erfchliefsen diefer
Kenntniffe zur Zeit des Mittelalters.
Und nun bleibt noch Eines zu erwägen, nämlich die Thatfache in allem Wiffen und Können,
dafs eine Generation fich immer auf die andere ftützt. Wenn die Cultur auch im ftufenweifen Em-
porklimmen fällt, immer bleibt ihr ein Vorbild zum leichteren Aufftehen.
In der Baukunft iff aber diefes Vorbild von immeti/er Wichiigkeit ; denn jede Cultur
baut, blickt alfo auf das vorhandene, körperlich exiflirende, ruhmvolle Vorbild y/^//i^ und fachlich
zurück, und kann im Sinne der werdenden neuen Cultur-Epoche wohl untl begründet die Form des
Bauens, alfo den Styl verändern, weil der Styl ja der Ausdruck der allgemeinen Cultur ifl, aber fie
kann die Principicn der Conßruclion und der Technik nicht verändern, beziehentlich nicht ver-
läugnen; denn diefe Principien ruhen auf unabänderlichen Naturgefetzen, deren Mathematik fchon
Pythagoras und Ariftoteles und im Sinne unferer Zeit uns erft der unfterbliche Italiener Galilei
gelehrt hat. In einer Zeit nun, nämlich in der vor Galilei, wo das innere Spiel der Kräfte, über-
haupt die zwei neuen Wiffenfchaften der Statik und Mechanik, wie (\i^ Galilei nennt und mathe-
matifch durchführt, fcientififch noch nicht bekannt waren, und wo die Literatur fehlte, bafirten die
Regeln der Conflruction nur auf der Mathematik geometrifcher Figuren, alfo auf den Principien
der darflellenden Geometrie, und demnach die Bauwiffenfchaft nur auf den Mittheilungen diefer
Principien von Mann zu Mann.
Keine Cultur erfand nun diefe Principien für fich allein; jede empfing fie theils im faftifchen
Vorbilde, theils im W^ege mündlicher Fortpflanzung von den Vordem. Das Medium aber für diefes
zwar oft flockende, aber in der Tendenz immer vorhandene Weiterfchreiten des P'aches war die
Studien ü\w.k S rF.iN.MET/.-/^KicHEN'. 31
Genoß cnf eil aß der Haulcute und dit:fe mufstc oluic Zweifel den Werlh der Tradition um Tu höher
fchätzen, je abgefchloffener der Geift der Zeit, je eingefchränkter der freie Fhig der Zeit war.
Wir fehen alfo, Alles zufanimenfaffend, dafs die unabänderlichen Regeln zu conßruiren
und tcchnifch auszuführen im Rahmen der Baukimfl ununterbrochen von Generation zu Generation
gehen mufsten;' dafs fich wohl der Styl, aber diefe Regeln niemals ändern konnt(;n; dafs die
Vollendung im Conftruiren und im Handwerke des Bauens fallen und fteigen konnte, und dafs
alles Wiffcn und Können im Bauwefen durch das Medium der Genoffenfchaft gehen mufstc;.
l'-s hat alfo zu allen Zeiten Bau-Corporationen geben muffen, welche diefe Regeln unauf-
hörlich weiter tortpHanzten und welche Corporationen bei den beiden antiken Völkern weniger
abgefchloffen waren als im Mittelalter, in welchem fie zünftig, ftreng verfchloffen, daftanden untl in
Gemäfsheit der Verhältniffe der Zeit daflehen mufsten.
üiefer genetifche Zufammenhang der Bau-Corporationen aller Culturzeitcn untereinander
ifl für uns Fachleute im Bauwefen aufser allem Zweifel; die fich im Laufe der jahrtaufende unauf-
hörlich an einander reihenden Bauwerke find zur Zeit unfere alleinigen Urkunden. Gefchichtlich
ifl er im Sinne ftrenger „hißori/chcr" Wiffenfchaft, alfo urkundlich in „Sehrißen" nicht erwiefen ;
aber wir gedenken in den vorliegenden Studien diefen Beweis durch die eigene, auf uns über-
kommene Steinfchrift der Bauleute zu erbringen; der alleinige Faden aber für diefe Beweisführung
ift der Charakter diefer Schrift in Stein.
Bevor wir auf diefe Stein/ehrift und deren wiJfenfeliaftlicJten Charakter eingehen, muffen
wir aber die uns gefchichtlich bckanntefle Bau-Genoffenfchaft, nämlich die deutfche Bauhütte
eenerell betrachten.
ö
III. Von der deutfchen Bauhütte im Befonderen.
Durch Urkunden ift feflgeftellt, dafs im Mittelalter eine fromme Brüderfchaft von Bauleuten
über das deutfche Reich verbreitet war, welche insgemein unter dem Namen der „deutfchen Bau-
hütte" bekannt ifl. Diefer Hütte verdanken wir bekanntlich die Ausbildung und territoriale Aus-
breitungf der Gothik in Oefterreich und Deutfchland, obenan aber jene oregen den Himmel zeigen-
den Dome von Strafsburg, Wien, Köln, Regensburg, Ulm, Prag, Freiburg u. a., denen in fo
bedeutfamer Weife die Weihe der KunÜ entftrömt.
Diefe Brüderfchaft der deutfchen Steinmetze, wie fie mitunter auch genannt wird, war im
Mittelalter ein fachlich ungemein mächtiger, und ein geheimer, und wegen feiner Leiflungen von
Fürften und von Volk gefchätzter und geachteter Bund, deffen 'Gefchichte insb(;fondere aus drei
Gründen eifrig verfolgt wird, nämlich: i. weil die allgemeine Cultur-Gefchichte fchon im Generellen
grofsen Werth auf diefe Forfchung legt; 2. weil die Gefehichte der Architektur hienlurch eine
wefentliche Förderung erfährt, und zwar:
a) in Bezug auf den meritorifchen Zufammenhang der deutfchen IJauhütte mit den »littelalter-
lichen Bauhütten anderer europäifcher Länder;
h) in Bezug auf die .{bßanimung der deutfchen Bauhütte, refpe6live den meritorifchen Zufam-
menhang der Genoffenfchaft der deutfchen Bauhütte mit den Bau-Corporationen der alten
Cultur-Völker in und aufserhalb unferes Continentes;
c) in Bezug auf die Gefchichte des Styles und der einzelnen P)auwcrke; und
d) in Bezug auf die Gefchichte und Schule der einzelnen Meifler; endlich
' Wir verweifen hier auf ilie epochalen Arlieiten des Prof. Dr. E Henszcliiiaiiii: I. Tlieorie des proportions appliquees dans
l'Architecfture depuis la XII"-' dynaMie des rois egyptiens, Paris 1860 ; 2. \ Szekerfehervdri äsatdsok eredmenye, l'esten 1864,- 3. Theorie
der Verhällnifsbeflimmuns; in „Die Ausgraliungen des Erzbifchofes von Kalocsa Dr. Ludwig Haynald", Leipzig 1S73, pag. 80 IT
S*
-*-> F'ranz Rziha.
3. weil die dunkle Gefchichte des Freimaurerbundes hierdurc h wilTenfchaftlich bearbeitet
werden kann, indem die Provenienz diefes Bundes in der U'erkmauerei gefucht werden muls
Aus diefen Gründen hat fich bereits eine fehr umfangreiche Literatur' angefammelt, nach
welcher lieh die Gefchichte der deutfchen Bauhütte wie folgend überfichtlich darfteilen und kritifch
befprechen läfst.
' ./. Wcfcntlichlle Frrimaurerlilcratui\ welche Bezug niiniiu auf die Hauliütteii: I. l'ogfl, Briefe über Kreiiiiauerei, 1785
2. Alhrtcht, Materialieii zu einer kritifchen Gefchichte <lcr Kreimauerei, Haniburj;, 1792. 3. F. A. Fallott, Die Myfterien der Freimauerei,
Leipzig 1848. 4. Klo/s, Die Freimauerei in ihrer wahren Bedeutung, Berlin 1855. 5. Schaiibi-rg, Symbolik der Freimauerei, Schaffhaufen
1860 — 1872. 6. Lfiining, Encyklupädie der Freimauerei, Leipzig l8ül. 7. Findcl, Gefchichte der Freimauerei, Leipzig 1870 8. llallhiull-
Afher, Die ältefte Urkunde der Freimaurer in England. Hamburg 1S40. 9. Aiid,y/oii, Conftitutionsbuch der Freimauerei, 1723. 10. Hflil-
manu. Die drei ältellen Denkmale der Freimauerei, Aarau 1819. \\. Schniiätr, Altenburger Conllitutionsbuch, 1S03. 12 Arlikft Frei
mauerei in Meyer's Converfations-Lexicon.
B. Wefentlichfte Special-Literatur über die BaiihiilUn. i. Abbe Grandidier, Essay historique et topograpliique sur laCathe-
ilrale de Strafsbourg, 17S2. 2 L<xicoii von Eifch und Grubc-r, Artikel: „Bauhütte und Collegia." 3. Dr ./. Riichiitjpcrgrr, Die Bauhütten
des Mittelalters, Kölner Doniblait 1S51; auch Freimaurcrzeilung 1858, Nr. 28; auch Vortrag über „Hauhütlen", Köln, J. P. Bachem,
1879. 4. Stieglitz, Von altdeulfcher Baukunfl, 1820. 5. Stieglitz, Die Kirche der heiligen Kunigunde zu Rochlitz, Leipzig 1829. 6. Stieglitz,
Gefchichte der Baukunft, Nürnberg 1829. 7. Heideloff, Die Bauhütte des Mittelalters in Deutfchland, Nürnberg 1844. 8 Kaumann, Uebcr
die germanifche Baukunft, Goerlitz 1846. <). Schuegraf, Gefchichte des Regensburger Dombaues, Regensburg 1847, 1S48 und 1858 In
den Verhandlungen des hiftorifchen Vereines für Regensburg und Oberpfalz. 10 //'. G. Bleichrodt, Das Meifterexamcn der Maurer und
iiimmerleute, Weimar 1848. 11. F. v. Qua/t, Deutfehes Kuuftblalt, Leipzig 1852. 12. Didron ante, Annales archeologique, Paris
1850 — 1870. 13. Dl-. H. Luchs, Bildende Künftler in Schlefien, Breslau 1863. 14. Otte, Handbuch der Kunftarchäologie. Leipzig 1868.
15. Schnaafe Gefchichte der bildenden Künfle, DüfTeldorf 1866 — 1869. 16. Prokop. Die Baugefellfchaften des Mittelalters und der
Neuzeit. Zeitfchrift des öfterreichifchen Ingenieur- und Architekten-Vereines. Wien 1872. 17. C. IV. Neumann, Die drei Donibau-
meider, Roritzer, Regensburg 1S72 in den Verhandlungen des hiftorifchen Vereines dafelbfl. 18 Kreußr, Dombriefe, Berlin 1844.
19. Krcu/er, Kirchenbau, Bonn 1851 und 1856. 20. Nu/eher, Skizze einer Culturgefchichte der deutfchen Städte. 21. //. Graf v. Wälder-
dorf. Im 28. Bande der Verhandlungen des hiftorifchen Vereines von Regensburg und Oberpfalz, 1872. 22. H-'ilda, Das Gildewefen des
Mittelalters, Berlin 1831. 23. A". F. v. Rumohr, Ueber den gemeinfchaftlichen Urfprung der Baufchulen des Mittelalters, 1835. 24. Kugler,
Handbuch der Kunflgefchichte, 1856 — 1859 -S- T-übke, Gefchichte der Architektur, 1870. 26. Jäger, Die Würde des Steinnietzmeiflers
Kunftblatt 1833. 27. Wattenbach- ßenndor/Büdingen, Paflio Sanclorum quatuor coronatoruni in „Unterfuchungen zur römifchen Kaifer
gefchichte", Leipzig 1868 — 1870. 28. IVattetibavh und v. Karajan, Paffio quatuor coronatoruni, Wiener Akademie-Berichte Bd X, 1853.
29. A. V. Cohau/en und Dr. E. Weimer, Römifche Steinbrüche, Darmftadt. 1876. 30. Dr. Ilg, Quatuor coronati, Mittheilungen der k. k.
Central-Commiffion für Erforfchung und Erhaltung der Baudenkmale, 1872. liiewel, Ueber die vier Gekrönten, Mittheilungen des Wiener
AlterthumVereines, Bd. IX, 1865. 32 Artikel: Bauhütte. Steinmetzbrüderfchaft, Steinmetzzeichen, Baucorporationen in Meyer's Conver-
fations-Lexikon, in Lenning, Encyklopädie für Freimaurer; in Dr. Mothes Baulexikon, in Müller Mothes, Archäologifches Wörterbuch etc.
33. Ueber Zeichen/prachc der Mönchein: a) d'Achery; Spiciley Tom I, pag. O90, über, secund. consuetudinum Cluniaceus : Cap IV,
(vom Jahre 1840). b) Martine; de antipu. Eccl. rit. Edit. Venet. 1783. ej Hergott, Vetus discipl. monastica, Paris 172t). u;iinrtitutionen
von Hirfchau). 34. Jo/eph Feil, Beiträge zur älteren Gefchichte der Kunft- und Gewerbcthätigkeit in Wien, Wien 1860 (enthält Ordnung
der Tyroler Steinmetzbrüderfchaft vom Jahre 1480 1. 35. Dr. J. Sigharä, Gefchichte der bildenden Künfle in Bayern, 1862. 36. Anzeiger
(ür Kunde der Deutfchen Vorzeit. (Organ des Gennan. Mufeums ),i877 37. v. Quafl und Otte, Zeitfchrift für chriftliche Archäologie und
Kunft, Leipzig 1856 — 1858. ■i%. Merlen% -anA Lohde in Zeitfchrift für Bauwefen, 1862 (betrefTend Kölner Dombaugefchichte und Würde
der Meifter). 3g. Stieglitz, Archäologie der Baukunft der Griechen und Römer, Weimar 1801. 40. Carl Heim/eh, Handwerksbrauch der
alten Steinhauer etc., Stuttgart 1872. 41. Frnß Fijcher, Das Zunftwefen der Steinmetzen, Thonberg-Leipzig, 1S7Ü. 42. /. Winzer, Die
deutfchen Brüderfchaften des Mittelalters, GielTen 1859. 43. Dr. 6>o/y 5£-//a«z, Zur Gefchichte der deutfchen Gefellenverbände, Leipzig
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46. Otte, GrundzUge der chriftlichen Kunft und Archäologie, Leipzig 1855. Otte, Gefchichte der kirchlichen Kunft des deutfchen Mittel-
alters, Leipzig 1862. 47. Mauch, Die Münfter Baumeifter zu Ulm, 1870. 48. v. Reider, Bemühungen der Deutfchen in Erforfchung
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den Einflufs der RenaifTancc auf die deutfchen Steinmetzhütten, in Deutfche Bauzeitung 1878, pag, 415. 52. Dr. Di/tel, 1. Verzeichnifs
der Steinmetzmeifter, und 2. Meifter Arnold im felben Archiv, Bd. V, 1878. 53. G. Freitag, Aus dem Mittelalter, Leipzig 1867. 54. Dr.
Springer, in den Mittheilungen der k. k. Central-Coinmiffion für Erhaltung und Erforfchung der Baudenkmale. 1862. 55. Wiebeking, Von
dem EinflufTe der Bauwiflfenfchaftcn auf das allgemeine Wohl und die Civilifation, 1818. 56 Ilormayr, Wien, feine Gcfciiichte und feine Denk-
würdigkeiten, 1823—1825. 57. Fried. Schmidt, Vortrag Über die Bauhütten des Mittelalters in Wochenblatt des öfterreichifchen Ingenieur-
und Architekten-Vereines 1876. 58. Hoppe, Mittheilungen über die Wiener Bauhütte in Wochenblatt des öfterreichifchen Ingenieur- und
Architekten-Vereines 1877. 59. Wurm, Mittheilungen über die Wiener Bauliütte in Wochenblatt des öfterreichifchen Ingenieur- und
Architekten-Vereines 1877. 60 Der Wiener St. Stephans-Dom, Wien, Hartleben, 1878, pag. 225 ff. 61. K. Stadlbaur, Grabmal und Name
des Baumeifters der St. Martinskirche zu Landshut, Landshut 1879. 62. Stock, Die Gewerbsgilden des Mittelalters, in Bülau, Jahrbuch für
Gefchichte und Politik, 1843, ^<^- I pag. 353- 63- Fnnen, Gefchichte der Stadt Köln, 1869. 64. B. Grueber, Die Kunft des Mittelalters in
Böhmen, Wien 1871 — 1879. — Die Kathedrale zu St. Veit in Prag, Prag 1870. — Hauptperioden mittelalterlicher Kunftentwicklung in
Böhmen, in Mittheilungen des Vereines für die Gefchichte der Deutfchen in Böhmen, IX, 1871, pag. 195. — Die Junkherren von Prag, in
Miltheilungen des Vereines für die Gefchichte der Deutfchen in Böhmen, IV (l8t)6), pag. 172. O5. J. J. Merlo, Peter von Gmünd in Organ
(ur chriftliche Kunft, von Dr. v. Endert, Köln 1865. 60. //. Graf v. Walderdorff iihev die Junkherren von Prag, in Verhandlungen des
Studien über Steinmetz-Zeichen. 3^5
A. Die Tradition der deutfchen Bauhütte.
Die deutfche Bauhütte rühnu fich traditionell eines ungemein hohen Alters ihrer fachlichen
Entftehung; fie bringt fich fchon mit fachlichem Gemeinwefen aus der Zeit der Aegyptier, Affyrier
und der Juden in Verbindung und bezieht fich in der letzteren Richtung insbefondere auf den
Tempelbau Salomon's und auf eine, anläfslich des Baues diefes (iotteshaufes beflandene Bauver-
einigung unter dem Meifter Adon-Hiram, dem Phönikier.
Thalfachlicli Inid in iler rirundrifsbildung, alfo in der conßimcliven Anordnung der chriil-
lichen Kirche, dann im Rituale um! in lien f\mbolifchen (jewohnhi-iten der deutfchen 1 liiue
Anklänge an den Salomonifchen Tempelbau vorhanden und haben BriRler des deutfchen 1 iiitten-
bundes unter anderem auch die in der Kunflgefchichte fo vielfach befprochenen beiden
fymbolifchen Säulen „Jachin" und „Boaz" am Dome zu VVürzburg oftenbar in Erinnerung an die
ehernen, bekanntlich auch tlurch das Freimaurer-Rituale fymbolifirten, beiden Säulen vor dem
Salomonifchen Tempel (I. Buch der Könige, Cap. VII, pag. 21) aufgeftellt.
Die deutfche Bauhütte rühmt fich weiters der Abftammung von „Bau-CoUegien", welche
muthmafslich fchon zur Zeit der Oiechen und thatfächlich bereits zur Zeit der Römer' beftanden.
Unzweifelhaft läfst fich durch den Hinweis auf die Gefchloffenheit der Pythagoraeifchen Schule, auf
die hoch bedeutfamen baulichen Leiftungen der beiden genannten Cultur-Völker, auf die Texte von
Vitruv und Frontin, und insbefondere auf die Gefetzgebung Conftantin d. G. vom Jahre 337 und
den Jurtin. Codex libr. IV, tit. 59; lib. VI, tit. i; lib. XI, tit. i, 6, 9, 15, 64; hb. XII, tit. 41,-' die
Exillenz von Vereinigungen von Bauleuten, alfo die Quelle des Fliefsens fachlicher Regeln und
corporativer Gewohnheiten für jene Zeit annehmen, aber eine ritualc Herleitung der deutfchen
Hütte aus Fachbündniffcn, welche bereits geheime Statuten und beÜimmte geheime Gebräuche
befafsen, ifl wiffenfchaftlich, unferes Wiffens, zur Zeit noch nicht erwiefen worden.
Für eine uralte Herkunft der deutfchen Bauhütte, deren Inftitution auch die Frömmigkeit
der Brüder zur Bedingung machte, fpricht endlich auch die Thatfache der Anerkennung von Schutz-
heiligen, welche zur Zeit Diocletian's den Martertod erlitten haben; die Bauhütte verehrt nämlich
die fogenannten vier Gekrönten^ als Patrone, welche Gekrönten Hüttenbrüder gewefen fein follen.
Nach dem Verfalle Roms werden die Wege felbfl der Tradition der deutfchen Bauhütte
befonders unklar, indem fie fich fcheiden. Einige Autoren neigen fich der Meinung hin, dafs die
fpätere urkundliche Ordnung der Dinge der Hütte, von der Zeit der Römer ab, ftets durch
J.aieuDieißer weiter gepflanzt worden fei; andere Autoren meinen, die deutfche Bauhütte des
Mittelalters fei von Mönchen gegründet und organißrt worden.
Die wiffenfchaftlichen Pfleger des erftgenannten Weges der Tradition der deutfchen
Hütte haben zur Zeit nur indirefte Beweife, nämlich: i. den des Vorkommens von Laienmeiftern
(felbft bei Kirchenbauten) auch während iler erden chrifllichen Zeit; ' 2. den, dafs die „Wiffenfchaft"
Infturifchen Vereines für Regensbuig etc., 1872, pag 163. 67. Sulph Boiffercc, Gefchichte und Befchreibung des Domes von Köln, München
iS52.,ü8 Z«(/<7, Gefchichte der mittelalterlichen Baukunft. 6). Jahrbücher und Millhdlungcn der k. k. Central-Commiffion für Erforfchung
und Erhaltung der Baudenkmale ; Jahrb. U, IV, V; Mitth. I, II, IV, VI, VII, VIII, IX, XI— XIX. 70. v. Seebcrg, Die Junker von Prag und der
Strafsburger Münflerbau, Leipzig 1871. 71. v. IIciiier-Eitetbergcr-Hiefer, Mittelalterliche Kunftdenkmale des öfterreichifchen Kaiferftaatcs,
Stuttgart 1858. 72. Dr. Ambras, Der Dom zu Prag, Prag 1858 . 73. Dr. L. Glückßlig, Der Prager Dom zu St. Veit, Prag 1855. 74. K. U\ifs,
Alt- und NeuWien, Wien 1864. 75. F. Keller, Baurifs des Kloflers von St. Gallen von S20, Zürich 1844. 76. Tfchifchka, St. Stephans
dom in Wien 1832 und Metropolitankirchc zu St. Stejjhan, 1843. 77. v. Perger, Der Dom zu St. Stephan in Wien, Trieft 1854. 78. f. Hör
niayer, Tafchenbuch für vaterländifche Gefchichte, Wien 1829. 79. Dr. Marlow, Die geheimen Gebräuche und Ceremonien der Maurer
gefeilen, Hamburg (ohne Jahreszahl) 80. Die Verbindung der Maurergefellen (anonymi, Lübeck 1841. 81. Dr. E. Heiiszelmaiin, Die
Ausgrabungen des Erzbifchofes von Kalocsa Dr. L. Ilaynald, Leipzig 1S73.
1 Falloti, pag. 294; Findet, pag. 21 ; Dr. yaniier, pag. 3
- Falloti pag. 295, 296.
•"' Vide Literaturverzeichnifs, B. Nr. 21, 27, 28, 29, 30, 31, 44.
■• Dr. Springer in Mitllifil ihr k. k. Central ConiniiffKin, 1802.
-,1 Fkanz RZIHA.
von der Conßruction der Bauten durchaus kein ausfchliefsliches geiftiges Eigenthum der Mönche
«yewefen fein konnte, weil zu jener Zeit auch nichtchriftliche Völker ausgezeichnet zu conRruiren
verftanden haben und hierdurch die Beeinflufsung felbil von folchen Conftructeuren oft'en blieb,
welche im Rahmen der traditionellen deutfchen Hütte unter der Aegide der Klöller gebaut haben;
3. den indireclen Beweis, dafs Theile des Rituales der deutfchen Bauhütte des Mittelalters auch
aufserhalb der Gränzen des deutfchen Reiches in dem PVeimaurerbunde überall, und unter Völkern
aller Religionsbekenntniffe wiederzufinden hiul, uml dafs diefc Ritual-Theile Anklänge haben,
deren Pflege in Klörtern keinen Sinn gehabt hätte, vielmehr geradezu den Geift der Abfonderung
von den Klöftern documentirt; endlich 4. denjenigen indireften Beweis, dafs nicht anzunehmen
fei, wie die oflenbar fchon vor den Mönchen durch die Römer nach dem Rheine und iler Donau
gebrachten wiffenfchaftlichen Lehren von der ConllruClion der Bauwerke hier ausfchliefslich auf
Mönche gefallen untl nur bei diefen verblieben feien.
Die anderen, wiffenfchaftlich forfchenden Autoren, welche in fpecie die deulfclic Bauhütte
als diretil aus d(Mi Kloflerlchulen entflammend anfehen, notiren im Wefentlichen folgende
Argumente:
I. die kunftorefchichtlich erwiefcne vorzu^sweife Pllecre und Befchirmun«'' der Wiffenfchaft
des Bauens durch die Mönche; 2. die hirtorifch fellgeflelltc Exillenz von Kloller-Baufchulen; 3. die
Thatfache der Aufnahme von Laien in diefe Baufchulen; 4. die Thatfache des fucceffiven Hervor-
tretens der Laienmcifter nacli Mafsgabe des Zurücktretens der Mönche von dem Baugefchäfte;
5. das Vorhandenfein von Anklängen einiger Gewohnheiten und Gebräuche der Hüttenbrüder
an die Regeln St. Benedidlis; 6. der ausgefprochene fromme Geift in den Hüttenordnungen; und
7. die auf mönchifchen Einflufs verweifende Thatfache der Anerkennung der vier Gekrönten' als
ScJiutzJicilige der deutfchen Banliiltte.
Beide wiffenfchaftlichen Wege laffen fich indefs fofort wieder vereinigen, wenn man wiffen-
fchaftlich beweifen kann, dafs Gebräuche der deutfchen Bauhütte nach der Zeit der Mönche, fchon
V07' der Zeit derfelben vorhanden waren, diefe Gebräuche alfo parallel den Klofterfchulen gegangen
find; es ift einer der Zwecke der vorliegenden Studien, diefe Beweisführung tlurcli den Charakter
der Steinmetz-Zeichen vor und nach der Zeit der Mönche zu verfuchen.
Wenden wir uns der Chronologie der W\.\\.tim-Tradition wieder zu, fo haben wir folgende
Momente zu notiren :
1. Die Wiener Meiftertafcl, welche im Sinne der neueren I'"orfclumg" indefs wenigflens bis
zum 16. Jahrhundert aufser allem Zweifel als apokryph erklärt werden mufs, datirt die Wiener
Bauhütte fchon von 713 an.
2. Der „.luswcis" der deutfchen Steinmetze\ beginnend: „Mit Gunft und Erlaubnifsl Gott
ehre diefen Plan und Alle, die hier um uns flehen!" läfst den Altijefellen den Wanderg-efellen
• Die nahe dem Lateran in Rom gelegene Kirche S. S. Quattro Coronati ift vier unter Diocletian gemarterten Heiligen: II. II
Severus, .Severianus, Carpophorus und Vi<5lorinus geweiht; in einer an diefe Kirche und zu deren Dominium gelmrigen Capelle, der von
S. Silveftro, verehren die Sieinmetze ffcarpellini) fünf ebenfalls gemarterte Heilige, welche Bildhauer waren, nämlich H. H. Caflorius,
Symphorianus, Nicoftralus, Claudius und Simplicius; die erflen vier diefer letztgenannten fünf Heiligen find die vier Gekrönten der
deutfchen Hütte. Der Verfafler diefer Studien konnte an Ort und Stelle keinerlei Anklänge an die deutfche Hütte (z. B. Bilder, Stein
melzzcichen etc.) auffinden. Abbildungen und .Sculpturen der vier Gekrönten befinden fich am Grabfteine des Meifters Tenk (t I5'3) zu
Steyer, an der Wiener Meiftertafel Creftaurirt um 1600); und an der Kirche „On San Michele" zu Florenz; ferner nach J/eiilili'ff awi
einem Bilde des Dr. Campe zu Nürnberg; dann nach Slifglilz an dem Denkmale des heil. Auguftin in der Kathedrale zu l'avia; in der
Steinmetzhütte zu Bafel. Wir machen hier auf die ausgezeichnete, weil auf das Bauhandwerk Bezug nehmende Studie des gelehrten Oberften
von Cohaufen über die vier Gekrönten aufmerkfam (in „Römifche Steinbrüche" von A. v. Cohau/en und Dr. E. Wörner. Darmftadt 1876).
* J. F. V. Hormayer, Wiens Gefchichte pag. 246 erwähnt, dafs diefe Tafel um 1600 von Hunger nach älteren Aufzeichnungen
compilirl wnA 1641 durch Hanns Ilerftorfer reftaurirt wurde.
'"' /'. // /■'alloii. Die Myfterien der Freimaurer, Leipzig 1S48. pag. 363; y. G. Find,l, Gefchichte der Freim.Tuerei, Leipzig
1870. pag. 794
SUIMLN ÜIIKR S'l'ElNMK r/.-ZKlCllEN. 35
fragen: „Wo ifl das ehrbare Mauerhandwerk in Dmtfcliland /.wxW aufgerichtet worden:" iM-enuler:
„Zu Magdeburg im Dome." AltgefclU;: „Unter welchem Monarchen:" Fremder: „Unter Kaifer
Karl II. im Jahre 876."'
3. Die Urkunde von Efferding in Ober-Oefterreich ddo. Wien 3. Juni i623- erwähnt, dafs die
deutfche Bauhütte fchon an fünfhundert Jahre alt (alfo um 1070 geftiftet) und fchon von Kaifer
Barbaroffa privilegirt worden fei.
4. Der Hüttenfage nach fei Albertus Magnus (1193 f 1280), der Erfinder des Achtortes, der
Meifler des Bauplanes des Domes von Köln, und der Verfaffer der crßcn Statuten des dent/cheji
Il'üttenbiindes. Bezüglich des „Achtortes" und des Bauplanes des Kölner Domes ifl diefe Sage
bereits gründlich widerlegt, und bezüglich der Statutenverfaffung mufs fie defshalb fehr angezweifelt
werden, weil der ausgezeichnete Biograph' des Albertus eine eingehende Bcfchäftigung diefes
gelehrten Mönches mit der Architektur zu beftätigen nicht in der Lage ill.
5. Meifter Erwin (von Steinbach:) am Münfter zu Strafsburg winl als der erlle Grofsmeitler
(Obermeifter) der deutfcJien Bauhütte gefchätzt, und geht die Hüttenfage, dafs diefe Strafsburger
Oberhütte bereits um 1275 als folche anerkannt wurde.
6. Eine weitere Tradition ift die, dafs Kaifer Rudolph von Habsburg fchon 1275 eine
Hüttenordnung beftätigt habe. ^
7. Ferner meint die Hüttenfage, ' dafs bereits Papfl Nicolaus III. im Jahre 1278 der Brüder-
fchaft der Steinmetze zu Strafsburg einen Ablafsbrief verliehen habe, welcher Brief von allen
feinen Nachfolgern, zuletzt von Benedift XII. (1334 — 1342), beftätigt worden fei.
8. Auch ill die Tradition zu verzeichnen, dafs Kaifer Maximilian I. ein „Aggregirter"^ des
Hüttenbundes eewefen fei. Diefe Tradition dürfen wir für Wahrheit erachten, weil einerfeits die
deutfche Bauhütte thatfächlich Mitglieder (namentlich Patrone oder Liebhaber' des Handwerkes)
aufnahm, welche nicht arbeiteten, und weil anderfeits der Text des Theuerdank lehrt, dafs
Kaifer Max im Hüttengebraiiche bewandert war; es heifst nämlich dafelbft:' ,, . . ®ir lirr jung
^tiöi JKunig, Irrnrt trir grpriu mit ^rm 9>tfltmufrk Tiariiiif gab T|mr ticr Tfung iHunig
rtnttüurt lEa fri mit lirm {?ttdinujrrri) lirru Ijrtuptgr^riü, ^do trft iu tirm luft tiiia antirrr au tirr
notturfft, tiaa tlritt lu ttrr JP>triTkl) "öii urrftintlit lirv mrvrlpnarftrr ujol lldfa i£r tirn grun'üt
^rr paujcrrr mit tirm JÖtflinuicrrl^ grlrrnrt, uiiti fargriffrn Ijat.*' Maximilian hat hch
alfo durch diefe Rede bei dem Meiller „aiisiK'eiJoi" können, uml zwar als „Griiff'er" . Man unter-
fchied nämlich Brüder, die fich als Grüfser (Redner) und als „Briefer" (mit Schrift) „ausweifen"
(legitimiren) konnten.
9. Endlich ift noch die Sage zu erwähnen, dafs auch Herzog Ruilolijh I\'., iler Stifter, ein
weltlicher Bruder, ein Patron des Hüttenbundes gewefen fei. Die Rudolphinifche Grabfchrift'' zu
St. Stephan in Wien, und die durch die tlrrichtung von St. Stephan documentirte Zuneigung
Rudolph's zur Hütte, macht dies in hohem Grade wahrfcheinlich. '"
' Hillorifch unrichtig; der alterte Magdeburger Dom wurde 963 unter Kaifer Otto I. gegründet.
- C. W. Neumann in Verhandlungen des hiftorifchen Vereines für Regensburg und Oberpfalz, 28. Bd. (1872) pag. 91
3 Dr. F. Sighard, Albertus Magnus, Regensburg 1857.
^ A. W. MiilUr in Enkyclopädie vun Erfcli und Gruber; Kt\ußi\ Dombriefe pag. 31.J; Krauß, Die drei alleftcn Urkunden elc.
IV , pag. 216; Heldmann, Die drei alteflen Denkmale etc.. Aarau 1S19, i)ag. 17g Ileldmann bezieht fich auf das Conftitutionsbuch der
Loge Archimedes zu Altenburg.
5 Conftitutionsbuch der Loge Archimedes zu Altenburg nach licblmann.
•> Dr. Ferd. Janiur, Die Bauhütten des Deutfchcn Mittelalters, Leipzig 1870, pag. 59 Kerner Fallou, Die Myfterien der Frei-
maurer, Leipzig 1848, pag. 52; auch /•Vn^W, Gefchichte der l'"reima:erei 1870, pag. 68.
' Cnfirmations-Urkunde Maximilians von 149S.
* Wiener Ausgabe 1775. pag. 76.
'-• Kür/chncr, Mitth. d. k. k. CentralCommiffion, 1875, pag, 93. Dr. E. Befetzny in „Die Sphinx", Wien 1873.
1" Die Wiener Bauhütte (confr. Fallou pag. 52) rühmt lieh auch der befonderen Gunft, die ihr Kaifer Jofcph II. durch Anwohnung
bei einer „Hauptzcelic" erwiefen habe.
-6 Franz Rziiia.
B. Die urkundlich erwiefene Gefchichte der deutfchen Bauhütte.
1. Es ift kunrtgefchichtlich allgemein anerkannt, dals (.lic Kunit in Stein zu bauen, refpertivc
zu conjlniircn, in Deutfchland bis zu Ende des lo. Jahrhunderts vorzugsweife durch die Mönche
gepflegt wurde, und dafs zu diefem Zwecke Klofterbaufchulen beftanden, von denen die zu
St. Gallen,' St Emmeram in Regensburg, zu Hirfchau in Schwaben unci zu Corvey an der Wefer als
die alterten bezeichnet werden. In diefe Baufchulen wurden dienende Laienbrüder und weltliche
Arbeiter aufgenommen, welche fchon zur Zeit der Aebte Wilhelm von Hirfchau (1080) und Mar-
quart von Corvey (1084) als „barbati", „oblati" uml „familiäres" unter den „profeffi" arbeiteten.
2. Es ift ferners kunftgefchichtlich anerkannt, dafs mit der Ausbreitung des Chriftenthumes
noriiwärts der Alpen die Klofterbrüder fich immer mehr und mehr ausfchliefslich geiftlichen
Zwecken widmeten und hierdurch das Bauwefen in Deutfchland fucceffive an die Laien überging;
die Kunfttrel'chichte notirt diefen Uebertrano- in der Weife, dafs fie das Ueberhandnehmen der
Laienmeifter im n. Jahrhunderte conftatirt, und dafs fie verzeichnet, wie vom 12. Jahrhunderte
antrefancjen die mönchifchen Meifter bereits zur Seltenheit werden. Die Gefchichte tler deutfchen
Bauhütte charakterifirt diefe Periode dadurch, dafs fie fagt: ,,dic Hütte wurde weltlich" . In die Zeil
diefer Weltlichwerdung; leet nun thatfächlich die Tradition der deutfchen Hütte ihr llatuarifches
Werden als Geheimbund. Hierdurch würde aber keineswecrs ausgrefchloffen fein, dafs die Geheim-
brauche und geheimen Conftru6lionsregeln fchon früher unter den effektiv Weltlichen und unter
den Laienbrüdern im Stillen beftanden haben; vielmehr kann man annehmen, dafs diefe geheimen
Bräuche und Kenntniffe mit der fucceffiven Abfentirung der Mönche (die wohl kein Intereffe an
diefen Geheimniffen haben konnten) einfach nur hervortraten.
Die Gefchichte der deutfchen Bauhütte (cfr. Fallou, dann Erfch und Gruber) bezeichnet die
Klofterfchulen von Hirfchau, Corvey und St. Emmeram als diejenigen, in denen fich der Procefs der
Weltlichwerdung der Hütte entfchied, und nennt die fchon um 1069 oder 1088 zu Corvey beftan-
dene Brüderfchaft des heilio^en Veit als die definitive AusCTanofsftelle.
3. Hiermit nahmen die frommen Laienbrüder, um mit Fallou zu reden, Abfchied von tlen
Mönchen; fie gründeten eine felbftänditre Genoffenfchaft oder Handwerks^ilde auf Bafis von
Statuten und wurden von Kaifer und Reich anerkannt, mit Privilegien ausgerüftet und dergeftalt
im Volke als die ^Jreien Mmirer" bezeichnet. Die ältefte diefsfällige Urkunde ift die von
Dr. Reichenfpcrger- zu Trier aufgefundene Hüttenordnung vom 22. 06lober 1397. Es ftimmt
dies mit der Zeit, welche die Freimaurer (confr. Findel, Fallou, Hallizccll und Klo/s) für ihre
ältefte Urkunde, die im Wefentlichen eine Hüttenordnung ift, angeben, nämlich für die l'rkuntle
von York 1370 refpeclive 1409. In diefer Urkunde ift bereits die Sage von den „vier Gekrönten"
enthalten und in 790 Reimverfen unter dem Titel „Hie incipiunt conftitutiones artis Gcometriae
fecundum Euclidem etc." fo viel Bezugnahme auf das Bauhandwerk genommen, dafs tür Bauleute
gar kein Zweifel entftehen kann, wie diefe Urkunde von einer Fachgenoffenfchaft herftammen mufs,
welche wenigftens ehedem das praktifche Bauhandwerk getrieben hat.
4. Die nächft älteften Urkunden überBaugenoffenfchaftsbünde im alten deutfchen Reiche find
die fogenannten Wiener Urkunden; fie find vom Jahre 1412; vom 6. Juni 1430 und vom 2. Auguft
1435 (confr. Hormayer's Wien, 1833, Bd. V und Karl W'cij's in .\ll- und Neu-Wien; 1864) datirt.
5. Sodann kommen als chronologifch nächfte Urkunden zu ntnnen:
a) die Strafsburger Hüttenordnung vom Jahre 1459;
b) die Torgauer Ordnung zu Rochlitz vom Jahre 1462;
■ Ür. Keller, liaurifs von St. Gallen von 820, Zürich 1844.
- Reichotfpergcr, „Die Bauhütten des Mittelalters", Kölner Domblatl 1S51
■' Janncr, Findel, Fallou, Stieglitz, Hormayer, Heideloff, Feil, Graf WaldcrdurH", Neumann, Scluiegraf und Gurlitt.
SrUDIKN ÜHKK SlKlNMI' r/ ZkK IIKN.
37
c) Die Capitel-Ordiumt: von Speyer vom Jahre 1464.
t/) Die Capitel-Ordnunj;- von Speyer vom Jahre 1469.
e) Die Ordnung der „Priiderfchafft der Steinmetzen der GraiTrhall TmoI" vom Jahre 1480.
f) Die Regensburgcr „Stainmetzen Ordnung" vom Jahre 1514.
_^j Die Sächfifche St. Annaberger Ordnung vom Jahre 1537.
A) Die Wiener A6len vom 10. Februar des Jahres 1537.
/) Die Wiener A(5len vom 4. September des Jahres 1550.
/•; Die Regensburger Ordnung vom Jahre 1555.
/) Die erneuerte Strafsburger Ordnung vom Jahre 1563.
///} Die verfchiedenen Steinmetz- und Maurer-, Steiniiauer- und Maurermeifter Ordnungen von
Regensburg aus den Jahren 1559, 1616, 1618, 1729, 1731, 1765 und 1794.
In den Ordnungen a) bis ^ j und k) fmd die drei Hütten-Principien : der Liebe, Treue und
liilte der Brüder untereinander; der fromme Sinn der Bruderfchaft ; das Gebot des ehrbaren und
keufchen Wandels; dann des Anwohnens der heil. Melle und des Empfanges der heil. Sacramente
feitens der Hüttenbrüder; ferner die Strafen (Puffen); die Theilung der Brüder in .Meiller, Parlirer,
Gefellen und Lehrjungen; des weiteren einige Hüttengebräuche und endlich theilweife die Unter-
teilung aller einzelnen deutfchen Hütten unter vier Haupthütten und in letzter Inftanz unter die
oberfte Haupthütte von Stralsburg vorgetragen.
6. //o/u'il/i'c/ie Bejlätioungen und Aenderungen der Hütten-Ordnungen fmd (nach Heideloff,
Gurlitt, Janner und Stieglitz) vorhanden:
ii) Vom Herzoge Friedrich zu Altenburg, betreffend Torgau, vom Jahre 1464.
hl Vom Kaifer Maximilian I. vom 3. 06lober des Jahres 1498.
c) Vom Kaifer Ferdinand I. vom 15. März des Jahres 1563.
dj Vom Kaifer Maximilian II. vom 18. April des Jahres 1570.
e) Vom Kaifer Rudolph 11. vom 3. März des Jahres 1578.
f) Vom Kaifer Mathias vom Jahre 1613.
g) Vom Kaifer F'erdinand II. vom 23. November des Jahres 1626.
Ii) Vom Kaifer Ferdinand 111. von den Jahren 1637, '643, 1644 und 1646.
{} Vom Kaifer Leopold I. vom 1. September des Jahres 1662 und 1687.
k) Vom Kaifer Jofeph II. vom 12. Oftober des Jahres 1708.
1 1 Vom Kaifer Karl VI. vom 13. Oftober des Jahres 1713.
7. Eine weiters zu verzeichnende Thatfache in der Geichichte des deutlchen I lüttenbundes
irt die des allmäligen Verfalles der Hütte. Die/er Verfall trifft innerlich mit dem Aufhören der
Gothik und dem Ankommen der italifchcn Renaiffance tind än/serlich mit hervorragenden
lulturcllen EreigniJJen zufammen. Als letztere nennen wir insbefondere : die Trennung der Hütten-
brüder in katholifche und proteftantifche; den dreifsigj ährigen Krieg; den Auffchwung der Geifter
von Italien und Frankreich her; die politifchen Staats-Geflaltungen ; die fortfchrittliche Locker-
werdung des Zunftgeiftes; namentlich aber die Ankunft der /\cnaij/ance, die Errichtung öffentlicher
Baulchulen, die Entllehunof >\^x Fach- Literatur feit der Erfinduntr des Buchdruckes, und das wirth-
fchaftliche Auftreten der Concurrenz (Maurermeifter contra Steinmetzmeifter) im Fache.
Die hohe Morgenfprache zu Torgau vom Jahre 1462, dann jene von Bafel (contr. Dr. Janner)
biete"n Beweife für die Zerrüttung des Bundes in Folge der religiöfen Anfchauungen; die Urkunde
von Wien betreffend den Streit zwifchen den Meiftern Jörg Oechfel und Pilgram von Brunn, ' und
die Wiener Urkunde \om 3. Juni 1623,-' bieten nebft anderen Aften Beweife für die Lockerung des
' Hoiinayr, Hiftorifclies T;>fcheiibucli, Wien 1829
- Verhandlungen des hiftorifchen Vereines für Regensljurg und OherpfaU, Hand .WVIU. 1872, pag. 91.
VII. N. F. t)
,5 Fkan/ R?iha
Hundes durch VerhältnilTe der Concurrenz; endlich bieten die Regensburger Acflen ' von 1707 und
1718 den Beweis der Zerrüttung durch allgemeine lünflüffe der Zeit. Die genannte Wiener
Urkunde vom ^. Juni 1623 betrifft eine X'ereinbarung, in welcher fchon recht biffig auf die fremden
Kindrini^din^-^e zur Zeit der Renaiffance, nämlich auf „die U'elfchcn" hingewiefen wird, und durch
welche die läffigen Hüttenbrüder fchon recht energifch zur Ordnung verhalten werden ; der Wiener
Text hcifst nämlich diefe Läffigen bereits „Fröttcr und Bernlienttey'* (Faulenzer) und „des Hant-
luerchs unredliche . . . . "
Anbetrachts folcher Erfcheinungen des Verfalles der Hütte treten mehrfach Beflrebungen
für die Schaffung eines gemeinfamen Widerflandes zu Tage und können als Beifpiele hiefür die
Wiener IVkunden vom v Juni 1623 und vom 20. Februar 1627 genannt werden, aus deren Unter-
fchriften fchon das früher verpönt gewefene Zufammengehen von Steinmetz- und yJ/a/zr^r-Meiflern
erkennbar ift. Doch diefer Verfall war nicht aufzuhalten; er wird acut mit dem Jahre 1671. Am
Reichstage vom 12. Auguft diefes Jahres' wurde nämlich aus Gründen der Staatsverwaltung
befchloffen (Sanction des Befchluffes zur Zeit noch unbekannt), dafs die Strafsburger F^ütten-Ober-
hoheit, die fich noch durch die Vorladungen von Hüttenbrüdern äufserte, aufzuhören habe. Die
Befetzung Strafsburgs am 28. September 1681 durch Montelas und die Einverleibung der Stadt
und des Elfafs an Frankreich nahmen der deutfchen Bauhütte das Haupt, obwohl durch die Reichs
tagsbefchlüffe ^ vom 16. März 1707, vom 13. Mai 1727 und vom 28. Juli 1731 wider die Gerichts-
barkeit des Meifters vom Stuhle der Hütte von Strafsburg erkannt wurde. Der Reichstags-
befchlufs vom 13. Juli 1771 ' hob die Hütte als Corporation eigener Privilegien auf.
Wir Bauleute aber y:edenken immerwährend einer Inflitution, die unfer Fach fo hervor-
ragend gepflegt, fo Grofses und Erhabenes gefchaffen und durch die werkthätige Errichtung der
Dome deutfcher Baukunft die culturellen Intereffen in fchwerer Zeit in Wahrheit unter Dach und
Fach gebracht hat!
8. Die Bauhütte befleht formell noch zur Zeit; dem Vernehmen nach find etwa 100 Brüder,
welche in Pietät für die Altvordern die überkommenen Refte der einfligen Gebräuche der Hütte
noch weiter zu pflegen fuchen; ein Geheimbund mit Privilegien ifl; aber zur Zeit abfolut nicht
mehr vorhanden; auch ifl; aus Gefprächen mit einigen, zur Zeit lebenden Hüttenbrüdern, refpeftive
„ausgewiefenen Steinmetzen" zu entnehmen, dafs felbft der letzte Reft der Traditionen und des
Rituales arg gefchwunden ifl ; diefer Refl. aber wird unter uns Bauleuten in den Gebräuchen und
Redewendungen, wie wir he Alle bei Grund- und Schlufsfteinlegungen und bei Feflgelagen gern
pflegen und üben, ficher noch lange weiter klingen.
C. Die Geographie der deutfchen Bauhütte.
Für das Studium der deutfchen Steinmetz-Zeichen ift die Kenntnifs der Geographie der
deutfchen Bauhütte von Wefenheit, und zwar aus drei Gründen: i. weil das Gefammtgebiet der
Hütte die allgemeine Charakteriflik der deutfchen Steinmetz-Zeichen arrondirt; 2. weil die, aller-
dings vereinzelten fremdartigen Zeichen im deutfchen Hüttengebiete als künftlerifche Invafion
erkennbar find; und 3. weil der fpecielle Charakter einzelner Gruppen der tleutfchen Zeichen an
die innere geographifche Eintheilung der Hütte gebunden ifl.
Aus den Hüttenordnungen, den Confirmations-Urkunden, den Aclen über innere Hütten-
flreite und den Meifter-Biographien einerfeits, und aus der geographifchen Verbreitung des
' Verhandlungen des hidoriTchen Vereines für Regensliurg «nd Oberpfalz, Band XVI. 1S55. pag 188.
- Jänner, pag. 84.
•" Jänner, pag. 85 und 87.
* Jänner, pag. 91.
SlTDIKN ÜBER .StKINMI'.'IV.-Zi'.H IIKN. ^9
gothifchen Styles und feiner Special-Schulen nordwärts von hallen und weilwärts von I-"rankreich
anderfeits, ^eht bezüglich des allgemeinen Territoriums der deutfchen Hauhütte mehrerlei hervor,
nämlich :
1. Dafs das or^anifatorifche untl künftlerifche Gebiet der deutfchen Hütte von den
(illerreichifchen und fchweizerifchen Alpen im Süden bis zu der deutfchen Küfte im Norden, und
von der mittelalterlichen Wellgränze Frankreichs bis zu jener im Oden an die türkifchen und
ruffifchen Reiche gelangt hat, wobei einzelnes Ausgreifen der deutfchen Hütte in fremde Länder
indefs keineswegs ausgefchloffen \{\, wie ilies die Wirkfamkeit der deutfchen Steinmetze in Mailand,
Orvieto und in den Küftengebieten derjenigen Morgenländer beweift, welche von den deutfchen
Kreuzfahrern beftrichen wurden;
2. dafs die organifatorifche Wirkfamkeit der Bruderfchaft auf die Hintheilung des ganzen
Territoriums in Gaue, denen Haupthütten vorftanden, bafirt war;
3. dafs diefe Hüttengaue im Laufe der Zeit in Reviere oder Sectionen zerlegt wurden,
denen Oberhütten oder HauptzeciLcn vorftanden, und endlich
4. dafs in den Hüttengauen, refpeftive Sedionen oiler Revieren Unterhütten, die gewöhn-
lichen Hütten arbeiteten.
Verfolgen wir nun zunächft das urkundliche Materiale:
a) Die älteße Hüttenordnunp; vom fahre J^jg bezeichnet die Eintheilung der ganzen Hütte
in vier Hüttengaue, nämlich in die von Strafsburg. IVicu. Hern und Köln, und fpecificirt die Gaue
folgend: ,,Dii8 ift tido lE>rbirtt, tirtö gnn J^trofaburg grljört, maa nbiurntiig Her (Hufrl unti
/Frankrnlant unU am Diüringrriürtlt imti iPtibrnbrrg unt^ an lica l^rrtum grii ifrrtrttrn, unn iEiatcttni
faia goii ö^lm, unn (l^lmbia goit /Hugfpurg, uiilJ unn jKugfpurg farft an tirn jKtirUjrrg' (/HrHjcrg?)
uwX-, an ujrlfdjlant; /IHrirrurv laut unH Diüringrn unti ipialjfaljrim lant; /Frankfurt x\w\ l]rffrn lant
unli fturlj J&r})iuDltrnlanl: tiaa fol grl)Dvfam fin."
Itcm: ,,/IHriftrr Inrrnti JP>panning, (H^rrkmriftrr tira ißaura z\\ ^ant Steffen i}y (Hrni,
tirm Ißcljört i}x: iamparh, ip»trrrn, öSrrrklmfrn, ü^ngrrn aua unH tiir D^nnau abijin."
lu-iii\ „/(Hriftrr J?»trffan Hjurlirr, iPuujrmriftrr ^n Xnwi urnrrnrirn iu iPrrn fol allein "öaa
l5rbift in lirn iPTtgcnolTtn Ijabfn."
Man merkt alfo fchon die InHuenz der politifchen Geftaltung der Schweiz.
Item: „/IHciTtcr iCunrati uon iKöln. mriftrr titr l^trfft Imfrlbft untj allr ftnr norbkummm
gliflirr loifr fnlflinir ^ugrljorrn: Tiaa iibrigr grbirt binabt, luaa liD uff ipitott ( lufiteht) uon /Fürtirvungr
unti Üjültcn, tiir in tirr iDrlirnungr fint olirr tiariu kumcn mörlftrnti."
bi Die Torgau- Rochlitzer Urkunde vom fahre 1462, dann die Vermerke,- welche aut die
Speyerfchen Capiteltagc von 1464 und 1469 Bezug haben, bringen nichts von der Gautheilung ;
ebenfo auch nicht die Tyroler Ordnung vom fahre 1480,- aber alle diefe Urkunden nehmen auf die
erfte vom Jahre 1459 Bezug; es ift alfo, indireft, jene Theilung in vier Gaue zugeftanden.
c] Die Confirmations-Urkunde Maximilian I. vom 3. Oktober des Jahres 1498, giltig {\.w
Strafsburg, bezeichnet fpeciell den Gau von Strafsburg als „der Rheinftrom hinab von Conitanz
bis Coblenz, abwärts der Mofel, dann Franken und Schwaben."
d) Die Steinmetz-Ordnung vom Jahre 1563 unterfcheidet ebenfalls vier Hüttengaue und
nennt das Gebiet von Strafsburg: abwärts der Mofel, Frankenland, Thüringerwald, Löbenburg,
Bisthum Eichftetten , Ulm, Augsburg, bis an den Adelberg (Arlberg .-) und Welfchland, das
Meifsnerland, Heffenland und Schwabenland, dann das Gebiet von Wien: Lambach, Steyer,
' Ür. Janner, pag. 48, meinl hier üie FrämonftiaU-nlcr Abtei A>lelberg l)ei Slultgarl.
- Heideloff und Dr. (aiiner
6*
• Q Fkanz R/IIIA.
W'erckhaulen, Ungarn und die Donau hinab ; ferner das Gebiet von Köln: das übrige Gebiet hinab und
■was neu entlieht; endlich das (iebiet von Zürich: mit Bern, Bafel, Luzern, Schaffhaufen. St Gallen
und was fonft in der Schweiz „autkömmt". Der fchweizerifche Gau hat alfo zwifchen 1459 und 1563
den Sitz feiner Haupthütte wohl aus politifchen und religiöfen Gründen ' von Bern nach Zürich
verlegt. Diefelbe Hüttenordnung vom Jahre 1563 nennt auch 22 Orte, in tlenen Hüttenbucher auf
liegen, und welche Orl(; der Hauplhütle von Strafsburg uiiu-rworfen fein J'utUii , dieft- Orte lind:
Speyer, Zürich. Augsburg, Frankfurt, Ulm, Heilbronn, Blaffenburg (Pleffenberg:), Dresden, Nürn-
berg, Salzburg, Mainz. Stuttgart, Heidelberg, bVeiburg, Bafel, Hagenau, Schlettrtadt, Regensburg,
Meifenheim, München, Anfpach und Conllanz. Diefe Nachricht ill von grofsem Intereffe; a) weil
dadurch die Exiftenz von Unterhütten erwiefen i(t und |3) weil Wien, Magdeburg , Meißen in iler
Aufzählung der Unterthänigkeit unter Strafsburg fehlen.
e} Zur weiteren Kenntnifs der Städte, in denen /ich Hütten befanden und cur ))iehrcren
Erkenntnifs der Gravitations-Verliältnijfe der einzelnen Haufiihütten und Hauptzechen ilt auch ilie
Aufzählung jener Orte erwünfcht, aus denen die Meiller zu den Verfammlungen (Capiteln.
Morgenfprachen, Meiflertagen) kamen. In diefer Richtung ill Folgendes zu bemerken:
1. Auf dem Tage zu Regensburg, dem 25. April 1459, waren Meißer anwefend aus: Strafs-
burg, Wien, Paffau, Landshut, Kfslingen. Kreuznach, Brunn (?), Salzburg, Conftanz, Bern. Amberg,
Bafel, Ingelftadt, Ochfenfurt, Poppingen, Hafsfurth, Kempten, Graz, Weiffenelbe (?) und Weiffen-
burg; aus Sachfen und dem Meifsnerlande waren kei^ic Meifler gekommen; auch der Regens-
burger Meirter Roritzer fehlt. Aufserdem waren C^efellcn anwefend aus: Strafsburg, Bafel,
Lambach, Mainz, Heidelberg, Rottweil, Paflau, I-!fslingen, Ifclil, Ochfenfeld, Lützelrtein, „Kem-
motten" (Kempten (r), einer aus den Niederlanden, aus Ockel (Aachen:), Landshut, einer \i>n
der Elf eh.
2. Auf dem Tage von Torgau (1462) , welcher wegen der Specialverbindiing einer
fächffchcn Hütte^ibrüderfchaft einl:)erufen wurde, macht fich eine Bedeutung der Magdeburger
Hütte bemerkbar; es waren dort verfammelt Meifler aus: Magdeburg, Halberlladt, Hildesheini,
Mühlberg und Merfeburg, ferners Meifler aus dem Meifsnifchen, dem Voigtland, aus Thüringen und
dem Harze. Im Jahre 1518 wird die Magdeburger Hütte, wie wir fotort fehcn werilen, fchon eine
Hauptzeche, Haupthütte genannt.
;. Wecren eines Hüttenllreites' der St. Annaberger Hütte im Meifsnifchen wider die
Magdeburger Hütte, die nunmehr gleich der Würzburger Hütte als eine Hauptzecke, wenn nicht gar
fchon als eine Haupthütte erfcheint, und welche Magdeburger Oberhütte die Strafsburger oberllen
Hüttenrechte aufrecht zu erhalten bemüht war, verfammelten fich die renitenten Steinmetze-Hütten
vom 26. Juli 1518 zu St. Annaberg; es waren dies Leute aus dem Mei/snifchcn, aus Schießen,
aus Böhmen und der Laußtz, zufammen 14 Meifter, 3 Pariire und 22 Gefellen, alfo 39 Hüttenbrüder.
Die Namen der Meifler find: i. Hans Schickentantz, Meifter zu Dresden, 2. Hans von Torgau,
Meifter zu Schneeberg, 3. Benedix Rued, Werkmeißer zu Prag (Benes von Laun :), 4. Jacob von
Schweinjurt, 5. Paul Babft von Rochlitz, 6. Gregor Rudinger von Rochlitz, 7. Wenzel Rofskopf von
(/örlitz, Vertreter von Schlefien, 8. Wolf von Kamenz und zu Bautzen,V ertreter der Nieder-Laufitz,
9. Jörg von Maulbronn aus Brüx, 10. Jörg Sckremle von Koniotau, 11. und 12. Martin Lindermann
und Fabian von Rotenburg, beide aus Chemnitz, 13. Lorenz Löffler von Chemnitz und 14. Hans
Göntter von Oberndorf {bei Komotaufj. Unter den drei Pariiren waren: i. Peter von Schweinfurt
' Bafeler Frieden 1499; 1501 — 1513 Beitritt von Bafel, Schaffhaufen iinrl Appenzell zur EidgeiioPTenfchaft : i 5 r 5 Marignano ;
'S'9— '53' iiwaingli; 1531 Schlacht bei Kappel.
- Ourlitt. in: Archiv für Sächfifche Gefchichle 1878, pag 262
Studikn i'i!i':k Si ki.\mk/i/-Zkii'iikn.
41
aus St. Annaberg, 2. Urban von Kirchhain aus Sclineeberg. Unter den 22 Gefellen waren : 1. Nickel
Titz von Cliriiniih, 2. Conrad von Büttigen aus , iiiiiabcrg und ;v Harteil von Ihiilach, ein „Laub-
haucr" aus A)inaberg.
I fcidclolf brinj^t pag. 34 bis 46 di<; Strafsburger Ordnung von 1459 und Anhänge an diefe
Urkunde, welche pro 1463 — 1469, 1471 und 1472 gelten, uml Meifterbeitritte zur Ordnung
ilocumentiren. Wir finden in dielen Zufiitzen eine l'o bed(;utende Zahl von Orten yenannt, aus
tlenen die Meiner herbeikamen, dafs die Anerkennung der obi-rllen Inllanz von Stralsburg vom
ganzen deutfchen Lande aufser allem Zweifel lieht. Lhiter den Orten erfcheinen bei I Icidcloff der
Reihe nach und theils in Wiederholung der iVüheren Orte: Schlettftadt, Conftanz, Aachen, Strafs-
burg, Erfurt, Zell am Unterfee (?), „Allgefsheim", „Myngoltheim", Heilbronn, Bafel, Lambach,
Mainz, Heidelberg, Rottweil, Paffau, Efslingen, Ifchl, Ochfenfeld, Lützenftein, Kempten, Landshut,
Germersheim, Nürnberg, Köln, Heidenheim, Torgau, „Lebach" (Laibach:, Lambach:], St. Gallen,
„Iffen" (Füffen:), Braunfchweig, Straubing, „Burtenbach", „Langersfelt", „Tuftein", Byringin",
„Than", Coblenz, Trier, „Barkhufe", Schweinfurt, Weiffenburg, Hagenau, Braunau, Pont a
mouffons, Wertheim, Baden, Regensburg, Steyer, Winkel, Nördlingen, „Rudelnheim", „Herde"
(Hörderj, Helmftedt, „Werklach", Stockgarten", von der „Etfch" (Tyroler). Schliefslich bringt
Heideloff ein \ erzeichnifs von 72 Meiflern und 34 Gefellen, die in der Strafsburger Lade verzeich-
net find. Wir finden darin Meifier und Gefellen aus: Strafsburg, Zürich, Speyer, Frankfurt,
Augsburg", Ulm, Leipzig, Schlettftadt, Heilbronn, Regensburg, Colmar, Salzburg, Heidelberg,
Freiburg, Bafel, Stuttgart, Brackenheim, Landau. Weiffenburg, Hagenau. Sennen, Werde, Mainz,
„Blaffenburg", Saarbrücken, liern, Weilburg, Landau, Dresden, Weyer, Etlingen (:), Stein,
St. Gallen, Rohrfchach, Merfeburg, Zell, Schaffhaufen, Conftanz, Biel, „Brück" (Brugg in der
Schoder Brück an der Murf), Feldkirch, Reutlingen, „Andlan", „Püttingen", „Bruckenheim",
„Ipfthoften", „Uinkelfpiel", Heidelberg, Ingolftadt, Hanau, Gmünd, Schaffhaufen, Bern, „Bifeneck",
KalTel, „Sinfe.x", „Argen", Offenburg, Rottenburg, Schwäbifch-Hall, „Siburg", „Neuburg", (ienf,
„Brefsmel", „Sefferich", Brunn, „Arien", Landsberg, „Rappoltzwyler" , (Rapperswyl:), „Netzer-
bolchen", Wachenheim, „Bilanz", Laufanne und Worms. Bei einzelnen Gefellen find Jahreszahlen
beigedruckt, die zwifchen 1449 und 1573 fchwanken.
Jl Zur Kenntnifs der Geographie der Hüttenganc dienen noch folgende urkundliche
Vermerke.
1. In dem bereits erwähnten Streite der Meifsnifchen Hütten wider die Hauptzechen von
Magdeburg, welcher .Streit 1518, alfo zur Zeit der Reformation (Luther 1483 f 1546), acut wurde,
war bereits ein Abfall von Strafsburg geplant. ' Vier Hütten-Meifter zu Dresden, Leipzig, Meiffen
und Annaberg feilten unter der Uauptkiltle von Dresden das Jächfijche J fa)idwerk „gleichmeffick
aller bruderfchaftt am reynftrom, in öfterreich oder anderfzwo in hochteuchen landen" aufrichten
und ein wandernder Gefelle der neuen Hütte follte denen der anderen Haupthütten (Strafsburg,
Wien und Köln) nach „auszweifung der obgemelten bruderfchafft zu Drefsen" gleich geachtet
werden. Mit „ain duczett böhmifcher loffel" unterftützten die Renitenten beim Kanzler Maltitz ihr
Anliegen an Herzog Georg (1500 — 1539) im Jahre 1519. Diefer, ein Gegner Luthers, wandte fich
an die Magdeburger und verbot lieh am 21. December 1522 „allhie im Fürftenthumb zu regieren".
Die Angelegenheit verlief zunächft durch Nachgebung beider Theile, jedoch ohne nähere hiftorifche
Aufklärung; wir werden aber fpäter in den eigenthürnliclien Steinmetz-Zeichen der „Dresdener"
Jehen, dafs durch dic/en Streit tliatfächlich der Keim für einen neuen fächfifchen Hüttenbuna
gelegt wurde.
' Aicliiv für Jie fauhrifclie Gefchiclue Bil. V, |)ag, 271
42 Franz RfiHA.
2. Die Urkunde' der II le/wr Bauhütte vom 3. Juni 1623, betreffend die bis dahin herrenlos
crewefene Unterhütte vonHfferding (Ober-Oellerreich), fpricht von nur zwei, feit BarbarolTa privilegirt
orewefenen Haupthüttcn, nämlich Strafsburg und Wien. In diefer Urkunde irt auch erwähnt, dafs
die Unterhütten von Steyer, Freifladt und Grieskirc/ioi zu Wien gehören.
3. Am Sonntage Septuagefima 1661 llellt die Dresdener Hütte an die Roclilitzer eine
vidimirte Abfchriff' der Urkuntle tles Kaifers Mathias vom Jahre 1013 aus, uiul nnlcrzeiclini-i als
Hauptk'ültc zu Dresden.
4. Das Gravitations-Verhältnifs von Schießen ' ill; lange Zeit unklar; erll in tleni fchon
erwähnten St. Annaberger Hüttenilreite (1518) wird der Zugehörigkeit Schlefiens zur Magdeburoer
und durch diefc zur Slrafsburger Hütte gedacht. Der A6ten-Fascikel der Liegnitzer Maurer-
innung aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundertc-s beftätiget diefes Unterthänigkeitsverhältnifs.
Um die Jahre 1558 — 1587, tlann 1596 und 1627, erfcheint (nach Dr. P2. Wernicke) Breslau als
Hauptzeche.
5. Ueber die Bauhütte von Prag und Kuttenberg hat Dr. Palacky ein Aftenftück in Kutten-
berg aufgefunden, welches im vierten Hefte der „Pamdtky archeologicke 1860" veröffentlicht und
von J. H. VVocel in den Mittheilungen der k. k. Central-Commiffion 1861, pag. 107, überfetzt wurde.
Es betrifft ein Schreiben der Prager Altfl'ddtcr Bauhütte an den Rath der Stadt Kuttenberg vom
Jahre 1489, aus welchem hervorgeht, i. dafs gleichzeitig an der Prager Burg eine Bauhütte unter
Benes von Laun belland, 2. dafs der Kuttenberger Hütte Meifler Blazek vorftand, 3. dafs die
Altftädter Hütte fich das Recht der Oberhütte im ganzen Königreiche zufpricht, und 4. dafs die
Kuttenberger Baugilde wider den Meifler Re\ fl^k ' \\ ar
z) Vermerke ohne Urkunden-Citate.
1. Heidcloff ' fpriclu von einem allen l\nn»iciite, nach welchem im römifchen Reiche vier
Haupthütten „diefsmal Aufgericht feynd" nämlich Strafsburg, Wien, Zürich und Köln. Die Slrafs-
burger und Züricher Haupthütte werden in ihrem geographifchen Gebiete, wie Ichon oben
gefchehen, bezeichnet; von der Kölner heifst es, dafs fie anfängt (anhebt), wo der Rhein und Main
zufammenfliefsen und reichen „abwärts bis ins Niederland" ; von der Wiener aber heifst es (fie)
„hat ihr Gebüth ober und Nieder bayerlantl, auch das Land ob der Ennsz, Böheimb, Mähren,
Steyermarkt, Kärndten und Krain, und ganz nach der Donau obhin".
2. Gumpelzhainier in feiner Regensburger Chronik erwähnt des Regensburger flürmifchen
und tumultuarifchen Capiteltages vom 25. April 1459 als erftmalige (?) Verfammlung der Maurer-
Gefellfchaft, der Bruderfchaft „des magons libres d'Allemagne", fpricht von der zweiten Verfamm-
lung zu Speyer (1464), und erwähnt, dafs die Strafsburger Haupthütte noch 1705 den Hütten von
Xürnberg und Dresden Geldlfrafen auferlegte.
3. Stieglitz'^' erwähnt Privilegien, welche Karl IV. den Hütten im Mei/sner Lande ertheilt habe.
h) Conclufionen und Fragen.
I. Nach Vorftehendem ill anzunt^luncn, dafs die 1 laupihütte zu Strafsbtirg das oberfte
Hüttenrecht für die u-anze Dauer des l-iundes oewahrt hat; dafs fic in Hiillcnllicitrn die dritte
letzte, Inflanz bildete.
' Verhandlungen des hiflorifchen Vereines von Regensburg uml Oberpfalz, 28 Bil., paj^. ql
'-' Dr. yanner, pag. 97.
•'■ Dr. E. iVernicke, Schlefiens Vorzeit, 3.5. und 34 Bericht; N I.aufilzifches Magazin, 52 Band
■■ V Heider-Eittlbergir-Hiejer, Kunftdenkniale de» üfterreiehifclien Kailerflaales 1, pai; 181
'■> R. C. Htideloß, Die Bauhillle des Mitlclallcrs, 1844. puy IJ.
* Stieglitz. Die Kirche der heil Kunigundc zu Rochlitz, Leipzig 1S29, pag 15
SirniFN Orek S ikinmk iv. Zkuiikn. 43
2. Das ganze Hiittenterritorimn w;ir in vier / /nttengauc getheilt, jcdcin Gaue (land eine
Haupthiitte vor, welche die zweite Inllanz bildete; diefe 1 lütten übten, nach Andeutungen hei
Heideloff, ihr Recht durch Zufaninientretcn dreier hervorragenden ! iiitlcn, denen der Charakter
von Setlioiis-Hütten oder Hauptzechen beigelegt werden mufs.
3. Die einzelne Hütte war die erlle Inftanz, hervorragentle diefer einzelnen Hütten waren
jene Hauptzechen, uml auf dielen lagen die „Bücher", refpeftive die Difl;ri6ls-A(5ten.
4. Die Tkeilung in vier Hüttengaue ill urkundlich nur für die Jahre 1459 — 1363 erwiefen.
5. Es entfteht die nächlle Fra^e, wann die Theilung in vier Gaue begonnen haber Darauf
lafst fich zur Zeit keine beftimmte Antwort geben; ein Hilfsmittel für dieje wichtige Beantwortung
muß in den Steinmetz-Zeichen, diefer Steinfchrift der Hütte, gefncht luerdcn : zveil, zvic unr
fpäter fehen werden^ vier geometrif che Charaktere in den Zeichen auftreten, alfo offenbar jeder
derfelben einem Gaue angehörte. Zur Stunde können wir nur allgemein annehmen, dafs die
Theilung in vier Gaue fchon lange Zeit vor 1459 ftattgefunden hat. Denn 1. war fie mindeftens eine
P'olge der territorialen grofsen Ausbreitung der Gothik, und diefe fand ja fchon im Anfange des
14. lahrhundertes flatt; 2. hat der V'orort Köln bereits zur Zeit der Domgründung und der X'orort
Wien feine in der Gothik einnehmende Stellung bereits zur Zeit Rudolph des Stifters (1358 — 1365)
inne gehabt; 3. fpricht die Individualität diefes Monarchen dafür, dafs Wien mindeflens zu feiner
Zeit ein Hüttenhauptplatz gewefen iÜ; 4. fpricht die geographifche Entfernung von Zürich, Wien,
Köln und Strafsburg fchon für eine fehr frühe Gautheilung; 5. fpricht die Tradition, und, wenn
wir wollen, die Urkunde von Efferding für die uralte Hütte von W'ien (Barbaroffa) ; endlich 6. ii\
anzunehmen, dafs in diefen vier Orten fchon Sitze von Bauvereinigungen aus der Zeit des Roma-
nistnus, wenn nicht gar fchon zur Zeit der Römer beftanden haben dürften.
6. Die weitere Fra^c ill tlie, wann die Theilung in vier Gaue aufgehört habe. Nach allem
Anfcheine alsbald nach 1563. Das Hereinbrechen der Renaiffance; die Concurrenz der Maurer-
meifler und der „Weifchen Meifler" ; der Proteffantismus ; der dreifsigjährige Krieg; und die atlen-
mäfsige Lockerung des Bundes fchon im 16. Jahrhunderte: alles diefs läfst mit Beftimmtheit
annehmen, dafs fchon im Beginne des 17. jahrhundertes die alte Gautheilung verloren ging und die
Strafsbureer Hoheit allein noch G(dtuny hatte. Beweife für diefe Anficht liegen in der bereits
angeführten Efferdinger Urkunde pro 1623, wo nur mehr zwei Haupthütten anerkannt werden, und
in der fchon mehrfach genannten Rochlitzer Urkunde vor, worin fchon 1661 von der beflehen-
den Haupthüttc von Dresden gefprochen wird, die offenbar aus dem glimmenden Funken des
fchon vorgeführten Meifsnifchen Hüttenllreites, refpeclive des angellrebten fächfifchen Sonderbundes
hervorgegangen ift.
7. Eine fernere Frage ift die der Hüttenangehörigkeit von Tyrol, Kärnten und Kram.
Die Urkunden von 1459 und 1563 laffen nämlich gar nicht erkennen, ob, refpedive feit wann diefe
Länder zu Wien oder Strafsburg gehört haben. Die Frage verdient für die Zeit vor der Reichs-
flellung W^ien's ebenfalls Aufmerkfamkeit. Zu bemerken ift, dafs die von Feil veröffentlichte
Urkunde pro 1480, betreffend die Tyroler Ordnung keinen Autfchlufs über die Tyroler Gau-
angehörigkeit gibt.
8. Eine letzte Frage in dem Rahmen tl<;r Hütten-Geographie betrifft die Gauftellung von
Böhmen und Mähren, refpeftive Prag und Brunn. Der Strafsburger Hüttenvermerk, welchen
f'Ieideloff diefsfalls anführt, meint, dafs diefe Länder zum Gaue von Wien reffortirten, aber loann
diefs der Fall gewefen fei, ift nicht angedeutet. Zur Zeit der Blüthe der Gothik in Böhmen, alfo unter
Karl IV. und zur Zeit Rudolph IV. hat Prag ficher nicht unter dem Gaue von Wien geftanden, und
kann diefe Annahme 1. durch die Individualität diefer beiden Fürften, welche eigene Kunftfchulen
pflegten; dann 2. durch die ftaatliche und 3. durch die kirchliche, der gothifchen Kunft den Weg
AA l'^KAN/ R/IHA.
bahnende Pofition' von IVa^^ und Wien genützt werden. X'ielmehr wird man durch den Weij. den
die i(othilche Kunfl zuirkliclt machte, bezüglich J'ras^'s auf die Abhängi^fkeit von Köln verwiefen und
ebenfo durch das biographifche Materiale des Meifters Peter von Gmünd.- Auch ili; bei der kunÜ
gefchichtHchen Bedeutung von Böhmen überhaupt und von Prag insbefondere im vorhinein
anzunehmen, dal's diefe Hütte eine Hatiptzcclic war.
9. Wir fehen alfo, dafs die mit noch zu wenig Aufmerkfamkeit behandelte Geographie der
deutlchen Hütte fchwierige Aufgaben an die Archäologen und Hifloriker von Fach ftellt ; wir
muffen uns begnügen he nur anzuregen, und vermeinen, dafs wefentliche Hilfsmittel zu diefcn
Löfungen: i. in der \\\^ox\{z\\-karlo(;;rapliifclicn Behandlung der Krzbisthümer und Bisthümer, (welche
die Gränzen der Gaue aller Wahrfcheinlichkeit nach wefentlich beeinflufst haben) und 2. in Special-
lludien der Provenienz der Steinmetz-Zeichen, dicfn- Steinfchrift der J/iittettgaiie, liegen dürften
D. Das Rituale der deutfchen Bauhütte.
Fallou, Dr. Janner, Heimfeh und Pifcher machen uns mit dem Rituale der deiitfclien Bau
linäc näher bekannt. Es beftand a) aus beflimmten Redeweifen bei beflimmten Anläffen; h) aus
der Art und Weife fich zu kleiden (der Rock z. B. mufste durch die drei unterflen Knöpfe, und von
rechts nach links gefchloffen fein); c) aus der Art und Weife zu blicken, zu flehen {rcchhviiikelif^e
Stellung der Füfse, rechtwinkelige Kniebeugung), zu gehen (drei Schritte) und fich von einander
zu flellen [im Kreife, im rechten Winkel, im Hütten- Zeichen etc.); d) aus der Art untl \\ eife
anzuklopfen, zu grüfsen, zu danken, den Becher zu ergreifen, zu trinken und den Becher nieder-
zuftellen ; c) aus der Art und Weife die Hand an den Körper zu legen und die Hand dem Bruder
zu reichen oder den Wander-Stock zu tragen; fi aus der traditionellen Art und Weife fymbolifch
zu deuten und g) aus der Art und Weife des Bruderzeichens, des Steinmetz-Zeichens, welches jeder
Bruder beim Freifprechen zum (ie/ellcn erhielt und zvelches er lefen (Jymbolifch deuten) und
ßellen (^eometri/ch rangiren) können mußte. Diefes „Stellen" wird uns noch näher befchäftigen.
Zum Rituale gehört ferner die Theilung der Brüder in Mei/lcr, Parlirer (Sprecher) und
(lefellcn, in Aggregirte (Angefchloffene oder Patrone) und in /.aienbrnder. Die Brüder verfam-
melten fich in Logen (Hütten) zu Capiteln, Morgenfprachen oder Hüttentagen. Die Regeln der
Bau-Conftrudlion wurden gelehrt und mufsten bei Eid geheim^ gehalten werden, wie die rituellen
Gewohnheiten; es waren diefs die fogenannten „Heimlichkeiten" der Hütte. Ein Gefetz der Hütte
war das Wandern;^ es heifst, dafs jeder Gefelle, ehe er zum Meifter ernannt werden konnte, an
drei Werken gearbeitet, d. h. drei Reifen gemacht haben mtifste.
In religiöfer Hinficht verehrten die deutfchen Steinmetze die vier Crekrönten' (Fefltag
8. November) und in weltlicher Hinficht die drei H'üttenpfeiler. In der Hüttenfprache find die drei
Hüttenpfeiler, ohne welche kein weltlicher und geifliger Bau beliehen kann, verfchieden benannt.
Meiftens heifsen fie; D\^ Schönheit, die Weisheit und (Wa Stärke; Kaifer Maximilian nennt fie in
feinem, im Theuerdank notirten Examen: die A////, die Nothdurjt und die Stärke ; im . iusiveife" der
' Präger Blsthum 973, Erzbisthiim 1344, Legatenwürde für Reyensburg, Hamberg und .\IeilTen kiiinml 13Ö4 an das Prager
Erzbisthum; dagegen ftelu IVien unter PaflTau, wird erfl 1480 lüfchofsfitz und 1722 Sitz des Erzbistliums IVieii erfl unter Ferdinand I
(1526 — 1564) häufige, feit Mathias und Ferdinand II. beftändige Kaiferrefidenz
- Crueher. Kunft des Mittelalters in Böhmen 1879. ^ Mittheilungen des Vereines für die Gefchichte der IJeutfchen in Böhmen
1866. — Die Kathedrale St. Veit in Prag 1870. — Ambros, Dom zu Prag 1858. — Dr. L. Glückfclig, Prager Dom 1855. — Graf?'. Wälder-
dorff, Verhandlungen d. h. V. für R. und O. 1872. • Hradfchiner Gerichtsbuch - J- Merlo und Endert Organ für chrifti Kunrt XV, 1865.
•' Bis zur Zeit des Galiilei war die Technik überhaupt Gehcimlehre; Vauban übte fie noch, und Krupp und Uchatius lehren
heute noch geheim
* Ilüttcnordnung vom 25. April 1459; bei Ur. Jaiiner, pag. 2O2.
•' HUttenordnung vom Jahre 1459 ; ConürmationsUrkunde Maximilian's vom Jahre 1498; Torgaucr Urkunde vom Jalire 14Ö2:
Tyroler Ordnung vom Jahre 1480
•■ Findet, pag. 694 und J'aloii pag. 364.
Studien üukk Sikinmetz-Zkichen.
45
deutfchen Steinni(;lze heifscn fie die llahrheit, die IVeishci/ und die Stärke. Wir nennen heute die
drei Pfeiler jedes weltlichen Baues: den S/vI, die Conßrii^ioii und die 'J\cluiik\ aucii wohl das
künfllerifche Enipfnidcn^ das M'ijfcn und das Können.
Die deutfche Bauhütte fymbolifirte die drei Hüttenpfciler durch die drei ..•..•■-.;.,
IJcIiler und durch die drei Perfonen: ,,Meißer, Parlirer und. (iefelle". Der
Gefelle kann es und ftrebt nach dem IViff'cn, der Parlirer (Obergefelle) wei/s /
und kann und llrebt nach tleni Vollendeten im /:iiipßnelen, der Meißer ijl Ihat- \
fachlich erß ein folcher, lacnn er alle drei banlielien Fordertmgen umfasst.
Die Hüttenbrüder ,,bauten aneli geißig" den Tempel des Herrn
(Religiolität, Charakter); fie übten die drei Hüttentugenden: der Liebe, der Fig. 3. Confiruaion des
Treue und der Hilfe (Barmherzigkeit). Sie wiefen endlich ihren Werkzeugen, Achtortes aus der foge-
diefem täglichen Brode der Baukunft, erhabene Deutung zu: der Afaafsflab !*""i.*' j'^!,",'^'„.,°,"
o ' f^ J J Itruclion und (tyliftifche
bedeutete die weife Eintheilung der Zeit des kurzen menfchlichen Lebens; der Ari.eitmitdemQuadrate.)
rechte Winkel war das Zeichen der Gefetzlichkeil und des gerechten Lebenswandels; das Riclit-
fcheit das Zeichen der Gleichheit der Brüder; der Zirkel das Wahrzeichen der gefchloffenen Brüder-
fchaft, alfo des „Bundes"; auch das Symbol für die Gränzen des Wirkungskreifes; der Spitzhammer
endlich das Sinnbild des Arbeitens an ieiner Seele, nämlich das Weghauen alles Rauhen etc. Ein
ganz wefentlicher Theil des Rituales war endlich, wie wir befonders aus Hüttenftreiten wiffen, und
fpiiter noch fehen werden, die Hochhaltung des Ehrenzeichens, des fogenannten Steinmetz- Zeichens,
und die Hochhaltung der erlernten Conflru6lionsregeln. Letztere bilden bekanntlich das Funda-
ment des Bauens, den ,,(Jr7ind"' des Baues, oder um hüttenmäfsig zu fprechen, den ,,(j'rund des
Stainwerkes" , auch den vielberühmten „Steiftmetz-Grund" .- das höchftc Ziel des Bruders.
Schliefsen wir bei der Betrachtung des Rituales die
leicht verzeihbare Neugierde aus, halten wir uns von allem ver-
geblichen Grübeln über traditionell gewefene Symbolik fern,
und nehmen wir lediglich den Faden der Wiffenfchaft auf, fo
gelangen wir zu folgenden Frkenntniffen:
1. Die Brüderfchaft der deutfchen Steinmetze fetzte
Humanismus in Collegialität und diefe letztere in die Wiffen-
fchaft und Kunft: des Bauens um.
2, Die hüttenmäfsige Symbolik der II erkzeuge und der
Zahlen deutet auf die wiffenfchafdiche Erkenntnis und Hoch-
haltune des Fundamentes alles Conflruirens, nämlich der
Geometrie der Alten. Der Zirkel wies auf den Kreis und das
Kreisflück, alfo auf die Fähigkeit zu runden, radial zu begr'dnzen
und proportional zu theilen; der Winkel auf die conftru6live
Nothwendigkeit des rechten Winkels und des Senkels; das
Richtfcheit auf die conftruftive Nothwendigkeit der geraden
Linie hin. Die Zahlen wiefen auf die Vielheit der Form, vor-
nehmlich auf Dreieck, Quadrat, Fünfeck, Sechseck, Siebeneck,
Achteck Achtort (Fig. 3), Zwölfort etc. hin. Aus den drei
Fundamenten: Kreis (Zirkel), Dreieck (Triangulatur) und Qua-
drat (Quadratur) entfpringen die vornehmlichllen gothifchen
Conftruci;ionen, und ohne Handhabung von gerader Linie, Winkel,
Kreis, Kreisflück, Dreieck, Quadrat und Vieleck können wir überhaupt gar nicht graphifch (im
Gegenfatze zu mathematifch) conftruiren.
vn. N. F. 7
Fig 4 Conftrucflion der Kreuzl)lume aus
der Quadratur.
6
46
Franz Rziha.
Diefe Form des graphifchen Conftruirens auf ririind der fogenannten befchreibenden
Geometrie, welche von griechifcher und römifcher Zeit her geübt und auch die Form der
Mathematik vor der Zeit der Buchftabenrechnung und der Logarithmen war, uni\ welche die
Gegenwart in der Form der luucrcii licomctric Ib hoch ausbildet: diefe
Form lies Conllruirens nannte die deutfche Bauhütte, wie fchon angedeutet,
,,dcn fürnembßen und s^crccIUcn Sein7uetz-(iru7id." Für die Gothik beftehen
nun gewiffe Schemen diefes ,,(, rundes" , namentlich die Triangiilatnr, die
(Quadratur (Fig. 4 und 5), der Dreipass und der Vierpafs\ dann der Fünfpafs,
das Sechsblatt, die Schneuffen, die Fifchblafen' etc.; und da das Conllruiren
erll mit der Kenntnifs diefes ,,GrHndcs'\ aus dem fich Cinindriff'e, Aufriffe und
Details zufammenfetzen, und erll mit der flatiichen und formalen Behandlung
aller diefer und anderer geometrifch entworfener Formen ermöglichet ill, fo
verliehen wir den Werth der Symbolik der Werkzeuge, die auf dem Bauriffe
(der „Vifinmg") und auf dem Bauplatze jene Graphik überhaupt ermöglichen.
Wir verliehen aber zugleich das fogenannle Geheimnis des ,,Steinmetz-
Grmides" , und heben die Wefenheit des letzteren defshalb fo hervor, weil
das ganze I crftäiidnis der Steinmetz-Zeichen, wie wir f|iäter nachweifen
werden, auf diefer Erkenntnis des Steinmetz-Grundes, oder unverblümt
(refagl anj der Erkenntnis des IVerthes von Con/lrußions-Schema's beruht.
3. Die Symbolik der drei f-fnttenpfeiler und der drei Reifen erklärt
fich wiffenfchaftlich aus der Erkenntnis der Nothwendigkeit des Entwickeins,
Erziehens und Zufammenwirkens der Bauprincipien, refpeftive der menfch-
lichen Baukrafte und deren Uebung.
4. Die Geheimhaltung des Rituales und durch daslelbe auch die der
erworbenen Kenntniffe verfolgte die ehedem überaus löbliche Tendenz der
Aufrechthaltung der privilegirten fachgenoffenfchaftlichen Macht der Hütte;
das Rituale hatte alfo feinerzeit volle Berechtigung.
Fig 5 Pfeiler aus der Qua
dralur.
E. Refultate und Beziehungen der deutfchen Bauhütte.
Die Refultate der deutfchen Bauhütte find dreierlei: 1. Die Vollendung imd territoriale
Verbreitung der deutfchen Gothik, und durch diefe : die kunftgefchichtliche, bedeutfame fachliche
Leiftung, 2. die Beihilfe an der culturellen Hebung der deutfchen Lande, und 3. die Erwerbung
einer im Mittelalter hoch angefehenen focialen Stellung der Hütte. Die Refultate alfo find glänzende
und bleibende Vorbilder für Baugenoffenfchaften aller Zeiten; ihre nähere Betrachtung indefs, Hegt
unferem Zwecke fern.
Die Beziehungen der deutfchen Hütte find ebenfalls dreierlei: i. die zu den älteren Bau-
Corporationen und zu den zeitgenöffifchen Bauhütten anderer Länder, 2. die zu den zeitgenöffifchen
Zünften und 3. die zu dem Freimaurer-Bunde. Diefe drei Beziehungen muffen kurz befprochen
werden, weil fich aus ihnen Aufgaben des Sttcdiums der Steinmetz-Zeichen ergeben.
I. /leltere Bau-Corporationen und zeitgenöffifchc Hütten aufserhalb des deutfchen Reiches.
Die Kunflgefchichte ergibt die unleugbare Thatfache, dafs die deutfche Hütte wohl einen von
Weflen gekommenen beftimmten Styl gepflegt, aber die Bau-Conftruftions-Lehre und die Bau-
Technik von Altvordern ererbt und neben zeitofenöffifchen, aufserhalb den deutfchen Landen
arbeitenden Hütten geübt hat. Es ift alfo genoffenfchaftliche Verbindung nach unten und zur Seite
hin zweifellos vorhanden gewefen. Diefe coUegiale Verbindung ifl indefs urkundlich nicht ervviefen;
' Betreffende Artikel in Molhes BauLexicon
Studien über Steinmetz-Zeichen. 47
es erfcheint daher als eine Forderung der Wiffenfchaft, dafs die in Stein gefchriebenc Schrift der
Bauleute alter Zeiten auf den Charakter ihres Ausdruckes hin eingehend unterfucht werde.
Gelingt es nämlich, diefen Zeichen einen gleichen Charakter beizulegen, fo würde die Thatfache des
Gebrauches der ,,Zeichen" zu allen Zeiten ein Beweis fein für eine gleichmäfsige Gewohnheit, alfo
für ein gleichmäfsiges Rituale aller Bauleute des Alterthums und des Mittelalters, al/o ein Beweis
für die Wahrheit des traditionellen Alters der Hütte.
2. Eine Gilde, wie die der deutfchen Bauhütte, mufste wegen ihrer Leiflungen und Privilegien
tonangebend für alle deutfchen Gilden des Mittelalter fein. Die anderen Gilden ahmten in der That
die Steinmetz-Bruderfchaft fowohl in Statuten, wie in Gebräuchen und wie im Machen von Zeichen
nach. Wir nennen die letzteren ,,Marken" und wiffen, dafs Goldfchmiede, Glockengiefser, Bild-
hauer etc. folche Marken ebenfo gern gebrauchten, wie folche ganze Familien als Hausmarken
führten. Wie wir fchon früher bemerkten, find diefe Gilden- und Hausmarken den Steinmetz-Zeichen
fehr ähnlich, es niufs alfo eine züiffenfcJiaftliche Studie über die letzteren auch zur Erkenntnis des
meritorifchen Unteifchicdes zwifchen folchen Bürgermarken und Steinmetz-Zeichen führen.
3. Die Bezeichnungen „Freimaurer, Freemafon und Francmagon", dann die ältelten
Urkunden der Freimaurer, und das aus den Freimaurerfchriften orenüoend bekannte Rituale der
Freimaurer kann nicht den mindeften Zweifel darüber aufkommen laffen, dafs diefer über die eanze
Welt verbreitete humaniflifche Geheimbund aus einem Bunde von Werkmaurern abzuleiten ill. Die
Freimaurer fragen fich, wie ihre Streitfchriften erkennen laffen, nur von welchem? Bekanntlich
e.xifliren in diefer Hinficht neben vielen Spaltungen, die zu verfchiedenen Syftemen geführt haben,
zwei Hauptrichtungen: die Einen leiten den Bund her vom Anfange aller durch conftruirte Bau-
werke charakterillrten Cultur; die Anderen leiten ihn her von den Bauhütten des Mittelalters. Die
Erfteren ftützen fich auf heilio aehaltene Traditionen, die letzteren auf den Wesj hillorifcher For-
fchung, und find diefe in der Lage, die beglaubigte Gefchichte gerade der deutfchen Bauhütte zum
Ausgangspunkte nehmen zu können. Es find daher im Interefie der Förderung der vorliegenden
Studien die Beziehungen zwifchen dem Freimaurerbunde und den Bauhütten des Mittelalters, in
fpecie der deutfchen Bauhütte, generell zu erörtern.
Der Erlfe, welcher den Zufammenhang des Freimaurerbundes mit der Steinmetz-Brüder-
Ichatt ausfprach, war 1782 ein Nichtmaurer, nämlich der Abbe Grandidier zu Strafsburg. Ihm folgte
l'ooel 1785, Schneider (1803) der Meifter vom Stuhle der Loge Archimedes zu Altenburg, dann
Fefsler (1812), Kr aufs (1820), Heldjnann, Moosdorf \n Lenning's Encyklopädie, und neueflens vor-
nehmlich Fallou (1848) und Findet (1870); für die Herleitung des F"reimaui-er-Bundes fchon aus der
Bruderfchaft römifcher Bauleute traten befonders Schauberg (1863) und Rebold ein; für die
Abdämmung von ägyptifchen Bauleuten engagirte fich vornehmlich Lenior (1814). Die Gefchichte
der Freimaurer-Brüderfchaft aber urkundlich bis über das Mittelalter hinaus zu verfolgen' hat bis
jetzt volUtändig fehlgefchlagen , wir muffen daher an die Gefchichte der deutfchen Bauhütte
anknüpfen.
Vor allem find hier folgende fünf Thatfachen hervorzuheben:
a) Die deutfchen Steinmetze wurden wegen ihrer Privilegien anfänglich freie Maurer
genannt. Der Name Freimaurer ifl alfo völlig gegeben.
b) Die deutfchen Steinmetze nahmen ebenfo, und wie fchon früher erwähnt, „Liebhaber
des Handwerks" auf, wie die englifchen Steinmetz-Brüder die „accepted masons" \' es gab alfo
Laienbrüder fchon wie zur Zeit der römifchen Bau-Corporationen,^ und durch diefe Laienbrüder
' FinJel. pag. 24.
'-' FaUou, pag. 287.
* Jfindel, pag. 22.
7*
48
Franz Rziha.
wurde aufter Zweifel das Mitbauen im geiftigen Sinne ein Grundftock für Beflrebungen aufserhalb
des Handwerkes.
c) Als die deutfche Bauhütte zu verfallen begann und fchliefslich aufliörte, begann und
entfaltete fich der Bund der Freimaurer, ' fie fagen der i-klcktifclic Bund d. h. der Bund der das
Handwerk aufgab und an dem höchflen Baue, dem geiftigen Menfchen weiter arbeitete.
d) Eine direkte Beziehung zwifchen Freimaurerbund und der Brüderfchaft der deutfchen
Steinmetze beftand niemals; fie fchied ja das Handwerk um! den Fklektismus ; diefe Beziehung
brauchte auch nach b) und c) nicht zu beftehen, um einen Zufanimenhang zwifchen jener Irommen
Brüderfchaft und diefem humaniftifchen Bunde zugeben zu können.
e) Das Rituale der Freimaurer und jenes der deutfchen Steinmetze find In vielen Stücken
dasfelbe, " in derTendenz der Symbolifirung durchaus wahlverwandt. Die Steinmetzbrüder haben
ihr Rituale aus ihrem (leioerbc (wenn auch durch Tradition) hervorgeholt; ihr Rituale mufs alfo in
dem oberften Urfprungsorte älter fein, d. h. die Freimaurer muffen von Werkmaurern abftammen.
Betrachten wir in wenie Zügen das Rituale der Freimaurer ' fo finden wir fofort, dafs es auf die
ll'crkniauerci und auf die Geometrie (Conftru<5lion) ganz denfelben und in vielen Einzelheiten auch
den ganz gleichförmigen Bezug nimmt, wie das Rituale^ der Brüderfchaft der deutfchen Steinmetze:
1. Die deutfchen Steinmetze arbeiten in Hütten, die aufserdeutfchen in Logen; die Freimaurer
arbeiten in Logen.
2. Die deutfchen Steinmetze unterfcheiden Meiller, Parlier und Gefeile, und nennen fich
Brüder ; die Freimaurer Meifter, Sprecher und Gefelle, und nennen fich ebenfalls Brüder.
3. Die deutfchen Steinmetze fymbolifiren Zirkel, Winkel und Richtfcheit; die Freimaurer
genau fo.
4. Die deutfchen Steinmetze machen bei den Aufnahmen drei Rundgänge (die drei Reifen),
die Maurer ebenfo.
5. Der Griff (Handzeichen) foll der gleiche fein bei Maurern wie bei Steinmetz-Brüdern
(unbekannt).
6. Die Freimaurer tragen in den Logen Sc/nir.\,Jc!le, wie die Steinmetze.
7. Die Freimaurer fchreiten in drei Schritten, ftellen Füfse winkelrecht, wie die Stein-
metz-Brüder.
8. Die Hüttenfitzung wird wie die Loge eröffnet und gefchloffen mit drei Hamnier/c/i lägen.
9. Die Logenbrüder erkennen die drei Baupfeiler, Stärke, Weisheit und Schönheit; der
Lehrling ftrebt nach der Stärke, der Gefelle nach der Weisheit; der Meifter nach der Schönheit;
Stärke und Weisheit führen zur Schönheit; fie fagen auch wie die deutfchen Steinmetzbrüder:
J >ie Stärke ßützt (Technik), die Weisheit erfindet (Conftrudiion) und die Schönheit ziert (Styl).
10. In der Aufnahmsloge der Freimaurer wird dem Aufzunehmenden von Geometrie noch
nichts mitgetheilt; in der Gefellenloge aber erfcheint ober dem Meifter vom Stuhle der Buchftabe
„(i" ; diefer bedeutet ,,(jeo7netrie" und von diefer heifst es: „Es ift Aufgabe des Maurers alle verwor-
renen Linien des. nach fo viel Richtungen ftrebenden Menfchengeiftes nach den Gefetzen der ewigen
Weisheit in harmonifches Zufammenwirken zu vereinen." In der Meifterloge wird cltir. zu Fördern-
den gefagt. es ^n Aufgabe des .Meifters genaue RiJJc zu entwerfen, nach deni;n die C^efellen zu
• Die neuere Kreiniaucrei (Mafonei, Francin; ^onnerie, Frecniafon<;ry) entfleht nach der angezogenen Literatur aus vier-
WcrkbauhUtten Londons 1717; 1721 entwirft Payne kegul.ilivs, 1723 wird ein Gefelzbuch angenommen. 1766 find fchon 480 Logen vor
banden; 1733 die erfle Loge in Deutrchland zu Hamburg; die zu Braunfchweig wird 1738, zu Berlin uud Dresden 1740 und die zu
Leipzig 1741 gegründet; zur Zeit foUen in Sooo Logen ui.ler 74 Grofslogen exiftiren.
- /■allou \,g 112—122; 125; 241-284—288; /•»;</t7 pg. 70.
" ^aUou pg. 103 flf und Samarow, Des Kronprinzen-Regiment 1880 i. Bd. pg. 98, betreflfend der Aufnahme Friedrich d. G.
♦ FinJ,l lalloii, Heimfeh, Fi/cher, yaiimr, Khss.
Studien über Steinmetz-Zeichen. 40
arbeiten haben und die (leometrie wird ihm erklärt an einem rechtwinkeligen Dreiecke in der Form
des Pythagoräifchcn Satzes: Die hypothenu/e ift die erfchaffene Welt, di\& fenkr echte Kathete der
Geift Gottes, die Baßs die Kraft Gottes.
11. Der Meifter vom Stuhley?/^'/ im Oßen; der Obermeifter der deutfchen Hütte defsgleichen ;
im Often ftehen feit Salomon's Tempelbaue die Altäre und Priefler.
12. Die Logenbrüder fymboliliren die Säulen Jachim und Boaz, die verfchlungene Schnur
und die Rofe (Sinnbild der Schweigfamkeit);' dcutfrhc Steinmetzbrüder flehten jene Säulen an
dem Dome von Würzburg auf und nehmen beide letzteren Symbole als Ornamente auf
Damit ill nun genugfames Materiale gegeben um die fachliche Wahlverwandtfchaft des
Freimaurerbundes mit den VVerkmaurerbünden zu kennzeichnen und das Hervorgegangenfein der
erfleren aus den letzteren zu erklären. Wenn alfo durch die wiffenfchaftliche Erkenntnis der
Seinmetz-Zeichen der fa6lifche Zufammenhang aller Baugenoffenfchaften, hinauf bis zu jenen
Werkmauerern, die ihre Zeichen in Griechenland und Rom thatfächlich hinterlaffen haben, ermöe-
liehet würde, fo käme auch wiffenfchaftüches Licht in das im Argen liegende Traditionswefen des
Freimaurerbundes. In Rücklicht auf diefe rein lüijfenfchaftlichc und, wie es uns fcheint, lediglich
durch das Studium von Steinmetz-Zeichen durchführbare Beftrebung fei nochmals darauf hinge-
wiefen, dafs es in England und Amerika eine Freimaurerfedle gibt, welche fich die ,,Markmafoiis"' '
nennen und in der jeder Bruder eine „Marke", alfo geradezu das Aequivalent des Steinmetz-Zeichens
erhält, und wäre es hoch intereffant genaue Zeichnungen folcher Marken dem Studium unter-
werfen zu können, weil die Markmafons zur Stunde ihre diefsfälliu;e Sitte nur der Sa^e nach und
dadurch erklären, dafs derlei Zeichen fchon von den Auf/eherti beim Baue des Tempels Saloinonis
an die Gef eilen vertheilt worden feien.
' Das alte n^^b rofa".
- Lenning, II. Band (1865) pg. 277.
'ri><L»?ci==c»?c*=-
DAS MAUSOLEUM DES ERZHERZOGS KARL II, VON
STEIERMARK IN SEKKAU,
Von JosEi'ii Wastler.
IT einem 220 Meter über der Thalfohle der Mur liegenden Gebirgsplateau, zwei Stunden
nördlich von Knittelfeld, liegt das kleine Dörfchen Sekkau mit den weitläufigen Gebäuden
eines unter Kaifer Jofeph II. aufgehobenen Chorherrenftiftes und einer ehrwürdigen, aus
der Mitte des 12. Jahrhunderts ftammenden romanifchen Kirche, welche, als Sekkau der Sitz der
nun in Grätz refidirenden Bifchöfe war, den ftolzen Namen Dom trug. Im Norden ragen die kahlen
Häupter des Zinken und Dürnbergs auf, der Blick nach Süden trifft tief unten das induflriereiche
Murthal, von den dunklen Kuppen der V^orberge an mehreren Stellen malerifch unterbrochen. Hier
oben gibt es frifche Gebirgsluft, Waldesfchatten und ländliche Ruhe. Der Ort war wohl zu einfam
und abgelegen für einen Bifchoffitz, aber er ift wie gefchaffen iür ein Mausoleum, über welchem,
fern vom Getriebe der Menfchheit, der Genius des Friedens feine Fittiche entfaltet.
Die Baulichkeiten des Stiftes, heute verödetes Eigenthum der Vordernberger Communität,
bieten des Intereffanten nicht viel, mit Ausnahme der Kirche und des Kreuzganges, deffen zwei
übereinander hegende toscanifche Arcaden, in einem herrlichen ockergelben Sandfleine ausgeführt,
mit dem blauen Himmel darüber uns mitten nach Italien verfetzen. In der Kirche' nun, in den zwei
zu einer Capelle zufammengefafsten vorderen Jochen des nördlichen Seitenfchiffes liefs der kunft-
finnige Herzog von Steiermark, Erzherzog Karl II. für fich und feine Familie ein koftbares Maufoleum
errichten, welches in dem Reichthum feiner Ausftattung durch Marmor, Bronce und Stucco, durch
Fresken, Oelgemälde und Statuen mit den erften Werken diefer Art wetteifert. Wenn auch die
Zeit der Erbauung 1587 — 1592 das Monument in einer ftellenweife fchon etwas überfchwänglichen
Barokke entflehen liefs; wenn auch der Künftler der Marmorfiguren nicht vermochte, feinen Geflalten
den vollen Adel der höchflen Kunlt zu verleihen, lo iÜ ilennucli in der fchwungvuU concipirten
architektonifchen Anlage des Ganzen, in den herrlich ausgeführten Stucco, in der glücklichen
Verwendung koltbarer Materialien, in den Gemälden und in dem, was man Decoration nennt, fo viel
Schönes, Edles und Bewundernswerthes enthalten, dafs der Befucher der einfamen Hochebene
nicht nur vollauf befriedigt, fondern geradezu überrafcht ill;, ein folches Kunlljuwel, ungekannt und
von aller Welt vergeffen, hier anzutreffen.
Gegen das Mittelfchift der Kirche entfaltet die Capelle eine inipofante Architektur. (Siehe
Taf. I.) Die Pfeiler der beiden Arcaden find unten mit einem durchbrochenen Schranken aus
weifsem Marmor, der auf einem Sockel von rothem Marmor ruht, gefchloffen. Darüber liehen in
jedem Bogen fünf fchlanke verjüngte korinthifche Pilafter aus weifsem Marmor mit feinen Reliefs
und Incruftationen aus anderen kollbaren Steinen, zwifchen denen je drei Candelaberfäulen aus
vergoldeter Bronce das eigentliche Gitter bilden. Der Fries des darauf luhenden Gebälkes ill durch-
brochen und trägt ein fchwungvoll componirtes Gitterwerk aus Bronce. Ueber dem (ianzen befindet
' Abgebildet und befchrieben von J Graus in der Zeitfchrift: „Kircheufchmuck" 1871 und „iMitlh der Cent. Coram." 1874.
Das Maisoi.kum des Ek/mekzocs K aki. II. von STi;ii:Ri\rARK in Skkkau.
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fich je eine bis zur Kämpferhöhe der Bögen reichende Attica aus Stucco mit durchbrochenen
Feldern, in deren Mitte fich ein Autl)au mit mulicirenden Engeln erhebt.
Merkwürdig, weil mit den Traditionen der Renaiffance gar nicht in Uebereinftimmung, ill die
ungleiche Behandlung der beiden genannten Attica-Auffätze. Der linke, architektonifch ruhiger
gehalten, hat ein grofses Mittelfeld mit einem herrlichen Gitterwerk aus Bronce, ober dicfem die
drei muficirenden Engel. Der rechte hat das Bronce-Gitter nietlerer entwickelt, dafür in der Mitte
eine Cartouche mit dem Portraitkopf des Erzherzogs; die muficirenden Engel find in einem beiweiten
gröfseren Mafsltabe als tue früheren ausgeführt. Auf den drei Arcaden-Pfeilern Rehen rechts und
links die Apoftel Petrus und Johannes, in der Mitte ein Engel, welcher die beiden Wappen
Oefterreichs und Bayerns, nämlich des Erzherzogs und feiner Gemahlin Maria von Bayern trägt. Am
Friefe des Hauptgefimfes befinden fich Löwenköpfe, welche Feftons tragen. Ganz oben find drei
riefige Cartouchen in Stucco angebracht, überreich mit Voluten, Thierwerk und Masken gefchmückt,
von zwei Löwen gehalten. Im Felde der mittleren befindet fich, aus carminrothem Seidendamaft
gewebt, das Wappen Oefterreichs umgeben von denen der Kronländer; die beiden anderen tragen,
ebenfalls aut rothem Seidengrunde, den I leim des Erzherzogs mit den Pfauenfedern auf der einen,
Schwert, Dolch und Sporen auf der anderen Seite. Cartouchen und Löwen präfentiren fich
auf t'inem oben von fünf Engeln gehaltenen Vorhanyr aus Stucco, deffen P'ond azurblau bemalt ifl.
Gegen das Seitenfchiff ift die Capelle durch eine ähnliche Schranken- Architektur abge-
fchloffen, wie gegen das Hauptfchiff ; hier ift die Eingangsthür angebracht. Vor derfelben befindet
fich am Fufsboden der Kirche der Eingang in die Gruft,' durch eine gewaltige Marmorplatte mit
fünf Bronceringen gefchloffen. Die Capellenthür ill; von vergoldetem Schmiedeeifen mit einem
fchwungvollen Rankenwerk in edelilem Style. Ueber dem Bogen der Thüre find wieder die beiden
Wappen, das öfterreichifche und bayerifche, in Marmor angebracht. Auf der Attica: in der Mitte
Chriftus am Kreuz, rechts und links die heilige Maria und Johannes in Stucco.
Das Innere der Capelle hat einen Fufsboden aus Rauten von weifsem, rothem und fchwarzem
Marmor. Zwifchen den zwei Fenftern fteht der koloffale Sarkophag aus denfelben drei Marmorarten,
an deffen vier Ecken Engel aus weifsem Marmor knieen (Taf. II). An der Bauchung des Sar-
kophages ziehen fich ringsherum figurale Reliefs in Medaillonform, die Paffionsgefchichte dar-
ftellend; der Fries aus fchwarzem Marmor trägt in gemeffenen Entfernungen weifsmarmorneWappen-
fchilde. Obenauf befinden fich die liegenden Geftalten des Erzherzogs und feiner Gemahlin, erfterer
in voller Rüftung, überlebensgrofs aus weifsem Marmor. Zu Häupten und zu F"üfsen halten kniende
Engel wieder die beiden Wappen.
Auf der Abfidenfeite befindet fich ein Altar. Das Altar-Bild ift von einer reichen Stucco-
Architektur umrahmt mit muficirenden Engeln, Putti und Masken, dann den Standbildern der Apoftel
Petrus und Paulus zu den Seiten. Die Architektur des Inneren ill im wefentlichen der äufseren
conform. Die Pfeiler haben an der Sockel-Architektur Felder aus fchwarzem Marmor; auch die
Friefe der Pfeiler, correfpondirend mit den durch Bronce-Gitter gefchloffenen durchbrochenen Friefen
der Schranken, find aus diefem Material. Die FenftergeAvände und Gurten find mit Medaillons,
mit figuralen Reliefs und plaftifchen Ornamenten reich gefchmückt, die Rippen der beiden Kreuz-
gewölbt: beftehen, ähnlich wie in der Farnefina, aus plaftifchen Frucht- und Blumenfchnüren. An den
fechs Punkten, wo die Rippen aus den Pfeilern heraustreten, befinden fich grofse, frei auf dem Gefimfe
ftehende Engel aus Stucco, welche die Rippen zu ftützen fcheinen; ganz vortreffliche Geftalten,
frei von Manierismus. An der linken Seite des vorderen Fenfters ift eine Marmortafel angebracht,
welche die beiden Künftler, den Maler und Architekten des Werkes namhaft macht, des Inhaltes:
' In derfelben ruhen Erzherzog Karl II. (delTeii Gemahlin Maria wurde im Maufoleum ihres Sohnes Ferdinand II. in Grätz
beigefetzt), dann drei Söhne und drei Töchter derfelben. endlich ein Sohn und eine Tochter Ferdinand II.
-2 J- VVasti.er.
„PictorTheodorus Gylliis Statuarius ac fiinul Anat^lyptes Alexander deVerda Hisce artificiis operam
dedere MÜLXXXVIII".
Der Reichthum der Architektur und des plaftifchen Schmuckes der Capelle wird durch die
Malereien wefentlich unterftützt. Das Altarbild In Oel rtellt die Transfiguration dar. Zwifchen den
Fenftern ober dem Sarkophag hängt ein grofses, die ganze Wand einnehmendes Oelgernälde des
Inhaltes: „Lallet die Kleinen zu mir kommen," an welchem unter den Figuren des Volkes die Por-
träts des Erzherzoüfs und feiner Gemahlin zu erkennen find. Weitaus das bedeutendfte an Malerei
find die vier in Oel gemalten Fvangclillen an den Pfeilern: links vom Sarkophag Johannes, rechts
davon Lucas; links an der Altar-Nifche Matthäus, rechts Marcus. In den Laibungen der vier Langs-
gurten befinden fich je drei, alfo im Ganzen zwölf Medaillons, in welchen Engel, die Marterwerk-
zeuge traofend, in Oel gemalt find.
Die acht Kappen der Kreuzgewölbe und die zwei runden Felder am Gewölbsfchluffe find
mit Fresken gefchmückt. Im vorderen Kreuzgewölbe find, gleichfam als Fortfetzung der über dem
Altare fchwebenden Kngelsglorie, muficirende Kngel in Wolken dargeftellt, welche in allerdings
etwas ftark übertriebenen Stellungen, auf den Wolken baumelnd fich ihrer Thätigkeit hingeben.
Das runde Mittelfeld enthält Gott Vater. Das Kreuzgewölbe gegen den Eingang hat im Mittelfelde
die aufwärts fchwebende Madonna, in den vier Kappen liehnden lieh je drei Apoftel, welche der
auffchwebenden Jungfrau theils fehnfüchtig nachblicken, theils in lebhaften Geflen deren Auffahrt
verfolgen. Es ifl alfo eigentlich die Himmelfahrt Mariens dargeftellt, nur hat dvr Künftler den Platz
des zwölften Apoftels durch Chriftus felbfl ausgefüllt, welcher in der Stellung der Verklärung
gegen feine himmlifche Mutter hinanweift. Diefe Gewölb-Freskcn find nach Correggio's Weife in
vollkommener Darunterficht gemalt. Von Maria z. B. fieht man die untere Fläche des über den
Wolkenrand hinausragenden Fufses, und von deren Kopf nur Kinn, Wangen und das vorftehende
Nafendreieck. Diefe Darunterfichten find übrigens meifterliaft, mit vollftändiger Beherrfchung der
Perfpective gezeichnet.
Was den künftlerifchen Werth diefes Maufoleums anbelangt, welches in Bezug auf die
Pracht und den Reichthum der Decoration kaum ein Seitenftück in Oefterreich haben dürfte, fo
müfsten wir allerdings den Stab darüber brechen, wenn wir mit dem Mafsftabe der A^?/_^/^r'fchen
Schule meffen würden, einer Schule, die jede Ueberfchreitung der reinen claffifchen Formen mit
dem Bann belegte und die ganze Barokzeit als äfthetifch kaum discutirbar hinftellte. Heute aber,
wo die hyperftrenge, vom kühlen Norden ausgeganganeKunftkritik felbft fchon manche Conceffionen
macht, heute, wo fo manche Künftler fogar mit Be.vufstfein und künftlerifcher Ueberlegung zur
Baroke zurückgreifen, wo das allgemeine Kunftgefühl nicht melir unempfindlich ift gegen jene
unleugbaren Schönheiten, welche felbft in dem oft und viel gefchmähten Zopf fich finden, heute
können wir, ohne Befürchtung Anftofs zu erregen, dem Werke feine Geltung laffen.
Ift auch in den Cartouchen und dem Volutenwerk des Guten etwas zu viel gefchehen, fo
fchreiben wir das auf Rechnung einer zu üppigen Phantafie; aber wir müfien geftehen, dafs eben
diefe Phantafie auch fchwungvoll zu concipiren verftand. Dafs die Fagade ein decoratives Pracht-
ftUck ift, wird kaum jemand leugnen, noch weniger aber, dafs das feine Detail, befonders in Eifen
und Bronce von ebenfolcher Reinheit des Styles als bezaubernder Anmuth ift. Der Baumeifter
Alexander Verda, wahrfcheinlich aus Ober-Italien, „Stain und Pildthauer," wie er in den Urkunden
genannt wird, war jedenfalls auch ein tüchtiger Architekt. Aeufserft gewandt in der Technik des
Stucco, leiftete er auch im Figuralen in diefem Material vorzügliches, wie die fechs P2ngel an den
PVuchtfchnüren beweifen. Der Sarkophag rührt, wie wir fpäter urkundlich beweifen werden, von
dem BW dhauer Sebaßian Car/ott' her. Auf dem Mittelpfeiler der Seite des Hauptfchiffes befindet
' Die von Dr. //^' im 3. Hefte, lid. 5 (1879) rlcr „Mittheilungen" veröffentlichte Namenlifte der Kunfllcrfaniilie Carlon können
wir hier um diefen einen Namen vermehren.
Das Mausoleum des Erzherzogs Carl II. von Steiermark in Sekkau. 53
fich eine Infchrift auf Stein, des Inhaltes: „Sebaflian Carlen hanc bafilicam circumpofitis parergis et
imaginibus illuflravit hocque scpulchrum infcrius erectum fecit 1595." Carlen hat mit Unter-
brechungen in der Zeit von 1589 — 1599 in Sekkau gearbeitet, das „ringsum gelegene Beiwerk"
([jarerga) fcheint fich auf Arbeiten in Stucco zu beziehen, die er nach dem Abtreten Verda's zur
Ergänzung und VervoUlländigung des Ganzen ausführte und unter den imagina hat man offenbar
die Marmorbildwerke des Sarkophages zu verflehen. Diefe letzteren find ungleich an Werth.
Während die vier Engel zu Füfsen des Sarkophages prächtig und fchwungvoll componirt fiml,
haben die wappenhaltenden Genien plumpe Formen. Die beiden Geflalten des Erzherzogs und
feiner Gemahlin find nicht ohne Befangenheit in der Behandlung, die Gefichter ziemlich aus-
druckslos. Für das Schwächte halten wir die figurenreichen Reliefs am Sarkophag, die Paffion
darllellend, welche wahrfcheinlich von der Hand eines Gehülfen herrühren.
Auch die Malereien find fehr ungleich, und es ift anzunehmen, dafs, obwohl infchriftlich nur
ein Künlller, nämlich Ghyfi genannt iR, auch diefer nicht ohne Mitarbeiter war. Welchen Antheil
der im Jahre 1599, alfo nach Ghih, in Sekkau arbeitende Hofmaler Balihafar Grineo an den die
Capelle fchmückenden Malereien hat, läfst fich leider nicht beftimmen. Ganz ausgezeichnet find die
vier lebensgrofsen Evangeliften. Es find dies prächtig componirte Figuren, im feierlichen Ernll,
mit einer für die Zeit der Entllehung faft ungewöhnlichen Strenge und Schönheit des Faltenwurfes.
Meifterhaft find die Hände und Füfse behandelt, erftere befonders intereffant in den Motiven der
Bewegung. Die Apoftelfiguren des einen Kreuzgewölbes verrathen diefelbe fiebere Hand, nämlich
die Ghifi's, nur find fie in der Farbengebung fchwächer, was zu beweifen fcheint, dafs der Künftler
in der Technik des Fresco nicht fo zu Haufe war, wie im Oel. Sie find im Scurzo der Darunterficht
tadellos gezeichnet, in den ftürmifchen Bewegungen und manchen Motiven, z. B. den aufgeflülpten
Aermeln, an die Apoftelfiguren der Tizian'fchen Affunta erinnernd, welche Ghyfi bei feiner Com-
pofition zu Rathe gezogen haben mag. '
Die Fresken des vorderen Kreuzgewölbes mit dem Chor mufizirender Engel halten wir
von einer anderen Hand. Hier bei diefen auf den Wolken reitenden und baumelnden, die nackten
Füfse von fich ftreckenden Engeln war Correggio das Vorbild. Uebrigens find auch die Figuren weit
fchwächer in der Zeichnung. Es fcheint, dafs Ghifi, vielleicht zur rafchen V^ollendung gedrängt, das
eine Gewölbe felbft malte, das andere gleichzeitig von einem Gehilfen ausführen liefs. Das grofse
Oelgemälde an der Wand über dem Sarkophag: „Laffet die Kleinen zu mir kommen" ift eine
figurenreiche tüchtige Compofition von der Hand Ghifi's. Mehr läfst fich mit gutem Gewiffen nicht
fagen, da das von beiden Fenftern auf die Augen des Befchauers einfallende Licht das Erkennen
der Details an dem im tiefen Schatten hängenden Bilde unmöglich macht. Das Altar-Bild „die
Transfiguration" fcheint uns die fchwächfte Leiftung Ghifi's. Bei den drei Geftalten in den Wolken
' Theodoro Gliisi auch Ghigi, 1536 in Mantua geboren. 1601 dafelbft geftorben, war ein Schüler des IVIantuaner (nicht zu ver-
wechfeln mit dem Ferranefen) Lorenzo Cofta (1537 — 1583), welch letzterer fich nach den Mantuaner Fresken des Giulio Romano bildete.
Man findet in derThat, fowohl in der von Ghifi beliebten Zufammenftellung der Farben violett und hellblau, trübrofa und orange, als
auch in den kühnen Verkürzungen der Darunterficht einen Nachklang der Fresken des Palazzo' del Te. Carlo Arco in feinem Werke:
SuUe arti e degli artefici di Mantova 1857 fagt von dem Künftler : man finde in feinen Werken viel Kenntnis der Anatomie und eine bezau-
bernde Grazie. Zobs«' (Storia pitt. della Italia 1825) zählt ihn fogar zu den unmittelbaren Schülern Giulio's, was übrigens unrichtig, da
Ghifi erfl 8 Jahre alt war, als Giulio ftarb. In der landfchaftlichen Gallerie zu Grätz befindet fich ein fchönes Werk des Künfllers mit
einem Mittelbilde: der Erfchaffung Eva's, von 10 kleineren Scenen aus dem Leben Jefu enthaltend und einer Himmelsglorie umgeben.
Auf einer gemalten Cartouche fleht der Titel des Werkes: „Symbolum Apostolorum", und das Mittelfeld ift fignirt: „Theodorus
Ghifius Mantuanus 1588." Der Künftler ftand feit 0(£tober 1587 in Dienften des Erzherzogs, wie folgender Brief desfelben an denfelben
(Hofkammer- AcftenDecember 1588 Nr. 21) beweift: „All 22. Ottobre 1587 corainciai a fervire f. AI. a ragione, de fcuti cento al mefc ä fpefi
fue cofi finilTe il mio lavorareli 24 decembre 1588 et a conto de detta prouifion ho riputc (ricevuto) quatro cento fcuti come apare \i. mie
repute, et refto creditore di Mille fcuti effendo r.iefi quatordeci.
Teodore Ghifi."
Erzherzog Karl befiehlt, dem Ghifi 1500 fl. = 1000 Thalcr auszuzahlen. Aus dem für jene Zeit ungewöhnlich hohen Gehalt
von 100 Thalern per Monat geht hervor, dafs der Mantuaner Künftler ein grofses Anfehen genofs.
vn. N. F. 8
t; I J. Wastler
ifl; die Benützung der Raphael'fchen Behandlung diefes Gegenftandes unverkennbar, während die
drei Figuren auf der Erde fchwach ausgeführt und fchlecht in den Raum componirt find. Auch ill
an diefem Bilde das Ultramarin aufs heftigfte ausgewachfen.
Baugcfchichte. Durch einen Fascikel der Hofkammer-Aflen der k. k. Statthalterei zu Grätz'
wurden wir in die Lage verfetzt, das Wefentlichfle der etwas bewegten Baugefchichte des Maufo-
leums zu eruiren. Der Bau begann noch zu Lebzeiten Karl II." im Jahre i5<S7, da Verda in feiner
Schlufsrechnung für fich und feinen Vetter Marco Andrea, den er einen Piltfchnizer nennt, vom
I. Auguft 1587 bis 15. Januar 1592 das Honorar von 4001 fl. einflellt. Die Arbeit fcheint demnach
mit Beginn des Jahres 1592 in der Hauptfache vollendet gewefen zu fein. Verda überfiedelte dann
nach Grätz, um dort bei der Hofkammer die Zahlung der noch reftirenden Summe zu betreiben, kam
aber darüber in einen förmlichen Procefs mit der Regierung, welcher bis zum April 1597 dauerte.
Als Verda am Schlufse feiner Arbeit die Rechnunjj le^te, wurde diefelbe ftark bemäntreit.
Den A6len Hegt eine 26 Foliofeiten umfaffende Schrift vom 28. September 1594 bei, welche die
„ISIangelspoften, fo dem Alexander Verda zu feiner endtlichen Verantworttung angehendigt worden,"
enthalten. Diefe Schrift ifl in mehrfacher Beziehuns^ intereffant: fie cribt uns Aufklärungf über die
Bezugsquellen des Steinmateriales und Einficht in dasWefen einer Baurechnung des 16. Jahrhunderts,
bei welcher alle mög^lichen Porten, wie Ehrentrunk, Weg^zehrungf, foear Wafcherlohn der Gehilfen
Aufnahme fanden. Ein gewiffer Jofeph Marmor, meifl kurzweg Jofeph genannt, wahrfcheinlich
Secretär des Probftes zu Sekkau, der mit der Controle betraut war, ftellt bei den verfchiedenen
Poften feine Bemänglungen ein.
Port Nr. 4 — 14: Steinßieren. Wir erfahren, dafs die Steine (offenbar der in überwiegender
Quantität am Bau verwendete weifse Marmor) vom Steinbruch zu Rofseg in Kärnten genommen,
von dort zum Wörtherfee, dann per Schiff über denfelben, endlich über Klagenfurt nach Sekkau
per Wagen geführt wurden. Von Jofeph proponirter Abzug 132 fl. Poft Nr. 17: Rotter Alärmlßain.
Diefer wurde in 15 Fuhren von Frohnleiten an derMur^ bezogen. Pr. Abzug 70 fl. 4^9. * Poft Nr. 18:
Schwarzer Märmlftcin aus Stibol des Laybacherifchen Gebürges. * Verda ftellt dafür 175 fl. ein. Pr.
Abzug 35 fl. Poft Nr. 32: Aller Stainhauer Bejoldurigen. Verda fetzt 2492 fl. ein, pr. Abzug 200 fl.
Poft Nr. 33: Der Stainhauer Koßgeld. Verda fetzt 1736 fl. 30 Pf., pr. Abzug 66 fl. Poft Nr. 42:
Stainfchneider . Als folcher wird der Bruder des Verda, Anthony Verda genannt. Anfatz 1184 fl., pr.
Abzug 438 fl., 2 /9. 10 Pf Poft Nr. 43: Allerlei Saagen. Anfatz 126 fl., 2 -i, 2 Pf. pr. Abzug 64 fl., 5 ^,
28 Pf Poft Nr. 45: Sandtfuer Anfatz. 72 fl., pr. Abzug 49 fl., 6 y9. Poft Nr. 46: .Ulerley Stachel,
Hifcnhauer Zeug und umbbe[[erung derfclben. Anfatz 625 fl., 2 /?, 18 Pf, pr. Abzug 262 fl.Poft,
Nr. 48: Allerlei Stählen, Peyllen und umbbeß'crung derfelben. Anfatz 50 fl , 4/5, 2 Pf, pr. Abzug 39 fl.,
5 /9, 20 Pf Poft Nr. 49: ]Va/cherlohn.V(iY(\?i. ftellt 43 fl., -j ß, 10 Pf ein, dagegen heifst es: „Weil fowohl
Er Verda als feine gefellen den wafcherlohn felbft billich zu entrichten fchuldig, Zudeme auch führs
Gefinde die Beylach handt- und Tifchtutxh antroffen, der Herr Brobft aldorten felbft wafchen laffen.
So wäre des halben Ime Verda alda billich nichts zu Paffiren. Damit l'.r fich hierinnen aber defto-
weniger zu befchwären hat, follcn Ime ilie Jenigen 7 fl. Paffirt werdtMi" demnach 36 fl. 7 ß, 10 Pf
' Nr. 48 und 49 vom Mai 1597 und ff.
- Gcftorben 1590.
■* Der Steinbruch diefes herrlichen Marmors ift heute verfchoUen.
* y9= Schilling = Y3 Gulden 1=30 Pfenninge.
•'' Es kann damit nur Sliwoll, 5 Stunden wcfllich von Grätz gemeint fein, da gcf.igt ift, d.-ifs der Transport von „i Fued Slain"
vom Steinbruch in die Kainach 6 Schilling, von dort auf die Alm (Kleinalpe) wieder 6 ,5 und von dort nach Sekkau 9 [i koftete, welche
Vcrhältniszahlen, wie ein Blick auf die Karte zeigt, vollkommen ftinimen. Da StlwoU am LibochBache liegt, fo mufs offenbar ftatt
laybacherifches: Libocher Gebirge gelefen werden. Obwohl auch diefer Steinbruch heute verfchollen, fo ift die dortige Gegend durch
das Vorkommen der verfchiedenften Marmorfortcn bekannt und man weifs, dafs fchon die Römer in unmittelbarer Nachbarfchaft Stiwoll's
weifsen Marmor gebrochen haben.
Das Mausoleum des Ims/.iikkzogs Cari, II. von Steiermark in Sekkau. 55
Ah7A\g. Port Nr. 52: Umd Kholl (fic). Anfatz 37 11. 1 ,9, pr Abzug 27 fl. i y9. Port Nr. 53: Hhrtrünckh
vnd anderes. Anfatz 160 fl., pr. Abzug 157 iL, \ [i, 24 Pf. Port Nr 54: Zerung auf Acht Stain-
hau crgfelnans de7ii wellifchlandt. „Der Verda hab auf Ire fürfll. durchl. bevelh, Acht Stainhaucrgfeln
aus dem Welfchlandt gebracht, und für diefelbcn 53 fl. angewandt". Als durch den Warfchauer und
Hagendorffer' des Jofcph Erläuterungen über Verda's Verantwortung nach Sekkau kamen, und
Andree Podär und Abraham de Abraham, welche unter den 8 Gefellen gewefen, ausfagten, fie hätten
„die Jenig Zerung, So Sy aus Jrcn aignen Söckhl mitlerweil dargeben vonime Verda abgefordert, \ix
Inen diefelb nicht bezallen, darauf Podär denfelben Verda antaflen wollen, und hat auch den
gefchlagen, wann der Jofeph, auch erventer Abraham, wie auch Johann Babtifta, Maifter Bernhardt
und fein Sun Jacob nicht Fridt genumben hetten, wie fich dann Verda hieriber verfperen mieffen,
und ob Verda gleichwol den anderen 6 Stainhauern an der Raifs fiergeftreckht, fo habe Er Innens
doch alspaldt alda Zu Seccau an Irer Verraitung abzogen, etc., So khönnen Ime Verda folche 53 fl.
khaineswegs Paffirt werden". Hier alfo haben wir das Bild einer kleinen Arbeiter-Erneute.
PoR Nr. 62: Des Verda Brueder ergözlichhkeif. Verda fetzt für feinen Bruder Anthony für
deffen Reifen in die Steinbrüche 50 fl. ein. Jofeph fucht nachzuweifen, dafs „Anthony Jn der Seccau-
ifchen Capein gepay gar nichts gearbeitet," dafs er nur zu feinem Bruder nach Sekkau auf Befuch
gekommen, demnach Abzug 25 fl. Poft Nr. 63: Des Verda und feines Dieners Befoldung-Verd-A flellt
am Schlufs feiner Rechnung für fich und feinen Vetter Marco Andrea per Monat 55 Kronen für die
Zeit vom i. Auguft 1587 bis 15. Januar 1592, zufammen 4001 fl. ein. Jofeph, der böfe Geift Verda's
weifl; nach, dafs Marco Andrea gar kein „Pildtfchnizer" fondern nur der Diener Verda's gewefen,
und beantragt einen Abftrich von 454 fl.
Die Summe der proponirten Abzüge beträgt demnach 2152 fl., 5 ß, 2 Pf
In einem A61 ohne Datum findet fich dann folgende Abraittung mit Alex Verda.
Verda hat empfangen 15078 fl. 21 kr.
Verda fetzt in Rechnung 16654 „ 18 „
bleibt an Verda noch zu zahlen .... 1575 fl. 57 kr.
Mangelspoften 2152 „ — „
hat Verda zurückzuzahlen 576 fl. 3 kr.
Verda führt nun einen förmlichen Procefs gegen die Mangelspoften, indem er neue Belege
für feine Forderungen beibringt und am 9. Juli 1596 richtet er eine langathmige Eingabe an die
Nieder-Oefterreichifche Kammer, worin er fich über feine Feinde beklagt, über Jofeph, deffen
„fälfchlich aufeerichte Khundtfchafft vnd zeug'nuffen"er widerlegen werde, etc. Er fagt darin : „Ich
habe gehofft, dafs die hochl. Cammer würde fich entlich über mich armen hochbelaidigten man
Vätter: vnd Chrifllich erbarmet vnd Bemühet haben, damit ich mich ainfland zu meinen lieben weib
vnd Khindern, die auf mich in die 48 monathe mit Flehen vnd Bitterlichen wainen wartten, vnd
zaruck verfüegen, vnd mit erwenten meinen lieben weib die Eheliche lieb vnd beywohnung, die
ich vor dem angeficht Gottes vnd ainer Chrilllichen gemain gefchworen, Pflegen möchte." Er klagt
dann weiter, appellirt an die Barmherzigkeit der Herren der Kammer^ denn: „es ifl ain grofse imd,
wenn ain ehemann von fainen lieben weib fo Irer natürlichen, gefchweige Gott wollgefälligen
beywohnung von Herzen anwinfcht, von derfelben so Langwirig abgehalten wirdt." Er klagt, dafs
fein Hauswefen in verderblichen Stand gerathen, dafs er „von feiner gehabten ehrlichen werckfchafft,
darinen er monatlich ohne fonderliche forge die 60 Cronen erfparen müfsen, hinweggerifsen vnd
zur Seccauerifchen Arbeit gleichfamb mit gewaldt verdinget worden," dafs er „ohne rum zu melden
vor villen berümbten ehrlichen maiflern der Stain- und Pildthauern ainen namen gehabt." Er klagt,
dafs er fchon mit Tod abgegangen wäre, wenn „mich der AUmechtige Gott nit felbfl: foviel gefterkht
' Landesfürfll. .,Raittdiener, der die Eingaben und Rechnungen Verda s an die Nieder-Oefterreichifche Kammer leitet.
8*
56 J. Wasti.kr.
vnd t^nad Verlihen, dafs meine Feind ir niüctl, nach irem Verllvichtcn wolljrcfallen dennoch nit
erkhüllen mögen das ich iezo nit allain gänzhch verdorben vnd faft auf dem Petlftab geratten,
fundern auchumb geficht, leibs Crefften, Treue vnd glauben khumen." Er bittet dann um die Flüffig-
machung der rellircnden Summe von 1073 fl. und um vollftändige Abfertigung, damit „er fich
endlich zu fainen lieben weib vnd Khindern verfuegen könne."
Hagendorffer, durch diefes Lamento erweicht, macht am 22. November 1596 eine Eingabe
an die HotT^ammer, worin er Verda s Rechnung in allen Punkten zu acceptiren empfiehlt. Verda
als fchlauer Italiener benützt den günftigen Wind, bringt den 4. Januar 1597 eine „fchliefsliche
Erklärung," worin er zu den reftirenden 1375 fl. (200 tl. hat er mittlerweile erhalten) noch weitere
825 11. als Erfatz der Procefskoften begehrt. Er motivirt diefs mit den Worten : „Weil demfelben
in difsem gefuerten Procefs, der fich nunmer in die 5 Jar erflreckht, in Erlangen vnd Erkundigung
der iürgebrachten fcheinen, auch fchreybereien \'nd feinen Procurator in die 1200 fi. auferloffen,
herentgegen er aber Von feiner gehabten werkhftatt Vmb Vill hundert gülden Verabfäumt, So
wolle er in Gottes namen diefes erklärt haben, dafs Ime Zu den 1375 tl. auch noch abfonderlich
wenigflens 825 fl. darzu gefchlagen, Vnd alfo 2200 bezallt werde."
Zum Schlufs folgt noch eine Eingabe Verda's an Erzherzog Ferdinand II. im felben Sinne.
Die Acten fchweigen nun — Verda wird wohl das Ganze bekommen haben, und dann zu
feinem lieben Weib zurückgekehrt fein.
Neben dem Architekten und Bildhauer Verda und dem Maler Ghifi figurirt der Bildhauer
Scba/h'an Carlon, welcher in der pag. 52 namhaft gemachten lateinifchen Infchrift als derjenige
bezeichnet wird, der die Capelle „mit ringsum gelegenen Beiwerken und Bildwerken" ausflattete.
Sein Name kommt zum erflenmal vor in feiner Eingabe' an den Erzherzog vom April 1589. Er
bittet, da er im Begriffe fleht, nach Sekkau zu gehen, „um die werckh die mir dann Von E. F.
D. Gnedigfl: anbeuolhen fein Zuerrichten", an den Probft zu Sekkau den Befehl ertheilcn zu laffen,
dafs diefer ihm, was „an Geld und Anderes" er bedürftig, ausfolgen laffe. Laut obiger Infchrift hat
er die Arbeiten im Maufoleum im Jahre 1595 beendet.
Dafs er der Schöpfer des Sarkophages ift, deffen Entflehung alfo in die Zeit von 1589 — 1595
fällt, beweifl; eine Urkunde vom Jänner 1597," nach welcher „"Joan .Ingelo Porta, Burger und
Maurer alhie in Graz" von Joachim Türrkh und Florian Cretfchauer (wahrfcheinlich zwei Hof-
kammerbeamten) nach Sekkau mitofenommen wurde, um, wie Porta in feiner Rechnunorslesjunij;
fagt: „den gefertigten fürftlichen zuvor Angedingten Grabftein, fo Maifter Sebaftian Carlon
gemacht, defelben helfen befichtigen". Im felben Jahr geht Carlon neuerdings nach Sekkau, wie
ein Brief der erzherzoglichen Wittwe Maria vom 29. April 1597 an den Propft zu Sekkau
beweifl;, in welchem fie fagt, dafs fie den „Sebaftian Khorolan Pildhauer" ahcnnals in Arbeit
genommen und den Probft beauftragt, den Künlller während feiner Anwefenheit dort „nit allain wie
hieuor befchehen die notturfftige Speifs \'nd Trankh gegen gebürliche bezallung raichen und geben
laffen. Sondern Jme Auch auf Zutragenden notfall mit Darflreckhung gelts hilflich erfcheinen."
Nachdem Carion mittlerweile in der Burg-Capclle zu Grätz befchäftigt war, arbeitete er im
Jahre 1599 abermals in Sekkau, wie folgender Brief des Erzherzogs Ferdinand (Sohn und Nach-
folger des mittlerweile verftorbenen Karl) an den Probft von Sekkau zeigt. Diefelbe lautet:
„Ob Wir dir Woll noch vom 13 06lobris und 17 Decembris Verfchienes 97 ig Jars gut
Anbeuolhen, das du Sebaftian Carion Pildthauern in abfchlaar deiner Vns bewufstermaffen richtiir
Rt'direnden 882 fl. 57 kr. i vS neben der gebreuchigen Speis Monatlich 25 fl. raichen Vnd dargeben
bettelt lullen: So khombt Vns doch mit nit geringer mifsfelüger Befrembdung für, das du difem
' Hofkamnicr-.^clen vom April 1589, 'Nr. 59
- lloniammcr Adlen vom Jänner 1597, Nr. 77.
SEKKAU
TA F. F.
5 m»tiA,
I II I I I n I
SEKKAU
TA F. II.
Das Mausoleum des Erziieuzoos Kaki, II. von Steiermark in Sekkau. 57
Viifcni Toppclt eryano-encn Aufcrleg-, im Wenigftcn iiit nachkhomcn bift. Welches Wir dir nun mit
nichten guethaiffen. Sondern hietriit er nß lieh Zuuerwd/cn nit Viubgclien khöncn. Vnd beuclhc^n
dir hiermit Verner gnedigft das du oemelten Carlon in Abfchlag berürtes deines Refls, An Jezo
alsbald 100 fl. welche Kr Zu erkhauffung Märbelftaines bedürfftig, erlegen Vnd gegen Schein
bezallen vvellefl. Daran befchiecht Vnfer entliches Willen u. niainung.
Graz 27. Septbris 1599.
Ferdinand.
Was aufscM- dem Sarkophag dt;m Üiklhaucu- Carlon angehört, wird fich fchwerlich beftirnuK^i
laffen, da die UrkundcMi zu allgemein gehalten find und die genannte lateinifche Infchrift ebenfalls
verfchiedenc; Deutungen zuUifst. Da Carlon lange nach V'erda noch im Maufoleum arbeitete, fo
k(innte ihm wohl der figurcMigefchmückte Altar zugefchriebcn werden, welcher die Jahreszahl 1598
an der PrtHlella trägt.
Dafs aufser Ghifi, wenigftens im Jahre 1599 noch ein anderer Maler thätig war, beweift ein
Ihicf vom 28. September 1599' an den Probften zu Sekkau folgenden Inhaltes: „Nachdem
Sr. Durchl. derofelben Hofmaller Balthajar Grinco Zu Vollftendiger Verrichtung der Im anbeuol-
chenen MalKverchs Arbait in Irer dchl. Capelln dahin gehn Seggau mit gl. abgefertiget. So Erfuchen
Wir denfelben Höchlternentenlrer fftl. drchl. Vnfers gn. Herrns namen beeerent Er woll uedachten
Maller oder fein gefellen Bifs zu Vollendung berürtes Mallwerchs Arbeit die nottwendiee Undhal-
tung Vnd Speifs Vnd Tranckh neben feinen Hofgefmdt geben "
Auch der Name des Schloffers, welcher die fchwungvoll concipirten Eifengitter ausgeführt,
ill uns erhalten. Im Index der Hofkammer-A6len der Grcätzer Statthalterei fteht ddo. i. Februar
1591 unter Nr. 6 folgender Titel: „Lucas Seen Hoffchloffer allhie auszug, was er in die fürftl.
Capellen zu Seggau verarbeitet" ' Der A61 felbft, welcher die von Seen gearbeiteten Gegenflände
fpecificiren dürfte, ift leider nicht auffindbar.
Die Namen der bei dem Monumente befchäftigten Künftler und Werkleute find folgende:
Alexander de l'erda, Bildt- und Stainhauer, der Erbauer; Johannn Athony Verda, deffen
Bruder, Stainfchneider; Marco Andrea, deffen Vetter, Pildtfchnizer , nach Jofeph's Angaben der
Diener Verda's.
Abraham de Abraham, Andrea Podär, Johann Baptißa, Maifler Bernhardl, Jacob deffen
Sohn, 3 Ungenannte, Stainhauergefellen aus dem wellfchland.
Sebaßian Carlon, Bildhauer.
Theodoro Ghyfi und Balthafar Grinco, Maler.
Lucas Seen, Hoffchloffer.
SchliefsUch ift; noch zu erwähnen, dafs unter Maria Therefia „einige Reflaurationen" am
Monument vorgenommen wurden, eine gröfsere Reftauration aber 1827 unter Kaifer Franz II., auf
Verwendung des Erzherzogs Johann, wie das im Innern der Capelle angebrachte Chronographicum
ausfaot: Pia Caesarea benignitas P'ranCIsCI 1 Me Ita DenVo (?XornaVIt.
' IIofkamitier-A(5len vom Septemlier 1599, Nr. 52.
VII. N. F.
EIN HARNISCH ERZHERZOC'S FERDINAND VON TYRÜL IN
DER AMBRASER SAMMLUNG,
11. DER HARNISCH IN Bl-ZUG AUF SIÜNK l'ORM UND Si:iNE Sl'A Tl.RIlN SCI IICKSALK.
Von Custos Wendkmn Kukuf.im in Wien.
|EKN das im crftcn Ahfchnitte gebotene urkundliche Materiale, fowie die erklärenden
Darlegungen der näheren Umbände des Entüehens unferes Ilarnifches fchon der Bewcife
genug enthält, dafs wir es mit dem bezeichneten ()bje<5le der k. k. Ambrafer-SammUing
zu thun haben, fo boten doch die an's Licht gebrachten Urkimden eine folche Eiille von liemerkens-
werthen Details, dafs fchon aus diefer Urfache ein Vergleich mit feinem gegcnw iutigcn ZuÜande
wiinfchenswerth erfcheinen mufs. lunc nähere Unt<M-fuchung iles Objektes wird die Zahl iler
Beweisniittel erhöhen und uns weiter in drn Stand fct/cn, auf andere Lcillungen jenes Meiflers
hinzudeuten, der uns in dem vorangegangenen 'Iheile als UrhelxM" chefer mit aller Sicherheit
genannt wurde.
Vor allem ifl es die; im Anhange des vorigen Theiles veröflentlichtc Rechnung Jörg Seu-
fenhofers, welche wir bei unferer Befchreibung als Grundlage bezüglich der Vollltändigkeit des
Objektes nehmen muffen. Es wird uns datlurch ermöglicht aufnalie/.u alle einzelnen Theile d(;sfelben
mit den Fingern hinzuweifen und wir gelangen zur Ueberzeugung, dafs kaum ein 1 larnifch des
i6. Jahrhunderts vorlianden fein wirtl, der ficli in einer fo tatlellofen Volllläntligkeil befindet und
darum geeignet wie kein anderer erfcheinen mufs, als ein (iegenüand des Studinnis in der
Gefchichte der WaffcMi zu dienen.
Es bezeichnet die Höhe der Epoche dc^r l'lattnerei, als man begaiui die llarnifche durch
Combination einzelner Theile zu den unterfchiedlichen Turnierformen wie zum Feldgebrauche je
nach Bedarf zu verwenden. Wenn auch hiedurch cim-m llarnifche eine Menge Wechfelftücke
beigegeben werden mufsten, fo war der Vortheil iloch infofernc; nicht zu überfehen, dafs durch
diefe Umftaltungsfähigkeit des Objektes, eine Anzahl von wenigftens 6 bis 7 befonderer I larnifche
bereit zu halten, erfpart wurde. So entftanden die Garnituren. Die erflen Spuren derfelben führen
in Oeflerreich fchon auf die Zeit des Erzherzogs Sigismund zurück. Zur Zeit Kaifer Maximilians,
als es wieder allgem(;iner Gebrauch wurde, gewöhnliche llarnifche zu Turnieren zu benützen,
erhielten die meiflen der I'^eld-Harnifche fchon Wechfcdüückc; für das „Geftech über das Dill"
fpäter auch für das „JM-eiturnier" und für das „]''ufsturni(-r", endlich auch für das „Realgeflech".
Unter Karl V. und I-'erdinand I. bildete fich eine eigene I larnifcligaltung heraus, dit; ihre F'orm
den letzten Erfahrungen und wohl auch dem (iefchmacke der Landsknechte \-erdankte. Für den
Kriegsgebrauch und namentlich dort, wo der Betreffende mit der Landskn(;chttruppe mehr in Ver-
bindung trat, war diefe Ilarnifchform felbft von den höchflen Perfönlichkeiten adoptirt und der
„knechtifche Harnifch" zu Inifs und Rofs von denfelben bald auch mit Vorliebe (rcitraucn. Unter
WIEN
Taf. I.
WIEN
Tal. 11.
TAF]
Ein Harnisch Eu/.iierzogs Fkkuinam) von Tvkoi, in der Amuraser SaiMmluncj. rn
den completen Garnituren, die etwa um 1540 heruni gefertigt und darauf berechnet waren, allen
Bedürfnifsen des Feldes und des Waffenfpieles zu genügen, ill auch noch mit vieler Sorgfalt einer
Turnierart Rechnung getragen, die allmälig aufser Gebrauch kam und fchon damals als veraltet
gelten konnte, wenigllens kam diefelbe nur ausnahmsweife mehr in Uebung: „der deutfche Fufs-
kampf". Auch bei unferem llarnifche ill: der Kampfharnifch noch beigegeben.
Bei den vielfältigen Bedürfniffen , welchen die Garnitur Rechnune traeen follte, ill; es
erklärlich, wenn König Ferdinand mit Seufenhofer perfönliche Rückfprache zu pllegen für nöthig
erachtete. Wie fehr Frzherzog P'erdinand den neuen Harnifch benöthigte, ill tlaraus zu ermeffen,
dafs fein königlicher Vater bereits feit dem Monate September am Reichstage zu Augsburg ver-
weilte und er jeden Tag den Auftrag ebenfalls dahin abzugehen erwarten mufste.
Derart zufammengeflellte Harnifchgarnituren waren unzweifelhaft bei Hofe fehr lieliebt,
denn noch fpäter um 1556 liefs Ferdinand für fich felbft einen vollfländigen Harnifch mit allen
Doppelflücken nach ähnlichem Mufler fertigen. Diefe Garnitur bildet heute eine Zierde des k. k.
Hof-Waffen-Mufeums im Artillerie-Arfenale. Die Eruirung ihres Meiflers wird einen weiteren
Gegenftand der Forfchung bilden. Noch etwas fpäter liefs fich Erzherzog Ferdinands älterer
Bruder, der fpätere Kaifer Ma.ximilian II. von einem Nürnberger Meifter eine nicht minder prächtige
Garnitur anfertigen, die nahezu voUftändig, ebenfalls im k. k. Hof-Waffen-Mufeum bewahrt wird,
anfcheinend aber keine Wechfelflücke für den Fufskampf mehr befafs.
Wir gehen nun nach diefer Vorbemerkung zur Befichtigung unferes Harnifches felbfl über.
Die Garnitur ifl gegenwärtig wie im Wefentlichen auch noch zur Lebenszeit des Erzherzogs,
den beiden verfchieden geflalteten Bruflflücken entfprechend, zu zwei Complexen gebildet und
auf Figurinen aufgeftellt. Der erllere ift als Harnifch für das Feld, der letztere für den Fufskampf
zufammentjellellt. Alle übrisfen Wechfelftücke oder Verflärkunesflücke für das Feld oder das
Turnier fmd einzeln in der Nähe aufgeftellt.
ii) Harnifch für den Feldgebrauch zufammengeftellt. Derfelbe ifl mit geätzten und
vergoldeten fchmalen Rändern und Strichen geziert. An einzelnen Stellen, wie den Achfeln, den
Beintafchen, Mäufeln und Kniebuckeln fleht diefe Zier zuweilen ziemlich unniotivirt, mit getrie-
benen und vertjoldeten Verzieruntjen in Verbinduuij, die theils Pflanzen-Ornament, theils ver-
fchlungene Delphine darflellen. Die blanken Felder find mit kleinen tiefgeätzten und vergoldeten,
theils links, theils rechts fchauenden einköpfigen heralclifchen Adlern (Fig. 3) von verfchiedener
Gröfse befäet, die jedoch nicht dicht fondern in angemeffenen Abftänden von einander ange-
ordnet find.
Der gefchloffene Helm befitzt ein Scheitelflück mit mäfsig hohem Kamme untl drei
Nackenreifen. An das Kinnreff, welches an den Seiten mit dem Scheitelflücke verbunden wird,
fchliefsen fich drei Halsreifen. An den Seiten bemerkt man in fenkrechter Richtung angeordnete
gefütterte Löcher, welche zum Anziehen der Schnüre für das dicke Helmfutter dienten.
Das fpitz vorfpringende Vifir ill ungelocht. Die obere Oeffnung des Vifirs ill durch das auf-
fchlächtige Stirnverflärkungsflück deckelartig zu fchliefsen, tlas die fchmalen Sehfpalten enthält.
Scheitelllück und Kamm ill mit einem fchon durchbrochen gearbeiteten, vergoldeten Ver-
flärkungsftücke bedeckt, in welchem beiderfeits zwifchen Arabesken einköpfige Adler dargeilellt
find, ein Prunkftück, das für den Feldgebrauch nicht berechnet war. 1 )er Kragen ifl gefchoben
und gefchloffen. An den Achfeln find die Hinterflüge fleif, die Vorderllüge gefchoben. Der
rechte Vorderilug ifl zur Führung des Spiefses ausgefchnitten. Beide Armhöhlen werden durch
Schwebfeheiben gedeckt. Die Armbeugen werden durch ganze Mufcheln gefchützt. Die Hand-
fchuhe, welche auf den Stulpen mit getriebenen und vergoldeten Arabesken geziert find, haben
gefchobene Finger. Die Brüll befitzt jene Form, welche den Uebergang zum Garn -.bauch darflellt.
5o Wendelin Boeueim.
Sie ift am unteren Rande einmal gefchoben und befitzt einen wenig fchneidigen Grat. Von ilcr
Seite angefehen, merkt man, dafs die übrigens fchöne Wölbung mehr gegen abwärts vortritt,
und fomit die Neigung zur Gamsbauchform bereits angedeutet erfcheint An der rechten Hrullfeite
ift ein abfteckbarer, vergoldeter, jedoch nicht umlegbarer Rüfthaken neuerer Form mittels
Vorfteckbolzen befeftigt. An die Bruft fchliefsen sich die dreimal gefchobenen Hauchreiten und an
diefe fmd wieder die eng anfchliefsenden mit getriebenen Delphinen gezierten Heinlafchen mittelst
Riemen befeftigt.
Die Oberfchenkel werden nur durch Unterdiechlinge gefchützt. Die Kniee decken kleine
Muscheln. Die Beinröhren find unten viermal gefchoben. Die Eifenfchuhe find nicht fihr breit,
jedoch abgehackt geformt; fie l)ilden in ihrer b'orm den lV'l)ergang von den OchliMimiüilern zu
den lanzettartig abfchliefsenden, die die Franzofen arc tierspoint nennen. Dieielben Imd am Rift
gleichfalls viermal gefchoben. Die kurzen vergoldeten Anfchnallfporen werden durch Riemen
befeftigt, welche unterhalb mit Blechplatten verftärkt, oberhalb mit rothem Sammt überzogen
sind. (Taf II.)
b) Harnifch für den deutfchen Fufskampf. Derfelbe ift in üim-r allgemeinen Verzierung
eanz sfleich mit dem vorherbefchriebenen 1 larnifche ''(-h.iUen. Der 1 leim, ('in iSourgui^rnol „der
im Kraben umb^reht", d. h. deffen unterer irewulfteter Rantl in der aufgeworfenen überkante des
Krairens läuft, hat das Vifir fein irelocht. Am mittleren Aetzftreifen des Kragens lieft man vorne
das Akroftikon: I.N.R.I. Die Achseln haben grofse gefchobene Vorder- uixl 1 lintertlüge,
diefelben fmd mit erhabenen, getriebenen, vergokleten Arabesken geziert. Die Armbeugen find
durch F"olo-en granz eefchloffen und werden ul^erdies durch kleine Muscheln gefchützt. Die 1 iand-
fchuhe find trefinirert. Die Bruft ift trleich der voryefchriebenen, nur felilen hier die Locher für den
Rüfthaken; auf dem mittleren Aetzftreifen findet fich die Jahreszahl 1547. An die Brvift ift ein
leichter, fiebenmal gefchobener Eifenfchurz mittelft Haspen befeftigt, der bis an die Kniee reichend,
die Form einer Glocke befitzt. Die Diechlinofe zeitigen gegen die übrigen Theile abweichende
Verzierungen. Der Plattner hat hier, foweit das fpröde Materiale dies geftattete, die Tracht der
Zeit mit Schlitzen und Puffen nachzuahmen gefucht. Die Kniebeugen find ganz durch Folgen
gefchloffen, die Beinröhren an den Knöcheln, wie die Eifenfchuhe über den Rift und tlen Kappen
find oftmals gefchoben, um möglichfte Beweglichkeit zu erzielen. (Taf 1.)
Sowohl der eine, wie der andere Harnifch der Garnitur find ihrer Gröfse nach (1735 Cm.
Höhe incl. des Helmkammes) für einen nicht fehr aufgefchoffenen 17 bis 18jährigen Jüngling
berechnet. Erzherzog F^erdinand war in der That 18 Jahre alt, als der Harnifch, wie die angegebene
Jahreszahl erweift, gefertigt wurde und als er denfelben, wahrfcheinlich am Reichstage zu Augs-
burg 1548 zum erften Male trug. Auf beiden Bruchftücken finden fich eingefchlagene Zeichen. An
der oberen rechten Ecke nächft dem Schulterbande erblicken wir einen Stechhelm und darüber
faft das Zimier desfelben darftelleml, ein S: an der entsjfesfentrefetzlen linken Ecke i\c\\ öfter-
reichifchen Bindenfchild. Es ift anzunehmen, tlass das letztere das Befchauzeichen, wenn nicht das
Zeichen der Kammer Ferdinands bedeutet. Den „Stechhelm" als Plattnerzeichen finden wir an
mehreren Harnifchen des 15 und 16. Jahrhunderts fowohl an einfachen blanken, ohne jede Zier,
als an folchen, welche mit reicher Aetzarbeit, Gravierunor und Versfoldunir uefchinückt find.
Oberflächlich betrachtet, würde das vorliegende Zeichen aber einen „zimirten" Helm
darftellen; genauer befehen kommen wir jedoch zur fieberen Uel)erzeugung, dafs damit y.wvÄ
Zeichen, eines oberhalb des andern gefchlagen, dargeftellt find, das eine läfst uns den Steclih( Im,
das andere ein deutliches 6' erkennen. Wir gerathen zu diefer Annahnu- durcli die W'ahnichniiing,
dafs auf einem der Harnifche der Helm durcii unluluMes Anfetzen des Stempels doppelt ausge-
Ein Harnisch Ekziiekzogs Fkkuinand von Tvkol in ukk Ambrasek Sammlung. 6i
drückt \[\, wähi'cml das .V fcharf ausocfchlaLjen crfchcint und dcv Unterrand di's Stempels etwas
dit: I-'igur des Helmes überstreift. (Fil;'. i.)
Diefe Walirnehmun<r ill flu- die Zwecke der ICrnirun'-- Innsbriicki;r Piattnerarbeiten nicht
unwichtii'', denn wir find damit der fidleren i5ellimmun!>' der Trovenienz fo mancher
anderer interreffanter Harnifche etwas näher gekommen; jedenlalls aber weift der
Biichllabe S mit aller Ijeftimmtheit auf Seufenhofer. Das Zeichen des Bindenfchildes,
welches wir hier gleichfalls im Abtlruck bringen, bietet für jetzt noch keinen Anlafs
zu näheren IJetrachtungen, (Fig. 2.)
Im k. k. 1 lof-Waffenmufeum wird ein l)urgundif(:lu;r Helm mit einem auffchlächtigen \'ifir
bewahrt, welches einer I'uchslchnauze ähnlich geformt i(l. Derlelbe ift in feiner ganzen Oberiläche
mit vergoldetem Aetzwerk geziert, mit welchem der Kopf eines fuchsähnlichen Thieres dargeftellt
ifl:. An den Seiten des mäfsig hohen gewulfteten Kammes find die Wappen von Alt-Ungarn, Höhmen,
Oefterreich uml Tyrol erfichtlich. Aus der Zufammenltellung diefer Wappenbilder ifl zu entnehmen,
dafs der Helm nicht vor dem Jahre 1527 gefchlagen wurde. Am unteren rückwärtigen Theile des
ScheitellUickes finden wir fowohl den Stechhelm als den Hinilenfchild als Plattnerzeichen und
Befchauftempel eingefchlagen. Zu beiden find diefelben Stempel benützt worden, wie an unferem
Harnifche. Oberhalb des Stechhelmes ift auch hier ein zweiter Stempel eingefchlagen, iler, wenn
auch nur zur f lälfte ausgeprägt, doch erkennen läfst, dafs damit der Ruchftabe S dargeftellt ift.
Zu diefer Marke ift jedoch nicht der obenbefchriebene und dargeftellte Stempel benützt worden,
denn der Buchftabe fteht, foweit zu beurtheilen ift, verkehrt. Der Helm ift in O. Leitners Werk:
„Die k. k. Waffenfammlung im Artillerie-Arfenale" Taf. XVIII, P'ig. 3, abgebildet und befchrieben.
Er entftammt, wie wir aus den obigen Zeichen entnehmen können, ebenfalls der Hand Jörg Seufen-
hofers, von der wir nun Ichon drei fchöne und interellante Werke kennen. '
Wir laffen nun die fämmtlichen Verftärkungs- und Wechfelftücke, welche die Garnitur
bilden und gegenwärtig noch vorhanden find, folgen :
IVeclifcl- und VerßärkungslVucke, theils zum Fcldgcbrauch, theils zum Geßech über das Dill
tind zum RcalgcßecJi. '' a) Bruftverftärkungsftück mit Bauchreifen und linker fteifer Beintafche,
dabei ein anfchraubbarer fteifer Bart. Am Aetzftreifen der Bruft lieft man die Jahreszahl 1547 ;
b) Verftärkungsftück für die linke Achfel und linke Bruftfeite; c) Grofser Stechmäufel; d) Hentze
für die linke Hand mit hohem Stülp. Der Lederfäuftling ift noch der originale; c) Verftärkungs-
ftück für den linken Handfchuh mit fehr hohem .Stülp; /) Brechfeheibe; g) Halbe Rofsftirne mit
geftutzten Ohren, Federhülfe und an der Stirnmitte angefchrauljtem Wappenfchildchen, in deffem
Felde fünf der erwähnten gleichgeformten Adler zu 2, 2 und i angeordnet finti; h) Vifirverftärkung
für einen Bourguignot mit zwei Ilalsreifen; i) Vifirverftärkung ohne Halsreifen für das Realgeftech;
j) Vergatterte Tartfche für das Realgeftech. Diefelbe ift derart gebildet, dafs fie die linke Achfel
deckt, hart an der Wulft iles Bourguignots anftöfst und unterhalb halbrund abfchliefst. Diefelbe
ift am unteren Theile ftark aufgebogen. Die Gitter find nicht aufgelegt, fomlern aufgetriel^ien. In
der Mitte jeder der durch die Gitterftäbe gebildeten Rauten ift einer der bezeichneten Adler ein-
ireätzt. Die Tartfche ift mittelft zweier Schrauben an den Stechbart und an die Bruft zu fchrauben;
k) Doppelbruft.
' Ich lialji; in neuerer Zeil ein ganz älinliclies Zoiclicn auch auf ilem fchünen I.anilsknecht-I larnifcbe des Conrad vun lieniel-
berg entdickt. Es llclk den gleichen Slcchhelni dar und auch hier ill ein .V daneben gefchlagen. Sein Aller jedoch (^um I5,;oj liefse eher
Hans, als Jörg .Seufenhofer als Fertiger verniulhen.
- Die Wechfelftücke waren nicht immer für einerlei Gebrauch berechnet, fondern dienten einige zu mehreren Turnier-Arten,
einzelne auch für den Gebrauch im Eelde. Der Ueberfichtlichkeit wegen wurden die aufzuzahlenden Stücke zu jener Gebrauchsart gezählt,
für welche lie vorzugsweife zu dienen bcftinimt waren.
62
WkNDKI.IN HüEUKlM.
l'erßärkimgs- und M'ccJifelß'ncke für das I'^rciycnnen. l) Halber Stechmäiirrl für den liiikL-n
Arm; m) Achfelverftärkuiig mit hohem Brechrand; n) Vifirverftärkung für einen Bourguignot mit
zwei Halsreifen, ganz ähnlich wie k)\ o) Brechfeheibe; p) Bourguignot mit gelochtem Yifir.
Wrßärkungs- und Wcclifclßi'ickc für das Fufsturnicr.^ q) Hin Paar Achfeln mit kleinen
Vorder- und Hinterflügen und hohen Brechrändern; r) Rechte Achfel ohne VorderlUig, mit Ver-
flärkung der erften Folge des Gefchiebes; s) Kinnreff-Verfl;ärkungsll.ück für einen Bourguignot mit
zwei Halsreifen; /) Verftärkung für das ScheitellUick des Bourguignots ; u) Rechte Turnierhentze
mit Fingerfchlufs, um die Entwaffnung zu hindern; v) Brechfeheibe.
U'echfcljVücke für den Landsknechtharnifck. za) Sturmhaube mit auffchlächtigem Schirm
und mehrmals gefchobenen Backenflücken, welch' letztere zierliche Gehörrofen befii/en. 1 )abei
ein anfchraubbares Vorfleckvifir mit zwei Halsreifen. Die Helmhaube aus rother Seide ifl Orieinal;
x) Zehnmal gefchobene Schooffe und zwei Gefäfsreifen; y) lün Paar Spangröl, d. h. gefchobene
Achfeln ohne Vorder- und Hinterllüge; 5J lün complcttcs Beinzeug, begehend aus gefchobenen
Diechlingen und Beinröhren, welch' letztere mit Panzerfchuhen in Verbindung zu tragen waren ;
a) Zwei Schuhkappen für Panzerfchuhe.
Seufenhofer fprichl in feiner Rechnung ftets von einer Auszierung mit Delphinen, Laub-
werk und auch mit „Lerchen"; ungeachtet in den letztgedachten heraldifchen Thieren, wie Fig. 3
zeigt, zweifellos Adler dargellc-lll find. .Sdblt iler Verfaffer des alterten Inventares vo'i 1583
erblickte in den bezeichneten Darllellungen nur Adler, Die (Jrfache diefer irritren Benennun"-
dürfte darin liegen, dafs Seufenhofer, der die künrtlerifche Auszierung nicht felbft beforgte, die
Adler ihrer geringen Gröfse halber für Lerchen ant)lickte. Vielleicht mochte er durch den Wappen-
fchild an der halben Rofsflirne zu der Meinunir veranlafst worden fein, dafs damit die foeenannten
fünf Lerchen Nieder-Oeflerreichs dargeflellt feien, eine Annahme die offenbar eine irrige war,
nachdem keine befonderen BezielnuiLTen des Erzherzogfs
zum Lande Nieder-Oefterreich flatt hatten. Sicher hatte
der Künfller nur die Abficht, den Schild mit den allent-
halben angewendeten F'iguren auszutüllen, ilamit ergab fich ^<,-^0'>-i,
die Zahl und Stellung der Adler von felbft. (P'ig. 3, 4, 5.) ^^^^
Wir erfehen aus der Rechnung Seufenhofers, dafs
die P'ütterung, oder „aufpraitung" aus Sammt l>ell;and;
dem Sinne nach zu urtlieilen, waren auch die Riemen mit folchem überzogen. Gegenwärtig befitzt
nur ein Theil des Feldharnifches Vorllöfse an d(jn Rändern aus rothem Sammt, die Riemen weifen
noch Spuren eines Sanuntüberzuges auf Der Kaiuplliarnifch Ijefit/t nun Vorllöfse thcils aus feiner
t'ig- 3, 4, S-
' Das P"ufsluriiicr ifl mit dem allen dculfclicn Kufskaniijf nicht zu veiwcclifeln. Uicfer ill ein mcirt. ziemlitli einfter, bis zur
vollen Uebcrwindung des Gegners durcligcfülirter Elnzelnkamiif, In dem licli meid des .Schwertes Ijedient wurde; jenes kam erfl
während der letzten Regierungsjahre Maximilians I. in Aufnahme und es wurde gewohnlich mit dcmfelbcn das Turnier begonnen. Die
Turnierenden dritten hiebei in Reihen, aber mit bcflimmtem Gegner und über aufgcflellte Schranken, anfanglich mit der Stanfi^c mit
„Scharfeifcn" und wenn diefelbe gebrochen oder die bellimmte Zahl der Stöfse ausgeführt war, mit dem Schwcrle Jedem Turnieremlen
waren hiebei in der Regel nur drei Spiefsflofse und fünf Schwerthieljc geftaltet Ein Beinzeug zu verwenden war um 1550 im Fufslur
nicre nicht immer üblich. Im Turnierbuch Francolins mit den charakteriftifchen Radirungen Hans Lautenfaks, das Turnier am Hurg-
platze zu Wien 1560 darftellcnd, find die Turnierenden ohne Ueinzcug dargeflellt. Damit (limmt die dort aufgeflellte Turnierordnung:
,,Wer dem Gegner unterhalb des Gürtels treffen würde, der foll in dicfem Turnier keinen Dank haben."
Unter dem wclfchen Geftccli über das Dill iTallia) ifl <las ,,neue" zu verftchen, bei welchem man fich fchun des gewöhnllclicn
aber nacli der linken (dem Dill zugekehrten) Seite bedeutend verflärUlcn Feldharnifches und nicht mehr des allen fchweren Stcchzcugcs
bediente. Das Rcalgcftech, das viele Achnlichkcit mit dem vorerwähnten hatte, und welches fich in der Ausrüftung dadurch unterfchicd,
dafs dabei die linke Achfel durch eine angefchraubte ..vergatterte" Tartfche geileckt wurde, war zur Zeit der Fertigung iliefes Ilarnifchcs
eine erll feit Kurzem eingeführte (Jcrtechsart, die jedoch bis zum SchlulTe des Jahrhunderts fchr beliebt war. In den Aijuarellen, welche
die Turniere und Felllichkeitcn am Ilofe des Erzherzogs Ferdinand zu Traf;' darflellen, wird dai Realgcllech kurzweg ,,1'lanckhcn
Geftech ' genannt.
Ein Harnisch Erzherzogs FERniNAND von Tvkoi. in dkr Amüraser Sammlung. 6"
fchwarzer Seide, theils aus naturfarb(Miein Kalbleder. Krftere dürften noch aus der Zeit des
Erzherzogs ftammen, jene aus Leder Und kaum hoher als in's 17. Jahrhundert zu fetzen.
Die Verwendung von 265 Ducaten für die Vergoldung der Verzierungen, Züge und Rand-
ftreifen dürfte felbft bei Würdigung der vielen zu vergoldenden Stücke jeilem einio-ermafsen mit
dem Vergoldungsproceffe Vertrauten exorbitant crfcheinen. bis läfsl fich d,i nur annehmen, dafs
wenn auch die Vergoldung eine vorzügliche ill, der Procefs fcliill ein hüchll jirimitivcr war.
Vielleicht fpielte aber das tiold hier (Mnc; ahnliche Rolle, wi(; tlas Silber in den ( llocken^defser-
rechnungen.
Nach dem Wortlauti; der Rechnung find die angeführten lunztdntheile des I larnifches wie
wir uns aus der gegebenen Hefchreibung überzeugen können, gegenwärtig noch vollzählig vor-
handen, aller wir befitzen aufser (liefern wichtigen Docuniente noch andere, w(;nn auch fpätere,
nach welchen wir die Garnitur nach ihrer urfprünglichen Geflalt uml Zufammenfetzung ganz genau
controlliren können.
Die k. k. Ambrafer Sammlung bewahrt in ihrer Bibliothek c-inen P)and mit gemalten Hand-
zeichnungen, die Perfönlichkeiten zu Pferde und in CofiUnien darllellen, welche diefelben bei
Feftlichkeiten getragen haben, die an dem prunkvollen Hofe des Erzherzogs Ferdinand zu Vra.(r
und Innsbruck abgehalten wurtlen. Auf einer der letzten Seiten diefes Bandes find die einzelnen
Theile der Garnitur mit aller Genauigkeit in charakteriftifcher in Sepia ausgeführter Zeichnuno-
wiedergegeben (Taf 111). Nach (liefen Zeichnungen fehlt gegenwärtig an ihn Wechfelftücken nur
fehr wenig und diefes wenige nur an ganz unbedeutenden Stücken und zwar: ein lleifer P.art, ein
linker abfchraubbarer Brechrand und eine zweite, mit der vorhandenen gleichgertaltete halbe
Rofsflirne. Diefem entgegen find in Wirklichkeit drei Stücke mehr vorhanden, welche in den
Abbildungen nicht vorkommen und überdies find der P'ufskampfharnifch, fowie einige charakte-
rirtifche Beigaben des Eeldharnifclu^s , wie unter andern die fchöne zierlich durchbrochene
Scheitelverflärkung, nicht dargeflellt.
Betrachten wir die Ciarnitur an fich, fo vermiffen wir zu felber gleichfalls nur fihr Weniges,
ja es läfst fich fogar vermuthen, dafs gevviffe gemeinlich zu (;iner Garnitur gerechnete Stücke, die
wir hier nicht antreffen, nachdem die urkundlichen und inventarifchen Belege darüber fchweio-en, oar
nie vorhanden waren. Wir könnten zu folchen eine ganze Rofsllirne und einen Rundfchild rechnen.
Bei den Schöffen fehlt der im Inventare von 1583, von dem wir nachfolgend den bctreflen-
den Auszug bringen, erwähnte „Latz" oder Gliedfchirm. Diefe culturhiRorifch fo bemerkens-
werthe Beigabe zu Harnifchen des 16. Jahrhunderts ift leider fall durchwegs der Prüderie des
18. und der Muckerei des 19. Jahrhund(;rts zum Opfer gefallen. Die k, k. Ambrafer-Sammluno-
befitzt nur mehr deren zwei.
In Jacob Schrenckh von Notzingens grofsem Prachtwerke, begonnen 1582, vollendet 1601,
in welchem die Perfönlichkeiten, deren Harnifche und Waffen in der Sanunlung des F.rzherzoos
zu Ambras befindlich waren, mit den Harnifchen felbll angethan in kräftigen Stichen dargeftellt
find, und das fomit eine zwar nicht immer verläfsliche iloch wichtige Quelle für die Authenticität
der Sammlungs-Obje6fe bildet, ift Erzherzog Ferdinand und zwar aus Urfachen, die wir fpäter
andeuten, in einem anderen Waffenkleide dargeftellt; wir find daher nicht in der Lage aus diefer
Quelle weitere Belege für die Exiftenz und das Schickfal unferes Ciegenftandes zu fchöpfen.
Diefen Entgang wiegten aber weit ältere artiftifche Documente vollends auf
I^as eine und ältefte ift ein im Schlöffe Ambras befindliches Oelbild 136 Cm. hoch, 131 Cm.
breit, in welchem Erzherzog Ferdinand im jungen Mannesalter etwa 26 bis 28 Jahre zählend, in
unfern Harnifch gekleidet dargeftellt ift. Das Bild gehört imter die beftgemalten des Fürften, die
exiftiren. Für uns ift dasfelbe infoferne von befonderem Intereffe, als der Gegenftand unferer
64 Wendei.in Hof.iieim.
Unterfuchiinijen äiifscrft j^enau uml mit vollrtändiger Ausfchmückiing daroeücllt ift. So ill: beifpicls-
weife der Helm mit übertrieben hohen rothen Federn geziert, die mit Flinswerk allenthalben
behangt find, dazu gehörte ferners eine feidcne Feldbinde und das ebenfalls rothe Schwertgchiingc.
Ein gleiches Schwert wie das dargellellte befindet fich in der Sammlung zwar nicht mehr, doch
find ähnliche aus dem Befitze des Fürften noch vorhanden. Das Haupt wird von einem rothem
„bühmifchcn Hut" bedeckt, an deffen Rückfeite ein kurzer Federbufch befindlich ilt.
Eine zweite Abbildung von wenig jüngerem Datum wird «reo^enwärtior in der k. k. Ambrafer
Sammlung bewahrt. Diefelbe ift 80*5 Cm. hoch, 57 "5 l^reit, in Gouache gemalt und flellt einen
reichen architektonifchen Profpetfl mit Säulen toskanifcher Ordnung vor. \n der Mitte desfelben, in
breitem goldenem ovalem Rahmen befindet fich das Porträt des Erzherzog^s Ferdinand. Der Prinz
ift im beiläufigen Alter von 30 Jahren mit dem hier befprochenen Harnifche bekleidet im Brullbilde
dargeftellt. Der Harnifchk ragen ift der Zeitmode entfprechend hoch hinaufgezogen und läfst eine
fchmale weifse Kraufe vorftehen. Die Achfeihöhlen decken die Schwebefcheibcn ; die Vorftöfse
find roth; an der Bruft find die Adler deutlich erkennbar. Den Hals lunrahmt die Kette des
V'liefsordens. Das Haupt bedeckt abermals der ein rothe, fogenannte „böhmifche Hut" wie folchen
der Erzherzog bis an fein Ende ftets zu tragen pflegte. '
Das Bildnis wird von den Seiten von allcgorifchen und mythologifchcn P'iguren gehalten,
die an dem architektonifchen Autbau angeordnet in den natürlichen Farben gemalt find. Von
unten wird dasfelbe von zwei geflügelten Hypocampen getragen, zu den Seiten ftehen Minerva als
Prudentia und Juno mit dem Pfau als Göttin des Reichthums. Von dem Gebälke aus wird dasfelbe
mittelft Bändern von allegorifchen PVauengeftalten gehaltcni, welche die Tugend und den Ruhm
darftellen. Zwifchen den Säulen erblickt man in Nifchen geftellt goldene Bildfäulen Jupiters und
der Grazien. Der obere Gefimsauffatz und die Predella, welche mit einem Giebel abfchliefst,
find mit fpitzen pyramidenförmigen Docken befetzt. In der Predella felbft ift Jas vollftändige
Wappen des Erzherzogs gemalt. Der dasfelbe deckende Erzherzogshut wird von zwei Putti
gehalten, welche auf Delphinen reiten. Nach rechts und links am Rande blickt man auf land-
fchaftlichen Hintergrund mit Bäumen, Ruinen und fchneebedeckten Bergen. An verfchiedenen
Stellen des Aufbaues lieft man erklärende Infchriften der Allegorien; in der Mitte des Sockels
fteht in goldener Schrift ein lateinifches Diftichon.
So finnig vielleicht aus mehreren Gründen die Idee gewefen fein mochte, den Erzherzog
gerade in diefem Waffenkleide aus feiner fchönften Jugendzeit darzuftellen, fo wenig war fie bei
beiden Gemälden in diefem Augenblicke mehr der Wirklichkeit entfprechend, denn der Erzherzog,
der gegen das 30. Lebensjahr, wenn auch nicht beleibt, doch immerhin im Körper ftark wurde,
wäre zu jener Zeit nicht mehr im Stande gewefen, diefen, wie wir gefehen haben iür einen
fchmächtig gebauten Jüngling berechneten Harnifch zu tragen.
Wir glauben daher nicht fehl zu gehen, wenn wir annehmen, dafs in diefen Bildnifsen eine
I'^rinnerung an frühere Tage wach gerufen wurde, denn nirgends fpäter ift Erzherzog Ferdinand
mehr mit diefem Waffenkleide feiner Jugend dargeftellt. In dem fpäter citirtcn Werke P'rancesco
Terzis von 1558 und in dem Titelblatte zu Schrenckhs Werk von Giovanni Battifta Fontana aus
dem Jahre 1582 ift der Erzherzog in jenem fchwarzen getriebenen Prunkharnifche dargeftellt, der
noch gegenwärtig in tler k. k. Ambrafer-Sammlung bewahrt wird.
' Ein ,,l)öl)mifcher Hut" von rolher Kailie war früher in der Sammlung befindlich gewefen, ift .iber leider bei den vielen
Uelicrfiedlungen längft in Verluft gcr.ithcn. doch bewahrt die Sammlung noch gegenwärtig einen anderen Hut des Erzherzogs von
gleicher Korm und filbcrgrauer Farbe.
Bei den Feierlichkeiten gelegentlich der Verleihung des Vliefsordens an Kaifer Rudolph II. und die Erzherzoge Ernfl und
Karl 1585 trug Erzherzog Ferdinand, welcher hicbci in Vertretung des Königs rhilipp II. von S|)anien fungirte, einen ganz gleich
geformten, aber fchwarzen Hut, während der Kaifer, die I'rinzen und .alle übrigen Herren deuifcher, fpnnifcher und italicnifcher Nation
mit fpanifchen fchwarzen Federbarcllen erfchienen w.aren.
Ein Harnisch Erzheuzogs Ferdinand von Tvkol in dkk Amhkaser Sammlung. 65
Die Künftler diefer tüchtig gezeichneten und ausgeführten Gemälde find nicht bekannt und
es laffcMi fich nur über das Gouachebild dieferhalb Vermuthungen aufftellen. Von den Werken,
welche von Künftlern am Hofe des Erzherzogs gearbeitet haben, kommen im Styl und Charakter
jene dem bezeichneten Bilde am nächften, welche von der Hand des Francesco Terzi llammen, ja
in dem Prachtwerke: „l'rancisci Tertii Bergamatis Serenissimi Ferdinandi Archiducis Austriae, Ducis
Borgundiae Comitis Tirolis etc. Pi6loris Aulici Austriacae gentis Imagines etc." vom Jahre i5S^,
welches die Bildniffe von alten theils apokryphen Regenten und von l'rinzeffinen meill. habsbur-
gifchen Stammes in guten Kupferftichen enthält, finden fich einzelne architektonifche Formen und
Details an Figuren, die mit dem erwähnten Bildniffe überrafchende Aehnlichkeit habmi und es fall
ficher erfcheinen laffen, dals dasfelbe von Terzi's Hand herrührt. '
Beide Gemälde datirten gewifs aus jener Periode, in welcher der PLrzherzog noch zu Prag
befindlich war, erfteres wahrfcheinlich zwifchen den Jahren 1555 und 1557, letzteres zwifchen 15^8
iiiul 1560. Die befcIiriebcncMi Bilder find als die älteften Documente fin- die Exiflenz des ObjeCles und
tlalür anzufeilen, dafs dasfelbe dem Erzherzoge angehört hat. Die vorher angeführte Zeichnung
der einzelnen Theile der Garnitur dürfte nicht vor 1580 zu datiren fein, und bildet fomit die dritte
Kunde feit deren Exiflenz in der Sammlung, die nächften Urkunden bilden die Inventarien der
Sammlung felbft, welche vom Jahre 1583 bis zum Jahre 1877 reichen.
Das ältefte Inventar von 1583'' befchreibt unferen Harnifch in ausführlichfter Weife; die
bezügliche Stelle (pag. 68) lautet wörtlich: „Mer ain Plannkher Kürifs, welcher Zu dreien
Thurnieren, Als vber die Pällia, zum Kempten Vnd zum F"uefs Thurnier, Auch Zum Frei Rennen
Zugebrauchn. Ift mit Vergulten geöczten ftraiffen. Darzwifchen Verguldte Adler gefchmölzt. Hat
Zu yedem Thurnier feine nachbefchrieben Stuckh.
Als Kragen Ruggen vnd Krebs, feine Helmelin, ain Par Aechfelen, ain Par Hänndtfchürch,
ain Par Armzeug" Schien Vnnd fchuech, Zween Stech Bart, ain Schilt oder Dorzetta,' ain Stech-
hänndtfchuech, ain Garda Preft, ' ain Schiftungs Puggl, Vber die Prufft, Zwo Prechfchaiben ain
Stechtärzl Vnd ain Rofftürn. Mer zum Kampf ain Kragen Ruggen Vnd Krebs, ain Helmelin
SpangerelP ain Par Armzeug, ain Par Hänndtfchuech, ain Kampf Schurz, Dichling fchinen Vnnd
fchuech, ain Helmelin mit ainem Männtele. Mer Zum Fuefs Thurnier ain Helmelin mit ainem
Mäntele, ain Par Aechfeln mit fcheiben Zwo Spangerell. Zum Frei Rennen ain fchifftung auf der
Aechfelen, ain Kienbärtl, ain Hänndtfchuech, ain fchifftung auf das Armzeug ain Prechfcheiben,
Mehr Zum Fuefs Thurnier ain Lanndtfsknechtfchofs Sambt dem Lacz, ein Par fchinen mit fchuech-
mäuler. Zwo Schifftung auf die Hauben, ain clains Khinbärtl, Zway Diechlingftuckh, Zway Raiffel
an ain Schofs ain Runde Verguldte fcheiben. Auf ain Aechfele darzue Zway befondere Helmelin
mit Mäntelen Vnd ain Par Schuechmäuler."
Diefe ältefte inventarifche Angabe läfst, wie wir erfehen an, Genauigkeit und Deutlichkeit
nichts zu wünfchen übrig; fie beweift uns aber auch, dafs mit etwaiger Ausnahme des anllöfsigen
Gliedfchirmes die Garnitur feit 333 beziehungsweife 297 Jahren complett geblieben ift, ungeachtet
1 Das letztbefchriebene Gemälde kam in die Ambrafcr Sammlung im Jahre 1821 aus dem Befitze des Rentbeamten Auguft Anton
Pfaundler von Sternfeld (geb. 1757, gefl. 1822) eioes Künftlers und Kunftkenners, der fich um Erhaltung der vaterländifchen Kunftdenk
mäler und um die Pflege des Mufealvvefens in Tyrol namhafte Verdienfte erworben hat.
- Diefes fehr fauber auf Pergament gefchriebene Inventar befindet fich gegenwärtig in der k. k. Hofbibliothek Hill. prof.
^^- 7954 Ivide Chmel Hill Handfchrift Ij Es ill leider unvolllländig, denn es fehlen von 124 Blättern deren 67. Glücklicherweife
befindet fich der Hinweis auf das beregte Objecfl unter den vorhandenen Blättern. Das Document ill, da der Titel gleichfalls fehlt,
undatirt, doch geht aus der Stelle: ,, Voigt was der Ilnf l'lattner verfchines 82 Jars in die Riill Camer gemacht vnd dargeben" hervor,
dafs daslelbe 1583 verfafst wurde.
■' Targetta, Tartfche für das Realgeflech ( Wechfelftück jj.
' Garde bras, Stechmäufel, die Garnitur enthält gegenwärtig noch deren zwei.
^ Spangröl. Achfel ohne Vorder- und Hinterflug.
VII. N. F. JO
66 Wfndelin Boeheim.
die Sammlunsr viele widrig^e Schickfale und wiederholt eiligre Fliichtunoren vor dem F"einde zu
erleiden hatte.
Weniger detaillirt i'pr'cht fich das Inventar von 1596 aus, welches nach dem Ableben des
Erzherzogs über fämmtliches in Innsbruck und den verfchiedenen Schlöffern befindliches beweg-
liches Eigenthum desfelben abgefafst wurde. Der auf unferem Harnifche bezügliche Inventars-
punkt lautet: „Die drite Camer ift die negft bei der Stuegen, auf der Linggen Hanndt. Rüflhingen
auf fr. dt. Leib. Die errt ain gannzer Kampf Kürifs mit dem Eifenfchurz Vnd Vergulten Raiffen
fo Irer fr. dt. in der Jugennt gefchlagen worden. Die annder ain gannzer Kirifs über die l'alj mit
vergulten Raiften. Die Drit Zum Fuefs Thurnier. Die Viert Über die Fall] darzue alle Doppel-
ftückh." In den beiden letzteren Angaben ift, wie auch aus den genauen Bezeichnungen in den
erfteren: „ganzer Kirifs" zu entnehmen ift, nur von Wechfelftücken die Rede.
In diefem Inventare wird, wenn auch in Kürze, doch ausdrücklich erwähnt, dafs der
Harnifch dem Erzherzoge „in feiner Jugend gefchlagen wurde." Nebft dem befchriebenen Gemälde
befitzen wir fomit in diefen Documenten weitere claffifche Zeugen, dafs der Harnifch wirklich
Erzherzog Ferdinand angehörte und dafs wir denfelben in dem von uns befchriebenen Objecte in
Wirklichkeit und vollftändig vor uns haben.
Es würde wohl zu weit führen, wollten wir die auf unferen Gegenftand bezüglichen Stellen
in den nachfolgenden Inventaren bis zur Gegenwart hier wörtlich anführen. Es genüge nach den
gegebenen Auszügen aus den beiden älteften Befitzdocumenten die Verficherung, dafs in allen
fpäteren Inventaren, und zwar von den Jahren 1613 vom Schlofshauptmann Carl Füger, (1621) von
kaif Commiffären: Füger, Cafpar Panfa, o. ö. Regimentsrath und Hanns von Stachelburg,
Camer Raith Rath, (1663) von Joh. Jacob von Arparell und Fr. Rueland zu Kettenhofen, Jenem
angeblich von 1730, in Wirklichkeit aber einige Jahre älter), von Anton Rofchmann, (1788) von
demfelben, (1821) von Alois Primifser, endlich dem gegenwärtigen von 1877, von Dr. E. Freiherr
von Sacken der Gegenftand mehr oder minder detaillirt aufgenommen und ileffen Identität bis
zum heutigen Tage zweifellos fichergeftellt ift.
Mit dem Vorftehenden glauben wir die uns geftellte Aufgabe erfüllt zu haben, allein mit
unferem Harnifche, deffen Gefchichte nun fo klar vor uns liegt, ift auch in neueren Werken über
die Ambrafer Sammlung ein voUftändiges „Rofszeug", d. i. ein Rofsharnifch in Verbindung gebracht
worden. Es verpflichtet uns diefer Umftand unfere Unterfuchungen auch auf diefen auszudehnen.
Wir behandeln diefen Gegenftand getrennt, um fowohl die Angelegenheit nicht zu verwirren,
als auch aus dem Grunde, als wie fich das im Weiteren klar ftcllen wird, diefes Objeft erft in
fpäterer Zeit in das F^igenthum des Erzherzogs Ferdinand gekommen ift und fomit feine eigene
Gefchichte befitzt.
Diefes Rofszeug ift, was feine künftlerifche Zier betrifft, dem befchriebenen Harnifche,
wenn auch nicht gleich, doch fehr ähnlich, ja eine fehr genaue Prüfung der Einzelnheiten führt zur
Ueberzeugung, dafs das Aetzwerk von beiden einer und derfelben Künftlerhand entftamnit. Wir
ftützen unter Anderem diefe Annahme auch auf die Wahrnehmung, dafs die Schwebfeheiben des
Mannsharnifches in der Zeichnung ihrt-r Ornamente faft mehr mit dem Rofszeuge, als mit dem
letzteren ftimmen.
Die Verzierung befteht in theils geätzten und vergoldeten Strichen, theils in erhaben
getriebenen, geätzten und vergoldeten Emblemem, die thcnls Blumenornamente, theils Tritonen
und Seejungfrauen (die in den älteren Auffchreibungen Delphine genannt werden) vorltellen. Alle
diefe Goldverzierungen find mit kräftigen fchwarzen Tupfgrund-Borduren und gefchnörkelten Aetz-
linien umfangen.
Ein Harnisch Ekziierzogs Ferdinand von Tvkoi, in der Amrrasek Sammlung. 67
Die Rofsftirn«; deckt den Obertheil des Pferdekopfes ganz, ift; aber von den Augen und
am Nafenbeine herab fehr fchrnal gefchnitten. An den Ganafchen laufen zwei fchmale rteife
SchicncMi vom Stirntheile bis zu dem unteren lüidc der Rofsllirne hcral). lünc ganz eigenthümliche
Form. Den Mals iles Rofses deckt der „Kanz", welcher jedoch nur aus kurzen Folgen beReht,
die längs des Kammes herablaufen. Auf einer der Folgen ift die Jahreszahl 1547 eingeätzt. Den
I'ferdehals umgeben drei Bandfchienen, welche aus geätzten Blättchen zufammengefetzl und
bewetrlich find. Diefelben find mit dem Kanz und am Hälfe untttreinandc-r durch rothe trolddurch-
wirkte Seidenfchiüire in Vcrliindung. Der I'ilrbug ill klein und kurz hinaufgezogen. Aufdemfelben
find in tretriebener Arbeil im Bas-Relief in der Mitte eine yrofse Rofette, zu deren Seiten Tritonen
(Delphine) dargeftellt.
Das Gelieger wird aus kreuzweife lautenden Bandfchienen gebildet, welche eine gleiche
Form, wie die Schienen am Hälfe haben. In den unterhalb fpitzig geformten breiten Gelieger-
tafchen find Seejungfrauen dargeftellt. Die Köpfe derfelben Imd in der üblichen gleichzeitigen
Tracht der Frauen, mit der „Haarhaube" abgebildet. Der gegenwärtig dem Rofszeuge beigege-
bene Sattel ift von deutfcher F'orm. Die Vorder- und Hinterftege find geätzt und vergoldet. Die
Innenfeite der Stege, der Sitz, die Sattelblätter und die SchenkelwUlfte find mit rothem Seiden-
fammt überzoofen.
Die auffällige Aehnlichkeit in der künftlerifchen Ausfchmückunu' mit dem Harnifche Erz-
herzogs Ferdinand, noch mehr aber die deutlich ausgedrückte Jahreszahl 1547 läfst uns vermuthen,
dafs das vorbefchriebene Rofszeug mit jenem Gelieger identifch ift, welches Seufenhofer in feiner
Rechnung, als „für röm. kön. Majeftät gefertigt", anführt. Die Andeutung „alle ftück mit Delfin
und lauberg auf das raineft getriben vnd geezt" entfpricht ganz unferem Rofszeuge.
Ift diefe Vermuthung richtig, fo erfehen wir aus dem Wortlaute des im I. Theile unferer
Abhandlung citirten Schreibens König Ferdinands vom 15. December: „das er für unfere perfon
ain ftächlen gliger, inmaffen er uns hievor gemacht etc.", dafs aufser diefem Rofszeuge ein
ähnliches fchon vor dem Jahre 1546 von Seufenhofer gemacht wurde.
Wirklich finden wir eine Beftellung und Ablieferung eines folchen Rofszeuges. Die
Beftellung König Ferdinands erfolgte fchon 1538. Anfangs des Jahres 1539 wurde das fertige Rofs-
zeug nebft einem „doppelten Küris und Hauptharnafch" auf dem Inn und der Donau über Ver-
anlaffung des Statthalters nach Wien befördert. Für das Gelieger forderte Seufenhofer damals
75 Gulden rheinifch, eine Summe, die den Regimentsräthen in Innsbruck fo hoch vorkam, dafs fich
diefelben eine allerhöchfte Entfchliefsung erbaten. '
Eines diefer Rofszeuge und wie wir erweifen, auch das ganz ähnliche zweite kam, und
muthmafslich erft gelegentlich der Erbtheilung nach dem Ableben Ferdinands I. 1564 in den Befitz
des Erzherzogs Ferdinand. Das ältefte Inventar von Ambras vom Jahre 1583 ift wie erwähnt, incom-
plett und daher nicht als Grundlage zu nehmen, das nächfte verfafste vom Jahre 1596 gibt hierüber
nur kurze Andeutungen, überdies wird das eine Rofszeug einer anderen Perfönlichkeit zugefchrieben.
Defsungeachtet find die Anführungen nicht ohne Werth. Die bezüglichen Stellen lauten :
„König Franciscus in Frankreich." „Ain ganze Weife Rüfftung mit erhebten Vergulten
Laubwerch Vnd Dilgen, darbey ain fchwarz wulles Par Höfen mit famet verprämbt fambt ainer
Rüfftung in gleicher Arbait auf ein Rofs gehörig." „Irer fr. dt. Rüfftung Zu der Hochzeit." „Ain
gefchobene Rüfftung Vnd Hauben mit vergulten geezten Raiffen, darüb ain Leibfarb Atlafer
Röckhl mit filber geftückht. Ain Satl Vnd Parfen Von gleicher Arbait."
Wenn diefe Auszüge aus den älteren Inventaren nicht genügen um zu conftatiren, dafs die
oberwähnten, gleichgeftalteten Rofsharnifche Ferdinand I. in der Sammlung des Erzherzogs
' Dr. David Schönherr. Der Ilariiifch Königs Kranz I. von Frankreich. Archiv für Gefchichte Tyrols etc. I. p.ig. S4.
68 Wendelin Boeheim.
vorhanden waren, fo läfst eine gleichzeitige Abbildung beider keinen Zweifel mehr übrig. In
einem Foliobande, der die Feftlichkeiten bei Gelegenheit der Hochzeitsfeier des PZrzherzogs
Ferdinand mit Anna, Tochter des Herzogs Wilhelm von Mantua, 14. Mai 1582 in radirten und gut
colorirten Abbildungen enthält, ift der fürftlichc Bräutigam im Aufzuge auf einem Pferde reitend
dargellellt, welches mit tlem befchriebenen Rofszeuge ausgerültct ill. Ihm zur Rechten reitet fein
vornehmrter Gaft, Herzog Wilhelm von Baiern auf einem Pferde, das mit einem Rofszeuge aus-
geftattet \l\, welches wie ein Ei dem anderen, jenem vorerwähnten gleicht.'
Damit irt zur Fvidenz erwiefen, dafs die beiden Rofszeuge des Kaifers Ferdinands t in
fpäterem Befitze des Erzherzogs waren und in der Sammlung fich befanden. Es ifl nun nur mehr
die Aufgabe zu eruiren, wann und Ixi welcher Gelegenheit das eine diefer Rofszeuge aus der
Sammlung gelangte.
So viel liefs fich Ichon anlänglich conllatiren, dafs mit dem Jahre 178S die Erwähnung
zweier ähnlicher Rofszeuge abbricht, dafs alfo die Entfernung des fraglichen Objectes fpäter
erfolgt fein mufste.
Ein in der k. k. Ambraft^r Sammlung befindliches Acteniliick gibt darüber vollftändige
Auskunft: es ill; dies das Protokoll, welches am 15. P'ebruar 1806 bei Gelegenheit der auf Befehl
des Kaifers Napoleon aus der Sammlung zu entnehmenden Harnifche und Waffen aufgenommen
wurde. Der Titel desfelben lautet: „Proces verbal de la prise de possession des armures fran(;oises
existantes au chateau d'Ambras pres d'lnnsbruck" und die darauf bezügliche Stelle:
„Celle de Frangois premier: armure complette, polie, pour lui et Son cheval avec des
bandes dorees, ornee de ileurs de lis et de figures de Dieu.x marins avec portrait. " '
Aus diefer Stelle des Protokolles ifl zu erfehen, dafs der bezeichnete Pferdeharn ifch,
welcher fchon vor 1596 mit dem Harnifche Franz 1. in Verbindung aufgeführt wird, von den
franzöfifchen Officieren und Beamten als zu felben gehörig gehalten und mitgenommen wurde.
Das hier genau bezeichnete Rofszeug und zwar jenes erflgefertigte vom Jahre 1539 ill nun
gegenwärtig in Paris Musee d'Artillerie (grofser Saal, parterre rechts, in der Mitte, Harnifche für
Mann und Rofs) und unter der Bezeichnung G 22. Der jetzt auf diefes Rofszeug gefetzte Manns-
harnifch ift dem Herzoge Anton von Burgund zugefchrieben und lieht natürlich niil felbem in
keiner hiftorifchen Beziehung, wie auch der Catalogue raisonnee andeutet:
„L'armure du cheval est un harnais de tournois (?) de la premiere moitie du XVI. sie'cle du
temps de Frangois I. d'une execution et d'un goüt remarquable et n'a rien de commun avec
larmure de l'homme."^
Wir glauben fchliefslich mit diefen Darlegungen es gerechtfertigt zu haben, wenn wir den
gegenwärtig noch in der Sammlung bewahrten Pferdeharnifch für die Zukunft feinem urfprüng-
lichen Befitzer dem Kaifer Ferdinand 1. wieder zueignen.
' Die Radirungen ftammen vvahrfcheinlich von der Hand des Malers Sigmund ElfälTcr. der um 158 1 in Innsliruck lelite Das
Werk dürfte in Innsbruck bei Agricola (Hanns Bauer) erfchiencn fein.
- Das Protokoll trägt dieUnterfchriften, und zwar franzöfifcher Seits des Infpecflcurs cn Chef der grolsen Armee Villemanfi und
des Capitains im Generalftabe Simonin; öfterreiohifchbairifcher Seits des Artillerie Hauptmannes Baron Voitli, des üubernialSecretärs
Anton Pfaundler von Sternfeld und des Schlofshauptmannes Johann Primiffer.
■' Catalogue des coUcdtions composant le Musöe d'Artillerie par O. Penguilly 1 Hari.lnu, Oflicicr superieur d'Artillerie, Con-
fervateur etc. Paris 1862.
PLUVIALE UND CASULA KAISER FRIEDRICH DES
Von Dr. Florian Romkr.
(Mit 3 Text Illunralionen )
S war noch im Mai des Jahres 1864, als ich die alte Kirche von Tököle, fammt dem
Grabdeine des Michael Chcch \oni Jahre 1519 in Augenfchein nahm, und endlich auch
die unterlle Lade des Schreines herausziehen liefs, in welcher fich die heil. Gewänder
befanden. Hier fah ich zum erftenmal jene kirchlichen Stickereien, von denen ich zwar frhon tViiher
hörte, die aber trotzdem, weil fie die Chiffre des erlauchten Gebers und die Jahreszahl an fich
trugen, deflo gröfseres Intereffe bei mir anzuregen im Stande waren.
Als ich diefe merkwürdigen, bereits in Fetzen aufgegangenen Gewänder fah, bat ich den
Kirchendiener, der über mein Erftaunen ganz verblüfft war, mir fogleich groben Zwirn und ein
Leintuch zu bringen, und fchickte mich dazu an, meinen Schatz nach Budapeft in's Mufeum, für
die Alterthumsfammlung zu bringen. Aber auch der Herr Pfarrei hatte ein Wort darein zu reden
und erlaubte mir erft dann, die ohnedies unbenützen Paramente mitzunehmen, als ich verfprach,
nicht allein einen ganz neuen Vefpermantel der Kirche zu fpendcn, fondern demfelben noch zu
Weihnachten an die Pfarre einzufenden.
Wenn man die Frage aufftellen follte, wie es wohl möglich fei, dafs diefe Kirchenkleider,
die doch gewifs von der kaiferlichen Familie abdämmen, hieher gebracht worden feien , wird man
ganz kurz antworten, dafs fich auch in Rdczkeve in der katholifchen Kirche dergleichen alte Para-
mente vorfinden follen, und dafs ein grofser Theil diefer ausgedehnten Donau-lnfel, Anvie auch
Tököle, Auguftam Familiam Caefareo-Regiam als ihren kirchlichen l'atron und Schutzherrn bis heut-
zutage noch anerkennen. Es ift daher auch leicht möglich, dafs bei Gelegenheit einer Ausmufterum-^
und der Einführung neuerer, modernerer Kirchenkleider befagte Paramente hieher gekommen
feien, wenn man nicht vielleicht annehmen wollte, dafs fie von Wien aus noch als neuere Stücke
hieher gefendet worden feien.'
Was mir fogleich in die Augen fiel, war i) die Cafula felbft, welche fchon ihrer Form nach
mit einer kleinen Krümmung in der Nähe der Öeffnung für den Hals des Frieders beinahe überall
gleich breit und nach unten zu nur wenig gefchweift erfcheint.
Der kurzgefchnittene blaue Sammet id zwar noch der urfprüngliche, aber, obwohl er an
vielen Stellen ganz abgefchunden id, zeigt er an anderen dennoch die grofsblumigen idealifirten
Bouquets, und die vielfeitigen Rahmen von Efelsrücken und Didelknospen, welche gerade im
15 Jahrhunderte fo gang und gäbe waren, dafs fie diefes Zeitalter zu bezeichnen berufen find.
Trotz alledem wird man nicht leugnen können, dafs auch diefes Mefskleid öfters zuL^e-
dutzt und durch unfchuldigen Mifsbrauch der kirchlichen Kund nach Betlürfnis hnnlos ausgeflickt
*- o
1 Ich kann mich von dem Gedanken nicht recht los machen, dafs man in Wien, vielleicht in einem der kaif. Hofarchive, Spuren
«leffen finden wird, wie diefe Kirchengewänder an die Kronherrfchaft gelangt feien; möge fich nur jemand vorfinden, dem es der Mühe
werth fcheint, über das hier herrfchendc Dunkel Licht zu verbreiten.
■jQ Dk. f. ROMEk.
wurde. So wie die Cafula jetzt belleht, mifst der rückwärtige Theil noch gegenwärtig t lo Cm.,
die Breite macht 070 Cm. aus, und diefelben Maafse find auch von dem Kreuze zu verftehcn, das,
aufser den goldenen Querftreifen an den Schultern, die ganze Länge und Breite des Gewandes
einnimmt.
Nachdem wir nochmals erwähnen, dafs der blaue Sammt blofs an einigen Stellen unver-
fehrt zu fehen ill, mufs man geliehen, dafs der ganze freie Raum, der am Kreuze aufser den
Figuren vorkommt, nach dem Gefchmacke jener Zeit derartig mit röthlichen, fchneckenartig
gewundenen Rädchen aus Seide befleht, und diefelben, keinerlei Raum frei hinterlaffend, dazu,
befonders mittelfl: der fie verbindenden Goldfäden, beitragen, dafs fich die übrigen Gebilde dello
beffer vom Hintergrunde abheben.
Auf einem fo glänzenden Hintergrunde fehen wir als Hauptfigur zwifchen den Kreuzes-
armen ausgefpannt den Erlöfer. Das Kreuz felbll, von gelblicher Farbe mit dunkelgrünem Schatten,
ifl fehr roh ausgehauen; überall fieht man am Stamme felbft ganz naturaliftifch die abgehauenen
Aefte, darüber auf einem gewundenen Spruchbande: i.ll.r.i. Die Hauptfigur ill der gekreuzigte
Gottesfohn; die feineren Fleifchtheile find durch das langjährige unforgfältige Hin- und Herziehen
abgewetzt; der wellenförmig ausgebuchtete blaue Heiligenfchein enthält die eigenthümliche Kreuz-
form, und der Kopf des Sterbenden ifl nach rechts hinabgebeugt und durch eine Dornenkrone
ausgezeichnet, die auf dem lang herabwallendcn Haare fitzt, und nur den Schnur- und zweithei-
ligen Kinnbart fehen läfst.
So wie der Heiligenfchein, ift auch das kurze nach rechts fiiegende Schamtuch bläulich.
Aus den Wunden der beiden Hände, der rechten Brufifeitc und der übereinander «refchlagenen
Füfse, fowie auch unter den Stacheln der Dornenkrone fliefst das Blut in Tropfen, ja fogar in
dreitheiligen Strömen herab. Die Länge der nach rechts gebeugten Geftalt mifst 040 Cm., die
Enden der gebogenen Hände machen aber o"32 Cm. aus.
Die am Fufse des Kreuzes flehenden zwei Geftalten erfcheinen nach alter Auftaffung, der
Göttlichkeit des Gekreuzigten gegenüber, etwas kleiner und machen blofs 031 Cm. aus. Rechts
fleht mit einem gewellten braungelhen und mit filbernen Halbkreifen aufgefrifchten Nimbus,
bedeckten Hauptes, im blauen, beinahe regelmäfsig gefalteten Kleide die heil. Jungfrau, deren
beide Hände auf der Brufl ruhen; links hat mit gehörigem Farbenwechfel die Geflalt einen dunkel-
blauen Heiligenfchein mit .Silberkreifen ; das Kleid ifl braunsfelblich mit filbernen Rändern. Die
Hände find wie ftaunend in die Höhe gehalten, wohin auch Beider Blicke gerichtet find; blofs aus
der jugendlichen Geflalt und der hergebrachten Sitte erkennen wir hier den heil. Johannes den
Evangeliflen.
Die Geflalten flehen unten auf dem Grasgrunde. Ueber dem Kreuzflamme fehen wir
auf einer hin- und hergebogenen beinahe geraden bläulichen Wolke eine Geflalt, die in der
Rechten ein mit fünf Buckeln geziertes, durch Fäden quer eingefchnittenes Buch, in der Linken
aber als Zeichen feines Märtyrerthums ein filbernes Meffer emporhält, folglich der heil. Apoflel
Bartholomäus ifl. Ein Theil feiner Kleider und feiner braunen Haare ifl abgerieben ; fein Nimbus
ift grün und mit Halbkreifen eingefafst, deren Mittelpunkte fich innerwärts befinden. Ueber den
Kreuzesflamm hinaus bleibt in den langen Armen Raum für zwei Figuren; rechts ifl der heil-
Petrus mit bläulichem Niml)us im treiben filber-umfäumtcn Kleide. Diefer hält in der Rechten den
o
grofsen Himmelsfchlüffel, der, wie die meifleu Schlüffel diefer Zeil, mit einem Quervierecke endigt;
links hält er das grofse Buch mit filbernen Knöpfen. Sein Kopf ill zwar kahl, aber feine Seiten-
locken und fein Bart befleht aus gekrauster Seide, fowie die Haare der übrigen Heiligen flreng
und anliegend erfcheinen. Auf der linken Seite, gleichfalls dem Gekreuzigten zugekehrt, fleht des
vorigen Gegenbild, der heil. Paulus. Auch er ifl kahl; fein Nimbus und das viereckige Buch, das
Pluviai.e und Casui.a Kaiser Frieduich des III.
7T
er in der Rechten hält, find gelblich, in der Linken befindet fich das bläulich-filberne Schwert, mit
dem runden Endknaufe; fein Mantel ill dunkelblau mit lichterem, ebenfalls hlbernen Saume. Das
ganze Blatt, von einer Nadelmalerei herftammend, war mitteilt Kleiller, der noch heute fichtbar ifi;.
auf das Untergitter angeklebt und befeftigt.
Der vordere, beinahe geigenförmige Theil, ill nur hie und da geflickt. Das Mittel ftiick ifl
eine alte Weberarbeit (Fig. i) und zählt heutzutage 069 Cm. in der Länge, und 0135 Cm. in der
Breite. Der Grund befleht aus goldigen zickzackigen Fäden, und enthält, foviel man nämlich liicr
noch erfehen kann, fünf verfchiedenc Darftellungen.
Zu oberft ift i) ein o'i4 □Cm. Raum, in dem man einen gelblich-grünen, nach zwei Seiten
gewebten I^aum ficht. Die ziemlich grofsen Aefte enthalten ftylifirte Blätter und eine fechseckige,
geometrifche Figur oder Rofe, die oben ins Rothe, unten ins (ielbe Ipielt. Unter dem grofseren
Baume befindet fich beiderfeits auf je einem kleinen l^aume ein Vogel mit rothem Schnabel und
ähnlichen Krallen; ganz unten flehen als Ornament auf einer beinahe geraden Linie C
zunächft der Mitte, von beiden Seiten je drei winzige Bäumchen mit ebenfo vielen
dazwifchen Itehenden Pfählen, und gegen den Saum zu ein von zwei Pfählen umge-
benes Bäumchen. Nun kommt bei ein 014 Ouadr.-Cm. breiter Goldgrund, und in
deffen Mitte, zwifchen zwei Sechsecken, die auf einer ihrer Spitzen ftehen, und in
rothen und blauen Fäden gewirkt liml, mit 003 und 0025 Cm. grofsen gleichfarbigen
Mönchsbuchftaben das Wort: fhtfuS, dem eine achtfeitige flylifirte Rofe folgt, deren
obere vier Blätter blauroth find; in der Mitte haben fie ein Kreuz, unten aber
lilafarbige Blätter mit vier rothen Kreuzen in denfelben. Aufser den mehrfarbigen
Rauten, die an vier Stellen kreuzweife angebracht find, bildet ein gröfseres griechi-
fches, d. i. gleichfchenkliges Kreuz die doppelte, ebenfalls rothe und blaue Liniaffung,
deren gebrochenen und fich wieder ergänzenden Linien vier Rebenblättcr entitammen,
die wieder blau und roth find und das entftandene Viereck ganz ausfüllen. Der folgende
Goldgrund mifst 015 Ct., und hier entfpricht ganz dem oberen Felde nämlich zwifchen
zwei gleichartigen Sechsecken in Mönchfchrift der heil. Namen: mana. Diefem folgt
auf einem 0125 Cm. einnehmenden Goldgrunde ein gerade-äftiger geometrifch gebil-
deter Baum, deffen Farben gelblich-grün find, deffen Blätter Rebenblätter nachahmen,
deffen Früchte aber aus einzeln flehenden runden Beeren beflehen.
* lg '■
Dafs von diefem Mufler, befonders in Oeflerreich und aus der Mitte des 15. Jahr-
hundertes fich nicht das einzige erhalten hat, glaube ich darum, weil ich während den Ferien von
1865 am 14. September im Linzer chrifilichen Mufeum eine ähnliche Cafula fah, welche die Nonnen
von Vöklabruck ausflellten. Auch dafelbfl kamen auf goldigem Grunde die heil. Namen: tbffus und
maria vor; aber diefelben waren, verfchieden von dem Tököleer Mufler, zwifchen Wappen und den
Zeichen des Leidens Chrifli angebracht. Der Erzeugungsort fcheint alfo derfelbe, ja fogar ein im
deutfchen Reiche fich befindender zu fein, nur hat unfer Mefskleid den Vortheil, dafs hier fogar
das Jahr der Erzeugung unbeflritten benannt ift.
Gefagtes beweife ich dadurch, weil dem erwähnten Gewände eine beinahe ganz zu Grunde
gerichtete, vielleicht mehrmals umgearbeitete Stola (Fig. 2) beigefügt ift, aus der es mir ziemlich
fchwer fiel, folgendes herauszubringen :
Diefe Stola nimmt beinahe eine und diefelbe Breite ein und mifst in der Länge 170 Cm.
Auf derfelben befinden fich, mit wenigen Verfchiedenheiten von dem Gewebe der Cafula eilf ganze
und zwei halbe Mufler, fo dafs nur auf dem öfters angeführten (ioldgruiide anftatt des fenkrechten
Bildes, fich wagrecht folgende Zeilen wiederholen. Im rothen Felde: thffuS, im blauen Felde:
1 S^S^S^y •'" blauen Felde: ÄCIOV; hierauf folgt das gleichfchenklige Kreuz, mit dem Unter-
72 Dr. f. f. Romer.
fchiede, dafs hier die mittleren Blätter etwas gröfser find und anftatt der doppelten Einfaffun£f
blofs eine einfache Linie ftatthndet. Nach diefem wiederholt fich im blauen Felde : maria, im
rothen Felde: 'j 5^5^5^. im rothen Felde: ÄGIOV u. f. w. Die Enden der Stola, indem diefelben
breiter als das Band felbll: find, beftehen aus drei Theilen, darin fich die befchriebenen MuAer
wiederholen.
Die Schreibart, fowohl der allerheiligfte Namen, als auch die Buchftaben des Wahl-
fpruches des Kaifers felbft, beftätigen genügend, woher diefes Mefskleid herftammen mag, indem
hier kaum an einen Mifsbrauch des Stoffes zu denken ift, fowie auch niemaml zu jener Zeit es
gewagt hätte, einen fo bezeichneten Stoff für Privatzwecke zu verarbeiten.
Sollten aber dennoch irgend welche Zweifel gegen den gewebten Stoff, den am Knde doch
auch Andere kaufen konnten, fich erheben, fo wird uns wohl ein anderes Stück zu Hilfe kommen
muffen, es ift die beinahe ganz, wenigftens im Wesentlichen geflickte Pluviale benannten Kaifers.
Auch diefes wunderbare Stück, Fig. 3, fand ich zufammengeknetet und ziemlich zu tirunde
gerichtet in derfelben Kirche zu Tököle, wo dasfelbe deffen ungeachtet wegen der Armuth des
Ciotteshaufes gewöhnlich an Sonntagen benützt wurde.
Wenn wir das Pallium betrachten, ficht man fogleich, dafs der Rand ober der Stickerei,
o 42 Cm. breit, derfelbe blaue, gefchnittene Sammt fei, der fich an dem Hintertheile der Cafula
befindet. Die Breite des Vefpermantels macht 286 Cm. aus, in der Höhe aber find fammt dem
Rande felbft 148 Cm. zu meffen. Zu bemerken ill, dafs der ganze untere Theil durch tlas immer-
währende forglofe Hin- und Herziehen, durch die flätige Benützung fo viel gelitten hat, dafs die
befchriebene, gemufterte und befchnittene Sammtfläche beinahe bis zur Unkennt-
lichkeit verlchwunden ift, fo dafs der Mantel ganz fahlblau, mit weifslichem
Stiche ausfieht, und nur an einigen Stellen zwifchen der erhabenen Stickerei
noch dunkelblaue Flecken erhchtlich find, die von dem alten Mufler noch
ein ziemlich fchwaches Zeugnifs bieten.
Der mittlere Theil zählt 118 Cm., zwei Theile machen o 60 und zwei
andere 017 und o 19 Cm. aus, die noch vor dem Sticken zufammengenäht
wurden, damit fie das ro3 Cm. breite untere Stück bilden. In der Entfernung
von einem Meter nehmen die geftickten Aehren ab, und obwohl diefelben mit
gleicher Höhe in drei gleichen Linien abwechfelnd vorkommen und als fünf
und fünf erfcheinen, fo folgen fie dennoch beiderfeits und zwar ein wenig
gegen die Mitte zu geneigt, zuerft mit fünf, dann mit vier Bündeln, bis üc
endlich zu zweien erfcheinen und alle zufammen 38 ganze und blofs 6 halbe
Garben ausmachen. Ich glaube, dafs fich diefe ziemlich erhabenen Zierden mit
F i P 2 -
geheimem Sinne auf das geheiligte Himmelsbrod beziehen; es find diefes
nämlich allerfeits neun ausgebildete Aehren, deren je zwei herabhängen, die übrigen feitwärts
gerichtet find, die mittleren endlich gerade aufftehen und an den Stengeln mittelft eines rundlichen
Fadens gebunden find. Pls unterliegt keinem Zweifel, dafs fich diefe Garben vom dunkelblauen
Grunde fehr fchön abgehoben haben muffen und dafs die einzelnen Aehren durch die rothe Seide,
mit der fie ausgenäht waren, fogar viel an Zartheit gewannen. Die Höhe der Aehrenbündel macht
019 Cm., die untere Breite der herabgebogenen Aehren 016 Cm. aus, fo dafs alle diefe Ver-
zierungen nach demfelben Mufter ausgeführt und dann aufgenäht wurden.
Was uns an diefem Mantel als I lauptsache vorkömmt, bezieht fich aul den Kaifer Fried-
rich III., indem zwifchen den zwei unteren Aehrenreihen gegen die Mitte des Pluviales die Anfangs-
buchftaben feines Wahlfpruches ftehen : -Ä-C-LO-V- und fogar den eigenthümlichen Schlufs-
ftrich unter den Buchftaben aufweifen; dann lieht noch feitwärts nach links vom mittleren Aehren-
Pluv]ai,e und Casui.a Kmsek Friedkich des III.
73
- .VI ^
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Ä
I
bündel die bezeichnende Jahreszahl • J /^'y^'Ö'' ^° zwar, dafs diefe beiden Zeilen ebenfo wie
die Achrcn aust,'enäht find, wn^X uns dadurch Alles, was wir wiffen wollen, beweifen.
Es ift bekannt, dafs der Vefpermantel den altgebräuchlichen Regenmantel, der mit einer
Gugel (cucullus) ausgerüftet war, erfetzte, und nicht allein in der Kirche, fondern fehr häufig auch
aufser tlerfelben benützt wurde. Aus der den Kopf bedeckenden Kaputze wurde fpäterhin der
heutige, fich weiter unten befindende Spiegel, an dem anflatt der einfl fo häufig benützten
Glöckchen oder der Schellen eine Goldquafle angehängt ill. Der an . dem befprochenen
Mantel angebrachte Spiegel mifst obenan o'35 Cm., geht nach untenhin in eine Spitze aus und
enthält in feiner Höhe 040 Cm. Die beiden Seiten-
theile der Bordüre find kettenförmig, weil fie aus
einem 068 Cm breiten, offenen Theile und einem
blos 005 Cm. breiten und ganz genähten Theile
beflehen. Der in der Mitte zwifchen diefen liesfende
und erhabene Rand ifl doppelt zufammengedreht,
fl;rickartig und zählt von einer Biegung zur andern
008 Cm. Das im Spiegel felbft befindliche Nadel-
jrebilde ift fehr anoernffen, befonders in den her-
vorflehenden zarteren PIrhöhungen, fo dafs man
an mehreren Orten blos die gröbere Leinwand des
Grundes, fowie hie und da nur die gemalten Partien
zu fehen bekommt.
Dort, wo man keine Piguren ficht, befindet
fich 025 Cm. breit die Fortfetzung des Rahmens, fo
dafs auch hier ebenfo wie am Rücktheile der Cafula
desfelben Kaifers fich zwar kleinere, aber doch
noch 003 Cm. fchneckenförmig gewundene Gold-
fäden befinden, welche theilweife auch nieder-
i^enäht find. Sehen wir weiterhin das Innere der
Darfteilung an, fo ift von unten her bis auf o '15 Cm.
der Zimmerboden in der ftylgemäfsen Verkürzung
fchachbrettartig belegt, und zwar fo, dafs oben, fo
weit nämlich die Figuren reichen, dunkelgraue mit
yelben Tafeln wechfeln, weiter unten aber beinahe
nur gelbe Fäden zu fehen find, welche aber überall
theilweife niedergenäht und mit fchnurförmigen
Binden niedergehalten werden.
Es ift beinahe auffallend, dafs, indem man
fonft vergeblich um den Geber und das Jahr der Schenkung felbft forfchen würde, fich gerade hier
beides auf demfelben Kleide uml zwar zum zweitenmal vorfindet. Ich leugne es durchaus nicht,
dafs es fehr fchwer hält, diefe Anhaltspunkte zu entdecken; aber fogleich unter den zwei Geftalten
lefen wir auf den fchachbrettartigen Tafeln: -Ä-C-I-O-V- und darunter I'A'A'Ö' ^° ^'^'
man an diefen verkommenen Zeichen noch wahrnehmen kann, find die Punkte felbft mit Schwarz,
und Lila, die Buchftaben aber und Zahlen mit Weifs ausgenäht.
Die zwei 020 Cm. hohen Geftalten find auf dem gröberen Grunde aufgeftickt untl zum
zweitenmal auf den fchneckenförmig gekräufelten Hintertheil angebracht. Links befindet fich der
ganz gekleidete Engel der Verkündigung, deffen Füfse kaum zu fehen find; dcffen Geficht auf
VII. N. F. «•
Fig- 3-
JA Dr. f. F Romer. Pluviale und Casui.a Kaiser Friedrich des III.
die feinere Leinwand gemalt, feine Haare gelblich und an den Spitzen ein wenig gekraull;,
deffen Kleid weifs, mit fchwärzlich-blau gemalten Falten und gerade liebendem Kragen, eingefafs-
ten Aermeln und unterem Saume ; an der Brufl eine über Kreuz gelegte Stola, bi der Rechten
hielt er früher eine Lilie oder einen Kreuztlab (.;), was aber heute fchon verfchwunden ifl ;
die Linke ftreckt er vor fich hin. Was feine Flügel anbelangt, find diefelben an der Fingerbeuge
geknickt , nach inntn zu roth-gelb-weifs , nach aufsen zu aber mit gelblichgrünen Federn
ausgerüftet und mit Silberfäden eingefafst. Dem Erzengel mangelt jedweder Heiligenfchcin,
aber um ihn herum vom Boden bis zum Boden zieht hch ein 002 Cm. breites, regellos hin wml
hergebogenes Spruchband, auf dem das Ave Maria C'.racia plena, mit fchwarzen Buchllaben
geflickt, geftanden haben mag, aber heutzutage nur mehr vermuthet und nur bei einzelnen
Buchftaben errathen werden kann.
Diefer Geflalt cfesrenüber llrht die heil. |im''rr,iu mit herabgefchlagenen .\ugen. llii
Heiligenfchein ift aus erhabenen hervorflehenden (ioldfäden radförmig gebildet. Ihr langes
(Iraffes eelbliches Haar fliefst über ihren Rücken herab, ihr Geficht ill iheils mittelfl farbiger
Fäden, theilweife aber mittdll b'arix'n erhöht und belebt. Ihr Gewand ill bläulich, an den Glanz-
punkten mit gelblichen Blumen geziert, obwohl dies auch Rofen- oder Aehrenbündel fein könnten.
Der Saum um den Hals herum und an den Aermeln iil languettirt, unten aber eingefäumt. Die
Hände legt fie vor der Brufl demüthig übereinander. Diefe Geflalt ill ebenfalls, fo wie der heil.
Botfehafter, mit einem phantaflifch gelegten Spruchbandc eingefafst, auf dem man das „fiat" kaum
lefen kann. Ich denke wohl, dafs lieh dar.uif natürlich die .Antwort der heil. Jungfrau: „l{cce ancilla
Domini fiat mihi fecundum verbum luum" Ijetunden liaben möge.
Im Ganzen können und muffen wir uns hier freuen, dafs durch diefen Nebenanhang und
die darauf befindlichen zwei Zeilen die Zufammengehörigkeit diefes Paramentes, das nun vier
lahre älter als die Cafula ifl, nicht allein beflätigt ifl, fondern diefe zwei kirchlichen Kleider
wunderbarlich g-erettet, und einen wahren Schatz der Kronher rfchaft Rdczkeve darflellend, zum
befonderen Schmucke des ungarifchen Induflrie-Mufeums geworden lind.
tC^''yr^
DER
GRAUSTEIN DES ROBERT VON SANSEVERINO
IM
DOM ZU TRIENT.
Besprochen von Joh. Newald.
jMNN man durch das Seiten-Portal in das füdliche Seitenfchift der Domkirche zu Trient
eintritt, fällt uns fofort ein an der Hauptmauer, in geringer Entfernung links vom Eingange
auft^eftellter Grabftein aus dunkelrothem Marmor auf
Auf dem Steine ift etwas über lebensgrofs in haut-relief ein Ritter dargeftellt, tler in feiner
rechten Hand eine grofse, mit der Spitze zum Boden gekehrte Fahne hält, an der das untere luide
der Stano;e in Baumwurzeln ausläuft, als wollte durch diefe eigfenthümliche Stelluno' der Fahne
angedeutet werden, dafs fie, einft im Boden feftgewurzelt, gewaltfam aus demfelben geriffen und
ireflürzt worden ift. Auf der Fahne erfcheint der voll Beweeune vortrefflich crezeichnete ";rimme
St. Marcus-Löwe, jedoch in der mit der Fahne geftürzten Stellung abgebildet.
Der flark abgefchrägte Rand des Grabfteines und die Art, wie auf der Abfchrägung die
Schrift angebracht il1:, läfst bald erkennen, dafs derfelbe einll: der Deckftein einer Tumbu war ; der
Sockelftein, auf dem nunmehr der Grabftein an der Wand aufofeftellt ift, dürfte einft die vordere
Stirnwand der Tumba eewefen fein. Er träet die Infchrift: MCCCCLXXXVII Italiae vi6lor
Severina Stirpe Robertus Sigmundum Australem fenfit in arma Ducem Ter Proceres Veneti hello
petiere Tridentum ; Ter vi6li, hie vi6lus ecce Robertus adeft.
Der über dem Grabftein in die Mauer eingefügte, mit fünf Wappenfchildern gezierte Stein
war unzweifelhaft die rückwärtige Schmalfeite der Tumba.
Die Umfchrift des, wie erwähnt, an der Wand aufgeftellten Deckfteines beginnt an der Kopf-
feite des Ritters und läuft um den Rand des Steines herum. Sie befteht aus nahe 5 Zoll langen
güthifchen Minuskeln , die Buchftaben und fehr eng geftellt, wodurch das Lefen des Textes über-
aus erfchwert wird. Die Umfchrift ift deutfch und lautet: „Nach Crifti gepurd M°CCCC°LXXXVir
jar an fand Laurentzii tag hat überwunden der durlauchtigift herr Erzherzog" Sigmund von Ofter-
reich die V'enediger und jr hauptman fenior Robert ligt hie begraben dem Got genedig fey."
Robert von Sanfeverino, Graf von Gajazzo ftanuntc aus einer vornehmen neapolitanifchen
Familie, er war einer der berühmteften Kriegsobriften Italiens in dem an tüchtigen Heerführern fo
reichen 15. Jahrhundert.
Sigmund der Münzreiche hatte im März 1487 ohne Zuftimmung der Stände Tyrols einen
Kriee mit Venedig- geradezu vom Zaune et^brochen, und fofort durch eine bisher nicht erhörte
Mafsregel eröffnet, indem er auf der Meffe zu Bozen 130 venetianifche Kaulleute einkerkern und
ihre Waaren confisciren liefs.
76 JOH. NeWALD.
In Verbindung mit dem Bifchot von irient Ulrich von l'rinulsberg, ßnuKn- des bcruhinun
Landsknechtfiihrers, und dem Grafen von Arco, fendet Sigmund ein etwa 12000 Mann ftarkes
Heer, unter der Führung des Gaudenz von Matfch Grafen von Kirchberg, und des Hauptmanns
Friedrich von Kappler, eines Elfafsers, welcher in den Schlachten der Eidgenoffen gegen Karl den
Kühnen bei Granson, Murten und Nancy hohen Ruhm erworben, nach dem Süden.
Diefes Heer nimmt nach längerer Belaoerung das von den Venetianern befetzte Rovcredo.
Der Senat von Venedig erwartet nunmehr das Vorbrechen der Tyroler in der Richtung von
Verona. Er war durch diefen Krieg überrafcht worden, er rief alle feine zur Verfügung flehenden
Truppen in Eilmärschen nach dieser Stadt, und nahm den als Feldherrn hochgefchätzten Robert
von Sanfeverino in feine Dienfle, ihm die Heerführung übertragend.
Da trat bei den Tyroler Truppen ein ganz unerwartetes Ereignifs ein: Gaudenz von
Matfch ftellte fich mit der Eroberung von Roveredo zufrieden. Ohne fich an die Einfprache des
Bilchols Ulrich, noch an die Beltürmungen der um das Los ihrer Stadt beforgten Bewohner
Trients zu kehren, verliess er den Kriegsschauplatz und entliefs die Truppen in die Heimat. Nur
etwa 2000 Mann hielt der Bifchof und Friedrich von Kappler beifammen. Das Vorgehen des Vogt
von Matfch lässt sich nur aus den am Hofe zu Innsbruck bertandenen heillofen Zuftänden erklären.
Die ganze Sorge der Vertheidigung Süd-Tyrols fu-l nunmehr dem Hauptmann Kappler zu.
Er zog Truppen aus Nord-Tyrol und aus den Vorlanden heran; mittlerweile wurden das Val-
fugan, Primör und Enneberg von den Venetianern gräulich verwüftet. Sanseverino drang gegen
Trient vor. Um eine Belagerung diefer Stadt unternehmen zu können, bezwang er zunächft ilas
zerfchoffene Roveredo, und fuchte die etwa Vi Wegftunden nördlich gelegenen zwei Schlöffer,
Nomi am rechten und Stein am Callian am linken Ufer der Etfch zu gewinnen. Nomi vermochte
keinen Widerfland zu leiftcn, dagegen war das Schlofs von Callian fefl und konnte nur von der
Nordfeite angegriffen werden. Sanfeverino liefs oberhalb Calliano über die Etfch eine Schiflbrücke
fchlagen und nahm fein Lager auf dem dort bei 600 Schritte breiten Thalgrunde am linken Ufer
des Fluffes. Das Lager war an der Oilfeite durch die fteilauffteigenden Porphyrfelfen, im Süden
durch den Schlofsberg, im Weflen durch die Etfch begrenzt, und nur an feiner nördlichen fchmalen
Seite, gegen Trient zu, offen.
Für Trient befland die höchfte Gefahr. Da übernahm es ein lienachbarter Burgherr,
Georg von Pietrapiana, den Landfturm aufzubieten. Die über die Verheerungen der Venetianer
erbitterten Gebirgsbewohner folgten alsbald diefem Aufruf Was Trient an waffenfähiger Mann-
fchaft befafs, fchlofs fich an Kappler an.
Calliano liegt ungefähr 74 Meilen füdlich von Trient entfernt.
Es wurde der 10. Auguft, der Tag des heiligen Laurentius, im Jahre 1487 ein PVeitag, zum
Angriff des venetianifchen Lagers beftimmt. In der Nacht vom 9. zum 10. befetzte Pietrapiana
mit dem Landflurm die Höhen oberhalb des Lagers. Am Morgen des 10. rückte Kapplcr mit
feinem kleinen Heer gegen das Lager vor. Gleichzeitig mit dem Angriff der Truppen ftürzten die
Landfturmleute von dem Bergabhange herab und griffen die Venetianer in tler Seite und im
Rücken an. Der Kampf wurde beiderfeits mit der gröfsten Tapferkeit und Erbitterung geführt.
Sanfeverino war des engen Raumes wegen nicht im Stande, von der Ueberzahl feiner Truppen
Gebrauch zu machen. Er wurde mehr und mehr gegen den Flufs gedrängt, und da einzelne
Abtheilungen bereits über die Schiffbrücke zu fliehen beginnen, läfst, um die Truppen zum
äufserften Widerfland zu zwingen, ein Venetianer Hauptmann, Andreas de Borgo, die Seile, an
denen die Brücke hängt, durchfchlagen.
Als die venetianifchen Tru|)])(-n diefe Mafsregel bemerken, erfchallt der Ruf: „al ponte,
al ponte." Die Verwirrung wird ijald allgemein. Sanfcn'erino kämpft perfönlich mit dem Muth der
Der Grabstein des Robert von Sanseverino im Dome zu Trient. 77
Verzweiflung. Vergebens fuul alle Bemühungen, die Seinen zum Standhalten zu bewegen; er
wird mit einem Theile der bei ihm Ausharrenden gegen die Etfch gedrängt, und als ihm kein
Ausweg bleibt als um Gnade zu bitttm, ftürzt er fich in den reifsenden Flufs. Bis der Tag zur Neige
gegangen, war das venetianifche Heer völlig zerfprengt. Nur einem geringen Theile gelang es,
über die Etfch zu entkommen, die Ueberzahl war erfchlagen, ertrunken oder gefangen. Am nächflen
Morgen wurden die Lagervorräthe der Venetianer, das Gefchütz u. f w. nach Trient gefchafft.
Die Leiche des Sanfeverino wurde an einer verfumpften Flufsflelle aufgefunden, von den
Siegern mit allen militärifchen Ehren nach Trient gebracht, und in der Domkirche begraben.
Auch das fchöne Denkmal dürften ihm die Sieger gefetzt haben; dafür fpricht die deutfche
Umfchrift und die Darftellung mit der geflürzten Marcus-F"ahne. Die Errichtung desfelbcn mufs
im Laufe der nächftfolgenden Jahre ftattgefunden haben. Es ergibt fich diefes aus folgendem
Umftand. Sanfeverino's Leiche wurde über Veranlaffung feiner Söhne im Jahre 1490 nach Mailand
übertragen. Nachdem der Schlufs der auf dem Grabftein vorkommenden Infchrift: „und jr haupt-
man fenior Robert Hot hie begraben" lautet, fo mufs das Denkmal damals bereits beftanden
haben.
Erzherzog Sigmund ftiftete zum Andenken an den rühmlichen Sieg, zu Ehren des heiligen
Laurenz, zu Calliano eine Kirche und zwei in jeder Woche des Jahres zu lefende Meffen. Es foU
fich dort noch ein altes Altar-Bild vom Jahre 1523 mit der Darltellung der Schlacht befinden, auf
dem der Bifchof Ulrich von Trient in der Gefl:alt des heiligen Vigilius, und der zur Erde gebeugte,
die rechte Hand emporhaltende Sanfeverino abgebildet ift. Die Stadt Trient ftiftete ein Hochamt
in der Lorenzo-Kirche bei den Dominicanern. Als diefes Klofter im Jahre 1778 aufgehoben wurde,
wurde diefe Stiftung in die Kirche Sandla Maria Maggiore übertragen.
In Trienter Kalendern kam zum 10. Auguft die Anmerkung vor: „Ouefta mattina rUluftrif-
fimo Magiftrato Confolare, fa cantar meffa, e ciü in memoria della vittoria riportata dai Trc-ntini
fotto Calliano l'anno 1487." Nicht überall wird ein Tag, welcher für den Ort eine wichtige
Bedeutung hat, der Bevölkerung in gleicher Weife in Erinnerung erhalten.
Im deutfchen Spital zu Trient follen hch noch die Wappen und Namen von 3S deutfchen
Rittern, welche bei Calliano mitgekämpft, auch mehrere dort gelalU^n find, befinden. '
• Vortrag gehalten im Alterthunis Verein am 14. Novemlier 1S79.
Auiucrlaing : Eine eingehende Darfteilung der Ereignifle jener Zeit findet fich im II. Bande des
„Sammlers für Gefchichte und Statiftik von Tyrol", Seite 97: Der venetianifche Krieg unter
dem Erzherzog Sigmund Grafen von T)to1, 1487. Von Gottfried Primiffer-^ — ferner in
Dr. Jofcph Bgoci''s Gefchichtt; Tyrols. I. Band, Seite 610, u. f f
ALBERT CAMESINA RITTER VON SAN-VITTORE,
|M lö. Juni 1881 llarb Albert von Camehna im 75. Lebensjahre. Mit iiini verlor die Central-
Commiffion zur Erforfchuno; und Erhaltuntj von Kunft- und hiftorifchen Denkmalen ihr
derzeit älteftes Mitglied, einen Mann, der, im Dienfte der Wiffenfchaft und Kunft ftehend,
zur Zeit feiner vollen Gefundheit den Beftrebungen und Aufgaben diefes InRituts feine
ijanze Aufmerkfamkeit zugewendet und redlich an ihrem bisherigen erfolijreichen Wirken
mitgeholfen hat. Seine Leitungen auf dem Gebiete der Archäologie Oellerreichs, fowie um Klar-
ftellung fo mancher intereffanter Partien der Gefchichte Wiens, namentlich ihres topographifchen
Theiles, werden ihm ein dauerndes Andenken bewahren. Camefma war nicht der Mann fich für
feine Arbeiten grofse Ziele und Gefichtskreife zu wählen, er Hellte fich befcheiditne Aufgaben; di)ch
diefe behandelte er mit unermüdeter Emfigkeit und Ausdauer, mit unglaublicher Hingebung,
mit nachhaltigem Fleifse, mit einer bis ins kleinfte eingehenden Sorgfalt, Vorficht und Aufmerkfam-
keit und mit vollem Ernfte. Auf diefe Weife fchaffte er nicht Vieles, aber recht Werthvolles. Er
forfchte allerorts nach Oriorinal-Ouellen für feine Aufs»^aben und liefs fich die Mühe öfteren verijeb-
liehen Suchens nicht verdriefsen, endlich fand er doch meiftens , was er finden wollte, und von
deffen Exiflenz er eine Ahnung hatte.
Leider ifl; mit ihm ein reiches Wiffen, das er fich auf dem niühefamen Wege des Forfchens,
Beobachtens und Studiums zu verfchaffen wufste, zu Grabe gegangen, denn feine Veröffent-
licliuncfen und hinterlaffenen Aufzeichnungen find im Very-leiche mit feinem Wiffen fowie feinen
reichen und gründlichen Kenntniffen nicht genug zahlreich. So mancher Gegenlland, über den er
völlig unterrichtet war und worüber er genau Befcheid zu geben wufste, blieb in feinen Veröffent-
lichungen unbehandelt, aber auch in feinen Aufzeichnungen unberückfichtigt.
Wenngleich einer urfprünglich Schweizer Familie angehörend, war Camefina — deffen
Urgrofsvater bereits in Wien lebte — mit Leil) und Seele deutfch und Wiener. Er war ein ^ulcr
Patriot und treuer Anhänger des AllerhöchRen Kaiferhaufes. Er lebte mit geringer Ausnahme,
als da find eine crröfsere Reife durch Deutfchland und Beloicn, ein Aufenthalt in Berchtoldsdorf
(1837 — 1848) und ein folcher von mehreren Monaten in Venedig, ftets in Wien und wufste die
miterlebten Erei^rniffe diefer Stadt untl die Erfcheinunyen des öffentlichen Lebens mit feinem
Verfländnifs und fcharfer Auffaffung in fich aufzunehmen, daher er (tinc unerfchöpfliche Quelle für
die Localgefchichte feiner Zeit war. Sein Unheil war meilt präcis und trefteiul, fein Ralh meiftens
richtig, fein Ausfpruch beflimmt, mitunter fatyrifch, feine Kritik unparteiifch und wahr, daher ott
empfindlich, feine Mittheilungen waren belehrend, tlabei meiil heiter und witzig.
Nach in den Jahren 1817 — 1823 befuchtem akademifchen Gymnafium gewannen aul ihn die
Erfcheinungen der Kund einen fo nachhaltigen Einilufs, dafs er, als Sohn wohlhaljendcr Eltern
nicht auf das Brotfludium angewiefen, behufs des Unterrichts im Zeichnen tue k. Akademie
der bildenden Künfte befuchte und diefs bis 1828 in der Abficht Mah-r zu werden fortfetzte. Den
Albert Camesina. 79
erwählten Kunftzweij^ aber betrieb er mit einem gewifsen ernilen Streben, wenngleich als Dilettant
aus Liebhaljcrei; fpäter gewann er überhaupt für die graphifclKMi KünRe ein grofses Intereffe,
cultivirte den Holzfchnitt und die 1 lochät/.ung und i harakterilirte fich zunächll als reproducirenden
Kuiilller. Durch fortwährende Befchäftigung mit den graphifchen Künllen gewann Camefina
darin eine gewiffe Kenntnifs ilicfer Kunll - Produfte, eine ungewöhnliche Schärfe des Blickes
und verläfsliche Beurthcilung, aber auch ein fcharfes Verlländnifs und feine Empfindung für
genaue Wiedertrabe älterer Kunllwerke.
Von diefcn Lieblingsneigungen ging Canic;hiia allmählig einen Schritt weiter. Er wendete
ficli dem Studium der üllerreichifchen KunllilcMikmale zu vind brachte viele Zeit in den her-
vorragenden Stiften des l'lrzherzogthums zu, namentlich in Klollerneuijurg und Heiligenkreuz; in
dem (.Miicn waren es der Verduner-Altar und die Glasgemälde der Leopolds-Capelle, im anderen
die hochwichtigen Grifail-Fenfter des Kreuzganges und tue (ilasmalereien der Brunnen-Capelle, die
ihn zu archäologifchen Studien und ("opirungen bewogen. Oft erzählte er von feinen Erlebniffen
in den Stiften und fprach gern in freundlicher l'.rinnerung von" feinem Aufenthalte in Klofler-
neuburg, wo er einen Kreis gelehrter und fein Unternehmen wohlwolliMid fördernder Capitu-
laren fand. Das Gefühl befonderer Anhänglichkeit an diefes Stift hatte er bis in die letzten Tage
bewahrt.
Camefina's erfte Veröffentlichung erfchien unter gemeinfamem Namen mit Scha.{i\a.n ßrunner :
„Wiener- Neufladt in Bezug auf Gefchichte, Topographie, Kunll und Alterthum", und zwar
flammen die Federzeichnungen aus Camefma's Hand. Daran reihte hch das Werk über den
Verduner-Altar, herausgegelien von Jofeph Arneih, fpäterem Direftor des k. k. Münz- und
Antiken-Cabinets. Die Zeichnungen, die mit einer bewunderungswerthen Treue der Wiedergabe
und mit Charakterverftändnifs für diefes koftbare Denkmal der ICmailkunft aus dem 12. jahrhim-
dert ausgeführt find, flammen von Camefina. Das Werk erfchien im Jahre 1843 unter der irrigen
Bezeichnung „Das Niello-Antipi'udium in Klofterneuburg" in Gokb und Farbendruck und war
Sr. Majeftät dem Kaifer Ferdinand gewidmet, Allerhöchflwelcher ihn dafür tlurch das Gefchenk eines
goldenen Chiffre-Rino-es auszeichnete. Für dasfelbe Werk erhielt Camefina im Jahre 1844 vom
Könige von Preufsen die goldene Medaille für Kunft und Wiffenfchaft und 1846 vom Könige der
Niederlande das Ritterkreuz des Ordens der Eichenkrone. Ein zweites in diefer Zeit entftandenes
Werk waren die Zeichnungen der prachtvollen alten Glasgemälde im Kreuzgange des Stiftes
Heiligenkreuz, welche der niederöfterreichifche Gewerbeverein im Jahre 1841 mit der erften grofsen
filbernen Medaille prämiirte. ' Das Zuflantlekommen der betreffenden Zeichnungen und Schnitte
befchäftigte Camefina durch eine Reihe von Jahren und nöthigte ihn zu namhaften Auslagen, doch
erwarb derfelbe durch die Muftergiltigkeit diefer Publication die Bewunderung und Anerkennung
der Kunftfreunde und Archäologen.
Nach den Jahren 1848 — -49 trat in Camefina's Thätigkeit ein Umfchwung ein : war er bis dahin
mehr zurückgezogen und fammelnd, fo trat er jetzt producirend auf. Den wichtigften Impuls hiezu
gab das faft gleichzeitige Entftehen der k. k. Central-Commiffion für Erforfchung und Erhaltung
von Baudenkmalen und des Alterthums-Vereines zu Wien. In der Zeit von 1848 an bis zum Ent-
ftehen diefer beiden Inftitute (1854), an deren vorbereitenden Arbeiten er fich betheiligte, finden
wir kleine Publicationen unter Camefina's Namen in den fogenannten Sylvefter-Spenden (Wien's
Wappenbrief von 1462 und über die Hinrichtung des Grafen Nadasdy). Nach Gründung der gedach-
ten Central-Commiffion wurde Camefina k. k. Confervator für Wien und in diefer Eigenfchaft als
Mitglied in die Central-Commiffion berufen, der er bis zu feinem Tode angehörte. Seit dem Jahre
1873 beschränkte fich feine Thätigkeit als Confervator auf die II. Sedlion, 1878 refignirte er auf diefe
1 Aus dem Nachrufe für Camefina voii K. Weiß. Wiener-Zeitung Nr. 13g von 1881.
8o Albekt Camesina
Stelle. Im Alterthums-Vereine gehörte er feit des Vereins Beginne dem AuslchulTe ununterbrochen
an, 1878 legte er diefe Stelle nieder. Ebenfo befchäftigte fich Camefnia eifrig an den Arbeiten des
im Jahre 1865 gegründeten Vereines für Landeskunde von Nieder-Oellerreich, in deffen Ausfchufs er
1869 gewählt wurde und bis zum Tode verblieb.
Wir wollen nun in Kürze verfuchen, Camefina's Publicationen aufzuzählen uml beginnen
zunächft mit jenen in den Schriften der Central-Commiffion.
Die fünf Bände Jahrbücher enthalten: Die älteften Glasgemälde im Chorherrenftifte Klofter-
neuburg und die Bildniffe der Babenbcrgcr in der Ciftercienfer-Abtei Heiliifenkreuz, gezeichnet
und befchrieben von Camefina; — die Glasgemälde aus dem 12. Jahrhundert im Kreuzgange zu
Heiligenkreuz; — die Darftellungen auf den Bronze-Thüren des Haupteinganges von S. Marco
in Venedig.
Die 27 Bände der .Mittheilungen: Die Zeichnungen der Emailtafeln aus dem Schatze von
St. Stephan; — ein Bas-Relief in der Burg zu Wiener-Neuftadt; — drei Tapetenmufter aus dem
Anlange des 15. Jahrhunderts; — die Zeichnungen zum Adler-Ornate in Brixen ; — Siegel eines
Wiener Malers aus dem 16. Jahrhundert; — Plan der Stadt Venedig aus dem 14. Jahrhundert; —
Beiträge zur Gefchichte des Wiener Rathhaufes aus den ftädtifchen Kammeramts-Rechnungen; —
Beiträge zur Gefchichte des II. Reliquien-Schreins für den heil. Leopold in Klofterneuburg (noch
nicht abgefchloffen).
In den 19 Bänden der Berichte des Wiener Alterthums-Vereins erfcheint Camefma faft in
jedem vertreten, als: lieber Lautenfack's Anficht Wien's vom Jahre 1558, mit dem von Wolfg.
Lazius dazu gelieferten Texte und mit Beiträgen zur Lebensgefchichte des letzteren; über die ältefte
Anficht Wien's vom Jahre 1483; die Tafeln zum Auffatze Dr. G. Heider's über den Altar-Auffatz in
Klofterneuburg; die alte Peterskirche in Wien; Alte Abbildungen der Wiener Bürgerwehr; die
M. Magdalena-Capelle am Stephansfreithof (ein nach mehr als einer Richtung hochintereffanter
Auffatz, namentlich durch die erfte Publication des Katakombenplanes von St. Stephan und
durch die Klarftellung eines polygonen Karners an der rechten Seite der Stephanskirche untl der
urfprünglichen romanifchen Anlage diefer Kirche); feierlicher Einzug des Königs Mathias in Wien
(1608); das Paffionsfpiel bei St. Stephan in Wien; zwei Urbare des Stiftes Schotten von 1376 und
1309; fliegende Blätter über das türkifche Heer von Wien im Jahre 1529; ein Fachmile des Wiener
Wappenbriefes; die ehemalige Judenftadt in Wien (leider unvollendet); der Plan von Wien nach
Daniel Suttinger 1684); Anficht von Wien aus dem Jahre 1532; eine folche nach Hartmann
Schedel's Chronik (1493); der Plan der Belagerungs-Arbeiten von Wien 1683 von Schmidt und
eine Anficht Wiens wahrfcheinlich von Goldemund (1530); endlich der Wiener Stadtplan von
Bonifacius Wolmuet in neun Blättern, Farbendruck. Den VIII. Band der Vereinsfchriften füllt eine
fehr werthvolle Bearbeitung der Schickfale Wiens während der zweiten Türkenbelagerung aus. Es
ift diefs jedenfalls Camefina's bedeutendfte Leiftung, die durch die zahlreichen Pläne, urkundlichen
Anhänge und insbefonders durch die Häufer-Chronik der inneren Stadt wichtig wird. Für diefe
Häufer-Chronik fammelte Camefina viele Jahre hindurch im Grundbuche und anderwärts die
Materialien. Er betrachtete diefe Arbeit durch die bezeichnete Publication als noch nicht abge-
fchloffen, fondern fetzte die Sammlung der Notizen und Behelfe bis zu feinem Tode fort. Es dürfte
diefs der wichtigfte Theil feines fchriftlichen Nachlaffes fein.
Selbftändig publicirte Camefina im Jahre 1863 die Darftellungen der Biblia pauperum
nach einer Handfchrift des 14. Jahrhunderts, wozu Dr. Heider den erläuternden Text lieferte, ferner
im felben Jahre den Plan der Stadt Wien von 1547, vermeffen und erläutert durch Aug. Hirfch-
vogel; endlich im Jahre 1877 Wiens örtliche Entwicklung von der romifchen Zeit bis zum Aus-
Al.TIERT CaMESINA. gf
gange des 13. Jahrhunderts; 1880 erfchien von ihm herausgegeben Flexel's grofses Herrenfchiefsen
in Wien 1563.
Er copirte mit grofser Sorgfalt den fogenannten Albertinifchen Plan aus der Mitte des
15. Jahrhunderts wie auch Meldemann's Rundanficht der Stadt während der erllcn Tlirkenbelagerung.
für Publicationen der Stadt Wien.
Aufser diefen Publicationen enthalten noch die Blätter des Vereines für Landeskunde von
Nieder-Oeflerreich mehrere urkundliche Beiträge, darunter Regeften zur Gefchichte des St.
Stephansdoines.
Camefma's letzte Publication war der in Farben ausgeführte, befonders lehrreiche Plan der
Wiener Befefligungen und tler Höhenverhältniffe der Häufer der inneren Stadt im Jahre 1566 nebft
urkundlichen Erläuterungen.
Camefma's Leiftungen wurden aus verfchiedenen Anläffen in hervorras/ender Weife oreehrt
und gewürdigt. Er erhielt von Sr. MajelUit dem Kaifer im Jahre 1854 die Medaille für Kunll; und
Wiffenfchaft, im Jahre 1860 den Titel eines kaif Rathes, im Jahre 1866 das Ritterkreuz des Franz
Jofeph-Ordens, im Jahre 1868 den Orden der eifernen Krone dritter Claffe, worauf bald die Erhe-
bung in den Ritterlland folgte, mit Annahme des Prädicates nach dem Stammorte feiner F'amilie,
und im Jahre 1870 den Rang und Charakter eines wirklichen Regierungsrathes. Der Gemeinde-
rath der Stadt Wien machte Camefina einen fehr werthvollen Ehren-Pocal zum Gefchenke und
verlieh ihm die ijrofse goldene Salvator-Medaille und das taxfreie Bürgrerrecht. Das grermanifche
Mufeum in Nürnberg, die Akademie der bildenden Künfle in Wien, die königl. britifche archäo-
logifche Gefellfchaft, das öfterreichifche Mufeum für Kunll und Induftrie und die ruffifche archäolo-
gifche Gefellfchaft in Moskau zählten ihn zu ihren Mitgliedern.
Ich fchliefse diefen kurzen Abrifs, eine gedrängte Würdigung des Wirkens eines Mannes
mit \\'(;hmuth. Mir war es vergönnt durch mehr als ein Viertel-Jahrhundert mit ihm umzugehen,
und von ihm zu lernen. Er gab mir fo manchen Rath und beherzigenswerthen Wink, ich behalte
ihm ein dankbares Andenken, aber auch Wien, die Gefchichtskunde, insbefonders aber die Central-
Commiffion und die wiffenfchaftlichen Vereine, denen er angehörte, werden ihm eine ehrende und
wohlverdiente Erinnerung; bewahren.
Dr. Kart Lind.
VII. N. K.
DER ALTAR ST, JOHANNIS DES TÄUFERS
IX DER
ST. FLORIAXS-KIRCHK ZU KRAKAU.
Von Dr. Theoi'HH. ZiiiiK.wvski.
I!~ St, Florians-Kirchc in dt-r Krakauer X'orlladt Klepar/ im Jahre 11S7 errichtet, il\ zwei-
mal abg^ebrannt, im |ahre 152S und abermals wahrend der Belagerung der Stadt Krakau
durch die Schweden in 1655. ^''' l^olge diefer beiden Feuersbrünfle \i\ die urrprüngliche
Gellall diefer Kirche derart vollends verändert Avorden, dafs gegenwärtig nur noch die äulseren
Strebepfeiler den ehemaligen Bau-Styl der Kirche, andeuten.
Aber nicht alles, was die urfprüngliche Kirche barg, ilt durch die Mammen v(-rnichtet worden.
Heute noch zieren manche im Brande gerettete Kunlklenkmäler das Innere, darunter der
St Johanns-Allar, dcffen J-Sefchreibung diefe Zeilen gewidmet l"ind. Urfprünglich Itand derfelbe
in der erften Seiten-Capelle neben dem Hoch .\ltar, an ihr nordlichen Kirchenwand, wo noch
gegenwärtig das Taufbecken fich befindet. Nach der im Jahre 1767 erfolgten Heiligsprechung des
gebenedeiten Johannes Cantlus (von Kcnty), Theologia- 1 )octors und Profeffors an der jagiellonifchen
Univerlität zu Krakau, als man diefem als l'alron der liochfchulebefondere Altäre zu bau(Mi begann,
wurde auch die gedachte Capelle feiner Verehrung gewidmet, und der alte Altar um fo williger
befeitigt, nachdem derfelb«; im Verlaufe von dritthalb Jahrhunderten arg befchädigt, wenn nicht
der vollen Vernichtung preisgegeben, fo doch einer überaus koRfpieligen Reparatur hätte unter-
zogen werden muffen. Sein arger Verfall geflattete auch nicht die Uebertraemie des (Ganzen in eine
andere Capelle, er wurde daher in feine einzelnen Theile zerlegt, und diefe kamen an die Wände
und Pieiler der Kirche vertheilt angeheftet. Hingegen die Hauptgruppe der Figuren, welche das
Mittelflück des Altars bildete, ifl zur Zeit, als der Franciscaner-Mönch Janowski zum Pfarrer an der
St. Florians-Kirche ernannt wurde, in die Kirche des Franciscaner-Klosters übertragen worden, wo
diefelbe alljährlich zur \'erzierung des Grabes Chrilli am Charfreitag, gleichfam Jefum am Oelberge
vorflellend, verwendet wurde.
Zwei Gruppen mit Bruftbüdern, welche über dem Rahmen der Seitenflügel tles Altars
angeheftet waren, geriethen in Privatbefitz, wurden jedoch ausgeforfcht und der Kirche zurück-
gegeben. Die erwähnten Seitenflügel des Altars fand man, wie oben bemerkt, an den Pfeilern der
Kirche angeheftet, wo fie die Beachtung der Kunltfreunde auf fich zogen, und den regen Wunfeh
weckten, dafs fo herrliche Denkmäler alter Kunll vor gänzlichem Rum crefchützt und der Nachwelt
erhalten werden möeen
So gefchah es denn, dafs durch befondere Furforge und edle Freigebigkeit des ehrwürdigen
Domherrn und gleichzeitig Pfarrers bei St. Florian Karl Teliga die kunftrechte Reftaurirung des
gedachten Altars, im Jahre 1859 in Angriff genommen und in 1861 glücklich vollendet wurde.
Der Altar St. Joiiannis des Täufers tn der St. Florians-KirchI'; /l Krakau. 83
Obfchon kein Zweifel obwalten konnte, thifs die aus dem Franciscaner-Klofter zurück-
erlangte Hauptgruppe dem fraglichen Altare zugehöre, fo wurde die Thatfache überdies dadurch
conftatirt, dafs die an der Rückwand diefer Gruppe vorhandenen Haftdübel genau in die bezüg-
lichen Locher des alten Altar-Schrankes pafsten, und an dem inneren Wandboden diefes Schrankes
Umriffe der Figuren jener Gruppe filhouettcnartig abgegränzt erfchienen, da die blaue Farbe des
Kaflenbodens und die darauf angebrachten goldartigen Zieraten an jenen I'lächen fehlten,
Avelche die Figuren der Sculpturgruppe deckten.
Der Altarfchrein fleht an einer, am unteren Rande ausgehöhlten, und mit hängender Ver-
zierung gefchmückten Platte, deren jedes EckiUick fich zu einem mit der gleichen Verzierung untl
aufserdem mit herabhängenden Prismaten verzierten Fünfeck erbreitert.
Auf diefen Fünfecken der Platte fleht an beiden Kaflenfeiten auf befonderen Poflamenten
je ein Pfeiler, deffen unteres Drittheil achtkantig mit verticalen Stäbchen belegt ifl, die beiden oberen
Drittheile aber einen, fchräe mit einem Bande umfafsten und mit lofe verftreuten Blümchen ver-
zierten Cylinder bilden.
Die Stelle der Capitäle diefer Pfeiler vertreten durchbrochene, aus Halbzirkel-Bögen
gebildete Baldachine, deren eine Enden an einanderflofsen, und aus denen Fialen herauszuwachfen
fcheinen, die beiden anderen Bogen-Enden aber zerftreut und in Aefle abfchliefsend vierkantige
Fialen tragen, welche pfeilartig hinanfchiefsen, und an den Kanten mit Kriechblättern, an den
Spitzen mit Kreuzblumen geziert find. Die Pfeiler erheben fich nicht ganz vertical, fondern
biegen ihre Spitzen auswärts derart, dafs fie gleichfam oben verbreitete Kronen bilden. Aus der
Mitte jeder diefer Kronen ragt eine ähnliche, aber gröfsere Fiale heraus.
Der Kaflengiebel ifl mit einer concaven Wölbung bedeckt, worauf drei durchbrochene Bogen
angebracht find, welche in mit Blättern und Kreuzblumen verzierte Pfeile auslaufen. Die Hinterwand
des Kaflens ifl mittelfl dünner Pfeiler in vier fchmale F"elder abgetheilt, deren beide äufsere eine
teppichartig mit Blumen und Vergoldung verzierte gefchnitzte Fläche darflellen, an den beiden
mittleren blaugefärbten Feldern aber zwei kleine Baldachine befeftigt find, welche in hoch auf-
ftrebenden, mit Kreuzblumen verzierten Fialen enden.
Der Altarfchrein enthält die Hauptgruppe mit vier gefchnitzten Figuren, den Moment dar-
flellend, wo der heil. Johannes mit Pelzhaut bekleidet und mit einem Riemen umgürtet, knieend
mit gegen den Himmel erhobenem Haupt und Händen, in der Wüftc die göttliche Eingebung erfleht
zur Prophezeiung und Ertheilung der neuen Glaubenslehre. Aus feinem verklärten Antlitz firahlt die
füfseBegeiflerung, die Stellung feines Körpers athmet volle Lebensfrifche und Gefchmeidigkeit, und
zeugt von dem tiefen Gefühl und der Kunflfertigkeit des Bildhauers. Die Figur Johannis umgeben
drei Eneelseeflalten, in lany-en meiflerhaft faltenreichen Gewändern und langen fchwalbenartigen
Flügeln. Die eine ältere mit gekrauflem Haar und ernflem Gefichtsausdrucke, dem Heiligen gegen-
über, deffen Aussen ihr zugewendet find, fchcint den Glauben vorzuflellen; die zweite hinter dem
Heiligen repräfentirt die Hoffnung, und die dritte vor ihm mit lächelndem Ausdrucke, kniend, flellt
die Liebe dar. Das Haupthaar der beiden letztern wallet auf ihre Arme herab, und ihre Brüll zieren
Kragen aus Federn gebildet (f. Fig. 3).
Die beiden Flüeel des Altarfchreins find in rechteckige Rahmen gcfafst, und jeder in zwei
Felder abgetheilt derart, dafs fie vier befondere Bilder in Basrelief enthalten, jedes diefer vier
Felder ift zu beiden Seiten mit dünnen knorrigen Stämmchen begränzt, welche oben in fich
kreuzende Bögen enden, ähnlich wie im Mittelflück des Altars.
Das obere Bild im rechten Altar-Flügel ftellt den heiligen Johannes dar, umgeben vom Volke,
das feiner Lehre und feiner Prophezeiung horcht; das zweite untere weifet die felfigen Ufer des
Jordans, worin die Anhänger feiner Lehre vom 1 leiligen die Taufe empfangen.
VII N. F. "3
84
Dk. Theopiiii. Zebkawski.
Der linke Flügel enthält im oberen Bilde die Anficht eines Speifefaales. Am Tifche fitzt
Herodes mit der Krone auf dem Haupte ; im zur Seite feine Schwägerin ; im Hintergrunde blafen
drei Perfonen auf Mufik-Inftrumenten; vorn am Bilde tanzt Herodias, welcher die Augen aller
Anwefenden fich zuwenden; an einem Pfeiler gelehnt fteht der Anführer der Wache (Fig. i). Auf
Fig. I.
dem unteren Bilde diefes Flügels erfcheint das Innere einer Gefängnifszelle mit einer oben fortlau-
fenden Galerie, von welcher vier Zufchauer herabblicken. An der Thür im Vordergrunde fleht
ein ähnlicher Wacheführer, wie wir einen im oberen Bilde fahen; an der entgegengefetzten Seite
liegt der enthauptete Leichnam Johannis. Der Henker legt das am Haar gehaltene Haupt des
Heiligen auf eine von Herodias gehaltene Schüffei. (Fig. 2.)
Auf den Gipfeln der Umrahmungen beider Altarflügel lind in gefchnitzten Gruppen Brufl-
bilder angebracht, und zwar: am rechten Flügeleine aus drei männlichen Köpfen gebildete Gruppe,
Der Altar Johannis dks Täukkrs in der St. Florians-Kirche zu Krakau.
85
deren Bekleidung jener entfpricht, welche zu linde des XV. und zu Beginn des XVI. Jahrhunderts
die Krakauer Bürger getragen haben. Die zweite Gruppe bilden zwei Bruftbilder, ein männliches
und ein weibliches; ihre Kleidung und Kopfbedeckung ähnelt vollkommen derjenigen, wie folche
heute noch bei dem Landvolke in der Umgebung von Krakau gang und gäbe ift. Es war udprün^-
Fig. 2.
lieh noch eine dritte Gruppe, wie folche die Spur auf dem Rahmen und der Dübel andeutet, worauf fie
befeitigt gewefen; aber diefe konnte trotz eifrigfter Nachforfchung nicht ausfindig gemacht werden.
Auf dem Rahmen des zweiten Flügels befteht die Hckgruppe aus drei am Tifche fitzenden
Perfonen ; eine mit der Krone auf dem Haupte und dem Scepter in der Hand ertheilt Befehle der zweiten
mit einem Schwerte bewaffneten Perfon; zwifchen den beiden befindet fich ein weibliches Bruft-
bild. Die zweite Gruppe bilden zwei männliche Geftalten; die ältere mit einer Pelzhaube auf dem
Kopfe, erinnert wohl durch die Gefichtszüge, wie durch die Kopfbedeckung und den langen zwei-
'3*
86
Dk. Theophil Zebkawski. Dek Ai.tak Joiianms des Täuieus etc.
theili'^'-en Bart an jenes Bruftbild, das fich in der Nürnberger Friedhofs-Capelle befindet, und
allo-emein als Portrait des Krakauer Bildhauers Veit Stwosz anerkannt ift. Die zweite junge Geftalt
mit laniTem Haar und unbedecktem Haupte erinnert durch ihre Kleidung an die Tracht der Ver-
mögenden feines Zeitalters, und dürfte den
Msecen diefes Kunfldenkmales darftellen. Die
dritte Gruppe befteht aus zwei männlichen
Bruftbildern mit kugelrunder Kopfbedeckung,
deren Krampen hinaufgewunden find.
Die Aufftellung diefer Bruftbildcr auf
den Rahmen der Altarflügel, die über den-
felben angebrachten zierlichen Böeen und
Fialen, deren Auswuchs viel tiefer fleht als
jener im Mittelflücke des Altar-Schreines, wie
nicht minder die Befchaffung der Pfeiler mit
breiten Baldachinen, in der Schlufslinie der
Müofel mit dem Altar-Schreine, und insbe-
fondere die nackten, rohen gar nicht ge-
hobelten Bretter der Rückwände jener Bas-
relief-Bilder bcweifen unwiderlegbar, dafs
diefe Flügrel nie zum Schliefsen und Oeffnen
des Altars beftimmt waren, wie denn auch
an den Flügeln gar keine Spuren von Thür-
bändern, oder je daran angebracht gewefener
I lafpen vorhanden find.
Was die VViederherftellung diefes
fchönen Denkmals mittelalterlicher Kunfl in
fc-iner Vollftändiokeit anbelancrt , fei aus-
drücklich betont, dafs darüber forgfältig ge-
wacht wurde, damit gar keine Umgeflaltun-
gen daran vorgenommen werden. Es ifl auch
nichts nach willkürlicliL-n Muthmaffungen
tlaran gearbeitet worden, mit aüeinieer Aus-
nähme der linken erholx'iicn 1 land des heil.
Johannes, die bei Abgang der urfprünglichen
crfetzt werden mufste, da der Altar nicht für
ein jNIufeum, fondern für die Kirche beflimmt
war, daher diefe Ergänzung dringend geboten
erfchien.
Die architektonifchen Beflandtheile
und Zieraten, infoweit diefelben durch Impreg-
nirung mit zweckdienlichen Flüffigkeitcn fich erfeftigcn liefsen, find erhalten worden; die vollfländig
vermorfchten oder ganz fehlenden wurden durch neue Stücke erfetzt, genau nach dem alten Mufler.
Diejenigen Theile, deren Befeftigung nicht möglich erfchien, und die zur Conllruftion des Ganzen
gehörten, find in der Kirche aufbewahrt, um die neuen Ergänzungen jederzeit damit vergleichen
zu können.
t'«-
DIE MÜNZENFUNDE BEI LAUTERACH (VORARLBERG).
Von Dr. Samuel Jenny.
IN räumlich befchräiiktes Gebiet des „Lauteracher Riedes" (Fig. i.) ifl zum dritten Mal Fund-
ort intereffanter Münzen geworden, und zwar waren es immer Silbermünzen, die hier
zum Vorfchein kamen und jeder Fund ergab flets nur Münzenreihen ganz getrennter
Epochen. Ins Jahr 1868 fällt der erfte im fogenannten „Beilfliel", beftehend aus 56 Stück über
eine kleine Fläche zerftreuter Silbermünzen der romifchen Kaiferzeit, der fich zufammenfetzte aus:
II Stück Silber-Denaren von M. Antonius 41 — 34 vor Chr.
17
I
5
10
Vespafianus 69 — 79
Trajanus 98 — 117
Antoninus Pins 138 — 161
Fauflina, die jüngere 140 — 175
M. Commodus Antoninus .... 180 — 192
Septimius Severus Pertinax 193 — 211
Pub!. Sept. Geta 211 — 212
Julia Domna 173 — 217
Marc Aurel Antoninus (Carc) 211 — 217
nac
h Gl
ir.
^'iV/^
Ueberrafchend fchnell folgte noch im felben Jahre ein zweiter Fund im „Tennele", der aus-
fchliefslich filberne, meift fehr feltene Bracteaten der Samm- rv' ——^-■eaSEs::ssf'
lung des Landes-Mufeums zuführte; von den 27 Stück gehörten : |,
1 Stück einem Bifchof von Conflanz,
2 „ der Stadt Lindau,
I „ „ „ St. Gallen,
I „ „ „ Ravensburg,
3 „ der Abtei Kempten,
4 „ unbekannten geilHichen Münzherrn,
1 „ dem Kaifer Otto IV. f 1218,
12 „ den Kaifern aus der Hohenflaufenzeit,
2 „ waren nicht bcftimmbar.
Ausführlichere Befprechung verlangt das dritte Vorkommnifs, welches dem Sommer letzten
Jahres angehört, da in der Torfwiefe, genannt „auf dem Stand", nicht nur drei gallifche Ouinare
und 24 römifche Denare der Republik, beide Münzforten in Silber, gefunden wurden, fondern dies-
mal mit ihnen zufammen auch Schmuckfachen, nämlich ein Armring, zwei Fibulae und ein dünner
runder Fingerring, alles in Silber, nach den Dimenfionen zu beurtheilen, zum Schmucke einer Frau
gehörend. Einen Bronce-Reif mit vierkantigem Querfchnitt, der ebenfalls die genannten Funde
begleitete, zähle ich nicht zum Schmuckgeräth, denn ganz gleich geformte fand ich fchon in Bregenz
als Beftandtheile von Phalerae.
F.g.
88
Dk. S. Jenny.
Fig- 2.
Hier die nähere Befchreibung der kleinen keltifclicn Münzchen : (Fig. 2.)
Nr. I, 12 Mm. behelmter Pallaskopf linkshin, R. gefatteltes Pferd, darunter ein Rad mit vier
Speichen, von der Auffchrift (welche vollftändig KA.\HAY auch KAAETHA'Y lautete) ill nur EY
vorhanden.
Die Prägung diefer Münze wird den Eduern (oder Aeduern), dem mächtigften und gröfsten
Stamme der Gallia Celtica zugefchrieben ; aus diefem Grunde ifl keine andere Sorte in der Schweiz
fowohl, als in den angränzenden Gebieten Frankreichs und .Siiikleutfchlands fo fehr virbnitel wie
diefe. Dafs die Darflellung der behelmten Pallas ähnlich jener auf römifchen Confular-Münzen er-
fcheint, rückt die Prägung der Münze in jene Zeit hinauf, als der gallifche Stamm, dem fie zuzu-
fchreiben ifl, bereits unter römifchem Einfluffe ftand.
' 2 3 Nr. 2, 13 — 16 Mm., Stück eines männlichen Kopfes, rechts hin,
in barbarifcher Ausführung. R. Kreuz, zwifchen deffen Armen zwei
Kugeln und drei ßuchftaben die man VOL lefen will.
Nr. 3, 13 — -14 Mm., Stück eines mit Lorl)eerkranz verzierten
Kopfes. R. Kreuz mit ähnlichen Kugeln und Zeichen innerhalb der
Arme, wie auf der vorhergehenden Münze.
Aehnliche Silbermünzen wie Nr. 2 und 3 wurden am Genferfee,
aber auch am rechten Rheinufer, im badifchen Lande und am Fufse
des Schwarzwaldes ausg-egraben.
Die rövii/chcn Familienmünzen, fafl alle gut geprägte, fchün erhaltene E.\emplare, aber
nicht zu den Seltenheiten zählend, tragen auf dem Avers den Kopf der Pallas, mit dem geflügelten
Helme, neben ihm das Zahlzeichen X (d. i. 10 Affe); nur eine einzige (Gens Titinia) trägt das
Zahlzeichen XVI, fällt alfo in die Zeit nach der zweiten Münz-Redu6lion a. 587 d. St. oder 166 vor
Chr. (fechzehn Affe auf einen Denar). Eilf Stück zählen zu den Bigati, vier zu den Ouadrigati ;
zwei unter erfleren von der Gens Pomponia zeigen gekerbte Ränder (fogenannte Serrati) ; die
Darfteilung der Dioscuren wiegt unter den Legenden des Reverfes vor. Unter den Denaren finden
fich die Münzmeifter folgender F'amilien verteten : der Acilia, Anteftia, Atilia, Baebia, Caecilia,
Calidia, Caffia, Clovlia, Cornelia, Flavia, Opeimia, Pomponia, Porcia, Renia, Savfeia, Servilia,
Sempronia, Spurilia, Titinia. Der Zeit nach fallen fie zwifchen c. 250 (L. Sempronius) bis c. 80 vor
Chr. (C. Savfeius), die Mehrzahl aber ins zweite Jahrhundert vor Chriflus.
Die Form des Bracelets, (Fig. 3 in halber Naturgröfse) welche die einfachfte und
urfprünglichfte Bildung des Ringes, zu gleicher Zeit aber auch eine äufserft praktifche Einrichtung
desfelben vorführt, weil fie durch die fpiralförmige Aufrollung des einen Drath-Endes über das
andere eine beliebisje Vergfröfserunsr und Verkleinerung- der Oeffnunj;
— allerdings innerhalb enger Gränzen — zuläfst, gehört zu den
häufigen unil weit verbreiteten; folche gewundene Armringe find
bei den meiften Völkern des Alterthums nachgewiefen, in Italien
und den Provinzen des römifchen Reiches fanden fie ausgedehntefte
Verwendung und deren Form war fo feft eingebürgert, dafs fie noch
in den Grabfunden der merovingifchen Zeit nachzuweifen ift. Grofse
Aehnlichkeit mit dem Exemplare aus Lauterach weift das im Jahre 1857
Ibei Rikenbach (Canton Schvvyz) in unferer Nähe gefundene Armband
'^^' nach", vollftändige Uebereinftimmung aber zeigt jenes Bracelet in (iold,
gefunden 1864 in Schalunen bei P>auenbrunnen (Canton Bern). Das Mufeum zu Mainz befitzt aus
> Mitlheilungcn der antiq. Gcfellfcliaft in Zürich, K.-iiid .\V., lieft 3, Taf. IV, l'ig. 12.
Die Münzenfunde bei Lauteracm (Vorarlherg).
89
Fig. 4. Natürliche Gröfse).
römifchen Baureften allein acht Armringe diefer Art aus Rrz , einen aus Rifen ' und drei
Fingerringe gleicher Conftru6lion aus Bronce.
Die Geftaltung der (lezuandnadeln (Fig. 4) ift nicht weniger primitiv als die des Arm-
bandes zu nennen, indem folche flreng dem Zwecke angepafst ift, dem fie dien(;n foll unter Ver-
meidung jeder Zierath, die jenem fern Hegt oder ihn /.u maskiren geeignet fcheint; defshalb gelangte
diefe typifche Form in räumlicher Beziehung zu fo grofser Verbreitung, wie man fie denn in Grab-
funden von der Schweiz aus längs den Ufern des Rheins uml iiljcr das nördliche Gallien liin,
andererfeits von der Donau abwärts bis nach Ungarn verfolgen kann. Nicht dasfelbe gilt bezüglich
der Zeitdauer, da zufammengefetzte und verzierte For-
men fchon früh an ihre Stelle treten und fie verdrän-
gen. Fin bisher unerwähnt o-cbliebener Umftand ver-
leiht den Fibulae aus Lauterach einen ganz b(;fonderen
Werth: das ill; die \"erl)indung der beiden durch ein
fein o-eeliedertes Kettchen in gleichem Metall, welches
wohl vorerft dazu da ift, damit fich die Nadeln weniger
leicht verlieren, nebftdem aber doch noch einen
weiteren Zweck zur Befeftigung eines Kleidungsftückes
an zwei Orten oder zu gleichzeitigem Fefthalten zweier
getrennter in fich geborgen haben mag. Weder in
Sammlungen noch in der cinfchlägigcn Literatur habe ich jemals eine derartige Verkettung an
Fibulae gefunden," wefshalb ich nicht anftehe, darin eine vereinzelte Erfcheinung zu fehen. Das
Vorkommen folcher Doppelfibeln wird vorausfichtlich immer ein feltenes fein und bleiben, da nur
diefe ältefte einfache Form fich dazu eignet, und weil dieFrhaltung und Auffindung fo feiner Kettchen
eine fehr precäre ift.
Dieerwähnten Orte „Beilftiel", „Tennele", „autdcmStand" liegen alle iniTorlgebieteaus der
Gränzfchichte zwifchen dem oberen Humus und dem unteren Torf, circa 30 Cm. tief wurden in allen
drei Fällen die Funde gehoben. Der letzte Fundort wurde durch mich aufs genauefte nach allen
Seiten hin durchforfcht, ob nicht Spuren von Strafsenanlagen zu entdecken wären; war dies auch
ganzrefultatlos, fo glaube Ich nichts deftoweniger die Annahme aufrecht erhalten zu dürfen, dafs in der
Nähe diefer F'undorte eine Strafse vorüberzog, welche die rechtsrheinifche Römerftrafse mit der
linksrheinifchen dIrecSl verband und dadurch die kürzefte Route von Brlgantlum nach Arbor felix
herftellte. Die römifchen Ingfenieure legten ihre ei'ofsen Heerwes^e ja foviel als möglich in gerader
Linie an und eine folche läfst fich von dem Plateau, auf dem Brigantium ftand, über das Dorf
Rieden, bei unferm Fundbezirke vorbei, bis nach Brugg am Rhein ziehen, welch letztere Ortfchaft
wohl von der alten Römerbrücke den Namen erhalten hat; von diefer Geraden'^ werden ferner
bezeichnender Weife auch noch die den Fundftellen benachbarten, an die Dornbirnerach angrän-
zenden Wiefengründe „vor dem Beigenfurt" nahe berührt, vom Volke „Bige- oder Bügefurt" aus-
gefprochen, welches wohl nichts anderes als Beugefurt ift (mittelhochdeufch bluge, piuge = Biege,
Beuge, Krümme), mithin den Hufsübergangbedeutet, derzunächft der grofsen Krümmung liegt, die der
Wafferlauf der Dornbirnerach dort in der That bildet. An günftig gelegenen Punkten zur Anlage
von Signal-Warten zum Schutze diefer Heerftrafse fehlte es nicht; fowohl die Riedenburg auf unferer
1 Linaenfchmid, Band II, Heft V, Taf. III, Fig. 6.
2 Soeben lefe ich noch im „Jahrbuch des Vereines von Alterthümern im Rlieiniandc Band I.XIV, Seite Io6" von einer Fibula,
gefunden im grofsen Gräberfelde von Trier, an deren oberem Ende fich eine Oefe befindet, an welcher ein Dralkkfttchen hixi^t.
■' nie fupiionirte Römevflrafse erfcheint in Fig. I als punktirte gerade Linie, unter welcher die drei fchwarzen Tupfen als Be
zeichnuni: <ler Miiiizcnfundorte fichtbar find.
go D'''- S. Jenny.
Seite, als der Heldsberg jenfeits des Rheins in der Schweiz mochten folche getragen haben, von
denen aus die Strafse in ihrer ganzen Ausdehnung überfchaut werden konnte.
Die Benützung diefes Heerweges, w-elcher die Vorarlberger Ebene in ihrer breiteften Aus-
dehnung durchmafs, innerhalb zweier Wegftunden drei Flufsübergänge (Bregenzerach, Dornbirner-
ach und Rhein) in fich fchlofs, dürfte nach dem Bra6leaten-Funde zu fchliefsen, noch im 13. Jahr-
hunderte ftattgefunden haben. Menfchlicher Verkehr hat fich möglicher Weife fchon vor den Römern
hier bewegt, denn es fallen die Fundorte der im XVI. Rechenfchaftsberichte des Vorarlberger
Mufeum- Vereines befchriebenen und Taf II, Fig. 13 und 14 abgebildeten Bronce-Gegcnftände
(Schwertfpitze und grofse Nadel) in die Fortfetzung der Strafsenlinie jenfeits der Dornbirnerach,
woraus ich ebendort folgerte, dafs eine Bevölkerung der Bronce-Zeit ihre Wohnfitze an den
ehemaligen Binnenfeen zwifchen und an den grofsen Strombeeten auffchlug.
Kühn war es gewifs, ein fumpfiges Torfgebiet auf eine i'/^ Stunde lange Strecke zu durch-
fchneiden, eine ftaunenswerth technifche Leiftung, wohl vergleichbar mit der Ueberfchreitung des
Laibacher Moors. Unter den Hinderniffen „des Bodens", die fich den Römern entgegenflellten,
könnte Ammianus Marcellinus in feiner Befchreibung des Bodenfees recht wohl diefe fchwierige
Strecke im Auge gehabt haben, denn nirgends am See findet fich mächtigerer Torfwuchs und
fumpfigeres Terrain. Den „Schauer finflerer Wälder", wie er weiter fagt, hatte dafür der Heerweg
nach dem Rhein nicht zu überwinden, denn man darf fich diefe Linie zur Römerzeit als ziemlich
baumleer, wie alle Moorgründe vorflellen, mit kleinen Seen zur Seite und erft im Hintergrunde,
wo das Gefchiebe der Flüffe befferen Boden fchuf dichte undurchdringliche Wälder. Ueberein-
ftimmend damit heifst das feewärts gelegene nächfle DorfHard, d. i. Hart = Wald und im Gegen-
fatz zu dem dichten Waldbeftande bezeichnen die fich felbft erklärenden Flurnamen Foräch, Birken-
feld, Tennele, Erlach, Lerchenau zerftreute Gruppen verfchiedener Waldbäumc. Endlich verweife
ich auf die den Fundorten zunächft lieorenden Torfsjründe Brecjenzfee und Linofenfee, welche wie
noch gegenwärtig der Ober- und Unter-Lochfee bei Fuffach, kleine Sumpffeen zur Römerzeit
bildeten und noch heute fich erhalten hätten, wenn nicht die Trockenlegung des Bodens rapid
vorgefchritten wäre. Zuverläffige Gewährsleute erzählen mir, es fei im Umkreis des Bregenz- und
Lingenfees noch im Jahre 1820 fo fumpfig gevvefen, dafs Kälber und Rinder verfanken, dafs man
das gemähte Gras auf Leitern heraustrug; defshalb ftanden jene Gründe am allertiefllen in der
Steuer. Seit der Entfumpfung hat fich der Ertragf auf das 10 — i2fache trefleieert und es ifl von
den vertorften Seen keine weitere Andeutuno- zurückgeblieben, als eine leichte Concavität der
Oberfläche.
Verzeichnifs der Silberdenare.
1. Gens Acilia. Behelmter Kopf der Palla.s, link.s +, 4. Gens Atilia. Behelmter Kopf der Pallas, rechts X
ringsherum im Doppelkreis : M ■ ACILIVS ■ M ■ F • links .S.XR.V.
lt. Hercules in der Quadriga, in der Rechten die ft. Callior nnd Pollu.\ Morgen- und Abendftern zu
Keule, inderLinken einSiegeszeichen, darunterPOMA, Häuptcn, mit eingelegten Lanzen einherfprengcnd,
(Münzmeifter wohl zwifchen 600 — 630 d. St.) ,\\-.VriLI
2. Gens Anteßia. Behelmter Kopf der Pallas, links '^''^'"" '^' kÖÄVÄT
C-AF,STI, rechts X. (M. Atilius Saranus, Münzmeifter, vielleicht M. At,
9;. Caftor und Pollux reitend mit eingelegten Serranus um 190 v. Chr. (Liv. yj, 46). — Mommfen
Lanzen, dabei ein laufender Hund, darunter RO.WA. röm. Münzwefen S. 506).
(C. Anteflius Münzmeifter des 6. Jahrhunderts, 5. Gc;« /)'(?c<^;Vr. Behelmter Kopf der Pallas, links X,
vielleicht C. Ant. Labeo circa 167 v. Chr. (Liv. 45, 17). rechts TAAXPIL.
3. Diefelbe. Behelmter Kopf der Pallas, links X, Ijfe. Apollo mit Pfeil und Bogen in der Quadriga,
rechts fchreitender Hund. lUJMA
^. Caftor und Pollux reitend mit eingelegten O'iruntcr ^jj yTljjTfS^JTp.
Lanzen, über den Köpfen Morgen- und Abendflern, (M. Baebius Q. 'F. Tampiius, Münzmeifter zwifchen
darunter SSO — 5G0 d. St. Mommfen römifches Münzwefen
ROMA. S. 507).
Die Münzenfunde hei Lautekacu (Vokaklbeug).
91
tcnd
6. Gens Caccilia. Behelmter geflügelter Kopl der
Pallas, links ROMA, rechts X.
R. A\-.\\i:ri:M,\Sa-F, aufsen herum ein Lor-
beerkranz; in iler Mitte ein macetionircher Schilil mit
einem Klephantenkopf, um deffen Ihds eine Schelle
herabhängt.
(Wahrfcheinlich Sohn des Q. Metellus Macedoni-
ciis cos 115 V. Chr. im Todesjahre feines Vaters.)
7. Gens Calidia. Behelmter Kopf der Pallas, links
ROMA, rechts :lc.
H:. Viftoria in der Biga, einen Siegeskranz haltend
.WCALID
""'"" äAir xn^-l:
8. Gens CafJ'ia. Behelmter Kopf der Pallas, links -I-
und eine Urne.
IV. Libcrtas in der Quadriga, links den Spicfs hal-
OCASSI (^WS)
^ROMA.
9. Gens C/ovli(i. Behelmter Kopf der Pallas, links
ein Kranz, unten ROA\.\.
Hs. V'icloria in der Biga, darunter Kornähre
TCLOX'LI.
10. Gens Cornelia. Behelmter Kopf der Pallas,
links X.
P'SVA
Hs. VitSloria in der Biga, darunter
ROA\A.
(Wahrfcheinlich P. Corn. Sulla, Prator 212 v. Chr.
oder dellen Sohn Prator in Sicilien 186 v. Chr.)
11. Duplicat von 10. (Dem Verkäufer überlaffen.)
12. Gens Flavia. Behelmter Kopf der Pallas,
links X.
li. Luna in der Biga, darunter -fTTTTr-r- (Abkiu--
'^ ROMA ^
zung für Flavius).
13. Gens Pompoiiia. (Serrato.) Behelmter Kopf der
Pallas, links X, im Umkreife : L-POMPOM ■ CNP.
rt. Mars in der Biga, in der Rechten den Speer, in
der Linken den Schild. Abfchnitt: (L-LIC-)CX -DOM.
14. Diefelbe (SerratoV Behelmter Kopf der Pallas,
links X, im Umkreis: L-CAS (SI\) SM- F.
ft. wie vorhergehend, darunter: 1 LLI)(;-CX-DO(M.)
(F. Pomponius Cn. F., wahrfcheinlich Münzmeifter
unter der Cenfur des N. L. Licinius Craffus und Cn.
Domitius Ahcnobarbus 662 d. St., 92 v. Chr. L. Cas
[fiu]s? unter denfelben Cenforeni.
15. Gens Renia. Behelmter Kopf der Pallas, links X.
Hl. Juno (?) mit Peitfche und Scepter in einem
r c \ : , . C RKNI
Cjcfpann von 2 Bocken, darunter:
16. Gens Opeimia. Behelmter und geflügelter Kopf
der Pallas, rechts X, links eine Krone.
ft. Vifloria mit Kranz in der Quadriga, darunter
L OPKIAM
(Wahrfcheinlich L. (Jpeimius Q. F. cos a. 632(122),
Sieger über die Gracchen, dann etwa 610 Münzmeifler).
17. Gens Savfeia. Behelmter Kopf der Pallas,
links X.
H». Vicloria mit Kranz in der Biga, darunter
L • SA W
(Aus der Zeit Sulla's).
18. Gens Scrvilia. Behelmter und geflügelter Kopf
der Pallas, hinter ihr einKranz, linksX, darunterRO.WA.
Ijfc. Cartor und Pollux mit Lanzen in entgegen-
gefetztem Sinne davonreitend: OSKR\'KILI MF.
19. Gens Sevipronia. Behelmter und geflügelter
Kopf (der Pallas), links X.
IJr. Caftor und Pollux reitend mit eingelegten
L SK.NP
Lanzen, darunter: _ ,^„ .
ROMA.
(L. Sempr. Pitio um den Anfang des 6. Jahr-
hunderts d. St. (Haackh bei Pauly).
20. Gens Spurilia. Behelmter Kopf der l'allas,
links X.
IJ; Luna (V oder Diana ?) in der Biga , da-
A--SPW(I)
'■""'"'■ ^ ROMA.
(A. Spurilius nach Borghefi Zeitgenoffe des C.
Decimius Flavus Prätor 570 d. St. [Maackh bei Pauly]).
21. Gens Titinia. Behelmter Kopf der Pallas,
links X\I.
lt. Vi6toria, in der Rechten die Peitfche, in der
CTITIM
B.ga, darunter: -^^^^^^
(Wahrfcheinlich bald nach der zweiten Münz-
rcdu6tion a. 537, welche durch XVI bezeichnet ifl,
16 ass auf 1 Denar, vorher 10).'
22. Gens Poreia. Behelmter Kopfder Pallas, links X.
,ro . . , „. , C.CATO
^. Victoria in der Biga, darunter
(Vielleicht C. Porcius Cato, cos 640 d. St., lüikel
von Cato major?).
23. Gens ? Behelmter Kopf der Pallas (und ge-
flügelt) im Lorbeerkranze, links X.
ft. Caflor und Pollux mit vorgelegten Schilden in
CX • C F
der Quadriga anftürmend, darunter - ^^^, .
"^ RüA\A.
(Vielleicht Ghaeus Gai filius?)
24. Gens .- Behelmter Kopf der Pallas, links X.
ft. Caftor und Pollu.x reitend mit eingelegten
Lanzen, darunter : ROA\.^.
Diefe beiden letzten Denare gehören zu den
alteflen, da folche in die Zeit von 266 — 217 v. Chr.)
fallen, während welcher die Monetäre (Münzmeifter)
ihren Namen noch nicht beifetzten.
' Die cin;;ckl.^ininLTtcn Bemerkungeii über Zcitbeftimmungen und
Miiiizmciftcr verdanke ich Herrn Gymnafial-Dtreclor Haug in Mannheim.
-C_5-'CL>^'>^
VU. N. F.
»4
GRABSTEINE DER CHRISTLICHEN ZEIT ZU FRIESACH IN
KÄRNTEN,
Von LeOI'OLU V. BiaKllWlU.MANSTETTKK.
|ATURGKMÄSS find vor Allem jene (^rte reich an Denkmalen der Vergangenheit, wo
lieh einll Denkwürdiges zutrug, wo, begünftigt durch die örtliche Lage, gröfsero Anfied-
hmgen fich herausbildeten, in welchen nach erlangter Reife endlich das gefchichtliche
Leben des Gaues, felbft des Landes und noch darüber hinaus, fich concentrirle. Line Stätte, aut
welche dies im hohen Grade zutrifft, ift Fricfacli in Kärnten, die weit berühmte mittelalterliche
Münzflailt für die deutfchen Länder füdlich der Donau, der [uwel der falzburgifchen Kirchenfürflen
im Mittelalter.
Das Friefach unferer Tage ifl freilich nicht mehr das Friefach von Einfl. Dem mit dem
modernen Vehikel vorüberbraufenden Reifenden, ftarrt von den die Stadt beherrfchenden vier
Hügeln eine lange Fronte von Ruinen entgegen, deren erfle von der letzten eine gute halbe
Stunde entfernt ift. Ihr Anblick, von bezaubernder Gewalt in iTiller Mondnacht, läfst uns ahnen,
was einß Friefach war.
Kaum eine der Städte in unferen Ländern hat gegen ihre mehrere Jahrhunderte hindurch
behauptete kirchliche und politifche Bedeutung, gegen ihren einftigen Umfang, foviel eingebüfst
als Friefach. Dort, wo fich einft die Mächtigen der Erde mit dem klirrenden Schwerte begegneten,
wo üe ebenfo zu friedlicher Verhandlung zufammentraten, wo durchziehende Kaufleute und anfäffige
Wechfelherren fich gefchäftig kreuzten, ift es längft flille geworden. Der Reifende, der jetzt das
Weichbild der Stadt betritt, findet die geringe Zahl der Gaffen faft menfchenleer; nur mehr wenige
Häufer, welche den Giebelfchmuck noch nicht abgelegt haben, und die zahlreicheren kirchlichen
Gebäude, erinnern an die glänzenderen Tage dei- Vergangenheit.
Diefes auf den Befucher je nach Gemüthsflimmung mehr minder mächtig wirkende Bild
der Veränderlichkeit der Thinge mahnt zur Linkehr in lieh felbft. Der Gläubige eilt in die Kirche
und betet, — der Gefchichtsfreund hält aber noch über die Zeit einer andächtigen Erbauung im
Gotteshaufe an und widmet feine Erinnerung insbefondere allen Denen, von welchen lieh Merkmale
ihres Gewefens in ihren Grabmälern erhalten haben. Da verweilt er wieder mit Vorliebe bei
Jenen, deren Namen ihn an irgend ein gefchichtliches Ereignifs mahnen.
Die Ausbeute an folchen ift eben in Friefach reichlicher, als fonft wo, im Dominicaner-
Klofter zugleich ganz befonders feffelnd. Diefer Umftand mag es rechtfertigen, hier wiederzugeben,
was uns jene Steinbilder fagen. Die Rechtfertigung diefes Unternehmens liegt vorwiegend in dem
Umftande, als neben gewöhnlichen Menfchen auch folche in der Erinnerung wieder erweckt werden,
welche im Staate und in der Gefellfchaft, vermöge innehabender Würden und geiftiger Eigen-
fchaften, einigen Rang behaupteten.
Grabsteine der christlichen Zeit zu Friesacii in Kärnten.
93
Ich hin nicht der Erfte, welcher Friefach's Grabdenkmäler befchreibt und publicirt. Zuerft
brachte Anton Kdler von Benedikt Auszüge der Gral)fchriften. ' Später hat Dr. Heinrich Merrmann,
Domherr in St. Andrä, der verdienftvolle kärntnifchc; Hilloriog^rapli, Friefach's Bau- und Kunddenk-
malen feine Aufmerkfamkeit zugewendet und diefer l'ul)lication auch die Graljinfchriften einver-
leil)t.'" Wenn im Allgemeinen einige Ausführungen diefer Abhandlung unter dem Secirmeffer fach-
niimnifchci- Kritik die Probe nicht hielten/ fo beflehen eine folche die dort reproducirten, wefent-
lich fehlerhaft copirten Infchriften gegenüber den offen am Tage liegenden fteinernen Originalen
zum guten Theile leider auch nicht. Die vielen Fehler bringen mich zur Vermuthung, dafs Dom-
herr Herrmann die Aufnahme der Infchriften perfönlich gar nicht beforgte, fondern folche einem
untergeordneten Organe übertrug, dann im guten Glauben voller Richtigkeit der gelieferten Daten
eine Revifion unterliefs. Nur fo ift die grofse Zahl der Differenzen erklärlich, deren Gattung über-
diefs die Buchung auf das Conto der Druckfehler nur in untergeordneten Fällen erlauben würde.
Indem ich hinfichtlich der Bau- und Kunfldenkmäler diefer Stadt auf die zu verfchiedencn
Malen in diefen Schriften erfchienenen Auffätze,^ ebenfo hinfichtlich der Grabdenkmale auf dasjenio-e
verweife, was fchon an anderen Orten gefagt worden ifl,^ gebe ich fonach in Folgendem die
Befchreibung der Grabdenkmäler allein, vollkommen von Neuem, und zwar von jeder Kirche zuerfl
jene der geiftlichen, dann die der weltlichen Perfonen nach chronologifcher Reihenfolge.
Grabdenkmäler enthalten: A) die Collegiat-Stifts- zugleich Pfarrkirche zu St. Bartholomä,
y?j das Klofter und die Kirche der Dominicaner, C) die Kirche der Deutfch-Ordens-Commende
in Friefach, D) der einll: beflandene Judenfriedhof
A. St. Bartholomä.
I. Geißliche Perfonen.
I. 1333, December. Im Priefter-Chore nächft den zu demfelben führenden Stufen, alfo an
einem Ehrenplatze der Kirche^ ein Gruftftein aus rothem Marmor, 200 Cm. hoch, 120 Cm. lireit.
Das Bildfeld ift leer, wenigftens ift jetzt von einer einft etwa beftandenen figuralen Darftellung
nichts mehr zu fehen. Aus diefer Zeit wären auch nur die Contouren eines Wappens, allenfalls
eines Bifchofftabes zu vermuthen, jene der Geftalt verftorbener geiftlicher Perfonen, werden
erft circa zwanzig Jahre fpäter allmälig beliebt. Am Rande in Majuskeln die Legende, doch
fehlt der Beginn an der oberen Leifte, die Angabe des Todesjahres enthaltend, welches nach
anderen gefchichdichen Behelfen in das Jahr 1333 fällt.
(no) nis Decemb' .obiit diis . Geroldus . eps|ecce. " Gurcenfis. vice Ulns .
Frifacenfis.fundator hvius ci (miterium). '
Diefer Bifchof entftammte einem falzburg'fchen Minifterialengefchlechte, welches fich na^h
feiner Heimat: von Friefach nannte, fchon 1105 vorkömmt, zu Ende des 14. Jahrhunderts aber
' Mittheilungen .lus und über Grabfchiiften aus kärntnifclien Gotteshäufern, von Anton Edlen v. Benedidl, im ..Archiv für vater-
landifclie (liärntnifche) Gefchichte und Topographie". 1850, II. Jahrgang, 158 — 281; Friefach auf S. 177 ff., 32 Stück in Auszügen.
- In ,,üeflerreich's kirchliche Kunfldcnkmale der Vorzeit", herausgegeben von Fr. Springer und R. v. Waldheim III. — VI.
Lieferung. 1857 — 58.
■' Mittheilungen der k. k. CentralCommiffion, 1858. III. Jahrgang. S. 278 — 80.
' Insbefondere: Die mittelalterlichen Baudenkniale der Stadt Friefach von A. Effenwein, Mittheilungen 1863, VlII , S. 145 bis
173 und igo — 250; dann archäulogifche Reife-Notizen von Dr. Karl Lind, 1871, XVIII., S. 109 — lii, Friefach.
■' Unter Anderen: Bergmann J. v. : über den Werth von Grabdenkmalen und ihrer Infchriften, Miltheilungen der k. k. Centr.
Comni , IL, 141 ; — Dr. Karl Lind, an verfchiedencn Orten, befonders in der. Schrift: Die Grabdenkmale während des Mittelalters; —
Raufchenfels Anton v. : Bilder mit Stafi'age aus dein Kärntner Obcrlande, 1871, S. 4; Wartinger: Bericht an den hift. Verein für Steiermark,
Mscpl. Exh. Nr. 368; Widter: Ueber den Zuftand der alten Grabilenkmale in Oefterreich; Mittheilungen des Wr. Alterthunis Vereins. IL;
Heckli Widmanfletter L.: Studien .in den Grabflätten alter Gefchlechter der Steiermark und Kärntens, 1S77 — 78.
^' ecclefiae.
' Diefe Iiifchrift fiehc in Mittheihingen dci Centr. -Com , 1S5.S, III., S. 280 in Kritik iiljer Iferrmann's Friefach.
'4*
n^ Leopold v. BECKn-WinMANSTETTER.
erlofchen fein dürfte. Gerold v. Friefach war der achtzehnte Bifchot von Gurk, in welcher Eigen-
fchaft er das Collegiat-Capitel an der Kirche St. Niclas zu Strafsburg Giftete, die hifchüHiche Refi-
denz zu Strafsburg um-, die Burg Grades und das Schlofs Waifenberg ausbaute. Nach der Grab-
fchrift war er auch falzburg'fcher Vicedom zu Friefach, wo er nach fiebenjährigem Hirtenamte flarb
und begraben wurde."
2. Circa 1350. Am Boden des Mittelfchiffes , unter dem Mufik-Chor, ein grauer Stein,
146 Cm. hoch, 68 Cm. breit. \'^on der Umfchrift in Minuskeln ifl; nur mehr zu entnehmen :
dns . Geörius de Zlimelsperg plbs. fei. Nicola.
Die Abbreviatur der vorletzten zwei Worte möchte ich als plebanus fan6li Nicolai auflöfen.
Ich verfuche die Zutheilung diefes Steines an die Familie Zamelsberg, welche zudem unweit Friefach
im Gurkthale behauft gewefen; 1344 fiegelt ein Ulrich ab dem Zamelsberg mit einem Mühleifen und
der Umfchrift: de Gurk, eine Strafsburger Urkunde, 1345 ein Buoell ab dem Zuomoltsberg mit der
Umfchrift: S. Ulrici de Loke und noch 1411 wird ein Hans von Zumelsperg genannt.-
3. 1363, 25. Jänner. Im Mittelfchiffe am Boden ein ftark abgefchliffener Grabftein aus rothem
Marmor, 234 Cm. hoch, 115 Cm. breit. Im Bildfelde die fchwach eingeriffenen Contouren der
Geftalt eines Priefters in bifchöflicher Gewandung. Die Randfchrift in gothifcher Minuskel lautet :
V Anno.domini.m.ccc.lx uj VIII. Kai: Febrvarii, hoc erat in die converfionis fanft:
Pavli Apli. dns.Petrvs ecce Laventine jeps.et vigediis.in F"rifaco. obiit.et.hic.fepultus.''.':'.
Peter, deffen Zunamen nirgends genannt ift, gelangte im Jahre 1357 zur bifchöflichen Würde;
eine chronikalifche Bemerkung des Probfies Mayer, dafs die Canoniker des Cathedral-Capitels für
ihn einen Jahrtag flifteten, zum Danke für die dem liisthume erwiefenen Wohlthaten, bekundet
feinen frommen Eifer. Auch ani herzoglichen Hofe von Oeflerreich genofs Peter Anfehcn. Wie
durch Zeugenfchaften in herzoglichen Urkunden bewährt wird, befand er fich im Winter 1359 auf
1360 am Hoflager Herzogs Rudolph zuerft inWien, begleitete daim den Herzog zur Abnahme der
Huldigung nach Graz im Jänner 1360, weiters im März desfelben Jahres nach St. Veit in Kärnten,
Cilli in Unterfteier und endlich nach Laibach. Am 6. Jänner 1362 erfcheint Bifchof Peter als
Zeuge in jener Urkunde, gemäfs welcher die Herzöge Rudolf, F'riedrich, Albert und Leopold mit
den Könieen Ludwie von Ungarn und Cafimir von Polen ein Bündnifs abfchloffen. Peter war
endlich (der erfle unter den Lavanter Kirchenfürften) zugleich auch falzburgifcher Vicedom zu
Friefach, in welcher Eigenfchaft er von Ofl:ern 1361 an genannt wird. Diefer letztere Umlland
beulaubiet die Beifetzune des Bifchofes in F"riefach. Anfechtbar ift diefelbe jedoch durch folgende
Stelle bei Tangl:' „Bifchof Peter ftarb noch im Jahre 1362 zwifchen dem 17. September und
31. December zu St. Andrä und ward in der Cathedral- Kirche dafelbft begraben, wo feine Grab-
ftätte durch einen rothen Marmorftein bezeichnet war. Diefen Grabftein eignete fich nach etwa
250 Jahren der Piifchof Georg III. Stobäus v. Palmburg zu, liefs ihn herausnehmen und auf deflen
Kehrfeite fein Bildnifs mit tüner pomphaften Infchrift einhauen und ordnete an, dafs er fo auf icin
eigenes Grab gefetzt würde." — Wufste Stobäus vielleicht, dafs Peter in St. Andrä gar nicht
begraben liegt:! Jedenfalls hat Tangl den (irabftein in Friefach mit der genaueren Bcftimmung des
Todestages nicht gekannt.
4. 1400. Im Mittelfchiffe nächft dem Andreas-Altar am Pjoden gebettet; das 215 Cm. lange,
75 Cm. breite Bruchftück eines Grabmales mit Randfchrift in gothifchen Charakteren. Das Feld ift
leer, von dem Rahmen ift die obere Schriftleifte mit dem Beginne der Widmung abgebrochen, die
• Hohenauer, kurze Kirclicngefch. v. Kärnten, 1850, S. 87—88; Weifs. Kärnten's Adel, S. 63.
ä Wiip, Kärnten's Adel, 163.
•■' Vergleiche Mittheilungen der k. k. Centr.-Comni. ; 1858, III, S. 280, in Kritik üher JJtirmafin'x Friefach.
' Dr. Karlmann Tangl, Reihe der Uifchöfe von Lavant, 184I, S. 114 — 118.
Grabsteine der christlichen Zeit zu Friesach in Kärnten. 95
untere Schriftleifle hingegen abgefägt, entllich (li<; Minuskelfchrill an der rechten Leide gröfstcn-
tlieils abgefchHffcMi, fo dals von der Unken Leifte nur mehr zu lefen ift :
Johanes Iicrnhardus tlecan' h'(uiu.s) ecc (les)ie in die vincentii; cndlicli von der rechten
Leifte der Schlufs: (obiit) anno dni.m.cccc.
Gehörte diefer Dechant etwa der kärntnifcli(;n Familie; Bernardin (auch Wernardin) von
Bernlhurn an? deren Wappen in Megifer's Chronil'C von Kärnten II, S. 1788, zwar räumlich ange-
deutet, doch nicht ausgefüllt ift.
5. 1422. Am Boden des Mittelfchiffes, unter dem Mufik-Chor, ein 164 Cm. holutr, 83 Cm.
breiter grauer Stein mit leerem Mittelfelde, Randfchrift in gothifcher Minuskel:
Anno . dni . M°CCCC"i . xxu". in viinlia mathi . evaneelifte. obiit. dns. Briclcius l'awmafartinleer.
canöicus hui' ecclie.
6. 1501. Im nördlichen Seitenfchiffe in die Wand eingelaffen ein 176 Cm. hoher, 89 Cm.
breiter, wcifser Marmorftein. Im Figurenfelde die liegende Geftalt eines Priefters, das Haupt auf
einem Kiffen ruhend, die Rechte ift feinend erhoben, die Linke hiilt den Kelch, zu Tüfsen zwei
Wappenfchilde, und zwar rechts eine Mausmarke, links drei Reihen von je dr(M Kettenringen
übereinander, das ift das Namenswappen. Die Randfchrift im Minuskel, rechts beginnentl und Ijis
in die dritte Leifte reichend, lautet:
Hic.eft.fepult9.hon''^ vir . diis. Andreas. Khettner' ]pntis" ecclie. decan9.j
f[i(n)dator . h9(ujus) . altaris . ano . dni . m° . d° .j.
Ueber die Herkunft des Dechantes ift nichts bekannt. Vcrmuthct könnte fie werden von
jener Familie, aus welcher die Brüder Otto und Heinrich Kettner von Aufsee in Oberfteier am
21. December 1411 Grundftücke und ein halbes Dörrhaus bei der Auffeer Brücke verkaufen.' Etwas
fpäter in den J. 1474 bis 1493 war der Ritter Jörg Kettner Pfleger in der Burg zu Stadt Steyer in
Ober-Oefterreich. ' 1540 wird ein verftorbener Abt Johann Khettner von Viftring genannt; es
könnte unter diefem nur der Vorgänger des Cardinais Matthäus Lang, Johann VI. gemeint fein,
welcher 1491 erwählt wurde, nach [g'/ajähriger Regierung im Auguft 1501 ftarb. Das wäre gleich-
zeitig mit unferem Dechante, welcher am 21. December 1496 neben dem Stiftspropfte Colman
Brunmeifter Zeuge in einer Vi6lringer Urkunde war. Waren Andreas und Abt Johann v. Viftring
etwa Brüder? In der Friefacher Urkunde vom 24. Mai 1499 ift Dechant Andreas Kettner ebenfalls
genannt.
7. 1507, 22. Auguft. Im Mittelfchiffe ein grauer, 170 Cm. hoher, 90 Cm. breiter Stein
mit folgender gothifcher Umfchrift :
Hie . eft . sepult9 . ho". | dns . Criftoffor9 . Dachs . decretor . liceciat . caJnonic9 . h9(ujus) . ecclie . obiit . die|
XX° mesis . augufti . aho . dni . 1 . 5 . o . L
Das Mittelfeld füllen die ftark verwifchten Contouren des auf einem Polfter ruhenden
Canonicus, auf dem Haupte trägt derfelbe ein Barett.
Diefer Familienname ift ein häufig vorkommender, wodurch die nähere Claffification
erfchwert ift. Angemerkt fei hier nur, dafs vom XIII. Jahrhunderte; an bis circa 1530 ein raths-
fähiges Gefchlecht diefes Namens in Augsburg blühte. ' Der Lhiiftand, dafs das redende Wappen
diefer Familie auf dem Grabfteine keinen Platz fand, fpricht nicht für eine Verbindung diefes
Chorherrn mit jener Familie.
(Forlfelzuiig folgt.)
' Herrmann las- Liheltner, MeTieciikl: Eirlener.
- Praesenlis >
■' Muchar Gefcliiclite <ler Sieicrmark, VII. iiS.
* Prevenfiulier Aanales Slyrenäes, S. 129, 158, 373 und 375.
5 Statten, Gefch. adeliger Gefchlechter in Augsburg S. 50 und Tab. 2.
DIESAMMLUNGEM DES SCHLOSSES LUSTTHAL BEILAIBACH,
Von A. Luschin v. Ebengreuth.
NGEFÄHR auf halbem Wege zwifchen den liifcnbahn-Stationen Salloch und Laafe liegt
auf dem linken Save-Ufer das Schlofs Luftthal. Schon zu Valvafor's Zeiten foll es mit
mancherlei „Vorzü"lichkeiten" ausyeftattet "^ewefen fein, doch zeiort die Abbilduntf in
der „Ehre des Herzogthums Krain" Buch XI, S. 353 keinen irgendwie anfehnlichen Bau, fondern
nur ein einfaches Haus, welchem eine grofse Linde im Hofe und ein benachbarter Ziergarten
befcheidenen Schmuck gewährten.
Diefe Verhältniffe änderten fich mit dem Jahre 1688. Johann Balthafar Rafp, der bisherige
Eieenthümer, verkaufte das Schlofs an den rechtstjelehrten Beifitzer des Laibacher Schrannen-
gerichts, den Magifter Artium Liberalium und Dr. Jur. utr. Johann Daniel von Erberg, und diefer
machte es zum Hauptfitze feiner Familie.
Die Freiherren von Erberg waren ein für Wiffenfchaft und Kunft empfängliches Gefchlecht.
Der o-enannte Erwerber von Luftthal war z. B. nicht nur im landfchaftlichen I^ienfte thäti^;, und
unter dem Namen Fidus einer der Begründer der Academia Operosorum Labacensium (1693),
fondern überdies der Verfaffer brauchbarer juridifcher Werke. Anton und Bernhard Freiherren von
Erberg, traten in den Jefuiten-Orden ein und hinterliefsen hiftorifche und philofophifche Schriften,
P. Innocenz ift durch feine Karte der Ordens-Provinz Paraguay (1727) bekannt geworden; ein
P. Gregor von Erberg, gleichfalls S. J. veröffentlichte 1713 einen Fasciculus rubricarum juris utriusque,
wieder ein anderer (Matthäus) verfafste eine italienifche Grammatik für Deutfche (1703) u. a. 111.
Die Geiftesrichtung der Befitzer kam auch dem Schlöffe Luftthal zu Gute; die Wohn-
gebäude wurden erweitert, ein ausgedehnter zum Theil durch Waffergräben begränzter Ziergarten
mit prachtvollen alten Bäumen, feltenen Pflanzen, einem Labyrinth, Grotten und kleinen Mufeal-
Gebäuden wurde im Laufe der Zeit sjefchaffen, ein fchattiger Baumeane in der Richtune sfeeen
Laibach anjreletft u. f w. Der Sitz hiefs nun mit Recht Luftthal und man begreift, dafs die
Laibacher den Befuch diefes Ortes unter ihre Lieblincrsausflüoe aufnahmen.
Locale Berühmtheit genoffen (namentlich feitdem wegen eingefchlichener Mifsbräuche
der Zutritt ftark befchränkt worden war) vorzuofsweife die verfchiedenen Sammlungen des
Schloffes. Ueber deren Entftehung und Anwachfen können ohne Einficht in die Pamilienpapiere
keine erfchöpfenden Daten gegeben werden, doch läfst das Inventar nach dem 1783 vcrftorbenen
Freiherrn Wolf Daniel von Erberg erkennen, dafs die Familie fchon damals eine anfehnliche
Bibliothek hatte, welche zum Theil im Schlöffe, zum Theil im freiherrlichen Haufe zu Laibach auf-
bewahrt wurde. Ihre glänzendfte Zeit und ihren Abfchlufs fanden jedoch diefe Sammlungen durch
die Sorgfalt der Freiherren Jofeph Auguftin (f 1843) uiul Jdleph lM;r(linand von lü-bcrg (f 1847),
welche nicht nur die oberwähnten Mufeal-Gebäude errichteten, fondern auch die AnflliTJung der
Die Sammlungen des Schlosses Lustthal bei Laibach. 97
einzelnen Objc<5lc in jener Ordnung; veranlafsten, in welcher ich fie 1878 kurz vor deren Auf-
löfung fah.
Von dem Vorwurfe einer ijewiflen Ikintfclieckii'keit war freilich diefelbe kaum freizu-
fprcchcn. Der unbczwin<rliche Sammeleifer hatte die Befitzer zu einer Zerfplitterung nach allzuviel
Richtungen verführt, und überdies Manchem Eingang verfchafft, das beffer von der Sammlung
felbll auspfefchloffen geblieben wäre. Dies mit namentlich von den Gegenftänden in den Schlofs-
zimmern. Aber auch in dem Mufeal-Gebäude war neben wahrhaft Intereffantem und höchft
Seltenem das Mittelmäfsige oder Gewöhnliche zu aufdringlich vertreten, um einen harmonifchen
Eindruck zu hinterlaffen. Ich befchränke mich daher auf die Erwähnung, dafs aufser einer Münz-
fammlung hier auch Naturfeltenheiten, Gemälde und verfchiedene Antiquitäten untergebracht
waren. Defto beachtenswerther war das hiftorifche Material in der Bibliothek und im Schlofs-
Archive, da die Freiherren Jofeph Augurtin (feit 1810 wirkl. geheimer Rath) und jofeph Ferdinand
(k. k. Kämmerer und Legationsrath) die Mufse ihres Landaufenthaltes nach Beendigung ihrer Lauf-
bahn im Hof- und Staatsdienfte mit gefchichtlichen Studien ausfüllten. Insbefondere befchäftigte
die Literar-Gefchichte feines Heimatlandes den Freiherrn Jofeph Auguftin in hohem Grade. In den
Winterabenden des Jahres 1825 enfland fein „Verfuch eines Entwurfs zu einer Literatur-Gefchichte
für Krain nach den Quellen der Lultthaler Bibliothek und des Archivs". Das Werk war zwar noch
nicht druckreif, wie der Verfaffer felbll durch den Beifatz „zu meinem blos eigenen Gebrauche"
andeutete, demungeachtet bilden die daraus mitgetheilten E.xcerpte den allein werthvollen Theil
der 1851 — 1852 von Dr. V. F. Klun (in den Mittheilungen des hiftorifchen Vereins für Krain)
veröffentlichten „Beiträoe zur Literatur-Gefchichte von Krain". Einer noch früheren Zeit dürfte ein
ff O
ähnliches, meines Wiffens noch ungedrucktes Manufcript Erberg's angehören, welches ver-
muthHch als Circular im Lande verfendet werden follte. Ich hebe aus dem kurzen „Entwurf zu
einer Literatur-Gefchichte von Krain" überfchriebenen Aftenftücke einige Abfchnitte heraus, welche
nicht nur die Plane des Freiherrn Jofeph Auguftin darlegen, fondern überdies einen Einblick in den
Beftand der Luflthaler Sammlungen während der Zwanziger-Jahre gewähren.
Die Literatur-Gefchichte von Krain erklärt der Verfaffer im Eingange feines Auffatzes für
ein ebenfo nützHches als dankbares Arbeitsfeld, doch fei eine weife Befchränkung in den Zielen
umfomehr erforderlich, je weiter das Feld der Literatur ausgedehnt werden könne, und je mehr
verführerifche Ausblicke in andere Wiffensgebiete dabei vorkämen. Für Krain könnte man als
Auso-angspunkt die Aufflellung einer Buchdruckerei im Jahre 1573 annehmen, doch fei das Mit-
wirken Mehrerer bei diefer Arbeit unerläfslich. „Das Nöthigfte aber, gleich dem Baumaterial für
den Baumeifler, bleibt für den erften Vorrath die Bemerkung alles deffen, was immer zum vor-
lieo-enden Zwecke aneenommen werden kann, es feien dies nun Vormerkungen aus Büchern
und Schriften, oder aus mündlichen Ueberlieferungen, oder aus zufälligen Erfahrungen,
Erinnerungen" u. f. w.
„Was die Luflthaler Bibliotheka und Archiv hiezu beitragen können, belleht beiläufig aus
Folgendem.
Im Luflthaler Archiv: i. Ein Entwurf zur typographifchen Gefchichte aus des Manlius
Druckerei. 2. Vormerkung ein(ig)er Werke aus diefer Druckerei. 3. Beiträge zur Literatur-
Gefchichte von Krain, gefammelt von Suppantfchitz. 4. Vormerkungen, verfchiedene, von H. von
Brekerfeld. 5. Trubers Gefchichte in einem eigenen Auffatze. 6. Bruchflücke von Lebens-
befchreibungen berühmter und gelehrter Krainer. 7. Das Manufcript des Schönleben: Regia Virtus
eine Stematographia Carnioli. 8. Das Manufcript desfelben über alte Münzen bei Laibach ausge-
graben. 9. Einige fogenannte Pra6lika oder Kalender und Litaneien der Heiligen in Tafeln.
IG. Lebensbefchreibungen aus der Confraternität des h. Difmas. 11. Lebensbefchreibungen einiger
98 A. LUSCHIN V. Ebenüreuth.
berühmter Männer, deren Originalien in der Alumnats-Bibliothek vorfindig^ find. 12. Nachrichten
von der Academia Operoforiim. 13. Die Grabfchriften aus den Kirchen in Krain gefammelt. 14. Des
Lukantfchitz genealogifche Sammlungen in zwei Bänden. 15. Verhandlungs-Adten, einige, des
Dalmatin und Trüber mit den krainerilchen Ständen, worunter ein paar Originale. 16. Hine Samm-
lung krainerifcher Gnadenbilder. 17. Alle Diarien der Jefuiten feit ihrem Entfliehen in Krain bis zu
ihrer Auflöfung. 18. Ein Band der Lebensbefchreibung der Laibacher Jefuiten, auch vom Zeit-
punkte ihres Entflehens in Krain, fo ein vorzüglich intereffantes Buch.
In der Bibliothek: i. Einige von Manlius zu Laibach gedruckte Bücher. 2. Alle gut an-
wendbaren Notizen aus Valvafor's Chronik, obgleich fie nicht alle j^robehältig find. 3. Viele von
Meyer und fpäter in Laibach gedruckte Werke. 4. Viele im Auslande gedruckte Werke von
Krainern. 5. Jöcher's gelehrtes Lexikon. 6. Einige Landkarten von Krain. 7. Insbefondere einige
fehr gut zu benützende von Laibach und Krain handelnde kleine Werke, als Bos in lingua etc."
Grundlage einer jeden Literatur- Gefchichte fei die Befchaffung der erforderlichen Titel-
Copien, das Durchfehen der Werke zur Beiflellung derfelben führe von felbfl; weiter. Man gelange fo
zur Abtheilung des Stoffs nach Gruppen (allgemein krainerifche und particular flavifche und
deutfche Literatur), fodann zu den Kiinfllern (Maler, Kupferftecher, Waftenfchmiede u. f. w.), endlich
zu den Kunftwerken felbfl.
Demnach könnten „die erflen Anhaltspunkte zum fogleichen Anfang der Arbeit und zwar
einftweilen nach Mafsgabe der vorfindigen Quellen und Hilfsmittel in folgende Fragen einge-
kleidet werden: i. Wann hat fich vorzüijlich der fogrenannte literarifche Geill in Krain hervor-
zuthun angefangen? 2. Was hat die erfl:e in Krain eingeführte Buchdruckerei hervorgebracht.^
3. Welche vorzügliche Manufcripte finden fich vor, die dem Zeitpunkt der Buchdruckerei voraus-
gehen oder nicht gedruckt worden find: 4. Welches ift das erfte in Krain gedruckte krainerifche
Buch: 5. Wer hat vorzütjlich zur Beförderuntj der krainerifchen Literatur beisi^etraoren ? 6. Wie
fahen die erflen Schulbücher aus, find welche vorhanden.' 7. U\ keine Biblia pauperum in Krain
aufgefunden, find keine Spuren einer flavifchen Biblia pauperum oder etwas derfelben ähnlichem
(vorhanden).- 8. Wann ift die erfle Pratika in Laibach gedruckt worden: 9. Welche find unter die
altern krainerifchen Gelehrten zu rechnen: 10. Hat Krain auch eigene Formfchneider, Kupferftecher
zur Zeit der erften Buchdruckerei gehabt f "
Freiherr Jofeph Auguftin von Erberg hatte, wie man ficht, feine Aufgabe fehr wohl erfafst;
man könnte heute im gleichen Falle nicht viel anders vorgehen. Seit dem Jahre 1825, in welches
obiger Entwurf fpäteflens fällt, wuchs jedoch den Sammlungen noch ein und das andere Manu-
fcript zu, und ging leider andererfeits manches wieder verloren. Da überdies die Aufzeichnung
nur einfeitig, mit Rückficht auf die Literar-Gefchichte von Krain, abgcfafst ift, des Intereffanten
aber auch nach anderen Richtungen vorhanden war, fo laffe ich nunmehr meine Vormerke foltren.
Für die Bibliothek beftand ein eigenes kleines Gebäude mit zwei Zimmern, welches in den
Dreifsiger-Jahren diefes Jahrhunderts weftlich vom Schlöffe am äufserften Ende des Gartens, dem
Mufeum gegenüber errichtet worden war. Der gröfsere Raum mit zwei Fenflern war zur Auf-
bewahrung der Bücher beftimmt, der kleinere, urfprünglich zum Arbeits-Cabinete beftinimt, wurde
fpäter zu einer Gärtnerwohnung umgeflaltet. Eine Zählung im September 1838 ergab 6916, zur Zeit
meines Befuches überfliegen die aufgeftellten Bände die Zahl von gut 5000, doch gab es bereits
einzelne Lücken, mindeftens erwiefen fich meine Nachforfchungen nach einigen in dem fechs-
bändigen Bücher-Katalog verzeichneten Werken als vergeblich, andererfeits kamen wieder Bücher
und namentlich auch Manufcripte zum Vorfchein, welche noch nicht befchrieben worden waren.
Ich übergehe die gedruckten Werke, unter welchen fich fchüne Incunabeln, z. B. zwei Aus-
gaben von Schedel's Welt-Chronik befanden, und hebe unter den Handfchriften nachfolgende hervor:
Die Sammlungen des Schlosses Lusttiiai. üei Laihacii. gg
1. Ein glaoolitlfchcs Mamifcript (Mifsalc? 15. Jahrliuntlcrt ?) auf Pergament, mit etwa 70- — 80
Blättern in Folio und ein paar Initialen.
2. Nr. 4532. Laftantius de falfa religione ; de officio dei; de ira dei; de phenice. — Cod.
niemb. in kl. Folio, mit prächtiijen Initialen in Gold und Farben. Italienifche Arbeit, zweite Hälfte
des 15. Jahrhunderts.
3. Manufcriplum e.\ antiqua bibliotheca Aquilejenfi, enthaltend : de vocatione f. Petri, Paffio
f. Kyliani et fociorum u. f. w., im Ganzen 30 Lebensbefchreibungen von Heiligen. Cod. memb.
. XV. — 305 doppelfpaltig bcfchriebene Blätter in gr. Folio.
4. Bibel mit zahlreichen hübfch ausgeführten Minialuren und Initialen in Gold und Farben.
Cod. memb. f. XV. Fol.
5. Mifsa f. Sigismundi — Cod. meml). f. XV, etwa 20 Blätter Folio, mit der rothgefchrie-
benen Schlufsnotiz: Exemplar de Vienna portatum per Magiflrum Francischinum de Mutonibus tle
Tervifio, Artium lib. et IMedicina- Do(51:orem tunc ducum Aullria- ph\ licum, et prsediftus Magifler
hunc librum capitulo donavit Aquilejenfi.
6. Nr. 4238 — 4240 drei Ausgaben der Krainer Landhandfefle vom Jahre 1598 mit hand-
fchriftlichem Anhang von Generalien verfchiedenen Inhalts.
7. Nr. 4272. Die Wappen der landlländifchen Familien des Herzogthums Krain — Papier,
grofs Folio mit vielen colorirten Zeichnungen in zwei Bänden.
8. „Sammlung einiger Stammbäume krainerifche Familien betreffend, welche im Jahre 1795
noch im Flor waren." Ms. Chart. 4".
9. Breckerfeld: Verfuch zu einer Matrikel der Herren Stände in Krain mit Namen der jetzt
lebenden Mitglieder, 1792. — Ms. Chart. Folio.
10. Conflitutioni dell' illuflriffimo contado di Gorizia. Ms. Pap. 4°, enthaltend die Ueber-
fetzung ins Italienifche vom Jahre 1670.
11. Chronik von Cilli. — Ms. Chart. Fol. 17. Jahrhundert, 73 Blätter, wie es fcheint, zur Claffe
der ehemals gräflich Taxenpach'fchen Handfchrift gehörig, beginnt: Anfang diefer Chroniken
will ich gar kürzlich etwas Meldung thuen von der Stadt Cilli Cilli jezo die Haubtftadt u. f. w.
P2ndet mit der Notiz: den fibenden Sept. 1566 ift Sigedt verloren worden. (Vgl. Kroncs im Archiv
für öfterr. Gefchichte L. S. 16.)
12. Hiftorifche Belchreibung des Herzogthums Steyer, Authore Joanne Friderico a Schrot.
Das erfte Buch der fteyrifchen Chronica. Abfchrift diefes werthlofen Machwerks. Fol. 352 Seiten
mit mehreren Tabellen. 18. Jahrhundert.
13. Relazioni di anno 1639 da Giovanni Pieroni, Vorfchläge zur Befelligung inneröfterrei-
chifcher Städte und Ortfchaften mit Plänen und Anfichten nebft Informationen und IJerichten an
den Kaifer vom Jahre 1641. Fol. 17. Jahrhundert. Dies Manufcript wurde nach einer Bemerkung
Erberg's im Jahre 1794 um 3 Ducaten für das Luftthaler Archiv erkauft.
14. Umfangreiche Bruchftücke von 5 Stammbüchern und zwar:
a) Des Johann Knotzer mit Einträgen von 1564/6 (meift zu Wittenberg).
b) Des Magifler Exul Rumphius. Einträge : 1606 — 1617 aus Tübingen, Strafsburg, Padua,
Bourges u. f. w.
c) Des Johann Mathes Händl von Krummnufsbaum, 1621 — 1643 (Regensburg, Ulm, Padua
Siena u. f. w.).
d) Des Georg Balthafar Kazianer 1608 — 1634 (meift Tübingen und Strafsburg).
e) Stammbuch der Freiherren von Sterneck, 1632 — 1695 mit vielen Gedichten, z. B. Soldaten
Leben hat Gott eetjeben, wer ift der anders faoen kann, der weltlich Standt, die
\II. N. V. 15
,QQ A. LuscHJN V. Ebenureuth.
Majeftät durch Krieg gegrund wirdt und bcllcht. Das iJoininiren Das Triumphiren kömht
einig von Soldaten an. etc. 7 Strophen, oder: Chara Ijella meine Krön, Chara bella fchläül
du fchon u. f. \v.
15. Welth-Cronik des Br. Hans von Udine, Cod. eh. XV. Hie hebt fich an der Prologus in
die ainii>-uno- difes puechs das da zufam klaubt ill worden von viel hiftorien von Bruder 1 laufen
von \'tino bruder des myndern Ordens aus dem Bisthumb Aquilegia u. f. w. beginnt mit Adam
und Eva und reicht bis zum Tode des Ladislaus l'ollhumus. Mit vielen hundert altcolorirten BrulV
biklern in runder Einiaffung und einzelnen gröfseren Abbildungen; von roher Arbeit.
16. Das fogenannte Manufcript des Herrman Tallner vom Jahre 1456, d. h. die von diefem
Bücherabfchreiber für Ludwig den Kofyagker beforgten Copien des fogenannten grofsen Alexander
und der öfterreichifchen Chronik des Hans Sefner, welche bisher unter dem Namen des Gregor
Hagen ging. Vergl. die Unterfuchungen Dr. Franz Martin iMaycr s im 60. Bande des Archivs für
örterr. Gefch. 328 ff, und die vom Freiherrn Jof. Auguflin von Erberg herrührende Befchreibung in
den Mittheilungen des hiftorifchen Vereins für Krain.
17. Reber, Balth.: Gefchichte K. Leopold I. 1694. Dedications-Exemplar, 3 Bl. I'gt, mit Zier-
fchriften, und 333 Bl. Papier — u. f. w.
Weit reicher an hiftorifchem Material erwies fich das in einem ebenerdigen Gewölbe des
Schlofsgebäudes untergebrachte Archiv. Der Herkunft nach vermag ich fünf Hauptgruppen nachzu-
weifen, auf welche jedoch die durch Freiherrn Jofeph I'\-rtlinand beforgteAufftellung der Archivalien
keine Rückficht nahm. Ich unterfcheide nämlich:
1. Das eigentliche Herrfchafts -Archiv mit den Urkunden und A6lcn der vereinigten
Befitzungen Luftthal und Ofterberg. Vorhanden fmd:
1. Herrfchafts Protokolle in Unterthanenfachen von 1688 — 1703, 1729 ff, 1760 — 78 u. i. w.
2. Verfchiedene Proceffe und Herrfchafts-Aften in 39 Buchfchachteln.
3. A6len der Mairie in Luftthal, 3 Buchfchachteln, eine ziemlich vollftändige Sammlung der
an die Mairien in Krain zur Zeit der Franzofenherrfchaft ergangenen Erläffe.
4. Altes Ofterberger Archiv, 3 Buchfchachteln mit Urkunden u. f w. aus den Jahren
360 — 1599, und Archiv alter Urkunden, n Buchfchachteln mit Urkunden von 1346 — 17. ., zufammen
108 Stück.
11. Das gräflich gallenbergifche Archiv, dasfelbe befteht:
1. Aus 7 Buchfchachteln mit 194 Urkunden von . . . 1500 — 1747, darunter ein Stück aus
dem 13., 44 aus dem 14., 71 aus dem 15., 45 aus dem 16. Jahrhundert u. f w.
2. Aus 28 Fascikeln, welche theilweife fehr Intereffantes enthalten. Ich hebe daraus hervor
Fascikel i. öffentliche und Privatcorrefpondenz des Landesverwefers Joft von Gallenberg
1544— 1566.
Fascikel 9. Originale von Familienbriefen 1644 — 1677.
Fascikel 12. Verfchiedene Gegenftände und Salzburger Katalog (d. i. ein Verzeichnifs der aufge-
fchwornen Kanoniker vom Jahre 1514 her).
Fascikel 13. Correfpondenz mit den P^ürften Johann Seifried von P^ggenbcrg.
Fascikel 21. Theologifche und hiftorifche Scripta des Laibachcr Domherrn Seifried Grafen von
Gallenberg.
Fascikel 22. A6len, betreffend das Obriftjägeramt in Krain.
Fascikel 23. Desgleichen, betreffend das Landmarfchallamt in Krain.
Fascikel 24. Decrete in Dienftfachen an den Landediauptmann Wolf Weikhard, Grafen von Gallen-
berg (1723— 1734).
Fascikel 25. Correfpondenzen in Landesangelegenheiten 1555 — -57.
Die SAMMi.uNciEN i)i:s Schlosses Lusttual uei Laikach. ioi
Fascikel 26. Land"fe";enftände und Hofdecrete.
Fascikel 27, 28. Patente aus der Zeit K. Karl VI.
III. Das Raigersfeldifche Archiv, enthaltend die Familienfchriften und Sammlunt^en des
lM-eilu:rrn Franz Heinrich von Raigersfeltl, k. k. Repräfentations- und Landrathes, unil zwar:
1. Familien-Briefe 3 Fascikel.
2. Intereffante Briefe (von Chotek, Haugwitz u. f. \v.) an Franz Heinrich Freiherrn von kai-
gersfeld, 1754 ff, 1 Fascikel.
3. Verfchiedene Briefe aus dem Raigersfeldifchen Verlaffe, 5 Fascikel.
4. Copia Lettere dal 1722 al 1740 des I*"reiherrn Franz H. v. Reigersfeld. 2 Bände.
5. Copia Lettere dal 1732 al 1738, vermuthlich von demfelben, i Band,
6. Diarien desfelben 1746 — 1756, 1758 — 1759 zwei ftarke Folio-Bände.
7. Publica Tergeftina, neuere Abfchrift (c. 1720 — 1730) der Privilegien und landesflirlllichen
Frläffe für Trielt von K. Friedrich III. an bis zum Jahre 1713 herab.
8. Relationen in Commerzfachen, 1730 — : Halblederband Fol. 464, S.
9. Hochlöbliche in Lotterie Sachen angeordnete Hof-Commiffion 1730. Fol. Halblederb., 658. S.
10. Referat vom Jahre 1717, betreffend die Einrichtung und Beförderung des Commercii freier
öfterreichifcher Navigation, nebft andern das Commerzwefen betreffenden A6lenflücken bis zum
Jahre 1730 herab. Fol. Halblederband, 1006, S.
11. Franz Matth. Stracka von den geifllichen und confiscirten Gütern in Böhmen und
Mähren, 4 Abtheilungen in 2 Bänden. Gleichzeitige Abfchrift des 1730 verfafsten Berichtes.
12. Preufsifche Correfpondenz von der Campagne de 1745. Gleichzeitige Abfchrift, I. Bd. Fol.
Ferner 36 Fascikel, A6len, Cameralia (Fol. i — 5, 16). Criminalia, Ecclefiaftia (Fol. 7 — 10,
Gorz, Krain, Trieft), Nachrichten über krainerifche Adelsgefchlechter (Fol. 11-15), Jufticialia
(krainerifche Schrannen- und böhmifche Gerichtsordnung. . Fascikel 17 und 22). Landfchaft Krain
(Fol. 18 — 2i).Militaria, orientalifcheCompagnie, Politica (Folio 25 — 29, 35), Tergeftina (Fol. 35) u. f. w.
IV. Das Familien-Archiv der Freiherren von Erberg. Dasfelbe enthält:
r. Inventare nach verftorbenen Familienmitgliedern, z. B. Johann Daniel 1716, Wolf Daniel
1783 u. f w.
2 Schriften des Freiherrn Hans von Erberg, 4 Bände.
3. Familienbriefe, 14 Fascikel.
4. Eine Sammlung von Autographen zumeift aus der Correfpondenz des Freiherrn Jofeph
Auguftin zufammengeftellt, darunter Briefe aus den Jahren 1810 — 1814 und zwar: Oefterreicher
1 Fascikel (Nr. 61), deutfche Reichsmitglieder und Ausländer i Fascikel (Nr. 62), beide alphabetifch
geordnet. — Zum k. k. Hofftaat gehörige Perfonen i Fascikel (Nr. 63).
5. Dienfte bei Hof 1810— 1816, i Fascikel (Nr. 64).
6. Verfchiedenes über die Gefandtfchaften des Freiherrn Jofeph v. Erberg, 2 Fascikel
(Nr. 65, 66).
Ferner die Werke des Johann Daniel von PIrberg, u. zwar:
7. Notata Praftica betreffend: i. die Gerichtsbräuch bei der Schrannen in Crain, 2. die
Gefchlechter oder Familien, 3. die Offitia des Landts, 4. die Lehen fo in Ueberfehung der Schran-
nen-Protokollen raptim annotirt und extrahirt worden durch mich Johann Danieln von P.rberg pro
femine meines vorhabenden Opusculi Obfervationum Practicarum. P'olio, Lederband von etwa
700 Seiten enthält u. A. ein Verzeichnifs dcx damals vorhandenen 55 Schrannen-Protokolle aus
den Jahren 1517 — 1686.
8. Obfervationes Praclicie inclyli Praetorialium .mlicorunuiue, judiciorum, dicasterii. Joannis
Danielis L. B. ab Erberg. Pergament-Band.
'5*
I02 A. LuscHiN V. Ebenckeuth.
9. Journal zur angenehmen und nützlichen Erinnerung an das was Luftthal in feinen vcr-
fchiedenen ökonomifchen, naturhiftorifchen, botanifchcn Rückfichten, dann literären, Kunft- und
anderen Gegenftänden Unterrichtendes darbietet. Zum blofscn I-'amiliengebrauch. Ocftober 1824
angefangen und fortgefetzt biff 1828. 4".
V. Unter der allgemeinen Bezeichnung: hiftorifche Sammlungen der Freiherren von Erberg
faffe ich denjenigen Theil der Archivalien zufammen, welcher in keiner der vorangeftellten Gruppen
mit Sicherheit untergebracht werden konnte. Manche der nun folgenden Nummern, /.. B. Nr. i — 3,
7, 9 . . . ftammen verrnuthlich gleichfalls aus dem von Raigersfeldifchen Archive, wieder andere
erwarb zuverläfslich der Sammeleifer der Freiherren Jofepli Auguilin untl Jofeph l'^crdinand von
Erberg. Befondere Erwähnung verdienen :
1. Correfpondenz des K. Leopold I. mit dem kail, CiL-landttn in I\l;ulrid, Grafen \(in l'üt-
ting, 1663 — 1674. Abfchrift aus dem 18. (?) Jahrhundert, zwei ftarke Bände, zum Theil chiffrirt.
2. Die von der Kaif Maj. an den Commandirenden Herrn Generalen der Cavallerie,
Grafen von Khevenhüller Excell. erlaffenen Handfchreiben, hicnuif ireofebene Antworten und fonlt
erftatteten Relationen (1735, 28. Aug. ^ 1736, 13. März, Krieg in Italien). Gleichzeitige Abfchrift.
gr. Fol. Halblederband 734 S. Text und S. 735 — 802 Regifter.
3. Notizie della Corte di Roma, 1646 — 1703, Sammlung von 54 politifchen l'lugfchriflen
betreffend Deutfchland, P>ankreich, Italien, Spanien u. f w. Halbleilerband, 2Bändegr. Fol., zufammen
2287 S. ftark. Abfchrift des 18. Jahrhunderts.
4. Relazione curiofa delle famiglie di Roma, mit genealogifchen Notizen über 22 adelige
Gefchlechter. (c. 1670 — 73) Lederband, 4°.
5. Anglia, Portugallia. —■ Sammlung hiflorifclK^r Notizen aus der zweiten HiUfto des
17. Jahrhunderts. Folio Pergamentband.
6. Entwurf einer allgemeinen l'rocefs- oder Gerichts-Ürdnung, vorgelegt dem Kaifer
(Carl VI ), ftarker Lederband in Folio.
7. Statut für Fiume vom Jahre 1527, Abfchrift des 18. Jahrhunderts. Folio Halbpergament.
8. Ueber die Exception und landesfürftliche Jurisdiftion einiger geiftlicher Fürften (betrifft
den Bambergifchen Befitz in Kärnten), 17. Jahrhundert, Folio, i. Band (doppelt vorhanden).
9. Geheime Inftruclion für einen angehemien Hofcammerrath zuWienddo. 31. Odlober 1658,
Pergamentband, Folio. (Kömmt bereits im Inventar nach Wolf Daniel von P'rberg vor und ift hier
mit 7 kr. bewerthet.)
10. Inftru6tion K. Karl \'I, für das I. ü. Regiment zu Graz ddo. 18. Augult 1734. — Gleich-
zeitige Abfchrift, 103 S. Folio, Lederband. (Im Inventar nach Wolf Daniel als Manufcript von der
I. ö. Regierungspflicht mit 17 kr. bewerthet.)
11. Inftruftion, nach welcher fich die jetzig und künftigen Herrn Verordneten diefes Erzher-
zogthumb Oefterreich ob der Enns zu richten haben, ddo. 20. November 1660, Linz. Gleichzeitige
Abfchrift, Polio, Papierband.
12. Anmerkunofen über das in tU-m Küniiireich Böheim bereits eiuLTeführte Generale oder
Gerichts-Ordnung wie nämlich dasfelbe fo viel und nur immer thunlich nach dafiger Landes -Ver-
faffung Gefätzl und Genc-ralien nützlich zu adaptiren wäre. 72 S. P'olio. Mitte des 18. Jahrhunderts.
13. Traftatus Judiciarius, dafs ift berüchtliche Handlung von dem abfcheulichen Lafter der
Zauberei, durch Johannem Wendteyfen geweften Stadtrüchtern vndt Statt Sindicum zu Radtkehrs-
burg . . . zufamben colligirt. Abfchrift vom Jahre 1699, 66 Seiten, beigebunden ein Bruchftück(i2 Bl.)
des Proceffes der als Hexe angeklagten Catherina Paldtauffin aus Piirftenfeld.
14. Idea von einer einrichtenden Gerichts-Ordnung (in 24 Abfchnitten) nach dem Präfenta-
tum am 2. December 1748, einer Behörde vorgelegt. 211 Seiten Folio.
Die Sammlungen des Schlosses Lusttual v.va Laibach. 103
15. Des Fürflenthumb Steyer Neue Gerichts- und Landrechts -Ordnung. Folio, 102 Bl.
17 — 18 Jalirhundcrt. im Wolf-Danielifchen Inventar als „Gerichtsordnung in Manuscripten ohne
.Autor" angeführt und auf 17 Kreuzer bewerthet.
16. Verzeichniffe derLandfchaftsmitglietler von Oellerreicli u. \i., Steiermark u. f. \v. kl. Folio,
iS. Jahrhundert.
17. Reichsfürflenraths-l'rotükoll vom 18. December 1731. l'"olio
18. Stato delle Comniende di l'atronato. IJericht an K. l""ranz I. vom Jahre 1762. Folio.
19. Oeconomica provinciae Carnioliae, Iniormationes et Documenta, welche bei der im
Punkte der landfchaftlichen öconomifchen Unterfuchung angeordneten Commiffion vorgekommen,
von Joh. Sigmund von Breckerfeld befchrieben 1735, F'olio, Halbpcrgament.
20. Herrenanfchlag in Krain, 1744. 4", 257 S. Lederband,
21. Vorftellung der oberen politifchen Stände von Oefterreich, Steyer, Kärnten und Krain,
um Kcnovirung des 1518 von K. Ma.ximilian erlaffenen kaiferl. Generals, betreffend die Ablöfung der
vord(-m bis liieher an die Geiftlichen veralicnirten liegenden Grundftücke. 17. Jahrhundert, Folio.
22. Diarium CoUegii Sociclatis Jefus Labacenfis 1651 — 1772. 9 Bände Folio, Halblederband.
„Ab ultimis c coUegio Labacenfi Sociis, R. P. P. Morantfcher et Rosman mihi (Erberg) donata
Volumina".
23. Hilloria annua Collegii S. J. Labacenfis 1596 — 1691, 522 S. in 4". Gefchenk des Freiherrn
von Zois an Erbero- und von diefem mit der Bemerkuno; verfehen: bene confervandum et caute,
non Omnibus legfendum.
24. Sodalitas B. v. M. in Archiducali collegio S. J. Labacenfis erefla 1605 mit Einfchreibun-
gen bis 1782, rother Sammtband. Folio.
25. Protocollum confifloriaU; officii archidiaconalis DiflricSlus fuperioris Carnioliae de anno
1759—1774-
26. Protocollum episcopatus Labacenfis Ottonis Friderici e comitibus a Buchhaimb,
1641 — 1644
27. Befchreibung der Wunder bei der Gnadenkirche in Lauffen, zufammengeftellt von
Sebaflian Pogazhar, 1755, 4".
28. Geiftliche Stiftbriefe, Copien und Mandata, eine Anzahl gehefteter A6len, Krain während
des 16. — 17. Jahrhunderts betreffend.
29. Annales des Hillerifchen jungfreulichen Clofters zu Laibach, 1643 ff. Starker Lederband
in Folio.
30. Inventar nach dem 1683 verftorbenen Laibacher Bifchofe Jofeph Grafen von Rabatta.
31. Protocols notaten des Wolfgang Markowitfch, Dr. U. J., Landfecretärs in Krain, dann
Verordneten-Inftru6lion 1652, Folio.
32. Statuta carnioliae, Inftruclion. der Verordneten, ferner reformirtes Statutum der Land-
fchaft von 1700, 1717 u. f. w. 4".
33. Landgerichts-, Zehend- und Bergrechtsordnung des Fürflenthum Krain (mit einer
flovenifchen Ueberfetzung der Bergrechtsordnung durch Andreas Regel, Pfarrer in Arch 1582).
34. Taxbuch der Landfchrannenkanzlei in Krain von Joh. Daniels v. Erbergs Hand, 1684 ff.
35. Generalainnemberifches Ausgabenbuch 1694, dicker Lederband.
36. Desgleichen Empfangbuch von 1743.
37. Joh. Lukhantfchitfch Crainerifch Stammenbuch 1700. — - 2 Theile und i Band Materialien
Leder- und Papierband, Folio.
38. Genealogica A — Z. Zwei grofse Buchfchachteln.
39. Slavica et ad hiftoriam literariam Patriae Varia. — 3 Buchfchachteln.
104 '^- LuscHiN V. Ebengreuth. Die Sammlungen des Schlosses Lustthal üei Laibach.
Mit diefer Aufzählung ift der reichhaltige Inhalt der Luftthaler Sammlungen noch keines-
wegs erfchöpft, da mancherlei Manufcripte von mir übergangen wurden, weil fie nur Abfchriften
^"-edruckter Werke find, beifpielsweife Rechbach's Obfervationes praclicae und mehrere Auffätze
Schünleben's. Von geringerem, zum Theil auch nur von localem Intereffe fmd ferner mehrere
Miscellan-Bände, Titulatur- und Formelbücher, Collegienhefte, eine Sammlung landesfürftlicher
Generalien, für Krain (1566 — 1740, j^^ S. uml hnlex), die Befchreibung der Krankheit um! tles
Sterblaufs des Max Leopold von Rafp, weiland Stadtpfarrers von Stain (f 1742). Ob der l'"ffay für
le crouvernement ancien et modern de Toscane von c. 1750 einer befondern Erwähnung vcrilient,
vermag ich nach meinen Vormerkungen allein nicht zu beurtheilen.
Der Mannsrtamm der Freiherren von Erberg erlofch 1847 '"it dem Tode des k. k. Lega-
tionsrathes Jofeph Ferdinand, und das Erbe fiel an die Schwefler des Verftorbenen, Antonia
Catherina, welche fich 1839 mit dem Grafen Johann Ludwig von Attems-Petzenftein vermalt hatte.
Solano-e die Gräfin lebte, wurden die Sammlungen von LuiUhal forgfältig erhalten, ohne dafs
ircrend eine wefentliche Bereicherung derfelben eingetreten wäre. Als jedoch das Gefchlecht der
Erbero- 1878 auch in weiblicher Linie erlofch, und nun die Intereffen von fünf aufser Landes
wohnenden Erben zur Geltung kamen, da war die Auflöfung der Sammlungen von Luftthal nicht
mehr zu hindern. Mit diefer Thatfache mufste ich bei meinem Befuche im Jahre 1878 rechnen. Ich
konnte demnach mein Augenmerk nur darauf richten, dafs wenigftens das Wichtigfle aus den
Sammlungen an heimifche öffentliche Inftitute übergehe. Dies ift mir nun in der That auch gelungen,
denn der Verkauf der Münzfammlung und des Mufeums ift kaum zu beklagen. Was hingegen die
handfchriftlichen Schätze aus der Bibliothek und dem Archiv anbelangt, fo ift die Uebernahme
der Carniolica in das Landeseigenthum, Dank dem wechfelfeitigen Entgegenkommen des
krainifchen Landes -Ausfchuffes und der Erben, fchon erfolgt, und das fonft Werthvoile gröfsten-
theils von Seite der k. Hof-Bibliothek, des k. k. Hotkriegs-Archivs und des fteiermärkifchen
Landes-Archivs erworben worden.
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STUDIEN ÜBER STEINMETZ-ZEICHEN.
Vom k. k. Pkokessor Franz K/iiia.
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IV. Von den Steinmetz-Zeichen im Allgemeinen. '
I. Die archaeologifche Erkcmitnijs der Steinmetz- Zeichen.
In den Monunieiital-Bauten der verfchietlcnllcn Kunlt-Epochcn linden lieh hin und wieder,
öfters häufig und mitunter in fparfamer Anzahl Zeichen vor, welche die Steinmetze des
Baues eingemeifselt haben.
Bis zum Anfange unferes Jahrhundertes wurde diefen Zeichen Seitens der Archaeologie
wenig Aufmerkfamkeit gewidmet, erfl in den Zwanziger-Jahren beginnt die Literatur über diefelben
und find die anfänglichen Urtheile über diefe Zeichen aufserordentlich verfchieden. Die Einen
hielten fie für Runen, die Andern für Majuskeln, wieder Andere für eine Geheimfchrift, noch Andere
für „merkwürdige räthfelhafte Zeichen". Erft Stieglitz, Wiebeking und Hcidcloff find es, welche
diefe Zeichen als „Steinmetz-Zeichen" benennen und ihnen in wiffenfchaftlicher Weife den
Werth von Bundeszeichen der Mitglieder von Bauhütten des Mittelalters zufchreiben. Im Jahre 1820
hat der Architekt Arnold zu Strafsburg nähere Mittheilungen (confr. Homeyer) über die rituale
Bedeutung diefer Zeichen als Corporations-Zeichen der Bauhütten gemacht und etwa um diefelbe
Zeit (confr. Jahresbericht des hiftorifchen Vereines für Mittelfranken, 1842) fprach dies auch der
Nürnberger Steinmetzmeifter Kirchner aus.
Im Jahre 1844 veröffentlichten : Heideloff (confr. Bauhütten des Mittelalters), im Jahre 1846
G. Klofs (confr. Die Freimaurerei) und im Jahre 1848 Fallou (confr. Myfterien der Freimaurer) ihre
umfaffenden Arbeiten über die „Bauhütten" und feitdem wurden vielfach Zeichenfammlungen an-
gelegt, deren wichtigfte die von Brandt, Back, Schwetfchke, Schneider, Homeyer, Grueber,
Paulus, Redtenbacher, Luigi Bruzza, Klemm, Wernicke, Ullersberger und die in den Mittheilungen der
' Die wefentlichfle Spcciallitcratiir iibcr Stcinmetz-Zeichcit ift die folgende: i. Fried. Alb. Fallen, Die Myfterien der Freimaurerei
Leipzig 1848, p.ig. 6S und 432. 2. Dr. Jaiinci-, Die Bauhütten des Mittelalters, Leipzig 1876, pag- 154. 3. H. Grafv. Walderdorff in
Verhandlungen des hiftorifchen Vereines für Regensburg etc. 1872, pag. iio. 4. H.-idcloff, Die Bauhütte des Mittelalters, Nürnberg 1844.
5. Stieglitz Von altdeutfcher Baiikunft, Leipzig 1820. 6. Stieglitz Gefchichte der Baukunft, Nürnberg 1S37. 7. Friedr. />^^.7, Münfterblätter,
Ulm 1880. 8. Artikel, Steinmetz Zeichen in den Lexicen von Meyer, Lenning und Dr. Mothes. 9. Homeyer, Die Haus- und Hof-Marken, Berlin
1870. 10. Heimfeh, Handwerksgebrauch der alten Steinhauer etc., Stuttgart 1872. 11. Ernfl Fifcher, Das Zunftwefen der Steinmetzen,
ThonbergLeipzig 1876. 12. Fr. Schneider, Ueber Steinmetz-Zeichen. Mainz 1872. 13. Back, Von Steinmetz-Zeichen, Altenburg 1861.
14. Selneetfchke, Hallifche Steinmetz-Zeichen, Halle 1852. 15. Brandt, Ausbildung der Steinmetz. Zeichen in den Mittheilungen des
thüringifch-fächfifchen Alterthums- Vereines, Bd. VIII, Halle 1850. Heft 3 (sehr wichtig). 16. Michelfen, Die Hausmarke, Jena 1853.
17. Dr. E. Wernicke, Schlefifche Steinmetz-Zeichen, in Schlefiens Vorzeit in Bild und Schrift, Nr. 34, 1877. \?>. Didron aine, Annales
archeologique, Paris 1850— 1870; Tom II, pag. 250, III, pag. 31, V, pag. 272. 19. K. Wilhelmi, Die Burg Steinsberg, XII. Jahresbericht
der Sinsheimer Gefellfchaft zur Erforfchung der vaterländifchen Baudenkmale der Vorzeit. 20. Krieg von Hochfelden, Militür Architektur,
Stuttgart 1859. 21. Dr. H. Luchs, Bildende Künftler in Schlefien, Breslau 1863. 22. Rudolph Redtenhaeher im Correfpondenz-Blatte des
Gefammtvereines der deutfchen Gefchichts- unil AlterthumsVereine 1S77. 23. Sammlung an Friedhoffteinen im Anzeiger des germani-
fchen Mufeums, Nürnberg, X. Band (1863) pag. 161 und 204. 24. Jordan, Topographie der Stadt Rom, Berlin 1878. Bruzza, Sopra i fegni
incifi nei maffi, Roma 1876. 26. C. G. Moraiuek, Befchreibung des Berges Oybin bei Jittau, Zittau (ohne Jahreszahl) pag. 16. 27. Miithei-
lungen der k. k. Central- Commi/fion für Erforf;hung und Erhaltung der Baudenkmale, Bände: I, pag. 245; I, pag. 216; IV, pag. 25; VIII,
pag. 32, 68, 69; IX, pag. XLI; XVII, pag. 103; XVIII. pag. 13; XIX, pag. 10 und 119; Neue Folge II, Bände VI (1880) pag. CLIII unr>
CLIV. 28. B. Grueber. Romberg Zeitfchrift für praktifc'ie Baukunft, 36. Jahrgang (1876; pag. 198. 29. B. Grueber, Die Kunft des Mittel.
io6 Franz Rziha.
k. k. Central-CommifTion für Erhaltuny;^ und Krforfcluinir der Baudenkmalc enthaltenen find.
Man wandte nun überhaupt feit Brandt, Back und Heiiieloff fpeciell dem Zeichenwefen der Bau-
ten gröfsere Aufmerkfainkeit zu und gelangte fchon in den Fünfziger-Jahren zu den zwei
folgenden wiffenfchaftlichen ErkenntnilTen : a) dem, dafs der Charakter der Zeichen einen Schlufs
auf das Alter des Bauwerkes zulaffe, weil diefer Charakter in den Kunfli-Epochen fichtbar wechfelt;
d) dafs eingemeifselte Zeichen an den Bauwerken der älteften Kunfl-Epochen, welche Zeichen bis
dahin von den Philologen als räthfelhafte unerklärbare Schrift gehalten wurtien, als Steinmetz-
Zeichen ano;efehen und als folche zu fammeln beeonnen wurden.
In den Sechziger-Jahren ging man auf die Zeichen der deutfchen Bauhütte näher ein und
finden fich, wie wir überzeugt find, viel irrthümliche Speculationen in diefer Richtung vor, namentlich
die: dafs man aus dem Charakter der Zeichen zu erkennen vermeint, welches Zeichen einem
Meifter, welches einem Parlir und welches einem Gefellen angehört habe; und die, dafs diefe
Zeichen eigentlich nichts anderes feien als fymbolifche Deutungen der wichtigften Handwerkszeuge
der Steinmetzen. Auch wurden nunmehr durch die Schriften von Heimfeh und Fifcher die noch
eeirenwärtieen Gebräuche der Steinmetzbruderfchaft bekannter und damit der Zufammenhansj des
Zeichenwefens mit dem Rituale der Brüderfchaft der deutfchen Steinmetzen klarer gelegt. Man
betritt jedoch, unferes Erachtens, mit der Verquickung des Zeichenwefens und des Rituales der
Hütten eine unfruchtbare Bahn; denn eine flrenge wiffenfchaftliche Forfchung bedarf pofitiven
Bodens und kann auf dem fchwankenden Grunde traditioneller und im vorliegenden Falle über-
diefs durch den Hütteneid orefeffelter Geheimniffe nicht beflehen.
Als ein letztes Erg-ebnifs in der Chronolotrie der Erforfchuntr der Steinmetz-Zeichen ifl noch
die wichtige Thatfache vorzuführen, dafs in den Siebenziger-Jahren fich auch die neuere Philologie
des Gegenftandes bemächtigt hat, und zwar um deffentwillen, weil fie genöthiget ifl, gewiffe In-
fchriften als textuelle Schriftzeichen auszufchliefsen. Wir wollen hier nur :
a) auf die Studien von Hübner, Jordan und Bruzza in derZeitfchrift „Hermes", dann in der „Topo-
graphie" der Stadt Rom (1878) und in der „Corrifpondenza Archeologica", 1878, dann
b) auf den fogenannten Merovinger Grabflein in Mainz, auch Abgufs Nr, 5 des Germani-
fchen Mufeums zu Nürnberg; ferner
c) auf den zu Oftern 1879 noch nicht catalogifirt gewefenen, fogenannten etruskifchen Grab-
flein im Mufeum zu Neapel ; und endlich
d) auf die nach Dr. Kraufe unenträthfelbare Steinfchrift in Mommfen, Infcrip. Neapol. Nr. 6690
verweifen.
alters in Böhmen Band I — IV, Wien 1871 — 1879. 30. Dr. Hübner. Corp. infcrip. latinorum, Band VII, pag. 113, Nr. 536. 31. Dr. Hühner,
Zeitfchrift Hermes I, pag. 89 und Monatsberichte der Berliner Akademie 1804, pag. 97. 32. Abel Remufat, Fundgruben des Orientes,
III. Band, lU. Heft, pag. 190. 33. Prof. Lange in Böttiger Archaeologie und Kund, I. Band. pag. 56 (betreffend Pentagramma). 34. Stieglitz
in Böttiger, Ueber Myfterientypen in den Archaeologifchen Unterhaltungen, II. Band, pag. 172 und 182. 35. Otte, Handbuch der Kund
Archaeologie, Leipzig 1808. 36. Les mines de Pompei, Paris l8l2. T. I, Tafel 13. 37. IVocel, Pravek zeme ceske, Prag 186&, Band I,
pag. 208. 38. V. Quast nni Ölte, Zeitfchrift für chriftliche Archaeologie und Kunft, Leipzig 1856 — 1858. 39. u. Hammer in Fundgruben des
Orientes, VI. Band, Tafel IV. 40. Dr. Friedländer im XI. Jahresbericht des hiftorifchen Vereines in Mittelfranken und Ansbach, 1842,
betreffend Zeichen in Catania auf Sicilien. 41. Freih. v. Tucher, im felben Jahresberichte pag. II (Quelle für die Nachricht des Stein-
metzmeifters Kirchner in Nürnberg). 42. Heideloff, Die Kund des Mittelalters in Schwaben, Stuttgart 1856, 1S58 und 1872. 43. Dr. E. Pau-
lus, Die Cidcrcienfer- Abtei Maulbronn, Stuttgart 1879. 44. .Anzeiger des Germani/ehen Mufeums. Nürnberg, Bände XVI. XVII und XVIII.
45 Q""/!, Deutfehes Kundblatt, 1852. 46. J. R. Schuegraf, Gefchichte des Domes von Regensburg, in den V'crhandlungen des hidorifchen
Vereines I. und II. Thcil, 1847 und 1848; II. Theil, pag. 79 und Tafel VI. 47. Hugo Grafv. Walderdorff, Regensburg in feiner Vergangen
heit und Gegenwart: 3. Auflage, pag. 169. 48. Ludwig Roo%, Das Thefeion und der Tempel des Ares in Athen, Halle 1852. 49. G. Key,
Etüde für les monuments de l'architecture militaire des Croifes en Syrie Paris 1871. 50. Archaeologifche Unterfuchungen 3.\x{ Samothrate,
Wien 1875. 51 V. Heider- EitelOerger- Hie/er, .Mittelalterliche Kunddenkmale des Oedeneicliifchen Kaiferftaates, Stuttgart 1850— 1860.
52. Brug/ch. Reife der königl. Preufsifchen Gefandtfchaft nach Perfien 1860 — 61, Berlin 1862 — 64. 53. Mone, Anzeiger für die Kunde
des Mittelalters, 1839. 54- C. Baur, Das Klodcr zu Blaubeuern, Blaubeuern 1877. 55. F. X. Ullersberger, a) in: Bcfchreibung des Münders
zu Ueberlingen, Lindau 1879; f'J '»: Die Steinmetz-Zeichen des Ueberlingcr Münders; Ueberlingeji 1880. 56. D. Klemm, aj in: Würltem-
bergifche Jahrbücher für Statidik und Landeskunde; i) in: Württcmbergifche Baumeider. 57 Dr. K. Pfaff, Gefchichte der Frauenkirche
zu Efslingen. Efsl. 1863.
(1-
ilcr
Studien üiiER Steinmetz-Zeichen. ,07
So drängt fich auf dem Gebiete der Archaeologic, der Philologie, der Kunftgefchichte, und
der allgemeinen Culturgefchichte die Nothwendigkeit eines gründlichen Studiums der Steinmetz-
Zeichen von felbft auf und hnd insbefondere die beiden letztgenannten Wiffenfchaften intereffirt,
die Wahrheit der Steinmetz-Zeichen zu erkennen, weil, wie fchon oben erwähnt, die Kunll-
gefchichtc! hoffen darf, aus dem Charakt(M- der Zeichen Hellimmungen über Bauepochen, über
fpccijifchc ßan/chnlcH und über biooraphi/c/ics Matcrialc den- Haumeifter fchopfen zu können, und
weil, wie ebenfalls fchon hervorgehoben wurde, die Culturgefchichte die; h'rage über das urkun
liehe Alter der Baugenoffenfchaften und über den genetifchen Zufammcnhang der Inllitution
Mafons mit diefen Bruder-Verbindungen zu pflegen die Aufgabe hat.
2. Die Steinmetz-Zeichen find Bundes-Zeichen.
Der wiffenfchaftliche Bewcns, dafs die Steinmetz-Zeichen Biindes-Zeichcn find, liifst ficli in
mehrfacher Richtung erbringen.
A. Durch die Texte der Hüttenordnungen.
Die beiden ältellen h'reimaurer- Urkunden von den Jahren 1370 und 1409, nämlich die
tuiglifchen von York (confr. Findel, l'allou, Heldmann, Klofs, Anderfon und Halliwell) bringen keine
Nachrichten, dafs in dem Bunde tler ,,Maurer" das Schlagen von Zeichen üblich und Hüttenfache
war. Ebenfo bringen die drei ältelten Urkunden des dcutfclien Hüttenwefens, nämlich die Ordnung
von Trier vom 22. 06lober 1379 (confr. Reichensperger, Janner und Tlndel), dann die auf dit;
Wiener Bauhütte Bezug habende Urkunde vom Jahre 1412 (confr. Hormayr) und die ältefle
Strafsburger „Ordnung" vom Jahre 1459: keine Nachricht über Steinmetz-Zeichen.
Vielmehr ift die Urkunde von der hohen Morgenfprache zu Torgau, nämlich die in der
Zunftlade zu Rochlitz liegende Hüttenordnung (confr. Stieglitz, die Kirche der hl. Kunigunde zu
Rochlitz) vom Jahre 1462 die erfte, welche von Zeichen fpricht, die den Hüttenmitgliedern verliehen
werden, und die Ehrenzeichen find. Die betreffenden Artikel, in denen von diefen Zeichen
gefprochen wird, find die folgenden:
Arlikel 25. „ünli ob fiii /(Iriftrr olirr rtrfrllf krmrn liir li«a i!]rtnJiujrrrk Dtirr liir JKunll kunlifii unl) fargrrt rinre ,,2rirf)rna" unii rinnii
(SlrrrkmtiRrr, örm Toi rr rrinrn öBiUrti öiirumb iiiiiri)rn, unU .mi lDottrotiirii[} grbrn, lUtia jUrj-Urr uiiJi tjrfrilrn rrkrniirn. ünti foH
TirtB ,,2f i tt)f n" ätuiffrlt fd)rnkrn /RrfRrni unli grCrllrn".
Artikel 26. „j£in /RrfUrr foll rrinrn Äifnrr Triii r rid|rii iiiri)t Inigrr uorl|rtltrii Urii ri iij iTiici, J£o lurrr üni fnthr ina rr 11™! jlUrfflrr rtlldir
Srit urrrruinrt Ijrttr, ^0 foll lirr itifnrr ijni frin luilirn unr liiiruinb nirtrf|rn, unlj öiio urrfciirnkrii".
Artikel 27. „JEin /IHrfftrr fnl rtud| krinrn .uiffiits niiitfjrn rinrm Jiirnfr frin ,,5rid)fn" 3u urrfdirnkm, örnn rtjlirf)fn griftlidjrn, lirnn rr
Irtan bitlj für rinrn (Dfrnning frmrln unr tu. gl. rin iBrDtrn unr tu. 5I. /flriTd) äiurf Hübidirn ujrino, unU fnll nidit mrijr bitnrlj
■bfnn i^rffllrn, bitlj rr Utirübrr, To nuirtlirr ifcirnfr inrl)r kiiuffrn, fa luirt tirr nirfUrr lirtrinnr nid)t tiffrrt".
Artikel 30. ifco nirtg rin niriftrr frinrn Üirnrr rin ,,= rid)rn" urrlribrn in frinrn Irrjiirrn }u luunlifrn, uirnn lirr mrißrr nif /färirrnngr
Ijrttf, tiaa rr Tfn niüfat iiiffm ujiinUrrn.
Artikel 31. „i£a foll krin mriftfr frinrn Üiirnfr krin Brirtirn IrttTrn urrfdjrnkrn, rr l)rtbr lim fluagrüirnt".
Artikel 72, ,,03>rld)rr grfrllr nid)t l)ulfr bitljrt, frinrn Rrin iiufo olirr rin.Hiiurnlirn, brrnjrn olirr nnibäuturnlirn lurnn ra not ift, nlirr frin
,,2rid)rn" rtnfdjlrdjt ob rr rrd)t gmuid)! frf, tibrr ra fol rirfd)rl)rn, rljr iiiiin arn ftrin brfil)rt. lirto rr in biia l.irirr kommt
ungrfrrtijrt, olirr urrHigrt ungrFiiir)rt, lirr foll grbrn 3n pufor rin Ijalb pfunt lundio".
Artikel 94. „iHlo rin grfrUr .iid)f Hußgriiinrt l;rtt, ujrld)rr grfrllr frin ,,2rid) rn" (jrkrtuFt l|ilt unS nid|t urrliint Ijrtt, luo rin mittirr olirr
Ijrlfrr fiuEffrtär» unli Irrnrt fir Rrin l)«urn, brf lirni foli nirnianli ßrl)rn".
Sodann ifl nur noch in einer anderen Ordnung die Rede von Hüttenzeichen, nämlich in der
Bafeler Ordnung vom Bartholomaeustage 1563 (confr. Janner). Hier heifst es;
Artikel 5g. „lEa fall lUid) krinrr frin „rljrrn ärirfjtn", lirtB jnir uon rinrni ülrtnUiurrtk urrlj-ltrn unS urrgönt luorlirn ifl, für fidi frlba
unnli rigrna griurtlta nidjt rnirrn, fo rra «brr ilpn jurnürrn urrmrint. follr rra mit gunft, luifern uoli luillrn rinra
giintjrn üliinliturrko tbun".
Wir fehen alfo aus diefen Texten, dafs die Steinmetz-Zeichen Bundes-Zeichen waren; denn
tu; \vurd<;n in vorgefchriebener Feftlichkeit verliehen, durften nur vom MiilU^r verliehen wc^nlen,
VIT. N. F. 'ö
foS Franz Rziha
Paulus, Redtenbacher, Luigi Bruzza, Klemm, Wernicke, und die in den Mitlheilungen der
durften dem „Ehrlichen" nicht vorenthalten werden, durften nicht verändert und an Fremde nicht
verfchenkt (vertrunken, verkauft, überhaupt nicht von Genoffen zu Genoffen hinoegeben) werden
und waren als Ehrenzeichen hoch zu hallen.
B. Durch die Hüttenftreite.
Die A6len der Hütten im deutfchen Reiche verzeichnen mehrfach Hüttenftreite, welche
aus Vorgängen xoidcr die beftehenden Hüttenordnungen refultirten; in ft)lchin Siri;it(Mi wurde in
letzter Inüanz an die oberfte Hütte zu Strafsburg appellirt; tliefelbe verfügte über Renitente
Strafen und Ausfchlufs aus dem Hüttenverbande. Auch ein interimiftifcher Ausfchlufs wurde für die
Zeit der Renitenz verfügt und ein folcher ebenfalls durch das Anfchlao-cn der Namen und der
Zeichen ^,an den Balken" oder „an die Schelme nta fei" executirt. Aus der Art diefer Execution, aus
dem Eindrucke, den fie auf die Betheiligten machte, und aus dem Erfolge derfelben können wir
hiftorifch entnehmen, wie intenfiv die Zeichen als hiittcnniäfsiges Ehrenzeichen hochgehalten wurden
u. zw. bis in die letzte Zeit des Hüttenbeflandes. Dafür erbrineen wir zwei Beweife:
a) Der Streit der St. Annaberger Hülle tuidcr die Magdeburger Hütte. ' Die Meifscnfchen
dingten ihre Lehrjungen fchon in vier Jahren ab, während die alte Strafsburger Ordnung fünf
Lehrjahre vorfchrieb; die Magdeburger Hütte ftraftc dafür die ihr aus dem Meifsenfchen zuwandern-
den Gefellen; es kam zu Reibungen und dann zu Befchvverden feitens der Magdeburger an die
beiden aridem Haupthütten, nämlich die von W'ürzburg und Strafsburg\ diefe beiden Haupthütten
gaben der von Magdeburg Recht und verhängten „unnachläffige" Strafüng der Meifsenfchen, insbe-
fondere des Meiflers Jacob von Schweinfurt (1499 — 1525 ?) zu St. Annaberg ini lü'zgebirge, welcher
das Haupt der Renitenten war. Diefer Meifler antwortete der Magdeburger Oberhütte „fpoHirlj Unll
frl^mfUrf^". Nun erliefsen die drei Haupthütten einen gemeinfamen „Tadelsbricf" an Meillcr Jacob
und die Magdeburger Haupthütte fchrieb auf den Dinstag nach Pfingflen 1518 einen Meiflertag
nach Halle zur endlichen Austragung der Angelegenheit aus. Es fanden fich „bey anderthalbhun-
dert redlicher werklewte vnnd gemeyne fteinmetczen zufammen", der Annaberger Meifler war
nicht gekommen. Darauf hin verfügte die Strafsburger Hütte, als die obcrRc Haupthütte in den
deutfchen Landen, durch ihren Obermeifler Hanns Hammer (1510 — -1520).
,, tft rr tirtti ungrl^Drfrtm, fo marf man äff fin ungcljorfam iudI urtlfcilrn unti frin müfaig
tirn, fin ^rtrljrn in iJir frljrlmrnt.ifrl infrt^rn, tio rr gr^rfam luürlit untj in für rin utr-
ffljmrl)rr tira fjantujrrrka uuli ftintr nrtirnung lüol i|altrii". Diefe Drohung der Auffetzung des
Zeichens an die Schelmentafel verletzte den Meifler Jacob auf das allertieffte, er fpricht fein Be-
dauern aus, dafs er den Mann nicht kenne, der es gewagt habe fein Zeichen an die SchelmenLafel
zu fetzen und fagt dann weiter :
,,... tlir {)abrint mir mriii ripr nirl|t {ftgrbrnn, tuid} mtvUtn fir mir fr nid]t nripitrii,
irf)l)ab mrrn ^rrirljtnn, turlrljo mrpinrijr antrifft alfo rrtirlirlj unnti lirrtlirfirn rr"ilinrtlj
" diejenigen, welche; ilm an feincim ,,£rrirljriiii uitiiti rijrm Iftsigm, tiif tljitn an mir alo tiir
uorrtttrifriftn fdjrlkt unnli fdjrlmrn "
Die Sachfen fchickten in diefer Streitfache fchliefslich Bevollmächtigte nach Slrarsl)urg,
denen dort die kaiferlichen und päpftlichen ()riginal-i'>riefe vorgelegt wurden; die l)eiden Abge-
fandten (cfr. Dr. Janncr pag. 96) „waren darüluT wohl vergnügt und gelobten mit l'rknnd ihrer
Handfchrift und Zeichen die Brüderfchaft anzunehmen".
' Slicglitz, Uelicr die Kirche der Iil. Kiinigiindp, 1S39; Aicliiv für die f.iclir. Gcfiliitlile \II. I!. nciic I'olgc. V ]!. (Hr. J)iß,-l
pag 85 und C. Gurlill p.ig. 262; Hr. Janncr, Die B.iidiütten des Mittelalters, S76 p.ig. 102.
Studien üuek Steinme-iz-Zeichen.
109
b) Slraßing Regensburger Mcifler^ Im Jalire 1718 hatte die oberfte Haupthlitte zu Strafs-
burtr an ihre im Maurerhofe befindHche Schehnentafel auch die Namen dreier Steinmetznieifter
von Regensburjj^ und Kehlheim, wegen des widerrechtHch freigefprochenen Lehrjungen Mefzel von
Kehlheim angefchlagen; einer war David Scherer; diefer fubmittirte jedoch und erhielt vom Ober-
meifter Michel Hrlacher, Werkmeifter des Münfters zu Strafsburg am 28. Oftober 1718 einen
Gnadenbrief, in welchem es heifst, er dürfe jedoch mit dem Regensburger Meifter „Franz Ober-
Eckern" keinen Umgang haben, indem fein (deffen) „Nahmen vnd Elirenzeichen wie auch der
Gefeilen Nahmen, fo i\k:\\ Lehrjungen (Mefzel) gewalthätiger Weifz ledig gefprochen haben, vvürck-
lich an den Balken gefchkujen feiend "
C. Durch die Thatfache des allgemeinen Gebrauches der Zeichen.
Wir tuiden an den liauvverken der deutlchen Gothik, alfo denjenigen der deutfchen 1 lütte,
den Gebrauch der Zeichen ganz allgemein. Würden fie keine Hüttenzeichen fein, fo würde diefe
Allgemeinheit fehlen. Hieher gehört auch noch, was wir weiter unten von den Sammelfteinen
fao;en werden.
D. Durch die Werthfchätzung der Meifterzeichen.
Wir erkennen die Meifterzeichen an drei Merkmalen: a) dafs fie an conftrudliv hervor-
ragenden Stellen, z. B. an den Schlufsfteinen der Portale, Wölberippen, Capitäle etc. angebracht
find; b) dafs fie in Wappenfchildern ruhen; und c) dafs fie an überhaupt architektonifch ausge-
zeichneten Orten angebracht find, z. B. das Meifterzeichen des Erbauers der wunderbar fchönen
Kanzel zu St. Stephan in Wien und das Zeichen des Dombaumeifters Friedrich Schmidt an der
Renovations-Tafel diefes Sculpturwerkes (confr, Tafel I., Nr i und Tafel 6 Nr. 100). Würden derlei
Zeichen keine Hüttenzeichen fein, fo würde ihnen diefe ausgefuchte Werthfchätzung des
Obje6les und des Ortes fehlen.
E. Durch die technifche Praxis ihrer Verwendung.
In der Bibliothek der k. k. Akademie der bildenden Künfte zu Wien finden fich alte Pläne aus
der Bauhütte zu St. Stephan; darunter zwei, welche Einwölbungspläne unbekannter Kirchen dar-
fteilen. In diefen Plänen find, wie Fig. 6 zeigt, bei den einzelnen Rippenfteinen ftatt der Namen der
Fig. 6. fUauiiIan mit SteimiiotzZeiclien.)
Gefellen, denen die Aushauung der Steine übertragen worden war, einfach (mit Rothftift) die
Zeichen der betreffenden Gefellen für die Vertheilung der Arbeit angewendet worden. Es folgt
alfo, dafs der Meifter den einzelnen Gefellen mit feinem Zeichen nominirte; er demnach alfo in
Gemäfsheit eines im HiUtcnbutide üblichen Gebrauches amtirte.
l Schuegraf m den Verli.Tnciliingen des hiftor. Vereines f Kcgensburg und Oberpfalz. XVI Bd. 11855) pag 186.
i6'
HO
Franz Rzhia.
F. Durch den geometrifchen Urfprung der Zeichen.
Die Steinmetz-Zeichen haben einen geometrifchen Urfprun;^, der ein Geheimnifs aller
Hütten war; kennt man diefs Geheimnifs, fo hat man ein wiffenfchaftliches Kriterium für die Eigen-
fchaft der Zeichen als Bundeszeichen. Diefen Beweis (der eigentliche Gegenfland diefer Studie)
können wir erft weiter unten führen.
Damit wäre das wijfcjifchaflliche\ d. h. das unter der Aegide der unumflöfslichen Wahr-
heit flehende Beweismaterial dafür, dafs die Steinmetz-Zeichen Bundeszeichen find, erfchöpft Die
dafür ebenfalls fprechende Tradition der Hütte wollen wir als Beweis "nicht anführen, denn fie ifl
eben nur Tradition. Zu diefem Traditions-Materiale würden gehören : a) die NacJiricht (für den
Laien keine Thatfache), dafs in England und Amerika ein fchon oben erwähntes Maurer-Syftem be-
fteht, nämlich das der „Maxk-Mafons", welches heute noch Zeichen an Perfonen verleiht, b) die
Nachricht, dafs die deutfchen Steinmetze in dem Rituale fich durch ihr „Zeichen" ausweifen müflen
und dafs der Wandergefelle vor dem Forum der Hütte, der er zugewandert kam, fein Zeichen Hellen
und lefen," d. h. geometrifch und fyiiibo/i/ch deuten können mufste.
j. Der geojnetrifche Charakter der Zeichen.
Die Steinmetz-Zeichen unterfcheiden fich in Bezuo- auf ihren i^-eometrifchen Charakter in
den verfchiedenen Kunft-Epochen fo wefentlich, dafs, wie fchon bemerkt, die Kunflgefchichte aus
diefem Unterfchiede bereits den Nutzen zieht, zweifelhafte Altersangaben der Bauwerke dadurch
klar ftellen zu helfen. Zeichnungen werden hier mehr, als Worte reden.
a) Griechifche Zeichen:
Fig. 7.
Y
Tire
b) Ponipejanifclie Zeichen .
Fig. s.
c) Röniifchc Zeichen:
Fig. 9.
^^ T\ ^ X
E i E. A A/ u; M^
d) Roinani/che Zeichen:
^$^
N
A ci) Mir
YZ
Fig. 10.
w^ (o .^
e) Uebergan^s-Periode aus der roinanifclien in die ^othi/chc Zeit.
Fig. II.
Studien üuek S tkinmltz-zeiciien
III
f)
^r) Späth-Gothik:
Fig. 13.
^"T
"t"f""-'i ;^ 4^ ;^ ^
i) Zopfzeit:
Fig. 15
9
^A^
OZx
3K V^ +
Ni^
;^
./. jC/V Technik der Zeichen.
Diefelbe unterfcheidet fich folgend:
a) In Bezug auf die Gr'öfse der Zeichen. Hier gilt im grofseii Ganzen die archäologifche
Erfcheinung, dafs, je jünger die Zeichen, defto kleiner fie werden. In Rom kommen (auf dem Palatin)
Zeichen vor, welche an 30 Cm. grofs fmd. In der romanifchcn Zeit unterfcheiden wir zweierlei
Gröfsen, nämlich a)die an den Profan-Bauten und ß) die ?i.n Kirchenbauten. Kn den Profan-Bauten,
als an den Burgen (z. B. Geinhaufen) und an den Buckelquaderthürmen (z. B. Klingenberg [Zvikov]
in Böhmen, Henkersthurm in Nürnberg) kommen vielfach fehr grofse Zeichen vor, öfters ebenfalls
bis 30 Cm. An den romanifchen Kirchenbauten ifl die Gröfse der Zeichen weit gleichförmiger, als
an den romanifchen Profan-Bauten; fie beträgt bei den Kirchen meifl 10 — 15 Cm.
In der Uebergangszeit finkt die Gröfse der Zeichen im Allgemeinen auf 8 — -lo Cm. herab.
In der Blüthezeit der Gothik beträgt die Gröfse in der Regel 5 bis 6 Cm.
In der Spät-Gothik treten neben 4 — 6 Cm. grofsen Zeichen oftmals fehr kleine, niedliche
Zeichen von i'/j — 3 Cm. auf, und dann meiftens an den Abfaffungen der Fenflerpfoften, Sockel-
vorfprüngen (z. B. in Perchtoldsdorf bei Wien) und an Wölberippen.
In der Renaiffance-Zeit fleigt die Gröfse der Zeichen (weil fie complicirter werden) wieder
häufig auf 7 — 10 Cm.
In der Zopfzeit herrfcht in der Gröfse der Zeichen reine Willkür vor, und zwar in der
Richtung, dafs je gröfser die Complication, defto gröfser in der Regel das Zeichen ift; die Gröfse
wächft öfters wieder bis auf 10 — 12 Cm.
In der Neuzeit find echte Steinmetz-Zeichen ungemein feiten; die Gröfse wechfelt zwifchen
4 und 8 Cm.
h) In Bezug auf die Atisführung der Zeichen, a. jlntike und Romanis7nus. An den alterten
Bauten, z. B. dem Diocletianifchen Palart; in Spalato; der fervilianichen Mauer am Palatin zu Rom;
an tlen Bauten zu Pompeji, aber auch fchon an vielen romanifchen Kirchenbauten, u. A. zu Heiligen-
kreuz in Oerterreich etc. hat die Verwitterung des Geßeins, namentlich des Kalkßeines, in der
112
Fkanz Rziua.
Regel fchon einen folchen Grad erreicht, dafs die „Manier" der Zeichen-Einmeifselung technifch
nicht mehr fcharf beurtheilt werden ka.nn. Soviel läfst fich jedoch mit voller Sicherheit behaupten,
dafs bei den römifchen und den romanifchen Zeichen eine befondere Sorgfalt in der Ausmeifselung
nicht geübt wurde, und dafs diefe geringe Sorgfalt bei ProfanBauten oft zur technifcheii Läfhg-
keit ausartet, während an Kirclicnbantcn oft eine etwas gröfsere Achtfamkcit in der tcchnifchen
Behandlung hervortritt. Die Zeichen an den romanifchen BuckelquailL-r Thürnien, wie wir fie am
Rheine und an der Donau in fo vortrefflichen Exemplaren befitzen, liiul Beifpiele der edleren, die
Zeichen an der berühmten St. Jacobs-Kirche in Regensburg find Beifpiele der letzteren Manier.
j3. Uebergaiigszeit. Die Zeichen der Uebergangszeit zur Gothik bieten eine fchon beffere
Technik dar; man bemerkt nämlich die forgfältigere Ausmeifselung der Rinne, welche das Zeichen
bildet, in Bezug auf gleichmäfsige Breite und Tiefe und fintlet, dafs das Zeichen fehr häufig fchon
nach vorgezeichneten Linien bearbeitet worden fein mufs, während die romanifchen Zeichen befon-
ders an den Profanbauten meiflens offenbar direft aus freier 1 land gemeifselt wurden; die Un-
ruhe der Zeichnung, die Incorreölheit der runden Linien, die Aufserachtlaffung geometrifcher
Gränzen und Verhältniffe machen dies dem Sachverfländieen fofort klar.
Aus diefer fcheinbar einfachen Thatfache ioVjX jedoch der fachlich besjründete wichtiire
Schlufs, dafs zu Zeiten der offenbaren Incorreßheit der Behandlung der Zeichen nach aufsen hin
eine Sorgfalt sticht nöthig crfchien, d. h. dafs die externe Beurtheilung der Zeichen der Corporation
mehr oder minder gleichgiltig erfchien. Die Corporation alfo legte an und für fich zu jener Zeit
nach aufsen hin auch keinen grofsen Werth auf ihre Inftitution. Wir werden diefe Thatfache fpäter
verwerthen.
7. (lOthik. Mit dem Auftreten der Gothik verbeffert fich die Technik der Zeichen auffälli<r.
Wir finden je weiter vorwärts, defto mehr Sorgfalt an der Ausmeifselung. Die Rinne wird immer
mehr gleichmäfsig breit und tief, glatter und immer genauer nach vorgezeichneten Linien behan-
delt, obfchon fich Flüchtigkeit auch oft hier noch bemerkbar macht. In der Blüthezeit der Gothik
finden wir häufig a) dreieckig vertiefte Rinnen, fo daf-; ie Rinne eine Mittellinie hat, untl diefe
Mittellinie eilte geometrifche, lineare Conßrußion verräth! {'^\z) und b) erhaben gehaltene Zeichen.
In der Spät-Gothik tritt fchon individuelle Manier in die Anfertigung der Zeichen ein;
manches Zeichen hat am Ende einen fchwalbenfchwanzförmigen Auslauf, fo dafs die Rinnen-
linie auch in der Steinebene verläuft; und überaus häufig finden fich Zeichen, wo Linien derart
manierirt gekrümmt erfcheinen, dafs man im Zweifel ifl, ob es fich um eine gerade oder gekrümmte
Linie, refpeftive um ein Schnörkelwefen handelt.
S. Renaiffance und Zopf. Die Zeichen der Renaiffance find verhältnifsmäfsig feiten, fo dafs
über ihre Ausführung wenig gefagt werden kann; fie ift jedoch im Ganzen eine forgfältige. Die
Zeichen aus der Spät-Renaiffance und aus der Zopfzeit weifen ebenfalls Sorgfalt, aber entfchiede-
nen Sinn für Schnörkelwefen auf
£. Neuzeit. Diefe Zeichen find zu fporadifch, als dafs fie allgemein charakterifirt werden
könnten; was vorhanden ifl, ift aufserordentlich forefältitj dareeftellt.
C. Aufsergew'öhnliche Beobachtungen. Eine geradezu merkwürdige und ausfchliefsliche Technik
in der Behandlung der Zeichen habe ich am Rathhaufe zu Sachfen-Altenburg gefunden. Dasfelbe
ift im Zopfftyle gebaut, erinnert aufserordentlich an den bekannten Univerfitätsbau zu Helmftedt
in Braunfchweig, und ift in Putz ausgeführt; es finden fich nun die Zeichen in diefem Mörtelputze
angebracht und find diefelben mit der Spachtel forgfältig modellirt; alfo ein Beweis, dafs die Maurer
der Steimnetzzunft dort angefchloffen waren und fich durch die Sorgfalt des Zeichenfchlagens felbfl
im Mörtelmateriale auf diefen Anfchlufs an den Bund der Steinmetze offenbar fehr viel zu Gute
thaten. Die Technik unterftützt alfo liier die Hiftorie, (hirch welche wir wiffen. tiafs insbefondere
Studien über Steinmetz-Zeichen. 113
zu Wien (confr. Honn;i)r) uinl im Magdeburger Gaue (confr. Janncr u. Gurlitt) diefe Verbindung
fchon zur Zeit der iiothik beßand.
5. Das Vorkommen der Zeichen.
Wir müficn das Vorlcommcn der Zeiciicn in fünferlei Richtung betracliten.
A. In Bezug auf Länder. Die Forfcliungen in den letzten zwei Jahrzehnten haben dargethan,
dals tue Steinmetz-Zeichen in allen Ländern ehemaliger und gegenwärtiger Cullur vorkommen; und
es ift die Thatfache zu verzeichnen, dafs jede neue archäologifche Reife in die alten Culturländer
Beweife heim bringt, dafs die Sitte der Bauleute: Zeichen in ihre Werke einzumeifseln, thatfächlich
eine uralte ift. Es wäre nur anzuregen, dafs diefe alten Zeichen, welche oft nur zu ilüchtig in Let-
tern wiedergegeben werden, überall ganz genau copirt und dargeftellt würden.
B. In Bezug auf geographi/che Dißrific. Wir fimlen, dafs die Zeichen in dem ehemaligen
römifch- deutfchen Reiche zwei Erfcheinungen im Vorkommen bieten: a) diejenige, dafs vier
Gruppen verfchiedenartiger geometrifcher Conftru6lion auftreten, mit denen wir uns weiter unten
zu befchäftigen haben werden; und l)) dafs die Zeichen in einzelnen geographifchen Diftriften
häufiger find, als in anderen. In letzterer Hinficht ill namentlich hervorzuheben, dafs am Rheine,
an der Donau, am Maine und in der Pfalz, dann mitten in Schwaben, in einzelnen Theilen von
Bayern, ferner in Böhmen, Mähren und Sachfen, kunftgefchichtliche Bezirke auftreten, in denen
die Zeichen weit häufiger, als in andern find; dafs alfo eine Gleichmäfsigkeit in der geographifchen
Verbreitung nirgend exiftirt, woraus gefchloffen werden mufs, dafs die Sitte Zeichen zu fchlagen
in einzelnen Gauen viclir cultivirt wurde als in anderen, beftimmte Gaue alfo in ilieser I linfichl
fpecififchbeleuchtetfind. Bemerkt mul's hieraberauch werden, dafs die Sitte Zeichen zu machen an den
Rohbau in „Stein" mehr oder minder geknüpft ift. Wir finden defshalb im grofsen Ganzen in der
norddeutfchen Tiefebene das Zeichenwefen feiten vertreten, obfchon auch hier wieder merkwürdige
Gegenfätze vorkommen. So finci, wie fchon bemerkt, in Sachfen-Altenburg die Zeichen im Mörtel-
putze eingedrückt ; aber es find auch gleichzeitig in Sachfen-Altenburg am alten Barbaroffa-Baue
(den „beiden Spitzen"), der ein Ziegelrohbau ift, hin und wider romanifche Zeichen in die Ziegel
eingehauen und in der Stadt an Fenfterfimfen etc. Zeichen angebracht; in Lübek und Danzig
fehlen dag-eofen bei trleichem Verhältniffe der Baumaterialien Zeichen, fowol an Ziegreln wie an
Steingewänden.
C. In Bezug auf Städte und Burgen. Manche Städte find übcrfäet mit Zeichen, obenan das
alte, ehrwürdige Nürnbero-.
In manchen Städten find es nur vereinzelte Bauten, welche Zeichen tragen, z. B. Prag. In
manchen Städten finden wir gar keine Zeichen, auch nicht an folchen Bauwerken, welche kunft-
gefchichtlich hohen Werth tragen und welche gleichzeitig find mit Werken und anderen Städten,
während gleichzeitige Werke dort mit Zeichen verfehen find; z. B. Lübeck untl Danzig contra Ham-
burg und Dresden.
Ebenfo ift gar keine Gleichmäfsigkeit in der Verbreitung der Zeichen an Burgen und
Häufern vorhandtMi, und übt die Clafficität der betreffenden Burg oder des betreffenden Haufes als
Kunft Obje6l gar keinen Einllufsaus: fo z. B. find die berühmte Ma.xburg in der Pfalz und Geln-
haufen bei Frankfurt übcrfäet mit Zeichen, während die kunftgefchichtliche Schwefter von Geinhaufen:
der Barbaroffa-Bau in Eger keine Zeichen hat, an der hochberühmten Marienburg in Preufsen habe
ich trotz forgfältigften Suchens keine Zeichen finden können.
Man darf alfo fchliefsen, dafs fowohl zuandernde Bavi-Corporationen die Sitte theils gepflogen
theils nicht gepflogen haben, dafs he.\ ßabilen Corporationen diefs aber ebenfalls der P'all war.
114 Franz R^iha.
D. In Betreff des Knnß Objcclcs. a) Beziiff/ic/i des Sly/es.
Manche Bauwerke gleichen Styles und gleicher kunrtgefchichtlicher Bedeutung befitzen
Zeichen, manche keine. Bezüglich diefer Thatfache haben wir folgende Details anzugeben.
a. Zeichen an den antiken Bauwerken find, foweit bis jetzt darauf geachtet wurdi-, nicht
häufig und an den griechifchen weit feltener, als an den römifchen; dabei gilt von beiden Hau-
Epochen bis jetzt die Erfcheinung, dafs an den Werken hervorragender Kunft Zeichen eine grofse
Seltenheit find und dafs griechifche und römifche Steinmetz-Zeichen meiftens nur an den Profan-
Bauten niederer Qualität gefunden werden, vornehmlich an den Mauern. So befitzt das Coloffeum
zu Rom, trotzdem ich es forgfältig abgefucht habe, keine Zeichen, ebenfo auch nicht das Forum,
die Thermen, die Thore und Brücken zu Rom; auch an den claffifchen Werken zu Pola finden fich
keine Zeichen. Dagegen wurden Zeichen gefunden auf Samothrakc, untl (hier zahlreich) an dem
Palafte des Diocletian zu Spalato, dann an den Mauern zu llios, Pompeji und zu Rom. Die Porta-
Nigra zu Trier hat auch Signaturen, aber keine Steinmetz-Zeichen ; diefe Trier'fchen Marken find
Initialen und Namenkürzungen und, meines Wiffens, ein einzig daftehender, hochgradig unter-
fuchunsjswürdisjer Fall, der zu Nachforfchuno-en im alten Gallien auffordert und unwillkürlich an eine
Wandertruppe mahnt, welche dicfe Sitte Special-Marken zu machen gepflogen hat.
[3. An romanifche7i Profan- und Kirchenbauten habe ich folgende Wahrnehmung gemacht.
An IJauten, welche gefchichtlich crwiefen von Mönchen (als Werksleuten) errichtet wurden, iiahe
ich nirgends Zeichen gefunden; Limburg bei Speyer gibt in feinem romanifchen Bautheile hictiir
eben einen folchen Bew^eis, wie der Dom zu Aachen, dann die alte Vor-Capelle zu Lorfch bei Worms,
wie auch die fchüne romanifche Kirche zu Innichen bei Toblach im Pufterthale in Tyrol. An romani-
fchen Kirchenbauten, welche aber nachweislich durch Laienbauleute (wenn auch unter einem
mönchifchen Meifter) ausgeführt wurden, wie z. B. die durch die eingewanderten irifchen Mönche
erbaute Schottenkirche zu Regensburg, finden fich Zeichen vor. Im Allgemeinen mufs ich die auf
ausgedehnte Beobachtung fich ftützende Wahrnehmung verzeichnen, dafs romanifche Mönchsbauten
keine Zeichen, nur romanifche Laienbauten Zeichen tragen: mit anderen Worten, o.?, find die
Steinmetz- Zeichen an i'omani/chcn Bauten ein Beweis für die Anzufenheit einer ivcltlichen Hütte.
Wir können alfo bei bekanntein Alter des Bauwerkes annähernd die Zeit ermitteln, wann die Bau-
hütten im ehemaligen detctfchejt Reiche wcltlicJi wurden. Diefe Zeit ift der Ausgang der romanifchen
Periode; ^\& flinwit alfo mit der traditionellen Zeit des Aufkommens der dcutfchcn Hultc.
-(. An Bauten des fogenannten Ucbergangs-Styles finden fich zahlreiche Zeichen; es erfcheint
alfo das IVachfcn der Hütte fofort nach dem Aufgeben der klöfterlichen Bauarbeit.
0. Mit dem. Ajiftretcn der Gothik tmd mit deren Entfaltung wäc/iß das Zeichcmucfen
ungemein ; alfo auch das Wefen der Hütte. Aber trotz diefer Verbreitung des Zeichenwefens
herrfcht darin keine flabile Regel der Anwendung. Wir finden nämlich gothifche Bauten aus gleicher
oder wenigftens nahezu gleicher Zeit, an denen zahlreiche Zeichen vorhanden find, refpe(!:l;ive
Zeichen völlig fehlen. So hat z. B. der Dom zu St. Veit in Prag Zeichen, während die wunderbar
fchöne Schlofs-Capelle auf dem Berge Böfig in Böhmen, eines der reftaurationswürdigften Baudcmk-
male in diefem Lande, keine Zeichen befitzt. Mit der Spät-Gothik finkt das Zeichenwefen merklich;
die Hütte wurde altersfchwach.
£. In Bezug auf die edle Rcnaiffance mufs l)emcrkt werden, dafs das Zeichenwefen in ihr
fehr zurückti-itt ; die deutfche Hütte beweift alfo auch damit ihr Abflerben. Aus den beiden
Umfländen, dafs an Werken der Renaiffance in Italien, fo weit wir uns bis jetzt trotz forgfältigen
Suchens überzeugen konnten, fehr wenige Zeichen gefunden werden; und dafs die wenigen
claffifchen Renaiffance-Bauten, welche in Oeflerreich und 1 )eutfchland vorhanden find, nur an
einzelnen Obje6len (z. 15. Heidelberger Schlofs) Zeich<-n und dann zuiiicill nur folche effecfliv
Studien über Steinmetz-Zeichen.
"5
gothifchen Urfprungs tragen : ifl zu fchliefsen, dafs die fremden Bauleute der Renaiffance die Sitte
des Zeichenmachens nicht kannten oder nicht übten, und die deutfchen Steinmctze fie angefichts
des Ghmzes der neuen Kunftblüthe fallen zu laffen begannen.
C. In der Zeit der Spät-Rcnaijjancc, des Jefuiten-Slylcs, des Rucoco und des Zopfes wird
das Zeichenwefen immer fparfamer und immer ifolirter. Wir finden in diefer Zeit geradezu nur
kunflgefchichtliche Infein, in denen das Zeichenwefen weiter gepflogen wurde. So hat Prag, Danzig,
Lübek untl Nürnberg für diefe Kunfl-Kpoche gar keine Zeichen, Regensburg nur vereinzelte,
das-egen Stuttgart, und insbefondere Dresden und die fächfifchen Lande häufitre Zeichen. Daraus
ergibt fich die Bedeutung von Dresden als Haupthüttc, und die Wichtigkeit ihres Hereinragens
bis in unfer Jahrhundert.
■\. Die Zeichen der Gegemvart find, wie fchon bemerkt, ungemein feiten; fie mifchen fich
mit den in der Gegenwart reftaurirten alten, alfo als neu erfcheinenden Zeichen einerfeits, und mit
cffeBiven Willkür-Zeichen anderfei ts ; die Tradition felbfl i(\ im Erlöfchen begriffen uml die
Gewohnheit Zeichen zu machen tritt nur zu oft als Liebhaberei an Stelle des einfligen Bundes-
gedankens. Aber die echten Zeichen werden noch gemacht, und zwar namentlich im Sächfifchen
und nur fporadifch in den Centren der alten ehrwürdigen Haupthütten; fo z. B. zu Wien.
b) Bezüglich der örtlichen Stelle am Bauwerke. Wir finden die Zeichen an allen Stellen
des betreffenden Bauwerkes angebracht, auch an folchen, welche nur durch Gerüfle erreichbar
find. Ein Gefetz exiftirt alfo in Bezug auf die Wahl der Stelle an dem Bauwerke nicht, und nur im
allgemeinen kann angeführt w-erden, dafs die wichtigflen Conftruftions-Stellen und die fchwierigflen
der Ausführung die beliebteften find; fo z. B. die Eingangs-Fagaden ; die Umgebungen der Thüren
und Fenfter, die Kirchenpfeiler, befonders aber der Chor. Am ficherften find die Zeichen zu finden:
an den Fenfterpfoflen , an den Wölberippen, befonders denen des Chores, an den Schlufsfteinen,
an den Pfeilern und an den Capitälen. All diefes ftimmt wohl auch mit der Thatfache, dafs diefe
Bautheile die technifch wichtigften und die fchwierigflen des Baues find, welche nur den tüchtigften
Gefeilen anvertraut werden konnten, und dafs alfo zumeift nur diefe dem Hüttenbunde angehört
zu haben fcheinen, während die Ausführung der eigentlichen flachen Mauern den fogenannten
„Steinhauern" und den „Maurern" überlaffen wurde. Wo diefe flachen Mauern auch Zeichen tragen,
iß zu verinuthen, dafs auch die Stcinhaiicr und die intelligenten Majirer bereits der Steinmetz-
Brudeifchaft angehört haben. Endlich ifl; als hieher gehörig noch zu bemerken, dafs die Zeichen
unter einander nicht regelmäfsig vertheilt find; fie find im allgemeinen ganz willkürlich und ohne alle
Symmetrie angebracht, und nur eine einzige Ausnahme habe ich in diefer Richtung bis jetzt
gefunden, nämlich die Zeichen an einigen Pfeüern der St. Lorenz -Kirche in Nürnberg; dort find
an mehreren Pfeilern, und zwar der, dem Altare zugewendeten Seite derfelben die Zeichen perpen-
dicnlär über einander angebracht und ifl diefe principielle, handwerksgerechte Symmetrie unver-
kennbar.
E. In Betreff befonderer Einzeln-ObjeHe. In diefer Richtung haben wir befonders vier
Objefts-Gattungen zu nennen, welche eine hervorragende Pofition flir die Anln'ingung von Stein-
metz-Zeichen ofeboten haben.
a) Die hervorragendflen gothifchen Dome. Es geht die Hütten-Tradition, dafs kein Gefeile
zum Meifter ernannt wurde, wenn er nicht zuvor an dreiBamverkcn gearbeitet d. h. die im Rituale
ausgeprägten, fchon oben behandelten drei Reifen gemacht hatte. Dafs der Gefelle überhaupt
wandern mufste, ifl; im Steinmetz-Handwerke, wie oben fchon aus der „Ordnung" nachgewiefen
wurde, ebenfo Thatfache gewefen, wie in jeder andern mittelalterlichen Gilde. Es bildete fogar
der Wandergefelle, oder wie er in der Hüttenfprache heifst: „der Wandelgefelle", eine eigene
Hütten-Specialität, welche, wie erwähnt, fchon in den Hüttenordnungen behandelt ifl.
VII. N. F. '^
ii6 Franz Rziha.
Hiernach ift es ganz erklärlich, «''^A ctie bernJimteflen Dorne die Zielpunkte der Gefeilen
waren. Wir finden defshalb zur Zeit der Blüthe der deutfchen Bauhütte, alfo zur Zeit der Erbauung
der bedeutfamrten, gothifchen Dome gerade die/e Bauwerke mit Zeichen aller Art, und oanz
diver/en Charakters, überfät; Blicke auf die Dome zu Regensburg, Prag und Wien zeigen dies
ganz befonders. Aus technifchen Gründen ift hieraus die Thatfache herzuleiten, dafs es Seitens
der Wandelgefellen Sitte gewefen fein mufste, an folchen Domen ihr Zeichen auch an Steinen
einzuhauen, welche fie perfönlich nicht bearbeitet haben. Wir \\\-\<\itn nämlich dicht nebeneinander
Zeichen von diverfem Charakter (alfo diverfe Baufchulen verrathend) und an Maticriocrksßcllcn, an
denen fo viele Arbeiter auf einmal gar nicht hätten hantircn können.
b) Die Sannnelßeinc. Es mufs Sitte gewefen fein, dafs die Wandelgefellen auf bellimmten
Steinen ihr Zeichen (tlüchtig) einritzten. Der Sammelftein am Dome zu Regensburg (confr.
Schuegraf), vielleicht auch die (uns perfönlich unl)ekannte) Heunenfäule auf der Halberftadter
Heerftrafse find Beweife.
c) Die Grabßeinc. Es fcheint in fehr alter Zeit Sitte gewefen zu fein, dafs die leid-
tragenden Gefellen ihre Zeichen auf die Grabftcine der verflorbenen Brüder hin und wieder ein-
ritzten. Ich halte aus Gründen, die erfl weiter unten dargelegt werden können, den fchon früher
erwähnten fogenannten, durch Dire6tor Profeffor Lindcnfchmidt veröffentlichten Merovinger Grab-
ftein, deffen Abgufs im Germanifchen Mufeum fleht, ebenfo für einen ,Stein vom Grabe eines
Hüttenbruders, wie jenen Stein, der hch (1879 noch unkatalogifirtj im Mufeum zu Neapel befindet;
beides Steine, welche die Archäologie und Philologie zur Zeit noch nicht fefl zu beftimmen ver-
mochten. Ebenfo ifl auch der bereits erwähnte, und wie es der Augrenfchein lehrt, aufserordentlich
fchon gearbeitete Stein Nr. 6690 (Fig. 16) im Neapler Mufeum, der nach Dr. Kraufc philolo-
gifch noch nicht gedeutet werden konnte, nach meiner Ueberzeugung nur ein Sammelftein von
Brüdern einer Hütte aus der Zeit der Antike.
d) Die Buckclqnadcr-TJiYirnic. An den mittelaltorlichen Bergfrieden Deutfchlands imd
Oeflerreichs (ich nenne nur die zahlreichen, diefsfälligen Thürme in der Pfalz, dann jene zu
Pottendorf bei Wien und zu Brück a. d. Leitha, fo wie den zu Zvikov — Klingenberg — bei Pifek
in Böhmen) finden fich merkwürdig viele Zeichen. Diefe Zeichen find alle ronianifch ;
T
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die Tli'urnie Jiaben alfo — nebenbei bemerkt — zur romanifdien Zeit gebaut zverdcn
muffen, was ein thatfächlicher Beweis für die bisherige, archäologifche Annahme
ift, dafs diefe Thürme zur Zeit der Kreuzzüge gebaut wurden. Wir werden weiter
unten auf diefe Beweisführung näher eingehen, bemerken jedoch fchon an diefer
Stelle, dafs der cxclufive Charakter diefer romanifchen Zeichen deutlich dafür
fpricht, dafs diefe Thürme von einer Wandertruppe eigener Hütte gebaut worden
fein dürften. Diefe Truppe fcheint füdländifch gewefen zu fein; denn die romanifchen Zeichen
deutfcher Hütte haben insgefammt anderen, abweichenden Charakter. Solcher Wandertruppen
hat es zu allen Zeiten für beftimmte Bau Specialitäten gegeben; ich erinnere nur an die allen
Comenfer und an unfere heutigen Süd-Tyroler- und Italiener-Truppen, welche bei allen Eifenbahn-
bauten in ganz Europa zu finden find. Ja für die Thatfache, dafs di(; lü-bauung diefer Buckel-
quader-Bergfrieden eine mittelalterliche, gleichfam privilegirte Bau-Specialität war, dafür fpricht auch
ein technifcher Grund. Es gleicht nämlich ein jeder diefer Thürme in Bezug auf Dirnenfion,
technifche Ausführung und angewandte technifche Hilfsmittel (noch heute erkennbar an den Kropf-
löchern für das Verfetzen der Steine) fo zu fagen wie ein Ei dem andern.
Hiermit mag: zuo-leich erwiefen fein, wie wichtigf das Studium der Steinmetz-Zeiclien lilr die
Kunftgefchichte ift:, denn die Auffindung der Urfprungsftellc für diefe Zeichen würde die /'ro-
venienz diefer mittelalterlichen Specialität in der Profan-Baukunft erweifen.
Studien über Steinmetz-Zeichen.
117
6. Die .Ic/JnJliriiiiQ- der Zeichen.
Manche Steinmetz-Zeichen der _i;othifchen und fpäteren Zeit find adjullirt, d. h. in Wappen-
form angeordnet. Es ifl diefs, wie fchon früher hervorgehoben wurde, bis jetzt das alleinige Kenn-
zeichen eines Meißers. Aber durchaus nicht alle Meiflerzcichcn find in Schildern angeordnet,
und die Sitte, Zeichen in Schildern anzubringen, beginnt crR im 14. Jahrhundert. Bei diefer Gele-
genheit mag bemerkt werden, dafs nach authentifcJien Mittheilungen eines lebenden Hütten-
bruders das Meiftcrzeichen durch feine Geflaltung als folches nicht erkennbar ift; es iß für die
mittelalterliche deutfche Bauhütte unrichtig, wenn einzelne Autoren' die Meinung hegen: dafs der
Lehrling ein Zeichen aus nur rechtwinkelig zufanimengefetzten Linien, der Gefelle ein folches aus
fchiefwinkeligen Linien; der Meifter ein folches mit Kreislinien; der Werkmciller aber ein folches
erhielt, in dem volle Kreife crfcheincn. Das Steinmetz-Zeichen wurde ehedem an den Betheiligten
nur eifwial vom „verfammelten Handwercke" verliehen, und zwar bei der Ledigfpreclning
zum Gefeilen; diefes Zeichen behielt der Steinmetz immerdar; er durfte es, wie es in der Hütten-
ordnung ausdrücklich heifst, und wie wir bereits oben pag. 63 citirten, nicht ändern, es fei denn mit
Willen des ganzen „Handwerks.^' Damit foll jedoch nicht ausgefchloffen fein, dafs die obige, bei
Mothes angeführte Sitte der Veränderung der Zeichen je nach der Graduirung, eine erft in der
Neuzeit übliche iß, wie denn überhaupt nochmals und ausdrücklich bemerkt werden mufs, dafs
viele, ja die meillen Zeichen der Neuzeit Affeßions-Zeichen find, welche fich die Gefellen wohl nach
generellen Regeln, aber nicht mehr nach jenen geometrifchen Principien wählen, welche die alte,
echte und gerechte Hüttenfatziing waren.
■ Eine andere Adjuftirung der Zeichen ift die, dafs fie in Verbindung mit Büßen dargeftellt
erfcheinen. Es ift dies bei den Büften der Fall^ welche auf der hohen Galerie, dem Triforium
des Domes zu St. Veit in Prag- aufgeftellt find; diefelben ftellen Regenten, Regentinen, Bifchöfe,
Dombau-Direftoren und Dombaumeifter vor, u. A, auch die Meifter Mathias von Arras und Peter
Arier von Gmünd (confr. Taf 11, Fig. 168); alle diefe Büften tragen Jhnjlfchilder, in denen, oder
durch welche überhaupt Zeichen dargeßelli find. Weil die Zeichen des Mathias und des Peter
Steinmetz-Zeichen find und alle anderen Büften ähnliche Marken tragen, fo kann gefchloffen
werden, dafs diefe Laien durchwegs „Liebhaber des Handwerks" oder Hütten-Patrone, refpetlive
Patroneffen, waren und dafs ihnen Zeichen in Medaillonform verliehen wurden. PLs find diefe
Prager Büften defshalb kunjlgefchichtlich felir wichtig und fie erinnern ncbßbci an die noch heute
unter den Freimaurern übliche Sitte, dafs diefelben (oder nur die Ciraduirtenr) bei ihrer „Arbeit"
eben folche Schilder umhängen.
7. Die Steinmetz-Zeichen find l'orbilder für die Marken.
Wir hatten bereits Gelegenheit anzudeuten, dafs die Steinmetz -Zeichen die Vorbilder
für die Zeichen der Goldfchmiede, der Maler, der Bildhauer, Holzfchnitzer, kurz ftir die Mitglieder
diverfer Gilden und Zünfte des Mittelalters gewefen find; defsgleichen auch Vorbilder für
Familienmarken und Hausmarken des Mittelalters waren. Es läfst fich diefe Behauptung nicht
nur culturgefchichtlich erläutern, fondern defshalb geradezu aufftellen, weil eine Menge folcher
Marken den Steinmetz-Zeichen derartig ähnlich fehen, dafs fie ehedem für folche gehalten wurden.
Aber diefe Marken entbehren des echten geometrifchen Grundes, des gerechten Steinmetzgrundes
der Hütte.
' Dr. O. Molhcs, lUuftr. Baulexikon III. Band (i8()S) pag. 367.
■-• Dr. LegisGiückfelig, Der I'ragcr Dom zu St. Veit, B.aj; 1S5S; Dr. A. Ambras, Der Dom 7U Prag. Prag 1S5S; Prof. B. Gruiber
die Kathedrale de? h. Veit zu Prag, Prag 1S70.
DIE PLUVIALE-ACRAFFEN DES TOISON-MESS-ORNATES.
Von E. Fkeih. v. Sacken.
\'.R mit der reichflen Stickerei bedeckte Mefs-Ornat des Ordens vom goldenen Vliefse,
bellehend aus der Cafula, drei Chorkappen (Vespermänteln) und zwei Leviten-Kleidern
ifl: ein clief d'oeuvre der Kund flickerei; was Vollftändij^dceit, Koflbarkeit des aufgewen-
deten Materiales, Reichthum und künlllerifche Vollendung des figuralcn Schmuckes (es find
248 Figuren) und Vollendung der Technik anbelangt, dürfte er kaum feines Gleichen haben." In
dem Inventare des Toifon-Ordensfchatzes, welches über Auftrag des Minifters der Kaiferin Maria
Therefia, Grafen Cobenzl in den Jahren 1759 und 1760 aufgenommen wurzle untl in doppelter
äufserfl fauber gefchriebener Ausfertigung in je zwei Folio-Bänden in der Kanzlei des Ordens
verwahrt wird, find diefe Gewänder folgendermafsen befchricben: „Art. 12) Trois chappes, une
chasuble, une tunique et une dalmatique, dont le fond est de velours carmoisin, ornements tres
precieux travailles ä l'eguille en soie et en or, charges sur toute leur etendue de grand nombre de
figures tres bien executees et au surplus garnis et ornes partout d'une fort grande quantite de
perles, sur le chaperon de l'une de ces trois chappes est l'image de Notre Sauveur, sur lautre
l'image de la Ste. Vierge et sur la troisieme l'image de St. Jean Baptiste."
Unter Poll 14 ift die Befchreibung der beiden prachtvollen, in derfelben Technik ausge-
führten Antipendien gegeben. Dabei findet fich die Bemerkung: „Les trois chappes, la chasuble,
la tunique et la dalmatique annoncees a l'art 12 de meme que les deux Paremens d'autel sont rap
portees dans le plus ancien Inventaire, qu'on ait trouve, c'est ä dire dans celui de 1477." Aus
diefer Angabe erhellt, dafs der Ornat 47 Jahre nach der Gründung des Ordens zu den Schätzen
desfelben gehörte. Die Frage, ob er fchon bei der Gründung felbfl fpeciell für die Ordensfeierlich-
keiten gefertigt wurde, oder erft fpäter, ift freilich tladurch nicht gelöll. Möglich, dafs die noch
vorhandenen Gewänder diejenigen find, welche das achte Capitcl zu Mons i. J. 1451 für die Ordens-
Capclle zu Dijon anfertigen zu laffen befchlofs." Nach der Lostrennung der Niederlande von
Oefterreich gelangten die koftbarcn Gewänder mit den übrigen Toifon-Ordens-Gegen-
ftänden nach Wien, kamen dann in die kaiferliche Schatzkammer, 1872 in die Ambrafer Sammlung.
In dem erwähnten Inventare finden fich unter Port 13 aufgeführt: „3 agraffes ou fermails
d'argent dord armoriees des armes de Roi Don Philippe I., servant pour les 3 chappes et pesant
avec leurs chevilles sans leurs attaches 7 marcs et 7 onces." Auch diefe -Agraffen oder Monilia
find vorhanden und werden hier im Nachhany-e zu meiner kurzen Befchreibung des Mefs-Ornates
im in. Bande der Mittheilungen (S. 113) befchrieben.
Alle drei Pluviale-Schliefsen, aus vergoldetem Silber gefertigt, find ganz gleich (Fig. i). Sie halben
die im 15. Jahrlumdert für grofse Gewandfchlicfsen nicht ungewöhnliche Form, aus Päfsen oder
' Die burgundifchen Geivänder der k. k. Sch.itzkammer. MefsOrnal für den goldenen VliefsOrden. 12 Plmlogr.ipliicn milTexl,
herausgegeben vom k. k öfierrcich. Mufeun) für Kund und Induflrio, Wien 1864.
- Rtifffnherg, Histoire de l'ordre de la Toison d'or, p. 34.
Die Pluviale-Agrai-fen des Toisox-Messornates.
119
Kreis-Segmenten conftruirt, oben und unten zugefpitzt. Die Höhe einer jeden beträgt 19, die Breite
15 Cm. In der Mitte befindet fich ein Wappenfchild, 4 Cm. hoch, 3'5 Cm. breit, von der einfachen,
im 15. und 16. Jahrhundert beHebten Form, unten abgerundet (fogenannter halbrunder Schild),
bedeckt von dem grofsen, 5 Cm. breiten Herzogshut. Der quadrirte mit Herzfchild verfehene
Schild zeigt folgende Wappen in ihren Farben, die aus leuchtendem Email beliehen: In 1 den
hlbernen Balken in Roth (fogenannten Bindenfchild) des Erzherzogthums Oefterreich, in 2 das
Wappen der neuen Herzoge von Burgund, das mit goldenen Lilien befäete blaue Feld mit roth
und ülbern geflickter Bordüre, welches bekanntlich von den franzöfifchen Fiirflen als Herzogen
von Burgund dem alten W^appen hinzugefügt wurde, in 3 das altburgundifche Wappen, den von
Gold und Blau fünfmal fchräggetheilten Schild, in 4 den goldenen Löwen in Schwarz von Brabant;
der Herzfchild hat in Gold den fchwarzen Löwen von Flandern. Um den Schild hängt die Kette
des Toifon-Ordens mit verfchlungenen Feuerftählen; von den Steinen fprühen roth emaillirte
Funken an den Schild; daran das fchön gearbeitete Vliefs.
Fig.
Der Herzogshut hat eine purpurne Mütze mit Spangen, der Hermelinbefatz ift durch weifses
geriffeltes Silber angedeutet, darauf heben erhoben cifelirte Schwänzchen, die Spitzen des Stulpes
find mit vergroldeten Stäben einsrefafst; der von vorn nach rückwärts laufende Bogen ift mit fechs
Krappen gothifchen Styles befetzt, auf der Spitze der Reichsapfel.
Als Wappenhälter fungiren zwei prachtvoll gearbeitete Löwen aus vergoldetem Silber,
mit eingefchlagenen Schweifen, jeder 85 Cm. hoch, die Köpfe mit reichen Mähnen und die Füfse
faft vollrund gearbeitet, die Leiber zur Hälfte plaftifch vortretend, der eine erfcheint ganz im Profil,
der andere hat den Kopf etwas dem Befchauer zugewendet. Sie zeigen ein glückliches Gemifch
von lebensvollem Realismus und heraldifcher Stylifirung, find vortrefflich und forgfältig durch-
geführt, von grofser Wirkung.
18
VU. N F.
I20 E. V. Sacken. Die Pllviale-Agraffen des Toisox-Messornate?.
Die Umrahmung des ganzen Wappenbildes befteht aus einer gewundenen Schnur auf
einer im Tremolir-Stich verzierten Leifte, beiderfeits Hohlkehlen, im Innern noch ein eeftrichelter
Wulft. Auf der Rückfeite der fchweren Agraffen befinden fich die aufgelötheten Charniere, durch
welche nebft den correfpondirenden Stücken an den Gewändern die Schliefsbolzen gefchoben
wurden.
Das auf den Agraffen dargertellte Wappen führte nur Maximilian's Sohn Philipp I. als
vierter Souverain des Ordens bis zum Jahre 1504. Maximilian, der nur in X'ertretung feiner
Gemahlin Maria von Burgund Chef des Ordens war und nur zwei Capitel, das 13. des Ordens 1478
und das 14. 1481 hielt, führte, bevor er römifcher König war, ein Wappen, in dem auch Alt-Oefter-
reich, Steiermark, Kärnten, Krain, Tyrol und Limburg erfcheinen. Als Philipp im Jahre 1504 König
von Caftilien wurde, fugte erCaftilien, Leon, Aragonien und Sicilien dem Wappen hinzu.' Sein erftes
Capitel, das 15. des Ordens, hielt er zu Mecheln den 24. Mai 1491; Tags vorher wurde das Ordens-
fefl:, das 23., in der Kirche St. Rombaat durch ein folennes Hochamt gefeiert. In diefe Zeit oder
wenige Jahre fpäter mufs die Anfertigung der Agraffen fallen. Ohne Zweifel waren bei den Vesper-
mänteln ältere Schliefsen vorhanden, denn diefe hätten fonfi: nicht gebraucht werden können. Was
mit ihnen gefchah und warum fie durch neue erfetzt wurden, vermag ich nicht anzugeben; fie
mögen wohl fchön gewefen fein, aber auch die neuen in Gold und Farbe leuchtenden Monilia
trugren nicht weniy zur blendenden Pracht der Kircheno-ewänder des Vliefs-Ordens bei.
' Reiffenbtrg a. a. O. 530, 534. Auch nach dem mit fchönen Miniaturen ausgeftatteten handfchriftüchen: Livre de l'ordre de la
Toison d'or, das von der Gründung des Ordens bis zum 23. und letzten Capitel im Jahre 1559 reicht.
Golhische Hülten-Zeichen am Sl. SlefänsDome mWieii.
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JVleislerzeiciieri des Erbauers der Kanzel
in einem Scliliissel aus dem Gaue der
HauplhuttevonCöln.
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Golhische Hüllen -Zeichen am Sl. Sleians-Dome inWien.
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Gülhische Hütten-Zeichen am St. Stefans -Dome in Wien .
Golhische Üüllen-Zeichen am Sl.Slefans-Dome in Wien.
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Goihische liüllen-Zeichen am St.Slefans-üome inWien.
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öolhjsche Hulten-Zeichenam St. Stefans -Dome in Wien.
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Hütten -Zeichen des ^^^^;^^^ Wiener Domtiaumeisters
Friedrich Schmidt
Im Schlüssel derHaupthütie von Coln.
Oothische Hiitten-Zelchenan derLiebfrauenkirche zu Wiener-Neustadt ,
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Qothische Hütten-Zeichen an der Kirche,, am Hof in Wien.
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Golhische Hullen-Zeichen an derMmonlenkirche mWien,
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Goihische Hiitlen-Zeichen an der Kirche „Maria S Hegen" jnWien.
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(Maria Stiegen), Goth.Hüllen-Zeichen am Portale (1473) der Pfarrkirche in Altmünsler b.Gmunden.
öothische Hütlen-Zeichen an der Pfarrkirche zu Aussee (1498).
Goth.HütterL-Zeichen am Pönale (15,61) des Moserhauses zu Hofgaslein.
165. — k- ,, 166. .^--^ 167.
Goih Hütten-Zeichen auf einem Bauplane in der k.k. Akademie der bld. Künste
169 /--7r\~-~--^ ^7° ^--Z^fr-^-^ 171-
Oolhische Hütten -Zeichen an der Pfarrkirche zu Perchtholdsdorf b Wien.
Golhische Hütten-Zeichen an der Si.Barharakirche zu Kuttenberg in Böhmen.
185- 186 ...-"-TV--^ 187.
Goihische Hüüen-Zeichenm Prag.
Dom zu Si. Veit,'
mr. iL.
Golhische Hütten-Zeichen in Prag.
DomzuSj.Veit.
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öoihische Hülten-Zeichen m Prag.
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öolhische Hütten-Zeichen m Prag.
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Goiliische Hülten-Zeichen an derPfairkirche Si. JaM mBrunn.
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Golhische Kulten -Zeichen an der Pfarrkirche Sl. Jakob inBrunn.
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QolhischeHütlen-Zeichen ZU Kolin iiiBöhnien.
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Gom.Hiilten-Zeic]ien am fö-euzgange auf Burg Zvikov fKlmgenberg) inBöhmea.
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349.
öolhische Hulten-Zeichen an verschiedenen Bauwerken .
SlPelerskirche zu Laun m Böhmen.
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Sl Nicolaikirche zu Laun in Böhmen.
Kirche zu Krumau in Böhmen
358. ^
Bnix und Braunau in Böhmen.
360.
Jglau St Jakob. Hohenfuri in B Ohmen
^ 362. ,'--^7i\~~--^ 363
Maria Feucht in Kärnlhen.
Klrchihurm zu Char/aiek in Böhmen.
öolhische Hullen-Zeichen an verschiedenen Bauwerken.
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Budweis. Bensen in Böhmen.
370. / 371.
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Petschau inBöhmen.
372
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374.
St Nicolai-Kirche zu Eger in Böhmen .
•375, 376
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373.
377
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378.
üomkircheni Graz
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379.
380.
381
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PfaiTKirche zu Viliach. Tarvis in Kamihen .
383.
384.
385.
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— -r-^y-^. / ^, — 7*--
Capuzinerkjrche in Salzburg, ^''-'"'■^'c^^^l^''^'''''^
386. 387.
Schloss Hardenburg
in der Pfalz.
Sl Maria in Göln.
388.
^
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A
389
^AE21.
Gothische Hütten- Zeichen an verschiedenen Bauwerken.
ScWoss-Capelle zu Sachsen- Allenburg.
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390.
391
392
>
I
393.
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Hütten-Zeichen an der Wartburg,
394 395
Kirche in Gelnhausen.
396. 397.
V.
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Huilen-Zeichen an derFranZiScanerkirche zu Okulusna im Liplauer Coiniiaie.
398. 399. 400.
401
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Hutlen-Zeichen an der Zapolya Capelle inKirchdorf im Zipser Comitate.
402.
A
403.
404.
405.
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406.
407.
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408.
409.
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TAF 22,
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Golhische Hülten-Zeichen am Dome zu Kaschau.
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418-
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422-
423.
424.
425.
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426.
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427.
428.
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429.
TAF 23.
Qolhische Hütlen-Zeichen an den altgolhischen Pfeilern am Dome zuSpeyer,
430
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452.
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434,
435
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Golhische flüiien-Zeichenander Kirche zu Käfermarki (1470).
438. ^•-"'TTV^^^^ 4ü9. ,--''''7T\~^ 440.
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Golhische Hülten-Zeichen am Dorne zu Bauizenm Sachsen.
442. ■ 443. '" 444.
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Ooih Hütten-Zeichen an der Sl.PelerundPaul-^ Kirche zu,Weil die Sladi",Würilemberg
446. ''^^^'T\~~~-\ 447. - '"" : ~ 448
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437.
441
443
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Golhische Hutlen-Zeichen an diversen Bauwerken.
450
St.Theobald inThann.
461
452.
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455.
456.
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Schloss zuBaden-Baaden.
462.
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Pfarrkirche zu Pirna m Sachsen
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453.
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465.
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466.
Rathhaus zu Basel.
--. 467.
468
468.
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Golhische Hütten -Zeichen an der Sl Ulrichs Kirche in Augsburg.
472.
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473.
474.
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475.
Cfolh. Hütten-Zeichen an der Domkirche in Augsburg.
479.
48ü.
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481.
Goth. Hütten- Zeichen am Dome zu Freiburg in Breisgau.
482
483.
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484.
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485.
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486.
487.
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488.
489.
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GotMsche Hüiten-Zeichen am Dome zu Meissen
TAF 26
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Golh. Hütten -Zeichen am Schlosse in Woljenbultel
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öolhische Hüllen-Zeichen an der Morilzburg in Halle.
TAF 27,
521
529-
Gothisclie Hünen-Zeichen an der St.Mariinskirche zu LaRdshut in Bayern.
531. 532. 1^ 533.
530.
Zeichen des Landshuter Meisters
Hanns Stamme zz
von Burghausen
meinem Schlüssel
des Hutiengäues von Sirassburg
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535.
536.
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Golhische Hütten-Zeichen an der Kirche zuNeusladt m der Pfalz
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545.
\
547.
548-
VI.
BERICHT
der k. k. Ccnlral-Coi)iniiJJto)i j lir /irfor/chuno und Iirhaliuno ihr Kunji und hißorifchen Denk-
male über ihre 'fhäligkeit im Jahre 1880.
liNSCIlLIESSKND ;in den V. Bericht diefer
(ommirnon über ihr Wirken, der mit l'".ndc
irgT*-»-« 1879 der ( JeffentHchkcit über<^ebLn wurde,
crlbittct diefclbe mit L^ogenwartiger Ziifanimeiillelkini;
Uericht über ihre Fhatigket widireiid des eben abge-
laufenen Jahres 1880.
Die Zufanimenfetzunt; der Commiffion linderte
licii feither nur in fo weit, als aus derfelben das bis-
herige Mitglied Dr. Franz Kurfcliner in l^'olgc lang-
wieriger fchwercr Krankheit ausfchied.
Der Mitgliederftand war demnach folgender: '
Sc. l-.xc. Dr. Jofeph Alexander Freih. v. Helfert,
k. k. Geh. Rath, als Präfident; ferner
lüri^iiunni Hermann, Architekt, Ober-Baurath im
Minillerium des Innern, als Vertreter diefes Mini-
lleriums; wiederbeftätigt mit M. K. ddo. 12. Mar/.
1880, Z. 1911;
Caincjina v. San Vittorc Albert, Rittei', Rgs. K.;
wiederbeflhtigt mit M. E. ddo. 8. December 1878,
Z. 19040;
l'crjlel Heinrich, Freih. v., Uber-liaurath, k. k. Prof an
der technifchen Hochfchule in Wien; wieder-
bertatigt mit M. E. ddo. 8. December 1878.
Z. 19040 ;
I lau/er Alois, Architekt, Prof an der Vorbereitungs-
fchule der Kunilgewerbefchule des k. k. ofterr.
Mufeums; wiederbeft-jitigt mit M. E. ddo. 8. De-
cember 1878, Z. 19040;
h'riiiier Friedr , Ph. Dr., erfter Cullos der Mimz- unil
Medaillen -Sammlung des Allerhöchflen Kaifer-
haufes; wiederbeflatigt mit M. E. ddo. 8 Decem-
ber 1878, Z. 19OJO;
A/c/;/ Johann, Hiftorienmaler, k. k. Profeffor; wieder
beftätigt mit M. E. ddo. 8. December 1878,
Z. 19040;
l.aiifberger P^erdinand, k. k. Direktor inul Prof an der
Kunftgewerbefchule des ofterr. Mufeums; berufen
mit M. E. ddo. 17. September 1877, Z. 11630;
Miii/i Mathias, J. Dr.; berufen mit M. E. ddo. 8. Jiuii
1877, Z. 19339 ex 1876;
Sinken Ed. Freih. v., Rgs. R , Ph. Dr., Dircctor der
Antiken- und Münz-Sammlungen des Allerhochften
Kaiferhaufes; wiederbeftätigt mit M. V.. ddo.
8. December 1878, Z. 19040;
Siiteßag Franz, k. k. Cuftos der Kupferftich-Sammlung
des Allerhochften Kaiferhaufes; berufen mit M.
IC. ddo. 17. September 1877, Z. 11630;
Schiiitdt P'riedrich, Ober-Baurath, Dombaumeifter und
k. k. l'rofeffor; wiederbeftätigt mit M. F.. ddo.
8. December 1878, Z. 19040;
' iJas U.itum der Berufung ift hei den einzelnen Mitgliedern der Com-
niifllon angegeben; f. u.
VII N. V.
Sickel Theodor, Ph. Dr., k. k. Hofrath, Univerfitats-
profeffor; wiederbeftätigt mit M. E. tldo. 8. De-
cember 1878, Z. 19040;
frcnkivald Jofef Math., k. k. Profeffor an der Akademie
der bildenden Künfte; berufen mit M. V.. cido.
17. .September 1877, Z. 11630;
Winter (ruftav, Dr., Hof-Concipift im k. k. Haus-,
Hof und Staats Archiv; berufen mit M. E. ddo.
17. September 1877, Z. 11630;
Zeifsherg Heinricli, Ritter v., Ph. Dr., k. k. Univerfitats-
profeflbr ; wiederbeftätigt mit M. E. ddo. 8. De-
cember 1878, Z. 19040;
als Mitgliedern.
Die einzelnen Comites fetzten fich aus folgenden
Herren zufammen:
Das Redaflions-Comite aus den Herren Haufer,
Sacken und Zeifsbcrg.
Das Budget-Comite aus den Herren Bergmann,
Cainefina und Hau/er. Die Caffafcontrirungen be-
forgten die Herren Camefitia und Haufer.
Das Comite zur Ueberwachung der Reftaurirung
\on alten Gemälden aus den 1 lerren Camefina, Klein,
Laufherger, Sacken und Trenktvald.
Das Comite in Angelegenheit der lüzielung einer
Staats-Gefetzgebung zum Schutze der Denkmale aus
den Herren Haufer, Kenner und Sickel.
Das Comite in Angelegenheit der Abfaffung einer
Kunft-Topographie der im Reichsrathe vertretenen
Eänder des öfterreichifchen Kaiferftaates bildete fich
aus den Herren Kenner, Lind, Sacken, Scheßag und
Winter.
Wahrend des vergangenen Jahres traten die Mit-
glieder zu 32 Sitzungen zufammen, darunter 8 Plenar-
fitzungen und 24 .Se6lionsfitzungen, abgefehen von
den zahlreichen Sitzungen der einzelnen Comites.
Wie bisher hatten auch im Jahre 1880 die meiften
Verhandlungen der Plenarverfammlungen den Zweck,
die Berathungsrefultate der Special-Comites entgegen-
zunehmen , diefelben zu prüfen und darüber zu be-
fchliefsen, über die Creirung von Confervatorsftellen,
über die Befetzungsvorfchläge fchlüffig zu werden,
Correfpondenten zu ernennen, P'inanz- und Publica-
tions - Angelegenheiten zu erledigen, endlich über
gröfsere Einleitungen und Maafsnahmen zu befchliefsen,
infofern dadurch gröfsere .Summen in Anfpruch ge-
nommen werden foUten.
Nicht feiten ergaben fich Anlaffe Angelegen-
heiten einzelner Sedlionen ftatt in diefen ihrer Dring-
lichkeit oder Wichtigkeit wegen in den Plenarver-
fammlungen zu verhandeln. Bisweilen wurden Be-
fchlüffe der einzelnen Se(ftionen noch überdies in
II
den Plenarverfamnilungeii bcrathei». um diircli das
Gewicht des Votums diefer die Wichtigkeit folchcr
Angelegenheiten zu bezeichnen. V\'ahrend der Studien-
ferien wurden die wichtigen Angelegenheiten durcii
das Prafidium erledigt, gegen nachträgliche Mitthei-
lung an das Plenum oder an die betreffende So6lion
Die Lirten der Confervatoren wurden in ausgie-
biger Weife ergänzt, fo dafs nicht nur faft alle als
wiinfchenswerth erkannten Confervatorsllellen befetzt
find, fondern auch noch einige neucreirte Stellen
der I. Seclion zur Befetzung gelangten. Eine weitere
X'cranderung trat infofern ein, als die bisherigen zwei
Confervatorsbezirke der Steiermark für die I. Se6tion
vereint wurden. Die im Laufe des vergangenen Jahres
eingetretenen weiteren Aenderungen in den Confer-
vatorsflellen ergaben fich theils durch Todesfälle,
theils durch Rücktritte. So refignirte Pfarrer Franz
Daiies zu Peruc als Confervator für Angelegenheiten
II. Seftion im Saazer Kreife. Der verdienflvolle Con-
fervator Anton Ritter 7'. Gallcnßein irt am lO. October,
der nicht minder rtrebfame Confervator Anton Ma/o< /i
am 15. Oclober 1880 gellorben.
Mit Ende des Jahres 1880 waren folgende Con-
fervatoren, zum Theile unter ausdrücklicher weiterer
Verlängerung diefes Ehrenamtes auf die fünf folgen
den Jahre beflellt :
/. Oe/lerreich unter der Runs.
Böhm Conftantin, Edl. \'., Archi\ar im k. k. Haus-, Hof"
und Staats- Archiv. (Für Wien III. Scclion.i
Dungel Adalbert, Stiftsarchivar und Waldmeifler im
Stifte Göttweig. (Für O. W. W. I, und hinfichtlich
Nieder-Oefterreichs aufser Wien III.)
Fries Gottfried, Gymn. Prof. in Seitenftetten. (Für
O. W. W. II.)
Haufer Alois, Architekt und Prof. an der Gewerbe
fchule des k. k. Mufeums. i Für Wien II.)
Kenner Friedrich, Ph. Dr. (Für Wien I.)
Much Mathias, Dr. (Für O. u. U. M. B. I.)
Rosner Karl, n. ö. L. Ingenieur in Krems, Hcf. d.
gld. Verd. K. (m. d. K.). (Für O. M. B. II.)
Sacken Eduard, Freih. v. (Für U. W. W. I. und II.)
Widter Anton, Realitäten- Befitzer in Wien. iFur IV
M. B. II.
2. Oeßerreich ob der Enns.
Czerny ^Vlbin, Chorherr und Bibliothekar in Sl
I-'lorian. (III.)
Kolb Jofeph v.. Privat in Linz-Ürfahr. I'iir (Jber-
üefterreich I.)
Wimmer Florian, Stifts-Capituiar \un Kremsmünfter,
derzeit Pfarrer in Pfarrkirchen. 11. rechts der
Donau.)
Schirmer Otto, Dombau-Architekt in Linz. Jl. für I.iii/.
und links der Donau.)
j. Salzburg.
Weffiken Jofeph, .Architekt in Salzburg, ill.)
Richter Eduard, Gymn. Prof in Salzburg. (1. unti III.
4. Steiermark.
(iraus Johann , Weltprieller, Docenl für Kunllge-
fchichte am fürftbifchciflichen Dincefan • Seminar
in Grätz 'II. für Ober-Steii-rmark. 1
Lufchin-Ebengreulh .\rnold, Ril. \ . J. Dr., Univ. Prof.
in Gratz. 'II. für l'nter Steiermark.
Pichler l-"riedricli, Ph. Dr., L'niv. Prof, XOrlland lies
Münz- und Antiken-Cabinets am loanneum in
Gratz. (I.)
Zahn Jofeph V., Prof. und Landesarchivar in (iralz. l'l
5. Kärnten.
Lebinger P. Norbert, Bened. Urd. Pr. von St. l'aui
Gymn. Prof. in Klagenfurt illl.'
Stipperger Adolph, Architekt in Klagenfurt. (II.)
6. Kram.
Delchmani) Karl, Cullos des Mufeums in I.aibach
Mitglied des krainer Landesausl'chulfes, Ritter
der'eif. Kr. III. Cl. (I.)
Lufchin .Arnold, Dr , Rit. v. Ebengreuth, L'ni\'. Prof in
Gratz. (III.)
7. Tyrol.
Alz Karl, Prieller, Beneficiat in Terlaii II. für die
Diöcefe Trient.)
Jenny Samuel, Dr., Fabriksbef in Ilard.d., II. für Vor
arlberg.)
I.otlron-Lalerano, Graf, in Tiienl. ,1. für tlie Diocefe
IVient.)
Ürgler Flavian, Franc. Ord. l'r., (iynni. l'rcjf in Hall.
(I., II. für den Antheil der .Salzburger Diocefe und
I. der Brixner Diocefe.
.Schunlier David, kaif. R., Dr., Archivar in Innsbruck
II. für die Diocefe Brixen, überdies III. für Tyrol
und Vorarlberg.)
8 . Küßenland.
Bizzarro Paul v., Dr., .Advocat in Görz. (I. für Gorz und
Gradisca.)
Coronini-Cronberg-Paravic Franz. Gf, k. k. Geheim.
Rath und Kam., k. k. Oberfl a D., Eandes-Haupt-
mann in Gorz. ill. für Gorz und Gradisca.)
Hortis Attilio, Dr., Bibliothekar in Triefl. (III. für das
Küftenland )
Klodic Anton, Rit. v. Sabladoski, L. Schulinfp. in
TrielL Kit. d. eif Kr. III. Cl. I. für Illrien mit
Ausnahme von Trieft und Pola.
Pervanoglu Peter, Realitätenbefitzer in Trieli. 1. für
die Stadt Trieft: und ihr Gebiet.!
Kighetti Joh., Dr., Architekt in Trieft, ill. für die Slaiil
Trieft und fin- Iftrien mit .Ausnahme von Pola.)
Rizzi Nicolaus, Ingenieur in Pola. (I. unti II. für das
Gebiet von Pola.)
(?. Dalviatien.
.\iacevic Jofeph, k. k. Landesger. Rath in Spalato III
für den ehem. Kreis Spalato).
Hianchi Karl, Fr., Cavaliere, Domherr in Zara. Ril. d.
Fr. Jof.-Ord. (III. für den ehem. Kreis Zara
Berlic I""ranz, Gymn. Prof und Bezirksfchul-lnfpeclor.
in Zara. il. für den ehem. Kreis Zara.)
Gla\inic Michael, Bef. d. gld. Verd. Kr. (m. d. Kr.),
Gymn. Dir. und Muf. Dir. in Spalato. (I. für Dal-
matien mit Ausnahme des eheni Kreifes Zara
II. für ilen ehem. Kreis Spalato.
Ka/.nacic Joh. -Xug., Dr. Med., .Spitalsdireclur in
Kagiifa. (II., III. für den ehem. Kreis Rasjufa 1
Siiiiric Johann, Ucallcli. l'rni. in Zara.
Kreis Zara.)
für den iliini.
10. Ji oh nie II.
Haum Anton, .Architekt in Praj;. (II. für den ehem. Hunz-
hiuer Kreis und prov. für den ehem. Saazer Kreis.)
I'ienes l'"ran/. Jofeph, j^raflich I larrach'fcher Caffier,
Cnllos des vaterlimdifchen Muf. in Prag. (II. für
den ehem. Prasser und (Jashuier Kreis.)
Merger Stephan, J. Dr., Grofsgruniibefitzer in Prag.
(1. für die ehem. Kreife Leitmeritz und Saaz.)
Dombrovsky Raoul, Rit. v., Giitsbefitzer in Kamen. (II.
für den elieni. Taborer Kreis.)
(iindely .\nton, Pli. Dr., Lh)i\'. Prof, L. Archivar von
Höhmen in Prag. (111. fin- Holimen I
(irufs Joli., Dir. des Geu'. .Mufeunis in Leitmeritz.
(II. für den ehem. Leitmeritzer Kreis.)
Ilermann Karl, Ob. P'in. R. u. Fin. Hez. Dir. in Mger. (II.
fiir den ehem. ICgerer Kreis.)
1 hase Joiiann C, Bezirksfchul-Infpeclor in Neuftadt
a. d. Mettau. (II. für den ehem. Königgratzer
Kreis und I. Jür die ehem. Kreife Königgratz,
Chrudim und Caslau.)
Jii'insky Karl, J. Dr., graflich Cernin'fcher Oberanit
manns-Stellvertreter in Neuhaus. (II. für den ehem.
Pifeker und Budvveifer Kreis und I. für die ehern
Kreife Budweis und Tabor.)
I.üfsner Moriz, jub, k. k. Statthaltereiratli in Prag.
(I. für den ehern Prager Kreis.)
.Mocker Jofeph, Dombaumeiller in Prag. ill. lur die
Stadt Prag.)
-Schmoranz Franz, Bef d. gid. V'erd. K. im. d. K.), Bau-
meifter in Clirudini (II. lür den ehem. Chrudimer
Kreis.)
Schneider Ludwig, Dir. der Zuckerfabrik in Jicin.
(I. für die ehem. Kreife Jicin und Bunzlau.)
Schwerdtner Viftor, F'achvorftand an der Staats
Gewerbefchule in Pilfen. (IL für den Pilsner Kreis
und I. für die ehem. Kreife Eger, Pilfen und Pifek.)
//. Mähren.
D'Klvert Chriftian, Rit. v., k. k. llofrath. (III. lür die
Stadt Brunn. I
Dudik Beda, Rgs. R., Ph. Dr., L. Hifloriograph von
Mähren, in Brunn. (III. für Mähren mit Ausnahme
von Brunn.)
Prokop Augufl, Prof an der k. k. techn. Hochfchule
in Brunn. (II. für die Olmutzer Erzdiöcefe.)
Sterz Karl, Realfchul-Prof in Znaim. (II. für den Znai-
mer Kreis.)
Trap[) Moriz, Cuflos am Muf. in Brunn. (1. für die Mark-
graffchaft Mähren ; ferner für die II Seftion fin-
die Brünner Diocefe, den Znaimer Kreis ausge-
nommen.)
12. Schießen.
Kurfchner Gottiieb, Dr., Gymn. Prof in Troppau. (III.)
Peter Anton, k. k. Schulrath, Direftor der Lehrerbil-
dungs-Anflalt in Tefchen. (I.)
Prokop Albin, Bauverwalter in Tefchen. (II.)
/?. Galizien.
Cwiklinski Lud , Dr., V \\\\\ l'iof in Leniberg. (I. ( )Ü
i-alizien.i
I )/.ietluszycki .Adall)., (iraf ill lür (.»llgalizien.)
Lepkowski Jofeph v., Uni\-. Prof in Krakau. (I. unti II.
für Weflgalizien. I
Liske I""ranz .Xav., I'li. I)r., üni\-. Prof in Lemberg
illl. für das pohiifche Archivwefen in OHgalizien.)
Pietruszewicz Anton, Domcullos des gr. katli. Metro-
politan • Domcapitels in Lemberg. (III. für das
ruthenifche Archivwefen in Oflgalizien.)
.Szujski Jofeph, Ph. Dr., Univ. Prof u. Secr. d. Ak. d.
VVilf in Kraka\i illl. für den wefllichen Theil von
Galizien.)
lif.. Bukowina.
Gutter jofeph, penf Hauptmann in Sereth. (I.)
Ifopeskul Demeter, Dir. der Lehrerbildnngs-Anflalt in
Czernowitz. (III.)
Laizner Jofeph, Dir. der Staats- Gewerbefchule in
Czernowitz. (II.)
Mit Schlufs des Jahres i88o llanden mit der Cen-
tral-Commiffion nachüehende Correfpondentiii in Ver-
bindung:
/. Oe/ferreich unter der Enns.
Birk KrnlL Rit v , Dr., Hofrath und Vorftand der k. k.
Hofbibliothek in Wien.
L.xner W. P'r., Kgs. R., Prof an der Hochfchule lur
Bodencultur in Wien.
Falke Jakob Fr. L., Rit. v., k. k. Reg. Rath, Vice-
Dir. des k. k. öflerr. Mufeums für Kunll: und
Induftrie in Wien.
1 lartmann v. Franzenshuld Frnll;, Fdl., Ph. Dr., Cultos
des Münz- und Antiken-Cabinets in Wien.
1 llavka Jofeph, Bau-R., Stadt-Baumeifler und Archi-
tekt in Wien.
Janaufchek Leopold, Ord. Pr., Capitular des .Stiftes
Zwettl.
Janku Joh., Privat.
11g Albert, Ph. Dr., Cuftos der kunfthift. Sammlungen
des AUerh. Kaiferhaufes in Wien.
Kanitz F"., Ethnograph, Dir. R. des orient. Mufeums
in Wien. Rit. d. Fr. Jof. Ord.
Kerfchbaumer Anton, Th. Dr., Ehrendomherr, Dechant
und Stadtplarrer in Krems.
Kluge Benedia, Gift. -Ord. Pr., Pfarrer in Wurflach.
Lippert Jofeph, Rit. v. Grauberg, Rit. d. eif Kr. III. Cl..
Architekt in Wien.
Mayer Anton, Dr., Secretiu' des n. u. Landeskunde-
Vereines in Wien.
Neumann Wilhelm, Th. Dr., Heiligenkreuzer .Stifts-
capitular, Univ. Prof in Wien.
Newald Johann, gewefener Dir. der beflandenen P'oriL
Akademie zu Mariabrunn.
Riewel Hermann, Rit. v., Architekt und Prof an dei-
Bau- und Mafchinenfchule in Wien.
Rosner Friedrich, Rit. v., k. k. Hptm. im Geniellabe
in Wien.
Rziha Franz, k. k. Prof am Polytechnicum in Wien.
Sembera Alois, Rgs. R., Lehrer der bohm. Sprache
und Literatur an der Univerfitat in Wien.
Wanek Johann, Pfarrer in Lichtenwöth.
Weifs Karl, Archivs- und Bibliotheks-Dir. der Stadt
Wien.
[V
2. Oejierreich ob der Enns.
Az Moriz, OberPoftrath und Ober-1'oftdir. in Linz.
Mullner ^\lphons. Prof. an der k. k. I.ehrerbii(luii5;>
Anrtalt in Linz.
Uberleitner Franz, Pfarrer in St. Pankratz.
-Stapf Joleph. Bergrath in Halllladl.
3. Salzburg.
Sitte Camillo, Dir. der Staats-Gewerbefchnlc in Salz-
burg.
4. Steiermark.
Beckh-Widmanftetter Leopold v., k. k. Hauptmann in
Marburg.
P'elicetti v. Liebenfels Moriz, p. Hptm. in Griitz.
Frank Alfred, Rit. v., Major in Gratz.
Gaupmann Rudolph, Prof. am landfchaftl. Real-Gymn.
in Pettau.
Grofs Hans, Dr., k. k. Gerichtsadjun6l in Gratz.
Gruber Philipp, Beneficiat in Strafs bei .Spielfeld.
Hofrichter Jofeph Karl, Notar in Windifch-Gratz.
Hönifch Johann v.. M. Dr., Ober-Stabsarzt in Gratz.
Ihvof Franz, Dr.. Oberrealfchul-Direflor in Gratz.
Lauzil Karl, Dir. der k. k. Staats- Gewerbefchule in
Gratz.
Liebich Johann, Ob. Ing. in Liezen. Bef. d. gold. Verd.
Kr. (m. d. Kr.)
Mayer Franz, Dr., Prof. an der landfchaftl Ob. Real-
fchule in Gratz.
Meixner Anton, Beneficiat zu St Leonliard in Ga-
bersdorf.
Orozen Ignaz, Domh. in Marburg.
Petfchnig Hans, p. Prof. in Gratz.
I'ichl V. Gamfenfels Karl, Kit., Gutsbef. in F-lggenwald
bei Radlersburg.
Raifp Ferdinand, Privatbeamter in Pettau.
Roffegger Ruprecht , Pfarrer in Feiftritz bei l'eggau.
Schlagg Ignaz, Bez. Richter in Obdach.
Toscani Johann, Berggefchworner zu Cilli.
Watzka Karl, k. k. Ob. Ing. in Gratz.
5. Kärnten.
Blumfeld Leopold, Edl. v., p. L. Ger. R. in .Spital.
Krafsnigg Joh., Gymn. Dir. in Villach.
Levitfchnig^ BartholomiuLs, Ph. Dr., Dechant und
Pfarrer in Hermagor.
Lex Gabriel, Pfarrer zu St. Pctcr im Holz.
Moro Max, Rit. v., Vorfland des kärntn. Gefchichts-
vereines und Fabriksbef. in Viktring.
Rainer Jofeph, Gutsbef. in St. Veit.
Raupl Johann, Domh. in Klagenfurt.
Raufcher Friedrich, Gutsbef. in Klagenfurt.
Raufcher Johann, Dechant und Pfarrer in Gurk.
Reiner Johann, Oberrealfchul-Prof in Klagcnlurt
.Schellander Georg, Domh. in Klagenfurt.
Schroll Beda, Ben. Ord. Pr. in St. Paul.
6. Tyrol.
Baruffaldi Luigi Antonio, Dr., in Riva.
Dahlke Gutthilf, Kunftfchriftüeller in Gries bei Bozen.
Gio\anelli Ferdinand, Frciii. v , zu Schlofs lidrtenberg
bei Bozen.
Hellweger Franz, Hillorienmaler in Innsbruck.
Kaltenegger Ferdinand, kaif. Rath. emerit. Ak. Prof. in
Schlofs Palaus.
Neeb Philipp, l-~orllmeifter in Bozen.
Xordio Joh., Leiter der k. k. F'achfchule für Marnmr-
Indurtrie in Trient.
Pescofta Cyprian, Caplan in Ehrenburg.
Sardagna Michacle \ ., VoriL des rtädt. Muf in Trient.
Stippler Johann, Hofcaplan in Brixen.
Zanella, Don Giovanni Battifta, Caplan in Trient.
Zingerle Ignaz, Ph. Dr., Univ. Prof in Innsbruck.
Zingerle Jofeph, Domh. in Trient.
7. Krain.
Codelli Anton, hreih. v., penf. Gubernialfecret;ir in
Laibach.
LcinmüUer Jofeph, Ob. Ing. in Rudolphsworth.
8. Küßenland.
Majonica Heinr., Gymn. Prof in Görz.
.Schräm Hermann, Gendarmerie-Rittmcirter in l'ola.
p. Dalmatü-n.
Bajamonti Anton, Dr., Landtags- und Reichsraths-
Abg., Bgrmlb-, in Spalato. Rit. d. eif Kr. 111. Cl
Barbieri Stephan, Bez. Hptm. in Benkovaz.
Danilo Johann, W'eltpr. in Zara, Rit. d. Fr. Jof Oni
Diana Paul, Pfarrer in Salona.
Dojme Peter, Nobile de, Podeflä in Liffa.
Gabric Clemens, Gemeindefecr. in Metcovich.
Inchioftri Anton, Ing. in Spalato.
Marcocchia Georg, Ing. in Spalato.
.Mafchek Alois, kais. R., Hilfsämter-Dir. der Statth. in
Zara.
Sundecic Georg, Gemeindefecr. zu Kiflanje.
Zanchi Franz v., Statth. R., Bez. Hptm. in .Spalato.
Rit. d. eif Kr. III. Cl-., Comth. d. papftl. Gr. Ord.
10. Böhmen.
Biermann Gottlieb, Dr., Dir. am Kleinfeitner Ober-
Gymn. in Prag.
Boos-Waldek Franz, Gf, Kam., Herrfchaftsbcfitzer in
Woffelitz.
Cori Joh. Nep , penf. Mil. Pfarrer in Neuhaus.
Danes Franz, Dechant und Pfarrer zu Peruc bei Laun.
Faffel Jof Timotheus, Gymn Direftor in Komotau
P'rind Anton, Bifchof zu Leitmeritz. Rit. d. Fr. Jof -Ord
Häjek Karl, Confift. R., Dechant in Taus.
Kittel Eduaril, Dir. der Lehrerb;ldungs-Anllalt und
Bez. Schulinfp. in Eger.
Kralert Franz, M. Dr., Bürgerm. in Pilgram.
Kropf Emil, Architekt und Profeffor in Pilfen.
I.udikar Augurt, Secretar der Bezirksvertretung zu
Strakonic.
Ricak P. Wenzel, Real- und Hauptfcluil-Director in
Klattau.
Rufs Viaor Wilhelm, Dr., Reichsraths-Abg. u, Gutsbef
in Schon-Priefen.
Siegel Johann, Stadtbau-Amtmann in Eger
Stulik Franz, Bürger und Handelsmann in Budweis.
Waldftein-Wartenberg, Graf I'.rnft Karl, Kammerer in
Stahlau.
Weber Wenzel, Dechant in ilohenelbc, Kit d. Fr.
Jof Ord.
V
Weber Johann, Domlierr in Koniggr.itz.
Zach Gcoifj", ()bcnealfchul-Dirc6lor in Kiittenbert;'.
//. Mii/irtn.
Unihuit'f Karl, L. Ger. k. ii. Hc/.. Riclitcr in i'nil^nit/..
12. Galtsien.
ropici l'aiil, R. V., Gutsbef. in Krakau.
I'awiowicz Eduard, Cuüos am OrfolinskilVhcn InllitutL'
in Lemberg'.
Rof^awski Karl, R. v., Gutsbef.
Schneider Anton, Literat in Lemberg.
Stadnicki Kai'imir, Gf., p. Statth. R. in Lemberg.
.Stiipnicki-Saturnus Johann, i\it. v., gr.-katii. HilVhi)r
von l'rzeniysl.
/awad/.ki Ladi.slau.s, Kit. w. in Lemberg.
ij. ihigiuii und Nebenländer.
Cipariu Timothens, IJonipropIt in Blalendorf.
Csergheo Gcza v., k. k. Hptni. a. D. in Fenyes-Litkc.
Diinic Theophil, Bez. Schulinfp. in Mitrovic.
Drahotuszky Franz, E. Can. Lim! Pralerl des bifch.
Waifenhaules zu Sillein.
Ellenbogen Jofe])h, l'rof. an dci' Ob. I\ealfcluilc in
Prefsburg.
l'ogarafy de Gyergyö-Szent-IMikKxs Michael, Geh. R.,
Bifchof zu Karlsburg.
Gliubich Simon, Cultos des archäologifchen Mus. in
Agram.
Gruic Zacharias, Schulinf[)c6lor in Szegedin.
1 lenszlmann Emerich, Dr., k. R., Prof. der Kunll-
gefchichte an der Univ. in Budapeft.
llic Lucas, ConfilL K. u. Pfarrer in Mackovac.
Ipolyi-Stummer Arnold v., Bifchof in Neufohl.
Kukuljevic-Sakcinski Johann v., Obergefpan in Agram.
Miko Emerich, Gf , Gh. R. in Peft.
.Mwskövszky Viftor, Prof an der Ob. Realfchule in
Kafchau.
Paur Ivan, gräfl. Szechenyi'fcher Archi\ar in Oeden-
bürg.
Reil'fenberger Ludwig, G_\mn. Prof in Hcimannlladt
Romer Florian, Dr., kön. R., Abt von Janofi, Canoni-
cus 1. ritus zu Grofsvvardein.
.Siballic Stephan, Rit. v., k. k. Oberfl in Mitro\ic.
Storno Franz, Architekt in Üedenburg.
1 orma Karl v.. Ob. Gefpan , Gutsbef zu Csicsf>-
Keresztur.
V'ukovic Michael, k. k. Major.
/^. Bosnien und Herzegowina.
Duic Jacob, Rit. d. Fr. Jof Ord., katli. Pfarrer in
Travnik.
.Müller Heinrich, k. k. Viceconful in Plevlje.
Nedic Martin, Ex - Provincial des Franziskancrordcns
in Djakova.
Zubac P. Auguftin, kath. Pfarier in Graduici.
Grueber Bernhard, emer. Profeffor in Schvvabing bei
München.
Im Laufe des Jahres i88o fhirl) C'uirefponilcnt
Karl Haas, ehemaliger fteierifcher Landes- Archaolog,
der fich um die y\ufnahmen lU-ierifchfr Di-nkmalc feiir
verdienlUich gemacht hatte.
Verhandlungen der Plenarverfammlungen.
Üeber Aufl'orderung iles k. k. Unterrichts-Mini-
llcriums berieth tue V'erfammlung den Voianfchlag
der Central-Commilfion für das Jahr i88i und be-
fchränkte ficli im Hinblicke auf die Gebote der Spar-
famkeit im Staatshaushalte auf die Bitte der Belaffung
derfelben Paufchaldotation wie bisher. Ferner nahm
die Commiffion die Mittheilung dcsfelben Minilleriums
über die verfaffungsmiifsig gewährte Dotation pro i88o
zur Kenntnifs und befchlofs in Hinblick auf deren
Ziffer von jedweder gröfseren und kollfpieligen neuen
Separat-Publication wahrend diefes Jahres abzufeilen.
Von dcw gedruckten Mittheilungen der Central-
Commiffion wurde der VF Band neuer Folge, und zwar
wie bisher in vier Quartalheften unter der bisherigen
Redaflion des Miniltcrial-Secretars Dr. Karl Lind und
imter Einflufsnahmc uiul finanzieller Ueberwachung
des bisherigen Retiaftions-Comites veröffentlicht.
Die vom Publications-Comite geprüften Verrech-
nungen der Rcdaclion über die Koften der früheren
Bande der Mittheilungen und die Voranfchlage für
die Koflen fammtlicher Lieferungen des VI. Bandes
wurden über Antrag des Redaflions-Comites mit Be-
friedigung zur Kenntnifs genommen.
Der Vorfitzende theilt mit, dafs .Sc. Majeftiit den
V. Band der Mittheilungen, neue Folge, allergniidiell
anzunehmen und fich in huldvoillter Weife über das
Wirken der Central-Commiffion auszufprechen geruhte.
Im Laufe diefes Jahres wurde die Publication des
Werkes von Profeffor Gnieher über die mittelalter-
liche Kunll in Btihmen durch Ausgabe des 6. und 7.
Heftes des IV. Bandes zum Abfciduffe gebracht.
Wie in den vergangenen Jahren fanden fich aucli
im Laufe des Jahres 1880 wiederholt Gelegenheiten
zur anderweitigen Verwerthung des gebrauchten
lUulhations-Materials durch Abgabe von BleiabgiüTcn
an Vereine und zu Privat-Publicationen.
Hinfichtlich des Schriftenaustaufches der Central-
Commiffion mit ahnlichen Staats- und Pri\'atinftitLiten
des In- und Auslandes ilt zu bemerken, dafs derfelbe
zum mindeflen im gleichen Umfange fortbeftand und
der Bibliothek auf diefem Wege fo manche namhafte
Bereicherungen zugingen.
Die Iftrianer Landes\ertretung legte der Cen-
tral-Commiffion das von ihr herausgegebene Werk
„L'Iftria" und Confer\ator Pervanoglu fein Buch:
„Gl'Iftri" vor, welche Gefchenke mit dem Ausdrucke
des Dankes für die Bibliothek dci' Connniffion be-
llimmt wurden.
Vom Baurathc P'riedrich Stach erhielt die Central-
Commiffion fechs photographifche Aufnahmen der zu
demolirenden Häufer am Salzgries, vom kön. Ratlu-
Dr. Hcnszel))iann ein Exemplar des von ihm in unga-
rifcher .Sprache verfafsten archäologifchen 1 landbuches,
welche beide Gefchenke mit dem Ausdrucke des
Dankes für die Sammlungen der Central-Commiffion
übernommen wurden.
Confervator Schiverdtner legte eine CoUeftion
von Photographien älterer Baudenkmale auch Pracha-
titz vor, welches Gefchenk, gleichwie jenes des Prof
(i. Geleie/ii: „Memorie storichesullebocche di Cattaro"
\nn der Commiffion mit Dank angenommen wurde.
VI
Der rrafidcnt legte \or das Werk ilcs l'rofelTors
Pacold in Prag: -Studien des Hochbaues- und des
ProfelTors Urhan in froppau : „Die Spinnerin am
Kreuze bei Wiener-Neurtadt", und wunle befcliloffen,
den Gefchenkgebern zu danken.
Architekt Prilinski in Krakaii übermittelte der
Central-CommilTion drei photographifche ALifnahmen
der Tuchhalle dortfelbft.
ProfelTor Aus m' W'erth übergab ein Exemplar
feines Werkes: „Wandmalereien des Mittelalters in
tien Rheinlanden'* als werthvolle Bereicherung der
Bibliothek
Die Central-Commiffion verwendete lieh beim
k. k. Handels-Minifterium, damit die bei dem Arlberg-
Kil'enbahnbau etwa zu Tage tretenden archiiologifchen
Funde gefiebert werden, welchem Anfinnen feitens
die Ter Centralftelle bereit williglt durch einen Erlafs an
die Staatseifenbahn-Baudireclion entfprochen wurde.
In Bezug auf Perfonalien ifl anzufiihren. dafs
Se. Majeftät über einen, auf Anregung der Central-
Commiffion geftellten a. u. Antrag dem Fabriksbefitzer
Dr. Samuel Jenny in Hard in Anerkennung feines
verdienrtlichen Wirkens für die Zwecke der Central-
Commiffion das Ritterkreuz des Franz Jofe]i]i Ordens
Allergnadigll zu verleihen geruht haben.
Ueber einftimmigen Antrag der zweiten Section
befchlofs die Plenarverfammlung mit Stimmenein-
helligkeit, den Univerfitätsprofeffor und Heiligen-
kreuzer Stiftscapitular Th. Dr. Wilhelm Ncuniann in
Anerkennung feiner Bemiihungen um die Erhaltung
der Kunrtdenkmale in Nieder-Ocllerreich, namentlich
aber in Würdigung feiner l'ublication über Kunll: und
Handwerk iin Stifte Heiligenkreuz während des 17. und
18. Jahrhunderts zum Correfpendenten zu ernennen.
Befondere Aufmerkfanikeit wendete die Central-
Commiffion den weiteren Durchführungsarbeiten zur
Kunll- Topographie der im Reichsrathe vertretenen
Königreiche und Lander zu. In mehreren Sitzungen
des hiefür eingefetzten Special-Comites wurde diefe
Angelegenheit in Berathung gezogen. Im Laufe des
Jahres 1880 wurde die fchon im Vorjahre in Angriff
genommene topographifche Durchforfchung von \ie-
der-Oelterreich, Salzburg und Kärnten weitergeführt,
jene der Kunftdenkmale anderer Provinzen namentlich
in Böhmen \orlaufig fchon in Betiacht gezogen.
Die unter der Leitung des Freih. v. Sarken
liebenden Arbeiten in Betreff Nieder-Oefterreichs find
nuinnehr hinfichtlich des Theiles füdwärts der Donau
fertig und ill die Ausarbeitung des Manufcriptes
bereits im Zuge, doch kann diefe Arbeit in F'olge der
Dicnllesobligenheiten des Referenten wenn auch fletig
fo doch nur langfam vorwärtsgehen.
Die Vorarbeiten für den nordwärts der Donau
gelegenen Theil find ebenfalls fehr weit vorgefcliritten,
wozu namentlich die ausgiebige L'nterflützung des
Confervators Karl Rosner beitrug, der das Viertel
ober dem Manhartsberge mit befonderer Aufmerkfam-
keit fafl ganz durchforfchte. Eine weitere F'orderung
hatte diefe Angelegenheit durch die Mitwirkung des
Confervators Anton IVidter erfahren, der während der
Zeit feines vieljahrigen Wirkens das Viertel unter dem
Manhartsberge faft ganz durchforfcht . ein reiches
archaologifches Materiale darüber gefammelt hat und
zur Mitwirkung an dem kunfttopographifchen Werke
in BetrcfT diefes Bezirkes eingeladen wurtie, welcher
Einladung derfelbe auch entfprach, indem er die dies-
falligen zahlreichen in feinem Befitze befindlichen archa-
ologifchen Aufiiahmen der Central-Commiffion zur
X'erfügung ftellte.
Hinfichtlich Salzburgs find die l'.rhebungsarbei-
ten ebenfalls bedeutend vorgefchritten und wurde
im Laufe diefes Jahres ein archäologifch gebildeter
Architekt entfendet, um nach Weifung des Special
Referenten Cuftos Schejlag beftimmte Gegenden Salz-
burgs im Hinblicke auf diefes Unternehmen der Cen-
tral-Commiffion zu bereifen. Cullos Si:heßiig hat im
Intereffe diefer Aufgabe einen andern Theil des Her-
zogthums bereifl.
Was Kärnten anbelangt, fo ill auch in Betrefl'
diefes Kronlandes bereits ein fehr reiches Materiale,
Dank der \om Curatclerus eingefendeten und mit-
unter fehr eingehend fachgemäfs beantworteten Frage-
bogen, gefammelt und find diefelben durch die Ergeb-
niffe der \on' dem diesfalligen Referenten Minifterial-
Secretar Dr. Lind unternonmieneii Specialbereifungen
fo wie durch die in den Mittheilungen und anderen
Publicationen der Central-Commiffion enthaltene reiche
Literatur ausgiebig ergänzt. Hinfichtlich diefes Kron-
lantles erübrigte für das laufende Jahr überdies noch
die Bereifung einzehier Gegenden , und hatte das
Comitc die .\usfendung dreier archäologifch gebildeter
Architekten genehmigt, deren Aufgabe es war, nach
Weifungen des Special-Referenten Dr. Z,«W beftimmte
Orte zu befuchen, die gedachten F'ragebogcn in Bezug
auf ihre Ausfüllungen zu re\idiren und die noch noth-
wendigen Aufnahmen zu machen. Zwei diefer Archi
tekten durchforfchten die Decanate Gmünd, Mollthal
und Ober-Drauburg. ¥Än Dritter die Decanate Unter-
Drauburg, Bleiburg und I^berndorf. Gegen Ende des
Jahres hatten diefelben ihre Aufgabe \ollkommen
erfüllt und fehr befriedigende Refultate \orgelegt.
womit diefe .\rbeit ihrem Abfchluffe wefentlich näher
rückte. Im l-"alle es möglich wird, die noch fehlenden
Partien Kärntens in ahnlicher Weife an Ort und Stelle
während des Jahres 1S81 zu revidiren, dürfte alsdann
mit Ende 1881 die Vorarbeit abgefchloffen fein.
In l^etreff der in Nieder-Oeflerreich befindlichen
romifchen Denkmale hat der Special-Referent Cuflos
Dr. Kenner mitgetheilt, ilafs das Materiale bereits voll-
rtiuidig gefammelt fei.
Die Plenarverfammlungen nahmen diefe Berichte
mit Befrietligung zur Kenntnifs, glaubten jedoch ihren
Wunfeh conrtatiren zu foUen, dafs diefer Angelegenheit
und namentlich der thunlichllen Befchleunigung der
Vorarbeiten die \olle Aufmerkfamkeit und Unter-
flützung der Central-Commiffion zugewendet werden
möge, um ehebaldigll zur Ciaffirung tler Denkmale und
fodann zur Drucklegung fchreiten zu können.
Defsgleichen befchlofs die Central - Commiffion
über Antrag des Special-Comites für die Publicationen
des Insentarifirungs-Comite die Bezeichnung: „Kunll-
topographie" zu widiien.
Verhandlungen der L Section.
Diefelbe hielt lieben Sitzungen ab.
Die Seclion genehmigte einen Antrag des Cuflos
Div Kenner dahin zielend , dafs tlic k. k. Militär-
VII
Jichniilc in Wien uc^cn Vcranl.iHiiii^ ilcr m illiinui;
Schritte l)f_L;riifst werde, damit diu allenfalls hei den
l'.rdaushebungen des bcabficlui.L;ten Cajcnuubaiics um
RiHinveg fjemachtcn I'iiiule in eiitfprechcnile ( )hlnr;^e
L;enommen werden.
Ueber Antrat; des l'rofelTors liiiufcr befclilofs ilie'
Seclion, dafs an das k. k. Unterrichts-Minillerium das
l'.rfuchen um tieuahrung einer Subvention zur Weiter-
liihruntj der wiffenfchaftlicli geleiteten Grabungen in
J'ctronell und Deutfcli-Altciibnro- wiihrend des Jahres
1880 gerichtet werde, nachdem iler ,\bfchlufs der
(irabungen im Vorjahre ungewöhnliche I'"rfolge tler
{•"orfchungen fiu' die niichlle Zeit erwarten liifst.
Derfelbe Referent übergab die Zeiclinung zweier
hochwichtigen, bei Petronell gefundenen romifchen
Monumente zur l'ublication durch die Mittheilungeii
der Central-Commiffion.
Confervator Duiigcl erilattele einen \'orläufigen
IW-richt über die Auffindung zahlreicher Grabhügel
bei Bifchofsßetten. Derfelbe Confervator legte feinen
'l'hatigkeitsbericht in Angelegenheiten der erlleii
.Seftion \or, welcher zur Veröffentlichung durch die
Mittheilungen beltimmt wurde.
Confervator Profeffor Hau/er berichtete über das
Krgebnifs der bisherigen Blofslegnngen romifcher
Gebäude-Fundamente bei WartutiDinßetten und be-
zeichnete die aufgefundenen Raurefte als von einem
romifchen Ziegelofen herrührend. Auf diefe Beflim-
mung des Gebäudes deuten das Fragment eines Rrenn-
raumes mit Feuerleitung und die zahlreichen Trümmer
von ftarkgebrannten, theilweife an einer Seite glafur-
ahnlich verglaften Ziegeln. Die Seftion nahm diefen
im Hinbhcke auf die eventuell noch fortzufetzenden
(irabungen vorläufigen Bericht mit grofsem Interefl'e
zur Kenntnifs.
Confervator Kolb legte einen Bericht vor über
den bei Joclienjh'i?! in Ober-Oefterreich gemachten
bedeutenden Fund \on prähiftorifchen Bronzegegen-
rtanden.
Confervator Dr. Mticli erltattetc Berieht über tue
l'.rgebnilTe der Erhebungen in Betreff neuerer pridiillo-
rifcher oder romifcher Funde bei Wildon, wonach fich
herausftellt, dafs wohl Funde in den Vierziger-Jahren
gemacht wurden, und dafs die zahlreichen Fundgegen-
ftande in den Handel und aufser Landes kamen und
felbll: heute noch im Handel erfcheinen, aber auch
andere Gegenftände fälfchlich als von dort lurrnhrend
bezeichnet werden.
Ueber Anfuclicn des Coniervators Dr. Piclilcr
wurde demfelben eine Subvention für Unterfuchungs-
grabungen bei Maning- Wildon und für die Durch-
forfchung eines Tumulus bei Dobelbad bewilligt.
Derfelbe Confervator erftattete einen Bericht
über die Auffindung von Infchriftlleinen zu St. Peter
am Wallersberge, bei Se/irictrs und bei Die.v in
Kärnten.
Der l^ericht über einen zu Cilli gefundenen
romifchen Infchriftl^ein wurde zur Veroffentlichiuig
durch die Mittheilungen beliimmt.
Der Präfident theilte mit, dafs Freiherr Franz
Maver von Meinhof über Erfuchen der Central-Com-
miffion ficli bereit erklärt hat, die in dem Schlofshofe
der Ruine Pfannberg befindlichen Riimerdeine in
zweckmäfsiger Weife einmauern zu laffen.
C onlervator OrgUr berichtete utjcr den unfern
der Kirche St. Martin bei Hall in 'lyrol gemachten
Fund eines romifchen Leillenziegels, ferner über eine
l'undlUlle bei Wd'rgl, wo man zuletzt ein Bronze-
Ichwert um! eine Urne (früher Ketten, Nadeln u. f. w.)
fand. Ueber Antrag des Referenten Dr Much wurden
diefe Nachrichten zur \'er<iffentlichung durch die Zeit-
fchrift der Central-Commiffion benimmt.
Mit grofser Ik'friedigung nahm die Scftion die
Mittheilung des k. k. Unterrichts-Minifteriums in Be-
treff des Streites über das Eigenthum des Epona-
Reliefs in F^regenr: zur Kenntnifs, laut welcher die
behördlich angeordnete Befchlagnahme diefer antiken
Scul])tur bis auf Weiteres aufrecht bleibt, um die
Aufserlandesfchaffung derfelben zu verhindern.
Dem Ausichuffe des Vorarlberger Mufeum-
\ereines wurde über Antrag des Dr. Kenner die von
ihm erbetene .Subvention für die Fortfetzung der Gra-
bungen in der niuiifchen .Anfiedlungsflelle zu Bregenrj
gewahrt.
Confervator Jenny berichtete über eine zu Kob
laeli am Fufse des Kummersberg in Vorarlberg gefini-
dene Broncenadel. Ferner über den bedeutenden
bei Lauterach gemachten Silberfund, theilweife aus
romifchen Münzen, theils aus folchen Schmuckgegen
lländen beliebend, endlich über einige mit Hilfe der
oberwähnten Subvention durchgeführte neuere Gra-
bungen in Bregenz, durch welche gröfsere Cjebäude-
Fundaniente blofsgelegt wurden.
Correfpondent Selirain berichtete über den Fuiul
von antiken Sculpturen gelegentlich der Reinigung
der Carolinen- Quelle in Pola.
Der Bericht des Correfpondenten Majoniea über
lüvverbungen des Staatsmufeums in Aquileja aus der
X'erlaffenfchaft des Grafen Caffis wurde zur Kenntnifs
genommen.
Cuftos ]^r. Kenner referirte anläfslich eines
Schreibens des Eugen Freiherrn v. Ritter, darin fich
derfelbe über vorausgegangene Begrufsung feitens der
Central-Commiffion bereit erklärte, deren Beftrebungen
in Betreff des Mufeums in Aquileja kräftigt!; zu unter-
llützen untl fowohl feine eigene Sammlung, wie auch
jene eben erworbene zu Monaßero diefem in der
Entftehung begriffenen Staatsmufeum zur Auftlel-
lung zu überlaffen. r)r. Kenner bezeichnete diefe
Erklärung des Freiherrn von Ritter als fiu- die Zwecke
der Central-Commiffion von ganz bcfonderer Wichtig-
keit, indem dadurch nicht nur die ehemalige gräflicli
Caffis'fche Sammlung, fondern auch die wichtigen
FundobjecT:e in den Ritter'fchen Weingarten, endlich
auch die durch die kaiferliche Munificenz für dieles
Mufeum erworbene Sammlung Monari, alfo alle gröfse-
x&n bisher zerftreuten Sammlungen Aquileja's nunmehr
vereinigt und wiffenfchaftlich geordnet werden können.
Die Central-Commiffion befchlofs, von diefem hochlt
dankenswerthen .Anerbieten dem k. k. Unterrichts-
Minifterium mit dem Antrage auf deüen Annahme
Kenntnifs zu geben.
DiM'ch den Correfpondenten Heinrich Majoniea
kam der Central-Commiffion die Nachricht zu, dafs in
Mariniano zwei grofse Marmorftatuen von befonderem
Kunftwerthe gefunden wurtlen, davon die eine, eine
Gewandfigur, fall ganz unverfehrt ill. Die Seftion
befchlofs ein l'.rfuchen an das k. k. Unterrichts-
VIII
Minillcriiim zu richten, damit diele beiden Statuen fiir
das StaatsMufeum in Aquileja erworben werden. An-
lafslicli einer weiteren Mittheilung dcsfelbenCorrefpon-
denten, dafs auf dem Gute des Herrn von Hentfchel
bei Görz eine romifclie Gebaudeanlage und insbefon-
ilere einMofaik-Fufsboden blofsgclegt wurde, befchlofs
die Seftion Schritte zu thun, damit eine Aufnahme
der gemachten l-"unde fiir die Zwecke der Central-
Commiffion gemattet werde, wie auch ihren Kath bei
Hebung der Mofaikcn anzubieten.
Ferner empfahl die Se<5i:ion thc Uebertragung
eine.'; Infcliriftfteines mit alt-chrirthcher griechifcher
Grabfchrift aus Salcano in das Muleum zu Görz oder
belVer in das zu .\quileja, wofelbft der Stein gefunden
wurde, und endhch die .\nlage eines Verzeichniffes
der vom Staate für das Staatsmufeum in Aquileja
angekauften Gegenfthnde. Die defshalb eingeleiteten
X'erhandlungen hatten zur Folge, dafs die Gemeinde
Salcano fich bereit erklarte, den Sarkophag dem
Staatsmufeum in Aquileja zu überlaffen gegen I'-in-
taufch eines folchen unbefchriebenen und unverzierten.
Die Seftion befchlofs bei der küftenliindifchcn Statt-
halterei auf die Bewilligung zu diefcm Taufchc ein-
zurathen.
Von befonderer Wichtigkeit war in der Folge die
.Mittheilung desfelbenCorrefpondenten über den Ankauf
der oberwhhnten beiden jüngft gefundenen Kaifer-
llatuen feitens des Staates für diefes Localmufeum.
Se. E.xcellenz Freiherr von Csoniig machte in
einem an die Central-Commiffion gerichteten I'ro-
memoria die Anregung auf Erwirkung einer jährlichen
Dotation fiir das Staatsmufeum in Aquileja , um
neuere Fundllücke erwerben zu können. Die Seftion
erkannte die Wichtigkeit diefer Anregung und be-
fchlofs einen derartigen Antrag an das k k. Unter-
richts-Minifterium zu richten und zugleich fiir den Fall
der Genehmigung diefes .Antrages eine Perfon zu
bezeichnen, die mit dem l^inkaufe werthvoller Fund-
lliicke zu betrauen wäre.
Anläfslich eines Berichtes des Confervators Dr.
Bi::aarro in Görs bewilligte über Antrag Dr. Kenners
die Seflion eine Sub\'ention zur Durchforfchung der
alten Grabflätte bei Santa Lucio bei Tolmein. Hin-
lichtlich eines weiteren Berichtes desfelben Confer-
vators wurde befchloffen. denfelben. infoweit er einen
bei Monfalcone gefundenen Römerfi:cin betrifft, in den
Mittheilungen zu veröffentlichen; anbelangend den
Infchriftltein zu Ronclii fei das Vorrecht diefes Confer-
vators, als Erfter auf diefen Stein aufmerkfam gemacht
zu haben, zu protokoUiren. Derfelbe Confervator er-
llattete in der Folge die Anzeige, dafs die fyflemati-
fchen Grabungen auf dem priihiflorifchen Fundplatze
zu Santa Lucia im Monate Juli d. I. werden durch-
geführt werden
Correfpondent Dojnii de Delnpis in Liffa über-
fendete die photographifche Aufnahme eines Marmor-
büften -Torfos, der im Hafen zu Liffa gefunden wurde
und gegenwärtig im Garten diefes Correfpondenten
aufgeftellt ifl. Da die Central-Commiffion Nachricht
erhielt, .dafs auch ein Marmorkopf im Hafen zu Liffa
gefunden wurde, der fich in einem anderen l'rivat-
befitze befindet, wurde über Antrag des Dr. Kenner
befchloffen, vorcrfl Erhebungen zu pflegen, ob beide
Bruchflücke, wie vermuthet wird, zufammengehören.
Die vom Confervator /)'/(;//./// mitgetheilten In
l'chriftlleine aus Gcnionica und Podgradje wurden zur
N'ertiffentlichung in den Mittheilungen beftimmt, auch
wurde für den Fall weiterer Grabungen eine Subven-
tion in Ausficht geftellt.
""Confervator Glavinie zeigte an, dafs die romil'che
Wafferleitung in Spalato, um »leren Wiederherrtellung
fich ilie Central-Commiffion lebhaft bemüht hat, mit
14. Miu'z d. J. in Thätigkeit gefetzt wurde.
Weiter berichtete derfelbe Confervator über die
nothwendige F>weiterung des Mufeumsgebäudes in
Spalato, tla dasfelbe nicht mehr Kaum genug bietet,
um die Fiuuirtücke aufzunehmen, gefchweige denn um
fie wiffenfchaftlich geordnet aufzuftellen. Die Central-
Commiffion befchlofs daher, dem k k. Unterrichts-
Minirterium zu empfehlen das anflofsende ärarifche
CJebiiude ebenfalls zu Muleumsz wecken zu verwenden.
Profeffor Hau/er erftattete einen umfangreichen
Bericht über die Fortfetzung der Grabungen in Sa/oiia,
welche in neuerer Zeit mit allem Nachdrucke vom
Confervator Glavinie wieder aufgenommen wurden,
nachdem es diefem gelang, die nicht unerheblichen
Schwierigkeiten feitens der Grundbefitzer zu befrie-
digen. Die Refultateder Grabungen, die mit 6. April
d. J. wieder begannen, verdienen volle Beachtung.
Man fand einen zimmerähnlichen Raum , beim Ein-
gange noch die Schwelle, darin zwei Särge aus Kalk-
rtein mit gcöffiietem Deckel, üb die Wände derfelben
verziert waren, konrite nicht conflatirt werden, da der
Raum noch mit Flrde angefüllt war; ferner zwei Stuck
Granitf'iulen, zwei korinthifche Säulencapitäle aus
weifsem Marmor, ein Stück Säulenfockel. eine Terra-
cotta-Lampe mit Rebenlaub- luul Trauben\erzierung
und griechifchem Stempel aus byzantinifcher Zeil.
Profeffor Ilaufer hatte die Grabungen und Funditucke
felbft befichtigt und beflätigte den Eifer des Con-
fervators bei Durchfiihrung der ihm übertragenen
Angelegenheit der Blofslegung ties Grabfeldes von
Salona.
Profeffor l/au/er erllattete ferner einen ausfuhr-
lichen Bericht über die F'ortfchritte zur F"reirtellung
des Domes in Spalato und hob dabei hervor, dafs
diefelben infofern ein Hemmnifs fanden, als einige
der bisher freigelegten Mauern fich ganz befonders
fchadhaft zeigten, daher vor Fortfetzung der Freiftel-
lungsarbeiten diefe Schäden, namentlich Senkungen
und X'erfchiebungen der blofsgelegten Wandtheiie,
\orfichtigll: ausgebeffert werden mufsten. Dazu kommt,
dafs die Schäden in tler Conllruflion des Domge-
biiudes rafch zunehmen und in F'olge von Sprüngen
am Dome und am Tluirme Steine und Gyps-Ornament-
ftücke fich losldfen, fo dafs die .Schliefsung des Domes
und das Kinflellen des Glockenläutens beantragt
werden mufste und auch verfügt wurde. Jedenfalls
find die Schäden fo grofs, dafs ^\q eine namhafte
.Steigerung über die präliminirten Auslagen zur Folge
haben werden.
Derfelbe Confervator referirle endlich über ilen
von der dalmatinifchenStatthalterei übermittelten Plan
der Reflaurirung der Loggia zunächrt iler Mauer um
den diocletianifchen Palalt in Spalato. worüber die
Sektion beichlofs das vorgelegte und eben von Pro-
feffor Haufer Rammende Projekt der k. k. I'iegierung
zur Genehmigung empfehlen.
IX
\acli AntiM5^rcn der I Icncn Mil^licdcr i)r. Kenner
lind I'rofelTor Ilanfcr befchlofs die Seftion, an i^eeii^-
iieter Stelle anzuregen, dafs die .S'. Donalo-Kirilic in
Zara, die nunmehr zu einem Loealmufeum bellimnU
ill, entfprecliend gereinigt werde, damit die bedeu-
tenderen fculptirten Steine von den bei der Kiva
nuo\a gefundenen rDmifchen (Jebaiulereften und
etwaige dortige weitere Funde durch die Vermittlung
des Confervators Smiric dahin übertragen wertlen
und dafs feitens der Domverwaltung, welcher diefes
Kirchengebaude zugehört, Sorge getragen werde,
damit kiniftighin in die S. Donato- Kirche nicht mehr
wie bisher altes Gerumpel hinterlegt werde. Diefem \\c-
fchluffe wurde feither entfprochen, aufserdem kamen
dahin auch die bei Gradina gefundenen antiken Steine.
Confervator Dr. Miu/t berichtete über den durch
Confervator Dr. 'Juinsky eingefendeten ]5ericht des
l'rivatgelehrten Richly in Neuhaus, beliandelnd die bis
jetzt erzielten Refultate urgefchichtlicher Forfchungen
im füdürtlichen Hühnien. Diefer ]5cricht, in welcliem iler
fo feltfamen VVackel- und Schalenfteine erwidint wird,
wurde mit befonderem Intereffe zur Kenntnifs
genommen.
Confer\"ator Hrdsc erftattete ausfiihrliche Be-
richte über ein Steinplattengrab mit fchlccht erhalte-
nen menfchlichen Knochenreften und zwei Urnen bei
Zlonic, über einen Urnenfund bei Jarome'r und über
eine reiche Urnenfundflätte bei Klein-Skalic, Vseßar
und Smiric. Ueber Antrag des Dr. Much wurden diefe
Berichte zur Veröffentlichung durch die Mittheilungen
bellimmt.
Confervator Schwertner berichtete über die
neueften von ihm im Vereine mit Profeffor Rrji/ia ge-
pflogenen Unterfuchungen des fogenannten Schlacken-
walles bei Bukovec, wodurch die Ivxiftenz von ver-
fchlackten Steinen in Frage geftellt wirtl
Dr. Mucli referirte über den Bericht des Con-
fervators Liifsncr über die prähiftorifchen Wallburgen
bei Horovic und insbefondere über deffen F"und-
bericht und die beiden zugefendeten FundÜücke —
eine Bronzenadel von 86 Cm. und einen bronzenen
Halsring — aus der prahillorifchen Wallburg am
J'/cHvec in Böhmen. Referent zählt die Nadel zu den
fchunften und bedeutendften Fundllücken diefer Art
neuerter Zeit und erklarte deren Zufammenbiegung
elamit, dafs fie aus einem Grabe ilamme, wofelbll fie
in einer Urne hinterlegt war. Diefer Bericht wurtle zur
l'ublication durch die Mittheilungen beftimmt.
Derfelbe referirte über mehrere Berichte des Con-
fervators Hrdse, betreffend die weitere Aufdeckung
eines Heidengrabes bei Zlonic, über ringförmige Erd-
werke bei Ncnßadt an der Mcttnu, über Heidcngrab-
rtatten bei Klcin-Skalic, Rodov, flabriny und llolohlav
und wurde befchloffen, diefe Berichte auszugsweife
durch die Mittheilungen zu veröffentlichen.
Confervator Trapp legte der Central-Commiffmn
einen Bericht vor über die Refultate der Durchfor
fchung der Höhlen des Berges Katonc in Mahren und
der auf deffen Plateau vorgenommenen Grabungen,
ferner über die Frfolge der Durchgrabung des Königs-
hügels bei Uflin, weicher Bericht nach Antrag des
Dr. Mnrh mit Intereffe zur Kenntnifs genommen wurde.
Dr. Much referirte über den intereffanten l^ericht
des Confervators /W^r, betreffend die .Schlackenlnug
VII. N. F.
bei Jh^crndorfy über prahillorifche W^allbauten bei
Wagßddtl, über einen Ringuall bei Alt-Bielitr. und
über die wiederholt und an verfchiedenen Orten
Schlefiens und Mährens gefundenen prähiftorifchen
lüfenfchmelzen, welcher Bericht zur theilweifen Ver-
öffentlichung beflimmt wurde.
Der Bericht des Correfpondenten Schneider über
die prähiftorifchen Alterthümer im Borssegower
Bezirke wurde als fchätzbares Materiale für die Inven-
tarillrung der Denkmale Galiziens übernommen.
Confervator Giittcr in Scrcth machte Mittheilun-
gen über eine priihiftorifche Anfiedlung bei Screth
und die bei den angrenzenden Ziegeleien gemachten
l'undc mmifchen Urfjirunges.
X'on Leonhard Bitlini in Ungarifch-Weifskirchen
uincle der Central-Commiffion eine umfangreiche Ab-
handlung über die Alterthümer am linken Donauufer
zwifchen Pancova \\\u\ Orfova vorgelegt. Dr ÄVww^r
bezeiclniete diefe Abhandlung, welche fich mit einem
heute fall noch unerforfchten Gebiete befchaftigt, als
fehr wichtig und verdienlllich und deren Veröffent-
lichung als eine wiffenfchaftliche Bereicherung, ohne
jedoch auf deren Publicirung durch die Mittheilungen
einrathen zu können, da diefe hinfichtlich der zu ver-
öffentlichenden Auffätze infofern befchränkt find, als
fic'; die Auffätze in der Hauptfache doch nur auf
Denkmale des im Reichsrathe vertretenen Länder-
gebietes zu befchränken haben.
Verhandlungen der II. Section.
Die zweite SeiSlion hielt 12 Sitzungen. Als die
wichtigften Verhandlungsgegenftände feien hervor-
gehoben :
Regierungsrath P"reih. v. Sacken berichtete über
die im k. k. Finanz-Minifterium befindlichen hiftorifch
undkunftgefchichtlich intereffanten broncenen Gedenk-
tafeln mit reichem figuralen Relief, die fich auf die
Auffchlagung zweier Stollen im Salzbergwerk zu Hall
beziehen (ddo. 17. Mai 1563 und 26. Mai 1648) und auch
von dorther flammen, und beantragte in Uebereinflim-
niung mit der Abficht des k. k. Finanz-Minifleriums,
diefe als Kunftgufswerke fehr bedeutenden Gegenftande
wegen ihres Zufammenhangs mit der Culturgefchichte
des Landes Tyrol dem Ferdinandeum in Innsbruck als
Gefchenk zu überlaffen, vorher aber fie zeitweilig im
k. k. öflerreichifchen Mufeum zur Ausflellung zu brin-
gen und übt'rdies diefclben für die Zwecke der Central-
Commiffion photographiren zu laffen, womit dieSeftion
einverftanden war. Gegen Ende des Jahres wurde die
gedachte Photographirung eingeleitet und in fehr ge-
lungener Weife din-chgefüln't.
Oberbaurath Schmidt machte wiederholt mehrere
intereffante Mittheilungen über die bei der Reflau-
rirung der gothifchen Kanzel bei St. Stephan in Wien
gemachten Wahrnehmungen in Betreff der früheren
Polychromirung und Zufammenfetzung des Schall-
dcckels, über die alte Bemalung des Kanzelpfeilers
luid der auf demfelben aufgelleilten Heiligenfiguren,
eiuUich iiber den mit Ende diefes Jahres eingetre-
tenen ..\bfchlufs der Rellaurirungs-Arbeiten an der
Kirche, infofern diefelben aus den bisher zu diefem
Zwecke gewidmeten Staats- und Privatfiibventionen
bellritten wurden. Auch theilte derfelbe mit, dafs die
b
X
fogenannte Crt/w/rrtw-Ärtw^r/ an iler nördlichen Aufscii
feite der Kirche reltaurirt wurde, dafs jedoch hieboi
ein grofser Theil der alten Steine als nicht inohr ver-
wendbar befeitigt werden mufste. Auch gab Ober-
Baurath Sc/imtt/t bekannt, dafs man im Laufe der
Reftaurinmg der Empore in der dafelbll noch erhal-
tenen Menfa eines der drei dort bellandenen Altare
die eingelegten Reliquieti der heil. Margaretha fand.
Confervator Frofeffor Hau/er berichtete über die
•Kntfernung eines als Kunftwerk werthlofen Brunnens
im Fifchhofe zu Wien. Ferner theiltc derfelbe mit,
dafs die Engelsfigur an der Salzgries-Caferne, welche
der Erhaltung werth ift, einen paffenden Aufftellungs-
platz an einem lladtifchen Gebäude finden wird.
Architekt Bayer legte der Central-Commiffion
einen fehr fachgemäfs abgefafsten Bericht vor über
die erheblichen und wiederholten Funde von profilir-
ten und bemalten Steintrümmern in den Fundamenten
mehrerer abgetragener Häufer an Stelle des alten
Margaretlien-Hofes in Wien, und fpricht derfelbe die
begründete und auch von der Seftion als fehr wahr-
fcheinlich angenommene Vermuthung aus, dafs diefc
Steinftücke, die unzweifelhaft einem kirchlichen Bau-
werke angehörten, von der alten ^largarethcn-Capelle
herrühren, die ehemals auf einer diefer Bauftelien ftand.
Die Steine felbft wurden von der Commune Wien in
Verwahrung genommen, die Aufnahmen Bayers bil-
den eine willkommene Bereicherung des Archivs der
Central-Commiffion, welche diefelben mit Avisdruck
verbindlichften Dankes entgegennahm.
Confervator Hmi/er erftattete Bericht über die
im Wege des k. k. Minifteriums für Cultus und Unter-
richt anhergelangtenAften, betreffend dieReftaurirung
der am Graben in Wien befindlichen fogenannten
Peflfäule. Frofeffor Häuf er bedauerte, dafs ihm in
Folge unterbliebener Einladung nicht die Möglichkeit
gegeben war, an der vorausgegangenen commiffionel-
len Berathung Theil zu nehmen. Das Reftaurirungs-
Programm wurde vorbehaltlich der nach Eingerüftung
der Säule bei deren eingehender Unterfuchung fich
etwa noch ergebenden Schäden und daraus zu folgern-
den Anträge vorläufig als zweckmäfsig erkannt. Nur
bezüglich der Reconftruflion der Stufen konnte die
Central-Commiffion den in den überkommenen Aften
niedergelegten Anfchauungen nicht beipflichten. Die
Central-Commiffion verkannte keineswegs die gerecht-
fertigten F"orderungen nach Strafsenerbreiterung,
denen bei diefer Gelegenheit in thunlichfter Weife ent-
fprochen werden foU, allein die dahin zielenden Vor-
fchläge fchienen ihr nicht annehmbar, weil durch die
beabfichtigten Veränderungen der Gefammteindruck
des Monumentes alterirt und gefchädigt würde. Sollte
es unumgänglich nothwendig werden, an den Stufen im
Intereffe der Fahrbahnbreite Aenderungen vorzu-
nehmen, fo könnte die Central-Commiffion nur dann
zuflimmen, wenn fie ohne Alterirung der gegenwär-
tigen Stufenanlage im Aufbaue und in den geringll
zuläffigen Dimenfionen vorgenommen würden. Die
Central-Commiffion gab nach diefer Richtung felbfl
Rathfchläge. Bei diefem Anlaffe glaubte übrigens die
Central-Commiffion an ihre vorgefetzten lichördcn
das Erfuchen Hellen zu follen, damit Veranlaffung
getroffen werde, dafs künftighin die berufenen Confer-
vatoren in derartigen Fällen bei Augenfchein-Com-
miffionen u f. w. nicht übergangen, fondern com-
petenzmäfsig dazu befonders geladen werden.
Oberbaurath5c'/r>«/^/ machte die Mittheilung, dafs
das fogenannte gemalte Haus in Eggeitburg von
feinen Schülern genau aufgenommen wurde. Die
-Sgraffito-Decoration wurde auf Grundlage der noch
vorhandenen Refte und der über diefelben erhaltenen
Befchreibimgen in der Aufnahme möglichft ergänzt.
lieber Antrag des Minilterialfecretärs Dr. Lind
bewilligte die Seflion eine Subvention zurRcIlaurirung
der gothifchen Kirche in yedcnfpeugcn, befchlofs den
Ankauf der Zeichnung des Grabmales des Leonhard
l'aumann in Waidliofeu an der Thaya und der farbigen
Aufiiahme eines Renaiffance-( )fens, der fich in der
Pralatenrtube im Wiener Standeliaufe befindet. Beide
Aufiiahmen wurden zur Publication durch die Mit-
theilungen beflimmt.
lieber ein .Schreiben des k. k. Notars Dr. Scliranz-
lio'er in Schwechat befchlofs die Central-Commiffion,
das Fresco-Bild an der Aufsenfeite der l-'ilialkirche in
Klein-Schivecliat, das dem Maler Maulpertfeli zuge-
fchrieben wird, von einem Fachmanne unterfuchen zu
1 äffen.
Regierungsrath Freih. <■. Sacken berichtete über
die Innenreftaurirung der Kirche zu Haag und be-
zeichnete diefelbe als befriedigend. Zugleich theilte
derfelbe mit, dafs es in Abficht ift, die gothifche Kirche
zu Waidhofen an der Yhbs zu relhuiriren, worüber
die Vcrfammlung befchlofs, Einleitungen zu treffen,
damit — den Statuten der Central-Commiffion gemäfs
— das bezügliche Reftaurirungsprojecl vorerft der-
felben vorgelegt werde.
Der Bericht des Confervators Schirmer über die
durchgeführte Reftaurirung der gothifchen Kirche zu
St. Valentin wurde über Antrag des Referenten Freih.
■V. Ferßel für die Veröffentlichung durch die Mitlhei-
lungen beftimmt und dem Confervator .Schirmer für
diefe umfichtlich geleitete und artiflifch vorzügliche
Reftaurirung der Dank ausgefprochen.
Confervator Frofeffor Dungel hat berichtet, dafs
die durch ihre Bemalung intereffante Grabplatte des
Bifchofs Altniann von Paffau im .Stifte Gottzveig nun-
mehr in der Krypta der Stiftskirche an geeigneter
Stelle aufgerichtet wurde und dafs fich in der jetzigen
Schmiede des -Stiftes eine im l'ebergangsftyle (c. 1220)
aufgebaute Capelle mit Zuverlaffigkeit conflalircn
läfst.
Confervator ./JöjÄi'r legte die Aufnahme der Kirche
zu Miinichreuth vor, wofür demfelben gedankt wurde.
In Betreff der vom Ordinariate zu St. Polten an-
geregten Reftaurirung der Flügel-Altare in der Kirche
des ehemaligen Hieronymitaner-Klofters, jetzt Pfarr-
kirche zu Schonbach wurde befchloffen, vorerft den
Confervator Rosner um Berichterftattung über den
Kuiiflwerth und gegenwärtigen Zultand diefer Altäre
/\i erfuchen. Derfelbe bezeichnete in der F"olge die
Altare der Confervirung werth, aber den gegenwar-
tigen Aufftellungsort derfelben als ungünflig; daher
über .Antrag des Freih. v. Sacken die Seftion befchlofs,
dem bifchoflichen Confiftorium in .St. Polten zu
empfehlen, diefelben — mit Ausnahme der Bilder am
lloch-Altare — da ein Erfatz an Altären in diefer
Kirche nicht nothwendig ift, in das Diöcefan-Mufeum
in St Polten zu übernehmen.
XI
Regieriingsratli Frcih. 7'. Sacken refcrirlc über
den Bericht des Confervators Rosiier in Betreff der
X'ernachlaffigung der Bergkirclic zu Gars, der den
Antrag teilte, dafs vorläufig zum Schutze der alten
Glasgemidde Einleitungen getroffen und die Annen-
Statue durch fachkundige Hand reltaurirt werde.
Hieriiber befchlofs die Seftion, dafs fich die Central-
Comniiffion zu diefemBehufe an den Patron der Kirche
wende, ihm aber auch nahelege, diefe Kunftgegen-
llanile allenfalls an das Didcefanmufeum in St. Polten
abzutreten. Nachdem das bifchofliche Confiftorium zu
St. Polten die Mittheilung gemacht hatte, dafs die
lÜMichtung eines Diocefanmufeums dortfelbft bei dem
Abgange eines disponiblen Locales bisher noch nicht
llattgefunden habe und zugleich bekannt gab, dafs der
i^farrer zu Gars geneigt fei, die nothwendigen Reflau-
rirungen an der dortigen Hergkirche allmälig vor-
nehmen zu laffen, befchlofs die Se6tion über Antrag
des Freih. v. Sacken, den Confervator Rosner mit der
Anfertigung der !-.'efi:aurirungspl;ine zu betrauen, die
Confervirungsarbeiten an den farbigen Glasfenftern
der Hof-Glasmalereianll;alt von Geyling in Wien zu
Libertragen und die Madonnen-Statue zur Reftaurirung
nach Wien bringen zu laffen. Ueber Antrag desfelben
Referenten wurde der Confer\ator Rosner erfucht,
V'orfchlage auf eine in befcheidenen Dimenfionen fich
bewegende Reftaurirung der Flügel-Altäre in Schon-
hiich zu erflatten.
Auch befchlofs die Sedlion, einem an die Central-
Commiffion gerichteten Anfuchen entfprechend, für
die Rellaurirung der Statuen in der Kirche zu Langegg
einen verläfslichen Künftler namhaft zu machen.
Ferner wurde in Entfprechung eines weiteren an
die Central- Commiffion gelangten Anfuchens ein
l<"achmann delegirt, um die Peftfäule in Ebenfurt zu
befichtigen und ein Reftaurirungs-Programm für die-
felbe fammt Koftenvoranfchlag auszuarbeiten. Ueber
die Bitte der dortigen Stadtgemeinde und Pfarre um
Zuwendung einer Subvention behufs der Reftaurirung
der dortigen Peftfäule, befchlofs die Sedlion auf Grund
des von dem delegirten Fachmanne, Baumeifter
Wächtler abgegebenen Gutachtens diefes Anfuchen
befürwortend an das k. k. Minifterium für Cultus und
Unterricht zu leiten.
Regierungsrath Freih. v. Sacken erftattete Bericht
über die im Ganzen noch in geringem Umfange aus-
geführten Reftaurirungsarbeiten in den beiden Kirchen
zu Miniling und bezeichnete diefelben als zweckmäfsig.
Architekt H. Giefel legte der Central-Commiffion
die Aulnahmen eines romanifchen Tauffteines in der
Kirche zu Altmitnjier zum Ankaufe vor, der auch unter
gewiffen Bedingungen befchloffen wurde.
Ueber Wunfeh des k. k. Ackerbau-Minifteriums
gab die Central-Commiffion ihr Gutachten über eine
zum Verkauf beflimmte im ehemaligen Nonnen- Re-
leclorium zu Traunkircken befindlich gewefene ge-
Ichnitzte Thür ab, nachdem früher durch einen F"ach-
mann Erhebungen an Ort und Stelle gepflogen worden
waren.
Oberbaurath Sclimidt referirte über das Projeft
für die Reftaurirung. refpe6live den Thurmbau des
Gratäer Domes. Die vom Referenten ausgeiprochenen
Bedenken wurden von der Seftion einftimmig aner-
kannt.
Ueber Bericht des Confervators Johann Graus,
dafs in jXbficht fei, die Capelle und den Donjon der
verfallenen Burg in Gößing wieder herzull eilen, fprach
fich die Central-Commiffion mit befonderer Befriedi-
gung über dies Vorhaben aus und erklärte, dafs es
zuverlaffig noch mi)glich und auch wünfchenswerth fei,
Capelle und Thurni zu reflauriren.
Ueber Anregung des Confervators Graus be-
fchlofs die Se<5lion Einleitungen zu treffen, damit über
das fogenannte Dombild in Gräte, ein Fresco-VVand-
gemäUle an der füdlichen Aufsenfeite des Domes, ein
hölzerner, fiügelartig zu öffnender Schutzkallen her-
geflellt werde, was in der Folge auch gefchah.
Da wiederholt conftatirt wurde, dafs die Gegen-
flände der Antikenfammlung im Joanneum in Grätz
in ungenügenden Localitäten und unpaffenden aucii
in ihrer Anzahl nicht ausreichenden Käften autbe-
wahrt werden, befchlofs die Verfammlung die Leitung
des Joanneums auf diefen Uebelftand aufmerkfam zu
machen.
Regierungsrath Preiherr v. Sacken berichtete
über den Thätigkeitsbericht des Confervators Graus
für Ober-Steiermark und bezeichnete deffen Wirken
als Profeffor für Kunftgefchichte und Kunftarchiiologie
am Diöcefan-Priefterfeminar in Grätz als fehr verdienll-
lich und anerkennenswerth, welcher Anfchauung die
Seftion beitrat. Die Central-Commiffion glaubte, bei
diefem Anlaffe und in voller Würdigung der Wichtig-
keit und Nothwendigkeit derartiger Unterweifungcn
für den jungen Clerus ihre Aufmerkfamkeit auf den
kunft-archäologifchen Unterricht in den Priefterfemi-
narien richten zu foUen, und belchlofs demnach, die
Diöcefanvorftände einzuladen, gefälligft mitzutheilen,
ob und in welcher Weife diefer Unterricht an den
bezüglichen Seminaren ertheilt wird.
Die Ordinariate zu Brunn, Budtueis, Klagenfurt,
Leitnieritz, St. Polten und Salzburg \y2Xt&x\ die Gefällig-
keit, diefem Anfuchen durch ausführliche Mittheilungen
über den an deren theologifchen Diöcefan-Lehran-
ftalten beftehenden kunftgefchichtlichen und archäo-
logifchen Unterricht zu entfprechen. Die Seflion be-
fchlofs, den Ordinariaten für diefe Eröffnungen zu
danken, ihnen die für diefen Unterricht geeigneten
Lehrbücher und Vorlagewerke (inclufive des archäolo-
gifchen Atlanten) bekannt zu geben und die betreffen-
den UnterrichtsProgramme auszugsweife durch die
Mittheilungen veröffentlichen zu laffen.
Confervator von Lufchin - Ebengreutli hat der
Central-Commiffion berichtet, dafs fich in der Spital-
kirche zu Auffee in den Bogenzwickeln Fresken mit
Darftellungen aus dem Leben Jefu erhalten haben, die
aus dem Jahre 1553 ftammen. Diefer Bericht wie auch
ein Auffatz desfelben über Münzen als Glockenzierat
wurden zur Veröffentlichung durch die Mittheilungen
beftimmt.
Correfpondent Hauptmann Beckh-Widmanßetter
uberfendete einen fchriftlichen Bericht über das Grab-
mal des Hans Krabatsdorfer zu Gnas, deffen Erhaltung
\ om Gerichtsadjun6len Dr. Hans Grafs angeregt, und
worüber befchloffen wurde, im Intereffe des Monu-
mentes geeignete Schritte einzuleiten.
Correfpondent Dr. Grafs berichtete über den
zum .\btragen beftimmten Thurm der ehemaligen
IVanciscaner-Kirclu- in Fcldbach a. d. Raab, über das
XII
Wappen des Deutrch-Ordcns-Grofsmciflcrs Joh. Cafp.
von Ampringen und endlich über zwei in Fcldbach
befindliche Steininfchriftcn, die nach dem Referate
des Cuftos Sclic-Jlag zu lefen find: i. finidator luijus
domus voce pia petit unum Ave Maria 1474, über iler
Jahrzahl E L S. Die Lefung der zweiten Infchrift Kl
nicht verUifslich, da der Stein ftark befchlidigt ift.
Freiherr Franz von Mayr-Melnhof erklärte fich
bereit, die im alten SchlolVe zu Pfainihcrg befindlichen
Fresken mit einem Schutzdache vcrfchen zu lafien,
was dankend zur Kenntnifs genommen wurde.
Der Bericht des Confer\'ators IVofciTor Lufchin
über den fogenannten luthcrifchcn Keller in Obir-
Lichlemi'ald wurde auf Antrag des Obcrbaurathes
Freih. v. Fcrßel für die Publication belUmmt. Ueber
weiteren Antrag desfelben Referenten nahm dieSeclion
den Bericht desfelben Confervators über die Reflau-
rirung der ehemaligen Minoriten-Kirche in Cilli zwar
zur Kenntnifs, konnte jedoch in Betreff der Bürgfchaft
einer ftyliflifchen riclitigen Reltaurirung fich nicht
befriedigt erklären.
Ferner berichtete Freiherr v. Sacken über ilie
beabfichtigte Reftaurirung der I^ggenberger Grab-
capelle in E/ircii/ian/en, eine Angelegenheit, um deren
Forderung fich Confervator Grans und Correfpondent
Hauptmann von Beckh- Widmanjletter grofses Ver-
dienO: erworben hat. Nachdem feitens des Hcrrfchafts-
befitzers von Fhrenhaufcn nicht nur die Zullimniung
zu der Reftaurirung der Capelle ertheilt, fondern auch
die Zufage gegeben wurde, diefem Unternehmen die
thunlichfle Unterflützung angedeihen zu laffen, wurde
befchloffen, nunmehr die Reflaurirungsarbeiten —
aber nur folche, die fich auf die Erhaltung des Denk-
mals beziehen — einzuleiten, zu welchem Behufe mit
Confervator Graus das erforderliche lünvernehmen
wegen Uebernahme der Leitung fofort gepflogen
wurde. Ueber Referat des Regierungsrathes Freiherrn
V. Sacken genehmigte in der Folge die Section das
Reftaurations-Programm für diefes Bauwerk, ferner
den Beginn der Reftaurations- Arbeiten und widmete
liiefür einen Beitrag aus ihren Mitteln. Confervator
Graus wurde zum Leiter dcrfelben bcllimmt. Da die
Reftaurirung mit Ende Üclober durchgeführt war,
befchlofs die Se6lion die Abfendung eines Sachver-
fländigen zur Befichtigung der Arbeiten und Bericht-
erftattung. Mit tiefem Bedauern nahm die -Section
die Nachricht zur Kenntnifs, dafs der lleierifche Laiul-
tag den Antrag des Landesausfchuffes auf Bewilli-
gung eines Beitrages von 300 fl. zu der Reftaurirung
diefes fpeciell heimathlichen, für die Steiermark und
deren Gefchichte wichtigen Kunfltlenkmales abgelehnt
hat. Landes -Oberingenieur Scansoni erliattete der
Central-Commiffion über deren Aufforderung Bericht
über die bisher durchgeführten Reftaurationsarbeiteii
an diefer Capelle, aus weichem dieCommiffion mit Beru-
higung entnahm, dafs die betreffenden Arbeiten dci-
llauptfache nach gut und fachgemafs durchgeführt
worden find. Es wurde befchloffen, fowohl dem obbe-
nannten Berichterflatter wie auch dem leitenden
Confervator Johann Graus für ihre Mühewaltungen zu
danken; auch wurden die inzwifchen eingegangenen
Sammelgelder zur weiteren theilweifen Deckung der
Auslagen zu Händen des gedachten Confervators
flüffig gemacht.
Der Bericht des Correfpondenten Bcckh-Wid-
inanjlctter über die Grabmale in Ericfacli wurde zur
Drucklegung beftimmt.
Da einerfeits die Central-Commiffion erkannte,
dafs die früh-romanifchcn Wandgemälde, die fich im
Donjon zu Frie/ac/i befinden, in ihrer Zerftörung
ral'ch vorwärtsgehen, fo dafs von denfelben — irgentl-
welche Rellaurirung gänzlich ausgefchloffen — in Bälde
nur fehr wenig Farbefpuren übrig fein werden, da
.\ehnlichcs von tlen nicht minder merkwürdigen
Todtentanz-Gemidden an tler .\ufsenfcite des Karners
zu Mctnitz gilt, endlich ila das grofse Bild an der
Aufsenfeite der Kirche zw Milljlatt eine grdfsere Beach-
tungverdient, als ihm bisher zutheil gewurden, befchlofs
dieCommiffion diefe Bilder durch einen tüchtigen Maler
copiren zu laffen, um einerfeits wenigftens in diefen
Aufnahmen das .\ndenken an die bezeichneten Ge-
mälde zu erhalten, anderfeits aber um davon im
Intereffe der Kunll-Topographie Nutzen zu ziehen.
Dr. Lind referirte über die von Maler Pierncr
durchgeführten und zur Vorlage gebrachten Aufiiahmen
diefer I""resken, wozu noch die Aufnahmen eines Wand-
gemäldes in der Friedhol-Capelle zu .Millltatl kamen.
Er bezeichnete diefe Aufiiahmen als fehr gelungen und
dem Geifte der hochwichtigen Originale vollkommen
entfprechend. Die Seftion llimmte diefer Auffaffung
bei, fpracli dem Maler Pierner die wohKeicIiente An-
erkennung aus, und befchlofs diefe Aufiiahmen, durch
welche die Sammlung der Central-Commiffion \un
Copien werlhvoUer älterer Wandgemälde befonders
bereichert wurde, zeitweilig im k k. ollerreichifciien
Mufeum zur Ausheilung zu bringen.
Maler Sunko legte der Se6lion eine Reihe
von Originalaufnahmen tler Glasfenller im Chore zu
Viktring vor , die für ilic Sammlung angekauit
wurtien.
Profelfor Trcnk'a'u/d referirte über einen Bericht
desConfervatorSv-i.;-, betreffend die weitere AuT-ieckung
\on F"resken in der Kirche zu Terlan und beantragte
die Veröffentlichung diefes Berichtes, welchem Antrage
die Seftion beidinimte; dem Confervator wurde über-
dies die Anerkennung für feine unerniiullichen und
erfolgreichen Leillungen ausgefprochen unil zugleich
der Wunfeh hervorgehoben, dafs man fich bei den
Rertaurirungen diefer Gemälde nur auf die Ausbefi'e-
rung des Schadhaften und Ergänzung des Fehlenden
Ijcfcliranken, darüber 1 linuusgehendes aber \ernieiden
möge.
Ueber Anregung des Hofrathes Sickel und Cullos
Scließag befchloss die Section, die betreffenden Cum
fervatoren aufzufordern, den Baulichkeiten zu Sähen
bei Klaufen ihre volle .Aufnierkfanikeit zu widmen, da
fehr beachtenswerlhe i\nlialtspunkte noch beliehen,
um über die alte dortige Bifchofs-Kirche, iiber deren
Lage und (ieftaltung ausgiebige P'orfchungen an Ort
und .Stelle machen zu können. Hofralh Sickel referirte
über den in Folge deffen erftatteten Bericht des Con-
fervators J^V/iyw/^^;-;- und glaubte durch die Vorlage von
.Situationsplänen uiul Grundriffen der Baulichkeiten
die fchon beftehende Vermutluuig rechtfertigen zu
können, dafs einige der heutigen (jebiiude, InfcJiriften,
Gerathe u. f. w. ein befonderes Alter beanf])ruchen
und vielleicht in die Zeit des dortigen Bifcliofsfitzes
zunickreichen diirften.
XIII
Die l>crichtc des Confcix atois ,i.; iibcr tlcii
gotliifchcn Glockcntluirm zu Traniiii, über die Kirchen
zu Lcngßcin, üüriilioh, Motten, Pens, Kaltem, Teßen-
berg und Sähen, dann über die Wandmalereien in der
Ruine Lichtenberg : ferner des Confervators Grafen
V. Lüdron iiber die Vorbereitun«^ zur Rcllauriruntj des
Trienter Domes unter der Lcituns; des Arcliili'kten
Nordio dienten zur Kenntnifs.
Die Bekanntgabe des k. k. Minifleriums fiu'Cultus
und Uiiterriclit, dafs die beiden Kronen und der Kelch
die fiel) bisher in der heil. Geillkirche in //^///befanden
Luid gegen deren Verkauf an einen Privaten oder gar
ins Ausland die Central-Commiffion mit aller lüitfchie-
denheit Einfprache getlian hatte, vom Mufeum für
Kunll und Induflrie kauflich erworben worden, diente
zur Kenntnifs.
Oberbaurath Schmidt referirte über das Keftaura-
tions-l'rojeft des eben erwähnten intereffanten gothi-
fchen Thurmes zu Tramin in Tyrol und bezeichnete
das Projecl des Architekten Deiningcr für vollifimdig
gelungen und zur Ausführung geeignet, welche Antrage
\ on der Sektion vollinhaltlich genehmigt wurden.
Ein vom Confervator Schönherr und vom Cuftos
Boeheim verfafster Auffatz über den Ilarnifch Erzher-
zog Ferdinands von Tyrol (1547) in der Ambrafer
.Sammlung wurde zur Veröffentlichung durch die Mit-
tiieilungen bellimmt.
Der vom Confervator Dr. Scliönherr vorgelegte
l\elT^aurirungsplan für die Capelle im Schlöffe Tyrol
wurde vollftandig genehmigt.
Der Priifident theilte mit, dafs Seine Majeftat mit
.Vllerhöchfter Entfchliefsung vom 26. Februar d. J. zur
X'ollendung der Reftaurirungsarbeiten und Innenein-
richtung der Fürflenburg in Meran als letzte Spende
2000 fl. aus AUerhuchftderen Privatcaffe fpendeten;
Oberbaurath Schmidt knüpfte hieran Mittheilungen in
Betreff der noch übrigen Arbeiten an diefem Bau-
denkmale und über die Fortfcliritte der Inneneinrich-
tung, die Confervator Dr. Sciumherr mit unermüd-
lichem Flifer und anerkennnenswerther Sachkenntnifs
leitet, welche Mittheilungen mit grofser Befriedigung
zur Kenntnifs genommen wurden. Auch befchlofs die
Section, dem Confer\'ator Schhnherr für feine erfolg-
reichen Mühewaltungen den Dank auszufprechen. Als
im Laufe diefes Jahres dem Präfidenten die Ehre zu
riieil wurde. Seiner Majeftat über den Fortgang diefer
Reftaurirung und der dabei erworbenen Verdienfte des
überbaurathes Schmidt und Confervators Scliönherr
zu berichten, wurde derfelbe, über feine unterthänigfte
Bitte von Seiner Majeftat ermächtigt, beiden Herren
das AUerhuchfte Wohlgefallen bekannt zu geben.
Da es in Abficht ift, die in die Menfal- Dotation
des Trienter Bisthums gehörige Burg Runkelßcin zu
verkaufen, gab die Central-Commiffion über Auffor-
tlerung des k. k. Minillerium für Cultus und Unterricht
jene Bedingungen bekannt, die fie glaubte, als zum
Schutze diefes Denkmals zur .\ufnahme in den Kauf-
vertrag vorfchlagen zu follen, wobei namentlich jede
Entfernung oder Verunllaltung der Wandgemälde,
des Getafelwerkes u. f. w. im Auge behalten wurde.
Nachdem die Frau Gräfin Wolf-Mctternich der
Central-Commiffion mittheilen laffen, dafs fie geneigt
fei, zur Reftaurirung des mit werthvollen Malereien reich
gezierten l^ildftockeis bei Bninnccken einen Beitrag zu
Icillen, befchlofs die Seftiun mit derfelben in diefer
.\ngclegenheit in weitere Vereinbarung zu treten.
Der Auffatz des k. k. Cuftos Boeheim über Schlofs
Ambras wiihrend 1564 wurde für die Mittheilungen
beftimmt.
l'roteffor 1 lau/er referirte über das Programm zur
Reftaurirung ilcrBafilica \\\Grado und empfahl dasfelbe
zur Befürwortung beim k. k. Minifterium für Cultus und
Unterricht. Die Seflion trat dem Antrage bei, wobei
liervorgehoben wurde, dafs die Detailreftaurirung mit
befonderer Rückficht auf die alten Bautheile durchzu-
führen wäre und dafs bei Befeitigung des alten Ver-
putzes im Innern der Kirche die nothige Vorficht
zur Schonung etwa unter der Tünche fich zeigender
P'resken eingehalten werden müfste.
Nachdem von mehreren competenten Seiten das
Altar-Bild im Dome su Aquileja als ein grofseres
Kunftwerk bezeichnet wurde, das der Reftaurirung
ebenfo dringend bedürftig wie fähig fei, befchlofs die
Central-Commiffion Einleitung zu treffen, damit das-
felbe nach Wien gebracht werde. Cuftos Schellein
wurde eingeladen, eine Inftruftion für den Transport
des Gemäldes zu entwerfen, welcher Einladung der-
felbe entfprach. Profeffor Trenkwald referirte über
diefe allgemein gehaltene Inftruclion für den Transport
von Gemälden und bezeichnete diefelbe als ganz fach-
gemäfs und brauchbar, worüber die Seftion befchlofs,
nunmehr den Anhertransport des Hochaltar - Bildes
zu veranlaffen, und die Verpackung nach der Schellein-
fchen Inftruclion durchzuführen. Im Juni d. J. langte das
Gemälde in Wien ein undProfelfor 7>-6'«/ttc'rt/^ erftattete
einen vorläufigen Bericht über dasfelbe, das — unge-
achtet der forgfältigften Verpackungen und des Um-
ftandes, dafs es durch den Transport durchaus nicht
gelitten hat — als fehrfchadhaft und von zweifelhaftem
Kunftwerthe bezeichnet wird. Die Section einigte fich
dahin, vor weiteren Befchlufsfaftungen eine comniif-
fionelle Befichtigung des Gemäldes zu veranlaffen.
Das vom Oberbaurathe Bergmann vorgelegte
Reftaurations-Projecl der Kirche fammt freiftehendeni
Thurm in Cittannova wurde als ganz geeignet erkannt
und dem k. k. Minifterium für Cultus und Unterricht
zur Ausfuhrung empfohlen. In der Folge gab diefes
bekannt, dafs der gedachte vom Oberbaurathe Berg-
mann aus Gefälligkeit ausgearbeitete PLntwurf für den
Kirchthurm zur Ausfuhrung angenommen wurde, und
dafs demfelben für diefe uneigennützige vortreffliche
Leiftung der Dank bekannt zu geben fei, welcher
Weifung feitens der Central-Commiffion mit Freuden
und mit Beifügung eigenen Dankes entfprochen wurde.
Vom k. k. Minifterium für Cultus und Unterricht
aufgefordert, fich über ein übermitteltes Proje6t zur
Reftaurirung des Domes in Sebcnico zu äufsern, gab
die Central-Commiffion ihre Wohlmeinung dahin ab,
dafs diefes Projeft in der Hauptfache zur Durch-
führung geeignet ift, u. zw. dafs zunächft das Kirchen-
pflafter nach dem alten Mufter erneuert, die beffer
erhaltenen Grabfteine ausgehoben und an den Kirchen-
wänden aufgeftellt werden; dafs ferner die fchadhaften
Steine innen und aufsen auszuwechfeln, die Fugen der
Gewölbe und an der Fagade mit Oelkitt oder Pozzo-
lanmörtel zu verputzen und neue Verglafungen einzu-
führen, hiebei jedoch Holzrahmen zu vermeiden feien.
Was die Wiederherftellung der beiden Evangelien-
XIV
Amboncn fammt Cliorfchrankcii betrifft, (o crfclicinc
vorher noch ein Dctailprogramm erforderlich.
Das k. k. Unterrichts-Miiiirterium gab der Ccntral-
Commiffion bekannt, dafs es deren Antrai,'e Folge
gebend, den Ankauf eines ronianifchen Kehefs (vor-
liellend die Flucht nach Egypten) für das in derRertau-
rirung begriffene S. Donato - Kirchengebaude in /iora
angeordnet habe
Oberbaurath ßi-rgiiinnii referirte über die vom
kon. bohmifchen Mufeum in J^rug eingefendete gal-
vanoplartifcbe Nachbildung einer Denkmedaillc auf
Konig Karl IV. wegen Krbauung der Prager Brücke.
Die Sectionsmitglieder erkannten in diefer Medaille ein
l'rodu(5l des 17. Jahrhunderts von hochll zweifelhaftem
W'erthe, das nur als Curiofum einigermafsen zu beachten
irt, aber keinen Kunibverth befitzt. Eine aus Znaim
der Central-Commiffion eingefendete Medaille diefer
Zeichnung wurde als ein roher und Ichlechter Abgufs
der l'rager Medaille erkannt, deren Enlltehung im
17. bis 18. Jahrhunderte erfolgt fein dürfte.
Ueber Bericht des Oberbaurathes Birg mann be-
fchlofs die Seclion, gegen die bcabfichtigte .Abtragung
lies Stadtthor Thurmes in Fricdland, da dcrfclbe ohne
befonderen KunRwerth ilt, keine Einwendung zu
machen.
Confervator Hrase überfendete Berichte über alte
Grabfleine in den Kirchen zu Bohuslavic. Zales und in
der Filial-Kirche zu Trchesov. Hinfichtlich der letzteren
wurde über Antrag des Freih. von Sacken befchloffen,
hell beim Kirchenpatrone zu verwenden, damit fie an
zweckmafsigen Orten aufgeftellt werden.
In Betreff der beabfichtigten Reftaurirung der
Kirche zu l-'mec (Böhmen, befchlofs die Seftion die
Einleitung von Informationen und Vorerhebungen.
Confervator Baum erilattete Bericht über die
Abtragung des alten Dominicaner -Klofters fammt
Kirche in Nimbnrg, derzeit Schulgebäude, und ihren
jetzigen archäologifchen Werth, ferner über die 1878
bis 1879 durchgeführte Reflaurirung der St. Martins-
Kund Capelle am Vj'se/irad hc'i Prag. Die Central-Com-
miffion befchlofs, dem Confervator für diefe Berichte
zu danken.
Confervator Scitwerdtner machte Mittheilung
über die fortfchreitende Reflaurirung der Erzdechan-
tei-Kirche in Pilfen und über die Nothwendigkeit der
llylgemafsen Keilaurirung der dortigen gothifchen
l-'ranciscaner- Kirche fammt gothifchem Kreuzgange.
Der ehemalige Confervator Louctl überfendete
eine kurze Abhandlung fammt Abbildung eines pracht-
vollen Renaiffance-Portales in Pilfen, die zur \^er-
«iffentlichung in den Mittheilungen beftimmt wurde.
Confer\ator Dr. yicinsky h^X. der Central-Comniil-
fion über aufgefundene Fresken im Schlöffe zu Ne/t/iai/s
berichtet. Diefelben fcheinen im Hauptbilde eine
Gerichts- ober Landtagsfilzung vorzuflellen und
werden durch die zahlreichen darauf angebrachten
Figuren fehr werthvoU und intereffant, wenngleich üv
in Folge der langjährigen Benützung diefes Gemaches
als einer Art Rumpelkammer fehr gelitten haben. Die
Unterfuchung diefer Bilder durch P'achmiinner, eventuell
deren Rellaurirung fleht übrigens in .Vusficht.
Der Bericht des Confcwätom Si/imoranrj über tue
Kirehen-Reflaurirung in Chruiiini, Ho/ienmaul/i, Buja
710V und einen Münzenfund in (Jhrudim (zwei Stück
aus der Zeit Wenzel III.! wurde zur Veröffentlichung
in den Mittheilungen beltimmt.
Correfpondent Kropf in Pilfen übergab der Cen-
tral-Commiffion eine Reihe intereffanter Aufnahmen
von KunlUienkmalen in Böhmen fammt erläuternden
Texten.
Ein Bericht desConfervatorsÄ?///« über das Jagd-
fchlofs Kurzweil (Kratochvil) in Böhmen wurde mit
Dank zur KeniUnifs genommen, desgleichen ein Be-
richt desfelben Conler\alors über die ReÜe eines alt-
deutfchen Flügel -Altares in Zaleslic und über alte
(jemalde in der Kirche zu Klomm.
Oberbaurath Bcrgmantt referirte über einen beim
Umbaue der Kirche zu Zabchlic gefundenen, fehr
intereffanten, aber leider fragmentirten ronianifchen
Leuchterfufs, und bellimmte die Se(5lion den diesfälligen
Bericht des Confervators Baum zur Veröffentlichung
durch die Mittheilungen Der Leuchterfufs wurde an
das Prager Mufeum abgegeben.
Oberbaurath Schmidt berichtete über die ilrin-
gende Reflaurirung einiger Schäden an der Kaiferburg
zu Eger, und wurden die dahin zielenden Anträge des
Confervators Hermann angenommen.
In Angelegenheit der llylgerechten Rellaurirung
der Kirche zu Vmec wurde die k. k. Bezirks-Haupt-
mannfchaft in Jungbunzlau um Zufendung der Reftau-
rirungspläne erfucht.
Se. Exccllenz der Präfident macht Mittheilung
über die von ihm felbfl in Augenfchcin genonnnene
Aufdeckung einer ronianifchen Capelle am St. Veits-
Dome in Prag.
Oberbaurath Bergmann referirte über die beab-
fichtigte Dcmolirung des durch feine herrliche Reiiaif-
fance-Fagade kunftgefchichtlich wichtigen Rathhaufcs
zu Brüx, an deffen und anderer Gebäude Stelle ein
Neubau zur Unterbringung des k. k. Kreisgerichtes
aufgeführt werden foll. Bei der kunflgcfchichtlichen
Wichtigkeit diefes Gebäudes hielt es die Central-
Commiffion für geboten, noch in letzter Stunde Schritte
zu thun, um dasfelbe zu erhalten. Es wurde daher be-
fchloffen, einen fachverfländigen Confervator zu eiil-
fenden, um zu erforfchen, ob fich nicht in Brü.x ein
anderer gleich geeigneter Bauplatz für das beab ficht igte
Gebäude finden laffe, ferner ob es nicht möglich wäre,
Thurm und P'agade für den Neubau zu erhalten oder
wenigllens den erflerei) zu belaffen und die Fagade
des Neubaues nach Art jener des ehemaligen Rath
haufes zu gellalten, endlich um für alle Fälle eine
genaue Aufnahme des Rathhaufes und Stadtthurmes
anzufertigen. Mit diefer Unterfuchung wurde Confer-
vator Batan betraut und dernfelben eine eingehende
In(l:ru6tion namentlich wegen moglichfler Erhaltung
der Fagade gegeben. Gleichzeitig befchlofs die .Seclion
eine eindringliche Vorflellung an das hohe k. k.
Juftiz-Miniüerium zu richten, damit dasfelbe geflatte,
dafs bei Anfertigung der Pläne für das neue, an Stelle
des Rathhaufes zu erbauende Gericlitshaus die von
Benes von Lann llammenden Saallocalitaten des
Rathhaufes fammt der fchönen Renaiffance-Fagade
und dem Thurme erhalten bleiben, refpeftive als zu
belaffen in den Bauplan einbezogen werden Das k. k.
Juftiz-Minillcrium gab bekannt, das die .Stadtgenieinde
Bru.x den Bau des Gerichts- \\\\\\ Gefangenliaiifes auf
eigene Rollen fiihrte, es daher auf den Hau nur iiiloiern
XV
Einflufs üben könne, als es fich um die Fcriflcllunij;
des Raiiprojeftes vom adminiftrativen Standpunkte
handle. Hei der befonderen Wichtit^keit diefes Gebäu-
des, rcfpeflive delTen I-'acjade, befchlofs die Seflion,
l'ich auch an die Stadtgemeinde Briix zu wenden, um
mindeftens die Erhaltung des Thurmes und jenes
erkerartigen Vorbaues diefem zuniichll: zu erlangen,
da damit die I-"ormbildinig und Decoration der Fagade
iloch theilweife erhalten bleiben winde. Die der Cen-
tral-CommilTion über das alte Kathhaus felbll zugekom-
menen Berichte lauten leider fammtlich über deffen
Haubefland hochft ungünftig, (o dafs eine Erhaltung
auch nur eines Theiles kaum wahrfchcinlich ilt. Aufser-
dem erkannte die Sektion nocli eine genaue Aufnahme
der Facade und ihrer Details für nothwendig.
Laut Zufchrift der Domainen- Adminiflration zu
Xuihod wurde für die Confervirung der alten Grab-
denkmale an der Filialkirche zu GroJ's-Trebcsov das
Kntfprechende vorgekehrt werden.
Der Auffatz des Confervators Lauzil über das
Kcnaiffance - Schlofs Kacerov wurde für Veröffent-
lichung durch die Mittheilungen beflimmt.
l'rofeffor Johann j'?;?/:«/^ überfendete eine i\bhand-
hing über den Urfprung der Fresken in der Kutten-
bcrgcr St. Barbara-Kirche, der mit Dank übernommen
wurde.
Oberbaurath Bergmann befprach die vom archäo-
logifchen Vereine „Vocel'- in Kuttenberg überfen-
deten Photographien der aufgedeckten Fresken in der
Kuttenberger Barbara-Kirche und bezeichnete diefe
Vorlage als den beften Anhaltspunkt für die Beurthei-
lung diefer Gemälde, indem dadurch der befondere
Charakter der mittelalterlichen Malerei in verfländlicher
Weife zum Ausdrucke gebracht wird. Die Seftion be-
fchlofs, dem Vereine für die Zufendung diefer Auf-
nahmen zu danken und im Hinblick, auf die im Inter-
effe der Reftaurirung diefer Kirche gefafste Rfefolution
des hohen Abgeordnetenhaufes fchon jetzt ihre
Bereitwilligkeit, bei der Reftaurirung ftatutengemafs
durch Rath mitzuwirken, hohen Orts kundzugeben. Im
Verlaufe theilte das k. k. Miniflerium für Cultus und
Unterricht mit, dafs in Entfprechung der Anträge der
Central -Commiffion die Weifungen zur allmäligen Re-
ftaurirung diefer Kirche ertheilt wurden.
Oberbaurath Bergmann berichtete über das
Reltaurirungs-Programm der St. Barbara-Kirche in
Kuttenberg. Im Hinblick auf den fehr fchadhaften
Zufland diefes hochwichtigen Baudenkmals empfahl
derfelbe die Durchführung einer durchgreifenden und
voUfiiändigen Reftaurirung, und zwar auf Grund eines
das ganze Gebäude umfaffenden Reftaurirungsplanes
und mit Hilfe eines damit im Einklänge flehenden
Finanzplanes. Die Se6tion llimmte den Antragen zu
und befchlofs in diefem Sinne an das k. k. Unterrichts-
Minifterium zu berichten, refpeftive die dahin zielenden
Anträge mit dem Beifügen zu flellen, dafs die Bau-
leitung einem hervorragenden und mit dem gothifchen
Bauflyle vollkommen vertrauten Architekten zu über-
tragen wäre.
Confervator Trapp berichtete, dafs in Folge Be-
fchluffes des Brünner Gemeinderathes das an einem
Pfeiler des ehemaligen Stadtthores angebrachte Relief,
einen Stadtföldner vorrtellend, dem Franzens-Mufeum
übergeben wurde.
Confervator Stcrrj erflatletc einen fchriftlichen
Bericht iiber ein im fürftlich Collalto'fchen Archive zu
Pirnit'. befindliches Tafelgemälde aus früh ilalienifcher
Schule, woriiher die Sertion über Antrag des Profeffors
Trcnkwald befchlofs, fich geeigneten Ortes zu ver-
wenden, damit diefes Gemidde der Central-Commiffion
zeitweilig zur eingehenden Berichtigung uberlaffen
werde. Seitens der fürrtlichen Familie wurde diefem
Anüichen P'olge gegeben und das Bild überfendet.
l'jnem Erfuchen des Confervators Sterrj in Znaim,
ihn in feinem. Beflreben, eine Sammlung der in Mähren
vorfindlichen alten Märkte- und Stäiltefiegel zufam
mcnzul^ellen , zu unterftützen, wurde dadurch enl-
f])rochcn, dafs diefes Unternehmen der k. k. Statt-
halterei von Mahren, refpe6live deren Unterbehorden
zur I-'örderung wärmftens empfohlen wurde.
Der Bericht des Confervators Trapp über den
Zulland der Fresken im fogenannten Heidentempel
in Znaim, d. i. der romanifchen Capelle in der ehe-
maligen Burg und die Möglichkeit deren Erhaltung
wurde mit Befriedigung zur Kenntnifs genommen.
Zum Behufe deren Confervirung befchlofs die Seftion,
fich an den Bürgermeifter in Znaim mit einem ent-
fprechenden Schreiben zu wenden, damit wenigflens
deffen fernere Verwendung zu einem Schanklocale
oder Wirthshausgeräthe-Depofitorium abgeftellt werde.
Die Anzeige des Confervators Stera. dafs die Gemeinde-
vertretung zu Znaim einen Betrag für die Reftaurirung
diefes Bauwerkes gewidmet hat, wurde mit befonderer
Befriedigung zur Kenntnifs genommen.
Oberbaurath Freih. v. Fcrficl berichtete über den
fehr erfpriefslichen Einflufs der Central-Commiffion
bei der Rel^aurirung der Fresken von Maulbertfch
in der Kirche zu Mii/ilfrauen bei Znaim. Diefelben
wurden durch den Maler Schacher in vollkommen
befriedigender Weife au.sgebeffert und ergänzt.
Ueber eine feitens des k. k. Jufliz-Minilleriums
an die Central-Commiffion gelangte Anfrage einigte
fich diefelbe dahin, dafs gegen die Ausfolgung der in
der Wisniczer Strafliauskirche befindlichen türkifchen
Fahne an den Grafen Thaddaus Lubomirski vom
hiefigen Standpunkte kein Bedenken obwalte, dafs aber
die Central-Commiffion die künftige Aufbewahrung
diefer Trophäe in einem öffentlichen Mufeum als am
zweckmäfsigften erkenne.
Der Auffatz des Dr. Theophil Zebrawski über
den St. Johannes-Altar in der St. Florian.s-Kirche zu
Krakaii wurde zur Veröffentlichung in den Mit-
theilungen beftimmt-
Confervator Graf Dziednszicki hat die Central-
Commiffion auf zwei an der äufseren Wand der Kirche
zu Jeßipol hängende Gemälde von bedeutenterem
Kunftwerthe aufmerkfam gemacht. DieSeflion empfahl
die Uebertragung diefer Bilder in das Offolinskifche
Inrtitut in Lemberg. Derfelbe Confervator legte der
Seftion einen Bericht über einen Renaiffance-Profan-
bau in Jaroslav und über den in Lemberg befindlichen
Reft eines Flügel- Altars vor, welcher Bericht zur
Publication durch die Mittheilungen beflimmt wurde.
Oberbaurath Bergmann legte den von ihm ver-
fafsten iMitwurf für einen neu zu bauenden Glocken-
ihurm im griechifch- orientalifchen Klofter zu Putna
vor. Die Seftion befchlofs, denl'elben dem k. k. Mini-
fterium für Cultus und Unterricht ganz befonders zur
XVI
Ausfiihriinc: zu empfehlen, welchem Aiitraije das
UnterrichtsMinifterium Folije gab
Anlafshch der Hefprechung des Vortrages des
IVofeffors Rzilm bei der Generalverfammking des
(iefammtvereines der deutfchen Gefchichts- und Alter-
thums\'ereine über die Graphik der Sttinintt::zcic/itit
und deren Lefung, welcher hochwichtige und durch die
darin dargelegten Forfchungsrefultate geradezu über-
rafchende Vortrag bereits früher von demfelben im
Wiener AlterthumsA'ereine und im Wiener Ingenieur-
und Architekten • Vereine unter grofsem Heifalle ge-
halten wurde, befchlofs die Plenarverfammlung einrtim-
mie im Hinblick auf die hohe Wichtigkeit des Gegen-
• r-
(landes und um dem Autor die Priorität feiner wiflen-
fchaftlichen Forfchungsrefultate zu fichern, Einleitun-
gen zu treffen, dafs diefer Vortrag fammt den erfor-
derlichen lUultrationen im Drucke veröffentlicht werde
Die diesfalls mit dem gedachten Autor geführten
Verhandlungen führten zu dem befriedigenden Reful-
tate, dafs der bezügliche Auffatz in den Mittheilungen
des Jahres iS8i zur Veröffentlichung gelangen wird.
Fin Auffatz des Domherrn Dr. AVwiv- über Kirchen-
gewander im Mufeurn zu Hudapeß aus der Zeit Kaifer
Friedrich III., die wahrfcheinlich als Gefchenke diefes
Kaifers nach Ungarn kamen, wurde für die Mittheilun-
gen beftimmt.
Verhandlungen der III, Section.
Diefe Section vereinigte lieh zu fünf Sitzungen;
die wichtigften Berathungsgegenftände und Befchlüffe
waren :
Das k k. Minillerium für Cultus und Unterricht
hatte die Gefälligkeit der Central-CommilTion die
Grundfätze bekannt zu geben, nach denen bei Aclcn-
Scartiruiigfit dortfelbft vorgegangen wird.
Confervator/';/;/^'-i'/hat einen umfaffenden Hericlit
über die Berichtigung zahlreicher Archive in Nieder-
Oefterreich zur Vorlage gebracht. Derfelbe wurde mit
Dank zur Kenntnifs genommen und zur Veröffent-
lichung durcli die .Mitthciluiigen" beftimmt.
Anläfslich des vom Confervator Profeffor Fries
vorgelegten Jahresberichtes befchlofs die Central-
Commiffion über Antrag des Miniflerialfecretärs Dr.
Lind, neuerlich Schritte zu thun, damit das in Glciiik
vereinigte, aber gänzlich verwahrlose Archiv der ehe-
maligen Abteien Gleink und Garften geordnet oder
wenigftens in einer dasfelbe minder gefährdenden
Weife aufbewahrt werde. Ueber einen weiteren Antrag
des Dr. Winter wurde bei dem Umftande, als die für
das .Museum in Linz vom Confervator Czerny ausge-
wählten Urkunden des vereinigten Gleinker und
Garftener Archivs vorläufig nicht dahin, fondern an die
k. k. Forft- und Domainendireclion in Gmunden ge-
langten, befchloffen, fich an das Ackerbau-Minifterium
zu wenden, und dort die bcabfichtigte Abgabe diefer
Urkunden, die doch im Gleinker Archive dem Unter-
gange geweiht wären, zu erwirken. Auch wäre die
gedachte Centralrtelle zu erfuchen, die Vornahme
einer Auswahl von den Urkunden im Archi\' zu Spital
am Pylirn zu gellatten, welche ausgewählten Urkunden
alsdann ebenfalls an das vorläufige Landes-Central
archiv im Mufeum zu Linz abzu<rcbcn wären. Da>
k. k. .\ckcrbau- Minillerium hat jedoch beiden An-
fuchen keine Folge gegeben. Gleichzeitig wurde dem
Confervator Czerny für feinen Bericht über das letzt-
genannte Archi\' und über die zur Scartirung bellimm-
ten A6len bertens gedankt.
Der von Peter Skobiclsky vorgelegte Erganzungs-
Bericht über das Laihacher Landes- .Archiv wurde dem
krainifchen Landesausfcluiffe zur Benützung zu-
gemittelt, dem Skobiclsky aber für feine fleifsige.Xrbeit
.\nerkennung ausgefprochen.
Ueber Antrag des Referenten Dr. Hinter, be-
treffend den Bericht des Confervators Jenny über das
Arch'w 7.U Ho/uiiei)is tl er Grafen Waldburg-Zeii befchlofs
die Seftion, diefem Confervator für feine erfolgreichen
Bemühungen, durch welche diefes reiche Archiv den
wiffenfchaftlichen Forfchungen zugänglich gemacht
wurde, \erbindlichll; zu danken. Derfelbe Confervator
beklagte fich über das nicht genügend forgHiltige Vor-
gehen der k. k. unteren Amtsftellen in Vorarlberg
bei Aflenfcartirungen , worüber der Confervator
der III. Seclion für Tyrol, kaif. R. Schihi/ierr. wegen
•Abhilfeanllrebung in Kenntnifs gefetzt wurde.
Die Jahresberichte der Confervatoren Dr. Mortis
in Trieft und Bianelii in Zara wurden über Antrag des
Referenten Hofrath Sickel zur Kenntnifs genommen.
Dr. Z/«</referirte in Angelegenheit derPublication
des fogenannten St. Enuiicrams-Codex im Domfchatze
zu Krakau. Nachdem Profeffor Woltmann, der init der
Abfaffung des kunfthiftorifchen Textes betraut war,
geftorben, ohne dafs der betreffende Text geliefert
worden w'äre, miifste die Publication diefes wichtigen
Denkmales für fo lange verfclioben bleiben, bis ein
Fachmann an Stelle Woltmann's gewonnen werden
konnte. Die Uebergabe des vom Docenten Dr. Rieger
zur Bearbeitung übernommenen Te.xttheiles, refpec-
ti\-e deffen hilI:orifch-kritifcher .Abfchnitt wurde für die
nachfte Zeit in A^sficht geftellt.
In Betreff der Ausarbeitung des kunftwiffenfchafl-
lichcn Theiles einigte fich die Seflion, den Profeffor
Dr. Thaufing dazu einzuladen und wurde die in der
Folge gemachte Mittheilung Sr. Excellenz des Herrn
Präfidenten, dafs Profelfor Thaufing bereit fei, diefen
Texttheil für die Publication zu bearbeiten, mit befon-
derer Befriedigung zur Kenntnifs genommen. Derfelbe
übernahm auch die Gefammtredaclion des Textes,
Auch w urde von der Se6lion, bei dem Umftande, als
Confervator Szujski eine mit lUuftrationen ausge-
ftattete Publication diefes Denkmals in den Publica-
tionen der Krakauer Akademie der Wiffcnfchaften in
polnifcher -Sprache veranlafst hatte, befchiolTen. feincr-
zeit und an geeigneter Stelle der künftigen Publication
das bezügliche Prioritätsrecht der Central-Commiffion
zu conftatiren.
Die Mittheilung des känitnifchen Gefchichts-
\ ereines über die von ihm eingeleiteten Erhebungen
der Privat-Archive Kärntens im Intereffe der Sammlung
des archivalifchen im Lande befindlichen Materials
wurde mit Befriedigung zur Kenntnifs genommen.
Lieber Anregung des Hofrathes Profeffor Siekel
wurde an den Probft zu Innulien das Anfuchen geftellt,
ein beftimmtes Originaldiplom Kaifer Otto I. der
Central-Commiffion zur BcfichtiijunL'' cinzufendcn.
'.,*<2.-C4F<£<,A^
XVII
Ueber Archive in Nieder-Oefterreich.
Von r. All. Dung,!, k. k. Cuiifeivator, O S B.
I. Archiv der Marktgemeinde Traismauer.
ASSKLHl'", befindet ficli im Rathhaufe der
( icmeinde in einem trockenen und feucrfichereii
Gemache aufbewahrt, welches geräumig gcnuL;
ill, um eine geordnete Aufftellung der Archivalien zu
ermöglichen, und unterteilt dem jeweiligen l'Jürger-
meiiler und dem (jemeindefecretar, welch lezterer
nur die Kanzleigefchafte zu beforgen hat. Eine Scarti-
rung wurde bisher im Archive nicht vorgenommen ;
jedoch dürfte einiges Materiale nach den vorhandenen
Lücken fchon früher einem anderen Zwecke zugeführt
u Orden fein. Die Archivalien befinden fich in ganz un-
geordnetem Zurtande und ifi: deren Durchforfchung
bei dem Mangel jedes Verzeichnifles fehr zeitraubend.
Im Nachgehenden bringe ich der Hauptfache nach da?
Materiale des Archives
I. Urkunden :
1. 1420, St. Georg. Konrad Pottenbrunner, Pfarrer
zu Traismauer, fliftet dafelbft eine ewige Frühmeffe für
die Wochentage. Orig. Perg. mit 5 hang. Siegeln.
2. Wien, 1423, Simon und Juda. Ulrich Potten-
brunner entfagt allen Anfpruclien auf die Güter der
Pfarrkirche Traismauer. Orig. Perg., 2 hang. Siegel.
3. Wien, 1458, St. Martin. Kaifer Friedrich gibt
Traismauer einen Wochenmarkt an jedem Samftag zu
halten. Orig. Perg. mit häng. Siegel, 2 P'xemplare.
4. Neuftadt, 1459. Dom. Miferic. Kaifer Friedrich
betätigt Traismauer eine Ladfl:att an der Donau auf
des Erzbifchofes von Salzburg Grund. Orig. Perg. mit
häng, zerbroch. Siegel.
5. Ofterwergk, i486. Donnerilag polt Margaretha.
Bernhard von Tyedenllain verkauft einen Zehent zu
Stollenhofen tlem Wolfgang Spiegl. Orig. Perg., 3 häng.
Siegel.
6. 1506,17. April, Grätz. Kaifer Maximilian beftätigt
Wochenmarkt und Ladftatt für Traismauer. Orig.
Perg., häng. Siegel.
7. 1512, Sonntag poll Joh. Sunnwendten. Pfarrer
( hriftian Eflrer von Traismauer gibtseine Einwilligung
zur Errichtung der Kaplansfl-iftung dafelblf. Orig. Perg.,
3. hang. Siegel.
8. 1512, Dom. Trinitatis. Stiftungsbrief der Spiegl-
fchen Kaplan Stiftung in Traismauer Orig. Perg., 8 hang.
Siegel.
9. 1513, 20. April, Salzburg. I'>zbifchof Leonhard
beflatigt die Kaplanftiftung zu Traismauer. Orig. Perg.,
2 E.xemplare.
10. 1513, Samflag vor Georgi. Das Domcapitel von
Salzburg gibt feine Einwilligung zur P^rrichtung einer
Kaplansl^iftung durch Wolfgang Siegel in der von ihm
erbauten Kapelle der Pfarrkirclie Traismauer. ( )rig.
Perg., 2 hang. Siegel.
11. 1517, Freitag poll: Hlafius, Salzburg. Erzhifchof
Leonhard gibt Traismauer einen Jahrmarkt an Montag
nach Cantate zu halten. OriLr. Persj., haiu
Siegel.
12. 1521, Auffahrtstag. Georg Kleiner, Bcneficiat s.
Leopoldi, quittirt den Empfang einer Summe zur l''r-
bauung eines Beneficiatenhaufes. Orig. Perg.
13. 1522, 22. November Neufladt. P2rzherzog P'er-
dinand beftätigt Wochenmarkt und Ladftatl zu Trais-
mauer. Orig. Perg., 2 Exemplare.
14. (15)36, Sonntag vor Maria Lichtmeffen. Haus-
verkaufbrief Orig. Perg. mit Siegel der Stadt Tulln.
15. 1551, 14. Oftober. Der Rath von St. Polten,
ftellt ein Vidimus des Teftamentes der Anna Veitn-
gartner ddto. 1550 Martini aus. Orig. Perg., häng. Siegel.
16. 1553, Erchtag nach Judica. Veit Prockh von
Langenlois übergibt das von Urban König hinter-
laffene Haus nach deffen Beftimmung dem Markte
Traismauer als Rathhaus. Orig. Perg. mit Siegel von
Langenlois.
■/■ '555. 26. December. Georg Wellfer gibt dem
Rathe zu Traismauer zwei Viertel Weingarten. Orig.
Perg., häng. Siegel.
18. 1567, Oftava Crp. Xsti. Weiten. Lehrbrief für
einen Bäckerlehrling Orig. Perg.
19. 1570, 10. December, Murltetten. Chriftof von
Althan vergleicht fich mit Traismauer über einen Weg
unter Einöd. Orig. Perg., 2 hang. Siegel.
20. 1578, 7. Juni, Wien. Kaifer Rudolf beftätigt den
Wochenmarkt und Ladftatt zu Traismauer. Orig. Perg.,
2 Exemplare.
21 1590, 19. Janner, Weifsenkirchen. Lehrbrief für
Ledererlehrling. Orig. Perg.
22. 1591, 12. Juni, Salzburg. Erzbifchof Wolf Dietrich
beftätigt den inferirten Wappenbrief des Erzbifchofes
Leonhard (ddo. 1517, Freitag nach Blafientag) für
Traismauer. Orig. Perg. häng. Siegel, 2 Exemplare.
23. 1591, 12 Juni, Salzburg. Erzbifchof Wolf Dietrich
beftätigt das Jahrmarktsprivilegium des Erzbifchofes
Leonhard. Orig. Perg., hang. Siegel
24. 1614, 15. Mai, Salzburg. Erzbifchof Marx Sittich
baftätigt den vom Erzbifchof ertheilten Wappenbrief
für Traismauer. Orig. Perg., häng. Siegel.
25. 1623, 4. Februar, Regensburg. Kaifer I-'erdinand
verleiht Traismauer einen zweiten Jahrmarkt am St.
Nicolaustag zu halten. Orig. Perg., häng. Siegel.
26. 1623, 12. Oftober, Wien. Kaifer Ferdinand be-
ftätigt die von feinen Vorfahren Traismauer ertheilten
Privilegien. Orig. Perg., häng. Siegel.
27. 1623, 18. December, Salzburg. Erzbifchof Paris
beftätigt den Wappenbrief für Traismauer. Orig. Perg.,
hang. Siegel.
28. 1625, 6. Mai, Retz. David Gregor Corner ver-
leiht dem Bürger Georg Paur zu Traismauer ein Wappen.
Orig. Perg., hang. .Siegel.
29. 1625, 6. Mai, Retz. David Gregor Corner gibt
dem Syndicus zu Traismauer Johann Partner das No-
tariat und meliorirt fein Wappen. Orig. Perg.
30. 1657, 22. September, Salzburg. Erzbifchof Gui-
dobald beftätigt die Briefe feiner Vorfahren iiber das
VII N. F.
XVIII
Wappen Traismauer. Papierheft in Pergament -Um-
fchlag mit hang. Siegel.
31. 1660, 8. Juni, Wien. Kaifer Leopold betätigt
die Privilegien feiner Vorfahren für Traismauer. Orig.
Perg., häng. Siegel.
32. 1701, 12. Februar. Lehrbrief für Handelslehrling.
Orig. Perg.
33. 1710, 5. September, Wien. Kaifer Jofeph be-
ftätigt die Privilegien Traismauers. Orig. Perg.
34. 1718, 29. November, Wien. Confirmationsbrief
der Privilegien von Kaifer Karl \'l.
35. 1719, 31. Augurt, St. Andra a. d. Tr. l'ropll
Augurtin legitimirt Joh. Mich. Mitterpacher. Orig. Perg.
^6. 1743, 22. April, W^ien. Beflätigungsbrief der
Kaiferin Maria Therefia. Orig. Perg., hang. Siegel.
^j. 1745, I. Februar, Wien, desgleichen.
38. 1782, 7. Oflober, Wien. Hcrtatigungsbrief Kai-
fer Jofephs. Orig. Perg.
39. 1792, 13. Dccember, Wien. Beftatigungsbricf
Kaifer Franz. Orig. Perg.
II. An Büchern und Fascikeln :
1. Weisbuch [Teftamentsabfchriflen etc., enthal-
tend) von 1551 — 1632. 3 Bande.
2. Gerhabfchaftsbuch von 1554 — iGii. 2 Bande.
3. Rapularbuch 1585 an. i Band.
4. Sitzungsberichte von 1552 angefangen, theil-
weife unterbrochen. 38 Bände.
5. Gerichtsprotokolle von 1552 angefangen, theil-
weife unterbrochen. 21 Bände.
6. Schuldenbuch 1601 2 Bände.
7. Waifenbuch von löii- — 1772. i Band.
8. Reflantenbuch von 1630—1652. 1 Band.
9. Steuerbuch von 1664 — 1744. i Band.
10. Gabenbuch von 1732 — 1741. 2 Bände
II. Hauskaufsprotokolle von 1758 — 1788. i Band.
12. Inventursprotokolle von 1758. i Band.
13. Pantheidinge (in Sitzungsb. d. kaif. Akademie
d. Wiffcnfchaften LXI. S. 347 befchrieben).
14. Ein Papiercodex in kl. .;"., 140 Blätter, enthal-
tend Chronica des HochloblichenErzltifft Salzburg etc.
mit gemaltem Wappen der Erzbifchöfe. (Vergl. Böhm,
die Handfchriftcn des k. k. Haus-, Hof- und Staats-
Archives S. iii, Nr. 323, aus welchem obiger Codex
ein Auszug fein dürfte.)
15. Marktrechnungen von 1549 an fehr lückenhaft.
16. Rechnungen der Marktmühle 1568 fehr lücken-
haft.
17. Spitalrechnungen von 1604 an fehr lückenhaft.
18. Contributionsausgaben von 1623 an.
19. Kirchenrechnungen von 1626 an, nur einzelne
20. Inventarien von 1557 an.
21. Teftamente von 1563 an.
22. Salzbefehle von 1628 an.
23. Marktordnungen von 1708 an.
III. An Aaen :
1. A6len über Fifchwaffer und Traifenreguürung
aus dem 16, und 17. Jahrhundert. (Darunter kaiferliche
Erläffe.)
2. Acten über Pfarr und Kirchenangelegen-
heiten vom 16. Jahrhundert an. (Darunter erzbifcliof-
liche Erlaffe etc.)
3. Zehcnta6len von 1626 an.
4. Familienaclen von 1630 an.
5. A6len über Schiefsflätte von 1636 an.
6. A(5len zur Militareiiujuartierungen von 1642 an.
7. A(5len zur Armen- und l'Venidenbetheihmg von
1643 an.
8. Unterthanenangelegenheiten 1655 an.
9. Procefsa6len 1647 an.
10. Ein Bund Briefe aus der i. Hidfte des 17. Jahr-
huntiertes, Cjemeindeangelegenheiten betreffend.
Im Rathhausfaale wird auch ein topographifches
Bild des Marktes Traismauer vom Jahre 1669 auf
bewahrt.
2. Archiv der Stadtgemeinde Mautern, Nieder-
Oefterreich.
Das Archiv der Stadt Mtiiitcrii wird im Rathhaus-
faale, einem lichten und luftigen, aber nicht ganz feuer-
ficheren Orte, in zwei Wandfehranken aulTaewahrt.
Die Urkunde find in einer leicht transportablen Lade
untergebracht. Die Aften wurden in Jahre 1874 von
Herrn Wenzel Marefch, Hilfsamter-Dire(5lor in Penfion,
fcartirt und in folgende Ordnung gebracht:
1. Abtheilung: Kammeramtsrechnungen 1504 — 1860
Militärs-, Vorfpann- und Ouatiersa6len 1620 — 1771
Heimathsrecht und Volkszahkmg.
2. Abtheilung: Steuerfachen 1546 — 1781.
Gemeinderechnungen.
Aclen über Nicolaihof 1837.
Kirchen- und Schulfachen,
3 Abtheilung: Rathsprotokolle 1564 — 1829 unvoll-
ftändig.
Einreichungs-Protokolle.
Procefsaflen 1456.
4. Abtheilung: Katafler und Urbarialfachen.
Lagerbücher.
Mappen.
Oekonomifche und Gevverbcfachen.
Zur näheren Orientirung dient ein Repertorium,
welches die A<?l:en unter Schlagworten alphabetifch
verzeichnet enthalt. Die wichtigeren Actenftucke und
Bau im ftadtifchen Rathhaufe 1678, 1849.
Bürger-Protokoll 1771 — 1809.
Criminalaften 1640 — 1655.
Formelbuch zur Amtsführung 1569.
Geierhof 1576.
Grundbuch 1652
St. Johanns-Capelle in llundsheim, Rechnungen
von 169T — 1714.
RapuIar-ProtokoU 1579.
Recrutirungsa6ten (1719-- i86o).
Spitalrechungen (1555 — 1860).
St. i\nnafpital (1564—1786).
Schiefsftatte (1624—1800).
Strafa6len (1591 — 1789).
Teltamente und Inventare (1550 — 1742).
Vormundfchaftsrcchnungen (1561 — 1702).
Kaufverträge (1561 — 1788).
Urkuiulen :
1. 1366, 28. December, St. Polten. Bifchof Albert
von Paffau gibt 19 Joch Aeckcrin Mautern zuPurgrecht.
Orig. Perg. m t häng. Siegel.
2. 1418, Freitag vor St. Ulrich. Ilans Sinzendorfer
verkauft einen Weingarten in Mautern. Orig. Perg.,
4 häng. Siegel i abgefallen.
XIX
3- 1423. 2. Februar. Hausvcrkauf in Mautcrn. Ori^^
Perg., 2 Siefjel, i abgefallen.
4. 1428, 7. Februar. Verkauf eines \\'(.Mni;artcns
zu 'rürnftcin, der dienllbar ift, in die Vellc RechbcrL;'.
Orig. Terg., 2 .Siegel.
5. 1437, I. Jimner, Mautern. Eidbrief einer be-
gnadigten Kindesmörderin. Orig. Perg., 2 Siegel.
6. 1439, 8. Novemder. Verkauf zweier Auen zu
Mautern. Orig. Perg., 4 Siegel, 2 abgefallen.
7. 1466, 28. November, Graz. Kairerl'"riedrich ver-
leiht auf Bitten Bifchofs Ulrich von Paflau der Stadt
Mautern einen Jahrmarkt am St. Ruprecht.stag. Orig.
Perg. mit Siegel.
8. 1466, 29. November, Graz. Kailer l'"riedrich be-
flätigt der Stadt Mautern ihre von Kaifer Rudolf bc-
ftätigten Freiheiten. Orig. Perg. mit Siegel.
9. 1478, Sonntag vor Andreastag, Mautern. Ver-
kauf von (irundlUicken. Orig. Perg., 3 Siegel, abgefallen.
lu. 1498, 3. Mai. Notariatsinftrument über die
Stiftung zweier Altare in der Kirche zu Mautcrn. Orig.
Papier, aufgeklebt.
11. 1506, 26. 06lober. Vidimus des Abtes Mathias
von Göttweig über einen Beftätigungsbrief des Kaifers
Maximilian de dato 1502, 15. November iiber die Frei-
heiten und Rechte Mauterns. Orig. Perg.
12 1508, St. Martini. Stiftung einer Frühmeffe in
der Margarethencapelle in Mautern. Orig. Perg.
13. 1509. Hausverkauf an St. Annafliftung. Orig.
Perg., 2 Siegel, I der Stadt Mautern.
14. 1539, II. Janner, Wien. Bifchof Ernft von Paffau
confirmirt die Annaftiftung in Mautern, Orig. Perg.
mit Siegel.
15. 1540, 30. Juni. Vidimus des Abtes Bartholo-
mäus von Göttweig über die Beftätigungsurkunde der
Freiheiten von Mautern von Erzherzog F"erdinand.
de dato 1524, 19. P"ebruar, Wien. Orig. Perg.
16. 1547, 6. Oftober. Stift Mattfee gibt einen Acker
in Mautern zu Purgrecht. Orig. Perg. mit Siegel.
17. 5 Geburtsbriefe: 1549 mit Siegel der Stadt
Linz, 1551 mit Siegel der Stadt Braunau, 1569 mit Siegel
des Marktes Üttensheim (1533,), 1607 mit Siegel der
Stadt Schweinitz.
18. 1559. Streitfchliefsung. Orig. Perg.
19. Einige neuere Stiftungen und Copien der alteren.
3. Das Archiv der Gemeinde Roffatz in Nieder-
Oefterreich.
Das Archiv diefer Gemeinde foll ehemals bedeutend
gewefen fein, wie mir von Ortsmitgliedern mitgcthcilt
wurde, imd follen fich namentlich iiber die Türken-
Invafion detaillirtey\ufzeichnungen vorgefunden haben.
Diefe fowie zahlreiche Pergament-Urkunden find ver-
fchwunden, und nur mehr geringe Ueberrefte find im
Gemeindehaufe in einem ebenerdigen feuerficheren,
aber fehr feuchten Gemache aulTjevvahrt. Uie vorhan-
denen Aften, von denen ein Theil durch die Feuchtig-
keit verdorben ift, liegen ordnungslos in einem Wand-
fchrank und in mehreren Truhen. Bei meiner Durch-
ficht fand ich an Urkunden:
1. 1434, Montag nach Maria Himmelfahrt, lüitfag-
brief auf Erbanfprüche. Orig. Perg., Bruchflück.
2. 1540, 5. December. Verkaufbricf eines Wein-
gartens in Roffatzbach. Orig. Pap.
3. 1576, 14. November. Schuldbrief. Orig. Pap.
An A6len und Büchern:
1. Raitregifler der zu Roffatz beftandenen St.
Niclaszech. 16. Jalrluuulert.
2. Gemeinderechnung 1532 an.
3. Zechmeifterrechnung 1533 an.
4. Vormundfchaftsrechnungen 1541 an.
5. Kirchenrechnungen 1541 an, nur vereinzelt.
6. Ausgaben auf Pfarrlmf und Schule 1562, 1575
an, einzelne Daten zum Vorkommen des Proteftantis-
mus dafelbft enthaltend.
7. Anfchlage auf Häufer 1561 an.
8. Feuerbefchau 1574 an.
9. Mufterung der Kriegstauglichen 1575.
IG. Inventarien 1584.
11. Rüflgeldrechnung 1601 — 1611.
12. Weinbuch 1610.
13. Feuergeldrechnung 1613.
14. Spitalamtsrechnung 1641 an.
15. Lieferungen an Naturalien i^>43.
16. Richteramtsrechnungen 1651 an.
17. Stand der Häufer 1656.
18. Panthcidigungsprotokoll 1709 (trägt Nr. 4.)
19. Gabenbuch 1770.
4. Hainfeld Nieder-Oefterreich.
Das k. k. Bezirksgericht bel'itzt an alteren Aflen
nichts, nur an älteren Grundbüchern finden fich dafelbft:
1. Grundbuch Markt Hainfeld 1702 an.
2. ,. „ Kaumberg 1702 an.
3. „ „ St. Veit an der Golfen 1770 an
4. „ „ Araburg 1778 an.
5. „ „ AUand 1798 an.
6. „ „ Kroisbach 1818 an.
Die Marktgemeinde befitzt nur:
1. 1583, 2. Jänner, Wien. Kaifer Rudolf II. ver-
leiht dem Markte Hainfeld ein Wappen. Orig. Perg-
2. 1689, I. Jänner. Beflandvertrag mit Stift Lilien,
feld über das Fifchwaffer. Orig. Pap.
3. Pantheidigungscopie auf Papier 17. Jahrhundert.
4. Kaufbücher 1625 an, 3 Bande.
5. Abhandlungsprotokoll 1671 an, i Band.
Die Pfarre befitzt aufser Taufbüchern von 1651 an,
(von 1674 zugleich Trauungs- und Sterbebuch) und
einem Memorabilienbuch vom Jahre 1844 mit Rück-
blick auf die Pell: 1679 und die Türken 1683, nichts.
5. Archiv der Herrfchaft Königftätten, Nieder-
Oefterreich.
Das Archiv befindet fich in der gegenwärtigen
Verwaltungskanzlei im Schlöffe, einem trockenen und
feuerficheren Locale, in vier Käften untergebracht und
verdankt feine Ordnung dem früheren Gutsverwalter
Schreckenfuchs, welcher im Jahre 1854 die alte Regi-
flratur fcartirte, das Archiv in nachgehender P^orm
angelegte und dazu einen genauen Index nach Material
und Schlagworten verfafste.
Das Archiv belteht aus zwei Ilaupttheilen, deren
erfler die gutsherrlichen Aften fammt Rent- und
Vcrwaltungs-A6len in 22 Abiheilungen, und der
zweite die Kirchen-, Pfarr- und Schulpatronats-Adlen
XX
in 6 Abtheilunfjen enthält. Die A6ten in den einzelnen
Abtheilungen fnid chronologifcli in Fascikel gereiht.
1. Abtheilung. Befitzftands-Urkunden, Kauf- und
Verkaufsvertrage, Gewahren, Giiltfcheine, Taufch - um!
Uebergabsa6len, Befchreibungen, Licitationcn hcrr-
fchaftlicher Objecle, Fertrtellungen von Rechten etc ,
enthält in 9 Fascikeln 126 Nummern, wovon die alterten :
1530. Lefenbrief über Muckendorfer oder VVeinwarths
hof nebfl mehreren A(flen hieriiber.
1574. Unterthanen des Domcapitels von Paffau zu
Katzelsdorf.
15S0. Antrag, die Stift Schlögl'fchen Realitäten anzu-
kaufen.
15S3. Schenkung Dornbachs an Stift St. l'eter.
1584 — 1595. Wolfpaffmger Hof betreffende Aclen.
1589. Vergleich mit Jörger wegen Pleckingerwiefe.
1590. Corrcfpondenz wegen Lebarnerau, Guggenhof,
Triebenfee Gafthaus, Neulengbach Befcrtigung.
1607. Verzeichnifs der Tulbinger Acker- und Wiefen-
gründe.
1607. Urbar von Chorherren. Perg.
1608. Verkauf von Weingarten in Königftettcn, Wolf-
paffing und Greifenftein.
1621. Bclehnung des Erzherzogs Leopold.
1621. Der Erb- und Tantoblerhof wirtl den Jufuiten
verkauft.
1621. Tabelle über Grundholden in fremden Juris-
di6lions-Bezirken.
1621. Weiderecht in der Labarner Au.
1629. Befchreibung aller Unterthanshaufer und Grunde.
1638. St. Pöltner Kloftergründe.
1643. Raffelswörth, abgeriffene Gründe.
1650. Jörgerifche Gründe.
1681. Landesgerichtsgränzen von Königftetten.
2 Kauibücher (1665 — 1699).
17 Kaufliefte (1758 — 1805).
Abhandlungsprotokolle über Gewerke, Häufer.
Pfarrer, Beamte etc.
II. Abtheilung. Gränzbeftimmungen und Marken-
befchreibungen, enthält in 3 Fascikeln 130 Nummern.
1573. Gränzmarkungs-Notaten über Hintersdorf, Eis
dorf, Schaftenhenau und Guggenhof.
1573. Gränzen der Zelkinger Auen in Greifenftein.
1584. Gränzen der Lebarner Auen.
1587. Befchreibung der Auen in Unterlebarn.
1588. Vergleich zwifchen dem FrauenftiftTulln und der
Herrfchaft Königftetten über einen Wald zu
Katzelsdorf.
Ausmarchung zwifchen den Herrfchaften Judenau
und Königftetten zu Gugging und Altenberg.
1613. Gränze zwifchen Jörgerifchcn und rauffauifchen
Gründen zu Greifenftein.
1622. Gränze der Weinbaumau.
1628. Katzelsdorfer Waldmarchbefchreibung.
1635. Raffelswörth .Vugränzverhandlung.
III. Abtheilung. Urbarial- und gutsherrliche Rechte
enthalt in 2 Fascikeln 53 Nummern.
1560. Ungeldsordnung der Stadt Tulln.
1602. Poppenwalderdienft nach Purkersdorf
1602. Unfchlittzier der herrfchaftlichen Flcifchbinike.
1609. Grundbuchordnung in .Schwadorf
1612 — 1649. Taz- und Ungeldpatente.
IV. Abtheilung. Zchentgegenftände, in 1 Fascikel
65 Nummer.
1560. Tullner Zehentablofungsantrag.
157S. Zehentbücheranlegung.
1580. Nodendorfer Zehentverpachtung.
15S0. Neuaigner Zehentverpachtung.
1586. .Allgemeine Zehentverpachtung.
1597. Weinlefebertimmung in Tulbing.
1597. Plan und Ueberficht des Mauterncr Zehent-
bezirkes.
1606. Zehentveri)achtung.
1628. Kaiferliche Zehentordnung.
1Ö37. Tullner Weinzehentvergleich.
1641. Zehentpatente.
V. Abtheilung. Bodenverpachtungen.
1. von Aeckern in 2 Fascikeln 46 Nummern begin-
nend 1733.
2. von Wiefen in 1 I-"ascikel 38 Nummern begin-
nend 1694.
3. von Auen in i Fascikel 36 Nummern beginnend
1828.
4. von Weide in i Fascikel 17 Nummern, beginnend
1812.
5. von Gebäuden 1 Fascikel 5 Nummern, beginnend
1832.
VI. Abtheilung. Steinbruchs Ertrag und Ver-
pachtung I Fascikel mit 29 Nummern beginnend 1680.
VII. Abtheilung. Forftgegenftände, in 2 F"ascikeln
142 Nummern.
1505. Holzhauen in Wordern unterfagt.
1569. Verzeichnifs der Walder des Bisthums Paffau in
Königftetten.
1573. Fafchinenhauordnung.
VIII. Abtheilung. Jagd, i I-'ascikel mit 71 Num-
mern 1590. Jorger wegen Biberfang in Altenberg.
IX. Abtheilung. Fifcherei in 1 I'ascikel 33 Num-
mern mit 1654 beginnend.
X. Abtheilung. Ueberfahrtsrechte über die Donau,
Verpachtung, i Fascikel mit 14 Nummern, 1767 begin-
nend.
-XL Abtheilung. Naturalien-Kauf, Verkauf und
Lieferung, i Fascikel mit 27 Nummern.
1556. Körnereinkauf, Zufchrift desPropftes von Klofter
neuburg.
1634. Erzherzog Leopold wegen Wein- und Korn-
verkauf.
1635. Körnerfendung nach Paffau.
1641. Weinablieferung vom Ilochltifte Olniutz.
1643. Haferfendung nach Paffau.
1675. Getreideausfuhr nach Paffau.
1683. Armirung Greifenfteins wegen Türkeneinfall.
XII. Abtheilung. Inftruftionen und Befoldungs-
tabellen 1 Fascikel mit ^y Nummern.
1591. Inftruclion für Rent- und Kaftenamt.-
1591. Kirchliche und polizeiliche Vorfchriften für Unter-
thanen.
1597. .Sicherung der Aften durch Einmauerung.
XIII. .Abtheilung. Dienftgefuche, ICrledigungcn,
Anftellungsdecrete etc. Fascikel mit 134 Nummern,
1591 beginnend.
XIV. Abtheilung. Hypothekar- und Wcrtluu-
kunden 1 Fascikel mit 11 Nummern, 1851 beginnend.
XV. Abtheilung. Rentrechnungen, Journale Bei-
lagen etc.
Renthauptbücher 1Ö50 — 1854.
Rentjournalc 1808 — 1854.
XXI
Forftrechnungen 1699 — 1796, von da an als Beilagen
der Rentrcchiuiiiii;eii.
GrLiiulbuch.srccliiningcn 1672— 1X43 von da an als \\i^\-
lassen der KcntreclinunLjcn.
Kallcnamtsrcchnun^en 1667 — 1796, von da an als Bei-
lagen der Rentrechnungen.
Keileramtsrechnungcn 1765 -- 1803, von da an als Bei-
lagen der Kentrechnungen.
Liquidation der Rentriickfthnde 1S50.
Liciuidation des Waifenamtes 1831.
Realitätenreclinung 1852 — 1854.
Bemänglung und l'>l;iuterung in 2 l'^ascikcln 57 Num-
mern, beginnend 1586.
XVI. Abtheilung. Steuern und Abgaben, i I-'asci-
kcl mit 22 Nummern 1630—1855.
X\'II. Abtheilung. Amtsberichte 1817— 1854 5 Fas-
cikel und ]-Crledigungen 1824 — 1854 3 Kascikel.
XV'Ill, Abtheilung. Rechtsllreitigkeiten, Entfchei-
dungen, Vergleiche in 2 Fascikeln 32 Nummern.
1540. Streit mit Magiftrat von Klofterneuburg wegen-
Weingartenbefteuerung.
1548. Zehentftreit mit Hans l'j-nll: von Krems.
1557. Zehentltreit mit dem Stifte St. Polten.
1587. Zehentftreit mit der Gräfin Hardegg.
1587. Vergleich mit der Gemeinde Langenlebarn.
1597. Altenberg erhebt Anfpruche auf Auen.
XIX. Abtheilung. Wafferbauten, i Kascikel mit 33
Nummern.
1599. Copie einer kaiferlichen Refolution vom Jahre
1438 wegen Tullnbachregulirung.
1601. Inllruftion zu WalTerabzugsgraben.
XX. Abtheilung. Baugegenll;ande, i Kascikel mit
51 Nummern.
1587. Bauten am Klofterneuburgerhot.
1587. Ausbefferungen am Schlöffe Greifenflein.
1605. Ausbefferungen am Renthofe.
XXI. Abtheilung. Gnadengaben, Stiftungen, Schen-
kungen in I Kascikel 26 Nummern.
1599. Zehent- und Bergrechtsnachlafs für die Wein-
gärten in Stasdorf
1625. Klofler liimmelpforten erhalt i Dreiling Wein
und I Muth Korn.
1641. Hofkanzleiexpeditor Mietl 1 Dreiling Wein.
1644. JefuiteniMofefshaus in Wien erhält 25EimerWein.
XXII. Abtheilung. Verfchiedene Gegenftände
enthält in 2 Kascikeln 276 Nummern, von welchen
80 Nummern auf die Zeit 1507 — 1650 fallen. Die wich-
tigeren find :
1507. Greifenfleiner und Altenberger Weinausfchank.
1542. Vergleich über Mafs, Tax und Gewicht zvvifchen
den 5 öfterreichifchen Landen und der Graifchaft
Görz.
1550. Maximilian wegen Bewillkommnung feines kaifer-
lichen Vaters.
1551. Metzer- und Bauholzhändlerordnung.
1560. Auskunft über die Haushaltung des Propftes zu
St. Andrä an der Traifen.
1580. Kerker für fchlechte Priefter zu Greifenftein.
1581. Pantheiding von Greifenitein.
1583. Rudolf II. wegen Wohnung fiir einen Korftknccht
zu Tulbing.
1586. Truppenmufterung.
1590. Erdbeben zu Wien und Umgebung
1593. Greifenftein wird befeftigt.
1595-
1596.
1596.
1593. Unterfuchung wegen Akatholiken.
1594. Sicherung der Regiftratur.
1595. Landtagsfchlufs.
Kriegstlrangfale.
Klesl Darleihen von 6000 fi.
Kies! ftraft mehrere Priefter mit Einkerkerung
in Greifenftein.
1598. Kriegsbcdrangniffc.
1609. Lutheraner in Kunigftctten.
1612. Inftrudlion an kaiferlichen Vicekanzler zur Ge-
fandtfchaft nach Salzburg wegen feindlichen Ein-
falles.
1616. Streit mit Herzog von Baiern
1637. Huffchmicdordnung.
1638. Müllerordnung.
1645. — 1654. Peft in Künigftetten und St. Andrä.
1645. Kerdinand lll. wegen Keindesgefahr.
Nr. 276 I Kascikel diverfc Urkunden.
Im Anfchluffe befinden fich:
36 Kaufprotokolle 1665 — 1699.
I I-'ascikel mit 17 Kaufa(5len 1758 — 1805.
I Kascikel mit 15 Heften Heirathsprotokolle 1764 —
1807.
15 Verlaffenfchaftsabhandlungsaflen.
2 Pfarrvcrlaffenfchaftsabhandlungen.
I Kascikel mit politifcher und judicieller Corrcfpon-
denz 1850 — 1851.
Politifche Einreichungsprotokolle.
Gewähr-Rapularien. 1800 — 1843.
2 Criminalprocefsaften 1733, 1779.
Correfpondenzen 1500 — 1799-
II. Theil. Patronatsangelegenheiten.
AJ Kirchliche und Pfarrliche Gegenftände.
I. Abtheilung. Kirchenrechnungen:
Königftetten, Kirchenrechnungen 1G30 — 1828, 3
cikel
Königftetten, Rechnungen der St. Barbara-Bruderfchaft
1681 — 1749.
St. Andrä Kirchenrechnungen (1630— 1829) 4 P"ascikel
Tulbing „ (1635 — 1827) 4
Chorherren „ (1841 — 1854) i
Zeifelmauer . (1631-1828) 3
Hausleuthen „ {1650 — 1784) 3
IL Abtheilung. Kirchen- und Pfarrbauten.
Königftetten 1 Kascikel mit ^^ Nummern (1579 — 1855).
1570. Herftellung der Pfarrhoffchcuer.
1570. Reparatur des Kirchenthurmes.
1585. Herftellung eines Gottesackers für Peftverftor-
bene.
1610. Reperatur des Kirchenthurmes und Kirchen-
gewölbes.
1643. desgleichen.
1668. Erbauung des Hochaltares.
1682. Pfarrhofbau.
1683. Herftellung des Pfarrhofgebäudes nach dem Tür-
keneinfalle.
1687 — 1688 Herftellung des Kirchengebäudes nach
dem Türkeneinfalle.
St. Andrä ein F"ascikel mit 14 Nummern 1610 — 1853.
1610 — 1653. Kirchenthurm- und Hochaltarsbau.
Tulbing I Kascikel mit 14 Nummern 1690 — -1855.
1690. PfarrhoOierftellung nach dem Türkeneinfalle.
Chorherren i Kascikel mit 7 Nummern 1806 — 1853.
Zeifelmauer i Kascikel mit 5 Nummern 1612 — 1S30.
F'as-
XXII
'6 12. Kirchcndachherftellung
Kreuntlorf i Nummer 1680, Kirchenthurmreftauration.
Weidling i Nummer 1621, Beitrag zum Kirchenbau.
Langenlebarn i Nummer 1675, Herrteilung des Kirchen-
gebiiudes.
Olbcrndorf i Nummer 1780, Pfarrhofbau.
III. Abtheiluiig. Prafentation und Dotation der
Pfarrer und Beneficiaten, i Fascikel mit 45 Nummern
1580—1854.
1580. Klesl's Ernennung zAim Paffauer Ofhcial in Wien.
IV. Abtheilung. Patronatsrechte, Stiftungen, In-
vcntarien 2 Fascikel mit 105 Nummern 1350—1854.
1550. Kriegsfteuer der Pfarre Zeifelmnuer.
1556. Pfarrer von St. Andra bittet um Grundrtuckc.
1560. Zcifelmauer wird Filiale von St. Andrä.
1560. Thomasftiftung und Frühmefsfundation zu St.
Andra.
1565. St. Barbara-Bruderfchaft in Königrtetten.
BJ Schulpatronat.
I. Abtheilung, Prafentation und Dotation der
Lehrer, Organiften und Mesner, 1 Facikcl mit 33 Num
mern 1636 — 1854.
II. Abtheilung. Schulbaulichkcitcn 8 Fascikel.
1. Fascikel. Schulbaulichkcitcn von KoniglUttcn
1819— 1853.
2. Fascikel. Schulbaulichkcitcn von Tulbing
1786—1854.
3. Fascikel. Schulbaulichkeitcn von St. Andra
1832—1847.
4. Fascikel. Schulbaulichkcitcn von Chorherren
1771 — 1850.
5. Fascikel. Schulbaulichkeiten von Greifenrtcin
1819— 1853.
6. Fascikel. Schulbaulichkeitcn von Zeifelmauer
1793—1837-
7. Fascikel. SchulbauHchkeitcn von Langenlebarn
1825 — 1841.
8. Fascikel. Schulbaulichkeitcn von Frauenhofcn,
Nufsdorf und Kirchbach nebft Verzeichnifs der ciiige-
fchulten Haufer.
Im Archive hinterliegt noch ein Gedenkbuch
merkwürdiger Ereigniffe von 1665 an bis 1721, einzelne
Frlaffe enthaltend.
6. Archiv des Marktes Königftätten, Nieder-
Oefterreich.
Die vorhandenen Schriften find im Gemcindchaiifc
in einem Karten aufbewahrt, welcher an einem feuch-
ten Orte gertanden, wodurch fie nicht unbedeutend
gelitten haben. Von einer Ordnung derfelben ift gegen-
wartig keine Spur, obwohl eine folche nach einem
noch vorhandenen „Repertorium über die in der
Bürgcrfchaftslade zu Königrtetten befindlichen Schrif-
ten und Protokolle vom Jahre 1755" früher bcftanden
hat. Gegenwärtig find noch vorhanden:
1. 1438, Sonntag vor Pfingrten , Wien Kaifer
Albrecht verleiht Königrtetten einen Jahrmarkt am .St.
Martinstage und verlegt den Wochenmarkt von Sonnlag
auf Dicnftag. Papiercopie unvidimirt.
2. 1561, 28 April, Wien. Kaifer Ferdinand beftatigt
den Marktbrief des Kaifers Albrecht de dato 1438
Sonntag vor Pfingrten. Vidimirt Papierccjpie de dato
1610, 1. Februar und eine 2. unvidimirte Papiercopie.
3- '573' jO- September, Wien. Kaifer Maximilian
bertatigt das Marktjjrivilegium Kaifer Albrechts. Vidi-
mirte Papiercopie de dato 1610, 1. Februar.
4. 1583. 9. Augurt, Wien. Kaifer Rudolf bellatigt
das Marktprivilegium. V'idimirte Papiercopie de dato
1610, I. Februar.
5. 1699, 17. Mai. Marktordnung.
6. 1734, 9. September. Bekräftigungsausfage über
die Gewohnheiten und Rechte im Markte Königrtetten,
Inventarien etc. aufzunehmen.
An A<5len und Büchern finden fich:
1. Kaufbriefe von 1685 an.
2. V^erlaffenfchaftsabhandUmgen 1690 an.
3. Vermögen- und Kopfrteuer 1690.
4. l-lrbrteuerverhandlung 1808.
5. 'I'ertamente 1699 an.
6. Inventarien 1700 an.
7. Vertrage 1700 — 1706.
8. Bauüberfchlage 1690, 1691.
9. llauferbefchrcibung 1708.
10. Gerichtsaclen 1706, 1736, 1744.
11. Schubfachen 1779.
12. Vorfpannsaflen 1799.
13. Invafionsunkorten 1805, 1809.
14. Bürgerfchaftsrechnungsbeilagcn 1689 an.
15. Marktrechnungen 1721 an.
16. Gemeinderechiiungen 1728 — 1733, 1793 an.
17. Weinfuhrrechnungen 1694 an.
18. Quartiersabrechnung 1714 — 1716.
19. Extradle aus Kauf- und Gerichtsprotokollen
1693 an.
20. Gerichtsprotokoll 1683 an.
21. Inventursprotokolle 1724 an.
22. Kaufprotokoll 1731 — 1802.
23. Rathsprotokoll 1798 — 1810.
24. Waifenbuch 1800 an.
7. Gemeindelade von Markt Ferfchnitz, O. W. W.
befitzt nur Eine Urkunde.
1637, 22. September. Ebersdorf Kaifer Ferdi-
nand III. beftatigt eine inferirte Bertatigung P'erdi-
nand II. ddo. 1622, 6. Juni Wien eines Privilegs
Rudolph II. 1589, 7 April, wodurch dem Markte
Ferfchnitz ein Wappen verliehen wird. Orig. Perg.
Siegel abgefallen.
8. Die Gemeindelade im Markte Hohenberg,
O. W. W.
bewahrt :
1. Ein Verzeichnifs aller Vertrage, Kaufe, Ablofung
und anderer Sachen 1586 — 1626 in 4" mit rcrgamcnt-
Unifchlag.
2. Gerichtsprotokoll des Marktgerichtes 1620 —
1650 und im Anfang 1665—1669.
3. 1738, 12. Juni Hohenberg, Grenzvergleich.
.\. 1792, 28. September. Der Robot\ertrag der
L lUeilhanen mit der Herrichaft \on 1788-1794 wird
auf weitere fechs Jahre verlängert.
5. 1799. Fruchtrcluition auf einzelne llanfer im
Markte 1 lohenberg.
6. 1822, 28. November. Robotrelnition.
XXIII
7- Grund/.insprotokoll von 1808 an.
8. Marktrcchniiiigcn 1793 an.
g. Die Gemeindelade von Inzersdorf an der Traifen
bcfitzt:
1. 15-9, Montatj nach Trinilat. Gicnzllrcitcntfchei-
iluni; zwifchcn Inzcrsilorf, Kuffern und riicicrn. Vidi-
niirtc l'apicrcopic.
2. 1835 Kaifcr l'crdinand i gibt Spiclnuinn einen
l.chenbrief für Zeliente in Inzersdorf und Waipersdorf.
3. Gedenkbucli vom Jahre 17S7 mit einigen gleich-
zeitigen Notizen über Genieindegrenzen und Giebig-
keiten.
10. Das Archiv der Pfarre Kürnberg
enthalt:
1. Weinzehentregilter von Kürnberg in Weiten
1500— 1535.
2. 1752, I. April. Stiftungsbrief. Orig. Perg.
3. 1759, 28. Juni, Wien. Kaiferliche ]5el1:;itigung für
die Ilieronymitaner zur lüriclilung einer Kefidenz in
Kürnberg. Papicrcopie.
4. Mcmorabilienbuch der Pfarre gefchrieben 1817 —
1847 entliiilt viel 15eachtcns\verthes aus früherer Zeit
und find dem Schreiber offenbarUrkuntlen vorgelegen.
5. Die Pfarrbücher beginnen mit dem Jahre 1756.
Aus Salona.
'".HER die neueilen Erfolge der dortigen Gra-
)ungen , berichtet vom k. k. Confervator
ü/it7'//IU-.
Der befclligte Theil der Stadt Salona , deren
Umfang nach den Gcgenltänden und Infchriften, welche
tagtiiglich aufgedeckt werden, zu urtheikn, fich gegen
voll erhaltenen Stadlthores mit zwei achteckigen aus-
wärtigen Thurmen gegen üften, welches in der Mitte
der zwei den befeftigten Theil ausmachenden Theilc
zu fteheii kommt; endlich unil vor allem die im
III. Bd. C. J. L. unter den Zahlen 1979, 1980, 6374
aufgeführten Infchriften, deren letztere fich noch an
Uften bis Cliffa und gegen Werten längs der heutigen ihrer alten Stelle eingemauert befindet
Eig. I 1
(1-50 M. lang; O ■ 60 M. hoch; 0-30 AI. tief.)
Caftella nahezu bis Trau erltreckt haben durfte, war
von einer Mauer umgeben, die eine Ausdehnung von
4077 M. hatte.
Will man daher nicht nur den befeftigten Theil,
fondern den gefammten Flächenraum Salona's in
Betracht ziehen, fo wird man Porphyrogenito —
welcher diefen an Ausdehnung der Hälfte Conftan-
tinopels gleichftellt — zuflimmen können.
Der befeftigte Theil, die ar.v, befand aber aus
zwei Theilen, aus dem älteren, wefllich gelegenen,
welchem im Jahre 170 n. Ch. der füdlichere, erheblich
gröfsere Theil beigefügt wurde.
Diefes anzunehmen, rathen die Ausdehnung des
Amphitheaters, welches nicht grofs ift und die Bau-
art desfelben, die gegen Werten maffiver, und jener
der cyklopifchen Mauer, welche durch einen langen
Traft die nach Trau führende Strafse bertreicht,
gleichkommt; dann das Vorhandenfein eines wunder-
' Quintus CalTius, (Juinli filius-Tromciitina (tribu), Conilan.s, acdilis.
quatuovir iure dicundo, augur, pracfectus fabruni, irtbunus militum cohortis Uli
vohintariorum civiuni Romanorum. Quintus Caffius Cerdo libcrtus et heres
faciundum curavit. Hoc monumentum heredes non fequetur.
Fig. 2. -
(0-35 M. hoch; 0-88 M. breit; o-6o M. tief.)
Fig. 3- 2
(Sarkophag i 16 M. breit; o • 84 M. breit; 0-72 M. tief.)
Demnach wird man, da pofitiven Daten zur genauen
ICpochebeilimmung der wertlich gelegenen Mauer
- In fronte pedet, XXIi.
^ Diis manibus. Klaviae Nico filiae dulcirtlmac, quae vixit annos II. men-
fes IUI. Flavia Ephciu;, mater fecct (fecil).
xxi\'
fehlen, mit Sicherheit anfiihren können, dafs die fpätere
Vergrosserung im Jahre 170 n. Chr. ftattfand.
andere liellinimung hatten, weil mehrere Infchriften
zu Tatre traten.
PRAECIPIO
LIBERTISLIBEf»
TABVSQMEIS
NEOVISVESR'
imVNOMON
AAENTCORPVS
A/TOSSA-EXIR^
INFERATSIQVI^
CONI^MSERITI^
CONUBERTl-SDAR^
DEVEBETPOENAE
NOMINAEX-AMLA^
cl]
Fig. 4. >
(0-58 M. breit; o-88 M. hoch; 0-55 M. tief.)
Längs der ganzen Aufsenfeite der Mauer wurden
Thürme, fowohl in der Form als im Flächenraum ver-
fchieden, in ungleichen Entfernungen aufgeführt und
angelehnt, und zwar beläuft fich deren Zahl auf 88.
Einige diefer Thürme find mit dem Mauerwerke
verbunden, andere an dasfelbe einfach angelehnt, und
man darf auf Grund der obcitirten Infchriften, den
erfteren das Jahr 170 v. Chr. beimeffen, wahrend die
im III. Bd. C. J. L. und 19 84 angeführte Infchrift aus
dem MufeumSpalato belehrt, dafs die letzteren zwifchen
dem 423 — 50 n. Chr. angefügt wurden.
lS
CVATINIV
SEXFCAPITO^
VETLEC-\Tl
CPF-DOM-ARRiTI
V- FSIBT- ET
VATINIAE FELI
CVLAEUBERT
V
Fig. s--'
(0-62 M. breit; 0-90 M. hoch; 0-46 M. tief.)
IIAIVTYG
HISAVRE
UOCALLISTI
ONIALVMNO
BENEMER-DE^
OPOSVITAN
NORVM-XXX-
Fig. 6. -^
In der Anhoffnung, dafs aufser diefen fich auch
andereinfchriften oder wichtige Gegenflände vorfinden
dürften, entfchloss man fich diefen Thurm niederzu-
reifsen — dies jedoch erft nachdem man höheren
CViBIVSLEOllllllVIR-VIWSFECITSIBIETCAELIAE'ERTI/t
CONIVCIETANTESTIAEMESSIAELIBERTISUBERTABVSQ
svis
ISA ^
6
'W
Der Stein ift 2-50 M. lang; 0-50 M. hoch; 0-32 M. tiet
Durch die in letzterer Zeit beiSalona ausgeführten
Eifenbahnarbeiten wurde ein fclion S. CLVI des Jahr-
ganges 18S0 der Mittheilungen befprochener Thurm
blofsgelegt
Nach Blofslegung diefes Tlunmes wurde man ge-
wahr, dass die ihn formirenden Blocke ehedem eine
' Precipio libcrtis libcrtahiisque mcis. pc qiiis veftnim in hiinc (-hoc)
modumentiim corpus aut offa cxierac (-cxtero) infcral; fi quifi conicmferit. lunc
conliberiis Harc Hcvebci (-debcbit) pocnae nomtnae (-nomine) dcnarios milat*
(.mile).
Orts die I',rm;ichtigung erhalten halte und der Gruiid-
rifs und die l'erf[)e6live desfclhen aufgenommen waren.
Das Refultat hat die Erwartung bei weitem überholt,
indem die hier wiedergegebenen koloffalen und wich-
' Caius Vatinius, Sexli filius, Capito, vctcratitis Icsiont» VII Claiidiae
Piae Fidclis, domo Arrcli, viviis fccit fibi et Valiniae Feliciilae libcrtac.
^ Diis Manihus Aurelia Eutichcs Aiirclio Caffiltioni atumno benemcrito
de fiio poruil. annonim XXX.
* Caius Viljius I.co. /exvir, vixiis fccit fibi et Cacliae 'l'extiac coniugi. et
Antediae Meffiae, liberlis, libcrlabusque fuis. Hoc monumentiim hcrcdcs nrn
fcquetur.
XXV
tilgen Infchriftcn und eine fchr fchunc llcinernc Grab- u urdcn - Gcgcnllandu-, welche man alle dem Mulcum
vafe (leider zerbrochen) ans Tageslicht gefördert einverleibte.
DOLENS
VETER LEC
ETC AELIA
BONOSA
VlVISIBI
P05V^RVNT
Q:CASSO
QLIB-
EVrAENEt
QCASSIV
nRMV5 ET
||CÖNiTK^LLA
I PATRI*
"^ISi
CALPVRN
AE Nvm
q:erviliv'
S TAT IM/S
CON^
Fig 8. 1
(o-8o M. breit; i-20 M. hoch;
o-6o M. tief.)
Fig. 9, ■-
(o*35 M. breit; 0-90 M. hoch;
o • 12 M. tief.)
Fig. 10. 3
(o-8o M. breit; 1-36 M. hoch;
0-66 M. tief.)
^###$<^#^@^
DIRVTIA
RESTVTATFI51BI
ETLDIRVTIO
PHOEBOFRÄTRI
ETDIRVTIAEDAMALE
SORORI DIRVTIA
lANlLLA HCRtS FACI
VNDVAAC VRAVIT
ETDIPVTKE TW FHtMT ^
UPVBLICIVSTROWi
MV S-Ht R tS 1 N 5 r ITVTVA aVAL
WA-kARAE-CONtVCIS-CT-MlK)
SVl-SnUBArAM-CAViA-AP/E
VlATOP-I B-BEN<ONC0RDES
VIVITEV I v£ NDO+riMJt*ft
VMADltS-
COMMB AAOR-A'rFCVW
NIUIDMCaNDi-H a'fc
NOBW D-PERPFTVA»
Fig. 11.4
(0-85 M. breit; i ■ 08 M. hoch;
0-50 M. tief.)
Fig. 12. 5
(0-50 M. breit; 0-94 hoch;
0-50 M. tief.)
Fi- 13.''
(I-20 M. hoch; 0-48 M. breit;
0-48 M. tief.)
Fig. 15.
F"ig 16.
* Caius Julius Dolens, vetcranus Icgionis X Genunae, ex beneficiarius
coiifularis et Caelio Bonofa vioi fibi pofiierunt.
- Quihtu Caffia, Qiiiiui libcrlo, Eumcneti, Quintus Caffius Firrnus cl
Caffia Meccnatia, et Caflia Conftantill.i patri (pcfuerc),
' l->tis manibuä Catpuriiiac Nymphac : {.)uintus Servilius Stalianus. ccn
mrio cohortis. I Bclgarum, LOniugi bene nierciiti (pofuit).
* Uiruti.i Reftuta teftanienlo ficri iuffit libi et Lucio Dirulio Phocbo
fratri et Diniciae Damalc forori, Dirutiac Janjlla bcres faciundum curavil et
Diruliae Thrcpte matri.
VII. N. F
^ Diis maiübus. Lucius Publiciub Trophimus hcres inftitutus ab Valeria
Fhilcte uxorc inva. In memoria Karae coniugis et ni(e)i pofui ftilibatam, caufa
arac, vialoribus. Bene concordes vivite, vivcndo fit minus unadics; comtncmora
iccum nii ftotnachandi, hacc nobis dies pcrpeiua.
'* Valeriac defun<5lae annorum IUI, dierum XLV, Marcus Aurelius
Sencca, delicatac (pofuit).
XXVI
D * ^/
CORh£UO
MAXIMOB:
NENERFmCO
ELIACEr^LL
AVXORT3IB1
VIVAFECT
Fig. 14.1
(0-20 M. breit; 1-48 M. hoch;
0-48 M. tief.)
DM
T'PYBÜCIO
A5CLEPI0
COIVCI»
B'M*
Fig. 18.
(1.34 M. breit; 0*38 M.
hoch ; o • 68 M. tief.)
Kig. 17. -
(0"55 M. breit; 108 M. hoch;
o • 44 M. tief.)
' Diis manibus. Cornelio Moximo bcncmercnti Cocli.^ Gcmella uxor cl
fibi Tiva feeet (fccit).
- Diis manibuä. Tito Fublicio Asclcpio coiijugi bcncmercnti.
Die Pfarrkirche zu St. Valentin.
Befprochen von C. Schirmer.
IE Kirche in St. Valentin, nach einer Urkunde
\on 1421 — 1471 erbaut, ift eine dreifchiffige
_ Hallenkirche mit vorgelegtem einfchiffigem
Chore. Sechs fchlanke Rundpfeiler, 0-66 M. im
DurchmelTer ftark, theilen die Schiffe, welche bis zum
Triumphbogen 22-70 M. lang und 13-80 M. breit find,
wovon 6 -20 M. auf das Mittelfchiff entfallen. Der
höchfte Punkt des Gewölbes im Mittelfchiff ilt 11-56 M.
hoch. An den O-87M. dicken Triumphbogen fchliefst
fich der Chor mit 14 M. Länge und 8-30 M. Breite an.
Hier ifl; das Gewölbe 13 M. hoch. Der Chor ifl: im
Achteck gefchloffen und hat 1-73 M. vorfpringende,
0.76 M. ftarke Strebepfeiler. Die Strebepfeiler der
Seitenfchiffe, von welchen die beiden weftlichen über
Ecke herumfpringen, liegen I-58M. bei gleicher Stärke.
Auf der Südfeite des Chores ift eine unzweckmäfsige
Sacriftei mit oberem Oratorium, auf der Xordfeite
eine Capelle im Rundbogen angebaut. Weftlich in der
Mittelaxe fteht der mächtige , viereckige Thurm,
7-43 M. breit, 6-80 M. vorfpringend. Derfelbc hat feit-
wärts zwei gegenübcrftehende äufserlich vermauerte,
im Spitzbogen gefchloffene Eingänge. Der Thurm,
ohne alle Architektur viereckig auffteigend, zeigt in
feinem oberen Etage drei Spitzbogenfenfter ohne
Maafswerk, jedoch ift: das Maafswerk im ofllichen
Fenfter, welches vom Kirchendache \erdeckt wird,
noch vorhanden. Der Thurm ift mit einem hohen und
breit abfchliefsenden Satteldache bedeckt. Das 11 - 20 M.
hohe Dach über den drei Schiffen fchneidet noch in
das Thurmdach hinein. Die Seitenfchiffmauern find
vom äufseren Terrain ab i2-io M. hoch. Die des
Chores 14 M., das Dach des letzteren 8-50 M. hoch.
Die Strebepfeiler des Chores haben zwei 0-16 M. mit
Wafferfchrägen abgedeckte Rückfprünge und find mit
fteil aufgehenden Schrägen mit vorderen Giebeln abge-
deckt, wogegen die Seitenfchiffpfeiler nur Deckplatten
ohne Giebel, zwei Wafferfchrägen, aber keine Abfatze
haben. Der erfte Strebepfeiler am Chor nördlich
zunachft dem Seitenfchiff war wegen .\nbau der
Capelle im unteren Theile abgebrochen, der obere
Theil mit Abdeckung noch vorhanden. Der correfpon-
dirende Pfeiler füdlich fehlte gänzlich, wurde wahr-
fcheinlich gar nicht gebaut, indem der Anbau der
Sacrirtei und des Oratoriums von Anfang an die
nothige Stütze bildete.
Von den eilf offenen Fenftern der ganzen Kirche
hatten fieben noch das urfprüngliche Maafswerk.
Aufser den beiden Eingängen am Thurm hat die Kirche
auf der Südfeite einen Haupteingang mit Vorhalle, auf
der Nordfeite gegenüber eine kleine Thür. W'eftlich
nimmt der Mufik-Chor die ganze Breite der drei
Schiffe ein, durch zwei jedenfalls fpäter ausgebaute
Stiegen zugänglich. Auf der Nordfeite zieht fich in
Verbindung mit dem Mufik-Chor ein 0-74 M. breiter
Gang, balconartig auf einfachen Kragfteinen mit
flacher Bogenfpannung, hin.
Die Kirche ift von einem fehr groben Conglo-
meratftein erbaut, alle Strebepfeilerdecken, Fenfter-
einfaffungen und Maafswerke, fowie im Inneren die
Gewölberippen von einem grobkörnigen, mittelfcften
Sandftein, welcher durch die Länge der Zeit ftark
verwittert war.
Eine durchgreifende Reftauration follte nun
die feit 400 Jahren entftantlen Gebrechen, fowie die
abnormen Zuthaten entfernen, fie follte das Schad-
hafte gleichartig in Material und Form erneuern, das
Fehlende ftyleinig erganzen. Die Verwendung von
Surrogaten blieb daher unbedingt ausgefchlolifen, noch
XXVII
mehr jener sjcwohiite Vorsrang, der mit dem täufclicii-
deii Namen „Renovation" ^ewolinlich die Schilden
mit l""arbe etc. deckt, aber nicht hebt.
Dafs durch llrenge Hefolgiiny diefer Grundfatzc
ein günftiges Refultat erzielt wurde, ift da.s Verdicnfl:
des liocluviirdigcn Dechantcs Herrn Franz Kriiutle,
welcher mit unermiuilichem Eifer und grofster Sach-
kenntnifs die ganze Relhiuration anordnete und mich
als den mit der Rertauration betrauten in meiner Auf-
gabe wefentlich unterrtützte.
Die Reflauration begann mit der Umgeftaltung
der cololValen Dacher über den Schiffen. I'j'ne Menge
i.ibcrfliiffigen 1 lolzwerkes enthaltend, war dasfelbe durch
rfcilerunterlUitzt, v\elchedirect auf die üewolbekappcn
aufgemauert waren, die Hohe von ii-20 M. wurde auf
8.50 M. reducirt, auch wurden Unterflützunji'spfeiler
auf die 6 Säulen aufgemauert, alles Ungehörige ent-
fernt und fo das Gewölbe bedeutend entlaftet. Das
Dach über dem Chore blieb unberührt; an feinem
Firflende wurde ein neues in Feuer vergoldetes Kreuz
aufgeftellt.
Kinige einfache Dachfenller fammt Giebel, mit
Kupfer bekleidet und eiferne Verfchlufsladen ; wie
folche hJiufig auf Dächern von gothifchen Kirchen ge-
macht werden, wurden für Lichteinfall und Ventilation
auf dem Kirchenboden angebracht.
Die Mauergiebeldecklleine, weftlich und olllich,
hatten fich alle verfchoben und ausgebaucht. Diefelben
wurden von Granit erneuert und durch Aufmauerung
von y\ttiken an den Enden, fowie durch eingreifende
Hiiulcllücke unterftützt.
Zuniichft wurden die Endigungen der Strebepfeiler
am Chor erneuert. Die Schrägung gegen die Mauer
il1: fteil auffteigend mit beiderfeitigem vorfpi lügenden
Gefimfe, welches (Ich nach vorne in einem GiebclfeUlc
erhebt. Der Zulammenltofs der GeHmfc an den Ecken
ift durch ein einfaches Hlatt oder Rofette aufgenommen,
welches Bauornament fich als das einzige an der
ganzen Kirche \orfand. Die Giebel laufen in einen acht-
eckig-en gekehlten Hals aus, deffen fehlende Endigung
durch einen Knauf erfetzt wurde. Die aufftcigenden
Deckfleinc find in horizontalen Schichten übereinander
gelagert, um das Eindringen des Waffers bei den Fugen
zu verhindern. .An den Giebeln der Pfeilerbcdachungcn
erfcheinen als neu die urfprünglichen Bilder und Em-
bleme in Medaillons; die Giebel der beiden öftlichen
Pfeiler der Abfis, bergen die dort vorgefundenen
Häupter Jefu und Maria , im nächflen nordlichen die
Symbole des heil. Patrons der Kirche, des heil. Bifchof
Valentin: eine Mitra und unter ihr einen l^lätterkranz,
der fich um einen King legt. Die Giebel der zwei nächft-
folgenden nördlichen Pfeiler zeigen in fpät-gothifchen
Schildern \'on ilen Leidenswerkzeugen die Niigel mit
Hammer, das Kreuz mit Yfoppftengel und Lanze. Der
erlte fiidliche Pfeiler der Abfis trägt in einem Schilde
die Ziffer 1476 mit einem T, der andere erhielt in
gleichem Schilde die Jahreszahl 1870 als Anfang der
Rertauration. Die WalTerfchrägcn und Decklleine
an den Strebepfeilern des Schiffes ohne Giebel wurden
ebenfalls nach den alten Formen erneuert.
Beginnen wir nun einen Rundgang äufserlich um
die Kirche. Der Thurm zeigte, wie früher gefagt, feit-
wärts zwei und iuifserlich vermauerte Spitzbogen-
öffnungen mit einem rundenFenller. Da diefeEingänge
wieder geöffnet werden follten, fo wurde \orlaufig die
kKlliche geöffnet. Nach Entfernung des Mauerwerkes
zeigte fich tliefelbe mit einem fchönen Profil eingefafst,
welchesjedoch Itark befchadigt war. DiefeEinfal'fungen
find von hartem Sandftein erneuert, jedoch noch nicht
cingfügt.
Das füdliche Portal hatte eine Art Vorhalle
zwifchen denStrebeiifeilern, zwei angebaute kleine Pfei-
ler mit Rundbogen gefchloffen, mit einem Kreuzgewölbe
und Schindeldach gedeckt. Die Thür felbft, 1-42 M.
breit 2-48 M. hoch, hat reich profilirte Gewände mit
gewundenem Sockel an den drei Stäben. Der obere
Spitzbogen, deffen Anfange auf dem Thürfturz fichtbar
waren, fehlte gänzlich und war flatt deffen eine tiefe
viereckige Mauernifche fichtbar. Zudem ftand die Thür
nicht nicht in der Mitte, was bei jeder neuen Anlage
hinderlich war. Der Verbau wurde entfernt, die Thüre
in der Breite von i-goM. in die Mitte gefetzt, der ge-
drückte Spitzbogen mit im Schlufs fich kreuzenden
Stäben wiederhergeftellt. Alles nach den vorhandenen
Profilen. Das Spitzbogenfeld foll noch ein Relief in
Stein erhalten. Die Vorhallen wurden ebenfalls erneuert.
Die üeffnung derfelben 2-84 M. breit, profilirt, welche
noch einen Holzverfchlufs für den Winter erhalten foll,
fchliefst im Spitzbogen concentrifch mit dem innern
Thürbogen. Das Archi\'olt-Gefimfe mit Krabben, von
zwei kleinen gefchweiften Giebeln flankirt, wird von
laubverzierten Confolen aufgenommen und fchliefst in
eine doppelte Kreuzblume. Lieber dem Spitzbogen-
fchlufs im Dreipaffe das Monogramm Chrifti mit Alpha
und Omega umhauen. Das Gewölbe feitwärts mit zwei
kleinen Kreuzgewölben anfangend, fetzt fich in Ton-
nenform mit reichem Rippenwerk decorirt fort. Liner-
lialb auf der linken Seite wurde ein Grabftein von
rothem Marmor, des Pfarrers Rupert Pclchinger f 1512,
autgellellt, welcher früher iniP'ufsboden des Chores lag,
um denfelben vor weiterer Befchiidigung zu fchützen.
Die frühere duftere Sacriftei ift einem Neubau
auf den alten Grundfeflcn gewichen. Um den innern
Kaum nicht wieder durch eine Stiege zu verengern,
wurde diefelbe nach aufsen angebaut, ohne jedoch das
nebenftehende Fenftergewände zu verdecken. Die
Architektur derfelben ift einfach gehalten mit zweithei-
ligen l'enftern. Die Giebel der Strebepfeiler tragen
in Schildern I. den Geldbeutel in der Judashand, 2. die
gekreuzten Geifseln, 3. die Dornenkrone mit dem Moos-
rohr. Die Sacriftei ift mit zwei Kreuzgewölben, das
obere Oratorium mit flacher Decke verfehen.
Die auf der Nordfeite im modernen Styl ange-
baute Barbara-Capelle wurde befeitigt und die neue
um foviel kürzer errichtet, dafs das dreitheilige Fenfter
ganz frei blieb. Die Capelle ift der Sacriftei ähnlich
behandelt, mit einem einfachen Sterngewölbe auf Con-
folen ruhend überfpannt. Das oftliche Fenfter ift ohne
Mittelpfoften, weil dasfelbe die heil. Barbara im Glas-
gemälde als Altarbild enthält. Die Giebel der drei
Strebepfeiler tragen die Symbole der heil, l^arbara:
I. Thurm, 2. Schwert mit Palmenzweig, 3. Kelch. Der
fchon früher befeitigte Strebepfeiler konnte in feinem
vuiteren Theile ohne den Raum der Capelle zu verun-
ftalten, nicht wieder hergeftellt werden, wurde jedoch
über dem Gewölbe durch ftarke Eifenfchienen ge-
fiebert. Die einfache Thür nordlich wurde von aufsen
\ermauert.
d*
XXVIII
Der Chor hat im Ganzen " Fenller. Diefelbcn
find 7-35 M. hoch. Die Sohlbank, \on grobem Coiiglo-
merat, helle itark gelitten, fie wurde äufserlich von
Granit, innerlich \on hartem Sandrtein mit vorfprin
gendcm Gefmife hergcrtellt.
Die EinfalTungen der Fenrter find fchon profilirt,
fie wurden von geübten Steinmetzen (orgfaltig abge-
arbeitet, die mannigfachen krummen Linien, ohne der
l'rofilirung nachtheilig zu werden, in gerade, fcharfe
Kanten umgearbeitet, alles Fehlende und Schlechte
durch ahnliche Steine erfetzt, fo dafs diefelben jetzt wie
neu ausfeilen. Die vier dreitheiligen F^enller fnid mit
\ollftändigen, ziemlich gedrückten Spitzbögen über-
wölbt, wahrend die drei fchmalen Fenfter mit nach
unten abgefchnittenen Spitzbogen gefchlofron find.
Fig. I. fSt. Valentin
Wahrend fechs Fenfter im Mittel flehen, ifl: da.s nörd-
liche fchmale Fenfter ganz auf die Seite gerückt.
Die Seitcnpfoften haben beiderfeits einen Rundf^ab,
welcher mit dem anderen Profil ein Ganzes bildet und
auf der Sohlbank einen kleinen Sockel formirt. Die
fünf alten Maafswerke zeigten die merkwürdigflen
Mufter, ganz verfchieden von den in der Spat-Gothik
gewöhnlichen F^ifchblafen-I'-iguren. Für die zwei fehlen-
den wurden cntfprechend Mufler componirt und
fammtliches Kippen- und Maafswerk von Margarethcn-
flein nach den alten Vorlagen neu hergeflellt. Die
Einfaffungen der F'cnfler im Schiff bcflehen beiderfeit.s
aus einer Hohlkehle, die Pfoflen gleich den anderen.
Das Maafswerk der Fenfler zuniichfl den Seiten-
Altären wurde nach den alten Müllern erneuert. Die
drei anderen Fenfter hatten verfchiedene Höhen und
Schlufsbogen. Diefe wurden auf gleiche Höhe und
Form gebracht und mit neuem Maafswerk, fammt
mit einem ]\Iittelpfol1en verfehen.
Herrliclie (jlasmalereien nach den Kntwiirfcn \oii
ProfelTor Joh. Klein in Wien, ausgeführt von Albert
Neuhaufer & Comp, in Innsbruck, fchmücken jetzt
die neun Fenfter im Chor und zunachft den Sciten-
Altiiren, die drei anderen fnul in einfacher X'^crbleiung
mit zwei lichten Tönen in Kathedralglas verfehen.
Die äufseren Mauerflächen der Kirche waren tlicil-
weife in einem fchlechten Zuftande. Grofsc l-lachen
\on gewohnlicliem Murtelanwurf verdeckten die aus-
gewitterten groben Conglomerat-Steinc,
welche in unregelmäfsigen Stücken ge-
mauert find. An den Strebepfeilern, welche
aus regelmäfsigcn Ouardern gebaut find,
wurden einzelne fchlechte Steine durch
den gleichen Stein erfetzt ; dies wäre aber
bei den gröfseren Mauerflächen nur dann
möglich gewefen, wenn die betreffenden
Stellen um mindeftens 30 Cm. ausgehaucn
und neue Steine eingefetzt worden waren
Diefer Vorgang wurde abermals dem Ge-
bäude fchädlich und zu koftfpielig ver-
worfen. Es wurden daher die fchadhaften
Stellen mit einer Mifcliung \on hydrau-
lifchem Kalk und Cement angeworfen und
in die weifse Maffe kleine Kiefelfteine ein-
gedrückt, welches dem Ganzen das Anfe-
ilen von Conglomcratflein gibt Diefer
Anwurf ift äufserfl feft und hat fich nament-
lich auf der Nordfeite bis jetzt als voll-
kommen dauerhaft gezeigt. Sämmtlichc
Maurerarbeiten wurden vom Maurcrmeifter
Plohberger aus Steyr ausgeführt. Der
Thurm wurde noch nicht gewidmet.
Treten wir nun durch den füdlichcn
Eingang in den Ihurm, fo zeigt fich die
Thurmhalle mit einem einfachen Kreuz-
gewölbe überfpannt. Die inneren Kanten
der Einsänge zei<jen ein Hohlkehlen-Profil.
Der Eingang zur Kirche ift nach der
Thurmhalle zu decorirt; das Bogenfeld wird
fpäter ein Stein-Relief erhalten. Zun;ichrt
befinden wir uns unter dem Mufik-Chor,
welcher mit einem reichen Netzgewölbe
unterwölbt ift. Die unpraktifchen Stiegen,
welche viel Raum fortnahmen und unter
ihren höchften Punkten an der Rückmauer unpaffende
Verftecke bildeten, wurden durch weniger Raum
einnehmende, ppo M. im Lichten weite Wendel-
treppen erfetzt und die Rijipen des Gewölbes cnt-
fprechend ergänzt. Die (jurtbogen zuifchen den
Säulen, wo\-on der mittlere beinahe im Kreisbogen,
die anderen in fteilem Spitzbogen angelegt find,
haben als Profilirung glatte Abfaffungen Das Stein-
werk diefer Bogen, fowie das der fechs Säulen zeigte
fich nach lüitfernung der Kalktunche als derart grobes
Materiale, dafs es unmöglich in (liefern rauhen Zu-
ftande bleiben konnte. Leider mufste dasfelbe wieder
verputzt werden.
XXIX
Der MufikChor fcliliefst mit einer zierlichen, ori-
ginellen Steinbrürtung ab. In der Mitte fpringt diefelbe
vor- und aufwärts, glcichfam des Dirigenten Pult an-
deutend. Das Ornament beliebt aus ovalen Ringen
im RundÜab-Profil, welche din-ch einen Rundilab mit
einander verbunden find. Der mittlere Vorfprung hat
an den Kcken Saulchen mit gekehlten Sockeln und
Capitalchen und in der Mitte ein feines Schlingen-
Ornamcnt. Nördlich zieht fich an der Mauer in Ver-
bindung mit dem MufikChor, um 3oCm. erhöht, ein
II ■ 40 M. langer, 0-74M. brciterSeitengang hin, welcher
auf einfachen Kragfteinen mit flacher Hogenf[)annung
ruht. Die Urullung beliebt aus gekehlten Pfeilern nut
Deckgefims. Die ]'"iilUmgen waren durch liretter mit
weniger als kunlUofen Bildern aus-
gefüllt. Diefe wurden durch Stein-
platten mit maafswerkartigem Orna-
mente von Margarethenflein erfetzt.
Diebeiden Siiulen zwifchen dem
MufikChor gehen bis über die Hru-
ftung desfelben im Achteck auf, die
vier anderen, auf kurzem runden
Sockel ruhend, find durchaus rund.
Diefe fechs Säulen tragen nun ein
Gewölbe, welches einzig in feiner Art
dafleht. Architekten und Laien be
wundern die zierlichen und ])hanta
llifchen Rippenverfchlingungen. In
der Mitte zwifchen den Säulen zieht
fich über quer ein Band von 14 mit
iler Peripherie zufammenflofsenden
Halbkreifcn hin, vviüirend die anderen
Rippen fich in geraden Linien kreu-
zen. Die Ausgangspunkte des Ge-
wölbes an der Triumphbogen -Seite
mufsten wegen diefes Bogcns aus
der Achfe der Säulen gerückt werden.
Die auffallendllcn Vcrfchneidun-
gen gehen von den Säulen aus Anftatt
eines Capitäls fchüefsen die Säulen
mit einer quadratifchen Gefimsplatte
ab ; von diefen gehen zwölf Rippen :-
aus, ganz im Gegenfatz zu anderen '
Gevvölbentwickelungen, alle von der
Seite und zwar von der entgegcnge-
fetzten Ecke aus. Dadurch bilden
lieh auf zwei Seiten nach der Lan-
genrichtung durch eine Rippe flache
Scheiben, welche von der entgegen-
gefetzten Rippe, von der oberen Gefimslcille aus-
gehend, durchdrungen werden. Nach dem Mittelfchiff
zu kreuzen fich die Eckrippen von unten ausgehend,
nach dem Seitenfchiff zu die gleichliegenden von der
oberen Ouerleifle. (Fig. i.)
Vier Rippen gehen von der Mitte aus; die vier
l'.ckrippen verlieren fich fenkrccht in den oberen
lldhlungen. So zeigt ein Gewölbe wiederum drei ver-
fchiedene Verfchneidungen. Nimmt man hiezu das
fehr zarte Profil der Rippen mit vier kleinen Rund-
flaben, fo kann man die Schwierigkeit bei der Aus-
lührung beurtheilen. Durch die tiefen Höhlungen und
fich kreuzenden Rippen bringen diefe Gewölbeanfange
eine aufserft malerifchc Wirkung hervor. FAnc Seite
zeigt die Jahreszahl 1522 mit den Buchllaben V S,
daneben einen leeren Schild. Faft follte man glauben,
dafs das Gewölbe des Schiffes um 50 Jahre fpater als
das Chorgewölbe hergeüellt worden fei, was auch das
ganz verfchiedene Syfleni der Rippenverfchlingungen
anzudeuten fcheint. An den Seitenmauern wird das
Gewölbe durch einfache Dienlle aufgenommen, ein
Gliedercapital nimmt drei Rippen auf, welche in Folge
der Durchkreuzung weit über das Capital hinausflehen.
Die innere Nifche der nördlichen Thür wurde
als Nifche zum Aufftellen des neuen Tauflleines her-
gerichtet. Der Triumphbogen zeigt eine reiche Gliede-
rung mit drei Spitzitaben und hohem fchönen Sockel.
Das Gewölbe des Chores hat ebenfalls eine fchöne
Rippendecoration. Bei dicfem find die Curven \orherr-
l'isj. 2 (St. Valentin
fchend. Die Rippen, welche fich von den gefchloffcnen
Curven abzweigen, durchfchneiden die nächfllicgende
Rippe und find dann abgcftutzt. Die Dienfte mit aus-
gekehltem Sockel, haben unter dem Gefimskranze eine
Ausbiegung. Die Rippen gehen von letzterem regel-
recht aus; der eckige An fatz an der Mauer verliert fich
in der Gewölbekappe, das Gewölbe wurde mit gmfster
Sorgfalt reflaurirt, die Rippen von ihrer mehrfachen
Tünche befreit, zeigen jetzt die Steinfarbe. Plünderte
von einzelnen Stücken mufsten erneuert und manche
Gewölbkappen neu verputzt werden. Die beiden Thüren
in der Sacriflei und Barbara-Capelle erhielten neu
profilirtc P'infalTungen. Anftatt des hölzernen Kaflens
als (^ratoriumfenfler wurde ein Stcinfenfler mit den-
felben Gewändprofihrungen wie bei den anderen
XXX
Fenftern eingefetzt. Nach denUeberreften der Doppel-
iiifche an der füdlichen Seite wurde diefelbe erneuert
und durch Kinzieliun'j des Mittelpfeilers Raum für eine
Seffion gefchaffen. Gewölbe und Mauerflachen wurden
in einen freundlichen lichtgelben Ton gefetzt, alle
Steintheile in Naturfarbe gelaflen. (Fig- 2.]
Somit hatte ich die Rellauration flüchtig bc-
fchrieben und bemerke zum Schluffe, dafs die ganze
innere Einrichtung nach meinen Entwürfen hergeftcllt
ift, ebenfo dafs alle Steinarbeiten zu den vier Altaren,
Speisgitter, Taufflein, Kanzel, Kreuzweg-Stationen,
Piscine, Portal etc. in meiner rrivathütte ausgeführt
w urden. Alle figürlichen Darrtellungen find theils nach
Modellen des Herrn l'rofefi'ors Jofeph GalTer, fowie
auch nach Zeichnungen des Herrn l'rofefibrs Johann
Klein in Wien, vom l^iKlhauer Franz Oberluiber in Linz
ausgeführt. Die Metailarbeiten, unter welchen nament-
lich die beiden Tabernakel-Thürchen am 1 lochaltar
hervorzuheben find, wurden von Herrn L, Adler in
Wien ausgefüln-t.
Schlofs Ambras inTyrol zur Zeit der Lehensablöfung desfelben
durch Kaifer Ferdinand I. 1564.
Von WmJ.hii Bofheim, k. k. Cuftos.
fO fpärlich auch die gleichzeitigen Nachrichten
über das Tusculum Erzherzogs I'crdinand von
l'yrol fliefsen, fie llimmen doch alle in der
Bewunderung der äufserlichen Gröfse und Schönheit,
der Pracht und des au.sgefuchten Gefchmackes feiner
inneren Einrichtung überein. Noch in der Gegenwart
geben die Baulichkeit felbft, fowie die erhaltenen
Einrichtungs- und Sammlungsobjefle Zeugnifs von
der Richtigkeit der Angaben der gleichzeitigen Schrift-
fteller. Es wäre daher von Werth über den Zuftand
desfelben bei Uebernahme durch Erzherzog Ferdinand
richtige Nachricht zu erhalten, nicht allein für die Auf-
hellung der Gefchichte diefes Schloffes felbll, fondern
auch um einen neuen Beitrag zur Beurtlieilung feines
iliuflren Befitzers und Generators zu erhalten.
Den bisher bekannt gewordenen Documentcn
nach zu urtheilen fehlen Ambras ein einträglicher und
gefchatzter Befitz zu fein, deffen Inneres noch manches
Werthvolle aus früherer Zeit bewahren mochte und
es lag darum die Annahme nicht fern, dafs Mehrcrcs
oder Wenigeres der iUteren Gegenftande aus dem Bc-
fitze des Erzherzogs Ferdinand von r\rol (Kunlt-
gegenftimde, Flrinnerungcn an Margarctha Maultafche,
an Friedrich mit der leeren Tafche, Sigismund, an
Kaifer Maximilian etc.) aus dem übernommenen Inven-
tare des Lehengutes flammen und moglicherweife
den Grundflock der nachher fo berühmt gewonlcncn
Sammlung bilden mögen.
Mangelte in diefer Beziehung jeder :\nlialtspunkl,
war fogar der nähere Zeitpunkt der Uebernalime
des Schloffes nicht bekannt, denn die Urkunde der
Ablöfung durch Kaifer Ferdinand I. und der Schenkung
desfelben an feinen gleichnamigen Sohn' ifl undatirt;
es liefs fich bisher nur vermutiien, dafs die Ablöfung
durch den Kaifer während deffen Anwefenheit in
Innsbruck 1563 erfolgte, weil Erzherzog E'erdinand
fchon mit Urkunde ddto. Prag 3. März 1864 fein neues
Eigenthum an feine Gemahlin, die Edle Philippina
Welferin, Freiin von Zinnburg „aufs unferen banden
gefchenckht, gegeben, eigenthumblich vnd erblich ab-
getretten" hatte.
Ueber viele diefer Lücken in der Gefchichte
diefes Schloffes gibt uns ein Document eine beinahe
vollftandige Auskunft, das bisher unter den alteren
' A. PriinilTrr. Ambrnfcr Sammluni;, 1819.
y\6len derk. k. Refidenzfchlofs-Verwaltung in Innsbruck
bewahrt wurde. Es ill dies der voUllandige inven-
tarifchc Uebergabsa6l aus dem Lehcnsbefitze der
Georg Schurfffchen Erben in die Hände des Kaifers
Ferdinand I. vom 2. Juni 1564.
Schon aus dem Datum diefes Documentes ill zu
erfehen, dafs, wenn auch die .Ablöfung de jure, fowie
die Uebertragung an Erzherzog Ferilinand 1563, die
Schenkung an Philippine Weifer fchon im Miirz 1564
erfolgten, die faclifche Einantwortung erll im Som-
mer letzteren Jahres flattgefuiulen hatte.
Wir geben hier zunächll den Wortlaut des werth-
vollen Documentes und werden am Schluffe desfelben
die nöthigen Erklärungen zurBeurtheilung folgen laffen.
Inuentuari des Schlofs Ombras 1564.
flg. 15. lit c.
Dupplicat (fpätcre Schrift).
Auf der Römifchen Ka\ferliciicn Mt. rs. Vnnfers
allergcnedigllen Herrn Stattlialter-Regennten Vnd
Camer Räthe der Oberöfllerreichifchen Lannds cc
bevelch Ifl durch Ilannfen Scliauber Phlegcr an Mul-
bacher Claufen \nd Paulfen Vfchall Hof-Paumaiiler
Irer Mt. Raths vnnd Anndreen Khrcner llof-Pawfciirci-
ber allhie zu VnffPrugg. Von den Edlen V'cfllen Herrn
Baithafarn Scheggen von Nidermontani zu E""ragfPerg
\nd Herrn Hanns Frannczen von Wähingen zu Ried.
l'hlegerzu Laudegg. Irer Kai. Mt. Ratten, alls Verord-
neten gwaltigeu Vormundern \nnd (jerhaben. Wei-
land des Edlen Vefflen Georgen Schurffen geweflen
Phlegers zu Ombras nachgelaffen Khinndcr. Die Phleg-
vnd Brobfley Ombras mitfambt hernach gefchribnen
Zuegehorigen Stuckh. Guettern. viul Varennde Hab.
Zu liöchderwennterKay.Mt. Hannden Vruordert. Vnd
Vbernomen worden. A6lum am anndern tag Monats
Juni Anno 15 im Vierundfechizigiflen.
lu'fllichen Vollgt hernach die V'arennd Hab, fo
Vermug der allten Inventuari Vierten Marci 15 decimo,
aufgericht befunden worden ifl.
In der Capcllcn.
Ain kelch mit fambt aincr Paten. Vergullt. \'nd
ifl der l'"uefs am Kelcii kupfren vnnd das ober Thaiil
Silbren.
XXXI
Ain Rott p;cmiiricrt Samatcii MclTj^wamidt mit
feiner Zucgclu)run<^ viul aincm rchlcclUcii Crcucz.
Ain allts fchwarcz Samatons MciTgwaniult mit
feiner Zuccfchörung vnd ainem fchlechtcn Creucz
Ain Rotts vnd ain Schwarcz CorPoral.
Zwen Zinnen I^eychter zu Stallkcrczen.
Drey llulczcn Leychter.
Ain l'ergamenens Gfanngl'iiech.
Zwai l'appicrene gedrucklitc Meffpiicchcr.
Ain WcichPücclil.
Ain allts l'crgamencns l'A'angeli-l'uech.
Vier Zinen üpfferkliiinndle.
Ain Silbrin Agnus dei mit aincr Silbrin Ketten
hat lue S[)renngin zu der Cap]iellen zu Lincz geladen. '
Zuai llulczcn khlainc Wanndllhinngen.
Ain kupfrener Weihl'runnkheffl.
Ain Meffmgg Rauchfafs.
Ain Allter Rott Zenndlcter Fan.
Ain Cor Rockh.
Ain Alben.
Fiinf guetc vnd büfe vveiffe Alltar Tuechcr.
Zwen fchlecht Schalaun.
Zwen fchlechte Furhenng von gedruckhtcn Farben
In der Fad Stuben .
Ain kupfrener Ofen mit ainem Kefll dar Inn Zwen
grofs Kupfren Wafferkefll mit Orcn oder I lanndthaben.
Im khlainen Stuhl.
Ain Eifenftanng mit Zwaien Arm Eifen vnd ainem
Marchfchlofs.
Zwai Par Payon mit Eifenftanngen vnd ainem
Marchfchlofs.
Zwai Arm Eifen an ainer kurczen Ketten.
Ain Halfs Eifen mit ainer Lanngen Ketten vnd
grofsen Marchfchlofs.
Ain Ainlicz Armeifen.
Zum anndcrn vollgt Hernach zvas für Vartius vnd
anndcrs auffer vnd vber das AUt Innventuari in dem
Schlofs Ombras befunden worden ift.
Erßlich was in der CappelL n aiif dem Schlofs
Ombras vorhannden. Vber das fo in der allten Inven-
tuari fteet. vnd die Herrn Gerhaben Vermainen den
Erben Zuegehörig fein.
Ain Meffmger Henngleichter darauf fiinf Liechter
mit der Schurffen Wappen.
Zween Meffmge Alltar Leuchter mit der Schurffen
vnd Pambgarttner Wappen. ^
Ain guldens Meffgwanndt mit grawem Samat
gemuflert mit ainöm gülden Creucz, vnd mit ainem
geflickhten Saluator, fambt feiner Zuegehör.
Ain Praun Damasden Meffgewanndt mit ainem
gülden Creucz vnd aller Zuegehör.
Ain allts Attlefens Meffgewanndt mit feiner Zuege-
Imrung aul'ferhalb der Stoll, das Meffgewanndt mit
dem offterrcichifchen vnd Sechfifchen Schildt.
Ain Praun Damasdens Corpora! mit ainem gülden
Namen Ihs.
' Die (ieniahliii des Sigiiiuitd Spreng, der bis 1510 im Lchnbefuzc von
Ambras war. Hier dürfte Lienz im oberen Drauthal gemeint fein.
- Derfelbc ftammtc muthmafslirh aus dem Hcfit/c dcsKammcr-Prafidentcn
zu Inn.sbruck Wilhelm I. von SchurlTdcr zur Gemahlin \'eronica Johanna von
Paumgartncr zu Stubenberj; hatte. Sie war eine Tochter der Elifabeth Soyerin
von Soya. Wilhelm war der erflgeborene Sohn Chriftof's von Scliurff mit
Benigna Ulrichs von Kapfenftcin und der Barbara von Kainach Tochter.
Ain .Alltar Stain.
In ainer Eifnen l'uchfen fo an ainer Ketten am
Alltar hanngt ifl befunnden worden i gld. 44 kr.
IJifs gellt hab Ich Vfchall Pawmaiftcr Zuhannden
genommen.
Auf dem hindern Sollcr.
.Ain Topplte Fueflruchen.
In. der Stuben mit dem Stainen Pfeiler.
Ain Tifch mit ainem Fladeren Platt.
Ain Gioff Cafllen Innwenndig ver Zyniull mit
ainer Zinen Aichl.
Ain Gutfclien liinnder dem Ofen ainerlai Arbait.
Im Viulcrfchlagnen Schreib Stübl ain Schreib-
Cafllen mit Schubladen, gehört in die Stuben.
In der Camer aus der Stuben.
Zwai Pedtftatt mit halben Himln.
Ain dopplte vnd ain Ainfache Fueftruchl.
In der anndern Camer daran.
Ain fchöner groffer Cafflen zu dem Gewanndt.
/;/ der vordem Stuben an der Kuchl.
Ain Tifch mit ainem feuchten Platt.
Ain Gutfchen Pett mit Zwai Schubladen.
Ain angefchlagens Schreibftübl mit aincm Gatter.
(Notiz: Ift im Paw ab wekh broch.)
Im Vorhaus der Kuchen und Stuben.
Ain grofser Speif Cafften.
Acht Lidrin Feurkübl. (Notiz: Vier vorhannden.)
In der Kuchen vor dem Ofen ain Eifen Thiirl.
(Notiz: Ift verarbait.)
In der Wanndt ain liulczens Cäfftl. (Notiz: Ift
aufsbroch.)
In der Phaffen Camer.
Ain lannggelete hohe Tafi.
Zwen feuchten Tifch.
Zwai Pedtftatt mit halben llimeln.
Zwai dopplte P'ueftruhen.
Ain groffe Gwanndt Truechen.
(Notiz: hat man f. Abbruchen.)
In der Harnifch Camer.
Zwen grofs Cafften.
In der Spiefs Camer Vnder dem Dach.
Siben Zehen Lanndtfknechtfpiefs.
Zwen Friaul Spiefs.'^
Vier Schafflin.*
Ain Schweinfpiefs.
Acht Hellen Parten.
Zwelff Halb Haggen mit Neun Kuglmödl.
Neun groffe Pulferflafchen. (Notiz: Sein nur 5 mer
vorhannden gewelT:.)
Sechs klaine Flafchl zum Zinndt Pulfcr. (Notiz:
Sein nur 2 vorhannden gcwefi:.)
Neun Eifnen Dopplhaggen.
Ain Hulczens Gfafs mit drey klainen Puchfen Rurl.
.\in Mefl'inge Puchs mit ainem Schafft.
In ainem Pannczl vngeuerlich xx l'hundt Pulfer
* Sogenannte Kunkas (Ronsards).
' Wurffpiefse.
XXXII
In der übern Stuben neben des Saals.
Aiii Tifch mit einem feuchten Platt.
In der Cavier aus der Stuben.
Ain fchöner Efchener Tifch mit aincm Vber Platt.
Ain allte Miml Pedtftatt.
Ain Kür Pannkh.
Auf dein Saal.
Ain lannge Schiefftafl vnd xv. Eifnen vnd Mcllinge
Schicfs Stain.
Im Haus vor der Capp eilen.
Ain Kifnens Serpenntindl mit feinem Gfafs Vnnd
Zwaien Redern. '
Ain Tifch mit aincm feuchten Platt.
Was für Khiirn verhannden iß.
In der Obern Stuben.
Drcu gcfafrte Rehkhurn.
Inn Schreib Stiibl daran.
Drey gefaffte Rehkhurn.
Neun Gämbfhörnndler.
Ain Par eingefaffle Gämbfliornndlcr mit l'ildcrn
(Notiz: 2 par vorhanndcn.)
Im Kalten Stiibl.
Ain Rehkhurn mit aincm Pild.
Im obern Stiibl.
Ain eingefaffts Rehkhurn.
In der mittern Stuben.
Zwai gcfafrte Ilirfchkhurn mit Kopffcn.
Ain Rehkhurn mit aincm kupfl.
hn klilainen Salel.
Zwai Rehkhurn.
Zwai halbe Hirfch Gcftcmm.
Auf dem Saal.
Zwainczig gefafflc Ilirfchkhurn.
Drew gefaffle cllcm kirn. (Andere Schrift).
Drey gefafftc Stain Pöckh Khiirn.
Ain Aindlicz gefaffle Stain Pockh Kliürn.
Ain gcfafftr Denndl Khurn.
In Kaifer Maximilians Zimer.
Vier gefaßte Ilirfchkhurn.
Ain gefafrts Dcndl Khurn.
Zwai gefaffle .Stain Pockh Khurn,
P'ünf gefaffle Rehkhurn.
In der Vnndern Stuben.
Vier gefaffle Ilirfchkhurn.
Drey Stain Pockh Khiirn.
Zwai gefaffte Rehkhurn.
/;/ der Phaffcn Camer.
Ain blofs Schwarcz Samatens Mcffgwaniuit mit
Rolt weifs vnd gruenem Pliiembwerch.
' Serpcntinelle, Halbrchlangc.
Zwai Ledige Seidene gellickhte Creucz auf Mcff-
gwanndt.
Mer Seidene Leifflen mit guld Strichen vnd feiden
Frannfen.
Ain Corporal von VUmer Goldt.
Vnd ain new.s gwiirckht.s AUtarTucch mit Leifflen
von allerlay Karben.
In Sännet Georgen Capell zu Ombras.
Errtlich ain Silbrin vergulter kelch , darauf S.
Georgen Pildnus, \nd ain Ofllerrcichifchs Scliilltl mit
fambt ainer Pateen, fo durch Conraten Scifciihofer,
Kaifer Maximilians Rufllmaillcr Anno 1514. Zu der
Cappell gefchennkhtmit fambt einer Corporal Dafchen,
\on guldem Tuech in Rott gemufierten Samat fambt
ainem Corporal Tuech. *
Ain allt.s Pergamenens Meffpuech,
Ain Pappierns Meffpuech.
Ain Praun Zenndlene Corporal Dafchen mit
fambt ainem Corporal.
Ain allts Plaws .Schamlottcns Meffgwanndt mit
ainem gellickten Creucz fambt aller Zuegehur.
Ain weifs allts Leinwatens Meffgwanndt mit aincm
Praun Zenndlen Creuz fambt aller Zuegehur.
Ain allts Rott Zenndlens Meffgwanndt mit ainem
geflickhtcn Creucz fambt feiner Zucgehör.
Ain allts Rott Arrefens Meffgewanndt.
Zwai Allte Vbrige Allen. (Alben.)
Ain allts Meffgwanndt von Praunem Räfs.
Zwai Cannczl Tücchcr mit Plawcn Leifflen.
Ain allts weifs Alltar Tuech mit fchlechten
Plawen Leifllen.
Ain Allts weifs Alltar Tuech mit weiffcr Arbait.
Sechs allte weilTc Alltar Tucchcr mit Plawen
Leifften vnd annder Weiffer Arbait.
Zwai fonnftanndere Leinwatene Alltar Tuecher
Zwai Opfer Kaenndelen.
Vier Meffmge Alltar Leuchter.
Ain P'ifcncr Leuchter.
Ain Mcffmges Rauchfafs.
Ain Kirchfan von Rott vnd weiffer Seiden mit
Sann6l Georgen an der Stanngcn ain gcfchnittcn
Crucifix.
Drey Alltar Tuecher mit Plawen Leifflen vnd
P'rannfen.
Zway Alltar Tuecher das ain mit Plawen Leifflen
das annder fonnfl aufgcnat mit Gelber Seiden.
Zway Rotte Lannge Kerczen Stacngel.
In der Sacriltcy ain Tifch \'nd ain allter Cafflen.
Ain khlains Pappiercns Gfanng Püechl.
Ain Ilulczen Puldpredt.
Ain allt Kupfrcne Amppl.
Ain Leuchter Stuell.
Was für Guetter Zum Schlofs Ombras gehörig fein.
Erfllich der Paumbgarten vnndcr dem Schlofs
wie Er mit Zaun vmbfangen ilt. fambt feinem Anllofs
vnnd Coherennczcn gegen Morgen an das Wcintal.
gegen Mittag an Claus Maurers l-jbcn. abenthalben
an gemainen Weg Zum Schlofs.
- Conrad Seufcnhofcr erfchciiit zucrft 1502, wird 1504 UofPIattncr
Kailcr Maximilians I., erbaute 1506 die Innsbrucker HoM'l;iltnerci (An der
Stelle des jetzigen Landhaufcs) und darb 1518. Zur Zeit der Hiliciikung des
Kelches war Ambras walirfchtinlich nocb im Lehenlielitze Wilhelms I. Sthurff
von Schönwcn. Vidc Dr. Schonherr: Kin Harnifeh E. H. Ferdinand» von ryroi
in der Ambrafcr Sammlung. .Mittheilun^en der k k. Ccntral-Commiffion 1880.
XXXIIl
Itcin mcr das Wein tili dartUirch dcrWciiipacIiL^ect.
Zu baidcn feilten mit Hole/. Wenn vnd Waid, gcyen
Morg bis an die Wifen hinauf, gegen Mittag an der
von Alrafs Guetter Hoffend abenthalben an Virich
Maurers zu Ailras Wifen. Vnd an Claus Maurers zu
ünibras l'"rben Wifen.
Mer ain Stuckh genannt der Krauttgarten mit
fambt ainem klainen Wifl floft Morgenhaiher an
gemainen Weg. Mittag an Caf])ar Lehners zu Ümbras
Wifens abenthalben an Claus Maurers ICrben. gegen
Mittnacht an Stadl. Zum Schlofs gehörig.
Mer den Stadl vnd Stallung Vnnder dem Schlofs
gelegen, flofft Morgenhalben vnd Mittagvvercz an den
gemainen Weg.
Mer ain Stuckh genannt tlas Burckhfeldt mit Zaun
vmbfangen ligt zu Mad vnd Ackher dar. Inn ligt ain
khlains Weyerl. Vnd nechll beim Stadl Vucppenhaufs(?)
lloft Morgenhalben an Hurckhgraben Mittaghalben
an die geniain Gaffen abenthalben an ICfchpach gegen
Mitternacht an Blafy Marekh vnd Leonhart Fuchfen.
Mer ain khlains Anngerle im Burckhgraben vnnder
dem Schlofs. Wie es mit Zaun vmbfanngen ift.
Mer den Burckhgraben vnd Rain vnnder dem
Schlofs floft: Morgenhalb an das Weinthal, gegen
Mittag an das Schlofs, abenthalben an das Burckhfeldt
Mittnacht an Leonhart Fuchfen Stuckh.
Item ain Stuckh genannt das Grennfpeldt fo Erfl.
von des Schurffen Erben herzuekhaufft foll werden, wie
es mit Zaun vmbfanngen ift. ftofft Morgenhalben an
Efchpach. vnd fonnft allenthalben in den Pafchperg.
Das zu Warren Vrkhundt find zwo gleichlautende
Inucntuari vnnder obgemelter Hannfen Schaubers.
Paulfen Vfchall vnd Andreen Kreners aignen Turge-
druckhten l'edtfchier verfettigt. ains auf die Tirolifch
Camer vnd die annder vorgedachten Herrn Schurf-
fifchen Vormundern vnd Gerhaben Zuegeftellt vnd
vberantwurt worden.''
Drei kleine Infiegel auf Papier mit eingefiegeltem
Spagat.
Wie in dem Documente deutlich bemerkt ift,
wurde zur Grundlage des mobilen Lehenbefitzes das
Inventar des Schloffes vom Jahre 1510 genommen,
welches bei Gelegenheit verfafst wurde, als Wilhelm I.
Schurff das Lehen von Sigmund Spreng gegen einen
Pfandfchilling von 2000 Gulden ablöfte.
Der neue Befitzer des Lehens, Wilhelm I. .Schurff
von Schönwert, war Kammer-Präfident in Innsbruck.
Nach feinem Tode übernahm dasfelbe deffen ältefter
Sohn Wilhelm II. Schurff von Schönwert und Maria-
ftein, Kaif Rath und Pfleger zu Rattenberg und
Ambras; Wilhelm IL hatte zur Gemahlin Anna Khunin
von Belafio und Lichtenberg. Er ftarb 1556, das Lehen
aber ging nicht auf delTen Sohn, fondern auf deffen
jüngeren Bruder Georg über. Letzterer war mit
Eleonora von Heudorf vermählt und aus diefer Ehe
ftammten fünf Kinder: Anna Elifabeth, fpäter mit
Chriitof von Conzin vermählt t 1614, Eleonora, Paul,
Wilhelm III., fpäter Erzherzoglicher Truchfefs und
Johann. Diefe waren nach dem 1563 erfolgten Tode
Georgs die in dem Documente erwähnten Erben des
Schloffes, für welche die Gerhaben den Beütz abtraten.
Von den Bevollmächtigten des Erzherzogs Fer-
dinand bei diefer Uebernahme ift Hanns Schauber zu
erwähnen. ErwarTyrolifcher Kammermeifter und Erz-
VII. N F.
herzoglicher Rath, 1558 — -1567 auch Pfandinhaber der
Muhlbacher Klaufe. Er war vermahlt mit Margaretha,
der Tochter des oberften Kanzlei- Verwalters und
Kellers von Meran, Hanns Aichhorn und ftarb ca. 1574.
Von den Vormündern der Kinder Georgs von
.Schurff war der erfte, Balthafar Schegg, ein naher
Freund des Verftorbenen; der zweite, Hanns Franz
von Wähingen, war Pfandinhaber der Herrfchaft Lau-
deck und Herr des Schloffes Sigmundsried, Rath und
Regent zu Innsbruck. Er war in erfter P'.he mit Magda-
lena Schurff, einer idteren Schwefter (jeorgs f 1550,
in zweiter mit Maria von Neudek vermählt. Wähingen
ftarb, da deffen Sohn Leopold vor ihm aus dem
Leben gefchieden war, als der letzte feines Gefchlech-
tes ca. 1578. .Seine zweite Gemahlin überlebte ihn uni.1
war dann mit Melchior von Seitenhofen verehelicht ;
fie ftarb 1602.
Es genügt ein überfichtlichcr Blick auf das vor-
liegende Inventar, um fich zu überzeugen, dafs der
Beftand an P'ahrniffen im Schlöffe ein ganz unbeträcht-
licher war. Er befchrnnkte fich lediglich auf wenige
einfache Mobilien, die meiften aus weichem (Fichten-)
Holze; eine keineswegs koftbare und reiche Capellen-
Einrichtung, wenn wir einige Stücke ausnehmen, die
anfcheinend mehrWerth befitzen mochten; einen ganz
unbedeutenden , kaum die momentane Sicherheit
bezweckenden Vorrath an Waffen und Munition, end-
lich eine Anzahl von Geweihen, die mehr Gegenftände
der Erinnerung als folche des Werthes darftellcn. Was
den hier verzeichneten Vorrath an Waffen betrifft, fo
fteht er in gewaltigem Contrafte zu der herrlichen
Waffenfammlung des Erzherzogs, welche neunzehn
Jahre fpäter im Schlöffe aufgeftellt war, wovon uns
ein Inventar-Bruchftück vom Jahre 1583 ' genügende
und unwiderlegliche Auffchlüfl'e gibt.
Das Areale des Lehens war gleichfalls ein nicht
bedeutendes zu nennen, letzteres befafs weder Grund-
holden, noch irgend andere Wohnfitze mehr in feinem
kleinen Bereiche. Der Rang einer Probftei, der auf der
Capelle zu St. Georg beruhte, als fich noch die Ober-
herrlichkeit von Ambras über die Gemeinden von Dorf
Ambras, Ellbogen und Altrans erftreckte, war nur
mehr als eine hiftorifche Plrinnerung an eine frühere
Zeit zu betrachten. Das Schlofs felbft nahm nur den
Raum des jetzigen Hochfchloffes ein, und felbft diefes
wurde durch Erzherzog Ferdinand bedeutend ver-
fchönert und erhöht, fo dafs von dem alten Baue nur
mehr die unteren Mauern übrig find. Die fammtlichen
Bauten des Aufsenfchloffes find Werke des Erzher-
zogs. *
Was den Grundbefitz betrifft, fo ift derfelbe,
foweit fich urtheilen läfst, in der Gegenwart nur um
weniges geringer. Noch ift der Baumgarten, das Wein-
thal, der Krautgarten, der Burggraben zum Schlöffe
gehörig. Das Burgfeld fcheint jener Grund gewefen zu
fein, innerhalb welchem fich ein ziemlich grofser Teich
ausbreitete, der nun feit mehr als 20 Jahren ausge-
trocknet, der Cultur wiedergegeben ift. Es gehört
nicht mehr zum Befitze, ebenfowenig wie das Gränz-
feld, mit w^elchem Namen wahrfcheinlich jene waldige
' K. k. Hof-RililiotIu:k. S. Climnl. Infi. H.aiulfcliriftcn I. p. 455. Nr. 7954.
■ Erzherzog Fcrdinami lieg.Tnn unmillelbar iL-ich der Uebernahme des
Schloffes die uinfaffeiidcn Verfchönerungs-Baiiten, und zwar zunachft am Hoch-
Schloffe. Ober der Thür eines Gemaches im 3. Stockwerke finden wir die
Jahreszahl 1566. in welchem Jahre der Umbau des Hoch -Schloffes im Grofsen
und Ganzen vollendet worden fein dürfte.
XXXIV
Strecke bezeichnet wurde, auf welchem lieh der noch
heute fo benannte Tummelplatz fich befindet.
Die Hefitzung kam in ihrer Ausdehnun-,' und ihrer
Lehensherrfchaft zwar auf ein Minimum reducirt in die
Hände des Lehensherrn zurück; diefer aber verftand
es durch geniale Erweiterung der Baulichkeiten und
Anhäufung von herrlichen Schätzen in ihrem Innern
einen kleinen Befitz zu einer Bedeutung zu bringen,
die unter den Zcitgenoffen wie unter den Epigonen
allenthalben bewundernden Ausdruck gefunden hat.
Wir können diefen Auffatz nicht fchliefsen, ohne
die Bemerkung anzufügen, dafs wo immer wir der
Thatigkeit des Erzherzogs Ferdinand begegnen, wir
deffen grofsartig angelegten Gcirt, die originale eigen-
geartete Lebensauffaffung bewundern muffen, die ihn
auf der Höhe feiner Epoche fchreiten liefs. Hier ill ein
negativer Beweis geliefert, dafs feine wunderbare
Schöpfung, die Sammlung im Schlöffe Ambras, fein ur-
eigenes Werk irt ; von allen in dem gegebenen In-
\entare angeführten Gegenilanden finden wir nichts
ahnliches mehr in dem Inventare von 1596. Damit ifl:
dargethan, dafs die Sammlung volllländig und von
Grund aus von dem Erzherzoge neu gefchafifen
worden ift.
Zur Gefchichte der Schatz-, Kunft- und Rüftkammer in der
k. k. Burg zu Grätz.
Von Jofeph VVafller.
VI.
Nachftehend laffen wir nun das Inventar II,
welches unmittelbar vor Auflofung der Sammlung ver-
fafst wurde, folgen:
Inventarium Nr. 2.
jF^^glLLER in der K. K. Burg zu Gratz nach den
^^VJ ^orhinnigen Inventario in der fogcnannten
Mm^M Schatz- und Kunft- Kammer befindlich ge-
weften und real vorgefundenen K. K. Effecten worüber
im April. und May 1765 die genaue Revifion und refpec-
tive übergab bewerkftelliget worden.
Zunächft kommen alle jene Gegenftände des
Inventares Nr. i, welche dort mit einem * bezeichnet
erfcheincn. '
An kirchlichen Gegenrtanden finden fich: 31 Anti-
pendien, 5 Cafulen, i Vefpermantel, 2 Levitenrocke,
8 Chorröcke, 4 Palerl, 20 Corporaltafchen, 20 Cor-
porale, 4 Ciborienmantel, 68 Kelchtüchl, "JJ Handtüchl,
2 türkifche Tüchl, 5 Vela, 24 Teppiche, 56 Altar-
tücher, 17 Prieftergürtl, 19 Humerale etc.
Ferner 4 grofse und 11 kleine türkifche Teppiche,
dann mehrere „ Strich" Taffet, Spitzen und andere Stoffe.
An Majolicagefchirr: 30 Dutzend und 213 Stücke;
an Porzellan 7 Stück; Buccarigefchirr 126 Stück;
Schwarzes Glas 217 Stück; Weifses Glas 41 Stück;
Alabafterfchale i Stück.
Hiezu kommen die eigentlichen nova:
Ein filbernes und übergoldtes Gebetbüchl mit ge-
fchmelzter Arbeit.
Ein goldenes Büchfsl mit dem oftr. Wappen, deffen
Deckel um und um befchnittcn worden.
Item ein Täferlein in fchwartzen Holtz gefaft allwo
unfer liebe Frau de Ant. und herum die aldort
befchehene Mirakuln auf Elfenbein geriffcn.
Item 2 Täferl von Ebenholtz gefaft und mit Silber
gezieret alwo in einem St. Margaretha, in dem andren
St. Hieronimus auf Kupfer gemahlen.
* Die Bezeichnung der Gegenftände ift im Inventar n faft durchgangig mit
denfclben Worten, wie in 1. Nur bei den ..indianifchcn" Sachen ift in II haufic
eine andere Benennung, fo dafs man die Identität allerdings vermuthen, aber
nicht verbürgen kann, daher in diefem Falle der * ausgelalTcn vkiirdc.
Item ein Tafel von Ebenholtz, worinnen St. Bar-
bara mit einem Engel in .Silber gegofsen.
Item ein kleines i'ortatile, in einen rotli lucheiien
Sack, um und um mit Silber eingefaft mit der bildnufs
Chrifti.
Ein grofses Crucifix von l'llfenbein ungefaft, aber
fehr fchon gefchnitten.
Item ein Silber und vergoldte Mathematifche Kugel
Item zwei Poftamentl von Ebenholtz mit Silber
Art, einerfeits Chriftus anderfeits Maria von Silber.
Ein Tafel in Ziervergoldtenfchlechten Holtz gefaft,
alwo die Bruft Bildnus unferer Lieben Frauen auf
Kupfer gemahlen.
Eine fchöne koftbare Tafel von lauter guten
Steinen, alwo in der Mitte das Ganfs Spiel, rechter
Hand das Damen Spiel fammt 32 roth und Gelben
.Steinen, worunter ein gelber zerbrochen, famt 17 kleinen
Steinen in Form eines Würfll.
Ein Bild in ziervergoklter Rahm, die Grablegung
Chrifti reprafentirend.
Ein Frauen Bild mit dem Jefus Kindlcin auf Holtz
gemahlt, in einer ziervergoldten KahniLMi.
Ein Bild auf Kupfer gemahlen mit dem Titul
Militia eft vita hominis super terram.
Ein klein fchwartz fammtnes NahKufs, um und um
mit Silber befchlagen, mit einem filbern Gefperl, mit
rothem Attlafs gefüttert.
Ein kleines Trüchl von roth und weifen Mar-
morftein , in vergoldten Mcffing gefaft , ift gantz
fchadhafft.
Ein kleines Trüchl von fchwartzen Holz, ohne
Deckel mit Silber beschlagen, hierauf ftehet ein Futteral.
Ein groffes Tariffi Kreutz.
Ein groffer Strich von glänzender Arbeit anbeyden
Orten Landfcliaftl in der Mitte Fortitudo entworffen
von Silber, Gold und Attlafs Seiden. Sechzehn grofser
und kleinere Bkitter, worauf von Gold, Silber und ge-
färbter Seiden theils auf Dün Tuch, theils auf Sinawaff*
geftickt imd genahet.''
- Sinaw.iff, ein Scidenftoff, f. .SchmcUcr.
^ offenbar die Rcfte der im Inventar 1 vorkommenden Piachlftickerclen.
XXXV
Kin Stuck \oii Sitticli grünen Do[)i)cl Taffut uber
uiul über mit HHimlein von Gold und Silber und
ijcnahter Seide tjczieret, an jeden Eck eine Kayfl. Cron
geflickt mit Sittich grünen einfachen Taffet gefüttert
und mit goldenen Spit/en eingefaft.
lün längliches Stuck \on wcifscn Taffet. worauf von
Indianifclier Arbeit Ihicre und ]?lumen\verk, von unter-
fchiedlich gefärbter Seiden genahet, mit Gold unterle-
get, mit grün und einfachen Taffet gefüttert, und mit
Leonl.(?) Goldenen Spitzen umfangen, \i\ etwas fleckigt.
Eine roth fametenc Chabraquc, mit Gold und
Silber reich geftuckt, mit goldenen langen Franfen um-
fangen und mit blauer Leinwand gefüttert.
AUerhandt vergoldete Haubt- und Cammcrherrcn
Schlüfsel, worunter einer fo vergoldt zu der (irufft zu
Seggau gehörig 'ü\.
Ein kleines Narren Rockl für eine Meer Katz von
rothen Sammet über und über mit filbernen Schnürlein
\erbramt, auf dem Köpfl mit 3 filbernen Schellerln
befctzt.
In einem Verfchlag untcrfchieiUiche Bet Bücher
deren in allen grofs und kleine 16 unter welchen 6 mit
Silber befchlagen, um und um, die andern aber fchlechter
befchlagen feynd.
Ein Manns l'erfon von Holtz, fo von allen Gliedern
zu biegen.
In einem Eutteral ein Altar von altvatterlichen
(iefchichten.
Ein perfpeftivc mit filbern I'lattln
Ein klein fchadhaft Bild unfer liebe Frau auf Elffen-
bein.
Ein grofser Englifcher Grufs auf Kupfer gemahlen.
Ein klein Englifcher Grufs auch auf Kupfer gem.
Sieben öfterr. und Chur Bayer Wappen mit Silber
Gold und Seiden geflickt.
Eine Tafel in fchwartz ziervergoldten Holtz gefaft,
ahvo S. Joannes Baptifta demVolk in derWüfte predigt.
Eine kleinere dto. in fchwarz ziervergoldten Holtz,
alwo der heil. Anton in der Wüll:e von vielen bofen
Geiftern gequält wird.
Ein ungefafles Bruftbild einer alten Frauen.
Ein dto. einer Frauen, fo am Halfs die Perlen
herunter hangen.
Ein luigefaftes Bruft Stuck eines jungen Prinzens,
mit dem Orden Sti. Spiritus.
Sechfs blind gefafle Contrafait fürlll. Perfonen.
Zwey gleiche Taferl in ziervergoldten Rahmen
auf Iloltzgemahlen die Gefängnufs Chrifti, und deffen
Gebet an dem Oehlberg reprefentirend.
Ein kleines Taferl in ziervergoldten Holtz gefaft,
die Land Charten der gantzen Welt repräfentirend,
woriiber ein Glafs.
Ein Contrafait einer groffcn h'orcllen auf Pappier-
illuminirt.
Eine mittere Tafel in fchwartzen Holtz gefall;,
alwo ein gewifses Gebet zu Gott den Vatter, für Fer-
dinando 2''° in Stein gefchnitten, und vergoldt an den
vier Ecken, mit 4 Adlern von Bley gezieret, deren
einer vorhanden.
Ein Kupfer Stich als ein Brüll Bild von Ferdi-
nande 1""° auf weifsen Pergament.
Zwey Geftell, worauf ein Werk von Mefsing und
Eifen, goldene Pfenning zu machen, fammt einen
Trüchl mit einer Winden.
K\n fchlafendes Knabl von Alabafter.
Ein ungefaftes Taferl worauf ein Contrafait einer
Wurtzen.
Eine kleine Taza von Elffenbcin.
lün weifserHund auf einen fchwartzen Poftament,
und roth fammctncn Küfsen, fo fchadhafft.
lün Vogel auf einen Braun runden Deckel.
Ein ablanges Taferl worauf 2 Meerkatzen ge-
mahlen.
Ein kleiner Schild mit Figuren von grünen Stein,
fo fchadhafft.
Ein bleyerner Auffatz zu einer Waffer Kunft.
Ein Stuck wie ein Meffer, aber von Leder, deffen
Handhab von gefchnittenen Bein, derzwifchen ver-
goldt, woran eine Schnur von roth und grüner Seiden.
Zwey paar Türk. Popotfchen von gelben Leder.
Ein paar Türk. Zifchma von gelben Leder.
Ein chinefifches groffes Schild von grünen Steinen.
Ein hoher Keffel von Blech, worin die Türk
Frauen ihr naffes Baad Gewand legen, mit einen roth
fammetnen von Gold gedruckten Ueberzug, dabey
auch eine Büchfen famt Deckel und Schaalen.
Zwei Samblach, oder lederne Trinck Gefchirr,
deren einer von fchwartzen Samet, und einer mit einer
weifs-roth feidenen Schnur.
In einem fchlechten Verfchlagl, unterfchiedliche
Kirchenfenfter.
Eine oblonge Tafel in ziervergoldten Holtz gefaft,
die Geburt Mariae auf Holtz gemahlen.
Ein unbekanntes Contrafait eines Cardinales.
Ein Contrafait des Fürflen Emanuelis vonSavoyen,
Lebensgrofs , in halben Harnifch und Schweitzer-
Hofen.
Sechfs Bruft - Contrafait von unterfchiedlichen
Kayfern aus dem Haufs von Oefterreich, in fchwartz
ziervergoldten Holz gefaft.
Ein übergoldter Hammer, worauf die jahrzahl 1611.
Ein Taferl in braun Holtz gefaft, alwo das Haubt
unfers Heylandes mit Dornern gecrönet, fchön
gemahlen.
Auf einem runden Blatt eine Jagd von Thieren
und Hunden, fo vermuthlich zu einer Uhr gehört.
lün kleines Contrafait in einer runden hölzernen
Capfsl, eines unbekanndten Furftens, ift fchadhafft.
F:in Künllliche Bildnus eines Pabften, von Wax
pofn-t in völliger Statur auf denen Wolcken fitzend, von
blauen Taffet gekleidet, famt einer übergoldten Cron
auf den Haubt, mit etwas guten Perlen gezieret, dafs
Bildnufs ift an der rechten Hand etwas fchadhafft.
Ein antiquarifch Bild, in einer gantz goldnen
Rahm , alwo unfre liebe Frau, blau gekleidet , vor
einen Bett kniet, obenher der heil. Jofeph das Kind
haltet, neben denen Apofteln auf Holtz gemahlen.
Eine mittere Tafel in braun Holz gefaft, alwo
unfer liebe Frau mit dem Kindl famt denen heil.
3 Königen gemahlen und mit einen rothen Fürhangl
von doppel Taffet bedecket gewefen, fo abgängig.
Ein Bildnus unferes Heylands mit einem Buch
altvätterifch gemahlen.
Ein Bildnus unferer lieben Frau auf griechifche
Art gemahlen.
Eine eifene Orgel.
Ein kleiner Tifch in deffen Schublad liegen 95 grofs
und kleine Kupfer worauf unterfchiedliche Sachen
XXXVI
geftochen, davon aber 3 auf den Tifch liefen, weilen
fie in der Schublade nicht Platz haben.
Zu diefcn Gegenllanden kommt dann noch eine
nicht unbeträchtliche Zahl von unbedeutenden Dingen
wie: Wiegen mit Kiffen und Matrazen für gefchnitzte
Chriflkinder, Kalender, Maskenkleider, Beutel, P^ftons
und künrtliche IMumen aus Kaferfliigel etc., Feld- und
andere Sefl'el, Perücken und Zöpfe, Schuhe, Schnüre
und Quaflen, Truhen mit Schriften, Kupferllichen und
Kleidungsrtücken Laternen, 2 „Schauerfl:eine"(Meteor-
rteine.-\ 2 „fchmeckende Kalbfell^, 9,.Pilliard Stecken",
1 ^Bufchen Rohrl, vermuthlich zum Taback rauchen'%
endlich fogar: .ein falva venia Nacht Gefchier''.
Vergleicht man die Inventarien I und II mit ein-
ander, fo fleht man die Veränderung, welche fich im
Laufe von 97 Jahren an der Sammlung vollzog. Ganz
verfchwunden , wahrfcheinlich durch Uebertragung
nach Wien, find die zwei filbernen Antipendicn,
fämmtliche Reliquien-Käftchen, dann die Uhren, mathe-
matifchen Inllrumente und Sonnenuhren. Sehr redu-
cirt die Elfenbeinarbeiten , die türkifchen Teppiche,
des Porzellan (von 372 auf 7 Stück) und das Majoiica-
und Glasgefchirr; auch von den 1280 Ellen kollbarer
Stoffe haben fich nur wenige „Strich- erhalten. Am
meiften unverändert blieb das Inventar der Gemälde,
mit Ausnahme der Küchenllücke und Stillleben des
Schloffes Carlau. Der Zuwachs fcheint mit wenig Aus-
nahmen von geringem künfHerifchen Werth, fowie
überhaupt das Inventar II gegen I dadurch abflicht,
dafs viel Unbedeutendes, einer Kunflkammer Unwür-
diges aufgenommen erfcheint,
Nachftehend folgt nun das Inventar III, der auf
Befehl der Kaiferin Maria Therefia nach Wien über-
führten Gegenftände.
Specification III.
Gold fo gewogen worden.
1. Ein vierekigt gefchlagenes Bild S" Antonii
Ercmitcfammt denen auf deffen fchwartzl'".benholzcncn
Rahm aufgeheftet geweften Auszierungen und einem
Ringl, welche von der Rahm famt dem Bild abgenomcn
geftrichen, gewogen, gefchätzt und wieder aufgeheftet
worden. 33'/j Ducaten.
2. Ein auf Pergament gefchriebenes mit mehrern
Miniatur-Bildern geziertes Büchl in einer ziergoldcn
und darauf gcfchmoltzenen Deke oder Einband, in
Simili. 27',j Ducaten.
Nota in dem Buchl fcynd verfchiedene Nahmen
von regierenden Herren und Fürflen eigenhändig ein-
gefchriebcn.
3. Ein rund golden gefchmolzenes Mufch-Büchfel
mit dem Oeflicrreich. Wappen und denen Buchftaben
K. R. E. Z. O. 12 Ducaten.
4. Sechfs kleine Ruperti Creutzl, fo in dem alten
Inventario alfs Mefsing angemcrket worden, eine goldene
kleine dornene Cron, zwey Flamm Scheine von dem
crftandenen Heyland, dann 2 Fafsungen von zwey
IClffenbeinern Creutzen, worauf das Leiden Chrilli mit
Figuren fo wohl alfs in Zeichnen fein gellochen, famt
7 goldene Steffteln, zufammen sVg Ducaten.
5. Zwey goldene getriebene Knöpfl. iY„ Ducaten.
6. Unterfchicdlich fchadhaffte Laubwerk, fo auf
13 Poftamenteln; von denen Statuen unfers Heylan-
des und deren 12 Apollcln, mit goldenen Stefl'teln
4 Ducaten.
7. Dre)' turkifche kleine Coffee Becherl \on Gold
und darauf gefchmoltzen, wägen famt Schmeltzwerk
19'/, Ducaten.
S. Eine kleine goldene Cronc. 2' ^ Ducaten.
9. Sechfs Papillons mit Farbe. 1' j Ducaten.
Gold fo nur heyläufig geschattet worden.
10. — 12. Eine oval unten ablängliche Agfleinene
Tazen in gold gefchmeltzten Port , worinen die
12 Apollel fehr fein und künfllich eingefafset, famt
einer Agfteinernen Giefs Kanill, worinen viel kleine
Bildl eingefetzt waren, das daran befindliche Gold, da
es ohne das Gefäfs zu verletzen, nicht hätte abge-
nommen werden können, irt: dem Geficht nach bcy-
laufig gefchätzt worden auf 100 Ducaten.
13. Eine Bethen von rother Compofition, mit
untcrgemifchten Granatcln, und gold gefchmelzten
Ringen geziert.
14 Ein Crucifix von l-lbcnholtz, worauf Chriflus
\'on Zweckholz gefchnitten, wie auch Maria Magdalena,
in dem Pollament ift ein Particul vom Creutz des H.
Apoflels Andrea. Der Schein von Magdalena ilt von
Gold, und die Nägel des Creutzes von Rubinen in
Gold gefafl, wie auch die Bluts Tropfen von Granatein
formiret, ill beylaufig gefchätzt 12 Ducaten.
Silber fo geiuogeii worden.
15. Ein klein rund vergoldt, geweftes filbernes
Wafche Beck worauf das Oefterreich. und l^ayer.
Wappen, wie auch der Nr. 160 cingefchnitten ohne
Vergoldung 2 M. 4 L.
16. Ein darzugehörig, gleichförmige Giefs Kandl,
worauf Nr. 59 cingefchnitten. i M. 7 L.
17. Ein klein filbern rundes Leuchterl mit dem
Oefterreich. und Bayer Wappen famt der Jahrzahl
1596 cingefchnitten, ift am F\ifs fchadhaft. i M.
18. Ein darzugehörig glatt oben vicreckigtc Licht-
putze. 5 L. 1 Q.
19. Ein filbern gantz vergoldte runde Oblat-
Büchfen von getriebener Arbeit 14 L.
20 Ein deto etwas kleinere 12 L.
21. Ein filbern vergoldtes Haferlein oder Salben
Tiegerl. 6 L. i Q.
22. Ein rund filbern und vergoldte Glut-Pfanne
von durchgebrochener Arbeit, i M. 9 L.
23. Zwey kleine filbern und vergoldte Altar
Leuchter von gegofsener Arbeit. 2 M.
24. Ein klein rund filbern und vergoldt gcwefter
Weich Brunn Kefsel famt ziervergolten gleichen Spreng-
Wadel, von getriebener Arbeit. 13 L.
25. Ein gröfserer, deto Weich Brunn Kefsel famt
gleichen .Spreng-Wadel, alwo inwendig die Creutzigung
Chrilli, auswendig aber ein unbekandte Wappen, mit
denen Buchftaben R. V. 2 M. 4 L.
26. Ein klein rund filbern und ziervcrgoldtes
Gefchirrl zu einen Nachtlicht famt Putzer an einen
Zettl. 10 L.
27. V.'m rund glatt filbern Tiefes Beckl, fo eben
zu einen Nachtlicht gerichtet mit dem Oefterreich.
und Bayer. Wappen. 12 L.
28. Ein filbernes Cymbal von durchbrochen und
getriebener Arbeit, wo von die 3 darin befindliche
XXXVII
Mctalltnc Sclicllcn fo in filbcnicn Sclirauhlcin eilige-
fall waren hciaus<;enoniiiicii wurden, i M
29. Min rund filbern oben zui^fefpitzt veri^oidtes
Trink Kandl von getriebener Arbeit, famt angelieff-
tcn deto Deckel, i M. 6 L.
30. I'.in klein ovales Korbl von fdberncn Drath
geflochten , famt vergoldten 4 I<"iifsln, wovon das
abgebrochene Fiifsl im Korblein befindlich. 4 L.
31. Ein völlig llark vergoldt filbernes Ciborium
auf deffcn Deckel ein Crucifi.v. 13 L.
32. Ein oval filbern gief.s ]5eck von getriebener
Arbeit. 4 M.
33. Ein darzugehorige deto Kandl. 2 M. 9 L.
34. Zwey rund abiangliche filberne Maj'- Krüge
von getriebener Arbeit. 4 M.
35. Zwey filbern und gantz Uarck vergoldtc klei
nere ileto, worinncn 2 auf Silber gefchmelzte liiifcli-
lein befindlich, alles zufammen gewogen 2 M, 6 L.
^6. Zwey kleine glatte, runde filbern, auswendig
zier- und innwendig ftark vergoldte Opfer Kandln.
14 L. 2 Q.
37. Zwey deto grofscre aus- und innwendig llarck
vergoldte, mit dem Bayer, und Lothring. Wappen.
I M. 14 L.
38. Ein filbern glattes Handleuchterl famt deto
Lichtputze an einer Ketten mit Oefterr. und Bayer.
Wappen. 10 L.
39. Ein grofs filbern Crucifi.x, worunter Maria'
Joannes und Magdalena von getriebener Arbeit. 6 M.
7 L-
40. Zwey filbern runde xAltar Leuchter, von ge-
triebener Arbeit, famt zw'ei filbern glatten Lichtputzen
wovon eine zerbrochen. 11 M. 8 L.
41. Ein klein filbern ftarck vergoldtes Crucifi.x,
famt einen oval deto Poftamentl von getriebener
Arbeit, worauf zwei kleine gegofsene Statuen, Maria
und Joannes famt einen Toden Kopf 8 L.
42. Ein filbern ftarck vergoldter, fechseckigter
Kelch von erhoben und durchbrochener Arbeit auf
alter Form, mit Rofen gezieret und mit etwelchen
ordinairen Steinern (welche eben mit gewogen worden)
verfetzet, famt deto Paten. 3 M. 10 L.
43. Eine grofse filberne Monftranzen aufThurm-
und fehr altviitterl. Art mit verfchiedenen Statuen,
Engeln und Laubwerk davon das meirtc ftarck ver-
goldet ift. So Erzherzog Carl felbß gemacht haben
falle. 15 M. 8 L.
44. Ein länglich vicrcckigt, glatt- hohes filbernes
Trügerl. 6 M. 10 L.
45. Drey filberne kleine Tellerl, drej- deto Bccherl,
4 Löfferl, 2 Mefferl, 4 Gaberl, zum Theil gantz, und
theils ziervergoldt , unter Kinder Spielwerk gehörig. 2 L.
46. Neun filberne Stuck Befchlacht zu einen
Mcfsbuch von getriebener Arbeit, famt einer darzuge-
horigen gleichförmigen Spangen in 3 Stücken be-
ftehend. 2 M. 4 L.
47. Zehen andre deto Stuck durchgebrochen
und glatt geftochen famt gleicher Spangen mit 2 Wap-
pen. 8 L.
48. Zehen ftarckh \ergoldte glatte Scheine auf
H. Statuen gehörig , davon bey der Prob 9 von
Kupfer befunden, in dem Inventario aber alle von
Silber angefetzet worden, betragt demnach der eine
von Silber, i O.
49. Ein filbern und vergoldte Statue der Mutter
Gottes fitzend, das Kindl auf der Schoofs haltend, von
getriebener Arbeit 7 L.
50. Ein Creutz, ein dornenes Cronlein, ein Speer,
ein Stangl mit Schwammen, und eine Säule, alle von
Silber und flark vergoldt. 3 L.
51. Drey gleiche filberne Bifchoft-StaabI deren
Schnirkel ftark vergoldt. 10 L.
52. Zwey kleine gleiche Spicfs, deren Raifl ver-
goldt. 3 L. 2 O.
53. Zwey llellepardl von Silber, deren i. oben und
unten ziervergoldt, von der andern aber die Stangen
gantz vergoldt und in 2 Trümmer zerbrochen vor-
findig ifl. 7 L.
54. Allerhand filbern uiulmeiflens vergoldte kleine
Zeiclien, fo die Heiligen zu führen pflegen, in 17 Stuck
bellehend, alfs 2 Buchl, i filbern Schwerdl mit eiferncr
Klinge, fo defswcgen nicht gewogen worden, i Erz.
Bifchof Creutzl, i Hirten Staabl, i Andreas Creutzl,
I kleiner Speer, i Jacobs Staab, i Sääge, i Keule,
I Lantzc, i Roft, i Palmzweig, i Wollfchlage, i Mef
ferl, 2 Petri-Schlüfseii, alles zufammen 2 M. 5 L.
55. Verfchiedene andere Kleinigkeiten, von Silber
und meiftens vergoldt, 11 Stück alfs i kleiner Fahn-
Schein wie ein Stern, fornen und hinten geftochen,
I Stangl oben umgebogen, i Schwerdl mit filberner
Scheiden, und eifernen Klingen, i Winkelhacken,
I Schreibzeug, famt filbener Feder, 5 kleine Becherl,
davon 3 mit Deckel, und i Geifsel ftark vergoldt, fo in
dem alten Inventario vor pur Gold angefetzt worden.
6 L.
56. Ein filbern Crucifix Bild, famt deto Ueber-
fchrifft und Toden Kopf, 7 Stuck Schrauben und
Stefften, an einen Ebenholtzenen Creutz famt Polla-
ment. i M. 13 L.
57. Ein fein Silbern ftarck vergoldtes Pacem fo
man unter der H. Mefse, denen Fürfll. Perfonen zu
küffen gibt, alwo in der Mitte von dem H. Schweifs
Tuch, und aufsen herum unterfchiedliche Reliquien
gefafset, von gegofsener Arbeit, auf Altar Art gezieret.
4 M. 8 L.
58. Eine filberne runde Hang-Lampen, mit 3 Ket-
teln und Deckel, ziervergoldt. i M. 2 L.
59. Ein Fahnl von Silber und ftarck vergoldt, von
einer Bildnufs der Auferftehung Chrifti. 4 L.
60. Ein filbern geftochener Griff von einen bei-
nern Ochfen Zehen 5 L.
61. Ein viereckigt niedergeftochcn, filbernes Din
ten Fafsl, famt gleicher Streu-Büchfe mit Stopfer. 10 L.
62. Ein dergleichen etwas höheres und glattes
paar ohne Stopfer. 12 L.
63. Ein filbern einfchichtig gröfser viereckigt
geftochen mit Schmeltz eingelegtes Dinten-Fafsl, famt
Deckel. 14 L.
64 Fünf Stuck filberne Infe6lcn, alfs i Frofch,
5 Eidexen, beyeinander, i Hörn Käfer, i Spinnerin,
und I May-Käfer, zufammen i M. i L.
65. Ein viereckigt etwas vergoldtes Portatilc in
guten feinen Silber um und um eingefafset, worauf die
Bildnufs S. Salvatoris mit Gothifcher Schrift, ohne
Stein gewogen 5 M.
66. Sieben filberne Löffel, dann Befchlacht von
17 Meilern fo in Silber gefafset waren, 14 Gabeln von
Silber, deren Heffte von fchwartzen Agftein, und mei-
XXXVIII
Ileus fchadhafft, find aber bcj- ilor Schazung abge-
nommen worden. 4 M. 7 L.
67. Zwei filberne kleine, runde, tiefe Waag-Scliaa-
len, famt einen filbernen Knöpfl (o am Ende der VV'aag-
Balken, welche von Stahl blau angelaufen, angehefftet
wäre, worauf die Bayerifch. Wappen auch bei der
Schazung abgenommen worden. 12 L.
68. Nota: daran waren blau und wcifs feidene
Schnur.
69. Ein grofs filbern ziervergoldte-^ Einfatz-Ge-
wicht mit gegoflen und geftochenen Figuren und
Bayrifch. Wappen. 4 M.
70. Ein deto kleineres Gewicht, i M. 14 L.
71. Zehen Stuck filbern etwas vergoldte Befchlag
von einen fchwartz fammetnen Halfsband des Erz.
Herzog Carl Hund, worunter 2 Buchilaben H. C. das
Oeflerreich. und Bayerifch. Wappen vom Halfsband
abgenommen. 12 L.
72. Vier filbern und vergoldte Figuren famt
Schnürl von einen fteinern Oehlberg. famt einen Engel
und kleinen Creutz, auch lünfafsung. 13 L.
73. Sechfs grofs und kleine viereckigt und ovale
filbern getriebene Chrift Bilder, alle mit fchwartz,
ebenhölzernen aitvatterl. Rahmen die mitBlattl dinncn
filbernen Laubwerk belegt gewefen, welches, da
es ohnehin da und dort fchadhafft und abgängig
gewefen, abgenommen, und gewogen worden; die
Bilder beliehen in 9 Stuck, alfs der H. Antonius und
H. Helena fammt 2 Trumm Fürhang, die Tauff Ciirilli,
H. Catharina, Barbara, Magdalena und Joannes Evan-
geliila. 15 L
74. Eine kleine filberne runde Streu Büchfen. fo
in einen Indian. Trügerl gelegen. 2 L. 2 Q.
75. Ein dunkel, „roth" zerrifsenes Wehr Gehang,
mit Gold eingewürcket, deffen Befchlacht von feinen
Silber und vergoldt, mit dem päpfllichen Wappen, fo
von dem Band abgenommen, und in 21 Stück beliehen,
fcheint von einem geweihten Degen zu feyn 2 M. 8 L.
y6. Zwei filbern und vergoldt mit Turcoifen be-
fetzte Einfafsungen von Paradeifs Vogel - Federn ;
wagen 9 Loth nach abrechnung der Steiner aber 8 L.
yy. Ein klein Bruft- und 2 Knir-Stück, Silber und ver-
goldt, von einem Harnifch-.Model, famt Streit, Schwerd,
und 2 Mefferl, wagt mit der Schwerd Klinge 8 L.
78 Zwei kleine filberne Waag-Schaalen. 6 L.
79. Ein filbern und üarck vergoldter Raif von
einer zerbrochen Alabaflernen Schaale. 4 L.
80. Deffen untere Einfafsung. 3 L.
81. Verfchiedene kleine fehr alte filberne Schied
Müntzen.
82. Ein filbern und vergoldtes PapflHches Crön-
lein, mit etlichen guten Perlen. 2 L.
83. Ein filbern aufsen ftarck vergoldtes Gewicht
mit Bayer. Wappen und gegofsenen P'iguren. 3 M.
84. Eine länglich fein filbern getriebene Mufchcl.
9L.
85. Ein filbern und vergoldtes kleines Winckcl-
Maafs. I Q.
86. p:in klein filbern Diamant Pfand!, ein filbernes
Geftell zu einer Probier Waag, i filbern Waag-Schaa-
lerl, famt etlichen filbern Gewichtcln zu Steinen und
Gold. 5 L.
87. Fünf filbern und vergoldte Stuck, alfs i Cos-
mographifche Welt-Kugel, i. glatte Weit-Kugcl, mit
einen Creutzl, i geflammter runder Schein mit Engels-
Kupfen, dann ein filbern Staabl von S. Joanne l^apt.
I M.
88. Ein gegoflen filbern llarck vergoldtes Polla-
mentl, mit der daran befindlichen Corallen Figur am
Gewicht. 2 L.
89. Das Erz. Herzogl. Hütl iü Silber und llarck
vergoldt, begehend in einem Bögel und Triangeln die
Kappen mit Sammet und Hermelin, fo aber nicht
gewogen und gefchiitzet worden.
90. Allerhand filbern, Theils ohne, Theils mit
Ciold überzogene Laubwerk, Blumen und Stückeln, fo
dort und da abgefallen, worunter i filberner Stefl'ten,
an einer feidenen mit Gold eingewürckten Schnur fo
nicht mit gewogen worden. 2 L. 3 O.
91. Ein Rahm wie ein Pollament, das davon und
von etlich alten unbrauchbaren Pofi:amenteln abge-
nommene Laubwerk , Raifeln , Buchilaben , Engel-
Köpfen und dergleichen. 1 M. 9 L.
92. Zwey Poftamenter mit ovalen Capfeln, und
Schnitzwerk von fchwartz Ebcnlioltz, worinnen S Sal-
wator mundi, und Maria Bikinufs \on Silber, jedes mit
4 Stuck von kleinem viereckigten Bildern von ge-
gofsener Arbeit. 6 L.
Nota: Die Pollamenter aber find über und über
mit filbern und vergoldten kleinen Laubwerk ausge-
zieret, welche, weil fie daran geblieben, nicht gewogen
noch gefchätzet worden.
93. Von drey alt heutzutage gantzlich unbrauch-
baren Mefs und 3 kleinern deto Betbüchern filberne
Befchlag und Auszierungcn fo meillens fchadhaft
waren. 2 M. 9 L.
94. Ein zerbrochen filbern Befchlag von einen
Trügerl, 2 vergoldte kleine Cronen von H. 3 Königen,
dann ein klein filbern gebrochenes vergoidt-gegofsenes
Capellerl, mit 4 Granatein gezieret, dann 2 Schellerl.
II L.
95. Verfchiedene Stückl Befchlag von fchadhafften
Irügerln, Spiegeln und dergleichen. 4 M. 10 L.
96. Silbern und vergoldte Befchlag von 5 Lantzen
Tafchen. 7 L.
97. P^ilff Stuck filberne Zwangin von unterfchiedl.
ebcnholtzernen Feil-I lefften. 2 L.
98. Allerhantl filberne mangclhaffte Laubwerk,
Steffteln, und Befchlag, von unterfchiedlichen Trü-
gerln. i M.
99. Noch an alten gefundenen Kleinigkeiten, alfs
Laubwerk, Schraubein, und dergleichen. 14 L. i Q.
Silber fo nur bcylätifig gefchätzet worden.
100. Ein von Drapdor überzogenes Kampl Futter.
mit 4 fchadhafften Kampeln, i Bart-Bürfll , dann '
Schaarl fammentlich in gefchmolzcnen feinen Silber
gefafset, dann i Spiegel in Ebenholtzenen Rahm, mit
Silber und vergoldt fchmalen Leifleln, wovon das
Silber, wegen den darin gefaflen Bein Bürflen und
Eifen nicht gewogen werden können, dem Angefleht
nach nur beylaufig gefchatzt worden, i M. 3 L.
lOi. Ein dergleichen Bürlli, wovon 2 Stuck fo
gewogen worden, in einen durchbrochenen Auffatz und
vergoldten Knöpfl, beide von Silber beliebend. 2 L.
102. Zwe)' gelb glafserne Blumen Krügl, wovon
die P'üfse Silber und vergoldt, zufammen beylaufig zu
halten aufs L.
XXXIX
I03- Eine Berg-Criflallcnc kleine ovale Taxen, in
vergolclten Silber gefaffet, und mit gefchnioizencn
Steinen geziert, ift beyliuifig gefchatztS L.
104. Zwcy Meffcrl, dann eine Sclieer, in Silber
eingefafset, find beyliuifig gefchätzt 4 L.
105. Zwey Klap Altar- Hiifcheln mit 2 filbernen
Toden Kopfein luul etwelchcn Heinern von fchlechten
Silber, beylaufig gefchätzt.
106. Zwey ovale in fchwart/. I'Lbenholtz eingefaftc
en miniatur gemahlene Bilder mit Glafs, deren jedes
auf jeder Seite ein anderes Bild hat, mit Silber um
und um eingefafset und vergoldten Laubwerk fo nicht
gewogen werden können, betragen beylaufig 10 L.
107. Zwey deto etwas kleinere mit der Creuzigung
und Aufcrftehung Chrifti, beylaufig S L.
108. Ein Altarl von gelb und weifsen Agftein
gefaffet, in der Mitte die Geburt Chrifti, an denen
2 Flügeln der Englifche Grufs, die Heinifuchung Maria,
die H. 3. Könige und die l?efchneidung Chrifti, auf
dünnen Elffenbeinern Poftamenten geftellet, fo mit
vergoldten Silber, und etwelchen Perlen geziert, welche
famt Silber beylaufig gefchätzet worden.
109. Zwei Altar Leuchter von fchwartzen Eben-
holtz, mit filbern Laubwerk gezieret, beylaufig 12 L.
HO. Zwey j\mbra-Krügel oder Vafen mit 2 Am-
bra-Bufchen, welche Vafen oben und unten mit ver-
goldten Silber befchlagen, welches im alten hiventario
vor Gold angefetzt worden, beylaufig gefchätzt 8 L.
111. Ein viereckigt Indian. Trügerl, aus- und inn-
wendig mit Silber reichlich befchlagen, beylaufig ge-
fchätzet 3 M.
112. Ein Schreib-Zeug von Oliven- und Ebenholtz,
in Form eines Buchs, worinnen ein Damen- und Tic-
Tac-Brett mit Silber eingelegt, beylaufig gefchätzt 8 L.
113. Zwey viereckigt längliche Nähe-Küfsen von
fchwartzen Sammet, mit Silber befchlagen, welches
Befchläg beylaufig gefchätzet worden 2 M.
114. Ein Indian. Trügerl mit Silber befchlagen. 4 L.
115. YJm fchwartz fammetnes Kampl-Futteral mit
vergoldten Silber befchlagen und Bayer. Wappen,
wovon I Stangl an ehien Eck abgängig, beylaufig 10 L.
ti6. Eine kleine Ducaten Waag mit filbernen
Schaalen, beylaufig gefchätzt.
117. Ein weifs beinern Hofft Hörn mit einen grün
fametnen Gehäng, woran das Befchläg von vergoldten
Silber, beylaufig gefchätzt 4 L.
All Perlen und andern Edlgeßeinen , fo gefcliätzet
7Vorden.
118. Zwey Ciborii Manterl, mit guten Zahl- und
Knopper Perlen gezieret, von gelb und weifen Attlafs.
250 fl.
119. Ein fein Leinwandencs reich mit Gold und
Farben gefticktes mit Zahl -Perlen befetztes Velum
für das Hochwürdige. lOO fl.
120. Ein blau Seiden mit Gold, Perlen und grana-
tein bcfetzte Leviten Schnur, mit 2 grofsen, dann 4
kleinern Quaften. 80 fl.
121. Ein viereckigt Altarl, auf gothifche Art, wo-
von die Einfafs- und Verzierung von Silber und ftark
vergoldt, mit etlich grofsen Perlen, und \'erfchiedencn
grün und rothen abgeftorbenen Steinlein befetzt, bey-
laufig gefchätzt 40 fl.
122. Hierüber ift ein Fürhangl von rothen Attlafs
mit vielen Perlen und abgeftorbenen Steinlein gezieret,
in fimili 40 fl.
123. S. Maria mit einem IJiamante auf der Bruft,
und S. Catharina von Zweckholtz mit Perlen und
Rubinen gezieret. 8 fl.
124. Ein Türk. mit Gold geftickt, dann Perlen und
Granaten, auch mit Silber und vergoldten Knöpfen
befetztes Frauen-Hemd. 15 fl.
Perlen und andere Edelgejieine, fo wegen ihrer geringen
BeträcJitlichkeit nicht geschätzet 'worden.
125. Zwey Bufchen oder Kräntz von Feder Kiel
mit etwelchen kleinen guten Mifs Perlen gezieret, inn-
wendig Jefus und Maria geflochten.
126. Der erftandene Heyland von Wax pofiert,
auf einen fchwartzen Poftamente, mit einen rothen
Mantel, worauf Blumen mit kleinen Perlen geftickt.
127. Ein Patterl mit kleinen Perlen und Granatein
geziert.
128. Ein Bund feidene Einlag Bändel in ein Mefs-
Buch deren Ende mit kleinen- Perlen gezieret.
129. Sechs Stuck Weih-Wadeln, davon 4 mit Gra-
natein und kleinen Perlen gezieret, und von zweyen
die Stefften Silber.
130. Ein grün Tobines Nähe Küfsl mit kleinen
Perlen geftickt.
131. Ein grün feidenes Sträufsl mit kleinen Perlen
und Granatein gezieret.
132. Zwey Blumen Bufchen von gelben Holtz-
Schaidcn, mit Gold-Faden überwunden und mit guten
kleinen Perlen gezieret.
133. Zwey grün feidene und goldene Pufchen mit
kleinen Perlen gezieret.
134. Ein deto von Frauen Glafs und kleinen Perlen.
135. Zwey Büfcheln von weifchen Blumen mit
kleinen Perlen gezieret.
136. Ein Bethen Ouaftl mit Granatein und Perlen.
137. Ein mit rothen Attlafs überzohenes Dinten
Fafsl mit etlichen kleinen Perlen gezieret.
138. Verfchiedene Stuck von Feftons und Blumen
von welfcher Arbeit mit kleinen Perlen gezieret.
139. Sechzehen Kräntz von falfch goldenen Drathl
mit kleinen Perlen und Granatein.
140. Ferner 7 deto mit Granatein ohne Perlen.
141. Ein roth Attlafs- mit Silber und goldenen Netz
überzohen- und mit kleinen Perlen gezierter Beutel.
142. Ein eifern ziervergoldtes Degen- Gefäfs mit
etlichen kleinen Perlen verfetzt.
143. Ein klein Jefus Kindl in einen klein Ebenhol-
zenen Seffel fitzend, mit etlichen kleinen Perlen
gezieret.
144. Chriftus famt denen 12 Apofteln von Zweck-
Holtz gefchnitzet, mit kleinen Perlen und Granaten
gezieret.
145. Ein Loretto Bild von Alabafter und verfilbert,
in einer P^bcnhollzenen Kahm, mit kleinen Perlen, rohen
Smaragden und Rubinen gezieret.
146. Ein klein rundes Portrait innwendig mit kleinen
Zahl- und andern Perlen und Granatcln.
147. 148. Zwey fchadhaft"te alte Altarl von Eben-
holtz und Elffenbein, mit etlichen Perlen und Reliquien
geziert.
XL
Ferner ift diefcm beygefuyt w orden :
.l/t Ambra und Bifam Saclicn. Zwey achteckigte
Vafen mit Figuren von Ambra und Bifam, mit dinnen
Hlatl-Silber, rothlich gefärbt, wegen der Schönheit der
Zeichnung und Figuren mitgefchickt. Die Figur eines
Kraxen-Tragers.
Elffenbciii. Eine länglich viereckigt mit Flffenbein
uberzohenes Doppeltes Trügl nebft Schreib -Zeug,
worinnnen 8 Stuck Schreiberey-Sachen. Ein Crucifix
mit einen fchwartz Ebenholtzenen Creutz womit das
-Miracul gefchehcn fcynfoll. ' Das Bild des gecreutzigten
lleylands, famt darzu gehörig Ebenholtzenen Creutz.
Das Jefus Kind mit der Weltkugel, auf einen Eben-
holtzenen Altarl. Ein dergleichen Kindl ohne Altarl.
Spicl-Tifche. Ein grofser viereckigter Tifch zum
Dam- undTric-Trac Spiel, mit Agat Laj). Lazuli famt
Oeflcreich. und Bayer Wappen, Fufs-Gellell und darzu
gehörigen Spiel-Steinen. Ein kleinerer Tifch von
fchwartz Ebenholtz und Elffcnbein ausgelegt, zum
Schach, und Tric-Trac Spiel.
Geißliche Saclicn. Ein rundes Agnus Dei fo l'aplT;
Pius V. der Erz-Herzogin Maria gefchickt, zu Erleich-
terung der Geburtaufzulegen.
Strohene Sacken. Zwcy Frauenzimmer Hüte. Eine
Tazen von Taffet mit Stroh überlegt. Zwcy runde
rothe dergleichen Schachteln.
Alabaßcr und Sfhild-Krötcn. Die Fortuna auf
einen Poflament. Ein Weibsbild mit einen Toden-Kopf.
Zwey Teller. Zwey Lavoir mit 2 Giefs Kandin. Eine
grofse Schüfsei von Schildkrot.
An andern Saclicn. Eine Wiegen von fchwartz
Ebenholtz mit Elffenbein famt darzugehörigen Kinder
Betten und Madrazzen. Drey Lands-Fürftl. Haubt-
und 7 Camer-Herrn Schlufsel. Vier Docken mit Uhr-
werken, wovon eine geredet haben foU. ^
Geinählde. Weltliche /ehr grofse und von inllt lerer
Grofse.
Nota: wo ein NU. flehet, die hält man vor die Schönften.
I. Der Kayfser Nero, in Lebens Gröfs zu Pferd
2. Der Kayfser Claudius, deto.
3. tiin Kayfl. Einzug bey Nacht. NB.
4. Salomon und die Königin v. Saba. NB.
5. Ein Kuchl Stück mit vielen Fruchten. NB.
6. Der Brand Troja. NB.
7. Die Bataillc von Paris.
7. Stuck.
Weltliche kleine.
1. Das Nachtmahl des Königs Balthafar auf
Holtz. NB.
2. Die 4 Jahres-Zeiten auf Holtz. NB.
3. Ein alt Teutfches Gefellfchaffts-Stuck.
4. Zwey Portrait von der P>dödifchcn Familie.
8. Stuck.
Geißl. fehr grofse und von mittlerer Grofse.
1. S. Antonius der Einfiedler. NB.
2. Schmertzhaffte Mutter.
3. S. Franciscus und S. Thercfia.
' In einer zweiten Abfchrifl diefcr Specification (lelit; ein Crucifix . . .
mit welchem der Tr.idilion nach im Krzherzog Carls Zeiten in Anfehung einer
Vcrgifftung mit Zuckiing der Fiifsc ein .Mirarul gefchehcn fein folle.
: In der zweiten Abfchrifl acht r Vier Stutlt Docken alle mit Trieb-
werken, worunter eine mit einem decken Spiel, welche der Tradition nach bei
Gelegenheit einer Execution zu Erzhcrzot Carls Zeiten mit der Obrift Ho(-
Mcillerin (geredet haben foll.
4. Das Abendmahl. NB.
5. St. Joannes Evangelilla. NB.
6. S. Joannes Baptilta in der Wullcn. NB.
7. Die H. 3 Konige. NB.
8. Der Englifche Grufs, NB. NB. von De Clcrck.
9. S. Antonius der Einfiedler.
10. Idem.
11. Die H. 3 Frauen bcym Grab Chrilli.
12. Sufanna.
13. Die Geburt Ciirilti. NB.
14. Die 12 Monathe in Bieblifcheii Hiftorien vor-
gellellet. NB.
15. Die Vermählung der H. Catharina auf Kujjfer,
NB. von Paul Vcro)tcfe, in einen Altarl mit Lap.
Lazuli und Marmor famt 2 in Marmor gemahlnen
Bildern.
16. Die Vermidilung der H. Catharina auf Kujjfer,
NB. mit einer Einfafsung von Blumen, fo Kayfser Fer-
dinandus 3. zu Franckfurth gekaufft.
17. Der Englifche Grufs auf Kupfer.
18. Die Geburt Maria auf Kupfer.
19. Eben diefes, fehr alt auf Kupfer.
20. P2ine geflochene Kupfer Blatten, worauf die
H. Clara flcrbend.
21. S. Magdalena in der Bufs, auf Kupfer. NB.
22. Chriftus mit denen Kindlcin auf Holtz. NB.
23. Unfere liebe P'rau, St. Barbara und Catharina
auf Holtz, fehr alt.
24. Unfere liebe Frau mit den nackigten Kindl,
auf Holtz, fehr alt.
25. Ein dergleichen mit dem Kindl llehend, auf
Holtz fehr alt.
26. Ein deto mit dem Kindl uiul II. Johannes.
27. Ein deto.
28. Die H. 3 Konige,
29. Der H. Franciscus Seraphicus.
30. Die H. Monica.
31. Der Englifche Grufs, beßehcnd in 2 Stücken,
fehr alt. 43 Stück.
Kleine.
Nota: Alle nachfulgeiuie lind auf Holtz und fehr uhralt.
1. Chriftus und unfer liebe Frau, 2 Stück, von
denen allerälteflen Zeiten.
2. Ein Bild mit 7 .Stuck Heiligen, auf Goki und
Indian. Art.
3. Ein dcrgl. noch älteres Stuck mit Wafchgold
belegt.
4. Zwey dergl. Stuck mit H. Figuren auf Indiani-
fche Art laquirt.
5. Die Grablegung Chriili NB. NB.
6. Unfere liebe Frau von Maria Etha! in Bayern
Nr. 1333.
7. Die Figur einer Heiligin.
8. Der erftandenc Heyland.
9. Der Englifche Grufs. Grufs. NB.
ro. Die II. Catharina.
11. Die Mutter Gottes mit dem Kindl.
12. Die Geburt Chrifli.
13. Die Crcutzigung Chrifli.
14. Die Grablegung Clirifti avif .Stein in einen
Altarl. NB.
15. Die Opferung und Befchneidung Chrilli auf
Kupfer 2 Stuck NB.
XLI
16. Unferu liebe Frau mit dem faiM^eiuleii Kiiuli,
auf Kupfer.
17. Clirillus vuiii Creutz zum 11. licriianlu, auf
Kupfer.
iS. Uufcr liebe I'"rau mit dem Kiiull in eiiuii Korb,
auf IIollz.
ly. Die Geifselung Clirilli, ,uif Kupfer. NB.
20. Die Heimfuclumtj Maria.
21. Chriflus und die 12 Apollcl, beliehen in
7 gleichen Stücken. NB.
22. Die Mutter (iotle.'i, da.s Jefus Kind und S.
Joannes auf Kupfer.
23. Unfer liebe l'"rau mit dem Jefu Kind, auf
Holtz, fehr alt.
24. Die Flucht in I\L;_\]itcn, auf IIollz.
25. S. Maria Major, auf Kupfer.
26. Ecce Homo, auf Kupfer.
27. S. Dominions, auf Kupfer.
28. Die Auferllchunt,' Chrilli, auf Kupfer. NB.
29. Ein Toden Kopf, auf Moltz. NB.
30. Die Mutter Gottes mit dem halben Mond, auf
Kupfer.
31. Die Mutter Gottes mit dem Kindl, auf Kujjfer.
32. Chrirtus unterm Creutz, auf Ku[)fer.
33. St. I-'raiiciscus mit 2 Ens^eln, auf Kupfer.
34. Ein Vefper-Bild, auf Kupfer.
35. Unfer liebe Frau mit dem Jel'u Kindl, auflloltz.
36. Deto noch alter.
37. Deto auf Kupfer.
38. S. Ilyronimus, auf Kupfer.
39. Gcfcllfchafft Jefu, auf Kupfer.
40. Der Englifche Grufs auf Holtz, fehr alt.
41. Chriflus nach Emaus, auf Kupfer. NB.
42. St. Michael, auf Kupfer.
43. St. H\Tonimus auf Meffmg.
44. Die Geburt Chriffi, auf Lap. Laaiili.
45. Vierzehen Stuck, auf Kupfer, Mefsinj.^, Holtz
und Pergament, dann in Capfeln, theils Familien- theils
Geiftl. Portraits.
68 Stuck. 3 Stuck Stamm Bäume vom Erz Haufs
von Ocflerreich.
Familien Portraits von dem Durchlattelit Erz llanfse
von Oeßerreich und andern regierenden Herren, von
lebendigen, und theils alfs tod abgeniahlenen Perfonen.
10 fehr grofse Stuck, groftentheils von Erz Her-
zog Carls Familie, 19 Stuck eben dergl. \on mitterer
Grofse, 57 kleinere gröflentheils von Erz Herzogs Carl
Familie, viele aber die Bildnufs von etlichen Kayfsern
vorrtellend, 7 Stuck von Prinzen und Prinzefsinen, von
Erz. Herzogs Carls F"amilie, 14 Stuck von regierenden
Herren und Frauen zur Zeit der Königin Elifabetli in
Engelland, 107 Stuck, Summa 233 Stuck.
An andern Sachen: 3 Grofse und 5 kleine turkifche
Teppiche.
An Idolen: 7 Stuck.
An Jndtan. Sachen: i Zupf Trüge!, 2 Löffel,
I längliche Schachtel mit 6 Zahnltechern, i Niederes
rundes Trinck Gefchirr mit Handhab, 1 Etwas höheres
von Leder, i gefärbt vergoldter Krug mit 2 Hand-
habl, 2 weifs beinerne Indian. Löffel, 3 Waderl,
I Elffenbeincrnes Gcfpiel, i Türckifche Pulver F"lafche,
I Indianifcher Zahn, 4 Coffee Schaalen darunter eine
mit Deckel, i .Mulchel mit einer I landhaben, i Schwemme
Schaale, 3 Teller worunter einer von Leder, 4 Acht-
VII. N. K.
eckigte Schwemme Schaalen, i. Sitz-Ziechen eines
Indian Herrn.
.In Masquen und andern Aufputz Sachen:
4 Indianifche Larven, i paar Feiglblaue Frauens-
Scluih, 2 eifene Schnur-Mieder, ilavon das eine über-
zogen, I Straufsl von naturell Haaren, i 1-iund von
eigenen Haaren, i Ilauben-Bund von naturell Ilaaren,
I völlige Hauben mit naturell Doreppec und Schleyer,
I Schwartz fammetnes Stirnbindl mit Steffteln.
Türckifche Sachen: Eine Manns Kleidung, be-
llchend in ein paar Hofsen, i Cafftan, 1 weifse- i roth
Leib Binden, i roth damollencn Strumpf, i 15und, i Sitz-
l'olller. I weifs und rothe Binden, 2 Baad Kafftan,
I Baad Hemd. Eine blaue Vcnetianifche Flaggen. Eine
Frauens Kleidung, heimeilend in 5 Baad Tüchern, i grofs-
luid zwei kleinere Hemden, 4lLiuben, i Waderl, i GürtI,
I Kampl-l'utteral. 2 Vcnetianifche See - Maggen, 2 klei-
nere deto vom Doge, i Türck. fchwartzer Spiel-Tep-
pich, I Decken zum Baad-Gewand einbinden, i Seidene
l'ülllerZiechcn, 2 Polllcr zum Sitzen, 3 gefärbte und
I weifser Einbind Tep[)ich, i Sitz-Polfter Teppich,
I Tifch-Teppich, i blau Tuchcne geltickte Schabraque,
I tlcrgleichen roth und weifs, i rund ledern gedruckter
Teppich.
An Teut/chen Sachen: 1 reicli mit Gold untl Silber
geflickte Schabraque.
Muficalifche Injlruinenta. Ein Ciavier von fchwartz
Ebenholtz mit Elffenbein ausgelegt, dann Alaballern
Figuren und Steinern befetzt. Ein viereckigter Kallen,
mit Schubladeln, «orinnen oben ein Orgelwerk, und
wo die Claves ein Glocken-Spiel fpielen. I'j'n Flieg
künftlich mit Radern zum aufziehen.
Kirchen-Sachen Antipendia und Beth Stuhl- Tep-
piche. I roth fammet- mit gold gefticktes Antipendium,
I deto grünes, i deto Feigl-blaues, i deto Tobines mit
Gold gertickt, i grün mit Gold geflickter Beth-Schem-
mel Teppich, 2 kleinere reiche Antipendia, i Weifs- gc-
ftickt- halbrunderTeppich, 17 Tücher zum Segen geben,
3 Ciborii Manterl, 5 Priefler Gürtl 12 gröfser und klei-
nere Hefs-Hand Tüchl, 4 Sinnawaffene Alben, famt
3 dergl. Numerale, 12 reiche Kelch-Tüchl, 6 Battift-
und Sinnawafiene Kelch-Tüchl mit Spitzen. Die abge-
druckte Lange von unfern Heyland. Eine Schachtel, fo
vom Bifchoff zu Agram, an Erz Herzog Carl gefchickt
worden, worinnen i Hemdl von einen unfchuldigen
Kindl, und ein Ring mit einen Diamante. Verfchiedene
Stück Arbeiten von der Erzherzogin Maria und Erz
Herzoginen, \on Gold, Silber und Seiden.
Steinerne Sachen. Ein fteinern viereckigt Tifch-
Blat, graphirt;, zur Genealogie des Erzhaufses von
Oefterreich gehörig. Eine Tafel, worauf ein pcrpetuir-
licher Calender mit denen 4 Evangeliften und unfrer
lieben Frauen. Ein deto, fo aber zerbrochen, mit dem
Kriegs-Gebet des Kayfsers Ferdinandi. Eine künftlich
ausgearbeitete Mufchel.
Dafs voranflehende Sachen nach den allerhöchflen
mir Endesgefertigten ertheilten Befehl durch den Com-
iniffions Actuarium v. Neuff an Ihre Kayf König.
Apoftol. Maj. immediate allergehorfamfl den 19. Juny
a. c. nach Wienn abgcRihret und eingefendet worden,
befchaine in allerfubmifseften Refpefl hiemit. Gratz,
den 19. Juny 1765.
Johann Carl Wolfgeil Edler v. Hoffftädt m. p.
als Commifsarius.
XLll
Numerifcli gciiomincn, wurde circa '/j der Samm-
lung nacli Wien gcfcliickt, tlic übrigen zwei Dritlllicilc
an die genannten l'erfunliclikeiten verthcilt. Man llchl
Fis
St, Helena,
aus der Specification, dafs Demjenigen, welcher die
Auswalil der zu überfendendcn Sachen traf, vorzüghch
darum zu thun war, alles, was Gold- und Silberwerth
hatte oder Edelfteine trug, nach Wien zu befördern,
und man fand es in diefer Beziehung
nicht für iiberflüffig, fogar den nur
r Quentchen fchweren filbernen Ileili-
genfchein von Nr. 48 imd ähnliches
der Sendung beizulegen. Von Gemäl-
den fcheint alles Bedeutende abge-
fchickt worden zu fein, ob aber bei
anderen Kunftgegenflimden , welche
eben nicht von Gold, Silber oder l*'del-
fteinen waren, mit kunftverftändigcr
Auswahl vorgegangen wurde, fcheint
mir fahr zweifelhaft.
Um nur ein Beifpiel anzuführen,
befindet fich die im Inventar I (pag. CII)
mit den Worten: „ein fluckh wie ein
Rohrkhaften von Pertlsgadern arbeith'
bezeichnete Molzfchnitzerei, welche im
Inventar II fo bezeichnet erfcheint:
„ein Thurm mit 3 Figuren , nämlich
Adam und Eva, und ein altes Weib
fchön in Holtz gefchnitten, fo man um-
drehen kann", nicht unter den nach
Wien gcfendeten Gegenftänden. Wer
denkt bei Lefung diefer Befchreibung
nicht unwillkürlich an die fchönc, dem Tilman Ric-
menfchneider zugefchriebene „Gru]ipe von drei mit
dem Rücken zufammenflofsenden Figürchcn, Jüngling,
Madchen und altes Weib — Jugend und Alter oder
die Vergänglichkeit des Irdifchen fymbolifirend" der
k. k. Ambrafer Sammlung? Letzteres Stück wurde im
Jahre 1865 aus dem Stiltsfchatzc von St. Florian er-
worben, wo es fich feit uralter Zeit belimden haben
foil. Jugend und Alter als Sj-mbole der V'erganglichkeit
des Inlifchen wurden in der Kunll oft dargelkilt,
aber die Gegcnüberllellung eines nackten alten Weibes
den nackten Figuren eines Jünglings und einer Jung-
frau (der Verfaffer des Grätzer Inventares nennt fie
naiv Adam und Eva), die Anordnung in einem dreh-
baren Thurm oder Tempelchen ift fo apart, dafs man
nicht annehmen kann, zwei Küntller hätten genau
denfelben Gedanken gehabt und ausgeführt. Es fcheint
mir demnach von grofser Wahrfcheinlichkeit, dafs die
beiden Gegenlliinde identifch und tlafs das Stück
der .\mbrafer Sammlung nicht feit „uralter Zeit" in
St. Florian war, fondern das Grätzer Objefl von einem
der Betheilten oder deffen Erben Ende des vorigen
Jahrhunderts nach St. l'lorian verkauft wurde. Untl fo
mag wohl manch kollbares Kimllwerk, wenn es nicht
gerade von Gold oder Silber war, diuch die Verthei-
lung in die Ferne gewandert fein.
Bei einem flüchtigen Befuche der Ambrafer
Sammlung habe ich auch die in der drittletzten Num-
mer der Specification III angeführte „.Steintafel, worauf
ein pcrpetuirlicher Calender mit den 4 Evangelillen
und unfer lieben Frauen" aufgefunden. Es ifl. eine
geätzte Kehlheimerplatte mit den 4 Evangeliflen an
den Ecken, in derMitle der Langfeiten mit denhiguren
der „Religion" und der „Kirche" (wie auch Inventar I
angibt), \erfertigt von -Andreas I'efch khü. Schätz-
und Rechenmeifter in Grätz" von 1610, alfo offenbar
für Erzherzog F\>rdinand gearbeitet. So wie diefes,
werden fich mit Hilfe des Inventars III noch manch
andere Objecte der Ambrafer Sammlung, befonders
Fig 2. (St. Helene.
aber Gemälde des k. k. Belvederes beflimmen laffen.
Das allerintereffanterte Stück der nach Wien ge-
brachten Gegenrtanile dinfte die in Sjjecification III
unter Nr. 10 angeführten Taffe mit Kanne aus Bern-
ftein fein. Eine Bernfteintaffe, deren Rand mit einem
100 Ducaten fchweren Goldport eingefafst ilT. mufs
fchon durch ihre Grofse ein wahres Unicum fein.
(Schlufs im nhchflen lieft,)
XLII
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von Dr Karl /.hui.
VI.
(Mit 5 Tcxtllhiflrationcn.)
RAl'ENDORF im Gailthalc (Dcc. ObcrGail-
tlial) befitzt eine einfache fpiit-gothifclie Kirche
mit der Thurmanlaj^e zwifclien dem vcrbal-
honitcn l'resbyterium und dem Sciiiffe; diefelbe ifl
feit 1521 l'farrkirclic, bis dahin war die jetzii;e I''iiiai-
Kirche ^7. //cA»«*? die Ilauptkirchc. Diefe kleine Kirche,
auf dem Wieferberj^e (gelegen, ift ein Bauwerk ausge-
fprochen romanifchen Charakters, ungeachtet man
1474 als das Krbauungsjaiir wiederholt angegeben
findet. Das Kirchlein beÜeht aus einem oblong recht-
eckigen Schiffe mit tlacher Decke und aus einer halb-
runden Apfis mit Spitzdach und einem fehr primitiv
gearbeiteten Kopf als oberften Abfchlufs. Rechts neben
dem Langhaufe der niedrige Thurm mit Satteldach,
ungeachtet feines romanifchen Anfehens ein fpaterer
Zubau (1474?); ein fpitzbogiges Portal fuhrt in den-
felben. In der Apfis ein Fresko-Gemälde: Chriflus als
Weltenrichter umgeben von den Evangeliflen-Sym-
bolen (Fig. 2), unterhalb die Apoftel in ganzen Figuren.
An der Aufsenwand zunachfl des Thurmes ein heil.
Chriftoph, romanifchc Malerei, zum Theil durch die
Thurmmauer verdeckt. Ein zweites Chriftoph-Bild, das
noch fehr gut erhalten ift:, an der Südwand, es tragt
den Renaiflance-Charakter; eine jugendliche ritterliche
Geflalt; das Bild von bedeutender Dimenfion, jedoch
deffenungeachtet mit vielem Schwünge und mit Zart-
heit durchgeführt. Von Innen-Einrichtung ein älterer
Taufflein, ein eiferner gothifcher Ofterleuchter , ein
Rcnaiffance ■ Glockenhaltcr und VVandlcuchter. Im
Chor-Schluffe einige Reite fehr früher bunter Glas-
gemälde, davon F"ig. i ein Beifpiel gibt, vorftellend
Maria mit dem neugebornen Chriftkinde, im Hinter-
grunde Ochs und Efel.
Die l'farrkirclic zu Rai/acli ift im Jahre 1830 er-
baut worden, doch übertrug man dahin ein einfaches
Sacraments-Häuschen mit Eifengitter aus der früheren
Kirche. An der Aufsenfeite der Anaftafia-Capelle ein
altes Fresco-Bikl, den heil. Chriftoph vorftellend.
Die Pfarrkirche zu Mautlien ift ein fpät-gothifchcr
Bau, etwa aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, und
wurde 1514 reftaurirt. Das Langhaus befteht noch iii
feiner urfprünglichen Form mit dem Rippen-Gewölbe
und mit Bruftbildern von Heiligen in den Schlufs-
fteinen. Die fpitzbogigen Fenfter enthalten etliche
Refte von Maafswerk. Der Thurm fteht an der Oftfeite,
in der unteren Halle das fpitzbogige Portal, er ift vier-
eckig und trägt ein Spitzdach. Das Presbyterium, ein
Bau aus 1742. In der Kirche vier Grabmäler der
Familien Frohmüller v. Weidenburg und Staudach.
Die Pfarr- und Klofterkirche zu Köt/chacli gehört
zu den bedeutenderen fpat - gothifchen Bauten in
Kärnten (c. 1452). Diefelbe ift in grofsen Dimenfionen
angelegt, befteht aus einem breiten Mittelfchiffe und
ungleichen .Seitenfchiffen. Das Gewölbe zeigt zwar
eine Netz-Conftiuclion, doch von folchen Verftrickun-
gen und Durchwindungen, dafs das Ganze nur mehr
dccorativen Charakter hat , wie denn auch die Rippen
nur aus Stucco ausgeführt find. I'",s fcheint, dafs die in
der Kirche befindliche Jahreszahl 1517 fich auf die
Gewölbe Reftaurirung nach dem Brande bezieht. Im
Presbyterium Kreuzgewölbe mit Rippen von Birn-
Profil. Der Thurm an der Fagade vor dem Mittel-
fchiffe ift ein Werk des gothifchen .Stj'les und endigt
mit einem Sjjitzhelm. Die Mauern der Kirche und die
Strebepfeiler find auffallend ftark.
Nicht weniger wich-
tig ift die Filial-Kirche zu
I.aas, ein etwas jüngeres
Bauwerk, aber deffen un-
geachtet mit weit kräfti-
gerem Ausdrucke der
Charakteriftik der Spät-
Gothik. Sie ift einfchiffig,
von mäfsigen Dimen-
fionen, ebenfalls mit deco-
rativem Netz-Gewölbe und
Stucco-Rippen, derThurm
mit fpitzem Helme fteht
rechts feitwärts Das Por-
tal reich gegliedert mit
einem Maafswerk - Orna-
ment im Tympanon und
der Jahreszahl 1518. In
der Kirche ein fteinerner
Kanzelfufs aus der Bauzeit
der Kirche, ein fragmentir-
tes Sacraments-Häuschen
(F"ig. 3), ein gleichzeitiger
Charwochen-Leuchter aus
lüfen , desgleichen ein
Klopfer an der Sacriftei-
Thür. Im Presbyterium
das in Fresco ausgeführte
Porträt des Baumeifters
(F'ig. 4) Bartholoincits Fir-
talcr, dem zuverfichtlich auch der Bau der Kotfchacher
Kirche zugefchrieben werden darf. Wir feheu den
kunftreichen Meifter knieend dargeftellt, in reicher
Gewandung mit einem weiten Mantel mit Pelzkragen
und langen gefchlitzten Aermeln ; vor ihm das Win-
kelmaafs mit einem Kreuze darauf
Die Pfarrkirche in Wurtnlach ift ein fpat-gothi-
fcher Bau ohne Strebepfeiler, im Innern Wandpfeiler
mit halbrunden Vorlagen und Laubwerk-CapitiUen,
nur mehr die Presbjleriums-P'enfter fpitzbogig. 1843
wurde die Kirche durch die Reftaurirung arg mitge-
Fig. 3. |_Laas.)
f^
XLIV
nommen. Aclinlich verhalt es fich mit der Kirche in
Litjing, wo fich nur mehr das fpät -ijothifclie SchiflT
erhalten hat. In der Seitenvorhallc Refte eines dem
heil. Nicolaiis gewidmeten Flügel-Altars.
Die Pfarrkirche zu St. Lorenz im Lefach Thale,
ein gut erhaltenes einfaches gothifches Bauwerk aus
1474, laut der in der Kirche angebrachten Jahreszahl,
mit Strebepfeilern, einem maffivenGlockenthurm, einer
Sancluariums-Xifche, drei gefchnitzten Figuren gotlii-
fchen Charakters am Hoch-Altare und einer in diefe
Zeit zurückreichenden fehr beachtenswerthen Wand-
malerei, das jüngüe Gericht vorftellend.
An der kleinen romanifchen Filial-KirchcSt. Kadc-
gund ein heil. Chriltoph gemalt. Die fchlichte gothifche
Kirche in Zw^^a« ift durch
Reflaurirung fehr verflüm-
melt. An dem Aufsenrand
des rundbogigen Kirch-
hof-Portales zu Kirchbaclt
ein grofses, ziemlich er-
haltenes Fresco-Gemälde,
theils der italienifchen
Renaiffance , theils der
Spät-Gothik angehörend.
In dem vertieften halb-
kreisförmigen und jünge-
ren Mittelbilde der heil.
Martin zu Pferd, feinen
Mantel mit dem Schwerte
eines Mufeums in dem dortigen Staats- Gjniiiafium
angelegt wurde Das Siegel ift rund, hat einen Durch-
melier von 57 Mm. und zeigt im blanken BiKifelde einen
Schild, ciarin auf gegittertem Ciruiule einen Adlerfang
gegen rechts fammt gefiederten Schenkeln auf einem
F"elfen rtehend. Die in Lapidar gefchriebene Umfchrift
zwifchen Perlenlinien lautet: f • s . civitatis . villacenfis.
Das Siegel mag aus dem Fnde des 13. Jahrhundertes
ihinimen. ^Fig. 5.1 Aufserdem finden fich in diefer
Sammlung prahillorifche Gerathe aus llirfchliorn und
Bronce, 2 Kelten-Schwerter, ein Mefskleid aus blafs-
ruthem Stoffe mit fpiit-gothifcher Stickerei (Kreuzigung
und St. Laurenz), ein Rathsherrenftab mit Klfmbein-
befatz u. f. w. Die Häufer der Stadt V'illach haben
tiip Mrfl]pn ^
Fig 4. (Laas.)
unter zwei Bettler thcilend: zwei Engel halten eine
Mitra über feinem Haupte. Im Hintergrunde eine
reizende Gebirgslandfchaft ; um das Bild eine reiche
Umrahmung. Beiderfeits diefes Bildes je ein kleineres
zweitheiliges Bild, rechts .St. Zacharias und St. Urfula,
links Johannes Bapt. und Jacob der Aeltere, ganze
Figuren auf gemuftcrtem Hintergrunde. Sic find wie in
Nifchen und unter baldachinartiger Bckrönung mit
Maafswerk flehend gemalt.
Die Denkmale zu Villacli find bereits in den Mit-
theilungen fo häufig gewürdigt worden, dafs wenig
dazuzufetzen erübrigt. Zunächft fei des Wappens der
Stadt gedacht. Ein Original-Siegelftempel aus Bronce
hat fich in der kleinen, aber fehr reichhaltigen Samm-
lung erhalten, die feit circa 10 Jahren unter dem Namen
noch hie und da den Charakter des Bürgerhaufes aus
dem 16. und 17. Jahrhundert, Renaifiancc-Doppel-
fenfter, ältere Wappcnfchilde inid Auffchriften. So
z. B. das Haus Nr 9 im Hofe einen offenen Bogen-
gang in zwei Stockwerken, Stucco-Ornanicnte mit
Medaillons an den Wanden, aufsen der Dopi)cla(ller
und vier kleine Wappen; das Haus Nr. 76
einen reich fculptirten Thorftein mit einer
Hausmarke, der Jahreszahl 1612 und Nr. 113,
fchönc Arcaden im Hofe; Nr. 17 an der Eckr
ein Relief mit drei Wa[)i)cn und einer Infclirift.
weicher zufolge Propft Bartholomäus von Griffen das
Haus reftauriren liefs, ein zweiter Stein über dem
Thore mit zwei Wapiien, der Jahreszahl 1654 und
J P. G. F. F.
4+
^
XLV
Die tjrofsc Kiiclu' wurde in den letzten Jahren
einer dnrchi;reifeiuien und in der ilauptfache ^liici':-
liehen Reftaurirunj^ unterzooen, doch wiire zu wilnfehen
dafs von den vielen in der Kirche als Bodenpflarter
befindlichen Grabfteinen, liie noch lesbaren an den
W'iuuien aufLicftellt würden. An der Aufsenfeite und
im Innern wiire hiefür noch hinreichend Platz. Von den
Grabmalen der Aufsenfeitc feien hier erwidmt ein roth-
marmorner Stein des Rathsherrn Joachim Wej^erl,
1 1584, mit einer heraldifchen Lilie im Schilde und einer
folchen al.'^ Kleinod zwifchen den offenen l'liit^^cln.
Am Thurme das (irabmal des Chrilloph Khevenhuller,
t 1557, dann das des Wolf Khevenhuller, t 18. Juni 1538,
das des Felician Heckstein mit einer fchonen Dar-
ftellung der Verkündigung Mariens. Von Infchriften
feien erwähnt an der Aufsenfeite der Leininger-
Capelle : Leyninger m. cccc . Ixxxi. und zwei Wai^pen ;
ober dem linksfeitigen Thor in Holz gefchnitzt: Anno
1551 jar hat chriltoph haffenperger machen laffen das
Thor. Dann eine weitere Infchiift: Dife .Cappell.hat.
gepawt und .gertifft.dy . hochgebornii . fiirllin . fraw.
Katherina . pfalezgravin . InjCherndnn . Gra\'in . zv.
Görz . vnd . zw . Tyrol . gravenjheinr . von . Görz . etc.
gemahel.1^62. Am füdlichen Portale: Der Erwürdige
Herr Andree Hafenberger Abbt zli Ofsiach hat due
dihir machen lalle 1552.
Die Kirche befitzt eine fchone fpat-gothifche
Monflranze von Silber, vergoldet, einen desgleichen
Kelch mit kriiftiger Nodus und freiem Blatt-Ornamente
an der Cuppa.
Fi(j. 5 I Villacli.i
Die übrigen Kirchen find ohne künfllerifcher
Bedeutung, wie die Nicolaus - Pfarrkirche, ehemals
Capuciner-Kirche. Die grofse zweithürmige Kirche zu
St. Peters in der Perau mit einer Kuppel über dem
Kreuzfchiffe, wurde 1726 zu bauen begonnen. Der
Villacher Stadtmaurermeirter .And. Siegl führte den
Bau unddcr bamberg'fche Bruckmeifter Jacob Scherer
war Zimmermeifter dabei. 1758 war der Bau vollendet
Notizen.
I. Confervator Jenny berichtete, dafs er für das
Bregenzer Landes -Mufeiim eine Bronze- Nadel er
worben habe, die 2' -j M. tief im l'orf bei
fder kleinen Ortfchaft Koblacli am Kum-
mersberge gefunden wurde. Der .Stiel der-
felben foU mit fchöner Patina überzogen
gewefen fein , welche der Finder leider
abfeilte, um den Kelten fchmuck zum Pfeifen-
raumer herabzuwürdigen. Wie die Abbil-
dung (Fig. i) zeigt, ift tue Nadel von nicht
allzuhäufig vorkommender Form.
2. Confervator Lüfsner machte die
Mittheilung, dafs fich von den am l^crge
Plcfivec gefundenen Gegenftänden einige
im Befitze eines Grundeigenthümers zu
Bechcin erhalten haben, darunter ein maf-
fiver bronzener Fufsring, auf einer Seite
offen, 10' 2 Cm. im Durchmeffer mit ein-
gravirten Ouerftreifen, Limgeflreifen und
Ringeln (in deren Mitte ein Punkt) (Fig. 2),
das Bruchftück eines Armbandes, zwei
Lanzenfpitzen von .Schilfblattform, gut er-
Fi-. I
halten, mit Patina, 17 Cm. lang, ein bronze-
ner Palfiab mit Schaftlappcn, 17 Cm. lang, eine Sichel,
ein Meifsel, ein bronzenes Gufsmcffer vmd Lernen-
fcherben.
3. Confer\'ator Jciinv hat an die Ccntral-C'om-
miffion berichtet, dafs mit 7. Oftober die Ausgrabun-
gen in Bregen:: wieder aufgenommen wurden. Es
wurde ein bedeutend grofses und anfehnliches romi-
fches Gebäude aufgedeckt, das aber arg zerflort war.
Auf der Frontmauer fanden fich noch aufrechtftehend
fechs glatte runde Säulenfchäfte und bei einigen ver-
worfen auch Capitäl-Fragmente. Hiebei wurden ein
Venus-Statuettchen aus Terracota fall: intaft, dann
vier Bronze-Münzen (Domitian,Trajan, Nerva, Hadrian)
gefunden. Später fand man zwei Mühlfteine (Granit,
Gneis), eine Bodenplatte aus Schlandefer (-) Marmor
Fiy. 2. (l'lefivec.)
und das Bruchflück eines Marmor- l-'riefcs. Die Fort-
fetzungen der Grabungen ergaben, dafs das Gebäude
bisher kaum zur Längenhälfte blofsgelegt ifi: und fich
die Säulenreihe bis zu deren 12 bis 14 verlängern dürfte.
Doch ifl eine weitere Grabung nicht möglich, da der
Grundcigenthümer diefelbe nicht zulafst. Es ill nicht
unwahrfcheinlich, dafs man es hier mit einem Muni-
cipal-Gebäude zu thun haben dürfte. EineMauer konnte
indefs bis über 90 Meter ununterbrochen verfolgt
werden; zuerft läuft fie einigen untergeordneten Ge-
bäuden entlang, dann erreicht '^\c eine Wandelhalle
XLVI
oder einen Säulen -Corridor, \ielleicht zu den nebenan
gelegenen Thermen gehcirig. Genau in Mitte jener
Mauer, die noch bemalten Stucco tragt, zieht fich eine
Säulenreihe von zehn ganzen und zwei den Abfchlufs
vermittelnden halben Säulen hin, deren unterer Theil
aus einem Stück Sandftcin gehauen ift, wahrend zum
Aufbau des oberen Theiles gelchichtetc Samlrtein-
platten dienten. Die ganzen Säulen umkleidete Stucco.
Lange des Ganges 47 M., Breite 13' ;- M. Plinthus der
Säulen 100 — 106 Ouadr.-Cm., Durchmeffcr der Säulen
74 Cm
4. Hei der Reinigung der CarolinenOuelle, dem
ehemaligen Ninfeo in Pola, wurde einem Berichte des
Correfpondenten Rittmeilters Hcniiaiin Sc/tram zu-
folge das in der Tiefe des Ouellenfchachtes enthaltene
Materiale unterfucht und wurden in einer Tiefe von
1-55 Cm Stiicke römifcher Ziegel, Amphoren, Topfe,
eine römifche Bronze-Münze, und eine kleine Statuette
aus griechifchem Marmor vorgefunden. Endlich fand
man am Grunde einen dreieckigen Stein, den Theil
eines Giebels, er ift 2 M. lang, 88 Cm. hoch, und 45 Cm.
dick, auf felbem ift der Schweif eines Fifches abge-
bildet. Die Arbeit ift eine fehr gute; nach der Bearbei-
tung zu fchliefsen, fcheint diefer Stein in einer ziem-
lichen Höhe angebracht gewefen zu fein, da die oberen
Conturen bis auf 7 Cm. erhaben find. Auch erkennt
man in diefem Fragmente, dafs der Körper des
Fifches mehr aufwärts fland. Die Statuette, aus
griechifchem Marmor, flellt eine männliche Figur mit
der Toga bekleidet vor, ift 35 Cm. hoch, es fehlen
jedoch der Kopf und die Füfse.
5. Von Seite des hiftorifchen Vereines in Klagen-
fürt kam der Central Commiffion Nachricht zu von
einigen intereffanten Funden, die dort in neuerer Zeit
gemacht wurden. Darunter sehört eine reich ornnmen-
\ollkommen gleich und findet fich darin ein fechs-
theiliges Ornament, nur in einem FcUle ift ein l'Vüch-
tenkorb dargcftellt. Die Blatte ift theilweife mit einem
glatten Rande verfehen, wahrfcheinlich die Auflage-
ftelle derfelben. Man kann mit einiger Berechtigung
annehmen, dafs damit ein fechseckiger Raum iiber-
dcckt gewefen fein mag Die l'latte ift vorzüglich
erhalten, der Stein dürfte aus dem nahen Steinbruche,
,,1 leidentcmiiel" genannt, ftammen
I Klagenfuri.
tirte l'latte (Fig 3), die in der fudlichen Kirchenmauer
zu Treffen eingemauert und theilweife auch mit Mörtel
überwerfen ift. Die Platte ift abgebrochen, das kleinere
Stück fehlt, und dürfte das Ganze urfprünglich die
Form eines regelmäfsigen Sechseckes gehabt haben.
Die einzelnen fcchseckigen Caffetten fnui unter fich
Fig. 5. (KIngenfurt.)
Zunächft diefer l'latte fand fich das Bruchftück
eines Reliefs eingemauert, vorftellcnd eine nackte
weibliche Figur, gut erhalten und aus dem gleichen
Steinmatcriale (Fig. 4).
Der römifche Infchriftftein, der, zu Fcißritr: an der
Gail befindlich, in den Mittheilungen VI, pag. VIII er-
wiihnt ift, wurde vom hiftorifchen Vereine in Kärnten
für feine Sammlungen erworben.
6. Die heutige Pfarrkirche zu Grado, bis 1450
Patriarchal-Kirche, wird hinfichtlich ihrer Gründung
auf den crften dort refidirenden Patriarchen Helias
zurückgeführt; doch widerfprechen fich die Nach-
richten, ob Helias die Kirche neu erbaute oder
eine fchon beftandene vergröfserte und reftau-
rirte. Im Laufe der Zeiten machte fie jedoch
gewaltige Veränderungen durch. Unter Patriarch
Fortunatus, im Anfange des 9. Jahrhunderts,
fcheint fie verfchönert worden zu fein, des-
gleichen in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhun-
derts unter dem Patriarchen Vitalis. Fs wird
erzählt, dafs damals die Reliquien mit neuen
Gefäfsen und Infchriften ausgeftattet wurden.
In ihrem gegenwartigen Beftande ift fie
eine dreifchiffige Bafilica ohne Ouerfchiff, mit
einer Vorhalle und einer halbrunilgefchloffe-
ncn Apfis. Die Säulen felbft, an jeder Seite
zehn, find weit älter als die Kirche und anderen
Gebiiuden entnommen; die meiften ftammen
aus der Zeit des Verfalles der rumifchen
Architeclur, nur wenige zeigen den chriftlich-
ravennatifchen Typus. Die Arcaden gegen die
Seitenfchiffe find rundbogig, die I'cnfter ge-
hören der neueren Zeit an.
Von hohem Intereffe ift derMofaik-Boden, mit dem
die ganze Kirche ausgeziert ift, wenngleich derfelbe
in der Hauptfache ziemlich mh ift. Intereffant ift, dafs
fich in den Mofaiken, die nur aus den drei Farben:
roth, wcifs und fchwarz componirt find, Infchriften
befintlen, ilic auf die Widmung durch einzelne Perfonen
XLVII
B(jzuj4 haben. ^Ms ucrtlnullc Ucbcrrcllc alter Zeit
befitzt die Kirche einen l'atriarclicn-Sitz und die Kanzel.
Krflcrer, mit einem fteinernen 15aldachin, befiiulet fich
in (.1er iXpfi.s, und zwar in der Mitte der einfachen auf
drei Sitzen ruhenden Sitzbanl< des Clerus. Der Cam-
panile H\ an der Südfeite der Kirche und theilvveife
in tue Vorhalle hinein^ebaut , aber von keiner He-
deutuni;". Zunachlt der Kirche an der Nordfeite ein
Haptillerimn achteckit;;er Grundform, doch von <^erin;j;cr
Wichtii^keit. '
Gegenwärtig handelt es fieh um die Hefeitigiuig
bedeutender Schaden an diefer Kirche; namentlich
ill der Dachlhihl zu rellauriren und der Mortelanwurf
im Innern zu erneuen. Da.s UnterriclU.s-Minillerium
hatte derCentral-Commiffion dasRertaurirungs-l'roje6l
vorgelegt und die Central-Commiffion hatte fich mit
demfclben einverftandcn erklart, jedoch damit den
Wunfeh verbuntlen, dafs dabei immer die alten ]5au-
theile beriicklichtigt werden, und dafs die 15efeitiguiig
des Verputzes im Innern mit möglichflcr Vorficht
gcfchchc, um allfallige unter dem Putze liegende
Malereien nicht zu zerlTiüren.
7- 1511.
In der Grab-Capelle zu Willwring ill;, in die Wand
eingelaffen, ein GrabRein von rothem Marmor, 7' 10"
hocli, 3' 7'' breit, am oberen Theile mit einer Minuskel-
Infchrift in 5 Zeilen verfehen, die folgenderniafsen
lautet:
I lyc ligt begraben der Edl und vell;
Seballian Kirchperger der geftorben
ill am eritag vo unfer lieben frawen
tag Ihrer fchiedung anno domini
M- CCCCC und im XI Jar.
Darunter im vertieften Felde die geharnifchte
pag. 16 (Anhang) führten die Kirehberger in Roth zwei
kreuzvveis gelegte goldene Streitkolben. (Fig. 5.)
Gellalt des Ritters,
der Rechten das Panier, die
Linke am Schwertgriffe. Der Helm mit aufgefchlage-
nem Vifier läfst das Antlitz frei. Er umfchliefst den
ganzen Kopf, ill mit einer Feder befleckt, und unter
dem Kinineff eingezogen. Die Halsreifen find gefcho-
ben, die Achfeln mit einwärts gebogenen Stauchen
gefchützt, das Oberarmzeug mit drei Gefchieben ver-
fehen, die Mäufel fpitz, die Henzen gefingert. Die
Bruft aus einem einzigen Stücke getrieben und hat
einen Grat, an der rechten Seite der Rüflhaken zum
Auflegen der Lanze, und in der Mitte, oben, eine
eiferne Klammer zur Befeftigung der Wechfelftücke.
Die Bauchreifen und Tafchen find gefchoben, die
Unterdichlige glatt, zwifchen denfelben die Schaam-
kapfel von Kettengeflecht. Die Kniebuckel gerundet,
mit einem Grate verfehen, die Beinröhren glatt, die
gefchobenen kolbigen Schuhe zeigen kurze Sporen.
An dem Leibriemen Heckt rechts die Mifericordia, nur
im Griffe fichtbar, an der linken das breite Schwert.
Zur rechten Seite lieht eine Tartfche, gegen die Mitte
gewandt, darin zwei übereinandergelegte Streitkolben.
Auf dem en face gelleilten Stechhehn, über gezad-
delten Decken, zwei Büffelshnrner nach aufsen mit fünf
Streitkolben belleckt. Zur linken Seite des Ritters
in einer Tartfche, eine Binde, die fich auf dem ge-
fciiloffenen Fluge des Kleinods wiederholt. Nach Höh I,
hpr hqt bfauibcuiiit Öl\mii\irft
Sclia(tuiiU\iulipcviii" LiiT iicftixbcn
ilt aucritaii im inife luiifn lumu
Liinvci' Wiiciimu] i^uuo Ooumn
' S .Mittelalterliche Kuiiftdenkm.-il.
von Haidcs und Eitclberger.
des ofteireichjfcheii Kaifcrft.i.Us I.
Fig. 5. (Wilhering.)
Scbajiitril von Kircliberg befafs die .SchlolTer
Seifenburg, Schmiding uml Viehofen und war mit
Rofinavon Müffendorf zu Dobra vermalt. Nach Wcigl's
Wappenbuch gehorten die Miffendorf dem öfterreichi
feilen Adel an und fiihrten nach Tom. V., fol. 54, in
XLVIII
Grün eine goldene Binde, ' alfo ift das Wappen zur
linken Seite unzweifelhaft das feiner Gattin.
Und/er.
8. Das in Fig. 6 abgebildete Monument befindet
fich im Kreuzgange des Chorherren-Stiftes Kloihrncii-
bürg. Ks war früher im Hoden eingefenkt und lieht nun
gleich vielen anderen in die Wand des retlaurirten
Kreuzganges eingelaffen. Es ill in rothem Marmor
angefertigt, hat eine Höhe von 174 M. bei O 90 M.
Breite. Die Umfchrift beginnt oben , bewegt fich
zunnchll des Randes um den Stein und endet mit drei
;STtqcrrahurercta3
«Q
l"]p. 6. (Klofterneul)iiii; )
weiteren Zeilen innerhalb und im oberen Tlieile der
Platte. Die Infchrift lautet:
Anno • falut • millefimo 1 quingentefimo • decimo • oclavo •
prima j die- januariiObiit.Venerabiiis- vir • Dns • Wolf-
gangs Chlcth • liic fepult • cuj • aia rcqefcat • in -fanfta
s. (?) pace.
l'riefter Wolf gang Chlcth war Caplan im Burger-
fpitale zu Klofterncuburg. An denfelben erinnert das
fchöne Stucco-Doppel-Kelief, das fich ebenfalls im
Kreuzgange befindet. Wir fehen darauf Chriftus am
Oelberge, dann eine Gruppe, beftehend aus dem
heil. Leopold, Wolfgang und Bartholomäus. Vor dem
Wolfgang eine kleine kniende Figur im Talar, mit
Biret, dabei das Wappen. Am zu unterft des Reliefs
der ganzen Breite nach angebrachten Spruchbande
fleht: Hanc flrucSluram ordinavit vcnerabilis pater dns
Wolfgangus klett altarium fanctorum barlholu mei et
' S. Berichte des Allerthums-Vcrcincs zu Wien, XVM. Bd., p.ig. 31.
kalherine hujus loci beneficiatus hie , lepultus cujus
anima deo \'ifat 151S.
Der Altar diefer beiden Heiligen befand fich in
der Bürgerfpital-Kirche. *
Noch erübrigt das Wai)pen, das am Relief dem
amMonumentegleicht. Im Tartfchenfchilde das redende
Wappen, eine Klettenpflanze — eine Klette uml zwei
Blatter am gemeinfamen Stiele auf einem Dreiberge ;
der Schild liegt in einer Vertiefung, die aus einem
rtylifirten Vierpaffe conrtruirt ift. (Fig. 6.)
9. Der alterthümliche Erker an tler fudlichen Front
des Caroliiinins in Prag, ilcffen Inneres die Capclle der
heil. Kosmas und Damian bildet, ilt, wie das „Prager
Abendblatt" mittheilte, in der letzteren Zeit voUllandig
renovirt worden, und wird das denfelben umgebende
Gerulle demniichll: entfernt werden. Die Wiederher-
llellimg diefes priichtigen gothifchen Baudenkmales,
welchem nur noch die Erker -Capelle am Altftadter
Rathhaufe und die Künigs-Ca])elle am Wnlfchen Hofe
zu Kuttenberg zur Seite gellellt werden können, i(l in
allen Theilen llylgemafs durchgefiihrt, und ficht man
nun das vielfach verfchlungene Laubwerk und die
Wappenfchilder, fowie die zierlichen Saulchen imd
reich mit Maafswerk gefüllten Fenfler wieder in ihren
rtylgemäfs edlen Formen, wie he aus der Hand des
dem Namen nach leider unbekannten Baunieirters im
Anfange der zweiten Hidfte des 14. Jahrhunderts her-
vorgegangen find (Fig. 7s
10. Dombaumcifter Überbaurath Schinidt machte
der Central-Commiülon die Miltheilung, dafs gelegent-
lich der Reflaurirungs-Arbcitcn in Innern des Wiener
Münfters, die derzeit auf den nordwefliichen Theil des
Langhaufes, alfo inbegriffen desentfprechendcn Theiles
der grofsen ürgelbühne ausgedehnt find, man auf ilie
Original-Reliquie in eii'i^m der ehemals dort befind-
lichen Altäre gekommen ift. Es ift eine Reliquie der
heil. Margaretha, die in einem dunkelgrünen Glafe ver-
fchloffen und mit der Authentica verlelien gewefen ifl.
In der St. Stephanskirche befanden fich nämlich auf
dem Orgel-Chore drei Altiire , davon einer der heil.
Margaretha geweiht war unii wohin eine Stiftung der
Familie L'rbetfch 1339 gemacht war •'
11. Zur Gc/chkhtc der Schur ff.
Die intereffanten Mittheilungen des Herrn k. k.
Cuflos W. Boehcim über das wegen ihrer Beziehung
zu Erzherzog Ferdinand von Tyrol und zu Schlofs
Ambras fo merkwürdige Gefchlecht der Freiherren
von Schurff, veranlaffen michzu nachllehendem kleinen
Beitrag zudemfelben Gegenftande, dcffcn Inhalt, bisher
noch nicht bekannt gemacht, befagtes Intereffe vom
kuntlgefchichtlichen Standpunkte noch zu erhöhen ge-
eignet fein dürfte.
Es handelt fich um ein nicht unbedeutendes Kunll-
werk, welches einem Mitgliede der Familie feitens jenes
Fürrten verehrt, fow ohl für die freundlichen Beziehungen
der kaiferlichen l-"aniilie zu ihr als für die bekannte
Kunrtliebe des Erzherzogs einen neuen 1-ielcg liefert.
- M. Fi/cktr's merkwürdige Schickfale dcb Stifics und der Sladi Kloftcr-
ncuburg 1. 362.
' (S. Camtfinai RcgiftcT zu St. Stephanskirchc. v. J. 1874, S. Reg. 7. 34.
353. 430. 452 u. 436.) Dicfcr Alt.TT wird urkundlich als auf der Porkirchc (Empore 1
gelegen bezeichnet.
XLIX
Die Nachrichten, welclie ich von dicfcr Saciie zu geben
in der Lage bin, gründen fich indefs leider nicht auf
Autopfie des Werkes, welches langfl in unbekannten
Hefitz verfchwunden ilt, dennoch fcheint mir auch das
Folgende, was ich auf Griuidlage verlafslicher Mitthei-
lungen anzuführen vermag, werthvoll genug, um ver-
öffentlicht zu werden.
Vor 25 Jahren tauchte in Tyrol, im Privatbefitze,
eine metallene Uhr auf, ein fchon gebikletes, figural
und ornamental verziertes Kunftwerk von vergoldeter
Bronze. Der Aiifbau entfpricht den Compofitionen
deutfchcn Rcnaiffancc-Styles von Augsburgifchcr Pro-
venienz. Die Bafis bildet ein mit zierlichen Ornainenten
in durchbrochener Arbeit bedeckter kupfielformiger
.Aufbau, unten mit Profilen, KierRäben und Gefimfen
belebt. Auf der Kuppe diefes Aufbaues fitzt in reitender
Stellung ein nackter Atlant, der mit emporgeregten
Armen das fcheibenförmige Zifferblatt triigt. Die
V'orderfeite des letzteren enthalt die rumifchen Ziffern
der zwolfftündigen Uhr, die Zeiger und drei Schliiffel-
lücher, die Umrahmung bildet ein einfach profilirter
Rand. Ohne weitere Vermittlung fitzt auf der Uhrfeite
eine zweite kleinere Scheibe auf, deren Decoration
wir fogleich befchreiben werden, und diefe trägt wieder
einen Adler mit erhobenen Fittichen als äufserfle
Abfchlufsbekrönung. Die Hohe des Ganzen beträgt
11' a Zoll, der Ständer hat 3' ■> Zoll, die gröfsere Scheibe
5 Zoll, die kleinere 2 Zoll und der Adler i Zoll, das
Gewicht beläuft fich auf 4^, ■, Pfund, der Durchmeffer
der Bafis auf 5 Zoll.
Die Rückfeite des Zifferblattes zeigt die gravirte
Darflellung einer Landfchaft mit einem Schlofs im
Hintergründe, andere Burgen krönen die Bergfpitzen
und eine Mauer zieht fich nach vorn herunter, wofelbft
die Enthauptung des Täufers vor fich geht. Weiter
rückwärts ficht man im Freien das Gaflmal des Herodes
mit den Garten, Herodias mit dem abgehauenen Haupte
des Heiligen lammt Gefolge. Das Zifferblatt ift neueren
Datums, das alte Uhrwerk im Innern fehlt, die obere
Kapfei wLu-de, vielleicht bei der Einfetzung des neuen
Mechanismus, befchadigt, endlich foll der Adler früher
als eine Art Pendel beweglich gewefen fein.
Die Vorderfeite der oberen Kapfei zeigt eine alle-
gorifche weibliche Figur mit einem Schwerte, etwa eine
Juflitia, über die Decoration der Rückfeite bin ich nicht
unterrichtet. Dagegen vermag ich den Te.xt der In-
fchrift anzuführen, welche fich am Fufse befindet. Sie
lautet nach der mir vorliegenden Abfchrift, für deren
buchfläbliche Correftheit ich übrigens nicht einftehen
kann :
Anno 1581 den crfien Tag Februar haben die fürftlich.
Durchlauchtigkeit mein G. H. Erzherzog Ferdinand
zu Oellerreich mir Karl Schurff zuSchenwerth Oberfter
Erbland Jagermeifter der fürftlichen Graffchaft Tyrol
derfelben Rat und Kammerer zu Amros diefe Uhr
gnadiglichft gefchenkt, welche Uhr zu einer ewigen Ge-
dachtnufs bei mir vnd meinen Erben unveränderlich
bleiben foll.
Gefchichtliches läfst fich über tlen intereffanten
Gegcnfiand wenig vorbringen. Die Uhr befand fich im
Befitze des Bifchofes Carl Franz von Brixen, kam bei
der nach feinem Tode ftattgehabten Verfieigerung an
Private, wurde dann einer Wiener Kunftfammlung zum
Kaufe angeboten und ift feitdeni verfchollen, wahr-
VII. N. F.
fcheinlich befindet fich auch diefes fchonc Objcfl
öfterreichifcher Kunfl im Auslände. Sein hiftorifches
Intereffe für die Cjefchichte von Ambras und dcffen
goldener Area ift: fo bedeutend, dafs der Verfaffer hie-
mit die Bitte ausfpricht, die Lefer der „Mittheilungen"
mochten vorkommenden Falls ihm Andeutungen über
den gegenwärtigen Verbleib desfelben zukommen
laffen.
Der in obiger Infchrift 1
bezeichnete Eigenthümer ift
Karl Freiherr Schurff von
Schönwerth, Mariaftcin und
Niederbreitenbach, Pj-bjäger-
meifter in Tyrol, Pfandin-
haber der Hcrrfchaft Imft,
Erzherzoglicher Rath, Käm-
merer und Hauptmann zu
Kufllein, vermählt zum erften-
mal mit Regina, Ullrich ICifen-
reich's zu Weitenbach und
Regina von Paumgarten
Tochter; zum andernmal mit
Polixena vonChloffen. Diefer
Karl ift der erfte P'reiherr
des Namens Schurff. Das
P2rbjägermeifteramt wurde
ihm zu Innsbruck den 15. Sep-
tember 1578 zu Lehen verlie-
hen und fcheint dasfelbe
damals erft wieder gefchaffen
worden zu fein. '
12. Die Kirche zu Ober-
Villach ift im Befitze eines
intereffanten Gemäldes, das
am Hoch-Altare aufgeftellt,
in neuefter Zeit in Folge feiner
grofsen Schadhaftigkeit einer
eingehenden Reftaurirung
unterzogen werden mufste;
diefelbe ift nun unter der
Künftlerhand des Vorftandes
der Reftaurir-Schule im Bel-
vedere Cuftos Sclicllein in
hochüberrafchender , völlig
gelungener Weife zu Ende ge-
führt und gelangt das werth-
volle Gemälde wieder zur
Zierde der gedachten Kirche
an feine frühere Stelle. Der
Schreiber diefer Notiz hätte
es zwar lieber gefehen, wenn
diefes herrliche Gemälde in
(Prag.)
einem mehr befuchtcn
Orte — als Ober- Villach ift — feinen Aufftellungsplatz
gefunden hätte, wie z. B. im Mufeum zu Klagenfurt.
Das Bild ift ein Werk Schoreel's und trägt die Be-
zeichnung: Joannes Scoreel hollandin. pi6lor fecit, auf
der Rückfeite fteht anno dni. 1520, XV" vnd jn XX jar.
Darunter zwei Wappen in Farben davon das zur linken
Seite das der Lang von Wellenburg.
' Eine im Aufbau ahnliclic, .Tuch mit derfelben Atlantentigur gezierte
Uhr befindet lieh feit altefter Zeit in der .\mbrafcr Sammlung, jetzt k. k. Schatz-
kammer; PrimifTer, die k. k. Anibrafer Sammlung, pag. 202, befchreibt fic als
V'erehrung des Abtes Johann von Weingarten an Erzherzog Ferdinand 1573.
Es ift eine eigcnthiiinliclie Darftelliiiiij, die uns
der Künl^ler in dicfem Gemälde vorführt. Wir fehen in
der Mitte eine jüngere Frau liehen, in der Traclit dos
beginnenden l6. Jahrhunderts, die ein nacktes Kind-
lein tragt, das durch den feingearbeiteten Kreuz-Nim-
bus alsCliriftkindlein bezeichnet wird. Dasfelbe wendet
fich zu einer zunachll llehcnden alteren Frau, die ihm
eine Traube reicht. Die Muttergottes umgeben viele
Perfonen in lebhafter Gruppirung. Gegen rechts etwas
rückwärts lieht der heilige Jofeph in italienifirendcr
Tracht einen Lilienzweig lialtend, darauf der heil. Gcill
als Taube, in der linken Hand eine Sage daneben noch
zwei Männer; neben der heil. Anna ein älterer Mann und
ein jüngeres Ehepaar, davon die Frau ein Knäblein am
Arme trägt ; diefes letztere hält einen Kelch, den es
fegnet ; ein gröfserer Knabe im Pilgerkieid mit Mufchcl
und Stab ihm zur Seite. Diefe Gruppe fchliefst das l^ild
links. Rechts fleht ein anderes Paar mit vier Kindern,
zwei am Boden fitzend fpielen mit Winkelmafs und
Säge, ein drittes Kind fleht dabei und hält einen
keulenartigen Stock, das vierte Kinil liat kein charafle-
rillifches Merkmal, ill: jedoch wefentlich anders kofi-
bar gekleidet und trägt eine reich gezierte Schirmmütze.
Sämmtliche Figuren find nicht nimbirt, die Frauen reich
gekleidet, die meiften Manner tragen mit Pelz ver-
brämte Kleider und Mützen. Die ungemein fein gear-
beiteten Gefichter find unzweifelhaft Porträts.
In einem Manne wollte die Volksmeinung ein
Porträt Luthers erkennen, was nicht wenig zur Zer-
ftörung des Bildes und zwar aus Muthwillen beitrug. Es
ill möglich, dafs in den Porträts die Donatoren vertreten
find; übrigens aber dürften die Embleme des Kelches,
des Pilgerftabes, der Säge u. f w. vom Maler nicht un-
abfichtlich gewählt worden fein, fo dafs damit die
Verwandtfchaft einiger Apoflel mit Chriftus dargeflellt
werden follte. Es dürften damit alfo die Apoftel
Johannes mit dem Kelche, Jacob der Aeltere als Pilger,
Simon und Thaddäus mit Säge und Prügel, endlich
Thomas mit dem Winkelmafs gemeint fein. Der Hinter-
grund des Bildes flellt ein Dorf vor, in der Mitte ein
gröfseres Haus mit Fresken an der Aufsenfeite und
einem Wappen über dem Thore. Darüber ragt ein
mächtiger Burgbau hervor. Diefes prachtvolle Gemälde,
durch feinen eigenthümlichen Farbenreiz befonders
anfprechend, ifl auflloizunterlage mitTempara-Farben
gemalt und darüber mit Harzfarben vollendet.
Nicht diefelbe Meiflerhand zeigen die beiden
Flügelbilder, vorflellend den heiligen Chrifloph, wie er
das Jcfukind durch das Waffer trägt (im Hintergrunde
eine Einfiedelei und eine Burg) und die heil. Apollonia
mit Zange und Zahn. Der obere Abfchlufs beider
Bilder ift mit einem in Gold ausgeführten reizenden
Ornamente geziert. St. Chrilloph und Apollonia dürften
die Patrone der Donatoren gewefen fein. Die Rück-
feiten zeigen fehr roh componirte, wenn auch nicht
fo ausgeführte Bilder. Die Geifslung Chrifti (Chriftus
an eine Säule gebunden von Blut triefend und bei den
Haaren gezogen) und die Krcuztragung mit Simon von
Kyrene (ein Domherr, vielleicht der Maler) und die heil.
Veronica. Auf einer Fahne der Söldner der Reichs-
adler im gelben Felde. (S. Mitth. N. F. V. p. XI i
rj. Das am Fufse des unausgebautcn Thurmes
von Si. Stephan in Wien befindliche Monument des
gekriuitcn l'oelen Protucius Celles f 1508 ift auf Koften
des Wiener Alterlhums-Vcreines rcftaurirt worilcn.
14. DieDemolirung der Kathcrina-Capelle (Karner)
in Pernigg wurde feitens der Statthalterci nicht gc-
ftattet. da eineNothwendigkeit deren Abtragens nicht
befteht und das Gebäude als kunftgcfchichtliches
Denkmal gröfsere Beachtung verdient.
15. (Aeltere Siegel der Stiuit Bruiui.) Das altclle
bekannte Siegel der Stadt Briiitn gehört in ilasi^. Jahr-
hundert. Es ift rund, \on 2 Zoll 8 Linien Durchmcffer
und fuhrt im mit Perllinien umfaumten Schriftrande
folgende in Lapidaren gefchriebene Legende: f figil-
Ivm ;■ ivdicis ; et i civivm i de ■ brvna. Das Bildfeld
zeigt die DarftcUuiig eines l-"eftungsbaues; ein hoher
Fig. 8. (Blüm-..)
Thorihurni in der Mitte mit niedrigem Pultdache, das
den crenellirten Abfchlufs überdeckt ; das zweiflügelige
Thor der rundbogigcn Pforte ift gefchloffen ; darüber
ein Dreieckfchild mit dem bohmifchen Löwen Rechts
und links fchliefst fich an dicfen Hauptbau eine crenel-
lirte Ouadermauer an , die anfteigend mit je einem
kleinen Rundthurnic abfcbliefst. Diefe Eckbauten find
Fig. 9. (Biünn.)
gezinnt und darüber mit einem niedrigen Dache ver-
fehen. Trapp befpricht diefes Siegel in feinem Buche:
Beiträge zum bürgerlichen Militärwefen Brunns auf
S. 45 und bringt eine Abbildung nach einem Abdrucke
v. J. 1266; Mclly erwähnt, dafs Smitiiier es an einer
Urkunde v. j. 1231 fand. (Fig. 8.)
LI
Bald darauf '^iw^ eine bcdcutfamc Acndcnin^- in
der Sicgcl-DarrtclhiiiL;- vor (Ich, wie V\'^. 9 dartluit.
Schon 1315 erfcheint es verwendet. Trapp befpriclit
dasfelbe ebenfalls und bringt eine Abbildung nach
einem Abdrucke von 1351. Obwohl ebenfalls rund, ifl
diefes Siegel bedeutend kleiner, i Zoll .S Linien im
Durchmeffer erreichend. Im fchmalen Schriftrandc
befindet fichdie in Lapidaren ausgeführte folgende Le-
gende: t s.ivdicis"etMvratorvm-in*brvnna. Im ßild-
fclde fchwebt, von Ranken umgeben, ein etwas ausge-
bauchter Dreieckfchild, der dreimal horizontal in vier
Felder getheilt ilt ; das 1. und 3. Feld ill blank und
hervortretend, das 2. und 4. tiefer liegend gegittert.
Diefe Wappendarfteilung verblieb der Stadt Brunn,
wie die Stempel des Secrct-Siegels und die jüngeren
Uathsfiegel dartlnm. Auch in das von K. F'erdinand III.
crtheilte verbefferte Stadtwappen wurde der dreimal
gctheilte Schild als Bruftfchild des Adlers aufgenom-
men (1646).
16. Mit Beziehung auf die im VI. Bande der Mit-
theilungen neue F'olge p. CXXIX enthaltene Notiz 66
berichtete der Correspondent , Hauptmann Beck-
Wiiiiiiann/fcttcr, dafs derfelbe feither den dafelbft
befprochenen Grabftein feines 1560 verftorbeneii Ahn-
herrn Sebaftian Widmannfletter aus der bisherigen
Lagerftelle am Boden heben und in der Marien-Capelle
der Pfarrkirche zu Niederranna nachft Spitz an der
Donau in die Wand einfügen liefs.
17. Die gothifche Pfarrkirche in Waidliofen a. d. V.
wird gegenwartig einer eingehenden forgfaltigen
Reftaurirung unterzogen und ift mit deren Leitung Pro-
feffor Hermann Ritter von Riewel betraut. Zuerft wurde
der Chor in rtylgerechter Weife ausgebeffert, die drei
F"enfter im Chorfchluffe wurden geöffnet und darin
Glasgemälde aus der Innsbrucker Anftalt angebracht.
Rippen und Gelimfe wurden ergänzt. Der bisherige
Hoch-Altar, ein Werk des 17. Jahrhunderts, wurde ent-
fernt, doch wird das Altarblatt von Kremfer-Schmidt
eine geeignete anderweitige Verwendung finden. Der
neue Altar, ein Schnitzwerk \'on Weftereicher, fleht an
deffen Stelle. (Aus einem Berichte des k. k. Confer-
vators Fries.)
18. Correfpondent Rosner berichtete, dafs im
Markte Pcrfenbcug die fteinerne Ritterfigur von der
dortigen Markt- (Roland-) Säule aus Muthwillen herab-
geftürzt und gänzlich zerftört wurde.
19. Confervator Dudik berichtete, dafs er in
neuefter Zeit mehrere wohlerhaltene Urnen auf dem
grofsen Urnenfelde in Jrsic ausgegraben hat. Doch
fcheinen die Gräber, die in beftimmter Entfernung
von einander und Richtung liegen, daher leicht zu
durchforfchen find, einem fehr armen Volksftamme
anzugehören, weil man bisher in ihnen keinerlei
Schmuckgegenflände fand und die Verzierung der
Urnen ungemein einfach ifl. Kin zweites Urnenfeld
befindet fich nächft der Kirche von Hradisko (zwifchen
Kremfier und Kojctein), wofelbrt man im März 1880
befonders grofse Lernen fand. Ein drittes Urnenfeld,
ebenfalls noch unaufgefchloffen, liegt bei Nezamyslits,
auch hier fand man in neuefter Zeit Urnenrefte. Ein
mitten in den Feldern fich erhebender Hügel hat die
Form der in Südrufsland vorkommenden Kurhane
20. In der oberöllerreichifchen Gemeinde Wcng
wurde eine kupferne Keffelhandhabc (refte Kupfer-
Ring, torques) gefunden.
21. Am 30. November 1880 wurde zwifchen
Aujcrjd und Kiiruiika Jclcni näcliR der Staatseifen-
bahn auf dem dortigen abgeholzten Bahngrunde ein
metallener gewundener Ring nebll einigen fchuneren
Urnen und Schalen gefunden, welche Gegenwände an
das Mufeum in Prag abgegeben wurden.
22. Das auf Seite 16 dargeftellte Wappenbild
befindet fich auf einem Haufe in der Stadt Retz ange-
bracht. Das Wappen gehört dem Veit Hofmann an,
der um 1577 lebte und den Wahlfpruch führte: „Gott
mein Troft." Die Umrahmung diefes Wappenbildes ill
in zierlicher Rcnaiffance ausgeführt. Ob diefe Tafel mit
der Darftellung des Pelikan im Giebel und mit den
beiden Genien, deren jeder einen Todtenkopf hält,
nicht zunächft für einen Gedenkflein beftimmt war?
23. Notia über einen GoldfcJimied z'oin Jalire i^o^f..
Aus einem mit -Rapular" bezeichneten und im Kor-
neuburger Stadtarchiv befindlichen Papier - Codex
Bl. I09a.
Item Die pildnufs Sannd Sebaftian die Maifter
Leonhart der Goldfchmid gemacht hat. Wigt vüüj
Marchh vnnd j Lott. Haben Im die Herren Richter
vnd Rate von der Marckh Zuelon geben iij t. .^^ ' vnd
ain j t. .^% Zue ainer Pefferung. auch feinem Sun j t a-^
Zu Trinckgellt A6lum an F^richtag vor Afumcionis
Marie Anno etc. quarto.
Blaas.
24. UrkiDidlielie Beiträge zur Gefchiclite des ehe-
vialigen grofsen filbernen Sarges für die Reliquie des
heil. Leopold in Kloßerneuburg. (VII.)
1550. 26. Auguft.
Abfchrifft aines Senntbrieffs fo Herr Criftoff von
Khueretz aus den Pergfietten mit überantwuertung
aines Silbers an Maifter Herten Paungartner gen
Olmütz gefchriben hat.
Mein willigen vnndt freunndlichen Diennft zuuor
lieber Freundt Baungartner die Rom Khun. Mt vnfer
aller genadigifter Herr hatt mier durch derfelben
Niederoffterreichifchen Camer Rathn aufferlegtt dem-
nach Euch auch ain Silberen Sarch zumachen verdingt
welcher 200. March Silber haltn foU daran Euch auch
-o. March, 9. Loth, 3 Ouintel, 3. Denar Silbers zue-
gcftellt worden das ich demnach den Reft Nemblich,
129. March, 6. Loth, i denar Silber fuerderlichSchickhen
vnndt von euch ain qwittung nemen foll hierauf hab ich
zaiger des brieffs mit den Silbern zu Euch abgeferdiget
vnd dieweil ich nit aigentlich wiffen khan ob auff wiener
oder ander gewicht mit euch befchloffen darzue das
ich khain ander wiener gewicht auch beyhendig. So
fchickh ich euch'.hiemit 132 Marck, 3. Loth hellt die
Marck/ein 14. Loth,. 3. Ointel, 3.Denarthuet vngerisch
gewicht fein zu 15. Lothen 131. Marck 10. Loth, 3. Qintel,
3 phening Inhalt die Copej. So euch drieffs zaiger
* Talcnta denariorum d. i. Pfund — Pfennige.
g*
LH
Fraimtz Saley zueftellcn zu völliger IXhittunii iler
200 Marck abycn wuerde. So wollet mich berichtn
als (Jan So will ich vleis haben das ich euch foliches
auch zuefchickhen möge vnnd thue hiemit was Kuch
lieb vnd diennfl: ift Datum Khrembnitz den 26. Tag
Augulty jm 1550.
Crifloffvon Khuerritz.
Genadig vnnd gebiettundt Herren Maifter Mert
liaungardner hatt niicr angezaigt wie Sich der brobft
ziiClofter Neuburg bewilliget hat zway güldene Khreitz
zu demSarch zu geben, ob man mit ime daraus handeln
mochte.
Maifler Merte Paungardner hat Sich bewilligt ain
Rechtte X'ifier dem Sarch gleich zumachen. Nach feiner
leiing vndt grüfs auch hoch \ ndt gellallt wie es dan an
ime felbs ift will auch Nach feinem guedtbedunckhen
die Zier oder verkhlaidung vermelden was auch Euer
Gnaden darin guedt bedunckhen vnd auch darneben
anzaigen was vngeuerlich fuer gellt darauf! gen wucrde.
Es fein auch verhanden zway grolfe ])erl ob man
es wollt auff des Sarchs tach an die ürtter zu ainer
Zier machen laffen.
1551. 28. July.
Im 1551. Jar jn Wyenn den 28. Julj 2,-j. Ring zer-
brochen gefchmclczt haben vor dem gyeffen gewogen
1. Marckh, 3. Lot, 2. cjuent, 3. denar, wegen nach dem
gyeffen i. Marckh, 3. Lot, i. quent, i. denar, ift am
gyeffen abganngen i. quent, 2. denar. Das ifl noch nit
gefchmeiidig, zubeforgen Ee das zu feiner Notturfftigcn
gcfchmedickhait gebracht werde abgen j oder ij quiii-
tel Dauen ain wenig van dem gold zu ainer Prob
Ludwig Neyfarer Wardein.
Am 2^. Julj an die Niederoflerreichifch Camer,
ainen Zain gold probyert Helt die Marck fein gold
17. Krat, 4. Gram, VVigt der Zain i. Marckh, 3. lot,
quentel, thuet fein gold 13. Lot, 3. quentel. 2. denar.
Ludwig Neyfarer Wardein.
1551. 5. November.
Rom. auch zu Hunnger vnnd Behani et Ku. Mt.
Camer Ratte in der Nieder Oflerreichifchen Camer.
Nach dem ich von Eur gnaden gen Olmutz abge-
ferdigt worden bin an den Maifter Mertten Baungartner
Goltfchmid dafelbs, zw befehen vnnd Erinnern die
Ferdigung vnnd das werch S. Leopolltd Sarch fo hab
ich befunnden. Nach der aufsv/eyffung der vifier ilie
ich mit mier hinein gefuert. Das mier der Maifter alle
gemachte arbait Ordentlich gelegt vnnd gezaigt hat
damit ich E. Gna. an der Vifier khan ain Vnndericht
geben vnnd zuverftenndigen was daran ferdig ift oder
nit. Erftlich wigt alle arbait 71 marckh wienifch gewicht
mer fein verhannden Sechs ferdige plech oben über
die apoftl die wegen drey Marckh fcchs lott. Mer fein
Verhannden Sechzehn ferdige plech volckhumendlich
daraus die apoftl getriben werden Sambt dem Saluator
vnnd Maria pillt auch Sannd Leopoltu vnnd feinem
gcmahl, die Nun fchon in der arbait fein daran man
treibt wegen 44. marckh daraus fein fchon fechs apoftl
ferdig. Mer ift noch gewogen worden noch vngearbait
Silber 40. Marckh das die Sunia thuet des abgewegnen
Silber benentllich ain hundert vnnd acht \nnd funff/.ig
marckh fechs loth. So hat der Maifter ain Silber hie
Empfangen zu Wienn von Eur. Gna. das goldig gewefen
hat er zu Olmiitz laften fchaiden aus diefem Silber ift
goUt gefchaiden worden 27. Loth ain quintl faind
136' , Ducaten den Ducaten geraitt zw Hundert \nnd
fechs Khreitzer darfuer gibt der Paumgartner Silber
zu 15 Loth halttunt 20.Marckht zehenLoth vndt fohatt
er Noch Silber das im der goltfchaider zu Olmiitz von
dem Silber fo er gefchaiden hat zueftellen wicrt fechs
Marckh vnd zway Loth, das die ganntz Suma thuet
fo Maifter Mertt Paungartner Silber beyhendig hatt
benenndlich ain hunndert vnnd funnff vnd achzigmarckh
vnnd zway Loth zu 15 Loth halttunnt. Damit ime aber
die Zwayhunndert marckht gar erfüll \nd erfthdatt
werde. So gen im Noch ab das ime zuegeftelt fol
werden vierzehen marckh vnnd vierzehen Loth auch zu
15. Lothn haltt und alsdann So hat er fein volckhumene
anzall Silber als die zwaihundet Marckht gar bei ainn-
ander alfo haben Eur. Gna. von mir Gregorn Parhach
ainen bericht. 158. Marck, 6. Loth abgewogen gemacht
vndt vngemachtte arbait 6. Marck 2 Loth, So im der
Goltfchaider noch iiberanntwuerten Soll 20. Marck 10
Loth, P'üer das Schaidgolt gcbuert fouil Silber zu 15
Loth halltunnt an die ftatt zu legen. Suma 185. Marck
2 Loth, Souil hat Mert Paugartner Silber, Reft noch
14, Marck 14. Loth, foll im noch zuegeftellt werden,
Suma 200. Marck.
Gregoricn Parhachs bericht an die Nieder Öfter,
reichifche Camerden Sarch Sannd Leopoltu Hetieffund
5. November 1551.
Camcfina.
(Fortfetzung folgt.)
25. Heinrich Käbdcbo, der Herausgeber der allge-
meinen Kunftchronik ift am 20. Janner 1881 Nachts
nach längerem Leiden in feinem dreifsigften Jahre
geftorben, ein ebenfo ftrebfamer als flcifsiger Eorfcher
auf dem Gebiete der öfterreichifchen Kunftgefchichte,
aus deffen Paeder fo manch werthvoller Artikel unferes
Organes ftammt. 1876 gab er eine fehr forgfaltig
zufammengeftellte Bibliographie der beiden Türken-
belagerungen Wiens und in neuefter Zeit eine grufsere
Arbeit über Math. Donner heraus. Durch von hohem
Orte ihm freigebigft gewidirte Subvention wurde er
in die Lage gefetzt, ein Uingft als Bediirfnifs erkann-
tes umfalfendes Werk, ein öllerreichifches Künftler-
Lexicon, vorzubereiten und delTen crftes Heft zu
publiciren.
26. Der von der Central -Commiffion mit der
Revifion des Laibacher Landes-Archi\s betraute Herr
Peter Skobiclski fand dafelbft ein Schreiben Rudolph IV.
an den Rath und Richter von Trieft dto 19. November
1359 auf Pergament, das alsInnenEinband beim Deckel
eines Urbars des Klofters Bifchoflack verwendet war.
Dasfelbe wurde losgelegt und tlergedachten Sammlung
einverleibt.
LIII
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von Ol Karl Liiiä.
VII.
(Mil 9 Tcxt-Üluftr.uioiicn.)
riankiiclic St. Marlin bei Vi/liuh mit wciii-
ijcn gotliifchcn Rcllcii. Am Seiten - Altar im
linken (Jiierfcliiffe IJrLichlliicke eines gothifclien
Schnitz-Altars, vorflcllcnd: Maria Schutz, dabei unten
Anna, Maria und Jefiis, ein zum obigen nicht Ljehnrii^es,
kleines fchones, [)olyclironiirtes Schnitzwerk. Aul einem
anderen Seiten-Altare ein gutes Gemiddc aus dem
i8. Jahrhundert, Maria-Himmeifaiirt vorftellend. Am
Friedhofe rechts neben der Kirche ein dem h. Michael
geweihter Karner, begehend aus Quadrat und drei-
feitigem Schluüe ohne Streben, einfaches Netzge-
wölbe, zweitheilige P'enfter mit hübfchem Maafswerke,
ein fpat-gothifcher Bau. Die Filial- Kirche zu .SV. Jolianit,
auf einem Hügel gelegen, ein einfchiffiger Kau mit
flacher Decke und funffcitigem Churlein. Die Kenller
mit einfachem Maafswerk und Kellen von Glasgemal-
den aus dem 15. Jahrhundert; der Thurm neu, doch in
derurfprünglichenForm. In der gothifchen Filial-Kirche
zu St. Georgen (geweiht 1488) ein gothifcher einfacher
Kelch. An der Pfarrkirche in Deiitfeh-Bleiberg hat fich
das l'resbyterium noch als einfacher gothifcher Bau
mit fpitzbogigen Fenllern und Reflen von Strebe-
pfeilern erhalten, die Gewölbe neu. An den Seiten-
Altaren Bilder: der gegeifselte Heiland von Fmil
Muhlbacher und die Verkündigung von Jof Aug. Miihl-
bacher. Die Pfarrkirche zu St. Heinrich im Gereiith
im Chor und zum Theile im Langhaus einfach gothifch
(Jahreszahl 1505 und 1509). Eine Glocke von 1506, ein
Kelch von 1509.
Die Pfarrkirche zu St. Stephan bei Finkenßein
ift ein einfacher gothifcher Bau aus clem Jahre 1477,
fie wurde durch Meiller Jerg, den Steinmetz aus
Klagenfurt erbaut, in neuerer Zeit aber arg reÜaurirt.
An der I'i iedhofmauer zwei intereffante fpat-gothifche
Hoch-Reliefs, vorftellend dasMartyriumdes h. Stephan
in vier Bildern und den englifchen Grufs in zwei und
den h. Michael in einem Bilde, mit fchwerem Giebel-
auffatze fammt Pialen und Kreuzblumen. In einer
kleinen Capellc ein Flugel-Altarchen.
Treffen ill; eine alte Anfiedlung, die Kirche wird
fchon 878 genannt. Die heutige Kirche ill ein urfprung-
lich gothifcher Bau, hat aber durch das lüdbeben 1690
arg gelitten, die Rellaurirung wurde ohne Rückficht
auf den gothifchen Styl planlos durchgeführt. Das l'res-
byterium hat eckigen Abfchlufs und Strebepfeiler, der
Thurm über dem Presbyterium rundbogige Doppel-
fenfler, eine Glocke von 1654, das Portal rundbogig,
doch fpat- gothifch profilirt, ein Seiten-Portal mit
Oeffnung in Kleeblattform. Die Kirche reich an Male-
reien. Am Hoch-Altar: Chrifti Himmelfahrt (in einem
prachtvollen Renaiffance-Rahmen) von P. Cuffeti. An
der Epillel-Seite Maria X'erkündigung von demfelben
Meifler. Das Kreuzigungsbild am linken Seiten-Altar
VU. N. F.
llammt aus dem Klofter Viktring. Ober dem fpitz-
bogigen Triumphbogen ein fchones älteres üelgemalde.
Die Plafonds der Kirche bemalt von Chrifl. Brand-
llatter dem jüngeren (1837). -^'^ t'^-'" Wanden mehrere
15ilder, darunter tue l'"ufswafchung und Chrillus mit
den Kindern, endlich ill eine Kreuzabnahme bemer-
kenswerth.
Fig. 1. (Maria Gail.)
Grabmale: das der Edelen Frau Dorotea Bäde-
kerin mit Wappen 1496, des „Ernell Martin Sackhl von
trefn, gewefler pflegsverwalter auf Bodenprunn" 1 1573
und des Lienhart Sackl Verwalters zu Treffen 1496
(mit W^appen), des Edlen Georg Philipp Troi 1645 (mit
Wappen), der Maria Conllantin Liesyaniggin (1735),
etidlich der grofse Marmorgrabflein der graflichen
I""amilieGrottenegg, als Rofina geb. Aichelburg, Maria
Anna, Adam Seifried, Joh. Seifried von 1690, 1705,
171S, 1755. Zu erwähnen ill noch folgende Infchrift :
Anno a Chrilliano na
tali fesquimillefnno vigefi
mo fe.xto pridie Idus Maias
Deo Natureq cöceffit honät
vir Joannes Rosner Acheba
chie Trevenfis eccle facerdos
primang L
Renaiffance-Umrahmung, Portrat mit Collume.
An der Kirchenmauer mehrere Römerfteine.
In der P'iliale der Pfarrkirche zu Afritz — zu
Wollatt — befindet fich ein kleiner Flügel-Altar in noch
LIV
gutem Zuftandc. Alii.-cii als Gemälde die \'^erkiin-
digung, innen die Geburt-Chrilli, ein Schnitzwerk.
Die Pfarrkirche Maria an der Giil gehurt zu den
wichtigen Bauwerken Kärntens. Sie ift ein einfacher
Bau ihren inneren und aufseren VerhältnilTen nach,
der im kleinften Theile romanisch, dann im gothifchen
Style erneuert und zur Zeit der fpatellcn Gotliik
rellaurirt wurde. Der Chor belleht
aus einem oblongen Joch mit drei
feitigem SchlulTe, ein flernför-
miges Gewölbe bildet die Decke.
Die Kippen laufen auf Wanddicn-
rten ohne Confolen an , denen
aufsen dreimal abgefchrägte Strebepfeiler entfprechen.
Der Unterbau des Thurmes ifl dem Presbyterium als
quadratifche Halle vorgebaut, daran fich das Langhaus
fchliefst, ein einfchiffiger Kaum mit zierlichem Stern-
gewolbe, drei Joche bildend und Wanddienfte als
Rippenauflager. Chor 24' 9" lang, 21' 9" breit, 23' hoch.
Halle 14' 3" lang, 15' 4" breit, 20' 6" hoch, Schiff
56' 9" lang, 34' 6" breit und 28' hoch. An der Nord-
feite ein Capellen - Anbau aus dem Ausgange der
Gothik, gegenüber die aus drei Quadraten gebildete
Sacrillei. Vor dem welllichcn Haupt-Portale eine
Vorhalle, deren N^erlängerung im erftcn Stockwerke
zum Mufik-Chor dient. Ein einfaches Kreuzgewölbe
überdeckt die Halle, im Schlufsfteine das Lamm, vier
Kippenauflager: Gnom, nackte I'^igur, Mönch, nackte
Figur. Der .Mufik-Chor tritt bis in die Hälfte des
erften Schiffjoches vor und ruhet diefer Vorbau auf
zwei Säulen mit gewundener Canellirung, deren
Unterlage je ein liegender Löwe bildet I"ig. i. Die
Löwen find aus röthlichem marmorahnlicliem Kalk-
rteine angefertigt , deutlich ifl; das Auffetzen der
urfprünglich nicht dazu gehörigen Säule fichtbar. Die
Löwen dürften von einem romanifchen Portal llammen.
Das Haupt- und das Seiten-Portal, darüber eine
Madonnen-Statue, fpitzbogig und gut profilirt. In den
pitzbogigen Fenrtern des Presbyteriums Rertc guten
Maafswerks. Die Thurmhalle dürfte noch der romani-
fchen Stylperiode angehören. Der Aufbau des maffi-
gen Thurmes, mit feinen grofsen Spitzbogen-Schall-
fenflern, und dem achtflächigen Spitzdache gehört, wie
der ganze übrige Kirchenbau, der Gothik an (beiläufig
Anfang des 15. Jahrhunderts). Einige Sculpturrefle der
romanifchen Kirche wurden in pietätvoller Weife an
der Aufsenfeite der Kirche eingemauert, vorflellend
St. Georg mit dem Drachen, einen Löwen, eine Jung-
frau, die einem Ungethüme geopfert werden foll, zwei
Engel des Weltgerichtes, zwei Masken.
Als beibndere Zierde der Kirche ill zu erwähnen
ein reich gefchnitzter Flügel-Altar mit trefflich behan-
delter architektönifcher Umrahmung. Auf der Predelle
die Familie Mariens in Relief. Im Schreine die Krö-
nung Mariens, jetzt am Hoch-Altare (Vollfiguren). Auf
den F'lügeln innen: Geburt Chrifti und Pfingflfert, die
drei Könige und Tod Mariens in Hoch-Kelief. Ueber
dem Schreine Chriftus am Kreuze, Maria und Johannes.
Auf der Aufsenfeite der Flügel ift Anna und Maria
und die Auferftehung des Heilands gemalt, (Mitte
des 15. Jahrhundertsi, bemerkenswerth ill ein fchönes
Figürchen: Maria Schutz. Am Mufik-Chore zwei Figu-
ren aus Holz gefchnitzt, St. Florian und St. Georg,
charakteriftifche Arbeiten des 16. Jahrhunderts. Die
Chor-Brürtung ilt mittelft einer niederen mitlMaafswerk
zierlich durchbrochenen Wand erhöht. Zu erwähnen ill
noch der dem 17. Jahrhundert (?) angehörende Taufltein
und der zweigefchofsige Karner gegenüber der Kirche.
Für die Gefchichte diefer Kirche iff eine Infchrift
wichtig, die fich links im Presbyterium befindet; -Im
1580 ifl diefes Gottshaufs fanimt dem Thurm nieder-
gangen und eingefallen durch die Edlen und geftrengen
Herrn Ludwig und Anthan von Grotta zu Grottenegg
und Finkenftein und Gebrüder als Vogt und Lehens-
herrn Gott dem Herrn zu fchuldigen Ehr widerumb
erhebt und gepaudt worden im 1606 Jar."
Diefe Familie hatte dort ein Begräbnifs und nennt
ein Leichenllein Ludwig 1. b. v. Grotta 1677, Sigmund
Gottfried 1630, Franz Gottfried 1638, l-^life feine F'rau
1612.
Die Pfarrkirche zu St. Ruprecht am Moos ill den
Umfangsmauern nach ein romanifches Gebäude, der
Thurm bildet mit feiner unteren Halle das Presby-
terium, deffen Wandpfeiler mit halbrunder Vorlage
ohne Capital. Die Gewölbe im -Schiffe (zweijochig)
LV
rpat-gothifclies Netzwerk, der Triumpliho;4en f|)it7.-
bogig, im 'riuirm romaiiifclie Doppclfenllcr, kleine
San6luariiim-Nifclie mit Gilter.
Zu Anwldßcin befinden ficli zwei Kireheii, die am
Berge, die Stiftskirche der alten aufgelnften Hene-
difliner Abtei, und die kleine Kirche im ( )rte.
I'ig- 3 (f^iefcha.;
Das Benedi(5liner-Stift wurde durch den Bamberger
Bifchof Otto aus dem Haufe Andechs um 1107 gefliftet
und von Mönchen aus dem Michaels-Klofter bei Bam-
berg bezogen. Einem dem Benedi6liner-Orden befte-
henden Gebrauche gemäfs, erhob fich diefe Ordens-
anfiedlung auf einem ziemlich hohen felfigen Berge
rechter Seite des Gail-Thales. Das Klofter hatte häufig
mit widrigem Schickfal zu kämpfen, die liinfalle der
Venetianer und Türken, der BauernaufÜand um 1659
fchädigten deffen Eigenthum; 1783 traf es das unver-
diente Los der Aufliebung bei einem Vermögenswerthe
von 91.080 fl. Die Stiftskirche, der man nur zu deutlich,
anficht, dafs Armuth eingekehrt und die forgfame
Hand des Ordenspriefters fehlt, hat eine eigenthümüche
Anlage. In Folge des Anfteigens des Felfen-Plateaus
liegt das Presbyterium diefes übrigens kleinen Gebäu-
des bedeutend höher (10 Stufen), als das Schiff; in
Folge deffen unter dem erfteren eine Krypta mit dem
Eingang in der Mitte der Chorftiege befleht. Die
Kirche hatte viel Umgeftaltungen durchzumachen, nur
das Presbyterium ift fpät-gothifch mit reichem Netz-
gewölbe, die drei Fenfter im Schluffe fpitzbogig ohne
Maafswerk. Eine kleine San6luariums-Nifche mit Git-
ter. Das Schiff befteht aus einem oblongen Räume
mit Netzrippen-Ueberwölbung. Impofant ift: der nie-
drige mächtige Thurm, der dem Schiffe vorgebaut ift,
er gehört ficher der romanifchen Zeit an. Eine Glocke
mit der Infchrift: Benedictus etc. 1475, eine zweite:
o rex gloriae etc. 1477.
An den Wänden vier vveifs-marmornc Grabfteinc
von Aebten mit Figuren, aus dem 16. Jahrhundert. In
der Sacriflei Ornate aus der Klollerzeit und eine fehr
intereffante geftickte Mitra (14. Jahrhundert). '
' Jct/t Kigt-nthuin lies k. k. oftcrr. Miifiüim^ in Wien.
Das .Stiftsgcbiiude bis auf den Rand des Felfens
hinausgebaut umgibt die Kirche, die in dem engen
Kloiler-llofe freilleht. Im Gebäude, namentlich in den
(längen noch viele gothifche Anklänge. Vor dem Ein-
gange in das Stift zwei grofse romanifche (.') Löwen
aLis weifsem Marmor, der eine fitzend, der andere
fchadhafte auf einem Lamm flehend.
An der Vorderfeite der Kloflerkirche zwei antike
Bruftbilder auf ein und demfelben Steine ausgemeifelt,
eingemauert, weifser Marmor mit Spuren \on Bemalung,
darüber ein weiterer Romerftein mit einem Fifche. (?)*
Die Kirche im Orte, ein befcheidener Bau mit
fpät-gothifchem Presbyterium fammt Netzge wölbe,
Sanftuarium-Nifche mit Gitter. Am Seiten-Altar rechts
zwei gute Bilder des 18. Jahrhunderts, vorflcllend je
eine Gruppe von Heiligen. In der Filial-Kirche zu Scll-
fchacli zwei Flügel-Altäre mit Reliefs, Schitzereien und
Bildern (1517).
Die Stadtpfarrkirche zu St. Peter und Paul in
Bleiburg ifl ein fpiit-gothifcher Bau von zweifchiffiger
Anlage, nämlich ein 1 lauptfchiff und ein Seitenfchiff
das links angefchloffen ill. Das Presbyterium ifl mit
dem Hauptfchiffe gleich breit und hoch, und befleht
aus vier Jochen und dem dreifeitigen Schluffe; das
fpät-gothifche Netzgewölbe ift etwas gedrückt, daher
die Rippen nicht kräftig genug das Princip des Empor-
Urebens zum Ausdruck bringen. Die Rippen verlaufen
fich ohne Capital- Vermittlung in den Wanddienften.
Die Fenfter find fpitzbogig, doch ohne Maafswerk;
rechts des Presbyteriums die Sacrilfei mit Vorbau und
der Thurm. Das Langhaus befleht in beiden Schiffen
aus je vier Jochen, die fich mit Ausnahme des Netz-
gewölbes, das ein anderes Rippengeflecht zeigt, nicht
von jenen des Schluffes unterfcheiden. Gegen das an
der Nordfeite gelegene und gleich hohe Seitenfchiff,
das etwas fchmäler ift, tragen drei achtfeitige Pfeiler
die fpitzbogigen Arcaden-Wölbungen. Dem Seiten-
fchiffe ilf ein Joch fammt dreifeitigem Abfchlufle ge-
wilTermafsen als Neben-Chor angefchloffen und fleht
auf diefer Seite, da eine Arcade fich gegen das
Presbyterium hin öffnet, der Triumph-
Bogenpfeiler frei. Die Fenfter des Lang- « 0 /^ >
haufes fpitzbogig. Im letzten Joche des
Schiffes fleht der in fechs kleine Joche
getheilte und von dichtem Rippenwerk
getragene fleinerne Orgel -Chor. Die
kleinen Pfeiler haben theils die achtfei-
tige theils die bündelige Grundform.
Der Taufllein fpät-gothifch von acht-
eckiger Geflalt. Das ganze Aeufserevon
Grund aus modernifirt, vor derWeflfeite
wurde eine offene Halle im gothifchen (?)
Style angefügt. Der mächtige Thurm
mit zopfigem Helme. An innerer Ein-
richtung nichts Bemerkenswerthes.
Zur gedachten Pfarrkirche gehören
acht I'llialen. Das Kirchlein zu Obcrloi-
bach hat im Chore zufammengcfetztes Vv.
gothifches Gewölbe, im Schiffe eine
flache Decke, der viereckige Thurm an der Südfeite
mit einem achtfeitigen Zeltdache. Die grofse Filial-
Kirche zu lüncrsdorf mit fehr hohem und fchönem
llreng gothifchen Chore (2 Joche und dreifeitiger
"^ S. Jahorn gg's Kärntens röm. Altcrthümer. i/"«;.
LVI
Schlufs) Wanddienrte mit Kaffgefims und neuerem
Schiffe. Der mit dem Chore gleich alte Thurm mit
einem vierfeitiijen Zeltdache. Refte von Glasgemalden.
Die Filiale in Schiltt-itdorf , ^die fogcnannte heil. Grab-
kirche) aus dem Jahre 1773 rtammend, hat einen halb-
kreisförmigen Altar-Raum und erweitert fich gegen
das Langhaus durch Anbringung von halbkreisför-
migen CapcUen-Ausbauten zu einer Art Querhaus.
Die N'ierung mit einer l'endentif-Kuppel und fechs-
feitiger Laterne. Die runden Ausbauten mit Viertel-
kuppelung. Der weftliche Theil bildet in der erften
Anlage drei Joche mit ungebrochener Tonne über-
wölbt; dann zwei flankirende barokbedachte W'cll-
thürme. V'or die ganze W'edfront legt fich eine ilrci
jochige 16 M. lange Vorhalle, mit drei rundbogigcn
Oeffnungen. Die Filiale in Unti-r-Loibaili , ein ein-
fchiffiger, fpat-gothifcher Bau fammt Thurm mit \ier-
feitigem Zeltdache an der Chor-Sudfcitc.
Die Pfarrkirchezu St. Michail,
ein grofses Gebäude mit fchr
hohen fpat - gothifchen Prcsb)'-
tcrium und neucrem Langhaufc,
(fie brannte nämlich 1684 gänz-
lich ab, und blieben vom altem
Baue nur die fehr hohen Umfaf
fungsmauern des Chores flehen).
An der Südfeite des Chores
MCD(?), der Thurm an der Weft-
front in feinen unteren Partien
alt. Das heutige Netzgewölbe ill
Fig. 5. (Liefch.-..) i,^ gtj-ie der Spät- Gothik au.s-
gefiihrt, wobei die zu flachen Gewölbekappen in die
Spitz-Bogenfelder der hohen Fenfter eingreifen. In
den Fenftern gutes Maafswerk, aufsen Strebepfeiler mit
vier Abfatzen, fpät-gothifcher Taufftein. Die Filial-
Kirche zu St. Martin in Waggendorf mit fpätgothi-
fchem Schiffe (Netzgcwolbe) und ibeng gothifcheni
Chor (Kreuzgewölbe mit 11 Schlufsfteinen), mittelgrofs
von fchlanken Verhältniffen in den hohen Gewölben,
Der Chor befleht aus einem Joche und dem dreifei-
tigen Schlufle, das gleiclibrcite Langhaus aus vier
Jochen. Die Chor-Fenlter mit llrcngem Maafswerk, die
des Langhaufes mit charakteriflifch fpät-gothifchem.
Die Gewölberippen im Chor ruhen auf Confolen, im
Schifte auf Dreiviertelfaulchen mit ringf innigen Capi-
tälen. An der Nordfeite über der Sacristei der vier-
eckige Thurm mit aclitfeitigem modernifirten Spitz-
dache. Die F'iliale zu Rinkolach mit einfach gothifchem
Chore und flach caffetirter Ilolzdecke im Schiffe (an
deffen Aufsenfeitc 1549). Der Thurm an der Chor-
Südfeite mit achtfeitiger Spitze. Die Filial-Kirche zu
St. Nicolaus in //ö/befitzt ebenfalls noch einen fpät-
gothifchen Chor und einen gleichalten Thurm an der
Chor-Nordfeite.
Die Pfarrkirche zu Rinkenberg befleht aus einem
zweijochigen fpät-gothifchen Langhaufe mit Stern-
gewölbe, aufsen Strebepfeilern und einem älteren
Presbyterium, mit dem erfleren gleich breit, aber
bedeutend niedriger. Die Kippen der Kreuzgewnibc
im Chor find fehr kräftig und fitzen im unterften
Hohen-Viertel der Wände auf Confolen auf Im Schifi"e
vereinigen fich die Rippen in halbrunden DienlUn an
flark vortretenden Lefenen. Der Spät-Gothik gehurt
auch der Orgel-Chor an mit feiner zur Hälfte vollen,
zur Hälfte in Maafswerk - Figuren durchbrochenen
Brülliuig. In der Unterwölbung dichtes Netzwerk,
Spindellliegc mit dreifeitiger Umfaffungsmautr. Der
Thurm an der Chor-NordiVite hat alterthümliches Aus-
feilen mit fpitzbogigen Schalllochern. Die Glocken
datiren von 1470, 1669, 1781. Die Chor-Fenfler mit
Maafswerk. An der äufseren Schiffwand Refte \on
ubcrtimchten Malereien. Im Pfarrhofe ein gutes Kreu-
zigungsbild vom Jahre 1675, gelüftet vom Pfarrer
Florian Staudegger. In der Schwaberger F'ilial- Kirche
zu Heiligi-iißadt eine Glocke aus 1518.
Die Pfarrkirche zu /Ve-T'rf// (Maria am See), nahezu
die bedeutendlle Pfarre in Untcr-Kärnten, ift eine
in raumlicher Bezielumg fehr wenig entfprechende
Kirchcnanlage. Zweifchiffige Halle mit kleinem quadra-
tifchen Chore, darüber der Thurm. Das Langhaus
zerfdlt in Folge von zwei runden Trennungsfäulen in
je drei Joche jedes Schiffes, darauf wie auch an den
1 laibfaulen der Seitenwände die Rippen des einfachen
Sterngewölbes durch einfache Capitäle vermittelt
anlaufen. In den Ecken blofs Confolen, über dem
Triumphbogen ftofsen die Ri|)])en unvermittelt anein-
ander. Der Wefleingang gothifch profiiirt. Die Ueber-
wolbung des gerade gefchloffencn Presbyteriums
neu; darüber der Thurm. Spät-gothifcher Taufrtein.
Zu diefer Pfarrkirche gehören mehrere ]"'ilial-Kirchen,
davon einige beaclitensw erthe Bauwerke find. Dahin
gehört die St. Barbara- Kirche zu Sagrad. Sie belleht
aus einem cinjochigen und dreifeitig gefchloffencn
gothifchen Chore, als dem alterten Theile und dem
neuen faft quadraten Schiffe, an das fich beiderfeits
grofse die ganze Schiffstiefe einnehmende und wie der
Chor conrtruirte Capellen anfchliefsen. Durch diefe
Anordnung ift ein felbftändiges Ouerhaus von do-
minirender Gröfse entftanden, welches den kleinen
Chor wie ein Anhimgfel erfcheinen lafst. Der fpitz-
bogige dreifeitig abgefchrägte Triumphbogen hat die
Hohe des Chörleins, deffen Fenfter klein, fpitzbogig
mit Kleeblattfchlufs. Das Hoch-Altarblatt datirt, die
Kirchen-Patronin vorllellend, von 1668. Die Filial-Kirche
zu PidUiii hat einen einfachen fchr kleinen gothifchen
Chor und ein kleines Tluirmchen über dem Triumph-
bogen. Aehnliche Conftru6lion in der Filial-Kirche zu
Platt, nur fteht der Thurm mit feiner fi)itzbogigen
Halle vor der VVeftfeite.
Weitaus intereffantcre Bauten
find die beiden Kirchen zu Lifjcha,
auch die Schwefler-Kirchen genannt.
(F"ig. 2.) Der eine halbe Stunde füd-
welllich von Prevali gelegene Ort
Liefcha hat fich aufserdem, dafs er
der Mittelpunkt von ausgedehnten
Kohlenbergwerken ift, auch dadurch
einen Ruf erworben , dafs er fich
des »lerkii'ürdigen Befitses zweier
alten hart aneinander Jlehenden gothi-
fchen Kirchen sii erfreuen hat. Nach
einer Sage nennt man fie y^die
Sclrauflcrkirchen'-^ weil „fie ihr Dafein
zweien wohlthatigen Schwellern von
adeligem Gefchlechte zu verdanken
haben." Urkunden fcheinen fich nicht erhalten zu
haben, doch läfst fich bei beiden Anlagen wegen
ihrer klaren und tlieihveife künflUrifch volloidcten
Kig. 6. (I.ic-fcha.)
LVII
Architektur auf die beffere gotbifche Periode fcbliefscn.
Um fo mehr miifs man es bedauern, dafs der Erbauer
weniger auf den äufsercii iMiubuck, auf eine in weitere
l"\'rne wirkende Lage Hedaclit nahm. Man hat die
Kirchen wohl auf eine ziemhcli bedeutende Anhohe,
doch in den Hintergrund derfelben gelleilt und eine
volle Ueberficht dem von der Südfeite ankommenden
liefchauer entzogen. Diefelhen flehen nicht, wie man
vorausfetzen follte, nebeneinander, fondern in nord-
öftlicher Richtung hintereinander, von welcher Seite,
doch nur aus der Nahe, die ausgebildetftcn Theile, die
Chor-1'artien, überfchaut werden können.
Die gröfsere, »lit ciiifacli got/ii/c/icni Chore und
flach gedecktem Schiffe, tlem heil. Wolfgang geweihte
Kirche (Fig. 3) hat im erfteren das Verhaltnifs : Hreitc
zur Tiefe 2:3 (8 M. : 12 M.), im letzteren betriigt die
Rreite die einfache, die Limge die doppelte Chortiefe.
Das fchwungvoll gothifche Chor-Gewölbe ift in einem
Joch und dem mit 5 Seiten aus dem Achtecke gebil-
deten Schluffe vertheilt. Die Rippen von gewöhnlichem
Birnftab- Profil, laufen fchon oberhalb der Wand-
faulchen-Capitale (Fig. 6) auf dasfelbe herab, welche
Capitide etwa in der halben Raumliohe angebracht,
aus wulftformigen Ringen beftehen und im halben
Achteck aus der Wand treten. Der Schaft der Säulchen
befleht aus einer 1 lalbfaule, der P'ufs hat oben einen
mehrfeitigen Wulll, darunter einen Würfel, der mittelll
zweier I-'afen oben achteckig \\\.
Auffallend ift die gro/sc Starke
des Triumphbogens (i'jö M.),
welche Stärke nicht einmal die
Umfafl'ungs-Mauern erreichen.
(1-32—40 M.), die Mitte der
Laibungen ift auf i M. glatt,
die Kanten abgeftutzt und pro-
filirt. Zwifchen zwei Plattchen
eine Kehle. Vielleicht war ur-
fprünglich beabfichtigt, an der
Stelle des Triumphbogens die
Weftfroiit auszufuhren (?).
Zur einheitlichen Vollen-
dung des anfcheinend nicht viel
fpjiter in Angriff genommenen
SchiQ'szubaues mag es an Mitteln
Fig. 7. (.St Ami.i.) gefehlt haben: eine Ueberwol-
bung, welche nach den vorhandenen zur Aufnahme
der Rippen beftimmten Wandpfeilcrn und aufsen
bereits gemauerten Strebepfeilern thatfachlich geplant
war, kam nicht mehr zu Stande. Die erfteren wurden in
dreiviertel Raumhohe ftunipf abgebrochen und eine
flach cajettirte Holzdecke um 2 M. hoher als das Chor-
Gewölbe eingelegt. In den Cafetten- Feldern grofse
fünfblatterige vergoldete Rofetten.
Die Feiißcroffnuugen des Chores betragen zwei
Drittel der Raumhnhe. jene im Schiffe die Hälfte. In
das überall vorkommende Maafswerk mifchen fich
fchon die freieren Elemente der anbrechenden Spät-
Gothik. Der hölzerne Orgel-Chor ift ganz neu (1863);
früher bcftand keiner. Die Kanzel wollte man vielleicht
in Stein ausl'uhren; der Unterbau wurde wirklich ge-
mauert (ohne befondere I-^ormbildung), die achtfeitige
Krüftung aber einfach aus Holz gemacht. Eine an der
Epiftcl-Seite des Chores angebrachte Wandnifche
(r50 M. breit und iM. hoch) mit profilirten Kanten kann
wohl nicht einen Priefterlltz darftellen, da der Sitz
alsdann auffallend hoch wäre.
Sehr beachtenswerth ift das Vorhandenfein einer
Unterkirche h'ig. 5, in welche man vom Schiffe aus auf
zweien vor dem Triumphbogen fymmetrifch angeleg-
ten Stiegenarmen gelangt. Da jedoch der h'ufsboden
des Chores nicht wie bei der Eberndorfer Anlage um
eine P'reitreppe über das Schiff erhoben erfcheint, fo
mufsle dafiu" die Anzahl der Stufen in den erwidmten
Stiegenarmen viel gröfser ausi'allen, d. h. die letzteren
in das Schiff bedeutend vorgefchoben werden. Die
Krypta nimmt den ganzen Raum unter dem Chore
ein und ift durch Trennungs[)feiler in drei Schiffe ab-
gethcilt. Dadurch ergeben fich aufser dem dreifeitigen
Schluffe neun Joche, die mit fpitzbogigen Kreuz-
genudben, doch ohne markirte Rippen, gedeckt find.
(Uebcrdiefs ift ein idinliches felbftandiges Joch zwifclien
den Stiegenarmen eingewolbt.)
Diefe Gewolbegrate laufen an die achtfeitig ge-
formten Pfeilerfchäfte unmittelbar an, da Capitäl-Auf-
fatze fehlen. Auch die Hafis hat die achteckige l'orm,
aber mit über Eck gefteliten Seiten. An den Wänden
intfprechende 1 lalbpfeiler. (Fig. 4) Nur die Grate im
dreifeitigen Schkilfe iiiid rippenfurmig verftärkt, wobei
die Streberippen der halben Seitenjoche auf niedliche
Confolchen fich ftützen. Die vorkonmienden fünf
Fenjlcr find klein, mit breiten Laibungen und flachen
Stichbogen. Der kleine Altar hat einen ziemlich werth-
voUen Auffatz aus rothem und weifsem Marmor, mit
kräftigen Relief-Figuren des heil. Valentin in doppelter
Darfteilung; eine Arbeit aus neuerer Zeit. Dagegen
dürfte die Menfa dem urfprunglichen Altar angehören.
An der nördlichen Stirnfeite hat fich eine eigen-
thiunliche Infchrift erhalten:
AR.D.VAL.CAD.
P.LCCI. (?)
Sonft zeigt die Krypta keine Eigenthümlichkeit; der
Fufsboden ift nur mit Ziegelplatten gepflaftert.
Das die Kirche umgebende Terrain fteigt von
Often gegen Weften derart an, dafs der Wefteingang in
das Niveau des Orgel-Chor-Fufsbodens fällt; dagegen
hat es am Chore foviel an Senkung gewonnen, dafs die
Lichtöffnungen in die Krypta ungehindert im Sockel-
mauerwerk ausgebrochen werden konnten. Das ange-
wendete Bau-Material ift durchgehends grobkörniger
Tufftein, deffen Struflur kein Mortelanwurf verhüllt.
Dafs die Errichtung eines gemauerten Glocken-
thurmes unterblieb, könnte fo gedeutet werden, dafs
man fich mit der Exiftenz eines folchen bei der
Schwefterkirche begnügte. Der am Zwifchenfirfte
angebrachte nette Dachreiter hat einen prismatifchen
Unterbau und einen achtfeitigen fchlankcn Pyramiden-
helm; diefe einfache Holz-Architektur fchmiegt fich
harmonifch an die Schindelbedachung der Räume an.
In der Oberkirche kommen drei Altäre vor, der
Hoch- Altar, grofs und barok mit der Statue des heil.
Wolfgang und darüber im Schilde: „San6lo Wolfgango
Episcopo löSo," der linke Seiten- Altar mit dem Bilde
des heil. Ifidor „Sanflo Ifidoro Agricolae 1680,^^ der
rechtsfeitige Barbara-Altar, der neuefte und im Styl
der fchlechtefte. Von gröfserem Intereffe ift ein älterer
bereits aufser Gebrauch gefetzter T'lUgel-Altar aus
demlMide des 16. Jahrhunderts. Er befand fich angeb-
lich früiier an der Stelle des Haupt- Altars und wurde
LVIU
unter den Orgel-Chor übertragen. Er beflelit aus einem
1-24 M. und 1-50 M. breiten hohen Mittelfchrein mit
einer Tiefe von 0-l8 M. und aus zwei beweglichen
Flügeln, mit welchen die Schreinnifche verfchloffen
werden kann. In derfelbcn eine grofse gefchnitzte
Holzfigur des heil. Woilgang, auf niedrigem Piedcllal
fitzend, imMefsgewand und mit Infignien eines Bifchofs,
ein Kirchenmodell und ein Beil mit der Linken am
Schofse haltend. Als Hintergrund eine aufgemalte
Nifche, die von Pilaftern getragen wird. Die ganze
Ausführung ift ziemlich primitiv, die Farben iler l-"igur
wahrfcheinlich aufgefrifcht, da namentlich das Geficht
iibertrieben geröthet erfcheint. An dem flyllofen
Kirchen-Modell befindet fich die Jalirtszalil i .^ .q .6.
Die Innenfeiten der Flügel je in zwei Felder querge-
theilt und diefe mit Malereien. Im erjteii Fehle: die
Geburt mit Maria, Jofeph, daneben das Kindlcin in
ein Tuch gehüllt; im Hintergrund ein Engel, die Hirten
0'30 .'lO: U!0\
Fig. S. (St. Anna.^
und die Thiere. Am unteren Rand die Worte: „Nati-
vitas Jefu Chrifti." — Ivi zzoeiten Felde: Anbetung der
Weifen; „Trium Regum Oblatio." — Im dritten Felde:
die Befchneidung im Tempel: „Chriflus oftavo die
circumciditur." Im vierten Felde: die Aufopferung
im Tempel: „Chrifti Jefu"; die rechte Ecke diefes
Feldes hat wiederholt die Jahreszahl 1596 und die
Anfangsbuchftaben: H. G. Die Compofition ifl con-
ventionell, die Farben ftark verblafst. Das Ganze
ruht auf einem 0-70 M. hohen Poftament mit ein-
wärtsgefchweiften Seiten: die Vorderfläche zeigt in
kreisrunden I'eldern halbverwifchte Malereien, an-
fcheinlich den Erzengel Michael in zweimaliger Dar-
flellung. Alle Beflandtheile aus Holz ohne ornamen-
tale Verbindungs- oder Umrahmungsglicderungen.
Einige kleinere Votiv-Bilder aus dem Ende des 17. Jahr-
hunderts : das eine enthalt die Infchrift: Ex voto
1.6.7.5. adepta fanitate brachij et pedis obtulit hanc
tabulam. G. S. V. P. Der Donator kniet vor dem in
Wolken erfcheinenden heil. Franciscus. Ein zweites
ähnliches Bild aus dem Jahre 1668.
Die zweite in nordöfllicher Richtung circa 12 M.
entfernt flehende Kirchenanlage der heil. Anna ge-
weiht (Fig. 7) zeigt in der räumlichen Ausdehnung
kleinere Ausmafse , in der Detail-Ausbildung aber
mehr F"einheit und ftrengeren Styl. Wie die Wolf-
gangs-Kirche hat auch St. Anna einen aus einem Joch
und aus dem Polygon geftialteten Schluffe beftchen-
den Chor mit einfaeh gottii/etier liimvolbung, in welcher
fich aber in entfchiedenerer Weife der Spitzbogen-
Charakter ausdrückt, als bei der erfteren Anlage. (Die
Breite des Chores beträgt hier nur 3 Klafter 2 Schuhe,
die Tiefe 14-6 Klafter.)"ln erfter Linie ifl der in fehr
fchönem Verhaltniffe conftruirte 'J'riiimp/iliogen anzu-
führen, deffen Laibungen i M. ftark und profilirt find.
(Fig. 8.) Unmittelbar über feiner Spitze fchliefst fich die
flache Schiffsdecke an, die etwa um 3 M. niedriger
gelegen erfcheint als der Scheitel des fpitzbogigen
Chor-Gewölbes. Hier rteigen die Rippen von blofsen
Confolen auf, die im Laufe der Zeit die Schärfe der
I'orm eingebüfst haben. Es ill nämlich auch zum Baue
diefer Kirche ein etwas bröckeliger Tufllein verwendet
worden, und die Befchädigungen des Triumphbogens
und an einzelnen Stellen des l-'eniler-Maafswerks find
der böfen Eigenfchaft des Materials zuzufchreiben.
Lk'berhaupt mufs conftatirt werden, dafs fich iler ganze
Bauzujland des fchönen Presbyteriunis als ein recht
bedenklicher darfteilt. Die Scheitellinie des Triumph-
bogens zeigt einen fchlimm ausfehenden an 8 Cm. breiten
Spalt, der fich durch die ganze Uebermauerung hin-
zieht und abgezweigt in geringerer Weife an der nörd-
lichen Gewolbedecke auftritt. Es dürfte die Behau])-
tung, dafs an diefen Mauer- und Gewolbefprüngen der
im Norden des Chores angebaute Thurm die Schuld
trage, keine irrige fein. In der That ift eine Abweichung
von der Verticalen an der Flucht der nordlichen
Thurmmauer fichtbar: der Thurm neigt mit feinem
Uebergewicht gegen Norden und zieht das anßofsende
Chor-Geioölbe nach. Die füdliche Deckenhälfte ift bisher
unbefchädigt geblieben.
Wie fchon angedeutet, ift das flachgedeckte Schiff
der untergeordnetere Kirchentheil, in welchem fich
keine Merkmale, die auf eine beabfichtigte Ueber-
wölbung fchliefsen liefsen, vorfinden. Die Felderdecke
aus Holz ift auf weifsgefarbtem Grunde mit gelben
Rofetten bemalt und mit einer Jahreszahl verfehen
(1689). Das ftrenger conftruirte Maafsiverk der Chor-
Fenfter bei diefer Kirche als bei der Schwefterkirche
ift ein weiterer Anhaltspunkt zur Annahme, dafs
der Bau der Anlagen nicht in einer und derfelben
Zeit in Angriff genommen wurde, vielmehr St. Anna
einer früheren Bau-Periode angehört. Es ift fraglich, ob
der Baubeginn ins 14. Jahrhundert reicht, doch kann
der Ausbau der Chöre in die erfte, beziehungsweife
die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts mit einiger
Gewifsheit geftellt werden.
9. (St. Aiin.i.~l
An der l'.jjiftel-Seitc des Chores ift eine noch fehr
gut erhaltene kleine ]Vandnifche mit Dreiblattfchlufs
und profilirten Gewänden (Fig. 8) angebracht. Im ähn-
lichen Verhaltniffe find die Spitzbogenfelder der Chor-
Fenfterconftruirt. Die Evangelien -Seite und die mittlere
LIX
Schlufswand haben folche Ni/i/uit mit bloss quadra-
tifclicr Umralumins^. Die Gcwolbekappcn des Chores
find mit bcfliii^cUen l'",iH4elsk()i)fen und bunten Ranken-
Ornamenten fehieclit l'CHiall. \\\ den drei Schildbc)i;en
des Vorderjoches ebenfalls Wandmalereien: Maria
Himmelfahrt, Verkiindiijunj; und Anbetunt^ der heil,
drei KoniLie, alles neueren Datums und ohne Kunll-
werth. l^ic Altäre liiul aus der Mitte des 17. Jahrhun-
derts; derliocii-Altar mit der Statue der h y\nna /ö/^,
am Retabulum des rechten Seiten-Altars: „Ad hono-
rem Dei parae et Viri^inis S. Cata. et S. Gertrudis sub
Adü. Rdo. M. Simone Freismantl hae tabulae ereiflae
sunt i6>i^' . Der linke Seiten-Altar hat diefelbe Jahres-
zahl, die Auffatze in befferer Renail'l'ance.
Von den vier Schiffsfciißern befitzt nur eins noch
Maafswerk, bei den Chor-l'^enflern geringe Refte von
Glasgemälden, Rofetten in blau, gelb und roth. Der
Nordthurm ill ziemlich hoch mit \ier Spitzgiebeln und
achtfeitigem fchlanken Zeltdach.
Die Pfarrkirche zu Guttenjh'iii befteht aus einem
zueifchiffigen gothifchen 1 lallenbau mit kleinem tjua-
dratifchen Chor und Thurm darüber. Die Ueberwol-
bung jinigcrcn Datums, ebenfo ilie SeitenCapellen.
Die l'enller fpitzbogig, fchmal mit Maafswerkfchiurs.
I'^s fcheint, dafs an diefem Gebäude nur die Um-
faffungsmauern vom alten gothifchen ]?auc erhalten
blieben. Hemerkenswerth ill ein Votiv-liild aus dem
Jahre 1667 ((irablegung Chrifli). Die FriedhofCapelle
befitzt ein fpät-gothifches dreifeitigcs Chorlein, das
Schiff ilt aus neuerer Zeit.
Kleine archäologifche Erforfchungen aus Nieder- und Ober-
Oefterreich.
Vom J. Ncwalil.
JFFERMARKT. Ueber die intereffante Markt-
kirclie winden bereits in den Mittheilungen,
und zwar Band II, S. 306, von J. Bergmann
und Hand XVIII, S. 86, von Dr. K. Fronner Berichte
erllattet. Es möge gellattet fein, denfelben folgende
Ergänzungen beizufügen.
Schon beim Betreten des Kirchenplatzes fallt ein
an der Kirchenwand befeftigtes fehr tüchtiges Sculp-
turwerk in die Augen. Es ift Chriflus am Kreuz, dar-
initer Maria, aus einem einzigen .Stück lichten Marmor,
165 Cm. hoch und 50 Cm. breit, angefertiget. Unter
diefer Darl\ellung, gleichfam als Confol, befindet fich
ein Denkftein mit zwei Wappenfchildern, rechts Tliür-
Iteini, links Kuefßein, darüber: „Gräflich Thürheim-
bifche Kruften-', unten: „Anno Domini 1739." Neben
den Wappenfchildern liegen zwei .Spruchbänder. Jenes
rechts hat die Buchftaben : C • W • D ■ H • R • R ■ G • V • H •
VT-L-I-Ü-O-E- das linke: MP-MD-H-R-R-G-
VTGG"V-K', welche in folgender Weife zu lefen
fein dürften: „Chriltof Wilhelm des heil. röm. Reichs
Graf und Herr von Thürheim, Landmarfchall in Oefl:er-
reich ob der Enns", und „Maria F"rancisca Michaela
des heil. röm. Reichs Gräfin von Thürheim geb. Gräfin
von Kuefll^ain-.
Correfpondirend mitdieferfchönenSculpturgränzt
im Innern der Kirche, u. zw. links unmittelbar neben
dem füdlichen Seiteneingang, ein Eifengitter einen mit
einem kleinen Altar ausgestatteten Raum ab. Mehrere
an der Wand befcfligte Denkfteine laffen erkennen,
dafs fich hier die Begräbnifsllätte der Grafen Thür-
heim befindet. Der obere Theil des Gitters zeigt eine
vortreffliche Schlofferarbcit, reich ornamcntirt, die fich
den beflen ahnlichen Leitungen, welche aus der erllen
1 lalfte des vorigen Jahrhunderts ziemlich häufig ange-
troffen werden, an die Seite fti^Uen lafst.
Laut den Rechnungen , welche fich erhalten
haben, hat diefes Gitter der Stifter der Gruft, Chriftoph
Wilhelm Graf Thürheim, durch den Schloffermeiller
Martin Albreelit in Liir: anfertisen laffen. Diefem
wurde folgende Bezahlung gcleiflet: für 18 Centn, und
32 Pfund Eifen 102 fl. 40 kr. Arbeitslohn I20 fl. Fuhr-
lohn von Linz nach Kefermarkt 4 fl. 38 kr. Anlfrich
und Maler ' 26 fl. Zufammen 253 fi. 18 kr.
Im Fufsboden des Presbyteriums, zu welchem
man vom Kirchenfchiff auf mehreren Stufen aufllcigt,
liegt ein bisher wenig ausgetretener grofser Grabllein
aus rothem Marmor. Er zeigt in tüchtiger Arbeit das
behelmte Wappen der Zelking, darüber in fimf Zeilen
in gothifchen Minuskeln die Infchrift:
Hye. liegt begraben Criftoff. Hern
Wilhalbm. von.celkin faeligen Sun d'r
geftorben . ift . nach . crifti . gepurd . M .
c.c.c.c.l.x.x.x.x.i. jare . an fant fteffans. tag
des . heilligen . pabft . den ■ gott . gnad.
An der Wand der Evangelienfeite kommt, gleich-
fam im Anfchluffe an diefen Grabllein, folgende Denk-
fchrift vor:
Chrilfophorus ]5aro de Zelking marmore claufus,
Militiae ac generis Gloria magna fui,
Aedibus in proprijs quas condidit, ipse quiescit,
Spiritus ad fuperos regna beata tenet,
Plura fuis voluit fic commendare diebus,
Extinflus meritam concidit ante Diem,*
Si quis in hoc faxo tanti legis advena nomen
Non dedigneris dicere vive Deo.
1491.
Unter dem Mufik-Chor an der Nordfeite, foniit
gegenüber der Gräflich Thürheim'fchen Gruft, befand
fich einft die Gruft der Herren von Zelking. Ym\ grofser
Grabftein, auf welchem ein Ritter in der der Mitte
des 16. Jahrhunderts entfprechenden Rüllung darge-
ftellt ilt, befindet fich in der Wand eingemauert. Zu
den F'üfsen des Ritters fleht fein Helm, und das
' Im (liltcr kommen mehrere Wappcnfchilde vor, auf denen das Wappen
der IJrafen Thürheim gemalt ift.
- Bei Ilohcneck HI. Bd. S. 8<S4 find die Zeilen 5 und 6 diefer Infrhrift
wcggclafTen, aus welchem Grunde lie hier vollftändig mitgethcilt wird.
LX
Wappen der Zelking. Über dicfcm Grabllciii fehcn wir
eine zweite Stcintafel angebracht, welche eine acht-
zeilige Denkfchrift entlialt, die bei Iloluncck III. Bd.,
S. 866 genau abgedruckt ift. Eine dritte grofsc Stcin-
tafel ift unter dem Ritter in die Wand eingelalTen. Sie
zeigt drei Wappenfchilde u. zw. Traun, Sc/urffenluTg
und Hardcgg, daneben die Infchriften: ^Frau Magda-
lena geborne von Traun, die hatt 2 Sun 3 Tochter,
Frau Martha geborne Scherfenberg hat 2 Sun 3 töch-
ter, Frau Katharina geborne Gräfhn von Hardegg die
hat I Sun i Tochter.-^ Nachdem die ober dem Grabftein
angebrachte Denkfchrift tiarüber keine Aufklarung
gibt, wer der dargertellte Ritter ift, fo geftatten die
letzteren Infchriften den Schlufs, dafs diefes Herr Veit
von Ztlking, ein Sohn des, wie oben mitgetheilt, am
2. Augurt 1491 \erftorbenen Chriftoph von Zelking fei,
welcher {Holuncck III, S. S65) dreimal verheirathet
war, und feine Gemahlinen die oben genannten drei
Frauen waren.
Ich wende mich luiiimchr dem fehr intereffanten
ftattlichen Flügel Altar zu. Dem was iibcr dcnfclben
im II. Bande der Milthcikmgen, Seite 307 gefagt wird,
kann ich nicht beiftimmen. Es geht wohl nicht an,
dafs man derartige Kunftwerke ftets nur mit dein
Heften vergleicht, was in diefer Art e.xiftirt, und fohin
darüber abfallig urtheilt. Wenn an dem citirten Orte
gefagt wird: „Gefchichtlich intcreffant ift der Altar
zu Kcfermarkt befonders noch darum, dafs er wahr-
fcheinlich durch den Eintritt des Keformationszcit-
alters unvollendet geblieben," fo laffen fich aucli gegen
diefe Annahme gewichtige Bedenken erheben. Zur
Zeit als fich in Oeftcrreich der Proteftantismus foweil
gekräftiget hatte, um den Katholicismus zu verdran-
gen, baute man hier keine Flügel-Altarc mehr. Für
das bei weitem höhere Alter des Kefermarkter Flügel-
Altars fprechen andere Umftande. Mit dem Bau der
Kirche wurde unter Chriftoph von Zelking im Jahre
1470 begonnen, ihre Confecrirung fand urkundlich
nachweisbar im Jahre 1476 ftatt. Schon damals dürfte
der Altar beftanden haben. Auf demfelben kommen
über drei Fufs hohe Statuen der beiden Heiligen
Georg und Florian vor. Die Köpfe beider Ritter fiiui
mit breiten Schallcrn bedeckt, beide Rüftungen find
ganz ahnlich den in der Ambrafer Sammlung auf-
bewahrten Original ■ Rüftungen Sigmund des Münz-
reichen f 1496. Wenn nun erwogen wird, dafs die auf
biblifchen Darftellungen aus den letzten Jahrzehnten
des 15. und erften Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts
vorkommenden Ritter und Krieger beinahe ohne Aus-
nahme, erftere in den Rüftungen jener Zeit, letztere
als Landsknechte abgebildet werden, und berückfich-
tiget man zugleich die verfchiedenen auf dem Kefer-
markter I-'lügel-Altar zu beobachtenden charakterifti-
fchen Eigenthümlichkeiten, fo gelangt man zu dem
Schluffe, dafs derfelbe zur Zeit der Kircheneinweihung,
wenn auch nicht ganz vollendet, fichcr aber in feinen
wichtigen Beftandtheilen bereits aufgeftellt war.
Auf dem linken Seiten-Altar befindet fich in einem
Glasfchrank verwahrt ein kleines Holzfchnitzwerk, den
heil. Michael vorftellend. Die ganze Darftellung ift
mit der gröfsten Sorgfalt und Zartheit ausgeführt.
Wenn in den Mittheilungen XVIII. Bd., S. 87 betont
wird, ^dafs diefes Schnitzwerk zur felben Zeit wie der
Flügel-Altar entftanden fein mag," fo erlaube ich mir
dem entgegen meine Anficht dahin auszufpreclien,
dafs dasfclbe um etwa zweihundert Jahre junger fein
dürfte.
Frcißadt. Im XVI. Bd. der Mittheilungen S. CXXX
erftattete Dr. Fronncr Bericht über den damaligen
Zulland der ftattlichen Stadtpfarrkirche, indem er
gleichzeitig auf die bedauerlichen Reftaurirungen hin-
wies, welche im Laufe der Zeiten in derfeibcn durch-
geführt wurden. Wer die Kirche damals fah, konnte
dem Bedauern des Herrn Berichterftatters nur nach
feinem vollen Inhalte beiftimmen. Um fo erfreulicher
ift es daher, über eine im Laufe tler jüngften Zeit voll-
zogene Reftaurirung des Presbyteriums diefer Kirclie
Mittheilung machen zu können.
Die Bürgcrfchaft von Freiftadt, namentlich die
munificenten Beitrage iles dortigen Bürgers Kafpar
Si/nvarc fchafften jene Mittel herbei, welche die
Realifirung des fchönen Unternehmens ermöglichten.
L^m die fachliche Leitung machte fich der Linzer
Dombaumeifter ScIiiriHtr verdient.
Die T'citßt'r des Presbyteriums wurden in ihrem
früheren Umfange geöffnet , mit ftyl-entfprechendem
Maafswerk und Glasmalereien verfehen. Durch die
letzteren kam der ciiglifclic Gru/s, die Begegnung
von Maria und lilifahctli und die Ani)i-tiing der
Könige zur Darftellung. Das letztere Fenfter zeigt in
der unteren Ecke eine Votiv-Tafel, und zwar knieend
im Gebete den ,, Kafpar Schwarz, Kürger in Frey-
ftadt". An die Stelle des alten fchwerfalligen Hoch-
Altars trat ein Fliigel-Altar, durchaus Schnitzwerk
und polychromirt. ' In der Seiten-Capelle wurde ein
Rundfcnfter mit Maafswerk ausgeftattet, und in der-
feibcn ein kleiner gefchnitzter Flügel-Altar, in der
llaupltafel die Darftellung ,. Allerheiligen," deffen
Bellandlheile bisher in einem Depot untergebracht
waren, aufgeftellt. Diefer kleine Altar, eine Arbeit
aus dem Beginne des 16. Jahrhunderts, ftand wahr-
fcheinlich einft an derfeibcn Stelle, \on wo er bei
einer der früheren ümgellaltungen der Kirche entfernt
w urde. Die Reftaurirung desfelben fand in Linz ftatt.
Ganz neu wurden endlich hergeftellt die Kanzel
und ihr Selialldeekel. Beide Objecle find aus Eichen-
holz angefertigt, und es mufs namentlich die Kanzel,
fowühl in Bezug auf die Compofition als auch hinficht-
lich der Arbeitsdurchfuhrung, als eine ausgezeichnete
Leiftung anerkannt werden. Der Hoch-Altar, die Glas-
malereien und die Kanzel mit ihrem Schalldeckel find
Kollner Arbeiten,'' Die am l'rcsb)terium der I"'rey-
ftadter Pfarrkirche durchgeführten Reftaurirungen.
einfchliefslich Hoch-Altar, Glasfenftern und Kanzel, foll
einen ^Aufwand von circa 30.OOO fl. verurfacht haben.
Zum Schluffe kommen noch der im 16, Jahrgang
der Mittheilungen, Seite CXXXII befprochenen I.ieb-
fraiien-KircIic zu Freyftadt einige Bemerkungen zu
widmen. Diefelbe liegt aufserhalb der alten Befefti-
gungs-Anlagen, fie war bis zum Jahre 1865 I'"riedhofs-
Kirchc. Ihre Erbauung fallt in die zweite Hälfte des
15. Jahrhunderts, jedenfalls vor 1482. In neuerer Zeit
wurde das gothifche Fenfter ober dem Eingangsthore
wiederhergeftellt und zugleich die Giebelmauer mit
' Das grofsc AU.ir-Kild, der Tod der heil. Katharina, eine tüchtige
-■Vrbcit, wurde mit eineni cnlfprcchenden Rahmen verfehen, und im Presby-
tcriuin auf einer Wandftachc an der E\ angelicn-.Seite aufgehängt.
- Was lebhaft zu bedauern in, da fich in Ocllcrreich gcwifs Kräfte genug
finden, diefe Arbeiten tadellos durchzufiihrcn.
Die Rcdaaion.
LXI
einem kleinen Thiirmchen aiisgeflattct, da die Kirche
fiülier keinen 'riuirni hatte.
Ober dem fiidiichcn Seiteneingange an derAiifsen-
feite ein lO Fiifs breites und sVj Fiifs hohes Frcsco-
Bild, die Krönung Mariens vorfteliend, Nachdem es
gegen die Unl>il(lLn des Wetters iedigiicli durch ein
fchmales Schintlcldach ganz ungenügend gefchiit/.t
ift, hat die hochbcachtcnswcrthe Arbeit leider fchon
fehr gelitten. Vater und Solin, beide gekrönt, der
erftere reclits, der Sohn links, fitzen auf Thronftühlen
fie halten die Krone em])or, unter welcher mit gefal-
teten \\\\w(\c\\ Maria lieht. Der Ausdruck der drei
Köpfe i(l voll Würde. Zu beiden Seiten find muficirende
Engel dargeftellt, unten knien, und zwar in fehr klei-
ner Zeichnung, links eine Frau mit drei, rechts eben-
falls eine I''rati mit vier Kindern. Ober den lüigeln
kommen Spruchbander vor und unter dem Bilde
befindet fich ein Schriftftreifen, an deffen Schlufs die
Jahreszahl 1484 noch deutlich zu erkennen ift.
Unter den mir bekannten, auf den Aufsenfeitcii
von Kirchen befindlichen alten Krescobildern, nimmt
das vorerwähnte bei weitem den erften Rang ein. Da
es in mäfsiger Höhe über dem Boden vorkommt, liefse
fich davon mit geringen Koflen mittelfi: Durchi)aufen
ein getreuer Carton anfertigen. Nachdem die Stadt-
gemeinde Frej'fladt fiir ihre Kirchen in hervorragender
Weife Vorforge trifft, dürfte ficher ein guter Erfolg er-
zielt werden, wenn für das Bild die Herflellung eines
genügenden Schutzdaches angeregt würde.
Auf dem l'Viedhofe der Liebfrauenkirche fteht eine
20 Fufs-hohe gothifche Säule zur Aufftellung des
Grablichtes. Der viereckige Säulenfchaft ift unten durch-
brochen, um für die Anbringung des Grablichtes
einen bequemeren Platz zu gewinnen. Die eigentliche
Laterne kommt in der Höhe von 9 Fufs vor. Die-
felbe ift mit einem zierlich gegliederten, oben mit einer
Kreuzblume abgefchloffenen Helm bedekt. An der
Laterne befindet fich die Jahr/.ahl 1480. Nachdem
die ganze Säule aus einem feinkörnigen Granit ange-
fertigt i(l — ein Geftein, deffen Bearbeitung dem
Steinmetz grofse Schwierigkeiten bereitet — verdient
die zierliche Ausführung derfelben umfomehr unfere
Beachtung.
Ariisdorf an der Donau. Im Jahrgang 1877 der
Mittheilungen, S. LXXXIII wird die Kirche diefes
Ortes befprochen und von der in derfelben befind-
lichen gothifchen Kanzel eine gelungene Abbildung
beigefügt. Ich erlaube mir die dort angegebene
Infchrift: ,,hoc perfecit last" hiemit richtigzuflellen,
diefelbe lautet: HOC OF — PEFECIT — d BLASP
STEIRER — PLBS. ECCL.
St. Michael in der Wachau. In Folge Sorge vor
einem eintretenden Holzmangcl hatte Kaifer Jofeph II.
verfchiedene Anordnungen erlaffen , deren Zweck
Holzerfparung war. Eine folchc Verfügung verbot die
Verwendung hölzerner Särge zur Lcichenbeftattung.
Die Leichen follten in Leinwand gehüllt beerdiget
werden. Zu diefem Ende kamen damals Siirge in Ver-
wendung, deren Boden fich in Scharniren öffnete. Die
Leiche wurde in einem derartigen Sarg auf den Fried-
hof gebracht, der Sarg iiber das Grab gehoben, jedoch
anllatt in dasfelbe mit der Leiche hinabgcfenkt zu
werden, wurde die Klappe des Sargboden geöffnet, und
fomit lediglich die Leiche in das Grab hinabgelaffen.
Neben der Kirche des kleinen Ortes St. Michael
in der Wachau fleht ein Karner, an deffen Vorderfeite
die Rede eines h'rcsco-Bildcs, St. Michael in Riefen-
grofse darllellend, vorkommen. Vom Dampfboot aus
läfst fich ganz gut der Kopf des Heiligen, welcher, da
er durch den Dachvorfprung gegen das Wetter ge-
fchützt war, noch fehr gut erhalten ift, wahrnehmen
Fig I. (Warlnuinnftätten.)
In der mittelft einer fteinernen Stiege bequem zugäng-
lichen Gruft diefes Karners befinden fich zwei Särge
der oben befchriebenen Einrichtung, der eine zur
Beerdigung gröfserer, der zweite fiir kleinere Leichen
beftimmt.
Es find dies die einzigen mir bekannten der-
artigen Särge, welche fich bis auf unfere Tage erhalten
haben. Da fich an dicfelben luinnerungen knüpfen,
denen in culturhiftorifcher Beziehung eine gewiffe
Bedeutung nicht abgefprochen werden kann, glaubte
ich auf diefelben aufmerkfam machen zu follen.
VII. N F.
LXII
Römifcher Ziegelofen bei Wartmannftätten.
\'on AJoii liatift-r.
(Mit 3 Tcxl'llliiftialioncn.)
'-'^M Herbfle des Jahres 1879 itiefs man beim
Ackern in einem Felde weftlich von Wart
mannllatten auf die Reite einer baulichen
Anlage. Die k. k. Bezirkshauptmannfchaft in Neun-
kirchen (Xieder-Oefterreich) bellte die Fortfetzunfj
der Feldarbeit an liiefer Stelle ein und berichtete über
den Fund an die k. k. Central-Commiffion für Kunft-
und hillorifche Denkmale, welche nach genauer Unter-
fuchung weitere Aufgrabungen anordnete.
V^on dem Obje<5le war vor der jetzigen Auf-
deckung über dem Ackerboden nichts zu fehen. Die
Bewohner des Dorfes und die Befitzerin des Ackers
Frau Therefia Haiden erklärten, dafs ihnen nichts von
irgend welchen, weder an der in Rede flehenden
Stelle noch in der Umgebung von Wartmannllhtten
überhaupt bis jetzt gemachten Funden bekannt wurde.
Um fo auffallender ifl es, dafs das gewiffermafsen
durch den Pflug entdeckte Mauerwerk nur in geringer
Tiefe unter dem Ackerboden lag.
römifcher Zeit die Anfertigung von Ziegeln betrieben
wurde.
Die volle Aufdeckung des noch im Verbände
erhaltenen Mauerwerkes hat weitere Belege für die
Richtigkeit diefcr Vermuthung gebracht.
Nach Hefeitigung der lofe liegenden Ziegeltrüm-
mer tliefs ich auf einen 5-60 M. langen und 0-97 M.
breiten canalartigen Bau (Fig. i), der zu beiden Lang-
feiten von Zicgelmauern begränzt ift. Die Mauern von
der Breite eines Ziegels (0-30 M.) beflehen je aus drei
Ziegclfchaaren übereinander, wobei dicZiegel fo gelegt
fmd, dafs die Fugen aller drei Schaaren nicht gegen-
einander verfctzt wurden, fondern durch die ganze
Höhe der Mauern durchgehen. Der Boden des Canals
ift mit einem harten hauptfächlich aus Ziegelmehl
beliebenden Beguffe verfehen, der an der einen Seite
mit den begränzcnden Langmauern abfchliefst, an der
zweiten Schmalfeite aber, der Nordweftfeite, einen
muldenförmigen Abfchlufs bildet. Ueber den Canal
^,"a:'///':-a
^ P^^ ^±^
Das Material, das bei dem wenig ausgedehnten
Objefle zur Verwendung kam, bilden durchaus Ziegel.
Schon zu Beginn der Aufdeckung konnte über das
Alter derfelben kein Zweifel fein. Sowohl die Formen
als auch die Qualitiit der Ziegel bezeichneten diefelbcn
als römifchc. Grofse Platten mit wellenförmig einge-
riffenen Linien an der einen Fläche, Stücke von Leiflen
und Deckziegel aus gut durchgearbeitetem hart ge-
branntem Thone machten fchon die Fntdecker des
Objeftes auf das Ungewöhnliche des Fundes aufmerk-
fam. Befonders fiel aber auf dafs viele Ziegclflücke
dunkelroth oder ganz fchwarz gebrannt das Ausfeilen
von Marmor erhalten hatten, und dafs bei Fortfetzung
der Arbeit die Fundflelle einer Grube von Ziegel-
mehl oder roth gebranntem Thone glich. I<lndlich
waren ganze Partien von Deck- und Leiftenzicgeln zu
grofsen Klumpen zufammengebrannt und gaben mit
allen übrigen Merkmalen der Vermuthung Raum, dafs
man hier auf eine Stelle geftofsen fei, an welcher in
auf die Langmauern aulfetzend. find Ziegelbogen von
0-45 M. Breite gewölbt und fo angeordnet, dafs
zwifchen je zwei Bögen ein Zwifchenrauni von 0-20 M.
bleibt. Drei diefer Bögen waren bei der Aufdeckung
noch intacl, von zweien die Anfätze erhalten. Ueber
den Bogen folgte Ziegelwcrk, das fich leicht ablofen
liefs, doch konnte man deutlich erkennen, dafs die in
den Canal führenden fenkrechtcn Schachte auch durch
diefe ausgleichende Aufmauerung freigelaffcn wurden.
An den Aufsenfeiten der Langmauern wurde eine
Harke Lehmfchichte angetragen, welche fich wie diefs
im DurchfchnitteP'ig. 2 und 3 zu erkennen, bis iiber die
Höhe der Bögen erhob und als Begränzung der fenk-
rechten Schachte nach rechts und links erfcheint. Die-
felbe Lehm-Ummantelung bildete auch den Grund der
muldenförmigen Beendigung des Canals nach der einen
Seite, während fie an der anderen Schmalfeite fehlte.
Die verwendeten Zieg-el fmd an der nach dem Innern
des Baues gekehrten Seite (Uirchaus fchwar/ und
LXIII
glafig. Die Thoii Uniiiuuilcluiig hl in ihrer ganzen
Ausdehnung rothgebrannt. Am Canal-Eitigange,ander
Stelle, wo die Kögen nicht erhalten, die Mauern eben-
falls mehr zerdört find, wurden Keile von Holzkohlen
gefunden.
Nachdem es fich zeigte, dafs rings um die bc-
fprochene Bauanlage nur reine Ackererde folgte,
wurde die ;\usgrabung eingeftellt. Befondcrs zu be-
merken ilt noch, dafs auf keinem der vielen Ziegcl-
llücke ein Stempel gefunden wurde, luul dafs aufser
einem Gefafsfcherbeii von geringer Bedeutung nichts
von Fundftücken zu verzeichnen ift.
Nach dem oben Gefagten unterliegt es v\ohl
keinem Zweifel, dafs der canalartige Bau ein Heiz
canal war und dafs nur ein bedeutender in demfelbcn
erzeugter Hitzegrad jene Verglafung der Ziegel her-
vorrufen konnte, welche durchwegs im Inneren des
Canals conllatirt wurde. Ich glaube, man hat es mit
dem Heizraume eines römifchen Ziegclofens zu thun.
Ueber diefen mufsten die jeweilig zu brennenden
Ziegel fo aufgebaut worden fein, dafs die Flammen
durch die fenkrechten Schachte in die Zwifchenraume
eindringen konnten. \'^on dem oberen Thcil des Ofens,
einem eventuellen lünfalzraume für die Ziegel fehlt
jede Spur, vielleicht ift auch eine Ilabile Ummauerung
und Bedeckung dcsfelben niemals vorhanden gewefen,
fo dafs der ganze vXufbau nur aus den zu brennenden
Ziegeln jedesmal errichtet ward. Die verhältnifsmäfsig
kleinen Dimenfionen der Anlage fprechen nicht gegen
den vermutheten Zweck derfelben. Die 36 in Rhein-
zabern gefundenen römifchen Ziegelöfcn haben durch-
aus nur eine Grofsc von je 3 — 4 M. im Gevierte und
auch alle iibrigcn bis jetzt bekannten find auffallend
klein in den Dimenfionen.
Leider geflattet der ruinöfc Zufland des Bau-
werks keinen priicifen Schlufs darüber, ob fich an die
Ocffnuugen des Canal-Gewoibes weitere Canale zur
Verbreitung der heifsen Luft in den lünfatzraum
anfchlofsen, und in welcher Weife der Boden desfelben
gebildet war. Zum Schluffe ill zu erwähnen, dafs noch
l*'i(^. J. (^WailmaniillciUen.)
heute in der Nähe von Wartmannllatten Ziegelöfen
im Betriebe liehen, fonach die Oertlichkeit felbfl fiir
altere Ziegeleien an diefer Stelle fprechen könnte. Es
mufs einem giinfligen Zufalle überlaffen bleiben, durch
weitere Aufdeckungen Gcwifsheit darüber zu bekom-
men, ob es fich hier nur um eine vorübergehende Aus-
nützung des Lehmbodens in kleinem Mafsftabe han-
delte oder ob eine gröfsere Zahl von Oefen und damit
eine dauernde Bethatigung der Römer an der Stelle
von Wartmannftättcn zu conllatiren fein wird.
Neu entdeckte Wandmalereien in der Kirche von Terlan.
LREITS vor mehreren Jahren ift in den Mit-
theilungen berichtet worden, dafs die Marien
kirche von Terlan, erbaut im edelften gothi-
fchen Style, einftens an allen Wanden mit intereffanten
Wandmalereien gefchmückt war. Leider übertünchte
man im vorigen Jahrhunderte jedes Feld ohne Unter-
fchied, fo dafs die herrlichen Bilder ganz vergeffen
wurden, bis fich die Tünche an einzelnen Stellen von
felbft ablöfte. Diefs bewog an allen zugänglichen
Flachen weitere Nachforfchungen vorzunehmen und
die Tünche, welche oft fehr zähe war, vermittelft
Beklopfen der Wand wiederum abzulöfen und den
alten Bilderfchmuck neuerdings fichtbar zu machen.
Oft mufste ein kleiner, ganz fcharfgefchliffener Hammer
genommen werden, um durch vorfichtiges förmliches
Abhacken den Kalküberzug zu entfernen. Vergangenen
Frühling wurden nach Wegräumung aller hinderlichen
Gegenftände folgende meill figurenreiche Darftcllungen
neu entdeckt und von der früheren Uebertünchung
gänzlich befreit: i. Die Geburt Chrifti. 2. Die Anbetung
der Konige. 3. Die Flucht nach Aegypten. 4. Die An-
kunft der heil. Familie im Haufe der Anna zu Nazaret.
5. Der Aufenthalt derfelben zu Nazaret. 6. Der Tod
Mariens. 7. Die Krönung derfelben. 8. Maria von Monte
Carmelo. 9 Der heil. Nicolaus, wie er den Sturm auf
dem Meere fegnet. 10. Maria mit dem Kinde nach der
Apokalypfe und 11. ein darunter befindliches kleineres
Bild, deffen Hauptfigur einen Propheten, von muficiren-
den Engeln umgeben, darfiellt; wahrfcheinlicher aber
ill; nach den porträtähnlichen Zügen in diefem Pro-
pheten der Maler felbft zu erkennen.
Der Grund, warum man diefe edlen Malereien über-
tüncht hat, fcheint der gewefen zu fein, dafs wenigftens
einzelne Stellen an denfelben verbleicht ausfahen
und zudem wollte man freie Wände haben, um hohe
Neben-Altäre aufzuflellen und allerlei gröfsere Kälten
für gekleidetePuppenfigurcn etc. anbringen zu können.
In Folge deffen kommt man auf viele von Nägeln
durchlöcherte und fonll: übel zugerichtete Einzelflellen.
Bei diefem Barbarismus fahen nach der Befreiung von
der Tünche oft felbfl: gröfsere Flächen derart übel zuge-
richtet aus, dafs fchon mancher Fachkundige ein be-
friedigendes Refultat bei einer verfuchsweifen Reftau-
ration derfelben für unmöglich hielt, falls man das alte
Original an Zeichnung, Charakter und Farben getreu
wiedererftehen machen wollte. Manche diefer blofs-
gelegten Bilder wurden reflaurirt, fo eines die h. Maria
vorflellend. Eine eingehendere Befchreibung diefes
Bildes dürfte daher von allgemeinerem Intereffe fein.
Es ift: die apokalyptifche Madonna dargeftellt, ge-
nau nach der Stelleim i2.Cap. Vers. I, wo es heifst: „Et
fignum magnum ap[)aruit in coelo Mulier amifla sole et
LXIV
luna sub [icdibiis et in capitc ejus
Corona llellaium duodecim.''
Maria crfcheinl frei fchwebcnd
in fchwarzblauer Luft. Hinter
ihrem Kuclseii llellte der alte
Meiller tue Sonne in Form einer
grofsen kreisrunden Scheibe
dar, welche, ringsum kriiftige
Strahlen ausfendend, auf der
einen Seite ihr (icficht, auf tler
anderen einen bufchigen llaar-
fchmuck- zeigt. DerMond zu den
Füfsen des Weibes hat nicht die
Form einer Sichel, wie in fiiiite-
rer Zeit, fondern ill vollkt)mmen
kreisrund gehalten, genau nach
dem Schrifttc.xte, welcher mit
dem Worte: luna wohl den gan-
zen vollen Mond verAanden
wiffen will. Seine obere lichte
Hälfte dürfte fymbolifch zu deu-
ten fein, welche nämlich aus-
drucken foll, dafs auf ihr die-
jenige lieht, welche tler Welt
das wahre Licht gebracht hat
und diefes bereits auf ihren
Armen tragend dem Beobachter
zugewendet zeigt Nebll dem
Kranze von zwölf Sternen ilt
das Haupt derGottesmutter mit
einem weich aufliegenden Kro-
nenreifen geziert und wird von
einem grofsen \imbus umgeben,
in welchem innen Strahlen,
aufsen herum aber runde Ver-
liefungen gleich einer Perlen-
fchnur kriiftig gravirt find. Maria
fleht fanft geneigten I lauptes
mit zartem Blicke auf ihr holdes
Kind nieder, welches ein gelbes
Kleid trägt und innig an die
Mutter fich anfchmiegt. Das
Vorkommen des Kindes bei
diefer Darfteilung Mariens hat
feinen guten Grund wiederum
in dem genauen l'"erthalten des
alten Meilters an dem Worte des
Johannes: „iitu/icr apparuit;"
der Sinn diefes Ausdruckes kann
eben nur durch die Aufnahme
eines Kindes genau wiedergege-
ben werden. Die fpatere Zeit
ftellte Maria immer nur allein
dar, was aber die Schrift nicht
ganz genau ausdrückt. Neben
dem oberhalb rückwärts geneig-
ten Körper, was wohl andeuten
follte, dafs derfelbe eine Bürde
zu tragen habe, macht auch das
fchwung\dll lungeworfcne und
reichfaltige Oberkleid die ganze
DarÜcllung hochlt interciTant.
Alle F^alten erfcheinen leicht
und weich, nicht eckig oder ge-
brochen fondern wahrhaft kunfl-
lerifch geordnet. Die l'\ube des
l.XV
Kleides i(l i^fclblicli, wcifs uiiil ;ib\\ (jchfcliul mit her/.-
und (iuadr;itr()rniif;cri Dcffiiis ycfchiiuickt ; crllcrc find
mit heller hlauijrüner l'"arbe ausLjcfullt und rint^snm
mit rolhen Punkten inn^feben, woduieli am stanzen
Kleide eine eijjene Schönheit erzielt wird. ' Auch ("md
alle Rjinder, fclbft jene des violetten Unterkleides
niclit ausgenommen, i)erlfchnurartiij wie der Nimbus
gravirt und vergoldet. InterclTanl ill auch die riufscre
Umrahmung des ]5ildes. Zwei gewundene Säulen von
gelblich grauwcifser Farbe mit zierlich violettem Laub-
werke am Cai)it;il und I""ufse tragen einen reich geglie-
derten breiten 1 lalbkreisbogen, welcher gleich dem
Ueberbaue bei alten Chorllüidcn gewölbt und oben
iiberragend angelegt ill. Das Innere desfelben er-
fcheint durch eine Reihe ahnlichen Blattwerks geziert
wie die Caiiitide der Siuilen. Jedes Blatt ilT. üppig hoch
gewachfen, fo dafs es oberliali) iiberhangend dargellclll
wertien mufste und hat mitten hindurch einen kraftigen
Rippenbau, der mit bohnenformigen Körnern aus-
gefüllt ift. Zwifchen je zwei Blättern rankt fich ein be-
blätterter Stengel empor und tragt zu oberA eine vier-
blattrige dunkclviolette Blume mit weifsem Mittclkerne,
welche oberhalb eines jeden Stückes vom genannten
Blattwerke wiederkehrt. Oben wie unten begränzt den
Bogen ein mehrfach profilirtes Gefimfe. Den Abfchlufs
des Ganzen bildet eine wagrechtlaufende Platte mit
einem Rundbogenfries. Zur belferen Belebung des
dunklen Hintergrundes glaubte der alte Meifter über
den Wortlaut des Textes hinaus noch einen fünffarbigen
Regenbogen hinzufügen zu muffen.
Nicht minder intereffant und für die mittelalter-
liche Kunlllurfchimg bedeutungsvoll wie diefes Bikl
find alle übrigen fowohl jene des Chores wie im
Schiffe. In dem crfleren crfcheint Maria beinahe durch-
wegs durch Gröfse, wie Bekleidung und Haltung auf-
fallend hervorgelioben. Faft überall begegnen wir
einem reichen Abfchlufs durch intereffanten architek-
tonifchen Aufbau, welcher überrafchende Abwechslung
hat und von einer reichen l'hantafie des Künfllers
Zeugnifs gibt.
Es mufs noch bemerkt werden, dafs man es hier
nicht mit Fresken im llrengen Sinne nach heutigen Be-
griffen diefer Malweife zu thun hat, fondern vielmehr
mit Temperamalereien. An mehreren ausgebrochenen
Stellen, wo die urfprungliche rohe Mauer des Bau-
werkes zum Vorfcheine kam, zeigten fich gelbe und
rothe Contouren. Diefe Fläche fehlen jedoch dem
Kunfller zu rauh gewefen zu fein und er liefs daher
einen i Cm. dicken Mörtclüberzug herilellen. Mit
folchem wurde zuerll: die ganze obere Hälfte eines
Bildes, des kleinen wie des gröfseren, angelegt und
reicht genau bis zu den Heiligenfcheinen der gröfseren
Figuren. Von einem Einritzen der Umriffe läfst fich
nicht die mindel1:e -Spur entdecken, wohl aber finden
fich an einer und derfelben Stelle oft mehrere gelbe
Contouren vor, welche da gezogen wurden. Einen
fertigen Carton fcheint der alte Maler nicht gekannt
zu haben. Nach diefen Contouren nun ging das Malen
vor fich, nachdem die Flache vorher ungemein fein
geglättet worden war. Die einzelnen Felder des auf
einmal aufgetragenen Mörtels find oft fo grofs, dafs
das Bild durchaus auf bereits trockenem Grunde erll
' ,\ii mehreren Figuren Mariens kehrt tlicfcr reichgefticktc Mantel
genau wieder.
hat Vollendet werden können. Zudem findet man, dafs
die Farben nicht in den Mörtel hineingedrungen feien,
fondern nur auf deffen Oberfläche eine dünne Schichte
bililen, aber fie haben einen gcwiffen Glanz und ein
fettes Ausfehen, was unzweifelhaft auf eine Art Tem-
pera fchliefsen lafst. Bei der Reftaurirung wird ahn-
lich vorgegangen und den in Firnifs ganz dick gerie-
benen l'arbcn in Terpentin oder Benzin aufgelofles
Wachs beigemifcht und die P'arbe beim Malen mit
Terpentin immer wiederum genügend flüffig gemacht.
Man nimmt 2 Theile Farbe und i Theil Wachs. Die
fo mit Wachs und Terpentin gemifchten Oelfarben
tragen auffallend viel bei, um bei den Bildern den alten
Charakter leichter zu erreichen und find überdies fehr
haltbar und von Dauer.
Fig. 2. (Prag.)
Ein flüchtiger Vergleich zwifchen den Gemälden
im Schiffe und jenen im Chore zeigt, dafs erflere etwas
junger sein muffen, denn an ihnen ift alles viel feiner
behandelt, d. h. nicht mehr fo grofsartig angelegt, die
I.XVI
Falten zeigen fchon Bruche und find kurzer gehalten. Bilder, dafs das Gemal N. Stocinger im lahrc 1407
Zudem fehlen die vergoldeten Saume an den Gewan- gemacht habe.
dern Mariens u. f. \v. Nun rtoht unter einem dicfcr A/:;.
Zur Verwendung des Eifens in der Kunft-Induftrie während
des 15. —18. Jahrhunderts.
Von iJi. A'iu/ I.hiii.
(Mil 6 Tcxl-niitflrationcn.)
»«l'*'^' '5 Jahrhundert an fand das Eifen bei der
'P^\ Lofung architcktonifcher Aufgaben eine reich-
liche und zweckmäfsige Verwendung und war
damit dem Schmiede und Schlofifer Gelegenheit gege-
ben, feine Kunllfcrtigkeit in ausgiebigem Mafse zu
Fig. 3, 4. (IVag.l
zeigen und die geiflreichen Entwürfe, die nur in den
feltenflen Fällen von den Handwerkern felblt ausge-
gangen fein mochten, in tadellofer und muftergiltiger
Weife, in wohl überlegter Technik zu realifiren.
Bis dahin war das Eifen im Mittelalter nur zu
Wehren unii Waffen, dann zu Werkzeugen und nur in
ziemlich feltenen Fallen für den 1 lausrath oder gar für
Schmuck- oder Prunk -Gegenflande, meift in roher
Arbeit verwendet worden.
jMit der Spat-Gothik, der folgen-
den Renaiffance und den weiteren
Stjd-Wandluiigen begann fürdas Eifen
die Zeit einer befferen und vielfeitige-
ren Verwendung. Dicfes bisher in
folcher Richtung nicht genügend ge-
würdigte Materiale fand nunmehr
auch im Kunl\gewerbe Aufnahme,
Kirche und llaus boten genug Anlaffe,
das Eifen als Zierwerk und Gerälh an
paffender Stelle und in zweckmafsig
finniger Weife in Gebrauch zu brin-
gen. In den Kirchen brauchte man
Gitter zum Abfchlufs des Presbyte-
riums, von Eingiingen, von Caijellen;
von Grabmalen und Gruftraumen,
Glocken - Häuschen, Standleuchter;
Grabkreuze; in den Bürgerhäufern
und Paläften: Stiegengelimder, Bal-
con- und Fenllergitter, Thür- und
Oberlichtgitter, Brunnenhäufer, Aus-
hängefchilde, Thürklopfer , Fackel-
hälter, Wetterfahnen , I'euerhunde
u. f. w. I
Bei den von uns näher zu be-
trachtenden Eifenarbeiten find vor-
nehmlich drei Techniken ins Auge zu
faffen, das Iliiinmcrn, das Schneiden
und das Treiben. Selten wurde die
eine oder andere diefer Techniken
allein angew'andt, meirtenszwei, feiten
drei an einem und demfelben Obje6le.
Mit dem Hammer wurden Gitter,
Standleuchter u. f. w. gearbeitet. Man
nahm meill: Eifenftäbe, gezogenes
Eifen, die alsdann gebogen, gerun-
det, gedreht, mit anderen verflochten
u. f. w. wurden. Nicht feiten verband
man damit zur Zierde kleine aus
Blechen ausgefchnittene Eifenplätt-
chen, die entweder einzeln eingefügt
' DicTer Gcgcnft.lnd wurde bereits von Profeffor Ricivel '\n den Milth
der Ccnlr.-Comin. XIII. eingehend behandelt: desgleichen auch vom Cuftos
VV, B yhcim in den niattern für d.is KiinflBCwerbc vom Jahre 1878 in gciftrcichcr
Weife bcfprochen. Der intercfTantcn Bcifpielc wegen glauben wir jedoch, auf
diefes wichtige und anregende Thema in den Mittheilungen nochmals zuriick-
kom-n-n zu feilen.
LXVII
oder in zahlreiclier Vereinicjiing s:;riippirt, 7.11 Blumen
(Rofcn, cloldcnförnii^'cn Kelchen) j^ebildet, oft mit Stiel
und fpiralcn StaLibfaden verfehen, ftraufsarti^ zufam-
mengertcllt wurden. Die Technik bei der Arbeit mit
gezogenem lüfen ifl: nicht befonders fchwierig, wenn-
gleich fie viele Genauigkeit fordert, da es im Ganzen
nur auf correftes Hiegen, l-'lechten und gegliederte
Knotenrtellungen ankommt; das Hauptgewicht liegt
vielmehr in dem iMitwurfe, in der Zeichnung und im
Grofse der letzten Periode der Gothik ange-
hiirendc Gitterwerke finden fich übrigens in liöhmen
nur noch wenige. I*lin in der Stiftskirche zu llohenfurt
bcfmdliches fehr fchones Gitter von theils gehämmer-
ter theils gefchnittener Arbeit zeigt eine eigenthiim-
liche Mifchung von Gothik und Rcnaiffance mit Vor-
wiegen der letzteren. Achnlich ift es mit dem Gitter-
thor in Graupen, welches auf den neben der Anna-Kirche
"eieuenen l'ricdhof fiihrt. lünen untrewohnlichen Schatz
Fig. 5. (W. Meferitfch.)
Schwünge des angewendeten Ornaments, in den zier-
lichen Verfchlingungen der Stäbe und in dem aus aus-
laufenden Ornamenten gebildeten Abfchluffe refpeftive
in der Bekrönung.
Eines der prachtvoUften Gitter befitzt der Prager
Dom. Mit demfelben ift das kunitreiche, leider etwas
unförmliche Tumben Grabmal umgeben, das zum
Andenken an Ferdinand I., feine Gemahlin Anna und
Maximilian II. beim Eingange in die kaiferliche Gruft
lieht. Wir bringen in P'ig. i eine Abbildung
einer der vier Seiten diefes Gitters. Es bil-
det fünf Felder, davon das mittlere und das
am Flügel beiderfeits ein befonderes Mufter
zeigt, wahrend fich ein weiteres Mufter in
zwei correfpondirenden Feldern wiederholt.
Diefes Gitter verdient alle Beachtung
als eine fehr reiche und gefchmackvoUe
Arbeit des vom Kunftgeifte des 16. Jahr-
hunderts veredelten Handwerkes. Es dürfte
fo ziemlich gleichzeitig mit dem Monumente,
das Alex. Colin 1589 datirt ift, kaum viel
fpäter entftanden fein. Wir fehen den
runden Eifenltab verwendet, denfelben in
den phantafievoUflen Verfchlingungen gezo-
gen, wobei bei zwei Feldern die diagonale
Durchkreuzung, bei zwei anderen die Achter-
figur und bei dem letzten die Schnecke den
leitenden Gedanken für den Zeichner gaben.
Von befonderer Zierlichkeit erfcheincn die
Bekrünungen derP'elder mit ihren Draht-Bou([uets und
den grofsen Blätterbüfcheln. In reicher Verwendung
zeigt fich an diefem Gitter das gcfchnittene P^Jfen —
zu Pflanzen, und Blumenbliittern, zu Wappenhaltern
u f. w. gebildet mit eingehaucneii ( )rnanKnten.
von Schmiedearbeiten befitzt das Schlofs Karlftein.
Vor allem verdient hervorgehoben zu werden das
25 Fufs lange und 7 P\ifs hohe Gitter, das mit einer
prachtvollen Krönung fchliefsend die Kreuz-Capelle
untertheilt. Unterhalb aus einfachen gekreuzten Stäben
beftehend, wird es in der Höhe mit einem aus Holz
undEifen conflruirten Gebälke eingefafst, über welches
ein aus Spitzbogen, Drei- und Vierpäffen, Krabben,
Kreuzblumen kunftreich geführte Bekrönung bis zum
Gewolbefcheitel aniteigt. '
Einfachere Gitter von fehr zierlicher Zeichnung
finden fich in der Stiftskirche am Strahov in Prag.
' intcrcflante RciKiilVance - liiucr bringt il.is Werk von Ür. lig und
Kabdfho: Wiener Schnilzwcrke des i8. Jahrhunderts.
LWlll
Fig. 2 — 4 veranfchaulichen einzelne lierfelben. In
gefchmackvoller Weile ill hier das Drahtgeflecht mit
den Eifenplättchen verbunden. In den Hekröniingen
herrfcht übrigens bereits einige Nüchternheit Blumen,
aus Drahtgewinden gebildet, Und bis auf etliche ganz
unbedeutende Figürchen nicht verwendet.
Reicher behandelt ift der halbkreisförmige Ober-
theil eines Gitters am durch die Thurmhaile führcmlcn
Haupteingange der Pfarrkirche zu Wal.-Mcferitfch in
Mahren. (Fig. 5.) Die bchcrrfchende Figur des DralU-
geflechtes iÜ. aus dem Achter conllriiirt, die Klattcin-
fatze aus gefchnittencm Eifen find zierlich behandelt,
doch etwas zu derb. Die beiden Flügel zeigen ein aus
rhombifch fich durchkreuzenden Fifenflabcn gebildetes
Gitter mit Itellenweife eingefugten s-förmigen iJraht-
Ornamenten. Die beim Portale befindliche Jahreszahl
1581 dürfte auch für das Gitter mafsgebend fein.
Schliefslich führen wir noch die Abbiklung eines
Gitters aus der crimen Hälfte des 17. Jahrhunderts vor,
das fich vor dem Speife-Altar in der .'^t. Michael-Fried-
hofskirche zu Chrudim befindet. (Fig. 6.) Das Eifen-
drahlgeflecht, wie wir es bisher kennen gelernt hatten,
tritt ilabei auffallend in den Hintergrund, und crfcheint
als Haupt-Decoration das gerippte Blatt, das tlieils
ausgefchnitten angefugt, theils mit dem Hammer aus
dem Drahteifen felbft herausgearbeitet wurde.
Ein archivalifcher Ausflug nach Spital Pyrhn.
IXEN Auftrag der k. k. Central-Commiffion
fiir Kunll- und hillorifche Denkmale zu \oll-
^ ziehen, begab ich mich den 19. Auguft 18S0
nach Spital am Pyrhn, dem fchöncn eliemaligen Col-
legiat-Stift in einem unferer herrlichften Alpenthaler
gelegen. Dort war ein altes „Kloller Archiv", über
deffen Zuftand duftere Gerüchte verbreitet waren und
überdiefs war eine Scartirung vorgenommen worden
und eine grofse Anzahl von Archivalien lag zum Ver-
ftampfen bereit. Es galt diefe dem Tod durch Zer-
malmung beftimmten Aclen einer erneuerten Durch-
ficht zu unterziehen und das Retlungswürdige vor
Vernichtung zu bewahren. Diefer Art von Todtcn-
gräberei wurde die Zeit vom 21. bis 28. Auguft ge-
widmet und nicht nur die ausgefchiedenen Stücke
zum gröfstenTheil unterfucht, fondern auch das eigent-
liche Stifts-Archiv ins Verhör genommen.
Ich fand die fcartirten Schriften in einem gewölb-
ten lichten und trockenen Locale des erften Stock-
werks durch eine eiferne Thüre mit der Forflkanzlei
in Verbindung. Hier lagen Papiere der ^-erfcliiedenften
Art in Haufen über den Fufsboden ausgebreitet. Icli
bemerke diefs ausdrücklich, um zu erklären, wäe auch
das von mir als befonders bcachtenswerth Ausge-
wählte und wegen Mangel an Raum auf einen 1 laufen
Gelegte keine fyflematifche Abtheilung darflellcn
könne. Zum Ueberflufs nahm die eine Seite des
Zimmers eine fehr grofse Holzlade ein, welche mit
ganz oder halb vermoderten Archivfliicken über vnid
über angefüllt war.
Die Scartirung war vor mehreren Jahren durch den
damaligen Rentamts-Verwalter felbfl; vorgenommen
worden. Er hatte feiner Oberbehörde, der Ic. k. I-'orfl-
und Domänen-Direftion in Gmunden, ein Verzeichnis
diefer, wie es dort heifst, „volljläiidii^ ivertlilo/L)! und
unbrauchbar fcartirten Aßen" eingefendet, welches
ich jetzt in Händen hatte. Allein wieviele für Rechts-,
Sitten- und Cultur-Gefchichte des Landes wichtige
Documente fand ich darunter! l'^s konnte ja gar nicht
anders fein. Der tüchtigfte I-'aclibeamte kann fich auf
Schriftzüge des 18. und 19. Jahrhunderts recht gut
verftehen und dennoch Briefe und Aflen des 16. und 17.
Jahrhunderts nicht zu entziffern vermögen ; abgefehen
davon, dafs die dem ForAmann oder modernen Oeko-
nomen gleichgültig und werthlos fcheinenden Notizen
in ihrer fehr werthvollen Beziehung zur Gefchichte
unfercs Rechtes, unfercsWirthfchafts- undCulturlebcns
mifsachtet worden. Die Nolhwendigkeit Scartirungen
alterer ^Archive nur durch dazu geeignete Perfonen
vornehmen zu laffen, trat nie lebendiger vor meine
Augen als im gegenwärtigen Falle.
In Zahlen ausgeilrückt mochten diefe Papier-
haufen an 2000 Fascikel betragen, dazu kamen noch
130 Foliobände gedruckte Verordnungen und Cir-
culare. Das Gefammtgewicht war auf 1700 Kilogr.
angegeben. Die in der langen Holzlade befindlichen
ganz oder halb in Moder aufgelöften ..irdifchcn Rcfle"
mochten einmal 300 P'ascikel vorflellen.
Das Ganze zerfiillt in A6te des Collegiat-Stiftes
und der drei Landgerichte Spital, Klaus und Feyer-
egg, welche einfl: Figenthum des Stiftes waren. Ich
bin nach genommener Einficht der Meinung, dafs
alles, was darunter dem 15. und 16. Jahrhundert ange-
hört, aufbehalten werden muffe, indem die Schriftrefte
aus diefen entlegenen Zeiten ohnehin feiten im Lande
fich finden und auf eine Erklärung oder Ergiuizung
der Aften eines Archivcs durch die eines andern in
diefem P'alle nicht leicht gerechnet werden kann. Von
demMateriale des 17. Jahrhunderts fand ich bei weitem
die meiflen Sachen werth für die Nachwelt aufbewahrt
zu werden und nur Gegenftande von nicht liißorifchcm
Piclange, die oftmals wiederkehren, können bei Seite
gefchafft werden, wie z. B. A6len über P^he- und lügen-
thumsverletzungen, Uebergaben von Häufern, Inven-
turen, Waifen- und Erbfchaftsangelegenheiten, ordinäre
Proceffe. Von den maffenhaft anwachfenden Schriften
des 18. und 19. Jahrhunderts mit all ihren Beilagen und
ämtlichen Correfpondenzen ifl wohl der grofsere Theil
minder erheblich und könnte wie bei denen des 17. Jahr-
hunderts \-on Zeit zu Zeit blofs ein Repriifentant
der gerichtlichen, ailminißraliven und ökononiifchen
ZuAände zur \'erwahrung zurückgelegt w-erden. Dabei
habe ich einzufchalten, dafs die für die Gegenwart
wichtigen Gerichts- und Adminiftrations-Aflen bei
lunführung der neuen Organifation im Jahre 1850
ohnehin an ilie Bezirkshauptniannfchaft Kirchdorf und
das Bezirksgericht VVindifchgarflen abgeliefert wurden
oder in der bei der Forrtkanzlei befincliichen Regiflra-
tur noch gegenwiirtig zu finden find.
Das Unbedeutende kann auch in archixalifchen
Dingen als P'eind des Bedeutenden und Werthvollen
auftreten. Die Nachwelt wird nichts verlieren, wenn
LXIX
man ihr nicht alle Wilddiebs rroceffc und Ohrfcigen-
angelegenheiten fammt den maffenhaften Zeugenaus-
fagen und Belegen, alle ZahUingsbögen und lu'nfchreib-
buchel, alle Abhantllungen und Inventuren bei Maufcr-
iibergabcn, Waifcnrechnungen, Einquarticrungs-, Vor-
fpann- und Invaliden- Agenden, Schub- und Bcttler-
fachen und was dergleichen mehr ift, überliefert, aber
gar fehr wird das Locale an Raum, an Ueberficht und
Leichtigkeit der Beherrfchung verlieren, welches /.uv
Aufnahme aller diefer im Lande zerflreuten Schätze
dereinft beftimmt werden follte, denn wir hoffen, dafs
einmal grata fupervcniet quae non fperabitur hora!
Was nun unter dem Wufte von Aften meine .Auf-
merkfamkcit befonders feffelte und unter allen Umftän-
den für die Nachkommen gerettet werden follte, will
ich nur in den Hauptzügen befchreiben. Ich rechne
dazu die bedeutende Brieffammlung des Reflaurators
des katholifchen Glaubens im Garllnerthal, Johann
Jacob Gicngcr von Griaibiichcl , welcher dem Stifte
anno 1570 als Dechant, fpäter als der erfle Probfl^
diefes Haufcs vorftand. Der Ilaupttheil befteht in der
Correfpondenz Gienger's mit feinen ftreng lutherifchcn
Nachbarn, den Storchen zu Klaus. Ein Theil davon
wurde von mir in jener Lade mit den vermoderten
Reflen gefunden. W'eiters befchäftigte mich der Brief-
wechfel der nachfolgenden Pröbfle und deren Hof-
richter, der manche intereffante Züge aus der Rechts-
und Cultur-Gefchichte enthält; alte Urbare, Robot und
Zehentbücher der Herrfchaften Spital und Klaus aus
dem 16. und 17 Jahrhundert, werthvoU für die Topo-
graphie, fehr alte Kirchenrechnungen der dem Stifte
incorporirtcn Pfarren; eine grofse Anzahl hillorifch
und typographifch wichtiger ftändifchen Patente des
16., 17. und 18. Jahrhunderts aus Ober-Oefterreich und
Steiermark mit den fchönften Siegelabdrücken; Steuer-
anfchliige und Dienflbücher aus dem 16. und 17. Jahr-
hundert für Ortsforfchung und alte Wirthfchaftslehen
von erheblichem Nutzen; gefchriebene und gedruckte
kaiferlichc Patente, felbft noch aus der Zeit Kaifer
Maximilians I, ; Procefs-A6len , welche Sitten , und
Rechtsgefchichte unferer Vorfahren illullriren , alte
Stifts- und Herrfchaftsrechnungen, Auszüge, aus dem
Vermeffungs- und Schätzungsanfätzen für den allge-
meinen Katafter und dergleichen mehr. Auch „das
Verfainmlungsbuch" der Hcrrfchaft Klaus gerieth in
meine Hände mit allen wichtigen Urkundcnabfchriften
feit Verleihung der Vefte Klaus an Wiepold Storchen
anno 1512 bis herab auf das Jahr 1656. Noch inter-
effantcr war mir das ,,Stiftteidingpüchl" von .Spital aus
dem 16. Jahrhundert, 31 befchriebene Papierblätter in
quarto. Der Umfchlag enthält von fpäterer Hand, aber
irrthümlich, die Jahrzahl 1413 angegeben. Möglich, dafs
die Urfchrift fo alt war, die Schriftzüge des Docu-
ments weifen aber auf das 16. Jahrhundert. Der Titel
lautet: „Das ilt das Stifftpuechl welliche Articl man
Irrlichen in den Stift zu Spitall wie von alten her-
kumen Ringen und melden folle und muefs." fol. 23
ifl zu lefen: Diefes findet man alles in dem Pargamern
Ring oder Stift Puech." Das Letztere ift aber in -Spital
nicht mehr zu finden. Das oben genannte Taiding-
büchl enthält nicht blofs das „Vorflrecht" fondern
auch das ,,Stifttäding der Urbarleute." Das werthvolle
Büchlein ift gut erhalten, obgleich es von mir in der
Ilolzlade aus Staub und Moder aufgelefen wurde Im
VII N. F.
Haupt-Catalog des Spitaler-Archivs fand ich ,.3 Stück
Tadtiiii_<^biichl von i-f-if verzeichnet; eine fpätere
Hanil hatte mit Bleiftift hinzugefügt ..irbi^äiigig in der
bcr:ciclniclcn Lader Jetzt ift das vergeblich Gefuchte
gefunden und von mir dem Herrn P"orftvcrwaltcr zur
forglichen Verwahrung übergeben worden.
Pergament-Urkunden konnte ich nicht entdecken,
fo fehr ich auch darnach fahndete. Die von mir aus
diefer Maffc von, wie man meinte, vol/Jfandig wcrtli-
lofcii lind unbrauclibar fcartirtcn Acten als befonders
beachtenswerth und auf jeden Fall zu retten erachte-
ten Archivalien mögen an 100 Fascikel und 85 gebun-
dene Bücher betragen. Ich hatte übrigens wegen
Kürze der Zeit nur zwei Drittel der hier aufgeftappel-
ten Menge durchftöbcrt, das letzte Drittel befteht,
foweit mich ein oberflächlicher Einblick dies erkennen
liefs, faft aus lauter Kanzlei-A6len des vorigen und
laufenden Jahrhunderts.
Ich trug dem Herrn Eorftvcrwalter mit allem
Fleifse auf, die vermoderten Papiere in der Holzlade,
welche wir Beide forgfaltig unterfucht hatten, zu ver-
tilgen, um die fernere Erzeugung von Moderluft hint-
anzuhalten ; das Zimmer follte gekehrt und für die
Lüftung und Trockenheit der übrigen Schriftftücke
durch fleifsiges Oeffnen der Fenfter an warmen Tagen
geforgt werden.
Meine noch übrige Zeit wandte ich jetzt der
Plrforfcluing des eigentlichen Archivs zu, welches
ich im gleichen Stockwerk mit der Forftkanzlei in
einem gewölbten feuerficheren fonnigen und ge-
räumigen Saale fand, zu dem man nur durch die
Kanzlei gelangen kann. Hier find die Archivalien
des Stiftes Spital, der drei zu demfelben einft gehöri-
gen Landgerichte und des Marktes Windifchgarften
vereinigt. Es ift jedoch alles aus Rand und Band, in
wüfter jeden wiffenfchaftlichen Gebrauch ausfchlief-
lender Unordnung. Ich fand die Dinge zwar nicht
mehr fo, wie bei Gelegenheit meines erften Befuches
im Jahre 1876, indem viele P"aszikel und A6le, welche
damals in Haufen auf dem Zimmerboden herumlagen,
jetzt theilweife in Laden untergebracht find und diefe
letzteren auch herausgezogen werden können, was man
früher mit aller Anftrengung vergeblich verfuchte,
aber — fchlecht ift es immer noch genug. In den
Laden oder offenen Holzgeftellen zählte ich beiläufig
500 p-aszikel, wovon jedoch ein Theil vermodert ift;
1700 Faszikel find auf den Tifchen oder dem Fufs-
boden aufgefchichtet und diefe fand ich beffer erhal-
ten ; nebrtdem kommen noch bei 400 gebundene
Bücher zu rechnen, darunter fehr viele „Brief und
Inventaribücher" , laufend vom Jahre 1612 — 1786,
welche Kaufverträge und Inventur-Aufiiahmen ent-
halten, Grundbücher, Rufticalfaffionen, Holzverlafs-
ProtokoUe etc. in übergrofsem Format und wuchtigen
P^inbanden.
Das ganze Archiv war im Jahre 1783 noch wohl-
geordnet; Zeuge deffen die anfprechende Form der
Kaften, die forgfaltig numerirten Laden, ein fehr
fchöner Haupt-Catalog und ein ausführlicher trefflicher
Materien-Catalog. Allein jetzt ift vieles durcheinander
gemengt und der Catalog correfpondirt häufig nicht
mit dem Inhalt der Laden. Bei einer folchen Ver-
wirrrung kann die Unterfuchung der einzelnen A61:en-
bündel nur einer fpäteren glücklicheren Zeit übcrlaffen
k
LXX
bleiben; aber einen intereflanten Einblick in die Reich-
haltigkeit diefes Archivs eröffnet der vortreffliche
Catalog, wobei es allerdings fraglich bleibt, ob der eine
oder der andere der verzeichneten A6te nicht ver-
modert oder abhanden gekommen ill. Ich liabe gleich-
wohl viele Laden unterfucht und zum Glück gefunden,
dafs im \'erhältnifs zu der Menge des Wohlerhaltenen
nur ein kleiner Theil unbrauchbar geworden ill.
Urkunden aus der alterten Zeit dürfen wir hier
nicht mehr fuchen; fie wurden gelegentlich der Auf-
hebung des Stiftes dem k. k. Haus-, Hof- und Staats-
Archiv einverleibt. Es war aber einfl eine ganz ftatt-
liche Anzahl vorhanden. So weifb der Catalog 26 Stücke
Stiftungen, Schenkungen, Privilegien und Beflatigun-
gen von Seite der Bamberger Bifchofe, der Gründer
und Befchützer diefes Haufes, auf Die alterte Urkunde
jft von dem Bifchof Otto II. „fme die et confule", doch
um 1190 erlaffen, womit er das Spital am Pyrhn errich-
tet. Die zweitalterte irt von dem niimlichen, worin er
im Jahre 1190 dem Stifte Spital alles Eigenthumsrecht
über die Güter verleiht, welche Herzog Ottocar von
Steycrmark vom Scheitel des Pyrhn bis zum genann-
ten Spital vom Bifchof zu Lehen trug. Schutzbriefe,
Bcrtiitigungen und Gnaden von Seite der Pabrte waren
einrt 89 vorhanden, das alterte Stück von Pabrt Cö-
lertin III. aus dem Jahre 1193, Privilegien, Schirmbriefe,
Ereiheiten und Exemtionen aus der Hand der Herzoge,
Erzherzoge, Rümifchen Könige und Kaifer zählte man
aus der Zeit vor Verwandlung des Hospizes in ein
Collegiatftift 115 Nummern. Das alterte Privilegium irt
von Leopold Herzog zu Oerterreich und Steyr finc
anno, doch um 1193. Nach Errichtung des Collegiat-
ftiftes brachte man an folchen Urkunden 6t, zufammen.
Einige wenige Documentc find in einem eigenen
Karten verfperrt, die ich mir vorlegen liefs. Ich fand
darunter eine Vertragsurkunde über Befitzrechte am
Schuarzenberg zwifchen Stift Spital und dem Klorter
Gleink vom Jahre 1420, Pergament, Original; eine
zweite über die nämlichen Befitzrechte aus demfelben
Jahr, nämlich einen Schiedsrichterfpruch des Pflegers
zu Steyr und des Pflegers in der I""rey!iftatt, Original
auf Pergament. Weiters ein Bertiitigungsbrief des
Bifchofs Wirntho von Bamberg über alle an das Klorter
Gleink von feinem Vorfahrer Otto II. gemachten
Schenkungen und Begnadigungen vom Jahre 1304 in
einer Abfchrift aus dem 15. Jahrhundert auf Papier. '
Eine Originalurkunde vom Jahre 1442 nimmt Bezug
auf die Befchützung des öffentlichen Schrannenge-
richts, Papier. Aufserdem liegen noch hier Original-
urkunden und Abfchriften über Befitzrechte des Stiftes
aus dem 14., 15. und 16. Jahrhundert und einige grofse
Lehen- und Kaufbriefe aus dem 18. Jahrhundert.
Wenden wir uns nun zu den Aflen, fo entwickelt
fich bei dem L'eberblick der ganzen Maffe, wie fie der
Katalog ausführlich verzeichnet, der ganze Organismus
eines wohlhabenden Klorters mit feinen vielfachen
Verzweigungen und Gefchäftstheilungen. Es erfchei-
nen die Perfonalien der Decane, fpäter der Pröbfte,
die an der Spitze des Haufes ftanden, Wahl-A(5len,
* Die Urkunde ift in dicfer Form falTch. Der Nachfolger Bifchof Otlo n.
hicfs ThiciDO und regierte von 1196— 1202, Im Jahre 1304 darb ein Bifchof
Leopold von Bamberg, aufweichen Bifchof Wulfig folgte. Bamberg hatte einen
Bifchof Wirntho, auch Wcrnhcr genannt, vom Jahre 1328—1335. Siehe U/t.er-
mann Episcopatus Bambergenfis pag. 171. Weder das oiberofterreichifche
Urkundcnbuch, noch Fritz Gefchichle von Gleink und Gcfchichtc von Spital
am Pyrhn «iffen etwas von dicfer Urkunde.
Infulationen, Inftallationen und Adminirtrationen, dar-
unter die Perfonalien des grofsen Probrtes Johann
Jacob Gienger, der das Stift von 1570 — 1609 regierte
und in der Sepultur-Capelle der Kirche ein grofses
intereffantes Denkmal en basrclief um diefe Zeit
erhalten hat. P^erner die Statuten des Haufes aus ver-
fchiedenen Zeiten, fromme Stiftungen von Geirtlicheii
und Weltlichen nach Spital ; Hochfürrtlich Paffauifche
l\efcri])te und Generalien, die ganze Diöcefe oder das
Stift allein angehend; Atflen, welche fich auf die Stifts-
kirche, auf die Eilialen und die Pfarre Windifchgarrten
beziehen; Schulfachen, Lehenfachen; Bambergifche
Aufträge ; Befehle und Zufchriften der oberörter-
reichifchen Laiulshauptmannfchaft und niederörter-
reichifchen Regierung; Prälatenftands • Propofitiones,
Seffiones, Refolutiones und Afla. Das alterte Stück
diefer Kategorie irt von 1424. Die Pralatenrtands-
..Individual-Correfpondenz" beginnt mit dem Jahre
1632. Viele Nummern behandeln Standifche und Land-
fchaftliche Seffiones , Promemorias , Propofitiones,
Landtagsforderungen und Verwilligungen.
Ein fehr intereffantes Manufcript ift das alterte
Urbar von Spital vom Jahre 1492, 107 Seiten Folio auf
Pergament mit bemerkenswerthen Notizen gleich-
zeitiger Hand über die drei verfchiedenen Tadungen
zu Spital und die Stiftswirthfchaft. Eine zweite Auf
Zeichnung des Urbars aus derfelben Zeit hat lOi Seiten
in Eolio auf Pergament.
Von noch höherem Intereffe irt das alterte Urbar
der Herrfchaft Klaus aus dem 15. Jahrhundert. Grofs-
folio, 43 bcfchriebene Blätter auf Pergament. Fol. 30
heifst es: Etlich auszug ausm Reispuchel die Gerech-
tigkeit fo zu der Herrfchaft gehören (i. e. die Gerech-
tigkeiten der zur lierrfchaft gehörenden Unterthanen)
enthaltend. Sie find gleichfalls aus dem 15. Jahrhun-
dert. Abfchriften davon aus dem 16. und 17. Jahrhun-
dert fand Profeffor Lambel im Jahre 1872 in dem
Archiv des Reichs-Finaiizminirteriums in Wien. * Diefe
„auszug" kommen im Forrt;- und Stifttadungbüchl von
Klaus, von welchem wir gleich handeln werden, wieder
vor und find aus dem genannten L^rbar genommen.
Es wurde mir ferner gezeigt ein Urbar von Klaus aus
dem 16. Jahrhundert, ein weiteres vom Jahre 1646 in
Folio, fehr fchön gefchrieben, vom Kaifer Ferdinand III.
eigenhändig unterzeichnet und mit feinem anhangen-
den grofsen Siegel vcrfehen. Diefe letztere Urbar irt
ohne Tadungs-.Artikel.
Unter den forgfältig verwahrten Sachen fanden
fich auch Dienftcinlagen und Anfchläge über Güter-
erträgniffe im Lande ob der Enns in genere und in
fpecie. Mehr als diefe nahmen mich wieder einige
„Tadungsbuchel" in Anfpruch. Dahin gehört das:
Vorft und Stiftthäding, gehalten 27. September 1641
(nämlich zu Spital), fünf bcfchriebene Blätter, Folio,
Papier. Ferner das ,,Micheldorffifche Gau Tadtungs
Büchl', das .Spitalerifche Landgericht betreffend;
Schrift des 18. Jahrhunderts.
Das Taidingbuch von Klaus führt den Titel: Vorrt
Recht und Land Täding das Sy dye Styfft Nennen
die verten Claws betreffen (fiel 1513. Die Jahrzahl rührt
von fpäterer Hand und irt ein Schreibfehler, denn es
heifst am Ende des Büchls von derfelben Hand, die
das Ganze gefchrieben hat: Dife rtift ift gehalten
- Sitzungsb. d. k. Akademie d. WilTcnfch. Bd. 73, S. 21.
LXXI
worden am XIII. Tai^ des hornun^ anno etc. Im
XXXI. Jar. — Davon cxiftirt eine zweite Aufzeichnung^'
aus dem l6. Jahrhundert, eine dritte von 1639 in etwa.s
veränderter Form und Ordnun^^, dann al-s vierte das
Forfttadinj,^ von 1777.
Lebhafte Aufmerkfamkeit erregte ein grofser
l'ack Bauernrevolt- Aften von 1547 — 49, 1570 — 1572,
1590 — 1592,1595 — 1597, deren Inhalt der Haupt-Catalog
genau angibt. Sie wurden fchon einmal von dem Mifto-
riker Franz Kurz benützt, der fich davon Auszüge
machte , auf Grund welcher Chorherr Jodok Stiih
feine Abhandlung über die „Unruhigen Bewegungen
im Garüenthale" fchrieb und feiner Gefchichte von
Wilhering, Linz 1840, einverleibte. In welchem Ver-
hjdtniffe diefe Documente zu den im Linzer Miifeum
verwahrten S])italer-A6len über die Bauern-Unruhen
flehen, konnte ich für den Augenblick nicht entfcheiden.
Auch über die grofse Rebellion vom Jahre 1626 waren
nach dem Katalog viele Schriften vorhanden, aber fie
waren trotz alles meines Suchens in der bezeichneten
Lade und irgend fonft wo nicht mehr zu finden. Ein
mächtiger Folio-Band, der mir vorgelegt wurde, enthält
ein: „Ständilches Vormerkbuch über den türkifch und
hungarifchen Rebellenkrieg und von Erzherzog Mathias
zu Prefsburg gemachten Frieden an. 1608.'' Ueber
Salzlieferungen find Aflen von 1462 angefangen vor-
handen; defsgleichen über Eifengewerkfchaften und
Senfen-Fabrication, Briefwechfel mit dem Oberkam-
meramt in Eifenerz und der k. k. Eifenobmannfchaft
in Steyr, vom Jahre 1626 anhebend. In reicher Fülle
kommen darauf die Rechnungen, welche Haushalt und
Güterbewirthfchaftung vor Augen legen; Schriftftücke
über Fifcherei, See und Teiche, Wildbahn und Jägerei,
Waldung und Stockrecht, Schäfereien, Alpen, Pferde-
ftall und Geftüterei, A6len der Hofrichtcrei und des
Landgerichtes Spital Das Archiv birgt auch inter-
effante Dinge über das ,,Gebäuwefen" fammt den mit
den Künftlern und Handwerkern gemachten Verträgen
und Conti angefangen vom Jahre 1600, ferner über
die dem Stifte angehürigen Pfarren, Herrfchaften und
Güter, Berg- und Hammerwerke. Die Archivalien der
Ilerrfchaft Klaus laufen von der Zeit an, wo fie noch
landesfinlUich war; das idtefte Stück ift vom Jahre 1368.
Von der Herrfchaft Feicregg bei Hall find Urkunden
und Aflen vom 16. bis 18. Jahrhundert verzeichnet.
Hier find auch die Schriften und Rechnungen des
Marktes Windifchgarften, feine Richterwahlen, Kirchen
und Getreidedienfle zu fuchen. Sogar ein Schwefelbad
befafs das Stift. „Puchriglbad" genannt, nächfV Win-
difchgarften, worüber das ältefleDocument, ein Bericht
des Doftors Heinrich P'ifcher, aus dem Jahre 1679
llammt. Das Bad beftcht noch und ilt jetzt in Privat-
handcn.
Ich habe hier nur einen Theil der reichen Mate-
rialien zu einer Culturgefchichte jenes reizenden Land-
llriches aufgeführt. Wer wird diefe zerflrcuten Glieder
wieder fammeln, ordnen und zu einem feflen Bau zu-
fammcnfügen.'' Ich vergönne diefen „Abgefchiedenen"
keine Ruhe und wünfche, dafs man bis zum Tage der
Auferftehung wenigftens recht oft Luft und Sonnen-
fchein zu ihnen gelangen laffe.
Mit diefem an den Verwalter gerichteten Wunfeh
fchied ich.
Durch einen Befuch im Pfarrhof wollte ich in
Erfahrung bringen, ob etwa bei Aufhebung des Stiftes
dorthin Archivalien übertragen worden feien. Es wurde
mir bereitwilligfl alles Vorhandene gezeigt. Die Mühe
war nicht grofs, denn ein einziger mäfsiger Bücher-
ftellen umfchliefst Alles, was das Pfarrarchiv Spital
befitzt. Die libri baptismales beginnen mit dem Jahre
1663, die Todtenbücher mit 1666, die Copulations-
bücher mit 1663. Die Aufzeichnungen laufen ununter-
brochen bis in unfere Tage. Ein Folioband enthält
eine Faffion der feit Entftehung des weltlichen Colle-
giatfliftes bis 1783 gemachten geiftlichen Stiftungen.
Die Armen- und Schulfachen umfaffen zufammen fünf
Fascikel. Noch bemerkte ich ein Inventar der
Kirchenfachen des Stiftes Spital vom Jahre 1760; fonfl
war nichts zu finden, keine Urkunde, nicht einmal eine
alte Kirchenrechnung. Es ift das leicht zu erklären —
fo lange das Stift beftand find alle diefe Dinge in den
Hafen des Stifts-Archives eingelaufen.
Alb. Czeriiy.
Notizen.
27. Confervator Kolb hat über die neueften
Funde in Ober-Oefterreich an die Central-Commiffion
berichtet. In Betreff des Fundes von Jochcußciu
(Obernzell 06lober 1880) ergab fich, dafs einige Stücke
diefes Fundes, ein Ring und eine Spiralfeder, in den
Befitz des hiftorifchen Vereines für Nieder-Bayern
kamen. Das Kupfer war von dunkelrother Farbe,
weich, mit einem Meffer leicht zu fchneiden.
Hinficlitlich des Fundes bei Lcithen (Gemeinde
Wcng, Innviertel, November 1880) theilte die Gemeinde-
Vorftehung Wcng mit, dafs ein Kupferring (Keffelhand-
habe) vom Mufeum Francisco -Carolinum erworben
wurde.
Gelegentlich der foeben vorgenommenen Abtragung
eines Hügels bei Hernardin näeliß Wels wurden ver-
fcliiedene Funde gemacht: Ein rdmifches Kinder- Grab
wurde zuerft aufgefunden; deffen fämmtliche Beftand-
thcile in das Mufeum Francisco-Carolinum kamen und
zwar beflehend aus der Bronze-Handhabe und acht
Befchlägen eines Holzkiftchens, dann einer P'ibula aus
Bronze (Nadel fehlt), einer Thonlampe gewöhnlicher
P'orm mit CRESCEjS, wie folche bei Gaisberger,
Lauriacum Taf. VIII abgebildet iil, ein Afchenkrüglein
aus Thon, leider defe6t, 7 Cm. hoch, und fchliefslich
zwei römifche Bronze-Münzen, von denen die eine
den Kopf des Kaifers Antoninus Pius erkennen läfst
Eine dritte mitgekommene Münze dürfte zufallig dazu
gerathen fein, die abweichende fchöne Patina und
die Münze felbft fprechen gegen die Zufammen-
gehörigkeit; es ift eine barbarifche Nachahmung eines
Antoninian des Claudius II. Gothicus mit Conferratio
iMid Ära.
An der -u'cßlichcn Seite des Hiigels von Bernardin
bei Wels fanden fich:
k*
LXXIl
1. Zwei Broiizc-Befcliläge (Fragmente).
2. Ein Bronze-Kopf.
3. Ein Fragment einerBronze-Scheibe von 5 5 Cm.
DurchmelTer mit weiblichem Kopfe in Relief.
4. Eine Lanzenfpitze von Jüfen, fehr l\ark o.\y-
dirt, 12 Cm. lang, 5 Cm. gröfste Breite des Blattes.
5. Eine Lampe gewöhnlicher Form mit C UESSI.
6. Gufsform, fenkrecht gefpaltener Kegel, 17-5 Cm.
hoch, Durchmefler der Bafis 5 25 Cm.
7. Afchenkrug. Ganz ahnliche Form wie bei Henri
du Cleucio» „Poterie Gauloife de la colleiftion Char-
vet.** Höhe 23 cm., Durchmeffer der Oefifnung 16 Cm.,
der Bafis 9 Cm., Umfang 64 Cm. pag. 52, Fig.34.
8. Ein Ass (A II) von Vefpafianus.
9. Defsgleichen von Hadrianus.
10 und II. Defsgleichen von der älteren Fauflina,
fammtlich fehr ftark verkruftet, in der KruRe der
Miinze des Vefpafian ein Kohlenfragment.
Ah der ößliclun Seite des Hitgels zti ßeriiardiii
bei Wels :
Acht Thon -Fragmente aus terra figillata mit
Blumen, Tauben, einem Hunde, Tänzern und einem
Reiter, welcher einen Fanther mit einer Keule be-
kämpft.
Ein Boden-Fragment einer Lampe mit der Infchrift
NERI (wie Panlj Real Encyclop. I — V, pag. 594).
Eine Haarnadel aus Elfenbein, ir5 Cm. lang,
gefchmiickt mit einer Hand, welche zuifchen Daumen
und Zeigefinger einen runden Gegenftand (vielleicht
eine Perle vorteilend) hält.
28. Gelegentlich der Herftellung von Neubauten
im Hafen \ün Po/it wurde in der Bucht \'on Zanchi
eine antike in zwei Theile gebrochene 125 M. lange
Säule aus bläulichem Marmor aufgefunden und in der
Folge der im Auguftus-Tempel angelegten Sammlung
von Alterthiimern einverleibt.
29. Confervator Bizarro hat an die Central-Com-
miffion berichtet, dafs fich bei ihm im Verfolge feiner
ortlichen Unterfuchungen in Bezug auf die alte Topo-
graphie im Görzer Gebiete fchon feit längerer Zeit die
Ueberzeugung gebildet habe, dafs die in der I'eutin-
gerifchen Tafel verzeichnete gerade Strafsenlinic
zwifchen Aquileja und Ponte Sonti über Villa Vicentina,
S. N'icolö, Ruda, Vileffe nach Mainizza führen mufste.
Für diefe Richtung fprächen die bei Monartero
von Dr. Kandier entdeckten Brückenrefle, die von ihm
längft der gegenwärtigen Bezirksftrafse nach Villa
Vicentina conftatirten Ueberrefle des Unterbaues
einer römifchen Strafse, die vom Patriarchen Wolfger
(1203) errichtete Templerherberge in St. Nicolo, die
Ueberrefle der von dem Patriarchen Gregor von
Montelongo auf dem Rückzuge von feiner vergeblichen
I'lxpedition nach Görz im Jahre 1268 zerftörten (V.
Cron. Julian. Can. in Muratori Script, r. i. et Perr:
Mon. hifl:. Germ.) und von den Venetianern im Jahre
1431 zur Abwehr gegen den Einfall der Magyaren noch
gründlicher abgetragenen Brücken, fo wie endlich,
dafs die in der Peutingeriana angegebene Entfernung
(XIV m. p.) nur dann zutrifft, wenn man den Strafsen-
"^S gerade über Vileffe nach Mainizza führt.
Von diefen Betrachtungen geleitet, hat ficli
derfelbe zur Aufgabe geftellt, die Strafsenfpur wenig-
ftens bis Vileffe zu verfolgen, da die zweite Hälfte, von
Vileffe bis Mainizza, durch den Durchbruch des Ifonzo
bei Gradisca im 6. Jahrhundert und durch feine fpäte-
ren Irrfahrten gründlich zerftört wurde.
In der jüngften Zeit irt es nicht nur gelungen, die
Strafse felbit in der Nahe des Friedhofes von Vileffe,
fondern auch weitere Spuren derfelben durch Stich-
proben bis an die Gränze der Gemeinde Gradisca auf-
zufinden, und die verfchiedenen feit dem vorigen
llerblte unternommenen theilsgelegenheitlichen, iheils
abfichtlichen Grabungen brachten bis jetzt nicht nur
Münzen und Schmuckfachen aus Brandgräbern zum
Vorfchein, fondern auch Dachziegel mit den Fabrik-
rtempeln: (' • PR • C.\SS\ — FTI'A'I' -- a • CLüb.A.V-
HHOS — L-PKTRA— B\P. rix— MI\L11.\--LS
I\'ST — C • T-IKR.NE'i'S'^ in grofser Menge, Funda-
mente von Mauern mit der bekannten rothen Ver-
kleidung, endlich Mofaikböden und Marmorplatten,
welche letztere befonders dafür zeugen, dafs hier nicht
blos die Niederlaffungen romifcher Colonnen und die
Zwifchen-Station für fchweres Fuhrwerk, fondern auch
die Sommerfrifchen vermöglicher Aquilejenfer befan-
den haben mochten.
Es scheint, dafs diefe Anfiedlung frühzeitig von
den Barbaren zerstört, fpater durch die vorletzte Ver-
änderung im Laufe des Isonzo (1490) theilweife über-
fchwemmt wurde und, da die gegenwärtige Benennung
des jetzt etwas weftlicher gelegenen Ortes Vileffe
augenfcheinlich fla\ischen Urfprunges ifl: (nämlich
von v lesi = im Walde), fo ift es fehr wahrscheinlich,
dass nach der besonders durch die Einfälle derUngarn
und Türken erfolgten Ausrottung der früheren Be-
völkerung flavifche Bauern aus den nahen Gebirgen
berufen wurden zur Bellellung der verödeten P'elder.
Merkwürdig ift es jedenfalls, dass die frühere
Benennung aus dem Gedächtniffe des Volkes ganz
entfchwinden konnte, wenn auch noch die Hoffnung
vorhanden ilt, durch die Fortfetzung der Grabungen
darüber weitere Auffchlüffe zu erhalten.
Für dieZweckmafsigkeit einer fyrtematifchen Auf-
nahme der Grabungen bei Vileffe fprechen die aufge-
deckten Grundmauern eines anfehnlichen W^ohnhaufes
und ein \ollfi:andig erhaltener mehrfarbiger Mofaik-
boilcn mit geonietrifchen Figuren und Kleeblättern.
30. Confervator Graf Z?Ä«Vrfaj.ryi:^/ hat der Central-
Commiffion eine ausführliche Mittheilung über ein
intereffantesRenaiffance-Gebäude in ^</;-cj/a« gemacht,
der nachftehende Notiz entnommen ift. Dasfelbe, ein
Privathaus, fleht auf dem Marktplatze, ein zwei Stock-
werke hoher Ziegelbau mit Mortelbewurf, der an die
Krakauer Tuchhalle lebhaft erinnert, defsgleichen an
die Walachifche Kirche in Lcmberg und andere Bau-
ten, die um die Regierungszeit Sigmund I. entflanden,
(leffen zweite Gemahlin Bona manche Künrtler aus
ihrer Heimat Mailand mitbrachte. Der Bau dürfte aus
der I. Hälfte des 16. Jahrhunderts llammen. Das Haus
fleht auf drei Seiten frei, ifl aber feinen I""a(;aden nach
nicht vereinzelt in Jaroslau. Diefe Stadt fcheint ehe-
mals fehr wohlhabend gewefen zu fein, daher einfache
Renaiffancc-Decorationen fich noch allenthalben finden.
Die Quadrate neben den Fenftern im erflen Stock-
werke find 6" tiefe Nifchen, in denen die P'enfter-
balken bei Oeffnung der Fenfler hineingewendet
LXXIII
waren. Das zweite Stockwerk ifl mir fclieinbar und
«gehört fchon zur Rekronuny des Gebäudes. Die Rund-
fenrtcr find allein durchbrochen. (Fig. I.)
31. Die Durcliführunj; der ftylgerechten Reftau-
rirmiy der gothifchen Kirche zu Maria Ncujlift bei
l'ettau wurde dem Steinnietzmeiller Alois l'ack in
Gratz unter der (Jberleitmig des Architekten Johann
l'etrchnit; iibertragcn.
32. Die Pefbfäule zu libcufiirt wurde unter der
Leitung des Architekten Wachtier einer durchgreifen-
tlen Relhiuriruni/ unterzopen.
Item ain Silberins monftrantzel mit aincn vergoU-
ten crucifix mit Zwaien pilklen vcrgollt.
Item .Sannd Barbara pildnus mit ainen llun-en
vergollt.
Item Ain klains crewtz vergollt.
Item ain clains Zwifax crewtz mit Staindel vergollt
Item mer ain clains crewtz obem vcrgollt oben
mit ainen lilberin fiifs.
Item ain clains crewtzel vergollt.
Item ain vbergolltz pacem ' mit ainer plawen
Veldung.
Ilem ain crewtz mit ainen crucifix mit ainem ver-
gollten krcivtrj, Inn ainer plawen feldung.
Fig. I. (Jaroslau.)
33. Confervator Dr. Schdnhcrr berichtete an die
Central-Commiffion über die Fortfehritte der Reftau-
rirung der Schlofs-Capelle auf Burg lyrol, die mit Hilfe
der Allerhöchften Spende von 1500 fl. bewerkllelligt
wurde. Es wurden zwei alte gothifche Altäre fammt
Allem was dazu gehört, aufgeftellt, dem Hoch-.\ltar
ein Antipendium befchaffen , fechs neue gothifche
Kirchenl^ühle mit Ornament in Hoch-Relief, ein neuer
Beichtfluhl, angekauft, zwei alte Chor-Stühle und die
Kirclienthür reflaurirt, die Holz-Plafonds und die Gale-
rie gereinigt, der Frohnbogen vom Kalkanwurf befreit,
wodurch die in Marmor gemeifselten Apoftelzeichen
wieder frei wurden, die Wandbemalung und der .Sockel
mit dem Schild-Ornament freigelegt, letzteres reftaurirt.
34. Bruchßück eitles Inventars iiber Kirclicii-
gerätlie vom Anfang des XVI. Jalirhunderts.
Dasfelbe findet fich auf El. 3^ — 4'' (Bl. 2 fehlt)
eines Ppcod., welcher mit „Rapular" bezeichnet ift und
fich im Korneuburger Stadt-Archiv befindet. — Das
curfiv Gedruckte ift von anderer und etwas fpaterer
Hand; das Eingeklammerte ift in derlls. durchllrichen.
Item ain taffei vergollt dar Innen ain tucheil da
mann Sacrament Im clofter gefunden hat. ''■
Item ain Sylbren kreutrj/ vergulJt mit drcyn Jlainn
der vicrd iß daraus verlorn.
Item ain Rotz atlafs mefsgewanndt mit feiner
Zuegehorung.
Item ain Sament kappenn mit ainen fchillt.
Item ain perns Samentes mesgewannt mit feiner
Zuegehorung.
Item ain weifs damasges mefgewant mit feiner
Zuegehorung.
', ,Das Face", das Kreuzesbild, welches bei der MefTe zumKüfTen gereicht
\Viirde; l''rcytag^ ,, Bilder aus der deutschen Vergangenheit*' I, 519. — Vergl .
,,Eii] guldtn pacem creutz" und „So eine das pazze von dem erlten, dem es del
priefter geit." Sc/t7Ht-lltrr, I, 379.
- Vergl, „.Merkwürdig war cinft jenes hier (im nun aufgehobenen Kloftcr
der Auguftiner Eremiten in Korneuburg) aufbewahrte Tüchlein, in welchem die
von den Juden mifshandelle Hoftie eingewickelt, und wunderbar mit Blut
benetzt war. Schon einmal war diefe Reliquie in Verluft gerathen, wurde aber
wieder aufgefunden, in eine lilbervergoldete Monftranze eingefchlolten und
folche dem andachtigen Volke bei feierlichen Proceffiünen oder anderen Gele-
genheiten zum KuflTe dargereicht, nach der Aufhebung des Klofters in den
Pfarrhof gebracht, wo felbe wahrend des franzolifchen Krieges im Jahre 1809
neuerdings in \'erluft gerieth." DarftelUing des Erzherzogthums Oefterreicli
unter der Enns {v. Sc/nveickhurät); das Viertel unterm Manhartsberg lU, 1S7.
l>as Nähere über den Raub und die Auffindung diefer Hoftie ebendafelbft HI,
iSs, 198 — 199. — Das Inventar bezieht fich daher wohl nur auf Kirchengeralh-
f<:haftcn. welche dem crw.-ihnteu Klnftcr gehörten.
LXXIV
Item ain Rots mufierts ' mesgewant mit feiner
Zuegehorung.
Item Zwen pronn Samentten Sarrockt.*
ajivtiRObtC
+
4-
B6
Fig. 2. (Cilli.)
Item Zwen grön Samentten Sarrockh.
Item Zway Silberin opfcrkanndel obcm, mitten
vnnd vnnten vergollt.
' Mil Stickerei verzier!. Vgl. Schrnftler^ I. 1674.
- Sarrockt = Sarrock, Mantel. Ci. Ducange VI, 68, 71: farcolum, farrotiis,
vefti* eeclefiafticac fpecics, tiinica linca." Schmcllcr, II, 325.
Item ain gron Saments mesgewannt mit feiner
Zuegehorung.
Item ain rots Saments mesgewannt mit feiner
Zuegehorung.
Item ain Rots vergults mesgewannt mit feiner
Zuegehorung hat der achatzi vom perg Zue Sannd
Maria Magdaleiin mefs gebem.
Item ain grunfs Samathens mefsgewaniU niclit
gemuefiert mit feiner Zucgeliorung.
Item ain gruns Samenthes mesgewannt mit gül-
den pluemen mit feiner Zuegehorung.
Item ain Sclnvartz mefsgewanndt mit goUt ge-
muefiert mit aller feiner Zuegehorung.
Item ain Rots Samanthes mesgewannt mit ainen
crcutz mit feiner Zuegehorung.
Item ain Rots Samathas mesgewannt gemuefiert
mit feiner Zuegehorung.
Item ain plaws damasckes mefsgewant mit feiner
Zuegehorung.
Item ain weis damafckes mesgewant mit feiner
Zuegehorung.
Item ain Rots Zenndls-' mesgewannt mit feiner
Zuegehorung.
Item newn gemaiiic mesgewannt mit aller Zuege-
horung.
Item Zwen vnnd Zwayntzig kellch mit paten
\niul Irer Zuegehorung.
Item aynilf mefspuecher.
Item ain mefpuech mit genottirten prefacion Inn
Sunder hat michel piderman von wegen der Steffan
faylerinn Irs gcfchafftz halben gebem Vnd gekaufft
\mb xxviij gülden rennefs' kafper \incken Zue wienn
notarien.
Item ain alltväterifch mefsbuech.
Item ain gedruckts bapirens mcsbuech.
Item drey täbich.
Jtnu ain Wci/s Sylhrins krnvtz kitinbt licr von
\fo\ her Iianns Waclitl hricßcr. \Zu der pharrkirchen
Iiic gcfchafft hat] IVigt ij Marck vnd ij Lot.
C. M. Blaas.
35. In der Stadtpfarrkirche zu Cilli befindet fich
(las in der Fig. 2 abgebildete Grabmal. Eine aufrecht
gcflcllte in der Mauer eingelaffene Steinplatte von
215 Cm. Höhe und 95 Cm. Breite. Darauf im kräftigen
Relief die nach vorwärts gerichtete flehende Figur eines
Ritters, ganz gcharnifcht, und zwar der Plattenharnifch
mit dem ausgefprochenen Charakter des zu Ende
gehenden 15. Jahrhunderts, ähnlich der Rüftung Sigis-
mund'svonTyrol mit deutfcherKriegsfchale und einem
durch den Halsberg verlängerten Kinnftück. Das
Antlitz unverhüllt. Die mit gefingerten Handfchuhen
verfehenen Hände ruhen und zwar die rechte auf dem
kreuzförmigen Griffe des mittelfl eines Leibriemens
bcfcfligten Schwertes, die Linke auf dem Wappen-
fchilde. Im tartfchenfurmigen Schilde der ältere Thcil
einer aus zwei Beilen gebildeten I lellebarde auf einem
Dreiberge, w^elche Figur fich mit einem Hahnenfeder-
bufch befleckt, als Helmkleinod aus dem gekrönten
Dreiberge wachfend wiederholt. Die zart gezaddelten
Helmdecken umgeben den ganzen Schild.
* Zcndcl, geringe .Sorte T.ifTt. Scitnifihr, H, 1134.
* Rfnnefs d. i. rhcinifch.
LXXV
Am Kiiiidc des Steines fol<jeiidc Infchrift (linker
Seite oben beginnend): hie leit pegraben der edl vnd
flreng riter her atidre (der untere Rand, der den
Familiennamen enthalt, ifl: vermauert), linke Seite
unten: obrifter erbdruchfefs in krain vuid haubtmann
auf ober cili, (auf dem der Kopf leifle): vnd ifl geftor-
bcn (auf der inneren Leiflc links): am Svntag elzbeth
1503 iar. In den vier h'.cken iler Platte je ein Wappen
mit einer Schriftrolle, darauf der entfprechende h'anii-
lienname, reciits oben: ein Stier mit einem Ringe durch
die Nafe, dabei „Wapen der auerfiicrger" ; links oben
„Wapen derUngnad" mit demWolfcnim Schilde, rechts
unter „Wapen derCfchernenib'' und links das bcfchric-
bene Wappen mit der Hellebarde, dabei „Wapen der
Hohenbarter". Damit ifl auch der fehlende Name des
hier Begrabenen gefunden.
Hohcncck (III. 275) und Wifsi^rill iy\l . 427) wiffcn
über die l""amilie Hohcntvart wenig zu berichten;
letzterer nennt Andreas Hauptmann in der Metling, der
1490 dem römifchcn Könige Max 1200 ung. Gold-
gulden und 1493 neuerlich 1500 Rh. Gulden lieh,
wogegen ihm als Erbdruchfefs in der Windifch Mark
und in Krain das Pfandrecht auf die Graffchaft Cilli
eingeräumt wurde.
Die Annales duc. Styriae III. erzählen S. 82 von
Andreas Hoheinvartcr, der nach dem Treffen bei Uztal
(Rann) in Steiermark tiirkifcher Gefangener geworden
war (1475), daraus er mit 600 fl. erlöft wurde; Celejae
Andreas Hochenwarter capiteum erigebat (1487),
e.xtat enim mandatum imperiale ad eundem ut Epifc.
Laba . . fucretur . ita . monaflr . oberburg . . Apud
valvaforem jam 1483 andrees hochenwarter de Gerlach-
ftein burgravius agebat, ut ex alio Epifc. labac. idem
autth. 4. XI. f. 658 oflendit. Andreas und Stephan, die
Brüder von Hohenwart, kauften das Schlofs Rabcn-
fperg bei Cilli von Ulrich und Albrecht von Schauii-
burg 1465.
In Liclinovskis Regeflen erfcheint Andreas in
einer Urkunde Königs Maximilian dto. 1493, 28. 061.
als Hauptmann von Cilli (VIII. R. 1999). Im Notizen-
blatte der k. Akademie (Jahrgang 1852) wird derfelbe
bereits 1478 als Hauptmann auf Ober-Cilly bezeichnet
(S. 112). ' Im felben Jahre 16. Febr. befiehlt K. Fried-
rich IV. den Brüdern Hans und Jörg Reiche nburger
das Schlofs Montpreis, das deren Bruder Reichhart
bisher pfiegweife inne hatte, dem Andreas H. als Ver-
wefer zu übergeben.
36. Das Grabdenkmal des Wolff zu Salliaufen in
der Kirche zu Benfcii (Bolnnen) .
Unter der grofsen Menge fchöner baulicher
Ueberrefle der Stadt Benfen an der Pilsnitz ift, was
künfllerifche Durchbildung betrifft, wohl das hervor-
ragendfle das Grabmal der einzigen Herren \'on Ben-
fen, welches fich in einer Capelle der Stadtkirche
befindet. Dasfelbe ifl: aus dem feinkornigen fächfifchen
Sandftein hergeftellt und bildet die Decoration der
einen Wand, mit welcher es in innigften Verband
gebracht ifl. Das Mittelfeld zeigt uns den Wolff von
Salliaufen mit feiner Gemahlin und ihren Kindern,
zwei Madchen auf der Seite der Mutter und einen
Knaben auf der Seite des Vaters in betender Stellung.
381. b. K. 445.
lieh vom Jahre 1478, S. 138, Nr. 328. 178, R. 389, 344, 380. R. 517
Die Rückwand Hellt die Erweckung der Tochter des
Jairus dar. l^ingefafst ift diefer Haupttheil von vor-
geflellten .Simlen, welchen reich decorirte Wandpfeilcr
entf[)rechen; die Säulen flehen auf Poftamenten eben-
falls mit reichfler Decoration, zwifchen denen fich die
beiden Votivtafeln mit folgenden Infchriften befinden:
„Anno 1589 den 24. h'ebruary an Mathia zwifchen
7 und 8 Uhr zur friien Tagzeit ift in Chrifto fehligklich
entfchlaffen der edele geftrenge und ehrenfefle Herr
Wolff von Stahlhaufen auff Benfen und Markersdorff
feines Alters 42 Jhar, dem Gott Gnade,"
„Anno 1617 den 25. Augufli ift in Chrifto fehliglich
entfchlaffen die edele ehren und vieltluigentlfame
Fraue Maria von Salliaufen, Wolff von Sahlhaufen
eheliche Hausfrau, geborene Beckin ihres Alters im
49 Jhar, der Gott Gnade."'
„I. Petri 2. Chriftus hat unfere Sünde felbs getra-
gen an feinem Leib auf dem Holz.
Gott hat einen Tag eingefetzt an welchem er richten
wird den Kreis des Erdbodens mit Gerechtigkeit."
Diefe Infchriften find in grofsen Buchflaben aus-
geführt.
Die Poftamente find von edel geformten und
ungemein zart durchgeführten Akanthus-Blättern ge-
ziert. Unter tler Votiv-Tafel befindet fich eine reich und
elegant durchgeführte Cartouche mit Masken, Engels-
köpfchen und Mufcheln, innen Bibelfprüche.
Ueber den Säulen befindet fich ein Gebalk mit
Mäandern, Eierfläben und Confolen reich decorirt. Bei
der Sima erzielte der Künftler durch Anordnung der
Decoration in den Ecken und in der jedesmaligen
Mitte eine ungemein feine Wirkung. Ueber dem ver-
knöpften Gebälk der Säulen kommen als Abfchlufs
F^ngelsgeflalten zu ftehen, welche Schilder tragen mit
dem Wappen der Salhaufen : einen mit einem Pfeil
durchfcholTenen Drachenkopf.
Hinter diefen Figuren befinden fich in Haut-Relief
die Geflalten der Evangeliften Marcus und Johannes
in Nifchen, welche fich an den Auffatz mit Säulen,
Gebälk und Giebeln anfchliefsen, auf dem Gefimfe
in aufrechter Stellung eine Figur in flavifcher Tracht,
hinter derfelben als bildliche Darflellung zwifchen den
Säulen die Auferftehung Chrifli in mufterhaft durch-
geführtem Haut-Relief. Das Giebelfeld zeigt uns Gott
Vater in den Wolken. (Fig. 3.)
Dies wären die Haupttheile des in der forgfamften
und edelften Weife durchgeführten Denkmales, welches
noch feitlich mit Confolen und Wappenfchildern reich
verziert ifl.
Die Friefe und Plinthen find durchwegs mit Bibel-
fprüchen bedeckt.
In der jetzigen Verfaffiing macht diefes fo fchöne
Denkmal einen geradezu barbarifchen Eindruck, da
dasfelbe über und über mit den grellften Farben ange-
ftrichen ift. Meines Erachtens war dasfelbe urfprüng-
lich in der Naturfarbe des Sandfteines mit Gold ver-
ziert, da fich bei näherer Unterfuchung zeigte, dafs
fich auf den einzelnen Schemas unter dem Rufs und
der Schmälte Vergoldung befindet. Aehnliche Spuren
von Vergoldung findet man auch, wenn man die einge
mauerten Stücke eines ganz ähnlichen Monumentes
betrachtet, welche fich in denKirchenmauern befinden.
Emil Kropf.
LXXVI
37. (Tachau II.) '
Vom alten gothifchen Rathhaufe ift heute keine
Spur mehr übrig, an feiner Stelle fleht jetzt das kaif.
Gerichtshaus. Nur ein Wappen-Relief wird im heutigen
Fig. 3. (Benren.)
Rathhaufe aufbewahrt, den böhmifchen Löwen vor-
ftellend, das mindeftens in das 15. Jahrhundert gehört
und befondere Heachtung verdient.
« S. Jahrgang 1880 p. CXXXI,.
In der X'orlladt, jenfeits der Miefa fteht das
Franciscaner - Klortcr fanimt Kirche. Ueber Anre-
gung Capiftran's befchlodcn die Bürger von Tachau
dicfem Orden eine Anfiedlung zu verfchafifen und
räumten ihm um 1466 das
durch die Huffiten zcrflörte Spital
ein. Das Kloller führte feit feinem
Kntllehen ein fehr befcheidenes
Dafein. Die Kirche hatte ur-
fprünglich eine Holzdecke, die
i6ji durch Wölbungen erfetzt
und welche 1623 auf Kulten des
Abtes von Tepl bemalt wurden.
174S zerftörte ein Brand Kirche
und Klofter. Die Gebäude ent-
banden bald darauf zu neuer Ge-
ltalt, bieten aber in ihrer heuti-
gen Einfachheit nichts Bemcr-
kenswerthes.
Das Siegel der Stadt Tachau
zeichnet fich durch Zierlichkeit
aus. Es iü; rund und mifst 11 Mm.
im Durchmeffer. Im eigentlichen
Bildfelde, das in Folge feiner
Itufenförmigen Umrandung die
Gellaltung eines Droipaffes hat,
der in den Zwickeln mit ausfprin-
genden Spitzen und Kreuzblumen
daran geziert ifl:, ein gekrönter
Helm mit einem Fluge belteckt
und reichen fchön gewundenen,
gezaddelten und gut vcrtheilten
Helmdecken. Die Umfchrift ifl
der Configuration des Bildfeldes
entfprechend vertheilt und lau-
tet : * figillum civitatis tachouie.
Der äufsere Rand flufenförmig
(Fig. 4). Das Siegel gehört in das
15. Jahrhundert.
38. Das bifchöfliche Ordina-
riat von Laibach hat an die Cen-
tral-Commiffion in Betreff des
kunltgefchichtlichen und archä-
ologifchcn Unterrichtes im dor-
tigen Priefter - Seminar mitge-
theilt, dafs im Jahre 1878— 1879
über die kirchliche Kunft wöchent-
lich eine Stunde für fammtlichc
Alumnen gehalten wurden. In
diefen Vortragen wurden die
Eigenthümlichkeiten und Gefetzc
der verfchiedenen Bault\"le und
ihre Gefchichte in allgemein ver-
itändlicher Weife auseinander ge-
fetzt, die Stylformen nach ihren
häufigflen Merkmalen charakteri-
firt und der Zufammenhang der
Baultyle mit den gefchichtlichen
und Cultur-Zuflanden angedeutet.
Von den vorchrifllichen Bauflylen wurden befonders
die claffifchcn hervorgehoben; die chrifllichen Bauflyle
bis zur Renaiffance und die diefen Stylen eigenthüm-
liche Ornamentik wurden eingehender befprochen.
LXXVII
Um den ICrfoIg des Unterrichtes in einem für den
l'ricfter fo wichtigen Gc!4enliande zu fichern, lial man
CS für gut befunden, den bisher dem rrivatfleifse übcr-
laffenen weniger fyftematifchen Unterricht zu ordnen
und die kirchliclic Kunfl als obligaten Gegcnftand
dem Studienplane der theologifchen Diucefan-Lehr-
anflalt einzufügen. Dies ifl nun derart gefchchen, dafs
Vorlefungen über kirchliche Kunft in zwei Abtheilun-
gen durch vier Semefler gehalten werden, und zwar
nach folgendem Programme:
I. Abtheilung: Gefchichte der Architeftonik vom
hgyptifchen Style bis zum Kunltlb-ebcn des ig. Jahr-
hundertes. II. Abtheihuig: Praktifche Winke und Rath-
fchlage, betreffend die ICrhaltung, Wiederherllellung
und Ausfchmiickung des Kirchengebaudes, Ausfliat-
tung der Kirche, Befchaffcnheit der Gefafse, Gewänder
u. dgl. mit Herückfichtigung der hirtorifchen lintwickc-
lung. Ferner kirchliche Sculptur, Malerei u. A.
39. Correfpondent Rainer hat der Central-Com-
miffion einen gröfseren Bericht über Wallfchanzcn in
Kärnten vorgelegt, welchem Folgendes zu entneh-
men ift.
Südlich von Guttenftein bei Prevali in Kärnten,
führen zwei Wege in der Richtung gegen den Urfula-
Berg. Der eine, öftliche, führt nach Köttelach, der
andere, weftliche, nach Podgoriach - Schrottenegg.
Zwifchen diefen beiden Graben zieht fich ein nie-
derer Bergrücken hin, der in dem Prefche-Gupt feine
gröfste Hohe erreicht, bei Schrottenegg fich wieder
fenkt und dann ziemlich flach gegen den Urfula-Berg
anfteigt. In diefer Gegend befinden fich diefogenannten
„Römerfchanzen", auch „Türkenfchanzen" genannt.
(Fig. 5.) Eine halbe Stunde von Schrottenegg füdlich,
befindet fich die erfle kreisrunde Schanze. In der
Mitte ift ein abgeplatteter Kegel, um welchen fich ein
Graben und ein Wall zieht.
Die Kirche in Podgoriach, St. Hermagoras, liegt
in der Mitte einer folchen Schanze, durch welche auch,
knapp neben der Kirche die Strafse führt. Das Mittel-
plateau, auf dem die Kirche fteht, hat einen Durch-
meffer von 57 Meter. Rund herum, nur durch die Strafse
unterbrochen, zieht ein 6 Meter breiter und 4 Meter
tiefer Graben, ebenfo auch ein Wall, beide noch fehr
gut erhalten, nur der Theil aufser der Strafse ift etwas
befchädiget. Der Befitzer von Schrottenegg erzählte,
dafs er weftlich i Meter tiefer auf eine breite ge-
pflajlerte Strafse fliefs, felbe aber wieder verfchüttete.
400 Schritte nördlich von Podgoriach, rechts
knapp am Wege, im Walde befindet fich die kleinfte
Schanze. Der Kegel in der Mitte ift am höchflen und
mifst 4' -i Meter im Durchmeffer. Der Graben ift
mäfsig tief und die ganze Schanze fammt Wall beträgt
nur 29 '/j Meter Durchmeffer,
Dann folgen noch 2 Schanzen, ziemlich grofs und
mit tiefen Graben. Die erfterc mifst am Kegel
8 Meter und ift der Graben 12 Meter breit; der ganze
Durchmeffer beträgt 44 Meter. Die zweite Schanze
liegt etwas abhängig, der Kegel mifst 6' ^ Meter und
ifl um 6 Meter höher als der Wall ; der Gefammt-
durchmeffer beträgt 35*70 Meter. Die Böfchungen
find ziemlich fteil und fallen durchfchnittlich 45 bis 50°.
Die fchönfle, gröfste und intereffantefte Schanze
befindet fich aber am Rrefche-Gupf. Sie ifl ziemlich
vn. N. F.
flach, viereckig und mit zwei Gräben und Wiillen um-
geben. Nur ein paar Fichten erheben fich auf dem
Plateau derfelben. Selbes ifl 17-30 Meter breit und
21 Meter lang, die Wälle meffen je 3 Meter und die
Gräben 10-70 und 9-50 Meter Breite. Die längfte Aus-
dehnung betriigt 63-70 Meter.
Bemerkensuerth ift, dafs in diefe Doppelfchanze
zwei Laufgräben ausmünden. Der füdliche in der Rich-
tung nach Schrottenegg ift fehr kurz, und durch die
Ackercultur zerftört; dagegen ifl der in nördlicher
Richtung gegen (iuttenftein führende meifl gut er-
halten, durchfchnittlich 3 Meter breit und fiilirt bei
allen noch folgenden Schanzen vorbei.
Eine Viertelftunde abwärts erreicht man die
zweite viereckige Schanze, allerdings fchon etwas
zcrilört, und das Mittelfeld ill mit Gemüfe bebaut.
Ihre längfte Ausdehnung beträgt 42 Meter. Nur 6 Meter
daneben zieht der Laufgraben hin und fcheint hier
auch mit demfelben eine Verbindung ftattgefunden zu
haben, wie man noch deutlich erkennen kann. Zehn
Minuten weiter im Walde befindet fich eine eckige
Abzweigung des Laufgrabens in der Gröfse einer
kleineren Schanze, die nur auf drei Seiten vorn Graben
umgeben war.
Fig. 4. (Tachau.)
Nach 300 Schritten folgt die letzte Schanze diefer
ganzen Reihe. .Sie liegt dicht im Walde, ifl kreisrund,
hat fehr fteile Böfchungen und mifst 32 Meter im
ganzen Durchfchnitt. Hier fanden fich auch Spuren
von Nachgrabungen. Am Ende des Waldes ver-
fchwindct der Laufgraben. Alle diefe Schanzen liegen
in gerader Linie vom Ausläufer des Urfula-Berges
über Podgoriach und dem Brefche-Gupf in der Rich-
tung nach Guttenftein und fcheinen eine zufammen-
hängende Befelligung gebildet zu haben.
In dem Winkel, welchen der Mifs-P'lufs bei feiner
Mündung in die Drau bei Unter-Drauburg bildet, be-
findet fich ein ziemlich grofses Diluvial-Plateau, auf
welchem die kleine Ortfchaft Dobrawa liegt. Nördlich
von derfelben führt eine Strafse nach Tfcherberg an
der Drau und knapp neben diefer Strafse am Abfalle
des Plateaus gegen die Drau liegt nun ebenfalls eine
Schanze, ganz gleich den oben befchriebenen. Sie ift
kreisrund mit einem tiefen Graben umgeben, das
Mittelplateau mifst 12 Meter, der Graben 11, und die
Breite des Walles 3 Meter; der ganze DurchmelTer
beträgt 40 Meter. Sie ifl gut erhalten und nur durch
die .Strafse etwas befchädiget. Da das ganze Plateau
beinahe ganz cultivirt und nur an einzelnen Stellen,
namentlich am Randabhange, bew-aklet ifl, fo dürften
noch allenfalls beftandene Schanzen ebenfalls über-
ackert worden fein.
LXXVIII
In der Nähe zeigten fich zwei intereffante Doppel-
fchanzen. die neben einander liegen und wovon die
eine mit Doppelwallen umgeben ift. Sie weichen von
allen friihereren Schanzen ab. da fie nicht kreisrund
find und fich mehr der Hufeifenform nähern. An der
Südfeitc ift nämlich ein fteiler Abfturz. der eine Ver-
fchanzung überflüffig machte, daher üc fich nur auf
der Nordfeite, nach Oft und Wert ausbreitete. Beide
Schanzen verfchlingen fich in einander, fo dafs der
Aufsenwall der Doppelfchanze fich mit dem Walle der
kleineren in der Mitte vereiniget. Das Flateau tler
Schanze mifst 30, das der kleineren 17 Meter imDurch-
mefler, die Graben lind hier befonders tief, bis auf
9 Meter, fonft find gleiche Verhaltniffe, wie bei den
früheren Schanzen. Die gröfste Ausdehnung durch
beide Schanzen betragt 100 Meter.
Ob diefe Schanzen aus der Römerzeit ftammen,
oder zum Schutze gegen die Türken-Einfälle gerichtet
waren, werden fernere Unterfuchungen lehren. '
t'g- 5- (Guttenfteiii.)
40. Oefterreich hat ohne Zweifel im 16. und 17.
Jahrhundert eine ausgebreitete Töpfer- Iiidußrie be-
feffen, deren Leiftungen an vielen Orten eine hohe
Stufe künftlcrifcher Vollendungerreichthaben. Mannig-
fache Bcifpiele von Ofenkacheln, Fliefen- undFayence-
Gefalsen in verfchiedenen Mufcen fowie im l'rivat-
■ Unterhalb bei Sa(fradi fand man im Mciftifltin'e einen grofsen römifchcn
Sarkophag, der jetzt vor dem WirthshauTt: aU Hank dient.
befitze lafien darauf fchliefsen. Bisher ift man jedoch
nicht in der Lage über Urfprung und Gefchichte diefer
Erzeugniffe mehr als ganz allgemeine Auskunft geben
zu können.
Wahrend Frankreich durch eine umfaffendc Lite-
ratur über keramifche ICrzeugniffe auf feinem Gebiete
fchon vor Decennien dem übrigen Europa ein Beifpiel
gegeben, das befonders in England, aber auch in
Italien, Deutfchland und der Scliweiz mannigfache
Xacheiferung gefunden, ift in Oefterreich in diefer
Richtung noch äufserll wenig gefchehen. Soll es ge-
lingen hier genauere Kenntniffe zu fammeln, fo muffen
zunächft jene Daten gewonnen werden, welche geeig-
net find einen allgemeinen Ueberblick über die Kera-
mik im 16. und 17. Jahrhundert in den verfchiedenen
ofterreichifchen Landern zu gewahren. Im Weiteren
wird es fich darum handeln, durch Abbildungen und
genaue Befchreibuiigen in die Lage zu kommen zu
flehten, zu trennen und zu verbinden. Den Schlufs der
vorbereitenden Arbeiten würde dann die Bereifung
der wichtigften F"abrications-Orte und das Studium
der Töpfergilde dafelbft bilden.
Abgefchen von dem wiffeiifchaftlichen Werthe
folcher F'orfchungen kann es angelichts des kunftge
werblichen Auffchwunges in Oefterreich niemandem
entgehen, dafs auf Grund einer genaueren Kenntnifs
der einftmaligen Blüthe diefer Induftrie in unferem
V'aterlande diefelbc nicht nur in der Gegenwart ge-
fordert, fondern dort wo die commerciellen Bedin-
gungen einer folchen Induftrie noch vorhanden find,
eine Neubelebung derfelbcn bewirkt werden könnte.
Von folchen Motiven geleitet, wird das Anfuchen
gcftellt, die zur Löfung der angeregten Aufgabe geeig-
neten Daten zur Kenntnifs des ofterreichifchen Mufeums
für Kunft und Induftrie zu bringen, eventuell jene Per-
fonen namhaft zu machen, in deren Befitz einzelne her-
vorragende Objedle oder ganze Sammlungen von
Erzeugniffen der ofterreichifchen Keramik, namentlich
der Renaiffance-Zeit fich befinden, oder die fich auf
diefem Gebiete befondere Kenntniffe erworben haben.
41. Ueber Aufforderung des k. k. Minifterium.s für
Cultus und Unterricht hat die Central-Commiffion fich
cntfchlolTen, zwei Delegirte nach Salzbiii-g zu entfen-
den, um fich dort über die angeblichen und in Zeitungs-
nachrichten hervorgehobenen Mängel des Mufeums
Kenntnifs zu \erfchaffen. Die Aufgabe diefer Sendung
wird demnach eine durchaus privative und informative
fein, um feiner Zeit eventuell der Stadtvertretung von
Salzburg Rathfchläge anbieten und Reform- Anträge
erftatten zu können, wobei der privative Chara6ler
diefer Sammlung nicht im geringften alterirt werden
foU. Eine weitere Ingerenz könnte fich höchftens auf
die wenigen im Mufeum befindlichen, Staatseigenthum
gebliebenen Kunftgegenftände beziehen.
42. Herr I-'riedrich Schneider, Dompräbendar in
Mainz, hat aus Anlafs meines Auffatzes: „Oefterrei-
chifche Kunft-Topographie" mir die nachfteheiiden
Bemerkungen zugel'andt :
I. Dafs /.c/.:; Kunft-Topographie Deutlchlaiuls auch
im zweiten Bande Sud-Deutfchland feit 1863 vorliegt
und das ganze Werk eben in neuer Auflage vorbereitet
wird. 2. Entfprechend den Bautlenkmalen des Regie-
LXXIX
rungs-Bezirkes Gaffel von Lote und Rotfclfer ist 1880
crfchienen: Baudenkinalc im Rci^icrun.<,'s-Bezirke Wies-
baden ^Naffau mit I>~rankfurt und Biedenkopf) Berlin,
Ernfl: und Korn XVII, S. 567, nach dem Tode des Lotr:
von dem Herrn Mittheiler herausi^e^eben. 3. Im Er-
fcheinen fmdKunlt-Topoi^raphie vonPreufsifchSachfen
bearbeitet von Sommer (Hailei und l'ommern (Stettin).
So dankbar ich dem Herrn Einfender für liiefe
Daten bin und fo lehr ich bedauern mufs, nicht friiher
im Belitze dcrfelben gevvefen zu fein, fo mochte ich
iloch darauf aufmerkfam machen, dass es mir im erften
Abfchnitte nunnes Auffatzes keineswesjs auf Volllliui-
ditjkeit der einlchlagit;"en Literatur ankam, fondern
eben nur auf V'orfiihrinig einiger Mufler, wie von ver-
Ichiedenen Seiten und für verfchiedene Landesgebiete
lue kunft-topographifche Aufgabe zu löfen bisher ver-
lucht worden.
Hclfcrt.
43. Das Unterrichts-Minillerium hat i\xr die von
l'rofeffor Dr. h'ritz Pichler in Grätz, im Jahre 1881, auf
tlem Gebiete der Römerftadt l'innmm am kiirntneri-
fclien Zollfelde vorzunehmenden (jrabungen eine Sub-
vention von 500 fl. bewilligt unter der Vorausfetzung,
dafs die aufgefundenen Objefte in ihrer Gefammthpit
im LandesMufeum zu Klagenfurt ihre dauernde Auf-
bewahrung finden.
44. Das Minifterium für Cultus und Unterricht hat
über Anregung der Central-CommilTion und des arch.-
epig. Seminars an der Wiener Uni\erfität feine Ge-
neigtheit ausgefprochen, in Ciili ein Local-Mufeum für
die dortigen romifchen Denkmale anlegen zu laffen.
45. Das fürftbifchöfliche Ordinariat zu Marburg
hat der Central-Conimiffion mitgethcilt, dafs in der
dortigen theologifchen LehranÜalt den Hurern des
vierten Jahrganges allwöchentlich ein einllündiger
Unterricht in der Gefchichte des Kirchenbaues nach
dem Katechismus derBauftyle \on Freiherr v. Sacken,
dann in der Entv\icklungs-Gefchichte der kirchlichen
Kunllgegenllände, Epigraphik, Ikonographie u. f w .
ertheilt wird.
Der Prieflernachwuchs der Diöcefe Krakau erhält
den Unterricht in der Archäologie in der Weife, dals
die Seminarill:en an den an dcrphilofophifchen Facultät
der Univerfität eingeführten Vortragen als aufser-
ordentliche Hörer theilnehmen.
Am Central-Seminar des Erzbisthums G'ors wurde
bisher keine kunftgefchiclitliche und kunrtarchäolo-
gifche Unterweifung ertheilt, obwohl diefs von den
leitenden Perfonen felbli als fehr bedauerlich bezeich-
net wird. Das Gleiche ift am erzbifchöfiichen Seminar
zu Zara der Fall.
46. Nachdem das Schlofs Runkc/Jlcüi vom Menfal-
Befitze des Bisthumes Trient abgetrennt, in Privat-
befitz durch Verkauf gelangen foU, hat die Central-
Commiffion. an das k. k. Unterrichts-Minillerium die
Bitte geflellt, dafs in dem diefsbezüglichen Kaufver-
trage folche Stipulationen aufgenommen werden,
welche die in der Burg befindlichen Kunftdenkmale
möghchft: fchützen. Das k. k. Unterrichts-Minilterium
anerkannte die Anfchauungen der Central-Commiffion
und verfügte zum Schutze der aufserordentüch wich-
tigen Kunflfchatze des Schloffes, dafs die Uebergabe
des Kauf-(Jbje6i:es mit Zugrundelegung eines befon-
deren durch Organe der Central-Commiffion anzu-
fertigenden und dem Kaufvertrage als Real-Belall:ung
des Objefles beizufchliefsenden Inventars aller zu
confervirenden Kunllgegenflände zu erfolgen hat.
Ferner foll der Befitzer des Schloffes verpflichtet
werden, die in diefem Inventar erfcheinen- den Kunft-
werke in einem moglichft unverfehrten und unver-
änderten Zuftande zu erhalten, vor jeder Befchädi-
gung und Benachtheiligung zu fchützen, eintretenden
I""allcs davon en tiprechende Anzeige zu erftatten ; auch
ill der Befuch der Fremden zum Zwecke der Befichti-
gung des Schloffes und feiner Denkmale anftandslos
zu gcftatten.
47. Confervatür Mockfr\vAtä.n die Central-Commif-
fion berichtet, dafs es in Abficht des gegenwärtigen
ßenedictiner-Conventes /.u Ematis in Prag liegt, feiner
Zeit die werthvollen Wandmalereien des dortigen Kreuz-
ganges zu reftauriren. Vorderhand erftreckt fich ilie
Rellauration auf die Inllandhaltung des baulichen
Pheiles, und beabfichtigt man die Kirche zu poly-
chromiren und neu einzurichten. Im Jahre 1880 wurde
die fogenannte königliche Capelle polychromirt nach
jener Art, wie es im Kloller Beuron, woher die Mönche
kamen, üblich war. Bei Ausbefferung der Fai^ade im
Klofterhofe, nach welcher Seite jedes Travee im
Kreuzgange ein gekuppeltes Fenller aus fpäter Zeit
befitzt, fand man breite und hohe Spitzbogen-Fenfter
und ein Fragment von reichem F^enftermaaiswerk,
was Veranlaffung geben dürfte zur Inftandfetzung des
Klofterhofes in feinen urfprünglichen Zuftand.
48. Bei der Reilaurirung des Kirchthurmes in
'I'ra)niii wurden in dem Knopfe desfelben nachgehende
beiden Aufzeichnungen gefunden:
I. Anno millefimo feptingentefimo fecundo die 12.
Julii in feflo ftae Margaritae V. et. M. fedente pro fede
ApoftolicaPapa Innocentio XII. Regnante Romanorum
Imperatore Leopoldo I. ex Archiducibus Auftriae ac
Episcopo et Principe Joanne Michaele ex comitibus
de Spaur Dioecefim Tridentinam gubernante circa
horam primam et fecundam poftmeridianam, tempes-
tate non adeo faeviente, culmen Turris fulmine taftum
et defuper coruscans figura, vulgo pro adamante cre-
dita, dejefta nee inventa, imo ipfa Turris a fummitate
ufque ad calcem pedis, lapidibus quadraiis difjunclis,
ita dilsipata ac dellructa fuit, ut absque majoris ruinae
V. culminis periculo campanae pulfari nequierint. Unde
plurimum Reverendi Domini Jaonnis Baptiftae Tanna-
jae Parochi ac pernobilis Domini Jo : Jofephi Tanuini
de Miletto Capitanei ac venerabilis magiltratus (cui
tempore fubfecutac fulguris D. Jo : Antonius de Fran-
ciscis et reparationis D. Jacobus Philippus Antoniat
ut Burgi Magifter praefuit) unanimi vota de reaedi-
ficatione ruinae, quae etiam non Icvibusexpenfis fecuta
et finita eft, convenere. In globo hoc deaurato praeter
S. S. Evangelia et corollia in malTa iuclufanil repertum.
Deinde hae reliquiae adjunftae funt.
Caeterum cum mortuo fine liberis non ita pridem
gloriüfiffimac memoriae Carolo II., Hispaniarum Rege,
facra caefarea Majeltas fucceffionem in Regna et Pro-
1*
LXXX
vincias Regis defunai Domus fuae Auftriacae legitime
deberi afseruerit, Rex autem Galliae Chriltianifimus
Ludovicus XIV. pro nepote fuo Duce Andavigenfi
eandem et jus Regnorum Moiiarchiac Hispanicae ex
teftamento Regis defunfti fibi natum efse praetulerit
ac defuper pofsefsionem univerfae haereditatis arri-
piierit, Provincias Hispano - Belgicas ducatumque
Mediolanenfem armis occupaverit, gloriofifsimus Impe-
rator Leopoldus, ne pro domo fua Auftriaca juftae
fuccefsionis Hispaniae et S. Romani Imperii jura in
feudis, quae funt in Italia et Belgio, amittat cum Rege
An<Tliae et unitis Belgii ordinibus generalibus foedus
jecit. Exercitum in Italiam ad confequenda tam jura
propria quam feuda Imperii Mantuam ac Mediolanum
verfus mifit, quo tranfitu his in locis non parum divexa-
bamur. Partes Caefaris tenucre Rex Angliae, Boruf-
fiae, partim Electores Imperii i^Elecior Coloniae et
Bavaricae, fratres, foedus Regis Chriftianifsimi ample-
xati funt) Principes Germaniae et confoederati uniti
Belgii pro Rege Galliae ftetere. Alte didi fratres Elec-
tores, Dux Sabaudiae et Mantuae cum iis occulte
opem ferentibus. Bella adhuc fervent acerrima, jufta
caufa triumphabit. Precamur Dei auxilium pro falute
Corporis et animae et animas noftras precibus fuccef-
forum noftrorum recomendamus.
Haec fcripta fuere praefentibus Praenobilibus D.
Dominis Joanne Bernardo et Joanne Michaele Pichler
de Rungg, confanguineis, D. Dominis Bernardo et
Lazaro Perkhammer de Fenhals, D. D. Joanne Mathia
et Udalrico Fratribus Tfchuegg confulibus hie loci et
me fcribente Claudio Bartholomaeo Paurenfeint Tra-
meni die 24. Maji anno 1703, quo die hae reliquiae per
admodum Reverendum Dominum Thomam Stringar
cupellanum impofita et inclufa fuerunt.
II. Ad majorem Dei, Dciparae, S. S. Quirici et
Julittae, omnium San6lorum et Sandlarum Dei hono-
rem et gloriam. Amen.
J. M. 'S. Anno Chrifti millefimo fcptingentefimo
fecundo, Regnantc Leopoldo I, Auflriaco Imperatore,
comite Tirolis haereditario, fme prole mortuo Carolo
fecundo Hispaniarum Rege, Lodovicus XIIII. Galliae
Rex, Regna Hispaniae contra omne jus armata manu
occupavit: hoc audito Leopoldus Imperator haec
Regna, fibi competentia ab intcftato, magno cum exer-
citu terra marique tam in Germania quam in Italia
recuperare feftinat. Heu ! tempora funefta, afflifta
Italia enclamat. Mifera Germania, ad quäle faeculum
dcdufta fanguine tincla mea flumina fluunt. Ah Tirolis!
quid ego dicam quo tranfierunt mea aurea faecula in
quibus pace fruebamur. Nunc a fronte, a tergo, a latcrc
hoflilia timpana pulfant; uno verbo, ubique miferiis ac
Bellorum calamitatibus afflifta fum.
Eodem anno 1702 fub Regiminc di6li Leopoldi
primi, Imperatoris Germaniae et in Tridentina Dioecefi
Joannis Michaelis ex comitibus de Spaur Episcopi et
Principis Tridentini, die 12. Julii currcnte fcfto fanflae
Margaritae in Borgo Tarmeni, exiftentibus plurimum
Reverendo Domino Joanne Baptifta Tcnnaia s. s.
Theologiae nee non s. s. Canonum Candidato, loci
parocho, et Capitaneo lUuflri Domino Jefepho Tanuin
de Miledot et Confule Domino Joanne Antonio de
P'ranciscis: nescio quo fato , tranfeuntibus militum
copiis, contra Gallum in Italia dcftinatis, circa horam
primam et fecundam poftmeridianam e coelo fulmen
in hanc Turrim cecidit, quo i6lu major pars culminis
concuffa , lapidibus quadratis disjun6tis nee non in
pluribus locis diruta fuit.
Continuantibus bellorum miferiis anno millcfimu
fcptingentefimo tertio fub regimine fupradirtorum et
Domini Philippi Antonii Antoniaci confule et Domino
Joanne Antonio de Francistis hujus ecclefiae pro
tempore Sindico, disjeflis lapidibus compofitis, diruta
mille circa florenorum e.xpenfis refa<5la fuere. Media
hujus globi parte, me praefente et Domino, Francisci
in der Bis, elevata ad hunc aflum deputatis, facras
res interius huic globo infertas extrahentes. item aliis
fancftorum reliquiis adjunctis, rogato Domino nollro,
beatiffima Virgine Maria, San6to Quirino, hujus Eccle-
fiae Patrono, et omnibus Sanflis: ut Turris haec intafta
per multa faecula maneat , precibus facerdotalibus repo-
fui. Di.xit facerdos Thomas Stringarius, Philofophiae
magirter. Juris utriusqueCandidatus et lociCouperator.
Tarmeni 23. Maji 1703.
Benevole lefttor ora pro mo. '
49. Confervator Guttcr l'.at an die Centra!-Com-
miffion einen ausführlichen Bericht über die am Jan-
kulberg bei Graniczefchti aufgefundenen fogenannten
Hünengraber erflattet, daraus wir Nachftehendes
mittheilen: Veranlaflung zu den Funden gab der Bau
des Pfarrhaufes (1872), wozu man auf dem genannten
Berge Baurteine brach. Auf dem Grat des I^erges fand
fich einer Gräberftätte mit unzugerichteten Flufsll ein-
platten in einer Länge von 7' und Breite von 4' und
Tiefe von 3' ausgelegt und zugedeckt, fie lag 3' j'
unter der Erdoberfläche und enthielt nach Abhub der
Plattendecke ein gröfseres und ein kleineres Geripp
übereinander liegend. Dem gröfseren lagen zwifchen
den Beinen zwei topfartige Gefafse aus fchwarzgebrann-
ter Schwarzerde in unregelmäfsiger Rundform mit
dicken Wandungen. Sie enthielten zum fechsten Theil
eine dunkelbraune, klebrig fefte, geruchlofe, bitterlich
fchmeckende Maffe; rechts des Gerippes lag überdies
eine fehr gut erhaltene Steinaxt aus Achat, und ein
verfteinert es keulenartiges Holzllück; das Grab ill zer-
ftört, ein Theil der Gebeine, die Axt , Keule und
Scherben kamen in das Landes-Mufeum in Czernou itz.
Die Gefäfsfcherben find mit jenen in der Brilllchcn
und Muck'fchcn Ziegelei zu Szereth vorkommenden
gleichartig. In neuefter Zeit wurde ein zweites Grab
aufgedeckt, doch fogleich alles zerftört oder ver-
fclileppt.
50. Laut Berichtes des Confervators//;-r7/t' wurden
im Laufe des Monats Mai in der Nahe von Jufephlladt
in einem fogenannten Heidengrabe, auf das man
zufällig ftiefs, fünf Bronzeringe gefunden. .Sie find
nicht gcfchloffcn und mit Linien llellenweife verziert.
Man fand dabei Thierknochen, Urnenfcherbcn und
Afche. (Fig. 6, halbe Grufse.)
Bei Königs-Lhotta wurden auf einem anfteigenden
hügelreichen Felde in einem Grabe mehrere Gold-
drahte gefunden, fie waren in eine Art Bündel gewun-
den. Die Drähte felbfl: waren theils glatt, theils fchnur-
' Die in der Urkunde I erwähnten vier Evangelien find auf gewöhn -
lichcm Papier gcfchricbcn und in ein Stück Pergament eingehüllt gefunden
worden. Auf dicfcm Stück Pergament ift zu Icfen: „Die vier Evangclia durch
mich Wilhelmen Krewdenberg der Zeit Athatzen Vinbergen gerichts zu tramin
Diener gefchriben," „Anno MCCC.nnd LXXXXM Jahr.." Es fcheint alfo der
l'hurmhau vom Jahre 1466 bis 1492 gedauert zu haben.
LXXXI
förmig doppelt gcdrclit. Das Gefainmtgcvvicht unge-
ßihr drei Diicateii. I'.in TIkü des J'nndes kam in das
Prager-Mufeum, ein I licil in tlas Loeal-Miifeum in
Nachod.
Kis- 6. (JülcplilLidt.)
51. Die Grabungen am Zollfcldc unter der Leitung
des Confervators Dr. Pklilcr begannen am ig. April
d. J. und wurden mit einer Unterbrechung zvvilchen
30. April und 14. Mai bis zum 22. Mai fortgefetzt. Man
liiefs wiederholt auf Fundamentmauern, darin theils
zerfchlagene und vermörtelte Rclieflleine von kryllal-
linifchem Marmor. Da die Fundgegenllände fammtlich
in das Klagenfurter Mufeum kommen muffen, fo wurde
eines Berichtes des Dr. Fichler zu Folge der Trans-
port dahin bereits durchgeführt. Man fand ferner
Rindsknochen, Grob- und Feintoptfcherben, Farben-
wandtheile, Glas, eine Bronzemünze, Sigillata-Scherben
u. f. w. In Fortfetzung der in den Mitth, 1878, S. LXXIV
veröffentlichten Münzen und Thoninfchriften feien
genannt: 3 keltifche S. Münzen kleinlter Gröfse,
Punkte, Strahlen, i Lcgionsdcnar (leg VI) mit obigen
gefunden, i Auguftus Providentia; I AuguRus, juvent
et caefar. .U, i Drufus tribun poteft iter, 2 T. Clau-
dius cönfkantiae augufti, 1 Germanicus, 2 Domitian,
I T. Vefpafian Judaea capta; aequitas augulli; i.-,
I Nero aequitas augufl:, i Nerva concordia exer-
cituum, I Traian Moneta — ; i?, I Hadrian, 2 M Aurel,
? v/ie M. Antoninus, i Fauftina, i Commodus? iLucilla
.it, I Aelius tr pot. . .os II. W, i S. Severus? i Alexan-
der Jovi ultori h\, i Philippus cos ^pp, i Imp ep
coro US aug Viftoria /R (vor Gallienus), i Gal-
Henus, s aug; und andere 2, i Claudius IL,
I Alexander- Kaifermünze 2 Adler, konifch, i Probus
adventus aug, i Aurelian? Romae aeternae Sitzend,
Stehende mit Viftoriae, i Maximianus genio augulli,
I Conftantinus gloria exercitus, 2 Conflantius fei temp
rep., 4 Valens.
52. Correfpondent K. Blaas hat imKorneuburger-
Rathhaus eine fehr namhafte Anzahl von alten Urkun-
den gefunden, die bisher dort unbeachtet aufbewahrt
waren und daher bis nun unbekannt blieben. Es wird
in der Folge über deren Inhalt in den Mittheilungen
eine gröfserer Bericht veröffentlicht werden. Vor-
laufig bringen wir im Nachftehenden eine Pergament-
Urkunde, die als Beitrag zur Gefchichte des mittel-
alterlichen Bauwefens in Oefterreich nicht ohne Inter-
effe ift. Sie lautet: Wir Albrecht von gotes gnaden
hertzog ze Oefterreich, ze Steyr, ze Kernden und ze
Krayn, grave ze Tyrol etc. bekennen: als wir vort-
seiten die lauten und vorpaw zu Newnburg markthalben,
VU. N. F.
die vor den heujern an dem platz dafelbs von holtswerch
gezuefen find, gejchajt haben abtzeprecken, dadurch
daz den heufern von prunß wegen nicht J'chaden davon
ge/chech, und vvan uns ettleich gebeten habent in ze
gunnen fölich, furpaw von Jiainen gemaurt hinvvider ze
machen, haben wir in die gnad getan und tun auch
wilfenlleich mit dem brief, welich unerr burger dafelbs
fölich furpazv an dem vorgemelten platz vor iren
heujern von gewelben mit ßainn gemaurt und mit
csiegeln gedekht hinwider machen zueilen, daz die des
gewalt und ftat haben füllen an irrung, doch daz fi das
tun nach, .des richter und des rats rat. Mit urkunt des
briefs, geben ze Wienn an unferr frawn abent annun-
ciacionis, nach Krifti gepurde viertzehenhundert jar
darnach in dem dreuundzwaintzigillen jare.
Dominus dux in eonfilio.
53, Confcrvator Cutter berichtete an die Central-
Commiffion über mehrere P'unde, die gegentlich der
Entternung des Fundaments eines vor Zeiten aufge-
lafl'enen is-loltergebaudes in Ssereth zu Tage kamen.
Man fand 30 eingemauert gewefene Grablleine, davon
jedoch nur noch vier ganz blieben, dank der noch
rechtzeitigen Intervention des genannten Confervators.
Es find alt armenil'che Leichenlleine; diefclben wurden
nun andernorts zweckmafsig aufgellellt. Ein fünfter
Stein wurde an anderer Stelle gefunden, wofelbO. man
die Kirche vermuthet. Unter demfelben lag ein Gerippe
in ein reich mit Gold gefticktes ganz morfches Brokad-
Gewand gehüllt. Die Steine Itammen der Infchrift nach
aus 1552, 1651 und 1653. Sie find in der Mitte mit einem
llyliftifchen Pflanzen-Ornament geziert. Die Infchrift in
armenifchen Lettern ift am Rande umlaufend ange-
bracht und gut erhalten. Die Perfonen werden kurz
bezeichnet, wie z. B.: dies ilt der Grabftein der Ruhe
des Apriham und der Anna, welche Kinder des
Agapfcha Hauptes der Stadt Szereth find, im Jahre
iioi (arm. Zeit); oder das ill der Grabllein des gott-
feligen Agopfcha, der nun verftorben im Jahre iioo
den 30. Janner (arm. Zeit) u. f w.
54. Confervator Anton Peter berichtete an die
Central -Commiffion über ein fchlefifches Piaften-
denkmal.
Das Herzogthum Te/chen war im Jahre 1290, in
welchem die Theilung des grofsen Oppelner Landes
unter den vier Söhnen des Herzogs Wladislavs von
Oppeln vollzogen erfcheint, einfelbftandigesfouveränes
Herzogthum geworden, über das fortan eine eigene
Familie, ein Nebenzweig des grofsen Stammes der
Piaften regierte. Zu Tefchen fchlugen diefe ihre Refi-
denz auf, von der heute noch ein mächtiger Wach-
thurm, der fogenannte alte Piaftenthurm, erhalten ift,
deffen Befchreibung in diefen Blättern Band XV,
S. XCIII, von P. Philipp Gabriel erfchienen ift.
Dem religiufen Bedürfniffe folgend, benutzten und
begünftigten die Herzoge die einheimifchen Stiftungen
und wählten aus nahe liegenden Gründen die Kirche
der von einem Gliede ihres Stammes geftifteten Tefch-
ner Dominicaner zur Familiengruft. Die Tradition des
Ordens bezeichnet das Jahr 1225 als das der Gründung
und die neuere Forfchung hat diefs auch nach Rich-
tung der Quellen und der einander widerfprechenden
diesbezüglichen Angaben als das Richtige anerkannt.
L XXXII
Das Gebäude der ehemaligen Dominicaner Kirche, die
l'eit 1789 zur Pfarrkirche der Stadt beitimmt ilt, hat nur
wenige Spuren ihres immerhin bedeutenden Alters auf-
zuteilen. Die Stürme des 16. und 17. Jahrhunderts, die
wiederholten Brände, insbefondere der vom 6. Mai
1786, mögen, wie nicht minder das fo feiten anzu-
treffende Verrtändnifs für folche Denkmale der \"or-
zeit, dies verfchuldet haben. L'rfprunglicli war die
Kirche, wie heute noch deutlich zu erkennen, im
güthifchcn Style angelegt. Bei dem Umbau und der
Renovirung unter Herzog Albert von Sachfen-Tefchen
wurde diefem Momente nicht die gebührende Rück-
ficht getragen; wefshalb fich nur mehr wenige Spuren
der ehemaligen Gothik erhalten haben. In der vollen
L'rfprunglichkeit tritt uns nur das Hauptportale der
Kirche entgegen; doch find im Gewölbe-, Rippen- und
Fenllerbau die Spuren der ehemaligen Anlage auch
jetzt noch kennbar geblieben.
Ihre alte Bellimmung als Herzogsgruft kenn-
zeichnet kein Grabllein, keine Infchriftentafel mehr.
Bekanntlich haben fich von der oberländifchen Piaften-
linie eine llattliche Reihe von, zum Theil künlllerifch
durchgeführten Grabdenkmalern aus dem Mittel-
alter erhalten, die Dr. Hermann Luchs in Breslau in
feinen „fchlefifclien P'ürrtenbildern des Mittelalters",
Breslau 1867 ff. publicirte und damit einen authen-
tifchen Beitrag zur Kunft- und Cortüm-Gefchichte der
Provinz und des Mittelalters überhaupt lieferte. Umfo-
mehr ilt es zu bedauern, dafs fall alle Spuren, die
auf die Tefchner l'iallen deuten, verfchvvunden find.
Nur an der Evangelienfeite der Dominicaner Kirche
ruht in einer Wandnifche eine in Sandllein gearbeitete
Herzogsgeftalt, an und für fich ziemlich gut erhalten.
Der errte Blick zeigt uns, dafs die Figur nicht immer
in diefer Nifche ruhte. Vielmehr erkennen wir in ihr
die Figurenplatte eines Epitaphiums eines Hochgrabes,
auf deren gemauertem Kalten die lebensgrofse Figur
des Fürrten ruhte. Im Laufe der Jahre, vielleicht nach
dem Brande von 1789, befeitigte man die Tumba und
nur die Figurenplatte wurde fenkrecht in einer Niiche
des Presbyteriums eingemauert.
Die Herzogsgertalt, von der Kopfbedeckung bis
zur Fufsfpitze I M., 88 Cm. lang, in Hochrelief ausge-
führt, ruht, das Haupt mit der Herzogsmütze ge-
fchmückt, auf einem Kiffen, die Füfse auf einer liegen-
den Hundegellalt. Die Rürtung bedeckt den ganzen
Körper von der Fufszehe bis zum Haupt. Leber die
Schultern fällt ein langer Mantel, welcher über der
Bruft durch ein mit Rofetten \erziertesBand zufammen-
gehalten ift. Mit der linken Hand fafst er ein kleines
Kreuz, deffen oberfter Arm bereits zerbröckelt ilL
Die Rechte ruht auf der Bruft. In ftarrer Haltung, mit
dem faft ausdruckslofen Kopfe und dem in parallele
Linien abgetheilten Mantel, deffen Faltenwurf von der
geringen Kunftfertigkeit des Meifters in der I-'ührung
des Meifels zeugt , gibt unfere Herzogsfigur ein
anfchauliches Bild leblofer Feierlichkeit, das indels
durch eine gewiffe Kraft und Fülle in der Form immer-
iiin einige Milderung erfahrt.
Fragen wir nun um die Perlon, der diefes Denk-
mal gewidmet irt, fo gibt uns diefes felbft keinen
Befcheid; denn es entbehrt jeder Infchrift. Der Volks-
mund allerdings fand eine Perfönlichkeit , deren
Andenken der Stein erhalten foU. Allein diele Tra-
dition ilt zu jungen Datums und lieht mit den hiltori-
fchen und fonltigen Behelfen und Nachrichten nicht
ganz im Einklänge. Der Pefchner Herzog Adam
Wenzel, der in den Jahren 1594 — 1617 das Pefchner
Land beherrfchte, Ibll hier ruhen. Es mochte bei diefer
Annahme wohl die lliatlache mafsgebend gewefen
fein, dafs Adam Wenzel es war, der die fchon unter
feinem Vorgänger, dem Herzoge Wenzel, vertriebenen
Dominicaner Mönche 1611 zurückrief und ihnen Kirche
und Klolter wieder einräumen liefs. Es lag die Ver-
inuthung nahe, der Orden habe feinem Reltitutor in
dankbarer Erinnerung ein Ehrendenkmal gefetzt,
b'rkundreiche Nachrichten liegen nicht vor, der Phan-
tafie blieb freier Spielraum, und fo kam es, dafs der um
die Gcfchichte Schieliens überhaupt und um die des
P'uritenthums I eichen insbefondcrs hochverdiente
Albin Heinrich die Tradition des Volkes als hiltorifche
I'hatfache verzeichnete. Diele keineswegs durch irgend
eine Urkunde oder lonlt ein Document bekräftigte
Annahme dürfte ihre Berichtigung durch die lolgende
urkundlich beglaubigte Thatfache erfahren: Der Tefch-
ner Herzog Premislaus machte aus Liebe zu dem
Ürdens-Convent in Teichen mit Zuftimmung feines
Sohnes Boleslaus für fein und feiner Vorfahren Seelen-
heil eine grofse Stiftung in der Ürdens-Kirche. Er
baute am Chore eine grofse Capelle zu Ehren des
Erlüfers, unferer lieben F"rau und des heiligen Andreas
mit der Beltimmung eines ewigen Almofens und ver-
mehrte das Kloltereinkommen derartig, dafs 20 Gcilt-
liche und 8 Cleriker erhalten werden konnten. Die
Recognitions-Urkunde, in einer beglaubigten Ueber-
fetzung des deutfchen Originals in bohmilcher Sprache
vorhanden, ilt von 15 Conventualen des I'cfchner
Klollers in ihrem Namen und im Namen der übrigen,
die zur Ordensgemeinfchaft gehörten, im Dominicaner-
klofter zu unferer lieben Frauen in Tefchen am 14. Fe-
bruar 1408 ausgefertigt.
Wir erfehen aus diefer Urkunde, dafs Herzog
Piemislaus fich um den Dominicaner Orden hervor-
ragende Verdienlte erworben. Nur natürlich erfcheint
es deshalb, dafs der Orden feinem befonderen W'ohl-
thäter, wie es ja auch anderwärts gefchehen, nach
feinem Tode durch die Aufltellung eines Denkmals in
jener Capelle am Chore der Kirche fich befonders
dankbar erwies.
LXXXIII
Alt-deutfche Bilder aus der v. Vintler'fchen Gallerie in
Brunneck.
Von G. Dahlke.
111. Krönung Maria, aus Dürers Schule.
(Oelgemalile auf Ilolz 119 iM. hoch, 79 Cm. breit.)
jlNlC freie Nacliahmuiig jenes berühmten Altar-
]?iklc.s, da.s Albreclit Dürer 1509 für Jacob
Heller in Frankfurt a. M. auf Grund forgfaltiger
Naturrtudien mit aufserordentlichem Fleifs gefertii^t
hatte — doch mit Ausfchlufs der Apoftel am Grabe
und Befchränkung auf die Gruppe der Dreieinigkeit,
der Madonna und eine Anzahl geflügelter Boten im
luftigen Himmelsraume. Von Wolken getragen, kniet
Maria mit vor der Bruft gekreuzten Händen und leicht-
gefenktcm Haupt in der Mitte; über ihr thronen zu
beiden Seiten Gott Vater, die Kugel des Weltalls auf
dem Schofse, und der göttliche Sohn, im Begriffe, das
Haupt der Jungfrau mit goldener Krone zu fchmücken;
hoch oben, im farbigfchimmernden Bogen, fchvvebt, mit
ausgebreiteten Flügeln und hocherhobenem Kopfe, um
welchen lichte Strahlen das Kreuzeszeichen weben, die
h. Taube. Ohne fichtbarcn Stuhl ftützt fieh Gott Vater
mit denFüfsen auf dem Wolkengrunde, nahezu in voller
Vorderanficht und fchaut, das Haupt unter prächtiger
Zackenkrone feitlich geneigt, aus klaren braunen
Augen, faft heitern Blicks in den unendlichen Raum.
Von der dreifachen Gewandung feiner vollen
mannlichen Geftalt wird das graue Unterkleid bis auf
den Kragen, einen Abfchnitt ober dem linken Fufse und
die weiten faltenreichen Aermel von dem violetten
Rocke verhüllt, indefs der goldbraune, brokatartig
durchwirkte, vor der Bruft von dreiblätteriger Schnalle
zufammengehaltene Mantel fich über beide Arme
auseinanderlegt, und auf der linken Seite von einem
dienenden Engel gehalten, in fchwer entwirrbaren
Windungen der flark verdunkelten gelbgrünen Innen-
feite niederfällt. Koftbare Steine blitzen auf der Krone,
umziehen Kragen und Borte des Mantels, prangen auf
der Schliefse vor der Bruft und werden durch das
matte Gold der Verzierungen, die gedämpften Farben
der Kleiderltoffe, den blaugrünen Ton der Luft und
die blaugraue Schattirung der Kugel deutlicher hervor-
gehoben. In ungetrübter Klarheit leuchtet die flache,
faltenlofe Stirne, zur Hälfte von dem Kronenreif und
einer violetten Unterlage bedeckt, die an den Schlafen
zipfelförmig, im Nacken infulartig niederhängt; ohne
Kinfattelung der Wurzel zieht fich die gerade Nafe
bis zur Spitze mit den fchmalen Flügeln, und wie aus
den grofsen, von fchwachen , dunklen Brauen be-
fchattetcn Augen mit brauner Iris die AUwiffenheit
des räum- und zeitdurchdringenden Geiftesftrahlt, fpielt
um den feingefchnittenen, gefchloffenen Mund mit
bärtiger, in der Mitte zugefpitzter Oberlippe, die fich
in fchön gerundeten Bogen auf die weiche, \-on braunem
Flaum umzogene Unterlippe legt, ein Zug unendlicher
Güte, die durch den milden Ernft der Miene nach-
drucksvollere Bedeutung gewinnt. Gibt auch den
VII. N. F.
fchmalen, von langen, braunen Locken eingerahmten
Wangen der getheilte Kinubart kaum ein volleres
Anfeilen, fo prangt doch um fo ftolzer die Krone mit
blitzenden Diamanten auf dem fchönen Haupte, und
wenn das Antlitz gleichwohl der Majcftät des Welt-
beherrfchers entbehrt, fo fehlt ihm nicht der ver-
klärende Widerfchein innerer Befriedigung. Diefer
Weichheit der Empfindung entfprechend find die
Hände, in feiner Rundung, ohneZeichnung des Adern-
netzes ausgeftattet, die Linke fanft an die Kugel
gelegt, die umgewandte Rechte mit aufwärts ge-
treckten Fingern lofe unter den Reif einer Krone
gefchoben, die, von leichterem Bau, mit goldenem
Bügel ein violettes Barret umfpannt, und mit ebenfo
koftbaren Steinen gefchmückt, die Erhebung der
irdifchen Jungfrau zur Himmelskönigin bezeichnen foll.
Zur Rechten des Vaters, zur Linken des Be-
fchauers, hat fich Chriftus in gezwungener Stellung
halbfitzend auf die Zehen des rechten Fufses geftützt,
als wolle er den Korper von den düfler verfchleierten
Stufen des himmlifchen Thrones erheben, um fefter
mit beiden vorgeftreckten Händen die Krone der
Madonna zu umfpannen. Ohne die freie Haltung und
die Hoheit königlicher Würde, welche Dürer dem
Sohne verlieh, und ohne das Vollgefühl unbedingter
Befriedigung, wie fie die behagliche Ruhe und die
milde feierliche Miene des Weltbeherrfchers auch auf
diefer Tafel offenbaren — halb im Profil, halb in der
Vorderanficht — beugt Chriftus feinen Kopf ein wenig
nach der Mitte und verräth zugleich durch die Krüm-
mung des Leibes, wie mühfam er fich in diefer fchwe-
benden Lage zu erhalten vermag. Sein purpurfarbner
Mantel, auf der rechten Seite von dienenden Engeln
zufammengefafst, vom linken Arme niedergleitend
und wie ein Schurz über beide Schenkel gelegt, läfst
die gekrümmten Arme, Bruft und Leib beinahe völlig
frei und fcheint mit beiden, hier durch kräftigen
Schatten vertieften, dort flach aufdenSchofs gebreite-
ten Enden nur zu augenblicklichem Gebrauche flüchtig
umgeworfen. Die Züge, jünger, doch nicht anmuth-
voller als Jehova's Angefleht, ergeben bei verwandter
Bildung in dem fragenden Aufblick der grofsen Augen
und in der Bewegung des Mundes, diefer Ungewifsheit
Worte zu leihen, in dem fpitzeren Kinnbart und zurück-
geftrichenen Haar einige Verfchiedenheit, und die
hellgraue, kegelförmige, von breiten, goldenen Ringen
umzogene Krone mag mit dem hochaufftrebendcn
Kreuz an die Tiara des heiligen Vaters der Chriflen-
heit gemahnen. Auf die irdifche Laufbahn des Hei-
landes deuten die Nägelmale an Fufs und Hand und
die Durchbildung der Muskulatur in den Armen; dem
unficher fchwebenden Körper geben die aufgeftemmten
Zehen des rechten Fufses keinen federen Halt.
Eine Wolkenfchicht tiefer kniet die Jungfrau,
deren anmuthiges Geficht die Demuth und Unfchuld
LXXXIV
eines deiitfchen Weibes fpiegelt, durch die fchon-
gewölbte Stirn uber lichten niedergefchlagenen Augen,
die edle Nafe, den feinen Mund, auf delTen gefchlof-
fenen Lippen ahnungsvolles Bangen zittert, durch
das gefallige Oval der leichtgerötheten Wangen und
das fchmalgerundete Kinn die Formeiifchönheit der
Madonna in Hellers Altarbildc übertrifft, wenn amlcrs
blofsc Umrifslinien eines Holzfchnittes nach der Juve-
nel'fchen Copie die Vergleichung gellatten. Kein
Schleier deckt das blonde, glatt gefcheitelte, von
rothem Bande zufammengehaltenc Haar, und ilic
gewundenen Flechten, welche iiber Nacken und
Schulter niederfallen, laffen die Stirne völlig frei, ver-
hüllen nicht den runden, unterhalb des plaftifch modcl-
lirten Ohrs vielleicht zu vollen Mals, der in weichem
Uebergange Kopf und Bruft \erbindet. Ihr blauer, auf
dem rechten Schenkel durch Uebermalung des
Glanzes beraubter, hie und da verdunkelter Mantel
hat fich wie im Fluge durch die Wolken von der
rechten Schulter abgelöfl, in weicher Biegung und in
kräftigeren Brüchen über den unteren Theil der
Geflalt und dieFüfse gewirrt, des mattvioletten Kleides
feinerer Stoff hingegen praller über Bruft und Arm
gelegt, am Handgelenk ein wenig aufgeweitet, auf-
fchlagartig zurückgebogen.
Was die flach ausgebreiteten Finger und der
Mund fo verftandlich ausfprechen — die fittige Scheu
und Zaghaftigkeit der Jungfrau bei dem Gedanken
an ihre Erhöhung — das ift mit gleicher Sicherheit
in den Augen zu lefen, die unter gefenkten Lidern
und wundervollen Brauen nur die weihevolle Stimmung
und die Tiefe heiliger Empfindung erkennen laffen,
nicht zum Ausblick in die Welt und in die Weite auf-
gefchlagen find. Fehlt dem Faltenwurf ihrer Gewan-
dung grofsartiger Schwung, zum Theil auch Weich-
heit des ftofflichen Gefüges, fo hebt fich gleichwol
die Geftalt, vom duftigen Glanz des Himmelsäthers
umftrahlt, in plaftifcher Körperlichkeit aus dem
Wolkenmeere.
Um die Träger der Handlung gruppiren fich in
dreifacher Abftufung der Engel Schaaren, hoch oben
als Knaben in farbiger Hülle mit fchillernden Flügeln,
an deren kurzen Schwingen die Federn mit befonderer
Feinheit durchgebildet find. Die Vorderen, bemüht
den Mantel Gott Vaters und des Sohnes zu halten, die
Weiterftehenden, nur in den Flügelfpitzen fichtbar,
mit Kreuz und Speer an das Martyrium des Erlöfers
mahnend. Aus den meift weich gerundeten Gefichtern
von bräunlichem Ton und lieblicher Anmuth fchauen
weitgeöffnete Augen treuherzig oder fpannungsvoll
umher, und nur der Mantelträger des göttlichen
Vaters hat in den fcharfgefchnittenen Zügen fchon
die kindliche Unbefangenheit mit gedankenhafter
Ucberlegung vertaufcht.
Winziger erfcheint das Völklein der Cherubim,
die, als fpielende oder neugierige Zufchauer bei dem
Himmelsfeft gedacht, fich um die Madonna fchaaren,
hier den Mantel faffend, dort auf Wolken fchwebend,
bald mit ftillem Sinnen, bald mit lautem Jubel die
Erhebung ihrer Königin begleiten und durch die
doppelfarbigen Flügel den Schiller des duftigen
Gewölks verftärken.
Tiefer unten , auf fchmale Terraffe gefetzt,
fieht man die Mufikanten in kurzärmeliger Tunika,
die ein farbiges Band mit Schleife um den Leib zu-
lamnienhiilt; neben tiem graubraunen Clarinettiften,
der als Capellmeifter eben den Hymnus angeftimmt
und mit feinem rechten P'ufs den Tatft der Melodie
bezeichnet, den rofafarbenen Lautcnf])ieler in fchniel-
zender Hingebung, mit aufwärts gerichtetem l^licke;
zur Seite, fchalkhaft, fröhlich, fchon mit überlegener
Verftändigkeit den Fidler und zwifchen beiden einen
Kameraden ohne Inftrument, entzückt den Klängen
des Lautenfpielers laufchcnd. Seine Sackjifeife hat
ein Knabe aufgehoben, der mit leifcm Zuruf und
bedeutfamcr Geberde fich dem Bliifer nahern will,
doch wie gebannt von der wundervollen Harmonie
die Begeiflerung der Mufikanten thcilt.
Diefe reizenden Geftalten hat der Maler in heiterer
Laune, die (irofsen als verflandige Zeugen der Cere-
monie, die Kleinen in harmlofer Ruhe und freudiger
Bewegung, von luftigen Wogen getragen, als Künfiler
auf fefterem Grunde in dem ergötzlichen Bemühen
dargefiellt, mit beraufchentier Mufik das Ohr der
Herrin an ihrem Kronungstage zu erfiillen.
Wenn aus dem duftigen, zcrfliefsenden Gewölk
mit goldigen Tinten und graugrünen Schatten zwar
die Körperformen der Madonna voll und rund hervor-
treten, die warmen Localfarben der oberen Geftalten
jedoch minder deutlich auf dem blaugrünen Ton des
Himmels erfcheinen, fo mangelt dem Bilde doch nicht
volle Klarheit, fobald man es unter günftiger Beleuch-
tung von der rechten Seite überfchaut. Dann fondern
fich aus dem Chaos der Wolkchen die Köpfe und
Figuren mit der theilweis verdunkelten Draperie,
dann baut fich von dem Sitz der Mufikanten durch
wogenden wallenden Aether eine Ricfenftaffel zum
farbig umfirahltcn Himmelsthron und die geheimiiifs-
volien Schatten verbinden fich mit den leuchtenden,
hier durch das kühle Blau des Mantels der Madonna,
dort durch den dunklen Himmelsgrund gedämpften
Farben zu voller Harmonie.
Des Malers Name ift unbekannt. Jofeph Hellers
Meinung, dafs Albrecht Dürer Schopfer des Bildes fei,
ift ohne Beftätigung geblieben. Schon flüchtige Ver-
gleichung mit dem Holzfchnitte ergibt Verfchieden-
heiten, in denen das Streben nach felbftiuidigcr
Geftaltung die Abficht des Künftlers erkennen lafst,
feine Abhängigkeit von dem Vorbilde zu verdecken,
in denen aber auch feine Schwäche unverhüllt zu
Tage tritt. .So ift der hehre Ernft und die Würde in
den Hauptgeftalten dem Ausdrucke weicher inniger
Empfindung gewichen, die majeftätifche Erfcheinung
Chrifti durch fchwankende unfichere Korperhaltung
verwifcht, die ganze Gruppe durch dichtgedrängte,
in fchwerc Gewänder verftrickte .Seitenfiguren mehr
verdunkelt als hervorgehoben und der Mantel des
göttlichen Sohnes unfchön auseinander gezogen. Für
die Kraft und Tiefe des Gedankens bei Dürer bietet
anmuthige Schönheit der Züge, für die grofsartige
Apoftelgruppe das Zwerggefchlecht der Mufikanten
ungenügenden Erfatz, während das Mifsverhaltnifs des
zu ftark verkürzten Unterarmes der Madonna zu dem
oberen Gliede, wie der kantige Faltenwurf ihres
Mantels auf dem rechten Schenkel — wenn nicht
durch Ungefchick des Uebermalers bei der Ausbeffe-
rung der ßefchädigungen verfchuldet — auf mangel-
hafte Beherrfchung der Körperformen deuten, und
LXXXV
das unruhiy fchillcnidc Colorit des Luft- und Wulkcn-
meeres faft die Umriffe der Figuren verfchleiert, wenn
man den rechten Anfichtspunkt verfehlt.
So kdftUch endlich der Humor in den Putten des
Vordergrundes, fie dürften fchwerlicii der eigenen
l'liantafie entfprungen, vielmehr einem andern Gemiildc
entnommen fein, indem — um auf ein Beifpiel hinzu-
weifen — die beiden muficirenden und der rofen-
pflückende Engel in dem Münchener Bilde: „Ruhe auf
der Flucht nach Aegypten," in Körperhaltung, Schnitt
und Farbe der Draperie, vor Allem in dem Ausdrucke
kindlicher Luft und Freudigkeit unverkennbare Aehn-
lichkeit mit den gleichartigen Typen auf der Brun-
necker Tafel zeigen und fo einen werthvoUen Finger-
zeig über das Verhältnifs ihres Urhebers zu dem
nachahmenden Schüler geben. Mag immerhin das Bild
der Pinakothek — Nr. 1367 — eine Fälfchung, Mono-
gramm und Jahreszahl — 1524 auf der Rückfeite —
unächt fein: der Entwurf dürfte Dürers Geift ange-
hören und in feiner urfprünglichen Befchaffenheit viel-
leicht die Vorlage für den Zeichner der Mufikanten
in der Krönung Maria gebildet haben.
Von den Malern der deutfchen Renaiffance, welche
durch unmittelbaren liinflufs des grofsen Nürnbergers
ihre Meifterfchaft erlangten, hat Hans von Culmbach
denfelben Gegenftand auf dem Flügel eines Altars
behandelt, deffen Fragmente aus der Heimat Dürers
nach der Pinakothek gekommen find; allein wenn hier
die Anordnung der Cherubim, welche fingend, dienend
oder ftill in fich verfunken, in blauen fchweren Wolken
rings um tlie Gruppe fchweben, wenn ferner Züge und
1 laltung der Madonna mehr an das Zoller'fche Mittel-
biid erinnern, fo zeigen Form und Farbengebung, wie
das Seelenleben der Geftalten — von denen Gott
Vaters ernfte Miene fo wenig die Hoheit des Welt-
beherrfchers, als Chrifti gekrümmter Oberkörper die
freie königliche Haltung erreicht, das breitgerundete
Geficht der Jungfrau demuthvoller Befcheidenheit ent-
behrt und die Putten nicht alle ausdrucksvoll, vielmehr
bisweilen plum]i und blöde erfcheinen — doch von den
lügenthumlichkeiten des tyrolifchen Bildes keine Spur,
und ftatt der reizenden Künftlerfchaar füllen düfter-
belaubte Bäume auf der einen, blaue Berge auf der
audern Seite und eine fenfterlofe Strohdachhütte ob dem
grauen Thor- und Thurmgemiuier den Vordergrund
üb die Vermuthung auf Hans Springinklee, der in Dür-
rer's Werkftatt die Kunft des Malens und Reifsens übte,
gröfsere Wahrfcheinlichkeit habe und deffen Madonna
zwifchen Cherubim auf dem Titelbilde des Hortulus
animae von 1516 durch feelenvolle Innigkeit und
anmuthvoUe Züge nähere Verwandtfchaft mit der fittig
befcheidenen, demüthigen Jungfrau auf der v. Vint-
ler'fchen Tafel erweife, das bleibe der geneigten ICnt-
fcheidung berufener Fachgelehrten anheimgeftellt.
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von Dr. Karl Und.
VIII.
(Mit 15 Text.Illuftr.itionen.)
[!T. GEORGEN am Sandhof. Die einfchiffige
Kirche bewalirt noch romanifche Refte. Das
Tonnengewölbe mit Kappen im Schiffe Itammt
aus neuerer Zeit. Das um eine Stufe höher gelegene
Chor-Quadrat hat ein Kreuzgewölbe mit Rippen und
im Schlufsftein eine Rofe, der Chor-Schlufs bildet drei
Seiten des Achteckes. Die Rippen des fpitzbogigen
Gewölbes ruhen auf Confolen mit roh gearbeiteten
Köpfen. Im Schlufsfteine ein Stern. Die ehemaligen
fpitzbogigen zweitheiligen Fenfter haben flachen
Sturz, nur an einem Fenfter hat fich fpat-gothifches
Maafswerk erhalten. Im Fresbyterium eine kleine
VVandnifche mit Gitter.
Der Thurm, füdlich an der Kirche, ift viereckig,
hat romanifche Doppelfenfter mit Theilungsfäule ohne
Balis und Capital, aber mit breitem Kampfer, vier Gie-
bel und fpitzen achteckigen Helm. Von den vier
Glocken die kleinfte ihrer Form nach fehr alt.
Der Taufftein aus dem 16. Jahrhundert. Links im
Fresbyterium das Grabmal des Deutfch-Ordensherrn
Joh. Fried. Freiherr v Tfchernembl 1677.
An der Südfeite der Kirche der Karner, ein
achtfeitiger Bau mit dreifeitig ausfpringender Apfis
gegen Often, mit umlaufendem Sockel, mit Schräg-,
Kaff- und Kranzgefims aus hartem Kalktuff ausgeführt.
Rippengewölbe mit Dreiviertel- Pfeilern als Dienfte
ohne Capitäle, rundem Schlufsfteine. Das Fenfter in
der Apfis und die drei in der Rundung fpitzbogig
ohne Stab mit Nafen. Diefer Raum ift dem heil. Oswald
geweiht, darunter das Beinhaus ohne Apfis.
An der Schwelle des fpitzbogigen Einganges ein
fehr zerftorter Grabftein aus dem 15. oder 16. Jahr-
hundert.
Im Karner ein Flügel-Altar von guter Arbeit. Im
Schreine, der oben geradlinig fchliefst und mit Streben
und Thürmchen bekrönt ift, findet fich in Hoch-Relief
gefchnitzt und reich bemalt St. Georg im Kampfe
mit dem Drachen. Diefer Altar ftand unzweifelhaft
urfprünglich am Haupt-Altar der Kirche. Seine Ueber-
tragung in die beengte Apfis des Karners (im 17. Jahr-
hundert) hat ihm den gröfsten Theil der Bekronung
gekoftet; nur zwei Statuen — Johannes und Maria —
find noch zwifchen den Fialen erhalten, das Mittel-
ftück, die Kreuzigung, fehlt.
Am rechten Flügel innen der heil. Oswald
(Relief) aufsen die Dornenkrönung und Kreuzigung
(Gemälde'i, links innen die heil. Anna mit zwei Kindern
am Arme, aufsen Veronica mit dem Schweifstuclie und
die Geifselung.
Die Predella zeigt Chriftus im Schofse Mariens
und die drei Frauen am heil. Grabe (Schnitzerei), der
Plugel rechts innen : heil. Elifabeth, aufsen Chriftus
LXXXVI
vor Pilatus, links die heil. Margaretha, aufsen Chrirtus
am Oelberg.
Der Karner ill mit einem Spitzdache bedeckt,
die Apfis hat ein befonderes Dach diefer Art.
Zu Keutfchach beftand fchon 1248 eine Pfarr-
kirche. In ihrer Anlage ift die heutige Kirche eine
Pfeiler-Bafilicaaus der Uebergangszeit. Sie bcfteht aus
einem dreifcliiftigen Langhaufe, einem fogenannten
Chor-Ouadrat, das um eine Stufe höher liegt, darüber
der Thurm fich erhebt, und dem um vier Stufen
höheren an die Stelle der alten Apfis gebauten
Presbyterium, gebildet aus Quadrat und fünffeitigem
Schluffe. Vier längliche ungegliederte Pfeiler trennen
die niederen Abfeiten vom Mittelfchiffo. Sammtliche
Theile überwölbt aus jüngerer Zeit. (Fig. 1.)
Fig. I. (Keutfchach.)
Der Triumph-Bogen wölbt fich zum Chor-Qua-
drat im flumpfen Winkel mit romanifchcr Gliederung
und mit eingelegtem Wulrt in der Kclilung. Er ruht auf
einem gegliederten Dienfle mit eingcfchobener Drei-
viertelfaule und mit Würfel-Capitäl. Die Gliederungen
find roh und maffig, die Capitäle fchwach entwickelt.
Der Raum uiit einem rundbogigen Kreuzgewölbe
überdeckt.
Der Chor ift ein fpäterer gothifcher Zubau und
fpitzbogig überwölbt, Kreuzgewölbe mit Rippen am
Quadratraume, Sterngewölbe im Schluffe. In Folge
des Umbaues entftand ein zweiter Triumph-Bogen,
der in das Presbyterium führt. Er hat gothifche
Gliederung auf polygonem Sockel. Dafelbfl; eine kleine
Wandnifche. Am Chor Strebepfeiler mit Uebereck-
ftellung und Abftufung.
Die Fenrter find viereckig modernifirt, das Rund-
fenller an der Weilfeite ift vermauert, doch ficht man
Refte der Verglafung aus grünen Batzenfeheiben.
Das füdliche Seitenfchiff hat ein Pultdach, darüber
Lunettc-F'enftcr, das rechte ift gemein fam mit dem
Mittelfchiffe überdacht. DieOberlichtfenfter desMittel-
fchiffes auf diefer Seite find vermauert, aber fichtbar
und charakteriftifch romanifch conftruirt.
Der Thurm hat einen achtfeitigen Helm und Gie-
bel, die gepaarten Schallfenfter im Klceblattbogen
DasWeft-Portal fpitzbogig mit Hohlkehle und Birnftab.
Die Sacriftei links des Presbyteriums, ein fpat-
gothifcher Bau mit Sterngewölbe, andere Zubauten
erfolgten um 1720, damals löfte man auch ein Pfciler-
paar aus und fetzte ftatt deffen Säulen mit breit vor-
ladender Deckplatte ein.
Unterm Presbj'terium und der Sacriftei das Bein-
haus, dazu der Kingang vom Friedhofe aus unter
einem Stichbogen, ein Weihwafferkeffcl in der Mauer.
Bei der Kirche einen gothifche Todtenlcuchte. '
St. Ulrich in Pirk. Die Kirche ftammt einer Stein-
infchrift zufolge aus dem Jahre 1510, fie war urfprüng-
lieh ein einfchiffigcr romanifchcr Bau mit maffigem
Thurm über dem Chor-Quadrat. Die Ueberwölbung
ftammt aus dem 16. Jahrhundert.
Nördlich die Sacristei mit einem Kreuzgewölbe,
füdlich ein neuerer Zubau im Halbkreis und gegen
Often eine halbkreisförmige Apfis mit lünettenförmigen
P'enftern, neuere Anbauten.
Aufsen ein Grabftein mit dem Wappen der Heil-
ecker aus dem 16. Jahrhundert.
In der Kirche eine Schelle als Meffeglocke mit
hübfch durchbrochenem Mantel. Von den drei Glocken
ift die kleinfte die ältefte ihrer oblongen P'orm nach,
die nächfte ftammt von 1722 (Math. Zechenter, Glocken-
giefser in Klagenfurt), die grofse von 1680: o herr
erhöre difer glogen khlang vnt wend alles Ibl von vns
hintang. Landtsmann gofs mich in Klagenfurt.
Entfprechend der früheren Bedeutung Ober-
Vcllachs im Ober-Mollthal und beeinflufst von der
Nähe der nun faft ganz aufgelaffenen Gold- und
Silberbergwerke ift hier eine Kirche zu finden, deren
Gröfse ganz überrafchend wirkt. Ganz befonders
erhöht aber wird diefer Eindruck durch das mit dem
Schiffe faft gleich breite und fehr lange Presbyterium.
Das Schiff hat in drei Travees reiches Netzgewölbe,
deffen Rippen auf an einem halben Achtcckspfeiler
ftehende Dienfte auflaufen. Der Triumph-Bogen mit
einfachem Profil und Hohlkehlen. Das Presbyterium
nebft den fünf Seiten des regulären Achtecks, mit
welchen es fchliefst, befteht noch aus drei Travees mit
Netzgewölben, deren Rippen auf reich profilirte
Dienfte auflaufen. (Fig 2.)
Schiff und Presbyterium haben Spitzbogenfenfter
und aufsen Strebepfeiler. Die Fenfter des Presby-
teriums, wie des Langhaufes, find durch einen Stab
getheilt mit einfachen F'ifchblafen-Maafswerk als Cou-
ronnement geziert. In einem Fenfter des Schiffs, über
dem an der Südfeite gelegenen Seiten-Portal, find noch
vier Felder mit alten Glasgemälden erhalten, in Renaif-
' Zum Thcilc nach Mittticilung des llochw.
Milth. XIII, pag. XXI,
Herrn Math. Cro/ser. S.
LXXXVII
fance-Umrahmung den heil. Martin und den heil.
ChiiÜ<Ji)!i vmilellcnd.. In den zwei unteren Feldern
einige knieende Figuren, im Hintergrunde eine Arca-
iien-Archite6lur und Spruchbänder aufl^lauem Grunde,
dabei die Jahreszahl 1515.
An der Nordfcite des Frcsbyteriums ift der
mächtige Thurm angebaut, der im Frdgefchofs die
Sacriftei enthält. Damit in Verbindung ein zweiter
auch als Sacriflei dienender Kaum. Den beiden Kim-
men entfprechcnd vom Presbyterium aus zwei Thiu-en.
In ilem an das Presbyterium grimzenden Travce
des Schiffes 'A\ an der Nordfeite eine mit Netzgewolbe
überdeckte viereckige Capelle angebaut. In diefcr auf
einem Zopf- Altar ein dreitheiliges Altar-Bild von
einem Mügel-Altar entnommen. An der Südfeite
gegenüber ifl: ein gleicher Raum gefchaffen, jedoch
neueren Datums.
Im erden Travee des Schiffes und die Breite des-
fclbcn ganz einnehmend ifl der Orgel-Chor eingebaut,
dclTen Gewölbe in drei Felder getheilt iil, welche ihre
Stützpunkte an Wandpfeilern und an zwei kleinen
runden Säulen finden. Die Rippen des Gewölbes
übergreifen einander, dieBrüftungenthält ein fehr
reiches, in Stein gehauenes Fifchblafen-Maafs-
werk in fortlaufenden quadratifchen Feldern.
Das Haupt-Portal der Kirche, in der Axe
gelegen, reich profilirt mit abwechfelnden Rund-
lliiben und Hohlkehlen, ifl aus Serpentin fchon
gehauen und trägt oben die Jahreszahl 1509.
Am Seiten-Portal, das eine ähnliche Pro-
filirung zeigt wie das Haupt-Portal, befindet
fich an der dem Kirchenraum zugekehrten Seite
ein alter gothifcher Thürring von vorzüglicher
.Schmiedearbeit mit fehr reichem Ornament. In
den Knopf des Ringes, in welchem fich das
Charnier befindet, ift ein reiches Maafswerk ein-
cifelirt. Der untere Theil des Ringes ifl abgebrochen
und neu angefchmiedet. Der Thürdrücker ift neu, das
Schildchen und das Schlofs alt. Der Schlofskalfcn ift
ein Werk der Renaiffance.
Unter einem Fenfter des Presbyteriums (Südfeite)
liegt der Eingang zur Krypta, zu welcher man durch
eine längere Stufenreihe gelangt. Diefe Unterkirche
hat ein einfaches Fächergewolbe ohne Rippen, das
fich ohne Vermittlung eines Capitäls auf zwei kurze,
ftarke Pfeiler fetzt, der eine davon ift: kreisrund, der
andere quadratifch. (Fig. 3, 4, 5, 6, 7 geben Details des
Bauwerkes.)
Ein Grabftein aus dem Innern der Kirche benennt
Chunrat von Gropenftein, geftorben 1464.
Ein alter Baldachin-Altar mit fteinerner roher
Menfa. Die Predella befteht nur aus einem von zwei
gedrehten Säulen getragenen Kaften. Auf diefem
befindet fich der Aufbau, beftehend aus drei Bal-
dachinen von Holz, deren mittlerer natürlich der
reichfte und höchfte ift. Unter dielen drei Baldachinen
befinden fich auf einfachen Holz-Stationen: rechts und
links die holzgefchnitzten F"iguren des heil. Dionyfius
und Coloman, in der Mitte der heil. Sebaftian. Die
Baldachine beftehen aus mehreren fich durchdringen-
den gebogenen Wimpergen, welche mit Kreuzblumen
und Fialen gekrönt find. Die Kehlungen find abwcch-
felnd roth und blau gemalt. '
' Mit Benutzung des Berichtes des Archiklen llolitzky.
Die Knorren und Kreuzblumen find fchon aus-
gearbeitet und dürfte der ganze Altar ein Werk des
Anfangs des 16. Jahrhunderts fein. Die Baldachine,
fowohl der mittlere als die feitlichen, find llark be-
fchädigt. Plinzelne Tlieile davon fehlen.
Weiters befindet fich auf dem Orgel-Chor an der
Rückwand eine bedeutende Anzahl von alten golhi-
fchen Chorftühlen. Diefelben find wohl nur in Bruch-
ftücken vorhanden und fehr ftark befchiidigt. Die
Rückwand derfelben ift mit einfachem gefchnitzten
P'lach-Ornamentbantl in der kleineren Hälfte und zum
Theil mit einer Infchrift gekrönt. Von den ausgefchnit-
tenen Sitzen find noch circa zehn der rückwärtigen
und fünf der vorderen Sitzreihen erhalten. Die Chor-
ftühle waren nämlich doppelreihig. Von den übrigen
Plätzen an der Wand fehlen die Sitze. Sie find fein-
roh gearbeitet und ohne befonderen kunftlerifchen
Werth, mehr Zimmermannsarbeit. Auf einer Rückwand
fteht beifpielsweife: Tempora nuntiant homines. Die
Zeit der Entftehung der Chorftühle dürfte mit dem
Alter der Kirche übereinftimmen.
Fig. 2. (Ober-Vellach.)
An der Aufsenfeite der Kirche befindet fich noch
der Kaften mit dem Mittelbilde eines alten gothifchen
Flügel-Altars, der vielleicht als Seiten-Altar gedient
haben dürfte. Das Hauptbild ftellt den betenden
Chriftus am Oelberge mit drei Jüngern und einen vom
Himmel herabfliegenden Engel dar, welcher Chriftum
den Leidenskelch mit Kreuz und Marterwerkzeugen
reicht. Das Relief füllt etwas mehr als die untere
Hälfte des Kaftens aus. Ueber demfelben die ehemalige
Rückwand, ein Tempera -Gemälde, darftellend wie
Chriftus von Judas verrathen und gefangen genommen
wird, zugleich wie Petrus dem Malchus das Ohr abhaut.
Die Malerei ift von gröfserem kunftlerifchen Werthe
als die Relief- Arbeit. Der Atar ift gegenwärtig durch ein
etwa 4 Schuh vorfpringendes Schindeldach vor den
gröbften Witterungseinflüffen gefchützt. Es wäre fehr
zu empfehlen das Ganze in die Kirche zu übertragen.'^
Auch aus der Kirche ftammend und derzeit in
einem Räume des Pfarrhofes deponirt find noch zwei
Relief-Bilder zu erwähnen, und zwar:
Das Mittelbild eines Flügel-Altars von kleinen
Dimenfionen. In der Mitte die heil. Maria mit dem
Jefuskinde auf dem Schofse (Hoch-Relief). Vor ihr
die heil. Anna und herum vier weitere weibliche
Figuren, zwei männliche und fieben Kinder. Unter dem
Relief ein einfaches durchbrochenes Ornament. Auf
- Uas wundervolle Hocli All.iibild ift bercil-S in den Miuli. VII. H. N.F.
pag. XLIX. befprochen.
LXXXVIII
der Rückleite diefes Käftchens ein einfaches grünes
Ornament auf Holz gemalt, mit der Jahreszahl 1512.
Rechts und links find noch Anfatze der alten
Altar-Flügel fichtbar, welche letztere aber abhanden
gekommen find. Ferner ein über eine Klafter hoher
fpitzbogiger Karten, das Mittelbild eines Flügel-Altars.
Kskönnten auch die zwei Flügel dieThürenjenes Altars
fein. Durch ein ^horizontales) breites Hand irtjede Tafel
in zwei Hälften getheilt. Ober den Bildern jedes der
Felder war und ift noch zum Theil eine Verzierung mit
gothifchem Rankenwerk, durchbrochen gearbeitet, er-
halten. Die Bilder bellen 12 Heilige von den 14 Noth-
helfern dar. Die Figuren in Relief auf blauem Grunde.
Fig 4. Dieiirt in ScIuH. 1- ig. $. Dienft im Presbyterium.
Fig. 3- Profil des Triumphb. Fig. 0. Profil des Seiten-Portals.
Fig. 7. Profil des Hauptporlais.
Ober-Vellach.
In einer Rumpelkammer zwei holzgefchnitzte
Heilige in fehr bewegter Haltung, jedenfalls von einem
Altar llammend, St. Florian und St. Georg, jede der
F'iguren 78 Cm. hoch.
Um die Kirche herum, den Kirchhof umzäunend,
eine altersfchwachc Befefligungsmauer, welche an
zwei Kcken (öfllich) durch einen runden Thurm ver-
ftärkt wird. Die Mauer dient gegenwärtig zur Aufnahme
von einzelnen Grabfteinen.
An der füdlichen äufseren Seite der Kirche find
zwei Grabfleine in die Wand eingemauert, i. Wappen:
Ein Bergmann, in der Rechten einen Kryflall, in der
Linken einen Hammer haltend, diefelbe Figur als Helm-
zier. Jahreszahl: 1540. Name: Junker Gallfchlaminger.
2. Ein Grabrtein, mit fehr fchon gezeichnetem
Wappen, leider in mehreren Lagen übertüncht und
in Folge deffen die Darflellung und die Schrift nicht
zu entziffern. Ober dem Wappen ein Spruchband.
Jahreszahl : 1462.
3. Ein Grabllein , eigentlich eine grofse vier-
eckige Bronceplatte, an die Wand der erwähnten,
fpäter angebauten füdlichen Capelle gefiellt, nennt in
der fehr langen Inichrift den Namen: Johann Adam
Stampfferer von Walchenberg auf Träwufchgen und
Meifelberg. Jahreszahl: 1695. Wappen: Ein Adler auf
einem Berge, darüber in der Ecke je ein Adlerflügel.
In der unter dem Thurm liegenden Sacrirtei fand
fich auf einem der Käflen liegend ein altes, fehr fchun
gearbeitetes Oltenforium aus dem 15. Jahrhundert aus
unedlem Metall. Auf breiter Bafis erhebt fich das
Geftelle mit ftarkem Nodus, darauf zwifchen Strebe-
pfeiler-Architektur das cyündrifche Gefiifs, das zur
Aufnahme des Kreuz-Partikels beftimmt war, darüber
eine Bekrönung und wieder ein fechseckiger Auffatz
mit Zinnen. Die Pyramide, der letzte Auflatz, fehlt.
Die Höhe bis zum Zinnenkranz beträgt 46 Cm.
In der zur Pfarrkirche von Ober-Vellach gehörigen
W'allfahrts- Capelle auf dem Calvarienberg befindet
fich ein Oflenforium von ähnlicher Form, wie das
eben erwähnte, aber etwas kleiner und ziemlich gut
erhalten.
Auf dem Hauptplatze in Ober-Vellach lieht ein
Wohnhaus, deffen Portal im Schlufsfteine ein Wappen
mit der Jahreszahl 1521 trägt. Das Wappen eine fchräg-
rechte Theilung begleitet von je einem Sterne. Im
Haufe nebenan befindet fich ein einfacher gothifcher
Holz-Plafond. Im Orte find noch mehrere Häufer aus
dem 15. und 16. Jahrhundert, jedoch ohne jeden künft-
lerifchen Werth. Im Pfarrhof ift ein Holzplafond aus
dem Anfang des 16. Jahrhunderts mit romanifirenden
Ornamenten erhalten. In reicher Abwechslung ift jeder
Balken in feiner ganzen Länge gefchnitzt, leider ftark
übertüncht
In der Nahe von Ober-Vellach Schlofs Groppen-
ßeiii mit einem fehr gut erhaltenen Donjon; alle
Stockwerke, Zimmer und Dach ganz intadl. Wohn-
gebäude nicht fo alt. Dabei eine kleine Capelle mit
runder Abfide und drei Travees. einfaches Netzge-
wölbe auf Dienften, die fich auf ftark einfpringende
Pfeiler ftützen. In der runden Abfide fcheinen Gemälde
al Iresco gewefen zu fein, da man durch die Tünche
Einiges durchfieht. Die Capelle hat einen Holzplafond
gehabt, da die Mauern bis über die Gewölbe verputzt
find. Diefe Gewölbe find ungefähr 1400 eingefetzt
worden, in welcher Zeit ein Herr \on Groppenftein
auch die F"enfter einbaute.
DieFilial-Kirche zu Stollhofen hat ein Schiff mit
vier Travees (Netzgewölbe), auf der Südfeite Strebe-
pfeiler, auf der Nordfeite find die Pfeiler gegen innen
verftärkt. In zwei Fenftern des Schiffes befinden fich
noch drei Stücke (circa 2' hoch und 1' breit) von alten
Glasfenftern, welche jedoch nicht in die Fenfler hin-
einpaffen, auch find diefelben ftark ruinirt und fchwer
zu erkennen. An der Nordfeite keine Fenfter. (Fig. 3.)
Der Orgel-Chor ift im erften Travee eingebaut.
Von zwei dünnen Steinpfeilern werden drei reiche
Netzgewölbe getragen, ein W'erk von grofser Zartheit
und Eleganz. Die Bruftung des Orgel-Chors befteht
aus reichem P'ifchblafen-Maafswerk. Die ganzen Ver-
hältniffe diefer Anlage find muftertjiltig. Die Bafen der
LXXXI X
Pfeilerchcn fowie das fchon profilirtc ITauptportal aus
Surpctitiii. Die Kirche ill wcils y;ctuiiclu uiui mit
modernen, fchlechten Fresken ijeziert. Das ll;ui|)l-
Fortal traijt die Jahreszahl 1520.
An dcrNordfeite der Kirche ill: am /.weiten Travee
eine Zopf-Capellc an_t:;ebaut.
Das Haupt- und Seiten l'ortal hat 1 innen aus
weichem Holz (alt) mit einfaclien -othifchen Schlöffcni
und Hefchlairen.
Fig. S. (SlolUiofeii.)
Kirche St. Veit in Mülildorf. Ein einfaches ]<lcines
Kirchlcin, deffen Schiff zur Hälfte neu angebaut und
deffen andere Hälfte, der altere Theil, bis zur Unkenn
barkeit renovirt ift Im Langhaus noch zwei renovirte
Spitzbogenfenfber ohne jegliches Maafswerk. Ein ein-
facher fchlechter Triumphbogen trennt das Schiff, das
eine flache angeworfene Decke hat vom Presbyterium,
das mit den drei Achtecksfeiten abfchliefst und an
der Aufsenfeite ganz kleine verkümmerte Strebepfeiler
hat. Diefe Strebepfeiler haben verwitterte und ver-
putzte Steinrefchen. Der Steinfockel befleht aus einer
einfachen Schräge. Ueber das Ausfehen der Fenfler im
Presbyterium läfst fich gar nichts mehr fagen, da fie
fämmtlich ausgebrochen und verputzt find.
Das Presbyterium hat ein neues Gewölbe ohne
Rippen. Der alte Thurm reicht gegenwärtig noch bis
circa in die Höhe des alten Hauptgefimfes und trägt
einen neuen Helm. Von den vier grofsen Spitz-
bogenfenftern im Glockenhaufe haben drei noch die
Maafswerke, einfache Fifchblafen -Mufter mit einem
Pfoften in der Mitte. Die Sacrillei befindet fich in der
unteren Thurmhalle. Die noch vorhandenen alten Bau-
refte dürften aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts
flammen.
Die kleine Kirche in Rappersdorf bei Miilildorj
hat im Presbyterium ein einfaches, aber fehr con-
(tru6tives Netzgewölbe, deffen Rippen fich auf runde
Dienfte und beim Triumphbogen auf Confolen fetzen.
Drei durch einen JMaafswerkftab getheilte P'cnfler find
gut erhalten, auch die Couronnements und zwar in
Fifchblafen-Maafswerk. Schwache, über Eck geftelltc
und circa bis zur halben Höhe der Kirche gehende
Strebepfeiler ohne Sockel. (Fig. 9.)
Der Thurm enthalt im Erdgefchofs die Sacrirtei
und führt vom Presbyterium eine einfach profilirte
Thüre dahin. Das Schiff der Kirche hat eine flache
Decke und der Orgel-Chor dafelblt ili neu eingebaut.
In der Kirche befinden fich zwei fchr fchcjnc und
ziemlich gut erhaltene Flügel-Altäre, und zwar dort,
wo der Triumphbogen anfetzt.
I. (l-'piftel-Seite) Karten 81 Cm. ]5reite, 1-14 Hohe,
l'redella 45 Cm. hoch, der innere Kaflen der Predella
ill 52 Cm. breit. Der obere Theil des Kaftens ifl mit
fpat-gothifchem Rankenwerk ausgefüllt, das vergoldet
ifl. lun grofser Theil, die Hiilfte des Auffalzes,
ifl durchbrochenes Ornament mit Hylifirten
Weintrauben; diefes fowie der Theil eines I^al-
dachins find noch vorhanden. Unter diefem
oben im Auffatze die Figur des heil. Scbafiian.
Im Karten felbrt rtehon die zwei vollkommen
plartifchen Figuren St. I'lorian und St. Georg,
welche möglicherweife von einem anderen Altar
herrühren dürften, da fie den Raum in der Mitte
nicht in entfprechcnder Weife ausfiillen.
Die beiden Flügel rechts und links ftellcn
im Basrelief auf Goldgrund und in Holz gearbei-
tet einen Bifchof mit dem Krummftab und ein
Buch in der Hand und den heil. Nicolaus dar. Auf
der Rückfeite diefer Plügel befindet fich eine
weibliche Figur auf blauem Grunde, einen Pfeil
in der Hand und auf dem anderen Flügel eine
weibliche Figur mit einem Schwert quer durch
den Hals geftofsen. Rückwärts die heil. Katha-
rina und die heil. Barbara. Seitwärts vom Karten
auf einer Seite unter einem einfachen kleinen Holz
baldachin der heil. Rochus. Auf der Rückwand irt
der heil. Chrirtoph gemalt.
Auf der Predella im Mittelbilde in Hoch-Relief die
Huldigung der heil, drei Könige vor dem Jefuskinde.
Rechts die heil. Maria vor dem Betrtuhl kniend, auf
blauem Grund, auf dem gegenüberliegenden Flügel
der Predella der verkündende P^ngel Gabriel mit einem
Spruchband.
Fig. 9. (Rappersdorf.)
Auf der Rückfeite des errterwähnten Flügels ein
Mönch in weifsem Gewand und grünem Uebergewand.
Rückfeite des anderen Flügels der heil. Laurentius.
Die Menfa des Altars irt roh gemauert.
2 Ein kleiner 5tv'/f«-^//rtr auf der Evangelien-Seite.
In einem neuen einfachen Karten eingefetzt, be-
finden fich zwei auf Holz gemalte Bilder, alte Altar-
Flügel. Ein geharnifchter Ritter mit gehobenem Arm,
das Schwert in tler I'aurt, welcher zwifchen feinen
xc
Beinen eine zum Skelet abtjemagerte nackte menfch-
liche Figur einklemmt. Das Bild ift auf rothem Grund
und dürfte etwas jüngerer Zeit, vielleicht dem 17. Jahr-
hundert angehören. Das andere Bild ill auf Gold-
grund und ftellt die heil. Barbara mit einem Thurm in
der Hand vor. Darunter ift die alte Predella mit dem
Schweifstuch der heil. Veronica, zwei lingel halten
dasfelbe.
t'ig. 10. (Reimhai.)
Neben dem zopfigen Haupt-Altar zwei Altar-
Flügel von einem nicht mehr vorhandenen Altar,
beide zufammengehörig, jeder 31 Cm. breit, 1-22 hoch;
der eine ftellt den heil. Andreas, der andere den heil.
Petrus dar, F"iguren auf rothem Grund. Die Rückfeite
mit fpätgothifchem Flach -Ornament, grün, fchwarz
und roth, mit fchwarzer Einfaffung. Auf dem Orgel-
Chor ein ftark ruinirtes vierfitziges gothifches Chorge-
flühl, ziemlich rohe Zimmermannsarbeit. Der obere
Theil der Rücklehne durch einfach gefchnitzte Stabe
in F'eldcr getheilt. In der ganzen Breite mifst der
Chorfluhl 2 -18 M.
Das Thürbefchlage der Sacriflei-Thürc ift zu er-
wähnen , ein Zugring mit viereckiger Rofette und
Schlofsfchild.
Die Kirche zu S/a// hat drciTravees, Netzgewölbe
mit Rippen, welche fich auf an Pfeiler gelehnte Dienfte
fetzen. Die Sacriflei, welche fich nördlich angebaut
befindet, ifl: alt überwölbt. Der Thurm ift auf dem
erften Travee des Presbyteriums aufgebaut, das ein
neues Gewölbe hat.
An der Südfeite fpät-gothifche Maafswerkfenfter;
die Maafswerkbildung wird dadurch intereffant, dafs fich
die Plättchen des Nonnwerks überkreuzen. Das Pres-
byterium ift fechseckig abgefchloffen und hat alte, aber
jetzt llark verfchmierte, nicht mehr erkennbare Maafs-
werkfenfter. Presbyterium und Schiff haben Strebe-
pfeiler.
In der Sacriftei zwei gothifche Kelche aus dem
16. Jahrhundert, Kupfer und vergoldet, die Formen des
Fufses und des Nodus find noch flreng gothifch, die
Schale ift fchon mehr abgerundet.
An der fudhchen Presbyteriums-Wand, aufsen,
findet fich ein Grabftein aus Gneifs, ziemlich rohe
Arbeit. Auf der Längenleifte rechts IXÄ.^- Auf der
unteren Leifte 1X.8^X- ^"^ Schilde und am Fluge ein
geftürzter und ein aufrechter Sparren unter einander.
Die Infchrift liifst vermuthen, dafs der Stein für eine
Frau beftimmt ift.
Kirche in Rangersdorf ift den Kirchenbüchern
nach um 1516 erbaut. Das alte Gewölbe im Presby-
terium fowie das alte Netzgewölbe im Schiff noch
erhalten, bis auf das dritte Travee, \om Presbyterium
an gerechnet, in welchem die Rippen fehlen.
Die Fenfter find alle ausgebrochen. Der Thurm,
in deffen lü-dgefchofs fich die Sacriftci befindet, mit
Giebeln und fpitzem Helm.
Im Presbyterium befindet fich an der Wand das
Haupt-Bild eines Flügel- Altars fanrnit beiden Flügeln.
Predella und Auffatz fehlen. Die Bilder ftellen der
Reihe nach vor: I. Chriftus führt Petrus über das Meer.
2. Der reiche I-'ifchfang. 3. Der Engel befreit Petrus
aus dem Kerker. 4. Der Engel führt Petrus bei den
fchlafenden Römern vorüber. 5. Petrus geht aus dem
Kerker. 6. llauptbild (fehr figurenreich) Kreuzigung
Petri und Enthauptung des heil. Paulus. 7. Petrus und
zwei betende kleinere F^iguren. 8. Petrus mit einem
feiner Schüler zu einem Tempel kommend, vor dem
ein Bettler fitzt. 9. St. Paulus. 10. St. Petrus. Alle
Bilder des Flügel-Altars im Innern auf Goldgrund, mit
Ausnahme von 3 und 4. Beim 10. Bilde ift in der
unteren Ecke die Jahreszahl : 1522.
Ein kleines Mefsglöckchen aus dem 15. Jahrhun-
dert. Im Thurm eine alte Glocke, circa 1300. '
Kirche in Reintlial bei Winklcrn. Diefe dem heil.
Rupertus geweihte Kirche hat im Schiffe ein Netz-
gewölbe, das auf ftarke Dienfte ohne Capital aulfetzt.
Das Gewölbe im Presbyterium ftützt fich auf Confolen.
Die Kirche ift weifs getüncht, nur die Schlufsfteine und
die beiden Vierpäffe im Presbyterium zeigen noch die
alte Bemalung. In diefen ift der heil. Nicolaus und
der heil. Rupertus, im runden Schlufsftein der Salvator-
kopf gemalt. In dem viereckigen Schlufsfteine ein
Wappen. (Fig. 10.)
Der Orgel-Chor von Holz, neu. Auf dem Giebel
ein hölzerner Dachreiter. In der Sacriftei ein gothi-
fcher Kelch (Ende des 15. Jahrhunderts).
Endlich, in der Kirche aufgehängt, 12 auf Holz
gemalte Bilder, die Apoftel darftellend, Bruftbilder
jedenfalls niedcrländifche Schule, die Kopfe fehr
charakteriftifch. Die Bilder meffen
jedes der 12 Stück 25 Cm. mit 35 Cm.
Höhe und haben grofsen Kunftwerth.
Kirche in Sagritr:. Von der alten
Kirche fteht nur mehr der Thurm,
welcher an drei Seiten frei war. Es
wird behauptet, er hätte ganz frei
geftanden, was jedoch beim F"ehlen
der rückwärtigen Cordon-Gefimfe un-
vahrfcheinlicji ift.
Gegenwärtig ift der Thurm in
die neue Kirche eingebaut, welche Fig.
im 18. Jahrhundert angebaut ift. Innen
an der Seitenuand (Evangelien-Seite) befindet fich ein
Grabftein des „Chriftoph von Hohenburg zu Kolenberg
• S. Mitth. N. F. III p. XLVl.
[I. (Sagritz.)
XCI
und feiner Frau Mar<jaretlie, einer geborenen von
Schlanderfperg, feines Sohnes Oswald und deffen Frau
Katliarina, einer geborene Kuljatfch.
Heinrich von llohenburg Hefs den Stein raaclien
1584.''
Im mittleren Hauptwappen zwei Greifenkrallen
und ein Greif als Helmzier, rund herum 16 kleine
VVappcnfchikle, von denen 13 benannt fmd und zwar:
Thanhaufer, Kienburg, Khevcnhiller, Malamb,
Saurer, Stainpeck, Schlandfperg, Kubatfch, Siperg,
Firmian. Rotnftein, Lueg, Komer, Kammig, Vilareith,
Vom Roft (c. Mitth. XIII, pag. XXXII).
Die Kirche ift dem heil. Georg geweiht. Der alte
Thurm der Kirche hat vier Giebel und rteilen Helm.
In der Thurmhalle ein einfaches Netzgewölbe mit
Renaiffance-Bemalung. Der Taufftein ift noch alt, ein-
fach und roh gemacht.
Fig. 12 (Dornach)
Am Friedhofe befindet fich zunächfl der Kirche
eine alte Capelle aus dem Jahre 1522, welche Jahres-
zahl im mittleren, als Dreipafs geformten Schlufslteinc
erfcheint. Das von dem zwei Travees enthaltenden
Schiffe nur durch eine Stufe getrennte Presbyterium ift
durch drei Seiten eines regulären Achtecks gefchloffen
und laufen die Rippen desfelben in der Ecke auf je
einen durch eine Confole getragenen Wandpfeiler auf
Das Presbyterium hat zwei noch erhaltene Maafs-
werks-Fenfter, die beide durch einen Stab getheilt
find (Fig. 11). Das Schiff hat einfachere Confolen. Als
Schlufsfteine einfache Platten. Die Capelle trägt
ein einfaches fteiles Dach und einen hölzernen Dach-
reiter.
Kirche zu Dornach. Es geht die Sage, dafs diefelbe
auf dem Dache einer alten verfchütteten Kirche ftehe.
Diefc Kirche hatte aucli den Namen „unferer lieben
Frau an der Schutt". Eingeweiht 1491 durch Conradus,
vn N. F.
Hifchof zu Belluno. Das Schiff hat drei Travees Netz-
gewölbe, die auf ftarke Dienfte auflaufen. Das Presby-
terium ifl von dem Schiff durch einen Triumphbogen
und fünf Stufen getrennt und in Folge deffen um
0-90 Meter höher. Die Rippen fetzen fich dafelbft aul
runde Dienfte mit einfachen Capitälcn. Die Fenfter
im Schiff fowohl als im Presbyterium zweitheilig mit
einfachem Fifchblafen-Maafswerk. Die Sacriftei befin-
det fich im Erdgcfchofs des an der Südfeite an das
Presbyterium angebauten Thurmes , welcher einen
Zwiebelhelm hat. Die Altäre ftammen aus der Zopf-
zeit, defsgleichen der hölzerne Orgel-Chor. Zu er-
wähnen ift noch das in der Axe der Kirche liegende
Portal mit gutem Profil (Fig. 12).
Kirche zu Döllack. Einfchiffige Kirche. Im Presby-
terium ein einfaches fchönes conftruflives Netzge-
wölbe mit zarten Rippen.
Das Gewölbe im Schiff fehlt
und ift jedenfalls bei Gele-
genheit eines Brandes ein-
geftürzt. Gegenwärtig befitzt
das Schiff eine flache, ver-
putzte Holzdecke. Bei den
Fenftern im Presbyterium
fowie im Schiff find die Spitz-
bögen vermauert und die
Oeffnungen viereckig ge-
macht. Der Thurm ift in die
Kirche eingebaut (Fig. 13).
die Kanzel aus der Zopfzeit.
Der Orgel-Chor ift von Holz eingebaut und be-
fteht aus zwei Reihen übereinander.
Die Altar-Bilder, befonders das Oelbild
Hoch-Altar, ziemlich gut. Die Thurmhalle, zu
einige Stufen hinabführen, ift nicht als Sacriftei
benützt, fondern ift diefe rückwärts an das
Presbyterium angebaut. Die Kirche hat zwei ^
nahezu gleiche Portale aus fchönem Serpentin.
Fig. 13. (Dollach.)
Sämmtliche Altäre und
Pockhorn.)
Ein Haupt-Portal und auf der Südfeite ein Seiten-
Portal. Die beiden Portale tragen die Jahreszahl 1538.
Faft auf jedem Stein ift das obige Zeichen zu finden.
XCII
Im Orte Döllach, im HauTe Nr. j}, — 74, befindet
fich im erften Stocke ein tjanz getäfeltes Holzzimmer
in deutfcher RenaiflTance. Der Plafond hat Caffctten
mit flach aufgelegtem Ornament. Thuren und Fenrter-
nifchen mit reichen Intarfien und Befchlägen. In den
Friefen der beiden Thiiren die Infchrift: Kmanucl
Steinberger 1623. Im Orte befinden lieh noch melirerc
Wohnhäufer aus dem 16. Jahrhundert. Gleich neben
Ortneis' Gafthaus ein folches mit rundbogigem Stein-
Portal aus Serpentin, im Portal dasfelbe Steinmetz-
Zeichen, wie an den Portalen der Kirche.
Am Ende des Ortes, auf der Strafse gegen Hei-
ligenblut zu liegt das Schlofs Grofskirchheim, jetzt
ein Bräuhaus.
Fig. IS (Pockhoti.
Kirche in Pock/ioru bei Heiligenblut (M'olltJial).
Presbyterium und Schiff mit fchonem Netzgcwolbe,
das noch vollftändig in grau und dunklem Ocker
bemalt ift, die Rippen immer abwechfelnd den Stein-
fchichten entfprechend grau und gelb (Fig. 14). Im
Schiff endigen die Rippen als Wandpfeiler und im
Presbyterium als Dienflc, beim Triumplibogen auf
Confolen. Ein fpitzbogiges Portal nur mit Schräge als
Profil, führt in das unterfte überwölbte Thurmgefchofs
der Sacriftei. Eine Stiege führt in das nächfle Gefchofs
und weiter in den Thurm. Die Thüröffnung, wie auch
die Rippen und die abwechfclnden Steinfchichten be-
malt. Im Presbyterium fünf Spitzbogenfenfter, im Schiff
drei folche mit Batzenfeheiben. Auch die Fenfter-
umrahmungen fowie die Rippen bemalt.
Aufsen ein fehr fchöner, ftarker Steinfockel aus
Serpentin. An den Ecken hat diefer Sockel neben-
fliehende Löfung (Fig. 15).
Die Sacriftei hat ein viereckiges Fenfter mit ein-
fachem Profil (zweimal die Schräge).
Das Haupt-Portal ift fpitzbogig, die kleinen Rund-
ftäbe überkreuzen fich; ober dem inneren Rund-
bogen ein Kreuz und die Jahreszahl 1527.
Der Thurm von fehr fchlankem Verhältniffe hat
in der Glockenftube fpitzbogige getheilte Fenfter mit
Maafswerk-Couronncments, dann vier Giebel, an deren
Enden mächtigefteinerneWafferfpeier. Der 1 leim fteigt
in fchlanker Spitze hoch empor.
Das Netzgewölbe im Presbyterium zieren zwei
runde und zwei viereckige Schlufsfteine, die noch die
alte Maierei aufweifen. Man ficht Jefus mit der Geifsel,
und ein fenkrecht getheiltes Wappen, ein gelbes Thier
auf blauem Grunde, die andere Hälfte roth und weifs,
einen Bifchof, einen Heiligen mit einer Paeder und
einem Buche, Alles auf blauem Grunde.
In der 1758 erbauten Kirche zu Teichl befindet
fich ein filberner vergoldeter fpät-gothifcher Speife-
kelch.
Die zu Flattach gehörige Filial-Kirche in Aufsen-
Fraggant \\2X eine fechseckige Form mitStrebepfcilern
und charakteriftifchem Hauptgcfimfe ' fanimt kleinem
N'orbaue und gehört in die Zeit der Gothik. In neuefter
Zeit griifslicli reftaurirt (Fig. 16).
Die Pfarrkirche zu Rottcnßein im Decanate
Teinach ift ein kleiner nach Ollen gerichteter Bau mit
einem viereckigen Thurme an der Weftfeite, der mit
einem von vier Giebeln umgebenen Spitzdache ab-
fchliefst.
In der Vorhalle eine Art Opfertifch. Das Schiff
der Kirche zerfallt in drei Joche, hat angebaute Streben
und nur an der Südfeite Fenfter. Der Triumphbogen
ift fpitzbogig.* Das Presbyterium befteht aus einem
Joche und dem Chor-Schlufs. Die Gewölberippen ftützcn
fich auf Confolen. Die Sacriftei-Thüre im Klceljlattbogen
mit geradem Sturze. Die Anlage der Kirche ift übrigens
eine romanifche mit urfprünglich flacher Decke. Das
Netzgewölbe ift viel jünger. Unter dem Dache ift noch
ein romanifches Fenfterchen erhalten. Das Thurm-
Portal ift rundbogig, rumanifch, defsgleichen das
Fenfterpaar im Glockenhaufe.
Fig. 16. (Aufser-Fraggant.)
Einige Schlufsfteine find mit Wappen bemalt.
Bemerkenswerth ift der alte fteinerne Kanzelfufs, der
durch Abfchrägung vom Quadrat ins Achteck übergeht
und dann mitlelft Waffcrfchlagen wieder zum Quadrat
wird ; ferner die Bcfchlage der alten Eichenthür, der Griff
und das Schlofsblech, endlich zwei alte Glocken mit
Minuskeln und fchönen Friesverzierungen (1455). In
der Nahe die Ruine Rotten/lein. An einer fenkrcchten
hohen Felfenwand gegen die Drau find im Kalk-Con-
glomerat drei zimmerartige Höhlen in das Geftein ein-
gcmeifselt, zum Theile noch geweifst. In fechs Reihen
übereinander bemerkt man die Balkenlöcher für die
Trambaume des Gebäudes, deffcn Aufscnwand nur
an den Felfen angebaut, heute herabgefturzt einen
vom Gebüfche verdeckten Schutthaufen bildet
Die St. Anna-Kirche zu Sagor ift vom P'ried-
hofe umgeben, hat geraden Oftfchlufs mit Tonnen-
gewölbe und zwei einfchncidcnden Zwickeln, der
Scheidebogen ift halbkreisförmig und niedrig. Das
Schiff flach gedeckt, vier kleine romanifche Fenfter
und zwei Eingänge im Spitzbogen. Das Schiff gehört
■ Höhe bis dahin as Pufs.
- Mittheilung des Correfpondentcn W. Grbfscr.
XCIIl
der romanifchcn Bauzeit an. Der Thiirm ift mafsig, einem fpitzbogigen Ausgang gegen den Chor. Den
ftelit neben dem Prcsbytcrium an der Siidfeite, der Thurm krönt eine Spitze, die Glockcnhalie hat weite
untere Raum dient als Sacriftei und öffnet fich mit Schallöffnungen im flumpfen Spitzbogen.
Zur Gefchichte der St. Barbara-Kirche in Kuttenberg.
N.Tch Original-Quellen vom Prof. 'Joh. Rehäk.
I.VHRl'LND die Gefchichte der alteren bis zu den
IIuffiten-Kriegen reichenden Bau-Periode der
intereffanten.St. Barbara-Kirche in Kuttenberg
von J. E. Wocel eine auf Forfchungen im Präger erz-
bifchuflichen Archive beruhende, erfchopfende Behand-
lung erfulir, fufsten die bisher begehenden gröfseren
Abhandlungen über die zweite Bau-Periode, nament-
lich die Arbeiten von J. E. Wocel und B. Grueber, im
Ganzen auf einer im 17. Jahrhundert von dem Jefuiten
Johann Korinek verfafsten Chronik von Kuttenberg;
denn in den Fünfziger- und zu Anfang der Sechziger-
Jahre unferes Jahrhunderts befanden fich die Kutten-
berger Archive in einem fo defolaten Zuftande, dafs
eine quellenmäfsige Darfteilung des Gegenftandes fo
ziemlich ein Ding der Unmöglichkeit war.
Gegenwärtig ift wenigftens das Stadt-Archiv in
Ordnung gebracht und damit die Gelegenheit geboten,
nicht nur Kofinek's Angaben zu prüfen, fondern auch
eine feftere Grundlage für die Gefchichte des Baues
der genannten Kirche zu gewinnen. In ersterer Hin-
ficht gelangte der Verfaffer diefer Notizen, welcher
fich mehrere Jahre hindurch mit den einfchlagigen
Ortsquellen beschäftigte, zu der Erkenntnifs, dafs
Kofmek, fonft als ein fanatifcher Gegner der Utra-
quiften bekannt, feine topographifchen und ftatiflifchen
Daten über die einft utraquiftifche und fpäter prote-
ftantifche Stadt grofsentheils authentifchen Aufzeich-
nungen in den Stadtbüchern entnommen und unver-
falfcht wiedergegeben, fo dafs in diefer Beziehung kein
Zweifel an feiner Glaubwürdigkeit übrigbleibt. Nament-
lich in Betreff der zweiten Periode des Baues der St.
Barbara- Kirche könnte eine ganze Reihe von städti-
fchen A(5len aufgezählt und das
genau bezeichnet werden, von wo
detaillirten Nachrichten excerpirte.
Die auf Kofinek's Angaben beruhenden Aus-
führungen der oben erwähnten Abhandlungen befitzen
demnach eine unverfängliche Grundlage. Da jedoch
die die St. Barbara- Kirche angehenden Abfchnitte
der Chronik nur einen geringen Theil des ganzen
Werkes ausmachen, fo konnte natürlich eine Menge
fchiitzbaren Stoffes keine Verwerthung finden. Dies
gilt befonders von den Originalbaurechnungen, einer
feit Kofinek's Zeiten unberührt gebliebenen Quelle
und von den mit den einzelnen Bauleitern abgefchlof-
fenen Contraften, die nicht unwichtige biographifche
Daten, vornehmlich über M. Reifek und Benedi6l von
Laun bieten. Diefelben werden in einer gröfseren
Monographie über die St. Barbara-Kirche eingehendere
Nachwcifung und Verwendung fintlen; in der folgen-
den Darftellung erfcheinen die Hauptpunkte des neuen
bisher unbekannten Materials hervorgehoben und zu-
fammengefafst.
betreffende Blatt
der Chronift feine
Die erftc urkundliche Aufzeichnung, in welcher
von der Wiederaufnahme des Baues der St. Barbara-
Kirche ausdrückliche Erwähnung gefchieht, ftammt
aus dem Jahre 1467, und bezieht fich auf die
unter dem Namen Suscepcionales von den neu aufge-
nommenen Bürgern erhobenen Gebühren, welche zum
Zwecke des Ausbaues „der Wölbung der St. Barbara-
Kirche" nebft anderen Beiträgen gefammelt und an-
gelegt wurden. Im Jahre 1482 wurde die Bauhütte
errichtet und die Förderung des Materials im Stein-
bruche in Angriff genommen. In demfelben Jahre, am
7. Auguft, wurde der Vertrag mit dem Baumeifter
Hanns \x\ der Weife abgefchlolTen. dafs ihm ein wöchent-
liches ., Staus" von einem halben Schock Grofchen,
nebft einem jährlichen „Gehalte" von 5 Schock
Grofchen ausgeworfen wurde. Die feierliche Grund-
fteinlegung erfolgte nach Dacicky's bekannter Notiz
am 22. Auguft 14S3.
Der neu aufgenommene Bau erweckte auch die
Kuttenberger Steinmetzerzunft zu einem regeren
Leben. Diefe von Alters her beftehende Genoffen-
fchaft unterftand, wie alle Zünfte diefes Gewerkes in
Böhmen, der Prag-Altftädter Zunft. Es fcheint, dafs die
Kuttenberger Genoffenfchaft vor der Wiederaufnahme
des Baues der Barbara-Kirche von keiner grofsen
Bedeutung war; bis zum Jahre 1488 finden fich nicht
einmal die Namen der Zunftvorfteher verzeichnet,
während die Aelteften der übrigen Zünfte regelmäfsig
in die Stadt-Regifter eingetragen wurden. Erft in dem
erwähnten Jahre treten die Zunftmeifter der Kutten-
berger Steinmetzen auf, und zwar die Meifter Hanns
und ya)i, diefelben, welche Kofinek als die erften Bau-
meifter der St. Barbara-Kirche bezeichnet.
Innerhalb der Kuttenberger Zunft hatte fich feit
längerer Zeit eine bedenkliche Desorganifation feft-
gefetzt. Es beftand nämlich die Sitte, dafs die Meifter
ihre Lehrlinge fchon nach zweijähriger Lehrzeit frei-
fprachen, was zur Folge hatte, dafs dem nur noth-
dürftig ausgebildeten Zunftgefellen die Möglichkeit
benommen war, fich zu feiner weiteren Ausbildung auf
die Wanderfchaft zu begeben, fo dafs den Meiften
nichts übrig blieb, als in drückender Abhängigkeit bei
ihren bisherigen Lehrherren zu verbleiben. Die weitere
Folge diefer Verhältniffe waren beftändige Zwiftigkeiten
zwifchen Meiftern und Gefeilen. Um diefen Unzukömm-
lichkeiten ein Ende zu machen, vereinigten fich fchliefs-
lich beide Parteien den 15. Februar 1489 dahin, dafs
die Lehrzeit künftighin vier Jahre zu dauern habe.
Zugleich wurde feftgefetzt, dafs kein Meifter eine
zweite oder dritte Arbeit übernehmen dürfe, bevor
er nicht die erfte beendet. Intereffant ift, dafs bei
Gelegenheit der Eintragung diefes Uebereinkommens
in das Stadt-Regifter conftatirt wurde, dafs die Prager
o *
XCIV
Zünfte, nämlich auf der Altftadt, der Neufladt und dem
Hradfchin, hinfichtlich der Lehrzeit diefeibcn Grund-
fatze, und zwar auf Grund ihrer von den böhmifchcn
Königen ertheilten Privilegien beobachteten.
Das erwähnte, wie die übrigen hier benützten
Quellen bohmifch abgefafste Uebereinkommen lautet
in deutfcher Uebertragung:
_lm Jahre anno MCCCCLXXXIX am Sonntage
nach ApoUonia wurde zwifchen den Meiftern und
Gefellen des Steinmetzgewerkes nach beiderfeitigcr
Uebereinkunft der folgende Vertrag gefchloffen: In
Erwägung der, hiefiger Stadt höchft fchadlichen Wirren
und Zwiftigkeiten, welche feit langer Zeit innerhalb
der Zunft, und zwar hauptfächlich in Betreff der Lehr-
zeit beftandcn (denn es war bei den böhmifchen
Meiftern gebräuchlich, ihre Lehrlinge blofs auf zwei
Jahre aufzunehmen, wodurch Letztere gefchädigt
wurden), find beide Seiten zu ihrem beiderfeitigcn
Vortheile und um einer befferen Ordnung willen ein-
müthig dahin übereingekommen, dafs die bisherigen
Unbilden verziehen und vergeffen fein mögen, und
dafs für künftige und ewige Zeiten die Meifter ver-
halten werden follen, ihre Lehrlinge auf vier Jahre auf-
zunehmen, damit fie nach abgelaufener Lehrzeit in
voller Freiheit wandern könnten, wohin fie immer woll-
ten. Und der Meifler, welcher diefe Beftimmung über-
treten würde, foU von Zunftvvegen geflraft werden und
fich der ihm auferlegten Bufse ohne Weigerung unter-
ziehen, der Lehrling aber, welcher der neuen Ordnung
fich nicht unterwerfen wollte, foll nirgends gefördert
werden. Item wurde auch befchloffen, dafs kein Meifter
zwei oder drei Aufträge übernehmen dürfe, bevor er
den erflen nicht ausgeführt hiitte. — Sie überreichten
(dem Käthe) den Vertrag und baten um deffen Kegi-
ftrirung. Und dabei wurden fie gefragt, ob man in
Prag hinfichthch der Lehrjahre dasfelbe Verfahren
beobachte. Sie entgegneten, dafs dem fo fei, und dafs
die Prager darauf königliche Privilegien befafsen. —
Der Rath gebot, dies zum künftigen Gedachtniffe auf-
zuzeichnen. Aclum f. 4 in capite Jeiunii, Translacionis
(S. Venceslai), anno quo cedula."
In demfelben Jahre 1489, wurde die Leitung
des Baues der St. Barbara - Kirche dem Magifter
Matthäus Rej/ek von Profsnitz, einem Mitgliede der
Altftädter Steinmetzerzunft in Prag anvertraut, doch
fand diefe Berufung bei den Kuttenberger Meiftern
einen hartnäckigen Widcrftand, indem fie entweder
wirklich fürchteten, dafs der Autodidakt einer fo
grofsen Aufgabe nicht gewachfen fein würde, oder
weil fie dem fremden Meifter eine Arbeit, welche ein
jahrelanges ficheres Hinkommen verhiefs, aus Brodneid
mifsgönnten. Ihre gegen Rejfek betriebenen Ränke find
in einem in den Mittheilungen der k. k. Central-Com-
miffion, Jahrgang 1861, Seite 107 abgedruckten Docu-
mente ausführlich dargeftellt.
Rejfek hatte gegen die Kuttenberger Meifter zehn
volle Jahre anzukämpfen. Erft als er 1499 das Gewölbe
des hohen Chores gefchloffen hatte und diefes am
4. November 1500 vom Kuttenberger Rathc collaudirt
worden war, bequemte fich die Kuttenberger Zunft zu
einem Au.sgleiche. Die aus diefem Anlaffe den 14. De-
cember 1500 auf dem Rathhaufe ftattgcfundenc Ver-
handlung fchildert der damalige Rathfchreiber folgen-
dermafsen:
„Der Steinmetzmeifter Rejfek, mit Flinigen von
demfelben Handwerke in Streitigkeiten verwickelt, liefs
fämmtliche Meifter, Gefellen und Lehrlinge fowohl des
Steinmetz- als des Maurerhandwerkes vorladen undbe-
fchuldigte fie vor dem Rathe, fie hatten ihn durch
Schmähreden befchimpft, dafs er niinilich kein ordent-
licher Meifter fei, keinen Meifterbrief befitze und dafs
feinetwegen Andere in Strafe verfallen feien. Als
die Kuttenberger folches vernahmen, legten fie Wider-
fpruch ein, indem derartige Reden von Anderen aus-
gegangen wären. Da legte Rcj/ck eine auf Pergament
gefchriebene Originalurkunde der Herren Prager mit
hangendem Siegel, und eine sioeite Urkunde viit zxvei
Siegeln von den Stein)netzmeißern beider Prager Städte
vor, des Inhaltes, da/s Rej/ek von den Prager Mei/lern
als ein ordentlicher und gelernter Meißer /ei aufge-
nommen worden; und was feine Gefellen und Lehrlinge
beträfe, fo wären fie von niemandem irgendwie zu
behindern, fondern vielmehr überall zu fordern. — Und
das Alles wurde feinen Handu erksgenoffen vorgelefen,
da es viele von ihnen vorher nicht gehört hatten. Die
Herren Schöppenmeifter und übrigen Herren liefscn
ihnen durch Herrn Bartholomäus von Prächnan eröffnen,
fie follten das, was fie da gehört, ihrem Gedachtniffe wohl
einprägen und fernerhin weder Rejfek, noch feine
Gefellen oder Lehrlinge an ihrer Ehre kränken. Wer
dawider handeln würde, den würden dieHerren unnach-
fichtlich ftrafen. — Darum vertragt Euch mit dem
Meifter Rejfek und feinen Leuten. — Dann verfuhnten
\\e. fich vor dem Rathe und wurde ihnen von den
Herren befohlen, das Gefchehene einander fürder nicht
mehr nachzutragen. — Aftum feria 2. poft LucieAnno
Dni. 1500. — "
Der Kuttenberger Rath, dem Meifter Rejfek ftets
gewogen, fchlofs mit ihm am 23. September 1504 einen
wiederholten Vertrag bezüglich des Ausbaues der
St. Barbara-Kirche ab. Dcmgemäfs wurde Rejfek als
Meifter des Baues fin- die Folgezeit beftiitigt gegen
ein wöchentliches Staus von einem halben Schock
Grofchen. Sollte die Ergiebigkeit der Bergwerke fich
derartig vermindern, dafs der fernere Bau eingellcllt
werden müfste, fo hätte Rejfek gegen den Rath keine
weiteren Anfprüche zu erheben; hingegen foUte bei
eventueller Erneuerung der Bauthätigkeit kein anderer
Meifter als Rejfek angcftellt werden.
Rejfek leitete den Bau nur noch bis Ende Februar
1506, um welche Zeit die iVrbeiten eingeftcUt wurden;
und bald darauf, am i. Juli, ftarb der geniale Meifter.
Die wohl nur in Folge von Rejfek's Krankheit und
Ableben eingetretene Paufe benützte dcrKuttenbcrgcr
Rath zum fleifsigen Sammeln von Geldmitteln. Auch
ruhte die Arbeit in der Bauhütte keineswegs ganz, viel-
mehr wurde, wahrfchcinlich nach den von Rejfek hinter-
laffenen Schablonen, fortgearbeitet, wie die Rechnungs-
ausweife aus den Jahren 1507 — 1510 klar beweifen.
Erft 1512 gelang es, in Meifter Penedi^ v. Laun
einen nicht minder ausgezeichneten Leiter des Baues
der St. Barbara-Kirche zu gewinnen, als fein Vorgänger
gewefen. Am 14. ^\pril des erwähnten Jahres kam
zwifchen dem Rathe und Meifter Benedi6l der nach-
ftehende Vertrag zu Stande:
„Es ift in Gegenwart mehrerer Rathsherren und
Stadtälteften mitMefftcr Benedifl, Steinmetz aus Prag,
betreffs des Baues der St. Barbara-Kirche folgender
xcv
Vertrag abgcfchloffen worden: Sobald er das Werk in
Angriff genommen haben wird, ill ihm wochenthcli ein
halbes Scliock Grofchenaus/.u/.ahlen, und feinem l'olirer,
der tiichtig in feinem Fache fein mufs, 24 Grofchen, fo
wie es in Prag üblich. Und auch tiichtige Gefeilen foU
er aufnehmen, zu 3 Grofchen täglich, und ein Feiertag
in der Woche foU ihnen nicht abgerechnet, fondern
voll ausgezahlt werden ; doch vom Tage Galli bis Petri
Stuhlfeier follen fie blofs 2\^ Grofchen erhalten. Dei/i
Meißer iß ein Röfslein und die Koß zu be/chaffen, fo
oft er in die Stadt kommen würde. — A61. f. 4 die Ti-
burcii. Anno 1512."
Der letztere Punkt des Vertrages beweilT: , dafs
der Meifter in Kuttenberg keinen feilen Wohnfitz hatte,
fondern zwifchen diefer Stadt und feinem Geburtsorte
Laun, wo er feit 1510 den Bau der Decanal-Kirche
leitete, hin und her reifte.
Der Name Meifter Benedift's kommt in den Bau-
rechnungen zuletzt Anfangs Januar 1523 vor, von da
an wiederhohlt fich flets nur der Polten: „dem Meifter
ein halbes Schock''. Es ift daher fchwer, genau zu
bellimmen, wann Benedi6l feine Thatigkeit bei der
St. Barbara-Kirche einftellte und ob der fiebzigjahrige
Greis vielleicht auch nach dem Jahre 1523 zeitweilig
nach Kuttenberg herüberkam. Von dem Jahre 1524 an
war die Leiltung von freiwilligen Beiträgen zum
Kirchenbaue in auffallender Abnahme begriffen und
auch die Zahl der Gefellen, deren Benedift zu Zeiten
bis 30 befchäftigte, finkt in den nächften Jahren auf
5 — 3 herab, wefshalb angenommen werden kann, dafs
der betagte Meifter nach Zurücklaffung der für die
nächfte Zeit nothwendigen Bauriffe und Modelle im
Verlaufe des Jahres 1523 in Laun fich bleibend nieder-
liefs, wo er auch 1531 ftarb.
In den Baurechnungen ftofsen wir bald nach Meifter
Benedifl's Abgange auf eine empfindliche, die Jahre
1529 — 1545 umfaffende Lücke, die wohl nur in der zu-
falligen Vernichtung der betreffenden Hefte des Bau-
fchreibers ihren Grund haben mag lüft 1545 tritt ein neuer
Bauleiter auf, nämlich „Meifter Nikolaus der Polirer"
(„mistr Mikulas parier", auch blofs „Mikuläs parlef-"
genannt). Zu jener Zeit eilte der Bau feinem provi-
forifchen Abfchluffe zu; es galt nur noch die letzten
Gewulbefelder und die weftliche Schlufsmauer auszu-
bauen, fo dafs bald darauf, in derletzten Üfloberwoche
des Jahres 1548, der Baufchreiber den zur Verherr-
lichung der gewichtigen Thatfache lateinifch abge-
fafsten Satz niederfchreiben konnte: ^Hie fornices et
teßudines ad umbiliciiDi (tä aiitiil) perfeßi sunt iis die-
bus^', d. i. : Diefer Tage wurden die Gurte und Ge-
wölbe bis zum Schlufsftein fertig gemacht.
Auf diefe Stelle gründete Korinek feine Behaup-
tung: „Bis zum Jahre 1548 wurde der Bau langfam
fortgeführt, bis das Gebäude zu der Geftalt gedieh,
in welcher wir es noch heutigen Tages fehen". Und
feitdcm gilt das Jahr 1548 als das die Vollendung des
Baues bezeichnende Datum. Die Kirche war nun frei-
lich aufserlich fertig, doch blieb noch /\rbeit für viele
Jahre iibrig; viele Fenfter waren zu verfetzen und zu
verglafen,dergrofseürgel-Chorunddiezu ihm führende
geräumige Schneckcnfticge zu bauen, die Tüncher-
und Malerarbeit zu Ende zu bringen u. a. m., worüber
noch die nachftehenden Notizen folgen mögen.
Kurz vor der Verfetzungdes letzten Schlufsfteines,
in der 12. Woche nach Pfingften 1548, wurde Meifter
Nicolaus — wahrfcheinlich wegen Nachläffigkeit, wie aus
einer fpäteren Aufzeichnung erhellt, entlaffen und die
Vollendung des Baues dem Meifter Johann Vlacli
(wörtlich der ,,Walfche", vielleicht ein Italiener) über-
tragen, der auch die Tünchung und eine einfache Poly-
chromirung der Kirche übernahm. Er wurde mit feiner
Arbeit im November 1548 fertig und von da an gab es
zu wiederholten Malen keine einheitliche Leitung,
fondern beftimmte Arbeiten wurden an einzelne
Künftlcr und Handwerker auf feftgefetzte Termine
vergeben.
Erft 1552 taucht Meifter Nicolaus wieder als Bau-
leiter auf, doch bald darauf wurde er „wegen Unfleifses
und Nachläffigkeit" wiederum entlaffen; fpäter, 1554 bis
1558, finden wir ihn noch einmal beim Baue bis zur
Vollendung der letzten Maurer- und Steinmetzarbeiten
befchäftigt.
Die Verfetzung der noch übrigen Fenfter über-
nahmen verfchiedene Steinmetzen, von denen Meifter
Peter, Georg Poläk („der Pole") und Vitek (Veit)
namentlich angeführt werden; die Verglafung (mit
gewöhnlichen runden oder fechseckigen Scheiben aus
weifsem Glafe) beforgte der Glafer Namens Johann
Das letzte Fenfter wurde 1554 vollendet.
Im Jahre 1555 wurde die Grundaushebung für den
Orgel-Ciior in Angriff genommen und der Chor noch
in demfelben Jahre vollendet. Der Bau der zum Chore
führenden Schneckenftiege, die letzte Maurer- und
Steinmetzarbeit, wurde 1557 — 1558 ausgeführt.
Im Jahre 1559 wurde das kaiferliche Wappen (in
Stein ausgeführt, polychromirt und vergoldet), wahr-
fcheinlich über dem Portale der Nordfeitc angebracht.
Die fteinerne Kanzel mit den Bruftbildern der vier
PIvangeliften ift das Werk eines Steinmetzen Namens
Leipolt, und ftammt aus dem Jahre 1560. Erft 1665 liefs
Margarethe Kamberskä, geborene Dobfenskä von
Dobi^enic, an dem fteinernen Corpus der Kanzel einen
im Barockftyl gehaltenen hölzernen Mantel und Schall-
deckel anbringen.
1560 und 1561 wurden die Capellen und der Chor-
Umgang getüncht, 1562 die Aufsenfeite der Kirche an
den entfprechenden Stellen mit Mörtel überzogen. In
dem letzteren Jahreftellte ein MalerNamensy«;/!««« das
kaiferliclie und das Stadtwappen über dem Orgel-Chore
her und malte die Familienwappen der Münzbeamten
Matthias Lidl v. Myslov und Ludwig Karl v. Räfua
unter demfelben Chore, welche 1878 unter dem fpäteren
Murtelanwurfe entdeckt und reftaurirt wurden. Hiemil
wurde auch die decorative Ausfchmückung der Kirche
im Wefenthchen vollendet. Im Jahre 1564 finden wir
noch die Auslagen für eine neue Blecheindeckung der
damals noch beftehenden drei Giebclkuppeln ver-
zeichnet; die letzten Rechnungsausweife (aus dem
Jahre 1565) betreffen die Anfchaffung von neuem
Fenfterglafe für die Capelle der Munzer-Genoffenfchafl.
XCVI
Ueber das ftändifche Archiv in Laibach.
Von P. SkobieUki.
•**i|'M Jahre 1S77 wurde der abfolvirtc Frcquciitant
lies hidorifchen Seminars der Wiener Uni\er-
fitat, 1'. Skobielski nach Laibach cntfendet,
um das dortige Landes- und ftändifche Archiv einer
vorläufig ordnenden Durchficht zu unterziehen und
darüber an die Central-Commiffion einen eingehenden
Bericht zu erftatten. Skobielski hat fich diefer Aufgabe
unterzogen und Dank der zuvorkommenden Bereitwil-
ligen des krainerifchen Landcsausfchuffes, deffen
Wunfche mit diefer Entfendung ebenfalls entfprochen
wurde, ine eingehend informative Durchficht der
Archivalien durchgeführt. Aus dem der Ccntral-
Commiffi '.:i erftatteten Berichte erfchcinen einige u.zw.
die nachfolgenden Stellen für die Veröffentlichung
wünfchenswerth, insbefondere jene über evangeli/che
Rcligioiis- Sachen.
Das hier zufammengefafste, trotz der erheblichen
Lücken, die fich in den einzelnen Abfchnitten zeigen,
gegenwartig dennoch ziemlich umfangreiche Aften-
Materiai, gehört unftreitig zu dem intereffantcften und
fowohl für den Landcs-Hiftorikcr, als auch für den Bear-
beiter der allgemeinen Gefchichte des 16. und 17. Jahr-
hunderts werthvolUten Quellen -Material des ganzen
Landes-Archivs.
Die hier vorkommenden A6len zerfallen in;
a) A6len, welche evangelifche Religionsfachen aus-
fchliefslich betreffen und b) A6ten, die auchpolitifcher
Natur find, als: Landtagshandlungen und Befchwerden
in Religionsfachen, überhaupt evangelifche Religions-
a6len, welchedie Lanclfchaftim engeren Sinneberühren.
a) Evangelifche Religionsfachen. Diefe Gruppe
enthalt Aclen über J'rii/ius Trüber, feine Thatigkeit in
Württemberg, deffen Berufung aus Kempten nach
Krain. fein Verweilen und feine Thatigkeit in Krain.
Aufforderung an Primus Trüber das Land zu verlaffen,
im Jahre 1561. Befehle andenBifchof von Laibach wegen
l'rimusTruber. Kaiferlicher Befehl an Primus Trubervor
dem Bifchof in Laibach zu erfcheinen. Intpiifition
Trubcr's durch den Bifchof von Laibach. Befehl an
den Vicedom von Krain, den Primus Trüber mit et-
lichen Prädicanten einzukerkern. Einzelne lofe Stücke,
den Primus Trüber, Felician Trüber und andere
Priidicanten betreffend. Correfpondenzen an die Land-
fchaft in Steier wegen diefer. Briefwcchfel des Primus,
Correfpondenzen des Chriftoph Herzog von Wiirttcni-
berg mit dem Landes-Hauptmann von Krain und
umgekehrt. Truber's Abfchaffung aus Krain durch
den Erzherzog Karl im Jahre 1565. Correfpondenzen
mit Primus Trüber und Andreas Zarinic. Aften,
die Thatigkeit des Primus Trüber im Allgemeinen
betreffend.
Acten, die Beflellung und Abkündigung des Prii-
dicanten Kafpar Me lif ander betreffend, vom Jahre 1567
und 15^38. Ausfehreibung eines Priidicanten und des
Chriftoph Spindler Promovirung im Jahre 1569. Evan-
gelifche Predigten im Jahre 1583 von dem Prediger
David Tommers gehalten. A6len, den Felician Trüber
betreffend. Bittfchriften der lutherifchen Priidicanten
an die Landfchaft in Krain in verfchiedenen Ange-
legenheiten. Evangelifche Priidicanten in Möttling und
Idria betreffende Aflen. lün Entfchuldigungsfchreiben
des Andreas Bundiz an den Erzherzog Karl, wegen
Ufurpirung der geiftlichen Güter und Begünftigung
des Proteftantismus. Zufammenhangslofe, die Prediger
und die Reformation betreffende Affen aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sebaftian Semic und deffen
Abfall von der katholifchen Religion betreffende A6len.
Procefs des JeremiasHamberger, Priidicanten zuGriitz,
wegen Läflerung über die FrohnJeichnamsproceffion,
vom Jahre 1580. A6len, welche die Prädicanten-An-
ftellung, Dotation, Transferirung und ihre Priidicanten-
pflichten betreffen, vom Jahre 1568 — 1590. Paffeports
für auswandernde Protefianten aus den Jahren 1575,
1576 & 1578. Ausweifung des Vincentius Angrebar
aus Krain, 1589.
Evangelifclie Scliulangclegeuliciten, Schulordnun-
gen, wendifche Bibelübcrfetzung betreffende Aflen aus
dem 16. Jahrhundert, bis zum Anfang des 17. Jahr-
hunderts. Verbote des evangclifchen Gottesdienftes
für Städte und Märkte in Krain. Decrete über Aus-
weifung der Prädicanten aus allen Erbländern vom
Jahre 1601. Evangelifche Stipendien und Stipendiffen
betreffende Aften. Stücke über den Stipentliften Georg
Dalmatin zu Tübingen vom Jahre 1569. Herzog Lud-
wigs Bewilligung ftatt Georg Dalmatin, das Stipen-
dium einem anderen krainerifchen Studenten zu ver-
leihen, und zwar dem Blafius Budina vom Jahre 1572.
Tiferia'fches Stipendium zu Tübingen für zwei krainc-
rifche Studenten vom Jahre 1570. Rathfchlag zur Unter-
haltung dreier Stipendien auf den Univerfitiiten zu
Heidelberg, Tübingen und Strafsburg mit jährlichen
150 tl. vom Jahre 1582. Gefuche um Stipendien aus
dem Ende des 16. Jahrhunderts. Evangelifche Kirchen-
utid Schulordnungen vom Jahre 1578 — 1579- Nicodetitus
Frifchlin'?, Schulordnung und Protokolle darüber vom
Jahre 1583. Polycarp Leifas .Schul-Rcftorat nach dem
Austritte des Nicodemus P'rifchlin vom Jahre 1584.
Zeugniffe von verfchiedenen Stiftungen auf fremilcn
Univerfitäten aus dem Ende des 16. Jahrhunderts,
refpe6live vom Jahre 1590 bis 1595. Verzeichniffe evan-
gclifcherBücher und .Schenkungen an die laiulfchaft-
liche Schule, der Bibliothek von Adam Bohoric
aus den Jahren 1595 — 1597. Unterftützungen des Bo-
horic und anderer Schulfupplicanten feitens der Land-
ftände aus den Jahren 1597 — 1600. Schul-, Kiichen-
und allerlei evangelifche Religionsfachen im Allge-
meinen vom Jahre 1591 — 1623. Aften, die Bibelübcr-
fetzung ins Slavifche betreffend. Aden, den flavifchcn
Bibeldruck in Deutfcliland betreffend, vom Jahre 1560
bis 1564 Verdolmctfchung und Bekanntmachung der
gedruckten Kirchenordnung von Primus Trüber aus
dem Jahre 1564. Präfentirung der vindifchen Bibel dem
Churfürften zu Sachfen und dem Herzog zu Winttem-
berg durchGeorgDalmatin und Adam Bohoric. Trüber
XCVII
und (He Bibel betreffende Aflcn, folche den vindifclien
Hibckliuck betreffend, \om Jahre 1578 — 1581. Relationen
und Befcheide über den vindifclien Bibeldruck vom
Jahre 1582 — 1584 Berichte Spindler's und Nicodemus
Frifchlin's wegen der flavifchen Bibel. Confiscationi584.
Verbot nichfifcher Bücher und Befehl diefelbcn abzu-
liefern. Schreiben von der theologifchen Facultat zu
Wittenberg an die StJmde von Krain aug.sburgifcher
Confeffion, den vindifclien Bibeldruck betreffend, vom
Jahre 1584. A6ten nach Vollendung des Bibeldruckes,
Abgabe von Exemplaren und allerhand darin ein-
fchlagende Rechnungen \'om Jahre 1584. Ueberfetzung
der llauspoflille vom Jahre 1597 u. d.g.
b) Landtagsabhandlungen und Befchwerden inRe-
ligionsfachen, überhaupt evangelifche Religions-A6len,
welche die Landfchaft im engeren Sinne berühren :
Gravamina der proteflantifchen Stände wegen
Religions-Proturbation vom Jahre 1562. Landfchaftliclie
Handlung in Religions-Angelegenheiten zu Wien in
üellerreich vom Jahre 1565 Inftruclionen für Landtags-
verordnete zu diefem Landtage. Befchwerde wegen
der vom Erzherzog Karl anbefohlenen Ausweifung des
Primus Trüber, wegenVerbotes feiner in Druck gege-
benen Kirchenordnung etc. — Copien und Abfchriftcn
diefer durch landfchaitliche Gefandtc zu Wien abge-
haltenen Handlung in Religions-Angelegenheiten.
Erlaffe an die Oberften in Kroatien, wegen Prädi-
canten-Wegfchaffung. Aflen, die Abfchaffung des Prä-
dicanten Hans Karfchen betreffend. Forderung des
Bifchofs von Laibach, dafs die Pradicanten und Schul-
lehrer bei St. Peter abgefchafft werden follen, 1571.
Religions-Befchwerden der Städte Krainburg undRatt-
mansdorf. Die Bürgerfchaft der Stadt Stein betreffende
Religionsfachen, Pradicanten -Beftellung, Verordnung
über die Abfchaffung der Pradicanten zu Gurkfeld vom
Jahre 1572 — 1587. Die Stadt Wippach betreffende
Religionsfachen vom Jahre 1598. Religions-Befchwerden
der Möttlinger. Erzherzog Karls Rcfolution in Religions-
Angelegenheiten vom Jahre 1574. Landes-Religions-
angelegenheiten aus dem Jahre 1575. Abfchriften der
Religions-Befchwerden an den Reichstag zu Augs-
burg durch die Krainer Abgefandten vorgebracht
vom Jahre 1582. L^eberreichung der Landtags-Be-
fchwerden in Religions-Angelegenheiten an Erzherzog
Karl und F"erdinand. Religionsbefchwerde-Artikel vom
Jahre 1578. Tyrolifche Landtagshandlung der Geifllich-
keit halber und in Religions-Angelegenheiten. Kraine-
rifche Religions-Particularien. Haupt- und Privat-Be-
fchwerden wegen Abfchaffung der lutherifchen Pradi-
canten, Kirchen- und Schuldiener, fowie wegen Ver-
folgung der lutherifchen Unterthanen vom Jahre 1598.
Verhandlungen der drei Länder Steier, Kärnthen und
Krain und ihre Religions- Gravamina (insbcfondere
Steiermark betreffend) wegen Zerftörung verfchie-
dener lutherifcher Pfarrkirchen in Steiermark. Felician
Trubcr's Supplik, Rathfchlag des Primus Trüber; Re-
plik der Landfchaften Steiermark, Kärnthen und Krain
augsburgifcher Confeffion über die im Monate April
1599 gefchöpfte Refolution in Religions-Angelegen-
heiten. Religions-Befchwerden und darüber erlaffene
Refolutionen vom Jahre 1592 — 1600. Gravamina der
katholifchen .Stande wider die Bekenner der augsbur-
gifchen Confeffion, dem Kaifer Ferdinand II. im Jahre
1619 vorgebracht.
Brixnerifchc Handlung in Religionsfachen; Aflen
über die Religions- Verimderung dafelbff zu Veldes
fammt dem, was defswegen von der fürftlichen Durch-
laucht und der löblichen Landfchaft in diefer Sache
erfolgte. Dabei die Schriften der Cominiffarien und
der löblichen Landfchaft über die bei der Ilerrfchaft
Veldes vorgekommenen Tumulte.
Die Freifingifclic Handlung in Religions- Ange-
legenheiten vom Jahre 1577 — 1590. Der Freifingifchen
Rathe und Commiffarien Handlungen zu Laack in Ver-
imderung der Religionsfachen dafelbfl fammt dem was
defswegen von der fürftlichen Durchlaucht und der löb-
lichen Landfchaft in diefer Sache erfolgte. Dabei auch
die Schriften, welche die durch den Pflegeverwalter
zu Laack gewaltthätige Aufserlandesfchaffung des
landfchaftlichen Pradicanten Peter Kuplinik vom Jahre
1598 betreffen, fammt zwei abweislichen landesfürff-
lichen Refolutionen. Religions-Befchwerde bei der
Herrfchaft Vigaun fammt den landesfürftlichen Ver-
ordnungen und darüber gethanen Berichten vom
Jahre 1577 — 1590.
Religions-Befchwerde vom Jahre 1594. Landtags-
antwort der Landtags-Commiffarien vom Jahre 1599.
Ein Memorial in evangelifchen Religionsfachen feitens
der evangelifchen Stände in Krain, durch den Land-
tags-Abgefandten Dietrich von Auersperg vorgetragen
vom Jahre 1610.
Steierifche Religions-Angelegenheiten vom Jahre
1600. Kärnthnerifche Religions-Communication vom
Jahre 1601. Zwiefpalt der kärnthnerifchcii Stände,
wegen der Confeffion 1611.
Landtags - Erklärung der anwefenden kraineri-
fchen Stände auf die, durch die Landtags-Commiffarien
Ferdinands II. vorgebrachte Replik 1619. Die darauf
folgende Duplik und Triplik feitens der Landtags-
Commiffarien. Die auf die Triplik erfolgte Landtags-
Erklärung. Die Quadruplik der Landtags-Commiffarien
und fchliefslich das darauf erfolgte landfchaftliche Re-
cepiffe. Anmahnung an die geheimen Räthe, wegen
der Landtags-Ratification, dann Landtags-Refolution
— überhaupt Stücke, den Landtag vom Jahre 1619
betreffend. Landtags-Propofition vom Jahre 1620, land-
fchaftliche Antwort und Erklärung auf diefePropofition
— dann Duplik, Triplik, überhaupt Aften auf den
Landtag vom Jahre 1620 bezüglich.
Abfchrift der, durch Abgefandte dem Kaifer
Rudolph II. übergebenen, von den Landleuten augs-
burgifcher Confeffion in den drei Landfchaften Steier,
Kärnthen und Krain verfafsten Befchwerde, unbekann-
ten Datums. Einige Stücke in Religions-Angelegen-
heiten aus den Jahren 1630, 1634 und 1642. Landtags-
Handlungen in Religions- Angelegenheiten zu Hagenau.
Dabei der gefchöpfte Interims-Abfchied Seiner könig-
lichen Majeftät. Landtags-Abfchied von Hagenau. Die
Dienftentlaffung der nichtkatholifchen Officiere, Procu-
ratoren und anderer Beamten und ihre Aufserlandes-
fchaffung betreffende A6len, aus dem Anfang des
17. Jahrhunderts. Schriften der wegen Religion abge-
fchafften neuen Landleute, defsgleichen auch die, aus
diefem Grunde erfloffenen landesfürftlichen Refolu-
tionen aus dem Jahre 1607. Evangelifche Religions-
fachen aus der erffen Hälfte des 17. Jahrhunderts. Druck
der Gegen-Reformation. Auswanderung der Proteftan-
ten. InterceffionenderLandftände für die Bandifirten.
XCVIII
Scharfe \'cr\vcifc vom Erzlicrzotj Karl u. . w. Einige
Stücke, die fich auf die Beleidigung der Lanftande
durch den Bifchof Urban in feiner zu Krainburg
gehaltenen Predigt beziehen. Die Landfchaft in Krain
lehnt ab die Dedication eines Büchleins von Samuel
Huber im Jahre 1591. Befchwerden der Landftande
über die Einkerkerung des Stubenberg und Gallers
zu Bononien etc.
Acit-n über verfchiedcne Kriegshandlungcn. Ver-
fchiedene Correfpondenzen aus dem Jahre 1530, vor-
züglich mit dem Feldhauptmann Katziauer, den
Türkenkrieg in Ungarn betreffend (Alles durchgehends
deutfche Stücke); defsglcichenCorrefpondenz aus dem
Jahre 1531 (fall durchgehends in lateinifcher Sprache),
Correfpondenz-Copien, als Libell gebunden \om Jahre
1533. Kriegshandlungen, die Granze betreffend, Ver-
proviantirung und andere Lieferungen, überhaupt
Correspondenzen, den Türkenkrieg betreffend. Kriegs-
handlungen (4 Stücke), aus dem Jahre 1537. Ein Patent
wegen Mufterung der gerüfteten Pferde. Ein Patent
wegen erfolgten Türkeneinfalls in die Graffchaft Gott-
fchee. Copie eines Berichtes über Granz-Angelegcn-
heiten. LandesfürlUiches Patent, dafs man fich bei et-
waigen Türkeneinfällen in die FeRungen und feften
Schloffer mit Hab und Gut flüchten folle. Ein General-
Erlafs wegen Aulrichtung der Landesrüfliuig in Krain-
Ein Mandat, dafs in Pfarreien und X'icarien die Geill-
lichen Gebete halten und öffentliche Bufsübungen ein-
fuhren follen, fanimt einer ICrmahnung des Beitrages
für ilie neuen Fortificationen der Stadt Wien. Kriegs-
fachen aus den Jahren 1540 und 1541, betreffend
das Mannfchaftsaufgebot, die Kundfchaften, die Be-
zahlung des Kriegsvolkes etc. Kriegsfachen das Jahr
1543 betreffend, darunter die Berichte und A6len
über den Zug Soiivian IL nach Ungarn. Die Bela-
gerung Wiens und der Tiirkeneinfall in Krain vom
Jahre 1539. Türkcnkundfchaften vom Jahre 1551 — 1597.
Kriegsfachen vom Jahre 1544, die Granze gegen die
Türken betreffend. Dann kommt noch eine Sammlung
aus dem Jahre 1546. Von vielen Jahren der Kriegs-
handlungen find nur einzelne Stücke vorhanden, nur
die Jahre 1528, 1530, 1531 und 1533 bilden grofserc
Gruppen.
Intereffant ift auch derP'ascikcl enthaltend Tiirken
und anderer Feinde {^imdXicXxc Einfalle. Die Belagerung
von Bihatfch, Siffcg, Ofen, und Petrinias Entfatz; dann
zum Feldzug Solimans nach Ungarn. Die berühmte
Belagerung von Szigcth, Alles Aften vom Jahre 1526
bis 1622
Zur Gefchichte der Schatz-, Kunft- und Rüftkammer in der
k. k. Burg zu Grätz.
Von Jofeph WaflUr.
VII.
^^VmU.M Schluffe dürfte das Verzeichnifs der von
iF7i(WQ Maria Therefia nachträglich noch ausgewahl-
I-' "3l ten Gegenflände von Intcreffe fein. Es zeigt
wie die grofse Kaiferin, vielleicht um den bereits mit
dem Reft: Befchcnkten durch Entziehung von Koft-
barkeiten nicht wehe zu thun, fich in der Auswahl
lediglich auf Gefchirr, befonders von fchwarzem Glas
und einige Curiofa befchränkte. Dicfc Spccification
lautet:
Spccification IV.
Deren jenigen Sachen, welche die allerhöchflen
und Il<ichfl:en Kayferl. Königl. llcrrfchafften bey der
Anwefenheit zu Gratz den 8. July 1765 in der Kunfl-
Kammer felbften allermildeft auszufuchcn und nacher
Wicnn zu überfenden allergnädigft anzubefehlen geruht
haben.
Äljs an Sckwarzen Gefcliier.
4 Runde Tieffe Schifsln, 2 Runde Leichter fammt
Auffatzeln, 10 Tatzen oder Soutceoupen, 3 ovale Cara-
vindln mitDeckln, 2 fünf Eckicht ausgebogene Schwim-
mer, 9 runde Becher mit Deckeln, 2 ovale ausge-
bogene Schwimmer.
An anderen Gefchier.
I Weiffes Blumen Kriegl mit aufgedruckten Figu-
ren mit einer Handhabe von der Materie wie die Seng-
fer Flafchen, 1 grünes und vergoldlcs Indianifches
Thee Kändl, 3 Gkifcrne vergodte Blau und Grünlichte
Indianifche Pfaiidln
Ati anderen Sachen.
I Befonders gewachfenes Hirfchgeweyh auf eine
runde Scheibe gefchrauft, 2 Stück befonders gewach-
fene Hirfch - Geweyh wie Artitfchoggen gellaltet,
I Schrauf Stock zum Dratt ziehen, i ovales Indiani-
fches Trüchl oben mit zwey vergoldeten Figuren,
1 Groblichtes Indianifches Rohr mit F.lffenbein einge-
fafst, 2 Lange Braune runde Stäbe von Indianifchon
Holz, I oblanglicht vier Eggichtes Trüchlcin von India-
nifchen Holz mit Elfen Bein ausgelegt, i Klein vier
Eggichtes Bild einen Türken vorflellend, i Mojis Hünd-
lein auf einen roth Sametenen Bolfter und Eben-
hölzernen PoflamentI, i Kazc auf einen fchwarz h'ben-
hölzernen Poltamentl, 8 Becher von Linden Holz fubtil
wie Pappier gedräht, wovon einer in den anderen
gehet, 7 Eben dergleichen Becher mit gemahlenen
Figuren, i Tatze von weifern Gefchier mit dem darauf
gemahlten eingebrandten lüiglifchen Grufs, i Der-
gleichen Teller mit einen Raif und darauf gcmahlten
Oeflerreichifch und Bayrifchen Wappen und unten
mit unfer Lieben Frauen.
XCIX
Notizen.
55. (Di-r Bronzefund von Jüinl^vcs.) Jicincvcs war
uiilil liit Jahren als Fundort priiliiflorifclicr Bronze-
y;cL;cnllande bekannt, doch wurde dafelbft erfl: in
neucfter Zeit abermals ein gröfserer F"und gemacht.
Ini I lerbde des vorigen Jahres wurde auf einem
der Schlofs-Capelle von Jicineves gewidmeten Felde
etwas tiefer geackert, da bemerkte man an der Pflug-
fchar hiingeiid drei Ringe, welche jene aus der Erde
geriffen hatte. Aufmerkfam gemacht, liefs man noch
tiefer pflügen und auf diefe Weife Icani der ganze Fund
an das Tageslicht.
Es waren im Ganzen 12 Palfläbe, von denen aber
zwei fchon im Momente des Vergrabens defeft waren
(das hintere Ende ift bei beiden abgebrochen), dann
II Halsringe; von diefen find einige gröfser, roher (von
zehn Stücken fieben), weit geöffnet, mit plattgehiim-
merten zurückgebogenen Enden, ' die übrigen find
feiner, glatt, die Enden find zugefpitzt und nach
aufsen gerichtet; an jedem von den letzteren Ringen
ficht man circa 50 Mm. von den Spitzen entfernt
gebohrte kleine Oeffnungen. Von beiden Arten war je
ein Ring fchon beim Vergraben zerbrochen.* Schon
vor vier Jahren wurden auf diefem Felde 3 — 4 Ringe,
welche angeblich noch gröfser waren als die jetzt
gefundenen, ausgepflügt. Die Stelle, wo die Bronze-
Gegenftande gefunden wurden, befindet fich in der
Mitte des fchmalen rechts neben dem Fahrwege
nach Koftelec liegenden Feldes (Tarcelle 130), etwa
150 Schritte von der Strafse, welche von Jici'n nach
Kopidlno führt. Die Erde ift hier wohl etwas dunkler
gefärbt als auf dem übrigen Felde, doch fand fich nir-
gends der kleinfte Scherben oder fonfl eine Spur
einer Cultur-Schichte.
Schneider.
56. I. (Funde am Düretiberg und in Hallein IL)
Unter diefem Titel erfchien im XX. Bande der Mit-
theilungen der Gefellfchaft für Salzburger Landes-
kunde pag. 91 eine Fortfetzung des gleichnamigen
Artikels in derfelben Zeitfchrift 19. Band, von welchem
ein Auszug auch in diefen Mittheilungen, 5. Jahrgang,
pag. CLXVIII veröffentlicht wurde. In diefem Auffatze
war ich in der Lage, durch die Auffindung neuer
Aftenfl^ücke die Provenienz verfchiedener Fundftücke
genauer zu beflimmen und vor allem den ftricten
Erweis zu liefern, dafs bisher kein Bronse- Werkzeug im
Inneren des Berges gefunden worden ift. Die Lifte der
Funde aus dem „Heidengebirge" ift folgende: Mehrere
Dutzend hölzerner Keltftiele, meift für Kelte mit
Schaftlappen; Holzfchaufcln, kleine löffelartige Inftru-
mente; zwei Ledertafchen; eine Mütze aus Ziegenfell;
ein Schuh von der Form der Opanken, Holzrohren ;
' Die gröfseren Ringe gleichen g.Hnz jenen 6 Ringen, welche mit anderen
Bronzen bei Schönfeld in Pommern unter einem grofsen Steine gefunden wurden
(.'\lbiim der Berliner anthrop. .^visftcUung II. Taf. 23). Im böhniifchcn Nalional-
Mufeum lind mit beiden Artet) übereinftimmcndc Kinge aus Sobonicc vor-
b.inden, wo diefelben im Jahre 1859 zugleich mit 28 Palftäben (im (ianzcn 40
Gcgenftande) in einem grofscn, irdenen Gefäfse gefunden wurden. (Pamätky
archaeolog. TV.)
- Von den Palftaben ift einer 125 Mm. lang und in der Schneide 50 Mm.
breit, von den Ringen hat ein gröfserer 140 Mm.
VII. N F.
eine hi)lzerne Schüffei; mehrere Riemen und Scilftücke;
zwei elliptifche flache Kiefel von etwa 9 Cm. Lange
und I — 2 Cm. Dicke mit einer tiefen geraden Einker-
bung in der Richtung der längere« Axe der Ellipfe
beiderfcits. Alle diefe Gegenftimde finden fich im
fogenannten Heidengebirge, in Gefellfchaft zahllofer
kleinerer und gröfserer Holzfplitter, welche wohl von
der alten Verzimmerung herrühren. Ich füge noch
bei, dafs die Lage des Heidengebirges im Düren-
berg eine folche ift, dafs nach der Anficht der Berg-
beamten die Möglichkeit ausgefchloffen erfcheine, dafs
die Menfchen, welche fich jener Werkzeuge bedienten,
mittelft einer vom Tag aus fenkrecht abgeteuften
„Bütte" dahin gelangt feien, fondern dafs man an-
nehmen muffe, dafs fchon damals Stollen in den Berg
gefchlagen, und am Ende diefer Stollen dann die Salz-
brunnen eingerichtet worden feien, wie das im Mittel-
alter bis zur Erfindung der jetzt üblichen Sinkwerke
üblich war.
Fig. I. (Dürenberg.)
Gleichzeitig war ich auch in der Lage, ein Fund-
verzeichnifs für die Stadt Hallein zufammenzuftellen.
Dasfelbe ergibt folgende Lifte: An verfchiedenen
Stellen der Stadt Brandfchutt und Mauerrefte und
hierbei römifche Bronze-Münzen. Ein Skelet mit acht
gerippten Bronze-Ringen an Armen und Beinen. Die
Grundmauer eines mächtigen runden Thurmes und
hierbei eine Silbermünze vonHadrian. Das Skelet eines
Mädchens mit dünnen Bronze-Ringen an den Armen,
am rechten Bein und am Kopfe mit einem Collier von
33 blauen Glasperlen.
Auf dem Dürenberge unternahm die Gefellfchaft
für S. Landeskunde im Oftober 1879 an zwei Stellen
Grabungen, in der Nähe des Vorderramfau-Lehens und
am Hallerbühel - Felde; beide refultatlos. Die Hoff-
nungen auf dem Dürenberg ein Grabfeld ähnlich wie
in Hallftadt zu finden, fchwinden dadurch bedeutend,
denn die beiden genannten Stellen find mit allem
Vorbedacht als jene ausgefucht worden, bei denen die
gröfste Fundwahrfcheinlichkeit vorzuliegen fchien.
Inzwifchen kam eine kleine Goldmünze an das
Mufeum, welche im Garten des Bergbeamten-Haufes
ausgefchaufelt wurde. Anliegend eine Abbildung in
doppelter Naturgröfse. (Fig. i.) Zwei kleine goldene
Ohrringe kamen vom Buchftall-Lehen.
Schliefslich wurde in allerjüngfter Zeit (30. Mai
1881) ein neuer Grabfund am Dürenberge gemacht. Im
Raingraben, circa 300 Schritte unterhalb der Gniber-
mühle am linken (weftlichen) Thalufer , auf einem
Abfatze des fteilen Grashanges, dem Bödn'l, fanden
fich die zerftreuten Beftandtheile eines Skeletes mit
den üblichen Grabbeigaben der Hallftiidter Periode.
Der Situation nach darf angenommen werden, dafs
das Skelet fammt der umgebenden Erdfchichte von
einer höheren Stelle des Gehänges abgenitfcht, oder
doch durch Erdbewegung aus dem Zufammenhange
gebracht worden fei. Von einer Steinfetzung fand fich
keine Spur. Der Begrabene fcheint ein älterer Mann
kleiner Statur gewefen zu fein, denn die Knochen find
klein, die Zahne abgenutzt und cariös; der Schädel
wurde leider zertrümmert, ein in der Nähe wohnhafter
Arzt übernahm es, ihn womöglich zufammen zu fügen.
An Grabbeigaben fanden fich: ein goldener Finger-
ring, i6 Grm. (!) fchwer, fafb ' , Cm. dick, aus hellglän-
zendem weifslichem Golde: ein dünner federnder
bronzener Halsring und Stücke eines zweiten; eine
durchbohrte Bernfteinfcheibe, ähnlich einem Spinn-
wirtel (bereits mehrfach am Dürenberg gefunden);
dunkelblaue Glasperlen unter dem Haupte; zwei
Fibeln, wovon eine mit emaillirtem Knopfe; Stücke
eines Bronze-Fingerringes, mehrere Arm- und Fufs-
ringe von circa 8 Cm. Durchmefler; Topffcherben,
röthhch gebrannt und graphitirt; zwei eifernc Meffer,
ein Stück Schwert und ein Schwertgriff j.-i. Ein Fufs-
ring umfchhefst noch die betreffenden Knochen. Ein
Theil der Ringe ging in den Befitz des benachbarten
Fabrikanten Baron Löwenflern in Oberalm über, den
Rert verwahrt bisher der Grundeigenthümer Müller
Angerer. Leider war ich durch Krankheit verhindert,
mich felbfl an Ort und Stelle zu begeben; ich ver-
danke die vorflehenden Daten den Herren Regie-
rungsrath Dr. Aberle und Dr. A. Prmzinger, Vorftand
der Gefellfchaft für Landeskunde, welche wenige Tage
nach dem Funde obige genaue Angaben fammelten.
Die Möglichkeit, etwa hiermit auf ein Gräberfeld
geflofsen zu fein, ift der Situation nach völlig aus-
gefchloffen, und man könnte hiernach neuerdings in
der Meinung beflärkt werden, dafs am Dürenberge die
Einzclnbegrabung im Brauche gewefen fei, worauf alle
bisherigen, durchaus vereinzelten, über ein weites
Gebiet zerftreuten Funde hinzudeuten fcheinen.
V "^^
CELSI-FIL-
ECIT
Fig. 2. (Lambrechtsberg.)
2. (l'unde im Salzbur gif dien.) lieber Antiken-
Funde in verfchicdenen Theilcn des Landes habe ich
folgendes zu berichten. Im Hochmoore des Unters-
berges, nahe an deffen füdweftlicher Gränze, alfo auf
der Juvavum abgekehrten Seite, wurden beim Torf-
flechen zwei fehr lange Bronze-Nadeln gefunden, wovon
eine an das Mufeum kam.
Bei der Abgrabung einer Baflion aus dem 17. Jahr-
hundert, am Ortende der Stadt Salzburg, am ^Schan-
zel" wurden mehrere römifche Bronze-Münzen gefunden.
Bei Krogcn fauf der neuen Special-Karte des oflcrr.
K. St. Zone 13, Cd. VIII, fteht barbarifcher Weife
„Kröng"), Gemeinde Holzhaufen an der Nordgränzc
des Landes Salzburg wurde auf einem fleinigeii Acker,
welcher fich wie eine Halbinfel in das ,, Weidmoos"
vorfchiebt, ein fehr fchön gearbeiteter polirter Stein-
hammer mit Stielloch (in der Bügeleifenform) gefunden
und für das Mufeum erworben. Er ift ganz tadellos
erhalten und befleht aus einem graugrünen weichen
Geltein. Weitere Nachfuchungen an der FundftcUe
find in Ausficht genommen.
Die wichtigfte Entdeckung machte jedoch Dr.
Mncli, welcher den Götfchcnberg bei Bifcliofsliofcn.
einen ifolirten Felshügel, der nur auf einer Seite mit
dem benachbarten Bergabhang verbunden ifl, und dort
einen doppelten Wall zeigt, als eine prähiflorifche
Niederlaffung erkannte Verwalter Pirclil von Mitter-
berg veranflaltete im November 18S0 eine Nach-
grabung, welche vom beflen Erfolge gekrönt war, und
eine Anzahl Topffcherben, Kornquetfcher, gefchliffene
Steinbeile, einen Spinnwirtel und Anderes zu Tage
förderte. Verwalter Pirclil hat fowohl von diefen
Funden, als von jenen im Mitterbcrger Kupferberg-
bau, einen anfehnlichen Bruchthcil an das hiefige
Mufeum abgegeben.
Richter.
57. (Der Römerweg bei Tainach.) Nahe bei dem
Schlöffe Hochenbergen führt gegenwärtig am füdöft-
lichen Abhänge eincrbewaldeten Hügelkette: pHöchen-
berger-Berg" genannt, die Strafse zum Pfarrdorf
Tainach und weiter nach Klagenfurt. Gleich hinter
dem Schlöffe ifl der Abhang fehr fleil, und um
Raum für die Strafse zu gewinnen, find die vor-
fpringenden Felfen in einer Länge von 5 — 6 Meter und
in einer Höhe von 2 — 3 Meter fenkrecht abgemeifelt,
was auch bei andern vorfpringenden kleineren Felfen-
partien der Fall ifl.
In der erften F"elfenwand ifl eine viereckige Ver-
tiefung, 36 Cm. hoch, 46 Cm. breit und durchfchnitt-
lich 4 Cm. tief, fiir die Infchrift ausgemeifelt; doch ift
diefe unlesbar, und find nur noch die Anfangsbuch-
flaben von zwei Zeilen kennbar.
Der Felfen befiehl aus dünnblättrigem Thon-
fchiefer, der flark v-erwittert und an der Stelle einige
Ausbrüche zeigt. Dafs die Strafse eine römifche ifl,
läfst fich nicht beflreiten, und ill nur die Frage zu
beantworten, mit welchem Strafsenzuge fie in Ver-
bindung fland.
Nach den Abhandlungen des Ober - Landesge-
richtsrathes von Jabornegg über die Romerflrafsen
Kärntens gingen über den Seeberg und Celeja, über
Tuenna Strafsenzuge nach Kärnten, welche fich bei
Eberndorf vereinigten, bei Kanzian die Drau über-
fetzten, und zum Kreutzerhofe, wo ein romifcher
Meilcnllein gefunden wurde, fich zogen, wo die Strafse
fich theilte und ein Zweig nach Virunum, der andere
nach Thon, wo auch ein romifcher Meilenllein ent-
deckt wurde, lief.
Die Tainacher-Strafse zweigte fich vom erflen
Strafsenzuge in der Gegend von Ladrobfchen, wo ein
kleiner Graben zum Drauflufse fich hinabzieht ab,
führte an derSchlofsmaicrei vorüber, wo noch Strafsen-
fpuren fichtbar find.
CI
Da die Strafsc jetzt von Tainach in tjerader Rich-
tunt,' und ebener Lage fich nach Thon zieht, fo fcheint
(he AnCicht y(7bornegg's, dafs die Romerllrafse von
Kreut/.erhof nach Thon führte, irrig zu fein; denn die
Entfernung von Tainach nach Thon ift gleich grofs
wie die von Tainach zum Kreutzerhof, und es ifl daher
nicht anzunelimen, dafs bei Anlage der Strafse die viel
weitere und hcfchwcrlichcre Richtung gewählt wurde.
Von der Romerftrafse vor dem Kreutzerhofe führte
aber eine Abzweigung bei Unterbergen durch den
Saugraben zwifchen Frankenberg und Hafengarten
nach Winklern, und von dort nach Weifenberg zum
l.anibrechtsberg, auf welchem ein Tempel dem Jupiter
tiolichenus geweiht Itand, über welchen Jabornegg in
feinem Werke über romifche Alterthümer Kärntens
auch berichtete.
Auf dem Lambrechtsberg ftand aber nicht der
Tempel allein, fondern auch ein Caftell, von welchem
an jenen Stellen, wo nicht fenkrechte Felfen den
Zugang hindern, die Ringmauern an drei Seiten deut-
lich zu fchen find.
DiefcrUmlland lafst vermuthen, dafs dort mehrere
Strafsenzüge fich kreuzten, und auch eine Strafse aus
dem Lavantthale über Griffen, Haimburg, Trüchfen
am Lambrechtsberg mit der Strafsc durch den Sau-
graben fich vereinigte, welche dann über Mauer zur
Gurk oder St. Michel nach Virunum führte.
In neuefter Zeit wurde am Lambrechtsberg der
in Fig. 2 abgebildete romifche Infchriftftein gefunden.
\V. Semen.
ScS. Der in der „Klagenfurter Zeitung" iS8i, S. 1052,
jjublicirte Magdalenberger-Stein dürfte nach Meinung
des l'rofeffors Fritz Picliltr zu lefcn fein:
AT VCO . MATONLS . F . ATTA . L . VIVA . FECIT
SIBLET.SVIS.
59. Vor wenigen Tagen ftiefs man zu Cilli bei
den Erdarbeiten zum Baue eines Wohnhaufes in der
Grazergaffe, alfo wenig nördlich von dem einil: fehr
ergiebigen Hoden des Stallner'fchen Haufes, auf die
Rclle eines römifchen Haufes.
Der in der gewöhnlichen Weife hergeftellteEftrich
lag 198 Cm. unter dem Trottoir der Strafse. Ein durch
eine Art Ziegelroft hergellellter Feuerungsraum lag
noch 50 Cm. tiefer. Das Fundament der bei diefer
Gelegenheit aufgedeckten Mauern war 283 Cm. unter
Tag. Zahlreiche Spuren von Kohle (verkohltes Eichen-
holz) über dem Pavimentum gefunden, wiefen auf einen
Brand hin. Von den gefundenen Ziegeln trug keiner
einen Stempel oder fonft ein Zeichen. Aufser zahl-
reichen Trümmern von gewöhnlichem rothen, gelben,
grauen Thongefchirre, fand man zwei faft erhaltene
Gefafse von bauchigter Form, zierlich gearbeitet,
aber ohne Henkel und beinahe ganz ohne Verzierung.
Auf ftarken Brand weifen ferner hin die (irifiren-
den) Trümmer eines flachen Glasgefäfses, die zum
Theil zerfchmolzen find; ein Stückchen hat fich in der
Hitze gekrümmt und an fich felbil; angefchmolzen.
Weiters fand fich ein filberner Ring, aufsen mit der
Ornamentik einer wellenförmigen Linie begleitet von
Punkten. Innen tragt er folgende Buchflaben: .1.
AO . lAC . O . A . I . O. Anfang und Ende flofscn auf
der Innenfeite nicht zufammen, fondern find durch
einen leeren Zwifchenraum getrennt, wo der Ring
gelöthet erfcheint, auch ift an der entfprechenden
Aufsenfeite die Ornamentik verfchoben. Ferner wurde
eine Lucerna zu Tage gefordert (ohne Sculptur), aul
deren Unterfeite ich zu lefen glaube OCTA FI
(Odlavius fecit ; odlavii figlina.'), dann eine Glocke aus
Kupfer, 4Va Cm. hoch, ftark oxydirt, oben mit einem
Loch (•'', ^ Cm. Durchmeffer) zum Anhängen. Die
Bafis bildet ein Rechteck. Innen oben ift deutlich der
Querftiel fichtbar zum Aufhängen des Klöppels, der
weiter unten an eine Seite angefchmolzen fcheint.
Grofse behauene Marmorblöcke, kryilallinifclier Ba-
cherer-Marmor (wahrfcheinlich aus W. Feiftritz) fanden
fich mehrfach; Spuren von Schrift faft gar nicht (auf
einer oben abgebrochenen Tafel SIBI). Endhch noch
vereinzelte Wandftücke, roth bemalt, und ein Büfchel
ziemlich fpröder fchwarzer fadenartiger, i Mm. dicker,
circa 8 Cm. langer Körperchen, die vermodert fcheinen
Noch fei bemerkt, dafs an der Nordfeite durch
das entdeckte Gebäude (welches bereits wieder ver-
baut ift) fich ein Canal gezogen zu haben fcheint.
A. Heinrick.
60. Confervator Florian Orgler berichtete an die
Central-Commiffion über die bei Lienz in Tyrol vorge-
nommenen Ausgrabungen antiker Baurefte und Graber.
Die in Rede flehenden Fundftellen befinden fich
in dem reizend gelegenen, fanft anfteigenden Land-
ftrich zwifchen den Dörfern Nufsdorf und Dölfach,
ungefähr dreiviertel Stunden nordöfllich von Lienz an
beiden Ufern des Debant-Baches, der fich in füdlicher
Richtung am linken Ufer in die Drau ergiefst. Der
berühmte tyrolifche Archäologe Anton Ro/chmanti
entdeckte im Jahre 1746 unterhalb Nufsdorf in der
fogenannten ,,Glene" am rechten Ufer des Debant-
Baches, wo die Landleute fchon ein halbes Jahrhundert
früher den Boden nach Schätzen durchwühlt hatten, in
einem Complex von Grundmauern ein römifchesHypo-
cauftum, das Kaifer P'ranz Stephan im Jahre 1753 durch
den eigens dazu abgefchickten Ingenieur Nagel voll-
fthndig blofslegen und aufnehmen liefs. Rojchmann
fchrieb in lateinifcher Sprache einen Bericht darüber,
der fich fammt der Nagel' fchen Zeichnung im Museum
in Innsbruck befindet. ' Nach diefem Berichte befand
fich hier zwifchen Trümmern von Mauern ein Mofaik-
boden aus weifsen Steinen mit fchwarzen kreuzför-
migen Ornamenten, 33 Fufs lang und 14 Fufs breit, der
in der Mitte durch eine der Länge nach laufende
Mauer abgetheilt war, welche aber an beiden Enden
von der Mauer abfleht und die, wenigftens nach der
Zeichnung zu fchliefsen, innen hohl war. Der Boden
ruht auf 36 kleinen Gewölben. An einem Mauerftück
fand man Triglyphen aus Marmor und zwifchen zwei
Hauptmauern einen mit Marmorplatten bedeckten
Canal. Von Fundftücken aus diefer Stelle führt Rofch-
viann einen römifchen Schlüffel aus Eifen, eine zier-
liche Handhabe aus Bronze und Stückchen von Urnen
auf. Ein Gefafs, auf deffen Boden der Name „Aurelius"
fland, eine kleine goldene Schliefse, Lanzenfpitzen,
eiferne Mcffer und andere Sachen waren verfchleppt
worden.
Aus diefen Angaben geht unzweifelhaft hervor,
dafs hier ein 1 lypocauftuin befland und weil, wie aus
' Vcrgl. „Jahrbuch der V. V. Ccnlr. Conim. v. J. 1856, Taf. VI und VII."
D*
CII
dem GrundrifTe erfichtlich ift, zwei Heizräuitie anyc
bracht waren und auch ein WalTerCanal tjetroffen
wurde, könnte ein Hypocaurtum wohl zu einem Bade
gedient haben. Das ganze Mauerwerk wurde fchHelslicli
wieder mit Erde verfchüttet und der Boden dem Feld-
bau zuriickgcgeben.
Die feitdem in diefer Gegend wiederholt ent-
deckten Spuren von alten Baureften hielten die Erin-
nerung an die „Zwergenftadt" wach, bis der Ad-
monter Benedidliner ProfeiTor Albert von Mucitar, aus
Lienz gebürtig, wiihrend feines Aufenthaltes dafelbll in
den Ferien 1S28 im Vereine mit mehrern Herren aus
dem Städtchen auf dem linken Ufer des Debant -Baches
genaue Nachforfchungen anllellte, über die er im
„Tyrolerboten" vom Jahre 1828 (Nr. 94, 95, 96 und 97)
einen eingehenden Bericht veröffentlichte. Demfelben
zufolge war man fchon in der Zeit von 1S12 bis 1825 in
diefer Gegend hart am linken Ufer des Dcbant-Baches
öfters auf antike Baurefte geftofsen, wie z. B. in der
Nahe der Debant-Brücke und der Poftftrafse auf ein
Portal aus gehauenen Steinen, das aber bei einer
Ueberfchwemmung wieder mit SteingeröUe bedeckt
worden war. An demfelben Platze wurde auch ein
unterirdifches Gewölbe geöffnet, deffen Wände bemalt
waren. Im Jahre 1826 gerieth ein Bauer beim Pflügen
feines örtlich vom Debant-Bache gelegenen Ackers auf
einen Mauerboden, durchftiefs ihn und fand darunter
einen gewölbten Gang. Bei weiterer Unterfuchung
zeigten fich mehrere derartige Gange und Wände, die
mit Marmortafeln ausgelegt waren. Auch diefe Stelle
wurde wieder zugeworfen.
Im Jahre 1828 begann Profeffor v. Muckar feine
Nachgrabungen an der Stelle, wo zwei Jahre früher
der Bauer den gewölbten Gang entdeckt hatte.
Mucliar fand an einem Platze, der theihveife fchon
früher unterfucht worden war, dieRerte eines Gebäudes,
das fich ungefähr 24 Schuh von Norden nach Süden
und 18 Schuh von Oflen nach Weflen ausdehnt und
deffen weftliche Hiilfte auf kleinen Gewölbchen ruht,
die eine Lage von Ellrich tragen, welcher den Fufs-
boden von zwei durch eine Thüre verbundenen
Zimmern bildet. In einem diefer Zimmer irt; der Fufs-
boden mit grofsen polirten Platten aus weifsem Marmor
belegt, wahrend die wefllichc Seitenwand diefes Ge-
maches einen Fufs hoch mit Gneisplatten bekleidet ift,
die mit Klammern aus Bronze an der Mauer befeftigt
find. Die Wände diefer Zimmer fcheinen marmorartig
zwifchen Einfaffungen bemalt gewefen zu fein. Am
Rande der nördlichen und füdlichen Hauptmauern
rteigen aus den Gewölbchen Rauch-Canale empor, die
mit eigens hiefür geformten Ziegeln gefüttert find. '
An der Nordfeite fcheint die Hauptfeuerungsftatte ange-
bracht gewefen zu fein. Unter diefer und den Gewölb-
chen fand man einen 18 Zoll breiten und 10 Zoll jiohen,
aus behauenen Steinplatten gebildeten Waffer-Canal.
Von Fundftücken aus diefem Platze erwähnt
Muchar mehrere Platten aus weifsem und rothem
Marmor mit eingehauenen Ornamenten ; fchwarze
Topffcherben ; das Stück einer etruskifchcn Vafe mit
gelber Verzierung, Bronze-Klammern und Ziegelftücke.
Der Bericht Alucliar's enthalt auch die Notiz, dafs
im Jahre 1813 der Bauer Michael Mayr auf dem Gort-
' Hier dürfte fich Prof. Muchar wohl irren. Die aus dem Gcwolberaum
.iufflciccnden Caiia]e waren nicht Kauchfange, fondcrn dienten zur Leitung
der Warme in die Ziromer oder in die hohlen Wände derfelben.
ichacher Berge — alfo ungefähr dreiviertel Stunden von
diefer .Ausgrabungsftelle — hart am MulletzThalchen
einen Stein von weifsem .Marmor gefinulen habe, der
zufolge feiner Infchrift einft über dem Eingange eines
Tempels geftanden haben dürfte, welchen dieromifchen
Coloniften Julius Mercator, Julius Secundus und Julia
Juliaiia dem Schutzgeifte der Romer (GE.RO) geweiht
hatten lAVG. S.-\C). Die aus der Steininfchrift ge-
fchöpfte Muthmafsung, dafs hier ein Tem[)el gellanden,
dürfte etwas gewagt erfcheinen. Nach Mommfen (corp.
inscript. lat. vol. III. p. 2 n. 4721) lautet die Infchrift:
C Bü-AVGSACC.IVLIVS-VKRECVNDVS ET.
C • IVLI VS ■ MERCATOR ET . C ■ IVLIA • IVLIANA
1:T • I VIT VS SECVND VS.
Mucliar erhielt auch \on den Landleuten der
nächsten Umgebung die bellimmten Verficherungen,
dafs fich unter der Oberflache des ganzen weiten
Feldes unzählige folche kleine Gewölbchen, unter-
irdifche Gänge und Mauerrefte befanden. Aus diefen
Daten fchöpfte. ]/«<•//«/- die Vcrnuithung, dafs zwifchen
Gortfchach und Nufsdorf einll eine grofse römifclie
Ortfchaft, höchft wahrfcheinlich das alteLoncium oder
Lencium, geftanden habe.
Dreifsig Jahre fpiiter lenkten diefe Stellen am
linken Ufer des Debant-Baches wieder die .Aufmerk-
famkeit der Archäologen auf fich. G. Tinkliaufcr in
Brixen berichtete im Jahre 1859 an die Central-Com-
miffion für Kunft- und hiftorifche Denkmale' in Wien,
dafs im Jahre 1858 der Bauer Michael Halbfurter aus
Stribach auf feinem Acker, der den eigenthümlichen
und fremd klingenden Namen „Lancisca" ■' fuhrt, zwei
Särge aus Steinplatten, in welchen je zwei Leichen
lagen, gefunden habe. Die beiden Särge lagen am
Mörtelmauerwerk an und einer war in die Mauer etwas
eingefenkt. In der Nähe der Särge traf man einzelne
Gebeine eines menfchlichen Körpers, das ganze Skelet
eines Leichnams, Topffcherben und einen dritten Sarg
ohne Deckel mit mehreren Leichen. — Tinkhau/er ver-
muthete hier eine chriftliclie Begrabnifsftatte.
Nach einem damals im „Tyrolerboten" (1859,
Nr. 18) erfchienenen Berichte * aus Bri.xen entdeckte
man an der oben bezeichneten Stelle noch zwei, theil-
weife fchon zerftörte Sarge, und als der damalige
k. k. Bezirks-Ingenieur Thomas Kölle weitere Nach-
forfchungen veranlafste, fand man in der Nähe der
Mauer, an welcher die oben erwähnten zwei Särge
ftanden, einen 4 Klafter langen und 3 bis 4 Fufs breiten,
mit Marmorplatten belegten Boden, auf dem die
Trünuner einer grofsen Marmorfaule und Refte \'on
kleinern Säulchen mit Mörtelftücken lagen. Jenes
Säulchen, das dem Correfpondenten nach Bri.xen zur
Einficht überfchickt wurde, hat oben eine Begränzung
mit einem breit aufgetragenen Striche und unter diefem
noch deutlich erkennbare lateinifche Kreuze, alles
mit rother Farbe. Wenn alle vier Bruchftücke diefer
Säulchen die gleiche Zeichnung haben, fo liegt nach
der Anficht des Correfpondenten die Vermuthung nahe,
dafs es die Tragfaulchen einer Altar-Menfa fiiul und
dafs diefe Ueberrefte der chriftlichen Zeit angehören.
Mit Rückficht auf die ungenügenden Geldmittel fin-
die koftfpiclige Grundentfchädigung und in P'olge der
: IV. Bd., S. 52.
^ im Volksmund: „Landfchützcn".
* Der VcrfafTcr des Berichtes fcheint unzweifelhaft Thikhitufer zu fein
cm
Krieg;sunruhen im Jahre 1859 mufsten diefc Nach-
ijrabmiycii leider wieder aufi^egeben werden.
Erft 22 Jahre fpiiter, im Jahre 1880, regte fich
wieder das Intereffe, in diefer Gegend archaologifche
Nachforfchungen anzuftellen und man begann nun zum
viertenmal die Unterfuchung diefes in weiter Aus-
dehnung von liaurellen durchzogenen Hodens. Der
.Schlofsmairgutsbcfitzer Herr Andreas Rohracher ver-
anlafste und leitete die Ausgrabungen und verfafstc
auf Anfuchen einen Bericht darüber, der mir durch
gutige Vermittlung des Herrn Eduard Obcrkirchcr,
Hefitzer des SchlolTes Brück bei Lienz zur Verfugung
gebellt wurde. Derfelbe lautet :
„Die Ausgrabungen wurden am 11. 06lober 1880
an der fogenannten Gline in Nufsdorf begonnen;'
man hoffte ein grofseres Gewölbe zu entdecken, (tiefs
aber nur auf 2 Eufs hohe gewölbte Gange, die fich
wieder rechtwinklig abzweigen und auf kleine Pfeiler
ftiitzen. Nach einiger Arbeit wurde diefe Stelle ver-
laufen, und die Nachgrabungen am linken Ufer des
Debant-Baches in der Nahe, wo die Nachgrabungen im
Jahre 1828 gepflogen wurden, wieder begonnen. Die
Stelle war mit Roggen befaet, und der Befitzer Andrä
Bondorfer wollte die Aufwühlung des Ackers nicht
bewilligen. Erft als ich ihm volle Schadloshaltung
zuficherte, gefiattete er das Arbeiten. Schon am erften
Tage ftiefs man auf Mauerwerk, das auf gewölbten
2 Fufs hohen Pfeilern und Gangen fteht. Die Arbeiter
fchloffen mit brennender Kerze und einem Stricke
ftellenweife einige Klafter weit hinein ; die Gange
waren theilweife offen, mitunter wieder etwas ver-
fallen, und hatten an einigen Orten Spuren von Eeuer;
auch kleine Kamine wurden wahrgenommen. Der
Acker wurtle an mehreren Stellen 4 bis 7 Fufs tief auf-
gegraben und fall: überall das Gleiche gefunden. Man
fand auch gerade laufende Grundmauern von beträcht-
licher Lange in füdnördlicher Richtung ohne Gewölbe.
Mofaikboden wurden keine gefunden, wohl aber Mar-
morplatten zur Bekleidung von Mauern verwendet,
BruchlUicke von geraden und gebogenen Ziegeln,
Klammern von Bronze, Stücke von bemalter Tünche
in verfchiedenen Farben und einige kleinere, unkennt-
liche Gegenftande. Bei der Befchränktheit der Mittel
wurden nur zwei Arbeiter verwendet und die Nach-
grabungen beim erften einfallenden Schnee im Novem-
ber gefchloffen, da es verlautete, es fei eine Gefell-
fchaft in Bildung begriffen, welche die Ausgrabungen
im Frühjahre mit entfprechenden Mitteln auf wiffen-
fchaftlicher l^afis fortfetzen werde. Der Reft der er-
haltenen Beiträge ift in der Lienzer Sparcaffe ein-
gelegt und find davon voreril die Grundentlchädigungen
zu beftreiten. Die aufgefundenen Gegenftande find im
Haufe des Herrn Alois Huber (Stampfer) in Lienz
hinterlegt."
Da dem Landesmuseuni in Innsbruck ein Bericht
über diefe Ausgrabungen nebft einem kleinen Situa-
tionsplan vom k. k. Bezirksrichter Herrn Dr. Larclicr
in Sillian zugegangen und mir zur Einficht mitgetheilt
wurde, fo kann obiges Referat noch mit folgenden
Notizen ergänzt werden.
Nach der Meinung des Herrn Dr. Larclicr fcheint
diefe Stelle fchon einmal durchwühlt, aber nicht forg-
filtig durchfucht worden zu fein, da man noch ein
rundes Glas fand. An einer andern, nördlich von diefer
gelegenen Stelle ftiefs man ebenfalls auf Mauerwerk
und nordöftlich davon, wo man wieder verfuchsweife
eine Erdaushebung vornahm, entdeckte man ein Ge-
mäuer, das eine ungefähr i Quadratklafter grofse Fläche
einfciilofs luid von dem wieder mehrere Mauern aus-
liefen.
Die aus tlicfen Ausgrabungen gewonnenen und
theilweife dem Ferdinandeum übermittelten Fund-
ftücke bcftehcn aus weifsen und rothen Marmorplatten,
Hohl- und Flachzicgeln, Verputzlliicken mit mehrfar-
biger Ornament-Malerei und kleinen Reihen von einem
weifsen Mofaikboden.
Aus allen bisher auf diefen Fundftellen gewon-
nenen Refultaten geht unzweifelhaft hervor, dafs hier
ein gröfsererComple.K von Gebiuulen, ja wahrfcheinlich
eine gröfsere Ortfchaft beftanden habe. Dafs fich hier
am Fufse des Ueberganges in das MöU-Thal das roma-
nifche Element lange erhalten, beweift auch der Name
der ober dem ftattlichen Pfarrdorfe Dölfach gelegenen
Schlofs-Ruine Walchenjlein , aus der im Volksmunde
und auch in Büchern ein Wallenjlein wurde. Ob aber
an diefer Stelle, wie Muchar und Andere vermuthen,
das alte Loncium geftanden, mag dahin gellellt bleiben.
(Bekanntlich wiire diefes nach Aloinin/oi nicht mehr
hier, fondern bei Mauthen im Gailthale zu fucheii.)
Sind auch die hierortigen Fundergebniffe ziemlich
karg und von untergeordnetem hiftorifchen Werthe
und ift die Vermuthung fehr begründet, dafs diefe
Stätte — wenigftens theilweife — fchon in früherer Zeit
zwar nicht im archaologifchen Intereffe, wohl aber in
beutegieriger Abficht unterfucht wurde , fo ill es
dennoch möglich, ja wahrfcheinlich, dafs noch mancher
Gegenftand, namentlich in Gräbern, gefunden werden
dürfte, der von hiftorifcher Bedeutung fein kunnte.
Und follte fich auch diefe Erwartung nicht in der
gehofften Weife erfüllen, fo würde doch wenigflcns
nach fo vielen unternommenen und wieder fiflirten
Unterfuchungen über die Ausdehnung und Befchaffen-
heit diefer hier begrabenen Gebäude einmal Licht ver-
breitet werden.
61. Ueber die römifchen Funde bei Bernardin bei
Wels berichtet Confervator ik Kolh: Die eine Fund-
ftelle nächft der Wegmauth an der Hauptürafse in der
näcliften Nähe der k. k. Cavallerie-Caferne enthielt
drei zur Anzeige gebrachte Gräberfunde, u. z. eine
Urne mit einer Lanzenfpitze, Phalerae und einem
Thonmodel, dann vier Bronze-Münzen, je eine von
Vespafianus und Hadrianus, zwei der älteren Faullina,
fammtlich fehr fchlecht erhalten. Etwas entfernt lagen
Fragmente von terra figillata, eine bleierne Haarnadel,
ein Steinkoffer mit Deckel (236 Kg. fchwer), enthal-
tend ein leider defeftes Glasgefäfs. ^
Die Urne mit ihren Beigaben deutet auf das Grab
eines Kriegers, die Zeit läfst fich nicht blofs durch die
gefundenen Münzen als die der Antonine feltitellen,
fondern auch durch die Phalerae, infofern diefe eine
fehr erhabene weibliche Büfte zeigen, mit dem der
iüteren Fauftina eigenthümlichen HaarIchmucke. Diefe
waren auch wie beim Lauerforfter Funde cinfl mit
' Auch die Ro/chiiiunniQ,\\cn AusKrahiuipen w.ircn in d«;r Glinc iintcr-
noniiuen wurden. Aiiiiierk. d. Kcf.
- Gaisbrrser : Rumifthe Or:iln.T bei Wels 175 erwähnt nur zwei ghiferne
Gcfäfsc als dort gefunden.
CIV
einem dünnen Blättchen Silber überzogen, das Silber
thcihveife gefchmolzen, doch noch an der rechten Seite
des Kopfes deutlich wahrnehmbar, der Thonmodel
von eigenthümlicher Form, die Hallte eines fenkrecht
gefpaltenen Kegels zeigend, dürfte die Gufsform eines
Hleigefchoffes fein. Die Funde von terra figillata und
die zierliche Haarnadel dürften dem Grabe einer Frau
aneehoren. Die Frairmente von feinem rothen Thone
zeigen hübfche Jagdfcenen. Die Randverzierung ilt
ganz gleich mit folchen, welche in Enns gefunden
wurden; auf einem Fragment befindet fich die Geftalt
eines l'ugilo. Auf der anderen öfllich von Wels ge-
legenen Fundftelle wurden Refle eines Mofaikbodens
in der geringen Tiefe von 28 Cm. gefunden, leider
gänzlich zerbröckelt; man erkennt an dem einzigen
gröfserem Stücke eine Schneckenzeichnung (röthlich
und blau).
62.DieCalvarienberg-Kirche zu J'iirgg, ein kleines
wohlerhaltenes Hauwerk romanifchen St}les, beftehentl
aus einem oblongen Schiffe und Chor-Quadrate, durch
die langfchlitzigen bieitausgefchriigten rundbogig
gefchloflenen Fenller hinreichend charakterifnt, ent-
hält den Mittheilungen des Confervators J. Grau/s zu
Folge unter der Tünche romanifche Wandmalereien,
tlieils Meander-Ornamente, theils figurales. Man be-
merkt an einer freigewordenen Stelle die Darllcllung
einer Stadtmauer, auf deren Zinne fich [jUantallifchc
Thiere ergeben.
63. In der Beilage zu Nr. 174 von 1881 des „Vater-
lands" findet fich ein recht intereffanter Artikel über
den Dom in Spalato. Nur eine Stelle desfelben zieht
die Aufmcrkfamkcit der Ceiitral-Commiffion auf fich.
Der Verfafl'er II. H. wünfcht nämlich, dafs in Spalato
ein neuer Dom gebaut und der heutige Dom zu einem
Maufoleum beftimmt werde. Das Baumaterial zum
neuen Dom will H. H. in eigenthümlicher Weife gewin-
nen. Der im 13. Jahrhundert erbaute Thurm flört
nämlich die harnionifche Gefammtheit des rümifchcn
Bauten-Complexes. Die Abtragung des Thurnies,
der durchaus aus den beRen Reften gebaut ift, welche
im 13. Jahrhundert die Stätte des ehemaligen Salona
zierten , würde ein herrliches Bajiiiiaterial zu dem
neuen Dome bieten. Wenngleich der Tiiurm baufällig
irt, fo ift es doch wahrfcheinlich, dafs die Baukunft
Mittel finden wird, diefes ehrwürdige Bauwerk zu
erhalten. Allein einen Thurm des 13. Jahrhunderts
abzutragen, um Baumateriale zu gewinnen und dabei
vielleicht recht werthvoUc römifche Fuiidflücke igno-
riren, einem derartigen Vorfchlag kann die Central-
Commiffion nicht zuftimmen.
64. (Kleine archiiologifche Forfchnngcn aus Nie-
der- und Oöer-Oejler reich.)
I. St. Valen/in. *\J eher die feit dem Jahre i870iinter
der Leitung des Linzer Dombaumeifters Schinner in
der Durchführung begriffene Rellaurirung der Kirciie
zu St. Valentin wurde im IV. Banile, Jahrgang 1878
der Mittheilungen, Seite CLII, Bericht erftattet. Seit-
dem fchrittcn die Arbeiten rüflig vorwärts, und dürften
diefelben, das Innere der Kirche anbelangend, im Jahre
'• \>'jk%(c\\tc iH »bgcbildct in den Hericlilcn iinil Millhciliii)gi:ii lU-s
Allcrthumi- Verein«, Band XIV, Seile <2, und Band XV I, Seile 20<i.
1S82 ihren Abfchlufs finden. Die neue Kanzel ift bereits
aufgeftellt und fehlt nur noch das Stiegengeländer.
Als eine belondere Zierde find die /./ Kreuzweg-
Stationen hervorzuheben. Die Bilder find in Haut-Reliel
ausgeführt und mit gothifchen Umrahmungen ausge-
Hattet. Der Haupt-Altar, die beiden Seiten-Altäre, die
Kanzel, der Taufftein, endlich die Krcuzwegbilder mit
ihrer Umrahmung find fiimmtiich aus einem lichten
Marmor angefertiget. Mit der bereits begonnenen
Aufftcllung neuer KirchenlUihle, deren einfache ftyl-
gemäfsc I'orm fich harmonifch dem Ganzen anpafst,
wird die innere Ausllattung der Kirche in lehr würdi-
ger Weife zum guten Ende geführt werden.
Leider hat man es beim Beginne der Reftaurirun-
gen unterlaffen, das überaus unfchune Rippennetz,
welches an der Einwölbung des Bresbytcriums und
des Kirchcnfchiffes vorkommt , zu entfernen oder
doch eine ftylgemäfsere, das conftruftive Element
beffer ilarflellende Abänderung, beziehungsweife Ver-
einfachung vorzunehmen, l-'s mangelt ilicfem Rippen-
netze jede conrtru6live Bedeutung, dasfelbe klebt wie
eine fchlechte Stuckarbeit an der Einwt)ibung. Nun-
mehr das Innere der Kirche in muflergiltiger Weife
ausgeftattet ifl:, macht diefe Netzverwirrung einen
geradezu deprimirendcn Eindruck.
Die bisher durchgeführten Reftaurirungs-Arbeiten
haben den Tliurm ganz unberührt gelaffcn. Derfelbe
befitzt ein hohes Walmdach, wie es auf Kirchthiirnien
aus der zweiten Hiilfte des 15. und dem Anfange des
16. Jahrhunderts in Oefterreich hiiufig anzutreffen
ift. Man mufs nur den Wunfeh äufsern, dafs die Form
eines allfailigen neuen Thurmdaches nicht allzufelir
von dem dermalen bcltehenden Dache, deffcn Stulil
bereits fchatlhaft zu fein fcheint, abweicht. Die fehr
erheblichen ReftaurirungsKoftcn werden zum gröfsten
Theile von der Pfarrgemeinde St. Valentin beflritten.
Zum Schluffe wäre noch ein Umftand hervor-
zuheben. Der vernachläffigte Zuftand des alten, limgft
aufgelaffencn I'riedhofes fleht mit dem freundlichen
lündrucke, den die Kirche macht, in einem argen, man
ift: geneigt zu fagen, peinlichen Gegenfatze. Mit ganz
geringen Koften würde fich dieRegulirung des Kirchen-
platzes und die Anpflanzung einiger Baumgruppen
durchftihren laffen. Wenige Kirchen in Nieder-Oefter-
reich würden dann der Kirche zu St. Valentin ihren
bevorzugten Rang ftreitig machen können.
II. Bei Kefermarkt w^urde S. LIX eines im IVes-
byterium liegenden grofsen Grabfleines erwähnt. Da
fich diefer gefenkt hatte, mufste derfelbe im Jahre 177Ö
gehoben werden. In der unterhalb befindlichen (jruft
fand man das Schwert des hier beigefetzten Chrijhph
von Zclking, welches nunmehr in jener fehr intereffan-
ten Waffenkammer aufbewahrt wird, die in dem kaum
'4 Wegllunde oberhall) Kefermarkt gelegenen Griiflich
Tliiu-heim'fchen Schlöffe Weinberg — einft eine flatt-
liche, fehr wohnhafte Burg — eingerichtet ift.
Schwerter aus der Zeit Kai/er Max I. gehören
überhaupt zu den Seltenheiten. iJie vorliegende Waffe
zu anderthalb Fauft, deutet daraufhin, dafs ihr einftigcr
Träger ein kräftiger ftreitbarer Recke war. Die Klinge
hat eine Limge von 102 Meter, der Griff fammt dem
ovalen, jedocli flachen Knopfe hat eine Lange von
30 Centimetern, die ganze Länge der Waffe betriigt
cv
fomit r32 Meter. Die Parirflan^jc ift gerade 22 Ccnti-
metcr lang, von oben gefelicn liat fic eine leichte
S-förmige liiegung.
Bei diefcm Waffeiiftiickc befindet fich folgende
„ Aiithentica' : „Diefes Schwert ill; dem anno 1491 hier
zu Weinberg verftorbenen und in der Pfarrkirche zu
Kefermarkt mitten im Presbyterio begrabenen Herrn
Chrilloph \on Zelking in das Cirab mitgegeben worden,
welches man bei Verfenkung deffen Grabfteines anno
1776 in feiner Grabftatt gefunden hat.'
Am 4. Juli 1866 liefs Herr Gva^ [.udwig von T/üir-
hcim die unterm Mufikchore befindliche Zelking'fche
Gruft eröffnen. Wie aus dem im Pfarr-Archi\'e befind-
lichen, diefe Angelegenheit betreffenden Protokolle zu
entnehmen ift, fand fich neben dem grofsen kupfernen
Sarge des Veit von Zelking, an der Wand lehnend,
ein Schwert und ein Dolch vor. Auch iliefe beiden
Stücke werden in der Waffenkammer des Schloffes
Weinberg aufbewahrt. Sie lagen einft bei den Trauer-
feierlichkeiten in der Kirche zu Kefermarkt auf dem
Sarge des Verftorbenen und wurden ihm in die Gruft
mitgegeben. Das Schwert ift ein Stofsdegen (Rappir)
von ungewöhnlicher Lange. Die Klinge allein mifst
rii Meter. Der mit einem zierlich geformten vergolde-
ten Handkorb verfehene Griff hat mit dem ovalen
Knopfe eine Länge von 16 Centimeter, daher die
Waffe im Ganzen r27 Meter lang ift. Die Parirftange
hat eine Lange von 24 Centimeter.
Der Dolch ift ein fogenannter Panzerftecher. Der
Ouerfchnitt der 29 Centimeter langen Klinge ift ein
Quadrat, deffen Seiten nur i Centimeter betragen.
Der mit vergoldetem Silberdraht umfponnene Griff
hat mit dem ovalen Knopfe eine Länge von 11 Centi-
meter. Die etwas gegen die Klinge gebogene, in der
Mitte mit einem Ringe versehene Parirftange ifl;
12 Centimeter lang. Die Scheide ifl mit einem dunklen
Sammt überzogen.
Newald.
65. Die Pfarrkirche zu St. Magdalena zu Waid-
hof cn an der Ybbs ift eine dreifchiffige Hallenkirche
aus dem 15. Jahrhundert. Der grofste Theil der
Umfaffungsmauer aus Bruchftein ausgeführt, erklärt
die Einfachheit der Aufsen-Architektur. Bereits im
17. Jahrhundert erwies fich der innere Raum für die
gröfser gewordene Gemeinde zu klein, wefshalb man
zu beiden Seiten der Orgelbühne Emporen aufTrag-
fteinen ruhend, einbaute, welch' letztere zur Sicher-
heit noch mit fchmiedeeifernen Säulen unterffützt
wurden; diefe conftru6tive Nachhilfe, fowie die ganzen
Emporen bilden eine Verunftaltung des fchönen Innen-
raumes.
Jetzt ifl: die Kirche an Sonn- und Feiertagen meifl
überfüllt, daher eine Erweiterung derfelben Bedürfnifs,
doch wäre dies nur mit grofsen Koften erreichbar,
weil fich zu nahe der Weftfeite die alte Stadtmauer
befindet, unterhalb welcher der Schwarzbach flicfst.
Diefer Umfland mag auch Urfache gevvefen fein, den
fpäter eingebauten Thurm in das Innere der Kirche
zu rücken. Nach GefagteiVi werden auch die häfs-
lichen Emporen noch längere Zeit ein nothwendiges
Uebel bleiben. Die Reftaurations- Arbeiten, welche die
Kirche aus eigenen fchwachen Mitteln beftreiten mufs,
können fich daher vorläufig nur auf die innere Ein
richtung befchränken, wozu gehören:
Befeitigung der fünf zopfigen Altäre und der
Kanzel, Erfetzung durch ftylgemafses Ausbrechen der
vermauerten Chor-Ecnfter und Einfetzung neuer nebfl
Glasmalerei, Ergänzung der fehlenden Dienftfaulchen,
Capitälen und Sockel. Entfernung der im Jahre 1868
in fammtlichen Schiff-Fenftern hergeftellten hölzernen
Maafswerke und Herftellung von Stcinfenflern, Er-
letzung des hölzernen rohen Communion -Geländers
durch eines vonSchmiedeeifen, Bemakmg der Gewölbe
und Schmückung der Fenfler mit Glasgemälden etc.
Begonnen wurde die Reflauration im Auguft; 1880
mit Abbrechung des bis zum Chor-Gewölbe ragenden
zopfigen Hoch-Altars, welcher in der modernen Kirche
zu Oponitz wieder aufgeflellt wurde, während das
werthvolle Altar-Bild von Kremfer-Schmidt jedoch im
Pfarrhaufe aufbewahrt bleibt. Nach Entfernung des an
die Chor- Wand angebauten Altars fand fich das alte
gothifche Sacraments-Hauschen, welches aus einer
mit Fialen und Giebel decorirten Wandnifche beftand,
leider durch den Altar-Anbau derart ruinirt war, dafs
eine Reflauration unmöglich, war. Bei Ausbrechung
der vermauerten drei Chor-Penfler kamen fowohl die
alten Steinmaafswerke als ein Theil der Gla.smalerci
in unbrauchbarem Zuft:ande zum Vorfchein, wefshalb
fofort die neuen Fenfter nebfl Glasmalerei eingefetzt
wurden. Zugleich wurden die im Chore fehlenden Dienft-
fäulchen nebft Sockel und Capitälen durch neue erfctzt
und das ausgebefferte Gewölbe mit einfacher Malerei
verfehen. Hierauf wurde der neue Hoch-Altar in Form
eines hohen Flügel-Altares aufgeflellt, welcher durch
den Bildhauer Weßreichcr in Linz ausgeführt ift, wozu
die vier Gemälde in den beiden Flügeln von F. Jobß
gemalt find. Mafsgebend für die Form des Altars war
für Gefertigten die im Jahre 1472 von der Zunft der
Mefferfchmiede der Kirche gewidmete und in Freifing
ausgeführte berühmte Monflranz, welche nun wieder
beim Gebrauche den Hauptfchmuck des Altares
bildet. Um der Kirche auch ihre alte Zierde von
Glasmalereien wieder verfchaffen zu können, wozu
ern:erer jedoch die Mittel fehlen, hat fich Gefertig-
ter ohne jede Beihilfe bemüht, unter den Bewohnern
Waidhofens Widmer für die Glasgemälde zu finden,
was ihm auch für die vier Kreuzfchiff-Fenfler bereits
im vorigen Herbfte gelungen ift, wozu die figuralen
Gemälde im Auguft d. J. eingefetzt werden Durch
die Wirkung diefer Fenfter hofft Gefertigter auch für
die anderen Schiffsfenfter Widmer zu finden. Im
September d. J. kommt der neue Seiten -Altar
(Marien-Altar) auf der Evangelium-Seite im Presby-
terium , fowie das neue Communion-Gitter zur Aul-
ftellung. Im Jahre 1882 foll der zweite Seiten-Altar
nebft Kanzel aufgeftellt werden, und wenn die Mittel
aufzubringen find, werden auch in diefem oder nächften
Jahre die Holzmaafswerke in den Fenftern durch
fteinerne erfetzt, fowie die fehlenden Pfeilerdienfte
etc. hergeftellt.
Das Hauptverdienft des Zuftandekommens diefer
Rcftaurationsarbciten gebührt dem kunftfinnigen und
von feiner Gemeinde mit Recht hochverehrten und
geliebten Vorftand der Kirche, Sr. Hochwürden Herrn
Dechant F. Scluniedinger.
H. R. V. Riewel.
CVI
66. Aus dem Thätigskeitsberichtc des Confer-
vators Schmorauz. Die Rcftauration der Decanal-
Kirche in Chrudim wurde im verfloflenen Sommer
nach 23Jahriger Dauer vollftandig nach dem von einer
k. k. Central-Commiffion genehmigten Projecfte bis in
das kleinste Detail trotz der grofsen Schwierigkeiten
und vielen Lebensgefahr ohne den geringften Unfall
glücklich zu Stande gebracht; — dabei auch noch der
Raum vor der wertlichen Stirnfeite, wo früher das
fogenannte „Parapet" bertanden, mit einer Erhöhung
von 6 Zoll mit fchönen regelmafsigen Würfeln aus den
Steinbrüchen bei Trautenau ausgepflaftert, und in
diefem Räume zu beiden Seiten der grofsartigen
V^ortreppe am Haupt-Portale, zwei fchone gegoffcnc
Candelaber gothifchen Styls aus Granit-Portamenten
aufgeftcllt. wodurch nicht nur das Portal und die Kir-
chen-Fagade, fondern auch der Ringplatz in der
nachllcn Umgebung eine gute Beleuchtung erhalt.
(Zumberg.)
Bei Verfaffung des Reftaurations - Proje6les im
Jahre 1855 war das zwar in der äufseren Form auch vcr-
ftummelte Sanclus-Thürmchcn noch leidlich erhalten,
wefshalb diefes nicht in die Reftauration einbezogen
wurde; da jedoch nach dem Verlaufe von 25 Jahren
die Hlccheindeckung ganzlich vom Rofte verzehrt war,
fo blieb nur die Alternative, das Thürmchcn entweder
ganz zu befeitigen, oder neu aufzubauen.
Man entfchied fich für das letztere. Das Thürm-
chcn, welches 7'/^ Schuh Durchmeffcr hat, wurde ftyl-
gemafs neu hergeflellt.
Durch dicfen letzten Schritt der Pietät der Be-
völkerung erreichte die aufscre Reftauration den
ganzlichen Abfchlufs, und es bleibt nur noch für das
Innere die ftylgemafse Herftellung der Altare, Chor-
und Heichtrtühle, fowie des Schalldcckels bei der
Kanzlei als Aufgabe für die Zukunft.
Von den urfprünglichen Einrichtungsftücken ift
nur noch das Mittelbild, ein Schnitzwerk von dem
ehemaligen Hoch-Altare, fowie zwei Flügelbilder er-
halten, welche fchon in früheren Jahren aus der
Sacriftei der Michaeler Friedhofkirche, wo fie ver-
gerten ftanden, ausgehoben, möglichrt reingeputzt,
und in der neuen Capelle des Bürgerfpitals an ganz
trockenem Orte gut aufbewahrt wurden. Man halt
diefe Flügelbilder für eine Arbeit des Chrudimcr
Malers Matoiis Radons. Das gefchnitzte Maria Him-
melfahrt-Bild mit dem englifchen Grufse. Chrifti Geburt,
den heiligen drei Königen und der Heimfuchung fteht
auf der Mensa des Seitenaltars im füdlichen Schiff der
Decanal-Kirche.
Weiters wurde im vorigen Jahre die 1879 begon-
nene Niederreifsung des alten, ganz \'erwitterten Stadt-
mauertheils von der Knabenfchule bis fammt dem
Ncuftadter Thore und den daran angeklebten Hütten
beendet, da hier die Gaffe fo eng war, dafs kaum ein
einfacher Wagen durchfahren konnte.
In archäologifcher Hinficht ift zu bemerken, dafs
an der Stelle, wo jetzt die Knabenfchule fteht, einft
die herzogliche Burg ftand, in welcher Bfetislav I. auf
der Durchreife nach Olmüz am 10. Janner 1055 über-
nachtete und auch ftarb. Das derzeitige Gebäude
mochte wohl noch gröfstentheils von Holz gewefen
fein und dürfte wahrfcheinlich im 13. Jahrhundert
gleichzeitig mit dem Presbyterium der Decanal-Kirche
in Stein erbaut worden fein, weil das Fufsgcfimfe der
noch vorhandenen zwei Strebepfeiler-Fragmente das-
felbe Profil hat, wie das Sohlbankgefimfe am genann-
ten Presbyterium. Von den anderen Beftandtheilen
diefer Burg ift aufser einigen ftarken Mauern weiter
nichts übrig geblieben.
Die öftliche Front der Burg ftand knapp in der
Flucht des 5 Klafter tiefen Stadt- oder Wallgrabens
und man hatte wahrfcheinlich die hohe Schanzmauer
als Unterbau für die Burg benützt, weil die Sockeln
der Strebepfeiler über die Mauerflucht zwei Schuh
vorgekragt erfcheinen, was natürlich dem Bau ein
fehr kühnes Ausfehen gegeben haben mag; fpäter
niufsten jedoch in Folge der grofsen Belaftung fehr
ftarke Setzungen eingetreten fein, da die Schanzmauer
in der Länge der Front 3 Schuh aus dem Loth
hinausgedrückt war; diefem zu begegnen, hatte man
aus der Tiefe des Wallgrabens zwei koloffale, 9 Schuh
geböfchtc Strebepfeiler aus Pläner Kalk aufgeführt,
welche aber auch fchon ganz verwittert waren.
Da nun durch die Regulirung diefes Platzes auch
diefe Streben befeitigt werden mufsten, fo wurde
alles folid fundirt und mit Quadern verkleidet, wodurch
es möglich wurde, die zwei letzten decorativen Ueber-
refte der herzoglichen Burg für die Zukunft als
Andenken zu erhalten.
An der Decanal-Kirche in Holiemnauth wurde
als Fortfetzung die Auswechslung des verwitterten
Sockels und der Mauerhohe bis zum Sohlbank-
gefimfe fammt diefem in der ganzen Länge an der
Nord- und Oftfeite des Presbyteriums bis zur öftlichen
Sacrifteifeite fehr folid aus dem prächtig gefärbten
Hoficer Sandftein durchgeführt.
Für diefen Kirchenbau ift ein aufserordentlich
wichtiger Vortheil dadurch erzielt worden, dafs das fozu
fagen knapp an der weftliclien Haupt-Fagade ftehende,
auch an fich unfchoiie Dechantei-Gebäude in F'olge
Ankaufes eines ganz geeigneten und auch für den
CVTI
Zweck vorllicilliaft i^clcgcncn Ilaufcs an der OlUcitc
liintcr ticin l'rcsbyteriinii nicdci/uicilscn koninil, und
dafs liicduicli zwifchcn der Kirche und dem neuen
Gymnafial Gebiiude ein freier Raum von 20 Klaftern
Tiefe für ]'>richtuni4' einer fchnnen Anlaj^c zur Ver-
fii;j;unL;' bleibt.
Die Sacriftei bekommt einen befonderen Eini;ans^,
der im nachflen Sommer zur Ausführung gelangt
und wobei die Sacriftei fclbfl auch gründlich reftau-
rirt wird.
Von anderen kleinen Kirchen wurde die Reftau-
rirung der Pfarrkirche in Zunibcrg durcligefiilirt, am
10. Oiftober fand die feierliche l^^inweihung ilatt.
\\g\ der Durchführung des Baues zeigte es fich,
dafs die Kirche urfprünglich fchr klein und im gothi-
fclien Styl erbaut war. Auch hier, wie bei fo vielen
alten Kirchen, war die Fundirung eine fehr mangelhafte,
und da ringsum auch der Friedhof angelegt war und
man die Graber knapp bis an die Kirchenmauern
rückte, fo mufstcn natürlich llarke Setzungen nach und
nach eingetreten fein, wefshalb man im 17. Jahrhundert
die gothifcheWolbung desPresbyteriums entfernte, die
Kirche verlängerte und in dem damals herrfchendcn
Renaiffance-Styl ganz umllaltete, fo dafs der urfprüng-
liche Styl ganzlich verwifcht wurde; durch die Um-
wandlung des polygonen Chors in eine halbrunde
Apfide wurden die ehemaligen Strebepfeiler in den
Halbkreis der neuen, 4 Schuh dicken Mauern einbe-
zogen und das neue Presbyteriuni im Halbkreisbogen
mit Lünetten eingewölbt, wobei auch die Sacriftei zur
Erweiterung gelangte und die Capelle angebaut wurde.
Sehr dankend mufs man es anerkennen, dafs das
urfprüngliche fteinerne Sacraments-Hauschen, Fig. 3,
erhalten blieb, welches in der rechtfeitigen Lefene
hinter dem Hoch-Altar fich ganz verfchollen einge-
mauert befand ; diefes wurde bei der vorjährigen
Rertauration von dort ausgehoben und an der Evan-
gelienfeite unter dem Fenfter, da wo es gewifs
urfprünglich war, wieder eingefetzt und dient nach
gehöriger Ausbefferung der Kirche zur Zierde.
Bei der Aufbrechung der Presbyterium-Mauer
fanden fich auch vermauerte fteinerne Gewölbrippen-
iUicke aus der urfprünglichen Wölbung, die Rippen
waren dreimal, und zwar zuerft gelb, zum zweitenmal
roth, zum drittenmal grau bemalt gewefen.
An der Nordfeite des Schiffes fand man auch den
urfprünglichen Seiteneingang, wo das gothifche Thür-
gewände bei der Verlängerung der Kirche einfacli
vermauert worden war.
Die neue Verlängerung war nicht im Antrage,
wurde aber durch den Umftand herbeigeführt, dafs
knapp neben der mit Einflurz drohenden Kirchen-
l'"agade ganz nahe an der nördlichen Ecke fich ein zum
danebenliegenden Meierhofe gehöriger 9 Klafter tiefer
Brunnen befand, welcher den Ruin der F^agade herbei-
geführt hatte. Es zeigte fich, dafs die Brunnengrube
noch weit unter der Mauer ins Innere einfchnitt, und
dafs man die Stirnmauer der Kirche ob dem Brunnen
auf Eichentramen fundirt hatte, welche längft verfault
und verfchwunden waren.
Da die urfprüngliche Brunnengrube über die Ecke
reichte, fo war hier für eine Gurte auch kein fefter
Punkt zu gewinnen , wefshalb die Verlängerung der
Kirche um ein Joch durchgeführt wurde.
VU. N. 1- ,
Die Kirchenmauern nnifsten wegen der feichten
l'"uiulirung ringsum uiUerfangen werden und erhielten
llatt des verwitterten BruchReinmauerwerkes durch-
aus einen Sockel aus Sandllein-Quadern, die fchad-
haften Mauertheile wurden ganz ausgewechfelt, ftatt
der halbrunden wurden hohe Fenfter hergeftellt, das
.Schiff wurde fammt der Decke um 3 .Schuh erhöht,
ilatt dem ganz ausgetretenen Ziegelpflafter mit fchönen
Steinplatten gcpflaflcrt, Altäre und Kanzel nachge-
beffert und neu liaffirt, derMufik-Chor fammt derOrgel
umgebaut und das ganze Innere mit dreifiirbigen
Tonen kirchlich gefliinnit. Das Aeufsere erhielt durch-
gehends neue Dachltuhle, die runde Apfis ein Schiefer-
dach, wurde auch ein ganz neuer Dachreiter für die
San6lus-Glocke aufgeftellt.
Fig. 4. (Zumberg.)
Die in Fig. 4 dargeftellte Wappengruppe befindet
fich an der Aufsenfeite des Presbytcriums'in der Mit-
telachfe unter dem Fenfter.
6"]. Die im 17. Jahrhundert entftandeiie Kirche
deir Inviolata aufser Riva ftammt von einem bisher
unbekannten Architekten. Ein portugiefifcher Architekt
foll aus Rom nach Riva berufen worden fein, den Ent-
wurf zur Kirche zu machen. Ein quadrater Raum mit
halbrunden Altar-Nifchen in den Ecken und je einem
F-ingange in der Mitte der drei Seiten, an der vierten
Seite ein viereckiger, oblonger Ausbau als Hoch-Altar-
raum, daneben Sacriftei und Thurm, bilden den Grund-
rifs des Gebäudes, über demQuadrat-Ixaum der Kirche
ein achteckiger Aufbau mit niedrigem Dache.
Im Inneren eine reiche Decoration der Wände
und Kuppel durch Marmor und Stucco, durch Malerei
und Vergoldung. An den Seiten-Altären Gemälde,
ein Marienbild von 1650, die Bildfchnitzerarbeiten an
den Chorftühlen aus 1609, die Stucco ftammen in der
Mehrzahl von David Roti her. An einem gefchnitzten
Paramenten-Kaften in der Sacriftei lieft man Jofeph
de Benedi(?ta Tridentinus sculpfit 1695.
Die äufsere architektonifche Anordnung ill: ohne
Schmuck und fchon durch die Grundform gekenn-
zeichnet. Der Hauptfchmuck der Kirche befteht in der
inneren Ausflattung, welche den Charakter ihrer Zeit
klar zum Ausdrucke bringt.
Im Jahre 1821 brannte das Dach der Kirche
ab und befchädigten lierabftürzende Balken die
CVIII
Gefimfe und das Mauerwerk. Bald fchritt man zur
Wiederherftclluns^ des Daches. Man arbeitete dabei
nicht mit entfprechcnder Umficht, daher ficli allmalig
arge Schäden an der Kirche herausrtellten, fo das fic
heute in einem baufällii^en Zurtande erfcheint, der zu-
>feif ]ia,t kg<nhm'k'(^iiiiWi
und Zufammenziehung gelalTen wurde, was ein Heben
und Keifscn der Platten bewirkte. In Folge delTcn
konnte das RegenwalTer unter die l'latten gelangen,
das Gebalk blieb beim Mangel an Dachfenftern innen
nafs und gerieth allmalig in Faulnifs.
Eine weitere Folge war, dafs das durch-
rickernde Waller die Stuccatorung
und Malerei befchadigte. Kndlich fchlu
in die Kirche und zerrifs die Wände.
^ Liie-öb^cieu\)t'qöl:' miviv ^'
•sj^'5b^öuiI( d'iwf 'UjqiBip^ jJli
l'«- s-
Enii^
meifl dem allzudünnen Kupfer-Materiale zugefchrieben
wird, mit dem die Kuppel überdeckt wurde, dann der
Befeftigungswcife der Kupferplatten mittelfl Nägeln,
wodurch dem Metall kein Spielraum für Ausdehnung
X'ergoldung
der Blitz
Da das Regenwaffer nicht durch Kinnen
abgeleitet wird, fondern fich über das Mauer-
gefimfe ergiefst, fo find die Mauern, namentlich
an der Wetterfeite, feucht und tragen zur Ver-
ilunklung und Schädigung der Malerei und
Stucco-Dccoration bei.
Correfpondent Dr. Haniffaldi nimmt ficli
diefer Kirche mit Wärme an und verwendet fich
bei der Central-Commiffion für deren Reflau-
rirung.
68. 1^36/ 1^2 p.
In der Stadt-Pfarrkirche zu Eiiiis, im Traun-
viertel, befindet fich auf der Evangelien-Seite die
St. Johannes-Capelle, die bereits 1343 befland,
nach dem Grafen von Walfec, der iliefelbe erwei-
tern und im gothifchen Style umbauen liefs, die
W'alfcer Capelle benannt wird. In diefer Capelle
links, rückwärts an der Wand ifl: ein rothes Mar-
mor-Denkmal 7' 7" hoch, 3' 8" breit, mit folgen-
der Umfchrift in Minuskeln :
Hie . ligt . begraben . der . l*ldl . und . vcft . | Erafm .
Pamkirch . zum . Haws.f.D.ratt . und . phleger .
zu . Enns . gewefcn . ift . \ der.geftarben . ift . am.
phincztag . des .18. tag . Februarij . dem . got . gna-
dig. fey. anno. düij. 1.5. jm 26.jar. I
Und im Felde oben in 7 Zeilen.
Und . hie . ligt . begraben . die . j edel . fraw . Anna .
Pamkirch .
leiwt . hat
•IS
inn . fein
am . 13 .
. 29 . der . got. genadig. ,fey
eliclie . hausfraw .
julli . Anno
tag
die.abge-
domini .
Den unteren Theil des Feldes füllt in abge-
fchrägter Vertiefung das Wappen der Paum-
kircher aus. In einer eigenthümlich ftylifirten
Tartfche, wie felbe in der Zeit der beginnenden
Renaiffance auftreten, ift auf einem Dreiberge
die Kirche mit zweiThürmen. Ueber der Tartfche
nach der linken Seite gewandt ein eigenthüm-
lich geformter Spangenhelm mit arabesken-
artigen Decken, zu beiden Seiten des Schildes
abfallend. Auf der Decke ein mit Federn befleck-
ter, mit einem Kreuze gezierter Stulpluit und
neben diefem ein offener Flug. (Fig. 5.)
Höh. I, pag. 487, gibt die Farben: Schild
roth, Kirche weifs mit rothem Dache, Dreiberg
grün. Decken roth und weifs. Der Stulphut als
Kleinod ift ihm nicht bekannt. l%r kennt nur einen
rothen Flug.
ErasmusPaumkircher war feiner fürftlichen Durch-
laucht Rath undPfleger zu Enns, Befitzer der I lerrfchaft
Haus im Mühlviertel, Verorilner und Steuereinnehmer
in Ober-Ocfterreich.
CIX
6g. Bei Gelegenheit der im Jahre 1864 vorge-
nommenen Rcftaiiririing der Kirche im eliemaligen
Dominicanerklofler refpe(5live l'iarillcncoUegium in
ßi(ihvi/s, welche thcilweife in etwas vanthdifclier Weife
durchgeführt wurde, indem man bedaucriiclier Weife
die aus der Zeit des Kirchenbaues, alfo Zeit Königs
Prcmysi Otakar II. flammende Seiten-Capelie niichd:
lies Presbyteriums und einen Theil der gegenüber-
liegenden Sacriflei demolirtc, wurde auch der Ih-etter-
belag des Fufsbodens befeitigt, in Folge dcffen eine
grofse Anzahl von Grabfleinen zum Vorfchcin kam.
Ohne diefelben irgend welcher Beachtung zu würdigen,
wunlen die meiften zerfchlagen und entfernt, nur
weiu'ge fanden bei Ausbefferung des Kirchenpflafters
eine weitere fehr unpaffende Verwendimg, in der lie feit-
her durch Abtreten gewaltig leiden. \'on dicfen Steinen
fei beif[)ielsweife eines beffer erhaltenen Erwidinung
gethan, er liegt unter dem Mufd<-Chorc und enthalt
unterm Wappen folgende Worte: Ilie ligt begraben
der Edl vnd vefl Cafpar Robmhap vom Suche der
geftorben i(l am Mittwoch vor jubitate Im jar ccccc
vnd Im XXIII. Jar, dem got genadig vnd barmherzig ift.
Auch im Kreuzgange des Klollers befinden fich
defsgleichen einige beachtenswerthe Denkfteine. Es
wiire wohl fehr wünfchenswerth, wenn, wie es an %„
fo vielen andern Orten fchon gefchah , auch
diefe Steine an einem gefchützten Standpunkte
oder im Kreuzgange felbfl aufgeftellt würden.
70. Im Befitze der Gemeinde Stockcran
befindet fich ein filberner, theilweife vergoldeter
Becher (Kelchform, Hohe 2^:^ Cm.) mit getriebc
nen Ornamenten und Masken und der Umfchrift
(in Capital - Buchftabcn) Zv . Stocklieraw . die
. gancze . Gemein . 1585 („Marktrichterbechcr"),
fowie ein fcepterförmiger, ebenfalls filberner und
theils vergoldeter, mit dem Wappen des Mark-
tes und einer (auf den Vicedom M. E. 1 lilleprand
bezüglichen) Umfchrift mit der Jahreszahl 1742 ver-
fehener.hübfch ornamentirter „Marktrichterftab-'.
C. M. Blaas.
71. (Initiale U auf einem Ahlafsbriefe ddo.
26. April ijj8 befindlich.) Derfelbe wurde auf die
jeweilige Dauer von 40 Tagen von 11 Bifchöfen
(Nicolaus V. Nazareth, Jacob v. Salonichi etc.) an
die Egidius-Kirche und Corporis-Chrifti-Capelle
in Korneuburg zu Gunflen deren andächtiger
Befucher ertheilt und 1339 vom Paffauer Bifchofe be-
tätigt. In der Initiale die Figur des heil. Leonhard
mit dem Hunde, im rothen Kleide, der Hintergrund
dunkelblau. Die kleine Figur daneben, wahrfcheinlich
der Caplan der Kirche (rothes Unterkleid, violettes
Ueberkleid), derBuchllabe felbft w^eifs, derUntergrund
theils roth, theils dunkelblau. Ueber dem Worte
,.San6ti" der erften Zeile ift ein kleines Bildchen, ein
die Meffe lefender Priefter, angebracht. Pergament-
Urkunde mit zwölf befchädigten Siegeln im Archiv
der Stadt Korneuburg, aufgefunden in neuefter Zeit
durch den Correfpondenten Blaas.
72. Urkundliche Beiträge zur Gefchiclite des ehe-
maligen grofsen filbcrnen Sarges für die Reliquie des
heil. Leopold in Klojlerneuburg. (VIII.)
1551. 6. November.
Romifcher Kuniglicher Mt. etc. Rath Wolgeborn
l'.dl. Geftrenng gnedig Herren, Eur Gn. haben mir
junigftlichen gnedigift ain fendfchreiben bey Gregor
Baroch, vberfeiiiult, welches jch unnthertenigift, vnd
mit geburlicher Reuerenz angenumben, vnd Euer
Gnaden zuegefchriben jnnhalt vernumben. Darauf jch
\nverzogentlich obgedachten Baroch in feiner Eigener
gegenwicrt, zuefehundt bericht gethon, Wafs \'\\<\ wie
vil am Sarch gemacht vnd noch zuemachenverhaniiden,
Znegleich auch jhme des verfertigten, vnnd vnuerfer-
tigten Silbers, Gewicht vnd Wag, wie vil ain jedes def-
felben, auch des .Silbers, fo noch zum Sarch zuerlegen, er-
jnnerung gethan. Wegen zweiffei, f(jlchcr bericht fey
Iv.vr gnaden Clärlichen Muntlich von jme, aucli aufs
der vifierung gegeben worden.
Gnedig Herren, Nachdem jch vnangefelien das
jch etlichmal, dem Herrn Ludwig Newfarer gefclu'ieben
gethan, das er fich bey Eur Gnad. erkundigen foll. Ob
Eur Gnad. den Sarch vergilt, vnd verklaidt haben
wollen aber nit, jft mir doch niemaln bericht zuekhumbcn.
Bin derhalben folbft Porfchonlichen alhieher zue Eurer
Gnad. zueraifen verurfacht worden, vnnthertenigft vnd
alher hoclift Pittundt Päir Gnad. wollen mir gnedigift
Fig. 6. (Koriieuburg.)
bericht erfolgen laffen.Ob der Sarch an den gebürlichen
Ortten vergilt, zuegleich ob das Edl Gftain in folchen
verklaidt werden fol aber nit. Dann wo I£ur Gnad. die
verklaydung vnd vergildung an folchem gefallig vnd
anemblich were, das mir alfdann Eur Gnad. zu fordrung
der Arbait vnd noch eraifchter notturfft, folche Klay-
natter, verguldung, vnnd zuuor das aufftenndt Silber
gnedigift erfolgen laffen wollen. Auf das aber Eur Gnad.
ainen grundtlichenbericht, wie, aber an welchen Ortten,
vilgedachter Sarch, verklaidt vnd vergit werden fol,
zuemppahen haben. Wil jch (wo es E. Gn. gefällig)
die groffer vifier, nachdem jr zwo, nach meinem guet-
gedunkhen, für mich nemben, die fölbig (vnangefehen
das fie der khlaynern vifier nach wolcher der Sarch
wirt gemacht) wiljch verenndern, vnnd etwo dem Sarch
zum tail gleichvormig machen. Alfdann die Ort vnh
ex
das, wafs doch vergilt vnd vcrklaydt werden Toll mit
Varbcn anflreuchen, machen, vnd anczaigen, daraiilis
fich Eur Gnad. die t,degenhait der Zier, vilLjedaclits
Sarchs, erfichtigen mögen. Solclies hab ich Kur. Gnad.
bericlitweifs, vnangezaigt nit wollen lalTcn. Dero icli
mich hierin Eur. Gn vnnthertenigft befille, darneben bin
jch gnedigiften befchaidts erwarttundt.
Ewr G.
Vnnthertenigifte Gehorfamifter
Merth Paumgartner Goltfchmit
vnd Hiirger in Ülmutz.
1551 13. November.
Romifcher Kii. Mt. etc. Riitli. Wolgeborn Edl
Gertreng gnedig Herren, Auf Eur. Gn. befelch, vnd
bcgern. So mir auf mein jungft gethonen Bericht er-
folgt worden, hab ich S. Leopolts Sarchs vifierung
für mich genumben, jn welchem ain tail deffolben,
auch mit zwayen Appofteln zuuerguldung haben zuer-
meffen. Hefindt jch aber (nach dem der Sarch Lanng
vnd grofs, die verhehung der Pofftamente verkhripf-
fungen, Saulnen vnd gefumbfer fehr hochs, wulche
gleichwol etwo an der vifier nit gefehen mag werden,
das folches mit drey hundert gülden, khaum mag ver-
gult werden, Wo nun folche ains tails in der vificr an-
gezaigtc verguldung, Ewrer Gn. gefallig, annemblichen,
vnd fonderlichen das Eur Gn. bey diefem bericht
bleyben laffen wollen. Bit jch derhalben Höchlichen
Eur Gn. wollen mir mit dem golt. Auch mit dem Auf-
fteunden Silber (nachdem der Merer tail des em-
phanngenen filbers fchon verarbeit) khain aufzigige
verhindrung, wie dann befchehen verner machen. Dann
Eur. Gn. mögen gnedigifl; erwögen wafs für grofser
mercklicher vnkoften, zuuor in der verfaumbnufs. für
genumben. Sonder, zuuerhiettung vnieberwindligs vn-
gefundts, zuainigen, defwögen, ich gar nicht, des golts,
die weil fchon vil zum vergulten aufgemacht, entperen
khindt. Bin hierauf vngezweiflt, Eur Gn. werden mein
bifher eingebieften und erlittenen fchadn, die ver-
hindrung, vnd zuuor die zuenaliung der geftimbten Zeit
gnedigifl: beherzigen, vnd den wege, zu fordrung der
Arbeit, mit furderlicher vberanntworttung des ganczen
Aufltandts, gnedigilt fürnemben. Solches hab ich vnn-
thcrtenigift, Eur Gn. berichtweifs vnangezaigt nit
wollen laffen Der jch \'on Eur Gn. hierauf gnedigill
befchaidts erwarttundt, Thue mich liierin Eur Gn. vnn-
thertenigifl; befehlen.
Eur Gnaden
Vnnthertenigifter Gehorfamifler
Merth Paumgartner, Goltfchmit vnd
Burger in Olmütz.
1552. 15. Februar.
Die wolgeborne geft:rennge vnd crmeffe gunflige
Herren E. G. feint mein gehoiTame willige dieniill
hocliftes vleis allezeit zuuoran berait Gcnedige Herrn
E. G. fchreiben des Datum ft;eet Wienn am neunten
February etctz, zwayundfiinfczigiften Jars mit der Ro.
Ku. Mt. meines allergncdigftcn herren, gefwornen
Camerpot vberfenndt, hab ich mit geburlicher Refe-
rentz emphangen vnd daraus vernommen, das mich
E. G erjnnern wie ich mich in meinem jungft;cn fchrei-
ben habe vernemen laffen, wo mir allain hundert Ain-
fach Ducaten, wie hieuor mit do]>elt \nd ainfachen
Ducaten befcheen, zum \erguklen des ."^archs, ver-
urtlent, wurden, das ich alfsdann vonllundan zuiier
giilden des Sarchs angreiffen vnd allenthalben denfel-
ben fertig machen will, damit ich alfo aufzekhomen
gedächt, darauf mir E. G. die hundert Ducaten bey
Hochgedachter Ro. Ka. Mt. gefchworncn Camer Boten
zuegefchickht, die ich alfo von jme emphangen, vnd
darumb vcrmuge E. G. fchreiben, die zuegefenndte
Quittancz verfertigt mit meinem gewöndlichen Pet-
fchadt dem Herren Vitztumb hiemit vberfendt vnnd
will auch nicht. faumen \'ollend den Sarchen aufs eheft
fo jmmer muglich auszufertigen vnd fouil ich mit dem
golde oder ducaten nur geraichen werde khonncn
oder mügen zuuergoiden khainen vleis nicht fparen,
vnd an mir nichts erwunden lafien, daz ich aber entlieh
folde wiffcn mit gedachten golde (foweit es verordcnnt)
auszekhomen khönncn E. G. felbfl: bedennkhen, dann
ich auch felbfl; gern fache vnd wiire mir mit merern
nutz das das werkh nunmalfs fchon allenthalben ge-
macht vnd verfertigt were dz hab ich E. G. auf jr
fchreiben deren ich mich hiemit thue bevelhen nicht,
khonnen verhalten Datum Olomütz am xv. tage
l-'cbruary Anno im Zway vnnd funfczigften.
E. G.
Dem Pkllen woigebornen geftrenngen vnd Ernueffte
Herrn Ro. Ku. Mt. vcrordenten Camer Ratten der
Niderollerrcichifchen Lande.
Wiliger und gehorfamer
Merten Paumgartner.
73. (Gaisliorn in Oberfleier, Hilzendorf, Lieboch
und Mooskirelien.) Geiftliche Schaufpiele.
Dur :h Vermittlung des Herrn Pfarrers !'. Auguftin
Mikvifcli in Gaishorn ifl mir gelungen, ein fleierifchcs
Paffionsfpiel dort aufzutreiben ; es ifl vielleicht das
letzte im Lande und bildet den Abfchlufs zur Trilogie
des Paradeifs-, Krippcl- und Schäferfpieles, die fich
auf die Fundorte: Hitzendorf, Linboch und Moos-
kirchen vertheilcn und bereits dem hiflorifchcn Verein
von Steiermark eingefandt waren. Das Krippelfpiel ifl
auch fchon feiten, wahrend das Paradeifs- und Schafer-
fpiel noch zu Hitzendorf aufgeführt wurde. Sämmtliche
Spiele wurden der Univerfitiits- Bibliothek zu Graz
ncbfl einer Sammlung von Liedern und Volksge-
brauchen zur Veröffentlichung übergeben.
Meixner.
74. Am 16. Juli d. J. ftarb das Mitglied der Cen-
tral Commiffion P'erdinand Lanfberger, k. k. Profeffor
an der Kunflgewerbe- Schule des öflerreichifchen
Mufcums geboren zu Maria-Schein in Böhmen am
16. Februar 1829. Laufberger war ein rafllos thatiger
und flets vorfchreitender Künfller, eine Zierde der
Lehrkräfte der erwiihnten Lehranflalt. Er bchcrrfchte
das figurale Element, wie das ornamentale vollflandig.
Derfelbe fliand feit 1873 mit der Central-Commiffion
als deren Mitglied in Verbindung, und wandte fich den
Aufgaben diefes Inflituts mit grofsem Interefle und
regem Eifer zu. Er war ihrflets ein gründlicher Referent
und bewahrter Rathgeber. Die Commiffion wird fein
Wirken im beflien Andenken halten.
C**C»?Ci=<&C*>
CXI
Die römifche Tauernftrafse.
Vom Cunfervalor F.. Richter.
l-RCll liic Auffindung einer unycuöhnlich voU-
Ev3l ll'"idigcn Reihe römifcher Meileniicine, welche
irj^^^i fich zum Theile im Salzburgcr Mufcum befin-
den, zum Theile an der jetzigen rollrtrafse nahe ihren
I""undpl;itzen aufgeüellt find, war der Lauf der römi-
fchen Strafse über den genannten Pafs längfi: jedem
Zweifel entrückt. Die Seftion Pongau des deutfchen
und öflcrreichifchen Alpenvercins gab nun die An-
regung zu einer genaueren Nachfuchung, ob nicht der
Zug der römifchen Strafse, deffen Sichtbarkeit der
Volksmund behauptete, wirklich nachgewiefen und
dann das reifende Publicum auf diefe Merkwürdigkeil
aufmerkfam gemacht werden könnte. In Folge deffen
begab fich am 7. September vorigen Jahres eine Art
Commiffion, beftehend aus dem Vorfland des genann-
ten Vereins, Herrn Steuer-Infpeflor Heldenberger in
St. Johann, dann Herrn Dr. Prinzinger, Vorftand der
Gcfellfchaft für Landeskunde in Salzburg und dem
gefertigten Confervator an Ort und Stelle, um unter
Vernehmung des ortskundigen Wegmacher-Perfonales,
fowie anderer Vertrauens-Perfonen befonders des
Herrn A. Kohlmayer, Poftmeifters von Untertauern,
fowohl die angeblichen alten Wegfpuren zu befich-
tigen, als auch die wirklichen P\mdll:ellen der Meilen-
fteine zu conftatiren.
Um nun das allgemeine Ergebnis diefer Nach-
forfchinig gleich von vornherein anzugeben, fo fand
fich allerdings auf einer Reihe von Stellen eine fehr
deutliche Spur davon, dafs in der Vergangenheit die
Strafse durch das Tauernthai eine andere Lage gehabt
habe, als die gegenwärtige Pofiftrafse. Theils höher,
theils tiefer am Bergabhange hinlaufend, als die letztere,
mehreremal auch am entgegengefetzten Flufsufer
findet fich eine, jetzt meift mit Wald überwachfene,
aber noch ganz deutliche, einige Meter breite Weg-
fpur. Von mehreren diefer Wegftücke ift bekannt, dafs
fie bis in die neuere Zeit noch benützt worden find,
und dafs erft: ganz neuerliche Umlegungen der Poft-
flrafse diefe Stücke zu verlaffenen gemacht haben. Sohin
unterliegt es kaum einem Zweifel, dafs die befagten Weg-
fpuren zunächlT: den Zug der mittelalterlichen Tauern-
ftrafse andeuten. Wo follen wir nun die römifche
Strafse fuchen? Es liegt in der Natur einer engen
Hochgebirgsfchlucht, dafs für den Wegbauer die freie
Wahl, wo er den Strafsenzug anlegen wollte, fehr be-
fchrankt war; ferner dafs an den meiften Stellen die
Strafse nur als Einfchnitt in eine mehr oder weniger
fleile Böfchung geführt werden konnte. Wenn wir alfo
allenthalben im Tauernthai jene obenbefchriebene alte
Wegfpur vorfinden, fo fpricht die Wahrfcheinlichkeit
ficherlich dafür, dafs wir hier auch die Spur der
römifchen Strafse vor uns haben, umfomehr, als man
im Mittelalter gewifs alle noch vorhandenen Anlagen
fchon aus Sparfamkeit benützt haben wird. Die Wahr-
fcheinlichkeit wird aber nahe zur Gewifsheit erhoben
durch den Umlland, dafs die vorgefundenen Meilen-
VII. N. F.
Heine, vier an der Zahl, an jenem alten Weg-Tra6lus
aufgefunden worden find. Sie flehen zwar jetzt an der
Pollflrafse aufgcftellt, find aber erft nach ihrer Auf-
findung, vor einigen Jahrzehnten an ihre jetzigen Platze
gebracht worden.
Die Gründe, warum die gegenwartige Poftflrafse
von dem alten Zuge abwich, find meiftentheils leicht
einzufehen. Die neue Anlage ifl eben luxuriöfer, und
da die Techniker der Gegenwart über Sprengmittcl
verfügen, welche die Alten nicht hatten, fo brauchte
man Felswände und Engpäffe weniger zu fcheuen.
Die Wegltrecke von Untertauern bis zum Gaft-
hof in Obertauern an der Pafshöhe beträgt rund
9 Kilometer, nach der Poftftrafse gerechnet. Auf 4125 M.
wird nun diefe von dem befchriebenen noch fichtbaren
alten Strafsenzug begleitet, auf etwa 2000 M. Länge
dürften beide zufammenfallen, der Refl: mit nicht ganz
3000 M. kommt auf eine Abweichung des alten Zuges
vom neuen, wo der alte Zug nicht mehr fichtbar ift.
Die erfte Abweichung der beiden Strafsen findet
fich bereits wenige hundert Schritte hinter Untertauern
beim Wegmacherhaufe, indem die neue Strafse in der
Tiefe des Thaies fortlauft, die alte an der rechten (oft-
lichen) Thalwand als etwa 2 M. breiter Einfchnitt in
die Böfchung bergauf fteigt. Der Grund diefer Trennung
liegt am Tage. Etwa einen Kilometer weiter thalein-
wärts nämlich, befindet fich eine Thalenge, welche
durch einen Felsriegel von ungefähr lOO M. Höhe der
Keffelwand hervorgerufen wird. Die neue Strafse folgt
nun dem Bachlaufe, betritt den engen Felsfpalt, welchen
fich diefer letztere durch den Felsriegel gegraben hat,
wo die ganze Strafsenbreite aus dem Felfen heraus-
gefprengt ifl, und gewinnt fo den Thalboden hinter
der Enge. Der alte Zug überftieg aber den Felsriegel,
indem er allmälig an der öftlichen Thalwand aufwärts
führt, und dann innerhalb der Keffelwand fich wieder
ebenfo allmälig fenkt. In diefer ganzen Strecke, auf
eine Länge von mehr als einem Kilometer, ift die alte
Strafse noch ganz deutHch fichtbar, ja wohlerhalten.
Die Höhe des Felsriegels heifst der „Kniebeifs"; die
Strafsen-Anlage durch die Enge ift jedenfalls fehr
jungen Datums. Dafs die Römer auch über den Knie-
beifs gefahren find, geht aber mit Sicherheit daraus
hervor, dafs auf dem alten Strafsenftücke 1854 (oder
iS38)ein römifcher Meilenftein gefunden wurde, welchen
die Wegmacher reiiiHck abgcmcifselt, mit den Worten
„Zur Erinnerung" gefchmückt, und an der Stelle der
Trennung der alten und neuen Strafse aufgeftellt haben.
Trotz fo fchmählicher Behandlung geftattet aber die
Beftimmtheit der Fund-Notiz, das Stein-Material und
die Geftalt kaum einen Zweifel, dafs man es mit einem
echten römifchen Milliare zu thunhabe.
Auf der Höhe des Kniebeifs finden fich die Refle
einer Verfchanzung aus den franzöfifchen Kriegen zu
Anfang unferes Jahrhunderts. Die alte Wegfpurheifst
nach Verficherung der Wegmacher allgemein „die
CXII
Römerflrafse^ ; wohl nur in Folge archäologifcher
Weisheit, welche auf irgend einem Wege popularifirt
worden ift.
Die nächften 2' , Kilometer lauft die Strafse in
einem engen ziemlich fteilwandigenThale. In der erflen
Hälfte diefer Strecke fallen beide Züge meift zufammen
oder gehen doch nur auf wenige Meter auseinander,
fo dafs man die alte Strafse unmittelbar neben und ober
der neuen durch den Wald laufen ficht; in der zweiten
Hälfte trennen fie fich aber völlig, indem die alte dem
rechten Ufer treu bleibt, die neue aufdas linke Ufer über-
fetzt. Nahe der Trennungsftelle lieht der zweite Meilen-
ftein 124 Cm. hoch, 36 Cm. dick, wie alle anderen aus dem
fchönen weifsen Marmor des Steinbruches am Scheid-
berge, jenfeits des Tauern. Er wurde 1827 über der
„Hohlwand" an der alten Strafse aufgefunden; Schrift-
züge find nicht mehr fichtbar, was fich bei diefen und den
folgenden Steinen aus der etwas blättrigen Befchaffen-
heit des Marmors erklärt, indem das oberfle Blatt, auf
welchem die Schriftzüge ftanden, abgefallen ift.
Bei der Wiedervereinigung der zwei Strafsen fteht
der dritte Meilenftein, welcher 1856 an dem alten
Wege gefunden und auf Befehl des damaligen Weg-
Ingenieurs Flamlifchberger mit einem Gefpann von
vier Ochfen und unter fchwerer Arbeit an feine jetzige
Stelle gebracht wurde. Er ift von aufsergewöhnlicher
Gröfse, 165 Cm. hoch, (ein Stück von angeblich mehr
als ' j M. fteckt noch in der Erde), 50 Cm. dick, die
Schriftfpuren, welche Einige bemerken wollen, ergeben
doch keine Lefung. Das oberfte Stück ift abgebrochen
und durch einen Eifenftift befeftigt.
An diefer Stelle ändert fich der Charakter des
Tauernthaies. Es beginnt nämlich die ebene Stufe der
Gnadenalpe; ein fchöner weiter Grund, welchen der
Bach in mancherlei Armen und Windungen durch-
fliefst. Doch benützt die Poftftrafse diefe ebene Stelle
nicht, fondern zieht am öftlichen Abhänge hinauf, um
die nächfte höhere Thalftufe von Obertauern zu
gewinnen. Diefe Stufe fällt zu der Gnadenalpe fo fteil
ab, dafs der Bach fich in Cascadcn auflöft, wovon die
grofstcder Johannes-Fall, als befondere Sehenswürdig-
keit gilt. Er wird von der Poftftrafse aus auf einem
kurzen Seitenpfade erreicht. Wo fich diefer abzweigt,
fteht der vierte Meilenftein, 156 Cm. hoch über dem
Boden, 50 Cm, dick, mit folgenden
Infchriftsfpuren :
Diefe Lefung weicht von der im
//IX
x//
Corpus Infcr. 5721 gegebenen nicht ^ ,.,, r
unbedeutend ab ; erfcheint aber ^ //// --^
ziemlich ficher und der des Corpus /////////^
vorzuziehen, denn letztere rührt nur C D <
aus den .Aufzeichnungen des falzbur- *- v/O
gifchen Alterthumsfreundes Andreas N I" V
Seethaler her , der auch andere
römifche Infchriften, die viel leichter / \C P V
leferlich find, falfch entziffert hat. ^ /,
Dort bemerkt man auch zum \^ '/ '
erftenmal wieder die Spur des alten // '^
Weges, in Geftalt eines fteil anftei-
genden Hohlweges, wo auch der eben befchriebene
Meilenftein Mitte der Dreifsiger Jahre gefunden wurde,
und zwar oberhalb des Johannes-Falles in der ,,Dri-
fchübelhalt" und nicht im „Alpcnfchutt des Johannes-
falles", wie das Corpus Infcr. nach Seethaler fchreibt.
Diefes durch den Meilenftein als römifch legiti
mirte Strafsenftück erweift nun auch, dafs der alte Zug
den ebenen Boden der Gnadenalpe benützte, dann in
der Nähe des Baches neben denCascaden fteil aufwiirts
führte. Die neue Strafse vermeidet, wie erwähnt, diefen
fteilen Anftieg, indem fie den Boden der Gnadenalpe
gar nicht betritt und fofort an der öftlichen Thalwand
langfam aufwärts fuhrt. Doch war die alte Anlage in-
fofern klüger, als die bezeichnete Stelle der neuen
Strafse an der Scheukwand fehr lawinengefahrlich ift.
Auf diefer Strecke ift vom alten Zuge wenig oder
nichts fichtbar, man kann feinen Lauf niir aus der
Stelle nächft dem Meilenfteine erfchliefsen.
In der letzten Wegftrecke bis Obertauern ficht
man den alten Strafsenzug wieder abwechfelnd links
und rechts des neuen laufend oder mit diefem zu-
fammenfallend.
Somit unterliegt die Erkennbarkeit der Römer-
ftrafse an der Nordfeite des Radftädter Tauern keinem
Zweifel.
Ueber den Dom zu Parenzo.
Von Heinrich Freiherrn' v. Ferflel.
fER Dom' von Parenzo, unbedingt das inter-
cffantefte Baudenkmal altchriftlicher Kunft in
*i^^J\ Oefterreich, befindet fich gegenwartig und
insbefondere in Folge der zuletzt vorgenommenen
Reftaurations-Arbeiten in keinem folchen Bauzuftande,
' Freiherr v. Ferflel hatte als Mitglied der Cenlral-Commirfton diefe
auf einige an diefem Dome vorgt^nommene Reflaurirungcn aufmerkfain ge-
macht, von denen er felbft durch einen Fachmann Keiintnifs erhielt. Die Ccn-
tral'Commiffion fah fich darüber veranlafst, die k. k. Statlhalterei in l'riefl um
Mittheilungen über den Stand der Redaurations-Arbeitcn m Dome vun
Parenzo zu crfuchcn.
In Folge weiterer von Seite derfclben k. k. Commiffion an Freiherrn
V. Ferflel gerichteten Aufforderung, hat er fich perfönlich von den erwähnten
Reftaurations-Arbeiten Kenntnifs verfchafTt, den Dom unterfücht und mit den
am Ort befindlichen, an der Reftauratton betheiligten mafsgebenden Perfön-
lichkeiten Rückfprache gepflogen. Das Ergebnifs diefer am 12. und 13. April
gepflogenen Unterfuchung ift der hier verotTcntlichte an die Central. Com-
miffion gerichtete Bericht.
welcher dermalen zu einer ernften Beforgnis \\egen
weiter fortfchreitenden Verfalles Anlafs gibt.
Die Bedachungen fämmtlicher Objefle find in
gutem Zuftande, jene des Baptifteriunis ift ganz neu
hergeftellt worden. Der vorher verfallene Vorhof ift
wieder in Stand gefetzt; das Mauerwerk fcheint durch-
gängig feft und gefund zu fein. Das Baptifterium zeigt
allerdings nur den rohen Mauerkern, der im Innern
jeder architeftonifchen Bekleidung entbehrt. Das
Innere der Kirche hat eine zwar wenig ftylvolle aber
folide Pflafterung an Stelle der ehemals beftandenen
fehr fchadhafteii, aber jedenfalls mit dem Bauwerke
in befferer Harmonie geftandenem Fufsbodenbeklei-
CXIII
düng, aus Mofaikcn und Grabplatten begehend, er-
halten. Der mittelalterliche Gluckenthurm ill logar
leider ^am neu uberm'ortelt und geivei/siget worden.
Vom bautechnifchen Standpunkte kann die
Rertauration, foweit diefelbe auf die Hintanhaltung
vveitergreifender Zerflorung des Bauwerkes gerichtet
war, fomit als entfprechend bezeichnet werden, und
wenn eine allerdings erwünfchte Siiuberung der Wände
und Decken im Zufammenhange mit einer von künft-
lerifcheni Sinne geleiteten Ablofung der Wände vor-
genommen werden möchte, um eine einigermafsen
harmonifche Verbindung der altehrwürdigeniheile und
der im Laufe der Zeit den Denkmalen zugefügten
ftörendcn Veränderungen zu bewcrkllelligen, fo dürfte
das Bauwerk für die gottesdienllliche Benützung
wieder vollftändig geeignet befunden werden, und
würde hiermit den nachftliegenden Wünfchen der hohen
Geirtlichkeit und insbefondere jenen des hochwürdigen
Herrn Bifchofes entfprochen werden können.
Soweit der Berichterltatter Gelegenheit hatte,
fich von der Befchaffenheit der neuerdings durch-
geführten Reftaurations Arbeiten zu überzeugen, fo
fcheinen diefe Herflellungen auch durchaus folid und
mit Verwendung guter Bau-ATaterialien ausgeführt,
daher technifch durchaus nicht zu beanftanden.
Von diefer rein technifchen Seite abgefehen, bleibt
dagegen für den Freund und Bewunderer alter Kunll-
und hiftorifcher Denkwürdigkeiten eine Reihe von
Wünfchen offen, und zugleich ein inniges Bedauern
über die verhältnismäfsig geringe Erhaltung der alten,
dem urfprünglichenBauzuftandentfprechenden Details,
fowie über den fichtlichen Verfall der noch beftehen-
den, theilweife nur noch in letzten Spuren vorhandenen
wunderbaren Schmückungsmittel der alten Bafilika.
Eine aufmerkfame Beobachtung des Werkes
zeigt, dafs man es mit einem fehr alten, der früheften
und zugleich beflen Zeit der altchriftlichen Kunfl an-
gehörenden Denkmale zu thun hat. Zwar kann das-
felbe nach feiner gegenwärtigen baulichen Befchaffen-
heit und Ausflattung kaum vor Abfchlufs des erften
Jahrtaufends unferer Zeitrechnung gefetzt werden,
und gehören einzelne Details einer fogar noch jüngeren
Zeit an. Dagegen geben andere Details fowie die
Säulen und Capitale, und zahlreiche andere Fragmente,
wie die von alten Ambonen herrührenden Theile,
Zeugnis von einer weit älteren Bau-Periode.
Die genannten Details flimmen vollftändig mit
Baureilen der alterten ravennatifchen Bau-Periode
überein, find wahrfcheinlich aus derfelben Schule her-
vorgegangen und dürften fonach fpäteftens dem
5. Jahrhundert angehören.
Nicht minder deutlich für diefe frühe Zeit
fprechen auch die leider nur in geringen Fragmenten
noch vorhandenen Ueberrefte der alten Fufsboden-
Mofaiken. Diefelben gehören jedoch verfchiedenen
Perioden an, und find auch technifche Unterfcheide
nachweisbar. Die alterte Sorte irt eine in Form und
Technik ganz mit den bekannten römifchen Mo-
faiken übereinftimmende Pflafterung aus gröfstentheils
fchwarzen, rothen und weifsen Steinchen , in den
üblichen einfachen Deffins der römifchen Fufsböden
geformt. Die zweite Sorte irt ein in byzantinifchen
Müllern und in reicherer Farben- Scala ausgeführtes Mo-
faik. Beide Arten find in einer Tiefe von beiläufig einem
Meter unter dem gegcnwiirtigen I'ufsboden der Kirche
aufgefunden worden, und zwar nicht nur im gegen-
wartigen Kirchenraume, der muthmafslich feiner ganzen
Ausdehnung nach die letzterwähnte Pflafterung heute
noch enthält, fondern auch aufserhalb desfelben, woraus
hervorgeht, dafs das urfprüngliche Kirchengebäude
entweder eine gröfsere Ausdehnung als das gegen-
wärtige hatte oder, was allerdings wahrfcheinlicher ift,
dafs ehedem verfchiedene mit der Bafilika im Zufam-
menhange rtehende Nebengebäude bertanden haben
mochten.
Ganz geringe Spuren von einer dritten Sorte Mo-
faiken, mit dem die gegenwärtige, der letzten Bau-
Periode angchörige Bafilica bekleidet war, vervoll-
ftändigen diefe hoch intereffante Colleclion der Fufs-
bodenbelege.
Mehr als wahrfcheinlich wird demnach die An-
nahme gelten können, dafs an Stelle des alten, auf
wefentlich erhöhtem Terrain und mit Benützung alter
Baufteine, namentlich der Säulen, und wahrfcheinlich
auch auf den alten Fundamenten, das gegenwärtig
bertehende Gotteshaus errichtet wurde, welches dann
im Laufe der Zeit jene Ausftattung erhalten haben
dürfte, von welcher heute noch einzelne Rerte erhalten
find. Ebenfo dürfte angenommen werden können, dafs
auch der Vorhof, fowie das Baptirterium der Haupt-
Dispofition nach dem alterten Grundgedanken diefer
intereffanten Gefammt- Compofition angehören, wo-
gegen der Glockenthurm in feiner heutigen Form
wenigrtens errt ein Werk des Mittelalters irt.
Trotz der äufserft geringen Refte des einft fo
fchmuckreichen Gebäudes, und trotz der vielen äufserrt
rtorenden Zuthaten fpäterer und fogar der neuerten
Zeit, bildet der Dom von Parenzo in feiner Totalität
heute noch eines der wenigen erhaltenen Beifpiele,
welches den erhabenen Ernrt altchrirtlicher Kunrt aus-
rtrahlt, und wird derfelbe gerade durch den erfchöpfen-
den Inhalt aller Erforderniffe einer Bafilika ein voll-
ftändiges Specimen diefer Kunrtrichtung. Bezüglich
der Compofition wird derfelbe von keinem andern
Denkmale diefer Art weder in Ravenna noch in Kom
übertroffen.
Alterthumlich find im Dome von Parenzo noch
die S'iulen, die Stück-Decorationen an den die Säulen
verbindenden Bögen auf der linken Seite des Schiffes.
Ferner der reiche Mofaiken-Schmuck in der Abfis des
Hauptfchiffes und die hoch intereffante, in Art des
Opus Alexandrinum ausgeführte Wandverkleidung
dafelbrt, ebenfo die Refte der Mofaiken in den fonft
arg verrtümmelten Abfiden der Seitenfchiffe. Ebenfo
find die drei Fenrteröffnungen in der Haupt-Fagade
noch urfprünglich. Dagegen find die im Aeufsern theil-
weife noch erkennbaren Fenrter der Langfeiten des
Hauptfchiffes durch zopfige halbkreisförmige Fenrter
erfetzt worden.
Die gewifs fehr intereffanten Holzdecken, welche
einrt die drei Schiffe bedeckt haben mochten, find ver-
fchwunden.Von einer Bekleidung der Wände im Lang-
haufe mit Mofaiken, mit Tüpfelungen oder mit Stuck,
infofern folche überhaupt je zur Ausführung gekom-
men fein foUtc, irt mit Ausnahme der oben fchon be-
rührten Stuckirung in den Bogenleibungen der einen
Seite der Arcaden keine Spur mehr vorhanden. Die
Wände des Langhaufes bedecken einige der Barokko-
CXIV
Zeit angehörige Oelgemalde, und find die übrigen
Wandflachen des Innern mit brutalen und llorenden
Decorations-Malereien im gothifch fein wollenden
Style bedeckt.
Das Langhaus ift erweitert durch zwei an beiden
Seiten desfelben fymmetrifch angebaute Capellen,
welche nach dem Langhaufe durch Arcaden geöffnet
find, die den Arcaden des Hauptfchiffes nachgebildet
wurden. Diefe Zubauten follen erfl aus dem Anfange
diefes Jahrhunderts rtammen.
An den Wänden der Kirche find verfchiedenc
interefifante alte Bau-Fragmente und Monumente theil-
weife wenig günflig placirt. Der hoch intereffante
Altar-Raum ift durch ein häfsliches eifernes Gitter ab-
gefchlofiTen. Der modernen aus Marmorplatten herge-
ftellten Pflafterung gefchah bereits Erwähnung.
Am Aeufsern der Bafilika find wohl unverwifchte
Spuren des hohen Alters, aber auch folche der viel
fachen und pietätlofen Reftaurationen fpäterer Zeiten
erkennbar.
An dem Vorhof find nur die Säulen an den drei
Seiten desfelben noch alt, während die Säulen an der
vierten Seite, fowie fämmtliche Bogen und mindeftens
die aufsen fichtbaren Theile des Mauerwerkes, der
neueften Zeit angehören. An den neuen Säulen, welche
genau den alten nachgebildet find, ift der Mangel des
freien Erkennens der Eigenthümlichkeiten alter Form-
gebung, fowie eine gewifle Härte der Modellirung in
den Capitälen ftörend. Die moderne Uebermörtelung
der Wände und Bögen ift ganz kahl und der Mangel
jeglicher Profilirung contraftirt empfindlich mit der
graziöfen Gliederung und Ornamentik an den alten
Säulen.
Das Baptifterium ift, wie fchon erwähnt, nur in
dem rohen Ziegelmauerwerk erhalten und find felbft
in diefem vielfache Veränderungen von der alten
Befchaffenheit derfelben zu conftatiren.
Aus diefem feltfamen Gemifche uralter Bau-Frag-
mente und moderner Nothbauten, welches allerdings
den Grundgedanken des alten Vorhofes wiedergibt,
erhebt fich in rührender Erhabenheit die alte Haupt-
Fagade der Bafilika mit dem allmälig fich abbröckelnden
Mofaiken-Schmuck an der Wand des llochfchiffes und
im Giebel. Auch die drei, den Kirchcnfchiffen entfpre-
chenden Eingangsthüren find alt und fehr interefiant.
Wenn es ein Leichtes war , im Vorftehenden
eine beiläufige Schilderung von der heutigen Erfchei-
nung des Domes von Parenzo zu geben, und wenn es
bei diefer Gelegenheit möglich war, auch die inter-
effanten alten Theile und deren Provenienz hervor-
zuheben, fo läfst fich doch mit weit geringerer Sicher-
heit die Frage, wie eine etwa in Ausficht genommene
ftylgemäfse Reftauration durchzuführen wäre , beant-
worten. Und doch wäre eine folche eines der interef-
fanteften Probleme, welches an einen mit den Er-
forderniffen eines derartigen Denkmales vertrauten
Architeclen geftellt werden könnte. Auch find fowohl
an diefem Denkmale felbft zahlreiche unfehlbare
Anhaltspunkte vorhanden, als auch die gleichartigen
Monumente von Rom und Ravenna zur I^rgänzung
des hier fehlenden vorbildlichen Materials herange-
zogen werden könnten.
Unfere modernen Anfchauungen und Baugewohn-
heiten liegen aber jener Zeit, welche diefes Denkmal
Bedeutung feines
reprafentirt , fo aufserordentlich fern, dafs es — wie
die wenig glücklichen Reftaurationen ähnlicher Denk-
male in Rom beweifen — ein aufserordentlich tiefes
Studium und ein Verfenken in jene uns fo fern
gerückte Zeit, und vor Allem einer aufserordentlichen
Pietät bedürfte, um die Reftauration in jenem ange-
deuteten Sinne durchzuführen.
Wenn fich aber auch jener felbftlofe und pietät-
volle Künftler finden liefse, dem mit Beruhigung eine
derartige Aufgabe anvertraut w-erden könnte, fo werden
vorausfichtlich jene grofsen Geldmittel, die zur Durch-
fuhrung eines folchen Unternehmens erforderlich waren,
nicht aufzubringen fein. Und fo werden wir wohl für
alle Zukunft darauf verzichten muffen, den Dom von
Parenzo in jener fchmuckreichen und einheitlich
wirkenden wirkungsvollen Erfcheinung zu erblicken,
auf welche die Erbauer desfelben unbedingt bedacht
waren und welche auf folche Weife auch eine der
würdigften Formen für das Gotteshaus erfonnen haben.
Wenn aus den oben angeführten Gründen auf
eine voliftandig durchgeführte ftylgemäfse Reftauration
diefes Baudenkmales fohin wohl nicht ernftlich gedacht
werden kann, fo würde unfere Zeit doch auch der
Vorwurf einer unverantwortlichen Verfaumnis treffen,
wenn diefelbe nicht alle aufbringbaren Mitteln anwen-
den würde, um das Wenige noch Erhaltene alter Kunft
und Technik vor dem nun rafch fortfchreitenden
gänzlichen Ruine zu retten und damit ein Denkmal zu
erhalten, welches nach Alter und
Gleichen fucht.
Hiebei ift auch darauf Rückficht zu nehmen, dafs
der Dom zu Parenzo nicht nur ein hoch intereffantes
hiftorifches Denkmal, fondern auch ein dem gottes-
dienftlichen Gebrauche dienendes Bauwerk ift, welches
fortan in würdiger und folider Befchaffenheit erhalten
werden mufs, und dafs es alfo unausgefetzt des Auf-
wandes gewiffer Geldmittel bedarf, damit auch diefem
letzten Zwecke Genüge gefchehe.
Werden diefe nun unerläfslichen Geldmittel in
folchem Sinne angewandt, dafs cinerfeits das wenige
noch beftehende eines alten Kunftwerkes ftets und
pietätvoll erhalten bleibt und dafs andererfeits alle
baulichen und decorativen Vornahmen möglichft in
dem Sinne durchgeführt werden, um die Erfcheinung
des Hauwerkes den Intentionen feiner Gründer zu
nähern, fo kann es mit verhältnifsmäfsig geringen
Geldopfern gelingen, das Denkmal in einer Reihe von
Jahren nicht nur in feiner baulichen Befchaffenheit
mehr zu confolidiren, fondern auch die Erfcheinung
feines Aeufsern fo wie feines Innern in mehr charak-
teriftifcher und ftylvoller Weife zur Geltung zu bringen.
Wie weit in diefer Hinficht zu gehen fein wird,
läfst fich mit wenigen Worten nicht fagen, und hängt
auch davon ab, welche Geldmittel zur Verfügung
geftellt werden. Jedenfalls foUte die Confervirung alles
Alten, fowie die richtige Placirung alter Fragmente
die erfte und mafsgebende Richtfchnur bilden.
In letzterer Hinficht befteht bei der Kirchenvor-
ftehung die löbliche Abficht, den Vorhof und das Bap-
tifterium gewiffermafsen in ein Mufeum umzugcftalten,
dort die zahlreichen vorhandenen alten Fragmente
und Grabdenkmale aufzuftellen. Dafs auch hierzu ein
Verftändnis von der Bedeutung und ehemaligen Ver-
wendung diefer alten Bruckftücke gehört, ebenfo wie
cxv
ein CT^evviffer nflhctifcher Sinn für eine zvveckmhfsif^e
und inftruftivc Aufftcllung, (leht aufser Frage. Noch
gröfsere Wichtigkeit als diefer Sammking altchrift-
licher Kunftgegenflnnde wäre der l-lrhaltung der mit
dem Hauwerke im Zufammcnhange flehenden alten
Fragmente beizulegen.
In diefer Bezieliung erlaubt fich der Berichlerflat-
ter die Aufmerkfamkeit der Central-Commiffion in
erller Reihe auf die Mofaiken an der Weft-Fagade des
Domes zu lenken, tlie allerdings in fehr verfallenem
Zuflande fich befinden, und falls nicht baldigft Abhilfe
gefchaffen werden follte, rafch einem gänzlichen
Ruine entgegengehen werden. In Parenzo fcheint man
diefes Schickfal des äufseren Mofaiken - Schmuckes
auch für entfchieden zu halten. Und doch ift gerade
dicfe Partie die intereffantefte des ganzen Bauwerkes,
und mit Rückficht auf den Zuftand, welchen diefe
Seite der Bafiliken von Rom und Ravenna zeigen, ein
Unicum.
Es wird daher dringend empfohlen, diefer Partie
des Domes von Parenzo eine befondere Aufmerk-
famkeit zu widmen^ dabei kann nicht gezweifelt werden,
dafs es gelingen wird, die noch gut fichtbaren Mofaik-
Felder durch zweckmäfsigc Rcflauration dauernd zu
erhalten. Von anderen bereits verfallenen Partien der
Mofaik-Bekleidung find mindeftens noch die Contouren
in den Eindrücken auf den Grund erhalten.
Eine gründliche Unterfuchung würde darthun,
wie weit in diefer Richtung Reflauratiouen zuläffig
wären, und wäre für die übrigen als verloren erklarten
Partien, mindeftens die Abnahme der Formen, die in
den Grund eingedrückt find, empfehlenswerth.
Aber auch die Mofaiken im Innern der Kirche und
die Wandtäfelung in der Abfis bedürfen der Nachhilfe.
Diefe flüchtige Erörterung follte darthun , dafs
es nicht nur ein A61 der Pietät ift, eine fachgemäfse
Reftauration des Domes ernftlich in Betracht zu ziehen,
fondern dafs eine folche mit verhältnismafsig geringen
Mitteln und mit einem gcwifs fehr dankenswerthen
Refultate durchzuführen fein würde.
Den erften Schritt dazu hätte eine gründliche
fachmännifche Unterfuchung und einemöglichft genaue
Aufnahme des Bauwerkes zu bilden, wodurch erft
jene unerlafsliche Grundlage gefchaffen würde, auf
welche die weiteren Anträge bafirt werden können.
Reife-Notizen über Denkmale in Steiermark und Kärnten.
Von Dr. Karl Lind.
IX.
(Mit 4 Text-IUuftrationen.)
J.1N der Anna-Kirche zu Sagor befindet fich als
ä-jg g#ffl inwendige Thurmllufe beim Wefleingange eine
Ijy^yjtt graue Kalkfteinplatte von 2 'Ol M. Länge und
O'Si M. Breite. Fig. i veranfchaulicht die Zeichnung
der Platte, mit Kreuz und Wappenfchild. Die Zeich-
nung ift blofs in Contoureft ausgeführt, das fchraffirte
Feld im Schilde ift rauh und vertieft. Die Buchftaben
der Umfchrift find kräftig. Sie lautet: hie leit bernhart
rotnftain ta nach chrift geport veronnen warn drev-
zehnhundert jar f. Es il\ dies eine der alterten deutfchen
Auffchriften an kärntnifchen Monumenten und mag
wohl von einem Zeit- und Turniergenoffen des Minne-
fängers Ulrich von Lichtenftein in der nahen Steier-
mark ihr V'orbild genommen haben.
Unter den Glocken der Anna -Kirche ift die
kleinfte mit dem Spruche: „o maria hilf uns aus aller
not amen" geziert; fie dürfte aus der Mitte des 15. Jahr-
hunderts flammen; in der Sacriftei ein Kelch aus dem
15. Jahrhundert, klein, der Fufs fechsblättrig, der Nodus
aus getriebenen wulftigen Blättern mit eingravirten
Blättern, der Schaft quadratifch. '
Die im Decanate Eberndorf gelegene Pfarrkirche
zu Sittcrsdorf ift nach Art einer Bafilika angelegt,
doch ilt diefelbe neueren Urfprungs und nur im Pres-
bytermvi gothifchen Charakters. Das rundbogig
gewölbte, fpeciell im Hauptfchiff tonnenförmig und
mit einfchneidenden .Stichkajipen überdeckte Lang-
hans ift breiter als tief und an den Chor unhar-
monifch angefchloffen. Das Netzwerk des letzteren
' Mitgetheilt vom Correfpondenten M. Gro/ser.
vereinigt fich auf Confolen, die Fenfteröffnungen find
theils mit geradem Sturze, theils im Spitzbogen ohne
Maafswerkfüllung gefchloffen.
Aufser dem in P'ig. 2 abgebildeten fpat-gothifchen
Tauffteine ift: nur noch ein in der äufseren Weftfeite des
linken Seitenfchiffes eingelaffener Römerrtein einiger
Beachtung werth. Er ift kreisrund geformt mit o-8o M.
imDurchmeffer, mit einer Schräge und einem hübfchen
Aftragal umrahmt und zeigt im vertieften Felde die
Büfte eines Mannes, wie fie auf den Romerfteinen
vorkommen. Das Geficht ift arg verftümmelt, am
deutlichften noch die Augen markirt; erkenntlich
find auch die P"inger beider Hände, von denen die
rechte Hand an die Bruft gelegt erfcheint, die linke
einen kurzen Gegenftand (anfcheinlich eine Papierrolle)
umfafst hält. Ueber das Ganze laufen verunftaltende
Riffe, wiewohl das Material aus hartem kryftallinifchen
Kalk befteht.
Die an der nördlichen Seite des zur Vorhalle
gemachten ftarken Weftthurmes ftehende Jahreszahl
1690 dürfte als mafsgebend für das Alter der Kirche
gelten.
St. Leonliard in der Abtei. Eine hochgelegene
kleinere Anlage mit rund befchlolTenem fehr beengten
quadratifchen Chore und gleich breitem fpät-gothifchen
Schiffe. Das erftere hat im einzigen Joche neuartiges
einfaches Kreuzgewölbe, das letztere in drei Jochen
dichte Netzwerke. Nach dem Memorabilien - Buche
„foll die Kirche im Jahre 1521 von einem Abte des
Stiftes St. Paul erbaut worden fein."
CXVI
Der Chor ftammt aus einer neueren Bau Periode,
und aus der jüngften Zeit ,1859) der als Wertvorhalle
eingebaute ftarke Tlnirm. Ueberdies erfcheint das
ganze Aeufsere, zumal die Weft-Fagade, gründlich
modernifirt, Strebepfeiler fehlen, F"enrter find fcheit-
recht gefchloffen, die Gewölberippen find in Wand-
dienften fortgefetzt, die flatt eigener Capitäle blofse
wulflformige Rinee befitzen.
^
esifraHD^aD^]
Fig I. (Sagor.)
Ein fehr intereffantes Tafelgemälde ziert die Aul-
fatzwand des nördlichen Seiten- Altars: Darjlclliing
der Abnahme des Leifknams Je/u vom Kreuze, im
Style der Cranach'fchen Schule; dasColorit ift: erneuert
worden, doch die Compofitionsweife irt: unverändert
geblieben. Dimenfionen ; 1-20 M. breit, i-6o M. hoch.
In der Mitte das Kreuz, vor welchem die Mutter
des Heilandes im blauen Gewände, gefenkten Kopfes
und mit gefalteten Händen auf der Brufl zu ihrem
Sohne herahfieht, den im Vordergrund Jofeph von
Arimathia bei den Schultern unterflützend, fanft zur
Erde herabläfst und unter dem Leiahnam ein grofses
weifses Tuch ausbreitet. Rechts Maria Magdalena in
knieender Stellung und gebückt, die rechte Hand
Chrirti mit KülTen bedeckend; links von Maria eine
zweite Frau mit einem Tuche ihr Antlitz verhüllend,
neben ihr als dritte Leidtragende eine Frau mit
omporgehaltenen Händen und jammernder Miene.
Hinter den letzteren Nicodemus und Johannes Evan-
gelift in ruhiger Theilnahme die fchöne Gruppe
fchliefsend. Links und rechts des Hintergrundes die
gekreuzigten Schacher in zufammengekauerter Körper-
haltung. Charakteriflifch ift der den Hauptperfonen
des Bildes gegebene Nimbus, der die Form einer
vollen Scheide hat. Diefe ift ftark vergoldet und zum
Zwecke einer wirkungsvollen Hervorhebung von dem
ebenfalls goldenen Hintergrunde mit concentrifchen
Strahlen markirt. Ganz im Vordergrunde rechts kniet
der Donator mach dem Gedenkbuch ein Abt des
Stiftes St. Paul) mit Mitra und Stab und feitwarts ge-
zeichnetem Stiftswappen. Von den gefalteten Händen
läuft ein Spruchband aus mit der Aufschrift : „miferi-
cordia dei miferere mei" in gothifchen Minuskeln. Das
Gedenkbuch bemerkt noch, dafs es wahrfcheinlich
der Abt Philipp war, der dies Bild der Kirche gefpen-
det hat.
Die Kirche zu St Andrä in der Ebene ift klein,
mit einem gothifchen Chorlcin und fehr langen Schiffe,
an der Nordfeite ein fchlanker viereckiger Thurm.
Die Phillips-Kirche bei Pfaundorf. Die mittel-
grofse einfchiffige langgeftreckte Kirche hat einen
mehr kleinen aus einem Vorderjoch und dem aus dem
Achtecke genommenen Altarjoch beftehenden Chor
und ein in fechs Joche getheiltes fchmales Langhaus,
an deffen W^eftfront der mäfsig ftarke, als Vorhalle
unterwölbte und pyramidenförmig bedachte Thurm
Kig. 2. iSiltersdorf.)
fteht. Das einfachere gothifche Chor-Gewölbt ift an den
Ausgangspunkten der Rippen mit gewöhnlichen Con-
folen markirt ; die zufammengefetzteren Schiffsgewölbe,
die nebft kurzen und geraden Strebe- und Scheitel-
rippen noch mit kühn gefchwungenen Afterrippen ver-
fehen find, haben an der Widcrlage Dreiviertel-Säul-
chen, deren Stellungen auch an den Aufsenwiinden
mit einigen Strebepfeilern bezeichnet werden. Die
Fenfter im Chore und der unprofilirte Triumphbogen
CXVII
find fpitzbogig, die Schifffcnller nioderniTirt : die
erfteicii ohne Maafswerk.
Mit i^röfserem Kiinftfinnc wurde in neuerer Zeit
in der weftlichen Richtung der Kirche eine geraumige
Grtift-Capelle errichtet, die in der Art einer Doppel-
Capelle einen zum Gottesdicnfle bcflimmten oberen
Raum, dann den darunter liegenden eigentüchcn
Gruftraum umfafst. Sie ilT: im Jahre 1811 vom Fürll:en
Franz Orfmi -Rofenberg, Befitzer der Nachbarsherr-
fchaft Sonegg aufgebaut und im Jahre 1819 confecrirt
worden. Als Ruhcllhttcn für die Mitgheder der FamiUe
dienen 22 Nifclien, gemauerte längliche Höhlungen
in zwei Gefchoffen an der SiJd- und Nordfeite, von
welchen bereits fünf benützt und verfchloffen, fiebzehn
noch leer find.
Der obere, im Frdgefchoffc liegende und ebenfalls
quadratifch angelegte Capellen-Raum hat einen unbe-
deutenden Altar, gerade Decke und fechs grofse
rechteckige Fenfleröffnungen mit Glasmalereien, von
denen vier die Stammhalter und Ahnen des Rofen-
berg'fchen Haufes darllcUen.
Die einfchiffige Filial-Kirche zu St. Andrae, ift: ein
fpät-gothifcher Bau mit einem viereckigen kleinen
Thurme.
Die Kirche zu St. Jacob in Galicien ift ein mittel-
grofses Gebäude mit fchlecht gewölbtem kleinen Chore
und dem unorganifch angefchloffenen, aus einem
Hauptfchiffe und einem um die Hälfte fchmäleren
nördlichen Seitenfchiffe beftehenden Langhaufe. An
der Südfeite des Hauptfchiffes ein viereckiger Thurm
mit Zeltdach über der Sacriilei.
Die St. Johannes-Kirche in Ebriacli ill ein mittel-
grofses Gebäude mit kleiner Apfis fpät-gothifcher Zeit,
hölzerner Decke im Schiffe und viereckigem über der
Sacriftei errichteten Nordthurme mit achtfeitiger
Spitze. An der Sacriftei die Jahreszahl 1525, am Orgel-
Chor 1633.
Die Pfarrkirche zu St. Michael in Eifcnkappel
ein anfehnlicher drcifcliiffiger Hallenbmt aus der fpät-
gothifchen Zeit. Der bedeutend höhere Chor hat in
zwei Traveen und dem eckigen Schluffe einfache,
die Schiffe zufammengefetzte Spitzbogengewölbe. Mit
der grofsen Chor-Höhe fteht jedoch die Pfeilhöhe des
Gewölbes nicht im rechten Einklang. Es wurde nh'm-
lich der Gewölbeanfall bis in das letzte Sechftel
der Raumhöhe gefetzt und in Folge deffen den
Kappen in unzureichendem Maafse Entwicklungs-
freiheit gewahrt; daher zeigen auch die Rippen einen
ins Rundliche übergehenden Schwung. Unter denfelben
nehmen die zwei Querrippen die Hauptftellung ein.
Sie find als Üärkere Gurtbögen gehalten, mit dreifeitiger
Unterficht, welche Form fie den ebenfo ftarken und
geformten Wandpfeilern entlehnen. Doch wird der
ftumpfe Uebergang nicht unmittelbar bewerkftelligt,
fondern durch niedrige und ausgezackte Capitäle ver-
mittelt. Für den Anfall der ziemlich ftarken Diagonal-
Rippen von gewöhnlichem gothifchen Profil findet fich
nicht Raum auf der Deckplatte jener Capitäle und fie
muffen fich daher direct an die Hinterwand ftützen.
In den vier Ecken des Chor-Schluffes find llatt
Halbpfeiler Halbfaulchen angebracht, deren Kelch-
Capitäle tiefer an den Schäften fitzen , was einen
unharmonifchen Anfchlufs an das Vorder-Joch zur
Folge hat. An und für fich kommt aber der Spitz-
bogen-Charakter im Schlufs-Joche entfchiedener zur
Geltung.
Der profilirte'l'riumi)hbogen zeigt einen luifchonen
Wechfel zwifchen Hohlkehlen und Rundftabcn.
Das ftattliche Langhaus zerfällt in drei quadra-
tifche Travccn des Mittelfchiffes und je drei längliche
Joche in den Nebenfchiffen. Die Trennung wird durch
074 M. ftarke achtfcitige Pfeiler mit an vier Seiten ge-
ftellten Säulchenvorlagen beforgt, deren Ring-Capitäle
zur Aufnahme der Lang- und Querrippen dienen; die
Diagonal-Rippen ftofsen an die anderen vier Seiten
der Pfeiler an. Die zwifchen den Trennungspfeilern
gefpannten, ziemlich gedrückten Scheidbögen behal-
ten das dreifeitige Profil, wobei an der unteren Seite
das Profil der Säulchenvorlage mitläuft. An den Seiten-
wänden treten dreifeitig abgefchrägte Halbpfeiler
etwa 0-79 M. vor, die zugleich die an den Aufsen-
feiten fehlenden Strebepfeiler erfetzen. Von einem zum
;7S
Fig. 2. >Eifenkappel.)
anderen find parallel mit den Scheidbögen und in der-
felben Höhe, gleichfalls abgekantete Wandgurten
überfpannt; den Wandpfeilern ftehen wie den Tren-
nungspfeilern eigene Dienfte vor. Nur links und rechts
des Triumphbogens übergehen die Rippen auf blofse
Confolen, die theils Schilde theils Gefichtsmasken
tragen.
Bei den gedrückt fpitzbogigen Fenftern kommt
weder im Langhaus noch im Chor eine Maafswerk-
füllung vor.
Die weftlichen Joche werden zum gröfserenTheile
\om Orgel-Chor, im füdweftlichen Theile von dem ein-
gebauten kräftigen Thurm eingenommen; der Orgel-
Chor ruhet auf zwei einfach gothifch gewölbten Tra\'een,
die fich gegen das Langhaus in zwei niedrigen Spitz-
bögen öffnen (Fig. 3). Der Thurm ift mäfsig hoch und
mit einem barocken Helm eingedeckt. Die im Innern
vorhandenen Gegenftände find aufser dem in neuefter
CXVIII
Zeit angefchafften marmornen Taufbecken ohne aufser-
gewöhnlichen Werth. Die Seiten-Altare und die Orgel
find auch neu, der Hoch- Altar barock.) Durch diefen
irt zu zwei Drittel eine hubfche gothifche Wandnifche,
wahrlcheinlich ein ehemaliger Früjkrßtc vorgeftellt.
Hohe 2 M., Breite i M., der Kleeblattfchlufs llark
befchädigt.
Wenn auch diefelbe keineswegs die
organifche Strenge des hochgothifchen Styles
zeigt, \o verdienen doch die regelmäfsige Ein-
theilung und die
den Grenzen
noch in
MaafsvoUen conftruirten Wölbungen eine
Anerkennung. Deffen ungeachtet möchte man
ein gröfseres I'resbyterium und eine andere
Stellung des Thurmes wünfchen. Durch den
feitlichen Einbau des Thurmes, welcher nicht
einmal als Eingangshalle unterwölbt wurde,
macht fich fowohl von Innen wie von Aufsen
ein recht ftörender Eindruck fühlbar. Der
taubere Anftrich des Innern contrallirt gewal-
tig gegen die auffallend verwahrloflen Aufsen-
feiten. In erller Linie möchten die Strebe-
pfeiler des Chores und die Thurmbedachung
eine Renovirung dringend erheifchen.
Fig. 4. Ar.iii.T Dorn.)
Die Sacrifteithür ill: gothifchprofilirt, dieEmporen-
Oeffnungen im Stichbogen gefchloffen. Die Emporen-
Räume find neueren Datums und gefchmacklos.
Von Grabfteinen erfcheinen zwei nennenswerth.
Ein Grabftein des „Graffen von Chryftalnig von unt
zu Grillnrtain, Ereiherrn von Oeberfiäin und Wafen-
berg etc. geftorben den 22. 8 bris Ao. 1751".
Ein zweiter Grabftein einer ,,Erau Maria Clarii
Gappin von Tamerburg, einer geborne Jurhatin von
Hartenftein, gewefte Einnembcrin in der Capl, welche
den 10. Juni in lögiften Jahr in Gott feelig ver-
fchiden".
In der Sacriflei ein Mefskelch von Silber und ver-
goldet, mit der Jahreszahl ifijS, welches Jahr zugleich
den Heftand der Kirche bezeichnen durfte.
Die aufser dem Markte Eifenkappel nahe an der
Eberndorferrtrafse fchön gelegene Friedhofs -Kirche
Maria Dorn (Fig. 4), gehört ebenfalls der fpät-gothifchen
Periode an. Doch fallt der Bau fchon in jene Zeit, wo
der Compofition die künftlcrifche Ruhe
gjmzlich abhanden gekommen ill. Damit
ift aber nur das beinahe quadratifche
inid durch einen einzigen mächtigen
Trennungspfciler fcheinbar in zwei
gleiche Schiffe gctheilte Langhaus ge.
meint. Der mit dcmfelben gleich hohe
Chor hat in einem Joche und dem
eckigen Schiuffe das einfache gothifclie
Kreuzgewölbe, worin die Rippen unun-
terbrochen und gebündelt bis zu dem
unter den Fenllern laufenden Kafffims
gehen. Am Scheitel kreuzen fie fich in
runden Schlufsftein -Platten , die nicht
mehr erkennbare Relief- X^erzierungen
enthalten. Die fpitzgefchlolTenen ziemlich
grofsen Fenfler find ohne Maafswerk.
Durch den in die Mitte des Lang-
haufes gellellten Pfeiler wurde offenbar
eine Untertheilung in \ier Traveen beab-
fichtigt. Charakterillifch find in diefer
Beziehung die vom Pfeiler nach, vier
Seiten ausgehenden fehr gedrijckten
Gurtbögen, deren dreifeitiges Profil dem
in der Pfarrkirche fchon angewendeten
Vorbilde nachgemacht wurde. Nun war
es aber nicht gut möglich, für den der
Triumphbogen - Oeffnung zulaufenden
Bogen einen Widerlager anzuordnen.
Man mufste daher jenen am Scheitel-
punkte im Laufe unterbrechen und den
Druck mittelft einer eingefetzten Stich-
]<appc an die Laibungen des Triumph-
Bogens \ertheilen. Dadurch find aber
llörende Unrcgelmäfsigkeiten in der
Rippenführung der Seitenjoche entflan-
den, welche hätten vermieden werden
können, wenn llatt eines zwei Trennungs-
Pfeiler in die Achfe geftellt worden
wären, oder wenn man eine Löfung vor-
genommen hätte, wie fie z. B. in Maria
am See und Gutenftein zu fehen ill. Die
zwei welllichen Joche haben ungellörte Sternwerke, die
eine vollkommene Entwicklung zeigen.
An der Nordfeite des Langhaufes ift ein moderner
Capellen-Zubau am Norden des Chores der mit ihm
gleich alte Thurm. Derfelbe befitzt ein fchlankes
achtfeitiges Zeltdach, vier Spitzgiebel an den Um-
faflungsmauern und gekuppelte gothifcheSchalUöcher.
Sämmtliche Eingänge find mit llarkcm Eifenblech
bcfchlagen und im Spitzbogen gefchloffen. Derbe
Strebepfeiler reichen bis zum ausladenden Dachfaum.
An dem fehr grofsen in neuerer Zeit angebrachten
Friedhofe findet fich nichts Bemerkenswerthes.
CXIX
Zur Erforfchung der Schwazer Kreuzgang-Gemälde.
Von Dr. Alb,'rt /lg.
jAS Klollcr und der Kreuzganjf der Francis-
I ^a3i ^'^iner find eine fromme Stiftung derBewohner-
lii£^^ fchaft von Sclnvaz aus dem erflen Viertel des
i6. Jahrhunderts, wobei die Knappenfchaft ganz JDefon-
ders eifrig fich bethätigte. Wir wiffen dies aus dem
Diplom Maximilian I. aus dem Jahre 1507, ferner aus
einer anderen Urkunde von 1522, welche befagt, dafs in
diefem Jahre zwei Brüder, Namens Stockl, im Kreuz-
gange zwei Bogen bauen und malen liefsen. Wir wollen
diefen Umftand fortan im Auge behalten, da er uns
zur Beurtheilung der Baugefchichte wie jener der
Malereien den Schliiffel bietet, die Wappen an den
SchlufsÜeinen und Bildern alfo ficher als Marken der
Stifter betrachtet werden können.
Jedes der Travees des Kreuzganges wird von
einem einfachen Kreuzgewölbe bedacht, deffenSchlufs-
flein durch einen gemeifselten und bemalten Wappen-
fchild bezeichnet wird. Die Bogen der Rippen ent-
Ipringen aus Confolen, welche an den Wanden aber-
mals durch einen Schild maskirt find ; endlich findet
fich in jedem Gemälde in der Ecke links unten, bis-
weilen in jeder Ecke, neben den knieenden Figuren
der Donatoren ein Wappen, natürlich gleich dem
Uebrigen im Bilde gemalt. Hieraus refultirt ein ftatt-
licher heraldifcher Reichthum im Ganzen; ich aber
erlaube mir, die verfchiedenen Arten der in jedem
Trävee vorkommenden Wappen der Kürze halber zu
bezeichnen als: Wappen des Schlufsfteines, Wappen
an der Confole und als Stiftervvappen. Eine eingehen-
dere Befchreibung der Gemälde kann ich dem Lefer
darum nicht erfparen, weil Helkveger's Andeutungen
(P. Schupf, Mitth. der Centr.-Comm. VIII., p. 108 ff.)
zu allgemein gehalten und hauptfächlich nur vom
Gefichtspunkt der Erhaltung der Bilder gedacht find,
das Kunftgefchichtliche aber, fowie die Wappen noch
nirgends unterfucht wurden. Ich beginne mit der I
bezeichneten Seite, indem der Zugangsflügel fpater
befondere Würdigung erheifcht. (Fig. i.)
I. Arcaden-Reihe.
I. Das Abendvnilil. Aus einer perfpe6livifch ge-
haltenen Säulenhalle mit feinfoUend toscanifchen
Säulen fällt der Blick auf eine mittelalterliche Stadt,
deren Plätze voll Volkes find. In einer Küche wird
gefotten und gebraten. Den .Speifetifch der Aportel,
auf deffen Tuch wir Wecken, Bretzeln und hübfch
geformte Gefaffe erblicken, umlagern zwifchen Kühl-
wannen, Schemeln und dergl. Krüppel .und Bettler,
Judas fchleicht mit dem Beutel zur Seite davon. Zu-
ftand des Gemäldes bereits fchlimmer als nach Hell-
weger, die Contouren faft gänzlich in der unteren Hälfte
biosgelegt, doch noch fcharf erhalten, die Infchriften,
wie an vielen der Bilder, kaum fichtbar; das gemalte
Parapet unter dem F"resco gleichfalls verwifcht. Im
Ganzen r.och ftarke Anklänge an den Styl des 15. Jahr-
Vll. N. F.
hunderts, befonders in tlcn hafslichen Typen der
Köpfe.
Confolen- Wappen (rechts an der Ecke): Der
böhmifche Lowe.
Stifter-Wappen links : Viergetheilter Schild, in i und
4 Kleezweiglein. P"arbe unkennbar, 2 und 3 eben-
falls verwifcht.
Stifter- Wappen rechts: Auffteigender Löwe; Farbe
unkennbar.
Neben dem erllen Schilde, wie fonft in der
Regel, die knieende Figur des Donators.
Schlufsftein- Wappen: Viertheilig; I. weifse Klee-
zweiglein in Roth, 2. rother Lowe in Weifs,
3. weifse Rübe in Schwarz, 4. fchwarzer Stein-
bock, flehend in Weifs.
Jedes diefer Gemälde ift von dem
benachbarten durch gemalte, fehr phan-
taftifche Pilafler von krausgefchweifter
Form getrennt, von denen fich ein der
Bogen-Curve über dem Bilde folgendes
Ornament entwickelt ; Blumen und Gold-
zierrathen find häufig untermifcht. Zu-
weilen endigt diefer baldachinartige
Zierrath in der Mitte oben in eine
Scheibe, die zufallig in derForm an einen
Cardinalshut erinnert und die Jahrzahl des Fresco
enthalt, wenn folche angegeben ift. Auf den gefchnör-
kelten Capitälen der Säulen fitzt rechts und links ein
Englein mit Attributen, die meift dem Gegenftand
des Bildes angepafst find. So läuten fie bei der
Himmelfahrt mit Mefs-Glockchen, fchwenken Ofter-
Fahnchen bei der Auferftehung, blafen die Pofaunen
beim jüngften Gerichte. All' diefe, bei fämmtlichen
Gemälden in der Hauptfache gleichbleibende decora-
tive Einrahmung entfpricht dem GeiÜe der deutfchen
Renaiffance in ihrer fpielendften Epoche und wird von
cxx
den meiften der Gemälde an älterem Typus und Krnft
weit übertroffen. Die Ausmalungen in den Gewolb-
kappen find noch jüngeren Datums, aus den Tagen der
Reftaurationen unferer Kreuzgang-Fresken herrührend.
2. Chrißus am Oelherg und leine Gefangcnnelimung .
In waldiger Landfchaft nahen Krieger im Gewände
der Maximilianeifchen Epoche. DieHauptfiguren haben
mehr durch Veränderungen gelitten alsdiefe Partien,
der untere Theil ift nur mehr in Contour erfichtlich.
Die zurückweichenden Jünger, Petrus dem Malchus
das Ohr abhauend. Dürer-Burgkmayr'fches Gepräge,
belbnders auch im Landfchaftlichen.
Confolen-Wappen : Senkrecht halbirt, Cartilien und
Neu Oefterreich.
Stifter-Wappen links, übereinftimmend mit jenem im
Gewölbe: quadrirt. (Feld i) weifse Kleeflängel in
Roth; (Feld 2' auffteigender Löwe, obere Hälfte
Roth auf Weifs, untere Weifs auf Roth; (Feld 3)
desgleichen; (Feld 4) auffteigender Bock Schwarz
auf Weifs. ^lit Ausnahme des Löwen gleicht diefes
Wappen demjenigen des tyrolifchen Gefchlechtes
der Füger von Melans, welche bei ?*Ieran fafsen.
(Vergleiche meinen Artikel: Die Heraldik im alten
Kunftgewerbe, in dem Jahrbuch des heraldifchen
Vereines, Adler 1881, Tafel II. Sibmacher, Edit.
1696. V. 60). Bei dem Wappen im Gemälde ift
hier die ganze Familie des Stifters dargeftellt.
Stifter-Wappen links wie bei dem Gemälde in der
erften Arcade.
3. Der Judaskufs. Das ftark erneuerte Fresco
zeichnet fich befonders durch die prächtigen Coftüme
der Landsknechte aus, neben denen in Gold gemalte
Rüftungen vorkommen. Contour und Faltenwurf der
Dürerfchen Schule. Auch hier die Stifter-Familie mit
demfelben Wappen, rechts kein folches.
Confolen-Wappen: Senkrecht halbirt, fchwarzer
Löwe auf Gold, (Flandern? Hennegau .-), rother ein-
köpfiger Adler auf Blau: (Farbe des Feldes un-
deutlich).
Gewölbe- Wappen: Quadrirt: Erftes Feld : Kleeftiingel
wie im Füger'fchen Wappen ; zweites und drittes
Feld: drei goldene Kugeln in fchwarzem Schrag-
balken auf Weifs ; viertesFeld: Bock wie im Füger'-
fchen Wappen.
Von einer Infchrift find blos die zwei erften Buch-
ftaben lesbar : Mi (Mifererel.
4. Chrißus vor Pilatus, der fein Gewand zerreifst,
daneben die Gruppe der Verleugnung des Herrn durch
Petrus. Schöne Hallen im Renaiffance-Styl mit korin-
thifirenden Capitälen, rückwärts die Stadt von etwas
italienifchem Charakter mit Zinnenmauern. Charakte-
riftifch die Figur der Magd im Zeit-Coftüm. Die Figur
des Stifters zur Linken ganz verblichen ; rechts die
fchön gezeichnete Figur eines zweiten Donators, ein
junger Mann mit dem Rofenkranz in Händen; das
Wappen ift undeutlich, fcheint Baumafte zu enthalten
Confolen-Wappen : Habsburg.
Gewölbefchild: Erftes und viertes Feld: fenkrecht
getheiit, aj zwei fchwarze Querbalken auf Weifs,
bj zwei fchwarze Stöcke in Weifs; zweites und
drittes I'eld; Judenhut, die Spitze fchwarz, die
Stülpe gelb in Gelb.
5. Verfpottung Clirißi, datirt 15,26. Ueberaus rohe
Auflaffung vom Caliber Schongauer's. Ein Scherge
llemmt den Fufs an den Hals des Erlofers, ein anderer
blaft ihm mit der Trompete in die Ohren, fein Sitz
find Prügel, die Kniee mit Stricken zufammengefchnürt,
um den Hals der Strick, womit Chriftus gewürgt wird,
das übliche Ausftrecken der Zunge fehlt natürlich
nicht. Der eine Schacher liegt daneben in Block und
Haiseifen. Die Knechte tragen Landsknecht-Kleider.
Gerichtsperfonen und Zufchauer. Die Architektur im
Renaiffance-Styl, Zeichnung im Ganzen fchwächer,
Typus Schongauer-Zcitblom.
Confolen-W'appen: Ouergetheilt , oben laufender
rother Löwe in Gold, unten zwei fchwarze
(blaue?) Wellenlinien in Gelb (oder Braun?). Viel-
leicht eine etwas incorrefle Darftellung des
Wappens von Seeland?
Stifter-Wappen neben dcffen ganz fchwach ficht-
barer Figur links: Erlofchen.
Gewölbefchild : Schwarze Katze fitzend auf grauem
(filbcrnem?) Dreiberg in Gold. Vielleicht die
Katzenpek.
II. Arcaden-Reihe.
I Geifselung. Stark reltaurirt. In einer Renaiffance-
Halle mit gebauchten Säulen zahlreiche Zufchauer,
unter welchen auffallend viele Köpfe von ungarifchem
Typus mit Barten, reiche Trachten, Zattelärmel,
damascirte Stoffe. Auch der Kopf Chrifti, dcffen
fchmerzvoUer Ausdruck trefflich dargeftellt ift, hat
etwas Fremdartiges. Oben die Jahreszahl: 1519. Vor-
züglich ift die Gruppe zweier Richter zur Rechten
gut erhalten; das hier erkennbare Parapet unter dem
Bilde zeigt Nifchen, worin Drachen, Schlangen und
Würmer.
Confolen-Wappen: Fehlt.
Stifter-Wappen links : Drei Reihen Schuppen über-
einander.
Gewölbe. Wappen communicirt mit Arcade I. 4, weil
hier der Uebergang über die Ecke ftattfindet.
2. Die Dornenkröming . Auch hier überrafchen die
ungarifchen Geftalten den Befchauer. Die Architektur
befteht aus Hallen, theils zerftört und ruinenhaft aus-
feilend. Auch die reichen Coftüme wie im vorigen
Bild wiederholen fich , mit welchem diefes Fresco
technifch gleichfalls ganz übereinftimmt. Parapet wie
im vorigen Gemälde.
Confolen-Wappen: Der fteierifche Panther. ■
Stifter-Wappen rechts: Drei fchräg geftellte Linden -
blätter.
Stifter- Wappen links: quadrirt. Erftes und viertes
Feld: goldener Löwe auf Schwarz; zweites und
drittes Feld : doppelköphges .Schachroffel Schwarz
und Gold auf Gold und Schwarz. Das W'appen-
bild des Doppelröffels begegnet auch auf dem
einen Schilde des rothmarmornen Grabfteines des
Johannes, diflus Schoner, an der Kirchhofmauer
zu Zell im Zillerthal und ferner auf demjenigen
des Tanczl von 1491 in der Pfarrkirche zu Schwaz
(fiehe Mitth. der k. k. Centr.-Comm. N. F. IV,
pag. CVIi.
Gewölbefchild gleich dem Stifter-Wappen.
3. Ueber der Thüre : St. Franciseus vor dem
Kreuze knieend, auf einer Berghöhe, dabei ein Engel
mit dem Spruchbande: Francisce Chriftus veniet,
CXXI
rückwärts Landfchaft mit einer Stadt, Vugcl in den
Lüften.
Daneben : Die Slif^iiia/i/ation. Der Ileilitrc mit
mehreren Jüngern am Berge; riickwärts ein Mufs,
Stadt, etc. Italienifcher Meiller im Typu.s der (Juatro-
centiften.
Confolen -Wappen: Hurgnnd.
Stifter-Wappen fehlen.
Gewölbefcliild : Ouergetheilt. (Jbeii : Drei fclnvarze
Vögel in einer Reihe in Gold. Unten: Drei
blaue (?) Querbalken in Weifs (.'').
4. Ecce komo. Strafse mit Giebelhaufern, ein Por-
tal mit Zinnen, abgetreppte Dacher. Zahlreiche
Volksmenge, darunter die fehr edle Figur der Ma-
donna. OlDcr dem Portal die Infchrift: SPQR. Die
vielen Schriftbänder enthalten lateinifche .Stellen, z. H.
Crucificatur, Tolle hunc et dimitte nobis barabam
quia filium Dei fe fecit etc. Oben Guirlanden in Gold
gemalt, auf dem Parapet Todtenfchädel. lieber der
Geftalt des Stifters links: Miferere mei deus fecundum
magnam fncä tuä.
Confolen-Wappen : Der ofterreichifche Bindenfchild.
Stifter-Wappen erlofchen.
Gewölbe- Wappen: Wie II. 2.
5. Die A2isführung Clirißi. Ganz zerkratzt ill
diefes Bild kaum mehr erkennbar. Ober einem Thore
Sonne und Mond als Ornamente. Die gothifchen
Giebelhäufer, die Volksmenge, darunter wieder viele
ungarifche Köpfe , die Verurtheilten gcfeffelt. In-
fchriften, wie z. B. Crucifige eum! Ueber dem Stifter:
Miferere mei wie im vorhergehenden Bild.
Confolen-Wappen: Tyrol.
Stifter- Wappen links: Rothe Rofen auf Weifs, dar-
unter die Infchrift: C RVS ROSENTHALER
...etc. wie fie Schönherr (Mitth. der Centr.-
Comm. X, pag. XXII) vollftandig richtig ange-
führt hat.
Gewölbefchild: Ouadrirt. i, 4. quergetheilt. Oben
fchwarzes Zwickelfeld, darin ein goldenes Pferde-
köpfchen. Unten vier fchwarze und vier goldene
Querbalken wechfelnd.
2. Schwarzer Pfeil auf weifsem Schrägbalken in
Roth.
3. Goldene Zackenkrone mit dem darauf gefetzten
Figürchen eines Kindes oder Mannchens (roth)
in Weifs.
6. Chrißus fällt unter dem Kreuze. In einer
bergigen Landfchaft entfaltet fich der volkreiche Zug
(wieder die Ungarnl, auf den P'ahnen find neben dem
SPQR Judenhüte und Scorpione als Embleme ange-
bracht. Der Charakter der Landfchaft ift fehr alter-
thümlich , faft an die ofterreichifche Schule des
15. Jahrhunderts erinnernd. Die Reiter find mit fpitzen
Mützen ausgerüftet. Veronica. Ueber der Geftalt des
Stifters: Miferere mei etc., wie oben.
Confolen-Wappen : Die mailandifche Schlange.
Stifter-Wappen links: Springender natürlicher
Hirfch in Roth.
Gewölbe-Wappen : Dasfelbe.
Unter dem Gemälde befindet fich hier das Datum:
1687 Renovatum fuit , und an der Säule zwifchen
diefer Arcade und der folgenden ein Täfelchcn mit
den Buchilaben: P. W. S,
7. Chrißus am Richtplatze entkleidet. Die Land-
fchaft gleicht jener im vorhergehenden Gemälde,
rückwärts die Stadt Jerufalem. Die Landsknechte,
zum Theil in Zattcltracht, haben wieder den afiati-
fchen Typus, die Frauentracht noch halb burgundifch.
Die ohnmächtige Maria mit einem langen Schwert
im Bufen. Links unten- ein gemalter Zettel mit der
Infchrift:
Hie leyt begraben der erber man Schott dem gott
genad ftarb am mitwochen nach petri und pauli 1512.
Im Pflafter des EHrichs ift dafelbft
ein (jrabftein mit bronzener i'latte ein-
gelaffen, worauf diefelbe Infchrift und
die Hausmarke :
Aufserdem lieft man an demunteren
Rande des PVescos die Auffchrift: 1652
Renovatum fuit, daneben ift ein in der
felben fpäteren Zeit angebrachtes Wappen :
1, 4. Halber einköpfiger Adler.
2, 3. Drei Querbalken, der erfte und dritte mit einem
Stern belegt.
Herzfchild : Schrägbalken mit einem Löwen belegt.
Bei diefem Wappen die weitere Rcftaurations-
Infchrift: de novo 1687.
Confolen-Vi^appen : Vier fchwarze (filberne) Quer-
balken in Roth, Ungarn.
Stifter-Wappen links: Schwarzer Schrägbalken mit
einem goldenen Jägerliorn belegt in Gold. Diefes
Wappen ift im Schlöffe Frundsberg bei Schwaz
im Gemache des Donjons gemalt, mit einer In-
fchrift, welche befagt, dafs 1652, alfo im Jahre
der Reftauration des Frescos, die Herrfchaft
Frundsberg an Herrn Chriftoph Braun von
Braunsegg feiig übergegangen fein.
Gewölbe- Wappen : Senkrecht getheilt, die rechte
Hälfte quergetheilt. Rechte Hälfte: Oben:
Weifser Adler in Roth. Unten : Rother Adler in
Weifs. Linke Hälfte: Auflleigender goldener
Löwe in Schwarz.
III. Arcaden-Reihe.
I. Die Kreuzigung. Auch hier wie in den vorigen
Gemälden ein früher, an die ofterreichifche Schule
des 15. Jahrhunderts erinnernder Styl-Charakter. Die
Schacher find in Hemde gekleidet, Chriftus nackt.
Maria als Nonne gekleidet, das Schwert im Herzen.
Auf den Pferdedecken Infchriften mit Chiffren, welche
offenbar hebräifche Schrift vorltellen foUen. Links
unten als Donatoren eine Bruderfchaft, im Wappen
die gekreuzten Hämmer der Knappenfchaft. Dabei
die Worte :
Das gemeld haben laffen machen.
Gewölbe-Wappen: ein Heiliger mit Knappen-
hämmern in Händen.
Confolen-Wappen fehlt.
2. Ueber der Thüre. St. Franciscus mit den
Wundmalen von einem Engel unterftützt, ein zweiter
Engel fpielt die Geige, Landfchafts-Hintergrund mit
einer Stadt. Uebermalt vom felben italienifchen
Meifler wie II. 3. Links unten das Datum: 1516 und
eine kleine Sonne.
CXXII
Confolen-Schild : Senkrecht getheilt.Neu-Ocfterreich
und Burgund.
Stifter-Wappen : Ouadrirt. i, 4. Schwarzer Schrag-
balken in Weifs. 2, 3. Rother auffteigender Löwe
in Gold.
Gewölbe-Wappen: Goldener auffteigender Löwe
mit einem Baumaft in den Pranken auf goldenem
Dreiberg in Weifs.
3. Picta unter dem Kreuze. Aufserordentlicli zer-
ftört. Auf einem Aermel die Buchftaben: ONARHE.
Lieber der Figur des Stifters die Worte: Miferere mei
etc., das eine hier angebrachte Wappen ift der örter-
reichifche Bindenfchild, das andere ein blauer Fifch
in Roth.
Confolen-Wappen : Elfafs.
Gewölbefchild: Schwarzer Dreiberg, auf demfelben
etwas unkenntliches. Am unteren Bildrande die
Infchrift: 1652 Renovatum ... und ein gleich-
zeitiges Wappen. Auf dem fenkrecht gelb- und
rothgetheilten Schilde ein roth und gelbgetheil-
tes Männchen.
4. Die Grablegung. Stark befchädigt, von der-
felben Hand wie die Vorigen. Die Geftalt des Hei-
landes fehr edel. Auf einem Steine findet fich dasfelbe
Ornament wie beim Ecce homo. In dem cardinalshut-
artigen Ornament oben das Datum: 1522, unten, am
Boden des Grabes aber das Renovations-Jahr: 1580.
Links die Infchrift:
Die figur hat laffen machen die lobliche Brueder-
haft der metzger Gott, ze lob. Amen . 1522.
Confolen-Wappen : Cilly.
Stifter-Wappen: Natürliches Beil in Roth.
Gewölbe-Wappen : Zwei Metzger , einen Ochfen
fchlagend, natürliche Farben. Unten am Rande:
1653 Renovatum fuit. De novo 1688. Dabei ein
gleichzeitiges Wappen : Ouadrirt. i, 4. Weifses
Kreuz auf blauem Berg in Roth. 2, 3. Schräg ge-
theilt. Links: Schwarzer Bock in Gold, Rechts:
Weifses Feld.
5. Cliriflus in der Vorhölle. Der Heiland tritt mit
fröhlich ftolzierendem Schritt, die Ofterfahne gefchul-
tert, ein, Infchrift: AttoUite portas etc. Teufel mit
Hahnenköpfen fchiefsen Feuer aus Rohren , aus Po-
faunen etc. Die nackten Theile der Figuren fmd über-
malt. Ein Teufel in buntem Lappenkleid liegt zer-
fchmettert unter dem zerbrochenen Höllenthor. Mofes
hält die Gefetzestafeln, worauf (fpäter) griechifche Buch-
ftaben; Adam, Eva, David etc. In der Höhe das gol-
dene himmlifche Jerufalem, Seiige und Engel im
Goldhimmel. Links der Donator mit der Infchrift:
Miferere mei deus 1522, fammt F"amilie.
Confolen-Wappen: Oberöfterreich.
Stifter- Wajjpen links: Natürlicher Hahn in Weifs.
Sib mache r , Edit. 1696, III. 99, führt diefes Em-
blem als Wappen derer von Neu-Matrei an.
Stifter-Wappen in der Mitte: Quergetheilt; obere
Hälfte fenkrecht getheilt; links: Schwarzer Quer-
balken mit einem goldenen Löwen belegt auf
weifsrothem Grund. Rechts: Natürlicher Apfel
in Roth. Untere Hälfte: Wcifse Rübe in Schwarz.
Am Rande unten : 1652 Renovatum . . de novo
1688.
6. Die Auferßehung. Diefelbe Hand wie die
Vorigen. Im Hintergrunde die Kreuze des Calvarien-
Berges. Die fchlafenden Wächter in goldenen Rüftun-
gen. Unter dem Donator die Infchrift : 152 <^ Mis. mei
deus. Wappen links: Natürlicher Hahn in Gold. Diefes
Emblem fuhrt das tyrolifche Gefchlecht der Haanen
von Hanenberg. Sibmacher,'^^\X. 1696, III. 105. Rechts:
Schwarzes Eichhörnchen in Weifs.
Confolen-Wappen: Kiirnthen.
Gewölbe- Wappen: Ouadrirt. i, 4. Schwarzer Hahn
in Weifs. 2, 3. Schwarzes Eichhörnchen in Weifs.
Am Rande unten das Renovationsdatum: . . . und
widerumben 1687.
IV. Arcaden-Reihe.
1. Die Erfcheinung vor Magdalena im Garten-
Derfelbe Meifter, datirt 1521. Magdalena in reizender
burgundifcher Tracht, hübfches Kopfchen. Der Pur-
purmantcl Chrilli hier, fowie in III. 6 gleich dem Rade
eines Pfaues aufgeftellt. Dabei die drei F"rauen am
Grabe. Blaue Bäume. Ueber dem Stifter: Parce mihi
dominc.
Confolen-Wappen: Oefterreich unter der Enns.
.Stifter- Wappen: Schräggetheilt. Rechts: Schwarzer
Schrägbalken in Gold, Links: Goldner Zweig in
Schwarz.
Gewolbe-\\'appen : Zwei gekreuzte Hämmer in Roth.
Am Rande unten die Worte: Renov. fuit . . . und
ein zerftörtes Wappen aus fpäterer Zeit.
2. Chrißus erfcheint feinen Jüngern. Renaiffance-
Halle von perfpe(?ti\ifcher Conftruftion mit toscanifchen
Säulen. Die Köpfe der alteren Perfonen derb, Chriftus
und Johannes edler. Biblifche Infchriften. Auf dem
Geländer ein Gimpel. Oben das Datum: 1521. Unter
dem Donator: Miferere mei deus.
Confolen-Wappen: Schräg getheilt. Rechts: Vier
Querftreifen, weifs und roth, wechfelnd (?). Links:
Goldener auffteigender Löwe in Schwarz (Bra-
bant).
Stifter-Wappen; Ouadrirt: i, 4. Rother Arm mit
einer Haue in Weifs. 2, 3. Weifse Mufchel in
Roth.
Gewölbe-Wappen: Ouadrirt: i, 4. Drei ftyliürte
grüne Bäume neben einander in Weifs (?) Dasfelbe
Plmblem, auf einem Dreiberg und in Gold, führt
das tyrolifche Gefchlecht der Heufler \on
Raafen. Sibniacher, Edit. 1696. III. lOi. 2, 3. Schräg-
getheilt, Roth und Gold, belegt mit einem auf-
fteigenden Röffel, Gold und roth.
3. Die Himmelfahrt. Chriftus, bereits halb in
Wolken, fchwebt über dem Berge, bei dem die Apoftel
und Maria ftehen. Rückwärts Landfchaft. Derfelbe
Meifter. Oben das Datum: 1521. Ueber der Figur des
Stifters: Parce mihi domine Ueber jener der Frau:
Miferere mei domine, diefe jedoch ohne Wappen.
Confolen-Wappen: Krain.
Stifter- Wappen: Schräg getheilt. Rechts: Goldenes
Feld. Links: Halber fpringendcr Hirfch in natür-
lichen Farben in Schwarz. Die von Sarnthein.
Gewiilbe-Wappen : Dasfelbe.
4. Das Pfingßfeß. Maria und die Apoftel in einer
perfpe6livifch conftruirten Halle mit toscanifchen
Säulen. Derfelbe Meifter. Vorn ein fchöner Rcnaif-
fance-Leuchter mit fünf Kerzen. Oben das Datum:
1521. Links der Donator mit einem Knaben: Miferere
CXXIII
mei dcus iinci in gelbem Schild die Hausmarke: ___,_
Ich vermuthc, dafs hier jener Hieronymus P\ig- [W
ger gemeint ilt, welcher 1525 feinem Bruder
Ulrich in der Pfarrkirche zu Schwaz das fchönc Grab-
denkmal widmete. (Ilg, Mitth. der Centr.-Comm. IV.
N. F. p. CVII). Rechts auf die dafelbft befindliche I lolz-
thür gemalt, die Figur eines zweiten Betenden in
fpanifchem Kleide von fchwarzer Farbe.
Confolen-VVappcn : Dalmatien.
Gewölbe-Wappen: Auf wcifsem Schrägbalken ein
rother Löwe, darüber und darunter ein weifses
Blatt in Roth. Aehnlich dem Wappen des tyroli-
fchen Gefchlechtes der Mazza. Sibmacher, Edit.
1696, III. 100.
5. Die Aus/endung der Apoßel. Chriftus fchwebt
in den Lüften, unter den Apofteln lebhafte fchöne
Bewegung tles Auseinandergehens, zwei von ihnen
effen noch einmal zufammen. Rückwärts Städte des
heiligen Landes mit Beifchriften. Oben das Datum:
1521. Links der Donator. Derfelbe Meifter.
Confolen-Wappen : Croatien.
Stifter- Wappen : Ein Zweig mit zwei Blättern (links).
Rechts: Quadrirt; i, 4. weifser Vogel (Straufs?)
in Roth. Die Edlen von Straufsen? 2, 3. Rother
Zwickel in Weifs. Helmzier: Ein weifser Vogel
(wie im Schilde) zwifchen zwei Hörnern.
6. Das jüngßc Gericht. Zerftört ; fchönes Gemälde.
Teufel mit Kämmen, einer mit einer Krone, beim
Höllenrachen. Links die Seligen , darunter ein l'abfl:
und ein Landsknecht, Mönche. Derfelbe Meifter.
Confolen-Wappen : Schwaben.
Stifter- Wappen erlofchen.
GeW'ölbe- Wappen: Weifses, auffteigendes Rofs in
Roth. Diefes Emblem führt das tyrolifche Ge-
l'chlecht des Refchen , Sibmacher , Edit. 1696,
III. 99.
Links an der Säule die Infchrift:
Has Pifluras Anno 1652 renovarunt Georgius et
Andreas Hettinger filius illius et Anno 1687 iter-
um idem Andreas et Joannes Georgius Filius
ejus Piftores Suazenses. Nagler (f. n.) nennt fie
Höttinger.
Darüber im Confolen-.'^childe links das burgun-
difche Kreuz.
Wir haben diefer Befchreibung des eigentlichen
Kreuzganges noch Folgendes hinzuzufügen. Zwifchen
der Arcade II. 5 und IL 6 (auf dem Plane bei X) ift an
dem Confolen-Anfatze der Rippen auf der Fenfterfeite
das Wappen der Rofenthaler nochmals angebracht.
Dasfelbe enthält einen rothen, mit drei Rofen belegten
Sparren auf fchwarzem Grunde, unter dem Sparren
einen fechsftrahligen goldenen Stern Die übrigen
Schilde find auf der Fenfterwand leer bis auf jenen
zwifchen II. 2 und II. 3 (auf dem Plane bei y). Das
Emblem ift ein grauer Vogel (Adler .^) in Gold.
Wie aus dem Grundriffe erfichtlich, liegt dem
Kreuzgange, in der Verlängerung des an die Kirche
angränzenden Arcadentheiles (IV) eine aus fünf Kreuz-
gewölben beftehende Fortfetzung vor, welche den
Zugang zum Klofter von der Strafse aus bildet. Die-
felbe fcheint auch als Bauwerk eine fpätere Zuthat
zu fein. Das erfte Quadrat hinter der Porte enthalt
keine malerifche Ausfchmückung, die folgenden vier
theils auf einer, theils auf beiden gegenüber liegenden
Wänden, da nur ein F'enfler in diefem Gange fich
befindet. Wir beginnen nach der Bezeichnung des
Planes, vom Thore na h dem Innern fortfchreitend.
a) Taufe Ckrißi. Weite Landfchaft mit einem
überbrückten Fluffe, rechts eine liegende Frau mit
einem Kinde, oben Pu ti. Chriftus in anmuthiger
Stellung knieend. Die Gewölbekajipen enthalten hier,
wie in den übrigen Travees reich ornamentale Deco-
ration im Gefchmacke der italienifchen Hoch-Renaif-
fance, auch figurale Details und Landfchaften in
Cartouchen.
Confolen-Wappen links: Der nackte und dermitdem
Kuttenarmel bekleidete Arm des PVanciscaner-
Wappens. Rechts: Quadrirt unter einer Mitra. 1,4,
drei goldene Kronen in Schwarz. 2, 3, undeutlich.
Im Gewölbe: Senkrecht getheilt. Rechts ein Haus
auf einem Berge in Weifs. Links: Goldener Greif
in Weifs.
b) Die Verkündigufig. Ueber der Jungfrau Engel,
Heilige, Gott Vater und die Taube, unten David und
Propheten. In der Mitte am untern Rande ein Wappen
mit der Mitra. Quadrirt: i, 4 Rothes Kreuz in VVeifs,
2, 3, zwei gegen einander geftellte goldene Greifen in
Blau. Neben diefem Wappen die Infchrift :
. . . .haue figuram fieri fecit anno dom. MDCVIII dorn.
Paulus abbas in Tegernfee. '
Confolen-Wappen rechts: Reich combinirt, enthält
Böhmen, Oefterreich und andere Reichslander.
Gewülbefchild: Getheilter .Schild in Schwarz und
Gelb mit einem wilden Mann belegt.
cj Die Geburt Chrißi. Eine Hütte vor der Stadt,
die drei Könige huldigen dem Kinde, dabei andere
Andächtige. Eine weibliche P'igur, einen Korb mit
Vögeln auf dem Kopfe tragend, verrath den Einflufs
der römifchen Schule nach Raphaelifchen Typen.
Diefes fchöne Gemälde ift datirt: 1589; es übertrifft die
Vorigen an edlem Mafs der Compofition. Die Kleider
der zahllofen Figuren zum Theil mit Gold gemalt.
Confolen-Wappen rechts: Enthält ein rothes Kreuz,
einen fchwarzen Adler etc. fehr reich combinirt.
Gewölbe-Wappen: Quadrirt. 1,4, zwei filberne und
zwei goldene Querbalken abwechfelnd , 2, 3
fchwarzer Bock in Weifs.
d) Die Madonna auf dem Monde ßehend, umge-
ben von Symbolen des heil. Landes und Beifchriften.
17. Jahrhundert.
Gewölbe-Wappen : Die Katze auf dem Dreiberg wie
bei I. 5.
e) Lünettenbild, deffen Gegenftand mir nicht er-
klärlich ilt, da die Darftellung fehr undeutlich er-
fcheint. Am Fufse eines Berges flehen verfchiedene
Figuren. Der rtj-liitifchc Charakter diefes Bildes lieht
wieder den alten deutfchen Werken des Kreuzganges
nahe.
f) Landfchaft mit allegorifchen Geftalten und
Infchriften, auf die Erlöfung bezüglich. Als Votant die
F'igur eines Mönches. 17. Jahrhundert.
Das ältefte Datum fämmtlicher Malereien ill
1512 bis 1526; alfo vierzehn Jahre dauerte die Her-
ftellung der deutfchen Bilder im Kreuzgange. Die
' Ich bemerke, dafs Obiges /war der Hauptfache nach der Inhalt der
Infchrift ift, dafs ich in Folge einer Bcfchadigiing in meinem Notizbuche aber
nicht melir in der Lage bin, das Ganze buchftäblich genau zu geben.
CXXIV
beiden italienilchen mit den Scenen aus dem Leben
des Ordensheiligen entllanden 1516. Die erfte Reftau-
ration verräth das Datum 15S0 . blos an einem Bilde
(III. 4), die Paffions- Hilden zeigen verfchiedentlich
theils Schongauer'fchen, Zeitblomfchen, Dürers,
Burgkmayr's Einflufs. aber offenbar auch locale eigen-
thümliche Schule. Der Plan der Anordnung war ge-
geben, die Gemälde wurden aber nicht der ftoftlichen
Reihenfolge nach fertig, wie denn z. B. die Geifelung
(IL 1.) das Datum 1519 , die Entkleidung Chrirti aber,
alfo ein im Verlauf der Erzählung fpateres Motiv
(IL /), fchon 1512 tragt. Es hängt diefs wohl damit zu-
fammep, dafs fich nicht für alle Plätze gleichzeitig die
frommen Stifter fanden, doch war in 14 Jahren das
ganze Geviert vollendet. Nach dem Citate des Nürn-
berger Druckwerkes der Rofenthaler im Tyroler
Künftler-Lexicon hielt fich Cafpar Rofenthaler im
Jahre 1512 in Schwaz auf; was über den fogenannten
Maler Rofenthaler durch Dr. Schbnherr's treffliche
Forfchungen (1. c.) widerlegt ift, wiederhole ich hier
nicht, doch erlaube ich mir zu bemerken, dafs ich nicht
einfehe, aus welchen Grüi.den Tinkliau/cr in dem,
Arcade II. 7, begrabenen Schott den Architekten des
Klofters vermuthet. Was über den Maler Suevus bei
Schopf gefagt ill, P. W. S., laffe ich ebenfalls un-
erörtert, obwohl mir diefe Lefung des erften der drei
Buchrtaben nicht ganz ficher fcheint. Jedenfalls halte
ich ihn nur für den Maler der originellen architek-
tonifch-ornamentalen Einfafüingen fämmtlicher Bilder
in dem luftigen RenaiffanceCharakter, welche gleich-
zeitig, und zwar fpäter als die Gemälde entflanden.
Das Monogramm fleht auch auf einer Säule, nicht in
einem Bilde. Die Gemälde des Annexes, a bis/, von
1589 bis gegen die Spätzeit des 17. Jahrhunderts
reichend imit Ausnahme eines altdeutfchen Bildesi,
möchte ich den einheimifchen Meiftern Hettinger
nicht zufchreiben, bevor nicht erwiefen fein follte, dafs
diefelben fich in Italien aufgehalten haben. Das Bild
mit dem Datum 15S9 ragt über die übrigen auffallend
hervor und gehört einem Künffler von Bedeutung an.
Ich halte diefe Compofitioncn für Arbeiten fremder
Maler, welche florentinifche und römifche Bilder ge
fehen haben. Auch auf die italienifche Provenienz der
beiden Franziscus-Bilder wurde bisher noch nicht hin-
gewiefen. Mein Hauptzweck war aber darauf gerichtet,
durch die Helchreibung der Wappen, deren Bellim-
mung ich allerdings den Local-Forfchern überlaffen
mufs, einen Schritt weiter in der hiflorifchen lüfor
fchung des herrlichen Gemäldc-Cyklus zu verfuchen.
Die Confolen- Wappen, welche Länder des kaiferlichen
Scepters enthalten, beftätigen die Behauptung P.
Scliöpfs, dafs Max I. das Unternehmen des Baues
förderte und fchützte.
Und fchliefslich noch eine Bemerkung. Sollte es
nicht erreichbar fein, die ftets rafcher dem Untergange
zueilenden hochintereffanten Gemälde wenigflens in
Umrifszeichnungen zu publiciren r Da die Contouren
überall tief in den Intonaco eingeriffen find, liefsen fich
Paufen hochff bequem herff eilen. Die Schwazer Kreuz-
gang-Fresken find ein Stück öfterreichifcher Malerei-
gefchichte auf Einem Platze, wie man nicht fo bald
Aehnliches beifammen findet. Vom Einfluffe der van
Eyck'fchen Schule bis zur romifchen Baruke liefern
fie einen Atlas der heimifchen Kunftgefchichte, Zattel-
tracht, burgundifches Coflüm, Landsknechttracht der
deutfchen Renaiffance, fpanifche Ilofkleidung und
baroke Ideal Draperie; Wappen vom Römifch-Kaifer-
lichen bis zu dem der ehrfamen F"leifcher find hier
vertreten; Landfchaften , genrehafte Motive, Haus-
marken und Infchriften , — wahrlich ein fo merk-
würdiges Ganzes verdiente die licbevollffe Repro-
duktion und hätte fie gewifs auch fchon im Vaterlande
der Arundel-Society I —
Kleine archäologifche Erforfchungen aus Nieder-Oefterreich.
Von y. A'nuald.
lAS Schlofs ZU Ernßbrunn ifl eine der älteften
Burgenanlagen des Kreifes unter dem Man-
hartsbcrge. Dasfelbe ifl: in feinem dermaligen
Umfange zugleich einer der flattlichften Herren-
fitze des Landes. Auf einem der hervorragendflen
Punkte des Ernfibrunn-Leiffer Höhenzuges gelegen,
ift es weithin fichtbar. Der Rundblick vom Hochthurm
ift überrafchend, derfelbe wird in diefem Kieife nur
von dem Panorama des etwas nördlicher gelegenen
Bufchberges bei Niederleis übertroffen.
In der Reihe der Befitzer von Ernftbrunn treffen
wir die angefehenflen und einflufsreichflen Gefclilechter
des Landes unter der Enns. In der erften Hälfte des
15. Jahrhunderts war das Schlofs ein Eigen Herrn
Otlo's von Meijjfau, des Letzten feines mächtigen
Haufes. Des Hochverrathes angeklagt wurde derfelbe
gefänglich eingezogen und im Schlöffe zu Gutenllein
in Haft gehalten, wo er unterm 27. Februar 1430 fein
Schuldbekenntnifs ablegte. ' Mit der Urkunde 23. März
1430 trat er an Kaifer Albrecht II. den gröfsten Theil
' Ntviald, Gerchichte von Gutenllein S. 170.
feines höchft beträchtlichen Herrfchaftsbefitzes ab,
darunter -Frnftprunn mit aller feiner Zugehörung".*
Das Schickfal Otto's von MeilTau gleicht in vielen Be-
ziehungen jenem, welches im Jahr 1395 Hanns von
Liechtenftein, den „gewaltigen Hofmeifler" getroffen
hatte. Die eigentliche Veranlaffungsurfache der gegen
den erften Würdenträger des Landes iOtto von MeilTau
war Oberllmarfchall und oberlter Schenk im llerzog-
thume Oeiterreich) gerichteten Mafsregel bedarf noch
in mancher Hinficht der quellenficheren Aufklärung."'
Herr Otto von Meiffau ftarb im Jahr 1440. Er
wurde, fo wie feine Gemalin Agnes von Potondorf,
welche ebenfalls 1440 ftarb, in der Meiffauer Stiftung
Aggsbach beigefetzt. Den fchönen und wohlerhaltenen
Grabflein derfelben* liefs fchon \or mehreren Jahren
Seine P2xccllenz Graf Franz von Falkenhayn, an der
- Kurz, Oeilerreich unter Kaifer Albrecht II., II. Thcil, S. 334, wo diefe
Verzichts-Urkunde vollfliindig abgedruckt id.
■* Vergleiche dicfsfalls; Ig. P6I2I, „Die Herren von Meiffau" in den
Blättern des Vereines für I^andoskunde für Nieder-Üeftcrreich, Jahrg. 1881,
S. 42 u. f.
* Die Befchreibung und Abbildung im Bd. III, S. 330 der Berichte und
Mittheilungen des Alterthums-Vercines zu Wien.
cxxv
Seitenwand des noch erhaltenen Theiles des Kreuz-
ganges einmauern. '
Im Jahr 1592 verkaufte Leonhard v. Marrach die
Herrfchaft Ernilbrunn an Joacliwi von Sinzendoi-f.''-
Diefelbe blieb im Befitze des Sinzendorfifchen Haufes
bis zu deffen am 18. Augufi: 1822 erfolgtem Auskerben.
Wefentliche Umbauten, namentlich aber die räumliche
Erweiterung des Schloffes bis zu feinem dermaligen
Umfange fanden flatt unter Rudolph von Sinzendorf,
von dem gefagt wird, dafs er „ein Herr von grofsem
Verlland" gewefen. Kr war der dritte Befitzer von
ICrnllbrunn aus feinem Haufe. Sein Vater Augujf
wurde mit allen Angehörigen feines Gefchlechtes von
Feidinand III. im Jahre 1653 in den Grafenfland
erhoben, ftarb jedoch bereits 1654. Die drei Brüder
und zwar Johann Joacliiin, Sigismund Friedrich und
Rudolph theilten noch im Todesjahre des Vaters das
Gefammterbe, und erhielt Rudolph Graf von Sinzendorf
Ernflbrunn. Diefem Letzteren war fchon im Jahre 1653
\'on dem Kurfürilen Karl Ludwig von der Pfalz das
Reichs-Erbfchatzmeifleramtfür fich und feinGefchlecht
lehenweife übertragen worden, welche Verleihung
Ferdinand III. im Jahre 1655 beftätigte.'''
Im fahre 1654 erwarb Graf Rudolph von Sinzen-
dorf von Wilhelm Herrn von Werfperg um 5000 Duca-
ten das unweit Andernach am Rhein gelegene Schlofs
und Burggrafenthum Rheineck, wodurch er Sitz und
Stimme auf der Wefiphälifchen Reichsgrafenbank er-
hielt. * Rudolph blieb wie fein Vater und feine Brüder
Protellant. Seine Gemahn war Eva Su/anna von
Zinzendorf, Tochter des Otto Heinrich Freiherrn \on
Zinze7tdorf und der Anna Appolonia von Zelking,
unter ihm erhielt das Schlofs zu Flrnflbrunn feine der-
malige raumliche Ausdehnung. Ober dem hufseren
Schlofsthor befindet fich das aus Sandftein angefer-
tigte Wappen der Sinzendorf- Ernflbrunn mit der
Ueberfchrift : Rudolphus des H. R. R. Erbfchatzmeiüer-
Burgraue zu Kheineck und Graue zu Sintzendorf, Frei-
herr auf und zu Ernll:brunn. Erbfchenk in (). o. E. K.
M. Reichshofrath.
Rudolph Graf von Sinzendorf errichtete im Jahre
1669 aus Ernftbrunn und feinen übrigen Befitzungen
ein Fidei-Commifs, er ftarb am 20. December 1677.
Sein älterer Bruder Sigismund Friedrich lebte unver-
heirathet, er vermachte fein grofses Vermögen unter
dem Bande der fideicommilTarifchen Erbfolge, mit dem
Teftament vom 28. September 1678, feinem Neffen
Theodor, Sohn des Grafen Rudolph, und rtarb 1679.
Die Neuburger Linie der Grafen von Sinzendorf
ftarb mit dem Grafen Johann Wilhelm am 19. Juli
1767 aus.
Der letzte Sproffe der Ernrtbnmner Linie Prolper
Graf von Sinzendorf wurde in den Fürftentland erhoben.
' Die bei PüUl, 1. c. S. 60 vorkommende Angabe, dafs diefer Grabftein
im Capitelhaufe theilweifc unter Schutt und Sand liegt, kommt fomit richtig
7u ftcllen.
- Niederöfterr. Giltbuch. Joachim von Sinzendorf wurde von Rudolph II.
im Jahr 1610 in den Freiherrnftand erhoben.
' Niederoflcrr. Landes - Archiv. fF//j^r/V^Manufcript. Mit dem Erb-
fchaizmeiftcramt kam die deutfche Reichskrone in das Herzfchild des Sinzen-
dorfifchen Wappens.
* Durch die Erwerbung des Eurggrafenthums Rheinek erhielt das Wap-
pen der Grafen von Sinzendorf, Ernßhrttnner LUtie die bis zum Ausfterben des
Haufes beibehaltene Eintheilnng Das erfte und vierte Feld des vicrgelheillen
Schildes zeigt das ^yappen von Rheineck: vier goldene tjuerbalken im
rothen Feld, wodurch fich die Ernfthrunner Linie von der FrU-iiait oder Xcu-
burg'/chen Linie der Grafen von Sinzendorf unterfcheidet. Diefe letztere
hatte im erften und vierten Feld des ebenfalls viergethcihen Schildes das alte
Wappen der Grafen von Neuburg am Inn, im filbernen Feld den blauen nach
rechts fchreilenden Greif mit dem weifscn Hafen in den Voiderfangen.
Er flarb am i8 Augufi 1822. '=' Um den grofsen Nach-
lafs entfpann fich bald eine Reihe von ProcelTen, deren
Austragung mehrere Jahre in Anfpruch nahm. Be-
züglich der Herrfchaft Ernftbrunn ging als Sieger im
Jahre 1828 Inirll Heinrich Reu/s- iCößHts hervor, dem
im Jahre 1863 durch I'.rbfchaft Prinz Heinrich IV. von
der jüngeren Linie Reufs Kollritz folgte.
In dem älteften Theile des Schloffes befindet fich
dieSchlofs-Capelle, deren Bauflandjedoch von geringer
Bedeutung id. « An der I-'-pillel-Seite find drei Grabfleine
aus lichtem Marmor angebracht. Zwei derfelben zeigen
Ritter in Rullungen dargeflellt, welche der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts entfprechen. Die Um-
fchriften fehlen ganzlich, nur die zu den Füfsen der
Ritter befindlichen Wappenfchilde bezeichnen die-
felben als in die mahrifche Familie der Lomnice ge-
hörig. Der dritte Stein zeigt eine Frau, deren Tracht
der Mitte des 16. Jahrhunderts entfpricht. Der neben
ihr lehnende Schild enthiilt blos einen einfachen Schiff-
haken, das Wa])pen der I<"amilie Opic. Diefe drei Grab-
fteine hat Fürft Profper von Sinzendorf, gegen das
Ende des vorigen Jahrhunderts, von der ihm damals
gehörigen Mährifchen Herrfchaft Eichhorn nach Ernft-
brunn übertragen und in der alten Schlofs-Capelle, als
eine Art Decoration derfelben, aufitellen laffen.
Aus den Tagen des Fürften Profper von Sinzen-
dorf ftammen noch einige Denkmale, oder Rcfte von
folchen. Auf einem erhöhten, ehemals im Innern des
Parkes gelegenen Punkt, jetzt mehrere Klafter von der
nach Stockerau führenden Strafse entfernt, mitten im
Felde, fteht ein folches verwaiftes Denkmal. Auf der
Vorderfeite befindet fich ein kreisrundes Medaillon aus
weifsem Marmor, 0-75 M. DurchmelTer enthaltend. Um
einen nach rechts gewendeten mit reichen Haarlocken
verfehenen Kopf in Basrelief fteht die Umfchrift:
F"ranciscus . Cornes . Savravivs . inf . Austriae . Reg .
Praef. Das Medaillon ift eine vortreffliche Arbeit, es
hat jedoch durch den Witterungseinflufs bereits ge-
litten. Unter demfelben ftehen die Worte: Hic.Haec.
Hoc. Auf der Rückfeite des Denkfleines befindet fich
in fehr fchönen römifchen Lettern folgende Infchrift:
Hie.
Anno . MDCCXCVII . Aprili . mense |Hofte . finibus .
Auftriae. minitante.
Haec.
Duo . Ma.ximi . Momenti . praeftitit . jUt . princeps .
populi. Vires. Virtutem.Fidem . perspiceret. |Populus .
Principis . certa . de . se . spe . beatus . fibi . videretur.
Hoc.
Ut . pro . virili . parte . pofteris . commendaret . | Amico .
de . principe . Populo . que . optime . merito . jPro.sper .
.Sinzendorfius. |in .Fundo .suo.M. P.
Darunter eine Sphinx in Basrelief
s Kürft Profper war ein hochgebildetrr Herr, jedoch in vielen Beziehun-
gen ein Sonderling, Eine derartige Anwandhing koftete ihm das Leben Wie
mir fchon in den 40gerjahren der damalige Burggraf Abendroth in Ernftbrunn
mittheilte, hatte der P'iirft bei einer Ausfahrt mit einer Dame, als der Wagen
iiber eine dammforniig erhöhte, in der unmittelbaren Nahe des damals vom
Burggrafen bewohnten Haufes gelegene Strafse fuhr, dem Kutfcher das
Umkehren anbefohlen. Der Wagen ftürzte iiber den Damm hinab. Die Befcha-
digung. welche der Kurft erlitt, führte alsbald feinen Tod herbei- Dermalen ift
die Verliefung auf der einen Seile des Dammes vollflandig ausgefüllt.
'• Trotz der grofsen Dicke der Wände ift die Feftigkeit des alteften
Schlofstheiles nur eine geringe, weil fammtliche Hauptmauern fogenannte
FiiUwnnde find, die allerdings eine Dicke von lechs und mehr Fufs befilzen,
allein nur an den Seiten ein rcgelmafsiges Mauerwerk haben, im Innern jedoch
mit lockeren Steiuftücken ausgefüllt find.
CXXVI
Ein weiteres im Ernl^brunner Schlofspark vor-
kommendes Denkmal ifl: die fogenannte Friedensfaule.
Diefelbe fleht am Fufse des Schlofsberges in einer
fchönen Baumgruppe. Auf einem würfelförmigen
Sockel erhebt fich der kraftige cannelirte dorifche
Säulenfchaft. Auf dem „abacus" oder „plinthus- fleht
die Göttin des Friedens, wie es fcheint aus Eifengufs,
jedoch bereits befchädigt. Ais eine Eigenthiimlichkeit
kommt zu erwähnen, dafs auf den vier dreieckigen
Flächen an der Unterfeitc des abacus, in Basrelief
Köpfe angebracht find, und zwar Jupiter, Mars, Juno
und Minerva. Im Sockel befand fich einft ein kreis-
rundes Medaillon aus weifsem Marmor, die nach rechts
gewendete Biille des Fürllen Profper von Sinzendorf
darllellend. Diefes Medaillon fehlt nunmehr. Am obern
Rande des Sockclfteines fteht die Infclirift: Dem
Flirrten Profper von Sinzendorf geboren den 23. Fe-
bruar 1751, geftorben den 18. Auguft 1822. '
In mäfsiger Entfernung vom Schlöffe Ernrtbrunn
neben einem Getreide-Schüttboden ift eine grofse
Menge verfchiedener Werkrtücke von abgetragenen
Denkmälern, Brunnen etc. herrührend, deponirt.
Am Fufse des Schlofsberges, ungefähr eine halbe
Wegftunde vom Schlöffe entfernt, liegt der Markt
Ernrtbrunn. Die Kirche irt ein Neubau aus dem vorigen
Jahrhundert, von der alten gothifchen Kirche haben
fich nur einige Refte erhalten. Neben dem Hauptein-
gang ift an der Aufsenfeite eine Granitplatte. 1-53 M.
lang, 0-95 M. hoch befeftigt, auf der fich folgende
Denkfchrift vorfindet: Hier ruhet Der Hochgeborne
Herr Profper Fürft von Sinzendorf und Tanhaufen]
Gefürfteter Burggraf von VVinterrieden im Königreich
Bayern Freyherr auf und zu Ernrtbrunn. Herr der
Herrfchaften Ernrtbrunn Klement Hagenberg Michel-
rtetten Unterrtinkenbrunn Steinabrunn| und Gfohl in
Oefterreich, dann Plan und Gottfchau in Böhmen,
k. k. Kämmerer Ritter des Goldenen Vliffes dann des
Maltefer Ritter Ordens Commandcur etc. der erfte
Furrt feines Haufes rtarb als der letzte Sproffe der
Altgraflichen P'amilie Sinzendorf im 72. Jahre feines
Alters im Schlöffe Ernrtbrunn am 18. Auguft
MDCCCX.XII.
Im Innern der Kirche ift an der Epiftel-Seite auf-
recht eingemauert ein Grabrtein aus rothem Marmor.
Darauf ein Ritter in voller Rürtung mit offenem Vifir
und langem Bart. In der rechten Hand hält er eine
grofse fliegende zweigetheilte Fahne; die Linke fafst
den Schwertgriff. Zu feinen Füfsen rechts das Wappen
der Tierftein-Eberrtorf, links Fuchs. Die Umrahmung
des Grabfteines berteht aus weifsem Marmor. An
jeder Seite eine cannelirte Säule mit römifchem Capital.
Darüber auf einem Gefims ein mit einem flachen
Giebel gedeckter Denkrtein mit der Infchrift: An. 1556
den 3. tag Odlobris ift in Gott zu Prellenkhirchen |Ent-
fchlafen der Wolgeboren her Herr Sigmund Graff
zu|Tierftain und Herr von Eberftorff zu l'.rnftbrunn :
Obrifter Erbkhamerer In Oefterreich: der Letzt Difes
Namens und Stamen Deffen Leib ligt hie begraben
der Seele Gott genad. Unter den Füffen des Ritters
auf dem Sockelftein fteht: Barbara Frau von Eberftorff
fein, Gemahl Hr Chriftofc Fuchs Saelige Tochter. Im
Giebel ober dem Denkftein befindet fich ein Medaillon,
' Die Friedcnifaulc (Und bereits durch mehrere Jahre, als nach dem
Tode des Fürftcn Profper diefc Infchrifl am Sockel angebracht wurde.
darin: Chriftus aus dem Grabe auffteigend. Die ganze
Höhe des Denkmales beträgt 10 Fufs, die Breite 5 Fufs.
Im Fufsboden des Kirchenfchififes liegt der Grab-
rtein des Pfarrers Gabriel Schwarzel. 4'/j Fufs lang,
3' j Fufs breit, aus rothem Marmor, aus dem Ende des
15. Jahrhunderts, bereits fehr ausgetreten.
Im Anfchluffe an das Ernrtbrunner Schlofs muffen
wir nunmehr dem Schlöffe zu Alicliclßätten unfere
Aufnierkfamkeit zuwenden. Diefes letztere liegt nord-
tirtlich von ICrnrtbrunn in der Nähe des Marktes
Aspani an der Zaya. Es irt ein unanfehnlicher in der
Thalfohle gelegener mit einem breiten Wallgraben
umgebener Bau, von eigenthumlicher polygoner An-
lage. Siimmtliche Dächer fallen in den Schlofsliof ab,
fo dafs das Gebiuide \on Aufsen den lundruck eines
unförmlichen Thurmes macht.
]5etreten wir durch eine unfchöne lünfahrt den
Schlofsliof fo wird unfere Aufnierkfamkeit alsbald
durch einen Brunnen in .Anfpruch genommen, welcher
mit den um den ganzen HoL fowohl zu ebener Erde
fo wie im erften Stock herumlaufenden Bogengängen
ein eigenthümliches Gefammtbild abgibt. Schlofs und
Kirche zu Michelrtatten w urden bereits im 17. Jahr-
gang (1872) der Mittheiluiigen der Central-Commiffion
S. CXCV u. f befprochen, dennoch aber glaube ich
die dortigen über den Schlofsbrunnen gemachten
Angaben durch das Nachfolgende ergänzen zu dürfen.
Derfelbe irt ein, namentlich in genealogifcher
Hinficht hoch beachtenswerthes Sculpturwerk. Das
Brunnenbecken irt fechseckig, jede Seite hat eine
Länge von 7 Fufs. Jede derfelben befteht aus einem
einzigen Sandfteinftück, auf dem in Basrelief zwei
gegeneinander geneigte Wappenfchilde vorkommen,
welche unten mit Feftons, oben mit einer offenen
Krone verbunden find. Unter jedem Wappen liegt ein
Spruchband. Aus der Mitte diefes Brunnenbeckens
erhebt fich eine ornamentirte Säule , welche eine
5 Fufs weite Schale trägt. Auf dem Capital unter der
Schale kommen vier Wappenfchilder mit Spruch-
bändern vor. Auf einem in der .Schale befindlichen
Sockel fteht ein Atlas, welcher einen ornamentirten
Würfel trägt, der auf der Vorderfeite das Siiizcn-
dorßfclie Stammwappen, auf der Rückfeite jedoch ein
quergetheiltes Schild befitzt, auf welchem oben das
Zinzcndorf /che, unten das Zclking'fcite Wappen vor-
kommt.
Die Herrfchaft Michelßatteii erwarb im Jahr 1673
durch Kauf der oben bereits erwähnte Rudolph
Graf V. Sinzendorf von Weikhardt Achilles Freiherrn
V. Pollieim.^ Es wurde auch bereits hervorgehoben,
dafs des Erfteren Gemahlin liva Sufanna von Zinzcn-
dorf, eine Tochter des Otto Heinricli Freiherrn
V. Zinzendorf und deffen Ehefrau Anna Appolonia
V. Zelking war. Die Wappen, welche auf dem vom
Atlas hervorgehobenen Würfel vorkommen, find fomit
das des Grafen Rudolph v. .Sinzendorf und feiner
(iemahliii h)va Sufanna v. Zinzendorf Zelking. ■' Aus
diefem Umftande ergab fich der Schlüffel zur Dar-
i^ellung des Zufammenhanges der übrigen auf dem
Brunnen \'orkomniendcn Wappen.
- Nicdcrofterr. Giilbuch.
■* Es erfchcini wohl die Bemerkung als überflüffig. dafs die Sinzendorf-
Ernftbrunn, fowic die Sinzcndorf-Ncuburg von den Zinzendorf zu Potte idorf
ganz verfchiedcnc Gcfchtechtcr find. Auch die Zinzendorf find bereits ausge-
ftorbcn. i. J. Zcitfchrift des herald. Vereines Adler VUI. i.
CXXVII
Die beiden Wappenpaare auf dem Ca[)it;il unter
der Scliale lind Sin/.endorf und Harraeh, dann Zinzcn-
dorf und Volkraii. Die Wa|3penpaare auf tlen fechs
Seiten des Brunnenbeckens find dajjjegen, u. zw. an
der Vorderfeite: Kueber untl Weifsperg, von diefen
lieraldifcli rechts: Trautniannftorff und Läpitz, heral-
difch links: Trautniaiuillorff und Lindeck. An der
Mitte der Rückfeite des Hrunnenbeckens treffen wir
die Wappenpaare Liechtenllein und Orttenburt;,
heraldifcli rechts: Zelkintj und Pray;, und hcraldifch
links: 1 lardes^g' und Liechtenllein.
Ordnen wir diefe acht Wappenpaare heraidil'ch,
u. zw. derart, dafs wir zu dem vordem Paar auf dem
Säulen-Ca[)itäl die drei auf der Vorderfeite des Brun-
nenbeckens befindHchen \\'a[)penpaare beifügen, und
die iibri^en fowoiil auf dem Capital wie auf dem
]5ecken vorhandenen Wap[)en in gleicher Weife
zufammenflellen, fo erhalten wir die gleichzeitige
Ahnenreihe des mehrgenannten Rudolph von Sinzen-
dorf luid feiner Gemahlin Eva Sufanna von Zinzen-
dorf-Zelking; und zwar entfallen für den Krftern:
1. Leonhard v. Sinzendorf und Anna v. Harrach,
2. Johannes Rueber zu Pichfendorf und Maria Anna
von Welfsperg, 3. David v. Trautmannft orf und Ama-
ley v. Läpitz, endlich 4. Medardus v. Trautmaimsdorf
und Anna v. Lindeck. Für die Gemahn Eva Sufanna
verbleiben: i. Alexander v. Zinzendorf und Anna
V. Volkrah, 2. Hartman v. Liechtenftein und Anna
Gräfin v Orttenburg, 3. Karl Ludwig v. Zelking und
Urfula von Prag, endlich 4. Bernhard Graf v. Hardegg
und Anna Sufanna v. Liechtenftein. '
Es kann fohin mit grofser Beftimmtheit gefchlof-
l'en werden, dafs den in Rede flehenden Brunnen Graf
Rudolph V. Sinzendorf herftellen liefs, derfelbe, welcher
auch das Ernllbrunner Schlofs erheblich erweiterte.
Nachdem Graf Rudolph die Herrfchaft Michelftätten
erlT: im Jahr 1673 ankaufte und am 2. December 1677
ftarb, fo läfst fich auch die Zeit beftimmen, während
welcher der Brunnen erbaut worden iü. Das grofse
Wappen über dem Ernil:brunner Schlofsthor und der
Brunnen im Schlofshofe zu Michelftätten dürften von
' Vergleiche Niederöftcrr. Landes-Archiv, Stammtafeln der Sinzendorf,
Maiiufcrij)! und Hohencck II, S. 442, wo diefe Ahnenreihe genau in derfelben
Reihenfülfie crlichtlich gemacht wird.
einer und derfelben, jedenfalls fehr tüchtigen Hand
angefertigt worden fein.
Graf Rudolph v. Sinzendorf war nur einmal ver-
heiratet. Seine Gemahlin Eva Sufanna gebar ihm zwölf
Kinder und zwar vier Söhne und acht Töchter. Die
im Jahr 1659 geborne Tochter Anna Elifabcth hei-
ratete im Jahr 1680 den Grafen Heinrick I. von
Kcufs und Plauen .-^u Schleits. Der Brunnen in Michel-
ftätten repräfentirt fomit auch die .Stammtafel oder
den Stammbaum jener Ahnfrau des Haufes Reufs,
durch welche Jii-nßlirunn fammt fideicummiflaiifchem
Zugehör an dasfelbe gelangte.
Diefer Umftand wird dem dermaligen Befitzer
von Emftbrunn, dem Prinzen Heinrich IV. von Reufs-
Köftritz kaum bekannt fein. Es dürfte jedoch einen
Anlafs geben, um dcnfclben in geeigneter Weife für
eine Reftaurirung des Brunnenbeckens, oder für die
Uebertragung und Aufftellung des ganzen Sculptur-
werkes nach Emftbrunn, wo es fo ganz an feinem
Platze wäre, zu beftimmen. ' l<".s darf gewifs von der
Ueberzeugung ausgegangen werden, dafs Prinz Hein-
rich IV. von Reufs-Kölf:ritz fo viele Pietät für die
Erinnerung an feine Vorfahren bewahrt, um ein Denk-
mal vor dem Verfalle und der Zerftörung zu fchützen,
welches in der unmittelbarften Beziehung mit jenen
feiner Ahnen fteht, durch welche Emftbrunn, diefes in
gleichem Grade fchöne wie reiche Erbe, an fein Haus
gediehen ift.
Das Brunnenbecken zu Michelftätten ift feit
Jahren mit Erde angefüllt und dient als eine Art
Blumenbeet. Durch diefe Verwendung wird die Zer-
ftörung desfelben wefentHch gefördert, indem durch
das Einfrieren des feuchten Bodens mit jedem Winter
die Seitenwände mehr aus ihrer Verbindung gefprengt
und endlich zum Einfallen gebracht werden. Dermalen
fchon ift der Zufammenhang der Werkftücke aufge-
hoben, diefelben lehnen nur noch an einander.
Die Benützung des Brunnenbeckens als Blumen-
beet mag für den erften Augenblick gefallen, fic hat
jedoch unvermeidlich die vollige Zerftörung des hoch-
beachtenswerthen Sculpturvverkes zur Folge.
' Die zu diefem Hrunnen seliorigc WafTerlcitung ift feit vielen Jahren
fchon aufgelaffen.
Ueber Archive in Nieder-Oefterreich.
Von P. A,/ Duit^cL k. k. Confervator, O S. 13.
(Fortfetzung
S. XXIV.)
II. St. Leonhard am Forfte, Herrfchaft.
!N der Rcgiftratur des hcri fchaftlichen Schloffes
zu St. Leonhard am F'orfte find gegenwärtig
'jiSM noch vorhanden: i. Zwei Lehenbriefe auf Per-
gament. (Diefe waren verfperrt in der Gaffe und
konnte ich defshalb keine Einficht in felbe nehmen).
2. Verzeichnifs der nach Mauerbach gehörigen Häufer
und Gründe (1749.) 3. Marchungsvergleich zwifchen
Ybs und umliegenden Ilerrfchaften (1753, 8. Janner.
Wien.) 4. Politifche A6len (1821 — 1850.) 5. Repertorien
der civiljulliz-amtlichen und politifchen Gegenftiuide
VII. N. F.
(1801 — 1820.) 6. Gabenbuch (1768 — 1772, 1827.) 7. Ueber-
landdienftbücher 1824. 8. fernerPeilenftein betreffend,
Urbare 1609. 9. p-orftgerechtigkeit 1713. 10. Kaften-
rechnung 1763. 11. Dienftbuch 1824. 12. Gabenbuch
1827; 13. Zwerbach betreffend, Gabenbuch 1739. 14. Iint-
laffungs-ProtokoUe 1806. 15. Fifchwaffer- und Tafern-
gerechtigkeit 1820. 16. Ueberländdienftbuch 1829.
12. St. Leonhard am Forfte, Markt.
In dem Gemeinde-Archive, welches dem jeweiligen
Bürgermcifter unterfteht , finden fich nachfolgende
Aftenftücke: i. 1588 Verzeichnifs der Klagen, welche
t
CXXVIII
im Pantheiding verhandelt wurden. 2. 1594 ein Schuld-
brief. 3. 159S an, einzelne Inventarien. 4. 1600, 1611
Schadloshaltungen. 5. 1603 an einzelne Verlaffen-
fchaftsabhandlungen. 6. 1621 Kaufcontra6l. 7. 1600
an Marktrechnungen, vereinzelt. 8. 1620 an Rechnungs-
beilagen, fehr lückenhaft. 9. 16S0 Beftinimung der
Biirgerfchaft bezüglich der Aufnahme in deren Verband.
10. Militär-Einquartierungs- und Proviant - Angelegen-
heit von 1603 an. 11. 1738 Pfarreintheilung. 12. 1766
Stiftung zur Bruderfchaft s. Sacramenti. 13. 1790 Ro-
bot-Reluition mit der Herrfchaft Peilenrtein. 14. Einige
Briefe aus Bayern wahrend des 17. Jahrhunderts.
13. Mank, Bezirksgericht.
üafelbft befinden fich theils in einem Karten auf
dem Gange, theils in einem folchen in der Gruiuibuchs-
kanzlei Bücher und Acten nachÜehender Dominien:
aj Aggsbach. I. Grundbuch 1794 an; 6J Aigen.
1. Gewahrbuch 1764. 2. Grundbuch 1840; cj Bifchof-
rtetten, Pfarre. 1. Gewahrbuch 1767 an, 2 Bande.
2. Satzbuch 1810. 3. Heiraths-ProtokoU 1S22 an, 4. Grund-
buch 1837 an; ((J Dürnftein, Stift und Herrfchaft. 1. Hei-
raths-ProtokoUe 1766 — 1840, 6 Stück in i Fascikel;
c-J Friedau. i. Grundbuch 183S an;/J Grünbüchl. i. Haus-
kauf-Protokolle 1710 an, 2Bande. 2. I^urgrcchls-Lehen-
Protokolle 1767 an, 2 Bände. 3. Satzbuch 1768 an,
3 Bände. 4. Heiraths-Protokolle 1787 an, 2 Bände.
5. Inventurs-Protokolle 1824 an, 2 Bände. 6. Grundbuch
1779 und 1S24 an, 2 Bände. 7. Grundbuchs-Aclen
1S41 — 1850, I Fascikel ; _i,'y Hainberg. i. Grundbuch von
Ueberland 1790 an. 2. Grundbuch von Häufern 1793 an;
/ij Hürm, Pfarre. I. Inventurs- und Heiraths-Protokolle
1732 an. 2. Satz-Protokolle 1787 an. 3. Grundbuch 1800
an; iJ Hürm, Kirche, i. Grundbuch 1777 an; i-J Kälber-
hard. I. Grundbuch 1751 an. 2. Grundbuch der Häufer
1783 an. 3. Kauf-Protokolle 1785 — 1822; /J Kilb, Kirche.
I. Güter-Urkundenbuch 1780 an. 2. Gewährbuch 1843;
wy Kilb, Pfarre, i. Grundbuch 1800; nj Vogtei Kilb.
1. Grundbuch 1800; oj Kirnberg. i. Urbar 1690.
2. Inventars-Protokolle 1772. 3. Satzbuch 1775. 4. Ehe-
verträge 1788. 5. Kauf-Protokolle 1833. 6. Aufnahms-
und Entlaffungs-Urkunden 1808 — 1848, 3 Fascikel.
7. EhebewilHgungen 1816 — 1825, 2 Fascikel. 8. Juftiz-
Atlen 1815 — 1S48, I Fascikel. 9. Politifche Acten
1818 — 1848, I Fascikel. 10. Grundbuch 1824. 11. Grund-
buchs-Adlen 1829 — 1845, i Fascikel ;/'y St. Leonhard.
I. Grundbuch von Ueberland 1727. 2. Grundbuch
1800. 3. Satz-Protokolle von 1769 an, 2 Bände. 4. Hei-
raths-Protokolle 1786, 2 Bände. 5. Kauf-Protokolle 1786,
2 Bände. 6. Lehenbrief-Protokolle 1786, i Band. 7. De-
pofiten-ProtokoUe 1822, i Band. 8. Inventurs-Protokolle
1802, 4 Bände. 9. Waifenbuch 1821, i Band. 10. Grund-
buchs-A6len 1804—1843, i Fascikel; gj Mank, Kirche.
I. Grundbuch 1725. 2. Satz-Protokoll 1827. 3. Gewähr-
rapulare 1838^ — 1850; rj Mank, Pfarre, i. Grundbuch
1832; jy Peilcnftein. i. Grundbuch 1626. 2. Uebcrländ-
Grundbuch 1716. 3. Satz- Protokolle 1766. 4. Gewähr-
Protokoll 1781. 5. Heiraths-ProtokoU 1785. 6. Waifen-
buch 1801. 7. Hausverkaufs-Protokoll 1804. 8. Kauf-
Protokolle 1S39; tj Plankenftein. i. Grundbuch 1708
mit einer Befchreibung des Schloffes und der Herr-
fchaft Plankenftein laut Freibrief ddto. 1645, 20. Fe-
bruar als Einleitung. 2. Satzbuch 1768. 3. Gewähr-
briefe 1787. 4. Eheverträge 1796. 5. Hauskaufs-Pro-
tokolle 1796, 2 Bände. 6. Inventions-Protokolle 1819,
2 Bande. 7. Satz-Protokolle 1834 — 1850; uj St. Polten.
Staatsherrfchaft. i. Grundbuchs- A6ten 1834, i Fascikel;
ly Ranzenbach. i. Gewährbuch 1787, 2 Bände. 2. Grund-
buch, Häufern 1790. 3. Grundbuch, Ueberland 1790.
4. Kauf-, Heiraths- und Inventurs-Protokolle 1810,
3 Bände. 5. Pfandbuch 1813; U'J Ruprechtshofen.
1. Grundbuch 1714; xj Schonleiten, i. Waifenbuch
1797— 1816, 2 Bände ;_)'y Sinabelskirchen. I.Grundbuch
1722, 2 Bände; 2J Sofs. i. Hcirathsbuch 1771, 2 Bände.
2. Satzbuch 1792, 2 Bände. 3. Kaufbuch 1801. 4. Grund-
buch 1805. 5. Lehensbuch 1807. 6. Inventursbuch 1810.
aaj Stannersdorf. i. Kauf-, Heiraths- und Inven-
turs-Protokolle 1734 — 1850, 10 Bände. 2. Gewähr-
Protokolle 1751—1850, 4 Bände. 3. Grundbuch, Ueber-
land 1751. 4. Satzbuch 1783 — 1850, 3 Bande. 5. Kauf.
Contracls-Protokollei785, 2 Bande. 6. H;mferurbari783.
7. Waifen- und Depofiten-Protokolle 1801, i Band
8. Gewährbuch 1811. 9. Waifenbuch 1816; <^^y Weichfel-
bach und Weinzirl. i. Kauf-Protokolle 1754 — 1724,
I Band. 2. Abhandlungs-Protokolle 1758 — 1798 — 1834,
4. Bände. 3. Heiraths-Protokolle 1758 — 1824, 2 Bande.
4. Lehens-Protokolle 1759, 2 Bände. 5. Lehenbuch 1791.
6. Satzbuch 1739, 3 Bände. 7. Gewährbuch 1791 — 1850,
1 Band. 8. Grundbuch 1800, 2 Bände. 9. Grundbuchs-
Aflen 1838 — 1850, 1 Fascikel; ccj Weinzirl. 1. Grund-
buchs-A(5len 1801 — 1850, 5 Fascikel; äc/J Wocking-
Weinzirl i. Satzbuch 1739, 3 Bände. 2. Grundbuch 1800;
ci-J Zwerbach. i. Grundbuch von Häufern 1780. 2. Ge-
währ-Protokolle 1785. 3. Satzbuch 1785, 3 Bande.
4. Hauskaufs-Protokolle 1786, 2 Bände. 5. Heiraths-
Protokolle 1786. 6. Grundbuch 1800. 7. Waifenbuch
und Protokoll 1806. 8. Inventurs-Protokolle 1807,
2 Bände.
14. Markersdorf bei Prinzersdorf O. W. "W.
Die Gemeindelade diefes Ortes befitzt nur eine
Copie vom Jahre 1818 eines Pantheidings, die P'eldhüter
betreffend, vom Jahre 1626 nebll: einigen A6len aus
neuefter Zeit über Strafsen und Brückenbauten.
15, Oberndorf O. W. W. (Bezirk Scheibbs.)
In der Gemeindelade find blos erhalten; 1. 1731
ein Vergleich zwifchen den Klöftern Gaming und
St. Jacob in Wien über Unterthanen zu überndorf.
2. Pfarrarmenrechnungen 1783 an. 3. Protokoll über
Viehweide 1803. Im Befitze des Wirthfchaftsbcfitzers
Kurzmann im Meierhofe find: 1. 1746 4. Juli Wien.
Lehenbrief über Schönleiten vom Klofter St. Jacob in
Wien. Orig. Perg. 2. 1776, 15. Oflober Wien. Kaufcon-
tradl zwifchen Unterthanen zu Schönleiten und Klofter
St. Jacob in Wien über einen Wald. Orig. Perg. 3. und
4. Zwei Freibriefe auf Pergament für (järtner 1724, 173.
16. Pechlarn, Stadtgemeinde,
Das umfangreiche Gemeinde-Archiv ift im Rath-
haufe in einem trockenen und geräumigen Locale in
Wandfchränken untergebracht und wurde dasfelbe in
der fchon beftandenen Ordnung vom Secretär Ludwig
Ilerpach vor einigen Jahren in ein Repertorium ver-
zeichnet. Die Ordnung ift folgende: 1. Pfarramt be-
treffend, I Fascikel vom 1381 an, Stiftbriefe und Corre-
fpondenzen enthaltend. (1381 Stiftbrief in einer collat.
Copie V. J. 1718 ) 2. Beneficium betreffend, 2 Fascikel
CXXIX
von 158g an, Stiftbiiefc, Correfpondonzcn , Inventarien,
Tcllamentc, l'roceffe cntlialtciul. 1^1589 Slillbricf, Orig.
Perg. mit Siegel der Stadt Pechlarn.) 3. Stadtmagiftrat,
2 P'ascikel 1595— 1799, Gerichts-Aften, Organifation,
Sindici, l^iirgcrmcilter, Rcchtsrtrcitigkeiten, Gefuchc
enthaltend. 4. l'olizciwefen , 3 l'"ascikcl von 1800 an,
Corrcfpoiulenzen enthaltend. 5. Mi.scellanea, 1 Fa.scikel
1541 — 1810, Briefe, Copien, kaif. Diplome, Urkunden in
Originalien und Copien enthaltend. Viele Nummern.
6. Schule, 2 Fa.scikel 1649 an, Kaul"briefe und Corre-
fpondenzen enthaltend. 7. Jahr- und Wochenm.irktc,
I Fascikcl, darunter 1639, 29. Juli, Wien. Kaifer h'erdi-
nand III. beftätigt einen inferirten Brief Rudolf IV.
Wien 1363. St. Peter- und Paul-Abend, wodurch Pech-
larn ein Wochenmarkt ertheilt wird. 3 Papicr-Copien
1640 collationirt. 8. Brücken, Strafsen und Mauth,
1 Fascikel mit Bruchftücken aus dem 17. Jahrhundert.
9. Schiefsftatte, Donauhuffchlag und Stadtmauern,
2 Fascikel 1693 an. 10. Gefalls-Aftcn, i Fascikel 1747 an.
11. Steuern, 3 Fascikel 1750 an. 12. Aufnahme und Ent-
laffung von Zuftimdigen, 3 Fascikel 1700 an. 13. Kauf-
und Verkaufsvertrage, 2 Fascikel 1596 an. 14. Zünfte
und Gewerbe, 3 Fascikel i6oo an. 15. Inventarien, Erb-
fchaften, Nachlafs, i Fascikel 1668 an. 16. Fifcher-
zunftprivilcgien und Wappen 1651 Pergamentheft: Vor-
fpann- und Einquartierungs-A6len, i grofses Fascikel
von 1658 an. Bürgerfpital, i Fascikel 1821 an. Gerichts-
A6len 24 Fächer ungeordnet. Bücher: i. 1606 Agenda.
2. 1664 an Raths-Protokolle. 3. 1676 an Stadtgerichts-
Protokolle. 4. 1695 an GerichtsProtokoUe. 5. 1697
Gerhabfchaftsbuch. 6. 1729 Bürgerverein. 7. 1757
Urkunden-Protokoll. 8. 1759 Inventurs-Protokoll.
Im Befitze des Adlerwirthes Sterrtegger in Pech-
larn befinden fich: i. 1677, 3. Juni. La.xenburg. Kaifer
Leopold bellätigt die im Jahre 1484 aufgerichtete und
vom Kaifer Maximilian ddo. Prefsburg 1567, 22. Juli,
von Kaifer Mathias ddto. Linz 1614, 26. Auguft, von
Kaifer Ferdinand II. ddto. Wien 1622, 18. März und
von Kaifer Ferdinand III. ddto. Wien 1651, i. März be-
ftätigte inferirte Fifcherordnung und Wappen zu
Alten Pöchlarn. Orig. Perg. 2. 1709, i. Auguft. Wien
Kaifer Jofef bertätigt die Fifcherordnung. Orig. Perg.
3. 1733, 24. Juli. Wien. Kaifer Karl VI. beftätigt diefe
Fifcherordnung. Orig. Perg. 4. 1733, 18. November.
Wien. Kaifer Karl VI. gibt ein neues Schutz-Patent
darüber. Orig. Perg.
17. Purgftall, Markt O. W. W.
Das nicht unbedeutende Archiv des Marktes
Purgftall wird im Rathhaufe, in einem trockenen
und feuerficheren Locale aufbewahrt. Dasfelbe wurde
fchon in früherer Zeit fcartirt, wartet aber noch immer
auf eine ordnende Hand. Bei einer ziemlich genauen
Durchficht fand ich folgende Urkunden, Aften und
Bücher: i. 1400, St. Cecilia, Wien. Albrecht verleiht
Purgllall ein Wappen. Papier - Copie collat. 1676.
2. 1603, 21. Auguft. Wien. Chrilloph Purkhaimer n. ö.
Landeskanzler verleiht, geflützt auf den inferirten
Brief Albrechts v. J. 1400 dem Markte Purgftall ein
Wappen. Orig. Perg. 3. 1606, 13. März. Wien. Kaifer
Rudolph II. verleiht Purgftall ein Markt-Privilegium,
Orig. Perg. 4. 1619. 3. Februar. Wien. Kaifer Mathias
beftätigt vorftehendes Markt-Privilegium. Orig. Perg.
5. 1741, 12. Dezember, Frohnleichnamsftiftung. Papier-
Copie. 6. 1832, 18. September. Wien. Kaifer Franz I.
verleiht einen Viehmarkt. Orig. Perg. 7. Altes Proto-
koll, enthaltend einen Pantheiding, Ereigniffe im Markte
beginnend 1567, Kaufverträge. 8. Richterrechnungen
1591 an. 9. Steuerregifter 1607 an. 10. Baurechnung 1611
an. II. Spitalrechnung 1613 an, luckig. 12. Inventarc
1620 an. 13. .Satzrechnungen von 1630 an. 14. Einquar-
tierungs-A6len von 16^6 an. 15. Procefs-A6len zwifchen
Purgftall und P'amilie Auer.sperg 1656 — 1676. 16. Raths-
Protokolle von 1658 an, 8 Bände. 17. Teflamente von
1665 an. 18. Kauf-Protokolle 1688 — 1732. 19. Schützen-
rapular 1698 — 1702. 20. Procefs-A6ten von 1729 an.
11. Bürgerverzcichnifs 1773. 22. Gerichts-Protokolle
1782-1797.
18. Ruprechtshofen, Pfarre.
Im Pfarr- Archive dafelbft findet fich nur i. Die
Copie einer Einlage in den Thurmknopf vom Jahre
1653, in welchem Jahre der Thurm erhöht wurde.
2. Aften zur Thurm-Reftauration 1708. 3. Pfarrbüchcr,
beginnen 1732.
19. Steina-Kirchen, V. O. W. W.
In der Gemeindelade dafelbfl befinden fich:
I. Pantheiding in je einer Handfchrift des 16. und 17.
Jahrhunderts (Vgl. Blätter des Ver. für Landeskunde
Nied.-Oefterr. 1877, pag. 408.) 2. 1699, 27. September
Albersdorf Kaifer Leopold ertheilt Steinakirchen ein
Privilegium. Orig, Perg. 3. 1778, 28. April. Wien. Be-
ftätigung desfelben durch Kaiferin Maria Therefia.
Orig. Perg. 4. 1782, 24. April. Wien. Beflätigung durch
Kaifer Jofeph. Orig. Perg. 5. 1793, 21. November.
Wien. Beflätigung durch Kaifer Franz. Orig. Perg.
6. Steuerbuch 1694 — 1796. 7. Ingedenkbuch und
Straf-Protokoll von 1784 an, 36 Seiten bcfchrieben.
Im Befitze des Herrn Pokorny Konrad befinden
fich einige A6len, die Karthaufe Gaming betreffend.
20. Wilhelmsburg, Markt.
Das Archiv der Marktgemeinde Wilhelmsburg ift
im Rathhaufe in einem Räume aufbewahrt, welcher
gegen F'euchtigkeit und Feuersgefahr gar keinen
Schutz gewährt. In diefem Räume hegen die Aften-
flücke gröfstentheils am Boden in einem wirren Durch-
einander und hat ein Theil derfelben durch Naffe
fchon bedeutend gelitten. Bei einem folchen Zuflande
der Archivalien war es unmöglich, eine vollftändige
Ueberficht über diefelben zu erlangen. Ich bringe im
Nachflehenden die Original -Pergament - Urkunilen,
welche in einer Lade im Sitzungsfaale auibewahrt find,
und von den übrigen Archivalien nur, was mir in die
Hand kam. i. 1547. 9. September. Ein Taufbrief Orig.
Perg. 2. 15S2, 2. Jänner. Wien. Rudolph II. verleiht
Wilhelmsburg ein Wappen. Orig. Perg. 3. 1604,
27. März. Wien. Rudolph II. verordnet, dafs der Ver-
kauf der Nahrungsmittel von den Umwohnern zu
Wilhelmsburg ftattzufinden habe. Orig. Perg. 1667,
23. Auguft. Wien. Leopold betätigt das Privileg
Rudolph II. von 27. März 1604. Orig. Perg. 5. und 6.
find zwei Pergament-Urkunden von den Jahren 1726
1814. 7. Schlichtung von Streitigkeiten 1552 an. 8. 1567,
31. Deccmber. Vertrag. Papier. 9. von 1583 an Tefla-
mente. 10. von 1572 an Sitzungsberichte, lückig. 11. 1589,
Gerichtshandbuch. 12. von 1610 an Hauskaufregifter.
t*
cxxx
13. 1627 an Spitalrechnungen. 14. i634Tazbefchreibung.
15. 1639 Anfchlag über 3000 Mann. 16. 1647 an Notizen
zu Keclinungcn. 17. 1677 Häuferverzeichnifs. 18. Copicn
von Marktprivilegien.
21. Das Archiv der Stadt Krems.
Das Archiv der Stadtgemeinde Krems ill an
einem lichten, geraumigen, wafTer- und feuerficheren
Orte im Rathhaufe untergebracht und unterteilt einem
jeweiligen Gemeinderathe. Die Urkunden wurden im
J. 1S65 von dem RcalfchulprofelTor Felix Eberle neu
geordnet und ein V'erzeichnifs derfelbcn angelegt, in
welchem öfters auf ein älteres Verzeichnifs verwiefen
wird, in dem noch viele Urkunden im Originale ver-
zeichnet crfcheinen follen, von welchen gegenwärtig
nur mehr Copien vorhanden find. Diefes ältere Ver-
zeichnifs kam mir nicht in die Hände. Die Urkunden
find in chronologifcher Reihe, jedoch ohne laufende
Nummer in 11 Laden eines Kartens gut untergebracht.
An Urkunden, theils Originale, theils Copien befitzt das
Archiv: 12. und 13. Jahrhundert 4 Stück, 14. Jahr-
hundert 57 Stück, 15. Jahrhundert 414 Stück, 16. Jalir-
hundert 254 Stück, erfte Hälfte des 17. Jahrhunderts
15 Stück. Einzelne Urkunden befinden ficli auch in
den A6len vom 15 Jahrhundert an.
An Acten und Büchern finden fich : i. Briefe von
der Mitte des 15. Jahrhunderts an. 2. Aften vom 15.
Jahrhundert an, 64 Fascikel mit 752 Nummern und
43 unnumerirten Stücken. 3. Verfchiedene Aflcn
1788 — 1860, in 3Fascikeln 198 Nrn. 4. Juftiz- und politi-
fche Raths-Protokolle 1507 — 1707, 45Bände. 5 Miffiv-Pro-
tokolle 1507 — 1785, 50 Bände, lückig. 6. Miffivrapulare
1662 — 1785, 57 Bände und i Fascikel. 7. Stadtgerichts-
Protokolle 1546— 1788, 7 Bände. 8. Raths-Protokolle
im Juftizfache 1757 — 1849, G6 Bände. 9. Raths-Proto-
kolle in fchweren Polizeiiibertretungen 1804 — 1849,
20 Bände. 10. Raths-Protokolle in Criminalfachen
1790 — 1849, 13 Bände. 11. Einreichungs-Protokolle in
Jufbizfachen 1790 — 1S45, 29 Bände. 12. Einreichungs-
Protokolle in fchweren Polizeiübertretungen 1832 — 1849,
5 Bände. 13. Einreichungs-Protokolle in Criminalfachen
1814— 1848, 4 Bände. 14. Protokolle ex publicis et
politicis 1516 — 1785, I Fascikel. 15. RathsProtokoll im
politifchen Fache 1697 — 1870, 80 Bände. 16. Ein-
reichungs-Protokolle im politifchen P'ache 1789 — 1847,
67 Bände. 17. Raths-Rapulare ad publicum 1618 — 1788,
31 Bände und 5 Fascikel. 18. Raths-Rapulare ad privatum
1725— 1785, 73 Bände. 19. Protokolle über Teftamente,
Codicille 1525— 1785, 34 Bande. 20. Protokolle über
Invcntarien und Abhandlungen 1562 — 1838, 15 P'ascikel.
21. Index über Inventarien 1662 — 1742, i Band. 22. Vor-
mundfchafts-Protokolle 1535 — 1564, 1584 — 1626, 2 Bände.
23. Repertorien über Kauf- und Verkaufverträgc
1650 — 1790, 2 P'ascikcl. 24. Kaufverträge 1790 — 1818,
7 Fa.scikel. 25. Fremden-Protokolle 1773. 26. Schub-Pro-
tokolle 1847 — 1868, 4 Bände. 27. Exhibita 1832 — 1847,
9 Fascikel. 28. Bürgerbuch 1535 — 1625, 1691 — 1829,
2 Bände. 29. Eidbuch 1735, i Band. 30. Gerichtsord-
nung 1743, I Band. 31. Wahlordnung 1743 — 1767.
3 Bände. 32. Verordnungen 1500 — 1846, iiS Bände
33. Stiftsbriefcopien, 1 Band. 34. Schützenordnung 1574,
I Band. 35. MeirterbuchderDrexlerinnung 1661, 1 Band.
36. Meillcrbuch der Schafliirten 1687, 1739, 2 Bände.
5j. Grundbuch 1551, 1 Band. 38. Grundbuchsrapulare
1752, 1782, 2 Bände. 39. Hausbuch des Kamnieramtes
1626 — 1743, I Band. 40. Häuferbcfchreibung 1845,
1 Band. 41. Weinzehentbuch von Krems 1659 — 1772,
29 Bände. 42. Dienflbuch 1711 — 1729, i Band. 43. Ab-
ftorfer Zehentbuch 1775, 1822, 2 Bände. 44. Beftand-
und Zinsbuch des Kammeramtes 1726 — 1857, 10 Fas-
cikel. 45. Mühlzinsbuch 1635 — 1656, i Band. 46. Jahres-
fchilling der der Müllerinnung gehörigen Mühlen
1682 — 1720, I Band. 47. Ungeld 1470, i Band. 48. Taz
und Ungeld 1593 — 1768, 59 Bände, lückig. 49. Taz-
rapulare 1813, I Band. 50. Wag- und Niederlagsbuch
1621 — 1763, 24 Bände, lückig. 51. FafHonsbuch 1666,
1750 , 1787, 5 Bände. 52. Pfundeinlage 1720, i Band.
53. Steuereinlage 1743, i Band. 54. Steuerbare Häufer
in Stein 1745, 1 Band. 55. Steuerbemeffung für Krems
und Stein 1789, 2 Bände. 56. Zinsertragsfaffion fürStcin
1789, I Band. 57. Contributions-Buch 1768, i Band.
58. Requifitions-Buch 1805 — 1813, 2 Bande. 59. Haupt-
invafionsRechnung 1809, i Band. 60. Protokolle über
abgefendete Hof- und Regierungstaxen 1814 — 1842,
2 Bände. 61. Kirchenamtsrechung 1520 — 1820, 18 Fas-
cikel. 62. Rechnungen des Kammeramtes 1530- — 1860,
545 Fascikel, unvolliländig. 63. Beilagen zur Kani-
meramtsrechnung 1786 — 1849. 64. Steueramtsrech-
nungen 1581 — 1845, 199 Bände. 65. Steucranits- Haupt-
und Tagebuch 1787 — 1821, 56 Stücke. 66. Gerhab-
fchaftsrechnung 1592 — 1729, 85 Stücke, lückig. 6y. Bür-
gerfpitalsrechnungen 1600 — 1860 , 318 P'"ascikel.
6S. Beilagen zur Bürgerfpitalsrechnung 1839 — 1760,
33 Fascikel. 69. Bürgerfpitals-Grundbuch 1546, i Band.
70. Bürgerfpitals-Grund- und Gewährbuch i576,iBand.
71. Bürgerfpitals- Inventarien 1745. 72. Bürgerfpitals
Steuer- und Beftandbuch 1760. 73. A6len, das Bürger-
fpital betreffend i Fascikel. 74. Stadtrichteramts-
Rechnung 1639, i ]?and. 75. Stadt- und Lantlrichter-
amts-Rechnung 1780 — 1785, 9 Bande. 76. Rcrtanten-
rechnung 1654 — 1733, li Bände. JJ. Waifencaffarech-
nung 1617 — 1849, 93 Stück. 78. Beilagen hiezu 1774 —
1849, 70 Fascikel. 79. Depofitencaffarechnung 1744 —
1849. ^^- Peilagen hiezu 1791 — 1849, 56 Fascikel.
81. Verzichtsquittungen 1500 — 1790, 15 Fascikel.
82. Armenhausrechnung 1768, i Band. 83. Quartier-
amtsrechnung 1784 — 1819, 44 Stück. 84. Waifen
(Uftungsrechnung 1786 — 1793, n Bände. 85. Halben
vierten Standesrechnung der 18 mitleidigen Städte
Märkte 1665 — 1737, 12 Bände.
Notizen.
75. Confervator Hrasc hat in einem eingehen-
den Berichte über den Befuch mehrerer als prahiftori-
fcher Fundftätten bekannten Orte in dem ehemaligen
Königgrätzer Kreis relationirt.
Diefem Berichte zufolge befanden fich bei
Smiric in den früheren Jahren viele 1 leidcn-Graber,
die jedoch in der letzten Zeit, namentlich bei dem
Baue der Süd- Nord- Deutfchen Eifenbahn \erniclitct
CXXXI
wurden. Confervator Hrasc fand an der nordvvcfllic hen
Seite von Smiric gegen Holohlav noch einige Ueber-
refte heidnifcher Griiber, und liefs in einem folchen
Grabe nachgraben. Dasfelbe, in ^e7va(/i/c/U'r ValIc ein-
gebracht, war 0-94 M. tief, 1-67 M. lang und enthielt
Ueberrefle von einem menfchlichen Gerippe, die jedoch
ftark befchädigt waren. Unter dem Kopfe befanden fich
kleine Sandlleinc, Uebcrrelte von Urnen und zu rechter
Seite des Kopfes drei Meffer, alle aus Eifen gearbeitet.
Die Urnen waren alle aus grauer Thonerde, mit
der Hand gearbeitet und mit kreisförmigen Strichen
geziert. Ganze Urnen fanden fich nicht vor. Unter dem
Gerippe graue, mit Afche und Kohlen gemengte Erde.
Fig. I. (Smiric.)
Die ganze Gegend von Holohlav, einem, kaum
'/g Stunde von Smiric entfernten Dorfe, mufste in der
alteflen Zeit eine grofse hcidnifche Nekropole gewefen
fein, wie die noch heute zahlreich vorkommenden,
intcreflanten Eunde beweifen. Intereffante Gegen-
flande befinden fich im königl. böhmifchen Mufeum,
und in der zwar kleinen, aber werthvollen Sammlung
des Baron v. Liebig in Smiric. Gefunden wurden und
werden hier: Bronze-Gegenftände, verfchiedene Ge-
riithfchaften aus Bein verfertigt, Glasperlen und Bern-
fteinperlen, Steinwaffen (aus Serpentin) etc.
Im Jahre 1875 hatte man ein Grab aufgemacht, in
welchem fich ein Gerippe fand, neben deffen Kopfe
eine grofse Urne ftand. Als Beigaben fanden fich fehr
fchöne Heftnadeln aus Bronze gearbeitet. In der Nähe
davon fand man einen fchönen, aus Serpentin ge-
arbeiteten Hammer und einen zur Hälfte gebrochenen
Hammer.
Chloumek heifst eine ^Anhöhe oberhalb Holohlav,
in der Nähe von Smiric. Diefe ganze Anhöhe war
noch vor kurzer Zeit, wie die Leute erzählen, eine
grofse heidnifche Nekropole, und wurden aus den
„Hügeln" viele und intereffante Altcrthümer, nament-
lich Urnen, gewonnen. Gegenwärtig gibt es noch hie
und da gut erhaltene Gräber.
Confervator Hrase fand zwei Gräber. Diefelben
waren ohne Hügel, da diefe früher fchon entfernt
worden fein dürften.
Das I. Grab war vom Niveau bis zur gewachsenen
Erde o • 65 M. tief und war folgendermafsen zufammen-
gelegt : Zuerft zeigte fich in einer Tiefe von beiläufig
o -30 M. Humus; nach demfelben kam eine mit Kohlen
und Afche llark gemengte und gebrannte Erde.
Zwifchen dem Humus diefer letzteren Schichte fland
eine Urne, die jedoch derart befchädigt war, dafs fie
bei der gröfsten Anftrengung nicht erhalten werden
konnte. Am Grunde der letzten Schichte fanden fich
vier Urnen verfchicdener Eorm und Grofse vor; doch
auch diefe waren, da fie in einer fehr feuchten Schichte
fich befanden, vernichtet. Unter diefer Schichte kam
fchon gewachsene Erde vor. (Fig. i.)
Intereffanter und gut erhalten war das nächftc
Grab. (Fig. 2) Die Tiefe desfelben betrug vom Niveau bis
zur gewachsenen Erde 0"75M. Die IlumusSchichte,
die fich auch hier zuerft zeigte, betrug 0-41 M. Nach
tlerfelben folgte dann, wie bei dem früheren Grabe, eine
mit Kohle und Afche ftark gemengte Erdfchichte. In
diefer Schichte befanden fich zwei Urnen, von denen
jedoch nur eine unverfehrt herausgehoben werden
konnte. Diefe Urne aus rothem Thone und nur mit
der Hand fabricirt, hatte die Form einer Schüffei, und
war mit Afche und Kohle angefüllt. (Fig. 3) Durchfchnitt
0-2I M., Höhe o 13 M. Daneben gegen Often ftand
eine zweite, der erften ahnliclie, die jedoch ftark be-
fchädigt war. In diefer befand fich eine 0-042 M.
lange, mit einem Kopfe verfehene Bronze-Nadel, die
ganz gut erhalten war. Die Urne felbft w'ar mit Afche
angefüllt. Ober diefer Urne befanden fich halbver-
brannte menfchliche Knochen und zwar die eines
Kindes, dann ein Bruchftück von einem Meffer und
zwei Nägel. Die Urne felbft war aus grauem Thone,
von freier Hand verfertigt, und hatte einfache, kreis-
förmige Strichverzierungen.
Etwa eine halbe Stunde von Smii^ic gegen Süden,
am rechten Ufer der Elbe, erhebt fich ein grofser
heidnifcher Grabhügel, der heut zu Tage noch 3 M.
hoch ift und 75 M. im Umfange zählt. Diefer Hügel
mufste urfprünglich wenigftens doppelt fo grofs ge-
wefen fein und wurde die aufgeworfene Erdfchichte auf
das denfelben umfaffendc Feld verführt. Schon bei
diefer Humus-Abtragung kamen die Arbeiter auf zahl-
reiche Urnen, die fie aus Unwiffcnheit vernichteten.
Man findet auf diefer Stelle eine Maffe von Ueber-
reften primitiver Urnen. Alle waren aus grauem Thone
und von freier Hand gearbeitet. Auch foll man bei
der theilweifen Abtragung diefes Tumulus eine Urne
gefunden haben, an deren oberem Rande ein aus Ser-
pentin verfertigter Streithammer lag.
}m^^'m^'"^'^l(^
;ii>:.:?-
Fig. 2. (Smiflci
Eine fehr intereffante Fundftatte prähiftorifcher
Alterthümer ift die flache fumpfige Gegend, „Rohäj"
genannt, bei Pfedmefic. Diefe Stätte fcheint ein
grofser Sumpf in der prähiftorifchen Zeit gewefen zu
fein, der fich bis zum heutigen Tage theilweife noch
erhalten hat. Aus dicfem grofsen , heute noch etwa
CXXXII
2 Hektar betragenden Sumpfe wurde in der letzten
Zeit der Schlamm auf die benachbarten Aecker
herausgeführt. Dabei fanden fich höchft intereffantc
Gegenftände aus prhhiltorifcher Zeit vor, die allge-
meines Auffeilen erregten. So wurde im Jahre 1872 von
den Taglöhnern ein, einem Helme iihnlicher, au.s den
feinflen Gold-Drahten gearbeiteter Gegenftand ge-
funden, den die Taglöhncr mit Hacken auseinander
geriffen hatten und die Gold-Drathe den Goldarbeitern
Rudis in Jofephftadt undHitterlich in Königgriitz um die
Summe von 600 fl. (!) verkauft haben. Es füll dies eine
werthvoUe Arbeit gewefen fein. Neben diefem werth-
vollen Gegenftande fanden fich vor: Bronze-Nadeln,
Bronze-Heftnadeln (Fibulae), Steinwaffen, (aus Serpen-
tin) und Steingerathc, Mühlfleine (Handmühle) etc.
einer Fechtervorftellung. Die Zeichnung ifl fehr fein
eingeritzt, man erkennt ilen Kampfer und den Fechter-
helm ganz deutlich. lJasI"'iindflück flammt aus Aquilcja.
Fig. 3. (Smiric.)
Im Jahre 187S wurden zwifchen demDorlcLipa und
Ciftoves, in der Nahe von Koniggrätz auf dem Kirchen-
felde viele Stein-Objeae gefunden, Streithammer,
Meifselund Bohrer etc. Einige dicfer Steinfachen waren
halbcrhalten, andere waren halbfertig (Fig. 4). Sammt-
liche diefe fehr intereffanten Gegenftande waren in
einer einzigen Grube aufbewahrt und lagen ohne alle
Ordnung durcheinander, l-ls fcheint, dafs fich hier eine
Werkftatte von derlei Waffen und Geräthe in der prä-
hiftorifchen Zeit befunden haben mochte. Es finden
fich hier fogar die durch die Bohrung der Löcher bei
den Streithämmern entftandenen ftöpfelförmigen
Stückchen vor, welche, wenn diefe Objede durch
Handel und Wandel hieher gekommen wären , gewifs
fich hier nicht vorfinden würden; denn man handelt
eben nur mit fertigen und nicht mit halbfertigen
Sachen und bringt auch keine Abfälle in den Handel.
Fig. 4. (Smific.j
Auch in dem Dorfe Rosiiü erblickt man heid-
nifche Grabhügel, und zwar mitten im Dorfe, neben
dem Glockenthürmchen. Als hier im Frühjahre 1880
nachgegraben wurde, kam man auf einige menfchlichc
Skelette, an deren Händen fich Bronze-Armbänder
befanden.
76. Confervator Dr. Pichler hat an die Central-
Commiflion über den in Fig. 5 abgebildeten Gegen-
fland berichtet. Es ift ein ovales weifscs marmor-
artiges Steinplättchen , wohl eine Eintrittsmarke zu
Fig. 3. (Aquileja.)
j"] . Correfpondent Sf/ini»iiii, der im Monate Juli
eine Excurfion nach OJfero machte, hatte über die.-
felbe einen recht werthvollcn Bericht erftattet. Offero
(Auxerum Abfyrtium etc.) liegt in prachtvoller Grup-
pirung an einer Spitze der Infel Cherfo, welche durch
einen nur 4 M. breiten Canal von der Infel LuJ'ßiio
getrennt ift. Die Stadt hat die Grundrifs-Geftaltung
eines Dreieckes zwifchen zwei Buchten, die eine mit
ftcilen, die andere mit fiachen Ufern. Durch ein gut
erhaltenes Thor durchfchreitet man die alte Stadt-
mauer. Vor derfelben liegt ein grofser venetianifcher
Löwe, halb in die Erde verfenkt, auf felbem eine
grofse Steinplatte mit italienifcher Infchrift, was das
Ganze zum Tifch geftaltet.
Links vor dem Thore liegt eine Gedenkfaule mit
\\ appen und Infchrift, die die Tugenden eines vene-
tianifchen Richters preift. l'.in anderer Löwe liegt
beim nordweftlichcn Thore.
Der Pfarrhof, einft der Falaft des Bifchofs (heil.)
Gaudenz von Offero (1523) ift ein gut erhaltenes Ge-
bäude mit zwei Vorhöfen, darin Steinurnen, Sarko-
phage, Infchriftfteine, zerbrochene römifche Thon-
gefäfse etc. aufgehäuft find. Beachtenswerth ift ein
römifches i M. hohes Capital, ein zweites wurde in
neuefter Zeit gefunden.
Der Dom mit feiner prachtvollen Marmor-Facjade
ift ein höchft beachtenswerther Bau aus dem 14. bis 15.
Jahrhundert. Das Innere entfpricht der Aufsenfeite,
enthalt antike Säulen, fchöne Altiire, darunter einen
mit den Darftellungcn der drei göttlichen Tugenden
\on Donatello (?), Bilder von Palma d. J. (?), am Haupt-
Altare ein grofses, Titian (.'') zugefchriebenes Gemälde,
vorftellend die Muttergottes von Heiligen und Engeln
umgeben. Im Pfarrhofe mehrere Bilder, danniter einige,
die als Tintoretto's und in der Manier P. Veronefe's
bezeichnet werden.
Der quadrate Glockenthurni von grofsen Dimen-
fionen ift bis über den Glockenraum aus Quadern
gebaut und mit einer Galerie verfehen.
An der Nordweft-Seite der Stadt befindet fich
eine kleine fehr alte Kirche — St. Maria degli Angeli^ —
darin ein fteinerner Bifchofftuhl, von dem jedoch nur
mehr die Rückichne erhalten ift, darauf drei Vögel
zwifchen Arabesken in Relief Die Seitenlehnen wurden
durch fculptirte Römerfteine erfetzt.
Am Friedhofe fteht ein Sarkophag, in einer aus-
gemauerten Vertiefung ein antiker Mofaikboden-Reft.
78. (Fund romi/chcr Gräber in Kloßer ncuburg.)
Beim Ausheben des Grundes für einen Zubau des
Haufes Nr. 9 in der Buchbcrggaffe (alt Tulncrgaffe
Nr. 594) zu Klofterncuburg, ftiefs man in einer Tiefe
von circa 2'8 M. auf dici ri)niifclie Gr.äber. Zwei der-
CXXXIII
fclbeii hatten die in unfercn Ländern für minder
Bemittelte angewendete Einrichtimg, wie fic auch
anderwärts, z. B. bei der römifchen Grabftätte zu
Bruci< a. d. L. beobachtet wurde. Um den Leichnam
herum wurden niimlicli im Rechtecke grofse Ziegel
auf die lange Kante gebellt, dadurch eine Art Sarko-
phag gebildet, den man durch dachförmig darüber
gelehnte Ziegel bedeckte. Die Skelette lagen in der
Richtung von Siidoft gegen Nordwefl. In jedem der
beiden Graber waren für die Länge auf jeder Seite
vier Ziegel verwendet, lür die Breite je ein Ziegel,
wodurch das Grab eine Länge von i • 9 M. bei O '47 M.
Breite, 0-31 M. Hohe (an den Wänden) erhielt.
Fall alle Ziegel zeigen mehr oder minder deutlich
ausgedrückte Stämpel, die mit kleinen Varianten von
zweierlei .Art fmd: i. OF . ARN.N\.\Xi:\ri.\\I\, 2. ÜF.
ARNliÜNU.WAfi 1 alfo beide von Privat-Fabriken oder
Officinen.
Griiberbeigaben befanden fich, fo viel fich nach-
träglich eruiren liefs, nur bei einem Skelette, deffen
noch wohl erhaltener Schädel eine auffallend runde
Form und ein fehr llark vorfpringendes Nafenbein
zeigt. Zu Füfsen fland ein dünnwandiger, roth gefärb-
ter Thonkrug, 16 Cm. hoch, mit fehr engem kurzem
Hälfe und kleiner Bafis, einhenklig; dem Henkel
gegenüber hat er ein viereckiges, wie es fcheint
abfichtlich gemachtes, Loch. Ferner eine Glasflafche,
die aber leider zerbrochen wurde; der noch erhaltene
ziemlich dicke Hals mit breiter Mündung läfst auf ein
grofscres Gef;ifs fchliefsen. Endlich fand man auf der
Bruft liegend zwei Armringe aus Bronze, wohl von den
über der Bruft gekreuzten Armen herrührend ; einer
derfelben ift aus fehr dünnem Bleche hohl gearbeitet,
die Ränder fchliefsen aber nicht ganz zufammen, fo
dafs er innen offen erfcheint, die Enden laufen etwas
fpitz zu. Der andere etwas gröfsere befteht aus einem
dünnen, an der Aufsenfeite gekerbten Stabe.
Das dritte Grab war nicht dachförmig bedeckt,
die Wände foUen mit rother Farbe überzogen gewefen
fein. Aufserdem fand man noch die Refte von circa
13 Skeletten und auch von Pferden, einfach in die Erde
gebettet. Ob diefe mit den befchriebenen Griibern in
Zufammenhang ftehen, läfst fich nicht mehr erweifen.
Nachdem es bekanntlich romifcher Brauch war,
die Grabftatten neben den Strafsen anzulegen, fo
gewinnt der Fund erhöhte Bedeutung, weil er höchft
wahrfcheinlich einen Punkt der Haupt-Heeresftrafsc
bezeichnet, welche von Vindobona über Döbling, wo
fie durch Refte eines Baues bezeugt ift, in nordweft-
licher Richtung nach Klofterneuburg lief, hier in einem
fcharfen Winkel ins Kierlingerthal abbog und bei
Zcifelmauer (Cetium) wieder die Donau erreichte. Die
Führung der Strafse über diefen Punkt erwies fich
auch durch die allmälige Steigung des Terrains und
die Deckung durch den unmittelbar hier fich erheben-
ben Buchberg, befonders vortheilhaft.
Diefe Funde find keineswegs die erften der
Römerzeit, welche in Klofterneuburg gemacht wurden.
Der verdienftvolle Archivar des Stiftes, Maximilian
Fifc/ier zählt deren im 86. Bande der Wiener Jahr-
bucher der Literatur (1839) eine ganze Reihe auf, von
denen als die wichtigften, abgefehen von verfchiedenen
' .-Vuch auf einem zu Wien .-im Hof ijefundenen Ziege] und <iuf eincnt
1836 bei Klofterneuburg ausgegrabenen.
Münzfuuden, welche für die Topographie von geringerer
Bedeutung find, folgende erfcheinen: i. Unmittelbar
hinter dem Chore der Stiftskirche (J. 1834) das herr-
liche Militärdiplom von K. Titus aus dem Jahre So
n. Chr. (S. Arncth, zwölf rom. Milit. -Diplome, S. 33. —
Orclli — Henzen 5428, Mommfcn C. I. III, 2, p. 854),
Ziegel mit den Stämpcln der XIII. Legion und:
OF".ARN^■RSI(:l^■I.^\C.=' 2. in der Nähe der Kirche
(im felben Jahre) in beträchtlicher Tiefe die Bruch-
ftücke von zwei Meilenfteinen mit fehr befchädigten
Infchriften {Mommfcn, III, 2, Nr. 5752, 53), ein Votiv-
Stein des Tesserarius der I. Cohorte der Pfeilfchützen
Q. Attius und eine merkwürdige Infchrift, die den
Verfertiger eines Denkmales bezeichnet: (X.AKLI|
\ALF\TIS OP\'S. Diefe Steine befinden fich noch im
Stifte. 3. Im Garten des Bertholdgadner-Hofes am Ab-
hänge gegen den Weidlingerbach drei Infchriftlleine,
die nicht mehr vorhanden find, einer derfelben vom
Jahre 230 n. Chr. [Mommfcn, Nr. 5645, 47, 48.)
Von dem neuen Funde hat der Befitzer, Herr
Kci'bl, zwei Ziegel mit Stämpeln freundlichft der Anti-
ken-Sammlung des AUerhochften Kaiferhaufes uber-
laffen; andere, fammt den Grabesbeigaben werden im
Mufeum des Stiftes eine bleibende Aufbcwahrungs-
ftatte finden. Die Erhaltung der Fundftücke ift der
Intervention des Herrn Wilhelm Stern, Directors des
ftenographifchen Reichsraths-Bureaus zu verdanken,
welcher auch über den Fund zuerft berichtete.
Sacken.
79. K. k. Oberbergverwcfer Riedlxw Cilli hatte an
die Central- Commiffion über einen T^Iünzcnfund
berichtet. Anläfslich der Erneuerung des gepflafterten
Bodens der Filialkirche zu St. Kunigunde bei Cilli
wurde im Monat Auguft eine gröfsere c. 15 Cm. ftarke,
bisher nahe dem Hoch-Altare und zwar rechts davon
nächft der Kirchenmauer fituirte Bodenplatte ausge-
hoben. In der darunter befindlichen betonartigen
Mörtelfchichte ftiefsen die Arbeiter bei c. 32 Cm.
unter der Kirchenmauer auf ein c. 6 Cm. im Durch-
meffer haltendes Gefafs von ordinärem Hafnerthon,
welches auf einem ähnlichen, aber gröfseren derartigen
Gefafse ruhte. Leider gingen die Gefafse beim Graben
zu Grunde. Ihr Inhalt beftand durchwegs aus ein-
feitigen Silberpfennigen, Halb-Bracteaten (14.— 15. Jahr-
hundert), c. 1850 Stück, mit meift deutlicher Prägung
und ganz erhalten. Sie find aus fchwach bezinntem
Silberblech angefertigt und wiegen je 100 Stück
62 — 64 Gram.
80. Maler Franz Jobfl wurde von der Central-
Commiffion erfiicht, eine durch Refte von Fresken
ausgezeichnete Marterfaule (Bildftöckel) bei Brun-
necken, auf welches bereits Correfpondent Dalilke
aufmerkfam gemacht hatte, zu befichtigen, und ein
fachmannifches Gutachten über die Möglichkeit einer
Reftaurirung der Gemälde zu erftatten. Nach dem
Berichte diefes Sachverftändigen dürften die P^resken
zu Beginn des 15. Jahrhunderts von einem nach italieni-
fchen Vorbildern arbeitenden Meifter von nicht her-
vorragender Begabung gefchaffen worden fein, denn
fie zeigen eine zwar gute, aber fehr einfache über das
- Diefer Stampel des Magiftcrs Urficinus 6ndet fich auch auf Ziegeln'
die in Wien (am Hof, in der Brauuerftrufse), zu Petronell, Mautern, Verücx
bei Waitzen gefunden wurden.
CXXXIV
Herkömmliche nicht hinausgehende Zeichnung, lalTen
aber in der, wenn auch einfachen Hehandknig der
Farbe den geübten Freskenmaler erkennen. Die
ornamentale Umrahmung ill: beinahe derb, doch mit
Verltändnils behandelt, und deutet auf italienifclic
Mufler. Die erhaltenen Bildrefte find fammtlich noch
uriprünglich und ifl: nirgends Uebermaluiig zu be-
merken.
Fig. 6. (Görz.)
Der Bildftock kann daher im Ganzen als ein
intereffantes Objeft bezeichnet werden, leider ifl der
Zufland ein bedeutend fchadhafter. Abgefehen,
dafs durch die Strafsen-Anfchüttung der Bildflock
um mindeflens einen Meter zu tief lieht, haben fich nur
die in den SegmentBogen der vier Blenden an der
viereckigen Säule befindlichen Malereien noch fo
erhalten, dafs fie verhaltnifsmafsig leicht reflaurirt
werden können, jene aber in den Tiefflächen der
Blenden- und in den Auskragungs-Wänden find zum
gröfsten Theile zerftört, oder ganz verfchwunden. An
dicfer Zerftörung haben wohl die äufseren Umftändc
fchuld, da der Mörtel an faft allen Stellen vollkommen
gefund und feft ifl, und nur an wenigen Stellen Sprünge
zum Vorfchein kommen. Dagegen ift die Bedachung
fehr fchadhaft, und bedroht die durchfickernde Näffe
den Beftand der Säule am meiften.
Fine Reflaurirung der Bilder würde nahezu einer
Neuherrtellung gleichkommen.
8i. Wir bringen in der beigegebenen Tafel die
Abbildung eines hochintereffanten Vortragkreuzes,
das fich im Domfchatze der Metropolitan-Kirche zu
Görs befindet, und auf welches werthvolle Objeft die
Central-Commiffion durch Seine Fxcellenz Freiherrn
:•. Csür/t/^^ aufinerkfam gemacht wurde.
Das Kreuz, das, als bei Aufliebung des Pa-
triarchats von Aquileja der Kirchenfchatz und die
Reliquien zwifchen den Frzbisthümern von Görz und
Udine vertheilt wurden, an das erflere gelangte, wird
in dem darüber angefertigten Verzeichniffe als crux
antichiffima und als jenes bezeichnet, das bei der feier-
lichen Inthronifation des Patriarchen und bei
feinem Finzuge in den Dom ihm vorgetragen
wurde. Fs ifi: aus vergoldetem Silber ange-
fertigt, ftellt die Kreuzes-Balken als rohes,
unbearbeitetes, nur abgeäfletes Stammholz
mit fchiefem Abfchnitte vor, deffen Aufsen-
feite ftatt rindenartiger Behandlung mit
zierlichem gravirten Flach-Ornamente aus
Bliittern und verfchlungenen Zweigen über-
deckt ift.
Die Chriftus-Figur, getriebene Arbeit
und zwar aus vielen mitunter kleinen Metall-
Theilen zufammengefetzt, mit langen hage-
ren Armen und Beinen, magerem Leibe,
daran die Rippen fcharf hervortreten, ift am
Kreuze ziemlich tief in den angenagelten
Händen himgend mit übereinander genagel-
ten Füfsen und bis zu denKnieen reichendem
Schamtuche dargeftellt.
Am Haupte eine Dornenkrone, wahr-
fcheinlich eine fpätere Zuthat, das Antlitz
(Fig. 6) unfchön und derb ohne geiftigen
Ausdruck , mit den Zügen eines alten
Mannes.
Ueber dem Haupte fchwebt ein grofser
Scheiben -Nimbus mit Kryftall-Bcfatz und
vermifcht mit ungefchliffencn Fdelfteinen
auf wahrfcheinlich ehemalig blauem ICmail-
grunde und oben das Infchriftblatt.
Das Kreuz dürfte aus dem 14. bis
15. Jahrhundert ftammen. Die Chriftus-Figur
ift weit alter und mag in das 14. Jahrhundert
zurückreichen.
82. Die k. k. Statthalterei in Liu;:: hat über
neuerliches Anfuchen der armen Schulfchweftern in
Freiftadt die Genehmigung ertheilt, dafs nach einem von
Confervator Schirmer ausgearbeiteten Proje6le zwei
Verbiiidungsbauten von diefem Klofter zur dortigen
Frauenkirche gemacht werden, nämlich ein Gang zum
Mufik-Chore und ein zweiter zu einen noch anzubrin-
genden Oratorium, das entweder über dem Baldachin
des Ciborium-Seitenaltars oder über der Sacriftei
feinen Platz finden wird.
In voller Wiu-digung des hiftorifchen Werthes der
Frauenkirche als Baudenkmal hatte die Statthalterei
hicmit gleichzeitig feftgeftellt, dafs ein weiterer Anbau
an die Frauenkirche in keiner Weife und unter keiner
Bedingung ftnttfinden kann, von welchen Verfiigungen
die Central-Connniffion verftimdigt wurde.
83. Die Haffclhurg bei Botscn enthält bekanntlich
Refte intereffanter Fresko-Decoration des 16. Jahrhun-
derts. Das Schlofs, auch Kuhbach genannt, erfcheint
nach Ihtrckkchncr 1272 im Befitz eines Gefchlechtes,
von dem es feinen erfteren älteren Namen empfing.
Görz.
cxxxv
ging durch Kauf fchoii 17 Jaluc darauf an die Grciticn-
licin über, wurde dcnfelben durch Markgrafen Ludwig
entzogen , 1350 an Rutlol))!! Katzcnüeiner gegeben,
acht Jahre fpiiter aber wieder an das vorgenannte
I laus übertragen, welches die ]5urg nun bis 1386 be-
hielt. Im Jahre 1468 verlieh es lirzherzog Sigismund
an Hans Raungg um 1300 Mark Berner, fpater kam es
an die Kühbach. Nach Brandis IChrenkrimzlein 1678,
pag. 65, hiefsen die altcÜen Befitzcr I'".dle von llafslach,
welche 1380 ausftarben. Die Kühbach fchrieben fich
nach diefem Befitz 1563 Edle zu Riedhaffelburg und
Zimmerlehen. Nach Bcda Weber hätten die Burg eine
Zeitlang auch die Eppaner befeffen.
Das Gebiiude bietet heute leider gröfstentheiis
den Anblick einer Ruine. Die gegen den I'^clsabhang
ihalwiirts flehenden Theile ftarren in malerifchen
Trümmern empor, nur die Eingangs-Eront gegen die
Bergwand befindet fich im bewohnbaren Zultand. Ein
primitives Dach fchliefst die cinftigen Säle ohne alle
Rückficht auf ihre architektonifchen Verhältniffe ab,
um einer Bauernfamilie fammt Viehflällen Deckung zu
bieten. Ueber den Graben führt jetzt ein Erddamm,
nach dcffen Ueberfchreitung wir vor dem fchönen Por-
tal des Schloffes liehen. Es ill mit Rautenquadern im
Charakter der deutfchen Renaiffance geziert. Rechts
von der Thorflur kennzeichnet in einem Innenraum
eine Wandfaule mit gothifchem Capital die ältere
Bau-Epoche des Gebäudes, welcher aufserdem noch
einige der Fenfter-Umrahmungen angehören.
Die Fresken befinden fich, aufser einigen kleineren
Rerten, in zwei Sälen der oberen Gefchofse, welche
in ihrer dermaligen beklagenswerthen Verwendung
als Schüttböden und Heufpeicher den baldigen Unter-
gang der Malereien erwarten laffen. In dem Einen
Saale lauft unter der Decke ein gemalter Bilderfries
ringsum, deffen einzelne Darftellungen durch Hermen
und architektonifches Rahmenwerk von einander
getrennt werden. Diefe Einfaffungen find grau in grau
gemalt. Die Bilder felbft ftellen Scenen aus der
römifchen Gefchichte vor, Infchriften wie: DIE
RÖMER — THEODOTVS — POMPEIVS —
liehen über den Figuren. Den oberften Abfchlufs des
Friefes bildet ein fehr gefchmackvolles Renaiffance-
Ornament, ebenfalls fteinfarb gemalt, worin Medaillons
mit den Köpfen des Auguftus, Claudius und anderer
Kaifcr. Die Fenfternifchen haben eine davon ver-
fchiedene, aber nicht minder fchöne Decoration, welche
aus zarten Ornamenten grün, fchwarz und braun auf
weifsem Grund, befteht. Ueber der Thüre dicfes
Gemaches ift in Malerei eine heraldifche Darflellung
angebracht: zwei gefchloffene Turnierhelme, merk-
würdigerweife ohne einen Schild , mit Kleinoden. D^r
Eine Helm trägt einen Flug, belegt mit weifsem Quer-
balken, worin ein rothes Kreuz, das Kleinod des andern
ill ein Meerweibchen, welches einen goldenen fechs-
llrahligen Stern in der Rechten hält; dabei lieft man
das Datum : MDXXXXI.
Ich bin nicht in der Lage, die Inhaber diefer
heraldifchen Embleme zu bezeichnen ; jene der Küh-
bach find es nicht (vgl. Sibinachcr , edit. 1696, II. 40),
obwohl es von diefen heifst (wie Beda Weber mit-
theilt), fie hätten das Schlofs anfehnlich verfchönert. '
' y:\ch Britfiif/s, Ehrenkr.TnzIciu 1678, pag. 122. waren die Kiihhach erft
1563 der Laiidcsniatrikel einverleibt worden, wahrend unfcre .Malereien bereits
1541 cntdandcn find.
VII. N. F.
Ich nuiis es Local-l'"orfchcrn uberlaffen, darüber Licht
zu fchaffen.
?l)ie liifinai^nlm kriiiolricbinii Ijd []r^
iiriiUuoO iiuij ui^)i uu nun ,a )X(
Fig. 7 (Loich.j
In dem höher gelegenen gröfseren Saale follen
fich nochbeffereintereffantere Fresken befinden. Indem
bei meinem Befuche felbfi: die Fenfteröffnungen durch
das eingelagerte Heu verftopft waren , vermochte ich
nur zu bemerken, dafs es landfchaftliche Darftellungen,
wir mir fcheint, mit mythologifcher oder hiftorifcher
Staffage — aus dem i6. Jahrhundert — fein dürften.
Das faft ganz verfallene Stiegenhaus zeigt ferner Rcfte
einer decorativen Aiisftattung als Weinlaube mit
Spalieren und Trauben, endlich über dem oberen Aus-
gange die feltfame Darfteilung eines Stadtplanes. Ein
einfacher, gut profilirtcr Stein-Camin wäre gleichfalls
noch zu erwähnen.
CXXXVI
84. Kaifer Ferdinand II. liefs in Radiucr (Stcier-
mark) die gegenwärtige Pfarrkirche zu Ehren St.
Antons von Padua nach dem Multer der gloichnanii_i;cn
grofsen Kirche in Padua erbauen und fand die Ein-
weihung am 10. Auguft 1602 ftatt. Bei diefer Kirche
wird ein Mefskleid aufbewahrt, welches von den
Töchtern diefes Kaifers angefertigt und liieher Ge-
widmet wurde. Es ifl mit Bezug auf Reichtlium,
Earbenpraclit und Feinheit der weiblichen Hand-
arbeit ein Meiflerwerk der Stickerei. Weniger günllig
mufs die Compofition beurtheilt werden, da diefclbe
an Ueberladung leidet. Pfauen, Hirfchc, Eidech.sen,
Heufchrecken und Phantafie-Blumcn vermengen fich
zwar in klarer Zeichnung zu einem unorganifchen und
verworrenen Aufbaue. Der Grund der in vorzüglicher
Technik ausgeführten Stickerei ift indigoblau. Die
reliefartige Stickerei ift in Gold und Silber und in allen
Farben in lebhafter Buntheit mit vorherrfchcnd lichtem
Tone ausgeführt und hebt fich von dem tieffarbigen
Grunde hell ab.
Wenngleich das Gewand in Bezug auf Stickerei
und Goldborten fehr gut erhalten ift, hat es doch durch
dieScheere barbarifche Verftümmlung erlitten und durch
rückfichtslofes Flicken argen Schaden genommen.'
Hie ligt wegraben der wolgeborn her her : pernhart
von Scherffnberg etc. der geftorbn Jft an fand lucia
tag Nach d'gepurt xpsiM. N'--' und im 13 Jar dem got
genad.l
Der Grabftein (Fig. 7) zeigt in Lebensgröfse
das Portrait des Ritters in voller l'eldrüftung, mit
entblofstem Haupte, mit langen, über die Stirn geftri-
chenen und da und unter den Uhren gerade abge-
fchnittenen Haaren und Rundbarte. Mit Ausnahme
der ftark auswärts gebogenen Stauchen und des
gothifchen gewölbten Küraffes ohne Gräte, der
anfcheinend nicht gefingerten gefchobenen 1 lenzen und
des kurzen Ober- und Unter-Armzeuges, zwifchen
welchen das Panzerhemd fichtbar wird, ift die Rüftung
nicht von befonderem Charakter. Die Rechte umfafst
das breite, in einer Quafte endende Panier, die Linke
halt aufrecht den gekrönten gefchloffenen Stechhelm
mit dem Pfauenbufche. YS\x\ Stück des linken Fufscs
innen ift befchiidigt. Die Figur Iteht auf einem Sockel,
unter welchem drei Wappenfchilde, und zwar die
äufseren zwei mit fchildhaltcnden lüigelchcn ange-
bracht ift. Mitten ift das Scherffeiibergifche Wappen
— die Krone. Heraldifch links der Wappenfchild von
Bernhardt's erfter Gemahlin, Flifabeth von Fladnilz
f€==;
=^
^mä^mäMM0ßPi
Fig. 8. (Lorcli.;
85. Im Archive der Marktgemeinde Refcliitz bei
Zellerndorf fand Correfpondent Blaas den Original-
Wappenbrief (Perg. Urk.) ausgeftellt von Kaifer P'er-
dinand am 7. Mai 1560. Das Wappen, das der Kaifer
der Gemeinde in Anerkennung der Treue für das Haus
Oefterreich gewährte, befteht in einem zweimal ge-
theilten Schilde (blau, gold, fchwarz), darin zwei Wein-
reben mit Wurzeln, grünen Blättern und Trauben in
natürlicher P'arbe und Geftaltung. Bekleidete Engel
erfcheinen als Schildhalter.
86. In dcrLaurentius-Kirche vxx Lorcli, aus welcher
der verftorbene Rittmeifter Winider in diefem Organ
bereits wiederholt Grabdenkmale befiirach, begegnen
wir in -der der heil. Anna geweihten Scharfenbergifchen
Begräbnifs-Capelle dem koloffalen Denkftein des Bern-
hart von Scherffenberg, von rothem Marmor, 10' 4" hoch,
5' i" breit, mit folgender Umfchrift in verfchnörkelten
Minuskeln, die drei Seiten des Denkmals füllen, die
vierte Seite aber leer laffen. Die Umfchrift lautet:
• Ausführliche Milthcilunc über dicrcs koftbarc Denkmal von Nadel-
malcrci bringen die Millh. des hLftor. Vereines für Slcierinark. XXIX. llcfl.
nach Weigl III. -j-j in Schwarz die goldene Binde
heraldifch rechts der Wappenfchild feiner zweiten
Gemahlin Katharina von St rhemberg, welche Bern-
hart als Witwe nach dem Tode ihres erften Gemals
Keini)recht von Walfee geheirathet hatte, mit dem
bekannten Starhembergifchen wachfenden Panther im
getheilten Schilde.
In der Mitte der Capelle fteht die 6' 5'//' lange,
2' 9'/^" breite und 2' \" hohe rothmarmorne Tumba
an den Seitenwanden mit ihren in Reihen geordneten
Todtenfchädeln als Relief (Fig. 8) und der abfcheu-
lichen Darftellung körperlichen Verfalles auf der Deck-
platte,^ welche an die /.u jener Zeit modernen Todten-
tanze erinnern, die fchon für fich eine ganze Literatur
hervorriefen.
Bernhard von .Scherffenberg, Herr zu Spilberg,
war 1476 I'eldhauiJtniann ob der ICniis, fchlug in
diefem Jahre die l^ohnien, die fich bei Grein ver-
fchanzt hatten, und nahm ihnen alles Gefchütz und
Zeug ab, •'' nahm 1478 1 lafsbach, Ottensheim und
= Befchreibung der Latircnlius^Kirche.
^ Prcucnhiibcr anales Styr., pag. 95, B. pag. 183.
CXXXVII
Hiirfchlag, überfiel die Stadt Rofenberg, wurde nach
Reiiiprecht von Wallfee's Abtreten Landeshauptmann
ob dcrEnns, welches Amt er fcchs Jalirerujimx'oll führte.
Er refignirte 1454 und wurde fürlllich I''rcirmij'fchcr
Pfleger zu Waidhofen an der Ybbs, 1501 Regiments-
rath der niedcroncircichiTchcii Lande. Für feine treuen
Dienfle, die er Kaifcr Friedrich III (IV) im Kriege gegen
INIathias Corvinus von Ungarn geleiftet, erhielt er von
dem Kaifcr das auf einer Donau-Infel gelegene Schlofs
Spilberg zum Gcfchenke (1485). Er flarb am St. Lucien-
tagc 1513. In erfter l'"hc war er vermidt mit FJifabeth
von Fladnitz , von welcher er vier Söline und fünf
Töchter erhielt. Die zweite IChe mit Katharina von
Starliemberg, verwitwete Walfee, blieb kinderlos.
87. Die uralte Ruheftiitte des ruhmreichen Ge-
fchlechtes derer von liiiips verfchwand mit dem Neu-
bau der Kirche in [foheiwms, und an ihrer Stelle ward
im Jahre 1533 wie Confervator Jenny berichtet, dem
I'^reiherrn Mark Sittich von Ems rju Holiencins, der in
jenem Jahre verflarb, ein Grabflcin aus rothem Marmor
gefetzt (von 218 Cm. Hohe und 119 Cm. Breite), der zu-
gleich als Gedachtnifstafel für alle Herren und Frauen
des llohenems'fchen Stammes, namentlich der Eltern
und zweier verdorbener Söhne desMarkSittich galt. Er
felbft erfcheint in der vollen ritterlichen Rüftnng feiner
Zeit. Diefelbe i(l: durchwegs eine glatte, durch keine
Befonderheit fich auszeichnende; die Ränder der
Schulterfchilde find wohl vom .Steinhauer, dem wenig
Formen- und noch viel weniger Kunftfmn nachzurühmen
ift, über Gebühr erhöht und erweitert, gleichwie den
Eifenfchuhen in Bärenklauenform eine unförmliche Ver-
gröfserung zu Theil geworden. Der Helm mit Halsberg
und Barthaube fteht zur Linken unter dem Wappen-
fchilde der Freiberge zu Eifenberg (bei Füfsen) und der
Landenberg zu der llohenlandenberg und Ä/;^r jenem
der Neydeck oder Nidegge, denen in diefer kleinen
Ecke die einzige monumentale Erinnerung in dem
Lande verblieben, wo fie einft angefehen im Befitze
der Riedenburg bei Bregenz häuften. '
In klaren gothifchen Buchrtaben gehauen, lautet
die Grabfchrift folgendermafsen:
Da . lit . begraben . der .edel . vnd . gellreng . her . her .
Mark .Si|ttich. von emps . zu . hohenemps. Ritter. Rö.
Kö.M'.Rat . vnd.lvogt . zv.bregentz . und.helena. vo.
emps . geborne.K'on . Fryberg . fein . eliher. gemahel.
auh . jlit . da . begraben . her . markwaldt. vo .empsjzu.
der .hohenemps. Ritter. vnd . anna. [von .lannberg.zu .
der . hohen . la[ndenberg . fin . eliher . gemahel . |des obgfi
. h . m . vo . e . vater . vd . mvter . witter . lit . da . begrabn .
d.e.vnd. V . markwalt.v.e. vnd. froneck. von . nidegk.
fein .eliher. gemahel. des . obgemltii. h.m . eliher. fon.
auh . lit . da . begen . d . e . vnd . w . I'riderih | v . e . des . ob .
gemeltn.h.m . eliher . fon . auh . aler . heren . vnd. fro-
wen . fo . vfs . dem . edelen . Hamen . der . von . emps . ver-
fchaiden . feind . den . got . gennad . i . 5 • 3 • 3 •
Im Gegenfatz zu crflgenanntem Grabmal zeich-
net fich das in gleicher Kirche gegcniiber gefetzte
Monument des Grafen Kafpar von Ilohenems und
' Confervator Kögi erkennt in deren Wappen drei diagonal über-
einander flehende Glöcklein oder Hütchen, Sthtnac/u-r in feinem Wappenbncli
zeichnet im Wappen der tyrolifchcn Neydeck ganz deutlich drei Alufcheln,
wahrend ich bei Prüfling des Steines eher Beutel, weniger umgcftürzle Helme
zU fehen glaube. Die Züricher Wappenrolle enth.Tlt diefe Neydeck nicht. Die
auf Grabmalen diefer Familie in Nieder. Oefterreich vorkomnien«le Wappenligur
fi
nd Mufrheln.
Gallarate, auch Herr der Graffchaft Vaduz und
Schcllenberg, Verwalter der öfterreichifclicn Vogtei
I'eldkirch wahrend der Jahre 1614 — 1620, durch an-
fchnlichen künftlerifchen Werth aus. Ein koftbarer,
weifs geäderter Marmor ifl für das Denkmal in Ver-
wendung gekommen, uml zwar rother für die in
Lcbensgrofse ausgeführte Portrait-.Statue und dunkel-
grauer für den Sarkophag
Jeglichen Prunk meidend, in fchlichtcm Anzüge —
glatter Lederkoller, Ilalskraufe, Pum[)hofcn und kurze
.Schuhe charakterifiren das Cortüm des dreifsig-
jahrigen Krieges — Hegt der Graf mehr wie zu wohl-
thhtiger Ruhe von leichtem Schlaf umfangen, ausge-
ftreckt, das ausdrucksvolle Haupt mit den markigen
Zügen auf die rechte Hand geflützt, wahrend der Ell-
bogen auf einem Kiffen ruht. Der Umftand, dafs die
Anfertigung des Monuments in die Lebzeiten des Grafen
fällt, erlaubt wohl auf eine getreue Wiedergabe feiner
äufseren ICrfcheiiuing, insbefondere auf voUfte Aehn-
lichkeit mit feinen Gefichtszügen zu fchliefsen.
Die Ahficht, den Gedanken an den Tod zu mildern
und zurückzudrängen, leitete unverkennbar den Künftler
auch bei Ausführung des Sarkophags, dem die eigent-
lich fargförmige, gemeiniglich fo fellgehaltene Geftalt
benommen ilt durch die alllcitige Abrundung feiner
Formen, ja der fich in bizarrer Weife foweit davon ent-
fernt, dafs diefes Monument nahezu den Eindruck einer
auf ihrem Sockel ftehenden länglich ovalen Vafe her-
\'orbringt. Die Vorderfeite des Sarkophags trägt den
Infchriftsfchild, nach den Seiten fiankirt von den
Wappenfchildern der gräflichen Häufer von Hohenems,
von Welsberg und von Sulz, oben geziert mit einem
gekrönten Steinbockkopf, dem Emblem des Emfer
Ciefchlechts, deffen Hörner äufserft gefchmack\oll mit
den beiden Voluten des Schildes entlang verlaufen.
Die Grabfchrift fetzte fich Graf Kafpar darin, wie
folgt:
Cafparus . comes . in . Altacmbs . Gallara et Vaduz Cum
ad annum aetatis LXII. regiminis vero Familiae et
fubditorum XXXXVIII pervenifset In ovibus multos
fortunae lapfus fuftinvifset Et deum optimum maximum
fibi propitium habuiffet. Mortis et extremi judici nun-
(luaiii immemor Summae mifericordiae dei et devoto-
runi precibus Humiliter se commendans. Vivens hoc
sibi monumentum praeparavit Anno salutis
MDCXXXV.
88. Urkundliche Beiträge zur Gefchichte des ehe-
maligen gro/sen fdbernen Sarges für die Reliquie des
heil. Leopold in Kloßerneuburg. (IX.)
1552. 28. July.
Wol.geborn Edl Geflrenng Vefft Genädig vnnd
Gebiett vnnd Herren. Nachdem wier bede Ich Gregor
l'arhach vnnd Mert papierer goldfchmid von E. G.
jungft den 15. July ditz 52. Jars hinein auff Olmutz
Sannd Leopolt Sarch wie es darmit aller Sachen ain
geftallt hab zu Erkhunndigen vnndt zubefichtigen abgc-
ferdiget worden fein, jnhallt ainer Lauttern gegebenen
Inflruccion die wier fambt andern czwai Credentz-
brieffen von E. G der Nider Offlerreichifchen Camer
Rathe Emphangen haben. So geben wier E. G. hiemit
darauff difen vnnfern grundlichen bericht zuuernemen.
Wollgebor Edl vnd Veffl genadig vnndt gebiet-
tund Herren. Nachdem wier den 15. July am l-Veytag
CXXXVIII
dinyfion, appoftuloruni von W'ienn verruckhtt fein
wier den andern tas,' am Sanibllaj; hernach gar fpat
gen Olmutz ankliunien \nnd den Siintag am Morgens
früe fein wier bede zu dem Herrn Hurgermaifter
Dafelbs ganngen vnd ime den Credenntzbriefi", fo an
jn gelanngt vberanntwuert den er mit gebuerlicher
Reuerenntz, von vnnfs Emphangcn vnnd gefprochen,
er wolle den Inhallt ditz brieffs, neben feinem Herren
vernemben vnndt vnns daraiiff ainen fuerderlichen
befchait geben. Nochdcm haben wier auch den andern
. Credenntzbrieff wollen der frawen wittib Vberannt-
wuertn hatt man vnnfs angezaigt wie Sy dreu Mcjil
von dannen jn der Neuftat war, fo haben wier aber
folichen Credenntzbrieff den jeren Vormundern oder
Gerhaben überanntwuert. Nach difem vnib den Mittag
am Suntag hatt der Hurgermaifter wider nach vnnfs
gefchickht \nnd vnns gefragt was vnfer fuerbringen
vnnd Mainung fey follen wier geanntwuert vnndt
begert das wier von der Rom. Ku. Mt. Nider Oeftcr-
reychifchen Camer Rathen vnfere genadige vnndt
gebiettunnt Herren gefanndt weren den Silberen S.
Leopolt Sarch, fo dem INIaifter Mert Paumbgardner
angedingt gewefen zubefichtigen was daran ferdig fey
oder nit, darauff der Herr Burgermaifter, die Gerhaben
vnndt bürgen laffen erforder ob uill jrer difer Zeytt
verhannden vndt anhaimb gewefen fein denen wier
auch vnfer begern wie dem burgermaifter füergehaltn
vnd begert an Sy den Sarckh oder das werch von
ftuckh zu ftuckh fuer zulegen vnnd daffclb zubefich-
tigen w^as daran ferdig fey oder nit auch begert der
fraw Wittib ain füerdelichen Pötten zufchickhen das
fy khum. Alfo ift die frau abentz Spet khumen jndem
hat vnns der Herr Burgermaifter difen befchait geben,
er wolle die fraw wittib die Paumbgardnerin auch die
Gerhaben fambt den Bürgen \nndt wer vnnfs darzuc
teüglich auff den Morgen den Montag früe vmb 6. vrn
auff dasRathaus laffen erfordern vnnd wann man verleyt
follen wier auch oben neben jn erfcheinen vnd zufamen
khumen foliches ift befchehen. Alfo hatt man die
Truhen darin alles Silber vinidt Gollt aufferhalb ainefs
Refft bey 24. Mark, 7. Lott, 2 Ouentl, 2. denar. wie
dan jm jnuendary foliches auch gemellt wierdt defs
fich die Fraw Wittib erpotten vnnd bewilligt jn
14. Tagen von dato den iS. July zuerlegen, funnft ift
alles anderes Silber verhannden gewefen, haben alfo
die Truhen fo verpetfchiert gewefen jn beyfein der
fraw Wittib vnndt Gefchahen fambt den Burgen vnd
der Perfonen fo vnns vom Herr Burgermaifter vnd
Rath zu Olmutz vnferm begern noch darzue verordnet
gewefen geöffnet haben auch darzue begert vnndt
erbetten den Stats-Schreyber, das er foliches foll
helffen Inuenndiern tieweyll er aber ambtzhalben nit
chünnen von Ratt ledig werden haben wier den gc-
fchwornen Wagfchreyber der Statt Olmutz darzue
genomen vnnd alles Silber wie Mier es befunden,
gemacht vnnd vngemachtt, mitt vleyfs gewogen vnnd
gefchriben oder jenucnndiert wie dann das jnuendary
mit E verzaichnet merers jn fich hellt. Auch nach der
Vifier auff das Corpus gelegt damit man gefehen wafs
an folichem werckh zueberaitt ift gewefsen defs wier
dann E. G. an der Vifier khunnen anzaigen auch
daffelbig befichtiget befchaut vnd probiert haben auch
was abfeylach vnndt kretz fo darzue gehört laffen
zufamen gieffen vund brobiern das wier gleich den
Monntag damit zuthain gehabt auff den F.richtag früe
fein wier zu der Frauen Wittib gangen vnnd die Ger-
haben auch laffen erfordern darzue ainer defs Rat-
zu Olmutz auch dabey gewefen, haben allo die Frau
vnnd jere Vormunnt gefragtt oder Gerhaben ob fy
den Sarch was noch daran Mangit vnndt zumachen
ift an die ftatt verdig vnnd aufsmachen welle laffen
oder nit das man vnns dafselbig zuuerften geb darauff
die Frau geanntwurt, dieweyll jer Haufswiert Mertt
Baungartner, Saliger der das Werckh felb angeben
x'nntlt, neben dem Gfinndt gearbait fich mit jnenn
nitt klüinnen \ergleychen oder mit jnen khunnen
über Orrt khunnen khumen, fo wuer es ier, noch viel
befchwörlicher fein diewe)-ll fy defs Werchs auch aufs-
zumachen khain \'erftannt hett f>" wiffs fich nit darum-
ben anzuncmben, auff foliches haben wier tue B'rauen
we)'tter gefragt wafs fy aber von gethoner Arbaj't fo
daran befchehen beger das ier Haufswiert föliger
daran verdiennt hab Sy foll von dem ain melttung
thain vnd vns zuuerften geben. Darauff fy geantwuert,
Sy woU es zu ainer Krkhanntniis fetzen vnnd an haimb
ftellen, was man ier Spricht woll Sy damit zufriden fein,
darauff wier es durch die Gefchworen fchatzen laffen die
darzue verordnett fein, darauff fich die frau bewilliget,
auf! dife jer Mainunng feicnn wier zu dem Herr Burger-
maifter gangen vnnd begert das er, die Schatzleut die
darzue verordnet jn beywefen der Frauen Beyftennt
oder Gerhabn erforder vnnd das was Mert Baumb-
gartner an dem Sarch bisher gemacht daran habe
getreulichen fchätz \nnd erkhennen was man daran
gemacht \'nnd was daran verdiennt fe)' worden
deffelbigen, füllen fy vnns ain Berichtt geben, darauff
der Herr Burgermaifter diefelben laffen füer fich für-
fodern fambt dem ganntzen Hanndtwerckh vnnd hatt
jnen die Schätzung aufferlegt. Alfo fein die Verornte
famendlich auff dar Rathaus gangen, wo dan das Silber
ligt haben alfo alle Arbait befichtiget vnnd befchaut
nach Nottdurfit vnndt Erkhennt foliches alles ift am
l^richtag befchehen vnnd darnoch foliche Schätzung
haben wier der Frauen angezaigt, dabey Sy es hat laffen
beleyben aufferhalb defs Khupher in Corpus defsfüerfich
felbs jn derDingung oderPurgverfchreybung aufsnimbt
die 50. fvniffzig Thaler davon zugeben das dan befunder
bezallt wiertt. Nochdcm haben wier vnns am Mittwoch
fruc vmb ain anderen Maifter beworben der vnnder
dem Hanndwerckh vnnd bey der Statt am beruemtiftn
ift vnnd mit jme gchandit wie dan der Bericht von-
wcgen aufsmachung, defs Sarclis S. Leopolt hiebey
ligundt mit G. verzaichnett merers jnfich hellt \\ie dan
E. G. denfelben vernemen doch mit der Condicion
das er auch alfo mit der Purgfchafft mit Erbern vnnd
Vermuglichen Leiten fich gefafft mach wie vorhin mit
dem Mert Paumbgartner befchehen die er dann den
maiften thayll aufs den altten vorigen Piirgen,
hatt vnnd fe fich darein bewilligett haben. Nuer das
er die übrigen auch darzue bekhum \nndt fich hieher
gen Wienn befuerder fiier IC. G. da wiert man alfsdann
gar lautter an ain Ortt mit jme befchlieffeii. Nach
Rom. Khu. Mt vnd E. (i. wolgcfallen. Soliches ift am
Mittwoch befchehen, hiemit haben E. G. aller Hannd-
lung fo wier auff diefer Raifs gethon ain griintllichen
Berichtt.
Gregor Parhach m. p.
Mert Papicrer, göltfchmid.
CXXXIX
89. ConfcTvator Graus liat an die Ci'iitral-Com-
miflion berichtet, dafs die Ruine' (uiJUiig hei Griitz an
Anton Reclibcrger kauflicli übeitfantjen ift, und dafs
im Kaufcontra<5le die Reftaurirung der CapcUc und des
Hert^frieds zur Bedingung gemacht worden war.
90. Das Unterrichts-Minilleriimi lial iibm- .Antrag
der Central-Commifrion zur Reflaurirung des gotlii-
frlien Kreuzganges im DoniinicanerKIoficr zu Ragiifa
einen Betrag von lOOO fl. gewidnu.t und (he Leitung
des Rellaurations - ]5aues dem Confervator Cclcicli
übertragen.
91. Das Unterriclits-Minilterium hat iiber Antrag
(k-r Central-Commiffion zur RelTaurirung des ]<~iirilen-
Chores und der gegenül^er bcruKllichon Uhr in der
llüri<irche zu Innsbruck den J^etrag von 1400 fl. be-
willigt. Audi vom erften Oberfthofmeiftcr Seiner k. k.
Majeftiit, Prinzen Hohenlohe, wurden hiezu 500 fl.
gewidmet. Diefe Kirche wurde von Kaifer l'erdinand I.
im fpat-gothifchen Style erbaut, jedoch mit einem
RenailTance-l'ortale und verfchicdenen Einrichtungen
imRenaiffance-Gefchmacke ausgeflattet, wozu nanient-
licli der Fürften-Chor und die Uhr zu ziihlen find. Der
Fiirflen - Chor, für deffen Reflaurirung Confervator
Scliöiilierr fich bcfonders verwendet, ift innen mit
priichtigen Intarfien und kleinen Gemälden auf Lein-
wand in Medaillon-Form geziert. Die Auffenfeite ift
ganz übertüncht. Diefer Einbau flammt jedenfalls noch
aus der Zeit Ferdinand I. Die Kirche wurde verfchie-
dene Male im Gefchmackc der betreffenden Zeit
baulich und decorativ abgeändert, die alten Altäre
erfetzen neue, alte Bilder neue, fchlechte. Es wurde
auch ein ganz unpaffender Altar in neuefter Zeit her-
geflellt, neben der alten Orgel eine neue der Form
nach häfsliche auf der vorderen Empore aufgeftellt
u. f. w. Baulich erlitt die Kirche die ärgfte Veränderung
in den vierziger Jahren, als man die gothifchen Maafs-
vverke der Fenfter ausfchlug, eifcrne Fenfterrahmen
einfetzte und die Fagade fo veränderte, dafs fie ihren
urfprünglichen Charakter gänzlich einbüfste.
92. In dem Fortgange der Reflaurirungen an der
Fa(;;ade der St. Stephanskirche in Wien ift die Wieder-
herflellung eines gröfseren Fenflers im Giebelbaue
unter dem nördlichen Heidenthurme ganz befonders
zu verzeichnen. Nach den wenigen in den Fenfler-
gewänden erhaltenen Reftcn älterer Decoration con-
(Iruirte Dombaumeiftcr Schmidt eine prächtige, über-
rafchende Fenflerfüllung, die fich durch eineTheilungs-
fäuie, feitwärts durch zwei gedrückt kleeblattförmig
abgefchlofsene Oeffnungen und durch eine Vierpafs-
Oeffnung in der Bekrönung charakterifirt. Die Fagade
der Kirche hat durch diefe Wiederherftelkmg wefent-
lich gewonnen.
93. Confervator Freiherr r'. Sacken berichtete in
der Sitzung der Central-Commiffion am 28. 06tober
i88[ über die Grabdenkmale der Grafen Althan in
Murfletten.
Gelegentlich einer Excurfion, die er in Vereine
mit Direclor Newald und Dr. Lind unternahm, um
die Denkmale der nordweftlichen Umgegend von
Neulengbach im Intereffe der Kunfttopographie von
Nicder-Oeflerreich zu revidiren , gelangte man unter
anderen Orten nach Murftetten, bekannt durch die
im vorigen Jahrhunderte fo berühmte i)rachtvolle
Goldburg, von der fich jedoch nur mehr äufserft
geringe Spuren vorfinden, wie einige Statuen im
Garten, der ruinenhafte Refl eines Nebengebäudes,
der trockengelegte Waffergraben um das Schlofs,
eine fchadhafte Bogenbrücke über denfelben, Stiegen-
trümmer, die auf das Plateau führen, wo einfl das
Schlofs ftand inid eine verfallene Grotte mit einem
niarmorni-n Hunde darin. Der viereckige Plan, darauf
einll die Burg ftand, zeigt davon keine Spur mehr und
i(l als Weingarten bebaut.
So wenig lohnend diefes Ergebnifs war, umfomehr
entfchädigte der Bcfuch der Pfarrkirche, darin fich
acht Grabmale befinden, davon fieben fich auf Mit-
glieder der Familie Althan beziehen. Unter diefen
ziehen befonders drei Epitaphien, dreien Brüdern be-
ftimmt, durch die künftlerifche Ausführung ihrer Reliefs
in weifsem Marmor die Aufiiierkfamkeit auf fich. Das
eine ift das Grabdenkmal des 1571 verflorbenen Eitel
Hans von Althan; es befindet fich unter dem Orgel-
Chor und ift mit dunklem Marmor umrahmt. Es grup-
pieren fich zwei Reliefs nebeneinander, in dem einen
(rechts) die Darifellung der Begebenheit der ehernen
Schlange in figurenreicher bewegter Compofition von
malerifcher Wirkung, links ein Relief mit der ge-
rüfteten knieenden Figur des Ritters in Hoch-Relief.
Darüber das Wappen, unten die Infchrift, der zu Folge
„Herr lutel Hans von Althan von der goltburg zu
murfletten PVeiherrgeborn 1539,23. Aug., am 10. 06lob.
1571," flarb. Ueberdiefs ift noch die Jahreszahl 1578 bei-
gefügt. Eitel V. Althan hatte Anna von Neudegg zur
Gattin, die Ehe blieb kinderlos. Das zweite Epitaph
gehurt dem Aldolph von Althan an. Es ift in feiner
Geftaltung dem früheren gleich, nur von rothem Mar-
mor umrahmt und die Stellung der Reliefs ifl; eine
umgekehrte, fo dafs das Bildnifs des knieenden Ritters
rechts und das Relief mit der Darlfellung des Manna-
regens mit eilf P'iguren links angebracht ill:. Ob nicht
diefe beiden Grabmale beflimmt waren, nebeneinander
geftellt zu werden? Der Infchrift zu Folge war Adolph
von Althan von der Goldtburg zu Murftetten 1543
26. Aug. geboren und am 18. März 1572 ledigen Standes
gellorben. Dabei fleht „a6lum im 1578 iflen." Das
dritte und gröfste, aber auch fchönfte Grabmal gehört
dem dritten der Brüder. Es ift in feiner Geflaltung den
beiden früheren ähnlich, nur dafs die Reliefs mit den
Darftellungen der Verflorbenen und den Infchriften
unterhalb, beiderfeits und als Mittelbild die Auferlfc-
hung Chrifti angebracht ift, darüber die Wappen der
Althan und Teufel. Im Relief rechts ein knieender
Ritter, injenem links zwei knieende Frauen in fpanifchem
Coftüme, nahezu das fchönfte Relief unter allen in der
Kirche befindlichen. Das Denkmal gehört dem Chrilloph
von Althan, k. Hofkammer-Präfidenten an, der im Jahre
1574 nebll feinen beiden früher genannten Brüdern in den
P'reiherrnrtand erhoben wurde, noch bei feinen Leb-
zeiten für fich und feine beiden Frauen, die bereits am
22. Juni 1570 verdorbene Sophie Marfchalcinin von
Reichenau (geboren 3. September 1541) und für die
erll: 1636 als Witwe geftorbene Elifabeth, geborne
Freiin von Teufel anfertigen liefs. Das Denkmal triigt
das \^:)llendungsdatum 1578 gleich den übrigen. Aus
CXL
dierem Grunde — er lebte noch 15S0 und war wie feine
Hriider dem lutherifchen Glauben zugewendet — fehlen
bei feiner Grabfchrift die Sterbedaten und hinfichtlich
feiner zweiten Frau die Infchrift.
Eine felbfl nur oberflächliche Befichtigung des
Monuments lehrt, dafs die Sculpturen aus ein und der-
felben Künlllerhand hervorgingen, oder doch in der-
felben Werkltatte gcfchaffen wurden. Ks ill klar, dafs
Chriftoph von Althan für fich und feine andern Brüder
die Grabmale bei einem Künftler und zwar mit Rück-
ficht auf die Vollendung der Reliefs bei einem bedeu-
tenden beftellte, der fie im Jahre 1578 fertig machte.
Nun ift, wie Freiherr von Sacken berichtete, feftgeftellt,
dafs Alexander Colins, der berühmte Künftler der
Marmor-Reliefs am Maufoleum Max I. in der Hof-
kirche zu Innsbruck, am 22. December 1577 drei Epi-
taphien für einen Herrn von Althan den Bildhauern
Dominic de Tarent und Franz Perwon in Innsbruck
zur Fertigftellung übergab. Es fcheint daher um fo
weniger zweifelhaft, dafs dicfe Sculpturen aus Colins
Werkflättc flammen, als auch der Kunft-Charakter der
letzteren mit Werken Colins auffallig übereinftimmt
und fie aus Tyroler Marmor angefertigt find. '
Ferner ift noch ausführlicher zu erwähnen, dafs
Grabmal des Ouintin Leo Freiherrn von Althan, eines
Sohnes Chriftophs. Es ift in einer ähnlichen Weife, wie
• S Wiener Zeitung 12. Ociober iSSi.
das feines Vaters componirt. Auch hier ein Mittcl-
bild, Relief in weifsem Marmor, Chrifti Himmelfahrt
vorftcllend, darüber unter einem Rundbogen die
Wappen der Althan, Stubenberg, Strcin und Thurn.
Rechts des Mittelbildes die Geftalt eines knieenden
Ritters, links drei kiiiecnde Frauen, zwei davon zu Haupt
mit f, ebenfalls Reliefs, doch fammtlich weit geringer
in Conception und Technik. Die Unterfchriften fagen,
dafs Freiherr Ouintin von Althan, Erpawer (?] diefer
Kirchen,* geb. 6. Mai 1576, f 12. Auguft 1634, Frau
Efther Sufanna, eine geborne von Thurn und Katharina
von Stubenberg hier begraben liegen und die dritte
Frau Anna Katharina Wittieb,-' geborne Freiin von
Streun, noch am Leben, die diefes Epitaph ircni libftcn
herrn fee. zu ehliche lieb vnd gedachtnufs hat machen
laften und ift auch gefetzt worden den 12. apr. ao 1636.
Die übrigen Monumente find gewidmet den Chrift .
Johannes und feiner zweiten Gattin, der Anna Therefia
geb. Gräfin v. Lamberg, f 1684, dem Gundakcr Grafen
Althan, f 1747 und feiner Gattin Maria Wilhelmine
geb. V. Althan, ohne Sterbedatum, dann dem Ouintin
Erasmus Grafen v. Althan, die Grabtafeln: dem
Chriftoph Johannes f 1706, Euftachius f 1602,
Wolf-Atchaz f 1599 und Vi£lor f 1574.
- Wohl nur Ervvt-ilercr untl Ri-ftauralor der Kirche unter dem die drei
Freiherrn. Monumente aii^ ihrem Zufammenhange gehracht wurden.
^ Die erfte ftarb 1605, die andere i6to, die dritte 165;^.
REGISTER
DER
IN DIESEM BANDE ANGEFÜHRTEN PERSONEN-, ORTE- UND SACHEN-NAMEN.
Afritz, Kirche, LIII.
/4//t-M/'«/y, (Sachfen ) Hüttenzeichen, Taf. 21.
Alterlhums-VeTe\n zu Wien, 79.
Althan, Grafen d. Freih. v., CXXXIX.
Altmünßer, goth. Ilüttenzeichen, Taf. 9.
— TauffteiB. XI.
Ambras, XIII.
— Oelbild, 63.
— Inventar, XXX.
//m*ra/"<-r-Sammlung in Wien, Hamifch Erz-
herzogs Ferdinand von Tyrol, XUI.
Ampringen Joh. Cafp. v., XII.
Annaberger Hütte, 42.
— Hüttenftreit, 108.
Aquileja, Funde, CXXXII.
— Dom-Bild, XIII.
— Staatsmufeum, VII, VIII.
Arehäolog. Unterricht, LXXVI, LXXIX.
Archive in NiederOefterreich, XVI.
Archiv, Ferfchnitz, Xll.
— in Gleink, XVI.
— in Hainfcld, XIX.
Archiv in Hohenberg, XXII.
— zu Hohenembs, XVI.
— in Innichen, XVI.
— in Inzersdorf, a. T., XXIII.
— in Königftetten, XXII.
— in Korneuburg, LXXIII, LXXXI, CIX.
— in Krems, CXXX.
— in Kürnberg, XXIII.
— in Laibach, XVI, XCVI.
— in Luftthal, 97.
— in Mank, CXXVIII.
— in Markersdorf, CXXVIII.
— in Mautern, XVIII.
— in Überndorf, CXXVIII.
— in I'ichlarn, CXXVIII.
— in Purgftall, CXXIX.
— in RolTatz, XIX.
— in Ruprcchtshofen, CXXX.
— in St. Leonhard am Forftc, CXXVII.
— in Spital am Pyrhn, LXVIII.
— in Steinakirchen, CXXX.
— in Traismauer, XVII.
— in Wilhelmsberg, CXXX.
— das gräfl. Gallenherg'fche, 100.
Arnoldflein, Kirche, I^V.
Arnsdorf, LXI.
Atz, Kunftfreund von. redig., 7.
Aujezd, Funde, LI.
Augsburg. Hüttenzeichen. Taf. 25.
Auffee, goth. Hüttenzeichen. Taf. 9.
— Spital-Kirche, XI.
-4«/i«-Fragant, Kirche, XCII.
B.
Baden. Schlofs, Hüttenzeichen, Taf 24.
Bafel, Hüttenzeichen, Taf. 24.
Bauhütten, 33.
— von Bern, 39.
— von Dresden, 42.
— von Köln, 39.
— in Kuttenberg, XCIII.
— in Prag, 42, 43, 104.
- von Strafsburg, 39.
— von Wien, 39, 42.
Bautzen, Ilüttenzeichen, Taf. 23.
Bayern, Infpedlion fürplaftifchc Denkmale.
Benjen, Ilüttenzeichen, Taf. 20
— Grabmale, LXXV.
CXLI
Bericht der Central -Commilliun über ihre
Tliätigkeit im Julire iSSo, I.
ßciiian/in, rüm. l'uncic, I.XXI
Bcrthohlsdoif bei Wien, golli. lliiltenzeiclicii,
Taf. lo.
Bilder zw St. Lcuiiliard in dei AljUi, L'XVI,
Bi/ihofßetten, Grabhügel, VII.
BUiberg, Kirclie, LIII, LV.
Böhmen, Griiber'b miltelait. Kuiill iii, 0, V,
Bohuslavic, Kirche, XIV.
Brancißeller Chr., Maler, Llll.
Braunatt am Inn, Hüttenzuieliun, Taf. 19
Bregenz, Epona Relief, VII.
— röm. Funde, VII, XLV.
Ä/-/U-H£'f-- Urkunden in Laibach, XCVII.
Brunn, St. Jacobs Kirche, llütlenzcichcn,
Taf. 16.
— Stadtthore, XV.
— Siegel, I..
— Iliittenieichen (Altbrünni, Taf. 17.
Brtinnccken, Galerie Vintlcr, LXXXIll
liildftock, XIII, CXXXllI.
Brüx, Kathhaus, XIV.
— Iliittenzeichen, Taf. 19.
Ä«a^f/-Comite, I.
Budweis, Hüttenzeiehen, Taf. 20
— l'iariftenkirehe, CIX.
i>'K<- /6£7(/««(/tv-Thürme, 116.
Bukovec, Schlackenwall, IX.
Burgundifchen Mefsornat, Agraffen zum, 1 19
c.
Calliano, Sieg von, 77
Cameßna v., Sanvittore Alb. f, 78.
Carlon Sebaftian, 52, 56, 57.
Ca/iila aus der Zeit K. Friedrich III., 09, 72.
('(•//«Grabmal, L.
Charvatek, Hüttenzeichen, Taf. 19.
Chorßühle in Ober-Vellach, LXXXVII.
Chrudim, alte Burg, CVI.
— Kirche, XIV, CVI.
— Gitter, LXVII.
— Gemälde, CVI.
diu, rom. Infchriften und Steine, VII, CI,
CXXXIII
— LocalMufeum, LXXIX.
— Grabmale, LX.XIV.
— Chronik von, 99.
Ciltanuovij, Thurm, XIII.
Cla/fierimg von, Denkmalen, 1, 4.
Colins, Alex., CXXXIX.
Cöln, Hüttenzeichen, Taf. 20.
Conßrvatoren, 4, II.
Corrcfpondenten der Central-Commiffiun, III.
Cofnic, Funde, CXXXII.
D.
Dachs Chrifloph, 95.
Dänemark, Commiffion für Aufbewahrung
der Alterthümer, i.
— Mufeum für nordifche Altertliümer, i.
Z'c/iH-Rüthfelfer: die Baudenkmäler im Reg.
Bez. CalTel, 2.
Denare, Silber-, 90.
/A«//i7(-AUenburg, Grabungen, VII.
Oicx, röm. Infchriften, VII.
/iölliuh, Kirche, XCI.
- Iläufer, XCII.
Darnach, Kirche, XCI.
Dresden, Hütte, 42.
Druckfehler, KirchdoU flalt: Kiiduhauf, auf
S. 21.
Dürer's Schule Gemälde aus - in Üiuiineck,
LXXXIII.
Diircnbcrg, Funde, XCIX.
K.
Ebenfurt, reftfäule, XI. LXXIU.
Ebriaeh, Kirche, CXVII.
Eger, Hüttenzeichen, Taf. 20.
— Burg, XIV.
Eggenburg, gemaltes Haus, X.
Ehrenhaußn, Eggenberger Grab-Capcllc
XII.
Einersdorf, Kirche, LV.
Eifenarbeiten, mittelalterliche, LXVI.
EiJ'enkappel, Kirche, CXVII.
Embs, die Herren von, CXXXVII.
Embs, Marc. Sillicus von, CXXXVII.
— Cafpar v., CXXXVII.
Erberg Daniel v., 96.
Ernßbrunn, Schlofs, CXXIV.
— Kirche, CXXVI.
Erzherzog Fevdindind von Tyrol, 58.
— Abbildung, 64,
— Karl II., Maufoleum, 50.
Epo na KeXiaf, in Bregenz, VII.
Eeldbach, ehem. Franciscaner-Klorter, XI.
Feißritz a. d. G., Funde, XL VI.
Eerßehnitz, Archiv, XXII.
Firthaler Barth., XLIII.
Flügel- K\\.a.x in Kefermarkt, LX.
— M. Geil, UV.
— in OberVellach, XLIX, LXXXVII.
— in Rappersdorf, LXXXIX.
— in Rangersdorf, XC.
— in St. Georgen, LXXXV.
— in St. Martin, LIII.
— zu Schwaz im Kreuzgange, CXIX.
Franz I. von Frankreich angebl. RüRungs
theile, 68.
Frankreich, Generallnlpecflor für die ge-
fchichtlichen Denkmale Frankreichs, i.
Fragebogen für die Kunft-Topographie, 10.
Freiburg, Hüttenzeiehen, Taf. 25.
Freimaurer, 36, 47.
Freißngfche Urkunden in Laibach, XCVII.
Freißadt, Kirchen, LX, CXXXIV.
— Freske, LXI.
Freundsberg Ulrich v., Bifchof von Tricni, 76.
Fresken im Freiftadt, LXI.
— im Donjon zu Friefach, XII.
— in IlalTelburg, CXXXIV.
— in Kirchbach, XLIV.
— in Laas, XLIII.
— in Mctnilz, XIT
Fresken in Millllatt. XII
— in Raifach, XLIII.
— in der St. Helena-Kirche, XLIII.
— in Schwcchat, X.
— in Terlan, XII, LXIII.
Frtedland, Sladtthor, XIV.
Friefach, Donjon, XII.
— • Grabmale, 92, XII.
FrohmUller, Grabmale der Familie, XLIII.
Eufstotirnier, 62.
. G.
Gars, Bergkirche, XI.
üeheimßchriften, 27.
Gekrönten die vier, 34.
Geinhaufen, Hüttenzeiehen, Taf. 21.
Gemoniea, Grabungen, VIII.
Gefchenke an die Central ConimilTion, V.
Ghifi Theodor, 53, 57.
Gienzer Jacob v., Grünbüchl, LXIX.
Glasmalereien in St. Helena, XLIII.
Gleink, Archiv, XVI.
Glocke alte, LVI.
— in Sagor, LXV.
Gnas, Grabmal, XI.
6W((/<r/(w/r/ Sebaftian, Meifter, LI.
Görz, röm. Mofaik-Fufsboden, VII.
— Vortragekreuz, CXXXIV.
Gößing, Ruine, XI, CXXXIX.
Götfchenherg, Funde, C.
Göttiveiif, Aufftellung des Grabmals des
Bifchofs Altmann, X.
Grabmal des Canonicus IJriccius l'aumgar-
tinger, 95.
— des Chrift. Freih. v. Althan u. f. w.
CXXXIX.
— der C. Celtes, L.
— des Wolfgang Chlelh, XLVUI.
— des Chriftoph Dachs, 95.
— der Herren von Embs, CXXX.
— des Gerold, Bifchof, 93.
— des Chr. v. Hohenburg, XC.
— des Andr. v. Hohenwarth, LXXV.
— des Andreas Kettner, 95.
— des Seb. Kirchberger, XLVII.
— des Erasm. Paumkirchner, CVIII.
— des Peter, Bifchofs von Lavant, 94.
— des Bernh. Rotenflein, CXV.
— des Wolf V. Salhaufen, LXXV.
— des Rob. v. San-Sevcrino, 75.
— des Bernhard von Scherffeiibcrg,
CXXXVII.
— des Schott, CXXI.
— des Thierflein, Sigmund von Ebersdorf
CXXVI.
— des Chriftoph v. Zelking, LIX.
— des Veit v. Zelking, LX.
— des Zliraelfperg, 94.
— des Seb. Widninnnftetter, LI.
Grabßeine im Schlofse Ernftbrunn und in der
Kirche, CXXV, CXXVI.
— in Friefach, 92.
— in Murftetten, CXXXIX.
— in Treffen, LIII.
CXLIJ
Grahfitine in der Kirche zu Vülach, XLIV.
— mit Hüttenzeichen, iiö.
CrahßjtU ici Grafen Thürheim. LIX.
Graäo, Bafilica, XUI, XL VI.
Grafendorf, Kirche. XLIII
GranUfckep. Funde, LXXX.
Grat Antiken-SammluDg, XI.
— DombiKl, XI.
— Rcftaurirung des Domes. XI.
— Schatz-, Kunft- und Rüftkammer, XXXIV,
XCVIII.
— Hüttenzeichen. Taf. 20.
Graus, Kirchenfchmuck, 7.
Greifenßcin, XXI.
Gritier Baltb., Maler, 53, 56, 57.
Griesfeck, Florian von, 17.
Grofpenflciii, Burg. LXXXVIli.
Cnyi-Trebefov, Kirche, XV.
Grottenegg, die Grafen, LIII, LIV.
Grueier ; die Kunfl des Mittelalters in
Böhmen, 6, V.
Gurt, Gerald Bifchof v., 93.
GutUnJlein (Kärnten), Kirche, LIX.
H.
Haag, Kellaurirung der goth. Pfarrkirche, X.
Hainfelä, Archiv, XIX.
Halt, zwei alte BroceRelief mit Vorflellun-
gen des Salzftollen-Einganges, IX.
— Goldfchmiede-Arbeiten. XIII.
— röm. Funde, VII.
HalUin. Funde, XCIX.
Hanus, Baumeifter, XCIII.
Hardenburg, Hüttenzeichen. Taf. 20.
Harnifch für den Feldgebrauch, 59.
— für den deutfchen Fufskampf, 60.
— des ErzherzogFerdinand von Tyrol, 58.
Halfelburg die, CXXXIV.
Heiligenkreuz, 79.
Hof Kirche, 'LW.
Hofgaßein. goth. Hüttenzeichen, Taf. 9.
Hofmann Veit, LI.
Hohenems. Archiv, XVI.
Hohenberg, Archiv, XXII.
Hchcnburg. Chriftoph v., Grabftein, XC.
Hohenfurt. Hüttenzeichen, Taf. 19.
Hohenmauth, Kirche, XIV, CVI.
Hohanuarth. Andreas v.. LXXV.
Hohklai. Heidengräber. CXXXI.
Hradüte. Gräber, LI.
Horovtc. Wallburg, IX.
Hünntngräher bei Granicfchefli. LXXX.
Hütte in Prag. XCIV.
Hüttenbriider, 45.
Hüttenbtittd, dcutfch. 35.
Hüttenordnungen , 1 1 1 .
— von Strafsburg, 39.
Hüttenßreite, 40, 108.
Hüttenzeichen mit geom. Charakter, 110
— Altmünfter, Taf. 9.
— in Augsburg, Taf 25.
— Auffee, Taf. 9.
— Schlols Baaden, Taf. 24.
HütteHzeitken in Bafel, Taf. 24.
— in Bautzen, Taf. 23.
— in Bcnfen, Taf. 20.
— Berlholdsdorf, Taf. 10.
— in Braunau, Taf. 19.
— in AltBrünn, Taf 17.
— St. Jacob Brunn, Taf. lO.
— in Brüx. Taf 19.
— in Budwcis, Taf. 20.
— in Charvatek, Taf. 19.
— in Cöln, Taf. 20.
— in Eger, Taf. 20.
— Freiburg, Taf. 25.
— in Gaftein, Taf. 9.
— in Graz, Taf. 20.
— in Hardenburg. Taf. 20.
— in Hollenfurt, Taf. 19.
— in Iglau, Taf. 19.
— in Kpfcrmark, Taf. 23.
— in Kafchau, Taf. 23.
— in Kirchdrauf, Taf. 21.
— in Klingenberg, Taf. 18.
— in Kolin, Taf. 18.
— in Krumau, Taf. 19.
— in Kuttenberg, Taf. 10.
— in Laun. Taf 19.
— in Leitmcritz, Taf. 19.
— in Maria Feucht, Taf. 19.
— Okulusna, Taf. 21,
— l'etfchau, Taf. 20.
— in Pirna, Taf. 24.
— in Prag, Taf 11 — 15.
— in Sachfen-Altenburg, Taf. 21.
— in Salzburg. Taf. 20.
— in Speier, Taf. 23.
— in Tarvis, Taf. 20.
— Thaun, Taf. 24.
— in Villach, Taf. 20.
— Wartburg, Taf. 21
— in Weil, Taf. 23.
— in Wien, Taf. 1—9.
— Wiener Neuftadt. Taf. 6.
I.
faegerndorf, Schhickenburg, IX.
yaromir, Urnenfund, IX.
faroslau, Privatgebäude, LXXII.
Jedenfpengen, goth. KircheRellaur., X.
Jenny Sam. erhielt das Ritterkreuz des
Franz Jofeph-Ordens, VI.
Jefupol. Gemälde, XV.
Iglau, Hültenzeichen, Taf. 19.
Jicinives, Funde, XCIX.
Initiale, U., CIX.
Innichen, Archiv, XVI.
Innsbruck, Ilofkirche, CXXXIX.
Inventare der Arabrafer-Samnilung, 66,
Inventar von Kirchengeräthen, LXXIII.
Inzcrsdorfa. T., Archiv, XXIII.
Jochenßein präh. Funde. VU, LXXI.
Jofephßadt, präh. Funde, LXXX.
Italien, Commiffione confervatrice confulta-
tive. 1.
K.
Kahdeho Heinr. f, LH.
Kacerov, Schlofs, 17, XV.
Kamine im Schlöffe Kacerov, 21, 23.
Karl II. Erzherzog, fein Maufoleum, 50
Karner in Maria Geil, LIV.
— in Sl. Michael a. d. D,, LXI.
— in St. Georgen a. S., LXXXV.
Kafchau. Hüttenzeichen, Taf. 23.
Katouc, Hohlen, IX.
Kcfermarkt, Kirche, LIX.
— Hütlcnzeichen, Taf. 23.
~ .altes Schwert, CIV.
Kelch in Eifenkappel, CXVIU.
Kvltifche Münzen, 88.
Kcutfchach. Kirche, LXXXVI.
Kheltner Andreas, 95.
Khucrritz Chrifloph v., LH.
Kirchbach, Kirche und Friedhof-Portal
XLIV.
Kirchberger Sebaflian. XLVII.
Kirchdrauf, Hüttenzeichen, Taf. 21.
Kürnberg , Archiv, XXIII.
Klaus, Teidingbuch. LXX.
A7<7n Skalic, Urnenfund. IX.
Klingenberg, Ilüttenzeichcn, Taf. 18.
Klomin, Gemälde, XIV.
Kloßerneuburg. Relief im Kreuzgange, 79,
XLVIII.
— Grabmale, XLVIU.
— Reliq. Sarg des heil. Leopold, LI, CIX.
CXXXVII.
— röm. Gräber, CXXXU.
Koblach, Funde, VII, XLV.
Kolin, Hüttenzeichen, Taf. 18.
KönigsV,\\o\.\.^, Funde, LXXX.
König/leiten, Archiv, XXII.
Korneuburg, Archiv, LXXIII, LXXXI, CIX.
Kötfchach, Kirche, XLHI.
Krakau, EnuneramsCode.x, XVI.
Krakau, Tuchhalle, W.
— Florians-Kirche, 82.
— Johannes-Kirche. XV.
Kratoclnuil, Schlofs, XIV.
Kraus, Kunft- und Alterthum in Elfafs-
Lothringen, 3.
Krems, Archiv, CXXXI.
Krumau, Hüttenzeichen, T.af. 19.
Krypta in OberVellach, LXXXVI.
— in Liefcha, LVII.
Ktinßtopographie, Comite für öfterr., I.
— in Oefterreich, i, 5, IV, VI.
— Nieder-Oefterr., VI.
— Salzburg, VI.
— Kärnten, VI.
Kurzweil. Schlofs, XIV.
Kuttenberg, Barbara Kirche, XV. XCIII.
— Hütte, XCIII.
— goth. Hüttenzeichen, Taf. 10.
Laas, Kirche, XLIII.
Laibach, arcliäol. Unterricht, L.XXVI.
CXLIll
Laibach, Archiv, XVI, LH. XCVI,
Lambrechtsberg. röm. Infchrift C, CI.
ZnnaVi^jfKa't' vonNiederofleir., \'erein fiu, 5
Lang V. Wellenljurg. XLIX.
Langegg, Kirche, XI.
Laufbergir Ferd. f, CX
Latin, Bened. v., XCIV.
— Hüttenzeichen, Taf. 19.
Lauterach, Münzenfund, 87, VII.
Lavant Peter, Bifchof von, 94.
Liitmcritz, Hüttenzeichen, Taf. 19.
Lichtfirwald, Lutherifche Keller, XII.
Z/iZ/Math., von Myslov, XCV.
Lienz, röm. Funde, CI.
Liefcha, Kirche, LVI.
Ließng. Kirche, XLIII.
Limburg. Hüttenzeichen, Taf 20.
Lißa, röm. Funde, VIII
LiUrattir über Steinmetz-Zeichen, 106.
Lorc/i. Graljmal, CXXXVI.
Lots. Kunfttopographie von Deutfchland, 2,
Lucas Seen, Hoffchlofier, 57.
Luggau. Kirche, XLIV.
Lußthal bei Laibach, 96,
M.
Magdalenaberg, röm. Stein, CI
Mank, Archiv, LXXVIII
Marburg, archäol. Unterricht, LXXIX.
Maria Geil, Kirche. LIV.
— Feucht, Hüttenzeichen. Taf 19.
— Dorn, Kirche, CXVIII.
— Neuflift, Kirche, LXXIU.
Mariniano. röm. Statuen, VII.
Marki-ti als Steinmetz-Zeichen, 116.
Markersdorf, Archiv, CXXVIII.
Marmor Jofeph, 55.
Mauthen, Kirche, XLIII.
Medaille auf Karl, IV, XIV.
Meilenßeine. röm. in Salzburg, CXI.
Meran. Fürftenburg, XIII,
Metznitz. Fresken. XII.
Michelßetten, Schlofs, CXXVI.
Millßatt. Fresken, XII.
Mitglieder der Centr.-Comm., 1880, I.
Mitkoff. Kunftdenkraale im Hannoverifchen, 3.
Mödling, Reflaurirung der Kirchen, XI.
MonfaUone. röm. Stein, VIII.
Monßratize, goth. in Ob.-Vellach, LXXXVIII.
— goth. in Villach, XLV.
Mofaik, in Parenzo, CXIII.
Miihlfrauen, Fresken, XV.
Münichreuth, Kirche, X.
Münzen, keltifche, 88.
Münzen/und bei Lauterach, 87.
Murßetten, CXXXIX.
Neuhaus. Fresken, XIV.
A'eußadt a. d. M. präh. Erdwerke, I.\
Nicolaus, Kaumeifter, XCV.
A'7><7',-;--Oeflerreich, fiehe Topographie Weg
weifer, Landeskunde.
Niederranna, Graljmale, LI
Nintburg, Dominicanerklofter Gebäude,
XIV.
().
Oberloibach, Kirche, LV
Oberndorf, Archiv, CXX\TII.
Oto--Vellach, Kirche. LXX.WI.
Okulu/na, Hüttenzeichen, Taf. 21.
Orden vom goldenen Vliefs, 119.
Offero, Funde, CXXXII
Pamatky, arch. a mifto, i>.
Pancova, Alterthümer. IX.
Parenzo, Dom, CXII.
Paris, Pferdeharnifch der Rüflung Erzher
zogs Ferdinand von Tyrol, 68.
— Mufee d'Artillerie, 63.
Pafßonsfpiele, CX.
Pawngartinger Briccius, 95.
PauMgarlner, Meifter, LI, CX, CXX.WIII.
Paumkirchner, Erasm. und Anna, CVIII.
Pechlarn, Archiv, CXXVIII.
Pernegg, Karner, L
Perfenbeug, Pranger, LI.
Petronell, Grabungen, VII.
Pet/chau. Hüttenzeichen, Taf 20.
Pfannberg, Ruine, röm. Infchriften, VII, .\II.
Pfaundorf Kirche, CXVI.
Pietrapiana Georg v.. 7Ö.
Pilfen, Erzdechantei-Kirche. XIV.
— Renaiffance-Portal, XIV.
Pirk, Kirche, LXXXVI.
Pirna, Hüttenzeichen, Taf 24.
/■/«»Vs-Gemälde, X\'.
Plattner-Ze.ichen, 61.
Pleßvez, Wallburg, IX.
Pleßvec, Funde, XLV.
Pluviale aus der Zeit K. Friedrich III 69, 73.
Pockhorn, Kirche, XCII.
Podgradje, Grabungen, VIII.
Podgoriach, Kirche, LXXVII.
Pola, Funde, XLVI, LXXII
— röm. Scupituren. \'II
Pollein. Kirche, LVI.
Porta Joh., 56.
Prag, Dom, XIV.
— Dom-Gitter. LXVII.
— Dom, goth. Hüttenzeichen, Taf. 11 12.
— Carolinum, XLVIII.
— Pulverthurm Zeichen, Taf. 15.
— Strahow Gitter, LXVII.
— Emaus-KIofter, LXXIX.
— Vyfehrad, Martins-Capelle, XIV.
— Säule an der Karlsbrücke, goth Hütten-
zeichen, Taf 14.
— Brückenthor-Zeichen, Taf 15.
— Karlsbrücke, goth. Hüttenzeichen,
Taf. 14
— Hütte, 42, 43.
Prevali, Kirche, LVI.
Prangir in Perfenburg, LI.
/'/v«^,-«, Centr.-Comm. fürKcnftdenkmale. i.
Prießer. Seminare, archäol. Unteiricht, XI.
Pl'imislaus, Herzog von Schlefien, LXXXH'
Pürgg, Kirche, CIV.
Purgflall, Archiv, CXXIX.
Putna, Klofter, X\'.
R.
Rabenhaupl, de Souches Cafpar, CIX
Radoufch M., Maler. CVI.
Ragufa, Dom. Klorter, CXXXIX.
Raifach, Kirche, XLIII
Rangersdorf, Kirche, XC.
Rappersaorf Kirche, LXXXIX.
Rahna Lud. K. v., XC\".
RedadionsQomxXf:, I.
Rtgensburger Hüttenflreit, 109.
Rejfek Math., XCIV.
/("«(/i'fcher Stammbaum, CXXVII.
Reßaurirung alter Bilder. Comite für, I.
Retz, Wappen-Relief, LI.
Rheinthal, Kirche, XC.
Rinl'cnbeig, Kirche, LVI.
Rinkolach, Kirche, LVI.
Riva, Kirche dell' inviolata, CVII.
Röm, Ziegelofen, LXII.
Römerßraße bei Villa Vicenti na, L.XXII
— bei Bregenz, 90.
Römer'doeg bei Tai nach, C.
— in den Tauern, CXI.
Rofenthaler, CXXI, CXXI\'.
Roffatz, Archiv, XIX.
Rotnßein, Bernhard, CX\".
Rudolph IV., neue Urkunde von LH.
Runkelßein, Ruine, XIH.
Ruprechtshofen, CXXX.
Riißung Erzherz. Ferdinands von Tyrol, 58.
S.
Sacraments-Wi.\xiQ.\\^n in Laas. XLIII.
— Häuschen in Zumberg, CVII.
Säben, die Baulichkeiten in, XH.
Sagor, Glocke, Grabmal, CXV.
— Kirche, XCH.
Sagrad, Kirche, LVI
Sagritz, Kirche, XC.
Salcano, griech. Infchrift, VIII.
Salhaufen Wolf v., LXX\'.
Salona, VTII
— röm. Infchriften, XXHI.
Salzburg, Hüttenzeichen, Taf. 20.
— Mufeum, LXXVIII.
— Mufeum, röm. Meilenftein, CXI.
Sammelßeine mit Hüttenzeichen, 115.
St. Andre in der Ebene, Kirche, CXVI
St. Bernardin, röm. Funde, CIU.
St. Georgen bei Villach, Kirche, LIU.
— am Sandhof, Kirche, LXXXV.
St. Heinrich im Gereuth. Kirche. LIII.
St. //elena-K'nche, Kärnten, XLIII
St. Jacob in Galizien, CXVII.
St. Johaiin, bei Villach, LIII.
St. Leonhard 3.m Forde, Archiv. CXXVII.
— in der Abtei, CXV.
St. Lorenz im Lefachthale, Kirche, XLIV.
St. .Martin. Kirclie. LIII
VIL N. F.
CXLIV
St. .VicAacl. Kirche i Kärnten., LVI.
— an d. Donau. LXI.
Sl. /V/^ramWallers) erge.rö. Inichriflen, VII.
St. Pollen, Diöcefan-Mufeum. XI.
Sr. Ruprecht am Moos, LIV.
St. Valentin, Reftaurirung der y^yh. Pfarr-
kirche. X, XXVI. CIV.
St. reit in Mühldorf. Kirche. LXXXIX
San/e-^uriitc Rab. v., 75.
Santa Lucia. Grabungen. VIll.
Seartieningen in den k. k. Aeni'.ern. XVI.
Scherffenberg Bernhard v.. CXXXVI.
Schiltemiorf. Kirche. L\'I.
Schlaeten-.i.'älle, IX.
Schöniach. Flügel- Altäre, .\. XI
Schorel, Maler. XLIX.
Schon, Grabmal des, CXXI.
Schrenckh von Xotzingen Jac. 63.
Schiietes, röm. Infchriften. VII.
Schurff, Die Freih. v., XLVIII.
Sch:L-a-, Klofter, CXIX.
Schzvechat (Kein-), Fresken, X.
Seen Lucas. 57.
Seienicc, Dom, XIII.
Seikau. Maufoleum d. Erzherzogs Karl, 50.
Seltjchach. Kirche. LV.
Seu/enhoßr ]ÖTg. 58. 62.
5/Vf *•/ mährifcher Gemeinden, XV.
— der Stadt Brunn, L.
— der Stadt Tachau, LXXVI, LXXVII.
— der Stadt Villach. XLV.
Simeniior/ Piofper und Joachim v., CXXV.
— Rudolph V., CXXVI.
Sittersdorf, Kirche, CXV.
Skobiel/ky P., XCVIII. |
Smiric, Heidengräber, CXXXI.
S;alato, Dom. VUI, CIV.
— röm. Wafferleitung, VIII,
— Loggi.i, vm.
Speier, Hüttenzeichen. Taf. 2j.
Spital am Pyrhn, LXVIII.
Stall, Kirche, XC.
Staudach. Grabmale der Familie XLIII.
Steinakirchen. Archiv. XVI, CXXX.
— Archiv der deutfchen Bauhütte, 31.
— die urkundlich erwiefene Gefchichte der
deutfchen Bauhütte, 36.
— die Tradition der deutfchen Bauhütte i^.
— AflFeclions-Zeichen, 27.
— Bau-Corporationen im Allgemeinen, 29.
— Geographie der deutfchen Bauhütte. 39.
— Nützlichkeits-Zeichen, 26,
— Rituale der deutfchen Hütte, 44.
— Refultate der deutfchen Bauhütte, 47.
— Studien. 26.
Steinmetzzeichen im Allgemeinen, 105.
Sterbefdlle im Perfonale derCentr.-Comm., V.
Stollhofen. Kirche, LXXXVIII.
Stockerau Kleinodien, LI.\.
Szereth. Funde, IX.
T.
' Tar-.is, Hüitenzeichen, Taf. 20.
I Taufflcin m Sittersdorf, CXV.
Technik der Hüttenzeichen, III.
Teichl. Kirche. XCII.
Teidingbuch von Klaus, LXX.
Terlan. Fresken. LXIII.
— Kirche. XII.
Tefchen. präh. Funde. LX.\.\I.
— Dominicanerklofler. LXXXI,
Thann, Hüttenzeichen, Taf. 24.
Thiirheim, Grafen, LIX.
Tobelbad, Tumulus, VII.
Todtenleuchte. LXI.
Tokifle, Paramente. 69.
7(i//«-Induftrie ältere, LXXVIII.
Topographie von, Nieder-Oefterreich, 6.
Traismaiicr, Archiv. XVII.
Tramin, Thumi, XIII, LXXIX.
Traunkirchcn, Refedorium-Thüre, .\I.
Trcbefov, Kirche, XIV.
Treffen, Kirche, LIII
— röm. Steine. XLVI,
Tricnt. Grabflein des Robert v. San Seve-
rino. 75.
Trsc, Urnenfeld. LI.
Trüber Primus, XCVI.
Truher Felician, XCVI.
Ttirkenfahne in Wiesnicz, XV.
Tyrol. Schlofs-Capelle, XIII, LXXIII
U.
Uhr der Freiherren v. Schurff, XLVIII.
Ußijt, Königshügel. IX.
Unterloibach, Kirche. LVI.
Unterricht, archäol., LXXVI, LXXIX.
Untertauern, röm. Strafse, CXI.
Untersberg, Funde, C.
V,
Vellach, OiJi-;- Kirche und Flügel-Altar, XLIX.
Verda Marco Andrea, 55, 57,
— Alexander, 54, 57,
Viilring, Glasgemälde, XII,
Vilefse, Römerftrafse, LXXII.
— Funde, LXXII.
Villach. Hüttenzeichen, Taf. 20.
— Kirche, XLIV,
— Siegel, XLIV.
Vincc, Kirche, XIV.
Vintlcrs Galerie in Bruneck, LXXXIII.
Viriinum, Grabungen, L.XXIX, L.XX.XL
Tachau, LXXVI.
Tainach. Romerweg. C
w,
Wackelßeine, IX.
Waggendorf, Kirche, LVI.
Wagflädtl, Wallburgen, IX.
Waidhofen a. J., Kirche, CV,
— .Monftranze, LI, CV,
— Reftaurirung der goth. Pfarrkirche, X.
— a T. Grabmal des Leonh. Paumann, X.
Wttlachifch-Me/crilfch, Gitter, LXVII
tVall/chanzen in K.irnten, LXXVII
Wappen von Ampringen, Xll.
— der Kirchberger, XLVIl.
I — des Veit Hofmann, LI.
— der Hohenbur;:, XCI.
' — der Lang v. Wellenburg, XLIX.
— des Miffendor(, XLVIL
— im Kreuzgange zu Sehwaz, CXI.\
— Philipp I. von Spanien als 4. Souverain
des Vliefs-Ordens, 120.
Wartburg. Hüttenzeichen, Taf. 21.
Wartmannßetlcn, röm. Ziegelofen, LXII.
— röm. Funde, VII.
Weg-Meijer, archäol, durch Nied.-Oeflerr. 5.
Weng, Fund, LI,
Wien, Pläne der Stadt, von Camefina, 81.
— St. Stephanskirche, Refte alter Altäre
auf der Empore, X, XLVHL
— St. Stephanskirche, IX, CXXXIX.
— St. Stephan. Capiftrankanzel, X.
— goth, Hüttenzeichen bei St, Stephan,
Taf. I, 2, 3, 4, 5.
— Celles Grabmal, L,
Wien, Ambrafer-Sammlung. 58, Ö3, 64, 66,
119, XIII.
— Grabmal des C. Celles, L.
— Kirche am Hof, goth, Hüttenzeichen
Taf. 6.
— Minoritenkirche, goth. Hüitenzeichen,
Taf. 7.
— Maria Stiegenkirche, goth. Hüiten-
zeichen, Taf. 8, 9.
— Peftfäule am Graben, X.
— Brunnen im Fifchhofe, X.
— Landhaus, RenailTance-Ofen, X.
— Margarethenhof, X.
— Rennweg-Cafernenbau. VII.
— Allerthums-Vereins, 79.
Wiener Hütte, 42,
fF«V»<';'-Neufladt, goth, Hüttenzeichen, Taf. o.
Wildon, röm. und präh. Funde. VII,
Wilhelmsburg. Archiv, CXXX.
Wilhering, Grabmale. XLVIL
Wisnicter Kirche, Türkenfaliiie, XV
Wörgl, präh. Funde, VII.
Wurmlach, Kirche, XLIII.
Zabellic, Kirche. XU'.
Zales, Kirche, XIV.
Zalcslic, Flügel-Altar, XIV.
Zamelsberg . Familie, 94. -
Zara, Relief, XIV.
— St. Donato-Kirche, IX.
Zeichen von Familien, 27.
Zclking Chrift. V., LIX. CIV.
— Veit von, LX, CV.
Zicgclofen, rOm., LXII.
Zlimelsperg, Grabmal, 99.
Zlonic, Heidengrab, IX.
Znaim. Heidentempel, XV.
Zollfeld, Grabungen. LXXIX LXXXI
Zumberg, Capelle, CVH.
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