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GESCHICHTE
DES KUNSTGEWERBES
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HERAUSGEGEBEN IN VERBIN-
DUNG MIT WILHELM BEHNCKE
WILH. BRAUN • MORIZ DREGER
OTTO VON FALKE • JOSEF FOL-
NESICS • OTTO KÜMMEL • ERICH
PERNICE UND GEORG SWAR-
ZENSKI VON GEORG LEHNERT
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\TRLAG VON MARTIN OLDENBOURG • BERLIN
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:: GESCHICHTE
DES KUNSTGEWERBES
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DAS KUNSTGEWERBE IN BA-
ROCK, ROKOKO. LOUIS-XVI.
EMPIRE UND NEUESTER ZEIT,
IM GEBIETE DES ISLAMS UND
IN OSTASIEN VON E. W. BRAUN
M. DREGER UND }. EOLNESICS
O. KÜMMEL UND G. LEHNERT
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VERLAG VON MARTIN OLDENBOURG • BERLIN ip
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D GESCHICHTE DES KUNSTÜEWERIiES D
MITARHEITI^H DES WERKES
Dr. WILllKLM HKHNCKK, Direktor dos
Kestncr-Miisouins in HANNOVKR a Dr. I;D-
MUND WII.IIKI.M BkArX. Direktor des
Kaiser Franz .losef-Miiseums zu 'l'i^OIM'AU
D Recrierun^rsrat Dr. MORIZ DRK(]KR, Vize-
direktor des K. K. ( )sterreichisch('n Museums
für Kunst und Industrie, W'IKN d Pi'ofessorDr.
()T rOv. FALKK.DirektordesKunstgewerbe-
inuseums zu BKRLIX o Regierunjj^srat -lOSI^K
FOLNKSICS, I. Vizedirektor des K. K. (öster-
reichischen Museums für Kunst und hidustrie
in WIFX D Dr. OTTO KÜMMFL, Direktorial-
assistent am Museum für Völkerkunde in HI-'R-
LIN D Professor Dr. GKORd LI-HNKRT, üe-
schäftsführer des Vereins für deutsches Kunst-
gewerbe in BFRLIN d Universitätsprofessor
Dr. KRICH PFRXICK in GRFIFSWALD d
Dr. GKORG SWARZFXSKI, Direktor des
Städelschen histituts in FRANKFURT a. M.
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DRUCK VON W. BÜXENSTEIN • BERLIN
INHALTSVERZEICHNIS DES ZWEITEN BANDES
DAS KUNSKiFWKRHK IM RAROfK UND R()K()KO von R(M,ri,.nings-
rat Dr. M. DRKCJKK 1
KAI'l TKL I Das KunstKcwerbo der Barockzeit 2
1. Italien 8
'2. Spanien uml l'ortutjal .40
3. Die Niederianile ... 45
4. Deutsclilaml 59
5. Frankreich 7*J
KAIMTl-lL II • Spätbarocke unil Rokoko lUO
I.Frankreich \'M
2. Die Niederlande 170
3. Knf,'land 175
4. Deutsche Länder 184
5. Südromanische Länder 215
DAS KUNSTGEWFRBK IN DKR I.OUIS-XVI- TNI) KMI'IRK/l'.IT von
Ri'P^ieriingsrat J( )^KV FOI.NKSICS 225
KAI'ITEL III • Das Kunstgewerbe in der Louis-X\'I- und Kmpire/eit 227
Louis-XIV 227
I.Frankreich ...227
2. Deutschland und Österreich . . 271
3. England 309
4. Italien 329
Empire 339
DAS KL'XSTGEWERBP: DI-:K' neuesten zeit von l'rofcssor Dr.
(iEORG LEHNERT 407
K.MMTEL IV • Der ornamentierende Stil der Rückblickszeit 409
1. Die vierziger und fünfziger Jahre ... 409
2. Der Einfluj^ von Technik und Naturwissenschaften 437
3. Der Kinlluf; des Verkehrs , . 160
4. Die Bedeutung der Weltausstellungen . 461»
5 Die sechziger Jahre 479
KAPITEL V • Der dekorative Stil der Rückblickszeit 507
1. Das Auftreten Sempers 507
2. Die Entwicklung der kunstgewerblichen Museen und Schulen ... 513
."J Der literarische Aufschwung im Kunstgewerbe 541
4. Der dekorative Stil der siebziger und achtziger Jahre 543
ö. Der dekorative Stil am Ausgange des neunzehnten Jalirhunderts 572
KAPITEL VI Der konstruktive Stil der neuesten Zeit 577
1. Die englische Bewegung und der Beginn des konstruktiven Stils. William
Morris 577
2. Die Entwicklung des konstruktiven Stiles ... 591
3. Die Schaffensgebiete des konstruktiven Stiles 599
VII
DAS KrNSTGFWi:RBK IM KULTUKGl'.Blhrr DES ISLAMS von Dr.
KDMr.M) WILIIKLM HKAUN 625
KAPITKI. VII • Das Kunstgewerbe im Kulturgebiet des Islams 627
1. Elfenbeinschnitzereien 643
2. Goldschmiotlokunst und Kmail 647
3 Hronzen 650
4. Keramik 670
5. Kayenoefliesen mit farbigen Glasuren 671
6. Fayencefliesen mit Zinnemail . . . . 672
7. Fayencefliesen mit Lüsterdekor (576
8. Fliesen aus Halbfayence . 680
9. Gefäftkeramik 683
10. Textilien 695
11. Teppiche 700
DAS KUNSTGKWHRBE IN OSTASIEN von Dr. OTTO KÜMMEL .
KAPITEL VIII • Das Kunstgewerbe Chinas*. 721
1. Die künstlerische Kultur Ostasiens 721
2. Das Kunstgewerbe Chinas von den ältesten Dynastien bis zur Dynastie der
Han y bis 206 vor Christi Geburt] 725
3. Von der Han- bis zur Suidynastie |206 vor bis 581 nach Christo] 730
4. Von der Sui- bis zur Yuandynastie [581 bis 1280 nach Christi Geburt] 733
5. Von der Yuandynastie bis zur Gegenwart ; . . 741
KAPITEL IX • Das Kunstgewerbe Koreas 749
KAPITEL X ■ Das Kunstgewerbe Japans 752
1. Das vorgeschichtliche Kunstgewerbe Japans 752
2. Von der Einführung des Buddhismus in Japan bis zur Naraperiode [552
bis 710] 755
3. Die Naraperiode [710 bis 794] 758
4. Die Heian- und Fujiwarazeit [794 bis 1185] 762
5. Die Kamakuraperiode [1185 bis 1337] 771
6. Ashikagaperiode [1337 bis 1573] 776
7. Die Zeit Hideyoshis und der Tokugawashogune [1573 bis 1868] 782
VIII
DAS kunstgewerbp:
IM BAROCK UND ROKOKO
Abb. 1 : P. Cerrini, Schmuckentwurf
KAPITEL I ♦ DAS KUNSTGEWERBE DER BA-
ROCKZEIT D
Leider sind gerade in bezug auf die Barock- und Rokokozeit die VORARBEI-
TEN noch ganz unzureichend. Der Erforschung des mittelalterlichen Kunstge-
werbes haben der romantische Sinn und das kirchliche Bedürfnis vielfach vorge-
arbeitet, das Kunstgewerbe der Renaissance hat seit Jahrzehnten Sammler und
F'orscher beschäftigt; die späteren Zeiten wurden aber - von gewissen Ab-
schnitten der französischen Entwicklung abgesehen — bisher kaum beachtet. So
sind heute noch weite Gebiete in Dunkel gehüllt und, da die Denkmäler aus diesen
Zeiten naturgemäß reichlicher erhalten sind als aus früheren, ist es oft schwer, nicht
den aus dem Labyrinth führenden Faden zu verlieren. Vor allem wird es schwierig
sein, Ungleichmäfiigkeit zu vermeiden; doch soll gestrebt werden, über Dinge
nicht deshalb mehr zu sagen, weil man zufällig mehr von ihnen weiß, sondern nur
deshalb, weil sie wirklich wichtiger erscheinen. Allerdings wird manches Wichtige
noch nicht genügend geklärt werden können, und manchmal kann wohl nur eine
Andeutung gemacht oder eine Frage aufgeworfen werden. D
Selbstverständlich ist, daß wir den Ausdruck BAROCK hier nur im kunstge-
schichtlichen Sinne gebrauchen, nicht etwa in dem einer rein ästhetischen Wer-
tung, wie man etwa sagt: 'diese Äußerung klingt höchst barock' und damit meint,
sie sei verblüffend, unverständig oder verschroben. 'Baroque' hatte man so etwa
im siebzehnten Jahrhundert und wohl schon früher die unregelmäßigen Perlen ge-
nannt. Kein Zweifel, daß die klassizistische Zeit, die eben der 'barocken' folgte, den
Ausdruck ursprünglich auch in diesem Simie auf eine ganze Kunstperiode anwen-
dete; denn dem Klassizismus erschienen die von ihm bekämpften Kunstäußerun-
gen als verschroben und als 'barock' im absprechenden Sinne; dem Zeitgenossen
war die Barockkunst natürlich dasselbe, was etwa die Renaissance ihren Zeitge-
nossen war, einfach die 'moderne' Kunst. In gewissem Sinne trifft der ursprüng-
lich spöttische Ausdruck nun aber tatsächlich das Wesen der Sache, und falsch ist
er nur dadurch, daß er eben nur eine Seite heraushebt und in diesem Sinne eigent-
lich mehr auf das Rokoko paßt als auf die wirkliche Barocke; aber diese beiden
Kunstarten schieden die späteren Gegner überhaupt nicht deutlich voneinander.
Jedenfalls fehlte der Barocke das ruhige Ebenmaß, das der Klassizismus er-
strebte und das die Renaissance bereits hatte. Zum Wesen der Barocke gehört
gerade, daß sie Ruhe und Ausgeglichenheit gar nicht will, sondern LEBENDIG-
KEIT und UNRUHE, die sich im Rokoko dann bis zur bewußten und buchstäblichen
Einseitigkeit steigern. Die Barocke beruhigt nicht das Gemüt, sondern sie zieht es
in den wirbelnden Strom ihres Lebens, ohne den Geist zur Besinnung kommen zu
lassen. Die Formen der klassischen Antike, der Renaissance und des Klassizismus
kann man auch kühlen Herzens und nüchternen Verstandes betrachten und doch
Befriedigung über die feinsinnige Umschreibung von Kraft- und Lastverteilung,
über die lieblichen Anregungen und sinnigenAnspielungen des reinen Ornamentes
empfinden; bei der Barocke ist es aber um alle Wirkung geschehen, wenn man
nüchternen Geistes an sie herantritt; es ist nichts leichter, als die Barockkunst
1* 3
durch Verstandesgründe zu widcrletjcn uiui lächerlich zu machen; andererseits
ist nichts schwerer, als ihr zu widerstohoii. wenn man sich ihr unbefanoen hingibt.
Es ist darum auch Hauptaufgabe der Barocke, den Verstand zu überwinden, man
kann sagen, durch plötzliche Gewalt zu überrumpeln und den willenlos Folgenden
durch immer neue und gesteigerte Dosis der Mittel niclit zum Erwachen gelangen
zu lassen. Dieses Steigern der Kunstmittel wäre wohl noch näher zu verfolgen.
Zuerst niu^ man sich :^.bcr docli klar werden, wieso die Menschen sich einer
solchen Suggestion oder, da die Menschen ilire Kunst doch selbst machen, einer
solchen Autosuggestion hingeben konnten. Da mui^ zunächst hervorgehoben
werden. daf> es tatsächlich nicht alle Menschen waren, die das taten. Gewiß
werden in höher entwickelten Völkern immer verschiedene Geistesrichtungen
nebeneinander laufen; für die der Barockrichtung zugrunde liegende Strcimung
ist es aber sehr bezeichnend, dal^ ganze und zwar zu ihrer Zeit führende Glieder
der europäischen Völkerfamilie von ihr gar nicht oder nur in ganz geringfügigem
Maße ergriffen wurden. Durch diese Beobachtung ergibt sich für uns nicht nur
ein wichtiges Hilfsmittel, klarere Gliederung unseres Stoffes zu gewinnen,
sondern auch ein Weg, den tiefsten Grundlagen der ganzen Entwicklung näher
zu kommen. D
Im Mittelalter wurde die ganze Weltanschauung, soweit sie nicht das nächst-
liegende Materielle betraf, vom Standpunkte des Empfindens aus geleitet und immer
mit Rücksicht auf ein Jenseitiges betrachtet; in der Renaissance und zum Teil in
der nordischen Spätgotik siegte dann eine verstandesmäßigere Auffassung, man
glaubte, eine unbedingte Harmonie aller Lebenserscheinungen schon in dieser
Welt erreichen zu können. Die immer größere Annäherung an die Antike war für
die Renaissance-Auffassung etwas ganz Natürliches; denn die Zeiten der Antike,
die man allein im Auge hatte, dachten ja ähnlich. Es würde hier zu weit führen, die
Gründe auseinanderzusetzen, die dann zum Wiedererstarken des religiösen Gefüh-
les in den verschiedenen Ländern und zur Trennung der europäischen Kulturwelt
in ein katholisches und ein protestantisches Lager führten. Der KATHOLIZIS-
MUS, besonders der in der Gegenreformation auch innerlich gestärkte, verlieh
dem nach Ruhe Suchenden eine sichere Stütze; der PROTESTANTISMUS be-
strebte sich, wenigstens in vielen Stadien seiner Entwicklung, die 'freie Forschung'
des einzelnen auch in die Religion einzuführen und [besonders im frühen Calvi-
nismus] verstandesmäßige Folgerungen auch auf sie zu übertragen. Die Ursachen,
warum die eine oder die andere Richtung siegte, mögen in volksmäßigen, staat-
lichen und wirtschaftlichen Verhältnissen, sie mögen in dem verschiedenen Be-
ginne der [keineswegs nur künstlerischen] Renaissancebewegung der verschie-
denen Länder beruhen: jedenfalls darf man sagen, daß die nordwestlichen pro-
testantischen, hauptsächlich calvinischen, Länder in gewissem Sinne die eigent-
lichen Fortsetzer der Renaissancebewegung sind; sie führen auch die wissen-
schaftliche Forschung der italienischen Renaissance weiter, wandern doch auch
Gelehrte wie die Scaliger oder Salmasius entweder direkt aus Italien oder über
P'rankreich nach Holland aus. So können diese Länder, ihrer kühlen nüchternen
Verstandesrichtung entsprechend, auch in den kühleren Formen der Renais-
4
§3
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CO
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CQ
sance weiterhin den Ausdruck ihres künstlerischen Empfindens erkennen. In den
kathoUschen Ländern ist das wissenscliaftliche Leben gewif^ aucli niclit ganz
zurückgedrängt [pflegen doch die Jesuiten selbst die Naturwissenschaften sehr
eifrig', aber es ist. wenigstens für nianclie Schichten der Revjilkcrung. vielleicht
gerade ein Ergebnis älterer Kultur, wenn man an der Allmacht ruhlos forschenden
Geistes verzweifelt und glücklich ist, auj^erhalb desselben eine Führung gefunden
zu haben, der man sich skrupellos anvertrauen könne. Man will absichtlich nicht
alles verstehen, man geht mit einer gewissen Inbrunst auf in den dunklen Gedan-
ken an das Unendliche, Unfaßbare, Unerklärliche und doch ewig Lebendige. Es
kommt so etwas gewissermaf^en UNFREIES, SCHWERES und GEDRÜCKTES,
etwas fast dumpf HEISSES in die ganze Hewcgung und auch in die künstlerischen
Formen, die sie sich schafft. Da es sich bei der Gegenreformation den führenden,
und zum Teile auch den geführten, Schichten um eine bewufite Sache, um eine
Sache der Überzeugung handelt, wohnt der ganzen Bewegung von vornherein
etwas Heftiges und Agitatorisches inne; denn wer überzeugt worden ist, will auch
andere überzeugen. So kommt zu dem Unfreien, Lastenden auch etwas AUF-
WÜHLENDES, fast Gewalttätiges. Das dumpfe Leben ist ein Kennzeichen der
frühen Barockkunst und der zu ihr überführenden Spätrenaissance. In gewissem
Sinne zeigt es sich neben echtestem Renaissanccempfinden schon bei Michel-
angelo ; es ist bei ihm aber mehr eine individuelle Erscheinung, die Folge einer tief
unglücklich angelegten Natur. Der dumpfe Schmerz seiner Gestalten ist Ergebung
in die Verzweiflung, wenn man so sagen darf; das rücksichtslose Schalten mit den
Formen der Architektur, das man später an ihm bemerkt, ist gleichfalls Verzweif-
lung, nicht nur Zweifel, an den verstandesmäßigen Regeln. Die Zuccari geben der
Umrahmung einer Tür die Gestalt eines Antlitzes mit weitgeöffnetem Munde; man
soll nicht eintreten, man wird verschlungen. Aber es ist ein fratzenhaftes, qualliges
Leben. So ist es auch bei dem Ohr- und Knorpelwerke in der Architektur und be-
sonders im Ornamente, das an die Stelle der klaren Renaissanceprofilierungen
tritt. Leider liegen gerade über diese außerordentlich interessanten Umwand-
lungen der Kunstformen fast gar keine Vorarbeiten vor; Max Deri hat sich mit
ihnen, so weit sie im deutschen Ornamentstiche erkennbar sind, in sehr verdienst-
licher Weise beschäftigt, doch wären auch da noch die Brücken nach Italien und
den Niederlanden zu schlagen. D
Auch das eigentümliche Herausarbeiten aus dem DUNKLEN, das etwa Michel-
Angelo Caravaggio in seinen späteren Arbeiten und die sogenannten 'Kellcrlicht-
maler' zeigen, steht mit dem Streben nach dem Unergründlichen, aus dem nur Ein-
zelnes jeweilig hervorleuchtet, im Zusammenhange. Aus dem Dunkel heben sich
auch die architektonischen Formen der Bauwerke selbst und die Einzelformen der
Ornamente. — Vergessen wir aber nicht, daß die genannten Maler zugleich auch
Naturalisten waren, und daß auch in Italien die Landschaftsmalerei an Bedeutung
gewinnt ; die Natur selbst ist eben das Unfaßbarste und kann mit ihren scheinbaren
Zufälligkeiten wahrhaft den Eindruck unendlicher F"ülle erwecken. Am meisten
wird aber vielleicht das Nebeneinander und der Gegensatz von Kunst- und Natur-
form solche Gefühle erwecken und wird deshalb in der Barocke, in der großen
6
Malerei, wie im OniaiiuMit, besoiuiers bevurzuj^t werden. Aueli die \'i)rliebe für
I'iille der Motive und Keielituin tler Hintergründe lassen sieh so erklären. D
Dumpf und schwer also, das Gemüt zermalmend, um es dann in neue F'ormen
zu gief>en, zieht die Gey;enreformation und mit ihr die Barocke in Italien, in Spa-
nien, in Süd- und Westdeutschland ein und vor allem in Belgien, das als spanischer
Besitz eingeschoben ist zwischen das calvinische Holland, das halbcalvinische
Nordfrankreich und so nahe dem abgefallenen Hngland. Nirgends prallen die Ge-
gensätze gleich hart aneinander wie in den Niederlanden, die zudem die Grenze
bilden zwischen deutscher und franzt'isischcr N'olksart. Die Gegenreformation ist
vielfach zugleich kulturelle Komanisierung; überallhin wird sie zunächst ja von
romanischem Klerus und romanischem Adel getragen und zwar von südromani-
schem, spanischem wie italienischem, indes Frankreich, während des sechzehnten
Jahrhunderts im Innern zerrissen, zunächst abseits steht. Um uns den GFIGHN-
SATZ zwischen dem KATHOLISCHKN und ARISTOKRATISCHKN Belgien und
dem PROTKSTANTISCIIKN und BÜRGERLICHKN Holland recht klar zu machen,
brauchen wir uns nur des Gegensatzes etwa zwischen Rubens und Kranz Hals zu
erinnern. Rembrandt ist als Gegensatz weniger kennzeichnend; denn er hat in
seiner innersten Anlage von den Holländern individuell vielleicht am meisten
Barockes an sich und wurde vielleicht auch gerade deshalb verkannt. Rubens
ist dagegen besonders typisch für das Streben der Barockkunst, und da er auch
persönlich in das kunstgewerbliche Schaffen eingegriffen hat, seien hier einige
Worte über ihn gestattet. Rubens, der uns in seinen Werken oft geradezu gewalt-
tätigerscheint, ist in Wirklichkeit ein auf^erordentlich feiner, hochgebildeter und
maßvoller Mann, vt)n überquellender und aufopfernder Güte gegen seine Verwand-
ten und Freunde; die Wucht, die er in seine Werke legt, entspringt nicht einer
brutalen Natur, sondern ist Idealismus, die Sehnsucht aus einer k()m|)lizierten,
widerspruchsvollen Welt heraus nach einer gewaltigeren Vergangenheit, in der
Mensch und Natur einfacher und gröt^er waren, oder nach einer Gegenwart, die
mehr eine Nachfolge solch erträumter Vergangenheit sein sollte, als die wirkliche.
Dazu bedurfte Rubens, von dessen Heim wir hier [s. Tafel] einen Teil zeigen, beim
Schaffen prunkvoller Umgebung und starker Anregung, wie es in neueren Tagen
aus ähnlichen Gründen etwa bei Makart oder Richard Wagner der Fall war. D
Wir haben gesagt, daf; die Barocke im Anfange etwas Schweres und fast Nieder-
drückendes an sich hat ; diese Stimmung verliert sich mit ihren eigenen Triumphen.
Schon Rubens lichtet seine Hintergründe — übrigens leuchten auch bei ihm die
Farben zumeist noch aus neutralem Grau hervor — doch erst spätere Meister
schwelgen im Lichte. Mit dem zweiten Viertel des siebzehnten Jahrhunderts tritt
nun an die Stelle dumpfen Kmpfindens. das nur hier und da wieder stärker hervor-
tritt, das Gefühl hinreif>ender, schwärmerischer BEGFISTERUNG. des Schwel-
gens in einer neu erworbenen Kmpfindungs- und Kunstwelt von übernatürlicher
GRÖSSE. KRAFT und LEBENDIGKEIT. Bernini etwa gehört zu den grofien Mei-
stern, die solchen Gefühlen überzeugendsten Ausdruck zu geben verstanden. Zu-
letzt endet diese Bewegung in einem wahren Jubel rauschender Formenfreude, wie
bei den Galli-Bibiena. Gewaltiges hat in dieser Richtung insbesondere auch Süd-
7
dcutschlnnd jrclcistet. In vieler Rcziehunjj
ist später aber das ursprünolioli relijriösc
Moment bereits rein künstlerischen Anre-
ßunpen ijewiohen. Dieselbe WanilluiifT wie
in der prof>en Kunst werden wir auch im
Ornamente deutlich erkennen. D
Haben wir schon auf die jjewaltige Ver-
schiedenheit der KunstentwicklunjT, die
sich durch den riej,uMisat/, der nebenein-
ander lebenden N'ölker crj^ab, hinjj^ewic-
sen, so mu\S nun ein zweiter ebenso groj^er
Unterschied hervorgehoben werden, der
auf das Nacheinander der FÜHKKNDEN
KUNSTVÖLKKK zurückgeht. Vom späte-
ren sechzehnten Jahrhundort an, da man
die ersten Spuren ausgesprochenerer Ba-
rockrichtung bemerkt, bis zum letzten
D Abb. 2: Fcdoric^ Zuccari, Kartusche D Drittel des siebzehnten Jahrhunderts ist
unbedingt ITALIEN, wenn es wirtschaftlich auch bereits zurückgeht, in den
meisten Beziehungen noch das führende Kunstland; es genüge, an die Bologneser
und Neapeler Malerschule, an Bernini und Borromini zu erinnern. D
In der Zeit Ludwigs XIV^ erlangt aber F'RANKRKICH. das die politische Vor-
herrschaft bereits inne hat, auch die kommerzielle und künstlerische, und über-
haupt tritt nun der Norden dem Süden gegenüber entschieden in den Vordergrund.
Es macht sich daher auch das nordische Volksempfinden in viel htiherem Mafie
geltend als vorher. So kann es denn kommen, daPi nun auch jene V()lker des
Nordens, die sich bisher der Barockkunst gegenüber ablehnend verhalten haben,
wie etwa Norddeutschland oder England, bis zu einem gewissen Grade ihr zu-
gänglich werden ; es kann dies um so mehr erfolgen, als sich der Charakter religiös
gesteigerten Empfindens, der der italienischen Barocke zugrunde lag, allmählich
und insbesondere in Frankreich mehr in den weltlicher und staatlicher Macht-
fülle umgewandelt hat. Es tritt an Stelle der religiösen Konzentration gewisser-
maßen die staatliche. Und diese macht sich ja auch in protestantischen Ländern
,etwa in dem England der Stuarts] geltend, in Holland allerdings nie, so daft
hier jede breitere Grundlage für die Entwickelung der Barocke fehlt; dagegen
nähert sich der deutsche Protestantismus im Pietismus in gewisser Hinsicht
dem Katholizismus und schafft daher auch eine ganz eigene deutsch-protestan-
tische Barocke. Mit dem Übergange der Führung an den NORDEN machen sich
natürlich auch zahlreiche ältere Überlieferungen dieser Länder geltend und wir-
ken dann auch ihrerseits umgestaltend auf die Barockformen ein. D
1. ITALIEN
Über Entstehen und Entwicklung der italienischen Barockkunst, die der Re-
naissance gegenüber so lange vernachlässigt war, sind wir in den letzten zwanzig
Jahren, wenigstens so weit Architektur, Plastik und Malerei in Frage kommen,
8
D Abi). ;i: W.iiidbrunnon O
etwas mehr auftjeklärt wortlcu ; über das KL'NSTGKWKHBK
der italieuisehen Harockkiinst fehlt aber noch jede zusani-
menfasseiule Arbeit und auch Kin/.ehintersuchun{jcii sind
nur in ganz tjeringem Maj^e vorhanden. Es können die fol-
genden Benjerkungen also weder auf Vollständigkeit noch
auf unbedingte Richtigkeit Anspruch erheben. Andererseits
muf>te aber auch wegen des außerordentlich beschränkten
Kaunies manches Bekannte ausgelassen werden. Selbst
eine zur Krkeimtnis des Überganges der Renaissance in die
Spätrenaissance und Barocke so auf^erordcntlich wiciitige
Erscheiming, wie das KNORPKLW'IIRK jTeigornament,
Ohrmuschelstil, Genre auriculaire] ist noch sehr wenig er-
forscht; es wären etwa auf die Untersuchungen von Carl
NeunKimi in seinem Werke über Rembrandt [ Berlin u. Stutt-
gart 1902!, von Friedrich Back, Die Hauptwerke des ürna-
mentstiches [Bayr. (Jew. Zeitung 185)7] und in gewissem Be-
tracht auf die von M. Deri, Das Roll werk [Berlin 1906| hinzuweisen. Als eines der
frühesten alten Werke, die das Knorpel werk erkennen lassen, gilt das Kartuschen-
werk von RUSCKLLI [Venedig 1566]; ausgebildeter zeigt sich diese Geschmacks-
richtung etwa an der Fontana delle tartarugheinRom( 1585]. Jedenfalls gelangten,
wie noch gezeigt werden soll, diese Formen auch nach dem Norden und haben
dort eine reichere Entfaltung gefunden als in Italien selbst; ja es ist nicht unwahr-
scheinlich, daft der Norden hierin auf Italien zurückwirkte, ebenso wie Rubens,
dessen Einfluft auf Maler wie Domenico Feti ganz offenbar ist, gewiti auch für das
Kunstgewerbe Italiens nicht ohne Bedeutung war. D
Leider ist es nicht möglich, die Entwicklung der italienischen Barockformen,
wie etwa die der französischen und selbst der deutschen, an gestochenen Vorlagen
und Entwürfen zu verfolgen. Einige STECHER sollen gelegentlich genannt wer-
den; aber es wäre vergebliches Bemühen, sich nach ihren vereinzelten Arbeiten
den Gang der Entwicklung vorstellen zu wollen. Es mag dies damit zusammen-
hängen, daft die ganze Barockentwicklung Italiens UNBEWUSSTER und auf
breiterer (irundlage vor sich geht, als die Kunst vieler anderer Länder, und daf^
es [von einigen Ausnahmen vielleicht abgesehen ] auch nicht fertige fremde Formen
zu vermitteln galt, wie eine Zeitlang etwa in Deutschland. Es kann auf die ORNA-
MENTSTECHER hier daher nur kurz hingewiesen werden. D
Zu den frühesten Ornamentstichen barocken Charakters könnte man etwa die
Kartuschendes FEDERIGO ZUCC ARO [gest. 1607, s. Abb. 2| rechnen; POLIFILO
GIANCARLI [ZANCARLIj bringt zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts Erfin-
dungen reichen Ranken werkes [von Odoardo Fialetti gestochen). BERNARDO
CASTELLI [in Stichen von Congij zeigt noch zähe Formen und Kartuschenwerk.
Besonders voll erscheinen die Ranken bei GIUSEPPE MITELLI 1 1609 -1660,';
dabei finden sich noch Spuren der knorpeligen P'ormen in der Art F. Zuccaris und
der später zu besprechenden Niederländer, daneben aber Vasen und andere
Gestaltungen von auffallender Strenge. In mancher Beziehung verwandt wäre
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at-^^ -iärÄj:^
Kiyb'i'fyif'
O Abb. 4: Stefano della Bolla, Vasen O
FRANCESCO BKDKSCHINI. In den strengeren Formen solcher Meister mögen
Anregungen von Polidoro da Caravaggio, Parmegianino und anderen fortleben;
es ist gewif^ nicht nötig, bei allen klassizistischen Gestaltujigcn, wie es vielfach
geschieht, immer gleich französische Einflüsse anzunehmen. Selbst bei STEFANO
DELLA BELLA, der 1640—50 in Paris war, werden sie kaum mitgewirkt haben
jAbb. 4]; der Meister ist Frankreich gegenüber nicht der nehmende, sondern der
gebende. Anders mag es sich schon bei Bcdeschino verhalten. Volle Hanken mit
viel Figurenwerk finden wir etwa bei GIRO FERRI gegen Ende des 17. Jhd.
[Abb. 5]. Der ins grofie gehende Zug der italienischen Barocke war vielfach
übrigens der Entwicklung des Kunstgewerbes nicht günstig; ein Wandbrunnen
[Abb. 3] aus der Hauptschöpfung des vielleicht barockesten Meisters Italiens,
BORROMINIS, zeigt, wie dieses Streben sogar zu einer gewissen Verarmung und
Verödung führen kann. D
Doch sind uns aus der italienischen Barocke auch glänzende INNEINRÄUMF]
von Kirchen und Palästen erhalten; aber es wäre ein vergeblicher Versuch, den
Typus eines Barockinneren schildern zu wollen. Denn es war in den verschiedenen
Orten und zu verschiedenen Zeiten sehr verschieden. Es sind nicht mehr die ein-
facheren Zeiten des Mittelalters oder der Renaissance, wo es tatsächlich einige
klarere Typen gab. Im ganzen kann man aber vielleicht sagen, dal^ die DECKIIN
der vornehmen Räume reicher geschnitzt oder stuckicrt sowie reicher vergoldet
wurden, daftdie WÄNDE!, wenn sie nicht aus farbigem Marmor mit ausgesproche-
nen Architekturformen bestanden, mit hohen Paneelen und Gobelins oder mit
prunkvollen großgemusterten Stoffen bedeckt waren, und daß selbst über, oder
eigentlich vor diesen, noch Bilder und Spiegel in breiten Rahmen hingen. In der
frühen Zeit der Barocke sind die eigentlichen Wohnräume jedenfalls vorherr-
schend in dunklen Tönen gehalten. Prunkvolle Kamine bildeten einen Hauptpunkt
der Dekoration; die Türen waren reich eingefaßt, selbst reichgeschnitzt und ver-
goldet, aber, wenigstens anfänglich, noch immer verhältnismäfiig klein, so daß
jeder Raum für sich geschlossen war. Auf die großen Durchblicke scheint erst
die spätere Barocke mehr Wert gelegt zu haben. Große, den Raum erweiternde
10
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'J
Abb. 5: Clro Ferri. RcichiT Wauen
SIMK(}KL kommen erst in der späteren Zeit der Rarocke und wohl erst unter
französischem Kinfluf; auf. Die I'KNSTKK waren ^rofi, ohne Glasmalerei, meist
mit kleineren regelmä(^>inen Scheiben, die bisweilen eine Art geometrisches Muster
bildeten. Vor Türen und Fenster wurden häufig schwere Vorhänge gezogen. Zur
Wirkung der Räume trugen prunkvolle LÜSTKR und WANDAHMK aus Glas oder
Kristall we.sentlich bei. Die MÖHKL sind an sich schwer und reich, aber nicht sehr
zahlreich. Kleine Kunstwerke. Vasen und anderes, waren auf reichen Postamenten
aufgestellt, die später gern die Gestalt von Figuren annahmen; in Venedig bevor-
zugte man hierfür vor allem Neger, die mit ihrer dunklen Farbe und ihren heraus-
leuchtenden Augen und dem Vorherrschen des, wenn man so sagen kann. Dumpf-
animalischen so ganz in die etwas düstere Pracht der Barocke paP>ten. D
Das HFTT, das in der Renaissance und in der früheren Barocke ein grofies
Prunkstück war, wurde später — nach französischem Vorbild — gern in einen
abgetrennten Raum des Zimmers, den Alkoven, zurückgeschoben, erhielt hier
aber durch die Umfassung dieses Raumteiles eine um so prächtigere Kinrahmung.
Im Anfang des 17. Jhd. unterscheiden sich die Räume und ihre Hinrichtung
noch nicht allzu merklich von denen der Spätrenaissance; die einzelnen Geräte
und Formen sind fast dieselben, nur der Geist in ihnen ist zum Teil bereits anders
geworden. Schon im Laufe des 16. .Jhd. ist die in der eigentlichen Renaissance so
wichtige Wandbank und die vielleicht noch wichtigere Truhe zurückgetreten; da-
für haben aber verschiedene andere Formen der Sitz- und Kastenmöbel gr(jf^ere
Bedeutung erlangt, ebenso die Tische, die nun in gröftercr Zahl und in verschie-
denartigeren Formen auftreten. Faltstühle bleiben im allgemeinen nur mehr in
kirchlichem Gebrauche und werden, besonders an den Rücklehnen, nicht selten
reicher geschnitzt. An die Stelle der Truhe tritt die nun sich ausbildende KOM-
MODE, der niedrige Kasten mit Schubfächern, die sich aber schon an Renaissance-
11
•' V •' & 't'-v-thnfl^
^
O Abb. 6: Pietra-dura-Inkrustation aus drr Ccrtosa zu Pavia D
schränken des 16. Jhd. finden; 'Kommoden' aus dieser Zeit verwahren das Museo
artistico zu Mailand und die Pinakothek zu Lucca. Gröf^ere Kasten, die in Italien
übrigens nicht solche Bedeutung; haben wie im Norden, nehmen allmählich höhere
Flügel an, so daft die unteren Teile postamcntartig niedrig werden, worüber später
noch zu sprechen sein wird; die Füllungen treten kräftig heraus, ebenso die Simse
und senkrechten Gliederungen, doch verlieren sich die kleinlichen Schnitzereien
der Renaissance, besonders die zierlichen Figuren in den senkrechten Teilen.
Noch immer sind — wenigstens während der ersten Zeit der Barocke - die
K.\BINETTE, die zugleich reiche Gelegenheit zur Entfaltung pompöser Dekoration
in Holz, Metall und farbigen Steinen bieten, von grof;er Bedeutung. Die HÄNGE-
BORDE mit ihren schlanken gedrehten Säulen, die im 17. und 18. Jhd. in Italien
wie auch in Deutschland oder Holland sehr häufig sind, kann man nach Wilhelm
Bode wohl mit Recht als Umformungen des älteren Restello ansehen. Von KIRCH-
LICHEN MÖBELN erlangt der Beichtstuhl grofie Bedeutung; bis zum Trienter
Konzil und den Instruktionen des heiligen Karl Borromeo war er ein einfacher
Stuhl, neben dem die Beichtenden — die Frauen verhüllt — niederknieten. In der
neuen, heute noch üblichen, Gestalt bietet der Beichtstuhl die Möglichkeit reicher
Entfaltung der Schnitzerei. Aber auch die Kanzeln und Orgelgehäuse werden viel-
fach kostbar geschnitzt. D
Das Streben nach kräftigerer Wirkung bringt vielfach Änderungen der THICH-
NIK mit sich. Die in der Renaissancezeit so wichtige HOLZINTARSIA kann mit
ihrer verhältnismäf^ig bescheidenen Wirkung dem Verlangen nach prunkvoller
Wucht kaum mehr entsprechen und tritt nun mehr und mehr zurück. Verein-
zelt werden allerdings immer noch Arbeiten in der älteren Weise durchgeführt,
so bietet besonders BOLOGNA noch kirchliche Möbel und Geräte dieser Art und
auch die Arbeiten PIETRO BOTTOS und seines Sohnes BARTOLOMMEO im Tu-
riner Schlosse [1645— 1656j schließen sich noch an die älteren Techniken an. Es
wäre hier virllrirht auch POMPEO SALVINI aus Bologna zu erwähnen, dessen
12
D Abb. 7: Kabinett mit Malereien [dem Luca Giordano zugeschrieben) D
architektonische Darstellungen auf Tischplatten, Kästchen u. a. in Holzeinlege-
arbeit großen Ruf erlangten, und der zuerst den Kunstgriff durchgeführt haben
soll, die Arbeiten aus dickeren Fournieren herzustellen und durch Zersägen in
zwei oder drei gleiche Scheiben zu zerlegen. D
Im allgemeinen sucht die neue Zeit aber stärkere Farbenpracht und reichere
Materialwirkung; so tritt an die Stelle der früher üblichen F^emalung und der Holz-
intarsia immer mehr die Einlegearbeit in verschiedenen Steinen, das sogenannte
FLOKENTINKR MOSAIK |Pietra-dura-Inkrustationl. Es handelt sich hierbei um
Musterungen, die nicht wie das eigentliche Mosaik aus Stiften sondern wie die
Holzintarsia aus gröfieren nach der Form geschnittenen Stücken zusammenge-
setzt oder vielmehr in Platten mit entsprechenden Vertiefungen eingesetzt wur-
den. Schon Vasari spricht in der Vita des Bernardo Buontalenti [gestorben 1608]
und der des Porfirio da Leccio [gestorben IBOl ) von solchen Steinarbeiten und er
entwirft auch selbst Zeichnungen zu solchen. Zur Verwendung gelangten die ver-
schiedensten Steine, auch Halbedelsteine, besonders aber verschiedenfarbige
Kiesel aus dem Arno; als Unterlage diente gewöhnlich Schiefer oder dunkler [nur
selten weiter] Marmor. Das Dunkel des Grundes ist wieder recht bezeichnend.
13
Abb. 8: Lehnstuhl
ÜbrijTcns crfolo^te die holicro Ausbildung dieser Arbeit
zunächst vermutlich inObcritalien, da wir hören, dafi der
GrofihorzojT Kranz I. fTejTen 1580 Mailänder zur Hebung
dieser Kunst nach FUirenz kommen lie|V Später scheint
allerdings Florenz alle anderen Orte überflügelt zu haben.
Das berühmteste Heispiel dieser Art, freilich niclit
eigentlich kunstgewerblichen Charakters, bietet die Me-
diceische (Irabkapelle hinter San Lorenzo zu Florenz.
Nicht selten treten solche Arbeiten an Stelle gestickter
.\ntepcndien |vcrgl. Abb. (>|; besonders häufig werden
Tischplatten. Kabinette, Schränke so ausgestattet. Die
Kästen und ähnliches zeigen meist nur kleine Platten mit
Blütenzweigen, V(>geln, Ruinenlandschaften u. a. D
St)lche Arbeiten wurden auch zahlreich in das AUS-
LAND gebracht und dort nachgeahmt, und zwar war dies
° in Deutschland weit früher und in reicherem Matie der
Fall als etwa in Frankreich. Wenn sich ähnliche Erzeugnisse in ausländischen
Verzeichnissen erwähnt finden, ist natürlich kaum zu entscheiden, wo die Stücke
hergestellt worden sind, und auch erhaltenen Arbeiten gegenüber wird man
nicht immer ganz sicher sein. Es seien hier aber doch einige Erwähnungen aus
dem \'erzeichnis des französischen Kronbesitzes unter Ludwig XIV. angeführt,
weil sie uns grade die weitreichende Bedeutung dieser Arbeiten zeigen kininen. Es
heiftt da einmal 'Ein kleiner rechteckiger Koffer in Form eines Sarkophags |eine
Form, die uns schon aus der Renaissance überliefert ist], bereichert mit Jaspis,
Achat und Florentiner Steinen, und einem Ornament aus vergoldetem Kupfer mit
kleinen Blüten in Spitzenform ziseliert' . . . Oder ein anderes Mal : 'zwei sehr grofte
Kabinette aus Ebenholz, in der Mitte mit einem Portikus, geschmückt mit Steinen
in Relief von Florentiner Art, auf der ganzen Vorderseite mit zwcilf verschiedenen
Bildern in Steineinlegearbeit |de pierres de rapport] gleichfalls in Florentiner
Arbeit, in den Gobelins | der Königlichen Werkstätte zu Paris | gemacht'. Die Notiz
stammt aus dem Jahre 1684. Wir erfahren hier also zunächst, daf^ solche Einlege-
arbeiten nicht nur flach, sondern auch in farbigem Relief ausgeführt wurden, so
dafs wir hier etwas Ähnliches in Stein erkennen, wie es die sogenannten Egerer
Arbeiten | s. später | in Holz darstellen. Ferner erfahren wir hier auch, daft diese Ar-
beiten mindestens zu Beginn der achtziger Jahre des 17. Jhd. schon in Frankreich
nachgeahmt wurden, und weiter, daP» man sich immer noch des italienischen, im
besonderen florentinischen, Ursprungs der Arbeiten bewufit war. Auch in dem
(von Cosnac herausgegebenen] Verzeichnis des Mazarinschen Nachlasses finden
sich mehrere bemerkenswerte Erwähnungen dieser Art. Bekanntlich bilden solche
nach dem Muster geschnittene Steinarbeiten, ebenso wie das eigentliche Stein-
mosaik, heute noch eine Spezialität Italiens, besonders Toskanas. D
Aber schon in alter Zeit scheinen diese kostbaren und prunkvollen Arbeiten
auch in bemalter GftiGOSSENP^R MASSH) nachgeahmt worden zu sein. Selbst in
dem königlichen Besitze P'rankreichs befanden sich nach dem erwähnten Verzeich-
14
nisse solche Stücke, von denen eines hier angeführt sei: 'Ein
Tisch aus 'Masticq' in der Art der Florentiner Steinarbeit,
mit Darstellung^ von Karten, einem italienisch geschriebenen
Briefe und anderen Dinjjen . . .' Hier handelt es sich viel-
leicht nur um eine einjjeritzte Zeichnung, die dann mit an-
ders gefärbter Masse ausgefüllt wurde, so wie wir es an eini-
gen älteren erhaltenen Arbeiten noch sehen können ; in einem
anderen Falle wird von einer Arbeit in 'Masticij' mit Blumen
und \'»igeln auf schwar/em (Jrunile gesprochen. Noch ein-
facher wird tlie Nachahmung, wenn sie nur durch MAMiKKI
erfolgt; so wird in dem genannten Inventar 'ein groj^^er
Schrank bemalt in der Art verschiedenen Marmors und ver-
goldet, mit Glasscheiben, um auf den Stufen Achate um!
Kristalle zu bewahren', erwähnt. Dieses Stück mag franzö-
sisch sein, doch kamen solche Arbeiten sicher auch in Italien
und anderswo vor; besonders Antepcndien und Kirchen-
schränke sind vielfach erhalten. D
Miniaturen in Möbeln konunen schon zu \'asaris Zeit vor, .,, „ ^ i ..
' Abb. 9: .S|;:ibell(>nf,
und sind an erhaltenen Kabinetten [sowohl in Italien als auch i7. Jahrh , in dtr Kirche
im Norden] nicht selten (Abb. 7|. Giovanni da Bologna ar- =^="' ^'"■''' »' cor«o. Rom
beitete für ein Kabinett auch gegossene Flachreliefs aus Gold mit den Taten der
Medici. Auch geschnittene Bergkristalle und später noch geschliffene Glasplatten
finden in den Möbeln X'erwendung. Q
X'ielfach wird dort, wo das .Mobiliar mit Steinen, Reliefs und selbständigen Bil-
dern stärker geschmückt wirtl, auf die Kntfaltung reicherer Schnitzerei weniger
Wert gelegt; so behalten solche INKRL'STIKRTKN ARBKITKN inder Ilauptanlage
oft lange noch strengere Gestalt und unterscheiden sich dann nicht allzu sehr von
den noch nicht barocken Arbeiten. Die Holzkonstruktion besteht gerade bei ein-
fachen Formen, dem schweren Charakter der ganzen Arbeiten entsprechend, vor-
herrschend aus dem ernst wirkenden und zu strengen Formen leitenden KBEN-
IIOLZK; der 'ebcnista', der 'ebeniste'. tritt an die Stelle des alten Schreiners.
Im Kbenholz sind übrigens auch Klfenbeineinlagen beliebt. Späte aber [)es(mders
meisterhafte Arbeiten dieser Art sind etwa die des FIin'RO IMFFKTTI im kfinig-
lichen Palast zu Turin, die allerdings schon französischen Finfluf> zeigen. D
Anderseits sehen wir den neuen Geist sich aber auch in dem stärkeren Relief
der SCHNITZFIRFIEN und in der gröp>eren Wucht der gewählten Motive aus-
sprechen [Abb. 7|. Ein Sgabellone aus San Carlo al Corso in Rom [Abb. 9] möge
als weiteres Beispiel reicherer Entwicklung dienen. Besonders werden die Ver-
bindungsbretter vorne zwischen den Beinen der Stühle und öfter auch die Rücken-
lehnen der Stühle, vor allem die oberen Enden, mit Schnitzerei verziert [Abb. 8.];
häufig sind Tische mit Figurenfüf^en. Überaus reich und üppig entwickeln
sich die Schnitzereien an den neapolitanischen Arbeiten [Abb. 11 j. In Venedig
und auf der 'terra ferma' hat besonders ANDREA BRUSTOLONE [1662- 1732|
sowohl durch seine Figuren als durch seine kunstgewerblichen Schnitzereien
15
BedoutuniT orlanp^t |Abb. 10|; in
Goinia etwa übt l''ilipi)() Parodi
in diesem Sinne seinen Eini'lu(^
aus. Im all<j;emeinen kann man
vielleicht sagen, da(-^ die Bedcu-
timp: der plastischen Form, der
Licht- und Schattenwirkunjr mit
dem Fortschreiten der Harocke
zunimmt, während die farbifje
\Virkun|T und damit die Stein-
intarsia an Hedeutun<T verliert. D
Unter den wichtijrsten ORTFN
der italienischen SCHREINKK-
KUNST sei aut->er den grofuMi Kul-
turzentren, wie Venedig, Florenz,
Neapel. Rom, Genua, Mailand
etwa noch Bergamo genannt, das
sich in der Lombardei eines ähn-
lichen Rufes erfreute, wie Siena
imToskanischen. Besonders her-
vorragend war auch noch im
Q Abb. 10: Andrea Brustolone, Rahmen D j^ j^j^^^j^ Bolognas Schreincr-
kunst: man rühmt die Kraft und Einfachheit der Formen und die gute Wirkung
des Materiales. Da die Arbeiten Bolognas vielfach über Florenz in den Handel
kommen, werden sie nicht selten für florentinische gehalten. Der Einflufi der
Michelangeloschen Richtung, der sich in den Florentiner Möbeln besonders gel-
tend macht, tritt bei ihnen stark zurück; allerdings stammen aus Bologna auch
die meisten neuen Fälschungen italienischer Renaissance- und Barockmöbel. —
Wenn in französischen Inventaren des späteren 17..Jahrh. wiederholt von skul-
pierten und vergoldeten Rahmen 'ä la Romaine' die Rede ist, so bezieht sich der
Ausdruck wohl weniger auf die Stadt Rom als auf die barocke volle Richtung im
Gegensatz zur klassischen, wie man sie damals in Frankreich verstand. D
ELSERNE MÖBEL wurden schon bei Besprechung der italienischen Renais-
sance erwähnt; sie kommen auch noch im siebzehnten Jahrhundert vor. Ein
3V2 Fufi hohes, 4 Fuß 7 Zoll langes 'Cabinet d'acicr fait ä florence' wird [1681 1
im französischen Kroninventar erwähnt; es hat neun Ziehfächer, vier gedrehte
Säulen, in der Mitte eine 'domartige' Nische, darüber das französische Wappen.
Geschmiedete Waschbeckenständer mit Wandgcfäft, Lesepulte u. a. scheinen im
17. und 18. Jahrh. besonders in Venedig üblich gewesen zu sein. D
Im ganzen haben die italienischen METALLARBFIITEN nicht dieselbe Bedeu-
tung wie die der nördlichen Länder; doch finden sich sehr schöne Bronzeschranken
aus dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts etwa in der Kathedrale zu Novara,
spätere Arbeiten mehrfach in Turin. Bei den Barockbauten befand sich in den
Lünetten über den hölzernen Torflügeln gewöhnlich ein schmiedeeisernes Gitter;
16
in der Mitte ist zunioist das Ka-
niilienwappen aufgebracht. Hin
Teil der im übrigen eisenge-
schniiedeten Gitter wird hiiiifi^i
auch in Bronze ausgeführt. He-
sonders im Norden Itahens, im \'e-
nezianischen. in der Lombardei, in ;
HoloiMia und Toskana, finden sich '.
großartige Clitter. Das Tor der
Universität zu Turin jvon Ricca|.
das in den rein bauhchen Formen
die echte schwere Spätbarocke L
in der Art des Guarini erkennen |
läf^t, zeigt ein schmiedeeisernes
Gitter ähnUcii den französischen, [;
aber ihnen nicht viUlig gleichcnil.
Bisweilen jCtwa beim Gitter des
Giardino Terzi Cocchetti in Hres-
cia] sind ganze Blumensträuf^e
aus Kisen gebildet; doch das sind
spätere Arbeiten. Im ganzen sin<l
die Formen selten so frei wie die
späteren deutschen; reiche per-
spektivische Arbeiten, wie inSüd-
dcutschland, finden sich in Italien
überhaupt kaum. D
Das Gebiet der barocken ita-
lienischen EDEL.MKTALLAKHKI
TEN ist noch weniger erforscht
als das der entsprechenden ita-
lienischen Renaissancearbeiten.
Wie überall war jedenfalls auch ü a^: . ....,ct,uu in San MarUno zu .N.ai... j
in Italien der hohe .Materialwert der Elrhaltung der Gegenstände nicht günstig;
auch mochte sich, wenn auch für Fürsten und Kirchen noch sehr prunkvolles ge-
schaffen wurde, der beginnende wirtschaftliche Rückgang sowohl in der Schaf-
fung als in der Erhaltung solcher Arbeiten besonders bemerkbar machen. Dagegen
sind noch ziemlich viele vergoldete und versilberte Bronzen erhalten, die wohl als
Nachahmungen und schon ursprünglicher Ersatz von Edelmetallarbeiten ange-
sehen werden können. Im ganzen konnte sich, wenigstens in der Barockzeit, Italien
an Bedeutung der Edeimetallarbeit mit den ncirdlichen Ländern wohl nicht messen ;
Urbani dcGheltof u.a., denen wir die wenigen Behandlungen dieses Kunstzweiges
verdanken, heben sogar mehrfach den Zusammenhang der italienischen Gold-
schmiedekunst mit der deutschen, ja ihre teilweise Abhängigkeit von dieser, und
die spätere Vorherrschaft der französischen Kunst auf diesem Gebiete hervor.
2 • Geschichte des Kunstgewerbe?. II. 17
Zu den von Deutschen beeinflujUen Italienern gehört etwa GASPARO MOLO
(Mola], der im Anfant; des siebzehnten Jahrhunderts in Mailand und Florenz, dann
in Rom. tätig war und hier 1(340 starb; besonders seine als trefflich oerühmten
tauscliiertcn Arbeiten zeip:en deutsche l''in\virkun(T. Auosburger Meister wie RU-
DOLF GAAH oder JOH. KORNMANN arbeiten an verschiedenen Orten Italiens.
Von den Arbeiten, die fälschlich mit BKNVFNUTO CELLINI in Verbindung ge-
bracht werden, stammen manche sicher erst aus dem siebzehnten Jahrhundert,
so etwa die bekannten beiden Vasen imPalazzoDurazzo zu Genua, die vollständig
mit Ranken und Figuren bedeckt sind und aus Figuren gebildete Henkel haben.
Solche Arbeiten können sogar als charakteristische Barockarbeiten angesehen
werden. Auch finden sich Antependien, aus Silberblech getrieben, und sonstiges
Kirchengerät mit reichem Rankenwerk; doch stammt das Erhaltene wohl zumeist
erst aus dem achtzehnten Jahrhundert und hat vielfach auch schon Anklänge an
das Rokoko oder wenigstens ganz aufgelöste Barockformen. D
Von gestochenen Entwürfen wären etwa die des C. CERRINI | Abb. 1], die des
bereits erwähnten POLIFILO GIANCARLI, oder die des CARLO CIAMPOLI | Ador-
namenti di gioe, Rom 1711] und des ALBINI |Disegni moderni di Gioiglieri, 1744]
hervorzuheben. Ein sehr bemerkenswerter, schon stark barocker, Entwurf zu
einem Tafelaufsatz mit grof;en Voluten und weiblichen Figuren, die Teller tragen,
ist von ALESSANDRO VITTORIA erhalten [L'Art 1885, IL, Seite 33 j. D
Ähnlich, wie die Möbel mit Florentiner Mosaik, wurden auch die Arbeiten aus
edlem und halbedlem Metalle mit STEINEN reich geschmückt; so schenkte die
Republik Venedig der Maria von Medici Wandleuchter mit Halbedelsteinen und
Kameen [jetzt im Louvre]. D
Streng genommen nicht in das Kunstgewerbe einzureihen sind wohl die selbst-
ständigen PLASTISCHEN ARBEITEN aus Edelmetall, auch wenn es sich zum Bei-
spiele um Tafelaufsätze handelt, wie sie etwa als Arbeiten des GIOVANNI DA BO-
LOGNA und des BERNINI oder vielmehr wohl als Arbeiten nach deren Entwürfen
sowie als verkleinerte Wiederholungen im Kronschatzverzeichnis unter Lud-
wig XIV. angeführt werden. Doch können solche Erwähnungen uns einen Finger-
zeig geben, in welcher Richtung sich die Goldschmiedekunst teilweise bewegte;
in dem einen Falle handelte es sich sicher um Nachbildungen der Figuren des be-
rühmten Brunnens auf der Piazza Navona zu Rom. Jedenfalls entsprach das Auf-
stellen solcher wirkungsvollen Plastiken mit ihren starken Schattenwirkungen und
lebendigen Umrissen, gehoben durch edles Material, ganz dem Empfinden der Zeit ;
doch verlor das eigentliche Kunstgewerbe dadurch einen Teil seines Schaffens-
gebietes. D
Von den KRISTALLARBEITEN, die ja vielfach mit den Goldschmiedearbeiten
in Verbindung auftreten, war schon oben [Bd. I, S. 503 1 die Rede, und es wurden
auch schon Meister genannt, die in die Barockzeit überführen. Die Verwendung
des Kristalles für Gefälle, aber auch als Schmuck von Möbeln, Lustern und anderen
Geräten, wird durch die Barocke noch gefördert; so übersandte der Doge von
Genua im Jahre 1685 Ludwig XIV. eine prachtvolle 'chaire de cristal de röche'.
Ein sehr groger Kristalleuchter aus Mailand wird im Inventar des französischen
18
Kronschatzes [vor 1685| erwähnt. Manche im Norden tätij^e Kristallschneider, wie
die MISKRONI. die für Kudolf II. in Prag arbeiteten, stammen aus Italien, auch
manche Arbeit kam von dorther in die fürstlichen Kabinette des Nordens. D
Auf die oft recht gekünstelten KLFP:NHKINARHKITKN, von denen etwa das
Museo nazionale in Florenz eine reiche Auswahl besitzt, kann hier nicht einge-
gangen werden; die rein figürlichen gehören wohl der allgemeinen Kunstge-
schichte an. andere sind wieder mehr 'zeitlose' technische Spielereien. Wichtig
ist noch immer das italienische üLAS. Aufierhalb Italiens wurden in der ganzen
ersten Zeit der Harocke nur schwere und grobe Gläser erzeugt; innerhalb Italiens
behielt Venedig, sowohl im Hohl- als im Spiegelglase, die Vorherrschaft. Zahl-
reiche andere italienische Orte begnügen sich mit der Nachahmung Venedigs. Die
(ilasindustrie war übrigens schon in der vorhergehenden Periode nach Murano
übertragen worden, zum Teil wegen Feuersgefahr, zum Teil um sie besser über-
wachen zu kr)nnen. Der venezianische Staat zeichnete die (jlasarbeiter mit hohen
Khren aus, verfolgte aber [ ebenso wie bei den Spitzenarbeiterinnen | die Auswande-
rung, um sich sein Privilegium zu wahren, als Vaterlandsverrat mit den allerstreng-
sten Strafen ; selbst die Werbung zur Auswanderung war schon mit Galeerenstrafe
bedroht. Bei den Ausgewanderten hielt man sich an ihre Familie und sandte dem
Ausgewanderten laut Gesetz sogar Mörder nach; zweimal kam dieses Gesetz
gegenüber Arbeitern, die Kaiser Leopold berufen hatte, zu Anwendung. Im Jahre
1664 schreibt der Gesandte Ludwigs XIV., der von Colbert beauftragt war, Spiegel-
arbeiter zu werben, dal^> er bei Ausführung des Auftrages Gefahr laufe, ins Meer
geworfen zu werden. D
\'on der ausgezeichneten MASSE des venezianischen Glases war schon früher
[Bd. 1,8.533 ff.) die Rede. Die FÜRMKNSPRACHK der Gläser blieb noch lange die
alte, nur daf^ die in der Renaissance versuchte Bemalung ganz aufgegeben wurde
und die Formen kühner und schlanker wurden, tline entscheidende Neuerung fand
aber kaum statt. Die Renaissanceformen lebten sich im buchstäblichen Sinne aus.
Wenn die venezianischen Gläser durch ihre kapriziösen Formen in mancher Hin-
sicht gewift auch dem barocken Geschmack entsprachen, so fehlte diesen leichten
und gebrechlichen Dingen doch manche andere Kigenschaft, die die Barocke
nicht gerne dauernd missen wollte, vor allem eine gewisse Kraft und Schwere und
eine größere Strenge, die man wenigstens später verlangte. So macht sich gegen
Ende des siebzehnten Jahrhunderts eine immer gröf^ere Vorliebe für die schwere-
ren, aber auch solideren und klareren, böhmischen Gläser geltend; in diesen und
in den Facettengläsern Frankreichs und Finglands zeigt sich dann die weitere Ent-
wicklung des barocken Glases. So kann es uns nicht wundern, wenn im Jahre 1736
dem Muranesen GIUSEPPH! BRIOTI [gest. 1772], der in einer Prager Glaserwerk-
statt als Arbeiter tätig gewesen war, vom Venezianer Senat die Bewilligung erteilt
wurde, Gläser 'in böhmischer Art' herzustellen. Die auf diesem W^ege sich wieder
etwas hebende Glasindustrie Muranos wurde dann nach Venedig zurückverlegt.
Brioti suchte auch die Filigrangläser mit einigem Erfolge wieder beliebter zu
machen; die Leistungen hierin können sich aber künstlerisch mit den früheren
nicht messen; mehr entsprechen dem Zeitgeschmacke und wohl auch dem nicht
2* 19
mehr so sicheren Können die schwereren gekniffenen Gläser. Oh W-rsuche, Por-
zellan in [bemaltem] Milchi^lns nachzuahmen auch in Italien vorgenommen wurden,
kann hier nicht entschieden werden. D
Von besonderer Bedeutung waren in der ganzen Barockzeit die venezianischen
LÜSTKK mit ihren funkelnden geschliffenen (iläsern, die besonders in l-'rankreich,
aber auch sonst im Auslande, sehr gesucht waren; Blumen und Blattwerk in ver-
schiedenen, zum Teil opaken, Farben und opalisierende Teile verleihen diesen Ar-
beiten noch einen besonderen Reiz und machen sie neben den Spiegeln zu den
echtesten Erzeugnissen der Barocke auf dem Gebiete des italienischen Glases. D
Bei den SPIKGELN gelangte nicht selten Gravierung zur y\nwendung. Welch
wichtiger Ausfuhrartikel die Spiegel waren, erhellt schon aus dem ei'wähntcn Be-
mühen Colberts, ihre Erzeugung für Frankreich zu gewimien, einem Unternehmen,
das übrigens glänzend gelang und \'enedig sehr schädigte. Beliebt sind in der
späteren Barocke und im Rokoko auch mit Blumengehängen, Putten u. a. bemalte
Spiegel, von denen etwa der Palazzo Riccardi in Florenz treffliche Beispiele, Ar-
beiten des 1726 verstorbenen F'lorentiners DOMENICO GABBIANI, aufweist. D
Vielleicht geht die Anregung zur Bemalung der Spiegel auf China zurück; doch
wurde dort ein ganz anderes V^erfahren beobachtet, wovon später noch bei Schilde-
rung der französischen Kunst die Rede sein soll. Für GLASGEMÄLDI'' im Sinne
des Mittelalters oder auch nur der Renaissance, hat die Barocke natürlich kein
Verständnis und entfernt die alten Glasgemälde eher, als daf^ sie neue schafft. D
Die Blütezeit der italienischen KERAMIK schliefet mit der sogenannten Hoch-
renaissance ab. Aus der späteren Zeit der Renaissance erfahren wir durch Vasari
etwa, dafi FEDERIGO ZUCCARI für die Majolikafabrik in CASTEL DURANTE
Zeichnungen entwirft; eine davon ist z. B. in der Albertina zu Wien erhalten. G
Über die Fabrik in FAENZA sagt Otto von Falke in seinem Werke über die Ma-
jolika: 'der künstlerische Verfall der Majolikamalerei machte sich gegen Ausgang
des sechzehnten Jahrhunderts in Faenza ebenso wie in den anderen Orten geltend.
Doch blieb die Stadt noch im siebzehnten Jahrhundert derHauptort für gröf^ere
Bestellungen von auswärts. Man legte damals grofien Wert auf eine tadellose
weif>e Glasur; die Fayencen dieser Zeit, häufig durch gute GefäHsformen ausge-
zeichnet, blieben daher zuweilen ganz unbemalt. In der Regel nimmt die Malerei
nur sehr bescheidenen Raum ein. Man malte Putten in leichter, skizzenhafter Art
mit Blau und Gelb, oder setzte nur die Wappen der Besteller auf. Die letzteren
sind manchmal ersichtlich nach eingesendeten deutschen Zeichnungen kopiert;
das hat zu der unbegründeten Vermutung Anlaft gegeben, dag diese Fayencen aus
deutschen Werkstätten hervorgegangen seien'. Über die wirklich nordischen
Fabrikate dieser Art soll später kurz gesprochen werden. In dem hier erwähnten
Betonen der grofien Wirkung, die jedenfalls durch feinere Malerei eher vermindert
als erhöht werden kann, wird man einen charakteristischen Zug der beginnenden
Barocke erkennen. □
Die VENEZIANISCHEN MAJOLIKEN mit Mustern aus groften Blättern mit
dünnen Stielen in Weif> und verschiedenen blauen Tönen erhalten sich noch bis ins
siebzehnte Jahrhundert hinein, da sie in ihrer Großzügigkeit eben dem barocken
20
Geschmacke entsprachen. \'<>m ausge-
sprochenerem Barockcharakter ist be-
sonders eine Gruppe von venezianischen
Majoliken, die mit Putton. Masken, Mu-
scheh» undSchniirkchi in Kelicfarbeit de-
koriert und aus ganz besonders leichter
und dünner Masse hergestellt sind; die
Glasur ist meist bläulich, die IJemalung,
vorherrschend Landschaften darstellend,
in Braun, Blau und (}elb ausgeführt. Kines
der grol^artigsterj Service dieser Art befin-
det sich im fiirstlich Lobkowitz'schcn Be-
sitze zu Rauilnitz Böhmen |. Gewöhnlich,
aber wohl irrtümlicherweise, sieht man
solche Arbeiten als Krzeugnisse der [erst Abb i2:Grofi.rTciUTau»c«8teiu namburuiiichoii
1753 in Venedig konzessionierten] Fabrik ° .Museum für KunHt und indutirio d
von BKHTOMNI an; der Stil weist mit Kntschiedenheit schon in das siebzehnte
Jahrhundert zurück. Diese Arbeiten, die eigentlich mehr Metall-, als Majolika- oder
Fayencecharakter haben und manchmal uimiittclbare C'o[)ien | deutscher) Gold-
schmiedearbeiten sind, geben uns einen Hinweis, warum die Barocke der ganzen In-
dustrie nicht besonders günstig war; das schönste, was diese bot, die kräftigen Far-
ben, fand in einer Zeit, die auf plastische und einseitig tonig gestimmte Wirkungen
hingerichtet war, kaum \'erständnis Dies Verzichten auf feinere Zeichnung und
eichere Farbenwirkung, das bei Faenza hervorgehoben wurde, macht sich etwas
auch in DFIKI'TA geltend. So kam es, daf> einfache braun und grün glasierte Ar-
beiten mit Pflanzendekor oder eingekratzten Sprüchen, wie die Frzeugnisse der Fa-
milie Cl'ZK) in Pavia, oder marmorierte Fayencen weiteren Beifall finden konnten.
Aus SIFNA sind in der Barockzeit hauptsächlich BODFNFMKSKN überliefert;
doch nimmt dieser Ort an dem Aufschwünge der italienischen Keramik im acht-
zehnten .Jahrhundert lebhaften Anteil. Dies gilt auch von CASTFL-DL'H.ANTF und
von L'RBINO. Im Neapolitanischen und sonst in Süditalien, wo bekanntlich oft
ganze Kirchenkuppeln mit farbig glasierten und zu Mustern geordneten Ziegeln
geschmückt sind, wurden die Kirchen- und Palastfuf^boden besonders gerne mit
Fliesen bedeckt; die Vorliebe dafür hängt wohl schon mit der aragonischen Herr-
schaft zusammen. Die Muster der erhaltenen Arbeiten deuten zum groften Teil
aber erst auf das achtzehnte und selbst auf das neunzehnteJahrhundert; man mu|^
eben bedenken, daf> gerade Fuftboden öfter erneuert werden müssen. Für die
Mitte des siebzehnten Jahrhunderts sind übrigens auch Vasen mit biblischen
Szenen in Blaumalerei als Neapeler Erzeugnis gesichert. D
Den Mittelpunkt einer weitreichenden Erzeugung bildete der Ort CASTELLI
in den Abruzzen. Die ältesten Majoliken aus Castelli, mit dem Wappen der Orsini
geschmückt, stammen nach Barnabci schon aus dem Anfange des sechzehnten
Jahrhunderts. In diesem ganzen Jahrhundert bewegen sich die Meister Castellis,
deren berühmtester ORAZIO POMPEI ist, noch in den Bahnen der faentinischen;
21
doch fohlt den Abni/.zosen die schöne bhuie und die leuchtende orüne Farbe, über
die Faenza verfüy;t. Daraus erklärt man wohl mit Recht die Vorliebe Castellis für
die hellen gelblichen Töne. Im Anfanjre des sieb/ehnten .lahrlumderts werden die
Meister CArPKLLKTTI, FRATK'Kl.l.l und SKTTA benannt; in diese Zeit fallen
auch schon die AnfänjTc der Familie (IRUF, ilie neben den (IKNTILI die Haupt-
träger des Ruhmes Castellis sind. Der Stifter der Künstlerfamilie Grue ist Francesco
Grue [1618 --1G73]. Als derjenige, der zuerst Schwung in die Kunstübung Castellis
brachte und seinen Erzeugnissen einen weiteren Markt eröffnete, wird aber Carlan-
tonio Grue il655 1733] bezeichnet. Von seinen Söhnen ist Dr. Francesco Antonio
Grue [1686 — 17461, der auch in Neapel arbeitete, am bedeutendsten ; ein Sohn dieses
Grue, Saverio, wurde dann in der Königlichen Porzcllanmanufaktur in Portici an-
gestellt. Der Gesamtton der Gefäfie und Bildplatten Castellis | Abb. 1 1 1, die im acht-
zehnten Jahrhundert auch für andere Orte Italiens, wie Genua und Savona, maf)-
gebend werden, ist, wie gesagt, heller und weniger farbenkräftig, als bei den
Majoliken der Renaissance, doch von sanfter und ausgeglichener Wirkung. 'Die
Malerei wird jnach P'alke| im Scharffeuer auf weij-icm Grunde ausgeführt in Blau,
blassem Gelb mit geringer Verwendung von Orange, Ockergelb, Hellgrün und
reichlichem Mangan für Braun und Dunkelviolett. Die Farben sinken wenig in die
Glasur ein und sind in der Regel ohne Überfangglasur gelassen.' Man sieht, es ist
eine weniger kräftige, aber reichere und malerische Palette; bei Arbeiten des
achtzehnten Jahrhunderts kommt nicht selten auch noch Gold hinzu. Kntsprechcnd
dem geänderten Zeitgeiste treten die in der Renaissance so beliebten antiken
und mythologischen Szenen zurück und an ihre Stelle religiöse Darstellungen
und Landschaften; bei diesen werden dann ebenso wie in den grofien Malereien
und in den Gärten der Barocke mit Vorliebe Ruinen in einen fast melancholischen
Gegensatz zur lebendigen Natur gebracht. — Kurz sei nur erwähnt, daf; die ober-
italienische Fabrik zu CANDIANA Nachbildungen der sogenannten Rhodus- |os-
manischen Halb-] Fayencen herstellt, die sich von den Vorbildern durch mattere
Töne, besonders durch das Fehlen des Bolus-Rot, unterscheiden. □
Gröf^ere plastische Arbeiten in gebranntem Ton, wie etwa eine grofte, weift
und goldene Vase mit reichem Barockornament von GIROLAMO ALBANEISI | ge-
storben etwa 1659 oder 1660] bei Baron Scala in Vicenza, gehören wohl kaum
in das eigentliche Kunstgewerbe; es sei hier daher nur kurz auf sie hingewiesen.
Besonderen Raum in der Gesamterscheinung eines Barockinterieurs nehmen
die TEXTILERZEUGNISSE ein. Der vornehmste Wandschmuck textiler Art, die
GOBELINS, gehören allerdings großenteils mehr in das Gebiet der rein maleri-
schen als in das der kunstgewerblichen Eintwicklung. Aber doch muft die schon
früher ;Bd. I, S. 54l'] erwähnte Gobelinmanufaktur zu Florenz, wenn sie auch gro-
ßenteils noch der Renaissanceperiode angehört, wegen ihrer rein f)rnamental aus-
gezeichneten Ränder, die auf die späteren niederländischen und französischen Ar-
beiten nicht ohne Einfluft geblieben sind, hier hervorgehoben werden. Übrigens
reicht die Blütezeit der florentiner Manufaktur noch in das siebzehnte Jahrhundert
hinein; seit Anfang des achtzehnten tritt der Verfall jedoch deutlich zutage, 1737
erfolgt die Auflösung des Unternehmens. — Nicht ohne Bedeutung war anschei-
22
nend auch die römische üobelinweberci; sie seheint HJUO durch den Karihnal Har-
berelÜ, in dessen Pahist wir eine VVerkstätte hierfür finden, begründet worden /u
sein. Hedeutendercn Huf hatte die Unternehniunfj im Ospi/i« di San Michele zu
Rom, einer lG(i8 be^jründeten Wohltätit^keitsanstalt für Waisenknaben und Mäd-
chen; die Päpste verwcruletcn Kr/.eu^nisse dieser Anstalt ^crn als Geschenke an
fremde Fürsten. D
ÜEKNÜPFTK (Fu('>b()den-| TKPIMCHK wurden in Italien wohl kaum er/eui^t.
objjleich von ^ewisser Seite behauptet wird, dat^> dies in Venedig geschah. Alle
besseren Stücke, die man auf Bildern aus der Barockzeit findet, wurden offenbar
aus dem Orient bezogen, hauptsächlich wohl aus Syrien und Kleinasien, aber
auch aus Persien. Es scheint sogar, daft die heute noch in italienischen Samm-
lungen nicht seltenen Heispicle der sogenamiteii POl.IiN'riil'I'K'IlK mehr für Ku-
ropa, und nicht zum geringsten für Italien, hergestellt wurden, als für den eigenen
Bedarf des Orients. Wenigstens weist der bekannte Teppichkenner I'riedrich
Sarre darauf hin, dat> sich diese Teppichart mit ihren grotizügigen .Mustern und
pf>mphaften (lold- und Silbergründen grade im Orient selbst nicht erhalten finde.
Tatsiichlich scheinen solche Arbeiten auch mehr dem europäischen (ieschmack zu
entsprechen, als dem orientalischen, der weniger klare Formen, dafür aber aus-
geglichenere Farbenverteilung, bevorzugt. .Man hat es hier also wahrscheinlich
mit Erzeugnissen zu tun, die insbesondere für die Ausfuhr nach Europa gearbeitet
wurden, wie dies bei Stoffen, die orientalische Gesandtschaften mitbrachten, manch-
mal eigens gesagt wird. Der Name Polenteppich ist nur darauf zurückzuführen.
da|> diese Teppiche besonders viel nach Pt)len und von dort in den letzten Jahr-
zehnten in den europäischen Handel gelangt sind. Allerdings ist nicht zu leugnen,
da|> grofte Fliesendekorationen im Orient oft ähnliche Anordnung zeigen wie die
Polenteppiche; es ist aber auch selbstverständlich, da^ man nicht vollkommen
Fremdartiges schaffen konnte. D
Am wichtigsten für die Wirkung der Iimenräume waren die wirklichen CJE-
WEBE, und da konnte Italien auch das beste bieten; erst in späterer Barock-
zeit lief Frankreich ihm in dieser Beziehung den Rang ab. Wir müssen bei der
Betrachtung der Stoffe die eigentlichen Dekorationsstoffe, wie sie für Wandbe-
spannung, Mobelüberzüge u.a. verwendet wurden, und die für Kleider bestimmten
auseinanderhalten, da das Prinzip der Dekoration für beide naturgemäß verschie-
den war. Für manche Kleidungsstücke, besonders kirchlicher Natur, werden aller-
dings auch grof^zügige Muster verwendet und umgekehrt für Möbelbezüge u. a.
manchmal auch solche mit kleinen Rapporten; immerhin wird die gesonderte Be-
trachtung von Vorteil sein. D
Für die GROSSGEMUSTERTEN STOFFE ist das Schema der symmetrischen
Granatapfelstoffe noch immer das wichtigste. Während sich aber in der Renais-
sance dieverschiedenenTeilederRanken und Mittelstücke meistin einzelnePartien
auflösen. schlief>en sie sich in der Barocke wieder einheitlicher zusammen. Die
schon in derRenaissance begonnene Umgestaltung der .Mittelstücke in Vasen oder
Blumensträuße wird aber noch weiter fortgesetzt, obgleich es immer noch wirk-
liche Granatäpfel gibt [siehe Tafel : 'Barockstoff und Genueser Samt' ] ; auch werden
23
häufijj Fijjuren, Vögel, Springbrunnen und andere Fiirnien in die Muster aufge-
nommen. Waren solehe Motive schon weit früher einmal in den Stoffen zu finden, so
werden sie jetzt natürlich ganz anders behandelt als etwa im dreizehnten oder vier-
zehnten .lahrhundert. wo alles viel zierlicher war; übrigens werden jetzt manche
Kinzelheiten, bei aller Kraft, in Form und Farbe aucli sehr naturgetreu gebildet.
Die einzelnen Streifen des Stoffes mit den grop^artigen, ansteigenden, einander
fliehenden und wieder zusammentretenden Linien. Kanken oder Zweigen und den
in rauschender Fülle sich entfaltenden Mittelstücken werden an den Wänden so
aufgespannt, daft man die Bahnen deutlich erkennt; das scharfe Trennen wie in
der eigentlichen Renaissance, wo etwa immer ein blauer und ein gelber oder ein
roter und ein gelber Streifen desselben Musters nebeneinander gesetzt werden,
kommt in der Barockkunst jedoch kaum mehr vor. Wohl aber werden zwischen
Bahnen von gleicher Farbenstellung, wie dies übrigens auch schon in der Renais-
sance der Fall war. trennende Borten [besonders Goldborten] angebracht. — Zur
Wirkung der Stoffe trägt wesentlich die Verwendung reicher und verschieden-
artiger GOLD- und SILBFRFÄDEN bei; man bringt das Metall glatt oder genoppt
[or frise] an, besonders auch in Samten, hier aber natürlich nicht samtartig ge-
schoren, da die Wirkung des Metalls dann verloren ginge. Der Metallfaden selbst
ist entweder gezogen oder gesponnen, auch mit Seide zusammengedreht, so daft
eine gewisse funkelnde Wirkung entsteht; viel gelangt auch Goldlahn [flacher,
schmaler Metallstreifen] zur Anwendung und zwar manchmal auch ganz fein ge-
wellt, um eine ununterbrochen wechselnde Wirkung des Glanzes herbeizuführen.
— Schwere Samte mit verschiedenen Farben im Flore, der mit genoppten und
glatten Teilen wechselt, sind sehr beliebt; im Handel werden sie gewöhnlich als
GENUESFR SAMTE [velours de Genes, s. Tafel] bezeichnet. Eine besonders kunst-
volle Art des Webens, bei der sich Musterungen in der Art erhabener Stickereien
bilden, wird von Savary zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts als RECAMER
und als eine italienische Erfindung bezeichnet; sie reicht übrigens wohl schon
etwas weiter zurück und entspricht recht dem Streben der Barocke nach mächti-
ger Wirkung. Der gro^e Verbrauch von Samten für Wandbespannungen, Möbel
und Kleidung läf^t übrigens auch die [heiß] gepreßten Samte besondere Bedeu-
tung erlangen. D
Die KLEINER GEMUSTERTEN STOFFE setzen in der frühen Barockzeit
noch die aufgelösten Muster der Renaissance fort; besonders sind S-ftirmige Ge-
staltungen, Tulpen und andere Blumen, kleine Tierfiguren [Löwen, Vögel] in ver-
setzter Anordnung beliebt; auch gleichmäßig verteiltes Rankenwerk findet sich,
besonders bei gepreßten Samten, nicht selten. Stoffe, in denen das Ornament nur
durch regelmäßige Einschnitte mit der Schere gebildet wurde, waren für die
plastisch empfindende Renaissance sehr bezeichnend, finden sich in der 'male-
rischen' Barockzeit aber nicht mehr. In der späteren Barockzeit werden übrigens
größere Muster auch dort bevorzugt, wo man sie früher vermied. Die Stoffe
feinster Art sind zu Beginn der Barocke jedenfalls noch ausschließlich in Italien
HERGESTELLT worden; nur der Orient konnte in Wettbewerb treten. Doch sind
dessen Erzeugnisse in dieser Zeit schon großenteils nicht nur in Werkstätten, die
24
%
ITALIENISCHE BAROCKKASEL IM K. K. ÖSTERR,
MUSEUM FÜR KUNST UND INDUSTRIE, WIEN
sich in italienischem Besitz befanden, sondern siiiitlieli aiieli unter dem Minlluf)
italienischen tlesehmaekes ans^eführt werden, l'nd wenn Italien schon im vier-
zehnten Jahrhundert eine lebhafte Stuffausfuhr nach dem Drinit unterhält, so ist
das jetzt in viel höherem Maf^e der Fall; selbst noch im acht/(>hntiMi .lahrlumdert,
als der italienische Export nach den europäischen Ländern durch die französische
Erzeugunjj und die anderer nördlicher Länder schon sehr zurückjj[edrängt war,
führte Italien, vor allem Wnedijr, ntich <,M-op,e Stoffmen^en nach Konstantinopel
und anderen Orten des Orients aus. Durch diese 1 landelsbeziehun^cn wirkt aller-
dinijs zum Teil der Orient auch wieder auf Italien zurück, wie man aus den so-
genannten SCl'TARIDECKKN erkennt, bei denen in vielen Fällen kaum zu ent-
scheiden ist, ob sie europäisches jGenueser] oder kleinasiatisches Firzeugnis sind.
Die wichtigsten ORTE der italienischen Stofferzeugung in der Barockzeit sind
Venedig, Genua, Florenz und Mailand. Die Blüte Luccas, das im Mittelalter lange
die erste Stelle in der Textilindustrie einnahm, ist bereits vorüber; es erzeugt
mehr leichtere Stoffe; seine Bedeutung ist groj->enteils an Florenz übergegangen.
Mailand scheint besonders in der Herstellung unechter (loldsorten den Markt
beherrscht zu haben. In der Herstellung des Seidenmateriales selbst übertraf
Italien, von einigen Spezialitäten Ostasiens abgesehen, alle anderen seidenbau-
treibenden Länder, insbesondere auch Kleinasien; am besten war die Piemon-
teser Seide. Als die Wcbckunst in Frankreich schon sehr hoch entwickelt war,
blieb man dort, sowohl für die einfachen, als für die besten Stoffsorten, noch
immer auf die Einfuhr italienischen Materials angewiesen. In einem französischen
'Reglement' aus dem Jahre 1634 heifU es: 'Italien führt uns eine Unzahl verschie-
dener Art Seidenstoffe, wie Gold- und Silberstoff, florentinischen und römischen
Serge und andere Waren zu...' Das war denn auch die Ursache, warum Frank-
reich später mit allen Mitteln der Gewalt, der List und ehrlichen Arbeit die italie-
nische Weberei bekämpfte und sich in Besitz einer eigenen gleichwertigen, wo-
möglich überlegenen, Industrie zu setzen suchte. Auf dem Gebiete der kleiner ge-
musterten Seidenstoffe, wie sie besonders für Kleider gebraucht wurden, war
die Vorherrschaft Italiens schon in früherer Barockzeit nicht mehr so unbedingt,
weil auch Lyon und Tours darin nicht mehr bedeutungslos waren und auch die
Niederlande in Betracht kamen, diese übrigens besonders durch die Einfuhr aus
Ostasien, worüber noch gesprochen werden soll. D
Es ist leicht zu begreifen, daP^ der Barockgeist der Entfaltung der STICK-
KUNST ganz besonders günstig war, konnte sie dem allgemeinen Streben nach
freier groftzügiger Form, nach wuchtiger Fülle und nach naturalistischer Durch-
führung von Einzelheiten doch vielfach besser entsprechen, als selbst die kunst-
vrdlste Weberei. Die grof>artigsten Leistungen bringt die Stickerei begreiflicher-
weise auch jetzt auf dem Gebiete der KIRCHLICHEN Arbeiten hervor; besonders
Kasein, die ja schon in der Renaissancezeit die alte faltenreiche Gestalt gegen die
steifere geigenförmige vertauscht haben, und Antependien bieten der Stickkunst
geeignete F"Iächen. Die im Mittelalter und noch in der Renaissance im allgemeinen
vorherrschende Dekorationsart der Kirchengewänder, bei der die Stickerei nur in
Streifen mit Tabernakeln oder Ranken werk sowie einzelnen Figuren und Gruppen
26
auftritt; weicht nun öfter der früher selteneren Dekorationsart, bei der sich die
gestickten Ornamente über die ganze Fläche nach einheitlichem Entwurfe aus-
breiten; ein grot>artiKes Heispiel dieser Art ist auf Seite 25 wiedergegeben. Man
mut\ hier die grt)t>e einheitliche Zeichnung, die Kraft der \'oluten und daneben den
weitgeheniien Naturalismus der Figuren und Hlunieii bewundern, nicht weni^^er
die Pracht der verschiedenen (loldtechniken und der bunten Seidenstickerei; das
Ganze ist tatsächlich von überwältigender Macht der Krscheinung. In anderen
Fällen, ganz besonders bei Antepcndien, treten die Hanken mit ungeheurer
Wucht, beinahe wie aus Metall getrieben, hervor; aber auch mit solchen Formen
vereinigt sich gern die eine oder die andere naturalistische Finzelform sowie
bunte, natürliche Färbung mit dem (Jolde. Die liarocke will eben neben aller (le-
walt der abstrakten Formen nicht gern auf die Anknüpfung an die greifbare Welt
der Erscheinungen verzichten. Die Wucht der barocken Formen vergewaltigt
manchmal allerdings auch das Material; der Stoff verliert seine Beweglichkeit, das
üewand seine Elastizität. Der Keiz der Bewegung, die der Träger dem (iewande
verleiht imd die etwa in der mittelalterlichen (Jlockenkasel so überzeugend her-
vortritt, geht bei diesen steifen Arbeiten verloren ; es mu|i sich der Träger eben der
Gesamtwirkung unterordnen, er darf nur die Holle spielen, die ihm im Gesamt-
aufbau ein für alle mal zugewiesen ist. An sich trägt ein solches Stück zum Leben
des Ganzen bei und auch der einzelne Dekor ist in sich belebt, aber es ist ein Teil
des Gesamtlebens, kein individuelles. D
Gegen die kirchliche tritt die WELTLICHE STICKEHEI in Italien wohl zurück,
doch sind Wandbespannungen in Aufnäharbeit [Applikation] in Art der grof>en
Kankenstoffe noch mehrfach erhalten und auch entsprechende Mobelüberzüge.
Schon in der Henaissance verband sich die Aufnäharbeit mit freier Nadelarbeit,
entweder so, daf> in letzterer die Schattierungen der aufgenähten Teile oder
die kleineren Blätter, Blüten und Ausläufer der grot^^en Formen ausgeführt wurden :
in der Barockzeit nimmt diese Verbindung der Aufnäharbeit mit freier Nadelarl)eit
jedenfalls zu. Bedeutender wird auch die eigentliche Nadclmalerci; wir finden
Bilder von Heiligen u. a. in den verschiedensten Techniken nebeneinander in voll-
kommen naturalistisch-bildmäp>iger Ausführung und von ganz plastischen, in Gold
gestickten, Hahmen umgeben. D
Die in gewissem Sinne unnaturalistische aber auch wieder naturalistische Art,
die darin besteht, in den gestickten Bildern die Stellen stärksten Lichtes mit Gold
oder Silber zu HÖHEN, ähnlich wie es schon in den Gobelins und Stickereien der
Henaissance der Fall war, findet sich auch noch in der Barocke, zum Beispiel in
der eben besprochenen [hier abgebildeten I Kasel. Die im späten Mittelalter und der
Henaissance so wichtige BüHGUNDISCHE oder LASLHTECHNIK, bei der gleich-
laufend gelegte Goldfäden querüber mehr oder weniger dicht mit farbiger Seide
bedeckt werden, entspricht der neuen Zeit weniger. Wie alte Quellen direkt her-
vorheben, ist diese Technik der späteren, auf grop,e Wirkungen hinarbeitenden Zeit
zu mühsam; der Heiz solcher trotz Goldglanzes zart wirkenden Arbeiten wäre in
den rauschenden Klängen der Umgebung auch nur verloren gegangen. Eine Abart
derTechnik mit weit auseinanderliegenden Goldfäden findetsich aber noch im acht-
27
zehnten .lahrhundort. — Kine niorkwürdijje Torlinik, die auhorlialb Italiens kaum
{jeübt wurde, besteht darin, dafs farbi^je Seidenfäden in einer Art LKliMTlX'lINIK
die DarsteUunjj bilden, aber nieht etwa mit Überfanjistichen festgehalten son-
dern in eine Wachssehicht auf einer Holzunterlage festgedrückt werden. Ks sind
mehrere solcher .\rbeiten aus der Spätrenaissance und beginnenden Barocke in
Oberitalien und Dalmatien erhalten und können, wemi sie auch nicht zahlreich
und mehr volkstümlicher Art sind, in gewissem Sinne als bemerkenswerte Ver-
treter einer nach rascher Wirkung strebenden Zeit angeschen werden. — Rot-
stickereien auf Leinen, die für die Renaissance so sehr bezeichnend sind, erhalten
sich volkstümlich, etwa in den Abruzzen, noch bis in das achtzehnte Jahrhundert,
gehören aber kaum mehr der grof^en Kunstentwicklung an. — In den WKISS-
STICKKRKIKN, besonders Netzarbeiten, die für Alben und Kirchenwäsche, für
Bett-, Tisch- und Leibwäsche viel gebraucht werden, macht sich der neue Ge-
schmack hauptsächlich durch die Wahl gröf^erer Rankenmotive geltend. Sehr
w ichtig und umfangreich sind aber die Änderungen auf dem verwandten Gebiete
der Spitze. D
Ehe jedoch auf diese hier näher eingegangen werden kann, möge noch kurz
auf die vielfach den Stoffen und Stickereien verwandten LEDKKARBKITEN hin-
gewiesen werden. Durchgepreßtes, bemaltes und vergoldetes Leder ist schon seit
der Renaissance Spanien, das bereits in maurischer Zeit in der Ledererzeugung
her\'orragt, von besonderer Wichtigkeit. Im siebzehnten Jahrhundert erlangen
nun auch Holland und Flandern auf diesem Gebiete grofie Bedeutung; aber
auch in Italien scheint die Erzeugung solcher Arbeiten bereits sehr umfangreich
gewesen zu sein. Misson berichtet in seinem Werke Nouveau Voyage d'Italie
[1691 — 1698 j, daf> er in Venedig in allen Häusern der Vornehmen und Reichen Be-
spannungen von vergoldetem Leder gefunden habe. Auch im Inventar des Palastes
auf dem Monte Cavallo in Rom werden 1622 reiche Lederverkleidungen erwähnt.
Das venezianische Leder soll im Gegensatz zu den flandrischen und spanischen
Sorten kein Relief, sondern nur Bemalung und Vergoldung erhalten haben. Es
sei hier bemerkt, daft die Bemalung des Leders mit Ölfarben erfolgte und dafi auch
für das aufzubringende Gold und Silber ein öliges Bindemittel gewählt wurde;
die Pressung erfolgte mit Holzplatten, zum Teil mit eisernen Stempeln. Diese
fanden auch bei sonst flachen Formen besonders in den Gründen Anwendung. —
Eine Eigentümlichkeit der Barockzeit sind die Kasein, Stolen. Manipeln, Antepen-
dien u. a. aus gepreßtem, gefärbten und vergoldeten Leder. Wenn man sie wohl
auch hauptsächlich zu Prozessionen im Freien verwendete, so würde sie eine Zeit,
die nicht auch sonst schon des freien Falles ähnlicher Gewand- und Behangstücke
entwöhnt war, wohl kaum zugelassen haben. Später wurde ihre Verwendung übri-
gens nicht mehr gestattet. D
Da dieP^ntwicklung derSPITZE in den vorhergehenden Kapiteln nur sehr kurz
berührt werden konnte, und die Spitze im siebzehnten und achtzehnten Jahr-
hundert zu den wichtigsten Schöpfungen des Kunstgewerbes überhaupt gehört,
wird es nötig sein, hier etwas eingehender über sie zu handeln und bei dieser
Betrachtung etwas weiter zurückzugreifen. D
28
m
OBEN: SMVRNASPITZE [LINKSl • NÄÜSPITZE, ITALIENISCH. 1600 IKECHTSJ
INTEN: KLÖPPELSPITZE, ITALIENISCH. 16. BIS 17. .lAHRHUNDEKT
Der Boden, dem die Spit/e entstammt, ist die LKINI\NWAS(^HI'!. Um das Aus-
fransen der Leinenjjewebe zu verhindern, ist es, da die Salilkanten von selbst
halten, vor allem nötijj, die Sehmalseiten von Handtüeherii iiiid anderen Stüeken
zu sichern ; es kann dies durch \'ernähen oder durch Verknüpfen der 1 reihännenden
[auch durch Ausziehen einijjer Schuf>fäden freijTcley;ten| Kettfäden crfolfrcn, Ist
ein Leinenstück vollständij; aus einem j^röfteren Stücke herausiroschnitten, so daf^
sich ursprünjjliche Kanten nicht mein* finden, so müssen natürlich alle Seiten
gefestigt werden. Zu dieser technischen Notigunjr dcsN'erfesti^cns tritt dann noch
das ästhetische Bedürfnis, den festen Leinenk()rper nach auj-^cn frei enden zu lassen.
Dieses ästhetische Bedürfnis macht sich aber auch dort ffcltcnd, wo das prak-
tische fehlt. Statt einfache Befesti^ungsstiche anzuwenden, formt man mit der
Nadel freie Stäbchen und Bogen oder bildet statt einfacher Knotungen der freien
Fäden reichere Fransenknüpfimg. Als \'orbereitung zu diesen freien Enden oder
an Stelle von .Nähten zusammengesetzter Stücke |etwa Alben oder Kissen | fertigt
man durchbrochene Säume [ä-jour Säume |. So bilden sich einerseits, an den
äu(>eren Rändern, die eigentlichen SPITZEN, andererseits, an den Innenseiten der
Ränder oder an den Innennähten, die EINSÄTZE, D
Da im Mittelalter der ORIENT den europäischen Ländern lange Zeit in fast
allen Dingen kunstvollerer Lebensführung und gerade auch in den Textilkünsten
voran war, kann es uns nicht wundern, wenn er auch in der kunstvolleren Leinen-
arbeit vorangegangen ist, um so mehr als der Gebrauch der Leinenwäsche im
Orient überhaupt älter ist als im Abendlande. Pis mögen dazu auch die eigentüm-
lichen wirtschaftlichen Verhältnisse des Orients mit beigetragen haben, die der
HÄUSLICHEN ARBEIT besonders günstig waren. Auf orientalischen Ursprung ähn-
licher Arbeiten deutet auch der aus dem Arabischen stammende Name MACR AME ;
er wird heute noch einer bestimmten Art der Fransenarbeit beigelegt, bei der
ein Verknoten und kein Verflechten der Fäden [wie bei der KlöppelarbeitJ statt-
findet. Jedenfalls deuten alle Anzeichen darauf hin, dafi Syrien — 'mostra suriana'
sind schon in einem alten italienischen Musterbuch erwähnt — und die griechi-
schen Inseln früher reicher durchbrochene Arbeiten hergestellt haben als die
italienischen und sonst europäischen Gebiete. Vom eigentlichen Orient verbrei-
teten sich solche Arbeiten über die Balkanhalbinsel und erlangten hier etwa als
Ragusaner Spitzen, über die noch zu sprechen sein wird, größere Bedeutung;
vielleicht hängen auch die entsprechenden Arbeiten Siziliens, einiger Gegenden
Süditaliens und Spaniens noch unmittelbar mit dem Orient zusammen; es würde
sich so erklären, daß schon in frühen Musterbüchern ein 'pontf) Gactano' und 'morli
a redicelloallaSpagnola' [bei GiacomoFranco|als eigene Arten angeführt werden.
Es scheint, daß die ersten Anregungen, die VENFIDIG in dieser Hinsicht empfing,
über die griechischen Inseln und vielleicht auch über Dalmatien gekommen sind;
es entspräche dies nur dem allgemeinen Gange der venezianischen Fintwicklung.
Eine Abbildung in dem [1589 zu Venedig erschienenen [Trachten werke desCesare
Vecellio zeigt uns eine Dame bei der Morgentoilette, angetan mit einem hemdarti-
gen Morgengewande, das am weitausgeschnittenen Halse mit großen, aber an-
scheinend einfachen bogenförmigen Spitzen und der Länge nach mit verschiede-
30
I
nen Durclibruchsauineii versehen ist. Das Gewatulstück winl im Text als schia-
voncsfo be/eichiiet, was nach dem liamah;,'«'!» Sprach^ebrauche ebensowohl sla-
wonisch als dalmatinisch bezeichnet werden kann, ja soj^ar wahrscheinlicher letz-
teres. Ist also die Anreyiin^ zur venezianischen Spitzenerzeu^junjj anscheinend
auch aus dem Osten jjckt)mmen, so kann man doch kaum ein anderes (lebiet des
Kunstjjewerbes mit ^jleichem Rechte als kennzeichnend für die Renaissance an-
sehen. Die Spitze ist vielleicht das echteste Kind der Renaissance! D
Der PLASTISCHIi ZL'ü, der der Renaissance innewohnt, tritt kaum in einer
anderen Sch(")pfun^,' des Kunstj,'cwerbes so klar hervor wie hier; deiui hier handelt
es sich tatsächlich um Korm und Nichtform, um ilen (Je^ensatz von Materie und
Leere; die Spitze ist eine der reinsten plastischen Schopf un^^en des Kimstj^ewer-
bes. Doch ist sie dies erst allmählich geworden; sie rinjjt sich erst nach und nach
von der Fläche und der Farbe los. Es jjibt wohl auch schon im Orient rein weifte
Durchbrucharbciten; aber man könnte sa^en mehr zufällii,'. Die Randauflösun-
1,'en richten sich eben nach den Farben im Stoffe selbst; da dieser nun meist bunt
bestickt ist, werden die Durchbrüche und Zackcnauflosun^en somit meist bunt
sein; nur wenn die Innenstickerei wei(^^ ist, sind es auch die Durchbrüche utid
freieren Kndijjun<,'en. Auch ein Teil der ältesten europäischen Einsätze und
Spitzen ist noch bunt gearbeitet, und zwar in den waschbaren Farben rot, blau
und braun; sie entsprechen dann eben auch Kleiclif'irbi^en Innenstickereien. In
Einzelheiten hat sich die F'arbe noch um KUlO in sonst j^anz weif>en und in der
Form sehr vorgeschrittenen Spitzen erhalten, wobei etwa Löwen mit schwarzen
.\ugen [aus Glasperlen] oder Gondolieri mit roten und blauen Gürteln dargestellt
werden. Die VOLKSKUNST hat dii' Entwicklung^ zur rein |)lastischen, blof^> weit^>en,
Spitze überhaupt nur teilweise durchgemacht oder hat Formen, die sie der hoher
entwickelten Sj)itze entlehnt hat, nicht mir vereinfacht, sondern in derall^icmeinen
Farbenfreude wieder ins FARHKü'; zurückversetzt. Dies ist besonders in Spanien
und bei den slawischen Völkern erfolgt, zum Teil aber auch in den italienischen
und deutschen Gebirfjsgegenden und anderwärts. D
Im Orient haben sich die Durchbrüche übrigens nicht ausschlicP>lich nur im
Zusammenhang mit der Leinenstickerei entwickelt, sondern auch mit der Seiden-
stickerei, da diese eben im Orient, besonders auf den griechischen Inseln uiul in
Kleinasien (auch in Dalmatien', sogar in der \'olkskunst einen bedeutenden
Raum einnimmt. Es entwickeln sich so auch weifie und bunte SEIDl-NZACKIvN,
die später, als die ganze orientalische Kunst naturalistisch wird, die Form weif^er
oder bunter Blümchen annehmen. Derartige Arbeiten sind schon aus dem Ende
des achtzehnten und dem Anfang des neunzehnten Jahrhunderts erhalten, und
kommen heute noch unter den [sonst mehr geometrischen] griechischen und als
.^MVRN.\SPITZEN in den Handel (s.dieTafel| In Pänopa ist die wirkliche Seiden-
spitze bis auf die später zu besprechenden Blonden wohl immer eine Seltenheit
gewesen; ganz vereinzelt finden sich aber selbst ausgesprochene Barockspitzen
m Seide ausgeführt. In den spitzenähnlichen Besätzen der Oberklcidcr, die aber
doch eine Sache für sich bilden und zumeist der ausgesprochenen Posamenterie
.ingehören, ist Seide und Metallfaden begreiflicherweise sehr wichtig. D
31
Im tianzen kann man jodonfalls sajjcn, da('^ dcv LKINKNKAOKN das eioiMit-
liche Material der wirklichen Spitze ist. Ks wird dies soLiar schon in einer der
ältesten, zugleich einer der wichtijjsten. schriftlichen l)ueilcn über iVic Spitze
hervorgehoben, in dem 1561 oder 1562 bei Froschower in Zürich erschienenen
'New Modelbuch'. Ks heifit da: "Do man nochmals die Kra<:e vnd anders mit gold
vnd syde durchzoch hat man fjrossen Kosten haben müssen mit seipffen waschen
dess selbijjen ist man jetz überhebt dan diss alles diewyl es nhs flächsinen faden
gemachet ist die lougweschen |laiijj;enwäsche| wo! crlydcn ma^.' Die Spitze
hängt eben von Anfang an mit der WASCllK im buchstäblichen Siime zusannnen
und entwickelt sich an dieser. In der Leibwäsche tritt sie zunächst nur an den
Knden, also am Halse und an den Ärmeln hervor, bei Alben auch am unteren
Knde, bei den Herrenkleidern der späteren Barockzeit dann an den Knien, wo die
Strümpfe oder Beinkleider enden. Doch verläf^t die Spitze hier vielleicht schon
ihren ursprünglichen Boden und wird zur freien Dekoration. In der eigentlichen
Renaissance ist die Verwendung von Spitzen an den Achseln der |in venezianischer
Art gehaltenen] Damenkleider auffällig, erklärt sich aber dadurch, daft der Ober-
ärmel ein eigenes vom Leib des Gewandes getrenntes Stück bildete und hier
immer Puffen oder Enden kurzer Hemdärmel üblich waren. — An den Morgen-
kleidern, an der Kirchen-, Bett- und Tischwäsche können sich besonders auch die
Einsätze, die den Spitzen von Anfang an so nahestehen, reicher entwickeln. D
Die frühen Renaissancespitzen, die übrigens nicht vor dem Ende des fünf-
zehnten Jahrhunderts nachzuweisen sind, zeigen durchaus GEOMETRISCHE
Formen; diese gehen jedenfalls schon auf die orientalischen Vorbilder zurück
und hängen auch mit der technischen Entwicklung der Durchbrüche aufs engste
zusammen. Beim Ausziehen oder Ausschneiden von Leinenfäden werden sich
quadratische Formen naturgemäß ergeben und ebenso liegen beim nachträg-
lichen Vernähen der ausgenommenen Stellen Diagonallinien sehr nahe. Auf
Grund der Quadrate, einfachen und gekreuzten Diagonalen entwickelt sich dann
das weitere Ornament, in dem bogen- und linsenförmige Gestalten sowie kleine
Zäpfchen besondere Bedeutung erlangen; diese entwickeln sich ebenso an den
äußeren Säumen. Bei reicherer Gestaltung und größerer Breite ergeben sich
durch strahlenförmig zusammengeführte Diagonalen oder Unterteilungen und
durch Zusammensetzen verschiedener Bogenteile die sogenannten RP^TICP>LLA-
MUSTER [Abb. 13]. Der Name hängt offenbar mit rete, reticella, kleines Netz, zu-
sammen, also mit NETZARBEIT, in der sich ähnliche Formen früh entwickelt
haben; später dachte man aber wohl mehr an die spinnenwebartige P>schcinung
der Form. Wenn die geometrischen Spitzen heute bisweilen als (iOTISCHE be-
zeichnet werden, so ist dies eine durchaus irreführende Benennung; denn in der
Zeit des gotischen Stiles gab es überhaupt keine Spitzen; wenigstens in Italien
war die Gotik, alsdieSpitze entstand, schon lange vorüber. Besonders beliebt sind
in den frühen Renaissancespitzen [bis etwa 1600 und noch etwas darüber] Entwick-
lungen aus Diagonalen, bei denen diese in den aufeinanderfolgenden Quadraten
[oder RechteckenJ ihre Richtung wechseln, so daß sich im ganzen eine fortlau-
fende zackig gebrochene Hauptlinie ergibt; fortlaufende wellige Ranken treten
32
O Abb. 1.1: KoliCfiU imch l. -un- \ . . «llio ü D Al^l' H: .>^lovakiM-li.- .spli/i-, Mu^<iiiii \Siin D
ist Rej»en P'nde des sechzehnten .lahrhunderts mehr hervor. Sehr wichtig sind,
rbenso wie in den Stoffen und Stickereien, die S-förmigen Linien, die man auch
tis Zusammensetzung zweier einander entgegengesetzter Halbkreise auffassen
kann |vgl. Seite 29, rechts oben'. D
In der zweiten Hidfte des sechzehnten. J.ihrhundcrts zeigen sich in den Spitzen
uich mehrfach HI>-\TT- und RANKKN.MOTIVK; merkwürdig, jedoch dem Renais-
>ancegeiste durchaus entsprechend, ist das häufige X'orkommen von mancherlei
tierischen und nu-nschlichen üKSTALTIl.N, die in der Harocke dann aber fast ganz
verschwinden und erst in den Spätbarock- und Rokokospitzen in anderer Form
wieder mehr hervortreten. G
Die eigentlichen Renaissancespitzen können wir auHier durch die erhaltenen
Stücke und einige (doch nicht allzuhäufigc] Darstellungen auf liildern vor allem
aus den zahlreichen alten ML'STKRHi'CHKRN für weibliche Handarbeit kennen
lernen. Die ältesten uns heute bekannten .Musterbücher behandeln übrigens
Stickereien, besonders solche nach gezähltem Faden, und sind in Deutschland er-
schienen; es mag diese Tatsache durch die frühe Kntwicklung der deutschen Huch-
druckerkunst und des deutschen Verlages zu erklären sein. Doch enthalten schon
diese frühesten Werke Zeichnungen nach offenbar italienischen Vorbildern. Be-
sonders her\'orgehoben seien hier wegen ihrer Bedeutung für die Spitze etwa
die Werke von Valvassore, Pagan, Calepino, Vinciolo, Crivellari, Franco, Catanea
Parasole,Folli.Cesare\'ecellio; zu den bemerkenswerten gehört auch 'LeF*ompe'
[Venedig 1562]. Über die verschiedenen Namen der Spitzen in den alten Muster-
büchern kann hier nicht näher gesprochen werden; auf einige wurde übrigens
bereits hingewiesen. Erwähnt sei nur, daft schon in den alten (juellen die Aus-
drücke für die verschiedenen Durchbrucharbeiten [punto tagliato und punto tirato
sowie disfilato| nicht klar auseinandergehalten werden; punto in aere bezeichnet
die reicheren frei gearbeiteten Muster; punto a fogliami ist ein Muster mit Blatt-
»rnament; punto di stuora bezieht sich wohl auf Arbeiten an Fenstervorhängen,
3 • Geschichte des Kunstgewerbes. 11 33
also anscheinend auf eine Art der Netzarbeit [vom italienischen stoia oder stora,
bei Perrault störe genannt, was uns heute als enj^lisch jrilt]. D
Mit dem Ende der Renaissance treten auch die Spitzenbüchor zurück. Sic
waren so lange wichtig, als die Muster klein und nach gezähltem Faden auszu-
führen waren; später, als die Zeichnung gro|\/.ügig und vielgestaltig wurde,
konnten gedruckte \'orlagebücher nur scliwcr mehr ihren Zweck erfüllen. Auch
dienten solche Werke wohl hauptsächlidi dem Hnusfleil-^, während die hoch ent-
wickelte Barockspitze gewil^ weit seltener als wirkliche Hausarbeit und jedenfalls
nicht in so vielen Wiederholungen ausgeführt wurde. Doch sind uns Stiche er-
halten, die noch in der Barockzeit vornehme Damen mit Spitzenarbeit beschäftigt
zeigen. Man gebrauchte beim Nähen der Barockspitzen anscheinend MODKL-
DRUCKK auf Leinen oder Pergament als unmittelbar zu verwendende Unterlagen;
es sind einige derartige Drucke erhalten, die kaum anderen Zweck haben kcnniten.
Für einfachere, öfter auszuführende. Barockspitzen erscheinen [wenigstens im
süddeutschen Verlage] noch um 1700 V'orlageblätter in Kupferstich. D
Doch kehren wir zur früheren Zeit der Spitze und ihrer technischen Durch-
führung zurück. Wir müssen als die beiden Hauptarten die Näh- [Nadel-] und die
Klöppelspitze unterscheiden. Die NAHSPITZK hat sich vor allem an den Durch-
brüchen und an den Festigungssäumen entwickelt. Zu ihrem Wesen gehört es,
da^ sie sich reihenweise durch Umschlingung eines [durch die Leinwand gegebenen
oder frei gespannten] Fadens entwickelt; es wird sich immer eine Schlingcnreihe
an die andere legen. Dies ist das Hauptkennzeichen, wenn man die Technik fest-
stellen will. Die KLÖPPELSPITZE dagegen arbeitet mit ursprünglich gleich-
laufenden Fäden, die durcheinander gekreuzt werden. Damit die Kreuzungen
sich nicht lösen, werden meist je zwei Faden vor und hinter der Kreuzung um-
einander gedreht; man arbeitet darum fast immer mit F'adenpaaren. Manchmal
werden die Fäden auch nach Art der Leinenbindung durcheinander geschlungen
und stellen an einigen Stellen tatsächlich ein kleines Gewebe dar [Leinenschlag].
Das Kreuzen und das Umeinanderschlagen der F'äden sind wieder Zeichen der
Klöppelarbeit. Der Name ist einem äuf^eren Hilfsmittel entlehnt; nämlich den mit
einer Schutzhülse versehenen Spulen, um die man die Fäden während der Arbeit
wickelt, um sie vor dem Verwirren und Verschmutzen zu sichern. In früher Zeit
ver^-endete man auch kleine Kn()chelchen, woher der in älteren italienischen
Quellen vorkommende Ausdruck 'ad ossi' stammt. Die Klöppelspitzen werden
auf walzenffirmigen oder flacheren Kissen gearbeitet, wobei gewisse Punkte des
Musters durch Stecknadeln gesichert werden können. Von der Macramearbeit
war schon die Rede; Applikationsspitzen kommen in früher Zeit noch nicht vor,
höchstens aus Leinwand ausgeschnittene Nähspitzennachahmungen. D
Bei den Näharbeiten wird die Dicke der fertigen Arbeit immer die dreifache
FADENSTÄRKE betragen, da ein Faden um einen anderen herumgeschlungen
werden muf^; bei der Klöppelspitze wird sich nur die doppelte P'adenstärke er-
geben, da die Fäden nur gekreuzt oder umeinander geschlungen werden. Aus dem
gleichen Material verfertigt, wird die Nähspitze somit um die Hälfte dicker sein als
eine entsprechende Klöppelspitze. Wenn es sich also darum handelt, ein möglichst
34
Vlih l'j Spatrfiiaissaiii-i'spit7f (aus l.i'iii\van<l ifcsi-hnilten) im • •slcrrcichlsi-hcTi MuHcutii, NS'irn D
dünnes und luftiges Kr'/.pui,MHs luM/usti'Uen, wird die KKippelspit/.e den \'(ir/.ui^
verilienen. Da^e^jen wird die Kloppelspitze weit zurückstehen, wo es sich um
Schärfe und Klarheit der Formen handelt; denn man muf, bei ihr immer Hedacht
darauf nehmen. daf> die Fäden untergebracht werden, wo man ihrer für das Muster
auch gerade nicht bedarf, und darauf, da|i man den Lauf der Fäden nicht zu oft
unterbreche. Insbesondere geschlossene Kreisformen sind beim Kloppehi kaum
auszuführen;s.Seite29unten';daher ist die KI.ÖI'PKI.SIMTZK gerade für die RK-
TICFl.LA nicht geeignet und wird überhaupt dem Streben der Henaiss.mce nach
Formenkhjrheit nicht ganz gerecht. Sie wird daher in dieser Zeit nicht als die
führende Spitze, sondern gewisserma(>en als der billigere Krsatz der genähten
Arbeit, angesehen werden müssen. Die Abb. 14 zeigt deutlich, wie die Kreisformen
sich infolge der Technik auflösen; so verlieren solche Formen, besonders in der
VOI.KSTÜMI.ICHFN KUNST, wo sie noch lange üblich bleiben und eigentlich nie
ausgestorben sind, vielfach ihren ursprünglichen geometrischen Charakter und
werden unter der Hand der Räuerin oder des Bauernknaben [denn auch der männ-
liche Kl(>ppler spielt in der \'olkskunst eine wichtige Kolle, in wellige und schlieli-
lich in baumförmige Gestalten umgewandelt, ja selbst iti Tierformen | besonders in
Doppeladler, die keineswegs auf Deutschland und Österreich beschränkt sind und
in ihrer Symmetrie überhaupt nicht heraldisch, sondern ästhetisch aufgefaf^t werden
müssen]. Wenn zu solchen Umformungen, wie in zahlreichen slawischen und spa-
nischen Arbeiten, noch bunte Fäden kommen, oder wenn die Spitzen sich, wie bei
manchen slowakischen Krzeugnissen, ganz farbig ausgestalten, dann ist es tat-
sächlich oft schwer, den Ursprung der Motive wiederzuerkennen. Und doch liegt
er in den geometrischen Formen der Keticella ; es sei hier aber noch einmal darauf
hingewiesen, daft in manche Gegend die Anregung unmittelbar aus dem Orient
[oder der Balkanhalbinsel j gekommen sein mag. D
Wenn also die Klöppelspitze in bezug auf PV)rmenschärfe nicht ganz den An-
forderungen des Renaissancegeschmackes zu entsprechen vermag, so werden
doch schon früh auch reticellaartige Muster geklöppelt; insbesondere sind die
Zackenbesätze an sonst genähten Durchbrucharbeiten schon früh und häufig in
Klöppeltechnik ausgeführt; es ist eben die viel rascher fördernde Technik. D
3* 35
Abb. 16: Volksituniliclie iiiiruckhpiliCi- im Ui>terrcicliii>clu'ii Muhi-uiii /u Wien O
fcis ist auch darüber viel j^cstritton worden, ob die KLOPPKLSPITZE in Italien
oder in den Niederlanden KKKL'NDKN worden ist. Jedenfalls darf man wohl sa^'en,
da(> die Klöppelspitze nicht dem Orient entstammt; dort ist bis heute nur die Näh-
spitze volkstümlich; man wird auch sagen dürfen, daj^ die F'rage in gewissem
Sinne müftig ist, da die Klöppeltechnik offenbar alter ist als die Spitze in unserem
Sinne überhaupt und da sie schon vor Ausbildung der Spitze zur Herstellung von
POSAMENTKRIKN angewendet wurde. Ks ist also gar nicht ausgeschlossen, ja
aus anderen Gründen, die hier nicht auseinandergesetzt werden kfinnen, nicht
einmal unwahrscheinlich, daf> in den Niederlanden schon früher Posamenterien
geklöppelt wurden, ehe Italien überhaupt Spitzen erzeugte. Jedenfalls sind bereits
von der späteren Renaissance an die Niederlande ein Hauptsitz der Klöppelin-
dustrie — und schon in früheren Spitzenbüchern ist der 'ponto fiamengo' er-
wähnt; aber wir haben dennoch Grund, die Umwandlung der niederländischen
Klöppelarbeiten in wirkliche Spitzen in unserem Sinne erst als Wirkung italie-
nischen Einflusses anzusehen. Wir kennen weder aus Bildern noch aus sonstigen
Quellen niederländische wirkliche Spitzenarbeiten, die als älter anzusehen wären,
als die italienischen. D
Für ein gewisses Gebiet wenigstens kann uns die Vorrede des früher er-
wähnten Züricher Spitzenbuches jvon PVoschower] einen F"ingerzeig dafür geben,
welchen Weg die Spitze in ihrer Verbreitung nahm. Es heißt da: 'Die Kunst der
Dentelschnüren / so jetz by fünff vn zwentzig jaren lang in vnseren landen
vfcommen vnd brüchig [ gebräuchlich] worden sind. Dann die selbigen im jar 1536
erstmals durch dieKoufflüt vft Venedig vnd Italien insTütschland bracht worden'.
Dafs unter DENTELSCHNÜREN |vgl. 'dentelles'l in Klöppelarbeit ausgeführte
Einsätze und Spitzen verstanden werden müssen [die übrigens alle noch sehr
schmal sind], geht aus dem weiteren Texte und den Abbildungen, bei denen auch
immer die Zahl der nötigen Klöppel angeführt ist, klar hervor. Jedenfalls wurde
in Italien allenthalben, besonders aber wohl in Genua, geklöppelt; Mailand war
auch durch die geklöppelten Gold- und Silberspitzen bekannt, die aber mehr zu
Oberkleid-, Kelchdeckenbesätzen und ähnlichem dienten. In Venedig wurden
36
O Abb li: KunciiBpitti- im (J.ftrrri-icIUBClii'ii Muitrum zu Wiirii O
Wühl beide Spit/enartcn ausjjeführt; in der Nahspit/c hatte Venedijr offenbar die
Kiihrunjj. Viel wurde anscheinend in den Klöstern dieser Stadt gearbeitet. D
Wenn bei den Spitzen während der eigentlichen Henaissancezeit die stren-
V,'eren geometrischen Formen fast alleinherrschend sind, daneben allenfalls einij^e
fimirale und pflanzliche Motive, so treten t,'e^en Knde des sechzehnten Jahrhun-
derts }jröf>ere Ranken deutlicher hervor. Doch erhalt sich die Reticella noch
lange, worüber später zu reden sein wird. D
Au(\er der Vorliebe für gröj^ere Hanken erkennen wir in den Spätrenaissance-
s()itzen vielfach das Streben, die reicheren symmetrischen Formen, die nun viel-
lach an Stelle der strengeren Durchbrüche treten, mit größeren Aut^,enzacken
einheitlicher zu verbinden jvgl. Abb. 15]. Die wirklichen HAROCKSIMTZKN ent-
wickeln sich aber dadurch. dat^> sich die Ranken — inni'rhalb tler ursprünglichen
Durchbrüche an den Rändern — möglichst ausdehnen, freier und zugleich reicher
gestalten; die Zacken bleiben dabei zumeist auf einer früheren Stufe der Ent-
wicklung stehen und zeigen oft ganz einfache Stäbchen- oder Bogenformen. Diese
Kntwicklung ist gegen die Mitte des siebzehnten. Jahrhunderts schon ganz deutlich.
Die geometrischen Hauptlinien, die Grundlage der früheren Spitze, verschwinden
nun völlig, die grof^en Rankenfornien sollen allein sprechen; da sie aber eine
X'erbindung erhalten müssen, um nicht auseinander zu fallen, werden sie durch
STKOK ,HRIDKS| verbunden und diese, einer früheren, schon bei der Reticella
beobachteten, Gewohnheit entsprechend, nicht selten mit kleinen STAHCHKN oder
BOGEN (PICOTSI versehen. Ursprünglich haben die verbindenden Stege mit den,
ihre Wirkung eigentlich nur zerstreuenden und aufhebenden, Picots aber keine
groftere ästhetische Bedeutung; doch werden wir sehen, daft sie im weiteren
\'crlaufe der Entwicklung eine solche erlangen. D
Die einzelnen Formen werden, wie dies später für die ähnlichen französischen
.Arbeiten urkundlich gesichert und an einzelnen erhaltenen Stücken noch deutlich
zu erkennen ist, jedenfalls einzeln gearbeitet und dann erst zusammengesetzt. Die
Hauptformen erhalten, dem barocken Streben nach kräftiger Wirkung gemäft, oft
sehr starkes RELIEF, das durch Einlegen von Fäden erzeugt wird; RoP>haare
37
werden wohl nur in die kleinen pikotartigen Bogen eingelegt, um ihnen die nötige
Steife zu verleihen. Kcht barock ist es dann auch, da^ die grofien Rankenformen
im Inneren durch verschiedene durchbruchartige geometrische Musterungen
bereichert werden. Die kräftigsten solcher Arbeiten, die wir als VENEZIANER
RELIEFSPITZEN zu bezeichnen pflegen, wie etwa die der Tafel, können jeden-
falls mit den stärksten Barockarbeiten an Wirkung wetteifern. D
Es ist begreiflich, da^ auch für die Barockspitze mit ihrem Streben nach Wucht
und Relief eigentlich nur die Nähtechnik vollkommen geeignet ist. Doch gibt es
zahllose großgemusterte Barockspitzen auch in Klöppelarbeit; ja selbst ein ge-
wisses Relief wird dabei durch Einlegen stärkerer F'äden erstrebt. Es scheint
dies besonders in Spanien versucht worden zu sein; doch kann das Relief nie so
wie in der Nähtechnik erreicht werden. — Eine gewisse Verschwommenheit der
Formen, die sich, wie gesagt, bei Klöppelarbeiten gewöhnlich einstellt, zeigt
sich natürlich auch bei den geklöppelten Barockspitzen; insbesondere ist dies
wieder bei den mehr oder minder volkstümlichen Arbeiten der Fall. Auch die
Barockspitzen entarten zuletzt so, dag man aus den allgemein verschlungenen
Linien den Ursprung nur schwer herauszufinden vermag; gesichert sind solche
ENTARTETE FORMEN mindestens schon um 1700, aber sie sind wohl weit älter
und haben sich in der Volkskunst, wo dann noch häufig die Farbe hinzutritt, bis
heute erhalten [Abb. 16 1. Wenn die Klöppeltechnik also schon das Relief und die
klare Form der Barockspitze nicht ganz wiederzugeben vermag, so macht sich
in ihr auch noch eine andere Eigentümlichkeit geltend, die anfangs wohl mehr ge-
duldet oder selbst als Fehler empfunden wurde, später aber, bei geändertem Ge-
schmack, sich als ein Vorzug herausstellte. Die Klöppeltechnik drängt nämlich
durch ihr Streben, die Fäden in bestimmter Richtung vorwärts zu bringen und um
einander zu schlingen, dazu, die verbindenden Stege zwischen den Hauptformen
in eine gewisse regelmäfiige NETZFORM zu bringen. So hat sich das regelmäf^ige
Netz, das die grofjzügige Wirkung der Hauptform in gewissem Sinne entschieden
beeinträchtigt, sicher früher bei der geklöppelten als bei der genähten Spitze aus-
gebildet. Wenn wir im späteren siebzehnten Jahrhundert mit der Weiterentwick-
lung des Barockgeschmackes in der Spitze auch bei der Nähspitze die Stege all-
mählich dichter und reicher werden sehen, so sind bei dieser wirklich regel-
mäßige Grundnetze doch erst um 1700 zustande gekommen, während wir für die
Klöppelspitze hierfür einen früheren Zeitpunkt anzusetzen haben. Einen Haupt-
typus solcher Spitzen stellen die sogenannten MAILÄNDER SPITZEN dar, die
starke Barockformen und ein dichtes Netz vereinen [s. die Tafel |. Da bei der Arbeit
für die Hauptformen und für die Gründe großenteils eigene Fäden verwendet wer-
den, laufen die des Grundes dann oft frei hinter den Formen durch : ein besonderes
Kennzeichen dieser Art. Außer den großzügigen Barockspitzen — aber jedenfalls
nach ihnen — bilden sich kleiner gemusterte aus, in denen die einzelnen Teile,
wenn auch noch stärker hervortretend, infolge der Auflösung der Zeichnung doch
einen weniger kräftigen Eindruck machen; es kommen dadurch die bindenden
Stege, die außerdem noch möglichst bereichert werden, weit mehr zur Geltung
als bei den größeren Mustern. Wegen der reich mit Picots besetzten kleinen
38
%
VENEZIANISCHE RELIEF-
SPITZE • MAILÄNDER SPITZE
Bogenformen, die sich an die verbindenden Stege ansetzen, wird diese Art als
ROSALINSPITZK jPOINT DK ROSE] bezeichnet jAbb. 17;,. Die eigentliche Blüte
dieser Gattung fällt übrigens erst in die Spätbarock-, ja selbst in die Hokokozeit.
Doch werden solche weniger wuchtigen Formen schon im späteren siebzehnten
Jahrhundert, insbesondere unter dem Kinflusse des mehr auf Grazie gerichteten
französischen Geschmackes, immer mehr beliebt und offenbar auch schon in Italien,
zum Teile unter französischem Kinflusse, erzeugt ; es wird hierüber bei der Ent-
wicklung der französischen Spitze noch mehr zu sprechen sein. Auf jeden Fall ist
die Barockspitze aber im grof^en ganzen noch eine Schöpfung Italiens, insbeson-
dere V'enedigs, und nimmt auch eine auf>erordentlich wichtige Stellung sowohl im
künstlerischen als im wirtschaftlichen Leben Italiens ein, so daft schon deshalb eine
etwas ausführlichere Behandlung gerechtfertigt ist. Wie gewaltigen Umfang die
Ausfuhr dieser Arbeiten hatte, wird sich bei der Besprechung der französischen
Spitze zeigen. D
Die grof^gcmusterten Barockspitzen sind, zum Beispiel als Miiniierkravatten,
noch weit ins achtzehnte Jahrhundert hinein üblich, während Damen nur mehr die
späteren zarteren Formen tragen. Am längsten erhielten sich die kräftigen For-
men bei den auf die Fernwirkung berechneten kirchlichen Arbeiten, so da(> es
üblich geworden ist, die einfacheren aber großzügigen Klöppelarbeiten dieser Art
als KIKCHKNSPITZKN zu bezeichnen. Auch der Ausdruck GUIPl'KK wird später
auf die großzügigen Barockspitzen bezogen. Ursprünglich bezeichnet der Aus-
druck Stickereien oder Posamcnterien, die aus Gimpen [dünnen schlauchartigen
Schnüren aus Metallfaden oder Seide] hergestellt sind ; da man nun später die groß-
zügigen Formen hauptsächlich von diesen Arbeiten her kannte, während die Muste-
rungen der Spitzen zumeist zarter geworden waren, so übertrug man den Namen
auf die genannte kräftigere Spitzenart. D
Kurz sei hier auch noch auf einige TECHNISCHE EIGENTÜMLICHKKITKN
hingewiesen. Schon unter den großzügigeren Spätrenaissancespitzen finden wir
Arbeiten, die [bei starker Umrandung der Hauptformen] aus der Leinwand ausge-
schnitten erscheinen, so daß wir eigentlich eine Art Stickerei vor uns haben: auch
sehen wir bei sonst genähter Arbeit die durchgehenden Hauptlinien größerer
Musterungen bisweilen aus gewebten oder geklöppelten Bändern hergestellt.
Später werden nun die ganzen Hauptformen aus LITZKN gebildet und die Teile
dazwischen ausgenäht; wir haben darin die unmittelbaren Vorläufer des soge-
nannten 'point lace' zu sehen. — Ganz kurz mögen hier die QUASTKN der Schnüre
erwähnt werden, die man in der Spätrenaissance- und früheren Barockzeit vorne
an den Spitzenkragen anbrachte, um sie zusammenzuhalten. Sie haben oft sehr
reiche Formen und sind entweder frei mit der Nadel oder auch über festere Unter-
lagen gearbeitet. — Über eine ganz besondere Art der Spitze, die schon der Re-
naissance angehört aber noch die Barocke hineinreicht, die sogenannte SPANI-
SCHE SPITZE, soll später gesprochen werden, wenn von Spanien gehandelt wird ;
doch sei hier gleich bemerkt, daß diese Art keineswegs ausschließlich spanisch,
ja kaum ursprünglich spanisch ist und daß sie auch in Italien Bedeutung und eine
frühe Entwicklung hatte. D
39
'-'ifM^
uvmm^
Abb. 18: Chorgestühl aus der Kathedrale zu Cordoba von Pedro Cornejo [gestorben im Jahre 175S)
Jedenfalls zeigt sich auf wenigen Gebieten der gewaltige Einflufi der italieni-
schen Barockkunst so klar, wie auf dem der Spitze; es ist aber, wie wir sehen
werden, dann auch kaum anderswo der Übergang der Führung von Italien an
Frankreich und die Umwandlung der Formen durch den nordischen Geist so deut-
lich zu erkennen wie gerade bei der Spitze. D
2. SPANIEN UND PORTUGAL D
Unter den Ländern, die sich im Laufe des 16. Jahrhunderts an die italienische
Kunstbewegung anschlössen, nimmt SPANIEN eine besonders hervorragende
Stellung ein. Das sechzehnte und siebzehnte Jahrhundert zeigt dieses Land trotz
mancher bereits hervortretender Mängel doch auf der Höhe seiner Entwicklung
und vielfach als Vormacht Europas; es ist nicht nur im Besitze reicher materieller
Mittel, sondern zeitigt gerade im siebzehnten Jahrhundert, der eigentlichen Zeit
der Barocke, Meisterwerke der Dichtung und Malerei, die zum Höchsten gehören,
wasMenschengeistauf diesen Gebieten überhaupt geschaffen hat. Das sechzehnte
Jahrhundert ist dazu nur die Vorschule, die in bezug auf bildende Kunst in allen
Hauptsachen italienisch ist; der niederländische Einfluf^. der in der vorhergehen-
den Periode vorherrscht, ist kaum mehr von Bedeutung und Frankreich, in dieser
Zeit infolge innerer Wirren geschwächt, für das Ausland kulturell kaum von Be-
deutung. Neben den italienischen Einwirkungen sind allerdings auch noch Spuren
maurischen Einflusses erhalten geblieben, wenn auch die direkte Mischung goti-
scher, maurischer und italienischer Formen, die wir als Plateresco-Stil bezeich-
nen, gerade durch die Barocke überwunden wurde. D
Es ist begreiflich, daß die Barockkunst mit ihrer inneren Glut insbesondere
40
Abb. 19: Portugiesische Stühle des siebzehnten Jahrhunderts aus dem K. K. Osterreichischen Museum
Q für Kunst und Industrie zu Wien und aus privatem Hesitz O
dem spanischen Geiste entsprach, ist doch auch der Hauptanstoti zur Ge(Tenrefor-
mation, die ein so entscheidendes Moment in der Kntwickhinji; der Barockkunst
darstellt, von Spanien ausfjecrani^en. Auch erkennen wir, wenn wir etwa Spanien
und Holland vergleichen, wieder den scharfen Gegensatz, der das siebzehnte .Jahr-
hundort erfiiUte; der Widerstreit zwischen diesen beiden Staaten betraf nicht nur
das politische sondern auch das künstlerische Gebiet. □
Imspanischen Volke, das ja aus sehr verschiedenen Rassen zusammengeflossen
ist, und oft auch in der Seele des einzelnen Spaniers liegen zwei ganz verschiedene
WKLTAUFFASSUNGEN miteinander im Kampfe: Naturalismus, der oft zur haus-
backenen Verständigkeit wird, und glühende Schwärmerei. Es sind die Geister
Sancho Pansas und Don Quichotes. Die Schwärmerei des Spaniers schlägt aber
leicht ins Formlose um, sie erhält etwas Übertriebenes und Krauses, das uns schon
an der spanischen Spätgotik untl dann besonders wieder an der sj)anischen Harock-
kunst auffällt. Es kommt so für unsere Empfindung in vieles ein orientalischer
Zug, auch dort, wo nicht geradezu orientalische Einzelformen mitgewirkt haben.
Leider ist die Geschichte der spanischen Kunst noch ein fast ganz verschlossenes
Gebiet, besonders aber die Geschichte des spanischen Kunstgewerbes. Wir
müssen uns daher hier mit einigen Andeutungen begnügen und wollen eigentlich
nur auf jene Erscheinungen hinweisen, die für Spanien eigentümlich und zugleich
für die übrige europäische Fintwicklung von FlinfluH; waren. □
Da wurde schon auf die spanischen LEDERWAREN hingewiesen; ihre Bedeu-
tung reicht, wie bereits früher angedeutet, sicher bereits in maurische Zeit zurück.
41
Wurden solche Arbeiten auch schon in der Mitte des sechzehnten «lalirhunderts
in ItaUen in treffhcher Weise nachgeahmt, so führte Spanien doch noch im «ranzen
siebzehnten Jahrhundert kunstvolleres Leder dahin aus oder auch nach Krank-
reich, selbst j^ejTen Knde des .Jahrhunderts, als dort selbst bereits v\nc blühende
Industrie dieser Art bestand. Spanische KKDKRTArKTKN |(UIAl)AiMAClLKSl
wurden besonders in Cordova. Barcelona, N'alladolid und Sevilla herjrestellt. Die
spanischen Ledertapeten, besonders die aus Cordova, jjelten als besonders stark
im Relief; auch sind sie vergoldet und bemalt. Die Muster entsprechen den gro|>en
barocken und teilweise indischen [auch ostasiatischen I Stoffen. Vasen, Vögel, Amo-
retten in den Zweigen sind sehr beliebt; die Gründe sind meist grün, blau, weifi
oder golden. Gepref^tes und vergoldetes Leder wurde vielfach auch als ÜBFRZUG
von Koffern. Kassetten und Kabinetten verwendet. Gerade an der Kntwicklung
der Kabinette hatte Spanien ja einen Hauptanteil; es erhielten sich hier auch die
älteren einfachen F'ormen mit Lederüberzug besonders lange. D
Die spanischen KSCHITORIOS IKABINKTTK, SEKRKTÄRK] in Kbenholz und
Marquetterie sind seit dem sechzehnten Jahrhundert ebenso berühmt wie die
cabinets d'Allemagne, die sich allenthalben in französischen Inventaren finden.
Besonders hervorgehoben werden die Arbeiten aus Salamanca. die nicht selten
auch mit ausgezeichneten Bronzen verziert waren. Schon im sechzehnten Jahr-
hundert kam auch viel kostbares Holz aus Indien nach Sevilla und wurde hier zu
schönen Kabinetten und Tischen verarbeitet. Als eine Spezialität Spaniens gelten
die ESCARPARATES, eine Art kleiner Kabinette, die durch einen grofien Spiegel
geschlossen und gewöhnlich mit Schildpatt und Bronze geschmückt waren. Kenn-
zeichnend für die Neigung spanischer Arbeiten zur Überladung ist eine andere
Art der Kabinette, die sogenannten BARGUENOS, so genannt nach einem Orte
Bargas in der Nähe von Toledo; sie sind überreich mit Bein- und Elfenbeinsäulen
verziert, mit Perlmutter eingelegt und über und über mit Malerei und Vergoldung
bedeckt. Diese spanischen Kabinette mufften hier erwähnt werden, weil sie, in
ihrer Entstehung noch in die Renaissance zurückreichend, doch weit in die Barocke
hinein hergestellt wurden. D
Spanische MüBEL der früheren Barockzeit unterscheiden sich nicht wesent-
lich von den frühen Barockarbeiten Italiens oder denen der Niederlande, die wir
noch kennen lernen werden. Spätere Arbeiten lassen den erwähnten phantasti-
schen Zug und eine Fülle, wie etwa die neapolitaner Arbeiten, erkennen [Abb. 18|.
Die GOLDSCH.MIEDK ARBEITEN Spaniens [und Mexikos [ zeigen zum Teil
noch im siebzehnten Jahrhundert den sogenannten Platerescostil. Einige Meister
der Spätrenaissance, wie der berühmte JUy\N DE ARFHE Y VILLAFANE, stehen
unter italienischem, andere wieder unter deutschem, niederländischem und später
französischem Einflüsse [großenteils durch Ornamentstiche vermittelt). In den
ausgesprochenen Barockarbeiten, wie in der Schüssel [Abb. 20|, zeigt sich eine
eigentümlich krause Gedrängtheit und die P'ülle der spanischen Arbeiten. D
Für feine FAYENCHl.N bestehen in Pucntc del Arzobispo 1645 acht F'abriken,
deren Erzeugung auf 40 000 Dukaten bewertet wird. Berühmter sind noch die
^acht Fayencefabriken von Talavera de la Reyna, mit einem jährlichen P>zeu-
42
Abb. W:
Spanixi-tic .silbcrhcliiibbi-l, Souih Km-
Hinitton-MuHrum, London O
ßungswerte von 50 000 Duk.iuii. aller-
dings stehen die Arbeiten, /lun Teile Mau
bemalt in Art der ehinesischen, zum Teile
bunt in Nachahmung' italienischer Majo-
liken nicht mehr auf der Höhe jener des
sechzehnten Jahrhunderts. Späterer Zeit
gehört die Fabrik von Alcora an, die noch
geleijentlich erwähnt werden soll. D
Die (lOl^KLINS hielten im sechzehnten
Jahrhundert in Ara^;on pannos de Ras, in
Catalonien draps de Ras, wobei das
Wort Ras wie das italienische arazzi,
sicher von Arras abgeleitet ist, und lassen o
schon dadurch die i»rof>e Bedeutung der niederländischen Gobelinindustrie für Spa-
nien erkennen. Im Jahre 1578 ernennt Donna Ana. die vierte (Jemahlin Philipps II..
den I'KDRO (IITIKRRK/ zu ihrem Tapissier; 15S2 erliält dieser dann dieselbe
Würde bei Philipp II. selbst. ir)25 foi^-te ANTONIO CKRON in der Fabrik, von der
zwei Räume auf dem berühmten Bilde des Velastpiez Las hilanderas dargestellt
sein sollen. Die Werkstätte, 'Santa-Isabel' genannt, arbeitete bis nach 1707. Kine
andere Fabrik, die zu Santa-Bärbara bei Madrid, hat sich dauernd erhalten. Sie
wurde 1720 [oder 1722J mit Unterstützung des Königs durch JACOB VANDFR-
GOTFN aus Antwerpen gejiründet; 17;J0 wurde sie nach Sevilla, wo damals der
Hof seinen Sitz hatte, übertragen und 1733 wieder nach Madrid zurück verlejjt.
Ihre Tätigkeit liegt naturgemäß größtenteils schon außerhalb der Barockentwick-
lung; nebenbei bemerkt wurden in dieser Werkstätte auch noch 45 (lobelins nach
GOYA ausgeführt. D
Die spanische WFBFRFI hat in der Barockzeit keine besondere Bedeutung
mehr, wenn die etwas phantastischen Formen mancher Spätrenaissance- und
Barockstoffe auch auf die Annahme spanischer Herkunft hinleiten. Doch hat sich
eine solche Annahme vielfach auch als Irrtum erwiesen, und es hat sich er-
geben, daß manche der als spanisch geltenden Stoffe — ostasiatisch sind, wor-
über noch zu reden sein wird. Die Weberei litt unter dem allgemeinen Nie-
dergange der spanischen Industrien, der eine Folge verfehlter Vf)lkswirtschaft
und der Vertreibung oder Auswanderung vieler der fleißigsten FIcmente war.
Dafür war Spanien, das an seinen Kolonien immer noch eine Quelle reichlichen
Zuflusses von FidelmetaJlen besaß, im siebzehnten und noch im achtzehnten Jahr-
hundert ein Hauptabnehmer französischer, niederländischer, englischer, deut-
scher und anderer Waren. D
Diekostbaren spanischen APFLIKATIONSSTICKFRFIEN,besondersausSamt,
entwickeln sich in der späteren Renaissance und verbleiben in der Barocke. Spanien
eigentümlich sind Applikationen aus feinem weißen grauen] Leder auf Atlas;
wichtiger sind auch die spanischen PIQUKSTICKKRFIFN. P'lächenhafte Sticke-
reien werden in Spanien besonders gern als Möbelüberzüge verwendet. Früher
wurde schon auf die spanischen SPITZEN hingewiesen, die z. B. im französischen
43
Kroninvcutar unter LiulwiiiXlW als POINT D'KSPACiNK sehr häufio vorUi)innuMi.
Bei dieser Spit/ennrt worden die inneren Fäden, über welchen mit Seide und zwar
fast immer mit bunter Seide jjeniiht wird, aus Gold odei- Silliei- «iebildet | Abb. 21 1.
Es wird dadurch eine ähnliche Wirkung,' in der Spitze wie bei der soy^enannten
Lasurtechnik in der Stickerei erzeujjt ; es schinuiiert nämlich die metallische Unter-
lage, die in den \'erbindungen iibrij^ens ^anz frei liejjt, hindurch und verleiht dem
(lanzen, besonders bei Hewe^^ung der Stücke, einen {gewissen schinnnernden
Glanz. Die meisten erhaltenen spanischen Spitzen zeijren die I<\)rmen der Spät-
renaissance, sind in ähnlicher Art aber offenbar noch weit in das siebzehnte Jahr-
hundert hinein gearbeitet worden. Ks wurde schon oben |Seite39| angedeutet,
da(> man in diesen Arbeiten kaum eine unmittelbar spanische Erfindung zu er-
blicken habe. So gibt es solche Erzeugnisse schon früh etwa auch in Süddeutsch-
land; hierher sind sie wohl aus Italien gekommen. Es ist aber möglich, da|3 die
reichste Ausgestaltung dieser Arbeiten iji Spanien vor sich gegangen ist und
jedenfalls scheinen sie sich dort länger als irgend anderswo erhalten zu haben.
Es ist dies auch begreiflich, da sie dem in gewissem Sinne orientalisch-phantasti-
schen Geiste des Spaniers besonders entsprachen, war Spanien doch auch vorher
schon das Hauptland der goldschimmernden [lustrierten) Fayencen und ein Haupt-
gebiet der Lasurstickereien gewesen. Auch diese Stickereien haben sich übrigens
hier, wenn auch in vereinfachter Form, länger erhalten als in anderen Ländern. D
Aufter den hier beschriebenen echten gibt es auch schon in alter Zeit — und
auch außerhalb Spaniens - die sogenannten UNECHTEN SPANISCHEN SPITZEN.
Bei diesen sind die Hauptformen in bunter Seide auf Leinen gestickt und nur mit
Goldumrandet sowie mit goldenen Verbindungen versehen; die unbestickte Lein-
wand des Grundes wird dann ausgeschnitten, so daf^ der Gesamteindruck der
Stickerei ein spitzenartiger ist und der echten spanischen Spitze sehr ähnelt, nur
fehlt der Reiz des durch das Ganze hindurchgehenden Lüsters. Die als spanische
Spitzen bezeichneten Arbeiten kommen als BESÄTZE bunter Stickereien oder
auch als ganze Decken | Kelchdecken, Tisch- und Bettdecken | vor. Von früheren
Typen spanischer Leinenspitzen war schon oben [Seite 30| die Rede. Von spa-
nischen RETICELLA-ARBEITEN und früheren Renaissancespitzen anderer Art
besitzt das K. K. österreichische Museum für Kunst und Industrie in Wien eine
grof>e alte Mustersammlung, die sich durch kapriziöse Formen von den italieni-
schen Arbeiten unterscheidet. Später nehmen die spanischen Reticellaspitzen oft
ganz spinnennetzähnliche Gestalt an und werden auch technisch anders gearbeitet,
als an anderen Orten; es bilden sich die sogenannten SOLSPITZEN, die sich dann
auch nach dem spanischen und portugiesischen Südamerika vcrl)roiten und df)rt
heute noch, zum Teil von Eingeborenen, aus Baumwolle, Leinen und Seide in ver-
schiedenen Farben ausgeführt werden ; zahlreiche die Kreise in Durchmesserrich-
tung durchlaufende Fäden bilden in der Mitte eine starke Verdickung, ein Kenn-
zeichen dieser späteren Art [vgl. Abb. 22). D
Daf3 in Spanien, der allgemeinen Vorliebe für die Farbe entsprechend, auch die
Leinenspitzen 'und ebenso die Seidenspitzen j in der Volkskunst farbig werden,
ist bereits weiter oben erwähnt worden. Schwarze SEIDENSPITZEN. reichen in
44
D Abb. 21: Spanische Spiizt- im Ostcrrrichlachen Muneiim /u Wien D
Spanien, wo schwarze Schleier schon seit .Jahrhunderten als Schutz gegen die
brennende Sonne getragen werden, jedenfalls weit zurück. D
D D
Auf die autserordentlich verwickelte Kunstentwicklung PORTUGALS, die
unter allen möglichen italienischen, spanischen, niederländischen, deutschen,
spater französischen, aber auch indischen — Kinflüssen steht, kann bei dem be-
schränkten Kaum hier nicht näher eingegangen werden. D
Für die übrigen Länder haben von portugiesischen Arbeiten wohl nur die den
spanischen ähnlichen kleineren KAHINKTTE sowie Tische, Sessel u. a. mit
schweren schraubenförmig gedrehten Beinen oder Vcrbindungsteilcn groj^ere
Bedeutung und finden sich heute in Sammlungen nicht selten. Die portugie-
sischen KUNSTLKDKRSORTKN, die vor allem als Überzug von Toiletten, Koffer,
Sitzen usw. \'erwendung fanden [vgl. Abbildung 19), waren, wie es scheint, meist
nur heift gepref>t [gaufriert', allenfalls geschnitten, nicht bemalt; nur bisweilen
sind gewisse Teile des Musters durch Gold hervorgehoben. Aus der Zeit der späten
Barocke werden einige sehr kennzeichnende portugiesische Arbeiten noch her-
vorzuheben sein. D
3. DIK NIEDKRLANDK D
Wie so vielfach auf dem Gebiete des Kunstgewerbes, insbesondere des späte-
ren, müssen wir auch hier wieder den Mangel an genügenden Vorarbeiten be-
klagen. Es soll auch nicht versucht werden, etwa ein vollständiges Bild des Kunst-
gewerbes in den Niederlanden zu geben; sondern es soll wieder nur auf das hin-
gewiesen werden, was diesen Ländern besonders eigentümlich war und was zu-
45
"^"^?^^ferJ^--
:J^. ' '...
..•.•>
D Abb. 22: Sol>, ...
lloioh für aiuiiMi' (lobioto Hoiloutuiiir
Matte. l)ii> W'iclitiirkeit dos niodorländi-
^i'henKuiistiTcwcrbes inialljTciiuMnenjj;cht
ihor sc-htin daraus hervor, dalji llein-
icli I\'. von I-'rankroich in seiiu> Pariser
Kiinstlerkoloiüc. von der später noch ge-
sprochen werden soll, gerade nioderlän-
liische Kräfte oder in den Niederlanden
lehildete Franzosen als kunstgewerbliche
\rbeiter berief. Ks ist unverkennbar, da|^
lie Niederlande schon in der späteren Re-
naissance großen Einfluli auf die kunstge-
werblichen Erzeugnisse aller umliegenden
Länder genommen haben; insbesondere
gilt dies auch in bczug auf die Möbel mit
Wii-n D ihren reichen Polsterungen und Stoffbe-
zügen, die sich gerade in der ersten Zeit der Barockkunst geltend machen. D
Die Niederlande sind, wie bereits in der Einleitung dieses Abschnitts hervor-
gehoben wurde, im siebzehnten Jahrhundert deutlich in zwei Kulturgebiete ge-
schieden, in Belgien oder, wie es gewöhnlich genannt wurde, Pfändern und in
Holland oder die Generalstaaten. Aber doch geht die kunstgewerbliche Entwick-
lung in der ersten Periode der Barocke, als noch die schweren Spätrenaissance-
formen fortgeführt werden, nicht allzu sehr auseinander; in den verfeinerten
Formen der selbständigeren Kunst, der Architektur, Skuljitur und Malerei, werden
die Unterschiede früher augenfällig. Kurz möge hier nur darauf hingewiesen
werden, daf^ in BELGIEN dieKunstpflege hauptsächlichindenlländenderPürsten,
des Adels und der Kirche ruhte, in HOLLAND dagegen in denen der einzelnen
Bürger, die sich allerdings zu einer Art Patriciat ausbildeten, sowie der bürger-
lichen Gemeinwesen. In nichts zeigt sich naturgemäf> der Unterschied so stark
wie in den kirchlichen Arbeiten; auf der einen Seite Werke, die zu glühender Be-
geisterung hinreisen sollen, auf der anderen Seite solche von geradezu purita-
nischer Auffassung. D
Gerade in den belgischen KIRCHLICHFIN ARBEITEN macht sich denn auch
der barocke Geist besonders früh und stark geltend. Bei der außerordentlichen
Beschränkung des Raumes möge hier nur ein einziges Feld kunstgewerblicher
Arbeiten dieser Art näher berücksichtigt werden, aber eines, auf dem die Ent-
wicklung besonders klar wird: die |von Hans Seinpcr etwas eingehender unter-
suchte; Entwicklung der kirchlichen HOLZSKULPTUR BELGIENS. Nach dem Auf-
ruf des Statthalters Erzherzog Aibrecht |1614| sollten die in den religiösen und
politischen Wirren zerstörten Kirchen möglichst in der alten Art wieder herge-
stellt werden; am meisten war begreiflicherweise das Mobiliar vernichtet und neu
zu beschaffen. So erhält gerade die Holzskulptur im siebzehnten Jahrhundert ein
außerordentlich weites Feld zur Betätigung, und man ging hier auch freier vor.
Es werden Chorgestühle, Beichtstühle, Orgellettner, Kanzeln. Vertäfclungen, meist
46
aus Eichenholz, jjeschaffen. Die Formen
schliet^en sich zunächst an die der Spät-
renaissance an; doch schon die verschie-
denen, zwischen 15ÜS uml \iVMy in Holz,
Stein und Metall aus^,'eführten Arbeiten
des L'KHAIN TAll.LKHKKT aus Vpern,
oder die des KONRAD VON NOKRKM-
HKKG von Namur verraten trotz eini^jer
älterer Anklänjje das Streben, sich von
den überwuchernden kleinlichen Kinzel-
heiten der Spätrenaissance, die so viel-
fach an Hlechbeschlä^ie i^eniahnen, frei-
zumachen. Das nächste Kr^ebnis ist eine
gewisse klassizistische Strenjje, die mehr
an das dritte Viertel, als an die spätere
Zeit des sechzehnten Jahrhunderts, er-
innert und in der Malerei etwa in der
Richtung Otto van Veens ihr (leirenstück Abb. n-. stuhlwerk au« der Liebfrauenkirche 7U
findet. Doch weisen die reicheren und ° D.ndermondc D
volleren Kartuschen u. a. auch schon auf die kommende Zeit hin. Das Orjjj'l-
gehäuse des ORKüORUS SCHVSKLKR in der Kathedrale zu Herzotjenbusch
1 1617- - 1620), dem erst später holländisch jjewordenen Orte, geht schon bedeutend
weiter; als viUlig barock kann dann etwa das Gehäuse der unteren kleinen und der
oberen jjrof^en Orjjel daselbst anj^esehen werden. Ks finden sich auch die von
Rubens so sehr bevorzugten gewundenen Säulen mit Weinranken. — Für die Knt-
faltung der Holzskulptur, wie der ganzen belgischen Harockkunst. war jedenfalls
die Tätigkeit des RL'BKNS. der ja auch als Architekt und Festdekorateur wirkte.
von gr(»f,ter Bedeutung; neben ihm darf etwa JAC(H FS FRANC(jL'ART nicht
übersehen werden, für den besonders die weichen 1 1629 gestochenen) Kartuschen
in der Art des 'Ohrmuschelstiles' bezeichnend sind. Aus derRichtung des ARNOLD
QUKLLINL'S, Sohnes und Schülers des Erasmus Quellinus, stammt etwa das abge-
bildete Stuhl werk der Liebfrauenkirche zu Dendermonde [Abb. 23]. Chorgcstühle
dieser Art sind von den vierziger bis in die siebziger Jahre des siebzehnten Jahr-
hunderts zu verfolgen. D
Beichtstühle, die hier und da oben noch offen sind vgl. Seite 12]. werden an
den Seiten häufig von lebensgroßen Statuen eingefat^>t. Cielegenheit zur Entfaltung
besonderen Prunkes bieten die Kanzeln, wie etwa die zu Sankt Jakob in Ant-
werpen, ein Werk des L. WILLFMSFNS, eines Schülers des Arnold Quellinus.
Gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts werden die Kanzeln zum Teil außer-
ordentlich naturalistisch behandelt und gleichen in einigen Fällen mehr Statuen-
gruppen mit Bergen. Bäumen und Wolken [letztere als Schalldecke verwendet).
Solche Formen verschmelzen später mit denen des Rokoko. Die Holzschnitzerei
Belgiens hat sich so in geradezu glänzender und ununterbrochener F'olge entfalten
können. Neben den kirchlichen Arbeiten verdienen besonders die Treppenge-
47
ländor unsere Beachtung; auch diese sind
durch die jjanze Barockzeit und noch weit
über diese hinaus in j^länzenden Beispie-
len selbst heute noch zu verl'olocMi. D
Kin vornehmer INNKNRAUM aus der
Zeit des Kubens mit all seiner schweren
Pracht ist auf S. 5 voi- Andren {reführt. —
CRISIMN VAN DK PASSK DKK .lÜNdKRK
bietet uns in seiner Bouticjue Menuiserie
[Antwerpen 1642| vor allem für die Rubens-
zeit recht bezeichnende Stühle in etwas
schwerer Umformunfr der späteren Re-
naissanceformen. Kinen vornehm bürger-
liclien, aber einfacheren bmenraum zeigt
die Tafel nach einem Werke des Gonzales
Cocques 1 1618— 1684 1. Wir sehen hier
die streng architektonisch gegliederten
Wände im unteren Teile bedeckt mitgrojV
zügigen Barock- oder eigentlich noch Spät-
renaissancestoffen I sonst auch Ledertape-
ten], die in der früher [Seite 24 1 bespro-
chenen Weise durch schmälere Streifen
getrennt sind; oben erkennen wir rein or-
namental angewendete Landschaftsbilder
in strengen Rahmen. Die Möbel zeigen sehr
einfache, fast bäuerisch anmutende For-
men, die heute gewöhnlich als 'altenglische'
vorgeführt werden; nur dasSpinett ist rei-
cher bemalt. Auch die Kleidung des jungen
Paares zeigt in der schlichten Form und
Farbenstimmung gewif^ nicht barocken
Charakter, wie wir ihn von späteren Wer-
ken her kennen; das Reichste sind die
Spitzenkragen, doch sind die F'ormen selbst
(offenbar Reticeila in Klöppclarbeit] nicht
im entferntesten barock. Wollen wir uns
o bei dieser scheinbaren Kleinigkeit aber er-
innern, daft auch die italienische ausgesprochene Barockspitze [mit großen Ran-
ken und Reliefs] erst gegen die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts beginnt, und
daft wir uns eben in dem ersten Stadium der Barocke befinden, da man mehr
durch Ernst und Kraft als durch Freiheit der Phantasie zu wirken suchte. D
Typisches und vorbildliches hat die belgische Barockkunst etwa auf dem Ge-
biete der P:LFENBP:L\ARBP2ITEX geschaffen, währendBelgien in derRenaissance
darin nicht bedeutend war. Jetzt treten aber Italien und Frankreich gegen die
Abb. 24: Lu^ii ha.dhtrbf, ElfenljiiiisLhnilzerei
O Stockholm, Hisiorisches Museum.
48
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Abb ii. l^uuurl Uc» i'. I'. Kuben* für i-iiu-it Gobelin 'Inuiiiph duk Sakraiiuiilch' im l'r^du /u Madrid
Niederlande ;und neutschlaiid' zurück. HUHKNS selbst hat für solch»' Arbeiten
Kntwürfe verfertiget; wundervolle Klfeiibeiiischiiit/.ereion hat LUCAS l'AIDHKHBK
nach seinen Kntwürfen aus^,'eführt. so das in Abbildun^2■l wiedcrgc^ebene Stück.
Auf Kubons geht auch wohl die weiche Fülle der Formen und die Vorliebe für
das Figürliche zurück; neben Faidherbe wären DL'QUKSNOY, OPSTAL und VAN
HOSSL'IT zu nennen. D
Auch auf die KDKLMFT.\LL.\KBFITFN hat Rubens Kinfluf, genommen; zu er-
wähnen wäre etwa eine Grisaille als \'orlage für eine getriebene Silberschüssel,
die für Karl I. von P'ngland bestimmt war. Fs überwiegt auch hier das Figürliche,
das allerdings von lebendigster Bewegung ist, den Findruck des eigentlichen Ge-
rätes völlig. D
Das Bildmäf^ige und besonders das Figürliche herrscht auch bei den üüBFLIN-
F.NT\VCRFF!N des Rubens und seiner Schule durchaus vor | Abb. 25]. Doch wird, be-
sonders in den Entwürfen des Jan van Hoecke, auf^erordentlicher \S'ert auf das Bei-
werk gelegt, ein für Gobelins durchaus berechtigtes Streben, da es den pompösen
Findruck, den ein Gobelin an und für sich macht, noch mehr fördert und von jenen
Teilen ablenkt, die doch nie so fein behandelt sein können, wie in einem Gemälde.
Immerhin gehören diese und verwandte Arbeiten wohl eigentlich in das Gebiet
der Malerei, nicht des Kunstgewerbes; man kann auch kaum von Änderung der
so überaus einfachen und darum in der Hauptsache immer gleichen Technik der
Gobelinarbeit in dieser Zeit sprechen. Vom Standpunkte des kunstgewerblichen
Betrachters am hervorragendsten sind die Bordüren, die in der ersten Hälfte des
4 • Geschichte des Kunstgewerbes. 11 49
siebzehnte» ilalirluindorts in Bclj^icn. wio in I-'rankrcich. Kiiglaiui und Italion, die
Renaissanoefornicn in au('uM*iu-dontliclu»r Horeiohcrunjr weiterfiihriMi, feiner als
ganze Stücke die sogenannten \'l!Knil^KN, die sich aUniählicli aus denspätniittel-
alterlichen FijjurenjrobeUns mit bUunigoin Hintorjjjrundo entwickelt haben; dieser
blumige Hintergrund war an Stelle der geduictrisch gemusterten oder mit Stoff-
mustern versehenen Hintergründe noch iilti'rer Zeit getreten. Die Verdüren
kommen sowohl mit rierdai"stcllun^en, besonders \'(">gcln oder Tierkämpfen | etwa
zwischen Panther und (treif| als auch ausschlie|->licli iiflair/.lich vor. Es werden
übrigens auch reine Landschaften, die offenbar mehr naturalistisch zu denken
sind, mit Schlössern, Vögeln umi TicriMi, angeführt. D
In der HLÜTKZEIT der niederländischen Gobelins, die bis über die Mitte des
siebzehnten Jahrhunderts hinausreicht, scheint die Herstellung in sehr zahlreichen
Orten erfolgt zu sein. S[iäter, als schon die fran/.()sische (lobeliniiidustrie an die
Spitze getreten ist, sind es noch die folgenden flämischen | inzwischen zum Teil
französisch gewordenen | Orte, in denen die Gobelinarbeit gei)flegt wird: Brüssel,
Antwerpen, Oudenaarde, Lille, Tournay, Brügge und V^ilenciennes. Die Bedeutung
der Orte entspricht [nach Savary] etwa der hier gegebenen Reihenfolge. Es sei
hier gestattet, in der Betrachtung etwas weiter zu schreiten, da auf die nieder-
ländischen Gobelins des achtzehnten Jahrhunderts wohl kaum mehr zurückge-
kommen werden kann. In BRÜSSEL und ANTWERPEN verfertigte man noch im
achtzehnten Jahrhundert Gobelins mit großen und kleinen Figuren und Verdüren
noch Savary 'verdures ou paisages avec toutes sortes d'animaux'|. Die Brüsseler
Arbeiten, die gewcihnlich ein doppeltes B im Rande eingewirkt zeigen, werden
wegen der Vollendung der Zeichnung und Ausführung gelobt. Über die Zeichen
der Wirker herrscht, nebenbei bemerkt, noch grof^e Unklarheit. Von OUDEN-
AARDE heifit es später [um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts], daß dort
nur mehr Verdüren und Tierdarstellungen in Gobelinarbeit gut ausgeführt werden,
daf^ die Figurendarstclhmgen aber schlecht gezeichnet und daher von den Lieb-
habern gering geschätzt seien. LILLE und die anderen oben nach ihm genannten
Orte arbeiten im achtzehnten Jahrhundert noch weniger gut als Oudenaarde,
haben aber immerhin noch einen bedeutenden Absatz. Die kleineren Arbeiten
wurden meist als BASSE-LISSE [im älteren Französisch auch BASSE-MARCHE
genannt] gearbeitet; mit dem Übergehen der Führung in den großen Arbeiten an
Frankreich verbleibt dann mehreren niederländischen Orten nur die Basse-lisse-
Arbeit. Nebenbei sei hier erwähnt, daf^ gegen Mitte des achtzehnten Jahrhunderts
in Antwerpen Versuche gemacht wurden, Gobelins besonders für Landhäuser zu
schaffen, die von Insekten nicht leiden könnten; man suchte so vergeblich einen
Vorzug vor den französischen Arbeiten zu gewinnen. D
Über die BELGISCHE WEBEREI braucht hier wohl kaum eingehender ge-
sprochen zu werden. Doch darf man wohl annehmen, dafi die kleingemusterten
Stoffe, wie wir sie auf Bildnissen von flämischen und holländischen Meistern des
siebzehnten Jahrhunderts so häufig finden, zum Teil mindestens niederländisches
Erzeugnis sind. Für die kostbareren Stoffe war man aber selbst in diescin Jahr-
hundert noch immer auf die flinfuhr aus Italien und später aus Frankreich ange-
50
wiesen; autli kamen sicher ostasiatische Stoffe über Holland. Seidenmatcrial
wurtle aus Spanien und Italien bezogen. Von besonderer Hedtutun^; der nieder-
ländischen STICKKUKI, die in der bur^jundischen Zeit solche Kntwicklun^j er-
reicht hatte, ist in der späteren Renaissance und Harocke nichts bekannt. D
ürüf,e Wichtigkeit dai^ej^en hat die flandrische | französisch- luul belj»isch-
flandrischej SIMrZKNKKZKl'CJUNG; insbesondere ist, wie schon erwähnt wurde,
die Kloppelindustrie hoch entwickelt. Darum lief, auch Ccdbert, nachdem er zu-
erst venezianische Näharbeiterinnen berufen hatte, wie wir noch hören werden,
darnach niederländische Klop|)lerinnen kommen, um so die französische Krzeu-
gunj^' durch bessere Schulung,' zu heben und von der lunfidir unabhänt^it,' zu
machen. Hei der überwic^'cnden Hedeutunj,'. die die belj^ische Spitze aber in der
Rokokozeit erlanjjt hat, wird es vorteilhafter sein, von ihr erst bei Hesprechuni^
dieser Periode ausführlicher zu handeln. Hier sei nur kurz auf die zahlreichen
SpitzcndarstellunKcn auf Mildern des van Dyk, Franz Hals u.a. hinj»ewicsen, in
denen offenbar niederländische Krzeu^,'nisse wieder^ej^ebcn sind. D
Auf die niederländischen LKDKRTAPKTION wurde schon i,'ele^entlich hinf»e-
wicscn; sie galten, meist aus Kalbleder i nicht Hammelleder] her^'estellt, als sehr
haltbar, ihr Relief scheint im alljiemeinen aber wi'nif,'er stark als das der spani-
schen Arbeiten jjewcsen zu sein, die Zeichnung yjilt diesen KCKi''^i'^'C'' ^'^ zarter.
Die künstlerische (jLASKRZKrüUN(i Belgiens be^jinnt in Antwerpen, schon
Im sechzehnten Jahrhundert, lie^t zunächst aber fast ausschlief>lich in den Händen
von Italienern. Die wirklich niederländische Olaserzeuijung setzt mit HK.N'RY und
LKONARD HONHO.MMK OderBounam) Knde der fünfzigerJahredes siebzehnten
Jahrhunderts ein. (lariiier hebt unter den niederländischen (Jläsern besonders die
mit Kmailfarben als bemerkenswert hervor, glaubt aber auch sagen zu müssen,
daf> ähnlich wie bei den deutschen (iläsern. die Zeichnung vielfach zu wünschen
übrig lasse. D
(lanz nebenbei sei hier erwähnt, da(> die Niederlande eine noch im siebzehnten
Jahrhundert sehr umfangreiche Erzeugung in KUPKKR getriebener (Jeräte be-
.i(>en; besonders Gent ragte hierin her\-or. D
Wenn die frühe Barockzeit in den beiden Gebieten der Niederlande vielfach
verwandte Formen zeigt, so wird in der späteren Zeit die Trennung um so stärker,
alsHOLLANDdie eigentlicheBarockentwicklung nicht mehr mitmacht oder nur in
überaus vereinfachten Formen der späteren franz()sischen Richtung; Belgien, in
der frühen Barockzeit von grof^er Bedeutung, ist in der späteren durch die franzö-
sischen tiroberungskriege übrigens besonders geschwächt, und verliert auch seine
kulturelle Selbständigkeit mehr und mehr. Sehr verblüffend und mit der ganzen
Entwicklung im Widerspruche stehend erscheint es zunächst, da|^ das Ohr-
muschelwerk in der früheren Barocke gerade in Holland [vor allem in den Gold-
sehmiedearbeiten' solche Bedeutung erlangt hat. Es ist neben den geschnitzten
Rahmen, die aber auch etwas wellig und teigartig Bewegtes an sich haben, fast
das einzige Barockartige in den nördlichen Niederlanden. Besondere Vorliebe
für solche Formen zeigt Rembrandt, der ähnliche Goldschmiedearbeiten, aber auch
sonst verwandte Gestaltungen gerne auf seinen Bildern darstellt, übrigens, wie
4* 51
Abb 26: Abi aiiaiu
< a 1 1 i > .- \ '
bereits oresagt, von allen grof;en
holländischen Malern vielleicht
auch am meisten Barockes an sich
hat; am meisten wirkte auf ihn
freilich wohl das Rein-Malerische
dieser Formen mit ihren wei-
chen Übergängen von Licht und
Dunkel. Es liegt gerade in die-
sen Formen etwas 'Toniges'. Und
auf irgend einem Nebengebiet
sucht auch eine sonst straffe Ver-
standeskultur der Phantasie et-
was Freiheit 7,u gewähren. In der
Architektur macht sich der Ohr-
niuschelstil in Holland nicht gel-
tend. DieTafel: 'Puppenstube aus
Utrecht' führt uns einen hollän-
dischen INNKNRAUM vor Augen.
Wenn es sich hier auch um eine
Puppenstube handelt, so bietet sie
doch das wichtigste in so kenn-
zeichnender Form und Zusam-
menstellung, wie man es kaum
sonst findet. Ähnlich strenge Formen bieten uns Darstellungen von Innenräumen
auf Bildern von Jan Vermeer van Delft, Ger. ter Borch und anderen Meistern ; nur
Bilderrahmen, Stehspiegel oder ähnliche Einzelformen erscheinen in barocker
Bildung. Da sich in Holland die Renaissanceformen so lange erhielten, begreift
man, daft auch die HOLZINTARSIA mit ihrer ma}^vollen,echt renaissancemäf^igen
Wirkung und ihrer technisch so klar hervortretenden Berechtigung bis in den An-
fang des achtzehnten Jahrhunderts hinein in Blüte blieb. Auch als französische
Möbelformen in Holland eindrangen, waren die Formen der holländischen Möbel
gemäfiigt und boten der Intarsia in zartgetönten Hölzern [zum Teil auf Ebenholz-
grund! ein geeignetes Feld zur Entwicklung. Besonders wurde die holländische
Intarsia auch durch die Einfuhr überseeischer Hölzer |BOIS DES ILESJ gefördert.
Die Formen waren meist sehr flächenhaft und naturalistisch gehalten, mitBlumen,
Papageien u. a. Die eigenartige Entwicklung der holländischen SCHREINER-
KUNST macht sich im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert auch weithin im
Auslande bemerkbar. Es gilt dies selbst von den geschnitzten französischen Möbeln
aus dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts, und später besonders von den eng-
lischen und norddeutschen Arbeiten, in anderer Richtung auch von den frühen
Boullemöbeln. D
Recht deutlich zeigt sich die strenge holländische Formengebung und das
lange Leben renaissancemägiger Formen auch in den trefflichen MESSING-
ARBEITEN, von denen besonders die Hängeleuchter auf Bildern von Dow [etwa
52
I
Cd X
Q U
La fenimt" hydropiqui' im Li»iivri\ und
aiidcrLii Holländern haiifin zu sehen
sind. I)af> in den verschit-deiu'n Metall-
arbeiten, wie Teebüchsen, Schüsseln,
Tellern, besonders häufig TULPEN
auftauchen, ist kaum zu verwundern.
DieTulpe kam bekanntlich im Anfange
des siebzehnten Jahrhunderts ; übri-
gens mit anderen heute j»cwtthidichen
Blumen i aus Persien, entwickelte sich
aber erst in Holland zu dem heutigen
Reichtum der Farbe; die holländische
Tulpenmanie ist ja sprichwortlich jje-
worden. Von Holland kam die Vorliebe
für Tulpen auch im Ornament nach den
übri^jen Landern, bes(»nders auch nach
Deutschland und traf an dessen i>iu\-
ostjjrenze dann mit iler Nachahmuiiß
ahnlicher Formen, die unmittelbar vom
Orient her kamen, zusammen. D
über das holländische (iLAS, das
durch seine Reinheit ausjjezeichnet
war, und über die in Holland beson- O Abh.37: Fmwurf vondcrbrand vandcFckhout a
ders entwickelte Kunst der Cilasornamentierun^' durch Kitzen mit dem Diamanten
wird wohl zweckmäf>i>,'er später im Zusammenhange gesprochen werden, wenn
vom Rokoko in Holland die Rede sein wird; es sei hier nur erwähnt, daf^ die be-
kannte als RÖMKR bezeichnete Glasform, wie Pazaurek nachgewiesen hat, seine
entscheidende Ausbildung wohl in Holland erfahren hat und auch seinen Namen
Holland verdankt. Der 'Romer' ist ein 'Roemer' [sprich Huhmer], ein Ruhmbringer,
einZutrinkglas; mit Rom und den alten Römern hat dieses ülas nichts zu tun, wenn
ähnliche Formen auch schon weit zurückreichen miigen. Ein schöner Romer findet
sich auf dem j.\bb. 2()| wiedergegebenen Gemälde von Abraham van Hey<'ren
[gest. 1674| in der Kaiserlichen Galerie zu Wien. Daneben sehen wir auf diesem
Bilde noch einen ganz renaissancemälsigen Becher, der natürlich auch älterer Er-
zeugung sein kann und wohl auch sein wird, sowie eine barock geschwungene
Silberplatte von merkwürdiger Einfachheit und Grof,zügigkeit. Wenn man dieses
Stück allein sähe, würde man es für viel jünger halten; zumeist bilden wir unser
Urteil ja nur nach einzelnen Prachtstücken, oft sogar nach Künsteleien. Wir dürfen
nicht übersehen, daft die Kunst des wirklichen Lebens zum Teil ganz anders aus-
sah und daft die alten Prunkstücke ; ebenso wie es heute der Fall ist] ihrer Zeit
mindestens ebenso oft nachhinkten, als sie ihr voraneilten. Leider stehen wir da
aber noch ganz am Anfange unserer Erkenntnis. D
Wie bereits angedeutet, hat sich der Ohrmuschelstil besonders in den EDEL-
METALLARHEITEN geltend gemacht; die Hauptmeister dieser Richtung sind:
53
Adam van\'ianen. .loliannes Lutnia, der alte, iiiul Gerbrand van de Koklunit ( wohl
identisch mitdemSchülerRembraiidts i. Von ADAM VAN VIANEN wären etwadit'
Modellcs artificiels de divers vaisseaux..' |Ui50| von .lOIlANNKS LUTMA die
'Veeldcrhande nieiiwe ConipartonuMite...' |I(iö3| und die 'Festivitates...' |1654|
zu erwähnen; von (iKKHHAND \'AN DK KC'KllOUT bilden wir hier einen sehr
kejnizeichnenden Kntwurf ab |Abb. 27]. Aus^rcführte Arbeiten sind im Amster-
damer Museum I v^l. Pitt "Met ijoud-en silverwerk . .' | erhalten. Andere holländische
Edelmetallarbeiten sind auch wieder ganz naturalistisch [etwa ein Hahn alsTrink-
gefä(^ in der SammlunjT,Ieidels| und setzen damit mehr die Renaissance fort; doch
mangelt uns hier noch klarere Übersicht. D
Bei den auf holländischen Bildern zumeist dargestellten SPITZEN ist besonders
auffällig die Vorliebe für dichtgemusterte Arbeiten, deren Hauptformen nur
wenig Zwischenräume freilassen, so dafi die ganze Spitze nicht so plastisch wie
die ältere Renaissancespitze oder die mehr oder weniger fortgeschrittene Barock-
spitze wirkt, sondern mehr 'tonig', wenn man so sagen darf; sie verhält sich wie
dieTonmalerei der Holländer zu den italienischen oderauch belgischen Gemälden.
Wir werden übrigens noch erkennen, da(^ diese 'tonigen' Spitzen direkt in die
späteren klassizistischen Arbeiten überführen, so daß auch hier der Barocke und
selbst dem Rokoko gewissermaf^en im Bogen ausgewichen wird, um dann dort
anzulangen, wohin andere Kunstrichtungen erst durch Barock und durch Rokoko
hindurch gefunden haben. Doch soll keineswegs behauptet werden, daj> diese
Spitzen ausschliePdich oder auch nur vorherrschend in Holland erzeugt wurden;
es spricht sogar alle Wahrscheinlichkeit dafür, daf» ANTWERPEN der Hauptsitz
der Erzeugung dieser Arten war. Doch wurden sie, wie alte Quellen andeuten
und auch nach den Bildern wahrscheinlich ist, wohl hauptsächlich für Holland ge-
arbeitet. Es war eben damals bereits eine starke Arbeitsteilung in der Weltwirt-
schaft ausgebildet; während nämlich die flandrischen Gegenden [sowohl die fran-
zösischen als die belgischen] die Hauptsitzc der Spitzenerzeugung waren, kam
der beste Faden aus Holland; zum Teil wurde auch flandrischer Faden zum Blei-
chen nach Holland gesendet. Mit der hohen E)ntwicklung der Flachskultur hängt
es auch zusammen, daP> schon verhältnismäf^ig früh [1612] reicher mit Blumen
und Wellen gemusterte holländische LEINWAND erwähnt wird. Im allgemeinen
scheint jedoch in der künstlerischen Ausbildung der Leinendamaste doch Venedig
vorangegangen zu sein. □
Von besonderer Wichtigkeit für die Entwicklung des holländischen Kunst-
gewerbes sind aber HOLLANDS BEZlKHUNGtlN zum näheren und ferneren
ORIENT geworden, besonders zu OSTASIFIN. Holland war ja während seines
Befreiungskrieges gegen Spanien von den unter der Gewalt dieses Weltreiches
stehenden Küsten und zum Teil auch vom europäischen Binnenlandc förmlich
abgeschlossen und nach den fernen Ländern, zu denen das Meer die Strafte öffnete,
hingedrängt worden. Über die Handelsbeziehungen zu Indien, China und Japan
sowie zu Vorderasien, aus dem besondersTeppiche kamen, hier mehrzusprechen,
würde aber zu weit führen; es genüge, einige der wichtigsten FilNFLÜSSE auf das
holländischr- Kunstgewerbe anzuführen. Diese sind aber um so wichtiger, als sie
54
sich VOM Hollaiul zum Teil auch auf aiuloro Lander ausdehntet» und. wo das auch
nicht der Kall war, uns gleichlaufende Kinflüssc zum Teile erklären können. Wenn
auch schon seit der späteren Antike ununterbrochen inchsche und orientalische
Stoffe in das Mittelmeer^jebiet und dann weiter in die nördlicheren Länder Ku-
ropas ijelan^jt sind — ist es doch heute jjelun^jen, eine ^anz bedeutende Anzahl
alter Stoffreste als Krzeujinisse des fernen Ostens nachzuweisen und finden
sich in den alten fürstlichen Kunst- und Raritätenkammern schon lan^'e allerlei
Dinjje aus dem Osten, so können wir von einer wirklich umfassenden und i^ere-
Ijelten Hinfuhr doch erst sprechen, seit Holland sich diesen Handel zunutze ge-
macht hat. So erwarb etwa der Diamantenschleifer und -Händler Alphons Lopez
. 16491 ein reicher spanischer Jude, der für Richelieu Kunstankäufe besorgte, in
Holland 'mille curiositez des Indes'. Das erste Schiff Frankreichs, das direkt aus
Ostasien Waren brachte, die .Amphitrite, fuhr erst in den letzten Jahren des sieb-
zehnten Jahrhunderts aus. Auch Kngland griff, wenn es in mancher Beziehung
wohl auch früh schon selbständige Beziehungen zum Osten hatte, doch erst später
als Holland maßgebend ein. G
Unter den KINUKKL'HRTHN STOFFEN scheinen besonders die Gazestoffe von
Bedeutung gewesen zu sein ; doch werden auch andere ostasiatische Stoffarten sehr
häufig in den alten Inventaren erwähnt. Wenn solche Stoffe bisweilen übrigens
als INDISCH bezeichnet werden, so erklärt sich das daraus, daf> viele ostasiatische
Stoffe zunächst nacli Indien und von dort erst weiter nach Kuropa gelangten und
so die Händlerbezeichnung 'indisch' erhielten, wie man heute etwa von Smyrna-
teppichcn nach ihrem Stapel|)latze spricht. Aus Ostasien kamen auch die heute
dort noch beliebten Webereien bemalten oder patroni«'rten Arbeiten], bei denen
einzelne Stellet) durch Seidenstickerei gehöht wareti. Besotidcrs wichtig war aber
die Einfuhr BKDRL'CKTKR und BKMALTKR indischer und ostasiatischer STOFFK.
Die Einfuhr nach Frankreich [eben zumeist über Hollatid) war so grot>, da^ utiter
Ludwig XIV. und noch unter Ludwig XV. wiederholt strenge Edikte gegen sie
erlassen wurden, da sich die französische Textilitidustrie durch diesen billigen
Wettbewerb wiederholt bis an deti Lebensnerv getroffen fühlte. Unter diesen ein-
geführteti Stoffen wäre etwa der "Forcelaine" genannte zu erwähnen, ein [wie das
meiste nach Europa kommctide Porzellan' blau gefiirbter Baumwollstoff, der offen-
bar in einem Wachsdeck-[ Batik- A'erfahren hergestellt war; er scheint übrigens in
Holland schon früh durch Modeldruck nachgeahmt worden zu sein. Die Entwick-
lung und Ausbreitung des holländischen Stoffdruckes könnte überhaupt ein Kai)itel
für sich bilden; doch kann hier nur kurz darauf hingewiesen werden. Aber der
Handels- und Industriegeist Hollands äufterte sich nicht nur darin, dafi ostasiatische
Druckstoffe nachgeahmt und daft in die kleingemusterten Webereien, die in den
Niederlanden selbst hergestellt wurden, einzelne fremde Motive Garuda u. a.|
Aufnahme fanden, sondern auch darin, dap, Stoffe mit EUROPÄISCHEN MUS-
TERN in dem mit billigem Materiale und mit billigen Arbeitskräften arbeitenden
CHINA in Auftrag gegeben wurden. Solche Stoffe finden sich schon mit Spätrenais-
sancemustern; einige zeigen sogar das charakteristische ostasiatischePapiergold.
das dann auch wohl gesponnen, nicht lahnartig flach gehalten ist. Man erkennt
00
soli'ho Arboitoii an {Mp[otitüinli-
( lu-ii \'tMv.crrunn(Mi und doiii un-
willkiirlioheii Durchsi-hlaiijen ost-
asintisolicr F(MMin*ni}il'iiuluiio. D
Noch m'öl'^cr als die banwirkiiiio
der ostasiatisduMi 'r(>\tilkuiist
war aber die des OSTASIATI-
SrilKN I'DK/KLLANS. Die um-
fangreichere I'jiifuhr durch die
Holländer beginnt in den letzten
.lahrcn des sechzehnten Jahr-
hunderts mit der holländisclien'
Ostindien -Kompa>;nie; bekannt-
licli durt'ti« 1 lolland niit Japan auch
zu einer Zeit noch verkehren, als
es den anderen europäischen V(')l-
kcrn unm()glich fremacht worden
war. Doch soll hier sogleich er-
wähnt werden, daft gerade die
Holländer Ostasien veranlaf>ton,
sich bei der für Kuropa bestimm-
ten Ware möglichst dem euro-
päischen Geschmack und zum
Teil auch dem Geschmacke weni-
ger verfeinerter Europäer anzu-
schmiegen. So kam sehr wenig
gutes, besonders kaum irgend
Abb. 2*: ixckc , iinti von i.ovis Fikoor. i7.J:.hrh ein Stück damals altcs PorzsUan,
D South-Kensinirton-Museum, London tDi t- r\ i. ■ i ila u
das die Ostasiatcn selbst sehr
hoch schätzten, und auch sehr wenig von den kostbareren bunten Arbeiten nach
Europa, dagegen viel schleuderhaft ausgeführte jedoch möglichst auffällige Ware
hierher. Auch sei hier sogleich darauf hingewiesen, daf^ die Ostasiaten, ebenso
wie sie Stoffe nach europäischen Mustern ausführten, ja noch in höherem Grade,
Porzellan in EUROPÄISCHP^M AUFTRAGF] bemalten und dazu nicht nur europä-
ische Wappenvorlagen, sondern auch Ornament- undF'iguronzoichnungen | Stiche)
benutzten. Auch sei darauf kurz hingewiesen, daP^ die Holländer die eingeführten
einfacheren blaubemalten chinesischen Porzellane zum Teil mit Lack- oder anderen
Farben — besonders Rot und Grün - übermalten, um ihnen das Aussehen der kost-
bareren bunten, großenteils aus Japan eingeführten, Ware zu geben, ein Vorgang,
den man in älteren französischen Quellen als JAPONNISKR bezeichnet findet. D
Es ist begreiflich, daf> die Einfuhr des ostasiatischen Porzellans, so wie sie
vorher schon im näheren Orient und dann etwa in Italien zur NACHAHMUNG
angeregt hatte, nun auch Holland in höhcrem Maf^e dazu führte. Die alten Quellen
benennen bekanntlich auch Fayencen und Weichporzellan, wenn sie den ostasia-
56
Abb. .-• u '<^' • -i^. ,.<i •.!...•.-.;■'., ...i, A.iiiucu l'> ii.ti kir ; llluiiicnv.ihc, [bluubciiiull] Iiilft um ITixi.
O beide Soulh-Keniiini;ti)n-Museuni, London O
tischen Er/cugnissen mir äuf^crlich ähnlich sehen, mit dem Ausdrucke Porce-
lan. So schied man zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts auch in Holland
PLATEKL-HAKKKRI.I Tonwarcnerzeu^unfr; von PÜHSKLKIN-F-'AHHIKKN. wo-
bei man eben nicht an unser Hart-] I'orzellan denken darf. Die erste wirkliche
Porzellanfabrik in Holland wurde nebenbei bemerkt erst 1775 errichtet, und
zwar durch einen Deutschen; auch bestand sie nur zehn .Jahre. Übrigens waren
auch die älteren Weichporzellanfabriken Hollands ohne Bedeutung. Dagegen
darf man von allen Versuchen, die ostasiatischen Porzellane auf dem Gebiete der
Fayence zu erreichen, wohl die holländischen aus DKLF'T am höchsten stellen, ja
man kann sagen, daft hier aus dem ursprünglichen Streben, das fremde nachzu-
ahmen, die Fähigkeit erwachsen ist, eine dem \'orbilde, wenigstens künstlerisch,
vollkommen gleichwertige, in mancher Beziehung sogar überlegene, Sache zu
schaffen. Schon in den Nachträgen zu dem mehrfach erwähnten Werke von Savary
heif^t es: 'On fait dans cette ville (Delft) la plus belle fayence de l'Europe, ä l'imi-
tation de celle de la Chine', und W. Pitcairn Knowles rühmt in seinem Werke
'Dutch Pottery and Porcelain' mit Recht, daft die Delfter Ware an Glanz der
Farbengebung alle Tonwaren und Porzellane Europas übertreffe. Eis ist dies tech-
nisch eine Folge der verhältnismäf^ig geringen zum Brennen nötigen Hitze, wo-
durch die P'arben selbst nicht angegriffen werden, aber doch mit der Glasur ver-
schmelzen; nur Weichporzellan kommt an Kraft der Farben einigermafsen nahe.
Die erste höhere Entwicklung der TÖPFEHKUNST in Holland zeigt sich in den
Platten für Wandbekleidung und Bodenbelag schon im sechzehnten Jahrhundert.
57
Abb :U u. :i2: Di'lftcr TpIUt [bunt bemalt) South-
D Kcnsington-Museum, London D
DKLKT selbst wird in dieser Zeit Sitz der Oranicrund darnach auch einer Handels-
kammer der Ostindien-Kompagnie sowie ein sehr ansehnlicher Kunstsitz; Miere-
veit, Jan Vcr Meer und andere stammen von hier. Knde des sechzehnten Jahr-
hunderts beginnt auch die höhere Bedeutung der F'ayenceerzeugung Delfts; die
Töpfer werden mit den Malern, Bildhauern, Druckern, Buch- und Kunsthändlern,
Stickern, Gobelin- und Glasmachern u. a. der, gegen 1611 gegründeten, Sankt-
Lukas-Gilde eingegliedert. Die ältesten Erzeugnisse der Delfter Fayence sind
den Arbeiten Frankreichs und Belgiens sehr ähnlich; auf die technische Entwick-
lung hatte wohl auch der Wettbewerb mit den hochentwickelten italienischen
Werkstätten, die allmählich aber in mancher Beziehung übertroffen wurden, An-
teil. Entscheidend jedoch für die weitere Ausbildung wurden die direkten ost-
asiatischen Vorbilder, die ja auch den italienischen Arbeiten zum Teil bereits als
Muster gedient hatten, und zwar sowohl die, wie gesagt, meisteingeführten blau-
bemalten als die buntbemalten, die nicht selten schwarzen Grund zeigten. Beson-
ders wichtig waren auch die japanischen Imari-Porzellanc als Anregung. - Bei
der Nachahmung der ostasiatischen Formen kam es übrigens zu mancherlei Miß-
verständnissen; so entwickelte sich das (besonders auch in Rouen übliche Füll-
horn] nicht etwa aus der ähnlichen antiken oder Renaissanceform, sondern aus
einer mißverstandenen japanischen 'Geschenkdüte' (Noshi). die in Japan auch
vasenartig mit Blumenzweigen als dekoratives Element verwendet wird. Das
Muster 'au tonnerre' mit eigentümlich gezackten Trennungslinien wird als ein Miß-
verständnis des japanischen 'Brückenmotivs' angesehen, läßt sich vielleicht aber
auch aus anderen ostasiatischen Formen erklären. [Abb. 32 1. D
Es wurden im übrigen in Delft neben einfacheren F'ormen alle möglichen Gegen-
stände hergestellt: Platten, Tee- und Kaffeeservice, Apotheker-, Tabak-, Wasch-
gefäße, Blumentöpfe (oft mit zahlreichen Düsen, Abb. 30], Leuchter, Spuck-
näpfe fin chinesischer Form], vereinzelt selbst Geigen. Die berühmtesten Meister
waren CORNELIS DE KEIZER und die beiden PYNACKER. Als Dekoration fin-
den sich außer Formen auf ostasiatischer Grundlage, in die sich schon europäi-
sche Landschaften hineinmischen, in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhun-
58
O Abb J3 u. 34: DclftiT i .Kkca <4U* dem Ikktizc S<.i{icr Majctt^l den (ieul&chin Kalacra O
derts auch Wappcndarstellunjjcn, Landschaften mit F'i^uren oder reli^Üise und
Ijcnrehafte Bilder letwa eine Darstellung des Tabakhandels |. Knde des Jahrhun-
derts treten auch wohl Harockvoluten und schwebende Putten auf den Rändern
der (lefäfte und Platten auf; in solchen Kin/elformen y^m^i, wie bereits jjesa^jt. die
Barocke an Holland ja nicht spurlos vorüber. Mitte des achtzehnten .Jahrhunderts
machen sich dann kräftij^e Rokokoschnörkel, mit chinesischen Blumen dazwischen,
um europäische Bilder bemerkbar. D
Es sei hier nur kurz auf die Verwendun^j der kachelartijjen Platten jKLIKSEN!
hingewiesen; in Holland und dem anjjrenzenden Niederdeutschland haben sie be-
kanntlich sehr weite Verbreitung, bis in die einfachen Schifferhäuser hinein, gefun-
den und eignen sich auch sehr für die so leicht von Sturmfluten überschwemmten
Behausungen. Doch möge hier, um die Verwendung ähnlicher Arbeiten auch in
anderen Ländern zu zeigen, noch eine Stelle aus Savary angeführt sein, wo von
Fliesen die Rede ist: 'Au(^er dem Gebrauch der Porzellan- und Fayencefliesen als
Pflaster für einige Stellen der Zimmer und Gemächer, bedient man sich ihrer, um
die Baderäume zu bekleiden oder das Innere von Kaminen, wenn man will, daft
sie etwas sauber sind.' Zwei Delfter Platten aus dem Besitze des Deutschen
Kaisers geben die Abbildungen 33 und 34 wieder, anderes die Abbildungen 28 32.
Von einer anderen Einwirkung des überseeischen Handels, der Zufuhr der
verschiedenartigsten Hölzer, die dann zu Intarsien und anderem Verwendung
fanden, war bereits die Rede und wird noch im Späteren zu sprechen sein. D
4. DEUTSCHLAND D
Am schwierigsten vielleicht ist es, ein Bild der Entwicklung des barocken
Kunstgewerbes auf deutschem Boden zu gewinnen. Deutschland ist durch die
grofte religiöse und damit verbundene politische Bewegung auch kulturell ZEH-
RISSEN. Dazu treten während des gröt^ten Teiles der ersten Barockperiode die
furchtbaren Wirrnisse des dreißigjährigen Krieges und als Folge allgemeine Zer-
rüttung und Verarmung. In den österreichischen Ländern droht außerdem noch
bis nahe an das Ende dieses Zeitabschnittes die Gefahr türkischer Einfälle, die
59
das freiere Schaffen vielfacli lahnilejjt. Da|-> bei solcher KiitwickhiiifT die Grund-
lage für eine einheitliche inid durchjjreifende Ausliildiino; nationaler Kunst fehlt,
ist selbstverständlich. Man niuf> sich wundern, daj-^ Deutschland bei so unjrlück-
lichen Verhältnissen noch so viel zu leisten verstand und sich vom Knde des sieb-
zehnten .lahrhunderts an. weiui auch politisch zerklüftet, wirtschaftlich und kultu-
rell dt>ch so rasch wiederzufinden vermochte. D
In der frühen Zeit der Harockcntwicklun^ macluMi sich neben den ITALIKNI-
SCHKN Kinflüssen auch starke NlKDKKLÄNDISrHK KINWIRKUNÜKN ^reitend,
wie wir das ja auch bei der frühen deutschen Harockarchitektur bis nach Oster-
reich hinein verfolgen können; hier wurde diese Einwirkunjr durch die politische
Verbindung der Erblande und Belgiens vielleicht noch besonders begimstigt. —
Der KN(^RPP-LSTIL hat sich auf deutschem Boden sogar noch weiter entwickelt
als in den beiden Niederlanden, hängt in der deutschen Fassung aber doch wohl
mehr mit diesen als mit Italien zusammen. Zu den frühesten Ornamenten solcher
Art werden die der Kölner Jesuitenkirche gerechnet [etwa 1627|; jedoch schon
1621 ist in Braunschweig, wo auch viele bauliche Spuren dieser Richtung erhalten
sind, ein Musterbuch dieses Stiles 'Neues Compertamentbüchlein' von einem un-
bekannten Verfasser erschienen. Häufig sind ähnliche Formen in der Zeit von
etwa 1640— 1660 in Norddeutschland an Epitaphien zu finden; auch Kirchentüren,
Schränke u. a., die sich selbst in Österreich noch weit später finden, gehciren viel-
fach in diese Richtung. Das Äuf^erste bieten wohl die Bücher des SIMON CAMMER-
MAIER i 16781 und des noch zu erwähnenden FrankfurterSchreinersUNTEUTSCH.
— Andererseits sind natürlich immer italienische Einflüsse, besonders im Süden
Deutschlands bemerkbar; ein besonders kennzeichnendes Beispiel soll noch an-
geführt werden. Französische Einwirkungen sind in der frühen Barockzeit aber
nur ausnahmsweise festzustellen. D
Die deutsche Kunst ist vielfach auch sehr konservativ; Nürnberger Baumeister
verwenden z. B. im siebzehnten, ja noch im achtzehnten, Jahrhundert gotisches
Maf>werk. Im allgemeinen herrschen in Deutschland, wie in den Niederlanden und
England, noch bis weit in das siebzehnte Jahrhundert die RENAISSANCEFOR-
MEN fast ausschließlich, so wie die sogenannte toskanische Säule, jene auf^er-
ordentlich vereinfachte Renaissancesäule, selbst bis in das achtzehnte Jahrhundert
hinein üblich ist. So finden wir in dieser Zeit auch noch ausgesprochene Renais-
sancemöbel, wie etwa auf einer Darstellung Salomon Kleiners mitten durch die
Strafte des unter Karl VI. in barocker Pracht verjüngten Wien ein solcher Tisch
getragen wird. Das zeigt uns eben die wirklich volkstümliche Kunst, während die
Paläste in jener Zeit mit herrlichen Mcibeln in der späteren französischen Art
sich füllten. Spätrenaissanceformen haben sich im Kunstgewerbe noch im acht-
zehnten, ja selbst im neunzehnten, Jahrhundert erhalten; auf deutschen Uhrkloben
finden sich noch in Napoleonischer Zeit Ornamente des siebzehnten Jahrhunderts
eingraviert; NümbergerBuntpapierehalten dieselben Ornamentedurch gutandert-
halb Jahrhundertefest; bei Filigranrahmen mitgestanzten Blumen sind häufig sehr
alte Stanzen verwendet. Gefördert wurde der konservative Geist des deutschen
Kunstgewerbes auch durch das ausgebildete ZUNFTWESP^IN. D
60
Entwurf /u einem S«it»el
Deutsche SCHRKINKRKUNST war im- r
mer berühmt uiul hat zu vielen Zeiten
auch für das Ausland Hedeutuntj ^jehabt.
Schon im 16. Jahrh. standen Deutsche zur
Ausführung vonMarquetterien im Dienst
der französischen Könige, so etwa 1570
HANS KRAUS als "marqueteur du roi'.
Zum Stolze tier deutschen Schreiner-
kunst jjehörten ilie KAHINllTTK; sie
finden sich darum auch zahlreich in In-
ventaren des Auslandes erwähnt. Schon
Katharina vt)n .Medici besa|> 'deutsche
Kabinette' und im Kroninventar unter ^^^ ^- *'°''""" ''"*»"
Ludwiy XI\'. finden sie sich mehrfach erwähnt. Übrigens scheinen auch andere
deutsche Schränke in das Ausland ^elanj,'t zu sein, wenigstens wird in dem
französischen Kroninventare ein deutscher 'Ilolzschrank' mit Simsen und Kar-
niesen aus Kbenholz erwähnt. Hei Savary heiht es im .lahre 172U: 'Die deutschen
Kabinette' hatten eiiemals ifrot^u'n Ruf in Frankreich und man schätzte sie wegen
der verschiedenen Seltenheiten und mechanischen Merkwürdigkeiten, die sehr
geistvoll ersonnen waren und sie in ihrem Inneren ausfüllten. Sie bewahren heute
noch ihre Preise in den fremden Ländern und die Holländer führen sie noch nach
dem Orient au.s; aber bei den Franzosen ist ihr (Jebrauch fast ganz verloren ge-
gangen, so wie jener der E!benholzkabinette, die aus \'enedig kamen'. Fs ist dies
eine sehr merkwürdige und bezeichnende Stelle, wenn wir auch annehmen dürfen,
daf> in dem, vorwiegend mit dem Handel sich beschäftigenden. Werke Savarys auf
die 'Kuriosität' der deutschen Kabinette noch um einen Grad mehr Gewicht gelegt
wurde, als von Seite der Käufer. In der Hauptsache gehören alle diese Arbeiten
stilistisch wohl noch der Spätrenaissance an; die beginnende Barocke verrät sich
mehr in Einzelheiten, in gedrehten Säulen jdie aber auch in der wirklichen Re-
naissance schon vorkommen', in reicheren und häufigeren gebrochenen Bogen,
imineinandersetzen von Giebeln u.a. Es ist ja die ganze deutsche Spätrenaissance
mit ihren malerischen Neigungen in gewissem Sinne schon lange Barockkunst
und kann sich daher auch in ausgesprochener Barockzeit noch erhalten und
organisch weiterentwickeln. Auch blüht die INTARSIA noch bis zur Mitte des
siebzehnten Jahrhunderts; besonders in Süddeutschland jin Augsburg, Nürnberg,
in Tirol u. s. f. ] werden Werke von hervorragender Bedeutung geschaffen. Mit
den Holzintarsien wird später auch gefärbtes oder ungefärbtes tilfenbein, seltener
Metall, verbunden. D
Auch die Kunst der HOLZSCHNTTZFRP-I ist im siebzehnten Jahrhundert in
Deutschland noch sehr bedeutend. Die Weiterentwicklung des Möbels im barocken
Sinne vollzieht sich naturgcmäf; sogar hauptsächlich auf ihrem Gebiete, da es dem
ausgesprochen barocken Empfinden besondere Möglichkeiten der Betätigung dar-
bot. So finden sich in Süddeutschland prachtvoll geschnitzte Rahmen, die von
italienischen oft kaum zu unterscheiden sind. Recht klar erkennen wir solchen Zu-
61
^^^
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^V^rv^^ ^^ ^ • >v>.^
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Abb. 36 und 37: Deutsche Barockstühle
A
sammenhang etwa aus dem Werke des MATHIAS ECHTP^R: Raccolta di varij
cappricy et noue inuentiony di fogilami romane | römisches Blattwerk | postc in
luce dall Sip'"' Matias Echter, pitor et da lui dissegnate et intagliate in Graz
MDCLXXIX. Einen sehr reich geschnitzten Tisch und Lehnsessel bietet ein Stich
:Abb. 35! ^'on JOHANN INDAU, einem 1651 zu Wien geborenen Kunsttischler, der
um 1686 Kammertischler der Kaiserin Eleonore war. Selten wird der geistige Zu-
sammenhang der Barocke mit der nordischen Spätgotik so klar, wie hier etwa bei
dem Ornament der unteren Querverbindungen. Man beachte auch den Sesselüber-
zug in Point de Hongrie. Die geschnitzten brettartigen Sessellehnen in Weiter-
bildung der einfacheren italienischen Renaissanceformen geh()rpn im siebzehnten
Jahrhundert noch der städtischen Kunst an, besonders in Schwaben, Franken,
Bayern, in Abarten am Rhein und, besonders stark an Italienisches erinnernd, in
Tirol; hier sind sie auch im nächsten Jahrhundert noch sehr häufig, wenn sie all-
mählich auch mehr volksmäfiig werden. O
Ein besonderes Feld für plastische Entwicklung bilden die großen SCHRÄNKE ;
sie gehören überhaupt zu den wichtigsten Errungenschaften der Barocke. Vom
zweiten Viertel des siebzehnten Jahrhundorts etwa angefangen, treten die bis
dahin üblichen zweigeschossigen [und darum vierflügeligen] Schränke allmählich
ganz zurück; sie sind noch, wie die alten Truhen, aus denen sie sich entwickelt
haben, mehr auf das Legen der Kleider berechnet, während man diese, der neuen
62
)
7^ SCHR.\NK ENTWURF VON
<iK • FRIEDRICH UNTEUTSCH
j
I
I
I
O Abb. 3H: Norddcufurher Beschnllzter Schrank
Mode entsprechend, nun zu hängen trachtet, so daf, man, wie Brinckmann wohl mit
Kecht bemerkt, schon aus diesem Grunde die UnterteilunR der Kasten fallen läf>t;
zugleich entsprach die sich so ergebende gröf>ere Form wohl auch dem neuen Ge-
schmacke mehr. Gegen p:nde des Jahrhunderts werden vierflügelige Schränke
kaum mehr ausgeführt worden sein. Hin auf der Tafel dargestellter Entwurf des
FKIKORICH UNTEUTSCH, Stadtschreiners zu Frankfurt am Main, weist sehr
volles Ornament auf mit Anklängen an den sogenannten Knorpelstil. Treffliche
nahverwandte Schränke finden sich etwa in der Sakristei der Kirche zu Ober-
marchthal mit der Jahreszahl lfi72. Im NOKDKN Deutschlands ist begreiflicher-
weise der Einfluf, der wirtschaftlich und künstlerisch blühenden Niederlande
besonders mächtig. Das zeigt sich etwa zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts
in dem sogenannten SCHANKSCHKANK, einer Form, die das Jahrhundert an-
63
O Abb. 39 u: 40: Puffspiel mit fUcher und plastischer Holzintarsia, Österreichisches Museum, Wien. O
scheinend aber nicht überdauert ; der vorsprinjjende untere Teil, der immer durch
Türen geschlossen ist, nicht wie bei älteren niederländischen Arbeiten offen
bleibt, dient zum Aufstellen des Schau- und Gebrauchstafeljreräts. In der zweiten
Hälfte des Jahrhunderts bildet sich dann in den mächtigen Seestädten HAMBURCl,
LÜBECK. ÜANZIG u. a. der grof^e zweiflügelige Schrank in besonders schweren,
hauptsächlich für die großen Dielen der Patrizierhäuser berechneten, F'ormen aus.
Sie finden sich mit reicher Schnitzerei oder auch blofi mit vielgestaltigen Pilastern
und Simsen sowie stark vortretenden und verkröpften Füllungen |Abb. 38]. Die
Haupterzeugungsstätte war offenbar Hamburg; im Anfange des achtzehnten Jahr-
hunderts sind diese HAMBURGER SCHRÄNKE |die man heute vielfach auch als
DANZIGER schränke; bezeichnet | dann auch in Mitteldeutschland verbreitet.
Ihr Material ist zumeist das weich und voll wirkende Nuj->holz, oder man sucht
dieses in anderem Holze wenigstens durch Beizen nachzuahmen, während in den
unter unmittelbar niederländischem Einflug stehenden älteren Typen das Eichen-
holz vorherrschte. D
Eine schon weiter zurückreichende, an deutschen Möbeln verschiedener Art
besonders häufige, Einzelform ist die sogenannte FLAMMLKISTE, eine mehr
oder weniger profilierte und zugleich der Länge nach gewellte Leisten- oder Sims-
form Abb. 39 und 40,. Der Nürnberger Neudörffer berichtet von JACOB HEPNER
[gestorben 16451, dafs er dasgeflammteHobeln in Ebenholz und anderen Holzarten
zuerst nach Nürnberg gebracht und 'auch davon schone Kästlein, Rahmen und
dergleichen gemacht habe'. Hepner soll die Kunst von seinem 1621 verstorbenen
Schwiegervater HANS SCWANHARD übernommen und wesentlich weitergebildet
haben. Andererseits wird aber auch ein Franzose GUILLOT [von dessen Name
die Bezeichnung Guilloche stammen soll] als Erfinder des Verfahrens genannt.
Wie dem auch sei, es ist wohl anzunehmen, dafi der Ausbildung des mehr mecha-
nischen Verfahrens Versuche mit einfacherer Handarbeit vorangegangen sind;
jedenfalls entsprach die Technik dem Streben der früheren Barocke nach leben-
digerer Wirkung, ohne noch Grö^e des gesamten Wurfes zu zeigen. — Wie bereits
64
hervori^ehuben, besteht eine der wicliii^.stcii Neuerun-
gen, die das siebzehnte Jahrhunilert iniMübel überhaupt
gebracht hat, in der en^en Verbiiuhniji der KISSKN und
STOKKHKZCOE mit dem Holzwerke; dieser Vor^an^j
vollzo(; sich auch in Deutschhmd und offenbar nicht ohne
Einflute der Niederlande. — Nur jjanz fUichti^ sei hier auf
die reizvollen deutschen IH'I'PKNSTrHKN. von denen
etwa dasOermanische Museum mehrere ausgezeichnete
Beispiele des siebzehnten Jahrhunderts besitzt, hinge-
wiesen. Vielfach müssen sie uns heute einen Krsatz fiii
die verloren ^je^ian^enen yrof^en Kinrichtiui^jcn bieten
Solche Arbeiten, deren ursprünt»liche Heimat wohl di'
Niederlande sind, wurd«'n fürTöchter vornehmer Häuser
anscheinend nur auf Hestellun^ in Aujjsbur^ und Nürn-
berg hergestellt. — Schon früher wurde auf die Bedeu-
tung der deutschen Holzintarsia hingewiesen; eine be-
sondere und für die HarockentwjcUUin^ sehr kennzeich-
nende Abart ist nun die Klil.Uü-IN T.AKSIA in farbi^fcn
Hölzern, die sogenaimte KCiKHIlR .\RHK1T, zu der es
übrigens, sowohl in Deutschland als auch schon in Italien.
Gegenstücke in farbigem Steinmosaik gibt. Krfinder der
Kgerer Arbeit, die aber keineswegs auf Kger beschränkt
war, soll ADAM KCK gewesen sein. Die auf solche
Weise hergestellten, figurenreichen Tafeln waren großenteils zum Kinfügcn in
reichere .Möbel bestimmt; ein sehr schönes Stück dieser Art bietet Abb. '.V.) u. 40,
es wäre hier auch die flache Kinlegearbeit innen zu beachten. Besonders gerühmt
wird wegen solcher Arbeiten auch .JOH.ANN üK()K(i FISCHKR, dessen Vater
schon durch schön eingelegte Schachspiele bekannt war. D
Zu erwähnen wären hier etwa auch die Arbeiten aus BKKNSTKIN, die im sieb-
zehnten und achtzehnten Jahrhundert in Deutschland nicht ohne Bedeutung waren.
Besonders Kassetten und Kabinette mit reichem Säulen- und IMattenwcrk sind
häufig ausdicsem.imTone warmen, mit derZeitaber sehr unscheinbarwcrdenflen,
Stoffe ausgeführt; auch verschiedene (lefäfte. Leuchter, Kronen, Rahmen, Kon-
fektschalen, Schachbretter, Hausaltärc, Pulverhörner, Schreibzeuge, und ähnliches
wären zu nennen. Der Bernstein wurde teils mit dem Messer bearbeitet, teils
gedreht; das meist starke Relief wurde durch Schneiden oder Keilen hergestellt.
Auch wurde Gravierung [besonders an den Rückseiten aufgelegter Platten] ange-
wendet. Eigenartige Wirkungen ließen sich durch geschicktes Nebeneinander-
y'^tzen verschieden [licht, dunkel oder wolkig) gefärbter Stücke erreichen. Bei
größeren Arbeiten auf Holzkern ist der Grund meist mit Goldfolie belegt und nicht
selten mit Ornament bemalt, das dann hindurchscheint; auch finden sich unter den
Bernsteinplatten Reliefs aus elfenbeinartig weißer Masse. Künstlerisch am wert-
vollsten sind die mit Silber oder vergoldetem Kupfer reicher montierten Gegen-
stände. Da die Bernsteinarbeiten großenteils nicht den Zentren der Kultur ent-
5 ■ Geschichte des Kunstgewerbes. IL 55
Alib. 41:
Klfenbeinpokal. deutsche Ar-
D bell, 17 Jahrhundort D
stammen, zeigen sie bogreiflichorwoiso oft etwas zurüekoebliebene uiui oiii-
bere Formen. PKKrSSKN, die Heimat des Materials, war amh für die künstleri-
sche Verarbeitunj» wiehtiji; für den preu(>isehen Hof. besonders unter dem Kur-
fürsten Friedrich IH., dem späteren Kiniige, waren solche tictienstände beliebte
(leschenke, wie später etwa Torzellan. bi /.arskoje-Selo befindet sich auch eine
jjanze in Danzi«:; j^earbeitete Zimmervertäfelun^, die urspriini,dich im KiMiiolichcn
Schlosse in Berlin Verwendung j^efimden hatte, dann aber Peter dem (irofnMi
jieschenkt wunie. — Es möjre hier nur noch eine Stelle bei Savary angeführt
werden: 'Der Bernstein wird zu verschiedenen Luxuszwecken verwendet; seine
Politur, seine Transparenz, seine schöne Goldfarbc haben ihn in die Reihe der
kostbaren Stoffe gehoben. Man macht aus ihm Halsbänder, Aiinbänder, Stock-
knöpfe, Schatullen und andere KliMnodien, die noch bei verschiedenen Völkern
Europas sehr in Brauch sind, bes()nders aber in China, Persien und selbst bei den
Wilden; ehemals war der Bernstein in Frankreich in Mode; wie viel Becher,
Vasen und andere Gegenstände von unendlich feiner Arbeit sieht man nicht in
diesem Material! Aber die Edelmetalle und Edelsteine haben dem Bernstein den
Rang abgelaufen, seit er allzu gewöhnlich geworden ist, um als Luxusgegenstand
zu dienen...' Auch diese Bemerkung ist wichtig; sie zeigt uns deutlich, da(^ solche
Arbeiten ihren Rang zum groP^en Teile dem reinen 'Raritätencharakter' verdankten
und nicht nur wirklich künstlerischen Eigenschaften. In Frankreich war dem
Bernstein nur eine andere \'erwendung geblieben, nämlich als Medikament. D
Auf die ELFENBEINARBEITEN Deutschlands, die in der Barock- und Rokoko-
zeit neben den Niederländischen vielleicht die wichtigsten sind, kann hier nur kurz
hingewiesen werden, um so mehr als sie grof^enteils wohl reine Plastik darstellen ;
einen Pokal bietet etwa Abb. 4L Hervorragende Stätten für Flifenbeinarbeit sind
Augsburg, Nürnberg, München, Geifslingen und Ulm, später Wien, auch Dresden,
Kassel, Frankfurt, Berlin, Braunschweig und Danzig. Mit der zunehmenden Be-
deutung des Porzellans um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts tritt dann das
Elfenbein zurück; es ist nicht uninteressant zu bemerken, daP> etwa der berühmte
ModelleurJOHANN CHRISTIAN LUDWIG LÜCKE auch ein hervorragender Elfen-
beinschnitzer war. D
Ein FLauptruhmestitel Deutschlands war aber seit langem die GOLDSCHMIEDE-
KUNST und blieb es auch noch in der Barockzeit. Aber mehr noch als auf anderen
Gebieten und vielleicht gerade infolge des festbegründeten Rufes und des strengen
Zunftwesens haben sich die Überlieferungen der deutschen Renaissance hier
noch in der Barocke maPigebend erhalten. Besonders an Monstranzen, die sonst
für die Entwicklung sehr kennzeichnend sind, kommen noch im Anfange des
siebzehnten Jahrhunderts gotische Formen vor; eine Monstranz zu Weilheim
vom Jahre 1698 hat noch die Form der alten 'Wurzel Jesse*. Man kann sagen, daft
die Renaissanceformen hier zum Teil noch weit in das achtzehnte Jahrhundert
hineinreichen. — Von der BfiiDFiUTUNG der deutschen Goldschmiedekunst für
Italien war schon die Rede; aber auch in französischen Invcntaren erkennen wir
allenthalben ihre Spuren. So finden wir im französischen Krf)ninventar unter
Ludwig XIV. wo es sich zum Teil natürlich aber auch um älteren Besitz handelt |
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besonders häufig den Ausdriiek: d'aryeiit li'AIIeinannr.
wozu etwa noch bemerkt wird: vernieil dort* |feucrver-
goldetj, oder: partie blanc et partie vernieil [zum Teil
weif\, zun» Teil feuerver^oldetl; selbst verständlieh be-
deutet der Ausdruck art»ent d'Alleniayne in dieser Zeit
nicht etwa I'ackfon^, wie später im achtzehnten Jahr-
hundert. V't)n einem Salzj^efät^e heit^t es ^,'eradezu: une
fjrande salliere ä l'ailemande, so dat^> DKl'rSC'HKS
SII.HKK im Auslande eine deutliche Stilbezeichnung ge-
worilen zu sein scheint. So erklärt es sich auch, wenn es
von einer Uhr hei|^>t : une orloge, dargent d'Allemayne de
cuivre dore; Uhren kamen übrigens besonders zahlreich
aus Deutschland. Kin Bt'ispiel möge hier genauer ange-
führt werden; es hei^t da. Kine deutsche Uhr auf einem
Felsen aus emailliertem Kupfer von j»riiner und von an-
deren Farben, davor eine Figur des heiligen Antonius, Abb. vj: HeL'enHburg.r Htcher
der an der (Ihicke zieht, und an seiner Seite zwei schweizerische Figuren [figures
de Suissei und gegenüber ein von einer Art Halustrade umgebenes Parterre, in
dessen Mitte ein silbernes Springbruimenbecken und drei Figuren; das (}anze mit
einem Kbenholzsockel auf vier Kupferzwiebeln. Aus solchen Beschreibungen
erkennt man allerdings wieder den KURIOSITA TKN-CHAR.XKTKK vieler deut-
scher Renaissance- unil Spätrenaissancearbeiten; am stärksten tritt er natürlich
bei den Arbeiten, die Nautilusschnecken, Kokosnuf,, Narwalzahn u. a. verwenden,
hervor. Julius von Schlosser betont wohl mit Recht, wie sehr es den Sammlern
und Besitzern der KUNSTKA.M.MFRN darauf ankam, allerlei Seltenheiten und ge-
heimnisvolle Fundstücke zu besitzen, zu denen der Gtjldschmied dami die Montie-
rung zu liefern hatte; im siebzehnten und im folgenden Jahrhundert geschieht
dies besonders auch mit orientalischen Frzeugnissen der Keramik. Wir können
das erwähnte Bestreben namentlich auch in den von Fdnuind Braun besprochenen
Kunstkammern des Herzogs zu Trachtenberg und des (Irafen von Schaffgotsch
erkennen Kunst- und Kunsthandwerk, l!H)«i, S. 228 . D
Über die HAUPTCIKBRAUrHSFüRMKN und ANWFNDUNGSARTFN der Oold-
schmiedearbeit hier zu sprechen, ist w»»hl kaum notig, da sie sich eben mit den
älteren decken; neu hinzu treten in der Barockzeit die nicht seltenen aus Silber
getriebenen Antependien und ganze silberne Altäre für die Festtage, wie etwa
der in der Pfarrkirche zu Innsbruck. F!ine Figcntümlichkeit Deutschlands ist die
häufige N'erwendung getriebener silberner KINBANDDFCKFN für Bücher, die
schon in der Spätrenaissance | Anton Kisenhoit- beginnen; für gr()(^ere Bücher
finden sie sich nach dem sechzehnten Jahrhundert wohl kaum mehr, dagegen
für Gebet- und Gesangsbücher noch im ganzen siebzehnten und achtzehnten
Jahrhimdert und oft in sehr entwickelten Barockformen. Zur gleichen Zeit sind
auch Einbände aus vergoldetem Messing- und Silberfiligran nicht selten; auch
werden vergoldete Messingplatten durchbrochen auf farbige Seidenunterlage ge-
legt, von der sich dann das barocke Ornament sehr wirkungsvoll abhebt. An den
5* 67
Abb. 43: Humpen, Zinn. Niederdeutschland 1709. Abb. 44: Kiirfürstenteller, Zinn. Deutschland,
D Berlin. Kunstftewerbemuseum O O 17 .lahrhundcrt. Paris, Louvre D
Sanimetbändern der Bücher sind lange noch kunstvolle Metallschließen beliebt.
— Über ganze MÖBEL aus Silber wird besser später zu sprechen sein, da sie
wohl erst unter französischem Einfluft entstanden sind. — Gegen Ende des sieb-
zehnten Jahrhunderts treten mit der Verfeinerung der höfischen Sitten die ver-
schiedenen TRINKGEF'ASSE; an Bedeutung zurück, dafür erlangen SUPPEN-
TÖPFE und SUPPENSCHÜSSELN gröf^ere Wichtigkeit. Aber auch hier ist schon
französischer Einfluß bemerkbar. Übrigens bleiben die alten Pokalformen, als
man schon allgemein aus Gläsern und kleineren Bechern trank, noch für Ehren-
geschenke und Innungsfeste üblich. In solchem Zusammenhange wäre etwa der
nach Julius Lessing auf der Tafel wiedergegebene Pokal aus vergoldetem Silber,
eine gesicherte Augsburger Arbeit vom Jahre 1721, zu betrachten. Die Haupt-
form ist die des sechzehnten und siebzehnten Jahrhundorts, die Einzelheiten
zeigen ziemlich entwickeltes Barock. Besonders die WILLKÜMME der Genossen-
schaften und Brüderschaften weisen noch bis in das achtzehnte Jahrhundert zum
Teil Renaissanceformen auf, auch Schlüsselform oder andere charakteristische
Gestaltungen. Trinkgefäf^e zeigen auch häufig noch TIIORGESTALT, wie Bär,
Uhu, Einhorn, Hirsch, Falke, Papagei. Auch finden sich Becher in F'orm von Äpfeln,
Bimen oder Tulpen; manche Teile sind dann auch emailliert, wodurch der natura-
listische Eindruck noch gehoben wird. Vollere Barockformen zeigt etwa die Re-
gensburger Arbeit der Abb. 42. D
Bezüglich der TASCHENUHREN, die ja enger mit den Edelmetallen zusammen-
hängen, sei nur erwähnt, daß die ältere Eiform mit Beginn des siebzehnten Jahr-
hunderts zurücktritt und sich bald ganz verliert; es wird die kreisrunde Form
allein gebräuchlich, anfänglich aber mit starker Wölbung. Vereinzelt werden
noch Fruchtformen und anderes nachgeahmt. Im 1 7. Jahrhundert werden die Uhr-
gehäuse besonders gern mit Schmelzen versehen; erst im nächsten Jahrhundert
finden sirh getriebene Goldgehäuse häufiger.
68
■F-T] POKAL, SILBER VERGOLDET • AUGSBURG 1721
r^K BERLIN, KÖNIGL. KUNSTGEWERBEMUSEUM
4
Auf Becher, Anl)it'tplatten,
Kaffeegeräte und andere Ge-
genstände aus vergoldetem Sil-
ber werden gern EMAILS /um
Schmucke aufgesetzt; in Augs-
burg war in solchen Arl)eit«'n
besonders JOHANN CONRAD
SCHNKLL, gest. h)98; berühmt.
1)1.- IIAI'PTWKRKSTATTKN
der Oüldschmiedekunst befin-
den sich noch immer in Augs-
burg, unter dessen Meistern et-
wa JOHANNKS KILIAN ,HJ2:l
bis lül>7! zu erwähnen wäre, ein
Meister, der selbst noch zeich-
nete und bossierte, während an-
dere sich immer mehr mit dem
Arbeiten nach frenulen Kntwür-
fen beschäftigten. Diese um
sich greifende Trennung des
künstlerischen Kntwurfe.*? von
»1er Arbeit des Ausführenden
hängt gewif> auch mit dem zu-
nehmenden Naturalismus und
MAI.KRISCHKN CHAKAKTKR
der Arbeiten zusammen, wo-
durch mancher Kntwurf.wie wir
schon bei Rubens sahen, vom
Gewerbe losgelöst und zurrein
künstlerischen Sache wurde.
Ks wären etwa noch .JOHANN
GEORG LANG. LEONHARD HKCKENAl'ER und MICHAEL HECKEL zu erwäh-
nen, sowie die Familien .lA(iER. (iAAP. MÄNNLICH und DRENTWETT, von denen
etliche auch zum kaiserlichen Hofe in Beziehung traten. Es ist naheliegend, dal>
in manchen der genannten Familien oder auch in einzelnen Personen sich Gold-
schmiedehandwerk unfl Kupferstechkunst miteinander vereinten; das war etwa
auch bei JOHANN ANDREAS THELOTT , 1654 17341 der Fall. - Neben Augsburg
ragte in der Goldschmiedekunst Nürnberg hervor, das sich unter anderem gleich-
lalls in kunstvollen Gehäusen für Taschenuhren auszeichnete. Auch München,
Wien, Prag, Frankfurt wären zu erwähnen, sowie die sächsischen und schlesi-
schen Werkstätten, über deren Bedeutung besonders in jüngster Zeit einigeAus-
stellungen neues Licht verbreitet haben; doch muft hier wohl auf Spezialunter-
suchungen hingewiesen werden, wie solche etwa von Dr. Edmund Braun über
die österreichischen und von Dr. Hintze über die schlesischen Arbeiten vorliegen.
69
Abb. 45: F. L. Schmittner. Kniwurf zu einem Perspektivgiltcr
O auM S<-hmiedeeisen D
W'irkliolie Gebrauchswaren in Kdelniotall. sri es auch luii- in Silber, siiul natür-
lich selten; hierfür ist ZINN das wiclitigere Metall. Auch für Zuiiftjrefäl^e ist es von
besonderer Bedeutunjj. und selbst Kirchenkelche wurden für ärmere Kirciien aus
Kupfer oder Zinn jjearbeitet. Die Zeit der yrö|Uen \'ollendung der Zinnarbeiten
ist aber wohl mit dem ersten \'iertel des siebzehnten Jahrhunderts vorüber;
immerhin erhalten sich Arbeiten mit {rejTossenen Reliefs das ^anze .lahihundert
hindurch und versciiwindiMi erst im nächsten |Abb.43|. In Nürnbcrt^ haben noch
immer dieKrHKCKSTKNTKLl.KR um! iihnliche Arbeiten Hedeutunjr; doch handelt
es sich im allj^emeinen mehr um eineFortführunfr der älteren Formen | Abb. 44). —
Aus der zweiten Hälfte des 17. und aus dem folgenden .Jahrhundert sind zahlreiche
viereckit^e Flaschen mit Schraubenverschluf^, teils plastisch verziert, teils graviert,
erhalten. Eigentümlich sind die IIANDWAKMI-^R fin- Kirchgänger in Form von
Gebetbüchern mit reichen Beschlägen und Scliliel>en. Häufig sind im siebzehnten
Jahrhundert auch Zinnsärge mit gravierten oder geätzten Ornamenten zur Ver-
wendung gelangt. In Nürnberg erhielt ganz reines Zinn |ohne Hlcizusatz| den
Stempel mit dem 'gekrönten Adler-, das 'auf englische Art purgierte' den mit
Adler, Krone und Rose. — Schüsseln mit grof^en Blumen und Buckeln, Wärmpfannen
und andere Geräte aus MESSING sind noch im ganzen siebzehnten Jahrhundert
üblich, im Norden Deutschlands grof^enteils im Zusammenhang mit niederländi-
scher Erzeugung. D
Zu den blühendsten Zweigen deutschen Kunstgewerbes gehört im allgemeinen
die künstlerische Bearbeitung des SCH.MIEDICEISENS. Deutschland war schon
durch sein Rohmaterial berühmt ; bei Savary z. B. heiP>t es : 'Die verschiedenen Eisen-
arten Schwedens und Deutschlands sind zum groj^en Teil besser und biegsamer
als die Frankreichs'. Bis zum dreiP>igjährigen Kriege ist der Stand der deutschen
Schmiedekunst überaus hoch; dann trat ein heftiger Rückschlag ein, aber mit der
allgemeinen Erholung des deutschen Volkslebens gegen Ende des Jahrhunderts
erblüht auch dieser Zweig des Kunstgewerbes wieder. Die Arbeiten der ersten
und zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts sind, wie Brüning hervorhebt,
schwer voneinander zu unterscheiden. Das GlTTERWPn^K des sechzehnten Jahr-
hunderts mit seinen vielfach verschlungenen und durcheinander geführten Rund-
stäben, seinen linearen und naturalistischen Formen sowie den bekannten Spindel-
blumen lebt bis ins achtzehnte Jahrhundert fort. Auch wurden die Gitter, besonders
die breiteren aus Eisenblech hergestellten Teile, noch farbig bemalt. Seit Anfang
des siebzehnten Jahrhunderts macht sich neben dem älteren Typus des Gitter-
werkes aber noch ein anderer geltend und erhält sich in ganz Deutschland bis in
das dritte Jahrzehnt des Jahrhunderts: das Gitterwerk aus Rundstäben mit Durch-
zügen, V^erschnörkelungen und eingehauenen, meist pflanzlichen Ornamenten.
Manche Formen erinnern an das Knorpel- und Ohrmuschelornament und reihen
die Arbeiten so deutlicher in die Barockentwickiting ein. Manchmal werden auch
flachgeschlagene Stäbe ganz mit eingeschlagenem Ornament bedeckt; diese
Schmuckart findet sich etwa an Beschlägen und an Türklopfcrn. ist aber meist
nicht besonders fein durchgebildet. — Die früher an df-n Möbeln üblichen breiten
BÄNDER und wuchtigen SCHLÖSSFiR sind nach der Mitte des siebzehnten Jahr-
70
hurulerts nur mehr in einzelnen Gegenden und mehr volkstümlich erhalten; die
Schlösser werden nun in das Holz eingelassen und es treten nur noch die | meist
messingenen] Schlüsselschilder hervor. Knde des .Jahrhunderts wird in das sonst
ziemlich regelmiiftige Rumleiseiigerüst auch der Akanthus eingeführt; die Durch-
schichungen der Stabe werden seltener, die Stiibe meist aneinander vorüber ge-
führt. Auch Schliisser, Ikvschläge und andere kleinere y\rbeiten weisen den Akan-
thus auf; hierin ist wohl schon französischer Kinflu|> zu erkennen. Typisch deutsch
sind die I'KKSPKKTIN'ISCIIK.N ÜITTKK, von denen Abb. 45 ein si)äteres Heispiel
gibt; diese Arbeiten kommen in der zweiten Hälfte des siebzehnten und im An-
fange des achtzehnten .Jahrhunderts, insbesondere in Süddeutschland und in der
Schweiz, vor und hängen mit der autUM-ordcntlich reichen und malerischen Knt-
wicklung gerade der sudileutschcii Harockkimst aufs engste zusamnuMi. G
Kin 1710 erschienenes Ml'STKRHL'rH für SCllLOSSKR des in Hamburg aus-
;;ebildeten HKINHU'H DKLCKKH beweist die lange Lebenskraft der alten Formen
und ist noch frei von französischem Kinflusse. Von berühmten älteren Meistern
dieses Kunstgebietes sei GOTT! RIKD I.KVGliHK |1630 1Ü83| genannt, ein in
Nürnberg ausgebildeter Schlesier. der in Nürnberg und später in Berlin tätig war
und durch seine GKSC'HMTTKNKN Stichblätter für Degen, Degengefäf^e, Pistolen-
bcsihläge und andere Kisenzieraten hervorragte; er schnitt eine Kisenstatuette
Kaiser I.eopt»liis 1. aus einem einzigen KiscnMocke und eine Statuette des Grof^en
Kurfürsten als heiligen Cieorg [im Kaiser-Friedrich -Museum zu Herlinj. Über
HOIM'KRT, der schon unter französischem Kinflusse und zwar unter ganz unmittel-
barem [durch einen Aufenthalt in Frankreich] steht, wird später zu sprechen sein.
In enger Verbindung mit den Goldschmiedearbeiten stehen vielfach die aus
UKRGKRISTALL, die schon zur Zeit Rudolfs II. grofie Bedeutung erlangt haben.
So heif,t es etwa in dem so oft erwähnten französischen Kroninventar: 'Kine deut-
sche Weckuhr, mit Kristall gefaf>t, mit feuervergoldetem Silber garniert, hoch
acht Zoll.' Von besonderer Bedeutung waren die Arbeiten aus Bergkristall auch
dadurch, daft sie den gröf,ten Kinflufi auf die GLASARBEITEN ausübten; auf
diesem Gebiet wurde Deutschland ja tonangebend. Wir müssen also einen kurzen
Überblick über die Entwicklung des deutschen Kunstglases zu gewinnen suchen
und wollen uns dabei hauptsächlich an die Untersuchungen Pazaureks halten.
Den grollten Teil des siebzehnten .Jahrhunderts hindurch ist für die deutschen
Werkstätten noch das venezianische Glas, sowohl was Form als Reinheit und
Leichtigkeit des Materiales betrifft, das unerreichte Vorbild. Wie schon bei Be-
sprechung des venezianischen Glases selbst gezeigt wurde, suchten sich die Frem-
den durch glänzend entlohnte Überläufer in den Besitz der Geheimnisse Vene-
digs zu setzen; auch strebten Deutsche und andere Fremde in Venedig selbst zu
lernen. Zunächst waren die ausländischen, besonders auch die deutschen. Erzeug-
nisse aber doch nur rohe Nachahmungen der italienischen. Immerhin werden
selbst schwierig herzustellende FADENGLÄSER auf deutschem Boden verfertigt ;
in Schlesien werden sie 1675 erwähnt, in Südböhmen kommen sie aber schon zu
Beginn des siebzehnten Jahrhunderts und in dem uralten Glasindustriebezirke
von Ktiln am Rhein anscheinend sogar noch früher vor. Jedoch erhält sich die Er-
71
/.eujrmiiT der Fadengläser üIhm-
liaiipt nicht mehr lan^je ; nur in den
Kniiufen und Wülsten der Stengel
und Deekel verwendet man noch
fernerhin farbige (ilasfäden, und
zwar ist dies sowolil in HJihinen,
als in Ihdlanil und Kngland der
Fall. TiFKNlFFKNE GLÄSER
sind noch im ganzen siebzehnten
Jahrhundert wichtig, im acht-
zehnten treten sie aber gegen die
feingeschliffenen zurück und blei-
ben nur in der mehr volkstümli-
clu'n Kunstübung [auch etwa der
Frankreichs!; unter anderem wur-
den besonders die in Deutschland
üblichen VFXIFKKRÜGE sowie
die gliisernenTiere, Stiefel, Post-
hörner, Pistolen u. a. durch Knei-
fen des Glases hergestellt. Auch
das RKISSEN des Glases mit dem
DIAMANTEN, das ursprünglich
wohl italienisch ist, wurde seit der
Renaissance in Schlesien, Böhmen
und in anderen Gegenden geübt
und zwar zunächst an eingeführ-
ten italienischen Gläsern. In Böh-
men wurde es zumeist mit kalter
Malerei und Vergoldung verbun-
den, tritt aber im siebzehnten
.Jahrhundert überhaupt zurück
und bleibt nur in Holland von Be-
deutung. Zur Verdrängung der
Ritztechnik tragen hauptsächlich
zwei Umstände bei : das Aufgeben
Abb 46: HonicUcreigias, Dresden. Anfang des 18. Jahrb. (icr Malerei mit den Wenig halt-
baren Mastixfarben und die Verwendung von Emailfarben an ihrer Stelle, vor
allem aber die zunehmende Bedeutung des Glasschnittes. Die deutschen GEMAL-
TEN GLÄSER, besonders die Willkomme mit Reichsadlern, Kurfürsten, Aposteln,
Jagddarstellungen u. a. sind trotz der zunftgemäfien Ausführung meist nur als
volkstümliche Erzeugnisse anzusehen und wirken hauptsächlich durch naiven
Farbensinn; am besten sind noch einige Wappengläser, bei denen es sich offenbar
um Arbeiten für verfeinerten Geschmack handelt. Eigentliche Barockformen sind
in solchen Arbeiten wohl nicht zu finden. - Künstlerisch am höchsten unter den
72
mit Flinailfarben i^fuialtcn (ilä-
sern stehen die für die sächsiscln
Hdfkellerci aus^'eführten, di«
auch öfter Ver^oldiin^ aufweisen;
ihre Form wechselt, dtu-h sind die
meisten Stücke zy liniirisch und
zeigen an einer Seite das säcli
sische oder polnisch -sächsischi
Wappen. Initialen der Fürsten und
Datierungen, die etwa zwischen
1604 und 1720 liegen. Nach den
Forschungen Herlings kamen dif
älteren Arbeiten von auswiirts,
aus Venedig, aus Süd- uiul Mittel-
deutschland, später deckten aber
wohl die sächsischen Hütten den
Bedarf, seit Knde des siebzehnten
Jahrhutuierts wohl hauptsächlich
die Kgl. polnische und sächsische
Olasfabrique* zu Dresden. D
In künstlerischer Heziehinii;
viel bedeutender sind die CII.imm
mit SCHW.VHZI.ÜTH.MALKKKI
Ihre Ausbildung erhielten sie vor
allem durch JOHANN SCHAI'KK
aus Harburg, der 16-10 bis 167(1
in Nürnberg tätig war; deshall)
werden sie auch gewöhnlich als
Schapcrgläser bezeichnet. Ihre
Blütezeit fällt in die sechziger
Jahre des 17. Jahrb.; Pazaurek
will die späteren Arbeiten in dem
sog. Laub- und Bandelwerkstil,
von dem noch gesprochen wer
den soll, von den früheren deut-
lich getrenntwissen. Gute Arbci- a*
ten in Schapergläsern bietet die °
Abb. 48. In Böhmen ist diese Art übrigens weniger üblich ; es ist, nebenbei bemerkt,
dieselbe Technik, die schon vorher besonders in schweizerischen Glasgemäldcn
zur Verwendung gelangt war. Bei den Schapergläsern findet sich, wie bei den
eben genannten Arbeiten, manchmal auch Silbergelb und geringe Goldhöhung.
.•\uftcr Landschaften u. a. werden mitunter auch humoristische Szenen und P'igu-
ren. etwa nach Callot, dargestellt. — Die wichtigste und für das siebzehnte und
achtzehnte Jahrhundert bezeichnendste Glastechnik, wird jedoch der GLAS-
73
iii.iB|><iKil (ür kju »i von Schreiber [•
Herlm, Kunstgewerbemugeum
SCHNITT mit dem Rädchen, eine Kunst, dio im Mittelalter fast völlig verloren
Sjecanoon war. Die Ausbildunjx der Technik fand jedenfalls zuerst am Berg-
kristalle statt, worüber schon gesprochen wurde. Der GLASSCHLIFF nimmt das
Glas gewissermafien als fertige Masse, wie etwa Kristall oder ein anderes Ge-
stein. Beim Venezianer Glas setzt die Formgebung ein, solange die Masse noch
bildsam ist. hier, wenn man von der allgemeinen Form absieht, erst dann, wenn sie
erstarrt ist. Das geschliffene | geschnittene] Glas verlangt naturgemä(-> eine grö-
f^ere Dicke, als sie bei den venezianischen Gläsern üblich war; auch mujUe die
Masse besonders blasenfrei und sonst rein sein. Die gröf,te Bedeutung für den
Cilasschnitt erlangte CASPAR LKHMANN durch die Anpassung des Steinschnittes
an das Glas und durch entsprechende Verbesserungen der Technik; er nuij^
nach Pazaurek geradezu als der Vater des nachher berühmten, geschnittenen
böhmischen Glases bezeichnet werden. Er stammte aus dem Lüneburgischen und
arbeitete dann am Hofe Rudolfs II. Sein Schüler GKORG SCHWANHARDT be-
reichert die Wirkung dadurch, daf-> er zu dem Mattschnitt noch den Klarschnitt hin-
zufügt. Man unterscheidet auch den Hochschnitt und Tiefschnitt und die Ver-
bindung beider Arten. Beim HOCHSCHMTT erscheinen alle Figuren in Relief,
während das übrige abgearbeitet ist; beim TIKFSCHNITT werden die Formen
vertieft graviert, die feinsten Teile der Ornamente wohl auch bloP> mit dem
Diamanten gerissen. Der Tiefschnitt ist nicht nur leichter auszuführen, sondern
gestattet auch eine freiere Gestaltung der Formen und wird darum allmählich
der allein übliche. Gewöhnlichere Sorten werden besonders häufig auch durch
STERNSCHLIFF und KUGELSCHLIFF verziert, welch letzterer auch schon im
Altertum und Mittelalter geübt worden war. Dem Schnitte geht jetzt fast allge-
mein ein vorbereitender Schliff voran. Im Anfang des achtzehnten Jahrhunderts
ist unter den Glasarbeitern bereits eine weitgehende Arbeitsteilung eingetreten;
die Glasmaler haben übrigens kaum mehr Bedeutung. □
Besondere WICHTIGKEIT für die Glasindustrie haben Nürnberg und Augs-
burg und dann Böhmen, dessen Weltruf schon im späteren siebzehnten Jahrhun-
dert beginnt und sowohl in dem trefflichen Material als in der Arbeit beruht; ge-
rade der Umstand, daf, Nordböhmen so sehr für den Welthandel arbeitet, bedingt
hier aber vielfach einen sehr raschen Formenwechsel. Einzelne Erzeugungsorte
bilden bestimmte Spezialitäten aus, so etwa Nürnberg Becher auf drei Kugel-
fü^en und dünnwandige ungeschliffene Pokale auf hohen hohlen, wie gedrechselt
wirkenden, Füßen, eineArt Mittelding zwischen Arbeiten im venezianischen Glas-
stil und im deutschböhmischen Kristallstil. Schlesien, dessen sehr bedeutende
Glasindustrie ebenso alt zu sein scheint, wie die böhmische, stand, so lange es
habsburgisch war, immer in enger Verbindung mit Böhmen; die Hirschberger
Industrie ist schon Finde des siebzehnten Jahrhunderts sehr entwickelt. Anfang
des achtzehnten Jahrhunderts übertrifft sie dann in mancher Beziehung selbst
die böhmische. D
Die wichtigsten FORMEN sind Deckelpokale, Spitzgläser, breite Stielgläser,
zylindrische Gläser in Art der heutigen Wassergläser; auch kommen sehr hohe
Spitzgläser für Schaumweine vor; 'Muscheln auff fuessen', die später Schiffchen-
74
form annehmen, dienen für Salz und Konfekt. Am höchsten bewertet wurden
Stücke mit figürlichen I)arstelluni,'en, die es ursprün^dich den italienischen Kri-
stallen gleich zu tun suchten; mehr oder weniger frei henutzte Kupferstich»' und
Holzschnitte ^'ahen vielfach die Vorbilder. Im reinen OK.NA.MKNTK finden sich
meist kleine Hildchen, Kij^uren oder I.andschaften; doch finden sich auch bl()|\c
Linien-| Kalligraphen- ]Ornamente, vj^l. Abb.49. In vielen Fällen wird nur der obere
Rand der Gläser verziert. Andere Arbeiten, die neben den besprochenen eiidier-
laufen, mit dichtem, zierlichem Kankenwerk, scheinen in Deutschböhmen besonders
für Holland erzeugt worden zu sein. D
Der (ILAS.M.M.KKKl ist die Harockentwickluii^,' beqrreiflicherweise auch in
Deutschland nicht ^ünsti^j; von der bliihi'nden( Ilasmalerei etwa <ler Schweiz bleibt
eigentlich nur tlie (irisaille-Wap|)enmalerei übrij,', wie das zum Heispiele aus einem
Verzeichnis der Spenden des Züricher Ambtmannes Kscher 1 1662 1704 1 hervor-
geht; es heif>t da zumeist 'jjrauw in jjrauw brendt'. Etwas mehr P'arbe als im
Süden erhielt sich noch bis ins achtzehnte .Jahrhundert in Norddeutschland, aber
in mehr bäuerischer Verwendung'. D
Auch in der deutschen KKK.\MIK erhalten sich die Formen der deutschen
Renaissance sehr lanj^e. Im RHKINISCHKN STKINZFLHiK undähnlich im nassau-
ischen verrät sich das siebzehnte .Jahrhundert durch das Zurücktreten des figür-
lichen Schmuckes und des renaissancemäfd^^ plastischen Dekors ^e^enüber ^roft-
zü^jigen und flachen Ornanienten, die das ganze Stück einheitlicher erscheinen
lassen ; am längsten erhalten sich noch reichere Wappen. Die eigentliche Blütezeit
des rheinischen Steinzeuges, des Siegburger und P'rechener, ist übrigens vorbei;
das Material war wohl zu kalt und nüchtern und vielleiclit auch zu wertlos, als
daft es dem gesteigerten Bedürfnisse und dem Sinne für schwungvolle Kraft ent-
sprochen hätte. .\uchdie KHKL'SSKNFR Arbeiten zeigen im siebzehnten und acht-
zehnten .Jahrhundert nicht mehr die scharfen Formen der Renaissance; sie werden
hauptsächlich durch eine dunkelbraune, stark glänzende (ilasur verhüllt. Die immer-
hin weite \'erbreitung der rheinischen. Nassauer und Kreussener Stcinzeuggefät^e
lie^ an anderen Orten NACHAHMUNGEN entstehen, die zumeist unter dem Ein-
flüsse der Kreussener Ware mit dunkler Glasur auftreten; nach den Forschungen
Kurzwellys war in dieser Beziehung namentlich Sachsen, insbesondere die alte
Töpferstadt Waidenburg, von Bedeutung. Im Altenburgischen erzeugte man viele
gelbe und weihe Bierkrüge mit aufgesetzten emaillierten Perlen, daher PKRLEN-
KRCGK genannt. Endlich gibt es eine dritte Gruppe von braunen Krügen mit aufge-
legten und eingeschnittenen Rauten, die in der Lausitz, aber auch in der Umgegend
von Eger, hergestellt wurden. Die deutschen Fayencen, die erst später, als die
Blaumalerei vorherrscht, gröf^ere Bedeutung erlangen, werden darum auch besser
später zu besprechen sein; nur auf die OFENERZEUGUNG, die im siebzehnten
Jahrhundert vor allem in der SCHWEIZ blühte, sei kurz hingewiesen; besonders
die Familie PFAU ragte hier hervor unfl läftt in pjnzelhciten ihrer Arbeiten wohl
auch barocke Anklänge erkennen. — Die FARBIGEN FAYENCEN j Majoliken I haben
in Deutschland eigentlich nie hervoragende Bedeutung erlangt, doch haben sie als
VOLKSKUNST besonders in den österreichischen Ländern, in Oberösterreich,
75
D . . . .1.1 i]i liuiulcr t Hiilirin^rlirs ( ir\\ (■ilicimi.'..cuni Ki'icliciilicrn D
Salzbur»i"us\v. in der derberen Art de.s\'(ilkcs sehr Erfreuliches aufzuweisen. Sicher
war im Süden zunächst die Nähe Italiens bestimmend. Später macht sich aber
immer mehr vom Norden her der holländische Einfhij-^ geltend und reichte nacli
Alfred von Walchers Untersuchungen bis Gmunden im Salzkammergut. — In einem
Falle können wir den Gang vom Süden her deutlicher verfolgen. Rudolf II. berief
italienische Arbeiter nach Prag, dem damaligen deutschen Kaisersitze; hier ar-
beiteten die Italiener zunächst für den Hof und den hohen Adel, dessen Wappen
wir auf den Geschirren finden, dann für das Bürgertum. Allmählich traten heimi-
sche Arbeiter in die Werkstätten; da sie aber grölUcnteils evangelischen Glau-
bens waren, zogen sie es vor, später nach Mähren und dann in die ungarische
Slovakei auszuwandern; so verschob sich der Schauplatz, und die Kunstübung
selbst sank in immer tiefere und einfachere Volksschichten, bis sie zuletzt als
recht primitiv gewordene Kunst endete. Es ist genau der umgekehrte Gang der
Entwicklung gegenüber dem. den man heute annimmt, wenn man unsere Kunst
durch die Volkskunst 'verjüngen' will. In solchen mehr volkstümlichen Arbeiten
sind im siebzehnten Jahrhundert auch gr()ficre Hanken und Blumen, insbesondere
die beliebten Tulpen, daneben auchSprüche undAbbildungen vonllanflwerkszeug
anzutreffen ; sie erhalten sich so zum Teil bis in den Anfang des neunzehnten Jahr-
hunderts und darüber hinaus. D
Auch die TEXTILINDUSTRIE Deutschlands ist zum großen Teile einfachere
Volkskunst geblieben. Die Leinenindustrie Deutschlands hatte zwar schon große
Bedeutung aber mehr in einfacherer Massenware. Die Leinendamaste führen noch
bis in das achtzehnte Jahrhundert spätmittelalterliche und Renaissancemotive fort,
wie symmetrische Figuren und Bäume oder Brunnen, Städtebilder u.a. Im achtzehn-
ten Jahrhundert treten dann allerdings auch reichere Muster auf, die für ver-
feinerten Geschmack berechnet sind. Die besseren Stoffe, besonders Seidenstoffe,
kommen jedoch wohl vorherrschend aus Italien, später aus Frankreich, allenfalls
76
Abb. 49: SehleaUrbe und böhmltchc GUarr Fratc Hälfte de« 18. Jahrh. Kunalgeworbemuaeum, lierlln.
aus Holland und ferneren Ländern. Zum Teil wurden die fremden Stoffe in
Deutschland auch in einfacheren Materialien [Wolle, Hanf] oder in einfacherer
Technik nachgeahmt; besonders gepref^te Wollsamte scheinen in Deutschland im
>icbzehnten .Jahrhundert nicht selten /u sein. Auch eine eigentümliche Imitation
eicherer Wandstoffe, die schon im sechzehnten Jahrhundert üblich war und die
larin bestand. dap> man Manftuch leimte und mit farbiger Scherwolle bestreute
wozu noch Vcr^oldlln^ und kalkige P'arbe treten konnte], auch dieses Verfahren
wird noch ziemlich häufig geübt. D
GOHKLINAKBKITKN, die in Deutschland schon im Mittelalter vielfach aus-
geführt wurden, aber nie die Bedeutung etwa der niederländischen Kunstübung
erreichten, werden in kleineren Mafien wohl noch immer an verschiedenen Orten
und zum Teil als häusliches Erzeugnis hergestellt. Kissen mit reichumrankten
Wappen oder Heiligenfiguren, mit wuchtigen Gehängen oder auch einemPapagei
oder mit kräftigen Blumen, besonders Tulpen, sind nicht selten. Eine auf höherer
Stufe stehende Haute-lisse-Fabrik befand sich in MÜNCHKN, wo Herzog Maximi-
lian U)15 eine Werkstätte gründete. Sie arbeitete ausschließlich nach Entwürfen
l'eter Candids; doch waren diese nicht gerade sehr glücklich für die Technik.
Auch sind die Farben anscheinend schon von Anfang an mangelhaft gewesen; so
ging die Fabrik bald wieder ein, um erst weit später wieder erweckt zu werden.
Die STICKEREI wurde auf deutschem Boden immer eifrig gepflegt; in Süd-
deutschland besonders sind aufterordentlich reiche Antependien und Kirchenge-
wänder erhalten, die von italienischen Arbeiten oft nur schwer zu unterscheiden
sind. Mehr nordischen Charakter haben etwa die. freilich auch ziemlich frühen,
Barockstickereien in der Mariae Himmelfahrts-Kirche zu Köln, die von einem
77
Jesuiten .lOHANNKS LrOCiKNS | l(il 1 in Holland ooborcn und bis in die siebziger
Jahre in Köln nachweisbar: herrühren {siehe die Tafel Har(ick-Casel|. Bemerkens-
wert sind «zroj^zü^ii^e Kankenornainente in »iele<Tteni (uUde für Casehi u. a. sowie
andere aufierordentlieh plastisch j;;earbeitete (Icildstickereien mit Tieren in kar-
tuschenartigen l'mfassungen. wie sie für Kalt- und Satteltaschen, Schabracken
usw. im siebzehnten um! zum Teil muli im nächsten Jalirlumdert üblich waren
und noch ziemlich lange den Charakter frühester Barocke bewahren. Unter den
SEIDENSTICKKRKIKN wären Arbeiten mit deutlichen Formen des siebzehnten
Jahrhunderts hervorzuheben, die in flotter Seide breit gelegt sind; die Seide
wird auf dem 'meist leinenen] Untergründe durch parallel oder gekreuzt aufge-
legte und stellcnweis niedergcnälite I-'äden festgehalten; es ist die TI^CilNIK,
die man heute vielfach als AHABISCHH bezeidmet. Für eine orientalische Her-
kunft [allerdings nicht aus Arabien | spräche der Umstand, daj-^ gerade der Südosten
Deutschlands und die angrenzenden Gebiete die meisten Arbeiten dieser Art er-
halten haben [vgl. Abb. 50]. Solche Arbeiten reichen übrigens auch noch in das
achtzehnte Jahrhundert. Hervorzuheben wären noch die zahlreichen meist mit
Wolle und zwar in GROS und PKTIT POINT ausgeführten M()bclühorzüge mit
barocken Blumen und Rankenteilen oder mit gezackten und O.MHHII-.RKNDKN
ORNAMFNTKN geometrischer Art in der Weise des POINT DK HONGRIE; auch
gestickte Einbände für Gebet- und Gesangsbücher sind im siebzehnten und acht-
zehnten Jahrhundert sowohl in Deutschland als in den Niederlanden nicht selten.
— Weit verbreitet ist in Deutschland noch im ganzen siebzehnten und achtzehnten
Jahrhundert die NETZSTICKEREI; sie zeigt in dem häufig vorkommenden gröfie-
ren und reicheren Rankenwerke deutlich barocke Empfindung. Viel ist in Deutsch-
land auch immer in genähten Durchbrüchen für Bett- und Tischwäsche gearbeitet
worden, und da erhielten sich die alten strengeren Formen naturgemäfi länger.
Kunstvollere SPITZEN, besonders genähte, sind wohl nur im Süden in grö-
ßerem Mafie ausgeführt worden und da, wie etwa in Tirol, im engen Anschlüsse an
Italien. Nähspitzen in spanischer Art kommen auch schon früh in Süddeutschland
vor. jedenfalls schon im dritten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts, z. B. eine
Kelchdecke im Besitze der Kirche zu Hall in Tirol; die Decke ist weij^ und golden
gestickt, die Einsätze und die eigentliche Spitze zeigen aufjerordcntlich reizvolle
genähte Formen, weif> mit durchglitzernden goldenen Innenfäden. An bunten
Stickereien finden sich häufig ausgeschnittene buntbestickte Zacken, also eine
Art unechte spanische Spitze [s. Seite 44]. — Geklöppelt wurde in Deutschland
offenbar immer viel. Die angebliche Einführung der KLÖPPELSPITZENERZEU-
GUNG im Erzgebirge durch BARBARA UTTMANN kann uns hier aber nicht
beschäftigen, fällt sie doch auch noch in die Renaissancezeit; erwähnt sei nur
kurz, dafi es sich da offenbar auch mehr um gekWippelte Posamcnterien. höch-
stens um ganz einfache Besätze und Einsätze, handelte. Schon die Verbreitung
der Spitzenmusterbücher, deren älteste, wie bereits erwähnt, in Deutschland er-
schienen sind und die später noch [etwa durch Siiebmacher| ausgezeichnete
Nachfolge finden, beweist, daß die älteren Spitzenarten, hauptsächlich die Reti-
cella, in Deutschland vielfach ausgeführt wurden, und zwar wohl in häuslicher
78
Heschäftimin^; in ähnlichen Formen haben sich die
S[)it/.en dann noch sehr lanj»e im siebzehnten .lahr-
hundert erhalten. Wirkliche Fiarockspitzen wur-
den \veni^»stens in ^jnifterer Zahl wohl nur
aus i^Moberein Materiale und in jenen verschwoni-
meneren Formen ausgeführt, in denen ilie Harock-
ranken schon n>ehr zu Schlanj^enlinien geworden
situl. Stiche mit solchen \'orl)ildern erscheinen
Knde des siebzehnten Jahrhunderts in Auj^sburu.
So wie die Reticella allmählich volkstümlich ent-
artet und zum Teil auch bunt wird, so geschieht es
auch mit den verschiedenen Barocktypen. Schon in
deutschen ücbieten - etwa in dfii Alpenländrrn.
in denen sich diese Schlan^enformen besonders
festsetzen treten hierund da einii^e farbige Linien
oder farbi^je Sterne neben den weilten Fäden auf;
weit mehr ist das aber bei den slawischen Völkern
der Fall, die ihre Barockft)rmen wohl gro(\enteils
über Deutschland erhielten. D
Fs sei hier noch der deutschen HLCllFI.N-
BÄNDF des siebzehnten und zum Teil des acht-
zehnten Jahrhunderts Frwähnun^; ^»etan; von den
metallenen war schon die Rede. H()lzdeckel sind
wohl nur mehr für Bibeln und sonst K^ofie F'oli-
anten üblich; für einfachere Finbände ist im ganzen
Jahrhundert die Blindpressunjr beliebt. In Nord-
deutschland sowie in den Niederlanden sind auch
Perifamentbände mit Blind- und (loldpressun^
gebräuchlich; auch werden Leerstempelungen mit
Lasur- und Lackfarben bemalt. Sehr häufig sind in
Deutschland [um\ Holland] glatte weifte Schweins-
lederbände, die sogenannten Hornbände, bei denen
der Titel dann kalligraphiert ist; oft zeigt auch nur
der Rücken Schweinsleder, während die Deckel
mit Buntpapier bedeckt sind, in dessen Erzeugung
besonders .Augsburg hervorragte. G
5. FRANKHKICH D
Wie bereits früher besprochen, erhielten sich
auch in Frankreich lange die kühleren Formen der
Spätrenaissance; doch war die ruhige Überliefe-
rung und Weiterbildung durch die allgemeine Fr-
schütterung, welche die Religionskriege gegen
Ende des sechzehnten Jahrhunderts zurückgelas- ^^\ ""J TT'^\ 'T"?""" "'"
e> bische Technik. Osterreichischeii Mii-
sen hatten, vielfach unterbrochen worden, auch war g scum. Wien. d
79
stärkeren fremden Einflüssen der Boden so geebnet. .ledocli verrät die Barocke,
die in Krankreich unter Ludwi«; XIII. Kiif; faf>t, jjar bald einen jjanz anderen Zug
als etwa die italienische, beliiischc mlor .siuldoutscho Kunst. Teilweise hänot die
Kinführuno; der Barocke alleniini^s auch in Frankreich mit der rclij^iöscn Bewe-
jiuni; zusammen, mit dem Wiederorstarkcn des Katholizismus; aber die einge-
führten Formen werden in Krankreich rasch gewandelt, und nicht ohne Recht
bezeichnet Molinier die hauptsächlich durch KTIKNNK MAHTKLLANGE vertre-
tene Kunst der französischen .lesuitenbauten als 'pseudo-klassisch, pompös und
kalt zu gleicher Zeit . . . ohne jede persönliche Originalität'. Daneben lassen die
mehr national-französischen Künstler, wie .K\QIM:S-ANI)R01IKT DUCERCKAU,
der noch unter Heinrich IV. tätig war, .lAQUES DE BROSSE und LEMERCIER,
trotzdem sie vielfach freiere Gruppierung, stärkere Schattenwirkung, Bereiche-
rung der Giebel und Säulenanordnung erstreben, doch inuner eine gewisse Kühle
und noch immer ein sehr starkes Nachklingen der Renaissance empfinden; die
Renaissance war ja in keinem Lande so klassizistisch gewesen wie in Frankreich,
mit dessen Streben nach Eleganz und seinem in gewissen Betracht kühleren
Geiste. -^ Die ITALIENISCHE EINWIRKUNG auf die französische Kunstentwick-
lung war gleichwohl fortdauernd sehr stark, besonders auch durch den P'influft
der Gattin Heinrichs IV., MARIA VON MEDICI, und RICHELIEU, auf dessen grofie
SAMMELTÄTIGKEIT hier leider nicht näher eingegangen werden kann ; MAZARIN
und COLBERT waren später wie in anderem auch darin seine Schüler. Grofie
Kunstsammlungen hat übrigens schon Anfang des siebzehnten Jahrhimderts der
M.\RECHAL DE CREQLT aus Rom und Venedig nach Krankreich gebracht. D
Ludwig XIII. liefi etwa die Palastkapelle von Kontainebleau unter Leitung des
Italieners Krancesco Bardoni, sculpteur ordinaire du roi, ausschmücken, und offen-
bar rühren viele im Kroninventar Ludwigs XIV. erwähnte Arbeiten von italieni-
schen Meistern aus der Zeit Ludwigs XIII. her. In Frankreich erschienen auch
Nachstiche Mitellis und Originalarbeiten des Stefano della Bella, über dessen lang-
jährigen Aufenthalt in Krankreich schon früher gesprochen wurde. Neben dem
italienischen ist aber der NIEDERLÄNDISCHE EINKLUSS nicht zu unterschätzen
und er kam dem echt französischen Geiste in mancher Beziehung mehr entgegen
als der italienische. In der grof^en barocken Kunst zeigt er sich etwa in der Be-
rufung des Rubens nach Paris recht deutlich, in dem weiter verbreiteten Kunstge-
werbe besonders in den Stichen ABRAHAM BOSSES, die uns noch näher beschäf-
tigen sollen [Abb. 51 1. Beiläufig beachte man aber schon jetzt, wie sich mit den
sonst so strengen F"ormen schnörkelige Ranken und Ohrmuschclformen vereinigt
finden [hier wegen der Beziehung auf das Gehör in überraschend buchstäblichem
Sinne]. Die Ohrmuschelformen sollen auf die künstlerischen Einwirkungen der
Maria von Medici zurückgehen; doch wird wohl der niederländische Einfluft in
dieser Richtung noch gröfier gewesen sein. Die Entwürfe R ABELS für Umrahmun-
gen gehören wohl zum weitestgehenden dieser Richtung, sind aber vielleicht nur
Kopien niederländischer Stiche. D
Klar tritt die Bedeutung der Niederlande für P>ankreich auch bei der Begrün-
dung der KÜNSTLERKOLONIE im LOUVRE durch Heinrich IV. hervor. In dem
80
I
I
O Abb M : Abraham Hofte Das Gehör. Kiipferittich O
Patent vorn 21. Dezember UU)8 äuf^ert der Köni^ die Absicht: (la.s Gebäude [den
\'erbindiin^sjjan^ des Louvre mit den Tuilerien| in solcher Form anzulegen, daft
bequem eine Anzahl der besten Handwerker und einige der bedeutendsten Künst-
ler, die zu finden wären, dort wohnen k(>nnten, seien es mm Meister der Malerei,
der Bildhauerei, der l'hrmacher-, der Steinschneidekunst oder einer anderen her-
vorragenden Fertij^keit . . . um eine Art Pflanzstätte zu schaffen, aus der, unter
Anleitvmg so tüchtiger Meister ausgebildete, Handwerker hervorgehen, im gan-
.en Kcinigreiche sich ausbreiten und damit dem ()ffentlichen Wohle sehr gut dienen
könnten'. Die Ideen des Königs waren also nicht dieselben wie etwa die der
'rientalischen und byzantinischen Herrscher, die an ihren Höfen gewissermaf^en
Monopole schufen; sondern es wollte der König im Gegenteil eine möglichste
Ausbreitung der Künste bewirken. Übrigens muftten im Anfange erst manche
Streitigkeiten mit den Kor|)orationen überwunden werden. Für die kunstgewerb-
lichen Fächer wurden nun großenteils Niederländer und in den Niederlanden ge-
bildete Franzosen berufen. Im allgemeinen reicht der niederländische Kinfluf^ bis
in die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts; allerdings dürfen wir nicht glauben,
daft der italienische dadurch ganz verdrängt wurde. D
In den Staatsräumen der Zeit Ludwigs XIII. zeigt sich der beginnende Barock-
geschmack in einer, dem Temperament des Königs entsprechenden, fast düsteren
Gröfte. Die Entfaltung der freieren Barocke findet im Kunstgewerbe übrigens
6 . Geschichte des Kunstgewerbes. 11. gl
auch in Italien erst um 1640 statt. Es fallen liio frühesten Stadion dos vollondoten
barocken Kunstgewerbes also in die Zeit der Mindorjähriokoit Ludwijr XIV. und
derRe^entschaft M.V/.AKINS. Gerade dieser Minister, ein y;eborenor Italiener, hat
stets enge Beziehungen zu Italien unterhalten. Auch drängte schon seit Richelieu
alles auf staatliche und auch kirchliche Konzentration, die in der italienischen
Barocke den .Vusdruck verwandter Ideen orkt>nnon nuilUo. So nahm domi inn die
Mitte des siebzehnten Jahrhunderts der ITAl.lKNlSCllK KINFLUSS wieder be-
sonders zu. Mazarin berief zwar noch den lh)ll;indcr Gole|üoler| und beschäftigte
auch einige französische Künstler; aber zumeist befanden sich in seinem Palast
doch italienische Möbel und Geräte oder wenigstens ArboittMi in italienischem
Geschmack. Mazarin war es auch, der die Holzbildhauoi und Bronzekiinstler
DOMKNICO Cl'CCI und KILIPPO CAFFIKHl. über die noch gesprochen werden
soll, nach Frankreich berief. Wenn im Ganzen die erste Hälfte des siebzehnten
Jahrhunderts in Frankreich künstlerisch ein etwas zerfahrenes Bild liietet. so be-
ruht dies wohl nicht nur auf unserer unleugbar noch mangelhaften Keimtnis dieser
Epoche, sondern gewif; auch im Wesen dieser Zeit selbst. Es muj-^ eben erst die
Zersplitterung des vorangegangenen Jahrhunderts überwunden werden und die
verschiedenartigsten Einflüsse vom Süden und Norden verwirren noch den Ein-
druck; die staatliche Sammlung war rascher vollzogen als die kulturelle. D
Aus dem Zusammenwirken der, inzwischen selbst fortgeschrittenen, italieni-
schen Entwicklung, der älteren französisch-klassizistischen und der niederländi-
schen Richtung, die alle unter dem Drucke eines übermächtigen Königtumcs mit-
einander verschmolzen werden, entwickelt sich in den sechziger Jahren des sieb-
zehnten Jahrhunderts der STIL LOUIS XW., oder vielmehr, er ist in diesen Jahren
bereits als klare Erscheinung vorhanden ; er war eine geschichtliche Notwendigkeit
wie kaum eine andere. Die Stilbezeichnungen 'Louis XV^.' oder 'Louis XVI.' sind mehr
konventionelle Bezeichnungen von Entwicklungen, die mit den Trägern der staat-
lichen Gewalt meist nur in losem Zusammenhange stehen ; der Ausdruck Louis XIV.
trifft die Sache mehr; allerdings umfaftt dieser Stil im vollen Sinne nicht das ganze
Leben des Königs, sondern nur die Jahre seiner Vollkraft, also etwa die Zeit von
1660 bis gegen 1700. Fast JEDE grof.e WELTPERIODE hat in gewissem Sinne ja
ihre BAROCKE durchgemacht, auch das Mittelalter und vor allem auch die Antike.
Wie schon oben bei Besprechung der italienischen Kunst angedeutet, ist die Stim-
mung zur Barocke hervorgegangen aus dem Gefühle der Ermüdung, dem Streben
nach Entlastung des einzelnen durch Anerkennung einer höheren Gewalt im welt-
lichen und im geistigen Leben. Auch zu Piatos Zeit sehnte man sich nach dem Einen,
dem 'Königlichen Manne', der die Herrschaft übernehmen sollte. Dieser kam in
Philipp und besonders in Alexander dem Grofien; es folgten dann die hellenisti-
schen Fürsten auf dem zerwühlten Boden. Zugleich suchte sich das Gemüt in pa-
thetisch erregter Kunst zu befriedigen. Auch im neuen Europa wuchs die F'ürsten-
gewalt in einer Zeit der ERMÜDUNG, der Abspannung, die zugleich starker NER-
VENANREGUNG bedurfte. Diese Fürstengewalt steigerte sich ins Unermef^liche
in Ludwig XIV. Italien und Süddeutschland haben nach der religiösen Seite des
Barockgefühls hin wohl bedeutenderes geschaffen; aber Ludwig XIV. ist tatsäch-
82
lieh die letzte und höchste VerkörperiniK der Barockidec, soweit sie Weltliches
betrifft, und darum mut» bei der Besprechung der letzten Flr^ebnisse der Barock-
kuiist in Frankreich um! überhaupt in Kuropa immer und immer wieder sein Name
und seirie PersDii hervortreten. Die BAkOCKlDKK, die auf die Konzentrieruny
hinarbeitet, wurde so in ihrer letzten Kol^erun^ tatsächlich zu einer personlichen
Anj^'ele^enheit. um so mehr als dieser KINF! sich vollständig zum Träger dieser
jjrot^en Idee zu machen schien. Dadurch war aber die. nun in KINKR I'KRSON gip-
felnde, Knt wickluntj in ihrer weiteren Kntfaltuny auch an die Schicksale dieser Kinen
Person gebunden. Die überwältijjende Gröf,e. die jeden intimen Reiz vernichtete
um! all des ^eheimen Zaubers kleinen Glückes entbehrte, trieb die verödete Seele
des Königs, von einem jrloichfalls ode ^^ewordenen Hofe um^^eben, zur Frcimmelei
(mehr als zu echter Friunmi^keit . zum Fi^onsinn und zur Schausteliunj^ einer
Orö|^>e, der es an herzbelebender Wärme gebrach. Cieisti^ war der Koni^^ schon
tot, als er noch jahrelanjj herrschte. Aber durch .Jahrzehnte hat er allem, was in
seine Nähe kam, den Stempel seines Wesens aufzudrücken verstanden. Und es ist
bewunderungswürdig, wie der König auf tier Linie, die das FRHABFNF vom
l.ÄCMFRLlCni;.\ scheidet, mit solcher Sicherheit zu wandeln verstand, da|^ seine
(lestalt wenigstens vom Standpunkt des Zeitgenossen aus — immer mit dem
Hintergründe des Krhabenen erschien. G
Die MACHT, die Ludwig XIV. zur Verfügung hatte, seit er bald nach lOfiO die
Zügel der Regierung selbst ergriffen hatte, übertraf wohl alles, was seit der Zeit
der römischen Kaiser einem einzelnen Menschen zu Gebote stand. So konnte nun
auch eine Kunstförderung begiimen. wie sie in gleichem Map^e konzentriert und
zielbcwufit die Welt wohl weder vorher noch nachher gesehen hat. Wesentlich
unterstützt wurde der König in seinen Bestrebungen auch durch seinen genialen
Minister COLBFRT. Zugleich ist jetzt aber der Finflup> nicht nur des Herrschers,
sondern auch der von ihm begünstigten KüNSTLFR grofter. als je zuvor, insbe-
sondere im Kunstgewerbe. Die Malerakademie war schon 1047 gegründet wor-
den; die Architekturakademie folgte 1H71; für das Kunstgewerbe war aber die
wichtigste GKindung die MANUFACTIRF ROVALE-. D
Der leitende Geist dieser Kunststätte war CHARLES LEBRL'N; sein Einfluß
erstreckte sich in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts fast auf alle
Künstler, insbesondere auf die Kunstgewerbetreibenden des offiziellen Frank-
reich. Lebrun war vielleicht kein besonders origineller Künstler, wie dies auch
seine französischen Bewunderer zugeben, aber ein ungemein fruchtbarer und be-
deutender Zeichner, eine gewaltige Arbeitskraft und ein grof^es Organisations-
talent. Er wuf>te die verschiedensten Künstler, Architekten, Zeichner, Bildhauer,
Tischler u. a. an sich heranzuziehen und sie zu einträchtiger Arbeit zu vereinen.
.Jedenfalls ist es aber charakteristisch für das malerisch empfindende Jahrhun-
dert, da(\ ein Maler an die Spitze eines so viele Zweige der Kunst umfassenden
l'ntemehmens gestellt wurde; ähnlich hatte ja schon Rubens kraft seiner Persön-
lichkeit in Belgien eine Art Oberherrschaft auf kunstgewerblichem Gebiete ausge-
übt. Es ist dies sehr wichtig zu beachten, da es deutlich zeigt, daf^ die Führung im
Kunstgewerbe, die im Mittelalter der wirkliche Handwerker inne hatte, diesem
6* 83
nun endiiultiij entrissen ist; bejjonnen hat dieser Pro7.ef> übrijjens schon in der
Renaissance. Ans ihm erkhirt sich ein jjroluM- Teil der \'or/ii«Te und dtM- Fohler
des jjanzen späteren Kunstjjewerbes. in gewissem Sinne bis in unsere Tat^e. —
Charles I.ebrun ist ltil9 zu Paris als Sohn eines Hildhauers j^eboren und wurde
schon früh in Bildhauerei und Malerei ausj^ebildet. N'erhältnisniäjii^ jmiR fi^'ifi pi*
Beschäftigung; bei dem Kanzler Seguier, einem berühmten Kunstfreunde, und hei
Richelieu. lt>38 erhielt er den Titel eines peintrc du roi. Dann wai- er drei .lahre
in Italien, wo er Kaphael und die Antike, im Dekorativen aber hauptsäclilich
.AnnibaleCarraeci und Pietro Herrettino da Cartona, studierte; seit l(v4r> wieder in
Frankreich, wurde er 1G47 zum valet de chambre du roi ernannt. y\ls Maler war
er nicht mir mit Staffeleibildern, sondern auch mit der Ausmalung einer jraiizen
Reihe neu erbauter Paläste beschäftigt; besonderen Krfolji; hatte die Ausmaiun^^
der Decke im Hotel Lambert -Thorijrny |I649|. In dem noch zu erwähnenden
Streit um die Malerakademie, an dem auch Bosse gegen die Akademie teilnahm,
gehörte er zu ihren entschiedensten Anhängern. Wichtig wurde besonders seine
gegen 1857 erfolgte Berufung zur Ausschmückung des von dem Surintendanten
FOUQl'ET durch LK-\'E;AU erbauten Schlosses zu Vaux-le-Vicomte. Hier schuf
er nicht nur grof>e Bilder, sondern war auf VV^unsch Foucpiets auch mit den Knt-
würfen für die Dekorateure beschäftigt sowie als Bildhauer und in der Gold-
schmiedekunst tätig. Ja. noch mehr, er leitete die neue, von dem Surintendanten
in Maincy errichtete Gobelinmanufaktur; die Entwürfe, die er für dieses Unter-
nehmen ausführte, wurden zum Teil allerdings erst später in der Königlichen
Manufaktur vollendet. Jedenfalls war aber seine Tätigkeit bei Fouquet die Vor-
schule für die grop^e Tätigkeit, die seiner noch harrte. Im Schlosse Vaux, das ja
auch als Bau für die spätere Kunstentwicklung so wichtig wurde, lernte MAZAHIN
den Meister kennen. Schon 1660 konnte Lebrun für den König tätig sein; 1662
erhielt er, durch Colbert wesentlich gefördert, den Titel premier peintre du roi;
später wurde der Künstler auch geadelt. Auf Lebruns Hauptwerk aus dieser Zeit,
die GALERIE D'APOLLON, die übrigens wegen der Arbeiten in Versailles un-
vollendet blieb und erst im neunzehnten Jahrhundert zu Ende geführt wurde, kann
hier nicht eingegangen werden, auch nicht auf die 1678 unter seinem Einflüsse be-
gonnene GALERIK! DF)S GLACES in Versailles; jedenfalls gehören diese Räume,
wie zahlreiche andere der Schlösser Ludwigs, zum einheitlichsten und eindruck.s-
vollsten, was irgend eine Zeit geschaffen hat. Näher muf-^ hier jedoch auf seine
Tätigkeit an den GOBELINS eingegangen werden. Die Anfänge der neuen Grün-
dung reichen bis 1663 zurück, die entscheidende Organisation erhielt sie mit
Königlichem Patente vom November 1667. Das ganze weitverzweigte Unter-
nehmen wurde dem Surintendant des bätiments, arts et manufactures unterstellt;
so folgten aufeinander Colbert, Louvois, Colbert de Villacerf, Jules Harrlouin-
Mansart und der Duc d'Antin, der allerdings Directeur und nicht mehr Surinten-
dant des bätiments du roi war. □
Eigentlicher Direktor und somit KÜNSTLERISCHER LEITER wurde zunächst
LE BRUN, der vermutlich schon bei dem Entwürfe der Statuten beteiligt war
und, wie gesagt, bereits aus seiner Tätigkeit in Vaux-le-Vicomte und Maincy ge-
84
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D Abb. 52: Abraham BoRe. Entwurf xu einem Fächer D
eignete Krfalirun^ nutl)rin^en konnte. Le Briin wählte auch die zur Mitarbeit
hcranzu/iehenden Künstler und Arbeiter, wobei Ausländer die Rechte der Inländer
erhielten. Um für die Zukunft zu sorgen, wunle auch eine Schule fürOOKinder er-
richtet. Im ganzen wurde auf die engste Verbindung von Kunst undCiewerbe hin-
gearbeitet. Von Künstlern, die im Hotel des Gobelins, über das noch gesjjrochen
werden soll, oder im Louvrc mehr oder weniger unter I.e Hruns Kinflusse ar-
beiteten, wären etwa zu nennen: die Maler VAN DKK MKCl-KN, NOKI. und
ANTOINK COVPKL. der Bildhauer CAFI'IKKI. die Stecher AIDRAN und VAHIN,
die Kbenisten l'IKKKK l'OITOU, D(J.MKNI('() CUCCI. .IKAN MACH und CHARLKS
ANDRK HOl LI.K, die Goldarbeiter HALLIN, ALKXIS LOIR, CLAUDE DE
VILLKRS und DLTEL, der Tapissier JANS und dessen Sohn. Die Worte, die sich
später in den Nachträgen zu Savary über die Manufacture des Gobelins finden,
mögen in gewisser Beziehung ja übertrieben sein, aber ganz ohne Berechtigung
sind sie nicht: es ist da von dem Gebäude die Rede, 'in dem so viele geschickte
Arbeiter unterrichtet und ausgebildet wurden und sich seit seiner Errichtung
über das Königreich, insbesondere über die Hauptstadt ausgebreitet haben, wo
sie die schönen Künste auf einen solchen Stand der \'ollendung gebracht haben,
dafi die F"ranzosen durchaus nicht mehr mit Neid auf die bewunderungswerten
Werke der Griechen und Römer zurückzublicken brauchen'. Der hier in der
Tafel wiedergegebene Gobelin, der den Besuch Ludwig XIV. in der .Manufaktur
darstellt, kann ein Bild des vielfältigen Schaffens bieten. G
Neben LeBrun kannJEAN LE PAUTRE [1617- 1682] als der kennzeichnend.ste
Vertreter des Stiles Louis XI\'. angesehen werden. Sein Lehrer war der Tischler
und Ornamentist ADAM PHILIPPON; dessen in Italien gemachte Zeichnungen
waren auch die ersten, die Le Pautre [seit 1645| stach; aber auch später sind in
den nach Le Pautres eigenen Entwürfen ausgeführten Stichen italienische An-
regungen häufig unverkennbar; ganz besonders hat offenbar Stefano della Bella,
der. wie erwähnt, 1640 — 1650 in Paris war, auf ihn gewirkt. Le Pautre geht von
85
dem reichen, mit Licht und Sdiatteii arbcitoiuioii, 'römischen- Kankeiiwcrkc aus und
\veif> es in fast unbei^ren/ter Fülle abzuwandeln; man kennt von ihm mehr als
2iHX) Stiche, die alle entschieden etwas Volles. Üppiges an sich haben. Wenn
man seinen .Arbeiten aber Überfülle vorwirft, so möge man bedenken, was Molinier
von den älteren Ornamentstechern überhaupt mit Recht hervorhebt. (la|-, sie die
Entwürfe für einzelne Gegenstände oft absichtlich mit allerlei Ornament übcM-laden,
um so auf einem einzigen Blatte möglichst viel .Anregung [auch für verschiedene
Venvendung' zu bieten. Aber, wie gesagt, er bietet Fülle, auch wo solche Ab-
sichten unmöglich vorhanden gewesen sein können; jedoch bietet er diese Fülle
innerhalb strenger Umrahmung und doch bei weitem nicht mit der eigentüm-
lichen Saftigkeit des unverfälschten Italieners oder des Süddeutschen. Da er selbst
das Tischlerhandwerk gelernt hat, bleibt er in der Hauptsache auch immer beim
.Ausführbaren. In mancher Beziehung gehört LePautre auch noch der schwereren
Louis XIII. -Richtung an und erinnert andererseits, wie etwa in einem Entwürfe
für einen Deckelpokal 'Pequcguot XIII. »iHil, auch an Rubens. Weniger wichtig
für uns ist Jeans Bruder, ANTOINE LE P.AL'TRE, dessen architektonische Stiche
jedoch für die Beurteilung der Zeit von Bedeutung sind. Auf der Tafel ist ein
Entwurf Jean Lepautres dargestellt, bei dem man sowohl den Konsoltisch mit den
Sphingen, derV'ase und den Putten, als die Gueridons mit den Figuren und Leuch-
tern, ferner den Spiegel mit den reichen Figuren beachten möge; auch die in der
Barockzeit häufig vorkommende und bereits erwähnte Sonderbarkeit, dafi ein
Spiegel vor einem Gobelin angebracht ist, möge nicht unbeachtet bleiben. Der
Barocke kommt es eben nicht auf die Einzelwirkung der Stücke an, sondern auf
das volle Zusammenklingen. D
Einer im gewissen Sinne ganz anderen Richtung gehört der Lothringer JEAN
BER.AIX [gegen 1639 bis 1711] an. Er ist seit 1674 'dessinateur de la chambre et
du cabinet du roi'. Sein Bruder CLAUDE [gestorben 1726| war 'graveur du roi'.
Beide haben ungezählte Entwürfe für die verschiedensten kunstgewerblichen Ge-
genstände geschaffen; wenn sich bei ihnen auch zweifellos italienische Einflüsse
geltend machen, so kommt ihre Art [vgl. die Tafel] doch viel mehr aus der Rich-
tung der französischen Ornamentisten des sechzehnten Jahrhunderts. Die alten
Überlieferungen waren ja nie ganz erloschen ; CHARMETOX und JEIAN LE MOYNE
zum Beispiel führten sie fort. Letzterer nahm auf Berains Schaffen wohl auch un-
mittelbaren Einfluf;. Zur Bedeutung gelangte Berain fast zur selben Zeit, da Jules
Hardouin Mansart als Architekt der Versailler Bauten an die Stelle schwerer
Pracht strengere und zugleich zierlichere und elegantere Formen treten lief^. --
Man mag sich über das oft Spielerische und Grotteske der Formen Berains einen
Augenblick wundern; aber auch das hängt, so senderbar es zunächst klingen mag,
mit dem Klassizismus zusammen. Auch die Renaissance Italiens hat bei aller MäPii-
gung in den Hauptformen der Architektur und der Geräte innerhalb bestimmter,
klar vorgezogener, Grenzen phantastische Anregung gestattet, ja sogar eine ge-
wisse Selbstironisierung der Phantasie, wie sie im Grottesken liegt. Gerade dieses
Bewu^t-Spielende, dieses Sich-Selbst-Bespöttelnde der Phantasie tritt bei Jean
Berain stark hervor; so wurde er auch in manchem Sinne ein Vorläufer des Ro-
86
qTI ornamentstich
• <^k ' von jean berai.n
koko und bildet das Bindeglied zwischen diesem und deiKenaissance. Kine tjanze
Wandfüllunj,' von Jean Herain bietet die Tafel. Man bemerke unter anderem auch
das an manehen Stellen etkit^e Abbrechen der Kurven, eine Hildunt,', die darin un-
mittelbar vor dem Kokoko besondere Bedeutung erlan^jt; die Ti'ppiche, Weih-
rauchpfannen. Blumenj^'ehän^'e, l'utten, Sphin^jen mit den ei^jentümlichen Scha-
bracken und dem Federschmucke — alle diese Formen werden gleichfalls sehr
beliebt; sie ^ehen in ihren Anfangen aber alle schon in die Renaissance zurück.
F!in Krof^er Teil der Stiche nach Berain ist erst nach seinem Tode erschienen,
ein Beweis seines dauernden Kinflusses. auch gibt es kaum einen anderen
kunstgewerblichen Meister in Frankreich, der so auf das Ausland gewirkt hätte.
wie er; seine Stiche bilden eine llanpt^^rundlage des noch zu behandelnden deut-
schen LAUB- UND HANDKLWKHKKS. Von Franzosen hat er besonders den
grot>en Fbenisten Boulle beeinfluf^t, von dem noch die Rede sein wird. D
Eswärehiernochauf den Architekten und Stecher JFAN MAROT | H519— 1()79|
und insbesondere auf seinen Sohn DANTKLl 1650 bis nach 1718) hinzuweisen. .lean
Marots Formenschatz bewahrt noch Reste von Kartuschenwerk, ist aber wenig-
stens von H)5() an - ziemlich abgeklärt und gemäßigt, manchmal vielleicht etwas
kleinlich. Daniel, der infolge der Aufhebung des Kdikts von Nantes nach Holland
auswanderte und dann mit Wilhelm von Oranien nach Kngland ging, steht 'nach
Fr. Back! '" seinem Stile etwa 'in der .Mitte zwischen Le I'autre und Berain'.
Später machen sich auch holländische Fünflüsse bei ihm geltend; in manchem kann
er schon zu den Vorboten des Rokoko gerechnet werden. Der auf der Tafel wieder-
gegebene Entwurf Daniel Marots kann uns auch bereits das Eindringen chinesi-
scher Formen in die Spätbarocke r.eigen, eine Erscheinung, die im Regencestile
und im Rokoko dann an Bedeutung noch zunimnU und dort eingehender be-
sprochen werden soll. D
Nachdem wir nun die wichtigsten allgemeinen (irundlageii für die Entfaltung
des barocken Kunstgewerbes in P'rankreich und die führenden Künstler im all-
gemeinen, noch ohne besondere Rücksicht auf bestimmte Arbeitsgebiete, kennen
gelernt haben, soll nun versucht werden, die einzelnen Gebiete näher kennen zu
lernen. Wir müssen uns dabei aber wieder dem Anfange des siebzehnten Jahr-
hunderts zuwenden und wollen zunächst die MÖBEL und HOLZ-ARBPHTEN ins
Auge fassen; doch muf> man sich dabei natürlich wieder auf wenige besonders
kennzeichnende Erscheinungen und Tatsachen beschränken. Schon oben wurde
auf die Bedeutung der Stiche ABR.AH.AM BOSSES für die Beurteilung der fran-
zösischen Kunst der ersten Hälfte des Jahrhunderts hingewiesen. Von Bosse j 1611
bis 1678] sind zwar auch eigene Entwürfe erhalten, die für die Louis-XIII. -Zeit nicht
unbezeichnend sind, wie etwa der Entwurf Abb. 52; viel wichtiger sind aber doch
die zahlreichen Stiche, in denen er sich mehr als Beobachter des Lebens seiner
Zeit und ihrer äufteren Erscheinung zeigt. Er ist der Sohn eines Kleiderhänd-
lers in Tours, ein Sprosse jener Gegend, die einem Pallissy. Du Cerceau, Goujon
und anderen Meistern der französischen Renaissance ein wichtiges P'eld der Tätig-
keit geboten hatte. Unverkennbar ist auch der Einfluft niederländischer und
deutscher Stiche auf seine Arbeiten. Seine Kunst ist volkstümlich ; die Darstellun-
87
Q Abb. 53: Bureau der Maria von Medici. Cluny-Museum, Paris D
gen sind bei ihm, dem Reformierten, vielfach moralisierend gemeint; bei aller
Genauigkeit der Arbeiten, die sie uns für die Beurteilung der kunstgewerblichen
Entwicklung so wichtig machen, bleibt er jedoch immer künstlerisch. In späteren
Jahren kam er in heftigen Streit mit den Akademikern, die ihn anfangs sehr be-
günstigt hatten, besonders mit Lebrun; in die Zeit Ludwigs XI\'. pagte seine
schlichte Natur eben nicht mehr. — D
Die Möbel unter dem griesgrämigen Ludwig XIIL sind in vieler Beziehung ein-
facher als die der vorhergehenden lebenslustigeren Zeit. Es ist weniger Skulptur
vorhanden, dagegen mehr DRECHSLERARBEIT; besonders die spiralförmig ge-
drechselten Formen können ebenso, wie die gedrehten Säulen in der Architektur,
für die erste Stufe der Barockkunst allenthalben als kennzeichnend angesehen
werden. Auf einem Stiche von Trouvain sehen wir auch noch Ludwig XIV. an
einem Billard mit so gedrechselten Verbindungsstangen spielen. Besonders wäre
in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts [man vergleiche besonders
Abb. 511 auf die Fülle des STOFFBEZUGES hinzuweisen, der sich, oft mit Borten
und Fransen besetzt, über Kästen, Betten, Tische und Stühle [hier mit flachen Nä-
geln befestigt] ausbreitet ; auch dies mußte übrigens schon bei den niederländischen
88
-QTi JEAN LE PAUTRE
Tcix ORNAMENTSTICH
O Abb. 5-t: Bureau des Marschalls de C'r^qui. Cluny-Muscum, Paris O
Möbeln hervorgehoben werden und reicht zum Teil (wenigstens bei den Betten]
schon weiter zurück. Dazu kommen Kissen und an den Wänden reiche Behänge.
— Wie wichtig der niederländische Kinfluft war, zeigt die häufige P>wähnung der
chaises de Flandre in französischen Inventaren der ersten Hälfte des Jahrhunderts.
Immerhin gibt es auch GESCHNITZTE M()HEL in italienischer Art, wenigstens
gegen Ende dieser Periode; wichtiger ist dasSchnitzwork der Rahmen von Bildern
und Spiegeln. Auch die Rahmen von Blenden der Waiidleuchter werden manch-
mal reicher in Holz geschnitzt, und ebenso die Wandarme selbst. D
89
Auf die Hodeutun«; der KAHINETTE ist bereits frülier liiiiirewiesen worden ; sie
kamen, wie bereits erwähnt wurde, zum Teil aueh aus Deutschland und Italien,
wahrem! andere Miibel wieder aus Flamlern und Holland bezogen wurden. Die
Kabinette werden entweder schon au{>en sehr reich ausgestattet, oder auj-icn
einfacher in Ebenholz gehalten, dann aber innen besonders reich ausgelührt. Ein
auf^erordentlich prächtiges, wohl für diesen König gearbeitetes Kabinett, ist im
Kroninventar unter Ludwig XIV'. beschrieben; es bietet ein ganz anderes Hild als
jenes, das wir aus den Stichen Bosses erhalten. — Hauptsächlich in die erste
Hälfte des .Jahrhunderts fällt auch die Entwicklung des BUREAU, das sich wohl
aus dem Kabinett entwickelt hat und zwar dadurch, daf> der nach vorn aufzu-
schlagende Deckel des. auf einem Tische stehenden, Kabinetts zu einer wirklichen
festen Tischplatte wurde. Das Bureau des Marschalls de Crequi | Abb. 54 1 ist jeden-
falls nicht nach 1638 entstanden, wäre also Stil Louis XIII. Man vergleiche noch
Abb. 53. Auch die KOM.MODE mu|-> sich schon früher, nicht erst im Louis XIV.,
aus den älteren truhenartigen Renaissanceformen entwickelt haben. D
Die BETTEN erscheinen nicht nur in der durch Bosse vertretenen Zeit ganz in
Stoff gehüllt, sondern auch später noch [vgl. die Tafel |; zumeist ist das Bett, das bei
Hofe und in den vornehmen Kreisen zum Paradestück geworden ist, später in
einen Alkoven gerückt. Bei den grol>en Paradebetten konnte sich besonders die
Stickerei und Weberei entfalten, worüber noch gesprochen werden soll. Mehr Ge-
legenheit zur Entwicklung der Holzskulptur bot die CHAISELONGUE, 'lit ;i la
duchesse' genannt; sie hatte ein oder zwei Lehnen, später wenigstens, meist mit
Rohrgeflecht; eine Hauptsache waren wieder die Kissen. In der zweiten Hälfte
des Jahrhunderts tauchen für einen langen Sitz mit zwei Lehnen an den Enden
auch die Ausdrücke CANAPE und SOPHA auf. Gueridons nach italienischer Art
in vergoldetem Holz sind im ganzen siebzehnten und folgenden Jahrhundert
üblich, natürlich nach dem Stil in den Einzelformen wechselnd.
In der zweitenHälfte des siebzehnten Jahrhunderts beginnt mitder Einführung
der Pendeluhren der Uhrkasten, der nun auch die früher freihängenden Gewichte
aufnimmt, und mit ihm die STOCKUHR besondere Wichtigkeit zu erlangen; zu-
nächst klingt dabei aber noch die alte Form der Standuhr mit gesondertem Posta-
mente durch Abb. 55 auf Seite 92|. D
Grofte Bedeutung hatten für die Möbel des Hofes und der Großen das Floren-
tiner Mosaik, die gravierten Elfenbeintafeln, die Inkrustationen mit Perlnmtter
und Schildpatt sowie die eingesetzten Miniaturen und sonstigen Malereien. In
P^rankreich war gewif^ zum Teile Kostbareres vorhanden, als in Italien selbst;
wenigstens in der mittleren Zeit Ludwigs XIV. konnte weder der päpstliche Stuhl
noch Toskana noch Venedig über nur annähernd so grofte Mittel verfügen, wie sie
dem französischen Hofe zu Gebote standen. — Über den zunehmenden Einfluß der
inzwischen erst zur Vollendung gereiften italienischen Barocke zur Zeit Mazarins
wurde bereits gesprochen. Ea werden nun auch bedeutende ITALIENER an den
Hof herangezogen; der Name DOME.MCO CUCCI wurde bereits genannt. Der
Meister wurde 1664 in Frankreich naturalisiert; 1704 oder 1705 starb er. In den
Rechnungen wird er als 'ebeniste' und als 'fondeur' bezeichnet. Seine Haupt-
90
[7^ ORNAMENTSTUH
I cJt<| DES DANIEI, MAHOT
werke, darunter die als 'Ics temples de la tiloire et de la Vertu' bezeichnete
Zimmereinrichtung,', in der Ludwig XIV. und Maria Theresia als Apnllo und Diana
darj^'estellt waren, sind für immer verli)ren ^ej^annen; doclj mut> C'ucci jt-denfalls
zu den wichtit.;sten neben Lebrun tätigen Kimstlern ^'erechnet werden; das meiste
führte er wi>hl nach seinen ei>,'enen Entwürfen aus, manches aber auch nach
denen Lebruns. Vi»n Cucci wurden Kabinette mit Florentiner Mosaik und reichem
FiKurenschmuck in lironze, zum Teil auch mit vielfarbigen Stein^ründen, ijrof>e
Bronzearbeiten, wie etwa die Balustrade der ^rof^en Treppe in Versailles, aber
auch Türrie^el und andere einfachere Arbeiten anj,'eferti^t; denn in den könig-
lichen Schlössern war eben alles bis zum letzten künstlerisch und technisch aufs
höchste vollendet. (lerade diese Sor^falt im einzelnen ist eine ^ute Schule für das
französische Kunstgewerbe j^eworden und hat sich bis heute noch als segensreich
erwiesen. -- Von derselben Bedeutung' wie Cucci war I'HILIIM'K (WKFIKKI. Er
stammt aus einer Neapolitaner Familie und war unter Alexander \II.. dem sein
Vater als Injjenieur diente, in Kom tatiy ; lOtifS wurde er in Frankreich naturalisiert
und 'sculpteur t)rdinaire des meubles de la Couronne*; durch die Verheiratung^
mit einer Base Lebruns trat er diesem gewif, noch besonders nahe. Kr war sowohl
Bronzegief>er als Holzbildhauer und insbesondere auch der Schopfer zahlreicher
Bilderrahmen, Gueridons, Postamente verschiedener Art, j,K*schnitzter Arm- und
Feldstühle, die dann durch VerKoldun^. Versilberunu oder Bemalun^ ihre letzte
Vollenduntj erhielten. Zu seinen gesicherten Werken zählen zum Beispiel die
später versetzten Türflü^jel der gn)ften Treppe in Versailles. .Man vermutet (und
offenbar mit Recht 1 in den gemäf,i;,'teren F'ormen solcher Arbeiten den Kinfluft
Lebruns, während sich die eigentlich italienische Kunst in dieser Zeit zu immer
kräftigeren und üppigeren Gestaltungen entwickelte. D
Auf dem Gebiete iler reinen HOLZINTAKSIA hat schon der früher erwähnte
JEAN MAl'E, der seine Ausbildung in den Niederlanden genossen habensoll. ganz
Bedeutendes geleistet. Kr soll auch neue Verfahren der Holzfärbung, besonders
ein Schwarzfärben erfunden haben, wodurch das Holz zugleich widerstands-
fähiger gemacht wurde. Er arbeitete sowohl Möbel als Vertäfelungen und auch
Intarsienbilder; so erhielt er auch den Titel 'menuisier et faiseur de cabinets et
tableaux en martjueterie de bois'. Man kann wohl annehmen, daf^ er auch auf
Boulle gewirkt hat. Doch sucht dieser, wie wir sehen werden, reichere Wirkun-
gen, die noch weiter durch die reichen Bronzebeschläge gehoben wurden. G
Unter den rein FKANZÜSISCHKN KHKNISTKN am berühmtesten und wohl am
berühmtesten unter allen seinerzeit ist CHAHLKS-ANDRK B(JULLE; ja sein
Name ist sogar für eine ganze Kunstgattung bezeichnend geworden. Der Meister,
auf dessen nahe Beziehungen zu Berain bereits hingewiesen wurde, ist nun aller-
dings der glänzendste Vertreter der nach ihm benannten BOULLK-AKBKIT. d. i.
der Marquetterie in Kupfer, Zinn, Elfenbein, Schildpatt, Hörn, blau angelaufenem
Stahl u. a., aber keineswegs der Erfinder. Die Ausbildung der Technik ist entschie-
den schon in Italien und besonders auch in Holland früher nachzuweisen. — Zur
Vereinfachung der Arbeit klebte man zwei gleich grofte und gleich starke Schich-
ten, zum Beispiele eine aus Kupfer und eine aus Schildpatt aufeinander, und
91
solinitt sie mit einer feinen Säire naeh einer
Patrone aus; daniacli löste man die Seliichten
von einander und setzte eine in die andere.
Man koiuite so immcM- ein Paar Einladen, die ein-
ander in (irunti und Muster entjTejrengesetzt
waren, bilden und benützte sie auch oft direkt
für Möbelpaare. Als 'rRKMIKRK PARTIK' be-
zeichnete man die Arbeit, in der das Schildpatt
vorherrschte; als 'SKCÜNDH PARTIK' oder
"CONTRK-PARTIE', jene, in der das Metall
überwog; es war dies im allgemeinen die min-
derwertvolle. Es konnten aber auch an ein und
demselben Stück das Innenfeld z. B. Schild-
patt-, der breite Rand Metallgrund haben, so
da(^ das Stück einen 'effet a double jeu' hatte.
Die Technik lief; sich auch mit vier oder sechs
verschiedenen Materialien ausführen; auch
wurden kuj}ferne oder andere Einlagen gra-
viert. Arbeiten nur in zweierlei Holz bezeich-
nete man im Gegensatz zu den BouUearbeiten
als 'Moresques', wohl in Erinnerung an die Ein-
lagen der älteren über Spanien [und Venedig]
gekommenen Kabinette. Da die verschieden-
artigen Stoffe der eigentlich sog. Boulle-Arbei-
ten sich ungleich dehnen und zum Teil | Metall,
Schildpatt u. a. ] auf der Holzunterlage schlecht
kleben, hat sich weniges im ursprünglichen Zu-
stande erhalten. — Es gab übrigens auch Ar-
beiten blofi Metall in Metall gearbeitet; z. B.
wird in dem öfter erwähnten Kroninvcntare
'ein Tisch aus Kupfer mit Kompartimenten in
Zinn-Damaszierung' erwähnt. G
CHARLES ANDRE BOULLE ist 1642 (?] in
Paris geboren; wahrscheinlich ist er mit einem
der im Louvre tätigen Künstler, Pierre Boulle
[gestorben 1636] verwandt; sein Vater stammt
aus dem Neuenburgischen [Schweiz]. Andre-
Charles wollte ursprünglich Maler werden,
wurde aber durch seinen Vater zur Kunsttisch-
lerei bestimmt; 1672 kam er, als Jean Mace tot
war und dessen Sohn sich nicht besonders
a Abb M: Daniel Marot, Standuhr D geschickt crwies, auf Colbcrts Rat als 'mar-
queteur et ebeniste ordinaire du roi' in den Louvre. — Von Boulle sind sechs
Stiche [Bureaux, Kabinette, Kommoden, Tische u. a.| erhalten, heute allerdings
92
^Vr
auf^erordeiitlich selten; auch t,Mht
es in den staatlichen Sammhinj,'en
in Paris noch üri^'inal/eichniin-
gen vi)n ihn», l'nter dem Krhalte-
nen entspricht wohl manches dem
Hilde, das wir uns ilanach von
lioulles Richtung machen müs-
sen; doch hat der Meister sicher
vieles auch nach fremden Knt-
würfcn ausgeführt, besonders in
Herains Art, s[)ater /.. H. auch nach
Robert de C'otte; manchmal sind
in seinen Arbeiten auch flämi-
sche und deutsche Kinflüsse fest-
zustellen. Andererseits braucht
auch nicht alles an jedem Stücke
von ihm selbst durchj^eführt wor-
den zu sein. Bei anderen Cie-
werbetreibenden wäre die Aus-
führung eines verschiedene Ar-
beitsart erfordernden Werkes
durch ein und denselben Mann
nach den französischen Zunft-
ordnunj,'en überhaupt luimö^jlich
gewesen" die Fibenisten im kö- ^ Abb. 56: Geschnitzter französischer Harockstuhl D
nißlichen Dienste durften aber auch Rronzen u. a. ausführen. Die Haui)twerke
Charles Andres bct^'innenum 16()0; es sind Arbeiten nicht nur für den franz<)sischen
Hof und für fremde n<')fe, an die sie teilweise als Geschenke ^inj^en [Siam.Savoyen,
Lothrinjjen, Spanien, Köln, Bayern], sondern auch für reiche Private, wie Pierre
Crozat, den berühmten P'inanzmann und Kunstfreund. Boulle selbst kam, wie etwa
Rembrandt, durch seine Sammelwut in schwierige Verhältnisse; ein besonderer
Schlag für ihn war der Brand seiner Werkstätte im Jahre 1720. Bei diesem Un-
glücksfalle erfahren wir aber näheres über die wertvollen von ihm gesammelten
Kunstwerke und über die Arbeiten, die er und seine Sfihne eben unter der Hand
hatten. Nach der damals gemachten Aufnahme scheint es auch. da|i die nur in
Holzintarsia gearbeiteten Stücke in die Jugendzeit Charles-Andres fallen; doch
ist eine zeitliche Anordnung seiner Werke nicht möglich. Nur das eine scheint
klar zu sein, daf^ auch des Meisters Arbeiten von 1700 an die allgemeine Entwicklung
der französischen Kunst zum Leichteren und Schwungvolleren mitmachen. Dag
der Einfluft Robert de Cottes auf ihn sich unmittelbar geltend macht, ist ganz ge-
sichert; so arbeitet er, wie gesagt, 1713 sicher nach seinen Entwürfen. 1732 starb
der verarmte Meister; aber mindestens vier seiner Söhne waren gleichfalls Kbe-
nisten und ahmten, wie es scheint, bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts
den Stil des Vaters nach; wenigstens nennt .Mariette sie 'singes de leur pere'.
93
Wenn sie aber des Vaters Stil weiterführten, so war es wohl sein Spätstil; spatere
dem Charles-Andre zuoesohriebene Arbeiten | im Stil Retrence] rühren vielleicht
schon von anderen her. Insbesondere sind die Hronzen dieser Arbeiten freier und
leichter. Die berühmtesten Werke HouUes, wie das 'Cabinet du daviphin', aus
dem Anfange der achtziijer Jahre, das leider bald nach seiner \'ollendung in das
feuchte Parterre des Versailler Schlosses gelangte, sind verloren gegangen; aber
doch sind einige Stücke erhalten, die mit Sicherheit auf ilni zurückgeführt werden
können. Eine für Charles- Andre ciiarakteristische Arbeit, die zu den unbedingt ge-
sicherten gezählt wird | übrigens sowohl von Charles-Andre, als von seinen Nach-
folgern häufig wiederholt wurde], zeigt die Tafel; das Stück ist dadurch von be-
sonderer Wichtigkeit, dat\ es noch den ursprünglichen Zustand zeigt, wähi'end die
meisten anderen Arbeiten dieser Art von der Louis XV'I.-Zeit an umgestaltet wur-
den. Aufter den M.\ZARINKS und anderen Kommoden [Abb. 57], au(->er den
GUKRIDONS [zum Tragen der Girandolen] und verschiedenartigen Postamenten
(für Büsten. Statuetten u. a.] sind besonders UHRKN, wie sie auf den Kamin oder
auf Postamente gestellt wurden, unter dciiBouUe-Arbeiten vonbesondererBedeu-
tung. Man muft bei der Datierung der BouUe-Möbel aber sehr vorsichtig sein; in
der Rokokozeit und später noch waren sie sehr gesucht ; so ist ein grojicr Teil wohl
erst Nachahmung aus der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, etwa von
Martigny oder Jacob, also aus der Zeit kurz vor der Revolution. Im allgemeinen
sind die Bronzen der echten alten Boulle-Möbel breiter behandelt, die späteren
feiner ziseliert; auch einige andere Einzelheiten, Vergoldung u.a., können manch-
mal die spätere Entstehung deutlich zeigen. Natürlich sind Boulle-Möbel auch im
neunzehnten Jahrhundert nachgebildet worden. D
Da Arbeiten anderer Meister in den Inventaren übrigens ebenso beschrieben
werden, wie die Boulles, müssen wir mehr von einer Stilrichtung überhaupt
sprechen; so wird offenbar dieselbe Art 1683 im Inventar des Colbertschen Be-
sitzes auch als FAgON DES GOBELINS bezeichnet. Ebenso wie Boulle haben
offenbar auch die anderen Meister sowohl nach eigenen Zeichnungen als nach
denen anderer Künstler gearbeitet, und oft ist ein und dasselbe Werk anscheinend
von verschiedenen Händen ausgeführt worden, wie wir das übrigens auch bei
deutschen Arbeiten sehen konnten. Neben Boulle werden JEAN ARMAND jHar-
mand\ der auch in florentiner Mosaik arbeitete, ferner der erwähnte jüngere
MACE, JACQUES SOMMER, PERCHERON [oder Lochon genannt] in den Rech-
nungen angeführt. Besondere Bedeutung hatte ALEXANDRE JEAN OPPENORD
aus Geldern, 1679 in Frankreich naturalisiert; er war ein wirklicher Nebenbuhler
des grof^en Boulle und arbeitete anscheinend ganz wie dieser; er erhielt auch die-
selben Preise wie er. Einige Arbeiten, die mit ihren Blumenvasen allerdings mehr
an niederländische Arbeiten des Jahrhunderts erinnern, glaubt man Oppenord zu-
weisen zu sollen. D
Von Einzelheiten in Möbelformen möge nur noch einiges ganz kurz hervorge-
hoben werden. Erst in die Zeit Ludwigs XIV. fällt wohl die Entstehung, mindestens
die Ausbildung, der festen OFENSCHIRME mit ihren in Rahmen gespannten Ta-
pisserien. Stickereien usw. ; leichtere Formen gab es aber schon in Italien. Reicher
94
ANDRfe CHARI.KS BDULLE • KABINKT
AUS DEM MUSEUM DES LOUVRE, PAkiS
i
I
skulpierte Sessel. Lehnstühle, Feldstühle. Hocker in italienischer An etwa mit
reichen Rankt'n und Fij^iiren - entsprechen dein (Jeschrnacke der Art Louis .\I\'.
weniger; doch finden sich von Perrault einitje derartige Kntwürfe. Der LKHN-
STL'HL Abb. 56 ist mit Rohrgeflecht überzogen, wobei wohl aufzulegende Kissen
vorausgesetzt werden müssen; sonst sind feste Bezüge in Petit Point, seltener in
Gobelin oder Savonnerie-Art, in Brauch. Bei den häufigeren ungemusterten Stoff-
bezügen gelangen ebenso wie bei Türvorhängen u.a. viele (ioldborten und (lold-
fransen zurVerwendung. KinestarkeWandlung erfahren in» Laufeder spüt«*ren
Harorkentwicklung die Schreibtische; die älteren mit seitwiirts herabreichenden
schweren Kasten haben acht Heine, später wird der ganze Autbau leichter, so daft
vier Heine genügen. D
Über all den I'runkmöbcin, die in den grof>en, meist ungeheuer hohen und mit
glänzenden Architekturen geschmückten Räumeti der vornehmen Schlösser Platz
fanden, dürfen wir aber nicht vergessen. da(\ es noch andere Lebensbedürfnisse
gab. Die einfacheren BÜRCJKRLK'HKN .MÖHKL und zum Teil wohl auch die der
vornehmen Landsitze waren offenbar ganz anders gestaltet als die vom hofischen
Oeschmacke aus unmittelbar beeinfluf^ten. um! es werden die Hinrichtungen man-
ches ausländischen Fürstenhofes um ITIK) denen des französischen Hofes ähn-
licher gewesen sein, als die französischen höfischen und bürgerlichen unterein-
ander. Es scheint. daf> der stark repräsentative Stil Louis XI\'. in breiteren
Schichten überhaupt nicht mitgemacht wurde, sondern daf> sich die Formen des
sechzehnten Jahrhunderts und der Zeit Ludwigs XIIL bis weit in das achtzehnte
Jahrhundert hinein erhielten. Die Erkenntnis, wie lange nicht mehr führende
Stile nachzuleben vermögen, kann zugleich als Warnung dienen, wenn wir ältere
Möbel auf ihre Kntstehungszeit hin bestinmien wollen; manches Stück, das an-
-scheinend der Renaissance angehiirt, mag weit später entstanden sein. Stühle
mit den für das sechzehnte Jahrhundert so bezeichnenden Arcaturen kommen
z. B. nicht nur im siebzehnten Jahrhundert vor, sondern [etwa im Westen F"rank-
reichs] noch im neunzehnten. Es werden aber wohl auch einige vereinfachte Möbel
in wirklichem Louis-XIV'.- Geschmack N'erbreitung gefunden haben; solche ein-
fachere Möbel finden sich zum Beispiele nicht selten auf Stichen von SEBASTIFIN
LECLFIRC. Einen Lehnsessel, der ganz vereinfachte Barockformen noch mit renais-
sancemäftigen [oder gewissermaP>en aufterzeitlichenj mischt, bietet etwa Havard
(Dictionnaire IV, S. 15j. Vielleicht kann man in den hier und da vorkommenden in
Naturholz geschnitzten Schränken solcher Art mehr volkstümliche RÜCKHIL-
Dl'NGEN oder ANPASSUNGEN sehen und zugleich eine Art Übergang zu den
späteren Lütticher Möbeln. Es wäre jedenfalls zu verwundern, wenn etwa den
einfacheren, meist in Naturholz ausgeführten Stühlen und Lehnsesseln späterer
Louis XIV.-Art. wie wir sie dann in den Niederlanden. England, aber selbst in Süd-
deutschland finden, in Frankreich selbst nichts Ahnliches an die Seite zu setzen
wäre. D
Eine Bemerkung sei hier noch über die BILDERRAILMEiN gemacht, weil sie
gerade einen Einblick in das mehr volkstümliche Ausleben der Kunst gestatten.
Man unterschied [nach Savaryl: einfache vergoldete Rahmen, Rahmen ä la Ro-
95
D Abb. 57: Kommode aus der Bibliothek Mazarlns D
maine [offenbar geschnitzt], Rahmen mit Kartuschen oder Ornamenten, Rahmen
a coins simples, Rahmen a coin et milieu [mit Eck- und Mittclstücken|, endlich
Rahmen a ornemensendedans. Die zuletzt genannten hatten gepreßte Ornamente
aus einer Paste. 1724 schon suchten die 'Maitres-Sculpteurs' ein Verbot gegen
diese Arbeiten zu erwirken; doch wurden sie als mindere Ware noch weiter er-
zeugt. Es ist nicht ganz wertlos, dies zu wissen, da man sonst, wenn sich eine
solche Arbeit zufällig erhalten haben sollte, leicht zu Fehlschlüssen gelangte. Für
gewöhnliche Rahmen, sowohl für Gemälde als für Stiche, gab es feststehende
Gröften, da eben nicht nur Stiche, sondern auch Gemälde meist in üblichen
Gröf,en ausgeführt wurden; die auf^ergewöhnlichen MafiC werden geradezu als
FAL'SSES MESURES bezeichnet. Die Namen der Rahmenformen gehen entweder
auf gewisse Ornamente und Gegenstände oder auf Namen von Stechern zurück,
deren Werke viel verlangt wurden und für die bestimmte Rahmen üblich waren.
So nannte man in Paris gewisse Sorten nach einem geschickten Stecher heiliger
Gegenstände BASINS; sie waren, um ein Beispiel anzuführen, 9 Zoll 4 Linien
hoch, 7 Zoll 4 Linien breit. Ähnliche Rahmen von 6 Zoll H()he und 4 Zoll 9 Linien
Breite hieften TETES DF! MORT, weil die ersten Stiche, für die man sie verfertigt
hatte, einen Totenkopf zeigten. Es scheint, wie gesagt, eine solche Beobachtung zur
Beurteilung der breiteren Kunstverhältnisse nicht belanglos zu sein. Wir müssen
allmählich neben den groften prunkvolleren Werken auch die einfacheren kennen
lernen; denn ein großer Teil des Erhaltenen stellt Kompromisse zwischen Fort-
.schreitendem und Überliefertem dar. Einerseits gibt es prunkvolle Werke, die
nicht zu dem am weitesten Vorgeschrittenen ihrer Zeit gehören, andererseits
96
können sich in der Masse der einfacheren Arbeiten Formen zeijjen, die vom Ge-
schmacke der führendi-n Kreise erst später übernommen werden. D
Nicht übersehen darf man die zur Louis-XIV-Zoit in der vornehmen Welt
bereits weit verbreiteten LACKCIKKATK und MOBKI. OSTASIATISfUKR HKU-
KUNFT; sie sind nicht nur für dru (jcschmack di'r Zeit bezeichnend, sondern
habt-n auch auf seine WeitercntwickUni^ bedeuttMulen KinfUif> ^»enoinmen Lack-
mobcl finden sich schon im Besitze Kichelii'us und Mazarins; in den Ver-
zeichnissen des köni^jUchen Besitzes sind ebenso oft echte ostasiatische Lack-
arbeiten iienannt, als etwa in den königlichen Werkstätten nach^jebildete. So
werden z. B. l'aravents mit oder ohne Stickerei an^jeführt auch Kabinette und
Tische 'de verny de la Chine' und solche mit Lackarbeit und I'erlmuttereinlai^e
oder ein yroftes C'abinett mit schwarz lackierten l'latteu in chinesischer Art
mit 8 Oller 10 Ftaijen. jjeeiynet kleine \'asen von Silber oder Porzellan darauf zu
stellen'. Ks handelt sich hier wohl um eine der charakteristischen unreyel-
mä(\i(;cn offenen Fltafjeren, die heute noch in Ostasien üblich sind; wegen der
Unreßelmä(>it»keit scheint auch die Zählung» der Fta^en so unbestimmt aus-
gefallen zu sein Die verbreitetsten chinesischen Lackarbeiten im siebzehnten
und zu Begimi des achtzehnten Jahrhunderts waren die mit schwarzem und
rotem Grunde und die mit flachem Relief; auch werden Arbeiten mit yVventurin-
lack schon im Kroninventar unter Ludwig Xl\'. erwähnt. Aus späteren Nach-
richten [Von 1721 imd 1722, bei Savary mitgeteilt) erfahren wir übrigens, dat^> die
japanischen Lackarbeiten für besser, die chinesischen dagegen für billiger galten.
Auch die besten fertigen Lackmöbel kamen aus Japan; anscheinend waren sie
Wi)hl gro(\enteils eigens für den europäischen Markt gearbeitet und zeigen oft
Formen, die der Osten kaum verwendete; ja es wurden sogar fertige europäi-
sche Schreinerarbeiten nach Ostasien zur Ausführung des Lacküberzuges gesendet.
Ganz beiläufig sei hier erwähnt, daft im Kronschatzverzeichnis unter Ludwig XIV.
auch zahlreiche aus Holz geschnitzte INDLSCHH FIGURKN [pacodes ou figures
des Indes! erwähnt werden: Bettler, Gärtner, ein .Mann mit einem Affen Arbeiten,
die übrigens auch ostasiatisch gewesen sein können, wie tnan ja auch chinesische
Stoffe als indische bezeichnete. Es sei dies hier bemerkt, weil solche Arbeiten
vielleicht auch auf europäische Figurenschnitzereien [wie sie besonders in Neapel
und Süddeutschland angefertigt wurden] eingewirkt haben. D
Den besprochenen französischen Holz.irbeiteii mit ihren Intarsien und Schnitze-
reien wären etwa die geschnitzten KLFKNBKINAHHKITKN anzureihen; es genüge
hier eine .Anführung des französischen Kroninventares [vor 1681 j: 'ein kleines
FIfenbeinkabinett geschnitzt in der Art des point de France'. Es ist hier also
ein Spitzenmuster gemeint, das sich, wie wir sehen werden, im Anschlu|^> an die
Venezianer Reliefspitzcn, vielleicht auch schon an die beginnenden Rosalin-
spitzen, ausgebildet hat. Für Klfenbeinarbeiten war besonders DIFPPF berühmt;
Masseville sagt in der Histoire sommaire de Normandie [1688—1702], da(^ die
Elfenbeinarbeiten von Dieppe die aller anderen Städte der Welt an Zartheit
überragten. Auch bei Savary werden sie besonders hervorgehoben; im sieb-
zehnten Jahrhundert reiste man nicht durch diese Stadt, ohne solche Arbeiten
7 • Geschichte des Kunstgewerbe«. M. q-j
ko ir.itzunohmen. liitor den Arbeiten Dieppes wären besonders Hei-
Kapes ä Tabac* und Navettes de Dame' zu erwähnen. - Auch Ar-
: \STKIN kommen noch vor; so wurde eine Kassette aus diesem Stoffe
en Gesandtschaft! 1686] überjreben. - Hier wäre vielleicht auch auf
die FÄCHKR zu verweisen; doch wird es zweckmäf>iger sein, sie bei Betrachtung
der folgenden Periode, die einen Holiepunkt für sie darstellt, näher ins Auge zu
fassen. Die Zahl solcher kleineren Kunstwerke muf> ganz aul^erordentlich gewesen
sein; aber verhältnismäf>ig wenig ist erhalten geblieben. D
Doch auf keinem Gebiet ist es schwerer, sich ein Bild der vergangenen Herr-
lichkeit zu uKichen, als auf dem der GOLDSCHMIEDEKUNST; denn hier war es
gerade der Wert der Gegenstände, der ihre Zerstörung herbeiführte. In dem
Kronschatzinventar unter Ludwig Xl\'. findet sich eine fast unglaubliche Menge
Gerät aus Edelmetall und Schmuck mit kostbarem Email und Gestein; aber fast
wehmütig berührt die häufige Kandbemerkung 'dccharge, ayant ete fondue par
ordre du Roy . . ." So verschwanden etwa Arbeiten mit dem Bildnisse Ludwigs XIII.,
die Toilettegarnitur der Königinmutter Anna von Österreich oder eine Vase mit
einer Rose, ein Geschenk Papst Alexanders VII. Nach den glänzenden Erfolgen Lud-
wij^s XIV. und der fast übermenschlichen Allgewalt seiner mittleren Zeit häufte
sich in seinen späteren Jahren Unglück auf Unglück, und man war gezwungen, von
den angesammelten Schätzen zu zehren. Angeblich um der Verschwendung vor-
zubeugen, mußte 1689 alles Silberzeug in ganz Frankreich zur Münze getragen
werden; der König war schon 1688 vorangegangen und hatte selbst die Filigrane
und den Besitz der Dauphine einschmelzen lassen. Übrigens stand der materielle
Gewinn in gar keinem Verhältnis zu dem Verlust an Kunstwerten; man hatte sechs
Millionen erhofft und nur drei gewonnen. So gingen auch die herrlichen Arbeiten
Ballins verloren. Später scheint es aber noch schlimmer geworden zu sein. Lud-
wigs XIV. Schwägerin, die Herzogin von Orleans, gibt 1709 ein so grauenerregen-
des Bild der allgemeinen das Volk vertierenden Hungersnot, daß man sich scheut,
die Worte zu wiederholen, und schreibt dann weiter: 'Der König ist aber so ent-
schieden, den Krieg weiterzuführen, daß er gestern sein goldenes Tafelgeschirr
durch eines aus Fayence ersetzt hat; er hat beschlossen, jeden Goldgegenstand
den er besitzt, in 'Louis' zu verwandeln.' — Es ist also begreiflich, daß wir bei der
Beurteilungder Edelmetallarbeiten fast ausschließlich aufschriftlicheNachrichten,
allenfalls auf Stiche und Zeichnungen, angewiesen sind. D
Übrigens war die Goldschmiedekunst lange Zeit nicht nur durch äußerliche
Gefahr, sondern gerade in ihren zartesten Schöpfungen durch einen inneren Feind
bedroht, nämlich durch die alles überwuchernde VORLIEBE für EDELSTEINE,
V ■ h die eigentliche Goldschmiedekunst vielfach zurückgedrängt wurde. Diese
^' •• ist schon in der späteren Renaissance zu bemerken und erreicht ihren
i: ., ^nkt anscheinend im Anfang des 17. Jahrhunderts; besonders soll sie auch
durch die Königin Anna, Tochter Philipps III. von Spanien, gefördert worden
sein. Maria von Medici ließ sich für die Taufe ihres Sohnes ein Festkleid mit drei-
tausend Diamanten und dreitausendzweihundert anderen Edelsteinen verfertigen ;
das Kleid war dann so schwer, daß die Königin es nicht tragen konnte. Im Kron-
98
Inventar unter Ludwig XIV. ist von einer 'Capeile' [zusammengehörigen Kirchen-
paramenten und Gewändern] die Rede, die Kardinal Richelieu lü3ü der Krone
geschenkt hat; darunter finden sich ein gohlenes Kreuz mit 792 Diamanten ver-
schiedener Form und Grttfte, zwei gohiene Leuchti-r mit 25 IH Diamanten verschie-
dener Art, ein Kelch und I'atene mit 2113 Diamanten; eine Muttergottcs mit dem
Christkind auf eiriem Postament, ganz aus farbig emailhertem Uolde. von 11', Zoll
Hohe, ist mit 1253 Diamanten besetzt; im ganzen waren an der Capeile 9(KX) Dia-
manten und 224 Rubinen zur Verwendung gelangt. Und so lie(\en sich noch andere
Beispiele anführen. Anbei seien einige Entwürfe für Schmuckgegenstände von
GILLKS I.'KGARK |vom Jahre 1663] abgebildet, aus denen sich die überwiegende
Vorliebe für das Kdelgestein noch in etwas s|)äterer Zeit deutlich erkennen lä|^^t
[Abb. 58]. Die Maschenformen, die in ihrer Phantasielosigkcit schon an die Zeit
des späteren Klassizismus erimicrii. zeigen, dah es auf die I-'orm überhaupt weni-
ger ankam; st)nst werden vielfach (lestaltungen der Renaissance weitergeführt.
Auch finden sich bei diesem und ähnlichen Meistern häufig an zarten Stengeln
sitzendeBlüten und Blätter in der Art desSCIK »TKNBLATTWKRKKS [genrecosse
de pois), das etwa mit dem Rollwerke in Verbindung zu bringen wäre. Besonders
wichtig ist aber das erwähnte Vorherrschen der DI.AMANTKN und des scharfen
STKINSCHLIKFKS; es kommt nicht wie bei den gemugeltcn mittelalterlichen
Steinen so sehr auf die Farbe an, als auf Glanz und blitzende Umrisse. Die alten
französischen Krondiamanten wurden bei der Ankunft Marias von Medici grof>en-
teils neu gcfa(\t und iler Schliff zum Teil verbessert; die Fassungen wurden nie-
driger gemacht und ihrer j Renaissance-] Verzierungen und Kmails entkleidet.
Für Anna von Osterreich wurden allerdings wieder timails angebracht, unter
Lutlwig XIV. aber neuerdings entfernt; auch wurden die alten Krondiamanten nun
grohenteils als Kleiderschmuck (Agraffen, Knöpfe, Schnallen, Nadeln u. a.] ver-
wendet. Auf besonderen florentinischen Kinfluf> scheint die eine Zeit lang zu beo-
bachtende Vorliebe für Perlen zurückzugehen. - In den fünfziger und sechziger
Jahren sirul auch zierliche ganz naturalistische Blumenornamente belieht, die ent-
weder emailliert oder graviert werden; Fntwürfe dieser Art haben VAUC^UKR
(Abb. 59], NIC. COCHIN u. a. geschaffen. Etwa von 167Ü an wurden diese zarteren
Formen durch den Akanthus verdrängt. O
In den grö|^eren Arbeiten konnte die eigentliche GOLD- und SILHFR-
SCHMIP^DEKL'NST mehr hervortreten. Der sparsame Heinrich IV. und der wenig
lebensfreudige Ludwig XIII. hatten allerdings nicht viel Sinn für derartige Dinge;
immerhin forderten sie tüchtige Meister. Auch in dieser Hinsicht war die Grün-
dung der Künstlerkolonie im Louvre von Bedeutung. Unter den frühesten Meistern,
die hier tätig waren, wären die Brüder .M.ASBR.VUX aus Limoges zu erwähnen.
Esseihiernebenbeigleichbemerkt,dat>diealtberühmteGoldschmiedschule vonLI-
MOGES, insbesondere nach dem Regierungsantritt Ludwigs XIV., allmählich ganz
gegen Paris zurücktrat. Die Chässe des heiligen Vvreux von LEONARD BOYSSE
1641] ist eines der letzten Werke der ersterbenden Limousiner Industrie; 1645
wird eine neue Chässe für den Apostel von Limoges durch Künstler, von denen
der eine allerdings noch in Limoges geboren ist, bereits in Paris ausgeführt.
'* 99
p^'
5
Abb 38: Gille» Legare, Entwürfe für Edelsteinschmuck aus dem Liuvre des Ouurages d'Orfeurerie, 1663
O Abb. 59: Jean Vauquer, Entwürfe für Zifferblätter □
Von zehn Goldschmieden, die 1648 in Limoges wohnen, haben sechs ihr Gewerbe
aufgegeben; die noch häufiger genannten 'Argentiers' sind keine Künstler mehr,
sondern gewöhnliche Handwerker, zum Teil auch nur Händler. D
Zu den gröftten GÖNNERN der Goldschmiedekunst gehörte, wie bereits ge-
zeigt, der freilich auch unermeßlich reiche KARDINAL RICHELIEU; unter
anderem schenkte er der von ihm gestifteten Sorbonnekirche ein prachtvolles
Ostensorium l'soleil d'or']. Manchmal sah sich allerdings auch der HOF zu
gröfSeren Aufträgen veranlaßt; so spendeten Ludwig XIII. und seine Mutter der
Lorettokirche einen großen silbernen Eingel mit der Figur des kleinen Dauphin
in den Armen. Die Zeichnung rührte vom Bildhauer SARRAZIN her ; doch handelt
es sich da schon kaum mehr um ein eigentlich kunstgewerbliches Werk, sondern
mehr um eine selbständige Plastik in Edelmetall. 1630 wurde durch den Pariser
Qr.-:-. -5. f.jter PIJARD ein großes Reliquiengehäuse aus feuervergoldetem Silber
vo: :.r als einem Meter Länge im VVerte von 13060 Livres auf Kosten der
Chamhres des comptes für den Hauptaltar der Sainte-Chapelle ausgeführt. Der
H Arbeiter Ludwigs XIII. war JACQUES DE LAUNAY; in der Herstellung
von Tafelgeschirr zeichnete sich zur Zeit des Königs besonders RENE DE LA
HAYE aus. Den etwas bombastischen Geschmack, der offenbar mit der gleich-
100
V*' J*
^i
A
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^jf^'i-^r**^ •' Y,
Abb. 60: i
D
:•■ (ioidirlii-itcr I'hilippe und Uerard D< bonnairc votii
Jahre 1654 o
zeitigen italienischen Kunst im Zusammenhang steht, zeigt uns etwa die Be-
schreibung einer PLAQUE im erwähnten Kronschatzverzeichnis; wir finden da
Ludwig XIIL mit Ungetümen und Sklaven zu Füf,en, herum Früchte, Masken,
Pflan/.enwerk u. a. In derselben Quelle sind z. B. auch zwei Gueridons mit
silbernen Mohren, die mit schwarzem Lack überzogen sind, erwähnt; das in
den Sockel ziselierte Wappen der Königin-Mutter weist sie in die Zeit Lud-
wigs XIII. Von R0BERDP:T [oder Robeday, gestorben 1651 [. den auch MAZAKIN
beschäftigte, werden im Kronschatzverzeichnis mehrere silberne Kassetten mit
Rankenwerk, Hermen und Figuren erwähnt, besonders auch durchbrochen ge-
101
arbeitete. Diese Art wird speziell als FACON DE ROBERDET bezeichnet; man
ver.jleiche hiermit die Kassette der Königin Anna von Österreich [angeblich ein
iik Richelieus oder Mazarins] in der Galerie d'Apollon des Louvre. Solche
Kassetten wurden auf eigens gearbeitete Ebenholzuntersätze mit Hermen in
' :, auch auf silberne Ciucridons in Form von Mohren oder auf ähn-
i : -ai/.e gestellt. Es werden überliaupt /.ahlreiche Gueridons mit Figuren
Vi :>.i;ioacner Art angeführt; doch lä^U sich nicht entscheiden, ob sie der Zeit
Ludwigs XIII. oder Ludwigs XIV. angehören. Eine Zeichnung des Bildhauers
THIBAri POISSANT fürdieGoldarbeiter PHILIPPE und GIKARD DEBONNAIRE
vom .lahre 1654 im Musee des arts decoratifs zu Paris ist für die eigentümliche
Mischung klassizistischer und barocker Elemente in der französischen Kunst
jener Zeit bezeichnend | Abb. 60). ü
Ludwig XI\'. spielte schon als Kind mit einer Armee silbeiiier Soldaten zuFufi
und zu Pferde. Sie waren die Arbeit des Lothringers MERLIN, der seit 1697 im
Louvre wohnte und unter anderem auch Kirchengeräte für Notre-DamedesVictoires
fertigte. Später beschäftigte der KÖNIG eine ganze Reihe von Meistern, die, wohl
gleichzeitig, den Titel eines orfevre du roi erhielten. Am berühmtesten war
CLAUDE BALLIN. Er ist Schüler des bereits erwähnten Bildhauers Sarrazin und
erweckte schon im Alter von 29 Jahren durch vier grolle Becken mit Relieffiguren
die Aufmerksamkeit des Kardinals Richelieu. Von Ballin rühren namentlich grop^e
Werke für die Kathedrale zu Rheims. die Kirche zu Saint-Denis, für Notre-Dame
in Paris u.a. her. Für den König verfertigte er den ersten Degen und Halsschild
,hausse-col in emailliertem Golde, sowie zahlreiche Geräte für Versailles, beson-
ders nach dem Frieden von Ryswick herrliche gegossene Silbermöbel, die später
allerdings wieder eingeschmolzen wurden. In dem erwähnten Kroninventar
sind zahlreiche Werke von ihm genauer angeführt; eine der Beschreibungen
sei hier wiederholt: Zwei große runde Becken, von Ballin verfertigt, ziseliert im
Grunde mit drei groften Waffentrophäen zwischen sechs Figuren Gefangener, die
die Laster darstellen, in der Mitte das Wappen des Königs, auf dem Rande zwölf
kleine Kinder, die Festons tragen und mehrere andere Ornamente, mit glatten
Eierstäben umrahmt. DreiFuf» im Durchmesser. — Auchwerdenzwei zugehörige
Vasen erwähnt. Erhalten ist wohl gar kein Werk Ballins, doch sind mehrere seiner
Modelle von dem mit ihm verschwägerten Nie. Delaunay gestochen. Es scheint,
daft Ballin nie in Italien war, und man vermutet, daf> er gerade deshalb selbstän-
diger wurde. — Neben Ballin werden im Kroninventar besonders ALEXIS LOIR,
der mit DL'TEIL zusammen arbeitete, sowie die beiden VILLIERS genannt,
u .Mfr.r etwa noch der erwähnte DELAUNAY, DU TEL, VEAUCOURT, MERLIN,
;NET, BONNAIRE, BRETEAU, VIANY. Auch wäre der Italiener FUCCI zu
enfc'ähnen. Auf alle diese Künstler machte sich, wie gesagt, der Einflufi Le Bruns
geltend [siehe die Gobelintafel und Abb. 78, rechtsj. Hervorzuheben wäre noch
PIERRE GERM.MN, der erste berühmte Vertreter dieser Familie und Vater jenes
Thomas Germain, der in der folgenden Periode zu den führenden Künstlern
' - auch könnte noch PIERRE BAIN, ein bedeutender Emailleur, erwähnt
- *.. ..i-.-i, der 16Ä4 großartige Arbeiten begann, aber nicht mehr vollenden konnte.
102
f^ :
'■j.
6»—"
O Abb 61: Jean B«raln. Deaieini d'ftrquebuaerie D
Nach einem Püntwurfe I.e Bruns selbst führte der ZiseleurJFAN DP] GRAVOT
das "nef" aus, das der König täglich benutzte, das ist ein mit Deckel versehenes,
verschließbares Gefäß von schiffsähnlicher Gestalt, für das persönliche Efigerät
des Fürsten. [Man vergleiche etwa die Abbildung bei Genevay, Charles Lebrun,
Paris 1886. Seite U>3 . \'onLoir \ve:den im Kronschatzverzeichnis große HIX'KHN
mit Darstellungen niederländischer Städte erwähnt oder Becken mit Darstellun-
gen der Hochzeit des Königs, des Friedensschlusses mit der Schweiz usw. Um
solche Darstellungen herum waren noch viele Siegesgöttinnen und ähnliches ver-
teilt; denn alles sollte dem Ruhme der Könige dienen. In der Hauptform sind
solche große Becken und Gefäße, die auch mit Lorbeerbäumen bei Empfängen
und anderen festlichen Anlässen zur Dekoration In den Sälen aufgestellt wurden,
vielfach von ganz strenger Gestalt; diese wird in deninventaren selbst als FORME
ANTIQUE bezeichnet. D
Daß auch Berain zahlreiche Entwürfe für Goldschmiedearbeiten verfertigt
hat, wurde bereits erwähnt; Tische und große Geräte wären hierher zu rechnen,
aber auch kleinere Gegenstände standen unter seinem Einflüsse, besonders vom
Ende des Jahrhunderts an, wo seine zierlicheren und freieren Formen immer mehr
Anklang fanden. Mit Berain hängen, nebenbei bemerkt, auch BOURDONS Essais
de gravüre zusammen, die für die besten unter Ludwig XIV. erschienenen Vor-
lagen für Goldschmiede- und Juwelierarbeiten gehalten werden. BerainsDesseins
d'arquebuserie .Abb. 61; können wohl auch schon hier angeführt werden; auf
ihnen fußen dann ähnliche Elntwürfe Gillots, den wir als einen Hauptmeister der
folgenden Periode kennen lernen werden. — Von kleineren Arbeiten seien noch be-
103
sonders die aus FILIGRAN verfertioten hervorcrehobcn;
so findoii sich Leuchter, jrrofie und kleine Koffer, Körbe,
Hhimentöpfe. Vasen, Schachteln, Urnen, llntcrsätze,
Tassen aus Silbcrfilij^jran; auch sind /icnilich grof^e
'Kabinette' aus tioUi- und Silberfilijrran im Kronscliatze
erwähnt. Aus Kdeliuetall [vergoldetem Silber] waren
übrigens soj^ar Spuckniipfe verfertin;t, die, beiläufig; be-
merkt. Handhabe und Deckel hatten. □
Wenn Pierre Hain, wie bereits erwähnt wurde, seine
Arbeiten nicht mehr vollenden konnte, so hinji; das
mit dem /A^SAMMKNBRUCHH zusammen, von dem
schon die Rede war. Bereits 1672 war die Herstellung
von SilberjTerät für Private durch ein könin;liches Edikt
sehr beschränkt und goldenes ganz verboten worden.
Mehrfache Wiederholungen des Kdiktes zeigen aber,
daf> es nie ganz befolgt wurde; doch kamen hohe Taxen
für die Goldschmiede als weiteres Hindernis hinzu. Der
WIDERRUF des EDIKTES von NANTES 1 1685] vertrieb
Abb. 62: Jein Lo Pautre, Ent- niauchc tüchtige Kraft; SO wanderte z. B. der berühmte
Wurf lu einem Kirchenpokal , ,. „., , ^^.^ , ,,%^ »oT- ii i j i.
Juwelier GILLES L r.CiARh aus; vor allem schadete
aber die \'ERARMUXG infolge der unglücklichen Kriege. Für den Kiinig wurden
natürlich immer noch Geräte in Edelmetall gearbeitet; so findet sich im Kron-
schatzinventar z. B. eine Eintragung von 1700 oder 1701: 'Eine Zuckerdose aus
Gold in moderner Art |Un sucrier d'or ä la moderne | ziseliert mit Ornament
und in der Mitte drei antike Köpfe, mit dem Wappen von Frankreich und dem
Namenszuge des Königs . . .' Das 'modern' ist hier vielleicht mehr dem 'antiken'
[wir würden sagen 'klassizistischen'] Geschmack gegenüber gebraucht; die späte
Eintragung läftt aber auf eine Neuanfertigung schliej-^en. Auch für die religiösen
Arbeiten hatten die Beschränkungen keine Geltung; jedoch auch von solchen Ar-
beiten ist fast gar nichts erhalten, sie sind wieder zumeist ein Opfer der grofjen
Revolution geworden. Es sei hier [Abb. 62J darum der Entwurf eines Kirchen-
kelches von Le Pautre abgebildet. Erhalten ist allerdings ein in den Berichten
der Zeitgenossen besonders gerühmtes Werk, ein [etwa 1685 1 nach Lebruns
Entwurf ausgeführtes Reliquiar für Saint-Germain-des-Pres mit zwei knienden
Engeln, die ein Kreuz emporhalten. Späterer Zeit 1 1 708 1 entstammte ein von Ballin,
dem Neffen des erwähnten Meisters, nach dem Entwurf des Architekten COTTE
ausgeführtes 'Soleil ostensoir'. [Engel trugen das Buch mit den sieben Siegeln
und das Lamm Gottes; darüber war ein groP^er Strahlenkranz mit dem Kristall für
die Hostie und Cherubköpfen. [ Eine verwandte, gleichfalls vernichtete, Arbeit
von 1709 bietet die Abb. 63. Solch pomphafte kirchliche Werke sind besonders
kennzeichnend für die künstliche Steigerung des religiösen Empfindens; nebenbei
sei aber bemerkt, dafi sich Vorstufen zur strahlenumgebenen Sonnenform der
Osten'- ■'■'■'^•" '^^^'•on im späten Mittelalter und in der Frührenaissance finden. Selbst
ein w Krät wie der Standspiegel Isabellas der Katholischen im Schatze
104
der Könijilichen Kapelle zu Gra-
nada zeigt schon Sterne und
Strahlen verschiedener Form um
eine hochyestflltL* Krfissclieibi*.
Neu ist in der Barocke aber der
theatralische figurale Aufbau und
die mehr malerische Behantilung
des Ganzen. D
Bezüglich der TI-X'HNISCHKN
Durchführunj,' der Kdflmetall-
arbeiten iti der Zfit Ludwij^s XIV.
sei hier auf die Darle^junj^en von
Germain Hapst, in seinem Werke
Les Germains Orfevres-Sculp-
teurs du Roy [Paris 1887|, hinjje-
wiesen. Danach wurden diese Ar-
beiten im siebzehnten Jahrhun-
dert, insbesondere die j,'ro(^>en
Stücke und das Tafelgerät für die
I'rachträume Ludwigs XI\'., mit
Hilfe eines Ton- oder Wachs-
modells gegossen und ziseliert,
manchmal auch durch Gravierung
[Linienführung nach der Form]
gehöht. 'Man arbeitete auch mit
dem Hammer ; aber die gebräuch-
lichen Gegenstände verlangten
das Treiben nicht und man findet
fast kein Beispiel für diese Art
der Ausführung vor dem Ende der Regierung Ludwigs X\'l.' Häufig wurden
ziselierte Teile auch einzeln gearbeitet und aufgelötet, wobei man die Lötstellen
durch Hämmern [Pointillieren| des Grundes zu verbergen suchte. Silberstatu-
etten wurden wie im Mittelalter auch AU COQLTLLE gearbeitet. Diese Arbeitsart
besteht in einem allen Formen genau folgenden Aufhämmern von Mctallblech
auf einen festen [gegossenen oder hölzernen] Kern, der bereits völlig die ge-
wünschte Gestalt hat; es wird hier also gewissermaf^en eine Vergoldung oder
Versilberung des Kernes vorgenommen. — Betreffs des Ausdruckes \'FHMEIL,
der in den Urkunden und noch im heutigen Sprachgebrauche üblich ist, sei hier
erwähnt, daft er ursprünglich wohl mit vermillon [Zinnober] zusammenhängt und
(nach Savary] auch für vergoldetes Kupfer angewendet wurde. Es ist wohl gerade
deshalb in älteren Urkunden auch der Ausdruck argent vermeil dore gebraucht
worden; man vergleiche folgende Beschreibung im Kroninventar unter Lud-
wig XIV. jvom Jahre 1673': 'Un autre vase en forme de cocquille, d'argent ver-
meil dore, cizele de grandes feuilles et fleurs, partie argent blanc. partie vermeil
105
O Abb. 63: Ostensorium für St.-GermaJn-dt's-I'rts, I'arin D
dore, avec son couvercle sur lequel est un petit enfant; le dit vase porte sur la
teste d'une figure de Cliinois. pose sur un piod rond cizele en form de terrasse . . .
[ein anderes Gefäf^ in Musohelforni. aus rot vergoldetem Silber, ziseliert (hier
gleich: plastisch gearbeitet 'i mit grof^en Blättern und Blumen, zum Teil weif^es
Silber, zum Teile rot vergoldet, mit einem Deckel, worauf eine kleine Kinder-
gestalt; die \'ase ruht auf dem Kojife einer Chinesenfigur, die auf einem rvmden,
in Form einer Terrasse ziseliei-ten Fu(se steht . . .'1 Ahnliche Beschreibungen
wurden schon bei der Besprechung der deutschen Edelmetallarbeiten angeführt.
Die eben erwähnte Stelle ist übrigens noch in anderer Hinsicht bemerkens-
wert; wir erkennen, wie verhältnismäfug früh schon ostasiatische Anregungen
auch in die Goldschmiedearbeiten eindrangen. In anderer Weise traten die Gold-
schmiede n)it ostasiatischen Arbeiten in Verbindung, wenn es sich um MONTIEREN
OSTASIATISCHEN PORZELLANES handelte. An solches haben wir wohl zu
denken, wenn es in dem genannten Inventare heilet: 'Eine grolle Tasse von
feinstem Porzellan, die dem König zum Trinken der Fleischbrühe dient, garniert
am Fufte mit einem goldenen Kreis und an den Seiten mit zwei Henkeln in Form
gedrehter Schlangen, gleichfalls von Gold'. Wir erkennen hier auch gleich die
Verwendung solcher Stücke. Gewcihnlich fiel die Montierung, wenigstens der
größeren Porzellane, aber wohl dem Bronzearbeiter zu; es wird bei der Behand-
lung der späteren Zeit noch davon gesprochen werden müssen. - Es wurden jedoch
auch echt CHINESISCHE EDELMETALLARBEITEN eingeführt; so finden sich
etwa in dem genannten Inventare zwei Schreibzeuge |escritoires de la Chine] aus
Silberfiligran erwähnt. Auch andere orientalische Erzeugnisse der Edelmetall-
kunst kamen vereinzelt vor; so ist in derselben Quelle 'ein persischer Flaschenkürbis
aus Gold mit Rubinen und Türkisen bestreut und mit Kompartimenten in persi-
scher Art ja la persienne] auf Goldgrund mit kleinen ziselierten Blumen . . .' an-
geführt. Eine Reihe von Goldschmiedearbeiten, insbesondere in Filigran [in dem
erwähnten Inventar als 'ä la maniere de Siam' angeführt] geht wohl auf eine siamesi-
sche Gesandtschaft zurück, die 1688 am Hofe des französischen Königs eintraf. —
Stärkeren Einflufi haben aber nur die ostasiatischen Arbeiten gewonnen. Zunächst
dringen Einzelheiten ein, wie etwa die oben erwähnte Figur; später, als sich der
Geist der europäischen Kunst gegen die jahrhundertelang geübte Strenge und ge-
gen die zuletzt auf die Spitze getriebene Monumentalität aufzulehnen begann, da
konnte das bis dahin mehr als fremdartig bestaunte Ostasien auch in tieferem Sinne
vorbildlich wirken. D
Die EMAILARBEITEN stehen natürlich vielfach in engem Zusammenhange mit
den Goldschmiedewerken, an denen, wie aus den angeführten Beschreibungen
hervorgeht, viele Teile mit Email überzogen waren; zum Teil diente Email auch
als Ersatz für Edelsteine. Es wurde bereits hervorgehoben, daß die Blüte der alt-
berühmten Goldschmiede- und Emailarbeiten von Limoges nicht über die ersten
Jahre Ludwigs XIV. hinausreicht. Eine mehr volkstümliche Limoger Arbeit von
barockem Charakter, ein Becken mit einem Reiter in der Mitte, großen Blumen
und Vögeln, bildet Havard ab [Dictionnaire II. 312]. Paris war nun der Hauptsitz
auch dieses Kunstzweiges. Besonders wichtig wurde die farbige EMAILMALEREI
106
auf weif>em Grunde, die sich von anderer Malerei (besonders Miniaturmalerei]
nicht allzusehr unterscheidet. X'orstufen^iabes schon in den IJniot,'er Arbeiten des
LKONAKD LlMüL'SlN. der Kleischtune bereits \vei|\ und rotbraun modellierte,
und auch italienische Arbeiten aus dem Anfange des sechzehnten Jahrhunderts
zeigen schon etliche Farben auf Weift; eine wirklich umfassende Farbenskala
scheint aber erst JKAN TOL'TIN ausChateaudun. um It)32, gefunden zu haben. Die
wichtigen stilbildenden Flemente des Gruben- und Zellenschmel/es und des in den
Farben noch sehr beschränkten älteren Limoijer Kmails fallen jetzt fori; dafür
kann sich die rein malerische und naturalistische St'ite der liarocke und der fol-
genden Zeit fast un^ehindt'rt entfalten. Damit hiirt das Kmail aber ei^jentlich auf,
eine kunstgewerbliche übun«^ zu sein; deim bei einer solchen setzen wir eine
engere Wechselwirkung» von Stoff, von künstlerischer und praktischer Absicht
voraus. Wir können uns hier darum auch mit einem kurzen Hinweise auf einii^e
der wichtijjsten Meister begnügen und den Gej^enstand für unsere Zwecke damit
für erschöpft ansehen. Toutins Nachfolger DL'Hll-] war zur Zeit Ludwigs Xl\'.
unter den Louvrekünstlern; mit dem bereits genannten KOHKHT \'Al'(il'KR gab
er die 'Ornemens ptnir emailleurs', Entwürfe für Dosendeckel, Zifferblätter und
anderes, in Kupfern heraus j Abb. 59|. Am berühmtesten ist .JKAN l'KTIT(JT |geb.
zu Genf U)07, gest. zu Vevey 16iH j. der bereits in Genf Uhrgehäuse, Dosen. Neces-
saires u. a. herstellte, sich daim lange in Italien, Frankreich und Kngland aufhielt
und auch von Van Dyck Unterricht erhielt. Sein gleichnamiger Sohn verfertigte
gleichfalls Uhren, Tabatieren, Necessaires u. a.; solche kleine Gegenstände wur-
den damals besonders gerne als persönliche Auszeichnungen verliehen. Andere
Künstler wie UHAKUKS HOIT Igest. 17271 und die späteren L. FRAN(,'. AUBKHT,
LIOTARD, KOl'QUKT haben zum Kunstgewerbe höchstens noch äußerliche Be-
ziehungen. Die rein malerische Behandlung des Kmails bei den französischen und
Genfer Künstlern übte jedoch auf die Kmailmaler der übrigen Länder großen Ein-
fluß aus. — Die EiMAILPWRBKN scheinen nach einer Notiz Savarys übrigens größ-
tenteils aus Venedig und Holland bezogen worden zu sein. D
Die Arbeiten in BRONZF], eine Hauptstärke des späteren franzcisischen Kunst-
gewerbes, mußten schon bei den Möbeln unter Ludwig XIV. ununterbrochen er-
wähnt werden; man vergleiche aber auch die Abb. 64. Bis zur Mitte des sieb-
zehnten Jahrhunderts scheinen jedoch alle besseren Bronzen aus dem Auslande
[Italien] gekommen oder von Ausländern in Krankreich ausgeführt worden zu sein.
Dies änderte sich erst mit Colbert; doch gab es, so lange er Minister war, keine
Staatsgießerei ; die Statuen und Ornamente für Versailles usw. wurden in den Werk-
stätten der einzelnen Künstler gegossen. Louvois gründete sodann als Intendant
der Königlichen Bauten die Gießerei im Arsenal und machte KELLFIR aus Zürich
[1638—1702] zum Leiter. Im Arsenal wurden übrigens Kanonen nur bis 1670 ge-
gossen, da der NN'eg von Paris bis zur Grenze zu weit war; es blieb dann dort
nur die Kunstgießerei. Außerdem gab es zur Zeit Ludwigs XI\'. eine Gießerei in
den Gobelins ; aus dieser sind viele der kostbar.^ten Arbeiten hervorgegangen. Die
1 größeren Sachen wurden durchaus MIT VKRLORENKR KORM ausgeführt. Mit
dem erwähnten Keller wird die Erfindung einer neuen Legierung aus Kupfer und
107
T
O Abb. 64: Jean Marot, Entwurf zu einem Kronleuchter aus Bronze O
Zink mit einem geringen Zinn- und Bleigehalt in Verbindung gebracht. Es wird nun
auch in gröf^erem Maf^e Blei für gegossene Arbeiten verwendet; vielleicht waren
bei dem ungeheuren Verbrauch von Metall für die königlichen Schlösser zunächst
Ersparungsgründe maf^gebend, jedenfalls wufite man aber die eigentümlichen
Vorzüge des milden und beständigen Materiales bald richtig zu würdigen. — Schon
in der Renaissance waren auch solche Gegenstände, wie Kanonenrohre, mit
Verzierungen versehen; auch jetzt erhielten sie noch allerlei Wappen, Eimbleme
und Akanthusblättter, doch waren sie im allgemeinen von Überladung frei. D
Aus ZINN wurden die verschiedenartigsten Gefäfie und Geräte hergestellt,
etwa Kannen, Waschgefäfie, Spülnäpfe, Schüsseln und Teller, Bestecke, Salzge-
fäfte, Töpfe, Spritzen, Schreibzeuge Lampen und Leuchter, aber auch Kirchen-
kelche, Patenen, Ziborien, Kreuze, Soleils|Ostensorien| und MePikännchen. Wenn
sich Zinn verhältnismäßig selten erhalten hat, so beruht dies zum Teil darin,
AiP-. P« beim Gebrauche leicht zerkratzt oder sonst beschädigt und darum häufig
^ ^ossen wurde. — Betreffs der französischen Arbeiten in SCHMIEDEEISEN
befindet man sich heute in ähnlich ungünstiger Lage wie bei den Arbeiten in Edel-
metall; es ist fast alles zu gründe gegangen oder durch späteres ersetzt worden.
Wir sind also zum gröf^ten Teile auf alte Ornamentstiche und Kupferwerke ange-
wiesen. In Deutschland ist jedenfalls unvergleichlich mehr alte Eisenarbeit er-
halten; dazu kommt noch, dafi in Frankreich, wie erwähnt, verhältnismäßig sehr
106
O Abb. 65: Jean Derain, Entwurf /u einem schmicdeeiHernen Gitter O
viele grof>e Arbeiten [Gitter, Tore u. a. ] in Brnnzegu(\ ausgeführt wurden; so sind
auch in dem Livre de Serrurerie des Jean Le Pautre |von Jacques Le Pautre ge-
stochen] offenbar zahlreiche \'orlagen für Bronzeguf; gedacht. Gleichwohl hat
Frankreich, insbesondere jedoch Lothringen, das damals, staatlich und kulturell,
noch keineswegs in Frankreich aufgegangen war, auch in Kisenarbeiten einige
ganz hervorragende Leistungen aufzuweisen, und es zeigt sich auch hier dieselbe
Entwicklung wie in den anderen Zweigen des französischen Kunstgewerbes. Aller-
dings scheint das Schlnssergewerbe in vieler Beziehung besonders konservativ
zu sein; so hebt Brüning hervor, da(^ Ornamentstichwerke noch bis in das acht-
zehnte Jahrhundert gotische Schlösser bringen. Bis in die frühe Zeit Ludwigs XIV.
erhalten sich auch Schlösser mit Grotesken in Renaissance-.Art. Kinen Übergang
zum Neuen bildet das treffliche Vorlagenwerk von liL'GL'KS BR1S\'ILLK. einem
Pariser Schlossermeister [um 16H3|. Aus dem Schlosse Maisons-sur-Seine, einem
Hauptwerke des FKAN'COIS MANSART [1642 1651 ausgeführt] sind zwei Ar-
beiten im Louvre erhalten und können als Beispiel der etwas trockenen klassi-
zistischen Richtung der Zeit dienen. Vermutlich stammt der Entwurf von JKAN
MAROT. von dem Vergleichbares in Stichen vorhanden ist; übrigens macht das
Ganze mehr den Eindruck gegossener Arbeit. Auch hierin zeigt sich eben die
grof>e Bedeutung des französischen Bronzegusses. D
Besondere Wichtigkeit erlangten die Schmiedeeisengitter des Schlosses zu
VERSAILLES, die wohl alles übertrafen, was bis dahin in dieser Art hergestellt
worden war, obgleich schon unter Ludwig XIII. sehr ausgedehnte Gitter vor-
handen waren. Es fanden sich nicht nur an den \'orhöfen [von den heutigen ab-
weichende] Gitter, sondern auch an den großen Treppen und an vielen Orten im
Parke. Doch ist man auch hier zumeist wieder auf die alten Stiche, die uns die
strenge Richtung Mansarts mit vielem geradem Stabwerk erkennen lassen, und auf
Rechnungsbücher angewiesen. Die STICHE nach den Versailler Gittern erlang-
109
■:i - int;Iiin
MiiMiiin
D
Ab; 'T von N luem (irunde. London, South K
O Abb 6": Kayenceleiii-r von Nevers, bunt auf blaui-m Grundo
ten übrigens noch dadurch besondere Bedeutung, daf> sie, sowie der Srhlof^bau
selbst, überall im Auslande zur Nachahmung anregten.
Ziemlich viel Eisenarbeiten finden oder fanden sich in den französischen
KIRCHEN: Balustraden, Kronleuchter, Kandelader, Lesepulte u. a., selbst groP^e
Chorgitter, wie sie früher schon in Spanien üblich waren. Besonders berühmt
waren die [jetzt zerstörten] Gitter von Notre-Dame in Paris und die der Kathe-
drale von Saint-Denis. In den Schlössern waren die entsprechenden Arbeiten
meist in Bronze oder E!delmetall ausgeführt. Einen pompösen schmiedeeisernen
Hängeluster aus dem Musee Cluny, der ganz den gleichzeitigen reichen Ar-
beiten in Bronze entspricht, bildet zum Beispiel Havard |im Dictionnairc III 507]
ab. Zahlreiche Stiche als Vorlagen sind von 1660 bis etwa 1690 von LE PAUTRE
und PIERRETZ LE JEUNE erschienen; Türklopfer, Wandarme und andere For-
men sind sehr reich ausgestaltet, die Gitter dagegen oft sehr einfach, zum Teil
noch mit den schmucklosen Stäben aus der Zeit Ludwigs XIII. Die Stiche des
Pariser Schlossers MICHEL HASTE [etwa 1680—90] bringen zumeist die Ar-
beiten anderer. Etwa von 1690 an macht sich vorwiegend der Einfluf) JEAN
BER.MNS geltend; er wirkt gerade auf dem Gebiete der Schlosserarbeit auf das
Ausland mächtig ein [Abb. 65 1. .Mit Recht sagt Brüning: 'Die Entwürfe Berains für
Schmiedewerk bilden gewissermaf;en die reinste Abstraktion seines Stiles, dem
die deutschen Ornamentstecher, welche ihn zu Anfang des achtzehnten Jahrhun-
derts aufnahmen und weiterbildeten, den bezeichnenden Namen LAUB- UND
BANDELWERK geben'. S. VALLEE bildet Schlüsselgriffe, Beschläge, Wand-
' andere kleine Gegenstände 'zum Teil schon weicher und geschmeidiger
..i.i)'. Viel weiter geht ROBERT DE COTTh], von dem unter anderem der
..... -rf zu einem 1714 vollendeten [und 1793 zerstörten| Chorgitter von Notre-
Dame in Paris herrührt. Hier sind, wie die Stiche uns zeigen, die Geraden bereits
ganz zurückgedrängt, der Akanthus ist von leichter, zierlicher Ausbildung; das
Ganze erscheint als eine Vorstufe des Rokoko. Zu den wichtigsten späteren Orna-
110
1
Abb. 68: Hrnialte Säulf au«
Fayence, von Nlcolaui Fou-
O quay, Kouen O
mentstechern gehurt LOL'IS fOKDKIN, der an deni
ebengenannten Gitter mitgearbeitet hat; doch istbeiihtn
vieles dem um :.'() Jahre älteren, nach Knghind übersiedc!
teil. TIJOU nachgebildet. Die feiner verzierten Kisei:
und Stahlwaren kamen, wenig.stens unter Heinrich l\'
noch aus Italien und Deutschland nach Frankreich; n.
damascierten Arbeiten erlangte jedoch C'L'RSI.NK 1
hohen Ruf. Heizende Kntwürfe für Gravierungen au!
Waffen hat auch Berain angefertigt. l
In der (JL.ASINDrSTKIK konnte sich Frankreich mit
Venedig oder Böhmen weder technisch noch kimstl«
risch messen. Dat> in der Renaissance der Kinfluf, dt-i
venezianischen Industrie auch in der franzosischen fast
unbedingt herrschte, ist selbstverständlich; doch wai-
das sechzehnte Jahrhundert mit seinen häufigen Kriegen
der Fntfaltung der Glasindustrie in Frankreich über-
haupt nicht günstig. Von schwierigeren Arbeiten scheint
zunächst [etwa im zweiten Jahrzehnt des siebzehnten
Jahrhunderts) die Herstellung der bunten Glasperlen,
die vorher ausschließlich aus .Murano bezogen werden
mufften, gelungen zu sein. Im Jahre Itiöü erhielten alle
Glasmanufakturen Frankreichs das Recht 'verre crystallin* [nicht das spätere
Krystallglas] zu erzeugen. Besondere Bedeutung erlangte die .Manufaktur des ge-
werbefleiftigen ROUFN; sie führte noch 1754 den Titel einer .Manufacture royale
de cristaux, verschwand aber 1768. Knde des siebzehnten Jahrhunderts wurden
in ORLKANS [durch PFRROT| Achat und Porzellan in Glas (und Kmail] nach-
geahmt, auch flache Reliefs und verschiedene Ornamente in Glas gegossen. Im
Museum zu Limoges sind etliche franzosische Gläser aus dem siebzehnten Jahr-
hundert erhalten, darunter gegossene farbige Flacons mit Relicfblumen, Neger-
köpfe mit weil>en Augen und Zähnen sowie opalisierende Gläser. In Paris wurden
mindestens im achtzehnten Jahrhundert - Gläser auch graviert. D
Wie gesagt steht die französische Glasindustrie sonst gegen die italienische
und deutsche, aber auch gegen die spätere niederländische, weit zurück. Eine Fülle
von KDIKTEN [z.B. 1664, 1688, 1727] ist gegen die EINFUHR des Glases gerichtet.
An Stelle der venezianischen Arbeiten traten übrigens, dem Zeitgeschmacke
entsprechend, allmählich die böhmischen Gläser und ihre niederländischen
Nachahmungen. Glas wurde, wie wir aus den Edikten ersehen, bereits zu mannig-
fachen Zwecken verwendet: für Becher. Fiolen, Tabagies. Luster, Laternen und
eine ganze Fülle von Tafelgerät. Nebenbei bemerkt, wurden solche Gegenstände,
besonders auch Kronleuchter, immer noch aus BERGKRISTALL gefertigt und
sind nicht selten unter den Geschenken des Hofes, z. B. an die siamesische Ge-
sandtschaft, erwähnt. - Überlegen war Frankreich durch Colberts und Louvois'
erfolgreiche Bemühungen in der Erzeugung des SPIEGELGLASES. Bei dem
ungeheueren Verbrauche von Spiegeln in den französischen Barockschlössern,
111
Abb (••'' Fi% iMii-oschüsscI aus Koui'n mit Di'cor .1 la corne. I'aris, Museum C'luny O Abb. 70: Helni-
O kanne aus Rouen mit Decor ä Umbrequins. Paris, Museum Cluny D
WO sie dem Streben nach kühlem Glänze und unendlicher Vervielfältigung der
Räume so recht entgegenkamen, war ihre Erzeugung auch volkswirtschaftlich von
grofter Bedeutung. Um sich übrigens den Unterschied des Barockempfindens
gegenüber dem der Renaissance recht deutlich zu vergegenwärtigen, erinnere
man sich nur des Bemühens der Renaissance, die Spiegel zu verdecken. —
Die Herstellung der Spiegelgläser, die vorher ausschließlich aus Venedig ge-
kommen waren, begann in Frankreich 1665; die ersten Arbeiter, Italiener, waren
in TOURLAVILLE bei Cherbourg tätig. Dieser Ort wurde so die Pflanz-
stätte für die spätere grof^e Industrie in SAINT-GOBIN. Eine der gröf^ten Neue-
rungen und für die Tafelglasindustrie entscheidend war die Ausbildung des
GLASGUSSES |1688]; man konnte nun an die Stelle der aus kleinen Quadraten
zusammengesetzten Spiegelwände grofte Scheiben setzen. Die ganz grollen
Spiegel sollen aber erst durch ROBERT DE COTTP] am Ende der hier be-
sprochenen Periode in die Architektur eingeführt worden sein. Die Spiegelfläche
selbst schied nun gewissermaßen aus dem Kunstgewerbe; immer blieben jedoch
die RAH.MEN von Bedeutung. Im Kroninventar unter Ludwig XIV. werden ge-
schnitzte Rahmen aus vergoldetem Holze sowie wiederholt Silberrahmen er-
wähnt. Bei einem Stücke heißt es zum Beispiel 'mit einer Bordüre ganz von Glas
und einerSpitze [also wohl einer durchbrochenenArbeit) von vergoldetem Kupfer
darüber'; ein andermal heißt es wieder: 'ein Rahmen aus vergoldetem Holze mit
durchbrochenen Ornamenten und geschnittenen Glasbändern zwischen den Orna-
menten*, übrigens wurde auch von solchen Spiegelrahmen - mindestens bis 1660
oder 1670 — gewiß ein bedeutender Teil aus Venedig eingeführt. D
Bemalte Spiegel waren in Frankreich wohl erst in der folgenden Periode häu-
figer zu finden, weshalb erst später von ihnen die Rede sein soll. D
DieGLAS.MALEREI endet mit wenig umfangreichen Arbeiten, die etwa als Ein-
fassung farbloser Fenster verwendet und fast ausschließlich als Grisaillen aus-
112
Abli 71: FayeiiCi; von Mouslicrs, Unterteil eines Tafolaufs.it/c» mit dem Hlchelieuschen Waiip' n, l'arih,
D Louvrc O
geführt wurden; doch ist gerade von den wichtigsten Arbeiten, denen des NICO-
LAS IMNAKIRIKR [ H)18—l():i5 in Paris tätig|, nichts erhalten. PTir wirkliche Glas-
malerei ist bei einer Kunstrichtung, die so, wie die französische Barocke auf glän-
zende, spiegelnde Flächen hinarbeitet, natürlich kein Raum mehr. D
Die KKRAMIK ochcirt in der früheren Barocke nicht zu den wichtigsten Zwei-
gen des franzi)sisclu'ii Kunstgewerbes, sondern verbleibt zumeist auf dem (iebiet
gewöhnlicher NL'TZWARIv Man kann sogar sagen, da(> erst das Unglück Krank-
reichs das Glück seiner Keramik gemacht hat. Die oben erwähnten Gesetze, die
Frankreichs Bürger zur Ablieferung ihres Kdelmetallgerätes zwangen, nötigten
sie, ihren Bedarf an Tafelgerät und ähnlichem nun aus keramischen Werkstätten
zu decken. Der König ging, wie wir gesehen haben, selbst darin voran. Zu den
ältesten Sitzen der Keramik gehört NK\'KRS, das durch den Herzog Lodovico
Gonzaga. seit loBö Herzog von Nevers, an Stelle älterer bäuerischer Industrie eine
Fabrikation in italienischem Sinne erhalten hat. Neu erstarkte die Erzeugung von
Nevers in der Mitte des 17. Jahrhunderts; am hervorragendsten waren die Heiligen-
figuren und die Blaumalereien. Später wurden mehr Arbeiten in persischem oder
ostasiatischem Geschmack hergestellt; sie werden sogar nicht selten mit original
persischen oder ostasiatischen Erzeugnissen verwechselt [Abb. 66 und 67). Am
eigentümlichsten sind die späteren Arbeiten, die Motive der genannten Art mit
französischen [von Reuen und Moustiers], sowie italienische und holländische An-
8 • Geschichte des Kunstgewerbes II. 113
Abb. T2: Fayenccschiissel. Rouen
ro>:unmMi miteiiiaiuler vorbinden, wobei
;illeriliniis das Rot der Erzeuonissc von
Koucn felil^- Arbeiten der angeführten
Alt reichen bis zur Mitte des achtzelniten
Jahrhunderts. Wirkheh selbständitr war
Ncvers aber weder bis dahin noch später.
Am bedeutendsten war die Inchistrie
von KDL'KN. die jedenfalls noch vor der
Mitte des siebzehnten .lahrhunderts. zu-
nächst mit Arbeitern ausNevers, be<rann.
Die ersten Erzeugnisse |en camayeu be-
malt] lehnen sich wieder an italienische
spätere an ostasiatischc und holländische
\'orbilder an; doch bildet sich schon ge-
gen Ende des .Jahrhunderts ein eigen-
tümlicher Stil aus, der an Spitzen, Eisen-
arbeiten [später der 'decor ä la ferronerie'], Culs-dc-lampe |Sclilufistücke der
Bücher], Marquetterien u. a. anknüpft, und zwar meist mit radialer Anordnung der
Motive [Abb. 72]; man wird vielfach auch an die Richtung Berains erinnert.
Daneben bleiben übrigens immer noch persische und ostasiatische Vorbilder maß-
gebend; besonders wichtig wird das FÜLLHORNMOTIV | DECOR A LA CORNE,
.\bb. 69], über dessen orientalische Herkunft schon gesprochen worden ist. Ende
des Jahrhunderts besteht eine grof^e Anzahl von Fabriken, in denen auch für
den König gearbeitet wird; sie erzeugen sowohl blau als bunt bemalte Ware zu
verschiedensten Zwecken: Tafelservice, Schüsseln [bis 58 cm Durchmesser], Va-
sen, 'Hehnkannen' [Abb. 70], Öfen, Kaminteile, Wandbrunnen, Leuchter, Konsolen
Abb. 68]. Büsten, Bilder, Tintenfässer u. a. Die Blüte der Fabrikation reicht noch
bis in die Rokokozeit hinein. D ,
Die wichtigsten Stätten der südfranzösischen Keramik waren Moustiers und
.Marseilles. MOUSTIERS beginnt Ende des siebzehnten Jahrhunderts mit seiner Er-
zeugung und entwickelt sich infolge der erwähnten wirtschaftlichen Zustände sehr
rasch. Die älteren Arbeiten sind fast alle in Blau ausgeführt, die wenigen bunten
aber sehr gut [Abb. 71 ]. Der EinfluP^ der Ware von Moustiers erstreckt sich über
ganz Südfrankreich und nach Spanien hinein [Alcora|; auch werden die Arbeiten
von Moustiers zum Teil in Nevers und Rouen nachgeahmt. In MARSEILLES be-
ginnt die künstlerische Fabrikation gleichfalls Ende des siebzehnten Jahrhunderts;
sie pflegt von Anfang an mehr die Farbigkeit und eine gewisse zartere Formen-
gebung; darum wird sie in der folgenden Periode auch ganz besonders wichtig.
Hif- Bedeutung von Strafiburg. Niedcrwiller und Luneville fällt erst in spätere
— Über das französische Porzellan [ Weichporzellan ] wird es besser sein,
erst später im Zusammenhange zu sprechen, obwohl der Beginn der Erzeugung
schon in das siebzehnte Jahrhundert zurückreicht. D
Ehe wir zur Besprechung der Textilkunst übergehen, mögen hier nur einige
Worte über Arbeiten in LEDER und PAPIER eingefügt werden. Sicher wurden in
114
II
Frankreich im siebzehnten Jahr-
hundert, und zwar insbesondere
in Paris, dann in Lyon und Aviy-
non, ^epret^te und verj^oldete Lc-
dertapetcniierijestellt; dochhattt-
die Hinfuhr aus Spanien, Italien,
Flandrrn und Holhind noch lan^jr
Bedeutunj,'. Walirend in den fran-
zösischen Inventaren des vorher-
gehenden .lalirhunderts vorherr-
schend Lrdi'rtapt'tfn A MOKKS-
QL'KS erwähnt simi, htiren wir im
siebzehnten Jahrhundert eher
von BLUMKN und später von rei-
cheren OKNAMKNTKN; so etwa
1708 im Inventar des Schlosses
von Versailles | Gegenstände im
Vorzimmer der Herzogin von Or-
leans betreffend |: 'Kine Wand-
bespannung von vergoldetem
Leder, weit>er Grund mit Frucht-
gehängen und Blumengewinden,
golden, grün und rot, mit Bacchus.
Frauengestalten, Harpyien und
Kindern, die Bogen spannen, und
mit goldenen Vögeln . . . .' Im allgemeinen stellen die französischen Ledertapeten
keinen besonders klaren Typus dar; doch gibt es Arbeiten in ausgesprochener
Berain-Art. Im nächsten Jahrhundert verloren die Ledertapeten sehr an Bedeu-
tung; nach der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts fand man sie, wie Abbe Le-
gendre in seiner 'Vie privee des frangais' 1 1779| berichtet, nur mehr 'propres ä
meubler les antichambres et les salles ä manger des maisons de campagne'. D
Zu den Lederarbeiten gehört in dieser Zeit auch der gr()f,te Teil der BUCH-
EINBÄNDE. Schon seit dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts nimmt Frank-
reich in der Buchbinderei die führende Stelle ein und übertrifft, durch die Teil-
nahme der K()nige und einzelner Liebhaber gefördert, darin auch Italien weitaus.
Unter Heinrich IV. und Ludwig XIII. war CLOVIS EVE Httfbuchbinder; sein Nach-
folger war MACE KUETTE. An den Arbeiten, die diesem Meister zugeschrieben
werden, finden sich neben anderen Ornamenten zuerst die sogenannten F'EKS
POINTILLES (Stempel, bei denen die Zeichnung durch dicht aneinander gesetzte
Punkte gebildet wird]. Diese Ornamente beginnen etwa in der zweiten Hälfte der
Regierung Ludwigs XIII. und geben dem Einbände des siebzehnten Jahrhunderts
dann sein besonderes Gepräge. Als ihr berühmtester Vertreter gilt LE GASCON,
der vielleicht schon für Ludwig XIII., aber wohl sicher für Ludwig XIV. gearbei-
tet hat. Man unterscheidet zwei Arten der Le Gascon-Bände: die ältere, bei der
.Vbb. :.J; l.c-ti
.uu-Ujiid SaniMiluiii; l)r H<(hir, Karl-l'ul
115
Abb. 74: Constantinschlacht. Gobelin aus einer Serie von 4 Stücken. Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts.
D Paris, Mobilier national. D
die ganze Buchdecke mit verschlungenem Bandwerke überzogen ist und in den
Feldern Blumenstempel Platz finden; der Grund ist dabei ganz mit feinen Poin-
tillestempeln bedeckt; die Füllungen bestehen oft aus farbigen Lederstückchen
[Abb. 73]. Bei der zweiten Art befindet sich im Mittelfelde oft ein Wappen mit vier
anschliefienden Gruppen zartest gearbeitete Ranken. Ganz gesicherte Werke von
Le Gascon gibt es nicht, dagegen von FLORIMOND BADIER, dessen Arbeiten
allerdings nicht von gleicher Feinheit zu sein scheinen. D
Die Bücher, die für Ludwig XIV. selbst und die meisten Persönlichkeiten des
Hofes gebunden wurden, waren übrigens fast ausnahmslos sehr einfach; man
bezeichnet solche Arbeiten als RPXIL'REIS JANSENISTES, wobei man an die
Strenge der 1690 gegründeten Sekte der Jansenisten denkt. Dem Buche einen
gewissen intimen Reiz zu geben, lag einer nur auf das Große gehenden Richtung
eben fern; dagegen wurde, wie bei allen Arbeiten für den Hof und die vornehme
Welt, auf die denkbar beste technische Ausführung gesehen und das beste Leder
'it Maroquin! gewählt. Bemerkt sei, dafi schon seit dem sechzehnten Jahr-
— • in Frankreich glatte Rücken mit den Bünden innen vorkommen. Im selben
dort beginntauch bereits das im nächsten häufigere Überziehen derlnnen-
^ r Deckel mit feinem Leder, das dann noch zarte Goldpressung erhält. Um
1600 läftt sich die Verwendung reicherer marmorierter Papiere als Vorsatzblätter
nachweisen; auch wurde [z. B. von Mace Ruette] der Schnitt entsprechend mar-
moriert und selbst das Auf^enleder durch Säuren und Beizen marmorähnlich ge-
116
"ffi-t
lä^^l^
C A... ... 1 .^. ..;... \. ; ....... 1 ..;..,.,.>..,....;..:.. I) ;.:..:..; _;
macht. Die VORS ATZF'AFMKRK, die übrigens nicht nur marmoriert fpa|)iermarbre|,
sondern auch mit Wellen-, Federn-, Blumenmuster u. a. beliebt sind und auch für
Schachteln und ähnliches Verwendunjr finden, werden zumeist in PARIS oder —
in minderer Güte in ROÜP^N ausgeführt. Sehr schönes marmoriertes und ver-
goldetes Papier kam übrigens selbst noch im folgenden Jahrhundert aus Deutsch-
land, besonders aus AUGSHUR(J und LKIPZIG. D
Mit der Kr/.eu^ung der X'orsatzpapiere hänf»t auch die der PAPIKRTAPKTKN
für Wandbekleiduni,' zusammen. Ihre Herstellung gehörte in Frankreich ebenso
wie die Herstellunfr des erwähnten Papier marbre oder anderer bunt bedruckter
[und teilweise bunt patronierterj Papiere in das Gebiet der DO.MINOTFRIK. Lanye
Zeit wurden Papiertapeten | tapisseries de papier | nur von Landleuten und dem nie-
drigeren Volke der Städte zur Ausschmückung der Wohn- und Geschäftsräume
verwendet; aber mit dem Knde des siebzehnten Jahrhunderts hob sich die Frzeu-
gung so, dafi sich nicht nur eine grofte Ausfuhr in die Provinz und fremde Länder
entwickelte, sondern selbst in den vornehmsten Palästen von Paris Vorräume,
Garderoben u. a. in dieser Weise tapeziert wurden. Da auf solche Arbeiten nicht
wieder zurückgekommen werden soll, sei hier gleich hervorgehoben, dat^ im fol-
genden Jahrhundert auf diese Weise auch Landschaften und andere Hautc-lisse-
Arbeiten nachgeahmt wurden ; im allgemeinen waren Grotesken, Gliederungen mit
Blumen, Früchten, Tieren und kleinen P'iguren am beliebtesten. Im gro(>en ganzen
handelte es sich aber doch um eine volkstümliche IMl T.ATIONSKÜNST. Später
heiftt es denn auch in der 'Encyclopedie' von dieser Art der Wandbekleidung:
'sie kann nur für Hauern dienen, die sie kaufen, um ihre Kamine oben damit auszu-
schmücken. Alle Dominos sind ohne Geschmack, ohne Richtigkeit der Zeichnung,
noch schlechter illuminiert \\W(\ mit harten Farben bemalt.' Fs erschien immerhin
117
wjohtii:. zu zeij^on. di\\\ es auch in alter Zeit Imitationen irab und dalj; die verfei-
nerten Formen lioclientwiokelter Kunst bei ihrem Lauf durch alle Schichten und
alle Bedürfnisse des Tajjes zuletzt in einfältiiren und derben Formen endeten,
so daf< sie bei Verfeinerten Fntsetzen errejren konnten. Natürlich ist von diesen
Dingen, die so raschem Verbrauch unterliegen, fast gar nichts erhalten, wenn sich
nicht zufällig ein Stückchen etwa in einem Kasten als Innenbeklebung erhalten hat.
Ganz besondere Wichtigkeit haben die verschiedenen Zweige der französischen
Textilindustrie erlangt. Die Pariser (lOHKMNFAHRlKATION reicht weit zurück;
im französischen Kroninventar unter Ludwig XI\'. werden wiederholt Haute lisse-
Tapisserien 'fabrique de Paris' mit gotischen Figuren erwähnt, auch eine Ta-
pisserie 'vieille fabrique de Paris fort rompue', anscheinend eine Verdure mit
Tierkampf; auch werden ebenda alte Haute-lisse-Arbeiten aus Amiens angeführt.
Unter Franz L und Heinrich II. gab es auch schon staatlich geförderte Werk-
stätten für Gobelinarbeiten. Das von Heinrich III. gegründete Unternehmen im
Hospital de la Trinite, in dem Waisenkinder in den verschiedensten Gewerben
unterrichtet wurden, erhielt sich bis in die Mitte des siebzehnten .Jahrhunderts.
Unter Heinrich IV. und Ludwig XIII. wären noch etwa die Manufakturen zu Au-
busson. Cadillac sur Garonne, Lille, Reims und Tours zu erwähnen. Die Grün-
dung Heinrichs IV. im Louvre, von der oben schon die Rede war, oder vielmehr
deren spätere Erweiterung hat den Erzeugnissen dieses Kunstzweiges den heute
im deutschen Sprachgebiete üblichen Namen gegeben, während die PVanzosen
nur von TAPISSERIE sprechen oder von 'Tapisserie des Gobelins', falls die Ar-
beit eben aus der Gobelinwerkstätte stammt. GOBELIN ist der Name einer be-
rühmten Färberfamilie, die besonders in der Scharlachfärberei hervorragte und
seit der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts in Paris tätig war. Der große
Reichtum, den sie erwarb, erlaubte es den Mitgliedern der Familie, Ende des
sechzehnten Jahrhunderts in verschiedene hohe Staatsämter zu gelangen, den
Marquistitel [de Brunvillers] zu erwerben und sich endlich von ihrem Geschäfte
zurückzuziehen. Wahrscheinlich war gerade das Vorhandensein der Färberei die
Ursache, warum man sich unter Heinrich IV. bei Ausgestaltung dieses Manu-
fakturzweiges [1607] zunächst in unmittelbarer Nähe des Sitzes der Familie Go-
belin niederlief^ und später ihre Besitzung erwarb. So ging allmählich der Name
der Färberfamilie auf die Tapisserien über, obgleich beide nur ganz äu(3erliche
Verbindung miteinander haben, ein Vorgang, dessen Erkenntnis mitwirken möge,
uns bei Schlüssen aus Namen vorsichtig zu machen. D
Dieersten Leiter des von Heinrich IV. gegründeten Unternehmens, dieübrigens
schon Jahre vorher in Paris selbständig gearbeitet hatten, waren zwei Vlamen
MARC DE COMANS und FRAX^OIS DE LA PLANCHE [Frans van den PlankenJ.
Die Unternehmung wurde vom Könige unterstützt, von den genannten aber auf
eigene Gefahr betrieben; auch waren sie zur Erhaltung von Zweiganstalten in
Calais und Amiens verpflichtet. Diese Zweigunternehmen haben aber kaum Spuren
zurückgelassen; dagegen blühte zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts durch
einige Zeit eine Manufaktur in Tours, das auch sonst in der Textilindustrie Be-
deutung hatte, übrigens waren in Paris auch noch andere vom König geför-
118
derte Tapisserie-Werkstätten tätijf und niaii arbeitete, wie schon gesafft, noch bis
zur Mitte des Jahrhunderts auch im L'Hospital de hi Trinite; besonders hervor-
rat^end war auch die I-()u\ rc-Werkstätte selbst in diesem Kunst/weiue. Für die
erste Hälfte des Jahrhuiuierts sinii besonders die t^rot^>arti^;en Bordüren kunst-
gewerbhch von Bedeutung | vgl. Abb. 74 ]; sie umfassen figurenreiche Darstellungen
etwa nach Kntwürfen von Kl'BKNS, aber auch nach solcher) HAPIIAIILS, jedoch
stets mit Veränderungen. Auch sind N'erduren überliefert. \'ielfach hat man die
Pariser Arbeiten mit niederländischen verwechselt; die Pariser waren berechtigt,
in den Kand ein P | Paris ■ und eine Lilie [ häufig in Metallfaden ausgeführt ] /.u setzen,
auch finden sich einige Buchstaben, die aber noch nicht alle richtig erklärt sind,
als .Meisterzeichen. Im allgemeinen kami man (hiiffrey beistimmen, wenn er die
Pariser Arbeiten unter Heinrich 1\'. und Ludwig XIII. in rein dekorativer Richtung
für höher steherid hält, als die späteren unter Le Bruns Einflute entstandenen. Q
Im Jahre 1062 wurden die Werkstätten der Erben desComansunddesFranvois
de la Planche, die sich in der Zwischenzeit getrennt hatten, von Colbert wieder
vereinigt uu^\ gingen mm, nachdem das HOTEL DES (JOBELINS selbst er-
worben worden war, in der MANL'FACTUKE HüVALE DES MEIBLES DE LA
CUUKONNE auf oder wurden vielmehr die Hauptsache darin. MitderManufacture
hingen dann noch zwei Zweiganstalten in Paris selbst zusammen jin Faubourg
Saint-.Marcel und in Faubourg Saint -Germain]. Aus einem freien Handelsunter-
nehmen wurde jetzt eine ausschlieH;lich königliche Anstalt. LE BRUN, der in dem
Hauptinstitut selbst wohnte, übte kaum auf einen anderen Zweig des Kunst-
gewerbes solchen Einfluf> aus wie auf die Tapisserien ; es ist dies leicht erklärlich,
denn bei diesen Arbeiten, die zumeist figurenreiche historische Szenen darstellten,
sprach naturgemäft der Maler tias entscheidende Wort. Es wurde auch be-
sonderer Wert auf die Wiedergabe des reinmalerischen Elementes gelegt; so
können für einen Gobelin 79 Töne in Wolle und Seide nachgewiesen werden,
übrigens wurile daneben auch noch viel Gold und Silber verwendet. — Die
'Elements' und 'Saisons' Le Bruns schliep>en sich in den prachtvollen Umrahmungen
noch mehr den älteren Arbeiten an; die'Enfants jardiniers' ragen durch das Land-
schaftliche, durch Pflanzen- und Blumenwerk hervor, Le Bruns Hauptarbeit sind
die Darstellungen der 'Histoire du Roi'; ein Stück aus dieser Folge, den Besuch
Ludwigs XI\'. in den Gobelins, bietet die Tafel. Es sei hier gleich erwähnt, daft
von den meisten Folgen verschiedene Exemplare, oft in verschiedener Ausführung,
zum Teil für den K«inig selbst, zum Teil für (iesclienke, ausgeführt wurden; so
gibt es von der Histoire du Roi eine ^^)lge in Haute-lisse mit breiten Bordüren und
5 — 6 kleinere Wiederholungen in Basse-lisse mit schmäleren Rändern. Sehr be-
zeichnend für den pomphaften Geschmack Le Bruns und des Hofes - in ihrer
Art aber sehr vollendet — sind die 'Maisons royales' [Abb. 77], Ansichten der
königlichen Schlösser mit reichen Umrahmungen und Brüstungen, an denen Fi-
guren mit Prunkgefäftcn stehen und über die prachtvolle Teppiche herabfallen.
Diese Serie, die besonderen Erfolg hatte, wurde 1668 1680 fünfmal wiederholt.
Am meisten \'erbreitung [auch durch Nachahmungen aus Brüssel und Aubusson]
fand aber wohl der 'Alexandcrcyklus*. D
119
□ Abb. ..: Schloft von Vincennes, Tapisserie der Gobelinmanufactur. Paris, Mobilier national D
Übrijzens arbeitete neben Le Bi'un eine ganze Reihe von Malern an den Ent-
würfen für die Gobelin-Tapisserien; es ist auch urkundlich erwiesen, z.B. für
die Maisons royales, daf; nicht selten für ein und denselben Gobelin verschiedene
Meister Ifür Architektur, Figuren, Landschaft, Blumen u. a.] tätig waren. Unter
LOL'VOIS. dem Nachfolger Colberts |y 1684 |, trat, wie bereits gesagt, Le Bruns
EinfluP> stark zurück; auch zeigte sich schon seit Beginn der achtziger Jahre die
Wandlung der Gesinnung des Königs und wohl auch der Einfluji der Madame de
Maintenon immer deutlicher in der Wahl des gegenständlichen Inhalts der
Arbeiten. An die Stelle antiker und moderner den Ruhm des Königs ver-
kündenden Darstellungen treten mehr religiöse Stoffe; auch werden von 1684 an
die Nuditäten älterer Arbeiten mit nachträglich ausgeführten Draperien bedeckt.
Unter den Arbeiten mit religiösen Stoffen wären etwa der'Mosescyklus' Le Bruns
oder die 'Chambres du Vatican' zu nennen. Solche Arbeiten wurden, oft acht bis
neun mal, noch im ganzen achtzehnten Jahrhundert wiederholt; überhaupt haben
sich kaum auf einem anderen Gebiete Kompositionen so lange erhalten, wie
geradebeidenTapisserien. In der späterenZeitLudwigsXIV. werden dieOriginal-
entwürfe im ganzen seltener. NOEL COYPEL, das berühmteste Mitglied der
groften Künstlerfamilie und der bedeutendste Mitarbeiter Le Bruns. greift vor
allem auf ältere italienische Vorbilder [Giulio Romano und Raphael] zurück und
wandelt sie dem Geschmacke der Zeit entsprechend einigermaßen um; dabei ist
er übrigens dekorativ wirkungsvoller und der Technik entsprechender als Le Brun
s*'" ■ '.hb. 79j. Daneben werden ältere Arbeiten aber auch unverändert kopiert.
Dl- :,..^ii.-»te äußere AUSDEHN'UNG erreichte die Manufaktur Ende der achtziger
Jahre mit achthundert Arbeitern; nach Le Bruns Tode |1690] ging sie unter der
120
J Abb. 78: Teil des Gobelins .,Schlot^> von FonUinebleau", aus der Serie ,.l.es Maisons royalcs" O
Leitung des bereits greisenhaften MIGNARD stark zurück, besonders wohl in-
folge der unglücklichen Kriege. So wurde nach Mignards Tode |1H95| kein
neuer Leiter ernannt. \'on 1694-1897 war das Unternehmen fast aufgelöst; ein
Teil der Arbeiter, der noch immer flandrisch war, ging nach Flandern zurück, ein
anderer nach Bcauvais. Ks wird darum am besten sein, die weitere Kntwicklung
der .Manufaktur bei Betrachtung der inichsten Periode im Zusammenhange kennen
zu lernen. Ks soll hier aber noch kurz auf eine zweite wichtige Tapisseriewerk-
stätte Frankreichs, die eben erwähnte von BKAUV^MS |in der Picardie) hin-
gewiesen werden. Man hat Grund anzunehmen, dat^ auch in diesem Orte die
Tapisserieerzeugung schon lange vor Colbert betrieben wurde; als Zweiganstalt
der Pariser Anstalt erscheint die Manufaktur seit 1HB4. Das Gründungsedikt ist
also sogar älter als das der Pariser Mutteranstalt; doch ist diese selbst in Wirk-
lichkeit eben älter als das berühmte Kdikt von 1H67. Auch in Beauvais waren im
Anfang vor allem flämische Arbeiter tätig. Ks ist im allgenu'iiu'n gcwiti richtig.
wenn angenommen wird, dat> zwischen der Pariser Manufaktur und der von Beau-
vais eine Arbeitsteilung in der Art bestand, da(i Paris die kostbareren, Beauvais
die einfacheren und für den allgemeinen Gebrauch wichtigeren Arbeiten lieferte,
also hauptsächlich die Verduren [auch solche mit Figuren, Vögeln oder anderen
Tieren], wie sie bis dahin hauptsächlich aus Flandern bezogen wurden; es werden
übrigens auch reichere Landschaften Parterres et Paysages', 'Paysages et
ruisseaux', 'Kinderspiele' und Kine ländliche Hochzeit' schon im Kroninventar
unter Ludwig XIV. als F!rzeugnisse von Beauvais erwähnt. Jedenfalls wurden
aber nicht etwa nur Möbelüberzüge gearbeitet, wie vielfach angenommen wird,
sondern auch grofte Stücke und zwar sowohl Haute -lisse als Basse -lisse; den
121
besonderen Ruhm von Beauvais bildeten stets die BLUMEN und ORNAMENTE. In
dem genannten Inventar werden deutlich Arbeiten 'fabrique grosse de Beauvais'
und 'fabrique fine de Beauvais' unterschieden. Mehrfach findet man in den acht-
ziger und neunziger Jahren, also gerade in der Zeit des Tiefstandes der Pariser
Manufaktur, die Erwähnung: "manufacture de Beauvais, et fabrique de sr Behagle';
es sind mehrere Stücke mit Grottesken, 'Petites chasses et verdure', 'Die Metamor-
phosen des Ovid- und anderes, die so angeführt werden. BEHAGLE, unter dessen
Leitung die Fabrik besonderen Aufschwung nahm, starb 1704; die höchste Blüte
von Beauvais trat aber erst nach seiner Zeit ein und wird uns veranlassen, dieser
Werkstätte noch einmal unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden. D
Auch AUBUSSON [in der Auvergne] wird in dem erwähnten Inventar einige
Male genannt; einmal wird auch besonders erwähnt 'Fabrik von Aubusson, Zeich-
nung von Le Brun', dann handelt es sich etwa wieder um 'Paysages et Perspectives',
in Wolle und Seide ausgeführt. Übrigens wurde auch in Aubusson mit Gold und
Silber gearbeitet und ebenso in FELLETIN [Haute-Marche], dessen Erzeugnisse
— wenigstens später — mit denen aus Aubusson auch unter dem gemeinsamen
Namen TAPISSERIE d 'AUVERGNE gingen. Felletin galt [nach einer späteren
Quelle] in den Verduren. Aubusson in den Figuren für besser. n
In Frankreich wurden aber nicht nur Wandbehänge in Art der Handweberei,
sondern auch KNCPFTEPPICHE hergestellt; man bezeichnet sie heute gewöhn-
lich als SAVONNERIE- ARBEITEN. Heinrich IV. hatte nämlich, um der Ein-
fuhr ausländischer Seife zu begegnen, in Paris eine Seifenfabrik [Savonnerie]
gegründet; doch wurde sie infolge des Todes des Fürsten nicht ihrem ursprüng-
lichen Zwecke zugeführt, sondern von Maria von Medici in ein Waisenhaus umge-
wandelt. In diesem konnten sich PIERRE DUPONT, der später in den Louvre über-
ging, und SIMON LOURDET in der Teppicherzeugung betätigen, indem dieKinder
dort zu solchen und ähnlichen Arbeiten verschiedener Art erzogen wurden.
Lourdet erhielt 1643 den Titel Entrepreneur de la Manufacture Royale des tapis de
Turquie et du Levant. Es handelte sich also im Gegensatze zu Tapisserie- oder
Gobelinarbeiten um geknüpfte Teppiche, wie sie in den orientalischen Erzeugnissen
weit verbreitet vorlagen. Nebenbei bemerkt, gingen damals auch die persischen
Arbeiten unter dem Namen Tapis de Turquie. Die Zeichnungen der französischen
Erzeugnisse, die später unter Leitung eines Malers der Akademie ausgeführt wur-
den, waren aber [vielleicht von Ausnahmen abgesehen] nicht in orientalischem,
sondern in damals modern-französischem Geschmacke gehalten. Der Teppich für
die große Galerie des Louvre, der gegen Ende der Regierung Ludwigs XIV.
von dem Sohne und Nachfolger Simon Lourdets, PHILIPPE LOURDET, ausge-
führt wurde und aus 92 verschiedenen Stücken von je 7i/., Ellen Länge und 4 bis
5 Ellen Breite bestand, geht auf Entwürfe von Malern der 'Gobelins' zurück. D
Um die Stellung der damaligen europäischen Welt gegenüber den ORIENTALI-
SCHEN ARBEITEN klar zu machen, sei hier eine Stelle aus dem Dictionnaire du
Citoyen angeführt, wenn sie auch etwas späterer Zeit entstammt: 'Diese Fabri-
kanten [Dupont, Lourdet u. a.] bewunderten mit Recht die herrlichen Farben, die
auf den Teppichen der Levante ausgebreitet sind; aber sie konnten ebensowenig
122
wie das ganze Publikum die kindische Musterung ertragen, wie sie die Asiaten
durch kleine Quadrate, kleine Ovale, kleine Streumuster | petites moucheturesj —
eines lächerlicher als das andere — bilden und so dem Auge nur eine bizarre Aus-
wahl von Farben |un assortiment bizarre de couIeurs] darbieten. Diese durch den
Genius ihrer Kunst erleuchteten Fabrikanten fügten zu den schönen Farben und
dem Glänze des Flors die Richtigkeit der Zeichnung. Sie verstanden auch, dat>
zwischen der Gröf^e der Figuren und der Grüfte des Raumes, in dem die Teppiche
ausgebreitet werden sollten, ein Verhältnis und eine Beziehung bestehen müsse.
Diese Übereinstimmung ist bei den Levanteteppichen niemals beobachtet. Ihre
kleinliche Buntscheckigkeit, immer beinahe ohne Geschmack, ohne innere Ver-
bindung, ist auch ohne N'erhältnis zur Grötse des Feldes. . . .' Man erkennt hier-
aus das ganze entschiedene und selbstbewufste Kunstgefühl der Barocke, das auf
große einheitliche Wirkungen ausging; kaum eine andere Zeit legte ja gerade
solchen Wert auf das Zusammenstimmen und das Sichunterordnen aller Teile
unter eine Hauptidee wie die Barocke. In die niederländischen Räume der ersten
Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts, die — vor allem in Holland - noch den Cha-
rakter der Spätrenaissance wahrten, paf>te der orientalische Teppich noch sehr
gut. Die kühlere Renaissance lieft mehr jedem einzelnen Dinge für sich Gerechtig-
keit widerfahren; auch verlangte sie weniger Unterordnung und Zusammenhang
der einzelnen Teile einer Komposition und vertrug sogar buntere Farbenwir-
kung. — Nach den Beschreibungen des Kroninventars aus dem Ende des Jahr-
hunderts zeigten die Savonnerieteppiche [vgl. Abb. 80] Ranken. Trophäen, Füll-
hörner. Blumengewinde, Initialen, Herkulesköpfe, Löwenhäupter u. a. und selbst
Landschaften. — Solche Arbeiten gelangten sogar als Geschenke nach Siam! Ge-
wiß kam einiges auch in den näheren Orient und mag auf die Bildung manches
späteren Teppichmusters Kleinasiens nicht ohne Einfluß geblieben sein. — Gleich-
zeitig mit der Gobelinmanufaktur und aus denselben Ursachen, wie sie. verfiel
dann auch die Savonnerie; jedoch hob auch sie sich später wieder. D
Übrigens wurden auch in Aubusson 'mit der Hand gemachte samtartige Tapis-
serien-, also Knüpfarbeiten, die den Namen MOQUETTE jMOCADE usw. | führten,
anscheinend nach Entwürfen Berains u. a.. hergestellt; es sei hier aber bemerkt,
daß dieser Ausdruck in älterer Zeit auch schon für mechanisch erzeugte Gewebe
ähnlicher Art gebraucht wurde. Bei Teppichen in ausgesprochen ORIENT.ALI-
SCHEM GESCHMACKE, wie etwa einem, derauf einer Gobelindarstellung der Zu-
sammenkunft Ludwigs XIV. und Philipps IV. auf der Fasaneninsel 1 1660| nach
Le Bruns Entwurf — wiedergegeben ist, handelt es sich wohl tatsächlich um
orientalische Erzeugung. Es sei hierbei übrigens noch einmal betont, daß der
Orient für Europa zum Teil offenbar andere Muster brachte, als er im eigenen
Gebiete hauptsächlich verwendete. D
Große künstlerische aber auch große wirtschaftliche Bedeutung hat in Frank-
reich die KUNSTWEBEREI erlangt. Noch im sechzehnten Jahrhundert ist sie nur
geringfügig. Wohl war in TOURS und LYON mit Hilfe herbeigerufener Italiener
eine Industrie begründet worden, die Unruhen des Jahrhunderts hinderten jedoch
ihre Entfaltung. .Vber auch dieses Gebiet entging nicht der emsigen Fürsorge
123
° Heinrichs IV.. der 1605 Lyon ein wich-
tijjes Privileoium erteilte; initcr Lud-
\vi<T XIII. wurde es im Jahre 1613 er-
neut. Docli auch die Unterneluiiungen
dieser Fürsten verfielen wieder. Tours
kannte zu Richelicus Zeit wohl einige
Stoft'sorten nach Italien und Spanien
ausführen, aber die l<i)stl)areren Stoffe
niulUe F'rankreich bis über die Mitte
des siebzehnten Jahrhunderts aus
Italien beziehen. In den sechziger Jah-
ren des Jahrhunderts scheinen in Lyon
dann allerdings alle wichtigeren Stoff-
sorten erzeugt worden zu sein. Von
besonderer Bedeutung ist übrigens
auch die PARISER Fabrik von CHAR-
LIER, aus der glänzende Erzeugnisse
etwa in den Jahren 1679 1681 im
französischen Kroninventare genannt
werden. D
Wenn der grof^e Aufschwung der
französischen Weberei auch erst im
engsten Zusammenhange mit der gan-
zen volkswirtschaftlichen Tätigkeit
des Königs und COLBERTS beginnt,
so ist es immerhin möglich, daji Textil-
arbeiten, die von den Franzosen als
Stil Louis-XIII bezeichnet werden und
anscheinend etwas reicher, kleinli-
cher und naturalistischer sind als die
gleichzeitig in Italien üblichen, teil-
weise tatsächlich schon französisches
Erzeugnis aus der Zeit Ludwigs XIII.
sind; möglich ist aber auch, daft sie —
wenigstens teilweise — in Italien mit
besonderer Rücksicht auf den franzö-
sischen Geschmack gearbeitet wur-
den. Wie die Elntwicklung der franzö-
sischen Textilkunst unter Ludwig XIII.
auch sei, jedenfalls hat sie unter Lud-
wigXIV. zunächst mit der unmittelba-
ren Nachahmung italienischer Muster
Abb 79 Triumph der Minerva, aus der Gobelinmanu- begonnen. Es wurde VOn dem Verfas-
faktar. nach Noei Coypei. pari.s, Mobiiier national ser schon an anderer Stelle auf eine
124
*i
außerordentlich bezeichnende Stelle
im Kroninventare unter Ludwi^f XI\'
hinijewiesen; sie sei ihrer W'ichtijikeit
halber hier wiederholt: 'Drei Stück
Lyoner Brokat gezogenes Silber, mit
Zwei^^en von Gold und schwarz profi-
liert, mit Blumen und Blumenyehänyen
aus Seide in natürlicher Art... Nota:
Dieser Brokat hat dieselbe Zeichnung
wie der venezianische, iler oben untci'
Nr. 17 verzeichnet ist.' Sicherlich
machte sich auf die Stoffe aber auch
der mittelbare oder unmittelbare Ein-
fluß, LK BHUNS, LK PAÜTRKS und
ähnlicher Künstler geltend; wir finden
denn auch eine Reihe von Stoffen, die
gegenüber italienischen Arbeiten viel
strenger und naturalistischer zugleich
gebildet sind. Wemi französische For-
scher aber einen Unterschied zwischen
italienischen und französischen Stoffen
darin sehen wollen, daP, nur die franzö-
sischen Arbeiten zwischen den grof^en
Mustern die zierlicheren Grundmuster
hätten, so liegt |zum Teil wenigstens
wohl nur eine \'erwethslung zeitli-
cher Momente mit nationalen vor; die
zierlicheren Grundmuster entsprechen
eben der späteren Zeit und in dieser
herrscht allerdings Frankreich vor.
Jedenfalls wurde das schon von vorn-
herein in der Barocke liegende Streben
nach Ineinanderarbeiten verschiede-
ner Motive später stärker und drängte
so auf Bereicherung der Gründe hin.
Auch der Naturalismus der französi-
schen Barockstoffe Ist nichts Neues,
sondern nur etwas weiter Entwickel-
tes. Es sei hier auch kurz bemerkt, daß
einige, besonders französische, Auto-
ren viele Stoffe schon in die Zeit gegen
1700 setzen, die wohl erst dem Rokoko
angehören, aber ältere Typen verfei-
nert fortsetzen. Abb. 75 gibt einen
i 1 n n '■ . ■ r^^ff^W^
rrm-rrfWf^
Abi), bu. lippiiii il<r (jakriv du l.omie, .Manuiacture
de la Savonnerie, 17. .lahrh. Paris. Mobilier national
125
Stoffentwurf von Marot wieder, der sowohl das Nebeneinander der grollen Form
und des kräftigen Naturalismus als auch schon zartere Auflösung der Formen
zeigt; auf diesem Wege wird später aber noch weitergeschritten. Bemerkenswert
ist. da^ sich bei Marot auch wieder grolle Ranken und Schnörkclmotive mit ein-
seitigem Zuge finden, auch hierin der GOTISCHKN BAROCKE zu vergleichen
(Abb. 75 und 7ti]. - Savary erwähnt, dal", CH.ARLIER einen Samtbrokat von un-
erhörter Kostbarkeit nach einem Entwürfe Herains | wohl des JEAN BERAIN | aus-
geführt habe. Es ist jedenfalls bemerkenswert und der ganzen Entwicklung der
französischen Kunst entsprechend, daf^ wir nun in Frankreich auch einzelne Künstler
kennen lernen, die für Stoffe Entwürfe machen, während wir in Italien nie von den
Urhebern der Stoffentwürfe hören. Die französische Entwicklung liegt uns eben
nicht nur zeitlich näher, sondern sie ist auch bcwuP^ter; die italienische Barocke
fuftt vielfach auf breiterem und tieferem Fundamente, ist aber gerade darum oft
schwerer bis in die letzten Grundhvjcn zu \orfolgcn. D
Betreffs der französischen B.\ROC"KSTICKEREI kann man sich hier mit wenigen
Andeutungen begnügen. Bekannt ist, dat^ in Frankreich schon vom späten Mittel-
alter an der GROS POINT und der PETIT POINT sehr beliebt waren und auch von
vornehmen Damen ausgeführt wurden. Auch der POINT DE HONGRIE gehört hier-
her [vgl. Abb. 35]. Die Verwendung solcher Stickereien für Sesselüberzüge u.a. ist
im ganzen Jahrhundert noch sehr bedeutend; für Möbel der königlichen Schlösser
führten SCHÜLER LE BRUNS die Zeichnungen zu Stickereien dieser Art aus.
Auch eine andere spätmittelalterliche oder Renaissanceübung findet noch ihre
Fortsetzung: das HÖHEN der Glanzlichter mit GOLD |oder Silber], das ja auch in
den Gobelins noch üblich war. Früher geschah dies in der Stickerei mehr im Wege
des untergelegten und übernähten Goldfadens [Lasurstich]; jetzt ist diese Stichart,
ebenso wie in Italien, wohl kaum mehr geübt worden; dafür wird jetzt in die freie
N.ADELMALI^REI Gold oder Silber eingestickt; im übrigen ist die Farbengebung
solcher Nadelmalereien aber meist ganz naturalistisch. Doch kommen neben den
natürlichsten Blumen auch ganz barocke Ranken, meist in Gold ausgeführt, vor;
diese Ranken werden der barocken Empfindung entsprechend oft sehr plastisch
gebildet [vgl. Abb. 78]. Dies gilt auch von Figuren, wie sie in Lebensgröße und
darüber etwa bei Betten der königlichen Gemächer als Hermen, Karyatiden,
Ruhmesgöttinnen u. a. in Goldstickerei ausgeführt wurden (jedenfalls mit starken
Unterlagen aus Holz, Karton u. a.]. Die Tafel mit dem Paradebette läßt uns zu-
gleich die reichen Stoffe, den Federnschmuck auf den Ecken des Baldachins, wo
die Renaissance Vasen und ähnliches anbrachte, erkennen. - Es wurden in der
Zeit Ludwigs XI\'., vielleicht schon unter Ludwig XIII., auch ganz architek-
tonisch wirkende Stickereien ausgeführt, wie etliche in dem vielfach erwähn-
ten Kroninventar beschrieben sind; so z. B. 'eine Bespannung mit Figuren in
Goldstickerei und mit Säulen, Pilastern, Architraven, Friesen und Karniesen, in
Marmorart gestickt, Perspektiven darstellend'. Im allgemeinen erstreben sonst
die Stickereien etwa dieselben Wirkungen, wie die gleichzeitigen Webereien, nur
haben sie natürlich den Vorteil, leichter abgepaßte Muster sowie kräftigeres Relief
und zum Teil naturalistischere Einzelformen geben zu können. Eine anscheinend
126
9cJ|< ORNAMENTSTICH
' VON JEAN MAROT
(yt h; f--3/.^o-arcuu- .^j. /.^u^-. ul^^'. f,^-.
französische Erfimliing ist die CHENILLEl, die sich zunächst vielleicht in i\en grö-
beren Formen entwickelt hat, wie man sie häufig als Umsäumung von Stoffbezügen
der Möbel erwähnt findet. Aber auch 'fleurs de broderie de chenille au naturel'
werden schon unter Ludwig XIV. genannt. Es sei hier bemerkt, dat^ die Chenille
auch in die Weberei eindringt; die samtartigen Formen, die so entstehen, sind zu-
gleich wuchtig und in mancher Beziehung äuf^erst naturalistisch. Auch dieStickerei
mit GOLDHOkTEN und SCIINÜKCHEN, sowohl selbständig als zur Umfassung
anders gestickter Arbeiten, wird anscheinend häufig ausgeübt, desgleichen die
AUFNÄHAKBEIT [ Applikation', bei der man bereits gemusterte Stoffstücke zu
verwenden scheint, wenn erhaltene Arbeiten dieser Art, die anscheinend noch dem
älteren Barockstil angehciren, nicht bk)t"i spätere Nachzügler sind. D
Für die Stickereien des Hofes waren bedeutende MEISTEK tätig, von denen
L'HERMINAU zum Beispiel im Louvre wohnte; von FAVETTE wird berichtet,
dat^ er nur Figuren, von BALLAND, daP> er nur Landschaften gestickt habe. Also
auch hier sehen wir bereits eine weitgehende Arbeitsteilung. Es sei hier be-
merkt, daft ein grofter Teil der besten Stickereien von Männern, Hofkünstlern
oder Mitgliedern der Zünfte, ausgeführt wurde. Da(> die führenden Künstler,
wie Le Brun, auf die Entwürfe unmittelbaren Einfluf; nahmen, wurde bereits
erwähnt. Nach dem, was früher von Lackarbeiten, Keramik usw. gesagt wurde,
kann es auch nicht verwundern, dafi schon in Stickereien der Barockzeit, wie
Wandbespannungen, Rückwände von Betten oder Thronen sowie Möbelbezüge,
gelegentlich CIIIN'OISERIICN eindringen; bei solchen Arbeiten, die dann auch viel
in Deutschland in ganz ähnlicher Technik vorkommen, sind die gruppenweise
geordneten Figuren, Bäumchen u. a. meist in gros oder petit point, die Gründe in
gelegter und geometrisch niedergenähter [meist weiP>er] Seide oder in ähnlich be-
handeltem Gold oder Silber ausgeführt. — Es kamen aber aus Ostasien nicht nur
Anregungen für die europäische Stickerei, sondern auch fertige Arbeiten. Unter
anderem brachte die COMPAGNIE P^RAN^AISE DE LA CHINE gestickte Herren-
und Damenkleider [aber in Stücken, nicht zusammengesetzt], zu denen die Zeich-
nungen aus Frankreich mitgenommen waren. Man wird in solchen Arbeiten
wohl mehr unwillkürliche Einflüsse der fremden Kunst zu suchen haben. Später
wurde diese Einfuhr übrigens sehr erschwert. Von bedruckten ostasiatischen
Stoffen mit teilweiser Stickerei wurde schon gesprochen [s. Seite 55J. D
Neben all den prunkvollen Arbeiten, von denen eben die Rede war, konnte die
Weit^- und Leinenstickerei in der französischen Kunst des siebzehnten Jahr-
hunderts nicht zur rechten P'ntfaltung gelangen; zu grof^er Bedeutung erhob sich
dagegen die SPITZFINFIRZEIUGUNG. Wir sind darum genötigt, bei ihrer Be-
sprechung einige Augenblicke zu verweilen. Niemals, selbst in der Rokokozeit
nicht, gab es eine solche LEIDENSCHAFT für SPITZEN, wie gerade in der
früheren Zeit Ludwigs XIV., wird uns doch berichtet, daf; in den niederländischen
F"eldzügen einmal ein Waffenstillstand vereinbart wurde, damit sich die Offiziere
beider Parteien ihre Spitzen wieder in Ordnung bringen konnten. Für uns Neuere
auf^erordentlich verblüffend ist die ungeheure Menge der Spitzen, die — ins-
besondere auch an der Herrenkleidung — zur Verwendung gelangte; bei Mode-
127
nuinnern, wie dem bekannten CINQ-MARS, waren es oft viele Dutzend Ellen an
einem Gewände. Solanoe infolge der krieoerischen Moden, die der grolle deut-
sche Krieij verbreitete, bei den Herren die hohen Stiefel zur Galatraoht gehörten,
füllten die CANONS die weiten Schäfte der Stiefel; bei niedriger Beschuhung
hingen sie tief über die Strümpfe hinab. D
Die KR.VGEN waren im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts noch gekraust,
dann liegend. In der Spätzeit Ludwigs XIV. bildeten sich die KRAVATTEN aus,
breit gebundene Halstücher, so genannt nach der Leibgarde des französischen
Königs, den Croaten. die in dünnen Tüchern .Amulette umgebunden hatten. Das
militärische und kriegerische Element ist auch noch weiterhin in der Moden-
bildung nicht ohne Bedeutung; so erinnert ein Stück der Damenkleidung, die
STEENKKKKE {ein Spitzenhalstuch |, an eine für Frankreich ruhmreiche Schlacht.
Die Damen trugen auf>er den Kragen und Manschetten, die auch den Herren eigen
waren, prunkvolle SCHÜRZEN und zwar auch an den Staatskleidern, wie dies
heute noch in Ungarn üblich ist; wenn ähnliches bei Männern vorkam, wie auf
einem Bildnisse des Pfalzgrafen Johann Wilhelm, so ist dies eine Sonderbarkeit,
für die in Frankreich selbst vielleicht kein Gegenstück zu finden ist. Viel Raum
zur Entfaltung der Spitze boten wohl auch die weibliche MORGENTOILETTE und
in der Spätzeit Ludwigs XIV. der hohe Haarputz der Damen, die FONTANGE,
die ähnlich wie die Perrücke der Männer die weibliche Gestalt in barockem Sinne
vergröfiem sollte. — Wichtig war auch der Gebrauch der Spitzen für Alben, Kelch-
decken. Taufdecken und ähnliches. D
Wie schon früher angedeutet wurde, wanderten im siebzehnten Jahrhundert
gewaltige Summen für Spitzen nach Italien; Gesetze gegen den Luxus und die
Einfuhr erwiesen sich als vergeblich, wenn sie auch noch so streng waren, um
so mehr als 'nach einer in der französischen Nation mehr als anderswo verbrei-
teten Gewohnheit die Gesetze, die sehr weise sind, anfänglich mit äußerster
Strenge durchgeführt, dann aber immer mehr vernachlässigt und schließlich ver-
gessen werden', wie es einmal bei Savary heißt. Es war daher von Ludwig XIV.
und Colbert sehr klug, auf die Gründung einer HEIMISCHEN französischen IN-
DUSTRIE! besonderen Wert zu legen. Trotzdem sich Venedig, wie wir bereits ge-
sehen haben, mit den strengsten Mitteln dagegen zu wehren suchte, gelang es
doch, italienische Arbeitskräfte nach Frankreich zu ziehen. Auch werden in Italien
im Auftrage des Königs Spitzen als Muster zur Arbeit in Frankreich erworben.
Ein Edikt vom 12. Oktober 1666 bestimmt dann, daß in den Städten Le Quesnoy,
Arras, Sedan, Reims, Chäteaux-Thierry, London, Alengon, Aurillac und anderen
alle Arten Fadenarbeit, sowohl mit der Nadel gearbeitet als geklöppelt, in der Art
der Spitzen, die man in Venedig, Genua, Ragusa und an anderen Orten des Aus-
landes hergestellt werden sollen. Diese Spitzen soll man POINT DE P'RANCE
nennen. Man erkennt hieraus deutlich, daß der Point de France, unter dem man
heute immer eine bestimmte Art verstehen will, ursprünglich gar nichts anderes
ist, als die unmittelbare — zum Teil sogar von italienischen Arbeitskräften in
Frankreich ausgeführte — Nachahmung der italienischen und anderer bereits
üblicher Spitzen. [Bemerkt wurde schon, daß POINT hauptsächlich, aber nicht
128
I
1
ausschlief,lich, Nähspitze UKNTKLLK dagegen vorwiegend Kliippelspitze be-
deutet'. Unter den genannten venezianischen Spitzen haben wir nach dem da-
maligen Stand der Kntwickhnig jedenfalls hauptsächlich die sogenannten Vene-
zianer Heliefspitzen oder die Anfänge derHosalinspitze (vergleiche Abbildung 17 1
zu verstehen, unter den Genuesischen vielleicht mehr Klöppelarbeiten, unter den
Ragusaner Spitzen wohl die mehr geometrischen Arten, die ja noch inuiier üblich
waren /um Teil vielleicht auch aus diMU Osten stammten und über Kagusa nur in
den llaiulel kamen. D
Am 2. Januar U)H2 schreibt Colbert an i\cn Intendanten von Alen(,on: 'Da die
Mädchen sich jetzt mit dem Point de France vertraut gemacht haben, könnten
die Händler nun die flandrischen und englischen Krzeugnisse einführen.' Schon
dieser (legensatz, aber auch die ganze Kntwicklung der Spitzenerzeugung in
den niu'dlichen Ländern macht es wahrscheiidich, daf^ es sich hier um Kl("»ppel-
arbeiten handelte, die zum Teil wohl schon von den südlichen Arbeiten abwichen.
Ahmte man in der Hauptsache also auch italienische oder andere Spitzen nach,
so machte sich der strengere und etwas nüchterne, formal aber vollkommene,
französische Geist doch in«dcn allmählich entstehenden neuen Entwürfen sicher
geltend. D
Verschiedene Orte der französischen Erzeugung sollen im Abschnitte über die
Rokokospitze noch genannt werden. D
Schon aus dem. Jahre 1(578 wird uns aber berichtet. (laP> die Damen gew(")hnlich
zwei Hörnchen von Point ä la Reine oder von Rohseide tragen, selten von Point de
Krance, denn die glänzende Spitze stehe besser zu Gesicht. Wir erhalten durch
diese liemerkung einen Anhaltspunkt, die gröf>te WANDLUNG, die die Spitzen
bis zu ihrem Ausklingen im Klassizismus überhaupt durchgemacht hat, in ihren
tiefsten Gründen keimen zu lernen. Während die Spitze in der Renaissance- und
Barockzeit klare Formen und deutlichen Gegensatz von Licht und Dunkel zu er-
reichen strebt, sucht man jetzt zartere und mehr ausgeglichene Wirkung zu er-
zielen. Gewisse Ansätze dazu haben wir schon bei den niederländischen, besonders
bei den für Holland gearbeiteten, Spitzen gesehen, nun tritt dies aber immer mehr
hervor. Die starken Barockspitzen bleiben für Herrenkrawatten wohl noch bis
in das achtzehnte Jahrhundert hinein in Gebrauch ; für Sjiitzen der Damen werden
aber immer mehr die Rosalinspitzen mit ihrem feiner verteilten Muster und die
zarten Klöppelarbeiten verwandter Art - auch aus Seide, dann aber meist ein-
facher gehalten — bevorzugt. D
Der Sieg des Weiblich-Zarten und dabei Koketten in der Spitze gehört zu den
ersten und wichtigsten Anzeichen des sich vorbereitenden Geschmackswandels.
Die Frau konnte den grof^en Barockgedanken gar nicht zu Fndc denken; sie
fragte nicht, ob die Spitze grof>artig wäre, sondern ob sie 'zu Gesicht stünde*. Man
könnte sagen, daf> in diesem naiven Streben in gewissem Sinn der Hauch reineren
Menschentums zu fühlen ist. An diesem naiven Unverständnis des Weibes zer-
~;chellte die Herrlichkeit der Barocke mit all ihrer Gröf,e. Und wir nähern uns dem
/KITALTKR DER FRAU, wie man das achtzehnte Jahrhundert nicht mit Unrecht
genannt hat. Q
9 • Geschichte des Kunst|;ewerbes. 11. 129
KAPITEL II ♦ SPATBAROCKE UND ROKOKO D
1. FRANKREICH D
Wollen wir die weitere Entwicklunpr verfolgen, so wird es am besten sein, bei
Frankreich zu verbleiben; denn hier vollzog sich die Entwicklung in vieler Be-
ziehung am klarsten und tonangebend für alle anderen Länder. D
Es mag zunächst auffällig erscheinen. dal3 die wirkliche WELTHERRSCHAFT
des französischen STILES erst in die Zeit des beginnenden staatlichen Nieder-
ganges fällt; es muffte eben die höchste Entwicklung der äuf->cren Macht bereits
vorhanden sein, um ilen Boden für die höchste Kunstentwicklung im Innern und
die gröfste Einwirkung auf das Ausland zu schaffen; die Kunst erntete, was
Staatsmann und Krieger gesät hatten. Anscheinend war das Altern des Königs und
die ERSCHÜTTERUNG der Allgewalt des KÖNIGTUMES für die Kunst sogar ein
Vorteil. In gewissem Sinne wurde gerade dadurch die Rückkehr zu dem, durch
ein blendendes Königtum eine Zeitlang verdunkelten, eigentlich französischen
Geiste ermöglicht; der König selbst scheint s])ätcr übersättigt und ermüdet gewesen
zu sein von der Fülle der Pracht und steifen Vornehmheit. Aber auch noch in an-
derem Sinne hat das Altern des Königs und vielleicht auch der Einfluf^ der Madame
de Maintenon gewirkt. Je mehr der KÖNIG ALTERT und sich selbst zurückzieht,
verbringt er seine späteren Tage doch mehr zurückgezogen in Marly und Grand
Trianon, desto freier kann sich das Leben der vornehmen Kreise entfalten. D
Mit Recht sagt Macaulay: 'Alle, die unmittelbar unter Ludwigs Augen auf-
wuchsen, hatten die Manieren von Personen, die nicht wissen, was es heißt, es
sich bequem machen zu dürfen. Sie waren sämtlich schweigsam, schüchtern und
linkisch.' In den vornehmen Salons war man nun aber weder schweigsam noch
schüchtern, und suchte es sich auch bequem zu machen und das Leben zu ge-
nießen. Gerade die Ausgestaltung der BEQUEMLICHKEIT, die man irrtümlich
immer für ausschließlich englisch hält, macht bei den Baukünstlern der späten
Louis-XIV^-Zeit und in den folgenden Jahren ganz außerordentliche Fortschritte.
In den späteren Jahren des Königs schaffen HARDOUIN MANSART sowie sein
Neffe und Schüler ROBERT DE COTTE [1656-1735J in Versailles, Fontainebleau,
Grand Trianon usw. und bei Privatbauten schon weniger schwer prunkende, dafür
aber in manchem bewegtere Fassaden und Innenräume. An die Stelle derPilaster
und Säulen tritt an den Wänden der Räume das Rahmenwerk, das im ganzen zwar
noch streng ist, teilweise aber schon geschweifte Formen annimmt; die reichen
Schnitzereien der Supraporten, die ganze Dekoration wird naturalistischer und
freier, die Farbenstimmung weniger prunkvoll und lichter. Besonderer Wert wird
auf anmutige Vertäfelungen gelegt. Der Architekt CAILLETEAU, genannt LAS-
SURANCE I gest. 1 729], war | nach Gurlitts Ausführungen | einer der ersten Meister,
die dem neuen Gedanken Form zu geben verstanden. Er gehörte, trotz dem er
anfänglich in Versailles tätig war, allerdings nicht zu den vom König begünstig-
ten Meistern; um so wichtiger war aber seine Tätigkeit für die vornehmen
Kreise. Seine Grundrisse zeigen eine Vorliebe für kleinere, zweckmäßig ge-
ordnete Räume wie besonders bei dem reizenden Hotel de Lassay [1724] zu
130
Paris, das reichen Wechsel zweckmäf^üg geordneter größerer und kleinerer
Räume aufweist. Die Fassaden sind zumTeil reicher als gewöhnlich, zum Teil auch
sehr schlicht, jedenfalls frei von der Pedanterie des ausgebildeten Klassizismus;
manche kühnere Aufbäumung des Hauptsimses und ähnliche Freiheit erscheint,
wenn auch noch bescheiden, fast als bewuHiter Gegensatz geuen die offizielle
Steifheit und Pracht. Wichtig wären etwa noch JFAN HAPTISTK LKHLONI) oder
CLAL'DK DKSIJÜTS; doch würde es zu weit führen, auch nur die bedeutenderen
unter diesen Künstlern hier mit Namen anzuführen. □
Zur raschen Kntfaltung konnte aber das mehr oder weniger latente Streben
gelangen, als nach dem Tode Ludwigs XIV. 1 1715] der HKKZOG VON OKLFANS
die RKGKNTSCHAFT für den minderjährigen Ludwig XV. übernahm und bis
1723 führte. Der Regent, der zwar wenig sittenstreng aber geistvoll und unter-
nehmendwar, bemühte sichin jeder Weise, das in den letzten Jahren Ludwigs XI\'.
durch Kriege und Mangel an Förderung erlahmte Frwerbsleben weiter Kreise
wieder zu heben; er hatte dabei, wie wir noch sehen werden, auch vielfach Krfolg.
Allerdings führte sein etwas unsteter Geist und der durch langes Harren un-
geduldig gewordene Sinn des Volkes auch zu einer Katastrophe, wie siq der Zu-
sammenbruch der Lawschen Unternehmungen darstellt; aber die wenigen Jahre
des damaligen WIRTSCHAFTLICHEN AUFSCHWUNGES genügten, um die
niedergehaltene Unternehmungslust auf allen Gebieten, auch auf dem künstleri-
schen, emporschnellen zu lassen. Rasch erworbener Reichtum förderte die GenuP>-
sucht. aber auch rein künstlerisch mochte die fieberhafte Erregung rascherer Ent-
faltung der neuen Ideen nur günstig sein. D
Der entscheidende Meister für die Durchbrechung der Tradition wurde GILLE-
MARIE OPPENORD | oder Op den Oordt, 1672--1742|. Sohn eines in Paris an-
sässigen niederländischen Tischlers, wurde er Schüler Hardouin Mansarts, mehr
übrigens noch Schüler der Italiener, wie Bernini, Pozzo, Fuga, Juvara, deren
Werke er durch mehrjährigen Aufenthalt in Italien selbst kennen gelernt hatte.
Wenn Oppenord auch nichts von dem spezifisch französischen Klassizismus an
sich hat, so weif; er doch in allen seinen Arbeiten mit italienischer Plastik und Be-
wegtheit einen ihm eigentümlichen Sinn für Grazie und Koketterie zu verbinden,
der in den Tagen des Regenten als ffirmliche Erlösung begrüßt werden mußte
[Abb. 81 ). So fand er denn bald im Palais Royal, das der Regent für sich ausgestalten
ließ, reiche Gelegenheit zur Entfaltung seines Genius. Die Felder der Vertäfelungen
nehmen oft bereits geschwungene Umrisse an und die Einzelformen werden wohl
noch auf Grundlage Berains, aber doch mit unerhörter Leichtigkeit und sprühen-
dem Geiste behandelt. Auch ROBERT DE COTTE, der dem Neuen wesentlich
vorgearbeitet hatte, kann sich nun viel freier geben und wird einer der Haupt-
meister des STILE REGENCE, wie der PVanzose die Zeit etwa von 1715 bis gegen
1735 nennt. Neben ihm wäre besonders GERMAIN BOFFR AND [1667— 1754] her-
vorzuheben; er ist vielleicht mit Cotte auch der Meister, der für die Ausbreitung
des französischen Geschmackes im Auslande am meisten getan hat. Boffrand war
auch literarisch tätig und kämpfte, mit Berufung auf die Antike, da hauptsächlich
für 'la noble simplicite'. Was nun die Innenräume betrifft, denen Boffrand einen
9* 131
I
LJ|^, 1 J 1
Abb. 81: GUle-M:iric Oppcnord, Ornamentstich D
eigenen Aufsatz 'Des decorations interieures et des ameublements' widmet, scheint
er aber ganz andere Grundsätze zu vertreten, als bei den Bauten; wir wollen hier
Gurlitts Urteil anführen: 'Hier weift Boffrand nichts von Regeln; er gibt nur rein
technisch praktische Winke über die Dauerhaftigkeit der Stuckdecken, über die
Unmöglichkeit bei im Naturton gehaltenen Holzbekleidungcn größere Räume zu
erleuchten, über die Höhe, in welcher die Kerzen anzubringen sind, damit die
Augen der Damen nicht beschattet werden. Die akademische Weisheit schweigt
mit dem Ende der klassischen Vorbilder; hier zeigt sich der Künstler offen und
willig als Kind seiner Zeit, hier zeigt er sich, der streng antikisierendeÄsthetiker,
als vollendeter Meister des Rokoko.' — Völlig frei, und schon in der Art der zwei-
ten Periode des Rokoko, des eigentlichen Rocaille, erweist sich seine Art in den
Inneneinrichtungen des Hotel de Soubise und des Hotel de Rohan. Die Vertäfe-
lungen zeigen die zartesten Schnitzereien. Die Farbenstimmung ist leicht; viel
Golddekor auf Weift und zartes Linienornament und Blumengehänge beleben die
Decken. D
CHARLES F!TIENNE BRISEUX wäre etwa noch wegen seiner Schriften über
Architektur, in denen er besonders auf das Zweckmäftige und Wohnliche hinweist,
zu nennen und weiterhin JACQUES FRANCOIS BLONDEL (Coursd'Architecture|
und CORDEMOV jNouveau traite de toute l'architecturel. die alle besonderen
Wert auf Bequemlichkeit |'bienseance'| legen. — Einfluftreiche ORNAMP>NT-
ZEICHNER der letzten Zeit Ludwigs XW. und der Regencezeit waren neben
Oppenord, dessen Entwürfe von Huquier und C. N. Cochin gestochen wurden,
CLAUDE GILLOT [1673 1722, Abb.851 und CLAUDE |III| AUDRAN ( 1658-1739|;
in gewissem Sinne ist auch ANTOINE WATTEAU 1 1684-1721 1 hierher zu
rechnen. — Gillots Ornamente haben noch Verwandtschaft mit den Arabesken
132
Hcrains, stellen aber doch schon eine weitere Kntwicklunjj dar; eine besondere
Ausbildung erfahren durch Gillot die 'SinKcrics', deren Hauptvertreter dann
CHKISTOPIIK ULKT Igest. 1759; Abb. 821 wurde. Die Freude an dem spieleri-
schen Treiben der kleinen Affen ist bezeichnend für eine Zeit, die, des Krhabcnen
überdrüssi|T, sich zunächst auf dem L'mwej^c über Spiel und Satire der Natur wie-
der zu nähern sucht. Audran wer(i(Mi wir besonders als Kntwerfer freierer For-
men für Gübelinarbeiten kennen lernen. Der ^rciHite von allen und der wichtigste
.Meister des Kcgencestils [oder der ersten Rokokostufe | überhaupt, ist jedoch
Watteau, der grofte Maler [Abb. 83 und 84). Kr ist in Valenciennes geboren, der
flandrischen Stadt, die erst unter Ludwig XI\'. französisch geworden war; in
seinen Adern flot^>Blut, das dem eines Teniers stammverwandt war. Ursprünglich
Schüler eines Dekorationsmalers, arbeitete er unter anderem bei Gillot |bei dem
er auch Theatergarderoben entwarf] und Cl. Audran. Die prickelnde Leichtigkeit
seiner Schöpfungen übertrifft wohl alles, was bis dahin geschaffen wurde. D
Keiner vor ihm hat auch die ClilNOlSI'HlKN mit solcher Leichtigkeit zu geben
verstanden. Nichts wäre falscher als bei ihnen die Absicht einer wirklichen Dar-
stellung fremden Volkslebens, etwa in ethnographischem Sinne, zu vermuten. Eis
war dieses China eine Welt für sich, in der man den Traum der glücklichen Insel
voll Heiterkeit, Lebenslust und spielender Grazie verwirklicht sah. Aus den Reise-
beschreibungen der Jesuiten, aus den Kunsterzeugnissen, die herüberkamen, las
man nur das, was dem eigenen Sinne entgegenkam. Schon unter Ludwig XI\'.
sahen wir die ostasiatischen Porzellane und Lackarbeiten sowie ihre europäischen
Nachahmungen sich häufen; doch blieben die Hauptformen dieser, abgesehen von
einigen Stoffen und einzelnen Schmuckgegenständen, immer regelmäp>ig; all-
mählich drängt sich jedoch die Unsymmetrie ein und damit vollzieht sich eine der
gröf,tcn Wandlungen des Kunstgeschmackes seit Jahrhunderten. D
133
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•^ nicht ^^lauluMi. (iafuliorNSYMMlCTHlK liionnit/uni ersten
Male i. vn i i i.i . ,-.i.>v hon Kunst auftritt. Sehen wir von noeh viel früheren Kunst-
\v. '^on nb. so hat jedenfalls das spätere Mittelalter sein Hnkoko und damit auch
l etric. Spätgotische Steintabernakel liaben ihre einseitijren Spitzen, spät-
gotische Goldschniiedearbeiten ihre kapriciöscn Krabben und Knden und daneben
Formen von äuf^e^stem Naturalismus; man erinnere sieh z. H. nni- der Kapitelle
und > (Ml Dekorationen auf Bildern (Grunewalds |wie bei dem heili<;en Se-
bastiar. im L'oimarer Museum). \'or allem /eii^ten sich aber Naturalismus, Kaprice
und Kinseitijjkcit in den Stoffen des späteren Mittelalters; natiuiich wurde durch
die Wiederholun}! der Kapporte aus einem einseiti^^en Schwunde leicht eine Dia-
gonalanordnung; aber auch so bleibt der einscitijre, kapriciose 7ai^ noch deut-
lich. Es ist. wie bereits hervorgehoben wurde, gewifi auch kein Zufall, da|^ Marot
in seinen Stoffentwürfen, die zuerst wieder freier erscheinen, den einseitigen
Zug mehr betont |vgl. Abb.TSu.TG). Wir werden also verstehen, warum gerade die
sp.Ttestc Barocke und die Rokokozeit sich wieder mit gröf^crem Verständnis der
Gotik nähern als die zwischenliegcnden Zeiten. Und so wie das Streben nach Leich-
tigkeit. Naturalismus und Kaprice schon bei den Stoffen des dreizehnten und vier-
zehnten .Jahrhunderts zur Anlehnung an ostasiatische Vorbilder geführt hatte,
drängte jetzt eine ähnliche Empfindung in allem dahin. Ostasien war ja seit Jahr-
hunderten unter dem Einfluß des indischen Naturalismus und eigener Anlage, die
der europäisch monumentalen Richtung ganz entgegengesetzt ist, zum freiesten
Naturemjifinden und zur freiesten Raumverteilung gelangt; so konnte und muftte
Ostasien immer, wenn Europa in gleicher Richtung vorzudringen bestrebt war, als
Führer und N'orbild sich darbieten. Keramik und Stoffe sowie Lackarbeiten waren
die Hauptvermittler der Formensprache, wobei die Anregungen aber oft in ganz
selbständiger Weise verwendet wurden. Auf^er Watteau wäre hier etwa noch
HONORE-JEAN-BERNARD TORO [1672-1731], ein Künstler, der um 1717-1719
in Paris, sonst meist in Aix tätig war. hervorzuheben wegen der reizvollen, sich
überall eindrängenden Chinoiserien [besonders der chinesischen Drachen]; seine
Motive zeigen übrigens eine auffällig kraftvolle Lebendigkeit | Abb. 87 1. — In der
zweiten Periode des Rokoko nimmt die Bedeutung des Chinesentumes noch zu.
Während wir im Deutschen die ganze Zeit vom Tode Ludwigs XIV. bis zum
vollen Siege des Klassizismus als Rokoko bezeichnen, trennt der Franzose schärfer
den Stile Regence [das frühe Rokoko] von dem STIL ROCAILLE [dem vollende-
ten Rokoko). Der Name rocaille ist von roc [FelsJ abgeleitet, doch ist das Fels-
werk ebensowenig wie dasMuschelwerk [coquillc| ersteineEinführungdieserZeit,
sondern reicht bis in das sechzehnte Jahrhundert zurück. Der Ausdruck rocaille
ist schon im siebzehnten Jahrhundert, etwa bei Felibien [Des Principes d'Archi-
tecture, 1676], für das Stein- und Muschelwerk, das man zur Ausschmückung der
Brunnen und Grotten verwendete, üblich; rocaille gehJirte schon zum ländlichen
Stile, wie er sich mit der italienischen Gartenarchitektur verbreitete. Gerade in
der barocken Gartenarchitektur entwickelte sich schon früh vieles, was dann im
Rokoko erst zur P^ntfaltung gelangte. Die springenden Brunnen und fallenden
Wasser, die Felsen und die dazwischen sprießenden Stämme, die blühenden
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J. A. MEISSONNIER
ORNAMENTSTICH
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Zweige, das Gitterwerk und die verteilten Figuren: das ist Gartenkunst, das ist
Rokoko. Und die chinesischen Gartenanlagen und Landschaften, die man auf den
Vasen und Lackarbeiten sah und, wie noch besprochen werden soll, auch in Kuropa
nachahmte, kiunien auch als eine Art 'Singerie', als eine zierliche Affenkomödie
der Natur, aufgefaßt werden. D
Der entschcidemlf Meister der zweiten I'eriodf des Hnkoko, des eigentlichen
Rocaille loder STILK LOL'IS-XV im engeren Sinne) war JUSTK-AL'HKLK MKIS-
SONIKK I HJU3oder 1695 1750|, ein inTurin geborcnerFranzose, der als Architekt,
Maler, Bildhauer und Ornamentiker tätig war. Von ihm stammen auch die fast ein-
zigen Au(^>enentwürfe in ausgesprochenem Rokokoschnörkelcharakter, die die fran-
zösische Architektur kennt, so ein [bezeichnender Weise unausgeführt gebliebener]
Entwurf für Saint Sulpice; sonst tritt höchstens an Torl)auten das französische
Rokoko einigermaH;en an die Auf-^enscite des Baues. Selbst Meissonier ist im All-
gemeinen der Architektur streng; um so freier sind seine Ornamente. An die
Stelle der Symmetrie tritt das GLKICHGKW ICHT DLR MASSKN. Meissonier
wird 1727 maitre orfevre par brevet du roi; besonderen EinfluP> gewinnt er aber
als architeete et dessinateur du cabinet du roi. Seine [von HuquierJ gestochenen
Blätter sind nicht sehr zahlreich; aut>er den Illustrationen zu Moliere sind es etwa
1 20Blatt. Sie zeigen den Meister aber als Architekten, Goldarbeiter, Ebenisten u. a. ;
vgl. die Tafel und Abb. 94 [Seite 147'. Neben Meissonier ist besonders der Bild-
hauer und Goldschmied THOMAS GERMAIN durch seine Entwürfe weit über sein
engeres Schaffensgebiet hinaus anregend [Abb. 86 1. Weiter getragen wird die
freiere Richtung, insbesondere auch in der Innenausstattung, durch die bereits er-
wähnten Meister, wie LASSURANCE und BOFFR AND, oder etwa durch JEAN BAF-
TISTE LEROUX, von dem z.B. das Hotel de Villars [nach 1734] zu erwähnen wäre.
Meissoniers Nachfolger als dessinateur de la chambre et de cabinet du roi wird
ANTOINE SEBASTIEN SLODTZ. Die Slodtz bilden eine ganze Künstlerdynastie;
der Stammvater Sebastien [gest. 1726| war ein aus Antwerpen zugewanderter
Bildhauer, der in \'ersailles gearbeitet und eine Tochter des früher erwähnten
Domenico Cucci geheiratet hatte; von den dreizehn Kindern waren fünf Künstler.
Die Brüder arbeiteten zum Teil gemeinsam und folgten einander auch teilweise in
den Ämtern; besondere Bedeutung hat unter ihnen noch RENE MICHEL SLODTZ.
In mancher Beziehung reicht der Einfluft dieser Meister sogar weiter als der
Meissoniers, mit dessen Stil der ihrige verwandt ist. wenn er vielleicht auch etwas
zurückhaltender ist; vgl. Abb. 92 auf Seite 145. Unter den Ornamentikern des
vollendeten Rokoko wären dann der Goldschmied P. E. BABEL zu erwähnen,
der um die Mitte des Jalirhunderts arbeitete und durch seine Stiche zahlreiche
Anregungen bot; BOUCHER gehört nur mit einem Teil seiner Entwicklung dem
Rokoko an. FRAN^OIS DE CUVILLIES [ 1695-1768], ein Schüler Gottes, erlangt
durch seine Wirksamkeit als bairischer Hofarchitekt und seine Tätigkeit in Köln,
sowie durch seine gestochenen Werke grofsen Einflute, besonders auf Süd- und
Westdeutschland. Sehr verwegen ist CHARLES EISEN [gestorben zu Paris 1780;
vgl. .\bb. 88]; als ein Hauptvertreter der späteren Chinoiserie wäre JEAN PILLE-
MENT 1719 bis 1808] zu nennen. Es sei übrigens erwähnt, dag die Stiche dieser
135
•TT '^1 v^ < •
\\ athau, Uer Kaiser von China. Ornamuiitslith
Meister offenbar von vornherein mehr als allgemeine Anregung gedacht waren,
die dann von Schnitzern, Bildhauern, Gold- und Bronzearbeitern, Stickern u. a.
je nach ihren Bedürfnissen verschieden ausgenützt wurden. D
In der Rokokobewegung steckt etwas Verneinendes gegenüber der pompösen
Kunst Ludwigs XIV., zugleich aber auch ein positives Streben nach FRP]IHEIT
und NATUR, wenn sich dieses zunächst auch in tollen Sprüngen, in geistreichen
und witzigen Einfällen, die sich oft wie Hohn gegen das Herkommen ausnehmen,
Luft macht. Witz und Selbstironie liegen schon in der Renaissance mit ihren
Grottesken verborgen; bei den Grottesken Jamnitzers z. B. treten sie ganz offen
zutage; da gibt es in seinem Schnackenmarkt auch schon Pfauenfedern und ganz
einseitige Schnörkel, wie das Rokoko sie nicht kühner bildet. Es ist gewig kein
Zufall, daf^ die Auflösung der Barocke gerade mit Berains Grottesken beginnt. D
Wir dürfen aber nicht glauben, dafi die Weise des Rocaille jede strengere Stil-
richtung vollständig verdrängt habe. JACQUES-JULES GABRIEL |1667 1742|
schafft nicht nur zur Zeit der höchsten Entfaltung des Rocaille in der Art des Re-
gencestils; in den Schnitzereien z. B., die JACQUES VERHERCKT 1 1709-1771 1 in
Versailles und anderwärts ausgeführt hat, lägt sich fortdauernd die Richtung
De Gottes erkennen. Es ist außerordentlich wichtig, sich zu vergegenwärtigen,
daß verschiedene GESCHMACKSRICHTUNGEN einander nicht blog folgen, son-
dern auch nebeneinander laufen; dies wurde auch diesmal für die weitere Ent-
wicklung von besonderer Bedeutung. Es gab neben den temperamentvolleren
immer auch magvollere Naturen, und allmählich mugte, als die Grandezza der Zeit
Ludwigs XIV. durch Gelehrte ' wie die Enzyklopädisten ). durch Künstler und Männer
136
Abb. 84: Antoinc Watluau, Auf lluli! ycnialtt-r l'lafond aus dem fhfnialijien Huti-1 de I'oultry. Sanim-
a lung Feral O
des Lebens endgültig niedergerungen war, auch wieder Ruhe eintreten; man
gh\ubte, die Natur, die man nach Steifheit und Öde zunächst in sprühender Bewe-
gung gesucht hatte, nun am ehesten in Maf; und pjnfachheit zu finden. In der Re-
naissance war die Schmuckform entweder symbolische Umschreibung baulicher
Funktionen oder innerhalb bestimmter Rahmen reines Spiel der Phantasie: ab-
strakt, naturalistisch oder aus beidem gemischt. In der Barocke waren Konstruk-
tion und Ornament gewissermaßen zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen,
wenigstens in der glühenden Barocke Italiens und Süddeutschlands; aber auch in
Frankreich war dies, so weit die Barockidee neben anderen Richtungen durch-
drang, in gewissem Sinne der Fall. Im Rokoko haben sich nun die dekorativen
Formen in geistreichem Spiel als lockere Schnörkel oder als naturalistische
Blüten und Ranken wieder von den Hauptformen gelöst — im AuPicnbau die
Konstruktion sogar völlig verlassen; im Klassizismus verflüchtigten sich dann die
letzten Reste der losgelösten \'oluten und Schnörkel und der anderen freigewor-
denen Ornamente. Die kühlere Auffassung des Auj^enbaues macht sich nun auch in
den Innenwänden und den ganzen Einrichtungen geltend. Da die Phantasie aber
doch nicht auf jede Anregung verzichten wollte und man nicht mehr die naive Kraft
137
I
Abb. 85: Claude Gillot, Entwurf zu einem Spinetdei-kcl. Original in der ürnanu'ntslichsanimliin(j
D der Bibliothek dos Kunst(jeworbeniusinin)s zu HiTlin D
hatte, nach dem Ende einer durch Jahrhunderte entwickelten Formenwelt eine
neue zu schaffen, war man froh, in immer stärkerer Anlehnung an die Antike einen
Rückhalt zu finden, umsomehr. als 'die Antike, die man meinte', auch in einem
philosophisch denkenden Zeitalter Anerkennung erhoffen konnte. D
Die Übermacht des Hofes ist, wie gesagt, zurückgetreten, größer ist dafür der
EINFLUSS WEITERER SCHICHTEN reicher und vornehmer Leute, gröfter auch
die geistige Selbständigkeit der einzelnen Künstler. Selbst von den Kunsthand-
werkern, die für den Hof tätig sind, arbeitet ein grof^er Teil nicht mehr im Louvre
oder in den Gobelins; nebenbei bemerkt, dürfen die meisten Ebenisten, die nun
den allgemeinen Zunftordnungen unterstehen, deshalb auch nicht mehr selbst in
Bronze gießen, sie können unter Umständen aber selbst modellieren. D
Nachdem wir die Entwicklung der Dekoration im allgemeinen kennen gelernt
haben, soll hier versucht werden, einen kurzen Überblick über die wichtigsten
Einzelgegenstände, zunächst die hauptsächlichsten EINRICHTUNGSSTÜCKE, zu
geben. Es wird, entsprechend den durch die Entwicklung gegebenen Verhält-
nissen, hier ebensowenig wie in der vorhergegangenen Periode möglich sein, Holz-
und Bronzegegenstände schärfer auseinanderzuhalten; sie sind nicht nur häufig
an ein und demselben Objekt vereinigt, sondern gehen vielfach eben auch auf
einen einheitlichen Entwurf zurück. Jedenfalls bestimmen die BRONZEN den
Gesamteindruck wesentlich mit; nicht selten tritt die Wirkung des eigentlichen
Möbels gegen die der Bronzen sogar vollständig zurück, und es ist dann nicht
mehr der Ebenist, sondern der Plastiker, der das entscheidende Wort spricht. Es
ist auch begreiflich, daß die bildsame Bronze den kühnen Absichten des Rokoko
vielfach leichter folgen konnte als das sprödere Holz, das auch als tragendes
Gerüst des Ganzen in der Entwicklung immer einigermaßen gebunden war; aller-
dings konnte man gekünstelte Holzkonstruktion durch Fournieren und Bemalen
einigermaßen verdecken. D
Die Formgebung der HOLZTÄFELUNGEN wird durch die vorhergehenden
Bemerkungen und Abbildungen klarer geworden sein ; doch seien hier einige Worte
138
Abb. 86: Thomas Germain, Flntwurf zu einer Suppenschüssol. Paris, Nationalbibliothrk
Über die FAKHIGH KRSCIIKINUNG dieser Arbeiten hiiizugefiipt. Schon in der
Louis-XI\'-Zeit erschien das Holz vielfach nicht in der Naturfarbe; daf; I3offrand
sich dann entschieden gegen sie aussprach, wurde schon hervorgehoben. In der
Tat sind fast alle Täfelungen, soweit sie den ursprünglichen Zustand erkennen
lassen, mit lichten Tönen gestrichen, entweder mit Ölfarbe oder häufiger mit
Leimfarben, die oft in 8 — 10 Schichten übereinander gesetzt und dann fein abge-
schliffen wurden; die Wirkung des Kornes und Tones ist dadurch, im \'erglcich zu
heutigen Arbeiten, unerreicht zart und vornehm. Bei VKKGOLDl'NG ist die
Schnitzerei allgemeiner gehalten und dann mit feinem Kreidegrund bedeckt; die
zartere Ausarbeitung erfolgte erst in diesem Grunde, der schlief^jich eine glän-
zende oder matte, manchmal auch verschieden getönte, Vergoldung [in Blattgold |
erhielt. Bisweilen, und zwar in Frankreich häufiger als im Auslande, kam auch
VFKSILBERUNG vor, die im Laufe der Zeit allerdings meist schwarz geworden
ist. Bei besseren Arbeiten ist die Vergoldung mit Goldlack, die sich in Italien,
Spanien und Deutschland nicht selten findet, in Frankreich kaum angewendet
worden; etwas anderes sind die noch zu besprechenden feineren Lackarbeiten
nach ostasiatischem Vorbilde. □
Dat^ sich die leichtere Formengebung schon in den späteren Boullearbeiten,
besonders in den Bronzen geltend macht, wurde bereits hervorgehoben. Der-
jenige Künstler-Kbenist aber, der die Umwandlung des Louis-XIV^-Stiles in den
Stile Regcnce hauptsächlich durchführte, warCILXKLKS CRFSSKNT [1685-1768],
der Bildhauer und Fbeniste du Regent'; als Kbenist war er vielleicht Schüler
Boulles. Für seine allgemeine Stellung ist es bezeichnend, da5 er vom Regenten
beim Ankauf seltener Kunstwerke zu Rate gezogen wurde. Als Bildhauer von
entschiedener Bedeutung, konnte er Bronzen schaffen, die seine Werke auch in
139
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Abb. 87 und 88: J. B. Toro, Entwurf zu einer silbernen Kanne. — Charles Eisen, Entwurf für eine Vase
dieser Beziehung anderen weit überlegen erscheinen lassen. In den allgemeinen
Linien erscheint er von Robert de Cotte und Oppenord beeinflußt; seine Formen
haben Schwung und doch eine gewisse Schlichtheit. Die Einzelheiten liegen etwa in
derRichtungGillots undWatteaus, so besonders auch die zartenFrauenbüsten, die
ESPAGXOLETTES, die wohl schon früher vorkamen aber gerade den Arbeiten
dieser Zeit solchen Reiz geben. Von dem Schaffen Cressents erhalten wir durch
dieKataloge dreier Versteigerungen ein einigermaßen klares Bild; auch sind ziem-
lich viele Arbeiten erhalten, die ihm mit Sicherheit zugesprochen werden können.
Es seien hier zwei Hauptwerke kurz erwähnt. Eine Kommode in der Samm-
lung Wallace [s. Tafel] ist offenbar mit einem in dem Kataloge von 1761 erwähnten
Stücke identisch. Die Drachen zeigen, daß auch Cressent ostasiatischen Anre-
gungen zugänglich war. Ein bei seinen Möbeln besonders häufiges Profil bezeich-
net Cressent selbst als EN ARBALETE; es ist eine dem G ähnliche Schwingung
damit gemeint, die sich auch in der Spätbarocke anderer Länder häufig findet,
aber nicht in der schlanken und maßvollen Führung wie hier. Diese Schwingung
bleibt bis zur Louis-XVI-Zeit vorherrschend. Auch die schwellende Form der
Kommoden fCOMMODE VENTRUE] erhält sich auffällig lange. Große Bedeu-
tung haben die feinen MARQUETTERIEN, die auch in den Verzeichnissen ange-
führt werden. Die Marquetterie hat, wie gesagt, bei dem Schwung der Flächen,
Beine usw. auch eine gewisse technische Bedeutung, indem sie das oft gegen
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Abb. 89: Schreibtisch in der Art der Caffieri, früher im Besitze des Fürbtcn Mettiriiich. Von der
□ französischen Regierung erworben O
die natürliche Struktur geschnittene und zusammengesetzte Holz mit einer förm-
lichenHaut überkleidet. So bildete sich dieKunstdesFOUKNIKHKNS im höchsten
Grade aus ; doch ist es begreiflich. daP, man bei geschwungenen flächen zusammen-
gesetzte Muster, oft geometrischer Art, schon aus technischen Gründen bevor-
zugte, da die kleineren Stücke der Form leichter folgten. Auf dasselbe Streben
nach einheitlicher Cherkicidung der inneren Struktur geht, nebenbei bemerkt, viel-
fach aucli das I.ACKIKKEN und HKMALKN der Rokokomübel zurück. D
Die HÜLZKR der Fourniere kamen zum Teil aus Frankreich selbst, zum Teil
aus beiden Indien; einige Holzfarben wurden auch künstlich erzeugt. Das eigent-
liche Ebenholz |das übrigens immer durch Birnholz und anderes Holz gefälscht
wurde I hatte seine frühere Bedeutung ganz verloren; anders stand es mit den
farbigen Abarten des Ebenholzes |E]benes de couleur], zum Beispiel grünem und
rotem | grenadille ], die man noch sehr gut verwenden konnte. Allmählich vermochte
man alle fremden Holzsorten in Frankreich nachzuahmen; doch wird in alten
Quellen hervorgelinben, daf; im allgemeinen die gefärbten Hcilzer nicht den Glanz
und dieF'arbenkraft der eingeführten Holzsorten hätten. Die eigentliche BOULIJ{-
141
Abb. '.Hl: N'ior Panoclc in >
1 luinii. Siiith KfUMiii^tdii Museum
.\RBKIT mit ihrem verschiedenartigen Material und ihrer etwas schwerfälligen
Wirkung harmoniert mit der freieren Linienführung des Rokoko nicht mehr.
N'ielleicht erklärt sich auch daraus, dal> die Söhne des berühmten BouUe, von denen
bereits im vorhergehenden Abschnitt die Rede war, in ihren Erzeugnissen in der
Hauptsache einfach den Vater nachahmten; nur in den Bronzen und in der Vergol-
dung kam der Unterschied der Zeiten — wohl unbewufit — zum Ausdruck. Daß
die älteren Arbeitsarten und in gewissem Sinne auch die älteren Formen aber
überhaupt noch Liebhaber fanden, erklärt sich eben aus dem früher besprochenen
Nebeneinander verschiedener Kunstrichtungen. D
Mit den Möbeln der zweiten Periode des Rokoko, die unter dem Einfluf^ Meis-
soniers, Thomas Germains, der Slodtz und anderer steht, ist der Name der CAF-
FIERI I JACQUES und PHILIPPE | aufs engste verknüpft. Diese Meister waren übri-
gens nicht Ebenisten, sondern Bildhauer, Gießer und Ziseleure und man hat wohl
nicht unrecht, wenn man ihre für die Möbel erzeugten Bronzen für die schönsten
jemals für diesen Zweck hergestellten hält. Jacques [1678 — 1755|, der seit 1714in
derManufactureroyale des Gobelins beschäftigt war, ist der fünfte Sohn Philipp [I.J
Caffieris; ein jüngerer Philipp [III; 1714 — 1774|. Sohn des Jacques, war bis zum
Tode des Vaters dessen Mitarbeiter. Schon darum ist die Unterscheidung der
Werke beider vielfach unmöglich. Zwischen 1736 und 1748, aber auch noch später.
werden viele Arbeiten von ihnen erwähnt; manche sind auch nach Entwürfen von
Gabriel und anderen ausgeführt; doch gibt es auch mit dem vollen Namen Caffieri
bezeichnete Werke. Es sei hier jedoch sofort bemerkt, daß das einfache oder
doppelte C mit Krone oder Lilie, das sich auf den Bronzen eingestanzt findet, nicht
etwa Cressent oder Caffieri sondern Couronne | Kronbesitz | bedeutet und nicht
nur bei guten, sondern gerade bei minderen Arbeiten [der Schloßeinrichtungen]
sehr häufig ist. Die auf der Tafel wiedergegebene Kommode ist 'Caffieri' signiert
[ohne Vornamen, doch ist wohl Jacques gemeint); der Entwurf rührt vielleicht von
einem der Slodtz her, von denen sehr nah verwandte Zeichnungen erhalten sind.
Während Boulle die Bronzen mehr architektonisch verwendete, sind sie hier deko-
rativ über das Ganze gebreitet; sogar Lackarbeiten werden bisweilen in solcher
Art geschmückt. Die Marquetterie des Grundes wäre, in ihrem Gegensatz zu den
tonangebenden Bronzeornamenten, etwa den verschiedenartigen Netzgründen der
Spitzen und Stoffe zu vergleichen, bei denen ein ähnlicher Gegensatz zu denHaupt-
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□ Abb. 91: Zimmer eines Emailmalers. Nach der Encyclopedie D
mustern erstrebt wird. Molinier hebt mit Recht hervor, dag die Bronzen der
Caffieri zugleich kompliziert und mager sowie vielfach verwirrend wirken; aber es
handelt sich eben vor allem um die Darstellung sprudelnden Lebens und prickeln-
der Gegensätze. Das Volle der italienischen und süddeutschen Art ist dem Fran-
zosen immer fremd geblieben ; er sucht seine Wirkungen in ganz anderer Richtung.
Besonders klar treten alleVorzüge und Fehler der Art derCaffieri indemberühm-
ten Bureau, das früher beim Fürsten Metternich in Wien war, hervor [ vgl. Abb. 89 1 ;
die Beine sind fast zu zart für den mit einer Fülle von Bronzen bedeckten Körper.
Man hat den Namen der CAFFIERI zur Bezeichnung einer ganzen STILART von
Möbeln gemacht, in denen ähnliche schwungvolle Bronzen vorherrschen, und ihn
auch auf die Bronzemontierungen von Seladon- oder farbigem ostasiatischen Por-
zellan und ähnliches ausgedehnt. Der jüngere Philipp Caffieri ist in seinen letzten
Lebensjahren übrigens ganz klassizistisch. Einige der reichsten Beispiele von
Rokoko-Arbeit werden mit Entwürfen des Bildhauers NICOLAS PINEAU in Zu-
sammenhanggebracht. WeitereNamen vonEbenisten zu nennen, würde hier wohl
zu weit führen; Rokokomöbel werden zum Teil noch etwa bis 1760 und 1765 aus-
geführt. Die Tätigkeit Jean Fran<;ois Gebens, die zu Henri Riesener und da-
mit zum vollendeten Louis-XVI überleitet, wird wohl besser erst bei der Behand-
lung dieser Periode besprochen werden. Als kennzeichnend für die Stellung des
Rokoko in der Spätzeit kann es angesehen werden, dag z. B. auf Stichen des
J. C. DE LA FOSSE ein Kanapee in Rokokolinien als 'Canape ä Joue dans le gout
Pictoresque' bezeichnet wird im Gegensatz zu Arbeiten 'dans le gout antique'; es
hat ja gewifi auch Berechtigung, das Rokoko gegenüber dem Klassizismus als
MALERISCH zu bezeichnen. Nebenbei bemerkt, hat dieses Rokokokanapee bereits
einen einfach gestreiften ganz Louis-XVI-artigen Überzug. □
Augerordentlich PRUNKVOLLE ROKOKOMÖBEL zeigt das auf der Tafel
144
%
BILDNIS DES HERRN VON MONTMARTEL • GESTOCHEN
VON L. J. CATHELIN, DER KOPF VON M. Q. DE LA TOUR
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Abi). 9"J: Koniinoiir mit M-injuetU-rii' und verKoldelt- r Hrüiizi-, wohl nach Zeichnuni; eines der Slodtz.
D London, SammluiiK Wallace O
wiedertrefTcbenc Hildnis des Herrn von Montmartol, eines reichen Kiiinnzmannes
und eines der ersten \'erclirer der späteren Madame de Pompadour. Wir können
hier auch deutlich erkennen, welchen Wert man auf solche Arbeiten legte, wenn
man sie im Bildnisse so um sich gruppierte; man beachte besonders auch den
Sekretär mit dem Rolldeckel, den reichen Konsoltisch, den freigeschwungenen
Sessel, den Stoffüberzug der Paravents, die Wand mit den naturalistischen Hlumen
auf zartem Grunde. Die Uhr gehört wohl zu den grof^artigsten Gestaltungen ihrer
Art und macht den Kindruck wirklich flief^ender Bewegung. — Die leichtere Art
des späteren Rokoko zeigt etwa die Tafel nach Bouchors Gemälde 'Le Dejeuner-
|vgl. die Tafel]. Man beachte das hohe Fenster mit den wallenden, aber nicht
schwer wirkenden Vorhängen, die leicht architektonisch geteilte Wand mit ihrem
Schnörkelwerk und dem grof>en Spiegel, die Chinoiserien zu dessen Seiten, die
Leuchter, die Uhr, den geschnitzten Wandtisch, das schwungvolle und doch ein-
fache Service. Man wird auch hier wie auf dem früheren Bilde den Einklang des
Raumes und der Kleidung empfinden. Besonders auffällig ist weiterhin das ein-
fachere Tischchen in der Mitte, das ohne schmückende Zutaten aus Bronze oder
anderem Matcriale die Hauptlinien des Stiles klar vor Augen führt. D
Natürlich waren bei weitem nicht alle Möbel, auch nicht die der vornehmen
Häuser, so reich wie die auf dem Bildnisse des Herrn von Montmartel. - - Wo
die Bronzen mehr zurücktraten, machte sich das Holz mit seiner Einlegearbeit
10 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 145
niclir cjeltend; immer blieb aber
die SCHWUNGVOLLE FORM.
Man kann wohl sagen, dalji die Ro-
kokomöbel als erste der mensch-
iii'lion Gestalt und der jeweilig
ijjewünscliten Stellung oder Lage
wirklich zu folgen suchten, daher
auch die Fülle verschiedener
Möbelformen. Die Möbel haben
den barocken gegenüber anKraft
der Wirkung verloren, aber an
BEQUEMLICHKEIT und WOHL-
GEFÄLLIGKEIT gewonnen. Dies
tritt besonders auch an den SITZ-
MOHELN hervor, den canapes,
den chaise-longues, den berceu-
ses, den verschiedenen Fauteuils,
sowie an den Fufjbänken und ähn-
lichem. Zur Bequemlichkeit und
zugleich zur Schönheit trugen
auch die ausgebreiteten und aus-
gezeichnet gearbeiteten Polste-
., ur, 1.... »Liui.twi. D rungen mit ihren Gobelin-, Sticke-
rei- oder Stoffüberzügen bei; Leder ist für diesen Zweck seltener verwendet
worden. — Von einzelnen Möbeln wären noch etwa die Sekretäre, die Kon-
soltische mit ihren oft prächtigen Marmortafeln, die Ecktische, die Paravents,
die CARTOXNIERS [eine Umformung der alten Kabinette, die dann mit dem
Schreibtisch verbunden wurden], hervorzuheben; vgl. Abb. 89. Auch dürfen die
GUERIDONS nicht vergessen werden, die übrigens bei allem Reichtume, den die
Schnitzerei bei ihnen, wie bei den Konsoltischen, entwickelt, immer ihrer Be-
stimmung entsprechende Hauptlinien bewahren. — Von Besonderheiten in der Aus-
gestaltung der Möbel sei noch hervorgehoben, daß um 1 730 die Mode um sich griff,
Möbel mit ausgeschnittenen bemalten Figuren und Ornamenten aus KUPFER-
STICHEN zu BEKLEBEN und diese Dekorationen dann durch Lacküberzug zu
schützen. Man hat es hier wohl mit einer Art Imitation der eigentlichen Lack-
möbel zu tun, die selbst aber, wie bereits früher geschildert, von Anfang an haupt-
sächlich unter ostasiatischem Einflüsse standen. D
Die LACKMOBEL erlangen nun aber auch eine ganz andere Bedeutung als
ehedem. Früherwaren sie wohl mehr als Sonderbarkeit geschätzt; jetzt, bei der
Auflösung aller Überlieferungen, gewinnen sie oder vielmehr ihre ostasiatischen
Vorbilder stärkeren Einfluß auf die Möbelformen selbst. Geschwungene Stuhl- und
Tischbeine, Rückenlehnen u. a. sind im Osten ja seit langem heimisch; sie finden
nun Ven^'andtes in Europa und so können wieder Formen beider Gebiete inein-
ander überfließen. In England und Holland, wo die Einfuhr der östlichen Arbeiten
146
Abb. 9J; (.if>cij
I
Ci-| FR. BOUCHER, LE DEJEUNER.
• N MUSEUM DES LOUVRE, PARIS
besonders stark und die Überliefcrunj»
wenit^er kräftitj war, ist dieser N'orj^an^j
vielleicht schon früher erfolgt; es wird
dies übrigens noch zu besprechen sein.
— Die Lackarbeit war besonders auch für
die Herstellung von Karossen und Sänf-
ten von Bedeutung und hat vor allem die
h'tzteren zu charakteristischen Arbeiten
des Rokoko gestempelt |vgl. Abb. üS u.
U9|. - Es wurde schon früher bemerkt,
dafi bereits unter Ludwig XIV. auch in
der .Manufacture des Gobelins die Ausfüh-
rung kunstvollerer Lackarbeiten versucht
wurde. Von den französischen Lack-
malern hat aber KOBKRT MARTIN 1 1706
bis 1765 1 den gröfUen Ruhm erlangt, so
(iaP> man später geradezu von \'LRNIS
.MARTIN spricht, um eine ganze Kunst-
richtung zu bezeichnen. Robert Martin
wird schon 1733 als vernisseur du roi be-
zeichnet; übrigens waren auch seine drei
Brüder und zwei seiner Söhne in seiner
RichtuniT tätig. Einer der Martin führte Abb 94: Hangi-l.iternc, Entwurf von. I.-A..Melii(ionler
1749 56 grohe Arbeiten für Versailles aus. überhaupt gehr'jren diese Erzeugnisse,
die sich besonders auch der Gunst der Martjuise de Pompadour erfreuten, zu den
wichtigsten Leistungen des Rokokokunstgewerbes; vgl. Seite 143. Auf^^er Kästen
und Kästchen, Kommoden, Paravents usw. wurden auch sehr viele kleine Gegen-
stände [Schachteln, Dosen, Tabletten usw.| in solcher Weise ausgeführt, hie und
da auch mit einfarbig rotem Lacke, wofür auch ostasiatische Beispiele vorliegen.
Wie schon gesagt, ist dieF'ormensprache der Lackarbeiten, von Ausnahmen abge-
sehen, bei weitem weniger selbständig als etwa die der Chinoiserien Watteaus,
Gillots. Bouchers usw. Eür den Umfang der Lackarbeiten mag aber eine Bemer-
kung bei Savary |um die Mitte des 18. Jahrhunderts} sprechen: 'Der Handel, den
die Europäer mit China betreiben, ist gegenwärtig sehr beschränkt. Seitdem man
nach Europa eine so gewaltige Menge Porzellan und Lackarbeiten gebracht hat
und insbesondere seitdem die Europäer sich mit der Nachahmung dieser Werke
beschäftigen, haben alle diese Arbeiten sehr im Preise nachgelassen....' D
Wir würden der Bedeutung der Rokokomöbel aber nicht im entferntesten ge-
recht, wenn v.ir nur die Prunkstücke ins Auge fassen wollten. Schon oben sahen
wir auf dem Bilde Bouchers auch einen einfacheren Tisch von knappen aber
mustergültigen Formen, sozusagen in den Hau|)tlinien des Stiles. Wir haben auch
den Zug nach dem ZWPX'KMASSIGKIN im Rokokomöbel bereits kurz angedeutet.
Es gab sogar schon sehr kunstvoll mit Mechanismen ausgestattete Möbel; so war
die TABLE MOUVANTE Choisys, vom Ebenisten Sulpice mit einem Mechanismus
10* 147
von Giu'i-iii, borühint. Auch »rab es FAU-
TKl'ILS ARTICULKS sowie Tische mit
IMatton, die sich mechanisch heben und
senken licficn. undälinhches. Zimi {Troffen
Teile auch erst auf Grundhijrc der Ro-
kdkomöbel haben sich dann die wegen
ihrer Z\vockinä|-,iokeit oerüliniten ENG-
I.ISCTIKN MDHKL entwickelt; das Prak-
tische fällt bei ihnen vielfach nur deshalb
mehr auf als bei den französischen Mö-
beln, weil bei diesen Zweckmäßigkeit und
Abb. «: Trog aus der Normandie. Nach Havard Sinnenreiz einander die Wage halten,
während bei den englischen Arbeiten der Siimenreiz vielfach geringer als die
Zweckmäßigkeit ist und diese daher verhältnismässig größer erscheint. Nach
mancher, mehr maschinell-praktischen, Seite hin mcigen die englischen Arbeiten
allerdings schon überlegen gewesen sein; so werden wir bei derBesprechung der
deutschen Spätbarockkunst englische Fensterladen erwähnen müssen, auch
hören wir in Frankreich schon unter LudwigXV. von verschiedenen Mechanismen
'ä l'anglaise'. D
Von ganz besonderer Wichtigkeit ist es, daß in der Rokokozeit die neuen und
zugleich zweckmäßigen Möbelformen sich nicht mehr auf die vornehmen und
reichen Kreise beschränkten, sondern in ihren verschiedenen Spezialformen
auch bereits in die Wohnungen der MITTLEREN STÄNDE eindrangen. Schon in
der Rokokozeit bildete sich so in Paris und in den Städten Frankreichs ein leb-
hafter HANDEL in MÖBELN aus, während früher wenigstens die besseren Ar-
beiten wohl nur auf Bestellung ausgeführt wurden. Ins breitere Volksleben über-
gegangene Formen des Rokoko zeigt uns Abb. 93; hervorgehoben sei die Einfach-
heit der eigentlich struktiven Teile — sie erinnern an die Schlichtheit der Außen-
architektur des Rokoko. Die Abb. 91 bietet uns das Rokoko gewissermaßen auf
seine einfachsten Grundlinien zurückgeführt, nur im Spiegelrahmen etwas reicher
und zugleich schon mit Louis-XM- artigem Gewinde. Auch hier sei übrigens wie-
der an die englischen Möbel erinnert, die keineswegs so vereinzelt dastehen, als
man gewöhnlich annimmt. Abb. 95 führt eine wirklich volkstümliche Arbeit vor
Augen, einen Trog aus der Normandie, bei dem noch Spätrenaissanceformen sich
mit dem Rokoko verbinden. — Die Zweckmäßigkeit der Rokokomöbel hat es mit
sich gebracht, daß manche Formen sich seither, als sozusagen zeit- und stillos,
bis in unsere Zeit hinein erhalten haben. In der zur Verfügung stehenden Auswahl
zweckmäßiger Formen hat seither dagegen eher ein RÜCKSCHRITT als ein Fort-
schritt stattgefunden. D
Den französischen Möbeln können wohl am besten die aus LÜTTICH ange-
reiht werden, wenn diese Stadt auch staatsrechtlich zum Deutschen Reich gehörte ;
in manchem Sinne scheinen die Arbeiten der Normandie zu ihnen überzuführen.
Die Lütticher Möbel schließen sich meist den einfacheren französischen Arbeiten
vom LouisXIV-Stil bis zum Empire an und sind immer in Naturholz, hauptsäch-
148
lieh Kichen- bisweilen Nutzholz, ausireführt iiiui meist
nur ijefirnilit; v^l. Abb. i)7. Als eine Ki^entiinilichkeit
wird bei tlen Glasschränkcn die \'orliebe für ge-
schnitzte freiliejjende Schnörkel hervorgehoben; diese
Formen dienen zugleich zum \'crdecken der Fugen zu-
sammengesetzter Scheiben, da grofte Ohisscheiben
wegen des hohen Preises noch selten waren. D
Über (he BRONZKN braucht hier wohl nicht mehr
besonders ^es|)rlu•hen zu werden, da sie im N'orher-
gehenden ununterbrochen erwähnt werden mu(>ten;
selbständige Arbeiten von rein künstlerischer, von
einem Gebrauchszweck unabhängiger. Absicht ent-
ziehen sich hier natürlich der Hetrachtung. Krwähnt
sei nur. da^ die Technik des Bronzegusses durch XbbT^rEniwurf für Schmiede-
GOK, lien Leiter der Giet^erei im Pariser Arsenal, o cIh.h von (jabriri iiuiiuirr D
bedeutend verbessert wurde. .Auch von den MONTIKRUNGFN des I'orzel-
lanes war bereits die Rede, wozu nebenbei noch bemerkt sei, daft Frankreich
in dieser Zeit für die blaudckoricrten Arbeiten Ostasiens anscheinend weniger
Vorliebe hatte; übrigens wurden auch europäische keramische Krzeugnisse so
gefaPit. Hei bronzenen Girandolen, Lustern und Wandleuchtcrn kommt häufig
auch \'ersilberung vor, die zum (ilas besonders gut steht und auch mit den, wie
erwähnt, häufig versilberten M(')beln trefflich zusammenstimmt. Der Entwurf
Meissoniers für eine Kokokohängelatcrne ist in Abb. 94 wiedergegeben. Das
[um 1740 erschienene! Schlosserhuch von Huquier, von dem noch die Rede sein
soll, bietet SCIILÜSSKLSCHILDKR u.a. für Hronzcguf,, im Charakter Meissoniers,
aber auch Oppenords. Es findet die Bronze im Rokoko, wie vorher und nachher in
PVankreich, auch dort Verwendung, wo man etwa in Deutschland ausschliefilich
Eisen gewohnt ist, so an gröf>eren baulichen Teilen; an dem eisernen STAB-
WKRKCjITTHR, das dann farbig [etwa grün) gestrichen ist, erscheinen oft wenig-
stens die Ornamente aus Bronze. Der Architekt JACQUES FRAN^OIS BLONDEL.
von dem viele Gittcrentwürfe herrühren, ist bei dekorativen Teilen mehr für
Bronze und Blei an Stelle von Schmiedeeisen, weil dieses die Kleider gefährde.
Man erkennt auch hier wieder die bei aller Formenfreudißkeit praktische Richtung
der französischen Kunst jener Tage. D
Im allgemeinen zeigen aber gerade Blondels Entwürfe die in der SCHMIEDE-
EISENARBEIT besonders konservative Richtung des Franzosentums; anderer-
seits kann aber auch die bewegte Linienführung des Rokoko kaum anderswo so
deutlich zu Tage treten wie in den Entwürfen für Schmiedeeisen, so etwa in
FORDRINS Livre de Serrurerio' il723[ oder in dem etwas späteren Werke des
erwähnten GABRIEL HC(jL lER [vgl. Abb. 9i)]. Sehr üppige Formen bieten
J. V. FONTAINE, königlicher Schlosser der Gobelinmanufaktur, sowie BABEL.
Wenn das Rokoko in den französischen Schmiedearbeiten spät eintritt, so bleibt
es dafür bis in die siebziger Jahre, übrigens hat die Schlosserei, wie gesagt,
nicht in Frankreich, sondern in dem zwischen Frankreich und Deutschland liegen-
149
Abb. 97: Lütticher Möbel aus der Rokokozeit. Privatbesitz, Lüttich.
D
den LOTHRINGEN, vor allem in seiner Hauptstadt NANCY, die glänzendste Ent-
faltung gefunden; zum Glücke haben sich hier auch viele der hervorragendsten
Werke erhalten. Der Hauptmeister war der Hofschlosser des Königs Stanislaus
JEAN LAMOUR [1698—1771], der übrigens auch in Paris tätig und gefeiert war.
Die grof^artigen Gitter an der Place royale [jetzt Stanislas| in Nancy wurden
1751—55 ausgeführt (siehe die Tafel|. Der Gesamtentwurf rührt anscheinend
von EMM. HERE her, die Einzelausbildung aber von Lamour; das Eisen zeigte
ursprünglich auch verschiedene Goldtöne. Lamour hat übrigens auchLaternen und
andere kleinere Arbeiten verfertigt. D
Die ungünstigen Verhältnisse, unter denen die GOLDSCHMIEDEKUNST in
der letzten Zeit Ludwigs XIV. zu leiden hatte, dauerten auch noch in den ersten
Jahren Ludwigs XV. an; erst 1721 wurde wieder ein größeres Maß von Gold und
Silber zur allgemeinen Verwendung gestattet. Die berühmtesten Goldschmiede
im Anfange des Jahrhunderts waren: DELAUNAY (gest. 1727 (, der Schwieger-
sohn des berühmten Ballin, dessen Neffe CLAUDE BALLIN. dann THOMAS GER-
MAIN. Sohn des Pierre, weiter ROETTIERS, MEISSONIER und LEMPEREUR.
Claude Ballin gehört schon voll dem Rocaille an und erfreut sich in der ganzen
ersten Hälfte des Jahrhunderts hoher Schätzung. Meissonier, der z. B. das 'nef
[vgl. Seite 103] Ludwigs XV. verfertigte und zahlreiche Elntwürfe auch für kirch-
liche Arbeiten hinterlieg [Abb. 101). ist eine Erscheinung für sich. Viel strenger
hielt sich Thomas Germain, von dem bereits oben die Rede war, der berühmteste
Träger seines Namens und ein Künstler von wirklichem Weltrufe. Entzückend
waren seine 'Toilettes', die eine ganze Fülle kleiner Gegenstände umfaßten; ge-
150
Gl •] TEIL DES GROSSEN
_1°K GITTERS IN NANCY
1
llf < ^
n
^ ^
O Abb. üH und iM: Sänften aus dem Musee des Voitures, Grand Trianon, Vcrbaillcs O
rühmt werden die für Maria Leszczynska [1726] oder die für die Kcini^rinnen von
Spanien und Neapel. In seinem Todesjahre [1748J erschienen seine Fllements d'or-
fevrerie. Das Urteil, das Mariette im Abecedaire über ihn fällt, kann seine Rich-
tung und BcdeutuncT lebhaft veranschaulichen; es lautet: 'Thomas Germain ist
meines P>achtens der hervorragendste Goldschmied, den Frankreich seit dem be-
rühmten Ballin gehabt hat. Nicht, daf> ihm Meissonier nicht in diesem oder jenem
den Rang streitig machen könnte, aber im ganzen finde ich Germain überlegen.
Sein ornamentaler Geschmack ist verständiger, seine Kompositionen sind weniger
phantastisch, und, was seine Auffassung betrifft, so ist sie nicht weniger glänzend.
Wenn Germain die Antike nicht genau kopiert'— ein echtes Verlangen des Klassi-
zisten Mariette! ' und wenn er sich auch sonderbaren Formen hingibt, um dem
herrschenden Geschmack entgegenzukommen, so verfällt er doch nicht in tadelns-
werte Irrtümer; soviel er kann, entlehnt er der Antike und entnimmt den guten
Meistern, was sie an Schönem haben, und verschönert dadurch seine Manier. Man
sieht von ihm zahlreiche Werke mit Darstellungen von Gemüsen, Früchten, Tieren
und selbst F'iguren, die wundervoll und kunstreich ziseliert sind. Und all das hat
er nach seinen eigenen Zeichnungen und Modellen ausgeführt, und bei den wich-
tigeren Stücken kann man annehmen, daft er die letzten Schläge getan und dafi er
151
Abb. 100: Favenceschüssel aus Marseille
seine Seele wirklich hineingelegt liat.'
.1. F. Hlondel stellt 1 17541 Thomas Germain
noch über Hallin. Jedenfalls gehört Ger-
main der strengeren französischen Rich-
tung an, wenn er auch dem Geiste der
Zeit nicht ans dem Wege ging. Ein un-
gefähres Hild seines W'ollens kann die
Abbildung 8t) bieten. D
In den späteren Jaiiren Ludwigs XV.
machte sich die neuerliche UNGUNST der
volkswirtschaftlichen VKRHÄLTNISSE
besonders in der Goldschmiedekunst
geltend. Man sah sich wieder zum EIN-
SCHMELZKN des Tafelgerätes genötigt,
wie unter Ludwig XIV.; auch der Hof und
Frau von Pompadour selbst opferten wie-
der ihren Besitz. Daher kommt es auch, da^ von Werken der berühmten französi-
schen Goldschmiede mehr im Auslande, etwa im Winterpalais zu Sankt Petersburg,
erhalten ist als in Frankreich selbst. — Es traten vielfach auch falsche Arbeiten,
übrigens von trefflichster Ausführung, an die Stelle der Arbeiten aus Edelmetall.
Vor allem war es aber wieder die Keramik, diesmal das Porzellan, das aus dem
Rückgange der Goldschmiedekunst Nutzen zu ziehen verstand; doch diese Er-
zeugnisse sind besser erst bei der Besprechung der folgenden Periode näher zu
betrachten. — Wichtig bleiben für das Goldschmiedegewerbe aber immer noch
kleinere Gegenstände, wie Stockgriffe, Etuis, Döschen für Schminke und 'mouches',
kleine Eßbestecke, Chateliers, Breloques, Tabatieren, Bonbonnieren, Flacons, die
gerade dem Rokoko Gelegenheit zur Entfaltung all seiner Reize boten. In bezug
auf gröf^ere GERÄTE wäre die Ausbildung der elliptischen, bauchigen Terrinen
und bei den kirchlichen Arbeiten, vor allem die WeiterentwicklungdcrOstensorien
mit sonnenartigem Strahlenkranze hervorzuheben. D
Jedenfalls konnten gerade die Edelmetallarbeiten den Rokokogeist vielfach
besonders deutlich zum Ausdrucke bringen; doch darf man die Bemerkung
Anton Springers, dem Silberschmiede verdanke der stile rocailleux den Ursprung,
nicht wörtlich nehmen. D
über die spätere Entwicklung des EM.MLS ist schon oben [Seite 106] ge-
sprochen worden. Hier sei nur ganz kurz noch auf die FACHFIR hingewiesen, da
bei ihnen ja auch zartere Goldschmiedearbeit zur Anwendung gelangte, im höheren
Grade allerdings noch Elfenbein- und Holzschnitzerei, Malerei usw. |Abb. 102|. Die
Fächer hatten schon in der vorhergehenden Periode die heute übliche zusammen-
legbare Gestalt, die ursprünglich wohl ostasiatisch ist. Das innere Stabwerk be-
stand aus verschiedenem Material, Holz, Elfenbein, Schildpatt, Fischbein, indischem
Rohr; man nannte das Stabwerk 'monture' oder 'bois d'un eventail', auch dann,
wenn es nicht von Holz war. Ebenso bezeichnete man die gespannte Fläche als
'papier d'un eventail', auch wenn es sich umTaffet, Gaze und andere leichteStoffe,
152
^
1
'^J
um Pergament oder Haut von Vögeln f
handelte. Eine Zeitlang, jedoch nicht
mehr im Rokoko, kamen nach Frank-
reich grofie Mengen 'eventails de Home'
luid 't'ventails d'Kspagne', die mit rie-
chendem Leder übiT/ogen waren; schon
in der späteren L()uis-Xl\'-Zeit scheint
ihr allzu starker Geruch sie aber unmo-
dern gemacht zu haben. Dafür legte man
auf Leichtigkeit und Zierlichkeit des
Gestelles, sowie auf Schönheit und Zart-
hc^it der Malerei nun besonderen Wert;
die Gestelle wurden durchbrochen mit
Figuren und allerlei Ornament |oft mit
vielerlei Ciold bedeckt! die Malereien
von Künstlerhand hergestellt. — Spitzen-
fächern gegenüber, die alt sein sollen,
mu^ man aber sehr vorsichtig sein, ob-
gleich sie ganz vereinzelt vorkommen.
Die (li: WÖlINLirilFN FÄCHKR.die
Marktware, an der grof^er Bedarf war,
wurden gewöhnlich mit 'papier ä la ser-
pente' überzogen oder mit .Malereien auf
Silberfolie verziert ; Belag mit Goldschlä-
gerblättchen war selten, da das echte
zu teuer und das unechte zu unschön
war. .Mit (unechtem) Gold- oder Silber-
pulver besprenkelte Gründe nannte man
'pluies'. Es ist wohl offenbar, daf^ man
es auch hier mit Nachahmungen ursjirünglich ostasiatischer Arbeiten zu tun hat;
doch war die Erzeugung in Frankreich und die, Vusfuhr von dort gewaltig; anderer-
seits wurden billigere P'ächersorten auch nach Frankreich gebracht. An den chinesi-
schen Fächern wird die gute Lackarbeit gerühmt, an den englischen Nachahmun-
gen, die neben den chinesischen Arbeiten am meisten eingeführt wurden, die gute
Montierung; im übrigen galten die französischen Arbeiten für besser. D
Die (iL.XSAKBKITEN nehmen innerhalb des französischen Kunstgewerbes der
Kokokozeit keine hervorragende Stellung ein; wichtiger ist das Spiegelglas. Die
besten (lefäf^e wurden in Deutschland hergestellt, hatten für das französische
Rokoko aber offenbar keine besondere Bedeutung. Die Erzeugung von Glas-
gefä(>en hatte in Frankreich ihren Hauptsitz in der Normandie und der F'icardie,
seit Anfang des achtzehnten Jahrhunderts auch in Saint-Cloud. P'rüher hatte Frank-
reich gro(>en Glashandel nach Holland, doch hörte er auf, als die Glasfabrikation
im Haag und in Harlem sich so gehoben hatte. Seit 1709 bestand in Paris, zunächst
im F'aubourg Saint-Antoinc, eine Manufaktur für Glas- und Kristallgravierung.
153
Abb. 101 : Kirchenkcich, Kntwurf von J.-A. .MciMhonler
D Abb. 102: Rokokofächer im Kunstgewerbemuseum zu Berlin D
Für die zünftigen Verhältnisse der Zeit ist es übrigens bezeichnend, dafi der König
die Patente schon 1699 hatte ausstellen lassen, daft sich die Registrierung infolge
des Widerstandes der Genossenschaften aber ein Jahrzehnt lang hinzog. Von der
BEMALUNG der SPIEGEL mit Blumen, Figuren u. a. war schon früher kurz die
Rede. Die ursprünglich chinesische Technik scheint lange ein Geheimnis ganz
Weniger gewesen zu sein ; man malte nach einer Bemerkung bei Savary mit Leim-
farben [nicht mit Ölfarben] auf sehr feine Folie besten Zinns, lief) die Malerei zwei
bis drei Tage trocknen und brachte die Folie dann mit dem Amalgam an die Rück-
seite der Spiegelfläche. G
Dafi die GLASMALEREI in der ganzen Zeit von der Renaissance an nicht im
Entferntesten mehr die alte Bedeutung hatte, wurde bereits hervorgehoben. Be-
merkenswert ist eine Beschreibung der verschiedenen Glastechniken im Journal
Oeconomique vom Jahre 1757 und 1754; wir bringen daraus folgende Stelle:
'Die einzige Methode auf Glas zu malen, die heute üblich ist, besteht darin, dafi
man Stücke von farblosem Glase nimmt, und sie so schneidet, daß die Hauptpartien
der Zeichnung nicht durchschnitten werden.' [Aus einer anderen Quelle erfahren
wir, dafs die Malereien für die Kapelle in Versailles zum Beispiele auf Platten von
2Fufi6Zollim Quadrat ausgeführt worden waren.] 'Der Künstler numeriert die
Tafeln und setzt mit dem Pinsel die durchsichtigen Emailfarben auf, die fein ge-
mahlen und mit Wasser und Borax oder mit Gummi arabicum aufgelöst sind. Man
erhitzt die Glasstücke dann in einem eigens für diesen Zweck gebauten Ofen. Es
sei bemerkt, daß nur das [gewöhnliche] Glas diesen Brand aushält aber nicht das
Kristall! glas] unserer Spiegel, da dieses sehr zart und nach der Menge des Sandes,
die man beimischt, mit Salzen erfüllt ist und diese beim Brande sich mit den
Farben mischen. Die [geschilderte' Methode hat ihre Vorzüge, aber die Farben
sind nicht so leuchtend wie die der alten Art. Die Emailfarben haften beim Brande
1S4
G
\v.i: .lardiiiuri
amm
nur an der Oberfläche, ohne in die Tiefe des Glases einzudringen, ausgenommen
das Silbergelb |le jaune fait avec de l'argent calcine|, das übrigens das Glas nicht
nur völlig durchdringt, sondern in ihm sich sogar ausbreitet. Dies ist auch der
Grund, warum es die Künstler so viel als möglich vermeiden, diese Farbe neben
Blau zu setzen, weil das unter dem Blau sich ausdehnende Gelb das Blau in Grün
verwandelt.' CD
Auf dem Gebiet der KKRAMIK ist in Frankreich auch im Rokoko nur die FA-
VKNCK und allenfalls das Weichporzellan von Bedeutung, doch erlangt dieses
erst in der späteren Zeit gröjicre Wichtigkeit, so dafi es zweckmäßiger sein wird,
die Entwicklung des Weichporzellans dann bei der Besprechung der Manufaktur
von Sevres und ihrer Vorläufer (Rouen, Lille, Chantilly, Saint-Cloud, Vincennes]
im Zusammenhange zu behandeln. Von den gröf>eren Fayencefabriken ist. wie
bereits gesagt, NEVERS die älteste aber nicht die selbständigste; gerade die Ar-
beiten im Rocaillegeschmack mit Vögeln, Schmetterlingen und Blumen sind aber
sehr gut und weit besser als die Nachahmungen der Füllhorndekoration Roucns.
1735kamen nach Nevers Arbeiter aus. Moustiers und damit beginnt die Nachahmung
der dortigen .Arbeiten; später dient Meif^en als X'orbiid. D
In MOUSTIERS ragen in der Regence- und Rokokozeit PIERRE CLERISSV II.,
[der 1743 geadelt wurde], und J. B. VIRV hervor, der Sohn des älteren Viry, der
der wichtigste Mitarbeiter des ursprünglichen Gründers der Fabrikation. Pierre
Clerissy [I.] war. Die Dekoration der Arbeiten von Moustiers ist besonders leicht
und steht unter dem Einflüsse der Jean Berain, Picard und B. Toro ; an Stelle der
155
n Im Hafen, Wandtoppich von Aubusson, nach Claude -Josephe Vernet.
Sammluni; des Marquis de la Gandara
Ehemalie<
früher beliebten Jagddarstellunjren treten mythologische Szenen. Der Ruf von
Moustjcrs war so jjrofv daf> der spanische Gesandte Graf Aranda 1736 vom König
von Frankreich die Krlaubnis erbat und auch erhielt, einige Arbeiter für seine
Fayencofabrik in Alcora zum Unterrichte anzuwerben. Einer dieser Arbeiter,
OLKRY. brachte dann das Geheimnis der spanischen vielfarbigen Fayencen nach
Moiis'i.r«; zurück. Durch die neuen farbigen Arbeiten, darunter auch reiche
Fi^, .enen, die von 1738 an bis in die achtziger Jahre mit gropiem Erfolge aus-
jjcfuhrt wurden, erhielt Moustiers seine gröfite Bedeutung. Später führte Olery
Gr 1 in der Art Callots aus. In den fünfziger Jahren hatte die Erzeugung
»ehr zuuennmmen; doch kann künstlerisch schon ein Rückgang beobachtet wer-
den ^' ' Revolution endete die Tätigkeit der Werkstätte. D
In K' " t,N. dcs.son Hlüte in der ganzen ersten Hälfte des Jahrhunderts anhält
und d:»< "•rh 1.. r.if< von früher her einer bestimmten F'ormensprache erfreut, tritt
da«! 3 _ .re Rocaille erst gegen die Mitte des Jahrhunderts ein. Be-
if. 1 sind die Kficher [Füllhörner] und Fackeln von wundervoller Farben-
pracht, übrigens ist der DECOR A LA CORNf] immer noch der häufigere. Beson-
en-orragcnd war die von der MADAME DE VILERyM geleitete Fabrik im
nt-Severe zu Rouen; man rühmte, da{^ sowohl die grof^en als die
'r-r Fabrik trotz alU-r Anstrengungen der Engländer und Holländer
♦ d<'r Farben und Geschmack der Zeichnungen überträfen. —
' vf»n LILLE wäre hervorzuheben. G
inzzcit auf dem Gebiete der Keramik [Abb. 100 [fällt erst nach
rts ; doch hat sich gerade in den keramischen Erzeugnissen das
Hwo> rhalten. Um die Mitte des Jahrhunderts bestehen 12 Fayence-
IS«
Abb. 105: MctTi-^uftT. W.indifppich von AubUüHon, nach Claude-Jo!.<-|ilu' \'iTiiit I"hi-tiKiliui- Sanunlunu
O dea Marquii de la Gandara O
fabriken; die glänzendsten Leistungen sind mit dem Namen .lOSKPH GASrAKI)
ROBI]RTS verknüpft. Man stellt sie nicht mit Unrecht zum Teile auf eine Stufe
mit Sevres und Meif>en. Manche dieser Arbeiten zeigen aber auch schon aus-
gesprochenen Louis-XVI-Charakter, besonders auch die Stücke mit Ansichten aus
der Provence. D
Sehr glänzend sind auch die Leistungen des F-ilsaf, und Lothringens, zweier her-
vorragender (iebieti' keramischer Indu.strie überhaupt, insbesondere STKASS-
BL'R(iS. Die ersten Versuche, in Stra^lnirg eine Porzellanfabrik zu errichten,
machte WACKK.NFELD, ein Überläufer der Meißener Fabrik; doch er hatte wenig
Erfolg. 1709 gründete Cil.AHLKS HANNONd, der inMaestricht geboren, inMainz,
dann in Höchst tätig war, eine Fayoncemanufaktur; 1721 vereinigte er sich mit
Wackenfeld, später errichtete er eine zweite Werkstätte in HAfjKNAl'. Seine
Söhne trennten sich 1737; dann vereinigte Paul wieder das ganze Unternehmen
und führte es auf eine hohe Stufe der Entwicklung. .Man unterscheidet somit drei
Abschnitte der Fabrik: die erste unter Charles llannong und Wackenfeld
[1710 1739), daim die Blütezeit, zugleich die Zeit des Rocaille jAbb. 10H| unter
PAUL ILWNONG bis zu seiner Abreise nach Frankenthal, endlich die dritte unter
JOSEPH HANNONG j 1760 bis 1780|, dessen reichgefärbte Blumen besonders be-
rühmt waren. — Jünger als Strasburg, aber gleichfalls bedeutend ist die Manu-
faktur von NIEDI-^R WEILER \ 1704 gegründet); sonst wäre etwa noch die Fabrik
von LUNE\'ILLE , 1731 gegründet] zu erwähnen. D
Im MARQUISAT DE LA NOCLE (Bourgogne], einem Besitz des Marschalls
N'illers, wurde um die Mitte des Jahrhunderts eine Fayencefabrik errichtet, deren
Erzeugnisse als besser denn die von Nevers und als eben so gut wie die von
157
Bacchua und Ariadne, nach Boucher, Wandteppich aus Beauvais.
zu Turin.
Im königlichen Palast
D
Abb 106
O
Roü' " '':« bis dahin als die besten galten, jedoch als wohlfeiler bezeichnet werden.
At; :cn sie dem Feuer widerstehen, was die holländischen Fayencen und ost-
hcn Porzellane nicht taten. Weiter berichtet die Gazette de Commerce
1757, daft vor kurzem im Faubourg Saint- Antoine zu Paris eine Fabrik für 'fayence
japonnee, facon de Saxe' errichtet wurde, die sehr gute Arbeiten im neuesten Ge-
schmackc verfertige, wie Leuchter mit Figuren, 'pots-pourris a animaux', Kamin-
• , Blumentöpfe und Tafelgeschirr; auch führe die Fabrik Arbeiten nach
. Zeichnungen aus. Unter 'japonner' haben wir hier wohl überhaupt das
; .:,alen im Gegensatz zur bloften Blaumalerei, die mehr als chinesisch galt,
zu verstehen. Bemerkenswert ist jedenfalls die Bedeutung, die das deutsche Por-
zellan nun auch für Frankreich erlangt hat D
Betreffs des WKICHPORZELLANS sei hier nur auf die kleinen Reliefblumen
von VIN'CENNES hingewiesen, weil sie seit den vierziger Jahren für Bronze-
' "'Tund Kronen vielfache Anwendung fanden; auch wurden sie, zu Sträuften
•♦ ;., y rf-n aufgestellt. Die weiche Masse des französischen Porzellans
...:*urlichere Farbengebung. Wie naturalistisch die Arbeiten waren,
daraus erkennen, daft es heiftt, Madame de Pompadour, die für die
'•n der Fabrik im höch.sten Grade eingenommen war, hätte solche Por-
hcimlich in ihr Glashaus bringen lassen, und der König habe sie
halten; er soll von da an ein Förderer der Fabrik geworden sein,
f'hoben werden, daPi die Formen des Rokoko sich imWeich-
» 1 ebj bis etwa 1 770 erhalten und daß dann erst die Louis-XVl-
•1 • i ' 1 1 1 1 1 . ^ » •
J>?J
Abb. 107: Wandteppich aus der Gobelinnianufaktur mit Daratellung au» Don Qulxolr. nach Entwurf
von Charles Aiitolne Coypt-I. Umrahmuni; nach Kntwurf von I.echairr Im Könlallchcn l'alatt lu Turin
Formen endgültig siegen. Näheres hierüber wird besser der nächste Abschnitt
über französisches Kunstgewerbe bringen, da Vinccnnes doch nur eine Vorstufe
für Sevres ist. D
Von LKDKR ARIU:ITF-:N mögen hier nur kurz die Schmuckkassetten der Damen
fecrain oder baguier], die im Innern eine Anzahl kleiner Abteilungen hatten, und
vor allem die HUCnBINDKRARHKITKN hervorgehoben werden. Schon in der
letzten Zeit Ludwigs XIV. werden die Ränder der. sonst oft nur mit Wappen oder
Monogrammen geschmückten, Fiücher mit spitzenähnlichen Mustern verziert.
Anfänglich erscheinen diese Muster aus einzelnen Stempeln |fers ä la dcntelle]
zusammengesetzt ; um die Mitte des.Iahrhimderts werden auch größere zusammen-
hängende Stücke mit einer Platte gedruckt. Das Hervortreten solcher zarten
Musterungen entspricht jedenfalls der Fintwicklung der gesamten Kunst. y\m
feinsten bildet sie DKROMK le jeune aus; PADKLOUP, der Hofbuchbinder Lud-
wigs XV. verwendet auch Stoff- und Tapetenmuster auf Bucheinbänden, gerade
kein künstlerischer Fortschritt. Im übrigen sind die Krzeugnisse beider Mei.ster
kaum zu scheiden. An Stelle der bis zum Knde des siebzehnten Jahrhunderts
üblichen Arbeiten mit eingelegtem farbigen Leder [ und Goldornament dazwischen |
treten seit Beginn des achtzehnten Jahrhunderts Arbeiten mit aufgelegten und
eingepref^ten Lederstücken, die im ganzen solider sind. Nach den alten Katalogen
zu schlief^en, waren die Zahl der reicher ausgeführten Stücke übrigens nie sehr
bedeutend. Zu Beginn des Jahrhunderts wurde vorübergehend auch wieder eine
159
.,-*^
iiltore Kunstiibunjj aufnonoiiimon, nämlich das Ein-
pressen viMi Ornamenten in den marmorierten, ein-
fach rot oder sdiwarz gefärbten oder aiicli verjrol-
deten Sdinitt vermittelst heificr Eisenstempel ; man
bezeichnete dies als 'anticpier'. D
Wenn wir zur IJetrachtvmjT der Textilkunst iiber-
jjehen, müssen wir an erster Stelle wieder die
(U)HKLINS nennen. Von Oillot ist ein 'Livre de
portieres pour tapisseries' erhalten, das bis auf ein
Hlatt von ihm selbst gestochen ist; das Ornamen-
tale tritt Rejjen das Fifrürliche. Landschaftliche
und Hlumenwerk aber sehr zurück. Die Manufacture
des (»obelins selbst hebt sich im aclitzclmten Jahr-
hundert wieder bedeutend. Die Obcrlcitunfr hatten
durch das ganzeJahrhundert Architekten [ROBERT
DK rOTTE, GARNIER D'ISLE, SOUFFLOT]; doch
waren unter den Atelierleitcrn Maler wie OUDRY
11733 bis 1735| und FRANgOIS BOUCHER |1755
l'is I771J. Auch bemühten sich die berühmtesten
Maler, für die Manufaktur Vorbilder liefern zu kön-
nen. CLAUDE AUDRAN, der für die Manufacture
tätig war, gehört jedenfalls zu den genialsten und
reizendsten Künstlern in der Richtung des Gillot
und Watteau. Es soll auch Watteau selbst eine Zeit
in seiner Werkstatt gearbeitet und an den 'Portieres
des dieux', die dann sehr häufig und mit Verände-
rimgen wiederholt wurden, mitgearbeitet haben.
Künstlerisch und insbesondere kunstgewerblich
höher stehen noch die berühmten 'Moisgrotesques
par bandes' für die Räume des Grand Dauphin im
Schlosse Meudon gearbeitet |siehedieTafel|; es sei
erwähnt, dafi bei den nachträglichen Kopien aus
F*rivatfabriken die Ränder fehlen. Wichtig sind die Gobelins mit Szenen aus Don
• •-.dievon 1718 1794 immerwiederausgeführtwurden; die Verschmelzung
■ .•■- ri;^ürijchcn und Dekorativen ist bewunderungswürdig |Abb. 107]. Das P'igür-
• V,r. uf .n,n,f VOR CHARLES COYPEL, der 24 Jahre - bis 1751 — daran arbeitete;
tirrere Umrahmung ist zumTeil vcm ihm selbst, zumTeil unter seiner
I^itunp .'! hrt worden. Die häufigen Darstellungen historischer und reli-
. wie die 'Jagden Ludwigs XV.', sind zum Teil in den wieder er-
nvatfabriken z. B. von MONMERQUE und GAZETTE oder JANS und
IAA iAi\HK - au.«;geführt worden, aber kunstgewerblich großenteils von ge-
' In dem sonst ausgezeichneten Esther-Zyklus des JEAN
»V, grof^artigen 1737 bis 1742 entworfenen und öfter ausge-
rifisitionen '^ind dir- Riindf-r Kopien üblicher reicherer Bilder-
Abto. III
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(TT— 1 GROTTESQUES PAR BANTES • GOBELIN
9cJ|< AUSGEFÜHRT NACH CLAUDE AUDRAN 1708
rahmen ; der ei^jeiie Stil der üubelmumrahmunßcn ist durch den alljjemeinen Natu-
ralismus verloren net^an^en [s. auch Abb. lOti;. tierade von Arbeiten naeli De Troy
hebt das Dictionnaire du Citoyen aber hervor, daf^ die Halbtone wie in einem Ge-
mälde beobachtet wären. — Groftcn Krfolt» hatten die 'Amours des dieux* Bouchcrs ;
mit ihren jjemusterten Hinterjjründen, Blumeni»ehäni»cn usw. haben sie auch kunst-
gewerblich bedeutendes Interesse [s. die Tafel Aurora undCephaius], führen aber
schon in das ausgesprochenere Kt)uis-XVI hinein. Sie wurden oft wiederholt und
besonders gerne für Geschenke an Fürstlichkeiten verwendet; manche Wieder-
holungen stanimen auch aus lU^auvais. Hemerkt sei übrigens, daft noch genau in
der .Mitte des Jahrhunderts für das Mobilier des Dieux* Gobelinüber/üge nach
Entwürfen Herains verwendet wurden. In der zweiten Hälfte des .lahrhundcTts
tritt das Dekorative im allgemeinen jedoch ganz zurück; es werden reine Bilder,
sogar Bildnisse, wie das in seiner Art allerdings ausgezeichnete Bildnis Lud-
wigs XV. in ganzer Figur nach Lül'IS MICHKI. VA.N LOO geschaffen. Q
Die Manufacturc von BKAL'\'AIS erlebte gerade im Rokoko unter der Leitung
des JKAN BAPTISTK ÜlDRY \ 172») bis 1755| ihre gri.nte Blüte. Oudry schuf übri-
gens zu gleicher Zeit auch Kntwürfe für die 'Gobelins'. Der Hauptruhm von
Beauvais beruht in der Herstellung von Sitzbezügen, Panneaux u. dgl.; doch wur-
den auch groftc .Arbeiten ausgeführt [Abb. 100'. Unter den kleineren Stücken
wären etwa die 'Amüsements champetres' hervorzuheben. Oudry verfertigte
übrigens auch noch Verdurcn; eine davon ist signiert, aber (nach Guiffrey] von
gleichzeitigen .Arbeiten aus Aubusson oder Belgien nicht zu unterscheiden. Auch
Boucher hat für Beauvais zahlreiche Kntwürfe geliefert, unter denen die Amo-
retten sich besonderer Beliebtheit erfreuten. Nach Oudrys Tode ging die künst-
lerische Leitung der Fabrik an einen Landschaftsmaler .U'LIAHD über: Blumen-
sträuf>e und ähnliches machen später denn auch eine Hauptstärke der Fabrikation
aus und entsprechen damit dem Naturalismus der LouisXVI-Zeit. D
FAL'SSES HAUTPM.ISSKS waren gewebte Gobelin-Imitationen, die schon
um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, besonders in ROUKN, ausgeführt
wurden; sie stellten Landschaften, Historien 'und selbst Gemälde' dar, wie es im
Journal oeconomique von 1756 hei(>t. Dabei sollen sie sehr billig gewesen sein.
Gobclinartige Gewebe wurden auch zum Bodenbeläge verwendet, was übrigens
auch vor und nach dieser Zeit der Fall war; man nannte diese Arbeiten TABIS DK
TAI'ISSKRIK. Sic wurden aufier an den genannten Orten in Arras, Felletin.
Tournay |wo sie TAPIS DK MONCADKS hieben; und an anderen Orten verfertigt.
Auch GKKNÜPFTK TKPPICHE scheinen in verschiedenen Orten hergestellt
worden zu sein; am wichtigsten war hierfür aber jedenfalls die Savonncrie [siehe
Seite 122], die schon in der letzten Zeit Ludwigs XIV. durch ein Kdikt von 1712
wieder aus ihrem Verfalle erhoben worden war.
In der eigentlichen WKBKRKI steht Frankreich in der Rokokozeit an der Spitze
aller Länder, und zwar hat auf diesem Gebiete LYON die unbedingte Vorherr-
schaft. Für das Ausland ist die Weberei vielleicht überhaupt die wichtigste In-
dustrie Frankreichs. Mit Recht heif>t es in dem Anhange zu Savary am Ende unserer
Epoche: 'Les manufactures de Lyon sont une branche du Commerce de la France
1 1 • Geschichte des Kunstgewerbes. II 161
I
! tranßcr*. Und an anderer Stelle wird aesao;!: 'Die deutschen
11 u\ ilirer Hekleiilunii, verwenden keine anderen Stoffe als die
:>(. uc:. j yi>n waren in der Weberei aber auch noch PARIS mul TOURS
•>" n;.- Lyoner Fabrikation wurde besonders auch durch die I3e-
.^ . Uten gefördert; in den besten Zeiten hatte sie ISÜOOWebstülile
In der Fiirbcrei herrschte Lyon gleichfalls. So kam es, daf> in Lyon auch
au- ;che Mengen ausländischen Materiales — Seide insbesondere aus
und Spanien zur Verarbeitung; geläuteten, hi die Zeit des Rokoko fallen
-n wichtige TECHNISCllK VKRHKSSKRUNGEN des Webevcrfah-
"c .lAKLNF-' schon 1717 in Lyon einen besseren Webestuhl, 1728 er-
»N das Kcirper und Geist ernuidende Ziehen der Karden durch eine
Vorrichtung, 1743 stellt der berühmte VAUCANSON eine Seiden-
. her, die einen Seidenfaden lieferte, der dem bis dahin als unübertroffen
(geltenden picmontesischen gleichwertig war. So wird den grofien technischen
Nc <'n Jacquards und anderer vorgearbeitet. D
künstlerisch hat. wie gesagt, Lyon die F'ührung, doch können wir kaum Meister
Tl. die Entwürfe lieferten; erst in späterer Zeit wird uns mehr zufällig
■ ■• eines besonders Grof>en, Phili])pes de la Sallc, bekannt. Es wurden die
_. • R der Fabriken jetzt zwar hoch bezahlt, aus geschäftlichem Interesse
aber von der Auftenwelt fast abgeschlossen; denn in ganz anderem Ma|ie als vor-
her war es jetzt wichtig, die W^elt mit stets neuen Mustern zu überraschen. Der
RASCHE MODEN WECHSEL gilt natürlich mehr für die kleingemusterten Kleider-
stoffe als für die groggemusterten, wie sie für Wandbespannungen und ähn-
' ' — bisweilen aber auch für Kleider - - verwendet wurden. In diesen gröf^er-
tcrten Sorten werden zum Teil noch die früheren Muster fortgeführt, die
•• r T ifiie auf dem Granatapfelmuster beruhen; nun erscheinen sie aber
na" i umgestaltet und besonders gern mit Ananasformen als Mittel-
stücken. Au(^erordentlich verfeinert werden die spitzenartig wirkenden Gründe,
die übrigens schon in der späteren Louis-XIV-Zeit auftauchen. Es wurde schon
darauf hingewiesen, daf^ Stoffe dieser Art meist zu früh angesetzt werden. D
;ibt es Stoffe mit grofien ganz naturalistischen Blumenstreumustern,
,1 -vj\ 1 i.nuj.S genannt], zum Teile auf reicherem Grunde, und selbst mit ganzen
T -.r ,Krh',f*,-'. )u.\ denen ostasiatische hlinflüsse, besonders durch die P'URIES be-
•'jffe vermittelt, nicht zu verkennen sind. Typisch für das Ro-
caille sind Stoffe, in denen mit naturalistischen Blumen volutenartige |Abb. 108 1
oft ganz abstrakte, mitWorten kaum zuerklärende, zumTeil auch mißverstandene
he.Formen dargestellt sind; es kommt hierwieder auf den kokettenGe-
■/. an, der sich auch in dem Nebeneinander grof5er Musterungen und zarter
'' ' -päteronRokoko werden die oft wirbelnden und mit Blumen
.'. i.i-JJ,.MJNIEN,diesichin dcrfrüheren Zeit finden, gestreckter und
mdie einförmigeLouis-XVI-Richtungüber; auch werden dicSTREU-
und anderen Streumuster in Form und Farbe zarter, dabei in der
' n Ausführung aber immer raffinierter. Es scheint, daß bisweilen auch
TASIATISCHE Stoffe genau kopiert wurden. Die ostasiatische Seide
und Weberei selbst ^alt im all^jemeinen jedoch alsneriii^;er denn die europäische;
man rühmt an ihr nur, da(\ sie auch beim Waschen den Glanz behielt, und bevor-
zugte einiije Stoffsorten. Im i^anzen hat die Zufuhr aus Ostasien aber kaum mehr
die Hedeutuntj von frülier, eine Krscheinunjj, die wir auf dem Gebiete der Lack-
arbeiten und Porzellane klarer bele^jen konnten. D
(lanz kurz nur m()jje hier auf die französischen HliDUTCKTKN STOFFK. die
sich ^röf^^tenteils in dem Wettt)e\verbe njit den massenhaft ein^jeführten indischen,
persischen und ostasiatischen Frzeui^tussen entwickelten, hingewiesen werden;
es wird über sie in der Zeit des Klassizismus, wo sie innerhalb der europäischen
Fiitwicklunjj Krot^>e Bedeutung erlangten, jedenfalls näher zu sprechen sein. Um
die einheimische Stoffindustrie zu schützen, wurde, wie bereits an anderer Stelle
gesagt, die Hinfuhr wiederholt streng verboten; freigegeben wurde sie erst 1759
und zwar mit Hücksicht auf die minder bemittelten Schichten, denen reichere
Kleidung bereits ein Bedürfnis geworden, kosts|)ieligcre Arbeit aber doch nicht er-
reichbar war. Auch hier möge aber wieder eine Stelle aus dem bereits erwähnten
Dictioniiaire du Citoyen 1 1759| angemerkt sein: 'Die französischen bedruckten
und ähnlich hergestellten Stoffe sind den indischen [worunter man auch ost-
asiatische verstand] durch d'e Schöidieit und Richtigkeit der Zeichnung überlegen.
Einige Fabriken sind sogar bis zur Haltbarkeit der orientalischen Farben gelangt.
Unsere Fabriken verstehen ihren Zeichnungen auch Rundung und Helicf zugeben,
indem sie die Schattierung mehr oder wenigi r stark halten . . .' Man erkennt also
wieder die in mancher Beziehung schier unüberbrückbare Kluft, die die euro-
päische von der (')stlichen Kunstauffassung trennte, und man begreift. daf> beim
Weiterschrciten auf dem Wege des typisch eurt)päischen Naturalismus, der Sinn
für die östlichen Erzeugnisse wieder verloren gehen mufite. Wenn im letzten Klas-
sizismus dann die Vorliebe für indische Shawls und ähnliches stärker wird, so be-
ruht dies wohl in der den indischen Blumen eigenen Buntheit und in der Unver-
brauchtheit dieser F'ormenwelt. D
Zur Beurteilung der Stickerei ist das Werk von CHARLKS GFRMAIN DK
SAINT-AUBIN von besonderer Bedeutung; wenn es auch erst 1770 erschienen ist,
so betrifft es sicher auch die echte Rokokoperiode, wie durch Beischriften einzelner
Darstellungen ganz klar ist. Ks findet sich sogar noch die Stickerei einer Hof-
uniform aus der Zeit Ludwigs XI\'. abgebildet, dann z.B. die Stickerei an einem Ge-
wände des Marschalls de Villeroy von 1717; weiter sind Stickereien von 1730,
1744, 1747 usw. dargestellt und besprochen. Reizvolle Entwürfe für Stickereien
hat NIC PINEAU [ 1(548 1754) wohl unter dem Einflüsse Gillots geschaffen, wäh-
rend seine Entwürfe für Rahmen und Möbel mehr den Einflu(i Toros verraten. —
Eine besonders reiche Rokokostickerei gibt Abb. 109 wieder. D
Selbst auf Herrenröcken und Westen verbindet sich mit demreichstenRocaille
und Schnorkelwerk, das meist plastisch in Gold dargestellt ist, naturalistische
Blumen- und sogar Landschaftsstickerei ; die heute noch zahlreich erhaltenen, von
Paris aus in alle Welt versendeten, Muster für Stickereien auf Herrenröcken und
Westen [meist kleine Stücke von etwa 12 20 cm Länge und 20 — 30 cm Breite)
stammen aber meist erst aus der Louis-XVI-Zeit, wenn sie auch zum Teil noch
H* 163
D Abb. 109: Goldstickerei nach Saint-Aubins L'Art du brodeur D
Rokokoformen zeigen. Gestickt wird noch wie in der Barocke EN RONDE BOSSE,
wobei die Unterlagen größerer Arbeiten oft von Bildhauern in Papier, Stoff u. a.
ausgeführt und dann mit Gold oder farbiger Seide überstickt werden; bei flache-
rem Relief, das natürlich das häufigere ist, genügt eine Unterlage aus stärkeren
Fäden. Der echte LASURSTICH ist seit langem nicht mehr in Anwendung,
dagegen noch der unechte |0R NUE BÄTARD [ mit weiter auseinanderliegenden
Grundfäden. Die Anordnung der niederhaltenden Stiche in der Goldlegetechnik
ist außerordentlich vielseitig: versetzt, rautenförmig, schuppenförmig, schlangen-
förmig usw. Die verschiedenen Arten der Stickerei, bei denen die Seide quer
über weit auseinander liegende Unterlagsfäden geführt wird [BRODERIE EN
GAUFRURE und BRODERIE EN SATINE], waren schon in der vorhergehen-
den Periode üblich, werden nun aber sehr fein durchgebildet. BRODERIE EN
164
KAPPOKT ist eine Stickerei, deren einzelne Stücke im Rahmen ausgeführt und
dann auf dem Stoffe zusammengesetzt werden; meist sind die einzehien Teile von
einem Goldschnürchen |pratique| eingefa|^>t. Auch konnte eine solche Stickerei
von einem Stoff auf den anderen übertragen, auf Vorrat gearbeitet und fertig ver-
kauft werden. Ktwas ähnliches ist dieHroderie KN (jl'II'rKK, die auf Pergament-
unterlage gearbeitet ist. Natürlich wird der FLACHSTR'H in verschiedener Weise
stets angewendet; bei Fahnen, (jcwandern u. a. ist auch der doppelseitige Flach-
stich nicht si'lten. Sehr sonderbar berührt dies bei Kircheiigewändern, die |nach
Saint-Aubin, bisweilen in der Weise doppelseitig bestickt wurden, dafi man zwei
Grundstoffe verschiedener Farbe [etwa rot und weift | aufeinander legte und
doppelseitig bestickte, damit dasselbe Gewand bei verschieden kirchlichen Festen,
für weiche verschiedene Farbe vorgeschrieben war, getragen werden konnte. Man
erkennt aus solchen Kleinigkeiten den Wandel der ganzen Gesinnung. Welcher
Unterschied gegenüber dem Mittelalter, das sich an Liebe und Aufopferung in
solchen Dingen zur Ehre Gottes nicht genug tun konnte! - Zur Stickerei wurden
vielerlei Pailletten aus Metall (später auch aus Glas], auch farbige und lackierte,
Stäbchen- und röhrenförmige verwendet; doch erreicht der Gebrauch solcher
Arbeiten erst in der Louis-XVI-Zeit den Höhepunkt. D
Die eigentliche Nadelmalerei wird als BKODKRIE EN NUANCE bezeichnet;
man verfährt dabei sehr naturalistisch. Saint-Aubin verlangt, daftman auf die ver-
schiedene Farbenwirkung der Seide, die sich bei verschiedener F'adenrichtung
ergibt, achte; größere Arbeiten wurden noch mit langen flottliegenden Fäden aus-
geführt. Die zur Stickerei verwendete CHENILLE wird entweder aufgelegt und
niedergenäht oder durchgestochen, was als haltbarer galt und auch reichere Farben-
gebung erlaubte. - Die dem Kreuzstich verwandte HRODEKIE EN TAPISSERIE
wurde, da sie nicht den Genossenschaften vorbehalten war und auch leichter aus-
geführt werden kann, als Nebenbeschäftigung in Nonnenklöstern oder zum Zeitver-
treib auch von vornehmen Damen ausgeübt. ZurV'ereinfachung der Arbeit, um die
Fäden leichter abzählen zu können, legte man auf den zu bestickenden Stoff allen-
falls erst ein straminartiges Gewebe, das man nach Vollendung der Arbeit wieder
auszog. Man wendete häufig Wolle und Seide gemischt an, wobei man die helleren
Töne in Seide, die dunkleren in Wolle ausführte, da die Seide leichter schiebt und
dies in den lichten Tönen der allgemeinen Stimmung weniger schadet. — Bemer-
kenswert sind die Arbeiten aus aufgenähten geknoteten Schnüren; dieses Knoten
von Schnüren war auch eineBeschäftigung vornehmer Damen, in solcherTätigkeit
stellt etwa Nattier [in Versailles] die Madame Adelaide dar. Sonst wäre noch die
Piquestickerei hervorzuheben, die für Decken, ganze Morgengewänder u. a.
verwendet und BRODERIE DE MARSEILLE |in Deutschland gleichzeitig MAR-
SEILLENSTICH i genannt wurde. D
Grofte Bedeutung hat in der Regence- und Rokokozeit noch immer die
SPITZE; in einer nach Duft, Grazie und Leichtigkeit strebenden Zeit ist dies fast
selbstverständlich. Bei den HERREN fallen infolge der allmählich eingetretenen
Änderung der Tracht allerdings die 'Canons' weg; es bleiben aber die Kravatten
[später die 'Jabots'] und die Armkrausen. Weit größer ist die Verwendung in der
165
DA.MKNKLKinrN'ri, hc'\ iloraiiStello clorKravatttMi jrdiu-li dicTours de cou |Tours
de j^orj^o] treten und die Mansdictten sich zu den l-ji«fay;eantes verlängern. Ks
vollzieht sieh nun aber ein auf^erordentUch folirensehwerer Wandel: die Spit/e
tritt nämlich, wozu die Prunkschür/.en der Louis-XIV-Zeit }Tewisscrnia(>en den
ÜberganjT bildeten, an die OHI'RKl.ICinUNCi, bei der, von verschwindenden Aus-
nahmen abjjesehen, früher nur Gold- oder Silberklöj)pelarbeiten, also mehr Posa-
menterien, üblich waren. Doch werden liier aucli immer noch Posamenterien ge-
braucht; es treten soj^ar bunte, naturalistisch gefärbte aus Gimpen mit plastischen
Blumen hinzu. Aber das Streben nach Leichtinjkeit und pikanten Gejjjensätzen lä(^t
die Spitze den Boden, auf dem sie ursprünglich erwachsen ist. die Wäsche, zum
Teil verlassen und sich über die schwereren Obcrkleiderstoffe ausbreiten. Es
hängt dies mit der malerischen Fintwicklung der Damenkleidung in derHokokozeit
überhaupt zusammen; es wird jetzt ja auch oft von vornherein ein Teil desKlcides
mit dem Futter nach auf>en geschlagen, um malerische Farben- und Mustergegen-
sätze zu erzielen. Das Malerische greift später besonders auch auf die Kopftrachten
über und gibt dann auch da mehr Gelegenheit zur Anwendung von Spitzen, als es
bei den strengen älteren Hauben der Fall war. Damit wird die Spitze erst ein ganz
selbständiger Gegenstand und kann sich als solcher um so freier entfalten. Viel-
leicht hat aber gerade die so erfolgende rasche Entfaltung dazu beigetragen, die
Spitze nun so schnell dem letzten Stadium ihrer Entwicklung, das sie im Louis-XVI-
Stile erreicht hat, zueilen zu lassen. — Die zarteren Formen verdrängen allmählich
übrigens auch in der Herrenkleidung die stärkeren Barockmustcr. D
Durch die ganze Rokokozeit gehen die genähten ROSALINSPITZEN und die
ihr entsprechenden geklöppelten. Wie schon an anderer Stelle gesagt wurde, er-
halten sich die kräftigeren Barockformen nur in den kirchlichen Stickereien und
in der Volkskunst; doch dringen sowohl in die kirchlichen als in die volkstümlichen
Arbeiten auch die zarteren rosalinähnlichen Muster, und zwar hauptsächlich in
den geklöppelten Spielarten, ein. D
Frankreich hat in rein künstlerischer Hinsicht besonders die Nähspitze ent-
wickelt, während die Niederlande mehr klöppelten; doch wurden in beiden Län-
dern beide Techniken gepflegt. Unter den französischen Fabrikationsstätten ragt
besonders ALENQION hervor, in dem urkundlich erwiesen alle Spitzenarten der
Zeit ausgeführt wurden; die regelmäßigen sechseckigen Gründe, die sich aus den
älteren unregelmäßigen V^erbindungsstegen herausentwickeln, beginnen hier um
1700. [Da man unter 'AlenQonspitzen' gewöhnlich spätere Spitzentypen versteht,
wird es nötig sein, auf sie noch bei Besprechung der Louis-XVI-Kunst zurückzu-
kommen und dort eineAbbildung zu bringen. Auch wird bei den niederländischen
Spitzen noch von ihnen gesprochen werden müssen.] Dann wäre ARGENTAN zu
erwähnen, dem man gewöhnlich die genähten Arbeiten mit dickcrem umwickelten
Grunde zuschreibt, obgleich eine bestimmtere Begründung für diese Zuweisung
nicht zu erbringen ist. Unter SEDANSPITZEN versteht man besonders feine Näh-
spitzen im späten Louis-XIV- und Rokokocharakter, in denen die Gründe außeror-
dentlich abwechslungsreich und einzelne Teile [häufig fliederartige Büsche] sehr
naturalistisch gebildet sind. Auf die feine und verschiedenartige Durchbildung der
166
Gründe, die «ich, wie uezeint, in allen Erzeugnissen der Innenarchitektur und des
Kunstgewerbes dieser Zeit jjeltend macht, wird besonderer Wert Kc'^K^; doch sei
erwähnt, daft ebenso wie bei den Stoffen auch bei den Spitzen manchmal offenbar
ältere Motive forttjeführt, zum Teil aber feiner ausgebildet wurden. Die [gekloj)-
pelten] VALKNTIKNNKSSIMT/.FN werden später [Seite 172] im Zusammenhanj;
mit der» niederlimdischeii Kloppelspitzcn behandelt werden. □
Die Blütezeit der S|)itze ist mit dem Rokoko vorbei. Ks ^;ibt auch noch in der
Louis-X\'l-Zeit einzelne reizvolle Schöpfunijen; «lie Spitze wiril aber zu einer Art
Dünnstoff mit zarten Hanken und fein verteilten Streumustern. Der überiiang
zum bestickten Maschentüll war damit nur mehr eine Frage der Zeit. Auch die
Spitze verödet durch die Furcht, Phantasie zu zeigen. Ks geht mit der Spitze
wie mit dem OESA.MTKN Kl'NSTdKWKRIiK. Nach der I.oslösung und spielen-
den Entfaltung der Formen im Rokoko blieb nur mehr der Naturalismus und das
primitivste Liniengefühl, das sich mühsam Formen zusammensuchte, um seine
abstrakte Nacktheit und Hlutarmut verhüllen zu können. Das niichstliegerdc war
die Anlehnung an Vergangenes; so beginnt mit der Erschoi)fung des R(jkoko-
gedankens — der, wie gesagt, zum Teil ein Protest gegen die Barocke war — die
wirkliche Periode der STIl.WlFDIiRHOLL'Nü, die zugleich aber auch die Periode
des NATL'R.ALISMUS »st. Ahnliche Bestrebungen hatten seit der Renaissance
schon wiederholt ähnliche Ergebnisse gezeitigt, nur nie in so starkem Mafte, wie
nach der gr()f>tcn künstlerischen Freiheitsorgie, dem Rokoko. Jedenfalls lag schon
in der älteren französischen, holländischen und selbst italienischen Renaissance-
bewegung für die Kunst wiederholt die (Jefahr vor, in der Sackgasse des Natura-
lismus oder des absoluten Klassizismus zu enden; zum (ilück handelte es sich
immer nur um einzelne Richtungen, neben denen es auch andere gab. \'or allem
war es aber der geistige Schwung und die rücksichtslose Wucht der Barocke, die
der ganzen Kunst neuesLeben einflö(^te; wicAntäus aus derBerührung mit seiner
Mutter Erde, so zog die Kunst neues Leben aus der Berührung mit ihrer ewigen
Grundlage, der PHANTASIE. D
Nach der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts überwindet die fortschreitende
VERSTANDESKULTL'R aber den grof^en Einbruch phantasievollen Empfindens,
den die Zeit Ludwigs XIV. noch mit dem Ausdruck grof,er staatlicher Ideale zu
verschmelzen verstand; die Phantasie wird gewissermaf^en wie ein Fremdkörper
wieder ausgeschieden. Aber freilich lieft sich dieser Prozeß ebensowenig bis
zum letzten Ende durchführen, wie irgendeiner in der menschlichen Entwicklung.
Es wäre aber unrichtig, wenn man glaubte, das Rokoko wäre zu diesem oder
jenem Zeitpunkte — selbst wenn man dabei nur an ein einzelnes Land denkt ab-
geschlossen gewesen; das Rokoko läuft immer noch neben dem KLASSIZISMUS
einher. Und es ist immer wieder bereit, sich von neuem zu erheben, nach dem
Falle des Empire ebenso wie nach dem Falle der Neu-Renaissance im letzten
\'iertel des neunzehnten Jahrhunderts, wo sich für den Kenner in gewissen Rich-
tungen der Moderne auch ganz klares Rokoko bemerkbar gemacht hat. Das Rokoko
hat eben die letzten Reste reicherer Phantasiekunst gewahrt und mit Freiheit
und naturalistischem Empfinden zu vereinen versucht. D
167
Kl
ROKOKOSPITZEN • AUS DKM K.K. ÖSTHKK. MUSEUM FÜR KUNST UND
INDUSTRIE, WIEN • LINKS, MALINES-, RECHTS, VALENCIENNES-SPITZE
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ON OBKN NACH INTKN: PUTJKSKANTK, SUÜ. BINCHKSPITZK. BkLSSELKK KLÖITKL-
jPITZE, SOG. SEDAN- (WOHL BRÜSSELER NÄH-1 SPITZE WIEN, ÖSTERREICH. MUSEUM
2. DIK NIKDKKLANDK. D
Die südliohon, spaiiisclion. Niederlande liatten diircli die l-lioberun^skriefre
Ludwigs XIV. arg zu leiden; Valenciennes und andere Stätten altniederländischer
Kunstpflcjje gelangten sogar in den Besitz Krankreichs. Die traurigen inneren
\'erhältnisse waren der Entfaltung der Kunst und des Kunstgewerbes natürlich
höchst ungünstig, besonders da die volkswirtschaftlichen Interessen Belgiens viel-
fach auch durch Holland geschädigt wurden. Dies änderte sich zunächst auch
nicht als das Land \ \1\3\ unter österreichische Herrschaft kam. Krst von der Zeit
Maria Theresias an erreichte HICLCill^N wieder eine höhere wirtschaftliche Blüte;
doch fällt der gröfUe Teil der Regierung dieser Fürstin schon in die nächste Periode,
die kunstgeschichtlich nach Ludwig XVI. benannt wird. Es ist somit begreiflich,
daft gerade in der Rokokozeit Belgien nicht mehr jene Bedeutung für die Entwick-
lung des Kunstgewerbes innehat wie etwa in der ersten Hälfte des siebzehnten
Jahrhunderts. Und wenn es auch in einzelnen Gebieten noch hervorragendes
leistet, so geschieht es doch unter dem überwiegenden künstlerischen Einfluf^
FR.WKREICHS, das hier in unmittelbarer Nachbarschaft auch sein volkswirt-
schaftliclies ÜBERGEWICHT am stärksten geltend machen konnte. D
Dies zeigte sich selbst in einer der ältesten und größtenKunstindustrien Belgiens,
der GOBELIN\VE!BEREI, die sich in späterer Zeit fast ausschlielilich auf Basse-
lisse-Arbeiten beschränkte; von ihrem Abklingen war schon oben [Seite 50 1 die
Rede. Es darf aber nicht verschwiegen werden, daP; noch um die Mitte des acht-
zehnten Jahrhunderts die niederländischen Arbeiten im allgemeinen als sehr schön
und zum Teil auch als umfangreich gerühmt werden. D
Am wichtigsten ist die belgische SPITZENERZEUGUNG; sie ist gerade in der
Rokokozeit sogar bedeutender als die französische. Es wurde schon hervorge-
hoben, daß in der späteren Louis-XIV- und Rokokozeit die KLOPPELSPITZE
keineswegs mehr die untergeordnete Stelle einnahm wie früher, sondern der ge-
nähten Spitze ziemlich gleichberechtigt war, ja für manche Verwendung wegen
der erreichbaren gröP^eren Feinheit sogar bevorzugt wurde. Da war Belgien nun
in der glücklichen Lage, den Ft^INSTEN FADFIN zu besitzen oder wenigstens aus
Holland am leichtesten beziehen oder dort bleichen lassen zu kcinnen. Auch wirk-
ten die Klöster mit ihren Schulen in den zum Teile verarmten Städten gerade in
dieser Hinsicht förderlich, und auch die Verarmung selbst mochte der Klöppel-
arbeit viele Kräfte zuführen. G
Dazu kam noch, daf^ sich BRÜSSEL, vielleicht aus ähnlichen Ursachen, all-
mählich zu einem Hauptsitze der Damenkonfektion entwickelte. In Brüssel wurde
aber nicht nur geklöppelt; es wurden auch NÄHSPITZEN hergestellt, die in der
Rokoko- und späteren Zeit als die besten unter allen galten. Bei Savary heifit es
[um die Mitte des Jahrhunderts) gerade von der genähten Brüsseler Spitze: 'Der
POINT DE BRUXELLES ist der schönste in seiner Art, sowohl was Reichtum der
Erfindung, als Geschmack und Vollendung der Arbeit betrifft. Er wird von der-
selben Anzahl verschiedener Arbeiterinnen hergestellt, mit derselben Qualität des
Fadens und erfordert vom Fabrikanten dieselbe Sorge wie die |Brüsseler| Klöppel-
spitze.' Es mögen hier einige erklärende Zusätze gestattet sein. Schon für die Alen-
170
^onspit'/e wird uns j^cnauercs über die Arbeit.steiliiiijj bei ihrer Herstellunii be-
richtet; die einen machten die all(;enieinen Vurstiche, andere füllten die Muster,
andere setzten das Relief auf, andere vereinigten die einzeln gearbeiteten Stücke,
andere füllten die Gründe oder legten die letzt«' Hand an. So war auch in Brüssel
die Arbeit geteilt. Die oben erwahnteSorgedesKabrikanten bestand hauptsächlich
darin, immer neue Muster, insbesondere abwechslungsreiche Gründe zu finden.
Ks gab auch einen Point de Hruxelles, bei dem blo(\ die Hlumen genäht und die
Gründe dazwischen eingekloppelt wurden ; man darf hier aber nicht schon an Ap|)li-
kationsspitzen denken. Hei Savary heiftt es weiter: 'Das genähte Grundnetz ist
ungefähr um die Hälfte teurer als das gekltippelte; es ist stärker als dieses und
weniger dem N'erziehen unterworfen. Auch läf^t sich der Nähgrund bedeutend
leichter ausbessern als der geklöppelte, der sich bei Verletzungen leicht auflöst
und bei i\cn\ die Ausbesserung nicht nur schwierig, sondern .luch leicht erkennbar
ist. Die Nadelarbeit gibt auch den (lichteren Stellen des Musters denselben (jrad
der Überlegenheit über die geklöppelten Teile diesiT Art.* Ks sind also rein prak-
tische Gründe hervorgehoben, die hier der Nähspitze den Vorrang sichern. Dafi
man die schon besprochene, naturgemäj^ grö|>ere, Dicke einer Nähspitzc (gegen-
über einer Klöppclspitzc aus gleichem Faden] nicht störend empfand, beruht eben
in der außerordentlichen Feinheit des Fadens, der für die Brüsseler Spitze ver-
wendet wurde, so daft auch die genähte Arbeit unvergleichlich feiner war, als
etwa eine italienische Khippelspitze. Nebenbei sei bemerkt, daft man die dichtere
Musterung TOll.K nannte, ein Ausdruck der streng genommen nur für die ge-
klöppelten .Arbeiten paf>te [LKlNKNSt'HL.\G] und dafür auch hauptsächlich ver-
wendet wurde; der strenge Ausdruck hierfür bei der Nähspitze wäre TISSU oder
POINT FKKMK. D
Nach den Brüsseler Nähspitzen gelten die französischen aus ALENX'ON für
die besten. 'Der POINT I)'.\LENQ'ON wird [nach Savary] ebenso wie der Point
de Bru.xelles mit der Nadel ausgeführt, aber er steht sowohl an Geschmack als
an Feinheit der Ausführung diesem nach... Kr hat auf,erdem den Nachteil, daft
der Faden der Blumen sehr stark ist und im Wasser noch anschwillt... [hier ist
also der Vorzug des feinen niederländischen Fadens besonders betont;. Man
fordert auf>erdem von den Fabrikanten in Alen^on mit Recht eine reichere Ab-
wechslung der Gründe. .Man empfiehlt ihnen auch die Kunstfertigkeit, mit der
durch glückliche Anwendung verschiedener Fladen und Grundmuster den Spitzen
solche Abtönung, solche Rundung, und solcher das Auge des Beschauers ent-
zückende Glanz verliehen wird. Man sendet viel Point d'Alenvon nach Brüssel,
um dort die Gründe herzustellen. Die Spitze erhält dadurch einen Lüster und
einen Wert, der ihr [an sich] fremd ist und sie den Brüsseler Spitzen nahe bringt.
Die Kenner wissen gleichwohl die eine von der andern Art zu unterscheiden.' \'on
den KLüPPKLSPlTZKN der Rokoko- und frühen Louis-XVI-Zeit heiftt es in der-
selben Quelle: 'Die ersten Leinenklöppelspitzen sind infolge ihrer F'einheit, ihres
Geschmackes, ihrer Verschiedenartigkeit, ihres Glanzes und der Schönheit der
Zeichnung die von Brüssel. Nach diesen sind die gesuchtesten die von Mecheln
i Malines], von Valenciennes, die falschen Valenciennes, die (genähten] Points
171
d"AloiH'Oii umi il'Ar>;ciUair. Man siolit, wie sioli das VcM'hältnis allniälilioh ver-
schubcn hat; die fiMiistcn fran/.ösisoluMi Arten konmieii (M'sI narli den bcl<iischon.
Hei den Brüsseler Klöppelspit/en wurden die KINZKLNl^N HLUMKN ge-
sondert jiearbeitet und durch dazwischen einjTekU)ppelte Gründe verbunden. Die
Figuren und Blumen der Brüsseler Spitzen nuijUen daher fürsicli alleinHalt haben
und vor dem Zerfasern gesichert sein; man erreichte dies zumeist durch Überein-
anderschlagen der Fäden am Kande der Ornamente, so da(i die Ränder in flachem
Relief erscheinen. Die MKCHKLNKR KLOPPKLSPITZKN |MALINKS| sind |wie
Savary berichtet] nach den Brüsseler die schcuistcn und von etwas längerer
Dauer. Sie untersclieiden sich dadurch, daP^ man sie in KINICM einzigen STÜCKIG
klöppelt. [Von den eigenen Contourfädcn wird unten noch gesjirochen werden.]
Man bringt [bei den Mechclner] aber wie bei den Brüsseler Spitzen verschiedene
Gründe an, je nach derZeichnung, um dieBlumen hervorzuheben und ihnen so Ab-
tönung und Glanz zu geben... Man erzeugt sie viel in Antwerpen, Mechcln und
Brüssel, übrigens auch in Brügge und Gent'. Man erkennt hieraus deutlich, daft
der Name nicht mehr die Herkunft, sondern einen Typus bezeichnet. Kbenso ging
es wohl mit den heute als BINCHK bekannten Spitzen; denn von den Spitzen, die
in der Gegend von Binche hergestellt wurden, helfet es nur, dafi sie ebenso gut
wie die flandrischen und Brabanter wären. Heute bezeichnet man mit diesem
Namen vielfach Spitzen mit unklarem dichten Muster und kleinen quadratischen
Tupfen im Netzgrunde. Unter FLANDRISCHEN und BRABANTER SPITZEN
versteht man heute dagegen alle möglichen Arten, so weit sie nicht in die sonst
klareren Kategorien gehören. D
Es sei hier nur noch die Beschreibung der VALENCIENNESSPITZEN nach
obiger Quelle angefügt, wenn Valenciennes auch bereits französisch war. 'Die
Valenciennesspitzen sind gleichfalls in einem Stücke geklöppelt, aber aus ein
und demselben Faden und mit einem gleichmäfiigen Netze; dies setzt sie gegen-
über den Mechelner an Geschmack und Schönheit natürlich etwas herab. Sie sind
gleichwohl, wenn sie auch weniger schön sind, teurer, weil sie solider sind. Sie
stehen überdies durch die F'arbe zurück; sie sind etwas rötlich weif^ und nie ganz
rein weift. Man macht in Gent dieselben Sorten, doch weniger dicht aber auch
weniger teuer; man nennt sie darum falsche\'alenciennes [fausses Valenciennes];
an Schönheit stehen sie aber fast gleich.' Die Bemerkung, daft man zur Valen-
ciennes nur 'einen' Faden verwende, bezieht sich darauf, daft in der 'Mechelner' die
Hauptformen gewöhnlich durch einen stärkeren seidigglänzenden Leinenfaden
umfaftt sind, der aber, wenn er die Form umlaufen hat, abgeschnitten wird, wie
auch sonst unter I mständen an gewissen Stellen Fäden zugefügt werden; darin
besteht eben die bei Savary erwähnte geringere Solidität gegenüber den Valen-
ciennes. Da bei diesen die Fäden des, möglichst dicht gehaltenen, Musters auch im
Grunde untergebracht werden müssen, wird dieser immer etwas dichter und
etwas schwerfällig. P>wähnt sei, daft die alten Valenciennesgründe sechseckig
sind; die viereckigen Gründe kommen erst etwa seit 1820 vor. Die Blütezeit der
Valencienne.s fällt anscheinend übrigens erst in die Louis-XVI-Zeit, wo man
dann auch auf den Reichtum der Gründe nicht mehr solchen Wert legte, sondern
172
mehr auf ruhitic Wirkung ii'iii Übcryanjjsheispifl bietet die Tafel, Seite 168). Mit
der rötlichen Farbe, die als Mangel der V'alenciemies aiii^eführt wird, darf jene
bräunlii'he Farbe nicht vorwechselt werden, die man denSpit/en oft schon in alter
Zeit absichtlich durch Baden in Kaffee oder Tee j^ab. offenbar um eine mit den
Oberkleidern besser zusammen^jehende Tönung zu erreichen. D
Die so;,'enannten I'OT.IKSKANTFN (Seite 169], so ^enarmt, weil sie ^»cwohn-
lich Hluinenvasen als Ilauptnrnajnent /eif,'en, gehören anscheinend zn dm ältesten
Spitzen mit reichen (Irundniustern und scheinen hauptsächlich in HOLLAND ge-
tragen worden zu sein. Wenn sie für uns auch ganz den Charakter der Louis-X\'I-
Arbeiten zu haben scheinen, so kann man sie d«)ch auch als Fortsetzung der nie
ausgestorbenen Spätrenaissanceformen auffassen und daher zum Teile in frühere
Zeit versetzen. Die Ausführung auch speziell für Holland bestinunter Spitzen er-
folgte übrigens grösstenteils in Belgien, besonders in Antwerpen. Ganz kurz sei
hier auf die BLONDKN hingewiesen, da sie zwar früher schon getragen wurden,
doch später immer gri)fiei'e Bedeutung erlangen. Der Name stammt daher, da|>
man sie ursprünglich meist aus gelblicher , Höh- 1 Seide verfertigte; der Name ging
dann auch auf die schwarzen Arten über. Di«- Blonden wurden geklöppelt; genäht
wurden Seidenspitzen überhaupt selten. Die meisten Blonden hatten einfachere
[geometrische] Formen; die wie die kostbarsten Leinenspitzen gearbeiteten hie-
ben Blondes travaillees. Es gab auch aus mehreren Farben gemischte, die zur
Oarnierung von Damcnkleidern, Hauben u. a. dienten; in solchen Arten war der
N'erbrauch in der späten Rokokozeit sehr bedeutend. D
Auch in HOLL.AND war die Zeit vom späteren siebzehnten. lahrhundert an der
Entwicklung des Kunstgewerbes nicht mehr günstig; man erkeimt ja auch in der
grollen Kunst dieser Zeit eine allgemeine IIHSCHLAFFUNG. Kaum ist je eine
Kunst nach so hoher Blüte so rasch niedergegangen wie die Hollands. Auf die tie-
feren Gründe, die wohl mit den dauernden Kriegen gegen F'rankreichs Übermacht,
mit der ungeheueren Anspannung der Steuerkraft des an sich so reichen und täti-
gen Volkes, vielleicht aber am meisten mit der GELDSACKGFISINNL'NG der reich
gewordenen herrschenden Schichten zusammenhängen, kann hier nicht eingegan-
gen werden. Auf den praktischen, etwas nüchternen und zugleich konservativen
Sinn der Holländer, wie auf den durch den Handel geschaffenen Zusammenhang
mit den fernen Ländern wurde aber schon hingewiesen. D
Es ist begreiflich, daf^ die wuchtigen Barnckmöbel italienischer I^ichtung in
Holland kaum Nachahmung fanden. Mehr Einflut^^ konnten die einfacheren schwung-
vollen Formen der späteren Louis-XI\'-Zeit gewinnen; so vermochte auch der jün-
gere Marot in Holland Verständnis zu finden. So viel wir sehen, sind die holländi-
schen MÖBEL der franz()sischen Richtung sehr ma(>voll und grof^enteilsin NATUR-
HOLZ, besonders überseeischem, ausgeführt. In vielen Fällen mag die Verein-
fachung der barocken Formen aber auch unabhängig von Frankreich und früher
als dort erfolgt sein ; die Ursachen sind zum Teil in dem echt holländischen Streben
nach Einfachheit, zum Teil in den ostasiatischen Vorbildern, besonders Lack-
arbeiten, zu suchen. Die geschweiften Beine, die zugleich allerdings auch der
Barocke entsprechen und in ihr auch vorgebildet sind, insbesondere aber die
173
breiten pfeschwiinorcncn Mittel-
teile der SessclrücUlehnen, die
sich gleichfalls mit barockem
Geiste und barocken Vorbildern
vereinigen lassen, finden sich
schon an älteren ostasiatischen
Arbeiten und waren den Hollän-
dern an diesen sicher aufgefallen.
Die einfacheren Formen mit
ihren sonst nur spärlich ange-
brachten Schnitzereien |Abb. IIOJ
und ungeschmückten Flächen bo-
ten auch der INTARSIA wieder
reicheren Spielraum; auch wird
gerne noch Elfenbein und Perl-
mutter in den Intarsien verwen-
det. Man vergleiche hier auch den
in den Hauptlinien sehr verein-
fachten Rokokoschrank auf der
Tafel. Volkstümliche Möbel kom-
men, wie auch in Deutschland und
anderswo, gestrichen und BUNT
BEMALT vor; es ist in gewissem
Sinne ein billigerer und kräfti-
gerer Ersatz der Intarsia. Her-
vorragende Wichtigkeit erlangen
Abb. 110: Holländisches Lackkabineu, Ende des 17. jahrh. ^^^^i die LACKMÖBEL Hollands;
besondere Verdienste um die Erforschung der Lacksubstanz hat sich der große
Gelehrte Huygens erworben. D
Das ROKOKO, das ja in gewissem Sinne der Stil der beginnenden AUF'KLÄ-
RUNG ist. kann in Holland naturgemäfi auf gröf^eres Verständnis rechnen als die
Barocke. Es gibt auch ganze holländische Rokokoräume, in Weif^ und Gold und mit
farbigen Bildern, allerdings auch von etwas kühlerer Auffassung. Nicht selten
sind etwa reicher geschnitzte Schlitten. Besonders häufig sind aber wieder
Arbeiten in exotischem Naturholz, das infolge seiner Dichtigkeit auch besonders
schlanke Formen gestattet. Ganz besondere Bedeutung hat das holländische Möbel
noch dadurch, dag es ganz zweifellos auf die Entstehung des englischen Möbels
den allergröf^ten Einfluß ausgeübt hat, und zwar sowohl dadurch, daft fertige hol-
ländische Stücke -Bureaux, Cabinette, 'Großvaterstühle' u. a. | nach England kamen,
als dadurch, daß holländische Handwerker nach England wanderten; insbesondere
war dies der Fall, als der Oranier Wilhelm englischer König geworden war, und
dann in der Zeit der Königin Anna. — Eigenartig entwickelte sich das hollän-
discheGLAS, das. nebenbei bemerkt,wegenseinerReinheitberühmt war. Übrigens
sind es hauptsächlich Dilettanten, die das früher schon übliche Ritzen mit dem Dia-
174
I
^d,; HOLLÄNDISCHER ROKOKOKASTEN
L^-!^ WIEN, ÖSTERREICHISCHES MUSEUM
inanten seit Beginn d«. r dreiSiger Jahre des aclitzehnteii
Jahrhunderts durch Punktieren mit dem Diamanten er-
setzen und so in Nachahmung Verschiedenart igerKupIti -
Stiche, aber auch anderer N'orbilder, sehr zarte Wirkun-
gen erzielen; es sind fast ausschliefdich hohe Stengel-
gläser I Abb. 1 1 1 1. die in dieser Art geschmückt werden
Am I-]nde des Jahrhundorts wären die sogenannten
WOi.l-FGLASKR als Vertreter dieser Richtung zu vv
wähnen. Die geschnittenen holländischen Gläser könnrii
sich dagegen mit den deutschen und österreichischen
nicht messen. - Die holländische TKXTILINDrSTKir,
hat auch in dieser Periode künstlerisch keine besondere
Wichtigkeit, wenn auch die REFUGIKS, die nach der
Aulhebung des Ediktes von Nantes in Holland Zuflucht
gefunden hatten, gerade auf diesem Gebiete fruchtbrin-
gend wirkten; am meisten Bedeutung hat noch die Er-
zeugung bedruckter Stoffe in Art der orientalischen
[persischen, indischen usw.J; doch wurde Holland hierin
von England übertroffen. ID
3. ENGLAND D
In vieler Beziehung ähnlich wie in Holland lagen die
Verhältnisse in Fingland, nur war dieses Land in au(ier-
ordentlichem Aufschwung begriffen, während Holland
mindestens nicht vorwärts kam. Doch erkeimcn wir
einen ähnlich KONSERVATIVEN und NÜCHTERNEN
SINN und ebenso auch die maf^gebenden Beziehungen zu den überseeischen
Ländern. Die Beobachtung, daf^ sich INSEL\'OLKER trotz aller Verbindung mit
dem gegenüberliegenden Festlande oft im Gegensatz zu ilim entwickeln, ist
ja schon wiederholt ausgesprochen worden. Man hat dies in neuerer Zeit beson-
ders bei Japan im Gegensatz zu China beobachtet; es gilt aber auch bei Eng-
land im Gegensatz zum europäischen Fcstlande und war auch schon im acht-
zehnten Jahrhundert tiefer dringenden Beobachtern nicht entgangen. So helfet es
z. B. in dem Nachtragbande zu Savary, wo von der Stellung P'rankreichs im allge-
meinen die Rede ist: 'Von dieser Zeit an dienen der Geschmack und die Mode
Frankreichs den anderen Völkern als Richtschnur; man ahmt absichtlich ein \V)lk
nach, dessen Sprache man schätzt, dessen Meisterwerke man bewundert. Selbst
die Engländer, obgleich sie am weitesten davon entfernt sind, französische Ge-
bräuche anzunehmen, schmücken sich mit Gewändern und Stoffen aus Frankreich,
sogar an den F'esttagen ihrer Nation.' Es ist damit einbekannt, daHi sich die Eng-
länder eben doch nur in gewisser Beziehung dem französischen Einflüsse unter-
warfen. Auch erkannte man, daft der englische Geschmack sich in mancher Be-
ziehung deutlich von dem französischen unterschied; nirgends konnte das eben
so klar zum Ausdruck kommen als gerade in den Moden. So heilet es bei Savary
weiter: 'A Londres les femmes preferent la richesse au goüt, et la force ä l'agre-
175
Abb. 111: .Mit dorn Uuiinantcn
punktiertes Stencelglas. Hol-
land. Mitte de« acht/i'hntcn
.lahrhundorts. Kcichmbcrg,
Nordböhm. Gewerbe- Museum
ment. On y conserve dans l'ötoffc lo plat, Ic niassif et Ic bizarre du Cliinois. Quel-
quefois les fabricans veiilent iniitcr les etoffes de Lyon; mais on Ics det'ifrure en le
oopiant.' Dieses l'rteil ist ja gewift befano;en. vom Standpunkt des Franzosen der
beginnenden Louis-X\'I-Zeit aus gefällt, aber gerade deshalb bezeichnend für den
Gegensatz der Geschniacksentwicklung. Doch erkennt der festländische Schrei-
ber, nachdem er alle Vorzüge Frankreichs aufgezählt hat, daß Fngland in man-
chem auch überlegen sei. So sind in Fngland viele Waren billiger; trotzdem Eng-
land nur halb so gro(> als Frankreich ist und nur halb so viel Einwohner hat, besitzt
es doch mehr Arbeiter, hat eine gröfiere Marine, weniger Verwaltiingsapparat und
bessere Kolonialwirtschaft. All dies brachte nun die eigentümliche l-lntwicklung
und Blüte des englischen Volkslebens sowie der englischen häuslichen Kunst her-
vor, denen damit von vornherein die Richtung ins PRAKTISCHE eigen war. D
Die klassizistische Richtung der Renaissance, wie sie besonders JNIGO JONES,
der Hofbaumeister Karls I., vertrat, bedeutete gegenüber der mehr nationalen
Kunst in der Zeit Elisabeths einen Sieg italienischen Geistes. Die Ausführung der
.\rbeiten ruhte auch zum großen Teile in den Händen von Ausländern, vielfach
Italienern; aber schon zur Zeit Jacobs I. ist auch manches franztisisch. so etwa das
inKnole erhaltene Paradebett. — Karl I., der die französische Prinzessin Henriette
Marie zur Gemahlin hatte, suchte nicht nur ein absolutes Regiment nach fran-
zösischem Muster, sondern auch ein glanzvolles und künstlerisch verklärtes Hof-
leben in England einzuführen. Er trat mit Rubens in Verbindung, berief van Dyck
und gründete, wohl nach dem Muster der Medici, die Gobelin-Manufakture Mort-
lake bei London, über die noch zu sprechen sein wird. Sein Mobiliar und sein Silber-
gerät bezog er. wie Muthesius in seinem Werke über das englische Haus annimmt,
wohl aus Frankreich, vielleicht auch aus Italien. — Die Revolution verhalf dagegen
wieder dem PURITANISCHEN' GEISTE und damit der strengen altenglischen Rich-
tung zum Siege; diese blieb dann in der eigentlich bürgerlichen Kunst noch lange
an der Herrschaft und wurde nur allmählich durch die noch zu besprechenden
holländischen und französischen Einflüsse umgewandelt; ganz verloren gegangen
ist sie überhaupt nicht. Der Hof selbst stand nach der Restauration [1660| ganz
unter FRANZÖSISCHEM EINFLÜSSE, was um so weniger zu verwundern ist, als
Karl II. während seiner Verbannung ja am Hofe Ludwigs XIV. gelebt hatte und
von Ludwig Subsidien erhielt. Man darf annehmen, daß die prächtigen Möbel und
Metallgeräte, die sich heute noch aus jener Zeit in England erhalten haben, ent-
weder geradezu aus Frankreich gekommen oder wenigstens nach französischem
Vorbilde, vielleicht auch von französischen Arbeitern, in England ausgeführt wor-
den sind. □
CHRISTOPHER WREN, von 1668 an Oberaufseher aller königlichen Bauten,
war zuStudienzwecken nachParis gegangen, besonders um die unterLudwigXIV.
neu errichteten Werke zu studieren; seine Hauptschöpfung, die Paulskirche
in London, zeigt auch unverkennbare Spuren der französischen klassizistischen
Barocke. Für die Innenräume der Paläste führt er die ungeheure Höhe der fran-
zösischen ein; doch verhilft er wieder den altheimischen Holzvertäfelungen mehr
zur Geltung als es etwa in der Zeit des palladianischen Klassizismus der Fall ge-
176
wesen war. Allrrdirißs brin^jt er aucl> in diese Vertäfelun^jcii die ungeheuren
MaRc, etwa Külliuigen bis zu zwei Meter Breite; so ist seinen Häunien eine ge-
wisse vornehme Leere eigen. Manchmal bestehen auch nur die Sockel imd Simse
aus Holz, und die geputzten Wände sind hauptsächlich auf die Wirkung der zahl-
reich aufgehängten Hilder angewiesen. Vielfach für Wren tätig war (jK1NK1N(J
(jIBHONS ( gestorben 1721 I, der zu den ersten selbständigeren Künstlern Kng-
lands in der Holz- und Steinornamentik gerechnet wird; übrigens ist er inHolland
geboren und ausgebildet. Ks wird ihm eine Anzahl ausgezeichneter Holzschnitze-
reien mit naturalistischen Fruchtgehängen und verschiedenartigen Kmblemen für
Spiegelrahmen, Friese und anderes zugeschrieben; doch wird wohl mit Hecht an-
genommen, dat^> in der sonst übcrgrof^en Zahl ihm zugemuteter Arbeiten jeden-
falls auch solcln' von Hilfskräften und von Nachahmern, die seinen Stil noch längere
Zeit fortführten, miteinbegriffen sind. D
Die leere Grotiräumigkeit, die schon bei Wren erwähnt wurde, steigt noch bei
VANBROrdll, vielleicht dem barockesten Meister Fnglands, und bei HAWKS-
MOOR. Zugleich wird auch die Holzverkleidung gegenüber dem Stein und Putz in
den Sälen wieder mehr zurückgedrängt; ganz verschwindet sie allerdings nie,
besonders in denBibliothoksräumen ist sie immer in Übung geblieben. Die Biblio-
thek des 1722 bis 1735 für Robert Walpole erbauten Landsitzes Houghton in Nor-
folk war wohl der erste mit Mahagoni getäfelte Raum; vorher wurde zu solchem
Zwecke nur Kichcnholz verwentiet. Für M(')bel sind die exotischen Ihilzer aber
schon früher in Brauch gewesen. Verschiedene Räunft; des genannten Landsitzes
hatten auch Gobelin- oder Stoffverkleidungen, einer Marmorverkleidung; in sol-
chen Räumen war offenbar französischer Einfluft mächtig. Aus Frankreich kamen
besonders auch barocke Spiegelrahmen, die man früher mit den Spiegeln zu-
sammen aus Italien bezogen hatte. Später gelangten auch franz(')sische Rokoko-
rahmen nach Kngland und wurden hier nachgeahmt. D
Gegenüber dem französischen wurde der HOLLÄNDISCHF KINFLÜSS be-
greiflicherweise dadurch besonders gefördert, daß Kngland in Wilhelm III. einen
Holländer zum Herrscher erhielt. D
In den sogenannten QUEEN-ANNK-Möbeln. die nach der 1714 gestorbenen
Königin Anna genarmt sind aber in der ganzen ersten Hälfte des achtzehnten Jahr-
hunderts geschaffen werden, mischen sich französische und holländische Einflüsse.
Aus Holland kamen vor allem die geschweiften breiten Mittelbretter der Rücken-
lehnen, oft mit eingelegter .Arbeit, und gewisse gedrehte Formen. In dieser Zeit
bilden sich die POLSTERMÖBEL, besonders auch die Armstühle mit Seitenlehnen
für den Kopf, aus. Die Schränke mit Schubladen, die Kommoden, die Standuhren
entwickeln sich den entsprechenden festländischen Mobein parallel, aber doch
meist in einfacheren Formen, am meisten den holländischen Arbeiten entsprechend.
Mit diesen hängen auch die GLASSCHR.\NKE zusammen, die zum Aufstellen von
Porzellanen und anderem \'erwendung finden. — Wie nahe einander bisweilen
aber auch französische und englische Formen stehen, kann man etwa bei dem
noch zu besprechenden Deutschen Schübler sehen, der Lehnsessel kaum unter-
scheidbarer Form einmal als 'englischer Fasson' und einmal als 'französischen
12 • Oeschichte des Kunstgewerbes. 11 177
neuen Leliii-Sessel" bezeichnet. Inmierliin erkennen wir hieraus, dnf> enj^lisclie
Arbeiten schon in den zwanzijjjer Jaluen des achtzelinten Jahrhunderts auch auf
dem Festlande als \'orbilder anerkannt wurden. D
In manchen rRAKTISCHKN DINGKN war Knjrland jedenfalls schon früh voran;
so wurde schon oben auf die Erwähnung englischer Mechanismen bei Möbeln in
französischen Inventarcn des achtzehnten Jahrhunderts hingewiesen ; auch wurden
schon im 17. Jahrhundert Sopha mit verstellbaren Lehnen in Kngland ausgeführt.
'Englische Fensterladen' werden schon im ersten Drittel des achtzehnten Jahr-
hunderts in Wien erwähnt.- Selbständige Bedeutung erlangt das englische Möbel
im zweiten \'iertel des achtzehnten Jahrhunderts. Ks ist dies ja überhauptdicZeit
des Erwachens der englischen Kunst. Es braucht nur an einen Mann wie Hogarth,
dem dann die groP^en Maler in verhältnismäfiig kurzer Zeit folgen, erinnert zu
werden oder an die Entstehung des ENGLISCHEN GARTENS, der in gewissem
Sinne eine parallele Erscheinung zum französischen Rokokobildet. Der englische
Garten ist eine Etappe auf der Suche nach der Natur; auch im Garten soll an Stelle
der Symmetrie freies Gleichgewicht und verschiedenartige Stimmung treten.
Führer auf diesem Wege waren die Ostasiaten, wie sie auch im fi anzösischen
Rokoko von besonderem Einflüsse gewesen waren. Besonders CHAMBERS wies
auf die ostasiatische Gartenkunst hin. Obgleich uns die chinesischen Gärten selbst
heute oft kleinlich und kindisch erscheinen, so konnten Beschreibungen sol-
cher Anlagen doch die Phantasie, die eine bestimmte Richtung schon genommen
hatte, mächtig anregen. Einer der Hauptvertreter des neuen Gartengeschmackes
WILLIAM KENT [1689—1748] war auch einer der ersten, die Möbelentwürfe ver-
öffentlichten; früher 1 1739] erschien allerdings schon das Werk des William Jones
The Gentlemen's or Builders Companion. In dem Werke Some Designs by Mr. Inigo
Jones and Mr. William Kent |1744| sind auch Möbel gotischen Stiles enthalten; es
wird uns dies um so weniger wundern, als die Gotik in England ja nie ganz aus-
gestorben ist und auch in den neuen englischen Gärten und der sich bereits
meldenden Romantik [Horace Walpole] als heimatliches Stimmungselement be-
sondere Bedeutung erlangte; auch sehen wir, daf^ sich selbst das festländische
Rokoko der Gotik wieder verständnisvoller gegenüberstellte. D
Es erscheint nun um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eine ganze Reihe
von Werken, die MÖBELENTWÜRFE geben. Ein Teil, wie etwa die Bücher des
MATTHIAS LOCK und H. COPELAND schliefen sich dem festländischen Rokoko
an und können zum Teil nur als allgemeine, in ihrer Übertreibung kaum unmittel-
bar ausführbare, Anregungen aufgefaßt werden; hierher wären etwa auch die
Entwürfe THOMAS JOHNSONS zu rechnen, dieübertriebendünncRokokoformenj
und Chinoiserien zeigen. — Von Franzosen haben besonders die Slodtz auf
F^ngland gewirkt. Andere englische Werke wieder, wie die Veröffentlichung von
EDWARDS und DARLEY, bieten Abbildungen chinesischer Arbeiten oder dem^
Chinesischen nachempfundene Entwürfe. — Diese ostasiatischen Anregungen ver-
einigt mit Rokokoeinflüssen, einigen gotischen Anregungen und vor allem mit dei
Überlieferungen des sogenannten Queen-Anne-Stiles zusammen wirken nun ir
Chippendale. den wir als den eigentlichen Gründer eines national-englischen Kunst-
178
gewerbes, weni^istens des Mobi-
liars, anzusehen haben. Über das
Leben des THOMAS CIIIIM'KN-
DALE. des Sohnes eines Spieyel-
rahnu-nschnitzcrs, wissen wir
st'hr wonii»;. Seine frühesten Ar-
beiten werden in die Zeit von 1725
bis 173Ü, ja selbst schon um 1720,
versetzt und scheinen noch jjanz
in holländischer Art ausgeführt
zu sein. Doch sind die Stücke aus
Mahagoni gearbeitet, während in
Holland Nut^>holz das gewöhn-
liche war. Um die Mitte des
Jahrhunderts hatte Chippcndale
ein Geschäft in einem der vor-
nehmsten Viertel Londons. Um
dieselbe Zeit scheint auch Cham-
bers, der damals aus Ostasien
zurückkehrte, auf ihn EinfluP^ ge-
nommen zu haben, und man rech-
net wohl von da an eine neue, die
zweite, Periode Chippendales.
Später verrät Chippendale stär-
kere EünfKisse des entwickelten
c •• • u r> 1 I ■ \ ^ Abb. 1!2: Ilojarthstuhl nach dem ConnoisBCur 11. S. 191 O
franzosischen Rokoko, was sich ' '
besonders in der dritten Auflage seines berühmten Werkes The Gentlemans and
Cabinetmakcr's Director zeigt; die erste Auflage erschien 1754, die dritte 17(52.
Doch hat man mit Recht auf den Unterschied zwischen i\cn oft bizarren Entwürfen
dieses Werkes und den ruhigen und maf^voll ausgeführten Arbeiten Chip|)cn-
dales aufmerksam gemacht. Verschiedene Arten von Stühlen, die heute wegen
des Vorkommens ähnlicher Formen auf Bildern Hogarths als Hogarth-Stühle [vgl.
Abb. 112] bezeichnet werden, und andere Arbeiten weisen, wie gesagt, schon in
die Richtung Chippendales; doch blieb diesem die tatsächliche Ausbildung der
wirklich zweckmäfiigen und zugleich alle erwähnten Richtungen ausgleichenden
Arbeiten vorbehalton. Wesentlich unterstützt wurde sein Bemühen flurch die Ver-
wendung des NLAHAGONIHOLZES, das ihm schlanke und geschwungene Kon-
struktionen erlaubte und zugleich auf maP;volle Schnitzerei hinleitete; auch bot es
die Möglichkeit glänzend polierter Flächen. So entwickelt sich das Mahagoniholz
zu dem bis heute tonangebenden Materiale des englischen Möbels. D
Am wichtigsten wurden Chippendales SITZMÖBEL, von denen die Abb. 113
u. 1 14Beispiele bieten. Die Rückenlehnen mit ihren stets neuenFormen bilden eine
Hauptstärke des Meisters und verraten neben einigen Stuhlbeinformen am meisten
chinesischen Einfluf». Aber auch etliche Tische zeigen sehr starke Anklänge an
12* 179
Abb. 113 u. lU -Uz (Settee] in Nufiholz, frühe Zeit Chippendales, und Stuhl aus der späteren
O Zeit Chippendales O
Chinesisches. Manche mehr dem verfeinerten Luxus dienende Möbel, die sich in
Chippendales Werke abgebildet finden und mehr französische Einflüsse verraten,
scheinen seltener zur Ausführung gekommen zu sein. Die zarten Blumentische
haben sich wohl aus den älteren Flambeau.x-Trägern entwickelt, sind in [nieder-
ländischen] Vorstufen aber z. B. schon auf der Tafel mit der Puppenstube aus
Utrecht zu bemerken. Gotische Anklänge gewahrt man hauptsächlich an einigen
Stuhllehnen und Bücherschränken. Chippendales Möbel sind in ihrer Art jeden-
falls ganz ausgezeichnet und haben wegen ihrer einfachen Zweckmäßigkeit, die
doch fast nie ganz phantasielos erscheint, auch heute wieder viel Anerkennung und
Nachahmung gefunden. — Zeitgenossen Chippendales sind INCK und MAYHKW,
die in Broad Street, Golden Square, ein gemeinsames Unternehmen führten und
gleichfalls ein Werk mit Entwürfen herausgaben ,,The Cabinet maker's real friend
and companion'-; die Entwürfe ähneln denen Chippendales, zeigen aber mehr
rokokomäftige Schnitzerei. Mehr Neigung zum eigentlichen Rokoko verraten
auch THOMAS JOHNSON'S „Twelve Girandoles", ein Werk, das 1755 erschien
und vielleicht nicht ohne Einfluf^ auf die zweite entschieden schon mehr rokoko-
mäßige Auflage von Chippendales angeführtem Werke war [erschienen 1759].
Andere gleichzeitige Meister hier aufzuzählen, würde wohl zu weit führen. Übri-
gens mußten Chippendale und seine Zeitgenossen ihre Arbeiten noch in den
schweren und ungefälligen Räumen, wie sie oben geschildert wurden, unterbrin-
gen; erst der neue englische Klassizismus, der dem Louis-XVI-Stile parallel lief
und vielfach auch von ihm beeinflußt wurde, vermochte in der Gesamtanordnung,
besonders durch das Wirken der Brüder ADAM, Wandel zu schaffen. D
In der mehr bürgerlichen GOLD- und SILBERSCHMIEDEKUNST Englands
erhalten sich gotische Nachwirkungen noch bis Ende des siebzehnten Jahrhunderts ;
180
m der mehr höfischen Kichtun^J übcr\vio}»t in dieser Zeit al)er schon fjanz der
französische Kinfluf,; tjc\vif> ist ein ^rofa'r. wenn nicht der i,'rofite,Teil der hervor-
ragenderen Arbeiten aus Krankreich eingeführt worden. Dadurch aber. da|\ Kiijj-
land seit Jahrhunderten nie von Feinden betreten wurde und seit der Wiederher-
BteMun^ des Koni^jtumcs keine inneren Kriege oder sonst erschütternde Krisen
durchzumachen hatte, ist in England mehr altes (loh! und Silber erhalten als in
Frankreich; besonders weist der Kronbesitz noch alte Silbertischc. Rahmen,
I'euerbocke und anderes mit Nfono^jrammen oder Wappen etwa Karls II. oder
Wilhelms III. auf. Auch in der englischen Aristokratie sind noch alte Stücke, z. H.
aus dem liesit/.e desllerzojjs vonMarlborou^h, oder jene reichen Dament«>iletten-
tische mit Zubehör iV}.jl. Seite 1521 erhalten, die den Stolz der franziisischenHokoko-
kunst, Thomas Germains u. a., bildeten, in Frankreich aber fast alle zu^jrundc ge-
gangen sind. Ebenso hat sich im Kesitze der (ülden und Städte viel Altes erhalten.
.Auch hierin gleicht E!ngland Japan ; denn auch dieses hat aus ähnlichen (jründcn un-
vergleichlich mehr alten Kunstbesitz erhalten, als etwa das von den Volkerstürmen
des asiatischen F"estlandes immer wieder aufgewühlte China. Natürlich wurde
aber auch viel altes Silbergerät eingeschmolzen, schon um es, wenn es abge-
braucht war, zu erneuern. Die englischen unter franzosischem Einflüsse gear-
beiteten Gold- und Silberschmiedearbeiten sind, vom französischen Standpunkte
gesehen, allerdings etwas schwer; immerhin kann man ihnen eine gewisse ge-
sunde Kraft nicht absprechen. Reichere Dosen im Laub- und Handelwerkstile
zeigt die Abbildung 115. Im allgemeinen machen sich auch in den Edelmctall-
arbeiten alle Entwicklungsstadien vom Queen -Anne -Stile bis zu dem der Adam
und darüber hinaus geltend. An den englischen Rokokoarbeiten wird hervorge-
hoben, daf> das Muschel-, Ranken- und Hlumenwerk ihre Grundform nie beeinflusse;
es ist dies aber wohl nur ein bedingter Vorzug, da der ganze Gegenstand eben
weniger von einheitlichem Geiste durchdrungen erscheint. Viele der tüchtigsten
Meister waren wohl Franzosen oder Nachkommen von Franzosen, die besonders
nach der Aufhebung des Eldiktes von Nantes eingewandert waren; William
Chaffcrs gibt in seiner Gilda Aurifahrorum eine ganze Reihe französischer (jold-
schmiede von 1685 1742 an. Zu den berühmtesten Meistern gehörte FAUL
LAMERE ioder LE.MAIREl. der etwa 1730 1750 in Eondon arbeitete. - Auffällig
ist der grofse Bedarf der Innungen und städtischen Gemeinden an Silbergerät;
kennzeichnend sind die deckellosen Krüge und andere Trinkgcfäfie mit zwei
Griffen, die sehr häufig als Ehrengeschenke verwendet wurden. Die TeegefäRe
haben meist ostasiatische Formen. Besondere Bedeutung erlangen im englischen
Rokoko die getriebenen goldenen Uhrgehäuse. In älteren französischen Quellen
werden auch ENGLISCHE KETTEN ( chaines d'Angleterre i angeführt, die wegen
ihrer Feinheit berühmt waren und für Uhren, Goldetuis, Bijoux u. a. verwendet
wurden; die PVanzosen konnten sie erst seit Ende des siebzehnten Jahrhunderts
nachahmen. D
Sehr stark macht sich der französische Einfluft bei den Arbeiten inSCH.MlEDE-
EISEN geltend. Im Mittelalter hatte England auf diesem Gebiete sehr bedeutende
Leistungen aufzuweisen; doch wurden im sechzehnten und siebzehnten Jahr-
181
,VL
hundert wolil nur iMiifadicro Nutzformen
> , .1.1- r ^'^^W^ l '^^'s<Tcführt. Erst Knde des siebzehnten
J -J ~' ' "i^^T.y'f .lahrluinderts nahm die Kunst durch den
Franzosen .IKAN TI.IOU, der vermutlicli
mit Christoplier Wren aus l'rankreieh }^e-
konnnen und haui)ls;ichlich für dessen
liauten sowie für die Tolmans und Van-
^ . , , ,. hroujrhs tiitiy; war, wieder einen höheren
XV.{~^fe^=ai^^^^- ipTog^- - '■' Aufschwung. Die AusfülirunjT der Entwürfe
' Tijous i-ührtübrigenswenijTstenszumTeile
o Abb. 115: GeorBeSmiii,, Entwürfe für Dosen D sipj^^,,. y^^^ englischen Schlossern her; ein
Verlagswerk von ihm ist 1693 erschienen. Seine mit Recht als ziemlich schwül-
stig und weitschweifig bezeichneten F(U-men haben sich bis zur Mitte des acht-
zehnten Jahrhunderts erhalten und in England so festgesetzt, daß das Rokoko auf
die englische Schmiedekunst kaum tlinfluß gewann. D
Von Metallarbeiten wären noch etwa die ZINNGEGENSTÄNDE hervorzu-
heben. Das englische Zinn jin Frankreich auch als etain d'Angleterre bekannt]
war mit Wismut und auch etwas Kupfer u. a. gemischt. Die F'ormen der Spät-
renaissance erhalten sich sehr lange; doch finden sich auch Barockformen, etwa
reicher geschwungene Henkel an sonst einfachen Trinkgcfäf^>en, später auch ein-
fachere Rokokoformen, zum Beispiele spiralig geschwungene Leuchter. An den
MESSINGARBEITEN kann man früh, schon bei Stücken aus dem siebzehnten Jahr-
hundert, bisweilen starke ostasiatische Einflüsse bemerken ; so finden sich etwa an
einerSchnalle eine chinesische Landschaft undBäume mit groftenBlüten, wie man
sie von Porzellanen her gewohnt ist. D
Der Hauptsitz der englischen KERAMIK war Staffordshire am Trent. In frü-
herer Zeit wurde wohl nur einfachere Gebrauchsware hergestellt; die Brüder
EHLERS, die Ende der achtziger .Jahre des siebzehnten Jahrhunderts aus Holland
kamen und denen schon vor Böttger eine Nachahmung des chinesischen roten
Steinzeuges gelang, trugen wohl auch zur künstlerischen Hebung der Erzeugnisse
bei. Das englische Steingut wurde allmählich feiner und weißer; dieMischungwar
fest, benötigte zum Schutz aber doch einer eigenen Glasur; die Bemalung konnte
unter oder über ihr erfolgen. Besondere Bedeutung erlangte das Achatgut [agate
wäre', das aus verschieden gefärbtem Ton zusammengeknetet war und so eine die
ganze Masse durchdringende Marmorierung erzeugte. Dann gab es das sogenannte
Schildpattgut [tortoise shell wäre J mit gefleckter Glasur, das weiße Steingut | white
wäre] und das rahmfarbene [cream coloured wäre]. Diese beiden letzteren Arten
haben meist gepreßte oder in Formen gegossene Reliefverzierung und führen als
Masse durch verschiedene Zusätze zum eigentlichen englischen STEINGUT über;
dieses wird dann, von 1720 an, ein wichtigererFabriks- und Handelsartikel, so daß
sich Frankreich schon 1740 durch Einfuhrverbote dagegen zu schützen sucht.
Wenn Bemalungen [biblische oder geschichtliche Personen, Landschaften) vor-
kommen, so sind sie außerordentlich primitiv. Schon 1752 beginnt das Sadlersche
ümdruckverfahren und damit die Massenerzeugung. Q
182
Die enjilische lM)KZKl.I.ANINI)rSTkIK [ NVeichporzcllanI kann hier nur mit
wcni^jen Worten berührt werden, da ihre Hedeutun^ erst in spätere Zeit fällt.
Stratford le Bow er/eu^jt [seit 1744| eine milch weif>e Masse mit Chinoiserien,
Jagd-, Gartens/enen u. dg!., auch mit auf^jelejjtein Ornament. Die Industrie von
Chelsea, deren Blüte in die .lahre 1750 17(J5 fällt, hat eine mehr ^^l.isarti^c, sehr
jjebrechliche Masse; durch .Meit'u'ner Arbeiter, die (Jeorg II. beruft, durch Meif>ener
Modelle, selbst Meit^ener Kohstoff, kommt die F!r/.eui»uni^ ganz unter Meißener Kin-
fluft; ausjje/eichnet ist die Malerei und die kleinfigürliche Plastik mit reichen
|)flanzlichen Zutaten. Seit 1750 treten dann die Manufaktur von Derby, die später
auch die von Stratford le Bow und Chelsea erwirbt, ferner die von Worcester und
Caughtley hinzu; doch wird über diese Werkstätten besser bei Besprechung der
nächsten Periode zu berichten sein. D
Im (iLASK hat Kurland mehr technische Bedeutung, besonders durch die Kr-
findung des Kristall- oder Fliiitglases jH)23l, das Kndc des siebzehnten und An-
fang des achtzehnten .Jahrhunderts wesentlich vervollkonminet wurde. Die grof^e
Bedeutung des Kristallglases, das allmählich auch dem böhmischen sehr gefährlich
wurde, fällt aber erst in die zweite Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. D
Von Wichtigkeit war die englische TKXTILKT'NST. Von der Krrichtung einer
Gobelinmanufaktur durch Karl I. war schon oben die Rede. Doch ist die Gobelin-
erzeugung in Kngland viel älter; im französischen Kronschatzinventare unter
Ludwig XIV. ist wiederholt von alten englischen (lobelins mit gotischen Figuren
[haulte lisse vieille fabricjue d'.Angleterre, figures goti(jues) oder nach Dürer und
Lucas von Leyden die Rede, übrigens auch vim Basse-Iisse-Arbeiten jetwa nach
Raphael). BeiSavary heij^t es sogar: 'Peut-etreles Anglois et lesFlamans . . .y ont
les Premiers excelle. . . particulierement les Anglois. qui ont donne en Europe la
perfection ä ces riches ouvrages . . .' Karl 1. hat bekanntlich auch die raffaeli-
schen Kartons für die Wandbehänge der si.xtinischen Kapelle erworben; doch
wurde die vom Kjinig gegründete Manufaktur unter Cromwell aufgehoben.
Die kunstvollere SEilDKNlNDL'STRIF hob sich hauptsächlich durch Refugies;
die von ihnen in Spitalsfield in London gegründete .Manufaktur lieferte die pracht-
vollen Möbelüberzüge für Hanij)toncourt. Doch lag die Stärke der englischen In-
dustrie mehr in den Massenerzeugnissen. Besondere Bedeutung erlangten so die
bedruckten Baumwollstoffe, die meist unter indischem und ostasiatischem Ein-
flüsse standen. — Um 1700 treten an Stelle von Gobelins und Stoffbezügen an den
Wänden vielfach papierne TAPETEN. Die papiers veloutes oder pai)iers souffles
(gemusterte Papiere mit aufgeklebtem Wollstaube 1, die um die Mitte des acht-
zehnten .Jahrhunderts in Frankreich in größerer Masse erzeugt werden, wurden
bis dahin wohl gröf^tenteils aus England eingeführt, wenn sie auch kaum dort er-
funden worden sind, wie es in einigen Quellen heilet. .Jedenfalls waren um die Mitte
des achtzehnten Jahrhunderts in Fingland Papiertapeten aber schon ganz all-
gemein im Gebrauche. Nebenbei bemerkt blieben unten an den Wänden jedoch
immer Holzvertäfelungen üblich, und Bibliotheksräume wurden womöglich immer
ganz mit Holz verschalt. Durch die Einwirkung Chambers' dringen die Chinoiserien
dann auch besonders in die Tapeten ein. D
183
Von Hedeutunj; war die onj^lischo STICKKKKl, dio schon im Mittelalter eine
hohe Stufe eingenommen hatte und noch im siebzehnttMi .lalirlumdert eine Lieb-
linjisbeschäftiiiuno; der vornehmen Damen bildete. Unter anderem wnrden die
Samtbezüjje der Möbel mit erhabener Stickerei {reziert. Bis in das aoht/.ohnte .lahr-
hundert waren auch «gestickte ICinbandbeziif^e für Bücher beliebt, in früherer Zeit in
Flachstich, im späteren sechzehnten und im siebzehnten Jahrhundert aber inRelicf-
stickcrei. Aus diesem «lahrhundert sind auch j^anze Bilder, in Hochrelief gestickt,
erhalten, aus dem achtzehnten zarte gestickte Miniaturen. (Irofi ist die Zahl
der älteren englischen Mustertüdier, was wolil auch mit der Ausübung des
Stickens in vornehmeren Kreisen zusammenhängt. Englische SPITZEN wurden
schon bei der Besprechung der Bemühungen Colberts um die Hebung der franzö-
sischen Spitzenindustrie erwähnt, .ledcnfalls lag auch in England, wie in den
Niederlanden ursprünglich das Hauptgewicht in den Klöppelaibeiten. l'>s müssen
englische Spitzen eine gewisse Bedeutung gehabt haben und manche Typen als sol-
che deutlich erkennbar gewesen sein. Später wurden sie aber offenbar von den
belgischen übertroffen. Im Dictionnaire du Citoyen von 1761 heifit es, die spä-
teren Rokokospitzen betreffend: 'Die Engländer haben begonnen, die Brüsseler
Spitzen nachzuahmen, wenn auch sehr unvollkommen. Sie nennen sie POINT
D'ANGLETERRE. Diese Spitzen sind gekl(')ppelt und in bezug auf die Zeichnung in
Art der Brüsseler; aber die Umrandung der Blumen hat keine Haltbarkeit. Die
Blumen lösen sich auch leicht aus den Gründen, die gleichfalls nicht dauerhafter
sind. Die englischen Fabrikanten haben, um die ersten Versuche auf diesem
Gebiete beliebter zu machen, sehr viel | echte | Brüsseler Spitzen gekauft und sie in
ganz Europa unter dem Namen 'Point d'Angleterre' verkauft. Viele Personen
glauben noch heute, Spitzen englischer Erzeugung zu tragen, während es nichts
anderes als Brüsseler Spitzen sind.' Um die Mitte des Jahrhunderts finden sich bei
Savary englische Seidenspitzen erwähnt, bei denen ebenso die Zeichnung als die
Ausführung gerühmt wird. Von den englischen BUCHEINBÄNDEN möge nur
hervorgehoben werden, daf; sie eine eigentümliche Abwandlung der Spitzenmuster
zeigen, eine Dekorationsart, die man heute nach den im British Museum befind-
lichen Werken der Bibliothek des Robert Harley, Earl of Oxford, als HARLEIAN
STYLE bezeichnet. Es findet sich meist ein kleines Mittelfeld mit breiten Rändern
aus Blumen und Ranken in teilweise naturalistischer und teilweise stilisierter
Formengebung. Manchmal sind die Arbeiten nicht frei von Überladung; technisch
stehen sie aber hoch und sinken in dieser I3ezichung erst gegen Ende des acht-
zehnten Jahrhunderts. □
4. DEUTSCHE LANDER D
Daß die Entwicklung des Kunstgewerbes in Deutschland nicht einheitlich sein
konnte, geht schon aus der politischen Gestaltung des Landes hervor. Im all-
gemeinen bezeichnend ist das Hervortreten der FÜRSTENSITZE gegenüber den
älteren Zentren, besonders den alten Reichsstädten; doch haben diese, besonders
Nürnberg und Augsburg, immer noch eine gewisse Bedeutung. Der künstlerische
Anstoß geht aber immer mehr von den Fürstensitzen aus; die Verhältnisse an
diesen sind aber sehr verschiedenartig. — Es ist begreiflich, daft Deutschland,
184
Q^
m
tnCtix
\y^:-
da es sich n^K*-''^ Kiule des sieb-
zehnten Jahrhunderts alhnähhch
wieder von dem furchtbaren,
durch den (lreif>ii»j:ihri^;en Krie^j
hcrbeineführti'n. Nieder^;anjje er-
holt, Anlehnung an nachbarhchi-
gesicherte Kultur sucht. Kein
Volk der Welt hätte es anders
machen können; auch die Grie-
chen haben sich nach den Stür-
men der dorischen Wanderung an
der überlegenen asiatischen KiU-
tur wieder aufgerichtet. D
In dem Ringen des spanischen
Erbfolgekrieges wird zwischen
den zwei gröjiten Mächten des
Festlandes, den BOUKHONKN
und den HAHSIU'ROKRN, ein für
längere Zeit anhaltendes (ileich-
gewicht geschaffen; doch ist die
Interessensphäre Österreichs
wesentlich nach dem Süden ver-
schoben und ein grof^er Teil der
deutsch-österreichischen Länder a i67o bi« i69s d
enger mit ITALIKN verbunden als mit dem übrigen Deutschland. Auch sonst
ist in Süddeutschland der italienische Kinfluft sehr stark; aber er reicht auch nach
dem Norden; auch Schlüter /.. B. hat römische und Turiner Kindrücke in sich auf-
genommen. Sonst hat für den Norden das holländische und französische Klemeiit
besondere Bedeutung. Der HOLLANDISCHK Kinflup» zeigt sich, wie wir sehen
werden, unter dem Kurfürsten Friedrich III., dem späteren preußischen König,
und unter Friedrich Wilhelm I. recht deutlich. Der FRANZÖSISCHE Einflufi ist
aufter im Norden begreiflicherweise auch im Westen Deutschlands sehr stark;
ganz frei von ihm ist aber kein Teil Deutschlands. .Am wenigsten wirkt er viel-
leicht in Österreich, ist aber auch hier unbedingt nachzuweisen. D
Die französischen Bauwerke und Inneneinrichtungen waren in Deutschland be-
kannt; in der von Lconhard Christoph Sturm besorgten Ausgabe des Werkes von
NICÜLAUS GOLDMANN Vollständige Anweisung zu der Zivil-Bau-Kunst, Braun-
schweig 1699] werden neben italienischen und niederländischen Quellenwerken
der Kommentar Davilers zu Vignola [1693, deutsch 1B9H1, Blondeis Cursus Archi-
tecturae |1675 1683|, Le Pautres Inventiones. Marots Französische Gebäude,
2 Teile, erwähnt. Insbesondere waren wohl die ORNAMENTSTICHE Perraults,
Marots, Berains bekannt, und von diesen und anderen gibt es zahlreiche deut-
sche Nachstiche; ebenso erscheint bei Joh. Ulrich Kraus in Augsburg eine Samm-
lung von Ansichten der Innenräume der königlichen Schlösser F"rankreichs [1689 j.
185
Abb. 116: Ulrich Stapf, Titel niir.s \'urla2fW(>rkcii. Augüburi;,
Besonders wäre ilann auoli das Werk l'Al'L I)KCKKKS'l)LMliirstlii.hcliaunuM.stcr'
(1711 und 1716 erschienen j. das vielfach auf Französischem fuf>t, zu erwähnen.
Um die Wende des siebzehnten .lalirhunderts ist es Auirsburjr, das als Mittelpunkt
eines hochentwickelten Kunstj^ewcrbes und ausjrebreitcten Kunsthandels die
neuen Vorlagen durch Stiche rasch überall hin zu vorbreiten woilv .1011. ULRICH
STAPF [tätig um 1670 bis etwa 1(595 ] bringt in seinem Vorlagenwei'ke 'Neues Lau-
ben-Büchlein*, woraus in Abb. 116 ein Beispiel gegeben wird, noch reicheres
Rankenwerk älterer Art: doch bildet es in manchem auch schon den (ibergang zu
späterem. \'erwandte, aber et was ruhigere, Formen bietet LKONIIARDT IIKCKKN-
.M'KR. bis 1704 in Augsburg und München tätig, der seine Formen als 'Romanisches
Laubwerk' bezeichnet; doch erinnern wir uns, daf; Arbeiten 'ä la romaine' auch
bei Perrault u. a. zu finden waren. AFIGIDIUS BK'IIKL gibt von 1697 an 'Aller-
hand Inventiones von französischem Laub-Werckh, wie solches anicho auf die
Neueste Manier gebräuchlich ist' heraus; wir sehen da etwa einen Rahmen mit
sehr reichem Barockrankenwerk, aber dünner als die unter italienischem Einfluli
entstandenen Arbeiten, und daneben ganz naturalistische Blumen und P'rüchte. Mehr
die leichtere französische Art in der Richtung Berains vertreten der Zeichner und
Juwelier FRIEDRICH JACOB MORISON, der Goldschmied ALBRKCIIT BILLER,
ABRAHAM DRENTWETT u. a. D
Biller bietet z. B. auch die, bei der französischen Kunst besprochenen, eckig
gebrochenen Volutenbänder mit ganz naturalistischem Pflanzenwerke daneben;
doch bringt er auch Tische mit reichfigurierten Barockfüf^en. Besonders in der
Goldschmiedekunst finden dann die Formen Berains leicht Eingang, um so mehr
als sie vielfach den bereits üblichen Formen des Kleingewerbes ähnlich sind.
Man wird sogar nicht irre gehen, wenn man manche Formen Berains auf ältere
Goldschmiedearbeiten zurückführt, wie sie zu seiner Zeit noch allenthalben in
französischem Besitze vorhanden waren und zum großen Teil aus Nürnberg und
Augsburg stammten. Der in Deutschland in den ersten Jahren des achtzehnten
Jahrhunderts sich entwickelnde LAUB- UND BANDELWERK-STIL ist vielfach
eine blofje Auffrischung älterer Überlieferung, ein Bestärken der ununterbrochen
fortlebenden Spätrenaissance, ein Zurückdrängen der wuchtigeren Barockform.
Eine Veröffentlichung JOHANN LEONHARD EISSLERS 'Neu Inventirtes Laub-
und Bandelwerck' [bei Joh. Christ. Weigel] zeigt die eben gebrauchte Bezeich-
nung übrigens schon früh. Laub- und Bandelwerk zeigen etwa auch die Stiche
des JOHANN JACOB BAU.MGARTNER, und damit vermischt Chinoiserien sowie
'Callotfiguren' die von E. BOECK [1679— 1747, lebte in Rom, Laibach und dann
in Augsburg'. Die Formen des Laub- und Bandelwerks, die sich auch in den
Stuckaturen, Gläsern, Stickereien, den frühesten Porzellanen allenthalben finden,
herrschen bis nach 1730, in der volkstümlichen Kunst selbst noch über die Mitte
des Jahrhunderts hinaus. Die Eiinzelformen des Laub- und Bandelwerks dringen
auch dort in die Dekoration ein, wo sonst im Großen mehr die Architekturformen
der französisch-klassischen Barocke [wie bei Schlüter[ oder der italienischen
Br^rocke 'wie bei den Wiener Meistern ) herrschen ; auch der bereits erwähnte Paul
Decker vereinigt große und ziemlich leer pompöse Formen mit solchen P^inzel-
186
heiten. Oft recht phantastisch nützt JOHANN JACOB SCllL'HI.KR liini 1725 tätig]
die französischen Anrc^junjjen aus. D
Auch auf die weitere EntwickUui^,', die man j^cwiUuiIich als DKUTSCHKS
ROKOKO bezeichnet, hatte die französische Kormenwelt entschiedi'ii KinfluR;
aber doch wäre es jjanz falsch, das deutsche Kukoko einfach als eine Abart oder
gar eine F*'ntartunjj drs französischen aufzufassen. Das französische Rokoko hat
sich nach (Irr Auflosunt,' der französischen Barocke im späten Louis-Xl\' durch
verjiinj,'i'nde Kinfliisse di-r italienischen Kunst ^jebildct. Im französischen Rokoko
wird dem Barockj^edanken aber in geistreichem Spiele der letzte Rest von Wucht
und (iröüe genommen; im deutschen Rokoko, wenn man diesen Namen schon
jrebrauchen will, feiert der Barock^jeist dajjeKcn (jewissermaften seinen höchsten
Triumph. Der Deutsche, insbesondere der Süddeutsche, hat, welcher Stil immer
Kuropa beherrschte, in der (lotik wie in der Renaissance, stets einen j^ewissen
Sinn für malerische Freiheit und kräftige Fülle j^ezci^t. Ks ist eine Geistesrichtun(j,
die in gewisser Hinsicht vielleicht auch einem Mangel an Selbstbeschränkung
und an Schärfe des Formensinnes entspringt; doch koimte die Barockkunst auf
diese Weise in vielen Teilen Deutschlands ein so nationaler Stil werden, wie sie
es in Frankreich niemals war. Das zeigt sich selbst an klassizistisch-barocken
Meistern wie an Schlüter und an dem älteren Fischer von Kriach. D
Aus der P'ntwickhmg des französischen Rokoko ergab sich mit Notwendigkeit,
daf^ ilie eigentliche ARCHITIIKTUR Frankreichs auficrordentlich streng ward und
daft der Phantasie nur in der rein dekorativen Gestaltung des Inneren Raum ge-
geben wurde ; im deutschen Rt)kokn ist dagegen alles von Phantasie erfüllt. Auf>eres
wie Inneres, die Konstruktion wie der Dekor, wobei übrigens beide kaum von ein-
ander zu scheiden sind. Das deutsche Rokoko ist gewissermaßen entfesselte
Barocke. Darum gibt es in Deutschland auch eine echte Auf>enarchitektur des
Rokoko, und sie ist nicht nur naturgemäf>, sondern auch ganz unabhängig von
Frankreich entstanden, eher im Zusammenhange mit Italien, wie das bei FOF'KL-
MANN, dem Erbauer des herrlichen Zwingers in Dresden ebenso klar ist, wie etwa
bei HILDEBRANDT, dem Erbauer des unvergleichlichen Wiener Belvedcres.
Einige Bauwerke, die schon solche Art zeigen, sind sogar älter als das französische
Rokoko. In gewissem Sinne darf man den Unterschied vielleicht so fassen: in der
französischen Kunst löst sich — wie schon an anderer Stelle angedeutet wurde
— die Dekoration, das phantasievolle Filement, vom Konstruktiven und verdorrt
dann, losgelöst von dem Boden, dem es entwachsen ist, so daß schliefdich allseits
Nüchternheit Platz greift ; in der deutschen Kunst dagegen erschöpft sich die Phanta-
sie dadurch, da(> sie alles gleichmäßig erfaßt und das Letzte erreicht, über das es
kein Weiterhinausschreiten mehr gibt. D
Im deutschen Rokoko wird nicht einfach das französische nachgeahmt; son-
dern dieses bietet in den meisten Fällen nur einzelne neue Elemente, wie das ver-
zogene Rocaille, die reicheren Grundmuster und die Blütenzweige, Elemente, mit
denen aber der immer noch lebendige deutsche Barockgeist ganz anderes zu er-
reichen strebt, als der kühlere und witzigere Geist der F'ranzosen. Auch diese neuen
Rokoko-Elemente werden durch ORNAMENTSTECHER, wie FR. X HABERMANN
187
Jon. KL. MLS()N..I. W. MKIL, von
AutTsbury; und Nürnborjr aus über-
raschend schnell verbreitet. Dane-
ben wirkten aber auch inuiier wie-
der FRANZOSISCHK MKISTER
direkt in Deutschland, und man tritt
auch sonst mit französischer Kirnst
und franz(')sischem Kunstgewerbe
unmittelbar in Verbindun^r. Die Tä-
tifrkeit Gottes und Hoffrands oder
BouUes für Deutschland wurde be-
reits besprochen, auch die Cuvillie's,
der besonders in München und K(')ln
tätig war. Eis wäre auch noch auf die
Tätigkeit Auberats, der zunächst
Cottes Projekte ausführte, und Ni-
colas de Pigage's, sowie Charles-
Claude Dubut's hinzuweisen. BAL-
THASAR NHUMANN, der grofie
Würzburger Meister, schreibt 1723
aus Paris, wohin er gesendet wor-
den war, um seine Pläne für das
Würzburger Schloli Robert de Cotte
und Boffrand vorzulegen: 'Kleine
Modell von stuhlen undt better lasse
mir auch machen, Wandleichter und
D Abb. 117: Joh. Rumpp, Entwurf zu einem Sekretär O Caminfüfi .... VOn Kupfern habe
schon eine ziemliche Zahl eingekaufet.' Auch spricht er von vergoldeten und un-
vergoldeten Spiegeln aus Holz geschnitten und aus Bronze. Friedrich der Grofte,
der nicht gerne Aufträge in die Fremde erteilte, zog eine ganze Reihe franzfisi-
scher Kunsthandwerker an seinen Hof. Andererseits hatte sein Architekt GEORG
WENCESLAUS VON KNOBELSDORFF eine Studienreise nach Frankreich 1 1736J
unternommen und scheint dorther auch Möbel mitgebracht zu haben. Der Hoftisch-
ler des Königs, MELCHIOR KAMBLY, kopierte einen berühmten in Sanssouci be-
findlichen Cartonnier in der Art Caffieris. Selbst in Wien wird die Innenausstattung
des Belvederes, des Gartenpalastes des Prinzen Eugen, nach Angaben des Fran-
zosen CLAUDIUS LE FORT DU PLESSY ausgeführt. D
Wenn der Versuch gemacht werden soll, einige HAUPTZÜGEi der verschieden-
artigen Entwicklung Deutschlands, zunächst bei Betrachtung der Möbel und grojien
Inneneinrichtung, hervorzuheben, so muft sofort betont werden, daß gerade hier-
für fast alle Vorarbeiten fehlen. Es wurde schon erwähnt, daft Österreich ver-
hältnismäßig am wenigsten von Frankreich abhängig ist, dagegen mehr mit Italien
zusammenhängt; besonders in der großen Architektur ist dieser Zusammenhang
mit Italien sehr deutlich. D
188
BILDNIS DliS KANZLERS GRAFEN KAÜNITZ
GESTOCHEN VON J. M. SCHMUTZER 1759
i
a i
Abb. 118: Bank im ehemaligen ürafliih Allhan-
D sehen üarten zu Wien, nach S. Kleiner O
Abb. ll'J: Tihrh im 'Marmorierten Cabinet' deM
O Uelvederes zu Wien, nach S. Kleiner O
Die bedeutenderen Architekten und I^aumeister beschäftigen sich hier, wie
anderswo, vielfach auch mit Kntwürfen für die Einrichtung der Paläste; so be-
richtet HILDKBRANDT in Briefen an den Grafen Harrach wiederholt über Knt-
würfe zu Truineau-Kasten und anderem für das Stadtpalais des Grafen in Wien.
Auch AUio, der Baumeister des herrlichen Klosterneuburger Stiftes, das zu-
gleich eine kaiserliche Residenz werden sollte, besorgt Stoffe und andere Deko-
rationsgegenstände. Möbel von starkem Barockcharakter finden sich mehrfach in
den grojien Stiften, wie in Sankt Florian oder Güttweig. Es ist aber begreiflich,
da^ Italien, das in der Architektur, und zwar sowohl in der strengeren Richtung
Fontanas als in der freien der Theatralarchitckten von der Art der Galli-Bihbiena,
hauptsächlich Anregung bot, gerade im M()BEL weniger vorbildlich sein konnte,
da sich dieses den neuen Forderungen des Lebens entsprechend hauptsächlich in
Frankreich ausgebildet hatte. Darin war man also vielfach auf Frankreich ange-
wiesen; doch haben die wichtigsten der älteren Architekten, wie der ältere Falscher
V. Erlach und Hildebrandt, Frankreich nie gesehen; sie kannten die französischen
Formen nur indirekt. d
Der in Wien tätige italienische Maler Giuseppe Facchinetti schreibt 1702 an
den Grafen Harrach, daf, er, weil er augenblicklich keinen bestimmten Auftrag
habe, damit beschäftigt sei. auf Papier Arabesken und Blumen zu zeichnen, die für
ein Bett dienen sollen, das der Bruder des Grafen in Paris ausführen lassen wolle.
Man könnte danach also annehmen, daf> Wien in der technischen Durchführung
[es handelt sich vielleicht um Einlegearbeiten, vielleicht auch um Stickereien]
gegen Paris noch zurückstand. - - Möbel in Boulle-Art sind aber in ()stcrreich
noch heute sehr häufig zu treffen, besonders etwas schwer wirkende Kästen in
der Art der Abb. 117, die einen Entwurf des Augsburger Bürgers und Silber-
kistlers JOHANN RUMPP wiedergibt. Bei der Bank [Abb. 118j kann man im
Zweifel sein, ob nicht etwa ein englischer Einfluß vorliegt; denn es wurde schon
189
früher erwähnt, daP; z. B. Schübler auch englische Möbel wiedergibt, und Hilde-
brandt spricht in einem Briefe wenigstens von 'englischen Fensterladen'; bei dem
Mangel jeglicher Vorarbeit auf diesem Gebiete mufi man sich begnügen, solche
Fragen aufzuwerfen. So schön die Inneneinrichtung dcsBELVEDERES, nach den
alten Stichen zu urteilen, sicwesen sein nuiij;. so ist sie wegen der bereits er-
wähnten unmittelbar französischen Einflul^nahme doch für die österreichische
Entwicklung im besonderen nicht so bezeichnend. Immerhin sei hier |Abb. 119]
ein Konsoltisch wiedergegeben, da er von den rein französischen Arbeiten abzu-
weichen scheint. Stühle mit vollwirkenden geschwungenen Beinen waren etwa
im Konferenz-Zimmer zu sehen ; die Möbel der Garderobe waren strenger mit meist
geradlinig umrahmten Feldern. Die Wandbespannungen oder Bemalungen, wie
die Decken und zum Teile auch die Fufiböden, zeigten grolje Pracht; über den
reichsten Bespannungen waren in echt barocker Weise noch Bilder aufgehängt.
Der nach dem 'Jahrbuch der Kunstsammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses'
wiedergegebene Prunkschrank |Abb. 120] aus dem Besitze des Prinzen Eugen
von Savoyen, wurde früher dem I. A. Thelott in Augsburg zugeschrieben, gilt
heute aber als Wiener Arbeit nach dem Entwürfe eines Wiener Architekten; das
reich mit Silber belegte Holz wird als 'ebenholzartig' bezeiclmet. Sehr weit vor-
geschrittenes 'österreichisches Rokoko' zeigt die Tafel mit dem Bildnis des Grafen
Kaunitz. Die krönendenBlumenvasen sehen so phantastisch aus, dag man verleitet
ist, sie der Erfindung des Stechers zuzuschreiben; doch sind vergleichbare Sachen
erhalten. Bemerkenswert ist auch wieder das lange Fortleben der linearen Intar-
sien; auf die reiche Rokokostickerei der Kleidung sei hier nur nebenbei hinge-
wiesen. Auffällig ist, nebenbei bemerkt, das bereits strenge Schreibzeug, D
Daft sich in der Kunst der EINFACHEREN STÄNDE noch in der Zeit Karls VI.
Spätrenaissanceformen erhalten haben, wurde bereits früherbesprochen. — Nach
der ganzen Entwicklung der österreichischen Kunst muß man annehmen, dag sich
die schwereren Barockformen im Möbel noch bis in die Zeit Maria Theresias hinein
fortsetzen. Es gehört, wie gesagt, zu den kennzeichnenden Eigenschaften der Kunst-
entwicklungösterreichs, dag das eigentlicheRokoko hier so wenigEinflug gehabt
hat wie nirgends sonst in Deutschland; im Möbel dringt es erst in der Zeit Maria
Theresias, und zwar in seinen späteren einfacherenFormen,meistweigundgolden
gehalten, durch und trifft auf diese Weise oft schon mit Louis-XVI-Arbeiten zu-
sammen. Die Schnitzereien an den Wänden sind meist ziemlich kräftig und fast
immer golden auf weig, bisweilen mit eingesetzten Stickereien. Ein Franzose
würde in solchen Arbeiten Witz und Grazie vermissen; doch ist wenigstens der
Witz in dieser Zeit in Frankreich auch schon verflogen und für die französische
Art der Grazie entschädigt ein behaglicherer Zug und eine gewisse Kraftfülle. D
Wie schon erwähnt, zeigt sich auch in der Berliner Hofkunst, die besonders
durch den 1694 aus Warschau nach Berlin berufenen SCHLÜTER vertreten wird,
neben französischem ein starker spät-italienischer Einschlag. Es ähnelt dadurch
manches den besprochenen Wiener Arbeiten; doch ist bei Schlüter das eigentliche
Louis-XIV-Element im allgemeinen anscheinend stärker als bei den gleichzeitigen
WienerMeistern, besonders zeigtsichdies auch bei denSchnitzereien desBerliner
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Abb. 120: Prunkschrank aus dem Besitze des Prinzen Eugen von Savoyen. Wien, Kunstiiistorische»
G Hofmuseum D
Schlosses. Entschieden klassizistisch ist EiOSANDER VON GOKTHE [geboren zu
Riga 1670, gestorben zu Dresden 1729J. von dem der Fintwurf zudem [auf derTafel
abgebildeten] Prunkbuffet im Rittersaale des Berliner Schlosses herrührt; neben-
bei bemerkt, scheint ursprünglich über dem Büffet noch ein grof^er von Figuren
getragener Baldachin angebracht gewesen zu sein. - In manchen Fällen, etwa
im Mobiliar der Gemahlin Friedrich Wilhelms I. [im Schlosse MonbijouJ, werden
191
die französischen Anrey;ungen in etwas derberer Weise zur Durchführung ge-
bracht. — Kinfachere Möbel mehr holländischer Art in den Jagdschlössern des ge-
nannten Königs werden auch farbig mit Blumen auf grünem oder anderem Grunde
bemalt, wodurch eine mehr ländliche und volkstümliclie Wirkvmg erreicht wird.
Mehr in die holländische Richtung geht'trcn auch die kunstgewerblichen Fintwürfe
des Hofbaumeisters CHRISTIAN KLTKSTKR im Kupferstichkabinett zu Berlin.
Friedrich derOrof^e hatte schon von Jugend auf, entsprechend seiner Neigung
zur französischen Literatur und ihrem prickelnden Geist, auch für das Rokoko
\'orliebe und betätigte sie schon in Rheinsberg. Besonders wichtig wurde dann
die Tätigkeit KNOBELSDORFFS, eines ursprünglichen Artillerieoffizieres, der
aber mit feinem Sinne für Malerei und Architektur ausgestattet war. Seine Haupt-
werke in bezug auf Inneneinrichtung waren der 'Neue Flügel' des Schlosses Char-
lottenburg, verschiedcneRäume in Monbijou, vor allem im PotsdamerStadtschloß
und in Sanssouci. Im allgemeinen ist das Rokoko Knobelsdorffs, iler Frankreich
selbst kannte, ohne übrigens am Schaffen origineller P'ormen dadurch gehindert zu
werden. viel mafivoiler alsdie süddeutscheRichtung. — In früher Zeit liebteFried-
richderGrofse besonders silberne oder ausHolz geschnitzte versilberteMöbel, wie
sie schon seit Ludwigs XIV. Zeit an zahlreichen Höfen beliebt waren; von den vier-
ziger Jahren an treten neben den versilberten oder vergoldeten geschnitzten Sitz-
möbeln an Kommoden, Schränken und Tischen aus Naturholz reiche vergoldete
Bronzebeschläge auf, übrigens auch an den hölzernenWandverklcidungen, wie z. B.
in dem Bibliothekzimmerzu Sanssouci oder besonders in dem überaus malerischen
von Nahl [?| entworfenen Bronzesaale des Stadtschlosses zu Potsdam, das Mitte
der fünfziger Jahre ausgeführt wurde |s. die Tafel]. Bei der Innenausstattung des
1763 in Angriff genommenen Neuen Palais in Potsdam ist die Leichtigkeit des
früheren Rokoko verflogen und größere Regelmäßigkeit, Strenge und Schwere
an die Stelle getreten; man befindet sich ja eigentlich schon in der Zeit des
Klassizismus, der die früheren Seitensprünge der Phantasie nicht mehr duldete.
Von den Mitarbeitern Knobelsdorffs wären hier etwa die Dekorateure JOHANN
MICHAEL und JOHANN CHRISTIAN HOPPENHAUPT, der Bildhauer JOHANN
AUGUST NAHL, der 1798 aus Zürich berufene Tischler MELCHIOR KAMBLY
sowie der Modelleur SCHWYTZER aus Straßburg zu erwähnen. In den sechziger
Jahren erlangten auch die aus Bayreuth stammenden Tischler SPINDLFIR [Vater
und Sohn] besonderen Ruf. D
An den Berliner und Potsdamer Arbeiten ist die Verwendung der Bronze ge-
radezu überreich und geht weit über die Gewohnheit der führenden französischen
Künstler hinaus; französische Reisende und Forscher betrachten die deutschen
Erzeugnisse daher leicht als überladen. Immerhin kann man bei diesen Arbeiten
einen gewissen malerischen und zugleich kräftigen Zug nicht verkennen. Leider
ist es in Berlin ebensowenig wie bei den älteren Wiener, Münchener, Dresdener
und sonstigen deutschen Inneneinrichtungen möglich, heute eine wirklich ge-
schichtliche Entwicklung zu bieten; es fehlen dazu noch fast alle Vorstudien. Un-
leugbar ist die Aufgabe wegen der Vielgestaltigkeit der Verhältnisse auch außer-
ordentlich schwierig. □
192
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Gl • BEICHTSTUHL IN DER KIRCHE ZU
. N WEINGARTEN, ETWA 1720 BIS 1730
\Lit>. IJl: Coiisolll.scll au.i Ut-r AinalKliljui y iu >> ii.ijl.ilitJUHi
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VAn kennzeichnetuics Hcispicl süddeutscher Ilolzarbeit führt die Tafel mit der
Abhildimg des Beichtstuhles in Wein^^arteu vor Augen; besonders in den oberen
Teilen erkennt man noch echte, üppige Barocke italienischer Herkunft, aber deutsch
umgearbeitet, in den Verzierungen der Filaster sind französische Motive unver-
kennbar. Bezeichnend sind auch die bandartigen Intarsien. D
Den Hauptmeister Würzburgs Balthasar Neumann aus Kger [1687 1753]
liabcn wir bereits erwähnt; in der Dekoration ist er jedenfalls mehr Rokoko-
meister als die Wiener, mit denen er und die (irafen Schönborn, seine Bauherren,
sonst im Zusammenhang stehen; doch geht auch durch seine Arbeiten eine ge-
wisse Fülle und Wucht, die deutsches Kmpfinden verrät. Selbst FH.\N(,J()IS DK
Cl'\'ILMKS, der vom späteren Kaiser Karl \'II. nach Bayern berufen wurde, scheint
unter dem F']influsse deutschen Geistes oder deutscher Korderungen zu seinen,
über das meiste französische hinausgehenden, phantasievollcn, oft sogar phan-
tastischen Schöpfungen gelangt zu sein (vgl, Abb. 121 1. In Dresden bcfleif>igt
sich JOHANN CHRISTOPH KNÖFFKL eines ziemlich maßvollen Rokoko; von
JOSKPH DKIBFL sind treffliche Rahmen erhalten. D
Viel ÜFPIGFR noch als in den höfischen Arbeiten Deutschlands entfaltet sich
die Spätbarocke und besonders das Rokoko in den Arbeiten für die BÜRGFR-
LICHFN und einfacheren Stände. In Süddeutschland, besonders auch in Tirol,
erhalten sich Lehnsessel noch in den Hauptformen der Renaissance nur mit Ba-
rock- und Rokokoschnitzereien. Bei dem bereits erwähnten JOHANN RUMPB,
der um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts in Augsburg tätig war, finden wir
noch das ausgesprochene alte Barockschema, nur die Einzelheiten durch Rokoko-
einflüsse umgestaltet. Auch verschiedene Werkzeichnungen deutscher Tischler,
13 • Geschichte des Kunstgewerbes. 11. 193
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O Abb. 122: Prunkwagen, Entwurf von F. X. Habermann. O
wie sie z. B. in pröf^erer Anzalil aus Mainz in die Bibliotliek des Berliner Kunst-
gewerbemuseums gelangt sind, führen vielfach noch die ganz barocke Grundlage
der mehr volkstümlichen deutschen Kunst der Rokokozeit vor Augen. Die bei
Rumpp und anderen Meistern auftretende Schrankform mit dem breiteren, kom-
modenartigen Teile unten lägt sich, nebenbei bemerkt, auch sonst ungefähr seit
1720 nachweisen. D
Ein wichtiger Sitz des TISCHLERGEWERBES, auch der Holzmarketerie und
der Intarsia, war im ganzen achtzehnten Jahrhundert MAINZ ; deutlicheres Rokoko
tritt hier erst in der Mitte des Jahrhunderts auf, hält dann aber bis Ende der
siebziger Jahre an. NEUWIED erlangt seine Weltbedeutung erst in der Zeit des
Klassizismus. Lüttich, das bis 1815 zum Deutschen Reiche geh(')rte, wurde schon
im Anschlüsse an die französische Erzeugung gewürdigt. Mit Lüttich steht wohl
die Entwicklung der AACHENFlRMöbelfabrikation in Zusammenhang. Die Innen-
einrichtung des bis vor wenigen Jahren unversehrt erhaltenen Wespienschen
Hauses zu Aachen wurde zwischen 1737 und 1742 ausgeführt, gehört somit der
Frühzeit deutscher Rokokoentwicklung an. Doch reiht sich das ganze Werk, dem
auch italienische Stukkaturen und niederländische Gobelins zum Schmucke dien-
ten, nicht ganz in die spezifisch deutsche Kunstentwicklung ein; bei der geo-
graphischen Lage Aachens ist dies auch kaum zu verwundern. Immerhin macht
sich auch hier wenigstens zwischen 1 750 und 70 - mehr die deutsche Form des
Rokoko geltend. Im allgemeinen werden in Deutschland selten exotische Hölzer
verwendet; sehr beliebt ist dagegen neben dem Eichenholz dasNuftholz, das durch
seine 'weiche Dichtigkeit', wenn man so sagen kann, ein sehr plastisches Material
bildet und sich für Schnitzerei besonders eignet. □
194
Andere Arbeiten aus Holz hier zu er-
wähnen, würde /u weit führen ; doch niuft
wenigstens darauf hinijewiescn wer-
den, welche Bedeutung auch in Deutsch-
land Wa^jen, Schlitten und Sänften für
das Kunstgewerbe erlangten. Schlitten-
fahrten hatten an ihn Höfen, ebenso an»
Habsburj^ischen wie an dem des jjroftcn
Kurfürsten und Friedrichs I.von I'reut^cn
eine gewisse Wichtigkeit; in einem er-
lialtenen alten Inventar des königlichen
Hesitzcs werden Schlitten mit 'aller-
hand Kriegsrüstungen, Figuren. Kind-
Icin, Sklaven, nackten Hildern u. a.' auf-
gezählt; einige alte Stücke sind auch er-
halten. Kinen bezeichnenden späteren
Ijitwurf von I". X. 1 labermann ] 1721 bis
17961 bietet die Abb. V2'2. Von mehr
volkstümlichen Arbeiten norddeutscher
Kunstübung mögen die oft reichge-
schnit/.ten, aber immer in den Oren/en
des Zweckmäf>igen verbleibenden Man-
gelbretter hervorgehoben werden, von
denen besonders das Hamburger .Mu-
seum eine treffliche Auswahl besitzt; in Abb. la u i24: Entwurf zu Do«cn, dcutitch, verlegt
älterer Zeit sind sie im Ohrmuschelstile o ^•'"' J»»- ^ricdr. i^opoid a
und mit Ranken, vielfach unter niederländischem Einflüsse, ausgeführt, seit Be-
ginn des 18. .lahrhunderts mit naturalistischen Blumen. D
Die Blüte der deutschen OOLDSC'H.MIKDKKUNST ist im späteren siebzehnten
.Jahrhundert wohl vorüber. DaP> sich gerade in den Goldschmiedearbeiten Spät-
renaissanceformen sehr lange erhielten, wurde bereits hervorgehoben; Fnt-
würfe des Juweliers und Zeichners F. JOS. .MOHISON. der im letzten Jahrzehnt
des Jahrhunderts tätig war, zeigen, wie nahe solche Spätrenaissanceformen mit
ihren naturalistischen Blumen und Maschen dem späteren Klassizismus kommen;
sähe man nicht die Schnörkel in den Kcken, so könnte man glauben, einen Kntwurf
aus der Louis-XVI-Zeit vor sich zu haben. PAUL DKCKKK, von dem schon oben
die Hede war, hatte ein eigenes 'Neues Groteschgen-Werk vor Goldschmidt Glas-
schneider und andere Künstler' herausgegeben. - Abb. 123 bietet eine Dose mit
deutlichem Einfluft Berainscher Art, während das darüber abgebildete Stück auf
ostasiatische Einwirkungen hinweist. Kannen und anderes in der Art des Laub-
imd Bandelwerkstiles zeigen z. B. die Entwürfe von JOH. ED. HFIIGLF]; nebenbei
bemerkt, erhält sich das Laub- und Bandelwerk besonders an den Spindelkolben
der Uhren noch sehr lange. Sehr reiches Rocaille in schwellenden Formen bieten
die bei Engelbrecht in Augsburg erschienenen Entwürfe von JOH. BAUR. von
13* 195
Abb. 125 : Entwurf zu einem Stock-
D griff von Joh. Baur O
denen hier [Abb. 125] ein Stockgriff wiedergegeben
ist; ausgeführte Beispiele dieser Art sind noch mehr-
fach erhalten. □
Von Wichtigkeit war die Erzeugung SILBERNER
MÖBEL. Tischplatten, Bilder- und Spiegelrahmen,
von Blendern an Wandleuchtern, Prunk- und Tafelge-
schirr, wie sie aus AUGSBURG an fast alle gröP^eren
Höfe Deutschlands und des Nordens, besonders auch
an den preufiischen Hof, gingen; so sind die meisten
Stücke des auf der Tafel abgebildeten Büfetts im Ber-
liner Schlosse Augsburger Erzeugnis. Erhalten hat
sich natürlich verhältnismäßig wenig; besonders das
j preufiische Silbermobiliar und der übrige Kronbesitz
wurden in den Kriegen Friedrichs des Großen fast
ganz eingeschmolzen. Sehr schöne getriebene silberne
Tische und Stühle, alle Augsburger Arbeit aus dem
Anfange des 18. Jahrb., finden sich aber z. B. noch im
Besitze des Herzogs von Cumberland Jim Penzinger
Schlosse zu Wien]. Bisweilen sind auch aus Holz geschnitzte Tischplatten erhalten,
die mit Silberblech überzogen waren oder überzogen werden sollten [Abb. 126,
vergleiche auch Seite 105]. Nebenbei bemerkt, wurden besonders für ärmere Kir-
chen Kandelaber, Monstranzen u. a. häufig in Holz geschnitzt und versilbert. D
Im allgemeinen herrschte der Laub- und Bandelwerkstil bis in die Mitte der
dreißiger Jahre; dann beginnen deutlichere Rokokoformen. Es wurde übrigens
nun weniger auf unmittelbare Bestellung als für die großen Silbergeschäfte und
zumeist nach Ornamentstichen gearbeitet. Jedenfalls erhält sich die Bedeutung
Augsburgs auf dem Gebiete der Goldschmiedearbeiten noch bis in das zweite
Viertel des achtzehnten Jahrhunderts hinein. Im Journal oeconomique vom März
1754 heißt es dann allerdings, daß das ganze Augsburger Goldschmiedegewerbe
auf einem sehr tiefen Stande angelangt und ohne Geschmack sei. Dafür wären seine
Erzeugnisse allerdings auch sehr billig; und es würde auch fast kein feuervergol-
detesSilber mehr hergestellt. Noch später scheint nur mehr nach Rußland größere
Ausfuhr stattgefunden zu haben. In Augsburg wurden übrigens auch Zinnach-
ahmungen von Silbergegenständen ausgeführt. D
Neben Augsburg wären etwa Nürnberg, München, Frankfurt am Main, Straß-
burg. Breslau, Magdeburg zu nennen; von Hamburg heißt es bei Savary, daß die
Goldarbeiter und Ziseleure denen von Augsburg nicht nachstünden. In BERLIN
waren besonders auch die Refugies auf demGebiete derEdelmetallarbeiten tätig;
doch gab es sehr tüchtige deutsche Kräfte. Noch unter Friedrich Wilhelm wären
etwa die beiden LIEBERKÜHN, Vater und Sohn, zu nennen; der jüngere scheint
sich übrigens zu Studienzwecken auch in Paris und — bezeichnenderweise — in
London aufgehalten zu haben. Sein bedeutendstes Werk, der silberne Musikbalkon
im Rittersaale des Berliner Schlosses, wurde 1744 eingeschmolzen und durch eine
Holzkopie ersetzt. Die Tätigkeit des jüngeren Lieberkühn reicht übrigens weit in
196
:i;if?»^>i-^'7vf>v»^^
D .\\'.'. ;.••:: Au.-, Hol/ yi'scliiilt/t.- 1. .., ,:...,: '- '■'. . i.
die Zeit FRIEDRICHS DES GROSSEN. Dieser Fürst hatte aber, beiläufig bemerkt,
mehr Interesse für die kleineren Galanteriegegenstände, Dosen, Stockknöpfc u.a.,
als für die gröf^eren Silber- und Goldschmiedearbeiten; er hat [nach Sarre] sogar
selbst P^ntwürfe für Schnupftabaksdosen verfertigt. All diese Kleinigkeiten kamen
bis dahin fast ausschliefilich aus Frankreich; aber schon 1740 verbot Friedrich II.
die Einfuhr aller französischen Dosen und dergleichen Galanteriewaren. Auch
wurden fremde, besonders französische Kräfte nach Berlin gezogen, so daß von hier
aus ein grot>er Teil Deutschlands versorgt werden konnte. Als Hofjuwelier wären
Baudesson und die beiden Brüder Reclam zu nennen; .1. Fr. Reclam besaft die er-
wähnten Zeichnungen des Königs. Dati die Kriege, besonders auch der sieben-
jährige, der Tätigkeit schadeten, braucht kaum bemerkt zu werden; auch trat
später des Königs Interesse für Goldarbeitengegen das für Porzellan zurück. Und
das mag nicht nur bei ihm, sondern auch sonst vielfach der Fall gewesen sein. In
ÖSTERREICH wäre Wien hervorzuheben, dann I^rag, Eger, Kuttenberg, Graz,
Brunn, Olmütz, Troppau ; vom österreichischen Silber wurde leider das meiste 1806
eingeschmolzen. Mit vereinzelt erhaltenen Namen kann man in dieser Zeit noch
kaum klarere Vorstellungen verbinden. Betreffs der EMAILARBEITEN sei hier
nur ganz kurz erwähnt, da(^ das reine, vor allem von Genfer und Pariser Künstlern
ausgebildete MALEREMAIL auch auf Deutschland wirkte. Uhrendeckel und
Dosen wurden auf Gold oder Kupfer gemalt; andere Arbeiten, die, wie Kaffee-
197
und Teeservice. Likör-, Kier- und Trinkbecher, Präsentierteller, aus verirnldetem
Silber, zum Teil noch in Barockart, hergestellt wurden, hatten nicht selten jje-
schnit/te Perlmutter- oder Kmailjilatten aus Kupfer einj^esetzt; hierbei herrschte,
wie häufig bei gleichzeitigen Porzellaiuiialereien, meist dunkles Karmin vor. Auch
zur Imitation von Porzellan wurde die Kmailmalerei verwendet. D
In ELFENBKIN.XKHKITKN, für die das beginnende 18. Jahrhundert noch eben-
solche Vorliebe hatte wie das 17., war besonders Nürnberg berühmt. Oute Bei-
spiele, insbesondere auch von Dosen, bietet Teubcrs '\'ollständiger Unterricht
\'on Der gemeinen und höhern Dreh-Kunst' | Regensburg 1740|. D
Diejenigen Zweige des Kunstgewerbes aber, die das Wesen der deutschen
Spätbarocke und des deutschen Rokoko vielleicht am deutlichsten spiegeln, sind
wohl die SCH.MIKDKISKN- und Porzellanarbeiten; beide bilden die glänzendsten
Seiten nicht nur der deutschen Entwicklung dieser Zeit, sondern gehören zum Her-
vorragendsten, was je auf irgendeinem Gebiete des Kunstgewerbes geschaffen
wurde. Zu den frühesten unter französischem EinfluP; stehenden Kunstschlossern
gehört BARTHOLOMÄUS HOPPERT ] 1648 in der Markgrafschaft Ansbach gebo-
ren!, der auch für Ludwig XIV. tätig, seit 1677 aber dauernd in Nürnberg ansässig
war. Sein hier verfertigtes Meisterstück, eine grofie getriebene Kassette, wurde
als Geschenk für Kaiser Leopold I. angekauft. - - Ein frühes Beispiel französischen
Einflusses ist etwa auch das Chorgitter der Kirche zu Obermarchtal in Bayern.
Der Entwurf wurde 1688 in Paris bestellt; die Ausführung erfolgte aber an Ort und
Stelle, wodurch sich der deutsche Zug in der ganzen Arbeit erklärt. D
Seit dem Ende des siebzehnten Jahrhundertcs macht sich dann auch auf dem
Gebiet des Schmiedeeisens der FilNELUSS BERAINS geltend und ist, wieBrüning
mit Recht hervorhebt, durch ein halbes Jahrhundert in Deutschland größer als in
Frankreich selbst; es mag dies damit zusammenhängen, dag, wie erwähnt, Berain
zum Teile selbst auf deutsche Renaissanceformen zurückzugreifen scheint. Wich-
tig für die Verbreitung der neuen Formen waren übrigens auch auf dem Gebiete
der Schmiedeeisenarbeit die VORLAGPLWVERKE, insbesondere die bei JOH.
CHRISTOPH WEIGEL in Nürnberg zwischen 1710 und 1725 erschienenen. Die
Gitterentwürfe des JOH. WILH. SCHÜBLER haben schon mehr Rokokocharakter.
Einige Einflüsse Marots, vor allem aber den Abglanz der grof^artigen Wiener Ent-
wicklung erkennt man in dem bedeutendsten Werke dieser Art, dem des FRANZ
LEOPOLD SCHMITTNER [geb. zu Wien 1703, gest. 1761 1, der aber nicht der Er-
finder der von ihm gebrachten Arbeiten zu sein braucht. Unleugbar steht die
Wiener Fintwicklung mit dem Wirken der großen Architekten, insbesondere HIL-
DEBRANDTS, im engsten Zusammenhange. Vielleicht keine Stadt hat so herrliche
P>zeugnisse dieser Art aufzuweisen wie Wien (und Umgebung |; es braucht nur an
die Gitter des Belvederes, des fürstlich Schwarzenbergischen Gartenpalastes, an
die nun aus Schlofihof nach Wien übertragenen Arbeiten, an die zahlreichen Ober-
lichtgitter der alten Stadtpaläste erinnert zu werden. Mit Hildebrandt hängen auch
die grofiartigen Gitter des Würzburger Schlosses zusammen, die im Jahre 1821
allerdings fast ganz zerstört wurden oder in das Ausland gelangt sind. Ein hier
auf der Tafel dargestellter Teil von Hildebrandts Entwurf für das große Git-
198
ter des Wür/burijor Schlo(\h(»fo>
macht die Zusammcnhüntje mit
Wien wohl zweifeUos. Ansehe!
nend ihirch Hihlel)randt empfoh-
len kam am li der ans Tirol
stnrnnuMuie SchlossernuMSter .!( )
MANN (JKORd 1)K(}(1 nach U ür/
bürg und hat in dieser Stadt dann
ein glänzendes Feld für seim
Tätigkeit gefunden. Weiteren
Finflut^ auf ihn nahm Balthasar
Neumann.der aber auch in solchen
Arbeiten schon mehr /um eigent-
lichen Hokf)k() himieigt. D
Zur KinfiJhrung der ausge-
sprocheneren KOKOKOFORMKN
trug übrigens auch auf diesem
Gebiete CÜVILMKS, von dem
zwei Büchlein mit P'ntwürfcn füi
Schmiedearbeiten | zwischen 174'J
und 174n| vorliegen, wesentlich
bei. Eine spezielle Durchbilduii'^'
im Sinne der Schmiedetechnik
erfuhren die neuen F'ormen in
den Musterblättern des JOHANN ° a*»" 1^= "»««" •"• =*» '*«^«" '" Ji«'^burg d
SAMUKL BIRKKNFFILD, der ein Sohn eines berühmten Augsburger Schlossers
und selbst ein sehr bedeutenderTechniker auf diesem Gebiete war; von ihm rührt
unter anderem ein Gitter in der Harfüfter-Kirche zu Augsburg mit der .Jahreszahl
ITfiO her. Hervorzuheben wären dami noch die Musterblätter von KMM.WTKL
EICHKL, JÜSEI'H HAI MANN und JOHANN ANDREAS GHAEFENHERGEH, die
uns die Weiterentwicklung im Sinne des deutschen und österreichischen Rokoko,
ganz entsprechend zahlreichen ausgeführten Beispielen, vor Augen führen. D
Außerordentlich reich an Schmiedeeisenarbeiten. Kronleuchtern, Geschäfts-
zeichen, Oberlichtgittern, Grabgittern, Grabkreuzen usw., waren die ÖSTERREI-
CHISCHEN .ALPENLÄNDER. wovon unter anderem die großartige Sammlung des
Johanneums in Graz ein glänzendes Zeugnis ablegen kann. Besonders viel ist auch
noch in der Stadt Salzburg erhalten, wo jeder Gang durch Kirchen und Straßen
uns zeigt, wie volkstümlich dieser Kunstzweig geworden war [Abb. 127 . Pracht-
volle kirchliche Arbeiten finden sich übrigens in ganz SÜDDEL'TSCHEANI), be-
sonders auch in Schwaben, Franken und in der Schweiz. — Nebenbei sei auf die
GL'SSEISERNP-N ÖFEN hingewiesen, von denen sich bemerkenswerte Stücke etwa
im Germanischen Museum zu Nürnberg und im Grazer Museum befinden. — Eisen
mit TAlSCHIERrNG wird vielfach für kleinere Geräte, wie Dosen, Eßbestecke,
Schnallen, Stockgriffe, verwendet; als Deckplatten für Schlösser werden gerne
199
fl^[rM^M^M-;T}^i
ilurchbroclione und oravierte Mossino^scliiUlor über das
blanko Kison j^eu^cben. D
Bei den Eisenarbeiten erhalten sich Rokokoformen in
manchen Teilen Deutschlands bis in die achtzinjer Jahre.
Mit dem Rokoko ist dann allerdings die BLÜTE dieses
Kunstzweiges in Deutschland dahin. Jedenfalls hat je-
doch die tlcutsche Kunst aus dem Sclimiedecisen Reize
zu ziehen gewulU, wie die keines anderen Volkes, Reize,
die aucli wirklich in diesem und nur in diesem Materiale
liegen. Man fühlt es förmlich nach, wie die Formen glü-
hend unter dem Hammer sich dehnen und biegen und, ein-
mal erstarrt, das Leben des Augenblickes für die Ewig-
keit bewahren. D
Neben den Eisenarbeiten sind es, wie gesagt, vor al-
lem die Arbeiten in PORZEILLAN, in denen das deutsche
Abb. I2S: Krug aus Böttger- Kunstgewerbe des achtzehnten Jahrhunderts seine glän-
stein^eug mit Zinn montiert. zendstcH Leistungen aufzuweisen hat. Was man seit der
O Wien, Osterr. Museum D . ui- u ua i a j i • i- u
Renaissance vergeblich gesucht hat, dem ostasiatischen
Erzeugnisse ein gleichwertiges, ja in der Hauptsache gleichartiges, entgegen-
zustellen, ist Böttger endlich gelungen. Auf die verschiedenen Vorstudien seiner
Erfindung und auf das romanhafte Leben des zwischen Selbsttäuschung und Täu-
schung anderer stets schwankenden Goldmachers näher einzugehen, kann hier
nicht die Aufgabe sein. D
JOHANN GEORG BÖTTGER wurde am 4. Februar 1682 zu Schleiz geboren,
1696 kam er zu dem Apotheker Zorn nach Berlin in die Lehre; 1701 floh er nach
Wittenberg und arbeitete dann unter dem Schutze August des Starken in Dresden.
Als er auch von da 1703 geflüchtet war, wurde er aus Enns in Oberösterreich
wieder zurückgeholt. D
Auf Veranlassung des berühmten Mathematikers undPhysikers EHRENFRIED
WALTER VON TSCHIRNHAUSEN (1651 — 1708), der schon früh chinesisches
Porzellan herzustellen versucht hatte, widmete er sich besonders dem Studium
der Keramik. Ende 1707 gelang ihm die Erfindung des roten Steinzeuges (aus
Lehm und Bolus i, des nachträglich nach ihm so genannten BÖTTGERSTEIN-
ZEUGESi irrtümlich auchBöttgerporzellan genannt), einer Masse, die in ähnlicher
Zusammensetzung unter dem Namen Bucaro aus Ostasien kam [Abb. 128J. Im
Jahre 1708 konnte er in Dresden eine Fayencefabrik errichten, die keineswegs
ohne Erfolg blieb, aber durch das spätere Interesse an dem neu gefundenen Por-
zellan ganz in den Hintergrund gedrängt und 1729 aufgehoben wurde. G
Das BÖTTGERSTEINZEUG kommt in hellerer und dunklerer Tönung vor. je
nachdem es weniger oder mehr gebrannt ist; wird es überhitzt, so nimmt es eine
graue oder schwärzliche Farbe an [sog. EISENPORZELLAN |. Die Masse läftt sich
schleifen, gravieren, polieren, mit Lack, Emailfarben, Gold, Silber und Platin be-
malen; auch vermochte man marmorartige Wirkungen zu erreichen. Entwürfe für
Arbeiten dieser Art lieg der König vom Hofgoldschmiede IRMINGER anfertigen;
200
sie sind teils in chinesischer, teils in spä-
terer Barockart i^ehalten. Es wurden auch
ganze Figuren gebildet, so etwa chinesi-
sche Gestalten, ^ro|^>e Kinderküpfe oder |^
auch ein Appoilokopf nach Hernini. Manch-
Stücke wurden als Geschenke des Kcuii;.;
in Gold oder Silber t,'efaf>t. !_
Es sei hier auch bemerkt. da(> den»
Büttgersteinzeu^r verwandte Tonwaren, die
man aber nicht eigentlich als Steinzeug be-
zeichnen kann, unabhängig von Biittger
ausgeführt wurden. Von den Arbeiti'n der
Brüder Ehlers in luigland war sclum di'
Hede; dann wäre etwa auf die HoUändci
Ary de Milde, M. de Milde, Lambert van
Eenhorn, Jacobus de Caluve hinzuweisen, ^bb. 129: Teiu-r. (rui
I . . ,,r ixi 1 -1. T^ I i. 1. D Wien, Oaterrcichiachca Museum Q
In emigen \V ettbewerb nut Dresden trat
mit ihrem BRANDENBURGER PORZELLAN die Fabrik in BLAL'E a. d. IL. wohin
ein Dresdener Arbeiter das Geheimnis gebracht hatte. An anderen Orten, beson-
ders in Bayreuth, wurden ähnliche Arbeiten, meist mit brauner Glasur, hergestellt.
Ende 1709 fand sich Böttger di m Kiuiige gegenüberzu dem Geständnisse ge-
drängt, dah er kein Gold machen k()nne. doch vermochte er die ersten, wenn auch
noch sehr unvollkommenen FR(JBICN von I'ÜRZELLANGEFASSEN vorzulegen. Bei
der unglaublichen Vorliebe, die der König für Porzellan hatte — soll er doch 1717
Friedrich Wilhelm I. von Preup>en (300 kriegsgeübte sächsische Dragoner gegen
japanische und chinesische PorzelIangefäf>e überlassen haben und bei den Un-
geheuern Summen, die für ähnliche Erzeugnisse auf>er Landes gingen, war dies
nichts Geringes. 1710 befahl denn der König die Errichtung einer Königlichen
Porzellanmanufaktur in der ALBRECHTSIR'RG zu MEISSEN; wesentliche Ver-
besserungen der Masse wurden 1713 und besonders 171ö erreicht. Nach Streitig-
keiten mit derVerwaltung des Unternehmens wurde 1715 Böttger die Leitung auf
Lebensdauer übertragen; er beschloß sein bewegtes Leben am 13, März 1719. D
Das BÖTTGERSCHE PORZELLAN (das nicht mit dem früher erwähnten Bött-
gersteinzeug zu verwechseln ist] hatte eine nicht ganz rein weij^e Masse; zu Bött-
gers Lebzeiten wurde es meist mit plastisch aufgelegten Ornamenten in europä-
ischem [Spätbarock-) Geschmack verziert, wobei man sich vielfach derselben
Formen wie beim Steinzeug bediente. Die Bemalung wurde mit Lack-, auch mit
Emailfarben ausgeführt; auch wurde \'crgoldung und N'ersilberung angewendet
sowie die schillernde PERL.MUTTERGLASUR. Schon in dieser Periode kommen
unter den F*iguren Zwerge, sogenannte CALLOTFIGUREN, vor, die auch sonst in
der damaligen deutschen Kunst beliebt sind; bemerkenswert sind auch verschie-
dene PAGODEN (buddha-artigc Figuren mit beweglichen Köpfen], eine Figur
August des Starken u. a. Die ältesten MARKEN der Mcif>ener Porzellane sind ost-
asiatischen Zeichen nachgebildet; erst später treten vereinzelt die Kurschwerter
201
nuf oder die Huchstabcii K. V. M. iKöniirliche Pcirzellaii-MamifaUtur!, niifnniTs in
Gold, Rot oder Purpur, später in h\:\u unter der Glasur. D
Die Zeit von 1719 1735 wird zum Unterseliiede von der ersten oder Böttg^er-
periode als die ZWKITK oder MALKHlSrHK PKRIODK MeiluMis bezeichnet. 1720
wurde der Maler JOH.WN GRKGOK UHROM) 1 169(i 1775| aus der 1718 zu Wien
gegründeten Porzcllainnanufaktur nach Meif^en berufen; 1723 erhielt er die Ge-
samtleitung. Er erwarb sich grolle Verdienste durch Verbesserung der Masse,
der Farben und der Vergoldung. Das Unteinehmen hob sich unter Herold ganz
außerordentlich; das meiste wurde auf Rechnimg des Hofes hergestellt, doch
auch sehr viel schon für den Handel. So wurden 1730 von einem Händler in
Konstantinopel 24 000 Türkenköpgcn| Kaffeetassen] bestellt. Es wurden allerlei Ge-
schirre. Vasensätze, Tabaksdosen, Briefbeschwerer. Gartenfiguren (selbst lebens-
grof>e Tiere], Stock- und Degengriffe erzeugt. Ostasiatische, besonders japanische,
Arbeiten dienten vielfach als Vorbilder und wurden oft direkt kopiert | Abb. 129J;
die Farben wurden dabei flächenhaft breit aufgetragen, wodurch sie sehr wirkungs-
voll erschienen. Besonders in den Formen blieb die Anlehnung an Ostasiatisches
noch sehr lange bestehen; daneben gab es auch freie CHINOISKRIKN | indiani-
sche Bildgen |. Auf Grund der chinesischen blaugespritzten und ähnlich farbig
grundierten Porzellane entstanden auch die sogenanten Fondporzellane, bei denen
die Bildflächen aus farbigem [grünem, rotem, gelbem, blauem] Grunde ausgespart
sind. Es kommen übrigens auch in der Masse (lila, grau, grünlich u. a.| gefärbte
Porzellane vor. □
Nach einer anderen Seite hin entwickelte sich die Manufaktur, seitdem der Bild-
hauer JOHANN JOACHIM KÄNDLER im Jahre 1731 als Modellmeister angestellt
worden war; 1740 kam er an die plastische Abteilung. Herold behielt übrigens
weiter die Leitung der Farbenabteilung und zum Teile auch die malerische Aus-
schmückung; diese bevorzugt nun besonders freiere Kartuschen mit miniaturartig
feinen Darstellungen von Kriegs- oder Liebesszenen. Landschaften, Tierstücken,
Stilleben, von zarten Schnörkeln späterer Barockart umgeben. Bald beginnt
auch die für Meif^en sehr bezeichnende Blumenmalerei, zunächst flächenhaft mit
scharfen Umrissen ['deutsche Blumen'). Etwa von 1740 an werden Kupferstiche
häufiger als Vorlage benutzt und zwar sowohl von Malern als von Modelleuren;
Herold gab selbst noch Stiche heraus. Seltener dienen Stiche als Vorlage für Ge-
räteformen selbst, wie etwa Stiche von Desplaces nach Meif^onier für das berühmte
Schwanenservice, das übrigens teilweise auch mit Augsburger Silberarbeiten zu-
sammenhängt. Es beginnt nun aber durch Kandier die glänzende plastische Ent-
wicklung der Meißener Manufaktur, die hauptsächlich die .Jahre von 1735 — 1756
umfaßt [die sogenannte DRITTE oder PLASTISCHE PERIODE MeiP,ens|. Es i.st
damit, wenn man so sagen kann, der eigentliche EUROPAISCHE PORZELLAN-
STIL geschaffen worden, der im F^lastischen unendlich weit über alles Ostasiati-
sche hinausgeht. Er ist dem ostasiatischen, wenn er auch ganz verschieden ist,
doch völlig gleichberechtigt. Während die Ostasiaten hauptsächlich auf den Glanz
der weißen Fläche und das Leuchtende der Farbe ausgingen, wobei in den besse-
ren Arbeiten immer das Flächenhafte der Malerei und die durch sie hindurch-
202
r
JOHANN JOACHIM HÄNDLER, MEISSEN
GROSSE TERRINE DES SCHWANENSERVICE
drinijt'iulf VVirkunn des Materials gewahrt bleibt, hat erst die europäische Por-
zelhinkiinst die plastische Hildsamkeit des iirsprün^jlich so dichten und weichen
und dann so festen und glänzenden Materials wirklich auszunutzen verstanden. In
gewissem Sinne darf man das Schmiedeeisen damit vergleichen; nur gestattet
dieses bei weitem nicht solche Feinheit und Leichtigkeit der Fornicngebung und
dann fehlen iler (Jlanz und die zarticuchtetulen Farben, die sich hier mit dem
koketten Spiel der l'ormen vereinigen, liei (iefäften zeigt sich die mehr plastische
Richtung Händlers hauptsächlich in dem berühmten Service für den (Jrafen Sul-
kowski (Abb. 132| unti in dem bereits erwähnten Schwanenservice, das für den
Clrafen Hrühl gearbeitet wurde. Q
Im Porzellan konnte so auch das DKl'TSCHF KOK(^K() seine höchsten
Triumphe feiern, und es wäre zudiesenTriumphen vielleicht nie gekommen, wenn
das deutsche Kokoko eben nicht anders gcvescn wäre als das kühlere fran-
zösische. Ausgesprochener franzi'isische Hokokoformen dringen in da.s Porzellan
erst um 1745 ein. An den kleinen üerätcn, den zu (icschenken bestimmten 'Ga-
lanterien', an den Potpourri-Vasen treten das Figürliche und das Rocaille oft sehr
stark und die Hauptformen oft geradezu überwuchernd auf. (Jrofie Bedeutung
erlangen auch die aus freier Hand nKMiellierten und bemalten aufgelegten plasti-
schen Blumen |Abb. 131 j; sie gehen übrigens ebenso wie die 'Schneeballenporzel-
lane' offenbar auf ostasiatische Anregung zurück. Neben der kräftigeren Plastik
gibt es an den Oefäf^en [ Tellern u. a.| aber auch ganz flach gehaltenen })lastischen
Dekor, den sogenaiuiten Heliefdekor, so 'Dulongs-Relief-Zieraten' | Abbildung auf
der Tafel I und verschiedene Flechtmuster. Innerhalb solches wei|^>en Flächen-
dekors kommt auch farbige Malerei zur Anwendung; bei rocaille-artigen Formen
tritt mitunter noch farbige Aufhöhung der Reliefs ein. Unter den gemalten Rokoko-
ornamenten sind die verschiedenen geometrischen, schuppenförmigen und ähn-
lichen Füllmuster, die sogenanten mosaujues, von Wichtigkeit ; unter den bildlichen
Darstellungen erlangen zarte 'Watteaufiguren' besondere Bedeutung. Die Blumen-
malerei Abbildung auf der Tafel wird freier und naturalistischer ; die ausgesparten
Lichter geben dem Ganzen grof>e Leuchtkraft und Frische und entsprechen so
recht dem Materiale und der Technik der Porzellanmalerei, so dap, .Meif^en auch in
der Blumenmalerei auf Porzellan sozusagen den typischen Stil gefunden und damit
auf fast alle anderen Fabriken von Hartporzellan vorbildlich gewirkt hat. D
Besonders wichtig sind auch die HGURFN Da viele von ihnen den Zweck hatten,
zu gröf>eren Gruppen vereinigt, als Tafelschmuck zu dienen, so wurden sie oft in
ganzen Serien hergestellt. Unter den älteren Arbeiten Händlers gehören hierher
die Gestalten der italienischen Komödie, National-Typen. Bänkelsänger, Dudel-
sackpfeifer. Hausierer. Bergleute, Schäfer und sogenannte Krinolin-P'iguren
[Tafel neben Seite 206| sowie Gruppen mannigfachster Art und allerlei Tiere. Etwa
um 1740 entstand das berühmte Affenkonzert, aus 21 Musikern bestehend. Auch
Tiere und Figuren von gröf^eren Dimensionen hat Kandier um diese Zeit modelliert.
Aus späterer Zeit stammen Allegorien in Gruppen und Einzelfiguren wie die Jahres-
zeiten, die Erdteile, die fünf Sinne, Künste und Wissenschaften und vor allem Amo-
retten in allerlei Tätigkeiten, Verkleidungen und Stellungen; daran schlog sich das
203
Abb. 130: Schneeballen-I'orzellaii, Meit^en, um 1730
schier unerschöpfliche Gebiet der Mythologie. Außerdem wären noch viele Einzel-
arbeiten zu erwähnen, wie der Tod des heil. Franz Xaver, das Reiterdenkmal für
den König, verschiedene fürstliche Gestalten und sonstige Bildnisse. Aber auch
nur eine kurze Übersicht über das zu geben, was Meißen in dieser Zeit an figür-
licher Plastik geleistet hat. würde über den Rahmen dieser Darstellung hinaus-
gehenundmußderSpezialforschung überlassen bleiben. —Eine Reihe von Figuren,
besonders die mehr monumentalen Charakters, waren wohl schon ursprünglich
nichtfürBemalung gedacht; woBemalungstattgefundenhat,istsie aber sehrnatur-
getreu ausgeführt, nur die Kleidung ist meist reicher als in Wirklichkeit; beson-
ders die Streublümchen und goldenen Zieraten sind zum Teil nur auf ein allge-
meines, dem Wesen derPorzellandekoration aber völlig entsprechendes, Stilgefühl
zurückzuführen. Mit diesem hängt es auch zusammen, daß die Farbe des Fleisches
nur durch wenige stärkere Flecke hervorgehoben wird, während sonst das schöne
Weiß des Porzellanes bleibt. Es kommt dadurch etwas außerordentlich Prickeln-
des, Leuchtendes und Lebendiges in die ganzen Gestalten. D
Die glänzende Entwicklung der Meißener Manufaktur, auch nach außen hin,
und die eigentlicheRokokozeit enden mit dem siebenjährigenKriege. Kandier, der
Meißen zur Weltbedeutung erhoben hat. wird durch den Ende 1764 aus Versailles
berufenen VICTOR ACIER in den Hintergrund gedrängt, und die Manufaktur
gerät ganz in die Louis-XVI- und später in noch strengere klassizistische Rich-
tung. Jedenfalls zeigt sich auch im Porzellan, daß die eigentlich deutsche Ent-
wicklung in einer ganz eigentümlichen Ausgestaltung des Rokoko bestand und
204
r^-n POTPOURRIVASE. MEISSEN
Y^^ ACHTZEHNTES JAHRHUNDERl
D Ai-ii l.;i: Mrit^ciUT l'ur/i ..a :.. 1 . ÜJ :_;
daf> Deutschland hierin nicht nur Fü^enarti^es sondern auch V'orbildhches und
Unerreichtes leistete. Dieses Kokoko durchdringt in Meißen übri^ens alle Schoj)-
fungen so, dafi es nur ganz allmählich weicht; es wird durch die neueren Strö-
mungen gewissermaf^cn aufgelöst. Wir finden Rokokoelcmentc dann noch reich-
lich, wo das allgemeine Gefühl der Raum- und Farbenverteilung bereits deutlich
den Geist der Louis-XVI- oder Zopfzeit verrät. D
Die Zweitälteste deutsche Por/.cllanfabrik war die in WIKN, die 1718 durch
den Holländer CLAUDIUS DU PAQUIKH gegründet und mit Hilfe von Meif-,cner
Überläufern, dem 'Arkanisten' Samuel St()ltzel und dem Maler Christoph Konrad
Hunger, ausgestaltet wurde. Hunger geht daim nach Venedig; Stöltzel kehrt
nach Meif^en zurück und nimmt Herold mit sich. In der ersten Zeit entwickelt sich
die Fabrik nur mühsam unter allerlei Schwierigkeiten, die zunächst auch nach
der Umwandlung in eine 'Kaiserliche Porzellan-Manufaktur' |1744) nicht völlig
weichen. Die wirkliche Blüte fällt erst in die Zeit nach 17R0 und besonders nach
1784. als die Anstalt unter der Leitung des Barons KONRAD VON SORGKNTHAL
auch wirtschaftlich einen außerordentlichen Aufschwung nimmt; doch fällt diese
Periode schon ganz in die klassizistische Zeit. Immerhin hat auch die Zeit vor
dem Klassizismus Bedeutenderes geleistet, als man bisher angenommen hat. Im
allgemeinen endet mit dem Aufhören des Privatbetriebes die spätbarocke Formen-
sprache, wie sie etwa aus Abb. 133 ersichtlich ist; in der Gefäj^bildnerei verdrängt
der Rocaillestil — zunächst in Anlehnung an Meif^ener Vorbilder — die bis dahin
205
iiblii'hcMi l'oinuMi, wäliriMul in
der Malerei tioi" Streublumen-
(lekor vorherrscht |Abb.l34|. Hei
weiterer X'ervoUUoininiuinjr der
Malerei und {jjriWserer Ausdeh-
mmj; des I)arstellun»^skrcises auf
(ii'und (ieutsehei* und fran/.ösi-
seher Onianientstocher werden
die Formen nach 17()0 wieder ein-
facher und jrlatter und neigen
nach 1770 mehr den französi-
schen V^)rbildein, wie sie von
Sevres geschaffen werden, zu.
Wie eifrig die Wiener Porzellan-
fabrik auch bereits unter Du Fa-
(juicr die FlÜl'RALK PLASTIK
pflegte, hat K. W. liraun in der
mit Jos. Folnesics gemeinsam ver-
fal-,t(Mi '(Jeschichte der Wiener
Porzellanmanufaktur' an zahlrei-
chen Beispielen dargetan. Aus
der ersten Zeit der Kaiserliclicn
Periode stammt z. B. ein großer
aus zahlreichen Gruppen und Fi-
Abb. 132 i... .. Misch, zum Suikowski-Service Rchöriu', bunt gurcu bestehender Parforcejagd-
D bemalt, mit dem Wappen der Sulkowski-Stein G Aufsatz |Abb. 135 1. Wie Meißen
hat auch Wien Figuren aus der italienischen Komödie modelliert; für viele
Wiener Figuren sind auch Meifsener Modelle nachweisbar. Zahlreiche Tierfigu-
ren, Soldaten, Handwerker, Verkäufer, allerlei allegorische, mythologische und
Schäfergruppen sowie Fünzelfiguren werden in Wien hergestellt. - Um 1749
macht sich eine neue Richtung geltend, die unter dem Einflüsse der Wiener Aka-
demie, im besonderen der Schule Kaphael Donners, steht und in NIKDERMAYKR
ihren Vertreter hat; ihre Hauptwerke sind mythologische Darstellungen. Echt
wienerisch sind auch die derbkräftigen, auffällig barocken Gruppen und Figuren
aus dieser Zeit, Tischfontänen, Putten im Kampf mit Delphinen u. a. In die sech-
ziger Jahre gehört der aus zahlreichen Figuren bestehende Tafelaufsatz des Stif-
tes Zwettl, dessen Mittelstück Putten bei der Porzellanerzeugung darstellt. Einen
neuen kräftigen Aufschwung erfährt die Wiener Plastik rlurch den Eintritt Grassis
in die Fabrik; da er aber bereits der Louis-X\T-Richtung angehört, wird im näch-
sten Kapitel die Rede von ihm sein. — Als dritte P'abrik wäre die in HÖCHST zu
erwähnen, die, 1746 als Privatanstalt gegründet, dann kurmainzisch wurde. Auch
hier wie in Meif^en und Wien waren anfänglich ostasiatische Vorbilder maß-
gebend 'japanische Arbeit]; daneben entwickelte sich aber bald die 'Deutsch-
malerei' [d. h. Malerei naturgetreuer Blumen], woran sich dann die eigentliche
206
I
H(>k()k()|H'ri(Kio tior I'abrik mit ili-
ri'm Hocaillcscliimick nnschlo(^.
Auf dem Gebiete der fijiürlichen
Plastik hat Höchst sehr Bedeu-
tendes geleistet, doch gehört ihr
wichtigster Vertreter J. 0. MKL-
CM nOR erst der folgenden Periode
an. Um die Mitte des IS. Jahr-
hunderts wurde durch den Kur-
fürsten Max Josef III. von Bayern
hauptsächlich mit Hilfe von Wie-
ner Überläufern die Manufaktur
/.u NKUDEGG gegründet; doch
hatte man lange zu kämpfen, ehe
man in den Besitz der richtigen
Masse und der richtigen (Jlasur
gelangte. Als dies endlich ge-
glückt war, wurde die Fabrik
11758) nach NVMPHKNBURG
verlegt. In der Mitte der sech-
ziger Jahre war die Produktion
sehr ausgedehnt, ohne aber ge-
schäftlich erfolgreich zu sein;
doch gehören die unter dem Ein-
fluft des Rokoko stehenden Figuren zum reizendsten ihrer Art |vgl. Abb. 136|; be-
sonders ragte hierin BASTELEI hervor, der Mitte der sechziger Jahre starb. D
Unter den verschiedenen P'ÜRSTEN entstand ein förmlicher WETTBEWERB;
jeder wollte seine Porzellanmanufaktur haben und jeder suchte dem anderen Ge-
heimnisse und wichtige Mitarbeiter abzugewinnen. So wurden von Prcufien noch
mit Böttger selbst Unterhandlungen begonnen, die dann seine Untersuchungshaft
herbeiführten, während der er starb. -- Schon 1745, als die Meif^ener Fabrik als
preußisches Lazarett diente, lieft Friedrich der Große Porzellan, Kaolin und einige
Arbeiter nach Berlin bringen. Die wirkliche Gründung einer BERLINER Manu-
faktur erfolgte aber erst 1751 durch den Kaufmann WEGELY. Die Masse war eine
gute rein weiße; doch konnte sich dieF'abrik nur bis 1757 halten. 1761 wurdedann
auf Veranlassung PViedrich d. Großen von dem Kaufmanne GOTZKOWSKY eine
neue Manufaktur gegründet, die 1763 in kciniglichen Besitz überging. Die Formen
zeigten anfänglich ausgesprochenen Rokoko-Charakter |vgl. die P'arbentafel| und
verloren ihn auch bis Ende des Jahrhunderts nicht ganz, trotzdem sich von 1775
an der Zopfstil deutlicher bemerkbar macht. Besonders hervorragend waren die
Darstellung der Blumen, der Watteaufiguren und die Camayeu-Malereien, vor
allem die in Rosenrot, die vielleicht überhaupt die besten ihrer Art sind, sowie die
Reliefzieraten. Doch wird es zweckmäßiger sein, auch die Berliner Fabrik, deren
Blüte doch etwas später fällt, erst im weiteren eingehender zu würdigen. D
208
.\ Vit
a
13J.
Ihr, Wiener For/ellanmanuf.Tktur, Du-Faquier-
Zeit. Graf Clam Callas, Wien G
:r^^
Wii-iur l'or/cllaii um 1
J
JUS Kalcrhazy, Ki«en«tmdt O
D AM. l II. Kr..
1755 wurde die Manufaktur /u IHANKKNIHAL i Pfalz.) durch PAUL ANTON
HANNONü, der (aufSeite 1 57 1 schon erwähnt worden ist, ßcgründet und 17(V2 vom
Kurfürsten Karl Theodor übernommen. Trotz fortwährender finanzieller Schwie-
rijrkeitcn hat sie namentlich auf dem Gebiete der fi^'ürlichen Plastik, die sich in
ihren Motiven an die Erzeugnisse der übrigen deutschen Fabriken anschlofi, aus-
gezeichnetes geleistet ; besonders reizvolle Figuren wurden von LINCK modelliert.
Auf diesen und auf die Fabrik überhaupt wird übrigens noch der nächste Ab-
schnitt zurückkommen müssen. Nebenbei bemerkt, war Frankenthal auch durch
seine Fayencen, die damals gleichfalls als Porzellan bezeichnet wurden, berühmt.
Die Manufaktur zu LL'DWIGSHUKG ; Württemberg) wurde 1756—1758 begründet.
Die Masse selbst hat eine Zeitlang einen etwas grauen Ton, doch sind die Formen
ausgezeichnet gearbeitet. Die Rokokorichtung erhält sich sehr lange; immer-
hin ist I^idwigsburg die erste Fabrik, die — allerdings nur in den F"iguren dem
Klassizismus huldigt. Die Streublümchen bleiben bis Knde des .Jahrhunderts in
Übung. Nach alten Beschreibungen lieferte Ludwigsburg besonders groj^artige
Tafelaufsätze. — Auf die anderen F'abriken. wie FCHSTKNBFRG im Braun-
schweigischen [1753 gegründet), die später noch zu erwähnen sein wird, ANS-
BACH [ seit 1 759 ], FULDA [seit 1 765 ), die sowohl in Gefäften als Figuren hervorragte,
KASSEL [seit 1766'. KLOSTER VEILSDORF und die kleineren thüringischen und
anderen Manufakturen kann hier nicht näher eingegangen werden, auch nicht
auf die um 1760 begründete F'abrik in ZÜRICH, die sich im allgemeinen an die
14 - Qeschicbte des Kunstgewerbes. II. 209
deutschen Fabriken anschlofv Doch
dürfen die Maler, die besonders in
der ersten Zeit des Porzcllanes
außerhalb der Fabriken tätig waren,
die sogenannten 'PFUSCHER' [im
Gegensatz zu den Berufs-Porzellan-
Malern] oder 'CHAMBRELANS',
nicht ganz übergangen werden ; ins-
besondere wären BOTTENGRU-
BER und PREUSSLER in Breslau
hervorzuheben, von denen der letz-
tere vornehmlich grau und schwarz
mit Goldhöhung malte. D
Dem Porzellan gegenüber steht
die deutsche FAYENCfil an künstle-
rischer Bedeutung weit zurück. Im-
merhin wurden in Norddeutschland
.,,,„. D ., . , ,, , j ^ r ■ . . sicher schon vor der Mitte des
.■\bb. 13o: Reiterin aus dem I'arforcejagd-Tafelaufsatz.
Wiener Porzellanmanufaktur, früheste Kaiserliche Periode, siebzehnten Jahrhunderts Faycn-
D Fürst Aucrsperg, Schloß siatinan D cen mit Blaumalerci nach holländi-
schem Vorbilde ausgeführt; in Berlin bemühte sich der Große Kurfürst selbst um
die Hebung der Fayence-Erzeugung in Delfter Art. Vor allem wäre von deutschen
Orten aber wohl HANAU zu erwähnen, wo schon in der Mitte des sechzehnten
Jahrhunderts flüchtige Niederländer verschiedene Gewerbe, darunter auch die
Fayence-Erzeugung, eingeführt hatten. Großen Aufschwung nahm die, damals
als Porzellan-Fabrikation bezeichnete, Fayence-Erzeugung in der zweiten Hälfte
des siebzehnten Jahrhunderts. Es scheint, daß schon in diesem Jahrhundert mit
der Blaumalerei in Delfter Art auch die Malerei mit Mangan verbunden wurde. In
den ersten Jahren des achtzehnten Jahrhunderts wurde bereits mit vier Farben
[Blau, Manganviolett, Gelb und Grün] gemalt und es wurden auch größere figür-
liche, besonders biblische, Szenen ausgeführt. Auch in FRANKFURT am Main gab
es eine Fayencefabrik, die in den dreißiger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts
als Konkurrentin der Hanauer Manufaktur erwähnt wird. In Höchst bestand von
1746 — 1758 eine Fayencefabrik, die dann aber durch das Porzellan vollkommen
verdrängt wurde. D
Die wichtige NÜRNBERGER Fabrikation wurde 1712 von MARX, ROM^DI und
HEMON begründet; die ersten Arbeiter kamen zum Teil aus Ansbach und aus an-
deren Orten mit älterer Fayence-Erzeugung, auch die Maler waren großenteils
Fremde; die Blütezeit ist mit demNamen der Familie KORDENBUSCH verknüpft.
Die Formen lehnen sich zum Teil an die Delfter, zum Teile direkt an die ostasia-
tischen Vorbilder an; doch ist unter anderem die eigentümlich strahlige Anord-
nung um ein Mittelstück, die häufige Anwendung farrenkrautähnlicher Blätter-
formen sowie heimatlich landschaftlicher Motive für die Nürnberger Arbeiten be-
zeichnend. Auch wären neben den Weinkannen die Sternschüsseln [mit ihren
210
sternförmig angeordneten Ver-
tiefungen] besonders hervorzu-
heben. Die Malereien der besten
Zeit sind teils blau, teils niangan
violett, zitronengelb und grünlich
ausgeführt; rot und schwarz koni
men nicht vor. In späterer Zeit
werden auch zahlreiche Muffel-
farben verwendet. D
Die Fayencefabrik zu Bay-
reuth, oder vielmehr S.\NKT Gl-!
ORGEN bei HAVKKL'TIl. wurde
1720 begründet; die Blüte fällt
in die Zeit der glänzenden Herr-
schaft des Markgrafen Friedrich
|1735— 1763|. Die meisten .Arbei-
ten sind nur blau bemalt, wobei
das Blau sehr licht ist und durch
die grof>e Zahl weither Pünktchen
[Bläschen] auffällt; bisweilen
kommen auch reichere Malereien
in Muffelfarben vor. Sehr gut ist
die Vergoldung und die Versilbe-
rung ausgeführt. Die Verzierun- '^^'' '"'
gen lehnen sich an ostasiatische an oder sind im Laub- und Bandelwerkstile gehal-
ten; auch mehr naturalistische Streublümchen sind zu finden. - Die sogenannte
Porzellanfabrik in FULDA, die von 1736 bis zu Beginn des siebenjährigen Krieges
aber wohl nur Fayence herstellt, übertrifft durch die Fülle der Farben und die vor-
zügliche Vergoldung alle anderen deutschen P'abriken. D
Die Kieler Fabrikation, die sich besonders durch ihre Farben auszeichnet,
gehört wohl schon in die folgende Periode, wenn sie auch noch Rokokoformen
fortführt. HAMBURG, dessen Fayencefabrikation bereits in die erste Hälfte des
siebzehnten Jahrhunderts zurückzureichen scheint, ragt besonders durch seine
trefflichen blaubemalten Öfen und Ofenkacheln hervor; deren Blütezeit fällt in die
Zeit ausgebildeteren Rokokos, weist aber noch vielfach etwas ältere Formen in der
Art Schüblers auf. Von diesem war, nebenbei bemerkt. 1728 zu Nürnberg ein
eigenes Werk über Stubenöfen erschienen. Auf die kleineren deutschen Fayence-
fabriken, wie ANSBACH. BRAUNSCHWKIG, MÜNDEN oder SCHREZHEIM, kann
hier nicht näher eingegangen werden, obgleich sie zum Teile ganz Gutes erzeug-
ten; nur kurz sei erwähnt, dafi ebenso, wie Porzellane, auch Fayencen von Malern
außerhalb der Fabriken bemalt wurden, und zwar sowohl in bunten Muffelfarben
als schwärzlich in der Art der Schapergläser. D
Auf dem Gebiete des GLASES hat die Spätbarocke in Form des Laub- und
Bandelwerkstiles besondere Bedeutung erlangt. Allerdings betont Pazaurek, daß
14* 211
1 in/i-r iir.ii I iii/iriii, Nymphunburjjer I'or/cllan
dio französisclioi) und auch die deutschen Ornanient-
/oiohnor, dbwdlil bei Weisel in Nürnberjr zwei \'orbild-
werke für (ilasarbeiter erschienen sind, wenigstens auf
lue böhmische Glasindustrie keinen neinienswerten VAn-
fluf; <:cliabt haben, .ledenfalls stellen die Glasornaniente
aber eine dem Laub- und Bandelwerk verwandte Art dar.
Das 'Zieraten-Hüchel v(ir Glasschneider und Künstler'
von J. C. RKIKF erinnert in manchem an die Ornamentik,
wie sie sich etwa an Rauten des «Inh. Lukas HihU'brandt
findet, und zeij^t einen pikanten Gegensatz von Schniu'-
keln. zarten Blumen, Tannen und Figuren. — l'lin
sehr beliebtes Ornament für Glasdekoration sind, wie in
der ganzen Kunst der ersten Hälfte des achtzehnten
.lahrhunderts, Jagdszenen; Jagden spielten ja aucli im
Leben der vornehmen Welt eine wichtige Rolle. Eine
eigentümliche, besonders in den deutschbiilnnischcn
Gliiscrn häufige, Dekorationsart stellen weiter die rei-
nen KALLIGKABHKNSCHNÖRKKL dar, die wir im sieb-
zehnten und achtzehnten Jahrhunderte auch in anderen
Zweigen des deutschen Kunstgewerbes häufig finden.
Beliebt sind ferner in der ganzen ersten Hälfte des
Ji^r^tA T'^ clKi'"r ,f* achtzehnten Jalirhunderts die zarten BLATTCHKN-
mit (ioidrand. i>cnlosien, um
1760. Reichenberj:. Nordböhm RANKEN, die Übrigens wohl schon in das siebzehnte
D Gewerbe-Museum D Jahrhundert zurückrcichen. D
Das Rokoko wird im Glase um die Mitte des IS.Jahrli.und zwar in der deutschen
Umgestaltung üblich; wichtig sind in dieser Beziehung die Ornamentstiche des
l. G. }IAIDT und des bereits erwähnten J. C. Reiff aus Augsburg. Schlesien, das
sich seit der politischen Trennung auch künstlerisch von Böhmen immermehr
loslöst, bildet im Glase ein sehr bewegtes Rokoko aus (Abb. 137|; auch hat
Schlesien viel Vergoldung. Zarter ist das Rokoko der deutschbcihmischen Gläser,
das aber besondere Bedeutung nicht erreicht hat. Da bereits früher [Seite 71 ff.|
auf die deutsche Giaserzeugung dieser Zeit übergegriffen werden muftte, seien
hier nur noch einige kennzeichnende Arbeiten beigefügt: Abb. 138 bietet noch die
alte Technik des erhabenen Glasschnittes mit nicht sehr feinen Formen, die aber,
mindestens auf Umwegen, von Frankreich beeinfluPit sind; Abb. 139 zeigt das, be-
sonders auf deutschem Boden beliebte. Kalligraphenornament, Abb. 140 reichere
figürliche Darstellung; Abb. 141 führt eine Potsdamer Arbeit aus dem Beginne
des 18. Jahrhunderts vor Augen. Eine besondere Art der Gläser dieser Zeit, die
DOPPELWANDGLÄSER, stammt grtif^tenteils aus Deutschböhmen und zwar aus
dem zweiten Viertel des achtzehnten Jahrhunderts. Der Erfinder dieser Technik
ist übrigens vermutlich JOHANN KUNCKEL[1630 -1702|. der 1640—1688 für den
g^ot■^onKu^fürsten tätig war und auch als Erfinder des Goldrubinglases gilt; dieses
wurde dann eine Spezialität Potsdams. — Die neue Technik des Doppclglases unter-
scheidet sich wesentlich von der altchristlichen: die Gläser werden nicht aufein-
212
Abb. 138-140: [Links] Erhaben godchliffenos Glas, deutlich, Anfani; de« 18. Jahrhundert». KeichrnboriT,
Nordböhmischos Grwerbe-Musoum. [Mitte] GcBchnittrntr.4 (iUm, deutlich • bdhmlach, i-ritte Hälfte des
IS. Jahrhunderts. Kelohenberc, Nordbühmische» (iewerlic - .Museum. [Kechls] Geschnitten)-* Glas,
O Riesengebirge, erste Hälfte des 18. JahrhundertK Reichenberg, Nordböhmlsches Gewerbe-Museum O
ander geschmolzen, sondern es werden zwei Gläser hergestellt, von denen das
eine gut in das andere paßt; dann wird das kleinere mit Ölfarbe bemalt und ver-
goldet und darauf in das gr()(>ere gefügt und verkittet [Abb. 142). Ks gibt auch
(iläser, die auftcn silbern, innen golden oder marmoriert erscheinen; manche Ma-
lereien sind mit durchscheinenden Farben ausgeführt. Am häufigsten kommen
blo|^ gravierte Metallfolien, nicht selten (lold- und Silberpartien nebeneinander,
vor. Offenbar haben wir aber ziemlich häufig reine Dilettantenarbeiten vor uns.
ImKokoko kommen aufGlasgefäften auch wieder MALHKKIKN, entweder bunt
oder en camayeu in Purpur [mit weificm Deckgrunde I. vor; auch erlangen die be-
malten Milchgläser, die schon im siebzehnten .Jahrhundert erscheinen, in der Mitte
des achtzehnten unter dem Kinflusse und als Ersatz desPorzellanes wieder einige
Hedeutung. Jedenfalls hat die Glasindustrie Deutschlands in der ersten Hälfte des
achtzehnten Jahrhunderts noch grofie Wichtigkeit und ihre Erzeugnisse geh(")ren
wie im siebzehnten Jahrhunderte zu den wichtigsten Gegenständen des Handels.
Auf keinem Gebiete des Kunstgewerbes trat vielleicht der unmittelbare Kin-
fluf, des Franzosentumes so stark hervor, wie in der TKXTILKl'NST. Die Be-
gründung der deutschen Seidenindustrie geht großenteils auf Kefugics zurück,
die nach -Aufhebung des Ediktes von Nantes Frankreich verlassen hatten; so gab es
z. B. in Schwabach eine von dem Refugic MICHF-I. DE CLARVAL'X mit Hilfe
mehrerer Arbeiter aus Aubusson gegründete Fabrik für Tapisserien, die unter
dem Schutze des Markgrafen von Ansbach, ebenso wie die dortige Erzeugung von
Gold- und Silberstoffen, zu ziemlicher Blüte gelangte. Kaiser Leopold I. ließ JEAN
TREHET [Trechet] aus den französischen Niederlanden zurGründung einer Gobe-
linfabrik nach Wien kommen; Trehet tauchte hier zuerst 1687 auf. ließ aus Frank-
213
leioh Gohilfon koinnicn und wirkte bis 1723 als Inspek-
tor iler Kaiserlichen Tapeten. Karl \'l. liel^ seine Gobe-
lins aber wieder in Hrüssel verfertijjen. — Auch der
<ir(ilse Kurfürst hat französische Oobelinweber anjresie-
(lolt. die dann durch Friedrich III., den späteren Könijr
Friedrich I., noch weitere Förderung erfuhren. Fric-
lirich Wilhelm I. jedoch hatte für solche Unternehmungen
keinen Sinn und so ging die Hauptperson, MERCIFR,
1714 an die neugegründete Dresdener Tapisserie-Manu-
faktur; diese Werkstätte bestand dann bis zum Beginne
des siebenjährigen Krieges. Die Berliner Manufaktur,
die lange Zeit von VIGNF [gest. 1751] weitergeführt
wurde, konnte nach PViedrich I. keine besondere Be-
deutung mehr erlangen und war Mitte der achtziger
Jahre jedenfalls schon außer Betrieb. Die Münchener
Abb. 141: Geschnittenes Glas, Manufaktur, von der oben [Seite 77 1 schon die Rede
Potsdam, .\nfang des 18. Jahrh. j j i xf c i 1-710 u •• j i 1
Reichenberg. Nordböhmisches ^^^'^F, wurdc durch MaxEmauuel 1718 ucu begründet und
D Gewerbe-Museum D hatte 1745 — 1777 ihre beste Zeit, während der ihre Er-
zeugnisse [auch in den Nachträgen zu Savary] denen der Pariser Gobelinmanu-
faktur gleichgestellt werden; 1810 endete die Fabrik aber wieder. D
In Stuttgart, Kassel, Bayreuth, in verschiedenen Orten Brandenburgs und der
Pfalz, in Krefeld, Elberfeld, Magdeburg, Braunschweig und Halle, in Hamburg, wo
früh auch schon niederländische Flüchtlinge eingetroffen waren, ging die Stoff-
erzeugung und manche andere Industrie hauptsächlich auf die Fremden zurück.
Trotz des so herbeigeführten Aufschwunges der deutschen Textilkunst wurden
die feineren Stoffe großenteils aber noch aus dem Auslande eingeführt. Die wirk-
licheBlüte der norddeutschen und österreichischen SEIDENWEBEREIfällterst in
etwas spätere Zeit; doch führen gerade die österreichischen Stoffe noch lange
kräftigere Barock- und Rokokomotive fort. — Eigentümlich sind die quadratischen
Decken in Leinen- und Seidendamast, die häufig mit allegorischen Darstellungen
und historischen Anspielungen [auf Siege, Friedensschlüsse u. a.| geziert sind und
schon in die Zeit Karls VI. und selbst weiter zurück reichen ; die leinenen Arbeiten
dieser Art stammen wohl großenteils aus Schlesien, die seidenen vielfach aus
Sachsen. □
Die deutschen Druckstoffe werden besser später zu behandeln sein. Bemalte
Wandbespannungen mit Figuren und Pflanzen in chinesischem Geschmacke, wie
sie sich besonders in österreichischen Schlössern nicht selten erhalten haben, sind
größtenteils wohl eingeführt worden. □
Unter den deutschen STICKEREIEN, die offenbar in allen Techniken dieses
Kunstzweiges verfertigt wurden, müssen die Weißstickereien hervorgehoben
werden, insbesondere die spitzenartigen Mousselinarbeiten; sie wurden haupt-
sächlich in Sachsen ausgeführt und erfreuten sich auch in Frankreich als POINT
DE SAXE besonderen Rufes. Übrigens ragte auch Berlin auf diesem Gebiete her-
vor. Posamenterie-ähnliche Arbeiten verschiedener Art, auch in Stickerei ausge-
214
Abb 142: ZwlKchrngoldslaR, deutich-böh-
mi8ch, Miltc des 18. Jahrh Rcifhcnbcri;.
O Nordböhmlsches Gcwcrbo-MuBcum O
führt, stellte etwa Aniiaberj,' und IVciberg |in
Sachsen) her; als Kr/.eiijinis Kreiber^s werden
besonders auch POINTS l)'HSrA(}NK erwähnt.
In der wirklichen SI'ITZK stand Schlesien an
erster Stelle, besonders Hirschberß und Anna-
berg; ein Teil der Spitzen nn)chte später schon
aus Böhmen kommen. Von Schneeberg wird
berichtet, da(-> Spitzen in allen Farben [also
Wohl auch Posamenterien| her^,'cstellt wurden.
Auch Idria [Krain] hat seit Karl \'l. bereits leb-
haftere Spitzenindustrie. Wichti^^ waren im
ganzen deutschen Gebiete aber jedenfalls nur
die Klöppelarbeiten, nicht die Nähspitzen. D
F'ür diegrof^e und eigentümliche Hedeutung
des deutschen Rokoko spricht es, da(^> kühnere
Rokoko- oder ijanz freie Harockformen sich
auf Bl'CllKlNHÄNDKN überhaupt fast nur in
Deutschland finden. Auch die Verwendung der
Pointille-Stempel geht kaum irgendwo sonst [höchstens Italien ausgenommen] so
weit wie hier; doch gibt es auch die feinen französischen Spitzenmuster. Am höch-
sten stand in Deutschland wohl die pfalzgräfliche Ilofbuchbinderei in HI-.'IDKL-
HKRG unter dem letzten Kurfürsten der Linie Pfalz-Simmern. D
Auf die Wichtigkeit der deutschen, besonders Augsburger, Huntpapier-Krzeu-
gung wurde schon wiederholt hingewiesen; am Knde des 17. Jahrhunderts waren
besonders die Fabriken vonMunk und Stoy von Bedeutung. Eine lelirreiche Samm-
lung besitzt das Germanische Museum in Nürnberg [man vergleiche den 'Anzeiger
des German. Museums' 1889 1. D
Die Weltbedeutung des deutschen Kunstgewerbes im achtzehnten Jahrhundert
lag, wie gesagt, auf dem Gebiete des Eisens und auf dem des Porzellans. In der
Kunst, aus der plastischen Gestaltung dieser Stoffe etwas neues, ihrem Wesen
entsprechendes und zugleich phantasievolles, zu schaffen, ist wohl das höchste
geleistet, was bisher überhaupt erreicht worden ist. Und das war, wie gezeigt,
nur durch die eigentümliche Entwicklung des Kunstgefühles in den deutschen
Ländergebieten mciglich geworden, nur dadurch, daß deutsches und franzTisisches
Rokoko eben nicht dasselbe ist. D
5. SÜDROMANISCHE LÄNDER D
Die südromanischen Länder haben eine wirkliche Rokoko-Entwicklung nicht
durchgemacht, dazu fehlten schon die geistigen Grundlagen der Bewegung des
Nordens; die südlichen Länder führen in der Hauptsache noch durch die längste
Zeit des achtzehnten Jahrhunderts die Barocke fort. Im ganzen kann man auch
sagen, daft in Italien im achtzehnten Jahrhundert ebenso wie in Deutschland,
wenn nicht noch mehr, an die Stelle des Interesses für bildende Kunst vielfach das
für THEATER und MUSIK getreten ist; Metastasio,GQldoni,Gozzi,Pergolese,Cima-
rosa beschäftigten die öffentliche Meinung mehr als die bildenden Künstler. D
215
Die Architektur nahm im allgemeinen Kunstinteresse alloniinjrs noch einen
breiten Raum ein; im Theater war die dargestellte Szene sogar entschieden
wichtiger als die Handlung des Stückes selbst und schuf mit der Musik und mit
dem Zauber der Sprache zusammen gewi(^ ein Gesamt- Kunstwerk von über-
wältigender Gröfa\ Gorade das\'orhorrschen der vom Zwange des Materials un-
abhängigen THKATKAI.AKCHITEKTrH und der gleichfalls reich cntwickolten
Festarchitektur der Kirchen lief^^ die Raumphantasie sich in ungeahntem Mal'^c ent-
falten, trug aber auch zur völligen Auflösung der Architektur bei. Ks erfolgte so
vielleicht etwas Ähnliches wie im französischen Rokoko, doch ergab sich keine so
scharfe Trennung von Konstruktion und Dekoration, wie in Frankreich, Es sind
daher noch eher die Verhältnisse in vielen Teilen Deutschlands vergleichbar.
Immerhin wird es begreiflich erscheinen, dafi Juste-Aurele Mcissonier, einer
der Hauptschöpfer des französischen Rokoko, ein Grof^teil seiner Formenwelt
italienischer Schulung verdankt. D
Da die südromanischen Länder innerhalb der europäischen Völkerfamilie im
achtzehnten Jahrhundert aber überhaupt keine führende Stelle mehr einnehmen,
so kann man sich hier wohl mit einigen Andeutungen begnügen. Auf einzelnes
wurde übrigens schon hingewiesen. Die nebenstehende Abbildung bietet einen
Schrank von sehr vorgeschrittenen Barockformen, die in vielem schon an die der
sogenannten Theatralarchitekten [wie die Bibbiena] erinnern; es stimmen sowohl
die grofien Voluten-Konsolen, die jetzt an Stelle der früher üblichen geraden oder
gewundenen Säulen treten, wie die reichen Schnörkel und V^asen des Aufsatzes
oder die zierlicheren Ornamente der Füllungen ganz mit der Formenwelt dieser
Meister überein. D
Die üppigsten Barockformen hat, nebenbei bemerkt, wohl Portugal aufzu-
weisen; die sechzig königlichen Wagen zu Belem werden als das Überladenste
und Übertriebenste geschildert, was man sich überhaupt vorstellen könne. D
Vereinzelt, besonders in der Hofkunst Piemonts, das Frankreich ja in vieler
Beziehung näher stand, erkennen wir wohl auch klarere französische Rokoko-
einflüsse. Französische Einzelformen fanden übrigens immer Eingang; insbe-
sondere brachten die stets am französischen Hofe oder sonst im Auslande beschäf-
tigten Italiener Anregungen in ihre Heimat, meist Oberitalien, zurück. D
Die eigentümliche Entwicklung Italiens und des übrigen Südens läßt es auch
erklärlich erscheinen, daß vielfach direkte Kompromisse zwischen Einheimischem
und Fremdem stattfanden; dies gilt selbst von einem so bedeutenden Werke, wie
dem Schlafraume mit Alkoven im Palazzo Manin zu Lucca. □
In den meisten Fällen werden die französischen Anregungen durch den süd-
lichen Geist aber in den Hauptlinien gewandelt; so ist etwa ein reichgeschnitzter
und vergoldeter Konsoltisch in der Galerie Corsini zu Florenz viel schwungvoller
gehalten, als wir es bei französischen Arbeiten zu sehen gewohnt sind. Auch die
reizvollen Schnitzereien im Palazzo dei Clerici zu Mailand sind trotz des klaren
fr -chen Rokoko-Einflusses und verhältnismäßiger Strenge und Einfachheit
d -en weichen Schwung und größere Fülle von den französischen
/Vr */% i i.', i j Uli 1^7 1 T, liitjücn. ^-J
216
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SCHRANK IM MISKO DI
ANTICmiA 7\: I'AKMA
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S^'-^^V^"^" ^ ^ nt IVofte zu ^u^talU. VTitw . . ^c^
■ft ^ w^T« be$v«»d?~< -is? Werk w :^
0 . :^c«nl~ vv>rrubeht»n, e:n Werk,
i*s rrr:: T-- "7 ; ; . stis^iie, rvan
T«ie «r _ . liit auch hier der fr«»-
r - e Omaroew-
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die freie
dwejjdet
Zu d; i^r. treTen
m 0: -Ji FAVL\. MAILAND, TREMSO,
NO^~E--i. - ^ _ - . DieF n in ihren einxelnen
1 - - - - i?t heute -iC^cT fcauminoirlich; viel-
* . rmröpferei herabgesunken. D
- - . . . „vT erneuten Versuche. wirkÜcbes
r -J_AN _ r iri Itaüen kein Kaolin geiimden, so
zxaa öne z . .h Verft"eT>duTifi von Ma^esit lu
erreiche» s»Ate freute ils r - -oderHy: ^exeichnet}. □
DiePerxdfaaiabrJ^ :r \'EX£r'IG irurde 1721' durch Huno^er, der aus "VMen kam,
DSe Praxair er ie ■w~urde überXümbei^ aus " gebracht : die vene-
ist dnrcix ibre ^ -ndiastd- - :_ c Erscheinung ge^enn-
; Wer j _ - " : ~ : dig ^ , . v k l ; »iie Fabrikation eine Zeit-
ri wieder aufgenommen. T>ie Marke
■^der „Vrreris- in versdüedeDen
^rrmv: ^> che Szenen, CaDot-
>chaften- Neben der Schvarzlot-
• ach die Fannk auch der blauai Unterglasurfarbe.
■«Tirde 1735 vom > ?e Carlo Ginori
"" * ierr«r^a:hatE.W-Braun
■ « r: .v . ..r Aufschlüsse geboten: die
Fabrik wurde limarh vcmCari reiter aus ~- - W - -r- ^^-ik einge-
Werke des Me:>t?r? uT^d "riere '^ . . eiten der
FäbrftswiiBdergeBamtenS*- rsreite Gruppe früher Doccia-
PorseOaite sckfieft sä^ sb ^ er Vorbilder ; dazu gehört das grofte Speise-
service im Rrripalygt anit bc n und Sternblumen, in den für die
Fabrik JwmiHtlBKaidat Bcfcici r^z^n ii^i o^ .d. Die Fabrik von C.\PODIMONTE
[bei Nea;»^ wivtie 1741 gegründet, verfertigte aber nur V "^ - fllan ; ihr Ruf
beruht besondas nf sosgezeichnet modellierten und gem. -^ ^'f^n und axrf
Serncea mä fhmso trefi&cii modellierten und bemalten n. . _.-... .^ n Reliefs,
wafET sidi en bertficbes Bei^iel in dem Service des regierenden Fürsten von
^idinLk rbtiuslg in »xrOndet. Die Fabrik inNO\'El>eiBassano hat hervorragend
218
-Xr X.iiS5?Tl:
3slE.
schöne Teller mit niytholojTJschcn und Schäferszenen {geschaffen; \'1N0V0 |bei
Turin) kopiert Malereien und Plastik anderer Fabriken /.ienilich unselbständig. —
Aus derF'abrik vonCapodinionte j^ing nach ITfiO, alsKarlll. von Sizilien spanischer
König geworden war, die spanische Fabrik von BUKN-RKTIRO hervor, deren Ev-
zeugnisse übrigens in den ersten 'M) Jahren dos Bestandes ausschliej-dich zu Ge-
schenken des Hofes verwendet wurden und auch später noch lun* selten in breite
Schichten des Handels gelangten; es wird noch im folgenden Abschnitte von dieser
Fabrik zu sprechen sein. D
Von besonderen Erzeugnissen der spanischen Kunstindustrie seien hier bei-
läufig noch etwa die Fayencen von ALCOR A in der Provinz Valencia hervorgehoben;
ihr Zusammenhang mitMoustiers wurde bereits oben [Seite 1 14] erwähnt. Farbige
Fayencefliesen [im allgemeinen azulejos genannt] wurden besonders im Gebiete
von \'alencia — sonst vor allem auch in Portugal — hergestellt; die Zeichnungen
solcher Arbeiten wurden allmählich aber sehr volksmäf^ig, insbesondere in den mit
Jagd- und Tierdarstellungen bemalten Stücken [azulejos de monteria]. D
Von dem Rückgange der italienischen GLASFRZEUGUNG im 18. Jahrhimdert
war bereits oben [Seite 19] die Rede. EinenSpiegel, der entschieden schon franzö-
sische Einflüsse verrät, zugleich aber auch die italienischen Spätbarock- oder,
wenn man sie so nennen will, Rokokoformen zeigt, bietet Seite219. Nebenbei möge
man hier auch den in der Scheibe sich spiegelnden barocken Glasluster beachten.
Die Vorherrschaft der italienischen TEXTILKUNST ist bereits seit dem Ende
des siebzehnten Jahrhunderts gebrochen; doch haben Genua, Venedig, Mailand,
auch Florenz, Bologna, Neapel, Lucca, Reggio [im Modenesischen] sowie Turin in
der Erzeugung von Seidenstoffen noch Bedeutung. Mailand ragt auch durch
Stickereien hervor; Bologna erzeugt besonders Seidenbänder, die selbst nach
Frankreich ausgeführt werden. Größere Wichtigkeit für das übrige Europa hat
Italien aber nur mehr durch die Ausfuhr von Seidenmaterial, nicht von Stoffen. □
Für die ganze Stellung der italienischen Textilindustrie um die Mitte des acht-
zehnten Jahrhunderts kann die folgende Stelle bei Savary als kennzeichnend an-
gesehen werden : 'Es ist bemerkenswert, daß die Italiener, wenngleich Frankreich
den größten Teil seines Seidenmateriales aus diesen Ländern bezieht und in allen
Städten Italiens ebenso schöne Gold-, Silber- und Seidenstoffe erzeugt werden
wie in P'rankreich, daß, sage ich, die Italiener dennoch die französischen Manu-
fakturen ihren eigenen vorziehen und daß die Fürsten und Großen Italiens nicht
gut gekleidet zu sein glauben, wenn sie ihre Stoffe nicht aus Paris, Lyon oder Tours
bezogen haben.' D
Es erklärt sich dies eben daraus, daß Frankreich bereits die Vorherrschaft in
der Mode an sich gerissen hat und daher immer die neueren Muster brachte.
Selbst im Levantehandel herrschte Italien nicht mehr allein; wenigstens heißt es
in der eben angeführten Quelle, wo von Stoffen, die für den Handel nach Konstanti-
nopel inBetrachtkamen, die Rede ist: 'Hauptsächlich sind esdieP'lorentincrSatins,
die Venezianer Tabis und Damaschette mit oder ohne Gojdblumen, die geblümten
Brokate mit Gold- oder Silberfäden und die geblümten Genueser Samte. Obgleich
alle diese Stoffe ihre alten Namen bewahren, ist doch ein Großteil von ihnen in
220
Lyon, Tours, Amstertlam und London crzcujjt, und man verkauft sie den türkischen
Kleidermachern oder den armenischen Kaufleuten als echt venezianisch oder echt
genuesisch'. Q
Auf dem (lebietc der Stickerei schafft Italien imnn i unn ll.i \.iii;iMciMies; be-
sonders/eilten die prachtvollen Kirchenstickereien schwungvolle Spät hat ock- oder
etwas schwere Kokokoformen, vereinigt mit sehr weitgehendem Naturalismus in
Einzelheiten. Sehr schöne Arbeiten stanmien aus dem Venezianischen und aus
Mailand; auch die .Metr(»politankirche zu Turin besitzt unter anderen ein sehr be-
zeichnendes Antepcndium, wie ja Piemont in der Spätbarockzeit überhaupt be-
sonders hervortritt D
In der SIMTZKNKRZKL'üUNd hat Italien jedenfalls die Fuhrung verloren. Ks
gingen später nicht nur die künstlerischen Anregungen grof>«'nteils vom Norden
aus; sondern es war auch der feinere Faden der nordischen Länder der entsprechen-
dere für die nun erstrebten Formen. Unter AKdKNTKLLA versteht man angeb-
lich in Italien erzeugte Nähspitzen mit stärkerem Harock- oder Kokokozuge in der
Art der gewöhnlich Argentan zugeschriebenen Arbeiten; doch wird der Ausdruck
in unklarer Anwendung und ohne Anspruch auf besondere Berechtigung gebraucht.
D D
Die Kunst der übrigen, besonders der ii(»rdisclien, Länder wird besser bei Be-
trachtung der folgenden Periode, in der diese (Jebiete für die Kunst des gesamten
Europas gröt^ere Bedeutung erlangt haben, berücksirhtiet w(>rdon. D
D D
Wenn wir hier beim Überblick über die Spätbarock- und Rokokokunst Italien
als einen Ausläufer der gro(>en Entwicklung betrachtet haben, während es bei Be-
sprechung der früheren Barockkunst vorangestellt worden ist, und wenn Frank-
reich inmitten der ganzen Entwicklung eingereiht erscheint, so wird dies wf)hl nicht
als willkürliche Anordnung angesehen werden, sondern als im Wesen der Sache be-
gründet. Italien stellt den Ausgangspunkt der ganzen Bewegung dar und auch das
Ausleben und Absterben der ursprünglichen Ideen; Frankreich tritt dagegen
immer deutlicher in den Mittelpunkt der ganzen Bewegung. Deutschland steht in
gewisser Beziehung jedesmal zwischen Italien und Frankreich, nicht führend, aber
aus verschiedenen Anregungen heraus doch selbständiges schaffend; ja man darf
sagen, daf> Deutschland durch die Barockentwicklung wieder in sein eigentliches
Kunstelement gelangt ist; man kann es in gewissem Sinne als das phantastische
oder musikalische bezeichnen und wird sich erinnern, daft es schon einmal in der
Spätgotik und in noch früheren mittelalterlichen Zeiten Wundersames geschaffen
hat. Wir wollen nicht sagen, dafi im Phantastisch-Musikalischen die einzige Mög-
lichkeit deutscher Kunstent wicklung liege und daf> nicht andere Völker in manchen
Stadien ihrer Entwicklung auch ähnliche Empfindungen haben könnten ; aber doch
entspricht es dem Deutschen ganz besonders und man kann bei jedem Vrtlke ge-
wisse vorherrschende Neigungen erkennen. Wir haben dies auch bei Holländern
und Engländern gesehen, die in manchem den Nordfranzosen näher verwandt sind
als den Deutschen, wenigstens als den Ober- und Mitteldeutschen, in manchem sich
allerdings auch deutlich von den Franzosen unterscheiden. Q
221
Schon diese nationalen Unterschiede haben das Bild au(->erordcntlich reich, oft
fast verwirrend, gestaltet; dazu kommt aber noch dieUm\vaiidlun<r der Gedanken
durch die zeitliche Kntwickhmjr. Denn jede Idee wandelt sich in sich, sclion da-
durch allein, da(s sie lebt und zunimmt. Und wenn sie verfällt, so wächst schon
Neues neben ihr empor, wozu sie den Samen «restreut hat, da sie noch in voller
Kraft war. Wir haben gesehen, daf^ sich der Barockgedanke in manchen Ländern
in der gemeinhin als Rokoko bezeichnenden Periode zum Höchsten entfaltet, in
anderen darin bereits wieder verflüchtigt. Es wird sich aber bei Betrachtung der
weiteren Entwicklung vielleicht auch zeigen, daf> die auf die Barock- und Rokoko-
periode folgende Zeit der vorhergehenden weniger gleicht, als der weiter zurück-
liegenden Renaissance; aber oft ist ja derlCnkel dem (jroljivater ähnlicher als dem
Vater. Der Klassizismus der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts hängt
in Frankreich durch den nie ganz ausgestorbenen Klassizismus der Louis-XIV-Zcit,
der selbst wieder auf noch älterem Klassizismus fuP^t, mit der Renaissance zu-
sammen; auch in anderen Ländern gibt es manches Bindeglied mit älterer Ent-
wicklung; überall werden sich jedenfalls Ursachen erkennen lassen, die wieder zu
Ergebnissen leiteten, die der Renaissance ähnlich, aber natürlich nicht gleich,
waren. Die kühlere Auffassung, der Mangel kindlichen Glaubens an das Recht der
Phantasie in der bildenden Kunst haben den Louis-XVI- oder Z<)])fstil. oder wie
man ihn nennen mag, herbeigeführt. Das immer stärkere Anklammern an die
Antike, als Ausdruck verwandter Empfindung, ist dann nur eine Folge — und nicht
die Ursache — der Hauptbewegung. Wir haben das Eindringen eines neuen Raum-
und Farbengefühles schon an verschiedenen Einzelheiten erkannt, so etwa an den
Gobelins oder an den späteren Meißener Porzellanen. Die alten Formen werden,
man könnte sagen, bereits verschämter verteilt und ohne die innere Kraft und die
Lust früherer Zeit. Alles dagegen erfolgt mit feinem Abwägen und mit zarter An-
spannung des Gefühles, wie sie einer vor allem nach Wahrheit suchenden Richtung
entsprechen; die starken geistigen Anregungengehen für einige Zeit eben nicht
mehr von derbildenden Kunst aus. □
Wir mufften bei Besprechung der wichtigsten Grundlagen, auf denen die Ba-
rockentwicklung beruht, das Zunehmen des Gefühlsmomentes, das sich vor allem
auch im Wachsen der religiösen Empfindung verriet, besonders hervorheben;
natürlich wollten wir damit nicht im entferntesten sagen, dafi die religiöse Bewe-
gung an sich die Barockkunst gerade so, wie sie tatsächlich geworden ist, schaffen
mußte oder daß etwa gar die Jesuiten die Begründer des neuen Stiles gewesen
seien, wie es hie und da wohl zu lesen ist. D
Es wandelt sich, wie immer wieder betont werden muß, die Kunst in sich, indem
ein angeschlagener Ton weiter geführt, ein eingeschlagener Weg — wenigstens
von einigen — folgerichtig weitergegangen wird; freilich nicht alle folgen dann
dem. der so vorgeht. So hat sich auch schon gezeigt, daß bereits in der Hoch-
re'^''">nce aus rein künstlerischen Motiven, nicht durch allgemein kulturelle Pjn-
w. _jn — gewissermaßen durch bloße Weiterentwicklung gegebener künst-
lerischer Ideen — manche Formen entstanden sind, die unbedingt als Vorstufen
der Barockkunst gelten können; daß sie aber zum Siege gelangt sind, verdanken
222
sie doch nur der allfiomeincn Kiilturcntwii-kluii^i. Durch diese erst vernioilite
michelan^elesker Geist den pallailiaiiischen auf weiten Gebieten in den Hinter-
grund /u dränjjen; durch die allgemeine Entwicklunj^ konnte palladianisth-klassi-
zistischer Geist später aber auch wieder siejjen. So kann Individuelles stets zum
Typischen werden und Neues an scheinbar N'erlorenes wieder anknüpfen. .Jeden-
falls ist auch in der Barock- und Rokokokunst immer Material vorhanden j^ewesen,
das eine neue Weltanschauung^ dann zu neuem Aufbau benutzen konnte, (jewisse
Errungenschaften der Harock- und Rokokozeit sind aber trotz späterer Wandlun-
gen unverloren geblieben und kotniten höchstens vorübergehend zurückgedrängt
werden, so insbesondere die schwungvollen, dem Gebrauche und dem Gebraucher
wirklich angepaßten Kormen des Mobiliars und vieler kleiner Geräte. Und kaum
zu irgendeiner Zeit sind Zweck, Form und Material der kunstgewerblichen Ge-
genstände so ineinander aufgegangen, wie in dieser. M I )icger
D
DAS KUNSTGEWERBE IN DER
LOUIS-XVI- UND EMl'IREZEIT
KAiMri:L III ♦ DAS KL:NST(]i':\\'r:Kni^ in dkr
Louis-w'i- rxi) ^:^^MR^:z^:IT d
Zur richtijjcn Kiiischätzun^ des im folgenden (lebotcncn ma^ in Krwä^iiii^ ge-
zogen werden, daft dcrMANdKL an\'()KAKni]IT!!N für die Geschichte des Kunst-
gewerbes VDHi siebzehnten Jahrhundert an, auf den bereits im voran^eyan^jenen
Abschnitte hingewiesen werden nuifite. sich in noch viel h()herem Maf^e für die
Zeit von 1770 bis ISIO geltend macht. Mit Ausnahme bestimmter, Krankreich be-
treffender Kapitel, liegt nur in wenigen Partien geordnetes Material vor, so daft
Ungleichmä|>igkcit der Heliandlung nicht zu vernu'iden war. D
Mehr als zwei Jahrzehnte vor dem Regierungsantritt Ludwig XVI. [1774] be-
gann die Geschmacksrichtung, die wir mit LOUIS-XVI- oder in den deutschen
Abwandlungen als ZOPFSTIL zu bezeichnen pflegen. Sie ist hervorgegangen aus
der Übersättigung am Hokuko und aus der Überzeugung, daf, die Kunst einen
Läuterungsprozefi durchmachen müsse, in dem die Antike als Führerin zu gelten
habe. Selbstverständlich kann sie aber den Zusanmienhang mit demHokoko nicht
ganz verleugnen, und obwohl im Gegensatz zu ihm stehend, ist sie doch erfüllt
von seinen Reizen und verdankt es gerade ihm, dat> sie sich fast auf die Dauer
einer Generation von Pedanterie und trockener Nüchternheit fern zu halten ver-
mochte. D
GFISTKi \'ORBKRKITKT war die Überzeugung von der Mustergültigkeit der
Antike durcli Mämier, die, ztnn Teil dem Kunstbetriebe ihrer Zeit sonst ferne
stehend, .M.TICH TUMSSn'Dir.M zu ihrem Lebensberuf erwählt hatten. Noch dem
17. Jahrhundert gehört Jacques Spons' Beschreibung der Reisen in Ciriechenland
an [erschienen 167(5 bis 1678 1. JeanMabillons und Hernard Montfaucons Arbeiten auf
archäologischem Gebiete, namentlich das grofte Sammelwerk antiker Monumente
von Montfaucon [seit 1719], hatten in den Kreisen aller Gebildeten lebhaftes Inter-
esse erweckt. Graf vonCaylus hatte 1752 bis 1767 die sieben Bände der Recueils
d'antiquites veröff entlicht; bereits 1747 war der AI tertumsforscherJ.J.Barthelemy,
dessen 'Voyage du jeune Anacharsis' von tiefgehender Wirkung war, auf (»rund
seiner Arbeiten Mitglied der Akademie der Wissenschaften geworden; 1764 gab
Winckclmann seine Geschichte der antiken Kunst heraus; zwei .lahre später ist
Lessings Laokoon erschienen. Ganz im Allgemeinen hatten sich in Frankreich schon
1737 der Kupferstecher Charles Nicole Cochin, in Deutschland 1741 ein Anonymus
im 'Neuen Büchersaal derschönen Wissenschaften und neuenKünste' und 1749 der
Dresdener Baumeister Crubsacius gegen die Verwilderung der Kunst gewendet.
Geradezu revolutionierend wirkte aber des Jesuiten .MARC-ANTOINE LAUGIKR
'Essai surl'architecture'i 1752;. Man darf sagen, dafi Laugier fürdie bildende Kunst
in Frankreich von ähnlicher Bedeutung wurde, wie Rousseau für das Denken auf
sozialem und politischem Gebiete. Nicht ohne Einfluß auf die Bewegung war fer-
ner das Interesse der Marquise von Pompadour für die Antike, das durch ihren
Lehrer Jacques Guay, einen genauen Kenner der P'lorentiner Kameensammlung,
in so hohem Mafte geweckt worden war, daf, auf ihr Betreiben hin ihr Bruder,
der Marquis de Vaudrieres, sowie Abbe Leblanc, Cochin und der Architekt
15* 227
Soufflot nach Italien jiinjrcn, um 'die wahre Schönheit' zu studieren. Sie verblieben
dort von 1748 bis 1751 ; ilir Aufenthalt fiel also mit der Kntdcckun»T der Ruinen
von Pompeji 11748] zusammen. wojreiTcn die KrjTebnisse der Ausfjjrabunojen in
Herkulaneum bereits seit 10 .lahren Kunstfreunde und Künstler in Atem hielten.
Soufflots Studien am Tempel zu I'aestum wurden 17(34 |)ubliziert; Cochin hatte
schon früher seine 'Observations sur les aiiticjuites d'llerculanum' veröffentlicht.
Auch die zahlreichen Aufnahmen nach antiken Architekturen, die der Maler
Hubert Robert während seines von 1754 bis 17()() dauernden Aufenthaltes in
Italien auf Veranlassung Marignys nach Paris sandte, truji^en viel zur Verbreitung
der klassischen Formen unter den Künstlern bei. 17(i2 war Stuarts und Rcwetts
berühmtes Werk über die Architektur Athens erschienen. So wurde allmählich
der Glaube, daf, die Antike der .Jungbrunnen einer auf Abwege geratenen Kunst sei,
die Überzeugung der gesamten geistig lebendigen Welt. Sie ging Hand in Hand
mit den freien forschenden Gedanken, die der Aufklärungsbewegung zugrunde
lagen und die jede Autorität auf ihre Berechtigung hin zu prüfen begonnen hatten.
Neben der literarischen Bewegung, und ohne Zweifel durch sie angeregt, zeigen
sich zunächst auf dem Gebiete der BAUKUNST sehr wirksame Reformbestrebun-
gen. Selbst unter den Architekten der sonst so konservativen französischen Aka-
demie kam, vorläufig wohl mehr theoretisch als praktisch, die Überzeugung zum
Ausdruck, da^ nur ein gründliches Studium der Antike die Kunst in gesunde
Bahnen zu lenken vermöchte. Jacques Ange Gabriel, der das Garde meuble auf
derPlace de la Concorde 1 1762 bis 1770], das Theater inVersailles und Klein Trianon
[1771 bis 1776] erbaute, J. F. G. Blondel. Constant d'Jvry und Soufflot, der Erbauer
vonSainteGenevieve, dem späteren Pantheon, waren hier die vorwärts drängenden
Neuerer. Ihre Formensprache wurde bald weit über die Grenzen Frankreichs
hinaus tonangebend. Blondels vielbenutztes Lehrbuch 'Cours d'architecturc' hielt
sich von Rokokoformen bereits gänzlich frei. D
Au^er den genannten Architekten haben noch eine Reihe anderer in der Ent-
wicklung der französischen Baukunst im Sinne der angedeuteten neuen Richtung
her\'orragend gewirkt. Da ist vor allem Ch. N. Le Doux, ein Schüler Blondels, der,
anfangs als Stecher tätig, dann Architekt wurde und als Staatsstipendiat in Rom
studierte; als Baumeister des Königs baute er den Pavillon Lucienne und den
Pavillon Dubarry; auf weitere Kreise hat er auch durch sein Werk, 'L'architecture
considere sous le rapport de l'art' I-^influfi genommen. Ein anderer Schüler Blon-
dels, M.I.Peyre,der ebenfallsdenRompreiserhaltenhatte undlnspcktorderkönig-
lichen Bauten wurde, hat 1765 seine architektonischen Werke veröffentlicht. Wie
er hat auch Bemard Poyer, der unter anderem die Fassade des Corps legislatif
erbaute, durch zahlreiche baugeschichtliche und bautechnische Werke ungewöhn-
liche Bedeutung erlangt. □
Zu den strebsamsten Neuerern unter den Pariser Architekten gehörten ferner
J. Gondoin, der Erbauer vieler Paläste, Häuser und Villen, sowie der Ecole de
nri/.rrrinf. g^f ^qj^ Boulc vard Saiut GcTmaln , und der Belgier Jean Neufforge, der
n ; .ch durch sein sechsteiliges Werk 'Recueil elementaire d'architecture' be-
fruchtend auf den neuen Stil gewirkt hat. □
228
[Gl -^ LE BILLET-DOUX VON N. LAFRENSEN
ilZjQ NACH DEM STICHE VON NIC. DELAUNAY
Auch auticrhalb Krankreichs gewann die Bewegung bald festen Hoden. In
ENGLAND war es vor allem Robert Adam [ 1 728 bis 1 792], der die Innenräume vieler
Paläste ausgestaltete, und selbst W. Chambers lenkte durch seine Architektur-
werke in gewissem Sinne in die neuen Bahnen ein. In ITAMKN wird die klassi-
zistische Richtung schon sehr früh und unabhängig voti Krankreich durch die Archi-
tekten Galilei |geb. 1691 1, Kuga |geb. 1699|. und Vanvitelli |geb. 1770], betreten. Im
Norden, namentlich im\'enezianischen, in Mailand, Turin, Genua knii[)ft der Klassi-
zismus direkt an Palladio an. In Venedig selbst stand Antonio Selva, der in Paris
studiert hatte, der Krbauer des Theaters la Kenice, an der Sjjitze. D
Für die Allgemeinheit wichtiger als die neuen Bauten, deren Kinflufi doch mehr
auf ihre Heimat beschränkt blieb, waren die italienischen KÜPKERSTICHWKRKH
nach antiken Architekturen; sie waren es. die wesentlich dazu beitrugen, das
Studium der Antike in ganz Europa zu verbreiten. So die Ruinen Roms von Giam-
battista Piranesi und Marco Carlonis Darstellungen des Inneren derTitusthermen.
DF)UTSCHLAND und ÖSTERREICH standen in jener Zeit in ausgesprochener
Abhängigkeit von Krankreich. In Wien war Hohenberg, bekannt durch seine reiz-
vollen Bauten in Schönbrunn, einer der führenden Architekten an der Akademie.
In Berlin war Blondeis Schüler, Karl von Gontard, der die Aufsicht über den Bau
des Neuen Palais führte und die Türme der Kirchen auf dem Gendarmenmarkt
baute, entschieden der talentvollste Vertreter der neuen Richtung. Kerner wären
Kriedrich Wilhelm von Erdmannsdorf, der das Schlote zu Wörlitz bei Dessau im
klassizierenden Zopfstil erbaute, und der bereits genannte Crubsacius in Dresden
als diejenigen zu erwähnen, deren Beispiel die neue Richtung förderte. Im Westen
Deutschlands sind zahlreicheLustschlösser dieser Zeit, wie Solitude bei Stuttgart,
das Innere der Schlöf^chen Kavorite und Monrepos sowie eine Reihe anderer direkt
von französischen Architekten errichtet worden. D
Geradlinige Grundrisse, schwaches Vortreten der Risalite, matte Profilierung
der Pilaster, Geradlinigkeit der Kenstcr und Schlichtheit ihrer Umrahmung, Ver-
meiden von Gebälksverkröpfungen, Sparsamkeit in den Ornamentmotiven, kurz
eine überall hervortretende verständige MASSIGUNG, die sich mitunter bis
zur Nüchternheit steigert, kennzeichnen diese Bauten. Natürlich erfahren diese
charakterisierenden Züge manche Modifikation. Denn ist beim Auftreten neuer
ästhetischer Anschauungen einerseits das Moment der Gegensätzlichkeit von
Wichtigkeit, so kommt anderseits dem Gesetze der TRÄGHEIT, dem Hängen am
Gewohnheitsmäßigen, keine minder große Bedeutung zu. Das Auge der Künstler
aus der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. imKormenüberschwang des
Rokoko erzogen, empfand vieles als einfach, schlicht und streng, was im Vergleich
zur griechischen Antike, als gekünstelt und überreich bezeichnet werden müßte.
So trachtet man zwar bei den Profilierungen den klassischen Kormen möglichst
nahe zu kommen, weicht aber mit einer ausgesprochenen Vorliebe für das Gefällige
und Zarte den derben, kräftigen Linien in der Regel aus. Die Zutaten bei jeder
einzelnen Korm, bei den Kapitellen, Kriesen, Gesimsen. Schlußsteinen der Bogen,
bei Trägern, Sockeln, Verdachungen. Konsolen usw. werden mit Absicht 'moderni-
siert-. Tuchgehänge, Blumen- und Blättergirlanden, Medaillons, Embleme und
229
Symbole, ja selbst f ij:juralc Gebilde, letztere namentlich bei enjrlischen Architekten,
gehören zu den typischen Ziermotiven. Das Lieblingskapitell des Louis-XVI-Stiles
ist das jonische und charakteristisch ist ein die Voluten verbindendes Hlatttrehänge,
womit es bereichert wird. Mannitrfach sind die feinen Stabornamente, die in die
unteren Partien der Kannelüron an Säulen und Pilastern eingelegt werden und die
nun im Gegensatz zur vorangegangenen Periode durchwegs aus Formelcnicntcn
der Antike bestehen. Gebälksfriesc werden oft sphärisch oder geschweift pro-
filiert; das gesamte Gebälk erscheint nicht selten mit Ziermotiven überladen, wie
sie in solcher Mannigfaltigkeit der Antike selbst in sehr reichen Bildungen fremd
sind. Willkürlicher noch wird bei solchen Formen vorgegangen, die mit der Archi-
tektur in mehr äußerlicher Verbindung stehen, wie Balustraden, Zierbänder,
Füllungsornamente u. dgl. D
Als architektonische Zierformen überaus beliebt sind INSCHRIFTTAFELN
von antikisierender Form, wie sie in einfacheren Konturen bereits die Renaissance
verwendete, und die nun mannigfach variiert werden und scharf betonte Eckaus-
bildungen in Form von Vorsprüngen, sogenannte Ohren erhalten, die als Durch-
lochungsstellen für die Nägel, mit denen die Tafeln an der Wand befestigt werden
sollten, gedacht werden können. Sie werden häufig mit Tuch- oder Blattgehängen
geschmückt, die manchmal auch über die Inschriftfläche herabhängen, wobei diese
oft ihre selbständige Geltung völlig einbüfit. D
Eine nicht unwichtige Stellung unter den architektonischen Schmuckmotiven
nehmen die immer noch sehr beliebten VASENein. Vielevonihnensindihrer Form
nach auf römische Urnen zurückzuführen, andere auf griechische Krater- und
.Amphorenbildungen. Die interessantesten und für die zweite Hälfte des acht-
zehnten Jahrhunderts charakteristischesten sind aber jene, die keine direkten Vor-
bilder in der Antike haben und alsOriginalschöpfungen derZeit betrachtet werden
müssen. Sie bestehen aus antikisierenden architektonischen Zierformen ver-
schiedenster Art: Säulentrommeln mit senkrechten oder gewundenen Kannclüren,
ins Rund gebogenen Relieffriesen mit figuralem oder ornamentalem Schmuck, Kapi-
tellen oder Kapitellteilen, Ziermotiven von Gesimsen, Grabmälern und sonstigen
bildhauerisch verzierten Werkstücken der Architektur, die oft selbst mit Relief-
medaillons bereichert sind. Solche Formen bauen sich zu Vasenkörpern auf und
finden häufig nur in Blattgehängen oder Tuchfestons jene Linienverbindungen,
diedie einzelnen willkürlich zusammengewürfelten Teile in einGanzes zusammen-
fassen. D
Alle diese architektonischen Zierformen sind ebenso wie die Prinzipien der
Grundri^bildung auch für das Kunstgewerbe von weitestgehender Bedeutung.
Manche sonst unverständliche Form, wie z. B. die oft sehr gequälte Bildung der
Se\Tes-Vasen, findet erst im Hinblicke auf die Architektur ihre Erklärung, ist ja
die Architektur alsNutzkunst im Grunde selbst nichts anderes alsdie höchsteStufe
kunstgewerblichen Schaffens und bleibt unter allen Umständen Stützpunkt und
fester Rückhalt des Kunstgewerbes. Die P'ührerrolle der Architektur liegt eben
im Wesen abendländischen Kunstschaffens tief begründet. Selbst gelegentliche
Verschiebungen zugunsten des Omamentalen vermochten daran nichts zu ändern.
230
KABINETT DKR KÖMGIN IN KLEIN
TRIANÜN • ENTWORFEN VON GABRIEL
Dir bereits klassizistische Aufienarcliitektur Fr aiikroichs nimmt mm aucli von
den INNKNHÄUMKN Besitz. D
Wenn z. B. im deutschen Rokoko die Innendekoration allmählich immer [{rotieren
Kint'luft auf die Fassadenentwürfe ausgeübt hatte, so daft schlief^lich selbst rein
architektonische Flemente in spielende Formen auf^^ehist wurden, in denen die
ursprünjjliche Bedeutunj^ kaum noch zu erkennen ist, wie etwa am Zwinj/er in Dres-
den, so vollzog sich nun in l-'rankreichder entfjeiren^osct/.te Vorjfantf. Die Formen
der AL'SSKNARCHrri^KTl'R {gewannen stei^reiiden Finriuf-i auf die (jüederun^ im
INNFRN und drängten das reine Ornament in klare Grenzen zurück. Wohl sind die
Profilierunj^fcn auch im Inneren schwach und matt im Verj^leich zur Barocke; im
Gegensatz zum Rokoko, das die Wand förmlich mit einem Gespinst gleichwertiger
Ornamente überzieht, wirken sie aber als Linien von sichtlicher Kraft und gliedern
in ihrer Ruhe und Gleichförmigkeit die Flächen mit genügender Schärfe. Schloff
sich im Rokoko die Hohlkehle, die den Übergang von der Wand zur Decke bildet,
oft ohne architektonisches Zwischenglied an die Wand an, so sehen wir nun rein
profilierte Gesimse eine Hohlkehle begleiten, die in tler Folgezeit immer mehr den
Charakter eines Frieses gewinnt. Sahen wir zur Zeit der höchsten Fntwicklung
des Rokoko dieLisenen ebenso wie die zwischen ihnen liegenden Wandfelder mit
Rahmenwerk verziert, das alle an Architekturformen erinnernden Dctailbildungen
ausgeschieden hatte, so zeigen nun, schon um die .Mitte des Jahrhunderts, zahl-
reiche Beispiele Lisenen, die durch Kapitelle oder kapitellartige Abschlüsse sich
der Pilasterform nähern; die Basis solcher Lisenen ruht dann auf besonderen
Sockeln, die an der Stelle des früheren Rahmenwerkes mit eigener, selbständiger
Profilierung aus der Ebene des Lambris heraustreten. Der Sockel selbst wird
höher, als er meist im Rokoko ist, er schneidet gewöhnlich in der Höhe der Stuhl-
lehnen oder Kommoden ab, so daf^ seine Linie die .Möbel, soweit sie nicht höheren
schrankartigen Formen angehören, nicht durchquert, sondern sie harmonisch in
die Gesamtwirkung des Raumes aufzunehmen vermag. D
Um 1770 ist die Fassadenarchitektur bereits vollständig in die Innenräume
eingedrungen. Die häufigsten Formen sind: jonische oder korinthische Pilaster-
stellungen, darüber mehr oder minder streng gegliederte Gesimse, die anfänglich
noch hohlkehlcnartig in den Plafond hinüberleiten; bei hohen Räumen werden
Blindbügen mit Medaillons, Vasen oder Relicffüllungen über den Pilastern ange-
bracht, in grof>en Sälen ein architektonisch gegliedertes Halbgeschoß über dem
abschliefsenden Gesimse des Hauptgeschosses und zuweilen eine beide Geschosse
zusammenfassende Pilasterstellung, der noch eine zweite Säulen- oder Pilaster-
stellung im Ilauptgeschosse untergeordnet ist. Wie man sieht, sind es der Re-
naissance nicht allzu fernestehende Lösungen [vgl. TafelJ. D
Bei ganz GEWÖLBTEN oder mit Spiegelgewölben versehenen RÄUMEN sind
die gewichten Teile häufig mit Kassettierungen geschmückt. Der Spiegel der
Decke zeigt dann meistens einen gemalten Himmel wie in der Barockzeit, doch ist
alles leichter, luftiger und zarter. Die mythologischen Darstellungen beschränken
sich auf wenige Gestalten oder begnügen sich mit spielenden Amoretten, Liebes-
symbolen oder gar nur mit rosigen Wölkchen auf zartblauem Grunde. D
231
Hei SC'lll.AFZIMMKRN liebt man es, z.u beiden Seiten des Bettes freistehende,
oft auch mit RtK>^eni;iriaiuien umwundene, Säulen anzubringen. Das Hett befindet
sieh der Län«^e nach dder mit dem Kopfende an der Wand in der Mitte der KücU-
waiid des Zinuners, und es entsteht, da man die kleinen Räume, die zu Seiten des
Bettes entstehen, rinirsum abzuschlie(^en und als Garderoben zu verwenden pflegt.
die sogenannte BETTNISCHK, die sich durch lange Zeit großer Beliebtheit erfreut.
Neben diesen mit architektonischen Fassadenmotiven ausgestatteten Interieurs
entsteht aber gleichzeitig, einerseits im Anschlüsse an das Rokoko, anderseits
approbiert durch die Ausstattung der Innenräume in Merkulancum und Pompeji,
eine zweite Gattung von Interieurs, bei denen die Architektur eine weit unter-
geordnetere Rolle spielt und, soweit es die Gliederung der Wand betrifft, durch
RAHMENWKRK ersetzt wird. Nicht nur die Füllwände, die Panneaux, sind von
Rahmen umgeben, auch an Stelle der sie trennenden Pilaster werden schmale um-
rahmte Lisenen, sogenannte 'Montants' eingesetzt. Auch die im Rokoko so be-
liebten Abtrennungen im oberen Teile der Panneaux, die sogenannten Trümeau-
friese, kommen hierbei oft in Anwendung. Sie bilden eine friesartige Zone unter-
halb des die Decke tragenden Gesimses, die aber nicht fortlaufend den Raum um-
zieht, sondern von den Montants unterbrochen wird |s. die Tafel Kabinett des Königs
in \'ersailles|. D
Ein wesentlicher Unterschied im Vergleiche zum Rokoko liegt darin, da(3 nun
alles Rahmenwerk streng rechtwinklig gebildet, die gerade Linie bei jedem An-
lasse scharf betont wird und alles Krause, Willkürliche, Kapriziöse sich in klar
ausklingende Rhythmen verwandelt. D
Auf dem Schmuck innerhalb des Rahmenwerks dieser in rhythmischer Ab-
wechslung verteilten gröfieren und kleineren, schmalen und breiten Wandfelder
beruht der Hauptreiz solcher Innendekoration. Hier entfaltet die Phantasie der
Omamentisten ihre vollste Grazie, ihren entzückendsten Reichtum js. die Tafel
Boudoir der Königin Marie Antoinette in Fontainebleauj. Bei sehr reich ausge-
statteten Gemächern besteht der Reliefschmuck dieser Panneaux aus fein ziselier-
ten Bronzeauflagen. In minder prätentiösen, aber immerhin noch sehr prächtigen,
Räumen ist das Relief in Holz geschnitzt und vergoldet oder in blassen Tönen ge-
strichen |S. die Tafel Salon de Compagnic in Klein Trianon]. Tritt an Stelle der
plastischen die farbige Wirkung, dann finden wir bunte Grotesken, gemalt auf Holz
oder Seide oder gedruckt auf Baumwollstoff oder Papier. Die Grotesken füllen
nicht immer die ganze P'iäche sondern begleiten bei größeren Wandfeldern oft nur
die Innenseiten des Rahmens, während die schmäleren und kleineren ihren vollen
Schmuck erhalten. D
Die MOTIVE dieser DEKORATION sind sehr verschieden. Bald liegen ihnen
.anische Wandmalereien zugrunde, bald finden wir Variationen der raffa-
nr-.n Grotesken, bald antikisierende Akanthusranken; gewöhnlich vermengt
-: • mit fMpsen Zierformen naturalistisches Pflanzenornament als originellerer Ein-
- :■■'■-. '■■ r eigenen Zeit. Die Symbole des Liebesgetändels im Jahrhundert der
Galanterie: Pfeil und Köcher, Blütenkränze, Amorbogen, von Pfeilen durchbohrte
Herzen, Taubenpaare, Lyren und P'löten, Schäferhut und Schäferstab, Requisiten
232
jGi- KABINETT DES KÖNIGS
Lzö IN VERSAILLES O D
von Feld- und (Jartenbau, Amorcttcnmedaillons, entzündete Käucheri,'ef;it\e, Thyr-
susstäbe, Hlumenkörbc, Amorfackeln usw., spielen in diesen ornamentalen (Jebil-
den eine wichtige Rolle. D
Gewöhnlich finden HKZIEHUNCjKN zwischen den Dekorationsmotiven und der
Hestimmuni; des Raumes statt; so hat z. H. (labriel in den I'anneaux der ecole
militaire riimische Trophäen angebracht; im Boudoir de la reine in Kleiti- Trianon
(v^l. die Tafel aus Klein-Trianon| sinti Lilien unil Hosen verwendet. D
Zwischen i\en in Relief behandelten und den tjemalten I'anneaux bestehen keine
wesentlichen stilistischen Unterschiede. Inmier ist es die V'erzierunRsweise, wie
sie Cochin dem Mari^ny übermittelt hat und die dann .lean Simeon Rousseau de
la Rottiere auf das feinste ausbildete. Es ist der Stil, den Le Doux in Louveciennes
11770—17721 und Helanger im Pavillon Bagatelle |1777) zur Anwendunu gebracht
hat. Auch der jünj^ere M(»reau, Ciilles-Marie C'auvet, De Lalf)nde. .1. Ch. Delafosse,
Salembier. Kay, I'rieur, A.J.Roubo, Kranvois-.Andrr Vincent, .I.R.Lucotte, (Jcrard,
Spaendock, (^ueverdo und eine Reihe anderer haben auf diesem (lebiete jjlänzende
Leistungen aufzuweisen. D
.Manche von diesen Dekorateuren haben auch für dcu Druck auf Stoff oder
I'apier gearbeitet; so namentlich F'ay, Frieur und Cietti für das in hohem Ruf
stehende Haus Reveillon. Solche gedruckte Grotesken, bei denen nicht selten
tlurch Handmalerei nachgeholfen wurde, sind in der Ausführung und Komposition
derber als die direkt auf Holz gemalten und unterscheiden sich von ihnen oft auch
4ladurch, daft sich die .Musterung in kleincrem Rapport wiederholt. War dieses
\'erfahren zum Teil bereits für billigere Ausstattungen berechnet, so war dagegen
die Groteskenweberei in schwerem Atlas, wovon noch manches prächtige Muster
vorhanden ist, jedenfalls nicht minder vornehm als dieVerwendung gemalter oder
geschnitzter I'anneaux. Die ältere Gepflogenheit, das Rahmenwerk mit Gobelins
zu füllen, hörte zwar nicht auf, trat aber neben den geschilderten Dekorationsarten
in den Hintergrund. Schliesslich darf die grof>eZahl derinterieurs nicht vergessen
werden, deren I'anneaux mit senkrecht gestreiften und geblümten Seidenwebe-
reien oder bedruckten Kattunen, unter denen solche mit Chinoiserien sehr häufig
waren, bezogen wurden. D
Die TÜRKN bekamen gewöhnlich ein eigenes Gesimse, an das sich eine Supra-
porte mit Malerei und Reliefskulptur anschlief^t; Rundfiguren, wie im Boudoir de
la reine in Fontainebleau [vgl. die Tafel ausFontainebleau], bilden eine Ausnahme.
DieTürfüllungen wurden entweder blofi von mehr oder weniger reich entwickeltem
Leistenwerk umsäumt oder erhielten einen mit den I'anneaux in Farbe und Aus-
führung korrespondierenden Groteskenschmuck. D
Im allgemeinen strebte man in den einzelnen Räumen nach möglichster SYM-
NILTRIK; den Fenstern an der Vorderseite standen I'anneaux an der Rückwand
cgenüber; den Türen, die die Querwand nächst der Fensterseite durchbrachen,
entsprachen nächst der inneren Längswände oft fingierte Türen, Kamin und Spie-
gel pflegten die Mitten der beiden Querwände einzunehmen. Die KAMIN'UM-
R.AHMUNGEN, meist aus Marmor, seltener aus Holz, erfuhren eine der Antike
nachgebildete Gliederung mit stark betontem vortretenden Gesimse und darunter
233
Abb. J43. Kommode, Ebenholz mit vergoldeter Hronzc, von .1. I)iil)oi.s, lOiuJ«' I,oiiis XV. London,
O Sammlung Wallace D
befindlichem, oft reich dekorierten Fries, der nicht selten in ornamentalen oder
figuralen Bronzeauflagen bestand, sowie mit Konsolen oder Säulen zu beiden
Seiten als Stützen des Gesimses. P'ast nie fehlt über dem Kamin der nach oben
gerade oder bogenförmig abschlieliende Spiegel, dem an der gegenüberliegenden
Wand ein gleicher Spiegel über einem Konsoltische entspricht. In ihrem oberen
Teile haben diese Spiegel oft durch Halbluster, die sich durch die Spiegelung zum
vollen Rund ergänzen, durch geschnitzte Girlanden oder Medaillons noch einen
besonderen Schmuck erhalten. D
DieREIHKNF'OLGEderZIMMFR war, dem gewöhnlichen Schema nach, so, daß
man aus der Vorhalle in ein Vorzimmer trat, von hier in einen Salon gelangte, an
den sich Speisezimmer, Boudoir. Schlafzimmer und Barlezimmer anschlössen.
Mit den eben geschilderten zwei INTf-lRIKUR-TYPPJN, dem architektonischen
und f\fjrT\ unter Einwirkung pompejanischer Vorbilder in Verbindung mit Rokoko-
traditr.nen entstandenem, sind aber nur die zwei Hauptgruppen der Raumaus-
gestaltung im Louis-XVI-Stil gekennzeichnet. Von ihnen gehen zahlreiche VARI-
234
"X"
fc'ui
C Y^
CQ <
D
Abb. lU; Kommode iii;t Lacki uii.i;;tn, von Marlin Carlin I.oiivrc, I'.iris
ANTEiN aus, die einerseits durch Vereinfachung der Motive bis an die äuf^erste
Grenze bürperUchcrSchHchtheit gelangen, anderseits durch eine ganze Keihe von
Kombinationen die gegebenen Motive in verschiedener Weise gruj)j)ieren. Be-
sonders interessant sind in dieser Beziehung einige Interieurs in Palästen von
Bordeaux, wo man namentlich durch nischenartige Vertiefung der Fenster, Türen
und Panneaux, wie im Rokoko, die Wandflächen kräftig zu beleben suchte und
auch durch Abrundung der Zimmerecken jene Härten zu mildern bestrebt war. die
sonst unter der Herrschaft der geraden Linien und der im scharfen Rechteck auf-
einander stoßenden Flächen im allgemeinen zur pikanten Charakteristik des
Louis-X\'I-Stiles gehciren. G
DAS MÖBEL. Wir haben die Grundsätze der klassizistischen Interieurkunst
etwas ausführlicher behandelt, weil in ihnen die richtunggebenden Momente für
die gesamte Kunstindustrie dieser Periode enthalten sind. Ganz besonders ist es
das Möbel, bei dem dieser Zusammenhang in vollster Klarheit hervortritt. Die der
antiken Säulenordnung entnommene DREITKILUNG in Sockel, in Hauptkörper oder
Hauptfläche mit Feldereinteilung, und in Gesimse, wird mit den notwendigen
Änderungen ebenso wie bei der Wand auch bei den Mtiboln vorgenommen. Auch
bei denMöbeln wird dieFläche mit ihrem ornamentalenSchmuck effektvoll betont.
Auch hier wird die Wirkung derProfile gemildert, und auch beim Möbel spielt das
Panneau eine wichtige Rolle. Charakteristisch ist die BILDUNG der BEINE.
Während sie bisher nach oben mittelst einer meist ausbauchenden Anschwellung
unmerklich und ohne Begrenzungslinie in den Hauptkörper des Möbels übergingen,
235
D Abb. 145: üroge Kommode, Mahagoni mit Goldbronze, von Benemann. Paris, Louvre D
eine Form, die in den frühesten Ludwig-XVI-Möbeln noch beibehalten bleibt,
bildet der entwickelte Louis-XVI-Stil selbständige Beine aus. die nach unten zu
dünner werden, und deren Konstruktion sich in FuP), Schaft und Knauf [Kapitell |
gliedert. Die Beine werden vom Körper des Möbels gewöhnlich mittelst einer
eigenen, rosettengeschmückten Vcrkröpfung aufgenommen. Der Hauptkörper des
Möbels wird zum Träger einer reichen Dekoration, die namentlich bei Prunkstücken
als das Wesentliche auftritt, das sich der Konstruktion nur scheinbar unterordnet.
Jedes konstruktiv selbständige Organ des Möbels ist durch Leisten, Perlenschnüre,
Stäbe u. dgl. von dem nächstfolgenden getrennt, und ebenso erfahren alle größeren
Flächen, ja oft sogar die kleineren und kleinsten, eigene Umrahmungen. Die Ecken
der Möbel sind, besonders anfangs, oft abgekantet, um Bronzekonsolen, Säulchen
oder Hermen Raum zu geben. Anfänglich stehen auch gebogene und geschwungene
Linien noch in lebendiger Wechselwirkung zu den geraden. Mit fortschreitender
Entwicklung werden aber die rechten Winkel und die geraden Linien immer
schärfer betont und zuletzt fast ausschlief^lich verwendet. Am längsten wird an
der Vorderseite, in der Mitte der Unterkante, gewisser Möbel ein in geschweiften
Formen ausgeschnittener Besatz |contour en arc), mit einer Bronzcapplike ge-
schmückt, beibehalten. Wo infolge des Charakters des Möbels ein abschließender
Frie.s nicht angebracht werden kann, wie z. B. bei Sitzmöbeln, verwendet man gern
frei '■• ' '"^-ndes emblematisches, seltener figurales, Schnitzwerk als Bckrönung.
Z KQnstvollsten Möbeln dieser Zeit zählen die Kommoden, Schreibtische
und Kabinette. Bei der KOMMODE findet die erwähnte Dreiteilung, in Sockel, wo-
236
^^^^!^'* -^ ,zr
Abb. !46r Sohrriblisch mit Kollverschlu»i. Marketterie-Finltgen und Bronze-Appllkon. Windsor-KoUcktion
ZU auch die Beine 7.u rechnen sind. Hauptkorper und Fries mit Gesimse, das durch
die Platte markiert wird, statt. Der Dreiteilung in vertikaler Richtunff entspricht
oft eine solche in horizontalem Sinne, und zwar in der Weise, daß ein gröf>eres
Mittelfeld von zwei kleineren Feldern flankiert wird. D
Ein älterer, bis in diese Periode hereinragender TYPUS erinnert an die Form
der Truhe, die auf vier hohen Beinen ruht. Hin prächtiges Beispiel dieser Art be-
sitzt dieWallace-Collection '.Abb. 14:^'. Dergewdhnliche Typus hat jedoch niedrige
Füfte und weist in fortschreitender Entwicklung einen Übergang von Knkokoformen
in die der späteren Louis-W'I-Zcit auf; so sind anfänglich die Gruiulriftlinien, die
Beine und die Umrif>linien der Mittelpanneaux noch geschweift, während alles De-
tail, namentlich die Ornamentik, bereits auf klassischen Vorbildern fuftt. Später
weicht nur mehr der Grundriß von der geraden Linie ab, indem etwa die Vorder-
seite leicht ausgebaucht ist, die Seitenwände etwas geschweift sind, in vertikaler
Richtung aber ausschließlich die gerade Linie herrscht. Sobald auch der Grund-
riß rechtwinklig wird, sind die letzten Reste aus der vorangegangenen Stilperiode
verschwunden. D
Die Behandlung der Vorderseite ist. je nachdem die Schubladen maskiert oder
durch die Dekorationsweise kenntlich gemacht sind, eine verschiedene. Die Mas-
kierung, bald durch Türen, bald durch ein haarscharfes Aufeinandertreffen der
237
f
TTTTTTTTTTTTTTTTTTT
• •••••*««:
Schublndonkantcn liorheiooführt,
liifst cino riMi'lioro, oiiiluMtliclie or-
tiainontalo AusjTostnltun<>; zu und
ist daher bei Prunkstücken die
bevorzufjrtc. Die l-'iillunosfelder
wurden bald mit (litternuistcrun-
«ren in Marquctteriearbeit, bald
mit naturalistischen Blumen oder
Kmblemen in bunterllol/intarsia,
oder mit chinesischen Lackarbei-
ten, auch mit Wedjrvvoodrelicfs,
mit bunten Malereien auf Scvres-
platten, ja selbst mit glatten oder
reliefierten Florentiner Mosaiken
verziert; auch Boullcarbeiten. an
ältere Vorbilder erinnernd, kom-
men vor. Das Hauj^tgewicht der
prunkvollen Ausstattung beruht
jedoch nicht so sehr auf diesen
I-'iJllungen als vielmehr auf den
prächtig modellierten und oft mit
größter Delikatesse ziselierten
BR0NZEAPPLIKP:N, die in mehr
oder weniger verschwenderi-
scher Weise über das ganze Mö-
Abb 147: Sekretär in Rosenholz mit Bronzen und Sevres- bei verteilt slud. In ihnen erreicht
D PorzellaneinUgen. Ehemalige Sammlung Seilliere D j^j. künstlerische Relz deS StÜk-
kes seinen HTthepunkt {siehe die Abbildungen 144 und 145]. D
Den Kommoden hinsichtlich des Aufbaues nahe verwandt sind die BÜFFETS.
Sie haben das Aussehen von in die L.änge gezogenen Kommoden mit offenen, ge-
wöhnlich im V'iertelkreis abgerundeten, Etageren zu beiden Seiten. In der fries-
artig behandelten Zarge befinden sich Schubladen, der Hauptkcirper ist nach vorne
durch Türen abgeschlossen, hinter denen die Stellbretter angebracht sind. Der
Dekor hält sich auch bei Prunkstücken dieser MJibelgattung in bescheideneren
Grenzen als bei Kommoden. F!in hervorragend schönes Stück dieser Art ist das
von BENEMANN für Saint-Cloud gearbeitete, das vorne mit dem Bronzemono-
gramm der Königin geschmückt ist und sich gegenwärtig im Louvre befindet. D
Für SCHRFIIBTISCHE sind drei Hauptformen in Übung. Als erste nennen wir
das 'bureau ä cylindre', den Schreibtisch mit drehbarem Verschluf^ in Form eines
Viertelzylinders, der die Möglichkeit bietet, das auf dem Tische befindliche mit
einem Griffe gegen aufjen abzuschließen. Der Tisch selbst ruht auf vier Beinen
und hat in der Zarge drei Schubladen, von denen die beiden seitlichen tiefer herab-
reichen, während die mittlere seichter ist, um den Beinen des am Tische Sitzen-
den genügenden Spielraum zu gewähren. Diese Form kam um 1750 auf. Eine nahe
238
KABINETT • ROSENHOLZ MIT BRONZEN UND SEVRES- PLATTEN
VON iUARTIN CARLIN • WALLACE-COLLECTION, HERTFORD HOUSE
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DAMENSCHREIBTISCH IN LACK. POLIERTEM STAHL UND VER-
GOLDETER BRONZE, VON WEISSWEILER ■ PARIS, LOUVRE
verwandte Abart von Schreib-
tischen, deren Verscliluft tech-
niscli einfacher konstruiert ist,
führt den Namen 'bureau piano',
weil sie, ähnlich wie die Klaviere
dieser Zeit, mittelst zweier im
rechten Winkel zuklappenden
Teile verschlossen werden. Wemi
statt des erwähnten Zylimiers
eine einzige und zwar schiefe
Klappe den Verschluß; bildet, die
^a'öffnet als Schreibtischfläche
dient, so hei|-^t ein solcher Schreib-
tisch 'secretaire ä tombeau'. Die
zweite Hauptform ist die des 'se-
cretaire' |auch Chiffonier-secre-
taircj, ein in geschlossenem Zu-
stande schrankartiges, zweiteili-
ges Möbel, dessen oberer Teil aus
einer aufklappbaren Platte be-
steht, hinter der sich F'ächer und
Laden befinden, während der un-
tere Teil nach vorne durch Türen
verschlossen ist. hinter denen La-
Abb IM: Kabinett aus Rosenholz mit Sevresplatten ver- den odcr Stellbretter eingefügt
rlert. von Wei^weilcr, Bronzen von Thomire. Paris, Samm- sind. Die dritte Hauptform bil-
O lung Wertheimer CD j i. j -u i ü i • •
* det das bureau plat', d. i. em em-
facher Tisch entweder vollkommen flach und an drei Seiten von einer niederen
Bronzegalerie umgeben, während vorne die üblichen Laden angebracht sind, oder
ein ebensolcher Tisch mit einem kleineren oder größeren Aufsatz an der Rück-
seite, in dem sich Fächer und Laden befinden (bureau ä serre-papier oder bureau
ä etagerej. Ist ein derartiger Tisch groft und rückwärts oder auch an den Seiten
geschlossen, um die Beine des davor Sitzenden vor Luftzug zu schützen, so wird
er als 'bureau ministre' bezeichnet. Die Abbildungen 146, 147 und Seite 237 cha-
rakterisieren die drei Haupttypen. D
Diese Hauptarten von Schreibtischen kommen auch in kleineren Dimensionen,
als Damen-Schreibtische von oft äuf^erst niedlicher Wirkung vor. Auf dem Ge-
biete solcher BOUDOIRMOBF)L hat die Phantasie der Ebenisten auch allerlei
Modeschöpfungen hervorgebracht, deren Kurzlebigkeit eine eingehendere Wür-
d • j macht, so z. B. den Damensekretär 'bonheur du jour', der auch als
i" r-. benützt werden kann, und andere mehreren Zwecken zugleich
d, .... ;,e. Die Dekorationsweisen, die wir bei der Kommode aufgezählt
haben, kommen auch bei den Schreibtischen sowie bei allen übrigen Möbeln zur
Anwendung. Eüner der berühmtesten Schreibtische dieser Zeit ist der 1760 von
240
h •! KABINETT • MAHAGONI MIT BRONZE, BEKRÖNT VON D^"^
^Kl WAPPEN VON FRANKREICH UND SAVO VEN • SCHLO SS WIST)^
liiiaAiiiMiiiiiiilMiMilliHifa
m
OEBEN begonnene und von RIESENER
vollendete 'Schreibtisch des Königs', ge-
t/enwärtig im Louvre. Dieses von den
zwei bedeutendsten Pariser Ebenisten
jener Zeit angefertigte und durch Abbil-
dungen wohl allgemein bekannte Möbel
ist in mehrfachen Wiederholungen an ver-
schiedenen Orten vorhanden. Es ist ein
Schreibtisch mit RollverschluH;, der mit
vergoldeter Bronze auf das reichste und
glänzendste ausgestattet und mit Ein-
legearbeit in verschiedenfarbigen Höl-
zern verziert ist. Molinier nennt ihn das
sch(inste französische Möbel des acht-
zehnten Jahrhunderts. Es gehört übri-
gens im wesentlichen noch der vorange-
gangenen Stilperiode an und steht an der
Grenze des Übergangs zum Klassizismus.
Denn jenes allmähliche Einlenken in den
neuen Stil, das wir bei denKommoden ein-
gehend geschildert haben, wiederholt sich
natürlich auch bei den übrigen Möbel- Abb. 149: Kleiner KonsolUsch in geschnitztem und
gattungen. D ^ vergoldetem Holz. Paris, Louvre D
Ein Möbel, bei dem seit seinem Entstehen im sechzehnten Jahrhundert die
Rücksicht auf die Verwendbarkeit die künstlerische Phantasie am wenigsten be-
schränkte, ist der Schmuckschrein, das KABINETT. Bei keinem anderen Einrich-
tungsstück drängte die Schönheitsforderung alle übrigen Ansprüche in gleichem
Mage in den Hintergrund. Die Louis-XVI-Zeit hatte es leicht, hier die entsprechen-
den stilistischen Wandlungen zu vollziehen. Der Unterbau behielt die gewohnte
Tischform, der daraufgesetzte Schrank entwickelte nach der üblichen Einteilung
in tragende, stützende, füllende und bekrönende Glieder eine prunkvolle Fassade,
die, je näher wir dem Ende unserer Periode kommen, immer mehr architektoni-
scher Trockenheit verfällt. Den Panneaux mit ihren Einlagen verschiedener Art,
unter denen ostasiatische Lackarbeiten nicht selten sind, kommt auch hier in künst-
lerischer Hinsicht eine entscheidende Bedeutung zu. Die Dreiteilung des Haupt-
körpers in horizontaler Richtung ist auch hier üblich, doch löst eine Tendenz zu
zierlicher Leichtigkeit die Seitenteile oft in offene Etageren auf |s. die Abb. 148
und die Tafeln mit dem Kabinett von Martin Carlin aus der Sammlung Wallace
und dem Kabinett in Mahagoni aus Schloff Windsor). Eines der bekanntesten und
berühmtesten Stücke ist das vermutlich 1787 vollendete Kabinett, das JOHANN
FRIEDRICH SCHWERDFEGER für die Königin Maria Antoinette angefertigt hat.
Der reiche Bronzeschmuck wird Thomire zugeschrieben ; den Rest der Dekoration
bilden Malereien unter Glas vom Miniaturisten Degault; das Ganze ist ein Wunder-
werk feinster Ausführung. D
16 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 241
Ganz besondere Aufnierksanikeit wen-
deten die entwerfenden Künstler des
achtzehnten Jahrliunderts der Ausbildung
des KONSOLTISCHES zu. Er hat seinen
Platz an der Wand, meist am Fenster-
pfeiler oder gegenüber dem Kamin und
ist auf die Ansicht von drei Seiten berech-
net. Bis über die Mitte des achtzehnten
Jahrhunderts erinnerte der Konsoltisch
auch seiner Form nach oft an die Konsole.
Die Beine waren unten nach der Mitte hin
eingezogen und verbunden. Bei vierbeini-
gen Konsoltischen war der Abstand der
rückwärtigen Beinegröfter als derder vor-
deren, die ziemlich nahe aneinander ge-
rückt wurden. Eine Übergangsform zeigt
vorne enggestellte gerade Beine, behält
aber an der Rückseite die geschwungene
Form bei. Die Beine waren auch, nachdem
man sie, dem Zuge der Zeit folgend, ge-
radlinig zu bilden begonnen, unten häufig
Abb 150: Gueridon, Mahagoni mit vergoldeter ^urch einen Querverband lentrejambesj
Bronze und Unterglasmalerei. Versailles, Klein zusammengehalten, der in dcr Mitte eine
^"^"°" ° Vase oder sonstigen plastischen Schmuck
erhielt. Der Konsoltisch war gewöhnlich aus Holz geschnitzt und vergoldet, später
auch hell gestrichen in der Farbe der Wandverkleidung. Der Schnitzerei wurde
besondere Sorgfalt zugewendet, ihre Feinheit wetteifert augenscheinlich mit der
der Bronzen. Die Beine, eins bis sechs an der Zahl, sind oft köcherförmig und
manchmal mit Lorbeer- oder Rosengirlanden umwunden. Girlanden hängen auch
nicht selten frei von der Zarge herab. Diese selbst ist der Hauptträger und Aus-
gangspunkt der ornamentalen Schnitzerei. Die Platte, meist aus Marmor, ist an
den Schmalseiten abgerundet oder geschweift; oft bildet sie auch einen Halbkreis,
ein längliches halbes Sechseck usw. und nähert sich erst in späterer Zeit der recht-
winkeligen Form [s. Abb. 149 und die Tafel mit dem großen Konsoltisch aus dem
Louvre]. D
Im Vergleich zum Konsoltisch ist der freistehende TISCH in der Regel ein-
facher ausgestaltet. Die Zarge erhält den an Möbelfriesen üblichen antikisieren-
den Bronzeschmuck, die nach unten spitz zulaufenden Beine nähern sich der Säulen-
oderHermenform, das untere Ende des Beines erhält häufig einen Bronzeschuh in
Form von Akanthusblättern. Bei reicherer Ausgestaltung der Beine treten auch
langgestreckte Balusterformen oder figurale Skulpturen auf. Kommt dem größeren
Tisch in dieser Periode keine besondere Wichtigkeit zu, so hat dagegen das leicht
bewegliche und für die verschiedensten Zwecke eigenartig ausgestaltete Tisch-
chen eine sehr mannigfaltige Ausbildung erfahren. So die länglichen Spieltisch-
242
;Gj,J KONSOLTISCH IN GESCHNITZTEM UND
VERGOLDETEM HOLZ PARIS. LOUVR!
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K.L.l.L.i .
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Abb. 151: Ffkschränkchen in Markcflerio iii.(l vergoldeter
D nroir/c, von Riesener. London, Sammlunn Wallacc D
chen, deren Platte durch Aufklap-
pen in (juadratischc I-'orm ^e-
bracht werden konnte, oder die
tables tricüteuses, kleine Arbeits-
tisehchen für Damen, die in der
Zar<je allerlei Fächer barfjen und
mit Stellbrettchen und Körbchen
versehen waren, sowie die un-
zähligen Formen von Oucridons,
denen nicht selten das Motiv an-
tiker Opferaltäro zur (Irundlanrc
diente, ferner die Etagerentisch-
chen, dann die 'tables-haricot',
ovale Tischchen mit Finsatzbrett,
deren eine Vorderseite konkav
eingezogen ist, Blumentischchen
usw. Natürlich darf man hier keine
allzustrenge Rücksichtnahme auf
den praktischen Wert des Möbels
erwarten, denn der Zweck ist für
den Künstler nur ein Vorwand,
seine Phantasie an einem neuen Motiv zu erproben, und für den Besitzer kaum
mehr als ein willkommenes Mittel, reizvolle Abwechslung in sein Interieur zu
bringen [Abb. 150|. D
Eine untergeordnetere Stellung nehmen mehr oder minder schrankartige
Möbel ein, die bis in Ellenbogenhöhe reichen und daher, so wie Kommf)den,
Büffets usw. als 'mcubles d'appui' bezeichnet werden. Unter diesen sind beson-
ders die ECKSCHRÄNKCHEN, 'encoignures', zu erwähnen. Es sind dreieckige
Möbel, deren Bestimmung, wie ihr Name bereits ausdrückt, darin liegt, die Ecken
der Zimmer auszufüllen und die harte Wirkung der rechtwinkelig aufeinander-
stof>enden Wände zu mildern; sie haben daher nur eineSchauseite. Ihr vorzüglich
dekorativer Zweck gestattete verschiedene Ltisungen. Gewöhnlich sind es ein-
türigeSchränkchen auf kurzen Beinen. Die Tür ist als Panneau, mit der bei solchen
Füllflächen üblichen Ausschmückung, behandelt; an beiden Ecken befinden sich
Säulchen, Pilaster oder Konsolen, die ein P'riesstück tragen, über das die Deck-
platte hervorragt. Häufig wurden sie paarweise verwendet | Abb. 151 1. Aber nicht
blofi Schränkchen und kleine Büffets, bei denen man, beiläufig bemerkt, mit Vor-
liebe chinesische Lackmalereien in den F'üllungen anbrachte, wurden als PXK-
MÖBEL ausgebildet, auch kleine Tische, nach vorn zu kreisförmig abgerundet,
mit einem Stellbrett in der mittleren Höhe der Beine, und fauteuilartige Stühle
kamen als Eckmöbel in Gebrauch. D
Beim BETTE der Louis-XVI-Zeit gelangte der Klassizismus nicht so rasch und
nicht so klar zum Ausdruck wie im übrigen Mobiliar. Die Ursache lag wohl darin,
dafi hier die Draperie, der sogenannte Betthimmel, eine festwurzelnde Sitte ge-
16* 243
worden war. der die neue Rich-
tung zunächst stilistisch nicht bei-
zukommen wufite. Die Bettstatt
selbst fügte sich allerdings bald
den neueren Formen. Kopf- und
F'u^ende wurden nach der Schau-
seite zu panneauartig behandelt
und mit jenen beziehungsreichen
Emblemen verziert, die gerade
für derartige Möbel keiner ande-
ren Periode in so reicher Auswahl
zur \'erfügung standen. Relief-
schmuck fand in den Pannaux,
freie bekrönende Plastik an den
Kanten Platz, und wo man das
architektonische Element stärker
betonen wollte, kamen auch Eck-
säulchen zur Verwendung, die
jedoch gewöhnlich nicht über die
Höhe der Schmalseiten emporge-
zogen wurden um etwa als Träger
des Baldachins Verwendung zu
finden, sondern in der Höhe der
Schmalseiten endigten [Abb. 152].
Der Baldachin hatte verschiedene
Formen und Aufhängearten, die nicht selten dem Bett den Namen gaben. Eine
Form, deren Ursprung in das siebzehnte Jahrhundert zurückreicht, die aber unter
Marie-Antoinette noch vorkommt, führt den Namen lit d'ange. Das Bett hat einen
Himmel, der so breit ist, als es selbst, aber nur dasKopfende überdeckt; zu beiden
Seiten hängen zurückgezogene Draperien herab. Reicht der Himmel über das
ganze Bett, während die Draperie blog an der Kopfseite bis zum P'ußboden herab-
fällt, so führt ein solches Bett den Namen lit ä la duchesse. Ein Bett, bei dem die
Draperie nach den vier Ecken hin von einer Kuppel herabfällt, die von, in der
Draperie verborgenen, Eisenstangen getragen wird, heigt lit ä la dauphine. Wenn
die Draperie an einer Krone befestigt ist, eine Form, die unter Ludwig XVI. auf-
kommt, und die man namentlich in der Empirezeit öfter antrifft, so spricht man von
einem lit ä la couronne. Und so gibt es eine grofte Zahl von Varianten, die alle
einen bestimmten Namen führen. Erwähnt sei nur noch das damals sehr beliebte
lit en niche oder lit ä alcove, das sich in einem Einbau befand, der zu beiden Seiten
kleine Garderoberäume hatte, und das lit ä l'anglaise, das einem hohen Sofa glich.
Kein Möbel veranschaulicht die hohe Entwicklung des gesellschaftlichen Lebens
in der vornehmen Welt so deutlich, wie das SITZMÖBEL in den unzähligenFormen
und Varianten, die das achtzehnte Jahrhundert hervorbrachte. Das Holzwerk
daran beschränkt sich auf ein Gestell, das an den sichtbaren Teilen durch Schnitzerei
244
Abb. 152
D
Bett aus geschnitztem und vergoldetem Holz.
Paris, Louvre □
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Abb. 153: Kanapee, geschnitzt und vergoldet, mit Tapisserien von Beauvais. Paris, Mobilier national
und Vergoldung verziert ist. an deren Stelle bei einfacheren Stücken ein Anstrich
in hellen Farben tritt. Später kommen immer häufiger auch Fournierungen und
Bronzeappliken vor. Den künstlerisch wertvolleren Bestandteil dieser Möbel bildet
häufig der Bezug, der bei vornehmen Stücken in Tapisserien, in reicheren Ge-
weben und gestickten Seidenstoffen besteht; sie werden für die Flächen, die sie
zu bedecken haben, eigens komponiert und gewebt, wobei zu bemerken ist, dati
speziell bei den Gobelins ältere figurale Kompositionen im Stile Ludwig XV. mit
Liebes- und Schäferszenen, mit Blumen, Kränzen, Symbolen und flatternden
Bändern noch bis gegen Ende der Louis-XVI-Periode in Verwendung kommen.
Einfachere Stoffbezüge weisen ähnliche Streifenmusterungen auf, wie wir sie be-
reits bei der Beschreibung der Panneaufüllungen charakterisiert haben. VAne
Mode, die noch weit in die Empirezeit reicht, ordnet am oberen und zuweilen auch
am unteren Rande der Sitzmöbel festonartig in F'alten gezogene Draperien an, die
an den Rücklehnen über den Möbelbezug herabfallen. So wie bei den Betten,
können wir auch bei den Sitzmöbeln natürlich nur die am häufigsten vorkommen-
den Typen einzeln besprechen. D
Eine oft auftretende Form des KANAPEES zeigt eine elliptische Rücklehne,
der eine ebensolche Sitzfläche entspricht, offene Armlehnen und acht Beine. Eine
zweite ganz ähnliche Form hat an Stelle der runden Polsterungen viereckige
[Abb. 153]. Aus der vorangegangenen Periode stammt ein anderes fzwölfbeinigesj
Kanapee, 'Confident- genannt. Es ist gröfier als die früheren und besteht aus
einem dreisitzigen Mittelteil und je einem über Eck gestellten fauteuilartigen An-
satz zu beiden Seiten. Lehne und Armstützen sind voll ausgepolstert und schliefen
knapp an die Sitze an. Kleinere, zweisitzige Kanapees, 'tete ä tete', haben vier-
245
eckige Rücklehnen, offene Armstützen
und sechs Beine. Eine Variante dieser
Form behält die steifen viereckigen Flä-
chen bei und zieht die Seitenteile bis in
die Höhe der Rücklehne hinauf, jedenTeil
in ein vergoldetesRahmenwerk einschlie-
f^end. Formverwandt ist ferner ein zwei-
tA.A ^ T" ^ ^^~-^^^^^^^ sitziges Kanapee, dessen zwei Rücklehnen
^^^r^^^J^^^^^t ^ einander gegenübergestellt sind, so dag
j^^^^^ "-^ ^ 'r>. \ die Sitzflächen sich nach entgegengesetz-
ten Seiten öffnen, während in der Mitte
eine Armlehne, den zwei äußeren Arm-
lehnen entsprechend, die beiden Sitze
trennt. Auch bankartige Kanapees mit
zwei Armlehnen, aber ohne Rücklehne,
sind hier zu erwähnen. Schon unter Lud-
wig XV. kommt der niedere orientalische
Divan ohne Arm- und Rücklehne vor. Er
ist von verschiedener Länge, ringsum mit
; Polstern ausgestattet, wird aber erst nach
Abb 154: Kauteuii mu gesockteln seidenbez^Ttis 1^20 eigentliches Modcmöbel. Eine Erb-
dem Boudoir der Königin Marie Antoinette zu schaft des siebzehnten Jahrhunderts ist
Versiüles. Um 1780. Berlin. Kunstgewerbemuseum dagegen die Chaiselongue Und die Duch-
esse. Diese ist eine Art Ruhebett, das besonders von 1745 bis 1780 beliebt war,
ähnlich der Chaiselongue mit abgerundeter Rücklehne und einer niedrigen Lehne
am Fugende zum Aufstützen der Füge. Je nachdem sie aus einem oder aus drei
zusammenzusetzenden, selbständigen Teilen bestand, bieg sie duchesse en bateau
oder duchesse brisee. D
Mit den Sofaformen korrespondieren die FAUTEUILS, die eigentlich nur das
mehrsitzige Möbel auf ein einsitziges reduzieren. Dem Kanapee mit ovaler Rück-
lehne entspricht der Fauteuil ä Medaillon, der wieder in ähnlichen Stühlen die
ergänzende Verjüngung findet; dem mit viereckiger Lehne entsprechen ähnliche
viereckige Fauteuiis und Stühle [Abb. 154]. Dem Confident genannten Kanapee
verwandt ist die Bergere, ein langer Fauteuil mit abgerundetem Rücken, ein Möbel,
das um 1725 entstanden ist, und sich wegen der Elastizität seiner Polsterungen
besonderer Beliebtheit erfreute. Eine Variante dieses Lehnstuhles, die 'bergere
confessional'. ähnelt dem sogenannten 'Grogvaterstuhl", zeigt aber alle Linien
gerade und rechtwinkelig gebrochen, eine andere Variante, die 'bergere en gon-
dele', hat bei ähnlicher Hauptform einen abgerundeten Rücken, und so wie die
übrigen bergeres voll ausgepolsterte Armlehnen. Eine leichtere Form des Fau-
teuiis war das cabriolet', ein kleineres Sitzmöbel, das gewöhnlich in Mädchen-
zimmern und Boudoirs verwendet wurde. Die 'marquise' ist dem rechtwinkeligen
tete ä tete verwandt, der Sitz ist aber breit und tief; dieses Möbel hat seinen Platz
am Kamin und ist in der Regel der Sitz der Hausfrau. Ähnlich wie die duchesse
246
brisee, aber kleiner und leichter beweg-
lich, ist ein anderer F'auteuil, an den ge-
wöhnlich ein zweiter in ganz kleinen
Dimensionen, 'bout de pied', herange-
schoben wird. Auch Fautcuils, bei denen
der Sitz und die Lehne aus Rohgeflecht
hergestellt waren, kommen jetzt häufiger
vor; das Geflecht erfährt hierbei dieselbe
Behandlung wie das Gestell, wird also
vergoldet oder weif, lackiert. G
Unter den STÜHLEN und TABOL-
RETS, die sich ergänzend an die Fauteuils
anschlössen (Abb. 155], gab es auch zahl-
reiche Einzelformen, die keine Bestand-
teile von Garnituren bildeten. So die "chai-
ses ä la dauphine'. Faltstühle mit sehr
kleiner, niederer Rücklehne, die 'chaises
volantes' .leichte, zierliche Stühle mit dün-
nen Beinen und durchbrochener Lehne
in Medaillon- oder freieren F'ormen, die
'voyeuse', ein Stuhl zum Knien oder
Rittlingsitzen, der, um beim Kartenspiel
u. dgl. bequemer zusehen zu können, mit
Abb. lih: Stuni in Ketcnniiziem und vergoldetem
gepolsterter Armstütze auf der Kante der HoUe, bezogen mU Tapiiterien *u» BeauvaU.
Rücklehne versehen ist, und viele andere. ° Pari.. Loovre o
Auf^er diesen wichtigsten Stücken eines eleganten Hausrates sind noch einige
KLEINERE MÖBEL und Einrichtungsstücke zu nennen; so die in Rahmen dreh-
baren Stehspiegel, psycho genannt, die unter Ludwig XV'L aufkamen, ferner die
mit prächtigen Stoffen ausgestatteten Wandschirme, ecrans, deren anmutige Er-
scheinung auf die phantasievollen Panneaukompositionen der gleichzeitigen Orna-
mentstecher zurückzuführen ist, und die in ihren geschnitzten und vergoldeten
Umrn^ " '"'jen zu den reizvollsten Schmuckstücken eines Zimmers gehören, dann
die vl -denartigen hohen geschnitzten Räuchergefäße, die großen Standuhren
[regulateurs] in ihren schlanken, mit Bronzen verzierten Gehäusen [Abb. 156], die
zierlichen Wandthermometer und die vornehmen geschnitzten und vergoldeten
RAH.MP'N. Für diese haben De LaLonde, Ranson und andere Meister Formen ent-
worfen, die man mit Rücksicht auf die Bilder, für die sie bestimmt waren, wahrhaft
klassisch nennen darf. DieBilderrahmen derLouis-XV'I-Zeit sind schmal und leicht,
sie zeigen eine Kombination von glattem Stabwerk, dem sich geschnitzte mit antiki-
sierenden Ornamenten bedeckte Begleitstäbe unterordnen. Dazu kommt ein pla-
stischer Schmuck von Emblemen, Bändern, Blumen- und Laubgehängen, der mit
dem Rahmen nicht in eins verschmilzt, sondern mit beabsichtigter Leichtigkeit
lose angeheftet oder aufgehängt erscheint. Größere Rahmen sind gewöhnlich
viereckig, kleinere auch elliptisch oder kreisrund. Endlich dürfen wir eines in keiner
247
Abb. 156: Hohe Standuhr (re^lateur], Maha-
goni mit Bronze, von Martin Carlin. Paris,
O Louvre D
oleganten Wohnung fclilenden Stückes nicht
vergessen, der HARFK; sie gehörte so notwen-
dig zum Hausrat, wie heute das Klavier, und
war oft priichtig mit Schnitzerei, Vei'goldung
und bunter Hcmalung verziert. Eines der voll-
endetsten Instrumente dieser Art, die von der
berühmten Pariser P^irma NADERMAN 1780
für Marie Antoinette angefertigte Harfe befin-
det sich jetzt im South Kensington Museum. D
Die eigentümlichen V^erhältnisse Deutsch-
lands, über die noch gesprochen werden soll,
brachten es mit sich,daf) ein grojier Teil gerade
der bedeutendsten deutschen Kunsthandwer-
ker, insbesondere der Kunstschreiner, im Aus-
lande Beschäftigung suchen mufften. So kam
es, dag gerade die berühmtesten Pariser EBE-
NISTEN der zweiten Hälfte des achtzehnten
Jahrhunderts Deutsche waren, wie der bereits
genannte JEAN-HENRI RIESENER |1735 in
Gladbach geboren |. WILHELM BENEMANN,
der 1785 Meister wurde, JOHANN FERDI-
NAND SCHWERDFEGER, seit 1786 Meister,
ADAM WEISSWEILER, seit 1778, und viele
andere. DAVID ROENTGEN aus Neuwied, der
auch in diesem Zusammenhang zu nennen ist.
kann nicht im eigentlichen Sinne zu den Pari-
ser Meistern gezählt werden, da er das Meister-
recht daselbst nicht besag, wenn er auch von
1774 bis zum Ausbruch der Revolution seine
Tätigkeit vorwiegend nach Paris verlegt hatte.
Seine Spezialität war die Marketerie in ver-
schiedenfarbigen Hölzern und die Anfertigung
komplizierter Möbel mit überraschend origi-
neller Mechanik; er versah damit die Höfe von
ganz Europa. Als französische Rivalen stehen
diesen Meistern unter anderen JP]AN FRAN-
gOIS LELEU, CHARLES CLAUDE SAUNIER,
MARTIN CARLIN [dessen Spezialität Füllun-
gen in Lackarbeit waren) gegenüber, ferner
MONTIGNY, LEVASSEUR und SEVERIN, die
Boulle-Arbeiten im Louis-XVI-Stil anfertig-
ten; ihnen wäre noch die aus Burgund stam-
mende Kunsttischlerfamilie JACOB anzurei-
hen, vornehmlich deren Haupt Georges Jacob,
248
Abb. 157 u. 158: Bronzewandarme aus dem Louvre zu Paris. Abb. 157 von Feuchere, Abb. 158 Uoulbiero
Q zugfschriebcn O
während die anderen bereits mehr der folgenden I'eriode angehören. Eine Zu-
schreibung der Möbel an diesen oder jenen Meister kann in der Hegel nur auf
Grund stilistischer und technischer Merkmale vorgenommen werden, jedoch hat
man in den ab und zu vorhandenen Meistersignaturen einen sicheren Ausgangs-
punkt zur Bestimmung. CH
Wie wir wiederholt zu betonen Gelegenheit hatten, sind es die HRONZEN, wo-
durch die Möbel dieser Periode erst ihren vollen künstlerischen Wert erhalten.
Modellierung. Ziselierung und Vergoldung dieser Appliken sind von bewunderns-
werter F'einheit und Vollendung. Der gesamte Formenschatz der Zeit an antiki-
sierenden und naturalistischen Ornamenten, an Symbolen und Kmblemen, an figu-
ralenP^lementen in Relief und vollrunder Plastik ist hiermit ebensoviel Geschmack
als Freude am Luxus und an formeller Vollendung zur Anwendung gekommen.
Dieser goldige Schimmer der Möbel wird im Ensemble des Wohnraumes ergänzt
durch blinkende Wandleuchter, Luster, KandeJaber, F"euerböcke, Uhren, Räucher-
gefäf>e und in Metall montierte Vasen aus Porzellan und kostbaren Steinsorten.
In solchen Erzeugnissen, die in koketter Anmut und vcrstandesmäftigf-r Klarheit
der Komposition ihre wesentlichsten Reize suchen, die preziös und prätenziös
zugleich — Vornehmheit mit höchstem Luxus verbinden, hat das Kunstgewerbe
dieser Periode in seiner Art unübertreffliche Beispiele raffinierter Schönheit auf-
zuweisen. Es ist nicht die lebenatmende Frische der italienischen Renaissance,
nicht der kraftvolle imponierende Prunk der Barocke, aber es ist die feine, delikate
Kunst einer Gesellschaft, für die der Salon der einzige Ort ist, wo sie sich ihrer
ganzen Eigenart nach auszuleben vermag. — Das KOMPOSITION'SSCHEMA der
249
Bronzen ist sehr mannigfach. Bei
Wandlouchtcrn, Lustern, Kande-
hibern und Feuerböcken wird ge-
wöhidicli ein architektonisches
Kernniotiv durch naturalistische
Pflanzenfornien belebt, die bei
reicheren Stücken leicht und spie-
lend in figurale Motive überleiten
und sie zu einem Ganzen verbin-
den. Bei den WANDLKUCHTERN
[Abb. 157 u. 158 1 spriefit eine An-
zahl Arme in zierlichen antikisie-
renden Voluten voll elastischer
Kraft aus einem zusammenfas-
senden Mittelkörper hervor, der
bald als menschliche, in Blattwerk
endigende Figur, bald als archi-
tektonisches Ziermotiv, als Kö-
cher oder als eine nach unten spitz
zulaufende Vase erscheint. Bei
üppigeren Bildungen steigen auch
oft aus den Ranken kerzentra-
gende Kinder- oder Frauengestal-
ten auf. Dasselbe Prinzip herrscht
auch in den LUSTERFORMEN,
bei denen überdies noch die zum
Aufhängen bestimmten Ketten zu
reizvollen Bildungen Anlafi ge-
ben, die übrigens auch bei man-
chen Wandarmen zur Verwen-
dung kommen [Abb. 159]. Bei den KANDPXABERN sehen wir häufig antikisie-
rende Figuren, wie Nymphen, Bacchanten und andere mythologische Gestalten,
die auf einem Sockel stehend, den Schaft oder aufstrebenden Stamm bilden ; dar-
über entwickeln sich dann die zierlichen Akanthusvoluten mit ihren blütenförmi-
gen Kerzendillen; aber auch Kinderfiguren oder schlanke, eiförmige Vasen bilden
oft den Schaft des Kandelabers [siehe die Tafel Bronzekandelaber (. Bei solchen
Vasenkandelabern sehen wir manchmal einen stark naturalistischen Blumen-
strauß aus der Vase emporsteigen, wie z. B. die prächtigen Alabastervasen mit
Lilien im LouvTe; die Kerzen stecken in den Blüten oder Knospen des Strauf^es.
Berühmt sind die prächtigen FEUERBÖCKE (chenets. chiens de feu] dieser
Zeit. Sie bestehen gewöhnlich aus einem länglichen, architektonischen Kernstück
in Form einer niedrigen Balustrade auf kurzen F'üßchen. An einem Ende, das der
seitlichen Kaminwand zugekehrt ist, haben sie einen höheren, an dem anderen
einen niedrigeren Aufsatz, an den manchmal eine Kette gehängt wird, die ein Vor-
250
Abfc. 159: Bronzeluster mit musizierenden Kindern.
O Mobilier national
Paris,
D
Gj -1 BRONZEKANDELABER • PARIS. LOITV'RE • DER
-llKj RECHTE MODELLIERT VON CAUVET 1783
Abb. 160 u. 16t: Feuerböckc, modelliert von Boizot, Uronzen von Thomire. Abb. 161 vom J.ihrc 17H8.
D Paris, Louvre D
dräiißon der brennenden Scheite verhindern soll. In der Ausbildunjr dieser beiden
Aufsätze, die bald Vasen, bald Tiermotive wie Sphyn^en, Adler, Hirsche, Wild-
schweine oder sonstige sich zu ornamentalen Abschlüssen eignende Gebilde sind,
haben die Modelleure dieser Zeit Bewundernswertes an Abwechslung und phan-
tasievoller Anmut geleistet [Abb. IBOund H)l ). Kine andere, an ältere Vorbilder sich
anschlief>ende, Form von Feuerböcken hat nicht die eben beschriebene ungleich-
seitige Gestalt, sondern stellt sich als symmetrisches, ornamentales Gebilde dar,
das gleichsam die Stirnseite des sich dahinter in den Kamin erstreckenden eigent-
lichen Feuerbockes bildet. Das RÄUCHKKGKFASS, ein Lieblingsobjckt der Klein-
kunst jener Zeit, das zugleich einen stets willkommenen Hestandteil der Orna-
mentik bildet, hat den antiken DreifuP> zum Ausgangspunkt und sucht seine antike
Herkunft oft auch noch dadurch zu betonen, daf^ gewisse Teile nicht vergoldet,
sondern nach Art antiker Bronzen dunkelgrün patiniert sind. Auch Kombinationen
verschiedenen Materiales sind ebenso wie bei den Vasen, hier nichts Seltenes. Hin-
sichtlich der BRONZESTAXDniRKN lassen sich drei Haupttypen unterscheiden:
die figural ausgestattete Uhr, die Uhr mit sich drehendem Zifferstreifen und die
Uhr in Triumphbogenform. Als man um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts
das Hauptgewicht auf die figurale Plastik zu legen bPgann, wurde die damit in
Verbindung stehende Uhr immer mehr Nebensache, ja schließlich fast eine Unbe-
quemlichkeit für den entwerfenden Künstler, so daft er sie dem Anblick möglichst
zu entziehen trachtete und dafür die klassische Figur oder Gruppe in den Vorder-
grund der Gesamtwirkung stellte. Allerlei mythologische und allegorische Sujets,
wie Apollo undDaphne, der Raub derEluropa, das Opfer der Iphigenie usw. dienten
den Bildhauern zum Vorwurf , Abb. 162 und 1631; die ersten Künstler lieferten Mo-
delle. Bei der zweiten Gattung, der Uhr mit beweglicher Ziffernreihe, tritt das Be-
streben, die Bestimmung des Objekts hinter dessen Erscheinung zurücktreten zu
251
,\:':> i'-j L :ir, Marmor und Bronze i'aris, Louvre
D D
Abb. 163: Uhr, modelliert von Boizot, Bronze
von Gouthiere, 17T1. London, Sammlung Wallace
Q D
lassen, noch deutlicher hervor. Die Uhr wird in Form einer prunkvollen Vase ge-
bildet, an die sich etwa eine Schlange als feststehender Zeiger emporringelt oder
neben der eine Figur steht und die Stunde anzeigt. Die Ziffern bilden in diesem
Falle blof) ein schmückendes Band, das die Vase oder auch einen Globus in unauf-
fälliger Weise umgibt. Von dieser Art ist z.B. auch die berühmte Uhr mit den drei
Grazien von FALCONET. Die dritte Gattung setzt das Zifferblatt in die Mitte einer
triumphbogenartigen Architektur. Auf hohem Sockel aus weigem Marmor oder
Alabaster stehenSäulen mitFries undGiebel, reicherBronzeschmuck vonFiguren,
Vasen, Reliefdarstellungen und Ornamenten tritt ergänzend hinzu und es fehlt dem
feingegliederten Aufbau oft nicht an phantastischem Reiz. Eine besonders beliebte
Zugabe der Uhren seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren die musi-
kalischen Spielwerke. Die Standuhr, deren Platz seit etwa 1750 vor dem Spiegel
auf dem Kamin war, und die mit den Paaren von Kandelabern, Vasen und Räucher-
gefäf^en eine Garnitur bildete, war oft der künstlerisch bedeutendste Schmuck
des Zimmers. Minder häufig als in der vorangegangenen Periode, aber immerhin
noch sehr beachtenswert, sind die Wanduhren, die sog. CARTELS, deren Kompo-
sition sich ähnlich wie die gewisser Vasen an antikisierende architektonische
Zierformen anschließt, unfl die sowohl in Bronze wie in geschnitztem und vergol-
detem Holze hergestellt werden [Abb. 164). Unter den sonstigen Objekten, die ge-
legentlich aus Bronze verfertigt wurden, dürfen besonders die Stiegenlaternen,
Leuchter, kleinen Gefäfte, die Türgriffe und Fensterverschlüsse, Schlüssel,
Schlogbeschläge, Mobelknöpfe und Schlüsselgriffe nicht unerwähnt bleiben; die
Entwürfe rühren oft von LALONDE u. a. namhaften Künstlern her und sind in der
Ausführung, namentlich in den königlichen Schlössern oft geradezu kleine
Wunderwerke der Metalltechnik. — Die hervorragendsten Bronzearbeiter und
Ziseleure von Paris waren Thomire. Gouthiere, Forestier und Fouchere. PIP^RRE
252
GOUTHIKRE war schon 1766 als trefflicher Ziseleur be-
kannt, und wurde namentlich durch seine Arbeiten für
Madame du Barry ( 1771 — 1773] und für den Herzog von
Aumont berühmt. Er hielt sich zum Teil an Zeichnungen
von Le Doux und Jean Denis Dugourc, arbeitete nach
Modellen von Boizot, hat aber vieles auch selbst entwor-
fen. THOMIKE hat nachweisbar viel für die Möbel des
Jacob gearbeitet. Im allgemeinen weif^ man aber sehr
wenig von den Schöpfern der ausgezeichneten Bronzen
dieser Zeit. D
GOLD UND SILBER. Die französischen Gold-
schmiede des achtzehnten Jahrhunderts waren die Lie-
feranten für die Höfe ganz Europas. Des größten Ru-
fes erfreute sich seit Generationen das Haus Germain.
Wir haben es nur mit dem letzten dieser Goldschmiede-
familie, mit FRANCOIS-THOMAS OERMAIX. dem Sohn
des berühmten Thomas Germain zu tun; er war 1748,
erst 22 Jahre alt, Meister geworden und ist einer der
ersten, die sich der klassizistischen Richtung zuwen-
den. Der Übergang findet ganz allmählich statt und läf>t Abb. wa-. cartti aus dem i'aiaio
sich ziemlich genau verfolgen. 1752 vollendete Fran(,ois ° San Donato d
Thomas im Auftrage des Königs für den Fürsten vonGolkonda ein umfangreiches
Gold- und Silbergeschenk, dessen einzelne Stücke noch vollkommen den Rokoko-
charakter tragen. Von 1752 an arbeitet er durch eine Reihe von Jahren für den
portugiesischen Hof. Es sind schließlich an die 3000 Stück Tafelsilber, die er
liefert. Die Hauptformen zeigen wohl auch hier noch das traditionelle Schema,
manches klassizistische Detail deutet aber bereits den erfolgten Geschmacks-
wechsel an. Seit 1760 machte der russische Hof unausgesetzt bei ihm Bestellun-
gen. Die in den nächstfolgenden Jahren für die Kaiserinnen Elisabeth und Katha-
rina II. gearbeiteten Stücke stehen mit den portugiesischen stilistisch auf gleicher
Stufe, etwa um 1764 tritt aber eine entschiedene Hinneigung zum Klassizismus
auf. Dieser Zeit dürfte ungefähr die hier abgebildete Terrine [Abb. 1651 ange-
hören. Ebenso klar tritt die neue Richtung in der Toilettegarnitur zutage, die er
für den Großfürsten Alexis anfertigt. E^in bestimmtes Jahr läßt sich auch hier nicht
angeben. Dagegen berichtet Bapst in seinem den Germain gewidmeten Buche,
daß Fran^ois Thomas 1766 für den König von Polen ein prachtvolles Schreib-
zeug in Form einer antiken Vase lieferte; sie schließt mit einer Bekrönung, die
eine verborgene Klingel enthält und von einem naturalistischen Adler überragt
wird. Zu beiden Seiten befinden sich Kindergestalten, die in Blattwerk endigen;
an den Schmalseiten des Schreibzeugs aber befinden sich Papierbehälter mit dem
königlichen Wappen, beide in Form von Felsen, auf dem Stiere, in antiker Art model-
liert, stehen. Einer derselben ist dem farnesischen Stier nachgebildet. Man sieht
also, daß in den Jahren 1764 bis 1766 das Neue zum vollen Durchbruch kommt. In
dieselbe Zeit fällt eine Reihe französischer Goldschmiedearbeiten des Berliner
253
KunstjTewerbcniuseums, die ebenfalls ihre
Neigung zum Klassizismus deutlich er-
kennen lassen. |Abb. \i)6 u. 107 1. D
Nach 17(i5 vollzog sich der allmähliche
finanzielle Ruin der Hauses Germain und
der Goldschmied AUGUSTP] wurde Erbe
der russischen Aufträge. Eiskübel, Sup-
penschalen. Saucieren und Toilettengeräte
von ihm befinden sich heute noch im Be-
sitze des russischen Hofes. Sie sind alle im
Stile des De Lafosse, der neben Lalonde,
F'orty und später Salembier einer der meist
benutzten Stecher für die Silberschmiede-
arbeiten imLouis-XVI-Stile war. Germain
arbeitete in den nächsten Jahren noch
manches Stück, seine Position war aber
gänzlich untergraben; er starb 1791. Ein
.Abb. 165: s.iberterrine von Francois Thomas anderer, fast gleichzeitiger Pariser Gold-
GermaiD. angefertigt für die Kaiserin Katharina ir schmied, namenS Germain ist PIERRE
D von Rußland D QERMAIN, genannt LE ROMAIN. Er
stammt aus einer alten, südfranzösischen Goldschmiedefamilie und hatmit den be-
rühmten Germains, mit denen er oft verwechselt wurde, nichts zu tun. Er wurde
1744 in Paris Meister und hat sich namentlich durch Publikation eines trefflichen
Buches 'Elements d'orfevrerie' bekannt gemacht. Es enthält eine große Zahl von
Entwürfen kirchlichen und profanen Charakters für Goldschmiede, diezumgröftten
Teil von ihm selbst herrühren. Sie sind in jenem Übergangsstil gehalten, der be-
reits die grof;e, schwungvolle Linie begünstigt, gerne Kannelüren und langge-
streckte Akanthusblätter verwendet, sich aber von jeder architektonischen Form
noch vollkommen frei hält. Pierre Germain bekleidete verschiedene Eihrenstellen
in seiner Zunft und nahm als Goldschmied und Juwelier wohl eine geachtete, aber
keineswegs hervorragende Stellung ein. Er starb 1783. Von seinen Arbeiten ist
besonders eine Toilettegarnitur für die Prinzessin von Asturien nach Zeichnungen
des Bildhauers und Ziseleurs Caffierie zu nennen. Ein hervorragender Gold-
schmied dieser Zeit war dagegen AUßER, der 1770 das Tafelsilber für den Grafen
von Artois anfertigte. In hohem Ansehen stand ferner der aus einer Antwerpner
Adelsfamilie stammende JACQUES KOETIERS. Er hatte an der Maler- und Bild-
hauerakademie Preise erhalten, wurde Lieferant des Königs und des Dauphins
und erhielt 1772 auch den französischen Adel. Andere ebenfalls vom Hofe durch
Aufträge ausgezeichnete Goldschmiede waren MENIERE und BOUILLP^R. D
Es handelte sich für alle diese Meister nicht mehr, wie in früherer Zeit um die
A'*'-*:7iJng von Tischen, Konsolen, Gueridons. grof^en Kandelabern u. dgl.; die
M ...... der Stecher sowohl, wie die vorhandenen Arbeiten zeigen, daß man sich
auf kleinere Objekte beschränkte. Die größten unter ihnen sind Tafelaufsätze,
Spiegelrahmen, Soupieren und Ollientöpfe. Das System des AUFBAUES der
254
Abb. 166 u. 167: [Links] Silberne Kanne, vereoldet, Pari» 176:1
bis 1764. [Rechts) Silberne K.inne, Paris 177« 1779. Beide Berlin.
D Königliches Kiinstnewerbemuseum D
Oül.D- und SILHKRGKFÄSSK
dieser Zeit hält sich im Mae-
meinen an foljjendes Schema:
Der Hauptkörper wird mit ge-
raden oder jjewiindenen strei-
fenartigen Huckehi versehen,
der nach unten abgerundete
Hoden in eine Rosette aus ra-
dial gestellten Hlättern gefaf>t,
der Fuf> stark eingezogen und
auf eine flache ziemlich breit
ausladende Basis gesetzt. Der
obere Kand des Gefäf>es ist
gewöhnlich sehr breit, glatt
oder mit antikisierenden Or-
namenten in Gravierung oder
Ireibarbeit versehen. Wid-
derköpfe, die durch Blumen-
gehänge verbunden werden,
Akanthusrosetten, Deckel mit
Knäufen in F'orm von Pinien-
/.a[)fen und trennendes Stabwerk nach antikem Muster treten als weiterer Schmuck
hinzu. Charakteristisch sind die eckigen Formen der Gefäf>hcnkel. die auf eine
schon in der Spätbarocke auftretende eckige Volutenform bei Konsolen und
Kapitellen zurückzuführen sind. D
Leuchter und Kandelaber unterscheiden sich ihrer Komposition nach nicht von
den in Bronze ausgeführten derselben Zeit. Für den Schaft bildet oft eine Um-
wandlung des antiken Dreifuf^es mit entsprechend modifizierter Opferschale das
Grundmotiv. Einer aufgesetzten kleinen Vase kommt die Funktion der Kerzen-
dille zu. D
Für KIRCHLICHE ZWECKE werden Monstranzen, Kelche, Ciborien, Stand-
kreuze, große Leuchter und Kandelaber, Lampen für das ewige Licht, Meftkänn-
chen usw. in Silber und vergoldetem Silber [V^ermeil] ausgeführt. Solche Stücke
>tehen in den Kirchen vielfach heute noch im Gebrauch und zeichnen sich zwar
durch treffliche, exakte Arbeit aus, verlieren aber dadurch, dafidas naturalistische
Element hier stark in den Hintergrund tritt, die Embleme der Profankunst mit
ihrer koketten Grazie wegfallen und in einzelnen Engolsköpfen und abgegriffe-
nen Symbolen keinen Ersatz finden, viel von dem künstlerischen Reiz, den die
F^delschmiedekunst dieser Periode sonst zu entwickeln versteht. D
Den Gipfel ihres Könnens erreichte aber die Goldschmiedekunst dieser Zeit
überhaupt nicht in solchen Objekten, sondern in dem galanten KLEINGERAT, in all
den zierlichen Sächelchen, mit denen sich eine luxuriöse und auf das höchste ver-
feinerte Gesellschaft zu umgeben liebte. Niemals schenkte man all den Dosen,
Büchschen, Täschchen, den Stockknäufen, Ketten, Uhrgehängen und Uhrgehäusen,
255
1
>
den Petschaften. Nadelbüchsen, Parfümfläschchen,
Filetschiffchen. Tabaticren und ähnlichen Dingen einer
verweichlichten, feministischen Kultur mehr Aufmerk-
samkeit als in diesen Tagen |s. Abb. 168 bis 171 und die
Tafel]. Bekamite Künstler wie Lalonde, Dclafosse.
P. Moreau, P. Kanson, J. K. Lucntte u. a. haben Entwürfe
für derartige Objekte gezeichnet. Was an subtilen Tech-
niken, an edlem, kostspieligem Material vorhanden war,
wurde herangezogen. Kam Gold zur Anwendung, so
verwendete man es gerne in verschiedenen Nuancen. In
grünen, roten, hellgelben Tönen hoben sich dann relief-
artig behandelte Blümchen oder Ornamente vom Grunde
ab. Die Goldfläche wurde überdies oft mit kleinen Per-
len oder Brillanten besetzt und der Grund durch Guillo-
chierung belebt. Für viele derartige Objekte war der
Achat ein bevorzugtes Material, bei Flakons sehen wir
den Bergkristall öfter verwendet, bei Necessaires das
Silberfiligran, bei Büchsen und Etuis das F^lfenbein, nicht
selten mit Silhouetten verziert. Auch Arbeiten solcher
Abb. ifis: Goldene Lhr in Form ^^^t in Vemis Martin sind noch häufig anzutreffen. Das
rinerMandoiine mit Perlen und Neueste aber war eine Technik, die man GALUCHAT
a Email □ f)a,-,i^tg Galuchat war der Name des Erfinders einer von
1770 an geübten Technik, die es ermöglichte. dieHautbestimmterkleinschuppiger
Fische zu en^'eichen und zu färben und damit allerlei Büchsen, Etuis u. dgl. zu
beziehen, deren Ränder Goldfassungen erhielten. Alle diese Objekte waren so
überaus zierlich und reizvoll, daP» man schon damals anfing. Sammlungen davon
anzulegen. Besonders auf die Ausstattung der DOSEN wurde die gröP^te Sorgfalt
verwendet, denn sie bildeten während des ganzen achtzehnten Jahrhunderts ein
bevorzugtes Geschenkobjekt hoher Herren, die es liebten, ihren Dank oder ihrer
Anerkennung in dieser Form Ausdruck zu verleihen; auch bei Taufen wurden
Dosen als Geschenke verabreicht. Die Dose war die stete Begleiterin aller Vor-
nehmen, man liebte es, sie während des Gespräches spielend durch die Finger glei-
ten zu lassen und trug ihrer sogar oft mehrere bei sich. Früher Behälter von Par-
füms, werden sie immer häufiger zu Tabaticren; die Wohlgerüche und Riechsalze
blieben den Flakons vorbehalten. Die Preise, die für solche Bibelots bezahlt wur-
den, waren ganz enorm. So verkaufte Granchez, der Bijoutier der Königin Marie
Antoinette, zum Preise von 960 livres viereckige Flakcms, die auf drei Seiten
Zifferblätter zeigten, die die Stunden, Sekunden und Tagesdaten angaben, wäh-
rend auf der vierten Seite der Mechanismus des Ganzen zu sehen war. P'ast eben-
so luxuriös wie die Dosen waren die kleinen SCHIFFCHEN für KNÜPFARBEIT,
die Navettes, ausgestattet. Auch hier kam Perlmutter, Porzellan, Schildpatt, Bern-
glf.;„ ...... g]j. Anfertigungsmaterial in Verwendung. Eine elegante Dame durfte
sie. . . inren Handarbeiten weder der Nadel noch der Klöppeln bedienen, da-
gegen galt das Knüpfschiffchen als elegant, und bereits Madame Pompadour
256
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1
D Abb. 169 171: Uüchse, Stockknopf und Dose mit Deckel, sämtlich entworfen von De Lalondc D
erwarb 1755 eine solche Navette aus Gold mit Email zum Preise von nicht weniger
als 690 livrcs. D
L'ntcr all den angeführten HcrsteUun<^'.stechniken untl \'('r/.ienHi<,rsartcn dieser
Nippsaehenwardie häufigste und künstieriscli bedeutendste dieMMAILMALKRKI.
Das Malen auf weiP,em Emailgrund, das als Erfindung eines Goldschmiedes aus
Chateaudun namens Jean Toutin aus dem Jahre 1632 gilt, und das in Jean Petitot
seinen ruhmreichstenMeister aufweist, führte, wie bereits gezeigtwurde, imsieb-
zehntcn Jahrhundert zur Anfertigung vonBildnissen fürDosendeckel. Uhrgehäuse
und ähnliche Dinge. In der groP^en Reihe vorzüglicher Emailmaler kommt für un-
sere Zeit namentlich LE TELLIER, den seine Porträte auf Tabatiören berühmt
gemacht haben, in Betracht. Eerner sind hier zu nennen der Genfer JACQUES
TIIOURON, der Schwede PETER ADOLF HALL, der seit 1760 in Paris lebte, 1765»
Mitglied der Akademie wurde, bis 1793 arbeitete, und dessen Kunst sich auch auf
andere Techniken gröf,eren Stils erstreckte, sowie der StraP^burger JOHANN
WEVLER, der den gröf>ten Teil seines Lebens, er starb 1791. in Paris zubrachte.
Auch der Franzose JACQUES CHARLES DE MAILLV, der in Petersburg für
Katharina II. arbeitete und nebst zahlreichen Bildnissen auch Szenen aus den
lürkenkriegen in zierlichen Emailmalercien anfertigte, sei hier genannt. Neben
der am meisten beliebten Porträtmalerei war auch das mythologische Genre,
namentlich soweit es in das Gebiet der Erotik spielte, sowie das der antiken
Historie, der Landschaft, der Blumenmalerei usw. beliebt. D
Die eigentliche JUWELIERARBEIT trat dagegen im Vergleiche zur vorange-
gangenen Periode, wenigstens was Prunk und Fülle betrifft, etwas zurück. Marie
Antoinette mied die Pracht des schweren Geschmeides; selbst in grofier Hof-
toilette trug siekeinenHalsschmuck. Auch derbreitspurigeBrustschmuck der vor-
angegangenen Periode, dessen spitz zulaufendes Ende bis zurTaille herabreichte,
kam nicht mehr in Verwendung, und die Ohrgehänge wurden im Vergleich zur frü-
17- Geschichte dfs Kunstgewprhps 11 257
Abb. 172-174: [Links] Ohrgehänge der Königin Marie Antoinette. (Mitte) Bukett aus Diamanten und
O anderen Edelsteinen. (Rechts] Aigrette D
heren Geschmacksrichtung leichter und schwächer [Abb. 172]. Beibehalten wurden
dagegen die hohen Haargestecke, die Aigretten [Abb. 174], und die Armbänder, die
sogar an Zahl zunahmen. Sie bestanden gewöhnlich aus Perlenschnüren, die von
einem Plättchen, das durch einen farbigen, von Diamanten umgebenen Stein ge-
bildet wurde, ausgehen. Überdies schmückten sich die Damen häufig mit Brust-
buketten aus Diamanten, Gold und bunten Steinen, denen verschiedene Blumen-
motive zugrunde lagen, die, soweit es das spröde Material der facettierten Edel-
steine zuließ, naturalistisch gebildet wurden. [Abb. 173]. Auch die schon wieder-
holt aufgezählten, in dieser Zeit beliebten Embleme wurden zu Brochen u. dgl.
verarbeitet. Als solche sind überdies Monogramme aus verschlungenen Lettern
üblich, die von Lorbeer- oder anderen Girlanden mit Bandmaschen umrahmt wur-
den. Neben den Colliers [Abb. 175]. bei denen Perlen und Kameen oft eine her-
vorragende Rolle spielten, bildete ein anderer Halsschmuck, der über Schultern
und Brust bis zum Miederrand herabreichte und collier berthe genannt wurde, ein
beliebtes Schmuckstück vornehmer Damen. Ein solches collier berthe war das
berühmt gewordene 'Halsband der Königin*. Das Diadem wurde erst von 1788
an Mode und besteht aus ziseliertem Golde mit Kameen. Diamanten verwendete
man hier erst zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Die Fingerringe waren
ziemlich grofi, besonders die sogenannten 'bagues marquises'. Die Schmuckliebe
der Herren dauerte in ihrer allerdings von vornherein beschränkteren Form in
ungeschwächter Weise fort, besonders die Degengriffe und Schuhschnallen er-
freuten sich augerordentlich sorgfältiger Behandlung; namentlich die ersteren
wurden gelegentlich zu wahren Wunderwerken der Juwelierkunst. D
Gegen 1776 trat der STAHLSCHMUCK auf, wie es scheint von England über
Belgien kommend und häufig mit Wedgwoodkameen kombiniert. Er umfaf^t alle
258
G.-l DFA'TSCHE FÄCHER AUS DER ZEIT UM 1800 UND 1780
jJSj Königliches KUNSTGEWKKBEitMusEUM zu Berlin
^%r^
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O Abb. 175: Cullier aus rcrlon, Huliinen und Dianianten O
Arten des Schmuckes, erstreckt sich auch auf Nippsachen, brachte es namentlich
in der Herstellung von allerlei Knöpfen zu auf^erordcntlich feinen F]r/eu{^nissen,
blieb bis um die Mitte der neunziger Jahre in Mode und hat sich in Ausnahmsfällen
bis zum heutigen Tage erhalten. D
Alle jene Techniken, die bei den Bibelots und Bijouterien in Anwendung kamen,
finden wir auch in derPWCHKRFABKIKATION. |s. die Tafel] in der jene Zeit, ganz
ihrem Charakter entsprechend, ihr bestes Können zu reizvollen Gebilden vereinigte,
wenn auch nicht übersehen werden kann, daP> die künstlerische Schöpferkraft in
der Zeit des Regence- und Louis-XV-Stils weitaus gröf^cr war. Kür das Gestell
wurde Fllfenbein oder Perlmutter zierlich geschnitzt oder mit Auflagen von zise-
liertem Gold in verschiedenen Farben, auch von Silber oder Email, verwendet. Eben-
so wurden Schildpatt, F'ischbein oder Kehr zu diesem Zweck verarbeitet. Hellig-
keit der Gesamtwirkung und graziöseLeichtigkeit bildeten den Hauptvorzug eines
Fächers dieser Zeit. Um den Fächer möglichst leicht und handsam zu gestalten,
wurde auch das F'ächerblatt schmäler gemacht, als es bisher war, und die einzelnen
Stäbchen wurden möglichst schmal gestaltet, so daft sie sich bei geöffnetem F'ächer
nicht aneinander schlössen, sondern leere spitze Winkel bildeten. Die Malereien
bedeckten nicht wie früher das ganze Fächerblatt, das aus Seide, Schwanenhaut,
Gaze oder Papier war, sondern beschränkten sich auf einzelne rautenfjirmige oder
medaillonartige F'elder. die untereinander durch leichtes Groteskenornament,
durch Blumengehänge, durch aufgenähten Gold- oder Silberflittcr verbunden
wurden. Die Malereien dieser kleinen Zierfelder pflegen dem sentimental-eroti-
schen Genre anzugehören, zeigen aber oft auch Porträte oder historische Dar-
stellungen. Ein berühmtes Prachtstück dieser Zeit, das die Stadt Dieppe 1785 der
Königin Marie Antoinette zum Geschenk machte, befindet sich in der Sammlung
Thiac. Es ist ganz aus Elfenbein und stellt in durchbrochener Arbeit König Porus
IT* 259
vor Alexander dar, nach einer
Zeichnung von Vien. Dieser Fä-
cher ist jedoch mehr ein Bev^eis
für die Virtuosität der Elfenbein-
schnitzer von Dieppe |vgl. S. 97J
als ein typisches Beispiel damali-
ger Fächermode. D
Ein besonderes Genre bilden
die komischen, satirischen und
politischen Fächerdarstellungen,
die namentlich gegen Ende der Re-
gierung Ludwigs XVI. aufkamen,
und außerordentlich verbreitet
waren, künstlerisch aber in der
Regel ziemlich unbedeutend sind.
Einfachere Fächer dieser Zeit be-
dienen sich bereits des kolorier-
ten oder schwarzen Kupferstiches
auf Seide oder Papier und bilden
eine Gattung, die in der nächsten
Periode auch kulturhistorisch
eine gewisse Bedeutung gewann.
An die Silberarbeiten anschlie-
J5end, mag, nachdem wir das Ge-
biet des galanten Kleingerätes
kurz überblickt haben, nur mit
einem Worte der ZINNARBEI-
TEN Erwähnung geschehen, da
sie sich in allem als den billigeren Ersatz für das Silber erweisen und daher auch
hinsichtlich ihrer Form und ihres Dekors die Vorbilder der Edelschmiedekunst
nachahmen. Wir finden weder in den Gefäßen noch in den Geräten selbständige
Formen, wie sie das sechzehnte und 17. Jahrhundert darboten, sondern bloß ver-
einfachte und derbere Wiederholungen der in Silber ausgeführten Originale. D
Von der virtuosen Behandlung des SCHMIEDEEISENS in der Barock- und
Rokokozeit ist unter Ludwig XVI. fast nichts mehr zu bemerken. Das vierkantige
Stabwerk, die eintönige parallele Linie, nur an ihren Enden in Kurven oder Ver-
schlingungen übergehend, beherrscht das Gitterwerk. Die Komposition wird im
Vergleiche zur früheren Zeit nüchtern und leer. Kreise, Kreissegmente, Ovale,
S-Linien, Mäander und der ihm nahverwandte sog. 'laufende Hund' bieten keinen
Ersatz für die freie phantasievolle Bewegtheit des Rokoko. Die prachtvolle
Schmiedearbeit, die noch eine Generation vorher zu Gebilden von üppigstem Reich-
t-:- — ! kräftigstem Lebensgefühl geführt hat, beschränkt sich jetzt auf wenige
R .. .. n und Akanthusranken, und nur bei reicheren Bildungen treten auch Blatt-
girlanden, Embleme und Vasen hinzu. Stiegengitter, Portale, Träger für Hänge-
260
Abb. 176: Ablauf des Stiegengeländers in Klein Trianon.
D Schmiedeeisen mit Bronzeappliken D
und Standlaternen, Balustraden,
Balkon^itter, Fcnsterbrüstun^en
und Fenstergitter werden selbst
von so vorzüglichen Zeichnern
wie Neufforge, Lalonde und Des-
boeufs de Saint Laurent nicht mit
demselben Feingefühl für die
künstlerischen Rei/e innerhalb
der neuen Richtung entworfen,
das dieselben Künstler bei \ini-
würfen anderer Art betätigen. Es
ist, als ob eine verweichlichte
Gesellschaft die Empfindung ver-
loren hätte für das robuste Leben
und die gesunde Kraft in einem
kunstgewerbliclien Material
von der Derbheit des Eisens,
obwohl derjenige, der an der
Spitze dieser Gesellschaft stand,
der König selbst, mit Vorliebe
den Schmiedehammer zur Hand
nahm, sich eine eigene Schlosser-
werkstätte einrichtete und, unter- D Abb ITT: [«atirn.-, Schmiedeeisen, französisch, um ITRO D
stützt von dem Eisenschmied GKRMAIN, allerlei Eisenwerk herstellte. Die-
ser Germain war ein Sohn jenes Kunstschlossers, der um 1766 das prächtigste
Schmiedeeisenwerk dieser Zeit, das Geländer der Haupttreppe in Petit Trianon,
vermutlich nach einem Entwürfe Gabriels, ausgeführt hat [Abb. 176|. Es ist grün
gestrichen und wie die meisten der prächtigeren Schmiedeeisengitter jener Zeit
mit Bronzeschmuck versehen. Der einzige, der den Sinn für die Eigenart des Eisens
nicht verloren hatte, warJEAN-FRANQOIS FORTY, dessen Kompositionen für Ei-
senarbeiten zu den verhältnismäf^ig phantasievollsten jener Zeit gehören. So z. B.
das Treppengeländer der Hlcolemilitai rein Paris mit dem durch Akanthusblätter und
Kelche bereicherten laufenden Hund als Hauptmotiv. Auch das Portal dieses Gebäu-
des entbehrt trotz seiner Einfachheit nicht der vornehmen Wirkung. Andere vorzüg-
liche Gitterwerke sind die im Schlosse zuCompiegne, im Palais Royal zu Paris und
in der Kirche Saint Germain l'Auxerrois daselbst. Etwas schwer in der eisernen
Umfassungsarchitektur, aber im eigentlichen Gitterwerk nicht reizlos, ist das Portal
des Pariser Justizpalastes, das vermutlich der Architekt Antoine entworfen und
der Schlosser BIGONNET ausgeführt hat les ist 1789 von Lalonde gestochen |. Als
eigenartige Arbeiten, oft von großer Schönheit sind die geschmiedeten, aus ebe-
nen Flächen polygonal gebildeten eisernen Stiegen- und Korridor-Laternen zu
erwähnen, deren mitunter ganz monumentaler Charakter sie den Bronzearbeiten
würdig an die Seite stellt [Abb. 177). D
Die KERAMISCHE Produktion Frankreichs im achzehnten Jahrhundert gipfelt
261
in den Erzeugnissen von SEVRES. Die
Hoi'stellung der weichen Sevresmasse
Ipate tendrej, die, trotzdem sie kein Kao-
lin enthält, als Porzellan bezeichnet
wurde, gelang 1745 in VINCENNES, wo
die Brüder Dubois und Marquis Orry de
Fulvy eine F'abrik gegründet hatten. Ihre
ersten großen Erfolge mit dieser neuen,
auf sehr komplizierte und umständliche
Weise hergestellten porzellanartigen
Masse hatte die Fabrik mit plastischen
Blumen, auf die bereits S. 158 hingewie-
sen worden ist. Sie wurden in ungeheuren
Mengen erzeugt und bildeten die Grund-
Abb. 178: Potpourri- Vase, sevres, mit Pompadour- ^^gc für den ersten finanziellen Erfolg
rotem Fond vom Jahre 1757, im Besitz des engii- der Fabrik. Im Jahre 1753 wurde sie neu
D sehen Hofes D organisiert und der König beteiligte sich
mit einer^bedeutenden Summe an dem Unternehmen. Es erhielt den Titel 'Manu-
facture royale des porcelaines de France' und das Recht, das Spiegelmono-
gramm L als Marke zu führen; 1756 übersiedelte sie nach Sevres und drei Jahre
später ging sie vollständig in den Staatsbesitz über. Bereits in Vincennes waren
Erzeugnisse von hoher Vollendung gelungen. Die päte tendre hat den Vorzug,
einen außerordentlich günstigen Malgrund abzugeben, da das Brennen nicht so
hohe Hitzegrade erfordert, daß die aus Metalloxyden hergestellten Farben da-
durch zerstört würden. Anfangs dekorierte man die Porzellane mit aufgelegten
und bemalten Blumen und Ornamenten, dann folgten Dekorierungen in dick auf-
getragenem radiertem Golde, das sowohl auf weißem als auf dunkelblauem Grunde
zur Anwendung kam. Bald aber schritt man zu bunten Malereien fort. Schon vor
1749 war man in den Besitz eines prächtigen Dunkelblau [bleu du roi| gelangt; in
den folgenden Jahren, bis 1757, kam durch die erfolgreichen Bemühungen des
Chemikers HELLOT das leuchtende Türkisblau und das zarte Rosenrot, Pompa-
dourrot genannt, hinzu. Bald folgten Violett, Apfelgrün, Englischgrün und Yon-
quillengelb. die als Fondfarben außerordentliche Leuchtkraft besaßen und zu einer
selbständigen, von den asiatischen Vorbildern unabhängigen Dekorationsweise
führten. 1751 hatte BACHELIER, der mit derOberaufsichtüberdicMalerundVer-
golder betraut war, eine Biskuitmasse gefunden, die sich vorzüglich fürfigurale
Plastik eignete; gleichzeitig fertigte der königliche Bildhauer, Ziseleur und Ver-
golder DUPLESSIS Entwürfe an und MATHIEU war als Emailmaler tätig. D
Außerdem wurden unvergleichlich reizende Bibelots zum Schmuck der Etage-
ren angefertigt; Tabatieren in Form von Tieren, in verschieden gefärbtem Golde
gefaßt, Bonbonnieren mit Miniaturmalereien. Uhrkästchen, Potpourrivasen, Finger-
hüte, Kleider- und Stockknöpfe, Büchsen für Schönheitspflästerchen, für Spiel-
marken usw. Nach der Übersiedlung nach Sevres entwickelte sich die Manufaktur
unter der Leitung BOILEAUS in erfreulichster Weise. FALCONET, der Bildhauer
262
I
Abb. 179: Vase, Scvres, mit Hctiermedaillon der
Kaiserin Maria Theresia, königsblauer Fond, im
□ Mesilz des enKÜschcn Hofes G
des Königs, leitete die Modellierarbeiten,
BOÜCllKR und VANLOO zeichneten Knt-
würfe, GKNKST war Chef der Mak-r.
1760 starb Hellot, ein unersetzlicher
Verlust für die Fabrik, da mit ihm das
Geheimnis der Erzeugung des Pompa-
dourrots verloren ging, so daf> dieses
später nie mehr in gleicher Schönheit her-
gestellt werden konnte. Gegen Ende der
Regierung Ludwigs XV. war Sevres be-
reits zu hoher Blüte gediehen, und der
König bedachte alle europäischen Höfe
mit prachtvollen Geschenken. In dieser
Zeit entstanden nicht allein wundervolle
Tafelservice, deren Wert oft gegen
40UüOLivres stieg, wie z.H. das 1768 dem
König von Dänemark überreichte mit
rundmaschigem goldenen Netzwerk auf blauem Grunde |fond cailloutej, sondern
auch jene hervorragenden Vasen, als deren FirfinderEONTENOY angesehen wird.
Die berühmtesten dieser oft recht bizarren Vasen sind unter bestinmiten Namen
bekannt wie die 'vase Duplessis' mit Elephantenköpfen als Henkeln, die 'vase
Adelaide', eiförmig, auf drei Akanthusblattfüf>en, die 'vase Gobelet' mit schlankem,
kanneliertem Vasenkörper, der in seinem unteren Teile von einer Hlattrosette
umschlossen wird, die 'vase Gurdin' mit breitem Bauch und Faunsmasken an den
Henkeln, die 'vase Choiseul' mit breiter schifförmiger Schale, die 'vase La Rue',
von zwei sich umschlingenden Tritonen getragen, die 'vase Bachelier' in Form
eines Fäfichens mit einem Reliefband aus Medaillons. Sehr bekaimt sind auch die
vielfach abgebildeten, zum Teil noch in die Zeit von Vincennes fallenden Vasen im
Besitze des englischen Hofes, der Wallace-Collection, des South Kensington
Museums und der Sammlung Alphons Rothschild. [Abb. 178 182j. D
Unter den BILDHAUERN von grop^em Ruf, die zur Zeit Ludwigs XV. für Sevres
arbeiteten, steht an erster Stelle Falconet, der unter anderem die berühmte 'vase ä
l'amour' modelliert hat; von ihm rührten auch das in vielen Reproduktionen ver-
breitete badende Mädchen her, eine Arbeit, die ihm die Pforten der Akademie öff-
nete, sowie eine Gruppe Nymphen und Schwäne. Ferner wären zu nennen Ledere,
Boizot und Brachard; Pajou hat eine Reihe von Büsten geschaffen, unter welchen
die der Dubarry und die berühmte Gruppe 'la naissance du Dauphin' besonders zu
erwähnen sind. Unter den Malern aus dieser Zeit haben sich Le Guay, Drand,
Aloncle, Aubert und viele andere einen Namen gemacht. Sie haben ihre Maler-
zeichen in der Regel der Marke hinzugefügt, die überdies durch Jahresbuchstaben
die Zeit des Entstehens des betreffenden Stückes erkennen läP>t. 1775 starb Boileau
und an seine Stelle trat Parent, der aber schon nach drei Jahren durch REGNIER
ersetzt wurde, dem man den überaus rührigen und verläfilichen Schweizer HETT-
LINGER an die Seite gab. Die Oberadministration wurde dem Grafen d'Angiviller
263
D Abb. 180 — 182: Drei Sevresvasen aus der Sammlung VVallace in London D
anvertraut. — Von 1780 an kam eine neue Dekorationsart, das sog. JUWELEN-
PORZELLAN, [s. dieTafeiJ in Mode. Diese Verzierungsweise bestand in Schmelz-
perlen verschiedener Farbe, die sich von unterlegten, zart ziselierten Goldplättchen
abhoben. Ein Frühstücksservice solcher Art wurde 1784 dem Prinzen Heinrich von
Preufien übersendet. Um diese Zeit wurden auch Versuche mit Biskuitplastik in gro-
ßen Dimensionen gemacht, ferner entstanden die bemalten Platten für Möbeleinla-
gen; solche Einlagen waren eineZeitlang so beliebt, daf^ man sogar Prunkkarossen
damit schmückte. Auch Achatimitationen brachte Hettlingerin den Handel, und von
1785 an wurden antike Vasen, von denen eine bedeutende Sammlung nach Sevres
gebracht worden war, imitiert. Die verschiedenen Ablenkungen von den natür-
licheren Aufgaben der Porzellanindustrie waren aber nicht imstande den Ruhm
der Fabrik zu schädigen, denn er war fest begründet, einerseits auf der künst-
lerisch hoch stehenden Kleinplastik in Biskuit, andererseits auf der unvergleich-
lichen Schönheit der Fondfarben, auf denen der Golddekor bald als ausfüllendes
Muster in Netz- oder 'oeil de perdrix'-Form bald als Blumen- oder Ornamentmotiv
zu prächtiger Wirkung gelangt und zugleich den Übergang bildet zu den weiften
Reser\'en mit ihren meisterhaft ausgeführten bunten Malereien. Auch Ludwig XVL
wich von der Gepflogenheit, die europäischen Höfe mit köstlichen Erzeugnissen
seiner Porzellanfabrik zu beschenken, nicht ab. 1777 erhielt Kaiser Joseph IL ein
noch gegenwärtig in der Hofsilberkammer zu Wien befindliches Tafelservice mit
Blumen und Früchten auf grünem Grunde und dazu einen Tafelaufsatz und zwei
Vasen mit Porträten des Königs im Gesamtwerte von 43464 Livres. Ebenso emp-
264
^d,; SfeVRES-KANNE, SOG. JUW'ELENTORZELLAN,
LL-t-l BERUN, KÖNIGL. KUNSTGEWERBEMUSEUM
i^
4
tin<^f die Prinzessin von Asturieii,
der Sultan von Marokko, der Kai-
ser von China, der Herzog von
Sachsen-Teschen, der Erzherzog
Ferdinand als Gouverneur der
Lombardei u. v. a. namhafte Ge-
schenke. 1788 bestellte Katiia-
rina II. ihr berühmtes türkisblaues
Service, aus 744 Stücken beste-
hend, das mit Kameen geschmückt
war. Nach 1780 vollzog sich der
Umschwung im Stile des Sevres-
porzellans, das bis dahin immer
noch Überlieferungen aus der Zeit
Louis XV. fortgeführt hatte, im-
mer deutlicher. Die veränderte
Richtung läjit sich nicht allein in
den dem Klassizismus zustreben-
den Formen sondern auch im gei- ^^^- ^^^- T^'P*"'«. ^eiße Seide, mit grünen streifen und ein-
^ , , , 1 1 T'i • '-' geschilderten Blumenranken. Um 1785 O
stigen Gehalt sowohl der Klein-
plastik als der Malerei erkennen. An Stelle der galanten Szenen und ländlichen
Idyllen tritt die galante Allegorie, das sentimentale Epikuräertum. 'Die P'reund-
schaft reicht der Liebe die Hand', 'Die Treue verbindet Grazie und Jugend',
'Hymen führt ein junges Paar zum Altar', so und ähnlich sind die neuen Motive.
AuH;erdem finden wir historische Vorwürfe, in denen patriotischer Bürgersinn und
militärisches Heldentum gefeiert werden. Allmählich sinken die Sujets bis zu den
Banalitäten des Tages herab; die schöpferische Kraft versagt, man kopiert grofie
Gemälde. Die geistigen Interessen entfernten sich vielfach vom Kunstleben. So
schreibt auch Hettlinger 1789: 'Unsere Manufaktur befindet sich in groP>er Ver-
legenheit ... es fehlt nicht an wertvoller Ware, aber an Käufern.' Es macht sich
infolge der philosophischen Entwickelung nicht selten auch geradezu eine Scheu
vor allem, was wie Luxus aussieht, geltend; das werden wir auch im P>csonderen
bei der Textilkunst sehen. D
Die TEXTILKUNST geht in mancher Hinsicht andere Wege als die bisher be-
sprochenen, mit der Architektur enger zusammenhängenden Kunstgewerbe, da
sie sich als Flächenkunst bis zu einem gewissen Grade selbständig und von den
Schwesterkünsten unabhängig entwickelt. Wie schon bei Besprechungder Rokoko-
kunst [S. 162] gezeigt wurde, gehen in den Stoffen allmählich die letzten Überreste
der aufgelösten Barockschnörkel verloren und es verbleiben eigentlich nur ein-
fache gestreckte Linien, besonders langgedehnte Kurven, die gewissermassen als
Extrakt des Louis-XVI-Liniengefühls in der Flächendekoration angesehen werden
können, und der Naturalismus übrig [Abb. 55a |. In völlig naturalistischer Umge-
staltung verbleiben allerdings auch die aus großen, ineinandergeschobenenKom-
partimenten zusammengesetzten Muster, die sich aus den alten Granatapfel- und
265
Abb. 184: Broschierter Seidenstoff mit Gold- und Silber auf weigern silberdurchschossenem Grunde mit
D • goldenen und grünen Streifen O
späteren Ananasmustern entwickelt haben. So finden wir in der Louis-XVI-Zeit
nicht selten Wandbespannungen mit diagonal gekreuzten, sehr naturalistischen
Blatt- und Blumenranken, an deren Kreuzungspunkten Blumenkörbe, ländliche Ge-
räte u.dgl. herabhängen und so die Mittelstücke bilden; auch kommen an dieser
Stelle nicht selten ganz freifliegende Vögel vor. Ein Stoff nach einem Entwürfe
des PHILIPP DE LA SALLE [1723— 1803], des schon bei Besprechung des Rokoko-
stiles kurz erwähnten Meisters der Lyoner Textilzeichenkunst, zeigt z.B. Blumen-
körbe und Geräte streifenweise an Bändern aufgehängt und dazwischen Gehänge
ganz naturalistischer Zweige und Blumengewinde. Beliebt sind unter den Pflanzen
besonders langgedehnte Lorbeer- oder Palmenzweige. D
Was bei dieser Kompositionsweise die Stoffe an Größe der Konzeption und
Reichtum derErfindung gegenüber ihren Vorgängern einbüßen, ersetzt eine außer-
ordentlich graziöse Durchbildung und zarte Ausgestaltung, die sowohl im allge-
meinen wie ganz besonders bei den Gründen zu beobachten ist [Abb. 184]. Manch-
mal wird der Grund allerdings auch ganz nüchtern gestreift oder selbst karriert,
und es werden nur naturalistische Blumen oder Blumensträuße darüber verteilt.
266
Die Farben sind im alli^enieinen zart uiui vielfacli i^e-
brochen, die Gründe oft Farbe in F'arbe {gemustert.
Häufiger als früher tritt die zarte Wirkung des Silbers
in Gegensatz zu den bunten naturalistischen Tönen,
doch gibt es auch reich in Gold gemusterte Stoffe.
Vereinzelt erscheint auch schon ganz klassizistisches
I symmetrisches! RANKENWFIRK mit antiken Grup-
pen. Kameen, Vasen usw. als Mittclstücken; die Far-
bengebung ist da meistens sehr kühl, das Ranken-
werk und vieles Detail sind en camayeu behandelt.
Kleingemusterte Stoffe, etwa für Kleider, zeigen
häufig bloße STREUBLÜMCHEN, sich kreuzende
Diagonalen aus kleinen Blüten gebildet, Tupfen und
ähnliches. Diese kleinen Muster werden gerne in
Samtflor auf glatten Grund gestellt. Bei flacherer
Behandlung der ganzen Musterung sind ripsartige
Gründe beliebt. D
Besondere Wichtigkeit erlangen die ombrieren-
den und Chine-Stoffe; bei ersteren bewerkstelligen
die nebeneinander liegenden Faden ein Anschwellen
oder Abnehmen eines Farbentones oder den allmäh-
lichen Übergang von einer Farbe in die andere. Es
können so die Längsstreifen der Musterungen be-
sonders deutlich hervorgehoben werden; zugleich
entspricht der Effekt dem Streben nach gebrochenen
Tönen. Die Chinestoffe [Abb. 185 1 ahmen, wie schon
der Name besagt, ein ursprünglich chinesisches Ver-
fahren nach, das darin besteht, dag die Kette vor
dem Weben bedruckt oder bemalt wird; auf diese
Art können sehr weich verflief^ende Töne erreicht
werden, was dem Zeitgeschmack besonders ent- ,„„ „k. .„„u i a „c •»
o Stoff, abwechselnd weig mit grün
spricht und geeignet war, zur späteren reinen Bild- und weiß mit rot, gelbe und braune
Weberei überzuführen. D ° Zwischenstreifen D
Die Louis-XVI-Stoffe erhalten sich noch bis weit in das neunzehnte Jahr-
hundert; doch erlangt einerseits die Streifung immer mehr Bedeutung, ja sie bildet
sogar bei Verwendung in vornehmen Räumen oft das einzige Motiv, andererseits
gehen selbst bei den Streumustern die reicheren Gründe allmählich verloren.
Da gerade in der Textilkunst die Übergänge sehr allmähliche sind, sei hier gleich
kurz auch auf die spätere Zeit hingewiesen. In der ausgesprochenen Empirezeit
treten an Stelle der freien Blumen strengere Kränze, Rosetten u. a. oder ein-
zelne antikisierende Formen und Embleme wie Lyren, Adler, Bienen usw. Bis-
weilen kommen auch grof5e strengere Musterungen vor [Abb. 186|, die für das
Empire zwar als sehr charakteristisch aber keineswegs als allgemein gültig an-
gesehen werden können. D
Abb. 185: Franzobisclier Seiden-
267
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Abb. 186: Seidenlampas aus der Zeit Napoleons I.
O Französisch D
Bemerkenswert ist die seit der Revo-
lution erwachte und im Empire fortge-
setzt steigende Vorliebe für INDISCHE
SHAWLS, die dann auch in Paris und Lyon
ausgezeichnete, in Weberei ausgeführte
Nachahmung fanden, und zwar in der er-
sten Zeit aus trefflicher Kaschmirwolle. D
I Der Hauptort der Weberei, nicht nur
r J«*»L * * I * ♦ ^^.y * ^ für Frankreich sondern für ganz Europa,
ist immer noch LYON; daneben wären
noch Tours, Orleans und Paris zu nennen.
Die stets wachsende Vorliebe der klassi-
I* j^ ♦ # # * * # * # # -^ zistischen Zeit für einfache Stoffe und
II--^ \*; j»^' ^ ^ 1 ~x .^ *. ^ ^jb I die starken finanziellen Schwierigkeiten
Frankreichs infolge der unglücklichen Po-
litik des Hofes erschüttern schon gegen
Ende der siebziger Jahre die französische Textilindustrie aufs äufierste. Zunächst
suchte ihr allerdings der Hof durch groge Bestellungen zu Hilfe zu kommen, in
der Revolutionszeit hörte aber auch diese Förderung auf sowie die durch die
Kirche und den Adel. So wurde die Pariser und auch die Lyoner Industrie fast voll-
kommen vernichtet und hob sich erst allmählich wieder in der Napoleonischen Zeit.
In mancher Beziehung noch größere Bedeutung als die Kunstweberei hatte in
der vorgeschritteneren klassizistischen Zeit der STOFFDRUCK. Das erwähnte
Streben nach Einfachheit, aber auch das nach Naturalismus kam ihm besonders
entgegen. Da die höhere Entwicklung des französischen Stoffdruckes auf hollän-
dische und deutsche Einflüsse zurückgeht und wie der ganze europäische Stoff-
druck mit Persien, Indien und Ostasien zusammenhängt, sei hier im Anschlug an
die Studien Forrers und Dregers eine kurze Zusammenfassung auch der Ent-
wicklung außerhalb Frankreichs gestattet. Vom holländischen und englischen
Stoffdruck war schon früher [S. 183] die Rede. Der Aufschwung des deutschen
Stoffdruckes beginnt mit dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts und geht von
den beiden Städten Hamburg und Augsburg aus. Unter schweren Mühen und
Kämpfen mit der Konkurrenz, die aus der Einfuhr ostindischer Originale und der
Erzeugung holländischer und englischer Nachahmungen erwuchs, gelang es Jere-
mias Neuhofer in Augsburg zu Beginn des achtzehnten Jahrhunderts Deckdrucke
zu erzeugen, deren Herstellung bis dahin ein ängstlich gehütetes Geheimnis war.
Seine höchste Entwicklung erreichte der Augsburger Stoffdruck, in dessen Er-
zeugung sich bald mehrere Meister teilten, unter JOHANN WILHELM VON
SCHULE. Zur Erzeugung von Stoffen in indischer Art f indiennes ) scheint das
Deckverfahren in Übung geblieben zu sein, für Stoffe mit Rokoko- und klassizisti-
schen Musterungen herrschte aber immer der Modeldruck vor. D
MÜLHAUSEN, das schon vor der Besitzergreifung durch die Franzosen [1798]
eine umfangreiche Textilindustrie besaß, nahm unter französischer Herrschaft
einen bedeutenden Aufschwung; es wurde jedoch durch den hochbegabten WIL-
268
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Abb. 1S7: Toile de Jouy mit S/cnen aus dem Jahre IT'.M. Rjtdruck von Obi-rkanipf
HELM PHILIPP OBERKAMPF, einen Deutschen, der 1758 in Jouy bei Versailles
eine Fabrik ^[rünclete, bedeutend iiberflü|j[elt. Von der französischen Regierunj^,
die in ihm einen erfolgreichen Rivalen der Engländer erblickte, kräftigst unter-
stützt, wugte er sowohl durch künstlerische Vollendung als durch technische Ver-
besserungen [Walzendruck] sich bis an sein Lebensende [1815] an erster Stelle zu
behaupten [Abb. 1 87 ]. Erst nach seinem Tode gewann Mülhausen wieder die Ober-
hand und blieb bis über die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts führend. D
Dasselbe Streben nach Naturalismus und Verfeinennig im Detail wie in der
Weberei macht sich in der STICKEREI der Louis-XVI-Zeit geltend. Schon auf
S. 163 wurde auf das charakteristische Werk Saint -Aubins und die wichtigsten
Techniken hingewiesen. In kirchlichen Stickereien ist, der weltlichen Richtung
der Zeit entsprechend, in dieser Periode wenig geschaffen worden. Immerhin
enthält Saint-Aubin auch einige derartige Entwürfe mit palmblattähnlichen Ran-
ken, Ährenbündeln usw. Besondere Bedeutung hatten die in Paris gearbeiteten
Stickereien für Herrenkleider [s. Tafel], die in alle Welt versendet wurden und
naturgemäß einem auf^erordentlich raschen Modewechsel unterlagen; auf Neuheit
der Motive und der Technik wurde bei ihnen besonderer Wert gelegt. So finden
sich allerlei Applikationen, selbst von bemalten kleinen Kupferstichen, Nadelmale-
reien, Pailletten mit oft zarten farbigen Lasuren usw.; ja selbst kleine Spiegel
und facettiert geschliffene Gläser kommen vor. In der eigentlichen Empirezeit
überwiegt der absolute Naturalismus und das kleine Streumuster, doch finden
sich hie und da auch gröP,ere antikisierende Kompositionen. Die späteren Sticke-
reien sind sehr bunt nach unserem Gefühl oft grell in der Farbe, doch ist die Fein-
269
Abb. 188: Kran/.cisische Niilispilze, IViviilbesii/, Wien
heit der Ausführung oft bewunderungswürdig. Manche Arbeiten lehnen sich auch
an indische an; andere, namentlich solche in Gold und Silber sind wieder so
plastisch gehalten, daJ3 sie wie Treibarbeiten aussehen; auch bei Weifistickereien
werden oft starke Reliefwirkungen angestrebt. D
BesondereBedeutung gewinnt in dieserZeit dieTÜLLSTICKEREI, die allmäh-
lich die wirkliche Spitze ganz verdrängt. Vom Ausleben der Spitze war bereits in
einem früheren Kapitel die Rede. Ihr Schicksal war besiegelt als die Musterungen
immer kleiner und zarter, und der Grund immer wichtiger wurde. Doch wurden
in der eigentlichen Louis-XVI-Zeit noch wundervoll feine Arbeiten [Abb. 188] ge-
schaffen, die mit ihren Blumengehängen, fein verteilten Blümchen, Kreisen, Punkten
und zarten Zacken zum Duftigsten gehören, was man sich vorstellen kann. Man
muf; sich jedoch vergegenwärtigen, daf3 die Spitzen faltig getragen wurden und
vielfach fürHauben — undKleiderputz verwendet wurden, wodurch dieZeichnung
bedeutungslos wurde. D
Durch die Revolution erlitt die SPITZENERZEUGUNG, deren Hauptstätten
Alengon [für Nähspitze] und Valenciennes | für Klöppelarbeiten | waren, einen töd-
lichen Stof^. Napoleon suchte die Industrie wieder zu heben und errichtete in
AlenQon eine eigene Schule; aber der Erfolg war ziemlich gering. Entsprechend
dem fortschreitenden Naturalismus erlangt jetzt die Abschattierung der Pflanzen-
motive, die durch Anordnung mehr oder weniger dichtliegender Fäden erreicht
wird, besondere Bedeutung. Reiches Material, auch für die spätere Entwicklung
bieten die Publikationen Dregers. denen unter anderem die Abbildung 188 ent-
nommen ist. Von den Valenciennes sei erwähnt, daf^ etwa seit 1820 die schräg ge-
stellten quadratischen Gründe an die Stelle der sechseckigen treten. — Die maschi-
nellen Gründe [Tülle] wurden etwa seit Anfang des 19. Jahrhunderts [Heathcoat in
Nottingham 1808] vollkommener hergestellt und damit beginnt dann die Vorherr-
schaft der schon früher beginnenden Applikationsarbeiten und Durchzugspitzen,
deren Bedeutung bis'in die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts fortwährend steigt.
Die eigentlichen Maschinenspitzen d.h. die gewebten Nachahmungen hauptsächlich
geklöppelter Arbeiten, beginnen in Deutschland [Nürnberg] schon im achtzehnten
Jahrhundert, erlangen aber erst in den zwanziger und dreißiger Jahren des neun-
270
o
zehnten Jahrhunderts gröf^ere X'ollkomnjcn-
heit; es fällt ihre Kntwickluntr, die kunst^re-
schichtlich überhaupt belanj^los ist, da sie nur
nachahmt und nicht stilbildend wirkt, somit
erst in spätere Zeit. D
2. DKUTSCIILANI) UNI) ÖSTKKKKICH D
In Deutschland und Österreich steht die IN-
TKRIKrHKUNST dieser Zeit ^ranz unter fran-
zösischem Kinflu|'>. Im Westen Deutschlands
sind es im achtzehnten Jahrhundert in der
Kegel auch französische Künstler, denen der
Auftrag zuteil wird, Schlösser und Paläste im
modernen Geschmack einzurichten. Kin Bei-
spiel solclier in französischem Geiste durchge-
führter Dekorationen geben in der königlichen
Residenz in München die sogenannten Hof-
gartenzimmer und das im reichsten und reizend-
sten Louis-XVI-Stil durchgeführte Schreib- ^bb. i89: saaidekoration aus .:
kabinett der Trierzimmer Im Schlosse Schlofi- a schiofthof bei Wien
hof bei Wien waren bis vor kurzem einige Interieurs typisch für die Vereinfachung,
die dieser Stil auf deutschem Boden erfahren hat [Abb. 189]. D
Origineller, weil abhängiger von lokalen Verhältnissen und Bedingungen als die
Prunkgemächer der Schlösser und Paläste, waren die bürgerlichen Wohnräume.
\'on solchen ist im Original nur weniges bekannt; verschiedene Publikationen aus
jener Zeit, wie das Bertuchsche 'Journal des Luxus und der Moden' und das in
Leipzig seit 1797 erschienene gut illustrierte 'Magazin für Freunde des guten Ge-
schmacks' geben jedoch ein anschauliches Bild von derDekoration vornehmer so-
wohl wie einfacherer Innenräume. Die Anlehnung an Frankreich ist hierbei ebenso
deutlich erkennbar wie das Streben jedes Motiv, einfacher und anspruchsloser zu
gestalten. Trotz unverkennbarer kühler Zurückhaltung und Steifheit fehlt nicht
das Gepräge feiner ästhetischer Kultur; ein sicheres Kmpfinden für das Zweck-
dienliche, Reinliche und Solide verbreitet behagliche Stimmung. D
Das Sierstorpffsche Haus in Braunschweig bietet uns willkommene Beispiele.
Das Gebäude wurde, nach dem Bericht des Architekten Zetzsche, 1798 von dem
Oberjägermeister Caspar Heinrich von Sierstorpff gekauft, und 'noch bequemer
und schöner eingerichtet und mit Pariser Tapeten ausgestattet'. Die Galerie ist
nach dem Muster architektonisch ausgestalteter Räume dieser Zeit miteincr korin-
thischen Pilasterstcllung geschmückt; die Wanddekoration weist gegenüber den
bisher vorgeführtenBeispielennachjederRichtungVcrcinfachungen auf, ohne auf
die Feinheiten zu verzichten, die den Zopfstil auch auf deutschem Boden charak-
terisieren (Abb. 190J. D
Der Wandschmuck der Zimmer in gut bürgerlichen Wohnhäusern wurde durch
PAPIERTAPFITEN hergestellt. Man wählte sanfte, helle Farben, unter denen Grün,
helles Strohgelb und Blau die beliebtesten waren, auch Grau und Rot kommen
271
-koration im Sierstorpffschen Hause in lii.i^
D
vor. Die Waiai würde in regelmäßige Felder eingeteilt, die von anders gefärbten,
gewöhnlich Grau in Grau gemusterten Bordüren umgeben waren. Für Gesell-
schaftszimmer wählte man lebhaftere Farben und war auf reicheren Schmuck be-
dacht. Eine der ersten deutschen Tapetenfabriken war die von BKFITKOPF in
Leipzig. Sie fabrizierte einfarbige, gestreifte und marmorierte Papiere und über-
dies Supraporten mit Medaillons, Festons und Basreliefs ferner 'die vier antiken
Säulenordnungen'. Blumen- und Fruchtgehänge, sowie Lambris und Lambrisver-
zierungen. Marmorierte Papiere verwendete man nur für Speisesäle und Garten-
zimmer, wobei gewöhnlich die erwähnten Säulenordnungen in Anwendung kamen,
femer für Hausfluren. Treppen, Korridore und Vorsäle. Auch Kcliefgrotcsken
wurden fabriksmäßig erzeugt und bunt bemalt oder hell getönt an der Wand
befestigt. Einen kostspieligeren, über bürgerliche Verhältnisse bereits hinaus-
gehenden Wandschmuck bildeten die englischen KATTUNTAPETEN, die einen
weißen, strohfarbenen oder erbsengelben Grund hatten, worauf die Dessins, sehr
oft Rosenlauben mit kleinen Amoretten oder Weinlauben mit Vögeln, in Kupfer-
druck ausgeführt und bemalt waren. Dieselben Stoffe stellte man auch für Stuhl-
bezüge her und schmückte sie dann mit Medaillons, die Figuren oder Stilleben
er '•^ '^itcn WÜRTH in Wien hatte viel Erfolg mit einem Wandschmuck, der dem
A n nach aus einer biskuitartigen Masse bestand und Porträtmedaillons be-
rühmter Persönlichkeiten in weißem Relief auf farbigem Grunde, darstellte. D
272
Ol
Kine wesentliche Abweiiliunjf vom fran/()si-
schen \'i)rbilcle erfährt das deutsche Zimmer
durch den We^jfall des Kamins, der den OFKN er-
setzt und der (ijewöhnlich (iie Symmetrie der Ge-
samtanordnun^ aufhebt, wodurch dem architektc-
nischen Charakter der Haumausgestaltung eine
malerische Wirkung hinzugefügt wird. Der Ofen
um 17^0 ist dasCiebihie, an dem das monumental-
architektonische üelüste der Zopfzeit vielleicht
am sprechendsten zum Ausdruck kommt. Der
entwerfende Künstler geht mit ähnlichen Vor-
stellungen an seine Arbeit wie bei der früher ge-
schilderten Art monumentaler Vasen, nur mit dem
Unterschiede, daf> ihm seine Aufgabe in diesem
Falle durch das Objekt selbst erleichtert wird.
Der Ofen gewinnt das Aussehen eines mehr oder
minder reich geschmückten Denkmals. Die ge-
wöhnlich weif>en, oft mit N'ergoldung geschmück-
ten, manchmal aber auch blaugrünen oder marmo-
rierten, aus grof^en Formen geprellten Kacheln
verleugnen vollkommen ihren ursprünglichen
Charakter und werden zu grof>en Werkstücken
eines Finheitsbaues, dessen Fugen man so viel
als möglich verschwinden läf^t. Das antike Grab-
denkmal, der Opferaltar, die Pyramide, die Säule,
das monumentale Piedestal und oft nur Teile da-
von, müssen sich zu den mannigfachsten Kombi-
nationen gebrauchen lassen ; antike Finzelformen,
wie Gesimse, Kannelierungen, Eierstäbe. Perlen-
schnüre kommen neben naturalistischen Gir-
landen, Medaillons und Emblemen als Schmuck- Abb i9i: ofen. Ton, teilweise vergolde»,
und Bindeglieder zur Verwendung. Über dem »"" «*•''" Primatiaipaiai« zu E'reßburK
(ianzen schwebt aber ein Hauch künstlerischer Freiheit und ausgesprochenen
Zeitempfindens, wodurch das Gebilde vor trockener Nüchternheit bewahrt wird
und oft sogar recht phantastisch wirkt [Abb. 191 1. - Wollen wir aber die Gesamt-
stimmung der deutschen Innenräume erfassen, wie sie aus den Tapeten, den
Fenstern, Gardinen, der gesamten Einrichtung und nicht zum geringsten aus dem
Schmuck der Wände hervorgeht, so finden wir sie am besten in den für jene Zeit
so charakteristischen Schwarzkunstblättern und Farbenstichen festgehalten, unter
denen die Stiche von Chodowiecki eine hervorragende Stelle einnehmen. D
Bevor wir diese kurzen Bemerkungen über das deutsche Interieur der Zopf-
zeit abbrechen, wollen wir einige Worte über das deutsche KIRCHENINTKRIEUK
sagen, das in dieser Zeit besondere Beachtung verdient. Das Problem kirch-
licher Raumausgestaltung liegt als Ganzes zwar außerhalb der Grenzen unserer
18 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 273
",
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-■■•""■■r?i
■r J
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Betrachtung, zAir Charakterisie-
rung des innersten Wesen des
Zopfstiles ist es jedoch wichtig,
darauf hinzuweisen, dag uns der
Mangel an Kraft, GröPie und Tiefe
des Empfindens im Bereiche des
Zopfstils nirgends so klar zum
Bevvufitsein kommt als in diesen
vollkommen weltlich anmutenden,
stimmungsarmen, kirchlichen
Räumen. Hierversagen dieMittel,
mit denen im Salon und Boudoir,
im Tanzsaal und Theater ange-
nehme Wirkungen erzielt werden.
Weihevolle Andacht liegt dieser
Kunst ferne. Jede Gefühlswelle
zerstiebt an dieser inhaltlosen
Lieblichkeit, jederErnst verfliegt
beim Anblicke dieser zierlichen
Engel, kokett angebrachten Sym-
bole, Medaillons, Urnen, Kränze
usw. In solchem Mangel liegt eines
der bezeichnendsten Momente für
die Erkenntnis des Wesens des
Zopfstils, der dadurch seinen en-
gen Zusammenhang mit dem Füh-
D Abb. 192: Abtstuhl in der Kirche zu Wiblingen D , j i^ i ■ j n • j i
len und Denken m der Periode der
Aufklärung und des Rationalismus zu erkennen gibt. Nach rein dekorativer Rich-
tung leistet aber diese Kunst auch hier Ausgezeichnetes. So finden wir prächtige
Kirchenstühle und Kanzeln in der Kirche zu Wiblingen bei Ulm, im Münster zu
Salem, in der evangelischen Kirche zu Würzburg [ehemaligen Benediktinerkirche
Sankt Stephan], in der Kirche zu Roth bei Lautkirch oder in der Michaeierkirche zu
Wien. In Wiblingen ist es vor allem ein elegant zusammengefaßtes Chorgestühl
mit Orgelaufbau, ein Werk des kurfürstlich Trierschen Hofmalers und Dekorateurs
JANUARIUS ZICK, entstanden nach 1780, das die Blicke auf sich lenkt. Stilistisch
feiner noch ist aber der dreisitzige Abtstuhl daselbst, von demselbenKünstler ent-
worfen. Hier wie dort zeigt manch es Detail noch Rokoko- Anklänge. Wir erkennen
sie in der leicht geschweiften Vorderwand des Abtstuhles, in der Gittermusterung
und an sonstigem Detail. Die hohe Rückwand dagegen weist mit ihrer vorherr-
schenden Architektur, die ein großes, ellyptisches Mittelfeld mit einem Relief von
J. Christian umrahmt, eine vollkommen im Klassizismus wurzelnde Formengebung
auf [Abb. 192]. In Salem bildet die Alabasterdekoration des Inneren, entworfen von
JOHANN GEORG DÜRER und dessen Schwiegersohn GEORG WIELAND, eben-
falls um 1780, mit ihren Altären, Gedenktafeln und Grabmälern der Äbte, Obelisken,
274
grof^eii \'aseii usw., ein unver-
gleichliches Museum von Muster-
arbeiten des Zopfstils. Diese
Werke gehören aber mehr in das
Gebiet der Architektur und Bild-
hauerei, daher wir uns mit ihnen
nicht weiter beschäftigen, son-
dern uns dem CHORdKSTÜHL /u-
■wenden, das nach üblicher Klassi-
fizierung als Werk des Kunstge-
werbes aufzufassen ist. Auch hier
bilden grot^e Relieftafeln mit Dar-
stellungen aus dem alten und
neuen Testament, um die sich
eine Architektur mit all den üb-
lichen Zierformen klassizistischer
Kunst entwickelt, das Hauptmotiv
der Dekoration. Im übrigen steht
sie unter dem Zwange der goti-
schen Architektur der Kirche, die
an den Pfeilern einen hoch empor-
steigenden Aufbau und unter den
Spitzbogen frei sich entwickelnde
plastisclie Formen verlangt. Das
Schema des Chorgestühls der Abb. rU: Kleidtrschrank im Gewerbemiis.-um zu Bremen
Würzburger evangelischen Kirche stimmt im wesentlichen mit dem der eben
geschilderten Stuhlwerke überein, nur sind hier die Profilierungen schwächer,
wie denn auch der Gesamtcharakter dieses Gestühles zierlicher ist als in Salem.
Dieselben Hauptmotive wie beim Chorgestühle kommen bei den KANZKLN
zur Anwendung, nur spielt hier oft noch die figurale Plastik als Bekrönung der
Schalldecke eine hervorragendere Rolle; an den Brüstungen sind grof^e F'lecht-
bandverschlingungen mit Rosetten an den Kreuzungsstellen ein sehr beliebtes
Motiv. Manche interessante Lösungen, die die Kanzel in einigen protestantischen
Kirchen gefunden hat, wie z. R. in der französisch-reformierten Kirche in Frank-
furt a. M. und in der deutsch-reformierten Kirche daselbst, sind in ihrer fast aus-
schliefdichen Verwendung von Motiven monumentaler Architektur nicht mehr
Gegenstand unserer Betrachtung. D
Mit einer gewissen Absichtlichkeit begab sich das deutsche Kunsthandwerk
auch im MÖBEL der Zopfzeit in Abhängigkeit von FVankreich, wozu namentlich
im Norden noch ein sehr merklicher Einflufi Englands kam. Dennoch ergaben
sich stilistische Fligentümlichkeiten, die das deutsche P>zcugnis von dem französi-
schen wie von dem englischen unterscheiden. Wollen wir sie mit wenigen Worten
bezeichnen, so können wir sie als das Zurücktreten der reformatorischen Theorien
hinter die Überlieferungen der handwerklichen Praxis, als Streben nach Verbilli-
18* 275
gung; des Erzeugnisses durch An-
wendung minder kostbaren Ma-
terials und geringerer Sorgfalt in
der Arbeit bezeichnen. Im deut-
schen Mobiliar konnnt das Mo-
ment der Gegensätzlichkeit des
neuen Stiles zum vorangegange-
nen nur ganz allmählich zum Aus-
druck |Abb. 193 1. P:s fehlte bis
um die Mitte der achtziger Jahre
und darüber hinaus die klare
Em])findung für die prinzipielle
Unverträglichkeit des Rokoko-
mit dem Louis-XVI-Gedanken.
Namentlich im Möbel zeigt der
Aufbau oft ältere F'ormen als das
ornamentale Detail und auch die-
ses finden wir mitunter mit Ro-
kokomotiven vermengt. Andere
wesentliche Unterschiede haben
ihre Ursache in dem auf tieferer
Stufe stehenden Nationalwohl-
stande der Deutschen. Kostspie-
lige, auf höchster künstlerischer
Durchbildung beruhende Arbeit
fand wegen ihres hohen Preises
keine Abnehmer. Daher begaben
sich die tüchtigsten und ausge-
bildetsten deutschen Kunsthand-
werker nach Paris, wo es an gut
bezahlten Aufträgen nicht fehlte.
In diesem Umstände liegt, wie ge-
sagt, auch die Flrklärung dafür,
da{^ der beste deutsche Möbel-
fabrikant dieser Zeit im Auslande,
namentlich in Frankreich, seine
Erzeugnisse abzusetzen bemüht
war. Wir haben DAVID ROENTGEN bereits in anderem Zusammenhange erwähnt.
Roentgen stammte aus einer PfälzerFamilie und hatte sein Handwerk von seinem
Vater Abraham erlernt, der sich nach längerem Aufenthalte in England 1750 in
Neuwied a. Rh. unweit Koblenz als .Cabinetmaker' niedergelassen hatte. David
übernahm die Fabrik 1772 und beschäftigte neben einer Anzahl von Tischlern
zwölf Bronzearbeiter und ebensoviele Mechaniker; auch der Uhrmacher PETER
KINZING, ein wahres mechanisches Genie, arbeitete bei ihm. Roentgen verstand
276
Abb. 194: Schreibschrank von David Roentgen im k. k. Mu-
O seum für Kunst und Industrie zu Wien D
es, die Höfe von ganz Kiiiopa für
seine Krzeuj^nissc zu interessie-
ren, so daft heute noch in den ver-
schiedensten Städten Roent^en-
möbel an^retroffen werden. Auch
Katharina II. von Rufiland erwarb
177t) von ihm zahlreiclic. prächti«;
gearbeitete Möbel. 1-iin für seine
Art des Disponierens typisches
Stück ist ein Schreibschrank, den
die Kaiserin von Hu|Uand ange-
kauft hat und der sich jetzt im Mu-
seum der Akademie der Wissen-
schaften in Petersburg befindet.
Wenn man den Schrank öffnet,
zeigt sich eine vergoKlcte Hronze-
gruppe, die auf einen Druck ver-
schwindet und durch ein pracht-
volles, mit Edelsteinen besetztes
Schreibzeug ersetzt wird. Dar-
über befindet sich ein Geheim-
fach, das. sobald es von unkun-
diger Hand erschlossen wird, ein
Musikspiel ertönen lätit. Auch
sonst birgt der Schreibtisch aller-
lei versteckte Abteilungen und
läftt sich überdies auf sinnreiche
Weise in ein Lesepult verwan-
deln. Solche und ähnliche Möbel
hat Roentgen in ansehnlicher Zahl
angefertigt, wie das .Neuwieder
Kabinett' im Ilohenzollern-
Museum und den diesem Stücke
sehr ähnlichen Schreibschrank
im Osterreichischen Museum in
Wien |Abb. 194|. Diese beiden
Möbel zeigen in ihrem zweigeschossigen Aufbau, der in der Mitte von einem
turmartigen Aufsatz mit Uhrwerk überhöht wird, sowie in der Gesamtanlage
einen fast barocken Charakter, während die Detaillierung und der Bronzeschmuck
im Louis-WI-Stile gehalten sind. Die charakteristische Fügenart der Möbel aus
Roentgens Werkstatt liegt übrigens nicht etwa in dem komplizierten Mecha-
nismus, durch den sie sich gewöhnlich auszeichnen, sondern in den Marketerie-
einlagen, womit sie reichlich verziert sind. Diese bestehen gewöhnlich in figu-
ralen Darstellungen, die ihre Abtönung nicht, wie es beiOeben undRiesener üblich
.\bb. l'JJ: tichenliol/sctiraiik mit Uhr. I.üttich um l"'X). Köln,
a Kun<iti;ewcrbc-Mii8i>iim D
277
war. durch Gravierung crliieltcn, sondern durch nuinnigfachc. den feinsten
Formen und Schattierungen nachgehende Abtönung und Färbung des Holzes.
Seine bedeutendsten Marketeriearbeiten sind zwei Panneaux in der Gröf>e von
Zimmerwänden mit figurenreichen, fast lebensgro(ienI)arstelhingcn aus derCorio-
lansagc und der Sage vom Kaube der Sabinerinnen; beide befinden sich im Öster-
reichischen Museum. Von 1774 an hat sich KoentgiMi häufig in Paris aufgehalten,
dort viele seiner Arbeiten abgesetzt und sich der Einwirkung französischer Kunst-
weise nicht verschlossen. In seinen Marketerien hat er dagegen, wie dies auch bei
den genannten Panneaux der Fall ist, gewöhnlich Entwürfe des bereits erwähnten
Malers J. Zick benützt; 1807 ist Roentgen gestorben. Als seine Schüler sind der
Schweizer STREl'LI. ferner ROETIG, der hauptsächlich Uhren mit Musik an-
fertigte, und RL'MMER zu nennen. D
MÖBEL mit MECHANISMUS waren auch außerhalb Roentgens Werkstatt sehr
beliebt und es gab bald kein P^inrichtungsstück mehr, das neben seiner Haupt-
bestimmung nicht mit sonstigen überraschenden 'Hcquemlichkeitcir ausgestattet
gewesen wäre. Kommoden wurden mit Schreibtischen, Sofas mit Betten, Tische
mit Toiletten usw. in Verbindung gebracht. Insbesondere England hatte nach
dieser Richtung vorbildlich gewirkt. Eine besondere, in Frankreich nicht übliche,
Form zeigt sich in der sogenannten englischen HALBKOMMODE, einem Möbel
in der Breite eines Fensterpfeilers, das an Stelle des Konsoltisches unter dem
Spiegel seinen Platz findet. Diese Kommode enthält drei Schiebladen, steht auf
ziemlich hohen, zugespitzten Beinen, ist mit Bronzeleisten und Rosetten verziert
und trägt in der Regel eine Marmorj^latte. Daneben kommt aber auch in Deutsch-
land der KONSOLTISCH in Verwendung; er ist auch hier reicher als die übrigen
Möbel ausgestattet und mit ganz oder teilweise vergoldetem Schnitzwerk ver-
sehen, das mit dem dazugehörigen des Spiegels übereinstimmt. Die französischen
Medaillonstühle kommen, als zu unsolid, bald aus der Mode und es tritt eine vier-
eckige Rahmenkonstruktion, die das Medaillon in die Mitte nimmt, an Stelle des
blof>en Medaillons. Solcherart waren z. B. die Sitzmöbel, die derWeimarerTisch-
ler Holzhauer 1786 im Auftrage der Herzogin Amalie anfertigte. D
Hervorragende Stätten deutscher Möbelindustrie waren, wie schon in der
früheren Periode, Lüttich [bis 1815 deutsch] und Aachen. DieLÜTTICHER MÖBEL
sind den französischen nahe verwandt, doch kam bei ihnen in der Regel Eichen-
holz in Verwendung, das einen rötlich-braunen Firnisüberzug oder bei einfacheren
Stücken einen Anstrich erhielt. Noch immer sind zweiflügelige Glasschränke für
Porzellan mit einer Kommode als Unterbau sowie Kleider- und Leinenschränke,
Büffets und Eckmöbel die häufigsten Erzeugnisse der Lütticher Möbelindustrie.
Auch bei den Aachener Möbeln herrscht die Benutzung des Eichenholzes, das mit
vorzüglichen Schnitzereien versehen wird, vor. Der Eckschrank mit Uhr und
der Schrank in Eichenholz [Abb. 195 und 196J sind typische Beispiele dieser
Gattung. Trotzdem das Eichenholzmöbel für einfachere bürgerliche Verhält-
nisse in Deutschland das üblichere war, galt doch auch hier Mahagoni mit Bronze-
verzierung bei höheren Ansprüchen als unentbehrlich. Die im Berliner Kunst-
gewerbemuseum befindlichen Meisterzeichnungen der Mainzer Tischlerinnung
278
O Abli. i;X; Scliraiik in Eichenholz, Lüttich umi iTVo Koiii. Kiinülgewerbc-Muiieum O
von 1676 1816 zeigen ebenfalls bis zu Anfang der achtziger Jahre nur einzelnes
antikisierendes Detail, erst dann gelangt der strenge Klassizismus der Pariser
Kbenisten zu vollommencm Siege. D
Die Geschichte der BERLINER Möbelfabrikation in der zweiten Hälfte des
XVIII. Jahrhunderts ist bisher nicht in der Weise behandelt worden, wie es der
Bedeutung dieser Industrie entsprochen hätte. Allerdings haben die finanziellen
Folgen der französischen Okkupation im Privatbesitz so furchtbar aufgeräumt,
daf> interessantere Möbel aus dieser Zeit äuf,erst selten sind. Aber in den könig-
lichen Schlössern befindet sich so manches Stück, das helles Licht auf die Vor-
zuglichkeit der Berliner Arbeit unter PViedrich Wilhelm IL wirft. Auch diese Möbel
verzichten nicht auf glänzenden Bronzeschmuck und bedienen sich gelegentlich
279
selbst der Markcterie, wogegen
(iieSi-hiiitznrbcit stark zurücktritt
und an Hedeutmi}r verliert. Be-
sonders bieten, wie auch Graul im
prcuPiiscIien Jahrbuch berichtet,
die Möbel aus den Wohn/imniern
des Königs im Herliner Schloß
[Königs Kanunern I und im Mar-
morpalais bei Potsdam lehrreiche
Heispiele für die Berliner Möbel-
industrie der Zopfzeit. Nicht un-
erwähnt dürfen bei diesem An-
lasse die einst vielgesuchten, mit
Lackmalereien geschmückten
M()bel der STÜBWASSKRschen
Fabrik bleiben. Verwandt, wenn
nicht identisch mit ihnen, sind
zwei ebenfalls im Berliner Hof-
besitze befindliche Kommoden in
poliertem exotischen Holz mit
Lackmalereien in den Füllungen
und Bronzebeschlägen. D
Eine ganz bestimmte Gruppe
,i mit Sessel, Mahagoni mit (iuM- von norddeutschen Möbeln stcht
o bronze, Wien, um 1790 q unter dem Finflusse der ENGLI-
SCHEN VORBILDER. Periodische Zeitschriften jener Zeit, wie das Weimarer
'Journal des Luxus und der Moden' sowie das Leipziger 'Journal für Fabrik,
Manufaktur und Mode' und ganz besonders das ebenfalls in Leipzig redigierte
"Magazin für Freunde des guten Geschmacks' bringen in ihren Illustrationen
zahlreiche Möbelabbildungen, die entweder direkt als englisch bezeichnet werden
oder ihrem Aussehen nach über den englischen Ursprung des künstlerischen
Konzeptes keinen Zweifel zulassen. Auch einige Möbel im herzoglichen Schlosse
Friedenstein zu Gotha zeigen englischen Einflufi. Er ist hier namentlich an
dem zierlichen, fächerförmigen Stabwerk der Stuhllehnen zu erkennen, das sich
auch an Tischen als Überleitung der Beine in die Zarge und sonst an Möbeln
findet. Für das späte deutsche Zopfmöbel sind die Einrichtungsstücke im Schlosse
Belvedere bei Weimar mit ihren eingelegten Messingstäben charakteristisch.
Selbstverständlich dürfen wir aber, wie auch Graul in seiner Publikation über
Möbel des XVIII. Jahrhunderts mit Recht hervorhebt, den englischen Einfluß auf
das deutsche Möbel nicht überschätzen. Wir können im übrigen davon absehen,
hier auf Einzelheiten einzugehen, die für den Lünfluß Englands charakteristisch
sind, da wir bei Gelegenheit derBesprechung der englischen Erzeugnisse reichlich
G*'' ' -it haben werden, hierher gehörige Beispiele vorzuführen. D
w .. 1 rankmöbeln, wie denen im Schlosse Favorite bei Ludwigsburg, im Groft-
280
herzoglichen KesicJenzschlot^ /u
l.udwigsliist iiiul im Kesidenz-
sehh)f> zu Wiirzbur^j, ist die Ähn-
lichkeit mit französischen Vorbil-
den» jjröfier, doch zeijjt sich hier
nicht selten ein Mangel an Aiis-
^jej^lichenheit zwischen den tra
blenden Stützen imd lastenden
Massen; er ist zum Teile auf die
starken Kinkerbungen der nach
unten zu^^espitztt-n Heine zurück-
zuführen. Die franz()sischen Mö-
bel hatten diesen Fehler meist zu
vermeiden verstanden. D
Niiher stehen dvn franz('»si-
schen N'orbiklern die Louis-X\'l-
Möbel der Trier- und Hofgarten-
zimmer der köni^ilichen Residenz
in München, aber auch sie unter-
scheiden sich von denOrij^inalen,
da ihr ornamentales Detail zur
Überladung neigt. D
Die vergoldeten Hronzebe-
standteilc, namentlich die Zier-
leisten, bezog man meistens aus
Kngland. Was in Deutschland an Möbelbronzen, wie Schlofibeschlägen, Hülsen
für Stuhl- und Tischbeine, an Zugringen u. dgl. hergestellt wurde, läfU sich an
Feinheit der Ausführung und Reichtum der Detaillierung mit den französischen
M()belbronzen nicht vergleichen. Man gelangte in dem Bestreben, die Arbeit so
billig als möglich herzustellen, nicht nur dahin, die Goldbronze oft durch vergol-
dete Schnitzerei zu ersetzen, was mitunter immerhin noch zu ganz erträglichen
Leistungen führte, sondern verwendete statt des Hronzegusses ausgestanztes
Messingblech, dessen ärmliche Erscheinung bisweilen geradezu abstop>end wirkt.
In seiner Art vollkommen berechtigt ist dagegen das Aussehen jener billigen
Möbel, die aus weichem Holze hergestellt sind und einen Anstrich in hellen Farben
rhalten haben, wobei bestimmte Begleitlinien oder plastische Ornamente durch
ine kräftigere Farbe hervorgehoben werden. Bis gegen Fnde der achtziger. Jahre
iicrrschten bunte Möbelbezüge vor, von da ab gab man einfarbigen den Vorzug
und stimmte sie mit der Farbe der Tapeten überein. D
Das WIENER MÖHFL dieser Periode erfreute sich eines ausgezeichneten Rufes
und war für den südostdeutschen Kulturkreis tonangebend. Die engen Beziehungen
des Wiener Hofes zum französischen Königshause, die durch die Heirat Marie
Antoinettes angebahnt worden waren, kamen im gesamten Kunstgewerbe zum Aus-
druck, ohne jedoch bestimmte lokale Fügentümlichkeiten ganz zu verdrängen. Vor
281
Alib. UM: D.iiiu nttlirfiblihch n)|i Kullvoi .icliluh, uiiitai i-xlirs
Q EHchenholz, Wien um l~9ü O
allem wurden hiorMaha}:jonimöbol mit tiiiUlbroii/.e annol'crtii^t, uiul in lion Schlös-
sern dos östorreiohisehon Adels sind musteraültijre Hoispiele ans jener Zeit nicht
selten [Abb. 107]. Kinfaeher als die französischen, sind diese M()bel kostbarer als
die meisten deutschen. Die Tischlerarbeit zeichnet sich durch un<;ewöhn]iche I'rä-
zision aus, die Bronzen nähern sich an Feinheit der Ausführunji^ den französischen
und stehen ihnen hinsichtlich der Vernrohliin«^ durchaus nicht nach. Sehr oft lieft
man aber auch Messinojbeschlätre und Kinlafren in ihrer ursprünjrlichen frelbcn
Farbe. Bei gerinjj^eren Stücken tritt auch bei den Wiener Mtibein an Stelle des
Metalls verijoldete Holzschnitzerei. In dieser Ersatztechnik hatte man aber einen
so hohen Grad von Vollendung erreicht, daft die hier im allifcmeinen schwer zu
vermeidende Stumpfheit der Form fast ganz überwunden ist. Übrigens sind auch
der Wiener Möbelindustrie die englischen Vorbilder nicht fremd; man erkennt die
Beziehungen zu England unter anderem gelegentlich auch an den feinen im Hrillant-
schliff ausgeführten Stahlbeschlägen, Zicr.stäbenund A{iplikations()inamenten,mit
denen die Möbel ausgestattet sind [Abb. 198|. D
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, daft bereits in dieser Periode in Deutschland
sowohl wie in Österreich, und schon vorher in England besonders bei Einrichtung
von Gartenhäusern u. dgl., nebst den aus früherer Zeit überkommenen chine-
sischen Möbeln auch solche in 'gotischem Stile' auftauchen. D
In BRONZEARBEITEN hatDeutschland, wie bereits angedeutet, im Vergleiche
zu Frankreich keine hervorragende Stellung eingenommen. Was in größeren
Städten auf diesem Gebiete erzeugt wurde, erhob sich weder technisch noch
künstlerisch über ein anständiges Mittelmaf;. Auch die Wiener Bronzen machen
hierin in der Josephinischen Zeit zunäclist keine Ausnahme. Erst zu Beginn des
neunzehnten Jahrhunderts erheben sich, worauf auch E. Leisching hinweist,
aus der Reihe der Gürtler Bronzisten, die sich an französischen Werken schulen.
Bei den Beleuchtungsgegenständen und Möbelbronzen sind einfachere franzö-
sische Muster vorbildlich, die oft noch weiteren Vereinfachungen unterzogen
werden, so daft die Formen manchmal selbst etwas Dürftiges und Nüchternes an
sich haben. □
Sehr verbreitet ist die Sitte, nicht nur an Stelle der Möbelbronzen in der HOLZ-
SCHNITZEREI einen billigeren P3RSATZ zu suchen, sondern auch bei Beleuchtungs-
gegenständen, Uhren und rein dekorativen Stücken sich der Holzschnitzerei als
eines Surrogates zu bedienen [Abb.l99|. So hat man Wandleuchter, Kandelaber
und Luster, Dreifüße, Armleuchter und Vasen aus Holz [mit inneren Eisendraht-
verbindungen j hergestellt und sie durch dunkelgrünen Anstrich und Vergoldung
dem Aussehen von Bronzen genähert. Hierbei läßt sich nicht leugnen, daß das
deutsche Kunstgewerbe in LUSTERN und AMPfclLN, bei denen, beiläufig gesagt,
die antiken Motive in sehr ausgesprochener Weise zur Erscheinung kommen,
manche ansprechende Leistung aufzuweisen hat. Namentlich die kurfürstlich
sächsische Spiegelfabrik in Dresden verstand durch Verwendung von Glasbestand-
teilen neue glückliche Wirkungen zu erzielen; unter anderem finden sich treff-
liche Stücke solcher Art im sog. Wittumspalais zu Weimar. D
Auf dem Gebiete der deutschen und österreichischen G0LDSCHMIE:DEARBEIT
282
nehmen die Aujisbiirijor Werk-
stätten und neben ihnen die in
Wien den ersten Kan^ ein. Über-
dies halten sich die Zünfte der
Edelsehmicde in Nürnberg. Ber-
lin, Hrenu't), Leipzig, Dresden,
Hreslau und Frankfurt sowie in
vielen andern deutschen Stiidten
noch immer auf einer gewis-
sen Höhe, wennt,deich die wirk-
liche Hlüte des deutschen Gold-
schmiede^ewerbes schon länyere
Zeit beendet erscheint. Die alljje-
ineinc (Icschichtc der deutschen
Goldschmiedekunst ist noch nicht
geschrieben. Auch L'ntersuclum-
tjen, die sich auf einzelne (lebicte
erstrecken, gedenken der Zeit
nach 1780 nur tnit wenigen Wor-
ten. Es sind Vorarbeiten, die uns
mit Namenslisten, Merkzeichen,
Zunftordnuni^cn u. dgl. bekannt
machen, aber die künstlerische
Ilntwicklung in der Zeit des Klas-
sizismus kaum berühren. Nach - uii-iicr Uhr in Hoiz Besoinuizt u. vcrKoidi-i □
dieser Richtung läfit sich eine allgemeine Vorstellung also nur aus einzelnen in
Sammlungen verstreuten oder zufällig publizierten Arbeiten gewinnen. Sie be-
zeichnen nicht den Weg, den die Entwicklung an den einzelnen Orten genommen,
sondern nur den allgemeinen Gang der Dinge, der hier wie auf manchen anderen
kunstgewerblichen Gebieten durch zwei entscheidende Hauptmomente bezeich-
net wird: durch den EinfluH» P'rankreichs und Englands. □
DieEdelschmiedckunst in AUGSHURG hielt sich länger als anderswo an Roko-
koformen; erst um 1788 werden sievon klassizistischen Hilcmenten verdrängt. Das
Streben nach Vereinfachung und möglichst billiger Herstellung beherrscht auch
hier das gesamte Handwerk, so dafi Stücke von bedeutenderem Kunstwert immer
seltener werden. Auch der Umstand, daf; von England silberplattierte Waren
importiert werden, die das massive Silberwerk verdrängen, trägt viel zum Nieder-
gange der deutschen Silberschmiedekunst bei. Was in Augsburg sowohl wie in den
übrigen deutschen Städten an Silberarbeiten erzeugt wurde, beschränkt sich, so weit
es der Profankunst angehört, im wesentlichen auf Tafelsilber, Leuchter, Girandolen
und Toilettegarnituren. Eigentliche Prunkobjekte wurden nur bei ganz außerge-
wöhnlichen Anlässen angefertigt. DieFormen dieserGefäJie und Geräte haben wir
bereitsanläfdich derfranzösischenProduktion auf diesemGebiete kurzcharakteri-
siert. Mit der durch das Beispiel der Antike hervorgerufenen Strenge der Pro-
2S3
filicrmijT verbindet sich das Streben nach Glätte der
Hauptflächen. Sie werden nur an einzelnen besonders
hervorzuhebenden Stellen oder dort, wo es sich um
Ansätze oder Abschlüsse handelt, also oben am Rande
oder unten am FuJH\ durch Relict'schmuck unter-
brochen. Riel'elungcn odcrKannclierunoen bedecken
oft das ganze Gcfälji oder seinen unteren Teil. Die be-
kannten antikisierenden Ziermotive, figurale Reliefs,
antike Gottheiten, Bacchantenzüge und dergleichen,
friesartig oder in Medaillonform. Widder- und Löwen-
köpfe sowie Mascarons. namentlich als Henkelansätze,
ferner Sphingen, Greifen, Rosetten. Girlanden usw. bil-
den bei reicheren Stücken den wesentlichen Schmuck.
Nach französischem Beispiele wird der Erlindung
und Modellierung von Deckelknäufen, die bei bedeu-
~ ner Leuchter mit tcndercn Arbeiten oft aus Gruppen von Früchten
dutxhbrocher.er Kandverzierung oder Blumen bestehen, erhöhte Aufmerksamkeit
am Fufte. Wien, Österr. Museum viix lauu -lii- iü
geschenkt. Leuchter haben gewohnlich emen glatten
oder gerippten, nach unten sich verjüngenden Schaft, der auf einem mit Rosetten
oder dergleichen geschmückten Würfel aufsitzt, während die Kerzcndille in Form
einer kleinen Vase gebildet ist. Im allgemeinen zeigt sich ein Rückgang der Treib-
arbeit, die durch aufgelegte, geprefite oder gestanzte Arbeit ersetzt wird. Gerne
pflegt man einzelne Partien von Platten und Gefäßen mit Aussägearbeit zu
schmücken, die entweder aus dem Vollen geschnitten oder besonders aufgelegt
wurde und oft auch einige Gravierung erhielt. Namentlich bei Randverzierungen,
allerlei korbartigen Gefäßen, Essig- und Ölständern, Obst- und Kuchenschalen
usw. war diese Technik häufig [Abb. 200]. Unter dem Einflüsse Englands nimmt
die Verwendung von glattem, flachen, anfänglich ornamental in einander greifen-
den, später in Parallellinien angeordneten Stabwerke übet band, das stilistisch mit
Formen dergleichzeitigen überzarten englischen Möbel verwandt ist und ein neues
charakteristisches Element in die deutsche Goldschmiedekunst einführt. Auch die
Gewohnheit, die Oberfläche des Gefäßes mit abwechselnd polierten und matten
senkrechten Streifen zu versehen, und manch andereEigentümlichkeit englischer
Silberarbeit, die wir später zu besprechen haben werden, wird von Deutschland
übernommen. Durchbrochene Silberarbeit wird auch auf Objekte übertragen, die
nach französischem Muster angefertigt sind ; sie besteht dann aber nicht in Stäben,
sondern ist aus reliefierten ornamentalen Elementen dieser Stilperiode zusammen-
gesetzt. Allerlei körbchenartige Ständer mit blauen Glaseinsätzen werden auf
diese Art angefertigt, wie denn überhaupt die Verwendung von kobaltblauem
Glase sehr in Mode kommt, so daß z. B. in Sachsen sogar silberne Leuchter und
Girandolen mit blauen Glasschäften fabriziert werden. D
Schließlich darf nicht unerwähnt bleiben, daß in Augsburg gegen Ende des
achtzehntenJahrhunderts vieleArbeiten in Silberfiligran ausgeführt wurden, worin
sich in Augsburg besonders eine Frau namens RFIINHART hervorgetan hat. D
284
Abb. 201: Armleuchter In Silber von Friedrich
□ Jakob Stolt/f in liiT.ln, um 1780 O
Die Goldschmiedekunst in NÜHN-
HKK(i ist in dioser Zeit ebenso wie die
in KI:(}KNSHI:K(}, ILM und MÜNfHKN
der Au^jsbur^'er nahe verwandt. DiMnhe-
dcutenden Aufschwunjj. den die HKKI.I-
NKK Goldschmiedekunst unter der direk-
ten Kinwirkun^ Friedrichs II. eine Zeit
lang genommen hat, fol^jte später ein
empfindlicher Rückfjanfj. Dennoch blieb
der Einfluß, ilcr geschickten, zum Teil
franz(')sischen Arbeiter nicht ohne gün-
stige Folj^en und ihre Schiller wie z. H.
die Ziseleure HKRNANI) und FAKSCH.
die aus Lefevres Werkstatt hervorge-
ganjjen waren, setzten ihre Tätigkeit
noch bis 18f 0 fort. Auch die beiden Brü-
der RECL.AM. Jordan und Jean Fran(,-ois,
waren in der Lafre, eine gute Tradition auf ihre Nachkommen zu vererben.
Friedrich d. Gr. hatte die beiden zu Ilofjuwelieren ernannt; von den zahlreichen
Schnupftabaksdosen des Königs sind viele von diesen beiden gearbeitet und zwar
zum Teil nach Zeichnungen, die 'der König selbst für diese Gegenstände ange-
fertigt hat* [Sarrcj. Jean P^ran^ois d, J. führte nach dem Tode seines Vaters 1 1754|
das Geschäft fort, wurde ebenfalls Ilofjuwelier des Königs, scheint gleichfalls
in dessen Gunst gestanden zu haben und nahm 178fi seinen Vetter Jean I'hilii)p
Reclam als Associe in sein Geschäft auf. Im Jahre 1770 gab es blofi 48 zünftige
Meister, aber bis 1775 war ihre Zahl bereits auf 140 gestiegen. Zwar gingen,
nach Sarrc. mit dieser Steigerung Klagen über Mangel an Beschäftigung Hand in
Hand, da der Bedarf noch nicht so grof> war, um einen hinreichenden Absatz für
die Masse der fabrizierten Waren zu gewähren, trotzdem bleibt Berlin bis zum
Schlüsse desJahrhunderts und darüber hinauscinllauptfabrikationsort fürSilber-
waren in Deutschland. Kiner der hervorragendsten Goldschmiede war FRIEDRICH
JACOB STOLTZE [1767 1786], der 1781 das Silbergerät für den hessischen Hof
lieferte, und von dem wir einen Armleuchter alibilden (Abb. 201 1. Erst die Niederlage
Preuf>ens und die darauf folgenden Jahre derKnechtschaft haben derBlüte dieses
heimischen Kunstgewerbes ftlinhalt geboten, ja es geradezu vernichtet. BRESLAU
zählte, nach Hintze, von 1780—1800 dreiundsechzig zünftige Goldschmiede; in
BRAUNSCHWEIG gehörten, wie Scherer berichtet, H. N. Schmidthammer. J. B.
Meyer, Joster, B.Mühe und J. II. W.Lensmann zu den hervorragendsten Meistern;
das KÖNIGSBERCiER Meisterverzeichnis, das v.Czihak publiziert hat, weist zahl-
reiche Namen aus dieser Periode auf, unter welchen der derGoldschmiedefamilie
HÄRTUNG besonders erwähnt zu werden verdient. Zu unserer Zeit waren zwei
Vertreter dieses Namens in Braunschweig tätig: Johann PViedrich und Christian
Philipp, von denen eine Anzahl trefflicher Arbeiten nachzuweisen ist. DieZahl der
Goldschmiedebuden war nach Hach in LÜBECK auf 22, die in Hamburg auf 12, in
285
Abb. 202 ui.
D
iiier Armleuchter und silberner Wcinkühler von Igna/ .loscf Würlh in Wien
Im Besitze Seiner K. u. K. Hoheit des Erzherzogs Friedrich D
Wismar auf 7 festgesetzt. Das Silbergeschirr im Lübecker Ratssaal, das der Zopf-
zeit angehört, ist eine Arbeit des Meisters P. Chr. Gäde [ 1772— 1795|, bietet indes
wenig künstlerisch Interessantes. D
Auf dem Gebiete derJUWELIERARB?]IT, wie der Schmuckindustrie überhaupt,
folgte Deutschland den von Paris kommenden Anregungen, blieb aber in bczug
auf die Kostbarkeit und Feinheit der Ausführung weit hinter dem französischen
Vorbilde zurück. Auch in Deutschland waren gegen Ende der achtziger Jahre
Schmucknadeln in Form naturalistischer Bukette bis zur Größe einer Handfläche
üblich. Die goldenen Blätter wurden grün emailliert und drei bis acht Blumen von
Brillanten an elastischen, spiralförmigen Stielen dazwischen eingereiht. Als Ohr-
ringe, Armbänder. Halsketten, Nadeln und Uhrketten trug man in Facetten ge-
schliffene goldene Perlen. Bis etwa 1787 waren auch grof^e Ohrringe 'ä plaquette'
beliebt; von da ab werden [über einenFinger langelOhrringe modern, dieauszwei
bis vier Reihen kleiner, eine Kette bildender Schildchcn bestehen, in deren Mitte
ein Brillant glitzert. Von 1790 an werden Ohrringe, mit drei untereinander
hängenden Plättchen aus Elfenbein mit Miniaturmalereien, in Gold gefaßt, üblich.
Auch länglich ovale emaillierteOhrringe, mitfacettierten Goldperlen besetzt, kom-
men inMode. Sehr häufig sind langgestreckte, in Gold gefaßte facettierte Tropfen
aus Edelstein. Um Hals und Arme trug man mehrere Reihen goldener Kettchen
mit langem schmalen Schloß, das mit Brillanten verziert, emailliert oder mit De-
vi.sen geschmückt war. Auch feine Goldkettchen in drei und mehr Reihen, von
Edelsteinrosetten in gleichen Zwischenräumen unterbrochen und mit festonartig
nach abwärts hängenden Kettchen behängt, waren üblich. Uhrketten bestanden
aus zwei bis drei Parallelkettchen, von kleinen emaillierten Plaketten unterbrochen.
Gleichzeitig nahm der Schmuck aus VVedgwoodkameen mit weißen Relieffiguren
286
m
m
SCHMUCKSACHEN UND ANDERE ARBEITEN IN ENL\JL FRANK
REICH, UM 1788 BERLIN. KÖNIGE. KUNSTGEWERBEMUSEUM
pA
Abb. 204: Terrine aus dem Tafelsilber von Ignaz Josef Würth in Wien. Im Besitze Seiner K. u. K. Hoheit
D des Krzherzngs Friedrich D
avif blauem Grunde aufterordentlich überhand und mit ihm der Stalilschniuck.
Tritt bei solchem Schmuck der Materialwert auchffanz in denHinter^'rund. so kann
doch nicht geleu^niet werden, dafi bis weit in die Kmpirezeit in Kombinationen
dieser beiden Techniken viel Geschmackvolles und Vortreffliches geleistet wurde.
Kulturhistorisch, als Zeugnis für die sentimentale Strömung, die die Aufklärungs-
epoche begleitet, sind endlich die Hals- und Armbänder, Ohrgehänge und liroschen
aus Haaren geliebter Personen von Interesse. t!inen breiten Raum nehmen auch in
Deutschland die sogenannten GALANTKRIKVV.ARKN ein, die Stockknöpfe, Dosen,
emaillierten Uhrgehäuse. Etuis, F'ächer, die Deckel der immerwährenden Taschen-
kalender die buch- oder fächerf<")rmig aus Klfenbeinblättchen zusammengesetzten
Notizbücher u.dgl., die namentlich in Augsburg, Herlin und Wien in anerkennens-
werter Feinheit und Zierlichkeit hergestellt wurden. Die\'erfertiger dieser Dinge
waren häufig keine zünftigen Meister der Goldschmiedeinnung, sondern gehörten,
da sie sich des Goldes oder des Silbers nur zur Montierung bedienten, anderen Ge-
werkschaften an. VAn spezielles Eingehen auf diese mannigfachen und oft mit
origineller Phantasie ausgestatteten Erzeugnisse ist nach der ausführlichen Be-
sprechung der französischen Leistungen gleicher Art wohl überflüssig. Dagegen
darf nicht unerwähnt bleiben, dafi gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts von
den eleganten Damen kleine Spieluhren in Gold und Email getragen wurden, deren
Hauptfabrikationsort GENF" war. Man gab ihnen die P'orm von Harfen, Guitarren
oder Mandolinen und trug sie an zierlichen Gliederketten, die am Gürtel befestigt
wurden. D
287
■ on F. L Mö§ner D
Abb. "y>i: Dt? '; mit ausgesägten Rändern,
von Franz A: ner. Wien. 1794. Wien. k. k.
Österreichisches Maseam tür Kunst und Industrie
In ÖSTERREICH haben die grofien Silbereinschraelzungen im ersten Dezennium
des neunzehnten Jahrhunderts, und früher schon, nicht nur auf den gegenwärtigen
Bestand, sondern auch auf die Produktion der Zeit selbst merklichen Einfluf; geübt.
Wenn einerseits unermeßliche Schätze zugrunde gingen, so muftte anderseits für
Tisch und Tafel schließlich doch Ersatz geschafft werden. Ist also aus der Zeit
vor 1810, namentlich auf dem Gebiete der Profankunst, verhältnismäßig wenig
Silber- und Goldarbeit erhalten geblieben, so ist dafür die Empirezeit um so besser
vertreten. Aber auch über die vorangegangenenPerioden haben Einzelforschun-
gen und Publikationen [Braun, Vincenz Graf Latour, Leisching, List Knies, Schi-
rek, u- a.] einiges Licht verbreitet. Im Jahre 1781 zählte die Genossenschaft der
\^lener Edelschmiede nach Latour 177 Mitglieder. Diese Zahl sank bis 1792 auf 70.
Bald folgte aber ein so rascher Zuwachs, daß die Zahl schon 1799 auf 208 stieg,
worauf bis 1815 allerdings wieder ein schwacher Rückgang folgte. G
Für die Louis-XVI-Zeit kommen in Wien vor allem die Namen Würth, Kocksel,
Mößner, Krautauer, Torinsky und Brantmayer in Betracht. Die Goldschmiede-
ausstellungen. Troppau 1904 und Wien 1907 haben die Forschung in die Lage ver-
setzt, eine Reihe noch erhaltener Arbeiten mit diesen Namen in Zusammenhang
zu bringen. IGNAZ JOSEF WCRTH [Wirth\ der 1769 Meister ^^'urde, und dessen
Meisterstück ein Uhrkasten war, hat die prächtigste Wiener Goldschmiedearbeit
dieser Zeit das Tafelsilber für den Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen, ausge-
fü"" '* P:e bedeutendsten Stücke dieses Services sind Kühlkessel, Suppenterrinen,
W ye, Leuchter, dreiseitige Terrinen und Saucieren. Die Kühlkessel sind mit
pl: - - ".en Pantherfellen verziert, deren Köpfe kräftig hervorragen, während die
S<: ' :e die Henkel bilden. Andere bacchantische Embleme wie Thyrsosstäbe,
S 1 Tamburine schmücken die übrigen Teile, breite Kannelüren und ein
F- naturalistischen Weinreben ergänzen den reichen Dekor. Einzelne Ge-
Abb. 207-209: Entwürfe für Wiener Go
Je-Arbeiten, zvei Kelcte aad eto Warw»M«rbeliili«r
D für Tee C
fä^e zeigen prächtig ziselierte Haselnuftzweige als Deckelknäufe; die Weinkrüge
mit überhöhten Schlangenhenkeln zeichnen sich durch elegant geschwungene
Akanthusranken im Groteskenstile aus. Am reichsten sind die Terrinen mit ihren
Untertassen verziert; sie ruhen auf Löwenpranken, tragen ebenfalls ei'^ " \- - .
thusfries und den Zweig einer Schotenfrucht auf dem Deckel. Das 1-
ist eine grof;e Terrine, auf verschlungenen Delphinen ruhend und mit
Krabben. Früchten und Blättern auf dem Deckel. Alle diese Stücke zeigen eine
enge Verwandtschaft mit den französischen Arbeiten, doch sind sie bei aller Treff-
lichkeit etwas massiger und schwerer als ihre Vorbilder [Abb. 202--2041. Andere
bedeutende Arbeiten desselben Wirth sind drei der Stadt Wien 1793 und 1797
durch Kaiser Franz IL, den Herzog Ferdinand von Württ- ' - und den Grafen
F"ranz Saurau gewidmete Ehrenpokale, der erste ir'» ^1 ... . .nes, FüUhomem.
dem Kaiserporträt und dem Doppeladler als Deckt _:, die beidm Tniem mit
durchbrochenen Blütenranken. Palmetten und Medaillons. D
Einen guten Begriff von feiner Formengebung und reizvoller Dekoration geben
die hier abgebildeten Kannen des FRANZ LEO.N'HARD MÖSSNER. der 1789 das
Meisterrecht erhielt [Abb. 205'. Von einem anderen der vielen Wiener .Meister aus
der Familie Würth, einem IGNAZ SEBASTIAN WCRTH, der 1770 Meister wurde,
und dessenMeisterstück ein in Silber getriebener Cherub war, stammt e "
lampe im .Münster zu Freiburg i. Br. vom Jahre 1770, die irr i ■'!'' V
halten ist. publiziert V. E. W. Braun in den Freiburger Münstv - \
TORINSKV kennen wir einen Kelch in Lilienfeld vom Jahre 1798, von J.G.BR,\NT-
MEVER einPedum im Stifte Lilienfeld von 1781 und die Kanontafeln am Hochaltar
der Stiftskirche in Melk; von GERHARD KOCKSEL, der ebenfalls einer älteren,
wahrscheinlich aus Prag stammenden Wiener Goldschmiedefamilie angehört, und
bereits 1755 Meister ^-urde, brachte die Wiener Goldschmiedeausstellung einen
19 . Geschichte des Kunstgewerbes. II. 289
"1 D
Abb. 210: Deckelterrine, Silber, von A. E., Graz,
O um 1790 O
Abb. 211: Zuckerdose, Silber, von C. W., Graz
O 1739. Wien. Sammlung Figdor D
SenfbehältervomJahre 1776 und zwei Salzfässer von 1781, diese durchbrochen, mit
gelben Glaseinsätzen und mit Maschen- und Girlandenornament, auf drei Füßen.
Charakteristisch für den englischen Einfluf^ auf die Wiener Silberarbeit ist das hier
abgebildete an englische Cubs erinnernde Deckelgefäß des österreichischen
Museums von Franz Anton DERMER, der 1770 Meister wurde, mit dem Beschau-
zeichen von 1794 [Abb. 206]. Sehr charakteristisch für dieFormengebung und die
dekorative Behandlung sind die Wiener Goldschmiede-Entwürfe für kirchliche
und profane Kunst, die wir hier in den Abbildungen 207—209 beifügen. D
In BÖHMEN waren es die Städte Prag, Kuttenberg und Eger, wo die Gold-
schmiedekunst blühte. Eine charakteristische Verzierungs weise böhmischer Gold-
schmiedearbeiten wnr die mit Filigran und Granaten; eine andere Spezialität bil-
deten die silbernen Taschenuhren mit gravierten und durchbrochenen Gehäusen.
Als vortreffliche Gold- und Galanteriearbeiter Kuttenbergs werden in Berlepsch'
'Chronik der Gewerke" Stuckhöl, Stuner und L. Schmidt genannt, während Kaul-
fuß, seit 1797 Meister, besonders wegen seiner Gravierarbeiten erwähnt wird.
Kuttenberg als alte Silberbergwerkstadt blickt auf eine seit dem Mittelalter
blühende Edelschmiedekunst zurück. Ebenso hatte in EGER der Silberreichtum
der Gegend einen ansehnlichen Betrieb des Edelschmiedegewerbes im Gefolge.
Für unsere Zeit sind hier, wie Braun mitteilt, die Meister Christian Strauß und Karl
Reitzner zu nennen. Im übrigen liegt für ganz Böhmen die Geschichte der Gold-
schmiedekunst am Ausgange des achtzehnten Jahrhunderts noch sehr im Dunkel.
Für Mähren kommt namentlich Olmütz und Brunn in Betracht. D
Eine hervorragende Stellung unter den österreichischen Städten, an denen das
Goldschmiedegewerbe eine hoheBlüte erreichte, nimmt GRAZ ein, wovon die hier
abgebildete Deckelterrine sowie dieZuckerdose Zeugnis geben [Abb.210und211].
Die Deckelterrine ist auf dem oberen Wulste des Deckels mit getriebenen, am
Deckelknauf mit aufgelegten Blattornamenten geziert und in allen ihren Teilen
vorzüglich gearbeitet. Die Zuckerdose erinnert an englische Vorbilder und ist
ebenfalls tadellos ausgeführt. Auch Salzburg und Bozen sowie Lemberg und
Krakau haben gute Silberarbeiten aus dieser Zeit aufzuweisen, D
290
Abb. 212: Uberlichtgiilcr aus Schmiedeeisen, Znalm
Die künstlerisch bedeutendsten KISKNARHKITKN waren auch in dieser Zeit
lue (litter. Die Glanzzeit deutscher und österreichischer Gitterschmiedekunst war
aber vorbei. Selbstverständlich konnten jedoch die großen Traditionen der
Schlosserkunst wie sie etwa in Augsburg, Würzburg, München, Prag, Hrünn,Wien
und in allen gröf,eren Städten der österreichischen Alpenländer vorhanden waren,
nicht mit einem Male erlöschen [Abb. 212|. Ebensowenig fehlte es an neuen Ent-
würfen, wenn auch die Kompositionen der Augsburger Stecher J. Hauer und
J. Zipper an die der vorangehenden Periode nicht entfernt hinanreichten. Der
Übergangszeit gehört das Gitterwerk am Gartentor der Residenz zu Würzburg
an, das der bereits [Seite 199] erwähnte Meister JOHANN GEORG OEGG nach
1 770 ausgeführt haben dürfte, und das mit seinen Mäanderornamenten und Hlätter-
festons sichtlich in die neue Richtung einlenkt. Derselben Zeit gehört das einem
J. M. ENDERS zugeschriebene Tor der ehemaligen Schüleschen Kattunfabrik zu
Augsburg an, dessen prächtige Bekrönung sich im Hamburger Kunstgewerbe-
museum befindet. Andere hübsche Gitterwerke im Zopfstil finden wir z. B. in
Regensburg, Karlsruhe |Tor zum Fasangarten'. Mannheim [Portal zum Kugelhofe
des Zeughauses] usw. So wie man in Frankreich das VAscn mit Bronzeschmuck
versah, so bediente man sich in Deutschland des Messings, um die Unscheinbar-
keit des Eisenmateriales durch Glanz und Farbe zu beleben. Die eigentliche
Schmiedearbeit dagegen verliert immer mehr an Bedeutung, bis sie in der Empire-
zeit fast ganz verschwindet. Immerhin wird aber noch einiges Vortreffliche darin
geleistet, so die Türe der Reichen Kapelle in München, die Brüning nebst anderen
hierher gehörigen Arbeiten in seiner Monographie über Schmiedekunst abgebildet
hat. Aus Prag, vom Palais des Grafen Harrach. stammt das elegante Balkongitter,
das wir in Abb. 213 vorführen. In Wien gehört unter anderen das Balkongitter
des ungarischen Ministeriums in diese Gruppe und ein Balkongitter an einem
Privathause in der Judengasse. An sonstigen Eisenarbeiten sind nebst vortreff-
lichen Schildhaltern und Grabkreuzen [ein schönes Beispiel im Berliner Kunst-
gewerbemuseum Abb. 214, noch bestimmte Gattungen von Laternen und schön-
geschnittene Schlüsselgriffe zu nennen. Die Laternen sind entweder Wand- oder
1»»
291
O Abb. 213: äcliiiuc(icci:>i;nies lialkontjitter am Palais des Grafen liarrach in Trag; D
Standlaternen oder Hängelaternen für Stiegenhäuser, Vorsäle und Korridore.
Eine Anzahl von sechs oder mehr stabförmigen Eisenfassungen für die Verglasung
bilden die Kanten eines polygonalen Hauptkörpers, der durch einen zierlichen
Schmuck aus getriebenen, naturalistischen, in Lackfarben bunt bemalten Blumen
und Blumengehängen ein sehr gefälliges Aussehen erhält. Hübsche Beispiele der-
artiger, im übrigen nicht allzuseltener Arbeiten besitzen die Kunstgewerbemuseen
in Linz und Graz. D
Auf die KERAMIK übergehend, müssen wir vor allem dem PORZELLAN unsere
Aufmerksamkeit zuwenden. Das deutsche Porzellan ist unter der Einwirkung des
Klassizismus von der Höhe herabgesunken, die es unter der Herrschaft des Ro-
koko eingenommen hat, das unterliegt keinem Zweifel. Aus dieser Tatsache hat
man aber das Axiom abgeleitet, dafi das Rokoko der PORZELLANSTIL an sich sei,
der einzige, der dieses Material zu vollem künstlerischen Leben zu erwecken ver-
möchte. Die Behauptung einer solchen ausnahmsweisen Gebundenheit eines Ma-
terials an einen bestimmten Stil widerspricht aber aller sonstigen Erfahrung. Nicht
weil Rokoko nicht mehr Mode war. ist das Porzellan von seiner Höhe herabgesunken,
sondern weil das freie künstlerische Schaffen nach dem Rokoko überhaupt flügel-
lahm geworden, weil es am Wichtigsten fehlte, an künstlerischer Phantasie. Wo
dies, dank dem mehr südlichen Temperamente und dem Einflüsse Italiens, in ge-
ringerem Maße der Fall war, wie z.B. in Wien, da hat das Porzellan selbst in dieser
Periode Glänzendes zutage gefördert. Der Klassizismus war durchaus nicht in
jeder Beziehung hemmend für die Entwicklung des Porzellans, wie vielfach ange-
nommen wird; begünstigte er auch die dem Porzellan innewohnende Möglichkeit
freier Gestaltung nur in geringem Mafie, so kam doch wieder der vornehme kühle
Ton des Materiales und seinerFarben sowie die zur Delikatesse neigendeTechnik
der Porzellanmalerei den Bestrebungen des Klassizismus entgegen. D
In MEISSEN ist die Zeit des Zopfstils, die äuf^erlich durch die Schwertermarke
mit dem Punkt charakterisiert ist, eng mit dem Namen des Grafen MARCOLINI
verbunden. 1774 hatteKurfürst Friedrich August III. den gräflichen Günstling mit
der 'Hauptdirektion und Oberaufsicht' der Fabrik betraut. Sie hatte unmittelbar
292
nach Beendigung des siebenjährigen Krieges D O
einen glänzenden Aufschwung genommen, her-
vorgerufen durch die Krrichtung einer Kunst-
schule im Jahre 17»)4 und ilurch die Berufung
des französischen Bildhauers AriKR. Dieser
wuf>te seine Modelle mit Anmut und Leichtig-
keit zu erfüllen und war der richtige Mami, ilie
etwas versteifte Grazie, in der die Mode jener
Zeit ihr Schönheitsideal erblickte, zu glückli-
chem Ausdruck zu bringen [Abb. 215 — 217]. Kr
schuf die 'cris de Paris*, wahrscheinlich auch das
Affenkonzert und zahlreiche Kostümfiguren,
unter denen die (jruppen 'Der glückliche \'ater'
und 'Die glückliche Mutter', sowie die Allegorie
'Die zerbrochene Rosenbrücke' und das Gegen-
stück 'Verlorene Unschuld' zu den vorzüglich-
sten zählen. Als Einzelfiguren sind besonders
zu nennen: Die Folge der fünf Sinne, 'Der zer-
brochene Spiegel' und die 'Ke(lerl)allspieler'. An
Stelle der Amoretten der früheren Periode er-
freuen sich jetzt Kinderfiguren besonderer Be-
liebtheit. Bis 1775 arbeitete er an der Seite
Kändlers, nach fünfzehnjähriger Tätigkeit ging
er in Pension, stand aber bis zu seinem Tode 17iM>
der Fabrik mit Hat und Tat zur Seite. Alles was
in der Zeit von 1775—1781 an Plastiken in
MeiH;en geschaffen wurde, dürfte von seiner
Hand herrühren, aber eine besondere Bezeich-
nung der Stücke ist nicht vorhanden [Abb. 21H
u. 219]. Acier, der ursprünglich einem Über-
gangsstil vom Rokoko zum Klassizismus ge-
huldigt hatte und hierin hohe Eleganz er-
reichte, neigte später zu einer gröf,eren Stren-
ge und Korrektheitder Form, schmückte seine
Modelle mit Perlenstäbchen, Mäandern, Pal-
metten, Kränzen, knitterigen Bandschleifen und
Medaillons, und bediente sich des symbolischen
Formenvorrats der dekorativen Plastik PVank-
reichs. Schon vor dem Austritte Aciers aus der
Fabrik war ein geschäftlicher Rückgang einge-
treten, der auch nach künstlerischer Seite üble
Folgen hatte. Sevres, Wien, Berlin und nament- ..
,.,,._,...., r- i 1 1 1 Abb.2l4:Orabkrcuz Schmledceisen.deuUch
lieh die Thüringischen Fabriken machten der um trw. Berlin, Kunstgewerbemuseum
Meifiener Manufaktur erfolgreiche Konkurrenz n D
293
und der Massenexport von Wedgwood-
ware nach dem Kontinente tat das übri-
Lje, um die Ausfuhr von Meiljiener Por-
zeUan immer mehr /.u beschränken. D
Die Nachfolger ACIERS waren JÜCH-
ZER, SCHÖNHEIT und MATTHÄI; sie
konnten jedoch den Verlust einer künst-
lerischen Kraft, wie Acier es war, nicht
ersetzen. Das Beispiel von Sevres und die
Schwärmerei für die Antike hatten die
Verwendung des weifien, unglasierten
Biskuitporzellans für die figurale Plastik
zur Folge. In dieser Art ist z. B. Jüchzers
Gruppe der drei Grazien vom Jahre 1786
^,, , „ , ^ , ,. ausgeführt. Auch ein großer Tafelaufsatz,
Abb. 215: Tafelaufsalz, Mcigen. Dresden, Kunst- ^ & -> '
D gewerbemuseum d im Besitze des sächsischenHofes, stammt
aus dieser Zeit. Daneben wurden Gruppen und Figuren im Kostüm der Zeit her-
gestellt, bei denen nicht allein die Stoffmuster genau nachgeahmt sind, sondern
auch die Spitzen der Kleider auf das feinste imitiert wurden. Ein Versuch, die
blaue Jasperware mit weißem Relief zu imitieren, hatte nur geringen Erfolg. Die
Gefäßplastik strebte nach geradlinigen Profilen. dieHenkel wurden eckiggebildet;
Akanthusblattauflagen an Ausgüssen und Gefäßfügen gehörten zur Regel. Die
Malerei stand unter der Oberaufsicht der Dresdener Akademie und erstreckte sich
auf mythologische, allegorische und historische Darstellungen, zum Teil nach Ge-
mälden italienischer und niederländischer Meister im Besitze des sächsischen
Hofes. Auf Vasen, Tassen und kleineren Objekten waren überdies Porträte in
Miniaturmalerei oder als Silhouetten beliebt. Auch Genreszenen, Veduten mit er-
klärender Unterschrift, Tier-, Blumen- und Früchtemalereien wurden ausgeführt.
An technischen Erfolgen dieser Periode ist die Gewinnung eines schönen Königs-
blau und eines stumpfen Grün als Unterglasurfarben zu erwähnen. Die besten
Maler jener Zeit waren der Landschafts- und Figurenmaler CHR. FRDR. KÜH-
NEL, der Figurenmaler CHRIST. FERD. MATTHÄI und der Blumen- und Früchte-
maler BIRNBAUM. Ein ganz außergewöhnliches Stück, das hier noch erwähnt
werden muß, ist der Porzellan-Kamin des Grünen Gewölbes in Dresden, der 1782
nach einem Entwürfe des früheren Direktors derMeißener Zeichenschule, Johann
Eleazar Schenau hergestellt, und mit sächsischenLandsteinen verziert wurde. Die
Figuren und Biskuitreliefs hat der vorher erwähnte Bildhauer Johann Gottlob
Matthäi modelliert. Der übrige Schmuck ist eine Arbeit des Dresdener Hofju-
weliers und Steinschneiders Joh. Christ. Neuber. D
Mit Anfang des neunzehnten Jahrhunderts hat Meißen seinen künstlerischen
Ruf verloren und kommt für eine Geschichte des Kunstgewerbes, die nur die be-
deutendsten Erscheinungen ins Auge faßt, für längere Zeit nicht mehr in Betracht.
Die Zweitälteste Porzellanfabrik, die von WIEN, erreichte während der
Louis-XVI-Zeit ihre höchste Blüte. Natürlich konnte sich ihre Produktion ebenso-
294
wenig wie die der übrigen Por-
zellanfabrikcn jenen Kinflüsscn
entziehen, die auf die gesamte
damalige Kunst ungünstig wirk-
ten. Die Krkenntnis, dats nitlit
die äut^erliche Verbindung eines
kunstgewerbliclien Gegenstandes
mit einem Erzeugnisse der hohen
Kunst, sondern der vollendete
Einklang seiner Idee mit der Form
ihm höchsten Adel verleihe, fehlte
auch hier. Dennoch kommt selbst
bei solchen Verirrungen ein ge-
wisser Takt, ein feiner Geschmack
und eine hohe technische Vollen-
dung zum Vorschein, so daH; wir
über die 'Lebenslüge' diesei
Kunst angenehm hinwegge-
täuscht werden. Wie in Sevres
und in dieser Zeit in Meipicn, so
waren auch in Wien die Beziehun-
gen der Fabrik zur Akademie sehr
eng und übten auf die Produk-
tion einen sehr merklichen Ein- Abb. jiti: Mucn/. itbu'rupp.-, m.-ip,.ii liioiimr/d.i. sci.iuft
fluß. Ihr Emporblühen verdankt ° srhw.rm d
sie aber in erster Linie dem genialen Direktor KONRAD VON SORGENTH.AL und
dem hochbegabten Bildhauer ANTON GRASSI, einem Schüler des Bildhauers
Wilh. V. Beyer, der einer der feinsinnigsten süddeutschen Künstler der Louis-X VI-
Zeit war. Grassis Tätigkeit an der F'abrik währte von 1778 1807. Er war zuerst
oberster Leiter der Modellierarbeiten und hat als solcher elegante Sujets aus der
Louis-XVI-Zeit. wie Braun treffend sagt, 'mit feinem Kulturempfinden modelliert' ;
die Gruppen und Figuren wurden anfänglich noch glasiert und bemalt, sehr bald
aber in Biskuit ausgeführt [Abb. 220|. Von 1794 an, nachdem er von seiner für
ihn und die Fabrik höchst erfolgreichen Reise nach Italien zurückgekehrt war,
wurde ihm die Oberleitung sämtlicher künstlerischer Angelegenheiten anvertraut.
Zu Beginn der 'Sorgcnthalschen Periode' kommt neben der wienerischen Eigen-
art, die wie die gesamte damalige Wiener Kunst mit italienischen Fiinflüssen
durchsetzt ist, noch die Fiinwirkung von Sevres sowohl in den Formen wie in der
Dekoration zurGeltung; goldenes Netzmuster auf dunkelblauem Grund und bunte
Malerei in weiften Reserven, oeil-deperdrix-Muster, smaragdgrüne und rosenrote
gemusterte Gründe, konische oder sonstige seltsam ausgeklügelte Gefäfsformen
u. dgl. Nach 1787 hört aber der Einfluß von Sevres vollständig auf, die Formen
werden edler und reiner und erreichen von 1790 an in Krügen. Vasen. Schalen,
Terrinen, Kühlgefägen usw. eine Vollendung, die schon das undekorierte Stück in
295
seiner reinen Linienschönheit als edles Kunstwerk er-
scheinen läftt. Die Tassen mit ihren eckigen Henkeln
halten sich an die allenthalben übliche Zylinderform, die
mit ihrer glatten Fläche der Dekoration die reichsten
Entwicklungsmöglichkeiten gewährte [Abb. 222]. In
der Ausschmückung nahm die Vergoldung und nament-
lich ein höchst zierlicher Reliefgolddekor, worin die
\\'iener Fabrik eine unübertroffene \'irtuosität er-
reichte, einen hervorragenden Raum ein, wie überhaupt
die Dessinmaler der Fabrik jene Künstlergruppe dar-
stellen, in der am meisten selbständiges Talent zum
Ausdruck kommt. Die Zahl der von ihnen erfundenen
Dekorationsweisen ist unübersehbar. Eine graziöse
Kombination von antikisierenden Akanthusranken mit
naturalistischem Beiwerk bildet die wesentliche in
unzähligen Variationen wiederkehrende Grundlage
und ein frischer gut geschulter Farbensinn, der sich
damit verbindet, schafft Erzeugnisse, die in ihrer Art
einzig dastehen. Mit solcher Ornamentierung treten hau-
fig figurale Darstellungen, namentlich nach den höchst
.^,_ , _ , , ^ „ ^ dekorativen Kompositionen der Angelica Kauffmann
Abb. 21. : Manaleuchter, Meig- ^ °
ner PoraeUan, Kleine Sankt hinzu [Abb. 221], die in ihrer technischen Vollendung den
a Michaelskirche, Hamburg D besten Miniaturmalereien dieser Zeit ebenbürtig an die
Seite gestellt werden können. Diese ausgezeichneten Leistungen in der Malerei
waren hauptsächlich deshalb möglich geworden, weil die Fabrik in JOSEF LEITH-
NER einen Farbenchemiker besaft, der sie mit den besten technischen Mitteln ver-
sah. Berühmt war sein Kobaltblau, als 'Leithnerblau' bekannt, vorzüglich seine in
verschiedenen Abtönungen erzeugten Lüsterfarben, die hauptsächlich als Grund-
farben zur Anwendung kamen, und außerordentlich reich die Farbenpalette, die
er den Malern zur Verfügung stellte. Die vorzüglichsten Dessin- und Goldmaler
waren Hirsch, Georg Perl, Friedrich Reinhold und Anton Kothgasser. Unter den
Figurenmalern sind vor allem Weichselbaum [vgl. Abb. 223J, Anton Schaller,
Klaudius und Laurenz Herr. Perger, Lieb und Moriz Michael Daffinger zu nen-
nen. Die Landschaftsmalerei, der Hauptsache nach in Wiener Ansichten beste-
hend, ist am besten durch Sartory und Schufried, die Blumenmalerei durch
Drechsler, Parmann, Hirschler und Nigg vertreten. Die Wiener Marke ist der
österreichische Bindenschild. D
In demselben Mage als die Gefäßformen sich antiken Vorbildern nähern, ge-
winnt auch die figurale Biskuitplastik, mit den antiken Marmorstatuen wetteifernd,
'■'ich und formell immer mehr klassizistischen Charakter [Tafel S.299J. Grassi
• .. . /.jmCanova desPorzellans. Das strenge Empire in Nachahmung griechischer
Vasenmalerei, antiker Bronzen usw. gipfelnd [Abb. 224], findet in Wien erst um
1805 Eingang und hält sich nicht lange. Es wird bald durch das Eindringen einer
Dekorationsweise verdrängt, die in ihrem Suchen nach neuen Motiven schon
2%
a Abb 218 und 219: Zwei Gellert-Monumente, Mei5en uir. 1T70, Berlin, kgl. Kunstgewerbe Museum O
einer derGeistesrichtungen derBiedermeierzeit entspricht. DieseWandlung geht
unter der Direktion NIEDERMAIER [1805-1825] vor sich. Die folgende Periode
bis zur Auflösung der Fabrik im Jahre 1864 sucht im Naturalismus in Verbindung
mit Gotik und Neurokoko ihr Heil. D
In HÖCHST ist die Zopfzeit von 1770 bis 1779 durch die figuraicn Arbeiten
von JOHANN PETER MELCHIOR, für dessen künstlerische Entwicklung ein .Aufent-
halt in Frankreich von bestimmendem Einfluf> war, repräsentiert. Ein klassi-
zistischer Zug tritt bei ihm in kaum merklicher Weise hervor; seine vortrefflichen
Porträtmedaillons in Biskuitrelief, darunter Goethes Eltern und Goethe selbst,
dieser aber nur in Gips [im Schlößchen Tiefurt ', sind bekannt. Ebenso sind seine
köstlichen Figuren und Gruppen, deren Zais über 300 nachrechnet, von echtem
künstlerischen Zeitempfinden erfüllt, indem ein Zug sentimentaler Rührseligkeit
den Einflufi Rousseaus und der Werther-Periode deutlich erkennen läftt [Abb. 226].
In der Malerei zeichnete sich Höchst durch Verwendung eines sehr reinen, zarten
Rosenrot und eines eigenartigen Karminrot aus. 1 784 ging die Fabrik in das Eigen-
tum der Hofkammer über, litt aber in der Folgezeit derart unter den Kriegsunruhen,
dafi 1796 ihre Auflösung erfolgte. Ihre Marke ist das .Mainzer Rad. Im Jahre 1840
lebte die Höchster Porzellanindustrie in gewissem Sinne wieder auf. indem die
Steingutfabrik zu DAMM bei Aschaffenburg die noch vorhandenen Höchster Modelle
neuerdings in Verwendung nahm, der Radmarke aber ein D hinzufügte. D
297
Die Glanzzeit NYMPHEN-
HURCiS mit seiner lebensfrohen
und zarten Rokokoplastik war
vorbei, als Kurfürst Karl Theo-
dor von der Pfalz zur Regierung
kam und zum Nachteile Nymphen-
burgs seine eigene Fabrik in Fran-
kenthal förderte. Ein mäf;iger
Aufschwung trat nach dem Tode
Karl Theodors 1799 ein. Von
1796 — 1825 war Melchior an der
Fabrik tätig und schuf hauptsäch-
lich allegorische Biskuitgruppen
und Porträtbüsten [Napoleon]. Da
von 1799 das Hauptbestreben na-
mentlich in der Vervollkommnung
der Malerei bestand, und speziell
im Kopieren grof^er Ölgemälde,
so hat der um die Jahrhundert-
wende eingetretene Aufschwung
künstlerisch wenig zu bedeuten
[Abb. 226]. Nymphenburgs Marke
ist der bayrische Rautenschild. D
LUDWIGSBURG lenkte unter
dem bereits genannten Modell-
meister und Bildhauer JOHANN
CHRISTIAN WILHELM BEYER, der 1759 von einem vieljährigen Aufenthalt in
Italien zurückkehrte, sich aber bereits 1767 nach Wien begab, früh in die klassi-
zistische Richtung ein. Es wurden namentlich mythologische Figuren modelliert;
aber auch seine Genrefiguren erhielten einen feinenZug klassischer Idealisierung.
Er war. wie Pfeiffer sagt, auf dem Gebiete der Porzellanplastik der erste 'klassi-
zistische Eklektiker' [Abb. 228]. Ein umfangreiches Werk von ihm war ein über 5 m
langer und dementsprechend breiter Tafelaufsatz, den er 1764 zum Geburtstag
des Herzogs anfertigte, und der Neptun auf einem von vier Seepferden gezogenen
Wagen mit seinem ganzen Gefolge von Najaden, Tritonen, gefesselten Winden,
Delphinen und Fischerkindern darstellte. Unter den andern von ihm herrührenden
Figuren sind Flora, Libertas, Veritas und Abundantia, ferner eine überaus gra-
ziöse Fischerin, verschiedeneBacchanten undBachantinnen, besonders zu nennen.
Viele seiner Modelle sind in den von ihm herausgegebenen Abbildungswerken:
'Österreichs Merkwürdigkeiten' und 'Die neue Muse' reproduziert. Manche davon,
wie die träumende Artemisia, hat er auch für den Schönbrunner Park in Marmor
ausgeführt. Unter den Ludwigsburger Malern ist besonders der Blumenmaler
Kirschner 1770—1784 zu nennen. DieGefäftbildnerei wendete sich erst mit Beginn
der achtziger Jahre der klassizistischen Richtung zu. Als Herzog Karl Theodor
Abb. 220: Biskuitgruppe von Anton Grassi, Wiener Por-
Q zeüan. Kunstgewerbemuseum, Budapest D
I
298
WIENER F^ORZELLAX PSYCHE MIT DEM
ADLER ■ BISKUITGRUPPE VON ANTON GRASSI
Abb. 221: Anbietplatte, Wiener Porzellan, in der Mitte Cupido und Ganymed, nach Angelika Kauffmann,
Q gemalt von Lamprecht. Wien, k. k. Österr. Museum D
1793 gestorben war, schwand die rege künstleriche Betriebsamkeit. Spätere Be-
mühungen, eine Wiederbelebung herbeizuführen, hatten geringen Erfolg, so die
Berufung der Franzosen D. V. David und George Walcher. 1824 wurde die Fabrik
aufgehoben. Ihre häufigste Marke ist das doppelte [verschlungene ) C mit der Krone.
FR.ANKEXTHAL war 1762 in den Besitz des Kurfürsten Karl Theodor über-
gegangen; doch nahm die Fabrik erst 1775, nachdem SIMON FEYLNER zum
Direktor ernannt worden war, einen merklichen Aufschwung. 1779 übersiedelte
JOHANN PETER MELCHIOR von Höchst nach Frankenthal und blieb daselb.st
bis 1793. Auch hier bleiben die pausbackigen Kinder für ihn charakteristisch. Eine
seiner bedeutendsten Frankenthaler Arbeiten ist ein grof^er aus 113 Figuren und
Gruppen bestehender Tafelaufsatz für den Kardinal Antonelli in Rom. Die gröfite
dieser Gruppen stellt ein in einem zerfallenen Turme schlafendes Mädchen dar,
das von zwei Jünglingen belauscht wird. Vor Melchior war, wie bereits früher
erwähnt wurde, KONRAD LINCK, der Schöpfer der berühmten Allegorie auf
Karl Theodor, die sich im Germanischen Museum zu Nürnberg befindet, und
1769 angefertigt wurde, an der Fabrik tätig. Seine überaus zierlichen und aus-
drucksvollen Motive aus dem täglichen Leben, Allegorien und mythologische
Szenen bilden das Gebiet seines Schaffens, das jedoch fast ausschlief^lich der
Rokokoperiode angehört. In den letzten Dezennien des achtzehnten Jahrhunderts
300
AT
FRANKENTHAL UM IT» BERLIN, K.
VILLON in:6 KURKIRSTEN
.-CM
Abb. 22'J u. 223: [Links] Tasse mit spielt-ndon Kin-
dern, Wiener Porzellan um 179(», D (Rechts] Teller
mit Jupiter und Juno, gemalt von Weichselbaum,
a Wiener Porzellan um IKOO D
wurden gröfiere Urnen, Vasen und Aufsätze angefertigt. Von 1794 an litt Fran-
kenthal unter den Kriegsunruhen; 1800 erfolgte die Auflösung. Auf Grund des
noch erhaltenen Frankenthaler Fornicnverzeichnisses sind, wie F. Heuser be-
richtet, 800 figürliche und etwa 500 andere kunstgewerbliche Frzeugnisse nach-
weisbar, die ein reiches Bild künstlerischen Schaffens geben [siehe die Tafel Por-
zellan, Frankenthal |. Die Marke ist in dieser Zeit CT. D
InFÜRSTENBFRG begann, ähnlich wie in Wien, erst in derLouis-XVI-Zeit die
eigentliche Blüte. Als Bossierer war von 1778-1804 KAHL (lOTTLIFB SCHU-
BERT tätig. In den siebziger Jahren wurden von den Modelleuren Desoches, einem
Franzosen, und von Joh. Christoph Roinbrich und Anton Karl Luplau kameenartige
Medaillonbildnisse geschaffen, von denen noch 112 | Fürsten und berühmte Per-
sönlichkeiten! bekannt sind. Ferner hat Schubort K(")pfe von antiken Philosophen,
Staatsmännern und Dichtern nach Originalen des herzoglich braunschweigischen
Kunstkabinettes abgegossen. Dazu kommen noch etwa 1.'){J Büsten von römischen
Kaisern und von Zeitgenossen, modelliert von Rombrich und Schubert. Letzterer
schuf überdies zwei hübsche Reiterstatuetten Friedrich des Grof^en und Josephs IL
Auch die Blau- und Buntmalerei hat tüchtige Leistungen, namentlich auf dem Ge-
biete der in ganz eigenartiger Weise betriebenen Landschaftsmalerei, aufzu-
weisen. In der letzten Periode ihres Schaffens stand die Fabrik unter der tüchtigen
Leitung des Franzosen L. \'. GFR\'EROT, der früher in Sevres angestellt war und
1797 zum Intendanten der Fabrik ernannt wurde, welche Stellung er bis 1813 inne
hatte. Es war die Zeit, zu der Braunschweig dem Königreich Westfalen einver-
leibt wurde. Aus dieser Periode stammen die Büsten Jeromes und seiner württem-
bergischen Gemahlin. Mit seinem Scheiden hat das künstlerische Leben an der
Fabrik sein Ende genommen. Die Marke von Fürstenberg ist F. D
Der Aufschwung der BERLINER Porzellanfabrik war während der Rokoko-
periode vor allem durch die nach Berlin übersiedelten Arbeiter aus Meificn be-
wirkt worden. Es waren erste Kräfte, wie der Bildhauer FRIEDR. ELIAS MEYER
[1761 bis 1785], der Figuren- und Landschaftsmaler Carl Wilh. Böhme, der
301
vorzügliche Vedutenmaler Joh.
Balthasar Borrmann und der als
'Mosaikmaler' geschätzte Carl
Jac. Christian Klipfei, denen das
Verdienst einer Veredlung der
Produktion zuzuschreiben ist;
als der König die Fabrik 1763
übernahm, traten sie in den
Staatsdienst über. Von 1771 an
wurde die Masse weißer und war
seit 1777, als ausschließlich Hal-
lenser Kaolin in Anwendung
Abb. 224: Wiener Porzellan, Schreibzeug mit Bronzeimitation, kam, aUCh fein, glasig Und Stark
Q um 1807. Wien, k. k. Österr. Museum D j i^ i, • j n.„ j-„„„ "v^u
" ' durchscheinend. Um diese Zeit
tritt namentlich bei Vasen bereits der antikisierende Geschmack auf, der auch
bei der hier abgebildeten, etwa um ein Dezennium jüngeren Vase [Abb. 229]
mit dem Brustbilde Friedrich Wilhelms II. zum Ausdruck kommt. Auch das so-
genannte 'Kurländer Muster' mit seinen Tuchgehängen in Relief an den Rän-
dern der Gefäße gehört in diese Zeit [siehe die Tafel mit dem Kurländer Service
des Berliner Kunstgewerbemuseums]. In der Malerei begünstigte Berlin, ohne
die Buntfarbigkeit ganz beiseite zu lassen, die Camayeumalerei, die man gelegent-
lich auch mit gutem Erfolge zu einer Malerei in wenigen Farben erweiterte. Bei
dieser Malweise bediente man sich, wie bereits erwähnt wurde, eines leuchtenden
reinen Rosenrot, worin die Fabrik, wie Brinckmann hervorhebt, einzig dasteht,
und das sie effektvoll gelegentlich auch mit Grau zu verbinden wußte. Auch
Kombinationen von Grün und Grau, von Eisenrot mit Schwarz, Gold oder Grün
waren beliebt. In der Plastik [siehe die Tafel mit der Gruppe: Triumph der klassi-
schen Baukunst über das Rokoko] verdrängte allmählich das Biskuitporzellan die
glasierten Figuren. Bereits die hervorragendste Leistung Berlins, der große
Tafelaufsatz für Katharina II. von Rußland, zeigt die Figur der Kaiserin in Biskuit.
Vertritt dieser Aufsatz stilistisch noch die vorangehende Periode, so ist ein anderer
großer Tafelaufsatz von 1791, der die Natur in ihren Kräften und Geheimnissen
darstellt, mit allegorischen Figuren, Obelisken. Tempeln und Altären, ganz im
Geiste desKlassizismus durchgeführt. Einen weiteren Schritt nach dieser Richtung
zeigt der 1802 vollendete Tafelaufsatz: 'Der Berg Olymp'. Das Beste was die
Berliner Porzellanplastik hervorgebracht hat, liegt, wie Brüning in seinem Hand-
buche 'Porzellan' hervorhebt, auf dem Gebiete des Porträts. Hier hatte ganz be-
sonders F. E. Meyer Vortreffliches geleistet, aber auch sein zweiter Nachfolger
C.F.Riese [1789 — 1824] war ein tüchtiger Modelleur. Von ihm ist u. a. die hübsche
Gruppe, die sich auf die Federball-Anekdote Friedrich des Großen bezieht. Eine
reizvolle Arbeit der Empire-Zeit ist das hier abgebildete Tintenfaß (Abb. 230). Später
hat auch Schadow auf die figurale Plastik an der Fabrik Einfluß genommen. F"ür
eine allegorische Gruppe auf die Stiftung des deutschen Fürstenbundes hat er die
Skizze angefertigt, seine Büste der Königin Luise sowie die Gruppe der Königin
302
ü
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Q
N
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a;
lü^
mit ihrer Sc-hwcstor wurden in
Hiskuit nach<,'i'l)ililet. Tutor diT
Direktion ROSKNSTIKL , 179ül)is
1821 1 fanden allerlei technische
Verbesserungen statt. Die Fran-
zosenkriege übten im Verein mit
dem allgemeinen Niedergange
des Geschmackes auf den Fort-
gang der Fabrik keinen günsti-
gen Einflute aus; um 1810 begann
man in der Dekoration mit dem
billigen l'mdruckverfahren.
Immerhin wurde noch 1819 für
Wellington nach Schinkels Ent-
würfen ein großes Tafelservice
ausgeführt. In der Gefäfibildnerei
der Empirezeit ist Berlin in die
Futistapfen von Sevres und Wien
getreten und hat antike Vasen
und antike Bronzen kopiert. Die
Berliner Marke ist das Szepter.
Unter den kleineren Fabriken
sind namentlich Fulda und Gotha
zu nennen. F'ULDA hat in der figu-
ralcn Plastik ausgezeichnete und
höchst reizvolle Leistungen auf-
zuweisen, über welche die groHse
Sammlung im Schlößchen Wil-
helmsthal bei Kassel interessante
Aufschlüsse gibt. GOTH.V vor-
fügte über tüchtige Kräfte und
repräsentiert das Porzellan im
Stile Ludwig XVI. so fein und geschmackvoll wie keine andere deutsche Fabrik.
Von den nichtdeutschen Hart -Porzellanfabriken, die auf gröf^ere Beachtung
Anspruch haben, ist zunächst die von Ki^PFNHAGEN zu nennen. Sie erlangte erst
1780 einige Bedeutung und besonders die von Luplau modellierten Biskuitfigürchen
besitzen selbständigen künstlerischen Wert. Mit dem Vordringen des Empire trat
ein Rückgang ein, dem erst in neuerer Zeit ein bedeutender Aufschwung folgte.
In Schweden erzeugte die Fabrik von M.AHIFHKRG schon seit 1780 Hartporzellan.
Die holländischen Fabriken des 18. Jahrh. brachten es auf keinen höheren Stand.
Die deutsche FAVEN'CEINDUSTRIE verliert neben dem Porzellan gegen Ende
des achtzehnten Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung. Hatte sie sich dem
Porzellan gegenüber durch Billigkeit und Anlehnung an Porzellanformen und
Porzellanmalereien immerhin noch zu behaupten gewuP^t, so war sie gegenüber
303
Abb.
O
HiichsttT l'or/»'llaii, \'fiius
Melchior
Iiilialiii l'i-ler
D
Al: .. Nymphenburger Porzellan, Teller mit
Madonna nach Luini, k. k. Österr. Museum, Wien
dein Import des cnojlischen Steinguts mit
seinem aufgedruckten Dekor vollkommen
machtlos. Die technischen und prak-
tischen Vorzüge, wodurch das Steingut
nicht allein der Fayence überlegen war,
sondern auch mit dem Porzellai\ erfolg-
reich konkurrieren konnte, waren ver-
schiedener Art. Die Masse war nach dem
Brande weifi, bedurfte also nicht zur
Deckung eines mif^farbigen Scherbens
der weiften Zinnglasur wie die Fayence
sondern konnte mit einer durchsichtigen
Bleiglasur versehen werden. Überdies
konnte man die Masse selbst verschieden
färben und auf einfache Weise vor oder
nach der Glasierung bemalen oder auf der
Glasur bedrucken. Überdies hatte das
Steingut eine leichte und doch harte Masse.
Die Fayencefabriken Deutschlands und Österreichs stellten entweder ihren
Betrieb ein oder gingen zur Steingutfabrikation über. Nach A. v. Drachs Unter-
suchungen wurden die ersten Versuche 'Steinfayence' zu erzeugen bereits 1771
von Simon Heinrich Steitz in Kassel gemacht. Das Ergebnis war nach längerem
Experimentieren und verschiedenen störenden Zwischenfällen der ersten Jahre
ein vorzügliches, und das Unternehmen erreichte gegen Ende des Jahrhunderts
bedeutende künstlerische und finanzielle Erfolge. In Sachsen wurde 1776 die
Hubertusburger Fayencefabrik in eine Steingutfabrik nach englischem Muster um-
gewandelt und auch sie erreichte, namentlich in der Erzeugung gelblichen Ge-
brauchsgeschirres, eine ansehnliche Ausdehnung. InProskau wurde die Fayence-
fabrikation 1786 auf Steingut ausgedehnt [Abb. 231] und erreichte besonders im
Überdruck von Kupferstichen, so wie später Heinsberg bei Neu-Ruppin gute Er-
folge. In Magdeburg führte Guischard 1786 die Steingutfabrikation ein | Abb.232J.
Auch zu Münden in Hannover, zu Poppeisdorf bei Bonn, zu Damm bei Aschaffen-
burg usw. wendete man sich um diese Zeit der Steingutfabrikation zu. Der Um-
stand, dag die nach dem Brande fast weiße Masse keiner Zinnglasur bedurfte und
man durchsichtige Glasuren verwenden konnte, daß sich ferner die durcheinander-
geknetete Masse mit Farbstoffen versetzen ließ, daß ferner die Bemalung sowie
der Überdruck keine Schwierigkeiten bereitete, endlich daß die gesamte Her-
stellung eine wohlfeilere war, und das farbige Erzeugnis damals technisch höher
stand als die Fayence, erwarb dem Steingut viele Freunde. Auch in Österreich
entstand eine Reihe von Steingutfabriken, so unter anderm in Frain, in Mähren,
und inHolitsch, wo man 178G zur Steinguterzeugung überging, das Druckverfahren
ebenso wie das „Ansspritzen" begann aber hier nach Schirek erst 1789. D
Da die Entwicklung des GLASES sich nach den verschiedenen Perioden und
Ländern viel weniger klar gliedern läßt, als die meisten anderen Gebiete des
304
BERLINER PORZELLANGRUPPE TRIUMPH DER KLASSISCHEN BAUKUNST
ÜBER DAS ROKOKO' BERLIN, KÖNIGLICHES KUNSTGEWERBE -MUSEUM
O Abb. 2'-'S: I.udwi^sburniT l'or/ellan. HaccbaiitciiKruppc von Wilh. Ucyrr G
Kunstfrewerbes, so erscheint es /weckmäf>ifj, eine solche Gliederung /ii unter-
lassen und die gesamte Entwicklung von der Zopfzeit bis zum Knde des Kmi)ire
übersichtlich zusammenzufassen. D
An der Glasfabrikation sind gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts und
in der F'olgezeit in erster Linie Böhmen, Deutschland und Fjigland beteiligt. Die
I-'abriken von Holland und Frankreich haben in dieser Periode ihre frühere Be-
deutung eingebüfit, ebenso die in Schlesien, die nach dem siebenjährigen Kriege
raschem \'erfall entgegengingen. Das technisch vorzügliche holländische Glas,
das sich namentlich durch seine Reinheit auszeichnete, wurde auch in der Zopf-
zeit noch mit dem Diamantstift in I'imktiermanier verziert. Die Blütezeit dieser
Technik [etwa um 1765] war aber vorbei und unter ihrem spätesten Vertreter
1). W'olff, nach dem diese Gläser, wie Pazaurek erklärt, mit Unrecht benannt wer-
den, tritt bereits eine Vergröberung der Technik ein. D
In ENGLAND entwickelte sich auf Grund des hohen Lichtbrechungsvermögens
der stark bleihaltigen Gläser eine Dekorations weise, die zu Anfang des neunzehnten
Jahrhunderts auch auf dem Kontinente vielfach Nachahmung fand. Die Aup>cnscite
der dicken, schweren Gläser wurde ganz oder partienweise mit Diamantschliff be-
deckt. Diese Verzierungsart, in der nach und nach zahllose Varianten auftraten,
galt durch Dezennien als der vornehmste Schmuck des Glases. D
BÖHMFIN beherrschte den Weltmarkt und hatte, wie Schebeck nachweist,
Faktoreien an den wichtigsten Handelsplätzen Europas. Um 1804 gab es sechs-
20 • Geschichte des Kunstgewerbes. U. gQ^
\„oj mit dem Urustbild Frudriuh Willielm JI.,
Berlin, Königl. Kunstgewerbemuseum D
undsechzig Fabriken für Rdli-
g[laser7.eii|Tutig in Böhmen, dessen
WtMt (iurch (Ion kiinstlcrisclien
\'ero(iliinos- und W'rfcinerunii^s-
liro/.ef) von zwei Millionen auf elf
Millionen n;esteijTert wurde. Für
fünf Millionen wurde jährlich
ausireführt. I<]henso wie in
Potsdam und Nürnber|p[, nimmt
auch in H(')hmeu in dieser Zeit die
tiochentwickelte Kunst des Glas-
schneidens, (1. h. der Verzierung
des Glases durch (Jravierung mit
dem Kade, ab. Die })rächti}i^ ver-
zierten geschliffenen Pokale und
sonstigen Gläser, wie sie noch
um 1760 in groficn Mengen herge-
stellt wurden, verschwinden all-
mählich. Wohl treffen wir noch
einzelne in dieser Technik ver-
zierte Glasarbeiten, die die Ver-
zierungsweise der Zopfzeit zei-
gen, aber diese mit Kränzchen,
Festons, Urnen, Monogrammen
und Medaillons geschmückten
Gläser sind bescheiden in Form
und Dekor gegenüber ihren Vor-
gängern. Sie haben in der Regel
einfache geradwandige Becher-
form, den Kaffeetassen derselben
Zeit entsprechend, oder einfachen Fazettenschliff mit schlichten Verzierungen.
Interessant ist hierbei das gelegentliche Hineinspielen der englischen Diaman-
tierungsmethode, die zunächst aber nur in untergeordneter Weise innerhalb der
übrigen Ornamentik angebracht wird. Auch Vergoldung der durch den Schnitt ver-
tieften Ornamente wird noch geübt. Die Zwischenvergoldung, die im 18. Jahr-
hundert in Böhmen sorgfältigste Ausführung erfahren hatte, hört nach Pazaurek
in der Louis-XVI-Zeit dort ganz auf und hat ihre letzten Ausläufer in den Mildner-
gläsern [1788-1808J. JOSEF MILDNKK in Gutenbrunn, in Niederösterreich, hat
seine größtenteils vollständig signierten Arbeiten mit außerordentlicher Liebe
und Sorgfalt ausgeführt. Blättergirlanden, Porträte. Wappen, Monogramme und
Inschriften in Gold oder Goldradierung und roter Zinnfolie bilden den ornamen-
talen Teil seiner schon ganz im Empirestil gehaltenen Gläser | Abb. 233 1, die hin-
sichtlich ihrer Technik gewisse auf eine längere Haltbarkeit abzielende Verbesse-
rungen aufweisen. — Die um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts auf-
306
Abb. '.''IIJ ; lli;lii.t.i i'ul -i-iiuii, ii lil riL,cU|{ l.acli
•■inom Futwiirf von Ivrrler. K. k. Otti-rr. Mum-um
Alib. 231 : < . SlriiiBUt, l*r<iiikau. Kfl.
n K . • iiiu»<-uni, lit-rlin Q
kominendeii Milchtjläser als Surrogat für Por/cllaii, wie sie namentlich in Fingland
stark verbreitet waren, wurden auch in dieser Zeit noch in ausgedehntem Maf^e
in Böhmen hergestellt. In HIottendorf erzeugte .1. PHKISSI.KH zu Anfang des
neunzehnten Jahrhunderts geschnittene Empirebecher. Im ganzen haben sich
aber die Kmpireformen in der böhmischen Glasindustrie nicht stark eingebürgert.
Die viereckige Hasis der Kelchgläser, magere antikisierende Randverzierungen
und schlanke. eift»rmige Konturen sind die charakteristischen Züge, die dieser
Stil in der Glasfabrikation hinterlassen hat. V(tn weit gröf>erer Bedeutung war die
erwähnte Nachahmung des diamantierten englischen Glases, die zu Anfang des
neunzehnten Jahrhunderts weiter um sich griff und bald alle anderen Dekorations-
arten in den Hintergrund drängte jAbb. 234 u. 235 1. Im allgemeinen zeigt sich
durchwegs eine Vergroberung der Techniken und Dekorationsarten. An Stelle
des Glasschneiders ist der Glaskugler getreten, an Stelle feiner Ornamentik der
derbere Kffekt des bunten Überfangglases | Abb. 23(5), das sich namentlich in der
Biedermeierzeit hoher .Ausbildung und Beliebtheit erfreut, und sowohl gotische
wie auch Rokokoformen in seine Ornamentik aufnimmt. Spezialitäten sind unter
anderem die mit grof^er Feinheit in durchscheinenden, zarten Farben ausgeführ-
ten Malereien auf Pokalen und Bechern, die der in Wien lebende Sachse Gottlob
Samuel MOHN um 1820 erzeugt hat [Abbildung 237, und die Imitationen von
allerlei Achaten und Halbedelsteinen, die KGKRMANN in Haida mit aufierordent-
lichem Geschick herzustellen wuftte [Abbiliiung 238'. G
Zunehmende Bedeutung gewiimt gegen Knde des Jahrhunderts die Anfertigung
von Lustersteinen' in den verschiedensten Formen, die namentlich in der Gegend
von Gablonz und Böhmisch-Leipa in ausgezeichneter Weise hergestellt wurden.
Über die Textilkunst in Deutschland haben wir bei deren Besprechung im Ab-
schnitte über französische Kunst das Wichtigste erwähnt. Dagegen mögen hier
unter gleichzeitiger Berücksichtigung Frankreichs und Englands einige Worte
20* 307
über den BUCHEINBAND und die
BUCHAUSSTATTUNG jener Zeit
gesagt sein. Der französische
Bucheinband unter Ludwig XVI.
gibt dem schönen, feinen Material
[Saffian- und Maroquin), häufig
mit Monogrammen und Linien-
verzierung, vor der reichen orna-
mentalen Behandlung des Rük-
kens und derBuchdeckel den Vor-
zug. In besonderen Fällen, wie
z. B. bei Einbänden für den König
oder die Königin, kommen aber
noch reiche Goldpressungen, be-
sonders Spitzenmuster mit einem
Wappen in der Mitte, wie sie die
vorangegangene Periode liebte,
in Anwendung. Auch die italieni-
schen und englischen Einbände,
sowie die deutschen sind häufig
noch mit Ornamenten in Gold-
druck überladen. Eines besonde-
ren Rufes erfreute sich in England
Abb. 232: Steingutvase mit Medaillons in Lackmalerei, (Jgr Buchbilldcr ROGER PAYNE
D Magdeburg. Kgl. Kunstgewerbemuseum Berlin O n^nc i ^m i a l u. j
^ " [1765— 1797J. Auch er wandte der
Färbung und Bereitung des Leders die größte Sorgfalt zu, gleichzeitig aber
sorgte er für reichere Deckenverzierung im klassizistischen Stil. In der Mitte des
Deckels liebte er eine Camee einzulassen. Wesentliche Änderungen im euro-
päischen Bucheinband führte erst der Empirestil im Anfange des neunzehnten
Jahrhunderts herbei. D
Für den inneren BUCHSCHMUCK kommen in erster Linie französische und deut-
sche Stecher in Betracht. In Frankreich Eisen in seinen letzten Arbeiten, ebenso
EtienneFicquet [ 1731 — 1794], der anfänglich noch im Geiste desRokokoschafft, in
seinen späteren Werken aber dem Klassizismus huldigt; bereits seine Illustra-
tionen zu Lafontaine zeigen antikisierende Anklänge. Dann wären Ch. Nie. Cochin
[1715—1790] und Moreau jeune [1741 — 1814] zu nennen. Von besonderer Zartheit
sind die oft höchst poetisch empfundenen Vignetten, sonstigen Buchverzierungen
und Illustrationen des Züricher Dichters und Radierers SALOMON GESSNER
[1730— 1788], der, beiläufig bemerkt, auch auf die Dekoration der Züricher Por-
zellane Einfluß genommen. Neben einem feinen unter französischem Einflüsse
entwickelten Geschmack kommt bei ihm ein starkes Naturempfinden zum Aus-
druck, das in seiner ungekünstelten Einfachheit in jener Zeit doppelt anzuer-
kennen ist. Als vorzüglicher Buchillustrator ist wegen seiner Vignetten, Alle-
gorien und Kinderspiele auch G. L. Crusius [1730—1804] zu nennen, der sich an-
308
I
fänglich noch in Rokoki)formen bewejjt,
später aber im Loiiis-XN'l-Stile kompo-
niert. Vor allem ist es aber DANIKL
CHODOWIKCKI ;i72H 1801], nicht mit
Unrecht als \'ater der modernen Huch-
illustratit)n be/.eicluiet, der hier j^enannt
werden muf>. D
Wie sich die Zeit mit vielem Humor
gelegentlich selbst zu verspotten wuftte,
zeigt die Satire auf die Übertreibuntjen
des Klassizismus von E. C. Petitot, die wir
als Vignette auf die Rückseite des Titel-
blattes dieses Kapitels gesetzt haben. D
KNÜL.ANÜ D
Hatten wir uns bisher bei Betrachtung
der Innenräume mit einer Hofkunst und
ihren Ausläufern in der bürgerlichen Welt
zu beschäftigen, so tritt uns in ENGLAND ^bb. 233: Miidnrr ui«. mu j'ortr»u-Mihour»te
1. ,. 111 1^- t- O »ign. I7»9. k. k. Österreich Muieum O
im achtzehnten Jahrhundert eine bürger-
liche Kunst entgegen, die ihrer Entstehung und ihren Bestrebungen nach im
Gegensatze zur Hofkunst steht. (Kfensichtlich treten in diesem Unterschiede die
Einflüsse des öffentlichen Lebens auf die Kunstentwicklung zutage, und es zeigt
sich nicht nur, daf> die weiter fortgeschrittene politische Entwicklung Englands
ein anders geartetes Kunstgewerbe hervorbrachte, sondern daft diese Erzeug-
nisse in demselben Augenblicke auch Wegweiser für die Entwicklung auf dem
Kontinente wurden, als auch hier das Bürgertum sich anschickte, eine entschei-
dende Rolle im politischen Leben zu spielen. D
Der klassizistischen Richtung in England hatten nicht allem viele der in der
Einleitung erwähnten Publikationen auf archäologischem Gebiete geistig vor-
gearbeitet, sie war auch durch den englischen Palladianismus des siebzehnten
Jahrhunderts vorbereitet. Solchermaf^en fanden die ganz im Geiste des Klassizis-
mus wurzelnden Bestrebungen des Architekten ROBERT ADAM, als er 1758 aus
Italien zurückgekehrt war und mit seinen drei Brüdern die Reformarbeit begonnen
hatte, einen sehr empfänglichen Boden. Sein Auftreten hat manche Ähnlichkeit
mit gewissen Erscheinungen in unseren Tagen: Ein vorurteilsloser Mann voll
Talent und Energie, ausgerüstet mit einem sicheren Blick für praktische und ge-
schäftliche Dinge, weif^ er die Gesellschaft der Hauptstadt für seine Ideen zu
interessieren, sammelt einen Kreis von Künstlern und Gewerbetreibenden um sich
(Cipriani, Pergolesi, Zucchi, Bartolozzi, Angelika Kauffmann und seine drei Brüder),
übt in allenEragen desGeschmacks einen entscheidenden Einfluß, und beherrscht
in vierzigjähriger Tätigkeit das Gebiet der Innendekoration mit allem was damit
im Zusammenhang steht. Sein Grundgedanke war die Wiederbelebung der Antike,
scheinbar dasselbe was der Kontinent anstrebte. In Wirklichkeit aber doch etwas
anderes, denn in England war diesen Tendenzen kein eigentliches Rokoko voraus-
309
O Abb. 234 u. 235: Böhmische Trinkgläser mit Diamantschliff, k. k. Österr. Museum D
gegangen. Das englische Rokoko blieb unentwickelt, war stets mit anderen
Elementen verquickt und beschränkte sichblog auf bestimmte Gebiete. Die Antike
trat also viel unmittelbarer in das englische Kunstleben. Nur wo antike Vorbilder
fehlten, wie im Möbel, nahm man Frankreich zum Muster, hatte aber für alles das,
was mit demRokoko unddemLeben amfranzösischenHofe zusammenhing, wenig
Verständnis. Mehr noch als bei Adam tritt diese Gegensätzlichkeit bei seinem
Nachfolger Sheraton zutage. In bezug auf die Ausgestaltung des Innenraumes
waren, wie Muthesius hervorhebt, zwei Gesichtspunkte für Adam maggebend: die
künstlerische Einheit des Raumes mit seiner gesamten Ausstattung und der be-
wußte und gewollte Unterschied zwischen Außen- und Innenarchitektur. Im Inneren
will er vor allem die Fläche zur Geltung bringen ; schwere Architekturformen und
Profilierungen findet er unstatthaft. Adam, der Vorkämpfer für die Antike, der
eben sein Werk über Spalato beendet hat. kann sich natürlich vom antiken Säulen-
schema nicht trennen. Er wendet es aber ganz eigenartig an. äußerst zart, nur
andeutungsweise erscheinen zierlich dekorierte, oft ganz schmale Pilaster an den
Wänden, die Einteilung der Wand vermeidet größereFelder, Nischen mitFiguren,
Vasen oder Dreifüßen unterbrechen die Fläche, Täfelchen mit antiken Darstellun-
gen schmücken den Raum an markanten Punkten. Interessant ist in dieser Be-
ziehung das in den Haupträumen im ursprünglichen Zustande noch erhaltene Heim
des Künstlers, das er sich im Hause Nr. 25 auf dem Portland Place errichtet hat. D
Der Ausstattung des Marmorkamines wird in England besondere Sorgfalt zu-
gewendet, ohne daß hier wesentlich andere Motive als in Frankreich zur Verwen-
dung kämen. Die Deckendekoration, deren Ausbildung viel größere Aufmerksam-
keit erfährt, als in Frankreich, fußt auf pompejanischen Vorbildern; aber auch
Einflüsse der italienischen Renaissance sind hier leicht zu erkennen. Auffallend ist
in derDeckenverzierung sowohl wie Inder der Wände undMöbel eine Vorliebe für
fächerförmige Anordnungen. Die Ornamentik im allgemeinen hält sich strenger
an die Antike als in Frankreich, der Einschlag naturalistischer Zeitkunst ist dort,
310
Abb. 236-238: Böhmische Trinkgläser, Anfant; 19. Jahrhunderts. (Links) ÜberfanKglaü, |Milti-) .Mohn-Olan,
O [Rechts] Egermannisches Gla.s. K k. Ostorr. .Museum D
WO nicht franz()sische Vorbilder als Muster dienen, wie bei den Möbeln, kaum zu
bemerken. Audi der erotische Ziijj französischer Verzierungskunst tritt stark in
den Hintertrrund. Ein etwas steifer Doktrinarismus und eine X'orliebe für magere
Formen ist allgemein. So tritt uns das Ornament nicht allein bei den Brüdern
Adam entgegen, sondern auch bei P. Columbani, der sein Ornamentwerk 1775 in
London publizierte, wenngleich bei ihm sowohl stilisiertes Pflanzenwerk eine grei-
sere Rolle spielt, als auch die Linie des Rokoko bisweilen noch anklingt. Des-
gleichen halten sich die Ornamentisten Matthias Darly [London 1773), James
Wyatt, George Richardson, W. Kent u. a. in den Grenzen der geschilderten Eigen-
art. Überall tritt uns eine eigentümlich kühle Reserve gegenüber allen jenen P'or-
menelementen entgegen, die nicht der Antike angehören. Charakteristisch ist
ferner die weitestgehende Ausbeutung des antiken Kameenmotivs, In länglichen
und breiten, runden und ovalen Reliefplättchen mit mythologisch-allegorischen
Figuren, in Einsätzen und Füllungen aller Art. in jeder Ausführung, in jedem Ma-
terial begegnet es uns wieder. Die antikisierende Plakette wird das allgemeine
Auskunftsmittel. [Siehe die Abbildungen auf Seite 313 und 315. | D
Ebenso wie das Ornament ist auch das englische Interieur in seiner Gesamt-
wirkung kühler und nüchterner als das französische, gewinnt aber durch einen
frischen, klassischen, vornehmen und trotz einer gewissen Steifheit nicht ungraziö-
sen Zug einen Reiz, der für die englische Welt des achtzehnten Jahrhunderts
gegenüber der vorangegangenen Interieurkunst einen viel gröjieren F'ortschritt
bedeutet als für den Kontinent der Übergang vom Rokoko zum Klassizismus. D
Das englische MÖBEL, wie es Robert Adam eingeführt hat, verfolgt nach
mancher Richtung dieselbe künstlerische Tendenz wie das französische. So in
dem Streben, die Profiiierungen abzuschwächen oder ganz zu beseitigen, die
dünnen Möbelbeine nach unten zuzuspitzen, die Hauptschönheit in seltenen
311
Fournierliölzern und ausfrezeiohnetcr Arbeit zu suchen, P'lächcn uiuJKanten durch
Bandeinlajjon zu beijrenzen. Audi die vero;oldeten Scliiützereien und Holicfauf-
laijen, die Adam pelejjentlich anzubriny^en liebt, hat er von Frankreich über-
nonunen. Als eig^enartiLT enirlisdien Zujt erkennen wir da<Te<jjen das Streben nach
äuf>erster Zartheit und Scldankhcit der Konstruktionsteile und die bereits er-
wähnte, eigenartige Ausbildung des Ornaments, mit dem auch das englische
Möbel oft reichlich ausgestattet wird. Eine speziell englische Eigenart ist hierbei
eine nicht selten auftretende bunte Bemalung auf dem glatten Fournierholze | ge-
wöhnlich goldgelbes, sogenanntes Satinholz |. Besondere Abweichungen vom
französischen Vorbilde zeigt auch oft das Rahmenwerk der gro|-^en und kleineren
Wandspiegel, das ganz in architektonische Zierglieder und Ornamente aufgeWist.
die deutliche Absicht kund gibt, die phantastischen architektonischen Wand-
malereien Pompejis in plastische Form zu übertragen. Solche Kompositionen
finden wir namentlich bei Adam und Matthias Lock, dessen Vorbildcrsammlung
1769 erschien [Abb. 239]. D
.Mit stärkerer Betonung englischer Eigenart erfolgt die Stilentwicklung durch
die beiden nur um weniges jüngeren Fortbildner der von Adam ausgegangenen
Anregung, durch HP3PPLEWHITE. dessen Möbelpublikation 1788 erschien, und
SHER.\TON, der 1791 mitseinemVorlagewerkvordieÖffentlichkeittrat. Nirgends
in Europa, Holland ausgenommen, begegnet uns eine verfeinerte bürgerlicheKul-
tur so wohltuend und ohne alle Ziererei und innerliche Leere wie hier. Ohne in
Überladung undPhantastik zu verfallen, sinddieseMöbeldochkeineswegs trocken
und phantasielos. Befremdend wirkt nur die Dünnbeinigkeit und Dünnstäbigkeit,
die wir überall antreffen. Zieht man aber die Freude in Betracht, die das an-
brechende Zeitalter der Maschine an dem Zusammenspiel von geringstem Kraft-
aufwand und höchster Leistungsfähigkeit hatte, dann gewinnt auch diese Eigen-
tümlichkeit tiefere Bedeutung. Hepplewhite hat bei seinen Entwürfen mehr das
einfache praktische Möbel im Auge, Sheraton arbeitet im allgemeinen mit einem
größeren Aufwände von Ornamentik und dekorativem Detail, wodurch er einen
engeren Anschluß an Adam gewinnt als sein Rivale. D
Die Erfindungskraft der beiden Führer auf dem Gebiete der Möbelindustrie —
denn Adam hatte mehr den Innenraum als architektonische Gesamtheit im Auge
— zeigt sich namentlich in der außerordentlich mannigfaltigen Ausbildung der
STUHLLEFLNEN, in denen Nachklänge der Formen Chippendales leicht zu er-
kennen sind, und denen bei aller Zierlichkeit eine fast unverwüstliche Festigkeit
eigen ist. Ohne hierfür eine Gewähr zu besitzen, pflegt man, wie Muthesius, dem
wir hier folgen, ausführt, die Stühle mit Reiherfedern oder Weizenähren, und die
mit schildartiger, oder herzförmiger Lehne Hepplewhite zuzuschreiben, die andern
aber Sheraton. Der Stuhl, sowie die Lehnstühle sind teils ganz aus Holz (Abb. 244
und die Abbildung auf Seite 319j, teils zeigen sie eine Polsterung der Sitzfläche.
Die Rücklehnen sind, wo wir nicht direkte französische Nachbildungen vor uns
haben, durchwegs ungepolstert. Das Sofa stellt sich seiner Form nach teils als eine
Zusammenfügung von Armstühlen dar, in der Weise, daß so viele einzelne Rück-
lehnen aneinander gegliedert sind, als es Sitzplätze hat, teils als eine Weiterent-
312
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wickluntT der Hank mit gera-
der i^opolstcrtcr Rücklclinc und
leiclit nach auswärts gcscliwun-
gencn Arnilelmcn. Eine beson-
dere, kurze Form ohne Rücklclnie
jedoch mit zwei nur in ilirem
obersten Teil geschwungenen
Armlclinen, hat das Sofa in den
Fensterbiinkon angenommen. D
DicTISCllFÜRMKN sind ziem-
lich mannigfaltig. Der Speisetisch
scheint keine künstlerische Aus-
gestaltung erfahren zu haben.
Ein schmaler Seitentisch von
länglich rechteckiger Form wird
als Tisch zum Anrichten benutzt.
Eine englische Eigentümlichkeit
sind die mannigfachen Tische
mit herabhängenden, vierecki-
gen oder runden Teilen der Tisch-
platte, die zum Zweck der Ver-
gröfierung aufgeklappt werden
ktninen, sie heißen Pembroke
tables [Abb. 242 1 und sind bis
heute sehr beliebt, ebenso wie
die bekannten zierlichen inein-
anderzuschiebenden Tischchen,
gewöhnlich ihrer vier, die zum
Abstellen der herumgereichten
Erfrischungendienen, das'Tisch-
Abb. 239: Kamin mit Spiegel, nü> n r.ni'.s ui 1 \, Uli koLicri Adam rjest' Incst of tablcsl An Stelle
der französischen Konsoltische, die in dieser Form auch in England eingeführt
werden, finden wir häufig auch halbkreisförmige Wandtische. Vor dem Sofa sind
auf einem Mittelpfeiler ruhende rechteckige Tische üblich. Überdies erfahren die
Nähtische mit ihren mannigfachen Einrichtungen eine besonders liebevolle Aus-
bildung, ebenso die zierlichen mit einer Glasplatte gedeckten Schautische. Ver-
schiedene kleine vierbeinige Tischchen mit runder oder viereckiger Platte und
etwas überhöhtem Rande, dienen für allerlei wechselnde Zwecke, als Blumen-
tische, Vasentische usw. Die Platten solcher Tische sind oft mit sehr zierlichen
Malereien geschmückt. □
An Stelle der KREiDENZ tritt in England der Anrichtetisch, 'Dresser'. Es ist ein
Tisch mit Laden in der Zarge und seitlichen verschließbaren Fächern, die bis zum
Boden herabreichen. Die Platte ist vorne nach einwärts ausgebuchtet oder nach
auswärts ausgebaucht und hat an der Rückseite ein Gestell aus Messingstangen
314
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Ö^.
zum Anleimen prröfierer Silber-
platten, an (lern sich manchmal
auch Leiichterarme befinden. An
die beiden Schmalseiten des An-
richtetisches schlic(it sich oft
ein postamentfiu-mijres Schränk-
chen, das verschiedenen Zwek-
ken, unter anderem auch zur Auf-
bewahruno; von Weinflaschen
dient. Auf diesen Schränkchen
befinden sich ffrojie, vasenför-
mige Behälter für das Eßbesteck,
eine Vorrichtung, die auch in
Deutschland Nachahmung gefun-
den hat [Abb. 247). Sehr wohl
überlegte Einrichtungen erfah-
ren die verschiedenen Formen
des SCHREIBTISCHES. Er er-
scheint bald mit kleinerem oder
größerem Aufsatz für Bücher und
dergleichen an der Rückseite,
bald in Form einer Bureaukom-
mode mit Schreibplatte, darüber
ein schrankartiger, zuweilen mit
j Glastüren verschlie}->barer Auf-
I satz, bald in ovaler oder nieren-
f(')rmig abgerundeter P'orm mit
freier Platte |Abb. 240|. Auch
Schreibschränke nach französi-
scher Art werden ausgeführt, wie
z. B. der auf der Tafel abgebil-
dete Sekretär aus Zedernholz mit
Wedgwood- Einlagen, Damen-
schreibtische kommen in sehr
mannigfachen, oft höchst zier-
o liehen Formen vor; sie sind ge-
wöhnlich derart ausgestattet, daft sie für verschiedene Zwecke verwendbar sind.
Überall begegnet uns die Tendenz der Raumersparnis und möglichst vielseitigen
Ausnutzung des Möbels. Besondere Sorgfalt wird dem Bau der meist dreiteiligen,
oft sehr umfangreichen Bücherschränke zugewendet, deren verglaste Türen oft
in ähnlich phantasievoller Weise wie die Stuhllehnen mit zierlichem Stabwerk
geschmückt wurden. D
An kästen- und schrankartigen Möbeln sind die PORZELLANSCHRÄNKE mit
abgerundeten oder abgeschrägten Ecken, auf vier langen Beinen oder auf einer
316
Abb. 240: Schreibtisch mit Bücherschrank, entworfen von
O Sheraton
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KOMMODE • ENTWURF
VON K. ADAM D D
D Abb. 244: Stühle in Hepplewhites Art D
Kommode stehend zu erwähnen, ferner die Kommode, deren Vorderseite manch-
mal leicht ausgebogen ist |Abb. Seite 31 7 1, und die KOMMODE mit zweitürigem
Schrankaufsatz für Kleider, die nicht gehängt, sondern gelegt werden. D
Das BETT erfährt im Vergleich zur früheren Zeit die geringsten Veränderungen,
es befindet sich unter einem von vier zierlich gedrehten, oft auch geschnitzten
Säulen getragenen Himmel, ist von Vorhängen umschlossen oder wird von einem
zeltartigen Aufbau mit schrägen Seitenwänden überdacht oder auch von einem
runden oder geschwungenen Baldachin bedeckt. Alle diese Vorrichtungen sind
aber gewöhnlich höchst einfach und schmucklos, ebenso wie das übrige Holzwerk
des Bettes. Ein anmutig ausgestattetes Möbel ist dagegen der ANKLEIDETISCIi
für Damen, dessen wohl ausgestattete Inneneinteilung für jedes einzelne Gerät
und Gefäß eigens eingerichtete Fächer aufweist. Eines der hübschesten Beispiele
hierfür ist jener Toilettentisch des South Kensington Museums, den Angelika
Kauffmann mit Malereien geschmückt hat. Die zierlich geschwungene Vorderseite
dieses Tisches ist mit Fächern und Laden ausgestattet, an der Rückseite erhebt
sich ein sockelartiger, niederer Aufsatz mit kleinen Lädchen, auf dem zwischen
zwei Aufbauten mit Fächern, dessen Türen schwebende Tänzerinnen schmücken,
ein schildförmiger drehbarer Spiegel angebracht ist. Über solche Toilettetische
pflegen Gardinen herabzuhängen, wie denn das Schlafzimmer überhaupt so ein-
gerichtet ist, dag es auch als E^mpfangszimmer dienen kann. P>in Rasiertisch und
ein groger in Rahmen drehbarer Standspiegel nebst allerlei Kleingerät vervoll-
ständigen die Einrichtung, bei der auch Schutzschirme verschiedener Art, hohe
Dielenuhren und kleinere Kaminuhren nicht fehlen. Allenthalben zeigt der eng-
lische Hausrat dieser Zeit, dafi der feminine Zug, der dem Einrichtungswesen auf
dem Kontinente eigen ist, hier fehlt, und daß bei aller Rücksicht und Liebens-
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STrULK UND STUHLLEHNKN
ENTWORFEN VON SHERATON
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Abb. 242 und 243: (OhenJ Aufklapptisch. Pembroke tablf
[Un;eD] Silberner Deckelpokal. London 1774. London
Soulb Kensio^on Museum
D
320
□ würdijjkeit, mit der der Knnlän-
der die ZartluMt und Kiij^enart des
schönen Geschlechts berücksich-
tigt, diese Aufmerksamkeit doch
nicht förmUch als Lebensaufgabe
des Mannes aufgefafU wird. D
Was die BRONZKN anlangt, so
haben sowohl die Mc'jbelbronzen
sowie die selbständigen Bronzen
und Bronze-Uhren in England eine
weit geringere Ausbildung erfah-
ren als in Frankreich. Dreifüfie
mit Kandelabern, Wandarme, Gi-
randolen und Hängelampen wie
sie R. Adam und Sheraton zeich-
nen, bewegen sich innerhalb der-
selben Grenzen künstlichen
Formempfindens wie die früher
geschilderte englische Ornamen-
° tik dieser Zeit. Auch sie haben
etwas Trockenes, Mageres, Dürf-
tiges an sich, ohne jedoch der
Grazie und Vornehmheit zu ent-
behren. Dasselbe gilt von den
Uhren. Die englischen EISEN-
ARBEITEN dieser Zeit kommen
künstlerisch kaum in Betracht.
Ebensowenig das ZINN. Denn so
stark auch dessen Verbreitung
ist, es hat künstlerisch kaum eine
selbständige Stellung erreicht und
schliefit sich eng an die Vorbilder,
die ihm die Geräte und Gefäfie in
Silber bieten. D
Die GOLD- und SILBER-
SCHMIEDEKUNST stand im acht-
zehnten Jahrhundert in England
in hoher Blüte. Die Goldschmiede-
innungen von London, Birming-
ham, Sheffield, York, Exeter,
ehester, Newcastle upon Tyne
und in Schottland die von Edin-
burgh, Glasgow und Dundee, in
D Irland die von Dublin und Cork
Abb 244 •.'46: Silberne Salzflnaor I.nnrfun 1T7-
a
waren die bedeutemisten. Die Meii^c dir Arljoitcn war wn achtzehnten .Jahr-
hundert tjrül^er als jemals, denn Hand in Hand mit der steinenden Machtentwick-
hniif Knj^hinds nimmt auch die Produktion an Silberarheiten stetig zu und wird
unterstützt von der Sitte, bei feierlichen Aidiissen namentlich bei Kamiiienfesten
Silber- und Goldgeschenke zu überreichen, die sich dann als Familienbesitz von
Generation zu Generation forterben. Ebenso sind Zünfte, StadtKcmeinden und
Korporationen verschiedenster Art oft im Besitze gröfterer Mengen alten Silbers.
Das sorgfältig durchgeführte Markierungswesen in England, im Verein mit den
wohlgeordneten Archiven der Zünfte setzt den Forscher in der Regel in die Lage,
Art, Meisterzeichen und Flntstehungsjahr genau zu bestimmen. Die hervor-
ragendsten Goldschmiede nach 1750 waren nach Montague Howard: William
Plummer, Paul Crespin, Peter Cachambo, Thomas Harache, Simon Le Sage,
Sir William Benn, John Blachford, Sir Richard Glyn und Charles Sprimon. Der
letzte ist zugleich der Gründer der Porzellanfabrik zu Chelsea (17501. ^- ^- Moser
war Goldschmied und Maler. Kr war der Gründer der Malerakademie [ 1768), deren
erster Präsident Sir Joshua Reynolds wurde. Wesentlichen Anteil an dem Auf-
schwünge der Goldschmiedekunst hatten eingewanderte französische Arbeiter.
Zu Beginn der klassizistischen Periode wurden von den Silberschmieden zu-
nächst die Motive der Wedgwoodarbeiten kopiert. .lohn Flaxman 1 1 75.5 1 820 1, der
Bildhauer, zeichnete für Josiah Wedgwood und ebenso für die Silberschmiede
Rundell & Bridge. Für dieselbe Firma hat Thomas Stothard. der Maler [1755
bis 1834 1, Entwürfe geliefert. Auch die Gebrüder Adam arbeiteten für Silber-
schmiede und führten klassizistische F'ormen ein. Die Formen, die dann in der
Empirezeit, etwa zwischen 1800 und 1820 in F^ngland entstanden, sind im wesent-
lichen bis heute auch auf dem Kontinent noch üblich So die 'Violin-Rücken'-Form
der Löffel, die zu Anfang des neunzehnten .Jahrhunderts in England aufkam, und
die entsprechenden übrigen F'ormen des Eftzcuges. Die Dessertmesser dieser
Zeit hatten silberne Klingen und Fllfenbeingriffe, die oft grün gefärbt waren. Die
Unzahl von Formen für Teebüchsen-Löffel, wovon das South Kensington Museum
eine sehr interessante Sammlung besitzt, und die zu Ende des achtzehnten Jahr-
hunderts zuerst erschienen, durchlaufen alle Abwandlungen von der zierlichen
Muschel und dem schlanken Lorbeerblatt bis zur eckigen Schaufel und der natu-
ralistischen Jockeimütze. Die Salzfässer waren von ovaler P'orm, entweder
schiffchenförmig mit Fuft oder in Form einer durchbrochenen Galerie mit niederen
Akanthusfüftchen und Glaseinsatz Abb.244--246]. DieBecher,SchaIen undPokale,
21 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 091
O Abb. 247: Piedestale mit Vasen, entworfen von Sheraton D
die je nach ihrer Form zu verschiedenen Zeiten mit verschiedenen Namen benannt
werden, erhalten unter Georg III. antike Urnenform mit ziemlich weit abstehen-
dem Henkelpaar und spitz zulaufendem Deckel (Abb. 243 1. Festons, Medaillons,
Riefelungen, Masken und Akanthusblätter bilden ihren Schmuck. D
Die Trinkkrüge Tankards', früher oft reich verziert, erhielten eine glatte,
leicht geschwungene Form, wurden schliefilich ganz schmucklos und criimerten in
ihrem Aussehen an Faf,binderarbeiten [Abb. 249 und 251 1. Eine ähnliche Ent-
wicklung können wir bei den Schalen und Bowlen beobachten. D
Von den Kaffee- und Milchkannen [Abb. 250 u. 252 1 gilt dasselbe wie von den
Pokalen. Sehrfrüh erscheint diedurch China beeinfluPite kugelige, glatte Form der
Teekanne [Abb. 251], der entsprechende Formen der Sahnenkannen zur Seite
stehen. Reicheren Schmuck erhalten die gleichzeitigen Zuckcrschalen, in deren
Ausgestaltung groP^e Mannigfaltigkeit herrsfht und die bald korbförmigaus dünnen
Stäben gebildet werden und einen Glaseinsatz erhalten, bald den Salzfässern ähn-
lich geformt werden. Dasselbe ist bei den Körben für allerlei Gebäck der F'all,
denen die Aufgabe zufällt, einen, wenn auch bescheidenen, so doch nicht unbemerkt
bleibenden Schmuck des gedeckten Tisches zu bilden. Zu höchster Entwicklung
gelangt das Korbmotiv in den sog. 'Epergnes', die zu Anfang des achtzehnten Jahr-
hunderts zu einem großen, in zentralem Aufbau sich entwickelnden Mittelstück der
Tafel ausgestaltet wurden, manchmal mit Kerzendillen. Figuren und Trägern von
allerlei Gewürzbüchsen und Gewürzschälchen [Abb. 253]. Essig- und ölständer
unterliegen dem Formenschema, das bei Körbchen, Salz- und Zuckerschälchen zur
Anwendung gelangt. Zuckerstreuer, Pfefferbüchsen u, dgl. erhalten hohe, schlanke,
322
Abb. 249 2SI: SilberfferSTc. (Links) Trinkknig (Tankard), London 1781. (Mlitr] Kanne, London 1773
D (Rechts) TrinkkruK, London ITM D
vasenartijje Formen. L'in 17i)0 tritt die Gepflogenheit auf, die platten Flächen der
Gefät^c mit abwechsehid matten und polierten senkrechten Streifen zu bedecken
[Abb. 254 1. Mit derselben einfachen Kle^jan/ wurden die Toilettejjerätschaften in
Silber oder Gold ausgeführt. Büchsen. Näpfe und sonstige Utensilien erhalten ge-
wöhnlich keinen anderen Schmuck, als einen einfachen Perlenstab oder feinen
Wulst am Rande, in der Mitte aber das Wappen des Besitzers oder sein Mono-
gramm, etwa von Palmzwoigen oder sonstigem Pflanzenmotiv begleitet. Keichcrcn
Schmuck mit Akanthusblattranken. Reliefjjalmetton u. dgl. weisen oft die goldenen
und silbernen Präsentierteller auf, doch bleiben auch hier die Wappen, als das-
jenige was die rein persönliche Beziehung zum Objekte am schärfsten betont,
die Hauptsache (Abb. 255). D
Die Leuchter und Kandelaber ähneln ziemlich stark den französischen, nur sind
sie gewöhnlich einfacher und erhalten oft in Schaft und Fufi einen viereckigen
Grundriß. Indes auch hier strebt die Fintwicklung immer mehr den schlanken,
glatten Formen zu. D
Mehr als die (iold- und Silberschmiede halten sich die englischen JUWKLIKRF
im allgemeinen an französische N'orbilder; doch kommt auch hier die britische
Eigenart deutlich zum Vorschein. Dies zeigt sich unter anderem namentlich bei
dem Juwelier und Kupferstecher .1. Guin, der in seinem 1762 zu London erschie-
nenen'Livre d'ouvrage de joualleric invente' etc. Entwürfe für Kreuze, Medaillons
mit Edelsteinen, Dosen usw. bringt, sowie bei den Zeichnungen für Bijouterien
im Louis-WI-Oonre von S.M.Dinglinger. D
Die EMAILMALEREI, die unter Georg III. zu hoher Bedeutung gelangte, und
Künstler wie Engeheart. Nathanaol Howe, Richard Collins und Henry Bone aufzu-
21* 32.3
G Abb. 251 u. 252: Silberne Teekanne, London 1750 und silberne Kaffeekanne, London 1804 D
weisen hat, gehört mit ihren Porträten und sonstigen künstlerischen Leistungen
in das Gebiet der hohen Kunst. Dagegen fallen jene mehr fabrikmäP>ig ausgeführten
Emailarbeiten, deren Betrieb STEPHAN THEODOR JANSSEN in Battersea ein-
geführt hatte, ganz in den Kreis unserer Betrachtung. Janssen, der Sohn eines aus
Frankreich ausgewanderten Hugenotten, hatte, wie Garnier berichtet. 1753 oder
1754 eine Fabrik zur Erzeugung von emaillierten kleinen Galanteriegegenstanden
errichtet, deren Schmuck nicht auf dem Wege der Bemalung, sondern durch An-
wendung von Kupferstichen durchgeführt wurde. Die Zeichnung der Stiche war
in Emailoxyden ausgeführt; sie wurden durch Abziehen auf das weiße Email über-
tragen, worauf das Ganze noch einem leichten Brande unterzogen wurde. Die
Emaillen von Battersea zeichnen sich durch große Reinheit des weißen Grundes
und durch die Zartheit der Goldornamente aus. die den Gegenstand der Darstellung
umrahmen. Die für diese Technik am meisten verwendeten Stiche waren die von
Pillement. Die Fabrik erzeugte zahlreiche Galanterie- und Gebrauchsgegenstände
in Kupferemail, wie Dosen, Büchsen, Riechfläschchen, Salzfässer, Anhängeschild-
cben für Wein- und Likörflaschen und besonders eine Art Vasen, die man durch
Umdrehen des Deckels in Leuchter verwandeln konnte [Abb. 256). Die Emailbild-
chen bestanden in Porträten bekannter Persönlichkeiten, Genrebildchen. Karika-
turen, Landschaften, See- und Blumenstücken und waren meist in Rosa oder Purpur
ausgeführt. Die bedeutendste Sammlung solcher Arbeiten besitzt das South Ken-
sington Museum. D
Die Erzeugnisse, die Englands KERAMIK berühmt machten, waren die Wedg-
woodarbeiten. Sie übertreffen im letzten V^iertel des achtzehnten Jahrhunderts
alle anderen keramischen Produkte Englands an Bedeutung, und sind geradezu
typisch für die Verwertung des Klassizismus in der Töpferkunst. Verschiedene,
bereits in der erstenHälfte des achtzehnten Jahrhunderts in England auftretende,
keramische Erzeugnisse haben ihnen vorgearbeitet. Ihr Wesen beruht durchwegs
auf einer bis dahin wenig beachteten Verwertung an sich farbiger oder künstlich
gefärbter Tone. So die Herstellung des roten dem chinesischen nachgebildeten
Steinzeugs, das zweien Deutschen, den Brüdern Filers. in der Nähe von Burslem
um 1700 gelang. Femer die 'Agate- Ware', Töpfererzeugnisse von marmorartigem
324
O Abb. 253: Epergne von Robert Hennt-l, London 1776 bis 1780 D
Aussehen aus durcheinanderfjeknetetcn verschiedenfarbigen Tonen, dann die
gefleckte, sogenannte 'Schildkrott-Ware' und das gelblichweifie, mit Kehef-
schmuck verzierte Steingut mit Salzglasur. Wedgwood aber brachte alle diese
Techniken erst zu einer bis dahin unbekannten Vollkommenheit. JOSIAM WKDO-
WOOD, geboren 1730, begann seine keramischen Versuche 1749, verband sich
später mit Thomas Bentley, mit dem er bis 1780 arbeitete, und starb 1795. Kr er-
fand und verbesserte eine Reihe anderer für Töpferwaren geeignete Massen, bevor
er zur Urzeugung seiner berühmten blauen Masse mit ihrem wcif>en Reliefschmuck
gelangte. So verbesserte er die 'Cream Ware', ein Steinguterzeugnis, das nach
dieser Verbesserung auf Wunsch der Konigin Queens Ware' genannt wurde.
Ferner erfand er eine Masse, die verschiedene Steinsorten, wie Achat, Jaspis,
Marmor usw. nachahmen sollte. Sie bestand aus einem Gemenge verschieden ge-
färbter Tone und wurde mittelst Modeln ausgeformt, weil sich eine derart zuge-
richtete Masse auf der Drehscheibe nicht behandeln liefi. ohne die Farbenverteilung
zu verändern. Aufgelegter, oft vergoldeter Reliefschmuck bildete schließlich die
Verzierung [Abb. 257;. Er nannte sie 'Crjstalline Terracotta'. IJald darauf stellte
er eine schwarze. 'Basalt- genannte Masse her. die er zu hoher technischer V'oll-
325
koinnicnlioit brachte. Die GefäfiC, die er
daraus lierstellte, hauptsäelilieh Vasen,
versah er mit Rehet's oder mit Malereien
in Kmailt'arben | die er enkaustische Male-
reien nannte], wobei ihm im allfrcmcinen
die griechische Vasenmalerei als Muster
vorschwebte, die er aber durch Hervor-
hebung von Licht und Schatten 'verbes-
serte' (Abb. 258 1. Auch figurale Plastik
in schwarzer Basaltmassc, wie Büsten,
Statuen und Tiere, hat Wedgwood an-
gefertigt. Die Basaltmasse bildete den
Übergang zur Jasperware, deren Her-
stellung ihm 1781 gelang, die in ihrer
Dichte dem Porzellan nahe steht, und die
sich mit Metalloxyden durch und durch
färben lälU, was beim Porzellan nicht
durchführbar ist. Die schönste Farbe, die
ihm gelang, war die blaue, von ganz hel-
len bis in ziemlich tiefe Töne [Abb. 259 1.
Ferner erzeugte er ein Seegrün, eben-
falls in verschiedenen Abstufungen, ein
Rosa, Lila und verschiedene gelbe und
graue Jaspermassen. Dadurch, dafi über-
all das Weiji der Schwerspatmasse mit-
wirkt, sind alle diese F'arben glanzlos
und opak. Diese Erzeugnisse wurden mit
weifiem Reliefschmuck belegt. Für die-
sen schuf der Bildhauer Flaxman, neben
dem auch französische und italienische
Künstler arbeiteten, die Modelle. Es sind
mit höchster Vollendung und Delikatesse
ausgeführte, sehr flach gehaltene orna-
mentale und hauptsächlich figurale Kom-
positionen, teils freie Erfindungen, teils
direkte Kopien oder Variationen nach
antiken Sarkophagskulpturen und Gem-
men. Auch Reliefporträte von Zeit-
genossen und berühmten oder geschicht-
.KK «:^ .. ^rc i«u ,e-.u ,r I I Jich bedeutenden Persönlichkeiten der
Abb 2S4 und 2S5: (Oben) Silberne Va«e, London,
1775 bis 17W) G (Unteo) Goldene Servierpiafte, Vergangenheit wurden modelliert. Die
o London. Paul .storz. i«i3 bis 1814 D Produktion nahm bald ungeheure Dimen-
sionen an und erstreckte sich auf alle nur denkbaren Gegenstände, von großen
Kaminumrandungen bis zu den kleinsten Zierplättchen für Ohrgehänge und Rock-
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knöpfe. In Verbindung mit Mobein, Hronzen, Dcjjcn-
yriffcr), Sclinallen usw. traten Wedtiwoodrelief.s auf,
und selb.stver.ständlirh wurde das gesamte yri)t>e (lebiet
der üefät^pla.stik von ihnen in .Arisprueh ^jenoininen. D
Unter licn vielen Naclialnnun^en der \S'ed^woodware
sind die von John Turner in Lanc Knd die bemerkens-
wertesten. Ferner haben Henry Pahner in Hanley, Klijah
Mayer ebenda und Samuel Hollins in Shelton Wedijwood-
ware erzeugt. - Mehr nach kommerzieller als nach
künstlerischer Seite von j»ro(^>er WichtiKkeit ist das
weif^ic, bedruckte und bemalte en^dischc Steingut. Mit
der Krzeu^un^{ dieser Ware, die durch Wed^wood be-
deutende \'erbesserun^en erfahren hatte, beschiifti^ten
sich zahlreiche Fabriken. Die technischen Qualitiiten
und die Hilli^^keit dieser Frzeugnisse eröffneten ihnen
den Weltmarkt und esj^elang ihnen, die Fayenceproduk-
tion fast völlijT zu verdrän^jen und mit dem Porzellan er-
folgreich zu konkurrieren. Sie werden nach dem Haupt-
fabrikationsorte, Leeds bei Liverpool, im all^emeine^ als
Leeds Fotterv bezeichnet. Die Formen sind einfach und .^^ ,, .
Abb. 2M: I.cuchtcrvanr. Hat-
edel, der Dekor besteht in dem 1752 vom Kujiferstechcr tm..-» - Kmaii London, south
John Sadler erfundenen Überdruck, der unter anderem ° Ki-nningion Muaeum d
auch dahin führte, das keramische Produkt mit den Interessen des Tages in Zu-
sammenhang zu bringen und auf dem Geschirr politische Frcignisse in satirischer
Form zu illustrieren. Im übrigen bestritten hauptsächlich Landschaften und figür-
liche Darstellungen den Inhalt der Dekoration. D
Das englische PüKZFLLAN des achtzehnten .lahrhunderts ist kein Hart-
porzellan, sondern der franzcisischen pAtetendre verwandt, und läf>t sich mit leicht-
flüssigen Bleiglasuren dekorieren. In WORCliSTFK hatten um die Mitte des Jahr-
hunderts ein Arzt und ein Apotheker eine Fabrik gegründet. Als 1768 Porzellan-
maler aus Chelsea aufgenommen wurden, erreichte sie eine hohe Blüte, die durch
Dezennien anhielt. Worcester machte in dieserZeit prächtige Fondporzellane, die
nach Art der franzosischen in weiften Reserven bunte Malereien von Blumen,
chinesischen Figuren, Landschaften. Phantasievögeln oder anderen Tieren auf-
wiesen. Besonders bemerkenswert sind die Tafelaufsätze mit einem Unterbau von
Muscheln, Seeschnecken und ähnlichem, auf denen muschelartige Schalen ruhen.
Viel Verwendung fand hier der Überdruck, der durch Handmalerei ergänzt wurde.
Einem Niedergang, der um die Jahrhundertwende eintrat, folgte in unserer Zeit
wieder ein bedeutender Aufschwung. Schon um 1740 wurden in CHFLSFA Ver-
suche in der I*orzellanfabrikation angestellt, die sehr früh zur P>zeugung von
Riechfläschchen nach Meif>ener Muster in Form kleiner an einem Baumstrunk oder
dergl. gelehnter Gruppen und Figuren führten, die sich infolge ihrer Zierlichkeit
und sorgfältigen bunten Bemalung großer Beliebtheit erfreuten. Als die Fabrik
1770 Eigentum W. Duesburj-s, des Besitzers der um 1750 gegründeten Porzellan-
327
Abb. 257— 259: Arbeiten von Josiah Wedgwood, Vase in 'Crystallina Agate', um 1769, Vase 'Basalt',
bemalt in 'enkaustischen' Farben 1774, und blaue Jaspervase mit den neun Musen nach Modell von
D Flaxman um 1790 D
manufaktur in DERBY wurde, trat allmählich eine Verschmelzung der Fabrikations-
arten und ein Austausch der Arbeiter beiderFabriken ein. der es schwierig macht,
die Erzeugnisse derselben von einander zu unterscheiden. Auch hier entstanden
zahlreiche Figuren, bei denen eine mafivollere Art der Bemalung üblich war als in
Chelsea. Eigenart gewann Derby seit 1770 in seinen weißen Biskuitstatuetten. In
Stoke on Trent betrieb Josiah Spode um 1800 eine Fabrik, deren Erzeugnisse je-
doch nur nach technischer Seite hin einen Fortschritt aufweisen. In PLYMOUTH
und BRISTOL begann um 1770 eine Hartporzellanmanufaktur, die jedoch keine
künstlerische Originalität erreichte. Q
Was die TEXTILKUNST in England betrifft, so wurde auf die 'englischen
Spitzen' [points d'Angleterre] und auf die Bedeutung des englischen Stoffdruckes,
der sich besonders in Anlehnung an die orientalischen Vorbilder entwickelte, bereits
Seite 183 und 184 hingewiesen; die zahlreich erhaltenen Stoffdrucke, besonders
kleinere Tischtücher, deren Darstellung sich auf Zeitereignisse, später besonders
der Napoleonischen Periode, beziehen, können in den seltensten Fällen Anspruch
auf künstlerische Bedeutung machen. Unter den englischen STICKERPZIEN sind
seit Alters auffällig viele Musterbücher |samplers| erhalten, was wohl mit dem
Betriebe der Stickerei in besserenKreisenimZusammenhangesteht. Sehr sonder-
bar mutet es an, am Ende des achtzehnten Jahrhunderts selbst blofte in Stickerei
ausgeführte Landkarten als Flächendekoration von Kissen und ähnlichem zu finden.
Es hängt das wohl mit dem Zusammentreffen nüchternen Nationalgeistes mit den
Anschauungen einer rationalistischen Zeit zusammen. D
328
4. ITAl.lKN. D
Der italienische Klassi/isiiuis lumj^t keiiieswej^s blof^ von der Hewej,nin^al),{lie
in Frankreich zur Antike hindriint^te, ob^jleich ein Zusammenhang nicht ^eleu^Miet
werden si»ll. Von ^rtif^^tcr Hedeutuni,' für Italien war die nationale klassizistische
Architektur, die bereits gleichzeitig mit dem späteren Louis-XlV bciiiimt. und auf
die wir schon in der Kinleitunj; hinzuweisen (icleßcnhcit hatten. Ohne uns in
Details einzulassen, brauchen wir hier nur an Meister wie Carlo Fontana, (lalilei,
V'anvitelli und an .luvaras Superga zu erinnern. D
Die Fntwicklun^, die das Kunstgewerbe im letzten Viertel des achtzehnten Jahr-
hunderts in Italien erfahren hat. unterscheidet sich wesentlich von der anderer
Länder. Italien hat, wie wir wiederholt sehen konnten, wenn man auch von seinen
Schätzen an Denkmälern antiker Kunst ganz absieht, in ilieser Zeit nach allen Sei-
ten hin befruchtend und anregend gewirkt; weder in Frankreich noch in Deutsch-
land und Fngland hätten die Dinge den Verlauf nehmen können, den sie tatsächlich
genommen haben, ohne denKinfluf> der italienischen Kunstwerke, für die in den in
nächster Nähe befindlichen architektonischen und ornamentalen Denkmälern der
Renaissance ein kaum zu übersehender Wegweiser vorhanden war. So wurde die
klassizistische Kunst Italiens eine der wichtigsten Voraussetzungen für di<' Ent-
wicklung des Louis X\'I-Stiles. Dennoch liegt die Führerschaft nicht bei den Künst-
lern jenseits der Alpen. Der Klassizismus des achtzehnten .Jahrhunderts tritt in
Italien nicht in geschlossenen Formen auf und gewinnt infolgedessen nicht die-
selbe Bedeutung wie im Norden. Für seine Entwicklung fehlt der grof^e politi-
sche und soziale Hintergrund, ohne den eine führende Stellung nicht möglich ist.
Wir haben das venezianische, das lombardische, das toskanische, römische und
neapolitanische Kulturgebiet vor uns; jedes derselben fühlt sich vom anderen
mehr oder weniger unabhängig und pflegt seine selbständige EÜgenart. Toskana
gelangte unter der Regierung des (irop>herzogs Leopold, des jüngeren Hruders
Kaiser Josefs IL, zu hoher Blüte und ward von ganz Europa als das geordnetste
und kultivierteste staatliche Gemeinwesen anerkannt. In Venedig lebte eine vor-
nehme Gesellschaft, die noch immer auf>erordentlichen Luxus pflegte, in der
Lombardei entstanden neue Schlösser und Paläste, die römische Kunst pflegte die
durch Piranesi zum Ausdruck gekommene Geschmacksrichtung, in Neapel machten
sich die von Pompeji und Herkulaneum ausgehenden Anregungen in hervorragen-
der Weise geltend. Die Folge war eine ansehnliche Fülle und Mannigfaltigkeit der
Erscheinungen, aber ein Mangel an P'xtension jeder einzelnen Richtung. Es fehlte
die Grofizügigkeit im Kunstleben wie sie sich in Frankreich und England auf Grund
weitreichender internationaler Handelsverbindungen entwickelt hat. Daher ist es
das Charakteristische für Italien, daf^ wir überall auf P>scheinungen Stoffen, die auf
den ersten Blick den Anschein einer gewissen Zusammenhanglosigkeit erwecken.
Auf den Charakter der INNENDEKORATION hat die mangelhafte Entwicklung des
Rokoko jenseits der Alpen und die unmittelbare Nähe der antiken Vorbilder be-
stimmend eingewirkt. Dagegen fehlt em ausgesprochenes Gegenwartsempfinden;
die Innenräume entbehren der französischen Grazie und ermangeln trotz starker
naturalistischer Neigungen anmutvoller Leichtigkeit. D
329
^<iK
PARTIE DER STUCCODEKORATION DER DECKE
IM SPEISESAALE DER VILLA REALE IN MONZA
^
WANDÜEKORATIUN IM PALAZZO
DUCALE (CORTE REALE] IN MANTUA
Alte Kunsttraditionen bewirken aller-
din^rs. wie dies namentlich in Oberitalien
beobachtet werden kann, ein Zurück-
treten jenes süftlich femininen Wesens,
das die gleichzeitige französische Kunst
zur Schau trägt, dagegen schwindet ihr
.bestrickender Reiz, der als lebendige
Sprache der Zeit uns immer wieder zu
fesseln weif;. D
Auf die Innendekoration im Norden
Italiens hat der Professor der Ornamentik
an der Mailänder Akademie, GIOCONDO
ALBERTOLLI durch seine Entwürfe und
^ - V ,, ■ w ,-a-, n„ 1 „ Publikationen erfolgreich eingewirkt.
c K3r:.^. --> KcTistsrewerbemusenin Q Seine Kompositionen für Interieurs von
Palästen zeigen reich kassetierte. mit Ornamenten fast überladene Plafonds, wie
2. B. der im Speisesaale der Villa Reale in Monza, während in der Behandlung der
Wände das architektonische Element stark in den Hintergrund gedrängt wird.
Der hierbei zur Anwendung kommenden Ornamentik, die sich oft ins kleinliche
verliert, mangelt es an imierer Kraft, so daft sie auch dort keine bedeutenden Wir-
kungen erzielt, wo sie sich den Liniensch>»"ung der Renaissance anzueignen sucht
Wbb.S. 330'. Denselben Ein druck wie in derVillaReale inMonza empfangenwir im
Palazzo Reale in Mailand, wo sich die ebenfalls von Albertolli ausgeführte Innen-
dekoration nebst ihrer pedantischen Trockenheit durch stärkere Betonung des
r::"'--^' - '■ — -''-''Sch behandelten Pflanzenomamentes von den Werken des sech-
2. ... erts unterscheidet. Auch die 1783 reizvoll ausgeschmückten Zim-
mer des Appartimento dell'imperatore im Corte reale in Mantua besitzen bei allem
Reichtiim wenig Originalität [Abb. S. 331". Den gleichen Charakter zeigt der Palazzo
F . so in Mailand. In Mittel- und Süditalien überwiegt, wie bereits gesagt
•wurde. derEinfluf; der Ausgrabungen in Herkulaneum imd Pompeji. Den lun 1763
ausgeführten Billardsaal der Villa Albani in Rom schmücken herkulanensische
Grot - ' - Die Andeutimgen von Wanddekoration bei Piranesi weisen enge Ver-
■w^nc:-;^^ :: mit p'^'^'^ianischen Wandmalereien auf. Im übrigen gibt der 1769
ers(±ienene zwar. _- Band seines Kupferstich werkes mit den vielen Kamin-
entwürfen von oft geradezu wilder Phantastik und den mannigfachen ägj-ptisie-
renden Motiven, wie sie die italienischen Museen boten, einen guten Begriff von
der r y. nach der hin die dekorative Phantasie tätig war. Sie ist um 1 770 trotz
angestreoter Modernität im wesentlichen noch vielfach barock. Die Häufung der
Motive, das Schwere und Überladene in allem Detail entspricht weitaus mehr dem
Kunstempfinden vorausgegangener Perioden, als einem durch die Antike geläu-
terten Geschmack. O
Mehr noch als das Interieur stand das italienische MÖBEL der Klassizismus
- Emflüssen sehr verschiedener Art, die nicht, wie z. B. in England, in ihrer
« zu neuen Erscheinungen führten, sondern sich einzeln und unab-
—:. — »
^
a Abb. 261: Zwei Sofaentwürfe von Giuseppe Soli D
hängig von einander zur Geltung zu bringen suchten. Die Folge davon ist das Auf-
treten sehr verschiedener Typen, bei denen nur ihre Entstehungszeit das einigende
Band bildet. D
Manchmal ist der Geist dem der italienischen Renaissance so verwandt, daP, wir
zweifeln können, ob das Objekt dem 16. oder dem 18. Jahrh. angehört, wofür der
halbrunde Konsoltisch des Berliner Kunstgewerbemuseums ein bekanntes Beispiel
ist [Abb 260]. Ein andermal machen sich die besonderen Einflüsse geltend, die
speziell auf altrömische Vorbilder zurückzuführen sind und in PIRANESI ihren
wichtigsten Vertreter haben | s. Tafel ; Kommode usw., Entwurf von J. B. Piranesi |.
Auch seine Möbel sind in ihrer Gesamterscheinung barock oder lehnen sich an
französische Rokokovorbilder an. Bei Kommoden, Tischen und Sitzmöbeln aller
Art herrscht die geschwungene Profillinie. Antikisierend ist nur das schmückende
Detail, das sich in außerordentlicher Fülle über das Objekt ergießt, oft eine förm-
liche Musterkarte von Motiven bietend. Allerdings dürfen wir Piranesis Entwürfe
nicht als Beispiele von absoluter Gültigkeit ansehen, denn ohne Zweifel hat sich
die Praxis nie anders daran gehalten, als indem sie wesentliche Veränderungen
333
D Abb. 26j: Toilettentisch, italienisch, um ivao. Berhn, Königliches Kunstgewerbemuseuni ü
und Vereinfachungen vornahm, immerhin blieb die allgemeine Tendenz doch die-
selbe. Nach 1780 sehen wir einen speziell italienischen Klassizismus, mit fran-
zösischen Einflüssen vermengt, auftreten wie in den Entwürfen des Malers und
Architekten GIUSEPPE SOLI | Abb. 261 ]. Aber auch deutsche, und deutsch-eng-
lische Formen kommen vor, wie wir es z. B. an dem hier abgebildeten Toilettentisch
und dem Stuhl im Berliner Kunstgewerbemuseum sehen | Abb. 262 und 263 1. Eine
auf bestimmte Ziele gerichtete Konzentration der künstlerischen Mittel, wie es
etwa das Dominieren der geraden Linie, das Streben nach größeren P^lächen, ihre
Belebung durch reichen ornamentalen Schmuck, die konsequente Durchführung
architektonischer Gliederungen u. s.w. sind, läf^t sich in Italien nicht mit derselben
Schärfe wie in Frankreich beobachten. ImDetail dagegen zeigt sich viel den fran-
zösischen Beispielen Verwandtes. Auch in Italien spielt die Marketeric im Möbel
eine wichtige kolle und auch hier gehört reicher Bronzeschmuck, oder ihm ent-
sprechende Schnitzerei zur Charakteristik des Möbels. D
Auch über die frühen im neuen Geschmacke auftretenden italienischen BRON-
ZEN geben uns Piranesis Entwürfe willkommene Aufschlüsse. Wir finden hier zahl-
reiche Kaminvorsetzer und durchbrochene Feuerschirme von üppigster Formen-
gebung, wobei das Rokoko und die Antike sich seltsam mengen, ferner prächtige
334
t/3 L/
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r/i r-
5 ^
Wand- vind Standuhren, Arm-
leucliter, Vasen usw. in demsel-
ben Charakter. Weit weniger
phantasievoll sind die Entwürfe
für Mctallarbeiten von Albertolii.
Bei ihm tritt naturalistisches
Pflanzenwerk in Form von Blu-
nienirewinden stark in den Vor-
derttrund und das Rankenwerk
des sie begleitenden Akanthus-
laubes zeigt rundliche, aller
Strammheit entbehrende Formen
[vgl. Abb. 264 1. Für eine charakte-
risierende Zusammenfassung der
auf dem Gebiete der Bronze-
industrie tatsächlich ausgeführ-
ten Stücke fehlt es uns an den
nötigen Vorarbeiten. Nach Fort-
num sollen Francesco Ladetto in
Turin und Giovanni Paolo Ve-
nasca Beschläge für Möbel ange-
fertigt haben. Der Reichtum Ita-
liens an Kunstwerken aus frühe-
ren Perioden hat dahin geführt,,
daf^ dem Klassizismus südlich der Alpen noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt
wurde. Ebenso wie hier, verhält es sich auch auf dem Gebiete der Edelschmiede-
arbeiten, des Schmuckes und der damit verwandten Erzeugnisse der Kleinkunst.
Die stärkere Betonung des Naturalismus und eine freiereBetätigung der Phantasie
lassen sich aber auch hier erkennen. Mailand war der wichtigste Ort für die
italienische Gold- und Silberschmiedekunst dieser Periode. Der hier abgebildete
silberne Armleuchter und der Fu^ eines Ostensoriums sind prächtige Beispiele
hierfür [vgl. die Abbildungen Seite 335]. Venedig hat als Spezialität auch in dieser
Zeit noch die Filigranarbeit, überdies pflegten Turin, Genua, Florenz und andere
größere Städte die Goldschmiedekunst in hervorragender Weise. Auf dem Ge-
biete der KERAMIK sind die Fabriken von Ginori in Doccia bei Florenz, und die
unter Ferdinand IV. nach Neapel verlegte Porzellanfabrik von Capo di Monte die
wichtigsten. Ginori erzeugte bereits um die Mitte des Jahrhunderts nach der An-
tike modellierte Figuren, verlor aber später allmählich an Bedeutung. In Neapel
pflegte man vom Anbeginn der Übersiedelung [1771] antikisierende Formen und
hielt sich im Dekor an Motive aus Herkulaneum und Pompeji sowie an die land-
schaftlichen Veduten der Umgebung. Die Farbengebung ist heller und weniger
kräftig, als in den Porzellanfabriken diesseits der Alpen. Die Porzellanmasse
ist weniger weiß als im Norden. Auf Servicen finden sich nicht nur Imitationen
antiker Vasenmalereien, sondern sogar die Vasen selbst reproduziert. Überdies
336
Abb.
D
263; Lchnstuhl, italienisch, \1'M. Königliches Kunst-
gewerbemuseum, Berlin. D
I
I
bemächtifjto suh die Biskuit-
plastik der antiken Statuen. Die
Fabrik wurde 1821 aufgelöst.
Das Zurücktreten und langsame
Ausleben der italienischen TKX-
TILKl'NST gegen Knde des acht-
zehnten Jahrhunderts wurde be-
reits im vorangehenden Abschnitt
geschildert. D
SPANIKN hat seit der zweiten
Hälfte des acht/ehnton Jahrhun-
derts wenig Originalität im Kunst-
gewerbe entwickelt. Der klassi-
zistische Stil folgt hier mehr den
italienischen als den französi-
schen Vorbildern. Größere Be-
deutung auf kunstgewerblichem
Gebiete gewannen nur die Por-
zellane von BIKN KKTIHO bei
Madrid. Die P'abrik repräsentiert
sich gewissermaf^en als Fort-
setzung von Capo di monte. Sie
wurde 1759 auf Befehl Karls III.
gegründet und 1760 mit 53 Ar-
beitern aus Capo di monte, dar-
unter dem Modellmeister Caye-
tano Schepers, und mit zehn der
besten Zöglinge der Akademie
San Fernando in Betrieb gesetzt. Der zweite Modellmeister war Carlos Gricci.
Die beiden Direktoren waren Juan Tomas und dessen Sohn Domingo Bonicelli.
Die Erzeugnisse kamen in den ersten dreif>ig Jahren nicht in den Handel, sondern
wurden nur an den Hof abgegeben, der sie zum Teil zu Geschenkzwecken, zum
Teil zur Ausstattung königlicher Paläste verwendete. Eine der ersten bedeuten-
den Arbeiten war die zwischen 1763 und 1765 erfolgte Ausstattung eines Kabinetts
in Aranjuez, die noch ganz in den F'ormen des Rokoko durchgeführt wurde und
Reliefauflagen mit japanischen Figuren aufweist. Bei einer zweiten, etwas späte-
ren, ähnlichen Arbeit, in einem Gemache des königlichen Schlosses in Madrid,
wechseln Spiegel mit Ornamenten und verschiedenen Porzellan-Appliken. dar-
unter gröf^ere Medaillons mit Kindergruppen in Relief. Hier sind bereits leise
Anklänge an den Klassizismus bemerkbar. Noch viel entschiedener tritt er in den
Wedgwoodimitationen hervor, bei denen Buen Retiro nebst Blau und Weifs auch
Gold anzubringen pflegte. DieFabrik bediente sich bei ihren Erzeugnissen sowohl
der weichen wie der harten Masse. Sie zeichnete sich durch Anfertigung hoher
Prunkvasen aus, die zum Teil vergoldete Bronzefassungen erhielten und mitSträu-
22 • Geschichte des Kunstgewerbes. U. 337
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Abb. CtM: Wandleuchter aus vergoldetem Eisen, italienisch
D um 17S0. Berlin, König). Kunstgewerbemuseum O
f>en voll Por/oUanbliinuMi ^csclimiu'kt wiirdiMi. Auch zalilreiclic Fliesen wurden
fabriziert, ferner fi<,nirale Tafelaufsätze und Husten. Nach Karls III. Tode, 1789,
wurde zwar der \'erkauf von Krzeuj^nissen der königlichen Fabi'ik ncstattet,
wegen der holien Preise kamen aber doch nur wenifre Stücke in Privatbesitz, und
1800 wurde der Verkauf wieder ein^restellt. Die Fabrik bestand aber noch bis
1812. ALCOR.A. wo seit 1764 ebenfalls Porzellan erzeugt wurde, erwarb sich be-
sonders durch seine Figuren im (lenre von Meif;en einen guten Namen. Die Leitung
der Fabrik lag bis 1774 in den Händen eines Deutschen, Johann Christian Knipfer,
und ging dann auf den Franzosen Fran(,-ois Martin über, dem 1786 Chiostermans
folgte, der sich hauptsächlich mit der Krzeugung von Gebrauchsgeschirr befaßte.
Mit der Imitation englischer Exportware, namentlich der Lceds Pottery, endigte
die selbständige Produktion in Alcora.
Der Mangel an Originalität, wie wir ihn in Spanien stark hervortreten sehen,
zeigt sich auch in den meisten andern europäischen Staaten; man erkennt all-
gemein ein Zurückgreifen auf ein imd dieselbe akademische Schablone. Wir
können uns daher mit einigen Andeutungen begnügen: D
In HOLLAND bringt zwar das Ineinandergreifen verschiedener Stilrichtungen
im Möbel einiges Originelle hervor, doch geht es so wie in den deutschen Hanse-
städten über eine enge, lokalbeschränkte Bedeutung nicht hinaus. In den öster-
reichisch-BELGISCHEN PRO\'INZEN war das französische Vorbild mustergültig.
Die Entwürfe im 'Nouveau livre de dessins de Jouallerie' z. B., die der Juwelier
L. V.AN DER CRUVCEN um 1770 in Brüssel herausgab, tragen vollständig fran-
zösischen Charakter: ebenso die übrigen in Belgien erschienenen, auf kunst-
gewerbliche Erzeugnisse Bezug nehmenden Stiche. In DÄNEMARK und SCHWE-
DEN dauerte die Herrschaft des Rokoko länger als in den übrigen Ländern und
wurde dann, fast ohne Übergangsformen hervorzubringen, vom Empirestil ab-
gelöst. D
In RUSSLAND ist es vor allem die Petersburger Kaiserliche Porzellanfabrik,
die für uns in Betracht kommt. Die Fabrik wurde 1744 gegründet und gelangte erst
1753, nach Überwindung der bei allen derartigen Unternehmungen eintretenden
Kinderkrankheiten, zu regelmässigem Betrieb. Von 1756 an konnten ganze Speise-
service verfertigt werden, an deren Herstellung allerdings MeiPicner Arbeiter
wesentlichen Anteil hatten. Einfarbige Malereien in Purpur, Grün, Schwarz oder
Gold herrschten noch vor. Unter Katharina II. machte die Fabrik infolge weiteren
Eingreifens ausländischer Kräfte bedeutende Fortschritte. Aus Wien waren Josef
Regensburg, aus Meif^en der Bildhauer Karlowsky, aus Paris der Werkmeister
Arnoult und der Bildhauer Rachette gekommen. Zwischen 1783 und 1794 liegt
die Blütezeit, in der die Produktion bis zu 38 000 Objekten im Jahre stieg. Für
die Formen waren die Erzeugnisse von Sevres und von Berlin vorbildlich, in der
Malerei trachtete man aber nebst westeuropäischen auch lokale Motive zu ver-
werten: Zeitereignisse, Porträte, Völkertypen. Kaufleute und Veduten. Prächtige
Vasen, Armleuchter, Statuetten und Service im Louis XVI-Stile stammen aus die-
ser Zeit. Das schönste und reichste Service dieser Periode hat Rachette modelliert.
Es besteht aus 973 Stücken, und hat als Mittelstück des Tafelaufsatzes die Statu-
338
ctte der Kaiserin auf einem von alle^;orischen Fimireu flaiikirrten rostaincnt; es
befindet sich ini Museum des Wintcrpalais. Für anilere^,'leicli/eiti^»e Service dienten
Werke Clodions, Falconets und des russischen liihlhauers Schubin als N'orbilder.
In späterer Zeit, unter der Herrschaft des Kmpircstils, bildeten ^jrop^e, dekora-
tive Vasen von antikisierender Form, mit reicher Vernohlunij, ver/.iert mit bunten
Malereien, meist Porträten und N'eduten, an deren Herstellung Professor Hatten-
berj;er hervorragenden Anteil hatte, den Hauptstol/. der Fabrik; 1804 wurden drei
Werkführer aus der königlichen Fabrik in Berlin nach l*etersburg berufen, denen
in den folgenden Jahren tiurch weitere Berufungen noch eine An/.ahl tüchtiger
Kräfte aus Frankreich und Deutschland folgte Die wiederholten Bemühungen,
ein nationales Flement in der Fabrik stärker zur (leltung /.u bringcri, konnten dau-
ernde Frfolge nicht aufweisen. D
rMPiKK. a
Wie derLouis-X\'I-Stil nahm auch dasFmpirc von Frankreich seinen Ausgang,
und auch hier stimmt die {Bezeichnung nicht genau mit der Zeitenfolge überein,
denn auch der Kmpirestil ist nicht aushchlicftlich der Stil des napolconischen
Kaiserreiches; er war am Vorabende der Revolution bereits im Wesentlichen vor-
handen. In Frankreich selbst pflegt man wohl feine l'nterschiedc zu machen und
spricht von einem dem Fmpire vorausgehenden Stil des DIRECTOIRE) und des
CONSULATES, aber im übrigen Europa lassen sich diese Unterscheidungen nicht
strenge durchführen und selbst in Frankreich sind sie keine durchgreifenden. D
Der Übergang vom Louis-XVI-Stil zum Fmpire war eine Sache von wenigen
Jahren und muf>te naturgemäf> um so rascher erfolgen, je weiter man sich zeitlich
vom Rokoko entfernte, je mehr die Erinnerung an die phantasicvollstc Kunstweise,
die jemals in Europa geherrscht hatte, verblaute, je mehr das Quellenmaterial
antiker N'orbilder anschwoll und je tiefer man in die Kenntnis antiker Kunst ein-
drang. Dennoch hätte sich dieser Übergang nicht so schnell vollzogen, wäre nicht
durch die Erschütterungen der französischen Revolution das gesamte soziale Leben
auf eine andere Basis gestellt worden und hätte nicht ein allenthalben um sich
greifender Radikalismus auch auf dem Gebiete der Kunst alles zu beseitigen
gesucht, was 'die Göttin der N'ernunft' als wertlos bezeichnete. Ein Geist strenger
Unerbittlichkeit hatte sich auch der Kunst bemächtigt und was uns heute zweifellos
als Härte erscheint, dünkte den damaligen Künstlern klares, unwiderlegliches
ästhetisches Recht. Der Reinigungsprozcf>, der mit dem Kampf gegen die Willkür
begonnen hatte, endete mit einem Sieg über die Phantasie. Das gesamte Kunstleben
sollte unter die Kontrolle der Wissenschaft und des Verstandes gestellt werden,
das ist der eigentliche Sinn, das Wesen des Empire. Daher seine Kälte, sein Mangel
an persönlichem Empfinden. Ethische und verstandesmäf>ige Werte traten an Stelle
der ästhetischen. Kunstgesetze von ewiger Gültigkeitsdauer aufzustellen, die
Wahrheit in der Kunst zu finden, war das Ziel : eine Utopie ohne Zweifel, aber
dennoch ein Streben voll sittlicher Kraft. Der Herzenszug der Zeit drängt nicht
so sehr nach der Antike als nach der Natur, und nur weil sie in der Antike die Ge-
setze der Natur am reinsten verkörpert findet, will sie sich mit der Kunst der
22» 339
C Abb. 2'iö: lleratuniissaal im Schlosse La Malmaiäon O
Griechen und Römer identifizieren. Mit der Wundergläiibigkeit frommer Wall-
fahrer blicken die Künstler nach Rom und Athen. Und was sie der Antike am
lebendigsten nachempfinden, das ist das Energische, Kraftvolle, durchsichtig Klare
und logisch Richtige. Eine seltsam kriegerische Stimmung liegt in allem, was sie
in Angriff nehmen. Ihre Werke raffen sich auf zu männlichem Ernst und es ver-
schwindet die weichliche, weibliche Auffassung. Das Südliche und Liebliche wird
vermieden, die feministische Periode der antikisierenden Richtung ist zu Ende,
es beginnt die Kunst des heroischen Pathos, jenes Pathos, das in der Geschichte
der französischen Kultur so oft Begeisterung weckte und Richtung gebende Be-
deutung gewann, um dann ebenso rasch zur leeren Phrase zu werden. Auch der
Empirestil vermochte nicht lange über seine innere Leere hinwegzutäuschen.
Seine theatralische Aufgeblasenheit machte alle guten Absichten gar bald zu
Schanden. Er überdauerte kaum die Generation, die ihn geschaffen, und von weiter
reichender Bedeutung wurde nur sein erzieherischer Wert und die ihm innewoh-
nende Idee, wissenschaftliche Ergebnisse aus fern abliegenden Perioden der Kunst-
geschichte auf das Schaffen der Gegenwart praktisch anzuwenden. D
Mit noch schärferer Betonung als imLouis-X\'I-Stil wird die stilbildende Kraft
der Architektur hervorgehoben. Architektonische Gesetze gelten für das gesamte
Kunstgewerbe. Nicht wie beim Louis-XVI-Stile ist es nötig, daf^ wir uns kurz mit
Architektur befassen, bevor wir vom Kunstgewerbe sprechen, denn die Rückkehr
zu architektonischen Formen war bereits im Louis-XVI-Stil erfolgt. Es handelte
340
73 C
So
. Vi
j^
•r.
O"
ü 1': ^ . Wür/burg, K(^l. Residenzschlog. Wohnzimmer der Königin D
sich nur um strengere ernstere Formen, um konsequentere Durchführung antiker
Baugesetze. D
Mehr noch als imLouis-XVI-Stile tritt im Empire die VorherrschaftFrankreichs
in ganz Europa in den Vordergrund. Politische, wirtschaftliche und soziale Mo-
mente haben diesen Zustand herbeigeführt und nicht zum geringsten die Zunahme
des internationalen Verkehrs. Dem Austausch geistiger Güter, der schon eine
Generation früher äußerst lebhaft geworden war, folgt eine Steigerung im Aus-
tausch materieller Werte. Eine nach Ländern getrennte Betrachtung der Er-
scheinungen auf kunstgewerblichem Gebiete widerspräche daher nicht minder
dem Wesen des Empire als den tatsächlichen äußeren Verhältnissen. Wir werden
daher unserem Ziele rascher entgegengehen, wenn wir die einzelnen Gebiete des
Kunstgewerbes in den verschiedenen Ländern nicht trennen, sondern sie unmittel-
bar nebeneinander überblicken. D
DAS LNTERIEUR. Entschiedener als der Louis-XVI-Stil betont das Empire die
Gesetze der Symmetrie. Mittellinie und Mittelpunkt sind die unverrückbaren
.Stützen der raumbildenden Phantasie. Indem er diese beiden Momente nie aus den
.\ugen verliert, entwirft der Künstler ein architektonisches Gerüste von tragenden
Gliedern, auf denen die Decke ruht, und hat somit einen nach den Seiten hin
offenen Raum, den er mit Fenstern, Türen und Füllungsflächen schließt. Bereits
342
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u: O
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• V
Abb
alon im (jrofthtrzi'gl Schlosse Fnedensiem
im Stiegenhaus sucht der Architekt die Fiktion der offenen Halle nach Möglichkeit
zum Ausdruck zu bringen. Kühle Ruhe, bei außerordentlich fein berechneten
Dimensionen genügen hier der künstlerischen Absicht, die auf Kommendes vor-
bereiten, keinen Aufenthalts-, sondern nur einen Durchgangsraum schaffen will.
Vom Stiegenhause gelangt man in einen ebenso fein gestimmten Vorraum. Er ist
farbiger und behaglicher als das in ganz hellen gelblichen oder grünlichen Tönen
. ,VT't<?ne Stiegenhaus, seine überleitende Betimmung kommt aber in ange-
ner Zurückhaltung und Sparsamkeit deutlich zum Ausdruck. D
Reicheren Schmuck zeigen erst die Wohn- und Empfangsräume. In ihnen
kommt die Vorstellung einer offenen Tempelhalle, die dem raumbildenden Ge-
danken zugrunde liegt, am greifbarsten zum Ausdruck [siehe Tafel]. Auf einer
Flucht von tragenden Stützen ruht ein Gesimse, auf dem die Decke lastet. Die
Stützen müssen nicht immer Säulen oder Pilaster sein; auch anders gestaltete
Träger des Gebälkes kommen in Verwendung. Besonders, wo die Stützen nur
-fTr:iU sind, werden der Phantasie keine engen Grenzen gesteckt; bald sind es
;onen von Bronzeträgem mit figuralen Endigungen, bald dünne Stabsäul-
chen wie in pompejanischen Wandmalereien, bald blo^ Linienbänder, die an
ihrem oberen Ende mittelst Bogen oder spielender ornamentaler Formen in die
'-i\e überleiten. Als besonders vornehm gelten Pilaster aus Mahagoni mit
ten und vergoldeten Kapitellen. Die Zwischenräume von einer Stütze
^w. ... .-^m denkt sich der Empirekünstler mit Stoffen verhängt oder verspannt
344
CjjJ SALON DER TAnprQTrTTTTfji
IM HOTEL i .IS
1^'
i
IC
i)K
EMPFANGSZIMMER IN EINEM BÜRGERLICHEN
WOHNHAUSE BEI WIEN AUS DEM JAHRE 1800
I Abb. 265 u. Seite 243 1. Die Praxis
kennt nntürlicii Über(i-an<]jsfor-
nioii, in denen Stilniischungen
stattfinden, und lälU Abweichun-
gen zu, die den ursprünglichen
raumbildenden Gedanken ver-
dunkehi. Regel ist es aber, daft
die eigentliche Wand nichts
Festes darstellt. Daher entfallen
auch die mit Rahmen umgebenen
Panneaux der Louis-XVI-Zcit, da-
her schlägt man auch keinen Na-
gel in die Wand, sondern befestigt
aufgehängte Gegenstände an
Schnüren, die vom Gesimse her-
abreichen, daher fehlt auch oft
das Lambris oder der umlaufende
Sockel, und die Pilaster oder Säu-
len reichen unmittelbar bis zum
Boden herab und stehen bloß auf
einer niederen gemeinsamen
Stufe; aus demselben Grunde ge-
währen gemalte Draperien, wenn
D Abb. 268: Kommode mit Spiegel in Compiegne G gj^. ^jg j^gg aufgehängt erschei-
nen, unterhalb des Gesimses einen Durchblick auf den gemalten freien Himmel.
Die raumabschlieP^enden Stoffe zwischen den Trägern der Decke sind ent-
weder straff gespannt oder hängen in natürlichen Falten herab. Auch künst-
liche Fältelungen kommen vor und dieselben Motive, die sich bei gewebten Stoffen
ergeben, wiederholen sich bei bemalten oder mit Papiertapeten verkleideten
Wänden. Oft nimmt auch der Behang die ganze Wandbreite ein und man hat sich
die tragenden Stützen hinter ihm zu denken. Faltenbehang der Wände ist beson-
ders bei Schlafzimmern beliebt, um den Eindruck des Behaglichen, Weichen und
Stillen hervorzurufen [s. Tafel u. Abb. 226]. Die farbige und ornamentale Behand-
lung der Wandbehänge ist eine ruhigere als in der Louis-XVI-Zeit. E)s herrscht
eine einzige Farbe, die sich gewöhnlich auch auf die Möbelbezüge erstreckt und
auf gewisse Stimmungseffekte abzielt. Man legte dem einfachen Kunstmittel der
Farbe groge Bedeutung bei und verstand es mit der Farbenstimmung selbst in
solchen Fällen noch zu wirken, wo Sparsamkeit zum Verzicht auf sonstige ästhe-
tische Hülfsmittel führte. Kleine Musterungen mit unendlichem Rapport und im
Ton des Grundes gehalten, beleben die Fläche, aber ebenso oft kommen unge-
musterte Stoffe vor. Bordüren am oberen und unteren Rande sind bei ungemuster-
ten Stoffen das Gewöhnliche. Auch nach Art pompejanischer Wandmalereien
prächtig dekorierte Stoffe hängen teppichartig zwischen Säulen oder Pilastern
herab. In bezug auf Farbe und Tonstärke der tragenden Glieder sowohl wie
346
9k SCHLAFZIMMER DER KAISERIN JOSEPHINE
' ' I>I SCHLOSSE ÄLVLMAISON DDG
der Füllungen gelten keine fest-
stehenden Regeln. Bald finden
wir kräftige Kontrastwirkungen,
bald zarte Übergänge. Helle Far-
ben sind jedoch im allgemeinen
häufiger. Wie überall im Finpire,
so reichen sich auch in der Waiid-
dekoration Antike unil Naturalis-
mus die Hand, und wir können in
einem solchen Räume nicht nur
Ausblicke ins Freie, sondern
ganze Wälder und phantastische
Veduten, die dem bereits stark
entwickelten Gefühl für Roman-
tik Ausdruck geben, an der Wand
gemalt finden. Fbenso ist,
namentlich in Villen unti alten
Schlössern, die Gotik in der ganz
oberflächlichen und äuf>erlichcn
Weise, wie man sie damals auf-
faHite, nichts seltenes. D
Der Übergang von der Wand
zur Decke erfolgt zwar nicht
durch ein streng antikes Gebälk,
bestehend aus Architrav, Fries
und Gesimse, aber die sehr ver-
schiedenen Überleitungsformen '^^'^ -*''•*= «^"""«"J«-' «"' »'""/'"It nn k^i. kcniaeni.ci.ioa
., , . ,. T, • ° .München D
von der Vertikalen m die Hori-
zontale nähern sich doch im allgemeinen der antiken Gebälksgliederung in
höherem Grade als in der vorangegangenen Periode. Besonders muf> auf die N'or-
liebe für Friese mit Figuren in Relief oder Graumalerei und für friesartige Ab-
schlüsse unterhalb des Gesimses, zwischen den Säulen oder Pilastern, sowie auf
derartige Einzelfiguren hingewiesen werden fs. Abb. S. 340 u. 345 und Abb. 267 1.
Die DFCKFNVFRZlFRUNGläf,t verschiedene Steigerungen zu; die einfachste
Form ist die des glatten, von Linien umsäumten Spiegels mit einer aus Akanthus-
oder Palmettenmotiven gebildeten Mittelrosette in Stuck oder Stuck nach-
ahmender Malerei. Die nächst reichere Ausbildung bedient sich ebenso ausge-
führter figuraler Medaillons. Auch kameenartig eingesetzte bunte Veduten oder
figurale Malereien kommen vor. Nicht selten wird der ganze Raum ZFLTARTIG
ausgestattet, wobei oft Lanzen die Zeltträger bilden und jene Streifenmusterung
eintritt, die bei Zeltstoffen üblich ist. Solche zeltartige Räume waren besonders
während des Konsulates beliebt [vgl. Abb. 121]. Bei vornehmen, reichen Decken-
bildungen, wie sie bei größeren Räumen in Anwendung kommen, war KASSET-
TIERUNG üblich. Außerordentliche Pracht wurde an den Decken kaiserlicher
347
Abb. 27u: Kommode mit farbiger Holzeinlage von Magiolino del Barabigio, Mailand um IHUO Berlin,
D KTinigl. Kunstgewerbemuseum □
Paläste, wie z. B. in den Tuilerien entwickelt, wo Percier und Fontaine sich übrigens
mehr an italienische Renaissance-Vorbilder als an die Antike hielten. D
Den FUSSBODEN stattet das tlmpire mit antikisierenden Ornamenten aus, die
vom Mittelpunkte des Raumes ausgehen oder mit einer neutralen, richtungslosen
Flächenmusterung. Die Parkettierungskunst wird mit außerordentlicher Voll-
kommenheit geübt und dort, wo es die Umstände zulassen, durch Steinmosaik er-
setzt. Für Teppichbelag hat diese Zeit wenig Verständnis, nur in Ausnahmsfällen
finden wir nach denselben Prinzipien, die für die Parkettierung gelten, gemusterte
Teppiche. d
Besonders verfeinerte Kultur sieht man in der Verwendung von Dekorations-
motiven, die nicht nur der Bestimmung des Raumes, sondern auch der Lebens-
stellung und dem Berufe des Bewohners angepaßt sind. Ähnliches konnten wir
bereits im Louis-XVI-Stile beobachten; das Empire macht aber davon noch häu-
figer Gebrauch. Vor allem werden die neun Musen und die antiken Götter, Feld-
herren, Staatsmänner, Dichter. Künstler und Philosophen in Kontribution gesetzt.
In Journalen erscheinen ausführliche Anleitungen, wie man je nach Beruf und Nei-
gung seine Wohnräume entsprechend ausstatten kann. Der Feldherr schläft in
einem zeltartigen Räume oder schmückt die Wände mit antiken Trophäen und er-
zählt inReliefsdieTaten desHerkules. Der Jagdfreundvariiert ähnlichenSchmuck
in seiner Weise, der Künstler sucht Palmen und Lorbeeren dekorativ zu verwen-
den, im Empfangszimmer der Dame deuten Juno, Venus und Amor auf die Vor-
348
Züge der Bewohnerin; in junp^fräu-
lichen Schlafyjetiuifhcrii erscIuMtit
Diana, die keusche Mundgüttin, mit
ihrem Ciefolge. D
Bisher ungewohnte Bedeutung
gewinnt im Empire-Kaume die DRA-
PKRIK. Vorhänge verschiedener Art
in natürlichem und künstlerischem
Faltenwurfe bringen weiche, leben-
dige Linien in die Starrheit ihrer Um-
gebung, wirken als Gegensätze zu
den Ecken und Kanten der architekto-
nisch gegliederten Wände und Möbel.
Für sanftes Ausklingeii in l'ormen,
Farben und Tönen hatte man eine um
so gröt^ere Vorliebe als im gesamten
Zeitempfinden bei aller äufieren Steif-
heit und Strammheit auch eine starke
Unterstrimumg von Romantik und
Sentimentalität zu bemerken ist. Der
harte Kontrast zwischen den abge-
rundeten Linien der menschlichen
Gestalt und den rechtwinkligen star-
ren Formen an Wänden und Möbeln
sollte durch weiche F'altengebilde ge-
mildert werden. Auch der Porträtist
dieser Zeit pflegt solcher Empfin-
dung Rechnung zutragen. Draperien
haben daher an Fenstern, Türen,
Betten und Toilettetischen reichliche
Verwendung gefunden. Anfänglich
wurden hierzu nur in Prunkräumen
prächtige Stoffe verwendet, und das
allgemein Übliche, auch in vornehme-
ren Räumen, wie z. B. im Empfangs-
zimmer Goethes in Weimar, waren
wei^e Mousseline-Draperien. Später
wurden aber nicht nur die Ränder der
Vorhänge mit zierlichen weiften oder
bunten Stickereien versehen, son- d Abo jti: .schrank mit unr m comim-Knc- d
dern man bediente sich bei der Drapierung auch oft recht komplizierter, ge-
künstelter F'ormen. Zu den weiften Stoffen trat ungemusterter Seidenstoff in der
Farbe der Wand. Bordurenschmuck und Fransenbesatz, Schnüre, Quasten und
verschiedene, im Faltenwurf sich kreuzende Farben störten die ursprüngliche
349
Einheitlichkeit der Stimmung.
Die Träiror solcher Draperien
waren Stanoen aus Hol/ oder
Metall mit Falmctten, Finien-
äpfeln, Pfeil- oder Lanzen-
spitzen an den Enden. Auch
Schlangen, Amorsbogen oder
Hymensfackeln finden wir in
solcher Wrwendung, seltener
werden die Vorhänge an ge-
schnitzten Rosetten, Medusen-
häuptern. Adlern, Tauben oder
Schwänen befestigt. D
Der OFEN, der bereits im
Louis -XVI- Stile die Form
eines Monumentes erhalten
hat. behält sie auch jetzt noch
bei, doch schwinden alle phan-
tastischen Gestaltungen, und
der Ofen wird zum hohen
Piedestal einer Statue oder
einer Vase, oder er zeigt eine
gewisse Ähnlichkeit mit dem
Lysikratesdenkmal in Athen,
einen zylindrischen architek-
tonischen Aufbau mit mannig-
fachem äuf^erlich anhaftenden
Schmuck. Man nennt den Ofen
wohl auch den 'Opferaltar des
ten ReTief- Vulkan* Und verhüllt, so gut es
D geht, seine Bestimmung. Er
behält die überkommene weifie Farbe und stimmt hierin mit den Flügeltüren
und Fenstern überein. Immer häufiger werden nun aber auch guf^eiserne Öfen,
die, kleiner in den Dimensionen, sich künstlerisch von den tönernen gewöhnlich
nur wenig unterscheiden. Ausnahmsweise gab es aber hier höchst seltsame
Gebilde wie Statuen und dgl., deren Geschmacklosigkeit jedoch so allgemein
empfunden worden zu sein scheint, dag sie keine allgemeinere Verbreitung
fanden. Manchmal standen des Parallelismus halber zwei Öfen in einem Kaume,
'.vribei einer zuweilen nur ein hölzernes Scheingebilde war, und als Schrank be-
nutzt werden konnte. D
Die KAMINE der Empirezeit sind in der Regel einfacher und schmuckloser als
ihre Vorgänger, Percier und Fontaine aber entfalten an ihren Kaminentwürfen,
die für Prachträume und Gemächer vornehmster Art bestimmt sind, außerordent-
lichen Reichtum. Sie verwenden Pilaster statt der Ecksäulen und bedecken sie
Abb. 272: Schrank mit geschnitzten und
D auflagen, Wien um 1800
3.50
OS 'j:.
'f. 12
— CO
CC H
D Abb. 273: B jeherschrank und aTdcres Mobiliar. München, Bayerische- N lU "ii du.:; J
ebenso wiedendaraufruhendenFriesmitzartemRclief, dessen Motive der italieni-
schen Renaissance-Ornamentik nahe stehen, wenn sie auch nicht wie im Louis-VI-
Stil eigenthches Groteskenwerk bilden. Die Profilicrung ist zart, das architek-
tonische Element tritt in den Hintergrund, die Kaminumfassung nähert sich der
Form eines Rahmens, auf dem dann ein friesartiges Zwischenglied ruht, das die
Platte trägt. An Stelle der flankierenden Säulchen treten gelegentlich auch größere
figurale Reliefs, Siegesgöttinnen, Medaillonköpfc oder kameenartig behandelte
figurale Darstellungen. D
Überblicken wir das Empire-Interieur als Ganzes, so befriedigt uns die klare
Disposition, die zielbewußte Sicherheit in der Anwendung der Kunstmittcl, die
wohl überlegte Einheitlichkeit und strenge Konsequenz, aber wir vermissen das
Individuelle, das Zufällige, das innerlich Lebendige. Wir haben den Eindruck, daft
Menschen unter all diesem Zwang ihre Persönlichkeit nicht restlos ausleben können,
daß sie unter dem Drucke einer Unwahrheit stehen, die komödiantenhaftes Schein-
leben von ihnen verlangt oder sie antreibt, solchem Zwange gleichsam heimlich,
hinter dem Rücken der Kunst, zu entrinnen. Merkwürdig unruhige Unterströ-
mungen sind vorhanden und äußern sich in zahllosen 'Abirrungen' von der Antike.
Eine genauere Beobachtung dieser verschiedenartigen Erscheinungen zeigt uns
dann, daß wir im Empire einen Stil vor uns haben, der nur mit halbem Rechte als
352
u
Abb. 274: Porzellanschrank im Hesitz des Hirrii Ilui^o Hclbint;, Mün« Ixn
der volle Ausdruck seiner Zeit pilt. Es spricht aus ihm nur ein Reringer Teil dessen,
was das Leben und künstlerische Empfinden jener Taf,'e aus^remacht hat, und das
ist der tiefere Grund, warum wir ihn trotz der feinen Stimmungselemente, die ihm
eigen sind, dürftig, ausdruckslos und langweilig finden. D
Die Einrichtung der napoleonischen Schlösser und Paläste, vor allem die von
Malmaison, Compicgne und Grand Trianon wurde vorbildlich, und zwar für die Aus-
führung der Interieurs wie der Möbel, die in den Wohnsitzen der übrigen Mit-
glieder der Familie Bonaparte in den nächsten Jahren ausgeführt wurden. Den
größten Luxus entfalteten Percier und Fontaine in der Ausstattung der Tuilerien.
Sie erreichten hier in den Kaiserzimmem die höchste Pracht, deren der Empirestil
23 • Geschichte des Kunstg^ewerbes. II. 353
üborliaupt fällig war. So war /.H.
das Sohlaf/inunor dos Kaisers
mit Trophäen, vorj^dldeton Stuck-
ornanicnton uiul Stoffen ausjjo-
stattot, die mit dem oi>l<r(>nten
Initiale des Kaisers j^esehmüekt
waren. An der Deeke pranj^ten
jjemalte Allegorien »ier Stärke,
der Tapferkeit, der Weisheit usw.
Anf einer Kstrade erhob sich das
Hett, mit Samten aus Lyon be-
iiänjjt und von einer Krone iiber-
ra>^t. Vasen aus Sevres, Bronzen
von ThomircCioldschmiedearbei-
ten von Auguste oder Hiennais
schmüekten die von Jacob-
Desmalter ausjreführten Möbel,
die reich oesclmit/.ten imd vcr-
i^oldeten Stühle und Sofas waren
mit Lampas aus Lyon oder mit
(lobelins bedeckt. Auch die neu
einsrerichteten Säle und Ge-
mächer in V^crsailles, Saint Cloud
und Fontainebleau wiesen Bei-
A.u. ::ö Porzeiunschrank im Kgi. Resid.n/>cMK,e siuituari gpielo dos Vollendetsten Empire-
stils auf, deren man sich in jjanz Europa als Muster bediente. D
Nach solchen Vorbildern wurden dann in England das Schlof, Windsor, in
Spanien das königliche Schloff zu Madrid, derEscurial und Aranjuez, in Italien die
Paläste zu Florenz, Turin, Venedig, Rom usw., in Deutschland die Schlösser Wil-
helmshöhe bei Kassel, Würzburg, Stuttgart, Ludwigslust, Darmstadt, Mannheim
und viele andere eingerichtet [s. 8. 341 und Abb. 266). Auch der russische Hof
folgte der von Paris ausgehenden Geschmacksrichtung und selbst der Kaiser von
Brasilien wollte im Empirestil eingerichtet sein. D
Dem Beispiele der Höfe folgte der Adel in allen den genannten Ländern und
endlich das Bürgertum. Mit dem Herabsteigen in tiefere soziale Schichten läfit
sich eine immer fortschreitende Unabhängigkeit von den berühmten französischen
Vorbildern beobachten. Sowohl lokale Bedingungen als ökonomische Ursachen
machen ihren Einfluf^ geltend. In Deutschland und Österreich beschränkt sich die
Ausstattung der Wände bürgerlicher oder bescheidener aristokratischer Wohn-
räume auf Malerei oder Papiertapeten, die in ihrer Wirkung gelegentlich durch
r— 'le Stuckverzierungen gehoben werden [s.S. 343). P'einerc Papiertapeten
noch immer aus Frankreich bezogen. England war zwar den Franzosen
1 r Industrie vorangegangen, aber Frankreich hatte den V^orsprung seiner
Konkurrenten bald eingeholt. Bereits 1788 gab es nach Lafond in Paris 48 Händler
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354
und I'abrikanten von Paplcr-
tapetfn. Dem boriihrnten Haus
Keveillon, das unter ilen Stürmen
der Revolution untergeijan^cn
war, foli^ten Jacquemart, Carri-
und Zuber, letzterer in Mülilhau-
sen. und im ersten Dezennium
des neunzehnten Jahrhunderts
Dufour, Dauptain, Simon, Madere
und Delicourt. Hei Dufour er-
schienen um ISlüTapeten mit rei-
chem figuralen Schmuck: die
Abenteuer des Telemach und die
Geschichte der Psyche; auch
schöne figurale (Irisaillen j^in^^en
aus seiner Fabrik hervor. Per-
ciers pjnfluft ist auch in diesem
Industriezwei^f deutlich zu erken-
nen. Hei Papieren aus deutschen
und österreichischen Fabriken
mul^^te vielfach durchHantlmalerei
nachgeholfen werden. Da(^ abci
auch innerhalb dieser beschei
deneren Grenzen manches ii
seiner Art Vorzügliche geleistet
wurde, zeigt das hier abgebildete Abb.jretSchnnk.o. i.kbar.u.i., ,,..,... i^. a.Mu«.
Interieur aus einem bürgerlichen Wohnhause in der Nähe von Wien [Abb.s.S.345|.
DAS .MUHKL. Der Mann von überragendem Talent, der die ganze Entwicklung
beherrscht und auf die Stilentwicklung eminenten Finfluß nimmt, ist Jacques-
Louis DAVID, der grof>e Maler der Revolution. Er und sein Schüler und Gehilfe
Moreau waren es, die dem Ebenisten Georges JACOH Möbelentwürfe im neuen
Stil für das eigene Atelier zur Ausführung übergaben. Wir finden diese .Möbel auf
Davids Hildern wieder, vor allen auf dem Hilde der Mme. Recamier, das zwischen
1789 und 1790 entstanden ist. Das neue Genre fand Heifall. In Jacobs Werkstatt,
wo die Arbeit seit dem Sturz des ancien regime stille gestanden war, häuften sich
die Aufträge, und als es galt, den Sitzungssaal des Konvents auszustatten, war es
Georges Jacob, der den Auftrag hierzu erhielt. Hierbei war es von entscheidender
Bedeutung, daft sich der berühmte Ebenist, um Entwürfe zu erhalten, an zwei
junge, unbekannte, fast mittellose Künstler wandte, die eben in Italien ihre Studien
beendet hatten, an die bereits wiederholt genannten Architekten PERCIER und
FONTAINE. Ihre Mitarbeiterschaft verhalf dem Ebenisten zu aufterorden;lichem
Erfolg. Will man eine bestimmte Erscheinung als den Beginn der neuen Richtung
im Kunstgewerbe bezeichnen, so sind es die Möbel für das Atelier David und
für den Konventsaal. Mit diesen Leistungen beschlog Georges Jacob 1793 seine
23* 355
Attfwärter mit Eropiregläsern.
G Tätigkeit und übergab das Geschäft
seinen Söhnen. Leiter des Ganzen
wurde sein dritter Sohn Fran^ois-
Honore, der sich fortan, um sich von
seinen beiden Brüdern zu unterschei-
den, JACOB-DESMALTER nannte.
Der Beiname war nach Lafond 'Los
Jacob', nach dem Namen eines Fa-
niiliongutes in der Bourgogne ge-
wählt. Von dieser Zeit an waren die
genannten Architekten und Jacob
Desmalter, mit dem sich der be-
rühmte Ziseleur Thomire zur Aus-
führung der Bronzebestandteile ver-
band, unzertrennliche Arbeitsgenos-
sen und die mafigebendsten Künstler
in der Entwicklung des Empire-
M()bels. Bald wurde auch das Hotel,
das Mme. Recamier von Necker ge-
kauft hatte, nach Angaben Perciers
eingerichtet, und ihr Haus galt fortan
als Muster guten Geschmackes. Von
nicht zu unterschätzender Bedeu-
tung für die fernere Entwicklung des
französischen Empire war ferner der
belebende EinfluPi, den ein Künstler
vom Range PRUD'HONS auf das
gesamte französische Kunstleben
ausübte. Nicht so sehr das wenige,
was er für das Kunstgewerbe ent-
worfen hat, I Toilettetisch als Ge-
schenk der Stadt Paris an die Kai-
"**^Mi serin Josephine, Wiege des Königs
^ von Rom u. a.] als vielmehr seine
Gesamtauffassung von den Aufgaben
1 der Kunst, waren hierbei das Ent-
scheidende. Durchschlagenden Er-
j folg, weit über die Grenzen Frank-
reichs hinaus, hatte das berühmte
Vorlagenwerk von Percier und Fon-
taine, das die wichtigsten Entwürfe
y;j der beiden Künstler namentlich für
Wiener Arbeit InteHeurausstattungen und Möbel,
D aber auch für allerlei Geräte und
356
TTT.ry
a Abb. 278: Büffet aus Compiegne J
Gefäße enthielt. Ein anderes Vorlagenwerk von hervorragender Bedeutung war
das von Beauvallet. Ferner sind zu nennen M. Santis 'Modeies de Meublcs et
de Decorations Interieurs' und mehrere Pariser Zeitschriften, wie 'Notice gene-
rales des Inventions et Decouvertes', das 'Journal des Artistes' und das 'Journal
Politechniquc'. n
Das vorbildliche antike Qucllcnmaterial des Empireniöbcls ist von zweierlei Art.
Es gehört entweder der Architektur oder der Bronzcplastik an; lür einige Stuhl-
formen hatte man überdies direkte Beispiele in der Wand- und Vasenmalerei. Dar-
aus ergeben sich zwei Hauptgruppen von Möbeln, eine mehr tischlerisch -archi-
tektonische, die sich im wesentlichen an Tempel und Denkmalformen (Triumph-
bogen. Sarkophage, Grabmäler, Opferaltäre] anschließet, und eine bildhauerische,
in der geschnitzte oder in Bronze ausgeführte Fabelwesen, romische oder ägyp-
tische Figuren und symbolische Tiere, wie Sphingen, Greifen, Adler, Löwen usw.
die Hauptsache bilden. Aus Kombinationen beider Hauptrichtungen gehen dann
weitere Abarten hervor. Im Unterschiede zum Louis-.W'I verschwinden allmählich
die vierkantigen nach unten zugespitzten M(")belbeine und werden durch säulen-
förmige oder geschnitzte Stützen ersetzt. Runde nach unten zugespitzte Beine
kennt aber auch noch der Empirestil. D
Das Säulen-Ideal ist jetzt nicht mehr das der jonischen, sondern das der dori-
schen Ordnung, was beim Möbel darin zum Ausdruck kommt, daft etwa vorhandene
Säulen gar keine oder eine sehr schwach entwickelte Basis erhalten und dafür auf
einem unter dem ganzen Möbel durchgehenden stufenartigen Unterbau aufsitzen.
Das Panneau findet, ebenso wie es an der Wand nicht mehr auftritt, auch im Möbel
357
O Abb. 279: Büffet aus Schloß Unterzenn in Mittelfranken O
keine Verwendung. An seiner Stelle erscheint die glatte Fläche oft mit schlichter
Mittelverzierung in Form einer Figur, einer Gruppe oder eines Ornamentes. Das
Brett als Grundform in der Tischlerei gelangt mehr als bisher zu seinem Rechte.
Die Tendenz, die Flächen rechtwinklig zu umrahmen, tritt zurück gegen das
Streben, die Gliederung durch klare, manchmal selbst massige Architekturformen
herbeizuführen. Neben dem dorischen wird jetzt dem korinthischen Kapitell der
Vorzug gegeben. Das Akanthusblatt des korinthischen Kapitells wird äußerst
flach behandelt und erhält oft obendrein ein umsäumendes Band. Die Bereiche-
rungen mit Blatt- und Blumengehängen, Medaillons etc. werden weggelassen. Der
Bronzeschmuck der Möbel wird beibehalten, ändert aber seine Form. An Stelle
der Köcher. Fackeln, schnäbelnden Tauben und sonstigen Symbole der Liebe
treten römische Liktorenbündel, Waffen, namentlich Schwerter, Kanonen, Lanzen,
Fahnen, phrygische Mützen, Glückssterne, behelmte Köpfe, der gallische Hahn
Eichenzweige, Lorbeerkränze, Palmzweige, Adler, Blitze des Jupiter, Glücks-,
Sieges- und Friedensgöttinnen usw. Patriotische Embleme waren besonders unter
der Republik beliebt. Unter dem Directoire traten ägyptische Motive, anschlief^end
an Napoleons Expedition an den Nil, in den Vordergrund; während des Konsulats
waren Schwäne beliebt, unter dem Kaiserreich kamen neben den bereits genannten
Emblemen die napoleonische Biene und das N als Schmuckmotiv in Mode. Die-
jenigen Möbel, bei denen das architektonische Element vorherrscht, suchen ihre
358
%
SCHREIBSCHRANK IX MAHAGONI MIT BRONZKBESCHLAGEN
BERLIN UM 1820 • KÖNIGL. KUNSTGEWERBE-MUSEUM BERLIN
Abb. 280: Schreibtisch im Kgl. Stadtschlo^ zu Kasbfl
wesentlichen Vorzüge in schönem Holze und in den fein ziselierten Bronzeauf-
lagen. Überhaupt zeichnen sie sich durch hohe technische Vollendung, große
Solidität und manchmal auch durch sehr zweckmäßige Formen aus. Das bevor-
zugte Material ist Mahagoni- und Ebenholz. Bei Möbeln für den Salon sehen wir
auch nicht selten weiß gestrichenes Holz mit geschnitzten und vergoldeten Relief-
auflagen. Die bildhauerisch ausgestalteten Möbel vernachlässigen das Holz als
solches und legen den Hauptwert auf die Schnitzerei, die Vergoldung und die Bron-
zierung, die antike grüne Patina vorzutäuschen beabsichtigt. Tragende Glieder,
wie Tisch- und Möbelbeine, sowie Stützen jeder Art, erhalten figurale, seltener
ornamentale Formen. Bei vielen Möbeln finden wir die bildhauerische und archi-
tektonische Richtung vereinigt. Die Zahl der Pariser Ebenisten, die alsbald im
Genre Desmalter arbeiteten, wuchs rasch. Vor allem verdienen genannt zu
werden: ALEXANDRE, der sehr früh schon nach Zeichnungen von L.David ar-
beitete, ferner ERICOURT, DESGUERRES. Jacques-Antoine BRUNS, Frangois-
Ignace PABST und Simon MAUCION. Die bedeutendsten Konkurrenten Desmalters
waren aber LIGNEREUX, BÜRETTE und LEMARCHAND. D
Die Möbelgattungen des Empire sind dieselben wie die des Louis XVL Die
KOMMODEN sind auch im Empire oft prächtige Schaustücke; die Entwürfe, die
das Sammelwerk von Percier und Fontaine hierfür bietet, unterscheiden sich nur
wenig vom Kompositionsschema der Louis XVI-Zeit. Auffallend ist vor allem die
Kürze der Beine. Der Empire-Künstler sieht in den Beinen ein Hindernis, das Möbel
360
Abb. 281 und 282: [Links] Schreibschrank aus der Sammlung des Herzogrs Karl Theodor in Bayern.
D [Rechts] Schreibschrank in ungarischer Esche. Wien um 1810 D
monumental zu gestalten. Kann er sie nicht weglassen und durch einen Sockel er-
setzen, so sucht er wenigstens die störende Wirkung der Lücken zwischen den
Beinen auf ein Mindestmaf, zu beschränken und bildet sie kurz, gelegentlich auch
möglichst massig. Die Vorderseite der Kommode präsentiert sich als eine schein-
bar ununterbrochene oder in der Mitte senkrecht geteilte Fläche, die durch Doppel-
türen gebildet wird, hinter denen sich die Schubladen befinden. Unmaskierte
Schubladen sind bei einfacheren Stücken auch im Empire üblich. An beiden Kcken
flankieren Säulchen, Pilaster oder figurale Träger das Möbel, und bilden die
Stützen eines friesartigen Abschlusses, als den sich die oberste, seichter gehal-
tene Schublade mit der darüber befindlichen Deckplatte darstellt. Die Relieforna-
mentik in vergoldeter Bronze erfreut sich derselben delikaten Behandlung wie
im Louis-XVI-Stil und hebt sich wirkungsvoll vom fein polierten Eben- oder
Mahagoniholze ab [Abb. 268|. Auf die Wandlung, die diese Ornamentierungs-
weise im Empire erfährt, wurde bereits hingewiesen. Dasselbe Schema bleibt
auch für die deutsche Kommode das übliche, wie die Abbildung 269 zeigt. Ein
charakteristisches Stück für italienische Möbel dieser Art ist die hier abgebildete
361
D Abb. 283: Konsoltisch aus dem HöteJ Beauharnais D
[Abb. 270] Kommode des Berliner Kunstgewerbemuseums. Es ist eine Mailänder
Arbeit von Magiolino da Barabigio. Weitere Vereinfachungen in der Ausbildung
der Kommode ergeben sich durch Hinvv-eglassung der Ecksäulchen und Herab-
minderung des Bronzeschmuckes. D
Eine Variante der Kommode, die in dieser Zeit entstand, ist schmäler, erhebt
sich aber dafür bis in Kopf- oder Schulterhöhe und hat eine größere Anzahl von
Schiebladen. D
Diesem Möbel in den Dimensionen verwandt ist der SCHRANK. Er wird in der
Empirezeit sowohl eintürig, als auch zweitürig gebildet. In prächtigeren Exempla-
ren wie in dem hier in Abbildung 271 vorgeführten, hat das Möbel in einem Uhren-
aufsatz und einer Büste einen bekrönenden Abschlug erhalten ; im übrigen ist auch
für den Schrank der Aufbau der Kommode maf>gebend geblieben. Der hier ab-
gebildete zweitürige Wiener Schrank ist aus fein poliertem Birnholz mit auf-
gelegten geschnitzten und vergoldeten Ornamenten aus Lindenholz [Abb. 272].
Unter dem Einflüsse einer stets fortschreitenden Differenzierung der Lebens-
formen und Bedürfnisse hat indes kaum ein anderes Möbel so viele Modifikationen
erfahren wie der Schrank der Empirezeit. D
Im Gegensatz zu der sonstigen Abhängigkeit von Frankreich zeigt sich beim
BÜCHERSCHRANK eine oft sehr auffallende Abhängigkeit von englischen Bei-
spielen. Ein wesentlich deutsches Möbel ist dagegen der Porzellanschrank. Der
Bücherschrank ist durch die verglasten Türen mit ihrem zierlichen Stabwerk, das
zu mannigfachen gitterartigen Mustern benützt wird, charakterisiert. Der übrige
Aufbau entspricht dem der früher vorgeführten Schränke. Je nach Bedürfnis
hat ein solcher Schrank bloß zwei Flügeltüren oder ist in drei oder mehr Teile
gegliedert [s. S. 351 und Abb. 273]. Der PORZELLANSCHRANK hat nicht nur
verglaste Türen, sondern häufig auch verglaste Seitenwände. Die Gittermuste-
rung fehlt hier selbstverständlich. Die Verglasung beschränkt sich aber oft nur
auf den oberen Teil, wogegen der untere entweder als Kommode ausgestaltet und
362
Abb. 284: Mitteltisch im grogen Salon dea Schlosses La Malmaison
mit Schubladen versehen oder durch Türen mit HolzfüHungen im unteren Teil ver-
schlossen ist [Abb. 274 und 275 1. Auch als Aufsatzschrank auf einem nach Art
der Konsol-Schränkchen ausgebildeten Unterteil kommt der Porzellanschrank
der Empirezeit vor. Die Ausstattung mit Ecksäulen, hermenartigen Ecklösungen
Bronzebeschlagen u. dgl. ist die der übrigen Möbel verwandter Art. Eine beson-
363
dors zierliche, im späteren Empire
vorkommende Abart ordnet an
der Vorderseite vier schlanke
Säulchen an. die zu beiden Seiten
eines breiteren Mittelteiles paar-
weise und ziemlich nahe anein-
ander gerückt stehen, und läf^t
die \'erglasun(jr bis zum niederen
Sockel des Schrankes herabrei-
chen. In engem Zusammenhange
mit dem Porzellanschrank stehen
die in dieser Zeit aufgekomme-
nen offenen Etageren, die auch
zur Schaustellung von Porzellan
dienten und oft sehr zierlich in-
nerhalb des üblichen Formen-
kreises ausgestattet wurden.
Auch die mehrstöckigen runden
Etageren, die sogenannten Auf-
wärter, sind eine Erfindung die-
Abo. 2SÖ: Tischchen in geschwärztem Holz. Wien um 1800 ggi« Periode [Abb. 2771. D
So wie für Porzellan und Glas sind auch für Silber und andere Objekte eigene
Schränke und schrankartige Möbel konstruiert worden. Indes würde es den
Rahmen dieser übersichtlichen Darstellung weit überschreiten, wollte man auch
nur die häufigsten Varianten aus der Gruppe schrankförmiger Möbel dieser Zeit
mit ihren zahlreichen Mechanismen, Subtilitäten und Geheimfächern anführen.
Nur des Beispiels wegen sei daher noch der Schrank mit versenkbarem Oberteil
von Wolffsohn in Wien erwähnt, der mit komplizierter Innenverzierung als Haus-
apotheke ausgestattet ist, und an der Vorderseite das Monogramm der Königin
Luise und Friedrich Wilhelms III. trägt [Abb. 276 1. D
Das der Kommode verwandte BUFTET, hat in Frankreich gegenüber dem der
vorangegangenen Periode geringe Veränderungen erfahren; es ist nur massiger,
schwerer, monumentaler geworden. So zeigt es sich auch in dem hier vorgeführ-
ten Typus [Abb. 278]. D
Anders gestaltet findenwirdas Büfett inDeutschland, sobald es vonenglischen
Vorbildern beeinflugtist. EsbestehtindiesemFalleauseinem Mittelteil mitSchieb-
laden, der in seiner unteren Partie, wo sich ein Raum zum Aufstellen größerer Gefäfte
darbietet,geöffnetist,und aus zwei postamentartig gestalteten flankierendenSeiten-
teilen, auf denen die bereits im vorangegangenen Abschnitte besprochenen Vasen
für das Tafelsilber ihren Platz haben [Abb. 279 [. Manchmal erhebt sich an der
Rückseite des Mittelteiles, ebenfalls nach englischem Vorbilde, eine nicht allzu
hohe Vorrichtung zum Aufstellen von Anbietplatten u. dgl. D
Auch im Empire wiederholen sich die drei Typen von SCHREIBTISCHEN, die
wir im Louis-XVI-Stil kennen gelernt haben. Die Aufmerksamkeit, die das
364
Empire der Ausgestaltung dieses
Möbels zuwendet, darf uns in der
Zeit des lebhaften Hrirfwechsels
und der Memoiren-Literatur nicht
überraschen. Die vornehmste
Gattung in der ersten Zeit des
Empire ist das Zylinder-Hureau.
Diese Form hat auch der Schreib-
tisch des Konsuls Napoleon aus
Malmaison, iler sich gegenwär-
tig in Wien im Besitze des Grafen
Johann Palffy befindet. Er ist
aus Mahagoni mit reicher Gold-
bronzeverzierung. Die Platte ruht
auf 12 toskanischen Säulen. Der
Aufsatz öffnet sich in drei ge-
drückten Bogen mit reichem
Sockel- und Triglyi^henfries, und
wird von einer Balustrade abge-
schlossen. Die überhöhte Mitte
trägt vorne einen Puttenfries in
Goldbronze, die Künste und Wis-
senschaften darstellend; im Inne- D Abb. 286: Bett Napoleons I. in Compicifne O
ren birgt der Schreibtisch ein Musikwerk. Ein einfacheres Zylinder- Bureau
befindet sich im Hotel Beauharnais in Paris, dem gegenwärtigen deutschen
Botschafter -Hotel. Schmucklose, bescheidene Wiederholungen dieses Typus
sind auch in Deutschland nicht selten, so im königlichen Schlote zu Aschaffen-
burg, im Schloß Paretz bei Potsdam und anderwärts. Im Laufe der weiteren Ent-
wicklung des Empirestils trug das bureau plat über das bureau ä cylindre den
Sieg davon. Die später für Napoleon angefertigten Schreibtische sind flach mit
oder ohne rückwärtigen Aufsatz. Als Beispiel komplizierter Ausführung verdient
ein von Jacob-Desmalter für Napoleon angefertigter Schreibtisch erwähnt zu
werden, der dreiundvierzig Laden verschiedener GröPie, siebenunddreif>ig Sicher-
heitsschlösser, elf Geheimfächer und zwei Kassen enthält, die nur mit fünf ver-
schiedenen Schlüsseln zu öffnen sind. Ein kleinerer, ebenfalls von Jacob Desmalter
und zwar für Malmaison ausgeführterund wiederholt abgebildeter Schreibtisch hat
die Form eines Triumphbogens. An den einspringenden Ecken befinden sich
karyatidenartig behandelte gro^e Victorien in vergoldeter Bronze, die Zarge mit
der Schieblade ist als prächtiger breiter Fries gebildet, den zu beiden Seiten des
Schlüsselloches zwei grof^e, in Akanthusranken endigende Greifen in vergoldeter
Bronze schmücken. Aufierordentlich prächtige Möbel dieser Art befinden sich u.a.
auch auf SchloH; Wilhelmshöhe und im kciniglichen StadtschloP, in Cassel [ Abb.280J.
Ein bescheideneres Beispiel besitzt das Bayerische National-Museum in München.
Die während des Empire beliebteste und verbreitetste Form dieses Möbels ist
365
V^^^f^vN"
-^-^r
\
Abb. 287: Bett. Entwurf von Percier
aber die Schrankform, derChiffonier-secretaire, den wir bereits in der Louis-XVI-
Zeitkennen gelernt haben. DieHauptdisposition desMöbels ist dieselbe geblieben,
nur die Zeichnung und Verteilung etwa vorhandener Bronzeauflagen sowie die
Anordnung von architektonischen Schmuckformen folgt den nunmehr geltenden
Grundsätzen. Besonders kompliziert und spitzfindig pflegte aber das Empire die
Inneneinrichtung des oberen Teiles auszuführen. Um einen gröf^eren, meist offe-
nen Mittelraum grup-
pieren sich kleinere und
ffe o?nD fe ^Sö^tt tSmWi größere Lädchen und
ffxwJfc/^x»!^^>3B Fächer mit allerlei Ge-
heimfächern und sonsti-
gen Vorrichtungen. Alles
ist in feinen Hölzern, ge-
wöhnlich von verschie-
dener Farbe, gearbeitet
und nicht selten mit In-
tarsien oder Malereien
geschmückt, wie dies
auch bei dem hier ab-
gebildeten Sekretär des
Berliner Kunstgewerbe-
museums der Fall ist,
der sich überdies durch
Abb. 288: Nach tk ästchen. Entwarf von
D Percier D
Abb. 289:
einenkrönendenAufsatz o
Lavabo. Entwurf von
Percier O
366
C~] SCHREIBSCHKANK IN CKDERNHOLZ \nT WEDGWOOD-EINLAGEN
L^ ENGLISCH KÖNIGLICHES KUNSTGEWERBEMUSEUM ZU BERLIN
^dK
SCHLAFZIMMER IM
HOTEL BEAUHARXAIS
D Abb. 290: Toilettentisch und Fauteuil. München. Privatbesitz D
mit Tempelfassade auszeichnet [Abb. S. 359|. Die größte Sorgfalt ist dem meist
offenen Mittelraum gewidmet. Er präsentiert sich gewöhnlich als zierliches
Tempelchen mit Giebel und Alabastersäulchen und ein an der Rückwand ange-
brachter Spiegel pflegt die Raumwirkung dieses puppenhaft kleinen Interieurs
zu erweitern. Manche von diesen Möbeln weisen ägyptische Motive auf, schließen
nach oben mit einer weit ausladenden Hohlkehle ab, die die geflügelte Sonnen-
scheibe schmückt, und sind mit Sphingen und Hieroglyphen verziert. Andere
tragen in der Mitte einen kleineren Aufsatzschrank, in den auch oft Spiegel ein-
gelassen sind. Wieder andere haben als Unterbau statt des Schränkchens mit
Laden oder Fächern einen Konsoltisch, wie der hier abgebildete Schreibschrank
aus der Sammlung des Herzogs Karl Theodor in Bayern [Abb. 281]. Die typische
deutsche Form dieses Möbels, wie es in gut bürgerlichen Kreisen Deutschlands
üblich war, ist auf dem Tafelbilde wiedergegeben, es ist mit außerordentlicher Ge-
nauigkeit gearbeitet, über die aufklappbare Verschlußplatte läßt sich die Schreib-
fläche herausziehen, während die obere Schieblade derart konstruiert ist, daß sie
auch als Stehpult dienen kann. Geheimfächer sind an diesem Sekretär nicht an-
368
i
^"^.-..gg^^i^
SCHREIBSCHRAXK, DEUTSCH UM 1810 • IM BESITZ DES HEKR^
\TRLAGSBUCHHÄNDLERS MARTIN OLDENBOURG IN BERLI^
gebracht. Auch ^anz absonderliche Formen
treten auf, wie der hier wiedergesehene Wiener
Sekretär in ungarisclieni Kschenholz. innen
und aul^uMi mit Intarsien verziert und an den
Ecken mit bronzierten gefUigelten Sphingen ge-
schmückt, (he sich an den trommelförmigeii
Mittelteil des Mobeis anschlietien [Abb. 282 1. D
Schon mehr in die Biedermeierzeit gehören
die SP:KRKTAK-KI)MMI)1)1:N. Ks sind gewohn-
liche Kommoden, deren oberste Lade, weim sie
herausgezogen ist, eine Schreil)fläche mit den
nötigen Einrichtungen bietet. Sehr zierliche
Möbel waren auch in der Empirezeit die Damen-
schreibtische ; auch sie wurden gelegentlich noch
mit Rollverschluf> angefertigt, die meisten haben
aber die Form des bureau plat mit rückwärts
angebrachtem Aufsatz. So finden wir sie beson-
ders oft in England, wo noch immer l>ei feineren
Stücken bunte kleine Malereien die Mitte der
Zierfelder einnehmen. D
Das KABINETT oder der Schmuckschrein
kam während des Empire im allgemeinen au(>cr
Mode. Bekannt sind aber die beiden Schmuck-
schreine, die Jacob -Desmaltcr für die Kaise-
rinnen Josephine und Marie-Louise anfertigte. Inbesondere der für Marie-Louise
ist ein Prunkstück ersten Hanges, lebhaft an Schwertfegers Kabinett für die KTtni-
gin Marie-Antoinette erimiernd. und seinerzeit als das schönste existierende
Möbel betrachtet. Er ist aus Mahagoni mit vergoldetem Bronzeschmuck. Die Kom-
position der figuralen Bronzeappliken rührt von Prud'hon her. Im Mittelfelde ist
die Geburt der Venus dargestellt; Nymphen, Amoretten, ein Schmetterlingsfries
und verschiedene Symbole und Attribute schmücken die übrigen Teile des Schran-
kes. Eine Nebeneinanderstellung der beiden vielfach abgebildeten Kabinette de-
monstriert eindringlicher als jede Schilderung den Rückgang des Geschmacks,
wie der Phantasie und Grazie während des Empire. D
Der KONSOLSCHRANK, ebenso wie der KONSOLTISCH unterliegt denselben
Veränderungen, die das Empire bei den übrigen aus der vorangegangenen
Periode übernommenen Möbeln vornimmt. Ägyptisierende und gräzisierende Her-
men, runde oder vierkantige Säulen mit korinthischen Kapitellen tragen die mit
Bronzen geschmückte Zarge, auf der die Platte ruht. Auch grof>e geschnitzte und
vergoldete Sphingen dienen mit ihren Häuptern und Flügeln als tragende Stützen.
Ebenso kommen Doppelstellungen von Säulen oder Hermen an den Ecken vor.
Eine bestimmte Gattung von Konsoltischen weist an der Vorderseite in S-F'orm
geschwungene Beine auf, die an den Stühlen und Tischen desselben Raumes
wiederkehren. Der Konsoltisch sowohl wie der Konsolschrank ruht gewöhnlich
24 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 3ßg
Abb. 'J'JI: Steh^plr|i(■l aus dt-ni i;ro(^-
O herzog). Schlog zu Schwetzingen O
auf einer durchgehenden stufen-
förmigen Platte. Konsoltische mit
halbrunder Platte oder abgerun-
deten Ecken sind seltener, aber
keineswegs ausgeschlossen.
Auch nach der Mitte zu einge-
zogene Beine an der Vorderseite
kommen bei Empire- Konsol-
tischen noch vor; häufig sind
unterhalb der Platte an der Rück-
seite Spiegel angebracht, die
gleichsam eine Fortsetzung des
Spiegels bilden, der sich über dem
Konsoltisch erhebt [Abb. 283]. Be-
merkenswert ist die Sitte, diese
Pfeilerspiegel oben und unten
durch breite Holzeinsätze inner-
halb der Umrahmung zu verkür-
zen. Sie sind höchst charakte-
ristisch für denPfeilerspiegel die-
ser Zeit und werden mit Malerei
oder Bronzeapj)liken geschmückt,
die in ihrer Zierlichkeit eines be-
scheidenen Reizes nicht entbeh-
ren. Eckschränke, wie Eckmöbel
überhaupt, sind im Empire nicht
mehr häufig. Größere Bedeutung
als im Louis-XVI-Stile gewinnt
dagegen jetzt der TISCH. In
seinen prunkvollsten Repräsen-
tanten erscheint er nicht selten
als kleine Säulenhalle, derenDach
Q Abb. 292: Stuhl mit Lampasbezug. Hotel Beauharnais D jjg pj^^^^^ ^j^ ^^^ ^jg pj.jgg be-
handelten Zarge bildet; so z. B. im grof3en Salon zu Malmaison, wo ihn Percier
als Oktogon mit reichem Bronzeschmuck ausgebildet hat; im Mittelpunkte der
sternförmig ausgezackten Basis ist eine gräzisierende Amphora angeordnet
[Abb. 284]. Ein diesem sehr ähnlicher Tisch im Schlosse Wetzdorf in Nieder-
österreich ist von kreisrunder Form, hat nur sechs Säulen, ebenfalls eine Mittel-
vase unter dem Tisch, im Zentrum der Basis, und einfacheren Bronzeschmuck an
der Zarge. Andere ähnliche Tische verzichten gänzlich auf solchen Schmuck und
begnügen sich mit fein ausgeführter Holzarbeit. Anstelle der Säulchen finden wir
gelegentlich, wie z. B. im Königlichen Schlosse zu Aschaffenburg, auch schlanke
Balusterformen. Mit der Neigung Motive aus Ägypten zu verwenden, scheint das
Auftreten von fast naturalistisch behandelten Palmbäumen an Stelle von Säul-
370
chen zusamnieiizuhänj^en. Solche
Palmbäume kommen nicht nur
als Tischbeine, sondern auch als
Ecksäulchen an Schränken und
andern Miibeln vor. Sie sind in
Holz geschnitzt oder in Bronze
gegossen und tragen an Stelle
des Kapitells die Blätterkrone
der Dattelpalme. Auch ovale und
viereckige Tische mit mehr oder
minder zahlreich angeordneten
Säulchen als Tischbeine kommen
vor; allen ist die durchgehende
Fuf;platte eigen, die, nur um den
Füt^^en der an dem Tische Sitzen-
den Spielraum zu gewähren, oft
in verschiedener Weise ausge-
schnitten ist. D
Dem in der Einleitung charak-
terisierten, bildhauerisch ent-
wickelten (lenre der Empire-
möbel geh(")ren die Tische an. cül'
an Stelle der Beine antike Fabel-
tiere aufweisen. Auch Schwäne,
Schlangen, Löwen und Delphine
wurden in dieser Art verwen-
det. Ein besonders schöner von Abb. 2'ja: Fauteuil mit Sthuanen ..l.s Arn.lühi.tn, Huul
r, I •• , T- i u O Ueauharnais D
Schwanen getragener Tisch be-
findet sich im königlichen Kesideir/.schlof> in Würzburg. Der prächtige, vielfach
abgebildete viereckige Tisch mit Karyatiden an den Ecken und dazwischen ge-
stellten vierkantigen, reich dekorierten Stützen, der für Grand Trianon ausgeführt
wurde, gehört ebenfalls in die Gruppe der bildhauerisch ausgestalteten Möbel.
Aus den von Säulchen getragenen Tischen hat sich der kreisrunde, von einer
einzigen kräftigen Mittelsäule, an deren Stelle auch oft die Balusterform tritt, ge-
tragene Sofatisch des Empire, wie er allgemein üblich wurde, entwickelt. Bei vier-
eckigen Tischen tritt in späterer Empirezeit oft die Lyra als tragende Stütze auf;
und nicht nur in dieser Verwendung, auch im Dienste zahlreicher anderer Möbel,
namentlich als Stuhllehne finden wir das apollinische Attribut in zahllosen Varia-
tionen immer wiederkehren. Neben den Sofatischen dürfen die Spieltische, die
Kaffee- und Teetische mitbesonderen für diese Zwecke berechneten Einrichtungen,
sowie die mannigfachen verwandlungsfähigen Tische nicht unerwähnt bleiben.
Beim GUERIDON wiederholen sich die Formen der größeren Tische in zierlichen
Dimensionen, und überdies gestatten die geringenAnforderungen an dieTragfähig-
keit dieses Möbels weitgehende Freiheiten, von denen diese Periode auch aus-
24* 371
O Abb. 2B4: Sofa und Stuhle aus Schlulj Si. Martin, Oberosterreich D
giebigen Gebrauch macht. Eine zierliche Wiener Arbeit dieser Art ist das hier ab-
gebildete runde Tischchen, von drei weiblichen Hermen mit geschwungenen
Schäften getragen [Abb. 285|. D
Außerordentlich mannigfach ist die Form und Ausstattung der ARBEITS-
TISCHCHEX für Damen. Sie sind nicht mehr in demselben Maße blofi Ziermöbel
von dekorativer Bedeutung wie in der vorangegangenen Periode, sondern erfüllen
ihren ursprünglichen Zweck in viel vollkommener Weise. Vor allem ist der Tischler
bemüht durch allerlei Vorrichtungen für bequeme Benützbarkeit zu sorgen, aber
die sorgfältige Ausführung, die feinen Hölzer. Malerei, Bronzen und Einlegearbeit
verleihen ihnen noch immer einen Zug von Vornehm.heit. D
Wenn dem Empirestil Mangel an Phantasie zum Vorwurf gemacht wird, so
muP, dieser Tadel in bezug auf die Ausgestaltung, die das BETT erfahren hat, einige
Einschränkung erfahren. Zwar fehlte es auch hier nicht an der sonst üblichen
Trockenheit, und die Phantasie war mehr berechnend und verstandesmägig, aber
wir finden zahlreiche Formen und Motive, ja, man kann hinsichtlich dieses Möbels
sogar behaupten, daft wenige Stilperioden hierin so viel Abwechslung kannten.
Der Anstof^ ging auch hier von den Architekten Percier und Fontaine aus. n
Schon 1789 waren in Paris die 'lits k la Revolution' aufgetaucht, mit allerlei
Freiheitssymbolen, diesen folgte bald das Mit patriotique-, dessen Ecksäulen aus
Lanzenbündeln mit phrygischen Mützen gebildet waren, dann kam das 'lit ä la Fö-
deration' mit vier Säulen aus Lictorenbündeln. Das Bett Napoleons in Compiegne
erinnert in seiner zeltartigen Überdachung an den Feldherrnberuf des Kaisers
[s. Abb. 286]. Das waren natürlich sehr vorübergehende und keineswegs durch-
greifende Moden. Ihre Bedeutung liegt vor allem im Bruch mit der Tradition. D
372
Für längere Zeit imister^ültijr
und stilbiUlencI waren drei For-
men: das *lit ä bäteau', das Mit en
arc' und das Mit d'apparat'. Das
erstj,'(MKUinte wurdo \vej,'cn seiner
entfernten Ähnlichkeit mit einem
Sehiffe so ^enainit. Die Sehnial-
seiten waren geschweift und stark
nach auswäits ^ebojTcn, präch-
tigere Stücke an den Längsseiten
mit figuralen und ornamentalen
Bronzeappliijiieii geschmückt.
Das Mit eil arc' hat seinen Namen
von den Draperien, die von einem
bogenförmigen, an der Decke
befestigten Karnies herabhingen
[s. Tafel Schlaf/inuner der Kai-
serin aus Malmaison.] Das Mit
d'apparat' zeigt zwei runde
Pfühle, das eine am Kopfende.
das andere der Svmmetrie halber
am F'ut^^ende [Abb. 'J87
Dil
Schmalseiten dieserBetten haben
senkrechte Wände und ihre ganze Abb. 295: EmpirefauteuU mit Leder bezogen. Kgl. Kunst-
T-. 1 • . ... D gcwerbcmuaeum Berlin D
Lrschemung ermnert an antike
Prachtsarkophage. Percier liebte es. das Bett in der Weise zu gestalten, daf> Fuf^-
und Kopfende ungleich hoch waren. So hat z. B. auch das Bett der Kaiserin
■Josephine in Malmaison am Kopfende eine h()here Wand, mit prächtigen einem
F'üllhorn entsteigenden Schwänen geschmückt, während das Fuf^^ende bedeutend
niedriger und blof> mit einem Füllhorn verziert ist. Manchmal baute Percier über
dem Bette ein förmliches Tempelchen auf. dessen Formverwandtschaft mit den
gemalten Architekturen Pompejis leicht zu erkennen ist [Abb. S. 367 1. D
Zu den künstlerisch gelungensten Möbeln der Kmpirezeit müssen die KL'HF-
BFITTEN gezählt werden. Bekannt ist das schöne Ruhebett der Madame Recamier
im Bilde Davids, das zwischen 1789 und 1790 entstanden ist. Es wurde, wie be-
reits gesagt, vorbildlich für eine Reihe ähnlicher .Möbel. Im übrigen finden wir
Form und Schmuck der Betten auf die Ruhebetten übertragen nur mit dem Unter-
schiede, daf> die Gesamtkonstruktion leichter und das F'uf^ende niedrig gestaltet
ist, während Rückenteil und Liegefläche den Sitzmöbeln entsprechend gepolstert
und mit Stoff bezogen sind. D
Neben den Betten und Ruhebetten dürfen die WIEGEN nicht vergessen werden,
von denen das Empire unübertroffene Prachtstücke in den zwei Wiegen für den
König von Rom geschaffen hat; die eine befindet sich in Wien, die andere in
Paris. Nach diesen Beispielen wurden an kleineren Höfen auch minder präch-
373
Abb 296: Wandschirm aus Schloß Malmaison
tiiTC. aber immerhin noch sehr
luxuriöse Mi)bel dieses Art ange-
fertiiit. wogegen in Enghuid /ier-
liehe, leichte Wiegen und Kinder-
bettchen entstanden, die später
auch auf dem Kontinente in den
weitesten Kreisen Nachahmung
fanden. D
Nicht unwesentliche Bereiche-
rungen hat das Schlafzimmer der
Kmpirezeit durch mehrere bis
dahin nicht übliche Möbel erfah-
ren; so durch das NACHTKÄST-
CHEN, das nach seiner Form und
Herkunft mit den piedestalförmi-
gen Seitcnschränkchen der engli-
schen Büfetts verwandt ist und
den Charakter eines Piedestals
auch in seiner neuen Bestimmung
behielt. Sehr oft gab man diesem
Möbel auch die Form eines Säu-
lenstumpfes oder eines antiken
Opferaltars [Abb. 288 1. Eine zweite
wenn auch nicht spezielle Schöp-
fung, so doch Neuaufnahme in
dieser Periode war das Lavabo
oder saut de lit, dem die bronze-
nen Dreifüf^e der Antike als
Muster dienten [Abb. 289 und Tafel Schlafzimmer]. Der Wasch- und oft auch der
Toilette-Tisch erhielt durch deckende Platten das Aussehen eines Schränkchens
oder Tischchens. Nicht selten wurde aber auch der Toilette-Tisch in der Art
eines Konsoltisches behandelt und an der Rückseite mit einem feststehenden,
in Scharnieren drehbaren Spiegel versehen |Abb. 290|. Grofte Verbreitung er-
fuhren die bereits in der vorangegangenen Periode aufgekommenen Ankleide-
spiegel, die Psyches, die eine ähnlicheUmrahmungwiedie Wandschirme erhielten
und mit Bronzeappliken und Leuchterarmen ausgestattet wurden [Abb. 291 1.
Gleichzeitig kamen kleinere, transportable Psyches auf, die man auf Tische oder
Kommoden stellte. □
Die Tendenz, die Möbel schwerer zu gestalten, um ihnen womöglich ein mo-
numentales Gepräge zu geben, erstreckt sich auch auf die SITZMÖBEL, die die
ingegangene Periode nicht ohne triftigen Grund leicht und zierlich gebildet
hatte. Das SITZMÖBPX des Empire wird ein Problem für Architekten, und diese
haben vor allem den antiken Thron studiert, wie er auf Vasenbildern als Sitz
der Götter dargestellt ist, dann aber auch den leichteren Stuhl mit vier nach
374
tu
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antuen ^cschwunj^enen Beinen
und schaufelförmig gebogener
Rücklehne. Nach diesem Muster
gebaute Stühle hioHien, weil sie
auf Vasen vorkommen, die man
nach damaliger Anschauung als
'etruskische' bezeichnete, etrus-
kische Stühle. Ferner haben die
Architekten die Beine antiker
Bronzegeräte nachj^ebildet, die
Bocksbeine, Löwenpranken.
Adlerklauen usw. und haben sie
als Stuhlbeine benützt. Ebenso
kamen die gleichfalls beliebten
figuralen Gebilde, wie Lciwen,
Adler, Schlangen, Delphine und
Schwäne sowie die üblichen Fa-
beltiere nicht minder wie Karya-
tiden und alle Arten von Hermen
an Stühlen, Taburetts, Fauteuils
und Sofas zur Verwendung. Die
Hauptgattungen von Sitzmöbeln
sind solche aus weif3em Holz mit
vergoldeter Schnitzerei und ro-
tem Samtbezug mit Goldbordu-
ren, ferner solche aus Mahagoni
oder Ebenholz mit Bronzeappli-
ken, endlich ganz vergoldete.
Prächtige Damaste mit abgepafi-
ten Musterungen, sowie Gobelins mit naturalistischem Schmuck, namentlich mit
Blumen. Schmetterlingen, Landschaften und Tieren sind die vornehmsten |Abb.
292- 294 1 als Bezug verwendeten Stoffe. Sehr beliebt waren auch im Kreuzstich
ausgeführte, abgepaßte Stickereien als Möbelbezüge. Besonders schöne Arbeiten
solcher Art finden sich in den Gemächern der Erzherzogin Adelgunde in der
königlichen Residenz zu München. Auch einige der hier reproduzierten Interieurs
[S. 345| zeigen verschiedene Typen prächtiger Sitzmöbel. Manche von den Fau-
teuils der Empirezeit zeichnen sich durch mustergültige Form und außerordent-
liche Bequemlichkeit aus; so der hier abgebildete Schreibtisch-Fauteuil des
Berliner Kunstgewerbemuseums mit grünem Lederbezug und Goldpressung an
den Rändern [Abb. 295 j. Das Sofa folgte im allgemeinen den im Fauteuil gegebe-
nen Motiven, doch kamen auch ganz absonderliche Formen vor. Es wurden z. B.
an die Armlehnen kleine Schränkchen mit Schiebladen angeschlossen, oder es
wurde die Rücklehne in drei Teile geteilt, wobei der mittlere höher war als die
beiden anderen, eine Form, die man in Frankreich 'meridienne' nannte, usw.
Abb. 297: Wandschirm aus dem Schlosse Löbichau Sachscn-
O Altenburg G
375
Unter den kleineren Möbeln sind vor allem die
WANDSClllRMK zu nennen. Die Abbiidun-
y;en eines deutschen und eines französischen
Möbels dieser Art niögen den einfacheren und
reicheren Typus veranschauliclien | Abb. 296
u. 297 1. Erwähnenswert sind auch die BLUMEN-
TISCHE. Lafond berichtet in einem Werke
'L'art decOratif et le mobiliar sous la republique
et l'empire', das uns auch in anderen Partien
unserer Darstellung als Führer gedient hat, dag
sich besonders in den Tagen des Convents eine
grofie\'orliebe für Blumen geltend machte, der
namentlich Percier in seinen reichen und kom-
pliziert aufgebauten Blumentischen Rechnung
trug. Die zahlreichen, mitunter auch ganz ein-
fachen Blumentische, die sich heute noch in
Deutschland aus dieser Zeit vorfinden, bewei-
sen, daf> die Liebhaberei für Pflanzenschmuck
im Zimmer sehr ausgebreitet war. Was die
.,, ^^ ... ,, ,. ,, sonstigen kleinen Möbel betrifft, so sind die
ADD. 29h: Kiavicr, Miti3n><jui mit (jold- '=' '
D bronze von Seyffert. Wien um 1790 D PAPIERKÖRBE, Unter denen sich einige Bei-
spiele in der seltsamen Form des Amazonenschildes erhalten haben, und die
kleinen KOF'F'ER und KÄSTCHEN zu nennen, an denen manchmal die hervor-
ragendsten Ebenisten und Goldschmiede ihre Kunst erprobten. Den ersten Platz
unter den letztgenannten Objekten dürfte der Hochzeitsschrein der Prinzessin
Katharina von Württemberg einnehmen, den sie von Jerome Bonaparte 1807 er-
hielt. Ebenso gehört die Kassette mit grünem Samt bezogen und mit vergoldetem
Silber geschmückt, die Napoleon für Marie Louise anfertigen ließ, zu den schönsten
und kostbarsten Arbeiten dieser Art. D
Die DIELENUHREN der Empirezeit erhielten manchmal die Form von ab-
gestutzten Obelisken mit nuran den Seiten schief ansteigenden Wänden, inanderen
Fällen wurden sie mit kleinen Konsoltischchen in Verbindung gebracht oder er-
hielten die Form eines auf einem Piedestal stehenden kannelierten Säulenschaftes.
DieVorliebedervorangegangenen Periode, Uhren mitMusikwerken in Verbindung
zu bringen, erhielt sich auch während der Empirezeit. Die KLAVIERP] hatten
durch PERONARD. der noch aus der früheren Periode in die Zeit Napoleons
hereinragte, und durch BROODMANN, der Hoflieferant des Kaisers wurde,
solche Verbesserungen erfahren, dag die Harfe, die sich allerdings noch in den
Salons erhielt, durch sie bald in den Hintergrund gedrängt wurde. Die berühmte-
sten lustrumentenmacher waren im allgemeinen die englischen; für Deutschland
und Österreich waren aber Augsburg und ganz besonders Wien Vororte der In-
strumenten- und speziell der Klavierfabrikation. Der Sohn eines Augsburgers
namens Stein begründete den Ruf der Wiener Klaviere. Außer ihm sind seine
Schwester, Frau Streicher, femer Josef Broodmann und Seyffert [Abb. 298J zu nen-
376
nen, deiieii sich noch
ein halbes Dutzend wei-
terer Namen anreihen
Hefte. Neben der da-
mals beliebteren auf-
rechtstchcnden Form
war auch die liegende
Form der Klaviere üb-
lich. Es gab aber auch
schrank- und pyra-
midcnlcirmige, lyraför-
mige und lang empor-
gestreckte '^iraffen-
förmige' Klaviere. D
Wir haben bisher in
erster Linie jene Möbel-
formen in Betracht ge-
zogen, die in Paris oder,
wenn auch oft in bedeu-
tend schlichterer
Weise, nach französi-
schem Vorbilde, in
Deutschland und Öster-
reich angefertigt wur-
den. England haben wir
nur vorübergehend
berührt. Ks nimmt in
mancher Hinsicht eine
etwas abgesonderte
Stellung ein. In Eng-
land machte sich die
Abb. 299: Bettsofa. Fntworfen von Sheraton. 1803
neue Richtung erst um die Jahrhundertwende geltend. Sie zeigt sich in den späte-
ren Entwürfen Sheratons und Shearers [Abb. 299|. Ganz entschieden unter fran-
zösischem Einfluß stehen erst die Möbelentwürfe, die Thomas HOPF 1807 heraus-
gab, und die ein Jahr später in dem Buche von GEOKGE SMITH erschienen. Da,
wie Litchfield hervorhebt, England in Bronzearbeiten überhaupt niemals Hervor-
ragendes leistete, stehen auch die Metallapplikationen der englischen Empire-
möbel denen der französischen bedeutend nach; oft wurden sie selbst durch ver-
goldete Schnitzerei ersetzt. GILLOW, aus dessen Werkstätten kostbare Möbel
aus Mahagoni- und Rosenholz hervorgingen, pflegte sie mit Linien- und Stab-
einlagen aus Messing zu verzieren. Auf gleicher Höhe standen die Arbeiten des
Thomas SEDDON und seiner beiden Söhne, die besonders viele Möbel im Auftrage
Georgs IV. für Windsor Castle anfertigten. Eines sehr guten Rufes erfreute sich
unter anderen gleichwertigen Meistern SNELL, dessen Spezialität Schlafzimmer-
377
/^IT-
m;
.A^^^y^;
1 1
D Abb. 300 und 301: [Links] Lüster nach Beauvallet. (Rechts) Lüster aus Hotel Beauharnais D
einrichtungen aus Birkenholz bildeten. Ein charakteristischer Zug der englischen
Möbel dieser Zeit ist das häufige Vorkommen von ornamentaler mitunter auch von
figuraler bunter Bemalung. Ein anderes nicht zu übersehendes Moment ist die
selbst während der Zeit des strengsten Empirs nicht erlöschende Vorliebe der
Engländer für gotische Motive. D
Bezüglich der ITALIENISCHEN Abart des Empiremöbels ist zu bemerken, daß
hier vielfach die Eleganz der französischen Arbeit und die Solidität der deutschen
vermifit wird. Pietro RUGAS Möbelentwürfe vom Jahre 1817 bringen hochbeinige
Kommoden blofi mit zwei Schubladen, bei denen, so wiebei vielen andern italieni-
schen Möbeln dieser Zeit, das architektonische Element schwächer betont ist als
bei den französischen, englischen und deutschen. Im Decor kommen öfter als
anderswo ägyptisierende Formen vor; manchmal ist jedoch auch das pompejanische
Vorbild unverkennbar. Im übrigen gelangt man in dem Bestreben klassische
Muster nachzubilden in Italien zu ganz ähnlichen Resultaten wie diesseits der
Alpen, wenngleich eine auffällige Vorliebe für Schnitzereien manchmal zu phan-
tastischen Bildungen geführt hat, wie wirsie imNorden nicht anzutreffen pflegen.
Indes darf man bei Italien nie vergessen, dag nicht nur der Norden vom Süden
sich scharf unterscheidet, sondern daß auch zwischen venezianischer und mailän-
378
discher, toscanischer, r()misclu'r
und neapolitanischer Art sehr auf-
fallende Unterschiede bestehen.
LeitltT sind wir aber auf dein Ge-
biete des Kunstij;c'werbcs über
diese aut>erordentlich interessan-
ten Vorjjänjre so gut wie noch
gar nicht unterrichtet und kön-
nen unser Urteil nur auf einzelne
Beobachtungen aufbauen. D
Auf dem Gebiete der BRONZK-
AKBEIT zeigten sich die Meister
des Kmpire nach technischer Rich-
tung als gelehrige Schüler ihrer
Vorfahren. Aber auch nach künst-
lerischer Seite verstanden sie es
trotz allzu ängstlichen Anschlus-
ses an die Antike und einer da-
bei unvermeidlichen Trockenheit,
ihren Werken einen Zug echter
Grötse und \'ornehmheit zu ver-
leihen. Manche Künstler, wie z.B.
Thomire und Lefevre stammten
noch aus dem ancien regime und
verleugneten ihr erprobtes Talent
auch in der neuen Stilrichtung
nicht; auch Duport, Vater und
Sohn, de Galle und eine Reihe an- ^
derer wußten neben der Strenge -^'^'j "J-- '••
der klassischen Form französi-
sche Anmut und Grazie festzuhalten. Während der Revolution selbst war die
Produktion stark zurückgegangen; die glänzenden F'este am napoleonisehen Hofe
wirkten aber, insofern es sich um Neuausstattung großer Empfangsräume und
prächtig gedeckter Tafeln handelte, belebend auf die Bronze-Industrie. Auch
hier waren Percier und Fontaine die grojien Anreger.
Die hervorragendsten Leistungen bildeten, wie in der vorangegangenen Periode,
Beleuchtungsgegenstände aller Art, Kamingarnituren und Tafelaufsätze. Den
Feuerböcken hat das Empire nicht dieselbe Beachtung geschenkt, wie das
Louis-XVI; auch Tür- und Fenstergriffe, kleine Beschläge und ähnliche Bronze-
arbeiten wurden einfacher ausgeführt als früher. Dagegen erfahren die Schreib-
tischgarnituren mannigfache Ausbildung. □
Unter den Beleuchtungsgegenständen kann der Lüster geradezu als Lieblings-
objektdes Empire bezeichnet werden, sogrog ist hier derRcichtum an Variationen.
Allerdings wurde dieser Reichtum nicht ausschließlich durch Bronzearbeit herbei-
379
{
iinpe, italit-nisrh.
Herlin
Kunstgewerbemuseum
D
C Abb. 303: Standuhr im 'Grünen Salon' des Hotel Heauharnais D
geführt, da auch der Glasbehang mit den sogenannten 'Lüstersteinen', die aus
Böhmen in grofien Mengen exportiert wurden, der künstlerischen Phantasie mannig-
fache Anregung bot. D
Je nachdem die Bronzearbeit oder der Glasbehang das Hervorstechende am
Empire-Lüster ist. lassen sich zwei verschiedene Arten unterscheiden, von
denen die beiden Abbildungen typische Beispiele geben. [Abb. 300 und 30L]
Einer der schönsten Lüsterentwürfe Perciers zeigt Victorien, die sich zu einem
Reigentanz die Hände reichen, ein Motiv, das sich auch bei einem Lüster im
'Pariser Saal' des Königlichen Stadtschlosses in Kassel in etwas veränderter
380
(Q-p [RECHTS] BRONZEKANDELABER • FREIHERRL. VON HEVLSCHES SCHLOSS
jrJKl HERRNSHEIM ■ [LINKS] BRONZEKANDELABER • HOTEL BEAUHARNAIS
Abb. 304 und 305: [Link;-) Uhr. Französisch, Mahagoni mit Bronzen. Wien, Holmobiliendepot. [Rechts]
O Bronzeuhr. Wiener Arbeit um 1810. Ebenda. D
Form wieder findet. Andere Bronzelüster halten sich an das antike Lampenmotiv,
das sie weiter ausbilden, und heften die Lichterarme an eine mittlere Kernform,
die. bald schalen- bald vasenförmig, an zierlichen Ketten von der Decke herab-
hängt. Die Lichtarme werden hier wie bei den Wandleuchtern gewöhnlich mit
aufgelegten Akanthusblättern geschmückt, die sich von dem gleichen Ornament-
motiv früherer Perioden durch außerordentliche Schlankheit der stark zugespitzten
Blätter und merkwürdig schwunglose Steifheit unterscheiden. Die Lüster mit
Glasbehängen variieren in unzähligen Formen das Motiv des an einem oder an
mehreren Reifen befestigten Lichterkranzes, von dem nach oben und nach unten
Ketten aus facettierten, meist eng aneinander geschlossenen Glassteinen ausgehen.
Sehr beliebt sind auch in dieser Zeit noch die Hängelampen oder Ampeln, die aus
verschieden geformten und gefärbten, in Bronze montierten Glasschalen bestehen
und, an mehreren Ketten befestigt, vor allem in Schlafzimmern, von der Mitte der
Decke herabhängen. Die Wandarme werden den Lüstern entsprechend gebildet,
oft sind es gradezu halbierte Lüster. Das figurale Element, das im Louis-XVI-Stile
hier stark hervortrat, erfährt eine Verminderung. Der Akanthus, ein schlankes
Füllhorn umschließend, genügt in der Regel einer Formensprache, die auf allen
Gebieten nach größerer Strenge und Einfachheit strebt. D
Auch bei den oft sehr prächtigen, ja manchmal geradezu monumental ausge-
stalteten Kandelabern desEmpire reduziert sich der Formenreichtum derfrüheren
Zeit auf eine kleine Anzahl von Typen. Am häufigsten finden wir, wenn der Schaft
382
nicht einfat-h aus einem kanne-
lierten Säulchen besteht, über-
schlanke Victorien in reichem Fal-
tentrewanck'.dieheranschwcbond
mit beiden Aiiuen die Lichter-
träger emporhalten. Gelegentlich
treten an ihre Stelle gräzisie-
rende oder ägyptisierende Karya-
tiden oder einfache Mädchenge-
stalten in Uiuzeni Chiton. Auch
die kniende ägyptisierende
Leuchterträgeriti ist nicht selten,
aber die Victoria bleibt da.s be-
vorzugte Motiv |s. Abb. S. 381|.
Diese Figuren stehen gewöhnlich
auf ziemlich hohen Piedestalen
aus prächtigen Steinsorten, die
ihrerseits mit Flachrelief in Gold-
bronze verziert sind. Die präch-
tigsten Beispiele von Lüstern,
Kandelabern und Waiidarmen
dieser Zeit befinden sich im
Schlosse zu Compiegne. In ähn-
lichem Mat>e wie die F'ormen der
Kandelaber werden die der
Leuchter im Vergleiche zu ihren
Vorgängern bescheidener. Ein kannelierter Schaft, der eine vasen- oder kapitell-
förmige Dille trägt und auf einem F'uP^e mit Akanthusrosette aufsitzt, ist das
gewöhnliche. Aufierdem ist eine in dieser Zeit aufkommende Leuchterform
erwähnenswert, bei der ein Lichterarm oder deren mehrere verschiebbar an
einer Stange angebracht sind, und die Lichtwirkung durch einen verstellbaren
Schirm verstärkt wird. Im Anschluß an diese Leuchter, die bereits in höherem
Mafie den Nützlichkeitsforderungen als den Gesetzen der Schönheit entsprechen,
sei beiläufig auch der sehr verschiedenartigen neuen Formen von Hänge- und Steh-
lampen gedacht, bei deren Ausgestaltung technische Rücksichten und Vorrichtun-
gen, die auf eine Erh()hung des Lichteffektes abzielen, mafigebend waren; wie
z. B. bei der seinerzeit hochgeschätzten 'lampe Quinquet' mit Glaszylinder und
zylindrischem Docht. Diese Beleuchtungsgeräte führten nur ein kurzes Dasein,
da die von nun an stets fortschreitende Beleuchtungstechnik immer wieder neue
Anforderungen an die Form dieser Geräte stellte; aber in der Zeit, als sie im Ge-
brauche waren, wurde ihnen auch von kunstgewerblicher Seite weitgehende Be-
achtung geschenkt. Erwähnenswert sind auch die italienischen, gewöhnlich drei-
schnäbligen Öllampen, deren Hauptform auf alte Traditionen zurückgeht, und die
noch in der Empirezeit in sehr vornehmer Weise ausgestaltet wurden [Abb. 302 1.
383
Q .Abb. 3()»): Standuhr mit Mus«- im M.)tcl Hciiiharnais O
Bei den KaminjTnrnitureji bilden
noch immer die STANDUHREN
(ias Mittelstück. Auf ihre j)rächtige
Ausoestaltimjj^ wird groljies Ge-
wicht gelegt. Der Aufbau der
Uhren blieb im wesentlichen v.u-
nächst derselbe wie früher: auf
einem architektonischen Unter-
bau, hiiufig aus Alabaster oder
buntem Marmor, befinden sich
Gruppen oder Einzelfiguren,
denen das Zifferblatt mit vielem
Geschick imtergeordnet wird.
Die berühmtesten Uhrmacherder
Kaiserzeit waren MOINET AINE,
ferner Bailly, Binetruy und
Lepante. Für sie arbeiteten die
hervorragendsten I^ronzisten von
Paris. Prachtvolle Standuhren der
Übergangszeit vom Louis-X VI ins
Empire sind u. a. in Wien im Be-
sitze des Erzherzogs Friedrich;
hier ist der Übergang zur her-
ben Strenge des neuen Stils noch
kaum angedeutet. Stärker kommt
die neue Formensprache bereits
bei der hier abgebildeten Uhr aus
Abb. 307: Konfektschale vom Tafelaufsatz im Schloß Malmaison (jem Hotcl Beauharnais ZUm AuS-
druck [Abb. 303], in voller Entwicklung finden wir sie in einer Uhr mit der Gestalt
einer Muse aus demselben Palais [Abb. 306]. Der Reichtum an Formen ist, trotzdem
sich das Darstellungsgebiet auf antike Götter mit ihrem Gefolge, auf Heroen und
geschichtliche Persönlichkeiten des Altf^rtums beschränkt, ganz aufierordentlich.
Solche Arbeiten finden sich an den Höfen und in den Adclspalästen von ganz
Europa, die prächtigsten im Schlosse von Compiegne. Darunter sind als besonders
her\'orragende Stücke zu nennen : eine Uhr mit Apollo und Aurora, als Lenker des
Sonnenwagens von Urania überragt, die auf dem Himmelsglobus die Stunden an-
zeigt; eine andere Uhr aus schwarzem Marmor ist mit einer allegorischen Gruppe
von Thomire geschmückt, die sich auf die Vermählung Napoleons und Marie
Louisens bezieht; zu den schönsten Bronzen dieser Zeit gehört ferner die hier be-
findliche Uhr mit Diana auf dem Himmelsglobus, die mit einem Pfeile die Stunden
anzeigt; auch die Uhr mit der Figur 'Das Studium' gehcirt zu den bedeutendsten
Bronzen von Compiegne. — Neben dieser Form von Standuhren, zu denen in der
Regel ein Satz von drei bis neun Stücken, bestehend aus Armleuchtern, einfachen
Leuchtern, Vasen und Räuchergefäßen gehört, gibt es auch solche einfacherer
384
Art. bei (Icneti das fi^urale P'U'iiicnt nicht so bc-
deuteiui hervortritt. Solehe L'hren variieren ent-
weder die antike Teinpelfassade in der verschie-
densten Weise, oder sie haben die Form eines
län^jlichen Kästchens und werden nicht selten in
der üblichen Schrankform, die sie im kleinen Malv
stab wiederholen, aufgebaut. Hei dieser (lattun^
von Uhrm ist auch die Verwendunj^ von Mahagoni
oder anderen feineren Hölzern häufig [Abb. 30 i
und3ü5|. D
Alle diese von Paris ausgehenden Typen wur-
den nach Mafigabe der vorhandenen Mittel uml
Kräfte in ganz Europa mit mehr oder wenigei
Glück imitiert und variiert. Einen besonderen
Aufschwung nahm die Uhrenindustrie und mit iln
die der Bronzen im allgemeinen zu Anfang di'>
neunzehnten Jahrhunderts in Wien. X'or allem ist
hier Johann Georg DANMNGER zu nennen, dei
1798 Meister wurde und später den Titel eines
k. k. Hofbronzearbeiters erhielt. E.Leisching zidilt
noch über ein halbes Dutzend anderer Wienei-
Bronzearbeiter auf, von denen ein Teil aus Würt-
temberg, P'ranken und Hannover eingewandert
war. Danninger wurde sowohl vom kaiserlichen
Hofe wie von der Aristokratie mit bedeutenden
Aufträgen betraut, und seine Arbeiten sind, was a''''- ^^- '^'"oii-- lin,,,/,^..,,- „„ iioid
Gun und \ ergoldung betrifft, den französischen
ebenbürtig, nur in bezug auf den figuralen Teil reichen sie, soweit nicht Nach-
bildungen vorliegen, an die französischen Muster nicht hinan. Wie es scheint,
wurden manchmal Bronzefiguren französischer Uhren in Wien auch in Alabaster
nachgemacht. Einer der Bronzearbeit dieser Zeit eigentümlichen Technik muft
hier noch gedacht werden, sie besteht in einer der Guillochierung ähnlichen Ver-
zierung der Flächen mit einem Netz feiner, dichter Linienornamente, das auf
mechanischem Wege mittelst des Rades in die Bronzeplatte eingegraben wird.
Die Wiener Uhrmacherkunst stand vom Ende des 18. Jahrb. an in hoher Blüte. Der
Wiener Mechanismus übertraf den franzcisischen, indem er zum ganz- und halb-
stündigen Schlag den Viertelschlag hinzufügte, und daher auch drei Aufzieh-
öffnungen hat. Des gröP,ten Ansehens erfreuten sich die Wiener Uhrmacher Hart-
mann. Kaufmann, Flasge, Sehr, Storck,Degn,Ferthbauer, dessen Spezialität soge-
nannte Adleruhren waren, und Sachs. Ihre Werke übertrafen nicht allein bezüglich
des Mechanismus, sondern auch hinsichtlich ihrer Präzision die französischen. D
Das dritte grofte Gebiet der französischen Bronzekunst der Empirezeit ist das
der TAFELAUFSÄTZE. Hier können sich Plastik und Ornamentierungskunst am
reichsten entfalten, hier sind der Erfindung die weitesten Grenzen gesteckt, hier
25 • Geschichte des Kunstgewerbes. H. 38.5
Q Abb. 309: Schmiedeeisernes Balkongitter an einem Wiener Vorstadthause D
erreicht derKunstwert auch einesolcheHöhe.dag derWertdes Materials, ob Silber
oder Bronze, daneben fast verschwindet. Solche Tafelaufsätze wurden fast aus-
schliefilich für dieeuropäischenHöfeoderfürstlicheFamilien angefertigt, und ihre
Zahl ist selbstverständlich nicht sehr grofi. Eine der frühen derartigen Arbeiten im
Empirestil ist der jetzt im Schloff Malmaison aufgestellte Tafelaufsatz, ein Ge-
schenkKönigKarls IV.vonSpanien anNapoleon vomJahre 1804, ausgeführt in der
Werkstätte von Auguste. Er besteht aus allegorischen Gruppen, Armleuchtern,
Konfektschalen und kleinenTempelchenaus vergoldeterBronzeund verschieden-
farbenen Steinsorten und umfagt 31 Stücke. Der Aufbau aus architektonischen
Motiven ist hier die Hauptsache. Wir haben fast durchwegs kleine Modelle von
Monumenten und Brunnen vor uns und aller Reichtum des Details vermag über
diesen Grundfehler der Komposition nicht hinwegzutäuschen [Abb. 307]. Ein un-
vergleichlich prächtigeresBeispiel ist der Tafelaufsatz vonThomire, ein Geschenk
Napoleons an den Fürsten Clemens Metternich. Das großartige Werk besteht aus
75 Objekten und ist ganz in vergoldeter Bronze ausgeführt. Blumen- und Frucht-
schalen, Konfektteller, Tortenplatten und Kandelaber, Lorbeerkränze tragende
Victorien und Bacchantenfiguren bilden ein Ensemble von unvergleichlicher Pracht.
Das Ganze baut sich auf mächtigen Spiegelplatten auf, deren Umrahmung mit
Weinlaub und liegenden Bacchantenfiguren geschmückt ist und in regelmägigen
Abständen von weiblichen Büsten auf kleinen Sockeln unterbrochen wird. Eine
wohltuende Sicherheit in derKomposition verleiht demGanzen denCharakter von
etwas organisch Gewordenem, und die kalte Strenge des Empire verschwindet
unter der Grogartigkeit der Gesamtwirkung. D
Schlieglich ist noch über die bronzenen Prunkvasen des Empire und über die
Schreibtischgarnituren aus Bronze ein Wort zu sagen. Zu den üblichen und genug-
sam bekannten antikisierenden Vasenformen mit ihrem figuralen Schmuck tritt
in der Empirezeit eine neue hinzu, die den sonst in leichtem Schwünge nach ein-
oder auswärts gebogenen Vasenkörper auffallend lang und streng zylindrisch
bildet, eine Form, die ursprünglich vielleicht in der Absicht gewählt wurde, die
unnatürliche Biegung der diesen Teil der Vase schmückenden Relieffiguren zu
vermeiden [Abb. 308]. Im übrigen sind die langgestreckten eiförmigen Vasen die
häufigsten. Den Schreibtischgarnituren wurde von der Zeit an, als der offene
Schreibtisch, das bureau plat, mehr in Mode kam, größere Aufmerksamkeit ge-
386
schenkt ; besonders beliebt waren bei sol-
chen Objekten ägyptische Motive. Kin
durch seine wohl abji^ewojTenen Formen
ausgezeichnetes Stück ist unter anderem
das hier wiedergesehene Schreibzeug
Napoleons aus Malmaison [siehe Tafel |.
Während der Empirezeit vollzog sich
auf dem Gebiete der SCHMIKDKKISKN-
ARBEIITEN ein weiterer Rückgang. In
Frankreich haben sich zwarDeumier, der
das Gitter von Saint-Germain-l'Auxerrois
geschmückt hat, ferner Guyonnet, Mille
und Courbin, dieser als Verfertiger des
Stiegengeländers im Palais-Royal, sowie
Vavin, dessen Arbeiten höchste tech- Abi,.;no; z.m.i-u.ru.n i8uo, italienisch, k«! Kunst-
nische Vollendung aufweisen, rühmlichst Q KfWL-rbemuseum Berlin d
hervorgetan; im allgemeinen stehen aber die Schmiedeeisenarbeiten dieser Zeit
hinter ihren Vorgängern weit zurück. Im Gitterwerk der Einfriedigungen undTore
verdrängt die Lanze oder der Pfeil fast alle anderen Motive; bei Baikonen und
Treppengeländern tritt ein gewöhnlich recht nüchternes Spiel geometrischer Linien
an die Stelle phantasievoller Ornamentverschlingungen. Finden wir in dieser
Art Gitterwerk auch reiche Abwechslung und konstruktiv richtige Gedanken, so
kommen solche Vorzüge doch erst beim Vergleich mit den gegossenen tlisengittern
der folgenden Periode voll zur Geltung, während ein Rückblick auf ältere füsen-
arbeiten das künstlerische Ermatten auf diesem Gebiete auch bei den besten Bei-
spielen aus dieser Zeit unzweifelhaft dartut [Abb. 309 1. Mehr noch als beim
Eisen zeigt sich beim ZINN eine fortschreitende Gleichgültigkeit gegen die künst-
lerische Durchbildung. Beachtenswerte Arbeiten nach dieser Richtung werden
nur mehr wenige verfertigt und Beispiele, wie die zwei hier abgebildeten Stücke
gehören zu den Ausnahmen [Abb. 310 u. 311 [. D
Die herrschenden Künstler im französischen GOLDSCHMIEDEGEW'KHBE
der Empirezeit sind BIENNAIS, AUGUSTE und der Bronzist THOMIRE; denn
auch als Goldschmied gebührt ihm ein erster Platz. Diesen dreien muf> als nahezu
ebenbürtigOdiot angereiht werden. Biennais Spezialität waren Reise- und Toilette-
Necessaires, die mit auHierordentlicher Präzision ausgeführt waren und das Ent-
zücken der vornehmen Welt hervorriefen. Biennais hat eine ansehnliche Menge
solcher Arbeiten angefertigt, darunter manche mit einer außerordentlich großen
Zahl von Objekten, wie z. B. das Reiseservice, das Napoleon an die Großherzogin
Stephanie von Baden schenkte, und das zweihundert verschiedene Gegenstände
enthielt. Eine nicht besonders umfangreiche aber prächtige Arbeit dieser Art ist
das Reisenecessaire für den König von Rom, gegenwärtig im Besitze des öster-
reichischen Museums in Wien. Es ist aus vergoldetem Silber und besteht aus
neun verschiedenen Objekten: zweierlei Leuchterpaaren und verschiedenen Ge-
fäßen von edler Form mit glatter Oberfläche, Reliefschmuck an den Rändern und
25* 387
Abb. 311: Kaffeekanne aus Zinn, deutsch, um 1800. Königl.
D Kunstgewerbemuseum, Berlin D
dem Wappen des kaiserlichen
Prinzen |s. Abb. 312]. Biennais
Tätigkeit war außerordentlich
ausgedehnt und erstreckte sich
nicht nur auf das gesamte Gebiet
der Goldschmiedekunst, sondern
auch darüber hinaus auf die Ver-
fertigung von Uhren und Pracht-
geräten verschiedener Art. D
Auguste war hauptsächlich
Lieferant von Tafelgeräten. Eine
seiner Hauptarbeiten war der von
Percier gezeichnete Tafelaufsatz,
den die Stadt Paris dem Kaiser
anläfdich der Krönungsfeierlich-
keiten überreichte und dessen
Hauptstücke in Anspielung auf
das Wappenbild der Stadt Paris
in Schiff-Form gebildet sind. Ein
anderer prachtvoller Tafelaufsatz
von Auguste befindet sich im Pa-
lais der englischen Gesandtschaft
in Paris. Das Geschenk der Stadt
Paris an die Kaiserin Marie Louise,
eine Toilette in vergoldetem Sil-
ber, entworfen von Prud'hon. war
eine Arbeit von Thomire, Roguet und Odiot. Auf dem Toilette-Spiegel war Flora,
umgeben von Genien, dargestellt, auf dem grogen Spiegel Mars und Minerva durch
Hymen zusammengeführt. Abernichtalleinauf die GoldschmiedekunstFrankreichs
wirkte die Prachtliebe des napoleonischen Hofes anregend und belebend, auch im
Auslande hob sich unter der französischen Herrschaft das Niveau kunstgewerbli-
chen Schaffens auf diesem und anderen Gebieten. Berühmt ist das Becken von
vergoldetem Silber, ein Geschenk derStadtMailand anNapoleon anläßlich derGe-
burt des Königs von Rom. Es wird getragen von einem prachtvollen antikisierenden
Dreifuß, der mit reichem Reliefschmuck versehen ist. Das Becken selbst zeigt
ebenfalls reichen Reliefschmuck: in der Mitte in einem größeren Medaillon eine
Meergottheit, dann zwei Zonen mit Ranken werk von Putten getragen und Medaillons
mit antikisierenden Figuren. Das Werk ist als eine Arbeit der Gebrüder Man-
fredini in Mailand bezeichnet und ist im Besitze des Erzherzogs Rainer in Wien.
Die Gebrüder Manfredini waren vielleicht, wie Bucher und Leisching vermuten,
auch die Urheber jenes im Besitze des Kaisers von Osterreich befindlichen Tafel-
aufsatzes aus vergoldetem Silber, der unter dem Namen „Mailänder Tafelaufsatz"
bekannt ist. Hier bilden vier jugendliche Gestalten, die einen Fruchtkorb tragen,
das Mittelstück weiterer 20 Objekte. D
388
[OBEN] ZUCKERSCHALE VON BIEXNAIS AUS DEM REISE-
SERVICE DES KÖNIGS VON ROM • WIEN, K. K. ÖSTERR MUSEUM
[UNTEN] SCHREIBZEUG NAPOLEONSAUS SCHLOSS MALMAISON
Abb. 312: Aus dem Reise-Necessaire des Könijfs von Rom, von niennain. Wien, k. k. ÖsterrcichiHchea
D Museum D
In Wien stellten die zahlreichen F'estlichkeiten anläPilich des Wiener Kon-
gresses um so zahlreichere Aufgaben als kurz vorher unermef^liclie Silberschätze
zur Deckung von Kriegskosten eingeschmolzen worden waren. Die Zahl der Ge-
nossenschaftsmitglieder der WienerGoldschmiede und Juweliere betrug im Jahre
1799 208. Bis 1815 arbeitet noch der im vorangegangenen Kapitel genannte k.k.
Kammer- und Hofsilberarbeiter Ignaz Würth. Gleichzeitig ist ein anderer Hof-
silberarbeiter namens Würth, Franz Würth, in Wien tätig und überdies üben
sechs andere Mitglieder dieser Familie das Goldschmiedegewerbe in Wien aus.
Manche bereits früher genannte Meister ragen auch in diese Zeit noch herein.
Neue, nach E. Leisching auf Silberarbeiten nachweisbare, Namen sind die der
Walln()fer, von denen sich ebenfalls mehrere dem Goldschmiedegewerbe ge-
widmet haben, ferner Martin Peinkofer [Meister 1794], Anton Köll [1797 Meister
und 1814—1817 Untervorsteher], Anton Radici [1813 Meister(, Kullnauer von
Sonnenstein [1818 Meister] und eine Reihe anderer. Im übrigen ergibt sich
aus den bereits früher angeführten Untersuchungen sowohl als aus den noch
verhältnismäP;ig zahlreich vorhandenen Objekten, daf^ das Wiener Silber der
Empire-Zeit nach technischer und künstlerischer Richtung einen hohen Rang
einnimmt. Die Leistungen sind im allgemeinen zwar bescheidener als die franzö-
sischen, doch dürfen wir auch nicht vergessen, daP^ wir bei Besprechung des fran-
zösischen Silbers die kostbarsten und für die höchsten Gesellschaftskreise be-
stimmten Arbeiten vor Augen hatten, während wir hier als wünschenswerte Er-
gänzung jener Gruppe in der Hauptsache die Arbeiten für gut bürgerliche Kreise
vor uns haben. Die Formengebung und Ornamentierung folgt den in dieser Zeit
allgemein geltenden und wiederholt erörterten Gesetzen. Schlankheit der Form,
Vorliebe für groPe, spiegelnde F'lächen. absichtliche Beschränkung auf ganz
wenige Ornamentmotive, sind die von den Goldschmieden befolgten stilistischen
Regeln. Auch in dieser Zeit ist der Einfluß englischer Muster auf die Formen-
389
gebuno[ nahezu ebenso stark wie der französische. Unter denselben künstle-
rischen \'crliältnissen arbeiten die Goldschmiede in den zahlreichen deutschen
Städten, in denen dieses früher so blühende, in jener Zeit aber zu geringer Bedeu-
tung herabgesunkene Gewerbe immer noch seine Vertreter hatte. Es bleibt aber
der Zukunft vorbeiialten, die trotz aller Ungunst der Zeiten immerhin noch zahl-
reich vorhandenen Zeugen deutscher Gold- und Silberschmiedearbeit aus dem
Beginn des neunzehnten Jahrhunderts in zusammenfassendem Überblick zu ver-
einigen und auf Grund des archivalischen Materials ein geschichtliches Gesamt-
bild zu entwerfen. D
JUWELIERARBEITEN. Während der Revolution bildete gleichender Schmuck
für dessen Träger geradezu eine Gefahr und an seine Stelle traten die bekannten
Freiheits-Embleme, nüchtern und in schlechtem Golde. Schon unter dem Direc-
toire erwachte aber die Freude am Luxus von neuem. Die Damen trugen zu ihren
antikisierenden, kurzärmeligen Gewändern Bracelets, womit sie sich am Oberarm
und am Handgelenk schmückten. Dazu trugen sie grof^e Ohrgehänge, Ringe an allen
Fingern, eine grofte Plakette vorn am Gürtel knapp unter der Brust und Ketten
um den Hals. Mit dem Beginne des Jahrhunderts, als Napoleon die grof>en Empfänge
einführte und die Siegesfeiern und Feste einander auf demFu^e folgten, stieg der
Luxus allmählich ins Maglose und erreichte anläßlich der Krönungsfeierlichkeiten
seinen Höhepunkt. Aber kaum eines der zahlreichen Schmuckstücke, die beim
Krönungsfeste Napoleons oder bei seiner Vermählung mit Marie Louise in Ver-
wendung waren, ist auf uns gekommen. Wir kennen sie nur aus Abbildungen und
Beschreibungen. Der ungeheure Wert der Steine war das Verderben für ihre
Fassung. Sie wurde, der Mode entsprechend, immer wieder geändert. Die Juweliere,
die an der Herstellung aller dieser Kostbarkeiten beteiligt waren, haben wir zum
Teil bereits kennen gelernt; es sind die früher genannten Goldschmiede, die zu-
gleich Schmuckstücke aller Art anfertigten. Neben diesen gab es eine grofte An-
zahl vonGoldschmieden, die fast ausschlief^lich der Juwelierarbeitoblagen. Zuden
hervorragendsten Juwelieren der Kaiserzeit gehörte NITOT, der, obwohl damals
noch unberühmt, durch einen Glücksfall 1804 den Auftrag erhielt, die wichtigsten
Kleinodien für die Krönung Napoleons anzufertigen, und der sich dieser Aufgabe
mitvielemGeschick zu entledigen verstand [Abb. 313 1. Neben ihm gehören Foncier,
Marguerite, Friese &Devillers,Picard und Poulain zu denbedeutendstenPariser Ju-
welieren. Die Krone, die Napoleon sich selbst aufs Haupt setzte, war Nitots Werk, sie
befindet sich jetzt in der Galerie d'ApoUon. Auch die Tiara, die Napoleon dem Papste
schenkte, eine Arbeitvon Auguste, hatte Nitot mit Juwelen geschmückt. An nieman-
dem aber hatten die Pariser Juweliere eine eifrigere Abnehmerin als an Kaiserin
Josephine, die Unsummen für Juwelierarbeiten verschwendete. Gab sie doch in
sechs Jahren 25 Millionen für Schmuck und Toiletten aus. Übrigens hatte auch das
Hochzeitsgeschenk Napoleons für Marie Louise, derHauptsache nach ausBrillanten,
Perlen und Edelsteinen bestehend, einen Wert von mehr als fünf Millionen. Unter
diesen Umständen gelangte zwar die Juwelierkunst zwischen 1804 und 1814 zu
hoher Blüte, der eigentliche Kunstwert aber blieb hinter dem Materialwert weit
zurück. Mehr noch als bisher strebte die Juwelierkunst darnach, den Stein durch
390
kunstvollen Schliff in heiles Licht
zu stellen und die Fassung,
wenn nicht verschwinden zu las-
sen, tloch mü^dichst in den liin-
terfTrundzu dränj^en. Diamanten
wurden zu mehrreihigen Kollier^
aneinander gefügt, auch die Klei
der selbst erhielten reiche Gar-
nituren von Brillanten ; die Steck-
kämmc wurden mit Brillanten,
Perlen und Kameen besetzt.
Diademe waren hei grot^^er Toi-
lette unentbehrlich. Ohrringe
kommen in sehr verschiedenen
Formen vor; als das Eleganteste
gelten, wie H. Vever in seinem
Werke über die französische Bi-
jouterie im neunzehnten Jahr-
hundert berichtet, reine Brillan-
ten ohne sichtbare Fassung in
Birnenform. Die Technik der ä
jour- Fassung hat grof^e Fort-
schritte gemacht. Aller Schmuck
der Zeit ist ohne Relief und Mo-
dellierung, so als ob man das
Stück aus einem Plättchen Gold
geschnitten hätte. Die Oberfläche
ist nur einer leichten Überarbei- Abb. 3ia: staatsbciimuck aus Kuiun. n und ifnuaiuin. aus-
tung unterzogen. Die Zahl der ° Kefnhrt von Nitot et fii.s d
Ornamentmotive ist gering, der Mäander, die Palmette, Dreipafjormen und Qua-
drate sowie andere Fassungen, die weder an das Kompositionstalent noch an die
Phantasie gro^e Anforderungen stellen, genügen dem Juwelier der Empirezeit.
Bogengehänge aus Perlen. Eldelsteinen oder einfachen Kettengliedern vervoll-
ständigen die Gesamterscheinung. Hin und wieder werden auch ganz natura-
listisch gebildete Schmuckstücke verfertigt; so hat Nitot für Napoleon ein Diadem
aus Lorbeerblättern, mit Diamanten dicht besetzt, ausgeführt, ein Typus, der durch
lange Zeit, ja man kann sagen bis zum heutigen Tage, vorbildlich geblieben ist.
Zu den charakteristischesten Zügen des Kmpire-Schmuckes gehört ferner die
au(>erordentliche Vorliebe für Kameen. Sie kamen nicht allein in der Umgebung
von Juwelen zur Anwendung, man stellte auch ganze Schmuckausstattungen zu-
sammen, in denen Kameen den wesentlichen Bestandteil bildeten [Abb. 314!. Da
antike Kameen nicht in genügender Zahl vorhanden waren und da auch schon die
vorangegangene Generation diesen Arbeiten hohes Interesse entgegengj-bracht
hatte, war bereits um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die Steinschneide-
391
O Abb. 314: Schmuck aus Kameen und Perlen, römische Arbeit D
kunst ZU neuem Leben erwacht. Die Gemmenschneider dieser Zeit waren selten
selbständig erfindende Künstler. Wenn es nicht galt, zeitgenössische Porträtkcipfe
anzufertigen, hielten sie sich an antike Vorbilder, teils Gemmen, teils Werke der
großen Plastik. Infolgedessen war es hauptsächlich Italien, wo die Steinschneide-
kunst einen hohen Aufschwung nahm. Die hervorragendsten Meister waren
Amastini, Berini, Calandrelli, Casdes, Cerbara, Costanzi, Girometti, Morelli, San-
tarelli und die Künstlerfamilie der Pichler. über die Rollets Monographie ausführ-
liche Aufschlüsse gibt. Antonio Pichler, der zuerst in Neapel, später, bis zu seinem
1779 erfolgten Tode, in Rom lebte, war ein Tiroler. Von seinen beiden Söhnen
Giovanni (1734-1791] und Luigi [1773 — 1854] war der letztere von 1818 bis 1854
als Professor an der Wiener Akademie tätig. Alle drei gehörten zu den vorzüg-
lichsten Gemmenschneidern ihrer Zeit und schufen Kunstwerke, die selbst von
Kennern als antik angesehen wurden. Nicht selten haben sie auch ihre Arbeiten
mit ihrem Namen in griechischen Lettern bezeichnet. In Deutschland waren
Dorsch, Hecker und Natter, in England Brown. Burch und Marchant, in Frank-
reich Guay und Jeuffroy als vorzügliche Gemmenschneider bekannt. Napoleon
gründete eine Spezialschule für Gcmmoglyptik und errichtete 1805 einen Rom-
preis für Künstler dieses Faches. Man faP^te solche Steine in Reifen von
mattem Gold, die man mit gewundenem Golddraht, der F"iligranarbeit ähnlich, um-
gab; zwischen hinein wurden winzige Blättchen oder Röschen aus gestanztem
Golde gesetzt. Als Material für die Gemmen selbst wurden nicht nur Halbedel-
steine verschiedenster Art, sondern auch Korallen, Muscheln, ja selbst Glaspasten
ven^r'endet. denn nicht nur die kostbarsten, auch die einfachsten und billigsten
392
Schnuiekstücko wurden ausKamoon hergestellt. Anderer billij^ferer Schmuck, den
wir vielfach auf Porträten dieser Zeit finden, besteht in Ketten aus einfachen Gold-
ringen, die als Halsschmuck wie als liracelets getragen worden. Sehr verschiedene
\'erwendung als Hals-, Arm- und (iürtelschmuck fanden elastisch gearbeitete gol-
dene Schlangen. Auch der Stahlschmuck der vorangegangenen Periode wird als
Alltagsschmuck noch getragen. Überdies gab es auch jetzt, so wie in der voran-
gegangenen Periode, allerlei symbolischen Schmuck, z. H. aus Steinen, deren
Benennung in ihren Anfangsbuchstaben den Namen des Gebers oder des Be-
schenkten bildete. Auch die ., Colliers au vaimiueur" mit zwanzig Herzen ( vingt
Coeurs ), die aus verschiedenen Steinen gearbeitet, an einem Goldkettchen hingen,
gehören hierher. Sehr verbreitet war der sentimentale Schmuck mit Haaren ge-
liebter Personen. Kndlich darf der für das Denken und Fühlen dieser Zeit höchst
charakteristische, schwarze, eiserne Schmuck nicht vergessen werden, der zur
Zeit der tiefsten politischen Demütigung in Deutschland geradezu ostentativ ge-
tragen wurde. D
Die Pariser FACHKRFAnRIKATION beschäftigte nach Lafond unmittelbar vor
Ausbruch der Revolution rund tJOOO Arbeiter beiderlei Geschlechts und lag in den
Händen von etwa fünfzig Fabrikanten. Wie so viele andere bildliche Darstellungen
dieser Zeit, wurden auch die auf den Fächern zu Trägern der politischen und
sozialen Ideen des Tages. Episoden aus der Revolution, Porträte hervorstechen-
der Persönlichkeiten, Allegorien und politische Anspielungen verdrängten die
rein dekorativen Darstellungen. Man bediente sich hierzu gewöhnlich kolorierter
Kupferstiche und dehnte oft die Darstellung über das ganze Fächerblatt aus.
Unter dem Directoire wendete sich der Geschmack wieder dem früheren Dekora-
tionsgenre zu. und nur im Detail kommt die neue Stilrichtung zum Ausdruck; zu-
gleich wurde der Fächer kleiner und eleganter in der gesamten Ausführung. Neben-
her ist aber das die Interessen des Tages verfolgende Genre nicht verschwunden.
Besonders Montgolfiers Erfindung beschäftigt die Phantasie, und Aufstiege im Luft-
ballon werden in unzähligen Variationen dargestellt. Während des Konsulates wurde
der Fächer noch kleiner, denn die Damen wollten ihn im Reticulc bei sich tragen.
Häufig verschwand jetzt das Fächerblatt ganz und der Fächer bestand blof> aus La-
mellen in feiner, durchbrochener Arbeit. Die Dekorationsart mit kleineren und
gröf;eren. runden, ovalen und rautenförmigen Medaillons, die durch Blumengehänge
und Pailletten-Ranken untereinander verbunden sind, blieb besonders dem senti-
mentalen Genre der Fächer vorbehalten, das namentlich in Deutschland beliebt war
(Vgl. die Tafel: Fächer |. In England dagegen, von wo die P'ächer mit Darstellungen
politischen Charakters und Vorführungen sozialer Zustände sowie interessanter
Tagesereignisse ihren.\usgang genommen haben, steht dieseGattung auch während
der Empirezeit im Vordergrund. Die ganze mehr kulturhistorisch als künstlerisch
interessante Gruppe von Fächern solcher Art hat in Lady Charlotte Schreibers
großer Publikation eingehende Würdigung erfahren. D
Ebenso wie bei den Fächern war auch im galanten KLEINGERÄT, den
Tabatieren. Büchsen, Riechfläschchen u. dgl. während der Revolution ein starker
Rückgang eingetreten, dem erst unter dem Empire ein neuer Aufschwung folgte.
393
Die Tahakdosen waren einfaclier geworden. Elfenbein, Glas, Buchsbauniliol/,. Hörn,
Schildpatt und Papiermache mit Lack war an Stelle kostbareren Materials ge-
treten; auf dem Deckel sah man aber Freiheitshelden, patriotische Embleme und
Guillotinen. Das Musee Carnavalet in Paris bewahrt sowohl von diesen Dingen
wie auch von den vorher beschriebenen Fächern eine gro(3e Menge. Die Herstellung
kostbarerer Erzeugnisse solcherArt begann aber bereits unter dem Konsulat wieder
und stieg unter dem Empire auf dieselbe Höhe, auf der sie vor 1 793 gestanden hatte.
Die aus früherer Zeit stammende Gepflogenheit, ausländische Würdenträger mit
Tabatieren zu beschenken, wurde durch Napoleon geradezu in ein festes System
gebracht. Fremde Gesandte erhielten Tabatieren im Werte von 15000 Francs, be-
vollmächtigte Minister solche zu SOOOFrancs, Geschäftsträger solche zu SOOGFrancs.
Dasschlof; natürlich nicht aus, dag in besonderen Fällen noch weitaus wertvollere
Dosen verschenkt wurden. Die Initialen R. F., die man während des Konsulates auf
solche Stücke zu setzen pflegte, wurden unter dem Kaiserreiche durch das Porträt
oder die Initiale Napoleons ersetzt. Juweliere, Ziseleure, Graveure, Miniatur- und
Emailmalerwaren an derHerstellung dieser Objekte beteiligt. Die ersten Juweliere
von Paris, die sich damit beschäftigten, waren Marguerite, Nitot, Odiot, Picard und
Poulain; in Straßburg hat sich Kirstein auf diesem Gebiete einen Namen gemacht.
Ausgezeichnete Arbeiten solcher Art wurden auch in Genf verfertigt. Q
Prachtvolle Dosen mit Regentenbildnissen, Geschenke der betreffenden Monar-
chen an den Feldmarschall Wellington, befinden sich im Besitze der Nachkommen
des Herzogs und geben so wie viele andere ähnliche Erzeugnisse einen Beweis
von dem hohen Stande der Miniaturmalerei auf Elfenbein und der vorzüglichen
Emailtechnik, die mit der feinsten Goldarbeit verbunden ist. Dieselbe Geschick-
lichkeit zeigt sich in der Ausschmückung der Taschenuhren, bei denen, so wie bei
den Dosen das Guillochieren zum Zwecke der Belebung glatter Mächen häufig
zur Anwendung kommt. Sehr beliebt sind Reliefdarstellungen in verschieden ge-
färbtem Golde, worin sich namentlich der früher genannte Straßburger Meister
Kirstein auszeichnete. Auch kleine ornamentale Motive aus Goldfolie in Email-
grund zu verteilen war eine beliebte Dekorationsart, ebenso kommen Diamanten,
Perlen und Halbedelsteine reichlich in Verwendung. D
Eine besondere Gruppe im Kunstgewerbe des Empire nehmen die PRUNK-
WAFFEN ein. In der vorangegangenen Periode beschränkte sich die Erzeugung
von Prunkwaffen fast ausschließlich auf Degen, die man mit allen Feinheiten der
Juwelierkunst auszustatten liebte. Während der ersten Republik und des Empire
wurde dagegen die Gepflogenheit immer häufiger, Prunkwaffen als Ehrengaben
für hervorragende Waffentaten oder besonders großmütige Handlungen zu ver-
leihen. Viele dieser Stücke, wie Säbel, Pistolen, Flinten usw. gingen aus der
Waffenfabrik von Versailles hervor. Künstlerischer Leiter dieser Fabrik war, von
1793 bis 1818 A. BOUTET, der ein ausführliches Verzeichnis aller seiner Arbeiten
hinterlassen hat. Viele davon befinden sich jetzt im Musee des Invalides in Paris.
Es sind hauptsächlich Prachtschwerter mit wundervollen Ziselierungen, Degen,
Säbel und Pistolen. Besonders zahlreich sind die Waffen aus dem Besitze Napo-
leons, unter denen sich auch verschiedene im Auslande angefertigte Stücke be-
394
l|.|iiiM>Ii|illllIII)l)|l|lll|l|iI'til<l>llIlltllI)|)l<lill|i|'l II
■••iM.m'i'.'
a Abb. :)15: F'ranzösischer Bucheinband um I8U5
finden. Hierher gehörige Arbeiten
von hervorragender Schönheit hatte
auch die Wiener Kongre(^-Ausstel-
hmg aufzuweisen. D
Der BUCHEINBAND wurde in
dieser Zeit besonders in Frankreich
und Enghind mit gro[^>er Sorgfalt
ausgeführt, der wirkUcheFortsciiritt
liegt aber auf technischem Gebiete,
während ihre künstlerische Bedeu-
tung im Rückgange begriffen ist.
Die vorzügliche Bearbeitung und
Färbung des Leders, namentlich bei
Maroquin- und Saffian-Bänden, ist
kaum zu überbieten. In Paris arbeiten
zu Beginn unserer Periode ein Dut-
zend vorzüglicher Buchbinder, deren
Namen heute noch von Bibliophilen
auf das Höchste geschätzt sind. D
Napoleon begünstigte vor allem
die Werkstatt desF'ranc.-oisBozerian,
in der auch jene Bücher gebunden
wurden, die er 1810 dem Kaiser von Österreich zum Geschenke machte. Ihr Ein-
band wurde in rotem Maroquin mit Vorsätzen aus blauem Moire hergestellt und
blofi mit dem österreichischen Wappen verziert. Sonst war eine einfache orna-
mentale Umrahmung des Buchdeckels mit antikisierenden Ornamenten in Gold-
pressung üblich. Ein Einband, wie der hier als Beispiel abgebildete [Abb. 315],
gehört bereits zu den reichsten Arbeiten dieser Periode. D
Ein anderer unterden vielen ausgezeichneten Pariser Buchbindern istLefebvre,
von dem hier der Einband des Code Napoleon, nach dem Werke Beraldis über den
Bucheinband des neunzehnten Jahrhunderts, abgebildet ist. Auch Simiers und
besonders Thouvenin verdienen unter den ersten Pariser Buchbindern dieser Zeit
genannt zu werden [Abb. 316). In London hatte sich ein französischer Emigrant,
der Graf von Coumont, als Buchbinder etabliert und aufierordentlich schöne
Einbände hergestellt, deren Preis mitunter eine enorme Höhe erreichte. Der
englische Bucheinband der Empirezeit ist der äuficrcn Erscheinung nach dem
französischen nahe verwandt. Auch in Österreich und Deutschland entwickelten
sich keine von den französischen wesentlich abweichenden Arten. Vortreffliche
Einbände wurden in Wien hergestellt, wovon zahlreiche Beispiele in der Wiener
Hofbiliothek und der Albertina Zeugnis geben. Der italienische Bucheinband des
Empire unterscheidet sich häufig durch reichere Randverzierung des Deckels von
den gleichzeitigen Einbänden diesseits der Alpen. D
Über Textilkunst. Glas und Keramik der Empirezeit wurde das Wichtigste im
vorangehenden Kapitel hervorgehoben. Wir haben somit die Übersicht über die
395
KiitwicUlun»!; dos Kunstgewerbes die-
ser Periode auf seinen wichtigsten
Gebieten abgeschlossen, und es er-
übrigt uns nur noch der Periode
der i^estauration und der Zeit bis
1800 kurz zu gedenken. D
Das langsame Ausklingen des
Knipire erfolgt in den Jahren nach
1820. Eine Generation hatte sich in
dem Traum gewiegt, auf Grund der
Antike eine zeitgemäße Formen-
sprache zu finden, und wie stark der
Glaube an die erlösende Kraft der
klassischen Kunst war, läfit sich dar-
aus ersehen, daf^ er auf ein Gebiet
überzugreifen vermochte, das sonst
theoretischer Erkenntnis und ver-
standesmäfiiger Erwägung nicht
leicht zugänglich ist, auf das Gebiet
der Kleidertracht der Frauen. Aber
mochte selbst dasschöneGeschlecht
sich eine Zeitlang in vermeintlicher
Klassizität präsentieren, die leben-
digen geistigen Kräfte bewegten sich
doch nur zum geringen Teil innerhalb
Abb. 316: Einband des Code Napoleons von Lefebvre (Jgg KlaSSizismUS. Er War niemals
der erschöpfende künstlerische Ausdruck seiner Zeit, und das muf,te schließlich
auch in Kunst und Kunstgewerbe zur Erscheinung gelangen. Geistesrichtungen,
die stärker waren als das wiedererweckte Griechentum siegten über die Klassi-
zität, ohne daß man sagen könnte, welche von ihnen eigentlich den Sieg davonge-
tragen hat. Strömungen verschiedener Art hatten sich zum Kampfe verbunden
und schlugen, nachdem sie die ausschließliche Herrschaft desKhissizismus besei-
tigt hatten, voneinander abweichende Richtungen ein. Der Rationalismus, ur-
sprünglich mit dem Klassizismus verbunden, trennte sich von ihm und ging in der
Kunst als NATURALISMUS seine eigenen Wege. Der Klassizismus zog sich
immer mehr auf den Boden der Akademie zurück, die junge Wissenschaft der
Archäologie entfernte sich vom lauten Treiben des Tages, der Naturalismus be-
mächtigte sich in froher Ungebundenheit, jede Theorie verachtend, des Kunstge-
werbes, wo immer er Einlaß fand. D
Die Lehre, daß in die getreue Wiedergabe der Natur das höchste Ziel der Kunst
eingeschlossen sei, fand so viele Anhänger, daß sich selbst die Akademien nur mit
Mühe ihrer erwehren konnten, und namentlich unter den Malern bald hier bald
dort selbständige Naturen auftauchten, die in vollster Überzeugung von der Erfolg-
losigkeit anderer Bestrebungen ausschließlich dem Naturstudium oblagen. Vom
396
Kr} BILDNIS EINER JUNGEN WIENERIN AM PUTZTISCH
LJSI \V.\LDMÜLLER 1827 • WIEN. STADT. GEMÄLDEGALERIE
Klassizismus trennte sich aber auch die ROMANTIK; sie erklärte, im ei^jenen
Volkstum die Wurzel aller Kraft zu besitzen. Hatte sie sich in der klassizistischen
Periode als eine ins Allj,'emeine sich verlierende Sentimentalität geäußert, so
suchte sie nun in der Kunst des Mittelalters und in einem phantastisch aufgofatiten
Rittertum Trost in ihrem ewig ungestillten Sehnen. Mit Abscheu wendete sich die
Romantik von fremden V'orbildern ab und suchte ihr Heil in Zeiten, wo die Kunst
vei'meiiitlich noch unabhängig von (Jriechen und Reimern als bodenständiges I*r( -
dukt gesunden N'olkslebens emporgeblüht war. In I-jigiand hatte die Romantik
schon in der späten Rokokozeit begonnen, in Deutschland erstarkte sie besonders
infolge der nationalen Begeisterung gegen die Fremdherrschaft Napoleons und
vermochte von hier sogar auf Frankreich befruchtend überzugreifen. Vom Klassi-
zismus wollten sich aber auch alle jene losreit^en, die in der französischen Revo-
lution das Ende der Kultur und im Napoleonischen Kaiserreiche den Ausgangs-
l)unkt alles Unglücks sahen. Wer reaktionär fühlte, für den war der Klassizismus
ilic VerkcirjHMnmg des Umsturzes unti er sehnte sich nach den Formen des ancien
regime zurück, nach der Grazie des Louis-.W'I, nach der ungebundenen, phantasie-
vollen Pracht des Rokoko. Diese Richtung kam zunächst allerdings nicht zu Worte
vmd verhielt sich schweigend, bis die Stunde schlug, in der sie ihr Haupt erheben
konnte. Erst unter Louis Philippe verbreitete sie sich von Frankreich aus über
l'^uropa. Es ist eineF'ormengcbung, die man am besten als NEUROKOKO bezeich-
net. Sie war es hauptsächlich, die dem Klassizismus auch auf dem Gebiete der
profanen Baukunst ein definitives Ende bereitete und ihre Herrschaft währte bis
über die Mitte des neunzehnten .Jahrhunderts. Mit diesen drei Stilrichtungen, dem
Naturalismus, der Romantik und dem Neurokoko ist aber die Zahl der Mächte, die
den Klassizismus verdrängten, noch nicht erschöpft. Neben ihnen bemerken wir
eine Strömung, die einem Kunstempfinden Ausdruck gibt, das weder ein Vorbild
hatte, noch ein Programm. Lautlos aber mächtig wie die Mode, absichtslos wie
eine Naturkraft und langsam wie jede wirkliche Entwicklung ging sie ihre stillen
Wege. Es ist die Strömung, der wir in jüngster Zeit den Namen BIEDER.MEIER-
STIL gegeben haben. Was unter Biedermeierstil zu verstehen ist, darüber sind
alle jene, die das Wort im Munde führen, keineswegs derselben Ansicht, vielmehr
wird jetzt so ziemlich alles, was zwischen 1820 und 1850 auf kunstgewerblichem
Gebiete entstanden ist, als biedermeierisch bezeichnet. Daf> dem nicht so sein kann,
geht schon aus dem früher Gesagten hervor. Worin besteht aber das Charak-
teristische des Biedermeierstils; was dürfen wir mit Recht mit diesem Namen be-
zeichnen ? — Der Biedermeierstil hat um 1 820 bereits seine Geschichte. Füne Reihe
von Erzeugnissen, deren Form in früherer Zeit den herrschenden Stilgcsetzen
unterworfen war, hat sich im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts allmählich von
diesen Gesetzen losgesagt und ist eigene, ganz merkwürdige Wege gegangen; so
die Wagen, die Schiffe, die Kleidung der Männer, in gewissem Sinne auch die Uni-
formen des Militärs, die Waffen, Musikinstrumente und alles, womit eine neue
Technik und das Erfindergenie des neunzehnten Jahrhunderts im Laufe der Zeit
unseren Formenvorrat bereicherte. Alle diese Abtrünnigen des Kunstgewerbes
folgten eigenen Gesetzen, die im Objekt selbst lagen, im Zweck, den es zu erfüllen
397
O Abb. 317: Zimmer der Madame Recamier in der Abbaye au Bois, gemalt von Do Juinne 1826 D
hatte, im Material, aus dem es gebildet war, in der höchsten technischen Vollen-
dung und schliefilich in einem ganz merkwürdigen Zeitempfinden, für das wir
noch keinen Namen haben, das aber ganz bestimmten ästhetischen Gesetzen folgt,
deren zwingende Kraft wir erst erkennen, wenn wir dagegen anzukämpfen ver-
suchen. Durch dieses unbewußte Empfinden kommt auch wieder — man könnte
sagen — beinahe gegen den Willen der Erzeuger Stil in eine Sache, die sonst rein
maschinell und 'stillos' erschiene. D
Ein seltsamer Ernst, ruhigeUnbeirrbarkeit,nüchterneStrenge und Sachlichkeit
gehören zur Charakteristik dieser Ästhetik, aber das Hervorstechendste ist die
entschiedeneAbneigung,Dingen,diean sich unbedeutend sind, durch schmückende
Zutaten einbedeutungsvolles Aussehenzu geben. TrotzabsichtsvollerBescheiden-
heit besitzen aber diese Dinge doch eine Art vornehmer Schönheit, die. mag sie
sich vom Schönheitsideal vergangener Zeiten noch so sehr unterscheiden, uns
durch ihre innere Wahrheit anspricht. Unser an Kunstwerken der Vergangenheit
großgezogenes ästhetisches Empfinden mag sich gegen alle diese Erscheinungen,
unter welchen dieTracht der Männer vielleicht diebefremdendste ist, noch so sehr
sträuben, wir können uns von ihnen nicht trennen, und befriedigen sie auch nicht
unser fast nur durch historische Schulung ausgebildetes ästhetisches Bedürfnis,
so finden wir sie doch elegant und haben dabei die sichere Empfindung, daß diese
Formen in vieler Beziehung modernem Denken und Fühlen entsprechen. Aus
diesem Formempfinden, das in der Männertracht schon vor der französischen
398
Ab'j. Jlä: 1- raiizusisclica liilcricur vuai Jj.:.;l lüJj
Revolution deutlich zum Vorschein kommt und sich auf verschiedenen, bereits
angedeuteten Gebieten noch früher geltend macht, ist nach dem Erlöschen des
Kmpire der Biedermeierstil entstanden. Er hat sich durch Romantik, Naturalismus,
Neurokoko und noch mehr durch die kunstgewerbliche Reform-Bewegung in der
zweiten Hälfte des neunzehnten .Jahrhunderts aus vielen Gebieten verdrängen
lassen, war aber dafür auf anderen, und gerade auf solchen, bei denen alles Per-
sönliche an uns am meisten mitspricht, wie z. B. in der Kleidung, oder wo das mo-
derne Leben am klarsten zum Ausdruck kommt, wie im Verkehrswesen und allen
für ernste Arbeit bestimmten Räumen und Objekten, unbesiegbar. Es ist der Stil,
dersich allerkünstlich hereingezogenen historischenReminiszenzen entledigt hat,
und der seine Formen aus dem Zweck, der Technik und dem Material schlicht und
zwanglos entwickelt. E!r ist nüchtern, alles Überflüssige ist ihm fremd, er befrie-
digt durch seine Unaufdringlichkeit und einfache Selbstverständlichkeit. Es ist der
Stil im Jahrhundert der Erfindungen, der Unrast der unermüdlichen geistigen Ar-
beit, der Stil, der dem modernen Menschen alle Bequemlichkeiten schafft, die ihm
einen Ersatz bieten können für die Entbehrungen eines in aufreibendem Wettbe-
werbe dahineilenden Lebens. Endlich — und das ist vielleicht sein größter Vor-
399
D
Abb. 319 und 320: Porzellanschrank und Hücherschrank, deutsch, um lü-i
D
zug — repräsentiert er in unserer phantasiearmen Zeit die einzige kunstgewerb-
liche Richtung, in der wir noch etwas Lebendiges zu erkennen vermögen. Wie kein
anderer Stil dieser Zeit wurzelt er im Bürgertum, in seinen Anschauungen und Be-
dürfnissen. Es ist kein Zufall, daß er von England ausgegangen ist und dort nur
durch fremdartige Einflüsse wieder in den Hintergrund gedrängt wurde. D
Wenn aber der Stil, den wir jetzt Biedermeierstil nennen, bereits vor dem Em-
pire vorhanden war, dann ist die weitverbreitete Anschauung, er bedeute nichts
als eine Verflachung des Empirestils, hinfällig. Das schlief^ natürlich nicht aus, daP;
der Empirestil in dem nach 1820 wieder auflebenden Biedermeierstil nachklingt
[Abb. 317u. Tafel]. Seinen Grundsätzen nach hat aber der Biedermeierstil mit dem
Empire nichts gemein. Er steht vielmehr im prinzipiellen Gegensatze dazu. Alles
derArchitektur entnommene Bauen im Kunstgewerbe ist ihm fremd; die Symmetrie,
die im Empirestil, wie wir gesehen haben, eine so entscheidende Stimme hat, behält
er nur so weit bei, als sie sich gleichsam von selbst ergibt; im übrigen aber gestattet
er jene Zwanglosigkeit, ohne die eine Behaglichkeit unmöglich ist. Die Innen-
räume der Biedermeierzeit gewinnen infolgedessen ein viel individuelleres Ge-
präge als die des Empire. Sie entstehen nicht nach dem Entwürfe des Architekten,
sondern unter entscheidender Mitwirkung des Bewohners. Dieser persönlichen
Mitarbeiterschaft verdanken sie das vollständige Aufgehen ihrer Erscheinung in
dem Wesen und dem Charakter des Bewohners, eine Harmonie und individuelle
Stimmung, für deren Reiz wir heute wieder sehr empfänglich sind [Abb. 318|. D
400
O Abb. 3J1: Arbeitstiäuhchcn und äiUiuubcl, dcutacli, um lüJU U
So wie das Interieur desBiedermeierstiles vernieidctauch das Möbel architek-
tonische Gliederungen und Zierniotive. Wo solche noch beiljehalten werden, zei-
gen sie sich in tischlerischem Sinne umgebildet. Säulen und Pilaster verschwinden,
abschlieficnde Gesimse werden auf die einfachste, schlichteste P'orm reduziert;
vergeblich sucht man repräsentativen Prunk. Kcken und Kanten der Möbel trachtet
der Biedermeierstil abzurunden, auf ein wohltuendes Verhältnis der Höhe zur
Breite legt er das Hauptgewicht, die oft falsche Monumentalität des Empirestils ist
völlig verschwunden. | Vgl. Abb. 319— 322. | Wenn früher Schönheit und Nützlich-
keit im Streite miteinander lagen, so siegte meist die Schcinheit, jetzt allerdings eher
die Nützlichkeit. Daher scheinen auf diesem Boden zwei Welten sich nähern zu
wollen, die einander bis heute feindlich gegenüberstehen: die Welt der Künstler und
die der Ingenieure. Dabei ist eines in hohem Grade beachtenswert: die hohe Kunst,
in dieser Zeit fast ausschliefUich durch die Malerei repräsentiert, gewinnt inmitten
dieser schlichten Einfachheit an Bedeutung. DasStaffeleibildbeherrschtdenKaum,
es fesselt daslnteresse und wird nicht, wie eine Generation später, von allerlei prä-
tenziösem und dabei wertlosem Kunstkram umgeben, erdrückt. Landschaft, Genre-
bild und Porträt erfreuten sich zu keiner Zeit als Wandschmuck sogroßerBeliebt-
heit wie seit Beginn des Biedermeierstiles. Familicnorinncrungen mannigfacher
Art, die zu solchen Kunstwerken ergänzend hinzutreten, brachten in das Interieur
eine Stimmung, die das nach innen gekehrte Leben dieser Periode in starken Ak-
zenten zum Ausdruck bringt. Die Ornamentierungskunst entfernt sich nicht minder
als die Ausgestaltung der Möbel und Geräte, sowie des gesamten Interieurs von
allen bisher üblichen Formen. Dabei ist es gewif, kein Zufall, da^ sie zu ganz ähn-
lichen Bildungen gelangt, wie sie die moderne Verzierungskunst anwendet. Ein
durch seine Verwandtschaft mit heute üblicher Dekorationsweise auffallendes
26 • Geschichte des Kunstgewerbes. II.
401
D Abb. 322: Wiener Fauteuils um 1»3U D
Beispiel, das sich durch viele ähnliche vermehren ließe, sehen wir an dem S. 311
Abb. 236 reproduzierten Überfangglas aus der Zeit um 1840. Auf dem Gebiete der
Keramik und Textilkunst sind die Beziehungen zur heutigen Ornamentierungsart
nicht weniger häufig. Wir finden ein Zurückgreifen auf die einfachsten Formele-
mente, auf das Dreieck und Viereck, die Rauten-, Schachbrett- und Streifenmuste-
rung, auf Quadrierungen, herz- und blattförmige Bildungen, Zickzacklinien, Kreise,
Sterne usw. Neben solchen mit wenig Aufwand an Erfindungskraft hergestellten
Linienkombinationen werden einzelne naturalistische Motive, wie Federn, Blätter,
Blümchen u. dgl. zu höchst einfachen Musterungen verwendet. Ein Rückgang der
Phantasie ist in dieser Ornamentik wie im gesamten Kunstgewerbe des Bieder-
meierstiles nicht zu leugnen, daneben müssen wir aber anerkennen, daß wir in
diesen Erzeugnissen die einzigen selbständigen und daher für ihre Zeit charakte-
ristischen Leistungen vor uns haben. D
Aber, wie gesagt, der Biedermeierstil, den man mit einer gewissen Berechti-
gung auch den englischen Stil nennen könnte, ist nicht der alleinige Sieger über das
Empire gewesen; neben ihm stand der NATURALISMUS, der bestrebt war, sich
auf allenGebieten geltend zumachen, und dervor der Verbindung mit dem Bieder-
meierstil, mit der Gotik und dem Xeurokoko ebensowenig zurückschrak, als ihm
früher die Verbindung mit dem Empire anders als ganz selbstverständlich er-
schienen war. Dabei ist noch eines zu bemerken: der Naturalismus war die ein-
zige Richtung, und ist es bis zu einem gewissen Grade noch heute, die bei einer
vonÄ'iegend verstandesmägigen Bildung auf Volkstümlichkeit und allgemeines
402
Verständnis rechnen kann. Dabei
war es kein Hindernis, da(i die-
ser Naturalismus eben erst die
Schwelle künstlerischen Natur-
studiums überschritten hatte und
für feinere Farbenstimmunti
kaum Anfänge eines Verständ-
nisses besaft. Die lärmendsten
Effekte in der Pflanzenwelt bil-
deten die CiruiidlajTe der Deko-
rationskunst. Blumen in allen
F'ormen und Farben in buntcrZu-
sammenstellung, kombiniert mit
Tieren, landschaftlichen Motiven,
Sonnenuntergänt^en und Mond-
nächten waren bald die geläufig-
sten Bestandteile der Ornamen-
tik. Tcppiche, Tapeten, Stoff-
muster entstanden nach diesem
Prinzip. Leuchter und Lustci'
bestanden aus Hlumenranken,
Standuhren stellten mit Bäumen
bewachsene Felsen dar, auf ^^^^ ^^j. l.
denen das Wild umherkletterte, o
auf Fuf>tcppichen sah man Tiger durch die Dschungeln schleichen. Da die Aka-
demien ihre eigenen Wege wandelten und es für eine Sache hielten, die tief unter
ihrer Würde stehe, ihre Aufmerksamkeit kunstgewerblichen Dingen zuzuwenden,
riP, allmählich eine Roheit ein. die in früheren Zeiten unmöglich gewesen wäre. Der
innige Zusammenhang zwischen Architektur und Kunstgewerbe, eine Lebens-
bedingung abendländischen Kunstschaffens, war zersttirt, und damit hatte es
seinen Halt verloren. D
An manchen Orten, wie z.B. in Berlin, wahrte sich zwar die Akademie noch eine
Zeitlang einen gewissen Einfluf> auf das Kunstgewerbe, aber was auf diese Weise
zur Ausführung kam, glich nüchternen Keehenexempeln und besafi weder inneres
Leben noch fortwirkende Zeugungskraft. In dieserllinsicht sind besonders Schin-
kels Möbelentwürfe von Interesse! Abb. 323 1. Alles, was vernünftige Erwägung und
gründliche Kenntnisse zu erreichen vermögen, kommt in ihnen zur Erscheinung,
aber ihr episodischer Charakter läfit sich nicht leugnen. Eine ausgebreitetere,
aber minderwertige Art der Fortbildung des Empire finden wir zwischen 1820 und
1830 in Frankreich und England. Neben der Pflege der Gotik wird hier ein Klassi-
zismus weitergetrieben, der das Steife und Eckige derF!mpire-Formcn zu mildern
sucht. In diesem Bestreben wendet er allerlei schwülstige Zutaten ornamentaler
Natur an. die auf sehr verschiedene, gewöhnlich der Renaissance angehörende
Formen zurückzuführen sind. Ein auffallender Rückgang künstlerischen Empfin-
26* 403
. : I n \ IUI Mlmikci,
KewerbemuML'um
Abb. 324: Toilette, nach einem englischen Entwurf vom Jahre 1824
ü
dens drückt den ästhetischen Wert dieser Erzeugnisse tief unter den ihrer Vor-
gänger [Abb. 324). D
Denselben Tiefstand zeigt die GOTIK im Kunstgewerbe jener Zeit. Gotische
Möbel und Einrichtungsstücke aller Art sind, wie bereits gesagt, die Repräsentanten
der romantischen Richtung. Was in England innerhalb dieser Formenwelt ge-
schaffen wurde, war hie und da noch relativ gut im Vergleiche zu den Erzeugnissen
Frankreichs und Deutschlands auf diesem Gebiete. Wie wenig man aber auch hier
Sinn und Bedeutung der Gotik zu erkennen vermochte, zeigt das hier vorgeführte
Beispiel [Abb. 325J, an dem die falsche Vorstellung, der Stil eines Gegenstandes
entstände durch das Ornament, das ihm angeheftet wird, recht deutlich zutage
tritt. Allgemein glaubte man das Problem mittelalterlicher Formengebung einfach
auf die Weise gelöst zu haben, daß man jede Oberfläche mit Maßwerk, jede Endi-
gung mit einer Fiale, jedeKante mitKrabben versah. Das Maßwerk galt in so hohem
Maße als allgemein verwendbares Ornamentmotiv, daß man sogar Frauenkleider
mit aufgenähtem Maßwerk umsäumte. D
Je mehr wir uns der Mitte des Jahrhunderts nähern, desto mehr wird der
Biedermeierstil in den Hintergrund gedrängt und durch Mischformen ersetzt, unter
denen die hervortretendsten auf Rokokomotive zurückzuführen sind. Dieses Neu-
rokoko darf jedoch nicht als bloßer Wiederbelebungsversuch des Rokoko auf-
gefaßt werden, sondern es bedeutet vielmehr eine Kombination naturalistischer
404
I
D Abb. 325: Kl.ivu i . :i i .. . .ulmi englischen Entwui ; l .:. . j U
Formen mit Rokokomotiven, die in gewissem Grade noch immer fortlebten und
deshalb besonders willkommen waren, weil sie mit dem Naturalismus innere Ver-
wandtschaft zeigten. Ein Gemisch aller dieser Stilarten zeigen die für den Geist
dieser Periode in hohem Grade charakteristischen Wunschkarten, von denen
wir eine aus der sehr instruktiven Publikation von G. Pazaurek 'Biedermeier-
Wünsche', hier als Schluf^vignettc bringen. □
Diese kurze Schilderung der so verschiedenartigen Strcimungen auf kunst-
gewerblichem Gebiete dürfte genügen, um das Chaos zu charakterisieren, das nach
wenigen Dezennien hereinbrechen mufite. Beschleunigt wurde der allgemeine
Niedergang durch dasAufkommen zahlreicherSurrogate auf allen Gebieten, durch
das Emporkommen von Volksschichten, die kurz vorher allen höheren Kultur-
aufgaben ferne gestanden hatten, und durch die immer mehr umsichgreifende
Maschinenarbeit an Stelle der Handarbeit. Schon in den Abschnitten über die Ent-
wicklung des Kunstgewerbes in der Barock- und Rnkokozeit wurde darauf hin-
gewiesen, wie das wiederholt, besonders aber seit dein Kokoko wieder stärker
vordringende verstandcsmäP>ige Element und Hand in Hand damit der Naturalismus
zur Auflösung der ganzen alten Dekorationskunst führen muffte, ohne einstweilen
Neues schaffen zu können. Auch der krasseNaturalismus in der Mitte des 19. Jahr-
hunderts war naturgemäP^e Entwicklung, aber eine Eintwicklung, über die man
nicht weiter hinaus konnte. So lange man noch im Vorschreiten begriffen war,
konnte man immerhin noch einige Befriedigung finden; aber sobald man sich dem
Ziele näherte, fühlte man mit Entsetzen, daf^ man dem Nichts entgegenging. Da,
wie der Verfasser der erwähnten Absätze auch anderen Orts eingehend geschildert
hat, die in den letzten Generationen gebrauchten Formen eben zu diesem Nichts
geführt hatten und immer wieder dahin führen mufften, war es ganz natürlich, daß
man, um überhaupt die Grundlagen des Kunstgewerbes zu retten, zunächst in
älteren Zeiten, die dem Verhängnisse noch nicht so nahe lagen, Stütze suchte.
405
Diese Zustände riefen zwischen 1850 und 1870 jenen kunstgewerblichen Reforma-
tionskanipf hervor, dessen reiche Literatur noch in unser aller Gedächtnis ist. Sie
charakterisiert in so erschöpfender Weise die Abwege, auf die das Kunstgewerbe
bereits seit dem zweiten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts geraten ist, daß
es nicht nötig ist. die durch sie bekämpfte Richtung eingehender zu schildern. Der
Kampf, der von den Reformatoren des Kunstgewerbes geführt wurde, war von
größter erziehlicher Bedeutung. Er zwang die Gebildeten, über Dinge nachzu-
denken, über die eingehendere Erörterung zu pflegen als eines jeden ernsteren
Mannes unwürdig gegolten hatte. Die allgemeine Gleichgültigkeit verschwand; in
diesen Fragen Bescheid zu wissen, wurde zur Forderung allgemeiner Bildung.
Strebte man nun auf Grund vernünftiger Erwägung naturgemäf^ zum Alten zurück,
so mu^te das Alte und Altere in seiner Neubelebung doch wieder zum selben Ende
drängen, wohin es ursprünglich geführt hatte, um so mehr, als man auf bereits
gebahntem Wege schritt und auch immer schon die nächste Stufe vorbereitet fand.
Mögen aber diese Reformbestrebungen, die vom South-Kensington-Museum be-
gonnen und durch das österreichische Museum in Wien auf den Kontinent über-
tragen wurden, in ihrer Absicht, bestimmte Stilrichtungen zu neuem Leben zu
erwecken, auch keine dauernden Erfolge errungen haben, als ästhetische Er-
ziehungs-Institutionen erfüllen sie eine Aufgabe, deren Endziel noch lange nicht
erreicht ist. Aber auch in den kunstgewerblichen Leistungen, die durch diese und
ähnliche Anstalten ins Leben gerufen wurden, wird man in fernerer Zeit ein be-
stimmtes Kunstempfinden nicht verkennen können; einen wirklichen neuen Stil,
der sich alten gleichwertig an die Seite stellen kann, werden wir aber wohl erst
erhalten, wenn unsere ganze Kultur selbst wieder in ruhigeren Bahnen wandelt.
Die Wege dahin wird der folgende Abschnitt zu zeigen haben. J. Folnesics
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V.:
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.V.u.".
Wiener Kunstbillett von J. Kndletzbergtr, um 1825
406
DAS KUNSTGEWERBE
DER NEUESTEN ZEIT
^^—
Abb. 326; Gottfried Semper, Pfeilertisch
D mit Schränkchen. 1854 D
KAPITEL IV ♦ DKR ORNAMENTIERENDE STIL
DER RÜCKHLK^KSZKIT D
Das Kunstgewerbe in der zweiten Hälfte des neunzehnten .lalirliunderts er-
weckt auf den ersten Blick den Anschein, als ob es eines eigenen Stiles entbehre.
Es scheint nur die europäischen Stile vergangener Zeiten zu wiederholen oder
morgenländischen Kinflüssen zu folgen; erst gegen Ende des Jahrhunderts, in den
neunziger Jahren, scheint es zu einem neuen, der eigenen Zeit entsprechenden
Stile zu gelangen. In Wirklichkeit bildet jedoch gerade dieses Wiederholen der
historischen Stile und dieses Anlehnen an asiatische Vorbilder in (Jemeinschaft
mit den NacJiwirkungen des langsam absterbenden Naturalismus den Stil der Jahre
von 1850 bis etwa 1895. Wie und warum man so handelt, und wie man gerade da-
durch einem neuen Stile den Weg bereitet, das zu zeigen ist Aufgabe dieser Dar-
stellung. Man bezeichnet jene Zeit, weil sie sich im wesentlichen auf Vergangenes
stützt, als RKTROSPKKTIVE oder RÜCKBLICKSZKIT und stellt ihr die MüDKHNK,
die um die Mitte der neunziger Jahre einsetzt, gegenüber. Die Kückblickszeit
gliedert sich wieder in zwei Richtungen, eine zeichnerische und eine malerische.
Die zeichnende Richtung hebt bereits in den dreif>iger .Jahren an, kommt um 1850
zur vollen Entfaltung und herrscht bis in die siebziger Jahre, ist aber auch am
Ende des Jahrhunderts noch nicht ganz erstorben. Wir nennen sie eines grund-
legenden Zuges halber die ornamentierende Richtung. Die malerische Epoche, die
man treffender als dekorative Richtung bezeichnet, setzt schon in den fünfziger
Jahren ein, löst die ornamentierende Richtung in der Vorherrschaft um die Mitte
der siebziger Jahre ab, hält diese Herrschaft bis in die neunziger Jahre unbestritten
fest und tritt auch von da ab nur Schritt für Schritt vor der neuesten Richtung zu-
rück, ohne ihr das P'eld ganz zu überlassen. So geht seit den neunziger Jahren
die Moderne, die wir als tektonische oder konstruktive Richtung auffassen, neben
der dekorativen einher. Aber auch die konstruktive Richtung bereitet sich schon
am Ausgange der siebziger Jahre vor. — Die Forschung hat sich mit der Geschichte
des Kunstgewerbes in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts noch
äußerst wenig beschäftigt; es fehlen daher Vorarbeiten, Sammlungsstücke und
nicht selten auch brauchbare Vorlagen für Bilder. D
1 . DIE VIERZIGER UND FÜNFZIGER JAHRE D
Das Jahr 1851 bedeutete einen Wendepunkt für das gesamte Kunstgewerbe,
denn es brachte die ERSTE WELTAUSSTELLUNG, the great exhibition of the
works of industry of all nations. in LONDON. Alle Kulturvölker der Erde be-
mühten sich, auf dieser Ausstellung das Fieste zu zeigen, was sie für Handel und
Wandel schufen, also auch das Beste dessen, was man in der Folge Kunstgewerbe
nannte. Damit hub tatsächlich auch für dieses Kunstgewerbe eine neue Zeit an.
Denn bis dahin lernte man vom Kunstgewerbe der verschiedenen Länder nur das
kennen, was man entweder am Erzeugungsorte selbst antraf oder als Ausfuhrgut
zu Hause vorfand. Beide Quellen des Wissens flössen nicht allzu reichlich; nur
wenig Leute konnten weite Reisen unternehmen und die Ausfuhr war nach Ge-
409
schmacksrichtunor und Stückzalil immer beschränkt. Oft auch bUeb aus Geschäfts-
interesse die Herkunft der kunstgewerblichen Ware verschwiegen. In London
aber stellten 1851 alle Kulturvölker der Erde ihr Bestes offen nebeneinander auf;
jedermann konnte das von ihm Errungene mit dem des Nachbars und Mitbewerbers
auf dem Weltmarkte vergleichen, jeder vom anderen lernen, jeder aus dem Ganzen
das Beste für sich selbst ableiten. In diesem Sinne bedeutete die Weltausstellung
von 1851 in derTat einen Wendepunkt für die gesamte Kultur der Erde. Den Zeit-
genossen ist die Tragweite dieser Ausstellung in mancher Hinsicht weit mehr zum
Bewußtsein gekommen, als uns heute. D
Vielleicht niemals vorher hatte ein Ereignis so wie dieses die Aufmerksamkeit
aller Kulturvölker der Erde auf einen Punkt gelenkt. Es war geradezu die Ver-
wirklichung des Gedankens von der gemeinsamen friedlichen Arbeit aller Nationen,
der sich da gleich einem Ideal aller offenbarte; ein Ideal, das man vorher auch nur
zu träumen kaum gewagt hatte. Ganz allgemein feiert man denn auch die Aus-
stellung als ein JUBILÄUM der ARBEIT; Lothar Bucher, der damals in London
lebt, weil die politischen Ereignisse ihn dorthin getrieben haben, nennt die Aus-
stellung mit Recht einen KNOTENPUNKT des geschichtlichen Laufes. D
Dem PRINZGEMAHL Albert von England gebührt der Ruhm, durch sein Ein-
treten, durch seinen Aufruf diese Ausstellung ermöglicht zu haben. Schon die
BAUTEN der Ausstellung führten zu einer vollständigen Wandlung. Man wählte
als Platz für die Ausstellung den Hyde Park von London. Er umschloß in seiner
Mitte einen großen Wiesenplan, der sich für die Ausstellung am besten eignete.
Aber ihn durchzog in der Querachse eine Allee fünfhundertjähriger prachtvoller
Ulmen. Sie wollte man nicht opfern und deshalb überbaute sie der Ingenieur
PAXTON im Mitteltrakte seinesAusstellungsgebäudes. Es entstand der berühmte
Kristallpalast, ein Bauwerk nur aus Eisen und Glas, dessen Hauptgebäude sich in
fast 29 Meter Höhe über der Ulmenallee wölbte [Abb. S.411J. An diese Mittelachse,
an dieses 'Transept' schlössen sich im rechten Winkel die ausgedehnten Flügel
des Ausstellungsgebäudes, gleich dem Transept aus Eisen und Glas innerhalb
eines Zeitraumes von acht Monaten geschaffen. Damit trat in die Baukunst der
Erde die EISENKONSTRUKTION ein, die in der Folge so Ungeheures leisten
sollte. Wohl hatte sich ihr Eintritt schon allmählich vorbereitet, aber so gewaltig,
so pfadweisend, so aller Welt in die Augen springend hatte sie sich vorher nie ge-
zeigt. Das Ausstellungsgebäude von 1851 bedeckte 8 Hektar, 80 000 Quadrat-
meter nur mit Eisen und Glas. Gar bald lernte man es, mit Eisenkonstruktionen
fast spielend Räume zu überspannen, deren Bewältigung mit den früheren Bau-
materialien, mit Holz und Stein, große Schwierigkeiten bereitet hatte. Nur durch
die MASCHINE wurde es möglich, das Eisen so zu gestalten. D
Die Eisenkonstruktion führt alsbald zu einer völligen Umbildung des baulichen
Konstruktionswesens überhaupt und damit auch zu einerUMWÄLZUNGiniHAUS-
RATE. Dem Hausrate aberist dasKunstgewerbe aufs engste verknüpft; mitRecht
sagt Julius Lessing, daß der Gedanke, der im letzten Jahrzehnt des neunzehnten
Jahrhunderts das Kunstgewerbe beherrscht: man müsse jedes Gerät aus seinem
Zweckbedürfnis und aus seinen technischen Voraussetzungen heraus verstandes-
410
G
%
WELTAUSSTELLUNG LONDON 1851
MITTELTRAKT, NÖRDLICHER TEIL
O Weltausstellung London 1851, Mitteltrakt, südlicher Teil D
mäßig gestalten, im Londoner Kristallpalast von 1851 seinen Ausgangspunkt hat
[jedoch nur verstandesmägig gestalten, heigt noch nicht KUNSTgewerbe treiben].
Mit diesem Kristallpalast kommt aber auch ein neues Prinzip der DEKORA-
TIOXSKUNST für Schaustellungen auf. Man stellt um die Ulmenallee herum die
besten Errungenschaften der Gartenkunst auf. insbesondere alle die herrlichen
fremdländischen Gewächse, die die englischen Treibhäuser so sorgsam pflegen,
und zwischen diese Pflanzen verteilt man die hervorragendsten Erzeugnisse, ins-
besondere die Werke der Bildhauerkunst und die großen dekorativen Stücke des
Kunstgewerbes [siehe die Abbildungen dieser und der vorigen Seite]. D
Wie nun kennzeichnet sich das Kunstgewerbe auf der ersten Weltausstellung
zu London im Jahre 1851 ? Wesentlich in Betracht kommt nur das Kunstgewerbe
Frankreichs, Englands, Deutschlands und Österreichs; die anderen Länder treten
zurück. Als Führer auf dem Gebiete des Geschmackes erscheint FRANKREICH.
Von ihm hängen alle anderen ab; F'rankreich allein bekundet eine gewisse Über-
lieferung der alten künstlerischen Leistungsfähigkeit. Vor allem besitzt das fran-
zösische Kunstgewerbe noch handwerklichesKönnen; es nützt dies gründlich aus,
wenngleich es sich im übrigen nur mit groger Lebhaftigkeit in seinen verschiedenen
historischen Stilen bewegt. Dennoch erweckt es dadurch den Eindruck großer
Lebendigkeit; es scheint gleichsam allein noch frische Kräfte in seinem Kunstge-
werbe zu haben. Aber diese Frische des Lebens ist nur eine scheinbare; in Wirk-
lichkeit bewegt sich auch das französische Kunstgewerbe nur auf einem toten Ge-
leise, auf dem der bloßen Nachbildung des früher Erreichten. An Leistungsfähig-
412
O Abb. 328: Weltausstellung London 1831, Mittelaluiiu lur ll«i [iin.-diaf\ ai cDurij j D
keit Steht ihm das ENGLISCHE Kunstfrewerbe nicht nach, es übertrifft das tran-
zösische sogar darin, daf; es eine weit grütiere Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse,
stärkere Ausnützung der Maschinen und der Arbeitstcihnig, höhere Marktfähigkeit
bei grofier BiUigkeit des Gebotenen aufweist. Aber die handwerkliche Überlieferung
fehlt und der eigene Geschmack noch mehr. England folgt durchaus dem französi-
schen Geschmacke; es bewegt sich ausschlietilich auf diesen Bahnen, soweit es
nicht auP>ereuropäischen, insbesondere asiatischen Vorbildern folgt. Das bunteste
Bild aber bietet der ZOLLVEREIN, jene Ländergruppe, die sich 1834 zum Zollver-
ein zusammengeschlossen hat, also etwa die heutigen Staaten des Deutschen
Reiches und Luxemburg. Von irgendwelcher Stileinheit ist da keine Rede, nicht
einmal von einer vorherrschenden Richtung; fast regellos und wahllos bewegt
man sich in allen überkommenen Stilen von der Antike bis zur Gotik und Renaissance
und von dieser weiter bis zumRokoko. Dazwischen erscheinen naturalistische An-
klänge,Kopien gleichsam nach der Natur, und Anlehnungen an asiatische Vorbilder.
Fast das Beste noch, was das Kunstgewerbe des Zollvereins aufzuweisen hat, sind
getreue Nachbildungen alter Werke. Dagegen ist in Wien englischer Einfluf^ zu be-
merken, vgl. das vorhergehende Kapitel. n
In seinen Hauptzügen ändert sich das Bild, das das Kunstgewerbe jener Zeit
gewährt, auch während der folgenden Jahre nur wenig. Nur selten ist ein neuer
Gedanke wahrzunehmen; vorwiegend gleichen die FORMEN denen ausVERGAN-
4i:
GENEN EPOCHEN. Der Geschmack erweist sich als untrenügend geschult und wo
er es nicht ist, da folgt er dem Beispiele Frankreichs, das sich wesentlich in zwei
Stilen bewegt: in dem der italienischen Renaissance und dem des heimischen Ba-
rocks und Rokokos. Unter diesem Einflüsse Frankreichs arbeiten die besten
Kräfte von ganz Europa, insbesondere von England. Italien, Deutschland und
Österreicii. Aber sie arbeiten vornehmlich im Stile der italienischen Renaissance,
ganz besonders in den Formen, die die zweite Hälfte des XVI. Jahrhunderts ausge-
zeichnet haben. Dieser Formen bedient man sich mit einer gewissen Flüssigkeit.
Desto geringer ist das Geschick, mit dem die Nichtfranzosen die Formenelemente
des Barocks und Rokokos handhaben. D
Nur einige w^enige leisten Gutes, indem sie auf die Vorbilder der klassischen
.\NTIKE zurückgreifen. Von Bedeutung sind da eigentlich nur die Arbeiten der
alten Firma Josiah Wedgwood & Sons in Etruria |bei Stoke on Trent|, die sich
durchaus auf ihre alterprobten, zumeist unter Flaxmans Einflüsse entstandenen
Formen beschränkt. Nachahmungen von antiken Tongefäf^en durch englische
Töpfer jBattam] und späterhin auch durch dänische in Kopenhagen, Rönne auf
Bornholm usw. bekunden meist keinen großen Geschmack, ganz besonders nicht
in den Formen, die man in Anlehnung an die antiken Vorbilder ableitet. D
Ein besonderes Interesse wandte man den MITTELALTERLICHEN STILEN zu ;
ihn en hatte man auf der Londoner Ausstellung einen besonderen Saal, den mediaeval
court [Abb. 328], eingeräumt. Unter diesen mittelalterlichen Stilen verstand man
im wesentlichen den gotischen. Aber die neuen Schöpfungen in diesem Stile er-
wiesen sich durchgehends als Nachbildungen alter Arbeiten in altem Geschmacke,
durchaus nicht als Übertragungen des gotischen Gedankens auf zeitgemäße Zwecke
und Ziele. So vortrefflich diese Neuschöpfungen an sich auch waren, so prächtig
sie auch auftraten, wie hoch sie auch in ihrem Materialwerte standen, eine selbstän-
dige Weiterförderung des Kunstgewerbes bedeuteten sie nicht. Mehr als reich
ausgestattet waren diese neugotischen Möbel [Abb. 329]; eine außerordentliche
Kunstfertigkeit entwickelte man in ihren Schnitzereien, insbesondere in England
und Österreich, und auch der kirchlichen Kunst widmete man sich gerade in dieser
Stilrichtung auf das eifrigste unter Aufbietung allen Könnens ] Abb. 330]. Mit Recht
jedoch weisen damals schon Einsichtige, wie zum Beispiel Ralph Nicholson Wor-
num darauf hin, daß der gotische Stil sich in dieser Anwendung nicht für den zeit-
genössischen Hausrat eigne. d
Doch, wie schon gesagt, nicht die Antike und nicht die Gotik besitzen die Vor-
herrschaft, sondern die italienische RENAISSANCE und das französische Rokoko
samt seinem Vorläufer, dem Spätbarock. Man bedient sich aller dieser Stile mit
großer Kunstfertigkeit, aber ohne in ihr wahres Wesen eingedrungen zu sein. Es
handelt sich auch fast immer nur um ein rein äußerliches Anwenden des Vorbildes;
man paßt nicht etwa die alten Formen den neuen Bedürfnissen an, sondern man
zwingt die neuen Bedürfnisse in die unverändert übertragenen alten Formen hin-
ein. Man füllt also, um einen späterhin gerade dafür vielgebrauchten Ausdruck
zu nennen: neuen Wein in alte Schläuche. So hatte zum Beispiel der Pariser
Durand eine silberne Teefontäne im Renaissancestile gefertigt, also ein Gebilde,
414
das der Renaissance gänzlich fremd war. In ähnlicher Weise übertrugen fran-
zösische Kunstgewcrbler, wie I-'üurdinois und andere, die Renaissanceformen oft
noch unter Anwendung reichster Schnitzerei auf die Möbel. lielgisdie Marmor-
kamine, italienische Nut^holzmöbel, Wiener und Stuttgarter Mobiliare, englische
Zimmereinrichtungen und Ooldschmiedearbeiten bekundeten die gleiche Richtimg.
Die Wiege der Königin von England |Abb. 332 auf Seite 420] und ein in Ton mo-
dellierter Fries von J. Marmer junior [Abb. 333 auf Seite 421] mögen als Beispiele
dienen. Sie müssen gleich so manchen anderen Abbildungen dieser Seiten nach
zeitgenössischen Holzschnitten wiedergegeben werden. D
ImGeschmacke des BAROCKS und ROKOKOS zeigten die Franzosen noch die
besten Arbeiten, die schlechtesten aber die Engländer. Dort, wo man sich in
Deutschland auf altgewohnten Pfaden bewegte, wie zum Beispiel die Königliche
Porzellanmanufaktur von Meißen in ihren bewährten Modellen der Rokokozeit,
blieb man vor Entgleisungen bewahrt. Auch die Möbel, die neben den Franzosen
noch manche Österreicher, Deutsche. Belgier und Engländer schufen, hielten sich
des öfteren noch auf erfreuliclier Bahn, wenngleich es an deutlichen Zeichen man-
gelnden Verständnisses nicht fehlte. Das bekundete sich namentlich im Überladen
mit Zierat [s. die Abb. 330 und 336 1. Ganz besonders dann, wenn es sich darum
handelte, in diese alte Formenwelt Gebilde einzugliedern, für die die alte Zeit, weil
sie sie nicht gekannt hatte, keine Vorbilder abzugeben vermochte, wie zum Bei-
spiel für die Pianinos [Abb. 335 auf Seite 423 1. verlor man sich nur zu leicht in
trivialer Spielerei mit Formen. — Der Einfluß des französischen Rokokos ging
weit über Europa hinaus; sogar Amerika gehorchte ihm. D
Ganz allgemein sucht man die Schönheit in der HÄUFUNG des ZIERATES.
Man geht in dieser Häufung oft so weit, daf; darunter das eigentliche Wesen des
Erzeugnisses, insbesondere sein Zweck, vollständig verschwindet. Beisj)iele wie
das Büfett Abb. 336, ebenso der Bücherschrank Abb. 329 und das Mobiliar
Abb. 337 zeigen das klar genug. Am auffallendsten aber tritt das Vorwiegen des
Schmuckes, also des ORNAMENTS hervor, wenn man asiatische Erzeugnisse mit
ihren zahlreichen europäischen Nachahmungen vergleicht. Persische Teppiche
und indische Schals nachzubilden ist man damals überall bemüht, denn Teppiche
gelten allgemein als Zeichen des Wohlstandes und alle Damen tragen, wie sich
aus mehreren Abbildungen dieser Seiten erkennen lät>t (z. B. der Seiten 41 1 413],
indische Schals. Sie nachzuahmen war darum, wie schon in den Jahrzehnten vor-
her (vgl. das vorhergehende Kapitel], eine dankbare Aufgabe für das europäische
Kunstgewerbe. Aber mit wenig Ausnahmen erkannte man nicht den großen Unter-
schied, der zwischen dem Gedankengange der asiatischen Weber und dem der
europäischen Musterzeichner lag. Jene ordneten ihr Ornament unter, um ein ge-
fälliges Ganzes zu erzielen, diese schoben ihr Ornament in den Vordergrund und
gewannen damit nur ein unruhiges Auseinandcrfallen des Ganzen. D
Dabei wollte man auf manchem Gebiete des Kunstgewerbes durch möglichst
gro^e VIELSEITIGKEIT glänzen, insbesondere durch eine möglichst sichere Be-
herrschung aller Stilarten. Das trat namentlich im französischen und im Wiener
Mobiliar [vgl. die Abb. 329, 334, 337J und im Porzellan der französischen Staats-
415
■■^ . J ^ Ji u .
Abb. 329: B. de Bernardis und J. Kraner, Wien, Gotischer Bücherschrank, ausgeführt von Karl Leistler
a und Sohn in Wien. Geschenk des Kaisers von Österreich an die Königin von England D
manufaktur zutage [s. unten]. Überhaupt zeichnet sich schon zu Beginn dieser
Periode jene geschäftliche Forderung scharf ab, die in der Folge so Schweres
mit sich bringen sollte: die Forderung der Vielgestaltigkeit, der möglichst reichen
Auswahl von Erzeugnissen in allen nur denkbaren historischen Stilen. D
Zu alledem kommt noch das Bestreben, das Wesen der Materialien zu ver-
tuschen, an die Stelle von wirklich teuren Stoffen billige ERSATZMITTEL treten
zu lassen, die man den teuren äußerlich völlig gleichen läftt, wie zum Beispiel
Papiermache für Holz, Steinpappe für Marmor, Gujieisen für Schmiedeeisen und
Bronze, versilbertes Messing für echtes Silber, hohle galvanische Niederschläge
für massives Metall. Im großen ganzen drängte gerade England durch seine ausge-
dehnten Fabrikanlagen, durch seineintensiveMaschinenarbeit auf diesesSCHEIN-
GUT, auf dieses SURROGAT fast unabwendbar hin. Beispiele für solche Arbeiten
aus Papiermache, aus Eisenguß und galvanischen Niederschlägen geben die Ab-
bildungen 338, 339, 342 und 344. Deutlich auch ließ sich erkennen, daß Elngland
bereits jenen Weg beschritten hatte, den alsbald die meisten Staaten aufnehmen
sollten: der großen Menge mit billigen Erzeugnissen zu dienen. Es kam im Grunde
dabei nur darauf an, etwas möglichst kostbar Erscheinendes so billig als angängig
zu liefern. Frankreich hingegen beschränkte sich fast allein darauf, dem Ge-
schmacks und dem Bedürfnisse einiger Weniger zu dienen, namentlich der feiner
Geschulten, der Sachverständigen und Liebhaber. Das tat es, indem es kunsthand-
werkliche Geschicklichkeit mit ererbtem Schönheitssinne und überkommenen Er-
rungenschaften verflossener Zeiten verband. So erzeugte PYankreich beispiels-
416
Abb. 330: Au^ustus Pugin, Kirchengerät, auscciuhrt von .1 Hardman & Co., nirminghan), 1850 1851
weise fast allein noch gute Bucheinbände und seine Roulle-Arbeiten, d. h. seine
Nachbildungen von Werken des Meisters (vgl. Hd. II, S.92], blieben unübertroffen.
Die verschiedenen Richtungen und Kinflüsse. denen das Kunstgewerbe in jener
Zeit unterlag, kreuzten sich in den einzelnen Gebieten in der mannigfaltigsten
Weise. Für die WKBEKEI standen damals die schon erwähnten indischen Schals
obenan, wie sie seit der französischen Revolution in Mode gekommen waren | vgl.
das vorige Kapitel]. Überall suchte man sie herzustellen; auf diesem Gebiete
arbeitete ganz Europa im orientalischen Geschmacke. Aber alles Streben lief hier
entweder nur darauf hinaus, möglichst Kostbares herzustellen, oder nur darauf,
das Kostbare möglichst billig nachzuahmen. Den guten Geschmack hatte man
dabei vollständig verloren ; man erreichte in den europäischen P>zcugnisscn weder
den prachtvollen Zusammenklang des Ganzen, den die indischen Vorbilder so vor-
trefflich zeigten, noch gar die Feinheit der Einzelheiten. Später sank auch die
Güte des verarbeiteten Materials beträchtlich. D
Auf allen anderen Gebieten derWeberei überwog durchaus das streng NATUR A-
LISTISCHP] MUSTER. Dieses Streben nach getreuer Wiedergabe natürlicher Vor-
bilder hatte bereits im Rokoko eingesetzt ; es war unter den klassizistischen Stilen
nur scheinbar zurückgetreten und rückte jetzt um so mehr in den Vordergrund,
als man in ihm ganz allgemein das Richtige für textile Musterung erblickte. Diese
Ansicht herrschte so ausschließlich, daf, fast alle gewebten, gestickten und be-
druckten Erzeugnisse nur Blumenmuster zeigten, aber nicht etwa stilisierte
27 • Geschichte des Kunstgewerbes II. ^ly
Blumen, sondern Blumen in nic')oliolist naturgetreuer Wiedergabe [Abb. 341].
Selbst in Preisausschreiben erkannte man diese Art der Musterung als die beste'an
(Abb. 340]. Kennzeichnend war, daf> man gern abgeschnittene, verstreute Blumen
darstellte. Mit einem gewissen Stolze betonte man die naturgetreue Wiedergabe
des Vorbildes und benannte sogar die Muster nach dem Namen der dargestellten
Pflanzen, nicht selten nach ihrer botanischen, also lateinischen Bezeichnung. Da-
bei bediente man sich nicht mehr der zarten Blumenfarben, die einst das Rokoko
ausgezeichnet hatten, sondern sehr greller Zusammenstellungen, insbesondere
von gelb und blau, von grün und rot. Diese Farbenzusammenstellungen bevorzugte
namentlich der Zeugdruck, der besonders in dem damals französischen Elsaft
blühte, aber auch schon manch herzlich schlechtes Muster lieferte. Namentlich
herrschte eine Vorliebe für bläulich gestimmte grüne und rote Farben. — Die
SPITZEN lief>en zum Teil ein Fortführen vereinfachter Muster des späten Rokokos,
zum Teil eine \''orliebe für naturalistische Vorwürfe erkennen. Man legte, was
allerdings schon früher begann, aber nicht so stark sich ausprägte wie jetzt, Wert
auf Licht und Schatten in Blättern und Blüten. Das beste boten noch immer die
einfacheren Valenciennes-Arbeiten. — Ähnliche Wege ging die TAPETENINDU-
STRIE, so weit sie sich nicht der Nachahmung von gleichzeitigen Stoffen oder von
Stoffen der Renaissance, des Barocks und des Rokokos befleifiigte. D
Ganz auffallend aber war die Musterung der TEPPICHE. Niemand dachte daran,
daf; man auf den Teppich trete, dag er also eine gerade Fläche darstellen müßte;
sondern man gab ihm stets ein Muster in Licht und Schatten, man stellte auf ihm
zum Beispiel Wasserflächen mit Seelilien dar, oder Gebüsche mit überhängenden
Zweigen und durchblickendemHimmel, oder dichteMassen vonBlumen, gleichsam
Blütenhügel, oder gar Löwenjagden und ähnliches. Ja, man kehrte sogar das
Oberste zu unterst, indem man die Muster von reich stuckierten, bemalten und
vergoldeten Plafonds der Barock- und Rokokozeit auf dem Teppich wiedergab.
Also die Decke des Zimmers auf dem Fußboden [siehe die Tafel mit Teppich-
mustern]. Niemand fand darin etwas Widersinniges, niemand dachte vor allen
Dingen daran, dag der Teppich eine gerade, ununterbrochene FLÄCHE darbieten
müßte. Allerdings zeigten das auch schon französische Barockteppiche nicht [vgl.
Abb. 89]; aber damals handelte es sich doch immer noch mehr um einheitlich aus-
geführte große Raumgestaltungen. D
Im MOBILIAR fällt die Vorliebe auf für Schnitzen und Einlegen, also für teure
Arbeiten. Dabei zeigt sich zumeist dreierlei: ein Mangel an Rücksichtnahme auf
Zweck und Brauchbarkeit, ein Überladen mit Einzelheiten und eine Ungleichheit
in der Ausführung. So sind zum Beispiel ornamentale Einzelheiten immer recht
gut gearbeitet, insofern sie landläufiger Art sind. Sobald es sich aber nicht um
alltägliche Aufgaben handelt, sondern etwa um menschliche oder tierische Figuren,
versagt das Können augenfällig. Namentlich stehen die Engländer den Franzosen,
Italienern, Deutschen und Österreichern nach. Eine gute österreichische Arbeit,
Möbel nach Entwürfen von Bernardo de Bernardis, ausgeführt von M. Leistler &
Sohn in Wien, gibt Abb. L 88 wieder. Die Franzosen, hauptsächlich durch die un-
unterbrochene Nachahmung älterer Arbeiten [Boullemöbel z. B.J geschult, bekun-
418
qT] DUBAN- VND FROMEN-T-MECRICE . KÄSTCHEN SILBER VER
LM GOLDET, VOM TOILETTE.N-TISCH DER HERZOGIN VON PARMA if«
den noch am meisten eine ^ute
Vertcilunfj der Zieraten und vor
allen Dinaren eine vortreffliche
Berücksichtigunjj des Zweckes.
Das lehrt ein Vergleich des fran-
zösischen Bücherschrankes [Ab-
bildim<j[ 334 1 mit dem berühmten
Keiiilworth-Büffet von Cooks &
Sons in Warwick [Abb. 33(j|. Der
Bücherschrank, der mit seinen
Figuren und mit der P'ülle seines
sonstigen Ornaments noch über-
laden genug erscheint, steht doch
an Brauchbarkeit und Zweckdien-
lichkeit weit höher als das eng-
lische Büffet, das vor lauter er-
zählenden Darstellungen keinen
Platz für seinen tatsächlichen
Zweck läHit und dadurch im
Grunde seine Benutzung mehr
hindert als fördert. D O Abb.'331: Rocers * Dear, London, Staatsbett O
Von der Gotik bis zum Rokoko gibt es eigentlich keinen Stil und keine Spielart
eines Stiles, die nicht im Mobiliar vertreten wäre. Dagegen fehlen durchaus Zopf-
stil und Empire. Asiatische Vorbilder allerdings bekunden sich auch hier schon.
Sie zeigten sich namentlich in den viel bewunderten Arbeiten aus Papiermache
|Abb. 344] und aus Guttapercha, durch die man das Holz und damit die Handarbeit
ersetzen wollte. Denn diese Erzeugnisse aus Papiermache und Guttaperclia
wurden ausschlief^lich in Formen, also auf billigem Wege, hergestellt. Von allen
solchen Errungenschaften, insbesondere von solchem Scheingut, erwartete man
damals eine NEiUBELEBUNG des Kunstgewerbes, ganz ähnlich wie man auf alle
Arten von Nachahmung der Handarbeit durch Maschinen stolz war. D
In GOLD und SILBER bediente man sich vorwiegend der Formen des Barocks
und Rokokos [Abbildung 343|, wenngleich man, namentlich für umfangreiche Ar-
beiten, gern auf die Renaissance zurückgriff, wie zum Beispiel in einem damals
vielgerühmten Werk von Albert Wagner in Berlin, das im Stile des Quattrocentro
gehalten, die allmählich fortschreitende Zivilisation der Menschheit wiedergab.
Daneben bevorzugte man ganz besonders in den Silberarbeiten den natura-
listischen Geschmack [Abbildung 346], der sich damals auch auf das Kleingerät
übertrug. Wie man jedoch oft genug im Werte des Materiales und im Übermaße
des Zierates die Schönheit suchte, bewies der Toilettentisch, den die französi-
schen Legitimisten der Herzogin von Parma als Hochzeitsgeschenk widmeten
und den Fromcnt-Meurice in Paris herstellte [s. Abbildung 345 und die Tafel).
Dennoch ging man auch neue Bahnen; insbesondere zwangen die galvanischen
Verfahren zu vereinfachten Formen. Elkington. Mason & Co., das berühmte eng-
27* 419
lischo Haus, o[incT in seinen versilber-
ten Werken neben Barock- und Renais-
sanceformen auch auf pompejanische
und asiatische zurück [Abb. 348 1. D
Im SCHMUCK bewegt man sich
fast nur in naturalistischen Formen
[Abb. 360]; der Diamant im Brillant-
schliff wiegt vor und behält seine
Herrschaft bis ins zwanzigste Jahr-
hundert hinein. Bänder, Schleifen und
Abb.332: W.G. Rogers. London. W.cKC in Buchsbaum KuotCU, Schlangen Und Eidcchscn,
D geschnitzt für die Königin von England □ Schmetterlinge, Käfer Und sonstiges
Getier sind, neben mancherlei Nachahmung alter Formen (zum Beispiel irischer,
gotischer und Renaissanceformen ] beliebt; aber im grof^en ganzen schätzt man
nicht die Arbeit des Goldschmieds, sondern das Ktinnen des Juweliers, der m(')g-
lichst glänzendes, strahlendes, blendendes Geschmeide schafft. Besonders liebt
man Stücke, die jedem Beschauer schon durch ihr blitzendes Aussehen anzeigen,
welch grofien Geldwert sie bergen. D
Die BRONZE leidet sehr unter der Nachahmung sowohl durch Zink, Gufieisen
und Guttapercha, als durch galvanischen Niederschlag, gepreßtes Blech, Papier-
mache und andere Surrogate. Motive aus alten Stilen und naturalistische Vor-
würfe, auch allerlei Figuren in möglichster Naturtreue, darunter jetzt schon die
Ritter und Landsknechte der späteren Jahre, treten in der Bronze auf [Abb. 351].
DasBeste leisten noch immer dieFranzosen,wieBarbedienne, Matefiat und andere.
Den Beleuchtungskörpern wendet man Aufmerksamkeit zu [Abb. 347 und 349j,
vermag in ihnen aber noch nicht zu hohen Leistungen zu gelangen. Man bleibt so-
gar dem schnellen Vorschreiten der Beleuchtungstechnik gegenüber mit dem
kunstgewerblichen Gestalten der Beleuchtungskörper auf Jahrzehnte hinaus im
Rückstande. — Das SCHMIEDEEISEN tritt durchaus zurück gegen das GUSSEISEN
und später gegen das gepreßte Eisen. Allerdings hat man schon in der vorher-
gehenden Periode des Kunstgewerbes gelehrt, wie man das Gußeisen anstelle des
Schmiedeeisens zu setzen habe. Jetzt verführt die leichte Gießbarkeit und die
große Billigkeit des Gußeisens zu mancherlei ästhetischen Mißgriffen. Bildet man
in ihm doch sogar Gewebe nach, Draperien wie an der Vase [Abb. 339], oder an
dem Kamin | Abb. 338], den der ArchitektH.Duesbury gezeichnet und Stuart & Smith
in Sheffield ausgeführt haben. Wie weit der Eisenguß von der Brauchbarkeit hin-
weglenkt, das läßt die Fiettstelle von Dupont in Paris [Abb. 350] deutlich erkennen.
Selbst den damals Lebenden sind bereits Zweifel darüber aufgetaucht, ob diese
Fülle des Ornamentes einem Bette dienlich sei. Heute würde man schon aus Ge-
sundheitsrücksichten das reiche Relief als Staubfänger ablehnen. □
Die KERAMIK bewegte sich in England, dank dem noch wirksamen Einflüsse
von Wedgwood und seinen Zeitgenossen, auf besseren Bahnen als anderwärts
[Abb. 352 und 353]. Sevres stand nicht hoch im Geschmacke; es versuchte sich in
allen Stilarten [Abb. 357J. Meißen griff sogar zu Formen, die dem Porzellan gar
420
^k\^-^^1^
.- -*'.
D Abb. 333: J. Ilarmer. I'cntonvilic, PlasilKoher l-ri.-s
nicht lajreti [Abb. 354]. Die Königliche P(»r/.cllanmanufaktur zu lierlin stand noch
am höchsten von allen StaatsmanufaUturen, weil sie sich der ^uten Modelle aus
dem Anfange des Jahrhunderts bediente | Al)b. IJöU] und unablässig um technische
Verbesserung ihrer F'abrikation bemühte. Im übrigen legt sie wie alle Porzellan-
fabriken der Zeit gro(^>en Wert auf die naturalistische Bemalung. Überall in Kuropa
setzt man seinen Stolz darein, die besten Ölgemälde auf Porzellan zu übertragen, sie
in Muffelfarben so prächtig wie nur möglich wiederzugeben und durch die Brillanz
der färben das Original zu übertreffen. — Terrakotten und andere keramische
Krzeugnisse, wie sie namentlich von Berlin, Nürnberg und München in den Handel
kamen, bekundeten eine merkwürdige Mischung von historischen und naturalisti-
schen Formen. Die einfacheren Waren, insbesondere die damals beliebten Side-
rolithwaren, d.h. die mit Lackfarben bemalten Tonwaren, nahmen einen Weg, der
vom Kunstgewerbe hinwegführte [Abb. 355]. D
Im geschliffenen GLASE stand England noch immer obenan, obwohl es auch
die neuen Formen nicht suchte, sondern im wesentlichen die älteren benutzte
[Abb. 358). Belgien und Holland bemühten sich vergeblich, ihm darin den Rang
abzulaufen. Die böhmischen und schlesischen Glashütten hingegen bevorzugten
das Herstellen von bemalten Gläsern, die sie fast ausschlief^^lich in naturalistischem
Dekor schmückten. Vielfach schnitt und gravierte man Überfanggläser, insbeson-
dere jene Gläser, die auf farbiger Unterlage einen Überfang von Milchglas zeigten.
Ihn schnitt man in allerlei naturalistischen oder historischen Mustern. Alle diese
Arten desDekorierens schlössen mancherlei Gefälliges in sich, aber nichts hervor-
ragend Kunstreiches. Die enge Beziehung zwischen Glasdekor und Gewebemuster
trat gerade in jenen Tagen auf den ersten Blick hervor. Plbenso das Kennzeich-
nende im Stil jener Zeit, daji er die Errungenschaften früherer Fipochen mit natura-
listischen Elementen zusammen anwandte und sich damit gleichsam selbst seine
besonderer Art schuf [Abb. 359 j. D
Ganz allgemein ist man zu jener Zeit der Anschauung, daß es eine natürliche,
von der gesunden Fintwicklung vorgeschriebene Arbeitsweise bedeute, wenn man
die NUTZFORM, die nützliche oder angenehme Form eines Gerätes verschönere,
indem man sie mitORN.\MENT versehe. Jedes Gerät hat nach der Meinung jener
Tage eine praktische BESTFORM, eine für den Gebrauch am meisten geeignete
Gröge und Gestalt. Diese Bestform stellt gleichsam das Knochengerüst dar, um
das der Zeichner das Fleisch der Zierat zu legen hat. Das Aufkommen dieser An-
schauunghängt eng damit zusammen, daP, sich in dieser Zeit nicht mehr wie früher,
121
Abb. 334: Krieger & Co., Paris, Geschnitzter Bücherschrank
wie insbesondere noch in den
zvvanzio^er, dreifiiger und vierzi-
ger Jahren des neunzehnten Jahr-
hunderts, Architekten und Aka-
demien des Kunstgewerbes an-
nehmen. Früher entwerfen nicht
nur tüchtige Baukünstler für das
Kunsthandwerk, sondern auch die
Kunstakademien widmen ihm
grof>e Aufmerksamkeit, suchen es
zu leiten und zu heben. Jetzt hat
das ganz aufgehört; der Kunst-
handwerker ist sich selbst über-
lassen und mug auch selbst sich
schulen. Das geschieht, soweit es
nicht in der Werkstatt rein sach-
lich-praktisch vor sich geht, auf
Zeichenschulen. Die Folge davon
ist, da§ alsbald nur noch Zeich-
ner vorwiegend für das Kunst-
gewerbe als Entwerfende tätig
sind. In wenig Jahren entwickelt
sich darin eine REISSBRETT-
KUNST, d. h. ein Kunstgewerbe,
dessen geistiger, dessen künstle-
rischer Inhalt im wesentlichen auf
dem Reiftbrette entsteht und nur
durch Zeichnung sich weiter entwickelt. Erklärlicherweise mu^ sich da die ein-
seitige Anschauung festsetzen, da& man recht tue und im vollsten Sinne kunst-
gewerblich schaffe, wenn man die Bestform mit Zierat umkleide. Es ist notwendig
zu kennzeichnen, in welchen wichtigen Punkten diese Anschauung von der heuti-
gen abweicht. Zum einen kennt sie nicht das Voranstellen des Zweckes, dem das
Gerät dienen soll, zum andern nimmt sie keine Rücksicht auf das Material, auf den
Stoff, aus dem das Gerät zu bilden ist, und zum dritten behandelt sie Gebrauchs-
form und Zierat als getrennte Dinge, die nicht aus dem gleichen Schaffensgrund-
satze heraus entstehen. Die Forderung eines konstruktiv schönen Gestaltens ist
dieser Zeit vorwiegend fremd; es erscheint ihr vielmehr nur als Aufgabe des
Kunstgewerbes, die Gebrauchsform mit Zierat zu schmücken, also zu ORNA-
MENTIEREN. Die natürliche Folge davon ist, daf> das Ornament wuchert. Das
Material schätzt man im allgemeinen nur nach seiner Kostbarkeit, nicht aber
dnr -rh ob es sich für den Zweck des Gerätes am besten eignet. Da lä^t man
v; r jedes Material gelten, mit dem man schlecht und recht den Zweck
erreicht. Also auch das Surrogat, d. h. den Ersatz oder die Nachahmung des
besseren oder des edleren Materials durch ein weniger gutes und weniger kost-
422
spielipes. — Auch im Mittelalter
hatte man die Nutzform oft mit
Ornament über/.oi,'en. Aber man
tat dies meist, wenn auch nicht
immer, so, daft das Ornament sich
der Hauptform unterordnete, sie
belebte, aber nicht aus ihr her-
aussprang. D
Im Vordergründe des hiter-
csses ste4it jetzt also das OR-
NAMENT. Die höchste kunstge-
werbliche Leistung glaubt man
zu erringen, wenn man die prak-
tische Bestimmung des Gerätes
hinter seiner Zierat ganz ver-
schwinden läp>t: ein Bestreben,
das schon im achtzehnten Jahr-
hundert auftaucht und seitdem
allmählich an Boden gewinnt. Man
unterscheidet zwischen flächen-
hafter Zierat und plastischer; d Abb. .-ös: coiurd & coiurd. London. PUnino o
sieht in jener ein Spiel der Linien und in dieser ein Spiel der Massen ; möchte aber
die Mitwirkung derF'arbc am liebsten nur auf jene beschränken. Sorgfältig studiert
man das Ornament aller Zeiten um es mtiglichst genau wiedergeben zu können.
Am höchsten schätzt man dasOrnamentder griechischen Antike. Aber am meisten
verwendet man das der italienischen Renaissance und da« des französischen
Barocks und Rokokos. Neben sie aber tritt das naturalistische Ornament, die
Verwendung von recht getreu wiedergegebenen Naturformen als Zierat. Dieses
naturalistische Ornament spielt in der Gold- und Silberarbeit eine grofie Rolle
[vgl. Abb. 346]; es wiegt in der Textilkunst neben ostasiatischen Motiven fast
ganz allein vor [vgl. Abb. 340, 341 und die Tafel mit den Teppichmustem]; es
tritt im Mobiliar neben die Stilformen der Gotik, der Renaissance, des Barocks
und Rokokos; es überspinnt die Geräte aus Bronze j Abb. '.i^\ | und es beherrscht
in der Keramik, also in der Kunsttöpferei und im Glase, wenn nicht die Formen so
doch den Dekor fast allein [vgl. Abb. 352]. Wenngleich Einsichtige bereits
damals betonen, daf^ dieses rein naturalistische Ornament nichts anderes bedeute,
als ein blof^es Nachahmen, daf^ man das natürliche Vorbild unter den Gesichts-
punkten der Symmetrie und des Gegensatzes weiterführen müsse zum dekora-
tiven Ornament, das allein Wert habe, behauptet das naturalistische Ornament
doch noch .Jahrzehnte hindurch das Feld. Auf einzelnen Gebieten, z. B. im Mo-
biliar und in den metallverarbeitenden Zweigen des Kunstgewerbes, nicht unbe-
stritten, auf denen der Weberei und Keramik fast ohne Widersacher. Namentlich
die GARTENZIERAT, der Blumendekor, der die Pfleglinge der Gärten und Treib-
häuser so getreu als möglich wiedergibt, er behält noch lange Alleingültigkeit.
423
Abb. 336: Cooks and Sons, Warwick, Kenihvorth-Huffet
Die Wertschätzung, die man solcher Art dem Ornament entgegenbringt, sie
führt, wie schon betont, von selbst dazu, daf^ oft genug der GEBRAUCHSZWECK
ganz hinter der Zierat verschwindet. Tische und Stühle, deren man sich nur schwer
bedienen, Leuchter und Efigeräte, die man kaum handhaben, Becher, aus denen
man nur mit Mühe trinken kann, sie tauchen in jenen Tagen auf und halten sich in
immer neuen Formen bisgegenEndedes Jahrhunderts. Oft ist nicht nur vorlauter
Zierat der Zweck des Gerätes kaum noch zu erkennen [Abb. 342, 345 und 350J, oft
widerspricht nicht ijur die Zierat durchaus dem Zwecke, wie beispielsweise das
Nachbilden von Stoffen und Posamenten an der Ummantelung eines Kamines, in
dem doch offenes Feuer brennt [Abb. 338], sondern noch öfter erscheint die Zierat
in einem Material, das im vollsten Gegensatze zum Wesen des Dargestellten steht,
wie zum Beispiel die Wiedergabe eines leichtbeweglichen Stoffbehanges durch
das starre Guficisen [Abb. 339]. Diese widerspruchsvolle Anwendung von Ma-
terialien erhält sich seitdem im Kunstgewerbe ; sie hat damals schon im Gußeisen,
im Zink, im gestanzten Blech, im galvanischen Niederschlage, in Guttapercha und
Steinpappe zum Scheingute, zum Surrogate geführt. Wenn auch frühere Zeiten
sich durchaus nicht freigehalten haben vom Erzeugen solcher Scheinwaren, in so
ausgiebigem Maf^e haben sie sie doch nicht hergestellt. Jetzt aber bildet sich all-
mählich eine wirkhche SUCHT nach dem SCHEINE, eine SURROGAT!! ASCHEREI
heraus; sie führt sehr schnell zu Erzeugnissen, die dem Kunstgewerbe schaden
und mit ihm nichts gemein haben als die Form, die sie ihm nehmen. D
Der Umstand, dafi man jetzt fast nur die Formen früherer Stile auf die Gegen-
wart überträgt, führt zu einem völligen Umschwünge dessen, was man allgemein
unter ORNAMENTSTICH zusammenfaßt. Nicht mehr wie in Renaissance, Barock
ur ^ ko teilt der Ornamentstecher seine [und anderer] im Stile der Zeit ge-
hai"L^..Mii:lntwürfe durch den Kupferstich dem Kunsthandwerk mit, sondern Kunst-
424
D Abb. 337: Bernardo de Bernardis. Wien, Mobiliar, auageführt von Karl Leiatlcr & Sohn. Wien D
gelehrte und Baukünstler vermitteln durch Kupferstich und Steindruck die
Kenntnis alter P'ormen. Anfangs, unter dem Einflüsse des Klassizismus, bevor-
zugt man die Antike und etwas die Renaissance; bald aber, unter dem Pün-
flusse der Romantik, nur noch die gotischen und Rcnaissancevorbilder. So gibt,
um nur ein Beispiel zu nennen, die Königliche Technische Deputation für die Ge-
werbe in Berlin von 1821 — 1837 durch SCIIINKKL ihre Vorbilder für Fabrikanten
und Handwerker heraus, die ihr Material wesentlich der griechischen und römi-
schen Antike, aber auch der italienischen Renaissance und vereinzelt der Gotik
entnehmen. Die Originalentwürfe Schinkels, wie sie sowohl in diesen Vorbildern,
als auch in besonderen Veröffentlichungen erscheinen [zum Beispiel 1835 Lohde,
Schinkels Möbelentwürfe usw.|. bewegen sich durchaus im klassischen Stile.
BOETTICHER, in der Folge bekannt durch seine Tektonik der Hellenen [1844
bis 18.")2| und durch seinen Einfluf; auf Gottfried Semper, gab sein Ornamenten-
buch, seine Vorlegeblätter und seine Holzarchitcktur des .Mittelalters heraus; an-
dere Ornamentenbücher, zum Beispiel von STÜLER und STRACK, folgten; ZAHN
sammelte seine auserlesenen Verzierungen und seine Ornamente aller klassi-
schen Kunstepochen, in denen er neben farbigen Aufnahmen aus Pompeji fast
nur noch Vorbilder aus der italienischen Renaissance brachte; HF-;iDKLOFF ver-
öffentlichte 1838 — 1842 seine Ornamentik des Mittelalters, die 1852 bereits in
zweiter Auflage erschien; VON HEFNER-ALTR!NKCK gab in zehn Bänden von
1840—1863 Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis
Ende des achtzehnten Jahrhunderts heraus [zweite Auflage 1879—1889!; 1856
endlich folgte mit zwei Bänden das gotische Musterbuch von STATZ und UNGE-
WITTER, das bis auf die neuere Zeit von Bedeutung blieb. Ahnliche Werke er-
schienen in FVankreich. E!ngland und Italien. NICCOLINI begann 1854 das sieben-
bändige Werk Le case ed i monumenti di Pompei; LECONTE veröffentlichte ein
Album de l'ornameniste und eine Sammlung von Ornamenten der Gotik. Re-
naissance und anderer Zeiten, BOLLLEMIER gab, teils allein, teils mit DEVELLY
zusammen, Sammlungen vonOrnamenten verschiedener Zeiten heraus, CHENA-
VARD sammelte insbesondere Vorlagen für Innendekoration, CAHIER und MAR-
TIN begannen 1847 mit der Veröffentlichung ihrer Melanges d'archeologie,
425
einem zehnbiindioren Sammelwerk über die Kunst des Mittelalters, und 1859 gab
AMK 91 farbige Tafeln über alte, meist gotische Fliesen heraus. Endlich veröffent-
lichte von 1858 an\TOLLET-LE-DUC seinen sechsbändigen Dictionnairc raisonne
du mobilier fran(;ais. der im wesentlichen Möbel, Geräte und Trachten des Mittel-
alters enthielt und groJH^n Einflufi gewann. In England entfaltete ganz besonders
OWEN JONES eine umfangreiche und bedeutungsvolle Tätigkeit. Von 1842 bis
1845 veröffentlichte er mit GOURY zusammen ein zweibändiges, meist mit far-
bigen Tafeln geschmücktes Werk, Plans and details of the Alhambra, und 1856
gab er seine außerordentlich viel benutzte Grammar of ornament heraus, die hun-
dert farbige Tafeln enthielt und 1865 auch deutsch erschien. Zahlreiche seiner
Landsleute folgten seinem Beispiele. So gab PUGIN bereits 1844 sein Glossary
of ecclesiastical ornament [zweite Auflage 1846] mit 74 farbigen Tafeln heraus,
der Architekt HENRY SHAW lie^ illuminated Ornaments aus alten Handschriften
und Drucken, weiterSpecimens of ancient furniture und Specimens of ornamental
metal work erscheinen, ebenso Dresses and decorations of the middle ages und
eine Encyclopaedia of ornament. Für diese Enzyklopädie zog er gleichsam aus
allen Epochen bis zur deutschen Renaissance die besten Beispiele heran. Ähnliches
verfolgte LEWIS GRÜNER, nachdem er über Stuckdecken italienischer Kirchen
des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts geschrieben hatte, mit seinenSpe-
cimens of ornamental art selected from the best modeis of the classical epochs.
Auch er brachte auf den achtzig großen Tafeln seines Werkes, zu denen der Text
von EMIL BRAUN ins Französische übertragen wurde, eine Auswahl von Bei-
spielen von der Antike bis zur deutschen Renaissance. — Vorstehende Übersicht
gibt nur eine Auswahl aus dem vielen, was von etwa 1830 bis 1859 an Ornament-
werken erschienen ist. Aber auch daraus erkennt man schon den gewaltigen
Unterschied gegen früher: dem Kunstgewerbe und der Kunstindustrie geht eine
Fülle von Vorbildern aus alter Zeit fertig zum Gebrauche zu. Sie nur verwendet
man. nichts Zeitgenössisches. Diese Fülle wächst in den folgenden Jahrzehnten
zu solchem Umfange an, dag sie sich im Rahmen dieses Buches nur noch kurz und
nicht wieder so umfassend kennzeichnen lägt. Es mu§ daher die hier gegebene
Darstellung als Beispiel genügen. Aber aus dem soeben geschilderten Einsetzen
der Flutwelle kann auf ihre spätere Höhe geschlossen werden. D
Alle diese VORLAGENWERKEder Jahre 1830 bis 1859, zu denen sich noch gar
manches andere hier nicht genannte gesellte,fanden weite Verbreitung, wenngleich
ihr Preis für heutige Begriffe ein sehr hoher war [die Shawschen Veröffentlichun-
gen kosteten z.B. 45 bis 130Mark]. Ihr groger Einfluß beruhte auf der Anwendung
des STEINDRUCKES ; er gestattete im Gegensatz zu dem früher für solche Zwecke
üblichen Kupferstiche nicht nur ein viel rascheres Arbeiten undleichteresBewälti-
gen groger Formate, sondern vor allen Dingen eine weit bessere Wiedergabe der
Farben. Einen Kupferstich mugte man mit der Hand ausmalen, im Steindruck aber
druckte man die Farben. So war gerade dieser farbige Steindruck, den SENE-
FELDER erst 1826 angegeben hatte, so recht dazu angetan, dem Kunstgewerbe
in einer früher ungeahnten Vielseitigkeit das farbige Wesen der alten Vorbilder
zu vermitteln. Diese Bedeutung des Steindruckes in Farben darf man nicht unter-
426
schätzen, um so mehr als sie bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts anhält.
Denn erst dann wird die farbij^e Lithographie durch neuere Vervielfältigungs-
verfahren ersetzt. D
Der au.sgesprocIuMie Zweck dieser X'orlagcnwerkcbe.stand nicht etwa nur darin,
zu belehren uiul anzuregen, sondern vor allen Dingen darin, .MATI-^KIAL zu un-
mittelbarer \'KR\\'1CRTUNG an die Hand zu geben. Das war die Hauptsache; man
übertrug glattweg das Vorbild; sah also in diesen Sammelwerken im Grunde nichts
anderes, als was die Ornamentstiche der früheren Epochen gewesen waren. Jedoch
ein groticr Unterschied klaffte: die Ornamentstiche der früheren Zeiten gaben
ZEITGENÖSSISCHES; die Vorlagen der ornamentierenden Rückblickszeit nur
VERGANGENES. Zwischen dvn Lebensanforderungen der Gegenwart und der
Vergangenheit aber bestanden grotie\'erschiedcnlu'iten; sie prägten sich nament-
lich in den Grundformen aus, die gegen die früheren abwichen. Infolgedessen
konnte man zumeist die Formen des Vorbildes, also die konstruktive Gestalt des
Gerätes nicht unmittelbar übertragen, sondernnurdieZierat. Sie betrachtete man,
wie schon angeführt, ganz allgemein als ein von der F'orm trennbares Etwas. So
gelangte man zu jener Anschauung, dat> man ein Ornament auf jedes Material über-
tragen und für jeden Zweck verwenden könne. Diese Anschauung herrscht in den
fünfziger Jahren überall und in den folgenden Jahrzehnten noch in weiten Kreisen;
sie weicht in den siebziger und achtziger Jahren vor den Anschauungen des deko-
rativen Stiles zurück, gewinnt dann infolge der großen F'lut vonN'orlagenwerken.
die die neuere Reproduktionstechnik herbeiführt, wieder beträchtlich an Boden,
wenn schon in etwas veränderter Gestalt, und verschwindet erst allmählich vor
dem konstruktiven Stile am Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Doch zählt sie
noch im ersten Jahrzehnt des zwanzigsten .Jahrhunderts zahlreiche Anhänger,
die sich nicht selten als ALTE SCHULE bezeichnen. D
Vergleicht man dieübersicht über die Veröffentlichungen der Jahre 1830—1859
mitdenkunstgewerblichenLeistungenEuropas, so crgibtsichdie Tatsache. da(>die
Völker der germanischen Rasse ihren LITERARISCHEN EUHRERN weit eifriger
folgen als die romanischen. Die Franzosen bewegen sich trotz aller Hinweise auf
Gotik und Renaissance doch noch vielfach in Barock und Rokoko. Arbeiten dieser
Zeit sind aber damals noch nicht in Sammelwerken veröffentlicht. Das französi-
sche Kunstgewerbe bedient sich vielmehr noch der Ornamentstiche des sieb-
zehnten und achtzehnten Jahrhunderts und vor allen Dingen der unmittelbaren
Anschauung der zahlreichen vortrefflichen Arbeiten, die ihm erhalten geblieben
sind. Zudem hat die RESTAURATION in Frankreich, das heif>t die Wiederher-
stellung des bourbonischen Königtums 1814 bis 1830. mit Absicht anStelle des ver-
haßten Empires die Stile des achtzehnten Jahrhunderts gesetzt. Daher erklärt es
sich, daP, Frankreich in diesen Stilen arbeitet. Mit Eifer bekämpft die klassizisti-
sche Richtung diesen Weg; sie erblickt insbesondere in dem Zurückgreifen auf
Barock und Rokoko einen schweren Mifigriff. Ihr Widerstreben hat aber nur
schwachen Erfolg. Erst nach dem Sturze der Bourbonen im Juli 1830, während
der zwei Jahrzehnte des JULIKÖNIGTUMS unter dem Orleans Louis Philipp [1830
bis 1848J, wendet sich auch das französische Kunstgewerbe mehr der Renaissance
427
und Gotik zu, so da|> es älinlich dem der
anderen Länder Europas um die. Mitte des
Jahrhunderts alle historischen Stile von der
Gotik bis zum Louis-XVI pflegt. Allerdings
greift während des Julikönigtums in Frank-
reich auch eine gewisse recht nüchterne
Weltauffassung um sich, die merkbaren
Einflufi auf das Kunstgewerbe ausübt und
daher die romantische Neigung zur Gotik
nicht zu sehr aufkommen lägt. Um so
eifriger widmet man sich dem geschäfts-
mäßigen Nachbilden alter Arbeiten, z. B.
Abb. .-OS: H. Duesbury. Kamin aus Gußeisen, der Boullemöbel, der Savonncrieteppiche
a ausgeführt von Stuart & Smith in Sheffield D auS der Zeit Ludwig XVI. USW. D
Es liegt nahe zu fragen, welche GRÜNDE das Kunstgewerbe der vierziger und
fünfziger Jahre bestimmen, sich solcher Art in einer ganzen Anzahl verschiedener
historischer Stile zu bewegen. Warum vor allen Dingen knüpft die weitere Ent-
wicklung des Kunstgewerbes nicht unmittelbar an die klassizistischen Stile an?
Warum springt es in so merkwürdiger Weise? Warum entfaltet sich neben dem
historischen Ornament so ausgiebig das naturalistische und das asiatische ? Warum
entsteht so viel Scheingut? Warum bekundet das Kunstgewerbe bei wachsender
Menge der Erzeugnisse einen zunehmenden Tiefstand des Geschmackes? Die
Gründe für alle diese und manche andere Erscheinungen noch entspringen samt
und sonders der tiefgreifenden Umgestaltung, die das gesamte Leben Europas im
neunzehnten Jahrhundert erfährt. Dieser Gründe sind vornehmlich fünf: L die
französische Revolution führt mit ihren Folgeerscheinungen zu einem vollstän-
digen Bruche der Überlieferung; 2. die Gesellschaftsordnung wird von Grund
auf eine andere; 3. die allgemeine Aufmerksamkeit wendet sich der Geschichts-
forschung zu; 4. die Naturwissenschaften blühen auf; 5. die Technik entfaltet sich
in ungeahntem Maße. D
Die FRANZÖSISCHE REVOLUTION wirft alles Bestehende um. Sie BRICHT
bewußt und grundsätzlich mit der Tradition, mit jeglicher ÜBERLIEFERUNG in
Religion und Sitte, in Kunst und Kultur. Die aus ihr hervorgehenden sozialen und
politischen Bewegungen vollenden überall in Europa diesen Bruch. Nachdem die
Wogen verrauscht sind, sowohl die voranstürzenden der REVOLUTION als die
rückflutendenderREAKTION.gähntin derüberlieferung eine breiteLücke. Kunst-
gewerbliches Können und Wissen sind überall in Europa verloren gegangen, der
Geschmack ist gesunken, die Erzeugungsweise eine andere geworden. Schon
längst füllt die Kirche nicht mehr die Gedanken aller aus, nicht mehr bildet sie die
treueste und beste Kundschaft für den Kunsthandwerker. Bereits mit der Refor-
mation hat sich der weltliche von dem kirchlichen Gedankengange getrennt, nicht
nur in protestantischen Kreisen, sondern unter dem Einflüsse der Renaissance
auch in katholischen. Die Renaissance liebt das Leben und seine Freuden; das Ba-
rock und Rokoko tun das nicht minder: so hat das Kunstgewerbe seit der Renais-
428
sance weit mehr für si'ine weltlichen Kun-
den zu arbeiten, als für seine kirclilichen.
Jedoch diese weltliche Kundschaft besteht
bis zur Kevolution in ^anz bestininiten
Gesellschaftskreisen mit ererbtem jjutem
Geschmacke und fest umschriebener Rich-
tunjT dieses Geschmackes. Der alte ange-
stammte Adel auf dem Lande, die alten ein-
gesessenen Geschlechter in den Städten,
bilden vornehmlich diese weltliche Kund-
schaft des Kunsthandwerkes. Sie auch
sind Träger des GUTKN GKSCllMACKKS.
Vorallen Dingen herrscht unter ihnen allen
nur eine RICHTUNG des Geschmackes; sie
geht auf das Solide und Gute, zumeist auch
noch auf das P'eine und jedenfalls immer
auf das künstlcriscli Wohldurchdachte.
Diese Geschmacksrichtunj.,^ und mit ihr das
Verstiändnis für gute kunstgewerbliche
Leistungen VERKRBEN sich von Gene-
ration zu Generation; darum folgen diese
Kreise auch dem Wandel der historischen
Stile mit solcher Ungezwungenheit und
Abb. Xi^: Vase aus Gußeisen von ilandysidc in
D Derby D
Klarheit. Nach der Revolutionszeit treten andere Kreise auf den Plan; die alte Ge-
sellschaftsordnung ist verwischt, Adel und Patrizier sind verarmt und ihrer bevor-
rechteten Stellung zum Teil entkleidet, der dritte und vierte Stand, der Bürger und
der Arbeiter, sind zu Gleichberechtigten empor gestiegen. Das Bürgertum stellt
auch jetzt dem Kunstgewerbe die eifrigsten Käufer. Jedoch ihnen fehlt der er-
erbte gute Geschmack, der die früheren Konsumenten auszeichnet, und bis sie sich
ihn erworben haben, dient ihnen das Kunstgewerbe ihrer Zeit erklärlicherweise
mitErzeugnissen, die ihreGeschmackshöhe nicht übersteigen. DennzuallenZeiten
spiegelt das Kunstgewerbe den wahren Geschmack seiner Abnehmer getreulich
wieder. So kommt es zustande, daP> in dieser Zeit die kunstgewerbliche Produktion
von beinahe ganz Europa sich in den Bahnen eines MASSIGEN und selbst eines
NIEDRIGEN GESCHMACKES bewegt. An Eifer, sich im künstlerischen Verständnis
zu vervollkommnen, fehlt es übrigens den Abnehmern durchaus nicht; im Gegen-
teil, es herrscht ein wahrerBILDUNGSHUNGER. Aus ihm heraus erklärt sich auch
die ungeheure Fülle von allgemeinverständlichen belehrenden Druckwerken, die
gerade auf dem Gebiete der Kunst in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahr-
hunderts entstehen. Allein es ist nicht möglich, den Geschmack ganzer Bevölke-
rungsklassen in wenig Jahrzehnten auf eine Höhe zu heben, die andere erst im
Laufe langer Geschlechterfolgen erreicht haben. D
Um die Mitte desneunzehnten Jahrhunderts hat sich in Europa die industrielle
Tätigkeit, deren wir später noch besonders gedenken müssen, bereits so gewaltig
429
entwickelt, daf> der Bürger und
(ier Arbeiter mehr auf ihre
LEBENSHALTUNG verwenden
können als früher. Infolgedessen
statten sie auch ihre Wohnung
besser aus, ziehen also das Kunst-
gewerbe ausgiebigcrheran. Ganz
folgerichtig nehmen sich diese
Bevölkerungsschichten das zum
'.[ Vorbilde, was seinerzeit den
Führenden ihres Volkes im Ge-
schmacke als Bestes gegolten hat.
Das sind ausnahmslos Erzeug-
nisse des Kunstgewerbes, die vor
der französischen Revolution ent-
standen sind. Denn die Überliefe-
rung ist unterbrochen und die
klassizistischen Stile, insbeson-
dere das Eimpire, sind gründlich
verhaßt. So rückt das Ideal in ent-
ferntere Zeiten zurück, für Frank-
reich zum Rokoko und Barock,
für Italien und England zur Re-
naissance, für Deutschland und
Österreich zur Renaissance und
Gotik. D
Allein nicht nur die Begüterten
streben danach, sich mit Erzeug-
!) nissen des Kunstgewerbes zu um-
geben, die dem Geschmack ver-
flossener Zeiten entsprechen,
sondern auch die weniger Be-
sitzenden. Da sie ihre Wünsche
nicht durch den Erwerb von
materialechten und darum teuren
Erzeugnissen befriedigen können,
wenden sie sich dem Surrogate, dem SCHEINGUTE zu, das, aus weniger gutem
Material geschaffen, das Echte vortäuscht. Damit beginnt jene schon erwähnte
SUCHT nach dem SCHEINE, die sich durch die ganze zweite Hälfte des neun-
zehnten Jahrhunderts zieht. DerNachfrage nach dem Wohlfeilen entsprichtselbst-
verständlich das Kunstgewerbe und besonders die Kunstindustrie durch billiges
Angebot, und wo die Nachfrage sich noch nicht regt, erwacht sie unter richtiger
Bearlleitung des Marktes. So entwickelt sich eine grundlegende Verschiedenheit
gegen frühere Zeiten: man bietet die kunstgewerblichen Erzeugnisse zu Preisen
430
Abb. 340:
D
M- Clark, Coventry, Seidenes Band, ausgeführt
von R. Barton D
an, zu dciioii sie der sorgsam
schaffende Kunst H A N I) werker
nicht hefern kann. Das kann nur
die Kunstindustrie ; sie aber deckt
nicht nur das vorhandene Bedürf-
nis, sondern sie ruft, um ihren Ab-
satz zu vornichren, durch ihre An-
gebote ständig neue Bedürfnisse
hervor. Das tut sie ganz beson-
ders dadurch, dafi sie immer neue
Muster erzeugt und der Kund-
schaft vor Augen führt. D
Im Gefolge des Revolutions-
zeitalters stehen noch andere Er-
scheinungen, die auf das Kunst-
gewerbe grollen EinfluH; ausüben.
Dazu gehören die Fieihandels-
bestrebungen, die Gewerbefrei-
heit, die Freizügigkeit. Bis in die
ersten Jahrzehnte des neunzehn-
ten Jahrhunderts hinein schliefet
sich jeder Staat gegen den ande-
ren durch Zölle ab, und schützt
seinen heimischen Gewerbeflei!3
durch Vorrechte, die nicht selten
schon die gleichartigen inländi-
schen Erzeugnisse ausschliefien
und jedenfalls immer den auslän-
dischen den Eintritt erschweren
oder völlig unterbinden. Ganz
ähnlich verfahren die einzelnen
Landschaften und Städte. Solche
Elinrichtungen erschweren selbst-
verständlich den Austausch der
Güter ungemein. Doch unter dem
Einflüsse des FREIHANDELS-
GEDANKEN'S verschwindet ein
grof>er Teil dieser Einschränkun-
T3^
Abb. 341: Lewis und Allenby, London, Sefdpnbrokat, aus^c-
Q führt von Campholl, Harrison und Lloyd in Spitalficlds G
gen bereits in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. So fallen z. B. in
PreuPien mit dem Jahre 1818 fast alle solche Hemmnisse des inneren Handels und
damit natürlich auch des inneren Verkehrs. In der zweiten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts verfolgt eigentlich ganz Europa jahrzehntelang eine Freihandels-
politik, die namentlich durch die Handelsverträge mit ihren Meistbegünstigungs-
klauseln zu groP>en Erleichterungen im Handel führt. Im Laufe des neunzehnten
431
.lalirluiiidorts bahnt sidi auch die GE-
\Vi:RBKFRKIHKrr an, die mit geringen
Ausnahmen den Betrieb eines Gewerbes
niclit mehr an den Nachweis der Befähi-
gung oder an eine Genehmigung durch
Behörden und Zünfte bindet. l^ndUch auch
gelangt allgemein die FREIZÜGIGKEIT
zur Anerkennung, die jedem Bürger ge-
stattet, innerhalb seines Staates nach sei-
nem Belieben sich niederzulassen oder
seinen Wohnsitz zu ändern. Der Fortfall
der Handelsbeschränkungen ermöglicht
einen vielseitigen Austausch der Erzeug-
nisse nicht nur inncrlialb ihres Ursprungs-
i^)f* ■'\X'^^ "^^^^S^^^ ^^- ^ i^* landes. sondern vor allen Dingen auf dem
-.^r^r ^^'■'-s.Xi^^fnY^A ^> L— '- ^ .T\ gesamten Weltmarkte. Dadurch wird
auch das Kunstgewerbe in einem früher
nicht geahnten Umfange auf den Welt-
markt gezogen; fast jeder Kulturstaat
Europas ist in der zweiten Hälfte des
19. Jahrh. mit seinem Kunstgewerbe an
der allgemeinen Ausfuhr, also an der Ar-
beit für den Weltmarkt, beteiligt. Damit
verliert sich auch die örtliche Färbung, die
nationale Eigentümlichkeit manches kunstgewerblichen Zweiges. Denn dieArbeit
für den Weltmarkt bedingt ein Eingehen auf den Geschmack des Absatzgebietes,
und wenn dieses kein engumgrenztes ist, ein Einschwenken in den allgemeinen,
den INTERNATIONALEN GESCHMACK. Englisches Steingut und böhmisches
Glas. Pariser Bronzen und Wiener Galanteriewaren, Thüringer Porzellan und
Elsässer Zeugdrucke gehen aus solchen bedeutsamen Zweigen des Kunstgewerbes
hervor, die weit über ihre örtlichen Grenzen hinaus dem internationalen Kunst-
gewerbe dienen, sich also immer nach dem Geschmacke ihrer ausländischen Ab-
nehmerrichten. Die Gewerbefreiheit, wie sie sich im Laufe des Jahrhunderts über-
all in Europa durchsetzt, bringt dem Kunstgewerbe Vor- und Nachteile. Der Wett-
bewerb aller wird sehr gesteigert, das persönliche Können aber im Durchschnitt
herabgedrückt. Die Freizügigkeit hat zur Folge, daf; die kunstgewerbliche Tätig-
keit in ganz Europa sich mehr ausgleicht, und daß sich kunstgewerbliche Zweige
ungezwungen dort entwickeln können, wo sich ihnen die günstigsten Daseins-
bedingungen bieten. — D
Das GEISTESLEBEN des neunzehnten Jahrhunderts wird von zwei Grund-
strömungen beherrscht. Die eine kann man als die geschichtliche, die andere als
die naturwissenschaftliche bezeichnen. Die naturwissenschaftliche ist gekenn-
zeichnet durch die unendliche Fülle von Entdeckungen und P>rungenschaften auf
allen Gebieten der Technik, der Medizin und der Naturwissenschaften. Unter
432
Abb. 342: John Bell, die Stunden. Uhr, in galvani-
schem Niederschlag ausgeführt von Elkington,
O Mason & Co , London und Birmingham D
ihrem Kinflusse gestaltet sich
nicht nur das gesamte V'erkehrs-
uml Hrwerbslebcn vollkommen
um, sondern es erleidet auch die
Philosophie, die Weltanschauung,
eine wesentliche Änderung. Die
historische Kichtung kennzeich-
net sich durch die gewaltige Aus-
dehnung, die die geschichtlichen
Studien gewinnen. Literaturge-
schichte und Kunstgeschichte ent-
falten sich. Die Archäologie baut
sich auf, die Kulturgeschichte ent-
steht. Die Stammesgeschichte
der Völker wird ebenso eifrig er-
forscht, wie die Weltgeschichte
und die Geschichte der volks-
wirtschaftlichen Entwicklung.
Mit einem Eifer — der seine Er-
klärung ebenso in der allge-
meinen Vorliebe für literarische
Errungenschaften findet wie in
dem Bestreben, sich von der nicht
immer erfreulichen Gegenwart
abzuwenden in eine vermeint-
lich bessere Vergangenheit — Abb. 343: A. Brown. Silberleuchter für den Marquis of
nimmt man die Ergebnisse der Twceddale, ausgeführt von Hunt and Kuskell. London 1850
geschichtlichen Arbeiten, insbesondere über die Entwicklung des eigenen Volkes
auf. Man träumt sich nur zu gern in verflossene Zeiten zurück. Das beginnt mit
jener Richtung in Literatur und Kunst, die man als die Zeit der ROMANTIK be-
zeichnet. Philosophen wie Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Schelling,
Dichter wie Ludwig Tieck, Novalis, Clemens Brentano und Achim von Arnim,
Heinrich von Kleist, Theodor Körner, Ernst .Moritz Arndt, Ludwig Uhland, Frangois
Auguste de Chateaubriand, Alphonse de Lamartine. Graf Alfred de Vigny. Victor
Hugo, Alfred de Musset, Graf Alessandro Manzoni. Silvio Pellico, Thomas Moore,
Lord Byron. Walter Scott. Esaias Tegner, Adam Mickiewicz, Alexander Puschkin
bezeichnen diese Richtung ebenso wie die Tondichter Franz Schubert und Carl
Maria von Weber. D
In der KUNST tritt die Romantik namentlich in der Malerei und in der Bau-
kunst hervor. Wie in der Literatur kennzeichnet sie sich durch ihre Vorliebe für
geschichtliche Stoffe und für religiöse Interessen. Eugene Delacroix, Delaroche,
Ingres, Overbeck, Peter von Cornelius, Moritz von Schwind sind die Hauptver-
treter dieser Richtung. Vor allem ist von Einflufi auf das Kunstgewerbe die Neu-
belebung der gotischen Baukunst, wie sie in Frankreich durch Gau, Lassus und
28 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 433
\'ii)llet-lo-Duc vertreten, in Eng-
land (lurcli Horace Walpole u. a.
vorbereitet, durch Auy;ustus
Puirin durchgeführt und durch
Gilbert Scott in der Folge weiter-
geleitet wird. In Deutschland und
Osterreich sind Schinkcl, der
anfangs im gotischen Stile baut,
Zwirner, Statz und - zum Teil
in späteren Jahren — der Mün-
chener Gärtner, die Wiener van
der Null, Ferstel und Friedrich
Schmidt von Bedeutung. D
Die Romantik in der Kunst hat,
wie schon im vorigen Abschnitt
dargelegt ist, ihren Ursprung
in der LITERARISCHEN RO-
MANTIK. Die 1797 erschienenen
Herzensergießungen eines kunst-
liebendcn Klosterbruders, die
WACKENRODER geschrieben
und Tieck mit einem Vorworte
versehen hatte, gaben den ersten
Anstoß. Es war aber diese Ro-
mantik im Grunde nichts anderes,
als eine REAKTION gegen den
Klassizismus, und zugleich eine
Reaktion gegen die kühle Ver-
standeskultur, wie sie schon vor der französischen Revolution mit den Ency-
klopädisten eingesetzt hatte. Man entbehrte ein GEFÜHLSLEBEN und um dieses
wiederzugewinnen, versenkte man sich in die ruhmvolle Vergangenheit des
eigenen Volkes, insbesondere des christlichen Mittelalters, sah in ihm und seinen
Menschen das Herrlichste, in seiner Kunst und seinem Kunstgewerbe das unüber-
troffene Vorbild. Mit großer Schwärmerei, die aus der geschichtlichen Forschung
immer neue Nahrung zog, träumte man sich zurück in jene vergangenen Zeiten
und lebte in einem Rückempfinden, das sich um so inniger und tiefer gestaltete, als
man sich nur zu oft von der Gegenwart und ihrer kalten Verstandestätigkeit abge-
stoßen fühlte. Diese romantische Bewegung war die Ursache dafür, daß auch das
Kunstgewerbe seine Vorbilder in den Zeiten der Gotik und der Renaissance suchte.
Es lohnt sich kurz zu schildern, wie ein örtlich begrenztesKunstgewerbe unter
diesen Einflüsssen in den fünfziger Jahren sich gestaltet. -- In MÜNCHEN hatte
der kunstsinnige König Ludwig L [1801 — 1848J eine Blütezeit hervorgerufen, die
sich besonders in seinen zahlreichen Monumentalbauten kundgab. Anfangs folgten
diese unter Leo von Klenze dem Hellenismus, später unter F. H. Gärtner der
434
Abb. 344: Jennens & Bettridge, London und Birmingham,
O Arbeiten in Papiermache mit Einlagen. 1851 D
^
(IJNKSJ A. VON VOIT, MÜNCHEN BLUMENTISCH AUS
EISEN. 1852. ;RECHTS) EUGEN NEUREUTHER, MÜNCHEN
PORZELLANBRUNNEN MIT BELEUCHTUNGSFIGUREN 1858
/:
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Romantik und dem Eklektizis-
mus. Wenn auch der Kinii^^ tlcm
Kunstgewerbe unmittelbar keine
Aufmerksamkeit zuwandte, so be-
eintiut^>te er es doch durch seine
Bauten und durch seine nationale,
deutsche Denkweise. Die Wand-
malereien zum Beispiel, die er
ausführen lief^, wirkten vorbild-
lich auf den Buchschmuck ein;
sein deutschnationales Trachten
führte zu Bestrebungen, das
Kunstgewerbe aus der Ver-
flachung wieder auf die Htihe zu
heben, die es einst in Deutsch-
land besessen hatte. Deshalb ent-
schlossen sich zahlreiche Künst-
ler zu Entwürfen für das Kunst-
gewerbe. Immer aber bewegte
man sich im gotischen Stile, sah
vornehmlich in jenen Arbeiten,
die die späte Gotik für die Kirche
geliefert hatte, also in Arbeiten,
die wesentlich mit der Architek- ,^^b. 345: Duban und Froment-Meurice. Paris, silberver-
tur zusammenhingen, das Vorbild. □ goldeter Toiletlentisoh für die Herzogin von Parma D
Deshalb zeigte sich auch ein Überwiegen architektonischer Formen und insbeson-
dere architektonischer Zierat im Möbel. Dadurch verlor dieses viel an Nutzwert,
eine Erscheinung, die dem eigentlichen Wesen des ursprünglichen gotischen Mo-
biliars nicht entsprach. Ein treffendes Beispiel dafür bot der Schrank in Eichenholz,
den Münchener Kunsthandwerker dem König 1850 nach dem Entwürfe von PETER
HERWEGEN als Festgeschenk widmeten [siehe die Tafel mit Darstellung des
Schrankes von Herwegens eigener Hand|. Doch nicht nur einzelne Möbelstücke
schuf man so. sondern auch ganze Einrichtungen. Anfangs mehr für engere Kreise,
wie zum Beispiel die Künstlerkneipe im Cafe Schaffroth [Abb. 361 1, später auch
für bürgerliche Wohnungen und für Staatsgebäude. So entwarf der Architekt
FRIEDRICH BÜRKLEIN das von F. X. Fortner in München in Ahornholz mit
Einlagen von Amarant ausgeführte Mobiliar für das Fürstenzimmer im Bahnhof
Sternberg [s. Abb. 362 1. Auch für die anderen Zweige des Kunstgewerbes traten
namhafte Künstler mit zahlreichen Entwürfen hervor. GOTTFRIED NEUREUTHER
zeichnete besonders für Mobiliar und für Metallarbeiten. So veröffentlichte er
unter anderem 1852 eine Zeichnung für eine eiserne Gartenlaube. Der Oberbaurat
AUGUST VON VOIT widmete sich kleineren Möbeln und schmiedeeisernen Ge-
räten [siehe Tafel;. Die Maler AUGUST KRELING und EDMUND BEYSCHLAG
ersannen ebenfalls allerlei Gefäge und Geräte. EUGEN NEUREUTHER, einer der
28* 435
D Abb. 346: Odiot, Paris, Silberarbeiten. Um 1850 D
besten dieses Kreises, in der Folge künstlerischer Leiter der Nymphenburger Por-
zellanfabrik, betätigte sich ganz besonders auf dem Gebiete des Buchschmuckes
und der Keramik [siehe die Tafel]. Der Architekt AUGUST TÖPFER, nachmals
Direktor des Gewerbemuseums zu Bremen, zeichnete namentlich viele Mobiliare,
darunter auch Vorlagen für Korbmacher. Die Kunst der Glasmalerei erstand
zu neuer Blüte; um die Fenster für den Regensburger Dom nicht vom Auslande
beziehen zu müssen, gründete der König ein Schmelzwerk. — Das alles, und gerade
die Mitwirkung der Künstler [auf die das nächste Kapitel nochmals zurückkommen
wird], schuf damals dem Münchener Kunsthandwerk eine besondere Stellung in
Deutschland, wenngleich es auch anderwärts nicht immer an der Mithilfe von Künst-
lern gebrach. So modellierten zumBeispiel an dem von HERMANN WIEDEMANN
in Dresden entworfenen silbernen Tafelaufsatz, den man 1854 dem Prinzen Albert
von Sachsen, dem nachmaligen Könige, als Hochzeitsgeschenk widmete, die Bild-
hauer HÄHNEL und RIETSCHEL die Figuren [siehe die Tafel |, und zu dem
Rheinlandalbum, das man im gleichen Jahre dem Prinzen und der Prinzessin
von Preugen als Ehrengeschenk darbrachte, entwarf der Historienmaler ANDREAS
MÜLLER in Düsseldorf denEinband [Abb. 363]. Aber eine so lebhafte und fort-
dauernde Tätigkeit von Künstlern für das Kunstgewerbe, wie sie sich in München
zeigte, war damals nur an wenig Orten, etwa in Wien und in London noch, zu spüren.
Um so nachhaltiger wirken andere Einflüsse auf das Kunstgewerbe jener Zeit
ein. Es sind das die Einflüsse der NATURWISSENSCHAFTEN und der TECHNIK,
die sich beide im neunzehnten Jahrhundert in ungeahnter Weise entfalten. Man be-
zeichnet diese Einflüsse kurzerhand als die des VERKEHRS und der MASCHINE,
Sie walten in so ausgiebiger Weise während der ganzen zweiten Hälfte des neun-
zehnten Jahrhunderts vor, daf^ es sich empfiehlt, ihre Wirksamkeit gleich an dieser
Stelle — die Schilderung unterbrechend und ihr vorauseilend — für die gesamte
Zeit kurz zu kennzeichnen. Nur so läfit sich das Verständnis für die Entwicklung
des Kunstgewerbes im neunzehnten Jahrhundert erschlieficn. Denn nicht nur die
Kunst hat ihren Anteil am Kunstgewerbe, sondern auch das Gewerbe, und die
GEWERBLICHE ENTWICKLUNG steht in der zweiten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts im Vordergrunde. Aus ähnlichen Gründen sei auch ein kurzer Abriß
über die Weltausstellungen eingeschoben, ehe der laufende Faden wieder auf-
genommen wird. □
436
a Abb. 317: Wandarm für Gas von Mcsscnirer & Sons, Birmingham, Dronzc gcsossen, 1R51 O
2. DER EINFLUSS VON TECHNIK UND NATURWISSENSCHAFTEN D
Der GefTciiwart erscheinen die ilir zunächst hegenden Jahrzehnte stets creij^-
nisvoller und bedeutun<j;sreicher, als die vorausgej^angenen .Jahrhunderte. Das
hat seine Ursache darin, da(^ man das Selbsterfahrene unwillkiirhch höher ein-
schätzt, als das Überlieferte. Aber nicht nur deshalb messen die lieute Lebenden
der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gröf>eren Wert für das Kunst-
gewerbe bei; auch kommende Geschlechter werden in ihr eine bedeutende Ent-
wicklungszeit erblicken, eine Zeit der UMWÄLZUNG. Nie vorher hat sich das
Kunstgewerbe im Laufe eines halben Jahrhunderts so gründlich umgestaltet, wie
in den Jahren von etwa 1850 bis heute. Zu Beginn des Abschnittes bürgert sich über-
haupt erst das Wort Kunstgewerbe ein; am Ende der Epoche hat nicht nur der Be-
griff, sondern auch die Mehrzahl der Gebiete, die man in dem Worte zusammenfat^t,
eine vollständige Umprägung erfahren. D
Die Ursachen dieser Umwälzung liegen zu einem Teile darin, daf^ sich die
TECHNISCHEN GRUNDLAGEN durchaus verschieben und dies wieder beruht
auf den folgenschweren Entdeckungen im Gebiete der Naturwissenschaften und
auf ihrer Verwertung im Ingenieur- und Verkehrswesen. Kein Zeitalter der mensch-
lichen Entwicklung hat so viele solcher Entdeckungen erlebt, wie das neunzehnte
Jahrhundert. Mit Recht nennt man es das Jahrhundert der Naturwissenschaften,
des Dampfes, der Elektrizität, des Eisens, der Maschine. Die menschliche Kraft
durch Maschinenkraft zu ersetzen und dadurch das menschliche Können ins Viel-
tausendfache zu steigern; die Kosten von Material und Arbeitsweise ständig zu
verringern, damit sich das Erzeugnis immerweitere Kreise des Erdballs erschließe:
das ist das Ziel. Man erreicht es in staunenerregender Weise. Ebenbürtig steht
das neunzehnte Jahrhundert mit seinen wissenschaftlichen und technischen Er-
rungenschaften neben dem bcrühmtenZeitalter der Entdeckungen. Der Einführung
von Uhr und Kompaf;, ohne die jenes Zeitalter der Entdeckungen nicht möglich
gewesen wäre, kommt ungefähr dieselbe weltumfassende Tragweite zu, wie der
Anwendung von Dampf und E)lektrizität, wie sie unsere Tage gesehen haben. Kein
Wunder, wenn das neunzehnte Jahrhundert seine naturwissenschaftlichen und
technischen Errungenschaften höher schätzt als seine künstlerischen, wenn es
diese Ansicht auch auf sein Kunstgewerbe überträgt und seine gewerblichen
Leistungen darin höher bewertet als seine künstlerischen. D
437
Den tiefsten Eingriff bringt der wach-
sende Ersatz der Menschenkraft durch
MASCHINENKRAFT. Bis zum Ausgange
des achtzehnten Jahrhunderts kann der
Mensch — wie im gesamten Gewerbe so
auch im Kunstgewerbe — zum Ersatz
seiner eignen Kraft nur die Kräfte der
Tiere, des Windes und des Wassers her-
anziehen. Gar wohl hat er es in der mehr
als fünftausendjährigen Entwicklung sei-
nes kunstgewerblichen Lebens verstan-
den, seine Kraft durch sinnreich erdachte
Werkzeuge zusammenzufassen und ab-
zuwandeln, gar wohl hat er zahlreiche
Werkzeugmaschinen erfunden, durch die
er die Kraft seiner Arme, wie zum Beispiel
im Handwalzwerk oder in der Schlepp-
ziehbank, oder auch die Kräfte seiner
Hände und Füge, wie etwa in der Dreh-
bank und im Fallwerk, in ausgiebigster
Weise auf die Gestaltung des Werk-
stückes zusammendrängt und scheinbar
vermehrt. Aber nur selten erstrebt er es,
im Handwerke seine persönliche Kraft
durch die der Tiere oder des Windes zu ersetzen, so geläufig ihm die Ausnutzung
dieser Kräfte auch sonst ist. Nur die Wasserkraft hat man seit alter Zeit auch für
das Handwerk herangezogen, indem man beispielsweise Walkmühlen, Säge-
mühlen, Schleifereien, Hammerwerke, Walzwerke und ähnliche Einrichtungen
damit angetrieben hat. Aber man unternimmt es nicht, diese Kraft auf den Antrieb
zahlreicher Werkzeugmaschinen zu richten und dadurch die Handarbeit mehr und
mehr zu ersetzen oder wenigstens in ihrer Leistungsfähigkeit zu steigern. Kein
Drechsler arbeitet anders, als dag er seine Drehbank mit dem Fuße tritt, kein
Weber anders, als mit Fug und Hand am Webstuhl, kein Tischler führt seine Säge
anders, als mit der Hand. □
Die Einführung der DAMPFMASCHINE bringt darin einen vollständigen
Wandel hervor. Ihr unverrückbares Ziel ist. die Handarbeit zu ersetzen und die
Leistung des einzelnen zu vervielfachen. Sie arbeitet unabhängig von Ort und
Zeit. Denn die Verkehrseinrichtungen des neunzehnten Jahrhunderts [siehe unten]
gestatten, überallhin die Kohlen zu bringen, deren die Maschine bedarf um ihre
Arbeit zu leisten. Tag und Nacht, zu jeder Jahreszeit, ununterbrochen wenn man
will, vermag die Maschine ihre Aufgabe zu erfüllen. Das letzte Viertel des acht-
zehnten Jahrhunderts sieht die Dampfmaschine in brauchbarer Form; zu Beginn
des neunzehnten Jahrhunderts stehen in England gegen 5000, in PYankreich gegen
200 Dampfmaschinen; sie alle zusammen besitzen etwa 200000 Pferdekräfte
I
Abb. 348: Elking^ton, Mason & Co., Birmingham,
Versilbertes Teegerät in arabischem Stil, 1851
438
Seitdem vermehrt sich die Zahl der
Dampfmaschinen von .lahr zu .lahr und
am Ende des neunzehnten Jahrhunderts
zählt die Krdo Dampfmaschinen von ins-
gesamt 20 Millionen Pferdekräften. \'on
diesen ist der <rr()f>te Teil für das Kr-
zeugen von Rohstoffen und Halbfabri-
katen tätig, die auch das Kunstgewerbe
benötigt, wie zum Heispiel für das Ge-
winnen der Metalle, das Zerlegen des
Holzes, das Vorbereiten der Gespinste.
Aber auch unmittelbar verbraucht das
Kunstgewerbe seinen Teil an Maschinen-
kraft. Allerdings ziehen von der eigent-
lichen Dampfmaschine mit ihrer Vielzahl
von Pferdekräften nur die kunstgewerb-
lichen Großbetriebe Nutzen, wie etwa
die verschiedenen Zweige der Weberei,
oder die Zeug- und Tapetendruckereien,
die Grofitischlereien, die keramischen
Fabriken. Die meisten anderen kunstge-
werblichen Zweige, die zu ihren Arbeits-
leistungen nicht übermäfiigstarker Kräfte
bedürfen, erhalten im letzten Drittel des
neunzehnten Jahrhunderts den ihnen er-
forderlichen Maschinenantrieb durch Gas-
motoren oder Elektromotoren. Nach mancherlei Versuchen anderer |von Lebon
1801 bis Bersanti und Matteucci 1857| erbaut LENOIR 1860 die erste brauchbare
Gaskraftmaschine, der 1862 OTTO mit seinem bekannten Gasmotor folgt. Diese
Gasmotore erlangen für eine grofie Zahl kunstgewerblicher Betriebe, zum Beispiel
Buchdruckereien, Buchbindereien, Tischlereien, Metallwarenfabriken. Fayence-
und Porzellanfabriken, Glashütten und -Schleifereien die gröfite Bedeutung. Mit
Erfindung der Dynamomaschine 1867 durch WERNER VON SIEMENS gelingt
es, die mechanische Arbeit in elektrische Energie umzusetzen. Endlich, indem
man gegen Ende des Jahrhunderts die gewaltigen, bis dahin ungenutzten Wasser-
kräfte der Erde zum Antriebe von Kreiselrädern verwertet, kommt man auch in
die Lage. groP^e Mengen elektrischer Energie an geeigneter Stelle billig zu ge-
winnen und weithin bis zum Verbrauchsorte zu leiten. Dort setzt man die elek-
trische Energie wieder in mechanische Arbeit um. Daraus zieht auch das Kunst-
gewerbe einen ungeahnten Vorteil; es bedient sich einer fast unendlichen Fülle
elektrisch angetriebener Werkzeugmaschinen, darunter selbst kleiner tragbarer
Maschinen [zum Beispiel kleiner Fräs-, Dreh- und Bohrmaschinen], die alle so-
gleich in Tätigkeit treten, sobald ihnen durch Einschalten der vom schlichten um-
sponnenen Drahte hergeleitete Strom zufließt. Es gibt am Ende des neunzehnten
439
Abb. 3 19: Wand arm für (jas, Uron/e mil l'iijuriTi und
Blumen aus Hisfiuitporzellan, von K. W. Winfield
in Birmingham. Geschenk der Könie^in von
D England an den Prinzen von Preufien, 1850 D
O Abb. 350: iJettstelle aus GuP,eiseii von Dupont in Paris, 1851 G
Jahrhunderts nicht viel kunstgewerbliche Werkstätten mehr, in denen nicht die
menschliche Arbeitskraft nach Möglichkeit durch Maschinenkraft ersetzt wäre, sei
es mit Hilfe des Elektromotors, des Gasmotors oder der Dampfmaschine. Niemals
vorher haben fünf Jahrzehnte dem Kunstgewerbe eine solche Umwälzung ge-
bracht: am Anfange des Zeitabschnittes mit wenig Ausnahmen noch überall der
Handbetrieb, am Ende der Epoche selbst in kleinen Werkstätten die Wirksamkeit
oder doch die Mithilfe der Maschine. D
Damit steigert sich die ARBEITSLEISTUNG ins mehr als Tausendfache. F'ührt
doch schon ein einziges Kilogramm Steinkohle in der Dampfmaschine zu einer
Arbeitsmenge, die der Tagesleistung eines kräftigen Mannes gleichkommt. Es
wird also mit der gleichen Zahl von menschlichen Arbeitskräften viel, viel mehr
erzeugt, als früher, also auch bedeutend billiger. Die Dampfmaschinen, die die
Erde am Ende des neunzehnten Jahrhunderts besitzt, leisten zusammen eine Ar-
beit, die der von 300 Millionen Männern gleicht [Europa hat 358 Millionen Ein-
wohner]. Die unausbleibliche Folge ist ein ungeheures Anschwellen der Erzeu-
gung und ein starkes Sinken der Preise, die bis auf den fünften Teil zurückgehen.
Eine solche gewaltigeSteigerung der Produktion muf^ in der ersten Zeit notwendi-
gen*'eise zu ihrer KÜNSTLERISCHEN VERFLACHUNG führen. Zugleich ge-
stalten sich die Arbeitsverhältnisse um; das Kunstgewerbe paf5t sich den neuen
Bedingungen so völlig an, dag es heute ohne Maschinen nicht mehr lebensfähig
0. Wie stark die Verschiebung ist, dafür nur ein Beispiel. Bis zum achtzehnten
ri spinnt man mit der Hand, im neunzehnten schließlich alles nur noch
...ii ^•-. .Ma.-,chine, darunter auch die Garne, deren dasKunstgewerbe bedarf. Wollte
440
O Abb. 351: Paillard, Paris, Bronzen und l'orzellanvase mit RronzefaHsung, IKSl D
man das, was dieSpinnmaschinenderErde heute für industrielle und kunstgewerb-
liche Zwecke schaffen, wieder durch Menschenhände entstehen lassen, somüf>ten
100 Millionen Menschen, also die gesamte Bevölkerung von Kngland, P>ankreich,
Deutschland und Österreich zusammen. Tag für Tag arbeiten. Verdienen aber
würde dabei der einzelne noch nicht fünf Pfennige täglich! D
Das Wesen der Maschine führt ganz von selbst zur AHHKITSTI^ILl'N'O. Die"
Maschine ist zwangläufig, d. h. sie kann immer nur die eine bestimmte Art von
Arbeit leisten, für die sie ersonnen ist. Darin l)ekun(let sich ein grundlegender
Unterschied gegenüber der Handarbeit. Der Kunsthandwerker kann innerhalb
der Schaffensgrenzen von Material und Technik mit seinen von Hand bewegten
Werkzeugen herstellen, was er will: nicht nur die verschiedensten Gegenstände,
sondern jeden von ihnen in verschiedener Gröf^e und Ausstattung. Auch fertigt er
das Stück von Anfang bis zu Ende allein. Die Maschine kann zumeist weder das
eine, noch das andere leisten; sie läf>t eine Abwandlung des Werkstückes nach
Gröfte und Ausstattung ohne weiteres nicht zu und liefert auch vielfach nur Teil-
arbeit, so daft erst durch das Zusammenwirken mehrerer oder gar vieler Maschinen
die Vollendung des Stückes erfolgt. Ganz von selbst ändern sich unter solchen
Verhältnissen die kunstgewerblichenFormen; sie passen sich derMaschinenarbeit
an. Durch diese Arbeitsteilung aber und durch jene Zwangläufigkeit des Ma-
schinenbetriebes wird der gelernte Handwerker ausgeschaltet; er wird unnötig.
Der auf die Bedienung seiner Maschine eingeschulte Fabrikarbeiter tritt an seine
441
Stelle. Auch der imiP> lernen, oft sehr
gründlich lernen, aber er lernt nur das
Bedienen seiner Maschine. Damit voll-
zieht sich eine durchgreifende SCHEI-
DUNG zwischen HANDWERKER und
MASCHINENARBEITER. In der Kennt-
nis des Materials stehen beide einander
gleich; inderGestaltungsfähigkeit jedoch
übertrifft der Handwerksmann, der ge-
lernt hat, mit seinen Werkzeugen alle in
sein Fach schlagende Werkstücke herzu-
stellen, den Fabrikmann um ein bedeuten-
des. Denn dieser hat nur gelernt, seine
Maschine gut zu bedienen und auf ihr die
einzelnen Arten von Werkstücken zu er-
zeugen, die der Bau der Maschine zulägt.
Ein Kupferschmied kann von Hand mit
seinen Werkzeugen jede Art von Platten,
Schalen, Näpfen, Schüsseln, Krügen, Kan-
nen, Pfannen, Röhren, Büchsen, Dosen
und Kästen schaffen; der Fabrikmann,
der mit der Schwungradpresse Kupfer-
Abb. 352: PorzeUan von w. T. Copeiand, Stoke blech bearbeitet, kann auf ihr nur Platten
D on Trent, 1850—1851 D j o u i j «i u w e i
und Schalen und flache Napfe, niemals
aber Kannen und Krüge und die anderen genannten Stücke herstellen. Dazu muß
er sich anderer Maschinen bedienen. Der Handwerksmann kann aus freier Hand
jedem Stück derselben Art verschiedene Abmessung und Ausstattung geben, der
Fabrikmann kann immer nur Stücke von derselben Gröf^e und Ausbildung liefern;
für jede andere Abmessung, für jede andere Ausstattung muP; er neue Vorrichtun-
gen haben. Allerdings fällt unter den Händen des Handwerksmannes nicht jedes
Stück — auch wenn er es anstrebt — genau so wie das andere aus, während unter
der Maschine ein Stück dem andern vollkommen gleich entsteht. D
Alles das führt innerhalb der Jahre 1850 bis 1900, eigentlich schon im ersten
dieser fünf Jahrzehnte und zum Teil gar früher, auf zahlreichen kunstgewerb-
lichen Gebieten zum reinen Fabrikbetriebe und damit zu einem vollständigen
BRUCHE der HANDWERKLICHEN GLIEDERUNG. Nicht mehr sind Meister,
Gesellen und Lehrlinge unter demselben Dache am gleichen Werke tätig, nicht
mehr eint des Meisters Haus alle Schaffenden gleichsam zu einer großen Familie,
zu gemeinsamem Tische und zu gemeinsamen Gedanken, nicht mehr steht vor des
Lehrlings und des Gesellen innerem Auge die Gewißheit, daß er durch eigene
Tüchtigkeit zu derselben Stellung gelangen kann, die sein Meister inne hat.
" -n der Fabrikherr und seine Beamten leiten als Stab eineZahl von Arbeitern,
Ui'j -i«.n in Werkführer, Vorarbeiter, Arbeiter und Lehrlinge gliedern. Nur während
der Arbeit stehen diese Gruppen unter dem gleichen Dache; nachher gehen sie
442
ihre j^esonderten VV'etje und ihre Inter-
essen widerstreiten einander als reine
üeldfraj^en zumeist vollständig. Der Fa-
briklelirliny; kann in zahlreichen Betrie-
ben höchstens die Stellung eines Werk-
führers erringen, zumeist aber nicht die
eines Kabrikleiters, die vorwic^jend nur
den Beamten als letztes Ziel winkt. Diese
Verschiebunfj des gegenseitijjen V^er-
hältnisses hat in den letzten fünf Jahr-
zehnten mehr soziale Kämpfe zwischen
Arbeitt^ebcni und Arbeitnehmern herauf-
beschworen als die vorhergehenden fünf
Jahrhunderte gesehen haben. D
Die UNPERSÜNLICIIK STKLLUNCi,
die der Maschinenarbeitcr seinem Werk-
stücke gegenüber einnimmt, weil er doch
seine Gestaltung nicht beeinflussen kann ;
weiter der Umstand, daP> der Arbeiter,
der die gestaltgebende Maschine bedient,
weder diese selbst herstellt, noch die
Werkzeuge und Formen, die in der Ma-
schine das Werkstück gestalten; endlich Abb r.n: Mittdstück aus oincm Tafelgeschirr von
die Tatsache, daft der Maschinenarbeiter "• ^''"<"" * 'o- stoke on Trent; Geschenk der
, , T^ ,. », , • 1 KöniKin von Enaland an den Kaiser von Osterreich
auf das Bedienen seiner Maschine be-
schränkt ist und keinen Anlafi hat, sich mit dem Ersinnen neuer P'ormen zu be-
fassen: das alles fördert jene schon erwähnte Reifibrettkunst im Kunstgewerbe
auf das nachhaltigste. Immer sind es andere, die ersinnen; andere, die Maschinen
und Werkzeuge schaffen; andere, die den Gegenstand herstellen. Also auch hier
wieder eine Arbeitsteilung, deren EinfluH; sehr bald zutage tritt. Die P>zeugnisse
des Kunstgewerbes werden unpersönlich; sie tragen nicht mehr das Gepräge
ihres Verfertigers, sondern allgemein maschinellen, landläufigen Charakter. Je
mehr man sich bemüht durch die Maschinenarbeit die Handarbeit zu ersetzen, je
mehr man sich vor allen Dingen bemüht, die ERZEUGNISSE der I LANDARBEIT
durch MASCHINEN täuschend NACHZUAHMEN - denn das ist vielfach das Ziel
des Kunstgewerbes in diesen Jahren — desto tiefer rückt der künstlerische Wert
des Erzeugten. Aber eben weil jene Zeit ganz ausnahmslos im Nachahmen der
Handarbeit durch die Maschine und dementsprechend im Verbilligen des F'>zeug-
nisses ihr Ideal erblickt, mithin auch jeden Fortschritt auf dieser Bahn als eine
heilsame E!rrungenschaft begrübt, deshalb sieht sie auch nicht den Niedergang
des künstlerischen Inhaltes [Abb. 338. 339 und 350]. Deshalb erblickt sie auch im
mechanischen Kopieren der alten Vorbilder noch einen Fortschritt für das Kunst-
gewerbe und nicht einen Stillstand oder Rückschritt. Man mug sich dieser An-
schauung immer erinnern um das Kunstgewerbe jener Zeit richtig zu verstehen.
443
Ganze Zweige des Kunstgewerbes
gehen mit der Zeit zum reinen Fabrikbe-
triebe über, wie dieGrojibuchbindereien,
die Tapetenindustrie, gewisse Mctall-
waronfabrikationen. Andere wieder, wie
die Gewerbe der Kunstschmiede, Metall-
treiber, Glasmaler, Juweliere, Gold- und
Silberschmiede, Schreiner und Töpfer
bleiben wenigstens in ihren wichtigsten
(j^Äo, . ^»-);v^, 'jiföV"v^^#l^ Verrichtungen dem Handwerke treu. Wie
^ikf'ir^' ^Jg^SlBß 5i ^'" Handwerk innerhalb fünfzig Jahren
beinahe gänzlich dem Fabrikbetriebe an-
heimfallen kann, das lehrt vielleicht am
deutlichsten die Geschichte der Weberei
im neunzehnten Jahrhundert. D
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
cdient man sich des durch Hand und Fuß
i.ewegten WEBSTUHLES, dessen An-
fänge in vorgeschichtliche Zeiten zurück-
gehen. Das achtzehnte Jahrhundert er-
siimt die Bandmühlen, die mehr als zwan-
zig Bänder gleichzeitig zu weben gestat-
ten. Aber erst 1787 gibt CARTWRIGHT
den ersten brauchbaren mechanischen Webstuhl an. Ihm folgt 1802. 1805 und
1813 STORROCKS, auf dessen Stühlen man bereits baumwollene Zeuge herzu-
stellen beginnt. Jedoch die allseitig befriedigende Lösung bringt erst ROBERTS
1822. Von nun an verdrängen, zuerst in England, dann auch auf dem Festlande,
die mechanischen Webstühle die von Hand bewegten. Anfangs kann man mit
dem Maschinenstuhle nur glatte Ware fertigen, nach Einführung der 1808 von
JACQUARD ersonnenen Webemaschine aber auch alle Arten von figurierten
Stoffen. Gegenüber diesen Maschinenstühlen, die mindestens das Dreifache [oft
noch viel mehr] als ein Handwebstuhl leisten, muß der Handbetrieb in bitterem
Kampfe Schritt für Schritt zurückweichen; am Ende des Jahrhunderts sind nur
seidene Möbelstoffe, gewirkte Wandteppiche, geknüpfte Fußteppiche, genähte
und geklöppelte Spitzen, Posamenten und einzelne Arten von Stickereien noch
Gegenstand der Handarbeit. Alles andere, also fast neun Zehntel aller textilen
Künste, sind besonders in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts zur
Maschinenarbeit übergegangen und bereiten den handgef ertigtenArbeiten vernich-
tenden Wettbewerb. Diese ungeheure Maschinenproduktion hat zur Folge, daß ihre
Erzeugnisse zu äußerst billigen Preisen jedermann zugänglich werden. Vor 1850
erblickt man imBürgerhause schlichte Vorhänge an denFenstern, einfacheMöbel-
bezüge, weißgescheuerte Dielen, gestickte Kissen, Strohdecken vor der Türe, un-
belegte Treppen; am Ende des neunzehnten Jahrhunderts umgeben das Fenster
allerlei Gardinen. Stores und Übergardinen, die Möbel sind mit gemusterten Stoffen
444
a Abb. 354: Porzellangefäge von Meigen, 1851 D
bezogen, don Fu|^^boden bedeckt ein Tep-
pich, den Vorsaal eine Kokosmatte, die
Treppe ein Läufer. Wo fehlen heute noch
Fenstergardinen? Selbst die kleinen
Wohnungen, selbst das ländliche Haus
kennt sie. Freilich, der Geschmack in
diesen Erzeugnissen steht auch am Ende
des .lahrliunderts noch tief. D
Jeder der soeben genannten Fabri-
kationszweige der Textilkunst bildet in
unseren Tagen ein Gebiet für sich; ge-
trennt von ihnen, und wiederum getrennt
unter sich gehen daneben noch die Woll-
wäscherei und Wollkämmerei, die Spin-
nerei, Färberei und Appretur einher.
Welch gewaltige Umwälzung hat auf dem
Gebiete der Färberei und damit in der ge-
samten Textilkunst nur allein die Erfin-
dung der KÜNSTLICHEN FARBSTOFFE
mit sich gebracht! Bis in die Mitte des
neunzehnten Jahrhunderts hinein färbt
man mit natürlichen Farbstoffen, wie
man sie als pflanzliche, tieiüsche und
mineralische Farbstoffe, zum Teil seit alten Zeiten schon, kennt und anwendet
Die wichtigsten sind die Fflanzcnfarbstoffe, zum Beispiel der Indigo und das aus
ihm gewonnene Indigkarmin, weiter der Farbstoff des Blauholzes, der vor allen
Dingen das Schwarzfärben ermöglicht, weiter der Katechu. der namentlich blaue
Farben gibt, das Gelbholz und Rotholz, die Querzitronrinde und die Kurkuma wurzel,
der Wau und die Orseille, die alle verschiedene gelbe und orange Farben liefern,
und endlich der Krapp, der das bekannte Türkischrot ergibt. Von tierischen P'arb-
stoffen steht voran die Kochenille, von der das bekannte Karmin kommt; von
mineralischen Farbstoffen möge es genügen, Berliner Blau und Chromgelb zu
nennen. Von allen diesen Farbstoffen ist zuBegiim des zwanzigsten Jahrhunderts
eigentlich nur der des Blauholzes noch unbestritten in Anwendung; alle anderen
haben vor den künstlichen weichen müssen. Man vergegenwärtige sich, was das
bedeutet: im Laufe von fünfzig Jahren die Färbeverfahren, die sich in Jahrtausen-
den entwickelt haben, vollständig über den Haufen zu werfen! Dabei handelt es
sich um schwindelnd hohe Summen; Deutschland allein führt jährlich an künst-
lichen Farbstoffen für 140 Millionen Mark aus. — Man bezeichnet die künstlichen
Farbstoffe als AXILIXF.VRBSTOFFE. weil man die ersten aus dem Anilin gewonnen
hat, oder auch als TEERFARBSTOFFE, weil man das Anilin aus dem Teer gewinnt.
Heute leiten sich diese künstlichen F"arbstoffe durchaus nicht alle aus dem Anilin,
sondern ebenso aus dem Anthracen, Naphthalin. Phenol usw. ab. Das Anilin stellte
UNVERDORBEN zuerst 1826 her, 1833 fand es RUNGE im Steinkohlenteer, 1841
.Abb. .3.i.S: Dt'Utsrho F.ivpncen um IS.IO
D
D
445
analysierte es FRITZSCHE; 1856 ent-
deckte PERKINS das Anilinviolett und
den Anilinpurpur, 1858 HOFMANN das
F'uchsin oder Anilinrot, 1859 LIGHTFOOT
das Anilinschwarz, 1861 GIRARD mit DE
LAIRE das Anilinblau. 1863 HOFMANN
das Jodgrün, CHERFIN das Aldehyd-
grün, EUSEBE das Anilingelb. Seitdem
folgten jahraus jahrein neue künstliche
Farbstoffe. Ihre Entdeckung und Ein-
führung bilden das grollte Ruhmesblatt,
das sich die organische Chemie im neun-
zehnten Jahrhundert geschrieben hat.
Von den sechziger Jahren an lernt man
es. jede Farbe, jeden P'arbcnton, jede
kleinste Nuance mit derartigen künstli-
chen Farbstoffen herzustellen; im Laufe
der Jahre überwindet man auch die große
Schwierigkeit, die anfangs die Unbestän-
digkeit der künstlichen Färbungen bietet,
und am Ende des 19. Jahrhunderts ver-
mag man mit künstlichen Farbstoffen
Färbungen zu erzielen, die an Beständig-
keit gegenüber Licht, Luft und Wasser die
aus natürlichen Farbstoffen gewonnenen z.T. weit übertreffen. Die Färberei wird
zu einer Wissenschaft; das Färben selbst aber verbilligt sich in ungeahnter Weise.
Das aufsteigende zwanzigste Jahrhundert verfügt über mehr als tausend künst-
liche Farbstoffe, die dem Kunstgewerbe nicht nur auf dem Gebiete der textilen
Künste, sondern ebenso auf denen derDruckerei und Malerei auf das nachhaltigste
dienen. Aber sie haben auch das Farbenempfinden ganz allgemein verändert, weil
viele von ihnen greller, schärfer und härter sind als die natürlichen Farbstoffe.
Endlich hat die Unbeständigkeit vieler künstlicher F'arbstoffe einen weitgehenden
Einfluf5 auf das Kunstgewerbe der ganzen Erde ausgeübt. Er ist anfangs sehr nach-
teilig gewesen, hat aber gerade dadurch zum Suchen nach 'echten Farben' geführt.
Bringen diese beständigen Farben schon dem ZEUG- und TAPETENDRUCKE
beträchtliche Förderung, so nicht minder die technischen Verbesserungen. Am
Ende des achtzehnten Jahrhunderts bedruckt man die Zeuge noch von Hand mit
den einzeln nebeneinandergesetzten Platten und Modeln. Erst 1783 gibt TH. BELL
ein Verfahren an. mit Bronzewalzen zu drucken, 1805 erfindet J. BURTON die
ersteZeugdruckmaschine, diePlombine, diemit gravierten |Holz-]Walzen arbeitet,
1834baut PERROT seineMaschine. diePerrotine, die mitPlatten druckt, und in der
Folge gelangen .Maschinen zurEinführung, in deren ausKupfer oder Schriftmetall
hergestellten Druckwalzen das Muster vertieft eingeschnitten ist, so daß es sich für
den Druck mit Farbe füllt. Damit ist im Drucken die Handarbeit ausgeschaltet,
446
Abb. 356: Porzellane der Königlichen Porzellan-
O manufaktur zu Berlin, oben Schinl<elvase D
1
"""■■^^j^
die Kl zeuguiig aber auf ein \'iellaches ge-
hoben. In ausgiebigstem Maf^e verwendet
man den Zeugdiuek auch, um (he Kette
(vgl. Bd. I, S. 19] vor dem Weben so zu be-
drucken, dat^ das fertige Gewebe ein voll-
kommenes Muster trägt. Auf solche Weise
stellt man namentlich chinierte Stoffe
[diese schon sehr früh, vgl. vorig. Kap.],
billigeTeppiche und diesogen. Maschinen-
gobelins her. Für das Verfertigen von
Papiertapeten kannte man bis zum Ende
des 18. Jahrhunderts kein anderes Ver-
fahren, als das, einzelne Bogen mit Platten
zu bedrucken. Zur \'erwendung mufite
man die Bogen aneinander kleben. Ge-
schöpft wurden (lieseBogen in den Papier-
mühlen im Handbetriebe. Zwar ersalin
ROBERT 1799 eine Schüttelmaschine,
aber auch sie lieferte nur Bogen. Dem
Tapetendruck konnte einen wesentlichen
F'ortschritt allein die Einführung des Rol-
lenpapieres bringen. Dies Verfahren er-
dachte MICHAEL LEISTENSCHNEIDER
1797, und BRAMAH entwarf danach 1805 die erste Zylindermaschine zum Her-
stellen endlosen Papieres. Aber erst DICKINSON führte sie 1809 in England ein.
Dort benutzt man 1811 das erste Maschinenpapier. Um 1835 gelangt das Rollen-
papier in der Tapetenindustrie zur \''crwendung, also ein Papier, das man fort-
laufend bedrucken kann, und damit entwickelt sich der Tapetendruck zu ge-
waltigem Umfange. Aber auch hier hat das jähe Wachstum der Firzeugung eine
Verflachung des Geschmackes und sehr bald auch eine Verschlechterung der Er-
zeugnisse zur Folge. So lange man nämlich das Papier noch in altgewohnter Weise
aus Lumpen fertigt, bleibt die Tapete in ihrem Stoffe gut; als aber H. VÖLTER
1852 die Herstellung von Papier aus HOLZSTOFF erfindet, inriem er die mecha-
nisch [später ganz allgemein durch Schleifen] zerkleinerten Holzfasern zu Papier
verarbeitet, sinkt auch der stoffliche Wert der Tapete. Denn man verwendet zu
den billigen Tapeten solches Holzstoffpapier, das unter dem Einflüsse von Licht
und Luft schnell vergilbt und zerbröckelt. Im \'erein mit den zahlreich auf-
tauchenden unbeständigen künstlichen Farbstoffen kommt es zu einem empfind-
lichen Niedergange. Dafür steigt die Zahl des Erzeugten ins ungeheure; schon in
den fünfziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts kennt man die getünchte und
schablonierte Wand fast nur noch auf dem Lande. Selbst einfache Bürger-
wohnungen enthalten um 1860 wenigstens ein tapeziertes Zimmer. In den siebziger
Jahren sieht man in den Städten kaum noch untapezierte Wände und am Ende
des Jahrhunderts hat sich die Tapete auch die ländlichen Wohnungen erobert.
447
Abb. .157:
D
Tisch und Vase in Porzellan von
Sevres, 1850- IWJl D
'^,r>
Abb. 358: Englisches Schleifglas von W. H. B. & J. Ricliardson in Stourbridge, nach Entwürfen von
O W. J. Mackley, 1850—1851 D
Im Zusammenhange mit dem Tapetendrucke sei nur kurz darauf hingewiesen,
daft LORD STAXHOPE 1800 die nach ihm benannte eiserne Handpresse für den
Buchdruck erfindet und das Stereotypieren einführt, daß KÖNIG 1810 die Buch-
druckschnellpresse ersinnt, auf der am 14. November 1814 der erste Zeitungsdruck
[Times] vor sich geht, dafi GANAL 1819 die elastische Farbwalze angibt, die den
gleichmäf>igen Auftrag der Buchdruckfarbe ermöglicht, dag APPLEGATH 1846
die Rotationsschnellpresse konstruiert und dag KÖNIG &c BAUER 1867 die erste
Zweifarbendruckpresse erbauen. So wird also auch der BUCHDRUCK im Laufe
eines einzigen Jahrhunderts zu einer Leistungsfähigkeit emporgehoben, von der
man sich etwa so eine Vorstellung bilden kann: was vor 1810 die Handdruckpresse
in einem Tage leistet, stellt Königs Schnellpresse in einer Stunde her, und was
diese Schnellpresse in einem Tage schafft, bewältigt die Rotationspresse in weni-
ger als einer Stunde. Für das Kunstgewerbe wird namentlich die Leistungsfähig-
keit der Schnellpresse von Bedeutung. Denn das wichtigste aller photomechani-
schen Reproduktionsverfahren, die 1883 von MFIISENBACH erfundene Autotypie,
also die Netzätzung in Metall [der die Strichätzung durch Carre, Eberhard, Dem-
bour, Blasius Höfel. Auer. Gillot, Angerer vorausgeht], bedient sich zum Drucke
vornehmlich der Schnellpresse. Die Autotypie aber übermittelt zu sehr billigen
Preisen dem Kunstgewerbe und dem Publikum eine unmeftbare Menge von bild-
lichen Darstellungen, sowohl von Entwürfen, als von ausgeführten Werken des
Kunstgewerbes. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts tut sie das sogar in ge-
treuer Wiedergabe der natürlichen Farben. □
Im Anschluß hieran sei nur kurz hervorgehoben, welchen EinfluP, dieMaschine
auf die BUCHBINDEREI nimmt. Um 1850 stellt man seine Einbände noch alle mit
der Hand her [Abb. 363]; um 1900 besorgen Maschinen alles. dasFalzen undHeften,
448
G Abb. 359: Böhmische Gläser von W Hoffmann in Prajr D
das Beschneiden und Kleben, das Prägen der Schrift und des ganzen Einbandes. Mit
Recht spricht man von einem Maschinencinband; er ist für den sechsten, zuweilen
soirar für den zehnten Teil der Kosten anzufertigen, die der gleiche Kinband von
Hand erfordert. Auch da kommt es mit dem Verbilligen auf der einen Seite zum
Sinken des Geschmackes und der Arbeit, auf der anderen Seite aber doch auch
öfter zu weiter Verbreitung guter Einbände. D
Die Entdeckungen der Physik und Chemie brachten dem Kunstgewerbe manch
wertvolles NEUES MATERIAL. Aber es lag im Zuge der Zeit, daft es sich dieser
Materialien auch bemächtigte um sie zur Nachahmung anderer zu verwenden.
DieseNACHAHMUNG betrieb man sogar mit einer Leidenschaftlichkeit, zu deren
Erklärung der Wunsch, auf dem Weltmarkte mit m(")glichst billigem Angebote zu
erscheinen ein Wunsch, der unleugbar durch das ganze Kunstgewerbe der
Periode geht allein nicht genügt. Man muH; vielmehr die naive Freude am
Können, den Stolz auf die gewerbliche Leistung heranziehen, wenn man die
Leidenschaftlichkeit der Nachahmung erklären will. Diese Leidenschaftlichkeit
und dieser naive Stolz erhalten sich Jahrzehnte hindurch ungeschwächt. Immer
und immer wieder liest man in den Berichten aus jenen Tagen die Lobpreisungen,
die ernsthafte, maf>gebende Leute den Erfindern von Surrogaten widmen. Man
sieht in der Flinführung wohlfeiler Ersatzmittel eine Forderung der allgemeinen
Lebensführung, des allgemeinen Wohlstandes und Wohlbefindens. Deshalb fehlt
es auch nie an Hinweisen, durch die der Staat dieAnwendung solchen Scheingutes
empfiehlt. Einen beredten Beleg liefert dieEinführung des KAUTSCHUKS. Man
kannte ihn seit 1758. Aber er blieb dem Kunstgewerbe fern, auch als GOODYEAR
1839 nachwies, da^ der Kautschuk durch Vulkanisieren, d. h. durch Kneten mit
29 • Geschichte des Kunstgewerbes. II.
449
Solnvcfel die Eigenschaft gewönne, auch
in der Kälte weich und unlöslich zu blei-
ben. Als Goodyear aber 1852 zeigte, daft
der Kautschuk durch noch stärkeren
Schwcfclzusatz verhornte, zu dem be-
kannten EBONIT oder HARTGIMMI
wurde, der sich hobeln und polieren lieg,
da stellte man alsbald eine Unmenge ver-
schiedenster Gegenstände daraus her,
insbesondere Kämme, Schalen, Kästen,
Dosen und Knöpfe. Damit erwuchs den
Holz- und P^lfenbeindrechslern ein fühl-
barer Wettbewerb, gegen den sie nicht
wieder aufkommen konnten. In der Folge
trat an Stelle des Kautschuks sogar das
ZELLULOID. Diesen Stoff aus Schieß-
baumwolle und Kampher herzustellen er-
fanden die Gebrüder HYATT 1869. nach-
dem SCHÖNBEIN 1846 die Schießbaum-
wolle entdeckt hatte. Mit der Zeit lernt
man dieses Zelluloid so formen und fär-
ben, daß es zahlreiche kunstgewerbliche
Erzeugnisse aus Hörn, Knochen, Schild-
patt und Elfenbein vollständig verdrängt.
Mit Zelluloid überzogene Gewebe bilden das KUNSTLEDER, das am Ende des
neunzehnten Jahrhunderts an Stelle von wirklichem Leder zu allerhand Galanterie-
arbeiten, Bucheinbänden, Möbelüberzügen und dergleichen dienen muß. - - Ähnlich
dem Kautschuk hat man die GUTTAPERCHA verwendet. Sie ist 1842 zuerst in
England auf den Markt gekommen und hat lange Zeit, vulkanisiert wie Kautschuk,
zum Herstellen von Möbeln und zum Nachahmen von Holzarbeiten gedient.
WERNER VON SIEMENS benutzt sie 1846 zuerst zum Umhüllen von elektrischen
Leitungsdrähten, für die sie im Laufe der Jahrzehnte ebenso unentbehrlich wird,
wie das Ebonit für das Herstellen von Leitungsstöpseln, Schaltergriffen usw. D
Bis zum Ausgange des achtzehnten Jahrhunderts beruhte die Bearbeitung des
HOLZES für kunstgewerbliche Zwecke ausschließlich auf der Tätigkeit der Hand.
Nur die Sägemühle bediente sich der Kraft des Windes [Holland ] oder des Wassers,
die auch die Furnierschneidereien heranzogen. Aber man kannte nichts anderes
als die Gattersägen, mit denen man auch die Furniere schnitt, und der Tischler
mußte sein gesamtes Werkzeug mit derHand bewegen. ImLaufe des neunzehnten
Jahrhunderts erfuhren zunächst die Sägen wesentliche Verbesserungen, indem
man die 1780 von GERVINUS erfundene Kreissäge einführte, die BRUNPX 1808
7:ti Schneiden von Furnieren einrichtete und auf seinem Dampfsägewerk zu
'^)Iwich, dem ersten überhaupt entstandenen, anwandte. Allmählich bürgerte
- .. die Kreissäge in den Tischlereien ein, 1854 folgte die Bandsäge, 1h30 ersann
450
Abb. 360: Lemonnier, Paris. Schmuck der Königin
D von Spanien D
V, f
'SM i
wr
/■
!i>/
.#
=— 1 retp:r herwegen • schrank in eichenholz • fpistgeschenk eur
i^cJk König ludwig i. von Bayern i850 • steinzeichnung des Künstlers
D
D Abb. 361: Die Künstkrkneipe im Cafe Schaffroth zu München 1852
man in Amerika die Fräsmaschine, die sich bald nach 1850 in Europa verbreitete,
mit ihr auch die Hobelmaschine. Bald folgten die großen Messermaschinen für
Furniere. Die Planhobelmaschinen heben Blätter von der Stärke eines Viertel-
millimeters bis zu der eines ganzen Millimeters von Holzblöcken ab, die mehr als
zwei Meter Länge und über einen halben Meter Breite besitzen. Die Spiralmesser-
werke schälen ein einziges zusammenhängendes Furnierblatt von einem Blocke ab,
der sich langsam um seine Längsachse dreht. Diese aufierordentliche Vervoll-
kommnung im Herstellen von Furnieren erklärt es, warum die zweite Hälfte des
neunzehnten Jahrhunderts so außerordentlich viel fremdes Holz einführt und
furniertes Mobiliar in so ungeheurer Menge zu Preisen liefert, die niedriger sind
als die für gut gearbeitetes, nicht furniertes Mobiliar aus Weichholz. D
Man wirft gerade der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts vor, da&
sie durch das massenweise Herstellen von billigen FURNIEIRTEN MÖBELN den
Geschmack der Abnehmer verdorben habe. Unstreitig ist daran etwas Wahres.
Jene wiederholt erwähnte Sucht nach dem Scheine führte dazu. Jedermann wollte
Möbel besitzen, die aussahen, als ob sie aus massivem Nuf^baum- oder Mahagoni-
oder Polisander- oder Eichenholz bestünden. In Wirklichkeit waren sie aus
Weichholz gefertigt, mit dünnstem Furnier und womöglich mit gepreßten Ver-
zierungen belegt. Aus Sägemehl. Steinpappe und Papiermache, selbst aus Fur-
nieren preßte man allerhand Verzierungen, die man aufleimte und die massives
Holz vortäuschen sollten. Zum Herstellen solcher Surrogate verleitete allerdings
der oben gekennzeichnete Stolz auf das maschinelle Können ebensosehr wie die
Sucht des Publikums nach Besitzstücken, die 'nach etwas aussahen'. Und wenn
452
rW^^t^,
Abb. 362: Friedrich Bürklein, Möbel für das Fürsten/immer des Bahnhofes Sternberu, ausgeführt von
Q F. Fortner in München 1855 D
sich auch die führenden Kreise des Kunstgewerbes von der Verwendung solchen
Scheingutes fernhielten, der allgemeine Geschmack litt darunter doch fühlbar.
Im übrigen trug selbstverständlich gerade die Verbilligung derFurniere dasmciste
dazu bei, daf^ das wohlfeile Mobiliar so überhand nahm. Furniert hatte man schon
seit der Renaissance, aber bis gegen die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts war
man ausschliefilich auf die gesägtenFurniere angewiesen. Sie fielen ziemlich dick
aus und waren infolgedessen teuer. Erst die geraesserten Furniere führten durch
ihren niedrigen Preis — der um so stärker hervortrat, als die Finfuhr ausländi-
scher Hölzer stetig zunahm - zu solch ausgedehnter Verwendung, dafi bereits
gegen Ende der fünfziger Jahre keine Bürgerwohnung mehr ohne furniertes
Mobiliar war. Am Ende des Jahrhunderts ist es ganz allgemein verbreitet; es fehlt
weder in der Wohnung der arbeitenden, noch in dcrHehausung der ländlichen Be-
völkerung. Nun hat das furnierte Mobiliar ohne Zweifel vor dem Weichholzmöbel
manchen praktischen Vorteil voraus. Es wirft sich nicht so schnell, es ist leichter
sauber zu halten, es nutzt sich nicht so rasch ab usw. Manche Teile, z. B. fast alle
Tischplatten, sind sogar anders als furniert nicht recht zu gebrauchen, weil sie sonst
krumm laufen. .\ber nicht diese Gründe führen dazu, daf^ man solche gewaltige
Mengen furnierten Mobiliars herstellt, sondern einzig und allein der Wunsch, teures
Vollholz vorzutäuschen. D
Von der Nachahmung des Mobiliars durch PAPIERMACHE [vgl. oben) ist man
am Ende des Jahrhunderts zurückgekommen. Schon in den siebziger Jahren be-
schränkt sich die Verwendung des Papiermache auf das Herstellen von Beisatz-
453
tischen. KtasToron. Blumentischen, Tollern, Schalen, Näpfen, Kästen, Dosen usw. Mit
dorn Kndo des Jahrhunderts sind die meisten dieser Erzeugnisse vom Markte ver-
schwunden. Datjejien hat die Chemie eine Mcnjre von BKIZKN an<ren;eben, durch
die man den Hölzern alle nur erwünschten Färbunjren erteilen kann; man besitzt
sogar Verfahren, das Holz im ganzen, also durch und durch zu färben. Das muf^ zu
mancherlei Täuschungen dienen; schwarz gebeiztes Birnbaumholz mu(i z. B. als
Ebenholz, rotbraun gebeiztes Buchenholz als Mahagoni auftreten. P^ine eigene
Art von Sitzmöbeln aus gebogenem Holz | meist Buchenholz], die M. THONET
aus Boppard 1834 erfunden hat. wird in der Folge eine Besonderheit von Wien
[WIENKK MÖBEL {. Sie bedeuten kein Scheingut, sondern beruhen auf dem ge-
schickten Ausnutzen der natürlichen Eigensciiaft des | Buchen-] Holzes, daß es
sich in feuchter Wärme biegen läßt. Die perforierten hölzernen Stuhlsitze ersinnt
MAVO 1868. D
Im zwanzigsten Jahrhundert findet man die meisten Tischlereien mit Werkzeug-
maschinen ausgerüstet, die ihren Antrieb durch Dampfkraft. Gas- oder Elektro-
motor erhalten. Kreis- und Bandsäge, Hobel- und Fräsmaschine führen in wenig
Stunden das aus, was früher mindestens ebensoviel Tage gekostet hat. Mobiliare,
die jahraus, jahrein in gleicher Form gebraucht werden, werden durchaus fabrik-
mäßig unter weitgehender Arbeitsteilung hergestellt, nicht einzeln, sondern nach
dem Vorgange Thonets und der Amerikaner in größerer Zahl, so daß also auch hier
das kunstHANDwerkliche Schaffen durch die Maschinentätigkeit und die Arbeits-
teilung verdrängt wird. Dennoch hat das Kunsthandwerk gerade im Bereiche der
Tischlerei noch immer volle Geltung, weil alles Mobiliar, das nicht der landläufigen
Musterkarte entspricht, der Einzelanfertigung unterliegt. — Manches Holzgerät
freilich, wie z.B der Bilderrahmen, ist ganz derMaschinenarbeit verfallen, die ihn
aus allerlei dem Holze aufgelegten Pressungen gleich fertig herstellt oder wenig-
stens die belegten Leisten dauernd liefert. D
Fast will es scheinen, als habe das neunzehnte Jahrhundert auf keinem kunst-
gewerblichen Gebiete so viel Umwälzungen mit sich gebracht, als auf dem der
METALLVERARBEITUNG. Hier führt der Umstand, daß man in der Dampfma-
schine gewaltige Kraftmengen entwickeln kann [Dampfhammer usw.|, zu einer
stetigen Verbilligung der V^orfabrikate. beispielsweise der Bleche und Stäbe. Mit
Wasserkraft betriebene Walzwerke kennt man bereits im sechzehnten Jahrhundert,
aber erst um und nach 1800 entstehen Blech- und Stabwalzwerke, die von Dampf
getrieben in ihrer Leistungsfähigkeit alles Bisherige in den Schatten stellen. Dar-
um entwickelt sich auch erst im 19. Jahrhundert eine ausgiebige kunstgewerb-
liche Verarbeitung von Blechen und Stäben aus Kupfer, Tombak, Messing, Eisen
und Zink. Hat man aber bis dahin das Blech entweder mit Hammer und Punzen in
freier Handarbeit treiben, oder in Gesenken auf dem Amboß formen, oder über
allerlei Werkzeugen [wie dem Sperrhorn] gestalten müssen, so gewinnt man jetzt
in derDruckbankundder Presse Werkzeugmaschinen, die die Arbeit vereinfachen,
die Leistung erhöhen. Auf der METALLDRUCKBANK, die 1816 zur Einführung
gelangt, bildet man überHolzfuttern allerlei Hohlkörper aus Blech, die man früher
in freier Hammerführung hat herstellen müssen. Auf der PRESSE in ihren ver-
454
^.
%
HERMANN WIEDEMANN. DRESDEN • SILBERNER TAFELAUFSATZ • DIE FIGUREN
MODELLIERT VON HAHNEL UND RIETSCHEL AUSGEFÜHRT 1854 VON STRUBE UND
SOHN IN LEIPZIG HOCHZEITSGESCHENK FÜR DEN PRINZEN ALBERT VON SACHSEN
** > ^
■»■ *
Ü^^^Eil
Abb. 363: Andreas Müller, Düsseldort, Rheinlandalbum für den Prinzen u. die Prinzessin v. Preugen, 1854
schiedenenAusführungen[Spindel-.Friktions-undZiehpresse] erzielt man zwischen
Matrize und Patrize nicht nur mancherlei Hohlkörper, sondern ganz besonders
unzählige Arten von Reliefs, die bekannten Prägungen. Damit tritt auch die Hand-
arbeit, die früher das Relief herausholen muf^, vollkommen zurück. In einem oder
mehreren Stöfien derPresse[derenmanche einenDruckvon mehrals60000 kg aus-
üben!] werden die Werkstücke im Nu gefertigt. Ebenso übernimmt die Presse
dadurch, daß sie Blech mit Schnitten ausstanzt, jene Arbeit, die früher der Hand-
werker mit Schere und Laubsäge, mit Meifsel und Feile mühsam von Hand hat
ausführen müssen. Ein einziger Stoß des Stempels und ein Schlüsselschild ist ge-
prägt; ein zweiter Stoß und es ist glatt ausgeschnitten. Vieles, was man früher
gegossenhat um esnicht immer wiederinBlech treiben zumüssen, preßtman jetzt
in einem einzigen Arbeitsgange. □
Aber die Presse versagt, wenn das Relief unterschnitten ist, das heißt, wenn
eine Fläche des Reliefs unter eine andere tritt. Hier setzt im neunzehnten Jahr-
hundert die GALVANOPLASTIK ein. DANIELL erfindet 1836 sein bekanntes
galvanisches Element und bemerkt, daß sich aus der Kupfervitriollösung metalli-
sches Kupfer an der Kathode, dem negativen Pol abscheidet. Darauf gründet
JACOBI in Petersburg im Februar 1837 sein Verfahren, plastische Gegenstände
im galvanischen Bade in Kupfer abzuformen. Dadurch, daß man es in der Folge
lernt, von dem abzuformenden Gegenstande zunächst ein Negativ in Guttapercha
zu nehmen und auf diesem das Kupfer galvanisch niederzuschlagen, gewinnt man
die Möglichkeit, auch unterschnittene Reliefs zu vervielfältigen. Denn die elas-
tische Guttaperchaform läßt sich ohne Schwierigkeit auch von den unterschnittenen
Stellen abziehen. Durch Teilen der Formen kann man alle Arten von vollrunden
n 'änden, zum Beispiel Gefäße oder Figuren, in galvanischem Niederschlag
nä-..uii(ien. Da dieser Niederschlag das Original in vollster Treue wiedergibt, da
456
er sich aiu-li in kurzer Zeit schon biUiet
und, mit einer Hleilegicrun^' hin terj^ossen,
eine ziemliche Widerstandsfähij^keit ge-
winnt, so entwickelt er sich auch sehr
bald zu einem ausgezeichneten Mittel,
alte oder neue kunstgewerbliche Metall-
arbeiten billig und schnell zu kopieren, zu
vervielfältigen. Daraus entsteht ein aus-
gedehnter Zweig der Metallwarenfabri-
kation. der noch besondere Förderung
durch die 1841 von RUOLZ gefundene
Möglichkeit erfährt, beliebige Metalle auf
anderen galvanisch abzuscheiden [nach-
dem DE LA K1\'P: 1840 bereits gezeigt
hatte, daP> man Kupfer und Messing galva- Abb. 364: Moritz von Schwind, Ölbehälter einer
nisch vergolden könne]. Diese GALVA- ° iiänBciampe. ises isev d
NOSTECiIL, dieses Überziehen von Metallen mit anderen, eröffnet überhaupt der
gesamten Metallverarbeitung ein ungeheures Feld der Betätigung. Jeder beliebige
aus irgendeinem Metall oder einer Legierung z.B. aus Zink, Zinn, Kupfer, Messing,
Tombak, Bronze oder Eisen gefertigte Gegenstand kann im galvanischen Bade
versilbert und vergoldet und so zu gleichem Aussehen mit einem massiv aus
edlem Metalle gearbeiteten Gegenstande gebracht werden. Bereits 1842 widmet
sich die bekannte Firma CHRISTOFLE & CIE. in Paris der Ausführung galvano-
plastischer Arbeiten und KLKIXGTON ÄrCo. in Birmingham folgen sehr bald [vgl.
oben]. Christofle stellt auch zu diesem Zwecke 1854 die erste magnetelektrische
Maschine auf. D
Dies galvanische Verfahren wird für die kunstgewerbliche Bearbeitung aller
Metalle von größter Bedeutung. Bis in die vierziger Jahre muf>te man, wenn
man unedles Metall unter einem Überzuge von edlem erscheinen lassen wollte,
es entweder nachträglich im Feuer vergolden, oder von vornherein plattiertes
Metall verarbeiten, das heißt ein unedles Metall, dem vor der Verarbeitung schon
ein edles Metall aufgeschweif,t war. Dieses Verfahren hatte P. BOLSOVFR 1742
erfunden. Jetzt konnte man das Werkstück zunächst aus unedlem Metall fertig-
stellen und brauchte es nachher nur im galvanischen Bade mit dem edlen Metall
zu überziehen. Diese Üeberzüge fielen aber weit dünner, also auch viel billiger
aus, als die plattierten oder feuervergoldeten. Gar bald auch lernte man es, die
galvanischen Überzüge zu beeinflussen, sie z. B. im Bade oder nachher zu färben,
zu patinieren [plattiertes Silber schon 1833[. Die Galvanostegie benutzte man
lange Zeit nur dazu, Silber- und Goldwaren nachzuahmen, indem man das Gerät
aus Neusilber, Messing oder Tombak herstellte und mit Silber oder Gold überzog.
So entstand die Fabrikation von ALFKNIDKWAKKN, die namentlich die Anferti-
gung von allerlei Tischgeräten zum Ziele hatte. Ihr Hauptmaterial, das Neusilber,
stellte 1824 zuerst DR. GEITNER zu Schneeberg im Erzgebirge dar; im gleichen
Jahre noch führten es die Brüder HENNIGER in Berlin ein. Mit dieser Legierung
457
G Abb 365 u. 36G: Lanneau, Paris, Stühle in neugriechischem Stile D
aus Nickel, Kupfer und Zink trat das Nickel zuerst in den Kreis der verarbeiteten
Metalle; kunstgewerbliche Bedeutung hat es selbst erst später gewonnen. Das
Argentan oder Neusilber hingegen verwenden Deutschland und Frankreich neben
Messing noch immer als Unterlage für versilbertes Tafelgerät, während England
dafür mehr das Britanniametall heranzieht, eine weichere Legierung von Zinn,
Antimon, Zink und Kupfer. Diesem versilberten Britanniagerät wohnt ein kunst-
gewerblicher Wert nur selten inne ; es beschränkt sich zumeist auf das Nachahmen
von Silberformen. D
Überhaupt hat das Galvanisieren zu einer Fülle von Scheingut geführt. So
beruht auf ihm vornehmlich die Ausbreitung von Waren aus ZINKGUSS. Auch im
Zinkgu^ erblickt man damals eine hervorragende Errungenschaft; bewundert
man doch auf der Londoner Weltausstellung 1851 ganz allgemein die in Zink ge-
gossene Nachbildung jener Amazone von Kiß, die vor dem Alten Museum in Berlin
steht. Der Zinkguf> bürgert sich damals im Kunstgewerbe ein; die Billigkeit des
Materials und seine leichte Gießbarkeit verleiten sehr schnell zur Nachahmung
der in Bronze gegossenen Waren. Diese Nachahmung wird um so leichter, als es
keine Schwierigkeiten bietet, dem Zinkgufi im galvanischen Bade einen Überzug
von Kupfer, Bronze oder Messing zu geben und diesen Überzug der echten Bronze
ähnlich zu patinieren. Von Paris verbreitet sich schon in den fünfziger Jahren
diese KUNSTBRONZE, wie man den galvanisierten Zinkgufi nennt, nach Berlin
und später auch nach Wien; in den siebziger und achtziger Jahren feiert sie ihren
höchsten Triumph — allerdings ohne das Kunstgewerbe irgendwie zu fördern. D
Auf dem Gebiete der KERAMIK, also der Kunsttöpferei und -Glaserei, hat die
Maschine in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts sich überall das
Feld erobert. Man treibt die Kollergänge und Trockenmühlen, die Misch- und
Knetmaschinen, die Massepumpen und Filterpressen, die Strangpressen und Dreh-
scheiben, die Exhaustoren und Gebläse mit Maschinen an und erspart dadurch
458
Abb. 367: Casteliani, Kom. Nactibilouni; von aniikem üoldsctitnuck q
auf^erordentlich viel Zeit und Kosten gegen früher, kann also auch das Erzeugnis
beträchtlicli^billiger liefern |im Vergleichen von Preisen zwischen 1850 und 1900
ist immer zu beachten, daf; damals das Geld etwa den doppelten Wert gehabt hat
wie heute]. Den gröP>ten Nutzen aber zieht die Keramik in der zweiten Hälfte des
Jahrhunderts von der Chemie. Dadurch, daf^ die chemische Analyse sorgsam aus-
gebildet wird, wird zum Beispiel die Möglichkeit gewonnen, chinesische und japa-
nischePorzellaneauf ihreZusammensetzungzu erforschen. Das tutunter anderen
SEGER in Berlin. Auf Grund seinerErgebnisse gelangt man zu Wcichporzellanen,
das heiP,t zu Porzellanen, die sich zwar wie jedes Porzellan aus Kaolin, Feldspat
und Quarz zusammensetzen, die aber nicht wie die Hartporzellane 40 bis 50"/,)
Kaolin enthalten, sondern nur 25 bis 30 "/,i und dafür mehr P'eldspat und Quarz.
Sie brennen bei wesentlich niedrigerer Temperatur gar, sind glasig im Scherben
und ermöglichen eine Fülle von neuen Arbeitsweisen, so zum Beispiel in warm-
tönigem Biskuit, in Craquele unter und über der Glasur, in Emaildekor, in geflos-
senen und kristallisierten Glasuren, in Unterglasur- und Zwischcnglasurmalerei.
Für alle diesen neuen Arbeitsweisen sind wiederum besondere Mittel, wie Gla-
suren und Farben, nötig; auch ihre Zusammensetzung lehrt die Chemie des neun-
zehnten Jahrhunderts. Ganz ähnlich steht es mit dem Färben und Dekorieren des
Glases. Unter dem Einflüsse der systematischen Studien, die namentlich die
Grofiindustrie über rationelle Feuerungsmethoden anstellt |so die Regenerator-
feuerung!], erfahren auch die Öfen der Kunsttöpfer und Glasbläser umfassende
Verbesserungen. Was bedeutet alleinfürdieKeramik dieEinführungderBrenn-
kegel [der Segerkegel, wie man sie nach ihrem Erfinder nennt], das heif,t jener
kleinen Kegel, die man in den Ofen setzt um an ihnen die erreichte Wärme zu
messen! Infolge ihrer verschiedenen Zusammensetzung sintern und schmelzen
die einzelnen Kegel in verschiedenen [genau bekannten Temperaturgraden; in-
dem man sie und ihr Schmelzen beobachtet, mifjt man die Ofenwärme und gewinnt
459
damit eine Sicherheit des Bran-
des, die frühere Zeiten niemals
erzielt haben. D
Vielleicht kennzeichnet nichts
so scharf den Einflufi der Natur-
wissenschaften und der Technik
auf das Kunstgewerbe als folgen-
des: Im achtzehnten Jahrhundert
entdeckt ein Goldmacher das
Porzellan; er und alle ihm Nach-
strebenden breiten über ihr Ver-
fahren den Schleier des geheim-
nisvollen, goldzaubernden Arka-
nums, des Steins der Weisen. Die
Chemie des neunzehnten Jahr-
hunderts erforscht offenkundig
und systematisch die Grund-
bedingungen des Schaffens und
führt dadurch immer neue Lei-
stungen herbei. Der Stein der
D Abb. 368: Jules David, Paris, Modenbild Paris 1852 D Wciscn VCrsinkt; aber im ersten
Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts steigt der KÜNSTLICHE EDELSTEIN
empor, der synthetische Stein, den Physik und Chemie erzeugen lehren. Die
Familien der Korunde, Spinelle und Berylle, also die Rubine, Saphire, Smaragde
und Aquamarine mit ihren Abarten, sie haben ihre Unnahbarkeit eingebüßt, und
nur der Diamant steht noch als der einzige Edelstein da, den man in brauchbarer
Form künstlich nicht herzustellen vermag. Wie lange noch? Q
3. DER EIXFLUSS DES VERKEHRS D
Man pflegt zu sagen, das neunzehnte Jahrhundert habe sich alle vier Elemente
unterjocht: die Erde durchbohrt, das Wasser in seinen Dienst gezwungen, das
Feuer zur Arbeit gebändigt und die Luft erobert. Man hat dabei wesentlich den
VERKEHR im Auge, wie er sich im neunzehnten Jahrhundert von der Postkutsche
bis zum lenkbaren Luftschiff entwickelt hat. Auf das Kunstgewerbe hat dieser jähe
Aufschwung des Verkehrs den größten Einfluß ausgeübt, denn von jeher hat die
Entwicklung des Kunstgewerbes im engsten Zusammenhange mit dem Verkehre
gestanden Jestärker, schneller, billiger der Verkehr sich gestaltet, desto größeren
Nutzen zieht davon auch das Kunstgewerbe. Zeiten, die nur eine Fluß- und Küsten-
schiffahrt und nur ein Verfrachten auf Landwegen kennen, dürfen nur solche Er-
zeugnisse des Kunstgewerbes in den allgemeinen Verkehr einbeziehen, die wenig
Gewicht besitzen, geringen Platz einnehmen und doch ttoch im Preise stehen, also
zum Beispiel kostbare Gewebe. Arbeiten in edlen Metallen und Steinen, in Elfen-
bein und Schmelz. Solche Waren auf dem Landwege, auf dem von Zugtieren fort-
bewegten Wagen zu befördern, lohnt sich auch dann, wenn Unsicherheit, Zoll-
schranken und trostlose Zustände der Straßen den Transport ungemein er-
460
schwcrL'ii uiui verteuern. Alle die
Aufsclilä^e, die sich daraus für
Fracht, Gefahr und Gewinn erge-
ben, sie verdoppehi oder verdrei-
fachen zwar den Einstandspreis,
führen aber nicht zu Verkaufs-
preisen, die sich nicht erzielen
Uelzen. Denn solche Krzeufrnisse
entstehen nicht allenthalben; sie
haben mithin auch keinen allzu-
starken Wettbewerb zu über-
winden. Allerdings gehören ihre
Abnehmer auch ausschliePUich
zu den sehr Begüterten. Für die
anderen arbeitet damals der ein-
gesessene Kunsthandwerker;
seine Waren vertragen aber
auch ein wesentliches Erhöhen
ihres Einstandspreises durch
Frachtkosten nicht. Deshalb be-
herrscht dieses Kunstgewerbe O Abb. :t69: Jules Uavid, I'ans, M<.denbild. l'aris 1858 D
nur den örtlichen Markt. Was beispielsweise die Weber und Sticker, die Täschner
und Schreiner, die Rotgießer und Tcipfer an allgemein erfordertem Gut er-
zeugen, das entsteht tatsächlich auch allerorten, das verliert mithin seine Markt-
fähigkeit, wenn es sich durch Verfrachten auf dem Landwege schon innerhalb
kurzer Wegstrecken bedeutend verteuert. Da bietet nur der Wasserweg die Mög-
lichkeit einer Ausfuhr; nur wenn die P>zeugungsstätte nahe einem schiffbaren
Wasserlaufe oder dem Meere liegt, dann allein kann der immerhin seltenere Fall
eintreten, daf^ billige kunstgewerbliche Erzeugnisse, z. B. Topfwaren, sich auf
weite Strecken hin verbreiten. Doch wenn anderwärts die Kenntnisse für das Her-
stellen einer Ware fehlen, verbreitet auch sie sich weit, wie z. B. die etruskischen
Bronzen hinauf nach dem Norden. Von der geschilderten Art ist das Verhältnis
des Kunstgewerbes zum Verkehr ganz allgemein bis zum sechzehnten Jahr-
hundert. Auch bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts ändert es sich nur in-
soweit als die Seeschiffahrt in Betracht kommt. Die Folge davon ist, daf> bis in
das neunzehnte Jahrhundert hinein jegliches Kunstgewerbe als Grundzug die
ÖRTLICHE GPZBUNDENHEIT aufweist. Ausnahmen davon bilden nur jene kunst-
gewerblichen Zweige, deren Erzeugnisse hohe Frachtkosten entweder nicht her-
vorrufen oder aber - ertragen können. Sie gewinnen weite Verbreitung; in ihrer
Erzeugung erscheinen jedoch auch sie fast noch immer örtlich gebunden durch
den Rohstoff. Nur wo dieser sich findet, entwickeln auch sie sich. So führt die
Zucht der Seidenraupe zur Seidenweberei in Asien, der Flachsbau in Flandern
zur Spitzenerzeugung, der Baumwollenbau in Indien zum Herstellen von baum-
wollenen Geweben, der rheinische Eisenbergbau zur Solinge Stahlrwarenin-
461
dustrie. der Gewinn von Bernstein zur
Bernsteindreclislerei inOstpreuf^en usw.
Das alles ÄNDtlRT sich im neunzehnten
.lahrhundert, ändert sich ganz auffallend
namentlich in seiner zweiten Hälfte. Zu-
nächst und anscheinend nur auf Grund
des gänzlich umgestalteten Verkehrs. Er
erfährt allerdings gerade da einen unge-
heueren Aufschwung. Erst um 1750 ent-
stehen in Europa regelmäfsige Postver-
liindungen. die ein Reisen in der Post-
kutsche oder im eigenen Wagen unter
Postvorspann gestatten. Die durch-
schnittliche Tagesleistung bleibt unter
70 km. Um 1850 dagegen kann man
schon auf einzelnen Strecken die Eisen-
bahn benutzen und im Jahre 1900 legt
man mit ihr seine 60 bis 100 km in der
Stunde zurück. Damit steigt die Tages-
leistung, zumal die Bahn nicht mehr an
das Tageslicht gebunden ist, auf 2 100 km.
Am Ende des neunzehnten Jahrhunderts
ist kein Ort von Bedeutung mehr ohne
Eisenbahn [oder Dampfer-J Verbindung
auf unserem Planeten. D
Damit ist die Verschiebung der Handels-
wege und die Ausgestaltung des HAN-
DELS selbst zu einem WELTUMFASSENDEN vollendet. Seit den Entdeckungs-
reisen des sechzehnten Jahrhunderts bereitet sich das vor, und dieAuswanderun-
gen des neunzehnten Jahrhunderts tragen wesentlich dazu bei. ImmeristdieKultur
und mit ihr ganz besonders das Kunstgewerbe den Handelswegen gefolgt. Darum
umfassen Kultur und Kunstgewerbe am Ende des neunzehnten Jahrhunderts den
ganzen Erdball. Noch um die Mitte des Jahrhunderts kann sich die europäische
Kultur rühmen, die Alleinherrschaft zu besitzen, am Ende des Jahrhunderts stehen
die nordamerikanische und ostasiatischc neben ihr. Europäisches, amerikanisches
und japanisches Kunstgewerbe arbeiten um 1900 nebeneinander auf dem WELT-
MARKTE; sie liefern nichtetwanur Ziergeräte, sondern durchwegauch Gebrauchs-
geräte für die ganze bewohnte Welt: Japan z. B. seine gelackten Holztcller und
Fächer, seine Korbgeflechte und Matten, Amerika seine Schreibstühle und Roll-
pulte, Europa seine Möbelstoffe und Porzellane [siehe weiter unten]. Kunst-
gewerbliche Erzeugnisse gelangen bis in die entlegensten Orte; die Versandkosten
sind so gering, dag sie auch die billigen Waren nicht über die Maßen verteuern.
Somit fliegt ein breiter Strom kunstgewerblicher Arbeiten überall hin. Selbst
wenn dif Ware ein Mehr an Versandkosten erfordert, wandert sie doch; englische
462
Abb. 370: Friedrich Schmidt, Wien, Vortrage-
kreuz, auspeführt von Brix & Anders, Wien 1867
Fayencen, französische Salon - Möbel,
österreichische gebogene Möbel, Leder-
iind Korbwaren, italienische Bronzen
gehen durch ganz Kuropa und darüber
hinaus. D
Im letzten Jahrzehnt des neunzehnten
.Jahrhunderts prägt man das geflügelte
Wort: Unsere Zeit steht im Zeichen des
Verkehrs. Tatsächlich vermindern sich
zwischen 1850 und HKX) die ZKITEN für
die Entfernungen des Verkehrslebens auf
weniger als ein Zehntel, und damit auch
die persfwilichen Mühen. Eine Reise, die
vor 1850 noch einen Zeitraum von zwei
Wochen beansprucht, z. B. von Berlin
nach Paris oder Petersburg, erfordert
um 1900 nui- noch einen Tag. Nicht in
gleichem Mat^e, aber doch auf fast den
fünften Teil verringern sich die Zeiten,
die überseeische Reisen erfordern. Die
Dauer der Überfahrt von Europa nach
Nordamerika geht von etwa fünf auf
knapp eine Woche, und die einer See-
reise von Europa nach Ostasien, insbe-
sondere seit 18Ü9 die Landenge von
Suez durchstochen ist, in ähnlicher Weise
zurück. Hand in Hand nehmen damit die KOSTEN für die PERSONENBEFÖR-
DERUNG ab; sie betragen am Ende des neunzehnten .Jahrhunderts nur noch
die Hälfte von denen, die um die Mitte des -Jahrhunderts sich ergeben, und im
Vergleich zu Zeit und Strecke kaum noch den zehnten Teil. Alles das bringt ein
Verhältnis zustande, das sich anläf^t, als ob man sich in 50 Jahren linear auf den
achtenTeil, in der Fläche auf den sechzigstenTeil näher gerückt wäre. Dieser ge-
waltige Gewinn an Zeit und Geld steigert den Personenverkehr in ungeahnter
Weise, denn alle Arten von Reisenden ziehen davon gleichzeitig Nutzen, sowohl
die, die wegen Handel und Industrie oder wegen Kunst und Wissenschaft in die
Fremde gehen, als besonders auch die. die zu ihrem Vergnügen, zu ihrer Erholung
die Fremde aufsuchen. Wen schreckt heute noch eine Reise um die Erde? Kaum
eine kunstgewerbliche Ware von Bedeutung gibt es noch, deren Vertrieb sich nicht
Reisende angelegen sein lassen. Englische Tej)piche, Möbelstoffe, Ton- und
Metall waren, französische Wandteppiche, Läufer, Seidenstoffe, Bronzen, Emaillen,
Bijouterien und Mobiliare. deutsche Leinwand, Kupfertreibarbeiten, Eisen-
schmiedewerke. Goldwaren und Porzellane, österreichische Knüpfteppiche,
Gläser, Bronzen und Lederarbeiten, italienische Majoliken werden durch Ge-
schäftsreisende in allen Kulturländern eingeführt und regelmäP^ig zweimal im
Abb. .571: Michel Aneelo Caetani, Rom. Pokal
für Papst Piu§ IX. zum Priesterjubiläum, aus-
O ijoführt von Agosto Castellani, Rom 1868 D
463
Jahre inimer wieder in ncuen^Mustern
der Kundschaft vorgelegt. Niemand
denkt vor 1850 an solchen kunstgewerb-
lichen Vertrieb. Durch die Geschäfts-
reisen [zu denen auch die der Einkäufer
gehören] und durch die zunehmenden
Vergnügungsreisen in der zweiten Hälfte
des neunzehnten Jahrhunderts verbrei-
ten sich Anschauungsweise, Lebensart
und geistiger Besitz der Völker unterein-
ander mit einer erstaunlichen Schnellig-
keit; unmerkbar aber auch unfehlbar
übernimmt sie ein Volk vom anderen
und verarbeitet sie weiter. Indem sich
solcliorart nationale Eigentümlichkeiten
abschleifen, die friedlichen Eroberungen
der einzelnen zum Allgemeingute der
Gesamtheit werden, tritt auch überall der
Gedanke, sich abzuschließen, zurück vor
der Erkenntnis von der Notwendigkeit
des ZUSAMMENGEHENS. In der ersten
Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts
noch allerorten Pal3plackereien und
Abb. 372: Valentin Teirich, Wien, romanisches Zollschranken, gesperrte Häfen und ver-
Ciboriun,, ausgeführt von Brix& Anders, Wien 1868 schlossene Handelsgebiete. In der Zwei-
ten Hälfte Freizügigkeit und Zollbündnisse, Freihäfen und offener Verkehr. Die
Folge davon ist ein KOSMOPOLITISCHES KUNSTGEWERBE; nicht nur aus
Modelaune bevorzugt man englische Tapeten, französische Bronzen, deutsche
Kupfergefäße, amerikanische Beleuchtungskörper, indische Schals. Aber nicht im
Handumdrehen gelangt man zu diesem weltumfassenden Kunstgewerbe, sondern
auf dem Wege der allmählichen Anpassung, indem man sich, dem Gange der
Verkehrsgeschichte getreulich folgend, nacheinanderan die fremden Geschmacks-
richtungen anlehnt. Auf Zeiten, die dem westasiatischen Geschmacke huldigen,
folgen solche, die sich vom ostasiatischen leiten lassen, und wieder andere, die
der englischen Richtung anhängen usw. Stets ist damit eine erhöhte Einfuhr von
Erzeugnissen aus dem vorbildlichen Gebiete verbunden, z. B. von Orientwaren,
wie Teppichen, und Stickereien aus türkischen und persischen Gebieten, oder von
Japan- und Chinawaren, wie Steingut, Porzellan, Bronzen und Lackwaren aus Ost-
asien, oder von Möbeln, Tapeten. Möbelstoffen, Metallwaren, Gläsern und Kunst-
töpfereien aus England. Oft ist erst die Einfuhr Ursache für die auftauchende Ge-
schmacksrichtung. Daß solche Anlehnungen des Geschmackes sich stetig anein-
anderreihen, und daß sie einander ziemlich rasch ablösen, ist eine Folge des
Verkehrs und kennzeichnet die Entwicklung des Kunstgewerbes in der zweiten
Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. D
464
Diese Ersclu'iiuiii^ aber liat
ihre Ursache nicht nur in der
zunchmencien Erleichterung des
Personenverkehrs, sondern noch
viel mehr in der steifjenden \'er-
bilÜKninu des GÜTERAUSTAl'-
SCHKS. Sie führt namentlich
durch den He/u^ der Rohstoffe /.u
einer entscheidenden Wendung
im Kunstgewerbe. GewiP, ent-
wickelt sich die Segelschiffahrt
bereits im siebzehnten und acht-
zehnten Jahrhundert gewaltig,
gewiß ermöglicht sie schon zu
Anfang des neunzehnten Jahi-
hunderts auf,erordcntlich billige
Frachtsätze, aber der Binnenver-
kehr gewinnt erst am Ausgange
des achtzehnten Jahrhunderts
durch die Pflege, die man den
Wasserstral-^en der Kontinente
widmet, insbesondere durch den
zunehmenden Kanalbau erhöhte
D
Abb. 373: Spinn & Sohn, Hcrlin, Ker/enkroni-
D
Leistungsfähigkeit, und mit dem
Aufblühen der Eisenbahnen erst kommt allmählich jene Verbilligung der Fracht-
sätze zustande, die gegen früher eine \'erminderung der Kosten auf ein Viertel
bis ein Zwanzigstel darstellt. Um die Mitte der dreit>iger Jahre berechnet sich die
billigste Achsfracht, also für Pferdefuhrwerk auf der Landstraf^e, auf etwa
40 Pfennige für den Tonnenkilometer. In den neunziger Jahren gelangt man mit
der Eisenbahn auf weniger als 4 Pfennige für den Tonnenkilometer und mit
Flußschiffen auf weniger als 1 Pfennig. Die Kohle aber rückt auch auf der Elisen-
bahn am Ende des «Jahrhunderts auf einen Frachtsatz von weniger als 2 Pfennigen
für den Tonnenkilometer herunter. Das alles bedeutet für viele Zweige des
Kunstgewerbes eine vollständige VERSCHIEBUNG der PRODUKTIONSBEDIN-
GUNGEN: Rohstoffe wie Holz, Leder, Papier, Metalle, Steine, Erden, gelangen
für den zehnten Teil der früheren Kosten an den Verbraucher, und der allmählich
unentbehrlich gewordene Brennstoff, die Kohle, gar für den zwanzigsten Teil der
früheren Kosten. Damit wird nicht nur eine bisher ungeahnte Steigerung in der ,
Mannigfaltigkeit der Betriebe gewonnen, sondern auch eine sehr bedeutsame
Unabhängigkeit. Man ist in der Erzeugung kunstgewerblicher Waren nicht mehr
wie ehedem an den Ort gebunden, an dem sich das Material unmittelbar vorfindet,
sondern man kann seine Roh- und Brennstoffe von weither beziehen ohne fürchten
zu müssen, daß sie durch die Frachtkosten über Gebühr im Preise wachsen. Das
wäre noch im achtzehnten Jahrhundert unmöglich gewesen; billige, aber viel
30 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 4ß5
Raum erfordernde oder gewichtige Roh-
stoffe, wie beispielsweise Steine, unedle
Metalle, Holz, Papier, Gespinnstfasern
erfahren im achtzehnten Jahrhundert
schon durch einen dreitägigen Transport
über Land mit Pferdefuhrwerk eine Ver-
doppelung ihres Preises! Am Ende des
neunzehnten Jahrhunderts verarbeitet
man afrikanische und südamerikanische
Hölzer, nordamerikanisches Kupfer, ja-
panisches Papier, indische Baumwolle
und australische Schafwolle überall auf
der Erde — unbeeinflußt von den Kosten
der oft recht weiten Reise, die diese
Rohstoffe zurücklegen müssen. Gestei-
gert wird diese Verarbeitungsmöglich-
keit durch die billigen F'rachtsätze für
Abb. 374: Martin Gropius, Berlin. Betstuhl, 1863 Kohle, die allein das Weiter obcu geschil-
derte Heranziehen der Maschine in so ausgiebiger Weise gestatten. Japanische
und indische Seide, indische Ziegenhaare, australische, asiatische und euro-
päische Schafwolle, amerikanische Lamawolle, afrikanisches Kamelhaar, süd-
amerikanisches, indisches und europäisches Pferde- und Kuhhaar, afrikanische,
asiatische und amerikanische Baumwolle verarbeiten die kunstgewerblich wich-
tigen Zweige der Weberei in Europa, der Einfuhr von Flachs, Jute, Nessel und
anderen Fasern gar nicht zu gedenken. In Deutschland gewebte Baumwollen-
zeuge und -Samte gehen zum Färben und Drucken nach England, und noch viel
mehr davon samt englischen Erzeugnissen zum Bedrucken nach dem Elsaß. Die
Haut der afrikanischen Krokodile, der amerikanischen Alligatoren, der asiati-
schen Schlangen und Eidechsen, der südamerikanischen Lamas, der nordameri-
kanischen Hirsche, der afrikanischen Gazellen und Antilopen, der nordischen Ren-
tiere, Elche, Seehunde und Walrosse verarbeitet die Lederwarenindustrie. Russi-
sches Juchten wird in ganz Europa verbraucht; die Häute der afrikanischen
Kapziege gehen nach England zum Färben und kommen dann zu Möbelbezügen
auf das Festland. In jeder Furnierhandlung laufen die Zierhölzer aller fünf Welt-
teile zusammen, alle mit Ausnahme der einheimischen Hölzer über London und
Hamburg hereingekommen. Englische Kupfer- und Messinggeräte, Silber- und
Alfenidewaren, Porzellane und Fayencen findet man überall, französische Bron-
zen, Bijouterien, Seiden und Gobelins nicht minder, andere kunstgewerbliche Er-
zeugnisse aus Deutschland und Österreich, z. B. Lederwaren, Metallwaren. Stein-
zeuge, trifft man ebenfalls in überseeischen Ländern: wie wäre diese Produktion
und dieser Vertrieb, beide gleichsam unabhängig von Raum und Zeit, wohl mög-
lich ohne die Verkehrseinrichtungen des neunzehnten Jahrhunderts? Diese UN-
ABHÄNGIGKEIT des kunstgewerblichen Schaffens tritt uns als eine der bedeu-
tungsvollsten Errungenschaften des neunzehnten Jahrhunderts entgegen. D
466
Abb. 375: Anton Pössenbacher, München, Damen-
schreibtisch 1866 D
Im allercnfTstcn Zusammenhange mit
<ler Verbillimmg (k's \'ei-kehrs steht die
Kntwickhiii«^ des IIANDKLS im Kunstjre-
werbe. Die Verbillij^ung befördert nicht
nur den Austausch der Rohstoffe, sondern
ebensosehr den Austausch der fertijjen
Waren. Der Welthandel umfafit 18()0
Waren im Werte von 30 Milliarden Mark,
1906 solche im Werte von 121 Milliarden!
Haben vor 1850 immer nur einzelne be-
vorzugte Zweige des Kunstgewerbes für
die Ausfuhr gearbeitet, so zum Beispiel
die französische und belgische Spitzen-
erzeugung, die böhmische Glasindustrie,
die englische Steingutfabrikation, so er-
ringen sich in der zweiten Hälfte des neun- a
zehnten Jahrhunderts zahlreiche andere europäische und auf^ereuropäische
Zweige des Kunstgewerbes den gleichen Platz im Welthandel, z. 13. die Fabrikation
englischer Metallwaren, nordamerikanischer Stühle, japanischen Steinguts, deut-
scher und österreichischer Lederwaren und Hronzen, deutscher Gold waren, italie-
nischer Gläser, dänischen Porzellans usw. Das aber wird vor allem dadurch mög-
lich, dat> mit der Schnelligkeit und Billigkeit des Personen- und Güterverkehrs
auch die des NACHRICHTENDIENSTKS gleichen Schritt hält, ja ihn sogar in man-
cher Hinsicht überflügelt. Mit derselben Schnelligkeit wie eine Person reist der
Brief, und dank dem Weltpostvereine zu Sätzen, die auf die Preisberechnung des
Erzeugnisses im Grunde keinen EinfluHi mehr ausüben. Mit gleicher Schnelligkeit
und fast noch größerer Leichtigkeit erledigt sich der Geldverkehr, dem heute
weder Entfernungen noch Landesgrenzen irgendwelche Schranken setzen. Tele-
gramm und Ferngespräch heben das Trennende von Raum und Zeit beinahe auf.
P'ür Waren geringen Umfanges gewährt die Paketbeförderung nahezu die gleiche
Schnelligkeit, wie für den Brief- und Personenverkehr. Man berücksichtige, was
es heif>t: man kann heute in Wien ein Erzeugnis des Pariser Kunstgewerbes, das
zu erlangen vor 1850 mindestens einen Monat Zeit beansprucht [Hinreise des
Briefes, Rückreise des Paketes], in einer Woche und bei telegraphischer Bestel-
lung in vier Tagen haben! Ein englischer Möbelstoff, der in Berlin nicht vorrätig
ist. trifft in sechs Tagen wieder ein; eine Münchener Kupfertreibarbeit, die dem
Pariser Verkäufer dringend nötig ist, kann in drei Tagen wieder vorliegen. Das
alles bedeutet grof>e Vorzüge des Verkehrs, bringt aber ins Kunstgewerbe auch
jene Hast, jenes Drängen nach immer Neuem, das das neunzehnte Jahrhundert
kennzeichnet. Denn diese Geschwindigkeit und Billigkeit, die im Personen- und
Güterverkelr, wie im Nachrichtendienste während der zweiten Hälfte des neun-
zehnten Jahrhunderts Platz greifen, sie führen im Kunstgewerbe nicht nur zu ver-
änderten Produktionsbedingungen, nicht nur zu einem anderen Austausch der
Güter, sondern auch zu einem viel schnelleren WECHSEL des MARKTES. Die
30* 467
Saisonneuheit und all die Jagd nach dem
Neuesten tritt in die Erscheinung und be-
herrscht am Ende des neunzehnten Jahr-
hunderts fast das ganze Kunstgewerbe
in einem Maf^e, wie es frühere Zeiten nie-
mals empfunden haben. Der Grof^handel
bemächtigt sich des Kunstgewerbes, die
Mode erhält einen ungeheuren Einfluß,
der Geschmack gestaltet sich mehr und
mehr zu einem allgemeinen, und die Ar-
beit für den einzelnen, also für den Be-
steller, tritt zurück vor der Arbeit für den
Markt, also für den Massenbedarf. Die
kapitalistische Produktionsweise [die
FABRIK ] und der vom Grof^kapital betrie-
bene Handel [das WARENHAUS] stehen
am Ende des Jahrhunderts schroff dem
Einzelbetriebe der Werkstatt und dem
örtlich beschränkten Kleinhandel aus der
Mitte des Jahrhunderts gegenüber. Dag
Abb. 376: Franz Springer, Wien. Drehstuhl, 1863 gj^,j^ ^-^ solcher Wandel im Kunstgewerbe
nicht ohne Kämpfe, nicht ohne Wanken und Schwanken vollzieht, liegt auf der
Hand. Daher lägt die Geschichte des Kunstgewerbes während der letzten fünfzig
Jahre gar manches unsichere Hin und Her erkennen. D
Mit dem vervollkommneten Nachrichtendienste, mit der schnellen Personen-
und Güterbeförderung vereint sich aber noch der Aufschwung des Zeitungswesens
und die Verbesserung der bildlichen Wiedergabe. Was an ZEITUNGSNACH-
RICHTEN in der erstenHälfte des neunzehnten Jahrhunderts noch Wochen braucht
um aus einem Lande in das andere zu gelangen, fliegt heute in einem Tage als Tele-
gramm um die ganze Erde; künstlerische und kunstgewerbliche Errungenschaften
von Bedeutung finden durch das gedruckte Wort und Bild innerhalb weniger Tage
und Wochen ihren Weg über alle Landesgrenzen hinweg. Bis in die sechziger
Jahre hinein können nur Holzschnitt, Stahl- und Kupferstich und Steindruck der
BILDLICHEN WIEDERGABE dienen. Sie alle stellen Verfahren dar, die ein Über-
tragen des gesehenen Bildes durch Kopf und Hand bedeuten. Ungeachtet aller
Hilfsmittel und aller Übung der Ausführenden erfordern sie viel Zeit und Kosten.
Ihre Erzeugnisse verbreiten sich daher nur in beschränktem Mage. Im letzten
Drittel des Jahrhunderts aber gestatten die Photographie und die auf ihr beruhen-
den photomechanischen Reproduktionsverfahren ein außerordentlich rasches Ar-
beiten unmittelbar nach dem Original ohne Übersetzung durch die zeichnende
Hand ;vgl. die Abbildungen dieses Buches]. Damit im Zusammenhange gewinnt
das gedruckte Bild eine ungemein weite Verbreitung. Die Meisterwerke der Kunst
und des Kunstgewerbes aller Zeiten und aller Länder sind heute der breitesten
Masse vertraut, weil ihre ungezählten bildlichen Wiedergaben zum hundertsten
4m
Teile des Preises käuflich sind, den sie
1850 würden gekostet haben. Das hat
aber niclit nur eine \'erbreitun^ und V'er-
tiefunif des kunstjjewerblichenV'erständ-
nisses zur Kol^e gehabt, sondern auch
nicht zum kleinsten Teile eine VMKFLA-
CHUNCi uml ein wiederholtes rücksichts-
loses DKÄNGKN nach immer NEUEM.
Gerade das hastige Eilen von einer Ent-
wicklungsstufe zur anderen, das Durch-
jagen der Stile ist wieder eine Folge die-
ser Errungenschaften. So bekunden sich
die Einflüsse, die auf das Kunstgewerbe
der letzten fünfzig Jahre eingewirkt
haben, nicht immer in erfreulicherweise.
Zu alledem kommen die vielen NEUEN
AUFGABEN, die die Umgestaltung des
Verkehrs, die Entwicklung des öffent-
lichen Lebens, die Umprägung der pri-
vaten Bedürfnisse dem Kunstgewerbe
stellen. Sie treten zu Anfang des Zeit-
abschnittes nicht so scharf hervor wie
...-.,,, , , ., Abb. 577 ; C. Elfe. Stuttijart, rauteuil in i/L-bfUtein
spater, imden daher auch besser weiter ,, . . , .. „ ... .u
o^uiv.., K. uu.iv,! c*uv,ii lyv^oov,! Bi TP ö 3 u 111 H o 1 z ih 1 1 Uronze, roter Damastbezu?.
unten zusammenhängende Darstellung, d Eppie und Ege, Stuttgart ise? d
Immerhin sind auch sie für das Verständnis des Kunstgewerbes dieser Jahre im
Auge zu behalten. D
Ein bekanntes Wort sagt: In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts
habe ein Tagelöhner besser gewohnt, als einstmals Karl der Grofie, und eine Magd
sich besser gekleidet, als ehedem eine römische Kaiserin. In gewissem Sinne trifft
das zu, und soweit das der Fall ist, hat auch das Kunstgewerbe wesentlich dazu
beigetragen. Aber nur auf Grund der gewaltigen Leistungsfähigkeit und Verbrei-
tung, die es durch den Einflufi von Naturwissenschaften, Technik und Verkehr
gefunden hat. Auch diese Entwicklung würde wahrscheinlich in solch umfang-
reichem MaP>e nicht möglich gewesen sein, wenn nicht die zahlreichen Weltaus-
stellungen den Kunstgewerbetreibenden immer und immer wieder Gelegenheit
geboten hätten, ihre Erzeugnisse mit denen anderer zu vergleichen und dadurch
selbst zu lernen. D
4. DIE BEDEUTUNG DER WELTAUSSTELLUNGEN D
Als die Verwirklichung des Traumes von der friedlichen Zusammenarbeit aller
Völker entsteht die erste Weltausstellung 1851 zu London. In diesem Sinne ver-
körpert sie den tiefsten Zug der Romantik, die Sehnsucht nach dem WELTFRIE-
DEN. Erfüllt hat weder sie dieses Sehnen noch eine andere. Aber die Ausstellun-
gen haben viel Wertvolles gebracht, insbesondere unserem Kunstgewerbe. Es hat
aus ihnen tausendfache Anregung gewonnen, durch sie neue Gebiete kennen ge-
469
lernt, alte wicclerLrefuiuien. ScliiielUicli erwächst aus dem z\vanziq;sten Jahr-
hundert iieraus dem Kunstgewerbe eine neue gewaltige Aufgabe: mit der Bau-
kunst zusammen die Ausstellungen künstlerisch zu gestalten. D
Mittelbare Vorläufer der Ausstellungen sind die MESSEN und MÄRKTE. Sie
bilden Jahrhunderte hindurch das einzige Mittel, das die Kenntnis und den Aus-
tausch fremder Erzeugnisse ermöglicht. So wirkt heute noch die Messe von Nischni
Nowgorod; auf ihr tauscht man z.B. die Teppiche und Felle Asiens gegen die Kat-
tune und Stahlwaren Europas ein und aus. Aber auf Märkte und Messen führt man
ALLE! seine verfügbaren Waren um sie zu verkaufen, während man auf Ausstellun-
gen nur EINZELNE seiner besten Erzeugnisse schickt um sie zu zeigen. Wenn
man von den lokalen Ausstellungen absieht, die die Klosterschulen und die Zünfte
mit den Arbeiten ihrer Zöglinge und Lehrlinge veranstaltet haben, dann darf man
die ANFÄNGE der Ausstellungen in der Mitte des 18. Jahrhunderts suchen. Die
Jahre 1756und 1757bringen gewerblicheAusstellungen in London, 1790 eine solche
in Hamburg ['Kunstwerke, Arbeiten und nützliche Erfindungen'], 1791 in Prag.
Diese Prager mu(3 sogar als die erste richtige gewerbliche Ausstellung gelten; sie
umfaf^t das Königreich Böhmen. In Frankreich entwickeln sich schon vor der Revo-
lution Ausstellungen von Kunstwerken, also von Gemälden, Bildwerken, Bronzen.
Als nach der Revolution außerordentlich viel Erzeugnisse des Kunstgewerbes un-
verkauft bleiben, bringt man sie 1798 auf dem Marsfelde in einigen Budenreihen
für drei Tage zur Ausstellung. Der Erfolg für die 110 Aussteller ist groß; daher
wiederholt man die Veranstaltung: 1801 stellen 220 Kunsthandwerker im Hofe des
Louvre für sechs Tage, 1802 ihrer 540 für sieben Tage aus; 1806 bestimmt Napo-
leon!., die Tragweile erkennend. dieEsplanadedcsInvalides dafür; 1422Aussteller
benutzen sie während24 Tagen. Nicht nur dieKunsthandwerker von Paris, sondern
die von ganz Frankreich waren aufgefordert, sich zu beteiligen. Von Zeit zu Zeit
wiederholte man diese Ausstellungen [die immer vornehmlich der Luxusindustrie,
also dem heutigen Kunstgewerbe galten], so daß man bis 1849 ihrer neun zählte.
Aus ihnen entsprangen die Landesausstellungen, die andere Staaten Europas ins
Leben riefen, so 1828 und 1830 in Basel und Mülhausen, 1829 und 1831 in Prag,
1834 in München und in Berlin, 1842 in Mainz [die erste gemeinsame deutsche In-
dustrieausstellung!), 1844 wieder in Berlin (man war stolz, mit den Erzeugnissen
der preußischen Industrie das Zeughaus füllen zu können!), 1850 in Leipzig, 1854
wieder in München usw. Selbst Nordamerika veranstaltete bis 1829 nicht weniger
als fünf solcher Ausstellungen. D
Aber alle diese Ausstellungen waren immer nur Ausstellungen von den Erzeug-
nissen EINES Landes; der Gedanke, die Erzeugnisse ALLER LÄNDER der Erde
zu einer großen Schau zu vereinigen, fand seine Verwirklichung erst in London
1851. Die Ausstellung umfaßte 8ha, verzeichnete 14000 Aussteller und GMillionen
Besucher. Ihr folgten zahlreiche andere; die wichtigsten davon waren: 1855Paris
mit 16 ha, 21800 Ausstellern und 5 Millionen Besuchern, 1862 London mit 9 ha,
24700 Ausstellern und 6 Millionen Besuchern, 1867 Paris mit 42 ha, 33 000 Aus-
stellern und 11 Millionen Besuchern, 1873 Wien mit 116 ha, 39500 Ausstellern und
7 Millionen Besuchern, 1876 Philadelphia mit 59 ha, 1 4 400 Ausstellern und 10 Millio-
470
nen Besuchern, 1878 Paris mit 75 ha, 53000
Ausstellern und 16 MiWionen Hesuciiern,
1889 Paris mit 95 ha, 62000 Ausstellern
und 32 Millionen Hesuchern. 1893 Chicago
mit 278 ha, 70000 Ausstellern und 21 Mil-
lionen Besuchern, 1900 Paris mit 223 ha,
60000 Ausstellern und 48 Millionen Be-
suchern, 1904 St. Louis mit 500 ha, 2680<)
Ausstellern und 20 Millii>nen Besuchern.
Die Zunahme in der Zahl der Aussteller
und Besucher ^^ewährt [wenngleich diese
Zahlen verschieden angegeben werden]
einen gewissen MaHistab für den wirt-
schaftlichen Wert, der diesen Ausstellun-
gen innegewohnt hat. Die Ausstellungen,
die Sidney 1879 zu 1880, Melbourne 1880
zu 1881 und 1888 zu 1889, weiter New-
Orleans, Moskau, Amsterdam, Nizza, Kal-
kutta veranstaltet haben, sind für das
Kunstgewerbe nicht von Belang gewesen.
Abb. 37S: Franz Schönthaler, Wien, Uestell für
D Zeichnungen und Kupferstiche, 1867 D
Die Pariser Weltausstellung 1855 hat wesentlichen NUTZEN nur dem franzö-
sischen Kunstgewerbe gebracht. Die Londoner Ausstellung 1862 führte das
Kunstgewerbe des Morgenlandes, insbesondere das Indiens und Chinas, dem
Abendlande in ungeahnter Fülle vor Augen, China war bis dahin so gut wie abge-
schlossen; nur was in den wenigen, dem Verkehre geöffneten Hafenstädten als
billigstes kunstgewerbliches Ausfuhrgut zu haben war, hatte man in Kuropa
kennen gelernt. Infolge des englisch-chinesischen Krieges aber, dem sogar der
berühmte Sommerpalast zu Peking mit seinen Schätzen zum Opfer gefallen war,
waren die auserlesensten kunstgewerblichen Arbeiten des himmlischen Reiches
nachEiuropa und besonders nach England gekommen. Die vortrefflichen Arbeiten
in Bronze, Silber und Gold, in Schmelz und Steinen, in Porzellan und Geweben
übermittelten dem europäischen Kunstgewerbe eine reiche Welt, die es anfangs
nur langsam, dann um so schneller aufnahm. Der Einflul^ war sehr bald zu spüren. —
Paris 1867 führte namentlich durch seine glänzenden Veranstaltungen und seine
ethnographischen Schaustellungen viel Anregendes herbei, besonders auch wieder
aus dem Morgenlande. Den so vorbereiteten Einfluf> der Volkskunst und vor-
wiegend der morgenländischen Volkskunst brachte Wien 1873 zur vollsten Ent-
faltung. In Persien herrschte damals furchtbare Hungersnot, infolgedessen waren
die gröP)ten Kostbarkeiten für ein Spottgeld zu kaufen; sie kamen, vor allem
Teppiche, Stickereien und Metallarbeiten, in Menge nach Wien und von dort aus
überallhin in das abendländische Haus. Damit gaben sie auch dem Kunstgewerbe
des Abendlandes einen mächtigen Anstoß -- sowohl der allgemeine Geschmack,
als namentlich auch das Farbenempfinden wurden durch sie wesentlich beeinflußt.
Viel trug dazu bei, dag auch Griechenland, die Türkei und Ägypten die Erzeug-
471
D Abb. 379: Geschnitztes Mobiliar der Gesellschaft Renaissance in Berlin, 1862 D
nisse ihres kunstgewerblichen Hausfleifies in Wien vorführten. Damals erst
lernte man im mittleren Europa auf die alten bäuerlichen Künste achten; man zog
alsbald aus ihnen und ihren einfachen, aber so recht zweckdienlichen Techniken
großen Vorteil. Von jenen Tagen an rechnet der lebhafte Anteil aller an dem, was
man zusammenfassend als VOLKSKUNST oder Bauernkunst bezeichnet. — Vom
europäischen Kunstgewerbe glänzte in Wien 1873 vornehmlich das Österreichs
durch seine Gläser, seine Möbel, seine Webereien; es übte auf diesen Gebieten
für lange Jahre eine bestimmende Richtung auf das gesamte europäische Kunst-
gewerbe aus. In Paris 1878 zeigten sich zuerst englische Möbel, die gegen die
herrschende Stilrichtung einfach, schlicht und sachlich gestaltet waren; sie lei-
teten gewissermaßen die Bewegung ein, die man in der Folge als die moderne
bezeichnete. Unterstützt wurde diese Bewegung durch das japanische Kunst-
gewerbe, das, nachdem es sich 1867 in Paris nur in wenigen Stücken und in Wien
dann reichlicher gezeigt hatte, jetzt in einer umfassenden Schaustellung vor die
Augen Europas trat. Geschmack in der Auffassung, sorgsame Wahl von Formen
und Farben, vortreffliche Ausführung, schlichte, sachliche Formen und ein rein
dekorativ behandeltes, selbständiges naturalistisches Ornament, das waren die
Punkte, in denen das japanische Kunstgewerbe von jener Zeit an in immer
wachsendem Maße dem europäischen zur Lehrmeisterin wurde. Paris 1889 trug
aus den französischen Kolonien mancherlei Lehrhaftes und Bemerkenswertes
herbei, schadete aber durch seine billigen orientalischen Waren. Chicago 1893,
472
Abb. :)80: Josef Stork, Wien, Mobiliar in Eisen mit Bronze, ausgeführt 1864 von A. Kitscheits Erben, Wien
das für das deutsche Kunstgewerbe einen Erfolg bedeutete, führte dem europäi-
schen Kunstgewerbe aus dem ameritcanischendrei wichtige Errungenschaften zu:
neue formen von Beleuchtungskörpern, die sich an keine Überlieferung banden,
die maschinelle Herstellung des Möbels und den sogenannten Bar-Stil, der zuerst
in Wien festen Fuf, faHite. Paris 1900 zeigt das Kunstgewerbe von Deutschland,
Österreich, Skandinavien, England und Nordamerika im heifien Wettbewerbe um
den Weltmarkt, das französische aber nicht mehr im Vordergründe. Saint Louis
1904 endlich bekräftigt, daf^ das Kunstgewerbe der romanischen Völker hinter
dem der germanischen Rassen zurückbleibt und daf» die in Paris 1900 bereits be-
kundete gemeinsame Arbeit von Industrie und Künstlerschaft heilsame Früchte
trägt. D
In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts sieht sich das Kunst-
gewerbe vor eine Reihe groj^er, wichtiger, neuer AL'FOABEN gestellt. Manche
von ihnen hat es erst am Ausgange des Jahrhunderts erkannt und erst im zwan-
zigsten zu lösen begonnen. Andere wieder hat es im Verein mit der Baukunst
immer sofort bewältigen müssen. Dazu gehören die DKK0RAT1\'EN Aufgaben
derAusstellungen. Immer handelt es sich darum, die Fülle des zu zeigendenGutes
anzuordnen und ihm einen würdigen, architektonischen Rahmen zu geben. Bereits
London bringt 1851 die Konstruktion aus Eisen und Glas, die seitdem fast zur Re-
gel für Ausstellungsbauten wird. Paxton erbaut sein groP>es Querschiff, von dem
er die beiden Seitenschiffe ausgehen läP>t; das Querschiff wird zum Mittelpunkte
der Dekoration. Paris hält an diesem System des HALLENBAL'ES fest und er-
richtet 1855 am Eingange zu den Champs Elysees sein Palais de l'Industrie eben-
falls aus Eisen und Glas, aber auficn umkleidet mit massiven Bauteilen. Man trägt
473
also hier dem monumentalen Be-
dürfnis Rechnung. Vierzig Jahre
lang behielt Paris in diesem Palais
de rindustrie ein Ausstellungsge-
bäude, wie es keine andere Stadt
der Erde aufzuweisen hatte.
Dreil->ig Jahre hindurch stellte
hier jeweils im Mai der Salon aus;
in der übrigen Zeit des Jahres
löste eine Fachausstellung die an-
dere ab. — Nicht immer hatte das
Kunstgewerbe dabei dekorative
Aufgaben zu erfüllen, aber doch
sehr oft; eine der größten viel-
leicht 1867. Denn nachdem man
noch 1862 zu London das System
der mehr geschlossenen Ausstel-
lungsbauten festgehalten und es
nur zum sogenannten GALERIE-
SYSTEM entwickelt hatte, ging
man 1867 auf dem Marsfelde in
Paris zu einem neuen, dem RING-
SYSTEM, über. Man blieb zu ebe-
ner Erde, gab dem Gebäude ellip-
tischen Grundrig und teilte es in
lauter konzentrische Ringe. Der
mittelste und kleinste wurde zum
Garten, der nächste zumRaum für
die histoire du travail, für die Aus-
D Abb. 3S1: H. Riewel, Wien, Waschkasten. Kntwurf 1858 D Stellung alter kunstgewerblicher
Arbeiten, der dritte zur Ringhalle für dieKunstwerke, der vierte [natürlich immer
umfangreichere] zur Halle für das Kunstgewerbe, also für die Bronzen, Möbel,
Porzellane usw., und die nächsten, immer mehr sich ausdehnenden zu den Ring-
hallen fürMaschinen, für Rohprodukte usw. Von der Mitte aus teilte man diese Ring-
anlage durch Einschnitte in Sektoren, in keilförmige Kreisausschnitte, deren man
jedem Lande einen zuwies, so daf; man also von der Mitte aus beispielsweise im
englischen Ausschnitte von den ältesten Werken englischen Kunstgewerbes und
englischer Kunst durch die zeitgenössischen Kunstwerke zum zeitgenössischen
Kunstgewerbe Großbritanniens gelangte und so fort. Diese geistreiche Anlage
scheiterte nur daran, daß nicht alle Länder in gleichem Verhältnisse die Kreisaus-
schnitte besetzen konnten. Wenn das Frankreich, Deutschland, Belgien und Eng-
land auch noch konnten; Italien. Rußland und der Orient vermochten es nicht.
'^' 'b mußten zahlreiche Staaten im Ausstellungsparke allerlei Sonderbauten,
o .^-...cinnte Annexe errichten. Um auf sie den Blick zu lenken, zogen sie das
474
Abb 38-J: Franz Schönlhaler, Mobiliar in Mahanoni, /um Teil vcrKoldet, Bezüge Gobelinstoff, Tisch-
O füfte vernoldete Bronze. Wien IWU G
cthnographischcMoment heran. Osterreich erbaute /,. H. Häuser, wie sie fürTiroI,
Steiermark und Ungarn kennzeichnend waren; helles Bier und Musik fehlten nicht.
Rut'Uand lieHi ein ganzes Dorf erstehen, in dem man Kosaken und Tscherkessen
in ihren 'Evolutionen' bewundern, Stutenmilch [Kefir] trinken und Bauernspitzen
kaufen konnte. Ägypten zeigte Moscheen, Kaffees, Tänzer und Tänzerinnen und
sonstige orientalische 'Attraktionen' mehr. Damit kam in die Weltausstellungen
das hinein, was ihnen allmählich etwas vom Wesen großer Jahrmärkte gab: der
VKRGNÜGUNGSPARK. Nicht zu verkennen war, daf^ der Baukunst und dem
Kunstgewerbe damit grof,e und oft sehr dankbare, leider aber auch meist recht
verführerische Aufgaben erwuchsen; es bildete sich eine Dekorationskunst her-
aus, die rasch arbeiten muffte und darum nicht selten eine außerordentliche Fri-
sche undOrofizügigkeit des Wurfes entwickelte, aber erklärlicherweise sich auch
ebenso oft ins F'lüchtige und Marktschreierische verlor. Aber ein heilsamer Ein-
fluf, blieb doch: die Kunst der FESTDEKORATION hob sich im letzten Viertel des
neunzehnten Jahrhunderts merklich; es entstanden oft im Rahmen des die Zeit
beherrschenden Stiles wahre Meisterwerke solcher nur für Tage und Stunden
berechneten festlichen Ausschmückungen vonStraficn, Plätzen und Räumen. Eine
der größten Aufgaben hatte damals, 1867, die französische Dekorationskunst zu
lösen: zur Preisverteilung das Palais de l'Industrie als Festhalle auszustatten. Es
wurde in ein riesiges Amphitheater umgewandelt, mit rotem Sammet ausgeschla-
gen und an der Decke mit den seidenen Fahnen aller Nationen geschmückt. In der
475
' -'^T/jt >^-
O Abb. 383: Brüsseler Spitzenschal D
Arena standen in zehn grofien dekorativen Gruppen die Trophäen der Arbeit, die
besten Erzeugnisse aller Länder; in der Mitte der einen Langseite wuchs der über
dreißig Meter hohe Thronhimmel des Kaisers empor, ihm gegenüber die Frei-
treppe, die die preisgekrönten Aussteller herabstiegen. Um Napoleon selbst waren
an hundert Fürstlichkeiten versammelt, in der Halle nicht weniger als 17000 Gäste
und 2rKX) Sänger! Noch höher stiegen die dekorativen Aufgaben des Kunstgewerbes
inWien 1873. Manwardortzum GRATENSYSTFM übergegangen; von einerlangen
schmalen Mittelhalle, die sich nur in derMitte zur repräsentativen Rotunde erhob,
gingen kürzere Seitenhallen aus, die mit leichter Zugänglichkeit, abgesonderter
Lage und guter Beleuchtung zum ersten Male die Möglichkeit vortrefflicher künst-
lerischer Ausgestaltung boten. Damit betrat Wien, dessen Ausstellung man ihrem
Umfange nach überhaupt als die erste eigentliche Weltausstellung bezeichnen
muft, einen Weg, den man seitdem in Ausstellungen festgehalten hat. Auch die
andere Wiener Neuerung, da|5 man die einzelnen Gruppen in Hauptgebäude ab-
sonderte, in denen sie für ihre Eigenart beste Unterkunft fanden, also z. B.die Ma-
schinen für sich usw., bürgerte sich rasch ein. Ihr folgten z. B. Philadelphia 1876,
Paris 1878. Hier in Paris entstand der Trocadero, ein prunkvolles Gebäude mit
einem Kuppelsaal in der Mitte und zwei weit ausgreifenden Galerien. Sie nahmen
die retrospektive Ausstellung auf [histoire du travail]. Diese, dem RÜCKBLICKE
auf die Entwicklung von Kunst und Kunstgewerbe gewidmeten Abschnitte der
476
a Abb. 384: Aleide Koussel, Alenvonspitze, auscelührt von Lofcburo in Bayeux O
Ausstellungen, wie man sie bereits 1867 und später in Wien eingerichtet hatte,
waren für das Kunstgewerbe von der gr(")P>ten Bedeutung. Sie brachten ninuent-
lich die in Privatbesitz befindlichen Schätze, die sie leihweise erhielten, der All-
gemeinheit zur Kenntnis. — Paris zog 1889 die gesamten Ausstellungsbauten
näher zusammen und erzielte so einen mehr geschlossenen Eindruck. Bemerkens-
wert waren die Eisenbauten der Maschinenhalle und der beiden Kunstpaläste,
des Palais des beaux arts und des Palais des arts decoratifs, am stärksten aber
sprang in die Augen der Eiffelturm, dieser dreihundert Meter hohe Turm aus
eisernem Sparrenwerk. Damit trat die viel umstrittene künstlerische Ausbildungs-
möglichkeit der P^isonknnstruktion zum ersten Male schlagend hervor; aus der
sachlichen Schiinheit dieser konstruktiven Linien erwuchs dem Kunstgewerbe
eine mächtige Anregung. D
Der Eiffelturm war der CLOU der Pariser Ausstellung 1889. Seitdem muftte
jede Ausstellung ihren Clou haben, ihren Angelpunkt, ihren Jahrmarktsgipfel. Da-
mit war der Niedergang des Ausstellungswesens besiegelt. Eür Chicago war es das
Fenrisrad, für Paris 1900 das Wasserschloß^ und Altparis usw. Eine Überraschung
bot Chicago: die 10 mächtigen Gebäude, in die es diellauptmasse des Ausstellungs-
gutes getrennt nach Gebieten aufnahm, waren in den Bauformen der Antike errich-
tet, 'so grofiartig und gewaltig, wie seit den Zeiten des PVjrums von Rom niemals
etwas entstanden ist, . . . eine wahrhaft klassische Schöpfung in der Mitte einer Be-
völkerung von modernstenKornhändlernundSchweineschlächtern'^JuliusLessingJ.
477
Seitdem hält man für Ausstellungen
(las System der KINZELBAUTKN fest.
Meist sucht jeder ausstellende Staat sein
eigenes Gebäude zu erlangen und es im
Sinne seiner Baukunst zu gestalten, in der
Art seines Kunstgewerbes auszustatten.
Denn nicht mehr Angelegenheit des einzel-
nen ist das Ausstellen wie noch 1851, son-
dern wesentlich Aufgabe der STAATEN.
Sic errichten ihre Gebäude und zeigen in
ihnen das, womit sie im Kampfe um den
Weltmarkt vorankommen wollen. Inso-
tern geben am Ende des Jahrhunderts die
Weltausstellungen nicht mehr einen voll-
ständigen Überblick über das Schaffen der
\'ölker. Aber sie haben doch noch ihr
Gutes; wer ausstellt, zeigt sein Bestes
in künstlerischem undgewerblichemKön-
nen, zeigt es um so eher, als jetzt über-
^^ '-^J^' all Gesetze sein geistiges Eigentum vor
Nachahmung schützen, was z. B. um die
Abb. 3*ö: Seidtnsioff von Matheron und Bouvard. Mitte dcs neunzehnten Jahrhunderts noch
o Lyon 1865 D j^j^^j^^ ^^^ p^jj j^.^ pjg grof.eu Mengen
der Besucher erhalten reichliche Belehrung; es prägt sich die durch persön-
liches Sehen gewonnene Erkenntnis viel schärfer ein, als die aus Berichten ge-
schöpfte. Das Ziel der Ausstellungen ist selbstverständlich ein wirtschaftliches;
man will Verbindungen anbahnen, Geschäfte abschließen. Der Erzeuger lernt
aus dem V^ergleiche mit dem Gleichstrebenden, lernt sowohl, worin er vorauseilt,
als worin er nachhinkt; der Händler lernt neue Erwerbsquellen und Absatz-
gebiete kennen; sie alle und namentlich der Verbraucher unterrichten sich schnell
und gründlich über das Kunstgewerbe ihrer Zeit. Je weiter das Zeitalter der Aus-
stellungen vorschreitet, desto mehr tritt die Tatsache hervor, daf^ von allen
menschlichen Arbeitsgebieten das Kunstgewerbe den größten Nutzen von den
Ausstellungen zieht. D
Aber die neueste Zeit redet mehr und mehr den FACHAUSSTELLUNGEN das
Wort. IndieserHinsichthaben die Ausstellungen inMünchen 1876, in Dresden 1906,
in München 1908, die nordische Ausstellung in Kopenhagen 1888 und so manche
andere noch die Richtung gewiesen. Das zwanzigste Jahrhundert ist auf dem
Wr rr. r]as Verteilen von Medaillen und Preisen abzuschaffen und schon die Zu-
_; zur Ausstellung als eine Auszeichnung anzusehen. Vor allen Dingen aber
verlangt das zwanzigste Jahrhundert vom Kunstgewerbe, daß es als getreue Ge-
hilfin der Baukunst die gesamte dekorative Unterbringung des Ausstellungsgutes
bewirke, auch wenn dieses nicht kunstgewerblicher Art ist. Das ist heute die Auf-
gabe der Zeit. D
478
IM l.L-iii'Mi'tadia^l viin .lip\f|,ii Mi\. r in
Großschönaii O
5. DIE SlX'llZlCiKK JAllKK
Die im vorstehenden geschil-
derten Kinflüsse, die Technik und
Naturwissenschaften , Verkehr
und VVcltausstellunjj^en ausüben,
sie wirken ständig und in immer
wachsendem Ma|^e auf das Kunst-
gewerbe ein. Diese ununterbro-
chene Wirksamkeit ist als wesent-
licher Faktor der Kntwickkmj,'
stets im Auge zu behalten, wenn
nunmehr der weitere Gang der
künstlerischen Entfaltung darge-
legt wird. Des ferneren darf nicht
au(^>er acht bleiben, daf> neben
den wertvolleren Erzeugnissen
des Kunstgewerbes gerade in die-
sen Jahrzehnten eine unnie|">bare Abb. ;ts.;: Tis,t
Menge GERINGEN GUTES gleich- °
sam als ein Unterstrom einherläuft, der oft genug anschwillt und alles überflutet.
Es blieb im fünften und sechsten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts
keinem Einsichtigen verborgen. daf> man sich in einer ÜBERGANGSZEIT befand.
Man sprach ganz unmittelbar von einem 'Kampf der Stile ums Dasein' und ercirterte
lebhaft, ob die Antike, die Gotik oder die Renaissance den Sieg davon tragen
würden — und ob sie ihn verdienten. Vom Einflüsse der Antike auf das Kunst-
gewerbe erwarten manche englische und italienische Kreise Nutzen, vom Ein-
flüsse der Gotik vornehmlich die Deutschen, vom Einflüsse der Renaissance die
Engländer, Österreicher und Italiener, zum Teil auch die PYanzosen. Unleugbar
klingt in denen, die für die Antike eintreten, die klassizistische Zeit nach; unleug-
bar hat auch diese Zeit ihr Kunstgewerbe zum MaP>halten in Form und Zierat, zum
logischen Denken, zum tektonischen Eimpfinden, zur wirklichen Einsicht in den
Organismus der Form erzogen. Dieses Firbteil bleibt erhalten. Die Gotiker sind von
der Romantik beherrscht; sie wollen in alle kunstgewerblichen Erzeugnisse noch
immer eine Menge von Gedanken hineinlegen; jedes ihrer Stücke soll erzählen
[vgl. Seite 451 j, etwa von herrlicher Vergangenheit, oder von tiefgründiger Sagen-
welt, oder von altvertrautem Getier und Gewächs. So ergeht sich namentlich das
gotisierende Kunstgewerbe, wie es in Hannover, am Rhein, in München, in Eng-
land und anderwärts in den fünfziger Jahren noch blüht und bis zum Ende der
sechziger Jahre sich erhält |vgl. S. 434 u. flg.]. Die Anhänger der Renaissance
endlich rühmen ihr nach, daft sie die gröf^te Bewegungsfreiheit gestatte, daf^ ihre
Formen sich noch am besten der Gegenwart anpassen, daf^ von ihr aus eine gründ-
liche Weiterentwicklung des Kunstgewerbes möglich sei, daf> es daher richtig sei,
auf sie zurückzugreifen und an ihr gleichsam die verlorengegangene Überlieferung
wiederanzuknüpfen. In dieser Richtung bekundet sich zum Teil schon der deko-
479
Abb. 387: Victor Dumont, Taji
■-til Louis-X\l, ausgeführt von Bezault in l'aris
rative Stil [siehe nächstes Kapitel], der in den fünfziger Jahren von England aus-
geht und im sechsten Jahrzehnt sich weiter ausbreitet. D
Alle drei Richtungen knüpfen an ältere Vorbilder an. Sie ahmen sie auch ganz
unmittelbar nach. Aber sie tragen stets etwas von ihrem eigenen Wesen mit hin-
ein. Das hat seine Ursache in dem, was man kurzweg das AUGE der ZEIT nennt.
Jede Zeit nämlich betrachtet in einer nur ihr eigenen Weise die Vergangenheit,
also auch die Erzeugnisse vergangenen Kunstschaffens. Diese Anschauungsweise
wechselt mit dem Fortgange der Geschlechter; dieKommenden sehen mitanderen
Augen als die Gehenden. Daher rührt es, dag die Nachbildung eines alten Kunst-
werkes, die den Zeitgenossen des Nachbildners zum Verwechseln getreu er-
scheint, den Nachfahren schon auf den ersten Blick eine deutliche Verschieden-
heit vom Original offenbart. Wenn also die fünfziger und sechziger Jahre die
Antike oder die Gotik oder die Renaissance nachbilden, so tun sie das — un-
bewußt diesem unwandelbaren Gesetze des kunstgewerblichen Schaffens gehor-
chend — im Sinne ihrer Zeit und nicht der Vorzeit. So entsteht eine neue Antike,
eine neue Gotik, eine neue Renaissance. Bemüht man sich gar, die alten Vor-
bilder den neuen Bedürfnissen anzupassen, so ergibt sich sehr schnell ein Stil,
der scheinbar dem alten folgt, in Wirklichkeit aber unter Anlehnung an den alten
schon seinen eigenen Weg geht. So muß man jene Nachahmung der alten Stile
auffassen, die in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts allgemein
üblich ist. Dann begreift man, warum sich zum Beispiel auch im Anpassen griechi-
scher Formen an die Erfordernisse der Zeit, unter naheliegendem Anklingen
480
Ahli. ::^^: \iktoire Dumoiit, T;i|
111 Paris
U
an das Louis-XVI. in den sechziger Jahren das NEO-OKEC [Abb. 128 und 129J
entwickeln konnte. D
Die ANTIKISIERENDE Richtung trat um die sechziger Jahre überhaupt ziem-
lich energisch wieder in den Vordergrund. Vornehmlich trug dazu der Gold-
schmied ALESSANDRO CASTELLANI in Rom bei, der in ausgezeichneter Weise
getreue Nachbildungen antiken Goldschmuckes herstellte und darin Unüber-
troffenes leistete [Abb. 367 1. Er hielt sich streng an seine Vorbilder und gestal-
tete sie nicht im Sinne seiner Zeit um, wie viele seiner zahlreichen Nachahmer
taten. Doch hat auch er, gestützt auf hervorragende Kenntnisse, selbst neue
Formen ersonnen [über einen anderen Zweig seiner Wirksamkeit siehe unten].
Castellani ging von der griechischen Antike bis zur byzantinischen Zeit; die ihm
Nacheifernden schritten viel weiter; sie griffen, wie zum Beispiel die Brüder
Philipps in London, auf ägyptische und assyrische Vorbilder zurück, zogen grie-
chische, römische, byzantinische, morgenländische und nordische Arbeiten heran,
und nicht minder alles das, was Gotik, Renaissance, Barock und Rokoko ihnen
boten. So kam es also auch auf diesem Gebiete zu einem bunten Stilgemische,
von dem man nur sagen konnte, daf; die antike Richtung in ihm vorwog. An Mode-
launen fehlte es nicht: der Bau und die mit grogem Pomp 1867 erfolgte Eröffnung
31 • Geschichte des Kunstgewerbes. IL 401
Aob. Jsy; Julius Schnorr. Slultgari, Eiubaiiddecke
für Dores Prachtbibel. 1868. Nach Original-
Q Zeichnung ü
des Suezkanals | insbesondere auch die
zur F^röt'fnung geschaffene Oper Aida]
leni<ten die Blicke auf Ägypten und führ-
ten dadurch zu einer allerdings bald ver-
rauschenden Ära des ÄGYPTISCHEN
STILES, ganz besonders in der Goldwaren-
industrie. D
Übrigens besitzt die MODE jetzt noch
grölsere Macht als zuvor. Gerade die
/unehinende Leichtigkeit des Verkehrs
bringt es mit sich, dafi jede Regung der
Mode sich schnell allen mitteilt. Paris gibt
nach wie vor den Ton an, und die KRINO-
LINE, die in den fünfziger Jahren langsam
aber stetig an Umfang zugenommen hat
W 1 *" ^^^^^"'^"^^^ ~^^''"]^^'^-'^"'' I I man vergleiche die Abbildungen 368 und
c ' 'I J-v.^^^=-_^::^^^?-y'-^-'A;'. I 369 1, schwillt jetzt zu gewaltiger Grüfte
an. Umsonst ergief^en sich Ströme von
Spott über sie; sie bleibt in der Mode und
zwingt sogar vielfach zum Bevorzugen
von Sitzmöbeln, die keine oder nur kurze
Armlehnen haben. D
Während jene Hinneigung zu den ältesten Stilen in Italien und England am
stärksten, in Frankreich weniger hervortrat] zumal dieses noch immer Barock und
Rokoko eifrig pflegte, vgl. das Mobiliar der Abb. 368 und 369]. blieb Deutschland
wesentlich der langsam absterbenden romantischen Richtung treu, die in einer
ziemlich stillosen Anlehnung an gotische Vorbilder ausklang. Allgemein freilich
bediente man sich damals des GOTISCHEN STILES in ganz Europa für alle zu
kirchlichen Zwecken bestimmten Erzeugnisse. Was an Kirchenleuchtern, Altar-
schreinen, Kreuzen [Abb. 370], Kelchen [Abb. 371 1. Patenen, Monstranzen und
anderen kirchlichen Geräten damals entstand, folgte fast ausnahmslos dem goti-
schen Stile, und ebenso die kirchlichen Textilarbeiten. Doch auch Erzeugnisse für
den weltlichen Gebrauch, so z. B. Beleuchtungskörper (Abb. 373], bewegten sich
\ielfach in dieser Richtung. Endlich bekundet sich auch, hauptsächlich im Zu-
sammenhange mit der Gotik, ein Zurückgreifen auf den ROMANISCHEN STIL.
Namentlich für kirchliche Zwecke [Abb. 372] zieht man ihn heran, ebenso für
Ehrengeschenke und sonstige gröP^ere Aufgaben des Kunstgewerbes. — Die Neu-
gotik geht mit den sechziger Jahren allmählich ihrem Ende entgegen. Wenn sie
auch das Kunstgewerbe auf enge Bahnen gezwungen hat, Gutes hat sie ihm den-
noch recht viel erwiesen. Sie hat die innere Ausstattung der Kirchen [im Zusam-
menhange mit der äugeren Gestaltung der Gebäude] zu grof^er künstlerischer Voll-
kommenheit gebracht; sie hat das Vorbildliche der alten kirchlichen Gewänder
und Geräte in helles Licht gesetzt und damit auf das ganze Kunstgewerbe be-
fruchtend eingewirkt, und sie hat endlich Weberei, Stickerei, Goldschmiedekunst
482
Abb. 390: J. F. Mtllerio, Pari», DiamantaKraffc in
ü Form einer Feder n
uiiii llolzarbeit durch das llfraii/ielieii
so mancher alten Technik wieder aufs
neue belebt. Gerade das ist als Gegen-
gewicht gegen die kunstgewerbliche
Massenproduktion, deren Umfang man
sich nicht gro|\ genug vorstellen kann,
von höchstem Werte gewesen. Ohne
diese \'orarbeit der Neugotik hätte die
neue Kenaissance des dekorativen Stiles
sich nicht so kräftig im siebenten Jahr-
zehnt allgemein durchsetzen können. D
Ein Vorherrschen der RKNAISSANCK
läf^t sich allerdings schon in den sechziger Jahren auf dem Gebiete des Mobiliars
wahrnehmen, nicht minder auch in den Arbeiten aus Metall, insbesondere aus
Bronze, aus Gold und Silber, und in manchen Schmucksachen. Auf dem Gebiete
des Glases muf, man sogar jetzt schon von einem unmittelbaren Wiederaufleben
der Renaissance sprechen, wie es Dr. SALVIATI in Venedig herbeiführt. Sehr in
den Vordergrund tritt in den Arbeiten der Kenaissance, besonders in denen aus
Holz, aus edlem und unedlem Metall, aus Steinen, Terrakotta und Porzellan, die
Verwendung der menschlichen und tierischen Figur als Träger und als Schmuck.
Wie sich das Bild für die einzelnen Gebiete des Kunstgewerbes in den sech-
ziger Jahren gestaltet, soll folgender Überblick zeigen. D
Im MOBILIAR bekundet sich, wie schon erwähnt, eine merkbare Änderung:
Barock und Rokoko treten für Kngland, Deutschland, Österreich und Italien zu-
rück; die Renaissance herrscht in diesen Ländern fast ausschliesslich vor, und nur
in Deutschland und Kngland waltet noch daneben die Gotik [Abb. 374 1. Das
DEUTSCHE Mobiliar steht künstlerisch nicht eben hoch; es erscheint zumeist et-
was plump und schwerfällig, entbehrt der zierlichen Linienführung der Franzosen,
ist aber, so weit es sich nicht um Fabrikware handelt, immer recht gut und solide
gearbeitet |Abb. 375|, in der Schnitzarbeit oft sogar vortrefflich (Abb. 377 und
379]. Der Gesamtaufbau der Möbel erscheint meist zu streng architektonisch, so
daft die Schränke manchmal wahren Häuserfassaden gleichen. Im Schnitzwerk
breitet sich eine Neigung zum Naturalismus aus, die dem landläufigen Geschmack
zu sehr entgegenkommt. D
ÖSTtlRREICH steht in seinem Mobiliar unstreitig höher. Es dankt das vor-
nehmlich der GRUPPE des WIENER KUNSTGEWERBEMUSEUMS. Man faftt mit
dieser Bezeichnung alle die führenden Kräfte zusammen, die sich in den fünfziger
und sechziger Jahren um das k. k. Museum für Kunst und Industrie in Wien scharen.
Sie werden im nächsten Kapitel eingehende Würdigung finden. Es möge daher
an dieser Stelle genügen darauf hinzuweisen, daP, zahlreiche Architekten damals
in Wien den Möbeltischlern hilfreich zur Seite stehen und begabte Bildhauer selb.st
mit tätig sind, und daf> man auch wiederholt versucht, neue Aufgaben zu lösen
[Abb. 380J. Weit mehr als das deutsche Mobiliar zeigt das österreichische
gefälligen Schwung der Linien, wie das namentlich im Sitzmöbel zutage tritt
3r
483
Abb. 391: Morel-Ladeuil, Paris. Der Morgen, in
D Silber getriebene Schale D
Gotik in Wien gepflegt hat [Abb. 381 1.
|Abb. 376). Den Kastcnmöbeln ist eine
sorgsam abgestimmte Raumgliederung
eigen. Nächst den Franzosen bestreben
sich namentlich die Österreicher, die ge-
samte Zimmereinrichtung wieder einem
einheitlich geschlossenen Stile unterzu-
ordnen und in diesem Simie von vorn-
herein das ganze Mobiliar zu gestalten
[Abb. 382], Einzelne Möbel, die später
die Neurenaissance ganz allgemein auf-
nimmt, wie Staffeleien für Bilder und
Bildermappen, oder Gestelle mit Kästen
für Zeichnungen und Kupferstiche, fin-
den sich jetzt schon im österreichischen
Mobiliar | Abb. 378 1. Ebenso fehlt nicht
der Waschkasten, den schon die neue
Er stellt bereits eines jener nutzlosen
Zimmermöbel dar, die die Neurenaissance liebt; seine Aufgabe ist zumeist eine
rein dekorative, denn man benutzt ihn fast nie. In den sechziger Jahren bürgern
sich die Möbel aus gebogenem Holz [Wiener Möbel] allgemein ein. Obwohl sie
VERLIXDEN auch in Belgien herstellt, erobert sich doch vornehmlich THONET
in Wien, ihr Erfinder [vgl. obenj, mit ihnen den Weltmarkt. Sie werden längere
Zeit für den Privatgebrauch herangezogen [Schaukelstühle], später mehr nur für
die Ausstattung von Geschäftsräumen, Kaffeehäusern und Gaststuben. D
ENGLAND hat sich in seiner Möbelindustrie seit Mitte der fünfziger Jahre
außerordentlich gehoben ; Entwurf und Ausführung erscheinen gleich vortrefflich,
ein gemeinsamer Zug in der gesamten englischen Möbelindustrie ist unverkenn-
bar. England ist das einzige Land, das sich bemüht, gotische F'ormen der Gegen-
wart anzupassen, wie es sich überhaupt dadurch auszeichnet, daß es in seinem
Mobiliar den Gebrauchszweck unverrückt im Auge behält. Mäßigung und Klar-
heit in der Zeichnung, einfache Art der Behandlung, sorgfältige Ausführung,
geschickte Wahl der Hölzer, gute Farbe, Unterordnen des Zierats unter den
Gebrauchszweck, Herausheben des Gesamteindruckes sind für die englischen
Möbeltischler jener Zeit kennzeichnend. D
In auffallendem Gegensatze dazu steht die FRANZÖSISCHE Möbeltischlerei;
der Gebrauchszweck ist ihr nicht die Hauptsache, sondern der äußere, prunkvolle
Eindruck. Dafür bietet sie alle Mittel auf, prachtvolle Hölzer. Einsätze von Por-
zellan und Halbedelsteinen, sowie vor allen Dingen Beschläge und ganze Einsätze
aus vergoldeter Bronze. Dadurch erzielt das französische Möbel außerordentlich
viel Kontrastwirkungen, helle Lichter, tiefe Schatten, starke Farben. Selbst
scharfe Gegensätzlichkeit der Farben wird nicht gescheut. Besonders aber fällt
in der französischen Möbeltischlerei dieser Zeit die Verwendung der mensch-
' "-^en P'igur und der halb menschlichen, halb tierischen Phantasiegebilde auf.
Kern Land zeigt so viel menschliche Gestalten als stützende Ellemente im Mobiliar
484
H. P^OURDINOIS, PARIS • KREDENZ
IN NUSSBAUM MIT EINLAGEN 1867
^
Ht^iSir.
/j
Abi). 392: Die Seine. Sclilul^sturk :ni> di-in vm-
silbiTten Tafelzeuge für die Stadt Paris. Von
O Christofle & Cie. in Paris. 1862-1865 D
verwandt, iiiul n;leicher\voise so viele
Greifen, Spliinfren, Meerweibchen und
andere Zwitterjjeschöpfe, wie gerade
Frankreicli. Die besten Kräfte, wie ein
FOUKDINOIS u. a., beherrschen aller-
dinjijs die Kif^iir mit grof^er Meisterschaft
(s. Tafel I; aber die groHie Zahl der weni-
crer Bejrabten verfällt leicht in Manier, Un-
natur und Blendwerk, wenngleich eines
unverkennbar bleibt: der ausserordent-
lich gute Geschmack der Franzosen, der
alles gleichsam unwillkürlich beeinflufit
und leitet. Das was man als Schwung bezeichnet, fehlt nirgends. Vorwiegend
bewegt man sich im Stile der Spätrenaissance; als Material benutzt man gern das
Ebenholz oder seine Krsatzmittcl, wie schwarzgebeiztes Binibaumholz. Durch
Finlegen insbesondere von hellen Hcilzern und Klfenbein erhöht man die Wirkung,
die freilich in dem zahlreichen Ausfuhrgute mit der Schnitzerei zusammen nur
den Eindruck des Unruhigen erzielt. Sehr zustatten kommt den französischen
Mitbeltischlern, daf> sie über eine ausgezeichnete handwerkliche Technik ver-
fügen. Diese festzuhalten wird ihnen um so leichter, als die Nachahmung der aus-
gezeichneten Möbel des achtzehnten Jahrhunderts niemals aufgehört hat. D
ITALIEIN bildet in dieser Zeit seine Schnitztechnik zu gröf,ter \'irtuosität aus.
Wesentlich von Nutzen ist ihm dabei, dafi seine Mt)beltischler im Ausbessern der
vielen echten Renaissancemöbel, die es besitzt, grof;e Geschicklichkeit gewonnen
haben, und noch gröfiere im täuschenden Nachahmen dieser Stücke. Daher jjflegt
Italien auch die Einlegearbeit mit vielem Erfolg. Auch in Stein. D
TEXTILKUNST. Obenan stehen auch jetzt noch die Erzeugnisse der Kaiser-
lichen Manufacture des GOBELINS in Paris. Mit ihr ist die Manufaktur von Beauvais
verbunden. Das ganze ist in drei Abteilungen zerlegt, die F'ärberei, die Teppich-
wirkerei, die Möbelstoffabrikation. Die Färberei gilt als die erste der Welt; ihre
von dem Chemiker CHE\'REUL bearbeitete Farbenkarte umfaP^t 14420 ver-
schiedene F'arbentöne! Sie werden ausschlieHilich mit natürlichen Farbstoffen her-
gestellt. Neue Bahnen beschreitet man in der I-'abrikation nicht; man strebt nach
wie vor höchste Bild wirkung an und wählt danach seine Vorwürfe. Allerdings nicht
ohne der Renaissance näherzu rücken. In den sechziger Jahren gelten dieGobelins
nach Guido Renis Aurora und nach Tizians himmlischer und irdischer Liebe als
die besten. Altere Arbeiten nach Entwürfen von Lesueur und Boucher. ins-
besondere solche mit Amoretten, werden regelmäßig gefertigt. Die Beauvais-
arbeiten bevorzugen Blumenstücke in hellen Tchiungen, weiter Jagdszenen und
ähnliches. In Aubusson dagegen blüht die Privatindustrie. Sie war nach der
Revolution ganz zurückgegangen und erst die SALANDROUZE, Vater und Sohn,
hatten sie in mehr als fünfzigjähriger Tätigkeit wieder emporgebracht. Alle-
gorische Darstellungen, Szenen aus dem Jagd-, Fischer- und Landleben bilden die
Vorwürfe der Produktion. Andere Werkstätten von Aubusson [die meist auch in
485
D Abb ;!M: O. Massini, l'aris, lluarsclimuck in Hrillantcn. 1S(!7 D
den Händen alter, schon lange in dem Zweige tätiger Familien sich befinden] geben
alte, erzählende Vorwürfe wieder, zum Beispiel den Pfau, der sich bei Juno be-
schwert, oder die Frösche, die den Storch zum König wählen, oder die Enten, die
die Schildkröte durch die Lüfte führen usw. Vielfach handelt es sich um reine
Nachbildungen von Savonnerieteppichen oder von Panneaux nach Watteau, von
alten Blumenstücken und dergleichen. Außerordentlich beschäftigt ist Aubusson
mit Stuhlbezügen. Freilich fehlt es auch jetzt schon nicht an billigen Nach-
bildungen, die in Paris auf Jacquardstühlen entstehen. D
In der Fabrikation von TEPPICHEN zeichnen sich in Frankreich Aubusson,
Amiens, Abbeville. Nimes und Beauvais aus. Tourcoing ist hauptsächlich auf
Moquettes, auf Plüschteppiche beschäftigt. England druckt bereits Teppiche, das
heißt es bedruckt vor dem Weben die Kette, so daß nachher das gewollte Muster
auf dem Webstuhle entsteht | vergl. Bd. I, S. 20 ff. |. Die als Axminster bekannten
Teppiche werden nicht mehr in dieser Stadt, sondern hauptsächlich in Wilton ge-
fertigt, die englischen Brüsseler Teppiche in Kidderminster, Halifax und Durham,
die Kidderminsterteppiche dagegen in Glasgow, Aberdeen und Durham. Daneben
stellt man noch Kuhhaarteppiche her, sogenannte holländischcTeppiche, und Jute-
teppiche, diese namentlich in Dundee. Alle diese Erzeugnisse sind Fabrikware
ohne jeden künstlerischen Gehalt. -Der Nachbildung türkischer Teppiche widmen
sich die staatlichen Manufakturen zu Tournay in Belgien und zu Deventer in
Holland. Auch schlesische Teppichfabriken tun das, während die anderen deut-
schen Teppichfabriken, zu Berlin, Düren und Elberfold, daneben auch noch Möbel-
stoffe und Wandbezüge liefern. In Österreich steht die Teppichmanufaktur von
Philipp Haas und Söhne in Wien, die größte des europäischen Festlandes nächst
den französischen. allen voran. Sie istbewundernswert eingerichtet; alleArbeiten,
die notwendig sind um von der Roh wolle bis zum fertigen Stück zu gelangen, führt
sie selbst aus. IhrEmporblühen dankt sie namentlich derTatkraft und dem großen
Verständnis ihres Gründers F^HILIPP HAy\S; er hat seine Manufaktur aus eigener
Kraft von kleinstem Anfange zu solcher Höhe gebracht. Die Zeitgenossen rühmen
seinen Werkstätten vor allem dieSicherheit nach, mit dersie diemorgenländischen
486
!Gi.-j E ROUDILLON, PARIS • 6ÜHKANK IX EBENHOLZ UND G(JL[)-
BRONZE MIT EINLAGEN VON ELFENBEIN UND PORZELLAN. 1867
m
1
Abb. 394: H. Ferstel, Wien, Obcrljchtgitter für das Palais Erzherzog Ludwig Victor. Zeichnung von
O H. Riewel, Ausführung von Bernd in Wien. 1867 D
Teppiche, insbesondere persische und türkische wiedergeben. Die getreue Kopie
eines Teppichs, den einst Peter der Grof^e vom Schah von Persien zum Geschenk
erhalten hatte, bildeteEnde der sechziger Jahre eine vielbewunderteArbeit dieser
Werkstätten. Das größere Verdienst von PhiHpp Haas aber lag — was seinen
Zeitgenossen nicht immer ganz zum Bewuf^tsein gekommen ist — darin, dag er
das Wesen der orientalischen Teppichmusterung richtig erkannte und darauf
fufiend zahlreiche Arbeiten eigener Erfindung in gesunden Nachmustern an-
fertigte. Dadurch hat er nicht nur der aufblühenden österreichischen, sondern mit
der Zeit der gesamten europäischen Teppichindustrie den Weg gewiesen. D
Die TÜRKISCHEN TEPPICHE bilden in den sechziger Jahren einen großen
Handelsartikel. Die Donauländer, Koniah und Smyma erscheinen als die drei
Hauptstätten der Teppicherzeugung. InOuchak beiSmyrna haben Europäer große
Teppichwerkstätten eingerichtet. Im allgemeinen sind freilich die englischen Ma-
schinenerzeugnisse, wenngleich sie künstlerisch äußerst tief stehen, den franzö-
sischen, österreichischen und deutschen Erzeugnissen auf dem Weltmarkte eben-
so überlegen, wie den morgenländischen. Gerade diese englischen Fabrikate för-
dern den Zug der Zeit nach billig und schlecht. □
In MÖBELSTOFFEN leisten die Webereien vonTourcoing und die von Philipp
Haas und Söhnen das Beste; in Decken auch die später noch mehr aufblühende
Fabrik von Carl Ginzkey in Maffersdorf in Böhmen [heute vielleicht die größte
Österreichs]. CD
Auch in den sechziger Jahren braucht die Damenwelt noch ungemein viel
SCHALS. Weil ein europäischer Weber die besten indischen Erzeugnisse, die am
Ursprungsorte, im Tal von Kaschmir, etwa 1500 bis 2000 Mark kosten, nicht unter
24000 bis 30000 Mark liefern könnte, haben französische Fabrikanten Webereien
in Kaschmir und Umritsur errichtet, wo sie von Eingeborenen weben lassen. In
487
Abb. 395: Friedrich Hitzig, Berlin, Grabgitter, modelliert von Gebrüder Dankberg, gegossen von der
D Wilhelmshütte bei Seegen D
Europa webt man die Schals auf Jacquardstühlen aus tibetanischer Ziegenwolle,
die man über Ruftland bezieht und im Schuß mit etwas Organsineseide verspinnt.
Die feinsten Schals webt Paris [manche Pariser Erzeugnisse stammen freilich aus
Fresnoy le Grand und aus Rohan], die nächstbesten Lyon und Nimes. G
In der SEIDENWEBEREI steht Lyon noch immer obenan, wenngleich sich Tours
mit seidenen Tapeten noch lebhaft hält und Krefeld merkbaren Wettbewerb be-
reitet. Als Muster für figurierte Stoffe liebt man Vögel, Insekten und Feldblumen,
namentlich Zusammenstellungen, die aussehen, als kämen sie gleichsam unmittel-
bar vom Kornfelde, z. B. Vögel und Schmetterlinge mit wildem Mohn, Kornblumen,
Winden, Raden und Ähren [Abb. 385]. Diese Musterung herrscht auch in den
seidenen Bändern vor, die damals eine groge Rolle spielen. IhrHauptort ist Saint
Etienne im Departement Loire, wo seit länger als drei Jahrhunderten die Band-
weberei blüht. Die Schweizer Seidenwebereien, die um zwei Jahrhunderte älter
sind, suchen Saint Etienne den Rang abzulaufen. In Kleiderstoffen, deren damals
die Damenwelt dank der Krinoline doppelt große Mengen verbraucht, tritt die
Musterung mehr und mehr zurück zugunsten der einfarbigen oder moirierten
Stoffe. Taffet, Atlas, Samt und namentlich Moire antique spielen eine große
Rolle; aber nicht selten nimmt die Pariser Mode auch wieder gemusterte Stoffe
auf und dann tut es gewohnheitsmäßig die ganze Welt. D
Die LEINENWEBEREI entfaltet künstlerisch in dieser Zeit nichts, so lebhaft
sie auch in Irland, Belgien, Frankreich, Westfalen, Schlesien und Böhmen blüht.
Nur die Damastweberei der Lausitz hebt sich etwas über den Durchschnitt, aber
in Mustern, die nur der damaligen Zeit künstlerisch erscheinen | siehe Abb. 386|.
In der Baumwollenweberei steht England obenan, im Bedrucken von Stoffen
Mülhausen im Elsaß, wo man statt der beiden Farben Türkischrot und Indigoblau
[die man zu Anfang des Jahrhunderts allein als echte Druckfarben kannte] jetzt
mehr als dreißig besitzt. Die baumwollenen Möbelstoffe bedruckt man zumeist auf
grauem Grunde mit allerlei bestechend zusammengestellten Blumen; daneben
fängt man an, Cretonnes, Piques und Musseline zu bedrucken. Als Neuheit gelten
488
Abb. 396: J. H. Strack, Berlin, Teil eines Kande- Abb. 397: Carl Tietz, Wien. Uhr aus Bronze, 1862,
labers, modelliert von O. Müller, gegossen von ausgeführt von Josef Weltmann. Im Besitze de»
D Lauchhammer 1K67 D q l'rinzin Hohcnlohe D
aufgedruckte Photographien in Medaillons zwischen Hlumengchängen. Daneben
blüht der Druck nach morgenländischen Vorbildern. Persische Gewebe und
indische Zeugdrucke werden in Unmengen nachgeahmt und noch mehr nachem-
pfunden. Bildliche Darstellungen, wie romantische Gruppen, ethnographische
Szenen, Jagd- und Schlachtenbilder sind allgemein beliebt, nicht nur auf allerlei
Vorhang- und M(")belstoffen, sondern namentlich auch auf den allgemein benutzten
farbigen Taschentüchern aus Seide und Baumwolle. Kngland steht künstlerisch
den Franzosen im Zeugdruck nach, ebenso Deutschland, | Berlin, Lcirrach in Baden |.
Dadurch, dafi die Chemie zahlreiche künstliche Farbstoffe an Stelle der natürlichen
gesetzt hat und dadurch, daH; man Maschinen besitzt, die bis zu vierzehn Farben
gleichzeitig aufdrucken, ist man zu einer Leistungsfähigkeit gelangt, die einen
auP^erordentlich schnellen Wechsel der Muster mit sich bringt und jeglichen künst-
lerischen Inhalt für lange Zeit ausschliep^t. D
In der SPITZFNINDUSTRIK hat die Einführung der Maschinen, insbesondere
der verschiedenen Webstühle und Tamburiermaschinen, einen wesentlichen Rück-
gang der Handarbeit zurFolge gehabt. Am höchsten stehen in den sechzigerJahren
von den Nähspitzen die ALENCONSPITZKN. Ihre Herstellung erfolgt in Teilen von
etwa 30 cm Länge, die man mit unmerkbar bleibenden Säumen zusammenheftet.
Bis zu zwölf Personen sind an der Herstellung eines solchen Einzelstückes betei-
ligt ; die eine näht den Grund, die andere die Ranken, die dritte und vierte die Blätter,
Blüten usw. Die Industrie war unter der Revolution zurückgegangen, unter Napo-
leon I. wieder emporgeblüht, dann nochmals gesunken und erst unter Napoleon III.
wieder zu höchster Entfaltung gelangt. Sie hatte z. B. das Hochzeitsgeschenk für
die Kaiserin Eugenie und die Behänge im Werte von 1200C0 Franken zu liefern für
489
die Wiege, die die Stadt Paris für den Prin-
zen Louis Napoleon schenkte und von der
Porzellannianufaktur in Sevres anfertigen
lie^ [I]. In den sechziger Jahren zog der
Fabrikant Lefebure zahlreiche Kräfte von
Alencon nach dem mehr als 100 km nord-
westlich gelegenen Bayeux im Departe-
ment Calvados [westlich von Le Hävre].
Dort arbeitete man aber ganz im Sinne des
Modegeschmackes: man war namentlich
stolz darauf, durch verschiedene Nadel-
führung in der Spitze die Wirkung von
Licht und Schatten hervorbringen zu kön-
nen. Man sah also sein Ziel gerade im Ge-
genteil der flächenhaften Wirkung, wie
sie früheren und späteren Zeiten meist als
Grundforderung für das künstlerische We-
sen der Spitze vorschwebte. Ein Beispiel
bietet Abb. 384; die Nachahmung des ge-
falteten \'olants galt als höchste Errungen-
schaft. In diesem Departement Calvados
blühte damals auch die Herstellung der ge-
klöppelten schwarzen Spitzen, wie man sie
in Teilen gefertigt zu sogenannten HALB-
SCHALS zusammensetzte. Der Hauptort
dieser im Handel vielfach als Chantilly-
spitzen gehenden Erzeugnisse war eben-
falls Bayeux; das Muster war immer natu-
ralistisch gehalten, und der Stolz der Er-
zeuger bestand darin, 'so wundervoll zu
schattieren, wie in einem Gemälde'. Weiter
klöppelte man damals auf^erordentlichviel
Spitzen im Departement Haute Loire. Der
Hauptort war Le Puy an der oberen Loire;
das oft recht wohlfeile Fabrikat ging unter
dem Namen Guipures. Unter der Bezeich-
nung Lorrainespitzen hingegen verstand
man die noch billigere Klöppelspitze von
Mirecourt und Umgebung im Departement
Vosges [nordwestlich Epinal]. D
Den Weltmarkt aber versieht Belgien mit seinen Spitzen. Als die vollkommen-
sten gelten die BRÜSSELER. Allerdings werden die ganz von Hand gearbeiteten
nur noch selten verlangt, seitdem der Grund auf Maschinen so billig hergestellt
wird. Ganz allgemein herrschen Blumenmuster, die man in den Fond einnäht oder
Abb
o
39«: B«leuchtanffsfie^r in
Miroy Freres in P*ris.
Zinkgu5
1867
von
D
490
[meist in Klöppelarbeit] ihm aufheftet | Ap-
plikation |. Halbschals, im llaiuiel sonder-
barerweise Points genannt, meist mit Ho-
sen- oder Farnwedelmustern, und Schleier
bilden das Hauptgebiet | Abb. 383). Nächst
den Brüsseler Spitzen kommen an Wert die
Valencicnnosspitzon, die man in Flandern
durchaus mit der Hand kl()ppclt, sowolil
Grund als Muster. Im westlichen Flandern
ist Ypern, in Üstflaiuiern Courtrai Haupt-
ort. In Frankreich selbst, insbesondere in
Valenciennes selbst fertigt man in diesen
Jahren nur noch wenig Spitzen. Hinter
den beiden ebengenannten Hauptarten der
belgischen Spitzen treten die Mechelner
und die Gramontspitzen an Bedeutung sehr
zurück; sie stellen wesentlich Handelsware
dar ohne jeden künstlerischen Wert. Auch
die Handspitzen, die man in diesen Jahr-
zehnten in Fingland. Deutschland. Italien
und Spanien fertigt, sind künstlerisch
ohne Belang. Überall stehen die billigen
MASCHINENSPITZEN im Vordergrunde.
Jacquardstuhl und Bobbinetmaschine ha-
ben in Verbindung mit anderen technischen
Errungenschaften zu einer ausgedehnten
Spitzenindustrie geführt, die besonders in
Nottingham, in Calais und in Lyon ihren
Sitz hat. Ihre Haupterzeugnisse sind Schals
und Schleier; zu den Schals verarbeitet
man vielfach Mohair und Yakwolle, also
die Wolle der asiatischen Angoraziegen
und Grunzochsen; zu den Spitzen oft die
Wolle der südamerikanischen Lamas. D
Ganz ähnlich ist die WEISSSTICKEREI
auf Musselin, Jaconnett, Cambric und Tüll
wesentlich zur Maschinenarbeit gewor-
den. Sie blüht vor allen Dingen im säch-
sischen Vogtlande und seinem Hauptorte Abb. 399: Ht-louchtuntfsfJKUr in ZinkKU^ von
Plauen. Kleider. Einsätze, Taschentücher. ° ^"'°>' ^^''■"'' '" ^''""'^ '*^^ °
Kissenbezüge und Vorhänge sind der Hauptgegenstand; Blumen in Streumustern
und Buketts, groftblättrige Pflanzen, Vögel, Vierfüfier, menschliche Figuren, nicht
minder Vasen und Landschaften bilden ohne künstlerischen Gehalt die Muster, die
einander in rascher Folge mit jeder Saison jagen. Ganz ähnlich arbeitet man in
491
Frankreich, wo uaimMitlit-h Nancy und
Mirecourt Mittelpunkte dei- Fabrikation
bilden. Vorwiejxend Ap{)likationen auf
Maschinon^rund führt die schweizerische
\\'eiljiwarenindustrie aus, die sich im Kan-
ton Appenzell mit dem Hauptortc Herisau
und im Kanton Sankt Gallen mit dem
_ , gleichnamigen Haiiptorte entwickelt hat.
I *'0J>*. I Auch sie segelt im naturalistischen P\\hr-
rr^k ^'.^v^<\\M^y^^ '^W^ Wasser, bevorzugt jedoch für Vorhänge
j^ yf*^"-' •-tTVc^ X^ J^ ""^' ähnliches zumeist ein großes in sich
geschlossenes Muster, während sie für
kleinere Arbeiten, z. B. Taschentücher,
Kleiderbesätze usw., sowohl naturalisti-
sche wie geometrische Muster ohne jeden
ausgesprochenen Stil oder Geschmack
benutzt. D
Die FARBIGF STICKEREI beschränkt
sich in jenen Tagen wesentlich auf die
Zwecke der Kirche; Lyon und Paris gehen
darin allen anderen voran. Den besten
und jedenfalls nachhaltigsten Einfluß auf
den Geschmack Europas üben die farbi-
gen Stickereien aus, die man von der Tür-
kei und von Persien her einführt. Aller-
dings läuft auch unter ihnen, namentlich
seit der Pariser Weltausstellung 18(j7, viel
Minderwertiges mit unter. Gerade das ahmt die abendländische Industrie mit
größtem Eifer so billig und infolgedessen so schlecht als miiglich nach. Vielfach
nur durch Druck. □
DieTAPP:TENTXDUSTRIE folgtden Wegen des Zeugdruckes undderWeberei.
In England bevorzugt man strengere Pflanzenmuster in ruhiger Farbengebung,
zum Beispiel abwechselnd übereinander gestellte, symmetrisch angeordneteBlatt-
verzweigungen; in Deutschland pflegt man naturalistische Muster, namentlich
lockere Sträufie von Feld- oder Phantasieblumen, die in lauten, die natürlichen
überschreienden Farbentönen auf grauem, gelbbraunem oder süf^lich rosen-
farbenem Grunde schräg aufsteigen, nicht selten von allerlei Goldhöhung be-
gleitet; in Österreich walten die günstigen Einflüsse vor, die aus dem Studium der
orientalischen und [nach dem Vorgange von F'ischbach] der mittelalterlichen Ge-
webemuster sich ergeben, so dafi hier die Tapeten oft eine vortreffliche, farben-
schöne Wirkung erzielen; in Deutschland und Österreich bleiben daneben aber
noch immer die Tapeten im Schwange, die allerlei Szenen aus dem Jagd-, P'ischer-
upf' T -nriieben exotischer Gegenden erzählen. In PVankreich dagegen laufen zwei
R; „-n nebeneinander her. Die eine streut lockere Büschel und einzelne ab-
von der Hude, Berlin, Gaslampe für
einen Kamin. 1867 O
492
geschnittene Blumen über den
vielfach goltl^emusterten Fond,
ahmt auch ähnlich figurierte zeit-
genössische Stoffe nach; die an-
dere schliefit sich an \'i)rbilder
aus dem achtzehnten. Jahrhundert
an und gibt architektonisch voll-
ständig gegliederte W'andflächen
samt Gobelinbchang und Stoff-
bezug möglichst täuschend wie-
der [Abbildung 387 und 388 1. Sie
sucht dadurch der Wand den ein-
heitlich geschlossenen Kindruck
zurückzugewiiuien. den sie im
achtzehnten .Jahrhundert beses-
sen hat. Dadurch hebt sich allge-
mein das Gefühl für die künstle-
rische tlinheit der Zimmerflächen,
so daf^ der aufkommende deko-
rative Stil in dieser Hinsicht sei-
nen Weg schon etwas vorbereitet
findet. Technisch ist die Nach-
ahmung des architektonischen
und stofflichen Kindruckes [be-
sonders der Gobelin- und der
Atlastextur], dem man sich in den
Tapeten widmet, oft recht müh-
sam; behauptet man doch, daP> die
Landschaft in der Mitte der Ab-
bildung 388 mehr als 900 ver-
schiedene Aufdrucke erfordert
habe. Ihrem inneren Werte nach
empfinden die Zeitgenossen alle
solche Nachahmungen j im Gegen-
satze zu uns] als kunstgewerbli-
che Errungenschaften. Hebt man Abb. 401 :S >{aben.schadcn. J.-iedi)okalinCialvinoplastik. 1863
doch rühmend hervor, daft französische Tapetendrucker die alten Gobelins zum
Verwechseln ähnlich auf Papier wiedergeben. Selbstverständlich bringt man auf
den Tapeten nach Art der Abb. 387 und 388, ebenso auf den nur mit Blumen ver-
zierten, und nicht minder in allen Deckenmalereien [die gern plastische Zierat
mit dazwischen verteilten Blumen vortäuschen] deutliche Schlagschatten an. Da-
durch verlieren die PTächen [aber nur für das heutige Auge] den Charakter des
Geschlossenen, Ruhigen. Daf; in den gedruckten Tapeten der Schatten auf der
einen Zimmerseite zumeist gegen das Licht steht, und daP> alle Schlagschatten
493
abends bei künstlicher Beleuch-
tung falsch liegen, bemerkt die
damalige Zeit nicht. D
In der Ausstattung des BUCHES
logt man grof-^en Wert auf die bild-
lichen Beigaben, wie sie sich mit
Hilfe des Steindruckes ermögli-
chen lassen. Kein Werk von Be-
lang unterläfit es, auf dem Titel zu
erwähnen, wieviel Tafeln es dem
Leser bietet und wie viele da-
von 'farbig illuminiert' sind. Sel-
ten fehlt dabei die Angabe des
Künstlers ; ausgezeichnete Kräfte
I Menzel] widmen sich diesen Auf-
gaben. Der Holzschnitt entfaltet
sich durch das Aufblühen der gro-
f-^en illustrierten Zeitungen [wie
sie in Newyork, London, Paris,
Leipzig und Stuttgart erscheinen]
nach Umfang und Häufigkeit ge-
waltig, nach künstlerischem
Werte nurmägig, wenngleich eine
groP^e Zahl tüchtiger Künstler für
den Holzschnitt zeichnet. Zumeist
pflegt man den Tonschnitt, der
von Amerika über England nach
Europa gelangt ist; er führt nur
zu bestechenden Bildwirkungen.
Den Konturschnitt und damit die
künstlerische Hebung des Holz-
schnittes fördern Künstler wie
Abb. 402: Gartentor aus Schmiedeeisen von Barnard. Bishop Ludwig Richter. Im allgemeinen
D und Bamard in Norwich D g^eht die Illustration zum Texte
nur in erklärendem Zusammenhange; sie erläutert den Text, gibt dem Fassungs-
vermögen des Lesers die sichtbare Unterlage, nimmt ihm also einen Teil des
Denkens ab. Das tut sie auch dann, wenn sie sich bemüht, zugleich den Text zu
umrahmen. Nur selten gelangt sie dabei zu dekorativer Wirkung; meist bleibt es
beim Ornamentieren, beim Auszieren der Seite, deren Satzbild keinen typographi-
schen Zusammenhang mit der Zierat gewinnt. D
Noch weniger eng erweist sich der Zusammenhang zwischen EINBAND und In-
halt des Buches. Zwar erstrebt man diesen Zusammenhang lebhaft, aber man findet
ihn fast immer nur auf äußerlichem Wege, indem man z. B. eine Illustration des
Buches in Form einer blinden oder vergoldeten F^ressung auf dem Deckel wieder-
494
^
s
ANTOINE VECHTE. GROSSE VASE
IN SILBEK LM LÜUVKE ZU PARIS
.^w~
[Tibt oder ^rar sie ihm farbig oin-
le<j[t, oder iiuiein man dem Deckel
allerlei Sinnbilder aufpräj't, wie
etwa einem geistlichen Buche das
Kreuz, einem Rechtsbuche die
Wage usw. Diese Neigung zu Sinn-
bildern wächst, je mehr man mit
Hilfe der Maschinen den Kaliko-
einband schnell und billig herstel-
len lernt [ Abi). 'SHW,. Aber auch der
Ledereinband wird maschinell
gefertigt, nicht selten nach alten
\'orbildern. Eline zunehmendeNei-
gung zu farbiger Wirkung, insbe-
sondere für rote, blaue und grüne
Farben der ganz aus Leder oder
Kaliko, unter Aufwendung reich-
licher Goklpressung hergestell-
ten 'Prachtbände', tritt empfind-
lich hervor und leitet den Ge-
schmack der groP>en Menge sehr
nach unten. Vortreffliches leisten
nur wenige, darunter J. Zaehns-
dorf in London und Gruel-Kngel-
niann in Paris; Zaehnsdorf na-
mentlich im Anschlu(-> an Vor-
bilder der Renaissance. D
Eine Besonderheit entwickelt sich im ALBUM. In den sechziger Jahren kommt
die Hildnisphotographie allgemein in Aufnahme. Damit erwächst das Bedürfnis
nach dem Photographiealbum. Man lehnt sich erklärlicherweise an die alte Buch-
form an. Nun wird es aber allgemein Gebrauch, das Album auf dem Sofatische
oder auf Beisatztischchen im Salon dauernd aufzulegen. Um ein Zerkratzen des
Kinbandes zu vermeiden, heftet man ihm Beschläge auf. Zunächst ganz einfache,
nur dem Zwecke dienende, sehr bald aber allerlei zierende prunkhaftc. Daraus
geht sehr schnell eine vollständige Albumindustrie hervor, die lange Zeit in der
I oft nur vorgetäuschten ] Kostbarkeit des Beschlages und Leders, also in der rein
äußerlichen Pracht ihr Ziel sucht. So ausgezeichnete Künstler für einzelne Auf-
gaben tätig sind, so niedrig steht doch zumeist die Massenware, die in zahllosen
Mustern und unmeftbaren Mengen überallhin sich verbreitet. Ende der achtziger
Jahre gibt es in Mitteleuropa nur wenig Behausungen noch, in denen sich nicht ein
Photographiealbum befände. Und wenn es auch nur eines aus solchem Papier
wäre, das vortäuschen möchte, Leder zu sein. D
In den Arbeiten aus GOLD und SILBt]R herrschte in den sechzi^r Jahren die
Renaissance fast unbestritten vor, wenngleich neben ihr noch immer Barock- und
495
Abb. 403 :
D
Barbedienne, l'aris, Spiegel in Kahmen aus ver-
silberter und vergoldeter Bronze D
Rokokoformen in Geltung blieben. Mit
vollendeter Meisterschaft bediente sich
ANTOINE VECHTE der Formen der Re-
naissance. Er fertigte, ohne eine hinrei-
chende künstlerische Vorbildung genos-
sen zu haben, anfänglich in Paris, dann in
England in abhängiger Stellung Kopien
von Arbeiten Benvenuto Cellinis, die als
echte Erzeugnisse des Meisters nament-
lich über Paris in den Kunsthandel kamen
und ob ihrer Vollendung alle täuschten.
Später gelang es Vechte, sich aus dieser
innvürdigenLage zu befreien und eigene,
unter seinem Namen gehende Arbeiten zu
schaffen | siehe die Tafel), besonders für
die alte Londoner Firma Hunt & Roskell.
Er bildete mehrere sehr begabte Schüler
heran, darunter die Brüder Fannieres und
Morel-Ladeuil [Abb. 391] in Paris, der in
dem Miltonschild für Elkington & Co. ihn
Abb.404:Koischer.TnrkiopferinBronze.modeiiiert erreichte. Es war damals Sittc. fürEhrcn-
D von E. Woiff, gegossen von Hauschild D gcschcnke derartige Schilde herzustellen.
Sie wurden meist vergoldet oder emailliert, oder auch mit tauschiertem Stahl
verbunden, wie z. B. der von H. H. Armstead für Hunt & Roskell entworfene und
getriebene Schild, der dem General Sir James Outram überreicht wurde. Hervor-
ragendes leisteten in getriebenem Silber außerdem noch Froment-Meurice [der
Sohn-, Odiot undChristofle & Cie. in Paris. Bekannt wurden namentlich die silber-
nen Tafelgeschirre, die Christofle & Cie. für den Kaiser Napoleon III. und für die
Stadt Paris zu liefern hatten [Abb. 392 und die Tafel (. □
Zur Herstellung von Kirchengeräten, wie Kreuzen. Monstranzen, Altären, Kron-
und Wandleuchtern, Kandelabern und Ampeln, bediente man sich vielfach der ver-
silberten und vergoldeten Bronze. Neben romanischen Anklängen bewegte man
sich meist im gotischen Stile; so arbeiten zum Beispiel die Gebrüder Poussielgue
in Paris nach den Zeichnungen des Gotikers Violet-le-Duc. D
Überhaupt war man damals eifrig bemüht, den Kreis der Arbeitsmaterialien zu
erweitern. So zogFroment-Meurice den Bergkristall wieder mit großem Geschick
heran, andere benutzten Achat. Nephrit, Blutstein usw., um sie in Gold und Silber
zu fassen. Der Schmelz gelangte wieder durch CHARLES LFIPEC inParis, der ihn
meisterlich handhabte, zu hohen Ehren; neben ihn traten Christofle, Barbedienne
und Elkington mit ähnlichen Bestrebungen, die alle auf erhöhte Farbigkeit des Er-
zeugnisses abzielten. Im großen ganzen kann man sagen, daß auf dem Gebiete des
Goldes und Silbers die Franzosen an Neuheit, Zeichnung und Geschmack noch allen
voraus sind, daß dagegen die Engländer mehr auf Solidität, auf Güte des Materials
und tüchtige Arbeit halten. Vielfach sind französische Künstler für englische
4%
Q~r| CH. CHRISTOFFLE Sc Cie., PARIS • DIK
• tJKI SCHIFFAHRT, SILBERGRUPPE. 1866
Werkstätten tätig, so für Harry Kinaiuiel
in London oder für Benson, der sich in
riiren und Silber^eschmeiden auszeich-
net, oder für Klkini,'ton, der durch seine
Silberwaren bekannt ist. oder für Phillips
in London, berühmt durch seine. Juwelen.
Ganz im Gegensätze zu anderen Häusern
arbeiten einzelne Firmen, z. H. die schon
erwähnte von Hunt \: Ruskell, ständig'
mit den tüchtigsten Künstlern. Wie sie
früher einen Fla.xman und Haily herange-
zogen haben, so jetzt einen Vechte. Arm-
stead. Brown (vgl. Abb. 343 auf Seite 433 1,
Barrett und andere. D
In Amerika liebt man es, Schiffsmo-
delle in Silber herzustellen; Tiffany und
Dean Benton in New-Vork pflegen na-
mentlich diesen Zweig des Handwerkes.
l'Auv Kunst offenbart sich darin nicht,
ebenso nur zum kleinsten Teile in den
Rennpreisen, die man in England imd
Frankreich mit besonderer Vorliebe den
Silberschmieden aufträgt. Meist läuft es
in allen solchen Arbeiten nur auf das
Prunken mit dem kostbaren NLiterial
hinaus. Die großen Firmen, Christofle,
Flkington und andere beschäftigen für
das Elntwerfen derartiger und verwandter
Flrzeugnisse ständig mehrere künstlerisch geschulte Kräfte. Aber es kennzeichnet
die allgemeine künstlerische Lage der Zeit, daf> die Namen der Entwerfenden zu-
rücktreten hinter den der Firma. Das gilt für groPie Möbelhäuser und Dekorations-
firmen genau so wie für die Fabriken, die Stoffe oder Tapeten, Silber- oder (lold-
waren, Bronzen oder keramische Produkte erzeugen. Ähnliches wurde weiter
oben schon für die Stoffe des achtzehnten Jahrhunderts mitgeteilt. D
So weit der SCHMUCK nicht die weiter oben schon erwähnte antikisierende
Richtung verfolgt, hält er sich, allerdings unter tausend Seitensprüngen, mehr
und mehr an die Vorbilder der Renaissance. Ganz allgemein wächst die F'arbig-
keit der Erscheinung. So bringen die Brüder MELLERIO [Abb.39(),S.483I in Paris
die farbigen Fidelsteine, besonders den Saphir mit Plrfnlg wieder in Aufnahme; die
grün und blau schillernden P'lügeldecken südamerikanischer Käfer verarbeitet
man zu allerlei Schmuck, für den man auch den Schmelz mehr heranzieht. Endlich
findet in diesen Jahren der FILIGR.WSCHMUCK, sowohl in weifiem wie in ver-
goldetem Silber, begeisterte Aufnahme. Ostindische und türkische Arbeiten, die
nach Europa gelangen, geben den Anstoß. Castellani bildet altitalienischen Volks-
32 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 497
O Abb. 405: Plock, Türklopfer In Bronze, 1863 D
schmuck nach durch bäuerliche Goldschmiede, die er in den Gebirjrstälern seiner
Heimat aufsucht und nach Rom zieht; die oberitalienischen Goldschmiede, allen
voran Kmilio Forte in Genua, beschränken sich nicht nur auf das Nachahmen alter
iTUter Vorbilder, sondern suchen demFiliprran neue, oder doch selten beschrittene
We^e zu erschlietHMi, indem sie es beispielsweise zu Ziojarettendoscn, Visiten-
kartentaschen, Schalen, Vasen usw. benutzen. Der Umstand, dal^ dieses italieni-
sche Filigran sich bereits in den fünfziger Jahren allmählich über ganz Europa
verbreitet, lenkt auch die Aufmerksamkeit der Spanier, Irländer und Skandi-
navier auf ihre gleichgerichtete heimische Volkskunst; in den sechziger Jahren
kommen daher das spanische, irische und norwegische Filigran allgemein in
Aufnahme. Zugleich aber greift man wieder zurück auf alte irische und norwe-
gische Geschmeide ; insbesondere zeichnen sich darin neben dem schon seit Jahren
auf diesem Gebiete tätigen Goldschmiede Christesen in Kopenhagen sein Lands-
mann Möller, sowie Tostrup in Christiania aus. — Auch dieser Darstellung gegen-
über darf man nicht vergessen, daf> neben den hervorragenden Arbeiten eine ge-
waltige Zahl maschinell hergestellter Schmuckstücke nur dem niedrigen Ge-
schmacke dient, daß sie insbesondere den naturalistischen Neigungen der grofien
Menge und dem Hange zum Protzen entgegenkommt. Das tut sogar manch teures,
von Hand gearbeitetes Schmuckstück [Abb. 393 auf S. 486]. Die Goldwarenindu-
strie, wie sie namentlich Paris zum Zwecke einer umfangreichen Ausfuhr mit Ma-
schinen betreibt, bewegt sich fast ausschließlich in überkommenen, landläufigen
Rokokomotiven, vielfach mit Korallen und Amethysten als Einsätzen. D
Ganz die gleichen Formen pflegt die BIJOUTERIE, deren ausgesprochenes
Ziel die Nachahmung des echten Schmuckes ist. Dazu bedient sie sich des Tom-
baks, der goldfarbenen Legierung von Kupfer und Zink, das mannigfach abgewan-
delt unter allerlei Hüllnamen auftritt [Mannheimer Gold, Similor, Chrysochalk,
Oreid, Pinschbeck, ChrysorinJ. Der daraus geprägte und gestanzte Schmuck wird
entweder nur geglänzt oder noch vergoldet, zumeist im galvanischen Bade oder
durch Ansieden, wenngleich auch die Feuervergoldung [Amalgamiergold, Pariser
Gold, Or molu] noch viel ausgeübtwird. AnStelle echter Steine werden unterlegte
Bergkristalle [ungarische Diamanten], wasserhelle Quarze [RheinkieselJ und vor
allem Glasflüsse eingesetzt. Von diesen Glasflüssen bezeichnet man die besseren,
durch Gießen und Schleifen gewonnenen als Straß, die billigeren, durch Pressen
und Glänzen oder auch nur durch Pressen hergestellten als böhmischeSteine. Jene
kommen aus Paris, diese aus Gablonz. Es gibt keinen, wie auch immer gearteten
Edelstein oder Halbedelstein, den man nicht in Schnitt und Farbe aus Glas vorzu-
täuschen versuchte, auch Gemmen, Kameen und Korallen. Unrechte Perlen kommen
aus Venedig, Paris und [später] aus Lauscha in Thüringen. Hauptorte der Bi-
jouteriefabrikation sind Paris, Sheffield und Birmingham, daneben auch noch
Wien, Gablonz, Pforzheim und Schwäbisch-Gmünd. In den europäischen Handel
kommt die 'Bijouterie fausse' fast nur über Paris, während die Nachahmungen des
exotischen Volksschmuckes unmittelbar von ihren englischen Erzeugungsorten
den Verbrauchsländem zugehen. D
ARBEITEN IN UNEDLEN METALLEN. Die Neigung der Zeit zu billigem
498
^^^^
r^JK
FROMENT-MEURICE KANDELABER IN BERG
KRYSTALL UND SILBER FÜR NAPOLEON UI. 1867
Prunk kennzeichnet vielleicht nichts so deutlich, wie das Zurücktreten des
Schmiedeeisens vor dein OL'SSl^ISKN, das man nicht in den seiner Kij^enart ent-
sprechenden schweren Formen auftreten, sondern mit weni^jen Ausnahmen die
schlanken, luftigen Bildungen des Schmiedeeisens nachahmen lä|^t. Dalier bietet
sich, {janz im Ge^jensatze zur nachfolgenden Periode | die sich ailerdinj^s jetzt schon
vielfach einleitet, v^l. Abb. 394 auf S. 487], in dieser Zeit dem Kunstschmiede wenij^
Gelegenheit zu umfangreichen Arbeiten [Abb. 402, S. 494 1. Desto gröf^er ist die
Zahl der Garten-, Grab- und Balkongitter, der Stiegengeländer, Türen und Tür-
griffe aus Gufieisen [Abb. 395 auf S. 488 1. Vor allem hat sich das Gufieisen in den
Dienst der Gasbeleuchtung gestellt; die Strat^u'nkandelaber sind ausschlief^>lich in
Misen gegossen | Abb. 39G auf S. 489 1, nicht minder die zahlreichen Beleuchtungs-
k(')rper für das Haus, also die Treppenleuchter, die figürlichen Lampenständer, die
Zimmerkronen und selbst die einfachen Gasarme. Diese billigen Gasarme gief^t man
zuerst in Nordamerika; sie bürgern sich selbstverständlich schnell in ganz Europa
ein und führen hier, wie Bronze bemalt, zu einer waren Sintflut von unschiinen Er-
zeugnissen. Auch sonst gief^t man in Eisen, was sich nur irgend gieften lä(it, Tisch-
und Kaminlampen |Abb. 400, S. 492 1, Schalen, Zierteller, Waschgestelle, Tische
Bettstellen, Stiefelknechte usw. In England gief^t man Kleiderständer. Huthalter
und die bekannten unschönen Schirmständer, die schnell ihren Weg nach dem Fest-
lande nehmen. In Deutschland bemühen sich namentlich die gräflich Einsiedel-
sche Flisenhütte zu Lauchhammer und die gräflich Stolbergsche | F'aktorei | zu Ilsen-
burg im Harz, von älteren Originalen getreue Abgüsse herzustellen, so namentlich
von prachtvollen geschmiedeten und reich verzierten Waffen, wie Hieb- und Stich-
waffen, Helmen, Schilden, Brustpanzern und ganzen Rüstungen, des weiteren von
geschnittenen, tauschierten und geätzten eisernen Kästen usw. In Frankreich und
in Deutschland gief>t man schließlich auch groHicTore, Springbrunnen der verschie-
densten Art, Gartenvasen und Gartenm()bcl, Öfen und ganze Trepj)en in einer Un-
zahl von Mustern. Viele dieser Gufiwaren werden mit P'arbe überstrichen und
lackiert |z. B. die bekannten Gartenmöbel, die Birkenholz nachahmen], zahlreiche
andere galvanisch vergoldet oder bronziert. D
Dieser Überzüge bedient sich auch die KUNSTBRONZE, der Zinkguf>, der vor-
nehmlich figürliche Darstellungen pflegt, darunter neben zahllosen Abgüssen be-
rühmter Bildwerke und genrehafter Darstellungen die weit verbreiteten Flammen-
träger [Abb. 398 u. "99 auf S. 490 u. 491 1 die bis in die neunziger Jahre im Schwange
bleiben. Des weiteren gieP;t man in Zink besonders noch Leuchter, Uhren, Lampen
[für Petroleum], Vasen, Lampenträger, Schalen, Krüge, F'euerzeuge usw. Haupt-
ort der Herstellung ist Paris; kennzeichenderweise arbeiten viele Werkstätten
nicht selten gleichzeitig in Bronze und in Zink. Dasselbe gilt von manchen
Berliner BronzegieP^ereien. Man ist sich des künstlerischen Unterschiedes, der
zwischen Bronze und Zink, zwischen Original und Surrogat besteht, zumeist nicht
bewuftt. Die aus Zinkguf; gefertigten Füfte für Petroleumlampen, mit denen
namentlich Berlin und Wien den Weltmarkt versehen, halten sich bis ans Finde des
neunzehnten Jahrhunderts; die bemalten oder bronzierten Zinkfiguren sind sogar
im zwanzigsten Jahrhundert noch nicht vom Schauplatze verschwunden. D
32* 499
In der BRONZK stehen neben Erzeug-
nissen, die mehr der liohen Kunst an-
o;ehören, den Zeitgenossen im X'order-
grunde des Interesses die halb genre-
hnften Figuren und Figurengruppen, wie
die tändehiden Amoretten, die .läger und
Schützen, die allegorischen Figuren, z.B.
die Personifikationen der Wissenschaften
und Gewerbe, die ethnographischen Fi-
guren, wie die Tscherkessen, Mohren und
Indianer, die russischen Bärenjagden und
la|)pländischen Reiuitierschlittcn. Diese
ganze Figurenwelt bleibt bis in die neun-
ziger .lahrc hinein auf dem Weltmarkte,
jedes Jahr der Mode entsprechend umge-
staltet, ihrem Kunstwerte nach sich müh-
sam auf einiger Höhe haltend. Italien ko-
piert neben seinen Funden aus Pompeji
und Herkulaneum zahlreiche Arbeiten
der Renaissance. Die Wiener Bronze-
industrie hebt sich von Jahr zu Jahr; sie
arbeitet wesentlich kleinere und mittlere
Ausstattungsgegenstände [Abb. 397 auf
Seite 489j für Schreibtisch, Kamin und
Salon; zumeist mit allerlei figürlichem Zierat oder mit Emblemen der Wissen-
schaft, Technik und Kunst verbunden. Doch stellt sie auch jetzt schon allerlei
Jagdtiere, auch totes Wild in Bronzegüssen dar, die sie entweder blank versilbert
oder vergoldet, oder versilbert und dunkel, bis fast zur Stahlfarbe oxydiert. Werk-
stätten, wie die von Lux, Klein, Böhm, Dziedzinski und Hanusch stehen in ihren
Leistungen voran. In Deutschland pflegt man unter den Einflüssen der aufkommen-
den Renaissancebewegung mit besonderem P>folge den Bronzegufi für die eigent-
liche Ausstattung des Hauses, zum Beispiel für Treppengeländer, Balkongitter,
Türgriffe usw. |Abb, 404 u. 405 auf S. 496 u. 497|. Dem Denkmalsgusse widmet
sich Österreich mit großem Eifer und vielem P>folge; es sieht von irgendwelcher
künstlicherFärbung seiner Arbeiten ab und gibt ihnen nur eine matte, gleichmäf^ig
getönte Oberfläche. Diese Sitte beobachtet es auch in seiner Kleinplastik aus
Bronze. Damit weicht es stark von der namentlich in P'rankreich üblichen Manier
ab, die figürlichen Bronzen in verschiedenen Tönen zu patinieren, das Gesicht und
die Hände zum Beispiel anders als die Kleidung und deren einzelne Stücke wieder
untereinander verschieden: ein Verfahren, das die heutige Zeit nicht mehr billigt.
Unter den deutschen Bronzen stehen die von Ferdinand von Miller in München und
Hermann Gladenbeck in Berlin obenan; Gladenbecks verkleinerte Nachbildung
von dem Rauchschen Denkmal Friedrichs des Großen unter den Linden zu Berlin,
seine Arbeiten nach Albert WoWf, PVanz Drake (König Friedrich Wilhelm IV.)
Abb. V*a: K. Keiber, Fayencevase mit eiiijjegrabc-
nen Verzierungen, ausgeführt von Theodore Deck,
O Paris-Vaugirard, 1868 D
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Q-r\ ZULOAGA, MADRID STANDUHR
.<JK Ars CTSFLIERTEM EISEN. UM 1870
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und anderes erregen Aufsehen. Die dem
Grafen Einsiedel ^rehörende Giet^^erei zu
Lauchhaminer pflegt neben dem Eisen-
gut\ auch den Bronzeguü, in dem sie
namentlich für Kietschel | Luthordcnkmal
in Worms] zu gießen hat. Die deutsche
llandelsbronze wird oft gar nicht pati-
niert, sondern in der natürlichen gelben
Farbe des Metalles belassen. D
Die Franzosen hingegen ziehen neben
derPatinierung noch die galvansiche Ver-
goldung und Versilberung heran um ihren
figürlichen Hronzen lebhaften Ton zu ge-
ben. Die besten Arbeiten in Geräten, die
sich meist im Stile der Renaissance be-
wegen, fertigt Barbedienne |Abb. 403,
S. 495); neben ihn tritt vornehmlich S. Abi, 407: niumenvase in Porzellan von .M.mon &
Deniere fils mit seinen dunkel patinierten n Co., stokeon Trent, ist? d
Bronzen. Im übrigen sind zahlreiche tüchtige Kräfte auf diesem Gebiete tätig;
Matifat, Auguste Cain, V. Thiebaut, Miroy freres et fils, Blot und Drouard. Jules
Lefevre und andere. Für die Bronzegeräte, also die Schreibzeuge, Schalen, Vasen.
Uhren, Leuchter, Spiegel. Kästchen, Jardinicren usw. erscheint die vielfarbige
Behandlung, zum Beispiel durch mehrere Patinatiine. als Regel. Oft geschieht,
wie schon angedeutet, des Vielfarbigen zu viel. Das zeigt sich besonders in der
damals stark benutzten Emaillierung; das Email champleve, der Grubenschmelz,
den man in Verbindung mit nachfolgender Vergoldung der Stege überaus eifrig
anwendet — auch auf galvanischen Erzeugnissen - geht in seiner Vielfarbigkeit
und im Grellen seiner Wirkung oft über das zulässige Maf> hinaus. Doch darf man
auch hier nicht vergessen, daf; jene Zeit anders urteilt als die heutige, daP^ sie
z. B. ein Schmuckkästchen aus vergoldeter Bronze, dessen Längsseiten blau,
tlessen Querseiten schwarz eingeschmolzen sind, als schön empfindet |s. die P'ar-
bentafel mit dem Kästchen von Philippe]. Bemerkenswert bleibt diese Vorliebe
für farbige Wirkung immer; sie ist wertvoll für die Entwicklung des dekorativen
Stiles. Dieses Streben nach farbiger Wirkung bekundet sich auch auf einem ganz
anderen Gebiete, auf dem des tauschierten Eisens. In Madrid erzeugen der Präsi-
dent der dortigen Akademie der Künste, ZULOAGA und seine Söhne in Anlehnung
an die überkommenen maurisch-spanischen Vorbilder zahlreiche vortreffliche
Werke in tauschiertem Elisen, so z. B. Schalen, Kästen, Waffen usw. [siehe die
Tafel Zuloagaj. Auch sie bereiten damit dem dekorativem Stile den Weg. D
In unzählbaren Mengen kommen die GALVANOPLASTISCHEN ARBEITEN in
den Handel. Es gibt unter den aus Metall gefertigten Ziergeräten kaum eines, das
nicht in Galvanoplastik billig hergestellt würde, sei es nach alten Originalen, sei
es nach neuen Modellen. Eine hervorragende Rolle für die Galvanoplastik spielt
die Trophäe; sie wird für alle nur denkbaren Aufgaben angefertigt, immer in den
501
entsprechenden Emblemen. Man
verwendet diese Trophäen, die zu
diesem Zwecke meist auf Medail-
lons oder Kartuschen erscheinen,
sowohl alsBeschlätre für Albums.
Bücher, Map|)en, Möbel und Ga-
lanteriearbeiten, wie als Auflap^en
für allerlei Geräte aus Metall
[auch aus Silber]. Sehr bald ent-
wickelt sich daraus eine beson-
dere Art der galvanoplastischen
Geräte, der Ziergeräte mit natu-
ralistischen Beziehungen auf den
Sport I Abb. 401 auf S. 493]. Sie hal-
ten sich bis an den Ausgang des
Jahrhunderts. Nur selten sind für
sie hervorragende Künstler tätig,
meist sind es Bildhauer und Zise-
leure, die im Auftrage ihrer Fa-
briken arbeiten und ungenannt
bleiben. Das kennzeichnet auch
diese galvanoplastische Industrie.
da(i der Name des künstlerischen
D Abb. 408: j. und L. Lobraeyr, Wien, Glaskrone D (jrhebers nicht erscheint. Alle die
großen Firmen wie Christofle, Barbedienne.Elkington und andere, sie beschäftig-
ten zahlreiche Künstler, sie nehmen auch Arbeiten von freien Künstlern zur Ver-
vielfältigung an, aber vor dem Publikum erscheint nicht der Künstler, sondern
der Vervielfältiger. Nur in figürlichen Handelsbronzen besteht insofern eine Aus-
nahme, als sie meist den Namen ihres Verfertigers tragen. D
KUNSTTÖPFEREI. In Frankreich bewegt sich Sevres in seinen alten Bahnen;
seine Arbeiten, öfter in Goldbronze gefaxt, weich aber brillant bemalt, zeigen
farbenglühende Landschaften und köstliche F'igurenstücke, meist alles ausgeführt
im Stile der Watteau und Boucher, aber keines einen Fortschritt bedeutend gegen
das in der vorigen Periode Geleistete. Nur die Formen sind eleganter und gleich-
mäßiger geworden, die dekorative Anordnung atmet besseren Geschmack: das
aber ist auch fast alles. In dieser Zeit bemüht sich Sevres in Hartporzellan zu ar-
beiten, später erst kehrt es zu seiner Pate tendre zurück. Zwei grofie Vasen mit
Malereien von Solon jin Päte-sur-Päte, siehe unten] und Lome sind gerühmte Ar-
beiten aus dem Ende der sechziger Jahre. An Sevres schließen sich Pillivuyt,
Levassor Boyer, C. le Rosey und andere in Paris an; die Fabriken in Limoges er-
zeugen meist nur weißes Porzellan. □
In Fayencen steht Deck in Paris obenan; Stil und Ausführung seiner Arbeiten
sind gleich gut; sie zeugen von künstlerischem Können und persfinlicher Eigenart,
insbesondere die Stücke, die Ranvier, Anker, Reiber und andere für ihn schaffen
502
I Abb. 4UG auf Seite 500 ]. In Nevers
und Hourjj la Keine blühen kera-
mische Fabriken, die Porzellan
und Fayence pflegen, in Arreye-
les-Mines stellen Utzschneider &
Co., die später mit Villeroy und
Boch sich vereinifjon, Steingut
und Porzellan her. In Paris sind
mehrere Werkstätten, so Parbi-
zet. Pull, Hrianchon, mit Nachah-
mung der Fayencen von Pallissy
und der von Oiron beschäftijft.
Daneben blühen anonym in Paris
in diesem Jahrzehnt (und ebenso
später] die keramischen Fäl-
scherkünste. - Zahlreiche Werk-
stätten benutzen die Chromolitho-
graphie und die Photographie
zum Ausschmücken ihrer Arbei-
ten. Eünen künstlerischen Wert
besitzen solche Überdrucke nicht.
Ganz allgemein leistet Frankreich
[eine Beobachtung, die sich oft
wiederholt i in üebrauchsgeräten
nichts besonderes; seine Tafel-
D Abb. 4(W: Antonio SalviatI, VcncdiK, (Jlaukronc, IHf.T Q
und Trinkgeschirre in Porzellan und anderen
keramischen Materialien bleiben plump, schwerfällig und von herkömmlichen
Formen. Darin sind die englischen Werkstätten entschieden weiter. D
Auch die Terrakotta schätzt man in Frankreich wenig; immerhin zeigen sich
Anfänge, darunter Arbeiten von J. Cheret. D
Die ENGLISCHE Keramik hat sich seit 1851 wesentlich gehoben. Copeland
and Sons in Stoke on Trent, künstlerisch bis 1862 von Thomas Battam geleitet,
nachher von George Eyre, bringen auf ihren Porzellanen (ift Blumenmalereien an,
die den Zeitgenossen an die Feinheit der alten holländischen Blumenmaler heran-
zureichen scheinen und demgemäf> Hochschätzung erfahren. Für Copeland tätige
Künstler sind J.Durham, Hurten, Lucas, Smith. Minton & Co. [Abb. 407, S. 501 ) be-
schäftigen Künstler wie Allen, Mitchell, Simpson und .Jahn, der namentlich durch
Malereien im Stile Watteaus hervorragt. Besonders gerühmt werden die F'ayencen.
oder wie man sie damals nennt, die Majoliken dieser F'irma, darunter ein großer
Krug mit einem Gemälde nach Caravaggio und eine Vase, deren Henkel von
nackten Knaben auf Elefantenköpfen gebildet werden. Das Porzellan von W^edg-
wood and Sons ist in dieser Zeit fast garnicht dekoriert; unablässig ist die Fabrik
mit dem Herstellen jener Arbeiten beschäftigt, die Wedgwood als Jasper be-
zeichnet hat und die heute seinen Namen führen. Am meisten begegnet man Ein-
sätzen dieser Art in Möbeln und zuweilen auch in Kaminen. Für Wedgwood ar-
503
beitet übrigens auch ein franzö-
sisclicrKünstler, Lessore inFon-
tainebleau. Die Königliche Por-
zellanmanufaktur zu Worcester
leitet K. W. Binns; seine besten
Stücke sind Juwelenporzellane.
Die DEUTSCHEN Manufaktu-
ren bekunden nur geringe Fort-
schritte. Berlin führt nach Ent-
würfen von Kolbe Mischkrüge
aus, mit Szenen aus der Nibe-
lungensage. Anderes nach Ent-
würfen von Blomberg, darunter
eine grolle Biskuitvase mit den
Figuren der acht alten Provinzen
von Preufien. Meif^en bleibt sei-
nen alten Vorbildern getreu, in
denen es nach wie vor regen Ab-
satz findet. Ein gewaltiger Kan-
delaber nach dem Entwürfe von
Wiedemann [des Dresdener
Künstlers, dessen S. 436 u. 455
gedacht wurde] gilt seiner Zeit
als ein Meisterstück keramischer
Kunstfertigkeit. Von den Male-
reien werden die nach Entwürfen
von Schnorr von Carolsfeld und Bendemann gerühmt, insbesondere die, die
von Müller ausgeführt worden sind. Nach dem Urteile der Zeitgenossen zeigen
viele Arbeiten Meißens hohen Kunstsinn, den später Lebende aber nicht mehr in
gleichem Maf^e herausgefunden haben. Die Wiener Staatsmanufaktur wird 1864
leider aufgegeben. — In mehr billigen Waren treten Villeroy & Boch in Mettlach
[Luxemburg] hervor, in Terrakotten für Bauzwecke und Gärten P. und E. March
in Charlottenburg, in Handelsporzellanen Tielsch & Co. in Altwasser. D
Die alte Manufaktur des Marchese Ginori in Florenz, die schon länger als ein
Jahrhundert besteht, pflegt eine Mischung von älterem und neuerem Majolikastile.
Neben sie tritt J.Richard in Mailand. DieNachahmung alterMajolika blüht in ganz
Oberitalien. In Skandinavien liefert die Manufaktur von Rörstrand gelbes Irden-
geschirr. In Spanien, in Sevilla, besteht unter dem Engländer Pickman eine kera-
mische Werkstätte, die über dreitausend Arbeiter beschäftigt und vornehmlich
rotes irdenes Hausgerät fertigt, aber auch jene eigentümlichen lüstrierten Gefäße,
die man als direkt von den Mauren überkommen ansieht. Es sind das vorwiegend
getreue Kopien der hispanomoresken Majoliken [vgl. Band I, S. 506 1. Man be-
hauptet, daß Pickman das Geheimnis ihrer Herstellung von einem Zigeuner in
seinem Dienste erfahren und daraufhin seine Fabrik gegründet habe. D
504
Abb. 410: Theophil Hansen, Wien. Teile einer Glasgarnitur,
O ausgeführt von J. und L. Lobmeyr, Wien, 1867 n
Im GLASE steht uiii liiesc Zeit ENO-
LANI) allen atuleren Ländern hinsichtlich
der Klarheit, Durchsichtigkeit und Bril-
lanz des Erzeujjnisses voran. Insbeson-
dere hat sich sein Schleift,'las von Jahr
zu Jahr jjebessert; die Formen schlief^en
sich immer enger an die Anforderungen
des Gebrauches an und der Schliff selbst
ist technisch voUkonuneii. Im allgemei-
nen bewegt sich die geschnittene Arbeit,
namentlich aufTrink- und Ziergläseni, in
ornamentalen Mustern, z. B. in Arabesken
mehr aber noch in naturalistischen Mo-
tiven, wie Blumengehängen, Büschen,
Bäumen, Städtebildern und ähnlichem;
das Übertragen der menschlichen (Jestalt
mit>lingt fast immer. Dagegen entfaltet
sich der Schliff in reichem Maf^e, wobei
er sich von Übertreibungen und techni-
schen Kunststücken ferner hält, als zehn
oder zwanzig Jahre früher. Das farblose
^ Abb. 411; Anton Kinckhiki-, Teile einer Srhn-il)-
KristallglaS wiegt vor; nur hm und wie- j^arnitur in Kcschliffenem Olas und Messing, aus.
der strebt man nach Farbigkeit durch o geführt von j. und i„ i.obmcyr in wim. iH-TiO
Verwenden von Kubinglas. Alte venezianische Gläser ahmt man gern nach; Kron-
leuchter aus Glas sind nicht allzuhäufig, dagegen sehr viel Glasglocken für Gas-
beleuchtung. London I James Green. Pellatt<S:Co., F. und C. Osler] und Stourbridge
sind die Hauptorte. Die Glashütten und Raffinerien von Stourbridge arbeiten meist
für die Londoner Handelshäuser, wie J. Dobson. W. P. und C. Phillips & Pearce,
H. und J. Gardner und andere, die alle Rohglas anfertigen und nach ihren Angaben
schleifen und schneiden lassen. Gardner z. B. fast nur Blumenmuster. D
In merkbarem Gegensatze zur englischen steht die FRANZOSISCHE Glasin-
dustrie. Sie strebt vornehmlich nach auffallenden Prunkstücken, nicht aber nach
schönen Gebrauchsformen; sie zieht das farbige Glas und aufierdem die Bemalung
und Vergoldung in solchem Maf;e heran, daf^ es oft schwer hält, am fertigen Stücke
noch wahrzunehmen, ob es aus Glas besteht. Das Nachahmen von Stein, wie
Porphyr, Malachit, Onyx usw., von Metall und selbst von Holz ist mehr als häufig;
nicht minder die plastische Wiedergabe von Blättern. Blumen und ganzen Ranken.
Selbst Polsterkissen ahmt man in Glas nach! In grof^en Mengen stellt man Kron-
leuchter aus Kristallglas her; aber sie, wie alles französische Schleifglas, treten an
Glanz, Leuchtkraft und Klarheit hinter die englischen Erzeugnisse zurück, weil
die französischen Glashütten getreu dem Grundzuge des neueren französischen
Kunstgewerbes, technischen Vervollkommnungen anderer nicht ohne weiteres zu
folgen — sich nicht entschlieften können, zum Bleiglase überzugehen. Die Herstel-
lung von Rohglas erfolgt zumeist in der Nähe der Kohlengruben [ z. B. in Lothringen],
505
während die der feineren Arbeiten sich mehr in Paris und dessen Umgebung voll-
zieht [Cristalleries de Pantin, de Cliohy u. a.]. Doch widmen sich ihr auch grolle
Glashütten des Ostens, wie die Compagnie des Cristalleries de Saint Louis an der
Mosel, oder die Compagnie des Cristalleries de Baccarat an der Meurthc. Den
Gläsereien von Baccarat gelingt es jetzt schon, durch Ätzen von Überfangglas be-
sondere dekorative Effekte zu erzielen. D
Wie das englische, so vcrvoUkomnmet sich aucli da.s BÜHMISCHK Glas wäh-
rend dieser Periode. Das Kristallglas kann allerdings nicht in seiner stofflichen
Beschaffenheit das englische erreichen, wohl aber übertrifft es dieses in derBear-
beitung. Insbesondere die V^ergoldung steht technisch wie künstlerisch höher.
Das gerauhte Gold verbinden die böhmischen Glasfabriken in sehr geschickter
Weise mit feinen Farbentönen und auch mit ungefärbtem rauhem Glase. Ganz all-
gemein läftt sich vom böhmischen Glase im Gegensätze zum franz(')sischen sagen,
daft es weder seinem Gebrauchszwecke noch den Eigenschaften seines Stoffes
widerstreitet. Am besten vielleicht gelingen den böhmischen Gläsereien in dieser
Zeit die grün gefärbten, sparsam mit Gold gehöhten Gebrauchs- und Ziergläser,
die man in Anlehnung an alte Vorbilder fertigt. Im übrigen entfaltet sich auch jetzt
schon das Nachbilden der sog. altdeutschen bemalten Gläser. In geschliffenem Glas
stehen J.undL.LOBMEYR in Wien allen voran |Abb. 408 u. 410, S. 502 u. 504]; sie
allein ziehen Künstler von Ruf zu ihren Arbeiten heran; sie allein lösen in dieser
Zeit die künstlerischeFrage derGlaslüster in richtiger Weise, indem sie entweder
der vergoldetenBronzedieAufgabezuerteilen, denBeleuchtungskörper in seinem
gesamten konstruktiven Aufbau zu bilden, also dasGlasnuralsSchmuck beigeben,
oder indem sie die Bronze ganz zurücktreten und dem Glase allein den Vorrang
lassen. Das gleiche wissen sie auch späterhin im Kleingerät festzuhalten. |Abb.
411]. — Alte Gläsereien, die heute noch bestehen, ragen damals schon unter den
böhmischen durch ihr Zierglas hervor. So die Gräflich Harrachschen Glashütten
zu Neu weit, Meiers Neffe [Wilhelm Kralik] in Adolf und Eleonorenhain, C. Stölzls
Söhne in Suchenthal. Schreibers Neffe in Grofi-Ullersdorf, nicht minder W. Hoff-
mann in Prag und die bedeutenden Glasraffinerien der Orte Hayda und Stein-
schönau, wie Pelikans Nachfolger [Cl. Rasch], Palme-König u. a. Der Zollverein
vermag mit seinen Gläsereien in Schlesien und Bayern dagegen noch nicht aufzu-
kommen, wenngleich C. Heckert in Petersdorf und die Gräflich Schaffgotschsche
Glashütte in Josephinenhütte, beide im Riesengebirge, oder die Glasfabrik von F.
Steigerwalds Neffen in München und Zwiesel sich redlich bemühen, dorNeigung
zum überladenen im deutschen Glase entgegenzutreten. Hervorragend arbeiten
bereits damals die Spiegelschleifereien zu Fürth, Nürnberg und Aachen | Saint
Gobin]. Die Glasmalerei findet in München und in den Rheinlanden, in Wien und
Innsbruck nachhaltige Pflege im engeren Anschlüsse an ältere Vorbilder.
Die VENEZIANISCHE Glasindustrie erfährt in dieser Periode durch dieTatkraft
des Rechtsanwaltes Dr. ANTONIO SALVIATI [1816-1890] eine Neubelebung.
Er gründet auf Murano eine Glashütte, stellt Nachbildungen der alten veneziani-
schen Gläser her, fertigt nach alten Vorbildern Glaskronen [Abb. 409, S. 503) und
nimmt die Glasmosaik wieder auf. Seine Erzeugnisse gelten bis in die achtziger
506
Jahre hinein als vortrefflich. Neben England. Frankreich. Böhmen und Venedij»
treten die anderen Statten derGlaser/eugung zurück; nur Nordamerika erscheint
gegen Ende der sechziger Jahre mit einer Neuerung im Verzieren des Glases
durch die Guillochiermaschine. Diese Verzierungsweise findet in späteren Jahr-
zehnten eine ausgedehnte Anwendung, nachdem es gelungen ist. für das Atzen
des Glases mit Fluf^säure einen billigen und raschen Weg zu finden. Namentlich
die Compagnie desCristallories de Saint Louis hat in diesen guillochierten Gläsern
[in Wirklichkeit guillochiert man den Atzgrund j lange Zeit den Markt beherrscht
D ü
KAPITEL \* DKR DKKORATI\'K STIL DER RÜCK-
HLICKSZEIT D
Nicht unvermittelt, sondern allmählich tritt an Stelle des ornamentierenden
Stiles der dekorative. Man pflegt diesen zweiten .Abschnitt der Rückblickszeit von
den siebziger bis zu den neunziger Jahren zu rechnen, wenngleich er wie alle Stile
und Stilphasen des Kunstgewerbes in einzelnen Ländern und auf manchen Gebieten
früher beginnt oder länger dauert. So erobert er sich z. B., wie wir gesehen haben,
das Mobiliar bereits in den sechziger Jahren, vermag sich aber in der Keramik
erst später durchzusetzen, gelangt in Österreich schon im sechsten Jahrzehnt zur
allgemeinen Annahme, in Frankreich erst im achten usw. Seine Vorherrschaft
endet nach 1895, seine Wirksamkeit ist aber heute noch nicht erloschen. D
Der ornamentierende Stil umkleidet, unter stetem Zurückgreifen auf alte Vor-
bilder, die Gebrauchsform des Einzelstückes mit Ornament; sein E!mpfinden ist
wesentlich zeichnerisch; er hat das Zusammenwirken der verschiedenen Gegen-
stände im Wohnräume nicht im Auge. Auch der dekorative Stil geht auf alte Vor-
bilder zurück, aber er dringt in ihren Geist ein, er sucht sie als Ganzes zu erfassen
und neu zu gestalten; er empfindet wesentlich malerisch. Er sieht nicht mehr nur
das Einzelstück, sondern das Zimmer und gestaltet dieses als Ganzes einheitlich
aus. In diesem Sinne bewegt sich auch im ersten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahr-
hunderts noch ein Teil des Kunstgewerbes in den alten Stilen vom romanischen bis
zum Empire und Biedermeier. Aber es ist nur ein Teil des Kunstgewerbes; der
andere Teil hat seinen eigenen Weg eingeschlagen. D
Die Entwicklung des dekorativen Stiles ist auf das engste verknüpft mit dem
Auftreten Gottfried Sempers. Dieses wird uns daher zunächst beschäftigen. Daran
schliefen sich die Entwicklung der kunstgewerblichen Museen und Schulen, mit
der wiederum die wissenschaftliche Erforschung des Kunstgewerbes, seiner
Schaffensgesetze und seiner Geschichte in engstem Zusammenhange steht. Unter
dem Einflüsse dieser Faktoren bietet das Kunstgewerbe des siebenten Jahrzehn-
tes ein anderes Bild, als das des achten und der nachfolgenden. D
1. DAS AUFTRETEN SEMPERS D
Der dekorative Stil hatte sich von langer Hand VORBEREITET. Es war bereits
vor 1820 einsichtigen Köpfen klar, daft das Kunstgewerbe Gefahr liefe, von der
Kunst abzukommen. Hatte sich doch die Industrie schon zahlreicher Gebiete des
507
Kunstgewerbes beniiichtisrt, spürte man doch seit Beginn des Jahrhunderts deuthch
genug auch im Kunstgewerbe das Streben nach V'erbilHgung. Mithin auch seine
unausbleibliche Folge, die inhaltliche Verschlechterung. Am frühesten erkannte
man in Deutschland und in England diesen Niedergang des Geschmackes. Die
Mühe, der sich SCHINKEL unterzog um das Handwerk künstlerisch zu beleben
[es ist im Anschlu|'> an Seite 425 hier nochmals darauf zurückzukommen], ent-
sprang dieser Einsicht. Auf zahlreiche Maler, Modelleure, Stuckateure, Tischler,
Tapezierer, Metallgiefier und Töpfer wirkte er ein; er beeinfluf^te das Herstellen
von Ofen und Porzellanen, von Geräten aus edlen und unedlen Metallen; nach
seinen Entwürfen richtete man mustergültige Wohnräume ein. Getreu seiner
klassizistischen Richtung legte er den meisten Wert auf die Form und nicht auf
die Farbe; die Öfen, die z. B. Feilner in Berlin nach seinen Angaben fertigte, er-
schienen daher auch in blendendem Weif^: das Urbild des bekannten Berliner
Ofens. Die schon erwähnten \'orbilder für Fabrikanten und Handwerker |vgl.
Seite 425], die Schinkel herausgab, sollten ebenfalls das Handwerk veredeln.
BEUTH, der Begründer und Leiter des Berliner Gewerbeinstitutes, sprach es in
der Vorrede zu diesen Vorbildern klar aus, daß die Arbeit des Handwerkers neben
der technischen Vollendung auch die höchste Vollkommenheit der Form besitzen
müfite; nur dadurch erhielte sie bleibenden Wert. Aber weiterhin betonten die
Vorbilder auch [im Gegensatze zu späteren Anschauungen], dag der Handwerker
nicht selbst komponieren, sondern immer nur mit Geschmack, fleif^ig und getreu,
nachahmen sollte. — Der hohe Preis der Vorbilder und ihre akademische Haltung
beschränkten ihren Einflufi so, dag fünfzehn Jahre nach Schinkels Tode nur noch
wenig von ihrer und von seiner Wirksamkeit zu spüren war. Immerhin darf man
nicht vergessen, dag Schinkel durch seine zahlreichen Entwürfe für Ton- und Stein-
gefäge, für Bronze-. Eisen- und Zinkgug, für Decken und Wanddekorationen, für
Weberei und Stickerei im besten Sinne vorbildlich gewirkt hat. Es ist ihm tiefer
künstlerischer Ernst gewesen mit seinem Bestreben, 'die Werkstätte aus ihrer
künstlerischen Verarmung zu erlösen'. In diesem Sinne hat er vielleicht allen
Späteren den Weg gewiesen. D
In England knüpfte sich die erste Regung an den Dichter John Keats und seinen
Freund, den Maler B. R. HAYDON. Namentlich Haydon erwarb sich groge Ver-
dienste; als ein kunstgewerblicher Wanderprediger durchzog er in den dreigiger
und vierziger Jahren England und mahnte allerorten zur künstlerischen Er-
ziehung des ganzen Volkes, mahnte im Kunstgewerbe zur Rückkehr zur Kunst.
Seinen Bemühungen gelang es, dag das Parlament 1835 eine allgemeine Enquete
über die Lage des Gewerbes und der Kunst in den drei vereinigten Königreichen
veranstaltete, zu der man auch Ausländer herbeirief. Das Ergebnis war nieder-
schlagend; auf dem Gebiete der Wohnungseinrichtung und der persönlichen Aus-
stattung herrschte völliger Verfall des Geschmackes; man ermangelte der Ori-
ginalität und arbeitete nur in Anlehnung an Frankreich. Dag dem so war, lag
namentlich an der Unproduktivität der Phantasie, weiter an der Unzulänglichkeit
der vorhandenen Bildungseinrichtungen und endlich an der Art des industriellen
Betriebes und des wirtschaftlichen Systemes. Beide hielten sowohl Unternehmer
508
qT| RUDOLF VON SEITZ ■ KARTON ZU GLASMALEREIEN
•^KI im SITZUNGSSAALE DES MÜNCHNER RATHAUSES. 1879
wie Arbeiter tier Kunst fern. Notgedrungen entschloß man sich an^'csichts dieser
Kr^ebnisse, den Vorschläijen Haydons zu folt^en. Man errichtete \HM in London,
in Soniersethouse, eine Fachschule, der im Laufe der nächsten zehn Jahre noch
siebzehn auf,erhalb Londons folt^ten. Damit fand eine Überzeu^run^ die schon am
Aus^an^e des achtzehnten Jahrhunderts in Frankreich durchgedrungen, aber
wieder in Vergessenheit j^eraten war, zum ersten Male wieder solchen nachhalti-
jjen Ausdruck, da|^ sie sich von da ab durch die gesamte kunstgewerbliche Knt-
wicklung des neunzehnten .lahrhnnderts ziehen sollte: die Überzeugung von der
Notwendigkeit des FACIlL'NTl-iRHlCHTLS. Man sah schon damals den gewaltigen
Wettstreit der Gewerbe unter sich, man sah ilas heif^^e Hingen des Handwerks
mit der Fabrik, und man sah — das allerdings nur in England den ungeheuren
Kampf um den Weltmarkt, in den auch das Kunstgewerbe eintreten mut^>te. Als
bestes Rüstzeug für alle diese Kämpfe aber betrachtete man das Heranbilden der
jungen Kräfte durch Fachschulen. Sie namentlich sollten den Geschmack schulen.
Dieser Gedanke der Geschmacksbildung war, wenn auch in etwas anderer Form,
in Frankreich schon früher aufgetaucht |vgl. S. ö'iU u. f. | und zur Verwirklichung
gelangt. Aber die allgemeine Aufmerksamkeit lenkte er doch erst durch Knglands
N'orgehen auf sich. Damals freilich in Elngland fielen die ersten Versuche mit den
Fachschulen ungünstig aus; die Anstalten waren nicht richtig organisiert; eine 1849
bewirkte zweite Enquete bestätigte, daß sie in der Hauptsache ihren Zweck nicht
erreicht hatten. Namentlich hatten sie den Geschmack nicht gebessert. Das bewies
die Londoner Weltausstellung zur Genüge; man erkannte, wie schon wiederholt
betont. daf> man in Geschmacksfragen im Fahrwasser F'rankreichs segelte, daf\
man es technisch wohl übertraf, künstlerisch aber hinter ihm zurückblieb. Es lag
im Wesen der Sache begründet, daf; man dabei etwas übersah, das erst spätere
Geschlechter erkennen sollten: dafi man damals bereits in Eingland auf dem
besten Wege war, einen kunstgewerblichen MASCHLNENSTIL zu gewinnen. Man
schuf bereits damals mit Hilfe von Maschinen einfache Mobiliare und Metall-
geräte, die sich auf Grund ihrer Herstellungs weise jedes unnötigen Schmuckes, ins-
besondere jedes unorganisch angefügten Ornamentes enthielten. Hätte man diese
Richtung beharrlich weiter verfolgt, so wäre man auf einen klaren, reinen, kon-
struktiven Maschinenstil abgekommen. Aber gerade das Glattflächige, Schlichte,
Einfache dieser Mobiliare und Metallgeräte erschien damals als Dürftigkeit; die
Allgemeinheit strebte nach reichem Zierat. Deshalb erstickten jene Ansätze eines
konstruktiven Stiles im Keime. Erst ein halbes Jahrhundert später griff das Kunst-
gewerbe auf sie zurück. n
Klar dagegen hatte man erkannt : England war hinter Frankreich in allen Punkten
des Geschmackes zurückgeblieben. Diese Scharte galt es auszuwetzen. Der Prinz-
gemahl Albert von England, der sich diesen Fragen eifrig widmete [vgl. Seite 410j,
zog dafür den in London lebenden deutschen Architekten Gottfried Semper heran.
Semper war der Aufgabe gewachsen; er wurde, indem er sie durchführte, nicht
nur zum Reformator des englischen Kunstgewerbes, sondern zu einem Bahn-
brecher für das gesamte Kunstgewerbe in der zweiten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts. □
509
GOTTFRIED SEMPER. i^eboreii 29. November 1803 zu llamburj^r, crestorben
15. Mai 1879 zu Rom, hatte zunächst inGöttiuojenReclitswisseiischaft, dann aber in
Deutschland und Frankreich Haukunst studiert, dabei wesentlich beeinflufit von
den Klassizisten Bötticher. Schinkel und Gau. Nachdem er zwei Jahre lang, 1829
bis 1831. Italien und Griechenland bereist hatte, kam er 1834 auf Schinkels Emp-
fehlunjj als Direktor der Bauakademie nach Dresden. Hier entfaltete er eine be-
deutsame Wirksamkeit. Allerdini]js. nach Italien war Semper j^egangen, erfüllt
von klassizistischen Idealen; nach Deutschland zurückgekehrt war er als ein be-
geisterter Anhänger der italienischen Renaissance. Seiner durch Gau bestärkten
Überzeugung nach war das neunzehnte Jahrhundert, gestützt auf die Kenntnisse
des Altertums und achtend auf die Bedürfnisse der Gegenwart, dazu berufen, die
Architektur der Renaissance wiederaufzunehmen und fortzubilden. Klaren Blickes
erkannte er, woran die Architektur seiner Zeit krankte; mit rückhaltloser Offen-
heit zog er gegen die Übel zu Felde, vor allem gegen das blofie Kopieren alter
Stile: 'das Pauspapier ist das Zaubermittel um über alte, neue und mittlere Zeit
Meister zu werden. Mit diesem läuft der Kunstjünger durch die Welt, stopft sein
Herbarium voll mit aufgeklebten Durchzeiclinungen aller Art und begibt sich ge-
trost nach Hause, seine Probekarte zur Hand, in der Erwartung einer Bestellung.
Die Auswahl des Stiles wird nach Belieben dem Auftraggeber überlassen. Was
Wunder uns aus dieser Erfindung erwachsen! Ihr verdanken wir es, dafi unsere
Hauptstädte als Quintessenzen aller Länderund Jahrhunderte emporblühen. . . Wir
wollen Neues, man gibt uns etwas, das noch älter ist und noch entfernter von den
Bedürfnissen unserer Zeit. Nur einen Herrn kennt die Kunst, das Bedürfnis. . . Sie
artet aus, wo sie den Launen des Künstlers, mehr noch, wo sie mächtigen Kunst-
beschützern gehorcht.' D
Als Endziel seiner Bestrebungen erschien Semper das Zusammenwirken aller
Künste unter Führung der Baukunst. Indem diese den Bau als eine Einheit plante,
sollte sie der Bildhauerei, der Malerei und dem Kunstgewerbe zeigen, wo sie ein-
zusetzen hätten. Im Sinne dieser Lehren entwarf Semper für seine Bauten er
hatte zum Beispiel 1837 bis 1841 das Hoftheater in Dresden zu erbauen, auch
sonst mancherlei Bauten noch auszuführen — alle Zeichnungen für die Aus-
gestaltung von Wänden und Decken, von Möbeln und Geräten selbst. Indem er
der Ausführung gerade dieser Arbeiten persönliche Sorgfalt zuwandte, übte er
einen beträchtlichen Einflufi auf das Kunstgewerbe seiner Umgebung aus. Dieser
Einfluf^ war insofern auch von Bedeutung, als Semper im Gegensatze zu den
Klassizisten der farbigen Auffassung huldigte ; ganz im Sinne der Renaissance be-
tonte er die Farbigkeit in Baukunst und Kunstgewerbe. So ist auf sein Wirken
die allmähliche Wiederkehr der Farbe im Kunstgewerbe zurückzuführen. Ganz
ähnlich wie Schinkel zog sich Semper solcherart einen Stab gründlich geschulter
Kunsthandwerker heran, deren Beispiel wieder andere mit sich rifi. Leider blieb
auch diese zweite künstlerische Befruchtung des deutschen Kunstgewerbes ohne
dauernden Nutzen. Die politischen Bewegungen des Jahres 1848 hatten zur Folge,
daft Semper Dresden verließ und 1849 nach London ging; wenige Jahre danach
war sein Einfluß auf das deutsche Kunstgewerbe verweht. Hätte Semper seine
510
'qT[ PORZELLANVASE, BEMAIT VOX BARRIAT
•^K NACH HAMON • SEVRES 1878 G D D
Täti^'keit in Dresden fortsetzen
können, vielleicht wäre von dort
bereits in den fiinfzi^rer Jahren
des neunzehnten Jahrhunderts
eine Krneuerunjj des deutsehen
und damit des ganzen Kunstge-
werbes aus^e^jan^^en. D
\'on Arbeiten nach Sempers
Kntwürfen «ibt Abb.32Bauf S.308
einen Pfeilertisch mit Schriuik-
chen wieder und Abb. 412 die
linke obere Ecke dieses in Kben-
holz mit KinlafTcn von Porzellan
und Klfenbein 1854 ausgeführten
Schränkchens. Die Abbildunt,fen
hat Sempers Sohn Manfred ge-
zeichnet, ebenso die Abbildunjjcn
413 u. 414 der nächsten Seiten. D
Die englische Regierung er- Abb 412: Gottfried Semper, Einzelheit von dem SchränUchen
teilte Semper unmittelbar nach O Abb. 326. Zeichnunu von Manfred Somper a
Schlufi der Ausstellung von 1851 auf Veranlassung des Prinzgemahls Albert den
Auftrag, Pläne für die Reorganisation des kunstgewerblichen Unterrichtes aufzu-
stellen. Nach der Lage der Dinge muHite vor allem Kinfluf^ auf Kunsthandwerk
und Kunstindustrie gewonnen werden. Entwerfende und Ausführende muf>ten eine
bessere Schulung erfahren: anders war der Geschmack nicht zu heben. Das aber
war nur dadurch zu erzielen, dap> man an Stelle der Verworrenheit in Geschmacks-
fragen Klarheit treten lief,, indem man dem Kunstgewerbe gute Vorbilder aller
Zeiten und Stile vor Augen führte und sich bemühte, ihm Anregung zu neuem
Schaffen zu geben, ihm Mittel und Wege dazu nachzuweisen. In diesem Sinne ver-
langte Semper zunächst (iffentliche Sammlungen, weiterhin öffentliche Vorträge
und endlich einen methodischen Unterricht in Schulen und Werkstätten. Die öffent-
lichen Sammlungen sollten der kunstgewerblichen Firziehung des ganzen Volkes,
nicht nur der Erzeugenden, sondern auch der Verbrauchenden, also des Publikums
dienen; die öffentlichen Vorträge sollten an die Gegenstände, an die Sammlungen
sich anschließen und daran namentlich alles Erforderliche klarlegen; der metho-
dische Unterricht endlich sollte vornehmlich ein Werkstattunterricht sein, also
das, was man heute als systematischen Unterricht in Lehrwerkstätten bezeichnet.
Aus diesen Erwägungen heraus entstand 1852 in London das South Kensington
.Museum mit einem Aufwände von 53000 £, das heiftt mehr als einer Million Mark.
Es wurde vorläufig im jetzigen Bethnal Green Museum am Victoria Park Square
untergebracht und dort 1857 eröffnet. Mit dem P'ortschreiten des (in ein Haupt-
gebäude und gesonderte Ausstellungsgalerien gegliederten] eigentlichen Mu-
seumsbaues an der Exhibition Road im Stadtteile Brompton, südlich der Ken-
singtongärten, siedelte eine Abteilung nach der anderen über; das Bethnal Green
511
^ ,^ .S/-N -^-\ -^,i .Yr-- -Y-'i -sa^ -ly-S -""-Vi-tV-^ -^-^ -•■- s ^>l■^^'äU^\ ■^^•- ^»*:i -^-'^ -^^ .v^-ivs^N,^-.^,-..:
Abb. 413: Gottfried Sempcr. Kästchen in graviertem Silber für Seife und Nagelbürste. Vorderansicht
Museum wurde 1872 zur Zwciganstalt des Kcnsiiifrton Museums, das in jüngster
Zeit wiederum in ein neues, seit 1899 durch Sir A. Wcbb mit rund zehn Millionen
Mark Kosten erbautes Gebäude an der benachbarten Cromwcll Road übergesiedelt
ist. Das Museum sammelte nicht nur kunstgewerbliche Erzeugnisse aller Zeiten
und Länder und stellte sie in mustergültiger Weise aus. sondern es trat an Hand
dieser Schätze auch tatkräftig für Aufklärung und Belehrung durch Wort und
Schrift, durch Vorträge und billige Handbücher ein. Auch verband sich mit ihm
eine Kunstschule, die im Sinne Sempers wirkte. Heute besitzt das Museum, das
seit 1899 V^ictoria and Albert Museum heißt, die umfangreichste kunstgewerb-
liche Sammlung der Welt. Mit ihm verknüpft ist eine Kunstbibliothek, ferner eine
Bibliothek für Wissenschaft und Erziehung und jene schon erwähnte Kunstschule,
das National College of Art, das nicht nur Künstler und Kunsthandwerker unter-
richtet, sondern vor allen Dingen auch Lehrer und Lehrerinnen heranbildet. Wer
alle einschlagenden Klassen dieser Schule mit Erfolg durchlaufen und die Aus-
zeichnung eines zweijährigen Stipendiums erlangt hat. verläj^t die Schule mit der
Berechtigung, an jeder Kunstschule der drei vereinigten Königreiche lehren zu
können. So gehen gerade von South Kensington die Lehrkräfte für die Kunst- und
Kunstgewerbeschulen von ganz Grogbritannien aus. — Welchen Umfang die Ken-
singtonschule angenommen hat, leuchtet daraus hervor, dafi sie auch Dilettanten
unterrichtet. Sie ist für alle ihre Unterrichtszweigedoppelt ausgestattet; fast immer
gehenTages-undAbendkurse nebeneinander her. AuP^erden kunstgewerblichen
Sammlungen, die sowohl eine große Zahl alter und neuer Arbeiten in Originalen,
wie auch eine reiche Fülle von Gipsabgüssen umfassen, enthielt das South Kensing-
ton Museum [um das hier gleich einzuflechten] früher noch eine Bildersammlung
[National Gallery of British Art]; heute gehören zu ihm noch die Sammlungen des
früheren Patentamt-Museums, also Maschinen, Werkzeuge, Instrumente usw., und
die des früheren India Museums, die jetzt die indische Abteilung bilden. Neben ihr
besteht noch die orientalische Abteilung. Viele Privatpersonen haben dem Museum
ihre zum Teil außerordentlich wertvollen Sammlungen geliehen [loan collections]
oder letztwillig überwiesen. Außerdem gewährt der Staat alljährlich große Mittel
zu Ankäufen. Die Preise, zu denen das Museum die Stücke erwirbt, sind auf den
Etiketten vermerkt, sodaß jeder Besucher [etwa 900000 im Jahre | davon Kenntnis
nehmen kann. Die Zahl der kunstgewerblichen Stücke hat .50000 überschritten. Die
" "^ilung Teppiche und Gewebe, die Sammlung von Werken der Kleinkunst in
.M-^iall, Elfenbein, Stein und Porzellan, die Arbeiten der italienischen Renaissance,
512
aiiXOL'
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BBS
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Abb. 414: Gottfried .S«inppr, Kialchcn In graviertem Silber für Seife und NaKelbUrate. Dcckelamicht
die Möbel und die keramische Galerie sind berühmt. Vortreffliche kleinere Ar-
beiten des .Mittelalters sind in der Prince Consort Gallery vereinijjt; die berühm-
teste, dem Museum let/.twillij; überwiesene Sammlung ist die Jones Collection. die
.lohn. Jones 1882 hinterlassen hat. Sie hat einen Wert von wenigstens 50 .Millionen
Mark und umfaf>t neben Porzellanen, Hron/.en und Bildwerken insbesondere eine
gröf>ereZahl vortrefflicher französischer Möbel aus dem achtzehnten Jahrhundert.
2. DIE ENTWICKLUNG DER KUNSTGEWKHBLICIIKN MUSEEN UND
SCHULEN D
Ein Jahr nach Gründunjj des South Kensinfrtoii Museums, 1853, errichtete man
für jjanz ENGL.WD eine Zentralbehi)rde in London, das Department of Science
and Art of the Committee of Council of Education, dem man das Museum und die
iiesamten F'achschulen unterstellte. Dieses Department hatte die exakten Wissen-
schaften und die Künste zu fördern durch Schulen, durch \'erteilen von Preisen,
durch Ausstellen von Werken und Ausleihen von Büchern ausEachbibliotheken. Es
erfordert zurzeit einen Aufwand von etwa 12 Millionen Mark jährlich. — Ein ganzes
Netz von Schulen, sowohl von Kunstgewerbeschulen, als von Fachschulen überzog
nun das Land und verbreitete überallhin die Kenntnis des vorbildlichen alten
Kunstgewerbes. Vor allen Dingen bemühte man sich, das kunstgewerbliche
Können durch Lehre und Beispiel zu heben. Der Erfolg blieb nicht aus; die Lon-
doner Weltausstellung von 1862 zeigte, da(i Englands Kunstgewerbe dem des
europäischen Festlandes weit voran und auch dem des französischen zum Teil
überlegen war ;von bedeutsamem Einfluf> auf die Heranbildung des klinstgewerb-
lichen Nachwuchses wurden späterhin, von etwa 181K) an auch in England die
technischen Schulen; sie bestanden zum Teil schon seit längerer Zeit und er-
fuhren allmählich insgesamt wesentliche Förderung, weil man die Notwendigkeit
einer Weiterbildung der arbeitenden Kräfte allgemein anerkannte]. Das Streben
nach Bildung war, wie schon betont, für das fünfte und sechste Jahrzehnt kenn-
zeichnend; Vereine, Gesellschaften und Gemeinden wetteiferten, den Wissens-
durst durch Abend- und Sonntagsschulen zu stillen, die allen, vom jüngsten Lehr-
ling bis zum ältesten Arbeiter, offen standen. Ihr Besuch erreichte, obwohl er frei-
willig war, ganz gewaltige Zahlen. So verzeichneten die Schulen des Volkspalastes,
des polytechnischen Institutes und die des City and Guilds of London Institute
6000 bis 7000 Schüler im Jahre, des Birmingham- and Midland-Institute in Birming-
33 • Geschichte des Kunstgewerbes. 11- 5I3.
ham sogar oft über 10000 im Jahre. Im \'erhältnis ebenso stark besucht waren
[um nur noch einige zu nennen] in der Folge die technischen Schulen von Fins-
bury. Manchester und Bradford. sowie das Watt College in Edinburgh. Diese
Schulen waren schon, als man das Kunstgewerbe noch nicht vom Gewerbe trennte
(ein Vorgang, der sich erst in diesen Jahrzehnten vollzog], dem Kunstgewerbe von
Nutzen gewesen durch das Heranbilden des Nachwuchses. Zum Teil hatten sich
auch in ihnen, oder getrennt von ihnen, besondere P\ichschulen entwickelt, zum
Beispiel in Manchester und Bradford. Der eigentlichen Kunstgewerbeschulen,
in England zumeist Zeichen- oder Kunstschulen genannt, gab es eine überaus
grof^e Anzahl, darunter die Schulen von Birmingham, Nottingham, Derby, Man-
chester. Glasgow. Edinburgh und andere. Die meisten dieser Schulen wurden
von den Gemeinden oder von Körperschaften und einzelnen Personen unterhalten.
Die einzige Staatsschule, das heif;t vom Staate ganz allein unterhaltene Schule
war die Normalschule zu South Kensington. Zu den anderen Schulen gab der Staat
einen jährlichen Beitrag unter der Bedingung, daP; nur Lehrkräfte Anstellung
fanden, die die Schule von South Kensington mit der Befugnis zum Lehren ver-
lassen hatten. So behielt der Staat die Möglichkeit, die F'achschulen von Groji-
britannien auf gleicher künstlerischer Stufe zu erhalten. Alljährlich stattfindende
allgemeine Wettbewerbe [sie bestehen noch heute] eiferten die einzelnen Schüler
ebenso an, wie die Schulen. Dem weiblichen Geschlecht öffnete England seine
Kunstgewerbeschulen von Anfang an, sodafi also der Besuch dieser Schulen
beiden Geschlechtern in gleicher Weise offen stand. Eine einzige Anstalt, die zu
Bloomsbury. wurde ausschliefilich für Mädchen gegründet. D
Neben den Schulen entstanden zahlreiche Museen, so in Birmingham, Edin-
burgh, Nottingham. Glasgow, Sheffield, Manchester, Hurley. Alle wurden durch
Körperschaften oder durch die Städte selbst ins Leben gerufen; mit der Zeit
gingen auch jene fast ganz in die Verwaltung der Gemeinden über. Allerdings
dienen die englischen kleineren Museen nicht allein dem Kunstgewerbe, sondern
ebenso der Technik und der Kunst; nicht selten auch der Kulturgeschichte und den
Naturwissenschaften. Aber der Einflufi dieser ProvinziaJmuseen war ganz hervor-
ragend; erbrachte England schon 1862 den erwähnten Fortschritt. Die so erlang-
ten Vorteile führten auch auf dem europäischen Festlande alsbald zur Gründung
von Kunstgewerbemuseen und Fachschulen. D
Zunächst ging ÖSTERREICH vor. Kaiser Franz Joseph befahl am 7. März 1863
mit den Worten: 'da es für den Aufschwung der österreichischen Industrie ein
dringendes Bedürfnis ist. den vaterländischen Industriellen die Benutzung der
Hilfsmittel zu erleichtern, welche die Kunst und Wissenschaft ihnen für die För-
derung der gewerblichen Tätigkeit und insbesondere für die Hebung des Ge-
schmackes in so reichem Mage bieten', ein österreichisches Museum für Kunst und
Industrie zu gründen. Zum Leiter wurde der außerordentliche Professor der
Kunstgeschichte an der Wiener Universität RUDOLF EITELBERGER VON EDEL-
BERG ernannt; das ehemalige Ballhaus der Hofburg wurde für die Aufnahme
der Sammlungen hergerichtet, und schon am 24. Mai 1864 konnte man, dank der
tatkräftigen Förderung durch den damaligen Ministerpräsidenten, Erzherzog
514
K^Jj^ VALENTIN TEIRICH. WIEN KABINETTS' '"■ ' \'K HJR
•-^-^ DEN KAISER FRANZ JOSEF VON ÖSTL.,.„,. JH. 1870
des österreichischen Museums
gehabt haben. D
Den Wiener Museumsanstalten
wurden auch bald durch Heinrich
v(ui Ferstel am Stubenring neue
zweckdienliche Hauten errichtet,
die vom Museum 1872, von der
Kunstgewerbeschule 1877 bezo-
gen wurden. Heute leitet Eduard
Leisching das Museum, an dem
Joseph Folnesics, Moriz Dreger,
Franz Ritter und andere tätig sind,
während dieKunstgewerbeschule
Namen wie Hermann Herdtle,
Stephan Schwarz, Hermaim Klotz,
Joseph Hoffmami, Kolo Moser,
Alfred Roller, Rudolf von Larisch
aufweist. D
Als man das Museum gründete,
ordnete man die SAMMLUNGEN
nach ungefähr denselben Grund-
sätzen, wie es das South Kensing-
ton Museum getan hatte, nämlich
nach 24 Klassen: 1. Geflecht;
2. spezielle Textilkunst und ihre
Nachbildungen; 3. Lackarbeiten;
4. Email; 5. Mosaik; 6. Glasma-
Abb. 415; Emailliertes und vergoldetes ülas der Kaiser- lerei; 7. Malerei ; 8. Schrift, DrUCk
o liehen Manufaktur 7m Petersburg D ^^ j graphische Künste ; 9. äufiere
Buchausstattung; 10. Lederarbeiten; ll.Glasgefäf^eund Glasgerätc; 12.Tongefäfte
und dekorative Tonplastik; 13. Arbeiten aus Holz; 14. Geräte und kleinere Plastik
in Hörn, Bein, Elfenbein, Wachs und dergleichen; 15. Gefäße, Geräte und Skulp-
turen in Marmor, Alabaster undsonstigemStein; 16. Gefäße und Geräte aus Kupfer,
Messing, Zink und Zinn; 17. Eisenarbeiten; 18. Glocken und Urnen; 19. Bronze-
arbeiten [Gefäfie. Geräte, Reliefs]; 20. Goldschmiedekunst [edle Metalle]; 21. Bi-
jouterie [edle Steine]; 22. Graveurkunst; 23. allgemeine Ornamentzeichnungen für
Reliefausführung; 24. Skulptur im großen. D
Es ist das eine EINTEILUNG, wie sie in den Hauptzügen die meisten späteren
Museen auch angenommen haben. Nur hat man vielfach die Gruppe Arbeiten aus
Holz in zwei oder drei zerlegt und in die eine alle Kleinarbeiten, wie Rahmen,
Kästen usw., in die andere alle Möbel und in die dritte alle Fahrzeuge verwiesen.
Weiterhin ist fast überall eine Abteilung für chinesisches und japanisches Kunst-
gewerbe und meist auch eine besondere für Gipsabgüsse aufgestellt worden,
während innere Buchausstattung, graphische Künste, Ornamentstiche und Ver-
516
Gl • I SAMSÖSTUBE IM DANISCHEN
•^K| VOLKSMUSEUM KOPENHAGEN
wandtes vielfach den Museums-
bibliütheken ausschliet^Uicli über-
wiesen worden sind. Die Gru|)-
pen Malerei und Skulptur hat man
neuerdings in zahlreichen Kunst-
gewerbenuiseen jjanz ausj^e-
schaltet; man erachtet für sie die
Kunstmuseen als die richtit,'en
Sammelplätze. - Kleinere Kunst-
^,'ewerbemuseen fassen zumeist
mehrere Gruppen zusammen;
gröl^ere wieder müssen die ein-
zelnen Gruppen nochmals glie-
dern, so zum Beispiel die Mctbel
nach den Stilperioden, die kera-
mischen Krzeugnisse nach dem
Arbeitsstoffe [ Steinzeug, Majo-
lika, Fayence, Porzellan, Stein-
gut und Irdengut I, die Textil-
arbeiten nach Art und Zweck
[Möbel- und Kleiderstoffe, FuP,-
undWandteppiche. Spitzen, Zeug-
drucke, Tapeten usw.'. Im grop^en ü Al)b. 41<;: Kudulplu, l'ari>. KmailU. Hl- Vjsl- D
ganzen pflegt man das Mobiliar in den Sammlungen nach Stilperioden so zusammen-
zustellen, dat> der Besucher die Zusammengeh(")rigkeit ohne weiteres erkennt.
\'ielfach gibt man dann noch Stoffe, Metallgeräte, auch wohl Glasmalereien und
einzelne Kleinarbeiten hinzu, um so dem Besucher eine ungefähre Vorstellung
von dem Zusammenwirken der Gegenstände zu ermöglichen. Von dem längere
Zeit geübten Gebrauche, Räume zusammenzustellen aus Objekten, die nicht ur-
sprünglich zueinander gehört haben, sondern nur derselben Stilperiode ent-
stammen, ist man abgekommen; nur wenn man ganze Zimmer in ihrer ursprüng-
lichen Ausstattung noch erlangen kann, stellt man sie auch als solche in den
Museen wieder auf. Auf diese Weise haben zahlreiche Museen ganz beachtens-
wertes Material zusammentragen können. Die Aufmerksamkeit, die man in der Folge
der Volkskunst geschenkt hat' weiteres siehe unten), hat das ihre dazu beigetragen,
daf> man mit der Zeit nicht nur hervorragend Kostbares, sondern auch schlichtere
bürgerliche und besonders ländliche Wohnräume gesammelt hat. Neben den deut-
schen und österreichischenMuseenzeichnensichauf diesem, z.T.allcrdingskultur-
geschichtlichen Sammelgebiet die skandinavischen aus, so das dänische Volks-
nuiscum in Kopenhagen, das norwegische in Christiania und namentlich das nor-
dische Museum in Stockholm und das benachbarte Freiluftmuseum auf Skansen.
KinigeBeispiele enthalten die beigehefteten Tafeln. Sie zeigen dieSamsostube aus
dem dänischen Volksmuseum in Kopenhagen; die Laxbrostube. die sich ein mit
einer Holländerin verheirateterGrubenbesitzer und Handelsherr inDalarnefDale-
517
kmiienl 1673 hat in seinem Hause erbauen lassen und die mit dem Hause jetzt in
Stockholm aufSkansen steht; das nordfriesischoZimmer ausHusum von 1738, die
Schweizer Hauernstube von 1794 imd das Kjrerländischo Zimmer von 1824, die alle
drei das Germanische Musevmi in Nürnberg bewahrt, endlich cinWohnzimnuM- aus
Westcrbüttel viui 1792, eine Diele aus Ostenl'eld imd eine Küche aus Westfalen.
— Mit einzelnen Museen sind Abteilungen für Kostümgeschichte [z. B. National-
museum, München] verbunden. Einebesondere, allerdingshervorragende, kostüm-
geschichtliche Bibliothek besitzt nur das Berliner Kunstgewerbemuseum in der
vom Freiherrn von Lipperheide hinterlassenen Büchersammlung. D
Ganz allgemein sind die Kunstgewerbemuseen mit BIBLIOTHEKEN ver-
bunden, deren Bestände meist in drei grof^e Gruppen geordnet sind: Vorbilder,
Bücher, Ornamentstiche. Die Vorbildersammlungcn umfassen die Photographien
und sonstigen Abbildungen von ausgeführten Arbeiten und alle durch den Druck
vervielfältigten Entwürfe. Vorlageblätter. Zeichnungen usw. Sie erstrecken sich
auf alle Zeiten und Gebiete. Die Büchersammlungen enthalten die gesamte Fach-
literatur; auch sie sind gleich den Vorbildern nach denselben Gesichtspunkten ge-
ordnet, wie die Bestände des Museums. Die graphischen oder Ornamentstich-
sammlungen dienen vornehmlich dem Sammeln von älteren Stichen, von Hand-
zeichnungen und wertvolleren graphischen Arbeiten. In ihnen pflegt man die
Bestände zumeist nach den Meistern, also nach den Urhebern, zeitfolgerichtig zu
ordnen. Auch die Originalentwürfe der Lebenden finden in diesen Ornamentstich-
sammlungen ihren Platz. D
Das österreichische Museum für Kunst und Industrie in Wien nimmt noch heute
eine hervorragende und führende Stellung unter den Kunstgewerbemuseen des
europäischen Festlandes ein. Seine reichhaltigen Sammlungen, jüngst vermehrt
durch die kunstgewerblichen Schätze des Orientalischen | späteren Handels- 1 Muse-
ums, werden durch keine andere der österreichisch-ungarischen Monarchie über-
troffen. Eine beträchtliche Zahl kleinerer Museen hat sich mit der Zeit in den Haupt-
städten Österreich-Ungarns herausgebildet. So z.B. in Prag, Reichenberg, Pilsen,
Brunn, Troppau, Salzburg. Linz, Innsbruck, Lemberg, Krakau und Budapest, andere
wieder in Olmütz, Mährisch-Trübau, Iglau, Graslitz, Graz und anderwärts. Nicht
jedes dieser Museen ist rein kunstgewerblich, wie die von Prag und Budapest,
sondern manche verknüpfen mit kunstgewerblichen Abteilungen noch Kunstsamm-
lungen oder gewerbliche Abteilungen, oder kulturgeschichtliche. Das hängt auf
das engste mit den besonderen Aufgaben zusammen, die diese Museen innerhalb
der einzelnen Kronländer und Provinzen zu erfüllen haben. Das Museum in Prag
besitzt wohl die größte aller Sammlungen von geschliffenen Gläsern, dasMuseum
in Graz die umfangreichste von Arbeiten in Schmiedeeisen. Das bedeutsame
Museum in Salzburg, 1833—1834 entstanden, wurde in den siebziger Jahren durch
seinen Direktor Schiffmann neu geordnet und damit tonangebend fürdie sog. kultur-
e^-chichtlicheAufstellungsweise. - Den groftenMuseen hat man |das gilt wie für
O-t'^rrreich so auch für Deutschland, P'rankreich und hingland) die Aufgabe zuge-
wiesen, in ausgezeichneten Stücken eine möglichst geschlossene Übersicht über die
gesamte Entwicklung des Kunstgewerbes zu geben, während es den kleineren
518
Q~7] [OBEN] LAXBROSTUBE VON 1673 STOCKH« -LM, blvA.NbEN (UNTEN) SCHWEIZER
.«^K BAUERNSTUBE VON 1794 AUS DExM GERMANISCHEN MUSEUM ZU NÜRNBERG
Museen zufällt, diesen allgemeinen Gan^j nur in ^ro^on Züj^en durch einzelne aus-
gewählte Stücke zu zeigen, dagegen die Entwicklung des Kunstgewerbes innerhalb
ihres engeren landschaftlichen Hcreiches ausführlich darzustellen. Hin Verquicken
mit dem kulturgeschichtlichen Sammeln lä^t sich dabei nicht immer vermeiden. D
Mit den Kunstgewerbemuseen sind auch in Osterreich durchgehends Biblio-
theken, in einzelnen Fällen auch Kurse für Kunsthandwerker verbunden. Daneben
besteht ein groft angelegtes System gewerblicher Lehranstalten, das auch dem
Kunstgewerbe in vollstem Mafie dient, besonders auf den Gebieten der Weberei,
Stickerei und Spitzenarbeiten, der Dekorationsmalerei, Keramik, Glasindustrie
und Metallbearbeitung. Die Zahl der kunstgewerblichen und Fachschulen betrug
bereits um IS80 nicht weniger als()9 [29 fürS|)itzenkl»)ppeln, Sticken, Posamenten,
Weben und Wirken, 22 für Hearbeiten von Holz und Stein, 9 für keramische und
(ilasfabrikation, 7 für Metallbearbeitung utid 5 für verschiedene andere Auf-
gaben]. P's hat sich seitdem noch weit mehr entwickelt | siehe unten). X'iele der
gewerblichen Lehranstalten und Kunstgewerbeschulen veranstalten WANDKR-
Kl'RSK, indem sie ihre Lehrer nach den Haujjtorten ihres Bezirkes entsenden
und dort die im Kunstgewerbe tätigen Kräfte unterrichten, sei es ganz allgemein
über Fragen des Gewerkes, sei es über die neuesten künstlerischen oder techni-
schen Krrungenschaften usw. Weiterhin vereinigt man regelmäßig die Lehrer der
Schulen wieder zu FEKIKNKUKSKN und führt ihnen durch diese die jüngsten
Fortschritte ihres Wissenszweiges zu. Diese Maf^nahmcn haben sich auch in
Deutschland eingebürgert, dasauf^erdem noch MFISTI^RKL'RSK veranstaltet. Sie
vereinigen an geeigneten Orten eine gröf^ere Zahl von Meistern und (jehilfen für
etwa einen Monat zu gemeinsamem Unterricht durch künstlerische Kräfte. Sie
haben sich auch in Österreich eingebürgert. D
Welchen UMFANG der kunstgewerbliche Unterricht in Österreich angenommen
hat, möge aus folgendem hervorgehen. Österreich |ohne Ungarn] gibt für seinen
gewerblichen Unterricht rund 18 Millionen Kronen im. Jahre aus. Es unterhält neun
gewerbliche Zentralanstaltcn, nämlich die Kunstgewerbeschule des K. K. öster-
reichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien, die Kunstgewerbeschule in
Prag, das Lehrmittelbureau für gewerbliche Unterrichtsanstalten in Wien, die
graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, das technologische Gewerbe-
museum, die Lehr- und Versuchsanstalt für Lederindustrie, die Kunststickerei-
schule, den Zentralspitzenkurs und die Lehr- und Versuchsanstalt für Korbflech-
terei in Wien. Die beiden zuerst genannten Kunstgewerbeschulen haben rund
tOO Schüler im Jahre, das Lehrmittclbureau 439, die graphische Lehr- und Ver-
-suchsanstalt 359. Der Zentralspitzenkurs [jetzt Anstalt für Frauenhausindustrie]
in Wien zählt 2161 Schülerinnen, seine 41 Filialen und Wanderkurse deren 8028
(sämtliche Zahlen sind dem Jahrgange 1907^1908 entnommen], die Lehr- und
Versuchsanstalt für Korbflechterei und Musterweidenplantagen 12 Schüler, ihre
18 auswärtigen Kurse 1069, die Kunststickereischule 47. Es haben also die neun
gewerblichen Zentralanstalten rund 12069 Schüler, von denen man die des techno-
logischen Gewerbemuseums und der Lehr- und Versuchsanstalt für Lederindu-
strie, im ganzen 1558. abziehen darf, um 10511 Schüler der kunstgewerblichen
519
Abb. 417: Bemalte und buntgeflochtt-iie llajidkdj l)o aus H.iytiii und liaden
D
Zentralanstalten zu erhalten. Von den Staatsgewerbeschulen und verwandten
Anstalten, deren im ganzen 23 mit 15422 Schülern bestanden, hatten die meisten
eine kunstgewerbliche Abteilung. Zu ihnen treten noch fünf staatliche Bau- und
Kunsthandwerkerschulen mit 1907 Schülern. D
Sehr ausgebildet sind die österreichischen Fachschulen. Man hat gerade ihnen
grofiC Aufmerksamkeit gewidmet, weil man damit am besten den besonderen Er-
fordernissen der verschiedenen Länder und Sprachen Rechnung trägt. Von Fach-
schulen bestehen sieben nichtstaatliche für Spitzenarbeiter mit 220 Besuchern, 29
staatliche und vier nichtstaatliche Fachschulen für Weberei und Wirkerei mit ins-
gesamt 3115 Besuchern, 16 staatliche und 5 nichtstaatliche Fachschulen für Holz-
bearbeitung mit 3424 Schülern, endlich 10 staatliche für Metallbearbeitung mit
1282 Schülern. Dazu kommen noch 27 staatliche und 41 nichtstaatliche Fach-
schulen für verschiedene Gebiete mit insgesamt 7088 Besuchern. Rechnet man
dazu noch die 16 Lehrwerkstätten mit 386 Schülern und die 7 allgemeinen Hand-
werkerschulen mit 2080 Schülern, so gewinnt man einen ungefähren Anhalt für
den Umfang des ganzen gewerblichen Unterrichtes. Der allgemeinen und fach-
lichen Weiterbildung dienen außerdem noch 1082 gewerbliche Fortbildungs-
schulen mit 140919 Besuchern und 1006 Lehranstalten für die weibliche Jugend
in gewerblichen Berufen mit 34327 Schülerinnen |133 Schulen zurzeit nicht im
Betriebe!. □
Die Zahl aller gewerblichen Lehranstalten betrug somit im Schuljahre 1907/08
im ganzen 2287, die Schülerzahl 222302. Allerdings haben diese Bildungsstätten
alle industriellen und gewerblichen Bedürfnisse zu befriedigen, doch dienen sie
auch in sehr erheblichem Mafte dem Kunstgewerbe. Ein Charakteristikum der
österreichischen Lehranstalten besteht darin, daft sie sich nicht auf Aufgaben des
Unterrichts beschränken, sondern auch direkt auf die Gewerbebetriebe einwirken,
indem sie Auskünfte und Ratschläge erteilen, Zeichnungen und Modelle ausleihen,
Bestellungen überweisen, Arbeiten überwachen, Neuerungen in persönlichem Be-
520
[OBEN) WOHNZIMMER, WESTERBLTTEL IN SUDER-DITHMARSCHEN,
1792 • AUS DEM KUNSTGEWERBEMUSEUM IN FLENSBURG • [UNTEN]
OSTENFELDER DIELE • AUS DEM STÄDTISCHEN MUSEUM IN ALTONA
Ab^ 4U m. 4t9: Otto Hvpp.
frecktsl la
suche verbreiten, Kurse, Vorträge und Wanderuntemcht veranstalten, in der
Reform des kunstgewerblichen Zeichen- und Modellierunterrichtes ist Öster-
reich sehr energisch vor_ en;esha! " oineW en für diesen Unter-
richt herausgegeben una ...v neuen Gruh-.>.:..L in zai... v-L^en Lehrkursen ver-
breitet- — Das Lehrmittelwesen findet besondere Pflege, deshalb besteht auch
das erwähnte Lehrmittelbureau in Wien. Grof;e Sorgfalt wird den kunstgewerb-
lichen Techniken zugewendet, teils an den Schulen selbst, teils durch eine syste-
matische Versuchstätigkeit. In dieser Richtung sind belangreiche Ergebnisse
erzielt worden, so die Quellreliefintarsia, die Plastokaustik, Netzdekor u. a. Ein
besonderer Erlaft ordnet die intensive Pflege der traditionellen heimatlichen,
bodenständigen Bauweise und der schlichten bürgerlichen Baukunst durch die
baugewerblichen Lehranstalten an. — O
Die Staaten, die heute das DEUTSCHE FT^CU hi'.^.-n. sind dem en j''^. hen
Beispiele sehr langsam gefolgt. In Norddeu:- n die neuen ( ^en
anfangs sogar stille Gegner. Aber es fehlte auch nicht an getreuen Mahnern. So
hatten zum Beispiel die Deutschen, die auf der Weltausstellung 1862 als Gutachter
mitgewirkt hatten, es in ihren Berichten deutlich betont, da^ sie das Beispiel Eng-
lands und Frankreichs für gut erachteten, nämlich 'die Geschmacksbildung der
Arbeiter durch Unterricht im Zeichnen und Modellieren, sowie durch Vorführung
guter Muster in Sammlungen und Museen' ... zu fördern. Wir brauchen tüchtige
gebildete Arbeiter; wir müssen insbesondere danach trachten, einen wahrhaft
bildenden Zeichenunterricht überall einzuführen, die Arbeiter zum Selbstschaffen
und Erfinden neuer Formen anzuregen und durch Belebung ihrer Ideen und Bildung
ihres Sinnes für schöne künstlerische Industrieerzeugnisse der Gemeinheit und
Roheit ebenso entgegenzuwirken, als ihre Hand geschickter und ihre Augen
schärfer zu machen I' O
521
D Abb. 420: Hermann Kellner. Weinkühler, 1878 D
Diese Mahnrufe fanden zunächst nur in
Süddeutschland lebhaften Widerhall, be-
sonders in BAYERN und Württemberg.
Dort war aber der Boden schon vorbe-
reitet, so zum Beispiel in München durch
den kunstfreudigen König. Wenn man
auch in München die Baukunst ganz im
Gegensatze zu Sempers Anschauungen
beinahe von allen ihren Beziehungen zu
Ort und Zeit losgelöst [und dennoch in
dem Bestreben 'möglichst Neues zu schaffen und eine neue Bauart zu finden', das
geträumte Ergebnis nicht erzielt! hatte: man war dort doch noch vor der Lon-
doner Weltausstellung zu der Erkenntnis gelangt, daf; man dem Kunstgewerbe,
wenn es nicht dem völligen Niedergange unterliegen sollte, notwendigerweise
wieder die Kunst zuführen muffte. Aus dieser Überzeugung heraus entstand am
15. November 1850 in München der Verein zur Ausbildung der Gewerke mit dem
ausgesprochenen Ziele, der Förderung des Kunstgewerbes zu dienen, das Zu-
sammenarbeiten von Kunst und Handwerk, von Wissen und Können zu pflegen.
Die Wirksamkeit dieses Vereines, des ersten aller Kunstgewerbevereine, wird
später in anderem Zusammenhange zu schildern sein. In der Folge kam es zur
Gründung der Kunstgewerbeschulen zu München und Nürnberg, von denen jene
sich namentlich unter H. Dyk, diese unter von Kreling vortrefflich entwickelte.
Man schuf 1867 das Bayrische Nationalmuseum in München und später das Bay-
rische Gewerbemuseum in Nürnberg. Die Nürnberger Schule hat sich lange Zeit
ganz eng an die Vorbilder angeschlossen, die ihr Nürnberg unmittelbar bot; sie
hat den gotischen Formenkreis bis in den Anfang der siebziger Jahre hinein fast
ausschliefilich gepflegt. Die Münchener Schule ist dagegen von vornherein freier
auf die allgemeinen Ziele zugesteuert. Heute widmen sich die zahlreichen kunst-
gewerblichen Unterrichtsanstalten, die Bayern mit der Zeit geschaffen hat, in ganz
ähnlicher Weise der gründlichen Ausbildung ihrer Schüler, wie die anderen
Schulen Deutschlands. D
In Süddeutschland verknüpfte man ähnlich wie in Österreich die Förderung
der gewerblichen Tätigkeit und die Fachschulen mit kleineren Museen. Man schuf
GEWERBEMUSEEN, die sowohl dem Gewerbe, wie dem Kunstgewerbe zu dienen
hatten. Zumeist haben diese Museen, so zum Beispiel das Bayrische Gewerbe-
museum in Nürnberg und das Pfälzische Gewerbemuseum in Kaiserslautern, alle
beteiligten Kreise zu weitverzweigten Vereinen zusammengeschlossen, die sich
neben dem Beschaffen von Mitteln für die Museen und die damit verbundenen
Schulen, die Pflege des heimischen Gewerbes und Kunstgewerbes zur Aufgabe
gestellt haben. In ähnlichem Sinne unterhalten der Mitteldeutsche Kunstgewerbe-
verein zu Frankfurt am Main [bis 1866 freie Reichsstadt] ein Kunstgewerbemuseum
und eine Kunstgewerbeschule, der Polytechnische Verein zu Würzburg und
Aschaffenburg seine Schulen, das Museum zu Schwäbisch-Gmünd und der Kunst-
gewerbeverein zu Pforzheim ihre Sammlungen usw. Überhaupt haben sich gerade
522
Gj -l [OBEN] W-ESTFÄLISCHE KÜCHE DES 19. JAHRH. • AUSSTELLUNG DRESDEN 1906
•^K| [UNTEN] EGERLÄNDISCHES ZIMMER, 1824 • GERMANISCHES MUSEUM NÜRNBERG
in Ueutschhiiul zahlreiche Gewerbe- uml Kunst-
gewerbevereine den Ausbau und die Pfle^re von
Museen und Schulen zur Aut^abe gestellt, wie auch
viele Innungen und sonstige Fachvereinigungen
ganz oder teilweise ihre P'achschulen noch unterhal-
ten, oder doch zu ihrem Unterhalte beitragen. Fast
stets ist in Deutschland der Werdegang solcher Bil-
dungsanstalten so gewesen, dafi zunächst eine Kör-
perschaft sie auf privatem Wege ins Leben gerufen
hat, und da(^> sich dann die Gemeinden oder diese
und der Staat daran beteiligt haben, wenn sie nicht
die Anstalten gleich gänzlich übernommen haben.
In WÜRTTFMBERG ist die Pflege des Kunst-
gewerbes, insbesondere nach dem Bekanntwerden
der englischen Grundlehren, von der bereits be-
stehenden Zentralstelle für die Gewerbe aufgenom-
men worden. Sie hat in der Folge durch das Landcs-
gewerbemuscum zu Stuttgart, durch die Vorbilder- ^^,,b. vji: Kranz widnmann, Mün.hm,
Sammlung, die Bibliothek und die von ihr ins Leben ü Fiuriateme, is?? d
gerufene Kunstgewerbeschulc und Fachschulen das kunstgewerbliche Bildungs-
wesen Württembergs auf eine Höhe gehoben, die andere deutsche Staaten lange
Zeit nicht erreichen konnten. In BADEN förderte die Gewerbehalle in Karlsruhe
vornehmlich das Kunstgewerbe; sie bildete sich mit der Zeit zum Kunstgewerbe-
museum aus und erhielt eine Kunstgewerbeschule, tlinc zweite badischc Kunst-
gewerbeschule besteht in Pforzheim. Daneben besitzt das Land bemerkens-
werte Fachschulen, wie z. B. die Goldschmiedeschule in Pforzheim, die Schnitzerei-
schule in Furtwangen. In Württemberg und Baden hat man zuerst den Tagesunter-
richt in den Fortbildungsschulen eingeführt. In SACHSEN entstanden Kunstge-
werbemuseen und -schulen in Dresden und Leipzig |hier auch jetzt Akademie für
graphische Künste], sowie zahlreiche Fachschulen in den Mittelpunkten der kunst-
gewerblichen Industrie, wie z. B. in Plauen für die Industrie der Spitzen und Vor-
hänge usw. Auch die meisten anderen Staaten Deutschlands unterhalten je nach
Umfang und Bedürfnis Kunstgewerbeschulen oder Lehrwerkstätten usw. D
In PREUSSEN kam man auch erst in den sechziger Jahren zum Anlegen von
Kunstgewerbemuseen und -schulen. Man hatte zwar, zum Teil anknüpfend an die
Bemühungen Schinkels, Fachschulen und Musterschulen ins Leben gerufen, aber
sie konnten eine führende Rolle nicht erringen. Von privater Seite wurde 1867 in
Berlin das Gewerbemuseum gegründet, das 1885 in Staatsverwaltung überging
und als Königliches Kunstgewerbemuseum in den von Martin Gropius errichteten
Neubau in derPrinz-Albrecht-Straf^e übersiedelte. Von da ab nahm es, nachdem es
sich vorher wesentlich an das Vorbild des Wiener Museums angelehnt hatte, unter
JULIUS LESSING [1843-19081 seinen eigenen Weg, durch den es zum bedeu-
tendsten Museum seiner Art in Norddeutschland wurde. Seine Sammlungen
werden jetzt von Otto von Falke, seine Bibliothek von Peter Jessen geleitet. Mit
523
D Abb. 422: Franz Brochier, Ehrendiplom, 1874 D
dem Museum verband sich alsbald eine
Unterrichtsanstalt, die im Sinne der Kunst-
gewerbeschulen erspriefjlichc Wirksam-
keit entfaltete [jetzt von Bruno Paul ge-
leitet). Zahlreiche Kunstgewerbeschulen
und Fachschulen sind in der Folge in der
preufüschen Monarchie entstanden, viel-
fach im Ausbau früher bestehender Aka-
demien und Kunstschulen |vgl. unten]. D
Im ersten Jahrzehnt des zwanzigsten
-lahrlnniderts zählte man in Deutschland
(>twa 60 Kunstgewerbe- und Fachschulen.
..—. .V ^.— — , M,^ Kunstgewerbemuseen und bedeutende
r*Ar*»^^ jj^ lf^«*j.T i')ffentliche F'achsamndungen bestehen
'^^«tf^H - ■ji.-^^i^R^ neben den schon genannten noch in Köln,
Düsseldorf. Krefeld, Flensburg, Magde-
burg. Erfurt, Hannover, Braunschweig,
Breslau, Altonausw. Mehrfach verbinden
die lokalen Museen die Pflege des Kunst-
gewerbes mit der der Kunst und der Kul-
turgeschichte; zuweilen auch mit der der
Biologie, wie zum Beispiel in Altona. D
Von den FREIEN HANSESTÄDTEN hat Hamburg zuerst die Pflege des Kunst-
gewerbes tatkräftig in die Hand genommen. Seine Gewerbeschule war den an-
deren deutschen Gewerbeschulen, sowohl in Zeit als Bedeutung lange Zeit ein
Vorbild, und sein Museum für Kunst und Kunstgewerbe, das Justus Brinckmann
ausgestaltet hat, zählt mit zu den besten des europäischen Festlandes. Bremen
ist mit seinem Gewerbemuseum und seinen Schulen gefolgt; ebenso Lübeck mit
ähnlichen Anstalten. D
Wie die Pflege der deutschen kunstgewerblichen Unterrichtsanstalten in der
GEGENWART sich gestaltet hat, dafür möge eine kurze Übersicht über die des
PREUSSISCHEN Staates Aufschluß geben. In Preußen hatte man schon 1787 und
1790 Kunstschulen und Provinzialkunstschulen eingerichtet, deren man im ersten
Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts acht zählte. Sie waren bestimmt für 'die
Lehrlinge und Gesellen solcher Handwerker und Fabrikanten, die zu geschmack-
vollen Formen und Verzierungen ihrer Arbeiten des Unterrichtes bedürfen'. In
den schweren Zeiten, die Preußen in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhun-
derts durchzukämpfen hatte, gingen diese Kunstschulen wieder ein bis auf zwei.
Und erst mit dem Ausgange der sechziger Jahre und insbesondere im sieben-
ten Jahrzehnt kam es wieder zur Gründung zahlreicher gewerblicher Zeichen-
schulen, die man in der Folge gleich den alten Provinzialkunstschulen wesentlich
zu Kunstgewerbe- und Handwerkerschulen ausbaute. Neue traten hinzu. Nicht
minder auch Fachschulen mannigfacher Art. Zurzeit bestehen in Preußen 35 kunst-
gewerbliche Lehranstalten, von denen 8 vom Staate, 10 vom Staate und anderen
524
f~ 1 UND JOSEPH VON KRAMER. HUBERTUSUHR • AUS-
^^y , ...^ KARL WINTERHALTER • GESCHENK DER STADT
■^— lii CN ZUM SIEBENTEN DEUTSCHEN BÜNDESSCHIESSEN
Abb. 423 und ,424: (Links Wollenweber, München, Straußenelbecher. (Rechtsl Seubert, StutfRart,
a Punschbowle, ausgeführt von KlUer te Co., Eßlinsen D
unterhalten, 17 vom Staate durch einen Zuschu(i gefordert werden. Im Durch-
schnitt werden diese 35 Schulen jährlich von 15000 bis 16000 Schülern besucht.
\'on den oben nicht mitgezählten 20 Fachschulen für Metallindustrie pflegen 2 auch
kunstgewerbliche Fächer. Für die Textilindustrie bestehen 13 Fachschulen; auch
ist neben zahlreichen Spitzcnnähkursen und Stickschulen eine Korbflcchtschule
tätig. Dem Fach- und Fortbildungsunterricht für das weibliche Geschlecht dienen
67 Anstalten, von denen nicht wenige auch in kunstgewerblichen P'ächern unter-
richten. An Fortbildungsschulen für das männliche Geschlecht zählte man im
.lahre 1904 im ganzen 1580 mit 233386 Schülern. An Innungs- und Vereinsschulen
428 mit 28043 Schülern. Im ganzen verwendet der preuf>ische Staat jetzt auf sein
gewerbliches Unterrichtswesen rund 12 Millionen Mark gegen rund 3' ^ Millionen
Mark im Jahre 1897. D
Von den romanischen Ländern hat FR.ANKRKICH die öffentliche Pflege des
Kunstgewerbes zuerst in die Hand genommen. Schon der französische Bericht-
erstatter auf der Londoner Ausstellung 1851, Graf de Laborde, betonte, welche
Gefahr dem französischen Kunstgewerbe durch die englische Tatkraft erwachse.
.Mierdings habe P'rankreich auf der Ausstellung gesiegt, aber es könne seine Über-
legenheit nur behaupten, wenn es sich auf das ernsthafteste zu neuen Kämpfen
vorbereite. England entwickele eine neue Formenwelt, weil es die für den Ge-
brauch besten Formen suche und festhalte. So gelange es zu ausgezeichneten
Gebrauchsformen und diese praktische Verwertbarkeit überwiege den Mangel an
stilistischer Reinheit und idealer Formenschönheit. 'Hüten wir uns', schrieb Graf
de Laborde damals in seinem Berichte, 'vor diesem praktischen Geiste; er wird
525
Abb. 425: Ziegler und Weber, Karlsruhe, Schrank
uns schlagen'! Wie in Deutschland, so
verhallten auch in Frankreich damals die
Worte des Mahners ungehört. Doch schon
1862 waren sie durch den Sieg des engli-
schen Kunstgewerbes bestätigt, und nun
erst, 1863, entstand in Frankreich die
Union centrale des beaux arts appliques ä
l'industrie, die in Paris ein Musee retro-
spective für das Kunstgewerbe gründete.
Aus ihm ging später das Museum für die
dekorativen Künste hervor, das sich jetzt
im Pavillon de Marsan des Louvre befin-
det. Auch in den Provinzen entstanden
zahlreiche Museen, so 1864 schon das Mu-
seum für Kunst und Industrie in Lyon.
Einen großen Reichtum von kunstge-
werblichen Schätzen besag Frankreich
allerdings schon in seinen umfangreichen
Sammlungen zu Paris, zum Beispiel im
Louvre, im Musee de Cluny, im Musee
des arts et metiers, in den Fachsammlungen der Porzellanfabrik von Sevres,
der Manufacture des gobelins usw. D
Eine besondere Pflege widmete FRANKREICH mit der Zeit seinem SCHUL-
WESEN. Man förderte namentlich die Zeichenschulen, die ecoles de dessin, wie
sie als staatliche, zum Beispiel die der Manufacture des gobelins, als städtische,
zum Beispiel die Municipalschulen von Paris, und als private entstanden, und wei-
terhin die Handwerkerschulen, die ecoles professionelles, von denen besonders
die von Ronen lange Zeit grof^e Bedeutung besag. Im grogen ganzen hat man in
Frankreich Jahrzehnte hindurch den grögten Wert darauf gelegt, dag die Schüler
es lernten, die Technik vollkommen zu beherrschen und die historischen Vorbilder
so getreu als möglich nachzubilden. Man hat also Ziele verfolgt, die sich im Grunde
nur auf das rein Augerliche richteten. Erst allmählich ist man davon abgewichen
und mehr auf das eigentliche Wesen des kunstgewerblichen Erzeugnisses ein-
gegangen. Immer aber ist dem kunstgewerblichen Bildungswesen Frankreichs
das zu eigen geblieben, was es von vornherein als besondere Art besessen hat:
nicht das Erziehen des ganzen Volkes, nicht das Heranbilden des Verbrauchers
ist das Ziel, sondern die künstlerische und technische Vervollkommnung des
Schaffenden, also des Erzeugers und insbesondere des Arbeiters. Dafür geschah
und geschieht ungemein viel ; bereits 1873 hatte Paris allein 33 öffentliche Zeichen-
schulen, in denen jeder Arbeiter sich weiterbilden konnte. Die Wirksamkeit dieser
Schulen und ihrer Lehrer wurde durch Inspektoren sorgfältig überwacht und stän-
dig vervollkommnet. Ganz ähnlich verfährt man auch in der Provinz. D
Eigentlich greift in Frankreich die Entwicklung der Schule am weitesten zu-
rück. Denn, wie schon in Kapitel I betont, die Manufacture royale des meubles
I
526
de la Couronne war 1662 schon
unter Colbert zu einer Hochschule
des Kunstgewerbes geworden.
Sie besaft eine Gliederung, die
unter Lebrun streng durchge-
führt wurde. Man unterschied zu-
nächst entwerfende Meister, wei-
ter Künstler, die auf ihrem beson-
deren Gebiete erfanden und aus-
führten, dann Kunsthandwerker,
die unter künstlerischer Überwa-
chung arbeiteten, und endlich
Lehrlinge. Man nahm 60 bis 100
Zöglinge auf und wirkte stark er-
zieherisch auf sie ein, lie|3 sie zum
Beispiel zu gewissen Zeiten zum
Zeichenunterricht unter tüchtigen
Meistern zusammenkommen usw.
Hatte ein solcher Zögling sechs
Jahre gelernt und noch vier wei-
tere Jahre in der Manufaktur ge-
arbeitet, so erhielt er das Meister-
recht. Es gingen somit aus dieser
Manufaktur mit der Zeit lauter
tüchtige Kräfte hervor, die stolz waren auf das, was sie gelernt hatten, und die
dem Verständnis für gute Arbeit auch in der Provinz schnell Bahn brachen. D
Schon unter Colbert erörterte man 1669 und 1679 in Verordnungen den Plan
von Provinzialfachschulen. Sie kamen nicht zustande. Zwar versuchte es Tou-
louse 1726, aber erst nach 1750 mit Erfolg. Inzwischen errichteten ihrerseits die
Städte Rouen [1747]. Reims, Marseille, Lyon [1756], Amiens, Dijon, Troyes, Tours
[1777], Nancy. Bordeaux, Aix usw. Zeichenschulen. Diese Schulen vernichtete
zumeist die französische Revolution. Der bekannte Blumenmaler J. J. BACHELIER
veröffentlichte 1789 Vorschläge zu öffentlichen Kursen für Künstler und Hand-
werker, die sich einige Jahrzehnte später in den ecoles des arts et metiers ver-
wirklichten. Aber 1766 schon hatte er auf seihe Kosten eine öffentliche und un-
entgeltliche Schule für Kinder und Lehrlinge der Gewerbetreibenden eingerichtet,
die im nächsten Jahre der Staat übernahm. Sie hatte 1500 Zöglinge [vom achten
Lebensjahre an; und hief; eccle royale gratuite de dessin. Auch diese Schule fegte
die Revolution hinweg und erst 1805 entstand die Anstalt zu neuem Leben wieder.
Aus ihr ging in der Folge die Pariser Kunstgewerbeschule, die ecole nationale des
arts decoratifs hervor. Auch entstanden unter Napoleon L noch zahlreiche Schulen
wie die von Alencj-on u. a. Im Jahre 1802 endlich gelangte auch ein anderer Plan
Bacheliers zur Verwirklichung, der Unterricht der Frauen. Die Gräfin deMontizon
eröffnete eine solche Zeichenschule, aus der in der Folge die staatliche Zentral-
Abb. 426 : O. B. Friedrich, Dresden, Büffet, Nutsbaumholz, 1876
q2'i
anstalt Frankreichs für den Kunstunter-
riolit der Frauen hervorjring. D
Die Revolution, die auch die alten Aka-
demien aufo^elioben hatte, vereini^rte die
Kunstakademien im Institut und rief die
i'cole des beaux arts ins Leben; unter Na-
poleon trat als mächtigste Förderung die
Gründung von 22 Provinzialmuseen hinzu.
Auch entstanden noch die ecoles des
beaux arts in Lyon und Dijon. D
Auch hier blieb nicht ohne Einflufi die
Ijitwicklung der technischen Schulen.
Noch während der Revolution entstand
ier Gedanke einer ecole des travaux pu-
blics, der zur ecole polytechnique führte.
Neben Schulen für Straften- und Brücken-
bau und Unterrichtsanstalten für Bergbau
waren schon frühzeitig Schulen getreten,
die den Unterricht in dem anstrebten,
was wir heute Kunstgewerbe nennen. Die
D Abb. 427: Carl Schuh. Wien. Polsterstuhl G erste dieser Schulen gründete der Herzog
Frangois Alexandre Frederic de Larochefoucauld-Liancourt im Jahre 1788 in
Liancourt. Sie wurde in der Revolution Staatsanstalt, 1799 nach Compiegne und
1806 nach Chälons sur Marne verlegt. Eine zweite wurde durch Napoleon in
Beaupreau bei Angers 1803 gegründet und eine dritte 1813 zu Aix in der Provence.
Dazu entstand 1826 eine Werkmeisterschule, die ecole de lamartiniere in Lyon und
in Paris 1829 unter Lavalle die Lehranstalt für Zivilingenieure, die dreiPüg Jahre
später vom Staat übernommen die ecole centrale des arts et manufactures bildete.
In der Folge lie^ die Tätigkeit des französischen Staates nach, weshalb von
PRIVATER Seite aus ziemlich viel für die Schulen geschah. Industrielle Gesell-
schaften, besonders in Lyon, Mülhausen, Lille. Castres. Amiens, Rouen, Nantes,
Marseille, Bordeaux, Le Hävre nahmen die Weiterbildung des gewerblichen und
kunstgewerblichen Nachwuchses energisch in die Hand, unterhielten Schulen,
Werkstätten, Sammlungen usw. D
Es erübrigt sich darzulegen. daP, ein Buch wie das vorliegende nicht die Ent-
wicklung der kunstgewerblichen Museen und Schulen in allen Kulturstaaten ver-
folgen, sondern nur den allgemeinen Gang schildern und durch einzelne Beispiele
wie oben näher erläutern kann. Daher möge über die noch nicht besprochenen
Länder das folgende genügen: Die zahlreichen Schulen ITALIENS verfolgen we-
sentlich praktische Zwecke. Ebenso die von SPANIEN und PORTUGAL. Italien
verfügt dazu über eine grof^e Reihe vortrefflicher Museen. D
In RUSSLAND hat sich das kunstgewerbliche Bildungswesen an das Museum
Stroganoff in Moskau geknüpft. Mit diesem ausgezeichneten, überaus reichhal-
tigen Museum hat man eine Kunstgewerbeschule verbunden, die vorbildlich für
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ganz RufUand geworden ist und
im Sinne von South Kensinirton
Lehrkräfte heranbildet. In ähn-
licher Weise versucht die societe
d'encourajjement in Petersbur^j
zu wirken. Im groficn ganzen be-
•streben sich die russischen Mu-
seen und Schulen einen nationalen
Stil zu pflegenund weiterzubilden.
Die Schweiz. Belgien, Holland,
Schweden, Norwegen und Däne-
mark haben mit der Zeit ihr kunst-
gewerbliches Bildungswesen auf
ähnlichen Grundlagen aufgebaut,
wie die anderen europäischen
\'(')lker. Auch Amerika folgt in
der Hauptsache denselben Bah-
nen, wenngleich es in manchen
Punkten, so hauptsächlich im
Zeichenunterricht, seine eigenen
Wege geht. D
Auf eines sei hingewiesen. Die
kunstgewerbliche Bewegung, die
an die Londoner Ausstellung 1851
und an das Auftreten Sempers an- ° '"^^^ ^-'^- ^^'an tiiani, Wiun, gestickter Teppich, i«75 d
geknüpft und das kunstgewerbliche Bildungswesen wie geschildert in die Wege
geleitet hat, sie hat auch ganz unmittelbar den Anstof, dazu gegeben, dafi man
überall das ZtHCHNEN unter die Gegenstände der allgemeinen Schulerziehung
aufgenommen hat. D
Jedes Kunstgewerbemuseum besitzt seine EIGENART insofern, als es sich
durch besonders bedeutsame Stücke oder durch Reichhaltigkeit einzelner Ab-
teilungen vor anderen Museen auszeichnet. Diese Vorzüge beruhen meist auf ört-
lichen Verhältnissen, auf der Entwicklung des Museums usw.; sie hier anzuführen,
verbietet der Rahmen des Buches. Es kann vielmehr nur ein Beispiel gegeben
werden, indem ganz flüchtig der Umfang dessen gekennzeichnet wird, was in den
Museen von PARIS an kunstgewerblich wertvollen Objekten aufgespeichert
worden ist. Paris vereinigt in seinen öffentlichen Sammlungen mehr davon, als
jede andere europäische Grogstadt. Der [oder dasj Louvre, das alte Schlof, der
französischen Könige, das seine heutige Gestalt der Bautätigkeit fast aller Herr-
scher Frankreichs seit Franz I. [1515-1547] verdankt, birgt in seinen Räumen, die
ein grof>es Viereck mit daran sich schlieficnden zwei langen Flügeln bilden, eine
einzigartige Sammlung oder richtigerVereinigung von Sammlungen. Nur die Räume
zu durchwandern erfordert schon an zwei Stunden. Die Gemälde und Zeichnungen,
die Ludwig XIV. in seinem berühmten cabinet du roi vereinigte [in die auch die
34 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 529
SammluncrenMazarinsund Jabachs übergingen], bildeten mit mancherlei anderem
den Grundstock der Sammlungen. Unter der Revolution, die alle in öffentlichen
Gebäuden, in Kirchen und Klöstern vorhandenen Kunstschätze als Staatseigentum
hier zusammenzog und später auch allen Kunstbesitz der Könige hinzufügte, wurde
das Louvre öffentliches Museum, das man am 10. August 1793 eröffnete. — Das
Erdgeschoß enthält das ägyptische und das asiatische Museum, sowie die große
Skulpturensammlung. Im oberen Stockwerk befinden sich die Gemäldegalerie,
die Fortsetzung der ägyptischen und griechischen Altertümer und die wertvollen
Sammlungen von kunstgewerblichen Erzeugnissen, während im zweiten Stocke,
neben einer umfangreichen Sammlung neuerer französischer Gemälde, ein Marine-
museum, ein chinesisches und ein ethnographisches Museum ihren Platz erhalten
haben. Das chinesische Museum wird durch die collection Grandidier ergänzt,
eine überaus reiche Sammlung chinesischer und japanischer Kunsttöpfereien im
zweiten Stocke des großen Flügels an der Seine. Die kunstgewerblich wichtigsten
Objekte umschließen die Räume im oberen Stock des alten Schloßviereckes, so die
nach der place du Louvre gelegenen Säle mit assyrischen, babylonischen, syrischen
und phönizischenErzeugnissen und den vielen kleineren ägyptischen Arbeiten. In
dreizehn Sälen [nach der Seine zu ] befindet sich das Museum der antiken Keramik
mit der Sammlung Campana. Der pavillon de Sully umschließt die antiken Bronzen,
von denen der Saal mit den antiken Schmucksachen zur galerie d'ApoUon führt,
der sich in ihrer Art keine andere Galerie der Welt an die Seite stellen kann. Wert-
volle Möbel aus der Zeit Ludwigs XIV. stehen hier, auf ihnen und in besonderen
Schauschränken Kunstwerke aus edlen Metallen, geschnittenen Steinen und
Schmelzarbeiten. Die Sammlung der kleineren kunstgewerblichen Erzeugnisse
des Mittelalters und der Neuzeit ist über mehrere Säle in verschiedenen Flügeln
verteilt. Die donation Rothschild, die Stiftung Adolfs von Rothschild, die vor-
nehmlich kirchliche Gegenstände umfaßt, hat allein einen Wert von 20 Millionen
Franken. Fünf große Säle bergen Arbeiten aus Metallen und Erzeugnisse der
Kunsttöpferei, fünf weitere Säle ausgezeichnete Möbel des siebzehnten und acht-
zehnten Jahrhunderts [zum größeren Teile aus dem früheren Garde meuble], dar-
unter solche von BouUe, Oben, Riesener, Bennemann, Carlin und anderen, neben
berühmten Erzeugnissen der Gobelinmanufaktur nach Entwürfen von Raffael,
Lebrun usw. D
Der nördliche Flügel des Louvre endet im pavillon de Marsan. Dort hat das
musee des arts decoratifs seinen Platz gefunden. Die 1863 gegründete union
centrale des beaux arts appliques ä l'industrie verschmolz 1871 mit einer ähnlichen
durch den Herzog von Chaulnes geschaffenen Vereinigung zur union centrale des
arts decoratifs; sie veranstaltete von 1880—1892 sieben Ausstellungen im palais
de l'industrie und legte dort 1882 ein ständiges Museum für die dekorativen Künste
an, für das der Staat in der Folge den pavillon de Marsan bereit stellte. Neben einer
Bibliothek mit öffentlichem Lesesaale enthält das Museum im Erdgeschoß die Er-
zeugnisse der Neuzeit, im oberen Geschoß die Sammlungen aus den Zeiten der
Gotik, der Renaissance, des Barocks und Rokokos, im zweiten Stock endlich die
aus der Zeit Ludwigs XVI. und die Sondersammlungen der Stoffe, Schmiede-
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arbeiten, spanischen, italienischen und deutschen Arbeiten. Denn die anderen Ab-
teilungen umschlief>en zumeist nur französische Arbeiten. D
Kine wesentliche Krifänzunjjr erhalten alle diese Sannnlun^en noch durch die
weiteren Museen von Paris, so das inusee Carnavalet, das wesentlich tler Geschichte
der Stadt I'aris gewidmet ist, aber auch zahlreiche kunstjrewerblich bemerkens-
werte Stücke enthalt. Weiter das musee Cernuschi, eine kleinere Sammlung
chinesischer und japanischer Kunstwerke, namentlich reich an Bronzen, deren es
mehr als 2101) besitzt. In allem anderen winl dieses Museum durch das musee
üuimet iibertroffen, eine Sammlung, die ein eigenes Gebäude an der Place d'Jena
einnimmt. Die Sammlung, 188G dem Staate von Kmile Guimet aus Lyon geschenkt,
umfaf^t eineaut^icrordentlich reiche Sammlung von Kunstwerken und kunstgewerb-
lichen Gegenständen, die der Gottesverehrung der Inder, Chinesen und Japaner
dienen. In der Avenue du Trocadero, die die Place d'Jena schneidet, liegt das musee
Galliera in einem von Ginain entworfenen Renaissancebau, den die Herzogin von
Galliera hat errichten lassen und der jetzt eine städtische Kunstsammlung und vor
allen Dingen reiche Sammlungen neuerer kunstgewerblicher Arbeiten enthält. Die
Nationalbibliothek birgt reiche Schätze von Medaillen und Antiken, insbesondere
geschnittenen Steinen. Schmucksachen, Gläsern, Waffen usw. Ein Schmuckkäst-
lein seiner Art aber, und vielleicht nach dem Werte seiner Schätze im Vergleich zu
Rahmen und Umfang die beste kunstgewerbliche Sammlung Europas enthält das
musee de Cluny. Das hotel de Cluny erhebt sich angeblich an Stelle des Palastes,
den der römische Kaiser Constantinus Chlorus während seines Aufenthaltes in
Gallien [293-3061 erbaut hat. Etwa 1331 haben die Äbte der Benediktinerabtei
Cluny [ bei Mäcon in BurgundJ die Ruine erworben und Ende des fünfzehnten Jahr-
hunderts das heutige Gebäude in spätgotischem Stile aufgeführt. Der berühmte
Sammler Ale.xandre du Sommerard erwarb es 1833 und stellte hier seine Samm-
lungen auf. Nach seinem Tode, 1842, kaufte der Staat Gebäude und Sammlung und
verband damit die benachbarten Ruinen der römischen Thermen, die die Stadt
Paris geschenkweise überlief^. Damit wurde das ganze zu dem berühmten musee
de Cluny. das mehr als 1 1 000 wertvolle alte Objekte umfaßt. Darunter vortreffliche
alte Holzschnitzereien, Teppiche, Fayencen, Emaillen, Elfenbeinarbeiten und Gold-
schmiedearbeiten [z. B. die goldenen \''otivkronen von Guerrazar mit der Krone des
gotischen Königs Reccesvinth, die goldene Altartafel des Domes zu Basel, die
goldene Rose von Basel]. D
Im Zusammenhange mit dem, was über das Entstehen der kunstgewerblichen
.Museen gesagt ist, ist hier auch kurz auf die Geschichte des kunstgewerblichen
SAMMELNS überhaupt einzugehen. Es liegt ohnehin nahe zu fragen, wie die kunst-
gewerblichen Museen innerhalb der wenigen Jahrzehnte, in denen sie gleichsam
unmittelbar aus dem Boden herauswachsen, so ansehnliche Mengen von kunst-
gewerblichen Sammelstücken aufbringen können. Durch unmittelbares Sammeln,
also durch Aufsuchen der kunstgewerblichen Objekte in Privatbesitz, war das
Ziel so schnell nichtzu erreichen. wenngleichgeradedarinunterdemaufblühenden
Interesse für das Kunstgewerbe ungemein viel erzielt wurde. Auch die sehr schnell
einsetzende, umfassende Tätigkeit des Kunstmarktes genügte nicht. Es gingen
34* 531
vielmehr den Museen Bestände
zu, die frühere Zeiten bereits
als Kunstobjekte gesammelt hat-
ten. Insofern reicht das Sammeln
kunstgewerblicher Erzeugnisse
an sich ebenso weit zurück, wie
das von Erzeugnissen der Kunst
überhaupt. Frühere Zeiten tren-
nen beides nicht von einander;
daher haben beide durch Jahr-
hunderte hindurch auch eine
gemeinsame Geschichte des
Sammclns. Der Gedanke freilich,
Sammlungen der Allgemeinheit
zu öffnen, entsteht erst um die
Mitte des achtzehnten Jahrhun-
derts; bis dahin beherrscht die
private Sammeltätigkeit das Feld
D .\bb. i2\): .Mitua lüsscnbaciier, .Muacuen. Erker, ib76 D und nur die Zahlreichen kunstge-
werblichen Erzeugnisse, die sich in den Gotteshäusern zusammenfinden, kann
man in gewissem Sinne als öffentlich zugängliche betrachten. D
Schon die Griechen widmen ihren Tempeln Weihgeschenke und bilden daraus
die öffentlich sichtbaren TEMPELSCHÄTZE. Beutestücke, naturgeschichtliche
Sonderbarkeiten und ethnographische Merkwürdigkeiten sind darunter ebenso
vertreten wie die Erzeugnisse der Kunst und des Kunstgewerbes [die man meist
als Weihgeschenke besonders anfertigt). Diese hellenischen Sitten übernehmen
die Römer; durch das ganze klassische Altertum hindurch bleibt so der Tempel-
schatz die einzige öffentliche Sammlung auch kunstgewerblicher Erzeugnisse.
Nicht nur die gleiche Aufgabe erfüllt in der christlichen Zeit der KIRCHEN-
SCHATZ, sondern noch eine weit höhere. Denn im Gerät der christlichen Kirche
entfaltet das Kunstgewerbe sein höchstes Können, und indem die Kirche dieses
treu behütete Gerät öffentlich gebraucht, es vielfach auch während des Nicht-
gebrauches allen sichtbar aufstellt, kommen die besten Leistungen des Kunst-
gewerbes immer wieder der Öffentlichkeit vor Augen. Wie dieReisenden der an-
tiken Welt nicht müde werden, dieHerrlichkeiten derTempelschätze zu schildern,
so geht im Mittelalter dieKunde vonkostbaremKirchengerätmündlichundschrift-
lich durch die Lande und so leiten später nach Erfindung der Buchdruckerkunst
die mannigfachsten Veröffentlichungen, von den altenHeiltumsbüchern bis zuden
neuesten Reiseführern, die Allgemeinheit zu den köstlichen Erzeugnissen des
Kunsthandwerkes, die die Kirche uns bewahrt hat. Ohne diese Obhut der Kirche
würden unsere Sammlungen und unser Wissen gar viele Lücken aufweisen; man
denke beispielsweise nur daran, dag sich die Geschichte der Seidenweberei und
der Goldschmiedekunst im Mittelalter zum großen Teile nur auf Kirchenschätze
stützt. D
532
Das, was wir heute als öffent-
liche Sammlungen bezeichnen,
hat sich aus den privaten ent-
wickelt. Ihre Anfänge liegen in
den SCHATZKAMMKHN, die die
Herrscher der antiken Welt er-
bauen. Besitz verleiht Macht; die
gedrängteste Form des Besitzes
bietet neben dem gemünzten
Golde vor allem das kunstvolle
Erzeugnis, die Kostbarkeit. In die-
sem Sinne sammeln die Fürsten
der alten Welt. Erst unter den per-
gamenischen Königen, insbeson-
dere unter Attalos II. 1 159 -138
vor Christo] und unter den Ptole-
mäern in Ägypten entwickelt sich
eine Art von öffentlichen Kunst-
museen. Vielleicht wäre es unter
den Römern, die leidenschaftliche
Sammler waren, überhaupt zu
einer Art von öffentlichen Kunst-
sammlungen gekommen, wenn
Agrippas Antrag, alle Kunstwerke
alsÖffentlichenStaatsbesitzZU er- D Abb. 4:30: l-allenberg, Köln ScIiranU, i«t«
klären, Billigung gefunden hätte. So aber sammelte man in Rom privatim weiter
mit einer geradezu fabelhaften Gier: Bücher, geschnittene Steine, kostbare Möbel,
Silber- und Goldgefäfte, Kleinodien, Bronzen, Prachtgewänder und Bildwerke. Tat-
sächlich vereinigen die Römern in ihren Sammlungen die Schätze der ganzen, da-
mals bekannten Welt; vielfach durch regelrechtes Ersteigern, Kaufen und Tau-
schen, nicht selten aber auch durch Erobern und Erpressen. Gerade die Sammel-
leidenschaft verleitet oft zu argem Miljigriff, wie beispielsweise Ciceros Reden
gegen Verres erkennen lassen. Übrigens waren beide, Verres wie Cicero, leiden-
schaftliche Sammler; Sulla. Pompejus, Varro, Asinius Pollio, Sallust, Augustus
und andere nicht minder. Berühmt waren die überaus reichen und kostbaren
Schätze der Villa Hadrians. D
Während des ersten christlichen Jahrtausends beschränkt sich auch die welt-
liche Sammeltätigkeit im wesentlichen auf das Anlegen von Schatzkammern und
das Vermehren ihrer Bestände. In der Kirche hingegen vereinigen sich kostbare
Schätze des zeitgenössischen Kunstgewerbes, in Italien häufig genug neben oder
unmittelbar verknüpft mit dem. was die Antike hinterlassen hat. Überall gesellen
sich, insbesondere im ersten Drittel des zweiten christlichen Jahrtausends, zu den
heimischen Erzeugnissen solche der Fremde, wie sie sich beispielsweise den Kauf-
leuten und den Kreuzfahrern erschliefien, oder wie sie ganz unmittelbar durch den
533
Handel mit der Levante und den
Überlandhandel innerhalb Euro-
pas hereinkommen : kostbare Sei-
dengewebe, Gläser und Fayencen
des Morgenlandes, Kristall- und
GoldgefäfiC, Elfenbeinwerke, Me-
tallgeräte. Wie in der antiken
Welt, so treten zu alledem noch
merkwürdige Naturprodukte und
ethnographische Objekte, na-
mentlich aber die Gegenstände,
mit denen die mittelalterliche
Denkweise allerlei Geheimnisse
verknüpft. Dazu gehören die An-
tilopengehörne, die man als Grei-
fenklauen anspricht, die Narwal-
zähne, das sind die Stoßzähne je-
nes nordischen Seesäugetieres, in
denen man die Waffe des Einhorns
erblickt, dazu gehören weiter die
Strauf3eneier, denen man großen
Wert beimißt, die Natterzungen,
die in Wirklichkeit Haifischzähne
sind, die Schalen aus Achat oder
Zedernholz, mit denen sich der
Glaube an übernatürliche Eigen-
schaften verknüpft, weiter die
Bezoare [die Magensteine derKa-
mele], denen man besondere Heil-
kräfte zuschreibt, die Rhinozeros-
hörner, die gegen Gift schützen,
□ Uhr, 1875 G die Riesengebcine, die tatsächlich
nur Mammut- oder Walfischknochen sind u. a. m. Träger geheimnisvoller Kraft
waren auch die Edelsteine und Halbedelsteine, also auch die antiken Gemmen,
Selbst mit den geschnitzten Elefantenzähnen f Olifanten] verknüpfen sich vielfach
solche Vorstellungen. Deshalb werden auch alle diese Naturprodukte in der
mannigfaltigsten Weise vom Kunstgewerbe verarbeitet und die so gewonnenen
Geräte in den fürstlichen Schatzkammern als Kostbarkeiten verwahrt. D
Mit dem ausgehenden Mittelalter tritt jedoch der ursprüngliche Zweck der
Schatzkammern wieder zurück. Die eigentliche Sammellust erwacht und wendet
sich alsbald mit zunehmendem Eifer den eben geschilderten und anderen Gegen-
ständen zu. Diese Gegenstände bilden in Mittel- und Nordeuropa zusammen mit
den Werken der Kunst und des Kunsthandwerkes den Inhalt der jetzt aufblühen-
den KUNST- UND WUNDERKAMMERN. Die Zeitverhältnisse bringen es mit sich,
Abb. 431: Luigo Frullini, Florenz, holzgeschnitzte Wand-
534
■qT] [OBEN] DZIEDZINSKI u. HANUSCH, ^^^EN • KAMING.\RNITUR IN BRONZE, 1878
.dK [UNTEN] FERDINAND VON MILLER, MÜNCHEN • SCHMUCKKASTEN, 1876
*B9MBBBBBBBBi
l^r.öy, -> ; vr^^-^c^.:
D Abb. 432: Kgisto (iajani, Floren/, Bücherschrjnk, 1876 Q
daPi diese Kammern zunächst meist im Besitz fürstlicher Personen entstehen. Der
erste solcher Sammler im groP^en Stile war der Herzog JKAN DK HERRV [1340
bis 1416], der auf seinem SchloP; Mehun-sur-Yevre eine berühmte Kunstkammer
anlegte. Sie enthielt bereits vortreffliche kunstgewerbliche Arbeiten, sowohl zeit-
genössische als ältere, sogar solche antiken Ursprunges, aber auch, kennzeichnend
genug, bereits F"älschungen. Mehr dem Inhalte von Schatzkammern näherte sich
der berühmte Besitz der Herzöge von Burgund; vieles von ihren Schätzen ging
durch Kaiser Maximilians Heirat mit Maria von Burgund I1477| an die Habsburger
über und hat sich zum Teil bis heute erhalten. Die Tochter des Kaiserpaares, Mar-
garethe von Österreich, sammelte als Statthalterin der Niederlande eifrig auf
ihrem Schloff zu Mecheln; die hervorragendste Kunstkammer aber schuf Herzog
F'erdinand von Tirol 11529—1595], der Gatte der Philippine Welser, auf seinem
Schlofi Ambras. Diese berühmte AMBRASER SAM.MLUNG, deren wesentlicher Teil
insbesondere kunstgewerblicher Art sich heute im K. K. Hofmuseum zu Wien be-
findet, wurde gleichsam das Vorbild für zahlreiche andere fürstliche Kunst-
kammern, so zum Beispiel für die der bayerischen Herzöge Albert V. und Wil-
helm V. Auf dem Hradschin zu Prag vereinigte Kaiser Rudolf II. [1576— 1612]
535
Abb. I^S: Gaeiano Gori, Guidi und Querci in Siena.
D geschnitzter Holzrahmen, 1873 D
eine bunte Reihe von Schätzen, die spä-
ter in alle Winde jrinnren. In Dresden ent-
stand eine reiche Kunstkammer, die in ge-
wisser Art im Grünen Gewölbe fortlebt;
die Höfe von Berlin, Salzdahlum [Braun-
schweicr I, Kassel. Schleswig [ Herzöge von
Gottorp I, Kopenhagen und andere folgten
mit ähnlichen Sammlungen. Bis in das
neunzehnte Jahrhundert hinein bestan-
den diese KunstUammern. In Spanien,
Frankreich und England fehlte es nicht an
Verwandtem, und neben die fürstlichen
Sammler traten mit der Zeit auch die bür-
gerlichen. Ganze lange Reihen von be-
rühmten Sammlern kennen wir, zum Bei-
spiel Willibald Pirkheimer, Lorenz Hof-
mann, Chr. L. von Hagedorn, Graf Brühl,
von Hanecken, Baron Stosch, Graf Fir-
mian, L. von Minutoli und andere unter
den Deutschen, Erasmus von Rotterdam,
Uytenbogaard und Jan Six unter den Hol-
ländern. Roccox und Gevaerts unter den Flamen, Thomas Graf von Arundel, Hans
Sloane und Sir Wallace unter den Engländern, Richelieu, Mazarin, Fouquet, Colbert,
Seroux d'Againcourt, Tavernier, Thevenot, Blondel d'Azincourt, de Sommerard,
die Gebrüder Goncourt, Spitzer und Bing unter den Franzosen, Mendoza und
Olivarez unter den Spaniern. Lorenzo di Medici. Baldassare Castiglione, Pietro
Aretino, Poldi-Pezzoli und Kardinal Albani unter den Italienern. — Der Kürze
wegen sind unter diesen Sammlern auch die bedeutenderen der neueren Zeit mit
genannt. D
Was die zahlreichen Sammler des 16., 17. und 18. Jahrhunderts zusammen-
trugen, blieb freilich immer Privatbesitz, und nicht auf Werke der Kunst und des
Kunstgewerbes allein richtete sich ihr Augenmerk, sondern mit wenigen Aus-
nahmen auch auf Objekte der Naturgeschichte und Ethnographie. Da man schlieji-
lich neben diesen Dingen auch die Merkwürdigkeiten oder Kuriositäten, insbeson-
dere allerlei Instrumente und mechanische Kunstwerke, Absonderlichkeiten und
Naturspiele, Gegenstände des Gruseins und des Glaubens an übersinnliche Kräfte
[zum Beispiel die Alraunen] sammelte, so wurden viele dieser Kunstkammern zu
KURIOSITÄTENKABINETTEN. Über sie entstand schnell eine Literatur; dar-
unter die Museographia von C.F.Neickelio [1727], einem Kaufmanne namens Cas-
par Friedrich Jenckel, der die meisten Kunstkammern Europas aus eigener An-
schauung schilderte. In diesen Kunstkammern, deren Inhalt man allgemein in
Naturalia und Arteficiosa schied, spielten unter den 'Arteficiosis oder was die
Kunst durch Menschen verfertiget' die kunsthandwerklichen Erzeugnisse eine be-
trächtliche Rolle, und viele der berühmten Sammler haben gerade durch die Auf-
536
, [OBEN] .1. C. PFAFF IN BERLIN WOHNZIMMER 1879
Cj • [UNTEN] CARL \VE1CHHARDT. LEIPZIG ■ DIELE
träge, die sie tüchtigen Kunsthandwerkern
für ihre Sammhingen erteilten, das Kunst-
gewerbe tatkräftig gefördert. Freilich be-
hält man für Kuriositäten lange Zeit noch
eine grofie Wertschätzung übrig, so zum
Beispiel für die schon erwähnte Waffe des
Einhorns, den Narwal/.ahn. deren einen
man um 1525 mit 27 000 Dukaten, also mit
mehr als 256 000 Mark |nach heutigem
(jeldwerte etwa 1 Million Mark] bezahlte
und noch im achtzehnten Jahrhundert als
Eingehürn bezeichnete. Erst unter dem
Einflüsse der wachsenden naturwissen-
schaftlichen Erkenntnis und der aufblühen-
den Kunstwissenschaft vollzog sich eine
Scheidung der Kunstkanuuern und Kurio-
sitätenkabinette in naturwissenschaftliche
und in Kunstsammlungen, wobei allmählich
die Kuriositäten fast ganz verschwanden.
Diese Scheidung hatte sich in Italien
von langer Hand vorbereitet. Man sam-
melte dort schon seit dem Ausgange des
fünfzehnten Jahrhunderts Gegenstände
der Kunst getrennt von denen der Naturge-
schichte. Eis entstanden GALERIEN, wenn auch zumeist in fürstlichem Privat-
besitze, in Florenz [wesentlich durch Lorenzo de Medici 1449—14921, in Mantua,
Modena, Neapel, Rom, Genua, Venedig. Das italienische Beispiel wirkte nament-
lich auf Frankreich nachhaltig ein; Franzi, von F"rankreich [1515—1547] sammelte
in Fontainebleau beträchtliche Kunstschätzc. Im siebzehnten Jahrhundert erfuhr
die königliche Sammlung [die spätere Galerie des Louvre] dadurch, daf; man die
Privatsammlungen des Kardinals Mazarin und des Bankiers Jabach ankaufte, eine
Bereicherung, die, wie schon erwähnt, den Grund zu der heutigen bedeutenden
Gröf,e der Louvre-Sammlungen legte. Auch in England entwickelte man eine
nach Kunst- und Naturobjekten getrennte Sammeltätigkeit, die um so beträcht-
lichere Erfolge erzielte, je mehr begabte und vermögende Sammler, wie zum
Beispiel Graf Arundel, groP^e Auslandsreisen unternahmen nur um unmittelbar
Schätze für ihre Kunstsammlungen zu gewinnen. D
Im die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts keimt allmählich der Gedanke
ÖFFENTLICHER MUSEEN heran. Die Päpste Clemens XII. [ 1730— 1740] und
Benedikt XIV'. |1740 — 1758| lassen das kapitolinische Museum erstehen. Cle-
mens XIV. [1769 — 1774] erklärt die vatikanische Sammlung zum Staatseigentum.
Seit 1747 zeigt man in der Nationalbibliothek zu Paris die Münzsammlung öffent-
lich; seit dem 14. Oktober 1750 sind die Bilder, die Ludwig XV. von Versailles
nach dem Palais de Luxembourg in Paris hat bringen lassen, zweimal wöchentlich
537
viiiirct ii.iccctti, Krfdiii/ iii in.iuriMiicni
Stil, 1876 D
für jccicniiann zu sehen. In Eng-
land hinterlätU der Arzt und
Naturforscher HANS SLOANE
[KUiÜ bis 175;i| seine Bücher und
Sammlungen dem Staate und gibt
Anlaß zur Gründung des Briti-
schen Museums |1759|. Die fran-
zösische Revolution erklärt 17SH
allen königlichen Besitz zum Na-
tionalcigentum und den Louvre
zum Zcntralmuseum; der franzö-
sische Staat führt ihm seit 1797
grundsätzlich jeden wertvollen
Kunstbesitz aus den besiegten
Staaten Europas zu. Daraus ent-
steht 1803 die grofiartige Samm-
lung des Louvre, des damaligen
musee Napoleon, das allerdings
1815 den Verbündeten, den Be-
siegern Frankreichs, ihr künstle-
risches Eigentum wieder zurück-
geben mufv Allein es bleiben
Kunstschätze genug übrig um die
Sammlungen des Louvre zu den bedeutendsten der Welt zu machen. Auch der
Gedanke, Kunstwerke in öffentlichen Museen unentgeltlich zu zeigen, bleibt von
nun an lebendig; das Belvedere in Wien ist schon unter Joseph IL öffentlich zu-
gänglich, 1830 öffnen das Alte Museum in Berlin und die Glyptothek in München
ihre Pforten dem allgemeinen Besuche. Zahlreiche andere Museen folgen; sie alle
werden zu öffentlichen Einrichtungen, die sich im Besitze der Krone, des Staates
oder der Gemeinden befinden. D
So sind die meisten Museen der Hauptstädte Europas aus dem Kunstbesitze
der regierenden Familien hervorgegangen. Beispielsweise wurden im kunst-
historischen Hofmuseum zu WIEN 1889 viele Kunstschätze des österreichischen
Kaiserhauses vereinigt. Daher enthält dieses Museum auch unter seinen Schätzen
die wertvollsten Erzeugnisse des alten Kunstgewerbes [namentlich in den nach
der benachbarten Babenbergerstraße zu belegenen Sälen des Hochparterres |, dar-
unter antike Goldarbeiten und geschnittene Steine, vor allem aber kunstgewerb-
liche Erzeugnisse vom Mittelalter bis zur neuesten Zeit. Unter diesen befinden
sich Stücke, die noch aus dem Besitze der Herzöge von Burgund stammen, andere,
die einst derKunst- und Wunderkammer Rudolfs II. von Habsburg in Prag angehört
haben, wieder andere, die einst die Ambraser Sammlung gebildet haben usw., bur-
gundische Meßgewänder, das berühmte Salzfaß von Benvenuto Cellini, Schalen,
Becher und Kannen aus Bergkristall, Onyx und anderen Halbedelsteinen, Gold-
schmiedearbeiten von Christoph und Wenzel Jamnitzer, Elias und Christian Lenker,
Abb. 435: Georg Hauberrisser, Schreibtisch im Bügermeister-
D Zimmer des neuen Rathauses zu München D
538
_ — I FRANZ VON mj\ hN, FRANK-
^dJ- FURT AM MAIN SPEISEZIMMER
weiter venezianische Glaser, ita-
lienische Majoliken. Limusiner
Kniaillen, prunkvolle Möbel der
Renaissance, Spielbretter und an-
dere Arbeiten in Buchsbaum und
Elfenbein, treffli( he Hronzen usw.
Auch die Waffensaniinlun^ dieses
Museums bir^^t manches kunst-
volle Stück, wie den Rundschild
Kaiser Maximilians I., die grot^e
Harnisch^jarnitur Kaiser Ferdi-
nands I, (Garnitur mit den Ro-
senblättern], den Feldharnisch,
Prunkschild und Prunkdegen
Karls \'. usw. Dazu kommen Ge-
wehre und Pistolen in kunstvoller
Arbeit, Jagdwaffen und Jagdge-
räte, Fahnen und dergleichen. D
Die Schatzkammer des Aller-
höchsten Kaiserhauses in der
Hofburg zu Wien birgt den Haus-
schatz des habsburgisch-lothrin-
gischen Hauses an Krönungs-
insignien, so die Kleinodien des
römisch-deutschen Reiches, darunter die Kaiserkrone, weiter die Krönungsge-
wänder der normannischen Könige, die Kleinodien aus dem Schatze des Ordens
vom goldenen Vlie^, die österreichische Kaiserkrone, den Privatschmuck des
österreichischen Kaiserhauses mit dem Florentiner Diamanten von 133'/:; Karat
u. a. m. Neben alle diese Schätze tritt noch das, was das K. K. Museum für Kunst
und Industrie in Wien umschließt. Nach der einen oder anderen Richtung hin
ergänzend wirken die geistliche Schatzkammer der Hofkapelle, die sehr kost-
bare Erzeugnisse umfaf^t. das Historische Museum der Stadt Wien, das manches
kunstgewerbliche Stück enthält, und das Museum für österreichische Volkskunde,
das namentlich die ländliche Bevölkerung Österreichs in ihren Behausungen und
Gewohnheiten kennzeichnet. Hier sind auP^er mancherlei Geräten, Geschirren,
Trachten und bäuerlichen Arbeiten vornehmlich die acht Bauernstuben von Be-
deutung, die dieses Museum aufzuweisen hat. □
In ähnlicher Weise werden in den meisten Hauptstädten Europas die Kunst-
gewerbemuseen noch durch Museen ergänzt, die der Geschichte und Kulturge-
schichte, oder der Kunst und der Ethnographie, oder der Volkskunde u. a. ge-
widmet sind. So zum Beispiel in Berlin das Kunstgewerbemuseum |in dem auch
die alte Kunstkammer der preufiischen Herrscher aufgegangen ist] durch das Anti-
quarium der Königlichen Museen, durch das Kaiser-Friedrich-Museum, durch das
Hohenzollern-Museum, das Museum für Völkerkunde, das Zeughaus, das Museum
539
Abb. AM,:
D
ilit/i|{, lieriia. i{|bhiilliel\<eiiiiiuer lin .Sclilusse
zu Dwasicdcn auf Rügen D
D Abb. 437; A. l'icard, Paris. Dekorativer Fries, um 1876 D
für VoUcskunde und das Märkische Museum, oder in Stockholm das Nationalmuseum
durch aie Sammluntzen des Nordischen Museums und die auf Skansen. □
Österreich zählt hervorragende PRIVATSAMMLUNGEN, so die von Dr. Albert
Figdor in Wien und von Graf Hans Wilczek auf Schloß Kreuzenstein, wie sich weiter
auch im Besitze der alten Geschlechter, der Liechtenstein. Schwarzenberg, Lobko-
witz, Windischgrätz u. a. ausgezeichnete kunstgewerbliche Schätze erhalten haben.
Nicht minder befinden sich in Deutschland, Frankreich, England und Nordamerika
bedeutende Privatsammlungen, auf die einzugehen hier der Raum mangelt. Nur
der gröftten ehemaligen Privatsammlung ist hier zu gedenken, der WALLACE
COLLECTION. die in London im Hertford House am Manchester Square noch so zu
sehen ist, wie sie zu Lebzeiten ihres Besitzers war. Das Haus, das früher dem
vierten Marquis von Hertford gehörte und bereits die bedeutende Hertford Col-
lection enthielt, wurde von Sir Richard Wallace erworben und für die von ihm
beträchtlich vermehrte Hertfordsammlung umgebaut [auch erweitert]. Diese
Sammlung, deren Wert man beim Tode ihres Besitzers schon auf 80 Millionen
Mark schätzte, hinterlieg seine Witwe 1897 dem englischen Volke. Der Staat
kaufte das Haus an und nahm noch einige bauliche Änderungen vor. Für alles
zusammen bewilligte das englische Parlament 1 600000 Mark. Direktor ist Claude
Phillips. D
Die Sammlung Wallace enthält neben 750 Gemälden die besten französischen
Möbel der Stile Louis-XIV, Louis-XV und Louis-XVI, die selbst die in Pariser
Sammlungen verwahrten zum Teil übertreffen. Weiter befinden sich in ihr aus-
gezeichnete Uhren, Leuchter, ganze Kamingarnituren, zahlreiche Kleingeräte,
treffliche Elfenbein- und Schmelzarbeiten, Majoliken und ausgezeichnete Por-
zellane von Sevres. Endlich ist auch die Waffensammlung wegen ihrer kunstvoll
ausgeführten Stücke berühmt. Die Möbel und die meisten anderen kunstgewerb-
lichen Erzeugnisse sind über die einzelnen Gemäldesäle verteilt. Es sind Möbel
vorhanden von Jacques Caffieri, Charles Cressent, Andre Charles BouUe, von
Riesener und anderen, Mobiliare aus dem Besitze der Kaiserin Maria Theresia
und der Königin Marie Antoinette, Sevresporzellane mit ausgezeichnetem Rose
du Barry und Bleu du roi, treffliche Feuerböcke, Goldschmiedearbeiten, Erzeug-
nisse in Bergkristall, ausgezeichnete Bronzen, Wandteppiche von Beauvais nach
Zeichnungen von Oudry u. a., Gläser, Fayencen, Majoliken, Türklopfer usw. So
540
Abb. -138 und -l'.i;!: (Links] ll.Winge, Stockholm, Kandfa^sun^ iincr 1 i.schdi'ckc nach einem bcliwedischun
Muster von 103Ü, austjefiihrt von Handarbetets Vünner, IMW). [KechtsJ Carl Hammer, Nürnberg, Sopha-
D schöner, ausKetiihrt von A. Kindler in Karlruhc 1887 D
treten auch in London diese Wallace Collection, das Britische Museum und zahl-
reiche andere SanimUmcren ergänzend neben die des South Kensington Museums.
3. DER LITKRARISCHE AUFSCHWUNG IM KUNSTGEWERBE D
Im engsten Zusammenhange mit dem Aufschwünge, den das Kunstgewerbe
durch die Museen und Schulen nimmt, steht die Förderung, die es durch das Ver-
öffentlichen von Vorlagewerken, von Entwürfen und wissenschaftlichen Unter-
suchungen erfährt. Schon einmal weiter oben ist darauf hingewiesen worden,
da^ während der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts infolge der Fort-
schritte, die in der Illustrationstechnik und Drucktechnik erreicht werden, Zahl
und Umfang der Veröffentlichungen gewaltig gesteigert werden. Da am Ende des
Buches die einschlagende Literatur für jeden Abschnitt zusammengestellt ist,
brauchen hier nur kurze Andeutungen darüber gegeben zu werden, was alles in
den Jahren 1860 bis 1908 erschienen ist. D
In dieser Zeit treten an Stelle der früheren Ornamentstiche die VORLAGEN-
WERKE. Sie geben entweder ausgeführte Arbeiten wieder, oder Original-
entwürfe, oder alte Ornamentstiche. Anfangs geschieht das noch durch den Stein-
druck, also durch Übertragen mit der Hand, später nur durch Autotypie, Licht-
druck und Heliogravüre, also durch mechanische Verfahren. Damit erhöht sich
das Unmittelbare des bildlichen Eindrucks. Im Veröffentlichen von ornamentalen
Entwürfen gehen die deutschsprechenden Länder voran; Gerlach in Wien läfit
von 1882 an die vornehmlich von Stuck gezeichneten Allegorien und Embleme
erscheinen, denen 1886 Karten und Vignetten von Stuck und 1893 Festons und
dekorative Gruppen folgen. Entwürfe von Rieth, Kloucek, Seder, Ewald, Sattler,
Eckmann, Halmhuber folgen; ähnlich in England Arbeiten von Heaton, Day und
Crane. Vorbilder für das Verwenden der [iflanzlichen Formen gab Gerlach 1887
im Verein mit Seder, weiter Meurer 1895 und 1899, in England Huhne 1868 und
1874. Haite 1886, Day 1892, in Frankreich Grasset seit 1896. Die tierischen Formen
behandeln Seder seit 1896 und Verneuil seit 1898. In die Formenlehre führen ein
Racinet seit 1873, Hauser seit 1877, Meyer, Ebe und andere; die Gesetze des
Ornamentes lehrt Day seit 1887. Zahlreiche Entwürfe bringen die Zeitschriften,
wie die Zeitschrift des Bayrischen Kunstgewerbevereins in München, die von 1897
541
an [Jahrorang 47J unter dem Titel Kunst und Handwerk erscheint, die Deutsche
Kunst und Dekoration. Darnistadt seit 1897, die dekorative Kunst in München seit
1898, The Studio, London seit 1893, Art et decoration, Paris seit 1897, und zahl-
reiche andere, in Üsterreich-Untrarn, Schweden, Dänemark, Italien und Nord-
amerika erscheinende. Neben sie tritt eine gewaltige Zahl von Fachzeitschriften.
Mehr noch als Entwürfe geben die Zeitschriften ausgeführte ARBEITEN
wieder. Ältere mustergültige Arbeiten bildet namentlich Champeaux in seinem
Portefeuille des arts decoratifs, Paris seit 1888 ab; die Ornamentstiche zieht
Hirth in seinemFormenschatze [seit 1877] mit heran. Zahlreiche ältere Ornament-
stiche, Holzschnitte und Entwürfe werden neu aufgelegt, so von Aldegrever,
Flötner, Holbein, Ducerceau, Decker, Berain, LePautre,Marot, Watteau, Oppenort,
Meissonier, Nilson, de la Londe, Percier und Fontaine. Ein Verzeichnis der Orna-
mentstecher mit einer Auswahl ihrer Werke läf^t Guilmard 1880 bis 1881 er-
scheinen. D
Weitesten Kreisen erschliePit das Verständnis für die Geschichte und das
Wesen des Kunstgewerbes JACOB VON FALKE durch seine Kunst im Hause,
erste Auflage Wien 1871, vierte 1882, der neben bedeutsamen anderen Veröffent-
lichungen eine Ästhetik des Kunstgewerbes 1883 und eine Geschichte des deutschen
Kunstgewerbes 1888 folgen. Ähnliche Ziele streben Day in seinen Principles of
every day art, erste Auflage London 1882, und Havard in seiner Art dans la
maison, Paris 1883, vierte Auflage 1894 an. BrunoBucher gibt ein weitverbreitetes
Handbuch, Kunst im Handwerk, erste Auflage 1872, dritte 1888 heraus, ebenso in
Verbindung mit anderen eine Geschichte der technischen Künste seit 1875.
Brinckmanns Buch über das Hamburgische Museum für Kunst und Gewerbe,
1894 erschienen, bietet lange Zeit die einzige zusammenfassende Darstellung
einer Geschichte des Kunstgewerbes, der sich seit 1896 Molinier in einer weit-
ausgreifenden, nach Gebieten geordneten Veröffentlichung widmet. Stilkunde
und Stilgeschichte behandeln Rouaix 1886, Riegl 1893 und Ward 1897. — Ganz
Hervorragendes leistet die wissenschaftliche Erforschung der einzelnen Zeiten.
Darüber gibt das Literaturverzeichnis am Schlufi des Buches die beste Auskunft.
Die Einführung der PHOTOGRAPHIE ermciglicht es, die besten Werke aller
Zeiten in zahllosen Abzügen weithin zu verbreiten. Diese Verbreitung steigert
sich bis zum Übergang ins Allgemeingut durch die photomechanischen Verfahren.
Alte HOLZSCHNITTE und KUPFERSTICHE ganz getreu wiederzugeben gestattet
die ZINKÄTZUNG ohne weiteres. Daher die zahlreichen Neudrucke solcher Werke.
Die überwältigende Menge dieser Veröffentlichungen gestaltet das dekorative
Schaffen um. D
Für alle kunstgewerblichen Gebiete liegt heute, dank dem Fleiße aller daran
tätigen Kräfte, eine Fülle von Literatur vor. An Arbeiten über einzelne Zeiten und
Länder reihen sich solche über dekorative Malerei und dekorative Plastik, über
Geschichte der Schrift, des Druckes und des Bucheinbandes, und umfangreiche
über das große Gebiet der Inneneinrichtung und des Mobiliares an. Ebensowenig
fehlt es an Veröffentlichungen über die Gebiete der Stickerei und Weberei oder
über das Gebiet der Arbeiten in edlen und unedlen Metallen oder über Kunst-
542
CA —
C OL
> C/3
7. z
u: -
töpfcrei und andere Schaffenszweige. Wenn aiieh Zahlen hier eine sehr einge-
schränkte üedeutun^,' haben [und vor allem nicht als Wertmesser dienen sollen),
so können sie doch den Umfan^^ der kunstgewerblichen Literatur einigermaßen
andeuten. So kann man z. B. von den Veröffentlichungen, die sich in den letzten
fünfzig Jahren dem Gebiete der Weberei und Stickerei gewidmet haben, noch
lieute etwa 130 als wertvoll und notwendig bezeichnen. In ähnlicher Weise er-
geben sich für das Gebiet der Metalle etwa 190 und für das Gebiet der Kunst-
töpferei etwa 210 Werke von beträchtlichem Werte usw. Welchen Umfang eine
kunstgewerbliche Hücherei aimehmen muf;, weim sie der Allgemeinheit öffentlich
<lienen soll, das mögen die Bestandszahlen für die Bibliothek des Königlichen
Kunstgewerbemuseums zu Berlin kennzeichnen. Diese Bibliothek umfa(^>t aufser
derLipperheideschenBücherei 150000 Kinzelblätter [davon 70000 Photographien],
über 40 000 gebundene Bände der allgemeinen Bücherei und über 2000 Bände der
Ornamentstichsammlung. Zu all dem treten die 12 000 Bände und 30 000 fünzel-
blätter, die die Lipperheidesche Kostümbibliothek bilden. D
4. DER DKKORATIVK STIL DLR SIKHZIGKR L'ND ACHTZIGLR JAHRE
Im Geistesleben des neunzehnten Jahrhunflerts stehen bis zum Ende der
siebziger Jahre die Naturwissenschaften im \'ordergrunde. Dann erst wendet
sich die allgemeine Aufmerksamkeit mehr den Geschichtswissenschaften, also
auch der Kunstgeschichte zu. Damit hängt die wachsende Beachtung zusammen,
die das Kunstgewerbe findet. Es ist 1875 bereits in aller Munde. D
Aber in den siebziger Jahren KÄMPFT der dekorative Stil, wie ihn die germa-
nischen Völker vertreten, noch mit der von Frankreich ausgehenden Geschmacks-
richtung um die Vorherrschaft, die er erst im achten Jahrzehnt unbestritten erringt.
Daher läuft neben dem allgemeinen Entwicklungsgange in diesen beiden Jahr-
zehnten mancherlei Verwirrendes mit einher. Romanische und gotische Anklänge
treten zurück. Die Anlehnung an die Renaissance waltet vor. Aber zunächst nur
die Anlehnung; sie allein führt das Kunstgewerbe weiter, sie bildet den Stil der
Zeit. Nicht durch das punktgetreue Nachahmen alter Vorbilder, wie es die Nach-
läufer ausüben, entwickelt sich das Kunstgewerbe des dekorativen Stiles, sondern
durch das, was die leitenden Kunstgewerbetreibenden, die führenden Architekten,
Maler und Bildhauer in Anlehnung an die Vorbilder selbständig ersinnen. In
diesem selbständigen Neuschaffen gipfelt der dekorative Stil dieser Tage. Die
blofie Reißbrettkunst hat aufgehört; man gestaltet das Neue unter Berücksichti-
gung von Material und Technik aus jenem künstlerischen Empfinden heraus, das
die Gesamterscheinung im Auge hat [siehe die Tafel: Lorenz Gedon. Ahnensaal
zu Detmold bei S. 531 j. Dieses künstlerische Empfinden entnimmt nicht den alten
\'orbildern das Ornament um es der zeitgenössischen Nutzform aufzuheften, son-
dern es entlehnt den alten Vorbildern die Gedanken, die Form und Ornament ge-
schaffen haben, um sie zeitgemäß umzugestalten und mit eigenem zu vereinen
[Abb. 436 auf S. 539J. Das Malerische, der dekorative Gesamteindruck ist das Ziel
[s. d. Tafel Weichhardt und Kayser u. von Groszheimj. Allerdings bedient man sich
dabei der Formensprache der Renaissance mit einer Ausgiebigkeit, die die Grenze
zwischen selbständigem Schaffen und bloßem Nachbilden oft überschreitet. D
543
Die wachsende Produktion, wie
sie sich durcli dicMascliinenkraft
verzehnfacht, und der damit zu-
sammenhängende intensive Ver-
brauch des Weltmarktes, der in
fast noch höherem Maf>e zunimmt:
beide führen zu einem auf^eror-
dentlich schnellen WECHSEL al-
ler STILMOTIVE. Was vor dem
Maschinenzeitalter ein Jahrhun-
dert hindurch geherrscht hat, re-
giert jetzt kaum noch ein Jahr-
zehnt. Daher das selbständige
Aufnehmen neuer Stile, neuer
Ideen. Daher in den beiden letz-
ten Jahrzehnten des 19. Jahrhun-
derts dieses immer schnellere
Vorwärtshasten aus der Renais-
sance in das Barock, aus diesem
a .\bb. 440: Lorenz Gedon. Kerzenkrone 1877 D in daS Rokoko Und Weiter in daS
Louis seize und Empire; daher auch schon während der Blütezeit des dekorativen
Stiles eine rasche Aufeinanderfolge wechselnder fremder Einflüsse. 'In die Kette
des Webstuhles führt man gleichsam immer neue Einschläge ein'. So während der
siebziger Jahre den ASIATISCHEN EINSCHLAG. Am stärksten erweist sich das
WESTLICHE ASIEN, also Vorderasien; vor allem Persien und die von ihm kunst-
gewerblich abhängigen arabischen, kleinasiatischen und türkischen Gebiete. Das
Flachmuster und die Farbenfolgen dieser Länder üben den stärksten Einfluß auf
das europäische Kunstgewerbe aus. Der Europäer kann in seinem Flachmuster
Pflanzen und Tiere nicht darstellen ohne damit das Streben nach Naturwahrheit
oder nach Sinnbildern zu verknüpfen. Beides verleitet ihn dazu, das Dargestellte
möglichst genau zu kennzeichnen, am liebsten in voller körperlicher Eindrücklich-
keit. Damit hört die Flächenwirkung auf. Der Westasiate beschränkt sich, durch
die Unzulänglichkeit seiner technischen Mittel dazu vielleicht noch mehr ge-
zwungen, als durch seine Überlieferung und Anschauungsweise, auf die Wieder-
gabe des allgemeinen Eindruckes. Er stellt [mit wenig Ausnahmen] nicht ein be-
stimmtes Tier, nicht eine bestimmte Pflanze dar, sondern das Tier, die Pflanze;
er entnimmt seinem Vorbilde nur das, was zur Verwertung als Flächenmuster ge-
eignet erscheint. Er will fin den meisten Fällen] weder etwas damit erzählen,
noch sonst einen ausschließlichen Gedankeninhalt damit verknüpfen, er will nur
die Fläche richtig füllen. Deshalb erteilen alle orientalischen Stoffe, namentlich
alle orientalischen Teppiche dem Europäer stets gewichtige Lehren. Sie beherzigt
der dekorative Stil durchaus; dadurch fördert er das europäische Flächenmuster
beträchtlich. Gleich den Vorderasiaten überträgt man diese Musterung auch auf
Glas, Fayence und Metall [s. die Abb. 415 und 416 auf S. 516 und 517, und die Tafel
544
mit ilen (iläseni iiaih I-Jitwürfeii
von Girard und Kc'hk'iuler, aus-
geführt von Lobmeyr]. Daf> man
dieses Übertrajjen nicht immer
geschickt ausführt, ciafi man
sich noch öfter mit dem blot^^cn
Nachbilden bejjnü^t, lie^t in der
Hast des Maschinenzfitalters
bey;ründet. D
Der OSTASIATISCHK Ein-
fiuf> bewegt sich nach einer an-
deren Richtunj^ hin. Die Chine-
sen und Japaner bekunden in
ihren Metall- und Holzgeräten
eine eigenartige, bizarre Über-
treibung der Formen; die
fratzenhaften, wunderlichen
Verzerrungen, in denen sich ihre
Phantasiegebilde ergehen, er-
innern in nichts mehr an die Vor-
bilder. Sie sind also in dieser
Hinsicht lehrreich. Aber da der
Abendländer die Vorstellungen
nicht kennt, die den Ostasiaton
zu diesen eigenartigen (iebilden führen, miH;raten die europäischen Nachbildungen
völlig und gerade in den siebziger und achtziger Jahren erzeugt man in Europa
Unmengen solcher Arbeiten nach ostasiatischen Vorbildern, insbesondere aus
Papiermache, Guttapercha, Blech, Zink, Zinn und anderen billigen Ersatzmitteln.
Weit besseren Einflute hat die Flächendekoration der Ostasiaten ausgeübt, jene
eigentümliche feine Art, in der sie eine glückliche Naturbeobachtung mit wenig
Strichen und F'arben, gleichsam nur andeutungsweise, wiedergeben. Auch sie
verzichten auf naturgetreue Wiedergabe, auch sie stilisieren, auch sie führen die
Erscheinung auf das Typische zurück und halten nur dieses fest, alles andere
unterdrückend. Diese Kunst des Auslassens vermag allerdings erst der konstruk-
tive Stil des neunzehnten Jahrhunderts richtig zu erfassen. D
Aber nicht nur das asiatische Können wirkt jetzt auf das europäische ein, son-
dern, wie schon früher so oft, auch dieses auf jenes. Die künstlichen Farbstoffe
Europas verdrängen in der asiatischen Teppichindustrie die natürlichen; vor den
bedruckten Baumwollstoffen des Okzidentes weicht die Hausweberei der Orien-
talen zurück, ebenso die Kunst des Batikcns auf den ostindischen Inseln ; Chinesen
und Japaner nehmen abendländische Stoffe und Geräte auf. D
Eine andere Wechselwirkung vollzieht sich in Europa selbst. Schon im sechsten
Jahrzehnt wurde, wie früher bereits erwähnt, der damals NATIONALE HAUS-
INDUSTRIE genannten VOLKSKUNST erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Vor-
35 • Geschichte des Kunstgewerbes. H. 545
Abb. 441: Kuilolf von Seit/, schmiedeeiserner Kronleuchter,
D .Tusgeführt von Au(>ust Haibreiter in München 1«80 D
nehmlich die italienische, französische und skandinavische Bauernkunst, wie sie
sich in Tracht und Geschmeide, Geschirr und Gerät erhalten hatte, zog damals die
Blicke auf sich; Castellani in Rom zeijTte, wie man von der Volkskunst ausgehend
dem Kunstgewerbe neue Wege erschließen konnte. Jetzt wandte sich das Augen-
merk zunächst dem Filigranschmucke zu, wie man ihn in den Bayrischen und
Tiroler Alpen, auf den F"riesischen Inseln und in Holland trug, imd gar bald auch
allen anderen Erzeugnissen ländlicher Kunstübung. insbesondere den Holz-
schnitzereien und Möbeln, den Topfwaren, Webereien und Nadclarbeiten. Damit
im Zusammenhange aber erforschte man die ländlichen Behausungen selbst, ihre
Räume, die Tracht und Sitten ihrer Bewohner. Man erkannte schnell, welche Fülle
alter Formen und Arbeitsweisen die Volkskunst in sich schloff Darum ging man
ihr alsbald in ganz Europa nach; Spanien und Portugal, Italien und die Balkan-
länder, Österreich, Ruftland, Dänemark, Schweden und Norwegen, Grogbritannien,
Frankreich und Deutschland, sie alle griffen wesentlich aus kunstgewerblichen
und weniger aus volkswirtschaftlichen Interessen auf ihre nationale Hausindustrie
zurück, suchten von ihr zu lernen, wenn möglich sie zu heben. Jenes erwies sich
leichter als dieses. Denn die hochentwickelte Kunstindustrie bemächtigte sich der
reichen Fundgrube sehr schnell und führte billig und in Menge das aus, was bisher
einzeln in mühseliger Handarbeit entstanden und durch die damit verbundene
Beschränkung auf einfache Mittel schön geworden war. Gegen die wohlfeilen
Maschinenprodukte vermochte das bäuerliche Kunstgewerbe nicht aufzukommen
und so mufiten mit der Zeit die meisten Versuche, die Volkskunst wieder zu be-
leben und zu heben, im Sande verlaufen. Immerhin konnten einzelne Länder einige
Zeit lang große Erfolge verzeichnen, so zum Beispiel Österreich, das aus den
Webereien, Stickereien und Topfwaren, wie sie sich in den Donauländern erhalten
hatten, reiche Anregung zog und durch Vermittlung des österreichischen Museums
verwertete [z. B. in den Töpfereien von Znaim]. In Rußland wandte man sich, ge-
leitet von dem Wunsche, an Stelle der französischen Kunstindustrie, die mit ihren
Erzeugnissen das Land im wesentlichen versorgte, eine einheimische zu setzen,
sehr tatkräftig den Schätzen der heimischen Volksindustrie zu. So den eigen-
artigen Holzarbeiten und Lackmalereien auf Holz, den buntfarbigen Webereien
und Stickereien, den heimischen Metallgeräten, den reichen Schmelzarbeiten,
dem unter dem Namen Tula bekannten Niello usw. Die Sammlungen Stieglitz in
Petersburg und Stroganoff in Moskau trugen wesentlich zu dieser Belebung bei.
Leider hielt die Bewegung in Rußland nicht lange genug an. Um so besseren Elrfolg
hatten ähnliche Bestrebungen, die in Schweden um diese Zeit einsetzten. D
Eines blieb allgemein als dauernde Errungenschaft: die Aufmerksamkeit, die
man der Volkskunst und ihren Regungen widmete. Man sammelte mit dem größten
Eifer und suchte neben den Einzelerzeugnissen namentlich ganze LÄNDLICHE)
WOHNRÄUME für die Museen zu gewinnen, allerdings dabei auch von kultur-
historischen Gesichtspunkten mit geleitet. Dieses Bestreben und dieses Interesse
haben sich fast unvermindert bis auf die heutige Zeit erhalten; sie haben sogar
durch die nordischen FREILUFTMUSEEN, d. h. durch jene Museen, die die ur-
sprünglichen Behausungen der Landesbewohner mit allem Zubehör und Inhalt
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tunlichst in natürlicher Umgebung, also im P>eien zu zeigen versuchen, neue För-
derung erfahren. Einige Beispiele aus dem Germanischen Museum zu Nürnberg
[s. hier die Stube aus Husum, sowie die Schweizer Stube und das Kgerländische
Zimmer auf den Tafeln Seite 518 bis 523 j, aus den Museen in Flensburg und Altona
[s. die Stube aus Westerbüttel und die Diele aus Ostcnfeld auf der Tafel bei der
Seite 521), aus dem Dänischen V'olksmuseum zu Kopenhagen [Tafel Sams()stube,
S. 517| und aus dem Freiluftmuscum auf Skansen bei Stockholm |s. die Laxliro-
stube auf der Tafel bei Seite 5 IS] mögen das Gesagte erläutern. Das Kunstge-
werbe hat aus all diesen Museen und überhaupt aus dem Interesse für die Volks-
kunst reiche Anregung gezogen. Insbesondere während der Blütezeit des dekora-
tiven Stiles haben Erzeugnisse im Geschmacke der X'olkskunst [zum Beispiel
Keller-Leuzinger mit seinen schweizer Fayencen] lebhaften Anklang gefunden.
Diese Wertschätzung hat sich zum Teil bis auf die Gegenwart erhalten; ihr, wie
dem unverminderten Interesse für die ursprüngliche Volkskunst entspringt es, daß
man auf kunstgewerblichen Ausstellungen die Volkskunst nicht vernachlässigt
[s. die westfälische Küche auf der Tafel bei Seite 523 und Abb. 417 auf Seite 520).
Daß gerade in den siebziger Jahren da.s Interesse an der \^)lkskunst erwachte
und sich in der Folge so lebhaft betätigte, das hing auf das engste zusammen mit
den GEISTESSTRÖMUNGEN, die dem dekorativen Stile überhaupt den Weg be-
reiteten und ihm ganz besonders die Kenaissance als Ilauptstil zuwiesen. Die
Freude an der Geschichte des eigenen Stammes, am Wesen des eigenen Landes
war als Folge der historischen Studien allgemein erwacht. Überall in Europa
feierte man die heimischen Dichter, schenkte man der vaterländischen Geschichte,
der heimatlichen \\)lks- und Landeskunde, der eigenen Kunst, dem heimischen
Kunstgewerbe insbesondere der vergangenen Zeiten ungeteilte Aufmerksamkeit.
Das Recht der Persönlichkeit hatte sich überall durchgesetzt; das Stammesgefühl
war durch das Einigungswerk in Deutschland und Italien ebenso erstarkt wie durch
die nationalen Strömungen in Frankreich, Elngland, Skandinavien, Rußland und
Österreich. Dazu war der Wohlstand überall gewachsen: alles drängte darauf hin,
ihn im Sinne des wiedererwachten Nationalgefühles zu betätigen. Kein Stil in den
Künsten aber war so wie der der Renaissance geeignet, der im Vollgenusse des
erreichten Wohlstandes, im stolzen Bewußtsein des eigenen und des Stammes-
wertes aufblühenden Gesellschaft zum treffenden Ausdrucke zu dienen. Monu-
mental, wuchtig, der reichsten Entwicklung in P'orm. Farbe und Zierat fähig, in
der Hand bewährter Künstler mühelos vor aller Aufdringlichkeit zu bewahren
und doch zu herrlichster Prachtentfaltung wie spielend zu leiten: so gewährte die
Renaissance eine fast unbeschränkte Möglichkeit, Geschmack und Besitz, Macht
und Stolz würdig zu zeigen. Darum gelangte sie fast überall zur Alleinherrschaft;
hier die italienische, dort die deutsche, französische oder englische. Denn das
kam der ganzen Bewegung so fördernd zu statten, daß jedes europäische Kultur-
volk in seinen Bauwerken und kunstgewerblichen Erzeugnissen aus alter Zeit ge-
nügend Vorbilder besaß um sich danach eine nur ihm eigene nationale Renaissance
von neuem zu schaffen. Damit Hand in Hand ging das Zurückgreifen auf die alten,
zum Teil seit vielen Geschlechtern sich forterbenden Kunstfertigkeiten des Volkes.
35* 547
Ihnen wandte man gerade aus dem Nationalbewufitsein
heraus erhöhte Aufmerksamkeit zu. D
Zudem hatte sich auf dem Gebiete der KUNST selbst
ein völliger Umschwung vollzogen. Nicht mehr einer Ge-
dankenkunst huldigte man wie in der ersten Hälfte des
neunzehnten Jahrhunderts, sondern einer realistischen,
die auf die darzustellende Erscheinung den Hauptwert
legte. Man gab nicht der zeichnerischen, nicht der for-
malen Seite den Vorzug, sondern der koloristischen, und
tiafür erblickte man das Vorbild in der Renaissance. Die
Haukunst wandte sich dieser Renaissance zu, die Malerei
folgte und selbst die Bildnerei gab dem malerischen Ein-
fhissc nach. Dieser Richtung schloß sich das Kunstge-
werbe um so williger an, als jene geschilderten nationa-
len Strömungen es ohnehin den gleichen Weg führten. D
Mit einer BEGEISTERUNG, die sich die Gegenwart
Abb. u2: Fra: Seitz, ""'' schwer vorstellcH kann, widmet man sich im Kunst-
Gürteitasche. ausgeführt von gewerbc ganz allgemein der NEUEN RENAISSANCE.
D Fritz von Miller 1876 D ^^^ ^^^^^^ j^j^j^ ^..jg^gj. ^^^^ ig^ggr Zeit durchdringt die
Lust am Schaffen, die Freude am eigenen Werke das Erzeugnis; noch heute weht
aus den Arbeiten jener Tage der Geist ihrer Erzeuger uns in ungetrübter Frische
entgegen. Gerade weil jedesX'olk sich in seiner eigenen kunstgewerblichen Sphäre
bewegt, gelangt es auch so voll zum Ausdrucke seiner selbst. Daher prägt sich
sehr bald in der neuen Renaissance Österreichs das Elegante, Heitere, Liebens-
würdige, Farbenfreudige, aber auch ein wenig Feminine und Zierliche dieses
Landes aus; in der neuen Renaissance Frankreichs zeigt sich ähnliches, das nur
durch das Zurückgreifen auf die strengeren Vorbilder der eigenen Renaissance
einen mehr vornehmen, sonst aber durch das Vorwiegen der Draperie einen ver-
stärkt weiblichen Zug gewinnt; in der neuen Renaissance Englands tritt etwas
Klares, Ruhiges, Zurückhaltendes zutage, das sich mit dem Einflüsse praktischer
Erwägungen zu vorteilhaften Ergebnissen eint ; in der neuen Renaissance Deutsch-
lands hingegen offenbart sich anfangs größere Strenge des Stiles, würdevolle Ge-
diegenheit und schlichte Haltung, wenngleich auch schon Neigung zu gebrochenen
Farben, bald aber ein IJberwuchern der Altertümelei, ein Betonen der Zierat und
damit das allzu Reiche, das gesucht Stimmungsvolle. D
Aller dieser nationalen Strömungen ungeachtet behält FRANKREICH auch
während des siebenten Jahrzehntes die führende Stellung im Kunstgewerbe inne.
Nach wie vor ragt es durch die Güte seiner Arbeit, durch seinen Geschmack und
durch sein gründliches Durchdenken der künstlerischen Aufgabe hervor. Mit
großem Erfolge, mit unerreichter Feinheit der Empfindung und mit bewunderns-
werter künstlerischer Flüssigkeit hat es aus seiner heimischen Renaissance ge-
lernt; ganz allgemein läßt sich ein festes, kräftiges Zusammenfassen der Formen,
ein energischesHerausarbeiten des Gesamteindruckes bemerken ;dasBevorzugen
der Gegensatzwirkung, das Nebeneinanderstellen starker PVjrmen ist zurückge-
548
r-<ik
FR.\NZ V. SEITZ • WEINGESTELL • AUS
GEFÜHRT VON HARRACH IN MÜNCHE]
treten. Deshalb wirkt das französische
Beis[)iel im siebenten Jahrzehnt ni)ch im-
mer auf die Produktion Kuropas vorbihi-
lich ein. □
Das ENGLISCHP: Kunstfrewerbe er-
scheint während des siebenten Jahrzehn-
tes nur in seinen Teppichen, Fliesen und
Schmiedearbeiten unabhänj^ig von FVank-
reich. In Teppichen folijt es ^anz dem
orientalischen \'orbilde, dessen Lehren es
mit grüf,em Geschicke den europäischen ^^^^^^.^. j^^^., ^.^,, schmacd.i und Schonh.nun.-r.
Bedürfnissen anCTepaf>t hat; in Fliesen Reichsaibum, ausgeführt von j. l. Knipp in
und Schmiedearbeiten hat es aus den ° Offenbach i876 d
Vorbildern der heimischen Gotik und Renaissance ähnliche Vorteile gezofren. In
allen anderen Gebieten aber unterliegt es sowohl dem französischen Einflüsse
wie namentlich auch dem der Chinesen und Japaner. Das Fabrikerzeugnis wiegt
vor; das englische Kunstgewerbe arbeitet vornehmlich für den Weltmarkt. Daher
tritt die technisch ausgezeichnete Arbeit meist vor den künstlerischen Wert; da-
her auch oft ein ganz merkwürdiges Durcheinander mehrerer Stile. D
Das gilt noch mehr von einem Teile des DEUTSCHFiN Kunstgewerbes, nämlich
von dem, der sich einen Platz auf dem Weltmarkte erringen will und das durch
möglichst billiges Angebot zu erreichen sucht. Darunter Igdet die Güte seiner
Arbeit. Die Mehrzahl seiner Erzeugnisse folgt dem französischen Geschmacke
und oft genug ganz unmittelbar dem französischen Muster. Dennoch regt sich die
Einsicht bereits an vielen Stellen; man verschliefit sich auf dieser anderen Seite
des deutschen Kunstgewerbes nicht der Wahrnehmung, daß die deutsche Pro-
duktion sich auf jenem Wege die Entwicklung selbst abschneidet. Daher wenden
sich diese Einsichtigen, denen tüchtige Künstler zur Seite stehen, von dem fran-
zösischen Einflüsse ab und dem dekorativen Stile auf heimischer Grundlage zu;
sie benutzen die Schätze, die die Museen ihnen bieten und vor allen Dingen die
Lehren, die von den Kunstgewerbeschulen ausgehen. Dadurch bereitet sich ein
Aufschwung für die achtziger Jahre vor, dessen Erfolge bis ins zwanzigste Jahr-
hundert fortdauern. D
ÖSTERREICH hat sich dieses Erfolges bereits in den siebziger Jahren zu er-
freuen. DieWirksamkeit seines Museums und seinerSchulenhat zu einemStamme
gutgeschulter Künstler und F'abrikanten geführt, die Österreichs Kunstgewerbe
eine ganz selbständige und führende St eilung gewonnen haben. Träger der Semper-
schen Gedanken, Träger des dekorativen Stiles ist in diesem Jahrzehnt wesentlich
Österreich und in der Hauptsache sogar nur Wien. Ganz allgemein zeichnet sich
das österreichische Kunstgewerbe dieser Zeit durch künstlerische Geschlossen-
heit der Form, sorgfältige Unterordnung der Einzelheiten unter den Gesamtein-
druck, treffliche Farbenstimmung und gute technische Ausführung aus; nur zu-
weilen leidet die Brauchbarkeit etwas unter der allzu lebhaft angestrebten Schön-
heit. Jedenfalls besitzt in diesem Jahrzehnt Österreich nächst Frankreich den
549
besten kunstgewerblichen Ge-
schmack in ganz Europa. Das
dankt es der Gruppe seines Wie-
ner Museums für Kunst und In-
dustrie. D
Allein mit dem Ausgange der
siebziger Jahre verschob sich die
Stellung der einzelnen Länder zu
einander. DEUTSCHLAND trat in
den Vordergrund und damit das
.\rbeiten nach den Vorbildern der
deutschen und der niederländi-
schen Renaissance. Der Anstoß
ging von MÜNCHEN aus, wo dem
Kunstgewerbe führende Kräfte
nicht nur aus den Kreisen der
Maler und Baukünstler, sondern
auch aus denen der Kunsthand-
werker selbst erstanden. Seele
der Bewegung war LORENZ
GHDON, der Erbauer der Schack-
galerie, der in seinem Ahnensaal
für das Schloß in Detmold [s. die
lafel bei S. 531j wohl die beste
Abb. 44«: Av. Kreling, Nürnberg, Tafelaufsatz in Silber 1872 Seiner Arbeiten SChuf. Ihm tra-
ten Baukünstler wie Gabriel von Seidl [vgl. die Tafel mit dem Hauseingang von
Gabriel von Seidl], Maler wie Franz von Seitz [vgl. die Tafel mit dem Weingestell]
und Rudolf von Seitz [vgl. die Tafel mit dem Karton für Glasmalereien im Mün-
chener Rathause', Bildhauer und Ziseleure wie Halbreiter, Kunsthandwerker wie
Radspieler, Rathgeber, Winterhalter, Anton Pössenbacher [vgl. Abb. 429 auf S. 532]
Harrach [vgl. die Tafel Weingestellj Wollenweber [vgl. Abb. 423 auf S. 525] und
andere zur Seite. D
Gar mancher dieser Kunsthandwerker erwuchs aus sich selbst heraus zur
schöpferischen, zur führenden Kraft, wie ein FERDINAND VON MILLER [vgl.
die Tafel mit dem Schmuckkasten bei S. 534], dem man ähnlich in Wien August
Klein und Daniel Hollenbach zur Seite stellen konnte. Gar bald scharte sich in
München um diese richtunggebenden Männer ein Stamm jüngerer Kräfte, Josef
Ritter von Schmädel [vgl. Abb. 443 auf S. 549|, Heinrich Lossow, Franz Brochier
[vgl.Abb.422aufS.5241. Franz Widnmann [vgl. Abb. 421 auf S. 523], Wilhelm Felix
[vgl. die Tafel mit der Studie zum Herrenzimmer, S. 554], Otto Hupp, Hermann
Kellner, Ferdinand Barth und viele andere [vgl. die Abb. 418, 419 u. 420 auf S. 521
bis 523]. Immer und immer wieder stellten sich junge Künstler in den Dienst des
dekorativen Stiles, ihm so gleichsam immer wieder neue Jugendfrische verleihend ;
gar mancher bekannte Künstler, wie Eduard Harburger, Theodor Rocholl, Wilhelm
650
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Steinhausen, Straftburger und an-
dere entwarfen für das Kunst-
gewerbe. G
Die Bewegung» blieb nicht auf
Minichen beschränkt; die gröfu'-
ren deutschen Städte, insbeson-
dere Stutt^jart mit seinen \iro-
fiicn M()beltischlereien | Schüttle.
EppleundKjrej folgten bald, eben-
so Karlsruhe [vgl. Abb. 425 auf
S. 526], Mannheim [vgl. die Tafel
Ernst Seeger|, Mainz [A. Bembc
und KiWn [Pallenberg vgl. Abb.
430 auf S. 533], Frankfurt a. Main
[vgl. die Tafel mit dem Speise-
zimmer von Franz von Hoven
S. 538], Leipzig [vgl. die Tafel
Weichhardt bei S. 543], Dresden
|vgl. Abb. 426 auf S. 527] usw.
Nicht minder folgten die metall-
verarbeitenden Kunstgewerbler,
z. B. Ritter in Ef>lingen [vgl. Abb.
424 auf S. 525 ] und die Kölnischen
Goldschmiede, oder die Elfenbeinschnitzer wie zum Beispiel Gebrüder Kautz-
mann in Geislingen. Nachhaltige Pflege aber fand die Bewegung besonders in
Berlin. Hier hatten sich bereits in den sechziger Jahren ausgezeichnete Bau-
künstler der Renaissance zugewandt [siehe oben]. Jetzt förderten noch weit
mehr Architekten von trefflichem Können die Bewegung namentlich auf dem Ge-
biete des Kunstgewerbes. So Ernst von Ihne, Kayser und von (/roszheim [vgl. die
Tafel bei S. 543]. August Sputh und andere. Leistungsfähige Firmen traten ihnen
für die Ausführung zur Seite. Zahlreiche treffliche Arbeiten dieser Art hat Luth-
mer in seinen malerischen Innenräumen herausgegeben, die mehreren Abbil-
dungen hier zugrunde liegen. D
Der allgemeine Beginn der deutschen Renaissancebewegung fällt in das Jahr
1876; er ist um so wichtiger für das gesamte Kunstgewerbe, als sich mit ihm die
ersten Bestrebungen auf dem Gebiete der RAUMKUNST verknüpfen. Die Vor-
läufer der Bewegung reichen allerdings um dreiftig Jahre zurück. In MÜNCHEN
[vgl. Seite 434 u. f.] hatten Einsichtige bereits am Ausgange der vierziger Jahre
dreierlei Übelstände des deutschen Kunstgewerbes bitter empfunden: die Ab-
hängigkeit vom Geschmacke Frankreichs, den Niedergang unter dem Einflüsse der
Maschine und die Entfremdung zwischen Künstlern und Handwerkern. Um diesen
Übeln zu steuern, gründete man unter F"ührung des Oberbaurats August von Voit,
des Erbauers der neuen Pinakothek und des Glaspalastes, gegen Ausgang des
Jahres 1850 den Verein zur Ausbildung der Gewerke, den nachmaligen BAYRI-
001
Abb. 445:
D
Froment-Meurice, PariH, äcnmuck in ziseliertem
(ioldp, 1878 D
iiiinigiinin)iii^iii|is^iiiiL!ngi5^
SCllKN KÜNSTGEWERBE-
VKRKIN. Als Mittel zur Er-
reicluin<T seines Zieles faftte
er ins Auoe : regehnälüf^c Zu-
sammenkünfte, Herausgabe
einer Zeitschrift, Errichtung
einer Zeichenschule, eines
Zeichensaales und eines Ver-
kaufsraumes, sowie Veran-
stalten von Wettbewerben
und Ausstellungen. König
Maximilian II. übernahm 1851
das Protektorat; ausgezeich-
nete Kräfte [vgl. nochmals
Seite 434 u. f. | widmeten sich
den Aufgaben des Vereins.
Abb. 446: Minton. Hollins & Co., Stoke on Trent, Fliesenbelag,
O um 1875 D
Aus seiner Zeichenschule ging die staatliche Kunstgewerbeschule hervor; seine
Ausstellungs- und Verkaufsräume befinden sich seit 1878 im eigenen Hause in der
Pfandhausstraße, seine Mitglieder/.ahl ist von 119 des Gründungsjahres auf mehr
als 1800 gewachsen; seine Zeitschrift führt seit 1897 den Titel Kunst und Hand-
werk; sein Beispiel hat überall in deutschen Landen zur Gründung von KUNST-
GEWERBEVEREINEN geführt, die heute einen Verband von rund 18000 Mitglie-
dern bilden. Auch in Österreich und in Skandinavien haben sich ähnliche Vereine
zusammengeschlossen, während sich in England und Frankreich Vereinigungen
etwas anderer Art herausgebildet haben, die namentlich in Frankreich zum Teil
auf älteren Ursprung zurückblicken. D
Nicht wenige Kunstgewerbevereine entstanden allerdings erst nach einem be-
deutsamen Ereignis, das auf die Tatkraft des Bayrischen Kunstgewerbevereins
zurückzuführen war, nach der MÜNCHENER AUSSTELLUNG von 1876. Um
die ersten 25 Jahre seines Bestehens zu feiern, rief der Verein diese Ausstellung
ins Leben. Sein Vorsitzender, FERDINAND VON MILLER, war die Seele des
Ganzen. Deutschland, Österreich und die Schweiz wurden eingeladen, ihr künst-
lerisches und kunstgewerbliches Können der letzten 25 Jahre zu zeigen. Damit
verbunden aber wurde eine historische Ausstellung, in der aus dem staatlichen und
privaten Besitz von ganz Europa die besten Erzeugnisse vergangener deutscher
Handwerkskunst zusammengetragen wurden. UNSERFIR VÄTER WflRKE schrieb
man über den Eingang zu dieser Abteilung; unter diesem Namen wurde die Aus-
stellung zu einem Merkstein in der Geschichte des gesamten Kunstgewerbes. Denn
sie hat drei geschichtlich wertvolle Fortschritte erbracht: den allgemeinen Durch-
bruch der neuen Renaissance als führenden Stil, den Beginn der Raumkunst und
das Aufblühen des deutschen Kunstgewerbes in der Neuzeit. D
Schon in den sechziger Jahren hatte man das seit Jahrzehnten vernachlässigte
Streben nach EINHEITLICHER WIRKUNG der WOHNRÄUME wieder aufgenom-
men. Aber erst unter dem Einfluß des dekorativen Stiles und der in ihm tätigen
552
ü^
r'JK
HALBREITEK UND HERTEKICH,
LEUCHTERWEIBCHEN FÜR GAS • 1882
G Abb. 417: Anton Pössenbaclu-r in München, Kntwurf zur Wand eines Speisezimmers, 1874 D
Künstler erstarkte dieses Streben soweit, daf^ die Münchener Ausstellung es wagen
konnte, die kunstgewerblichen Erzeugnisse nicht gruppenweise, sondern nach
Wohnräumen zusammengestellt zu zeigen und auf diese Räume die Schöpfungen
der bildenden Künste, also die Gemälde und Bildwerke zu verteilen. Wenn sich
das schliefilich auch nur zu einem Teile durchführen lief;, für das Kunstgewerbe
von ganz Europa war damit doch das höchste Ziel gewonnen: die RAUMKUNST.
Das was in früheren Epochen, zum Beispiel im Barock und Rokoko unter führenden
Künstlern für die Wohnungen von wenigen, durch Stellung und Besitz Bevorzugten,
möglich gewesen war, nämlich das Einrichten ganzer Räume unter einheitlichen
Gesichtspunkten, das wurde von jetzt ab allmählich zur Regel für die Wohnräume
aller. ü
Mit Ausnahme weniger Stücke erschienen auf der Münchener Ausstellung nur
Arbeiten im Stile der NEUEN RENAISSANCE. Aber während man sich bis dahin
noch in ganz Europa, selbst in Österreich, immer nach Frankreichs Kunstgewerbe
gerichtet, von dorther die Moden und Anregungen empfangen hatte, erkannte man
jetzt, daf; einzig und allein das Zurückgreifen auf die eigene Vergangenheit die
Möglichkeit einer selbständigen Entwicklung bot. Damit war der Sieg des deko-
rativen Stiles im Zeichen der neuen Renaissance auf der ganzen Linie entschieden.
Das war in demselben Jahre 1876, in dem FRANZ REULEAUX über die Erzeug-
nisse, die Deutschland auf der Weltausstellung in Philadelphia zeigte, das harte
Urteil 'billig und schlecht' fällen muffte: ein Urteil, das die belgische fabrikmäfiig
hergestellte Ausfuhrware jdenn nur um diese handelte es sich!| ebenso verdiente,
zum Teil auch sogar die englische und österreichische. D
Die Münchener Ausstellung fand im GLASPALASTE statt. Im Mittelschiff war
die Abteilung 'Unserer Väter Werke' untergebracht; durch ein prächtiges Re-
naissanceportal aus Reichenhall betrat man die Abteilung, die sich als eine auf
553
drei Seiten von Zimmern umgebene weite Halle darbot, in der Mitte auf Stufen ein
eiserner Pavillon für Juwelen und andere wertvolle Arbeiten. Für diese retro-
spektive Abteilunof. deren Aufbau LORENZ GEDON leitete, waren nicht nur aus
Deutschland und Österreich, sondern ebenso aus En^rland und anderen Ländern
reichliche Leihtraben eing^egangen. Unter den ältesten Arbeiten zum Beispiel
Stickereien und Gewebe aus der Marienkirche in Danzig, der Kaisermantel Otto IV.
aus Braunschweig, der Tassilokelch aus Kremsmünster, die Gebetbücher Hein-
richs des Heiligen und seiner Gemahlin Kunigunde, der Faltstuhl vom Salzburger
Stift Nonnberg, der Kronleuchter aus der Stiftskirche zu Komburg, die Stickereien
des Klosters Lüne ; von Schätzen der Gotik überaus zahlreiche Kirchengeräte, Ge-
webe und Stickereien aus dem Germanischen Museum in Nürnberg; der Braut-
wagen Kurfürst Johann Friedrichs des GroP^mütigen, deutsche Wiegendrucke
von Gutenbergs ersten Versuchen an, die Buf^psalmen von Orlando di Lasso mit
Schmuck von Hans Mielich; prachtvolle Rüstungen und Waffen in großen Mengen,
Eisenarbeiten, namentlich Schlösser und Beschläge, weiter Holz- und Elfenbein-
schnitzereien, ganze Räume im Geschmack der Renaissance, des Barocks, des
Rokokos, zahlreiche Gobelins, darunter die Witteisbacher von van der Biest, ganze
Elfenbeinschränke, Gold- und Silberarbeiten von Attemstetter usw. In dem eiser-
nen Pavillon überaus zahlreiche Arbeiten in edlem Metall und Stein, Fürsten-
kronen, Schwerter. Goldgefäge und Ehrenketten. Monstranzen, Reisealtäre,
Becher, Glocken, Kristallgefäge, alles von den besten Meistern der Vergangen-
heit. In den Räumen links um den Hauptsaal herum reiche Sammlungen von
Spitzen, kostbare Schränke von der Renaissance bis zum Rokoko, alte Porzellane
besonders aus Meißen, alte Gläser erlesener Art, Bucheinbände usw. D
Unter den ZEITGENÖSSISCHEN ARBEITEN fiel namentlich Österreich auf
durch die Geschlossenheit seiner Ausstellung, durch den gemeinsamen Zug, der
sich in seinem Kunstgewerbe bekundete. Die Mobiliare von Schönthaler, der
Schmuckkasten von Otto Koenig, die Tapezierarbeiten von Fix und von Schuh
[Abb. 427 auf S. 528]. die Teppiche und Möbelstoffe von Philipp Haas & Sohn, die
Stickereien von Carl Giani [Abb. 429 auf S. 529], die Gläser von Lobmeyr, die
Arbeiten von Ratzersdorfer standen voran. Von deutschen Mobiliaren erschien
den Zeitgenossen das von Architekt Sputh in Berlin entworfene Zimmer als das
beste; daneben traten die Räume der Architekten Kayser und von Groszheim in
Berlin, die Arbeiten von Bembe in Mainz und Pallenberg in Köln [Abb. 430 auf
S.533 i. Unter den Mobiliaren aus München standen Gabriel von Seidls Wohnzimmer
und Anton Pössenbachers Erker [Abb. 429 auf S. 532] allen anderen voran. Kenn-
zeichnenderweise gab es aber auch noch einen gotischen Raum von Oppler in
Hannover und schon einen in Rokoko von Radspieler in München. Unter den
Metallarbeiten besaßen die von Franz von Seitz [siehe die Tafel Weingestell bei
S. 548], von Ferdinand von Miller [s. die Tafel Schmuckkasten bei S. 537| und von
August Halbreiter [s. Tafel Lichterweibchen bei S. 552] die größte Vollendung. —
Im Betrachten der einzelnen kunstgewerblichen Gebiete muß man festhalten,
daß der dekorative Stil nicht gleichmäßig während des siebenten und achten Jahr-
zehnts in den verschiedenen LändernEuropas vorschreitet. Im MOBILIAR herrscht
5S4
f7^— 1 lOBENl GABRIEL VON SEIDL. MCNXHEN • HAUSEINGANG, 1878 • [UNTEN)
rdK WILHELM FELIX IN MÜNCHEN • STUDIE ZU EINEM HERRENZIMMER. 1880
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allerdings fast überall die Renaissance unbestritten. In ()STl^RRr-]ICH sind leitende
Kräfte wie Josef Storck, Valentin Tciricli uiui andere tätig, sie haben sich einen
ausgezeichneten Stamm guter Tischler und vortrefflicher Dekorateure herange-
bildet. Man betont die Einheit des Zimmers, lä(it ilen ganzen Raum von einer Hand
entwerfen und die Ausführung durch einen Kopf leiten. Gerade in Wien hat man,
wie schon weiter oben erwähnt [vgl. Seite 515] den leitenden Kräften damals dank-
bare Aufgaben gestellt [Ausstattung des neuen Opernhauses, des Kaiscrpavillons
auf der Weltausstellung lS7;}usw.|. Als das Osterreichische Museum für Kunst und
Industrie seiner Erciffnung entgegenging und man dafür eine Ausstellung vorbe-
reitete, stellte Kaiser Franz Joseph 50000 Gulden zur \'erfügung, damit man dafür
nach Entwürfen von Lehrern der Museumschule kunstgewerbliche Arbeiten für
den Gebrauch des Hofes anfertigte. Es entstanden auf diese Weise zum Beispiel
ein eingelegterSchreibtisch, den JOSEF STORCK entworfen und Michel ausgeführt
hatte, es entstand so auch das auf der Tafel bei S. 515 abgebildete, vonVALElNTIN
TEIRICH ersonnene Kabinett. Es hatte eineeinbruchs- und feuersichere Kasse zu
umschliel>en; diesen von Wertheim in Wien |dem bekannten Geldschrankfabri-
kanten] gefertigten Stahlkasten verzierte Ratzersdorfer durch Tauschierarbeit,
während Stefan Wichers die Holzarbeit ausführte. FRANZ SCHÖNTHALER hand-
habte damals in Wien die Schnitzerei meisterhaft (vgl. Abb. 378 und 382 auf S. 471
und 475]. Nicht nur dem Mobiliar widmete sich die Wiener Möbeltischlerei, son-
dern ebenso den Haustüren, Hausfluren und Tre[)penhäusern. Mit Recht rühmen
die Zeitgenossen, daf, Wien in den sechziger und siebziger Jahren gezeigt habe,
wie man Holz als Holz behandeln müsse um glänzende Ergebnisse zu erzielen. D
Mit gr()H;ter \'irtuosität betreibt ITALIEN die Holzschnitzerei. f]s steht hierin
allen anderen Staaten, auch Frankreich, unstreitig in der Leistungsfähigkeit voran
[Abb. 432 u. 433 auf S. 535 u. 536J. Aber nicht in der künstlerischen Empfindung.
Diese wird vielmehr oft durch das virtuose Können unterjocht [Abb. 431 auf
S. 534]. Man vergif^t Mali zu halten; man will zuviel von seinem Können zeigen
und bringt deshalb im Möbel zuviel Schnitzwerk oder zuviel eingelegte Arbeit an,
löst wohl auch das Schnitzwerk der Füllungen ganz von der F'läche los, oder unter-
h(ihlt es wenigstens so, daf^ es für das Auge jede Verbindung mit der Unterlage
verliert. Eine Besonderheit Oberitaliens bilden Möbel im maurischen Geschmacke
[Abb.434auf S. 537]. D
Viel maf)Voller verwenden die F'RANZOSEN die Schnitzerei; auch fühlen sie
sich durch ihre Vorliebe für Ebenholz, die sich aus den Vorbildern ihrer eigenen
Renaissance herleitet, mehr zur Einlegearbeit hingezogen. Neben Elfenbein und
Buchsbaumholz, mit denen sie ausgezeichneteRenaissancemotiveeinlegen, pflegen
sie die farbige RELIEFINTARSIA, weiter das Einlegen von Porzellan, die Boulle-
arbeit und den Bronzebeschlag ;' vgl. Tafel RoudilJon, Schrank in Ebenholz, und Tafel
Fourdinois, S. 485 1. Die RELIEPTNTARSIA handhabt man in äufierst geschickter
Weise; man schiebt mehrere dicke P'ourniere so über- und ineinander, dafimansie
nachher schnitzen und damit farbige Wirkung erzielen kann. Doch benutzt man
das Verfahren richtigerweise nur für Ornamente; namentlich Fourdinois zeichnet
sich darin aus. In den Einlagen aus Porzellan bevorzugen die französischen Möbel-
555
tischler vornehmlich reich gemalte Blu-
menstücke, die oft etwas dem Wesen
des Mobiliares widerstreiten, während
die Engländer «rctrcii ihren alten Vor-
bildern W'odgwoodplatten ihren Möbeln
einfügen. Die Boullcarbeit übertragen
die Franzosen ebenfalls auf die Re-
naissancemöbel, meist indem sie Mes-
singplatten aussägen und in diese Nach-
ahmungen von Schildpatt einsetzen
I ganz ähnlich arbeitet man in Wien zahl-
reiche Stutzuhren auf rotunterlegtes
Schildpatt oder so gefärbte Imitation].
Das französische Mobiliar wirkt manch-
mal zu reich und zu farbig, weil man ihm
bunten Marmor, Achat. Malachit und
Lapislazuli einlegt und ihm noch vergol-
dete und emaillierte Bronzebeschläge
aufheftet. Infolgedessen erscheint in
solchen Stücken das Holz eigentlich nur
noch als Träger der prachtvollen Auf-
und Einlagen. D
Solche Wirkungen strebt die ENG-
LISCHE Möbeltischlerei nicht an. Sie
legt Wert auf solide, ruhige Erschei-
nung, auf maßvolles Gestalten, auf
Brauchbarkeit des Möbels. Das figür-
liche Schnitz werk vermeidet sie, weil es
ihr an Übung darin fehlt; dagegen stellt
,.,,,, ,. ,, , , n , , sie gern allerlei eingelegte Arbeit her
AOL). 44i; Gabriel H.-i lij.-uii^, Kuiii. I'okal. Gescht:i)k » oh
der Rheinprovinz zur Hochzeit des Prinzen Wilhelm Und geht darin bis ins minutiös Feine, ZU-
G von Preußen, des jetzigen Deutschen Kaisers o seilen auch ins Übertriebene [Schränke
ZU 90000 Mark'. Künstlerische Aufgaben bewältigen die englischen Möbeltischler
ausgezeichnet; die Zeitgenossen rühmen ihre Technik und besonders die Auswahl
ihrer Furniere. England baut auch noch gotische Möbel und Kleingeräte aus Holz,
überzieht diese auch gern mit Schmiedearbeit, die ganz im Sinne der Gotik von
den Bändern und SchlieP^blechen ausgeht. Derartige fast ausschlieglich in Eichen-
holz, seltener in Nußbaumholz gearbeitete Mobiliare treten übrigens zuweilen
auch in Österreich, in Süddeutschland und in Rußland auf [Abb. 435 auf S. 538]. D
Das DEUTSCHE Mobiliar leidet fast immer an einem Zuviel; es liebt nament-
lich reiches Schnitzwerk, arbeitet es aber nicht fein aus. Ganz ähnlich sucht man
durch recht lebhaft geflammte Furniere oder durch recht bunte Maserhölzer
starke Wirkungen zu erzielen. Doch fehlt es durchaus nicht an trefflichen Arbeiten,
wie sie namentlich aus Münchener, Stuttgarter. Mainzer, Berliner und anderen
556
Werkstätten hervorgehen (vgl. die Ab-
l)il{lungi'ii 424, 425, 430 und andere]. In
Danzig schulen sich tüchtige Meister an
der Kestauriernng des alten Kathauses
lind an den alten Dan/igcr Scliapps. Die
Kerbschnit/erei. die sich auf den Friesi-
schen hiseln erhalten hat, gelangt wieder
allgemein zur Einführung; schlesische
und bayrische Holzschnitzer [Warin-
brunn, Herchtesgaden] fertigen darin
annehmbare Kleingeräte. In der Folge
wird diese Technik zur Damenarbeit,
ähnlich der Brandmalerei [die die neue
Renaissance anfänglich für Füllungen
anwendet], ähnlich dem Malen von (lo-
belins. dem Ledertreiben usw. D
Einheitlich, geschlossen, malerisch
wirken die INNENRAUMK der neuen Re-
naissance, denen man durch Fin- oder
Ausbauen von FRKFRN (s, die Tafel
Seeger bei S. 560] gern noch einen be-
sondern Reiz verleiht. Die stark archi-
tektonische Gliederung, die nicht nur die
.Möbel, sondern auch die Türumrahmun-
gen und andere Teile erfahren |s. die
Tafel Schulz, Schütz und Mcurer bei
Seite 558], tritt mit ihren Lichtern und
Schatten nicht so stark hervor, weil man
die Tageshelle durch Butzenscheiben,
gemalte Fenster und dichte \'orhänge .^,_ ,, „ „ ^ . „ ^ ..,..,
^ . , „ .. Abb. 449: K. Hert.r und ( . Hicbcr in Hcrim. Pok.Tl.
[S. Tafel Pfaff bei S. 536J dämpft. Im Ki'Uossen vonH.Cladt-nbeck^Sohn. Geschenk des
Mobiliar liebt man dunkle Töne, wie Vereins Berliner Künstler zur Silberhochzelt von
u-i T-L \_i vT/'i- LI D Kaiser und Kaiserin Friedrich D
Sie gebeiztes Eichenholz, Nunbaumholz
und tibenholz ergeben; in den Stoffen gebrochene F'arben, wie rotbraun, olivgrün,
graublau, dunkelockergelb, Indischrot usw. Die Wände werden getäfelt ] siehe die
Tafel Kayser und von Groszheim bei S. 542] oder mit Paneelen versehen [vgl.
Tafel SchulzJ und darüber mit Stoff oder stoffähnlichen Tapeten bekleidet jvgl.
Tafel Seegerj. In das Paneel gliedert man das Mobiliar ein, versieht sogar Sitz-
liegemöbel mit Paneel, wie das bekannte PANFELSüFA [vgl. Tafeln Seeger und
Pfaff]. Das Paneel selbst trägt meist ein Bordbrett; auf dieses und auf die reich
gegliederten Kastenmöbel stellt man Steinzeuge, Majoliken, Fayencen, Kupfer-,
Messing- und Zinngefä^e in reichster Zahl [siehe die Tafel F'ranz von Hoven bei
S. 538]. So gewinnen die Räume etwas ungemein Stimmungsvolles, das durch
reichliches Heranziehen von Dekorationsstoffen [Tafel WeichhardtJ, von Trophäen,
557
insbesondere Jagdstücken, Waffen, Rüstungen usw. großer Steigerung fähig ist
[Tafel Seeger], aber auch schnell die Grenze des künstlerisch Zulässigen erreicht.
Namentlich die Altertümelei, das Makartbouquet und die Stoffdraperien bringen
in diese ATELIERSTIMMUNG nur zu leicht einÜbermaf^ insbesondere das Gefühl
des gesucht Stimmungsvollen. D
Kennzeichnend für das Mobiliar dieser Zeit ist. dal3 sich die künstlerische
Weiterbildung fast immer in den Einrichtungen für Wohlhabende offenbart und nur
selten in denen für den einfachen Bedarf, obwohl es an Versuchen dazu [Wien,
Berlin] nicht fehlt. Die Sucht nach dem Prächtigen, Stimmungsvollen führt gerade
auf dem wichtigen Gebiete des einfachen Mobiliares mit wenigen Ausnahmen zu
reichlicher GESCHMACKLOSIGKEIT. Das hängt mit der fabrikmäßigen Her-
stellung der Einrichtungsstücke ebenso zusammen, wie mit dem früher bereits ge-
schilderten schnellebigen Handel und Wandel der Tage. D
Eine besondere Aufgabe für die Wohnungseinrichtungen fällt unter der Herr-
schaft des dekorativen Stiles den DEKORATEUREN zu. Sie bilden sich zuerst in
Paris heraus, anfänglich aus Tapezierern. Gar bald aber werden sie zu einem selb-
ständigen Berufszweige, dessen Aufgabe es ist, all die vielerlei Möbelstoffe,
Teppiche, Gardinen. Geräte, Ausstattungs- und Gebrauchsstücke heranzuführen,
die zu einer vollständig eingerichteten Wohnung gehören. Die größten unter ihnen,
zum Beispiel Penon in Paris, errichten schließlich vollständige Ausstattungshäuser,
die alles zum Ausstatten einer Wohnung Erforderliche dauernd auf Lager halten,
vom fertigen Mobiliar und den Wand-, Fenster- und Fußbodenbekleidungen bis
zur Bronzefigur, zur Lampe, zum Leuchter, zum Schreib- und Toilettegerät, zum
Bilde und zur Nippsache. Sie gehen, in ihrer Art einen vollständig neuen Berufs-
zweig bildend, den Architekten an die Hand, sie stellen aber auch selbst künst-
lerische Kräfte ein, die für die Kundschaft Entwürfe anfertigen; sie beschäftigen
Kunsthandwerker und Fabrikanten oft ganz direkt. Das Ganze ist nichts anderes
als eine Arbeitsteilung, wie sie die Zeit mit sich bringt. — Diese großen Deko-
rationsgeschäfte bleiben längere Zeit auf Paris beschränkt; erst in den siebziger
Jahren bilden sich ähnliche Unternehmen in London, bald darauf auch in Wien,
Berlin und München heraus. Später folgen Städte wie Rom, Florenz, Petersburg,
Kopenhagen und schließlich auch die mittelgroßen Plätze. Viele dieser Geschäfte
haben Treffliches geschaffen ; manche aber, insbesondere die, die nicht die größten
waren, haben die Tapezierarbeit in den Vordergrund gestellt und dadurch ein
Übermaß von DRAPERIE und ARRANGEMENTS herbeigeführt, an dem der deko-
rative Stil schließlich zugrunde gegangen ist. — D
Mit großem Geschick zieht die französische DEKORATIONSKUNST alles in
ihren Bereich, die türkischen Teppiche und indischen Stoffe, die persischen Sticke-
reien so gut wie die Nachahmungen der Renaissance in den Seidenstoffen und die
[jetzt besonders zahlreich in den Handel kommenden] alten Gewebe, Stickereien
und Spitzen. Aus alten Priestergewändern werden Bezüge für Sitz und Lehne eines
Sessels, die Kameeltaschen verwendet man für das Paneelsofa; gestickte Herren-
und Damenkleider des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts, mittelalterliche
Altarbekleidungen, japanische Stickereien dienen zum Ausstatten von Sitzgerät,
558
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von Tischen und Diwans, zum Drapieren von Staffeleien und Wänden. Verfügt man
nicht über alte Stoffe und Stickereien, so nimmt man die Nachahmungen, die ge-
rade in diesen Jahren die Textilmaschinen in Mengen und oft mit ziemlicherTrcue
liefern. D
NEUE MÖBELFORMEN des dekorativen Stiles, die sich in den achtziger Jahren
ganz allgemein einbürgern, sind neben dem Paneelsofa der V'ertikow, der [meist
unbenutzte] Waschschrank, die Bauerntische, die Rauchtische, die Puffs und die
Chaiselonguen. Die meisten dieser Eormen sind aus älteren abgeleitet. Von den
Wiener Möbeln findet im Privathausc der Schaukelstuhl Aufnahme; anscheinend
auch auf österreichisches, aber wohl von England und seinen Kolonien herüber-
genommenes Vorbild geht die Benutzung von Rohrmöbeln für Balkon, Veranda
und Garten zurück. Vorwiegend freilich bedient man sich bambusartig gestriche-
ner Eisenmöbel, nur England tut das nicht. Die dem französischen Mobiliar eigene
knappe, zierliche Form führt sich für den S.\L()N ganz allgemein ein in Ver-
biiulung mit reichen Stoffdraperien. □
Auf keinem Gebiete vielleicht bekundet sich der Kampf der Stile im siebenten
Jahrzehnt noch so deutlich wie auf dem der TEXTILKÜNSTE. Die Gobelinwirkerei
vermag sich nur schwer von ihren Lieblingsmotiven des achtzehnten Jahrhun-
derts zu lösen, während die Maschinengobelins sich längst aller Vorbilder aus der
Spätrenaissance und dem Barock bemächtigt haben. Auch der gemalte Gobelin hält
seinen Einzug. Die Teppichweberei hat sich in guten Erzeugnissen vollständig dem
orientalischen Einflüsse gebeugt; da gehen Philipp Haas und Sohn in Wien noch
immer richtunggebend voran. Ein Deutscher. KÜHNE, hat in Smyrna die Teppich-
knüpferei studiert und sie z. T. in Verbindung mit der alten Tuchfabrik von Schmidt
und Gervert, in Schmiedeberg, Cottbus und Görlitz eingeführt; nur Frankreich
hält an den Teppichen, die Plafonds wiedergeben, anscheinend unverrückbar fest.
Besonders liebt man Teppiche mit stark reliefierter architektonischer Umrahmung
von Blumenmedaillons. Einer ruhigen Teppichmusterung, meist in anspruchslos
verteilten, rein dekorativ gehaltenen Blumenmustern, befleißigt sich England,
während die Massenartikel, wie sie namentlich Belgien herstellt, nach wie vor die
kräftig schattierten, schreiend bunten Blumenbouqucts enthalten, daneben auch
noch Jagdszenen und Tierstücke, die in der dekorativen Malerei als Friese, Lü-
netten usw. überhaupt nicht aussterben [Abb. 437 auf S. 540 1. Von den Möbel-
stoffen verschwinden die lockeren BlumensträuP^e; an ihre Stelle treten neben
den Renaissancemotiven vornehmlich solche des fünfzehnten Jahrhunderts. Diese
Stoffe mit ihren Löwen, Hirschen, Adlern und Greifen, ähnlich aber auch die
mit streng stilisierten mittelalterlichen Pflanzenmustern, sie galten in den vor-
• hergehenden Jahrzehnten noch ausschlieP;lich als kirchliche Stoffe. Jetzt füh-
ren sie die Seidenwebereien in Lyon, Crefeld. München und Wien mit P>foIg dem
allgemeinen Verbrauche zu; ebenso die zahlreichen, der Renaissance entnomme-
nen Vorbilder, das Granatapfelmuster voran. Die prachtvollen Sammettapeten
und Goldbrokate der Renaissance werden aber durchaus nicht immer sklavisch
kopiert. Ein gesteigertes Farbenempfinden, das auf diese alten Vorbilder, auf die
asiatischen Einflüsse und auf das Beispiel der zeitgenössischen Maler zurückzu-
559
Abb. 450: F. W. Koppen, Berlin. Kaminschirm
O Schmiedeeisen mit Stickerei 1875
t'üliren ist, lä^t jetzt Farbenzusamnien-
stellungen, wie blau und gelb, rot und
grün, rot mit Gold, grün mit Gold, in Auf-
nahme kommen, sehr zum Vorteil der Ge-
samtwirkung der Wohnräume. Auch der
ZEUGDRUCK wendet sich Renaissance-
mustern zu, wenngleich er noch viel aus-
giebiger die orientalischen Vorbilder, ins-
besondere die persischen, arabischen und
indischen, weniger oft die chinesischen
und japanischem benutzt. Die DAMAST-
WEBEREI hat sich noch nicht ganz davon
befreien können, Gemälde und allerlei er-
zählende Darstellungen wiederzugeben;
(loch wendet sich namentlich die stark
aufblühende farbige Leinenweberei aus-
gesprochen der Renaissance zu. Vielfach
sucht man die Tischzeuge durch farbige
Kanten zu heben. Auf Vorhängen und
Möbelbezügen entfaltet sich die AUF-
NÄHARBEIT; die STICKEREI findet
reiche Förderung [Abb. 428, 438 u. 439 auf S. 529 u. 541]. Der Aufschwung der
Stickerei geht besonders von der Wiener Fachschule für Kunststickerei aus; dort
und in Venedig nimmt man auch die Spitzenindustrie mit großem Erfolg wieder auf.
Für die BEKLEIDUNG der WÄNDE benutzt man bedruckte Kattune und Jute,
die aber schnell verschießt; die Tapeten bewegen sich vornehmlich in Renais-
sancemotiven, bringen jedoch auch Anlehnungen an Stoffmuster des fünfzehnten
Jahrhunderts. Mittelalterliche Gobelins deutscher und flandrischer Herkunft malt
man auf Sackleinwand; Ledertapeten stellt man vielfach her, ahmt sie aber noch
lieber in Unmengen durch gepreßtes Papier nach. Vielfach bürgert sich das Holz-
paneel ein, aber Surrogate treten noch öfter an seine Stelle. D
Die KLEIDERMODEN diktiert Frankreich wie früher so auch damals und bis
auf den heutigen Tag fast unbestritten. Chignon, Cul de Paris, Prinzessinnenschnitt,
Straßenschleppe und Schinkenärmel sind die Hauptetappen der Frauenmode im
letzten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts. Die indischen Shawls und ihre
Nachahmungen verschwinden mit dem Ausgange der siebziger Jahre, ebenso die
Crepes de chine, die in Plattstich verzierten chinesischen Erzeugnisse, während
sich die golddurchwirkten seidenen Florstoffe Indiens in Frankreich und England •
noch bis ins zwanzigste Jahrhundert erhalten. Nachahmungen nordafrikanischer
weißer Seidenstoffe kommen allgemein in Gebrauch, allmählich auch die von In-
dien und China eingeführten Bastseiden, die man vielfach in England färbt. D
Der Stickerei für DAMENKLEIDER ist ein weites Feld eingeräumt, aber die
Stickmaschine beherrscht es. Nicht die Gewänder selbst werden bestickt, sondern
Einsätze und Besätze, die überall gekauft werden können. Nennenswerte Kunst
560
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Ir-T] [OBEN] AUS EINEM WOHNZIMMER VON ERNST SEEGER IN MANNHEIM
rdK [UNTEN] AUS EINEM .\RBEITSZIMMER VON ERNST SEEGER IN MANNHEIM
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entwickelt solche Ware zumeist
nicht. Das gleiche jjilt von den
Passementerien, das heifit den He-
sätzen, deren Schnüre, (Jinipen,
Borten und Quasten sich mit (ilas-
ilüssen, Klittern, Perlen, Knitpfeii
lind sonstigen Zieraten verge-
sellschaften. Krankreich und di«
l )Chweiz, Österreich und Deutsch-
jland stellen das meiste davon her.
/Auch hierin tritt bis auf den heu-
' tigenTa^ nurweni^ Kunst hervor.
iMehr schon in der Stickerei, die
Rut^land. Deutschland. Osterreich
und Skandinavien unter Heran-
ziehen ihrer alten vaterländi-
schen Muster namentlich in den
achtzijjer Jahren ausgiebig in den
Dienst der Zimmerausstattung
f stellen [ Abb. 438 u. 439 auf S. 54 ! .
Stickereischulen wie sie in Lon-
• don und Wien bestehen, fördern
j das Gebiet. Grof;en KinfluP, üben
i)ereitS am Ausgange der Siebzi- Abb. 451: Zuloaga. Madrid. Uoldtauschlerter Schlld. um 1870
jger Jahre die japanischen Stickereien aus, die sich auch in den achtziger Jahren
/in den Möbelstoffen mit Blütenzweigen und Vögeln deutlich wiedererkennen
) lassen. Nicht minder auch vorderasiatische Vorbilder mit Arabesken usw. D
1 SCHRIKT, DRUCK und BUCH erfahren ganz allgemein eine wesentliche Ver-
' besserung durch das Zurückgreifen auf die alten \'orbilder. Man bemüht sich,
I kräftige Lettern, saftigen Druck [wie z. B. die Schwabachcr Schrift] und gutes
Papier, insbesondere auch Büttenpa})icre wieder einzuführen, bringt in Anlehnung
an die alten Holzschnittmeister mancherlei annehmbaren Buchschmuck mit Hilfe
der Zinkätzung hervor, strebt auch farbige Wirkung an [Münchener Kalender],
[Verfällt aber nur zu leicht der Altertümelei oder der allzureichen Dekoration, be-
onders in Diplomen, Plakaten usw. [Abb. 422 auf S. 524]. Auch der Bucheinband
[Abb. 419 auf S. 521) gewinnt ganz besonders dadurch, daft man den Lederschnitt
und das Ledertreiben wieder einführt. Otto Hupp und andere entwerfen dafür
Vortreffliches [s. die Tafel Hupp bei S. 574]. Auch fehlt es sonst nicht an vorzüg-
tichen Einbänden für Bücher. Adressen, Diplome usw. jAbb. 443 auf S. 549]. In
len Beschlägen für solche Arbeiten erwächst den Ziseleuren und Graveuren wie-
*der ein reiches Arbeitsfeld; freilich nimmt die Maschine mit der Zeit sowohl die
jeprefiten Einbände [Prachtwerkel, wie die Beschläge ganz für sich in Anspruch.
N'icht immer, aber sehr oft ohne künstlerischen Geist. D
GOLD und SILBER. Das Silbergerät, wie es fürTafel und Toilette in Gebrauch
36 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 55}
f;
ist, also die Bestecke, Vasen, Kannen, Schalen, Körbe. Trink- undGcwürzjrestelle,
Büchsen. Dosen. Bürsten und Handspicjrel fallen mehr und mehr der Maschinen-
fabrikation anheim [Abb. 424 auf S. 525 1. Das wachsende Umsichj:[reifen der
Alfenideware träft dazu bei. Somit Jüchen dem kunstllANDwcrklichcn Schaffen
immer nur die Kinzelarbeiten [Abb. 423 u. 448 auf S. 525 u. 550 1 und besonders die
grof^en Aufgaben zu. die Khrcnjjesclienke. die }^rof>en Tafelaufsätze, die Henn-
preise usw. [Vgl. die Tafeln mit der Hubertusuhr. S. 524. und mit dem Wein^cstell
S. 5481. Sie werden fast ausschliefdich figürlich gehalten, von Bildhauern model
liert, von Silberschmieden gegossen. Die Treibarbeit steht im siebenten Jahrzehnt
noch zurück; der Wunsch, mit dem Material und seinem Werte zu glänzen, führt
oft zu Gebilden, die man ebensogut in Bronze gief^en und vergolden könnte. All
diese grof^en Prachtstücke verzichten meist auf eine ornamentale Gesamtform ; sie
bringen figürliche Darstellungen geschichtlichen oder sinnbildlichen Inhalts, zu-
meist mit allerhand Trophäen und ähnlichem verknüpft. Um so mehr fallen künst-
lerische Arbeiten dieser Zeit ins Auge, so die einzelner französischer Gold-
schmiede, von denen freilich der beste, MOREL-LADEUIL, für Elkington in Bir-
mingham arbeitet [s.dieTafel mit dem Aufsatze von Morel-Ladeuil bei S.528|. Eine
vortreffliche französische Arbeit stellt das Ehrengeschenk für Lesseps dar, den
Erbauer des Suezkanals; eine gleich ausgezeichnete deutsche der von Siemering
modellierte Tafelaufsatz für Strousberg. Kölscher in Berlin entwirft für Ravene ■
ein treffliches Tafelsilber, das V'ollgold und Sohn und Sy und Wagner anfertigen; ',
von Kreling, der Direktor der Nürnberger Kunstschule, zeichnet einen von Winter
in München ausgeführten Ehrenpokal, an dem, wie es scheint zum ersten Male,
Frauengestalten in der nachmals so viel verwendeten altdeutschen Tracht au*
tretenjAbb. 444 auf Seite 550). D
Unter dem Einfluf^ der Renaissancebewegung geht man in ausgiebigster Weise
dazu über. Silberarbeiten zu FIMAILLIEREN. Sie führt namentlich der Wiener
Goldschmied HERMANN RATZERSDORFER in ausgezeichneter Weise aus. Er
hat nicht nur hervorragende alte Stücke, z. B. aus der Schatzkammer des öster- i
reichischen Kaiserhauses getreu wiedergegeben, sondern auch vortreffliche neue
Arbeiten gefertigt, so die auf den beigehefteten Tafeln abgebildete Schale nach Y
dem Entwürfe von Joseph Storck. Die Schale, auf der einen Tafel in ganzer Ge- i
stalt, auf der anderen in einem Ausschnitte farbig wiedergegeben, ist aus Berg- '
kristallplatten zusammengesetzt; die Fassung ist in Silber getrieben, emailliert
und vergoldet. — Farbige Wirkung, aber unter japanischem Einflüsse, streben)
auch die amerikanischen Goldschmiede an, so z. B. Tiffany & Co. in New York iro
den auf der Tafel wiedergegebenen Arbeiten [s. die Tafel bei Seite 566]. D
Obgleich die alte Renaissance den farbigen Schmuck und namentlich den farbi^N
emaillierten geliebthat, wendet sich der SCHMUCK dersiebziger Jahre dem Email j
noch nicht so entschieden zu. Das Beispiel, das Castellani gegeben hat, wirkt noch^'
fort; man bleibt der antikisierenden Richtung, dem straffen Aufbau, der klaren t
Zeichnung, der strengen Stilisierung getreu. Ja man geht sogar noch weiter und \
bevorzugt nicht selten die starre Regelmäf^igkeit der byzantinischen Linie. Jedoch
in allen diesen Arbeiten bekundet sich eine hohe Wertschätzung der kunstvollen
562
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rT^-i JOSEPH STORK SCHALE AUS BERGKRISTALL WIEN 1872
9cJK AUS DEM KÖNIGLICHEN KUNSTGEWERBEMUSEUM ZU BERLIN
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Goldschnücdearbeit | Abb. 445 auf S. 551 ). Das j^leiche bt'deutt't die Vorliebe für
Filigran, die iu)ch im Wachsen ist, und in ^jewisseni Sinne auch die VorUebe für
nordische Arbeiten. In dem Hevor/u},'en der reinen (Joldschmiedsarbeit mit ihrer
warmen Farbe des (loldcs mut» man allerdings bereits ein Zu^,'eständnis an die zu-
nehmende Farbenfreudi^^keit erblicken. Das besagt auch die Wiederaufnahme der
Arbeit in mehrfarbigem, rotem, grünem, gelbem und weitem (lolde |ä quatres cou-
leurs] und die steigende Verwendung farbiger Kdelsteine, wie des Saphirs, Sma-
ragds und Opals, die im Verein mit Halbedelsteinen, besonders dem Amethysten
um! (iranaten, den Diamanten allmählich aus seiner Alleinherrschaft verdrängen.
Allerdings nur bis in die achtziger .lahre hinein. G
Diese ACHTZKil-lK .I.MIKI-] bringen zum einen die Blüte der Treibarbeit in
Silber und zum andern die Farbigkeit im Schmucke. In Treibsilber leisten nament-
lich Österreich und Deutschland Vortreffliches [vgl. Abb. 448 auf S. 556); meist
oxydiert man das Silber. Auch Fingland folgt, aber es verliert allmählich an künst-
lerischem Inhalte ; es stellt z. B. in seinen Silbertreibarbeiten allerlei Landschaften
und sonstige perspektivisch wiedergegebene Vorwürfe dar, insbesondere Szenen
von der Jagd und vom Kennplatze. Sie geben Anlah zu der grof;en Flut land-
läufiger galvanoplastischer .Arbeiten aus Fngland und Deutschland, die sich zum
Teil bis ins zwanzigste Jahrhundert erhalten. .Mit (llück aber greifen Fngland und
Deutschland auch auf die kräftigen Blumen und Blätter im getriebenen Silber des
siebzehnten Jahrhunderts zurück; leider gehen viele dieser Arbeiten im Handel als
Anticjuitäten. Frankreich bekundet in den achtziger Jahren schon wieder ein auf-
fallendes Abwenden von derP'arbe; es hält an seinen figurenreichen allegorischen
Darstellungen auch für Tafelgeräte fest und segelt gar bald ins Fahrwasser des
Barocks und Rokokos hinein. Das gleiche gilt von seinem Schmuck. Während
die germanischen \'ölker noch um 18iH) herum Schmelz und farbige Fdelsteine
für den Schmuck bevorzugen I Arbeiten von Schaper in Berlin, von Münchener und
Wiener Goldschmieden), während die nordischen Länder sogar durchsichtigen
Schmelz auf Umbildungen ihres alten Filigranschmuckes anwenden, geht P'rank-
reich sehr bald wieder zum Brillantschmucke über, den es mehr und mehr dem
Geschmacke des achtzehnten Jahrhunderts nähert, nicht ohne wiederholt natura-
listischen Anwandlungen zu unterliegen. D
Fine auffallende Verschiebung tritt in der Bearbeitung der L'NFDLFN ME-
TALLF ein. Während die Frfolge. die Frankreich auf Grund seiner mehrhundert-
jährigen Erfahrung im BKüNZEGUSS erzielt. Österreich und Deutschland nicht
ruhen lassen, hält sich England dem Bronzeguf^ gänzlich fern. Im figürlichen
Bronzegu^ und ebenso im Gufi von Bronzewaren kommen die Mitbewerber zwar
Frankreich nicht gleich, wenngleich Berlin Fortschritte zu verzeichnen hat, ins-
besondere in Arbeiten nach Suftmann-Hcllborn, Begas, Herter und anderen [vgl.
Abb. 449. S. 557 mit dem Fokal von Herter und Bieber). Aber auf zwei anderen
Gebieten überflügelt man Frankreich. Die Kleinbronzen und Bronzewaren, ins-
besondere die Tierbronzen und die Leuchter. Uhren [siehe die Tafel bei S. 534J,
Schalen. Schreib- und Rauchzeuge, Bilderrahmen, Dosen und Kästen, und weiter-
hin die zahlreichen Beschläge für Galanterie- und Portefeuillearbeiten, die Wien
36* 563
Abb. ; .; u;.i ;1J: (Links) Minton Je Co.. Stoke on Trent, I'orzellan\ a^e in .Nacliahiiiung vuii Zellen-
schmelz, 1873. (Rechts] Leon Barreau, Paris, Vase in Sevresporzellan mit Fassungen aus vergoldeter
O Bronze, 1878 D
herstellt, sie halten den Pariser Erzeugnissen zum mindesten die Wage. Süd-
deutsche Erzeugnisse treten hinzu; die Beleuchtungskörper aber von München
[Abb. 440 und 441 auf S. 544 und 545] und Berlin übertreffen bald die von Paris.
Insbesondere die Kronleuchter für Gas, Man hat da in Berlin das Prinzip der Gas-
zuführung glücklich erfaßt; mit Geschick vermeidet man allzu schwer gegossene
Formen und greift lieber zum Treiben der Bronze. In den großen Beleuchtungs-
figuren für Treppenhäuser und Wohnräume kommt allerdings den Pariser Werk-
stätten keine andere gleich. D
Am allerwenigsten in der Kunstbronze, im ZINKGUSS, so eifrig ihn Deutsch-
land auch pflegt. Für große dekorative Aufgaben, etwa für figürliche Spring-
brunnen, handhabt Frankreich den Zinkguß äußerst geschickt. In Deutschland
liebt man es, nicht nur Zimmer mit den Abgüssen plastischer Bildwerke in bron-
ziertem Zink zu schmücken, sondern auch Häuserfronten. D
England gießt und treibt vornehmlich in MESSING. Die Vorliebe für die Gotik
und die daraus entspringende große Zahl von Kirchenbauten in gotischem Stile
hat dazu geführt, daß man zahlreiche Kirchengeräte in Anlehnung an gotische [und
zum Teil auch an romanische] Formen hergestellt hat. Diese Formen überträgt
man sehr bald auf weltliche Geräte, insbesondere auf Beleuchtungskörper, für die
sich das Messing mit seiner hellen Farbe und seiner ohne große Mühe glänzend
zu haltenden Oberfläche vortrefflich eignet. Die Notwendigkeit, das Messing öfter
zu putzen, führt von selbst zu einfachen Formen, zu schlichten Verzierungen, zu
derber Ornamentik. Diese hat man auch in Frankreich, Österreich und Deutsch-
564
D Abb. 454: Porzellangeschirr [sog. Juwelendekor] von Worcester, 1K71
land mit Erfolg aufgegriffen und namentlich in Anlehnung an alte Vorbilder allerlei
gegossenes und getriebenes Gebrauchs- und Ziergerät, wie Leuchter, Kannen,
Schüsseln, Becken und Eimer hergestellt, auch in Verbindung mit Kupfer und
Bronze darin eine entsprechende mehrfarbige Wirkung erzielt. D
I*"ür gr()f>ere Arbeiten, wie Treppengeländer, benutzt man diese Messingorna-
mente nicht selten auch in Verbindung mit SCHMIEDEEISEN. Dieses hat sich unter
dem Einflufi der Renaissancebewegung einen großen Teil des Gebietes zurück-
erobert, das ihm das Guf^eisen geraubt hatte. Tore, Gitter und Geländer werden
immer weniger aus Gufieisen und immer zahlreicher aus Schmiedeeisen hergestellt.
Darin gehen namentlich Berliner Architekten, wie Ende undBöckinann und Kunst-
schmiede, wie Eduard Puls u. a. im Verein mit Münchener und Wiener Kräften
voran [Abb. 450, S. 560]. Dagegen wächst, seitdem die galvanische Vernickelung
das früher übliche Bemalen mit Spief>glanz oder Silberbronze vorteilhaft abgelöst
hat, die Verwendung von Guf;eisen für das Nachbilden von allerlei alten E^isen-
arbeiten, insbesondere von Waffen, Helmen, Harnischen und Trophäen, die man
als Dekorationsstücke in den Zimmern unterbringt [vgl. bei S. 554 die Tafel mit
der Studie zu einem Herrenzimmer von Felix]. D
Solche Dekorationsstücke liefert auch die GALVANOPLASTIK in Mengen.
Ältere niederländische Genrebilder, Bauernszenen nach Ostade und Teniers, da-
neben die Gemälde zeitgenössischer Künstler der Renaissancebewegung, eines
Kaulbach und Makart z. B., überträgt man in getriebene Arbeit und vervielfältigt
diese durch Galvanoplastik. Meist setzt man die Niederschläge in einen Renais-
sancerahmen aus gegossenem oder geprefitem Messing, dessen Tiefen geschwärzt,
dessen Höhen geglänzt sind. Dieses CUIVRE POLI. wie man das so behandelte
565
Messing nennt, und die galvanoplastischen Medaillons bleiben längere Zeit ein
fester Bestandteil der bürgerlichen Wohnungen. Schliefilich sinken auch sie zur
billigsten Marktware herab; ähnlich wie die zahlreichen anderen Gebrauchs- und
Ziergeräte, die man damals in cuivre poli hergestellt hat. D
Meist sind die galvanoplastischen Arbeiten mehrfarbig PATINIERT. Diese
Mehrfarbigkeit vermeidet man mit Recht in der Bronze, erstrebt in ihr aber sonst
eine möglichst reiche Farbenreihe: grün, braun, gelb, schwarz, blaugrün und
goldig rot. In trefflicher Weise verbindet man die Bronze mit allerlei farbigen
Einsätzen aus Marmor, Alabaster, Onyx, Porphyr, Syenit und Serpentin. Dem
gleichen Streben nach Farbigkeit entspringt der SCHMELZ, wie ihn namentlich
Lepec, Barbedienne und Christofle in Paris, Ravene und Sußmann-Hellborn in
Berlin, einzelne BronzegieP>er in Wien ausführen. Auch die Schmelzmalerei, ins-
besondere die Grisaillemalerei, kommt wieder in Aufnahme. Ein Porzellanmaler
in Sevres, MEIER, hatte sich in den sechziger Jahren bemüht, die alte Schmelz-
malerei auf Kupfer wieder ins Leben zu rufen. Die in der Porzellanmanufaktur
von Sevres unternommenen Versuche führten zum Ziele und bereits in den sieb-
ziger Jahren übten Pariser und Wiener Werkstätten diese Malerei mit viel Erfolg
aus. — Die Motive der Chinesen und Japaner für die Inkrustation von Bronze oder
Eisen mit andersfarbigen Metallen, insbesondere mit Gold und Silber, nahmen
vereinzelt die Amerikaner | siehe die Tafel mit den Vasen von Tiffany |, besonders
aber die Franzosen auf, diese zugleich mit den ostasiatischen Schmelzarbeiten.
Sie bemühten sich auch dem Beispiel zu folgen, das ZULOAGA und seine Söhne
in Madrid mit ihren immer mehr vervollkommneten tauschierten Eisenarbeiten
gaben [vgl. Abb. 451, S. 561 und die Tafel mit der tauschierten Standuhr bei S. 500|.
Selbstverständlich blieben die Nachahmungen nicht aus; von Paris und Wien
kamen namentlich aus Messing- und Tombakblech gestanzte Arbeiten in den
Handel, deren Vertiefungen mit farbigem Lack gefüllt, deren Höhen blank ge-
schliffen und vergoldet waren. Für Galanteriewaren blieb dieses KALTE EMAIL
lange Zeit in Gebrauch. D
In den ACHTZIGER JAHREN bekundet sich der segensreiche Elinflug, den
die neue Renaissance durch das Wiederbeleben alter Techniken ausübt, am deut-
lichsten im SCHMIEDEEISEN und in derKUPFERTREIBEREI. EineFülle material-
gerechter, zweckdienlicher, formenschöner Arbeiten entsteht in Österreich und
Deutschland [Abb. 420, S. 522); Halbreiter in München bleibt unübertroffen [siehe
Abb. 441, S.545 und die Tafel mit dem Lichterweibchen, S. 552|. In Frankreich be-
gegnet dieser Zweig keinem besonderen Verständnis und in England auch nur
die Schmiedearbeit; dagegen vermögen sich Deutschland und Österreich selbst in
diesem Jahrzehnt in figürlichen Arbeiten aus Bronze noch nicht zur Höhe Frank-
reichs zu erheben. Die Jahrhunderte zurückreichende gute Schulung derfranzösi-
schen Bildhauer und Bronzearbeiter, die großen monumentalen Aufgaben zum
Ausschmücken von Gebäuden, die Staat und Private dem Bronzeguf) stellen (man
denke nur an die figürlichen Lichtträger der Großen Oper in Paris), und endlich
die Bestimmung, daß man in französischen Museen wohl nach den Originalen
zeichnen und modellieren, nicht aber wie in Deutschland und Österreich die Gips-
OtlD
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rp-n TIFFANT & Co . NEW YORK VASEN IN STAHL [LINKS]
19cj|< UND SILBER IRECHTSl MIT METALLEINLAGE^'
abgüsse zur mechanischen Vervielfälti},nin{^ erwerben kann: diese drei Gründe
halten die französische Bronzeplastik auf solcher Höhe. Auch im Bronzegerät
bleibt Frankreich bis zum Ende des Jahrhunderts ma(igebend; das zweckmäßige
Modellieren, das feine Ausarbeiten, das sich immer zurückführen lät^t auf die vor-
trefflichen Arbeiten der französischen K(inigsstile und deren fortgesetztes Nach-
bilden, sie vermag man in Österreich und Deutschland nur vereinzelt zu erreichen.
Dagegen überflügeln beide Länder in den achtziger Jahren die französische
Bronzeindustrie im Kronleuchter endgültig. Ihn schlank, gefällig und doch zweck-
dienlich zu gestalten, ist dem französischen Kunstgewerbe um so weniger gegeben,
als es der Renaissance darin nur spärlich folgt und bald wieder zu seinen alt-
überlieferten Vorbildern aus Barock und Rokoko zurückkehrt. D
KUNSTTÖRFKRKI. Das Porzellan vermochte dem auf kräftigste Farbenwir-
kung gerichteten Streben der Renaissancebewegung anfangs nicht zu folgen. Auch
lagen ihm die schweren Formen nicht. Daher wurde es von der F'AYFNCF! und
von der MAJOLIKA zunächst überflügelt. In Italien pflegte die Fabrik des Mar-
chese Ginori in Florenz schon lange die Majolika, teils in Nachahmung alter Stücke,
teils in Anlehnung an solche. Andere Fabriken in Oberitalicn folgten und einem
Majolikafabrikanten in Gubbio gelang es sogar, den berühmten Rubinlüster wieder
zu entdecken, durch den sich einst Meister Giorgio Andreoli ausgezeichnet hatte.
So erwuchs in Italien eine vollständige Majolikaindustrie wieder. D
Frankreich war bereits in den sechziger Jahren zu Arbeiten im Stile Pallissys
übergegangen. THEODORE DECK hatte sich bemüht, der Fayence neue Seiten
abzugewinnen; jetzt ergriff man in künstlerisch richtiger Weise die Eigenart der
Favence und stellte unter dem Mitwirken tüchtitrer Künstler vortreffliche, dem
Wesen der Fayence und ihrer Farbe entsprechende Arbeiten her, so besonders in
Gien und in Paris. Allerdings entwickelte sich auch bald ein Malen von P^ayence-
bildern. die nicht mehr die Dekoration eines Gefäßes, sondern malerische Leistun-
gen für sich sein wollten und als solche auch nur wirkten. D
Die Engländer hingegen schlugen ihren eigenen Weg ein; sie lehnten sich an
gotische Vorbilder an, zeichneten zum Beispiel die Dekoration nur in Umrissen
auf und füllten diese mit schlichten, ruhigen Farben aus oder sie überspannen die
ganze Fläche mit rein ornamentalem Flächenmuster. Damit erzielten sie hervor-
ragende Erfolge. Insbesondere ihre Fliesen wurden berühmt [Abb. 446 auf S.552|.
Mit großem Geschick auch nahmen sie vorderasiatische Techniken auf. Für viele
solcher Waren benutzten sie das Überdruckverfahren, indem sie die Umrisse über-
druckten und die Farben einmalten. Das gleiche tat man in Frankreich, besonders
in Gien und in einzelnen Pariser Werkstätten. Im übrigen nahm man sich in Paris
die Arbeiten von Nevers. Moustiers, Rouen und Delft zum Vorbilde, allerdings
auch vielfach um sie unmittelbar nachzuahmen. Das gelang oft recht sehr. D
Das Nachahmen blühte überhaupt in der Keramik. Wie man in Italien die echte
Majolika und die Arbeiten der Della Robbia nachahmte, wie man in Frankreich die
echten Pallissys täuschend kopierte, so griff man auch in Deutschland auf die Hirs-
vogelkrüge und sonstigen 'altdeutschen Fayencen' zurück [Eisenach, Nürnberg],
nicht minder aber auch auf die alten STEINZEUGE von Höhr, Grenzhausen, Sieg-
567
buro usw. Namentlich im nassauischen
Kannobäckorländchen, eben in Höhr und
Grenzhausen [z. B. Merkelbach und
Wieck|, nahm man die Herstellung der
(Trauen, blau bemalten Steinzeugkrüge
wieder auf. Anfangs nur in Nachahmung
der alten Muster, dann aber auch in glück-
licher Weiterbildung durch künstlerische
Entwürfe. Auch für die sonstigen Auf-
gaben der Kunsttöpferei waren künstle-
rische Kräfte tätig, so zum Beispiel für das
Entwerfen von Öfen. Gerade den OFEN
gliederte die Bewegung vollständig im
Stile der Renaissance [vgl. Abb. 447 auf
Abb. 435: Josef Storck, Teller in geschnittenem S. 553 Und die hier eingeschaltete Tafel
D Kristallglas, von Lobmeyr. Wien. 1883 D ^^-^ ^^^ Speisezimmer von W. Manchot].
ebenso den Kamin [vgl. die Tafel Weichhardt bei S. 542j. Der Ofen wurde auch
durchaus farbig gehalten, insbesondere ein- oder mehrfarbig grün, braun, dunkel-
blau und dunkelrot. Figürliche Kacheln fehlten nicht. D
Zu einem Zurückgreifen auf ihre alten Muster sahen sich auch die PORZELLAN-
FABRIKEN gedrängt. MeiPien blieb seinen alten Formen des achtzehnten Jahr-
hunderts getreu, Berlin erzielte auch seine besten Erfolge mit Arbeiten, die sich
entweder der alten Formen bedienten oder doch in deren Sinne bewegten, und
Sevres hielt ebenfalls an dem Altüberlieferten fest [Abb. 453, S. 564], suchte aber
doch auch neue Bahnen, indem es namentlich eine bemerkenswerte Blumen- und
Figurenmalerei pflegte [siehe die Tafel mit der großen Vase von Sevres, bei
S.510 . Im übrigen blühte überall im Porzellan nicht nur die Wiederaufnahme alter
Techniken [Abb. 454, S. 565], sondern auch das Versuchen auf neuen Gebieten.
Mintons & Co. in England z. B. ahmten in Porzellan die Fayencen von Oiron und nicht
minder Schmelz nach [Abb. 452, S. 564 1. Sie führten aber auch durch M. L. SOLON,
den der Krieg 1870 aus Sevres vertrieben hatte, das Päte-sur-Päte, das Malen mit
Porzellanschlicker auf farbiger Porzellanunterlage, zu künstlerischer Höhe [siehe
die Tafel mit Arbeiten von Solon, bei S. 570]. Es liegt im Wesen der
Keramik, insbesondere in ihrer Technik begründet, daß sie nicht so rasch allen
Stilwandlungen folgt. Daher ändert sich das Bild, das die Keramik der siebziger
Jahre bietet, in der Folge weniger augenfällig. □
In den ACHTZIGER JAHREN verzichten Sevres und Berlin allmählich darauf,
Porzellan wie Fayence zu bemalen. Meißen aber sieht sich jetzt von der alter-
tümelnden Bewegung getragen, die das Zwiebelmuster als Vieux Saxe leiden-
schaftlich aufnimmt. Erscheint doch das Zwiebelmuster gegen Ende der achtziger
Jahre überall, sogar auf Buntpapier und Wachstuch, auf leinener Tischwäsche und
baumwollenen Behangstoffen. Das Päte-sur-Päte bildet Solon in Anlehnung an
die antiken Kameen und Glasvasen weiter aus, während Sevres darin halb natura-
listische Vorwürfe wiedergibt, Berlin und später auch Meißen diese Technik jedoch
568
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(73
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in einer Art pflegen, die sich iler
Solons mehr anscliliet>t. D
Die Franzosen streben in den
achtziger Jahren mit ihrer Fa-
yence hohe kiuistlerische Ziele
an. Sie haben auf ihrer Weltaus-
steUung 1878 die eine Fassaile des
Kunstpalastes ganz mit einer auf
Fayenceplatten gemalten Darstel-
lung bedeckt, die eine dekorative
Landschaft uiul, in sechs weite-
ren Feldern, lebcnsgrof>e allego-
rische Figuren zeigt. CLKMKN 1
M ASSIFR in Golfe San Juan | Dej).
Ilautes I'yreneesI tritt mit treff-
lichen Lüsterfayencen hervor.
Die Kngländer bevorzugen nach
wie vor ihre Fliesen. Neben goti-
schen Mustern erscheinen per-
sisch-maurische Anklänge und na-
turalistische in .Anlehnung an die
Japaner. In Fliesen sind die Kng-
länder den Deutschen Lehrmei-
ster. Nur \'illeroy Ä: Boch stehen
in diesem Jahrzehnt unter den
deutschen Fabriken ihnen gleich.
Im übrigeu aber erobert sicli
gerade jetzt die bunte deutsche
Fayence den Weltmarkt. D
Das ENGLISCHE STEINZEUd
entwickelte sich im achten Jahr-
zehnt auf eigentümliche Weise.
DOL'LTON in Lambeth bei Lon-
don, der eigentlich nur Kanalisa-
tionsröhren und technische Gefä(>e aus Steinzeug fertigte, hatte für den Kunst-
schullehrer SPARK halb aus Gefälligkeit allerlei kleine verzierte Steinzeugkannen
angefertigt, die nicht Gegenstand der Fabrikation bilden sollten. Aber die Eng-
länder verlangten sie so nachdrücklich, daf^ Doulton nachgab und in der Folge
eine grof>e Anzahl solcher Gefäfte verschiedenster Art herstellte. Andere Kunst-
töpfereien folgten, die alten Alekrüge und Becher wurden wieder Mode; kurz in
den achtziger und neunziger Jahren konnte das englische, meist gelb und braun
glasierte Steinzeug neben das deutsche auf den Weltmarkt treten. D
Einen bemerkenswerten EinfluP, übten Sempers Lehren allem Anschein nach
auch auf die ENGLISCHE GLASINDUSTRIE aus. Man ging dort allmählich von
569
A
D
. Cristalleries de Haccarat, geschliffenes und ge-
schnittenes Glas, ['aris, musec des arts decoratifs D
den schweren, plumpen Formen des Schleif-
irlascs ab und zu leichteren, gefälligeren
über, unter mäfiiger Anlehnung an venezia-
nische Vorbilder und vielleicht nicht ohne
französischen Einflufv Mit grofiem Geschick
überzog man im Schleifglase die ganze Flä-
che mit feinen Ornamenten an Stelle der
früher üblichen Städtebilder oder Tier- und
Blumengruppen. Auch liebte man für den
Brillantschliff, der das ganze Glas überspann,
leichte, gefällige Muster. Damit errang sich
die englische Gläserei einen Vorrang, der
bis zum Ende des Jahrhunderts anhielt.
Frankreich konnte erst später dagegen an-
kämpfen [Abb. 456 auf voriger Seite]. D
Dagegen fand England einen scharfen
Nebenbuhler in ÖSTERREICH, besonders in
den Arbeiten, die J. UND L. LOBMEYR in
Wien durch die besten Künstler zeichnen
lieBien. Die gesamte böhmische Gläserei gab
sich redlich Mühe, diesen Bahnen zu folgen.
Sowohl das weiße Glas für sich allein, als
in Verbindung mit Bronze, wie auch das
farbige Glas wußte man geschickt heranzu-
... ... ,. r- u A V , t c. II ziehen. Die Entwürfe, die Theophilus Hansen
Abb. 4o. . \. Oalland, Entwurf zu einem Stell- ^
schirme. Musee des arts decoratifs, Paris anfangs für Lobmeyr lieferte | Vgl. Abb. 410,
S. 504], vermochten nicht so allgemeinen Anklang zu finden wie die, die der herr-
schenden Vorliebe für die Renaissance entsprachen [Abb. 411, S. 505|. Eine der
besten Arbeiten war die große Tafelausstattung, die Lobmeyr für den Kaiser Franz
Joseph von Österreich zur Eröffnung des Museums für Kunst und Industrie in Wien
lieferte [vgl. über die kaiserlichen Aufträge oben S. 515]. D
Die Zeitgenossen freilich rühmten lauter die Arbeiten von Dr. SALVIATl in
Venedig, wenngleich diese im wesentlichen nichts anderes darstellten als Kopien
alter venezianischer Gläser. Salviati führte, wie schon früher gesagt, an Stelle der
üblichen Perlenfabrikation auf Murano wieder die alte Glasbläserei ein ; er ließ die
feinen Schalen mit schimmernden Goldblättchen, die hohen Kelche mit Avanturin-
glanz, die bunten, von Delphinen und Seepferdchen und von phantastischen Blumen
getragenen Muschel- und Schneckengläser, die feinen Opalschalen, die Netz- und
Fadengläser, die zierlich besponnenen Flaschen, die leuchtend roten und grünen
Kelche, die Tränenfläschchen und Phiolen, die kleinen Becher und großen Kron-
leuchter mit ihren bunten, phantastischen Blumen- und Tiergestalten wieder er-
stehen. Leider verlangte man von ihm vor allen Dingen die wunderlich gebildeten,
die bizarren Erzeugnisse der alten Gläserei wieder und nicht die feinen, schlanken,
in wundervollem Ebenmaß aufgebauten Gläser, die ohne Gold und bunte Farben
570
i
f7=-TI GIRARD UND REHLÄNDER • EMAILLIERTE GLÄSER
r«J|< AUSGEFÜHRT VON LOBMEYR. WIEN 1883
7^ M. L. SOLON L\ STOKE ON TRENT, ENGLAND • PORZELLANPLATTEN
r^J< IN PATE-SUR-PATE, 1873 • EINLAGEN EINES K.\STENS AUS EBENHOLZ
nur in der Schönheit ihres Umrisses ihren wahren künstlerischen Wert und Aus-
druck fanden. Dadurch ^in^j dem Kunst^jewerbe eine wesentliche Förderung ver-
loren. Dagegen l)rachtc ihm Dr. Salviati uneingeschränkt eine andere dadurch,
dat> er das GLAS.MOS.MK wieder aufnahm, die Glasflüsse wieder herstellte, aus
denen man die leuchtende Karbenj)racht der.Mosaikbildor zusammenzuset/en ver-
mochte, und endlich dadurch, dafi er zeigte, wie man das Würfelmosaik auf dem
Karton zusammensetzen, auf der Kückseite die Würfel durch Zement miteinander
fest verbinden und nun das Mosaik in grojier Fläche in die Wand einlassen konnte.
Damit war gegenüber der früher gebräuchlichen Arbeitsweise, die das Mosaik
Stift für Stift und Würfel für Würfel in den frischen Bewurf einfügte, eine hervor-
ragende Verwendungsfähigkeit des Mosaiks gewonnen. Sie verschaffte ihm schnell
allgemeinen Eingang wieder und rief auch anderwärts, z. H. in Berlin, Glasmosaik-
anstalten hervor, die sich bald durch ihre Arbeiten auszeichneten. D
Das früher in \'enedig übliche BI-^MALFi.N der Gläser mit Schmelzfarben
pflegte Salviati nicht. Dagegen nahmen die Franzosen, z. B. Brocard in Baris, es
auf. Zunächst allerdings, indem man sich an persische Arbeiten anlehnte oder sie
kopierte. Gar bald jedoch erinnerte man sich der deutschen bemalten Gläser des
siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts und ahmte sie in Paris nach. Das
veranlafite wiederum deutsche Gläsereien und Glasmaler, diesen Fabrikations-
zweig aufzunehmen; das nächste Jahrzehnt sah die ALTDEUTSCHFN (iLASER
in gropicn Mengen auf dem Weltmarkte, teils in Nachahmungen alter, teils in
neuen Gestalten. Nicht alles war künstlerisch wertvoll. D
Im ACHTEN J.MiHZKlLNT bevorzugen die P'ranzosen wieder das Bemalen des
Glases mit Schmelzfarben, jedoch in Anlehnung an orientalische V^orbilder. öster-
reichische Firmen, darunter Lobmeyr, folgen |s. hier die Tafel mit Arbeiten nach
Entwürfen von Girard und Rehlender|; deutsche Glashütten, insbesondere die
von Köln-Ehrenthal, nehmen die alten römischen und venetianischen Formen mit
Glück auf. ahmen aber auch das Irisieren, das die alten Gläser infolge teilweiser
Zersetzung der Glashaut gewinnen, nach. Beides tut auch die englische Gläserei;
sieverläf^t, wie schon betont, zum Teil ihren altgewohnten Kristallschliff und geht
zu feinen, zierlichen Gebrauchsgläsern über, die sich durch ihr reines Material aus-
zeichnen. In Deutschland und Österreich dagegen wird der grüne Römer zum all-
gemein verbreiteten Weinglase. D
Die GLASMALEREI erfährt in Deutschland, Österreich und England durch den
dekorativen Stil großen Aufschwung. Namentlich in Deutschland liebt man die
sogenannten altdeutschen Glasmalereien, die jene malerischen Kostümfiguren
wiedergeben, wie sie Kreling, Kaulbach. Piloty und andere eingeführt haben.
Öffentliche Gebäude und Privathäuser werden reichlich mit solchen Glasmalereien
geschmückt [siehe die Tafel mit Glasmalereien von Rudolf von Seitz für das
Münchener Rathaus, S. 509]. Dazu treten die Schweizer Scheiben, die sich weit
verbreiten, und schlief^lich als unerläfdiches Erfordernis die Butzenscheiben. Bis
in die neunziger Jahre hinein hält diese Vorliebe an; sie führt schließlich zu
Fenstervorsätzern und Fensterbildern, die nur aus farblosem Glas bestehen, das
man mit farbig bedruckter Gelatine überzogen hat. D
571
D Abb. 45^: Bürgerliches Empfangszimmer zwischen 1860 und 1870. Aus dem Museum zu (iotenburg D
5. DER DEKORATIVE STIL AM AUSGANGE DES NEUNZEHNTEN JAHR-
HUNDERTS D
Der Entwicklungsgang des Kunstgewerbes während der letzten zwei Jahr-
zehnte läfit sich nur in großen Zügen schildern, weil der geringe zeitliche Abstand
ein objektives Scheiden auch der Einzelheiten noch nicht zuläfit. Dem dekorativen
Stile erwächst um die Mitte der neunziger Jahre ein Nebenbuhler in dem konstruk-
tiven Stile, der sich anfangs langsam, gegen Ende des Jahrhunderts schneller
durchsetzt und im ersten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts gleichberechtigt
behauptet. Aber nur in den Ländern der germanischen Rasse ; in den romanischen
und slawischen Ländern, insbesondere in Italien, Spanien und in Frankreich außer-
halb von Paris, nicht minder im europäischen Rufjand herrscht auch im ersten
Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts der dekorative Stil noch vor. In England
dagegen hat der dekorative Stil gegen den konstruktiven stark an P'eld eingebüf^t,
ebenso in den skandinavischen Ländern, in Österreich und Deutschland, wo der
konstruktive Stil sogar entschieden in den Vordergrund getreten ist, während
sich in Belgien und Holland die beiden Stile noch stark die Wage halten. In Nord-
amerika herrscht der dekorative Stil überall allein vor bis auf die nordöstlichen
Teile der Union, wo sich der konstruktive schon etwas eingeführt hat. D
Soweit es sich heute beurteilen läf^t, hat der dekorative Stil den HÖHEPUNKT
seiner Entwicklung überall da erreicht, wo er im Sinne der Renaissance geschaffen
572
D Abb. 459: Bürgsrlichfs P^mpfancszimmer /wisclien ISW) und ITOO. Auh dem Musi-um zu Goti-nburg D
hat. Im Laufe seiner weiteren Entfaltung wendet er sich, wie schon wiederholt
betont, den Stilen des achtzehnten Jahrhunderts zu, dem Barock, Rokoko. Louis-
seize und Empire, wobei ihn wesentlich die französischen Vorbilder leiten. Fls er-
weckt den Anschein, als ob die Kräfte, die diesen Vorbildern folgen, nicht mit der-
selben inneren Freiheit schaffen wie einst die führenden der neuen Kenaissance.
Es fehlt zwar nicht an Architekten und Kunstgewerblern, die mit voller Sicherheit
den Geist der französischen Königsstile selbständig weiterbilden und den Bedürf-
nissen der Gegenwart anpassen, aber auch dieser Meister zählt man anscheinend
weniger als in den Tagen der neuen Renaissance. Vorwiegend sind auch sie erst
durch diese Renaissance gegangen, wie zum Beispiel in Deutschland ein Paul
Wallot, Gabriel und Emanuel von Seidl, Alfred Messel. Ludwig Hoff mann. D
In der Baukunst wie im Kunstgewerbe gehen am Ende des neunzehnten Jahr-
hunderts fast alle historischen Stile nebeneinander her. Doch wirken im Kunst-
gewerbe BAROCK und ROKOKO länger vorbildlich als Zopfstil und Klmpire. Der
Biedermeierstil tritt erst seit 1905 entschieden auf; er entspricht schon wegen
seiner Einfachheit nicht dem Streben der neunziger Jahre, das sich in der Haupt-
sache noch auf Entfalten von PRACHT richtet. Deshalb bevorzugt man Barock und
Rokoko; man entwickelt das Prunkhafte weit über die Vorbilder hinaus in erstaun-
lichem Wetteifer, öffentliche Aufgaben, wie zum Beispiele die Innenaustattung der
Kirchen. Parlamentsgebäude, Gerichte, Gasthöfe, Wirtshäuser, Gesellschafts-
573
hallen, Theater, Tanzsäle, Bahn-
höfe und Ozeandampfer, lost man
vorwietrend in den Stilen des Ba-
rocks und Rokokos, weniger in
den Stilen der Renaissance oder
des Louis-seize und Empire und
noch seltener im Stile der Gotik.
Nur in Gasthöfen und Wirtshäu-
sern hält sich die neue Renais-
sance, wie sie sich als ein schwe-
rer, farbensatter, altertümelnder
STIL der TRINKSTUBEN und
BIERPALÄSTE schon anfangs
der achtziger Jahre eingebürgert
hat [Abb. 460 auf dieser Seite].
Niemals wird für alle diese
genannten öffentlichen Arbeiten
Minderwertiges herangezogen;
im Gegenteil, es werden immer
trefflich geschulte Kräfte einge-
stellt und die besten Materialien
in ausgezeichneter Weise verar-
beitet. Aber es wird auch stets
der höchste Grad der überhaupt
möglichen Wirkung angestrebt. Das führt nur zu oft über Pracht und Prunk hin-
aus zum pomphaft Überladenen. D
Die VORZÜGE und NACHTEILE des dekorativen Stiles treten gegen Ende des
neunzehnten Jahrhunderts vielleicht am schärfsten hervor. Wertvoll ist er dadurch
geworden, dafs er das Kunstgewerbe wieder auf eine ganze Reihe alter Techniken
zurückgeführt, daf; er die Kenntnis und Freude am echten Material, an der guten
Arbeit, am zweckdienlichen Verwerten wieder erweckt und vor allen Dingen der
Allgemeinheit die Augen erst wieder für das künstlerisch Schöne des kunstge-
werblichen Erzeugnisses und für die künstlerische Gesamtwirkung des Innen-
raumes geöffnet hat. Diese seine Vorzüge bringt er am Ausgange des neunzehnten
Jahrhunderts ganz besonders zur Geltung dadurch, daf^ er sich in öffentlichen Auf-
gaben so ausgiebig betätigt. Aber auch seine Nachteile üben jetzt grofien Einfluf?
aus, namentlich das Bevorzugen des Blendenden und Prunkhaften. Das überträ/vt
sich schnell auf das allgemeine Bedürfnis. Soweit es sich um die Wohnungen und
Wünsche der Wohlhabenden in Stadt und Land handelt, gestatten die vorhandenen
Mittel selbstverständlich auch das Heranziehen künstlerischer Kräfte, echter
Materialien und trefflicher Arbeit. Ausgezeichnete Leistungen kommen da zu-
stande: Zimmereinrichtungen im Stile Louis-quatorze, Louis-quinze und Louis-
seize, Stoffe, Rahmen, Bronze- und Lederwaren, Schmiedearbeiten. Erzeugnisse
in Gold und Silber, in Fayence und Porzellan, in Glas und Metallen, die nach ihrer
574
Abb. 460: Josef von Schmädel, Entwurf zur Vertäfelung für
O den Speisesaal eines Hotels. 1876 D
(T^-n [OBEN] OTTO HUPP, SCHLEISSHEIM • BUCHEINBAND. 1883
VJ}^| lUNTENl WALTER TIEMANN. LEIPZIG BUCHF.INBANDE. 1907
•n
ttrilTiT^T'
'<!? i^ 4> ♦ <J5
^ ^ ^ 0
4» ^
4; 4; ^ 4»
Art und Arbeit unstreitig zu den
besten Erzeuj^nissen gehören. Aber
es bildet sich auch das kunstj^c
werbliche Scheinj^ut um so fühlba-
rer heraus, denn der yerinjjer He-
inittelte will am allerwenigsten zu-
rückstehen im äuf^^eren Glänze sei-
ner VN'ohnung. Daher versieht er
sich mit Kinrichtungsstücken, die
der inneren Vortrefflichkeit entbeh-
ren, die nur SCHKINGUT sind. Dir
ganze ungeheure Leistungsfähig-
keit der Industrie entfaltet sich um
diesen liedürfnissen zu dienen. K-
tritt allmählich eine VERWIHRLN« .
des allgemeinen Geschmackes ein,
die sich erst mit dem beginnenden
zwanzigsten Jahrhundert langsam
zu lösen beginnt. Von dieser V^ei
wirrung des Geschmackes kündet
vielleicht am deutlichsten das bür-
gerliche Empfangszimmer aus der
Mitte der achtziger Jahre, das Ab-
bildung 459 auf S. 573 wiedergibt.
In ihm tritt auch die Neigung zu fal-
schem Prunke klar zutage, z. B. in ü & Co., London
den beiden Terrakottabüsten. Zum Vergleiche steht diesem Salon in Abb. 324 ein
ähnlicher Raum aus den sechziger Jahren gegenüber, der mit seinen Möbeln im
Stile des Rokokos, mit ihren Plüschbezügen und ihrer allgemeinen Gruppierung
die Gewohnheiten seiner Zeit ebenso scharf kennzeichnet. D
Der dekorative Stil bildet in den letzten Jahrzehnten eingewissesSTILSCHEMA
für die BÜRGERLICHE VVOHN'UNGSEINRICHTUNG heraus. Man pflegt das Eß-
zimmer im Geschmacke der Renaissance, das Damenzimmer im Stile des Barocks
oder Rokokos, das Herrenzimmer in Renaissance oder Gotik und den Salon im
Louis-seize oder Empire einzurichten, wählt aber auch für den Salon oder das
Damenzimmer gern ein Mobiliar in englischem Stile, besonders nach Chippendale
oder Sheraton. Später wird es Sitte, die Schlafzimmer im sogenannten modernen
oder englischen Stile auszustatten. G
Es ist oft die F'rage aufgeworfen worden, wie das WIEDERHOLEN DER
HISTORISCHEN STILE durch den ornamentierenden und dekorativen Stil wohl
zu ERKLÄREN sei. Man hat darin längere Zeit ein Unterbrechen der Entwicklung,
ja sogar ein völliges Rückwärtsgehen erblicken wollen, während es in Wirklich-
keit nur ein folgerichtiges Weiterschreiten bedeutet. Die ganze ornamentierende
und dekorative Periode, beide stellen im Grunde nichts anderes dar, als ein fort-
575
Abb.-W!2: B. J. Ttlbert, London, Kaminwarri ■ i ■ - •-)■' isczimmers. 1872. Nach der Zeichnunff dfs Künstlers
schreitendes ANPASSEN des Kunstgewerbes an die neuen GRUNDLAGEN,
wie sie sich in der weiter oben geschilderten Weise aus der Umgestaltung von
Industrie, Handel und V^erkehr ergeben. D
Wie jedes lebende Wesen in seiner körperlichen Entwicklung abgekürzt die
Entwicklung seines Stammes und seiner Art durchläuft, wie jedes denkende
Wesen in seiner geistigen Entwicklung die Hauptphasen der kulturellen Entwick-
lung seines ganzen Stammes wiederholt, so beruht auch das künstlerische und
gewerbliche Können der Gegenwart auf dem der Vergangenheit. Erst müssen
sich die Söhne das Wissen der Väter angeeignet haben, ehe sie selbst ersprießlich
Neues schaffen können. So nur wächst ununterbrochen ein Glied der Entwicklungs-
kette aus dem anderen hervor, auch im Kunstgewerbe. Scheinbar allerdings bringt
das neunzehnte Jahrhundert darin einen Sprung. Denn die überaus schnelle Entfal-
tung von Industrie, Handel und Verkehr setzt das Kunstgewerbe in wenig Jahr-
zehnten auf ganz neue Unterlagen. Nur um auf diesen sich richtig einzustellen, muß
das Kunstgewerbe die ganze stilistische Entwicklung nochmals in gedrängtester
Kürze wiederholen und so das Überlieferte den neuen Lebensbedingungen an-
passen. Begünstigt wird diese Wiederholung durch die früher schon geschilderten
Umstände, nämlich durch die romantischen Neigungen, durch das Aufblühen der
Geschichtswissenschaften usw. Im Wesen aller menschlichen Entwicklung liegt
es begründet, daß diese Stilbewegung nicht ein bloßes Kopieren, sondern gleich-
zeitig ein Weiterbilden darstellt. Allerdings wird dieses Weiterbilden nicht so-
gleich im vollsten Umfange möglich; erst muß eine primitive Periode, nämlich die
Zeit des ornamentierenden Stiles, des bloßen Anwendens des überlieferten
Zierats auf die Nutzform durchlaufen werden, ehe es in der nächsten Periode, im
dekorativen Stile erreicht wird, daß Neues im Geiste der vorschwebenden alten
I' ' eschaffen wird. Nachdem so die Entwicklung sich den neuen Schaffens-
V ngen angepaßt hat, setzt der konstruktive Stil ein, der frei mit dem Er-
r „ n schaltet und aus ihm heraus völlig Neues entwickelt. ü
576
Abb. 463: C. H. B. Quennell, Schlaf/immer in Elrhenholz, ausKofUhrt von Hcal & Sons, London 189S
D Nach der Zeichnung des Könstlcrs O
KAPITEL VI * DER KONSTRUKTIVE STIL I)i:i^
NEUESTEN ZEIT D
Der ornamentierende Stil legt den Hauptwert auf den Zierat des kunstgewerb-
lichen Erzeugnisses, der dekorative Stil auf den Reichtum der gesamten Erschei-
nung. Der konstruktive Stil hingegen stellt den folgerichtigen Aufbau und die
Zweckmäfiigkeit in den Vordergrund. Die Erfüllung des Zweckes verlangt er vor
allem, und diese wiederum in schöner klarer P'orm durch das beste dazu geeignete
Material, in der nur diesem Material zukommenden Verarbeitung. Dieser Stil reicht
mit seinen Anfängen bis in die siebziger Jahre zurück; aber zum Durchbruche ge-
langt er erst in der Mitte der neunziger Jahre. Seitdem geht er neben dem deko-
rativen Stile einher, wie Seite 572 näher geschildert. Im allgemeinen lassen sich
zwei, oder wenn man so will, drei Richtungen des konstruktiven Stiles unter-
scheiden. Die erste Richtung bewegt sich streng in der konstruktiven Linie und
vermeidet peinlich jedes Anlehnen; die zweite Richtung greift auf die Natur zu-
rück und entnimmt ihr die vornehmste Anregung; die dritte endlich nähert sich
den historischen Stilen und sucht an sie wieder anzuknüpfen. D
1. DIE ENGLISCHE BEWEGUNG UND DER BEGINN DES KONSTRUK-
TIVEN STILS. WILLIAM MORRIS D
Es ist bemerkenswert, daft der konstruktive Stil fganz so wie der dekorative)
im Zurückgreifen auf alte Vorbilder entsteht, dap> nicht eigentliche Kunstgewerbler
ihn schaffen und daf> er seinen Ursprung in England nimmt. Der englische Ur-
sprung erklärt sich daraus, dafi sich das moderne Leben in England, wenn auch
einseitig, so doch sehr früh entfaltet und daf> Englands Kunstindustrie der festlän-
37 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 577
Abb. i6i: Der Anblick des heiligen Grai.s, Wandteppirh, von Morris A: Co. in London ausgefi'ihrt für
D W. K. d'Arcy, die Figuren gezeichnet von Sir Edward Rurne-Jones D
dischen immer mindestens um ein Menschenalter im neunzehnten Jahrhundert vor-
aus ist. Das bringt Englands Handel und seine Tätigkeit für den Weltmarkt mit
sich. Indem das englische Kunstgewerbe für den Weltmarkt arbeitet, gewinnt es
klaren Blick für dessen Erfordernisse. D
Ganz allgemein läf^t das europäische Kunstgewerbe in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts drei Entwicklungsstadien seiner TÄTIGKEIT für den WELT-
MARKT erkennen : Während der Vorherrschaft des ornamentierenden Stiles sucht
man sich vornehmlich durch die Billigkeit des Erzeugnisses auf dem Weltmarkte
zu behaupten. Als der dekorative Stil vorwaltet, begegnen sich zwei Anschau-
ungen; die eine, die durch die Güte des Erzeugnisses, die andere, die durch seine
Billigkeit den Mitbewerber aus dem Felde schlagen will. Unter dem Einflüsse des
konstruktiven Stiles endlich bricht sich die Überzeugung Bahn, daPi der den größten
Vorteil erlangt, der das Beste zu liefern sucht. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahr-
hunderts erblicken die Völker gerade im Kunstgewerbe ein Mittel, sich einen dau-
ernden Vorrang im Welthandel zu sichern und damit eine Quelle nationalen Wohl-
standes zu erschließen. Man folgert: muf) ein Land große Mengen von Rohstoffen
einführen um durch deren Verarbeiten zu bestehen, so muß es diese Stoffe im Er-
zeugnis so veredeln, daß ihm dessen Wiederausfuhr den größten Nutzen bringt.
Das aber kann vornehmlich nur das Kunstgewerbe erzielen. D
Das englische Kunstgewerbe — die Darstellungen dieses Buches haben das
wiederholt betont — ist in allen Stilperioden ungeachtet des Einflusses, den das
Festland ausgeübt hat, doch immer seiner Überlieferung und seiner EIGENART
TREU geblieben. Man darf die Ursache dafür wohl auf der einen Seite in den
578
<
P ^
Abb. -465: Iiinciiraum in Stanniore Hall, nach Hntwürft-n von Williarn Morris ausi^L-fiihrt von Morris A- Co.
O in London D
ausgebreiteten Handelsbeziehungen, auf der anderen Seite aber darin suchen, dafi
sich in England früher als auf dem Festlande allgemein gültige Lebensgewohn-
heiten einbürgern. Namentlich führt der Umstand. daf> man in England weit mehr
in einem HAl'SF] für sich wohnt anstatt in einer Mietsetage, ganz von selbst zum
Festhalten an mancherlei ALTEM. So geht zum Beispiel die Vorliebe für getäfelte
Wände und für flach geschnitztes Mobiliar aus Eichenholz zurück bis auf die Zeit
der Königin Elisabeth ; der Klapptisch und die hochlehnigen Stühle mit Binsensitz,
die behäbigen Möbel mit farbigen Einlagen und wuchtig geschweiften Füf^en
bleiben seit den Tagen der Kcinigin Anna in Gebrauch; die schlichte, sachliche,
zweckmäfwge Konstruktion des Möbels, die Verwendung des massiven Mahagoni-
holzes verschwindet seit Chippendale nicht wieder; ebenso hält sich seit Sheraton
die Vorliebe für eingelegte Arbeiten und für ganz dünne, 'spinnebeinige' Möbel.
Wenn sich ENGLAND auch nach 183Ü ganz so wie das europäische Festland
in allerlei älteren Stilen ziemlich wahllos ergeht, eines bleibt doch fest: die EIN-
TEILUNG des HAUSES und seine EINRICHTUNG. Damit erhält die kunstge-
werbliche Entwicklung Englands weit gröf^ere Geschlossenheit als die anderer
Länder. ^ Im Hause bildet die Halle oder Diele den Mittelpunkt; um sie herum
liegen im Erdgeschof, die Räume, die man tagsüber benutzt, also etwa Wohn- und
Speisezimmer und die Zimmer der Frau und des Herrn vom Hause, im oberen
Stock dagegen die Schlaf-, Kinder- und Fremdenzimmer, die Ankleideräume usw.
Die Halle geht oft durch zwei Stockwerke hindurch; in ihr führt die Treppe
3T* 579
□ Abb. 466: R. Norman Shaw, Wohnzimmer in Old Swan House, Chelsea, London, 1885 D
empor zu dem Umgange, von dem aus man die oberen Räume betritt. Die Wirt-
scbaftsräume befinden sich fast immer in einem besonderen Anbau. Von dieser
allgemeinen Anordnung weicht man nur selten ab. Das hat zur Folge, daß auch
die Art der Einrichtung nur wenig schwankt. Man kann mit einigem Rechte sagen,
daß sich die Wohnungseinrichtung seit den Zeiten Sheratons zwar in einzelnen
Formen, nicht aber in Art und Gruppierung geändert habe. Immer bildet der
Kamin den Mittelpunkt, um den sich alles im Zimmer anordnet, und immer nimmt
der Wandschrank den meisten V'orrat an Geschirr, Wäsche, Kleidung, Gerät und
sonstigem auf. Daher erscheint auf der einen Seite der Kamin samt Mantel und
Zubehör als Hauptstück der Einrichtung; daher um ihn herum allerlei Sitz-
gelegenheiten von der Bank und dem bequemen Polsterstuhl bis zum kleinen
leichten Stühlchen und Hocker, daher die geringe Zahl großer Tische, weil man
ihrer nur im Speisezimmer bedarf, daher aber auch die große Zahl kleiner Tische,
insbesondere der wenig Platz einnehmenden Klapptische, weil man solche in der
Nähe des Kamins besonders gern braucht. Daher aber kennt auf der anderen
Seite die englische Wohnung nicht jene Riesenschränke und Kolossalbüffetts wie
das Festland. Denn was die festländischen Schränke füllt, befindet sich in den
englischen Wandschränken. Darum trifft man im englischen Hause nur zahlreiche
kleinere Schrankmöbel, mehr Schauschränke für die kleinen und feinen Arbeiten
des Kunstgewerbes, Hängeschränkchen für Porzellan usw. Daher endlich auch
nur in den Herrenzimmern größere Schränke für Bücher und große bequeme
580
DIELE VON EMIL
Gl,* I HÖGG IN BREMEN
"rÜK
; ).....; M.
WohiizininuT in NfU-Chippcndale, Knulbford in Cheshire
Schreibtische, sonst fast überall nur kleinere zierliche Möbel. Im Schlafzimmer
und im Badezimmer bringt allerdings das neunzehnte Jahrhundert mit seiner ver-
besserten Gesundheitspflejre wesentliche Änderung auch in England mit sich. D
In der MIETSWOHNUNG des FESTLANDES liegen die Zimmer an einem
langgestreckten Korridor; zu jedem Zimmer führt vom Vorsaale her eine Tür und
unter sich sind die Zimmer auch noch zumeist durch Türen verbunden. Die Folge
davon ist, da^ viele Wohnräume keine einzige ununterbrochene Wandfläche be-
sitzen; drei Flächen sind von Türen, die vierte von Fenstern durchbrochen. Das
englische Zimmer hat vielfach nur die eine nach der Halle führende Tür und auch
nur eine Fensterwand aufzuweisen; es bietet also in den anderen zwei Wänden
geschlossene, einheitliche Flächen. Damit gewinnt es gröfiere Ruhe. Die fest-
ländische Mietswohnung ist nicht auf den persönlichen, sondern auf den allgemei-
nen Geschmack zugeschnitten, daher ist hier auch die Möglichkeit, sich nach
eigener Art einzurichten geringer als drüben, wo der Umstand, daß man ein Haus
für sich bewohnt, um so mehr das Entfalten der persönlichen oder doch einer be-
sonderen Art gestattet, als die Wandschränke dort die platzraubenden, das Wesen
eines Zimmers vornehmlich bestimmenden Kastenmöbel des Festlandes ersetzen.
Vor allen Dingen aber bildet sich infolge des Ganges, den das politische, soziale
und wirtschaftliche Leben Englands einschlägt, dort die BÜRGERLICHE WOH-
NUNGSEINRICHTUNG um fast hundert Jahre früher aus als auf dem Festlande.
Auf dem europäischen Festlande hindern es die Wirrnisse des dreißigjährigen
581
Krieges und seine lang anhalten-
den Folgen, dafi sich die Ansätze
einer bürgerlichen Wohnungsein-
richtung, die sich in der Renais-
sance zeigen und auch späterhin
wiederholt bekunden, gedeihlich
zu ausgeprägten Formen weiter
entwickeln. Nur die Aristokratie
ist während des siebzehnten und
achtzehnten Jahrhunderts vor-
wiegend in der Lage, das Kunst-
L,rewerbe und seine höchste Auf-
gabe, die kunstgerechte Woh-
nungseinrichtung, zu fördern.
Erst nach der französischen Re-
volution, vielfach sogar erst mit
dem Ausgange des Empires, ver-
mag der Bürgerstand darin zu fol-
gen und erst im Biedermeierstile
kommt es zu einer vorherrschen-
den bürgerlichen Richtung. In
lüigland aber kann sie der Bür-
gerstand schon zur Zeit Chippen-
Abb. 468: Frida Hansen in Kristiania, handgewebte Portiere dalcs prägen. Dieser Vorsprung
zusammen mit der Geschlossenheit der englischen Lebensführung und dem
Wohnen in besonderem Hause erklärt, warum in den achtziger und neunziger
Jahren des neunzehnten Jahrhunderts das englische Kunstgewerbe und ganz be-
sonders die englische Wohnungseinrichtung dem Festlande in so hohem Maße
als etwas Fertiges, Abgeklärtes, Nachahmenswertes erscheint. D
Infolgedessen führt man seit der zweiten Hälfte der achtziger Jahre auf dem
europäischen Festlande englische Möbel und Möbelstoffe, Tapeten, Steinpappen,
Beleuchtungskörper, Porzellane, Fayencen, Fliesen, Steinzeuge und Gläser ein.
Diese ENGLISCHE BEWEGUNG hält bis in die Mitte der neunziger Jahre an und
geht ganz unmerklich in den konstruktiven Stil über. Zustatten kommt ihr, dag
die Engländer sich in ihrer Keramik von JAPANISCHPIN EINFLÜSSEN leiten
lassen. Anfänglich hält die englische Bewegung sich an die Stile eines Chippen-
dale, Sheraton und Hepplewhite, zu denen sich verwandte Klänge im alten Mobiliar
der deutschen Seestädte und der amerikanischen Union [KOLONIALSTIL] finden.
Später übernehmen die neuen englischen Möbelarchitekten die Führung. Das Ver-
wandte im Stile der deutschen Seestädte, der Union und Englands geht auf die
gemeinsame holländische Wurzel zurück. □
Wenngleich sich das englische Kunstgewerbe durch Stetigkeit auszeichnet, so
darf doch nicht auger acht bleiben, daf^ es, wie schon in Kapitel IV gezeigt, um die
Mitte des neunzehnten Jahrhunderts jenem verwirrenden Einflüsse unterliegt,
582
»»
^T| [OBEN] RICH.VRD RIEMERSCHMID IN MÜNCHEN SPEISEZIMMER. 1907
.cJ}<J [UNTEN] HENRY \'AN DE VELDE LN WTIÄUR • SPEISEZLMMER, 1906
Abb. 46U: üi-rharü Muiithe, Haininer und Kren/ (Oluf der (it-ili^t- und die Norneii), Hildwirki-rei der
O Norske ilusflidsforenini; in Kristiania O
den Maschine uiid Fabrik, Verkehr, Wissenschaft utui Technik mit ihrer Fülle von
Schaffensinoalichkeiten heraufbeschwören. Auch hier in Knt^hind ein Mischen der
Stile, ein Bevorzugen von Surroj^at und Nachahinuiifj, eine Unsicherheit des Ge-
schmackes, ein F'ehlen kimstierischen Riinfiusses, eine unablässige Jagd nach
Neuem, ein M:mgel an innerer Klarheit, eine Unbeholfenheit in der Wahl der Mittel.
Wie auf dem Festlande, so decken auch damals in Fngland allerlei gehäkelte und
gestickte Schoner die kostbaren Polstermöbel; unter (jlasstürzen prangen Wachs-
blumen und Spielereien aus Glas, aus geflochtenem Haar und geklebten Stroh-
halmen. Der Engländer nennt diese Zeit nach der Kcinigin Viktoria das Karly
Victorian, die FKÜHVIKTORI.WISCHK ZKIT. Sie zeigt das englische Kunst-
gewerbe ganz unter der Herrschaft eines unablässigen Modewechsels, der um so
fühlbarer hervortritt, als er den schärfsten Gegensatz zu der früheren Stetigkeit
bedeutet. D
Gegen die Herrschaft der Mode, gegen die Fabrikware wenden sich die NEU-
GOTIKER. InsbesonderedasDreigestirnAugustusF'ugin,.JohnKuskin und William
Morris. Was diese drei und zahlreiche Gleichstrebendc auszeichnet, ist die Über-
zeugung, daftman zum Mittelalterund zu seiner Arbeitsweise zurückkehren müsse
um im Kunstgewerbe wieder auf gesunde Bahnen zu gelangen. Das war ein Irrtum.
Denn es war selbstverständlich unmöglich, der Zeit Stillstand zu gebieten und die
mittelalterliche Handwerksarbeit wieder wachzurufen. Aber mit Recht sagt Mu-
thesius. da^, wenn die Neugotiker diesen ihren Irrtum damals erkannt hätten,
ihnen das verloren gegangen wäre, was sie zu ihrer Wirksamkeit befähigte: der
583
C; Abb. 4T0: .loscf Hoff mann in Wien, Sportpreise in Gold und Edelsteinen O
Enthusiasmus. Mit einem wirklich staunenerregenden Enthusiasmus gingen sie
an das heran, was sie als richtig erkannt hatten ; treu ihrer Überzeugung, aufrichtig
in ihrem Empfinden, voller Freude an der Arbeit, schufen sie kunstgewerbliche
Erzeugnisse, die in konstruktiver Richtigkeit werkmägig aus echtem Material ent-
standen und dadurch das Vorbild wurden für den konstruktiven Stil. AUGUSTUS
PUGIN fand in der Innenausstattung des von Sir Charles Barry seit 1840 in goti-
schen Formen errichteten Parlamentshauses Gelegenheit, die besten handwerk-
lichen Kräfte heranzuziehen. Hier sowohl wie in seinen anderen Arbeiten zeigte
sich, dafi er Treffliches zu schaffen wußte, indem er sich alte Vorbilder zur Richt-
schnur nehmen konnte, zum Beispiel in Fliesen, farbigen Fenstern. Metallarbeiten.
In allem anderen gelang es ihm nicht, die Aufgabe geistig zu durchdringen; seine
Möbel zum Beispiel überzog er nur mit einer gotischen Architektur. Es wider-
fuhr ihm also das gleiche Schicksal wie den Neugotikern in Deutschland [vgl. Ka-
pitel IV, Seite 435]. D
Glücklicher war EASTMAN, der durch sein Buch Hints on household taste
gTÖfiten Einfluß gewann, während der Architekt William Burges, der sich nach
umfassender Tätigkeit sein eigenes Haus vollkommen im Stile des dreizehnten
Jahrhunderts einrichtete, der überhaupt keinen anderen Stil als diesen für richtig
hielt, gerade durch sein Beispiel zeigte, wie das peinliche Nachahmen des Alten
alles errungene Gute an Raumteilung, Farbe und konstruktiver Richtigkeit über
den Haufen werfen mußte. Viele seiner Möbel sind über und über ornamentiert
oder bemalt. D
Weit größeren Erfolg hatte J. B. TALBERT zu verzeichnen [Gothic forms
applied to fumiture, metal work usw. 1877], weil er mehr auf das Einfache aus-
ging, den Innenraum als Ganzes faßte [s. Abb. 462. S. 576] und insbesondere Wand,
Decke und Mobiliar einheitlich durchbildete, auch gelegentlich Renaissancemotive
einfließen ließ. So konnte er seit den sechziger Jahren bis zu seinem 1881 er-
folgten Tode als Führender gelten. Ahnlich auf das Sachliche war die Arbeit von
584
1^
GEÄTZTES UND GESCHNITTENE«
GLAS VON EMILE GALht Di NANC^
Alih. 1.1: .lo.sff ll(jffm;uin in \\nn. >|iiirt|irii><- in ilnM un-l IvJeUti'iiu-n
K. W. GÜDWIN y;erichtet, der seine 1877 verüffentlichten Entwürfe namentlich
für das Geschäft von W. Watt schuf. Er verband japanische und gotische Ein-
flüsse mit den ersten Anzeichen des konstruktiven Stiles; viele der nach ihm ge-
fertij^ften Mi')bel bekundeten das, was man in der Folge ganz allgemein als ENGLI-
SCHEN STIL bezeichnete. Es waren das jene einfach gehaltenen Mobiliare mit
glatten Flächen, die so scharf in ihrer gewollten Schmucklosigkeit und konstruk-
tiven Schönheit gegen die reich verzierten Mobiliare des dekorativen Stiles ab-
stachen. Sie fanden zahlreiche Nachfolge [Abb. 463 auf Seite 577). D
Der Elinfluf, der japanischen Kunst, wie überhaupt der ASIATISCHE EINFLUSS
war ziemlich stark in England. Er hat zum Beispiel den Botaniker DRESSER, der
1882 über japanische Kunst ein Werk herausgab, ganz ähnlich wie Godwin zu
Entwürfen für Tapeten geführt, die ein halb geometrisches, halb naturalistisches
Muster zeigten. Im Verein mit orientalischen Motiven, wie sie schon OWEN
JONES in seinem berühmten Buche Grammar of ornament 1856 aufgeführt hatte,
leiteten gotische Einflüsse zu jenem Flachmuster hin, das sich später im konstruk-
tiven Stile Englands so klar ausprägte. D
Aber ehe dieser sich ausbildete, äußerte der DEKORATIVE STIL auch in Eing-
land starken Einfluß, hier sogar schon von 1850 an bis in die siebziger und acht-
ziger Jahre hinein. Er führte einen Teil des englischen Kunstgewerbes in die
Bahnen der italienischen Renaissance. — Der hervorragendste Vertreter dieser
Richtung war ALFRED STEVENS [1818—1875], ein Maler und Bildhauer, der die
Formenwelt der italienischen Renaissance tektonisch wie ornamental mit grc'ißter
Meisterschaft handhabte. Neben ihm waren noch zahlreiche andere Kräfte tätig, so
Lewis F. Day. Owen Davis, Jonquet und andere. Sie leiten schon zum konstruk-
tiven Stil über. Als eines der besten Beispiele für die Art, wie man damals in
England die italienische Renaissance gehandhabt hat, kann wohl der Mittelraum
in der Erfrischungsanlage des South Kensington Museums gelten. Seine Ausstat-
tung hat die South Kensington Schule entworfen. Den Grillroom daneben schuf
585
.J! !!! !" isi B>
H UM m MU s
III m m lii B
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.'1
1
•if
l\)yntor uiul das auf der anderen
x'l Seite liegende berühmte (rrüne
^'1 Zimmer William Morris, oder
eigentlieli die Firma Morris,
.Marshall, I'aulUner & Co. In ihm
bekundete Morris bereits jene
Ivii^enart und Selbständif^keit, die
ihn zum (iründer des konstruk-
tiven Stiles werden lassen sollte.
Damals war freilich WILLIAM
M( )RRIS 1 1834-1896 1 noch durch-
--- aus Gotiker. Das Herbe der Über-
{-•1 gangszeit von der Gotik zur Re-
naissance, das Kräftige, Feste,
Klare der Gotik fesselten ihn und
die Präraffaeliten, denen er ange-
hörte. Allerdings, von Hause aus
war William Morris überhaupt
kein Gewerbekünstler, sondern
ein Dichter, und das was er später
als Künstler und Kunstgewerbe-
treibender leistete, war niemals
zu trennen von der Gedanken-
welt, die ihn als Dichter und
Schriftsteller, als Sozialpolitiker
und Agitator erfüllte. Morris be-
zog 1852 die Universität Oxford um Theologie zu studieren. Mit ihm wurde
Edward Burne-Jones als Student eingetragen; beide verband sehr bald eine
Freundschaft, die bis zum Tode währen sollte. Burne-Jones ging zu Weihnachten
1855 nach London um sich als Schüler von Dante Gabriel Kossetti ganz der Malerei
zu widmen; Morris legte erst 1856 seine Prüfung als bachelor of arts ab [was etwa
unserem Doktor der Philosophie entspricht], zeichnete neun Monate bei dem
Gotiker Street in Oxford, ging 1857 nach London und gab dort das Oxford and
Cambridge Magazine heraus, das nach einem Jahre erlosch. Seine Gedankenwelt
war damals ganz von dem Geiste mittelalterlicher Ritterschaft erfüllt; ihm ent-
sprang sein Gedicht The defense of Guenevere, das einen Stoff aus dem Sagen-
kreise von König Artus Tafelrunde behandelte. □
Durch Burne-Jones wurde Morris in den Kreis der PRÄRAFFAP>LITEN ein-
geführt. Das war eine Bruderschaft von Malern und Baukünstlern, die sich um
Dante Gabriel Rossetti scharten. Der Geist, der die Vorläufer Raffaels erfüllt
hatte, galt ihnen als Vorbild ; sie wollten die Kunst umgestalten und forderten, daß
die künstlerische Eingebung unmittelbar der Natur entspränge, daß das Bild
epischen Charakter trage und daß es dekorativ wirke. Schon 1859, als Morris sich
seinen Hausstand gründete und mit seinen Freunden die Einrichtung entwarf, trug
586
G AL'D 47J: bruno .Möhring, Berlin. Brunnenhof, 1906 O
p
7^ [OBEN] EMIL RUDOLF WEISS. FRIEDENAU • WOHNZIMMER MIT KATTUNBESPAN-
rdKl NTNG, 190G (ITNTEN) ALBERT GESSXER IN CHARLOTTENBURG • VORZIMMER, 1906
. 4
sich diese Gruppe mit dem Gedan-
ken, die IinuMieinrichtun^^ künst-
lerisch /.u reformieren. Das führte
1861 zur Grüiulun<f der l^^enos-
sensehaftliehenl I-'irina Morris,
Marshall. Faulkner Ä: Co. Morris
war der Leiter, die Maler Kord
Madt)X Brown, Dante (labriel Ros-
setti, Kdward Burne-Jones und
Arthur Ilu^'hes, der Architekt Phi-
lip W'ebb, der Landmesser Peter
Paul .Marshall und der Lehrer am
Oxford Collej^e, Charles Joseph
Faulkner waren die Teilhaber.
So vielem Kopfschütteln die Ge-
nossenschaft auch bejj[egnete: als
sie auf der Londoner Ausstel-
lung 1862 Möbel und Glasfenster
zeigte, erhielt sie nicht nur Preise,
sondern vor allen Dingen auch
Aufträge, und in der Folge hatte
die Firma, die später unter der
Bezeichnung Morris «.'»i Co. in den
Alleinbesitz von William Morris
überging, sich auf den verschie- „ .^^ , ... ^ ,. ^ . .. ,. „.. , ,^ „
^ '^' D Abb. 473: Alfred Grenander in Berlin. Flügel, 1906 D
densten Gebieten des Kunstge-
werbes zu betätigen. Sie hatte Möbelbezüge, Fut^- und Wandteppiche, Stickereien,
Wandstoffe und Tapeten herzustellen, M()bel, Fliesen und farbige Glasfenster zu
liefern, vor allem aber das Einrichten ganzer Wohnungen zu übernehmen j siehe
bei Seite 578 die farbige Tafel mit zwei Stoffen von Morris]. D
Bis zum Jahre 1876 widmete sich Morris diesen kunstgewerblichen Aufgaben,
daneben nur noch als Dichter tätig. Der Kampf um das goldene Vlies, die isländi-
sche und germanische Sagenwelt beschäftigten ihn ; er übersetzte die Odyssee und
die Äneide. Aber von 1876 bis 1887 fesselte ihn neben seiner Dichtkunst und sei-
ner kunstgewerblichen Tätigkeit noch etwas; er wandte seine Kräfte der so-
zialistischen Bewegung zu. Dann erst kehrte er wieder dauernd zum Kunstgewerbe
zurück. Die Jahre 1890 bis 1896 sahen ihn vornehmlich im Buchdrucke tätig, auf
seiner geliebten KKLMSCOTT PRESS zu Hammersmith, dem Vororte von London.
In der MASCHINE und in der FABRIK erblickte Morris den schwersten Schaden
seiner Zeit und vor allem des Kunstgewerbes. Zu den Lebens- und Arbeitsverhält-
nissen des alten Handwerkes, wie sie am Ausgange des Mittelalters bestanden
hatten, wollte er zurückkehren. Das war die Triebfeder, die ihn zum sozialisti-
schen Agitator stempelte, die ihn zum Reformator des Kunstgewerbes werden
lief;. Wie damals, so sollte auch jetzt der Kunsthandwerker alles selbst schaffen,
587
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Day, London.
D
Abb. <T4 und 476: [Links; Walter Crane, London. Titelblatt 1884 D (Rechts] Lewis F
D Tapete für eine Zimmerdecke
mit seinen eigenen Händen, ohne Maschine, ohne Dampfkraft, ohne all die Mittel,
die Wissenschaft und Technik des neunzehnten Jahrhunderts boten. Dieses Stre-
ben konnte, so erfolgreich es sich auch unter Morris selbst gestaltete, die allge-
meine Schaffensweise nicht ändern. Wohl aber führte es auf manchen Gebieten
zur Wiederaufnahme der Handarbeit und vor allen Dingen in zahlreichen anderen
Zweigen des Kunstgewerbes zur künstlerischen Vertiefung, zu neuem Leben. Das
lag aber im wesentlichen daran, daß Morris, auf den Schultern der mittelalterlichen
Kunst stehend, halb unbewußt neue künstlerische Bahnen wies. Darin bestand
seine Begabung, darin gipfelte sein Schaffen. Er besafi in höchstem Maße das,
was man später mit einem leider verbrauchten und mißbrauchten Worte als
DEKORATIVES TALENT bezeichnete. D
Die Bedeutung von William Morris liegt auf dem Gebiete des FLACHMUSTERS.
Technisches Geschick, künstlerische Begabung, feinstes Farbengefühl und volles
dekoratives Empfinden haben ihm seine Stellung im Kunstgewerbe erworben.
Rastlos zeichnete er die Glasfenster und Wandteppiche seiner Freunde aus, die
ihm nur Bleistiftskizzen lieferten. Er lernte selbst färben und weben, Papier
schöpfen, Schrift setzen und drucken. Er zeichnete nach langem Studium der
alten, insbesondere der deutschen Drucke sich selbst seine Typen. Das Glas-
fenster, die Möbelstoffe und Tapeten, die Wandteppiche und das ganze Gebiet des
Buchdruckes hat er reformiert [s. Abb. 476 auf der nächsten Seite]. D
Das PFLANZENMUSTER, das für den Flächendekor des englischen konstruk-
tiven Stiles so überaus kennzeichnend ist, geht in der Hauptsache auf Morris
zurück. Nicht die Pfleglinge der Gewächshäuser in ihrer üppigen Formenfülle
f>88
Q-r\ [OBEN] KARL BEKTSCH IN MÜNCHEN DAMENZIMMER
VcJK [UNTEN] BRUNO PAUL, BERLLN ■ REPRÄSENTATIONSRAUM
'"'" '"in nnn
^*'*^' HiiiJ idHii
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#THIS IS THH PICTURb OF THE OLD
HOUSE BY THE THAMES TO WHICH
THE PEOPLE OF THIS STORY WENT ^o
HEREAFTER FOULOWS THE BOOK IT
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■X-PITTEN BY WILLIAM VOr t l^ .p .0
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'X
-L
Abb. 4T'J: \Silliam Mirr;-, litelsciten des Buches News from nowhere. Druck der Keimscott r'reß Wj2
nahm er sich zum Vorbilde, sondern die schlicht gestalteten aus jedermanns
Garten, die Lilien, Rosen, Tulpen und Nelken, den Rittersporn und das Jelänger-
jelieber, die Gänseblümchen und Sumpfdotterblumen. D
Auf das MOBILIAR in seinen einzelnen Formen hat er nicht so starken Eiinflufi
gewonnen, da ist vielmehr PHILIP WEBB weit eher in den Vordergrund getreten,
denn dieser hat die meisten Möbel für Morris gezeichnet. Aber der Geist, der das
Ganze durchdrang und zu einer Fiinheit zusammenfaf^te, der vor allen Dingen in
der Gesamtheit der Inneneinrichtungen sich kundgab, das war der Geist von
WILLIAM MORRIS. D
Bahnbrechend auch wirkte er im Kreise der Kunstgewerbetreibenden. Er rief
eine Vereinigung ins Leben, die Art workers' guild, und in deren Gefolge die ARTS
AND GRAFTS EXHIBITIONS, die für den Aufschwung des modernen, englischen
und europäischen Kunstgewerbes grundlegende Bedeutung gewonnen haben. D
Der ganze Kreis, der sich mit der Zeit um Rossetti, um die Präraffaeliten und
um .Morris scharte, jener Kreis, der sich von Carlyle dem Dichter und von John
Ruskin dem vielgenannten Kunstphilosophen leiten lieP>, er bildete die grof^e
Gruppe der AESTHETICS. Ihnen war Botticelli ein N'orbild; sein Frühling fand
sich ebenso in ihren Räumen wie Rossettis Beata Beatrix, Burne-Jones gefühls-
reiche Bilder, die Bilder von Albert Moore, die tiefsinnigen Allegorien Watts. Die
Aesthetics schwärmten für diese großäugigen, langhalsigen, überschlanken, ma-
geren Gestalten. Vor diesen fast schwindsüchtigen Geschöpfen, die mit lang herab-
wallenden Gewändern bekleidet waren, Lilienstengel in den durchscheinenden
589
Abb.4 . ' n iiiiii Ol- >i<'n\ t-:, I idiiriin. an^(;cf lihrt
D von der Staatsmanufaktur in I'aris, 1898 D
Stil einleitete (Abb.467 auf 8.581
Händen hielten und jeder körperlichen Lei-
stungsl'ähijrkeit bar schienen, träumten sich
die Aesthetics in eine mittelalterliche Welt
zurück, obfTleich diese mit ihrer robusten
Kraft in schärfstem Gegensatz zu alledem
stand |s. Abb. 464, S. 578J. Aus dieser Vor-
liebe erklärte es sich, warum die Aesthetics
auch zu dem dünnen, feinen, zierlichen Mö-
bel eines Chippendale hinneigten und zu je-
ner eigentümlichen Welt, wie sie sich in den
japanischen Holzschnitten eines Utamaro
und anderer offenbarte. So kam auch hier
wieder der japanische Einflufi mit zur Gel-
tung. .Jedenfalls entstand unter dem Vor-
gange der Präraffaeliten das alte englische
-Mobiliar des achtzehnten Jahrhunderts wie-
der und dieses englische Mobiliar zusam-
men mit den Tapeten und Stoffen, den Flie-
sen und Töpfereien, den Gläsern und Silber-
gefäficn Englands, das war es, was auf das
europäische Festland am Ende der achtziger
Jahre einzuwirken begann und als ENG-
LISCHE BEWEGUNG den konstruktiven
Namen, wie Sir Edward Burne- Jones [Abb. 464
auf S. 578], Philip Webb, Walter Crane [Abb. 461 und 474 auf S. 575 und 588 1,
Lewis F. Day [Abb. 475 auf S. 588]. F. A. Ashbee [Abb. 499 auf S. 611] und andere
sind ihr dauernd verknüpft. D
Im Gefolge dieser englischen Bewegung kam dann auch erst das, was Morris
geschaffen hatte, dem gesamten europäischen Kunstgewerbe zum vollen Hewuf^t-
sein. Der unmittelbare Einflufi, den Morris ausgeübt hatte, erstreckte sich nicht
so sehr auf das Mobiliar, sondern weit mehr noch auf das F"lachmuster, auf Ta-
peten, Stoffe, Fliesen, Glasfenster und Buchausstattung. So bedeutsam und kraft-
voll dieser Einflufi auch war, er hätte vielleicht nicht hingereicht, die konstruktive
Bewegung zu entfalten, die er tatsächlich auslöste. Diese entstand viel mehr
unter dem unmittelbaren Eindruck, den die Aesthetics erweckten. Denn sie führten
eine Menge befähigter Köpfe zum Nachdenken über den künstlerischen Stand des
Kunstgewerbes; sie lenkten diese Befähigten auf das Konstruktive hin und sie
veranlafiten die Verbrauchenden, das Publikum [wenn auch dieses meist nur der
Mode gehorchend mitlief], zum Nachdenken über die eigene Wohnung. Es hob
jene Reform der Wohnungsausstattung an, die darauf abzielte aus künstlerischem
Empfinden heraus im Sinne des Zeitbedürfnisses Neues zu gestalten. Das, was
jene Aesthetics geschaffen und geliebt hatten, war bei allem Stimmungsgehalte,
bei aller Eleganz, Vornehmheit und Feinheit, aller Linienschönheit und allem
Formenreize doch etwas Gebrechliches, Dünnes, frauenhaft Zartes. Das aber,
590
^^ma^iUBdi
i f ■af'irrsrfi mwm ' -
■•ik
(OBEN) RICHARD RIEMERSCHMID, MÜNCHEN • DAMENZIMMER,
1906 • [UNTEN] FRIEDHOFSANLAGE, DRESDEN 1906 • ERNST
HOTTENROTH, GRABMAL. WILLIAM LOSSOW, GRABSTELLE
A:
D
der Staatsmanufaktur zu l'aris iHltS
\(in
D
was unter ihrem Einflüsse zum klei-
neren Teile in Knirland selbst, zum nrö\\-
ten Teile auf dem Kestlande — ent
stand, was unter dem eisernen Fleit^>i
begabter Künstler und tüchtim'r Kunst-
jrewerbetreibender emporwuchs, das
wurde zum festen, kraftvollen, trotzi:'
sich aufbäumenilen, von männlichen
Mute erfüllten konstruktiven Stile der
(iejjenwart. Das eifrige Naturstudium
das die achtziger und die Jieunziger
Jahre des dekorativen Stiles mit sich
gebracht hatten, es gesellte sich nutz-
bringend dieser Hewegung, die ohne
die unzweifelhaften verdienstvollen Ki-
rungenschaften des dekorativen Stile-
nicht hätte einsetzen können. C
2. DIK ENTWICKLUNG DES KON-
STRUKTIVEN STILES D
Der konstruktive Stil hat in jodoin
ihn pflegenden Lande eine NATIONALI-:
l-'ARHUNG angenommen ohne von sei-
nen allgemeinen Grundlagen abzuwei-
chen. Überall steht das Streben nach Sachlichkeit voran; die Semperschen Grund-
sätze, daft das Erfüllen des Zweckes Ilaupterfordernis sei, daf> der Stoff, also das
.Material seinem Wesen nach zu verarbeiten sei und daft die Zierat sich ganz dem
Zwecke und dem Stoffe unterordnen müsse, diese Grundsätze gelten allgemein.
Dazu sind zwei weitere wichtige getreten: das kunstgewerbliche Erzeugnis muf,
ohne Rücksicht auf historische Stile den Aufgaben des heutigen Lebens dienen, und
fernerhin, es darf kein Scheingut bilden, sondern es darf nur aus echtem Materiale
in vorzüglicher Arbeit entstehen. Im Sinne dieser Aufgaben sucht der konstruk-
tive Stil schließlich die Ausstattung aller zum Aufenthalte von Menschen bestimm-
ten Räume so zu gestalten, daf> sie die Lebensanforderungen der Gegenwart er-
füllen. Diese RAUMKUNST erstreckt sich nicht nur auf die privaten Wohn- und
Geschäftsräume, sondern ebenso auf die öffentlichen Räume der V'erkehrsanstal-
ten und Verkehrsmittel, zum Beispiel die Bahnhöfe. Schiffe, Kirchen, Gerichte,
Schulen. In dem Bemühen, die Schchiheit des Erzeugnisses bereits in der kon-
struktiven Gestalt zu entwickeln, strebt die Bewegung möglichste Einfachheit,
Schlichtheit und Sachlichkeit an. Das führt allerdings zuweilen selbst bis an das
Dürftige heran. D
Weiter oben wurde schon betont, daP, DREI HAUPTRICHTUNGEN des kon-
struktiven Stiles unterschieden werden können. Die rein konstruktive Richtung
gestaltet streng logisch aus statischen Erwägungen heraus, ähnlich wie der In-
genieur; sie vermeidet jedes Anlehnen an \'orbilder der Natur oder der Geschichte.
591
Sie nennt man daher die strenge,
abstrakte, unabhänjrijre oder in-
duktive Richtunii. Die zweite
KiclitunjT stützt sich auf ein sorjr-
t'ältiges Studium der Natur; sie
(Mitninnut ihr die Vorbilder nicht
mit skkavischer Treue, sondern
sie stilisiert sie, sie leitet daraus
das ab, was den wesentlichen, den
künstlerischen Inhalt der natürli-
chen Erscheinung bildet. Darauf
l)aut sie weiter. In ihrem Natur-
studium und dessen Verwertung
stützt sie sich durchaus mit auf
die Erkenntnis, die vergangene
Tage erlangt haben, und auch auf
die jajianische Lehre; im übrigen
aber gestaltet sie durchaus frei
und ohne irgendwelche Anleh-
nung an historische Formen. Man
kann sie als die ableitende, na-
turhängige oder deduktive Rich-
Abb. 479: Mucha. Fut5teppich, ausgeführt von j. Ginzkey tuug bezeichnen. Die dritte Rich-
o zu Maffersdorf in Böhmen D tung endlich Schliefet sich an die
geschichtlichen Stile an, insbesondere an den Biedermeierstil, an den Empirestil
und an die englischen Möbel des achtzehnten Jahrhunderts. Sie sucht den Stil-
faden unter entwicklungsgeschichtlichem Gesichtspunkte weiter zu spinnen ohne
sich dieses Bemühens immer bewuf^t zu sein. Man kann sie die anknüpfende, stil-
hängige oder konjunktive Richtung nennen. Keine der drei Richtungen steht in
groftem Umfange ganz für sich allein, meist gehen sie ineinander über. D
Die ARBEITSTEILUNG zwischen Entwerfendem und Ausführendem, die das
neunzehnte Jahrhundert so scharf herausgebildet hat, geht im kcjnstruktiven Stile
nicht zurück, sondern oft noch weiter. Der entwerfende Künstler befaf^t sich nur
mit dem Ersinnen, während sich der ausführende Kunstgewerbler auf das Her-
stellen des Erzeugnisses beschränkt. Doch gilt das durchaus nicht für alle Gebiete.
Auch werden KÜNSTLERWERKSTÄTTEN gegründet, das heifit Werkstätten, die
von mehreren Künstlern unterhalten werden, damit ihre Entwürfe von diesen Werk-
stätten ausgeführt werden. Sie pflegen im allgemeinen nur kunstllANDwerkliche
Zweige, wie zum Beispiel Tischlerei und Goldschmiedearbeit; auf Erzeugnisse,
die nur mit Hilfe großer Maschinen oder Fabrikeinrichtungen entstehen können,
wie zum Beispiel Porzellan und Glas, können sich diese Werkstätten selbst-
schaffend nicht ausdehnen. Überall jedoch verbindet sich unter der Herrschaft
des konstruktiven Stiles der Name des Künstlers mit dem Erzeugnis; dieses geht
nicht mehr wie früher unter dem des Erzeugenden, sondern unter dem des Er-
592
■
Ö~T] [OBEN] R. BAILLIE SCOTT IN EDINBOURGH, DAMENZIMMER
.d|< lUNTEN] C A. MACKINTOSH IN GLASGOW, SCHLAFZIMMER
sinnenden, neben den der Name des Aus-
führenden tritt. D
Wenn auch zahlreiche FÜHRKNI)1\
KRÄFTE des konstruktiven Stiles ge-
schulte Architekten sind, so bleibt es doch
ein wichtiges Kennzeichen der ijanzcnHr-
wegung. dat^ sie mehr von Malern und
von Bildhauern als gerade von Haukinist-
lern ausgeht. Die ersten unter den Rich-
tunggebenden sind fast immer bildende
Künstler, nicht Architekten und nicht
Kunstgewerbler. Wohl aber erstehen mit
der Zeit groP,e Reihen GEWERBKKÜNST-
LER, das heiP>t künstlerische Kräfte, die
sich ausschlieHilich dem Kunstgewerbe
zuwenden. Ihre Zahl ist im Wachsen un^
ihre Tätigkeit gestaltet den konstrukti-
ven Stil vornehmlich mit aus. D
Hand in Hand damit geht eine andere
WERTSCHÄTZUNG des Kunstgewerbes.
T- u-ij L u i. • Ui. IL i • Abb. 480: Otto Kckmann, Vorleger, ausijeführt von
Es bildet heute nicht nur selbst einen , ,r • . c t : v, w K,ii.»„ ■.„
den Vereinigten Smyrna -Teppich- l-abriken in
Gegenstand des öffentlichen Interesses, D Berlin, Schmiedeberg und Cottbus D
sondern auch seine Vertreter tun es. Das gilt ohne Unterschied der Richtung. In
England und Frankreich steht der Gewerbekünstler auch äut^erlich, in Akademien
usw., gleichberechtigt neben dem bildendenKünstler; ebenso in Süddeutschland.
Anderwärts bahnt sich das»erst an. D
Mit dem konstruktiven Stile verringert sich auch der Unterschied zwischen der
FESTLÄNDISCHEN und INSELLÄNDISCHEN LEBENSWEISE und Wohnungs-
einrichtung. Jener für die Wohnung schon gekennzeichnete Unterschied besteht
bereits um 1850; er nimmt allmählich ab und mit dem Ausgange des neunzehnten
Jahrhunderts verschwindet auf dem Festlande allmählich das Glanzstück der
Einrichtung, die 'gute Stube' mit den Polstermöbeln, die sich nur Sonntags ohne
Kappen zeigen. Die zentrale Anordnung der Wohnräume allerdings, wie sie dem
insularen Typus eigen ist, vermag sich nur langsam einzubürgern, weil die longi-
tudinale Anordnung des kontinentalen Typus in der Mietswohnung wurzelt, für
die sich nur allmählich das tlinzelhaus einführt. Gefördert wird der Umschwung
allerdings dadurch, daß in den gröfieren Städten des Festlandes die sogenannte
englische Tischzeit mehr und mehr angenommen wird. Die großen Entfernungen
drängen von selbst dazu und das Wohnen in den Vororten führt zum Bauen oder
Mieten von Einzelhäusern. Für diese pflegt, im Gegensatz zur alten festländischen
Längsreihung der Räume, die inselländische Rundlage um einen Hauptraum
herum maßgebend zu werden. — Das, was man gemeinhin englische Bewegung
nennt [vgl. Seite 577 ff.j, führt allein freilich nicht zum konstruktiven Stile; es ge-
sellen sich vielmehr noch zwei weitere Einflüsse hinzu, der amerikanische und
38 • Geschichte des Kunstgewerbes. II.
593
O Abb. 481: Gustav Vjaestad, Kinnende Wasser, Bildwirkerei. Im Museum zu Gotenburg D
der japanische. Der JAPANISCHE EINFLUSS ist der ältere, er geht auf die
Pariser Weltausstellung 1867 zurück, tritt in Wien 1873 und auf der nächsten
Pariser Weltausstellung 1878 klar hervor und mit Paris 1889 in den Vordergrund.
Das Plakat, die Metallkünste, vornehmlich aber alle keramischen Gebiete, Stein-
zeug, Fayence und Porzellan unterliegen ihm nicht nur in Europa, sondern auch
in NORDAMERIKA. Dieses wiederum wird den Europäern durch die Weltaus-
stellung von Chicago 1894 bekannt; es wirkt mit seinen Maschinenmöbeln, seinen
Beleuchtungskörpern und Kunstverglasungen (siehe die hier eingefügte farbige
Tafel mit der Kunstverglasung von Lewis Comfort Tiffany], seinen Goldschmiede-
arbeiten und seiner Art, Geschäftsräume und Gastwirtschaften auszustatten [BAR-
STIL], stark auf Europa ein. Doch läf^t ein Teil dieser Wirkung schon nach kaum
vier Jahren wieder nach ; der andere dauert dagegen heute noch fort. D
In ENGLAND ersteht der konstruktiven Bewegung nach dem Hinscheiden von
William Morris ein eigentlicher Führer nicht mehr. Getreu seinem Entwicklungs-
gange schlägt der konstruktive Stil Englands eine sehr gemäßigte, den natür-
lichen und historischen Vorbildern zugeneigte Richtung ein. Man begnügt sich in
der Hauptsache mit den Mobiliaren im Stile eines Chippendale und Sheraton und
er.'wickelt nur im Schlafzimmer eine neue, sehr schlichte, aber auch sehr sach-
liche Note [C. F. A. Voysey, Ashbee u. a.]. Zu einem unabhängigen Gestalten ringt
sich nur die SCHULE VON GLASGOW [die beiden Mackintosh, siehe die Tafel
bei Seite 592] durch. ü
394
<
c
V
Ü'.
a Abb. 48*J: Margarete Erler, Berlin. Spitzcnfächer D
Die von England ausgehende Flutwelle des konstruktiven Stiles setzt sich zu-
nächst in BKLGIFIN fort, namentlich in Serrurier-Bovy, Henry van de Velde
|Tafel S. 582], Paul Hankar und Horta, die alle der abstrakten Richtung huldigen.
Van de Velde prägt seinen besonderen Stil der Wohnungseinrichtung, dem Mobi-
liar, Metallgerät und Stoff auf; Horta wie Hankar tragen die neuen Anschauungen
vor allem in die Baukunst hinein. HOLLAND wendet sich mehr dernaturhängigen
Richtung zu, zum Teil in Anlehnung an die Stile der malaiischen Inselwelt, wie sie
namentlich die Erforschung Javas bekannt gibt [ Batiks |. Doch vertreten H.P.Ber-
lage, J. van dem Bosch u. a. mit Glück eine konstruktive, hie und da an das Alte
anknüpfende Richtung. D
Von Belgien aus teilt sich der Strom in drei Arme, den skandinavischen, den
österreichisch-deutschen und den französischen. Der FRANZÖSISCHE Strom
ergreift namentlich Paris; er reifet dort eine stattliche Zahl führender Kräfte in
seinen Bann, vermag sie aber kennzeichnenderweise nicht alle dauernd zu fesseln.
Die abstrakte Richtung tritt mit einem Anklänge an das altvertraute Rokoko in den
Möbeln und Einrichtungen zutage, die Charles Plumet und Toni Selmersheim,
Gaillard. de Feure, Colonna und andere entwerfen [vgl. die beiden Tafeln mit
Mobiliaren von Gaillard und von Charles Plumet und Toni Selmersheim bei
Seite 608 1. Die meiste Gefolgschaft aber findet die anlehnende Richtung, die an
die japanische Bewegung und an das fleißig betriebene Naturstudium anknüpft.
Renö Lalique und Feuillätre bezeugen das in ihren Goldschmiedearbeiten, Galle
in seinen Gläsern und seinen Möbeln, Carries. Bigot, Lachenal, Dammouse und
Delaherche in ihren Steinzeugen und Fayencen [vgl. Abb. 490, Seite 602 und die
Farbentafeln Lalique. Galle und Dammouse, Seite 617, 584 und 613]. D
38* 595
DiM- SKANDINAVISCIIK Z\vci<T
entwickelt sich v.u einem ableiten-
den, unter aiis<jesprochen japani-
schem Kinfliisseund in klarer An-
lehnunfT an die heimische Natur,
Die Porzellane von Kopenhagen,
wie sie Pietro Krohn und Arnold
Kroah «beschaffen haben, haben
diese Bcwetrunir in den skandina-
vischen Ländern einocleitet. Zum
andern aber greift der Norden bc-
wufit auf seine älteste ländliche
Handwerkskunst zurück und er-
zeugt namentlich in Bildwebe-
reien, in Wandteppichen Hervor-
ragendes. Alf VVallander, Agnes
Branting und Selma Gjöbel in
Schweden, Gerhard Munthe und
Frida Hansen in Norwegen sind
neben anderen da Führer |S. 601].
Der ÖSTERKEICHLSCH-DEUT-
SCHE STROM spaltet sich zu-
nächst in zwei, die sich allerdings
in der Folge bald wieder ver-
■\ 1 ;. . i'Ukit 1899. Steindruck einigen. In ÜSTEIRREICH ent-
wickelt sich die Konstruktive anfänglich unter Anlehnung an historische Stile, ins-
besondere an den des Empires, nähert sich aber dann, unter dem klärenden Ein-
flüsse, der von dem Kunstgewerbe Englands und Nordamerikas ausgeht, und ge-
leitet von Otto Wagner, Josef Hoffmann, Kolo Moser und Joseph M. Olbrich schnell
der abstrakten Richtung [siehe die Abb. 504 und 505 auf den S. 616 und 617|. Auf
dieser strengen Linie verharrt man ; Wien ist der geistige Mittelpunkt. Der DHiUT-
SCHE Strom wühlt zunächst München auf und reifst dort zahlreiche bildende Künst-
ler mit sich im JUGENDSTIL, einem embryonalen Stadium des konstruktiven Stiles,
das sich aus dem Weiterführen natürlicher Vorbilder entwickelt und sich durch
den allzureichen Flufi der Linien, durch den Überschwang des Hin- und Herwogens
kennzeichnet [BANDWURMSTIL ]. In Otto Eckmann findet diese erste Epoche ihre
künstlerische Reife [s. die hier eingefügte Tafel mit Deckenmalerei Otto Elckmanns].
Die Bewegung geht aber von München weiter nach Darmstadt, nach Berlin, nach
Stuttgart, und mit ihrem Weiterschreiten klärt sie sich überall ab. Die abstrakte
Richtung entwickelt sich scharf ausgeprägt in Peter Behrens (siehe die Tafel
Marmordiele bei S. 610], wuchtig in BrunoMöhring [ Abb. 472 auf S. 586J, weicher in
Richard Riemerschmid [Abb. 509 und 510 auf Seite 621, sowie die Tafeln bei S.582
und 590]. Die der Natur sich anlehnende Richtung vertreten Cissarz und Pankok;
die anknüpfende Richtung mit nur ganz leichtem Anklänge an frühere Stile Bruno
596
SC Iroovc dans tous les Mi Cafes
Sj -I OTTO ECKMANN BERI.IN
•°K' DECKE EINES ZIMMERS
I'aul |s. (lii»Taf«'l Ix-i S. nKK], mit
immittclhari'iii Ansi'lihih (l:n.j('^fii
ScIiiill/c-Naumhiir^,'. Mcdciitsam
für (lif scliiu'llo, klare Kiitwick-
lim|^ (It's kdiistniktivoii Stiles in
DciitHchlaiul ist, (lat\ er iiielit an
einen einzigen Ort ^ebiMKicn er-
seheint. Alinlic li wie hicli iti (iro(\-
hritannien »'iiie ('n^lisclic nndeine
srliottiselu' Schule herausbilden,
erwachsen in Deutsehland in Miin-
ehen, Darnisfadt, Herlin, Stutf-
^jart, Dresden. Weimar und an-
derwärts dem Sehaflen kleinere
Mittelpunkte, die durch ihre in-
nerlich Ijei^riindete Sonderart
hei aller ühereinstinununi^' des
Cian/en am nieisten da/u hei-
tra^jcn, dat\ (^'erade in Deutsch-
land sich der konstruktive Stil im-
mer stärker und fester aus^^estal-
tet. Deutsche Fürsten haben daran
ihren beträchtlichen y\nt('il. Der
(Jrohher/.oK KKNST I.UDVVKi
von Hessen voran, der IKilK seine ai.i>. ihi: i uu' h
Künstlerkolonie auf der Mathililenhöhe hei Darmstadt ^jründet. In ihr finden I'eter
Behrens, Joseph M. Olbrich, Hans ('hristiansen, I'atriz lluber, Ludwig ll.dMch,
später Albin Miillei , .1. \'. (^issarz, .1. .1, Scharvo^el, Mrnst Rie(^el und an<lere ihren
Wirkungskreis. Ahnliches bewirkt in dcrI'"olKeder(irohherzo^j WIMIIÜ.M FKNST
von Sachsen-Weimar, indem er van de Vehh? beruft imd eine diesem unterstellte
Kunst^ewerlx'schule aus seiruMi Mitteln gründet. In Stuttgart treten unter dem
Einflüsse des Koni^^s WIMIMLM II. von Württemberg die Lehr- und Versuchs-
werkstätten ins Leben, an denen Theodor I-'ischer, Hendiard I'ankok, J. V. (>issarz,
Hans von Heider und andere täti^j sind |Abb. l*.M auf S. (J(M)|. In Dresden zeigen
William Lossow. Wilhelm Kreis, Kritz Schumacher [siehe die Tafel bei S, 004 1, Karl
Groft, Hans Kühne, Hans Kriwein, Otto Ouftmann, Oswin Hempel |s. Tafel, S. 598)
bei Gelegenheit der dritten deutschen Kunst^ewerbeausstcllung Dresden H)06,
wie sich in ihnen der konstruktive Stil entfaltet hat [Abb. 4{H; auf S. GOH|. In Herlin
endlich schreitet eine (}ruppe, der Bruno Mohrin^, Brurut I'aul, Alfred firenander,
Alfred Mohrbutter, Theo Schmuz-Baudih u. a. angehören, auf dvi) Bahnen des kon-
struktiven Stiles. Alles das bewirkt, dat\ das ersti* Jahrzehnt des zwanzigsten Jahr-
hunderts das deutsche Ktmst^,'ewerbe zum führenden in Kuro|)a aufrücken sielit.
Von wesentlichem Kinflusse darauf sind fünf AüSSTKLLL'NGKN gewesen.
Zum einen die beiden Ausstellun^ren in Baris 1900 und Saint Louis 19(J4, auf denen
597
l'i.iUut. .M< lii.li li.
Abb. 485 und 4S6: [Links] Theophile Alexandre Steinlen in Paris und [rechts] Henri de Toulouse-
D Lautrec Plakate in Steindruck D
Deutschland durch die Geschlossenheit und Güte seiner kunstgewerblichen Ab-
teilung grof;e Erfolge erzielt hat. zum anderen drei deutsche Ausstellungen, näm-
lich in Darmstadt, Dresden und München. Die Ausstellung 'Ein Dokument deut-
scher Kunst', die die Darmstädter Künstlerkolonie 1901 auf der Mathildenhöhe bei
Darmstadt veranstaltet, zeigt zum ersten Male eine Anzahl Häuser vollständig im
Sinne des konstruktiven Stiles erbaut und eingerichtet; in Dresden, wo seinerzeit
van de Velde seine ersten Möbel ausgestellt hat. bringt die dritte deutsche Kunst-
gewerbeausstellung 1906 den Beweis, daft sich der konstruktive Stil allenthalben
im Deutschen Reiche eingeführt hat, daP, er sich überall seine besonderen Mittel-
punkte geschaffen hat, aber doch einem allen gemeinsamen Ziele zustrebt; die
Ausstellung München 1908 endlich läßt klar erkennen, dag sich der konstruktive
Stil in einem dieser Zentren, eben in München, bereits vollständig durchgesetzt
hat und imstande ist, auch die größten Aufgaben zu bewältigen. D
Es würde aber der konstruktive Stil weder in Deutschland noch anderwärts
solche Erfolge erzielt haben, wenn er nicht eine so kräftige LITERARISCHE HILFE
gefunden hätte. Zunächst in Zeitschriften. Mit voller Energie stellte sich seit 1893
der in London erscheinende Studio in den Dienst der neuen Bewegung und trug
sie weit über die Grenzen Englands und Europas hinaus; 1897 folgten in Paris Art
et Decoration, in Darmstadt Die deutsche Kunst und Dekoration; 1898 begann in
München Die dekorative Kunst zu erscheinen und im gleichen Jahre wandelten
sich die Mitteilungen des österreichischen Museums für Kunst und Industrie in die
596
Gj -1 DIELE VON OS\VIN
•°K\ HEMPEL, DRESDEN
O Abb. 487: Otto Fischer in Dresden. Plakat in Steindruck O
Monatsschrift Kunst und Kunsthandwerk um. Alle diese Zeitschriften traten für
den konstruktiven Stil ein; neben ihnen zahlreiche ältere und jüngere wie z. B. in
England The Art Journal und The Magazine of Art, in Amerika The Artist und The
Ilouse Boautiful, in Frankreich L'Art döcoratif. in Österreich V'er Sacrum und das
Interieur, in Deutschland Kunst und Handwerk, das Kunstgcwerbeblatt und die
Iiuiendckoration [näheres s. Literaturnachweis am Ende des Bandes]. Die Wirk-
samkeit dieser Zeitschriften unterstützten auf das nachhaltigste zahlreiche Bücher,
namentlich solche, die sich nicht nur an die Herstellenden, sondern auch in all-
gemeinverständlicher Form und in mät^igem Umfange an die Verbraucher, an das
Publikum wandten. Das waren beispielsweise in England neben den Schriften von
William Morris und John Ruskin die von Cobdcn Sanderson, C. R. Ashhee und
Walter Crane, oder in Deutschland die Veröffentlichungen von Alfred Lichtwark,
Paul Schultze-Naumburg, Henry van de Velde, Fritz Schumacher, Wilhelm Bode
und Hermann Muthcsius js. Literaturnachweis]. In ähnlicher Art waren in allen
Kulturländern berufene Kräfte in Wort und Bild für die neue Bewegung tätig.
Durch alles das, insbesondere durch die Darlegungen in den Büchern und durch
die Abbildungen in den Zeitschriften, weiter auch durch zahlreiche öffentliche
Vorträge, kleinere Ausstellungen usw. wurde dem konstruktiven Stile schnell das
Verständnis weitester Kreise und nicht nur in Europa erschlossen. D
3. DIE SCHAFFENSGEBIETE DES KONSTRUKTIVEN STILES D
Das Kunstgewerbe ist selbstverständlich nicht einzig und allein aus sich selbst
heraus dem konstruktiven Stile zugesteuert, sondern in innigster Gemeinschaft
599
Abb. 488; Emil Kudolf Weif^. Friedenau, Holz-
O schnitt Mädchen im Mai D
und Wechselwirkung mit der gesamten
Kunst. Denn das Bestreben, aus den über-
lieferten Stilen heraus zu einem neuen zu
gelangen, durchdringt in gleicher Weise
auch Malerei, Plastik und Baukunst im
letzten \'icrtel des neunzehnten Jahrhun-
derts. In der Malerei führen die Realisten
und die daraus hervorgehenden Hell-
maler, Pleinairisten, Impressionisten und
Neuromantiker, in der Bildnerei ebenfalls
die Realisten und die den Realismus über-
windenden Monumentalplastikerden neu-
en Stil herbei, der sich in der Baukunst am
deutlichsten ausprägt als das Bemühen,
frei von allen historischen F"ormen zu ge-
stalten. Die Eisenkonstruktion trägt we-
sentlich dazu bei [Brücken, Hallen, Eiffel-
turm]; Ausstellungsbauten bieten viel-
fach Gelegenheit, neue Formen zu prägen
[Eingangstor von Binet in Paris 1900,
Turiner Ausstellungspalast von d'Aronco 1902]. Belgische Baukünstlcr, wie Victor
Horta und Paul Hankar, entfalten vielleicht die gröfite Unabhängigkeit; in England
arbeitet sich Norman Shaw vom Queen-Anne-Stil zu einer neuen Auffassung des
Wohnhausbaues durch, die im Cottagestil, im Bau von Landhäusern und Arbeiter-
siedelungen [Ernest Newton, George und Petto] allgemeine Gültigkeit findet.
Deutsche Baukünstler wie Bruno Schmitz, Theodor Fischer, Martin Dülfer, öster-
reichische wie Otto Wagner, Josef Hoffmann, Adolf Loos u. a. verhelfen dem
Grundsatze der SACHLICHEN SCHÖNHEIT zum Durchbruche. D
Dem Entfalten eines neuen Baustiles kommt die Bewegung zugunsten des
EIGENHAUSES sehr zustatten. Sie setzt, wie schon erwähnt, zunächst in den
grof^enStädten ein als eineFolgedesBestrebens,augerhalbderüberfüllten inneren
Stadtteile zu wohnen und diese nur dem geschäftlichen Leben zu überlassen. Aber
die Bewegung greift gar bald auch aufs Land und auf die kleineren Städte über; sie
führt gerade da zu vortrefflichen Werken, weil die Baukünstler in ihren Bauten auf
dem Lande am leichtesten den Baucharakter der Gegend erfassen und seine Forde-
rungen erfüllen können. Mit Erfolg knüpfen viele dieser Bauten an die ursprüng-
liche, einheimische, insbesondere an die ländliche Bauweise an; sie führen so im
Sinne der neueren Bestrebungen für Volkskunst [die sich aus den älteren, Seite
545 erwähnten, entwickelt haben] die bodenständige Überlieferung in neuer,
selbständiger Form weiter. — Allerdings schreitet das Kunstgewerbe auf den
neuen Bahnen im allgemeinen rascher vorwärts als die Baukunst. D
Denn das Kunstgewerbe vermag, weil es viel beweglicher ist als die Baukunst,
die Grundgedanken des konstruktiven Stiles schneller in die Tat umzusetzen. Am
schnellsten wiederum auf dem Gebiete des FLACHMUSTERS. Den Anstoß gibt
eoo
JOSEPfl M. OLBRJCH. DARMSTADT GESTICKTER TL^RVORHANG FÜR
DAS MUSIKZINLVIER DES GROSSHERZOGS ERNST LUDWIG VON HESSEN
England, das im Sinne der Spätgjotik de-
ren fjrot^e {jeschlängclte Linie pflej^t [vgl.
die Tafel mit Morrisstoffen bei S. 578),
oder naturalistisch gehaltene Motive in
wagerechten Reihen angeordnet jeweils
auf Lücke setzt. Es verfolgt also darin
wesentlich die anknüpfende und die ablei-
tende Richtung des konstruktiven Stiles;
seine wollenen und baumwollenen Ge-
webe, seine bedruckten Stoffe, seine Stein-
pappen und Tapeten sind mustergültig.
C. F. A. Voysey. Walter Crane [Abb. 4H1
auf S. 575], Lewis F. Day u. a. sind als Ent-
werfende, Thomas Wardle und Turnbull
und Stockdale als Drucker hervorzuhe-
ben. Die Franzosen huldigen fast nur der
anknüpfenden Seite des konstruktiven
Stiles, die Österreicher und Deutschen
hingegen, insbesondere Kolo Moser und
Joseph Hoffmann in Wien, Richard Rie-
merschmid in München [s. die Tafeln bei
den Seiten 582 und 590j und Henry van de
Velde in Weimar mehr der unabhängi-
gen Linie. Otto Eckmann, Hans Christi-
ansen, K. E. von Berlepsch entwickeln
das neuere Blumenmuster. Durch die
Holländer, vornehmlich durch Thorn-Prikker, bürgert sich das WACHSFÄRBEN
oder WACHSDECKEX, das BATIKEN, in Europa ein; den Damastwebereien
widmen besonders die Darmstädter Künstler und jüngere Kräfte in Österreich
Aufmerksamkeit. Die GOBELINWIKKEREI erfährt anfangs den stärksten Auf-
schwung unter den Einflüssen der neuen Plakatkunst [siehe unten]. Boutet de
Monvel, Grasset, Levy-Dhurmer u. a. führen die französischen Gobelinmanufak-
turen auf neue Bahnen [Abb. 477 und 478 auf den Seiten 590 und 591]; in Deutsch-
land, besonders in Scherrebeck, Meldorf und Berlin, ersteht die häusliche Bild-
weberei unter den künstlerischen Einflüssen von Eckmann, Mohrbutter, Ubbelohde
zu neuem Leben, das sich auch in Österreich der Krainischen Kunstwebeanstalt zu
Laibach mitteilt. Der Ruhm aber, diese alten Hauswebereien zuerst wieder wach-
gerufen zu haben, gebührt den skandinavischen Ländern. In Schweden haben der
Kunstgewerbeverein [SvenskaSljödföreningenJ und die Vereinigung Freunde der
Handarbeit [Harrtlarbetets V'änner] überall im Lande das Interesse wieder ge-
weckt; ausgezeichnete künstlerische Kräfte, wie Alf Wallander, P'erdinand Boberg,
Gustaf Vjaestad [Abb. 481 auf S. 594], Agnes Branting, Selma Gjoebel und viele
andere haben selbständig oder durch die genannten Vereine ihre Entwürfe aus-
geführt. In Norwegen haben Frida Hansen und Gerhard Munthe [s. die Abb. 468
601
Ai.
D
BernlKird Wenig in .'•luiu h.ij, Kn.ia?
für elektrisches Licht O
□ Abb. 49tj: Emile Galle, Nancy. Ltagere, 1900 D
u. 4(i9 auf den Seiten 582 u. 583] in den
Woikstätten für Bildweberei, die der
norwegisclie Hausfleif>vcrein jNorske
Husflidsforeningen] und die Kunstindu-
striemuseen zu Christiania und Dront-
heini unterhalten, lebhafte Unterstützung
t][efunden. Die schwedischen Vereine
und der norwegische und dänische Haus-
fieilU'crein verbreiten die alten Webe-
techniken weit über ihre Heimat hinaus.
Hierbei zeigt sich deutlich, wie tief
die Seite 545 geschilderte Bewegung zu
Gunsten der VOLKSKUNST mit der Zeit
Wurzel geschlagen hat. Denn man muPi in
Skandinavien vielfach die alten Webe-
techniken erst vollständig wieder der
\'crgessenheit entreiPien, ja man muß
sogar die alten, zum Teil längst verlasse-
nen, durch die neueren künstlichen Farb-
stoffe verdrängten Vorschriften für das
Färben der Wolle erst wieder erkunden
und ausproben. Mit den Webetechniken
zusammen verbreiten sich auch die alten
Färbe weisen über Europa ; sie führen mit-
telbar den Ruf nach ECHTEN FARBEN
herbei, den das Kunstgewerbe im ersten
Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts
erhebt und erfüllt sieht. Aber durchaus nicht nur mit natürlichen Farbstoffen,
sondern fast überwiegend mit künstlichen. Denn mit zahlreichen künstlichen
Farbstoffen vermag man jetzt Färbungen herzustellen, die größere Beständigkeit
zeigen, als die mit natürlichen erzielten. □
Die TEPPICHKNÜPFEREI erfährt in österreichischen und deutschen Fabriken,
besonders in denen von Ginzkey zu Maffersdorf, von Backhausen in Wien und in
denen der Vereinigten Smyrnateppichfabriken zu Berlin, Schmiedeberg und
Cottbus ihre Eingliederung in die deduktive, seltener in die abstrakte Richtung
durch Entwürfe von Otto Wagner, Christiansen, Mucha [Abb. 479 auf S. 592J,
Felician Freiherm von Myrbach, Alfred Roller, Otto Eckmann [Abb. 480 auf S. 593J,
Bernhard Pankok, Henry van de Velde. Eine eigene farbenreiche Art bekundet
Frank Brangwyn in Teppichen vorwiegend englischer Herkunft. In gewebten
Teppichen zeichnen sich Vogtländische Fabriken [zum Beispiel OtaviezJ aus. Auch
England liefert in billigen Maschinenteppichen, namentlich in den sogenannten
Kidderminster- oder Haargarnteppichen, ganz Vortreffliches nach Entwürfen
seiner besten Künstler. Nicht so rasch sind die belgischen und französischen
Maschinenteppiche gefolgt, wenngleich es auch da nicht an künstlerischen An-
602
qTI JOSEF M. OLBRICH GESTICKTER TÜRVORHANG [AUSSCHNITT] FÜR
•^K| DAS MUSIKZIMMER DES GROSSHERZOGS ERNST LUDWIG VON HESSEN
rejTunt^en [Colenbrander, Felix Aubert|
j^efehlt hat. D
Der STICKKRKI erschließen Ih'imaini
Obrist in München, .1. M. Olbrich in Darni-
stadt. Bernhard Panki)k in Stuttj^art und
jünjjere Künstler in Wien neue Wef^c
durch Entwürfe, die sich zum Teil aus Na-
turstudien ableiten, zum Teil aber auch
jjanz abstrakt halten. Das beste führt
nächst dem kühnen Neuerer Hermann
Obrist [s. Abb. 507 auf S. 620 1 entschie-
lien Joseph M. Olbrich in seinem Tür-
vorhan^i; für das Musikzimmer des Grolv
herzogs Ernst Ludwig von Hessen her-
bei. Zwei Tafeln dieses Buches geben
den Vorhang wieder, die eine das ganze
Gebilde, die andere einen Ausschnitt in
Farben. Die Nadclmalerei ver-
läf>t das früher übliche Nachahmen von
Gemälden und entfaltet sich unter dem
lunflusse japanischer Nadelkünstler wie
Nishimura, Tanoka und Jida auch in
Europa zu dekorativen Leistungen [Ab-
bildung 508 auf S. 620). Die Maschinen-
technik, insbesondere das Kurbeln, ge-
langt zu neuem Ansehen [Margarete
von Brauchitsch]; der Spitze erwächst
durch den Zentralspitzenkurs zu Wien,
hier besonders durch das Ehepaar
Hrdlicka und Fräulein Hofmanninger |s.
Abb. 497 auf S. 609|, weiter durch die
Spitzenschulen zu Schneeberg im Erzgebirge, zu Hirschberg und Schmiedeberg
im Riesengebirge nachhaltige Förderung. Auch der Fächer geht dabei nicht leer
aus [Abb. 482. S. 595); ihm wendet sich weiterhin namentlich die Batikkunst, das
Wachsdecken, mit Erfolg zu. D
Eine weitgehende Bewegung sucht das EIGENKLEID DER FRAU einzuführen.
Die unter dem Namen REFORMKOSTü.M bekannte Kleidung will die gesundheit-
lichen Mängel der alten Frauentracht | Schnürleib usw.] vermeiden und dabei
künstlerischen Ansprüchen gerecht werden. Man bevorzugt einfarbige Stoffe mit
weichem Faltenwurf, also Sammete, Tuche, Corahseiden, Halbwollstoffe und [ge-
kreppte! Baumwollstoffe. Mehrere Jahre hindurch hält sich das Reformkostüm
im steten Wechsel der Mode. Dann aber tritt es mehr und mehr zurück, aller-
dings nicht ohne nachhaltige Einwirkung zurückzulassen. Diese merkbare Nach-
wirkung ist auch jetzt noch nicht erloschen; sie scheint namentlich im Kleide der
Abb. 4'.U : I uui?i Maj'Ji rlif, Naiu y. Sein .iuh<(ii-ii i.tt^i
603
JujTCiid fort'/ubestelieii. Übrigens findet
(las Rcfornikostüni den Hoden bereits
vorbereitet durch die SPORTKLEI-
DUNG. Die hat sicli in den letzten Jahr-
zehnten allgemein eingebürgert undviel-
fach eine der Gesundheit mehr zuträg-
liche Art sich zu kleiden herbeigeführt.
\'on ihr ausgehend sucht man auch die
männliche Kleidung umzugestalten, aber
bisher ohne Erfolg. Nur etwas mehr
Farbe kommt allmählich in die Männer-
tracht hinein, zunächst durch die farbige
Krawatte und die farbige Weste, dann
durch die wachsende Neigung für blaue
und braune Stoffe. D
Für Krawatten- und Westenstoffe sind
vielfach Entwürfe aus dem Bereiche des
konstruktiven Stiles mit Erfolg ausge-
führt worden; für Damenkleiderstoffe
sind die gleichen Versuche nicht immer
geglückt. Um so lebhafter ist die Wirk-
samkeit auf dem Gebiete der Möbelstoffe
und der Tapeten gewesen. Sowohl die
figurierten Gewebe, als ganz besonders
den ZEUG- und TAPETENDRUCK hat
der konstruktive Stil nachhaltig beein-
fluPjt, meist nach der ableitenden Seite
hin auf Grund des allgemein betriebenen
intensiven Naturstudiums und des Bei-
Abb. 492: Eugene Coionüa, .^ci.rc;bfachrai.kciicn, spielcs, das der englischc Zeug- Und Ta-
ausgeführt von L'Art Nouveau Bing, Paris 1900 , , , . , • t^. r-. i i
petendruck gegeben haben. Die Schnel-
ligkeit, mit der die Druckverfahren arbeiten, hat viel zum Ausbreiten dieser Er-
zeugnisse und der in ihnen vertretenen Anschauungen beigetragen. D
Seit William Morris erlischt das Bewuf^tsein nicht wieder, daß die gedruckte
Seite des BUCHES genau so wie jede beschriebene aufzufassen sei als eine sach-
gemäß und schön auszustattende Fläche [Abb. 476 auf S. 589 1. Sowohl das Papier als
namentlich die Schrift und ihre Anordnung erfahren unter diesem Gesichtspunkte
durchgreifende Änderung [z. B. Zeitschrift Fan). In England sind nächst Morris
namentlich Ashbee und mehrere Privatpressen [Vale Preß, Doves Press] in diesem
Sinne tätig; in Österreich entwickelt Rudolf von Larisch die leitenden Gedanken
der omamentalen Schrift; in Deutschland entwerfen Otto Hupp, Otto Eckmann,
Peter Behrens u. a. neue Schriften, die namentlich durch die Gebrüder Klingspor
in Offenbach Eingang finden. Ernst Poeschel und Walter Tiemann in Leipzig
gründen eine Privatpresse; der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen beruft
604
(^ PROTESTANTISCHER KIRCHEN-
LJSi RAUM VON FRITZ SCHUMACHER
Kleukeiis zu gleichem Zwecke. Der BUCH
SCIIML'CK entfaltet sich zu fast unüber-
sehbarer Fülle. Den grü|^>en Stil, die voll-
endete Einheit des Ganzen, wie sie Morris
eigen ist, erreichen allerdings nur we-
nige, am ehesten noch Joseph Sattler in
Deutschland in seinem Nibelungenliede.
.\ber den Linienstil bilden englische
Künstler wie Walter C'rane | Abb. 474 auf
S. 588 1. Anning Bell, Aubrey Beardsley.
danische wie Tegner, Frölich, Heilmann,
Skovgaard, norwegische wie Gerhard
Munthe, holländische wie Nieuwenkamp,
\'eldheer, Derkinderen, deutsche wie
Sattler, Pankok, \'ogeler aus. Während
man in England das Bilderbuch grund-
legend umgestaltet | Walter Crane| und in
FVankreich neben dem durch Radierung
geschmückten Buche mehr das farbig
illustrierte pflegt, bilden die deutschen
Buchkünstler das Erbe der alten Formen-
schneider glücklich weiter, teils in ar-
chaistischer Weise | Melchior Lechter,
Emil Rudolf Wei^, Abb. 488 auf S. ÜOO:,
teils in freier Form [Ignatius Taschner,
Joseph Sattler, J. V. CissarzJ. Dem Lang-
holzschnitt gewinnt man, von dem japa-
nischen F'nrbenholzschnitt ausgehend,
neue Anerkennung [Lepere, Vierge,
Orlik]; die Künstlersteinzeichnung för-
dern englische, belgische, französische
und deutsche Kräfte. In Frankreich tra-
gen Steinlen, F'antin-Latour. Toulouse-
Lautrec, Lunois und Riviere, in Deutschland die Mitglieder des Karlsruher
Künstlerbundes, darunter A. von Volkmann, Langhein, Kampmann, Hoch, Hein
wesentlich dazu bei, da^ sich der Bildschmuck des Hauses im Sinne der neueren
Anschauungen umgestaltet [Steinzeichnung, Radierung). Der Karlsruher Künstler-
bund erstreckt seine Tätigkeit auch auf andere Gebiete, auf Plakate, Etiketten, Ver-
packungen usw. Darin folgen ihm begabte Künstler sehr bald und fast überall. D
In gewissem Sinne geht der äuftere Anstop, zu der Bewegung, die die Künstler-
steinzeichnung fördert, vom PLAKATE aus. Dieses erfährt durch den Altmeister
Jules Cheret in Paris in den neunziger Jahren seine Umwandlung. Nicht wie früher
bildlich, sondern flächenhaft dekorativ zu wirken wird die Aufgabe des Plakates,
der sich zahlreiche Kräfte in Frankreich. Belgien, Holland, England, Deutschland,
605
Abb. 4'.t3: riiiQ .Scliiiiuz-Uaudih in Cliarlottcnburi;,
Vase inUnterKlasurmalerci. Königliche Porzellan-
O manufaktur zu Berlin O
Österreich und nicht zuletzt in
Amerika zuwenden |vol. die Ab-
bildunn;en483 487 auf den Seiten
596— 599J. Die Aufmerksamkeit,
die man dem Plakate widmet,
zeigt anfangs etwas Übermaf^;
man erwartet von ihm als der so-
genannten'Kunst der Strafte' sehr
grofie erzieherische Erfolge für
den Kunstsinn der Menge. Das be-
stätigt sich in diesem Grade nicht ;
wohl aber erwacht durch die Be-
wegung auch in der Allgemein-
heit der Sinn für das STRASSEN-
BILD. den bisher nur ein kleine-
rer Kreis von Baukünstlern ge-
pflegt hatte [Camillo Sitte]. Die
künstlerische Umgestaltung der
Reklame, der Schaufensterdeko-
ration, der öffentlichen Beleuch-
tungskörper und Verkehrsmittel,
die Sorge für die Schönheit des
Straftenbildes, für den gärtneri-
schen Ausbau der öffentlichen
Plätze und vieles andere noch
[z. B. Denkmalspflege, Erhaltung
des Naturbildesj hängen eng mit diesen Bestrebungen zusammen. Wie sie, so kann
auch der Zusammenhang zwischen Plakat und dekorativer Malerei hier nur ge-
streift werden. Aber auch er tritt fast überall zu Tage; unter seinem Einflüsse
ändern sich die Anschauungen über die Grundsätze der dekorativen Malerei. Sie
verliert die Ähnlichkeit mit dem Tafelbilde, die sie früher besessen hat, und ge-
winnt dafür rein dekorative, flächenhafte Wirkung [siehe unten]. D
Ganz unmittelbar wirkt das Plakat auf den BUCHEINBAND ein. Man gestaltet
ihn anfangs in Frankreich plakatähnlich, indem man eine Darstellung über beide
Deckel und den Rücken zusammenhängend fortlaufen läßt. Aber diese Richtung,
die namentlich Naturmotive in japanisierender Auffassung wiedergibt [Marius
Michel], tritt schnell zurück vor der von England ausgehenden, die an die alten
Vorbilder anknüpft, sich aber bald zu voller Unabhängigkeit auswächst [Gleeson
White]. Cobden Sanderson, ursprünglich Rechtsanwalt, entwickelt sich in enge-
rem Anschlüsse an Morris zu einem Meister der Buchbindekunst und übernimmt
die Führung; die Oxford University Press und zahlreiche andere folgen. Auch
Franzosen, darunter Leon Gruel. Vor allem aber pflegen die Dänen den Buchein-
band durch Künstler wie Bindesböll, Tegner, Skovgaard, durch Ausführende wie
Anker Kister und Flyge. Englische und deutsche Verleger [z. B. George Bell & Sons
606
O Abb. 494: Hans von Heider in Stuttgart. Baderaum O
KRIEGER, DÄMON ET COLIN SÜCCR-S, PARIS
ERKER IN EINEM SPEISEZIMMER. 1900
in London, der Pan, Ku^on Die-
derichs und der Inselverla^f in
Deutschland! verwirklichiMi allf
die neueren Geilanken in ihren
\'erhi^s\verken, sowolil in Pa|)ier
und Druck, als auch im Einbände.
Tüchtige Kräfte unterstützen sii-
darin [vgl. die Tafel mit den Ein-
bänden von Walter Tiemann bei
S. 574]. Auch der Maschinenein-
band, der sotjenannte Verle^fer-
einband, und der gewöhnliche
Pappeinband wenlen so zu durch-
schnittlich recht guten [Paul Ker-
stan]. — Die Regsamkeit auf dem
Gebiete des Buchdruckes über-
trägt sich auf das des Akzidenz-
satzes und der kleinen Druck-
sachen, wie Bücherzeichen, Be-
suchskarten usw. Auch auf den
.Musikalientitel. D
Hand in Hand mit diesen Be-
strebungen geht der Aufschwung,
den die BÜCHERLIEBHAHEKEI
nimmt. Sie entfaltet sich nicht nur
in England und Frankreich, wo ü
Abb. 4;t.'>
Krit/ Schumacher in llamburi;. Protestantische
Kirche, Kmporcn. Dresden 1906 D
sie nie völlig erloschen, sondern namentlich in Deutschland und Österreich, wo
sie lange ganz zurückgetreten ist, zu neuer Blüte wieder. Die Ausstattung, die
öffentliche Büchersammlungen ihren Büchern geben, bleibt nicht ohneEÜnfluti auf
die Privatbibliotheken. Die FRAUENBEWEGUNG, die sich mit Vorliebe dem
Kunstgewerbe zuwendet und insbesondere auf dem Gebiete des Flachmusters den
Frauen neue Erwerbsquellen eröffnen will [ textile und graphische Künste], bemüht
sich, die Buchbindekunst den Frauen zu erschlicfien. G
Nicht unerwähnt darf auch bleiben, wie die LEDF-n^.ARBEITEN, insbesondere
die, welche man unter dem Sammelnamen Portefeuillewaren zusammcnfaf^t,
schon seit längerer Zeit, eigentlich schon ehe der konstruktive Stil allgemein in
die Erscheinung tritt, die glatten, klaren, feinen F'ormen, die Güte des Materials,
seine treffliche Verarbeitung, seine zweckmäf^ige Gestaltung zeigen. D
Nicht so rasch wie die Flächenkunst vermag die RAUMKUNST den neuen Ge-
danken zu folgen. Denn sie bedarf längerer Zeit um das Geplante in körperliche
Gebilde umzusetzen. In ihr hallt daher der Jugendstil noch einige Zeit nach. Einen
leichten Einschlag davon behält die FRANZÖSISCHE MÖBELKUNST insofern,
als sie das aus dem eifrigen Naturstudium Gewonnene gern auf das Mobiliar über-
trägt, dieses gern aus natürlichen Formen entwickelt oder damit ziert [vgl.
607
Al'b. 4'Mi: J. P. GroP^mann unü vf.^*
III I I '' I II U<' I
a
in Dresden. Architektonischer HausKartt-n
bei Seite 606 die Tafel mit dem Erker von Krieger, Dämon &: Collin SucC"]. Der
Pfadfinder ist darin Elmil Galle in Nancy mit seinen Eünlegearbeiten gewesen
[Abb. 490 auf S. 602 1; ihm folgt namentlich Louis Majorelle, ebenfalls in Nancy
[Abb. 491 auf S. 603|. Eine gewisse Stilhängigkeit nach dem Rokoko bekundet sich
übrigens in diesem NATURDEKOR auch. Die Pariser Schule, die sich längere Zeit
um Bing und sein Kunstgewerbehaus Art nouveau geschart hat, zeigt das weniger
stark [Abb. 492 auf S. 604], wenngleich die Erinnerung an die Königsstile des acht-
zehnten Jahrhunderts selbst aus den Erzeugnissen der scheinbar unabhängigen
Richtung noch hervorleuchtet. Das lehrt ein Blick auf die beiden hier eingefügten
Tafeln, deren jede ein Buffett der französischen Konstruktive wiedergibt, das eine
von Gaillard, das andere von Charles Plumet und Toni Selmersheim. Ein Ver-
gleich beider lägt auch das Gemeinsame und das Abweichende in der Auffassung
erkennen. Der aus der neuen Renaissance entspringenden Neigung, die Innen-
räume in sog. Terrakottafarben [stumpfes Grün, Blau, Rotbraun] zu stimmen,
setzen die Franzosen mit Glück die Blumenfarben [lichtes Rot, Grün, Lila] ent-
gegen. Bemerkenswert, aber in der nationalen Eigenart begründet ist es, da|3 die
französische Raumkunst nicht zu so einfachen sachlichen Gebilden gelangt, wie die
der germanischen Völker. Auch pflegen die Romanen nicht in solchem Maße das
polierte Möbel, sondern mehr das matt gehaltene [gewachste] aus Nußbaumholz
und aus wenig oder gar nicht gebeiztem Eichenholz. Die Vorliebe für dunkle
Hölzer wie Polisander und Ebenholz, oder für das Bemalen und Vergolden des
Mobiliars ist zwar in Frankreich sehr zurückgetreten, aber noch nicht erloschen.
Der ENGLISCHEN RAUMKUNST bleibt das Kräftige. Kernige, Großflächige
der Neugotik eigen. An sie knüpft die Tätigkeit cinesC.F.A. Voysey an, während
sich Baillie Scott mehr zu unabhängigem Gestalten durchringt [s. bei Seite 592
die Tafel]. Auch Ashbee und seine Schule. Dagegen schlägt Norman Shaw, wie
schon dargelegt, die Brücke zu jenem als Queen-Anne-Stil bekannten Typus der
606
Gl • GAILLARD, PARIS BÜFETT
ART NOUVEAU. 1900 D D
qT] CHARLES PLUMET UND TONY
'°K\ SELMERSHEIM. PARIS BÜFETT. 1000
Abb. 497: i\n)();>iUiiit/c, mU<T l.iiniiii; V'Mi .1 llriliicki tiitworfcn \iiii K. llofmaniilniitT, :iusi;cfuhrl
O in der k k. Anstalt für I-'rauenhausindustric (di'm frühfren Zt-ntralspitzi-nkurs) zu Wi<'n D
ciifTlischcn Wohnunfrscinrichtunjr. Ganz ihre eigenen Wcfre frchen eigentlich nur
die Schotten, insbesoiuiere die beiden Mackintosh, Charles R. Mackintosh und
Margaret Mackintosh-Macdonald in Glasgow : ihre ganz auf hell gestimmten Käume
(s.bei Seite 592 die Tafel] knüpfen mit ihrem au(>erordentlich feinen, zarten Dekor
in gewissem Sinne an die Sphärengestalten der Präraffaeliten an. D
Es ist überhaupt das Verdienst der englischen Konstruktive, daft sie HELLK
FAF^HEN in das Zimmer einführt. Das geht, wie schon weiter oben gesagt, zurück
bis auf die Anfänge der sogenannten englischen Bewegung. Besonders im Schlaf-
zimmer liebt man hellfarbig gestrichene M()bel; oft lackiert man sie und brennt
den Lack im Ofen ein um das Reinigen mit Wasser und Lappen zu ermöglichen
und so einer Forderung der Gesundheitslehre zu genügen. Aus dem gleichen
Grunde bevorzugt man die Bettstellen aus Eisen und Messing. D
Lichte, in hellen Farben bedruckte Kretonne und Musseline vervollständigen
den klaren, frischen, freundlichen Eindruck solcher Räume. Im Einklänge damit
steht das FARBIGE BEIZEN der M»)belhölzer. Sowohl Eichenholz, als besonders
Weichhölzer, vornehmlich Nadelholz, beizt man grün oder rot und überzieht sie
dann mit einem festen klaren Lack, so daP; die ganze Textur des Holzes unver-
ändert sichtbar bleibt, ja sogar noch deutlicher zum Vorschein kommt. Die eng-
lische Konstruktive bevorzugt im übrigen noch immer das altgewohnte dunkle
Mahagoni und die dunkelgebeizte Eiche, seltener Helleiche, Citronholz und Ahorn,
öfter dagegen die amerikanische Harzfichte, die Pitchpine. D
Die Vorliebe der Engländer für Messing tritt auch in den MÖBELBESCHLÄGEN
zu Tage. Schon während der Anfänge der englischen Bewegung zeigt sich das,
beispielsweise in den schlichten, aus den einfachsten gotischen P'ormen heraus
entwickelten Möbeln aus grün gebeiztem Eichenholz, die man in den neunziger
Jahren fertigt und durchgehends mit blankem oder gehämmertem und dann
meist oxydiertem Messing beschlägt. Oft erscheinen an diesen Möbeln breite
Bänder mit Durchbrüchen und leichter Treibarbeit. Dem Mobiliar aus dunklem
39 • Geschichte des Kunstgewerbes. II.
609
Abb. •»•.<>.
jc \Lidi- m Wiimar Tafcltfc-schirr in W'eit^ mit Gold, ausgeführt von der
O Königlichen Porzellanmanufaktur zu Meigen 1903 D
Holze, besonders dem Mahagonimobiliar gibt man dagegen immer Beschläge aug
geschliffenem oder poliertem Messing. Nur für Möbel aus dunklem Eichenholz
wendet man Kupferbeschläge an, aber so gut wie niemals eiserne. Diese Eigen-
tümlichkeiten, insbesondere das Bevorzugen des Messingbeschlages, übertragen
sich auch auf das Festland, nur daf; Frankreich den vergoldeten Bronzebeschlag
und Skandinavien den blankgeschliffenen Rotgufi an Stelle des Messings setzt.
Obwohl London der Hauptmarkt für überseeische Hölzer ist, wenden die engli-
schen Möbeltischler sie doch nicht so stark an. Dagegen haben die BELGIP^R ihre
engen Beziehungen zum Kongostaate benützt und von dort das tiefrote Paduck-
holz eingeführt, das sowohl matt wie poliert einen klaren, kräftigen, wenngleich
etwas dunklen Farbenton in den Raum hineinträgt. Sehr zu beachten ist, dafi die
konstruktive Richtung zwar anfangs lebhaftesten Widerhall in Belgien findet, daß
sie aber mit der Zeit mehr und mehr zurücktritt. Der Belgier Henry van de Vclde,
der die konstruktive Bewegung in seiner Heimat wesentlich mit eingeleitet hat,
lebt seit Jahren in Deutschland, wo sich ihm besonders in Weimar ein Wirkungs-
kreis erschlossen hat [vgl. S. 597]. D
Um so stärker hat sich der konstruktive Stil in HOLLAND entwickelt, wo sich
ihm Künstler wie H. P. Berlage und Jac van dem Bosch, oder Thorn-Prikker und
Penaat, und Werkstätten wie Het Binnnenhuis und de Woning mit Frfolg verbun-
den haben 's. Abb. 506 auf 8.619;. Auch hier bekundet sich wieder ein Anknüpfen
an diebodenständige Überlieferung; sowohl in der Baukunst, wie im Kunstgewerbe
haben die im konstruktiven Sinne arbeitenden holländischen Künstler mit Erfolg
auf heimische Errungenschaften zurückgegriffen und diese selbständig weiterge-
führt. Zustattengekommen ist ihnen die Neigung ihrer Landsleute zum P'igenhause.
610
M
MARMORDIELE PETER
BEHRENS • BERLIN 1906
In mancherlei der schottischen Art verwandt erscheint die WIKNKK SCHULE.
Nur geht sie in ihrem Bestreben, alles auf die einfachsten Formen, auf Quadrat,
Viereck, Kreis, Ellipse und auf die über diesen Grundflächen entwickelten kcirper-
lichen Gestalten zurückzuführen, weiter als alle anderen. Dazu liebt auch sie klare
Farben, aber auch starke Farbenge^ensätze; insbesondere stellt sie gern helle
Farbentöne gegen tiefe und satte, selbst weiP> gegen schwarz. Die führende Rolle
haben Josef Hoffmann und Kolo Moser innc [s. Abb. 504 u. 505, S. BIG u. (517 ]; die
von ihnen geleitete Wiener Werkstätte vereint sie und die zahlreichen Vertreter
des konstruktiven Stiles in Österreich, Otto Wagner und andere Architekten, nicht
minder auch Maler und Bildhauer sind ihr verbündet. Auswüchse sind auch dieser
Schule nicht erspart geblieben durch jüngere Kräfte, die in gesucht simplen For-
men den sog. BRETTKKKISTENSTIL gezeitigt haben. Man kann ihn als eine Art
[überwundenen] Jugendstil der österreichischen Richtung betrachten. D
Die Wiener Schule hat wiederholt in Schöpfungen umfangreicher Art, in Villen-
kolonien |z. B. auf dem Kahlenberge bei Wien], in Schlof>bauten und Arbeitersied-
lungen ihre Lehren in einheitlicher F'orm zum Ausdrucke bringen können. Auch
bieten ihr die Ausstellungen der Sezession und der Kunstschau in Wien regelmäßig
Gelegenheit, ihre Errungenschaften öffentlich zu zeigen. Beides hat den kon-
struktiven Gedanken in Österreich weit verbreitet. — Die Wiener Kunstgewerbe-
schule vertritt in der Hauptsache die Lehren der ganzen Gruppe. D
Auch Joseph M. Olbrich [ 1867-1909] ist aus der Wiener Schule her\'orgegan-
gen ; er hat bis zu seinem Ableben engen Zusammenhang mit ihr immer bekundet,
wenngleich er im Laufe seiner Entwicklung, namentlich während seiner Wirksam-
39* 611
keit in DARMSTADT, nicht mehr so
ausschhot->hch die abstrakte Rich-
tunjT verfoljTt hat. wie seine Wiener
I'roundc. Kr liat im ric<fcnteil (■>fter
ein Anleimen an Naturformcn ge-
schickt mit cingoflocliton. Niemals
aber hat seiner Raumkunst der Zug
ins Grofte gefehlt. Ganz der natur-
hängigen Richtung hat von den
Darmstädter Künstlern Hans Chri-
stiansen angehört, jetzt in Paris,
während sich Peter Behrens [jetzt in
Berlin, s. die Tafel Marmordiele bei
S. 610] ohne irgendwelches Abwei-
chen streng in der reinen Konstruk-
tiven bewegt. Auch er entwickelt
seine Raumkunst aus den einfachen
Grundformen, besonders gern aus
Quadrat und Kreis, heraus. Nicht mit
derselben Ausschliejilichkeit ver-
folgt Albin Müller in Darmstadt eine
mehr vermittelnde Richtung. D
Von den MÜNCHENERN pflegt
Richard Riemerschmid eine sehrge-
mäfiigte, klar abgewogene, reine
Konstruktive mit leichtem Anklänge
an die anknüpfende Richtung [s. die Tafeln bei den S. 582 u. 590|. Diese Anklänge
treten in dem, was Bruno Paul [jetzt in Berlin] schafft, zuweilen noch viel weniger
zutage, während sie Karl Bertsch eher noch erkennen lägt |s. die Tafel bei S. 588].
Die Münchener Raumkünstler haben sich in ihren von F. A. 0. Krüger geleiteten
Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk die Möglichkeit erschlossen, ihre
Gedanken auf die ihnen vorschwebende Weise in die Tat umzusetzen. Eine große
Reihe von Kräften geht mit ihnen oder neben ihnen einher, Hermann Obrist,
K. E. von Berlepsch. Adalbert Niemeyer, Wilhelm von Debschütz und viele andere.
Die reinste Konstruktive pflegt Henry van de Veldc in WEIMAR; das statische
Moment, das streng logische Verfolgen der Linien prägt er am deutlichsten aus
fs. die Tafel bei S. 582]. In BERLIN huldigt Bruno Möhring in seiner Raumkunst
einer gemäßigten unabhängigen Richtung [ vgl. Abb. 472 auf S. 586], während Alfred
Grenander [Abb. 473 auf S.487] mehr das konstruktive Moment betont und andere
wieder ein Anklingen an den jüngsten historischen Stil oder aber auch ein streng
hliches Gestalten lieben [s. die Tafel Weiß und Geßner bei S. 586{. fiine um-
. .jreiche und nachhaltige Tätigkeit entfaltet Bruno Paul in Berlin; er leitet die
L r.terrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums, an der ft^mil Doepler
derJüngere, Alfred Grenander, EmilOrlik, OttoRieth, Emil Rudolf Weiß und zahl-
612
Abb 500: Wilhelm Luc.is v Craiiach in Berlin. S<hmuck
\Q~Pi ALBERT DAMMOUSE
j^KJ VASE IN STEINZEUG
in licrlin. Scliinuck
reiche andere tätiu sind. Die DKKSDKNKR {'iKUI'PE,
Seite 597 bereits j^enannt, verfolgt im all^^emeinen ähn-
lirlie RichtiintJ wie die Berliner [siehe die Tafel mit der
Diele von Oswin Hempel bei S. 598 und die Tafel mit
dem Kirchenraum von Schumacher bei S.6()4'. Durch-
aus der anknüpfenden Richtung,' j^ehcirt Paul Schult/.e-
Naumbur^ in Saaleck an. Kr führt durch seine Saal-
ecker Werkstätten seine Kntwürfe selbst aus. wäh-
rend die von Karl Schmidt geleiteten Dresdener Werk-
stätten für Handwerkskunst mit einer Kroficn Kcih
von Künstlern, auch auf>erdeutschen, in X'erbindun
stehen [vjjl. z. B. die Tafel Haillie Scott und Mackintosh
bei S. 592, die von den Dresdener Werkstätton auf-
geführte Arbeiten zeigt). Von den deutschen Hans«
Städten haben sich namentlich Haml)urg '(iruppr (i<r
Kunstgewerbeschule I und Bremen der konstruktivtii
Bewegung angeschlossen [s. die Tafel mit der Diele
von Emil Högg bei S. 580 1. □
Bei der grof,en Tatkraft, mit der die Deutschen den
konstruktiven Stil ausgebildet haben, versteht es sich
fast von selbst, da(> sie auch die Zahl der verwendet!
Materialien vergröf^ert und zahlreiche Krrungenschai-
ten des Auslandes dem konstruktiven Stile unterworfen haben. Gelb gebeiztes
Birkenholz, grau gebeiztes Ahornholz, riUlich gebeiztes Mirnbaumholz werden mit
Erfolg verarbeitet. Das Holz der Lärche und der Zirbelkiefer, der Hüster und
IMatane, der Buche und E!ibe hat man ausgiebig herangezogen, auch das ungeheizte,
also ganz hell wirkende Ahornholz. Des Weiteren bedient sich aber auch gerade
die deutsche Konstruktive der farbigen Gesteine, insbesondere der vielen Arten
von Marmor undSerpentin, mit Erfolg für festliche Räume. Wirkungsvoll gesellen
sich dazu Hölzer wie Paduck, Polisander, Mahagoni und Teakholz, oder Eiche,
Cedern-. Ahorn- und Rüsternholz. In Deutschland hat man auch zuerst im Groften
den Versuch unternommen, im Sinne des konstruktiven Stiles MASCHINEN-
MÖBEL herzustellen, d. h. Möbel von solch einfachen, aber doch künstlerischen
F'ormen, da(^ sie sich zum überwiegenden Teile mit der Maschine, also in großer
Zahl und damit billig anfertigen lassen. P'ür sie haben namentlich Richard
Riemerschmid und Bruno Paul [Typenmöbel | Entwürfe gezeichnet. D
Nicht aufter acht zu lassen ist, welch starken Einfluf, die DEKORATIVE MA-
LEREI und BILDNEREI auf die neuere Raumkunst genommen, aber auch von ihr
empfangen hat. Die Wandteppiche und Glasfenster der frühesten konstruktiven
Richtung unter Morris und Burne-Jones lassen schon diese Wechselwirkung klar
erkennen und die spätere dekorative Malerei eines Puvys de Chavanne, Ludwig
von Hofmann, Gustav Klimt u. a. nicht minder. Das farbige Glasfenster erfährt
unter dem neuen Stil eine starke Umwandlung; nicht mehr jenes Bemalen des
Glases herrscht vor, das den Vorwurf als Bild von körperlicher Wirkung darzu-
613
stellen sucht, somlern weit iiiolir die KrNST\'i;R(iLASUN(i, die eine rein deko-
rative Wirkunj^ mit fnrbijjen (.ilasfliiehen und lilasflüssen erzielen will. Das Vi)r-
j^ehen der Amerikaner j;ab den Anstofv Sie schufen sich in ihrem Opaleszentglas,
das man gewann, indem man verschieden gefärbte Glasflüsse in erhitzte eiserne
Mulden JJof^ und mit Hirkenruten schlug, ein Glas von durcheinander flicl-^enden
Farben. Daraus schnitt man die zum musivischen Zusammensetzen benötigten
Stücke aus und verband sie wohl auch mit Muschelschalen, Hachkieseln und
anderen Mineralien |s. bei Seite 594 die farbige Tafel mit dem Fenster von Lewis
Comfort Tiffanyl. Das amerikanisciie Beispiel erweiterte schnell die Lehren, die
die konstruktive Bewegung aus den Arbeiten von William Morris und seinen
F'reunden gezogen hatte; in der Folge hoben namentlich französische, englische
und deutsche Künstler das farbige Hausfenster über die Kunstverglasung hinaus
zum dekorativen Kunstwerke. Das Glasmosaik ist auf diesem neuen Wege erst
langsam und zögernd gefolgt; in der Hauptsache verharrt es noch bei der alten
bildlichen Darstellung und nur die musivischen Arbeiten aus allerlei Stücken von
Stein. Glas und Fayence, wie sie sich für Kamine und Wandverkleidungen ein-
geführt haben, schliefen sich der konstruktiven Linie an. D
Nach vielen Richtungen hin ist der neuen Raumkunst Bahn gebrochen worden.
Vor allen Dingen hat man sie nicht auf das Privathaus und seine Räume be-
schränkt, sondern man hat sie [wenn auch noch etwas zurückhaltend j für kirchliche
Bauten und jum so stärker] für die öffentlichen Räume des Staates und der
Gemeinde herangezogen, ihr auch in den Arbeiterkolonien und Gartenstädten, in
den Verkehrsanstalten und Verkehrsmitteln ein weites Feld eröffnet. Der Garten
hat sich ihrem Einwirken nicht entziehen können |Abb. 496 auf S. 008 1; als Fort-
setzung des Hauses hat man ihn, wie in früheren Stilperioden, der architektoni-
schen Gestaltung unterworfen. Schließlich hat auch der F'riedhof den Einfluft der
neuen Richtung erfahren; eine neue Grabmalskunst ist ihm erwachsen [s. die Tafel
bei S. 590] und die Waldfriedhöfe suchen die künstlerischen Mängel der sonst üb-
lichen Begräbnisstätten zu vermeiden. Ähnlich die Krematorien und Urnenhallen.
Mehr vielleicht als in Österreich und England sind dem konstruktiven Stile in
Deutschland die verschiedensten ÖFFENTLICHEN AUP'GABfclN zugefallen, ins-
besondere Einrichtungen von Gerichts- und Verwaltungsgebäuden, von Amts-
zimmern und Amtswohnungen, von Bibliotheken und Vcrsammlungshäusern, von
Bahnhöfen, Bahnwagen und Schiffen. D
Auf dem Gebiete der GOLDSCHMIEDEKUNST hat der konstruktive Stil sich
nur langsam durchgesetzt. Die historischen Stile mit ihrer reichen Ornamentik
geben zum Entfalten von Glanz, Pracht und Reichtum weit mehr Gelegenheit als
der konstruktive, und da man im Publikum von den Waren der Edelschmiede noch
immer nicht den Gedanken zu trennen vermag, daPi sie möglichst prunkhaft und
prachtvoll den Wert ihres Materiales zur Schau tragen müßten, so kommt es zu-
meist nur zu Arbeiten im dekorativen Stile. In gewissem Sinne hat diese Zurück-
haltung des Publikums auch ihren Grund darin, daß die meisten Geräte, die man im
Sinne des konstruktiven Stiles aus edlen Metallen hergestellt hat, dieses Material
in einer fast gesucht schlichten Weise verwenden, wie z. B. die zahlreichen eng-
614
GEOHCKS MOIM-
«Lüuui U'Ji,5I.l,T
HEINZ MÜLLER
KONSTANTIN STARK
AUGUST
DEUTSCHE
MEDAILLEN
Abb. öO'J und 5ü;J: Hermann Hahn in Miinclien. (.;ei{t)hsL'ne Medaille, Vorder- und Kiickseili
lischen Arbeiten aus gehämmertem und oxydiertem Silber von Ashbee |Abb. 499
auf S. 61 1|, Rathbone, Nelson Dawson und der Birmingham Guild of Handicraft.
Der farbige Halbedelstein, ferner auch Perlmutter, Hörn, Elfenbein, Walro|^zahn
und Bernstein werden als Schmuckmittel herangezogen, vor allem aber der
SCHMFILZ. Diesen jedoch führt man nicht in scharfen Umrissen aus, sondern in
weichen, halb ineinanderflie|-^enden Tönen; auch translucid ohne Untergrund.
Alexander Fisher in London erringt sich darin einen Namen. Doch vermag die
f ranz(')sischc Goldschmiedekunst dieser Richtung nicht und die deutsche und öster-
reichische auch nur spärlich zu folgen, während skandinavische Kdelschmiede,
auf ihrer Volksüberlieferung füllend, sich ihr sehr wohl anzugliedern wissen. D
Im allgemeinen zeigt sich im GERÄT aus Edelmetall eine langsam umsich-
greifende Abkehr von den grof>en, monumental gehaltenen, figurenreichen Auf-
sätzen und dafür das Bestreben, rein sachlich gestaltetes, in liebevoller Klein-
arbeit durchgeführtes Gerät zu fertigen. Damit und mit der Rückkehr zur dekora-
tiven Verwendung der Pflanze gewinnt die Goldschmiedearbeit wieder material-
gerechten Boden; es entstehen nicht nur in England, sondern auch in Deutschland
[Ernst Riegel in Darmstadt, Karl Grof, in Dresden] und in Österreich [Josef Hoff-
mann, s. Abb. 470 und 471 auf den S. 584 u. 585 1 Arbeiten, die dies mustergültig
belegen. \'or allem kommt es ganz allgemein nicht mehr zu solchen Goldschmiede-
arbeiten (wie einst in der Zeit der neuen Renaissance], von denen man sagen
könnte, da^ sie in gegossener und vergoldeter Bronze ebensogut zu Recht be-
stünden. Von verschiedenen Seiten, von englischen, französischen, deutschen und
österreichischen Künstlern, sind die Bestecke und sonstigen Tischgeräte um-
gestaltet worden. .\ber nicht alles von dem so Geschaffenen hat sich eingebürgert.
Im SCHMUCKE haben die englischen Künstler den gleichen Weg wie im Geräte
eingeschlagen und das oxydierte Silber, das matte Gold, den ineinanderfließen-
den Schmelz eingeführt. Die Arbeiten muten zuweilen etwas schwerfällig und un-
gewöhnlich an; sie segeln nur zu einem Teile im Fahrwasser der abstrakten Rich-
tung, zum anderen folgen sie der naturhängigen, indem sie schlichte natürliche
615
Abb. 504: Josef Hoffmann in Wien. Herrenzimmer
Vorbilder stilisieren und weiterbilden. Die Franzosen hingegen gestalten, ganz
der Entwicklung ihres Kunstgewerbes entsprechend, ihren Schmuck durchaus
naturhängig. Ihr fähigster Kopf, Rene Lalique und die, die neben ihm und mit ihm
streben, wie ein Feuillätre. Falize und andere, bilden aus dem natürlichen Objekt
heraus den Schmuckgedanken: aus Blüten und Blättern, aus Kidechsen und
Schlangen, aus Köpfen und menschlichen Gestalten [vgl. die hier eingefügte
Tafel mit dem Schmuck von Lalique]. Aber nicht auf Gold und Silber bleibt diese
Kunst beschränkt, nicht den Diamanten allein zieht man heran, sondern vor allen
Dingen erstrebt man farbige Wirkung, indem man alle farbigen Edelsteine und
Halbedelsteine, den Schmelz in jeder Form, endlich aber auch noch Schildpatt und
gefärbtes Hörn, Elfenbein und Perlmutter wie alles sonst noch benutzt, was ge-
eignet ist, dem Schmuck farbige Wirkung zu verleihen. Verwandte Bahnen, aber
in eigener Weise, verfolgt der deutsche Maler Wilhelm Lucas von Cranach [Abb. 500
u. 501 S. 612 u. 613]. Auch die österreichischen und deutschen Goldschmiede, ins-
besondere die Münchener [Rothmüller u. a.j, verwenden in ihren Arbeiten den far-
bigen Stein und bemühen sich ganz allgemein, im Schmucke erhöhte Farben Wirkung
zu erzielen. Dieses Streben unterstützt in gewissem Sinne der Umstand, daß es
gelungen ist, farbige Edelsteine auf künstlichem, synthetischem Wege aus den-
selben Stoffen herzustellen, die die natürlichen bilden. Die synthetischen gleichen
616
•<^K
SCHMUCKSTi'CK IN ELFENBEIN UND EMAILLIERTEM SILBER
RENfi L.\LIQUE, PARIS • KUNSTGEWERBEMUSEUM IN BERLU
D
\hn ju5: Kolo Moser in U'ii-n KriihsUirk»zinim<T
deshalb in allen ihren Eigenschaften den natürlichen farbigen Edelsteinen. Dennoch
haben sie trotz ihres billigeren Preises deren Wertschätzung nicht vermindert.
Wohl aber haben sie dazu beigetragen, daH; man sich der farbigen Steine jetzt
mehr bedient und nicht nur des farblosen Brillanten. D
In der Verarbeitung der UNEDLEN .METALLE führt die englische Bewegung
zunächst zu einer Umgestaltung der Beleuchtungskörper. Man erkennt in England
zuerst, mit welch leichten Stoffen als Brcnnkörpern man es zu tun hat; daf> das
Gas nur der Zuleitung durch die wenig gewichtigen Röhren, die Elektrizität nur
der dünnen Drähte und Schnüre bedarf. Diese Zuleitungen verwertet man kon-
struktiv; so gelangt man unter derF'ührung der bekannten Firma Benson in London
zu außerordentlich leichten, gefälligen Gebilden aus blankem Messing und Kupfer.
Dies Beispiel bewirkt schlief,lich auf dem Festlande, daf> man für elektrisches
Licht die alten, schweren, gleichsam konzentrierten Beleuchtungskörper in ein-
zelne, nach dem Bedürfnis verteilte Körper an dünnen Schnüren auflöst [Riemer-
schmid], oder für Gasbeleuchtung Formen mit feinen, geschwungenen, gefälligen
Linien der Röhren wählt [van de Velde'. Auch Frankreich versucht zu folgen,
indem es Beleuchtungskörper in Bronze giefit, die an Naturstudien sich anlehnen.
617
In Deutschland entwickelt sich das Treiben in Kupfer, Tombak und Messinj^. anfän«^-
lich initer längerem Nachwirken des.lujrendstiles, zu ansehnlicher IKihe, nicht nur
für HeleuchtunjTskörper, sondern auch sonst für Gebrauchs- und Zier|Tegcnstände
und insbesondere auch für Heizkörpcrverkleidunjrcn. DerBronzcguti fol^t unter
künstlerischer Leitunji. Die Kunstsciuniedearbeit gewinnt neue Aufgraben auf
Grund eines foljjerichtij; durchj^eführten Materialstiles. Gerade sie entwickelt sich
in Deutschland und Osterreich, weil da der dekorative Stil treffliche Kräfte heran-
gebildet hat. Neue Arbeitsstoffe kommen hinzu |vgl. bei S. HIH die Tafel Gaul mit
dem von Gebrüder Armbrüster in Duranametall geschmiedeten Adler]. D
Der Bronzegu(> hat wesentliche Förderung durch die ERNKUKKUNG DKR
MEDAILLE erfahren. Sie hat sich in Frankreich vollzogen, wo sie David d'Angers
und Hubert Ponscarme vorbereitet, Oscar L. Roty, Chaplain, Degeorge, Dupuis,
Dubois. Charpentier, Vernon, Peter u. a. vollendet haben. Sie rücken an Stelle der
seit dem achtzehnten Jahrhundert üblichen geprägten Medaille mit ihrem hohen
Rande, ihrer polierten F"läche, ihrem hartabgesetzten Relief, ihrer steifen Druck-
schrift die gegossene Medaille ohne Rand, ohne blanke Fläche, mit monumentaler
Schrift und mit weichem Relief, das, wesenseins mit dem Grunde, organisch aus
ihm herauswächst. An die Stelle der verbrauchten Allegorien tritt das lebensvolle
Empfinden der Gegenwart. Diesem Stile paßt sich auch die geprägte Medaille
schnell an. Zahlreiche österreichische und deutsche Künstler sind in der Folge
den gleichen Weg gegangen, Scharff, Kowarczik, Bosselt, Hahn, Römer, Dasio,
August Vogel, Adolf von Hildebrandt, Gaul. Morin u. a. |vgl. Abb. 502 und 503 auf
S. 615 und die Tafel bei S. 614|. Dieses V^orgehen hat seinen Einflufi auf den
Bronzeguß, insbesondere auf das Bronzegerät, nicht verfehlt. Man sucht in ihm
durch einfache, ruhige Flächen, durch konstruktive F'ormen zu wirken. D
Wie man im Mobiliar sich mit Erfolg bemüht hat, die MASCHINE zum Gestalten
heranzuziehen [das gebogene Möbel ist schon eine Art Vorläufer der konstruktiven
Bewegung), so noch viel mehr im Metall. Es kommt hier unter dem Einflüsse der
konstruktiven Lehren zu einem klar ausgeprägten MASCHINENSTILE, der in der
Genauigkeit der Arbeit, in der Klarheit, Schlichtheit und Zweckmäßigkeit seiner
Formen, in den blanken, glatten Flächen, vielfach in Verbindung mit Glas und
anderen Einlagen, sich ein hohes Ziel steckt und es auch erreicht. Vielleicht ge-
rade hierin feiert der konstruktive Stil seinen höchsten Triumph; denn ganz im
Sinne der Forderungen, die das Leben und die Gegenwart stellen, wendet er
sich der Maschine zu, nicht um Handarbeit vorzutäuschen, sondern um mit der
Maschine, klar ihrem Wesen entsprechend, neues zu gestalten, neue künstlerisch
hochstehende und doch billige Erzeugnisse zu gewinnen. Die großen Gebiete der
Beleuchtungskörper [einschließlich der Straßenbeleuchtungen], der Heizkörper-
verkleidungen, der Dauerbrandöfen usw. geben auf Schritt und Tritt Belege für
diese Errungenschaften des konstruktiven Stiles. D
Das Gebiet der EINLAGEN, der MONTAGE ARTIKEL, vermag der neue Stil um
so mehr zu beherrschen, als er die Einlage, wie z. B. in der Uhr. im Beleuchtungs-
körper, im Ziergefäß, in der Kartenschale, immer als das behandelt was sie ist,
nämlich als die Hauptsache, die durch die bescheiden zurücktretende Fassung nur
618
r^ — \ AUGUST liALl.,
'^'■*-! BRONZE.\DLER
■'B<J
AOL). J<»>: Kaum au» M'-t Kiiiiu-nhui-- in Ain-t'-: ■) iin. Muii< l \ on ii. \\ . Mdi, i.piMrii nun tffu'uiur.y.-
O korpiT von Jac van di-m Mosch, Kamin von .lac van dem Hosch und 11. V. Hcrlaijo D
erhöhte Wirkung erlangen soll. — Auch das ZINN erfreut sich wieder größerer
Aufmerksamkeit. In Krankreich widmet sich ihm namentlich K. Hrateau, in Deutsch-
land Karl Gro(>. Unter dem Kinflusse franz(')sischer Arbeiten und heimischer
Künstler entwickelt sich in Deutschland eine ausgebreitete Kunstindustrie in Zinn,
die eine grof>e Zahl brauchbaren Tafel- und Ziergerätes liefert (Kayser/inn]. D
Eine gewaltige Umgestaltung erfährt unter der Herrschaft des konstruktiven
Stiles die KHK.AMIK. Hier entfalten sich drei Richtungen, eine tektonische, die im
wesentlichen anknüpfende Neigung verfolgt, eine malerische, die sich in der Haupt-
sache an die Natur anlehnt, und eine auf chemisch-physikalische Errungenschaften
gestützte, ganz unabhängige Richtung, die sich am treffendsten noch in dem fran-
zösischen Worte arts du feu, Feuerkünste, bezeichnet findet. Die tektonische Rich-
tung sucht die F"orm auf das Schlichte, Sachliche, Klare hinzubringen; die male-
rische Richtung bildet vornehmlich einen materialgerechten, etwas naturalisti-
schen Dekor heraus, die Feuerkünste endlich führen zu den geflossenen und
kristallisierten Glasuren, den Schillerfarben und Lüsterschmelzen. D
In der KUNSTTÖPFERKI kehrt die TEKTONIK zu den einfachen Formen der
west- und ostasiatischen Steinzeuge und Porzellane zurück ; ganz allgemein wendet
man sich von den reichgegliederten Renaissance- und Barockformen ab und noch
mehr von denen des Rokokos. Für sich allein bekundet sich die tektonische Rich-
tung wesentlich nur in der Fayence und im Irdengut. worin sie durch englische,
619
Abb. 507: [Links] Hermann Obrlst in München.
a Stickerei O
Abb. 508: (Rechts) Floronco Jossie Mosel, Grune-
D wald bei Berlin. Stickerei D
belgische und deutsche Kräfte treffliches hervorbringt |vgl. unten). Sonst aber
verknüpft sie sich meist mit den beiden anderen Richtungen, indem sie diese zu
einfachen, klaren, sachlichen Formen hinführt. D
Die MALP:RISCHP: RICHTUNG entwickeltsichunterdemVorgangederSkandi-
navier [Pietro Krohn und Arnold Krogh in Kopenhagen) als eine aus dem Studium
der Japaner hervorgehende UNTERGLASURMALEREI, die sich der Spritztechnik,
d.h. des Aufspritzens der flüssigen Farben mitPrefiluft bedient um überaus zarte,
feine und stimmungsvolle Farbentöne zu erzielen. Die Art, wie die dänischen
Porzellanmaler die einfachen Motive ihrer Heimat mit dem größten Erfolge in
Unterglasurmalerei übertragen )Abb. 511, S. 622], dient allen Porzellanmanufak-
turen mit wenig Ausnahmen als Richtschnur. Insbesondere führt Schmuz-Baudiß
in Berlin dieseTechnik in Verbindung mit weiteren zu neuen Hörfolgen jAbb.493 auf
S. 605]. Auch sonst zieht man die Unterglasurtechnik heran, z. B. zur Ausstattung
neuer Gebrauchsformen jAbb. 498 und 513 auf S. 610 und 624). Ebenso bedient sich
die Porzellankleinplastik, die sich ihre Aufgaben sehr zeitgemäH» stellt ) Kinder,
Tiere usw.', der gleichen Farbentechnik. Die KJinigliche Porzellanfabrik in Kopen-
hagen, die zuerst die Unterglasurtechnik eingeführt und durch zahlreiche, für sie
tätige Künstler und Künstlerinnen weiter ausgebildet hat, sie hat damit im Zu-
sammenhange auch der neuen Porzellanplastik die Richtung gegeben. Wiederum
sind es nur die Tiere der Heimat gewesen, die die dänischen Künstler, besonders
Lijsberg, gefesselt haben. Die Unterglasurtechnik hat aber dabei zu einem Los-
lösen von der naturgetreuen Bemaiung und so zu einer freien, künstlerischen Auf-
fassung geführt. Diese hat alle anderen Porzellanmanufakturen und die für sie täti-
gen Künstler beeinflußt, besonders Rörstrand [Abb. 51 2 auf S. 623), Berlin, Meif3cn,
Nymphenburg und die Manufaktur von Bing und Gröndahl in Kopenhagen. Neuer-
dings sucht auch Porsgrunds Porzellanfabrik in Kristiania dieser Richtung zu
folgen. Nur in Holland [Rozenburg) hält man an einem [künstlichen] Eierschalen-
porzellan fest, das man in malayischen Motiven dekoriert. D
Die CHEMISCH-PHYSIKALISCHE RICHTUNG knüpft anfangs auch an die
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Chinesen und Japaner, an ihre geflossenen und gekrackten Glasuren an. Bereits
der französische Bildhauer Flugene Carries verfolgt ein ganzes Künstlerleben hin-
durch diese Probleme; dasSteinzeugkommt wieder in Aufnahme; Dammouse, De-
laherche, Bigot u. a. in Frankreich, Scharvogel, Seidler. Mutz Vater und Sohn in
Deutschland folgen [vgl. bei S. 612 die Tafel Dammousej. An die geflammten und
geflossenen Glasuren schlief,en sich die kristallisierten an. die im wesentlichen
auf der Bildung von Willemit- und Rutilkristallen in der Porzellanglasur beruhen.
Zinkverbindungen ergeben Willemit, Titanverbindungen Kutil. K()|)enhagen, Kör-
strand, Berlin und andere Manufakturen vermögen hier Krfolge zu erzielen [vgl.
auf der F"arbentafel hier das Porzellangefäf^ von Heinecke mit kristallisierter
Glasur). Endlich sucht man durch gekrackte Glasuren, insbesondere durch meh-
rere Glasuren übereinander, Neues zu erreichen. Auch da geht Kopenhagen
wieder voran [ siehe bei S. 622 die Farbentafel mit dem Porzellangefäft in Schlangen-
hautglasur]. Die französischen Porzellankünstlcr. namentlich die von Sevres
zeichnen sich durch Emaillen auf Porzellan aus jTaxileToat], die sie auch in durch-
brochenen Gefäf^en anzuwenden wissen. Leonard gibt durch sein Schärpenspiel
der \'erwendung von Porzellanfiguren als Tafelzierde neue Richtung. D
Der Anteil, den die Franzosen an der Wiederaufnahme des STEINZEUGES
haben, ist ein bedeutsamer. Gerade der Umstand, daf^ sie sich ihrem Gres, ihrem
Steinzeug so eifrig widmen, dafi auch zahlreiche ihrer Künstler plastische Eint-
würfe dafür liefern, zu deren Ausführung es an tüchtigen Praktikern nicht ge-
bricht [z. B. Emile Müller in Ivry], das alles trägt dazu bei, daf> sich das Steinzeug
so rasch wieder einen ausgedehnten Platz in der modernen Keramik erobert.
Nicht aufter Acht zu lassen ist dabei, daf> in Frankreich die Öffentlichkeit diese Be-
strebungen kräftig fördert. Dadurch gelangen die Arbeiten der keramisch tätigen
Künstler zu ganz anderem Ansehen. — An die Lüsterfayencen eines Clement
621
Abb .Ml: F'orzellane mit UntcrKlasurmalereien aus (icr Königlichen Porzellaiifabrik zu Kopcnhau-n
Massier [vgl. 8.569] knüpft in gewissem Sinne der Däne Kaehler in Naestvaed mit
seinen zumeist rot lüstrierten Steinzeugen und Fayencen an. G
Im IRDEXGUT schlägt Max Laeuger in Karlsruhe, neben dem Marie Schmidt-
Pecht in Konstanz ihre besondere Technik entwickelt, neue Wege durch Verzie-
ren mit Tonschlicker ein. In ähnlicher Weise versteht man es in England, der
FAYENCE und dem STEINGUT?] neue Reize abzugewinnen. Zustatten kommt
den englischen Kunsttöpfereien, daf; sie viel früher als die festländischen aus der
ostasiatischen Keramik gründlich gelernt haben. Ihre Blumentöpfe und Waschge-
schirre aus Steingut, mit tiefrotem oder tiefgrünem, oder auch mit hellfarbigem
Schmelz überzogen, finden bereits in den neunziger Jahren auf dem Festlande
Eingang, nicht minder die zahlreichen englischen Gefäfie mit Schlickerdekor. Auf
diesem Gebiete bekundet sich früh schon die tektonischc Richtung. d
Im GLAS leitet der Berliner Radierer Karl KJipping dadurch, daft er aus Glas-
röhren zarte, feine Gebilde, Ziergläser in Anlehnung an Naturstudien schafft, eine
neue Ära ein, die in der feinen, edlen Umrif,linie des Gebrauchs- und Zierglases
ihr Ziel sucht. Englische und deutsche Gläsereien tragen diesen Gedanken weiter,
indem sie, zum Teil nach Entwürfen von Künstlern, neue, durch schöne einfache
Form ausgezeichnete Gebrauchsgläser schaffen und dadurch das Gegengewicht
bilden zu der naturhängigen und feuerkünstlerischen Richtung, wie sie Galle und
Tiffany verkörpern. Emil Galle in Nancy entwickelt sehr früh schon aus dem
Studium der chinesischen Tabaksfläschchen heraus eine ausgezeichnete Kunst
des Glases. Er überfängt Glasgefäfte mit mehreren Schichten anders gefärbten
Glases und schleift und ätzt nun aus diesen Schichten einen natürlichen Dekor
heraus, der zumeist Blüten und Blätter bestimmter Pflanzen wiedergibt und viel-
fach schon in der Form des Gefäßes anklingt [s, die Farbcntafel mit einem Glase
Galles bei Seite 584]. Daum Freres in Nancy und andere lothringische Glashütten,
622
GEFÄSS MIT SCHLANGENHAUTGLASUR AUS DER
KÖNIGLICHEN PORZELLANFABRIK IN KOPENHAGEN
D Al)l). 51.': ror/i'U.iiu- in Scharffcucrf.irbcn aus der l-.ilnik von Kor^Irutui bi-i Sturkliolin D
auch einige bölimische folgen, ja gehen in manchem sogar vorauf | Ritter von Spaun
in Klostermühlc]. Das dünne, feine, zarte, durchsichtig Bildsame des Glases ver-
nachlässigen (lallö und seine Mitstrebenden. Auch Tiffany ; er ruft nur durch An-
wenden von Metallfarben und durch nochmaliges P>hitzen des Glases eine Färbung
der Oberfläche und ein Zerrcit^en der Glashaut in unzählige feinste Risse hervor,
die nach dem physikalischen Gesetze des Irisierens kleinster I'lättchen — zum
Schillern der Oberfläche, zum Lüster des Glases führen. Dieser chemisch-physi-
kalischen Richtung schliefen sich insbesondere böhmische Gläsereien an, für die
Wiener Künstler, wie Kolo Moser, entwerfen [siehe die Farbentafel bei Seite ()20j.
So treten auch im Glase die drei oben gekennzeichneten Richtungen hervor: die
tektonische in den neuen Gebrauchsgläsern, die malerische in den Arbeiten Galles
und seiner Nachfolger, die chemisch-physikalische oder feuerkünstlerische in den
Schillorgläsern eines Tiffany und der ihm Nacheifernden. D
Eine unverkennbare FARBENFRFL'DE spricht aus dem Streben der ganzen
Keramik. In der Baukeramik, also im Ausstatten der Bauwerke mit farbigen
Fliesen, Ziegeln und Porzellanplatten, sind ihr weitere Aufgaben erwachsen, die
ständig zu nrehren die neue Baukunst am Werke ist. — D
D D
Das Kunstgewerbe muf^ sich, wie bereits einmal dargelegt, in der zweiten
Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts den neuen Grundlagen des Schaffens AN-
TASSEN, die Wissenschaft und Technik. Handel und Verkehr mit sich bringen.
Das tut es. indem es alle geschichtlichen Stile wiederholt, zunächst in der orna-
mentierenden Periode durch äußerliches Anwenden, danach in der dekorativen
Periode durch inneres Eingehen auf das Wesen der Stile. Diese Anpassung, an
623
Abb 513 und SU: [Links] (irust, Tasse mit Scharffciiordrltor. (Hechts) .lospf M. 011)ricl), Teller und
O Tasse in Weig mit Gold. Beides KöntKlichc Porzellanmanufaktur, Meigen Ö
und für sich nichts als ein folgerichtiger Entwicklungsvorgang, erscheint im ersten
Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts der Hauptsache nach abgeschlossen; es
setzt ein neuer Abschnitt in der Entwicklung des Kunstgewerbes ein. D
Wohin er führen wird? Unter den vielen Namen, die man dem neunzehnten
Jahrhundert gegeben hat. findet sich auch die Bezeichnung ein JAHRHUNDERT
DER ARBEIT. Das Wort trifft zu; denn wenngleich alle vorhergehenden Zeiten
in ihrer Art nicht weniger gearbeitet haben: so, wie im neunzehnten Jahrhundert
hat die rastlose, unerbittliche, alles beherrschende Arbeit doch nicht im Vorder-
grunde gestanden. Auch für das Kunstgewerbe nicht. Man hat im Kunstgewerbe
des neunzehnten Jahrhunderts mit glühendem Eifer gearbeitetauf allen Gebieten;
Kunsthandwerkei' und Kunstindustrielle, Entwerfende, Ausführende und Ver-
brauchende, Lehrende und Lernende, alle haben voll bitteren Ernstes um das
Höchste im Kunstgewerbe gerungen, um seine Erkenntnis, um seinen Bestand,
um seinen F'ortschritt. Als eine Frucht dieser ungeheuren Arbeit entwickelt sicli
der konstruktive Stil, Also muß in ihm die Zukunft des Kunstgewerbes ruhen. D
Erklärlicherweise findet gerade er den lebhaftesten WIDERSPRUCH im Lager
des dekorativen Stiles; dort sagt man ihm keinen langen Bestand voraus. Aber
die, die dem konstruktiven Stile anhangen, glauben, daf^ er den Sieg davon tragen
werde, weil nur er den Forderungen seiner Zeit, dem Wesen der Gegenwart, den
Bedürfnissen des heutigen Lebens entspreche. Kein Stil habe sich jemals ohne
Gegenwehr durchgesetzt, am allerwenigsten ein Stil, der so wie der konstruktive
dem bewußten Gegensatze zu seinem Vorgänger entspringe. Auch die Renaissance
sei als Widerspruch gegen die Gotik entstanden und doch zu einem herrschenden
Stile geworden. So werde auch der konstruktive Stil zur Führung und zur Allein-
herrschaft gelangen. Es scheint, als ob sich das bewahrheiten solle. Aber wenn
die Zeichen nicht trügen, dann werden nicht die Anhänger der abstrakten Richtung
siegen, sondern jene, die der großen Lehrmeisterin Natur und des Anschlusses an
die Vergangenheit nicht vergessen. Nur der wird auch im Kunstgewerbe der
Zukunft den rechten Weg einschlagen, der GESTÜTZT AUF DIE ERRUNGEN-
SCHAFTEN DER VERGANGENHEIT SICH BEMÜHT, DEN HÖCHSTEN AUF-
GABEN DER GEGENWART ZU DIENEN. Georg Lehnert
624
das kunstg i:\vkrhk im
kulturgebietp: des islam
Vase mit blauer und schwarzer Malerr-i unter HleiKlasiir.
O Mesopotamien. 13. bis 14. Jahrhundert O
KAIMTKI. \'1I * DAS KIWSTÜ^WIlKIU': IM KL'L-
TURGEiilETE DES ISLAM D
Die Kunst im t^u-walti^^en Ausdrhnun^js^ehieto der mohammodnnischen Kultur
ist eiue der iritercssautcstiMi und kornpli/.icrtestt'u l'ir.sclK'iiiuiit,'('n der meiiseli-
lichen Kultur überlKui{)t. Wir stehen heute noch einer verwirrendi-n Fülle zahl-
loser Dctailerschcinun^jen ^c^enüber; aus Keiseberichten, Ausstellungen, Samni-
lunjren strömt uns ein überreiches neues Material /u, das die Wissenschaft vor
kurzem erst zu ordnen bejjonnen hat. und dem sich das schon früher vorhandene
seit Jahrhunderten in europäischem Hesitze befindliche Material, vielfach in
neuem überraschenden Lichte erscheinend, angliedert. Ks wird notwendig sein,
die j^anze abendländische mittelalterliche Kunst aufs neue im Zusammonhanj^'e
mit der islamitischen zu revidieren und zahlreiche Grenz^,'ebiete werden in ^anz
anderer Beleuchtung' vor uns stehen, eine Reihe bisher beinahe isolierter schwer
erklärlicher Einzelerscheinungen werden klar verständlich und erklärbar sein.
In Deutschland und Österreich ist das Interesse des Sammlers und die wissen-
schaftliche Anteilnahme an iler Kunst des Isiam relativ noch recht jungen Datums.
Persische Teppische, maurisch-spanische Lustrefayencen, sog. Rhodosfayencen
und orientalische Bucheinbände bilden zwar schon lange ein Lieblingsgebiet der
Sammeltätigkeit in der älteren (icneration der Kunstsammler, aber das geschah
mehr aus N'orliebe für die artistischen (Qualitäten dieser Objekte, losgelöst aus
ilem grof,en Zusammenhang ihrer Kultur. Kbenso wie man früher ein rein roman-
tisch-literarisches Interesse für den Islam gehabt hat, eine Parallelerscheinung
der romantischen Stimmungen überhaupt in der ersten Hälfte des neunzehnten
Jahrhunderts. Übersetzungen von Tausend und einer Nacht, Hauffs arabische
Märchen und Geschichten, endlich das reiz- und geistvolle Alhambrabuch des
Amerikaners Irving, Schacks Werk über die Poesie und Kunst der Araber sind
Symptome dieser Stimmung. D
Frankreich und England erfreuen sich in ihren Museen und Privatsammlungen
schon seit längerer Zeit sehr wertvoller Schätze an ostislamitischcr, besonders
persischer Kunst; auch die aus dem Handelsmuseum zu Wien vom dortigen k. k.
österreichischen Museum für Kunst und Industrie 1H07 übernommene orientali-
sche Abteilung mit hervorragenden Teppichen, Moscheefliesen, Holzschnitzereien
und Einbänden repräsentiert eine wertvolle ältere Kollektion. In Wien war ja auch
schon im Jahre 1890 die hochbedeutsameTeppichausstellung veranstaltet worden,
welche die beiden grof^en Teppichpublikationen mit glänzenden farbigen Repro-
duktionen im Gefolge hatte, die Artur von Scala 1892 und 1908 mit Hode, Riegl,
Sarre u. a. herausgegeben hat. In Paris, London, Stockholm und Berlin hat man
gleichfalls in den letzten Jahren, von 1878 bis 1899 kleinere Sonderausstellungen
orientalischer Kunstwerke veranstaltet, aber die erste große systematische und
imposante Übersicht bot die 'Exposition des Arts Musulmans-, die während der
Monate Mai und Juni 1903 von der Union Centrale des arts decoratifs im Pavillon
de Marsan des Louvre arrangiert wurde. Das Interesse für die in gröp^eren Kreisen
kaum bekannten hervorragenden Qualitäten dieser Kunstwerke, die zum größten
40* 627
Abh. Ms: Schmtierti vom Mimbar der Ibn-Tulun-Moschee lu Cairo, ^JV>^ Osterreich. Museum, Wien
Teil aus Pariser Museal- und Privatbesitz gekommen, wuchs enorm. Illustrierte
Publikationen und Besprechungen, zumeist vom Abteilungsdirektor des Louvre,
Gaston Migeon. in erster Linie dessen 'Manuel d'art musulman' Paris 1907J trugen
das Verständnis hinaus aus dem engen Ring der Kenner. D
Aus Deutschland hatte der auf diesem Gebiete bahnbrechende, hochverdiente
Dr. Friedrich Sarre. welcher schon die Ausstellung 1899 im Berliner Kunstgewerbe-
museum aus den Ergebnissen seiner Studienreisen in Persien und Kleinasien ver-
.-•-?taltet hatte, manch hervorragendes Stück nach Paris gesandt. Weitere seither
-r.temommene Reisen haben seine Sammlung außerordentlich vergrößert. Jetzt
ist sie außerdem allgemein zugänglich, weil sie der Besitzer in dankenswertester
Weise dem Kaiser Friedrich-Museum in Berlin zur öffentlichen Ausstellung über-
lassen hat. Und eine interessante Ergänzung findet sie in der vom Museum selbst
angelegten, bereits her\*orragenden und qualitätsreichen Kollektion, die in einem
Saale neben dem die Sarresche Sammlung enthaltenden Raum aufgestellt ist.
Dem Schweden F. R. Martin verdanken wir sehr wertvolle Publikationen über
-• '".e in Vorder- und Zentralasien gesammelten islamitischen Kunstwerke; ein
.-.-.tter Forschungsreisender ist Dr. Walter Schulz aus Leipzig, der in erster Linie
als Sammler Ethnograph war. aber auch eine wertvolle Kollektion persischer und
indischer Miniaturen. Fayencen usw. mitbrachte, die teils als Geschenke, teils als
Leihgaben im Leipziger Kunstgewerbemuseum zu sehen sind. D
Eigenartig ist schon die Entstehung der islamitischen Kultur, die aus den ver-
- ": edenartigsten und heterogensten Elementen zusammengeschweißt, als erstes
; .^j.-__ :_ -^ ches Ferment den gleichen Glauben aufweist. Ein Glaube, der die
.v.-aft besaß, in der relativ so kurzen Spanne Zeit zwischen 650 und
ihe die halbe Welt zu erobern, wenn auch gegen Ende des fünfzehnten
..-^derts die Herrschaft der Mauren in Spanien vernichtet wurde. Überall,
628
▲M. SM: S
wohin die N:i r des Propheten, diese ambischea Er
au^er ihrer alten Literatur keine bemerlcens werte na
Persien, Mesopotamien. Ägypten, Sizilien. Sparuen
uralte eigenarrlge und erprobte Kunst vor. mit der sie r^.
Der Prophet Mohammed, der Begründer
scher über das ganze .\rab;en. Zehn Jahr« . -
UniT*^""^«^?! seiner Land^^''-" '■= •■ -^ v.^vv ^ - ■ •"'
gi: nohammedar..-
meds aas 114 'Surm* besteh
seinem Tode im Koran, der ht
Nachfolger, die Kahfen. repri<
' 4" erobert Hira und einen 7
- t^n und das perstscfaeRodi ce:
st. 66i; erlischt <fie Dynastie
vmaskus als Reicfastouptstndt -
M V 5 . 0 min in zwei Religioasgmppen, c
dem Koran auch die durch möndliche l
Propheten gelten lassen, und die ^
Auch auf dem Gebiete der bilden<ien K^
bar. Es besteht an von der Sanan >'
afoa,
>ie eine
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Wesen darzustellen, welches die Sunniten ziemlich streng beobachtet haben, um
das sich aber die Schiiten, besonders die Perser, absolut nicht kümmerten. In der
Miniaturmalerei, den farbigen Gläsern, Teppichen, Stoffen, Fayencen und Metall-
arbeiten finden wir denn auch zahlreiche reizvolle fiirürliche Darstellungen von
höchstem künstlerischen und kulturgeschichtlichen Werte. W'alid I [705 715| er-
oberte mit seinen Mauretaniern Nordafrika und Spanien |711 Schlacht bei Xeres
de la Frontera, in der Roderich, der letzte VVestgotenkönig besiegt wurde]. D
Um 750 wurden wiederum die Ommajaden mit fanatischer Grausamkeit von
der Dynastie der Abbassiden gestürzt. Der letzte und einzige, dem Schwerte
des Henkers entronnene Ommajade, Abd-er-Rahman, flüchtete sich nach dem
äuf^ersten Westen seines Reiches, nach Spanien, wo er 756 das selbständige Kali-
fat von Cordova begründete. Die Regierungsperiode der Ommajaden ist für die
Kultur des Islams von hohem Werte gewesen; denn unter der Herrschaft dieser
klugen, tapferen und kunstsinnigen Kalifen erfolgte die Verschmelzung des ein-
fachen altarabischen Wesens mit der Kultur Vorderasiens und der späten An-
tike in ihren verschiedenen landschaftlichen und lokalen Formen. D
Von den neuen Herrschern, den Abbassiden, wurde statt der bisherigen Haupt-
stadt Damaskus das prächtig aufblühende Bagdad als Residenz gewählt. Unter
Harun al Raschid [ 786- 809], dem Zeitgenossen Karls des Großen, mit dem er Ge-
sandtschaften und Geschenke tauschte, dem wegen seiner Herrschertugenden so
hoch gefeierten Helden unzähliger Sagen und Märchen in Orient und Okzident,
erreichte die Macht der Abbassiden ihren Höhepunkt, von dem sie kurz darauf
jäh abfiel. Harun al Raschids gewaltige Persönlichkeit war noch imstande ge-
wesen, den riesigen Komplex von Ländern im Gefüge zu halten, aber nach seinem
Tode brach der Verfall herein. Das Riesenreich zerfiel in verschiedene Einzel-
staaten. Die Tuluniden regierten selbständig seit 868 in Ägypten, die Saffariden
seit 870 in Persien, die türkischen Seldjuken in Kleinasien und Syrien. Sizilien aller-
dings, das seit 969 unter den ägyptischen Fatimiden ein selbständiges PZmirat ge-
worden war, wurde 1090 durch die Normannen für den christlichen Glauben
zurückgewonnen. Im ersten Eifer vernichteten sie zahllose mohammedanische
Moscheen und Paläste, bald aber erkannten sie den hohen Reiz und die Schönheit
dieser Kunst und die islamitischen Künstler, besonders die Kunsthandwerker,
muftten für sie schaffen. Weniger glücklich als in Sizilien waren die christlichen V^or-
stöge zur Wiedereroberung des heiligen Landes. Die Kreuzzüge blieben in dieser
Beziehung wenigstens erfolglos, wenn sie auch kulturell außerordentlich wert-
voll waren durch die Entstehung und Au.sbildung von allerlei Wechselbeziehungen.
In das ganze Gefüge des Islam kam seit Beginn des dreizehnten Jahrhunderts
ein neues Element mit den von Osten her einbrechenden mongolischen Horden
des Dschingis Khan und seiner Nachfolger, Hirten und Nomaden, wie seinerzeit die
Araber, nachdem sie bereits das von den Tataren für den Islam gewonnene Indien
erobert hatten. □
Im Jahre 1258 eroberten die Mongolen Bagdad und vernichteten damit das
arabische Kalifat. Bekannt ist ja, dag die Mongolen, nachdem sie Rußland, die
Donauländer und Ungarn überflutet hatten, bei Liegnitz [1241J und in Ägypten
630
durch die Mameluken 1260 erbitterten \N jderstand und Niederlagen erlitten, so
daf> sie sich an diesen Stellen zurü ' -n. Es liegt im \S'esen solcher mit der-
artiger Wucht und Schnelligkeit duiv u . ^ .ativ unkultivierte Völker zusammenge-
brachter Herrschaften, wie sie die .Mongolen schufen. daf> sie in Zeiten der Ruhe
und des Friedens unter dem Einflüsse der höheren Kultur ihrer Unterjochten sich
auflösen und zerfallen. So assimilierten sich denn die .Mongolen sehr bald. In China
wurden sie Chinesen, im Gebiete des alten Islam .Mohammedaner, deren Kultur sie
annahmen und somit unverbrauchte Kraft und frisches unverdorbenes Blut der-
selben zuführten. Den Schluß in der langen Reihe der Eroberungen für den Islam
bildet im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert die Eroberung des Balkans
durch die türkischen Osmanen, die lnl7 auch .\gypten annektierten. D
Den Höhepunkt der mohammedanischen Kultur Indiens, während des sech-
zehnten und siebzehnten Jahrhunderts, repräsentieren die prunkvollen Höfe der
islamitischen Grof^moguln. welche in Reisebeschreibungen und allerlei phantasti-
schen Berichten vor der Phantasie des Europäers in märchenhaftem Glänze erstrahl-
ten, und die noch indemgro^en. 1701 — 1708 entstandenen Tafelaufsatz Dinglingers
für August den Starken einen künstler Niederschlag fand [heute im grünen
Gewölbe zu Dresden . Sponsel hat aui a;e uerichte der französischen Reisenden
Francois Bernier und Jean Baptiste Tavemier aufmerksam gemacht, die den
Hof des 1707 im .Alter von 88 Jahren verstorbenen Großmoguls Aureng-Zeb von
Hindostan beschreiben. Das riesige Land, das angeblich 64 Millionen Einwohner
zählte, war das reichste der damaligen Welt. Den höchsten Glanz entfaltete der
Hof während der fünftägigen Feste anläßlich des Geburtsfestes des Herrschers.
Solche Schilderungen, sowie Aquarelle, die den Hof zu Delhi veranschaulichten
und die heute das Dresdner Kupferstichkabinett bewahrt, haben die weitschwei-
fige, ins LV. f ~ ->ene ziehende Phantasie August des Starken befruchtet, daft er
den -Auftrag.; . .i . m farb^' ' "^ ^ ^^"jen Aufsatz seinem Li'''^'''>^meisterDinglinger
gab. Das Werk bedeckt men Quadratmeter h -;nd veranschaulicht
drei durch Gitter getrennte Höfe des Palastes, 'den äufteren mit silbernem, die
inneren durch Stufen erhöhten Höfe mit goldenen Fuf^boden. seitlich von Hallen
umgeben und im Hintergrunde in einem auf das reichste geschmückten Pavillon
den thronenden Großmogul, umgeben von seinem Hofstaate. Ihm nahen die
Groften des Reiches, jeder unter einem far" i Baldachin, und jeder
wieder umgeben von seinem Gefolge u- ■'^' ■•:.[■:: . ;. i_/iLiiem, die die Geschenke
tragen und führen, allerlei kostbare G«. ; ... .:id seltene Tiere. D
Ähnliche indische .Miniaturen auf Pergament, die allerlei reich bewegte vor-
nehme Genreszenen zeigen, kamen an den kaiserlichen Hof nach Wien. Im sog.
Vegetinzimmer des Schönbrunner Schlosses zieren sie in reichgeschnitzten ver-
goldeten Rocaillekartuschen die braunen, einfach intarsierten Holzverkleidungen
der Wände dieses quadratischen Raumes. Ein überaus buntes und treues Bild des
I '^ am Hofe der ^' . ' und der Kultur ihrer Zeit bieten fr > auch die im
^ .-und Albert-.M--- u.n zu London Indiamuseum ausge.-.-.itvn zahlreichen
ü — ..emalereien, Kopien der Bilder aus einem Manuskript des Akbar-Nameh
von Abu IFazi; 1597— 1598 . D
631
Angesichts der Verbreitung
des Islams auf ein so ungeheures
und verschiedenartig gestaltetes
Gebiet ist es einleuchtend, daß
auch bei der Ausbildung der isla-
mitischen Kunst Kinf Risse aller je-
ner Länder mitgewirkt haben, die
das arabische Eroberervolk sich
unterjochte. Und das ist um so
intensiver der Fall gewesen, als
diese Länder alle eine alte und
ausgesprochene nationale Kunst
besessen hatten, während die
Araber selbst eine solche nur im
geringen Maf^e ihr eigen nannten.
Man kann kaum fehlgehen, wenn
man ihren Weibern und Töchtern
eine textile Kunstfertigkeit zu-
schreibt, eine Folge ihres No-
madenlebens, das für die Zelte
Teppiche und Decken brauchte.
Doch sind wir darüber noch zu
wenig unterrichtet. D
.^bb. 517: Vergoiaeie und bemalte Gebetsmsche aus S.uck. Vier Hauptfaktoren waren eS,
a Äg>-pten 14 Jahrhundert. Sammlung Sarre, Berlin D die Zusammen wirkten, je Uach
den Territorien modifiziert, um die neue Kunst des Islams zu schaffen, in Vorder-
asien die HELLENISTISCH-BYZANTINISCHE KUNST, also das Erbe der späten
Antike, welche aber hier stark durchsetzt war mit alten orientalischen vorderasia-
tischen Kunstelementen, ferner die vormuslimische SASSANIDENKUNST PER-
SIENS, der neben altpersisch -achaemenidischen gleichfalls spätantike Elemente
zugrunde lagen, sodann in Ägypten die Kunst der einheimischen Christen, der
KOPTEN, die allerdings im Grunde nicht viel mehr als eine lokale Variante der
byzantinischen Kunst ist, und endlich im äußersten Osten die BUDDHISTISCHE
KUNST. Selbstverständlich sind diese Faktoren nicht gleichwertig, die beiden
letzteren sind räumlich und qualitativ viel beschränkter als die beiden ersteren.
Natürlich sind außerdem noch eine Reihe anderer Elemente bei der Bildung dieser
Kunst mit beeinflussend gewesen, die durch die Eigenart der Techniken und deren
Forderungen bedingt sind, so die chinesischen Einflüsse besonders stark und
stilbildend auf die persische Keramik und Textilkunst usw. D
In erster Linie ist die Kunst des Islam Baukunst und Kunstgewerbe. Die Frei-
plastik kam offenbar unter dem, wenn auch nicht überall anerkannten Bilder-
verbot nicht zur richtigen Entwicklung und die Malerei ist von den frühen Wand-
malereien in Amra und den späteren der Alhambra abgesehen, zumeist auf die
Buch- und Miniaturmalerei beschränkt geblieben. Das Kunstgewerbe des Islam
632
— « -»--•• l-
aber, das ciiu' der feinsten Blüten
nuMischlichen Kunstschaffens
überhaupt repräsentiert, steht im
engsten Zusammenhange mit der
Baukunst und dem Kultus. D
Den Hauptbedürfnissen des
mohammedanischen Kults ent-
sprachen die Moscheen, die (le-
bethäuser, deren nach Mekka,
dem Sitze der Kaabah, orientierte
reich verzierte Gebetsnische
oder Gebetshalle |Mihrab| den
Gläubigen stets an diese heilige
Stätte erinnern sollte. Neben den
flachgedeckten oder mit Kuppeln
überdeckten Moscheen, mit dem
für rituelle Waschungen reser-
vierten Vorhof, ragt das hohe
schlanke, mit Galerien ge-
schmückte Minaret in die Luft,
von dem aus der Muezzin zu den
bestimmten Stunden die Zeit de
Gebets den Gläubigen verkündet.
Weiterhin hatte die islamitische ;^i,,, , Kleinasien,
Baukunst Grabbauten |TurbenJ, O U. Jaluliundcrt. Kaiser Inudnch-.MubLUin, Berlin D
geistliche Schulen [Medressen] und Karawansereien, d. h. Herbergen, zu bauen.
Die architektonischen Ellemente sind bei diesen Bauten dieselben wie bei den
Moscheen, gekuppelte oder flachgedeckte Bogenhallen mit zahlreichen Säulen und
Höfen. Gern griff man besonders in der Frühzeit der Entwicklung zu byzantini-
schen oder antiken Säulen bei den Bauten. \'on den Byzantinern übernahmen die
Araber auch die Vorliebe für die bekrönenden Kuppeln und die Verzierung der
Wand mit ornamentalen Flächenmustern, die aus klassisch-antiken Elementen,
in erster Reihe dem Akanthuswerk herausgewachsen, kombiniert mit pflanzlichen
und geometrischen Details von den sarazenischen Dekorationskünstlern weiter-
gebildet wurden. G
Die Kultur der Perser unter den Sassaniden, den mittelbaren Nachfolgern der
alten Achaemeniden, war seit langem gro(s, reich und blühend gewesen, als sie
den Arabern unterlagen. Sassanidische Seidengewebe figuralen Inhalts, getrie-
bene Silberkannen und Schalen, z. B. in den Museen zu Paris und Petersburg, die
Felsenreliefs, wie die zu Tagh-i-Bostan [um 630] bei Kermanschah in Kurdistan,
mit der Darstellung des Chossroes II. [591— 628J, dessen reich gemusterte Tracht
die Konstatierung sassanidischer Seidenstoffe ermöglichte: alle diese allerdings
recht wenig zahlreichen Dokumente bezeugen die altsassanidische Kunstkraft und
beeinflußten die Kunst der islamitischen Perser. Am meisten aber muß auf die
633
frischen barbarisclion Sio^jor die stol/.i« Tracht der inonunientalen Hauten, der
Könijispaläste der Hauptstadt Ktesiph«Mi etwa, gewirkt liabeii. Ihul in der Tat
liaben Sarres in seinen ■Denkmälern persischer Haukunst' nieiler^ele^ten Heob-
aohtunnen ergeben, daf> der Kinfhifi auf die islamitischen Hauten sehr grof, war.
So waren die kolossalen Kingangshallen der sassanidischcn Paläste die Vorbilder
für die gro(^en Torbauten des Islam. D
Vor wenigen Jahren erst wurden wir mit zwei vorderasiatischen Denkmälern
bekannt, die von höchster Hedeutung für unsere Ketuitnissc von der l'jitwick-
lung der sarazenischen Kunst sind. Kines derselben ist das kleine SchI(")|When
Amra am Rande der grof,en arabischen Wüste, das ein Olmützer Priester, Pro-
fessor Alois Musil, erforscht und kürzlich auch mit farbigen Aufnahmen des
Wiener Malers A. L. Mielich in einem Prachtwerke der Wiener Hof- und Staats-
druckerei publiziert hat. Das andere ist die gewaltige Prachtfassade des Schlosses
Mschatta, ganz in der Nähe von Amra. welche unlängst der Sultan dem deutschen
Kaiser geschenkt hat und die jetzt im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin auf-
gestellt ist. Amra ist deshalb so wertvoll, weil es in der Onmiajadenzeit, also vor
750. vor der groften Expansion der Araber, entstanden, die omniajadischc Hof-
kunst und deren Elemente dokumentiert. Die architektonischen Formen des klei-
nen Schlosses sind die allgemein syrischen jener Zeit, wie sie auch die dortigen
Christen von der Antike übernommen hatten. Mohammedanischen Inhaltes, aber
mit gleichfalls syrisch-antiker Formensprache, sind die schönen Wandgemälde
des großen Saales im Schlosse, allerlei Figuren, z. B. an einer der Wände die bis-
her unterworfenen fremden Reiche, dargestellt durch die Herrscher derselben. Es
sind der byzantinische Kaiser, der König von Spanien, der Negus von Abcssinicn
und der Sassanidenkönig mit seiner charakteristischen Krone. Mit diesen Figuren
ist auch die Datierung für die erste Hälfte des achten Jahrhunderts gegeben. An-
dere Räume in Amra sind Baderäume, die auf das Festlichste ausgemalt sind, mit
Personifikationen des Tierkreises, allerlei Bade- und Jagdszenen und sogar mit
griechischen Inschriften. Die Jagdszenen gehören in das Gebiet der mesopota-
misch-persischen Kunst; nackte F"iguren wie sie die Badeszenen zeigen, kennen
wir aus der syrisch-ägyptischen Kunst. Wir stehen also hier vor der sicheren Tat-
sache, daf^ die Ommajadenkunst in Amra formell und inhaltlich eine Kombination
s>Tisch-hellenistischer und mesopotamisch-persischer tilementc darstellt. D
Was jetzt in Berlin von der Fassade aus Mschatta zu sehen ist, ist der Schmuck
der das Eingangstor flankierenden Teile derselben, in der Breite von je 24 m zu
beiden Seiten des Portals und der Höhe von über 6 m. Das Material, ein poröser
Kalkstein, ist von der dritten unteren Steinlage an total mit durchbrochen ge-
arbeiteten Ornamenten überdeckt, unter denen kräftige Zickzacklinien mit großen
Rosetten in den oben und unten entstandenen Zwickeln besonders auffallen. 'Sämt-
liche Profile wie die ganze Fläche sind förmlich übersponnen mit den reichsten
Ornamenten, die teils von der Antike abgeleitet, teils orientalischen Ursprungs
sind und in denen das spätere arabische Ornament vielfach in seinen Vorbildern
erscheint. Der Raum zwischen und über den Zickzacklinien ist bedeckt mit Wein-
laub, das aus einer Vase oder in starken Stämmen aus dem Boden herauskommend,
634
die ganze Fläche rankend überzieht und in dessen Zweigen sich Vögel bewegen,
während zu Seiten der Vasen Löwen, Greife. Kentauren und andere vorwiegend
vorderasiatische Kabeltiere stehen.' D
Der Palast von Mschatta jarabisclies W(»rt lur Winterlager) liegt ebenso wie
Amra am Hand der syrisilien Wüste, nahe bei der I'ilgerstra|*,e nach Mekka und
galt früher als ein Wrrk des letzten Sassanidenherrschers Chosnu-s II. Nach
Strzygowskis Ansicht aber ist der Hau bedeutend älter und entstand um 4()() n.Chr.
und zwar unter mesopotamischen Baumeistern, die christliche und persische Ar-
beiter beschäftigten, durch welche die antik-syrischen und mesopotamisch-sassa-
nidischen Kinflüsse erklärt werden. Wie nun auch der Hau zu datieren ist, ob um
400 oder um Ü(M), sehr wichtig ist in jedem Falle die feststehende Erscheinung,
dah vor dem Auftreten des Islams bereits ir] Syrien eine Kunst herrschte, die in der
Kombination dieser antiken und vorder.isiatisch-persischen Kiemente der direkte
Vorläufer und die Basis der mesopotamisch persischen Kunst des Islam war. D
Die erste gröf^ere arabische Moschee in Ägypten, die des Ibn-Tulün in Cairo
(876 n. Chr.] errichtete ein koptischer Haumeister. Sie ist bemerkenswert, weil
sie nach Julius Kranz-Pascha zum ersten Male systematisch den Spitzbogen ver-
wendet zeigt. Daneben liebt die islamitische Haukunst den gestelzten Rimdbogen,
den man Hyzanz etitnahm. und den später so charakteristisch gewordenen mauri-
schen Hufeisenbogen i Nordafrika und Spanien ' und Kielbogen j Persien und Indien |.
Dazu konunen noch reichere Komplikationen, wie der Zackenbogen und Klee-
blattbogen. Kntsprechend diesen Hogenformen gliedern und variieren sich die
Kuppeln. Außerordentlich bezeichnend und sofort in die Augen fallend sind die
so überaus beliebten und überall angewandten Stalaktitengewölbe, tropfstein-
ähnliche Gebilde aus Holz oder geformter Stuckmasse, die rein orriamental sind
und keinerlei struktive Tendenz haben. D
Eine reiche vielfach variierte Klächenornamentik dekoriert sowohl das Innere
als das Aufiere der Bauten. Entweder sind es, besonders auf der Au|>enseite, Hack-
steinziegcl, die wohl zuerst in Bagdad auftretend, aber schon im zehnten Jahr-
hundert auch zu Cordova zu beobachten, den gemauerten Kern mit einem 'Netz
gefälliger Formen und Linienverschlingungen' umspannen; noch mehr aber sind
es farbig glasierte Tonfliesen, die bereits ein wichtiges Dekorationsmotiv der
alten Ägypter, Perser und Babylonier, wahrscheinlich in Persien seit dem elften
Jahrhundert wieder aufgenommen wurden und in verschieden variierten Tech-
niken sich immer mehr ausdehnen. Es wird weiter unten bei Besprechung der
mohammedanischen Keramik von ihnen ausführlich zu reden sein. D
Wie bereits bemerkt, ist dieser Dekor der Bautenwände ein reiner Klächen-
schmuck. Zunächst fallen daran die zahllosen geometrischen Kiguren jeder Art
auf, die geradlinig, wellig, nach ein- und auswärts gerollt und geschwungen,
netz-, gitter-, band- und sternförmig verflochten den Grund total und felder-
artig überspannen, sodann sind es die bereits oben erwähnten Arabesken, im
Grunde ihres Wesens nichts weiter als streng stilisierte fortwährend wiederholte
Akanthusranken 'im unendlichen Rapport' [wie Alois Riegl in seinen genialen
Stilfragen nachgewiesen hat]. Eine reiche spielende abstrakte Phantasie, voll
635
grof^en dekorativen logischen Könnens, läf,t die im Grunde nicht zahlreichen
Elemente durch fortwährende Variationen im blühendsten Leben erglänzen. Wei-
tere kleinere Klemcnte dieser islamitischen Fläi'honkunst sind die feierlich wir-
kenden Schriftzeichen mit Stellen aus dem Koran, die in {Geschwundener arabi-
scher oder gerader, steifer, kufischer Form erscheinen, endlich naturalistische
oder freierund ungezwungener stilisierte Hliiten. Pflanzen und Ranken. Tier- und
Menschengestalten erscheinen zwar trotz des Verbotes in der Sunna, aber nicht
im ganzen Bereich der Religion und regelmä|>ig nur bei den freieren Schiiten,
den Persern und den fatimidischen Ägyptern. D
MINIATl'RMALKRKIKN. Ks ist noch nicht sehr lange her. dafi man die ostisla-
mitischen Buchmalereien systematisch sammelt und schätzt. Ihre Blütezeit fällt
in das Persien des vierzehnten bis siebzehnten .lahrhunderts und dieselbe ist
in erster Linie dadurch bedingt, da(^, wie bereits bemerkt, die schiitischen Perser
das religiöse V'erbot, lebende Wesen im Bilde wiederzugeben, nicht beachteten.
Selbstverständlich illustrierte man mit figuralen Szenen nur die Werke der per-
sischen Lyriker und Romanschriftsteller, sowie die historischen Werke; die hei-
lige Schrift selbst, der Koran, wurde allerdings in der reichsten und verschwende-
rischsten Weise, aber nur rein ornamental und kalligraphisch ausgestattet. Die
Bibliothek des Sultans, die des Khedive zu Kairo, die Arsenalbibliothek zu Paris,
die Wiener Hofbibliothek usw. bewahren solche Meisterwerke der Koranillustra-
tion von arabisch-ägyptischer und türkischer Provenienz. D
Wie in der mittelalterlichen europäischen Miniaturmalerei gewisse Stellen
immer mit denselben typischen Bildern ausgezeichnet sind, wie z. B. die Anfänge
der Evangelien mit den Figuren der vier Evangelisten usw., so kehren auch bei den
persischen Miniaturen immer dieselben typischen Darstellungen besonders mar-
kanter Begebenheiten wieder. Hin Hauptwerk persischer Buchmalerei ist ein mit
250 blattgroßen Miniaturen geschmücktes Manuskript des Schahname von Firdusi,
des persischen Nationalepos. Die Handschrift ist im Jahre 1566 von Kasim Edrisi
für den Schah Tahmasp I. vollendet worden und war aus dem Besitz des Baron Ed-
mond de Rothschild auf der Pariser Ausstellung 'des arts musulmans' zu sehen. In
erster Linie ist die Illustrationsweise dieser und der gleichzeitigen persischen
Miniaturen eine Typenkunst, die ohne Kenntnis der Perspektive nach einem ge-
wissen Schema arbeitet, aber sie entschädigt dafür durch das hinreiP^cnd schöne
Kolorit, die anmutigen und feinen Details. Ein treues Bild der damaligen hoch-
entwickelten und prächtigen Kunst am Hofe der Seffidendynastie [1501 bis 1721]
schildern diese Blätter. Nicht überraschend ist der innige Zusammenhang mit
den persischen Teppichen, sei es in den figuralen Szenen, wie auf einem Jagdbild
aus dem Rothschildschen Schahnamekodex, sei es in den ornamentalen Teilen, be-
sonders der Bordüren. D
Den gegenständlichen Wert des kulturgeschichtlichen Dokumentes mit dem
feinen Reiz künstlerischen Genusses vereinigen aber einzelne Skizzenblätter,
Federzeichnungen, die monochrom oder illuminiert, als Studien geschätzter Künst-
ler der Seffidenzeit gerne in Albums vereinigt wurden. Unleugbare Verwandt-
schaft zeigen diese flüchtigen mit suggestiver Verve hingeworfenen Blätter mit
636
O Abb. 519: Klfeabeinkastt-n, bemalt. Sizilien, 13. Jahrhundi-rL Kaiser Fiiedrich-Muteum, Ucrlln O
den uns vertrauten älteren chinesischen und japanischen Arbeiten, und der Zu-
sammenhanj;, den wir auch in der Keramik beobachten, wird durch den schon vor
den Seffiden, unter den Timuriden einsetzenden starken ostasiatischen Kinflut^> zur
(Jenüge erklärt. Sarre teilt z. B. mit, daP^ er in Ardcbil in der Moschee von Schach
Seffi eine jetzt noch gegen 500 Stück umfassende Sammlung von chinesischem Por-
zellan sah, zumeist Blaumalereien des 16. .Jahrhunderts, die unter Schach Abbasl.
und seinen Nachfolgern als Tafelgeschirr gedient hatten. D
In der jetzt im Kaiser Friedrich-Museum ausgestellten Sammlung Sarres be-
finden sich solche Skizzenblätter, Arbeiten des persischen Malers Riza Abbasi,
der in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts lebte. Mit köstlicher Un-
befangenheit steht der Künstler seinen Modellen gegenüber, die er mit raschen
scharf und sicher gegebenen impressionistischen Strichen auf das Blatt wirft.
\'erschiedenartig sind auch die Techniken, die er anwendet: einfache lineare
Federzeichnungen, die kaum mehr als den Umri(> geben, neben getuschten Zeich-
nungen mit flüchtig und breit aufgelegten Farbenflecken. Einzelfiguren und
Szenen aus dem vornehmen Leben sind es hauptsächlich, die er zeichnet und wir
werden Ähnlichem, Naheverwandtem bei der gleichzeitigen persischen Fliesen-
keramik begegnen. Ein persisches Album des sechzehnten Jahrhunderts aus
dem Besitze eines Emirs von Bochara bei Ch. H. Read in London enthält die
Zeichnung eines Skelettreiters, die an Gewalt der Wirkung und Eindringlich-
keit der bekannten Zeichnung Dürers von 1505 [Sammlung Malcolm, London]
gleicht. D
Ein Ableger der persischen Deckfarbenbuchmalerei ist die indische, die vom
siebzehnten Jahrhundert bis in die Neuzeit blühte. Die indischen Malereien sind
nicht so fein abgetönt in der Farbe, sondern kräftiger, kontrastreicher in der
637
koloristischen Wirkung als iliro persischen Vorbilder, aber fortfreschrittener sind
sie wiedervnn 'im eigentlich Malerischen, in der Wiedertijabe stininiun>j[svoller
Landschaften, südliciier üppiger Natur und interessanter Luft- und Lichteffekte'
[Sarrel. D
Mit\'orliebe werden die Figuren in das volle Profil gestellt, die leicht getönten
klaren Gesichter stehen in vornehmer stiller Ruhe vor dem Hintergrunde, dem
blaugrünen reinen Himmel. So bei einem Blatt in der Bibliothek des Berliner
Kunstgewerbemuseums um 1700, auf dem einem die Wasserpfeife rauchenden
Fürsten gegenüber ein Diener kniet. Die Szene ist unendlich einfach, auf^er der
Pfeife und dem Teppich sowie den Polstern nichts als die gegen den Horizont ab-
schlief^ende Balustrade, über die stilisiertes Baumwerk in welliger Linie wenig
herausragt und als dunkle Fläche sich dazwischen legt, darüber der Himmel. In
dieser klugen Beschränkung auf das Einfachste der Wiedergabe liegt das Geheim-
nis der grofien Wirkung des wie ein Zeremonienbild anmutenden Blattes, bei
dem der Maler das Hauptgewicht auf den Fürsten gelegt sehen wollte. Ganz
verwandt in der feierlich-pompösen Stimmung ist ein zweites Blatt derselben
Bibliothek, ein Porträt des Fürsten Achmed Schach, des Beherrschers von Afgha-
nistan |1747— 1773|. Eine indische Handschrift von Nizamis Alexanderbuch, in
der Freiherrlich Lipperheideschen Sammlung desselben Museums, ist mit bunten
vielgestaltigen, eher mittelmäf^igen figuralen Szenen aus dem höfischen und krie-
gerischen Leben bemalt, welche aber von Randleisten umgeben sind, die auf
braun getöntem Papier mit flüssigem Blattgold in der entzückendsten Weise mit
Bäumen, blühenden Stauden und Blumen geziert sind, zwischen und auf denen
allerlei prachtvolle Vögel schwirren und sitzen, Kampfszenen sich abspielen usw.
Eine gewisse nicht zu verkennende konventionelle Trockenheit im Figuralen ist
nach Sarre damit zu erklären, dag diese indische Plandschrift aus dem Jahre 1756
nach älteren persischen Vorbildern gemalt wurde. Ein solches, ganz herrliches
persisches Vorbild besitzt z. B. der Direktor am British Museum zu London,
Charles Hercules Read, in einem zu Kaswin von Imad-el-Hussein 1606 gemalten
Bande enthaltend den Bostän [zu deutsch Blumengarten], ein populäres oft illu-
striertes gerühmtes Werk des zu Schiras lebenden Dichters Saadi |1184 — 1285|.
Auch die indischen Miniaturisten liebten es, wie ihre persischen Vorläufer, in flüch-
tigen Skizzen das Leben ihrer Herrscher und deren Höfe festzuhalten. Schon oben
sprach ich von der Pracht am Hofe des Grof^moguls. Das Leben des P'ürsten
wird geschildert bei der Beratung, der Audienz, auf der Jagd, in Einzelfiguren und
ganzen Gruppen. Auch hier wie bei den persischen Zeichnungen die fabelhafte
Treffsicherheit und möglichste Vereinfachung der Ausdrucksmittel sowie die
sporadische pikante Verwendung von Farbe und Gold. Die künstlerischen Quali-
täten solcher Miniaturen haben auch den für alles Exotische und Charakteristische
begeisterten Rembrandt gefesselt. Sarre hat sehr hübsch und überzeugend für
einige Zeichnungen Rembrandts mit orientalischen Sujets im Louvre und im
British Museum nachgewiesen, dag sie direkte Kopien indischer Miniaturen sind,
von denen uns dank des typologisch strengen Charakters solcher Illustrationen
andere Exemplare bekannt sind. Rembrandt hat auch verschiedene Details und
638
Anregungen aus diosoii I^lättern bei seinen biblischen K(>ni|)()siti(jnen niitein-
wirken lassen. Der oben erwähnte Kodex aus dem Besitze von Ch. H. Read ent-
hält -- dies sei nebenbei noch angemerkt - einige seiner figuralen Szenen auf
einem bunten marmorierten Orunde, wie ihn die heute in Kuropa als V'orsatz-
papiere verwendeten Buntpapiere zeigen. Werden letztere aber auf mechanische
Weise erzeugt, so sind die marmorierten Uründe des persischen Kode.x mit der
Hand auf das Miiujtiöseste und Mühsamste hergestellt. .Jedenfalls aber ist es da-
durch als sicher erwiesen, dafi unsere marmorierten Buntj)apiere auf vorderasia-
tische Vorbilder zurückgehen. Das beweisen u. a. auch solche eingeklebte Pa-
piere in dem Stammbuch eines deutschen Kaufmaims, der lnH7 bis 1588 in Kon-
stantinopel weilte [Sammlung Dr. Albert Figdor in Wien|. Das Stammbuch trägt
übrigens auch einen türkischen Ledereinband. G
SKULPTUKKN. D
Es wurde schon darauf liingewiesen, daf> fast gar keine eigentlichen Krci-
skulpturen des Islam bekannt sind, wenn auch allerlei alte schriftliche Quellen
aus verschiedenen Teilen des großen Komplexes, aus Ägypten. Spanien, Meso-
potamien usw. von Statuen schöner Favoritinnen und anderer Haremsdamen,
von Reitern usw. berichten. Für uns kontrollierbar sind nur die dekorativen
Skulpturen aus Stein, Holz, Stuck, Klfenbein, Fayence usw. Reizvoll ist beson-
ders der Stuckdekor der frühen ägyptischen Bauten. Die schon erwähnte, 876
datierte Ibn-Tulun- Moschee und verschiedene andere aus kaum späterer Zeit
zeigen bereits einen graziösen Reichtum an einer zumeist geometrischen Orna-
mentik. Nicht mechanisch mit Modeln sind die Muster eingedrückt, sondern aus
freier Hand eingeschnitten. Und diese Technik blieb bis ins fünfzehnte Jahrhundert
hinein in Übung, allerdings schon zum gröfiten Teile verdrängt von der Stein-
plastik, die im flachen Relief oder auch in durchbrochener Arbeit die Bogen und
Kanzelwände, die Balustraden und Grabsteine ( chahid | mit reichem Schmuck über-
zieht, bald streng geometrisch, bald in flottgeschwungenen Ranken, daim wieder
mit kräftigen Schriftfriesen, deren Hintergrund zierliches Rankenwerk erfüllt.
Aus geschnittenem und gegossenem Gips sind die reichen festlichen Wandver-
kleidungen der Alhambra hergestellt. Auch im Osten des Reiches finden sich
Stuckreliefs von grofier Bedeutung. Raymond Koechlin und Gaston Migeon haben
auf eine kleine Reihe figuraler Reliefs in Stuck hingewiesen, die in Konstantinopcl,
Koniah und anderen seldjukischen Kulturstätten gefunden, jetzt in den Museen
zu Konstantinopel, Koniah, im Louvre und Kaiser PViedrich-Museum zu Berlin als
Arbeiten aus der Zeit der Seldjukendynastie | dreizehntes Jahrhundert] gelten.
Das hervorragendste Stück ist ein Fries von hohem Stil mit zwei galoppierenden
Reitern, von denen der eine einen Drachen, der andere einen Löwen durchbohrt,
eine Darstellung, die sich bis in die sassanidische Zeit zurück verfolgen läp^t. D
HOLZSCHNITZEREIEN. Einen richtigen Begriff von der Steinplastik des
Islam, wie sie etwa die Bauten in Ägypten, Spanien und Samarkand vermitteln,
kann man sich eigentlich nur an den Denkmälern selbst, an Ort und Stelle, ver-
schaffen. Leichter ist es uns mit der Holzplastik gemacht, von der zahlreiche
wertvolle und charakteristische Beispiele in den westeuropäischen Museen und
639
Abb. 5'JO: Ciesclinit/te KiioiitieinpiMtte. Mi'sopotnmisfh, l.i. 11 .hiiiriiuiiiii-i t. Miisco na/ionale, Florenz
Privatsammlungen [besonders in Paris] zu finden sind; allerdings bilden diese
wieder nur eine verschwindend kleine Minorität gegenüber dem Reichtum an Holz-
schnitzwerken des arabischen Nationalmuseums zu Kairo | Katalog von Herz |.
In erster Linie waren es einzelne Bestandteile der Moschee, die in Holzschnitzerei
dekoriert wurden, dekorative Deckenfriese, dann die Kanzeln | mimbar ], Gebets-
nischen [mihrab] und die Füllungen der Kanzeln, Wandschränke und Türen.
Neben diesen mehr unbeweglichen Inventarstücken natürlich auch die beweg-
lichen, die Koranständer und Korankassetten sowie sonstiges kirchliches Mobiliar,
Die Tradition der Technik in Ägypten war eine uralte. Ganz abgesehen von
der packenden unmittelbaren Lebenswahrheit der Holzfiguren, die der sogenannte
'Dorfschulze' des Museums zu Gizeh [ altes Reich ca. 3000 2500 v. Chr. |, der 'Offi-
zier' im Louvre | neues Reich, achtzehnte Dynastie] am vollendetsten charakteri-
sieren, hat sich allerlei Kunstgewerbliches erhalten, das von grofter Geschick-
lichkeit zeugt. Kleiner Hausrat, der aus Gräbern stammt, Kasten und Sitzmöbel,
fein geschnitzte figurale Holzlöffel usw.; bei ersteren ist neben der Bemalung
allerlei Einlegewerk und Schnitzerei angewandt. D
Ebenso geschickt als Holzschnitzer waren die christlichen Ägypter, die Kopten,
von denen sich zahlreiche gutstilisierte und kräftig bearbeitete Werke u. a. in den
Museen zu Kairo, Paris | Louvre J und Berlin [Kaiser Friedrich-Museum] erhalten
haben. □
Ein klimatisches Moment war für die Art der arabischen Schnitzereien in Ägyp-
ten in gewissem Sinne maf^gebend. Die trockene Hitze des Landes zwang die
Schnitzer, ihre Hölzer nicht in größeren Flächen zu bearbeiten, sondern bedingte
ein kompliziertes Rahmenwerk, das kleinere Kompartimente einschloß, wodurch
das unvermeidliche Schwinden des Holzes abgeschwächt werden sollte. Diesen
technischen Bedingungen kamen die Elemente der Ornamentik, das geometrische
Band- und das Rankenwerk sehr zu Hilfe. Eine stattliche Anzahl alter Moschee-
türen im Museum zu Kairo veranschaulicht den Reiz und den unerschöpflichen
640
Abb. S2t: (ioschiiit/t.' Klfciibi-mpUltf. Mosi)|)nt:inut.fli, l.i 1« .Ijhrhutidi-tt. Mu-io i. ., M.ircnz
Reichtum der Ornamentik. Schon in einigen (Jebetsnischen des Museums aus fati-
midischer Zeit [zwölftes Jahrhundert) tritt sie uns in ihrer vollen Ausbildung ent-
gegen. Zwei derselben, die eine aus der Moschee der Sitta Rukayah, die andere
aus der Sitta Neffisa. sind in der Umrahmung, der im Kielbogen sich öffnenden
Nische mit stern- und bandförmig gebildetem Rahmenwerk gefügt, das kleine
gleichfalls reich geschnitzte Felder einschliefest. Die schmalen Randstreifen der
Nischenöffnung, des äuf,eren Abschlusses, endlich die breiteren oberen horizon-
talen Abschlufifelder tragen geschnitzte Huchstabenfriese, zumeist Sprüche aus
dem Koran. In ähnlicher Weise ist der halbrundförmige Grund der Nische ge-
schnitzt, wobei noch in höchster Feinheit durchbrochene F'elder mit graziösem
Rankenwerk hinzukommen. G
Im dreizehnten Jahrhundert macht sich eine starke Verwendung der Holz-
schnitzerei zum Schmucke und zur Verkleidung der (irabdenkmäler bemerkbar.
Das bedeutendste uns erhaltene Werk stammt aus einem (irabe des Ismail Sadat
el-Taalbe in der Nähe der Moschee des Imam el-Chaffey. Drei Seiten des 121»)
datierten Werkes bewahrt das Museum zu Kairo, die vierte das Viktoria and Albert
Museum zu London. Das geometrische Felderwerk tritt bei diesen horizontal ge-
gliederten Schnitzereien, welche die ganze Holzfläche dicht überziehen, zurück.
Breitere und schmale Friese mit feierlichen kufischen Schrift- und zierlichen
Ranken umschliefien kleinere rhombische übereck gestellte und rechteckige so-
wie quadratische Felder mit Rankenwerk. C
Etwas später, aber auch noch in das dreizehnte Jahrhundert, fällt ein hochbe-
deutendes sowohl inhaltlich als technisch und künstlerisch einzigartiges Holz-
schnitzwerk, die 1285 datierten acht Zedernholztüren (jetzt Museum Kairo) aus
dem Hospital [Moristan Kalaun) in Kairo, welches unter Sultan Kl-Mansur Kalaun
gebaut wurde. Die ganze Fläche des Holzes erfüllt kräftig geschwungenes, in
Blütenrosetten endendes Blattwerk, das in der Mitte ein kartuschenförmiges mit
figuraler Szene gefülltes Feld bildet. In dem übrigen Rankenwerk selbst sind
streng symmetrisch gleichfalls allerlei figurale Motive eingestreut, einzelne
41 • Geschichte des Kunstsrewerbes. II. c,i
Vöjiel [Adler. Papageien], geflüjielte und j^okröntc Zentauren. Tierkänipfc, Sport-
bilder. Jaj^dszenen usw. Diese fij^urale Dekoration, welche das bekannte Sunna-
verbot ignoriert, ist derjenij^en der frühen persischen Stoffe und niesopotaniischen
Metallarbeiten sehr nahestehend, so daf> man einen Kinflu|-> (ic>rselben unbedinjrt
annehmen nuif,. Jedenfalls bilden aber diese Türen und einige wenige andere
gleichartige Holzschnitzereien eine bestimmte kleine zusammengchiirige Gruppe,
die sich von den übrigen Holzschnitzwerken mit dem geometrischen Dekor in den
kleinen einzelnen Feldern vollkommen isoliert. Letztere gehen übrigens neben
diesen figuralen Werken her und dominieren wieder in der Folgezeit. Ihr be-
merkenswertestes Heispiel um die Wende des dreizehnten und vierzehnten Jahr-
hunderts bildet der Mimbar des Mamelukensultans Lagin in der Moschee Ibn-
Tulun, der 1296 errichtet wurde. Noch 1845 an der alten Stelle und vollkommen
erhalten, stehen heute dort nur noch das Rahmenwerk, das Gestell der Kanzel, die
geschnitzten Bretter kamen gröfstenteils ins Viktoria and Albert Museum, einiges
auch in das österreichischeMuseum zu Wien [Abb. 515 u.516]. Es sind achteckige
sternförmige und verschieden gestaltete Tafeln mit geschnitzten Arabesken in
zwei H(")hen von auf^erordentlicher Abwechslung. Die Ränder sind mit lichteren
Holzstreifen eingelegt, auch kommen kleinere geometrisch gemusterte Intarsien-
felder vor. Solche Einlagen bilden von dieser Zeit ab ein ständiges Inventarstück
der ägyptischen Holzschnitzerei. Elfenbein tritt ebenfalls als Intarsienstoff hinzu,
so am Mimbar der Moschee el-Maridani [1338J, dessen Bretter gleichfalls das Vik-
toria and Albert Museum bewahrt. D
In demselben Museum steht ein ganzer solcher Mimbar, der aus der 1412 1421
erbauten Kait-Bey-Moschee zu Kairo übertragen wurde. Der Mimbar selbst ent-
stand laut einer Inschrift zwischen 1468 und 1496. Die Schnitzerei aus Holz ist
auf das reichste mit hiinlagen von Elfenbein und Ebenholz versehen und zeigt
noch deutlich die Spuren der alten Vergoldung und Hemalung. Die Einlagen,
welche die Fläche reizvoll gliedern, sind besonders stark vertreten in den schmalen
Friesen mit Schriftzeichen und den kleinen polygonalen Feldern mit verschlun-
genem Ornament. Die Bekrönung der unteren Eingangstür, sowie der oberen zum
eigentlichen Lesepult wird durch Stalaktitenfriese gebildet. Hauptsächlich Stalak-
titenschmuck aus Holz mit Stuckverkleidung, reich bemalt und vergoldet, zeigtauch
die abgebildete [Abb. 517) Gebetsnische aus Ägypten [Sammlung Sarre, Berlin |.
Besonders in den kleineren Mobiliarstücken, wie den Korankassetten und den
Koranständern [von denen das Kaiser Friedrich-Museum einen in der Form eines
Klappstuhles besitzt), den Lesepulten [Kursi], und den Buchdeckeln [im Kaiser
Friedrich-Museum ein solcher aus dem zehnten Jahrhundert|, welche einen zier-
lichen Dekor verlangen, kommt der ganze farbige Reiz solcher Elfenbeinintarsien
auf HolzgTund zur vollen Geltung. D
Auch in den andern Ländern des Islam war die Holzschnitzerei in Blüte. Die
Mimbars in .Moscheen zu Jerusalem [mit Einlagen von Perlmutter und Fllfenbein]
und Koniah, dann einige Türen im Museum zu Konstantinopel bilden wertvolle
Beispiele, die technisch und stilistisch Verwandtschaft mit den ägyptischen Arbei-
ten zeigen. Bemerkenswert sind die reichen durchbrochenen Felder der Türen
642
iiiul der rreppenjjelatuler und auf t-iiier dci Türen zu Konstantinopi'l fi^uralr
Motive I zwei Löwen und zwei (J reife j in den Kckzwickeln, wiilirend eine t,'ro(>e poly-
gonalgemustcrte Mittelrosette auf dem rechteckigen (Jrund bildet. Kleinasiatisch
[dreizehntes Jahrhundert I ist auch die hübsche Moscheetür des Kaiser Friedrich-
Museums [Abb. 518 j mit Resten der alten N'er^joldunjj. D
Kine der schönsten islamitischen Monumentalbauten, die K^Ucn die Mitte des
neunten .Jahrhunderts errichtete Marmormt)Schee zu Kairuan im Ma^hreb, in der
Nähe von Tunis, besitzt einen heute noch intakten Minibar und ein Abschlut>t,'ittrr
(Maksura, wie der für den Herrscher bestimmte Raum hief>|, die auf das Reichste
in prächtiger Durchbrucharbeit ^jeschnitzt sind. Der zierliche, feine ornamentale
Dekor der rechteckigen, nuadratischcn uiul rumlbojicnfcirmijj ab^jeschlossenen
Felder ist noch in deutlicher Abhäniiij,'kcit von der frühbyzantinischen Ornamentik,
aus der er sich herausj^cbildet hat. Audi in Spanien, Sizilien und Samarkand sind
vortreffliche Ib)lzschnitzereien erhalten. Im Kaiser Friedrich-Museum ist zu nennen
ein kräftig behandelter kleinasiatischer Kindersar^ aus Holz | dreizehntes .Jahr-
hundert] mit ifeschnitzten Sehriftzü^cn. □
ICs \r\bt aufierdem noch eine aiulere Art vtJii Htdzbearbcitun;,', die für Ägypten,
bosonilcrs Kairo, sowohl im Kultbau als in der Profanarchitektur charakteristisch
ist, die sofjenannte Muscharabieh, die Abschluf^^itter der Oräber usw., welche in
schmalem Rahmenwerk zumeist runde oder viereckige Stäbe tragen, die entweder
geschnitten oder gedrechselt, glatt oder flach dekoriert, d. h. geschnitzt sind. Als
Gitter, zumeist aus Buchenholz, füllen sie die Oberlichten über den Türen, die
glatten Fenster(")ffnungen, besonders aber die zahlreichen hervorsitringenden,
wiederum kleinere I-]rkerchen tragenden l-]rkcr der Stockwerke, die den alten
Stadtteilen zu Kairo heute noch ein eigenartiges Cachet gewähren. Trotz der ein-
fachen Kiemente dieser Dekorationsweise herrscht dennoch bei diesen Muscha-
rabieh die gröf>te Mannigfaltigkeit und Phantasie. Noch gesteigert wird der Ein-
druck bei den besonders sorgfältig bearbeiteten Gittern, die mit Intarsien aus
Klfcnbein, Perlmutter und Kbenholz geziert sind. D
KLFKNRKINSCHNITZKRKIKN D
Ks war bereits davon die Rede, daft die Holzschnitzer Agypti-ns und Syriens
gerne Intarsien aus Klfenbein anwandten, zuerst noch recht sparsam und spora-
disch, dann aber in gröf^ercm Umfange, so daf> man schlief>lich bei manchen
Werken des vierzehnten Jahrhunderts die kleinen vom Holzrahmenwerk gcfaf^tcn
Felder mit ornamentalem Reliefdckor oder Inschriftfriesen direkt aus Flfenbein
schnitzte. Trotzdem kennen wir keine selbständigen ägyptischen tilfenbein-
schnitzereicn, wie Migeon nachwies, auf>er zwei ziemlich späten, aus dem sech-
zehnten und siebzehnten Jahrhundert, die nach den gleichlautenden Inschriften
mit den Namen des ausführenden Künstlers Mohammed Salih vielleicht von zwei
Mitgliedern derselben P'amilie gearbeitet worden sind. D
Es sind uns nun aber zahlreiche rätselhafte Elfenbeinschnitzereien in Europa
erhalten, die mehr oder weniger deutliche Einflüsse islamitischer Motive erkennen
lassen. Aufier der Textilkunst gibt es wohl kein Gebiet der europäischen mittel-
alterlichen Kunst, das so sehr von mohammedanischen Vorbildern beeinflußt
41* 643
wurde, wie die Klfeiibeinschiiitzerei. Aber die jrenaue'BestimmunjT ist zumeist
noch recht schwer, da sich au(>er den ishimitischcn noch andere, zumeist byzan-
tinische Elemente finden. Es waren ja die Byzantiner schon auf Grund ihrer
geojjraphischen Lage die Vermittler zwischen Osten und Westen im Handel und
der Kunst. Eine nicht kleine, durch ihre Korm und ihren Dekor jrenau bestimmte
Gruppe von mittelalterlichen Elfenbein.irbeiten kommt hier in erster Linie in Be-
tracht. Es sind dies die geschnitzten Jagdhörner, bei den Franzosen und Kii^ländcrn
'Oliphants' genannt, die zum gröf^ten Teil in Kirclienschätzen. alten Familien-
besitz und alten Sammlungen sich finden und zumeist mit irgendeinem grof^en
Herrschernamen in Verbindung gebracht wurden. So hielten die zwei H()rner im
Prager Domschatz [bereits im Inventar von 13.55 genannt] die Rolandshörner, das
im Aachner Domschatz führt den Namen Karls des GroP>en. usw. Es ist ausge-
schlossen, für diese Hörner ein bestimmtes Zentrum oder Lokal als gemeinsame
Entstehung anzunehmen. Schon der Grad ihrer Abhängigkeit von byzantinischen
oder islamitischen Vorbildern ist verschieden. Ein Hörn im Louvre | zehntes bis
elftes Jahrhundert] mit Tierbildern in Rankenwerk Jes sind die typischen Tiere
der islamitischen Kunst, Adler, Drachen, Greife, Löwen, Hasen usw.J erscheint auf
den ersten Anblick als mohammedanisch, erweist sich aber doch wohl als eine,
wenn auch genaueKopie einesByzantiners nach dem islamitischenVorbild. Andere
Hörner, das im Berliner Museum, die Prager Hörner, die wohl in Italien entstanden
sein dürften, enthalten Jagd-, Kampf- und Zirkusszenen von oströmischer Her-
kunft neben arabischen Motiven ]Tierbildern in runden Medaillons]. Eine genaue
Revision der Darstellungen auf sämtlichen erhaltenen Hörnern und ein Vergleich
mit byzantinischen und islamitischen Denkmälern wird wohl einmal eine genaue
Abgrenzungsmöglichkeit ergeben. D
Ein Grenzgebiet, wo die christliche und mohammedanische Kultur zusammen-
stiefien und sich längere Zeit sogar friedlich vereinten, war Sizilien. Eine Holz-
kassette in der Capella Palatina zu Palermo ist z. B. ein hübsches Beispiel dieses
Zusammenwirkens; sie ist in einer italienischen Technik, zierlicher Elfenbein-
intarsia, mit einem ganz mohammedanischen Dekor von seltener F'einheit und
Grazie versehen, bestehend aus kufischen Schriftfriesen, schmalen Ornament-
streifen und den auch bei den sizilischen Stoffen vorkommenden Tierbildern in
Medaillons, die durch Flechtbänder gebildet werden. D
Der Reliquienkasten aus Elfenbein des Kaiser Friedrich-Museums [Abb. 519]
mit aufgemalten Ornamenten ist wohl gleichfalls als sizilisch-arabisch anzusehen,
aber fällt in bedeutend frühere Zeit, in das zwölfte Jahrhundert. Ähnliches findet
sich im Museum und in der Kathedrale zu Bari, in der Capella Palatina zu Palermo
usw. übrigens gibt es auch einige Elfenbeinkassetten und -büchsen von spanischer
Provenienz, die ohne Schnitzerei sind, wohl aber in ähnlichem Stile wie die datier-
ten geschnitzten, von denen jetzt die Rede sein wird, mit Gold und bunten Farben
bemalt wurden. □
Am besten sind wir nämlich noch über die Tätigkeit der Elfenbeinschnitzer im
moslimischen Spanien, besonders am glänzenden Hofe der Khalifen von Cordova
unterrichtet. Was an datierten Werken vorhanden ist, wie eine runde Büchse und
644
Ann ..._: Geschnit/tor Klf<'nt)(.'iiikuBlcii. nyrifii, 11. 1.' JaiiriuiridiTt. K.unit Iripdruh-Muspuin, in r.m
einige rechteckige Kästchen [z.B. im Victoria and Albert Museum) mit Inschriften,
die alle aus der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts stammen und Namen von
Kalifen tragen, bezeugt eine sichere Technik und eine gute Tradition. Kräftiges
stilisiertes verschlungenes Kankenwerk wechselt ab mit figuralen Details. Alle
diese Werke aber übertrifft an Reichtum der Schnitzerei eine 1005 datierte Kas-
sette aus dem Schatze der Kathedrale zu Pampelona. Achtpassige Medaillons auf
ornamentalem Grunde schliefen figurale Szenen von höchster F'einheit und Le-
bendigkeit ein, Tiere allein, Tierkämpfe, .lagdszenen usw. Ähnliche gleichartige
Darstellungen bieten runde, hohe Büchsen mit flachem oder sphärischem Deckel im
Louvre, im Viktoria and Albert Museum usw., und noch im elften Jahrhundert ist
derselbe hohe reiche Stil herrschend. Eir übte auch grof,en Kinflut^^ auf die christ-
lichen Elfenbeinschnitzereien Spaniens aus, was zwei Kreuze in den Museen
zu Madrid und Paris [Louvre) deutlich erkennen lassen. D
Ziemlich mysteriös ist eine weitere Gruppe von Klfenbeinschnitzereien, die
eine Kombination buddhistischer und islamitischer Kiemente verraten und somit
höchst wahrscheinlich als Arbeiten moslimischer Schnitzer in Indien anzusehen
sind. Das Hauptstück dieser Gruppe ist eine aus der Abtei zu Saint Denis in das
Medaillenkabinett der Bibliotheque nationale zu Paris gekommene Schachfigur,
das einzige noch erhaltene Stück eines einst komplett gewesenen Spieles. Die
ältere Tradition bezeichnete dieses Spiel als ein Geschenk Harun al Raschids an
Karl den Grof^cn. Die Figur ist wohl der Turm des Spieles, gebildet durch einen
Elefanten, auf dessen turmartigem Aufbau ein indischer, reich geschmückter P'ürst
mit gekreuzten Beinen sitzt. Umgeben ist er von acht kleinen bewaffneten ein-
heimischen Kriegern und vier Reitern. Außerordentlich schwierig ist die Zeit-
bestimmung dieser Schnitzerei, doch wird sie kaum über das dreizehnte Jahr-
645
hundert herabreichcii. In die Nähe dieser Figur gehört wohl auch ein sehr reich
mit figuralen Szenen geschnitzter Elfenbeinkasten des Darnistädter Landes-
nuiseums. der wiederum diese Wrniischung indisch-buddhistischer und nioliamnie-
danischer Kiemente aufweist. D
Sehr interessant und wichtig ist es, zu beobachten, in welcher Weise die ost-
islamitischen Stoffe auf europäische KIfcnbeinschnitzer eingewirkt haben. Ein
bisherunbeachtetesBeispicl mag dies erläutern InderStiftsbibliothckzuSt.Gallen
wird eine Evangclienhandschrift aufbewahrt, deren Vorder- und Rückseite aus
geschnitzten Elfenbeinplatten besteht. Die Rückseite schnitzte im Anschluli an
den bereits vorhandenen vorderen Deckel der St. Gallener Benediktinermönch
Tuotilo, welcher nach 912 gestorben ist. Dieser Hinterdeckel zerfällt in drei
Felder, von denen das mittlere und untere figural geschnitzt sind, das obere da-
gegen mit streng symmetrischen Akanthusblattrankcn. In der einen Windung ist
ein Tierkampf dargestellt, ein von oben auf ein liegendes Tier herabstürzender
Löwe. Ein zweiter Buchdeckel in derselben Bibliothek ist vollständig mit dem-
selben Rankenfries und ähnlichen teils mit den Köpfen einander gegenüberstehen-
den teils mit dem Rücken gegeneinander gewendeten Tierkämpfen geziert; die
Übereinstimmung mit der Tuotilotafel ist derartig evident, dafi wir wohl deren
Datierung auch auf die zweite Tafel ausdehnen dürfen. Die Quelle für solche
Kampfszenen im Rankenwerk für die Schnitzerei war nun, sei es direkt, sei es
durch das Medium einer sekundären Quelle, einer jener seinerseits wiederum auf
sassanidische Vorbilder zurückgehenden ostislamitischen Stoffe. Glücklicher-
weise ist uns ein solcher Stoff erhalten, ein Seidengewebe in der Kirche zu Pebrac
[Haute Loire], das Migeon [Manuel d'art musulmann II S. 393 1 publiziert hat und
der in der ganzen Anordnung des ornamentalen und figuralen Dekors eine über-
raschende Übereinstimmung aufweist. D
Von großer Wichtigkeit sind sechs Elfenbeinplatten der Sammlung Carrand im
Museo Nazionale zu Florenz, ein Relief mit zwei einander gegenüber gestellten
Greifen in Rankenwerk [Abb. 520] und fünf zusammengehörige, durchbrochene
Platten mit Genreszenen in Ranken. Auf dem abgebildeten Stück [Abb. 521] aus
dieser Serie sind es ein sitzender trinkender Vornehmer und ein Tamburinschläger,
die anderen enthalten Musik- und Tanzszenen, Jagdszenen, Tierkämpfe und eine
Weinernte. Ob die fünf durchbrochenen Platten und die Reliefplatte zusammen
vielleicht einmal ein Kästchen geschmückt haben, ist nicht zu bestimmen - in den
Mafien variieren sie nur wenig — sicher ist aber, daf^ sie stilistisch zusammen ge-
hören. Nur sind sie keine sizilianischen Arbeiten, wie Graeven meinte, der sie
publiziert hat, sondern ihr hoher starker Stil, die Schönheit und Sicherheit der
Darstellung verweisen sie in das Gebiet der mesopotamisch-persischen Kunst des
dreizehnten bis vierzehnten Jahrhunderts und die besten Vergleichsmomente
bieten die prächtigen, mit Silbereinlagen gezierten Bronzen, von denen noch die
Rede sein wird. In etwas früherer Zeit, im elften bis zwölften Jahrhundert, ist
der mit feinen und gut komponierten Flachschnitzereien eng verwandten Inhaltes
versehene syrische Elfenbeinkasten des Kaiser P>iedrich-Museums [Abb. 522|
entstanden. D
646
GOLIJSC'IIMIKDKKL'NST UNI) KM All.
Das Verbot des Korans. Gej^enständi'
aus Edelmetall in (Icbramh zu nehmen,
stand natürlich einer starken Ausübung der
Goldschmiedekunst sehr im Wcijc. Aber
wir haben schon beobaditen kiinnen, da(\
besonders die Schiiten sich nicht stren^j an
die religiösen \'orschriften hielten und be-
züglich der Nachahmung' menschlicher und
tierischer Gestalten dieselben ül)erhau|)t
ignorierten. Die alten Schriftsteller und
Reisenden berichteten mancherlei von
wertvollen Werken der Kdelmctallkunst in
Moscheen und Paliisten. D
Helativ hiuifi^ sind Arbeiten, an denen
Edelmetall als Schmuck und Zierrat an- ..,
Aul). oJJ: (ii-tru-briie und iili-llirrU- Sitbcrachalr.
gebracht war. Manche der erörterten Me.opotamirn, lo. bi« ii Jahrhundert. K«iH,-r
P^lfenbeinkästchen tragen eine gravierte ° Kriedrich-Muiieum u
oder niellicrte Montierung in Silber, am beliebtesten aber war die Verwendung
von Silber und Gold bei den köstlichen mest)|)otamischen, persischen und ägyp-
tischen flronzen, die mit Edelmetall in der kompliziertesten und graziösesten
Weise tauschiert wurden. Doch wird hiervon bei der Behandlung dieser Bronzen
zu reden sein. D
Hervorzuheben sind aus ticn spärlich bekannten Werken der Goldschmiede-
kunst zwei durch einen King vereinte Gürtelschlief^en aus Gold, welche aus einem
Grab inTiflis in das Kaiser PViedrich-Museum kamen [Abb. 524). Die beiden durch-
brochenen blattförmigen Scheiben enthalten getriebene Darstellungen zweier
gegenständiger Greife und geflügelter Hasen in Rankenwerk. Es sind dies zwei
sehr häufig auftretende Motive; der Doppelgreif war im zwölften und dreizehnten
Jahrhundert das Wappen der mesopotamischen Ortokidenfürsten in Keifa. Mossul
usw. Der Hase ist uns von den persischen Fliehen her geläufig. Als nordmesopo-
tamische .\rbeit des zwölften bis dreizehnten Jahrhunderts ist der Schmuck nach
Sarre anzusprechen. D
In etwas frühere Zeit, das zehnte bis elfte Jahrhundert, ist die direkt an
antike Vorbilder erinnernde delikate Silberschale des Kaiser PViedrich-Museums
[Abb. 523] zu setzen, die in der Mitte des Bodens eine getriebene aufgesetzte
konturierte Platte trägt, eine sitzende Lautenspielerin von grof>er F'einheit dar-
stellend. \'icr runde Medaillons und ein umlaufender Randfries sind in Niello-
technik mit verschlungener Ornamentik und Inschriften geziert. Auch hier wird
eine mesopotamische Werkstätte anzunehmen sein. D
Etwas später ist ein reizendes silbernes, nielliertes Kästchen im Schatz von San
Marco zu Venedig zu setzen, dessen figürliche Darstellungen und dessen Ranken-
werk die mesopotamische Provenienz deutlich erkennen lassen. Zwei musizie-
rende sitzende Gestalten verraten die nächste Verwandtschaft mit den fünf durch-
647
Abb. &34: öoidene üurtelschlietje. Mesopotamien, 13. Jahrhundert. Kaiser Kricdrich-Musi-um. Berlin
brochonen Elfcnbcinplatten im Museo nazinnale zu Florenz [Abb. 521), so dafi ihre
Entstehung jrleichfalls dem dreizehnten Jahrhundert zugeschrieben werden darf.
Die Niellotechnik auf Silber ist auch bei der reichen aus dem zwölften Jahr-
hundert stammenden Montierung einer glatten Elfenbeinkassette der Kathedrale
zu Bayeux angewandt, die höchstwahrscheinlich aus Sizilien stammt und somit in
die Kultursphäre der Fatimiden zu setzen ist. Q
Etwas besser sind wir über die spanisch -maurischen Arbeiten unterrichtet.
Mancherlei ist da glücklicherweise in Kirchen und im Museum zu Madrid erhalten.
Ein Hnlzkästchen mit getriebenen aufgelegten Silberplatten im Schatze des Domes
zu Gerona ist laut Inschrift zwischen 961—976 entstanden. Der Dekor ist ein rein
ornamentaler mit Ranken. Als Meister werden in der Inschrift zwei Sklaven,
Bedr und Tarif genannt. Andere gleichzeitige Arbeiten tragen neben dem Ranken-
werk auch figurale Szenen in Medaillons. D
Eine eigenartige, bis jetzt noch ganz isolierte Stellung nimmt die hochinter-
essante Emailschale des Innsbrucker Ferdinandeums ein. die von der Vorder- und
Rückseite abgebildet ist [siehe die Tafel und Abb. 525|. Das auf beiden Seiten
mit reichem Zellenschmelz auf Kupfergrund [Email cloisonne] bedeckte flache
Becken mit zwei runden Handhaben ist von Molinier als eine ostislamitische Arbeit
erklärt worden, deren technische Grundlagen der Emailleur den Chinesen ver-
dankte. Das große mittlere Medaillon der Vorderseite enthält einen von zwei
Greifen flankierten, gekrönten thronenden Herrscher mit zwei Szeptern nach
Falke die Himmelfahrt Alexanders. Sechs kleinere Rundmedaillons umgeben das
Mittelbild. Abwechselnd enthalten sie nimbierte Adler, zwei Greife im Kampf mit
einem Tier und eine Löwin, die eine Gazelle überfallen hat. Die Zwickeln zwischen
den sechs Medaillons füllen drei stilisierte Palmen und drei figurale Szenen aus.
Die Rückseite ist auf der Bodenfläche ohne Dekor, den Rand nehmen wiederum
sechs Medaillons ein, mit ähnlichen Szenen wie auf der Vorderseite. Auch die
Zwickelfüllungen sind in derselben Art gehalten. D
648
^^
Vi CO
Abb. 525: Rückseite einer emaillierten Schale. Mesopotamien, 12. Jahrhundert. Museum Innsbruck
Zwei zirkuläre Kandfriese mit je einer persischen und arabischen Umschrift
lassen den Namen des Ortokidenfürsten Rukn el-daula Üaud ihn Sokman ihn
Orlok von Amid und Hisn Kcifa erkennen, der 1141 bis 1144 regierte. Ob die
Technik aber von China kam. wie Molinier wollte, ist aber mehr als unwahr-
scheinlich. Zu den alten chinesischen Techniken gch(irt derZellenschmel/ keines-
wegs, der Name Ta-chi-yao- d. h. Flmail der Araber weist deutlich darauf hin,
da^ die Technik auf dem Wege des so weitverzweigten und reichentwickelten
Handels zwischen China und dem islamischen Zentral- und Vorderasien nach dem
Reiche der Mitte kam. Und die erhaltenen datierten chinesischen Emails reichen
nicht, worauf schon Brinckmann hinwies, über die Mingdynastie, also nicht über
die zweite Hälfte des vierzehnten Jahrhunrierts zurück. Somit bleibt als die
Quelle der Technik nur die byzantinische Kultur übrig. Nach Falke war der
Emailleur ein islamitischer Künstler, der die Technik in einer byzantinischen
Werkstatt gelernt hatte und auch von byzantinischen Vorbildern stark beeinflup>t
war. Der Herrscher hat stark byzantinische Anklänge, desgleichen die nimbierten
Adler, andererseits aber sind Anordnung und Inhalt der Darstellungen stark
von persischem Geiste erfüllt. Schon die sassanidische Goldschale des Königs
649
Chosroos Modailleiikabinott der Pariser NationalbibliothoUj zei^t in der Mitte das
Rundbild des thmnonden Herrschers, umj^eben von drei durohbrcuhencn kleineren
konzentrischen Kundmedailhins. die mit farbigen Gläsern ausgefüllt sind. Und die
Ticrkiinipfbilder, sowie die musizierenden Kinzelfiguren der Iiinsl)rm-ker Schale
sind uns andererseits wieder von den MetnllgefüjuMi und ICmailgläsern her als
Inventarstücke der ostislamitischen Kunst bekannt und vertraut. Für die eigen-
artige zirkuläre Anordnung ist übrigens auch ein von Sarre im Herliner Jahrbuch
(19(MI abgebildeter, jetzt versclu)llener astrt)logischer Spiegel der ehemaligen
Sammlung des Herzogs von Blacas zu vergleichen, welcher gegen Knde des
dreizehnten Jahrhunderts für Abulfadl, einen gleichfalls ortokidischcn Sultan,
angefertigt wurde. □
Interessant ist eine im französischen Kroninventar unter Ludwig XIV. [Aus-
gabe von Guiffrey] bei den Edelmetallarbeiten angeführte 'Kalebasse' | Flasche in
Kürbisform] aus persischem Gold, mit Hubinen und Türkisen besetzt, ferner mit
Feldern 'ä la persienne' auf Goldgrund und kleinen ziselierten Hlüten, 8 Zoll
hoch. Offenbar haben wir in dieser kostbaren Goldschmiedearbeit ein persisches
Gesandtschaftsgeschenk zu erblicken, das der König dann im Jahre 1683 seinem
ältesten Bruder überwies. Eine andere Goldschmiedearbeit, gleichfalls im kcinig-
lichen Besitz, war eine runde Schale aus grünem orientalischen Jade, dem bei den
Chinesen so hoch geschätzten Material, die äugen mit 24 auf goldenen Feldern
ä la persienne montierten Rubinen besetzt war. D
BRONZEN ü
Die Bronze in den verschiedenen Legierungen ist ein uralter Werkstoff
der asiatischen Kunst, welche, nach den erhaltenen Funden zu schließen, schon
in den frühesten Epochen der ältesten Kulturvölker, sowohl im Osten als in Zen-
tral- und Westasien in seiner ganzen großen künstlerischen Wirkungsmöglich-
keit erkannt und verwendet wurde. Die Araber fanden so überall, wohin sie
kamen, eine blühende Bronzeindustrie vor. Und um so lieber griffen sie die-
selbe auf, als sie dem Verbote des Propheten, Edelmetalle zu verwenden,
entsprach. So kam dann die ganze Schmuckliebe, das stark entwickelte Zier-
bedürfnis dem Dekor der Bronzegegenstände zugute. Neben die Gravierung
trat als schmückendes Element die Einlegearbeit, die Tauschierung mit Silber
und Gold auf, welche die Gefäße aus Bronze, Messing und Kupfer, auch die
aus Eisen gefertigten Arbeiten, veredelte. Man nennt die tauschierten Geräte,
die ihrer Zusammensetzung nach MESSINGARBEITEN sind, 'Mossulbronzen'
nach der am oberen Tigris gelegenen blühenden Stadt Mossul, in deren Nähe er-
giebige Kupferbergwerke lagen, obwohl nur ein Teil der erhaltenen Arbeiten
in Mossul selbst entstanden ist. In Mesopotamien scheint, so weit es sich jetzt
feststellen läßt, die Technik sich entwickelt zu haben. Von hier aus wurde sie
nach Persien und dem Westen, sogar bis nach Venedig getragen. In ihren An-
fängen knüpfte die ostislamitische Metallindustrie direkt an die blühende Gold-
schmiedekunst der Sassaniden an. von der sich glücklicherweise noch eine immer-
hin beträchtliche Reihe ganz hervorragender Werke mit getriebenen und gravier-
ten figuralen Darstellungen fCabinet des medailles de la Bibliotheque nationale
650
zu Paris, Loiivre, Eremitage zu IV'tcrsbur^j, Graf {Jrc^ior Strogaiioff in Rom)
erhalten hat. D
Die Darstellungen auf diesen Goldschmiedewerken bewe^jcn sich in den-
selben Kreisen wie auf den sassanidischcn Felsenreliefs und Seident,'eweben.
Wir erblicken den nimbiorten Herrscher beim Gelage, umgeben von Musikanten,
Dienerinnen und den Lieblingstieren, den paarweise angebrachten Löwen, dann
wieder zu I'fenle mit Lan/.e umi liogen auf der Löwrn-, Hirsch- und Lberjagd.
Die (loldschale des Königs Chosroes II. in Paris zeigt in der Mitte den thronen-
den Herrscher allein. Krgänzungen finden diese die Lebensgewohnheiten der
sassanidischcn Konige widerspiegelnden Darstellungen in sassanidischi'n Mün-
zen und geschnittenen Steinen. D
In Bronze sind uns einige, allerdings sehr wenige, aber um so hervorragendere
Werke mohammedanischer kleinerer Freiplastik erhalten. Doch diese spärlichen
Reste lassen durch ihre ganz einzigen kimstierischen Qualitäten einen Schluß auf
das meisterhafte KtMinen der Modelleure und (jiep^er dieser Modelle zu. Meist sind
es kleinere Tiergestalten inHohlgut>, die entweder alsGiep^gefäfie | A(piamanilien)
oder Brunnenfiguren verwendet wurtien. Das Hauptstück, gleichzeitig auch das
grüf>te der ganzen Gruppe, ist der herrlich stilisierte feierliche, einen Meter hohe
und 85 cm lange Hronzegreif im Campo Santo zu Pisa [Abb.52B]. Wie so viele der
seit Jahrhunderten in europäischem Besitze befindlichen mohammedanischen
Kunstwerke brachte ihn wohl ein Fürst von einem seiner Kreuzzüge aus Ägypten
mit nach Toskana. Seine Eintstehung wird unter der Regierung des Fatimiden-
sultans Hakim |996- 1020| angenommen. F]r zeigt die typische Gestaltung der
ostislamischen Greifen, nämlich die \'erl)indung des Afllerkopfes. der durch die
beiden am Hals herabhängenden dem Hahne etitlehnten Fleischlappen auffällt.
mit dem geflügelten Löwenkörper und geht wohl auf den uralten babylonisch-
assyrischen Greif zurück. Eingraviert ist eine über den Rücken liegende Decke,
deren vier schildförmige Ausläufer mit Löwen und Adlern, gleichfalls in Gravie-
rung, geziert sind. Ein schuppenpanzerartiges Muster bedeckt die Brust, ein
Federnmuster die Flügel. D
Die übrigen figuralen Kleinbronzen in Tiergestalt sind als Lciwen, Pferde und
Vögel gebildet [ein Papagei im Louvre als Räuchergefäfi, eine Arbeit des zwölften
Jahrhunderts und ein Pferd als Aipiamanile ebenda]. Das bayerische National-
museum besitzt eine solche in Gestalt eines Hirsches. Die Gravierungen sind
stilistisch denen des Pisaner Greifs nahe verwandt. Jedenfalls ist anzunehmen,
da^ die Bronzen zumeist im zehnten bis zwölften Jahrhundert in fatimidisch-
ägyptischen, vielleicht auch in sizilischen Werkstätten entstanden sind. D
Bemerkenswert ist der unleugbare Zusammenhang, den diese islamitischen
Bronzen mit den europäischen, romanischen Aquamanilien in Tierformen auf-
weisen, welcher nur durch eine Beeinflussung letzterer durch die orientalischen
Vorbilder zu erklären ist. D
Ein Beispiel mag dies belegen. Die Limousiner MeP>kanne des Wiener Hof-
museums, ein kleineres Aquamanile aus vergoldeter Bronze, ein prachtvoll stili-
sierter Adler [um 1200J, dessen aufwärts gebogener Schwanz als Henkel und Griff
651
dient, iiui|-> uiiliodint^t nacli einem
solchen faliniidischen Orioinal
entstanden sein. Die gesclniitte-
nen fatimidischen Gläser und Kri-
stalljrefäf^e, von denen noch die
Rede sein wird, zeigen ähnliche
Typen stilisierter Tierfi<i[uren.
lind schlajrend ist die Analojjjie
mit dem Bronzegreifen im Pisa-
ncr Campo Santo, wenn man die
K()pfc vergleicht. D
Sicher zu datieren und zu lo-
kalisieren ist eine aus Granada
stammende, unter Mohammed III.
daselbst WiOb entstandene pyra-
midenförmige, in zierlichstem
Rankenwerk felderartig durch-
brochene Bronzelampe Ijetzt ar-
chäologisches Museum, Madrid],
übrigens die typische moham-
medanische Form für Moschee-
lampen. Auch die immer kleiner
werdenden, die Kette gliedernden
Lampenkugeln sind in derselben
kunstvollen Weise durchbrochen.
An verschiedenen Orten der mohammedanischen Kultur, in Spanien wie in
Ägypten, in Ispahan und Damaskus finden sich noch Moscheetüren, die entweder
einzelne ornamentierte Bronzefelder tragen, wie eine Tür in Damaskus mit Ro-
setten und Wappenbildern der Herrscher, analog denen auf den emaillierten Glä-
sern, oder einzelne gegossene und feinziselierte Bronzeplättchen, welche auf dem
Grunde angeordnet, das Muster bilden. D
In reicher Durchbrucharbeit ist wiederum ein polygonaler, oben mit dem Halb-
mond auf runder Abschlußkuppel geschmückter ägyptischer Bronzelustre von
1329 gearbeitet [Museum zu Kairo]. Die einzelnen, horizontal gegliederten Felder
sind in der Art der hölzernen Fenstergitter [muscharabiehj schuppen- oder stern-
förmig durchbrochen. □
Von einem sorgfältig mit gravierten figuralen Szenen versehenen ortoki-
dischen Bronzespiegel war bereits die Rede. In seiner Art sind noch mehrere
erhalten. O
Arabische Quellen erwähnen die Tauschierarbeit in Edelmetall auf Messing,
die sie 'Keft' nennen, öfters. Das häufigste und typische Material war Silber,
seltener findet sich Rotkupfer. Gold kam erst im Laufe der Entwicklung, nach
dem Silber, hinzu. Der technische Vorgang war folgender: Zuerst wurde die
Zeichnung des Dekors in feiner Gravierung angelegt, hierauf wurden je nach Not-
652
Abb. 526: Bronzepreif. Fatimidisch, um 1000 nach Chr.
O Campo Santo in Pisa D
weiuli^keit das Metall ausgeho-
ben und länj»s der Konturen der
zu tauschierenden Fliielie kleine
scharfkantige Löcher eingesto-
ßen, die dazu dienten, die aufjje-
hämmerten Edelmetallplättchen
festzuhalten. Hei einfachen Linien
schlug man den Silherdraht in die
eingeritzte Rille. Die feinere Aus-
arbeitung, die Inncnzeiclinung der
Gesichter, der Wurf und Dekor
der Gewänder usw. wurde dann
durch die Gravierung der Silber-
flächen bewirkt. Da nun im \'er-
laufe der Jahrhunderte durch den
Gebrauch, das Putzen usw. bei
vielen der alten Arbeiten die Sil-
berplättchen abgefallen sind und
fehlen, so erscheinen jetzt zahl-
reiche F'iguren auf diesen Bronzen
ohne Detailgravierungen, nur in
einfachem Kontur. Den Hinter-
grund hob man gerne gleichfalls
aus und füllte ihn dann mit einer
schwarzen Masse, die den Mes-
singgrund verbarg und den mat-
ten Glanz des Silbers hob. Diese
Manier des ausgefüllten Grundes
in Verbindung mit einfacher Gra- o
vierung und reliefiertem Dekor charakterisiert eine Gruppe von Bronzen, die den
tauschierten Arbeiten der Blütezeit vorausgehen. Schon die schweren nnd plumpen
Formen lassen ihren primitiven Charakter erkennen. Die Reliefs bestehen aus
getriebenen und auch gegossenen, kräftig aus der Fläche herausspringcnflcn
Details [Rosetten, Tierfiguren, L(")wenköpfe usw.]. Es sind Henkclkannen, Drei-
füf^e als Träger, Leuchter, Morser usw. Mit dem Auftreten der Tauschierung, im
zwölften und dreizehnten Jahrhundert, werden diese Arbeiten seltener, gehen
aber immer noch als einfache Art weiter. D
Die frühesten tauschierten Messingbronzen sind zumeist bauchige Henkel-
kannen mit und ohne Fuft, hohem schlanken }Lals, energisch betonter horizontaler
mäf>ig abgerundeter Schulter und senkrechten gebuckelten Ricfelungen. Der Relief-
dekor ist sehr charakteristisch. Häufig sind es im Profil sitzende, in starkem Relief
getriebene Löwen mit unverhältnismäPsig großen K()pfen und Glotzaugen. Sie
wechseln reihenartig auf graviertem Grund ab mit gravierten Schriftfriesen und
gebuckelten Reihen, wie auf einem Leuchter in der Sammlung Piet-Labaudrie, aus
653
Abb. 527: PtTsisrhi- Hronzekanne mit SilbertauschiiTung
12. bi.i 13. Jahrhundert. Sammlung Sarre-Flerlin □
dem Boijinn dos droizehiiton .lalirluindorts, odor {irUürieroii den Hals der Kannen.
Die liier aby;ebildete Kanne] Abb. 527 laus derSaniniluno[Sarre zeiirt auf jeder Seite
des Halses einen solehen Löwen. Auf dem Ausyfuj'^rohr kehrt der Löwe liejrend im
Volli:ul;> wieder. Die zwölf Buekeluniren trajren abwechselnd ornamentale Schrift-
bänder mit Segensprüchen und laufendiMi Tierfiguren im Rankenwerk. Ein
weiteres Merkmal dieser Arbeiten sind die um den oberen Rand des Gefäfikörpers
laufenden Tierfriese in hohem Relief. Hei der Sarreschen Kanne sind es 24
sitzende Löwen. Bei dem oben genannten Leuchter und einer zweiten Kanne aus
Sarres Besitze ist dieser figurale Randschmuck noch kräftiger betont. Die Tier-
figuren verlassen das Relief und sitzen als Vögel frei herausgearbeitet um die
ganze Rundung herum auf der Schulter des Gefäj-dvörpers. D
In den gravierten und tauschierten Darstellungen treten neben den Ranken
und Flechtfriesen sowie den Medaillons mit Rosetten und Tierfiguren auch
menschliche Genreszenen in Medaillons auf. Neben Jagdszenen finden wir solche
mit Musikanten. Tänzern, Trinkern und endlich mit den Figuren des Tierkreises.
Verschiedene Anzeichen berechtigen zur Annahme, dafi diese eigenartige Gruppe
von Bronzen mit der kombinierten Technik des Gravierens, Tauschierens und
Treibens in Persien entstanden ist. □
Genau zu datieren und von sicher Mossuler Herkunft sind einige hervor-
ragende Arbeiten in europäischem Besitz, die gleichzeitig die Blütezeit und künst-
lerisch hervorragendste Qualität der tauschierten Bronzen überhaupt repräsen-
tieren. Die Prinzipien der Technik bleiben dieselben, nur fällt die Tauschierung
mit Rotkupfer weg. diejenige mit Silber wird reicher und komplizierter. Neben
der noch weiter geübten Ausfüllung des Grundes mit schwarzer Masse findet sich
auch die Schraffierung des Grundes. Das Hauptstück dieser Gruppe ist eine
bauchige Henkelkanne des British Museum, nach ihrer Inschrift 1232 jLesung von
van Berchem] zuMossul durch Chudja, Sohn des Mana inMossul gearbeitet. Hier
ist,allerdingsdas einzige Mal, direkt die Entstehung IN MOSSUL angegeben, wenn
es auch noch andere Bronzen gibt, deren Inschriften von Herrschern dieser Stadt
oder von Künstlern aus derselben reden. D
Das ganze Gefäft ist horizontal gegliedert; die breiten und schmalen PViese
sind mit figuralem Dekor und Inschriften auf das reichste und zierlichste graviert
und tauschiert. Achtpassige figurale Felder, unterbrochen durch Sternrosetten-
medaillons, stehen auf einem T-förmigen F'lechtgrund, der vielleicht sein Vorbild
in frühen chinesischen Bronzen hat, in den beiden breiten Mittelfriesen der Lei-
bung. Zwischen diesen beiden Friesen liegt ein anderer schmälerer, dessen figu-
rale Szenen durch rosettenförmige Scheiben mit demselben T-dekor unterbrochen
werden. Überraschend reich und festlich sind diese köstlichen figuralen Szenen,
die das ganze Leben der damaligen mesof)otamischen Kultur wiederspiegeln
^Musik, Feste, Trinkgelage, Jagd, Kampf, SpielJ. ftün ständiges Inventarstück auf
den Bronzen sind auch die eigenartigen figural oder ornamental stilisiertenSchrift-
friese, die sich im ganzen Gebiet der damaligen Kunst finden. So ist z. B. auf dem
oben genannten mittleren Figurenstreifen eine seltene Jagdszene zu sehen, die
den Kampf Gewaffneter mit allerlei Vögeln und Fabelwesen, geflügelten und ge-
654
I
sclnväii/teu Gestalten mit Tierkiipfen darstellt und die in zwei Worten die
Wunschtormel 'dauernder Wohlstand' bedeutet. Ähnliclie Sehriftfriese in Form
von Ranken und Blüten finden sich auch auf den Textilien. Kin von Karabacek
an^^cführter Talisman des zwölften .lahrlninderts zei^t z. \i. einen reizenden Fries
von Knospen, Blüten und Blättern, die in \'o^,'elkö()fen endigen; der Fries besagt:
'Die Frinnerung an Gott ist das Licht des Glaubens.' D
Neben dieser Kanne des British Museum, deren Form auch für die Mossul-
bronzen charakteristisch ist, sind eshalbku^elförmi^e Becken oder Schalen, dann
Schalen mit «gezacktem Rande. Leuchter mit kct,'elförmi^er. in der Mitte einj^ezo-
^ene, nach unten und oben ausladender Wandung,', sowie mit hohem geraden Kerzen -
behälter. Finige der Bronzen, die bedeutendsten, sind nach ihren Inschriften für
die Herrscher oder in deren Auftrag als Geschenke, andere für hohe Würdenträger
angefertigt worden. Doch sind letztere alle nur anonym, sie geben nur den Titel an,
keine Namen, waren also typische, auf Vorrat gearbeitete Werke, gewissermafien
Attribute bestimmter Rangsklassen, etwa in der Art der europäischen Orden.
Die übrigen Inschriften, besonders die eben besprochenen, sind indifferente,
für irgendeine Bestimmung wertlose Lob- und Segenswünsche, Ruhmesworte,
(etwa: 'Hoher Stellung, Schmuck, Glück. Dank, Reinheit, langes Leben, Tugend,
Sieg, Licht, Würde' usw.J, und Verse ähnlichen oder religiösen Inhaltes |z. B.
Koransuren ]. D
An Künstlernamen vom zwölften bis siebzehnten .Jahrhundert sind uns un-
gefähr 25 aus Persien. Mossul, Kairo, Aleppo, Damaskus und Venedig bekannt. G
Aus der türkischen Kriegsbeute, von der Froberung Ofens, stammt ein gleich-
falls sehr reich tauschiertes Becken der königlichen Bibliothek zu München, das
Kurfürst Max Fmanuel von Baiern 168() mitgebracht hat. Fine Inschrift besagt.
daf> das Gefäf^ auf Befehl des Atabek Lulu von Mossul 1 1233 1259 j von Moham-
med, Sohn des Absun für die Prinzessin Chawanrah gearbeitet und in der Schatz-
kammer des Fürsten aufbewahrt wurde. Die Schüssel ist innen total dekoriert
und die Silbertauschierung ist bei ihr fast vollständig erhalten, eine seltene Er-
scheinung bei solchen Arbeiten. Die Mitte nimmt ein rundes PY^ld ein mit neun im
Rund schreitenden Greifen, welche vier mit den P'lügeln verbundene Sphingen in
der Mitte umgeben. Hierauf folgt ein Blatt- und Wellenrankenfries, der in der-
selben F'orm auch den äuPieren AbschluH; des gesamten Dekors bildet. Der
zwischen diesen beiden P'riesen liegende Raum wird durch ein PTechtband mit
zwölf ähnlichen Rosetten wie auf der Kanne von 1232 im British-Museum geteilt
und bildet so zweiZonen mit dem schon genanntenT-f(')rmigen Grund. Die äujiere
Zone enthält 24, die innere 12 abwechselnd vier- und achtpassige Medaillons mit
den verschiedensten figuralen Szenen auf Rankengrund. Es sind jagende Reiter,
Planetenfiguren,Tierkampfe, Zweikämpfe, Ringer-, Tanz-, Trink- und Musikszenen,
alle mit derselben unmittelbaren Frische und Lebenswahrheit in weiser Beachtung
desZweckesdekorativ geschildert, die sonst diesenArbeiten den hohen künstleri-
schen Reiz verleiht. Eine Entstehung des Münchner Beckens in Mossul selbst ist
höchst wahrscheinlich. Eine hübsche Ergänzung findet die Schale der Münchner
Bibliothek in einer inhaltlich verwandten, gleichfalls dem dreizehnten Jahrhundert
655
Abb. 628: Siibertauschiertes MesbiiJtäbecken. Mossul, 13. Jahrhundert. Kaiser Friedrich-Museum, Berlin
angehörigen Schüssel des Münchner Nationalmuseums, deren sechspassige Me-
daillons Abbildungen der einzelnen Figuren des Tierkreises zeigen.
Bemerkenswert durch seine Größe [83 cm im Durchmesser und 21,5 cm hoch] ist
ein Messingbecken des Kaiser Friedrich-Museums zu Berlin [früher im Museum für
Völkerkunde in Berlin und gleich.den beiden Münchner Werken mustergültig von
Sarre publiziert.] [Abb. 528.] Neben der [jetzt freilich fast ganz verschwundenen]
Silbertauschierung sind noch Reste einer allerdings spärlichen Goldeinlage zu
bemerken. Technisch ist das Becken auch dadurch bemerkenswert, daß die Gra-
vierung schon vor der Innenzeichnung der Gesichter, der Details der Gewandung
usw. ausgeführt wurde. Die Anordnung der inneren Fläche [Abb. 529 bietet einen
Ausschnitt] ähnelt der des Beckens in der Münchner Bibliothek. Auch die schmalen,
die figuralen Zonen trennenden Flechtbänder kehren wieder. Die Zickzackmuster
der Ranken dieses Flechtbandes sind die einzigen Stellen, in denen das Gold, in
Stäbchenform eingelegt, erscheint. Den Rundschild in der Mitte füllt ein direkt
chinesischen Vorbildern entlehntes Motiv, der Kampf zwischen dem Phönix und
dem Drachen auf blumigem Rankengrund. Die Meisterschaft, mit der diese beiden
Tiere in das Rund hineinkomponiert und -stilisiert erscheinen, ist bewunderns-
wert. Den inneren Fries füllt in prächtiger stürmischer Bewegung ein Zug von acht
galoppierenden Reitern auf der Jagd, gleichfalls auf Rankengrund. Die zweite,
größere Zone, die gegen die aufsteigende Wandung abschließt, zeigt sechs Rund-
felder mit fabulosen Tierkämpfen und Genreszenen, welche auch die zwischen
diesen Rundfeldem entstandenen Ausschnitte ausfüllen [Musikanten auf einem
Elefanten, Kamel mitPalankin auf dem Rücken, thronende Herrscher usw.]. Auch
656
G A;.!> ,..i: Detail aus dem Becken des Kaiser Friedrich-Museums zu Berlin D
die Hohlkehle des Randes ist figural geziert mit der Darstellung eines Turniers
zwischen sechzehn Reitern und acht Bewaffneten zu Fug; ebenso spiegeln die
tauschierten Gravierungen der vierundzwanzig gebuckelten Felder des Randes
diesen Gedanken- und Darstellungskreis [verschiedene Thronszenen usw.] wieder.
Aufier den indifferenten Segenswünschen finden sich auf dem Becken leider
keinerlei Inschriften, die eine Datierung oder Lokalisierung des bedeutendsten
Stückes ermöglichten. Allein der vorkommende Doppeladler mit Greifenköpfen,
der auch auf den Münzen der Ortokiden wiederkehrt, ferner die nahe Ver-
wandtschaft mit anderen Bronzen aus dem Mossulkreis [das Münchner Becken],
der Zusammenhang mit mesopotamisch-persischen Lusterfayencen usw. gestattet
aber mit Sicherheit, auch das Berliner Becken in die Gruppe der in Mossul ent-
standenen oder von Mossuler Künstlern in Mesopotamien oder Syrien angefertigten
tauschierten Bronzen zu setzen. Eüne Handhabe zur Datierung bietet die aus-
gesprochen chinesische Darstellung des Mittelfeldes. Ein starker chinesischer
Einfluf, macht sich aber in der Kunst Mesopotamiens und Persiens erst in der
zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts, nach dem großen Einfall der Mon-
golen, geltend. Diese kriegerischen Wirren, die u. a. 1258 zum Untergang des
Kalifats von Bagdad führten, sind wohl auch der Grund, daP, datierte Bronzen
dieser Zeit fast vollkommen fehlen. Doch lebt die Technik das ganze vierzehnte
Jahrhundert in Persien weiter. Zahlreiche erhaltene GefäP,e in den schon
besprochenen Formen sind uns erhalten. Eine grofic Freude an reicher, zierlicher,
das ganze Gefäf» überspannenden Gravierung und Tauschierung macht sich be-
merkbar. Die bekannten figuralen Szenen in Medaillons, die durch P'lecht- und
Randwerk gebildet sind, wechseln ab mit reich und sorgfältig gravierten orna-
mentalen Medaillons mit verschiedenartig verschlungenem Gitter- und Flecht-
42 • Geschichte des Kunstgewerbes. II 657
werk. Deii Hiiiter^nind für dicGenres/.oiien bildet leicht stilisiertes Pflanzenwerk
mit kleinen Blattern und allerlei zierlichen Blüten. D
Wie schwierig: es ist, den Ort der Entstehung für die tauschierten Bronzen zu
bestimmen, zeigen einige derselben, deren Inschriften sie in die Epoche und
Länder der Sultane von Ägypten und Damaskus, der Ayubiden [dreizehntes Jahr-
hundert, erste Hälfte] verweisen und die ganz den Charakter der Mossulbronzen
an sich tragen. Sie hängen auch sicherlich mit denselben zusammen, d. h. sie ge-
hören inhaltlich und technisch in ihren Kreis. Die Künstler stammen zum Teil ent-
weder direkt aus Mossul, von wo sie wohl nach der Einnahme der Stadt durch die
Mongolen geflüchtet sein mögen. Ein Becken des Louvre mit dem Namen des Sul-
tans Malik Adil Abul Abu Bekr II. 1 1238 — 1240] trägt übrigens die interessante
Bestimmungsinschrift 'Gemacht für die Vorratskammer des Malik Adik'. Die
Künstlerinschrift eines Leuchters der Sammlung Goupil im Musee des arts deco-
ratifs zu Paris nennt als Meister den Dawud, Sohn des Salama, aus Mossul, und
das Jahr 646 d.H. [1248 n.Chr.]. D
Auffallend und bemerkenswert an dieser Gruppe von syroägyptischen Bronzen
ist das häufige Vorkommen von christlichen Darstellungen, zumeist Szenen aus
dem neuen Testament. Van Berchem verweist daher mit Recht auf die freund-
schaftlichen Beziehungen der mohammedanischen und christlichen Herrscher
Syriens und auf die christenfreundlichen Gesinnungen der meisten ayubidischen
Herrscher. Ein grofies Becken der Sammlung Henri Dallemagne mit arabischem
Schriftfries, den Figuren des Tierkreises und christlichen Heiligen, trägt sogar in
gotischen Lettern die Inschrift .Tres haut et puissant roi Hugue de Jherusalem et de
Chipre, que Dieu manteigne'. Gemeint ist Hugo IV. von Lusignan, der 1324 — 1361
König von Cypern war. Ein verwandtes Becken besitzt das Amsterdamer Reichs-
museum. In Damaskus wurde nach der Inschrift eine Henkelkanne von Hussein,
SohndesMohammed ausMossul, im Jahre 1261 graviert. Wieder andereBronzen, so
ein Astrolabium des British Museum, enstanden im syrischen Aleppo und in Kairo.
Auch unter den Nachfolgern der Ayubiden, den Mameluken, vom Ende des
dreizehnten bis ins fünfzehnte Jahrhundert wurden in deren Reich, in Syrien und
Ägypten, zahlreich tauschierte Bronzen angefertigt. Den Namen des Be'ibars,
des Begründers der Dynastie trägt ein durchbrochener Lüster der Sammlung
Baron Alphons [früher Baron Nathanielj Rothschild in Wien. Reizvolle und stark
unter dem Einflüsse der Mossulbronzen stehenden mamelukischen Arbeiten sind
runde, durchbrochene Kugeln, die nach Gustav Ludwig auch als ,profumego' in
venezianischen Häusern beliebt waren, und in denen man auf kleinen Pfannen
allerlei duftendes Räucherwerk verbrannte, um sie dann auf dem Teppich hin und
her zu rollen. Ein Exemplar im British Museum ist 1271 datiert und zeigt neben
Schriftfriesen den schon erwähnten ortokidischen Doppeladler mit Greifenköpfen.
Ein anderes im Museo Civico in Venedig trägt das Wappen eines Jukendars,
d. h. eines Meister im Polospiel am Hofe eines Mamelukensultans zu Kairo. Von
höchster Feinheit sind auch einige uns erhaltene, auf das Entzückendste tau-
schierte und durchbrochene Koranpulte [Kursi] und Moscheetüren aus dem vier-
zehnten Jahrhundert im Museum zu Kairo. D
658
Unter dem starkem Kinflusse der späteren persisclien Tauschierarbeiten stehen
INDISCHH Bronzen des siebzehnten und achtzehnten .Jahrhunderts die bis in die
Neuzeit hineintrehcn. Im Haushalt und indcr Keli^ion des Inders spielen seit jeher
Metallgcfäf^e eine sehr ^^'rot-^c Rolle. Die Mohammedaner Indiens haben sich die
strengen IIinduanschauuni,'en über die mö^rlichste Keinhcit der GebrauchsgeKen-
stände zu eigen gemacht. Die Hindu bevorzugen aber Messinggefäf>e; die Moham-
medaner Indiens solche aus verzinntem Kotkupfer. Die häufigsten Formen sind
das Wassergefäf) mit Henkel und schnabelförmigen Ausguß, vasenartige kleinere
Wasserbehälter.Wasserkannen. Trinkschalen, Hlumenvasen, sowie Wassergefäfte
für die persischen Pfeifen |Hukas|, runde Schalen und Träsenticrteller, Teetöpfe,
Kaffeekannen usw. Die Hindu sind Freunde der getriebenen Arbeiten, die Mo-
hammedaner der gravierten, besonders der Hidriwaren, deren Technik kurz fol-
gende ist: die gegossene Metallform [Legierung aus Kupfer und bes(,nders Zink,
sowie manchmal Zinn) wird abgedreht und graviert, sodann mit Gold- und Silber-
plättchen oder -draht durch Hämmern eingelegt. Zum Schlüsse wird das Objekt in
einem komplizierten Prozeß schwarz gefärbt und poliert. Von dem matten schwar-
zen Ton heben sich dann die Gold- und Silbereinlagen sehr wirkungsvoll ab. D
Ebenso abhängig von Persien und Arabien wie die indische ist die Bronze-
industrie der TÜRKEN im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Zumeist sind
es Wasserkannen mit runden Becken, die für rituelle Waschungen und das Reinigen
der Hände vor und nach der Mahlzeit dienten, Kaffeckannen und Behälter der
Mokkaschalen aus verzinntem Messing, getrieben oder aus graviertem Kupfer, das
oft vergoldet wurde. Die Formen, besonders der Kannen sind die typisch mo-
hammedanischen mit langem geschwungenen Ausguf>rohre und ähnlichem Henkel,
Merkwürdig ist bei manchen dieser türkischen Arbeiten der Einfluß der euro-
päischen Barock- und Rokoko-Ornamentik. Die runden kugeligen Porzellantäf^chen
ohne Fug, die als Mokkaschalen in die Metallbehälter, die etwa von der Form
unserer Eierbecher sind, gestellt wurden, bezog man im achtzehnten Jahrhundert
direkt aus den deutschen Porzellanfabriken. Diese 'Türkenkoppchen', wie man sie
nannte, bildeten einen Hauptexportartikel fast aller Porzellanmanufakturen. D
Kein Staatswesen und keine Stadt Westeuropas war so sehr mit der mohamme-
danisch-arabischen Kultur bekannt und vertraut wie VENEDIG. Von Syrien kam
die Technik der emaillierten Gläser nach Venedig, um hier sich eine eigene For-
mensprache zu schaffen. Der venezianische Dialekt enthält eine Reihe arabischer
und persischer Worte. Frühe schon berichten die Geschichtsquellen von Handels-
verträgen und Gesandtschaften von und nach dem Orient. Gentile Bellini, der
Maler, weilte am Hofe des Sultans. Ein Bild aus seiner Schule im Louvre schildert
den Empfang des venezianischen Gesandten in Kairo mit geradezu diploma-
tischer Genauigkeit. Die Bauwerke, die Kuppeln und Minarets sind richtig ge-
zeichnet, das Südliche des Klimas getroffen, die Typen der Ägypter korrekt wieder-
gegeben. Besonders reizvoll sind kleine Details, wie die runden an die Wand
gemalten Wappenscheiben, die wir bei den für Ägypten gemalten Gläsern wieder
finden werden, der türkis-blaue Fayencefries über dem Portal mit goldenen und
weisen Schriftzügen usw. □
42» 659
Es kamen schon früh tauschierte Bronzen nach dem Westen, und speziell Vene-
dig hatte dafür eine grof>e \'orlicbe. Es sei nur an die Räucherkugel des Museo
Civico zu Venedig und an die häufig in venezianischen Urkunden erwähnten, auch
auf Bildern vorkommenden durchbrochenen Bisamäpfel erinnert, die. mit einer
wohlriechenden Mischung angefüllt, das Ende des Rosenkranzes zierten und die
man aus Zypern und Persien bezog. Der leider zu früh verstorbene Dr. Gustav
Ludwig in Venedig hat in seinen meisterhaften Studien über venezianischen Haus-
rat darauf hingewiesen. D
Es sind übrigens direkt einige mohammedanische Bronzearbeiter in Venedig
inschriftlich bezeugt. Sie haben ihre Namen in ihre Werke eingraviert, unter Hin-
zufügung dieses Entstehungsortes. Die Technik wurde später durch griechische
Meister [Bronzeschlüssel im österreichischen Museum zu Wien mit der Inschrift:
'Nicolo Rugina Greco da Corfu fecce 1550'] und einheimische Künstler über-
nommen und allerdings dabei auch umgebildet. D
Die Tauschierung ward viel seltener und zierte nur noch in dünnen Strichen als
Linien oder zierlich geschwungene Arabesken den Grund. Ganz weggefallen sind
die f iguralen Darstellungen, die doch einen Hauptgrund der entzückenden Wirkung
bei den Mossulbronzen bilden. Es genügt übrigens auf die Ausführungen von
Swarzenski in Band I dieses Werkes S. 490—491 zu verweisen, wo auch erläu-
ternde Abbildungen zu finden sind. D
Es sei nur noch bemerkt, dag die Technik [durch Vermittlung der oben ge-
nannten Meister] wahrscheinlich von Damaskus nach Venedig kam. Sarre weist
mit Recht auf die Verwandtschaft der in Venedig von diesen Mohammedanern ge-
fertigten Bronzen mit zwei inschriftlich in oder in der Nähe von Damaskus ent-
standenen [Viktoria- und Albert-Museum und Sammlung Sarre] hin. Dafür spricht
vielleicht auch der Umstand, daf; man in Venedig solche Metallarbeiten damaszeni-
sche nannte. Im Pariser Skizzenbuch des Jacopo Bellini findet sich z. B. die Zeich-
nung eines runden gebuckelten Metallbeckens mit einem getriebenen Randfries,
bestehend aus Rosetten und Ranken. Das alte Inhaltsverzeichnis dieses Skizzen-
buches, das aus dem Ende des fünfzehnten oder dem Anfang des sechzehnten
Jahrhunderts stammt, bezeichnet diese Zeichnung als 'vaso damaschin*. Aller-
dings mug betont werden, daP) Damaskus ein Hauptexportplatz war und man im
Okzident von dort bezogene Waren damaszenische nannte, obwohl darunter zu-
nächst nur die direkte Provenienz zu verstehen war. D
Das EISEN in seinen verschiedensten Bearbeitungsformen war gleichfalls ein
beliebtes Material der mohammedanischen Kunsthandwerker. Es wurden bereits
die mit kunstvoll bearbeiteten Bronzeplatten belegten Türen erwähnt. In ähnlicher
Weise hat man durchbrochene geschmiedete und gravierte Eisenplatten dazu ver-
wendet, um Holztüren mit ihnen zu schmücken [Museum zu Kairo). Meist war es
ein ovales Mittelfeld mit reichem Rankenwerk, das von Zwickelumrahmungen und
kleinen zierlichen Rosetten umgeben war. Derbere einfachere Rosetten und runde
groge Nägelköpfe dienten dazu, die Platten auf dem Holzgrunde zu befestigen und
zugleich die Fläche noch zu beleben. D
Persischen Ursprungs sind allerlei Kleinarbeiten in europäischen Museen und
660
Sammlungen. Es kommt bei älteren Arbeiten die Goidtauschierung auf Eisen vor
I Amulettdose der Sammlung Sarre, Gürtelschmuck im Louvre], zu der in neuerer
Zeit [achtzehntes bis neunzehntes Jahrhundert] eine reiche Gravierung hinzu tritt.
Ferner kennen wir meisterhaft in Stahl geschnittene Gebrauchsgegenstände, so
einen reizenden Feuerschläger [sechzehntes bis siebzehntes Jahrhundert] mit den
längst bekannten und so häufig angewandten Tierkämpfen [Sammlung Sarre]. G
Ebenso bedeutend war die Kunst der Eisenbearbeitung in Spanien, deren
Hauptwerke zahlreiche noch im Madrider Museum und in spanischen Kirchen er-
haltene Schlüssel sind, die zum Teil sogar Künstlcrinschriften tragen. Einer der
bemerkenswertesten derselben [von Riano und Williams in ihren Werken über
spanische Kunst publiziert] ist in der Kathedrale zu Sevilla, ein Werk rein mau-
rischer Kunst, zierlich gedreht, mit graziös durchbrochenem Bart und fünf kufi-
schen Inschriften [Segenswünschen]. Nach der alten, allerdings unsicheren Tra-
dition, wurde dieser und ein zweiter mit ihm verknüpfter silberner [ mit hebräischen
Inschriften], Ferdinand dem Eroberer bei der Einnahme von Sevilla ] 1248] durch
den maurischen Gouverneur dieser Stadt, Axataf. überreicht. Jedenfalls aber ge-
hört der eiserne Schlüssel noch ins dreizehnte Jahrhundert. Auch aus Ägypten ist
uns ein kunstreich bearbeiteter Schlüssel erhalten [Sammlung Peytel in Paris].
Aus Eisen kantig geschnitten, trägt er in Goldeinlage eine Inschrift mit dem Namen
Barkuk [vierzehntes Jahrhundert]. O
Über die WAFFEN des Islam haben wir zahlreiche alte historische Aufzeich-
nungen der moslimischen Historiker und Reiseschriftsteller; groft ist auch die An-
zahl erhaltener Werke der Waffenschmiede aus allen Gebieten des grofien Kom-
plexes, aber die Wissenschaft wei^ noch recht wenig Positives und muf> erst noch
das groPiC zerstreute Material ordnen. Es ist ja sofort einleuchtend. daP> bei so
kriegerischen Völkern, die unter den Nachfolgern der Propheten und den vielen
späteren Dynastien in Zentralasien, Mesopotamien, Syrien, Ägypten, der Türkei,
in Sicilien, Nordafrika und Spanien mit dem Schwerte den Glauben des Islam ver-
breiteten, die Herstellung und Pflege der Waffen eine grof,e Rolle spielte. Wenn
wir auch annehmen müssen, daf^gröfiere Zentren gleichfalls den Bedarf weiter ent-
fernter Stämme und Reiche deckten (z. B. Damaskus mit seinen goldtauschierten
Klingen, Persien, Marokko und Granada. später Toledo] so ist es eben so sicher anzu-
nehmen, dafi neben diesen Haupterzeugnisstätten noch zahlreiche kleinere mehr
oder weniger lokale Werkstätten produzierten. Nach unserem jetzigen Stande der
Kenntnisse gruppieren wir am besten die erhaltenen Waffen in drei gro^e Gruppen,
nämlich in die persischen, die türkischen und die spanischen. Das starke, leiden-
schaftlich entwickelte Bedürfnis nach Schmuck der Gebrauchsgegenstände war
der Grund, daP> die islamitischen Waffenschmiede neben der einfachen Eisenbe-
arbeitung auch andere Zierkünste herbeizogen, den Eisenschnitt, das Silberniello,
die Tauschierung in Silber und Gold und endlich das Email in verschiedenen For-
men. In Persien blühte das Waffenhandwerk seit alters. Die sassanidischen Herr-
scher sind fast stets mit reich gezierten Helmen dargestellt. Mit dem Namen des
grof;en Schah Abbas werden ein Helm und zwei Armschienen im British Museum
in Verbindung gebracht. Der Helm ist in seiner Form für die in Persien entstan-
661
denen Helme eharakteristisch. Von koni-
scher Form, mit hoher lanzeneisenförmi-
ger Spitze wird er am untern Rande von
einem diclit geflochtenen Nackenschutz
aus Ringkettengeflecht abgeschlossen, der
sich vorne teilt und dem Nasenschutz Platz
bewährt. Er ist reich ziseliert, mit erhabe-
nen Ranken und aufjerdem geschmückt
durch goldtauschierte Inschriften, Verse
aus persischen Dichtungen und dem Datum
Ifi'Jn. hl ähnlicher Weise sind die Arm-
schienen dekoriert. Die Arbeit eines per-
sischen Waffenschmiedes, wenn auch viel-
leicht in der Türkei geschaffen, ist der hier
abgebildete Helm |Abb. 530] der Samm-
lung Sarre, der früher [vierzehntes bis
Abb. 530: Silbertauschierter persischer Helm, fünfzehntes Jahrhundert] ZU datieren ist
U.-15. Jahrhundert. Sammlung Sarre. Berlin ^jg ^^^ ^^^^ ^^ London. Gleichfalls VOH
konischer Form, aber mit leicht nach innen geschwungener unterer Wandung und
mit Kannellüren am aufsteigenden mittleren Teil, endete er oben in den jetzt ergänz-
ten Federbuschträger. Auch das Nackenschutzgeflecht, sowie die Nasenschutz-
stange, deren oberer Ansatz in der Mitte des unteren Randes noch sichtbar ist,
fehlen heute. Den Dekor des Helmes bilden Silbertauschierungen in Form von
zwei Schriftfriesen mit dazwischen liegendem, den kanneliierten Teil einnehmen-
den Rankenfries. Eine eingeschlagene Waffenmarke, die auch sonst auf Stücken
aus dem früheren Zeughaus zu Konstantinopel vorkommt, aus dem der Helm kam,
gilt als Zeichen des Eroberers Sultan Muhammed II. [1451 — 1481]. D
Persische Waffenschmiede brachten also die Technik nach der Türkei. Die
Formen der uns bekannten türkischen Helme, welche gleichfalls aus dem alten
Arsenal Muhammeds II. stammen, lassen diese Abhängigkeit von den persischen
Vorbildern erkennen. Dagegen scheinen die zahlreichen variablen Formen der
türkischen Krummsäbel mit ihren tauschierten Klingen im Gebiete der seldschuki-
schen Herrscher zum kleineren Teile auf persische Modelle zurückzugehen, son-
dern zumeist erst dort ausgebildet worden zu sein. D
Die hervorragendsten Arbeiten der SPANISCHEN Waffenschmiede erblicken
wir in einigen maurischen Schwertern und Degen des fünfzehnten Jahrhunderts,
von denen zwei einst dem unglücklichen Boabdil, dem letzten nassridischen Herr-
scher von Granada gehörten. Die reich ornamentierten Knäufe, Griffe und Parier-
stangen sind aus purem Golde und mit prächtigen bunten Emails bedeckt. Die
Mittelstücke des Griffes, auf dem die Hand ruht, sind bei einigen dieser Schwerter
aus Elfenbein geschnitzt, mit Inschriften. In der Form ähneln die maurischen
Helme denen der christlichen Ritter, doch ist ihr Dekor rein maurisch, allerlei
kunstvoll verschlungenes Rankenwerk in Silberniello und Goldfiligran. D
Jedes einzelne Stück der Ausrüstung eines maurischen Ritters während der
662
letzten Zeit der islamitischen Herrschaft in Sjianien, dieser Epoche einer auf das
Raffinierteste verfeinerten Kultur, war ein Meisterwerk der Kunst. So waren auch
die Steigbügel reich geziert. Die Form ist die bekannte der arabischen, auch
durch die Türken übernommenen breiten Bügel, in denen der nur mit Schuhen aus
weichem Ziegenleder bekleidete Futi vollständig stand, und deren scharfe innere
Kanten dazu dienten, dem Pferde die nötigen Hilfen zu geben, da Araber und
Türken zumeist keine Sporen anwandten. Im allgemeinen waren diese Rügel von
einfacher Form, nur die Vornehmsten der Araber trugen sie aus Silber, und die
Türken lief>en gerne ihre eisernen Bügel vergolden. Die spanisch-maurischen
Steigbügel aber der Sammlung Pierpont Morgan [Viktoria- und Albert-Museum
zu London] aus Messingbronze sind in der ganzen Fläche prächtig graviert und
emailliert. D
GLAS. Die ostislamitischen vergoldeten und mit Emailfarben bemalten Glas-
gefäße, deren künstlerischer Höhepunkt in das 13. und 14. Jahrhundert fällt,
gehören zu den köstlichsten und künstlerisch hervorragendsten Sch(")pfungcn
der mohammedanischen Kunst. Noch sind die Meinungen der Fachleute über
ihren Ursprung geteilt. Unter Hinweis auf die schon unter den Pharaonen, dann
in der griechischen sowie römischen Ära blühende ägyptische Glasindustrie,
ferner auf die in Ägypten, u. a. in Fostät, gefundenen Gläser, Fragmente, Perlen,
Glasgewichte, vor allen Dingen aber mit Rücksicht darauf, da(^ die meisten der
prächtigen, jetzt im Nationalmuseum zu Kairo aufbewahrten Moscheelampen aus
den Moscheen dieser Stadt kommen, wird von Herz Bey u. a. mehr für die ägyp-
tische Provenienz plädiert. Dennoch aber scheint die Theorie vom syrischen Ur-
sprung der emaillierten Gläser, die u. a. Schmoranz und van Berchem vertreten,
bedeutend mehr Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Arabische Historiker und
Reiseschriftsteller, so der berühmte Nässiri Khossrau [elftes Jahrhundert[, er-
wähnen rühmend die Glaserzeugung syrischer Städte, während sie von einer
ägyptischen Produktion nichts zu berichten wissen. Eine chemische Analyse er-
gab übrigens einen nicht unbedeutenden Magnesiumgehalt dieser Gläser. Und
Magnesium ist wohl in Syrien, nicht aber in Ägypten nachgewiesen. Endlich wird
in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts von einem arabischen Schrift-
steller Damaskus als Hauptausfuhrplatz für vergoldete Glaswaren genannt. Zu
diesen äuf^eren Gründen gesellen sich Argumente stilistischer Natur, nämlich die
unleugbare Verwandtschaft der Ornamentik dieser Gläser mit der persisch-meso-
potamischen Ornamentik. Technisch vorgebildet war man in Syrien durch den far-
bigen Emaildekor der ostislamischen Fayencen. Übrigens ist die Glasmasse niemals
rein weiß und fehlerlos, sondern grünlich und stark mit Luftbläschen untermischt,
wohl eine Folge des bereits erwähnten Magnesiumgehaltes. Zu bemerken ist zu-
nächst, daß man die Gläser zuerst vergoldete und dann an den gewünschten Stellen
des Goldgrundes mit dem Emailfarbendekor versah. Im Anfang trat dieser im
Vergleich zum Golddekor noch zurück, nahm aber im Verlauf der Entwicklung
mehr Platz ein. Der Grund, daß man die Gläser mit einem so reichen und köst-
lichen Schmuck versah, ist ebenso wie bei den Fayencen und Metallarbeiten in
religiösen Motiven zu suchen. Sarre hat mit Recht darauf hingewiesen, daß das
663
Bedürfnis, für die vom Koran verbotenen Edcmetalljreräte ein Acjuivalent 7,u
schaffen, das Hauptmotiv war. Die fi:rof>e Anzahl der (iläser, die jetzt noch in
Ägypten erhalten sind, erklärt sich daher, dal3 die Mamelukcnsultane Ägyptens
dieselben für ihre Moscheen und Gräber bestellten, ein Hrauch, dem, wie die
Nameninschriften beweisen, die Leute ihres Gefolges nacheiferten. Zumeist waren
es Lampen, die an Kettchen in den arabi.schcn Moscheen vor den Gebetnischen
usw. aufgehängt wurden. Unsere Tafel gibt die farbige Abbildung einer Moschec-
lampe. die dem groften prächtigen und grundlegenden Werke von G. Schmoranz
'Altorientalische Gläser' entnommen ist. Sie kam aus der groficn Sultan Hassan-
Moschee zu Kairo in das arabische Nationalmuseum und dürfte um die Mitte des
vierzehnten Jahrhunderts entstanden sein. Ihre Form ist die für die Moschee-
lampen allgemein typische, die wenig variiert. Manchmal nur haben die Lampen
auch einen Fuf^. V^on dem kräftigen Fuf^wulst steigt der runde bauchige, unten
breit ausladende nach oben sich verengende Körper auf, der oben in einen ovalen
Trichterhals ausläuft. Charakteristisch sind auch die sechs auf der Scluiltcrwöl-
bung des Gefäftes angesetzten kräftigen Henkel. Auch die Höhe |37,5 cm] ist die
typische, obwohl es auch kleinere Formate gibt. Den Hals zieren zwei Friese, ein
schmaler unterer mit runden Blütenmedaillons auf blauem Grunde und mit flüchtig
gemalten stilisierten Fischen in den Zwischenräumen. Der breite Halsfries trägt
abwechelnd runde Medaillons mit Inschriften in den Querstreifen und Felder mit
gTofter blauer Schrift auf schneckenartig geschwungenem Ornament. Die orna-
mentale Gliederung des Lampenkörpers bilden die Henkel. Ein weißer umziehen-
der Bandstreifen enthält nach oben und unten laufende lilienartige Felder. Reiches
dichtes Blattwerk füllt den blauen Grund aus, Streublumen den Goldgrund um die
Henkel. Die untere Fläche gliedern drei grofie Medaillons, ähnlich denen am Halse,
zwischen denen geschlungenes Band- und Blütenornament. Wie die meisten
Moscheelampen war auch die eben beschriebene von oben bis unten fast ganz
vergoldet. Der ursprüngliche Glaston kam nur an wenigen Stellen, dort wo das
zarte Filigranornament zur Geltung kommen soll, zum Vorschein. Sonst sitzt
der farbige Dekor stets auf dem Goldgrund, von dem er sich effektvoll abhebt.
Leider ist der Goldgrund heute bei den meisten Stücken bereits abgerieben. Die
Konturen wurden durch rote flüchtige Striche geschaffen, in denen das dicke bunte
Email liegt. Mehr als sechs Farben werden nicht beobachtet, von denen wiederum
das aus Lapis lazuli gewonnene leuchtende Blau, Weiß und Rot am meisten ange-
wandt wurde. Im allgemeinen kann man bei all der reizvollen unerschöpflichen
Abwechslung im Dekor doch zwei Hauptgruppen desselben festlegen. Entweder
ist der Glaskörper total von einem einheitlichen Pflanzenornament bedeckt oder
es ist, wie bei der farbig abgebildeten Lampe, die Ornamentik in friesartiger An-
ordnung gewählt, wobei diese Friese wieder durch allerlei Medaillons gegliedert
werden. Außer dieser Planzenornamentik beobachten wir die gleichfalls orna-
mental behandelten Schriftfriese, nämlich Koransprüche, Votivinschriften und
Besitzemamen oder Wappen. □
Außerordentlich selten sind Moscheelampen aus farbigem Glas. Die im Vik-
toria- und Albert-Museum zu London ausgestellte Sammlung Pierpont Morgans
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enthält z. B. zwei blaue Lampen, von denen tue eine, mit Schriftfriescn bemalt,
den Namen des Sultans Kl Muzaffar Baibars ; 130Ü/1Ü] trüj^t. D
Diesen für Ät^ypten angefertigten Moscheelampen reiht sich eine weitere
Gruppe an, die wir seit der Pariser Ausstellung 'des arts musulmans' auf Grund
von Inschriften genau bestimmen können. Es sind Gläser, die für die Rassuliden-
sultane des arabischen Yemen angefertigt wurden. Das älteste Stück ist eine
Lampenkugel aus dem Jahre 1295 6 in der Sammlung der Baronin Delort deGlion,
bemalt mit Schriftfriesen, Wap|)en und einem rotkonturierten Dekor von Ranken,
Fischen und Delphinen. Solche Lampenkugeln, die .sich aus emailliertem Glas,
glasierter Fayence, durchbrochener .Mctallarbeit usw. erhalten haben, dienten in
den F'ällen, in welchen die Ketten der Lampen sehr lang waren, dazu, deren ein-
tönige Linie zu unterbrechen. D
Es wurde bereits betont, daf; das vierzehnte Jahrhundert den H(")hepunkt der
Entwicklung des emaillierten Glases bildet. Mit dem Ende des vierzehnten Jahr-
.hunderts hören aber, wie mit einem Schlage die Gläser auf. Wohl gibt es noch
ein oder das andere Stück mit späterem Datum, aber es drängt uns alles zu der
Annahme, daf> ein fremdes äuficres Moment ilie Entwicklung jäh unterbrochen hat.
Und dieses Moment haben die Forscher wohl mit Recht in der 1400 erfolgten Er-
oberung von Damaskus durch Timurlan gesucht, der aus der zerstörten Stadt
die Kunsthandwerker nach seiner Hauptstadt Samarkand entführte. Übrigens
böte auch dieser Umstand wieder einen Beweis für den syrischen Ursprung der
Gläser. Die Kunst erholte sich in Syrien nicht wieder, sie ging an die Venezianer
über. Migeon weist auf die interessante Tatsache hin, da(^ 1569 die Muraneser
Glashütten von Konstantinopel aus den Auftrag auf vierhundert Moscheelampen
erhielten. D
Neben diesen für den ägyptischen Bedarf angefertigten syrischen Gläsern
sind nun noch zahlreiche andere erhalten, die schon in der Form von ihnen ab-
weichen. Es sind hohe Flaschen mit langem Hals und birnförmigem oder moschee-
lampenartigem Körper mit und ohne Fuft, Henkelkannen und Henkelflaschen,
zylindrische Becher, ferner nach unten wenig sich verjüngende Becher, die nach
oben gegen die Mündung zu ausladen, Gläser auf Füfien, wie sie uns von den
späteren venezianischen Modellen aus bekannt sind, denen sie ja auch als Vor-
bilder gedient haben, usw. D
Auch im bunten Emaildekor unterscheiden sich diese wohl in Mesopotamien
entstandenen Gläser von den Moscheelampen. Fehlen an letzteren die Figur des
Menschen und des Tieres fast vollkommen, so sind die anderen in reichstem Maße
damit geschmückt. Es fehlen letzteren aber wieder gänzlich die für die Lampen
typischen Inschriften, ein Beweis, daP, sie selten auf Bestellung angefertigt wurden.
Manche dieser Gläser kamen aus China zu uns, was für einen früheren Ex-
port nach diesem Reiche spricht. Große Verwandtschaft haben die Darstellungen
mit denen der mesopotamischen Bronzen; es sind Jagdszenen, Tierkämpfe,
Reitergruppen, Polospieler und allerlei Tiere, Vögel, Fische usw. Der auf Tafel
[Seite 664] farbig reproduzierte berühmte kleine Henkelkrug [Höhe 18,5 cm] aus
der Sammlung des Herzogs von Hamilton [jetzt Baron Alphons Rothschild-Paris]
665
repräsentiert diesen Dekor vortrefflich. \'on L^rolser technischer Fertigkeit zeugt
der am unteren Hnlsansatz uinirohendc Rundstab, um den sich gekniffene Ösen
legen, sowie der hübsche wellenförmige obere Henkelansatz. n
Den Haujitdekor der Laibung bildet der prächtige bunte Fries auf blauem
Grunde mit Rankenwerk von sechs berittenen Polospielern, den am Henkel die
Figur eines alten Dieners zu FuP; unterbriclit, welcher eine Fruchtschale trägt. Den
Hals ziert ein weiftes Band, das in seinen X'crschlingungen Felder mit strengem
Laub- und Rankenwerk auf blauem Grunde bildet. Entstanden mag das Gefälj um
131)0 sein. D
Von solchen Gläsern kamen die becherförmigen schon früh, d. h. seit dem Be-
ginn des vierzehnten Jahrhunderts nach dem Westen, zum Teil durch die zahl-
reichen Pilger aus dem heiligen Lande. Sie müssen im späten Mittelalter und in
der Renaissance bei uns sehr geschätzt gewesen sein, denn eine nicht geringe An-
zahl derselben sind uns im alten Besitze, mit reicher europäischer Goldschmiede-
montierung erhalten. Als das früheste dieser in Europa montierten Gläser ist ein.
feiner Becher im British Museum | Waddeston Bequest des Baron Ferdinand Roth-
schild] anzusehen, der einen umgebenden reizvollen bunten Fries mit einem fürst-
lichen Gefolge trägt. Montiert ist er auf einem vergoldeten Silberfuf^ mit Krystall-
knauf als Nodus. Der Fries ist in rhombischen geperlten Feldern mit den französi-
schen Lilien getrieben. Die Montierung selbst geschah gleichfalls schon im
vierzehnten Jahrhundert, also gleich nachdem das Glas aus dem Orient nach
Frankreich gekommen war. Das grüne Gewölbe besitzt zwei solcher Gläser
[Abb. 531] mit figuralem Dekor und einer Montierung vom Ende des fünfzehnten
und Beginn des sechzehnten Jahrhunderts. Einige dieser montierten Gläser, die
heute in den Museen zu Chartres. Breslau usw. aufbewahrt werden, hat die spät-
mittelalterliche Tradition mit großen Herrschern, wie Karl dem Großen oder
Heiligen, wie der heiligen Hedwig in Verbindung gebracht. Auch das durch
Uhlands Gedicht bekannte Glas, das 'Glück von Edenhall' [bei Sir Richard George
Musgrave of Eden hall] gehört hierher. Sehr lehrreich für den weit ausgedehnten
Export der mesopotamischen Gläser ist eine im Jahre 1908 vom Kaiser Friedrich-
Museum zu Berlin aus Südrußland angekaufte Sammlung solcher Gläser, gegen
50, die aus Tatarengräbern des vierzehnten Jahrhunderts, im Gebiet des nord-
westlichen Kaukasus, stammen. Durch diese glückliche Erwerbung ist unser Be-
sitz an solchen Gläsern mit einem Schlage verdoppelt worden. Die Tataren kamen
in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts in diese Gegenden; als
Medium des Handelsverkehrs ist nach Sarre die genuesische Kolonie Kaffa, das
antike Theodosia, anzusehen. Die Form der Becher ist stets die gleiche schlanke,
nach oben etwas ausladende mit angeschmolzenem Ringfuße. Vom ehemaligen
bunten und goldenen Emaildekor ist recht viel durch die P^euchtigkeit des Bodens
verlorengegangen, aber durch eine prächtige Irisation ersetzt worden. Immerhin
aber lassen die Reste des Dekors noch erkennen, daß es sich um dieselben Typen
handelt, wie wir sie bereits besprochen. Etwas weniger sorgfältig in der Aus-
führung des Emailschmuckes als die meisten übrigen Gläser — ein Zeichen fast
jeder Exportware — sind sie trotzdem noch von hohem künstlerischen Reize. D
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Eniaiißläser dieser Art waren es wohl, die den Aiilat'> zur venezianischen
Emailmalerei gegeben haben. Migeon verweist auf einij^e venezianische Über-
gangsstücke, welche hierbei beachtet werden müssen und vun denen eines die
Signatur des Glasmalers 'Magister Aldrcvandin' trägt. D
Es ist zweifellos, daf> auch in den übrigen Ländern dei^sarazenischen Kultur
emallierte Gläser angefertigt wurden. Die alten arabischen Berichte nennen
mancherlei Centren; auch die Mauren kannten und übten die Kunst. In derAlham-
bra gab es /.. U. Fenster, bemalt mit Wappen, arabischen Schriftzeichen und histo-
rischen Darstellungen; aber das ist alles zerst()rt. Was die Rückeroberung durch
die Spanier überdauert hatte, ging bei der großen Pulvere.xplosion des Jahres 1590
zu Grunde. Zu erwähnen sind hier nur noch die Fensterverglasungen Ägyi)tens
aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, die sogenannten Kamariyas. Es sind dies
kleine farbige Glasplättchen von grof^er Leuchtkraft, die in durchbrochene Stuck-
rahmen eingelassen wurden, die oberhalb der Gebetnischen sich ins Freie öffneten.
Die Elemente des Dekors sind X'asen mit stilisierten Blüten, Inschriften usw. |Ein
Exemplar im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin). D
Einmal noch hat die Kunst der Glaserzeugung in mohammedanischen Landen
eine Blüte erlebt, allerdings in später Zeit. Das war in Persien während des 17.
und 18. Jahrhunderts. Heute noch existieren Glashütten um Ispahan. Eine alte
Quelle berichtet von der Einwanderung venezianischer Glasarbeiter im 17. Jahr-
hundert. Und in der Tat lassen die noch erhaltenen persischen Gläser dieser Zeit
[Museen zu Limoges, Paris, London usw.| deutlich die venezianischen Vorbilder
erkennen, wenn sie auch unter der Einwirkung einer ganz anders organisierten
Kultur und deren Bedürfnissen zahlreiche Abänderungen erfahren haben. Der
Emaildekor ist seltener, dafür ist das Glas oft in der Masse gefärbt, grün und be-
sonders blau in verschiedenen Tönen. Es sind zumeist hohe schlanke Vasen und
Flaschen mit sehr langen, geschwungenen Hälsen [siehe dieTafel), die zur Aufbe-
wahrung von Rosenwasser und anderen Parfüms, zum Besprengen mit diesen dien-
ten. Neben den frei geblasenen Hohlgläsern gibt es auch gebuckelte, geriefelte, die
durch Blasen in eine Hohlform entstanden sind. An die venezianischen Vorbilder
erinnern noch die Fadenauflagen, gekniffenen Details und aufgelegten Rosetten.
Sehr hübsche Wirkungen erzielte man bei den emaillierten unter diesen Gläsern
dadurch, daft man die Ornamente entweder in Silber oder Gold aufmalte oder den
Dekor aus dem vergoldeten Grund aussparte und dann noch mit Emailfarbe höhte.
[Siehe die Tafel.] □
Islamitischen Ursprungs sind auch eine Anzahl GESCHNITTENER GEFÄSSE
AUS GLAS UND BERGKRISTALL, die, zumeist in Edelmetall oder Bronze gefaf,t,
und zwar durch westeuropäische Goldschmiede des Mittelalters und der Renais-
sance, sich in alten Kirchenschätzen erhalten haben. Manches kam auch aus kirch-
lichem Besitze in Museen. Die alte Tradition bringt sie mit den Namen hoher und
heiliger Personen in \'erbindung. wie der hl. Kunigunde, Kaiser Heinrich IL, der
hl. Apollonia, der hl. Elisabeth und vor allem der hl. Hedwig, der Schutz-
patronin Schlesiens. Allein sieben Gefäße werden seit dem späten Mittelalter als
Hedwigsbecher bezeichnet. So viel steht fest, daß Gefäße dieser Art von Pilger-
667
t'nhrton aus dein heilio;oii Lande
(uicr ausKrouzzüj^cii initaobracht
und den Kirclion geschenkt wur-
den. Die Zusammengehörigkeit
der ganzen Gruppe ergibt sich
aus technischen und inlialtlichen
Übereinstimmungen. Sie sind in
besonders tiefem, kräftigem
Schnitt mit einfachen groj-^zügi-
L;cn Relicfdarstclhmgcn geziert.
Sdiatten und Licht scheiden sich
infolge der starken Vertiefungen
sehr energisch. Meist sind es stili-
sierte Tiere, Adler, Greife, schrei-
tende Löwen oder Lciwinnen und
allerlei zur Füllung und Trennung
der Figuren dienende Ornamente.
Technisch ist es selbstverständ-
lich irrelevant, ob das Material
Kristall oder dickes Glas ist, da
sich auf Gefäf^en aus beiden Mate-
rialien verwandte Darstellungen
finden, wenn auch die Kristalle
als kostbareres Material zumeist
sorgfältiger bearbeitet erschei-
nen. Die früheren Forscher haben allerlei Hypothesen über die Provenienz die-
ser Becher aufgestellt. Man hielt sie für deutsche Arbeiten unter orientalischem
Einflüsse; ein anderer dachte sogar an Böhmen und sah in ihnen die Vorläufer
der fazettiert geschliffenen Gläser usw. Heute ist der islamitische Ursprung
unbestritten, worauf ja schon die alte Tradition hindeutet. Als ein, wenn auch
sekundärer Beweis für diese Provenienz ist die Tatsache anzusehen, daP^ ein bis
ins sechzehnte Jahrhundert zurück zu verfolgendes gleichfalls als Hedwigsglas
bezeichnetes Stück, das um 1567 ein Breslauer Goldschmied in Silber montierte,
sich als ein mesopotamischer Becher mit flüchtigem roten Emaildekor um Fuß und
Mündung erweist. D
Es berichten nun die alten arabischen Reisenden viel Rühmenswertes von Ge-
fäßen aus geschnittenem Bergkristall. Nässiri Khossrau, der schon Genannte,
erzählt von solchen, die er in Kairo sah und die von großer Schönheit und reicher
geschmackvoller Arbeit waren. Von hoher Bedeutung für die Geschichte des isla-
mitischen Kunstgewerbes ist eine von Karabacek angeführte Notiz des Makrizi
[7 1442], der berichtet, daß es in vornehmen Häusern Brauch war, den Töchtern
als Ausstattung einige mit Elfenbein oder Ebenholz intarsierte oder mit Lack-
malerei verzierte Holzetageren zu geben, die dazu bestimmt waren, u. a. feine Fa-
yencen, Silbergeschirr, silbertauschierte Bronzegeräte und Gefäße aus Berg-
Abb. &31: Syrische Emaiigläser des 14. Jahrhunderts mit
deutscher Silbermontierung aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
O Grünes (Gewölbe, Dresden D
668
Kristall zu tragen. Gaston Miy;eon
verweist auf alte arabische Schatz-
inventare, in welchen ^gleichfalls
von solchen geschnittenen Herg-
kristallgefat>en in den verschie-
densten Formen, /um Teil mit
figuralem Schmuck und Namens-
inschriften, die Rede ist. D
Glücklicherweise ist uns ein
solches Stück erhalten, eine mon-
tierte birnförmige Henkelkanne
im Schatze von San Marco in Ve-
nedig. Zwei durch Blätter ge-
trennte sitzende Löwen flankieren
eine arabische Inschrift, aus der
hervorgeht. {iaf> das Gefäf^ unter
einem 975 99H regierenden ägyp-
tischen Fatimidensultan entstand.
Vergleicht man nun dieses Ve-
nezianer Kristallgefäh, dem ver-
wandte Stücke, gleichfalls in San
Marco, dann im Louvre, im Vik-
toria- unti .Mbert - Museum zu
London usw. zur Seite stehen, mit
den sog. Hedwigsgläsern, so ist
die Entstehung in derselben Kul-
turzone und Zeit für beide Arten
sofort evident. Die Fatimiden
waren Herrscher über Ägy{)ten
und das damals arabische Sizilien.
Für die Entstehung im Hereich der
fatimidischen Herrschaft spricht
auch der Reliefdekor des abgebil-
deten Bechers [Abb. 532], den das
Germanische Museum zu Nürn-
berg besitzt. Die Montierung in
vergoldetem Messing deutet, wie
der Vergleich mit datierten Stük- ^^ ^ ^ , . , .^: w ,.. .« . u u ^ .
5' Abb. 532: Gcichnittoncs fatimidischcB Olas 10. Jahrhundert;
ken ergibt, auf eine westdeutsche ;„ deutscher Bronzcmontlerung. BeKcn 1300 Germanischei
Goldschmiedewerkstätte des aus- o Muneum Nürnberu d
gehenden dreizehnten Jahrhunderts. Der auf dem Glas aufter einem Löwen ein-
geschnittene Greif begegnet uns als Inventarstück der arabischen Kunst in
Sizilien z.B. noch im Jahre 1181 am unteren Rand der in Gold gestickten deutschen
Kaiseralba [Abb. 5411. D
669
Wir müssen Migcon unbedingt beipflichten, wenn er für diese geschnittenen
Gefaf>e aus Bergkristall und Glas fatimidischen Ursprung in Ägypten oder Sizilien
annimmt und sie in das zehnte Jahrhundert der christliolicn Zeitrechnung setzt.
Schon der Umstand, daf> die in europäischem Besitze befindlichen K.xemplare,
welche die Tradition in Verbindung mit mittelalterlichen Heiligen des zehnten bis
zwölften Jahrhunderts bringt, ferner, daf^ sich eine Anzahl derselben urkundlich
bis in den Ausgang des Mittelalters in diesem Besitze zurückverfolgen lassen, ge-
stattet eine Datierung in die zweite Hälfte des zehnten und wohl auch noch die
erste Hälfte des elften Jahrhunderts. D
KKRAMIK. Es ist schon in der Einleitung hervorgehoben worden, dafi einige
Gebiete der mohammedanischen Keramik bereits seit längerer Zeit die Freude
und Aufmerksamkeit der Sammler erregten. Die türkischen Halbfayencen, die
man früher in Rhodos entstanden glaubte, mit ihrem prächtigen bunten Dekor, die
maurisch-spanischen Lüsterschüsseln und die Azulejos, die spanischen Fliesen,
sind dies in erster Linie gewesen. Eine genauere systematische Beschäftigung
mit der Kultur des vorderasiatischen Islams, Funde an Ort und Stelle, Reise-
berichte ergaben aber, da^ es sich bei diesen Objekten eigentlich um späte Pro-
dukte, jüngerer Glieder einer langen glänzenden Reihe handelt. Und das jetzt vor-
liegende überraschend große und vielgestaltige Material wird sich noch im Ver-
laufe künftiger Forschungen bedeutend ausbreiten. Besonders viel wird zu hoffen
sein von systematischen Ausgrabungen, wie sie in Persien [dem antiken Rhages,
pers.Ray] und Fostät, dem Platze des ältesten sarazenischen Kairo, vorgenommen
wurden. In erster Linie, was die Sicherstellung der Orts- und Zeitbestimmungen
angeht, die gerade im speziellen Falle recht schwierig ist, weil es relativ sehr
wenig islamitische Keramiken gibt, die Datierungen oder erklärende Inschriften
irgendwelcher Art zeigen. Eine gewisse, bisher auch recht gewinnbringend aus-
gebeutete Möglichkeit besteht allerdings, solche Bestimmungen zu machen, das
ist mit Hilfe der Baukeramik. Es zerfällt nämlich die keramische Produktion des
Islam in zwei große Gruppen, die zum Schmuck der Bauten dienenden Fliesen, mit
denen diese auf der Augen- oder Innenseite bekleidet wurden und in die Gefäß-
keramik. Die meisten der Bauten, mögen es nun Moscheen oder Grabbauten,
Schulen oder Karawansereien sein, sind datierbar. da sie zumeist unter der Regie-
rung besonders markanter Herrscher als Denkmäler ihrer Tätigkeit entstanden
sind. Somit ist auch der Fliesenschmuck derselben ungefähr zu datieren. Ein heili-
ges Gebäude, eine Moschee oder ein Grabbau ist schon durch seinen zeremoniellen
Charakter eher vor Demolierung oder Beraubung geschützt als ein profanes, so
dag diese Bauten, wenn sie mit buntem Fliesenschmuck versehen sind, eine un-
schätzbare Handhabe bieten, auch zur Bestimmung der viel beweglicheren und
zerbrechlicheren Gefäßkeramik, die somit nur aus technischen und ornamentalen
Verwandtschaftselementen auf dem Vergleichswege mit den Fliesen lokalisierbar
und datierbar sind. □
Im schroffen Gegensatz etwa zur altgriechischen Vasenmalerei oder zum figu-
ralen und omamentalen Dekor der italienischen Renaissancemajoliken und der
bunten Hafnerarbeiten der deutschen Renaissance und in naher Verwandtschaft
670
mit der ostasiatischen Keramik t^'ehciulieProdukte der islamitischen Kuiisttfipferoi
selten über die un^e/wuni^en ^e^ebenen und ^geforderten Möglichkeiten des
Materials in Form, Glasur und Hemalun^ hinaus. Kin solches Gcfiif^, bleibt inmicr
das Produkt einer j^esunden, seiner Fähigkeiten und M(ij,'lichkeitcn bevvut^>ten
Kunstjjattuiij^', die ihre Ki^'enart und Selbständigkeit kennt und nie eine andere als
eine rein dekorative Wirkung mit der V'cr/ierun^j der Gefäf^e anstrebt. Die mensch-
liche oder tierische Gestalt ist stets in möjrlichst vereinfachter, stilistisch konzen-
trierter Form gegeben, niemals herrscht das Bestreben einer akademischen ge-
treuen Naturnachahmung. Dieses gesunde Prinzip ist auch mit eines der Geheim-
nisse des entzückenden tiefen Reizes, welchen die islamitische Kunsttopferei auf
uns ausübt. Je mehr wir uns mit derselben beschäftigen, desto ehrlicher wird
unsere Bewunderung, ob wir nun die souveräne Leichtigkeit und Feinheit des De-
kors, den Glanz und die Leuchtkraft der Glasuren oder die einfache geschmack-
volle Sicherheit der gewählten Formen beachten. Und dabei diese enorme Viel-
seitigkeit der Technik und des Dekors! D
FAVFN'CFFLIESFN MIT FARBIGKN GLASUREN D
Die denkbar größte Ausdehnung und Verwendung fand die islamitische Fay-
encekeramik durch ihren uralten engen Zusammenhang mit der Baukunst. Die
Ägypter, die mächtigen kulturreichen Babylonier und Assyrier, endlich die Perser
seit der Achämenidenzeit kannten und liebten die Bekleidung ihrer gewaltigen
Bauten mit glasierten Tonziegeln. Geht doch die glasierte Wandverkleidung aus
Susa mit den Relieffiguren schreitender Krieger [im LouvreJ die aus dem Königs-
palast daselbst stammt, bis in die Zeit um 500 vor unserer Zeitrechnung zurück.
Und die kürzlich in Susa ausgegebenen achämenidischen Gefäfse bezeugen gleich-
falls ein bedeutendes ornamentales Empfinden in der Dekorierung der gut ge-
formten Geschirre. D
Merkwürdig ist die wohl auf fortwährender Überlieferung beruhende tech-
nische Übereinstimmung dieser oben genannten achämenidischen Ziegelreliefs
mit den ersten sicher zu datierenden türkischen Bauten, die Mohammed I, der Sul-
tan der Osmanen, wohl durch persische Werkmeister, in Brussa erbauen lieft. Die
in der Masse gefärbten Zinnglasuren wurden nämlich dann erst auf den Tonkern
aufgetragen, wenn die Konturen der Zeichnung mit einer unschmelzbaren Ton-
masse vorgelegt worden waren. So lagen die Glasuren in lauter Einzelzellen, wo-
durch beim Brande ein Ineinanderfließen der schmelzenden Glasuren verhindert
wurde. Und diese Technik der 'toten Ränder' oder 'Schutzränder' an den Reliefs
von Susa finden wir wieder an den Ziegeln der 'grünen Moschee' [1424] und der
.grünen Turbe', des Mausoleums Mohamed I in Brussa. Der farbige Schmuck dieser
Bauten mit Fliesen ist kein totaler, wie im folgenden Jahrhundert, sondern nur auf
einzelne Teile beschränkt. Die Bogennischen am Aufteren, im Innern die Gebets-
nischen, die drei Bogen an der Eingangsseite und die Sultansloge im oberen Ge-
schofi sind bei der Moschee damit bekleidet. Ahnlich ist die 'grüne Turbe' deko-
riert. Zu erwähnen ist noch der obere Abschluß der Gebetsnischen mit glasierten
Stalaktitengewölben. Die Fliesen im Innern bilden sternförmige und polygonale
FeldermitvergoldetenArabesken.türkisfarbenenRanken und weißenBlüten, alles
671
Abb. 533: Buntes Fliesenfeld mit persischem Rankenwerk. Aus der Moschee Piali Pascha /.u Kon-
D stantinopel [1565—1570]. Kunstgewerbemuseum Berlin D
auf tieftönigem, kobaltblauem Grunde. Von der stark hervortretenden kupfer-
grünen Glasur, den viele Ziegel, besonders auf der Außenseite tragen, rührt der
Name 'grüne Moschee' und 'grüne Turbe'. Hier in Brussa an diesen Bauten finden
sich auch Fliesen in der reinen Fayencetechnik, d. h. es wurden die Glasuren nicht
mehr direkt auf den stumpfen roten Tongrund aufgetragen, sondern auf einer
diesen überziehenden weiften Zinnglasur, eine Technik, die in den folgenden Jahr-
hunderten in Persien unter den Sefeviden immer mehr angewandt und ausgebildet
wurde, besonders nach der Seite einer freien malerischen Wirkung. Außer den
beiden Gebäuden in Brussa gibt es aus der Regierungszeit desselben Mohammeds I
und, nach Sarre, kurz darauf noch einige andere technisch verwandte Bauten in
Konstantinopel und Nicaea [gleichfalls eine 'grüne Moschee') aber immerhin ist
diese ganze Gruppe, obwohl in der türkischen Machtsphäre liegend, eine impor-
tierte persische Erscheinung, die bald von der später zu besprechenden charak-
teristischen türkischen Halbfayence verdrängt wird. D
FAYENXEFLIESEN MIT ZINNEMAIL D
Dafür wird die echte Fayencemalerei auf weißem Zinnemailgrund in Persien,
wo sie ja seit zwei Jahrtausenden geübt worden war, im ausgedehntesten Maße
zum keramischen Dekor der Bauten unter den Sefeviden [sechzehntes und sieb-
zehntes Jahrhundert; herangezogen. Am meisten und künstlerisch bedeutsamsten
geschah dies in der Residenz dieser Herrscher, in Ispahan. Der mächtigste aus
dieser Dynastie, Schah Abbas I. [1586—1628], dem Ispahan sein Aufblühen und
seine Bedeutung verdankt, war ebenso groß und glücklich als Eroberer wie als
Staatsmann. Dieser außerordentliche Aufschwung des Reiches brachte auch eine
672
r,
iG|71 JAGDFLIESENBILD AUS ISPAHAN, PERSISCHE FAYENCE UM 1600 • PERSISCHE
L:«Jg MOSAIKFLIESE MIT FARBIGEN GLASUREN • 15. JAHRHUNDERT, ERSTE HÄLFTE
Renaissance der Künste, welche sich in erster Reihe durch die Krbauunfr prächti-
ger kirchlicher aber auch profaner Monumentalbauten, die leider fast alle nicht
mehr sehr gut erhalten sind. Am markantesten und auch am besten konserviert
repräsentiert sich heute noch die grofie Moschee des Schahs [Mäsdschid Schah],
die um 1590 errichtet wurde und auf das Verschwenderischste mit Kayencefliesen
belegt ist. Der Typus erhält sich bis ins Ende der Dynastie, die 1722 nach der Er
oberung von Ispahan durch die Afghanen aufhörte. Die Musterung dieser Wand-
fliesen steht in engstem Zusammenhang mit jener der persischen Knüpfteppiche
dieser Zeit. Und manche Felder an den Wänden der grofien Schahmoschee in
Ispahan, wie z. B. die den grof;cn Kielbogen des Eingangstores flankierenden recht-
eckigen Panneaux, wirken wie direkte Kopien solcher Tepj)iche. Das breite, so
straff stilisierte Kankenwerk erfüllt auch in schönem Rhythmus die Zwickel der
Kielbogen, die Kuppel und die glatten Wände. Horizontale und vertikale Streifen
tragen feierliche kufische Inschriftenfriese, die man gern in leuchtendem Weif; auf
den blauen Grund setzte. Ganz anders ist der Fliesendekor der Profanbauten. Sie
geben das heitere schöne Abbild des vornehmen persischen Lebens in figuren-
reichen Szenen wieder. Helle, leuchtende, lestliche Farben auf dem weifien Zinn-
emailgrund zeigen Haremsbilder, Gesellschafts- und Jagdszenen, Kämpfe, zum
Teil aus der alten Heldensage des Reiches. Auch hier wieder haben wir Pendants
in verwandten gleichzeitigen KunstäuHicrungen. in den bereits besprochenen
Miniaturen, den Jagdteppichen und Seidenbrokaten sowie den Samtstoffen. Meist
schmückten diese Fliesen die Sockel der heiteren Pavillons, die in blühenden
prächtigen Gärten lagen. Anlagen, deren Schönheit und Zauber uns manche der
Teppiche noch erhalten, deren Fond einen solchen Garten schildert. Der Pavillon
im Garten Tschehar-Bag bei Ispahan, den Schah Abbas anlegte, trägt den reichsten
Fliesenschmuck dieser Art. Im Viktoria- und Albert-Museum zu London sowie im
Louvre hängen zwei solcher Fliesen, die vom Pavillon der vierzig Säulen zu Ispa-
han stammen und in reicher Gartenlandschaft vornehme Haremsdamen schildern,
welche sich unterhalten und Besuche empfangen. Wichtig ist besonders das
Londoner Exemplar wegen der zahlreichen auf demselben abgebildeten Gefäße
von verschiedener Form und Dekor, unter denen z. B. auch lustrierte Vasen
vorkommen. Aus Ispahan stammt auch das auf der Tafel abgebildete Panneau
[aus dem Kunstgewerbemuseum Berlin], welches um 1600 zu datieren ist und be-
zeichnend für die Palette sowie des Farbenempfindens der damaligen Zeit in Per-
sien ist. Mit Recht weist Otto von Falke auf die Bevorzugung eines leuchtenden
hellen Gelb. Auch nach Indien wurden Technik und Stil dieser persischen figu-
ralen Fliesen getragen. Einige solcher Fliesen mit gleichfalls stark hervortreten-
dem Gelb aus Labore [Viktoria- und Albertmuseumj, stammen von Bauten der
Mogulzeit [siebzehntes Jahrhundert].
Von allen Ländern der islamitischen Kultur ist Persien dasjenige, welches
schon seit dem zweiten Viertel des dreizehnten Jahrhunderts, dem Einfalle des
Mongolenherrschers Dschingis-Khan, vielleicht sogar schon früher, starke chinesi-
sche Einflüsse erlebte, die besonders in der Keramik auf verschiedene Weise sich
äufierten. Im achtzehnten Jahrhundert waren es namentlich die chinesischen Por-
43 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 673
zellane im Genre der sog. 'famille rose' mit dem cigenartiiren Rosenrot, welche
\'eraiilassiinii boten, die Palette des persischen Flieseninalers um diese rote Farbe
zu bereichern. Die Grenzen des alten strengen und hohen Stils wurden durch-
brochen, neben diesen technischen Kinflüssen schuf das nachgeahmte Porzellan
auch eine stilistische Umwandlung. Die Teppichmuster verschwanden, an ihre
Stelle traten die naturalistischen vollen Hlütenbouquets und Streublumen. Die
prächtige Eigenart der alten guten Fayencefliesen aber ging damit gleichfalls
unter, besonders in den Arbeiten der Teheraner Töpfer, während in den Werk-
stätten zu Schiras die tüchtige alte Tradition noch länger bestehen blieb. D
In den äußersten Westen des Islam, nach Spanien, kam im Gefolge der neuen
Religion auch die Sitte, mit farbigen Fliesen die Wände zu bekleiden. Sie wurde
dort allgemein üblich und noch lange nach der V^ertreibung der Mauren herrschte
der Gebrauch der Azulejos, wie die Platten nach einem persischen Stammwort
genannt wurden, das ursprünglich nur blau glasierte Platten bedeutete. In der
ausgedehnten Weise wie im Orient selbst, verwandten die Spanier allerdings die
Azulejos nicht, meist beschränkten sie sich darauf, nur den unteren Teil der
Wände zu belegen. Die ältesten, meist heraldisch dekorierten Azulejos, in der
Sammlung des Don Osma in Madrid, dem wir auch wertvolle Aufschlüsse über
die Entwicklung dieser Fliesen verdanken, stammen aus dem dreizehnten Jahr-
hundert und tragen eine primitive grüne oder manganfarbene Glasur auf dem
Scherben. Im vierzehnten Jahrhundert beginnen die ältesten Azulejos der Al-
hambra; auch in Sevilla finden sich zahlreiche verwandte Typen. Die Botegen
von Sevilla haben wahrscheinlich auch den Löwenanteil an der gesamten Produk-
tion der Azulejos. Mosaikartig sind kleine, geradlinig geschnittene und in der
Masse gefärbte Fayenceplättchen zu streng geometrischen Mustern zusammen-
gefügt. Vor dem Brande mufften die Plättchen bereits geformt werden. Natürlich
ergaben sich beim Zusammenfügen der Stückchen zahlreiche Unregelmäßigkeiten,
die besonders dadurch noch störten, daß infolge der minimalen Gröfienverhält-
nisse der einzelnen Stücke überaus zahlreiche Fugen und damit auch klaffende
Stellen sich zeigten. Eine kleine Abweichung von der Geraden, ein kleiner Wurf
im Brande genügt schon. Deshalb suchte man nach einem einfacheren und leich-
teren Prozeß. Man verließ das Mosaikverfahren und preßte das Muster erhaben
auf größere Platten. Daneben treffen wir bei den runden und geschweiften Teilen
wieder die uralte persische Technik der 'toten Ränder' [hier 'cuerda seca' ge-
nannt], die durch aufgemalte schwarze Konturen gebildet wurden. Inhaltlich be-
stand zunächst kein Unterschied zwischen den alten Mosaikazulejos und den ge-
formten großen Platten, aber allmählich verschwanden die einfachen geometri-
schen arabisch-maurischen Muster hinter denjenigen der auch in Spanien um sich
greifenden Renaissance. Als Philipp III. im Jahre 1610 die letzten Reste der mauri-
schen Bevölkerung, die Morisken. zur Auswanderung nach Nordafrika zwang,
gingen auch die letzten Azulejosbotegen zu Sevilla nach einer durch drei Jahr-
hunderte blühenden Tätigkeit zugrunde. D
FAYENCE-MOSAIKP'LIESEN. Ebenso technisch schwierig wie dekorativ und
voll Wirkung sind sodann die ostislamitischen zentralasiatischen Fliesenmosaiken,
674
I
die sich aus der bereits besprochenen Backsteinornamentik heraus entwickelt
hatten. Charakteristisch für solche Hauten sind die monumentale grot^>e Portal-
nische in hohem Kielbogen und die Kup[)eln. Ursprüiiglicli sind sie nur mit Hoh-
ziegeln gemustert, aber im dreizehnten bis vierzehnten .Jahrhundert weisen die
mongolischen Bauten und ilie türkisch-seldschukischen, besonders in Koniah, neben
diesen Ziegeln solche mit grünen und besonders blauen Glasuren auf, und zwar
in Kobalt- und Türkisblau, zu denen bald die Anwendung der schwarzen und
weifien Glasuren hinzukamen. Immer mehr tritt das Rohziegelbau zurück zu-
gunsten der bunt glasierten Ziegel. K. Sarres grundlegendem Buche 'Denkmäler
persischer Baukunst' verdanken wir die M()glichkeit, die Entwicklung in Persien
überblicken zu können. Eines der Hauptdenkmäler ist die Grabmoschee des
Chodabende Chan [1304 bis 131 ü| in Sultanieh. Die Kuppel ist total mit türkis-
blauen Ziegeln verblendet. Das Innere der Pfeiler und Wände, die Fassade der
Moschee selbst und der Minarets ist mit weilten Verblendern und rhombisch an-
geordneten kobalt- und türkisblauen Ziegeln verkleidet. Dazu kommen noch im
Innern reliefierte Friese, die von blauen Streifen eingefaj^t werden und wiederum,
so die Augen der Sterne, mit türkisblauen Einlagen versehen sind. Ähnlich ist
der Dekor anderer gleichzeitiger und jüngerer persischer Bauten. D
'Solange man über gradlinige geometrische Muster nicht hinausging, genügten
niesen, die zuerst geformt und dann glasiert wurden' [Falke]. Sowie aber
schwierigere Ornamente mit geschweiften und geschwungenen Linien, z. B. die In-
schriftfriese dazu kommen, mufjte man einen anderen, viel komplizierteren Vor-
gang wählen und schuf damit die eigentliche Mosaikarbeit. Es wurden nämlich die
einzelnen Teile aus bereits fertig gebrannten und glasierten Platten herausge-
schnitten und durch Mörtel mit dem Rohziegelgrund vereint. Seit dem Beginn des
vierzehnten Jahrhunderts tritt die Technik auf und zwar zuerst an persischen
Bauten. Zweifellos sind die technischen Vorbilder in den antiken und byzantini-
schen Mosaikarbeiten aus verschiedenfarbigem Marmor zu suchen. D
Ein weiterer und der letzte vollendende Schritt war dann der. daf^ man auch
den das Muster umgebenden Grund, den Fond, von dem sich dasselbe abhob,
gleichfalls aus den glasierten Platten schnitt, 'so dafi die zu verzierende Platte
vollständig mit einem Fayencemosaik überdeckt war'. Bis weit in das achtzehnte
Jahrhundert hinein blieb diese Mosaiktechnik einer der glänzendsten Zweige isla-
mitischer Kunsttätigkeit, die im ganzen Gebiete der Religion hervorragende
Werke geschaffen hat. Die Palette wurde immer reichhaltiger. Längst genügten
die vier ursprünglichen P'arben nicht mehr. Grün, gelb und braun, gleich der
schwarzen und kobaltblauen P'arbe sind durchsichtig, während türkisblau und
die weiPie Zinnglasur opak sind. Die auf der Tafel farbig abgebildete geschnittene
Mosaikfliese des Berliner Kunstgewerbemuseums [Persien, fünfzehntes Jahrhun-
dert, erste Hälfte] gibt einen guten Einblick in die reiche schimmernde Leucht-
kraft und den Reiz der graziösen leichten Ornamentik. Die volle Ausdehnung der
Palette ist hier bereits erreicht. D
Eine größere Anzahl außerordentlich charakteristischer Beispiele der Mosaik-
fliesen bewahren andere europäische Museen. So besitzt das Museum für
43* 675
Kunst und Gewerbe in Hamburg
einen türkisblauen und weiften
Fries |Um 1400] von der kleinen
(irabmoschee des Bairan Kluili
Khan zu Fathabad bei Bokhara,
ilas \'iktoria- und Albertmuseum
Stücke aus der Madrasch zu Ispa-
han usw. D
Eine bedeutende Rolle spielt
seit ungefähr 1400 die Fliesen-
niosaik an den Bauten in dem
mächtig emporblühenden Samar-
kand, die Timur und die ihm nach-
folgenden mongolischen Herr-
scher errichteten. Offenbar hatte
man sich persische Arbeiter da-
zu verschrieben, denn Muster
und Technik unterschieden sich
in nichts von den persischen Mo-
saiken. Und bis in das siebzehnte
Jahrhundert finden wir an den
Samarkander Bauten Fliesen-
mosaiken, die nach Falke in der
.'späteren Zeit stärker als die per-
sischen, chinesischen Einflüssen
unterlegen sind. Bei ihrem Zug
nach dem Osten kamen die ti-
muridischen Herrscher bis nach
Indien, wo sie die bereits geschilderte Mogulherrschaft begründeten. Mit ihnen
kam, allerdings technisch etwas degeneriert, die Mosaikfliesenerzeugung
nach Indien. D
Auch der islamitische Westen kennt in derselben Zeitepoche Mosaikfliesen,
die übrigens heute noch in Marokko angefertigt werden. Es scheint aber, daf; die
Technik nicht aus Persien kam, sondern sich selbständig entwickelte. Die charak-
teristischen streng geometrischen Muster sind wenigstens ganz unabhängig vom
Dekor der ostislamitischen, in erster Linie der persischen Mosaiken. D
FAYENCEFLIESEN MIT LÜSTERDEKOR D
Die Fliesen und Gefäße aus Fayence mit metallisch schimmerndem Lüster-
dekor [von den Franzosen reflet metallique oder lustre metallique genannt] sind
eine spezifische Schöpfung des islamitischen Kunstgewerbes von höchstem künst-
lerischen Reize. Technisch sind sie als Muffelmalereien zu bezeichnen. Es ist
nicht etwa Gold, das diesen Lüster hervorbringt, sondern es sind Schwefelver-
bindungen von Eisen. Silber und besonders Kupfer, denen man Ocker beigefügt
hat. Im schwachen Muffelbrande wurden die auf eine im Scharffeuer schon vor-
Abb. 534: Persische Lüsterfliesen aus Veramin (IW2] Kunst-
a gewerberouseuin in Berlin O
J
676
her eingeschmolzene iimlurch-
sichti^e Zinn- oder eine (iurch-
sichtii,'eHieitilasur yanzdünn auf-
getragenen Lüsterfarben fixiert
und dann poliert. n
Der Ursprung der Technik
des Lüsterdekors liegt noch im
Dunkel, eines der vielen noch zu
lösenden Kätsel auf dem Gebiete
der alt -mohammedanischen
Kunst. Nach Mesopotamien uml
Persien weisen alle Spuren. Einen
bemerkenswerten Anhalt geben
einige lüstrierte rhombische Kur-
sen in der Gebetsnische der Mo-
schee Sidi Okba zu Kaiman bei
Tunis mit allerdings sehr archa-
isch wirkenden stilisierten Hlüten ,M,,,.,3, ,.,rM.sch. lasln.rtc und bl.ugUsurl. H.es.n aus
und Blättern; die Inschriften auf O dem n. und U Jahrhundert. Sammlung Sarrf, Hcrhn D
den Fliesen besagen, dafs sie im Jahre 894 aus Bagdad bezogen worden seien. Vor-
ausgesetzt, da(^ diese Lesung richtig ist, hätten wir in diesen Fliesen die bisher
ältesten datierten Lüsterfayencen vor uns. Die nächste Zeitbestimmung, aus dem
Jahre 1217. finden wir an einer persischen Fliese zu London, dargestellt sind auf
ihr zwei Hasen. Persien ist auch das einzige ostislamitische Land, das in zahl-
reichen mittelalterlichen Moscheen Lüsterfliesen als Wandschmuck erhalten zeigt.
Es wird bei der Besprechung der Gefäfikeramik noch weiterhin von der Entwick-
lung der Technik die Rede sein. Hier sei nur die eine Tatsache bereits betont, daft
spätestens im dreizehnten Jahrhundert die Technik in verschiedenen Ländern
des Islam bekannt war. Das beweisen datierbare Funde von lüstrierten Gefäft-
fragmenten aus Fostät [Ägypten], Rhages oder Ray [Persien] und Rakka Meso-
potamien, am Euphrat gelegen]. Dazu muft noch eine Notiz des Geographen Edrisi
gehalten werden, der in der ersten Hälfte des zwölften Jahrhunderts von gold-
farbigen Geschirren in Spanien berichtet. D
Das Grabgebäude eines Imam, der Imamzade ^'aya zu Veramin bei Teheran
enthält heute noch einen imposanten Schmuck an Goldlüsterfliesen, die 1262 in
den Bau eingefügt wurden. Zahlreiche F'liesen in europäischen Sammlungen
stammen übrigens aus diesem Bau, auch die hier reproduzierte | Abb. 534] des Ber-
liner Kunstgewerbe-Museums. Auf>er dieser Imamzade zeigen nach den Berichten
der Reisenden, wie Dieulafoy und Sarre, noch viele andere persische Bauten des
dreizehnten, vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts den goldschimmernden
Fliesenschmuck. D
Wir können zwei Hauptformen dieser Fliesen unterscheiden, die beide unsere
Abbildung veranschaulicht. Entweder sind sie in Kreuzform mit abgeschrägten
Ecken oder als achtspitzige Sterne gebildet und zwar so, daß die Kreuzarme den
677
von je'vier Sternfliesen gebildeton Raum avisfüUon [wie dies Abb. 535 veran-
schaulicht \ Ausgenommen sind natürlich diejenigen Fliesen, welche als Friese,
Füllungen von Gebetsnischen, Kanten usw. dienten und dementsprechend geformt
werden muffen. Eine stark glasige, in ziemlich dicker Schicht auf dem scharf ge-
brannten Scherben aufliegende gelbliche Ziimglasur bildet bei den Fliesen den
Malgrund für den Goldlüster, welche bei den früheren Stücken, die laut ihren Da-
tierungen aus dem dreizehnten .Jahrhundert stammen, eine ebene Fläche bildet.
Erst später, gegen Ende des drei/.ehnten Jahrhunderts, begann man die Fliesen
im Flachrelief zu pressen und dadurch die schimmernde Wirkung des Goldlüsters
bedeutend zu heben. Reliefiert waren und zwar schon seit dem Beginn des drei-
zehnten Jahrhunderts, die oben erwähnten besonderen Baudetailformen [Friese,
Mihrabfüllungen usw.j, bei welchen man auP>er dem Goldlüster auch Kobaltblau
anwandte, wobei letztere Farbe zur Höhung und Betonung der Schriftfriese und
Arabesken diente. Häufig erscheint die blaue Farbe ausgeflossen und mit der
Glasur verschwommen, ein F"ehler, den die persischen Töpfer der Wirkung des
Wassers zuschrieben. Man hat offenbar keinen weiteren Anstoß daran genommen,
eine recht charakteristische Erklärung für das Kunstempfinden der Perser. D
Der Ton der Lüsterfarbe ist durchaus nicht einheitlich. Die verschiedenen
Scherbenfunde, die alle so ziemlich der gleichen Zeitepoche angehören, ja sogar
Fliesen an demselben Bau variieren von einem lichten gelb-goldenen Schimmer
bis zu einem dunklen kräftigen braunen Bronzeton ; diese Variationen erklären die
technischen Sachverständigen mit der stärkeren oder geringeren Beimengung von
Silber. □
Sofort fällt bei den Goldlüsterfliesen auf, dag sie und zwar sowohl die stern-
als die kreuzförmigen, stets ihr eigenes abgeschlossenes Muster haben, welches
von einem Rand umgeben ist. Dieser Rand trägt häufig Inschriften. Drei Haupt-
arten des aus dem Lüstergrund weiß ausgesparten Dekors lassen sich unterschei-
den, nämlich Darstellungen von Menschen, Darstellungen von Tieren und endlich
Muster aus Blüten und Stauden in einer sofort erkenntlichen weichen Stilisierung
mit einer 'eigentümlich lappigen Formbildung'. □
Die Fliesen mit figuralem Dekor, deren eine ganze Anzahl aus den Trümmern von
Rhages nach Europa gekommen ist, geben hübsche frische Darstellungen aus dem
Leben; Musiker, sitzende Frauen [Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin] usw.; eine
derselben [bei Don de Osma in Madrid], veranschaulicht sogar eine Karawane auf
dem Marsche. Die Figuren sind untersetzt, derb und kompakt. Die älteren unter
den figuralen Fliesen zeigen noch einen ziemlich rein persischen Typus; kurz
nach dem Einfall der Mongolen jedoch, die 1221 Rhages, die blühende Hauptstadt
des Reiches zerstörten, können wir bei den Figuren, besonders in den Gesichts-
typen, einen mongolischen Einschlag erkennen, der gegen das Ende des Jahr-
hunderts immer stärker wird [vgl. den Phönix Abb. 535] und in Persien nicht nur
nicht mehr aussetzt, sondern in der Kunst dieses Landes, und zwar außer der
Keramik besonders bei den Textilien direkt als ein stilbildender Faktor bezeichnet
werden muß. Es wird übrigens bei Besprechung der lüstrierten persischen Gefäße
noch davon die Rede sein, daß wir vielleicht schon für die Zeit vor dem Mongolen-
678
einfall, etwa im i-lftcii uiul /.wölftcn Jalirhuiulert, eine t^ewissc Heeiiiflussuiiß der
mesopi)tamisch-persischen durch die chinesisch -mongolische Kunst annehmen
müssen. D
Die Fliesen mit Tiorfi^juren zeigen entweder die Tiere einzeln [Kamele usw.]
und in Rudeln [. Antilopen, Hasen usw. | oder als Ja^dtiarstellun^en |v^l. auf Abb. 535
die Relieffliesen), besonders in Form der im Vorhergehenden so häufig angeführ-
ten Tierkämpfe. Auch die Tierfliesen zeichnen sich bei aller Vereinfachung in der
Darstellung,', welche an die persischen lland/.eichnun^sskizzen erinnert, durch
Frische und natürliches Leben aus. G
Von der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts an können wir häufi^j
den Brauch beobachten, daf, die kreuzförmigen Fliesen nicht mehr mit Lüsterfarbe
bemalt, sondern im flachen Relief jreformt und dann mit einer türkisblauen Glasur
vollständii,' überzogen wurden [Abb. 535|. D
Die Reliefierung wird, wie gesagt, gegen Knde des Jahrhunderts auch auf die
mit Lüster zu bemalenden Fliesen ausgedehnt, besonders auf die gröf^eren, von
Inschriftfriesen umgebenen Stücke, wobei man, wie schon früher, die hischriften
durch kobaltblaue Färbung von dem Goldlüstergrund abzuheben wuf>te [z.B.Mih-
rabfüUung aus einer Moschee zu Nateng im Indiamuseum, dreizehntes bis vier-
zehntes Jahrhundert], Das Hauptstück solcher reliefierter Lüsterfliesen befindet
sich in der an islamitischen Lüsterfayencen jeder Art überaus reichen englischen
Sammlung Godman und zeigt den König HahromV. auf der Jagd, wie er auf einem
Kamel sitzend den Bogen spannt. Die Fliese stammt aus einem alten Schlosse zu
Mazanderan und ist auf das Allernächste mit einer grofien Lüstervase in Peters-
burg verwandt [Abb. 5371, die noch zu besprechen sein wird. D
Neben dieser im Muffelofen aufgebrannten Lüstervergoldung kannten die per-
sischen Töpfer eine andere, allerdings nicht sehr häufig angewandte Art des Gold-
dekors, die wohl von der Glasmalerei übernommene Vergoldung, und zwar auf
Fliesen mit tiefdunkelblauer oder türkisblauer Glasur. Auch hier sind zumeist
kreuz- und sternförmige Fliesen der .Malgrund. .Mit einer rotbraunen Farbe zeich-
nete man die Umrisse der Zeichnung vor, belegte diese mit Blattgold, das so-
dann in Muffelbrand aufgeschmolzen wurde. Pflanzliche Motive und fliegende
Vögel bilden die Hauptdekorationsmotive, zwischen denen in weif^er Farbe flüch-
tige Schnörkel eingestreut erscheinen. Die in europäischen Museen und Samm-
lungen [Museen zu Hamburg, Berlin und London, Sammlung Sarrej befindlichen
Fliesen mit dieser Vergoldung scheinen alle von demselben Bau des vierzehnten
bis fünfzehnten Jahrhunderts, wahrscheinlich ausTaebris, zu stammen. Kines der
bedeutendsten Stücke ist eine Mihrabnische in der Sammlung Sarre, welche die
feierliche und dekorative Schönheit solcher PTiesen sehr gut zur Geltung bringt.
Sicher festzustellen ist die Provenienz bei einer Fliese im Museum zu Sevres
mit vergoldeten Schriftzügen und Ranken [sechzehntes Jahrhundert, Anfang), die
aus der Moschee zu Caswin stammt. Auch an der 'grünen Moschee' zu Brussa, dem
Prachtbau des Osmanensultans Mohammed I. ist diese Technik der Vergoldung
sporadisch nachzuweisen. Das Indiamuseum zu London besitzt z. B. eine grün-
glasierte achtseitige Fliese mit einem goldenen Rankenmuster. D
679
Wie bereits mitijeteilt, berichten schriftliche Quellen vom V^orkommcn des
Goldlüsters an spanischen Fayomcn dos /wiUfton .lahrhunderts. Doch scheint er
in überwiegendem Mat^e hauptsächlich auf Geschirren zur Anwendung jrekommen
zu sein. Es ist uns eigentlich nur ein einziges Denkmal spanischer lüstrierter
Fliesenkeramik bekannt, das allerdings infolge seiner hervorragenden künstleri-
schen Qualität, seiner Gröfte und der Inschriften von höchster Wichtigkeit ist, ein
kunstgeschichtliches Dokument ersten Ranges. Es ist eine ungefähr einen Meter
hohe, rechteckige Wandfliese aus Granada, in der Sammlung des Don de Osma zu
Madrid, das wie die Kopie eines Wandteppiches anmutet. Die Umrandung des
Mittelfeldes trägt arabische Inschriften mit dem Namen des Abul Hadschadsch,
der 1408 — 1417 als Kalif zu Granada herrschte. Das Mittelfeld selbst ist mit symme-
trisch angeordneten grofien Blattarabesken ausgefüllt, durch die sich graziöses
Rankenwerk zieht. Dreimal ist das Wappen von Granada angebracht. Sarre hat
die Entstehung der Fliese in einer der durch arabische Schriftsteller sehr gelobten
Töpfereien zu Malaga wahrscheinlich gemacht. Auch während des fünfzehnten
und sechzehnten Jahrhunderts lassen sich lüstrierte spanische Azulejos nur ganz
vereinzelt nachweisen. Künstlerisch sind sie außerdem nicht sehr bemerkenswert.
FLIESEN AUS HALBFAYENCE D
Unter den Begriff der Halbfayence — eine treffliche Benennung, die Otto von
Falke geschaffen — , fallen alle diejenigen Töpferarbeiten, nämlich Fliesen und
Geschirre, die das Hauptmaterial der echten Fayence nicht aufweisen, nämlich
die Zinnglasur. Das technische Verfahren der Halbfayence ist kurz folgendes:
Die Masse ist stark kieselhaltig und schon dadurch von ziemlicher Weiße. Sie er-
scheint fast stets stark gebrannt und kann bei besonders sorgfältiger Schläm-
mung nach dem ersten Brand direkt als Malgrund verwendet werden. Meist aber
finden wir über dem Scherben eine weiße Engobe, d. h. eine feine, dünne, weiße
Erdschicht, die den wirklichen Malgrund bietet. Über der ausgeführten Malerei
liegt sodann eine durchsichtige, farblose Bleiglasur von starkem Glänze. D
In Persien, besonders aber der Türkei, blühte diese Technik der Halbfayence
und im letzteren Lande, der Türkei, unter den Osmanen, hat sie die größte Aus-
dehnung und höchste künstlerische Vollendung erreicht. □
Die größeren Museen Europas, besonders die Londoner, dann der Louvre und
das Berliner Kunstgewerbemuseum besitzen zahlreiche Proben der TÜRKISCHEN
FLIESEN IN HALBFAYENCE, deren Blütezeit das sechzehnte Jahrhundert ist
und die zumeist von älteren Gebäuden aus Konstantinopel stammen; sie wurden,
allerdings nicht mehr so sorgfältig, bis in das achtzehnte Jahrhundert erzeugt.
Die Leuchtkraft und der Glanz ihrer Farben einerseits, die reiche wirkungsvolle
Ornamentik andererseits vereinen sich bei diesen Fliesen zu der starken und
tiefen Wirkung. Auf den weißen Engobegrund wurden die Muster in einer schwarz-
grauen Konturfarbe angelegt und dann in den F'arben Rot, Grün, Türkis- und Ko-
baltblau ausgefüllt. Die hervorragendste Farbe, welche auch als solche eine Er-
findung der türkischen Töpfer war, das kräftige Rot, welches aus pulverisierter
Boluserde besteht, liegt stets in dicker reliefartiger und opaker Schicht auf dem
Grunde auf. Die kräftigen starken Farben werden durch die überfangende trans-
680
parente Bleifrlasur in ihrer Wirkung noch {rehoben und zusanimpn jTcstimint. Die
Muster zerfallen in drei ^rüt^>c Ilauptartcn, deren f,'enaue und treffende Analyse wir
Otto von Falke verdanken. Zunächst sind es Blumen der türkischen Flora, Tulpen,
Nelken. Hyazinthen, Schwertlilien, Veilchen und Rosen | vfjl. Abb. 533]. Fine leichte
Stilisierung als Flachornament vermag nicht die naturalistischen Formen der
Naturvorbilder zu verwischen. Das zweite Hauptdckorationselement ist die stark
stilisierte sogenannte persische Ranke oder persische Palmette, in der Hauptsache
aus herzförmigen Mittelstücken bestehend, die an das italienische (Iranatapfel-
muster erinnern das ursprüngliche Naturvorbild war wohl die Distelblüte
und zierlich geschlungenen sowie verschlungenen Ranken, die mit kleineren
Blütenrosetten und eigentümlichen gefederten, stark gekrümmten und geschwun-
genen Blättern mit ausgezackten Rändern, das sog. Federblatt, besetzt sind. n
Als drittes Motiv tritt die reine Arabeske hinzu, die jedoch selten allein vor-
kommt, sondern zumeist in Kombination mit den türkischen Blumen oder den per-
sischen Ranken. ü
Im Gegensatz zu den im Muster abgeschlossenen Lüsterfliesen bilden die stets
quadratischen Halbfayencefliesen fast immer nur einzelne Teile der Muster, die
entweder friesartig fortlaufend ohne Finden gebildet sind oder für bestimmte
durch den Bau bestimmte Flächen komponiert erscheinen, wie Giebel- und Zwickel-
felder oder gröfiere und kleinere rechteckig gegliederte Wandfelder. Letztere
erinnern im Dekor aufierordentlich an die gleichzeitigen vorderasiatischen Tep-
piche, an die sie sich in der Gestaltung des Mittelfeldes und der Bordüre an-
schliet>en. Ferner liebte man es, die Mauerfliesen mit Mustern zu bemalen, die in
der Hauptsache aus schlanken, manchmal aus Kübeln gerade emporragenden
Zypressen | siehe denTeller auf Tafel bei S. 490' bestanden, welche entweder allein-
stehen oder wiederum von persischem Rankenwerk durchflochten erscheinen.
Sehr beliebt waren auch reiche BlumensträuH;e, riie von Ranken durchzogen aus
einer Vase aufsteigen und oben gern in bogenförmige Nischen hineinragen. D
Man hat, wie wir noch sehen werden, früher mit Unrecht alle türkischen Halb-
fayencen, die Gefäge wie die Fliesen, als rhodische Arbeiten bezeichnet und der
sonst so unberechenbare Kunsthandel, der nirgends konsequenter ist als in der
sorgfältigen Beibehaltung alter falscher Bezeichnungen, tut es heute noch. Kara-
bacek hat aber historisch und epigraphisch, Otto von Falke kunstgeschichtlich
nachgewiesen, dafi die Halbfayencen im ganzen Gebiete der osmanischen Türkei
angefertigt wurden. Speziell die Fliesen, von denen man übrigens in Rhodos gar
keine fand, sind der sicherste Beweis gegen die Rhodostheorie, weil alle erhaltenen
derselben an osmanischen datierten Bauten angebracht sind, am meisten in Kon-
stantinopel, wie bereits bemerkt. Die Moscheen Piali Pascha, Mehmed Pascha,
Rustem Pascha und Takedschi, aus dem sechzehnten Jahrhundert, die Moscheen
Ahmed L, Mohammed IV. und Eyub aus dem siebzehnten Jahrhundert, dann einige
Turben, ferner die Bibliothek der Sophienkirche, besonders aber der prächtige
alte Serail, bieten viele glänzende Fliesen. Aus diesen Bauten sind auch zahlreiche
Stücke nach Europa gekommen. Ein bezeichnendes, außerordentlich dekoratives
Beispiel bietet das [Abb. 533j hübsche Giebelfeld aus der 1565 — 1570 erbauten Piali
681
Moschee [Kg\. Kunsttiewcrbonuisoum in Herlin], das in Sdiwarz, Blau, Grün und
Rot gemalt ist. Persisches Kankonwerk wird von einem |:;;r()(-,en, cliinesischen Vor-
bildern entnommenen, Wolkenband durchflochten. Die Randbordüre ist auf blauen
Grund gemalt. In ähnlich reicher Weise sind in den übrigen Zentren der osmani-
schen Macht, in Adrianopel, Skutari. Hrussa, Nicaea, Damaskus und Cairo die
Bauten mit Fliesen geschmückt worden. Wenn es nun auch als sicher feststehend
zu betrachten ist, daft die Fliesen nicht in Rhodos entstanden, so ist es anderer-
seits noch nicht genau bestimmbar, wo dies eigentlich der Fall war. Das Eine
scheint festzustehen, daf; wir nicht ein einziges Zentrum anzunehmen haben, dem
alle die zahlreichen Fliesen entstammen, sondern es scheint, da^ sie auf einige
im Bereiche des Osmanenreiches, besonders in Kleinasien gelegene Orte, in
erster Linie auf Nicaea, ferner auf Damaskus aufzuteilen sind. Die Vorliebe der
neuen Herrscher für den prächtigen Wandschmuck war wohl der Grund, daf^ an
verschiedenen Stellen des Reiches entsprechende Werkstätten errichtet wurden.
Wir kennen zum Beispiel in Ägypten keine einzige Halbfayenccfliese aus der
Zeit vor 1516, also vor der osmanischen Zeit. Von Nicaea wird noch die Rede sein
müssen. G
Mit DAMASKUS wird eine zusammengehörige Gruppe von Gefäf^en und Fliesen
in Verbindung gebracht, die sofort dadurch erkenntlich sind, dafi die rote Bolus-
farbe bei ihnen vollkommen fehlt. Dafür tritt die aus Braunstein gewonnene man-
ganviolette Farbe ein, welche neben Türkis- und Kobaltblau sowie Grün die
Palette dieser Arbeiten charakterisiert. Tatsächlich findet man noch an alten
Bauten zu Damaskus Fliesen in dieserFarbenstimmung. In unseren europäischen
Sammlungen vertreten diese Richtung u. a. ein Fliesenfeld des Indiamuseums zu
London sowie ein solches im keramischen Museum zu Sevres, darstellend eine von
je einem blühenden Baum flankierte hohe Vase ; in den Zweigen des Baumes sitzen
symmetrisch zwei Vögel, die ihre Köpfe gegen die Mündung der Vase senken. D
Direkt naturalistisch ist der Dekor einer Damaskusfliese im Indiamuseum, einen
Papagei darstellend, der auf dem Rande eines Bassins sitzt. D
Im allgemeinen stehen Anzahl und auch Qualität der sogenannten Damaskus-
fliesen weit hinter den in derselben Technik ausgeführten Gefäf^en zurück, welche
unbestritten als die reichsten und bedeutendsten Schöpfungen der islamitischen
Keramik überhaupt angesehen werden [siehe die Tafel bei S. 490). D
Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß die Technik der Halbfayence viel zu
unvermittelt und plötzlich in der Türkei auftauchte und mit dem Eindringen der
Osmanendynastie zu eng zusammenhängt, als daft man an eine autochthone Ent-
stehung derselben in diesen Gegenden denken könnte. Tatsächlich läßt sich die
Technik schon seit mindestens dem zwölften Jahrhundert in Persien und Mesopo-
tamien nachweisen, allerdings bis jetzt nur bei Gefäßen. Fliesen in Halbfayence
kennt der islamitische Osten zwar auch, besonders an den Bauten zu Ispahan, aber
erst in relativ später Zeit, nicht vor den Sefeviden, also erst im sechzehnten und
siebzehnten Jahrhundert. Inhaltlich gehen sie mit den Fliesen in echter Fayence,
den Stoffen und Miniaturmalereien zusammen. Es sind in flachem Relief geformte
figurale Darstellungen, Liebes- und Jagdszenen, am häufigsten Reiter auf der
682
Falkenjagd, vor einem Bliitengrund usw. Technisch sind sie von den türkischen
Krzeugnissen niclit zu trennen. Ks ist dieselbe weihe Kngnbe. dieselbe schwarze
Konturvorzeichnung; doch überwiegt unter den Farben durchaus das Kobaltblau,
iiiiiter dem Grün, Türkisblau und(ielb stark zurücktreten. Übrigens werden diese
alten persischen Fliesen mit figuralem Dekor schon seit etwa 25 bis 30 Jahren
wieder im heutigen Persien, besonders in Ispalian und Teheran genau kojjiert. In
unseren Kunstgewerbemuseen findet man solche Nachahmungen recht häufig, am
meisten grö(>ere und kleinere rechteckige Relief fliesen mit Heitern und Heiterinnen,
einzeln oder in Paaren, auf der Falkenjagd. Bemerkenswert sind aus dem sech-
zehnten .lahrhundert noch zwei Fliesen des Indiamuseums aus Khorasan in Persien,
die je eine schlanke Frauengestalt auf Hlütengrund zeigen, von denen der eine die
sonst nur auf türkischen Halbfayencen manchmal vorkommende braunrote Farbe
trägt. a
GEFÄSSKFRA.MIK D
Bei der islamitischen Baukeramik, den Fliesen, war durch die allgemeine poli-
tische Geschichte und diejenige der Bauten, die sie heute noch zieren, eine gewisse
Handhabe zur Datierung und Entstehung gegeben. Diese Möglichkeit fällt aber
bei der Gefätikeramik weg, wodurch die Schwierigkeiten bei der Klassifizierung
derselben bedeutend wachsen. Hierzu kommt noch der überraschende Reichtum
und die Vielseitigkeit dieser Gefäfikeramik. Formen, Dekor und Glasur sind von
bewunderungswürdiger Mannigfaltigkeit und Abwechslung, die den Kenner und
Forscher zwar entzücken, aber seine Aufgabe auch sehr erschweren. Künstler-
namen und Inschriften sind zudem Erscheinungen, die besonders in der für die
Entwicklungsgeschichte wichtigen früheren Zeit, dem zehnten bis dreizehnten
Jahrhundert, nur vereinzelt zu verzeichnen sind. Und als letztes, gleichfalls sehr
erschwerendes Moment ist noch die Tatsache zu verzeichnen, daP> wir zu Beginn
des dreizehnten Jahrhunderts bereits die meisten Techniken der islamitischen
Keramik in den verschiedenen Zentren des gro[>en Länderkomplexes eingebürgert
finden. Früher war bereits von diesen Fundstätten die Rede. Es sind dies im
mesopotamischen Gebiete Rakka am Euphrat, bereits ein Lieblingsaufenthalt
Harun al Raschids; aus dem Gebiet dieser Stadt haben seit einigen Jahren arme-
nische Kaufleute auf^erordentlich wichtige Gefäf,e und Bruchstücke gebracht, so-
dann das 11 68 zerstörte Fostät in Ägypten, dicht bei Kairo, aus dessen Trümmern
zahlreiche keramische Fragmente und einige wenige erhaltene Gefäfte durch
Fouquet und Martin bekannt gemacht wurden und endlich in Persien die Ruinen
von Rhages, Veramiii, Suitanabad und Sultanieh, unter denen Rhages [persisch
Ray] als ehemalige Reichshauptstadt die wichtigste ist. Ihr Zerstörungsdatum,
durch die Mongolen im Jahre 1221 n. Chr., bietet nämlich eine einigermaf^en
sichere Handhabe, die im Bereich von Rhages gefundenen Scherben und Gefäße
spätestens in den Beginn des dreizehnten Jahrhunderts zu setzen. D
Am auffallendsten unter diesen Funden in Persien, Mesopotamien und Ägyp-
ten sind die mit LCSTFRF'ARBE bemalten Gefäfte, also in der von den Fliesen her
bekannten Technik. Die Frage nach dem Entstehen derselben ist angesichts dieser
so zerstreuten Funde eine außerordentlich schwierige. Immerhin aber scheint es.
683
{lnf^ die Priorität mit WahrscluMii-
lichkeit den Gefä(->cn aus Meso-
potamien, genauer gesagt, denen
aus Kakka, zuzusclireihen sei. Es
gibt nämlich einige riUlich lü-
strierte Stücke, zumeist in Pariser
Privatbesitz, die aus dem uralten
Zwoistromland kamen und deren
eigenartige strenge, primitive
(Ornamentik an jene Fliesen zu
Kairuan erinnern, welche im Jahre
894 n Chr. aus Bagdad bezogen
worden sein sollen. Die zeitlich
nächsten Lüstermalereien auf
Gefäfien und Pliesen fand man
sodann in Pcrsien, doch scheint
keine derselben über die zweite
Hälfte des 12. Jahrh. zurückzu-
reichen, so dali die Annahme nicht
allzu gewagt erscheint, es sei die
neue wirkungsvolle Technik aus
Mesopotamien, wo sie entstanden
Abb.ä36: Persische Vase mit Lüsterdekor. 13. Jahrhundert. SCin dürfte, nach Pcrsien, Ägypten
o Sammlung Sarre, Berlin D und Spanien importiert worden.
Charakteristisch für die persischen Fayencegefäfte mit Goldlüster, wie sie die
Funde zu Rhages. zumeist in Scherben, sehr selten in kompletten Exemplaren er-
geben, sind Vasen mit auf der Schulter abgekanteten Ecken, rundem, mäf^ig einge-
zogenen Fu§ und runder Öffnung, sowie runde bauchige Henkelkrüge mit Ausguß-
rohr, sodann die später bei den italienischen Majolikatöpfern so beliebten zylin-
drischen Apothekergefäge [ Albarelli] mit niedrigem Hals und Fug und schlankem,
in der .Mitte eingezogenen Körper, flache runde Schüsseln oder napfffirmige
Schalen, kürbisförmige Flaschen und endlich Vasen mit seitlichen Öffnungen für
Blumen. Erstere Form veranschaulicht eine \'ase der Sammlung Sarre [Abb. 536J
aus dem Beginn des dreizehnten Jahrhunderts. Bezeichnend ist für dieselbe der
figurale Dekor der Flächen, der entweder dieselben ganz bedeckt wie auf einer
eng^'erwandten Vase im Louvre oder mit einem einfachen ornamentalen Ranken-
muster abwechselt, wie auf dem abgebildeten Exemplar. Dieser figurale Dekor,
dem wir schon auf den frühen persischen Fliesen begegnet sind, entbehrt trotz
der primitiven, flüchtigen und skizzenhaften Zeichnung nicht einer frischen Natür-
lichkeit und Lebendigkeit. Eine seltene F"orm repräsentiert eine Schale auf niedri-
gem Fuge [Louvre , die als achteckige Sternfliese gebildet ist und auch im Gold-
lüsterdekor ganz wie die Fliesen bemalt erscheint. Die Unterseite ist kobaltblau
glasiert, eine Erscheinung, die sich auf den Rückseiten der meisten persischen
Lüsterfragmente aus Rhages beobachten läßt. D
684
Aus Rha^es staimiu'ii auch
einige Scherben, von auf Knj^obr
bunt bemalten üefähen. meist
Schalenbiiden, jetzt im British Mu-
seum und imlndiamuseum. fernci
im Metropolitan Museum zu New
York und im Louvre, die in feiner
StilisieruniT nimbierte Reiterfi^ni-
ren, Bogenschützen usw. trafen.
welche teilweise umjjeben sind
von sitzenden Gestalten, und die
eine ^rof^e Verwandtschaft mit
der altchinesischen Kunst zeij^en.
Vor kurzem kamen nun in das
British Museum die durch den
untjarischen Gelehrten A. Stein
erzielten Resultate der im Auftraj^^
des Indian Government j^emach-
ten Ausgrabunrren aus dem alten
Sites im Land Khotan und der
Wüste Taklamakon [Chines. Tur-
kestan], die ein überraschendes
Licht auf die frühe chinesische
Kultur des dritten bis achten nach
christlichen Jahrhunderts werfen. Abb. :>:i7: icrMsch.- i.uMiTvas.- mn Kt-iu-fdekor u Jaiir-
Da sind Briefe aus dem achten ° ^'""'^^■'■' ^'"'"•""' '^'''' ^■^«•""•'«k« *" Petersburg d
Jahrhundert, die schon für jene Zeit das künstlerisch bedeutende kalligraphische
Talent der Chinesen erweisen, dann Stuckreliefs, ein Stuhljjestell aus Holz mit
Flachschnitzerei, bestehend aus Rosetten, quadratischen und rhombischen Feldern,
endlich ziegeiförmige und rechteckige Holzplatten, die auf weitem Gipsgrund
in wenigen Farbentönen (Rot, Grün, Gelb und Schwarz] figurale Darstellungen
tragen, welche den Malereien auf den Rhagesfragmenten sehr nahestehen. So ist
zum Beispiel in derselben klaren einfachen Charakteristik und Lebendigkeit ein
nimbierter Reiter zu Pferd dargestellt, der eine Schale in der Hand hält, darunter
ein nimbierter Kamelreiter, gleichfalls mit einer Schale. Diese spätestens ins
achte Jahrhundert zu datierenden Malereien gehören zu den Elementen, welche
die Verbindung der frühen chinesischen Kunst mit der persischen erklären. Hier
hat, wenn das Material in größerem Umfange und bearbeitet vorliegen wird, die
Wissenschaft einzusetzen, um sicherlich allerlei wertvolle Aufschlüsse registrie-
ren zu können. D
In die zweite Hälfte oder das Ende des dreizehnten Jahrhunderts gehört die
bereits erwähnte prächtige imposante, rund 80 cm hohe Reliefvase der Peters-
burger Eremitage mit Goldlüsterdekor, die wiederum ihre Parallelerscheinung in
der gleichzeitigen Fliesenkeramik hat [Abb. 537J. D
685
Bemerkenswert ist übrigens der stilistische und ornamentale Zusammonhantr
dieser \'ase mit den Mossulbronzen, der nicht nur in der Anordnung; der Dekor-
friese, sondern auch in der Wahl derselben Darstellungselemente und -kreise sich
offenbart. □
Die frühen ägyptischen und die mit ihnen übereinstimmenden syrischen Lüster-
gefä^e, deren Bestimmung die Bruchstücke aus Fostät einigermaßen erleichtern,
kann man schon mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erkennen, so sehr sie auch
auf den ersten Blick mit den persischen Arbeiten zusammengehen. Einige von
ihnen sind durch ihre Herkunft, oder vielmehr Verwendung, merkwürdig. Drei
derselben, flache, runde Schalen mit breiten Arabeskenranken, jetzt im Berliner
Kunstgewerbemuseum, waren in italienischen Kirchen eingemauert; es sind übri-
gens solche Platten noch an manchen Orten in der alten Fassung an der Mauer er-
halten [Südfrankreich und Italien]. D
Versucht man es. gemeinsame Merkmale dieser vorläufig noch nicht häufigen
Denkmäler der syrisch-ägyptischen Lüsterkeramik zusammenzustellen, so muß
zunächst in technischer Beziehung betont werden, daß im allgemeinen der Lüster
von rötlichem, goldenem oder bräunlichem Schimmer ist, während die Lüstertöne
der persischen Fayencen einen mehr gelblichen und grünlichen Stich haben. D
Der Dekor der ägyptisch-syrischen Gefäße hat im Gegensatze zu dem reicheren
zierlicheren und graziöseren der persischen etwas Einfaches, Breites. D
Runde flache Schalen [z. B. Louvre und Museum zu Sevres] zeigen gut und
kräftig stilisierte Tierfiguren, ein Hase und eine Ente in umgebendem breit und
dekorativ behandeltem Rankenwerk. Wenn figurale Szenen, z. B. menschliche
Halbfiguren, oder Inschriften vorkommen, so erscheinen dieselben in ähnlicher
Weise behandelt. Der Zusammenhang mit der alten byzantinisch-antiken Kunst
ist offenbar bei diesen westlichen Lüsterfayencen noch in gewissem Sinne lebendig.
Es ist notwendig, an dieser Stelle eine Gruppe von Gefäßen zu besprechen, die
schon seit längerer Zeit wegen ihrer Schönheit und Seltenheit bei den Sammlern
sehr beliebt waren, über deren Herkunft aber erst die genannten Scherbenfunde
etwas Klarheit gebracht haben. Früher nannte man sie SICULO-ARABISCHE
FAYENCEN. Diese Bezeichnung wurde gewählt, weil eine größere Anzahl der-
selben in Sizilien gefunden worden sind, wo man sie sarazenischen Töpfereien zu-
schrieb. Falke hat mit Recht darauf hingewiesen, daß diese Fayencen, die dem
dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert entstammen, unmöglich in Sizilien ent-
standen sein können, weil um diese Zeit das Land längst wieder durch die Christen
zurückerobert war. D
Zwei Hauptformen weisen diese Fayencen auf; es sind die eiförmige fußlose
Vase mit kurzem Hals [Abb. S. 626, übrigens von derselben Form wie die persische
Lüstervase Abb. 537J; und der bereits besprochene zylindrische Topf mit einge-
zogenem Körper, den die Italiener Albarello nannten. Außer diesen beiden Typen
lassen sich auf Grund der gefundenen Fragmente noch andere erkennen, runde
flache Schüsseln und runde Schalen, die Vorbilder der späteren Kummen, mit
niederem Fuße. D
Die auf diesen Fayencen zur Anwendung kommende Glasur ist stets eine durch-
686
sic'hti<^'c Bleiglasur, manchmal farblos mit kobalt- urul türkisblauer, sowie schwar-
zer Malerei unter der (jlasur, zumeist aber mit Kobalt dunkolblau gefärbt und
dann, von wenig Ausnalimon abgesehen, mit Lüsterfarben dekoriert. D
Fragmente von Gefät>en in ilieser Technik famien sich wiederum in Khages,
Rakka und Fostät. Doch scheint auch hier aller Wahrscheinlichkeit nach Mesopo-
tamien, also die Gegend um Kakka, das Ursprungsland oder wenigstens dasjenige
Zentrum zu sein, dem die ältesten Arbeiten entstammen. Dafür spricht u. a. die Ver-
wandtschaft der Muster bei solchen Kakkatöpfereien [ z. B. im Metr()|)olitan Museum
zu New Vork| mit den früheren bereits erwähnten Lüstermalereien auf Zimiglasur
aus derselben Fundstätte; ziemlich früh muh aber auch die Technik den T<")pfern in
Syrien imd Ägypten bekannt gewesen sein. Das bezeugen Fragmente aus Fostät
und die Inschrift einer solchen eiförmigen \'ase mit Lüsterdekor auf blauem Grund,
welche besagt, daf> sie für Assad von Alexandrien durch Yussuf in Damaskus ge-
macht wurde. \'ergleicht man ferner den Dekor der schon seit früheren Zeiten in
den europäischen Sammlungen befindlichen Stücke, besonders dieser eiförmigen
Vasen aus dem dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert |Indiamuseum, vgl.
Abb. S. 626, Louvre.Clunymuseum, Museum zu Sevres usw. | mit den syrischen Glä-
sern, den mesopotamischen und syrischen tauschicrten Bronzen, z. B. der sog.
Barbarinivase im Louvre, die den Namen eines Sultans von Aleppo 1 1236--1260|
trägt, so ergibt sich eine Reihe von Übereinstimmungen innerer und äufierer
Natur. In erster Linie erscheint die Art und Weise identisch, wie die um den
Hals, den unteren Rand oder den Gefäf>k(")rper ziehenden Inschriftenfriese, die Tier-
bilder und Ornamente, besonders Arabesken, die gleichfalls friesartig gebildet
sind, auf den Vasen angeordnet erscheinen. Auch die Formen dieser Tierfiguren
und Ornamente entsprechen denen der Bronzen. ebensoderTenorder Inschriften.
Bemerkenswert ist an den hierher gehörigen Bruchstücken aus Rhages, die
Lüsterdekor auf blauem Grund aufweisen, wiederum der stark grünliche Ton der
Lüsterfarbe. G
In PERSIEN hat diese eben besprochene Technik recht lange bestanden und
auch noch in späterer Zeit, im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert, Werke
von außerordentlicher Feinheit und großem dekorativen Reiz geschaffen. Es sind
hauptsächlich Geschirre in den charakteristischen persischen Formen, die bau-
chigen runden oder auch abgekanteten Weinflaschen mit niederem Fuf; und langem
nach oben zulaufendem Halse, den man gern in Metall montierte, flache runde
Schüsseln, Henkelkannen. Kummen usw., die entweder auf weißem oder blauem
Grunde unter transparenter Glasur mit leichter feiner Grazie in Lüsterfarbe bemalt
sind. Der ornamentale Dekor ist eine gelungene Kombination persischer und
durch die Porzellane vermittelter chinesischer Elemente; dazu kamen figurale
Darstellungen, prächtige Vögel, die zwischen den blühenden Stauden und den
Ranken stehen usw. Das älteste Beispiel dieser Gruppe ist besonders bemerkens-
wert. Es ist eine Flasche der Sammlung Godman, deren Blumenschmuck in Lüster-
farbe von Schriftbändern umzogen ist. Die hübsche poetische Inschrift derselben
lautet: 'Im Begriff, in die Wüste zu gehen und fern von der Geliebten zu sein,
schreibe ich diese Worte hier nieder im Jahre der Flucht 609 [1231 n. Chr.J, damit
687
sie eine Kriniiorunj; an mich seien; und ich hoffe, daf; die, die in meinen Träumen
lebt. Erfriscluinjj finde, wenn sie den Kru^' an die Lippen setzt. Mö^c sie dann
meine Schriftzüge erkennen und an mich denken und sich erbarmen meiner Liebe!*
Auch die schwarze Malerei unter farbij2:er Glasur oder auf farbijrcm. kobaltblauem,
türkisblauem oder grünem Grunde unter Hleiglasur blieb in der ostislamitischen
Keramik des späteren Mittelalters und der folgenden Jahrlnmderte bis zur Neu-
zeit in Anwendung. Das beweisen u. a. Schüsseln und Näpfe, die seit einiger Zeit
durch den Kunsthandel aus Daghcstan zu uns gebracht werden. D
Eine bauchige \'ase mit geradem niederen Hals und kräftiger Schulter, auf der
zwei einander gegenüberstehende frei plastische stilisierte Löwen eine Art von
Henkel bilden, wurde kürzlich vom Louvre erworben, eine persische Arbeit des
fünfzehnten bis sechzehnten Jahrhunderts mit schwarzem Rankenfries unter
türkisblauer Glasur. Der obere schwarze Fries enthält grün ausgesparte Schrift-
züge. D
Eine weitere Gattung ostislamitischer Gefäf;e ist charakterisiert durch kobalt-
oder türkisblaue, seltener grüne, undurchsichtige Glasuren auf flachreliefiertem
Grunde, für die wohl die bekannten chinesischen SELADONPOKZELLANE als
Vorbilder gedient haben. Allerdings verweist ein gleich zu erwähnendes Frag-
ment auch auf die Möglichkeit einer sassanidisch-altpersischen Tradition, wenig-
stens bei den persischen GefäP^en dieser Art. D
Unter den Scherbenfunden aus Rhages im Indiamuseum befindet sich nämlich
ein blauglasiertes Fragment mit quadratischem reliefierten Felde, in dem zwei
gegeneinander gestellte gewappnete Reiter erscheinen, die beide in den aus-
gestreckten Händen, jeder in der Rechten, einen Ring zwischen sich halten, eine
bekannte sassanidische Darstellung, die z. B. in den Felsenreliefs bei Naksch-i-
Rustem vorkommt und als Symbolik der Übergabe der Mitherrschaft durch Ar-
deschir L an seinen Sohn Schapur l. [240—271 n. Chr.] gedeutet wird, von dessen
Heldentaten die wichtige arabische Chronik desTabari [839-923] berichtet. Ent-
weder ist nun dieses Fragment ein Produkt altsassanidischer Töpferkunst, oder
es ist, was wahrscheinlicher ist. ein sehr frühes persisch-islamitisches Produkt
und bezeugt die im übrigen Kunstgewerbe ja erwiesene lange und starke Tradition
altsassanidischer Dokorationsmotive auch für die Keramik. D
Vielleicht haben wir in einigen frühen Stücken aus Pariser Privatsammlungen,
die 1903 auf der Ausstellung 'des arts musulmans' zu sehen waren, Bindeglieder
hierfür zu finden. Es waren dies eine blaue Vase mit primitivem schwarzen Relief-
dekor und eine napfähnliche Schale auf rundem Fuß mit Reliefinschrift unter blaß-
blauer Glasur, die beide noch der abbassidischen Zeit (neuntes bis elftes Jahr-
hundert^ zuzuschreiben sein dürften. D
In Syrien und den Trümmern von F'ostät finden sich viele Scherben von chi-
nesischen Originalseladonen, und ein arabisches Manuskript berichtet aus dem
Jahre 1171, als Saladin Ägypten genommen hatte, von viel grünen und anders-
farbigen Porzellangefäßen in seinem Besitze. Das ganze Mittelalter hindurch
importierten die .Mittelmeerländer außerordentlich viele chinesische Seladon-
schüsseln, weil nach einer alten Überlieferung giftige Speisen, die auf denselben
688
serviert wurden, sofort als solche erkeiuitlich waren; besonders in der italieni-
sehen Renaissance, der Uliitc/.eit der (üftniorde, waren daher solche üefäf>e sehr
gesucht. D
Es berichtet z. B. G. ('. v. d. Driesch in seiner 1723 zu Nürnberg gedruckten
'Historischen Nachricht von der Keim. Kays. Grof^botschaft nach Konstantin()|)el'
|S. 241| folgendes aus der Türkei: 'Alle Gerichte hat man in Porcellanen und
Schlangen - steinernen Geschirren, so die Türken Farfouri nennen, aufgetragen,
als welcher sich die vornehmen Personen in der Türkey aus zweyerley Ursachen
bedienen, einestheils. damit sie das Silber und (Jold erspahren, anderntheils aber,
weil sie in der Meinung stehen, als ob dergleichen (leschirr keinen (iift hielten.'
Aus Fostät, beziehungsweise Syrien, stammt übrigens ein gnifieres Bruchstück
einer ostislamitischen Seladonimitation im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin,
aus Persien kamen kürzlich in dasselbe Museum zwei Gefälle dieser Art, nämlich
ein eiförmiger hoher Ölbehälter mit türkisblauer dicker Glasur und ein kleinerer
dunkelblauer Henkelkrug. Die die Wandung des ersteren umziehenden Relief-
friese, besonders die mit schreitenden Fabeltieren [Greifen, Sphingen und Löwe]
erlauben eine Datierung um die Wende des /.wölften bis dreizehnten .Jahrhunderts.
Sarre hat das oben beschriebene Bronzebecken des Lulu von Mosul 1 1233 1259]
in der Kgl. Bibliothek zu München zum Vergleiche herangezogen, das im Dekor
eine ausgesprochene Verwandtschaft zeigt. Fbenso evident ist der Zusammen-
hang mit der gro(>en Relieflüstervase zu Petersburg [Abb. 537], deren Form zum
Beispiel mit der des obengenannten Berliner türkisblauen ölgefäf^es identisch ist.
Bei beiden Vasen ist der K()rper durch Reliefstreifen in Zonen geteilt, die durch
ornamentale und figurale Friese ausgefüllt werden. D
Dieselben Werkstätten, denen die [)rächtigt'ii Halbfayencefliesen an den türki-
schen und persischen Bauten des sechzehnten bis siebzehnten Jahrhunderts ent-
stammen, haben auch Gefäfie in derselben Technik geliefert, von denen bereits
kurz die Rede war. D
Wir müssen uns vorläufig darauf beschränken, analog den Fliesen die kaum
übersehbare Masse der türkischen HALBF.WFNCFGFSCHIRRF in zwei grof^e
Hauptgruppen zu scheiden, in diejenigen mit Bolusrot und diejenigen, die sich ohne
solches mit den beiden blauen Farben, sowie Grün und Mangan begnügen und für
die l'mrisse Schwarz benützen. D
Die drei Hauptelemente der Ornamentik sind gleichfalls bereits besprochen
worden. Der durch die Formen und Flächen der zu bemalenden Gefäf>e bedingte
Dekor erfuhr allerdings dadurch gewisse Modifikationen in Komposition und Wahl
dieser Hauptelemente. Am meisten bevorzugt erscheinen die leicht stilisierten
Blumen, welche die türkischen Töpfer der heimischen Flora entnahmen. Auf den
Schüsseln und den Tellern, die am häufigsten vorkommen, ist die leichte Grazie
und Kunstfertigkeit besonders bewunderswert. mit der die Blumen in das Rund
des Gefäftes hineinkomponiert erscheinen. Die Blüten wachsen in der F'fjrm von
Sträuften an langen, reich mit Blättern besetzten, geschwungenen Stielen in die
Höhe, und legen sich frei und ungezwungen, symmetrisch oder auch unsymmetrisch,
über die Fläche. Neben den Tellern und Schüsseln, deren Ränder zumeist leicht
44 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 63^
gewellt sind, gibt es Kannen und Krüge. Kummen mit Deckel und Fufi und ohne
diese; von sehr charakteristischer Kdrm sind auch die beliebten zylindrischen
grofien Humpen, mit gerade angesetzten eckigen Henl<clii. Über die Verwendung
dieser Humpen belehrt uns u. a. sehr hübsch ein Damaskusflicsenfeld im India-
museum zu London. In den auf denselben aufgemalten Humpen stecken lose
Hlütenzweige — es sind dieselben wie auf den Schüsseln, nämlich Hyazinthen,
Nelken und Tulpen — , wodurch diese Humpen als Blumentöpfe erwiesen sind. D
Die festliche reiche Wirkung der türkischen llalbfayencen wird noch bei vielen
Stücken durch eine, jetzt allerdings zumeist nur noch sehr fragmentarisch er-
haltene kalte Vergoldung gehoben. Im Clunymuseum, das die bedeutendste Samm-
lung dieser Gefäf^e besitzt, befinden sich viele Schüsseln mit solcher Vergoldung.
Dieselbe Sammlung gestattet es auch, die auf^erordentliche Mannigfaltigkeit und
Vielseitigkeit dieser Gefäf^e zu studieren. Neben den, stark überwiegenden, be-
reits analysierten ornamentalen Mustern, von denen die abgebildete Schüssel des
Berliner Kunstgewerbe-Museums [siehe die Tafel rechts] ein typischer Vertreter
ist, gibt es noch einige andere sehr dekorative Arten. Einige sind auch inhaltlich
von Bedeutung, weil sie ebenso wie die Fliesen, eine Keihe interessanter graziöser
Gefäftformen im Fond wiedergeben, unter denen besonders die charakteristische
Henkelkanne mit rundem Fuf^ und geschwungenem Ausgußrohr hervorzuheben ist.
Andere tragen die längst bekannten vorderasiatischen Tierkamj)fdarstellungen.
In dieser Art besonders reich dekoriert ist eine frühe aus dem Beginn des sech-
zehnten Jahrhunderts stammende bauchige Flasche der Sammlung Salting im
Viktoria- und Albert-Museum zu London, die auf grünem Grund allerlei weiß aus-
gesparte, schwarz konturierte Tiere, Paradiesvögel, Hasen usw. zeigt. D
Anmutig wirken im Fond der Schüsseln fein stilisierte leichte Segelbarken, die
einzeln oder in Serien die Fläche beleben. Gerne bemalte man auch den Grund
mit blauem oder grünem Schuppenmuster, das man sternförmig komponierte oder
durch die feingeschwungenen gefiederten Blätter zu unterbrechen wußte. D
Darstellungen der menschlichen Gestalt kommen sehr selten und erst verhält-
nismäßig recht spät vor. Eine Schüssel im Clunymuseum gibt eine solche, nämlich
die Figur eines Ibrahim, der ein Schriftblatt in der Hand hält, welches Klagen über
die Leiden in der Gefangenschaft enthält. Da diese Schüssel, wie fast alle dessel-
ben Museums aus einer alten Sammlung in Rhodos kam, konstruierte man ein
sentimentales Märchen, wonach die Johanniter in Rhodos gefangene persische
Töpfer in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts auf dieser Insel ange-
siedelt und zur Ausübung ihrer Kunst gezwungen hätten. Die Haltlosigkeit dieser
so lange festgehaltenen Rhodos-Theorie hat Karabazek nachgewiesen, indem er
feststellte, daß die Darstellung eine sehr häufig vorkommende allgemein islamiti-
sche mystisch-symbolischen Inhaltes, nämlich die Figur des Erzvaters Abraham
ist, der im Gebete versunken, die endliche Vereinigung mit Gott erfleht, an der ihn
der Aufenthalt im irdischen Gefängnis des Lebens noch verhindert. D
Bereits kurze Zeit nach dem Aufkommen der türkischen Halbfayencen erregten
dieselben schon Bewunderung und Aufmerksamkeit im westlichen Europa. Das
beweisen einige daselbst in Metall gefaßte Gefäße und die Tatsache, daß man zu
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Candiana bei Padua in der Zeit von ca. 1620 10 U), allerdings in echter Fayence,
also auf Zinnemail, die türkischen Vorbilder kopierte. Doch erweisen sich diese
italienischen Schüsseln als nicht tjerade sehr ^elun^,'ene Nachahmunjjen, da ihnen
in erster Linie das eij^enartiye starke Rot fehlt und infolge der veriinderten Tech-
nik auch der leuchtende Glanz wejjfällt, den die Überfant,'t,dasur schafft. D
Iinmerhin ist diese Tatsache wichtig, weil sie eine llandhahe zur Datierung
bietet. Demi türkische Halbfayencen selbst mit Datierung sind au|u'rordentlich
selten. Eine Moscheelampe des British Museums aus Jerusalem in der Damaskus-
technik [in HIau, Grün und Schwarz gemalt), deren F'orm eine der syrischen Glas-
lampen kt)piert, ist zum Heispiel nach ihrer Inschrift im Jahre 1549 durch einen
Mustapha anj,'eferti^t worden. D
\'on den in Kuropa montierten Stücken sind drei bauchige Kannen in Silber-
fassunjj zu erwähnen, die im .Jahre 1907 auf der 'Kxhibition of the Faicnce of
I'ersia and the nearest East' des Burlington Eine Arts Club zu London waren und
von denen die eine ein deutscher Goldschmied montierte, während die beiden
anderen die .Marke eines Londoner Goldschmiedes vom Jahre 1592 aufweisen. Ein
Kru^,' im Kensin^ton Museum trä^jt auf seiner Silbermontierun^^ das Zeichen eines
L'trechter Goldschmiedes um 1580. Sarre verweist auch auf einen in Deutschland
montierten Becher, der die Inschrift trä^t : 'Zu Nicaea bin ich gemacht und nun gen
Halle in Sachsen Bracht anno 1582-. ein Hinweis, der um so wichtiger ist, alsKara-
bacek auf türkischen Halbfayencen das Zeichen von Nicaea neben denjenigen
anderer kleinasiatischer Städte so Kutahia, Demitoka usw. nachgewiesen hat. D
Das absolute Fehlen jeder Signatur auf den Gefäßen der zweiten Gruppe, der
ohne Rot, erlaubt zwar keine unbedingte sichere Zuweisung auf DA.M.ASKUS. Es
empfiehlt sich aber, einstweilen diese Ortbezeichnung beizubehalten, um so mehr
als Damaskus, wenn nicht der Erzeugungsort, so doch sicher der Exi)ortplatz für
diese überall hin versandten und glücklicherweise noch in recht großer Anzahl
erhaltenen 'Meisterwerke der Töpferkunst war, mit denen die vorderasiatische
Keramik in zeichnerischer und koloristischer Hinsicht l'nerreichtes geleistet hat'
[Sarre]. Privatsammlungen, in erster Linie die von Godman und Raymond Koechlin
zu Paris, erfreuen sich ebenso wie die Museen [ London, Cluny und Louvre. Düssel-
dorf, Nürnberg] eines stattlichen Besitzes an Damaskusschüsseln. D
In jeder Beziehung sind diese Schüsseln hervorragend. Ihre Glasur ist von
seltener Leuchtkraft, die schönen klaren Farben liegen auf einem reinen weiften
Grund, die Arbeit der Drehscheibe ist geschickt und exakt; musterhaft vollends
sind Zeichnung und Komposition. D
Ein treffliches F]xemj)lar der Damaskusschüsseln ist [siehe die Tafel links] aus
dem Besitze des Berliner Kunstgewerbemuseums abgebildet. Die schwarzkontu-
rierte Malerei ist nur in zwei blauen Tönen ausgeführt. Die Anordnung der Blüten
und Blätter im Fond entspricht im allgemeinen derjenigen auf den türkischen Ge-
fäßen mit Rot, charakteristisch aber für diesen Typus sind die einzelnen aufrecht-
stehenden Blattzweigchen mit je einem größeren und kleineren Blatt auf jeder
Seite und die Blütenrosetten, die manchmal an anderen Gefäßformen, z. B. Henkel-
krügen, die ganze Wandung ausfüllen. Q
44* 691
Zwei Schüsseln im Louvre tragen in reizender Weise Traubenranken im Fond;
bei der einen sind die Krüclite in Manj^anfarbe, bei der aiuiercn in Hlau j^emalt.
übertreffen werden diese Seluisseln mit {gesondertem Kand- und Konddekor an
Schönheit von anderen, bei denen die Hemahinjx Rand und Fond gleicherweise be-
deckt. Von dieser Art besitzt z. B. K. Koechlin zu Paris zwei Schüsseln. Von der
Mitte der unteren Randfläche aus ziehen nach oben und den Seiten in schwung-
voller, dem Rund der Form sich anschmiegender Biegung die reichen Blüten und
Blätter empor und auf einer der Schüsseln steht in wundervoller Zeichnung ein
stolzer Pfau, der im Verein mit dem Blütendekor das Gefät-^ zu einem entzücken-
den Meisterwerk macht. D
Konnten wir schon bei den türkischen Halbfayencen allerlei Einflüsse der
chinesischen Porzellanmalerei konstatieren [z.B. chinesische Wolkenbänder bei
der 1549 datierten Moscheelampe von Damaskus und dem Fliesenfeld aus der
Piali Paschamoschee, Abb. 533], so wurde diese direkt vorbildlich und stilbestim-
mend bei den PERSISCHEN H.\LBFAVENCEN seit dem siebzehnten Jahrhundert,
und zwar sowohl technisch, in dem Überwiegen der Blaumalerei, als auch inhalt-
lich, in der Nachahmung des chinesischen Dekors. D
Nur die Gefäßformen blieben die persischen, was um so erklärlicher ist, als die
Chinesen, die seit längerer Zeit für den Export nach Persien Porzellane mit Blau-
malerei hergestellt hatten, diesen bereits in persischen Formen geschaffen hatten.
Die Nachahmungssucht der persischen Töpfer ging so weit, daß sie sogar die
chinesischen Porzellanmarken [zumeist des achtzehnten Jahrhunderts] unver-
standen kopierten; daneben finden sich allerdings auch persische [bisher unge-
klärte^ Marken. D
Nach einem Reisebericht des siebzehnten Jahrhunderts bestanden damals an
zahlreichen Orten Persiens Töpfereien, die nach chinesischen Vorbildern arbei-
teten, worunter besonders die Töpfereien der Stadt Kirman gerühmt werden.
Neben Geschirren, die im Anschluß an die türkischen Halbfayencen inßlau, Bolus-
rot und Grün gemalt sind, kamen aus den Kirmaner Werkstätten solche in reiner
Blaumalerei, die neben den bekannten persischen figuralen Darstellungen auch
rein chinesische Elemente tragen [z. B. Drachen, Vögel usw.J. D
Eine andere Gruppe von Gefäßen, die von den chinesischen Vorbildern noch
abhängiger sind, sind dadurch charakterisiert, daß die tiefblauen Ornamente
schwarz konturiert erscheinen. Selbst in der Masse sind diese Gefäße den Vorbil-
dern äußerlich recht nahe gekommen, da die dünn gedrehten Geschirre sehr stark
gebrannt wurden. ID
Versuche in Persien, vielleicht auch in Syrien und Ägypten, das hochgeschätzte
kostbare chinesische PORZP^LLAN zu erzeugen, sind wohl wiederholt gemacht
worden. Aus Persien zum Beispiel kam in den Louvre ein kleines Bruchstück aus
feiner weißer Fayence, dessen einzelne P'elder in der zierlichsten und kompli-
ziertesten Weise in Rankenwerk durchbrochen wurden, worauf man die durch-
brochenen Teile mit einer durchsichtigen, etwas grünlichen Bleiglasur überzog
und ausfüllte. Aus Syrien kamen ähnliche Stücke, die derselben Zeit, dem elften
bis dreizehnten Jahrhundert, angehören, in die Sammlungen Fouquet zu Cairo und
692
Mutiaux in Paris. Dii' t,'an/.e Kra^je ist
noch recht rätselhaft; es ist aber zu hof-
fen, daf> systematische (irabiin^en und
Nachforschunjjen das bis jetzt so geringe
Material vergröt^ern werden. Auch die
Frage nach den chinesischen Vorbildern
für diese so überaus frühen islamitischen
Töpfereien ist wichtig, aber gleichfalls
sehr schwierig zu beantworten, denn bis-
her wut^^ten wir nichts von der Kxistenz
derartiger chinesischer Porzellane zu so
früher Zeit. Wir kennen bisher nur sol-
che aus dem siebzehnten Jahrhundert,
die von den Franzosen grain de riz-Por-
zellane genannt werden. Diese letzteren
haben übrigens gleichfalls im asiatischen
Westen, st)wie in Huropa als \'orbildcr
gedient. Sie wurden zum Peispiel in der
Frühzeit der MeiP>ner Fabrik, noch unter
Boettcher, sowie in der Wiener Porzel-
lanmanufaktur um 1720—1730 nachge-
ahmt, und auch in Persien war dies zu
Beginn des achtzehnten Jahrhunderts
der Fall. Man schreibt die persischen Ar-
beiten dieser Art der Stadt Gomrun im
südlichen Persien zu und sie unterschei-
den sich technisch in nichts von den oben-
erwähnten frühen Gefäft-Fragmenten aus
Persien und Syrien. Wie diese sind sie nur Halbfayence, allerdings aus sehr
weif>em Ton, die von einer Bleiglasur überfangen wird. D
Den persischen Tö|)fern ist es aber gelungen, neben einer Art von Weichpor-
zellan auch echtes HARTPOKZI-ILLAN zu erzeugen, das seit dem sechzehnten
Jahrhundert bis zur Jetztzeit angefertigt wurde, aber allerdings wenig hervor-
ragende Leistungen gezeitigt hat. Wenigstens besitzen wir nur ganz vereinzelte
Stücke von besserer Qualität. Auch hier sind wir noch auf glückliche zufällige
Funde und weitere Forschungen angewiesen. Vielleicht hätte eine leider jetzt un-
auffindbare. weiP>e Porzellanvase mit Reliefblüten in Rosettenfeldern Auskunft
geben können, deren kostbare silbcrvergoldete französische Montierung um 1380
zu setzen ist. Das wertvolle Stück hat früher dem 1711 verstorbenen Dauphin von
Frankreich und später dem Intendanten der P'inanzen M. Caumartin gehört. Seit-
dem ist es verschollen und nur ein Aquarell in der Bibliothek nationale zu Paris
hält es wenigstens im Bilde fest. Und nach diesem zu schliefen, scheint der Dekor
der Porzellanvase für deren persischen Ursprung zu sprechen. Dagegen können
wir die [auf der Tafel in der Mitte abgebildet^ Flasche des Berliner Kunstgewerbe-
Abb.SUH: LüstriiTle l'rachtva.sc au» .Malaga. U.Jahr-
hundert, zweite Hälfte. Museum der Alhambra in
O üranada O
693
museums als sicheres persisches Porzellan ansprechen. Abijcsehen von der rein
persischen Form, die allerdings, wie bereits bemerkt, allein nicht beweiskräftig
wäre, verrät sich die Flasche in jeder Beziehung als Versuchsstück. Der Boden
ist, worauf Brüning hinwies, eingezogen, was auf ein Glasvorbild hinweist, die
grünliche Glasur ist relativ weich und vollkommen identisch mit der Überfang-
glasur der Halbfayencen und auch die Masse ist, obwohl echtes Porzellan, von an-
derer Konsistenz als die cliinosische. Der auf beiden Flachseiten vorhandene,
nicht ganz verstandene cliinesische Löwe ist unter der Glasur in Blau und trübem
Schwarz aufgemalt. Als Vorbild mag ein chinesisches Porzellan aus der späteren
Mingzeit gedient haben. D
Ihren Ursprung nahm diese persische Porzellanindustrie in der Begründung
einer Kolonie chinesischer Töpfer zu Ispahan, die Schah Abbas 1 1585—1677] ver-
anlagte. Es berichten übrigens auch die französischen Reisenden und Missionäre
des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts von der Existenz persischer Por-
zellane. D
Schon bei der Besprechung der Fliesenkeramik war davon die Rede, daß auch
in SPANIEN, ebenso wie im mohammedanischen Osten, die Lüstermalerei eines
der frühesten Dekorationsmittel der sarazenischen Töpfer war. Verschiedene
Städte und Provinzen werden in den alten schriftlichen Quellen als Haupterzeu-
gungszentren der 'vergoldeten Gefäf^e'. wie sie der Geograph Edrisi nannte, an-
geführt, so die Stadt Calatayud in Arragonien, dann Malaga, der große andalusi-
sche Exporthafen, die Provinz Valencia mit den Städten Manises und Murcia. Die
beiden letzteren scheinen jedoch erst mit der christlichen Zeit, seit dem sech-
zehnten Jahrhundert, von gröfserer Bedeutung geworden zu sein, während die
Blütezeit der Lüstermalerei in der reifen köstlichen Spätzeit der maurischen Kul-
tur, also im vierzehnten Jahrhundert, durch die Töpfereien in Malaga repräsen-
tiert wird. Es war bereits von der prächtigen Goldlüsterfliese mit dem Namen des
Abul Hadschahsch von Granada [1408 — 1417] die Rede. Gleichwertige imposante
Seitenstücke zu derselben in der Gefäfikeramik bilden die berühmten grofien Al-
hambravasen. die zweifellos die höchste und vollendetste Leistung der vorchrist-
lichen maurischen Lüsterkeramik Spaniens darstellen. Ihren Namen führen sie
nach dem bekanntesten Exemplar unter ihnen in der Alhambra. Sie sind ziem-
lich alle von derselben Form. Der eiförmige Körper endet unten in einen spitz-
zulaufenden Fu5 auf flacher schmaler Basis und trägt an der Schulter zwei schmale
vertikale ohrenförmige Henkel, die bis dicht unter die Mündung reichen. Sie dien-
ten weniger praktischen Zwecken, wie etwa die einfachen dekorierten, in der Form
verwandten, unglasierten ['Tinajas' genannten] Wasserkrüge, sondern waren
Luxusgegenstände, Zier- und Prunkstücke, die wohl alle für den Königspalast zu
Granada hergestellt wurden. Es sind uns nur noch wenige Exemplare dieser Vasen
resp. Bruchstücke von solchen erhalten. Die früheren unter ihnen, aus der ersten
Hälfte und der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, sind nur in einer einzigen Farbe,
dem Goldlüster, bemalt. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts tritt neben dem-
selben noch die Blaufarbe auf. Den Typus und den reichen Schmuck dieser Gefäfte
aus der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts veranschaulicht die jetzt
694
noch im Museum der Alhambra zu Granada aufbewahrte berühmte Vase [Abb. 538;
hoch 1.3Ü cm], genannt 'cl jaro de hi Alhambra'. Sind die früheren Vasen, die nur
in Goldlüsterfarbe bemalt sind, im Stil strenger, was hauptsächlich durch die
Teilung des Vasenkiirpers in verschiedene, entsprechend breite, konzentrische
Streifen mit Inschriften. Ranken und Arabesken erzielt ist, so zeigt die Alham-
bra-Vase, bei der die blaue Farbe beinahe dieselbe Holle wie der Lüster spielt,
einen freieren malerischen Dekor. Hin einziger schmaler Inschriftenfries teilt den
Vasenkörper, der in der oberen Hälfte mit stilisierten schlanken Antil()j)cn auf
Arabeskengrund, in der unteren mit allerliand .Medaillons und Horten, die Ara-
besken und Inschriften enthalten, bemalt ist. Glücklicherweise hat Sarre, der alle
diese Vasen kürzlich ausführlich beschrieben hat, auch den wahrscheinlichen p]nt-
stehungsort derselben nachgewiesen. Eine Schale seiner Sammlung mit lüstrier-
tem Dekor, der dem der Vase sehr ähnelt, trägt nämlich auf dem Boden die arabi-
sche Inschrift 'Malaga', dessen Werkstätten zudem noch ein arabischer Autor um
1350, also um dieselbe Zeit, rühmend erwähnt, so daf> man tatsächlich die Fayencen
aus dieser Stadt als die besten und führenden der maurischen Keramik des vier-
zehnten Jahrhunderts bezeichnen darf. Die Signierung der Schale in der Samm-
lung Sarre hat es auch ermöglicht, eine vorläufig noch recht kleine stilistisch mit
ihr zusammenhängende Gruppe von Fayencen als spanische Arbeiten des vier-
zehnten Jahrhunderts zu bestimmen, die auf weif>er Zinnglasur bemalt sind, wobei
die grünen Muster mit Manganfarbe konturiert, d. h. vorgezeichnet, erscheinen.
FürdieF'olgezeit, das fünfzehnte und sechzehnte Jahrhundert, ist hier nur noch
zu bemerken, daP> die Nachahmungen der maurischen Lüsterfayencen in der ersten
christlichen Zeit sich zunächst als tatsächlich nur direkte Kopien erweisen, aber
alimählich, sowohl technisch als ornamental, immer nachlässiger behandelt werden
und schlietilich nur noch auf starke dekorative Wirkung ausgehen, die ihnen auch
dank des leuchtenden Glanzes der Lüsterfarbe gewahrt blieb. Allerdings war es
nicht mehr der feine, milde und diskrete Goldton der sarazenischen Fayencen des
vierzehnten Jahrhunderts, sondern ein greller, roter, kuj)friger Glanz. D
TEXTILIEN D
Mesopotamien war lange Jahrhunderte hindurch, bevor man im zweiten Jahr-
hundert V. Chr. auch den Seeweg durch das Rote Meer benützte, das Durchgangs-
land für die aus dem chinesischen Osten nach Persien und Syrien gebrachten Sei-
denstoffe, die dort zum Teile aufs neue verarbeitet wurden. Die 'medischcn' und
'kölschen' Gewänder der antiken Schriftsteller sind wohl sicher aus chinesischen
Seidengeweben hergestellt worden. Leider haben wir von der antiken blühenden
Seidenweberei verschwindend wenig Reste erhalten die bereits oben [Band 1,
S. 163 ff.] besprochenen koptischen Textilien sind ja in der Hauptsache Wirkereien,
in der Technik den Gobelins ähnlich, und sind nach den F'eststellungen Dregcrs
auch zumeist als hausindustrielle Nachahmungen höher entwickelter syrischer
oder selbst ostasiatischer Seidenstoffe aufzufassen , erst aus der Zeit der neu-
persischen Herrscher, der Sassaniden [drittes bis siebentes Jahrhundert n. Chr.J,
steht uns eine allerdings noch kleine Anzahl von Seidenwebereien zur Verfügung,
die glückliche Zufälle als Umhüllungen von Heiligenreliquien, als Bestandteile von
695
C Abb. 53.': Bunter .Seidenbrokat auf blauem Grund. .Mesopotamisch, 13. Jahrhundert D
Ornaten usw. in alten europäischen Kirchen erhalten haben. DaP> wir es bei diesen
Stoffen, die in den königlichen Werkstätten der Hauptstadt Ktesiphon entstanden,
tatsächlich mit den Werken der altsassanidischen Kulturepoche zu tun zu haben,
beweisen Vergleiche mit den erhaltenen Skulpturen, welche wie die zu Tagh-i-
Bostan ' vgl. S. 633] dieselben Muster zeigen, ferner mit Münzen und besonders mit
den glücklicherweise in grofier Anzahl erhaltenen Gold- und Silberarbeiten. An-
läf>lich des Jubiläums ihres fünfzigjährigen Bestehens hat im Jahre 1909 die kaiser-
liche archäologische Kommission zu Petersburg durch den ersten Kenner der
sassanidischen Kultur, Professor J. J. Smirnow, gegen 300 Objekte der neupersi-
schen Goldschmiedekunst herausgeben lassen, die einen Begriff von der hohen
Kunstfertigkeit ihrer Meister geben. Und in der Tat war die sassanidische Kunst
von starker, grofier Wirkung und muft von weittragender Bedeutung gewesen
sein, einer der wichtigsten Faktoren bei der Bildung der frühmittelalterlichen
Kunst. Bis nach dem fernen Osten der Welt erstreckte sich ihr Kinfluf;. D
So gibt es im Schatz des Kaisers von Japan einen chinesischen figuralen Stoff,
dessen Vorbild ein sassanidischer Weber geschaffen hatte. Das Wiener Hof-
museum bewahrt andererseits in dem sog. 'Schatz des Attila', dem Goldfund von
Nag>' Szent Miklos, das typische Werk eines Mischstils, der sehr stark mit sassa-
nidischen Elementen versetzt ist. Ebenso nachhaltig haben die sassanidischen
Seidenstoffe die byzantinischen und islamitisch-arabischen beeinflußt. Knapp ein
halbes Dutzend solcher sassanidischer Stoffe sind uns noch erhalten, zu denen
ßOC.
M
SASSANIDISCHER FIGURALER SEIDENSTOFF
ZWISCHEN 591 u. 628 • ST. URSULA IN KÖLN
Abb. 34 1: Huntor Si-idcnbrokat auf blaui-iii (irund. Seld-
a Jukisch |?1, i:i. Jahrhundert O
noch ein Zeu|Tdruck im Berliner
Kiinsto[e\verl)cnuiseum mit der
Darstellimti des geraubten (jaiiy-
inedes kommt, lioch jjewiiliren
diese ein klares Bild der Muster
und Anordnung'. Übrijjens können
wir auch aus den zahlreichen er-
haltenen byzantinischen Imitatio-
nen neupersischer Ürijjinale aller-
lei Rückschlüsse ziehen. In kräfti-
ger I-'arbenwirkun^ und Struktur
sind die zumeist fi^uralen Stoffe
entweder kreisförmig, quadra-
tisch oder in Streifen gemustert.
Die Darstellungen sind streng
symmetrisch angeordnet, die Fi-
guren der Menschen und Tiere
entweder einander mit dem Ge-
sicht laffrontiertj oder mit dem
Rücken [addossiertj gegenüber-
gestellt und zwar mit einer Mittellinie, entweder dem heiligen Baum des Lebens oder
dem altpersischen Feueraltar. Bei dem abgebildeten Stoffe [s. die Tafel] aus der
Kirche zu Sankt Ursula in Köln [Berliner Kunstgewerbemuseum|, einem purpur-
farbigen und blauen Seidenstoffe, ist es ein sassanidischer König auf dem altpersi-
schen geflügelten Greifen, der einen ihn angreifenden geflügelten L()wcn zurück-
stößt. Zu Füften des Reiters ruhen zwei Löwen, vom Baume herab beugt sich zur
Unterstützung des Kämpfers die Halbfigur eines kleinen Genius herab. Zwei
addossierte springende Steinböcke schlieticn das Muster nach oben und unten ab.
Ahnlich sind auch die übrigen figuralen sassanidischen Stoffe mit den beliebten
persischen Kampf- und Jagdszenen. Ein anderer Stoff mit dem geflügelten Greifen
im runden Felde [Viktoria- and Albert-Museum London] ist wohl als sassanidisch
zu bestimmen, da dasselbe Muster auf dem Steinrelief mit der oben erwähnten
Darstellung des Chosroes II. an einem Gewände zuTagh-i-Bostan wiederkehrt. D
Die Nachahmungen sassanidischer Stoffe durch byzantinische Weber sind
öfters so genau, daP; es bei einigen derselben schwerfällt, ein absolut sicheres
Urteil darüber abzugeben, ob sie Originale oder Kopien sind. Swarzenski hat
bereits [Band I, S. 167J davon gesprochen und auch die Untersuchungsmerkmale
auseinandergesetzt. Q
Ebenso schwierig ist es für uns heute, die Anfänge der islamitischen Weberei
zu bestimmen und abzugrenzen. Sassanidische, syrische und frühbyzantinische
Elemente sind hier mit primären, durch die Technik bedingten sowie mit einem
sicher vorhandenen, aber jetzt fast nicht mehr kontrollierbaren altarabischen
Stamminventar gemischt; Nomaden sind naturgemäß geschickte Textilarbeiter,
das bedingt ihre Wohnung, das Zelt. Nur langsam und zögernd vollziehen sich
697
die Übergänge, Versciimel/.ungcn, entwickelt sich aus der 1 lausarbeit, ^die der
Harem leistet, die an bestimmten Zentren lokalisierte Industrie, welche sich zu-
nächst den heimischen Markt schafft und sich dann im weiteren Verlaufe in anderen
Ländern Absat/.j^ebiete sucht und erobert, also exportiert. Sicherlich war die
Religion des Islam mitbestimmend bei der Auswahl der fremden Elemente, doch
gewif, nur mit Einschränkungen; denn wir haben schon bei den anderen Kunst-
industrien bemerkt, daf^ /.. H. trotz des Religionsverbotes figurale Darstellungen
Eingang fanden. Nur die rein christlichen, religiösen Darstellungen fielen weg,
was z. B. besonders für Ägypten mit seiner ausgebreiteten altchristlichen Textil-
industrie von Bedeutung war, als das Land im achten Jahrhundert dem Islam zu-
fiel. Der alte Ruf Ägyptens als Textilland blieb auch unter der Herrschaft des
Islam, sowohl unter den Fatimiden wie den Mameluken. Leider sind wir aber zu-
meist nur auf die begeisterten Schilderungen der arabischen Autoren [besonders
desMakrizil angewiesen, die von prachtvollen ägyj)tischen Geweben mit Gold und
Silber berichten. Unter den fatimidischen wie mamelukischen Khalifen hat man in
den „thiraz". wie die den byzantinischen Gynäkcen [vgl. Band I, S. 166| analogen
Webereiwerkstätten der arabischen Herrscher hieben, jene reichen und kostbaren
Seidenstoffe geschaffen, die besonders seit den Kreuzzügen als Beutestücke,
diplomatische Geschenke, als Reliquienhüllen usw. an die Höfe der westeuropäi-
schen Herrscher und in die Kirchen des Abendlandes kamen und da nicht nur die
textile Produktion, sondern auch die Plastik, sowohl die grof^e monumentale wie
die Elfenbeinschnitzerei, sowie die Goldschmiedekunst und Buchmalerei so stark
und nachhaltig beeinfluf;ten. Den westeuropäischen Quellenschriften verdanken
wir auch eine lange Liste der sarazenischen Zentren, aus denen die Gewebe kamen
und als welche neben den ägyptischen Städten besonders Antiochia [alte Inven-
tare berichten von den goldenen Köpfen der Tiere auf Geweben aus dieser Stadt],
Cypern, Damaskus usw. genannt werden. Am wichtigsten scheint also Syrien im
weiteren Sinne, besonders das Euphratgebict, mit Bagdad an der Spitze, gewesen
zu sein. Alle mittelalterlichen Quellen sind voll von Erwähnungen der 'baudequin',
'baldachini' usw., d. h. Stoffe aus Bagdad, woher unser Ausdruck 'Baldachin'
stammt. Diese abendländischen Berichte und Kircheninventare, verbunden mit
den Beschreibungen der arabischen Autoren, schildern uns die reiche Schönheit
dieser sarazenischen Gewebe, die Vielseitigkeit ihrer prächtigen Muster; erhalten
aber ist uns von allen diesen köstlichen Stoffen nur ein recht geringer Bruchteil.
Und schwierig ist es, die erhaltenen Stoffe zu ordnen, zu sondern und zu lokali-
sieren. Eine große Hilfe gewähren uns dabei Inschriften und Vergleiche mit
anderen islamitischen Arbeiten, den Flachschnitzereien, den Bronzen, Gläsern
und Töpfereien, deren Entstehungsort einigermaßen feststeht. So lassen sich
einige Stoffe mit fatimidischen Inschriften oder charakteristischen fatimidischen
Mustern als ägj'ptische oder damit zusammenhängende sizilische Arbeiten aus der
Zeit dieser Dynastie festlegen. Gegenständige Tiere zu beiden Seiten des Lebens-
baumes, so zwei Pfauen mit palmettenförmig stilisierten Schwänzen, welche die
Gruppe einrahmen, dann geflügelte Löwen in kreisrunder Einfassung, in strenger
Stilisierung und von flächenhafter Wirkung, mit kleineren Tierfriesen und Pal-
698
mctteir/weifjen in dt»n Zwisclu'nräunuMi, charakterisieren diese fatimidischen
Stoffe, die dem elften .Jahrhundert zuzuschreiben sind. D
Wenn man eine Anzahl von zusammengehörigen Stoffen, unter deren Darstel-
lungen Jagdszenen bevorzugt erscheinen, für mesopotamisch-persische Arbeiten
erklärt, so liegt der Grund für die Zuschreibung in erster Reihe darin, daf^tie in-
haltlich wie kompositionell den tauschierten Bronzen und auch den Töpfereien
dieser Länder verwandt sind. Die kleinen runden Tiermedaillons in den beiden
Randhordüren des blauen, bunt gemusterten Seidenbrokates [Abb. 539 1 kehren auf
(Ion Lüsterfriesen des dreizehnten Jahrhunderts wieder. Die beiiicn addosierten
Paradiesvögel im Kries sowie die Palmetten, deren unteren Abschluf» die synune-
trisch angebundenen Raubtiere [sassanidische Tradition!) bilden, lassen anderer-
seits die seit dem Mongolcneinfall konstatierten chinesischen Einflüsse deutlich
erkennen. G
Line andere Gruppe von Geweben, dem auch der [Abb. 540] abgebildete Seiden-
brokat angehören dürfte, umfaf>t Z.B.Arbeiten des zwölften und dreizehnten Jahr-
hunderts, die in Kleinasien im Gebiete der Seldjuken i Koniah odcrSiwa] entstanden
zu sein scheinen. Hin Stoff imMuseumderLyoner Handelskammer, der V^erwandt-
schaft mit dem erwähnten zeigt, nennt in semer Inschrift einen Seldjukensultan
aus dem Beginn des dreizehnten Jahrhunderts. Auch bei diesem Stoff sehen wir
im Grunde das alte orientalische, von der Spätantike übernommene Prinzip der
Anordnung der Muster in Kreise, ovale und vierseitige Felder oder der reihen-
weisen Aufstellung nicht durchbrochen, ebensowenig die symmetrische Disposi-
tion. Geändert ist nur der Stil ; die Muster wirken flächiger, die Kormengebung ist
strenger, gebundener. D
Zwei und ein halbes Jahrhundert ist Sizilien im Besitze der Araber gewesen,
zunächst als ein Teil des Khalifats, dann als ein selbständisches fatimidisches
Emirat. Während dieser kurzen Herrschaft haben die sarazenischen Herrscher
zivilisatorisch auf>erordentlich segensreich gewirkt. Die normannischen Eroberer,
ihre Nachfolger, besagen die kluge fcünsicht. an den bewährten Einrichtungen ihrer
Vorgänger nicht viel zu ändern. Auch die Sitten und religiösen Gebräuche ihrer
sarazenischen Untertanen tolerierten sie. So übernahmen sie auch das 'Hotel
de Thiraz' zu Palermo, die unter Verwaltung des Hofes stehende Weberei und
Stickereianstalt. Den Seidenbau hatten die Araber schon früher, wohl schon im
zehnten Jahrhundert in Sizilien eingeführt. Nach Otto von Freisingen verpflanzten
die normannischen Könige 1 146 auch griechische Weber nach Palermo. D
Die Webereien und Stickereien aus dem 'Hotel de Thiraz- werden bei den gleich-
zeitigen Schriftstellern auf das H()chste gelobt und waren weit berühmt. Auch der
Krönungsmantel des Kaisers 'des heiligen römischen Reiches deutscher Nation',
der zu den Reichskleinodien gehört [Kaiserliche Schatzkammer in Wien], ist dort
entstanden [Abb. 541]. Es war ursprünglich ein normaimisches Hofgewand und
kam durch Erbschaft in den deutschen Besitz. Die kreisförmige Borte trägt
eine goldene arabische Inschrift, die besagt, daf^ der Mantel im Jahre 538 der
Flucht [d. h. 1 133 n. Chr.] 'in der Hauptstadt Siziliens, in der königlichen Werkstätte'
geschaffen worden ist. Der Grundstoff ist ein hochroter Seidenstoff mit zierlichem
699
Abb. 541: Deutscher Kaiserkrönungsmantel, 1133 in Palermo gestickt. Kaiserliche Schatzkammer in Wien
kleinen Arabeskenmuster in der gleichen Farbe. Die zu beiden Seiten des Lebens-
baumes symmetrisch angeordneten Löwen, die Kamele überfallen, sind gestickt
mit Perlen, Goldfäden und spärlicher blauer Seide | letztere nur in den Löwen-
krallen], und mit Zellenschmelzrosetten besetzt. Der Zusammenhang mit der mo-
hammedanischen Kultur ist schon durch die arabische Inschrift und die arabische
Zeitrechnung bewiesen; aber auch die Darstellung selbst, die symmetrisch ange-
ordnete Tierkampfszene, bezeugt das starke Nachleben der sarazenischen Tradi-
tion. Kurze Zeit darauf, wohl nach dem Jahre 1 146, mit dem Eintreffen der griechi-
schen Weber, wird der byzantinische Einflug in den Textilien vorwiegend, aller-
dings unter ständiger Beibehaltung sarazenischer Motive, die dann auch in die
mittel- und norditalienische, sowie nordalpine Weberei übergehen. Ein Seiten-
stück zu dieser Einwirkung der griechischen Weber bilden die um 1143 vollendeten
Mosaiken der Cappella palatina zu Palermo, die ganz in griechischem Geiste aus-
geführt, den Sieg der byzantinischen Kunst in Sizilien dokumentieren. D
Wie in Sizilien scheinen dieAraber auch in das neueroberte Spanien ihre Seiden-
weberei eingeführt zu haben. Nach den gleichzeitigen Schriftstellern standen
schon im zehnten Jahrhundert dieTextilkünste des maurischen Spaniens in hoher
Blüte. Hundertausende von Menschen übten sie aus, und zahlreiche Städte werden
uns genannt, die z. T. ihre eigenartigen kostbaren Spezialitäten hatten, wie Cor-
dova, Sevilla, Almeria ; dieses mit seinen silbernen Stoffen in verschiedenen Tönen.
Bei solch außerordentlicher Produktion entwickelten sich natürlich auch ein reger
Export von Seidenstoffen und ein Tauschhandel, besonders mit Italien. Aus dem
zehnten Jahrhundert stammt wohl noch die älteste, uns bisher bekannte mauri-
sche Seidenarbeit, die in der Akademie der Geschichte zu Madrid. Ein Fries mit
kleinen rhombischen Medaillons [sitzende Gestalten eines Fürsten und einer
700
▼ n
.mm
Fürstin. Löwen, Vö^jelusw.! wiril
oben und unten eini,'eralunt von
einer Inschrift mit dem Namen
des Khalifen Hicham, der ^'ej,'en
Ende des zehnten .Jahrhunderts
regierte. Stilistisch besteht ein
gewisser Zusammenhang mit den
gleichzeitigen oben geschilderten
spanischen Klfcnbein- Schnitze-
reien und Silberarbeiten. D
Zahlreicher sind uns spanisch-
maurische Seiilenstoffe aus der
Spätzeit der Kultur erhalten, aus
dem dreizehnten und vierzehnten
Jahrhundert. Einer der bemer-
kenswertesten befindet sich im
Musee zu Cluny |Abb. 542], der
ihren charakteristischen Typus
vortrefflich veranschaulicht. Viel-
farbig, von bunter Wirkung und in
kräftigen Farben, zeigt er in reiz-
voller Verschlingung und leichter
Erfindung das Prinzip der arabi-
schen geometrischen Musterung
auf der Höhe seiner abstrakten
Entwicklung. Auch die horizon-
talen schmalen Schriftfriese, die
mit den ornamentalen abwech-
seln, erscheinen in starker Stili-
sierung. D
Die bis jetzt geschilderte Tex-
tilproduktion der verschiedenen
Zentren des Islam erfuhr seit dem
Ende des vierzehnten, besonders
aber seit dem fünfzehnten Jahr-
hundert eine wesentliche Ver-
schiebung, sowohl was die Dar- Abb. 542: »unter Seidenstoff mit Kpometnschen .MusUTn urul
Stellunorskreise, als was die Pro- D Schriftfriesen. Spanisch-mauriMCh, 13. Jahrhundert O
duktionsorte betrifft. Migeon hat in anschaulicher Weise geschildert, wie seit
dieser Zeit Persien, Anatolien und Syrien fast die ganze Kunstweberei, sowohl
die für den einheimischen, d. h. islamitischen Gebrauch, als auch die für den
europäischen Export bestimmte konzentrierten. Karabacek und Dreger haben
aber auch schon darauf hingewiesen, daf; bereits in den letzten Jahrhunderten des
Mittelalters der Orient vielfach unter den Einflug der italienischen Textilkunst
701
gerät. Die blühondo Kultur unter Schall Thainnsp 1, Sehah Abbas und seinen Nach-
folgern in Pcrsien, unter den Osniancn in der Türkei, unter der Moguldynastic in
Indien, die au(^erordentliche Prachtlicbe und der raffinierte Luxus an diesen Höfen
waren wcihl ein Hauptgrund für den Aufschwung der Weberei uiui auch der
Teppichindustrie. Den Höhepunkt dieser ostislamitischen Weberei bilden zweifel-
los die türkischen und persischen Samniet- und Seidenbrokatstoffe aus dem fünf-
zehnten, sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert, die sowohl durch den Handel,
als auch als diplomatische Geschenke der Herrscher nach Kuropa kamen und
ebenso wie die Teppiche ihre Spuren in der italienischen Malerei der Frührenais-
sance und deren Farbenstinmiung zurückgelassen haben. Die türkischen orna-
mentalen Stoffe bildeten vielfach auch die in den grof>en Webereien zu Genua und
Venedig mit Glück kopierten Vorbilder. Mindestens vom achtzehnten Jahrhundert
an war dann aber die Bedeutung der italienischen Weberei für den Orient bedeu-
tender als die der orientalischen für Italien. D
Im Jahre 1636 sandte der Herzog Friedrich von Holstein-Gottorp eine mit
reichen Geschenken für Zar Michael Feodorowitsch und Schah Sefi ausgestattete
Gesandtschaft nach Rußland und Persien. Der Schah beschenkte die Gesandten
auf das reichste und erwiderte 1639 die Aufmerksamkeit durch Ausschickung
eines persischen Gesandten, der 1639 nachGottorp kam; unter den mitgebrachten
Präsenten befanden sich 'schöne güldene Stücke mit erhabener und bunter Seide
durchgewirketen Figuren fünff viertel Ellen lang, und ein viertel breit'. Ein glück-
licher Zufall hat es gefügt, daf; ein Teil dieser Stoffe heute noch erhalten ist und
zwar sind es neben sechs Seidenteppichen einige Stücke prächtiger Samt- und
Brokatstoffe, die im Schlosse Rosenborg zu Kopenhagen als Tapeten verwendet
sind. So kann man an einem Orte vereint, sowohl die Samte als die Seiden-
webereien Persiens. also die beiden Haupttextiltechniken des Landes, als auch
die beiden Hauptdekorationsweisen, die figuralen wie die ornamentalen, studieren.
Und sicherlich sind es Arbeiten der ersten Qualität; das beweisen Vergleiche mit
an anderen Orten erhaltenen Stoffen und dann ist wohl auch anzunehmen, daß man
nur solche als Geschenke des Schah an fremde Monarchen verwandte. Anderer-
seits würde man wohl nach solchen Geschenken allein auch wieder eine falsche,
zum mindesten einseitige V^orstellung von der persischen Kunst erhalten ; denn es
scheint zweifellos, daß ein Teil der in Europa befindlichen, in Persien selbst aber
gar nicht nachzuweisenden Textilarbeiten, besonders die noch zu besprechen-
den sog. 'Polenteppiche', zu denen auch die oben erwähnten gehören, vorzüglich
oder vielleicht ausschließlich für das Ausland als Geschenke hergestellt wurden.
Bei einem Teil der nach Europa gekommenen Prachtstoffe scheint sich das sogar
urkundlich erweisen zu lassen. Doch wird die persischeTextilindustrie, dieSolches
schaffen konnte, dadurch nicht herabgesetzt, sondern nur richtiger umschrieben.
Wir hatten bereits Gelegenheit, die hohe und freie Blüte der Kunst unter den
persischen Sefeviden zu schildern. Die Miniaturmalereien und die bunten bemalten
Fayencefliesen ausispahan, wie die beiden großen Felder vom Pavillon der vier-
zig Säulen, bilden denn vielfach auch die Gegenstücke zu den Stoffen und Teppichen.
Die künstlerische Entwicklung geht bei allen diesen persischen Kunstindustrien
702
parallel nebencinaiuier her. Das heitere festliche Leben in sorgsam ^epflcfjten
Blüten^järten, Spiel. Tanz, besonders die Ja^d, dann wieder hübsche Szenen aus
beliebten Märchen und Dichtungen, die ilem einheimischen Beschauer sofort ver-
ständlich waren, wie die rührende Geschichte vom Dichter Meimum und der
schönen Prinzessin Leila (auf einem Samt im Museum zu Brüssel und einem
Haute-lissegobelin im Louvre] bildeten die immer wiederkehrenden, stets von
neuem frischen Heiz erfüllten fi^^uralen Darstellungen. Kinzeln oder in Gruppen,
dann reihenweise sind die weiblichen und männlichen Gestalten auf dem Grund
flächii^anj^eordnet und die Zwischenräume füllen blühende, jj[razi(")S peschwuni,'ene
Ranken, Stauden, Bäume, allerlei wilde und /ahme Tiere usw. aus. Der Brokat-
stoff aus der Sammlung Dr. Albert Fij^di>r in Wien [Abb. 543) zeij^t je zwei durch
eine stilisierte Palmettenstaude getrennte vornehme junge Männer, die den Jagd-
falken auf der Hand halten. D
Die Reiseberichte von solchen Gesandtschaften aus dem sechzehnten und
siebzehnten Jahrhundert nach den Höfen des Ostens beschreiben nach Martin
einige Male die prächtige Wirkung, welche die mit derartigen figuralen Stoffen be-
kleideten persischen N'ornehmen und ihre Leute machten. Die Mohren im Gefolge
des persischen Gesandten anläfdich der Thronbesteigung des Sultans Murad im
Jahre 1579 gingen 'in Kleidern von Goldstoff, Samt und Seide mit eingewirkten
Bildern von Löwen, Tigern, Pferden und Menschen, ein Ärgernis dem alle Figuren
als gesetzwidrig verabscheuenden Auge des Sunni oder orthodoxen Muslims".
Es scheint aber, dafi auch diese figuralen Stoffe, wie Martin in seinem neuen
Teppichwerk annimmt, hauptsächlich Gesandtschaftstracht, und also wohl auch
gröfitenteils auf ausländischen Geschmack berechnet waren. Noch bis in das acht-
zehnte Jahrhundert hinein erhalten sich die figuralen Kleiderstoffe. Hin Kostüm
des österreichischen Museum zu Wien | Abb. 544 1 aus der Wende des siebzehnten
und achtzehnten Jahrhunderts, dessen Kenntnis ich M. Dreger verdanke, ist auf
kanevasartigem schwarzen Stoff mit bunter Stickerei ausgeführt und zeigt in
einem Lusthain mit Blüten, Bäumen und Teichen eine thronende F'igur, flankiert
von zwei dienenden Gestalten. Die Stickerei ist in Seide, dicht und gobelinartig,
mit Durchzugstichen ausgeführt. D
Der ornamentale Dekor der persischen Brokate und Samte, der übrigens auch
für die kleinasiatischen und türkischen Stoffe charakteristisch ist, gliedert sich
in zwei grof^e Gruppen : die eine hält noch an der alten Stilisierung der symmetrisch
angeordneten pflanzlichen Motive fest, bildet dieselbe sogar noch weiter und
Strenger aus; ihr Hauptelement ist die kelch- oder fächerförmige Palmette in spitz-
ovalem Feld, die sich als unendliches Muster fortsetzt. Ein anderes Motiv bildet
die von oben gesehene Aster, welche im Verein mit Ranken, an denen kleine
Blüten sitzen, und mit dem schon bei den türkischen Halbfayencen geschilderten
eigenartigen Federblatt die Elemente des spitzovalen Musters abgibt. Die zweite
Gruppe kennzeichnet ein starker Naturalismus, bei dessen Bildung, wie in der
Keramik, in erster Linie chinesische Einflüsse maßgebend waren. Auch werden
von einigen Forschern solche aus Europa angeführt, die auf die Forderungen der
den Export nach dem Abendlande vermittelten Agenten zurückgeführt werden
703
C Abb. 543; Bunter Seidenbrokat. Persisch, 16—17. Jahrhundert. Dr. Fißdor, Wien D
könnten. In Rankenform oder als Streublumen, frei und ungezwungen oder in
geraden, auch in schrägen Streifen und Reihen, liegt der naturalistische Blüten-
dekor auf dem Grunde. Manchmal beleben das Rankenwerk auch zierliche Vögel
in den Zweigen, die in Nachwirkung der alten Tradition gerne addossiert oder
affrontiert erscheinen. D
Die Flora der Stoffe ist vielfach dieselbe wie auf den gleichzeitigen Halb-
fayencen. Im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert sind auch die Werkstätten,
in denen diese prächtigen Brokate und geschnittenen Samte entstanden, nicht weit
von den Fayencetöpfereien su suchen, nämlich Armenien, Anatolien mit den Haupt-
zentren Brussa und endlich der Bosporus, Konstantinopel mit Umgebung. Der
Kunsthandel bezeichnet diese Stoffe schon lange als Arbeiten aus Brussa, die
öfters anmuten wie in den schimmernden Glanz der Seide übersetzte kleinasiati-
sche Fliesenfelder. Die kleiner gemusterten naturalistischen Stoffe mögen, wie
das bei den entsprechenden Teppichen wahrscheinlich ist, hauptsächlich aus dem
südlichen Persien, aber auch aus dem nördlichen Indien stammen. D
Nur kurz sei hier auf die bedruckten persischen Stoffe hingewiesen, die be-
sonders im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert auch in Europa starken Ab-
satz und Nachahmung fanden und die entweder einfarbig oder bunt gehalten
und fast immer mit versetzter kleiner Blumenmusterung verziert sind. In der
späteren Zeit, besonders seit dem achtzehnten Jahrhundert werden, wie in der
gleichzeitigen analogen ostislamitischen Stickerei, die Blumen häufig größer und
704
naturalistischer. Wie bei den ge-
webten Stoffen sind die Hlumen
auch in einzehien Konipartinien-
ten jjestellt, die durch symmetri-
sche Wellenlinien ^ebiUlet wer-
den. Moritz Dretjer hat übrij,HMis
in diesem Buche |II, S. 163] auf die
Beeinflussung der europäischen
durch die persischen Druckstoffe
gesprochen. Desgleichen ver-
weise ich hier auf seine Ausfüh-
rungen [II, S.30ff] über die orien-
talischen Spitzen. D
Durchblättert man die verschie-
denen venezianischen Spitzen-
bücher des sechzehnten Jahrhun-
derts, die \'orlagen für die Ar-
beiterinnen enthalten, so findet
man darin zahlreiche orientali-
sche Stickereimuster in densel-
ben wieder, und zwar sind es so-
wohl 'reziproke' Muster, als die
Umgestaltung des alten beliebten
Granatapfelmusters. Es ist auch Abb. 544: Persische.s <;ew,nd mit bunter Seidenstickerei.
zweifellos, da^ die schönen und o it.-is. Jahrhundert ü
so hoch geschätzten italienischen bunten Stickereien der Renaissance auf Leinen-
grund [besonders in dunkelroter Seide beliebt | auf orientalische \'orbilder zurück-
zuführen sind. Dreger hat in seinem grundlegenden grollen Werke, 'Europäische
Weberei und Stickerei' auf die Verwandtschaft dieser italienischen Stickereien mit
den bunten, heute noch in Kleinasien, Syrien und Nordafrika hergestellten Leinen-
stickereien hingewiesen. Die orientalischen Stickereien der älteren Zeit sind meist
bunt ausgeführt worden; es sind daher auch die Umsäumungen, die sich zu Bogen,
kleinen Zacken u. a. spitzenähnlichen P'ormen ausbildeten, meist, allerdings aber
nicht immer, auch bunt gewählt. Damit steht auch inN'erbindung, daftditse Zacken
usw., auch wenn sie weit> sind, vorherrschend aus Seide gearbeitet wurden. D
Ihre \'orbiIder aus dem mohammedanischen Osten holten sich auch die Verfer-
tiger der sog. 'POLNISCHEN GÜRTEL'. Es sind dies breite Schärpen, ein Haupt-
bestandteil der polnischen Nationaltracht, die in Querstreifen und Längsborten
gemustert, auf reichem Gold- und Silbergrund in bunter Weberei ausgeführt
wurden. An den Abschluftenden zeigen sie gerne blühende Stauden, Blumen-
sträuße in Vasen und auch das alte zentralasiatische Palmwipfelmotiv. Ursprüng-
lich hat man diese Schärpen, die in der Form vollständig den persischen Gürteln
entsprachen, direkt aus Persien importiert, aber schon gegen Ende des siebzehn-
ten Jahrhunderts begründete der Fürst Radziwill eine Seidenfabrik in Sluck, die
45 • Geschichte des Kunstgewerbes. 11. 7Q5
polnische Gürtel und auch Brokatstoffe vcrfertiiite und der bald andere Manufak-
turen in verschiedenen Städten des Könijrreiches nachfolgten. D
Josef Folnesics hat ferner oben bereits kurz [II, S, 268| auf die Vorliebe
für indische SCHALS in Europa hingewiesen, die bei uns auch zu Nachahmun-
gen führte. Der Schal hatte für die Mode der vornehmen europäischen Dame
des späten 18. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts grof>e Be-
deutung. Porträtbilder und Miniaturen zeigen ihn so häufig in seiner gra/,i()scn
Verwendung. Er ist ein Produkt Kaschmirs mit seiner vorwiegend mohanuneda-
nischen Bevölkerung, die den Schal als Gürtel um den Leib gewunden trägt. Das
Material, aus dem sie hergestellt werden, ist das Haar der feinhaarigen Kaschmir-
ziegen oder das Unterhaar der wilden tibetinischen Ziegen. Bei den echten Schals
wird die Musterung in Art eines Köpergewebes (d. h. diagonal gebundener Ge-
webe, bei welchen 'der Schuftfaden der Reihe nach unter einen und dann über
zwei, drei und mehr Kettenfäden geführt wird und die Bindung bei jedem Schuß
um einen Kettenfaden vorrückt'] aber Gobelinumzug mit der Nadel hergestellt.
Das Muster ist also gewissermafien broschiert und auf beiden Seiten sichtbar, doch
ist die Rückseite infolge der vielen Fadenenden nicht als Schauseite zu verwenden.
In Indien selbst gibt es unechte, d. h. auf dem Webstuhle verfertigte Nachahmungen
der echten Schals. Die in Europa seit Anfang des neunzehnten Jahrhunderts auf
den Jaquardwebstühlen hergestellten Nachahmungen werden lanziert, d. h. die
Schüsse gehen der ganzen Breite nach durch und werden auf der Rückseite dort,
wo sie freiliegen, oft abgeschnitten. Es gibt auch indische und sonst orientalische
Schals, deren .Musterung auf farbigen Stoff gedruckt ist; sie können oft sehr wert-
voll sein. Die Blütezeit der Schalerzeugung in Kaschmir fällt in das sechzehnte und
siebzehnte Jahrhundert. Ein besonders beliebtes Muster ist das Palmwedelmuster,
die sog. indische Palmette, die wiederum mit aufierordentlich zarten Formen aus-
gefüllt wird; die Ränder zeigen meistens kleine Musterung. Sehr schön sind die
Arbeiten auf weißem Grunde. Die Farben der echten Kaschmirschals zeigen eine
Leuchtkraft und Tiefe, die außerhalb des Landes unerreichbar ist. Man schreibt
dies dem Klima zu, das erfahrungsgemäß während des Farbenprozesses tatsäch-
lich von Einfluß zu sein scheint. D
TEPPICHE D
Die geknüpften Teppiche gehören zu den vollendetsten und höchstgeschätzten
Schöpfungen der Kunst des Islam. D
Bevor die Wissenschaft anfing, sich systematisch mit der Geschichte der künst-
lerischen Entwicklung des 'persischen Teppichs' zu befassen, war derselbe schon
der Liebling der modernen Maler geworden. In Makarts Atelier mit seiner nur auf
farbige Wirkung berechneten Stimmung bildeten orientalische Teppiche einen
integrierenden Bestandteil. D
Die Frage nach Alter und Herkunft des orientalischen Teppichs ist eine der
schwierigsten auf dem rätselhaften Gebiete der Kunst des Islam. Zwar hat die
Wissenschaft gerade auf diesem Gebiete schon eine Reihe wertvoller Aufschlüsse
zu geben vermocht — Karabacek, Lessing, Bode, Riegl, Sarre, Dreger, Migeon,
Martin und in gewissem Sinne auch englische und amerikanische Forscher haben
706
sich bedeutende \'erdienste um die Erforschung der Teppiche erworben aber
wir sind trotzdem noch nicht imstande, die l-jitwickhmt,' in allen Teilen klar zu
erkennen. Kini^e fjrofie CJruppen sind allerdin^^s l)creits fest^clejjt und auch
manche Merkmale zur Datierung stehen fest. Letztere zu finden war doppelt
schwer. Kinmal haben wir, von einem 1539 datierten Stück im Viktoria und Albcrt-
museum zu London ab^jesehen, keinen einzigen datierten alten Tej)pich. anderer-
seits bildet die lange und treue Tradition im Festhalten alter Formen eine gro(^e
Schwierigkeit. D
Jedenfalls hat Riegl in seinem 1891 erschienenen gnmdlegenden Werke 'Alt-
tirientalische Tcppiche' recht, wenn er die Zusammt-nliänge mit der späteren
Antike betont; nur brauchen dieselben nicht innerhalb der eigentlichen Teppich-
knüpf erei zu liegen, sondern es werden wohl die Formen in der Weberei, im Fliesen-
dekor usw. von der Antike in den eigentlichen Teppich hinübergeleitet worden
sein. Auch ist es sicher, daf^, wie Bode annimmt, vielfach die geometrischen Orna-
mente Umgestaltungen von Pflanzenmotiven und andererseits, wie Sarre glaubt,
viele pflanzliche geometrische Motive Umgestaltungen von Schriftzeichen sind,
ein Prozef>, den wir ja auch in anderen Kunstgebieten des Islam zu beobachten
Gelegenheit hatten. D
Wir dürfen jedenfalls auch nicht vergessen, da(^ viele Teppichornainentc, die
auf den ersten Anblick recht altertümlich anmuten, eben so gut volkstümliche Rück-
bildungen künstlerich höher stehender Arbeiten sein können. Es müssen die so-
zusagen auficrzeitlichen Ornamente, besonders geometrischer Art, die sich immer
wiederholen, von den eigentlich fortschreitenden geschieden werden, die, wie be-
merkt, manchmal auch direkte Rückbildungen sein können. D
Der gestickte und tappisserieartige Teppich sind uraltes orientalisches Ge-
meingut. Die Ägypter kannten und erzeugten ihn, ebenso die alten vorchristlichen
Kunstreiche Vorderasiens. Und wie auf so vielen anderen Gebieten der islami-
tischen Kunst scheint auch die arabische Teppichindustrie dieser Art nachhaltige
Eindrücke von spätantiken und von sassanidischen Vorbildern empfangen zu
haben. Ein klassisches Dokument für das hohe Können der sassanidischen Teppich-
weber bildet der für Chosroes IL [531 579 n. Chr.] angefertigte Riesentejjpich,
welcher nach der Eroberung des königlichen Palastes zu Ktesiphon auf die arabi-
schen Eroberer einen so starken Eindruck machte, daft uns genaue Beschreibungen
desselben erhalten sind. Nicht blof; Silber, Gold und Seide, sondern auch Edel-
steine erscheinen als .Materialien verwendet. Die Darstellung bildet nach Kara-
bacek ein 'von Bächen durchrieselter und Pfaden durchkreuzter, mit Bäumen
und lieblichen PVühlingsblumen geschmückter Lustgarten. Die umfassende breite
Bordüre bot herrliche bepflanzte Blumenparterres in buntfarbigem durch blaue,
rote, gelbe und grüne Steine dargestellten Blütenschmuck'. D
Jedenfalls ist unter diesem Teppich aber kein geknüpfter, sondern anscheinend
ein gewirkter, gobelinartiger, zu verstehen. Kostbare tappisserieartige Teppiche
wurden immer noch neben den geknüpften gearbeitet; besonders sind jedoch die
einfacheren Arbeiten der Nomaden und z. T. auch der seßhaften Bevölkerung
Kleinasiens heute noch zumeist in dieser Art ausgeführt. Man nennt solche im
45* 707
Orient KILI.M. Der Name Kilim soll von der Landschaft Kilikien stammen, da ähn-
liche Erzeugnisse ursprünirlich aus der Wolle Uilikischer Ziegen hergestellt wurden.
Sowohl das Kulturstadium der Verfertiger als die Technik drängen auf strenge
Stilisierung, besonders auf geometrische Muster. Um die beim Aneinanderstof^en
verschiedener Farben in der Richtung der Kette sich ergebenden Schlitze zu ver-
meiden, führt man die Linien womöglich nie der Kette parallel, wodurch sich die
für viele Kilims charakteristischen Zackenformen ergeben; bei feineren, beson-
ders älteren persischen Kilims werden aber die F'arben oft bei Farbentrennungen
längs der Kette von beiden Seiten über ein und denselben Kettenfaden geführt, so
daf^ wohl die Konturen etwas verschwimmen, aber das Gewebe geschlossen wird.
Bei volkstümlichen neueren Arbeiten, besonders solchen aus den Balkanländern,
bleiben die Schlitze aber auch offen. D
Die gröftten und in ihrer Art nicht unschönen Kilim sind die turkmenischen;
die feinsten kommen aus Schuschter in der persischen Provinz Chusistan sowie
aus Kurdistan und zeigen auch reicheren stilisierten Blumendekor. Die Arbeiten
der Balkanländer beschränken sich meist auf einfachere geometrische Ornamente.
Man unterscheidet zwei Hauptarten der Knüpfung des Teppichs, die sog.
"Smyrna-Arf [ kleinasiatischer Knotenj und die 'Persische Art' [persischer Knoten].
Die TECHNIK des ersteren sei hier nach Riegls klarer und anschaulicher Be-
schreibung wiedergegeben. 'Die Knüpfung geschieht überall, wo sie im Orient
noch im Gebrauch ist, im wesentlichen auf eine und dieselbe Weise, was schon
durch die Einfachheit des dabei zu beobachtenden Handgriffes bedingt ist. Man
ergreift zwei nebeneinander hängende Kettfäden, legt einen kurzen Fadenabschnitt
[in der Regel aus Wolle] von etwa 5 cm Länge quer darüber und zieht die beiden
Enden des Fadenabschnittes erst hinter die Kettenfäden und sodann zwischen
diesen beiden hindurch wieder an die Oberfläche. Die beiden Enden des Faden-
abschnittes ragen somit als ein Doppelbüschel in die Höhe, der durch einfache
Umschlingung der zwei Kettfäden an diese letzteren festgebunden ist. Hierauf
ergreift man das nächste Paar von Kettfäden und wiederholt denselben Prozeß,
und so fort durch die ganze Breite der Kette hindurch. D
Hat man auf solche Weise eine Reihe von Büscheln eingeknüpft, so erscheint
es notwendig, die Kettfäden, von denen nur je zwei benachbarte vermöge der Um-
schlingung durch einen gemeinsamen Büschel oder Fadenabschnitt zusammen-
hängen, mittelst eines nach der Art der Leinwandbindung durchlaufenden [in der
Regel doppelten] Schusses zu einem festgeschlossenen Gewebe zusammenzu-
fassen. Der Schuf; wird hierauf an die vorhin eingeknüpftc Reihe von Faden-
büscheln fest angepreßt und auf diese Weise sowohl ein widerstandsfähiges Ge-
füge erzielt, als auch der Lockerung der Einzelknüpfungen entgegengewirkt. D
Zu Erleichterung der Arbeit wird den zur Knüpfung bestimmten Fadenab-
schnitten eine solche Länge gegeben, daß deren Einschlingung in die Kettenfäden
bequem vor sich gehen kann. Es erhöht sich aber sowohl der praktische, als auch
der künstlerische Wert eines geknüpften Teppichs, wenn sein Vlies nicht so wie
beim eigentlichen Plüsch ziemlich lang gelassen, sondern so wie beim Samt mit
der Schere ganz kurz geschoren wird, so daß die Fadenenden nur ganz wenig
708
über die Griiiuifläche. d. li. Fadenkreuzun^eii von Kette und Sclnif; eniporraf^en.
Ein festes Zusammenpressen der Arbeit mittelst des Kammes erscheint in diesem
Falle um so notwendijjer, als bei einem schütteren (lefüj^e nicht blofi die Schuß-
faden zwischen den Hüschelreihen zutage treten, sondern auch die kurzen Knüpf-
büschel sich herauslockern würden'. Der 'persische Knoten', der im allfjemeinen
die künstlerisch feinere Wirkunjr bietet, zeijjt die beiden empor^a^enden Fäden-
enden nicht nebeneinander zwischen je zwei Kettenfäden, sondern neben jedem
Kettenfaden ein emporra<jendes Knde, das auch nicht gerade emporsteht, wie beim
kleinasiatischen Knoten, sondern etwas schräg liegt. O
Der orientalische Knüpfteppich, sowohl der aus Wolle als der aus Seide, dient
vor allem als Sitzteppich. Allerdings kommen die wertvollen Seidenteppiche nicht
fortwährend in Gebrauch, sondern liegen als Schaustücke in der Mitte der Ge-
mächer, wo man sie von den an den Wänden aufgestellten Divans aus gut be-
trachten kann. Kinfachere schmale läuferähnliche Wollteppiche, die zu den Seiten
dieses Mittelstückes liegen, sind für den \'erkehr im Zimmer bestimmt. D
Um die Entwicklung des orientalischen Knüpfteppiches erkennen zu kihinen,
müftten wir die Hauptstätten genau kennen, an denen sich die Produktion der
einzelnen bestimmbaren Gruppen abgespielt hat undmüfiten ferner mit denselben
bestimmte Werke in Verbindung bringen kcinnen. Bisher ist das aber nur in
geringem Maße der Fall gewesen. Als Entstehungszeit des Knüpfteppichs ist nach
Dreger u. a. wohl das zwölfte bis dreizehnte Jahrhundert anzusehen. D
Seine Blütezeit ist nach den uns zur Verfügung stehenden Werken in Persien
wohl das sechzehnte bis siebzehnte Jahrhundert, also wiederum die Periode der
Sefiden, von der ja schon bei der Schilderung der Miniaturen. Fliesen, Lüster-
gefäße und Seidenstoffe so oft die Rede war. Besonders glänzende Leistungen hat
aber auch Indien unter der Moguldynastie aufzuweisen, und zwar scheinen die
indischen Arbeiten noch naturalistischer als die persischen gehalten zu sein [vgl.
Abb. 545]. Die ausgezeichneten älteren kleinasiatischen Teppiche zeichnen sich
dagegen meist durch Vereinfachung der Formen und Farben aus. D
Einen Höhepunkt der orientalischen Knüpfteppiche repräsentieren die oft in
Seide hergestellten großen farbenprächtigen persischen Arbeiten mit reichem
figuralen und pflanzlichen Dekor, von denen uns allerdings nur eine kleine Anzahl
erhalten ist. Das bedeutendste Stück ist der sog. Jagdteppich, der dem öster-
reichischen Kaiserhause gehört, ein Wunderwerk sorgfältiger und sicher auch
jahrelanger Arbeit. Das Mittelfeld ist von einer prächtigen Jagdszene erfüllt, die
auf üppigem, blumigem Grund allerlei reich gekleidete, lebhaft bewegte Reiter in
der V^erfolgung von Löwen, Schakalen, Wildschweinen, Hirschen. Hasen usw. dar-
stellt. Die Bordüren des Teppichs tragenpersischeGenienauf blühendem Ranken-
grund, die Eckfüllungen und das Mittelschild erfüllen Kampfszenen zwischen
Fabeltieren, Motive, deren chinesischer Ursprung sofort erkenntlich ist. Auch das
uns von der Fliesenkeramik her bekannte Motiv des chinesischen Wolkcnbands
[siehe die Tafel bei S. 710J. das auf das chinesische Symbol der Unsterblichkeit, das
sog. 'Tschi' zurückgeht, spielt eine große Rolle im Dekor dieses und zahlreicher
anderer persischer Teppiche des sechzehnten bis siebzehnten Jahrhunderts. D
709
Ein ausj^ezelchnotor N'ortrotor diesor ki^stbnron seidenen Tier- und Jagd-
toppiclie ist der des Tetersbur^er Stie^rlitz-Museunis | siehe die Tafel], der noch
auf derWienerTeppichaussteUunjT von 1891 aus dem Besitze desF'ürsten Lobanow
ausgestellt war. Seine Herkunft ist bezeuj^t. ein nicht sehr häufiger Fall bei diesen
Teppichen; er stammt aus einem der Taläste des Sultans. Das innere Feld zeigt
nur Figuren wilder Tiere — menscliliche fehlen bei diesem Teppich — in reich ge-
schwungenem Rankonwerk. Den Mittelstem füllt ein rein pflanzlicher Dekor, die
Kcken tragen Kankenwerk mit allerlei Vögeln dazwischen, die Bordüre endlich
schliefet auf reichem Blütenfond groj^e kartuschenähnliche Seitenfeldcr mit präch-
tigen feierlichen Schriftzeichen und in den Ecken achtpassige Felder mit Blüten-
dekor ein; geschieden sind diese beiden Arten von Kartuschen durch kleine kreis-
runde Felder mit je einer Tierdarstellung. Daf^ alle diese Teppiche nur in Persien
entstanden sein können, ist fraglos. Sie sind zu sehr verwandt mit all den an-
deren persischen Kunstwerken aus derselben Epoche der Blütezeit unter Schah
Tahmasp und seinen Nachfolgern. Starke ostasiatische Einflüsse dokumentiert
das prächtig gezeichnete grof^figurige Muster eines geknüpften Wollteppichs des
siebzehnten Jahrhunderts in der Sammlung des Dr. Sarre in Berlin [Abb. 545J.
Der Elefantenkampf deutet wohl auf indische Vorbilder und der Kranich links läfit
seine chinesische Abkunft deutlich erkennen, so dafi wir in diesem Stück viel-
leicht eine der eben genannten indischen Knüpfereien zu erblicken haben. D
Eine andere Art persischer Teppiche sind die sogenannten Gartenteppiche,
deren einige aus dem sechzehnten bis achtzehnten Jahrhundert sich erhalten
haben; sie zeigen einen reichen, sorgsam gepflegten persischen Garten im Mittel-
felde. Kanäle und Bäche durchschneiden den mit Blüten und Bäumen bedeckten
Boden. Sofort in die Augen fallend sind die hohen schlanken Zypressen auf diesen
Gründen, die uns schon bei den Fliesenfeldern begegneten. Diese Teppiche sind
deshalb besonders wichtig, weil sie mit dem obengenannten kostbaren sassanidi-
schen Teppich, den die Araber 635 zu Ktesiphon eroberten, inhaltlich ganz über-
einstimmen und wir wohl in diesem Falle wiederum ein Beispiel der treuen langen
Tradition in der asiatischen Kunst vor uns haben. D
Die Tierteppiche geben uns die Möglichkeit, eine zweite Gruppe von Teppichen
gleichfalls als persische Arbeiten zu bestimmen. Diese enthalten nämlich die-
selben, so überaus charakteristischen Tierfiguren, aber diese sind seltener, nur
vereinzelt und treten bei weitem hinter einem reichen, gemusterten Dekor aus
Palmetten, stilisierten Blütenranken und Arabesken zurück. Dieser Dekor ist
wiederum auf das Nächste verwandt mit dem der gleichzeitigen Fliesenfelder.
Die Anordnung der Teppiche ist entweder dem der Tierteppiche entsprechend,
also mit breiter Bordüre, großem F"eld, kleinem Mittelstück und Eckzwickcln. Da-
neben findet sich auch das Hauptfeld in kleine passigte, schildförmige, rhombi-
sche und andere kleine Felder geteilt. D
Eine weitere Hauptgruppe bilden die Teppiche mit einzelnen mehr von ein-
ander losgelösten Blumen von stark naturalistischer Art, oft in versetzten 'Com-
partimenten', wie wir sie bei den Stoffen kennen lernten ; diese Teppiche scheinen
besonders aus Südpersien und Indien zu stammen. D
710
-^—\ PERSISCHER SEIDENER TIERTEPPICH • 16. JAHRH.
VcJk aus dem STIEGLITZ -MUSEUM IN PETERSBURG
Abb. 546: Ueknüpftcr uDÜiinr i
Endlich gibt es eine Gruppe von Teppichen, welche man unter dem Titel 'Polcn-
teppiche' zusammenfaf^t und die trotz ihrer Kostbarkeit noch in ziemlich vielen
Exemplaren erhalten sind. Sie sind aus Seide auf einem flachen Fond von Gold-
oder Silberfäden in hellen zarten Farben ausgeführt. Ihre Bezeichnung haben sie
seit der Pariser Weltausstellung von 1878, auf der einige dieser Teppiche aus dem
Besitze des Fürsten Czartoryski | jetzt im Czartoryskimuseum zu Krakau) aus-
gestelltwaren, und das fürstliche Wappen, allerdings nicht geknüpft, sondern ein-
gewirkt tragen. Man versuchte als Fntstehungsort dieser Teppiche die schon
genannte Fabrik zu Siuck, in der die polnischen Gürtel gemacht wurden, anzu-
nehmen; aber es ist fraglos, daf; sie nur in Persien und zwar im siebzehnten Jahr-
hundert entstanden sein können, woher sie als Geschenke des Hofes von Ispahan
nach Europa, besonders nach Österreich, Polen, Ruftland und Italien, kamen. Seit
1604 sind solche Geschenke nachweisbar. Im kaiserlich russischen Schlof; Peter-
hof bei Petersburg hängt auch einer der hervorragendsten 'Polenteppiche', der
nachweisbar von einem Meschtsscherski stammt; dieser Meschtsscherski wan-
derte nun 1585 nach Persien aus und starb im Jahre 1620. Dreger hat übrigens
711
[Band II, S.23] darnuf hingewiesen. da(^ diese Teppiche wahrscheinlich für Europa
in Persien anijefertijTt wurden; auch bieten sie in Zeichnung und Farbengebung
etwas ganz von den eigentlichen orientalischen Te|)pichen Abweichendes, das in
manchem an Arbeiten der europäischen Spätrenaissance gemahnt. Tatsächlich
fanden Sarre und Martin im Orient selbst kein einziges Exemplar von diesem Typus.
Persische Teppiche der anderen oben beschriebenen Arten, besonders die
wertvolleren unter ihnen, befinden sich heute noch im Besitze regierender Häuser,
so daft die Annahme wohl berechtigt ist, wir hätten in ihnen eigens angefertigte
Geschenke des persischen Hofes zu erblicken. Literarische Notizen bestätigen
diese Ansicht. Von den Geschenken des Schahs nachGottorp war schon die Rede,
und im französischen Kroninventar unter Ludwig XIV. finden wir eine stattliche
•Anzahl persischer Woll- und Seidenteppiche mit Gold und Silber, sowie mit figu-
ralem und ornamentalem Dekor erwähnt. D
Es war hier schon einige Male von dem starken orientalischen Einschlag in der
Kultur und Kunst Venedigs während der Frührenaissance die Rede. Die zahl-
reichen venezianischen Bilder mit den Darstellungen der festlichen Umzüge und
prunkvollen Veranstaltungen der Signoria, mit venezianischen Interieurs, wie
sie z. B. die Geburt der Madonna oder Szenen aus dem Leben von Heiligen wieder-
zugeben gestatteten, lassen uns erkennen, ein wie wichtiger Bestandteil der
orientalische Teppich in der Ausstattung der vornehmen venezianischen Wohnun-
gen bildete. Als Bodenbelag der Zimmer und Gondeln, als Behang der Fenster
und Balkone, als Tischdecken, als Kirchenschmuck finden wir immer wieder die
Teppiche Vorderasiens verwendet. So ist ein solcher über dieTruhe auf Carpaccios
Bild [Bandl, Tafel zu S.466] ausgebreitet. Auch die holländischen und vlämischen
Maler des siebzehnten Jahrhunderts waren im Banne des prächtigen leuchtenden
Kolorits der Teppiche. Die Bilder der Terborch, Ostade, Pieter de Hooch, Vermeer
van Delft, van Dyk u. a. enthalten genug Beispiele von orientalischen Teppichen,
die als Tischdecken und Bodenbelage verwendet wurden. Es ist nun einleuchtend,
da^ die zahlreichen auf diesen Bildern erhaltenen farbigen Darstellungen orientali-
scher Teppiche ein überaus wichtiges Material zur Datierung der Originale bilden.
Julius Lessing und Bode waren es, die zuerst auf diese Teppichdarstellungen
auf italienischen und niederländischen Bildern aufmerksam machten. Trotz der
großen Vielseitigkeit der Muster lägt sich doch bei vielen dieser Teppiche ein ge-
meinsames Element beobachten, nämlich die streng geometrische Stilisierung
des von der Bordüre umgebenen Feldes, das in kleine vieleckige, rhombische oder
quadratische Kompartimente geteilt ist. Die frühesten der Bilder zeigen noch in
diesen einzelnen Feldern als Dekor heraldisch stilisierte Tierfiguren. Bode hat
übrigens auch den einzigen erhaltenen Teppich mit demselben Dekorations-
prinzip bekannt gemacht. Heute scheint es uns, daß die älteren meist geometri-
schen Teppiche aus Kleinasien stammen ; dafür sprechen die durch die Venezianer
und Genueser getragenen regen Handelsbeziehungen zwischen Kleinasien und
Italien, das beweisen vor allem einige mittelalterliche Knüpfteppiche des vier-
zehnten Jahrhunderts in der .Moschee Ala-eddin zu Koniah, die Sarre bekannt ge-
macht hat und deren streng geometrischer Stil und .Musterung [Bordüre mit Schrift-
712
n^-n TÜRKISCHER GEBETTEPPICH, XVU. JAHRH
|VcJk BERLIN, KÖNIGL. KUNSTGEWERBEMUSEUM
I
frieseii, yrof>e Verwandtschaft mit den auf den italienischen Bildern darj»cstellten
Stücken aufweisen. Ks trifft sich >^ut, daf, der \'ene/ianer Reisende Marco Polo,
der um KUH) in Kleinasien weilte, in seinem Kcisewerk die in Koniah ^jeferti^tcn
Teppiche sehr rühmte. Kr nennt sie die 'schönsten und feinsten Teppiche der Welt'.
Die Teppiche auf den späteren der erwähnten Hililer scheinen mit ihren Ranken-
ornamenten zumeist nordpersischer Herkunft zusein, oder wenn kleinasiatischer,
so doch unter persischem Kinflut'> entstanden. In der Barockzeit lassen sich in den
kleinasiatischen Teppichen übrij^ens auch europäische Motive beobachten. Dreger
hat schon davon berichtet, daft man direkt Muster von Kuropa nach Kleinasien
sandte, die in den dortij,'en Werkstätten aus^'eführt wurden. D
Die sogenannten Uebetteppiche. von kleineren Dimensionen, wclclie uns
erhalten sind, sind in der Hauptsache Werke des achtzehnten Jahrhunderts, doch
kennen wir auch einige frühere Werke, die noch aus dem sechzehnten Jahrhundert
stammen. Die Heimat der meisten bei uns verbreiteten ist gleichfalls Kleinasien.
Die Haupttypen der kleinasiatischen Teppiche stehen ziemlich fest. Der [auf der
Tafel] abgebildete Teppich [Kunstgewerbemuseum Berlin] zeigt, wie die meisten
älteren, in der Mitte ein rotes Feld mit einem durch zwei Säulen getragenen huf-
eisenförmigen Torbogen; seltener kommen drei durch vier Säulen gebildete Tor-
bogen vor. Offenbar ist diese Form als Abbild der üebetnische, des 'Mihrab' zu
betrachten. Riegl hat wahrscheinlich gemacht, daf> man sich dieselben auf den
Teppichen wohl als Weiterentwicklung eines nischenartigen Dekors auf spätanti-
ken Behängen vorzustellen habe. Die Fliesenkeramik kennt ja auch solche Dar-
stellungen. Häufig hängt von oben eine Moscheelampe in den Raum herab. Die
durch den Bogen gebildeten Eckzwickel werden auf dem abgebildeten Berliner
Teppich durch geschickt in den Raum komjionierte bunte Blütenranken auf hell-
braunem Grunde ausgefüllt. Die noch heller gefärbte breite Randbordüre trägt
eine breite Ranke aus bunten Blüten. Die späteren Gebetteppiche, besonders die
zahlreichen in den modernen Wohnungen zu treffenden neuzeitigen, sind vielfach
unverstandene Nachahmungen und Rückbildungen der älteren; der feinere Natu-
ralismus, wie er sich in der Wiedergabe der Säulen, der Ampel usw. aufwerte, ist
verschwunden. Statt dessen kann man häufig beobachten, daft die architektoni-
schen Details ganz unverstanden wiedergegeben sind. D
Die Hauptarten der neueren kleineren Teppiche Kleinasicns sind die von Ghior-
des, Kulah, Ladik und Bergama [dem alten Pergamon'. Bei den Kulahtcppichen
ist die Nischenform oft sehr einfach, der obere Abschluß entspricht zwei im weiten
Winkel aneinanderstoßenden Dreieckseiten, oft ist sie auch abgetreppt und in der
.Mitte mit herausspringendem kleinen Giebel. Spitz und oft gleichfalls abgetreppt,
sowie mit unten breiterem Abschluft kombiniert sind gerne die Ghiordesarbeiten,
welche manchmal das Mittelfeld in blauer Farbe zeigen. Die Bergamateppiche sind
besonders beachtenswert, weil sie die alten geometrischen Muster bis heute ziem-
lich treu bewahren. □
Einige glückliche Funde der letzten Jahre haben uns auch Proben spanisch-
maurischer Knüpfteppiche gebracht. Einer dieser Teppiche [im Kaiser Friedrich-
Museum zu Berlinj zeigt im Mittelfeld eine Art von streng stilisiertem Baum mit
713
synimotrisoli zu boideii Seiten aiij^eonineten Blüten in I"\)rni vdii Kastellen. Die
schmale Kandbordüre cntliält einen kufischen Schriftfries. Kin /weiter Teppich,
jijleichfalls im Berliner Museum, stammt nachweisbar aus Sjianicn und zeigt wieder-
um gro^eÜbcreinstimmunj^cn in den Wappensdiildern und in demfreomctrischen
figuralen Bordürenfries des klcinjTcmustcrtcn Grundes mit spanischen Brokat-
stoffen des vierzehnten Jahrhunderts und mit frühen Fayencen. D
Die spanischen Knüpfteppiche des sechzehnten Jahrhunderts weisen, gerade
wie die gleichzeitigen .\zulejos, eine aufserordentlich dekorative Kombination alter
arabisch-maurischer Kiemente mit solchen der italienischen Renaissance auf. D
Im NKUNZKHNTKN J.MIRHUNDKHT hat die OHIKNTALISCHK, BESON-
DERS DIE KLEINASIATISCHK TKPPICHKRZEUGUNG durch Mangel an Sorg-
falt, infolge Fehlens guter einheimischer Vorzeichnungen, besonders aber durch
Verwendung der künstlichen europäischen Farben auf^erordentlich gelitten; diese
Verwendung der Kunstfarben war um so gefährlicher, als sie ohne die wissen-
schaftlichen Kenntnisse der Europäer erfolgte. Besonders stark war eine Zeit-
lang der Niedergang in Kleinasien; Pcrsien ist, nicht ohne Einfluf^ der Regierung,
in den Farben immer besser geblieben. Auch haben hier Fremde, wie der Deut-
sche Ziegler, grof^e Manufakturen geschaffen, die wirklich sorgfältige Knüpf-
teppiche erzeugen. In Kleinasien liefert die kaiserliche Manufaktur zu Hereke,
wenigstens in den letzten Jahren, sehr tüchtige Arbeiten, die allerdings nicht
selten auf den Geschmack der Engländer und Amerikaner als Hauptabnehmer
Rücksicht nehmen. Vielfach bedenkliche Produkte kommen aus Indien, wo die
Regierung die Teppicherzeugung hauptsächlich als Strafhausarbeit betreiben
lie^; besonders sind auch die Farben wenig echt. D
Der ungeheure Bedarf Europas und Amerikas an Teppichen hat es mit sich
gebracht, dafi heute alte Stücke von Qualität im Handel nur noch zu sehr hohen
Preisen zu haben sind, und auch die gute, einfachere, ältere Ware Kleinasiens,
Persiens, sowie der Nomadenvölker Zentralasiens fast ganz aufgezehrt ist, so daft
der Begriff „Alter", wenn es hoch kommt, einige Jahrzehnte umfaf^t. D
Dagegen werden die neueren kleinasiatischen Teppiche, um den Farben ihre
grelle, schreiende Wirkung zu nehmen, in der Neuzeit, zumeist in Konstantinopel,
mit Beizen behandelt, wodurch sie eine gewisse, sonst nur durch Alter erreichte
Milde des Tones erlangen. Wenn man von einigen wirklich schlechten Arten ab-
sieht, sind auch die neueren der orientalischen Teppiche, die ja in der Hauptsache
— wenn auch nicht immer in den Farben — noch in der alten Weise hergestellt
werden, jedenfalls noch beachtenswerte Leistungen, nur sind sie künstlerisch
eigentlich ohne Bedeutung, da nach Überwindung der naturalistischen euro-
päischen Einflüsse fast alles Gute nur noch Kopie des Alten ist; insbesondere ist
zu bemerken, daf» seit einiger Zeit fast alle persischen Typen in Kleinasien und
oft unter ganz willkürlichen Namen kopiert werden, so dat5 in die bisher schon
sehr unklare und komplizierte Namensbezeichnung, deren sich die Händler mit
groger Geschicklichkeit bedienen, noch größere Verwirrung eingerissen ist. D
Uralt ist die Meisterschaft der asiatischen Völker sowie der Ägypter in der
kunstvollen Bearbeitung der Tierhäute. Die Vorliebe der Araber für die Literatur,
714
sowohl die religiöse wie die weltliche, l)e(lin^,'teii auch eine Pflege des Buches und
seines Kinbandes, der /.unieist aus LKDKR war. Schon die Namen der bei uns für
die I.edi'reinbände gebrauchten Stoffe beweisen die niohanunedanische Herkunft.
C'orduan heit>t tlas Ziegenleder von Cordova, Marocjuin ist nach .Marokko benannt
und auch das Chagrinleder ist türkischen Stammes. Schon im Mittelalter ver-
standen es die islamitischen Huchbinder, die Lederdecken derHücher in der reich-
sten Weise /u dekorieren. i-!in orientalischer Kinband ist dreiteilig, d. li. /u den
beiden Decken auf Vorder- und Rückseite kommt noch eine dritte, eine am Hinter-
deckel befestigte, bis zur Hälfte des Vorderteils reichende, abgeschrägte Klappe.
Der Dekor dieses Kinbandes ist fast durchgehends ein ornamentaler, im eng-
sten Zusammenhang mit dem der .Miniaturen und Teppiche; sehr selten, und auch
nur bei persischen Kinbänden, findet sieh figuraler Schmuck. Diecuropäischen Hi-
bliotheken und Museen besitzen eine grof^e Anzahl altorientalischer Kinbände, die
gröt^ten Sammlungen von solchen befinden sich aber in den Bibliotheken des Sul-
tans zu Konstantinopel, in der des Khedive zu Kairo und endlich in der des Schahs
in Teheran. Mit der minutiösesten Sorgfalt und Feinheit sind die Ornamente auf
verschiedene Weise ausgeführt. In erster R<'ihe steht die reiche, meist in zweier-
lei Tönen ausgeführte Vergoldung. Die zarten verschlungenen Linien des Dekors
hat man entweder geritzt gei)ret>t oder geschnitten und dann vergoldet. Die häufig
vertieften Mittel- und I-ickstücke sind durch eingeprep>te Matrizen mit vertieftem
Muster bewirkt. Auch Einlegearbeiten auf buntem Grunde in Leder erregen durch
die unendliche Sorgfalt der schwierigen Ausführung und der Feinheit des Dekors
mit Recht unsere Bewunderung, D
Es ist nach allem, was wir über die Empfänglichkeit der Venezianer in der
Frührenaissance für die Kunst des Islam gehört haben, nicht verwunderlich, wenn
auch diese kostbaren, im Schimmer des (loldes und tiefer blauer sowie roter Töne
erstrahlenden Kinbände, in \'enedig nachgeahmt wurden. Ursprünglich hat man,
wie man es mit den Bronzearbeitern tat, auch arabische Buchbinder berufen. So
sind eine Reihe von venezianischen Einbänden aus der Mitte des sechzehnten
Jahriiunderts, die nach ihrem offiziellen Inhalt von der Signoria bestellte Staats-
einbände waren, und im vertieften Mittelfeld den Markuslöwen führen, wohl aus
den Werkstätten mohammedanischer Kunsthandwerker hervorgegangen. Aber
schon imStickmustcrbucli des VenezianersTagliente von 1531 ist ein orientalischer
Einband als Muster für die einheimische Produktion abgebildet. Und sicher aus
venezianischen Buchbindereien stammen einige Einbände, deren Mittelfelder ge-
malte mythologische Darstellungen im Stile der venezianischen Malerei tragen,
während die Umrahmungen arabische Ornamente zeigen. D
Nicht unerwähnt dürfen hier die ostislamitischen, kunstvollen bunten LACK-
ARBPHTEN bleiben, die allerdings erst in die letzten Jahrhunderte, etwa seit dem
Beginn des siebzehnten Jahrhunderts, fallen. Allerlei Geräte, wie Spiegelkasten,
kleinere Kassetten, besonders aber Buchdeckel wurden mit Lackmalerei aus-
gestattet. Der Grundstoff ist eine aus verschiedenen Lagen stark geleimten
Papiers gebildete Pappe von fester Konsistenz. Bei älteren Arbeiten findet man
auch manchmal einen präparierten Holzgrund. Die Malerei mit Lackfarben wurde
715
nach FortigsteUunii mit einem durehsielitiiien Firnislaek überzogen und dadurch
auch geschützt. Der enge Zusammenhang dieser Lackmalereien mit den Minia-
turen ist wohl schon dadurch zu erklären, daf, es zum Teil dieselben Meister waren,
die sie ausführten. Neben den beliebten figuralen Darstellungen aus Leben und
Sage finden sich die aus den Koranmanuskripten bekannten, zierlich verschlun-
genen Arabeskenmuster in verschiedenfarbigem Gold und bunten Farben, endlich
die feinen kleinen dichten Blütenranken und Strcublumcn auf goldenem oder far-
bigem, mit goldenem Rankenwerk bedeckten Grunde. Im achtzehnten und neun-
zehnten Jahrhundert sind europäische und chinesische Einflüsse deutlich bemerk-
bar, erstere besonders im Figuralen, letztere in der Wiedergabe der Blüten und
Stauden, sowie in der Vorliebe der Maler für das eigenartige Rot der Porzellane
aus der chinesischen 'famille rose'. O
SCHLUSSHKTR.ACHTUNG □
Die wissenschaftliche Betrachtung der altislamitischen Kunst, die noch so
jungen Datums ist, war an zahlreichen Stellen gezwungen, offener oder ver-
steckter wahrnehmbare Beziehungen derselben zur mittelalterlichen Kunst West-
europas zu registrieren. Im weiteren Verlauf der Forschung wird eine sorgfältige
und besonnene Revision letzterer auf Grund der neuerworbenen Kenntnisse der
mohammedanischen Kunst notwendig sein und es wird sich dann — das läfit sich
heute schon erkennen — manches Rätsel, welches die Kunst unseres Mittelalters
bisher verschleierte, lösen lassen. Ein geistvoller Aufsatz von Marquet de Vasselot
hat hier schon mit Glück vorgearbeitet. □
An vielen Stellen in diesem Kapitel war schon von diesen alten Beziehungen
zwischen Islam und christlicher Kultur die Rede. Auch äugere historische Etappen
kannten wir schon, so den Austausch von Gesandtschaften und Geschenken
zwischen Harun al Raschid und Karl dem Grofjen, arabische Berichte des zehnten
Jahrhunderts über eine Reise in Norddeutschland, zahlreiche Funde ommajadi-
scher Münzen in allen Ländern des Nordens, die rege Handelsbeziehungen be-
zeugen und endlich die Kreuzzüge. Hierzu kommen nun die zahlreichen künst-
lerischen Beeinflussungen, die sich sowohl in der Übernahme islamitischer Motive
[wie der Lebensbaum, Tierkämpfe, Tierfiguren, z. B. Elefanten usw. |, wie in stilisti-
scher Beziehung aufwerten. Die Textilkunst des Westens war lange Zeit unter dem
mächtigen Bann ihrer älteren orientalischen Schwester. Und sogar in westeuro-
päischen Miniaturen und Elfenbeinschnitzereien vermögen wir jetzt islamitische
Stoffe als Vorbilder zu erkennen. □
Anfangs, im hohen Mittelalter vereinzelter und seltener, wurden die Beein-
flussungen seit der romanischen Zeit immer häufiger und intensiver. Wie tief die
Kultur Venedigs im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert von arabischen Ele-
menten durchsetzt war, ist hier schon berichtet worden.
Neben der Textilkunst hat sodann die mohammedanische Keramik einen maß-
gebenden und prinzipiellen Einfluß ausgeübt, technisch wie stilistisch. Die weiße
Zinnglasur mit den Scharffeuer- und Muffelfarben, sowie der prächtige Lüster-
dekor, kamen über Spanien nach Italien. Die hohe künstlerische Blüte der italieni-
schen Majolikamalerei des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts ist aus der
716
spanisch-maurischen Fayencekunst herausgewachsen. Die floretitiner Vasen und
Schiissehi aus der ersten Hälfte und der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts sind
manchmal ihren spanischen N'orbildcrn so sehr ähnlich. dat> es beim ersten An-
blick schwierig erscheint, sie zu unterscheiden. D
Eis würde zu weit führen auszuführen, wie stark in literarischer Hcziehung
die Bekanntschaft des mohammedanischen Ostens auf die europäische Kultur des
17., 18. und 19. .lahrlumderts eingewirkt hat. Seit dem 16. Jahrhundert berichten
illustrierte Reisewerke von den Wundern des Ostens und die Märchen von 'Tau-
send und eine Nacht' gehörten zu den beliebtesten Büchern des 18. Jahrhunderts.
Zur selben Zeit, besonders um die .Mitte und die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts
waren in Krankreich türkische Szenen und Darstellungen sehr beliebt. Hin mit
zahlreichen Tafeln geschmücktes Werk des französischen Gesandten bei der
Pforte, Mr. de Ferriol, das 1714 zu Paris erschien, hat bisgegen 18ü0einestattliche
Reihe von Neuauflagen und Nachdrucken in französischer und deutscher Sprache
erlebt. Die deutschen Porzellanmodelleure zu Meip^en, Ansbach und Fürstenberg
entnahmen ihm ihre Modelle zu türkischen 'Figuren und Gruppen' und selbst ein
Künstler von der Bedeutung eines Boucher scheute sich nicht, einige der Kupfer-
tafeln dieses Werkes zu kopieren, als er die graziösen Illustrationen zu einem 1747
in Paris erschienenen Buche über Sitten und Gebräuche der Türken zeichnete. D
In den letzten Jahrzehnten, im ruhelosen Suchen des modernen europäischen
Kunstgewerbes nach einem Stil hat man eine Zeitlang rein äußerlich auch die
dekorative Kunst des Islam sklavisch kopiert und zwangsweise auf unsere ganz
anders gearteten Verhältnisse zugeschnitten. Unsere Museen [z. B. der arabische
Raum des Österreichischen Museums ] und manche Zimmereinrichtungen in Privat-
häusern enthalten noch die Dokumente dieser Zeit. D
In der Neuzeit, da man erkannt hat, daf; nicht die Kopie des Alters imstande
ist, eine neue Kunst zu schaffen, da man weift, daH; nicht das 'Was', sondern das
'Wie' am künstlerischen Schaffen der Alten maßgebend ist, fällt der Kunst des Islam
noch eine wertvolle kunstpädagogische Aufgabe zu. Gerade die Elemente, die für
die Entstehung dieser Kunst maf^gebend waren und die in jeder Beziehung so total
andere sind, sowohl ethnographisch wie psychologisch und im Temperament,
machen sie — und darin steht sie gleichwertig neben der Kunst Ostasiens — sehr
geeignet, unserem Ringen nach neuen F'ormen reiche und tiefe Anregungen zu
geben. Was wir von den Ostasiaten gelernt haben, ist älter und bereits erprf)bt.
Für unsere moderne Keramik z. B. liegen in der noch lange nicht genug er-
forschten frühen Keramik des Islam eine Fülle neuer köstlicher und feiner Mög-
lichkeiten, technisch sowohl wie inhaltlich.
Was uns heute an der alten Kunst des Islam so entzückt und deren W^erke
in einem Zeitraum weniger Jahre zu den hochgewertetsten und gesuchtesten
Sammelobjekten gemacht hat, die tiefe Schönheit der Farben, der Reichtum der
Formen, gebändigt durch die klaren stilistischen Gesetze, der ungezwungene,
klare und selbstverständliche Zusammenhang mit der Kultur des Volkes, das sind
alles Lehren von ewiger Dauer und Gültigkeit für jedes künstlerische Schaffen.
Dr. Edmund Wilhelm Braun
717
DAS KUNSTGEWERBE
IN OSTASIEN
Abb. 546: Sakralgefäß ans Bronze.
China, Shangdynastie. Nach dem
G Chin Shih So D
Abb. 5-I7 und 548: Sakralgefäge aus Bronze. China, Shangdynastie und Choudynastie. Nach dem
O Chin Shih So D
KAPITEL Xm * DAS KUNSTGEWERBE CHINAS D
1. DIE KÜNSTLERISCHK KULTUR OSTASIENS D
Wenn es möglich wäre, in einer Weltgeschichte des Kunstgewerbes die unge-
heure Tatsache der ostasiatischen Zierkunst zu ignorieren, so wären die folgen-
den Seiten nicht geschrieben worden. Denn die Geschichte der ostasiatischen
Kunst wie des ostasiatischen Kunstgewerbes steht für uns Eiuropäer noch nicht
einmal in ihren Grundzügen fest. Das riesige, zeitlich und räumlich gleich aus-
gedehnte Gebiet der Kultur des fernen Ostens, die der europäischen durchaus
selbständig und in ihrem Umfange, wie in ihrer Bedeutung völlig gleichwertig
gegenüber steht, ist uns seit so kurzer Zeit überhaupt erst eröffnet worden, bietet
dem Forscher so viele und so grof^e Schwierigkeiten und ist eben deswegen noch
so wenig erforscht worden, daP^ wir uns nicht wundern dürfen, wenn unser Wissen
Stückwerk geblieben ist. Von der bildenden Kunst gilt diese beschämende Wahr-
heit vielleicht in noch gröPicrem Umfange als von den anderen Äußerungen ost-
asiatischer Kultur. In künstlerischen Dingen ist ANSCHAUUNG alles — und ge-
rade die Anschauung der Kunst des fernen Ostens fehlt uns in weit höherem
Grade, als wir gemeiniglich annehmen. Gewift haben nicht wenige Kunstwerke
ihre ostasiatische Heimat mit der Verbannung in Europa oder, häufiger vielleicht,
in Amerika vertauscht, aber es ist leider unzweifelhaft, daf> Chinesen wie Japaner
das beste — und das ist in unseremFalle alleindas gute — fürsichbchaltenhaben.
Die entschiedene Gewaltpolitik der europäischen Staaten hat eben alles getan,
jede Möglichkeit sympathischer Mitarbeit an unserer Belehrung zu zerstören,
und was der Politik unserer großen nationalen Mächte nicht gelungen ist, hat die
individuelle europäische Überhebung über den Asiaten vollendet. In Asien erhält
jeder die Antwort auf seine Fragen, die er verdient, und es ist daher kein Wunder,
46 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 721
daf> die Antworten, die wir erlialtcn liabeii, nicht eben viel wert sind. Die ost-
asiatischen Sannnhnijren und die traditionelle Kemierschaft, die sich nicht durch
Bücher vermitteln lätU. die vielmehr auch zu den Büchern erst den Schlüssel gibt,
sind uns daher fast vollkommen unzugänglich geblieben. D
Nichts ist für unsere Unkenntnis ostasiatischcr Kunst bezeichnender, als die
Tatsache, daf; wir von chinesischer Kunst so auljcrordcntiich wenig wissen und
daf> bei uns immer noch die Kunst der Japaner vor ihr genannt wird. Ostasien
aber ist China. In seiner viertausendjährigen Geschichte hat dieses Vierhundert-
millionenreich das Denken, Glauben und Schaffen, die ganze Kultur der kleine-
ren Länder Ostasiens immer vollkommen beherrscht, ja es liat diese Kulturen
zum besten Teile erst geschaffen. Japan bildet davon keine Ausnahme; ganz im
Gegenteil, nicht einmal die römische Kultur ist von der griechischen so vollkom-
men abhängig, wie die japanische von der chinesischen. Denn auch die koreani-
schen Mächte, die die Zivilisation des Inselreiches zum guten Teile mitgeschaffen
haben, sind hcichst wahrscheinlich nichts anderes als modifizierte chinesische.
Unsere entschiedene relative Überschätzung der japanischen Leistungen hataller-
dings ihren guten Grund in unserer besserenBekanntschaft mitihnen. Die Japaner
sind eine moderne Macht geworden, nicht weil sie an den grol^eren Wert unserer
Gesittung glaubten, sondern weil sie ihre größere Macht empfanden, und klug
genug waren, einzusehen, daf» sich die europäische, wissenschaftlich fundamen-
tierte Technik, der mächtigste Faktor unserer Kultur, in den sozialen Organismus
des alten Japan nicht einfügen lieg. So haben sie stückweise und widerwillig
einen guten Teil ihrer alten Kultur dem neugierigen Auge Europas preisgeben
müssen. Dazu ist das kriegerische Inselvolk immer stark genug gewesen, fremde
Eroberer von seiner Küste fernzuhalten, und das scharfe japanische Schwert hat
einen guten Teil der Meisterwerke des Friedens erhalten, während in China so oft
derFuß barbarischerEindringlinge zertrat, was die zahllosen furchtbaren Bürger-
kriege von den Schöpfungen der grof^en Zeiten verschont hatten. Freilich: 'die
fremden Eroberer kommen und gehen; wir gehorchen, aber wir bleiben stehen'.
Die Fremdlinge haben ihre Einfälle immer mit ihrer Kultur bezahlen müssen.
Sie sind Chinesen geworden, und China ist China geblieben. Nur die allmähliche
innere Zersetzung seiner Kultur verrät, daß auch dieses stärkste Volk der Welt-
geschichte die stete Blutverschlechterung nicht erträgt. Japan dagegen, das sich
seine politische Selbständigkeit immer und mühelos erhalten hat, ist den fried-
lichen Eroberungszügen fremder Kulturen stets und vollkommen erlegen. Keine
Kunst ist weniger original als die japanische. Diese ihre größte Schwäche ist
aber zugleich ihr größter Wert. Die edelsten Schöpfungen der chinesischen Kunst
sind entweder verloren oder uns unzugänglich, und so ist die japanische für uns
nach einem treffenden Ausdrucke Fenollosas das Tor, durch das wir in den
siebenten Himmel der chinesischen Kunst schauen. D
Die alten Kulturen des fernen Ostens sind KÜNSTLERISCHE KULTUREN.
Indisches Denken hat zwar auch in manchem chinesischen Kopfe höchsten meta-
r ■ " -^hen Flug gewagt, und nicht wenige der fundamentalen Tatsachen der
.'...;-, Wissenschaft sind in China entdeckt worden. Aber für das Gesamtbild der
722
1 1 riliui ^ 1. Hr., Sl.idlisc.hi
D Sammlunucn D
Völker, welche die chinesische Kultur ausj^ebildet haben, ist wissenschaftlicher
Geist wohl am wenigsten charakteristisch. Jedenfalls hat sich ihre Kunst nicht
wie so häufig die europäische — auf die staubige Strafte wissenschaftlicher Natur-
nachahniung locken lassen. Es ist eine unbegreifliche V'erkehrung der Wahrheit,
wenn europäische Autoren der chinesischen Malerei, derausgesprochensten 'Dich-
tung in Formen und Farben', trockenen Naturalismus nachsagen. Auf die Zierkünste
können wir ja überhaupt das treffende Wort Grojies über die Musik anwenden, daft
die Wahrheitsforderung für sie sovielSinn hat als fürdicKochkunst. Ihnen gibt die
Natur wohl den Stoff, aber keineswegs notwendigerweise auch das Motiv ihrer
Darstellungen. Sie stellen sich vielmehr selbständig schöpferisch neben die Natur;
sie schaffen ihr nach, aber sie bilden sie nicht nach. Nirgends spricht sich diese
künstlerische Freiheit klarer aus als in der ostasiatischen (ierätekunst, deren Seele
dieser Ausdruck des Wesens des Stoffs in /.weckvollerSchönheit ist. Sie ist eben
KUNST DP^S (iFRÄTS, kein Kunstgewerbe jener Art, das sich als Gewerbe der
'großen' Kunst nähert, noch weniger Zierkunst, also dekorative Kunst — je deko-
rativer ein ostasiatisches Gerät ist, desto schlechter ist es — sie steht selbständig
neben den großen Künsten als ihre Schwester, nicht als ihre Sklavin. Wie der
Maler in Farben, so denkt der Töpfer in Ton und Glasur, sehr unähnlich seinem
griechischen Bruder, der seine keramische Blöf>e dürftig mit Anleihen bei der
grot>en Malerei seiner Zeit deckt. Eine Gerätekunst im ostasiatischen Sinne hat
es in Europa nie gegeben. Zwar erfüllt die Malerei oder vielmehr die Kalligraphie
— die Seele aller ostasiatischen Kunst seit der Erfindung des Pinsels - mit ihrem
46* 723
Geiste ausdrucksvoll bewegter schöner Linie alle Hildncrei Ostasiens, aber nie
sind ihre Werke unfrei auf das stofflich anderen Gesetzen unterworfene Gerät über-
trafen worden, wie das inEuropa inimerfortvonden griechischen Vasenmalereien
bis zu den Veduten Meif^ens, von den Porträtköpfen auf italienischen Majolikatellern
bis zu den Dürerschen Passionsszenen auf Limousiner Email geschehen ist. Erst
seit dem Beginn des Verfalls, als die Kunst innerlich immer mehr verarmt, die
Technik immer reicher imd raffinierter wird in China seit der Yuan-Dynastie
13. Jahrhundert], in Japan mit dem Beginn der Ashikagazeit 1 14. Jahrhundert] —
kommen auch in Ostasien solche Absurditäten häufiger vor. Die selbstverständ-
liche Wahrheit aber, daf^ Gerät dem besten Teil seines Wesens untreu wird, wenn
es aufhörtGerät zu sein, und daf^ daher F'orm undVerzierungweder innerlich noch
äußerlich dem Gebrauchszweck widersprechen sollen, haben selbst die Künstler
der spätesten Verfallszeit erst dann vergessen, als europäische Stillosigkeit ihr
Schaffen vergiftete. Das edelste Gerät ist in p]uropa Zicrgcrät gewesen, und es ist
daher nicht eben verwunderlich, daf; Unmöglichkeiten wie Bernard Palissys Bas-
sins rustiques mit ihrem 'Dekor' eines Gewimmels ekelhaften Gewürms, be-
trübende Tatsachen werden konnten, und daP> selbst unser Gebrauchsgerät so
häufig in Formen und Zieraten gehalten ist, die einen Gebrauch beinahe unmöglich
machen. Dagegen ist es, wenn man sich nicht auf das schnödeste Exportgerät be-
rufen will, inOstasien schwer genug ein Gerät zu finden, dessen Verzierungen den
Gebrauch nicht geradezu erleichtern. Innere Unmöglichkeiten, wie die Prostituie-
rung tiefsinniger buddhistischer Symbole auf Wcinschalen undTabakspfcifcn, ge-
hören erst der allerletzten Tokugawazeit an und sind auf Kreise berechnet, denen
das selbstverständliche künstlerische Schicklichkeitsgefühl des alten Japan schon
lange verloren gegangen war. Es lägt sich allerdings nicht leugnen, daß ein guter
Teil der neueren chinesischen Keramik rein dekorativen Zwecken dient. Aber es
ist sicherlich nicht ihr bester Teil, wenn er auch in Europa am besten bekannt ist,
und neben diesem fast vorwiegend für den Export bestimmten dekorativen Prunk-
gerät hat der Chinese sich sein altes Gebrauchsgerät bewahrt, dessen Reize be-
scheidener, aber künstlerischer waren, und dessen Schönheit gerade nicht zum
wenigsten auf seinen Eigenschaften als Gebrauchsgerät beruhte. D
Der ausgesprochene Charakter der ostasiatischen Zierkunst als einer KUNST
FÜR DEN GEBRAUCH erleichtert nun aber weder unser Verständnis noch unse-
ren Genuß. Jedes Kunstwerk ist an sich ein Fragment, das Glied eines Körpers,
mit dem es in gemeinsamem Leben verbunden sein muß um selber Leben zu ge-
winnen. Und das Werk der Zweckkunst hört erst auf, ein Fragment zu sein, wenn
es gebraucht wird. Denn für denGebrauch ist esgeschaffen: er offenbart erst den
besten Teil seines künstlerischen Wesens. Die ostasiatische Kultur aber, welche
die Bedürfnisse schafft, denen das Gerät dienen soll, ist uns nahezu unbekannt,
mindestens unvertraut, und die Phantasie, die in dem uns bekannten Kulturkreise
das Werk des Künstlers in der Vorstellungvollenden kann, bleibt ohnmächtig. Wir
können alsodie ostasiatischeGerätekunst bestenFalles beurteilen wie dieFenster
eines gotischen Domes, die wir von außen betrachten. D
D □
724
F]inij,'e Worte über die SC'IIKIJHWEISE chinesischer und japanischer Namen,
wie sie im folgenden durchtjeführt ist. sollen nur die Möglichkeit gegenseitigen
mündlichen Verständiüsses schaffen. Da beide Sprachen in der höchst vollkom-
menen chinesischen Wortschrift geschrieben werden und mit Ausnahme der japa-
nischen Kana, die hinter der Entwicklung der Sprache weit zurückgeblieben ist,
keine Lautschrift besitzen, sind nach der eigenen Sprache und nach der Wahl des
vorbildlichen Dialekts die verschiedensten Schreibweisen möglich. Die im fol-
genden mit kleinen Änderungen durchgeführte, des Chinesischen nach Wade,
des Japanischen nach der'Komajikai'.ist vielleicht die unvollkommenste von allen
— aber sie ist die verbreitetste, und Sonderbündelei ist hier, wo nur j)raktische
Vorzüge in Betracht kommen, am wenigsten am Platze. Diese Schreibweisen sind
für Engländer berechnet: die Konsonanten sind daher im wesentlichen wie im Eng-
lischen auszusprechen mitAusnahme des g, das wie imDeutschen lautet. Dopj)el-
konsonanten sind wirklich als solche zu artikulieren. Die Vokale klingen wie im
Deutschen. Sie sind kurz, wenn sie nicht das Längezeichen tragen. Diphtonge
sollten nicht mit norddeutscher Gleichgültigkeit, sondern mit schwäbischer Sorg-
falt ausgesprochen werden. D
Die vier chinesischen 'Töne', welche die Zahl der 450 einsilbigen Wortlaute in
der Aussprache vervierfachen, sind nicht angedeutet worden. Hs ist ein dem
Pekinger offiziellen Dialekt eigentümlicher Laut, der sich kaum beschreiben läf^t,
j entspricht mehr dem französischen als dem englischen Laut. Aspiration der
Konsonanten ist durch ein ' angedeutet; e ist ungefähr gleich ö, ih gleich i. D
Im Japanischen ist der tonische Akzent so schwach, daf, er für europäische
Ohren kaum zu hören ist. Man spreche also ungefähr wie im Eranzösischen, mit
besonderer Betcmung der langen Silben. Kurzes u ist nach f, k, s und ts häufig fast
unhi'jrbar, g wird heute zwischen \'okalen meist nasal |ng| gesprochen. D
2. DAS KUNST(}E WERBE CHINAS VON DEN ALTESTEN DYNASTIEN BIS
ZUR DYNASTIE DER HAN |? BIS 206 VOR CHRISTI GEBURT) G
Die älteste chinesische Geschichte bis zum Beginn des ersten vorchristlichen
Jahrtausends ist in völliges Dunkel gehüllt. Selbst die Sage wei(5 aus dieser Zeit
nicht viel mehr zu berichten, als die Namen einiger fabelhafter Fürsten, die den
Chinesen als die Begründer aller menschlichen Zivilisation gelten, und der zwei
ersten halb legendarischen Dynastien Hsia undShang [2205-1767 und! 767 1122
vorChristi Geburt]. Seitunvordenklichen Zeiten hauste das chinesischeVolk unter
der Herrschaft eines patriarchalischen Königtums, um das sich ein Kreis länd-
licher Edler scharte, in den Tälern des Huang- und Weiflusses, in allen Künsten
des Friedens erfahrene Ackerbauer, die aber schon damals nicht selten ihr sorg-
lich bestelltes Land gegen die Einfälle räuberischer Tataren verteidigen mufften.
Mit der Dynastie derChou [1122—256] trittChina in das helleLicht derGeschichte.
Ihr Begründer ist einer der Feudalfürsten, der sich im Bunde mit anderen seines-
gleichen gegen das tyrannische Regiment des letzten Shangkönigs auflehnt. Seit
dieser Zeit ist die Macht der Zentralgewalt erschüttert: die Geschichte der Chou
ist eine ununterbrochene Reihe von Kämpfen der Feudalherren unter einander
und gegen die Barbaren des Südens und Westens, die der Ohnmacht des nominellen
725
Horrschers spotten. Im .laliro 256
\ orClnislus vornichtet dorinäch-
tij^ste dieser Fürsten die wurni-
stieliijre llerrliohUeit der Chou,
lind sein Sohn Cheno;, der Erbauer
(ItM- chinesiselien Mauer und die
^ewaltiji^steHcrrscherpersiJnlich-
koit der chinesischen Geschichte,
w ird 221 vor Christi Geburt unter
dem Namen Shih Huan^ Ti der
erste cliinesische Kaiser und der
(M'ste Fürst der kurzlebigen, aber
ungemein scliöpferisehen Dyna-
stie der Ch'in. D
Diese erste Periode der chine-
sischen Geschichte ist die Zeit der
jrrol-^en chinesischen IJRONZE-
KUNST und damit die Heldenzeit
der ostasiatischen Zierkunst über-
haupt. Den Gujuier Bronze in ver-
lorener Form |a cire perdue] und
die Kunst ihrer Verzierung mit
edlen Metallen durch Aufhäm-
mern auf gerauhten Grund oder
Abb. 550: sakraigefäf3 aus liron/.-. (hm., Arbeit im Stil.- durch Einhämmern in untcrschnlt-
der Shangdynastie. Freiburg i. Br., Städtische Sammlungtn tcne Vertiefungen — beherrsch-
ten die Chinesen seit den ersten Zeiten ihrer Geschichte mit höchster Meisterschaft.
Die älteste literarische Erwähnung einer monumentalen Bronzekunst, die durch
spätere Zeugnisse bestätigt wird, führt ihren Ursprung bis in den Anfang der Hsia-
dynastie. also bis ins dritte vorchristliche Jahrtausend hinauf. Seit dem Anfange
der Handynastie [etwa200vorChristiGeburt| wird von gelegentlichen I"\inden sol-
cher Bronzen bei zufälligen Grabungen berichtet, die von den Chinesen als glück-
liches Omen betrachtet wurden, und umfangreiche SAMMLUNGEN werden unter
den späteren Dynastien vereinigt. Ihre prächtig illustrierten und gelehrt kommen-
tierten KATALOGE sind zum guten Teile erhalten: das Hsüan Ho Po Ku T'ou Lu
in 30 Bänden, ein Verzeichnis der Sammlung des Kaisers Hui Tsung (Anfang des
12. Jahrhunderts], das Hsi Ch'ing Ku Chien [1749 oder 1751 1 in 42 Bänden, der
Katalog der Schätze des Kaisers Ch'ien Lung, und das schöne Chin Shih So 1 1822.
in 12 Bänden] sind nur einige der bekanntesten. Die gelehrten Verfasser dieser
Werke verteilen die von ihnen beschriebenen Bronzen mit großer Sicherheit unter
die alten Dynastien der Chou und Shang, ja der Hsia — und ich sehe nicht den
-ten Grund, ihren Angaben zu mifitrauen. Die ununterbrochene Tradition,
<ii': n'-r mehrwertist. als die in Europa alleinseligmachende literarische Überliefe-
rung, reicht mindestens bis in den Anfang der Choudynastie hinauf, und selbst die
726
Bezeiclinunf^cii ShaIl^ uiui Hsia
können wir guten Mutes als die
Symbole zweier Perioden vor der
Chou/eit übernehmen, die viel-
leicht den von der chinesischen
Chronologie überlieferten Daten
sogar /iemlich nahekoniinen. An
innerer Unwahrschcinlichkeit lei-
det diese Chronologie jedenfalls
nicht. Die Kriterien der chinesi-
schen Forscher sind uns freilich
vollkommen unzugänglich: der
allgemeine Typus der Form, des
Dekors und der Inschriften be-
weist im einzelnen Falle natürlich
nicht das geringste. Die geheilig-
ten Formen der alten chinesischen
Bronzen sind in guter und böser
Absicht immer und immer wieder
kopiert und bis in die neueste Zeit
festgehalten worden: fast alle
Bronzen, die unsere Museen fül-
len, sind sicherlich Wiederholun-
gen, und wir bedürfen nicht ein-
mal der Augen und der Erziehung Abb. :.oi: sakr..iji.fai5 au« Uro,./.-, {hin-t. Arb.ii i.» st.i.-
eines ostasiatischen Kenners, um '*«?'■ Handynasuc [WJ v. Chr. bis U n. Chr.|. Freiburg i. Hr..
, i_ T^- X L ■ (^ städtische Sammlunffen D
das zu sehen. Diese unterschei-
den viel feiner: sie wissen sehr wohl eine Arbeit der Han im Stile der Shang von
einer Sung- oder Ch'ingbronze gleichen Stils zu trennen und sie entsprechend
zu bewerten. D
ZWPXK und FORM dieser ältesten Bronzen waren ungemein mannigfaltig.
Von den erhaltenen, oder in den chinesischen Werken beschriebenen dienten wohl
die meisten in den Kulthandlungen des uralten Ahnendienstes als Behälter für
Speise und Trank der Lebenden wie der Toten, und sie erhielten dann nicht selten
die Gestalt derTiere, die als Opfer dargebracht wurden. Bronzeglocken riefen die
Geister der Abgeschiedenen, aber auch die Lebenden zum Mahle, und im heiligen
Bronzespiegel fing der chinesische Myste lauteres Sonnenfeuer und den reinen
Tau des Mondes auf. Bronzegefäf^e in ihrer höchsten monumentalen P'orm werden
als Träger feierlich beschworener Verträge oder als Denkmale grof,er Männer
in den Tempeln aufgestellt. Die Ornamentik ist meist einfachster geometrischer
Natur: der Mäander in der chinesischen P'orm des 'Lei-wen'j Donnermusters [spielt
die Hauptrolle. Aber diesen Motiven gesellt die chinesische Phantasie schon in die-
ser frühesten Periode die Symbole der groften natürlichen und seelischen Mächte
Drache und Phönix, die ganze Fabelwelt Ostasiens — und die dämonische Maske
727
des tigerälmlichen T'ao-T'ieh grinst uns
in höchster StiHsicrung als apotropäische
Fratze fast von jeder Bronze entgegen. D
Technisch sind die Werke der alten
chinesischen Gießer, denen jede Nachzise-
licrung als das Eingeständnis eines Feh-
lers gegolten hätte, von untadeliger Voll-
endung. DasGeheinniis ihrer rätselvollen
Schönheit aber liegt weder in ihrer techni-
schen Vollkommenheit, noch in ihrer De-
koration. Ihr größter Zauber, die wunder-
volle Patina, ist überhaupt nicht, oder doch
nicht allein Menschenwerk, sondern das
Werk der Zeit und der chinesischen Erde.
Ihre Bildung konnte der Mensch durch die
IL ^i^M^^^^a^^ ^^BHH 'unvollkommene' Zusammensetzung des
B ^^^Bjn^^äSF^^k ^ Stoffes -unter anderem durch Legierung
E^ ^^^^^^^_ ; rnit Gold — und durch eine geheimnis-
Abb. 552: Räuchergefäg, Bronze goidtauschiert. Völle Behandlung der aus dem LöJ3boden
Späte Arbeit im Stile der Handynastie, Berlin, oder dem Wasscr ans Licht gebrachten
O Kunstgewerbemuseum D „ ,..„ ,, ,. , „.. , t>>- n
uefape allerdmgs befordern. Diese Pa-
tina erst bringt die wunderbare Majestät der Bronzeformen zu voller Geltung. D
Für den Chinesen sind die ältesten Bronzen mit geheimnisvollen Kräften be-
gabte dämonische Wesen, denen aber die Gegenwart noch älterer ihre Macht
raubt — und er hat im Grunde vollkommen recht. Vor einer Shangbronze verblagt
die schönste und farbig oft viel reichere Bronze der Chouzeit, und die herrlichste
Shangbronze verliert Leben und Wirkung neben einer jener ganz seltenen, unbe-
greiflich schönen Schöpfungen, welche die Chinesen selbst mitRecht oder Unrecht
denHsiazuschreiben. Unsere farbige Abbildung des prachtvollen Wasserbeckens,
P'an, das ostasiatische Kenner der Shangzeit zuweisen, gibt von der Gröf^e der
Formen dieser großen chinesischen Bronzekunst eine Vorstellung - die Henkel
vor allem, in der Form T'ao-t'ieh-ähnlicher Bestien, verraten eine wahrhaft dämo-
nische Kraft [vgl. die Tafel]. Der Schönheit der Patina, die in dichten Massen des
herrlichsten Blau und Grün die Oberfläche deckt - eine Folge langen Lagerns im
Wasser — , kann freilich auch die beste farbige Abbildung nicht ganz gerecht
werden. Nach der Inschrift in uralten chinesischen Charakteren soll die Bronze den
fernsten Nachkommen im Ahnenkultus dienen. Die beiden Linienschnitte aus dem
Chin Shih So, deren Formen ihren Sinn und ihre Schönheit freilich erst durch die
Farbe der Patina erhalten, zeigen die einfache Ornamentik derShangbronzen. Das
erste [Abb, 546], ein Gefäg für Wasser und Wein, Yu, zeigt phantastische Tierge-
stalten auf Mäandergrund und Henkel in Drachenform. Auf dem zweiten [Abb. 547|,
einem Weingefäß von der vornehmen Kelchform, der die Chinesen den Namen
Ku beilegen, beleben stilisierte Fische den Mäandergrund. Eine der gewaltigsten
Formen der Shangzeit ahmt das einem gepanzerten Riesen vergleichbare, düster-
728
SAKRALGEFÄSS AUS BRONZE, CHINA
Cj • SHAXGDYNASTIE 1766-1122 v. CHK.
[7=
a
Abb. S53: Steinzeunvase. China, Arbi-it im Stile
der Handynastie. Sammlung R. Koechlin, Paris
Abb. .'ij4: Kupfernes Feuerbecken. China, G.Jahr-
O hundert. Japan, Privatbesitz O
grün, mit einzelnen roten Punkten, patinierte Weingefä^Tsun |Abb.550| nach, das
selbst allerdings nicht älter ist als die Handynastie. Neben der ernsten Monumen-
talität dieser Werke erscheint das Weinj^efät^, I, der Choudynastie, das unsere
Abb. 549 wiederfribt, mit seiner k(")stlichen, dunkelgrünen, malachitgrün und rot
gewölkten Patina, beinahe weltlich. Die Stilisierung derStierköpfe an den Griffen
ist von äuf^erster Feinheit. In strengeren P'ormen ist das in Abb. 548 nach dem Chin
Shih So wiedergegebene SpeisegefäH» Tui gehalten. Durch das Mäandermuster
des Körpers und des Fuges schlingen sich stilisierte Tiergestalten, die Henkel
haben Drachenform. D
Die Bronzen der drei ältesten Dynastien sind von den Chinesen selbst als
die höchsten Leistungen ihrer Zierkunst betrachtet und daher nicht nur immer
und immer wieder nachgeahmt worden, sondern sie haben auch den Formen
fasf allen chinesischen Geräts bis in die neueste Zeit zum Vorbild gedient - die
in Europa vor allem geschätzte Keramik am wenigsten ausgenommen. Schon die
älteste, gelegentlich im chinesischen Boden gefundene TÖPF"ERFI spricht fast
immer die Formensprache der Bronzen, deren Stelle sie im gewöhnlichen Leben,
wie im Sakralgebrauch der ärmeren Klassen, vertrat. Diese Gefäße sind unglasiert
und schon in den ältesten Zeiten auf der Scheibe gedreht, auch wohl geformt.
Künstlerisch scheinen diese ältesten Erzeugnisse der später so herrlich erblühten
chinesischen Keramik nicht eben hervorzuragen. Sie werden auch in China nicht
für besonders wertvoll gehalten. D
Mehr aber, als selbst die Bronzen, schätzt der chinesische Sammler die Jade-
arbeiten der ältesten Dynastien. Das chinesische YÜ, wie das europäische JADE
[nicht dschätt zu sprechen, sondern wie geschrieben] ist ein Sammelname für zwei
chemisch und morphologisch durchaus verschiedene, durch das Auge und den
Tastsinn aber sehr schwer zu unterscheidende Mineralien, deren Hauptfundstätten
für den chinesischen Kulturkreis Turkestan und Burma sind, — den Nephrit und
den Jadeit. Beide zeichnen sich durch eine außerordentliche Zähigkeit aus, die
weit größer ist, als die, bei dem härteren Jadeit etwa dem Quarze gleichkommende,
Härte erwarten lägt. Ihre Färbung ist ebenso mannigfaltig als schön. Im allge-
729
meinen herrscht ein grüner Ton vor, der
sich bis zu der f ei-t'sui trenannten Farbe des
prachtvollsten Smarairdgrün stcifrert. Als
das edelste gilt ein reines Weif^, aber auch
(Traue, gelbe, schwarze und rote Töne und
Kinsprengungcn konnnon vor und werden
von dem chinesischen (llyptiker bei der
Verzierung seiner Arbeit trefflich ausge-
nutzt. Die wundervolle Farbe und der milde
VVachsglanz, den eine kunstvolle Politur
dem mühsam bearbeiteten Stein gibt, stellt
ihn allerdings künstlerisch hoch über die
rohere Buntheit der in Kuropa verarbeite-
ten Edelsteine und Halbedelsteine, aber es
Abb.&ss: Blumenvase aus chQn-chou-sieinzeug. f^l^t uns doch schwer. dic Verehrende Be-
china, Sungdynastie, 960-1280 n. Chr. sammiunK wundcrung ZU verstehen, die der Chinese
n Walters. Baltimore ° dem Jade, 'der Form gewordenen, lauteren
Seele des Regenbogens', widmet. Wahrscheinlich haben an dieser Bewunderung
uralte, religiös-philosophische Ideen, die sich an den Jade knüpften, und die chi-
nesische Ehrfurcht vor ehrwürdigem Alter größeren Anteil als die Freude an
künstlerischer Schönheit. Wo aber diese mitspricht, ist es wohl mehr die Schön-
heit des Stoffes, als die der Arbeit, die derChinese liebt und hochschätzt. Der freie
Flügelschlag künstlerischer Phantasie muj^ ja in der Mühsal der Bearbeitung des
ungemein schwierigen Materials erlahmen, und es ist nur natürlich, daf3 die
Werke der freiesten aller Zierkünste, der Keramik, die unter den Tang in der
Nachahmung der Jade ihre Kraft fühlen lernte, ihre kostbaren Vorbilder so bald
künstlerisch in den Schatten stellten. D
JADE hat aber in China immer als das VORNEHMSTE MATERIAL gegolten,
und im Kulte der Edlen und Reichsten vertraten seit den ältesten Zeiten Jade-
gefäße die Stelle der Sakralbronzen, deren mächtigen Formen sich der zierliche
Stein allerdings anpassen mußte. Auchdas edelsteGerätdes bürgerlichen Lebens,
die Rangabzeichen der Beamten, die Siegel der Gelehrten und Poeten, Amulette
und Schmuckstücke, an den Wagen der Vornehmsten sogar die Naben der Räder,
wurden aus dem geschätzten Yü geschnitten. Erhalten ist freilich von dem in der
Literatur erwähnten Jadegerät sehr wenig, und die als Han-Yü | Grabjade | be-
kannten Jadearbeiten, die durch die chemische Einwirkung des chinesischen
Bodens erweicht und um eine köstliche braune Patina bereichert sind, gehören,
namentlich wenn sie den drei ältesten Dynastien entstammen, zu dem seltensten
und kostbarsten Besitze des chinesischen Sammlers. Außerhalb Japans und
Chinas besitzt wohl nur die großartige Bishopsche Jadesammlung im Museum zu
New York Jadestücke dieser Art. D
3.V0NDER HAN- BIS ZUR SUIDYNASTIE [206VOR BIS581 NACH CHRISTO]
Die Zeit der HANDYNASTIE, deren erster Kaiser dem Enkel des großen
Shih Huang Ti 206 vor Christi Geburt Thron und Leben raubte, bringt uns die
730
Abb. 556: Stt-inzeugvase. China, Suinjdynastie.
D Sammlung Walters, Haltimori- □
erstoii sii'lieren Nachrichten von einem
N'KRKKIIKM Chinas mit der vorderasiati-
schen und südasiatischen Welt. Wir dür-
fen aber ohne weiteres annehmen, daf> in-
dische Kunst und indisches Denken, vor
allem aber die tiefsinnijje Lehre des Gau-
tama Buddha den Chinesen schon seit Jahr-
hunderten durch indische Missionare ver-
traut jremacht worden waren. Jedenfalls
hat der HL'DDIIIS.MUS, seit ihm Kaiser
Minj^ Ti im Jahre 67 nach Christi Oeburt
in seinem Reiche eine Heimstätte geboten
hatte, in kürzester Zeit die chinesische
Gesittung mit seinem Geiste vollkommen
durchtränkt, während die Spuren der Ein-
wirkung der Mittelmeerv()lker, denen un-
sere Gelehrten mit besonderem Kifer nachgegangen sind, bald fast völlig ver-
schwinden. Die Zeit der letzten Han und der kurzlebigen Dynastien und Teil-
fürstentümer, die nach dem Zusammenbruche ihrerHerrschaft in blutigen Kriegen
um die Herrschaft ringen, bis die SUI im Jahre 581 den gröf^ten Teil des Kiesen-
reiches wieder unter einem Zepter vereinigen, sieht die ersten grof^en Meister-
werke der chinesischen MALKRI^I entstehen, die uns heute zwar verloren sind,
deren Geist aber in den Schöpfungen der T'ang- und Sungmeister fortlebt. Aber
sicherlich hat nicht das Streben der mittelländischen Kunst nach wissenschaftlicher
Formbeherrschung, sondern buddhistische Innerlichkeit ihr jene tiefe Beseelung
gegeben, die das Geheimnis ihres märchenhaften Zaubers ist. D
Auch der FORMENWANDEL der BRONZEKUNST in der Hanzeit ist wohl
weniger der sehr problematischen Einwirkung der Mittelmeervölker, als innerer
Entwicklung und dem mächtigen Andringen Südasiens zuzuschreiben. Schon der
Zweck des reich tauschierten RäuchergefäP^es | Abb. 552 ], einer sehr späten Arbeit
in einer charakteristischen Hanform, dessen Deckel die Form einer von Menschen
und Tieren belebten Berglandschaft gegeben ist. weist nach Indien, das den Ge-
brauch des Räucherwerks wahrscheinlich erst in China eingeführt hat. Die Sakral-
bronzen zeigen überhaupt keine typische Veränderung, wohl aber eine allmähliche
Ermattung des Formgefühls, die sich später immer mehr ausspricht. Selbst das
prachtvolle Bronzegefäfs [Abb. 550] trägt die gewaltigen Formen der Shangzeit
schon wie eine schwere Rüstung, als erdrückende Last, nicht mit der könig-
lichen Selbstverständlichkeit und Würde der alten Bronzen. Der Mann, der sie
schuf, sprach schon eine fremde Sprache -- die Formen sind für ihn zu grof^.
Charakteristischer für diese Epigonenkunst der Bronze sind die vergleichs-
weise — matten und kraftlosen Linien des Weingcfäf>es Hu [Abb. 551], dessen
warme dunkelbraune, rot. grünlich und hellbraun gefleckte Patina es allerdings
frühestens in die T'angzeit verweisen. Der jüngere Gießer hat indessen eine
typische Hanform mit groger Treue kopiert. D
731
Die WELTLICHE BRONZEKUNST der HAN wandelt häufig eigene Wege.
Der strenge Stil in Eorm und Ornament der alten Bronzen, der den Gieftern der
neuen Zeit nicht mehr natürlich war, macht freieren, aber auch schwächeren For-
men und einem lebendigeren Zierat Platz, in dem auch der Mensch anfängt, eine
Rolle zu spielen, und manche diescrneuenBildungen, wicdiefromdartigenrhyton-
ähnlichen Trinkgefä(se. scheinen wirklich nach dem Westen zu weisen. Mit noch
größerer Wahrscheinlichkeit haben europäische Forscher westlichen Ursprung
für die der Hanzeit eigentümlichen, meist in den Hofwerkstätten gearbeiteten
BRONZESPIKiGEL nachgewiesen, deren Form zwar der geheiligten Tradition
folgt, deren Rückseiten aber einen vollkommen neuen Zierat zeigt: durch ein
nicht ungriechisches Traubenmuster schlingt sich allerlei ziemlich naturalistisch
behandeltes Getier [siehe Tafel rechts und links oben]. Der Weinstock ist erst im
ersten Jahrhundert vor Christo aus den hcllenisierten Ländern Haktriens in China
eingeführt worden. Alle diese Zierformen sind aber ohne Einfluß auf die spätere
Geschichte der chinesischen Gerätekunst geblieben. D
Ein ursprünglich ganz fremdes Element ist in China das GLAS. Es wurde zu-
erst unter den Han aus dem römischen Reiche eingeführt, und ein chinesisches
Werk, das auf denAnnalen des dritten nachchristlichen Jahrhundertsberuht, zählt
nicht weniger als zehn verschiedene Sorten ausländischen Glases auf. Aber erst
um die Mitte des fünften Jahrhunderts werden zu gleicher Zeit im Norden von
Bewohnern der indoskythischen Reiche, im Süden von einem Oströmer die ersten
Gläser in China selbst gefertigt. D
Diese anscheinendeTatsache ist um so auffallender, als die dem Glase wesens-
verwandte keramische GLASUR, das wesentliche künstlerische Element der
TÖPFEREL schon unter der ersten Handynastie technisch und ästhetisch voll-
kommen ausgebildet war. Die schön geformten, gelegentlich datierten Gefäfie
dieser Zeit aus dunkelbraunem, auch gelblichem und rötlichem STEINZtlUG, mit
dunkelgrüner Glasur, die den meisten alten Stücken nur noch wie eine zarte Iris
aufliegt, finden sich nicht selten im chinesischen Boden und werden von den ein-
heimischen Sammlern sehr hoch geschätzt. Die SammlungHavemeyer in New York
besitzt ihrer eine ganze Anzahl. Was an Gefäßen dieser Art in neuesterZeit häufig
auf den europäischen Markt kommt und nicht selten in öffentlichen und privaten
Sammlungen anzutreffen ist, charakterisiert aber wohl eher die chinesische
Keramik des zwanzigsten Jahrhunderts als die der Handynastie. Unsere Abb. 553
gibt eine Sungnachbildung eines Kohlenbeckens dieser Periode .wieder, dessen
Ornament stilisierte Löwen oder Tiger bilden. Der Deckel war in ähnlichen For-
men gehalten, wie der des Räuchergefäf^es Abb. 552, dessen Formen ebenfalls
häufig von den Hantöpfern nachgebildet werden. Eine eigene keramische Sprache
jedoch hat die Töpferei der Hanzeit, deren Hauptwerkstätten in dem später durch
das porzellanberühmte Ching-te-chen zu hohen Ehren gekommenen Bezirke HSIN-
P'ING, dem späteren Fou-liang, liegen, noch nicht gefunden. Die Bronzeformen
beherrschen die keramische Phantasie noch vollständig, und das Kohlenbecken
Abb. .553 ist eine getreue Nachbildung einer Bronze ähnlich Abb. 554, die zwar
einige Jahrhunderte jünger ist, aber mit ihrenTierfügen und der von dämonischen
732
, BRONZESPIEGEL, CHINA • HAN- BIS T'ANGDYN.\ST1E
Cj^ AUS DER SAMMLUNG SU^NUTOMO KICHIZAEMON. OSAKA
9
Wesen und Tier^estalten belebten Her^jlandschaft einen bezcichneiulen Hantypus
reproduziert. Die etwas barbarische Ornamentik, die einen völligen Bruch mit den
Traditionen der alten Hronzen bedeutet, kommt wohl eher aus Indien, als aus dem
Westen, wenn denn durchaus nach äußeren Kinflüssen gesucht werden muf>. Die
auf diesen (lefähen nicht seltenen Friese mit Darstellung von .landen auf Löwen
oder Kabeltiere scheinen allerdin^^s nach \'orderasien zu weisen. O
Von der Geschichte der chinesischen Keramik in den unruhi^;cii .Jahrliuiulcrteii
vomSturze derllan biszuniHe^inne derSuidynastieberichten nurwenij^e. äuf^erst
dürfti^,'e literarische Notizen. Unter der WKIDYNASTIK |221 264 1 sollen in Lo-
yang, Provinz Honan, die ersten jener als SKLADON bekannten Oefäl^e aus schwe-
rem, hartem Steinzeuj; mit olivgrüner bis meergrüner Glasur für den kaiserlichen
Gebrauch gefertigt worden sein, deren Abkömmlinge im späteren Mittelalter bis
nach Süllasien und bis nach Westeuropa exportiert werden, und ein blaues [oder
grünes?! Steinzeug sicherlich noch nicht Porzellan schreiben die Chinesen
den Werken in Wen-chou, Provinz Cheh-kiang, zu. hl mühevoller Arbeit bereitet
die keramische Technik die herrliche Blütezeit keramischer Kunst vor, die mit den
Sui und T'ang heraufsteigt. D
4. VON DKR SUI- BIS ZUR VUANDVNASTIE {581 BIS 1280 NACH CHKISTI
GEBURT] D
Die kurzlebige Dynastie derSUI, die zum ersten Male seit langenJahrhunderten
wieder das ganze chinesische Reich beherrschte, wird im.IahreülH von dem ersten
Kaiser der T'ANGDVNAS TIK entthront. Die fast dreihundertjährige Herrschaft
dieses Fürstengeschlechtes, eines der gröf^ten, das China gesehen hat, war eine
Zeit unerh()rten Glanzes. China wurde unter ihnen die gröf,te Macht Asiens und
damit der Welt, underzwangsichcinepolitischeStellung, wiesieseitdenTagender
Hannichtmehr erlebt wordenwar. AberChina wurde in dieser Zeit auch die gröf^te
KULTURMACHT Asiens, die fortan das ganze Leben OSTASIKNS beherrschte und
bestimmte. Die Werke der grof;en Poeten dieser .Jahrhunderte sind jedem gebil-
deten Chinesen oder. Japaner noch heute innig vertraut. Die .Malerei fand für die
seelischen Mächte des Buddhismus den gewaltigsten Ausdruck und stellte für alle
Zeiten die Formen fest, deren Nachbildung fortan das höchste Ziel für tausende
vonchinesischenundjapanischenMalern geworden ist; die Gerätekunst, vor allem
die Keramik, schuf jene Wunderwerke sinnlicher Schönheit, die den späteren die
T'angzeit fast wie ein Märchen erscheinen lassen. Und für uns ist sie es beinahe.
Denn von ihrer Gerätekunst ist uns so gut wie nichts erhalten: nur aus den Schil-
derungen der Zeitgenossen strahlt ein Abglanz ihrer Glorie zu uns hinüber. Die
gleichzeitige Kunst der. Japaner allein kann uns von ihr eine Vorstellung geben,
denn sie ist sicherlich im wesentlichen ein Ableger der T'angkunst gewesen. Zum
Glück ist sie uns weit besser bekannt, ja ein ganzes Museum der Kunst dieser Zeit,
das SHOSOIN inNara, ist noch heute erhalten, wie es vor tausend. Jahren war. Und
das zahllose Gerät, das es birgt, ist sicherlich zum besten Teile den T'angmustern
nachgebildet, wenn es nicht überhaupt aus China stammt. □
Die Dynastie der SUNG folgt im Jahre 960 nach einem kurzen Interregnum
kleiner Dynastien den T'ang, deren Herrschaft in inneren Wirren und in steten
733
Abb. 557: Theeschale, im Stile des Chien yang-Steinzeugs der Sungdynasiie [jap. Temmoku). Sammlung
O Vever, Paris O
Kämpfen gegen die Tataren des Nordens zusammengebrochen war. Die Kultur
der T'ang erlebt unter den Sung eine köstlicheNachblüte, bis endlich auch sie den
übermächtig gewordenen Mongolenkhanen erliegen. Der letzte Sung endet 1279
durch Selbstmord undKUBLAI KHAN, der Enkel des furchtbaren Gengis, besteigt
den Thron des Sohnes des Himmels. Die alte chinesische Kultur hat damit ausge-
lebt. Manche seltsame Wunderblume blüht noch wie träumend aus ihrem Schof5e
auf — aber im wesentlichen ist die Geschichte der folgenden Jahrhunderte eine
Geschichte langsamen, qualvollen Sterbens. D
In der Zeit der Sui, T'ang und Sung nimmt die KEIRAMIK unter den chinesi-
schen Zierkünsten die Stelle ein, die bis dahin unbestritten die Bronze behauptet
hatte. Von dieser Keramik wissen wir freilich nicht viel mehr, als was uns zufällige
Notizen chinesischer Schriftsteller überliefern, und das genügt nicht, uns von
ihrem Wesen irgendeine Vorstellung zu geben. Die ganz seltenen Werke in
europäischen Sammlungen, die ostasiatische Kenner dieser Zeit zuschreiben
Steinzeuggefäf^e von unbegreiflicher Schönheit der Form und der Glasur — sind
nur Perlen im Ozeane unserer Unwissenheit, und lassen sich gerade mit den lite-
rarisch bekannten Töpfereien kaum in Verbindung bringen. Originale der Sung-
dynastie berühmt sich zwar manche Sammlung zu besitzen — in Wahrheit sind
diese Originale meist atavistische Produkte weit späterer Zeit, und nicht einmal
immer chinesischen Ursprungs. D
Immerhin wissen wir genug um sagen zu können, daf^ die chinesische Keramik
in unserer Periode den größten Schritt zur Vollendung getan hat — sie schuf sich
einen KERAMISCHEN STIL. Bisher hatte die große PV^rmenwelt der Bronze die
Phantasie in festen Banden gehalten, und sie beherrscht auch jetzt noch, wie bis
734
Abb. 558: Porzellanvase. China, Periode Abb. 559: Por/ellanvase. China, Periode Ch'ien Luni;, Mitte
O K'ang Hsi, um 170Ü. Paris, Louvre O D dos 18. Jahrhunderts. F'aris, Louvrt- D
in die neueste Zeit, einen Teil der keranii.schcn FVoduktion. Aber sowohl die
Anforderungen, die ein neues Getränk, derTKK, und sein Gebrauch im Kultus der
Dyanasekte stellt, als auch zahlreiche Versuche, den kostbaren Jade mit seinen
Mitteln nachzubilden, lehren jetzt den Töpfer die in seinem Stoffe schlummern-
den Kräfte ganz kennen, und die Jadenachbildunj^ führt schließlich zur P>kennt-
nis der keramischen Eigenschaften des Kaolins, d. h. zur Erfindung des POR-
ZELLANS. Diese Erfindung ist unstreitig das Verdienst der Chinesen das ein-
zige beinahe, das in Europa bekannt ist. Aber die Bedeutung dieser Erfindung ist
bei uns im allgemeinen sicherlich zu hoch bewertet worden. Die hohe und breite
Schranke, welche die europäische Überschätzung allesTechnischen zwischen dem
Porzellan und den übrigen Werken der Töpferei aufgerichtet hat, sieht der Chi-
nese nicht einmal. Eigenschaften, die für uns mit der Vorstellung des Porzellans
untrennbar verbunden sind, wie Transparenz und Weifte der Masse, sind für ihn
nebensächlich und fehlen gerade manchem der edelsten Werke seiner Porzellan-
735
kunst. z. B. den herrlichen Schöpfunjren der T'nn<T- und Sungzeit, die wir als por-
zellanähnliches Steinzeug ansprechen würden, llii- künstlerischer Wert ist darum
nicht geringer. D
rORZKLLAN und STEINZEUG sind in China rheiibürtigo Zwillingsgeschwister.
Beiden ist der Adel der Formen, die Schönheit der Masse, die wundervolle Earbe
und Leuchtkraft der geflossenen Glasur gemeinsam, die alle drei, in natürlicher
Harmonie verbunden, in einander aufgehen. Vielleicht ist die 'Unreinheit' der
Masse sogar einer der wesentlichsten künstlerischen Vorzüge der alten chine-
sischen Töpfereien: es lä(^t sich kaum leugnen, daß das spätere rein weifte Por-
zellan seine technischen Vorzüge künstlerisch teuer genug bezahlen mulV Die
ganze Emailmalerei, die natürliche Konsequenz der vollkonnncncn Porzellanbe-
reitung, ist eine keramische \'crirrung. D
Die Geschichte der ERFINDUNG des PORZELLANS ist in ziemlich vollkom-
menes Dunkel gehüllt. Aus einer sehr verschieden interpretierten Notiz aus der
Zeit der Suidynastie, dag es einem hohen Beamten gelungen sei, grünes Glas,
dessen Bereitung nicht mehr verstanden wurde, durch ein ähnliches Erzeugnis
der Keramik zu ersetzen, lassen sich kaum Schlüsse ziehen, und ebensowenig
können wir aus der ziemlich sicheren Nachricht, daf> im siebenten Jahrhundert
das Kaolin in der Keramik eine Rolle spielte, die Existenz von Porzellan in
unserem Sinne folgen. Denn das Hartporzellan — eine päte tendre in unserem
Sinne kennt China nicht — besteht zwar in wesentlichem aus Kaolin, dem reinen,
weifien, unschmelzbaren Töpferton, der der Masse die Formbarkeit und Farbe
gibt, während das andere Element, das bei hoher Temperatur schmelzende Pe-
tuntse, im wesentlichen reiner Feldspat, ihr die Transparenz verleiht. Aber eine
Beimengung von Kaolin schafft keineswegs Porzellan. D
Der Meister T'AO YÜ aus dem Bezirke Fouliang, Provinz Kiangsi, demselben
Bezirke, in dem die später berühmte Porzellanstadt Ching-te-chen liegt, scheint
sichimAnfangedessiebenten Jahrhunderts zuerst in jenen Jadenachbildungen ver-
sucht zu haben, die dieEntwicklungder Keramik so sehr förderten. ObdieseNach-
bildungenPorzellan waren, steht freilich dahin. Wenn aber der klugeAraber Soli-
man, der im neunten Jahrhundert China bereiste und in seiner glasberühmten Hei-
mat sicherlich gelernt hatte, Glasvoneinem Werke derTöpferei zu unterscheiden,
von chinesischenTongefägen berichtet, die so durchsichtig seien wie Glas, so dafi
man Wasser durch sie sähe, stellt sich die Vorstellung des echten F^orzellans ganz
von selbst ein. Und kaum eine andere keramischeTechnik, als die des Porzellans,
kann die Werke hervorbringen, die die großen Poeten der späteren T'angzeit so
überschwenglich preisen, wie man nur etwas vollkommen Neues preisen kann.
Weißem und grünem Jade. Scheiben dünnsten Eises werden die Schalen ver-
glichen, aus denen die Söhne dieser einem apollinischen Naturgenusse hingege-
benen Zeit unter blühenden Kirschbäumen im traumhaften Mondlichte Wein
schlürften, und der Dichter Tu im neunten Jahrhundert rühmt die weißen Schalen
— wir können wohl sagen, das weiße Porzellan der Tayi-(Jfon in der Provinz
Ssechuan als leicht und doch fest: 'sie klingen mit einem tiefen Jadetone, weißer
sind sie als Reif und Schnee'. Alle diese zarten Wunder haben freilich Mongolen-
738
und Tatarenfüf>e in Scherben getreten. Sie sind völlig verloren, so gut wie die
weif>en Schalen von Hsing-chou, heute Shun-te-fu, Provinz Chihli, wie die blauen
[oder grünen?! Schalen von Yueh-chou [Provinz Chelikiang|, deren wunderbarer
musikalischer Klang sie der sinnenfreudigen T'angzeit vor allem wert machte und
deren Farbe die des Tees zu schönster Geltung brachte. Die Kunde von demCh'ai-
Vao [Provinz Honanl, das 'blau sein sollte wie der Himmel, hell wie ein Spiegel,
dünn wie Papier und tönend wie eine .Jadeklangplatte', klang schon den Kunst-
freunden derMingzeit wie ein schönes Märchen. D
Höchst wahrscheinlich aber haben sich Werke der gleichzeitigen STKIN-
ZEUGKUNST als kostbarster Schatz japanischer Sammlungen erhalten. Das
Shösöin in Nara, dessen Bestand dem achten Jahrhundert angehört, birgt eine
ganze Anzahl schön geformter Gefäf^e, deren merkwürdigste auf gelblich-
weif>em Glasurgrund mit einem dichten Blattmotiv in grünem Glasurflusse be-
deckt sind. Diese mindestens von grof^em technischem Können zeugenden Töpfe-
reien sind zwar sicherlich unjapanisch, es ist aber nicht bewiesen, daf, sie aus
China kommen. D
Wenn Worte von Kunstwerken eine Vorstellung geben könnten, so wäre uns
die Keramik derSungdynastie recht gut bekannt. Denn chinesische Kenner haben
uns nicht wenige ihrer Gattungen beschrieben. Wir erfahren daraus immerhin,
daß das keramischeSTILGEFÜHL derT'ang in denSungtöpfern noch völlig leben-
dig war. Die Dekoration ihrer Gefäße — wenn überhaupt von einer Dekoration
gesprochen werden kann, wo wir einer vollkommenen Einheit gegenüber stehen —
bildet noch immer allein die Glasur. Aber ihre Farben sind mannigfaltiger und
reicher geworden: neben dem alten Seladongrün, ursprünglich einer Nachahmung
grünen Jades, und allen Tönen des Weiß und Grau noch Himmelblau, Rot, Dunkel-
purpur und Braun, die Lieblingsfarbe des Keramikers. Alle künstlerischen Wir-
kungen, deren die Glasur durch ihre Zusammensetzung, ihren Fluß und durch die
Wirkung des Feuers fähig ist, werden meisterlich beherrscht, das CRAQUELE,
die feinen Haarrisse, die durch die ungleichmäßige Erkaltung des Scherbens und
der entsprechend zusammengesetzten Glasur entsteht, erhält seine höchste ästhe-
tische Ausbildung. Für denChinesen ist dasCraquele nicht nur die schönsteBele-
bung derGlasur, sondern auch dasMittel, den unveränderlichen Werken derKera-
mik den Zauber zu verleihen, den nur die Zeit gibt die allmähliche Ausfüllung
und Färbung der feinen Risse im Gebrauch hauchte eine wundervolle Patina
über sie. D
Sicherlich sind in China nicht wenige keramische Arbeiten der Sungzeit erhal-
ten. Aber es ist bei dem Zustande unserer Sammlungen kaum möglich, uns von den
mannigfaltigen KERAMISCHEN GATTUNGEN, welche die Chinesen beschreiben,
eine Vorstellung zu bilden, und es ist keineswegs leicht zu bestimmen, welche von
ihnen Porzellan waren, zumal da die Chinesen eben unsere scharfe Unterschei-
dung zwischen dem Porzellan und der übrigen Keramik durchaus nicht kennen.
Nicht wenige der edelsten Töpfereien waren unzweifelhaft in unserem Sinne Stein-
zeug. Die KAISERLICHE KERAMIK jKuan yaoj zum Beispiel, die seit dem
Anfange des elften Jahrhunderts in P'ien-chou, dem heutigen K'ai-feng, Provinz
47 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 737
Honan. geschaffen wurde, war sicherlich kein Porzellan, denn ihr Scherben wird
als rötlich bezeichnet. Künstlerisch aber stellten sie die sanften Farben ihrer
fein gekrackten Glasuren - das köstliche blajUilaue "Clair de lune' |Yueh-pai|,
Sniarajjdgrini, Blau und Blaf>purpur mit an die erste Stelle. Hotbraune Flecken,
eine Wirkung des kunstvoll geleiteten Feuers, deren verschiedenen l''ornicn die
Chinesen poetische Namen geben, und die lebhafte P'arbe des Scherbens bildeten
den schönsten Gegensatz zu den milden Tönen der Glasur. Der Scherben blieb —
keineswegs absichtslos — am Fuf^e und am Rande sichtbar. Auch das SKLADON
dieser Zeit, das chinesische Lung-ch'üan-yao, das japanische Seiji, kann kein Por-
zellan gewesen sein, denn seineMasse blieb zwar weif», wo sie die Glasur bedeckte,
wurde aber rot, wo sie dem Feuer ausgesetzt war. Die Dicke dieser Gefäfie, deren
Dekor nicht selten durch gravierte oder modellierte, geometrische und Pflanzen-
ornamente bereichert wurde, hat eine verhältnismäf^ig grofie Zahl vor dem Unter-
gange geschützt. Dafi sie schwerlich für den vornehmsten Gebrauch bestimmt
waren, beweist schon ihr starker Export nach Südasien und bis nach Europa. Das
Ko-yao, eineSchöpfung des älterenChang [um 1130] inLiu-T'ien, unweit vonLung-
ch'üan,muft nach den sehr widerspruchsvollen chinesischen Nachrichten dem Lung-
ch'üan-yao sehr .ähnlich gewesen sein, wenn auch BlaP^purpur und Hirsegelb als
die Hauptfarben seiner Glasuren genannt werden. D
Das CHÜN-YAO vonChünchou, Provinz Honan, war gleichfalls kein Porzellan.
Aber es übertrafvielleicht alle diekeramischenHerrlichkeiten derSung durch den
wundervollen Reichtum und den Glanz seiner geflossenen Glasuren, die alle Töne
des Rot bis zum Gelb, Himmelblau und Clair de Lune beherrschten und deren
Flambes in ihrer funkelnden Schönheit nie übertroffen wurden. Die Blumenvase
Abb. 555 wird von Bushell den Chünchouwerkstätten zugeschrieben, und die schöne
Linie des Umrisses macht sie allerdings eines Sungtöpfers würdig. Die wunder-
volle, satte Schönheit der graublauen, purpurn und hellrot geflammten Glasur
bleibt die farblose Wiedergabe der prächtigen Farbentafel aus demmonumentalen
Werke über die Sammlung Walters freilich schuldig. Der Scherben des schönen
Stückes würde allerdings das Kopfschütteln jedes europäischen Porzellanfabri-
kanten herausfordern — es ist gelbliches, unreines Steinzeug. D
Kein keramisches Kunstwerk der Sungdynastie ist in Japan höher bewundert,
heiler begehrt und häufigernachgeahmt worden, als dasCHIEN-YAO von CHIEN-
YANG, Provinz Fuhkien — das japanische Temmoku. Freude und Stolz des japa-
nischenChajin. Die edleKelchform dieserGefäfie, der mildelrisglanz ihrer satten,
beinahe schwarzen, oft silberig blau und braun geäderten Glasur, die nicht in toter
Gleichmäßigkeit über dem wundervollen, harten, oft fast schwarzen Scherben liegt,
sondern sich in ihrem Flusse der lebendigen Form anschmiegt und oft in edelstein-
artigen Tropfen zusammenfließt, suchen allerdings selbst in der Sungkeramik ihres-
gleichen [Abb. 557J. D
In den fürstlichen Sammlungen Japans sind nicht wenige dieser kostbaren
CHAJINGEFÄSSE erhalten. Aber dieserglückliche Zufall darf uns nicht vergessen
machen, daß das vornehmste Gerät des ostasiatischen Teetrinkers nicht die Tee-
schalen, sondern die winzigen URNP^N sind, denen der Pulvertee bei den Zere-
738
monien künstlerischen Tccgenusses entnommen wurde. Die CHAlHK, um uns des
japanischen Wortes für diese L'rnen zubedienen, «lieTOSHIKO, der Altnx'ister der
japanischen Töpferei, im dn-izehnten Jahrhundert nach chinesischen X'orhihlern
geschaffen hat. sind unstreitig die herrlichsten Schöpfungen der japanischen
Keramik; aber nicht ein einziges Heispiel der ihren japanischen Nachahmungen
sicherlich weit überlegenen, in Japan zahlreich erhaltenen chinesischen Originale
hat den Weg nach Kuropa gefunden, ja es ist sehr zweifelhaft, ob selbst in China
noch eins existiert. I)iegröf>eren und roheren Werke der Sungtöjiferei. zu der auch
die blaf^rote, purpurn und grau gefleckte Steinzeugvase, Abb. 556, gehört, können
uns für diesen \'erlust nicht entschädigen. D
Nicht weniger gründlich als diese edelsten I^lüten di-r chinesischen Keramik
scheinen die hochgeschätzten Werke der JUC'HOU-OFKN in der Provinz Honan
vernichtet zu sein. Schon am Ende des sechzehnten Jahrhunderts war kaum noch
eineScherbe dieses rötlichen Steinzeuges aufzufinden. Nach den chinesischen Be-
schreibungen muß es beinahe dievornehmstedattungallerSungkeramik gewesen
sein. Seine himmelblauen Glasuren stellten sich dem Ch'ai-yao der zweiten Chou-
dynastie an die Seite, und auch die bläulichgrünen seladonartigen Gefäp^e dieser
Werkstatt gaben den Arbeiten der T'ang wenig nach. Das edelste Ju-Yao war
nicht gekrackt. Auf der anderen Seite wird wiederum gerade die Schfinheit seines
Craquele gerühmt. Meisterlich beherrschten die Töpfer von Ju-cht)u den Flu|^> der
Glasur, der hier die schöne F'arbe des Scherbens völlig frei lief>, dort in dicken
Tropfen, Tränen', zusammenflog und unten in prächtige Bogenlinien dichten
Schmelzes auslief. D
Aus unsererÜbersicht sehen wir, daß inder keramischenProduktion derSung-
dynastie das Porzellan keineswegs an erster Stelle steht. Die chinesischen Be-
schreibungen lassen beinahe nur beimTING-VAO, der letzten hier zubesprechen-
den Gattung, den Schluß auf Porzellan zu, da die Weiße des Scherbens besonders
hervorgehüben wird ein Beweis mehr, daß diese Weiße eine seltene Ausnahme
war. Künstlerisch nahm dieses Erzeugnis der Öfen inTing-chou, Provinz Chihli,
einen sehr hohen Rang ein, wenigstens ehe die Werkstatt im Jahre 1 127 nach der
Provinz Kiang-si verlegt wurde. DicHauptfarbe derGlasur war ein Scheines Weiß,
das nach Sungweise den Charakter der geflossenen Glasur in seiner lebendigen
Bewegung betonte und häufig zu Tränen' zusammenfloß. Kostbarer und seltener
noch war ein purpurnes Braun und von höchster Seltenheit ein tiefes Schwarz.
Gravierung und selbst Modellierung der Masse in Gestalt von Päonien, Lilien und
fliegenden Phöni.xen hob die Wirkung des Glasurflusses. D
Die Töpferei der T'ang- und Sungdynastien hat alle künstlerischen Möglich-
keiten des keramischen Stoffes voll ausgebildet und dem keramischen Künstler
kaum noch etwas zu tun übrig gelassen. Der Künstler mußte zum Virtuosen
werden, wollte er nicht sein Werkzeug ganz aus der Hand legen oder sich mit der
Nachahmung der klassischen Meisterwerke begnügen, und schon am Ende der
Sungzeit zeigt sichdenn auch jeneRaffinierungderTechnik, die immer undüberall
zum Tode der Kunst führt. Die .MALP^REI in BLAU und BRAUN zwar, die in dieser
Zeit beginnt, ist noch eine Bereicherung der keramischen Ausdrucksmittel, und
47* 739
vertieft die Wirkung der Glasur, woun sie sich ihr künstlerisch unterordnet. Aber
sie ist immerhin der erste Schritt zur dekorierten und dekorativen Keramik, einer
Keramik also, die unkeramischen Mitteln ihre Wirkung verdankt und unkerami-
schen Zwecken dient. Als zuerst VERSCHIKDENKARBIGE GLASUREN, anfäng-
lich durch Stege getrennt, nebeneinander auf den leicht gebrannten Scherben auf-
geschmolzen wurden, war die Fuitscheidung gefallen. Höchst wahrscheinlich hat
die Keramik diese sehr unkeramische Prozedur nicht selbst erfunden, sondern im
Dienst der ihrem Wesen fremden Bildnerei erlernt und auf ihre eigenen Werke
übertragen. Wenigstens sind in dieser Weise glasierte Porzellanskulpturen aus
dem Ende der Sungzeit erhalten. Die Vorbilder Vorderasiens und die technische
Vervollkommnung des Porzellans, die eineDekorierung immer mehr erleichterte,
mögen ein übriges getan haben, die chinesischeKeramik von der Verfolgung ihrer
natürlichen Ziele abzudrängen. D
Die mächtigen Fortschritte der Keramik drängen, soweit wir urteilen können,
in der T"ang und Sungzeit die BRONZEKUNST mehr in den Hintergrund. Die un-
gemeine Anmut ihrer Formen und ihrer Patina hat ihr aber in China allezeit die
höchste Schätzung gesichert, die durch ihre verhältnismäßige Seltenheit noch ge-
steigert wurde, und in unseren Sammlungen ist sie denn auch fast nur durch
späte Nachbildungen vertreten. Die Formgewalt der alten Bronzen haben sie aber
schwerlich erreicht. Eine feine Bronze dieser Zeit, aber älteren Stils, ist Seite 731
erwähnt worden. Echter T'anggeist dagegen spricht sich in den drei Bronze-
spiegeln aus, deren Rückseiten die Tafel wiedergibt. Das meisterliche Flachrelief,
die köstliche Freiheit der Komposition und die feine, ziemlich naturalistische Stili-
sierung der Ziermotive verraten ein völlig verändertes Stilgefühl. D
Es ist kein Wunder, daß diese Zeit höchsten Raffinements den wunderbaren
sinnlichen Reiz des JADE über alles geschätzt hat. Das edelste Gerät wurde aus
dem kostbaren Steine geschnitten — aber uns ist so gut wie nichts von dieser
Pracht erhalten. D
Noch gründlicher ist die große chinesischeLACKKUNST dieserundderälteren
Zeit zerstört. Selbst die ersten Beschreibungen von Lacken und Lacktechniken
datieren erst aus der Sungdynastie. Diese mühseligen Tecliniken sind indessen
schon so zahlreich und so vollkommen ausgebildet, daß eine jahrhundertelange
Übung vorausgegangen sein muß, und es ist höchst wahrscheinlich, daß die große
Zeit der chinesischen Lackkunst damals schon der Vergangenheit angehörte. Die
Chinesen waren wohl auch Vorbilder und Meister der japanischen Lackkünstler,
die schon im 8. Jahrhundert kaum noch etwas zu lernen hatten, und schon dieser
Umstand sollte uns vor der üblichen abfälligen Beurteilung der chinesischen Lacke
bewahren, die bestenfalls für moderne Bazar- oder gar Exportware gelten kann.
Die Technik des japanischen und chinesischen Lackes scheint nahezu dieselbe zu
sein. Den wesentlichen Rohstoff beider liefertderLackbaum,dieRhus vernicifera,
deren hauptsächlich ausLacksäure bestehenderSaftin zahllosen dünnenSchichten
auf das sorglich vorbereitete Gerät aufgetragen wird. Die einer prachtvollen
Politur fähige Decke schützt den Kern vor jeder Beschädigung, außer durch rohe
mechanische Verletzung oder große Hitze. Die Färbung des Lackes beschränkt
740
sich in älterer Zeit auf schwarz und rot. Dichtes Kinstrcuen feinen Goldstaubes
schafft den Goldgrund | japanisch Kinji|. Kinstrcuen, oder bei den edelsten Werken
Einsetzen einzelner Goldschiippchen in den feuchten Grund den Streulack, das japa-
nische Hirame. Der Aventurinlack. das japanische Nashiji, bei dem dichtestes
Streugold mit einer durchsichtigen Lackschicht bedeckt wird, gehört erst der spä-
teren japanisclien Lackkunst an. Die Verwendung verschiedener Goldtönungen
und anderer Metalle neben und an Stelle des Goldes bereichert die Technik noch
mehr. In der Dekoration fällt gleichfalls den Metallen, vor allem dem Golde, die
Hau|)taufgabe zu. Sie werden entweder in ganz flacher Schicht in den Grund ein-
gepulvert |Hiramakie| oder, in einer einigermaf^en rätselhaften Technik, danach
mit mehreren Schichten durchsichtigen Lackes bedeckt: diese werden dann ab-
geschliffen, bis die Lackzeichnung zutage tritt (Togidashi). Durch fünlegen aller
denkbaren Stoffe, vor allem des Perlmutters, der wunderbarsten Ergänzung des
Gold- oder Schwarzlackes, durch Aufmodellierung von Reliefs, die dami ihrerseits
gelackt werden, und durch Verbindung aller dieser Technikon lä(^t sich die Deko-
ration ins unendliche variieren. Endlich kann dick aufgetragener Lack geschnitzt
und umgekehrt Schnitzwerk farbig gelackt werden. D
Diese Techniken waren den chinesischen Lackmeistern der Sungzeit fast
sämtlich seit Jahrhunderten geläufig, und ihre Werke waren von so hohem künst-
lerischem Werte, da(^ noch die japanischen Lackarbeiten vom Ende der Fujiwara-
zeit [zwölftes Jahrhundert] von ihnen abhängig sind. Diese kcinnen uns daher hel-
fen, uns von der verschwundenen Pracht der alten chinesischen Lackkunst eine
Vorstellung zu bilden. D
5. VON DER YUANDYNASTIE BIS ZUR GEGENWART D
Nie hat ein P'ürst ein Reich von gröf>erer Ausdehnung und Macht beherrscht,
alsdergroficMongolenkhan KUBLAI, der 1279nachChristi Geburt alserster Kaiser
der YUANDYNASTIE den chinesischen Thron bestieg. An eigener Kultur aber
trugen die neuen Herren sehr leicht, und sie haben den chinesischen Kulturbesitz
um kein wesentliches Element bereichert, aufter vielleicht um den Lamaismus mit
seiner bunten Welt abstrakter Gottheiten, Ausgeburten müßiger Mönchsgehirne.
Die Kultur der Yuan zehrt denn auch nur von den Resten des grofien Sung-Erbes,
das sie selbst zum besten Teile zerstört hatte. Unter der reaktionären einheimi-
schen MINGDYNASTIE [1368 1644] und noch mehr unter ihrer Nachfolgerin, der
heute regierenden MANDSCHU-|CHTNG- [DYNASTIE spricht sich der Verfall
noch deutlicher aus, den dann die Berührung mit der jungen brutalen Welt euro-
päischer Technik vollendet. D
Die KER.\MIK, seit den T'ang die edelste unter den chinesischen Zierkünsten,
hat ihre Technik unter den Yuan, Ming und Ching unstreitig außerordentlich be-
reichert. Künstlerisch ist sie um soärmer geworden. DieHerrlichkeiten derSung-
glasuren werden von versprengten chinesischen Meistern noch lange Zeit unter
den Yuan empfunden und nachgebildet. Aber allmählich hört die altchinesische
Tradition auf — vielleicht weil in den Greueln der ersten Mongolenzeit die Töpfer-
familien ausstarben oder sich anderer Arbeit zuwandten, vielleicht weil die eben
erst sefihaft gewordenen nomadischen Herren ihren Geschmack den Chinesen auf-
741
zwangen, oder weil die enge Ver-
bindiing mit dem Westen das
Land mit fremden Teclmikon über-
schwemmte. BLAUMALKREI, als
wesentliches Element kerami-
scher Dekoration, dringt mit ih-
rem Material, dem Kobaltblau,
im dreizehnten Jahrhundert von
Westen ein, und die erste Bekannt-
schaft mit den emaillierten Glä-
sern Arabiens mag die Übertra-
gung dieser Technik auf dieKera-
mik nahe gelegt haben. Jedenfalls
sollen der Yuanzeit die ersten Ver-
suche einer Scharffeuerdekora-
tion in Blau und Rot angehören.
Die Mingdynastie gab dem POR-
ZFILLAN das Übergewicht in der
chinesischen Keramik und machte
aus der Töpferkunst, die dem
enormen Verbrauch des porzel-
lansüchtigen Hofes nicht genügen
Abb. 560: Fläschchen aus milchweigem Glase mit grüner konnte, eine Industrie. Die indivl-
Cberfanjglasur. China. 19. Jahrhundert. Berlin. Kunstge- duclle Schönheit der T'ang- Und
D werbemuseum Do a.-- c j- i-i-L
bungtopferei war dieser natürlich
unerreichbar, und sie hat sich auch nur gelegentlich an die Nachahmung ihrer Gla-
suren gewagt. Um so mehr mufite sie durch die Entfaltung äußeren Glanzes über
den Mangel dieser inneren Eigenschaften hinwegtäuschen. Die GEFLOSSENEN
GLASUREN der Ming zeichnen sich denn auch durch außerordentliche Farben-
prachtund Brillanz aus, und sie sind in den besten Werken derSteinzeugkunst, der
immer überlegenen älteren Schwester des Porzellans, oft von wirklich großer
Schönheit, wenn sie auch die edleren, minder auffälligen Sungglasuren nicht er-
reichen. Die für die Mingdynastie charakteristische Ware ist aber das BLAU-
WEISSE PORZELLAN, dessenGeschichtewesentlichvon den Schicksalen des aus
Westasien importierten Kobaltblaus abhängt. UnterHsüan-Te [1426 — 1435| ist die
Dekoration in dem fremden Scharffeuerblau künstlerisch vollkommen entwickelt,
die milde graublaue Farbe wird mit feinem Takt vorsichtig verwandt. In den
folgenden Jahrzehnten wird der Import des fremden, offenbar edleren Materials
immer spärlicher, dieNachfrage aber infolge der enormen Bestellungen des Hofes
immer größer, bis es unterCh'eng-hua [ 14r,5— 1488] oderChia-Ching [1522— 1567J
nahezu vollständig verschwindet, und eine reiche Dekoration in dem weit intensi-
veren heimischen Blau an die Stelle des älteren und zarteren Zierats tritt. Das
große Gefäß der Tafel, wohl ein ziemlich gewöhnliches Küchengerät, mit Szenen
aus dem häuslichen Leben der Chinesen in Scharffeuerblau, gehört dieser Über-
742
1^
rpr-n PORZELLANVASE. CHINA, PERIODE CHIA CHING
jVd|<| (1522-1566) • SAMMLUNG WALTERS, BALTIMORE
gangszeit an. \'on den Schmelz
färben macht der chinesische Top
fer der ersten Minyzeit noch einen
sehr vorsichtigen Gebrauch: n
beschränkt sich im wesentlichen
auf Kot und Grün und wendet dir
Emaildekoration nur auf zierli-
chem Kleingerät an. Krst unter
Wan-Li[157:} HH9| ist der chine-
sische Porzellaninaler im Besitz
seiner ganzen reichen Palette, und
erst unter den ersten Kaisern der
folgenden Dynastie werden ihre
technischen Mittel voll beherrscht
und ausgenutzt. Die Hauptmanu-
faktur rHING-TK-CHKN gewinnt
seit ihrer Wiederherstellung im
Jahre 1369 bald eine ausgespro-
chene Vorherrschaft durch die
Feinheit ihres Dekors, für den die
besten Maler Entwürfe lieferten,
und unter der Mandschudynastie
ist sie beinahe die einzige Werk-
statt, die wertvolle Ware schafft.
Die Kriege und inneren Wirren, die schließlich zur Herrschaft der modernen
Dynastie führten, ruinierten die chinesische Töpferei vollkommen. First unter der
langen Regierung des bedeutenden Kaisers K'ANG-HSI | l(i()2 1722) erholte sie
sich allmählich von den Schlägen dieser unglücklichen Zeit und wurde schlief>lich
auf die Höhe einer technischen Vollkonmienheit geführt, der beinahe nichts mehr
unmöglich war. Die Keramik dieser Zeit ist allerdings reine INDUSTRIE. Eine
strengeArbeitsteilung beraubte sie jenes individuellen Zaubers, der aus den ganz
persönlichen Schöpfungen der alten Meister mit geheimnisvoller Macht zu uns
spricht, und immer mehr konzentriert sie sich auf die fabrikmäßige Herstellung
jener großen, rein dekorativen Prunkvasen oder virtuosen Bravourstücke, die in
Europa noch immer als der reinste Ausdruck chinesischen Fühlens gelten. TS'ANG
YING-HSÜAN, der 1683 zum Leiter der Porzellanmanufaktur in Ching-te-chen be-
stellt wurde, und dessen unermüdlicher Arbeit der technische und materielle Auf-
schwung der chinesischen Porzellanindustrie vornehmlich zu danken ist, machte
sicherlich nur aus der Not eine Tugend. Das künstlerische Leben seines V^olkes
hatte sich eben völlig gewandelt. D
Die Produkte der CHTNGDVNASTIF] sind so mannigfacher Art, daß ihre Be-
schreibung an dieser Stelle unmöglich ist. Die geflossenen Glasuren des ersten
Teils der Regierung K'ang-hsis zeichnen sich durch höchsten strahlenden Glanz
aus. In der zweiten Hälfte werden die Farben des rubinroten LANG-VAO [SANG
743
Abb. 561: Jadevase. China, 18. Jahrhundert. Uerlin. KunHt-
D ßcwerbemuseum O
DE BOEUF] und des prüncn Lang-yao zu einem milden Pfirsichrot und Apfelgrün.
Neben diesen beiden charakteristischen Farben kommen Blau, Mazariiiblau und
Pfaublau, Korallenrot, ein prachtvolles, oft mit Gold gehöhtes Schwarz, Senfgelb
l'Mise-, Hirsegelb und das stärkere KAISERLICHE GELB vor. Die Kunst des
Craquele und des Flambe, des \'erschmelzens verschiedenfarbiger Glasuren, die
leuchtend ineinander fliegen, wird virtuos gemeistert. □
In der Dekoration mit SCHARFFEUERFARBEN, die zu ihrer Entwicklung des-
selben Hitzegrades bedürfen wie die Glasur, fällt dem Blau die Hauptrolle zu,
einem einheimischenBlau von höchster Leuchtkraft. Kupferrot tritt alsFlrgänzung
hinzu. Die schönsten Schöpfungen der Scharffeuerkeramik sind die prächtigen
Vasen, die unter dem Namen HAWTHORN JARS bekannt sind, deren Dekoration
in Wahrheit aber blühende Pflaumen, die japanische Mumc, bilden. Das Ornament
ist hier ausgespart, das prächtige Blau des Grundes mit einem Netz dunkelblauer
Linien dem Sinnbilde berstenden Eises übersponnen: das Ganze ein liebliches,
der ostasiatischen Malerei seit langer Zeit geläufiges Bild des Vorfrühlings, dessen
erste laue Winde zu gleicher Zeit das Eis schmelzen und die weifte Blütenpracht
der Mume hervorzaubern, — und der sinnvollste Dekor dieser Gefäfte, die Tee
als Geschenk zu Neujahr enthielten, das in China in den Vorfrühling fällt. D
Die üppige Pracht der SCHMELZFARBENDEKORATION dieser Zeit stellt die
sanftere Farbenskala der Ming völlig in den Schatten. Die Palette ist praktisch
unbeschränkt und gestattet dem Porzellanmaler, der in dem Werke der Keramik
eben nichts als einen Malgrund sieht, die bunten Blumenbilder, Landschaften und
Figurengruppen der gleichzeitigen naturalistischen Malerei mit größter Treue
wiederzugeben. Die Hauptfarbe, ein schönes metallisches Grün, hat den Por-
zellanen der älteren K'ang-hsizeit im europäischen Händlerjargon den Namen der
FAMILLE VERTE eingetragen. Abbildung 558 gibt einen der häufigsten Typen
dieser Art wieder. Die vorzüglichsten Leistungen der chinesischen Porzellan-
dekoration in .Muffelfarben sind aber wohl jene Prachtvasen, auf denen sich ein
reicher Emaildekor — meist Mumebäume ^ von einem glänzend schwarzen
Schmelzgrunde abhebt. Die Kombinierung aller dieser Prozeduren, zu denen
noch das Aufformen und Emaillieren von Reliefs, das Aufblasen des Glasurpulvers,
namentlich des Blau, u. v. a. kommen, gibt der Porzellankunst einen technischen
Reichtum wie nie zuvor. D
Im Anfang des 18. Jahrhunderts wird der Glanz der Glasuren allmählich
schwächer, die Gesamtwirkung südlicher. An Stelle des Grüns der Familie verte
beherrscht nunmehr Karminrot die P'arbenharmonie und diese FAMILLE ROSE
wird das typischePorzellan derPeriode Yung-cheng[1723— 1736] undCh'ien Lung
[ 1736 — 1796, Abb. 559]. Die neueste Geschichte der chinesischen Keramik erzählt
nur noch von traurigem Verfall. In unsere Betrachtung gehören diese modernen
Produkte ebensowenig, wie die Erzeugnisse der Exportindustrie, die sich bis zur
Nachbildung europäischer Muster und bis zu den Absurditäten des Armorial
China (Porzellanen mit europäischen Wappen] erniedrigt. Die besten Leistungen
der chinesischen Porzellankunst des 19. Jahrhunderts sind wohl ihre Fälschungen
alter Erzeugnisse, wie sie sich in unseren Sammlungen gut studieren lassen.
744
So unvollkommen und diirftijjunscrcKenntnisse selbst dor neueren chinesischen
Keramik und ihrer Geschichte sind, sie sind tloch unvi-r^leichlich gründlicher als
unser Wissen von den übri^jen Zierkünsten, deren Werke uns nur in I'rohen der
letzten schwächsten Zeit und der ^erin^jsten Art /.u^;int,dich sind, und deren Ge-
schichte für uns aus eini(i;en zuf;illit,'en Notizen unserer Sinologen besteht. Die
HRONZKKUNST der chinesischen Neuzeit ist immerhin noch kriiftig ^cnug ge-
wesen, einem gr()f)en Teile der Keramik ihre P'ormen aufzuzwingen, die freilich
gegenüber der Kraft der alten Bronzen und der Grazie derT'ang- undSunggefäf^e
würdelos und kleinlich erscheinen. \'ielleicht ist diese gründliche \'eränderung
ein \'erdienst der MOHAM.MKDANKR, die seit der Weltherrschaft der Mongolen
in China eine Macht sind und deren Metallarbeiten ganz Asien überschwemmen.
Man würde aber der technischen Vollendung und der immerhin unverächtlichen
Schönheit der Mingbronzen sehr Unrecht tun, wenn man' sie nach den Nach-
bildungen beurteilen wollte, die unsere Museen füllen. Die Bronzen, namentlich
aus der Mitte der Mingperiode, werden auch von den chinesischen Kennern sehr
hoch geschätzt; sie sind daher zwar ungemein häufig nachgebildet und gefälscht,
aber sehr selten aus dem Lande gelassen worden. Als Kunstwerke flcs Hronze-
gusses seien hier schlicf,lich noch die ASTKONOMISC'HKN INSTRL'MKNTK er-
wähnt. Die in Potsdam aufgestellten sind die spätesten und wertlosesten ihrer
Gattung. P'ür ihre überladene Formlosigkeit ist wohl eher derPaterVerbiest ver-
antwortlich als der chinesische Gießer, der sie nach den Angaben des gelehrten
Jesuiten fertigte. Sie traten im Jahre 1670 an die Stelle der prachtvollen, damals
400Jahre alten Instrumente, die KublaiKhan nach Sungvorbildern des elftenJahr-
hunderts hatte gief^en lassen. D
Die chinesische GLASINDUSTRIE hat im chinesischen Mittelalter wie im An-
fange der Neuzeit neben dem Jade und der Keramik nur eine sehr nebensächliche
Bedeutung besessen und sich, so viel wir wissen, nicht zu künstlerischen Schöp-
fungen erhoben. Als unter K'ang-hsi die alten Hofateliers reorganisiert werden,
nimmt auch die Kunst der Glasbereitung an dem allgemeinen materiellen Ai^-
schwung teil, und unter Ch'ien-Lung werden sogar Werke des kaiserlichen Glas-
ateliers, das damals unter der Leitung des trefflichen HU stand, in Ching-te-chen
in Porzellan nachgebildet. Diese inKmailfarben bemalten Gläser waren allerdings
ihrerseits wohl eine Porzellanimitation. Ebenso sind wahrscheinlich die pracht-
vollen einfarbigen Gläser von den gleichzeitigen Porzellanen abhängig. Ihr strah-
lendes Rubinrot, Kobalt- undTürkisblau ist wohl niemals wieder erreicht worden.
Durch Zusammenschmelzen verschiedenfarbigen Glases und Belebung des ein-
farbigen durch F'lecken und Streifen in anderen F'arben wird die Pracht noch ge-
steigert. Keine der europäischen Techniken ist dem chinesischen Glasmeister
fremd, keine ist aber mit so souveräner Freiheit geübt worden, als die Kunst des
GESCHNITTENEN GLASES, die in der Bearbeitung des so viel härteren und
zäheren Jade die beste Schule durchgemacht hatte. Formen wie Techniken und
die meisterliche Art, in der die verschiedenfarbigen Schichten des überfangenen
und geschnittenen Glases der Dekoration dienstbar gemacht werden, sind denn
auch dem Jadekünstler abgesehen worden. Das ziemlich mittelmäßige milchweiße,
745
Abb. ä?2: Kohlenb.
n^:
Zelluii-.ijhiiiu./.
...i, 1 :-. J.ilu liiiiidert. Ucrlin, Museum
O für Völkerkunde Q
rotgefleckte Glasfläschchen [Abb. 560] ist mit einer grünen Glasschicht über-
fangen, die in Form der poetischen Dreiheit, Kiefer, Bambus und Mume, geschnit-
ten ist. In solchem zierlichen Kleingerät, wie vor allem in den bekannten Schnupf-
tabakfläschchen, leistet der chinesische Glasschneider sein bestes. D
Sein Vorbild, der JADE, ist in der Neuzeit denselben Weg zu spielerischer
Kleinkunst und Virtuosität gegangen, wenn auch noch manches edel geformte Ge-
rät unter den Yuan und Ming, ja selbst unter den Mandschu aus dem kostbaren Stoffe
geschnitten worden ist. Das kunstfeindliche Prunken mit der Überwindung tech-
nischerSchwierigkeiten, zu dem gerade die mühselige Jadebearbeitung leicht ver-
führen konnte, schafft jene unerfreulichen, mit kunstreichem, vielfach unter-
schnittenem Zierat überladenen Geräte, die für die neuere chinesische Jadekunst
so charakteristisch sind, und diese eiskalte Virtuosenkunst erreicht den Höhepunkt
der Absurdität in den vielgerühmten Jadeblumen und -Pflanzen, die selbst in Europa
nur in den trostlosen Produkten einzelner Porzellanmanufakturen ein — freilich
746
Abb. 663: Kuhlenbecken, Uron2C mit vielfarbigem ZellenschnieU. China, 18. Jatirhunderl. Ueriin, MuNcum
O für Völki-rkunde D
noch traurifreres - Gegenstück finden. Die niedlichen Nippes au.s .lade, die oft
die Formen alter Bronzen affektieren, wie Abb. 561. sind in all ihrer Nichtigkeit
unvergleichlich erfreulicher. D
Wenn man den europäischen Forschern trauen darf, ist die chinesische KMAIL-
KUNST vergleichsweise sehr jung. Sie soll unter der Mongolenherrschaft, die
sich von Osteuropa bis zum gelben Meer erstreckte, und der im Westen erst die
deutschen Ritter, im Osten das streitbare Inselvolk der Japaner Halt geboten,
aus Europa eingewandert sein. Die fürstliche Hofhaltung des grof^en Khan in
Karakorum kurz vor der Usurpierung des chinesischen Thrones lockte eine Menge
fragwürdiger Abenteurer, aber auch manchen tüchtigen Handwerksmeister in das
Herz Asiens. Namentlich Goldschmiede wurden an dieser Stätte des glänzendsten
Luxus gerne gesehen, und Frater Wilhelm vonRubrouck fand zu seinem Erstaunen
einen Landsmann maitre Guillaume Boucher, orfevre Parisien qui avait demeure
sur le Grand-Pont ä Paris', als Hofgoldschmied des Khan in Karakorum wieder.
747
Fraglos sind damals auch emaillierte Goldarbeiten von byzantinischen oder west-
europäischen Meistern ijefertigt werden; es ist aber keineswegs ausgeschlossen,
da^ das byzantinische Email schon lange Zeit vorher in China bekannt war. Der
mittelalterliche Name der Stadt Byzanz hat jedenfalls nach einer sehr plausiblen
Ktymologie dem chinesischen Kmail den Namen gegeben. Die arabischen Schmelz-
arbeiten werden zwar erst 1387, aber in einer Weise erwähnt, die auf eine alte
Bekanntschaft schlief^en lät>t. Es ist sehr unwahrscheinlich, dal^ China eine Kunst
vollkommen fremd geblieben sein soll, die in Japan seit dem achten Jahrhundert
bekannt war, wie mindestens ein Stück, der rätselhafte emaillierte Silberspiegel
Abb. 570, beweist. Von chinesischen Schmelzarbeiten gleichen Alters ist in
Europa freilich nie berichtet worden. DieältestenStücke, die wir kennen, gehören
vielmehr erst der Mingzeit an. deren Periode Ching T'ai [1450— 56J wegen ihres
ausgezeichneten Cloisonnewerks so bekannt wurde, daf> in Peking noch heute der
Name der Periode generell Zellenschmelzarbeiten bezeichnet. Die Mingemails
zeichnen sich durch Pracht und Tiefe ihrer Earben aus, unter denen zwei ver-
schiedene Blau und ein starkes Korallenrot die Hauptrolle spielen sollen; sie
zeigen aber auch nach Bushell noch gewisse technische Unvollkommenheiten, die
er mit der verhältnismäP>igen Jugend der Technik erklärt. K'ang-hsi schuf 1680
in seinen großen Hofwerkstätten auch ein Emailatelier, und von technischen
Mängeln kann seit dieser Zeit nicht mehr die Rede sein. Über eine dekorative
Wirkung ist das Email, das jiJngste Kind einer späten Zeit, aber weder unter
K'ang-hsi noch unterCh'ienLung hinausgekommen. indessenRegierungszeitwohl
die höchste technische Vollendung des Sclimelzes fällt. Daß auch für das Email
dieser Zeit vielfach die Formen der großen Bronzekunst maßgebend sind, zeigt
das prächtige, mit stilisierten Fledermäusen, einem chinesischen Glückssymbol,
verzierte Kohlenbecken Abb. 562 u. 563. Die Technik ist die des Zellenschmelzes,
der in China überhaupt den älteren Grubenschmelz sehr bald vollkommen in den
Hintergrund gedrängt hat. Das Maleremail hat es in China wohl nie zu künst-
lerischen Schöpfungen gebracht. D
Von der Textilkunst abgesehen, von deren Geschichte in China wir gar
nichts wissen, ist uns keine derchinesischenZierkünsteunbekannteralsdieLACK-
KUNST. In unseren Museen ist nur die späteste Verfallszeit, und selbst diese nur
durch traurige, fabrikmäßige Produkte vertreten, die am besten stillschweigend
übergangen werden. Nur aus den chinesischen Beschreibungen, und vielleicht
besser noch aus den japanischenNachahmungen können wir auf die Pracht dieser
für uns völlig verlorenen Kunst zurückschließen. Ihre große Zeit liegt zwar lange
vor den Yuan, aber noch die schlichte Größe der chinesischen Schwarzlackc des
vierzehnten Jahrhunderts zwang die Meister der Ashikaga in ihren Bann, und das
Takamakie [der RelieflackJ hat seine großartige Entwicklung unter den pracht-
liebenden japanischen Shögunen sicherlich zum guten Teile den chinesischen
Relieflacken zu danken, wie sie im Anfang der Yuandynastie u. a. von P'engChün-
pao in Hsi-t'ang gefertigt wurden. Auch die geschnittenen Rotlacke der Meister
Chang Ch'eng und Yang Mao fanden in Japan Bewunderer und Käufer, und das
gelackte Schnitz werk derKamakurazeit [Kamakurabori! ist die Nachahmung einer
748
chinesischenTechiiik. Unter denMini^ werden freilich die Hollen vertauscht: zahl-
reiche japanische Lackarbeiten ^elan^en als (leschetike des Sho^un an den chi-
nesischen Hof, und in der Mitte des fünfzehnten .Jahrhunderts werden sogar chi-
nesische Meister in. Japan Schüler ihrer Nachahmer. Die chinesischen Lackarhi'iti-n
selbst dieser Zeit zeichnen sich inunerhin noch durch einen so grot^enStil aus, daf;
sie, namentlich für den Tempelgebrauch, vielfach nach Jaj)an exportiert werden.
Aber weder die Mäcene der Mingdynastie noch die Errichtung eines Lackateliers
durch K'ang-hsi vermochten den rapiden Verfall der Lackkunst aufzuhalten, und
die neueren chinesischen Lackarbeiten sind den japanischen sicherlich nicht eben-
bürtig. Ein gewisses Stilgefühl bleibt dem Chinesen bei aller Roheit immer eigen,
und in dieser Beziehung sind selbst seine späteren Werke den Spielereien der
späten Tokugawa stets überlegen geblieben. D
G D
KAPITEL IX ♦ DAS KUNSTGP:WERBE KOREAS
Der Kunst der Halbinsel Korea, die sich politisch fast inuner in ziemlicher Un-
abhängigkeit gehalten liat, kulturell aber einen integrierenden Teil Chinas bildet,
kihinen wir nur wenige Worte widmen nicht weil sie keine nähere Betrachtung
verdiente, sondern weil wir von ihrer Geschichte so gut wie nichts wissen. Ks ist
sehr wahrscheinlich, daft Chinesen und .Japaner besser unterrichtet sind als wir.
Bisheraberhaben sie uns vonihrerWissenschaftnursehrwenigmitgeteilt. Immer-
hin glauben wir, daf> wir selbst dem modernen Korea bitter unrecht täten, wenn
wir es, wie es wirklich häufig zu geschehen pflegt, nach den 'ethnologischen Ob-
jekten' beurteilen wollten, die unsere Sammlungen füllen. D
Die koreanische KULTUR war sehr alt und hatte ihreschönsteBlüte längst ge-
trieben, als sie durch denZugHideyoshis| 1.Ö92— 1598|, der eine beinahe legenden-
hafte Suzeränität Japans über das Xachbarreich mit Waffengewalt wiederherzu-
stellen versuchte, vollkommen vernichtet wurde. Was diese Kultur einst gewesen
ist, davon geben heute in Korea selbst nur noch einzelne zerfallene Bauten Kunde.
Aber die enthusiastischen Berichte der Chinesen, die schon lange vor der T'ang-
dynastie gelernt hatten, diekulturelleEbenbürtigkeit derKoreaner anzuerkennen,
redeneinedeutlicheSprache. DiejapanischeKunstvolIends ist das monumentalste
Zeugnis für die einstige Gröf^e der koreanischen Kultur. Sie ist nicht nur jahrhun-
dertelang den Wegen gefolgt, die koreanische Künstler ihr gewiesen hatten, son-
dern sie ist zum guten Teile von Koreanern geschaffen worden. Gleich die beiden
ersten grofien Maler, deren Namen wir in der japanischen Kunstgeschichte begeg-
nen, beweisen diese Tatsache: Kudara-no Kawanari, der grofte Maler des 8. Jahr-
hunderts, ist sicherlich, und Kose-no Kanaoka, sein etwas jüngerer Zeitgenosse,
der Gründer der gröf>ten buddhistischen Malerschule und eine der gewaltigsten
Gestalten der ganzen japanischen Kunstgeschichte, ist wahrscheinlich ein Nach-
komme eingewanderter Koreaner. Auch die japanische Skulptur vor und während
der Tempyöperiode ist grofien Teils das Werk solcher Einwanderer. Wie groß in
dieserZeit derEinfluf> der koreanischen Zierkunst auf die japanische gewesen ist,
749
D -... K^, ^^.,- ^ iu.n/.<uK- Sammlung R. Koechi.j.. la;.., O
entzieht sich unserem Urteil, da das Fehlen urkundlicher Nachrichten und der
Mangel an Vergleichsmaterial in China und Korea es uns unmiiglich macht, die
zahlreichen in Japan erhaltenenDenkmäler dieser Zeit zwischenChina, Korea und
Japan zu verteilen. Immerhin wissen wir, daß koreanisches Gerät vielfach einge-
führt wurde und daß auch nicht wenige koreanische Gerätekünstler in Japan ge-
arbeitet haben. D
Wirklich entscheidend für die japanische Zierkunst wird der koreanische Ein-
fluß am Ende des sechzehnten Jahrhunderts. Der Tod Koreas bedeutete für Japan
neuesfrischesLeben: seineKeramik ist, wiewirspätersehen werden, zumgrößten
und besten Teil das Werk jener koreanischen Töpfer, die von den Generälen Hi-
deyoshis aus ihrer Heimat fortgeschleppt waren, sie ist geradezu eine AUSGE-
WANDERTE KOREANISCHE KERAMIK. So sind die Öfen von Satsuma, Takatori,
Hagi, der Provinz Hizen und viele andere nicht nur von Koreanern begründet,
sondern bis in die neueste Zeit größtenteils von ihnen betrieben worden. Fast
alle anderen Werkstätten haben erst unter Koreanern wirklich künstlerische Ar-
beiten geschaffen oder ihnen wenigstens den besten Teil ihrer Kunst zu verdanken.
Immer sind aber, auch in Japan, die Originale, die zum großen Teil einer weit
früheren Zeit — vor der Verlegung der Hauptstadt von dem alten Kai-syöng nach
Han-syöng [Ende des 14. Jahrhunderts] — angehören, hoch über diese koreani-
schen Arbeiten oder garihre späteren japanischenNachahmungengestelltwf)rden,
sicherlich mit dem besten Recht. Man kann dem edelsten japanischen Gefäß
nicht größeres Unrecht tun, als wenn man es neben ein koreanisches stellt: es er-
sr-heintdanebenkleinlichundspielerisch. Die koreanische TOPFEREI istviclleicht
-'-Ihst der chinesischen ebenbürtig, der sie in jeder Beziehung verwandt ist. Wie
di'se ist sie im wesentlichen eine Kunst des Steinzeuges und der geflossenen
Glasur; Porzellan und Schmelzmalerei haben erst in sehr später Zeit eine neben-
sächliche Rolle gespielt. Die 'Dekoration' beschränkt sich auf einfache Skizzen in
einem milden Blau, vor allem aber in Braun über der Glasur: das in Japan so
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durchschimmert. Nicht selten sind dieGravierungcn inderMishimaart mitwei(>em
Ton eingelegt. Ein dem chinesischen Ting-yao der Sungzcit ähnliches wei('>es
Steinzeug von fast porzellanartiger Masse ist in derselben Weise verziert. D
Wir müssen gestehen, daf; wir vdllcndcterc Schöpfungen keramischer Phan-
tasie als die edelsten dieser kdreanischen Töpfe nicht kennen. Über die keines-
wegs mechanisch regelmäf^igen, sondern von fiihlciulor lland modellierten For-
men spielen GLASUREN von wahrhaft traumhafter Scluuiheit in geheimnisvollem
Leben. Hier liegen sie wie eine dichte, schimmermle Haut gleichmäfüg über dem
Ton, dort füllen sie, dick zusammenlaufend und dadurch in Glanz und Farbe ver-
ändert, eine Vertiefung aus, oder rinnen in unregelmäf^igen Wölkungen über einer
Unterglasur zusammen, und das kunstvoll geleitete F'euer schafft die mannig-
faltigsten Flecken und Streifen, förmliche Landschaften, vom düstersten Gewitter-
himmel bis zum glühenden Sonnenuntergang. Stoff und Form gehen in diesen
Wunderwerken so vollkommen ineinander auf, dafi man sich kaum denken mag,
sie seien von Menschenhand gearbeitet: sie erscheinen als etwas Geschaffenes,
nicht als etwas Gemachtes. Der beste Kenner ostasiatischer Kunst in Europa hat
mit Recht gesagt, dafi die Töpfe, die im Schlaraffenland aus der Erde wachsen,
unfehlbar wie diese Koreaner aussehen müssen. D
Ein fruchtbarer Kunstschreiber allerdings, der in Europa als der beste Kenner
ostasiatischer Keramik gilt [Brinkley], bemerkt mit ernstem Tadel, dafi nicht
zwei dieser Koreaner dieselbe Glasur tragen und sieht darin einen klaren Beweis
für ihre technische Unvollkommenheit, wo heute jede Fabrik jede beliebige
Anzahl gleich glasierter Gefäße hervorbringen könne. Mit demselben Rechte
könnte allerdings unseren großen Malern von Rembrandt bis Böcklin vorge-
worfen werden, daß sie nie zwei vollkommen gleiche Werke geschaffen haben.
D D
KAPITEL X ♦ DAS KUNSTGEWERBE JAPANS
L DAS VORGESCHICHTLICHE KUNSTGEWERBE JAPANS □
Die Japaner sind von den lebenden Kulturvölkern das jüngste. Ihre GE-
SCHICHTE reicht nicht wesentlich über das sechste nachchristliche Jahrhundert
hinauf, in dem das Land des Sonnenaufgangs mit den großen Kulturmächten des
asiatischen Festlandes zum ersten Male in dauernde und innige Verbindung trat.
Die Geschichte der früheren Jahrhunderte schimmert durch die Märchen des Kojiki
undNihongi, der beiden ältesten japanischen Werke halb historischen Charakters,
die aber erst dem achten Jahrhundert entstammen, nur in unbestimmten, flimmern-
den Umrissen, wie durch das tiefe Blau eines Gebirgsecs, zu uns herauf, und die
Annalen Chinas und Koreas, des nächsten Nachbarn, der unter den Piratenzügen
des tapferen Insel Volkes oft genug zu leiden hatte, liefern uns nur wenige dürftige
Daten. Diese führen uns etwa bis zum Beginn der christlichen Zeitrechnung.
Damals waren die Japaner jedenfalls schon seit Jahrhunderten im südlichen und
mittleren Japan ansässig, aber noch keineswegs Herren des Landes. Die tapferen Ur-
einwohner, deren letzte Nachkommen, dieAINU, heute in Elzo ein armseliges Leben
752
führen, verteidi^^teu virlinehr jimIlmi Fup^breit ihres Landes bis aufs äußerste, und
die unvergleichliche krie^jerische Kraft des nuttehdterhchen und modernen Japan
wurde wohl nicht zum weni^jsten im F'eucr dieses furchtbaren VernichtuiiKS-
kampfes geschmiedet. Von der einfachen Kultur des ursprimglichen Japan , mit
ihrem Kultus j^ottlicher und vergötterter Ahnen, vor allem der Soiuicngöttin, als
deren Nachkommen die Japaner das kaiserliche Haus und sich selbst betrachten,
geben uns Kojiki und Nihongi ein farbenreiches Hild, und Kunde in dolmenartigen
Gräbern aus dem Gebiete der ältesten Kultur in den Provinzen um Kyoto und an
der Ostküste haben sie in neuester Zeit noch anschaulicher gemacht. Vor der
keineswegs sentimentalen europäischen Technik ist die ehrfürchtige Scheu vor
diesen Zeugen der 'Götterzeit' und vor der Kntweihung des heiligen Bodens ge-
schwunden: Eisenbahnbauten und Bewässerungsanlagen haben manche dieser
Gräber zerstört, und ihr Inhalt ist in alle Winde verstreut worden. Ältere Funde,
die zum Teil der Steinzeit angehören, stehen in keiner kulturellen Verbindung
mit dem historischen Japan, und sie sollen uns dahrr hier nicht beschäftigen. D
Die ausgezeichnete Technik der GRABHI']I(i.\FiKN an Waffen und Gerät läfit
auf eine jahrhundertelange Schulung schlief>en, und es ist höchst wahrscheinlich,
dafi diese Gräber der letzten Zeit der japanischen Prähistorie, den ersten nachchrist-
lichen Jahrhunderten, angehören. Daf» vor allem die KÜNSTK DKS MKTALLS.
der edlen sowohl, wie des Eisens und des künstlerisch vornehmsten, der Bronze,
zu hoher \'ollendung gediehen waren, nimmt bei diesem kriegerischsten Volke
der Welt nicht Wunder. Schmieden und Gief^en, Treiben und Ziselieren, und alle
sekundären Techniken werden souverän beherrscht, und in der Kunst der Gold-
plattierung und des Drahtwerkes hatte schon damals .Japan kaum noch etwas zu
lernen. Kunstvoll aus Eisen- und Bronzeplatten zusammengenietete Helme mit
reichen Schmuckgehängen aus Silber- und Golddrahtwerk und die geraden, ein-
schneidigen Schwerter mit reichem Bronzezierat goldplattierter, getriebener
und gravierter Scheide, durchbrochenemStichblatt und durchbrochenemKnauf —
sind beredte Zeugen des kriegerischen Sinnes und des lebendigen Schönheits-
gefühls der ältesten Japaner. An religiösem Gerät finden sich Bronzeglocken
eigentümlicher hoher F'orm mit breiten F-'lügeln und runde Bronzespiegel, das
heilige Sinnbild des Shinto. des japanischen Ahnenkultus. Neben diesen präch-
tigen Metallarbeiten erscheint die prähistorische KEHA.MIK, einfaches auf der
Scheibe gedrehtes, unglasiertes Gerät, und Tonsärge, die gelegentlich mit rohen
Reliefs verziert sind, geradezu ärmlich. Am interessantesten sind die Iwahibe,
eigentümlich geformte KultgefäfiC, deren reichstes Exemplar die Abb. 566 wieder-
gibt. DieGüte derMasse, dieSorgfalt desBrandes und der reicheZierat, gravierte
Zickzackornamente, am Fu(^ ein Mädchen mit einem Kind und Hirsch, am Schaft
Schildkröten, heben sie über das gewcihnliche Gerät des täglichen Lebens hin-
aus. Aber es ist höchst wahrscheinlich, daft diese Iwahibe Nachahmungen von Ge-
fäften sind, wie sie nicht selten im koreanischen Boden gefunden werden. Über-
haupt läfit sich selbst in dieser frühesten und nach japanischer Ansicht durchaus
selbständigen Zierkunst mancher fremde Zug kaum verkennen. DaPi Beziehungen
zu China bestanden, würden, wenn die historischen Zeugnisse nicht wären, schon
43 . Geschichte des Kunstgewerbes. II. 753
die zalilreichen Ilnn-Spicgel in
japanischen Gräbern lehren. Die
anscheinend {Tcometrische Orna-
niontik ihrer japanisdien Gej^en-
stücke sieht durchaus wie eine
Weiterentwickhing der Hanorna-
mentik aus, und der Typus des
runden Bronzespiejrels wird wohl
überhaupt aus China eingewan-
dert sein. Die Verzierung durch-
brochener Schwertknäufe bilden
gelegentlich T'ao-T'ieh und Phö-
nix, zwei der ältesten chinesi-
schen Fabeltiere, die uns schon
auf den frühesten Bronzen begeg-
net sind, und die Ornamente eines
Pferdegebisses sind anscheinend
Ncrarmte Nachkommen von chi-
nesischen Bronzemustern. Im we-
sentlichen aber ist das altjapani-
sche Gerät und seine Ornamentik,
mit ihren geometrischen Mustern,
den geometrisch stilisierten Jagd-
und Kriegsszenen und den primi-
tiven Tierfiguren, wohl ein durch-
aus selbständiges Erzeugnis. D
»KK «a: i-„KiK lu . I . ^1 T . c I u Es ist müftig zu fragen, was
Abb. 566: Iwahibe [Kitualgeta^j aus Ton. Japan, 5. Jahr- • " *-> »
o hundert [?). Museum ise D aus dieser BODENSTÄNDIGEN
KUNST geworden wäre, wenn sie sich frei hätte entfalten können. Die mächtige
koreanische und chinesische Welle, die im sechsten Jahrhundert zuerst Japan
überflutete, hat sie bis auf den letzten Rest hinweggeschwemmt, und man mag
eine gewisse Tragik darin finden, daß das junge, äußerst begabte Volk gerade dann
mit den alten großen Kulturen des Ostens in Berührung kam, als es fähig war sie
aufzunehmen, aber unfähig sie selbständig zu verarbeiten. Die junge japanische
Zivilisation konnte diese dreitausend Jahre alte, völlig fertige Kultur nur von sich
stoßen, oder mußte ihr erliegen. Das Erbe, das Japan im sechsten Jahrhundert an-
treten mußte, war eben so groß, daß allein seine Aneignung alle Kraft des ganzen
Volkes in mehrhundertjähriger Arbeit verbrauchte, und für seine Weiterbildung
keine Kraft frei blieb, wenn die Weiterbildung einer Kultur wie der chinesischen
überhaupt möglich wäre. So blieb den Japanern kaum etwas anderes übrig als
nachzuahmen, und jede eigene Bewegung wurde durch neue Fluten chinesischer
Kultur, die Japan immer wieder überschwemmten, erstickt. Vor wenigen Jahr-
zehnten, als Japan um seiner Existenz willen sich die europäische technische Kul-
tur anzueignen gezwungen war, ist Europa an Chinas Stelle getreten. Das euro-
754
päischc Erbe lastet freilich weni- T
gor schwer als das chinosische,
denn seine Kultur kann sich an
Alter. Geschlossenheit und iinie-
rer Kraft auch nicht entfernt der
altchinesischen vert^leichen, und
so bleibt immerhin einijie Hoff-
nunjj, dafi es Japan Kelini,'en ma^.
innerlich Herr über Kuropa zu
werden und sich eine eii^ene Kul-
tur zu ßrinuien. G
2. VON DKH KINKÜHRUNG
DKS HLDDIllS.MUS IN JAPAN
BIS ZUR NARAI'KRIODE [552
BIS 710| D
Die Botschaft des koreani-
schen Königs, der im Jahre 552
dem Kaiser Kinimei eine vergol-
dete Huddhastatue, buddhistische
Schriften und Tempelgerät sand
te, traf Japan für den neuen (jlau
ben und die festländische Kultur
wohl vorbereitet. Denn schon
Jahrhunderte vorher fanden bud-
dhistische Wanderprediger und
Gelehrte aus Korea, auch aus
China und Indien, ihren Weg narli
Japan, und ihr Wirken hatte be-
reits unverkennbare Wandlungen
im geistigen Leben Japans ver-
ursacht. So kam es, daft trotz
des wütenden Widerstandes man-
cher Mitglieder des höchsten Adels, die für ihre alte Shintn- Religion fürchte-
ten, schon unter der Kaiserin Suiko 1593—628) der BUDDHIS.ML'S unbeschränkt
herrschte, und der tatsächliche Regent, der kaiserliche Prinz Shötoku Taishi, eine
der gröf,ten Gestalten des japanischen Buddhismus, das japanische Leben voll-
ständig im chinesischen Sinn umgestalten konnte. Im Anfang des siebenten Jahr-
hunderts istdiese Wandlung im wesentlichen vollendet, und zwar zum bestenTeile
durch die Arbeit von Koreanern, in deren Heimat damals die chinesische Kultur in
schönster Blüte stand. Viele von ihnen wurden dauernd in der neuen Provinz des
chinesischen Geistes ansässig, und die erste grofie Schule japanischer Skulptur ist
im wesentlichen das Werk koreanischer Künstlerdynastien und ihrer japanischen
Schüler. Die unmittelbare Verbindung mitChina selbstwird erst einigeJahrzehnte
später fester geknüpft und erst im achten Jahrhundert für Japan bedeutungsvoll.
48* 755
des Kaisers von Japan
Die koreanische Kunst dieser Zeit,
und damit die japanische, ist die
der KLKINKKKN DYNASTIEN,
die in China der T'anjrdynastievor-
ausjrchen, eine Kunst, die, soweit
wir aus den wcnijren erhaltenen
Denkmälern schliet">en können,
noch durchaus von der indischen,
und damit vielleicht von derwest-
lichen abhängig ist. Erst unter den
T'ang werden die Chinesen inner-
lich Herr über diese V^orbilder und
schaffen, zum ersten Male seit der
Einführung des Buddhismus, eine
grofie nationale Kunst. D
Die Zahl der in Japan erhalte-
nen Werke der Zierkunst dieser
Zeit ist ungemein gering, und ihr
historischer Charakter schwer ge-
nug zu bestimmen. Wir wissen
nicht, ob Japaner überhaupt sie
geschaffen haben, und manches
spricht sogar dafür, da^ sie das
Werk eingewanderter Koreaner
oder Chinesen, oder vielleicht
auch importiert sind. Künstlerisch
sind sie zum Teil von höchster
Vollendung, wie die beiden Hauptwerke der SUIKO-ZEIT, der köstliche Tama-
mushischrein im Höryüji, mit seinen zierlichen, beinahe hellenischen Metallbe-
schlägen, die mitden schillernden Flügeldecken einesKäfersTamamushiunterlegt
sind, unddasBanner in kaiserlichem Besitze, das sich früher gleichfalls imHöryüji
befand und 1900 auf der Pariser Ausstellung zu sehen war. Es besteht aus sechs
rechteckigen Platten aus Goldbronze, die im Scharnier an einander befestigt sind
und von einer Art Baldachin herabhängen. Die einzelnen Platten sind in Form
musizierender Engel in Wolken und Blumen durchbrochen, einer Dekoration von
feinstem Liniengefühl und entzückendem Liebreiz. Diese prächtigen Leistungen
des Metallkünstlers haben freilich ebensowenig einen ausgesprochen japanischen
Charakter, wie die zierliche Silberkanne aus dem Höryüji, jetzt in kaiserlichem
Besitz, die gleichfalls in Paris ausgestellt war [Abb. 567). Die gravierten Flügel-
pferde scheinen nach dem Westen zu weisen, ihre lebendige Stilisierung aber ist
durchaus ostasiatisch und das natürliche Mittelglied zwischen den Pferdefiguren
der bekannten Steinreliefs aus der Hanzeit und der sechs Jahrhunderte jüngeren
Makimono der Tosaschule. Auch die prachtvolle Stilisierung des vergoldeten
Drachenkopfes, der den Deckel bildet, hat in Westasien sicherlich nicht seines-
Abb. 568: Stoffreste. Japan. 7. Jahrhundert. Im Horyuji-
D tempel, Provinz Vamato G
756
gleichen Nach den Metallar- °
beiten, deren frühe N'olleii-
dun^ wir der Schulung durch
die alten Künste des Waffen-
schmiedes zuschreiben kön-
nen, wenn wir an ihren japa
nischen Ursprun^^ glauben
wollen, verdienen die TKXTI-
LIKN dieser Zeit unsere Auf
merksamkeit. Hrokate bilden
einen wesentlichen Teil der
prunkvollen buddhistischen
Kultkleiilung. Sie sind da-
her schon früh aus China und
Korea eingeführt, und von
den eingewanderten Künst-
lern und ihren japanischen
Schülern vortrefflich nachge-
bildet worden. Bald wurde es
am Hofe Sitte, die neu entstan-
denen Heiligtümer mit Schöp-
fungen eigenen Fleif>es, mit
kunstvollen Nadelmalereien
nach Entwürfen koreanischer
Künstler, zu beschenken. E!r-
halten ist von diesen Sticke-
reien wenigstens in Fragmen-
ten die groficTenjukokuman-
dara, die 622 nach dem Tode
Shötoku Taishis die Frauen
des kaiserlichen Hofes, die
Kaiserin an der Spitze, für den
Höryüjitempel, seine Lich-
lingsschöpfung, arbeiteten,
die figurenreiche Darstellung
des 'Reiches unendlicher Se-
ligkeit', in das der fromme
Prinz eingegangen war. Der-
selben Zeit gehören die Stoff-
reste an. die unsere Abb. 568
wiedergibt. Fragmente von
Priestergewändern im Ho-
ryüji. Erstaunlich istdiePrei-
heit und Anmut der Kompo-
Abb. 569: Bronzepauke IKwagenkeij. Japan, ». Jahrhundert. Im
D Köfukujitempel, Provinz Vamato, Japan D
757
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Abb. 570 und 571: Rückseite eines Silberspiegels mit Zellcnschnu'!/ und eines Bronzespiegels mit Ein-
D lagen von Perlmutter und Bernstein. Japan, S. Jahrluindi'rt. Im Shösöin, Nara D
sition des rechten Fragmentes mit den hernieder schwebenden Lotuspetalen,
einem der ältesten und schönsten Motive buddhistischer Ornamentik. Der Stoff
unten links ist wohl sassanidisch oder die Nachbildung eines sassanidischen
Musters und beweist, dag auch persische Einflüsse schon damals auf Japan ge-
wirkt haben. Sie scheinen allerdings ohne Folge geblieben zu sein. D
3. DIE NARAPERIODE [710 BIS 794 1 D
Den Höhepunkt der Kunst dieser Zeit, die nach Nara, der neuen glänzenden
Residenz, benannt zu werden pflegt, bezeichnet dieRegierungdesKaisers SHOMU
[724—748], die mit der PERIODE TEMPYÖ 1 729 -748 1 fast vollkommen zusamen-
fällt. Europäische Bücherschreiber haben es fertig gebracht, diese Kunst als 'pri-
mitiv zubezeichnen und denGeist ihrerOrnamentik in den künstlerischenLeistun-
gen unserer Kinder wiederzufinden, wenn sie Zigarrenkästen mit Oblaten be-
kleben. Für die Japaner aber schliefet das Wort Tempyö die Vorstellung vielleicht
der größten künstlerischen Blütezeit ein, die Japan je erlebt hat. Die religiöse Ar-
chitektur hatte damals ihre grof^e Zeit sogar schon hinter sich. Die buddhistische
Skulptur aber hat niemals Herrlicheres geschaffen, als die grofsartigen Statuen
aus Bronze, Holz und Lack und die wunderbaren Masken für die Tempeltänze, die
heute noch den kostbarsten Besitz der ältesten Tempel und einiger reicher Samm-
ler bilden. Ähnliches gilt von der GERÄTEKUNST. Mit Ausnahme der Keramik, die
erst merkwürdig spät, im 13. Jahrhundert, eine Kunst geworden zu sein scheint,
[wenigstens sind uns ältere Töpfereien von künstlerischem Werte nicht bekannt ge-
worden], ist sie damals zu größter Vollendung gediehen, und selbst die glänzende
Fujiwarakunst zeigt ihr gegenüber in gewisser Beziehung schon eine Verarmung.
Zum Glück ist uns keine Periode der älteren Kunstgeschichte Japans besser
bekannt, als die Narazeit. Im Jahre 756 fiel nach dem Tode des Kaisers Shömu
dem Roshanabuddha, d. h. dem Tempel Tödaiji in Nara, fast das gesamte welt-
liche und religiöse Gerät seines Haushaltes zu, und bald darauf wurde diese
reiche Gabe noch durch weitere Geschenke seiner Gattin ergänzt. Das Schatzhaus
758
Abb 57_': Kurö, WeihrauchKefiiß aus Bron/c, goldtauschiert und mit Edelstc-iiu-n besetzt. Japan, n. .Imr-
D hundert. Im Shösöin, Nara O
SHÜSOIN, das zur Aufnahme dieser kostbaren Widmungen erbaut wurde, ist, wie
es war, mit einem Teile seines Inhaltes noch heute erhalten, fast unversehrt von
den wilden Bürgerkriegen des Mittelalters und von dem gröf>ten F'einde der japani-
schen Kunstwerke, dem Feuer. Selbst der ursprüngliche Katalog der Sammlung,
des ältesten und eines der kostbarsten Museen der Welt, existiert noch. Was die
Erhaltung dieser Schätze in einrm Zeiträume von mehr als 1000 .Jahren ernuig-
licht hat, ihre fast vollkommene Unzugänglichkeit, verhindert freilich auch noch
heute ihre Verwertung für unsere Erkenntnis. Immerhin sind nicht wenige der
über 3000 Objekte des Shösöin photographiert oder in Abbildungen nach Auf-
nahmen zugänglich gemacht worden, die früher gelegentlich von Kaiserlichen
Kommissaren angefertigt wurden. Eine vollständige Publikation ist im Erscheinen.
Eine Anzahl von Kopien besonders wertvoller Stücke sind aup^erdem im Kaiser-
lichen Museum in Tokyo ausgestellt, so dafi es möglich ist, den Charakter dieser
einzigen Sammlung wenigstens in seinen Hauptzügen zu erkennen. D
Die ungeheure künstlerische Produktivität Japans im achten .Jahrhundert, die
uns das Shösöin offenbart, ist wiederum eine Folge befruchtenden Verkehrs mit
dem Festland. Aber diesmal ist es die Sonne der glänzenden T'angkultur, unter
deren Strahlen die japanische Kunst ihre erste und schönste Blüte entfaltet. Korea
als Vermittler festländischer Kunst trat jetzt zurück. Dafür wanderten Tausende von
Kunstwerken und Hunderte von Künstlern aus China nach dem 'Land der Zwerge',
und Japan wurde in kurzer Zeit so vollkommen eine geistige Provinz Chinas, daf;
es den Japanern selbst unmöglich ist, unter den in ihrer Heimat überlieferten Kunst-
werken die japanischen zu erkennen. Daraus, daf; einige Objekte des Shösöin in den
alten Verzeichnissen ausdrücklich als chinesisch oder koreanisch bezeichnet wer-
den, haben sie zwar geglaubt schliefen zu können, daft der Rest japanisch sei. Da
indessen diesen japanischen Kritikern der Inhalt des Shösöin eingestandener-
maf^en ebenso rätselhaft ist, wie uns, mag es uns ausnahmsweise einmal erlaubt
sein, aus der Fülle europäischer Unwissenheit heraus an ihrem Urteile zu zweifeln,
und zu vermuten, daf; es mehr einem löblichen Patriotismus, als unbefangener
wissenschaftlicher Einsicht entsprungen ist. Der festländische Charakter mancher
759
Objekte ist eben sjar zu evident. Ks selieiiit uns daher sein- wahrscheiulicli, dal\
ein sehr gro(^er Teil aus China importiert oder in Japan von eingewanderten Chi-
nesen gearbeitet worden ist, und daf> auch die Werke der japanischen Meister
ganz von den chinesischen Vorbildern abhängig geblieben sind. Gro|i kann ihre
Zahl nicht gewesen sein, denn sonst wäre ihre Tradition in Japan nicht nach so
unglaublich kurzer Zeit abgebrochen worden. Wir wüfiten wenigstens nicht, wie
wir erklären sollen, warum eine Fülle von Techniken, die der Tempyöperiode
geläufig scheinen, kurze Zeit nachher wieder verschwunden sind. Sic kcinnen im
besten Falle nur ganz äuf^^rlich assimiliert worden sein. Dem japanischen Mittel-
alter, ja selbst der Neuzeit, mit Ausnahme der letzten Jahrzehnte, scheint das
GLAS durchaus fremd geblieben zu sein das Shösöin aber enthält in der Masse
gefärbte, geschliffene Glasschalen von erstaunlicher technischer Vollendung.
Von dem nächsten technischen Verwandten des Glases, dem EMAIL, wissen wir
vor dem siebzehnten Jahrhundert so gut wie nichts — aber schon um das Jahr 700
wird die Herstellung von Schmelzarbeiten durch Verordnungen geregelt, und im
Shösöin findet sich ein emaillierter Spiegel, der geradezu ein Meisterstück dieser
Kunst ist. Die\'orderseite ist aus Silber, die Rückseite | Abb. 570 1 hat die Foi-m eines
geöffneten Lotoskelches in rotem, grünem und blauem Schmelz auf Goldgrund.
Die Stege sind Gold. Auch Technik und Dekoration des schönen runden Bronze-
spiegels Abb. 571 finden in der späteren japanischen Zierkunst schlechterdings
keine Parallele. Die Rückseite ist mit schwarzem Lack bedeckt, und in diesen ist
aus graviertem Perlmutter und Bernstein ein dichter symmetrischer Dekor von
Blättern undBlumen eingelegt, an denen lebendig stilisierte Vögel picken. Andere
Bronzespiegel sind uns vertrauter: sie sind den oben besprochenenT'angspicgeln
durchaus gleichartig. Ebenso glauben wir den Charakter echtester T'angkunst in
dem prächtigen Räuchergefäg Abb.572 wiederzufinden. Die Räucherpfanne selbst
ist aus Bronze, mit Pflanzenmotiven in Gold und Silber eingelegt und mit Edelsteinen
besetzt, derGriffaus steinbesetztemSandelholz [Shitanj. Ebenso sind die mächtig
stilisierten Löwen aus Goldbronze an der Endigung des Griffes und an dem
eigentlichen Gefäft, sowie das prächtige Bronzezierstück, das das Übergangsglied
zum Griff bildet, mit Edelsteinen inkrustiert. Eine der gewaltigsten Schöpfungen
der Tempyöperiode gibt unsere Abb. 569 wieder, die unter dem Namen KWA-
GENKEI bekannte Bronzepauke im Köfukujitempel. Dieses fast zwei Meter hohe
Meisterwerk des Bronzegießers ruht auf einem hundeähnlich stilisierten Löwen,
den eigentlichen Träger der Schlagplatte bilden die verschlungenen Leiber von
vier mächtig stilisierten Drachen. Überhaupt steht auch in dieser Zeit die Metall-
kunst an erster Stelle: wir nennen noch die entzückenden Gravierungen des
bekannten grof^en Silbergefäßes mit chinesischen Jagdszenen im Shösöin. Be-
rühmt ist das Langschwert [Tachi] Kaiser Shömus mit reichem, durclibrochenem
Zierat von Gold und Silber, und sein Kurzschwert mit noch feinerem Beschläge
aus denselben Metallen und köstlichem goldenem Stichblatt [Tsuba], auf dem Ran-
ken graviert sind, — beides natürlich HOFSCHWERTER, die nicht zu wirklichem
Gebrauch bestimmt waren. Ein anderes Langschwert trägt auch auf der Klinge
Goldeinlagen: Sternbilder und Wolken. D
760
Die schwarzen Lackscheiden dieser Schwerter, mit einem Dekor von Tieren
und Pflanzen in Ciohllack und Silber- und Goldeinlaj^en, j,'eh(>ren zu den ältesten
in .Japan erhaltenen LACKARHKITKN. Die Lacktechnik aber, die dem künst-
leiischen Wesen der Jajjaner so ^anz besonders /.usat,'te, scheint schon in sehr
früher Zeit j^eübt worden zu sein, sell)st wenn wir den pseudohistorischen Berichten
nicht trauen wollen, die ihr ein ganz fabelhaftes Alter zuweisen, einander selbst
aber so grimdlich wie möglich widersprechen. Nach chinesischen Berichten sollen
schon im sechsten Jahrhundert gelackte Lederpanzer in Japan getragen worden
sein; in der Mitte des siebenten Jahrhunderts werden am kaiserlichen Hofe Lack-
werkstätten eingerichtet und am Knde des siebenten Jahrhunderts wird die Fär-
bung des Lackes durch Ziiuiober, wohl von den Chinesen, erlernt. Unter Mommu
(697 707] war die Industrie schon so bedeutungsvoll, daj^ sie durch Verord-
nungen geregelt, und den lackproduzierenden Distrikten erlaubt wurde, Staats-
abgaben in Lack anstatt in Reis zu bezahlen. Die Lacke der Periode Tempyö, vor
allem ein wunderbares Koto | liegendes Saiteninstrument) mit Gold- und Silber-
einlagen auf Schwarzlack, gehören schon zu den klassischen Meisterwerken die-
ser glänzendsten aller japanischen Zierkünste. Leider liegen uns von diesen köst-
lichen Stücken keine irgend genügenden Abbildungen vor. DaP; auch die Technik
der Lackinkrustation mit Perlmutter, der künstlerisch wertvollsten Kroberung des
Lackmeisters, schon bekamit war, beweist der Spiegel Abb. 571 [s. o.J. Sie ist
wohl von der verwandten und wahrscheinlich älteren Technik der Einlage von
Bernstein, Schildpatt. Perlmutter und Klfenbein in Holz abgeleitet worden, die für
die Zierkunst des achten Jahrhunderts geradezu typisch ist und einfach vollendete
Werke schafft, kurze Zeit darauf aber ebenso spurlos verschwunden ist, wie die
oben erwähnten Techniken. Aus der Fülle der Objekte dieser Art wählen wir
das Schachbrett Abb. 573 aus Shitanholz mit Einlagen von gefärbtem fllfenbein,
deren fabelhafte P>leganz in keiner späteren Zeit ihresgleichen findet. An Rein-
heit und Gröf,e des Liniengefühls werden sie freilich von den Einlagen der Musik-
instrumente im Shösöin übertroffen, die zu reproduzieren uns leider der Mangel
ausreichender Abbildungen verbietet. Neben dem eingelegten hat auch das be-
malte Holzgerät namentlich im Kultus der Shömuzeit eine Rolle gespielt, eine
Technik, die als künstlerische Technik wenigstens — ebenfalls sehr bald ver-
loren geht. Die Reisschachtel Abb. 574 ist auf hellgrünem Grunde mit blumen-
tragenden Ranken, meist in Braun und Rot, die Ränder sind schildpattähnlich
bemalt. Von den Stoffen des Shösöin ist es unmöglich, sich nach Abbildungen eine
Vorstellung zu machen, und Originale dieser Zeit sind in Europa nirgends zu
finden. Immerhin wissen wir, da|3 alle Techniken der Weberei und Färberei den
japanischen Meistern geläufig waren, und daft die glänzende Kunst der Fujiwara-
zeit, wasGröf>e des Stiles angeht, eher einen Rückschritt bedeutet. Das Fragment
der prachtvollen Tempeltischdecke aus Brokatstoff kann selbst in der farblosen
Abb. 575 von dieser Grö^e eine Vorstellung geben. Von der Töpferei des Shösöin
haben wir an anderer Stelle gesprochen. D
Die ORNAMENTIK des reichen und künstlerischen Geräts der Narazeit mag
uns, die gerade die gesuchteAsymmetrie der späterenTokugawaschöpfungen zu-
761
Abb. 573: Fug und Einzelheiten von einem Schachbrett mit Holzintarsia. Japan, 8. Jahrhundert. Im
O Shösöin, Nara D
erst schätzen gelernt haben, auf den erstenBlickganzunjapanisclischeincn. Denn
es herrscht in ihr das vollkommenste, auch äuficre Gleichgewicht, eine strenge
fast textileSymmetrie, und selbst wenn dieDekoration auskleineren, gesonderten
Ziermotiven besteht, sind sie durchaus symmetrisch über dieFläche verteilt. Wir
sehen aber keinen Grund, sie gerade deswegen für besonders chinesisch zu erklären.
Wir müssen uns erinnern, dag der Geist des Buddhismus, mit seiner tiefen Sehn-
sucht nach der ewigen Ruhe der gequälten Kreatur, damals das ganze Leben
Japans vollkommen beherrschte. Es ist nicht mehr als natürlich, daf^ ersichsogut
wie in der groften Kunst, der mächtigsten Offenbarung religiösen Fühlens, auch
im Tempelgerät ausspricht, dem die weltliche Zierkunst den gröfiten Teil seiner
Formen entlehnte. Diesem ist ja bis in die neueste Zeit die starke und unruhige
Wirkung des Gegensatzes symmetrischer Form und asymmetrischen Dekors un-
bekannt geblieben. Die einfache und selbstverständliche Hoheit und die Gröfte
des Flächenstils, die wir an den Werken der Naraperiode bewundern, ist freilich
schon der P'ujiwarazeit unerreichbar. Sie weichen damals freieren und leichteren
Formen, vielleicht in spontaner Entwicklung, wahrscheinlich aber unter chine-
sischem Einfluß, den wir nur im einzelnen weniger deutlich erkennen können als
in der Zeit der T'ang. D
4. DIE HEIAN- UND FUJIWARAZEIT [794 BIS 1185] D
Im Jahre 794 wurde die KaiserlicheKesidenz von Nara nach dem benachbarten
HEIAN, dem späteren KYOTO verlegt, das bis in die neueste Zeit die geistige und
künstlerische Hauptstadt des Reiches geblieben ist. Die politische Hauptstadt
762
aber ist es nicht latifre gewesen.
Der Hi)f lebte uiui \vel)te in einer
poetischen und kinistlerischen
Traumwelt, in der ein Lied auf die
Kirschblüte im Kridilin^r oder auf
den Ilerbstmond ein Kreignis, ein
unhöfisches Wort oder ein kalli-
graphischer \^erstof> ein Schicksal
waren, — in einer Welt der An-
deutungen, deren Adejjten ihren
Stolz darein setzten, sich ohne
Worte zu verstehen. Selbst die
Religion wurde das Objekt künst-
lerischen Geniel^ens. Diese raffi-
nierten Ästheten waren froh, jene
enge Welt, in der 'hart im Räume
sich die Sachen stof;en', z. H. eine
so rohe und unkünstlerische Tätig-
keit, wie die Regierung des Lan-
des oder gar den barbarischen
Krieg anderen, weniger feinnervi-
gen Menschen überlassen zu kön-
nen. So wurde am Elnde des neun-
ten Jahrhunderts die aus kaiserli-
chem Geblüt entsprossene FUJI-
WARAFAMILIE, deren Namen die Ai.b. 574
Zeit vom zehnten bis zwölften
Jahrhundert trägt, tatsächlich allmächtig. Ihre Mitglieder waren die \^)rmünder
der minderjährigen, die Regenten der mündigen Kaiser und die Inhaber aller wich-
tigen, einflul^>reichen und gewinnbringenden Hofämter und Regierungsstellen. Die
Kaiserinnen entstammten sämtlich der Fujiwarafamilie, und die Kaiser wurden
willenlose Puppen ihrer Schwägerschaft. Denn niemals wohl hat es einen frauen-
hafteren und ausschlief;licher von Frauen beherrschten Hof gegeben. In dieser
erschlaffenden Treibhausluft muffte indessen auch die Tatkraft der Fujiwara er-
lahmen, und ihre Hofhaltung gab an Weichlichkeit bald der kaiserlichen nichts
nach, die sie an ülanz weit übertraf. Als 1156 eine kaiserliche Armee gegen einen
Prätendenten aus kaiserlichem Blute ausgerüstet wurde, war, wenn wir einem
japanischen Autor trauen dürfen, der Feldherr nicht imstande, ein Pferd zu be-
steigen, und der Oberst der kaiserlichen Wache vermochte in der ungewohnten,
schweren Kriegsrüstung keinen Schritt zu gehen. In dem von so schwacher Hand
regierten Reiche herrschte denn auch bald vollkommene Anarchie. Unterdessen
aber hatten zwei dem kaiserlichen Hause nahe verwandte kriegerische Familien,
die MIN'AMOTO und TAIRA, in jahrelangen Kämpfen gegen die noch immer nicht
unterworfenen Ureinwohner im Norden und gegen die freche Piraterie in der In-
763
Hfni.iltf Holzschat-htcl, von oben und von vorn
ifcsphcn. Im Shösöin, Nara D
Abb. 575: Teil einer Tempeltischdecke, Brokat.
G Japan, 8. Jahrhundert. Im Shösöin, Nara D
landsee sich eine Macht geschaffen, und
sie, die vom Hofe als halbe Barbaren ver-
achteten Soldaten, lenkten bald die Ge-
schicke des Landes. Die Geschichte der
zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts
ist (las heroische Epos des letzten Kampfes
iler beiden Häuser um die Oberherrschaft.
Zuerst scheinen die Taira siegreich, Kiyo-
mori, der gewaltigste unter ihnen, ist als
Dajödaijin der tatsächliche Herrscher des
Landes, die letzten Minamoto verbannt
oder im Kloster. Aber auch den Taira wird
die üppige Hauptstadt zum Kapua, und nach
dem Tode Kiyomoris wird YÜRITOMO, das
Haupt der Minamoto. mit leichter Mühe
Herr über die Erbfeinde seines Hauses.
Nachdem in der blutigen Doppelschlacht
von Dan-no-ura [1185] die Taira fast völlig aufgerieben sind, wird er 1192 Sei-i-tai
Shögun, abgekürzt SHOGUN, und damit Herr des Reiches. Der Kaiser in Kyoto
blieb theoretisch Quelle alles Rechtes, die tatsächliche Regierung aber führte
sein Generalissimus in Kamakura. als Herr über die Streitkräfte des Landes, an
der Spitze neu geschaffener mächtiger Territorialfürsten, der Daimyö, und ihrer
Armeen. Sieben Jahrhunderte, bis zur Restauration von 1868, hat dieses Feudal-
system das Land beherrscht. D
Der VERKEHR mit CHINA, dem die japanische Kunst so vieles, fast alles ver-
dankt, dauert auch in dieser Periode fort. Im Anfange ist er sogar lebhafter als je,
und selbst als am Ende des neunten Jahrhunderts die offizielle Verbindung ml
dem Reiche der Mitte, die bisher durch regelmäj^ige Gesandtschaften aufrecht er-
halten war, abgebrochen wurde, rüsteten unternehmende Kaufleutc oft genug Ex-
peditionen nach dem Kontinent aus. Auf ihren Schiffen wagte mancher Priester
die Fahrt in das Land, das für Japan damals noch die Quelle aller Weisheit und
Schönheit war. Von einer Isolierung Japans in dieser Zeit kann also nicht ge-
sprochen werden. Immerhin werden jetzt die chinesischen Anregungen von einer
EINHEIMISCHEN KÜNSTLERSCHAFT selbständig verarbeitet, und es spricht
sich in ihren Schöpfungen zum ersten Male eine wirklich japanische Eigenart aus.
Zu einem Vergleiche reichen allerdings weder die chinesischen noch die japani-
schen Monumente aus. Denn kein Shösöin der Fujivvarazcit ist uns erhalten. D
Verhältnismäf3ig am besten sind uns die LACKARHEITEN dieser Periode be-
kannt, die ja neben dem Schwertschmuck der gröP)te Stolz der japanischen Zier-
künstler waren. Zwei seiner vornehmsten Techniken, das Heijin, die Einlage ein-
zelner Goldfunken in den Lackgrund, aus dem sich später der Aventurinlack |Na-
shiji] entwickelt, und die farbigen Wunder des Togidashi, des polierten Lackes,
der in dieser ZeitMakkinrö genannt wird, werden mit vollkommener Meisterschaft
geübt. Die edlen Formen und das wunderbare Gold- und Silbermakkinrö des Sas-
764
shibako im Niiiiiaji zu Kyoto, das r~
nach der Teinpcltraditioii im An-
fanfre des neimten JahrlumdiMts
der gröf^ite aller japanischen Prie-
ster, Köbödaishi, für die aus Chi-
na mitgebrachten heiligen Rollen
fertigen lieti, mit seinem Dekor
von schwebenden Engelgestalten
zwischen Wolken und Blumen, fin-
den in der japanischen Lackkunst
kaum je ihresgleichen. Ktwa drei-
viertel Jahrhunderte jünger ist
ein Hojübako desselben Tempels,
dessen Flächen blühende Pflan-
zen in symmetrischer Verteilung
bedecken; der Grund ist wie beim
vorigen durch eingelegte Gold-
schüppchen |Heijin| belebt. Die-
selbe Strenge des Stils zeigt das
Kyobako [Kasten für buddhisti-
sche Rollen], Abb. 577, mit Kara-
kusa I chinesischen Ranken | in Sil- Abb. 576: Innenseite des Deckeis eines Lackkastens. Japan,
her- und Vögeln inOoldmakkinrÖ, ° 'O- Jahrhundert, im Besitze des Kaisers von Japan D
aus dem Anfange des zehnten Jahrhunderts. In diese Zeit, um die Wende des
ersten Jahrtausends, wo Hof und Private in der Bestellung kostbarer Lackarbeiten
für die Tempel wetteiferten, das Holzwerk der Paläste und Tempelhallen mit Gold-
lack und Einlagen von Perlmutter. Elfenbein und Etielmctallen geschmückt wur-
den, und ein Kaiser sogar sich als Dilettant in dieser schwierigen Technik ver-
suchte, fällt die eigentliche BLÜTE! der japanischen LACKKUNST. An sinnlicher
Schönheit und Reiz der Formen stellen ihre Schöpfungen selbst die Werke der
Naraperiode in den Schatten, aber auch eine gewaltigere Hand hat niemals ein
Zierkünstler geschrieben, als der Genius, der die groj^e Truhe |Karabitsu|, Ab-
bildung 578, aus dem Höryüji schuf. Im japanischen Pavillon der Pariser Aus-
stellung verblafite neben diesem einfachen Schwarzlacke, mit seinen Einlagen
grandios stilisierter Höövögel aus Perlmutter, das ganze glänzende Ziergerät
der späteren Jahrhunderte zu wesenlosem Scheine. Werke wie diese besitzen
wirklich 'die selbstverständliche und unergründliche Schönheit von Naturerzeug-
nissen'. O
Im elften Jahrhundert scheint ein Umschwung einzusetzen. Bisher hatte der
Lackmeister seine Kunst fast nur an buddhistischem Gerät geübt, die prun-
kende Hofhaltung der Fujiwara aber bedurfte auch für das weltliche Gerät seiner
prachtvollen Technik, und von dieser Zeit ab beginnt das gelackte Gerät auch im
Haushalte des Japaners eine Hauptrolle zu spielen. Möbel in unserem Sinne, Betten,
Stühle, Tische und Schränke, sind ihm allerdings vollkommen fremd geblieben, aber
765
Abb. 577: Lackkasten für buddhistische Schriften. Japan, Anfang des 10. Jahrhunderts. Im Enryakuji-
ü tempel, Provinz Omi, Japan O
was das Haus sonst an Gerät bedurfte, Truhen für Rüstungen und Kleider, Bücher-
gestelle, mannigfaltige Kästen und Gefäße, vor allem aber der Schreibkasten [Su-
zuribakoj des Kalligraphen und Poeten, wurde zum gröfiten Teil aus gelacktem
Holz gefertigt. Der strenge Ernst des buddhistischen Stils hätte dieser zierlichen
Werktagskunst schlecht gestanden, und er wich daher bald freieren und leichteren
Formen, namentlich in der Komposition derFlächenverzierung, die im ganzen sym-
metrisch bleibt und damit die künstlerische Ruhe bewahrt, im einzelnen aber durch
leichte Asymmetrie ganz neue Schönheiten schafft. Nicht lange, und auch das
Tempelgerät folgt diesen neuen Bahnen. Von der gewaltsamen Asymmetrie der
Tokugawazeit, die ihre künstlerische Armut vielfach durch ihre Aufdringlichkeit
zu verdecken sucht, sind wir noch himmelweit entfernt. Diese alten Meister hatten
in ihrer natürlichen Sprache noch so viel zu sagen, daß sie an so laute Mittel gar
nicht denken konnten. Meisterlich wird jetzt auch die künstlerische Wirkung der
Nichtdekoration, wenn wir so sagen dürfen, erkannt und benutzt. Auf den wunder-
baren Schwarzlackkasten für eine Priesterschärpe [Kesabako], dessen Deckel
unsere Abb. 579 wiedergibt, kann man wirklich anwenden, was ein japanischer
Autor von den Tuschegemälden der Ashikagazeit gesagt hat: in der freien Fläche
liegt beinahe mehr Bedeutung als in der von der Lackmalerei bedeckten. Der
streng symmetrische Dekor der Außenseite Hörai, die von einer Schildkröte
getragene Insel der Seligen im äußersten Meer, um die Kraniche, Sinnbilder
ewiger Jugend, fliegen -- steht in schönstem Gegensatze zu der ihn fortsetzen-
den, unendlich graziösen Komposition der Innenseite mit den unregelmäßig, aber
766
Abb. 578: Laokkastcn (ür buddhistische Schrifti-n [KarabitsuJ. .Japan, 10.— II. Jahrhundert. Im JJcsitze
O des Kaisers von Japan D
wohl Überlegt verteilten Kranichen. Die zierlichen und doch kräftigen Kurven der
Flächen bringen das prachtvolle Gold- und Silber-Makkinrö des so raffiniert spar-
samen Dekors zu prächtigster Wirkung. Das schöne Werk geh(")rtc früher dem
Höryüji, jetzt dem kaiserlichen Hause und war auf der Weltausstellung zu Paris
1900 eine derllauptzierden des japanischen Pavillon imperial im Trocadero. Kiner
etwas späteren Zeit gehört wohl das Kästchen an, von dem unsere Abb. 576 die
zierliche Innenseite des Deckels wiedergibt, und ganz dem Ende der Fujiwara-
zeit müssen wir den prachtvollen Kasten Abb. 580 zuweisen, den dichte Ranken in
Gold- und Silbertogidashi mit Schmetterlingen, dem Wappen der Taira, und Päo-
nien aus Perlmutter bedecken. □
Alle diese Werke sind durchaus im LACKSTILP] gedacht und nur in Lack mög-
lich. Aber schon früh beginnt sich der Einfluf> der groP^en MALEREI zu zeigen,
deren vollendetste Schöpfungen dieser Zeit angehören, und der die Lackmalerei
jain gewisserBeziehungverwandtist. DiedekorativenMotive der Tosa-Makimono
ließen sich ohne groP>e Mühe und ohne innere Widersprüche auf den Lack über-
tragen, und dem schönen Karabitsu im Köyasan, mit seiner reichen Dekoration
von geometrischen Mustern, Blumen und Vögeln in zweifarbigem Gold- und Silber-
togidashi und Einlagen von durchbrochener Goldbronze und Perlmutter, würde
man seine malerischen Vorbilder nicht leicht anmerken, wenn man sie nicht ge-
nau kennte. Der Behälter für einen Priesterstab [ShakujoJ aber | Abb. 581 ], dessen
Deckel, offenbar nach einem buddhistischen Gemälde, den um das Schwert ge-
767
Abb. 579: Lackkasten für die buddhistische Priesterschärpe. Japan, 10. 11. .Jahrhundert. Im Besitze
D des Kaisers von Japan D
ringelten, von Flammen umgebenen Drachen, eine der Gestalten des Gottheits-
symbols Fudö, mit seinen beiden Begleitern zeigt, trägt fast schon zu schwer an
seiner Dekoration, so meisterhaft der Schwarzlack des Grundes, in dem einzelne
Goldfunken aufleuchten, und das farbenschöne Togidashi behandelt ist. Noch ist
es dem Lackmeister gelungen, das Bild im Sinne seines Stoffes umzudenken. Wir
werden aber bald sehen, wie verderblich später der Lackkunst die Versuche ge-
worden sind, mit ihren Mitteln es der Malerei gleichzutun. D
Von der METALLKUNST der Fujiwara, die auch in der Dekoration buddhisti-
scher Tempel außerordentliches leistete, können uns die Bronzespiegel Abb. 584
eine Vorstellung geben, die der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts an-
gehören. Das weiche aber kräftige, echt bronzemäf^ige F'lachrelief, die lebendige
und doch ruhige Komposition und die wundervolle Patina stellen diese Spiegel —
keineswegs blofjes Toilettegerät, sondern für die japanische Frau Gegenstände
von tief symbolischer Bedeutung zu den edelsten Werken der japanischen
Zierkunst. Ebenso gehören die durchbrochenen fcldelmetallbeschläge der 30 bud-
dhistischen Rollen, welche die Tairafamilie dem Tempel in Itsukushima schenkte,
z. T. sogar selber schrieb und malte, sowie des Kastens, der sie aufnahm, zu den
glänzendsten Leistungen des japanischen Ziseleurs. D
Dieser üppigen HOF'KUNST steht die kräftige und männliche KUNST der
Bushi, der KRIEGER gegenüber, die im Beginn des zweiten Jahrtausends auch
eine Kulturmacht werden. Ihr stolzester Besitz ist die Waffe zu Schutz und Trutz,
als edelstes Material gilt ihnen das schlichte Eisen. Die ersten Plattner der
berührritPH Myöchin-Familie gehören dieser Zeit an. Ihre Werke waren freilich
768
Abb. 580: Lackkasten, verziert mit SchmetterlinKen in flacher Lackmalerei. Japan, 12. Jahrhundert.
O Sammlung Graf M.itsudaira Naoakira, Tokyo. O
noch SO kostbar, dag selbst der Vornehme Leib und Glieder meist mit einer kunst-
voll zusammengesetzten Rüstun^r aus Leder, oft mit reicher malerischer Dekoration
schützte. Nur das Haupt deckte ein Helm, den ihre .Meisterhand geschmiedet
hatte, gegen den tckllichen Hieb der furchtbarsten Blankwaffe, die es je gegeben
hat, des japanischen Schwertes, das in der echt japanischen F'orm des leicht
gebogenen einschneidigen Krummschwertes | Katana] erst unserer Zeit zu
entstammen scheint. Wie dem Weibe der Spiegel, war dem Krieger die Klinge
etwas Heiliges, ein Wesen von geheimnisvollem pcrscinlichem Leben, ein Hild
seines Selbsts, und sie wurde von ihm daher in höchsten Ehren gehalten und mit
wahrer Ehrfurcht behütet. Ihr starker Zauber liegt in der Vollendung ihrer Form
und in der Schönheit der Eisenoberflächen; von einer Verzierung in unserem
Sinne ist kaum die Rede. In diesem Zusammenhange brauchen uns daher diese
Wunderwerke - nach unseremGefühl schlichthin dasvollendetste, was eine japa-
nische Hand geschaffen - um so weniger zu beschäftigen, als edle Klingen kaum
je nach Europa gekommen sind. An der Verzierung ihres Kleides aber, der
SCHWERTFASSUNG, die die Handhabung der Klinge erst ermöglichte, haben
alle Künste, die des Metalles vor allem, gearbeitet. Die wesentlichen Teile der
Schwertgarnitur, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, gibt unsere Tafel
nach Arbeiten derTokugawazeit wieder. Der hohleHolzgriff, der mitRochenhaut
49 • Geschichte des Kunstgewerbes. II 769
übor/.oi^en ist und eine kunstvolle
SchnunnnwicUlun^ trä^t, wird
iibor die Angel gestreift und durch
einen Holzpflock mit ihr verbun-
den. Gegen die Klinge schliefit ihn
das STICHBLATT, Tsuba, |Abb.
582 u. 583 1 ab, das die Hand ge-
gen Hieb und Stich schützt. Es
ist eine Platte mit einem Schlitz
für die Angel, und bei dem Kurz-
schwerte, Wakizashi, meist mit
zwei Offnungen versehen für das
Schwertmesser, Kozuka, und die
Schwcrtnadel,Kögai,derenBestim-
mung unbekannt ist. Das Ende
des Griffes deckt das Kopfstück,
Kashira, durch dessen Durchboh-
rungen die Griff schnür geht; ihm
entspricht am anderen Ende des
Griffes das Fuchi, ein Ring, dessen
Dekoration die des Kashira fort-
setzt. Die Menuki an beiden Sei-
ten des Griffs und von seiner Um-
schnürung festgehalten, erhöhen
vielleicht ein wenig die Griff estig-
keit; ursprünglich aber saßen sie
Abb. 581: Lackkasten für einen Priesterstab. Japan, 12. Jahr- Wohl an dem Griffpflock. den sie
hundert. Im Taemaderatempel, Provinz Vamato, Japan gQ jj^ seiner LaffC fixierten Die
Tafel zeigt sowohl den Griff eines Schwertmessers, als Schwertnadel, Kashira,
Fuchi und Menuki. □
Von der GESCHICHTE des älteren japanischen SCHWERTSCHMUCKES, ab-
gesehen von der Dekoration der Hofschwerter, die stets ihre eigenen Wege ge-
gangen ist, aber nichts von dem Charakter des Waffenschmucks besitzt, wissen
wir sehr wenig — nur daß die Tsuba aus Leder oder Eisen, gelegentlich auch aus
anderen Metallen gefertigt waren. Überliefert sind uns einige Stichblätter des
zehnten bis zwölften Jahrhunderts, einfache runde oder vierpaßförmige, durch-
brochene Eisenplatten mit streng stilisierten, meistPflanzenmotiven in negativem
Schattenriß: offenbar Werke des Plattners oder Schwertschmiedes, von außer-
ordentlicher Kraft der Schmiedearbeit und der denkbar großartigsten Ober-
flächenbehandlung. Unsere Abbildung 582 gibt ein solches Tsuba mit Pfeilkraut-
blättern wieder. Freilich müssen wir gestehen, daß einzelne Autoren alle diese
Arbeiten einer weit späteren Zeit zuschreiben, und wir wollen zugeben, daß in der
Tat die meisten der sogenannten P'ujiwara- und Kamakuratsuba einer späteren Zeit
angehören. Dasselbe aber gilt von den meisten sogenannten Ashikaga-, Toyo-
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G Abb. 5S2 und 5S3: Japanische Slichblätler im Stile des 10. und des 12. Jahrhunderts (?] D
tomi- usw. Arbeiten. Japan ist eben das gelobte Land der Fälscher und Kopisten.
Wo aber Rauch ist, da ist auch Feuer. Und die Gründe, mit denen man dem STILE
dieser frühen Stichblätter sein Alter abgesprochen hat, sind mindestens unge-
nügend. Die Behauptung, da(> es vor dem Anfange des fünfzehnten .Jahrhunderts
keine durchbrochenen Stichblätter gegeben habe, ist handgreiflich unrichtig. Da^
aber die glanzvolle Fujiwarazeit, die Zeit der groP^artigsten Metallkunst, sich für
die heilige Waffe mit Leder- und undekorierten Eisentsuba begnügt haben soll,
und daf; dieTsuba, diewirderFujiwara- undKamakurazeit zuschreiben, die mäch-
tigsten Eisenarbeiten der Welt, in derselben Zeit entstanden sein sollen wie die
zierlichenSch(')pfungen derGoto, ist beinahe absurd. Eine profuseDekoration und
reiche Durchbrechungen hätte sich schon der gesunde Sinn der Bushi dieser Zeit
verbeten. Ihnen war es mit der Waffe bitter ernst, und dasTsuba, ein Stück Trutz-
waffe, das in der schweren Not des Kampfes die Schwerthand vor Verletzung
und den Streiter vor Vernichtung schützen sollte, war das erprobte Werk eines
Meisterschmiedes, kein Spielzeug. Wir zweifeln aber nicht, daf^ trotzdem, oder
vielleicht gerade deshalb die schlichten Eisentsuben des zehnten bis zwölften
Jahrhunderts dem prunkvollen Schwertgeschmeide künstlerisch mindestens
gleichwertig sind, das die von dem müHiigen Ashikagahofe mit Jahresgehältern
bedachten Ziseleure hervorgebracht haben. Wir glauben also so lange an diesen
Bestimmungen festhalten zu sollen — die von dem einzigen sachverständigen
Japaner ausgehen, der uns bisher die traditionellen Kenntnisse seines Volkes
über diesen Gegenstand vermittelt hat — bis eine japanische Autorität ihnen
widerspricht. D
5. DIE K AM AKl'R APERIODE [1185 BIS 1337] D
Der grofiC Organisator der japanischen P'eudalität, Voritomo, starb schon 1 199,
viel zu früh, um seinen schwachen Nachkommen die usurpierte Herrschaft zu
sichern. Die wirklichenHerrscher des Landes werden die HOJO, ihre Verwandten
mütterlicherseits, die die Shögune und Kaiser nach ihrem Gutdünken ein- und ab-
49* 771
setzen und wie die kaiserliche, so auch die shoyunale Kej:[icruno^ y.uiii Schatten
machen. Der Patriotismus des modernen .Japaners hat ihnen audi heute noch nicht
ihre Gewalttätijrkeiten und die KiicUsichtsk^sifTkeit verziehen, mit der sie die
geheiUjjte. wenn auch niachthise Person des Kaisers behandelten, aber es läßt
sich nicht leugnen, da(^ einige Höjö zu den gewaltigsten Herrscherpersönlich-
keiten Japans gehören und daft ihre Kegicrun<,r im ganzen zu der gesegnetsten
der japanischen Gescliichte zählt. Ihre gröf^to Kuhniestat ist die Zurückweisung
der Mongoleninvasion 1274 und 1281 unter Hojö Tokimune. Die letzten Hojö aller-
dings zeigen keine der Eigenschaften, die ihren Vätern ihre grojie Macht schuf,
und es gelingt 1333 dem Kaiser Godaigo, nach wechselvollen Kämpfen ihre Herr-
schaft abzuschütteln. Wenige Jahre später aber empört sich der mächtigste
seiner Helfer, Ashikaga Takauji, setzt ein anderes Mitglied der kaiserlichen Fa-
milie zum Kaiser ein und läf^t sich von seiner Kreatur zum Shögun ernennen. Der
unglückliche rechtmäfiige F'ürst und seine Nachkommen setzen den Kampf zwar
noch über ein halbes Jahrhundert fort und erhalten sich mühselig in den wilden
Yoshinobergen; 1392 aber erkennen sie die Kaiser des Nordens in Kyoto an und es
herrscht wieder ein einziger Kaiser, ein Scheinkaiser freilich. Denn die wirklichen
Herrscher sind und bleiben die ASHIKAGA und ihre Minister. D
Die politische Geschichte der Kamakurazeit ist so im wesentlichen das Werk
derKriegerfamilien, die durch die Höjö das Reich regieren. Der kulturelle Mittel-
punkt aber bleibt KYOTO, die alte Residenz des Kaisers, dessen Hof in seiner
Machtlosigkeit Muf;e genug hatte, alle Künste eines raffinierten Lebensgenusses
auszubilden. Indessen bleibt den Bushi der Hofdienst nicht lange fremd, und be-
sonders seitangeblich zumSchutze desKaisers, in Wahrheit zu seiner Bewachung,
eine starke Garnison von Vasallen der Höjö nach Kyoto gelegt wird, verwischen
sich diese Unterschiede immer mehr. Während der Hofadel, die Kuge, etwas von
dem männlichen Ernst des Bushidö in sich aufnimmt, lernen die Krieger die künst-
lerische Kultur dieses Hofadels, die im wesentlichen noch die der Fujiwara ist,
schätzen, und da sie über die materiellen Kräfte des Landes verfügen, lassen sie
ihre Lehrmeister bald hinter sich. D
Am frühesten und am gründlichsten zeigen Form und Verzierung der WAFFEN,
des kostbarsten Besitzes des Schwertadels, diesen Einfluß, ohne daß indessen je
ihreBestimmungvergessen wird. DasgesotteneLeder derSchutzwaffe wich mehr
undmehrdemSchmiedeeisen, dem dieMeister derMyöchinfamilieeineunerreichte
Härte, Zähigkeit und Leichtigkeit zu geben wußten. Kunstvolle Eisentreibarbeit
und reiche durchbrochene Randbeschläge aus Edelmetall erhöhten nicht nur die
Schönheit, sondern auch die Hiebfestigkeit des Panzers, die noch immer die
Hauptsache blieb. Eine besonders edle Rüstung der Kamakurazeit im Kasuga-
tempel. Nara, die Yoritomos Bruder Yoshitsune zugeschrieben wird, aber wohl der
Mitte unserer Periode angehört, war 1900 zu Paris ausgestellt. Die prachtvoll zise-
lierten, durchbrochenen Beschläge aus vergoldetem Kupfer zeigten Sperlinge im
Bambusdickicht. Wir müssen freilich gestehen, daß uns, im Ganzen genommen, die
japanischen Rüstungen in ihrer monströsen Formlosigkeit, die aus dem Menschen
eine schauerliche Fratze macht, ebenso tief unter den edel, d. h. menschlich gebil-
772
deten europäischen Harnischen zu stehen scheinen, wie sie sie an technischer
Vollendung, Z\veckmä^iy;keit und Durchbildung im einzelnen übertreffen. D
Wie über die Rüstungen, so werden auch über das Zerenionialschwert alle
Künste des Edelschniiedes verschwenderisch ausgegossen. Kin Schwert, angeb-
lich des Voshitsune z. H. trägt einen Beschlag aus (lold mit ziselierten Kranichen
und Kiefern an Scheide und Griffzierat. Das Kampfschwert aber, das immer als
unvergleichlich vornehmere Waffe gegolten hat, bleibt der alten einfachen Groß-
artigkeit treu. Die STlCHIiLÄTTKR vom Knde des zwölften und dem Anfange des
dreizehnten Jahrhunderts, denen speziell der Name Kamakura-Tsuba gegeben zu
werden pflegt, sind einfache, meist runde Scheiben sehr dünnen und harten,
meisterhaft geschmiedeten Kisens, mit stilisierten Pflanzen, Wolken und Geräten
in ganz flachem, weichem Relief mit einzelnen Durchbrechungen i Abb. 'yH'A'. Kine
gewisse barbarische Grazie ist den Tsuba eigen, die in und nach den Kriegsnöten
der Mongolenzeit getragen werden. Um das Blatt zu erleichtern sind die Durch-
brechungen erweitert, das einfache Ornament aber, z. B. in Abb. 586 zwei Bogen,
in positivem Schattenrisse so angeordnet und behandelt, daf> jedem Schwerthiebe
der stärkste elastische Widerstand geleistet wird. In dieser Beziehung sind die
Tsuben der späteren Höjözeit nie übertroffen worden. G
Von gröf^ter Bedeutung für die Kunst der Kamakurazeit wurde die Wieder-
anknüpfung der offiziellen VKRBINDUNG mit CHINA. Nachdem Kiyomori wieder
chinesische Gesandte an seinem Hofe empfangen hatte, flutete ein neuer Strom
stärksten Verkehrs vom Festlande herüber, den selbst die kriegerischen. Jahre der
Mongoleninvasion nur auf kurze Zeit unterbrachen. Während chinesische Kauf-
leute in den südlichen Häfen förmliche Kolonien bildeten, fanden chinesische
Priester in den japanischen Klöstern ehrfürchtige Aufnahme und chinesische
Künstler standen im Solde der grof^en P^udalfürsten. Ihre Überlegenheit war so
anerkannt, daf> Voritomo. als es galt, den stark beschädigten Kopf des grof;en
Bronzebuddha in Nara neu zu gießen, einen chinesischen Meister zu sich entbot,
der dann das schwierige Werk mit seinen japanischen Gehilfen zur Zufriedeniieit
des Shögun beendete. Umgekehrt pilgerten manche. Japaner, vor allem buddhisti-
schePriester, zu den Stätten der Andacht und Lehre auf dem Festlande, und wenn
sie nach oft vieljährigem Aufenthalt heimkehrten, brachten sie nicht nur heilige
Schriften und ihre Kommentare, sondern auch Gemälde, Bronzen, Töpfereien und
Gewebe in ihr nach chinesischen Dingen allezeit begieriges Heimatland zurück.
Einem dieser Priester, dem berühmten Bonzen der Zensekte, Dogen. schlof>
sich 1223 KATÖ SHIRÖZAEMON KAGEMASA, ein Töpfer aus dem alten Töpfer-
dorf Seto in der Provinz Owari, der die unvergleichliche Überlegenheit der kost-
baren Sungtöpfereien über die heimischen, noch immer sehr primitiven Produkte
wohl erkannte, in der Hoffnung an, in China die Geheimnisse dieser keramischen
Wunderwerke erlernen zu können. Als er nach fünfjährigem Studium nach Japan
zurückkehrte, brachte er chinesischenTon unddasGeheimnischinesischerGlasur-
bereitung mit, fand aber erstnachvielenvergeblichen Versuchenanverschiedenen
Töpferorten in der Nähe seines Heimatdorfes Seto einen Ton. in dem die chinesi-
schen \'orbilder nachgeahmt werden konnten. Die Gefäße, die nun in den Seto-
773
Abb. 584: Japanische Bronzespiegel aus dem 12.— 13. Jahrhundert. Im Kaiserlichen Museum zu Tokyo
Öfen gebrannt wurden, sind die ersten Werke KERAMISCHER KUNST in Japan,
undSeto hat von dieserZeit ab die japanischeTöpferei sovollkommen beherrscht,
dafi Seto-Ding, SETOMONO, eine der japanischen Bezeichnungen für Produkte
der Keramik überhaupt wurde. D
Die Schöpfungen des Kagemasa oder TOSHIRO. wie er mit einer Abkürzung
seines vollen Namens meist genannt wird, sind CHAIRE [Büchsen für den Pulver-
tee] und CHATSUBO [UrnenzurAufbewahrungdesTees], seltenerKörö, Räucher-
gefäfte: also im wesentlichen Teegerät. Gerade in dieser Zeit wurde die ZEN-
SEKTE in Japan eine Macht, und die Verbreitung des Tees, dem in ihrem Kult
eine ganz besondere Bedeutung zukommt, ist fast allein ihr Werk. Das Lieblings-
gerät der Zenpriester bei ihren Teezeremonien, aus denen später das CHANOYU
hervorgewachsen ist, wurden die Chaire und ChatsuboTöshirös. Wenn wir daran
denken, daß sein Meister, der erwähnte Dogen, einer der Hauptmissionare des
Zenismus ist, wird es sogar wahrscheinlich, daß Töshirös Hauptabsicht bei seiner
Chinafahrt die Schaffung passenden Geräts für diese Zeremonien war. Der Geist
des kontemplativen Zen mit seiner außerordentlichen Konzentrierung der Gedan-
ken und des Gefühls ist in der japanischen Keramik immer lebendig geblieben; er
strahlt selbst noch aus dem Gerät des verknöcherten Chanoyu der Tokugawa-
zeit. Er verlangte vor allem schlichte und beseelte Schönheit — und, wenn wir
von der älteren, durchaus zenhaften Keramik Chinas und Koreas absehen, hat nie
eine Zierkunst mit scheinbar einfacheren Mitteln edleres und, wenn das Wort
erlaubt ist, ausdrucksvolleres Gerät geschaffen, als die japanische Töpferei mit
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Abb. 585: Deckel eines |{eschnlt2ten und gelackirn
O Kastens. Japan, 13. Jahrhundert O
Abb. 586: Tsuba im Stile des dreizehnten Jahr-
O hundert! [?) O
den milden, gebrochenen Tönen ihrer {^cflo.s.senen fila.suren, der persönlichen,
lebendii^en Bildung' ihrer Formen, die so weni^j peinMch symmetrisch und ebenso
linienschon sind, wie die Werke der Natur. Kine 'Dekoration' hätten diese Schöp-
fungen des keramischen Genius so wenig bedurft und so wenig ertragen, wie ein
Werk der Malerei. □
Töshiro, der älteste, ist auch dergröf^teMeister dieserKunst. SeineKaramono,
Chatsubo undChairc aus chinesischemTone [sieheTafcl] mit lichtbrauner, dunkel
gefleckter Glasur, sind nicht umsonst von den TtlKMKISTKR.N', den CHA.IIN
[den vielerfahrenen Interpreten des Chanoyu, des feierlichen Zeremonials der
Teegesellschaften:, aufs höchste bewundert und oft mit dem vielfachen ihres Ge-
wichtes in Gold bezahlt worden. Sie sind vollkommen in Form und Farbe und, der
fast unbegreiflichen Dünne ihrer Masse entsprechend, an der schon ihrer Kostbar-
keit wegen gespart werden mu(^te, von zierlichster Grazie. Kin kräftigerer und
männlicherer Geist spricht aus seinen späteren Arbeiten, deren bekannteste Gat-
tung, nacheinemspäterenNamenTöshirös, Shunkeiyakigenannt zuwerden pflegt:
Chatsubo und Cha'ire aus dem gröberen und härteren, mehr rötlichem Setoton mit
brauner Glasur und verstreuten gelblichen Flecken |T()bi-Shunkei;. In ähnlicher
Art arbeitete der zweite Töshiro |um 12601 nur Chaire; sein Hauptruhm aber sind
seine gelblichen Glasuren, die er für Chaire, Chawan, Koro [Räuchergcfäftei und
Hanaike Blumenvasen ) allein verwandte | Ki-Seto |, oder für Chaire in Glasurflecken
auf dem alten Setobraun der Unterglasur [Machüko|. Der dritte der P'amilie,
Töshiro, ahmt in Ton vom Berge Kinkwazan in der Provinz Mino die Chaire des
ersten Töshiro mit Glück nach (siehe Tafel], und diesen ersten und bedeutendsten
Meistern folgen im vierzehnten und fünfzehnten .Jahrhundert noch verschiedene
Generationen, die im wesentlichen ihren Stil festhalten, ohne freilich ihreschöpfe-
rische Kraft zu besitzen. D
Die einzige Technik, um welche die Kamakurazeit die japanische L.\CK-
KUNST bereichert hat, ist chinesischen Ursprungs. Es ist das K.AMAKURABOKI
775
IKamakuraschnitzwerk), bei welchem der Holzgrund des Gerätes flach geschnitzt
und dann erst mit schwarzem, darauf mit rotem Lacke bedeckt wird. Durch den
Gebrauch, vielleicht auch schon bei der Anfertigung, wird an den höchsten Stellen
der Schwarzlack bis auf den roten Grund abgerieben. Arbeiten von größerem
künstlerischen Wert scheint diese Technik nicht hervorgebracht zu haben. Ein
gutes Beispiel ist der Lackkasten mit einem Päonienzweig, Abb. 585. Im übrigen
zehrt die Lackkunst vom Erbe der P^ijiwara; nur scheint das Togidashimakie
hinter dem einfacheren Hiramakie zurückzutreten. Auf der anderen Seite wird
der reine Goldgrund IKinji] häufiger, die Perlmutterinkrustation reicher und zier-
licher. Das prachtvollste Lackwerk dieser Zeit und eine der gröfiten erhaltenen
Lackarbeiten überhaupt sind die Türen eines Altars im Taemadera. Provinz Ya-
mato. den der Shögun Fujiwara Yoritsune und andere stifteten. Sie zeigen in
dem schönsten Goldmakie auf schwarzem Lackgrund einen Lotusteich in der
malerischsten und doch durchaus lackmäf^igen Behandlung. Die Arbeit ist auch
darum interessant, weil sie wahrscheinlich das älteste Werk der japanischen
Lackkunst ist, deren Schöpfer wir kennen. Sein Name FUJIWARA SADATSUNE
wird unter den vornehmen Stiftern mitgenannt, und es ist deshalb, wie nach dem
Klange seines Namens, sehr wahrscheinlich, daf; er ein Angehöriger der Aristo-
kratie war: ein Zeichen dafür, in welchem Ansehen damals die Lackkunst stand.
Besonders charakteristisch für die Kamakurazeit sind ferner die runden flachen
Spiegeldosen aus Goldlack mit Wappen oder mit Blütenranken in Perlmutterein-
lagen. Eine der schönsten der zweiten Art konnten wir 1900 auf der Pariser Aus-
stellung bewundern. Siesindaber im Anfangeder Ashikagazeit meisterhaft kopiert
worden. D
6. ASHIKAGAPERIODE ;i337 BIS 1573] D
Den skrupellosen, aber fähigen und energischen Staatsmännern und Kriegern,
die das Shögunat der ASHIKAGA geschaffen hatten, folgte bald ein anderes Ge-
schlecht, schwache Genüf^linge, die einem wahrhaft wahnsinnigen Luxus fröhnten,
in allen Feinheiten des Teezeremonials und des Blumenarrangements schwelg-
ten, \'erse machten und in der Malerei dilettierten, während die mächtigen Feudal-
fürsten in furchtbaren Fehden um die Herrschaft stritten und Mord und Brand durch
die Lande trugen. Das letzte Jahrhundert der Ashikaga ist eine Zeit gesetzlosen
Faustrechts, und derWirbeldiesesKampfesallergegenallereißtschließlich jeden,
Shögun wie Daimyö, in den Abgrund. Aber ein kleiner Daimyö aus der Provinz
Owari, ODA NOBUNAGA, die stärkste Energie und der feinste Kopfseiner Zeit,
wird von ihm aufwärts getragen: 1573 ist er mächtig genug, den letzten Shögun
der Ashikagafamilie abzusetzen und wird, ohne den der Minamotofamilie vorbe-
haltenen Shöguntitel zu besitzen, der tatsächliche Herrscher über das Reich. D
Ihre schönste Blüte treibt die Ashikagakunst unter Ashikaga Yoshimasa
fl449 — 1474,7 1490], der sich 1474 von der Regierung zurückzog und in seinem
Palaste am Berge Higashiyama, östlich von Kyoto, mit unerhörter Pracht hof-
hielt, so daP, HIGASHIYAMAZEIT und HIGASHIYAMASTIL in Japan beinahe
sprichwörtliche Bedeutung erhielten. Nirgends spricht sich der Geist dieser Zeit
üppigsten Geniegens klarer aus als in der prunkvollen, höfischen LACKKUNST.
776
Zum ersten Male wurden diese von der groften Malerei abhängig — von derTusch-
malerei derSung sowohl, die unter denAshikaga in. Japan eine wundervolle Nach-
blüte erlebte, als von der alten echt japanischen Tosanialerei. Sie besafi in dem
Takanuikie, dem Kelieflack. der im fünfzehnten Jahrhundert zu höchster Voll-
kommenheit ausgebildet war. das technische Mittel um diesen neuen malerischen
Aufgaben gerecht zu werden wenn iiiclit umgekehrt die V'ervollkommnung
dieser Technik die Lackmeister zu dem verhängnisvollen Wettstreit mit der Ma-
lerei verführte. Stoffliche Schwierigkeiten kannten sie nicht mehr: sie verfügten
nicht nur über das gesamte technische Küstzeug der älteren Lackkunst Hiramakie
undTi)giilashimakie,(}(>ldlackgrund,IV'rlmuttereinlageusw. -, sondern auch über
manche neue Mittel, wie das Kirigane, mosaikartige Einlagen von geschnittener
Goldfolie, und Kanagai, Einlagen grötierer Goldblätter. Sie bildeten das Hirame,
den Grund dicht gesäter Goldschüppchen, allmählich zu dem prachtvollen Aven-
turinlack, Nashiji. aus. Im Besitze aller dieser technischen Reichtümer konnten
Künstler wie KÖAMI MK'HINAGA 1 1410 1478], der klassische Meister der Ashi-
kaga und derersteeinerDynastie von Hofkünstlern, seinnichtmindcrbedeutender
Sohn MICHIKIVO [1432-1500] und die Schule dcrIGAKASHI, SHINSAI und seine
Nachkommen, sehr wohl daran denken, die Landschafts- und F'igurenbilder der
Sumie- und Tosameister mit den Mitteln der Lackkunst nachzubilden. Aber bei
aller sinnlichen Schönheit dieses Lackgeräts — es hat die selbstverständliche
Gröf^e des alten Lackstils verloren. Die Dekoration ist nicht mehr völlig eins mit
dem Gerät, sie ist nicht mehr durchaus im Geiste des Lackes konzipiert: 'Die Ar-
beit dieser Ashikagakünstler erscheint nicht mehr wie die ihrer Vorgänger als
etwas Natürliches, Selbstverständliches, sondern als eine außerordentliche Lei-
stung. — Vor allem aber fühlt man unter der vornehmen, korrekten Pracht des
Taka-makiye der Ashikagazeit nicht mehr so unmittelbar und warm wie in dem
alten Hira-makiye das geheimnisvolle Leben, zu dem der Stoff unter der Hand des
Bildners erwacht — den tiefsten Zauber aller Zierkunst' [Große]. Der Schreib-
kasten [Suzuribako ], dessen beide Deckelansichten Abb. 587 wiedergibt, ist ein aus-
gezeichnetes und typischesBeispiel dieser Lackschule. Der Grund ist edelstesHi-
rame, die Dekoration [außen Kiefer, Bambus und Mume von Kranichen umflogen,
innen Wachteln unter Herbstblumen] imTosastile in vollendetem Taka- und Hira-
makie mit sehr sparsamer und vorsichtiger Benutzung von Gold- und Perlmutter-
einlagen ausgeführt. Indessen ist bei aller Pracht und Anmut der Komposition
eine gewisse Trockenheit und Schärfe der Formen nicht zu verkennen, von der
der PMächenstil der Kamakuralacke noch vollkommen frei ist. Die einfachere und
großartige Dekoration eines zweiten Suzuribako derselben Zeit [Abb. 588] gibt
in echt japanischer Weise die Hauptelemente eines japanischen Kurzgedichtes
wieder, von demeinzelneCharakterein der Ashidegenannten Artin dieLandschaft
[steile Uferberge, von Chidorivögeln umschwebt, und Wellen] verwoben sind. D
Neben dieser höfischen Kunst behauptet sich indessen die schlichte und groß-
artige ZENKUNST in ungebrochener Kraft. Selbst die Raffines des Hofes, allen
voran Yoshimasa, der die berühmtesten Chajin seiner Zeit in seiner Umgebung
hielt, suchten in der mehr andeutenden als aussprechenden, innerlich so reichen
777
□ Abb. 587: Suzuribako, Schreibkasten. Japan, 15. Jahrhundert D
künstlerischen Welt der Zenpriester, deren Wesen sich am deutlichsten im
CHANOYU ausspricht, Erlösung von der anspruchsvollen, äul^erlichen Pracht
ihres offiziellen Daseins. Gröf;te Einfachheit, und größteVollkommenheit in dieser
Einfachheit werden höchstes Gesetz, und nicht Reichtum des Zierats, nicht tech-
nische Vollendung, sondern Zweckmäfwgkeit, Schönheit derFormen und ihre voll-
kommene Harmonie mit der Natur des Stoffes machen den Reiz des Gerätes aus.
Von den Lackarbeiten für das Chanoyu, wie sie Shinono'i Hidetsugu in Nara und
andere Meister für den großen Chajin Takeno Jöö schufen, wissen wir leider so
gut wie nichts. D
Die KERAMIK derAshikaga wird von den CHAJIN vollkommen beherrscht. Ihr
Ideal waren die grogartigen Töpfereien, die ausChinaundKorea, selbstausAnnam
undLuzon importiert und mitGoldaufgewogenwurden, und sie liefien nachdiesen
Mustern und nach eigenen Ideen von den heimischen Töpfern TEEGFIRÄT arbeiten,
dessen höchster Anspruch freilich nur war, als Surrogat dieser unerreichbaren
Meisterwerke zu dienen und ihrer nicht gar zu unwürdig zu sein. Durch Luzon-
keramik z. B. lieft sich Shino Söshin, der bedeutendste von Yoshimasas Chajin, zu
dem nach ihm benannten SHINOYAKI inspirieren, das er in Seto arbeiten ließ. Es
ist schweres Steinzeug mit dicker, weißlicher, wie Schildkrötenschale gekrackter
Glasur und mit großartig skizzierter Dekoration von Zweigen und Blumen in
Schwarz. In Karatsu, dem alten Töpferdorfe der Provinz Hizen, dessen Nenuke,
altertümlicheTöpfereien mit bleifarbenerGlasur, schon seit dem Beginn derAshi-
kagazeit von den Chajin hochgeschätzt wurden, werden die überaus kostbaren
und kaum dem Reichsten erreichbaren koreanischen Chawan unter Yoshimasa
mit Glück nachgeahmt, und dieses OKUKORAI [Altkorea], rötliches und graues
Steinzeug mitbiwafarbener [rotgelber), auch gelber undbläulicherGlasur, gehörte
bald zu dem Lieblingsgerät der Chajin. Nicht minder künstlerisch sind die ganz
eigenartigen Töpfereien, dieTakenoJöö am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts
778
Abb. 588: Suzuribako, Schreibkasten. Japan, IS. .lahrhundt-rt. In der SammlunK des Grafen Tauchiya
D Masanao, T<')ky(') D
imDorfeNagano (Shij^araki, Provinz ()mi| nach ausläiulischeri Vorbildern arbeiten
lieH;: Teey[erät aus äufierst schwerem, sandigem Steinzeufr mit gelblich-roter,
bläulich-grün gefleckterGlasur. Von einemKoreaner oderChinesen Ameyawurde
zur selben Zeit die Rakuwerkstatt in Kyoto gegründet. Kr starb früh, und seine
Nonne gewordene Witwe führte die Werkstatt fort, deren Erzeugnisse daher
AM.WAKI [ Nonnentöpferei I genannt werden. Knhm und Name des Ateliers ge-
hören indessen erst der Zeit Hideyoshis an. In China selbst suchte sich im An-
fang des sechzehnten Jahrhunderts der Töpfer Gorödayü Shözui aus der F'rovinz
Ise seine Vorbilder: seine glücklichen Versuche, das Scharffeuerblau der Ming-
porzellane [japanisch Sometsuke] nachzubilden, blieben aber ohne Folge, da die
aus China mitgebrachte Kaolinerde bald zu Ende ging. In Japan selbst wurde
das Kaolin erst im siebzehnten .Jahrhundert entdeckt, D
Der SCHWERTSCH.MUCK der frühen, kriegerischen Ashikagazeit ist wie in der
Kamakuraperiode noch fast ausschliep>lich das Werk wirklicher Waffenschmiede,
der Schwertfeger und besonders der Plattner, eine rechte Bushikunst. Das Gewicht
der Tsuba wird durch reichere Durchbrechungen erleichtert, bis schliePJich nur
ein luftiges, fast spitzenartig feines Gitter schmaler Stege stehen bleibt, aus denen
sich der Dekor — wappenmäfjig stilisierte Tiere und Pflanzen — zusammensetzt,
ein Dekor von der zierlichsten Anmut und der männlichsten Kraft. Diese Krieger-
generation hatte gelernt, mit Grazie zu streiten und zu sterben. Ein prächtiges
Beispiel dieser in späterer Zeit tausendfach kopierten und gefälschten HEIAN-
TSUBA ist das schöne Stichblatt des Hamburgischen Museums [Abb. 589), dessen
symmetrischer, aber durch feine Modulationen im Detail ungemein lebendig ge-
stalteter Dekor von Kiri- [Paulownia-' Blüten und Pfeilkrautblättern leider durch
spätere Plattierung mit Gold und Silber viel verloren hat. D
779
In den unaufhörlichen KricjTcn des fünf-
zehnten Jahrhunderts macht sich eine ge-
wisse Reaktion gegen diese verfeinerte
Stichbhittkunst geltend, die Formen wer-
den wieder wuchtiger und schwerer,
cisenhafter. Die Plattnor diosor kampfes-
frohen Zeit, namentlich der Myochin-
familio, konnten gar nicht genug der
schweren Streitharnische schaffen, und
die Schmiedekunst blühte mächtig empor.
Vor allem steht die Technik des getrie-
benen Eisens auf einer H()hc wie kaum je
vorher und nicht nur die Technik. Der
grofvirtig stilisierte getriebene Fisch-
hclm I Abb. 590] ist nicht allein handwerk-
Abb. s«*i: Tsuba im suic des U.Jahrhunderts. Im lieh bewundernswürdig — er gehört zu
Hamburpschen Museum für Kunst und Gewerbe ^g,^ schönsten Leistungen der Waffcu-
schmiedekunst überhaupt. Diese Meisterschmiede liebten das alte massive Eisen-
stichblatt, das Werk desPlattnerhammers. Wie in derLackkunst macht sich aujier-
dem der Einfluf^ der Malerei geltend, weniger vorderblich freilich, weil ihre Motive
sich nur auf wenig oder gar nicht durchbrochene Flächen übertragen lassen und
weil den Schmied die Gesetze seines Stoffes fest in seinen natürlichen Grenzen
halten. KAXEIE, von dem wir nur wissen, daß er im fünfzehnten Jahrhundert in
Fushimi, Provinz Yamashiro, arbeitete, ist der erste Tsubameister, in dessen
Werken die grofje gleichzeitige Landschafts- und Figurenmalerei des Sungstiles
anklingt, und der erste Meister, dem überhaupt bestimmte Werke des Schwert-
schmuckes zugeschrieben werden können. Er bleibt dabei ein rechter Schmied
und spricht in den gewaltigen, gelegentlich mit feinen Gold-, Silber- oder Kupfer-
einlagen gehöhten Reliefs seiner prachtvoll geschmiedeten Tsuba eine so groß-
artige und selbstverständliche Eisensprache, daß man seine malerischen Vorbilder
vollkommen vergißt. Selbst NOBUIE L [gestorben 1564], der etwas jüngerePlattner
und Tsubameister der Myöchinfamilie, und die Meister der Schwertfegerfamilie
UMETADA, die seit dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts auch treffliche Tsuba
schmiedeten, haben diese Größe des Stiles nicht erreicht. Es ist sehr zweifelhaft,
ob ein echter Kaneie [es gibt mehrere spätere Meister dieses Namens und unzäh-
lige Fälschungen, aber auch in Japan ganz wenige Originale] je nach Europa ge-
kommen ist. Die schönste Arbeit dieses Stiles befand sich früher in der Sammlung
Hayashi in Paris ; die Kaneie, die man sonst in den Sammlungen findet, sehen meist
Parodien ähnlicher denn Fälschungen. Die ersten Nara bilden im siebzehnten
Jahrhundert Kaneies Stil fort. D
Erwähnung verdienen schließlich noch die mit Bronze eingelegten Eisentsuba
von Fushimi in der Provinz Yamashiro, die ähnlichen Arbeiten des Koike Yoshiro
im sechzehnten Jahrhundert, die kunstvoll mit Draht durchflochtcnen MUKADE-
TSUBA, die nach dem Helden Takeda Shingen [1521 — 1573J wohl mit unrecht
780
auch SHINGENTSUBA t^riMiarwit f
werden, die TKMIiüARHKITKN.
deren mächti}^y;eschmiedete mas-
sive Blätter mit Metallegierun-
gen unregelnuipüg überschmol-
zen sind, dann die KACiONAMI-
und NAMHANTSUBA. künstlich
durchbrochene und unterschnit-
tene Kisenbliittcr chinesischen
Stils. Alle diese Arbeiten sind
bis ins neunzehnte Jahrhundert
hinein hundert fach kopiert und bis
ins zwanzigste gefälscht worden.
Neben dieser Schmiedekunst
der Krieger steht, wie ein Ge-
schöpf aus einer anderen Welt,
die ZISKLIKKKUNST des Hofes
der Ashikaga, dem das Schwert
ein Spiel, ein reines Ornament ge-
worden war. Der erste und Haupt-
meister dieser Schule ist (lOTÖ
YÜJÖ, der Hofkünstler des Yoshi-
masa und Stammvater einer Dy-
nastie von höfischen Ziseleuren,
die in siebzehn Generationen bis
zum Ende des neunzehnten .lahr-
hunderts geblüht hat. Es ist cha-
rakteristisch, dap^ diesen Mei-
stern selbst die beschränkte Fläche des Stichblattes zu grof> war. Von Yüjö und
Söjö, seinem Sohne, sind angeblich nurMenuki undKogai bekannt; erst die späte-
ren Mitglieder der Familie wagen sich an andere Teile des Schwertbeschlages.
Ebenso ist ihr Material nicht Eisen, sondern SH.AKÜDO, eine blauschwarz pati-
nierte Legierung von Kupfer mit etwas Gold. Der Grund der Kogai wird in einer
für die Gotö charakteristischen Weise gepunzt iNanako, Fischrogengrund j und
mit ziselierten Reliefs, mit Drachen, Löwen, Päonien und ähnlichen konventio-
nellen Motiven geschmückt, deren Goldplattierung an den erhabenen Stellen bis
auf den Grund durch gerieben wird. □
Die approbierten Kritiker der Tokugawazeit werden nicht müde, die Werke
der Gotö in orthodoxen chinesischen Gleichnissen zu preisen, und produzieren
dickleibige Bücher mit haarspalterischen Abhandlungen über die Bildung der
Drachenklauen u. dgl. an ihren .Menuki und den Reliefs ihrer Kögai. Wir ver-
stehen diese Bewunderung nicht recht, wenn wir uns auch hüten die Gotö nach
den Fälschungen und Schularbeiten des achtzehnten und neunzehnten Jahrhun-
derts zu beurteilen. Die ersten Gotö, deren Hauptwerke die unvergleichliche
781
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Abb. 590: Schmiedeeiserner Helm. .)ap.-in, 15. Jahrhundort.
O Aus der Sammlung des Grafen Tanaka in Tokyo O
Sammlung des Marquis Maeda besitzt, waren iniinerliiii noch Künstler, nicht
Virtuosen der Miniatur. Aber mehr waren sie sicherlich nicht. Es ist ein Zufall,
daf> sie gerade Heschlagteile des Schwertes gearbeitet haben — seines GP^ISTKS
haben sie keinen Hauch verspürt. D
7. DIH ZKIT IIIDKVOSHIS l'ND DKRTdKUGAWASHOdUNH | U^i;] BIS 1868]
Dem gro(>en Condottiere Nobunaga war es nicht beschieden, seine junge
Herrschaft seinen Nachkommen zu sichern: schon 1582 fiel er, ein Opfer der
Privatrache, durch Meuchelmord, und ein Mann aus der Hefe des Volkes, der sich
in dieser rechtlosen Zeit durch seine auf^erordentlichcn soldatischen Fähigkeiten
Nobunaga unentbehrlich gemacht hatte, TOVOTOMI IIIDKVOSHI, trat seine
Erbschaft an. Er unterwirft die störrischen Daimyo, erzwingt sich den früher
dem höchsten Hofadel vorbehaltenen Titel Kwampaku und schaltet und waltet
mit unbeschränkter Gewalt im Lande. Seine phantastischen Eroberungspläne
schlagen dagegen fehl: sein Zug nach Korea 1 1592 — 1598J - dessen fragwürdige
Tributpflicht zum Vorwand einesKrieges genommen wird-endet mit fastvölliger
Vernichtung seiner Truppen, gibt aber auch der alten koreanischen Kultur den
Todesstoß. Kurz nachdem die letzten Trümmer seiner stolzen Heere vom Fest-
lande zurückgekehrt sind, stirbt Hideyoshi: zu früh um seinem unmündigen
Sohne die Herrschaft zu sichern. Schon TOKUGAWA lEYASU, der bedeutendste
seinerGeneräle und wohl die gröP^te, aber vielleicht auch die unheilvollste Gestalt
der japanischen Geschichte, entreif>t sie seinen schwachen Händen und wird 1603,
als Nachkomme der Minamoto, Shögun, der erste jener TOKUGAWADYNASTIE,
die volle 250 Jahre, bis zur Restauration von 1868, das Reich unter ihr eisernes
Joch zwingt. Seine fähigen Nachfolger Hidetada und lemitsu vollenden sein
Werk und sichern dem Lande eine Zeit beständigen Friedens, die in der Welt-
geschichte kaum ihresgleichen hat. Aber um welchen Preis! Eine formalistische
Etikette, deren genial ersonnenes System alle 'Aufmerksamkeit und Energie
grundsätzlich überall vom wesentlichen auf das äuficrliche' ablenkte, hielt das
ganze, von den furchtbaren Kriegen des 16. Jahrhunderts auf den Tod erschöpfte,
friedensehnsüchtige Volk, vom mächtigsten Daimyö bis zum niedersten Hand-
werker oder Krämer in unzerreißbaren Ketten, und eine großartige Spionage, die
der Tokugawabureaukratie in der neuen Hauptstadt Edo, heute Tokyo, jedes
unvorsichtige Wort, jeden Gedanken einer Tat unverzüglich zutrug, sicherte den
mächtigen Bau gegen jede Möglichkeit eines Angriffs. Jeder Funke schöpferischer
Genialität mußte unter diesem gleichmäßigen, unwiderstehlichen Drucke erstickt
werden, zumal da die hermetische Abschließung gegen das Ausland, eine Folge
der landesverräterischen Umtriebe der christlichen Missionare und ihrer einhei-
mischen Gefolgschaft, lange jeden frischen Lufthauch fern hielt. Nur die Holländer
und Chinesen durften in Nagasaki einen beschränkten Handel betreiben. □
Man würde aber wahrscheinlich den Tokugawashögunen unrecht tun, wenn
man die Schuld an dieserEntwicklung allein ihrerGesetzgebung zumessen wollte.
Sie hat diese Entwicklung gefördert, aber sicherlich nicht allein hervorgerufen.
Niemals würde sich ein ganzes Volk mehr als zwei Jahrhundertc lang dieser
furchtbaren Despotie gebeugt haben, wenn sich wirklich noch starke, ursprüng-
782
liehe Kräfte in ihm ^ere^^t hätten. Japan
war materiell und ^'eisti^j erschöpft: es
bedurfte der dumpfen Ruhe der Ti)kutjawa-
zeit, um neue Kraft zu sammeln, und viel-
leicht verdankt es den besten Teil dessen,
was es geleistet hat, nachdem 18H8 das
Shöjjunat den An^^riffon der beutelusti-
gen europäischen Mächte und der gr()t>en
Daimyo des Südens und Westens erle^,'en
war, gerade dem verhaf>ten Kegiment des
Shögunats. D
Die Kunst der Ashikaga war mit dem
Sturze ihres Hauses völlig vernichtet.
Dem neuen Adel, skrupellosen Gewalt-
menschen ohne Stammbaum, denen ihr
Schwert mächtige Fürstentümer und enor- ,' , , ,. ''I""'' ■
^ Uaku; Jap.in um Immi. .sammlunK H. Koechlln,
me Hinkünfte erworben hatte, hatte die a Paris d
Kunst dieser raffinierten Genutsmenschen nichts zu sagen. Sie suchten ihren Kuhm
in der Entfaltung königlicher Pracht, im Hau riesiger Schlösser mit dekorativen
Malereien größten Maf>stabes, in der Veranstaltung üp|)iger Hankette, bei denen
Tausende von prunkvollem Lackgeschirr speisten. Die DKK()RATI\'K KUNST
erlebt ihre GRÖSSTE ZEIT; die Zierkunst aber, die ihrem Wesen nach nicht deko-
rativ ist, verliert, zur Sklavin anderer Künste herabgewürdigt, den besten Teil
ihrer Schönheit. Unter den Tokugawa setzt sich diese Entwicklung fort. Wie alle
Äuf>erungen des sozialen Lebens wird auch die Kunst in die FOR.MKLN strenger
Regeln geprellt. Jeder gröf,ere Daimyö gewährt einer Anzahl Künstlerfamilien
Pensionen, damit sie in erster Linie für ihn arbeiten. In ihnen erbt sich die Tra-
dition von einem Geschlecht auf das andere fort. Ein Abweichen von der Schul-
regel bedeutete einen Hruch mit der F'amilie und rächte sich materiell und sozial
auf das schwerste. So wurde die künstlerische Energie in erster Linie auf die
TECHNIK gerichtet, die aber einer wirklichen Vervollkommnung kaum noch fähig
war, und die Überwindung technischerSchwierigkeiten wurde immer mehr Selbst-
zweck. DerKünstler schafft sie sich selbst, ummitihrerÜberwindung/.ubrillieren;
er ist zum VIRTUOSEN geworden. Die Hourgeoisie hat an dem Leben des hohen
Adels und seiner kriegerischen Gefolgschaft keinen Anteil. Mit um so größerer
Bewunderung schaut sie zu ihm empor, und ihr höchster Ehrgeiz ist es, ihnen
nachzutun, so weit es die strengen Gesetze nur zulassen. Die Künstler, die für sie
arbeiteten, konnten also nichts Besseres tun, als die offiziell approbierte Kunst
NACHZUAHMEN. Nur war ihr Geschmack gemeiner, ihre Technik geringer, und
in der Not des Lebens mußten sie zu immer gewaltsameren Mitteln greifen, tech-
nischen und künstlerischen Absurditäten, durch die sie hoffen konnten, die Auf-
merksamkeit der Menge auf sich zu ziehen. D
Von allen japanischen Zierkünsten hat allein die KERAMIK unter Hideyoshi
und unter derTokugawaregierung eine innere und äußere Bereicherung erfahren.
783
Hideyoshi selbst liebte allerdings das Chanoyu mohr in seiner volkstümlichen,
äu(>erlich prächtigen F"orm; aber er protegierte auch Chaj in. wie den berühmtesten
aller japanischen Teefreunde und Kunstkenner, SKN-NO HIKVU, in dessen Cha-
noyu-Vorschriften der Zengeist mit seiner raffinierton Schlichtheit seinen klassi-
schen Ausdruck findet. Nach Ideen Rikyüs schuf CIIO.IIRO, der Sohn des Ameya,
in Kyoto für Nobunaga und Hidcyoslii handgeformte Chawan |Tecschalen| aus
einem sehr losen, bröckeligem Tone mit den schönsten geflossenen Bleiglasuren,
namentlich in Schwarz und Rot, die Hideyoshi durch Verleihung eines Stempels
mit dem Charakter 'Raku' anerkannte, das berühmte RAKUVAKI, der Stolz, aber
meist die vergebliche Sehnsucht der Chajin. Wurde doch in der späteren Toku-
gawazeit ein einziges Chawan des ersten Chöjirö mit 1200 Ryö d.h. mit etwa eben
soviel Pfund Sterling bezahlt! Ein der Rakuware sehr ähnliches Chawan in der
Art Rikyüs gibt Abb. f>91 wieder. D
Diesem Rikyu-Raku steht in der Schätzung der japanischen Chajin das nach
Ideen desselben Chajin gearbeitete ShigarakiSteinzeug, das RIKYU-SHIGARAKI,
nahezu gleich. Die Werkstatt erfreute sich überhaupt derbesonderen Vorliebe der
Chajin; auch dasEnshü- undSötan-Shigaraki sind von den grof^en Kennern Kobori
Masakazu [Enshü, 1579 — 1647] und Sötan inspiriert worden. In Seto wird ein dem
Shino-yaki nicht unähnliches Steinzeug für den Chajin Furuta Oribe-no Kami
Shigeyoshi [1545 — 1615] gearbeitet und nach ihmORIHEVAKI genannt; charakte-
risiert wird es durch die unregelmäf>ige grüne Oberglasur und freie Pflanzens-
kizzen in Braun. Das spätere sogenannte Oribe ist wesentlich verschiedener Art.
Von allergrößter, ja entscheidender Bedeutung für die japanische Keramik
wurde derZugHideyoshis nachKOREA. Während er der koreanischenKultur den
Todesstoß gab, hat er die japanische Keramik eigentlich erst geschaffen. Fast
jeder der an dem Kriege beteiligten Daimyö brachte eine Anzahl koreanischer
Töpfer nach Japan, und den Öfen, die diese Töpfer unter dem Protektorate ihrer
neuen Herren in den verschiedenen Provinzen Japans anlegten, entstammen fast
alle die Wunderwerke, die den Ruhm der japanischen Keramik begründet haben.
Das Ende des sechzehnten und der Anfang des siebzehnten Jahrhunderts wird so
die Blütezeit der japanischen Töpferei, der jüngsten der japanischen Zierkünste.
Sie ist freilich zu spät geboren. In der dumpfen Luft desTokugawareiches konnte
sie niedieReinheit und Größedeskoreanischen oder chinesischen Stiles erreichen,
die der japanischen Begabung aber wohl überhaupt unzugänglich ist. D
In Karatsu sind, wie wir sahen, von jeher koreanische V^orbilder getreulich
kopiert worden. Auch das bemalte Karatsu, das hl-KARATSU, vom Ende des
16. Jahrh. ist eine Nachahmung des P]-Görai und einer rätselhaften wohl nicht
koreanischen Gattung, des Sunkoroku |Abb.564J. DasCHOSEN-KARATSU [korea-
nisches Karatsu] aus der Wende des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts
verdient kaum eine Stelle in der japanischen Keramik. DerNameHI-BAKAHl, mit
dem es auch bezeichnet wird, ist charakteristisch: es ist das Werk koreanischer
Töpfer aus koreanischer Erde und koreanischer Glasuren; 'nur dasP'euer' ist japa-
nisch. Ebenso läßt sich das HAGIYAKI [Provinz Nagatoj des sechzehnten und
siebzehnten Jahrhunderts kaum von seinem Vorbilde, dem Ido, unterscheiden,
784
und das etwas geringere YATSUSHIRO-VAKI [Provinz Higo] mit seinen KinlagiMi
grauen Tons unter einer durchscheinenden perlgrauen ülasur ist eine getreue
Nachbildung der Mishimatechnik. O
Die Töpfer Kyotos, der alten Kaiserstadt, arbeiten am Knde des sechzehnten
und im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts ausgezeichnetes und hoch ge-
schätztes Teegerät in der Art des Seto. Kiner der Hauptmeister ist ein Dilettant
NONOMl'RA NINSKI, der eine grof>e Anzahl berühmter, zum Teil bis in die mo-
dernste Zeit fortgeführter Werkstätten in und um Kyoto gründet. Krst am Knde
seinesLebens, in den sechziger.Jahren, lernt er von einem Aritameister dieKmail-
malerei, die er mit außerordentlicher Vornehmheit auf die feinen milchweif^en
und grauen Glasuren seines Steinzeuges frei malerisch überträgt. Die Haupt-
farben sind auf>er dem Gold ein hochaufliegendes Hlau und Grün, daneben Kot
(Abb. 595!. Seine Werke sind in den von ihm begründeten Werkstätten, vor allem
von AW.\I)A und KIYOMIZU, immer und immer wieder nachgeahmt worden. Im
achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert entwickelt sich in und um Kyoto eine
förmliche Industrie, die alle Gattungen ostasiatischer Keramik meisterhaft imitiert
und daneben ein glänzendes reich dekoriertes Gebrauchsgerät schafft. Kinen Teil
der Technik Ninseis überträgt KKNZAN, der Bruder des großen Malers und Lack-
meisters Körin, auf ein Steinzeug von weit gröberer, kräftigerer Masse. Der Stil
seinerDekorationen, die meist in stumpfen P'arben, ohneGold, gehalten sind, zeigt
vollkommen die kühne, skizzenhafte, etwas gewaltsame Art seines größeren Bru-
ders (Abb. 596]. Kenzan teilt mit Korin und Ninseiden Kuhm. am öftesten gefälscht
worden zu sein; auch die Echtheit des Originals von Abb. 55U), wie übrigens auch
des Ninsei Abb. 595, ist keineswegs unzweifelhaft. Sein Stil war aber viel zu indi-
viduell, als daß er wie Ninsei hätte Schule machen können. D
Die Werkstätten von TAKATOKI (Provinz Chikuzen) sind eine Gründung zweier
koreanischer Töpfer aus Ido. Ihren hohen Ruhm aber verdanken sie dem Kobori
Enshü, der dort das herrliche ENSHÜ-TAKATOKl mit dem prachtvoll funkelnden
Goldton seiner Glasuren arbeiten läßt, Werke, in denen sich die Eigenart japani-
scher Keramik am schönsten ausspricht. Des höchsten Ruhmes von allen Erzeug-
nissen der japanischen Töpferei genießt inFiuropa dieSATSl'MAEAYENCE, meist
widerwärtige Exportware, die mit Satsuma nicht das geringste zu tun hat, son-
dern in Fabriken von Tokyo und Yokohama massenweise erzeugt wird. Die alten
Satsumaöfen, deren es an verschiedenen Orten der Provinzen Satsuma, Osumi
und Hyüga, des Gebietes der mächtigen Familie Shimazu, eine ganze Anzahl ge-
geben hat, sind die Schöpfung eingewanderter Koreaner und — vielleicht — auch
Chinesen. Ihre frühesten Arbeiten sind durchaus in fremdem Stil, des Mishima,
Hakeme, Sunkoroku usw. gehalten und entsprechen dem strengsten Chajin-
geschmack. Das CHOSAYAKT [so genannt nach einem Schlosse der Shimazu (,
hartes Steinzeug mit mehreren Glasurschichten, ist eine Weiterbildung des korea-
nischen Stils. Es kommt in zahlreichen Abarten vor, für die der japanische Kenner
treffende Bezeichnungen gefunden hat. Typisch ist eine gelb-grüne Glasur mit
weißen Flecken [siehe Tafel]. Versuche, das fein gekrackte koreanische Komogai
nachzubilden, gelangen erst, als Boku, einer der koreanischen Töpfer. 1614 die
50 • Geschichte des Kunstgewerbes 785
O Abb. 592: Köami Nagashige, Lackkasten vom Jahre 1637. Im Kaiserlichen Museum zu lokyö D
nötigen Rohstoffe in der Provinz Satsuma auffand. In den Öfen von Nawashiro
entstanden die ersten Arbeiten dieser Art, die Vorläufer des eigentlichen SATSU-
MA YAKI, eines Steinzeuges von äußerst harter, kompakter, reiner Masse mit un-
begreiflich fein und regelmäßig gekrackterGlasur, inderTateinesderreizvollsten
Erzeugnisse des Töpferofens. Weiteren 'Schmuckes' konnten diese Werke sehr
wohl entbehren, und die Malerei in Schmelzfarben wurde dann auch erst am Ende
des 18. Jahrhunderts, zunächst noch sparsam und vorsichtig, auf sie angewandt.
Das PORZELLAN hat in Japan bis in die neuesteZeit eine sehrnebensächliche
Rolle gespielt, eine weit geringere jedenfalls als in China. In gewissem Sinne ver-
dankt es Japan wiederum den Koreanern. ¥Jn Koreaner, RI SAMPEI, war es, der
zuerst [im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts] kaolinhaltige Erde am Berge
Izumiyama in der Provinz Hizen entdeckte. Aus den Ansicdlungen koreanischer
Töpfer an diesem Berge entstand die Töpferstadt ARITA, der Hauptort für die
Fabrikation der sogenannten IMARIPORZELLANE. Die Dekoration beschränkte
sich im Anfang auf das Scharffeuerblau; die Kunst der Emailmalerei wird erst
mehrereJahrzehnte später 1646 — von einemChinesen in Nagasaki erlernt und
von dem Töpfer KAKTE.MON bald zu großer Vollkommenheit ausgebildet. Die
Porzellankunst verwandelt sich aber bald in eine Industrie, die zum größten Teil
für den Export arbeitet. Welche Bedeutung diese nach dem Ausfuhrhafen be-
nannten Imariporzellane für die Geschichte des europäischen Kunstgewerbes er-
langt haben, ist bekannt. Uns brauchen sie an dieser Stelle nicht zu beschäftigen.
Eine reiche, und künstlerisch wertvollere Produktion für den heimischen Markt
786
D Abb. -'93: lionami Köetsu, 1557 1637. Schreibkastcn, Suzuribako. Samirilunir Vamamoto, Tokyo D
ist aber ininier nebenherfre^antjcn. Vür (icii Gebrauch der heimischen F'ürston-
familie Nabeshima und als Geschenk für die Grofien des Landes arbeiteten die
benachbarten Öfen von Ököchi seit den zwanziger Jahren des achtzehnten .Jahr-
hunderts Porzellane, wohl die edelsten Porzellane mit timaildekor in Japan. Die
Porzellane von Miköchi auf der benachbarten Insel Hirado werden seit der Mitte
des achtzehnten Jahrhunderts ebenfalls nur zum Gebrauch der F'ürsten MAT-
Sri'RA j^efertijirt. Die auf>erordentliche \'()llendunjr ihrer Technik und die Schön-
heit ihrer Dekoration in mildem Unterj^lasurblau, auch in Gravierung oder ganz
flachem Relief, stellen sie hoch über alle ähnlichen japanischen Gattungen. D
Neben diesen Hauptwerkstätten blühten im ganzen Lande noch eine P'ülle klei-
nerer und größerer Öfen, die z. T. ebenso vortreffliches geleistet haben, wie nur
irgendeiner der von uns erwähnten. Im achtzehnten Jahrhundert setzt ein allge-
meiner und gleichmäp^iger VERKALL ein — ein Verfall des KKRAMISC'HKN GK-
FÜHLS, nicht etwa der Technik, die im Gegenteil sich in wunderlichen Kunst-
stückchen erschöpft. Als 1868 die Restauration das Reich dem Weltverkehr
öffnete, war die japanische Keramik, die längst eine Industrie geworden war,
durchaus der Aufgabe gewachsen, den Ansprüchen des schlechtesten europäischen
Geschmackes zu genügen. D
Wenn Pracht und technischer Reichtum ein Kunstwerk ausmachten, so dürften
wir nicht zögern den LACKFIN der Tokugawa höchste künstlerische Bedeutung
zuzusprechen. In Wahrheitsind siegröf^tenteilsmehrKunststücke alsKunstwerke.
Die Lacktechnik ist so schwierig und der Stoff selbst, namentlich bei den Gold-
lacken, von so starker äuP>erlicher Wirkung, daft schon eine leichte Betonung des
Technischen das künstlerische Gleichgewicht stören muft.Unt er denTokugawa aber
richtet sich alles Interesse auf das Technische, auf die Bereicherung, nicht auf die
Vertiefung der Wirkung. Künstlerisch hatte ja gerade die Lacktechnik dem Erbe
50* 787
einer nielir als tausendjährigen Geschichte
kaum noch etwas hinzuzufügen. Bei dieser
spielerischen, unruhigen Häufung aller
Techniken, die durch immer neue über-
raschende Wendungen zu fesseln sucht,
aber gerade durch ihren Überreichtum bald
ermüdet, geht die einfache und selbstver-
ständliche Grüfte der alten Lacke völlig
verloren. Je unbeschränkter die Herrschaft
über die Technik des Stoffes w^ird, desto
mehr wird seinem Geiste Gewalt angetan.
Die Lackarbeiten des in der Tokugawa-
zeit hochberühniten Hofkünstlers KOAMI
NAGASHIGE z.B. | Abb. 592 1 sehen 'ge-
schmiedetem und geschnittenem Golde
Abb. 6M: Shomi Kohei. Japan, erste Hälfte des ähnlicher als dem, was sic doch siud, näm-
18. Jahrhunderts. Deckel eines Suzuribakos, ,. , , i l -i , t->- i i tt- < ■
Schreibkastens, in Goldlack. Im Kaiserlichen l'Ch Lackarbciten'. Die trOckcne Harte Und
D Museum zu Tokyo D Schärfe der Formen ist freilich von dieser
technischen Überkultur ganz unabhängig, sie zeugt von einer allgemeinen Ver-
rohung des künstlerischen Gefühls, deren Ursachen sich natürlich unserer Er-
kenntnis entziehen. Andere Meister gehen noch weiter: 'sie haben ihren Ruhm
darin gesucht und gefunden, Lacke herzustellen, die wieBronze. Eisen, alte chine-
sische Tusche, Fayence, verwittertes Holz, nur nicht wie Lack aussehen.' Vor allem
RITSUO, ein Künstler aus der Wende des siebzehnten und achtzehnten Jahrhun-
derts, hat es durch taschenspielerische Kunststücke dieser Art zu einem seltsamen
Ruf in Japan wie in Europa gebracht. Sein zweifelhaftes Verdienst ist die Erfin-
dung derFayence-Einlagen in Lack. Nicht alle Arbeiten des siebzehnten und acht-
zehnten Jahrhunderts sind allerdings so herzlich unsympathisch — manchem
Meister der Koma-, Yamamoto-, Igarashi-, Kajikawa-Familien, und wie sie alle
heif^en, die großenteils bis ins neunzehnte Jahrhundert geblüht haben, sind noch
reizende und liebenswürdige Werke gelungen, und in einer Arbeit, wie in dem
schönen Suzuribako des Shomi Kohei [Abb. 594] lebt sogar die ganze Grazie der
frühenAshikagazeitwieder auf. Im ganzen aber ist dieLackkunst des achtzehnten
und neunzehnten Jahrhunderts Spielerei, oft, fast immer, hübsch und geschmack-
voll, aber ohne jenen Ernst und Ausdruck, der die älteren Arbeiten auszeichnet.
Besonders charakteristisch für diese Spielzeugkunst sind die INRO, niedliche mehr-
teilige flacheDöschen, die an demNETSUKE, einemgeschnitztenKnopf, imGürtel
getragen werden [siehe Tafel]. Sie kommen seit dem Ende des siebzehnten Jahr-
hunderts auf und gehören heute mit dem Netsuke zusammen zu den Lieblingen
der europäischen Bibeloteurs. In bewußten Gegensatz zu dem spießbürgerlichen
Raffinement dieser Kleinkunst stellen sich die beiden größten Lackmeister der
Tokugawazeit, HONAMI KÖETSU [erste Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts] und
OGATA KORIN [gestorben 1716]. Ihr großartigerFlächenstil, dessen Hauptmittel
mächtige Bleieinlagen, der schönste Gegensatz zu ihren wunderbaren Goldgrün-
788
x:
I
(
I
Abb. 595 und 596: Chawan (Teeschalen) von Nono-
mura Ninsei [Mitte 17. Jahrhunderts) und 0|;ata
Kenzan [»feb. 1663). Im Kaiserlichen Museum, Tokyo D
(Ion sind, geht bewufit oder iinbewufitvon tlomLatk.stil cii-rl'iijiwara/eit au.s, ohne
ihn indessen im gerinj^sten zu koi)ieren: das wuchtige und docli weiche ReHef ist
viehiiehr ihre eigenste Schöpfung. Der Lackkasten des Knetsu [Abb. 593] ist für
seine Art vielleicht nicht ganz charakteristisch. Nur das Innere des Deckels zeigt
Kinlagen vonBlei und Perlmutter, dasAuf>ere und die unterellälfte ist mit dichten
Shinobu-Ranken in Gold bedeckt. Die ungemein edle Form des Kastens erinnert
uns daran, daf> Köetsu zu den drei gro(>en Kalligraphen des siebzehnten Jahrhun-
derts gehört. Die Vorlage für die in Blei eingelegte Schrift lieferte ein anderer
dieser drei Meister, Fürst Konoe Nobutada. Der auf der Tafel abgebildete Lack-
kasten des Korin, dessen Motiv Torii und Cry))tomerienwald des Miwaklosters
bilden — der Grund Gold, die Zedern Blei, die Stämme zum Teil Perlmutter ,
gehört nicht nur zu den charakteristischsten, sondern auch zu den edelsten Werken
des Meisters: 'Die feierliche Glorie des wundervollen Goldlackes ruht auf einem
Relief von so mächtiger Breite und so weicher Rundung, wie sie keiner der uns
bekannten früheren Lacke aufweist'. D
In der Zeit Hideyoshis und den ersten Jahrzehnten der Tokugawaregierung
war das SCHWERT eine so furchtbar reale Macht, wie selten zuvor. Der ganze
bittere Ernst der Waffe findet denn auch in den mächtig geschmiedeten Stich-
blättern der Schwertfegerfamilie UMETADA. vor allem des Myoju [1558—1631,
Abb. 597] und des ersten NARA. Toshiteru [Anf. 17. Jhdt., Abb. 598 j, der den Stil
Kaneies wieder aufnimmt, seinen großartigsten Ausdruck. In der zweihundert-
fünfzigjährigen müßigen PYiedenszeit der Tokugawa, in die die Sitte des Waffen-
tragens nur noch wie ein Fossil hineinragte, mußte die Waffenkunst rascher und
völliger Zersetzung verfallen. Am schlimmsten ging es den Plattnern, deren
Werke nur noch bei zeremoniösen Gelegenheiten getragen wurden und sich
kaum mehr verbrauchten, wenn nicht ein Modewechsel neue Arbeit brachte. Sie
konnten ihre Geschicklichkeit nur noch an geistreichen Kunststückchen, wie den
bekannten an allen Gliedern beweglichen Krabben und Hummern demonstrieren.
Dem Schwerte dagegen sicherte die Gesetzgebung des Jeyasu eine fast hysteri-
789
MW^^TwJf^ ^jf^y^^imS^^' * *-(rf I^Jv^^^^BHÄ^L
Abb. 597: Umetada Myöju, Ende 16. Jahrhunderts.
D Schmiedeeisernes Tsuba D
Abb. 598: Nara Toshiteru, 17. Jahrhundert
O Schmiedeeisernes Tsuba O
sehe Verehrung, die um so höher stieg, je seltener es ernsthaft gebraucht wurde.
Nur seinBeschlag wurde in reicher und modischer Weise ausgearbeitet. Die alten
Schmiedearbeiten wurden zwarimmerwiederkopiert und nachgeahmt, im wesent-
lichen aber waren es nicht Waffenschmiede, Plattner und Schwcrtfeger, die den
Waffenschmuck arbeiteten, sondern Goldschmiede, denen die Waffe selbst fremd-
artig und gleichgültig war. Sie waren durch keine technische Schwierigkeit und
keine Rücksicht auf Wesen und Bestimmung des Schwertes mehr gebunden, und
konnten alle Künste raffinierter Metalltechnik — Tauschieren, Damaszieren, Email-
lieren, Einlegen hoher ziselierter Reliefs und mannigfacher bunter Stoffe — nach
Belieben auf den Schwertschmuck verschwenden. Neben und vor dem Eisen
kommen Shibuichi [graue Silberbronze], Shakudö, Kupfer, Bronze und Edelmetalle
zu Ehren. DerGeist derGotöschule wird allmächtig. Ihre Tradition wird vor allem
vonderNaraschuledes achtzehnten Jahrhunderts aufgenommen, die ihreArbeiten
mit hohen eingelegten und ziselierten Reliefs verziert. Die Hiratafamilie glänzt
durch ihre Einlagen in Zellenschmelz. Welche Verwüstung des Stoffgefühls tech-
nischeCberkulturverschuldenkann, zeigt sichauchhieroft: YOKOYA SOMIN [ge-
storben 1733 j versuchte in Gravierung die kalligraphischen Züge der Tuschmalerei
nachzubilden, und konnte mitdieserAbsurditätderBegründer einer großen Schule
werden, die mit den Goto und den Nara in ihren mannigfaltigen Verzweigungen
die Dreiheit der grofien Tokugawaschulen bildet. Im achtzehnten und noch mehr
im neunzehnten Jahrhundert sinkt die in unzählige Schulen zerspalteneKunst des
Schwertschmuckes zu vollkommen industrieller Produktion herab, die nach der
Restauration eines verdienten kläglichen Todes stirbt. D
NACHTRAG ZU DEN KAPITELN VIII X D
Seit der Drucklegung dieses Abschnittes sind zwei volle Jahre verflossen, in
denen unsere Kenntnis ostasiatischer Kunst manchen Schritt vorwärts getan hat.
Für den Verfasser waren sie noch von besonderer Bedeutung, weil er sie dem
790
Studium der über alle Vürstcllunjj kostbaren japanischen Sammlungen und Museen
und der Hildun^ einer ostasiatisclicn Kunstsanunluntj für die Herliner Museen
widmen konnte, die nunmehr fast alle der im Texte ^,'enanntenTyj)en in ^uiten Ori-
ginalen enthält. So fruchtbar indessen die beiden in Japan verbrachten Jahre für
ihn gewesen sind, seine (irundanschauungen von Wesen und Geschichte der ost-
asiatischen Zierkunst haben sie kaum geändert, und er hat daher keine Veran-
lassung zu gröf>eren Korrekturen gesehen, die sich übrigens schon aus technischen
Gründen verboten hätten. Nur einige kleinere Herichtigungen und Krgänzungen
seien im folgenden gegeben. D
Unsere Kenntnis der älteren chinesischen Töpferei ist von liushell durch die
V'ert')ffentlichung und Übersetzung des Albums 'Li tai ming tz'u t'ou i)'u' von
Hsiang Vuan-p'ien auf eine festere Basis gestellt worden, als uns die Schriftcjuellen
allein geben konnten. Der akademische Geschmack dieses Sammlers und Kenners
des sechzehnten Jahrhunderts, also einer recht späten und künstlerisch verarmten
Zeit, sollte freilich für uns nicht maf>gebend sein. Leider sind auch die F'arben des
Albums, das nach einer Kopie des verbrannten Originals reproduziert werden
muftte, großenteils ganz willkürlich. Den angeblichen Sung- Originalen unserer
Sammlungen steht der \'crfasser noch mit derselben Skepsis gegenüber, wie
früher: die beglaubigten Sungtöpfereien japanischer Sammlungen sind durch
Welten von ihnen geschieden! D
Die Überzeugung des \'erfassers von der künstlerischen Bedeutung des chi-
nesischen Lackes ist in Japan durchaus bestätigt worden. Die Berliner Museen
besitzen Lacke sicherlich chinesischer Provenienz von einer Größe und F"reiheit
des malerischen Stils, die der viel genaueren und mühseligeren japanischen
Lackkunst durchaus versagt geblieben ist. D
Nach der Drucklegung der kurzen Schilderung des Shösöin, Seite 758- 762,
hat der \'erfasser das Glück gehabt, die unvergleichliche Sammlung selbst genau
kennen zu lernen. Ihr kostbarer Inhalt ist außerdem durch die prächtige Publi-
kation des kaiserlichen Hausministeriums 'Toyei Shukö' der Allgemeinheit in
würdigster Form zugänglich gemacht worden. Von der japanischen Ausgabe
liegen fünf, von der englischen zwei Bände vor. Die Ostasiatische Kunstsammlung
der Berliner Museen besitzt farbige Aufnahmen von einer großen Zahl der Objekte
des Schatzhauses. Die auf Seite 760 erwähnten Gläser sind offenbar importiert —
sie sehen europäischen Gläsern täuschend ähnlich, eines zeigt sogar die christ-
lichen Symbole der Palme und des Fisches. Ob sie freilich wirklich aus dem fer-
nen Westen importiert, in China von europäischen Meistern gefertigt oder von
Chinesen den europäischen Mustern nachgebildet worden sind, wird sich schwer-
lich je entscheiden lassen. Das Langschwert Seite 760 wird im Katalog ausdrück-
lich als chinesisch bezeichnet; indessen bezieht sich möglicherweise diese Be-
zeichnung nur auf die Klinge, nicht auf Scheide und Montierung. D
Die kurze Darstellung der Geschichte des Schwertschmuckes, die auf Seite 770
u. 771, 773, 789 — 782, 779 u. 790 gegeben ist, bedarf in mehr als einer Beziehung
der Berichtigung. Es scheint in der Tat, daß die ältesten verzierten Eisentsuba
erst der Zeit der dynastischen Spaltung [Anfang des vierzehnten Jahrhunderts]
791
anjrehören. und daf> der Stilunterschied zwischen den alten Eisentsuba und den
zierlichen Ziseleurarbeiten nur in dem Gegensatz zwischen dem Waffenschmied —
Plattner, Schwertfeger, Tsubameister - und Goldschmied seinen Grund hat. Der
künstlerischen Schönheit der Arbeiten des Waffenschmiedes tut natürlich diese
Verjüngung um zwei bis drei Jahrhunderte keinen Abbruch. Die ältere Geschichte
des japanischen Schwertschmuckes liegt noch in völligem Dunkel. Um so er-
freulicher ist es, daf> eine zuverlässige Darstellung seiner Geschichte, die gemein-
same Arbeit japanischer und deutscher Kenner, in nicht zu ferner Zeit erscheinen
wird. Deutschland besitzt übrigens die drei besten Privatsammlungen japanischen
Schwertschmuckes außerhalb Japans: die Sammlungen Vautier in Düsseldorf,
Mosle in Leipzig und Jacoby in Berlin. Otto Kümmel
D
LITERATURNACHWEISE
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D LITERATURNACHWEISE D
ABSCHNITT ALTERTUM D
BAND I, KAPITEL I-III VON PROFESSOR DR. ERICH PERNICE D
HUGO BLÜMNMR, Technologie iiml Terminoloj^'ie der Gewerbe iiiul Künste hei den Griechen
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CHARLES CHIFIEZ, Histoire de l'art dans lantiquit^. Paris 1882-1898. Okt. 8 Bde. mit Textbildern
und 70 Tafeln, o WILHELM Sl'lEGl'LBERG, Geschichte der .'igyptischen Kunst bis zum Hellenismus.
Leipzig 19U.i. Okt. mit Textbildern. D ADOLF ERMAN, .Ägypten und ägyptisches Leben im Alter-
tum. Tübingen 1885—1887. Okt. 2 Bde. mit Textbildern. G CARL SCHUCHHARUT, Schliemanns
Ausgrabungen in Troja, Tiryns, Mykenä, Orchomenos, Ithaka, im Licht der heutigen Wissenschaft
dargestellt. 2. Aufl. Leipzig 1891. Okt. mit Texthildern. (1. Aufl. 1890.) D TUE ANNUALol the Bri-
tish school at Athens. Vol. 1 — 10. London 18949.^-1903,04. Quart. D A. FURTWANGLER und
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Fol. mit 60 Tafeln. D K.\RL MASNER, Die Sammlung der Vasen und Terrakotten im K. K. österr.
Museum fürKunst und Industrie. Wien 1892. Quart mitTextbildern und 1 1 Tafeln. oERICH PERNICE
und FRANZ WINTER, Der Hildesheimer Silberfund. Berlin 1901. Gr. Quart mit Textbildern und
46 Tafeln, d REINHARD KEKULE, Die antiken Terrakotten. Berlin und Stuttgart 1880—1903.
Fol. 3 Bde. D REINHARD KEKULE, Griechische Tunfiguren aus Tanagra nach Aufnahmen von
Ludwig Otto. Stuttgart. 1878. Gr. Fol. mit 17 meist färb. Tafeln. D ADOLF FURTWANGLER, Die
antiken Gemmen. Geschichte der Steinschneidekunst im klassischen Altertum. Leipzig, Berlin 1900.
Quart. 3 Bde. mitTextbildern und Tafeln. D ANTON KISA, Die antiken Gläser der Frau Maria vom
Rat zu Köln. Bonn 1899. Quart mit 33 Tafeln. — Derselbe in Spemanns goldenem Buch der Kunst.
[Diesem Werke sind einige Abschnitte wörtlich entnommen.] Berlin 1901. 8". a KARL WATZINGER,
Griechische Holzsarkophage aus der Zeit Alexanders des Großen. Leipzig 1905. Quart mit Text-
bildern und 3 Tafeln. G
BAND L KAPITEL IV VON DIREKTOR DR. GEORG SWARZENSKI D
A Guide to the early Christian and byzantine antiquities [in the] British Museum. London 190.3. G
J. O. WESTWOOD, A descriptive catalogue of the fictile ivories in the South Kensington Museum.
London 1876. Gr. Okt. mit24 Tafeln. G P. DELATTRE, Lampes chretiennes. Lyon 1889. G M ARTIGNY,
Dictionnaire des antiquites chr^tiennes. [2. Aufl.] Paris 1877. Okt. [1. Aufl. Paris 1865.] G FRANZ
XAVER KRAUS, Geschichte der christlichen Kunst. Fortgesetzt und hergestelltvon Franz Sauer. Frei-
burg i. Br. l!^96— 1908. Bd. I. II. 1.2. Okt. mit Textbildern und Tafeln. G ALOIS RIEGL, Die ägypti-
schen Textilfunde im K. K. Österr. Museum. Wien 1889. Quart mit 13 Tafeln. G ALOIS RIEGL, Die
spätrömische Kunstindustrie nach den Funden in Österreich-Ungarn. Wien 1901. Quart mit Text-
bildern und 23 Tafeln. G W. FRÖHNER, Verres chretiens ä figures dor. Paris o. J. G W. FRÖHNER,
La verrerie antique. Description de la collection Charvet. Le Pecq 1879. Gr. Fol. mit 35 Tafeln. G
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logischeStudien zum christlichen Altertum. HeftS]. G O.M. DALTON. Catalogue of the early Christian
antiquities and objects in . . . the British Museum. London 1901. Quart mit Textbildern und.JSTafeln. G
FR. BOCK. Katalog frühchristlicherTextilfunde des Jahres 1886. Düsseldorf 1887. Quart. G J. KARA-
BACZEK. Katalog der Th. Grätschen Funde in Ägypten, ausgestellt im K K. Österr. Museum. Wien
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Quart. G R. FORRER, Römische und byzantinische Seidentextilien aus dem Gräberfeld von Achmim-
Panopolis. Straßburg i. E. 1891. Quart mit 17 Tafeln. G R. FORRER, Die frühchristlichen Altertümer
aus dem Gräberfeld von Achmim-Panopolis. Straßburg i. E. 1893. Fol. mit 18 Tafeln. G Catalogue
general des antiquites egyptiennes du musee du Caire. Vol. XII: JOS. STRZYGOWSKI, Koptische
Kunst. Wrenard, Leipzig 1904. Fol. G VICTOR SCHULTZE, Archäologie der altchristlichen Kunst.
München 1895. Okt. mit Textbildern. G FRANZ XAVER KRAUS. Realencyklopädie der christlichen
Altertümer. Freiburg i.Br. 1880-1886. 2Bde. 8 "mit Textbildern. G EUGENE MUNTZ, La mosaique
chretienne pendant les premiers siecles. Paris 1893. Okt. mit Textbildern. G JOS. WILPERT, Die
795
Malereien der Katakomben Korns. Freihurg i. Br. ]90.^. Quart 2 Bde. mit Te.xtbildern und 267 Tafeln.
O P. R. GARRUCCi. Storia dellarte cristiana. F'rato 1872—1880. 6 Bde. Fol. mit 503 Tafeln, a
Bullettino di archeologia cristiana. Rom 1863—1894. Nuovo Bullettino di archeologia cristiana.
Rom seit 1895. D 010. B.\TT. DE ROSSl. Musaici cristiani. Roma 1899. Fol. 1 Textbd. und 1 Tafel-
band mit 53Tafeln. O C.^RLM.ARl.A K.XUF.M.WN, Handbuch der christlichen .Archäologie. Pader-
born 1905. Okt. mit Textbildern. D
ABSCHNITT MITTELALTER D
BAND I. KAPITEL V VON DIREKTOR DR. GEORG SWARZENSKI D
.\NTONIO P.ASINI. 11 tresoro di San Marco in Venezia. Venezia 1885. 1886. Quart. 1 Bd. Text,
1 Bd. mit 100 farbigen Tafeln. D JEAN PAUL RICHTER, Quellen zur byzantinischen Kunstgeschichte.
Wien 1897. Okt. [Quellenschriften für Kunstgeschichte. Begr. von R. Eitelberger von Edelberg, fort-
gesetit von .Mbert Ilg. Neue Folge. Bd.8.]D FR. \V. UNGER, Quellen der byzantinischen Kunstge-
schichte. Wien 1878. Okt. [Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters
und der Renaissance, herausgegeben von R. Eitelberger von Edelberg. Bd. 12.) D JULIUS LESSING,
Gewebe-Sammlung des Kgl. Kunstgewerbe-Museums in Berlin. Berlin 1900 u. ff. Fol. mit farbigen
Tafeln. [Bisher erschienen 10 Lieferungen.] D MORIZ DREGER, Künstlerische Entwicklung der
Weberei und Stickerei innerhalb des europäischen Kulturkreises von der spätantiken Zeit bis zum
Beginn des 19.Jahrhunderts. Wien 1904. Quart. 3Teile in 5Bde. [4 Bde. Text, 1 Bd. Tafeln.) D FRANZ
BOCK, Die Kleinodien des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation nebst den Kroninsignien
Ungarns und der Lombardei. W'ien 1864. Gr. Fol. 2 Bde. mit 47 Tafeln. D Byzantinische Denkmäler.
Herausgegeben von JOSEF STRZYGOWSKI. Wien 1891-1903. Gr. Quart. 3 Bde. D JOS. STRZY-
GOWSKY. Orient oder Rom? Beiträge zur spätantiken und frühchristlichen Kunst. Leipzig 1901.
Quart mit Textbildern und Tafeln. D HANS GRAEV'EN, Frühchristliche und mittelalterliche Elfen-
beinwerke in photographischer Nachbildung. Serie I. Aus Sammlungen in England. Rom 1898. Okt.
mit 71 Photographien. Serie II aus Sammlungen in Italien. 1902. D J. SCHULZ, Der byzantinische
Zellenschmelz. Frankfurt a. M. 1890. Okt. mit 22 Tafeln. D FRANZ BOCK, Die byzantinischen
Zellenschmelze der Sammlung Dr. A. von Swenigorodskoi und das darüber veröffentlichte Pracht-
werk. Aachen 1896. OkL mit Textbildern und .33 Tafeln. D A. VENTURI, Storia dellarte Italiana.
VoL I. IL Milano 1901. 1902. Okt. mit Textbildern, d H. BROCKHAUS, Die Kunst in den Athos-
klöstern. Leipzig 1891. OkL mit Textbiidern und 31 Tafeln. D N. KONDAKOFF, Histoire de l'art
byzantin consid6r6 principalement dans les miniatures. Paris 1886— 1891. 2 Bde. Quart mit Text-
bildern. D N. KONDAKOFF, Geschichte und Denkmäler des byzantinischen Zellenemails. Samm-
lung .A.W. Swenigorodskoi. Frankfurt a.M. 1892. Quart mit Textbildern und 35 Tafeln. D KONDA-
KOFF, Beschreibung der Baudenkmälerund Kunstwerke in Kirchen und Klöstern Grusiens. jSt. Peters-
burg 1890. Russisch.] D A GUIDE to the early Christian and byzantine antiquities [in the] British
Museum. London 1903. D
BAND I. KAPITEL VI— XI VON DIREKTOR PROFESSOR DR. OTTO VON FALKE D
ALOIS RIEGL, Spätrömische Kunstindustrie nach den Funden in Österreich-Ungarn. Wien 1901.
Quart Mit 23 z.T. färb. Tafeln. D JOSEPH HAMPEL, Altertümer des frühen Mittelalters in Ungarn.
Braunschweig 190.5. 3 Bde. Okt [2 Bde. Text, 1 Bd. Atlas.] o VENTURI, Storia dell' arte italiana.
.Milano 1901 IL Bd. 1—5. Okt. n tMlLE MOLINIER, Histoire generale des arts appliques ä l'industrie.
Band IV. 1 ; L'orfevrerie religieuse et civile du 5' ä la fin du 15' siecle. Paris 1901. Gr. Quart. Mit
Tafeln. O ANDR£ MICHEL, Histoire des arts depuis les premiers temps chr^tiens jusqu'ä nos jours.
Tome 1" 1905: Des debuts de l'art chretien ä la fin de la periode romane. Tome 2* 1906: Formation,
expansion et evolution de l'art gothique. Paris 1905. 1906. Bd. 1. 2 [soweit erschienen]. Quart, a
JULES LABARTE, Histoire des arts industriels au moyen-äge et ä l'epoque de la renaissance. Paris
1864—1866. Text: 4 Bde. Okt., Tafeln: 2 Bde. Quart mit 148 meist färb. Tafeln. D FRANZ BOCK,
Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Wien 1864. 2 Bde. Gr. Fol. mit
47Tafeln. D GEORG HUMANN, Kunstwerke der Münsterkirche zu Essen. Düsseldorf 1904, Text:
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Schmelzarbeiten des .Mittelalters. Düsseldorf 1902. Fol. mit z.T. färb. Tafeln. G THEOPHILUS [pres-
796
byter), Scliedula di\ i-rsaruiii artiiiiii hcraus^jeKeben von A. \\^. (Qui-llcnschriften zur Kunstgeschichte
und Kunsttechnik des Mittel.ilters und der Renaissance. Heraus^,'e>jel)en von liitclberKcr von Hdcl-
berg. Bd. 7]. Wien 1874. Okt. G 1-:.MILI-: MüI.I.NIHR. i.e trisor de la cathedraie de Coire. Paris 1895.
Quart mit 26 Tafeln. D HD. AUBERT, Tresor de labbaye de St. Maurice dAgaunc. Paris 1872. Gr.
Quart mit 4') z. T. färb. T.ifein. O F. X. ZFTTl.KR. l.conh. I'nzler und J. Stockbauer, Ausj^ewaiiltc
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LOUIS DE FARCY, Les broderies du 11* sitcle jusqu'ä nos jours. Mit Supplement. Paris 1890 bis
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et sculptures bruxelloises ä lexposition d'art ancien bruxellois. Bruxelles 1906. Fol. mit 50 Tafeln, o
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Lieferung 1 3 (soweit bisher erschienen]. Freiburg i.B. 19<i2-1906. Fol. D HANS LEHMANN. Zur
Geschichte der Glasmalerei in der Schweiz. Teil 1 2.i 2.3 Zürich 1906-1908. Quart. (Soweit er-
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litterature. Paris 1847-1856. Quart. 4 Bde. mit Tafeln D CHARLES CAHIER et ARTHUR MARTIN,
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CHARLES CAHIER et ARTHUR MARTIN, Nouveaux melanges darcheologie, d histoire et de
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edition. London 1899. Okt. (1. Aufl. 1878.) D
ABSCHNITT RP:NAISSANCE D
BAND I. KAPITEL XII VON DIREKTOR DR. GEORG SWARZEN'SKI D
BENV'ENUTO CELLINI, Abhandlung über die Goldschmiedekunsl und Skulptur. Übersetzt und
verglichen mit den Parallelstellen aus Theophilus, Diversarum artium schedula von J. Brinckmann.
Leipzig 1867. OkL D EUGENE PLÖN. BENVENUTO CELLINI, orfevre, m^dailleur, sculpteur.
Paris 1883. Quart mit Textbildern und 82 Tafeln. D EUGENE PLÖN, BENVENUTO CELLINI.
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D ALBERT ILG, Album von Objekten aus der Sammlung kunstindustrieller Gegenstände des Aller-
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50 Tafeln, q J. G. Th. GRAESSE, Das Kgl. Grüne Gewölbe in Dresden. 100 Tafeln . . . enthaltend
gegen 300 Gegenstände aus den verschiedensten Zweigen der Kunst-Industrie nach durch C. Graff
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Briet, Kaspar Enderlein und das Edelzinn. Leipzig 1897. Quart mit 50 Tafeln, a WENDELIN
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O WE.NDELI.N BOEHEIM, Nürnberger Waffenschmiede und ihre Werke in den Kaiserlichen und
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drock aus: Jahrbuch der Kgl. Preußischen Kunstsammlungen. Bd. 19.) o O. VON FALKE, Köl-
nisches Steinzeug. Berlin 1899. Quart mit Textbildern und 1 Tafel. (Sonderabdruck aus: Jahrbuch
der Kgl. Preußischen Kunstsammlungen. Bd. 20.) G ALFRED WALCHER RITTER VON MOLT-
796
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Quart mit 17 Tafeln. D JF.AN LOL'BIFR. Der Bucheinband In alter und neuer Zeit. Berlin 1904.
Okt. mit Te.xtbildern. (MonoKraphien des Kunstgewerbes. Bd. 10.] D
ABSCHNITT BAROCK UND KOKOKO D
BAND II, K.M'ITKL I UNI) II VON RKUIKRCNGSRAT DR. DRKHER D
(\Vicliti>.;e Spezialaufsatze sind schon im Text gelegentlich hervorgehoben, ebenso wichtige
alte Werke.]
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Fol. mit 200 Tafeln. D 2. ALLGEMEINE ENTWICKLUNG DES KUNSTGEWERBES, o JUSTUS
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lungen, zugleich ein Handbuch der Geschichte des Kunstgewerbes. Hamburg 1894. Okt. mit
Textbildern. D P^QUf.GNOT, Ornements, Vases et decorations d'aprts les maifres. Paris 18.'j6
bis 1872. Quart. 14 Bde. und 2 Supplemente. Mit 800 Tafeln. D PORTEFEUILLE des arts
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a HüRMANN 1.ÜI:K. Technik der Uron/cplastik. Leipzig VMfl. Quart mit Textbildern. |Mono-
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antiques. F'oteries. üri'S. Faiences et F'orcelalncs anciennes Iranfaiscs et etrangeres. I'aris 1888.
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Jacture nationale des üobclins. Paris |18')21. Okt. mit Tcxtliiliicrii und i» Tafeln. D H. üHRSI'ACH,
Repertoire dötaill^ des tapisseries des Gobelins ext'cuttJes de Ui(i2 .^ 1892. Paris 1893. Okt. a
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Wien I9t1l. Quart, l Band Text. 1 Band mit 87 Tafeln. D PALLISFR, BURY, Histnry of Lace.
Entirely revised .... undcr thc editorship of M. Jourdain and Alice Drydcii. 4. Aufl. London
1902. Okt. mit Textbildern und 107 Tafeln. |1. Aufl : 186,5.] D iMORITZ DRFGHR, Die Wiener
Spitzenausstellung 1906. Leipzig 1906. Fol. 2 Teile mit Textbildern und 60 Tafeln. D
ABSCHNITT LOUIS XVI. UND EMPIRE D
BAND II. KAPITKL III VON RKGIEKINUSRAT JOSEF FOLNESICS D
ROBFRT and JAMMS ADAM, The dccorativc work of R. and J.Adam. London 1901. Fol. D OIO-
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ALBFRTOLLl, Alcune decorazioni di Nobili Säle et Altri Ornamenti. IMilano] 1787. Gr. Fol. mit
22 Tafeln. D ARTE italiana decorativa e industriale. Vol. IV, Vlll, XI, XIV. Vcnczia. 1895 190.5.
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Die Klosterkirche zu Diessen. Geschichtliche Einleitung von K. Trautmann. München 1894. Fol. mit
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gegenstände der Kgl. Residenz zu München. München 1895. Fol. mit 20 Tafeln. GAUSSTELLUNG
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HENRI BERALDl, La reliureduXIX' siecle Paris 1895—1897. 4 Bde. Okt.mit zusammen 335 Tafeln.
O KARL BERLING, Das Meißner Porzellan und seine Geschichte. Leipzig 1900. Quart mit Text-
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Ein Führer durch die Sammlungen, zugleich ein Handbuch der Geschichte des Kunstgewerbes.
Hamburg 1894. Okt. mit Textbildern. D ADOLF BRÜNING, Die Schmiedekunst seit dem Ende der
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Band 3 ] D A. DE CHAMPEAU, siehe Portefeuille des arts decoratifs. D CHARVET, Reiche Plafonds
aus italienischen Schlössern des 16., 17., 18. Jahrhunderts und der Neuzeit. Berlin 1889. Sammlung 1.
Fol. mit 37 Tafeln. D R. S. CLOUSTON, English furniture. London 1906. Okt. D THECONNOIS-
SEUR. Vol. I-XIV. London 1901 u. fL Quart mit Textbildern und Tafeln. [Erscheint weiter.] D WIL-
FRED JOSEPH GRIPPS. Old english plate. Library Edition. With 123 illusfrations and upwards of
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LUTHMER. Sammlung von lnnenr.1umen. A\öbcln und Geri'itcn im Louis XVi- und lüuiiire Stil.
Frankfurt a. M. 1S97. Fol. mit 30 Tafeln. 2. Abteilung unter dem Titel: Inncni.iume, Möbel. Kunst-
werke im Louis-Scize- und Empire-Stil. Frankfurt a. M. 1903. Fol. mit 30 Tafeln. D JOSIMMl
AÜGL'ST LUX. Von der Empire- zur Biedermeierzeit. Eine Sammlung charakteristischer Möbel
und Innenräume. Stuttgart 190(5. Fol. mit Textbildern und .')4 Tafeln D MACiA/.IN für Freunde
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Leipzig 179.5—1799. Quart mit kolorierten Kupfern. Die Fortsetzung bildet: Artistische Blätter der
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Quart 3 Bde. mit Textbildern und Tafeln. D
804
ABSCHNITT NKÜESTK ZKIT D
HAND II. KAIMTKL IV- VI VON PROFESSOR DR. LKUNKKT D
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iMiinchcn IK.'il 1-1« Quart mit T.ifeln. Forts, u. d. Titel Zlll rSCHKII-'T des Gcwirbc Vereins
München. JahrjjanK UJ 4ij. München I8(i^) 1897. Quart mit Talein. |-orts. u. d. Tilel : Kl'NST
und Handwerk. Zeitschrift des bayerischen Kunst|;ewerl>e- Vereins zu .München. Jahrgang 47 u. fl.
München 1898 u. II. Quart mit Tcxtbildcrn und Taleln. jKrschcint weiter.) O (ilAVKkMIII.M.I.K.
Organ lür den hurtschrilt in allen Zwei^jen der Kunstindustrie Jahri^'ani^ I .11. Stuttg'irt IStJ.l
bis 189J. Kl. Fol. mit Textbildern und Taleln. D MITTFII.UNüFN des K. K. österreichischen
Museums lür Kunst und Industrie. Monatsschrilt lür Kunst und Kunst(;ewerbe. Bd. I lU, Jahr-
KauK I 20. Wien ISti.'") \8&r, und Neue Fol^e Hd. I-Ii. Jahri^an« 1 12. Wien 188« 1897. Okt.
Fortsetzung; unter dem Titel: KL'NST und Kunsth.mdwerk. Monatsschrilt des K.K. Österreichischen
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BAYFklSCIlF GKWKRBEZFITUNG, Organ des Bayerischen Gewerbe-Museums und des Vereins
bayerischer Gewerbe-Vereine. Jahrgang 1 — 11. Nürnberg 1888-1898. Quart mit Textbildcrn und
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Jahrgang 1-5 und Neue Folge 1 u. ff. Leipzig 18») - 1889 und 189(i u. IL Quart mit Tcxtbildern
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Teppich. Tapeten-, Vorhang- und Mobeislofllndustrie. Hrsg. von Alexander Koch. Jahrgang I.
Darmstadt 1890. Fol. mit Textbildern und Taleln. Fortsetzung unter dem Titel: Illustrierte
kunstgewerbliche ZEITSCHiViFT für Innendekoration, Ausschmückung und Einrichtung der Wohn-
räume. Hrsg. von Alexander Koch. Jahrgang 2— 12. Darmsladt 1891 - 1901. Fol. mit Textbildern
und Tafeln. Fortsetzung unter dem Titel: INNENDEKORATION. Illustrierte kunstgewerbliche
Zeitschrift für den gesamten Innenausbau. Jahrgang 13 u. ff. Darmstadt 1902 u. if. Qtiart mit Text-
bildcrn und Tafeln. (Erscheint weiter.) G I)EL'TS(^ME KL'NST und Dekoration. Illustrierte Monats-
hefte zur Forderung deutscher Kunst und Formensprache. Hrsg, von Alexander Koch. Bd I u. II.
Darmstadt 1897 98 u. ff. Quart mit Textbildcrn und Taleln. (Erscheint weiter.) G DEKORATIVE
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internationale Rundschau über die besten Leistungen der auf gewerblichem Gebiete tätigen Künstler
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Bildender Künstler Österreichs. Ver Sacrum. Jahrg. .16. Wien 1900 1903. Quart mit Tcxt-
bldcrn und Tafeln. G DIE WLRKKUNST. Zeitschrift des Vereins für Deutsches Kunstgewerbe
in Berlin. Jahrgang I u. If. Berlin 1905 06 u.U. OkL mit Tcxtbildern und Tafeln. (Erscheint
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MAGAZINE of Art. Jahrg. 1 u. fL Paris 1878^1904. Quart mit Textbildern und Taleln. o
THE ART JOURNAL. Neue Serie. London seit 1884. Quart mit Textbildern und Tafeln.
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jF.rschcint weiter.) Q TMH STUDIO, an illiistrated maK.i/.inc of (ine and applied ;irt. .Lilirij. 1
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eine Mappe dettagli'.] n TII^SKRIFT for kunslindustrie. J.ihrgang 1 1.'). Kopciiliagen 188,'') bis
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1909. Quart mit Textbildern und 5 Tafeln. D LES ARTS du bois, des tissus et du papicr. Mobilier
national et prive, tappisseries, tissus, objets orientaux, livres et reliures, gravures, papiers peints.
Salle r^trospective du mobilier moderne. R^production des principaux objets darf expos^s en
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Introducfion par fvmile Molinier Paris 1901. Quart mit Textbildern und Tafeln [z. T. farbig].
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imaux peints. oifevrcrie civile. III. Bois et mobilier du 13' au 16' siecle, mobilier des 17« et
18- siicles. IV. La peinture et la sculpture. O LOTHAR BUCHER, Die Londoner Industrie-Aus-
stellung von 1862. Berlin 186.3. Okt. D JAKOB FALKE, Die Kunslindustrie der Gegenwart. Studie
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Hriauteruni^'cn und einer systematischen Darstcllunj; der lateinischen Schrill, l-rciburj; |Schwci/|
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d. Kgl.preuÜ. Kunstsammlungen'. Bd. XXIV. 190.3. D STRZYGOWSKI, Amra und seine Malereien; in
Zeitschr.f.bild.Kunst, n F.' Bd. XVIII. 1907. D H. WALLIS, Notes on some earlyPersian lustrevases.
London 1S85. D H. WALLIS, Typical Examples of Persian and Oriental ceramic Art. London 1893. D
H. WALLIS. Persian ceramic ait in the collection of M.du Cane Godman. 1891-189.3. D IL WALLIS,
La ceramique persane au XIII. siede; in der Gazette des Beaux Arts". Paris 1892. O H. WALLIS,
Persian Lustre Vases. Leipzig 1899. D WALLIS. Notes on some examples of early Persian
potter>-. London 1887. D L. WILLIAMS. The arts and crafts of older Spain. 3 Bde. London 1907.
ABSCHNITT DAS KUNSTGEWERBE IN ASIEN D
BAND II, KAPITKL VIII -X, VON DR. OTTO KÜMMEL O
THE KOKKA. A monthly Journal of oriental art. Tome 1 uff. Tokyo 1889 90 uff. Fol. mit z.Teil
farbigen Tafeln. [Erscheint weiter.) O OKAKURA-KAKUZO, Ideals of the Fast with special refe-
rence to the art of Japan. 2' edition. London 1904. Okt. [1. Aufl.: 1903.) G STEPHEN W.
BUSHFLL. Chinese art. London 1904. 1906. Okt. 2 Bände mit 210 Tafeln. Bd. 1. 2. Aufl.:
1901. D STEPHEN W. BUSHELL, Oriental ceramic art illustrated by examples from the col-
lection of W. T. Walters, New York 1897. Gr. Fol. .5 Bände mit 116 Tafeln. D STEPHEN
W. BUSHFLL, Oriental ceramic art. Collection of W. T. Walters. Text edition to accompany the
complete work. New York 1899. OkL G HSIANG YUAN-PIEN. Chinese porcelain. Translated
by St. W. Bushell. Oxford 1908. g ST. W. BUSHELL und WILLIAM W. LAFFAN, Catalogue
of the Morgan collection of Chinese porcelain, New York 1907. G ERNESTE GRANDIDIER,
la ceramique chinoise. Paris 1894. G STANISLAUS JULIEN, histoirc et fabrication de la por-
celaine chinoise. Paris 1856. a R. L. HOBSON, Wares of the Sung and Yuan dynasties. Burlington
Magazine 1909. April, Mai. Juni, AugusL G PALI^OLOGUE. LArt Chinois. Paris (1887). Okt.
mitTextbildem. G THE BISHOP COLLECTION. Investigations and studies in Jade. New York 1906.
2 Bände gr. Fol. mit 1.S4 farbigen Tafeln. G BRINKLEY. Japan and China. London 190.3, 12 Bände
OkL Bd. VIII japanische. Bd. IX chinesische Keramik G HISTOIRE de lart du Japon. Ouvrage
publik par la Commission Imperiale du Japon ä lexposition universelle de Paris 1900. [Avis aux
■ ' ■ • isa Haya<ihi, Preface: Baron Ryoichi Kuki.) Paris 1900. Fol. mit 73 Tafeln.
_ D I. L FVEIN. Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig 1886 o JUSTUS
BRINCKMANN. Kunst und Handwerk in Japan. Bd. 1. Beriin 1889. G TOYEI SHUKO. An
d catalogue of the ancient Imperial treasury calied Shösöin. Tokyo 1908 u. ff. G EDWARD
^ ■-'. ^.VSE. Catalogue of the Morse collertion of Japanese potlery. Cambridge 1901. Quart mit
816
Texlbildern und 68 Tjfeln. D TOKOUNOSOUKfi OUf.DA. La rtramiquc japonaiic. Lc« prlncl-
paux centtcs de r n ccraminuc au Japon avcc unc prcfacc rcl ' ui
Japon et ä Icut '.:.. c, par II Dcshayci. Pari» I8y.j. Okt. O Nl.'. i
Ko Dzu Scisu. Notier hUtoriqur et descfiptivc «ur le» arts et Induttriet du Japon. Nur Keramik.
Tokyo I87ti- 1880. Q MASTI kJ'lllCKS «cicctcd Iroin Ihr Kftrin »cImmiI. Töky« IVO« u. (I
5 Bande. Bd. l u. '2 Körin. Bd. 3 Ken/an. Q SMINKICHI IIARA. Die Meiner der japanischen
Schwcrt/ieratcn. Chcrblick ihrer Geschichte. Verzeichnis der Meister mit Daten über Ihr l.elien
und mit ihren Namen in der Urschrift. Eingeleitet von Justus Brinckmann. MamhurK I90r2. Okt.
mit Tcxthildcrn IRriheft /um Jahrbuch der lljml> ' ' " ' Okt ) O
GISTAV JAc'.OBY. Japanische Schwerl/ieratcn. ■ „ ch geord-
neten SammiunK mit Charakteristiken der Künstler und Schulen. LripziK 1904. Text Quart; Tafeln
Fol. |.}7 Tafeln.) Q JAPANISCHE KUNSTWKkKi:. Sammlung Mos!«'. Berlin 190?». Hau: ti
Schwertzierate. S. -'42 u. ff.: Gustav Jacoby. Die I.ackarbeitcn. D GROSS!-:. Stil der j-ij....,^. ,,tii
Lackkunst. |In: Zeitschrift fur Ästhetik und .lilni-mcine Kunstwissenschaft. Jahr^an« 1. Heft 2.)
StuttKjrt 1906. Okt. Q TADAMASA MAYASIII. CjitaloRue de la collectlon des Rardes de sabre
japnnaises au .Musee du Louvre. don de Tadamasa Mayashi de Tokio. P.iris 1894. Quart mit
14 Tafeln. DA. BR()t:KM.\L'S. Nctsuke. Versuch einer Geschichte der japanischen Schnitzkunst.
2. Aufl. Leipzig 1909. D TADA.MASA MAYASHI. Objcis dart du Japon et de la Chine, peintures.
livres n^unis par T. Mayashi. Evreux 1902. D MLNKI L. JOLY. Legend in Japanese art. wilh up-
wards ol 700 illustralions including 16 fullp.i;- - .luctions in colour. London 11HJ8 Quart. D
H. P.\PINOT. Diciionnaire d histoirc et de ; le du Japon. Tokyo und Yokohama l9(Ki.
D
D D
52 • Geschichte des Kunstgewerbes. II. 817
D VERZEICHNIS DER TAFEL- D
BILDER DES ZWEITEN BANDES
Venezianische Reliefspitze — Mailänder Spitze 38
Gonzales Cocques, Flämisches Interieur 48
Puppenstube aus dem Museum zu Utrecht 52
Schrank. Entwurf von Friedrich l'nteutsch 62
Pokal, Silber vergoldet, Augsburg 1721 68
Besuch Ludwig XI\'. in den Gobelins, Gobelin 84
Jean Berain, Ornamentstich 86
Jean le Pautre, Ornamentstich 88
Daniel Marot, Ornamentstich 90
Andre Charles Boulle, Kabinet 94
Jean Marot. Ornamentstich 126
J. A. Meissonier, Ornamentstich 134
Charles Cressent, Kommode 140
Jacques Caffieri, Kommode 142
L. J. Cathelin und M. Q de la Tour, Bildnis des Herrn von Montmartel 144
Fr. Boucher, Le Dejeuner 146
Teil des gi-o^en Gitters in Nancy 1.50
Aurora und Cephalus, Tapisserie aus der Gobelinmanufaktur 160
Claude Audran. Grottesques par Bandes, Gobelin 160
Holländischer Rokokokasten 174
J. M. Schmutzer. Bildnis des Kanzlers Grafen Kaunitz 188
Eosander von Goethe, Prunkbuffet im Schlosse zu Berlin 190
Bronzesaal im Stadtschlosse zu Potsdam 192
Beichtstuhl in der Kirche zu Weingarten 192
J. J. Kandier, Große Terrine des Schwanenservice 202
Potpourrivase, Meif^en 204
N. Lafrensen nach Nie. Delaunay, Le Billet-Doux 228
Gabriel, Kabinett der Königin in Klein Trianon 230
Kabinett des Königs in ^'ersailles 232
Boudoir der Königin Antoinette in Fontainebleau 234
Martin Carlin, Kabinett 238
Kabinett. Mahagoni mit Bronze 240
Konsoltisch in geschnitztem und vergoldetem Holz 242
Cauvet, Bronzekandelaber 250
Deutsche Fächer aus der Zeit um 1800 und 1780 258
Sevres-Kanne, sog. Juwelenporzellan 264
Französische Stickmuster für Herrenröcke 268
Schmucksachen und andere Arbeiten in Flmail, Frankreich, um 1788 286
Allegorische Gruppe. Biskuit-Porzellan, Frankenthal um 1790 300
Berliner Porzellan [Kurländer Service] 302
Berliner Porzellangruppe 'Triumph der klassischen Baukunst über das Rokoko' 304
J. B. Piranesi, Kommode, Standuhr und Vasen 332
Salon der 'Jahreszeiten' im Hotel Beauharnais 344
818
Schlafzimmer der Kaiserin Joscjjhine im Schlosse Malmaison 34(5
Schreibschrank in Cedornholz mit Wedgwood-Einlayen 366
Schreibschrank, deutsch um 1810 368
Percier und Kontaino, Kntwurf für ein Pariser Schlafzimmer 372
Biennais, Zuckerschale — Schreibzeug N8|)()lenn8 388
Waldmüller, Bildnis einer jungen Wienerin am Putztisch 896
Duban und Froment-Meurice, Kästchen, Silber vergoldet. 1846 418
A. von Voit, Blumentisch aus Eisen. 1852 — Eugen Neureuther, Porzellan-
brunnen. 185S 4:54
H. Fourdinois, Kredenz in Nuf,baum mit Einlagen 484
E. Roudillon, Schrank in Ebenholz und Goldbronze 48R
Antoine Vechte, Cirof,e Vase in Silber 494
Ch. Christoffle & Cie., Die Schiffahrt, Silbergruppe. 18G6 496
Froment-Meurice, Kandelaber. 1S67 4!»8
F'hilippe, Kästchen aus vergoldeter Bronze mit ürubenschmelz. 1867 5()0
Zuloaga, Madrid, Standuhr. 1870 500
Rudolf von Seitz, Karton zu Cdasmalereien. 1879 508
Porzellanvase, bemalt von Barriat nach Hamon, Sevres 1878 510
Valentin Teiricli. Kabinettschrank. 1870 514
Samsöstube im N'olk.smuseum zu Kopenhagen 516
Laxbrostube von 1673 — Schweizer Bauernstube von 1794 518
Wohnzimmer, Westerbüttel. 1792 — Ostenfelder Diele 520
Westfälische Küche des 19. Jahrhunderts — Flgerländisches Zimmer, 1824 .... 522
Lorenz Gedon und .Joseph von Kramer, Hubertusuhr 524
Morel-Ladeuil, Tafelaufsatz. 1872 f.28
Lorenz Gedon, Ahnensaal im Schlosse zu Detmold 530
Dziedzinski und Hanusch, Kamingarnitur. 1878 — Ferdinand von Miller.
Schmuckkasten. 1876 534
J. C. Pfaff, Wohnzimmer. 1879 — Carl Weichhardt, Diele 536
Franz von Hoven, Speisezimmer 538
Kayser und von Groszheim. Speisezimmer 542
Nordfriesisches Zimmer von 1738 546
Franz v. Seitz, Woingestell 54s
Halbreitcr und Herterich, Leuchterweibchen 552
Gabriel von Seidl, Hauseingang. 1878 — Wilhelm Felix, Herrenzimmer. 1880 554
Max Schulz & Co , Türumrahmung. 1879 — A. Schütz und Meurer, Speise-
zimmer. 1879 558
Ernst Seeger. Wohnzimmer — Ernst Seeger, Arbeitszimmer 560
Joseph Stork, Schale aus Bergkristall. 1872 562
Joseph Stork, Schale aus Bergkrlstali [Ausschnitt] . . 562
Tiffany & Co., Vasen in Stahl und Silber 566
W. Manohot, Speisezimmer 568
Girard und Rehländer, Emaillierte Gläser 570
M L. Solon, Porzellanplatten in Päte-sur-Pätu 570
Otto Hupp, Bucheinband. 1883 — Walter Tiemann, Bucheinbände. 1907 574
William Morris, Bedruckte Stoffe 578
Emil Högg, Diele 580
52* 819
Richard Riemcrschinid, Speisezimmer. 1907 — Henry van de Velde, Speise-
Zimmer. liKX) 582
Emile (lalK', tieätztes und posohnittones (llas 584
Kmil Kudolf Weif;. Wohnzimmer. 190G — Albert Gef,ner. Vorzimmer 1906 586
Karl Hertsch, Oamenzimmer — Hruno Paul, Kepräsentationsraum 588
Richard Riemerschmid, Damenzimmer. 1906 — Kriedhofsanlage. 1906 590
R. Paillie Scott. Damenzimmer — C. A. Mackintosh, Schlafzimmer 592
L. C. Tiffany, lilasfenster 594
Otto Eckmann, Decke eines Zimmers 596
Oswin Hempel, Diele 598
Joseph M. Olbrich, Gestickter Türvorhang 600
Joseph M. ("»Ibrich, Gestickter Türvorhang [.Vusschnitt] 602
Fritz Schumacher, Protestantischer Kirchenraum 604
Krieger, Dämon et Colin Succ^s, Paris, Erker 606
Gaillard, Büffet. 1900 608
Charles Plumet und Tony Selmersheim, Büffet. 1900 608
Peter Behrens, Marmordiele. 1900 610
Albert Dammouse, \'ase in Steinzeug 612
Deutsche Medaillen 614
Rene Lalique, Schmuckstück 616
August Gaul, Bronzeadler 618
Albert Heinicke, Porzellan — Kolo Moser, Glasvase 620
Gefäf; mit Schlangenhautglasur. Kopenhagen 622
Emaillierte Schale, Mesopotamien 648
Syrischer Henkelkrug, 14. Jahrh. — Syrische Moscheelampe, 14. Jahrh 665
Glasflasche, Persien, 18. Jahrh. — Schale und Schüssel aus Glas, Persien,
17. Jahrh. — Surahe, Flasche für Rosenwasser, Persien, 18. Jahrh 666
Jagdfliesenbild aus Ispahan — Persische Mosaikfliese mit farbigen Glasuren 672
Halbfayenceschüssel aus Damaskus — Persische Porzellanflasche — Türkische
Halbfayenceschüssel 690
Sassanidischer Seidenstoff 696
Persischer Seidener Tierteppich, 16. Jahrh 710
Türkischer Gebetteppich, 17. Jahrh 712
Sakralgefäß aus Bronze, China, Shangdynastie 728
Bronzespiegel, China, Han- bis T'angdynastie 732
Porzellanvase, China, Periode Chia Ching 742
Inro mit Netsuke und Schwertzieraten 770
Töshirö I?, Chaire 'Karamono' — Chaire Chösayaki Töshiro III?, Chaire
'Kinkwazan- 774
Ogata Korin, Suzuribako, Schreibkasten 788
D
D D
820
REGISTER
I
I
D
RKCIISTKR DKR BMIDHN BÄNDE
D
Aachen 1. 189. 231. 311. 396;
11, 27S,50R. — Cliorpiilt I, 32r).
— Domschatz (Müiistorschatzl
I. 179. 231. 311. 3.W: II. G44. -
Monstranz des MarienKÜrtcIs 1.
321. — Münster I, 1">4. 231. —
romanische Zeit I. 277, — Sil-
berplatte von der Kanzel Hein-
richs II. • I. 231 . . Aachener
Meister 1.311.-^ Möbel II, 194.
278. — Schule 1. 322 . . Aahotcp
1. 52 . . Aalst I. 392, 39(J . . Aba-
i)iicsne,Masseotl 6.i8.. Abbasl.
Schah II. 637. 6») 1 . 672, 694, 702 . .
Abbasi. Riza II. 637 . . Abbas-
siden II. 6.10 . . Abhate. Ntccolo
dell I. 6.« . . Abbevillc II. 486
. . Abbinden I. 20 . . Abd-er-
Rahman II. 6.10 . . AbilinKhof in
Paderborn 1,241 .. Abdin(,;hofcr
Tragaltar des Rofjcnis • I, 241
. . Abendmahlsgcräte 1. 29 . .
Abendschulen 11,513 .. Abfcrti-
gungsraume I. 6 . . Abraham II,
690 . . Abschlußgitter II, 643 . .
Abtstuhl in der Kirche zu Wib-
lingen .11,274.. Abubekr 11.629
. . Abul Hadschadsch II, 680.
694 . . AbulfadI 11,650.. Abu 1
Fazi II. 631 . . Abydos I, 48 . .
Achäer I. 82 . . Achamenidcn II,
633.. Achämenidcnzeit 11.671
..Achat 1,8.73,129:11.256.307.
534 .. Achatgut II. 182 .. Achat-
imitation 11.264.. Achill 1,78..
Achmed Schach II, 6.33 . . Achs-
fracht II, 465 . . Acier, Victor II.
204. 29.3.294 .. Ackerbau 1,45 ..
Achmim 1. 163 . . Adalbert 1.224
..Adalbero 1.228.251 .. Adam.
Brüder. II, 180 — Robert, II. 229.
309.311 .. addossiert 11.697..
Adelhausen. Kloster. I, 343 . .
Adler 1,74:11.70. 251,267. .350.
357. 358. — -pult I. .326. — -pult
von Jehan Joses in Tongern • I,
326. — -Stoffe I, 189 . . Admont.
Stift, 1,311 ..Adressen II, .sei ..
Adrianopel 11,682. D
Aelst, Petcrvon. 1.4 16, ,''.40. 6,5,5
. . Aert aus Maastriciil I, 410 . .
Aerzt, Jan Tcrwcn. I. 58<t . .
Aesthetics II, . 589.590.. Aetzung
1.490 .. Affenkomödie II, 13') -
-konzert II, 203 . . affrontiert II,
697.. Afghanen 11.673.. Afgha-
nistan II, 6.W . . Againcourt.
Scroux d'. II. 536 . . Agate wäre
II. 182. 324 .. AgathabOste. Gio-
vanni di Bartolo I, 318 . . Aga-
tharchüs I, 141 . . Aggripericn
I, 534 . . Acgina 1, 108 . . Agnes
von Quedlinburg, Aebtissin, I,
299, — von Ungarn I. 332, 342.
— -legende I. .323. — -schale I.
324 . . Agnolo. Baccio d'. I, 466.
468 . . Agostino I. 467.512 . .
Agraffen I. 27. 1.59; II. 99 . .
Agrani I. 370 . . Aegyptcn I. 47.
117. 118. 133. 136. 151, 167;
II. 629, 631, 639. 652, 6,58. 663.
683. 698 . . Aegypter I. 38. 47.
II, 671.. ägyptische Funde I, 152
. . Ahmed I.. Moschee. II. 681 . .
Ahorn 1.1 0,305. .328; 11.609,61.3.
Algretfc .ll.258..Ainull.752
.. Ai.xII.527..528..AkanthuslI.
71.110. 2.54. 322. 358. - -ranke
1.314:11.260.635, — rosetten II,
255, - -Volute II, 250 . . Akbar-
Namehll.631 .. Akleibecher »1.
595,. 596. ,597 ..Akratos, Dämon.
I, 139 - Akratosmosaik aus
Pompeji • 1, 141 . . Alabaster I.
9.48:11.566. —-vasenmItLilien
11.250.. Alabastral. 5.5.. Alari.
P. J . gen. Antico. I. 486 . . Alba
11.28. 12S, — Fucense -1, 181,
182.. AlbancsJ,Girolamo,ll,22
. . Albani. Kardinal II. .536 . .
Albarello 1.510: 11.684.686 . .
Alberghetti I. 480 . . Albert V..
Herzog. II. 535. — Prinz von
Sachsen II. 436. 4-5.5 . . Albertolli,
Glocondo, ll,.3:ß . . Alblni II, 18
..Albinusschrcin 1.270.271.272.
277.. Albrecht V.l. 605. -Her-
zog von H.iyern I, .SC).'?, — F.rz-
bischol von .Mainz 1.578. Erz-
herzog II. 46. — Kardinal von
Brandenburg I.. 588.. Aibrechts-
burgzuMeillen 11.201 .. Album
11.495. Industrie II, 495.. AI-
cora 11.43.114. 156.. 3:«.. Alde-
grever L-S-Vl, .55.5. 571 ; II, .542,
ilochfiillung • I. .554. - Qucr-
füllung . I. 548. 553, - tanzen-
de Pulten .1.549 .. Aldincn I.
478 . . Aldrevandin, Magister,
II. 667 . . Alemannen I. 191 . .
Alenfon II. 128, 129, 166. 171.
270. .527. -spitze II, 166, 170.
• 477, 489 . . Aleppo II. fi.55. 658
. . Alessandro de Bigni I. 467 . .
Ale.xander VII. II. 98. - der
Große 1.47. 1.30:11.82.- -cyklus
II, 119, — -reliquiar von Gode-
froiddeClaire •1.266, — sHim-
melfahrt 11,648, - -schlacht von
Pompeji I, 1.39 . . Alexandre II,
360 . . Alexandria I, 1.32, 1.33,
1.35, 151, 155. 165 . . Alfenide
I. 12. — -waren II. 457. .562. —
-Warenfabrikanten 1,1 2. .Alfred,
Juwel des Königs. 1,263.. Alhart
Meister I..3.32.. Alfonso III. von
Ovicdo I, 222 . . Aelfrcdjuwel I,
18.3.. Alhambra II. 632. 6,39. 667.
674.. Ali 11.629 .Alkibiadesl.
141 ..Alkoven II. 11.90.. Alle-
gorie galante II, 265 . . Allen II.
503.. Allers. Jan 1.646.. Allio.
II. 189 .. Almandin I. 198, 204.
— indischer I. 200, — -zellcn I.
230.. Almeria II. 700 .. Aloncle
11.263.. Alpaccal. 12.. Alpais.
Magister. I, 287 . . Alpen, bay-
rische, II, .546. — tiroler. II. 546.
— -länder, österreichische, II,
199 . . Alphabete 1. 552 . . Alpirs-
bach 1.257.. Altai 1.1 17.. Altar
1. 153, 183, — -aufbau 1,226, -
•aulsatz 1,277, — aus dem Dom
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildunj;
823
Altar
Amphoriskrn
Ampulla
Anrichte
Ansbach
Aragon
zu Bjsel I. 234. . dSnisch. I.
281. — bchanKl..^36. .ms Kü-
nigsieldcn 1.840,— aiisPirn.i I.
340, — im Kloster Kamp * I.
341, — in .MünduMi iim 1500 ♦ 1.
347. — ReKcnsbiirj: 1. MO. —
-gefäßcl. 15vS. -gerät 1.1 79.—
derSpätgotik 1.363, — -kreuze
1.26.177. 1.58.- -leuchter 1.26.
- -rahmen 1.460. — -tafeln 1.250
..Altärchen 1.503 . . Altäre 1.6.
II, 67 . . Altdorfer. Albrecht. 1.
647, — Entwurf zu einem Pokal
♦ 1.554,— .Erhard. 1,647.. Alte-
nahrl. 372 . . Altenberg 1,328.
351,376, — . Abteikirche. 1. 3.3<i.
- Kloster. 1. 343 . . Altenburg 11.
75 . . Altenstetter, David. 1. 606,
— . Krone der Habsburger,
Schatzkammer Wien ^1,606..
Altertümelei II. 558 . . Alter-
tumsstudium II. 227 . . Altes
Land 1.257.. Altkorea 11.778 . .
Alton Tower, Flügelaltar, I. 269
..Altena II, 524, — Museum II,
.>47 .. Altötting. goldenes Rößel
1.363..AmaIfil.l88,347..Amal-
gamiergold II, 498 . . Amalie,
Herzogin von Weimar, 11,278 . .
Amasis I. 85 . . Amay, Sarg der
heiligen Oda I, 279 . . Amayaki
II, 779.. Ambazac, 1,286.. Am-
bonen I, 153. 173 . . Ambras.
Schloß II. .53.5 . . Ambraser
Sammlung II, 535, .5.38 . . Ame-
nophis III. I. 55 . . Ameya II,
784 . . Amiens I. 284. II. 118,
486, 527, .528 . . Amman. Jost.
I, 551, 55.3, 561, 653, — . Buch
titel •!, 558 . . Amorbach I,
360 . . Amoretten II. 203 . .
Amorsbogen 11,350 . . Amosis I.
I. 52, 53 . . Amours des dieux.
Gobelin 11,161 ..Ampeln 11,282
..Amphora »1, 42.46,.5ö,8.5,— ,
hohe. 1, 71, — ä colonnette 1,89.
- mit Zickzackfadenverzierung
I. 136, — . rotfigurige - I, 84
. . Amphorisken I. 1.35 . .
Ampull.i 1. KiO, — mit Faden-
verzierung •> 1, l.'^fi . . .Xmr.i II,
6.V2. 6.J4 . . Amsterdam l.,5J8,
578. 608. 11.221,— Museum II.
.54, — Ryksmuseuni 1, 611.
Wclt.iusstellung 11,471 ..Anits-
kettcn 1, 27. -wolinungcn 11,
614. -Zimmer II. 614.. Amu-
lette I. 18. 48, 11. 128. Trojal,
62,64 ..Amyklä 1,75. .Ananas-
formen II, 162, — -muster 11,266
An.itolicn 11.704.. Anbietpi.itte.
Wiener Porzellan • 11.300.. An-
bietplattcn II. 69 . . .Anblick des
heiligen Grals * II, 578 . . An-
denne I, 326 . . Andreas I, 228,
-tragaltar. Egbertschule, Trier,
Dom «1,229.. Andokides 1,92
. . Andreoli, Giorgio, I, 522, II,
567, — , Gubbio, Teller mit
Rubinlüster > 1,521, 522 . . An-
dreoli, V'icenzo, I, 523 . . Ange-
bot, billiges, II, .549 . . Angers,
David, d\ 11,618,— , Dom, 1.345
. . Angilbert II., Erzbischof von
Mailand I. 223 . . Angiviller, d',
Graf II, 263 . . anglaise ä 1' II.
148. .Anguß l,.505. . Anhalt,
Joachim Ernst, Fürst von 1, 592
. . Anhänger I, 27, 45, 54, 159,
176, 183,499, 607, - in Form
eines Schiffes, Sammlung Pier-
pont Morgan 'I, 499, — mit
Kamee, Sammlung Pierpont
Morgan - 1, 499, — mit Perle
in Schwanenform, Sammlung
Pierpont Morgan ^«1, 499, um
1 600, Grünes Gewölbe > 1. 606 . .
Anichini, Luigi, I, 503 . .Anilin-
farbstoffe 11,445 .. Anjou 1,487
Anker II, 218, 502 . . Anklcide-
räume II, 579, — -tisch II. 318
. . Anna, Königin, II, 98, 174, —
von Oesterreich II. 98, 99 . .
Annaberg I, 621; II, 215 . .
Annoschrein I, 270, 271 , 277, —
-Stoff ^1,88,189 .. Anpassung
II. 95, 464.623.. Anreiter, Karl
Wendelin, 11.218 . . Anrichte I,
16. 11, 314. .Ansbachll. 209.211,
717, — .Markgr.if von, 11,213 . .
.Anschlagsplatteu 1,408 .. Anse-
gis I, 218 . . Anspritzen 11,304
. . Anstalt für Fraucnliausindu-
stric,WitMiII,519,609..Ant;ios,
Kopf des, X 1, 96 . . Antepen-
dium 1.158,190,11,14,26,67,—
des Jacopo Campi in Florenz
' 1, .3.39, — in Tarragona 1. 3.39.
— in Veglia 1, 339, — in Zara I.
3.39, — von Toulouse I, 339 . .
Anteros I, 131 . . Antico (P. .1.
Alarijl. 486 .. Antike I, 427,11,
55, 340, 41 4. .antikische Manier
I, 548 . . Antimon I. 9 . . Antin,
Duc d', 11,81 . .Antinoö I,l()3..
Antiochia 1, 1.51 , II, 698 . .
Antiquariuni der königlichen
Museen, Berlin II,.539.. antiquer
II, 160 . . Antiquitäten I, 39 ..
Antoine II, 261 . . Antonelli.
Kardinal, II, .300 . . Antonio,
Francesco d', I, .386. 494, — de
Minella I, 468, — diSalvi 1,316,
— di San Marino I, 498 . . An-
tonius, Plus, I, 196.. Antwerpen
1,408, II, 48, 50,51,-54, 172, 173.
— Sankt Jakob II, 47. D
Ao-Ido 11,751 ..Apahida 1,199
. . Apcngeter 1, 324, 619 . . Apfel-
baum I, 10 . . Apollinaris-
schrein I, 312. . Apostelfenstcr
in Königsfelden 1.328.. Apol-
lonia, hig., 11,667 . . Apollonios
I. 131 . .Apothekergefäße 1.29,
II, .58, 684 — -krügc 1,510,511
. . Appenin 1,445 . . Applegath II.
448 . . Applikation I, 23, II, 27,
1 27, 270, 492, — -spitze II .34, -^
-Stickereien, spanische, II, 43
. . Appretieren I, 22 . . Aqua-
manilien 1,281, 11,651 . . Aqui-
tanien I, 28-5 . . aquitanische
Richtung I, 284 .. Aiaber I, 171,
II, 632.. Arabesken 11,6.3.5,681,
charakterl, 182 — musterll,
716 . . Arabien II, 629 .. Aragon
Romische Zahlen bedeuten den Hand, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
824
Aranda
ArinbrQater
ArmbruKtfibcl
Ali«
Aapaaio«
Auge
II. 41. . Aranda. Ural, 11.156 . .
Aranjuez II. .454, —.Kabinett II.
337 . . arbaRic. cn. II. 140 . .
Arbeitt. 34, — .burKundische.I.
200. — . eingelegte. 11. 556, -
gepreüte. II. 281. — , gestanzte,
II. 284. — . j-ipanische. Il.20(i.
— aus Edelmetall, kretiscli-
mykenisch 1,74, — aus unedlem
Metall I. 158. II. 498. -, bel-
gische, kirchliche, II, 46. — .
gallische. 1, 126, — , galvano-
plastische. II. 501. 5«>3. — .
geschmelzte, I, 60.5. — in
Bronze. Altertum, I, 102, — ,
inkrustierte. Barock, II, 15. - .
nordische. 11. .563, —, orientali-
sche. II, 122, , phönizische, I.
»)U. — , rhodische. II, 681, ~,
spanisch-maurische, II, 648, — ,
südrussische, 1. 185 .. Arbeits-
kästchen I. 17 . . Arbeiter-
kolonien II, 614 . . Arbeits-
leistung II. 440, teilung
IM, 414, .588: II. 441,.5it2. -
-tischchen 11,24.3, • 11.401, —
-Zimmer I. 6 . . Archelaos von
Makedonien I, 141 ..Architek-
tur I. 128, 11. .340, Frank-
reichs II, 187, — -malcrci,
antike 1. 143.. Arcy. W. K. d',
• II, .578 . . Ardagii I. 215 . .
Ardebil II. 6.37 . . Ardeschir
II. 688 . . Arditi, Andrea. I.
320 . . Arenberg. Herzog von.
I, 268 . . Aretacus, Daniel, I.
377 . . Aretino. F^ietro. II, 536
. . Aretium I 102 . . .Arezzo I,
334, 537 . . Argentan II. 166 . .
Argentella II, 221 . . Aribert 1,
250 . . Aribo I, 224 . . Aristo-
kratie II, 582 . . Arita II, 786
. . Arkanisten II, 205 . . Arka-
num II. 460 . . Armand. Jean II.
94 . . Armband I. 159, 199. 608;
II. 258,286, — aus Haaren II,
287. — aus Puszta Bakod - I,
199, — Troja, I, 62 . . Arm-
brüster. Gebrüder. II. 618 . .
.•\rmbru.stlibell.2«K).. Armenien
I. 171, II, 704 . . Armento I.
122 . . Armkctten I, 27,
•krausen II, H»5. — -kron-
leuchter I, 410, leuchter II.
282. -. silberner • II. X». 336,
- von Friedrich Jacob Stoltze
• II, 28.5, - von Ignaz Josel
WUrth • II, 28(i . . Armreliquiar
I, 277. in Crespin I, 284. in
Ronen I, 284, — Roberts von
Anjoul, 320. — -leliquie 1,311,
- Karls des GroÜen I, 2tÄ . .
Armstead, H. M. II, 496, 497
. . Armstuhl I, 15, - -stütze
eines Chorstuhles • I, 469 . .
Arnold, Gral, I, 251, — , Meister
I, .T25 . . Arnoult II, .«8 . .
Arnulf. Kaiser. I. 224. '225 . .
Aronco, d', II, 600 . . Arphe,
Enrique de. I. .380 . . Arrange-
ments II, .558 . . Arras I, 344.
416; II, 43, 128. 161, -, Reli-
quienmonstranz der Ursuline-
rinncn in. I. 272 . . Arrazzi I.
.5.39 . . Arreye-les-Mincs 11, .503 .
arruxiado I. 53.5 . . Arsenal.
Paris II. 149. — -bibliothek,
Paris II, 6,36 . . Arsenik I. 15 . .
Art workers" guild II, 589 . .
Artaxerxcs I, .59 . . Artois, Graf
von, II. 2.54 . . art appliqu^ I.
.39 . . art et metier 1. .39 . .
Art nouveau jBing) • II, 604.
608 . . arts and crafts I. .39.
exhibitions II. 589. — applied
1, 39 . . Artushof. Danzig I, 4 . .
Arundel, Thomas Graf von. II.
.5.36 . . Arve I. 398 . . Aryballoi I.
96 . . Arzobispo. Puente del. II.
42 . . Aschaffenburg I. :V». .385,
588; 11,522. — , Schloß II, .36.5 ..
Ashbee, C. R.. II, 594. .599. 604.
608. 615, — , Schale und Frucht-
teller in Silber .11.611 .. Ashi-
kaga II. 748. 772. 776, 781. 7^3.
— -periode II. 776. — Takanji II.
772. - Yoshimasa II, 776 . .
.Asien. westliches. II. .544.. Asis
Artüu, Francisco de, I, .380 . .
Aspasios I, 131. ■ . Gemme
Athena Parthenos • I. 130 .
Assisi I. .320. .134. Kelch 1.314
. . Astorga I, .380. .Astrologie
I..545 . . Assurnasirpal I, 59. .
Assyrerl,.38. 11.671 ..Assyrien
I. .57. .59 . . Asterier I, 157 . .
Astorga, Kathedrale I, 222 . .
Astrolabium 1,614 . . Asturien,
Prinzessin von, II, 2.54 . .
Asymmetrie II, 761 . . Atabeck
Lulu II. 655 . . Atelierstimmung
II, 558 . . Athanarich. Goten-
könig, I, 197 . . Athen I. 87,
187. -. Kunsthandwerk, I, 87 . .
Athena Parthenos 1. 131 .. Athe-
nion I. 1.32..Atho5kl<>sterI. 174
.. Atlanten I, 646. . Atlas I. 22.
— -bindung I. 19 . . Atrani I.
249 . . attaccapanni) I. 4.59. . .
Attalos II. II, 5.« . . Allila.
Schatz des. II, 696. . Attrappe
I, 26 . . Atreusgrab 1. 72 . .
Atrium I. 145 . . Atzen I. 15.
— des Glases II. 507 . . Ätz-
grund II. 507. — -maier I. 623
. . .Atzung in Fjscn I, 626. O
Aubcr 11,2.54.. Auberat II. 188
Aubert II, 26.3, — , L. Fran?. II,
107.. Aubusson II. 118, 119,
122, 161, 48.5, 486 . . Audran,
Claude, II 85, 132,133.160.-,
Grottesques par Bandes, Gobe-
lin ■ 11, 160 ..Auerspcrg. Fürst,
II, 210 . . Aufdrucken I. 20..
Aufgaben, neue. II. 469. — .
öffentliche. II. 614 . . Aufklapp-
tisch [F'embroke table) • II.
320 ., Aufklärung II, 174, 274
. . Aufmalen I, 20 . . Aufnah-
arbeit I. 2.3, 542; II, 27, 127,
560 . . Aufsatzschrank II, .368
. . Aufschwung des Kunstge-
werbes 11,515. — , literarischer,
11, 541, -, wirtschaftlicher, II.
131 . . Aufwärter II. 363. .356.
. . Aufzug I. 19 . . Auge der
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
825
Augsburi!
Haocctii
Hacchanton
Harbarinivase
Harbarisioruntr
Batiken
Zeit II. 480 . . AuRsburg I.
360. 368. 407. 603. 607. 624;
11.61. 6.^ 66, 69.74. 117. 189.
196. 268.287.291.—. Dom. I.
252, 332, — . GlasRcmäldc . 1.
253. -. Stoffdnick II. 268 . .
Aupiist I..Kurfürst von Sachsen.
1. 629. — der Starke II. 200. 631 . .
Augiiste II, 354, — , Gold-
schmied. II. 254 . . Anpustiis I,
131 : II. 533. — -kamce I. 2.T2
. . Aumont. Herzog von. II,
253.. Aunay. del, II. 102 . .
Aureng-Zeb II, 631 . . Aurillac
II. 128 . . Aurora und Cephalus,
Gobelin II. 161 . . Ausführende
I. 34: II. 592 . . Ausschneide-
technik I. 244 . . Außenarchi-
tektur II. 231, — zacken II. 37
. . Aussparen I, 20 . . Ausstel-
lung II. 470, 477, 597. — Mün-
chen 1908 II, 598. — retrospek-
tive II. 476. — bauten II, 600 . .
Auszeichnungsschriften I, 25 . .
Autotypie II. 448. 541 ..Autuni-
nus, Herbstgott. I, 1.39 . .
Auxerre I. 189 . . Avanzi,
Nicolo. I. 503 . . Avelli, Fran-
cesco Xanto, I, 524, — , Teller
« I, 521 . . Aventuringlas I,
534, — -lack II, 741, 777 . .
Avignon II, 115.. Avila I, 407
. . Awada II, 785 . . Axataf II.
661 . . Axminsler II, 486 . . Axt
I, 53. — aus dem Grabe der
Aahotep • I, 49, — -hämmer,
Troja I, 64 . . Ayubiden II, 658
. . Azincourt, d", Blondel, II,
536 . . Azulejos, I, 527, II, 670,
674, 680, 714 . . azurro sopra
azurrol.514. D
B
Babelll, 149,— . P. E., II. 135..
Babylon I. .57,58.. Babylonierl,
38, II, 671 . . Baccarat, Compa-
gnic des Cristallerics de. II, .506,
♦ II. 569 . . Baccetti. Andrea.
Kredenz - II, 537 . . Bacchan-
ten II. 250. -- -Züge II. 284 . .
Bacchiacca 1, 542 . . Bacdius und
Ariadnc. Wandtcppidi nach
Boucher «11. 158..Bacciod■Ag-
noloI.468.. Rachclicr. J. J.. II,
262, 527.. Back, Friedrich, 11, 9,
87. . B.'ickcrin aus Tanagra 1, 127,
« 132. . Backhausen II. 602 . .
Backsteinornamentik II, 67.5,
-Ziegel il,6.i5.. Baden 1,376, II,
523.— .Handkörbe aus »11,520
Badcraum I, 6 . . B.'idcr I, 6 . .
Badier, Floriniond, II, 116 . .
Bagdad II, 6.30, 677,698. .bagues
marquises H, 2.58 . . baguier II,
159.. Bahn 1,18.. Bahnhöfe II,
.574,614, — -wagen II, 614 . .
Baily 11, 497 . . Bain, Pierre II,
102, 104 . . Baktrien II. 732 . .
Baldachin 1,305,327,414; 11.244,
698.. Baidachini II, 698.. Bal-
dovinetti 1,536. .Baldwein 1,616
..BalkanM72, — -IänderII,546
.. Balkongitter II, 261,499, —,
schmiedeeisernes * II, 292 . .
Balland 11.127.. Ballinli. 85,98,
104, — Claude, II, 102, 150 . .
Balustergalerie I. 452, 455 . .
Balustrade li. 110, 261 . .Bam-
berg I. 234, 254, 360. — , Dom, I,
276, — Domschatz 1, 190.. Band,
[Clark] *II,430.. Bandelwerk II.
87.110, — -Stil II, 186, 195, 196,
211 ..Bänder 1,22; II, 70, 247..
Bandgeflecht I, 193, 211, 214,
261,— -gläser 1,134, -keramik
I, 46, — -säge II. 450, — -werk-
charakter I, 182, — wurmstilll,
596..BankI, 15, 257,397,448;
11,580,— .norÄ-egischc, I,.301,—
imAIthanschcn Garten «11,189,
metzger in Augsburg 1, 593,
— verkehr 1, 545 . . Bapst, Ger-
main,II, 105 . . Bär 11,68.. Bara-
bigio, Magiolino da, II, 362 . .
Barbaren I, 191, — fundel, 157,
161, kunsti, 191, — -still,
191 . . Barbarinivase II, 687. .
Barbarisierungl, 200,21 1 .. H.ii-
bedienne 11,420,501, .502,566,
- , Spiegel . II, 495 . . Barbier
aus Tanagra I, 127. .Barhizet 11
503 . . Barcelona I, 2.58, 324, 380
474,535; II. 42.. Bardoni,Fran
cesco II, 80 . . Bardowiek 1,325.
Barga 1,314 . . Bargas II, 42 .
Bargello I, 325.— .Kreuze 1,319
Hargucnos II, 42 . , Barilc, An-
tonio, I, 147 .. Barile, Fra, I, 467
. . Barnard, Bishop und Barnard,
Garlcntor > II, 494 . . Barock I,
38; 11,3, 414,415,573.. Barocke
11,82,— , gotische. II, 126, — ge-
danken II, 187, — -Idee II, 83.
— -kabinctte II, 12, — -kascl,
italienische, II, 24, — kunst,
italienische, II. 8, — .Ornament-
stecher II, 9, — Schema II, 193,
— Schnörkel II, 265, — Schwin-
gung II, 140, — -spitze, volks-
tümliche :• II, 36, — -spitzen II,
37, 79, — -Stickerei II, 126, —
-stuhl, französischer »11,93,—
-Stühle, deutsche * 11.62 . . Ba-
roque II. 3 . . Barreau, Leon,
Paris * 11,564.. Barrett II, 497..
Barry. Madame du, II. 253, —
Charles, II, 584.. Barstil 11,594
. . Bartfeld in Ungarn I, 409 . .
Barth, Ferdinand II, 550 . .
Barth^lemy.J. J., II,227..Bart-
^1nnnskrüge I, 645 .. Bartolozzi
II, 309 . . Bartolomeo I, 536 . .
Barton, R., Band »11,430.. Ba-
salt I,4H, II,. 325,— -masse II, 326
..Basel 1,321,322,347,400,401,
— , Dom, 11,531, — , Domschalz,
1,321,-. Rose, II,.531..Basins
11,96.. Basreliefs II, '272.. Bassc-
lisse II,. 50, 119, 121. — -arbeiten
II, 1 70, 1 83 . . Basse-Marche 11,50
. . Bast 1,24 .. Bastardporzcjlan
11,218.. Bastelli 11,208.. Bastone
aus Perugia I, 467 . . Bastrollen
I, 24, — -seide II,.560 . . Bataille,
Nicolas, I, .315 . . Bali, Kathe-
drale, 11,644 ..Batiken 1,20,164,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
826
Battam
Becher
Becher
Benevent
Brnl|{nui«chrein
Berling
II. 55. 601 . . Battam. Thomas. II.
414. 50.<..Battcrscall.3.'4. -.
Email. II. 3J4. — . Leuchter-
vasc »11, 327 . . Baiulequin II.
698 . . Baudcsson II. 197 . .
Bauernkunst II. 546, möbcl
I. 255. — -schrank. SchloU
Kreuzenstein »I.SOS, — stulje.
schweizer II. 518, — -tische II.
559. — -truhe. rheinische • I.
304 . . Baukeramik II, 623. —
-kunst II. 228. 5>0, 515 . . Bau-
mann,Joseph. II. 199. .Baume I.
10 . . Baumnartner. Johann
Jacob. II. 186. . Baumwolle 1. 22.
— -fadenl.il.- -sammetl.22.
— -Weberei II. 488.— -Stoffe II.
545. — bedruckten, 183.. Bau-
Ornamente 1. 14 .. Baur.Joh., II,
195. — , Stockgriff • II. 196 . .
Bayeux. Kathedrale. II, 648 . .
B.iwit I. 163 . . Bayern I, 332 ; II.
93. 522. — , Herzog Albrecht
von, 1, 593. — , Handkörbc • II,
520 . . Bayeux II, 490 . . Bay-
reuth 11.201,211.214 . . Hayr,
Melchior. 1.588.585» D
Beardsicy, Aubrey. II, 60.5 . .
Beatrix I, 248 . . Beaufort. Her-
zog von. I, 270 . . Bcaugrant.
Quyot de. 1.579 . . Bcauhnrnais,
Hotel, Paris 11.36,5 .. Bcaupreau
11.528.. Beauvais II, 121,161,486.
— arbeiten II, 485. — , fabrique
fine de, II, 122, — , fabrique
grosse de. II, 122, — , Tapis-
serien • 11,245. . Beauvallet II,
357 . . Becher 1, 18. 26. 2s.
29, 46, 71, 195, 375, 530; II.
69. 111. 321. 666. — . ägyp-
tische, aus Fayence »1.57. —
aus Kokosnuß »1. 21. — aus
Silber getrieben I. 77. — des
Nestor I. 77. — -form, grad-
wandige. II. 306. — . goldener,
mit Tauben I. 77. — . home-
rische. 1. 102.— in Vafio 1,75.
— . megarische. I. 102. — mit
Nautilusschale • 1.21. - . Re-
gensluirger. • II. 67. — . Schiff-
chen I. 63.- von Vaflo I. 72
. . Becken I. 26; II. 1»3. 655.
des Kaiser -Friedrich -Mu-
seums • II. 657, — -Schlager
I. 12. 324. 411 . . Beckum. Pru-
dentiaschrein I. 279 . . Bede-
schinl. Francesco II, 10 . . Bede-
schino 11.10.. Bectzendorf 1.325
. . Bebenhausen I 328 . . Begas
11.563.. BegolII. Abt. 1.248..
Böhagic 11.122 ..Beham.Barlel,
I. S56, -. Hans Scbald. 1,556.
578. — . die. I. 553 . . Behang II,
346 .. Behrens. Peter. 11.596.597.
604. 612. — . Marmordicle • II.
610. — .Musiks.ial I. 12.. Bei-
bar II. 658 . . Beichtstühle 1. 474 ;
II. 12. 46. 47.-. Kirche zu Wein-
garten .11.192. 193.. Beine, ge-
schweifte. II. 173 . . Beinringe I.
28.. Beize I. 21; II. 714. -, far-
bige. II. 609 . . Bekleidung der
\VandelI,560..BeIangerII,233..
Beleuchtungsfigurcn II. 5r>4. — ,
MiroyFröres -11.490. .11.491.
— -gerat 1, 409. — -körper 11,564.
582, 606. 617. 618 . . Belgien II,
7, 46, 170. 559. 572. 595. 610 —.
Bell. Anning. II. 605. — . George.
& Sons II. 606. — , Th.. II. 446 . .
Bcllano 1.479 ..Bellini. üentile,
1,487; 11,659,—. Giovanni 1.487.
-. Jacopo 11. 660 .. Belli Vicen-
tino. Valcrio, 1. 498 . . Belvedere
[Wien] II. 188. 190, 198 . . Be-
malung I, 127, 156; II. 141 . .
Bembii II. 554 . . Bemelbcrg,
Konrad von, 1. 623 . . Bcncivien
aus Mcrcatello I, 467 . . Bendc-
mann 11.504.. Bcnedetto., Maes-
tro 1.516..Bcnedettoda.Milano
I..540.. BenediktXIV.il. 537..
Benediktbeuren I. 360 . . Bene-
diktiner I. 227 . . Benemann
II. 238. -. Wilhelm. II. 248,
— . Kommode • II. 236 . .
Benevent. Erztflr, II. 289 . .
Benignusschrein I. 271 . . ßenn.
Sir William. II. 321 . . Benson
II. 497. 617.. Bentley. Thomas.
II. 325 . . Benvenuto Torelll
da Brescia 1. 467 . . Bequem-
lichkeit II. 130. 146 . . Beraln.
Claude. 11.86. .Jean, II, 86.87.
93, 103. 110. 114. 126. 131. 155.
161. 542. - llinfluü II, 198. -.
Jean. Desseins darquebuseric
. 11,10.3. .Gitter .11,109.-.
Ornamentstich • 1.40; .11.86..
Beratungssaal. Malniflison «ll,
340 .. berceuse II. 1 46 . . Berchcm.
van.lI.6.58.663..Berchtesgaden
I. 281 . . Berettino-Giasur I. 514.
519 . . Bergama II. 713. — -tcp-
piche II. 713 . . Bergamo I. 467.
473. II. 16. -.Stefano Zambelli
da, I. 467 . . Bcrgtre II. 246. —
confessional II. 246. — en gon-
dole II. 246.. Bergkanne 1.376.
— in Goslar . I. 374 . . Berg-
krist.ill 1.8.58.64.73.377,598;
11.71.74. II 1.256.498,- -gefaOe
I. 608, — -gerate I, 608 . . Berg-
mannskanne, Goslarer, 1, 594 . .
Beringer I, 224 . . Berlage. H. I^,
11.595.610 . . Berlepsch, K. E.
von, 11.601.612.. Berlin I. 176.
189. 246. 249. .300. 386. 529. 578.
58.5. 604. 6.32. 6.55; II. 66. 71. 196.
214. 28.3. 287. 29.3, 421 . .5U4, 5.36.
539.568.571. 596. 601. 612. 620.
640. 679. — , Altes Museum II,
538. — . Kaiser -Friedrich -Mu-
seum I. 154. 228 [siehe auch
Kaiser -Friedrich-Museum). — .
Kunstgewerbemuseum I. 241,
268; II. 2.54, 523,672.673. 677.
680 (siehe auch Kunstgewerbe-
museum).—. Bibliothek 11.638.
—.Kunstgewerbemuseum, kop-
tische Wirkereien .1.162.—,
Schmclzscheiben 1. 319. — , Mu-
seum für Volkskunde 11.539.—,
Porzellanmanufakturll.2f»8..301,
, 11,446. —. Schloß II. 196,280.
— , Prunkbuffet II. 191 ..Berling
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite. Sternchen Abbildunif
827
Herlyn
Bett
Hott
Hijoutcrie
Bijoux
Blasebalg
II. 73 . . Bcrlyn, Peter, I.2r»3.3fi9
. . Bern 1. 32ti. 3;<7. 370. 375.
4I9..Bern.irdII.285..Dernarili.
üiovanni da Castcl Bologncse,
I. 498. . Giovanni I. 486.
503. — . Farncsischcs Käst-
chen • I, 497 . . Bernardis.
Bcrnardo de. Bücherschrank
» 11. 416. 418. — . Mobiliar
« II. 425 . . Bernardo Cenni I.
316. — da Lendinara 1, 4ti7 . .
Bernay, Silberschatz von, !. 126
. . Bernd. Oberlichtgitter *!I,
487 . . Bernec, Pedro, aus Valen-
cia 1,31 8.. Bernhard. Meiliger, I,
189 . . Bernier, Fran^ois, II, 631
. . Bernini II, 18 . . Bernstein 1,
9. 45: 11. 65, 98, 256, 615, —
-arbeiten II, 65 . . Bernward,
Bischof von Hildesheim I. 227,
243, — . heiliger, 1, 237, -
-kreuz. Hildesheim I. 244, —
-leuchter, Hildesheim *I, 245,
reliquie 1. 244, — stoff, so-
genannter, * I, 188 . . Bero-
mOnster 1. 221. 312 . . Berovieri
I, 532 . . Berr>'. Herzog von, 1.
3<;>9.— ,Jean de. 11.535. . Berto di
Gen 1, 31 6.. Bertoldo 1,479,485,
487 . . Bertolini II. 21 . . Bertsch,
Karl, II, 612, — , Damenzimmer
♦ II, 588 . . Bertuch II. 271 . .
Besätze II, 44. 560 . . Besatz-
schmuck 1,27. — -stücke 1,163..
Beschläge 1,303,445; II, 70,502,
561 . . Beschlagstücke 1, 26, —
-teile 1,28. . Bespannstoffe 1,539
. . Besuch Ludwig XIV. in den
Gobelins. Gobelin *II, 85 . .
Besuchskarten II, 507 . . Be-
stecke I. 475; II. 108, — , geo-
metrische, I, 613, — -griffe I.
503 . . Bestellung I, 37 . . Best-
form II. 421 . . Betini I, .509 . .
Betpult I, 16. 459 . . Betriebs-
form, kapitalistische. I, .33. —
-kapital I, 34. . Betstuhl. Gro-
pius II. 46-5 .. Bett I. 16,5.5. 1.3.3,
2Vi. 447. .58.3: 11. '^0. 3 18. ^11.244,
— derFrührcnaissance 1,577,
der Louis-XVI-Zeit II, 243. -
-decken II, 44, — -gcstell ans
Boscorcale *l. 119. — himmel
II. 243 . . Betti, Betto, I, 378, —
di Francesco 1,494.. Bett N.ipo-
leons 1. in Compicgnc * II. 3()5.
nischc II. 2.32, — , spätgoti-
sches, I, .388, — -statt II, 244, —
-stelle I. .397. 401 : jj. 420, 499,
609, —, 9. Jahrhundert •: I, 256,
— .Dupont »11,440, — wasche
II, 78 . . Bciith II, 508, —
-Schinkel-Museum I. 230 . . Be-
wegung der Gesamtform I. 432.
— , englische, II, 577, 590, 593
. . Beyeren. Abraham van. II,
53, — , Stilleben • II. 52 . . Beyer,
Johann Christian Wilhelm, II,
298. — , Wilh. von, II. 295, — .
Wilhelm. Bacchantengruppe,
Ludwigsburger Porzellan •: II,
305 . . Beyschlag, Edmund, II,
4.35 . . Bezault. Tapete II, 480
..Bezoarll, 534.. Bezug I. 21;
II, 245, — -Stoffe I, 22. D
Biagio 1, 467 . . Bianchini I 5.35
. . bianco sopra bianco I, 514 . .
Bibbiena 11.216. .Bibelot II, 262,
— im Louis-X VI. II. 2.59 . . Bibe
loteur II, 788 . . Bibliothek I,
40, 458; II, 518, 614, — des
Berliner Kunstgewerbemuse-
ums II, 194,— des Sultans 11,6.36.
sräume II, 177, — -zimmer
Hitzig *11, 5.39, — zu München
11,6.55.. Bibelübersetzung 1,544
..BicheI,ÄgidiusII,186..Bidri-
waren 11,6.59 . . Bieber, C, *II,
.557, .563 . . Biedermeierstil II,
401 . . Biene II, 267, — , napole-
onische, II, .358 . . Biennais II,
.3.54. —.Zuckerschale, *II, .388 . .
Bierpaläste II, 574 . . Bigni, Ales-
sandro de, I. 467 . . Bigonnet,
Schlosser, II, 261 . . Bigot II, 595
..Bijouterie II. 498, — fausse II,
4(<8. arbeiter I. 12, — im
l.ouis-W'i. 11, 2.59 . . Bijoux II,
181 ..Biku II, 785.. Bilddrucke
1,25 . . BiKler I. 10: II, 114 . .
Bilderrahmcn 1, 16.459.461; II,
52, 95, — der Louis-XVI.-zeit
II, 247, — . geschnitzter sienc-
sischcr I. 460, — , silberne, II,
196 . . Hikicrstreit I, 171, —
-wände I. 173 . . Bildfelder I,
326 . . Hildm'ii. iiuli.inisclie II,
202 . . Bildhauer II, 263,
-muster I, 19, — nerei, dekora-
tive, II, 613, — -Schnitzer I, 10,
— -tafeln I, 514, — aus Majo-
lika 1, 51 1 . . Bildungshunger II,
429 . . Bildwebekunst 1, 539, —
-Weberei Regensburg 1, 300, —
-Wirkereien 1, 19, 21 . . Billard
II,88..BilIer,Albrecht, II, 186..
Hilligkeit II, 578 . . Billig und
schlecht 11,5,53.. Binche 1,284,
II, 172 — , Armreliquiar von, I,
273. . Binchespitze xll, 167 . .
Binck, Jacob, I, 557 . . Bindes-
böll II, 606.. Bindungen I. 19..
Hinctl 1.600.. Bing II, 536, 608,
— und Gröndahl II, 620 . .
Binnenverkehr II, 465 . . Binns,
K. W., II, 504 . . Birago, de-
mente. I. .503 . . Birckenholz,
Paul, I, 607 . . Birke I. 10 . .
Birkenfcld, Johann Samuel, II,
199. .Birkenholz II, 613 ..Bir-
mingham II, .320, 498, 514, —
and Midland Institute, II, 51.3,
- Guild of Handicraft, II, 615
. . Birnbaum 1, 10, 400; II, 294.
holz II, 613 . . Bisamapfel I,
491; II, 660, — , niellierter, x I,
503, — knöpfe 1,616.. Bischof-
sitze I, 470, — -Stäbe 1,27,215,
286, .503, — -stuhl 1, 1.5.3, 17.3,174,
- -thron I, 470..Biskuitgruppe
von Anton Grassi «II, 298, -
-masse II, 262, plastik II,
.3.37..Blackford,John, II, 321 ..
Blanchefosse 1,284, — , Kreuz, I,
273 . . Blankverglasung 1,292, —
aus Pontigny / I, 292 . . Blase-
Rötnische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, .Sternchen Abbildung
D
828
Blättchcnranki-n Höckniann
Hode
IIOSHClt
Homull
HrauiiMborg
bälg I, 4t),<, , Londt)n »1,461
. . Blattchenrankcn II, 212 . .
BiattcrKirl.inilcM II. 306 . .
Bl;itti;irlanden II. 260.
-kriln/c !. .<7.'i. — -motive
II. 3.1. . -Ornament I. 327. -
-ranke, spatj^otisclie. I, 362 . .
Blaumalcrei II. 1 13. 210. 7-12.
inDelfter Art II. 210 . . filech I.
632: II. 545. ^ -beschiane 11,47..
Blei 1.9. ItiO; II. 108. 14<.t.- -ab-
j.;üsse I. 55H. - -glas 11,505, —
-glasurl, 14,504, 505; 11, 687.—
-gl.1tte I. 15. - -rutcn I. 15 . .
Blender, silberne, II. I!>6.. Bleu
du roi II. 262.. Blindpressung I.
359. II. 7. 9.. Blitze des Jupiter
II. .358 . . Blocksluhl I. 258 . .
Blomber^ II. 504 . . Blondeel.
Lancelot. I, 579 . . Blondel.
Jacques Fran^ois, II, 1.32, 149.
152. 228. - . Kursus II, 18.5
. . Blonden II. 173 . . Blondes
travaillecs II, 173 . . Blot und
Drouard II, 501 . . Blumen II.
1 1.5, 1 17, 122. 20.3,681, - -arran-
gement 11,776, — -dckor 11.423.
. deutsche. II. 202. - -färben
II. 608. — -gehängc II. 247. 272.
— -gewinde II. 123. — -körbe II.
266, -malerei II. 202, 203. —
-muster II. 117,417, - natura-
listische. II. 195, — . plastische,
II. 262 . . Blumenstein 1,328, - -,
Fenster I,. 332, -streumusterll,
162.— -tisch II. 180.243,- vom
Sulkowski-Service *ll, 206, —
•topfe II. 58. 104,690. — -vase
aus Chiln-Chou-Steinzeug »11.
730. -. Delft )• 11,57, — , Min-
tons & Co. • II, 504. 6.59 . .
Blütenranken II, 7lfi. O
Boabdil 11.662,- -schwertcrin
Kassel I. 387, — in Madrid I,
387, — in Paris I. 387 . . Boben-
hausen 1.579 . . Boberg, Ferdi-
nand II. 601 . . Boch 11.503 . .
Boeck, E., II. 186 . . Böckmann
II. 565.. Bode. Wilhelm. II, 12.
.599, 627. 706. 707, 712. . Boden-
fliesen II. 21 . . Boi'thos I. 132..
Bofirandll. 131.115. 139. 188..
Bogen II. .37 .. Böhm II. .500 . .
Böhme. Carl Wilh.. II. .301 . .
Böhmen I. 619. «i54; II. 7.3.74.
212. 290. 3a5, 507 . . Böhmisch-
l.eipall,»»7..Boileaull.262..
Boisdes ilesll,52, d'un öven-
tailll. 1.52.. Boit. Charles I, 107
. . Boizot II, 2.53, 2»>3, — , Feuer-
böcke • II, 251,— .Uhr, Samm-
lung Wallace II. 252 . . Boldu.
Oidvanni 1.487.. Bologna 1.31.5,
.325. 348. 443. 457. 467.472, 47.3,
474. 492, .502, 503, 509.510, 53<5.
.5.37; II. 12. 220. — Giovanni da.
I. 480. 48.3. -. Karlsrcliquiar. I.
.308 . . Bolscna, Wunder von. I.
.320. .369. . Bolsover.P., 11.457 . .
Bombarde, Giovanni dellc. (j-
borium • I. 48-1 . . Bombcck,
Seger, I. 6.55 . . Bonaparte, Fa-
milie. II.. 3.53.. Bonbonnieren II.
1.52. 262 . . Bone, Henry, II. 323
. . bonheurdu jourll.240..Bon-
homme. Henry. 11.51, - . Leon-
ard II. 51 . . Bonicelli, Domingo,
II. 3.37, — .Juan Tomas, II, 3.37..
BonifazVIII.I..3,36.. Boninsegna
von Sicna I. 315.. Bonn I. 195 ..
Bonnaire II. 102 . . Bordbrett I.
436.. Bordeaux 11.527,528..
Bordüren II. 119, — schmuck II,
.349. .Borgia,Cesarc, I, 476. .520
. . Borgino del Pozzo I. 316 . .
Borgognonc I. 466. Borracha I,
53.5 . . Borrmann. Joh. Balthasar.
II. 302.. Borromini II. 10.. Bör-
sen 1.26.. Borten 1,22,23; 11,24,
56l,-,Kölner.I. 419.. Bosch.
Jacvandem,ll,.595,6IO..Bosco
I. 474 . . Boscoreale I. 114. -.
Bronzefund »1.112.— .Schatz I.
126.. Bosse. Abraham. II. 80.87,
-.Das Gehör. Kupferstich »11,
81. — , Fächer »11, 85, — en
ronde 11.164.. Bosselt 11,618..
Bossuit, van, II, 49 . . Bostan II,
638 . . Boteram I, 540 . . Botti-
celli I. 461. 466 . . Bottcngrubcr
II. 210.. Bötigcr. Johann Georg.
11.182.200. Periode 11.202,
-porzellan 11.200.201. -stein-
zeug II. 200. -krug II.2O0..
Bötlicher II. 425. 510 . . Hotto.
Bartolommeo, II. 12. . Pietro.
II. 12 . . Boucher. Fran^ois. II.
135. 145. 147. 160. 161.26.3.717.
- . le dejeuner • II, 14(>, — .
Guillaume. II. 747 . . Boudoir II.
246, — der Königin Antoinette
in Fontainebleau - II. 2.34.
-möbel II. 210 . . Bouiller II.
254 . . Boullc. Charles Andre.
11.85.91.92.188. .Kabinett .
11.94, -arbeit 11,91, 142,2.38,
555, — . spatere, II, 139. — .
Pierre, II, 92, — -mi.bcl II, 418
. . Boullemier II, 425 . . Bounam
II, 51 . . Bourbonen II. 185 . .
Bourdon II. 103. . Bourges I, 291
. . Bourg la Reine 11.503 . . Bour-
gogne I, 582 . . Boutet de Mon-
vcl > II, 590 , . bout de pied II,
247 . . Boysse. Leonard, II, 99
. . Bozen II, 290 . . Brabant,
Bildwirkerei. I, 416. . Braccini.
Andrea, I, 315 . . ßrachard
II, 263 . . Bradford II, 514 . .
Brahc, Tycho de, I, 613 . . Bra-
mah II, 447 . . Bramantino I. 466,
540 . . Bramstedt I. .325 . . Brance-
peth I..3.53.. Brandenburg 1.3,33.
410; 11.214. -.Dom. Sakristei-
schrank. I. 352, — , Godehards-
kirchc. I, 325 . . Brandenburg-
Kulmbach. Georg von. I, 587 . .
Brangwyn. Frank. II. 602 . .
Branting. Agnes. II. .596. 601 . .
Brantmayer. J. G.. II. 288. 289 . .
Brateau. E., II. 619 . . Brau-
chitsch. Margarete von. II. 603
. . Braun. Edmund Wilhelm. II.
67. 69. 206. 218. 288. 289. 295.
717. - . Emil. 11,426 . . Braun-
iels L 376 . . Braunsberg I. 410
Römische Z.ihlen bedeuten den Band, deutsche die Seite. Sternchen Abbildun?
829
Braunschwoig
Broderie
Brokat
nroiizescluile
Bron/esclmnick Bnistschmuek
. . Bnunsciuveig I, 281, 300.
3H. 410; II. 60. 66. 214. 285.
524, —.Dorn, !.-.M7. — .Li"i\vc. 1,
281. — , Marktbrunnen, 1,411.
—.Museum. 1.216. —.Rokoko.
11,211 . . Brauweiler I. 370 . .
Breda. Sdiale von. 1. 608 . . Breit-
kopf 11.272.. Breloques 11.152..
Bremen 1,393. 409; 11. 283, 613,
— . Gewerbemuscum. 11. 524 . .
Brenner 1. 14 . . Brennkegcl 11.
459. — -Öfen, Troja. I. 61 . .
Brescial. 158.445, 467; 11. 17.
— . Antonio, da. I, 486. — . Fra
Rafaele da. I. 467, — , Museo
Cristianio. 1. 165 . . Bresciano,
Andrea. 1. 482 . . Breslau 1, .386,
410; 11. 196.283. 285.524.666.
668. — . heilige Dorothea. 1. 368
.. Breteau II. 102 .. Brett 1,10;
11.358, — -arbeit 1.390 . . Bretter
I. 10, — -kistenstil II, 611 . .
Brettschemel 1.388, — -spiele I,
464 . . Briani. Cristoforo, I. 534
. . Brianchon II. 503 . . Brides II,
37 . . Briefbeschwerer I, 18, —
-kästen 1, 18 . . Brinckmann,
Justus. II, 302. 524, 542, 649 . .
Brinkley II 752 . . Briosco, An-
drea gen. Riccio, I, 479 . . Briot,
Franfois. I. 620, 621, — , Kanne
undSchüssel »1,621,— ,krug I,
622, — , Vase, I. 622 . . Brioti,
Giuseppe, II, 19 . . Briseux.
Charles Etienne.II, 1 32 . . Bristol
II, 328 . . Brisville, Hugues, 11.
109 . . Britanniametall I. 12, 29;
II 4.58 . . Britisches Museum I,
32-5, II, 6.58, — , Kreuz, I 268 . .
Brix & Anders, Ciborium «11,
464. _, Vortragekreuz »11.462
Brixen I. 189, 199, .372, 400 . .
Brochier, Franz, II, 550, — ,
Ehrendiplom »II. .524 . . Bro-
derie de Marseille II, 165, —
en gaufrure II. 164, — en gui-
pure IL, 165,— en nuance 11,16.5,
— en rapport II, 16.5, — en sa-
tine II 164, — en tapisserie II.
165 . . Brokat, Lyoner, II, 125,
— -Stoffe 1,419; 11, 702.. Bronze
1. 9. 11. 28. 51. 478; II, 107,
1.38. 149, 420, 499, 500, — .
äginetische 1, 103, — , -ampel
I, 483, — , Dom zu Pisa « I,
483, — -appliken II, 238, 245,
arbeiten 1, 103; II, 282.
— -auflagen II, 360, — -bc-
schlag II. 5.55, 610, bc-
standtciic 11, 281, — -blccii,
korinthisch -argivisches, » I,
107, — -buddlia II, 773. — ,
delische, I, 103, — figur König
Ramses II. « 1, 56, — -gefäß
II. 731, — aus Troja * 1, 64,
— gießer I, 12, — -gitter, Ca-
peila della Cintola, * I, 479,
— greif, Campo Santo zu Pisa
II, 651, — , falimidische x^ II,
652, — -guß II, 149,563, 618,—,
byzantinischer, I, 178, — , im
klassischen Altertume I, 104, —
in der nordischen Renaissance
I, 613, — -industric, Wiener,
II, .500, — -kämme I, 271, —
•kanne, persische, * II, 653, —
-kessel aus Leontini I, 105, > I,
106, — köpf KaiserFriedrichs I.
« I, 278, — , kretisch - myke-
nische, 1, 80, — kühler, Flo-
renz * I, 488, — -kunst II,
731, 740, 745, — , chinesische,
II, 726,-, weltliche, II, 7.32,
— -lampe 1, 1.59; II, 652, alt-
christliche, * I, 160, — -leuch-
ter * 1,481,- Florenz * I, 483,
— um 1.5.50 *I, 481, — -lustcr
* II, 250, II, 652, — -mörser 1,
618. .Bronzen I, 114; II, 139,
149, .320, 6,50. — , alte Chinas, I,
745, — , indische, 11,659, — , ita-
lienische, II, .3.34, — Louis XVI.
II, 249. — , Paillard «11,441,-,
Pariser,l,36,— ,syroäg>'ptische,
II, 6.58, -, Wiener, 11, 282,—
-pauke (Kwagenkei) » II, 7.57,
— -rahmen, I, 484, — -saal zu
Potsdam *1I. 192, — -schale,
Mittelbild einer, x 1, 49, —
-schmuck I, 192, 11, 358, —
-schnalle mit Keilschiiitt • I,
193, — -Spiegel, 1, 485; II, 652,
732, — , japanische, »II, 774,
— , mit l-"inlagcn kII, 758, —
-standuiircn 11,251, — Statuette
I, 54, 485, — -liire 1,250, 480, —,
byzantinische, I, 178, — uhren
11 320, wandarme aus dem
I.onvre x II, 249, — , -waren
II, 563, — -Warenfabrikanten
I, 12, zeit 1, 47.. Bronzie-
rung II, 360 . . Bronzino I,
542 . . Brosamer I, 557 . .
Broschen 1, 27, — aus Haaren
II, 287 . . broschiert I, 19
, . Brosse, Jaques de, II, 80 . .
Brown, A., 11, 497, — , Silber-
Icuchter •: II, 433, —, Ford Ma-
dox, II, 587 . . Brück an der Mur
I, 408, 631 . . Brückenmotiv II.
58 . . Brügge 1, 326, 392, 393,
.396, .397, 4 16, .579; II, .50, 172. .
. . Brühl, Graf, II, 203, 536 . .
Brule, Alberto di, 1, 469 . . Brun,
Le, s. Lebrtm . . Brunei, II, 450
..Brüningll, 1 U), 198, 291,302
.. Brunn 1,391; 11,197,290,291,
518 . . Brunnenfiguren 11,651,
— -gitter 1,631, — -hofII,586,
— -laube I, 408, — auf Schloß
Grafenegg » I, 633 . . Bruns,
Jacques- Antoine, 11,360.. Bnm-
villers, de, II, 118 . . Brussa II,
671, 672, 679, 682, 704, — ,
Moschee Moliamcd, II, 671 . .
Brüssel I, 246, 269, 281,. 326,. 344,
614,418, 054; 11,50, 119, 170,
172, — .Klöppelspitze, »11,167,
— , Kreuz im Museum, 1, 268,
— , Kreuze, I, 319, — , Museum,
» I, 266, 268, 270, 319 . .
Brüsseler Nähspitze * II, 167,
— Wandteppich, die Stärke, y\,
6.54 . . Brustbukettc II, 2.58, -
-kreuze I, 156 . . Brustolone,
Andrea, II, 15, —, Rahmen y]\,
16 . . Brustschmuck I, 1.56; II,
Römi-sche Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
D
830
Hry
Huddhaatatue
liuddhisnni!« But/ensoheiben
Buxtehude
Candiai»
257 . . Bry. Theodor de. I. 5ti2.
565. 607 . . HrvKos I. 93. D
Bucaro II, 200.. Buch 1,25; II.
VM, 'A'A. »504. 715, - -ausslat-
tun« 11.308.590. — -bindekunst
1.25.— -bitider 1.10. 11.— .ara-
bische, II, 715. -binderarbei-
ten II, 159. - -binderci II. 4-18.
-dcckel I. 17. 176. 215.232.
286; II. 642. - in Mon/a • I,
204. Rcimser. in München •
I. '224 . . Buchdruck I. 25. 544,
.545; II, 448. 588. — -(orni I. 24.
--Schnellpressen. 448. .Buche
I. 10; II. 613 . . Bucheinband I.
179.250, 277, 475,476; II, 115,
184, 215, 308. 561. 606. — aus
Lindau • I. 214, . byzantini-
scher. I. 181, —, deutscher. II,
78, — , orientalischer, II. 627.
— in der Renaissance I, 647. -
zu San Marco in Venedig • I.
181 ..Bücher 1.10.551; 11.159,
518 . . Bucher. Bruno. II. 515,
542, -. Lothar. II. 410. — ,
Meister H.. I, 616 . . Bücher-
gestelle II, 766. - -liebhaber
II. 115. — -liebhaberei II. 607.
— -sammlunRen II, 518, —
-schrankl,458; II. 180,362,419,
— ,Gajani. • 11.535, —. Krieger
& Co.. • II. 422, — , Schloß
Wetzdorf * II, 350, — und ande-
res Mobiliar, .München »II.3Ö2,
— -zeiclien II. 607 . . Buch-
malerei I, 214, 218, — , karo-
lingische. 1.218. — , ostislamiti-
sche. II. 636 .. Buchsbaum I, 10.
. . Büchschen II. 2,55 . . Buch-
schmuck II. 308. 605 . . Büchse
1.17.26.27; II. 262.- aus My-
kenä I. 72. - -macher I. 27. — .
Stockknopl und Dose von De
Lalonde »11, 257 . . Buchtitel I.
552 . . Buckelpokale I. 372 . .
Buckelung 1, 373 . . Bücken I,
293 . . Buckskin I. 22 . . Buda-
pest I. 1S3: 11.518 . . Buddha-
statue II, 755 . . Buddhismus II.
731. 755, — In Japan II. 755
. . Bucn-Rctiro II. 220. 337 . .
BüHi-lh.Uni-r I. 376 . . Büdet I.
16; II, 2.W, 278, .364. - Com-
pitgne • II. .157. von Fried-
rich .11.527, .Schloß L'ntcr-
zenn • 11,3 j8. — -schrank 1.581
. . Bügelkanne I. 71, — mykeni-
sehe I, 53 . . Bukett aus Dia-
manten -11.258. .naturalisti-
sches, II. 286 . . Buldcrn I. 370
. . Bulgaro, Bartolomeo, 1. 498 . .
Bulsink, Gert. I, 409. . . bunt-
bemalt, II. 174 .. Buntpapicr-F.r-
zcugung 11.215. — . marmorier-
tes, II, 638 . . Buntwirkerei der
Phönizier I, 60 . . Buontalenli,
Bernardo, II, 13 . . Bureau II, 90,
174. - ä ^tagdre II. 240, — ä la
cylindre II. 2.38. 365. — der
Maria von Medici • II. 88. —
des Marschalls de Cr^qui «11.
89. — ministre 11,240, — ä serre-
papier II, 240, — piano II. 240.
plat II. 240. 365 . . Bürette II.
360 . . Bürgerhaus I. 261, —
-stand I..362. 372; II. 582 .. Bur-
ges. William, II. 584 . . Burg-
hausen in Bayern. Ciborien I.
323 . . Burgkmaier. Hans. I. 556
. . Burgos. .Mtare. I, 286 . . Bur-
gund I. .3.15.377. --. Herzöge
von. II, 5.35 . . Bürklein. Fried-
rich. II. 435. — . Möbel. . II. 453
. . Burlington FineArts Club II.
691 . . Burma 11.729 . . Burne-
Jones. Sir Edward, • II. 578,
586, 587. .589. 59(>. 613 . . Bursa
I. 222..BursIem II. .324 .. Bur-
ton. J.. II. 446 .. Bushell 11.738.
748. 791 . . Bushi II. 772. -.
Kunst der. II. 768 . . Bushido
II. 772 . . Büsten II. 114. -.
-reliquiare, I. 324, 367. 368 . .
Büstenständer, sgabellone. I.
463 . . Büsum I. 325 . . Bütten-
papier II. 561 . . Butternapf aus
Steinzeug * 1. 8. . Butzenschei-
ben I. 651 . . Buxtehude 1.575 . .
Byrgi, Jost. I. 613. 61.5. -~.
Globus, . 1,615.. Byzanz 1,1.57,
166, 204; II. 748. -. Kunst, I,
218, . Seidenzucht I. 166 . .
Byzantiner I. 37. 3«. 171 .. By-
zantinische Krönung 1.216. D
Cablnetll,174, d'Allemagne
11,42, dedauphJM ll.'.M, <lu
roi 11.529 ..Cabriolet 11,246 . .
Cachambo. Peler. II, 321 . . Ca-
dalso 1.5.35.. Cadillac II. 118..
Cadiz I, 380 . . Cactnni. Michel
Angelo. Pokal .11.463. . Cafd
Schaffroth 11,4.35 .. Caffaggiolo
I. 510. 515. — Schlüssel mit
Wappen • 1. 517.. Caffieri 11.85.
142.144,254. - . Filippo II. 82.
— . Jacques. II. 142, —.Jacques,
Komode • II. 142, - .Philippe,
II. 91.-, Philipp I., II. 142.-,
Philipp III.. II. 142, - .Philipp
der jüngere. II, 144 . . Cahier II,
425 . . Calais II. 118, 491 . .
Cailleteau II. 1.30 . . Cain.
Auguste. II. 501 . . Cairo II. 682
. . Calatayud II. 694 . . Calcpino
II. 33 . . Callot II. 73, 156, -
-figuren II. 201 . . Caluve, Jaco-
bus de. II. 201 .. (Kalvinismus
II. 4 . . Camayeu. en. II. 114, —
-maierei II. 208. 3<i2 . . Cambio
in Perugia I. 470. — . Innen-
ansicht »I. 473 . . Cambric II,
491 . . Cambridge. Hochschule.
I. .381. — , Magazine, II. 586 . .
Cameliol,487..»]ameobände I,
478 . . Cammermaier, Simon,
II. 60 . . Campagnola. Andrea.
I. 470. — .Taurino. l.470..Cam-
panareliei I. 128, 133 . . Campa-
nato. Pietro. I. 480 . . Campa-
nien I. 133 . . Campbell. Harri-
son und Lloyd, Seidenbrokat
* II. 431 . . Campi, Jacopo. I,
339 . . Canapö II, 90. 146 . . Can-
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
831
Candid
CastcUi
Castelli
Oharlottenhurd
Charnieton
C'lilorus
I
1
diannll.2J.691 ..Camliil.Pctcr.
1.562. 563.565. 618; II. 77 . .
Candidiis. HeiÜRcr. I. 268 . .
Canevari 1. 478 — -einb.1niic I.
478 . . Canons II, 128. 165 . .
Canozzi 1. 466 . . cantaro 1, 5.^5
. . Canterbury I. 291, 407 . .
Caparra - 1. 4«8 . . Capclla Pala-
tina II. 644 . . Capelle II. 99 . .
Capcllinaro I, 459 . . Capet,
Hugo. I, 248 . . Capodimonte.
Porzellanfabrik. II. 218, 220,
336, 337 . . Capodistria I. 175 . .
Cappelletti II, 22 . . Caracalln I,
196 . . Caradosso (Cristoforo
Foppa] I. 486. 503 . . Cara-
vagpio. iMichelangelo, II, 6,
— . Polidoro da, II, 10 .. Car-
bonell, Juan. I, 324 . . Car-
cassonne, Scheiben I. 326, 3.33
. . Caeretaner Hydrien I. 89 . .
Carlin, Martin. II, 248, — , hohe
Standuhr -II. 248, — , Kabinett
♦ II. 238,241. — , Kommode --
II. 235.. Carloni, Marco, II, 229
.. Carlyle II, 589 . . Carnavalet-
museum I. 219, 304 . . Carniole,
Giovanni delle, I, 486, 503 . .
Carpaccio II, 712. — , Heiliger
Hieronymus ♦!, 437. — . Ursu-
las Traum - 1.433. —.Wochen-
stube, Bergamo. * I. 460 . .
Can^ II. 355 . . Carries, Jean,
II. 595. 621 . . Carrioni, Brü-
der, 1. 503. . Cartel I Wanduhr] II,
252. ♦ II, 253 . . Cartonniers II,
1 46 . . Cartwright II, 444 . . Casa
Pirota I. 514 .. Cassa I, 437 . .
Cassapanca I, 448, — , floren-
tiner *l. 448 ..Cassel 1,587,— .
StadtschloÜ 11.365 ..Cassone I,
437. — -bilder I. 441 . . Castel
Durante, 1.510, 514.516;II,20.
21 . . Castelfiorentino I, 509 . .
Castellani II. 497. .546, .562.
— , Agosto, Pokal - II. 463. — .
Alessandro, II. 481. — . Gold-
schmuck ♦ II, 459 . . Castelli II,
22 - . Teller »II. 21. — . Ber-
nardo. II, 9 . . (Distel Trosino I,
206 . . Castiglione, Baldassare,
II. 5.36.. Castros II. .«8 . . Cas-
win 11.679 . . Cataluzio daTodi
I. 314 . . Catancall, 33..Cata-
lonien 11.43 .. Cathedra I, 153,
173. — des heiligen Petrus - 1,
174 . . Cathclin. L. .!. und M.
Q. de la Tour, Bildnis A\ont-
martcl II. 147 . . C.iughtlcy H.
183. . Caumartin. M. 11. WU . .
Cauvet, Gilles-Marie, !!, 2.3.3,
— , Bronzekandclaber «11,250
..Caylus.Graf von, 11,227. D
CC mit der Krone II. .300. D
Cedernholz ii.til.^ . . Celles I,
267 . . Cellini, Benvenuto, I,
480,497,564.590, 595; II, 18,
— , Handzeichnung für eine
Fruchtschale 1, 33, -.Salzfaß
# 1,496.. Cencio.Maestro,I,,523
. . Cerrini, C, II, 18 . . Cesati,
Alessandro, gen. il Greco I, .503
. . Cesena I, 519 . . Cerquale-
dekor, 1,51 7 . . Certosa in Pavia I ,
466, 473,482 . . Certosinamöbel
1. 445, — -Stühle 1, 397 . . Chaff er,
William, II. 181 . . Chaffey-el
Imam.II, 641 .. Chagrinlederll,
715..Chahid II, 6.39 . . Chaines
d'AngleterreI!,181 ..Chairell,
739.774.775 . . Chaiselongue II,
90, 146, 246, .559.. chaises ä la
dauphine II, 247, — de Flandre
11,89, — volantes 11,247 . . Chai-
YaoII.737..ChajinlI,738,751.
775, 778, — -gefäße II, 7.38 . .
Chalcedon I, 73, 129 . . Chälons
sur Marne II, 528 . . Chambers,
W., II, 1 78, 1 79, 229 . . Chambon
I,.367.. Chambrelans 11,210 . .
Champeaux II,. 542.. Chang II,
7.38 . . Chang Cheng II, 748 . .
Chanoyu II, 774, 775, 778, -
-Vorschriften 11,784 .. Chantilly
II. 155, — -spitzen II, 490 . .
Chaplain II. 618 . . Charlier II,
124. 126 . . Charlottcnburg II,
192 . . Charmeton 11,86 . . Char-
nay I. 205 , . Charpentior II, 618
. .Chartres I, .330, .340; II, (ifif),
— . Dom I, .3.33, 3.39, -, Fenster
derKathedrale 1,290, —.Schule
1,291 ..ChäteauThierry 1,337,
II, 128 . . Chäteandnn li, 257 ..
Chateliers II, 1.52 . . Chatsubo II,
774, 775, — Toshiros II, 774 . .
Ch.iulnes, Herzog von II 5.30 . .
Ciiavanne, Puvys de II, 613. .
Chawan II, 775, — (Teeschale),
ArtdesRikyu-Rakn x II. 783,
[Teeschnlelvoii Nonomura Nin-
sei und Ogale Kenzan ■: II, 789
. . Chawanrah II, 655 . . Cheh-
kiang 11,7.33, 7.37 . . ChcIsea II,
183, .327, — . Porzellanfabrik II.
.321 . . Chenavard 11,425 . . Che-
nets II, 250 . . Cheng II, 726 . .
Cheng-hua II, 742 . . ChenilJe
II, 127, 165.. Cheret, Jules, II,
503,605, — , Plakat * II, 596. .
Clieropotaniii 1, 177, 181 ..Cher-
pin 11, 446.. ehester, 11,320 . .
Chevington I, 3.53 . . Chevreul
II, 485 . . Chia-Ching II, 742 . .
Chiavenna, Bucheinband I, 249
. . Chicago, Weltausstellung II,
471,472,594 ..Chien-ang II, 7.38
. . Ch'ien I.ung II, 726, 744, 74.5,
748. .Chien-yaoII,7.38..ciiiens
defeu 11,250 . . Chievres I, 326
. . Chiffonier-sccretaire II, 240,
.366 . . Chignon II, .560 . . Chihli
II,7.39..ChikuzenII,785..Chil-
derich I, 202, 203, — -schwert
I, 202 . . Ch'in II, 726 . . Chin
ShihSoII,721, 726, 728,729. .
China 1,165:11,54,55,665,722,
750, 764. 77.3, 779 . . Chinesen
II, .54.5, 721 .. ChingTaill, 748
. . Ching-te-chen II, 732, 7.36,
743, 745 . . Ch'ingdynastie II,
741,743..ChinoisericnlI, 127,
1.3.3, 145, 147, 178, 18.3, 202 . .
Chippendale, Thomas, II, 178,
179, 312, 579, 590, — , Stuhl
* II, 180 . . Chlorus, Con-
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
832
Chodabende Chan Ciborium
Ciborium
Cochln
C'ocquvk
Corvincn
stantinus 11,531 . . Chodabende
Chan, Grabmoschee II. 675 . .
Chodowiccki. Daniel. II, 273,
309.. Chojiro 11. 784 .. Chor-
fenster. L'lmer 1. 4 1 3, -^estühl
1580; .11, 40. 45. 47,275. -
in Bergamo I, 466. mit Intar-
sia • I, 47_' -Kitter II. 110 —
-nuntd, gestickter, in GoeO »1,
296, manlcl 1. 33<i. - Bo-
logna I. 337, frühgotische I,
3:«, - Pienza I, 337. — Plea-
sington I, 337, Toledo I, .3.37,
- Vieh I. 337, - -pult I, 326,
471. . Düsseldorf I, 326. -.
Mouffatize I, 326, — -decke in
Soest 1, 344, Xanten I. 344.
— -schranken 1, 153, - -stuhle
1.464. 467..Chosayaki ll! 785
. . Chosen-Karatsu II. 784 . .
Chosroell..ll.6.33.(V35.650,697,
707 . . Chou 11, 725. 726. — -dy-
nastie . ll,72l.723.729..Chre-
tien. .-Ximcry. I. 308 . . Christen
I.. 38 .. Christentum 1. 146. l'JO ..
Christesen II, 498 . . Christian I.
von Danemark I, .377. — von
Sachsen I, 5ti.3, — II. von Sach-
sen I, 563, — IV. von Dane-
mark I, 565, - J., II, 274 . .
Christiania |s. auch Kristiania)
1, 257, 258, 298. .301, 4<»8, 517,
602, .norwegische Stühle »I,
.300, — Christiansen, Hans, II.
.597, 60 1 . 602. 612.. Christofle &
Cie. II. 457,496,502,566. ,
Silbergruppe »II. 496.— .Tafel-
schmuck ♦ II. 485 . . Christus-
säule 1, 244 . . Chronik des Ta-
bari II, 688 . . Chrysochalk II,
498..Chr>sorinlI.498..Chudja
ll.6.54..Chuhlill.737..Chün-
chou II. 738 . . Chün-yao II, 7.38
. .Chuonradus, Imperator, 1,23.5
..Chur. 1,212,246.284, - Halb-
schrein 1 312. .Chusistan 11,708
Ciampoli, Carlo. II, 18.. Ciaria.
Ratfaele, 1,526 ..Ciborium 1.286.
318. .1,371; 11.255. -.Buldem
• I, 371. —.silbernes, in Sens I,
2H4, , Teirich II. 464, , von
Giovanni delle Hombarde 1, 48.3.
• 1,484, -altar Kaiser Arnulfs
1,224 . . Cicarello di Francesco
1.315. .Cicero II. S33.. Cima-
rosall.215..Cinq-Marsll. 128
. . (^fpriani II, 309 . . Circum-
cisionsrelii{uiar in Conqucs I,
225 . . circ pcrdue, ä, II, 726 . .
Cissarz. J. V., II, 596, 597. 605 . .
Cista, FIcoronische 1, III, • I,
114, , Detail «1. I15..Cisten.
pranestinische. 1, III . . Cister-
denser 1 292 . . Citadclla, Vigo-
darccre. Grafen. I 494 . . Citron-
holz II (.09 . . Citta di Castello I.
288, 317, 507, - . Kruinmstab I,
323 . . City and Guilds of Lon-
don Institute II, 513 . . Cividale
I, 175, 2,50,288.. Civitali,Lucca,
1,466.. CIairdelunell.738..
Ciaire, Godefroid de, I. 269.287
. . Clairmarais in S. Omcr I, 273
Clark, M., Band • II, 430 . .
Clarvau.x, .Michel de, II. 213 . .
Clavil. 1&3.. Clavicz II, 602 . .
Clemens V. I. 337, - XII. II.
537, - XIV. II. 5.37. - vitrarius
Carnotensis 1,291 .. Clerissy I.,
Pierre, II. 155, - II., Pierre, 11,
155 . . Clermont 1, 333 . . Clichy,
Cristalleries de, II, 506 . . Clim-
ping (Sussex) I. 353 . . Clofson
I, 182 . . Cloisonni-werk II, 748
. . Clostermans 11,3.38. . Clotar 11.
1,210. . Clou II. 477..Clunyl,
276, — . Benediktinerabtei II,
531. — , hotel de. II, 531. -
-museum I, 199, 208. 23.3. 2.34.
269. 319; II, 687, 690, -, Ci-
borien I. 319. — . Reliquiar I.
318. G
C mit Krone II. 142. mit Lilie
II. 142. O
Coburg, Veste, l,633..Cochin.
Charles Nicole. II, 99. 132,227,
23,3, 308 . . Cocques, Gonzales,
11,48, .Flämisches Interieur •
II. 48. . Codex aureus 1.224 . .
Colbert II. 51. 80, 83. 84, 107.
111.119.121.124.128.129.527,
5.36 . . Colenbrandcr II, 603 . .
Collaert. Hans. I. .56,5, 607, ,
Hntwürfezu Anhängern • I..565
. . Collard&Collard, Pianino •
II, 423 . . Colli-ktion s. Samm-
lung, Grandidicr 11, 530 . .
Colle, Raflaello da. I. 525 . .
Collier -11. '259, - berthc. II.
•2.58 . . Collins. Richard, II. .32,3
. . Colombc, Michel. I, 564 . .
Colonna, Eugi-ne, II, 595. — ,
Schreibschrankchen • II. WM . .
Columbani. P., II, 311 . . Co-
mans, Marc de, II, 118, 119 . .
Comminges I, 3.37 . . commodc
ventrue. II. 140 . . Compagni,
Domenico, 1, .503 . . ('ompagnie
fran^aise de la Chine II, 127 . .
Compcrtami-ntbüchlcin, neues,
II, 60 . . Compicgnc. SchloU, II,
261,. 3.5.3, 528 . . confettieri I, 51 1
. . Confident II. 245 . . Conques,
Schatz von, 1,248. .Consoltisch
Anialienburg • II, 193 . . Con-
stantinschlacht, Gobelin • II,
116 . . Consulat II. 339 . .
Conlouren arc, Il,2.36..Contre-
partie II, 92 . . Cooks Sc Sons II,
419. — . Kenilworth-Buffct -11.
424 . . Copcland and Sons II,
5<I3, ,11.11,178. ,W.T.. Por-
zellan .11, 442..Copcrtal,5tt5.
— gIasurl.520..Coppanuziale
1.531 . .coquille. au. II. 105. .
corami d'oro I. 475 . . Corbie.
Klosterschulc 1.219.221 .. Cor-
doval..380. 474; .11,40.42.6.30,
6.35, 644, 700, 715 . . Cordenoy
II. 132..Corduaull, 7l5..Cork
II, 320 . . corne. decor ä la. II,
156 . . Cornejo, F'edro - II, 40 . .
Corneliusbüste 1.311 ..Corneli-
münster I, 311 . . Correrser\ice,
1,518. . Cor%inen I. 477. . Cor-
Romische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
53 • Geschichte des Kunstgewerbes. 11.
833
Corvlnus
CT.
Cucci
Diincmnrk
Danioll
Docken
\inus. KöniKMathias,l.3t>4,477
— -pokal I. 374. 386. • I. 372 . .
Corvey 1. 266 . . Coscnza I. 183
. . Cosimo I.. Großhor/og von
Florenf I. 542, — Mcdici.Piero
di. 1. 508 . . Cosmatcnmosaik i,
434 . . Cossa. Franzcsco, 1. 587
. . Costa. Lorcnro. I. 537 . .
Coltagcstil II. 600 . . Cottbus II.
559 . . Cotte. Rolicrt d^e. II. 03.
104,110.112. 1.30. 131.*140.160.
188.. Couleurs, äquatrcs 11,563
. . Coupe des PtoleiTnJes I. 132
. . Couronne II. 142 . . Court.
Jean de, I, 637, — , genannt
Vigier, !. 637 . . Courteys. Pierre,
I. 637 . . Courtrai 11.491 . . Cou-
tances 1. 333 . . Cousinet II. 102
Coypel. Antoine, II, 85, — ,
CtiarIcs.II, 160, — . No«?l II. 120
Cozzarellj I,479..Cozzi,A\arco,
1. 467 . . Cranach 1.512.551.—
Wilhelm Lucas von. II, 616, — ,
Schmuck .11, 612, »II. 613 . .
Crane. Walter. II. 541 , 590, 599,
601. 603, .11. 57.5, «11, 588 . .
Cranenburg I. 175 . . Craquel(5
II. 737. 744 . . Cream coloured
wäre, II, 182 . . cream wäre II,
325 . . Credenzone I. 456 . .
Crefeld II. .559..Cremona 1,467
Crepes dechineII.560..Crequi,
Marechal de. II. 80 . . Crespin.
Paul. II. .321 . . Cressent, Charles.
II. 139. 142,—. Kommode «11.
140 . . Creußen I. 644 . . Cricci,
Carlos, II. .3.37 . . cris de Paris,
11. 293 . . Cristiforo da Lendi-
naraI.467..Cris2ofano di Paolo
I.316..Crivellarill..33..Crom-
well 11. IM . . Croy-Teppich I.
655 . . Crozat. Pierre, II. 93 . .
Crubsacius II, 227. 229 .. cruces
gemmatae I. 1.S8 . . Crusius, G.
L.. II. y* . . Crux gemmata,
Mosaik, • I.1S5 . . Cruycen, L.
van der. II. .388 . . Cr>stalline
Terracotla. 11. 325. D
CT., 11.301. o
CuccI, Oomenico II, 82, 85. 90
. . cuerda seca II, 674 . . cuir
bouilli I. 475 . . Cuivre Poli II,
.565 . . Cul de P.iris II. .560 .. Cu-
lanusglocke, GehSuse, I. 215 . .
Cul-de-l.impc II. 114 ..Cumber-
land. Herzog von. II, 196 .. cuoi
1.475 .. CnrsinctII. 1 1 1 . . Cu-
villi^s. Fran?ois de, II. 1.3.5. 188.
19.3. 199.. Cuzio 11,21 .. Cypern
I. 102. II. 698 . . Czartoryski,
Fürst, 11,711 .. Czihak.von. 11,
28.5. a
D
Daclen, I. 196 . . Dachtraufen I.
27..DaffinRcr, Lieb. 11.296, ,
Moriz Michael. II. 296 . . Dago-
bert I. 210 . . Dahchour I, 50 . .
Daidalos I, 130 . . Daimyo II,
764. 776 . . Dajodaijin II, 764 . .
Dalmatien II. 28 . . Dalmatika
Leo III. * I. 189 . . Damas. ä la
fa^on de, I, 530 . . Damaskus II,
629. 6.52. 655. 6.58, 660, 661, 663,
665. 682. 691 . 698. - -fliesen II
682, — -schusseln II, 691 . .
Damast I, 19,22, — -bindung I.
19. — -muster I, .329. — der Glas-
malerei 1,413, — Weberei II.. 560
. . damaszenisch II, 660 . . Dam-
blain 1.621 ..Damen II. 184,
-arbeit II. 165. — -kleider II. 1 27,
.560, — -kleiderstoffe II, 604. —
-kleidung II, 166, — -Schreib-
tisch II. 240, — mit Rollver-
schluß . II, 281, — mit Sessel
• II, 280, — von Rissenbacher
» II. 467, — von Weißweiler «
II, 238, — -Sekretär II, 240. —
-Zimmer I, 6 . . Damiano, Fra
Zambelli da Bergamo, I, 467 . .
Dammouse. Albert. II, .59.5, 621,
— ,\'ase in Steinzeug »11,612..
Damm, Steingutfabrik II, 297,
V)4 . . Dampfhammer II. 4.54, —
-maschine II. 438 . . Dänemark
l,.565. 646 : 1I..3.38,.546. ~ , König
ll.263..DaniellII.4.56..D.inici-
stoff • I, 167 . . Dankberg. Ge-
brüder. Orabgittcr « II. 488 . .
Daiitcsca I. 454 . . Dantestuhl I,
454 . , Danti. Vincenzo, I, 480.
498.. Danzig 1,410; II, 64, 66,
.5.57, - , Artushof « I, 4, .
SchappsII..5.57..Dai)hni I, 183
. . Darlcy II. 178. . Darly. Mat-
thias. 11.31 1 ..Darmstadt 1. 175.
266.578:11,596. 612, -.Biblio-
thek 1.360, -.Künstlerkolonic
Il,.598.-. Museum 1.276.!!, 616,
-.Schloß II, .3.54.. Darstellun-
gen, figurale, II, 682, — , genre-
hafte, 1, 127, — , religiöse. I. 1.50
..Dasio II, 618 . . Daspodius I.
614.. Dassel, Ludolf von. 1.586
. . Dauerbrandöfen II. 618 . .
Daum Fr^rcs II, 622 . . Dauptain
II, .355 . . David, D. V.. II, 300.
— , Jules, Modenbild • II, 460,
* II. 461. — , Louis II, .355 . .
Davilcrs II. 185 . . Davis, Owen
II. 585 . . Dawson, Nelson, II,
615 .. Dawud. Sohn desSalam<i
11,6.58.. Day, LewisF., II, .541,
542, .585, .590. 601, < 11,588. D
Dean, Benton. II. 497 . . D6-
bonnaire. Görard. dl. 101, 102,
— Philippe, *II,10l,l02..Deb-
schütz, Wilhelm von II, 612 . .
Deck, Theodore, Fayencevase
« II, .500, 502, .567 . . Deckdrucke,
II. 268 .. Decke I, 17, 142, 566,
567 . . Deckelamphora *I, 60,
62 . . Deckel eines lackierten
Kastens «11.775, — geläß von
Franz Anton Dermer »11, 288,
— kannen 1,41 1. --kästen mit
Beschlägen /I, 424, -- -knäufe,
11,284,— -pokal, 11,74, —.sil-
berner »11, .320, — -terrine, Sil-
ber *II,290, — -vase von Lovis
Fikdor »II. 56.. Decken 1,21,
1.38, 4.34, 490, , Barock II, 10.
— dekoration R.Adam zll,3l4,
— in Leinendamast, II, 214, —
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sterachen Abbildung
834
Decker
Department
Depaa
Diluvium
Dlnanderle
DAtchen
• vcr/icrunj;. II. Ml . . Decker,
Paul. II. IWi, lyS. 542 . . Oeck-
farbcnbuchmalerei, indische II,
6:i7 . . Deckplatten II. 199. — .
•verfahren II, 2(i8 . . Decor k la
cornc II. 1 14. — ,A la lerronncric
11.114.. Degault. Miniaturist II.
24 1 . . Denen I. 27 ; II, 7 1 . 6fi2.
■Keiaüe II. 71. Krifle II. 2.'i«.
•knöpfe I. 486 . . Dcgeorge II.
618 . . Del. Mattco. 1,500. -.
Miliano di Domenico 1. 494 . .
Deibel. Joseph. II. 19.3.. Dekor
II. 678. 724. -. figuraler. II. 678.
. k;eonu'trisihiT, II. r>42 . . De-
korateure II, .'.M. .S.58 . . Deko-
ration 1. 425. — der italienischen
Renaissance 1.430. — . festliche.
I. 24. — -SKCschafte II.5Ö8.
-skunst II. 403. - französische.
II. .558, — fflr Schaustellungen
11.412. -slust 1.431, --smo-
tive II. 233, 348. — sprinzlp.
ornamentales. I, ISO, — stflcke
II, 565 . . Dekorative Aufgaben
II. 473 . . Dclafosse. J. Gh., II,
23.3, 254, 256 . . Delaherchc
II, 595 . . Delaire II. 446 . . De-
laulne. F.lienne. 1. 5«>4 . . Dclau-
nay II. 150. -. l.e Billet-Doux
. 11.228. Delft 1.37. 39. II. 57.
58. .567. .Vcrmcervan. 11.712.
.. DcllterFa>cnccll..58. - .Flie-
sen aus dem Besitze des deut-
schen Kaisers • 11.59. —. Teller
. 11.58.. Delhi 11,631 .. Döli-
court. II. .3.55. . Della Bella.
Stefano, II. 10. 80. 85 — .
Vasen. - II. 10 . . Dclormc.
Philipp. I. 6.38.. Delos I. 119,
142.. Delphi 1.118.. Demetrius
I. 137 . . Demitaka II. 691 . .
Dendermonde II. 47 . . Denk-
malsformen II. 357. — -guß II.
500, — -pflege II. 606 . . Denk-
münzen I. 28 . . Dente, Marco,
I. 512 . . Dentelles 11,36, 129.
Dentelschnüre II, 36 . . Depart-
ment of Science and Art II, 513
. . Depas amphlks; I.GO.
62. 65.. Derby II .514.
-, Peterskirche I, 353 . . D^rt.
Max. II. 6. 9 . . Derkindrrcn 11.
605 . . Dermer. Franz Anton. II,
'29(1 . . Derni^re lils II. 50» . .
D^rome. le jeune II. 159.. De-
ruta 1.511. .520. 11.21. Schfls-
sei mit l'rrlmuttcriüiler •!, 520
. . Desboeufs de Saint Laurent
II. 261 .. Dcsco da parto I. 464
. . Desgots. Claude. II, 131 . .
Desguerres II.. 160.. Desiderius,
Abt I, 249 . . DesmalterJacob.
II. 2ti5, .354. 3,56 . . Desoclics II.
301 . . Detail eines Chorstuhles
• I. 470, .1. 471 . . Deutsche
Kunstschreiner II. 248, — iJIn-
der im Kokoko, II, 184 . .
Deutschland 1.210. 227, .120; II.
90. 1 1 1. 149 229. 270. .105. 55i).
571, -.Barock II, .59. - . Gold-
Schmiedekunst 13. Jahrh. I, 311.
— . gotische Stickerei I, 340. .
gotische Teppichwirkerei 1, 345.
— im Louis-XVI. II, 271. — ,
Kunstgewerbeschulen II. 524,
— , Norden II. 63. -. spatgoti-
sche Goldschmlcdekunst I. .167
. . Dcutschmalerei II, 20<) . .
Deutz 1. 267 . . Develly II. 425 . .
Dcxamcnos von Chios I. MO.
Diadem 1. 27. 51. 79; II, 258. -
aus Mykena • I, 80. — . gol-
denes. I. 118. -, Troja. 1,62..
Diamant 1. 8; II, 72. 99. 2.58. —.
ungarischer, II. 498. — agraffe.
Mellcrin . II. 48.3.— -schnitt in
Punktiermanicr II. 3a5 . . Dia-
mantierungsmethode II, 306 . .
Dickinson II. 447 . . Diederichs,
Eugen. II. 607 . . Diele II. 579.
— -nuhrenll, 318. Dieppe 11.97,
259. 160 . . Dietterlein, s. Dietter-
lin . . Dietterlin. Wendel. 1.551.
553. 562 . . Diculafoy II. 677 . .
Dijon II. 527, . 528 .. Dilettanten-
arbeiten II. 213.. Diluvium 1,45
. . DInanderie I, 265 . . Dinant
bei Namur I. 26.5, 324. .126 . .
Dinglinger. S. M.. II. .123, 631 . .
Dionyso*herme und Mlnaden
. l.99..Dio»corides 1,131.13.1,
1.19 . . Dioskurenslofl 1, 168, •
I. 169. Diplom II. .561.. Dipty-
chen I. 1.5,5, — , fünfteilige. I.
1.55. 17.5, 197. .155, des Mai-
linder Domschatzes I. 161. —
der Thcodelinda I, 2a5 . . Dipy-
longelaü • I. 86, — vasen I, 83
. . Directoire II. 3.19. D
Doberan I. .151 . . Dobson. J.,
II. .5(1.5 . . Dodona I. 108..Doep-
1er, Fmil, der Jüngere. II, 612 . .
Doge II. 773 . . Dokument deut-
scher Kunst II. 598 . . Dolch I.
27,52.62.1. - aus Mykena • I.
80. der Aaholep .1. 52. —
um 1.5.50, .1. 627. -scheide
von llans Ifolbein • I, 32 . .
Domenico Antonio da Assisi I,
467. - de Tasso. Marco di, I,
468. — di Niccolo de Senis I.
468, — Domenigo, de Venezia
I, 519 . . Dominicusreliquiar I.
317 . . Dominos II, 117. . Do-
minotcrie II, 117. . Domitian.
Meiliger. I, 265 . . Domopera I.
186, 473. .Domschatze, s. unter
den Ortsnamen . . DonatcIIo I,
425, 427. 479, 4&5. .536. . Donau-
lander II. 546 . . Donauwörth I,
.170 . . Dongo I, .184 . . Donna
Ana II. 43 . . Donner, Raphael,
II. 206 . . Donnermuster II.
727 . . Doppeladler II, 15,
-becher .1. 2, — -form I. 126,
— -glaser 1,414,- -greif 11,647,
— -Icuchter. Florenz. • I. 485 . .
- -pokal I. 375. 552. — -sitz
[SetteelChippendale .11.180,-
-wandglaser II, 212..Dordrccht
1. 579, .580 . . Dorfschulze 11.640
. . Dornauszichcr I. 128, — aus
Prienc »1, 131 . . Dortmund I,
326, 409. 410 . . Döschcn II,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
53*
835
Döcchen
Druckb.ink
Druckstoffe
Dutel
n.vok
RdclstoiiifnssunK'
788. für Mouches II. 152. - für
Schminke II. 152 . . Dosen I. 17.
18. 2tV 28. 1.56:11.147. 181,19.5.
197. 199. 2Ö5. '256. 287. - von
Jos. Friedr. Leopold «11, 19.5,
- -deckel. Bildnisse II. 257 . .
Dossi. Battist.1. I. .542. — .
Dosso. I. 520 . . Doulton 11. .569
Doves Preß II. 604 . . Dow II, 52
. . Drach. A. von. II, .'^04 . .
Drache II. 140. 727 . . Draht-
email, russisches I, 185 . . —
-werk II. 75.3, — -ziehen I, 545
. . Drand II. 263 . . dr.ip de Ras
II. 43.. Dr.iperie 11.24.3.349.5,58.
— . gemalte. II. 346. . Drau 1, 196
. . Drechselmöbel I, 256, 2.58 . .
Drechslerl.lO; 11.296, — -arbeit
I.136;ll,88.-ausElfenbein -I,
5, — aus Holz »I, 25 . . Drege,
Hans, I, 572 . . Dreger, Moriz,
11,268,270,516,695, 701,703,
705,706. 709, 711.. Dreher I. 14
Drehscheibe I, 29, stuhl,
Springer, ^11, 468 . . Dreibein-
stuhl, I, 256, — , Italien, *I, 257
..Dreieck 1,46,11,402, --fuß II,
251, 282, 653, — aus Metapont
I. 109, - I, 110, — mit Kan-
delabern, 1 1, .320 . . Dreikönigen-
fenster I. 328, 413. — -schrein,
Köln, I, 277, .1, 272 . . Drei-
pfostenstühle 1, 388. — teilung
II, 2a5 . . Drell I, 22 . . Drent-
wett. Abraham. 11. 60, 186 . .
Dresden I. 276, 311. 337. .377.
386.398. 598. 625; II, 66, 193,
28.3. 510. 523, 551.. 597, 598,
1906, Ausstellung, Friedhofs-
anlage • I, 9, — . Grfines Ge-
m'ölbe. s. d.. — , historisches
Museum. I. 622, 626, 628, — .
Johanneum, I, 616, 617. — .
Tapisserie-Manufaktur. II, 214,
— .Werkstätten für Handwerks-
kunst, II, 613. . Dresser II, .58.5
.. Driesch, CG. v. d.. II. 689
. . Drontheim 11. 602 .. Druck II.
561. topj^cher. 1.20. -bank
1.28. -Stoffe. deutsche. 11.214.
-technikll.541 . . Drucken I,
10..Dschin.i;isKli,in ll,(i.30,67,3.
Duban und Froment-Meurice,
Kastchen, «11.418. »II, 4.35 . .
Dubnrr>- II, 263 . . Dubit^ II, 107
..Dublin 1.215; II, 320.. Dubois
11,618,— , Brüder, 11,262, -,.I.,
Kommode, • II, 234 . . Dubut,
Charles-Claude, II, 188 . . Du-
cerceau. Jacques Androuet, I,
564.584; 11.80,87, .542.. Du-
chesse II. 246. — brisde II. 246,
en batcau, II, 246 . . Dues-
bury.H.. 11.327, 420, — , Kamin,
* II,428..DiifnurII,355..Du-
gourc, Jean Denis, II, 2.53 . .
Dulcken, Peter van, I, 580 . .
Dülfer, Martin, II, 600 . . Du-
longs Relief-Zierat 11,203 . . Du-
mont, V'ictoire, Tapete, * II,
480. -11,481 ..Dundee II, .320
. . Dünnbeinijjkeit im Möbel il,
312, — -stäbigkeitII.3]2..Du-
pIessis II, 262 . . Dupont II. 420.
— , Bettstelle, * II, 440, — ,
Pierre, II, 122 . . Dupuis 11.618
. . Duqucsnoy II, 49 . . Durand
II, 414 . . Durantino, Francesco,
1, 51 8, .524 . . Durchbruch, genäh-
ter, II, 78. - -sarbeit I, 157; II,
33,35, — sräume 11,31. .Durch-
schiebungen II, 71 . . Durch-
sichtigkeit I, 15 . . Durchzug-
spitzen II, 270 . . Düren I. .304.
— , Adam van, 1.646, — .Statins
van,l,646,—. Portal «1,646..
Dürer, Albrecht, • 1,2, 51 2, .548,
551.62.3; 11,18.3, 6.37,— ,Skizzen-
buch, I, 552, — , Wagen aus dem
Triumphzuge Maximilians I ,
• I, 550. — , Johann Georg, II,
274 . . Durham II, .503, — , Ein-
bände, I, .3.59 . . Duris I. 93 . .
Dürmsteyn, Hans. I, .368 . .
Dösseidorf 1. 1 89, .38.5 ; II,.524.- ,
Erzkopf der I-ambertskirche, I,
278..Duteil 11, 102 .. Dute! II,
8.5. . Dyck.II., II, .522. -,van,
11, 107, 176, 712 , . Dynamo-
maschine II, 439 . . Dziedzinski
und Ilanusch, 11,500.--, Kamin-
garnitur ■'< II, .5.34. o
Early Victorian II. .583 .. East-
man II. .584 . . Ehe II, 541 . .
Ebi'uc decouleurll, 141 ..Eben-
holz I, 10, 602; II, 1.5, 42, 141.
.360, 485, — , grünes, II, 141, -,
rotes, II, 141, — -grund 11,52 . .
Ebenisten, französische, II, 91
. . Ebenmaß II, 3 . . Ebhard,
Meister. I,. 3.32 .. Ebonit 11, 4.50
.. Echter, Mathias, 11,62 .. Echter-
nach, Codex von, * I, 230, — ,
Kloster, 1,230.. Eck, Adam. 11,
65 . . Eckhard von Worms 1, 324
..Eckhout, Gerbrand van de, II,
54, -, Entwurf * 11,53. . Eck-
latcrnen 1,488. .Eckmann, Otto,
ii, 541, 596, 601. 602, 604, — ,
Decke eines Zimmers * II, 596,
— , Vorleger * II, 593 . . Eck-
möbel II, 24.3, 278, — -schrank
11,278, -schränkchen 11,243,
— von Riesner >< II. 243. .^coie
centrale des arts et manufac-
tures 11, 52.S, — de la martinierc
II, .528. - des arts et mötiers 11,
527. — des beaux arts II, .528, —
des travaux publics II. .528,
nationale des arts decoratifs 11,
527, — polytechnique II, 528,
professionelle II, 526, — royalc
gratuite de dessin II, .527 . .
ecrain II, 1.59 . . 6crans II, 247 . .
Edelin,Abt, I,294..Edelmetali-
arbeiten II, 49, 53, - , chinesi-
sche, II, 106, — . italienisches
Barock, II, 17, — -gerate II, 113
. . Edelschmiede I, 9, — -kunst
in Augsburg II, 283 . . Edel-
steine, farbige, II, .563, — , facet-
tierte, II. 2.58, -, Vorliebe für,
II, 98, — -fassung I, 266, — ,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
836
Edelziniiarbeitrn
FinfluA
Kinfluft
KiaenkoiMiruklion
KUenkronleuchler
HIU
künstliche, II. 4(iU . . hdelzinn-
arbcilen I. 618, — •gerate.
sachsische, I. 620 . . lidcn. Mus-
^rave of, II. 6643 . . Edcnhail,
Glück von. II. 6«i6 . . r.dikt von
Nantes 11. 213 . . HdinburKh II.
320,514 . . Edrisi II. 677 . . Kd-
wardsll,781. D
Eenhorn, 1 .itiit)crt van. II. 201
. . Kffu I..tu3..<.'8 . . EKbcrt.Krz-
bischof von Trier. 1. 227 . . Ege.
C. 11.551. -.Fauleuil -11.469
. . r^cr II. 75. 197. 290 . . EKercr
Arbeit II. 14. 65 . . Egerlandi-
schcs Zimmer. II. 547, • II.
522 . .ERprmnnn in Maida 11.307
. . E-Gorai 11.751. 7H4 . . Ehlers.
Brüder. II. 182. 201 . . Ehrcn-
diplom. Brochier • II. 524. —
Keschenkc II. 562. — -plorte
des Kaisers .Maximilian I. 551.
Elbel. 10; II. 613.. Eichel. 10;
II. 609 . . Emmanuel II. 199 . .
Eichenholz. SpltKOtik. I. 389,
— -möbel II. 278. — -schrank
mit l'hr. I.Qltich. . II. 277 . .
Eichenlaub I. 305. -zweiRe I.
328; II. 358 . . Eichstält 1. 360. .
Eierbecher II. 198, - -schalen-
porzellan II. 620. -stäbc II.
273 . . Eifel I. 256 . . Eiffelturm
II. 477 . . Eigenbedarf I. 32, —
-haus II, 600, — -kicid der Frau
II. 603 . . Eilbertus von Köln I.
263,274. -. Tragaltar. »I. 275
Eimer • I. 112 . . Einband II.
494. 715, — , orientalischer. II,
715, — für Demetrio Canevari
# 1,477.— ,JeanGrolier -1,648,
— . Otto Hupp, • II, 521. — .
Orlando di Laßo . I, 649. —
-bezüge, gestickte, II, 184. —
-decken 1.25. — . silberne. II. 67.
— -decke. Schnorr. * II. 482 . .
Einbände, deutsche, I, 649 . .
Einbauten 1, 16 . . Einbeck 1.410
.. Einfluß, asiatischer. 11.585. —.
chinesischer, II. »»57. — des
Verkehrs 11.460. -. deutscher.
11.268. . Englands. II, 275, .
Iran- ■- '■-•r. II. 176. 185.—.
hol; .r, II, 177, 185. 2<i8.
, Italienischer, II. 6U. 82. — .
japanischer, II. .'>82, li
scher. I.i»5. —.nieder j ir.
11.80,— .ostasiatlschcr.il. 545..
Einfuhr II. 464. - byzantini-
scher Kunsterzeugnisse I. 173
. . Einhart 1.218 . . Einheit des
Raumes 11,310 . . Einhorn 11.68.
534.. Einlage 1.18; 11.92.618..
Einlegearbeit I, 31. 445; II. 145.
650 . . Einlegen II, 485. ~ von
Porzellan. II. .'i.'iS . . Einleger 1. 10
. . Einrichtung 11.579, — -stücke
II. 1.38. .Einsatz 1.18. II. 3O..560.
— -stücke I, 163 . . Einschlag I.
19. - .asiatischer. II..544.. Ein
schmelzen II. 152 . . Einsiedel-
sehe Eisenhütte. Grallich. II.
499 . . Einsprengen I, 32 . . Ein-
teilung des Hauses 11.579 . . Ein-
wirkung, italienische. II, 80. — .
niederländische. 11,60 . .Einzel-
bauten II. 478. — -drucke. I.
S51, — -erzeugnis, kunstge-
werbliches. I. 5, 7, - -hauser
II, 593 .. Eisen 1,9.27. 109; II.
308, — im Islam. II. 660. - In
der nordischen Renaissance. I,
622. in der Spätgotik. I. 405,
, tauschicrtes, 11.501 . . Eisen.
Charles, II, 1.3.5, . Entwurf für
eine Vase, •!!, 140 . . Eisenach
II. 567 . . Eisenarbeiten I. 487;
II. 110.291. 320. — der italieni-
schen Renaissance I. 487. .
romanische, I. 300, - tau-
schiene. 11.566. — -bahn II. 462.
— -bahnen 11.465. — -beschlag,
romanischer. 1,303, 304. - -ge-
rate I, 409. — -gufJ der Renais-
sance 1.632. .Eisenhoit. Anton.
1.600; II. 67. —. Buchdeckel. .
I, 600 . . Elsenkastchen I. 409.
— -konstruktion 11.410. 600. —
•kronleuchter I, 409. — -por-
zellan, 11,200.- -ichnitl 11.661.
— Stempel If. 160. — -tsuba II.
771. 780. 791. waren II. 111
. . Eiskübel II. 254 . . EiUler.
Johann I.eonhard. II, 186 . .
F.itelberger von ' " ' i
doli. 11.514.. \: I- -»
Elberfcld II, 214 . . Elbing.
Georgsbrüderschalt. I. .368 . .
Elcclrum I, 242 . . Elefant I. 10.
II. 716. - mit Uhr .1. 615..
Elefantenstoff I. 139 . . Elegius
von Noyon I. 203 . . l'iektrt)-
motoren II. 439 . . Elektron I,
118.. Elemente, lombardische.
I.2I8. — syrisch-orientalische.
I. 218 . . Elements II. 119 . .
Elcrs. Brüder. II. 324 . . Eleu-
theriusschrein 1.272. .1,272,.
Elfenbein 1.39. 154. 1.^5: II, 256,
615, 639, — , Drcchsicrarbeiten
aus, 1,5. - in der Frühgotik I.
3.50, .355. — -arbeiten II, 48. 97.
198. - . byzantinische. I, 174.
-. Deutschlands, II. 66. — .
italienisches Barock. II. 19. —
-diptychon. .1g\! * risch,
. I. 1.56. -.fran. ■ s. • I,
356 , . Elfenbeindrechsler. I. 10,
- -einband • I, 175. -Intar-
sien 11.642, — -kästen, bemalt,
• 11,637, .französischer. »1,
357, — , geschnitzter. • II. 645.
-platte, 1. 173. .geschnitzte.
• II, fAO, - , mesopol.imisch.
• II. 641. pokal 'II. 65,
- -pyxis mit Anbetung der
Könige .1. 152. -. Syrien, «I.
IS3, — -Schnitzer 1,10. 155. —
-Schnitzerei I. 39.81. 154. 265;
II. 643. — der italienischen
Renaissance I. 50.3, — . Lucas
Faidherbe. • II. 48, — von der
.Maximians-Cathedra zu Ra-
venna •!, 148, .1. 149. - mit
Trionfo «I. 504. - -Skulpturen
I. 49. - -tafel II. 90. - -werk-
statten 14. Jahrb. I. 3.56 . . Elia
Römische Zahlen bedeuten den Rand, deutsche die Seitf, Sternchen Abhildungr
837
Eliglus
Kmpirc Empirebechcr
Epoche Epoche
Espnirnolettes
de Rocchi 1. 467 . . El igius, heili-
ger. I.2I0..FIisabcth. heiliRC.
11.667. —.Kaiserin. II. J53. — .
Königin. 1. 635; II. 579. - -reli-
quiar.l.284..F.lkinKton.!I.497.
502. 562. -. Mason & Co., II.
419. -, Uhr. .II. 432. -^. Tcc-
gerat. . II. 438. 457, 496 . . Kilo.
1.203. 210 . . EI-MansurK.il3un.
Sultan. II. 641 . . Els.iß II. 157.
— , Glasmalerei, 1. 330 . . Elten.
Kirchenschatz. 1.336 . .Eltester,
Christian. II, 192 . . Eltvillc I,
372 . . Eltz, Burg, I, 369, — ,
.Monstranz, « I, 370 . . Email I.
15,32.123, 160,182,499:11,69,
152, 647, 661 . 760, — , buntes, I,
122, — , champleve. 1, 32, 262.
— , chinesisches, 11. 649. — ,
cloisonne. I, 32, — de ronde
boße, I, 499, — , gemischtes, I.
262.—, kaltes. 1.32; II 566,—,
translucide. 1,32. — , veneziani-
sches, 1.500. — -arbeiten II, 106,
197, — -dekorII,665, — -färben
II. 107. gläser II, 667. —
syrische, «11, 668, kanne I,
184. . Emaillen, Limusiner.1, 36
Emaillieren II, 562 . . Emailüer-
knnst 1,605. — , byzantinische,
1. 183, — chinesische, II, 747 . .
Emaillierte Vase, Rudolphi, #
II, 517 . . Emailliertes und ver-
goldetes Glas Petersburg »II,
516 . . Emaillierung II, 501 . .
Emailmalerei 1,633; II. 106.257,
323, 7.36, — -schale II, 648 . .
Emanuel, Harr)', II, 497 . . Em-
bleme, II. 247, 249, 2.58. 260.
267. 273 . . Embriacchi, I, 358,
503 . . Emens, Jan. I, 646 . .
Emmeramskloster I, 232. 299
. . Empfangsräumc II, .344, —
-Zimmer, bürgerliches, II, 575,
— zwischen 1860 und 1870 ♦
II. 572, — zwischen 1880 und
1890 . II, 573, — in bürger-
lichem Wohnhause » II, .344
. . Empfinden II, 4 . . Empire I,
.39; II, 339. 582, — -becher II.
307. ' -Interieur ll.3,')2. - -slil
II. 339 . . cn cam.iycu II, 213 . .
encoignures II, 243 . . Encyclo-
p<Jdicll. 117.. Ende. Architekt
II, 565 . . Enderlein, Kaspar I,
619.. Enders, J. M., II, 291 . .
Endorfer, Alexander, I, 618, — ,
Mörser, « I. 619. — , Jörn, 1.618
. . Enfants jardinicrs II, 119. .
Engageantes II, 166 . . Engcl-
brccht in Augsburg II, 195 . .
Engclhart II, .323 . . Engcltrag-
altar 1,276 . . Enger 1,220,263 ..
Engilmar, Mönch, 1, 255 . . Eng-
land I, 191, 195, 256. 263, .333.
565; II, 7, 229, 305. 309, 479,. 505,
507, 513. 559, 571, 572, 577,579,
594, — .Goldschmiedekunst der
Spätgotik I, 380, — im Rokoko
II, 175. — , Königin von, II, 416,
420, 439, 443, — , Stickkunst I,
337 . . Englischer Mantel aus
dem Syon-Kloster x 1,336, —
inBologna *l, 3.37.. Englischer
Maserbecher 1.380 .. Engobe
1,505, , weiße, 11,683. . En-
kolpien 1, 156, 176 .. Enquete II,
508,509.. Enshu II, 785, Shi-
garaki II, 784, - Takatori II,
785 . . entre jambes II, 242 . .
Entwerfende 1,34 ; 11,592 . . Ent-
wicklung des konstruktiven
Stils II, .591, — , gewerbliche,
II, 436 . . Entwurf, englischer,
Bücherschrank * II, .350, —
von Gerbrand van de Eck-
hout II, * II, 53, — zu einem
Stellschirm * II, 570, — zur
Wand eines Speisezimmers
1874 * II, 553 ..Entwürfe, Alt-
dorf ersehe, 1,586, — für Wiener
Goldschmiede -Arbeiten *■ II,
289 . . Enzola I, 486 D
Epergne II, .322 . . Ephesus I,
151 . . Epiktetos I, 93 . . Epi-
phaniusschrein I, 247, 280 . .
Epoche 1, 38, — , malerische, II,
409, — . ncolithische I, 45 . .
Hpple II, ."iSl. und Egc, Fau-
Icuil "W, 469 . . Er.ismus von
Rotterdam I, 544; II, 536 . .
Erbach. Dietrich von, I. 377,
-, Schloß, I, 333, — -pokiii
Mainz »I, 377 . . Erbschafts-
steuer I, 586 . . Erbschenk von
Limpurg. 1. 592 . . I'rbschenken-
bcchcr I, ,')<)2 . . Erden I. 12. .
Erdgloben 1,613 . . Erdmanns-
dorf, Friedrich Wilhelm von,
II, 229 . . Eremitage. Tragaltar,
1,266.. Erfurt 1,281, 333, .351,
360; II, 524, —, Dom 1,343,—,
Ursulinerinnenkloster I, 343 . .
Ergotimos 1.8').. Erhaltung des
Nalurbildes 11, 606 . . Ericourt
II, 360 . . Erkelenz, Chorpuit, I,
326.. Erker I, 16; 11,557,643,
— , von Pößenbacher »II, 532
. . Erler, Margarete, Spitzen-
fächer, * II, 595 . . Erlwein,
Hans, II, 597 . . Ernestinischer
Willkomm, 1, 590 . . Ernst Lud-
wig, Großherzog von Hessen,
11,597, 60.3, 604.. Eroten I, 121
. . Ersatzmittel II, 416 . . Er-
scheinung, farbige, II, 139, —
-swert I, 428 . . Erschlaffung II,
173.. Erz 1,50,261,—, korin-
tisches I, 103 . . Erzeugnisse,
byzantinische I, 157, — , christ-
lich-orient.Tlische I, 157 . . Er-
zeugung, begrenzte I, 35 .. Erz-
gebirge I, 36, 619. — , Zinn-
gruben, 1,411 .. I-:rzguß 1,50,
281, 289, — , der Gotik, 1,324,
kämm vom Annoschrein in
Siegburg » I, 270, leuchter
I, 281,289, -, siebenarmiger,
Essen, I, 236, — -Statuette
Karls des Großen I. 219, —
-tcchnik Ägyptens I, 54, tür
I, 244 . . Escarparates II, 42 . .
Esche I, 10 . . Escher, Ambt-
mann, II, 75 . . F^scritorios, spa-
nische, II, 42 . . Escurial, 11, .3.04
. . Espagnoleltes II, 140 . . Es-
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, .Sternchen Abbildunsf
838
Eaquilln
Ezo
Pallrnbehang
FalUluhl
Fayencefliesen
quiiin, Silberschatz vom, I. 157
. . Kübcstccic I. 17. 27; II. 152.
19!). 316 . . Essen I. .HO. .
Guldkreuz. 1.231, .Münster-
kirchc. I. '236. — , Münster-
schal/. l.:J(i2,,«;r...ns$iKstander
II. JW, 322 . . l-Ülinni-ii I. 32».
333; 11.551 . . UUtisch I. 3% . .
Este 1,487.520. . Herzo« Borso
d". I. 540. — . HerzoK Kreole II.
d'. I. 542. - , Isabella d'. I. 518
. . Esther-Zyklus II. 160 . . Ester-
hazy I. 596. . EtaKircn II, 3<>4.
- -tischchcn II. 243 . . i-tain
d An^leterrc II. 182 .. Etiketten
II. 605. .Ktrurien I. fxS. 86. 111.
120.. Etrusker 1.51. 131.. Etuis
11.152.287. O
EubOa I. 102 . . EuKcn, Prinz
II, IHM. , Prinz von Savoyen
II. 190 . . Euphronios I. 93 . .
Eusirbc II. 446 . . Euscbius.
Bischof, I, 250 . . Euslachius-
fenster zu Scns • I. 292 . . Eu-
thymides I. 94 . . Eutychcs I,
131. — . Gemme Athcna • I,
130 . . Evangcliar I, 232. -
Heinrichs II. I. 234 . . Evange-
lienbuch Bcrnwards von Hil-
desheim I. 243. — . Wessobrun-
ner I. 242. - -einband I, 248.
— der Thcophanu I. 237 . .
EvanReüst ,M.itth.1us I. 231 . .
Eve (^lovis II. 115 . . vventaits
d'Espagne II, 153, — de Rom
II, 153 . . Evers d. J.. Tönnics I.
572. 574. . Orgel der Pctri-
kirche zu Lübeck -I, 574.
Täfelung der Kriegsstube in
Lübeck • I, 573 . . Evrcux I,
330, 333 . . Ewald II. 541 . .
Exekias I, 85 . . Exeter II. 320.
— . Fenster I. 333 . . Exlibris I.
552 . . Exposition des Arts .Mu-
sulmans II, 627 . . Eyck, Jan
van, I. 418 . . Eyre, George. II.
503 . . Eyub-Moschee II, 681 . .
Ezo II. 752 D
F. 11.301 O
Fabelwesen II. 357.. Fabrik II.
583. 587. — . Doccia. II. 218. -.
Kicl.ll.21l.-. Nove.ll.2I8. -.
Nürnberg. II. 210. - -betrieb II.
444 . . fabrique d'Anglelerre II.
18.3 . . Facchineti. Giuseppe II,
189. . Fachausstellungen II. 478.
— bibliothek II. 513 . . Fächer
1. 17. 18; 11.98. 152.259.287.603.
- blatl II. 2.59. - aus Gaze.
II. 2.V.t. aus Papier. II. 2.'>9.
— aus Schwanenhaut. II, 259,
— aus Seide. II. 259, - -dar-
stellungen. II. 2tiO. . deutsche,
aus der Zeit um 180« und 1780
. II. 258. - -fabrikation II. '2.59,
, gewöhnliche. II. 153 . .
Fachschule I. .35; II. 509. -.
österreichische. II. 520, — ,
l'rcuUen, II. .525. - -Unterricht
II, ÖO*.». -Zeitschriften II. 542
. . Fackclhalter I. 28, 480. 488.
— vom Palazza Magnifico in
Siena • I. 488 . . Fackeln II, 1.56
. . Fa^on de Roberdet II. 102.
des Gobelins II, 94 . . Faden
I. 18. - . feinster. II. 170. —
-glascr I. 5«. 654; II. 71. —
-starke II. .34. - -Verzierung I.
135 . . Faenza I. 487. 507, 509.
510. 512. 518. .521; II. 20. 21. .
Casa Pirota. .Majolikateller mit
Bcrettinoglasur. • I, 515, — ,
Teller mit Darstellung des ver-
lorenen Sohnes. • I. 515 . .
Faesch II. 285 . . Fahnen II. 16.5.
358 . . Faidherbe. Lucas. II. 49.
— , Elfenbeinschnitzerei. • II.
48 . . Fajum I. 16.1. . Falcon II.
162 . . Falconet II. 252. 262.
263 . . Faldistorium I. 4.53 . .
Falize II. 616 . . Falke. Jacob
von. II, 542, — , Otto von, I,
422; II, 20, 68. 515. 523. 648.
649. 673. 675. 676. 680. 681
. . Faltcnbehang der Wände
11.346.. Faltstuhl 1.578; II. II,
— im Salzburger Stift .N'onn-
berg I. 3112. . Limburger 1, 397
. . Faltt.tvchen II, 78 . . Falt-
werk I, 392 . . famllle rose II,
674.716.744. verte II, 744 . .
FanlaresStil I. 049 . . Fantin-
Latour II, 605 . . Farbe II, 346 . .
Farben I. 20, , altchrlslliche
Zeit, 1, 164.. Farben, echte, II,
446, 602. - -druck I, 25. -
-Ircude II. 6'23. . helle. II. 609
.. Farber I. 1 1 .. Farberei II. 118,
161. der Phönizierl. 60.. Far-
benstimmung II, 130 . . Farbig-
keit I. 262. 437. der Wand I.
435 . . Farbstoffe, künstliche.
II. 445. 545 . . Färbung, natio-
nale. II. 591 ..Farfouril 1.689..
Fasern I. 10 . . Fass«)npunzen I.
79. . Fassung I, 18, 28 . . Fatha-
bad bei Bokhara, Bairan Khuli
Khan, II. 676 . . Fatimidcn II.
630.652.698. -sultan II. 651
. . Faubourg II. 1 19 . . Faulkner.
Charles Joseph. II, 587 . . Faun.
Haus des, I. 137 . . Fauteuil I.
45.3; II. 146. 246. 247 - aus dem
Boudoir der Königin An-
toinctte • II. 246. — von F^ge
II. 469, ä m^daillon II. 246.
- articuk II. 148 . . Favorite
bei Ludwigsburg II. 229. 280
. . Fay II, 2.33 . . Fayence I, 14.
29. 30. 48. .504; II. 44. 56, 57.
155. 210,567, 582. 619. 622. 639,
. altdeutsche. II. 567, — ,
deutsche. II 7.5, • II. 445, — ,
farbige. II, 75, -. feine, I, 14;
II. 42, — , ostislamische II. 663.
-. schweizer. 11.547. -.siculo-
arabisclie,11.686. — . spanische,
II. 680, — . spanische, viel-
farbige II, 156, --. spanisch-
maurische. 1. 506, — aus Mous-
tiers • II, 1 13, — von Alcora II,
220, —arbeiten I. 51. —
aus Knoßos «1. 70. — ein-
lagen in Lack II. 788. fliesen
Kömische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite. Sternchen Abbildung
839
Ktvfnceflifson
Fordinand
Ferdinand
FIlippo
Fingerhut
Flensburg
des Islams mit Lüstcrdeknr II.
676. mit farbigen Glasuren
(Islam) II. t)7l, -fliesen mit
Zinnemail (Islam) II, 672, -
- Industrie II, 303, — Keramik,
islamitische, II. 671, . kre-
tisch - mykenische, I, 81. -
-maierei II, 672, — mosaik II,
675, — mosaikfliesen des Is-
lams II. 674. — Schüssel aus
Marseille *• II. 152, — , Rouen,
• II, 114, — , Rouen, Decor ä la
come. • II. 112, - -technik
Aegj'ptens I, 54. — teller von
Ncvers »II. 110, — vase von
Reiber und Deck -11, 500
. . Fayette II. 127 . . Fazetten-
schliff II. 306.
Feder I. 24. -halter I. 18. —
-kästen I. 17. — muster II. 117.
— -schmöcker II. 18 . . Feilner
II. 508 . . fei-fsui II. 730 . . Feld-
berg I. 407. - -flaschen I. 286.
— hämisch. Augsburg * 1.623.
— Philipps II. von Spanien * I.
624 . . Feldherrnstäbe I. 27 . .
Feldmesserinstrumenle I. 613..
Feldspat II. 736, — -glasur I, 14
..Felibienll, 134.. Felix. Wil-
helm. Herrenzimmer i- II. 554.
550 . . Felixreliquiar I, 2.31 . .
Felletin II, 122, 161 . . Felsen-
relief II. 6.3.3 . . Fenster, Augs-
burger. I, 2,52, — -ausschnitt
mit Efeu » I, 329, — mit Wein-
ranken • I, 329. — . Barock II,
10. . bemalt II. 667. -brü-
stungen 11.261 . — der Wilhelms-
kirche in Straßburg » 1. 331 . —
-gitter 11.261.- in Blumenstein
bei Bern »1.327 — laden, eng-
lische. II. 148. 178. 190,— ,Mar-
burger, mit Hopfenranken * I,
.329. — -glas I. 1.5. -. Llmer, I.
414. — -Umrahmungen I. 646,
— -Verschlüsse II. 2.52 . . Ferdi-
nand I.. Kaiser. I. 625. — II..
Großherzog von Toskana 1.604.
- IV.. II, .336, - - der Krobcrer
II. 661,-, Erzherzog. 1.592. .
Erzherzog von Tirol I..545.()l 1;
II.,5.15., Herzog von Württem-
berg II. 289 . . Ferdinandeum.
Innsbruck I. 184 . . Ferienkurse
II.519..Ferraral.416. 467, 487.
519.540.542. . Ferreol. Heilißer.
I. 308 . . Ferri. Giro. II. 10. .
Wagen * II, 1 1 . . Fcrriol, de. II.
717 . . fers ä la dcnlclle 11. 1,59.
— pointiil^s 11. 115 . . Ferstel.
Heinrich von. 11.515. 11.487..
Festdekoration 1,24.425; 11.475
. . Festons II. 272, 306. 322 . .
Feuchcre. Bronzewandarme •
II. 249 . . Feuer I. 40. - - -becken
I. 159. — . China ♦ II. 729, —
-bock 1,2.50: II. 249, -, Hand-
zeichnungen von Lebrun ^ I,
33, — haken 1, 27, — vergolder
II, 457 . . Feuillätre II, 595, 616
. . Feure. de. II, 595 , . Feylner,
Simon. II. .300. a
Fialen I. 305 . . Fialetti, Odo
ardo. II, 9 . . Fibel I, 120. 191.
19.3, 210, 215, — , aus Zzilagy
Somlyo «I, 200, — platte mit
Tremolierstich *I. 107 .. Fichte
I. 10, 398 . . Fides, heiliger I.
248 . . Figdor. Albert, s. Samm-
lung .. Figur 1,17. 19; II. 1 17,— ,
indische. II. 97. , mensch-
liche, 1.549. . Figurenmalerei I,
512, — , urbinatische, 1, 517 . .
Fikdor. Lovis. Deckelvase »II,
56 . . Filarete. Antonio, I, .384.
480.. Filetschiffchen II. 2.56 . .
Filetwaren I, 21 . . Filigran I,
27. 182. 193; II. 104. ,56.3. - .iri-
sches, 11,498, —, norwegisches,
II, 498, — , spanisches, II, 498,
— , spätromanisches, I. 272. -
-arbeit 1,120; 11.336, — -felder
1, 229, — -gläser I, 5.34, - -Or-
nament II, 664, — -schmelz I.
.386. — -schmuck II. 497, .546
. . Filippo. Fra. I, .500 . . Finger-
hut 11.262, —.großer, 1,597, —
-reifen I. 27, — -ringe 1,28; II,
258. .nicilicrtel. 178..Finift
I. 185 . . I'iniqiicrra. M.iso. I.
.500 * 1.502.. Finsbury 11,511
. . Fiolen II. 111 . . Fiorcnlino,
Alessandro. I. ,5.36 . . Firdusi 11.
636 . . Firenzuola, Giovanni, 1,
496 . . Firmian, Graf, II, 5.36 . .
Firnisnialerci in der Keramik I.
67 . . Fischer I. 45, - , Johann
Georg. 11,65, —, Otto, Plakat -
11,599. -.Sigmund. 1,407, - ,
Theodor. II. 597, 600, — von
Erlach II, 189 . . Fisch, goldener
I. 121, -heim II. 780 .. Fisch-
beck. Kopfrcliquiar, I. 281 . .
Fislicr, Alexander. II, 615 . .
Fitschel I. 1.36.. Fix II, 554. .
Flachbild I. 19. --druck I. 25
. . Flächenkunst I, 24, — -mus-
ter II, 633, — , Ornamentik II,
6,35. - -Wirkung 1, 428; 11,418
. . Flachgebilde I. 18, 29, —
-muster II, 588, 590, 600, -
-Ornament II, 681 . . Flachs I.
22, - -schnitt I. 398, 40.3.
-truhe, Norditalien 'I. 403,-
-schrank >!, 398.. Flachstich
II, 165 . . Flacon II. 111. 1.52.
2.56 . . Flambe 11, 744 . . Flam-
beaux-Träger II, 180 . . Flam-
menträgerll, 499.. Flammleiste
11.64. . Flandern 1.273. 325; II,
28, 46, 90, 121, —, Bildwirkerei
1,416.. Flanell 1,22.. Fläsch-
chen mit Überfangglasur rU,
742 . . Flaschen I. 26. 29, .31,
195; II, 667, — , kürbisförmige,
II. 684, — , Schraubenverschluß
II, 70, — , vergoldete, Florenz -
l,.501 ..Flaxman. John. II, .321,
.326, 414, 497 . . Flechtarbeiten
1,464, — -bändcr 1,211 ..Flech-
ten I.IH, 21 . .Flechterei I, ID..
Flechtmuster I,.55, ---werk 1, 46,
651, , antikes, I, 211, -, ger-
manisches, I. 211 . . Fleck-
weberci 1.22 .. Flensburg 1.2.57,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
840
Flensburg
Flötner
Flötnpr
Forty
forxler
Frani
390, 11.524. .Museen. II. 547..
Fliesen I, 29. 514; 11.549.567.
569, 582, 590, «70, -bel.iK .11,
552, . DeUtcr, aus dem Besitze
des deutschen Kaisers • II. 59.
— . larbiKc. II. «.74, -leid,
buntes. »11,(572, .^epreütc. I.
421. . kachelarliKe, II. 59.
-mosaiken. ostislamitische,
zentralasiatische. II, 674.
-pavimente 1. 516. . per-
sische, -11,677. — tableau aus
Mantua. •1,512, .ausPalazzo
Piccolomini. Siena, • 1,516.
türkische, in Malbfayencc. II.
680. . riindt. Paul. 1.551,553.
561, — , Kntwurf zum ()l)crteil
eines Pokaics «1, 561 ..Flinten
1,27.. FlintKlas 1, 15; II, 183. .
Flor 1. 23.. Floreffe. Abtei. 1.27,
269. . Altarchen. I. 312. .
FlüKelaltar, 1. 309. , Mittcl-
stück des FlüRelalters •!, 309
. . Florenncs. Abtei. 1. 270 . .
Florentiner Satin. 11. 220 . . Flo-
rentino. Giovanni. I, 486 . .
Florenz 1. 175. 239, 316, 320,
:«4. 3.15. .348. 378. 383. 432.4.36.
438. 443. 446. 468. 471. 472.473.
479. 485. 487. 492. 502, 504.509,
524. 529. 5.30, 5.^. 536. 537,540,
542, 585, 6a5; II. 16. 19. 26. 220,
.336.5.37. .Bargello. 1.176. -,
Dommuseum »1. 186. — . Gale-
rie Corsini. II. 216. — . gotische
Stickerei. I. i39. - . Johannes-
altar der Taufkirche, 1. 316,
Museo Nazionale. 11. 646, 648,
— . Palast. II. .354. . San Lo-
renzo. Sakristei. 1,427. - , Innen-
ansicht. *l. 428. — , Santa Tri-
nitä. I. 454. — . San Spirito. Sa-
kristei. Innenansicht. » 1, 429.
--. SantaCroce. I. 406. —.Tauf-
kirche. 1. 317, 318 . . Flötner.
Peter. I. 551. 553. 557. 568. .588.
594; II. 542. — , Maureske. *I.
557. —. Pilaster aus dem Hirsch-
vogelsaal. - I. 568. - I. 569.
. Plaketten. 1. t")50 . . Flüjjel
. 11,587, - altar aus Florcfle,
. I..309. -iltarchen 1.268.270.
32.3. — -glaser 1. ."i-O, , vene-
zianische. .1.535, -tar 1.258
. . Flums 1, 295 . . Flurlalerne,
Widnmann. .11. .523 . . FluU-
kiesel I. 138. -mittel 1. 14.
•saure 11. 506 . . FlvRC II. ti06. D
lOKlif.a. 1,519.. Fflhre 1..398
. . Folli II.. W . .Folnesics. Josef.
11.206.406.516.706 . . Fond 1.
23. . Fondidoro 1,162.. Fond
Porzellane II. 202 . . Fflniak I.
203 . . Fonsecakcich I. .384 . .
Fontaine. J. V.. II. 149. .348. .350.
.153. .355. 3.56. 542 . . Fontaine-
bleau II, 80. 2.i3. .354. .537. .
Boudoir der Königin Marie An-
toinette. 11. 232 . . Fontana.
Camillo.l..525. .Carlo. II,. 329,
- , Familie, 1.518. . Guido.
1,524, 525, -, Nicolo, 1,525.-,
Orazio. 1, 525. dellc tarta-
rughe 11.9 . . Fontangc II. 128
. . Fontenoy 11. 263 . . Foppa.
Christoforo. gen. Caradosso. I.
486 . . Fordrin. Louis, II, 111,
149 . . Forestier II, 252 . . Forli
1.467, 520.. Form 1.4; 11. 727,
— , plastische. 1. 428, — ,
schwungvolle. II. 146, — , ver-
lorene, II, 107. 726 . . forme an-
tiqucll. 103. .Formen 1.21.- .
entartete. 11.38.- -gebung. mit-
telalterliche. II. 404. . geome-
trische der Spitze II. 32.
-schätz II. 542. Schneider 1.
62.3. -Wandel II. 731.. f'ormer
I. 14 . . Formgebilde 1. 29. —
■ Steine 1. 119. . Forrer 11.268..
Fortbildungsschulen, gewerb-
liche. II. 520. . Preußen II. 525
. . Forte. Emilio. II, 498 . . Forte-
lezza, Orazio. I. 491 . . Fortner.
F. X. 11.43.5. ..Möbel -11.4.53
. . Fortnum. II. .3.36 . . Forty.
Jean-Fr.in<,-ois. II. 254. 261 ..
forzifr 1. 437 . . Fosse. J. C. de
la. II. 144 . . Fostatll.663.670,
677. 68,3 . . Fouchtrc 11. '252 . .
Fouliang II. 7.32. 7.36 . . Fou-
quay. Nicolaus. Rouen. Saule
aus Fayence. «11. 111 . . Fou-
quct ll,84..5.»6, 683. .Jean. 1.
.384 . . Fourdinois. M.. 11. 415.
484, S55, -, Kredenz -11. 484
. . Fournieren II. 141 (s. auch
Furnier! . . Fournierungen II.
245 . . Frachtkosten II. 461.465.
•satzc II. 465 . . Fragment
eines Gefälles, mykenischc
Blütezeit • 1.70.. Frain II. .304
.. Francesco 1.467. -.Agostino
di, 1, 507, -. Bernardi di. I..5.36.
— di Giovanni I. 316. d'Ur-
bino 1, 52.3, - Maria. GroOher-
zog von Florenz 1,529, — , Nicu-
loso. 1. 528 . . Francia. Fran-
cesco. I. 437. .502 . . Franco II.
33. . Battista, I. 525 . . Fran-
(Oisvasc 1.85. .Detail aus der,
• 1. 87 . . Francquart. Jaqucs. 11.
47 . Franken 1. 191. 619; 11. 199
. . Frankenthal 11. 209. .300 . .
Frankfurt am Main I. .390. 522.
598. II, 63. 66. 69. 196. 210. 28.3,
.551, — . Kirche, französisch-
reformierte. II, 275 . . Frankfurt
an der Oder, siebenarmiger
Leuchter I, .325 . . frankische Ar-
beiten 1.220 . . Frankreich 1. 45,
248. 289. 323. .563.-58 1 . »i.37 ; 1 1 . 8.
79,80. 130. 149. 305. 412. .507.
526. 548. . romanische Zeit. I,
284, — , romanischer F.isen-
beschlag, I. 303. . Schulen. II.
525, - , Goldschmiedekunst,
spatgotische. 1. .363, . Staats-
gieOerei. IL 107. Über-
gewicht. IL 170, — . Weberei.
IL 161. . Zusammenbruch.
IL 104 . . Fransenarbeit 11.
.30, -besatz 11. 349 . .
Franz 1. von Frankreich I.
563. 635. 638; 11. 1 18. 529. 537
. . Franz Joseph. Kaiser von
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
841
rr«ni
Fritzlar
FritzUrer
Fürsten
FUrstenschwert Gandershcim
Oestmtich, II. SM. 555. 570 . .
Fr.ini von LolhrinRcn, I, 635 . .
Franxcn I, 23 . . Franzosen II.
555 . . Franz-Pascha. Julius. II.
635. . Fräsmaschine II. +.V2 . .
Fratc.EI. I..V21 . . Fraticelli.il.
22 . . Frauenbewcpi'nR II. 607.
— -grab I. 199. — -Unterricht
II. 527. — -chiemsce. Kreuze. I.
319 . . Frechen, I. 644. 645 : II. 75
. . Fredenhagen. Thomas, I.
572. — -sches Zimmer in Lü-
beck von Hans Droge I, 572 . .
Frederiksborg bei Kopenhagen
1. 565. 602 . . Freeren 1. 326 . .
Freiberg I. 621 : II. 215 . . Frei-
burg i. B. I. 328. 329,630: »II,
723. -^. Münster I. 328: II. 289.
— . Münster. Glasfenster I, 331
. . Freihandelsgedanken II, 431
Freiheit 11. 136 . . Freiluft-
museen II. 546, — -meister I,
546, — -plastik II, 651 . . Frei-
singen I, 252. — . Otto von, II,
699, . . Freizügigkeit II, 432 . .
Fremdenzimmer II,579..Frese,
Daniel, I, 572 . . Freskokunst I,
435 . . Friderikus von Köln I,
275 . . Friedhof II, 614. —
-sanlage I, 6. «1,9; »11.590..
Friedensgöttinnen II, 358 . .
Friedrich I.. Kaiser. I, 277. —
III.. Kaiser. I. 374. - I.. König
von Preußen, II, 214. — II., II,
285. — m., II. 66. — August III.
11. 292. — der Grosse II. 188,
192. 196, 197. 208, -, Graf von
Mömpelgard I, 621, — , Herzog
von Holstein-Gottorp, II, 702,
—, Markgraf, II, 211.-, O.B..
Büffet. .11,527, — Wilhelm I.
II. 191, 214. — Wilhelm II. II,
279, — Wilhelm III. II, 364 . .
Fries 1, 22, --, dekorativer, von
Picard, • 11, 540, — , von Har-
mcr jun., ♦ JI. 421 . . Friesach,
Medaillon. I, 333 . . Friesstücke
1,646.. Frittenporzellan I. 14..
Fritzlar 1. 246, 372, 377 . . Fritz-
larer Kelch. 1. 282, — Meister I.
243 . . Fritzlar. Petrikirche, I.
242.-.T.ifcIrcliquiar,l.24.<, ,
Werkstatt. I. 242. 243. 280 . .
Fritzsche II. 44ti . . Frölich II.
605 . . Fromcnt-Mcuricc 11. 419,
435, 496, — , Kandelaber « II,
498 , . Fronleichnamsfest I. 369
Froschower II, .T2 . . Frucht II.
117, — -gehänge II. 272,
-schale 1. 10, — , Handzcichnun-
gen von Bcnvenuto Ccllini * I,
33 . . Frühgotik I, 305, ;«I6, 31 1
. . Frührenaissance I, 555, —
Florentiner I, 430, - -Pokal I.
586 .. Frühstücks-Service. Wie-
ner Porzellan »11,209 . . Früh-
zeit. Aeg>pten, I. 47, 48, — ,
Steingefäß, - I. 46, -, Pa-
lette, ^ I, 47, — , Fruliini, Luigo.
♦ II. 5.34. O
Fucci 11.102. .FuchiII,770 . .
Fudo II, 768 . . Fuente de Gu-
arrazar I. 207 . Fuga II, 229 . .
Fugger I, 545 . . Fuhkien II, 7.«
. . Führer, Literarischer, 11, 427
. . Fujiwara II, 763, 765, — -fa-
milie II. 763, — Sadatsune II,
776, — Yuritsunell, 776, — zeit
II, 741, 762.. Fulda 11,209,211,
303, — , Klosterschulc. 1, 219,
-, Landesbibliothek, I, .359 . .
Füllhörner II. 123, 156 . . Füll-
hornmotiv II, 114.. Füllmustcr
II, 203 .. Füllung I, .390, 440 . .
Fulvy, Marquis Orr>' de, II, 262
. . Funde, s. unter den Orts-
name . . Fürerfenster I, .3.32 . .
FurieslI, 162 . . Furnes I. .580 ..
Furniere I. 10. — . gemesserte,
II, 4.53, — -Schneidereien II, 4.50
. . Furnierhölzer I, 1.36 . . Fur-
nierholz von einem Sarkophage
der Krim »1, 138 . . Furnierung
I, 5.5, 1-36 . . Fürspane I, 27 . .
Fürstenberg II, 209, 301. 717,
— , Graf, I, 600 . . Fürsten
der Renaissance I, 546, —
-schwcri I, 27, - -sitze II, 184
. . Fürth II.. 506 . . Furtwangen,
Schiiizereischule, II, .523 . . Fu-
rutaOribe-no Kami Shigeyoshi
II, 7.H4 . . Fushimi II, 780.. Fuß,
Ostcnsoriums, « II, 334, —
-banke II, 146, — -boden I, 17,
1.38,4.34; Il,.348, — -teppich von
Quedlinburg I, 299, — schemcl
I, 56, tcppich »II, 592 . .
Futteral!. 21. 474. G
Q
Gaap II, 69 . . Gabbiani, Dome-
nico. II, 20 . . Gabeln I, 26 . .
Gablonz II, .307, 498 . . Gabriel
11,261.— , JacquesAnge.il, 228,
— , Jaccjues-Julcs, II, 136
Kabinett in Klein-Trianon 'II.
2.30 . . Gäde, P. Chr., II, 286 . .
Gaeta I, 183.. Gnillard 11,595,
608, , Büffet >II,608..Gajani,
Egisto, Bücherschrank x II, 535
. . Galanteriearbeiten I, 26; II,
563, — arbciter 1, 1 0, 1 1 . . Galan-
terien 11,203 .. Galanteriewaren
II, 287 . . Galerie II, 537, —
dApollon II, 84, 5.30, — des
Glaces II, 84, — -System II, 474
. . Galganusreliquiar Siena 1,
317 . . Galilei II, 229, 329 . .
Galland, O., * II, 570.. Gallo,
Emile, II, .595, 608,622. -, Eta-
göre «II, 602, — , geätztes und
geschnittenes Glas * II, 584 . .
Galli-Bibiena II, 7,189. . Gaiii,
Gasparo, 1,498.. Gallien I, 118,
1.35, 191 . . Galiiera, Herzogin
11,531 . .Gallo, Danzolo dal, I,
534 . . Gallons I, 23 . . Gallucci,
Nicolo, I, 378, .383, 386 . . Galu-
chat 11,256 . . Galvanoplastik II,
456, 565 . . Galvanostegie II,
457 . . Gambelle, Vittore gen.
Camelio I, 487 . . Gambini,
Scipio, I, 6.38 . . Ganal II, 448 . .
Gandersheim 1,216,— .Kirchen-
leuchter I, 325 . . Gänseblüm-
Rcroiache Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, .Sternchen Abbildune
842
Oin«eblQinchen
G«ria
G«ri8
Oenr« (Senreriffuren
Gertrud
chen II, 589, — -miinnchcn I,
589 . . Cirdc mciiblc II. 228 . .
UarderubL- II, 19U . . üaidincn I,
22, — -Weberei 1,21 . . Qardner.
H. und J., II, 5UÜ . . Gar^ano, I,
249 . . Gnrkoch aus TanaKT.i I,
127, . I. i;<2 . . üarn I. 20 . .
Garncrius Leniovicensis, Jo-
hannes. I. 287 . . Garnier. II,.T24
. . Garnkn.1uel 1.17, - winden
I. l7..Garolalc)I.542..Garsl.
33.1 . . G.irtcn II, 614, — , eng-
lischer II, 178, ---Kittcr 11.499,
- -hauser II, 282, -kunstl.S,
6; II, 135. —-Städte II. 614,—
teppiche 11.710. — -tor »11,494.
•Zierat II, 423 . . Gärtner, F.
M.. II. 434 . . Garuda II. 55 . .
Gasarm II. 499, - -beleuchtung
II. 499, - -lampc. v. d. Hude .
11.492, — -motor 11.439 . . Gast-
häuser I. 6. — -hole II. 573 . ,
Gau II. 510 . . gaufriert II. 45 . .
Gaul, August. II, 618. — , Bron-
zeadlcr -11. 618 . . Gaze I, 22.
— -bindung I. 19. — -Stolle II.
55 O
Gebetbuch II, 78. — Maxi-
milians I, 'vJ2. — -deckel I, 606
. . Gcbcthallc II. 633, — nischc
II. 633. 640, 664. 671. 713, -^.
vergoldete und bemalte. • II.
632, — -teppich II, 713. , tfir-
kischcr. 17. Jahrhundert. • II.
712 . . Gcbhard, Johann. I. 599
. . Gebisse I. 27 . . Gebrauchs-
form I. 3. — -kunst II. 724. -
-mobiliar !, 153. — waren II.
70. - -zweck II. 424 . . Gebun-
denheit, örtliche. II. 461 . . Ge-
burt Johannes des Täufers, von
Ghirlandajo • I. 436 . . Gedon,
Lorenz II. 543, 550, .554, — ,
Ahnensaal »II, 530.— .Kerzen-
krone • 11.544, — und Joseph
von Kramer. Hubertusuhr » II.
524 . . Gefäß I. '29. 112. — .
attisches. • I, 96, — , aretini-
sches. • 104. — aus Glas und
Hc- ' II. 667. — der
Ka::. .;- ilcrel • I. 70, -,
geometrisches, aus Athen • I,
86, — mit lialsschmuckverzle-
rung • I, 60, — r ' ' ■• rfarbe
II. »i83. mit s iilLiut-
glasur, Kopenhagen • II, 622,
— , mykenisches, der Hlütezeit,
• 1,71. -.trojanisches. »1.60.
- henkel. II. 255. - -kcramik
II. 670, - des Islams II, 68.3, —
-töpferei 1,421 . . Geflecht I. 20
. . Gefühl, religiöses, II, 4 .. Ge-
fühlsleben II, 434.. Gegenrefor-
mation II, 4 . . ( •/.
Wirkung II, 548 . . i ..,- I,
120. — teile I, 50.. Gehäuse I.
10. 16, — fOr Handglocken I.
215 . . Gehörne I, 10 . . Geigen
11,58.. GciUlingen.. 11,66.551
Geist, puritanischer. II, 176. .
Geistesleben. II. 4.32. - -Strö-
mungen II. 547.. Geistlichkeit!,
261 . . Geitner, Dr.. II. 457 . . Ge-
länder 1,27. .Gelb, kaiserliches.
11. 744. — -gieüer I. 12, 324
- -gull der Sp.llgotik I, 409 . .
Geldkasseten I, 27. — sackgc-
sinnung II. 173 . . Gelenke I,
429 . . Geliert - Monumente,
zwei, Meit}en »II. 297 . . Geln-
hausen, Marienkirche. I. 346 . .
Gemenge I. 12..Gemma Au-
gustea • I. 130. 132 . . Gemmen
I, 129. 502. — . altchristliche
I, 156, — . griechische I.
129. — , kretisch -mykenische
I, 73, — und Kameen, antike.
. I, 130, - -fabrikation I, 131,
- -Schneidekunst I, 129. — ,
kretisch-mykenische, I. 73 . .
Generalstaaten II, 46 . . Genest
II. 26.3 . . Genevay II. 1^3
. . Genf II. 287 . . Gengis II.
734 . . Genre auriculaire II. 9, —
cosse de pois II, 99, — . mytho-
logisches. II. 257. — sentimen-
tal-erotisches. II. 259. — -fi-
guren I. 526. — s<enen II. 294
..Gent II. 51. 172 . . üentle
mans and (labinetmakers Di-
rectof II 179. Genua I.. 348. 444,
467 .542. II. 16.^2. '26.
12h, — ", -J •, 135. 498. .537. --.
Museum. I, l'.M), . Cjenue&er II,
7 12.. George II. 600.. Georgien
I. l.!"». 171 .. Georgsreliquaraus
Elbing •l,.368, im Markus-
schatz I, 320, — in Hr>|()gna I,
.320. — von Perugia I, .320, — in
Sulmona I, .320 . . Georgstruhe
I. .354, in Ypern . 1, .3.^ . .
Görard II, 233 ..Gcrltl,9. ~
aus Hdelmetall 11,61.''), ,lithur-
gisches I. 148. - .vergoldetes I,
29.. Gerate 1.55. 136; II, 152,-
aus edlen Metallen I, 26. — für
den Schreibtisch 1, 17, — fQr
den Toilettentisch I. 17, —in
Kupier II, 51, — , ländliche II,
JMi. kunst II. 723. 7.3.1.758..
Gerbert von Keims I, 228 . .
Gcreonskirche I. 277 . . Gerhard,
Hubert, I, 618 . . Gcri Lapi l,.336
. . Gericht II. 573 . . Oerichtsge-
bäudell. 614 . . Geritzter l.eder-
einband • I. 359 . . Gerlach II.
541. — Gl.ismalcr 1. 2<»4 . . Ger-
main. Iiisenschmied.il. 261. .
Fran^ois - Thomas. II. 2.53,
Silberterrine • 11.254. — .Haus,
11,2.5.3.-2.54. -. F'ierre II, 102, —
(F'ierre Germain, genannt Le
Romain) II, 254, — , Thomas, II,
135. 142. 1.50, 181. F.ntwurf
zu einer Suppenschüssel. • II.
139..0ermanenl. 190.191.193.
204, — -Staaten I. 202 . . Ger-
manicus I, 132 .. germanische
Strömung I. 216 . . Germani-
sches Museum in Nürnberg II.
199. 21."i, 547 . .Geron, Antonio.
II. 43 . . Gerona I. .38<J. — . Altar
des Doms. I, 318, — , Dom, I.
297. II. tV18. -. Domschatz. I,
319 . . Gertrud von Braun-
schweig I. 247 . . Gertruden-
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildunif
843
Gertrudenschrein
Gewebe
Gewebe
Gir:indolen
Girandolen
Gläser
Schrein in Nivelics « 1.310..
Gerverot. L. V..11.301 ..Gervert
II. 559 . . Geninus II. 450 . . Ge-
sangbücher II. 78 ..Geschäfls-
laden * II. 146. — räum I. 6. —
-zeichen II. 199..Geschenkdüte
II. 58 . . Geschichte 1. 39. — Ge-
schichte der Kunst I, 39. — Ge-
schichte der Technik I. 39, —
des Kunstgewerbes. Grund-
lagen. I. 39. — des kunstge-
werblichen Sammelns II. 531 . .
Geschirr I. 29. — beschläge I.
27 . . Geschmack. Gang des. I.
34. — . guter. II. 429. — . inter-
nationaler. II. 432. — . mauri-
scher, II. 555. — nationaler, I.
36. — . niedriger. II. 429. — .
orientalischer, II. 123, — , ost-
asiatischer, II, 113, — , persi-
scher. II, 113. — srichtungen II,
136. . Geschmeide, irische. II.
498. — . norwegische, II. 498 . .
Gesellenzeit I. 35 . . Gesell-
schaftshallen II. 573. Szenen
II. 673 . . Gesetze, architektoni-
sche. II. 340 . . Gesichtspunkte.
dekorative 1. 145. — , technische,
I. 7 . . Gesichtsurne I, 65, — ,
Troja. 1. 62. — -vase ^ I. 60, — ,
Deckel einer. * I, 60 ..Gesimse
1.646; II, 273. .Gespinste 1,10..
Geßner, Albert, II, 612, — , Vor-
zimmer * II, 586, — , Salomon,
II, 308. .Gestaltl,4,— .mensch-
liche. I. 1.50.. Gesteine 1, 8; II,
613 ..Gestell. Schöntbaler, *II,
471 . . Gestühl I. 16, — der Ab-
teikirche zu Saint Denis 1, 581
. . Getäfel 1. 470 . . Gewand, per-
sisches, mit Seidenstickerei *
11,705.. Gewänder 1,6; H. 165,
— , koische, II. 695. — , medi-
sche II, 695 . . Gewandknöpfe I,
27, — schmuck I, 79 . . Gewebe
1, 10, 651,— ,baumwolIeneI,ll,
— der Spätgotik I, 416, — ,goti-
sche, I, .344, — italienisches
Barock II, 23, — , koptische, I,
22. —. leinene. I. 11, . roma-
nische, 1,295, — , seidene, 1, 11,
— streifen 1,24, — , wollene. I.
11.. Gewehr mit F.mailplatten
von David Altensteter * 1, 629
. . Gewerbefreiheit II. 432, —
-Institut, Berliner. II. 508, —
-künstler II, 593. — -muscen II,
522, — museum, bayrisches,
Nürnberg II, 522. — , pfälzi-
sches. Kaiserslautern II. 522, — ,
technologisches, Wien II, 519
. . Gewürzgestell, Steingut,
Proskau » II, 307, — schränk-
chen 1.17.. Gheltof de Urbani.
II. 17 . . Gherrardo, Miniator, I,
536 . . Chiberti, Lorenzo, I, 378,
479.480.536. — .Türumrahmun-
gen I. 430 .. Ghiordes 11, 713, -
-arbeiten II, 713 . . Ghirlandajo
* I, 436, ^ I. 536. D
Giacomo I, 467 . . Giambono,
Michele, I,535..Giancarli,Poli-
filo, 11,9, 18. . Giani, Carl, II,
554, — , Teppich -x II, 529 . .
Giardini, Joannes, II, 218 . .
Gianotti, Giacomo, 1,498.. Gib-
bons, Grinling, II. 177.. Giebel-
feld II, 681, — -schrank I, 352 . .
Gien II, 567 . . Gießbarkeit I, 28
..Gießen, I, 9; II, 753 .. Gieß-
gefäße 11,651 .. Gilio 1,315..
Gillot, Claude, II, 103, 132, 133,
140, 147, 160, 163, — , Entwurf
zu einem Spinetdeckel > II, 1.38
. . Gimel I, 367 . . Gimpen I, 23;
11, 39, 561 . . Ginain II, 531 . .
Ginori, Marchese, in Doccia II,
.3.36,504, 567, —, Marchese Car-
lo, II, 218 . . Ginzkey. Carl, II,
487, 592, 602 . . Giordano, Luca,
^ II, 13.. Giorgio, Francesco di,
I, 479, ^, Maestro, da Ugubio,
I, 522 . . Giovanni, Antonio,
d'Urbino, I, 523, — da Bologna
1,480; II, 1.5, — di Bonino 1,334,
— , Fra, 1, 467, 474, — da Noia I,
466 . . Girandolen II, 149, 283,
320. - mit blauen ülasschäften
II,284..GirardII,446,545,.571,
und Rehländer, Emaillierte
Gläser ■: 11,570.. Girlanden II,
242, 284, — , naturalistische, II,
273 . . Girolamo da Cremona I,
540, — da Vicenza 1,540 .. Gisela
von Bayern 1,2.53,— von Ungarn
1,233.. Gitter 1,27, 488; II, 109,
110, — aus St. Peter in Salzburg
* II, 199, — , frühgotische, I,
406, — , perspektivische, II, 71,
— -werk II, 70, 260 . . Giuliano,
Majano de, 1, 466 . . Giulio I,
527 . . Giuseppe in Cremona
1,467 . . Gjöbel, Sclma, 11,596,
601 . . Gjölbaschi-Trysa I, 95
. . Gladenbeck, Hermann, II,
500, - , H. & Sohn >: II, 557 . .
Glanz 1, 15 . . Glas I, 15, 30,
133,504,651; II, 183,304,421,
505, 622, 732, 760, — , böhmi-
sches, II, 506, — , diamantiertes,
englisches, II, 307, — , email-
liertes, II, 665, — , farbiges, I,
198, — , geblasenes, 1,31, — , ge-
gossenes, I, 134, — , geschliffe-
nes, I, 31, — , geschliffenes und
geschnittenes, » II, 569, — , ge-
schnittenes, :•: II, 212, ;v 213, *
214, 745, — , geschnittenes fati-
midisches, <^ II, 669, — , hollän-
disches, II, 53, 174, 305, — im
Islam II, 663, — in Aegj'pten
I, 55, — in der italienischen
Renaissance I, 529, — in der
nordischen Renaissance I, 651,
— , kobaltblaues, II, 284, — mit
Emaildekor x 1,532, —, Roko-
ko II, 211, — , Venedig II, 19,
71, ampeln 1, 530, arbei-
ten II, 71, 153, — phönizi-
sehe, I, 60, ätzer I, 15, —
-becher, emaillierter, London x
I, 533, — , Venedig * I, 532, — ,
sarazenische, I, 377, — , vene-
zianische, mit Emailmalerei, :^
1, 528,- -bläser 1, 49,— -bläserei
1,251 .. Glaser I, 15. . Gläser II,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
844
Gläser
(ilasieror
Ulasindustrie
Ulouccster Glücksgöttinnen Goldfunde
518,582.064, , äf,'>ptischc, I
37, - , altdeutsche. 11. .^71,
aitvenezianische. ii, 505.
antike. • I. 136, — Arabiens
11.742. — . bemalte. II. 571.
böhmische. I.3ti, .17; II. 111,—
von Hoffmann, ■ II, 449, -
deutsch-böhmische, II, 212,
emaillierte. II. ti59.- .englische
I, 37, , farbijje ägyptische, »
1, 53, — , filigranierte, I, 134, —
geblasene, I, 134, - . geformte
I. 135. - . gekniffene. II. 72. —
gemalte. II. 72, — . geschliffene
II, 269. — , gravierte, I, 136.—
giiillocliierte. II., 507. .miisivi-
sche. 1,31. — , niederländische
II. 1 11, -.opalisierende, II, 111
— , römische, I, 37. — , schlesi
sehe und böhmische. 11.77.—
spanische, I, 535, , syrische
1, 37; II, 665, -, venezianische
1.37:11,506,570, -zylindrische
11,74 . . Gläserei I, 29. -.eng-
lische, II, 571 . . Glaserzeugung
1,29, — Belgiens 11.51. —. ita-
lienische, 11.220, .mohamme-
danische. II. 667. — fabrikation
I, 133.161; II. 305, — -fabrique,
polnische und sächsische. II. 73,
— -fenster 1.651; 11.588.590, -
-fläschchen 11,746, - -flasche,
irisierende. * I. 136. — flasche,
Persien > II, 667. — -flüsse I.
122.138.181; 11,498.— .farbige,
1,529, — garnitur von Theophil
Hansen - 11, 504, — -gefäße. I.
251; II. 663. — der Völker-
wanderungzeit I. 195. — -ge-
mälde. Frankreich * I. 290, —
der Barockzeit II. 20, — -ge-
wichte II. 663.. Glasgow 11,320,
514. . Glasguß II, 112. . Glas-
humpen, venezianischer, ^ I,
531 . . Glashütten I, 133; 11,
506, — . böhmische. II. 421. — ,
gallisch-rheinische. I, 134, — ,
sächsische. II. 73. — . schlesi-
sche. 11,421 . .Glasierer 1. 14..
Glasindustrie II. 74. 111. -
böhmische, II. 212, -. chinesi
sehe, II, 745, , englische, II
569 .französischen. 111. 505
— , venezianische, II, 506, —
zu Köln I, 134 . . Glaskannc
venezianische. «1,530, «I,.531
- -kröne II, 506, — von Lob
meyr »II. 502, - von Salvial
V II, 503 . . Glaskugler II, IM
— -macherei, spätrömische. I
195. maler I, 15, 623,
maierei I, 15, 29, 31. 251, .536; II
75. 112. 154.571. -.bildmäßige
I. 413, — der Gotik I. 326.
deutsche Frühgotik. I. 3.30, —
deutsche romanischen Stils, I
293. — in der Spätgotik I. 412
. französische, 1. 333, - im
10. und 11. Jahrhundert I, 251
in Italien I, 3.3.3, — , ober
rheinische, I, 331. , ro
manische. I. 289. — -manufak
turen, Frankreich. II. 111, —
-mosaik I. 15, 11,506,571. 614
— -palast München II, 553, —
-paste I, 49, 131. -- -perlen II
111, — -pokal von Schreiber
* II. 73. Schleifer I, 15,
schliff 1, 654; II, 74, - -schneiden
II, 306, Schneider I, 15, —
-schnitt II, 73, 212, - -schränke
11, 149, 177, 278. — -Spiegel,
venezianischer, «II, 218, —
techniken II, 154, — teller, ve-
nezianische, *l, 529 . . Glasur
I, 14, 30; II, 732, — , türkisblaue,
II, 679, 752. -, geflammte, II.
621, — , geflossene, II, 621, 742.
— , gekrackte, II, 621,
kristallisierte. II. 621. — , ver-
schiedenfarbige. II, 740 . .
Glaukos I, 109. .Gleichgewicht
der Massen. II. 135 . . Gliede-
rung, handwerkliche, II. 442 . .
Globen I, 615 . . Glockenkasel
II. 27, — -krater »I, 84. 95 . .
Glockenton. Albrecht. I. 623 . .
Gloucesfer I. 3.3-3 . . Glücks-
göttinnen II. .3.58. — -Sterne II,
.358 . . Olyn. Sir Richard. II, .321
. . Glyptik, etruskische, I, 132,
- , jonischc, I, 129, , my-
kenische, I, 72 . . Gmunden II.
76.. Gncsen 1,281. D
Gobelin 11,9.5, 118. »590. «591,
,(]()nstaiitinschlacht. -11.116,
, Fntwurf von Kubcns, 'II,
49. --. florentinischer, »I, 536.
, gemalter, II, 559, Schloß
von Fontainebleau, Teil II.
121, ^, Schloß von Vincennes,
. II, 120, -arbeiten II, 77. -
-entwürfe. Rubensschule. II. 49,
— -fabrikation II. 118, - -inn-
tationen II. 161, — manufaktur
II, 84, zu Florenz II, 22.
Mortlake bei London II, 176 . .
Gobelins I. II. 19, 21, 22; II, 22,
43, 84. 160. 485. - , englische,
II. 183, — , Hotel des. II. 119,
- . niederländische, II, 50,
-Weber, französische. II. 214, —
-Weberei II. 170. — -Wirkerei I,
298; II, 559, 601 . . Godaigo II,
772 . . Godefroid de Ciaire I,
265 . . Godehard von Hildes-
heim I. 2.52, -Schrein I. 247.
280; II. 691 .. Godwin. F. W.. II,
585 . . Goeß in Steiermark 1.296
Goethe, Eosander von. II, 191,
— , Prunkbuffet, »II, 190 . .
Gold I, 9, 117; 11.419,495, ,
cyprisches, 1,350, — und Silber
I, 26; II, 253. 561. — in der nor-
dischen Renaissance I, 584,
-arbeiten im klassischen Alter-
tume I. 117, — -fäden 11.24 . .
Goldaltar. Baseler. * I. 23.5. -
-arbeiten I, 191, — , griechische,
I. 118. — -bleche I. 79. — aus
Mykenä »I, 81, — -borten II.
24. 95, 127, — brokate II,
5.'»9. — -bronze II, 281, -
-dekor II, 264, — -etuis II, 181.
— -fäden I. 22. — -fibel I, 203.
- -fransen II. 95. — -funde.
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die .Seite, Sternchen Abbildung
84.5
Goldgefi^ Goldschmiedokunst
Ooldschmiodekunst Qotisch
Ooto
graphische
s. unter den Ortsnamen —
•gefäß aus Troja • I. 64. II. 254.
— -gcwebc I. 187. jjlas » I.
165. .altchristliches. «I, 165,
giaser I. 136, 162. — -grund
II. 664. 741. 776. — -klöppel-
arbeiten II. 166. — kreuz 1, 247,
— der Majjdalenenkirche zu
Hildcsheim I. 244. ~ desRogc-
rus von Helmershausen, ^ 1,
242. — . Essener. »I, 237, — .
Herlorder. I. 241. — König
Berengars I., I. 222. — Ludwigs
des Frommen. I. 225. — von
Essen I. 239, — -kugeln I. 51.
Goldlack II, 741. — -lackgrund
11.777. —-lahn II. 24. — -lötung
1.51. — -lüster 1.522; 11.678.—
-lüsterfliesen 11.677, — macher
II. 460. makie II. 776. —
-makkinro II. 764. 765 . . Gold-
mann, Nicolaus, II, 185, —
-naterI.310..Go!doniII,215..
Goldplastik, spätkarolingische.
I. 231. platten I, 50, -
-plattierung II, 753, — -pokal
mit Email *I, 597, — pressung
II. 116. — -rubinglas 11.212, —
schale aus dem Schatze von
Petrossa #1.198, — des Königs
Choesroes II. II, 651, — schätz
I, 195, 196, — von Vetrianez I,
196, —-schmelz I. 223,263,382,
— schmiede, Florentiner 1,315,
— ,Limusiner, 1,286, —, Pariser,
I. .323, — -arbeit 1,248; II, 67.
218, 2J^1, — , niederländische, I,
608,— , byzantinische, 1, 178,- ,
englische, I, 612, — , Mexikos,
II. 42. - . Spaniens II, 42, —
Schmiedehandwerk II, 69, —
Innung in Frankfurt a. M. I, 593,
Schmiedekunst I, 157, 198.
227. 261 ; II. 69. 99, 1.50, 320.
614. 647. — , Barock. II, 98. 105,
— . Berliner, II, 28.5, — der
italienischen Renaissance 1,492.
— der Spätgotik I. .363, — des
14. Jahrhunderts I. 314, — des
Oberrheins 1, 312, — , deutsche,
II. 66. 195. — , Deutschlands
1.3. Jahrhundert, I. 31 1 .—, früh-
gotische. I. 306. — , linglands,
II. 180. — , ctruskischc. I. 120,
— , jonischc, I, 119, — , karo-
lingische. I. 219. — , sassani-
dische, I, 157, — , Westflan-
derns. 1. 309, —.westfiaiulrisclic
Frühgotik, 1,323, — niodclic, 1,
203, — -montierung II, 666, —
-werke. Frankreich, I, 307, —
schmuck, ägyptischer, « I, 50,
— aus Dahchour »I, 48, — von
Castellani « II, 459, — , etruski-
scher. ^ I. 120, — -schnalle aus
Apahida ^ I, 203, schnüre
1, 199, — -Schüppchen 11,765, —
-spitzen II, 36, — -stege I, 192,
— -Stickerei I, 295, — nach
Saint-Aubin, «II, 164, — -tau-
schierung II, 660, — techniken
II, 27, — -togidashi II, 767, —
-waren. Pforzheimer, I, 36, —
-Industrie II, 498, — -zellcii 1,
202, — -schmelz, byzantini-
scher, I, 182 . . Gole II, 82 . .
Goler II. 82 . . Golkonda, Fürst
von. II, 253 . . Gomrun II, 693
. . Goncourt, Gebrüder, II, .5.36
. . Gondulf. Heiliger, I, 268 . .
Gontard. Karl von, II, 229 . .
Gonzaga I, 458, 487, — , Arraz-
zeria der, 1,540, — , Lodovico,
II, 11.3, Service I, 518, — .
Tellerausdem, * 1,517. .Good-
year II, 449 . . Gor II, 149 . .
Gordion I, 86 . . Gori Gactano,
Guidi und Querci, Rahmen, *
II, 5.36.. Görlitz II,. 5.59.. Goro-
dayu, Shozui II, 779 . . Goslar
I, 376, 410. — , Messingkron-
leuchter, «1,411 ..GotenI,191,
197, 208..GotenburgII..594,-,
Museum, 11,573 . . Gotha I, 230,
590, .598, 606, 617; 11,30.3, — ,
Herzogliches Museum, »1,230
.. Gotik I,.'38; II, 296, 402, 404..
Gotisch I,305,.307,— , Gedanke,
11,411.. Gotoll, 771,— -schule
II, 790 . . GütlerbiKlcr I, 127,
— -zeit II, 7.53 . . Gotteshaus I,
261 . . Gottheiten, antikcll, 284
,. Göttin der Vernunft 11,339..
Gottorp II. 712 ..Göttwcig II,
189 . . Gotzkowsky II, 208 . .
Goudoin, J., II, 228 . . Goujon
11.87,- , Jean, I,. 564.. Gourdo
I, 5.'30 ..Gourdon I, 205..Goury
11,426 . . Gouthifere, Pierre, II,
252, 253, —, Bronze, SanimliMig
Wallace, *II, 252, — , lironzc-
wandarme »II, 249 . . Goya II,
43 . . Gozelin von Toul I, 248 . .
Gozzi 11,215, — , Gcminianno,
II, 218.. Grabbauten II, 670,—
-beigaben II, 753, — denkmäler
I,2S;II,273.. Gräber 1,40, 187,
191, — , etruskische, I, 120, —
-beigabenl,194, — -fundel, 148,
153.. Grabgitter II, 199,499,—
von Hitzig ■: II, 488, — Grab-
kapelle, mediceische, II, 14 ..
Grabkreuze I, 27; II, 199,291,
— .Schmiedeeisen, -»11,293, —
-mäler II, .'357, — malskunst II,
614, - -platten I, 28, 325, —
-steine I, 6, — -vasen I, 98 . .
Graeven II, 646 . . Graft, Theo-
dor, I, 163 . . Graffciiberger, Jo-
hann Andreas II, 199 . . Grafen-
egg. Schloß, I, 631 . . Gräfrath
1,324 ..Grain-de-riz-Porzcllane
II, 693 . . Gramontspitzen II,
491 . . Gran I, 377, — , Dom I,
376, — , Kalvaricnberg, Dom, »
I, ,364.. Granada I,. '387, 392; II,
105,652,661,680 . . Granat I,
198, 202, - -apfel I, 5.38, —
-muster I, .329, 419, 537; II,
162, 705, — -Stoffe II, 23, —
-herzen I, 229 . . Oranchez II,
256 . . Grandmont, Abtei I, 286,
.367 . . Grand Trianon II, 353
. . Granit I, 9, 48 . . Granulation
I, 119 . . Granulierarbfit I, 79,
119 . . Granulierkunst 1, 51 . .
Grapengeter 1, 324 . . graphische
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
846
Graslitz
(jroiso
Uroßvalertituhl
Guidlzzani
üuldobaldo
Hagedorn
Sammlungen II, 518 . . Graslitz
II, 5IM . . Grasscl, Eugene. II.
541.6(11, . I'lakat, -11. 597 . .
Grassi. Anton. II. '295. , Wie-
ner F'orzeilan. Psyche mit dem
Adler. »11. 298 . . Grätenmuster
1.46.-- -System II, 476 . . Gra-
tian I, 196 . . Grauscheiben I,
292, 330. der Cistcr/ienser-
kirchen I. 328. — in lleiligcn-
kreur «1.293.. GravcneylKentl
I. .353 .. Graveure I, 12 . . Gra-
vieren I, 107 . . Gravierung I.
262, — mit Diamanten 1.654.
in Eisen I. 626. —.Zinn, 1.618
. . Gravot. Jean de. II. 103 . .
Graz 1. .332. 592; 11.197,290,518.
— . Medaillon, 1, 333. — . Mu-
seum. 11. 199 .. Grcco da Corfu.
NicoluRugina,II,6»)0..Grecoil,
1.503 . . Green, James. II. 505 . .
Gregor 111., F'apst, I, 225. — der
Grosse 1. 160, 206 . . Gregorio
diGravadona. Francesco diSer.
I. 384 . . Grcgoriustragaltar in
Sicgburg I, 276 . . Greif II, 284,
357 . . Oreifcnklaucn I. 376;
II, 5.34 . . Greifswald I. 585,
655 . . Grenadille II. 141 . .
Grenander. Alfred. II, 597, 612.
-. Flügel .11. 587 . . Grenz-
hausen 1.37, 644; II, 567.. Grts
11.621 ..Griechenland I. 55.82
. . Griechentum Ostroms I. 194
. . Grimani-Einbände in Berlin
I. 476. — in Venedig I. 476 . .
Grisaille II. 112, - -maierei I.
634, — , Wappenmalerei II, 75
. . Grolier, Jean, I, 478, 647, 648
. . Gropius, Martin, II. 523, — ,
Betstuhl * II, 466 . . Gros Point
II. 78, 126 .. Groß. Karl. 11,597,
615, 619 . . Großbritannien II.
546 . . Große Kurfürst II.
210 . . Großmann. J. P. und
Oswin Hempel, architektoni-
scher Hausgarten *II, 608 . .
Großmogul II. 631 . . Grosso,
Nicolo. gen. Caparra I. 488 . .
GroOvaterstuhl II. 174. 246 . .
Gros/heim, viin 11,551,554,557
. . Groteske 1, 515, 525; II, 109,
117. — . Redruckte II. 23.3, -,
•ndekoration 1.4.30, nmalerci
I. 526 . . Grubenschmel/ 1. 32.
•262. 274. 312, - auf Kupfer 1.
318, ~ -arbeiten Spaniens I,
319. - -kästen aus Kloster
Gruol, Sigmaringen • 1,28.3,
•platten I. 263. 312. — -Schei-
ben I. 272 . . Gruden, Nie, I,
410 . . Grue II. 22. -. Carlanto-
nio. II. 22. — . Francesco. II. 22,
— . Dr. Francesco Antonio, II,
22, -, Gentili, II, 22, - , Sa-
verio. II. 22 . . GruelF^ngel-
m.inn II. 495. — . Uon. II. 606
..Grüfte I. 6.. Grund I, 23. -.
ausgehobener I, 444. — . geatz-
ter I. 444, - -läge 1,39; 11,576,
— -läge, technische II. 437. —
-mustern. 125. -platte I. 182.
-rißbildung II. 230, -spit-
zen I. 23, — -Stimmung, ästhe-
tische I. 428 . . Grüner, Lewis.
II. 426 . . Grünes Gewölbe in
Dresden I, .■»84. 592, 598. 617;
II. 536. 666. 668 . . Grünewald I.
5.51 . . Gruol. Kloster I. 283 . .
Gruppe II, 48.3. — . Biskuit-Por-
zellan Frankenthal .11.300,-,
Dresdener II. 613, — , melische
I. 128, — -reliquiar 1. 318 . .
Grust, Tasse mit Scharffeuer-
dekor .11,624 O
Guadamacil I, 475; II. 42 . .
Guardiagrcle I..378 . . Guarrazar
I. 203 . . Guastalla. Dom zu. II.
218 . , Guay.Jaques. 11.227 ..
Gubbio I. 470, 51 1. .520. .522; II.
567, — -majoliken I. 522. —
-teller mit Rubinlüster - 1. .520
. . Guccio von Siena I. .320 . .
Gu^ridon 11.90,94. 102, 146,254,
— formen II. 243. — Versailles.
. II, 242 . . Gu^rin II, 148 . .
Guerrazar II. 531 . . Guidizzani
I. 487 . . Guidobaldo II. Herzog
von L'rblno, I. ."Ji.^ . . Guiffrey
II. 119, 161,650. . Guilloche li.
64 . .Guillot 11.64 . .Guilmard
II. .542. .Guimet. Emile, II.. 531
. . Guin. J.. 11.323 . . Guipure 11,
.39,490, -spitzen l,23..Gui-
schard II. .304 . . Guise. Herzog
von.l.t>.35..Gundelshcim I..333,
. .Gundpald 1.213, kelch I.
203 . .Guntbald von Regensburg
I. 247 . . Gurlitt II. 130, 132. .
Gürtel I. 122. 608. -.polnische.
II. 7aS. — -gehänge I. 27.
-schließe 1. 193; II, 647.- .gol-
dene, • II. 648. - -schnalle I.
203, 122. 191. 286. — Childe-
richs 1.203. — -tasche .11.548
. . Guß I. 262, - mittelst ver
lorener Form I, 104. -- -eisen I,
27;II.420.499..Gußmann,Otto,
ll,.597... Gustav Adolf 1.604..
Güte II, .578 . . Güteraustausch
II. 465.. Guticrrcz. Pedro. 11.43
. . Guttapercha II. 419. 450. 545
. . Guvina. Andrea. I. 300 . . Gy-
nakeen I. 166, — Konstantino-
pels I. 187. G
H
Haag II. 1.5.3 . . Haar 1, 10, -
-garntcppiche II, 602, - -ge-
steckc II, 2.58, - -schmuck von
Massini • II, 486 .. Haas. Phi-
lipp. 11.486. — ,& Sohn, Philipp,
II.. 554.. 5.59.. Habenschaden, S..
Jagdpokal «11. 493 . . Haber-
mann, Franz Xaver. II, 187, 195,
— . Ornamentstich «1 42.
Prunkwagen. Entwurf «II. 194
. . Habich. Ludwig, II. 597 . .
Habsburger I. 606; II, 1^5 . .
Hach in Lübeck II. 285 . . Ha-
conby I, .3.5-3 . . Hadciin. heiliger
I. 267 . .Hadelinusschrein I. 267
. . Hadrian I. 196. -. Villa II,
.5.33 . . Hafner 1, 14. - -arbeiten,
deutsche I. 641 . . Hagedorn,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
847
Hag«nau
lialsschmuck
llümatit
Ilannovor
Hannover
Haus
Chr. L von II. 5,W . . Md)i;cnau
II. 157 . . Hagi 11. 7*Mi . . Magia
Triada I. 72 . . Ha^iyaki II. 784
. . Hahn II. 618. . der Kallische
II. .ISS. -. Homiann. Gegossene
.Medaille II. r>15 . . Mähncl 11.
436. -.Tafelaulsatr «11.455..
Haider, .Meister Simon I. .'ViO . .
Haidt.l.ü.. II. 212 .. Hainhofer.
Philipp. I. 604 . . Haite II. 541
. . Häkeln I. 10 . . Hakemc II.
751. 78.5 . . Hakenkreuz. Orna-
ment I. 297. - -muster I. 297 . .
Hakim II. 651 . . Hai [in ßra-
bant] 1.326, ..Martinskirche I.
366.. Halbedelsteine 1, 1.38. 181.
496; II. 307. 563. 615 . . Halber-
stadt I. 300. 325. 333. 346. 377.
398. 409. 410. -.Dom I. 298.
304. 341. — , Kirchenleuchter I.
325 . . Halbfayence II. 680.
-fliesen 11.680.681. --geschirre
II. 689. -, persische II, 692. — ,
türkische II, 670, — -Schüssel
. 11.690.— .türkische * II. 690,
— . Technik II. 682 . . Halbkom-
mode II. 278 . . Halbreiter.
August. II. 550, 554, 566, *rll,
545.— und Herterich. Leuchter-
weibchen »11, .5.52. .Halbschals
II, 490. — Seidenstoff. Regens-
burger in Halberstadt ^1,300,
— in Rostock ♦1.301 .. Hall in
Tirol 1.329: II. 78,— in Würt-
temberg I. 3.33 . . Hall, Peter
A' "" '7 .. Halle a. d. Saale
I,; il. 214, .579.. Hallen-
bau II, 473 . . Hallenser Kaolin
II. 302 . . Hallig Hooge. Stube
♦ I. 13 . . Halmhuber II. .541 ..
Hals. Franz. II. 7 . . Halsband
der Königin II. 258, — bänder
1. 122, — aus Haaren II. 287. —
-gabel 1, 56. — -kette I. 27. 156.
196. 199, 608; Fl. 286, -, grie-
chische .1. 122. ♦!. 123. —
-ringe I. 28. — schmuck I. 62.
156. 185: II. 258. -. altrussl-
sdier und Ohrgehänge «1, 185
. . H.lmatit 1. .58. 7.3 . . Hamburg
I. 257. .390. 393. 397. 615; II, M,
73. 19(1. 214. 2(i8. 28.5. 61.3, 679,
- . Fayencefabrik II, 21 l,—,Oe-
werbeschulc II. .524. - , Muse-
um für Kunst utul Gewerbe 11,
.524. 676. — . Petrikirchc I. 325
. . Hamilton. I Icrzog von II. 665
. . Hammer, ('nrl. So]iliasclioner
♦ II.. 541 . . Ilamnu'ileder II. 51
. . Hammer und Kreuz * II, .583
. . Hammurabi 1. .58 . . Hanipcl.
Joseph, I. 200. 212 . . Hampton
Court. I. .584:11. 183 .. Han II,
7.31. 7.32 . . Hanaike II, 775 . .
Hanau I, 268; II, 210 ..Hand-
arbeit I, 3; II. 443 . . Handarbc-
tets Vänner II. 601, - , Tisch-
decke * II, .541 . .Handbecher I,
31. — -druckpresse 11. 448 . .
Handel I. .36; II, 467, - , in
Möbeln II, 148, - , mit Ge-
weben I. .37. sbronze li,
.501, — - smuseum, Wien II,
518, 627, — , weltumfassender
II, 462 . . Handglockenmörser I,
484. . Handkörbe. Bayern und
Baden *II, 520 . . Händler I, .37
.. Handleuchterl,411, — -ringe
1,28, — -Spiegel 1, 17,462, —
-spitzen II, 491,- -stuhl I, 21,
— , wärmer II, 70, — weberei I,
11. — werk, bürgerliches 1.260,
-, werker I, .34,260; II, 441 . .
Handynastie II. 725, 729, 7.30,
7.32.. Handysidc, Vase vonGuß-
eisen * II, 429 ..Hanecken, von
II, .5.36 . . Hanform 11. 731 . .
Hängeborde II. 12, — kreuze I,
207,— -lampen I. 1.59; II, .320,
-laterne 11,292, -, von J. A.
Meissonier »II, 147, -leuch-
ter II. .52, -schmuck I. 27, -
-schränkchen II. .580. zierat
I, 62 . . Hankar, Paul, II. .595,
600 . . Hannong. Charles, II.
1.57,— , Joseph, II, 1.57, -,Paul,
II. 1.57, -.PaulAnton, 11,209..
Hannover I. 246. 296. 318. 410;
II. 479. 521, -.Kcstnermuseum
1,319 .. Hanornamentik 11.7.54
. . Hansa I, .545 . . Hans Apen-
geter I, .325 . . Hansen, Frida,
II, ,596, 601, vi!,. 582, — , Thco-
philus, 11,570, - , Glasgarnilur
* II, 504 . . Hansestädte, Freie
II, .524 . . Hanspiegel II, 7.54. .
Han syöng II, 7.50 . . llantöpfcr
II,7.32..HanuschlI,.50O..Han-
Yü II, 730 . . Hanzeil II, 731 ..
Harache. Thomas, II,. 321 . . Ha-
rald, König I, 2.55 . . Harburger,
Eduard, II, 550 . . Harcourl-
fcnstcr in Fvrctix l,.3.33 . . Hard-
man,J.<.S;C().,Kircliengerät «11,
417.. Hardouin, Jules, II, 86, .
Haremsbilder 11. 673 . . Ilarfc
II, 248.. Harician Stile 11, 184
. . Harlcm II, 1.53 . . Haricy,
Robert, Earlof Oxford II, 184..
Harmand II, 94.. Harmcr junior.
J.. II, 41,5, —.Fries *ll, 421 . ,
Harnische 1,27; 11.565, - -Ver-
zierung I, 626 . . Harrach II, .5.50,
-, Graf II, 189, , Palais des
Grafen II, 291 . . Ilarrachsche
Glashütten II, .506 . . Harscher.
Martin, I, 619 . . Hartgummi II,
4.50, holz 1, 10, — -porzeilan
11,693, 7.36 . . Härtung, Christian
Philipp, II, 28.5, — , Johann
Friedrich, 11,285.. Harty, Kirche
I, .3.54 . . Harun al Raschid II,
6.30, 64.5, 683, 716 .. Harz I, .32,
6.32, — -lichte II, 609, - kiefer
I, 10 .. Hase 11, 647 .. Hasel I,
.3(; . . Hassbergen I,. 393.. Haste,
Michel, II, 110.. Hathor, Göttin
I, .52 . . Hattenberger II, .3.39 . .
Hauben II, 166 . . Hauberißer,
Georg, Schreibtisch *ll, .538 . .
Hauer, J., 11,291 .. Haufebecher
l,.587, 'd,. 593.. Hauff 11,627.,
Häupterstuhl I, 574 . . Ilaupt-
gebrauchsformen 11,67 . . Haus-
altäre 1,603; II, 65 . . Hauschild,
Türklopfer »II, 496. . Haus der
Vettier I, 145, , goldenes, des
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, .Sternchen Abbilduni;
848
Hauaer
Heinrich
Hfinrich
Hrrmogeneit
llprophlloi lllntrrtfla«mal<T<>l
Nerol. 145.. Hauscr.Alois.il.
515, 541 . . ilatiHindustric. na-
lionale II. '>\'i. JlciU I. .12. -
-möbcl I. l.Wi. -mubiliar. der
italienischen Renaissance 1.433.
— •rat I. 6. — , bOr^'crllcher I.
.188. . Umwälzung im II. 410.
.weltlicher I..W2. -Weberei
11.545. - -sarkophaR I. 137 ..
Haute 1,10.. !i.nitc lisscll.119.
121. Arbeiten II. 117. -Fa-
brik II. 77. -.Fausses 11. 161.
.Tapisserien 11.1 LS.. H.ivard
II. 9.5. lOß. 1 10. .>12 . . I lawthorn
Jars. II. 744 . . H.iwksnioor II.
177.. Haydon. B R. II. 508 . .
Haye. Rene de Kl II. 100 O
Hcal A Sons. London . 11.577
. . He.ilhcoat II. 270 . . Healon
II..>41 . .Heckel, .Michael, 11,69
. . Hcckcnauer, I.conhard, II,
69. 186 . . Heckenrose I. .TO.'j . .
Heckert. C. II. .VM) . . Ilcdc-
marken 1.257.. Hedschra 11.629
. . Hedwig, heilige. II. 666, 667,
- -sbecher II, 667, - -SRhlser
I, 186; II. 6»i8 . . Hefner-AItcn-
eck. von. II. 425 . . Heian II. 762
. . Hciantsuba II. 779 . . Heian-
zcit II. 762 . . Heider. Hans von.
II.. 597, .Baderaum .11.606. .
Heidelberg II, 215 . . Heideloff
II. 425 . . Heigle. Joh. F.d.. II.
195 . . Hcijin II. 765 . . Heiligen-
bildcr I. 180. — -figuren II. 98.
113, -kreuz I, 293, 328, 329.
- , Fenster I. X\2 . . Heiligen-
stadt. Silberkapelle. I. 312 . .
Heiligtumsbuch,. Mainzer. 1.588
. . Heilmann II. 605 . . Hciltums-
bücher II. .5.32.. Hein II, 605..
Heinecke. Albert. II. 621. — .
Porzellan • II. 620.. Heinrich I..
I. '227. II. I. 231. 2.3.3. 2.15. .321.
(>48; II. 118,667. — von Frank-
reich I. 564, - III., 1,649. — IV.
von Frankreich II. 46.80. 118.
124. -VI.. Kaiser. 1.2.50.-^ VIII.
1.650. - der Fromme 1.2.34.248.
. Prinz von PreuUen II. 264.
■ -. I' on I.iegnitz I. .547
. . 1: it I. 7. 26 . . Hciz-
körpcrverkleidungen II. 618 . .
Helena I. 180.. Hellas I. 1 18 . .
Hellenismus I. 19U .. hellenisti-
sche Zeit 1. 121. 124.. Hellc&punt
I. 61 . . HcllogravQre 1.25; II.
541 . . Heliotropkameen I, 177
. . Hcllot, Chemiker, II. 262 . .
Helm 1.26.27; 11.565.661.662.
7.5.3. 769. . türkischer. 11.662.
-.ir- 1625. Rudolfs II.
• I. schmiedeeiserner,
Japan • II, 781. — . silbertau-
schiertcr. • 11.662 . . Helmers-
hausen I. 227. 2.34. 238 . . Helm-
kanne II. 114. . Rouen, Decnr
.^lambiequins »ll,! 12..Hemon
II.210..HempeI, Oswin,II,.597,
613, -, Diele • II, .598. .Henkel
I. ,30, vom großen Krater aus
Boscoreale • I. 118. — -kanne
II, 6:a 6,54. -krugll.684. .
syrischer. • II. 665. - -schale I,
484 . . HenIcin. Peter, 1.616 . .
Hennel. Robert. Kpergne • II.
.325 . . Hennequin von Brügge I,
345 . . Henniger, Brüder. II. 457
. . Henri -II. -Fayence I, 636. •
I. 637. . I. 638. ' -Ware I. 638
. . Henriette Marie von England
II. 176 . . Hephaistos I. 78 . .
Hepner. Jacob. II. 64 . . Hepple-
white 11.312. . Herakles I. 129.
168. - köpf I. 124 . . Herdl.
.566 . . Herdtle. Hermann. II. 516
Herö. Hmm.. 11. 150 . . Herekc.
Manufaktur. 11.714.. Hertord I.
328. .13.3. - . Chorpult • I. .152.
— , Schatz I, 249 . . Heribert-
schrein I. 267, 276 . . Herisau II.
492 . . Herkulaneum II. 228. .329
. . Herkuicsköpfe II. 123 . . Her-
mann. .Meister. I. .325 . . Herme-
ling. Gabriel. »11. 556 ..Hermen
1,646; II. 126. . Hermes I. 129
. . Hermogenes I. 8.5 . . Hero-
philos I. 1.13 . . Herold. Johann
Gregor. II. 202. 205 . . Herr.
KLuidius, II. 2^)6. . Laurenz.
II. «Hi . . Herren. II, 165,
•kicidung II. 127, — -krawatten
II. 129. - rocke II. 16.3. -
-Westen II, lti.3. - -zimmer 1,6
. . Hersfeld I. 328. . Herler. F.,
II. .56,3. . II. .557 . . Hertford
Collection II. .540. House II.
.540. — . Marquis von, II, .5-10 . .
Herwig. Abt von Komburg I.
L'V«. , Herz IL 640. Bey II.
66.{ . . Ilerzogenburg 1. .132 . .
Herzogenbusch 1. 410; 11.47..
Het Binnenhuis II. 610 . . He-
thiter I. .58 . . Hettlinger. IL 263
. .Heuser. F.. Il,.i0l .. l lerwegen,
Peter. 11. •»■«. - . Schrank -11,
451 . . Heyl, Freiherr, von
Herrnsheim I, 232 . . Hezilo,
Bischof, I, 246. - -kreuz 1. 246.
Hl-Bakarl IL 784 . . Hicham IL
7ol , iliddcnsoe I, 216 .. Hide-
tada IL 782 . . Hidcyoshi II. 749.
779. 784. 789, . Toyotomi. II.
782 . . Hierakonpolis 1, 50 . .
I lieron 1.9.3. 1.37. . Hieroglyphen
I. .56 . . Higashiyama IL 776. -
-Stil IL 776, - zeit IL 776 . .
Hildebrandt II. 187. 189. 198.
199. — . Adolf von, 11. 618 . .
Hildesheim I, 189,234,237,243,
246, . Bernwardsleuchter. 1.
246. , Dom zu. I. 244. 26.3. -1.
264. 281. — Tragaltar. I. 280.
-. V • • ■ ':e. I. .341, -,
Kell rdskirche. «1,
282. — . Kreuz der Godchards-
kirche, L '2M. , Kronleuchter
im Dom. I. 246. - . romanische
Zeit.1.280. -.Silberfund. 1.124.
— . Stillungen. 1. 246. — . Tauf-
brunnen des Doms. I. 281 . .
Hilfe, literarische. IL 598 . .
Himmelsgloben I. 613 . . Hinc-
mar von Reims i, 226 . . Hinter-
glasmalerei I. 3.34. 5-32. — .
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die S<>ite. Sternchen Abbildung
54 • Geschichte des Kunstgewerbes. II.
849
Hintic
Mofmann
HofmanninBcr Holzsarkophan
Holzschachtcl
Howard
Italien. •!. 334 . . Iiintzcll.69.
285 . . Hiradc II. 7S7 . . Hir.imakic
II. 741.777..Hiramcll. 7-J1.777
..Hirschll. 68. 251.296.651 ..
HirschbcrR 11. 74. 215. 603 . .
Hirschfänger 1. 27 . . Hirsclilcr 11.
2% . . Hirschvojjel. Aujjustin. 1.
556.568.591. -- -haus I. 5r>8. - .
Patrizierfamihc, I. 568. , Veit.
I. 6:.2 . . Hirsegclb II. 744 . .
Hirsvogelknflge II, 567 . . His-
pano- Moresken I. 506 . .
Hissarlik I. 61 . . HitzJK.
Bibliothcksimmer «II, 539. - ,
Friedrich. Grabgitler »11.488..
Hizcn II, 7.S0. 778. 786. D
Hobelmaschine II, 452. .Hoch
II, 605 . . Hochchorfenster im
Kölner Dom 1. 327 . . Hochdruck
1,25. . Hechelten a. Rh. 1,276,
370. —, Kirche, I, 368 . . Hoch-
föllung I. 555 . . Hochschnitt II,
74 .. Höchst II. 206. 210. 297 —,
Porzellan von Johann Peter
Melchior ♦ II, 303 . . Hochzeit,
ländliche (Gobelin), II, 121 . .
Hochzeitsbecher I. 531, 598, -,
Ende des 16. Jahrhunderts, «
I. 597, ßruppe Meifien * II,
295. — -Ordnungen I, 546, —
-tnihe 1,437 . . Hoecke.Jan van,
II. 49 . . Hocker II. 580 . . Hof-
bibliothek.Wiener. II.6.36 . . Hof-
buchbinderei, pfalzgräfliche, 11,
215 . . Hof. englischer. II. 263 . .
Hoff mann. Joseph, II, 516, 596,
600. 6f)1.611. 615, — , Herren-
zimmer, »11, 616, — , Sport-
preise. .11,584. »11.58.5.-^,
Ludwig. II, 573. — , W., II, 506.
— . Olaser, • II, 449 . . Hof-
kellerei, sächsische, II, 73, —
-glas. Dresden, • II, 72 . . Hof-
kunst I, 217; II. 309, — Japans,
II. 768, — , Ottonische. I, 243, —
Piemonts, II, 216 . . Hofmann,
II. 446. -, Lorenz, II, 536, -.
Ludwig von, II, 613 . . Hof-
ni.inninger, F.. II. 603. * II.
6(19 . . Hodmisouni. kiiii.stliisto-
tisches. Wien. I, 1%. 4!Ui. :^M,
606; II. 535, 538. 651 .. Hof-
schwerter II, 760 . . Hofsti'idlc
I. 547 . . Hofwcrkstattcn II.
732 . . Hogarlh II, 178.
-stuhl II, 179. »11, 179 . .
Hö.uK.Fmil. 11,613. - . niclc, ^
II, .580 . . llohcnticrg II. 229 . .
Hohenlohe.Graf Philipp von, I.
608.. Höhen mit Gold II. 126,.
Hohcns.ilzburg 1.400 , . Hohen-
zoIlcrn-Museum Berlin II, 539
., Hohlglas 1,15.529,530; II. 19.
- in der Spätgotik I, 420, 422,
.spanisches. 1.422, .Hohlguß
1.51.54. 104. . Höhlenbaren I,
45.,HöhrI,644;II..567..Hojo
II, 771, . . Hojo Tokimune II.
772 , . Hojubako II, 765., Hol-
bein, Hans d, J,, I. 551, 556,
607;II,542,—, Entwurf, 1,32,
• I, 555 . , Holitsch II, 304 , ,
HoIlandII,7,28, 46, 51,54, 90,
173, 305, 3.38, 546, 572, 595,610,
— , calvinischcs, II, 7 , . Hollän-
der 1,37,39; II, 56,536. .Hollen-
bach, Daniel, II, 550 . . Höllrich,
Schloß, 1,569,. Holstein 1,646
..Holzl, 10, 639, — -arbeiten I,
136; 11,87, — Ägyptens I, 55, —
der Frühgotik I, 350, — der
italienischen Renaissance 1,4.33,
— im lO.und 11. Jahrhundert I,
251, — , romanische, I, 300, —
-bearbeitung II, 4.Ö0, dreh-
bank 1,136.. Hölzer I,. 567; II, 141,
— , gefärbte, II, 141, — , übersee-
ische, II, 52, 610 . . Holzfärbung
11,4.54,— -gerate 1, 17, -hauer,
II, 278, — -Intarsia II, 12, 52,
91, 238, -, Puffspiel, * II, 64
. . Holzkästchen um 1200 *I,
.301, — -kästen I. 128, - -kern
II, 65. — -kultur Belgiens II, 46,
-- -möbel I, 255. — -mosaik I,
31, — panee! 11,560. — rahmen
• II, 536, — -Sarkophag aus
Ägypten. Stuckverzierung, «I,
l.V.l; ;ms der Krim v], MO.
-schaditel. bemalte, ■ II, 763,
— schalen I, 381, — -schnitt I,
25; II. 494. 542, — -sdinltt-
nicister II, 561, - -Schnitzer I,
10, — -Schnitzerei I, 1,56, 154.
300; II, 47, 61, 282, 546, -,
;igyptische, m I, 59, — , byzaii-
tiiiisclie, I, 177, —.islamitische,
11, 639, — Schüssel, bemalte, a
I, 463, - -Skulpturen I, 1.54,
-Stoff II, 447, Ijifelungen I,
.566; II, 138 , , Ilonibiirg, Hrz-
bischof Brendel von, I, 573 . ,
Honami Koctsu II. 788, -,
Schreibkasten, > 11,787 „Honan
II, 733, 737, 738, 739 . , HonorC-.
Jacob Fran^ois, II, 3.56 , . Hooch,
Picterdc,II.712..Hoock Freres,
Tapete, * 11,481 , ,HoovogeI II,
765 . . Hopfen I. 305, 328 , ,
Hopfer I. .553, -, Daniel. I. 556,
623. — . Hieronymus, I, 556, — ,
Lambert, 1,556,. Hoppenhaupt,
Johann Christian, II, 192, --,
Johann Michael, II, 192 . .
Hoppert II, 71, — , Bartholo-
mäus, II, 198 . . Horai II, 766 . .
Horchhaimer, Nikolaus, I, 619
.,HornlI,615, — -bände 11,79,
— -drechsler 1, IG . , Ilnrner I,
,372 , , Horta, Victor, II, .595. 600
. . Horyuji II, 756, 765, 767, —
-tempel II, 757 , , Hösel, Florence
Jessie, Stickerei, « II, 620 . .
Hosenzeuge I, 22 . . liosios,
Lukas, I, 183 . . Hospital de la
Trinite II, 118, 119 . . Hostien-
behälter 1,26, -gehäuse 1,369,
— monstranz I. 369, — -schale
I, 177, 181; von Xeropotamu
» I, 177, — -Schreine I, 6 .
Hotel I, 6, — des Gobelins II
85. . Houghton II, 177 . . Ho
veckc, C. van, I, 580 . . Hovcn
Franz von, II, 551, 557, —
Speisezimmer, » II, 538 . . Ho
ward, Montague, II, 321 .
Römiiche Zahlen bedeuten den Fland, deutsche die Seite. .Sternchen Abbildung
850
1
Howe
Hydra(wa»H«r
Hydria
Innrnraum
Innocenz
I/umlyaitia
Howe. NathanavI. II, 323
Mrdijfka. J.. II. 6U3. «609 . .
Hsia II. 72.'). 726. 728 . . Msian«
Yuan-picn. II. 7iU . . Msidh'inK
Ku (>hien II, 726 . . HsinK-chou
... .^w . . . fiiifi ^ti
II. 737 . . Hsin l'inn II. 732
Hsi-fanK II. 74« . . Ms
IsinK-chou
I. 732 . .
Uan Mo
Hsi-t an« li. 74« . . MsUan Ho
Po Ku Tou Lu II. 72ti . . Hsüan-
Teil. 742.. Hu 11.731,745. D
HuangfluB II. 725 . . Huber.
Patriz, II 597 . . Huhertusburg.
Paycncelabrik, II. .«M . . Hu-
bertusuhr »11. 5«>2 .. Hude, von
der.Uaslanipc »11.492.. Huelva
I. 102 . . Huet, Christophe. II.
13.1, . Ornamentstich. »11.
KJ3 . . Hufeisenbogen, mau-
rischer. II. 635 . . Hufnagel,
Heinrich. I. 368 . . Hughes.
Arthur. II. 587 . . Hugo IV. von
Lusignan II, 658 . . Hui Tsung
II. 726.. Hukas II. r,.VJ.. Hüllen
von Reliquien I. 187 . . Huime
II, 541 . . Hülsen für Stuhlbeine
II. 281, — für Tischbeine II. 281
..Humanismus 1.544.. Humpen
I. 17, 26. 31; II. ti9i). - . Gra-
vierungen nach H.S.Beham »1,
593, —, Zinn, -11,68 .. Hunger
II.218..Hunt&RnskclllI.4%.
497. -.Silbcrleuchter. .11.433
. . Hupp, Otto, II, 550, 561. 604,
-. liucheinband. »II. 574,
Schmuckkästchen undFÜnband.
" II. 521 .. Huquier. Gabriel. II.
132. 135. 149, — , Entwurf für
Schmiedeeisen, • II. 149 . .
Hurlcy 11.51t . . Hürtcn 11,503
. . Hussein. Sohn des Mo-
hammed II. 6,58.. Husum 11.518.
547. .Huthalter II, 499. .Hütten.
Ulrich von. I. .544 . . Huy I. 265.
269. -.Gottfried von. 1,276,— ,
Marienschrein in, I. 279 . .
Huygens II. 174 . . Hyatt. Ge-
brüder, II, 450 . . Hybriden- Por-
zellan II. 218 . . Hyde Park II.
410 . . Hvdratwasser I. 14 . .
Hydria . 1.42,85, -,(:arclancr.
• 1, 93, - des Mcidias mit dem
Raubed«' ;>ostöchter «1,
96, , r „ ^e, . I. 84 . .
Hyllos I. 131. 133 . . Hymens
Fackeln II. .350 . . Hyksosherr
Schaft 1.51.. Hyuga II, 785. O
Ibn-Tulun II, »142 . . J. C,
Monogramm, I, 6.37 . . Ido II,
751, 784 . . Idole, Troja I. 6 . .
lemilsu II, 782 . . Igarashi II,
777, -Familien II, 788 . . Ig-
lau II, 518 . . Ihnc, Ernst von,
II. .551 ..Ikonen I. 179, 180,1^3,
186 . . Ikonostatis I. 173 . . Ilc
de France I. 563, 582 . . Ilg,
Albert. 1,240; II, 515..lllcrfeld
I, 401 . . liluministen I, 623 . .
Illustrationstechnik II, ,541 . .
Ilsenburg im Harz II. 499 . .
Iliupersisschale iles Hrygos • I,
96 .. Imad-elHussein II. 6.18..
Imari-Porzellane II. 58, 786 . .
Imhoffsches Haus I, 568 . .
Imitation II. 118. — -skunst II,
117.. Imola I, 519 . . Ince II.
180 . . Indau, Johann II. 62. — .
Sessel ■ 11.61 . . Inder II. 6.59..
Indiamuseum zu London II.
682. 6*7 . . Indien I. 117; II.
.54. 141,268. 629. 631. 710, 714.
Indiennes II. 268 . . indisch II.
722 . . indische Stoffe II, .5.5. 163
.. Individualismus 1.425 .. Indi-
vino, Domenico I, 468 . . Indu-
strie, französische I. 128 . .
Ingeldusfibel I, 203 . . In-
genieure . . II. 401 . . Inhalt,
künstlerischer, I. 3 . . Initialen
I, 2.5; II. 12.3 . . Inkrustation I.
529; II. 90. 566, . . Innenarchi-
tektur 1,5.. Innenbeklebung II.
118, — dekoration I, 5; Italien,
II, 329. — kunst 1.5. —-räum
I. 17, 4.33: II. 48. .52, 2-31,5.57;
in Stanmore Hall • II, .579;
italienisches Barock, II, 10 . .
Innocen/. Heiliger I, 277 . .
Innsbruck I. .57.». 624; II. 518.
, Ferdinandeum. I. 184. II.
648 . . Innungsschulen. PreuUen
II. .525 . . Inro II. 788 . . In
schritten II. .306 . . Inschrilt-
taleln II.23U, Inscikullur I. 66 . .
Inseln, friesische, II, .546, - ,
griechische. II. .30 . . Inselsteine
I, 72 . . Inselvcrlag II. 607 . .
Institut II. 528, — , polytech-
nisches 11,513 . . Instrumente,
astronomische. II. 745 . . Intar-
sia. 1.31,5.5.441.470. 472.-579;
l!,52,6l. 174, .bildmauige, I.
442. --arbeit I. .575 . . Intarsia-
toren I, 425 . . Interieur, das, im
Empire. II, 342. --typen. II.
2.34 . . Irdengut . . I, 14, 29, .30;
II, 619. 622 . . Iren I, 193 . .
irische Arbeiten I, 263 . . Irisie-
rung I. 1.36 .. Irland I. 214 . .
Irminf^er. II. 200 . . Irving II.
627. .Ise II. 779.. Islam I. 171;
II, 625., Isic, Garnier d.U. I6ü
. . Ismael von Apulien I. 2.54 . .
Ispahan II. 6,52, 672. 67.3. 682.
711, -, Glashütten II. 667 . .
Istoriali I, 510, — -malcr I, 524,
-malerei I. 519 .. Isulf VIII.,
Abt von Montecassino I, 226 ..
Italien I. 191, 194, 249. 205. 222,
256, 314, 319, 320, .347. .548; II,
8.24,28,90, 111,18.5,216, 2'29,
48.5, .528. 546,555.711. - im
Barock 11,8, -. gotische KUen-
beinarbeiten. I, 356, — im
Louis-XVI II, 329, -. Möbel
der Spatgotik I. 402, — . ro-
manische Stickerei I. > '^
romanische Zeit I, J.^s, .
Schmelzkunst der Spätgotik
I. 383, — . spatgotische Gold-
schmiedekunst I. .377 . . Italie-
ner II. 123 . . Ithaka I, 120..
Ilre 1. 284 . . I vry, Constant d". II.
228. . Iwahibcll. 75.1. . 11,7.54
. . Izumivama II. 786. D
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite. Sternchen Abbildunif
54*
851
Jabach
.lauoourt
Jeanne
Ju-Yao
Kaabah
Kalbleder
Jabach 11. 5,^0. 537 . . Jabots II.
Itiö . . Jacob II, 94. '2.5,3, — .
Georg. II, 248, — . Georges. II.
.J55. — , KunsUischlcrfamilic,
II. 2«, von Ulm I, .5.^7 , .
Jacobi 11, 456 . . Jacobsreli-
quiar I, 317 . . Jacobus, Apostel.
I. 315 . . Jacoby II. 792 . .
Jaconnett II. 491 . . Jacquard
II, 162, 444 . . Jacquemart II,
355 . . Jade II, 729, 740, 746,
— -gefäße II. 730 . . Jadeit
I. 9: II. 729 . . Jadenachbil-
dung II. 735, 736 . . Jadevase,
China, «II, 743 . . Jagden Lud-
wigs XV . Gobelin. II, 160 . .
Jagdfliesenbild aus Ispahan *
II. 672, —-hörner I, .155; II, 644.
pokal von Habenschaden
. II, 493. - -Szenen II. 212.
642. 673. — -teppich II, 673,
709 . . Jäger I. 45: II, 69
. . Jahn II. 503 . . Jahrhundert
der Arbeit II, 624 . . Jamnitzer
I. 551; II. 136, — , Albrecht, I,
590. — , Christoph, I, 607, — .
Wenzel. 1,560,590.598,614,- ,
Kassette. *l, 591, — , Merkel-
scher Tafelaufsatz, ^ I. .589 . .
Janitschek, Hubert, II, 515 . .
Jans II, 85. — und Lefebvre II,
160 . . Jansenislen II, 116 . .
Janssen. Stephan Theodor, II,
.324 . . Januarius, heiliger, I, 308
Januskopf 1, 1 35 . . Japan II, 54,
750 . . Japaner II, .545, 721 , 752
. . Japonniser II, 56 . . Jaquard-
stuhl I, 22 . . Jaquemon von
Anchin I, 310, — von Nivelles
1,310.. Jarine II, 162.. jaro de
la Alhambra, el, 11,695 ..Jasper
II, .503, vase, blaue, mit den
neun Musen Ton Flaxman, -y-
II, .328, — -wäre II.. 326 . , Jaspis
I. 8. 7.3. — -arten I, .58 . . Jativa I,
.380 . . Jaucourt, Kreuzreliquiar,
1, 308. D
Jeanne d'Evreux I, 308, ,
Marienfigur, I, .323 . . Jeffrey
\- Co. « II, .575 . . Jelänger-
jelieber II, 589 . . Jcnckel, Fried-
rich, 11, 536 . . Jennens & Bett-
ridge, Papiermache, II, 4.34 . .
Jerusalem II. 642 . . Jessen,
Peter. II. .523 . . Jettenstettcn I,
573 . . Jevasu II, 789. D
JidaII,ti0.3.
Johann Albrecht, Herzog von
Mecklenburg, I, 647 . , Jo-
hann Justus I, 325 . . Johannes-
fenster in Niederhaslach I, 3.30
. . Johanneum in Graz II. 199
. . John Bell, Uhr, II „ 4.32
. . Johnson, Thomas, II, 178,
180 . . Jones Collection II, ,513
. . Jones, Jnigo, II, 176, 178,
— , John, II, 513, — , Wil-
liam, II. 178 . . Jonquet II,
585 . . Joseph ^; II, 142 . .
Joseph II., Kaiser, II, 264 . .
Josephine, Kaiserin, II, 356
. . Josephinenhütte II, 506
. . Josepho de Levi I, 485
. . Joses, Jehan, von Dinant,
I. .326 . . Joster II, 285 . .
Jovisgilde I, 608. n
Jubiläum der Arbeit II, 410
. . Juchou-Oefen II, 739 . .
Jüchzer II, 294 . . Jugendstil
II, .596 . . Juliard II, 161 . .
Juliaschrein in Jouarre 1, 284
. . Julikönigtum II, 427 . .
Julius Cäsar I, 1.30 . . Jung-
frau, heilige, I, 368 . . Jungfrau-
becher I, .598 . . Justinian I, 166
. . Justinskreuz zu Rom » I,
164 . . Jute II, .560, — -gewebe
I, 11, — -teppichell,486 . . Jüt-
land I, 2-57 . . Juwelenporzellan
11,264 . . Juwelier I, 8; II, .323,
— -arbeit 1,50, 121.608; II, 2.57,
286, — -kunst I, 9 . . Ju-Yao
II. 739. a
K
Kaabah II. 6.3.3 . . Kabinett I.
4.'jS; li, 42, 45. 61, 90, 104, 146.
241, — aus Rosenholz :■: II, 240,
des Königs in Versailles »
II, 2.32, — in M.iliagnni II, 241,
— , Maiingoni mit Bronze * II,
240, — mit Malereien , Luca
Giordano • II, 13, , spani-
sches, II, 42, -schränke, Mai-
ländische, I, 490 . . Kacheln 1,
29,642; 11,273, — -ofen I, 389
. . Kachrylion I, 93 . . Kachler,
II, 622., Käfer II, 497., Kaffa II,
666 , . Kaffeegeräte II, 69,
-häuser I, 6, - -kanne II, .322,
659, silberne, x II, 324, — -Ser-
vice II, 58, 197, fassen II,
306 , . Kagemasa II, 774 . . Kago-
namitsuba II, 781 . . Kahlenberg
bei Wien II, 611 . . K'ai-feng II,
737 . . Kairo II, 640,641,655,
6,58, 668, 670, — , Ibn-Tulün, II,
6.35, 6.39, ~, Khedive II, 6.36,
— , Nationalmuseum II, 663, — ,
Sultan-Hassan-Moschee II, 664
. . Kairuan, Moschee Sidi Okba
II, 677 . . Kaiser, deutscher, I,
592, 597, — , römischer, 1, 196,
- -alball, 669, — becher,Osna-
brücker, I, .596 . . Kaiser-Fried-
rich-Museum, Berlin I, 276,
290. 472; II, 71, .5.39, 628, 6.34.
637, 643, 644, 647, 666, 667, 689,
713.. Kaisergewänder I, 190,
— -haus, makedonisches, 1,
171,- — kröne, deutsche, I, 2.35 ;
österreichische. I, 606, — -krö-
nungsmantel, deutscher, » 11,
700, — -mantel, Metzer, I, 190,
-münzen I, 196, — -stuhl in
Goslar I, 247, — -tum, lateini-
sches, 1, 171, zeit, römische,
I, 161 . . Kai-syöng II, 7.50 . .
Kait-Bey-Moschee zu Kairo II,
642..Kajikawa-Familien 11,788
. . Kakiemon II, 786 . . Kalaun,
Moristan, II, 641 . . Kalbicder
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
852
Kalebasse
Kandelaber
Kandier
Karl
Karl
Kistchen
II. "jI . . Kalebasse II. GT)« . .
Külendarien I. 61.1 . . Kalender.
MüncheniT, II, 5HI . . Kalifen II.
ü-'(» . . Kaliko I. •_'.'), cinhand
11.495. . Kalk I, 1').. Kaikar I,
392, 4(19 . . Kalkmassc I, 16.
-stein I. 9 . . Kalkutta. Wellaus-
stellun^ 11. 471 .. Kalligraphen
II. 766. - -Ornament II. 7,'j. 212.
- -Schnörkel II. 121 . . Kalli-
graphie 11. 721 . . Kaltarbcit I. 7
. . KalvarienbcrR I. 364. — im
Domschatz zu Gran • I, 365
. . Kamakura -Tsuba II. 773 . .
Kamakurabori 11. 748. 775, —
-periode 11.771, -schnitzwerk
II. 776. -zeit 11. 748. 772 . .
Kamares 1. 68. -maierei 1. 68.
-, Gefäß der. * I. 68 . . Kama-
riyas 11.667.. Kambly. Melchior.
11. 188. 192.. Kameeltaschen 11.
558 . . Kamelott 1. 22 . . Kameen
I. 132, 502: 11.267 .. Kameo,
Pariser 1. 132 . . Kamin 1. 216.
■566. 579. 646; II. 246. 273. 420.
580. mit Spiegel. Robert
Adam »11. 314. von Jac van
dem Bosch und H. f\ Berlage •
II. 619. — von H. Ducsbur)' «
II. 428. - -bock 1. 411. 4a5;
Florenz • I. 486, • I. 487; der
Empirezeit II. .3.50. -garnitur
II. 252. — -lampe II. 499. -
•mantel II, 580, — -schirm • II,
560, — -sitz I. .397. — -teile II.
114. - -Umrahmung II, 233, —
-uhr II, 318, — -wand eines
Speisezimmers • ll..576..Kamm
I. 17. 56. .355. 503. - -garnstoff
I. 22 . . Kamp. Kloster. I. .337.
341 . . Kampen I, 580 . . Kampf-
schwerier I. 627 . . Kampmann
II. 605 . . Kanagai II. 777 . .
Kanapee II, 245, - mit Tapis-
serien von Beauvais - II. 245 . .
Kandelaber I, 465.474.481; II.
1 10, 196. 249, 250, 254, 255, 282,
323, — aus Boscoreale * 1, 105.
- von Strack * II. 489 . . Kand-
ier. Johann Joachim. II, 2ü2, — .
Große Terrine des Schwanen-
service • II. 202 . . Kaneit- II.
780. 789..K ang-hsi II. 743. 745.
748. - -zeit II. 744 . . Kflnnchen
I. 5.3.3 . . Kanne I. 26. 29. 31. 491.
511. 594. 6.39; II. 108. 6*HJ. .
Kmden • I. 59.5. — . London •
II. 323, ~, Lüneburg • I, 595,
mit Fadenverzierung • I.
1.36. — , portugiesische, und
Schüssel • 1,494. - . rhodische.
• 1,91. —, silberne. Berlin .11.
255,- , silberne. Japan »11.7.55.
. silberne, von F. L. Meißner
• II. 288. — , silbervcrgoldet .
II. 2.5.5, — und Schüssel aus
Hadua • I, 49<», . veneziani-
sche. • I, 25 . . Kannebäcker-
Mndchen II, .568. . Kannelierun-
gen 11. 273. 284 . . Kannclüren
11. 2.54 . . Kanonen II. .3.58.
-visiere I. 613 . . Kantharos I.
199.. Kanzel I. 16. 154.465; II,
12, 46. 47, 274, 275. 640, — in
Genua I. 474. in Pisa I. 474
. . Kaolin I. 13; II, 736. 779 . .
Kapelle, reiche, zu München I,
584. »i02. -gitter I. 480,
-rcliquiar I, 311; Aachen • I,
312.. Kapitelle II,. 344.. Kappel
I. .328. . Fenster 1. .3,32 . .
Kappenberg I, 278, 294, 410. .
Graf Otto von. I. 278. . Kapseln
I. 176 . . Karabacek II. 6.55. 668.
681. 690.691.701.706 . . Kara-
bitsu II, 76.5. 767 . . Karakorum
II. 747 . . Karakusa II, 765 . .
Karamono II, 775 . . Karatsu II,
778, 784 . . Karawanenstraße I.
165 . . Karawansereien II, 633,
670 . . Karcher. Johannes. I. 540.
— , Nikolaus. I. .542 . . Karden
11. 162 . . Karikaturen I. 127 . .
Karl I. II. 18.3. - I. von England
II. 49. 176. — IL II. 176. -11. von
Sizilien 11.220,- 111.11.337,
V. I. .564, .580, 627, - V., König
von Frankreich I, 308. VI. I,
364; II. 60. VII.. Kaiser. II.
193. IX. von Frankreich 1,611.
648. - der Große I. 189. 218,
220. im, 606; II, 644. M5, t)<)6.
716, — .KopIreliquiar in Aachen
• 1,310, derKühne 1.417.
Theodor. Herzog in Bayern II.
298, :«», Theodor. Kurfürst
von der Pfalz II, 209, 298, .3(K) . .
Karlowsky. Bildhauer. II. :i38 . .
Karlschrein. Aachen I. 278 . .
Karlsreliquiar in Bologna • I.
.307. 1. 318.. Karlsruhe I.4(t0; II.
291. . Gewerbchallc 11, .523,
— . Kunstgewerbemuseum II,
523, - , Kunstgewerbeschule II,
523. . Künsllerbund II. ti(l5 . .
Karlstein 1. 407 . . Karminrot 11.
744 . . Karneol I, 73, 129 . .
Karolinger. Zeit der, I, 217 . .
Karolingische Arbeiten 1.263 . .
Karossen II, 147 . . Karthago
I, 163 . . Kartonnage I, 26. —
• arbeiter I. 11 .. Kartusche II. 8.
.502 . . Karyatiden II. 126 . .
Kaschmir 1.22; 11.487.706,
-wolle II. 268, - -Ziege II. 706
. . Kasel 11. 26. - aus dem Ornat
des goldenen Vließes • I. 418.
aus italienischer Seide. Dom
zu Halberstadl • I. .348. in
Braunfels • I. .3.35 . . Kashira II.
770 . . Kasim Edrisi II. 6.36 . .
Kassel I. .376, .377. 422; 11.66.
209, 214, .5.36 . . Kassette I. 26.
44.5. 50.3. 511. 629; 11.42, 198,
— . byzantinische. I. 174. , ge-
schnitzte. Siena • I. 449. mit
antikisierenden Darstellungen.
• I, 176, — mit geätzten Ver-
zierungen 'I, 6.30, -decke I,
.567 . . Kassettierung II. .347 . .
Kästchen 1.28.44.5.484; 11.147.
- . famesisches, von Manno
di Basfiano und Giovanni Ber-
nardi, »1, 497, — mit .Malerei
• I. 445, mit Reliefdekor »1.
446, -, silbernes, I. 1.57. -
von Gottfried Semper, • II, 512.
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite. Sternchen Abbildung
853
Kasten
Kels
Kols
Kicibofren
Kiew
Klappstuhl
• 11.513. .Kastcnl.21. 26.28:11.
147.766. — dcrKmbiiachiwcrk-
statt . I. 358. . eiserner. I. r>2«>.
— , venezianischer, mit .Malerei.
. I. 447. - -beschläRe I. 27. —
-möbel I. 16, — -Sarkophag I.
1.^7. - -sit2 1.397, -tisch .1.
.196 . . Kaswin 11, 638 . . Kata-
komben, römische. I. 152. 162..
Kataloge II. 726 . . Katana II.
769 . . Katharina II.. Kaiserin
von Rußland. II. 2,5,3. 2.57. 265,
277. .«12. X^ . . Katharincnre-
liquiar I. 247 . . Katholizismus
II. 4 . . KatoShirozaemonKage-
masa II. 773 . . Kattun I. 22, — ,
bedruckt II. 560. — -fabrik.
Schülesche zu Augsburg. 11,291 ,
-tapeten II. 272..Kauffmann.
Angelika. II. 309, 318, — .
Anbietplatte. Wiener Porzellan,
• II, 300 . . Kaufleute, Nürn-
bergische. I. 37 . . Kaukasus I.
257 . . Kaulbach II. 56.5. 571 . .
Kaulfuß II. 290. . Kaunitz.Graf,
II. 190 . . Kautschuk II. 449 . .
Kautzmann. Gebrüder, II. .551 ..
Kayser und von Großheim II.
551, 5.54,557, — Speisezimmer,
• II. .542 . . Kavserzinn II. 619.
Keats, John. II. 508 . . Keft II,
652 .. Keifa II, 647.. Keilschnitt
I. 19.3. 21.3, — -bronzen 1.211
. . Keizer, Cornelis de. II. .58 . .
Kelch 1.6.8.26,31,158,248,281,
589. .599: II. 2.5.5. - der Gode-
hardkirche, Hildesheim I. 282,
— des Erzbischofs Grafen von
Mansfeld * I, 599, — , früh
gotische, I, 31 1, — von Chelles
1, 210. — -decken II. 44, 128, —
-gUser II, 307, — -tuch I. .320 . .
Kelle I. 26 . . Keller II, 107. -
-Leuzinger II, -547 . . Kelling-
husen 1,325. . Kellner.Hermann.
II. 5.50, -, Weinkühler. ♦II..522
. . Keimscott Preß II, .587. * II,
589 . . Kels. Franz, Spielbrett.
• I, 578, — , Hans. I. 579 . .
Kempen I. 375. .391. 409 . .
Kcnilworth-Büffet von Cooks
& Sons II. 419. .ll.424..Kcnt.
William. II. 178,311 . . Kenzan
II. 785 . . Kepler 1.613.. Keramik
I, 12. 29, 46, 65; II. 1,5,5, 182. 292.
324. 3,36. 420. 458, 619,734. 741.
778. 78.3. —, Barock. II. 11,3.—
Böoticns, I, 88, — . byzantini-
sche, I, 185, — , chalkidischc. 1.
88. — der italienischen Renais-
sance, I, .504. — des Islams II-
670, — , deutsche. II, 75, — . eng-
lische, II, 503, — Griechen-
lands, I, 82, — , hellenistische.
* I, 101. — in Attika, I, 90.
- , italienische. II. 20, 21, 218,
— . kaiserliche (China). II. 7.37,
— , koreanische. II, 750, — ,
korinthische. I. 88, 89, — , kre-
tisch-mykenische, I, 68, — ,
kyrenäische. 1,88.89. —.milesi-
sche, I. 88, 89, — , mohamme-
danische, II, 716, — , prähistori-
sche. Japans, II. 753, — , proto-
korinthische. I, 88, — , rhodi-
sche, I, 88. — , vormykenische,
I, 66 . . Kerbschnitt I, 193 . .
Kerbschnitzerei II, 557 . . Ker-
manschah il, 633 . . Kersten,
Paul, II, 607 . . Kerzenkrone von
Lorenz Gedon »11, .544, — von
Spinn & Sohn *U, 465 . . Kesa-
bakoll, 766 .. Kette I, 18, 19;
11,2.5.5, -.englische, 11, 181,—
-schmuck 1.27, — -teile I,.50, —
-wäre I, 21 . . Kettlach I, 263 . .
Keynes. Combe, I, .381 . . Khe-
dive 11,715 . . Khorsabad 1.59 . .
Khosrau, El.I, 207 . . Khosroes-
schale 1, 198 . . Khoßrau. Närrari,
II, 66.3. — , Nässiri, II. 668 . .
Khotati 1,165; II, 68.5. D
Klang-si II. 736, 7.39 . . Kidder-
minsterteppiche II. 486. 602 . .
Kiefer I. 10 . . Kiel, Taufbecken
I. .325.. Kielbogen II, 6.35, 675 . .
Kiew I, 18,5 . . Kigomoro 11. 773
. . Kilian, Joliannes. II, 69 . .
Kiükien 11. 708 . . Kilim II. 708
. . Kimmei II, 7.55 . . Kindcr-
figurcn II. 250, 293, — spiele
II. 121. - -Zimmer II. .579 . .
Kindler, A., Sophnschoner. «
II. .541 ., Kinji. II, 741, 776. .
Kinkw.Tzan 11, 775 . . Kinzing,
Peter. 11.276.. Kirche 1, 41; 11.
1 10. 573, -, griechisch-katiioli-
sche. I. 171 . . Kirchen s. unter
den Ortsnamen, — architektur,
byzantinische, 1,171, — bänke,
gotländische. I, 257, — fenster
I. 251 . — der Schweiz I. .3.32. —
-gebäude I. 1,59, —-gerät I. 1.58.
588;II.,564;vonPugin, «11,417,
— -gewänder II, 165, — -In-
terieur II, 27,3. - -kelch II, 108,
von J. A. Meissonier «II, 153,
— -mobiliar I. 1.53, byzantini-
sches, I, 17', der italienischen
Renaissance I, 464, — schätz
1,187; II, 532, — Schatzes, unter
den Ortsnamen, — -schrank
in Wernigerode « I, 3.52, —
-spitzen II, .39, —-stuhl 11,274,
— , dreisitziger, I, ,391, — tür 1,
,302, von A^aria im Kapitol 1, 2.59,
— -türumrahmung, norwegi-
sche, I, 301 , - - Wäsche II, 28 . .
Kirchheim a. d. Mindel I, 618 . .
Kiriblüten 11,779.. Kirigane II,
777.. Kirman II, 692 .. Kirsch-
baum I. 10.. Kirschner II. 298..
Ki-Seto II. 775 . . Kiß II. 4,58 . .
Kissen II. 65, 77. — , florentini-
sches, mit Stickerei, »1,540,—
-bezüge I, 22.. Kister. Anker, II,
606.. KitschelsErben, Mobiliar,
* 11,473 . . Kiyomizu 11,78,5..
Kiyomori II, 764 . . Klagenfurt I,
442.. Klappallar 1,178, 180, —
-altärchen I, .3.5.5, — -deckel I,
1.56, — sessel 1,4.53; aus Metall
I, 454, — -Spiegel I, 113; mit
Relief, griechischer, »I, 112, —
-Ständer I. 472. — -stuhl I, .56,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbilduni;
854
Klarheit
Kluiterneuburg
Kloairmeuburg
Koeliu
Koffer
Kommode
153; mit Cerloslnamosaik •!,
4.'')-': mit Schnll/iTfi • I. J"..»; I,
57'i. '>mt . . Klarheit I. 4*7, —
-schnitt 11. 7-t . . Klassizismus I,
39; II, 107. 403. -.italienischer.
II. 3-.>y . . Klavier I. 16; 11.248.
- von 1823 .11. 405. -.vene-
zianisches. I. 464 . . KlazomenJ
1,8'» . Klccblattho^:e^ II, »».35 . .
Kleiden I. 23 . . Kleider II. 162.
knöple II, 262. — -modcn II.
56<). — -Ordnungen. I. 546.
-rechen, Florcntinischer. • I.
459. — -schmuck II. 99.
-schrank II, 278, zu Bremen •
II. 275. - -Stander 11. 4^>«.i.
-stolfe 11.488. .Klcidun« I. 17;
145. . Klein ll.5(M), .August.
II, 55() . . Kleinasien I, 151 ; II.
712. 713. 714. -bron/en II,
563. 651 . . Kleiner.Salomon.il,
6« . . Kleingcrat 1, 17. 18,411,
589. - im Louis-XVI II. 2.5.5 . .
Kicinmeister 1, 5.3.3. 556. —
-schale» 1,84.. Kleinode 1.27
.. Klcinpiastik I. 154; 11.500. .
Klein Trianon II. 228. 2.3.3. — ,
Salon de Compagnie II. 232 . .
Klencke. Hans. I, 631 . . Klenze.
Leo von. 11, 4.34 . . Kleukens II,
6a5 . . Klimt. Gustav, !!, 613
. . Klinge I, 627 . . Klingen-
schmiede I. 27 . . Klipfei. Carl
Jac. II. .302 . . Klitias I. 8.S . .
Klopfer 1. 27. 408 . . Klöppel 1. 23.
- -arbeit II. 38, 129,215.270..
Klöppeln 1.10.21.23.. Klöppel-
spit/e II. 34. .3.5. .38. 12*>. 170.
171.490. .11. 609. -.Erfindung.
II. 36. — . italienische. .11. 28.
— . Mechelner. II. 1 72. — -erzeu-
gung II. 78 . . Klöppeltechnik
II. 38 . . Klosterkirche I, 2.57.
Klosterkunst I. '227. 260. — des
10. und II. Jahrhunderts I,
226, — vorromanische. I. 260 . .
Klostermöhle II. 623. . Kloster-
neuburg I. 270. 318. .328. .370.
372. .386. — . Fuß einer Mon-
stranz I. 322. . Kelch. I. 322.
-.Kr.
-.Sch:: . .::- , ... ,
-. Slilt. II. 189 . . Kloslerschulen
I II. 470, — -Stickerei
I. ... ^, .,tcrVeilv' -' " iiw.
Klostcrwerkstall I .
Tegernseer, I. 252 . . Klotz,
Hermann. 11,516.. Klou^ek II.
541 . . Knaul II. 7.V1 . . Knet-
wasser I. 13 . . Knies II. 288 . .
Knipler. Johann (Ihristian. II.
.138.. Knipp. J. l... .11. .549..
Knobeisdorf (auch Knobels-
dorff). Georg Wenceslaus von.
II. 188. \\r2 . . Knöchelchen II.
.34. .Knochen 1. 10,45, -belag.
geschnitzter, 1,276, — -Schnitze-
reien I. 81 . . Kn<^ffel. Johann
Christoph. II. 193 . . Knole II.
176. . Knopf. Heinrich. FMerde-
rQstung. I, 626. - . Pracht-
rflstung Christians II., .1.626..
Knopf 1.17. 18; II. '.»^»..Knorpel-
Stil II. 60. - -werk II. 9 . .
Knossos auf Kreta I, r>6. 67. 80
. . Knoten, kleinasiatischer, II,
708, — , persischer. II. 708 . .
Knowles. W. Pitcairn, II. 57 . .
Knüpfarbeiten II, 1 23 .. Knüpfen
I. 22 . . KnüpIteppich II. 7o«i.
in Quedlinburg •!, 299 . .
Knüpfteppiche II. 122.67.3, —.
spanische. II. 714. .spanisch-
maurische. II. 71.3. D
Koami .Michinaga II, 777, —
Nagashige II. 788. — . Lack-
kasten '11,786.. Kobaltblau II,
742. 678. 745..Kobcr I. 21 . .
Koblenz 1. 269. . Kobodaishi II,
76.5 . . Kobori II. 78.5, - Masa-
kazu II. 784 . . Koch. Melchior,
1.619 . . Köcher I. 21; II. 1.56.
— -beschlag I, 120 . . Kocksel
II. 288. - , Gerhard. 11,289 . .
Koechlin.Raymond. 11.6.39. 691
..Koenig. Otto. 11.554 . . Koe-
tiers. Jacques. II. 254 . . Koetsu,
Lackkaslen II, 789 . . Koffer II.
' 104 . . Kof' Mcl
.. Kogal II.
Kohlenbecken. Bronze mit Zel-
lenschmelz, China • II. 746, •
11,747.. K "" •• " ib-
guO >l,8. I.
586 . . Kolke Yoshiro II. 780 . .
Kojikill.7.52. 7.53.. Kokon 1.10
. . Kokosgewebe 1.11.- -nuO I.
599; II. 67.. Kolbe II. .504 . .
Kolberg I. .3'25. 410. -. Marien-
kirche I. .325..K»llegiatkirchc
1,265.. Koller. Martin, 1,643..
Kolman, Desiderius, l, 624. — .
Koloman. I, 623. 624 . . Köln
am Rhein I. 195, 246, 256, 258,
259, 26.3. 265. 270, 272.274, 277,
281. 2*J3. ,301. .304. 323. .328. .1«.
.351. .3«i9. 372. .390. 391,. 392, .396,
.397, .398, 401.409. 410.644:11,
71. 9.3, 524. 551. — , Andreas-
kirche I. .368. — . Dom I. 328.
;i.30. 414, . Domchorstühle I,
351. — . Domkapitelsaal l, 330.
— . Domriesenlenstcr 1.414. .
Domschatz. Bischofsstab I..32.3.
-. Domschatz. Monstranz I.
.324. -, Fensler I, 327. .130. - .
Gerennskirchc I. 298, - . Him-
melfahrtskirchc 11,77, —.Hoch-
chortenster L 330, — , Jesuiten-
kirche II. 60. — . Komödien-
straOe I. 644, -, Kreuze I. 319.
. Krugbäckerei I. 644, -,
Kunstgewerbemuseum I. 277,
644. . Kuriürst von I. .5W. - ,
.Machabdcrschrcin I, 368, — .
Sankt Ursula 1,168; 11.697.- .
Werkstatten I. I.i5. Ehren-
thal 11.571. -.Kölnische Arbeit
I. 232 . . Kolonialstil II. .582 . .
KoloristikL 179.. Kölscher II,
.562. - . Tflrklopfer .II. 4%. .
Koma-Familicn II. 788 . . Kom-
burg I. 246 . . Kom-el-achmar I.
48. ,50 . . Kommissionär I, .37 . .
Kommode 1.16; II, 11,90, 147,
177. 192.236. 318, .360, — , Bi-
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsehe die Seite, Sternchen AbbtIdunif
855
Kommode
Kopenh»i2en
Kopenham'n
Kralik
KranuT
KrioKer
Miothek Ma/atin • II, 96. — .
Ebenholz • II. 234, - in Vernis
Martin • II. 142. — mit Bronze-
uhr • II. 347. — mit Spiegel •
11.346. nach Slodtz. Samm-
lung Wallace • II, 145. — von
J. B. Piranesi II. 333. - von
Magiolino de! B.irabigio • II.
348. — von .Martin Carlin - II.
235. — von Bcnemann ♦ II.
236. — von R. Adam ♦ II. 316
.. Kompositionsschema II, 249
. . Konfektschalen 1,514; II. 65
. . Konferenzzimmer II. 190 . .
K. ff I. 22 . . Koniah II,
<ö(<:. .. . 1^'. —, Moschee Ula-
eddin II. 712 . . König II. 448.
— . Ottoll. 515 .. König& Bauer
II. 448 . . Königsberger Meister-
verzeichnis II. 285 . . Königs-
felden I. 327. 328. 341, -. Fen-
ster I. .332. — . Münster I. .327 . .
Königsfeldener Antependium
in Bern ♦ 1.340.. Königsgräber
I. 50. — -kammern II. 280. —
-name I. 50. stil. französi-
scher. II. 573 . . Könitz I, .328 . .
Köniz bei Bern. Fenster I, 323
. . Konoe Nobutada. Fürst II,
789 . . Konrad II, Kaiser I. 2-3.5
.. Konrad. Christoph, II, 205 . .
Konsole II. 1 14. 2.54, — -tisch II,
190. 242. 278. 31 4.. 368. - 11.241.
— . Hotel Beauharnais - II. .362,
— in geschnitztem und vergol-
detem Holz * II, 242. — , italie-
nisch * II, .3.32 . . Konstantin I,
151.180, 194.. Konstantin VII.,
Kaiser 1.204, — Monomachos,
I, 183.. Konstantinopel I, 151,
158:11.639.642.672. 681.704.
— , Bibliothek des Sultans II,
715. — . Moschee Piali Pascha
• 11. 672. II. 681 . . Konstanz I,
321. 322, .392, — ,Dom 1,350,-,
Scheiben I. .331 . . Konstanze,
Kaiserin I, 25fJ . . Konstruktive
I. 16 . . Kontunvirkung I. 428 . .
Kopenhagen I, 26-3, 277, 281,
301.377. 397. 422; II. .30.3, 414.
498, 517, 536. 596, 620, , Mu-
seum I, .325, — , Palenc I, .323.
— . Porzcllanfabrik II. 620, - .
Schloß Rosenborg. II, 702, -.
Volksmuseum II, .547 . . Köper-
bindung I. 19 . . Kopcrnikus I.
.544 . . Köpfe, behelmte, II, ,3.5«
. . Kopfreliquiar I. 278. .308. 310,
367. — im Dom von Florenz I,
318, — in Catania I, 318, —
Karls des Großen 1.311 ..Kopf-
schmuck aus dem sog. Sch.itze
des Priamos »1, 64, — -stück
II, 770, —-trachten II, 166. —
-tücher I, 21 . . Koppen. F. W.,
« II, 560 . . Köpping, Karl, II,
622 . . Kopten 1, 163; 11.632.640,
Koptische Funde I, 152 . .
Korallen I. 8. - -rot 11,744 . .
Koran II, 629, Illustration II,
636, — -kassetten II, 640. 642.
— manuskriptell,716, — Stän-
der II, 640, 642. Korb I. 21;
II. 104, 322, — .geflochtener, I.
464. — mit Glasboden *I, 464
. . Körbchen II, 243, 322 . .
Korbflechten I. 21 . . Korden-
busch II, 210 . . Kordulaschrein
1.216 . . Korea II, 749, 7.50, 7.55,
782, 784 . . Korin II, 785, — ,
Lackkasten. II, 789 . . Korinth
I, 187 . . Kornmann, Joh., II,
18 . . Koro II, 774, 775, — aus
Bronze * II, 759 . . Korridor II.
581 . . Kose-no Kanaoka II, 749
. . Kostüm I, 1.57, 188, --ge-
schichte 1,23; 11,518 . . Koth-
gasser. Anton, II, 296 . . Koto
II, 761 . . Ko-yao II, 7.38 . .
Koyasan II. 767 . . Kowarczik
II, 618 .. Kozuka II, 770 .. K.
P.M.. II, 202. . Kragen II, 128
. . Krain II, 215 . . Krainische
Kunstwebeanstalt II, 601 . .
Krakau I, 410; II, 290. 518, -,
Czartor)skimuseum, 11,711, — ,
Dom.1,419.588,—, Medaillon,
1, .333 . . Kralik, Wilhelm, II,
506 . . Kramer. J.. Riidicrsclir.ink
» 11.416 . . Kraniche I. 1.30; II.
766 . . Kränzchen II, 306 . .
Kränze I. 122; II. 267. 274 . .
Krappdruck I, 20 . . Krater « I.
42, 84. 125. — aus Boscorealc.
Henkel und Lampenuntersatz
«I. 118. — , großer, aus
Boscoreale * I, 117, — mit
Amazonenschlacht, aus Bo-
logna ^ I, 97 . . Kraus, Hans, II,
61, — , Jo. Ulrich. II, 185 . .
Krause. Jakob. I, 6,50 . .
Krautauer II, 288 . . Krawatten
II. 128. 165, 604 . . Kredenz I,
,394. 395. 456; II. 314, in Ber-
lin * 1.455.- von Banetti »II,
5.37.. Krefeld I,. 37, 189; II, 214,
.524 . . Kreide I, 15 . . Kreis,
Wilhelm, II, .597.. Kreise II, 260
.. Kreiselräder 11,439 . . Kreis-
punzieren 1.241, — sägell,4.50,
— -Segmente II, 260 . . Kreling,
August von. II, 435, 571, 522,
,562, X II, 550 . . Kreml zu Mos-
kau I, 584, 592, 608 . . Krems-
münster I. 212 . . Krepp I. 22..
Kreta I, 67, 140 . . Kretonne I,
22; II, 609 . . Kreußen I, .37; II,
75. . Kreuz I, 6, 18, 21.5, 159,
286; II, 108, — des Agnellus I,
158, — , goldenes, 1, 233, — im
Beuth-Schinkel-Museum 1,268,
— , italienisches, I, 317, — , sil-
bernes,zu Ravenna, «1,159, —
-blume I, .374 . . Kreuzenstein,
Schloß, I. .304, .3.54, 400, 401
. . Kreuzfuß aus vergoldeter
Bronze * 1.492, in S. Omer
1.266, <^ I, 268, —-kirche 1,246,
247 . . Kreuzigung I, 180 . .
Kreuzigungsgruppe, Baseler, in
Berlin I,.321, -tafel der Mün-
chener Schatzkammer I, 183, *
1,184.. Kreuzreliquiar 1,180,204.
317, - des Domschatzes zu
Gran 1, 184 . . Kreuzreliquien I,
180, - -stich 1,23, - -tafel 1,272,
-Zügel, 172; II, 6.30.. Krieger
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
856
Krieger
Kult
Kultur
Kunitfortn Kunatgpblet Kuntlgewerbe
II, 7r>w, . Dämon et Colin
Succrs. hrkcr. »II.' ^ ..
KricKer & Co. Hü.! ...uk
II. 4-.>-J..KrifKsstubci..'')7l'..
Krim I. 123. 136.. Krinolinc II.
482 . . Krir ' ' rcn II. 2ti3.
• ll.'2Ü(i.. ( , l^»«;ll.74.
— -arbeiten, italienisches E)a-
rock. II. 18. — -Rlas.l. 15;II.1H.1.
505. palast II. 410. — -pokal
mit Schmelzmalerei • 1. .185.
-Schneider II. 19. -schnitt I.
498 . . Kristiania (siehe auch
(^hristianial II. »")20 . . Kroaten
II. 128..Krogh. Arnold. 11.596.
620 . . Krohn. F'ielro. II. 5%. 620
. . Krone 1.27; 11.65.70. - der
Habsburger •1.606. .eiserne,
in Monza • 1.226.. KronKlasI,
15. - -leuchter I. 410; ü. 110.
III, 199.. Krönungsmanlcl der
deutschen Kaiser II. 699. -,
ungarischer. I. 2S3 . . Krugl, 17,
26. 2*>. M ; II. 690. — aus
Böttchersteinzeug • II. 200. .
deckclloser. II. 181. — der
Backerzunft in Breslau I. 412.
— . Raeren. » I. 645 . . Krüger.
F. A. O.. II. 612 ..Krumms3bel
II. 662. -Schwert II. 769. -
-Stab in Citta di Castello • I.
315. 316. — im Domschatz Köln
I. 316. in Siena I, 316. — in
Sulmona I, 316 .. Kruzifix 1.600
Ktesiphon 11. 6,V}. 6%. 707. D
Ku II. 728 . . Kuan yao II. 737 . .
Kublai Khan 11.737,741. 745..
Küche 1. 6. — . westfälische. •
11. 522. 547 . . Kuchenformen I.
17.- -schalen II. 284.. Kudara-
no Kawnnari II. 749 . . Kugel-
schliff. II. 74 . . Kuhhaarteppiche
11.486.. Kühnen. 559. -.Hans.
II. 597..Kühnel. Chr. Frdr.. II.
294 . . Kulah II. 713. - -teppiche
II. 713 . . Kuiierware I. 21 . .
Kulmbach, Hans von. I. 652 . .
Kult, mohammedanischer. II,
63A . . Kultur. kanstlerische.Osl-
asiens 11.721, , feministische.
II. 256. -. koreanische. II. 748.
— . kretlsch-mvkenische I. 61.
67. -. künstlerische. 1, 5 ; II. 722.
— ' • ' he. II. 6'27.
' . I. 38. .
troisch-phr)'g1$che. I. 60. —
-gt ■ !.2I. 39 . . Kumagai
II. r ..... . Kumagawa II. 751
. . Kümmel. Otto. II. 790, 792 . .
Kumme 1.29; 11.690 . . Kunckel.
Johann. II, 212 . . Kundenarbeit
1.32. . Kunihcftkirchc I. 277..
Kunigund 1. 216.235. -.heilige.
I. 322; 11.667.. Kunst 11.548.
. altbyzantinische. I. 1.52. --.
altchristliche. I. 146. - . ange-
wandte. 1.39. — .buddhistische.
II. 632. -, bürgerliche. II. 309.
. byzantinische. I, 151. -.
dekorative. I. 39. — der Straße
I, 5, 6; II. t>06. - der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts. I.
561, — .hellenistisch-byzantini-
sche. 11. 6.32. - , hochromani-
sche. I. 260. — im Hause. I. 260.
362. . ionische. I, 89. — .
irische.l.2l 1.214. -.kirchliche.
1.5, — . krctisch-mykenische. I.
.52. — . mesopotamischpersi-
sche. II. 646. — . nordische. I,
211. -, orientalisch-byzantini-
sche. I, 151, , rt ' e.
I, 218. - und Rcp n.
graphische. I. 25. — und Wun-
dcrkammcrn II. .5.34. — und
Wunderkammer Rudolfs II.. II.
538. — . volkstümliche, II. .35. — .
vorromanische. 1.260, -billct.
Wiener, um 1825. • II. 406.
— -bronze II, 4.5M, 499. .564.
— -bdchlein. Renaissance. I,
5.52 . . Künste, musivische. I, 31
. . Künstelei I. 3 . . Kunstent-
wicklung der deutschen Renais-
sance. I, 547. — -fertigkeit I. .3.
-form I. 3. — -gebiet, ober-
rheinisches. I. 312; oströmi-
sches. I. 151, — -gegensllnde.
antik r! 1.146, gelb
l..}2y..K..;. . ... Aerbel.l..39.ll.
167. .52:». . Ästhetik de». 1.39.
. altchrittliches. im Osten und
Weitender "■ iches.
I. 146. .Ai I. 1.5.
, asiatisches. I, 38, — , assyri-
sches, l,.57. .Aulgaben, I..3.5.
— . babylonisches. I. .57. - . Be-
deutung. I. 35. . Begriff. I. 3.
.byzantinisches. I. 171. 186.
-. Chinas. II. 721, 725. -
der Barockzeit II. 3, — der
neuesten Zeit. II, 407, - der
Rer in Deutschland
uni! ..V, :igcn Lindern nörd-
lich der Alpen, I. .54.3. der
Renaissance in Italien, I, 425,
der vorklassischen Zeit (Troja,
Kreta .Mykcna) I, 60. des
klassischen Altertums, 1,82, —
des Barocks II. 1.30. des Ro-
kokos II. 1.30. . deutsches. II.
549. im 18 Jahrhundert. II.
215. -. englisches. II. 413. .549,
578. - . Entwicklung. I. .38.
- , frflhgotisches, im 1.3. und
14. Jahrhundert. I, 305, ~ im
Barock II. 3. im 15. Jahrhun-
dert, spatgotisch. I. .3<il,
im frühen Mittelalter von der
Völkerwanderung bis zu den
Karolingern I. l'.Hi, im Kultur-
gcbiete des Islam II, 625. im
Mittelalter,!. 170. im Rokoko
II. .3. in den .Niederlanden II.
45. — in der Empirezeit II. 226.
227. — in der Louis-XVI-Zeit II.
226. 227. — in der Renaissance
1.42.3. in der vor; r 't-
lichenZeitundim.M' Ic
1.45. — in Frankreich II. 123. -
in Ostasien II. 719. — . italieni-
sches Barock. II. 9. — Japans
II. 752. vorgeschichtliches. II.
752. -. Koreas. II. 749. .
kosmopolitisches. II. 464. — .
,M.iteri.il. I. 8. - . morgenlJndi-
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildunif
857
Kunstgewerbe Kunslschrank
Kunstschulen
Kutalüa
Kuttenberg Lambertusbüste
sches. I, 38, — . niederländi-
sches. II. 4ti. — . osLisiatisclies.
I, 38, — , romanisches, 1, 259,
— , spanisches, II, 41, — , spät-
römisches, 1. 194, — südasia-
tisches. I. 38. — . vorroma-
nisches, I, 227, — . Wirtschafts-
formen, I. 32 . . Kunstgewerbe-
Ausstellung, dritte deutsche.
1906, II, 598 . . Kunstgewerbe-
museum I. 39; II. 523, 529,
—, Berlin. 1.458,474,498, ^508.
♦ 522,531,532. *535, *536, *
604, 642: II, 246, 291, 713, — ,
Berlin, Bibliothek. II. 518, 543,
— , Hamburg. II, 291. —. Köln I,
311. 318. 330, 396. 643, — ,
Leipzig. II, 628, — , Wien 11.483
. . Kunstgewerbeschule II, 519,
522, 523, — des K. K. Oesterrei-
chischen Museums für Kunst
und Industrie in Wien II, 519,
611.—, Paris. 11. 527, — , Prag,
H, 519 . . Kunstgewerbeverein
II, 522, 552, — , bayerischer, II.
552, — , Frankfurt a. M., II. 522,
— , Pforzheim, II, .522 . . Kunst-
gewerbler II, 592 . . Kunsthand-
werk I, .33 . Kunsthandwerker
I, 34. — , deutsche, II, 248 . .
Kunslkammer II, 67, — der
preußischen Herrschei II, 539
. . Kunstkreis, ägjptisch-kop-
tischer, I. 151, — , byzantini-
scher, 1, 151, — , syrisch-palästi-
nensischer, I, 151 . . Kunstleder
II, 4.50. — -soiten 11,45 . . Künst-
ler 1,. 34; II, 401,. 592, —der Re-
naissance I, 553, — -familien,
oberitalienische, I, 466, —
-kneipe, München, II, 452, —
-kolonieII,8f), — , Darmstadtll,
597, — im Louvrell, 99.. Künst-
lerwerkstätten II. .592 . . Kunst-
schlosser I, 10, 27; II, 198 . .
Kunstschlosserei der Spätgotik
1,408 . . Kunstschmiede 1, 10, 27,
— arbeit 11,61 8. .Kunstschrank,
pommerscher, *I, 604 .. Kunst-
schränke 1,603 ..Kunstschulen,
Preußen, II. ,524 . . Kunststicke-
rei, Frühgotik, 1, .3,35. — schule,
Wien, 11,519 . . Kunststil, fran-
zösischer, I, 305, — , phönizi-
scher, I, 60 . . Kunsttisclilerei,
Frühgotik, 1, 352 . . Kunst-
töpferei II, 502, 567, 619, —.is-
lamitische. II. 671 . . Kunstver-
glasung I, 15; li, 614 . . Kunst-
völker II, 8 . . Kunstweberei I,
252..Kupfer I, 9,51,261,— -be-
schläge II, 610, — -druck II,
272, — email II, 324; französi-
sches, I, 285, — -gerate I, 57, —
-grund. gebräunter, I, 241, —
-kelch 1, 213, — aus Petöhaza in
Oedenburg I, 213, — legierun-
gen I, 28, platten I, 25, —
-schmelz I, 243, 262, 263, 272,
280,318. —, romanischer, 1,261,
263, Schmelzbild, Lombar-
dei, *I,.383, — kasten.England,
^I, 264 .. Kupferschmiede I, 10,
1 2. — Statuetten 1,57, — Stecher
I, 62.3, Stechkunst II, 69, —
-Stiche II, 146, 260, 269, 542, —
-stichwerke, italienische, II, 229,
— treiberei II, 566 . . Kuppel II,
675, — grab I, 72, kirche I,
276, — -reliquiar ^\, 179,276;
von Fridericus, Köln, »I, 276
. . Kupper, Johann, I, 570, — ,
Detail ausderTäfelungimDom
zu Münster, »I, 570 . . Kurbeln
II, 603 . . Kurdistan II, 708 . .
Kurfürst, der Große, II, 71,212,
214 .. Kurfürsten bei Rhein I,
649, — , sächsische, I, 649, —
-becher I, .592, — -teller xll, 68,
70 ..Kuriositäten I, 39; II, 67.
kabinette II. 536 . . Kur-
länder Muster 11,302, —Service
II, .302 .. Kurschwert 1,386,627;
11,201 ..Kursi II, 642 . . Kurz-
schwert II, 770 . . Kußtafel 1,26,
486, — aus Monte Cassino * I,
498 . . Kustodie I, 379, — zu
Cadiz *l, 379 . . Kutahia 11,691
. . Kuttenberg II, 197, 290 . .
Kwagcnkci 11,760.. Kwampaku
11.782 ..Kykladen 1,60, — -kul-
turl,66 . . Kyobako II, 765 , .
Kyoto II, 753. 762. 764. 765,
772, 784. ö
I
Labarte, I, 194 . . Labcinvolf,
Pankraz, I, 588, 589 . . Laborde,
Graf de, II, 525 . . Lachenal 11.
595 . . Lack, chinesischer, II,
791, — -arbeit II, 147, 153,715,
761. 764, — , chinesische, II, 97,
2.38, — , japanische, II, 741 . .
Lacke I,32;II,787 .. Lackgeräte
11.97.. Lackieren 11.141 ..Lack-
kabinett, holländisches, ■ 11,
174, - -kästen II, 776, - für
buddhistische Priesterschärpe
* II, 768, — für buddhistische
Schriften »II, 766, — für bud-
dhistische Schriften (Karabitsu)
* II, 767. — für einen Priester-
stab *II,770, — in flacher Lack-
malerei *II, 769. —.Innenseite
des Deckels. * II, 765. — kunst
II. 740,775,776. — .chinesische,
II, 748, ^ , japanische, II, 791,
— -maierei 1,446; 11,243, II,. 546,
716, — -meister II, 741, —
-möbel II, 146, - Hollands II,
174, — -Stile 11,767, - -technik
11,761 .. Laden I, 6 . . Ladetto.
Francesco, II, 336 . . Ladik II,
713 . . Laer I, .344 . . Laeuger,
Max, II. 622 . . Lafond II. 3.54.
.356 . . La Fratta I. 507 . . Lagin
II, 642 . . Labore II, 673 . . Lai-
bach II. 601 . . Laienkünstler
Niederlothringens I, 264 . . La-
lique, Rene. II, 595. 616. — .
Schmuckstück :< II, 616 . . La-
londe, de, II, 233, 247, 2.52, 2.54,
256, 261 . . Lamaismus II, 741 . .
Lambertskirche in Düsseldorf
I, 419 . . Lambert-Thorigny,
Hotel, 11,84 . . Lambertusbüste,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, .Sternchen Abbildung
858
Lambris
I.aufberger
Laufender Hund
Let-d*
Lefrbure
Lcisller
Lüttidi. I, .%7 .. Lambris 11.272,
.H4t'>, -Verzierungen II, 272 . .
Lamere. Paul. II. IHl . . l.ami-
nation I. li-J . . Lamm Uotles I.
197 . . Lamour. Jean. II. ir>0 . .
Lampe I. 15. 28. 158.484; II, 108.
255, iM\A. , atoptischc. I. ir)2..
Lampenkiigel 11, t)ti5. - -Stan-
der I, 159; II. 499. — -Untersatz
aus Boscoreale » I. 118.. Lam-
precht. Anbielplatte, Wiener
Porzellan, II, ;}(H) . . Land, bei-
liges. II. (itit) . . Lander, roma-
nische, II. 572, — , skandina-
vische. II. 572. — , slawische, II,
572, — . südromanische, im Ro-
koko. II, 215 . . Landschaden-
bund 1,592. . Landschaften II.
117.. Lanfranco I, 527 . . Lang.
Johann Georg. II, 69 . . Lange.
Conrad. I, 586 . . Langhein II,
605 . . Langschwert il, 760 . .
Lang-yao II, 743. 744 . . Lanncau,
Stühle. - II, 458 . . Lanzen II,
358, — -spitzen II. ^350 . . lan-
ziertl, 19..Laon 1,269,291 . .
Lapisiazuli I. 58. 64 . . Lärche I,
10.398; IL 613 . . Larisch, Ru-
dolf von, 11,516.604 .. Laroche-
foucauld- Liancourt. Herzog
Franijois Alexandre Frederic
de. II. 528 . . Lassay. Hotel de.
II. 130 . . Lasso, Orlando di, I,
650 . . Lassurance II, 130, 135 . .
Lasteyrie I. 191 . . Lasuren II,
269 . . Lasurstich II, 126, 164, —
-Stickereien II. 44, — -technik
11,27. . Laterne I. 28; II, 111.
291. — am Palazzo Strozzi.
Florenz, * I, 490, —, Schmiede-
eisen, französisch, »II, 261 ..
Latour. Craf Vincenz, II, 288 . .
Laub der Frühgotik 1. 328, —
-gehängeil, 247, — werk 1,276;
11.87. 110, — -werksti! II. 186.
195. 211 . Laub- und Bnndel-
werk II. 196 . . Lauchhammer
* IL 489. 499 . . Laugier. Marc-
Antoine. II. 227 . . L.iufberger.
Ferdinand. 11,515 .. Laufender
Hund 11.260.. I.aunay. Jacques
de. II. UM) . . I.aurentius I, 190.
■kapelle I. S.i\ . . Laurion I,
118. . Lausanne I, 295. 419. .
Lausitz II. 75 . . Lauscha II. 498
. . Lavabo von Percier. • II.
;«)6 . . Lavallc II, 528 . . Lawra.
Kloster auf Athos. 1. 18,3 . . Lax-
brostube II. 517. 518. 547 . .
Laxenburg, Schloß. I. 333 . .
Lazzaro di Battista da Faenza
1.521. D
Ldau I. 370 . . Lebensbaum II.
716. — -gewohnhcitcn II. 579,
-haltung II. 430. -- -weise,
fcstlamlische, II. 593; insel-
ländische, II, 593 . Lcblanc,
Abbö. II, 227 . . Leblond. Jean
Hnptiste.II, 131 . .LcBrun (auch
Lcbrun). Charles. II. 83, H4, 10.3.
119. 125. 527. -. Handzeich-
nung für einen Feuerbock • I,
.3.3.. Lcccio. F'orfirio da, II. 13
. . Lechaire, Umrahmung, • II.
1.59 . . Lechter, Melchior, il, 605
. . Ledere, Söbastien, II. 95.
263 . . Leconte II. 425 . . Leder I.
10.2.5,26; II. 71.5, .bemaltes.
1,475. — . eingelegtes farbiges.
II. 159. — , englisches, I. 21,
im Barock II, 114. — in der Früh-
gotik 1. 350, — -arbeiten II, 28,
159. 607, - der italienischen
Renaissance. 1.474, — -arbeiter
1.26. — -einband um 1480 . I.
361. — -gehause I. 360, —
-kästen aus Basel • I, 360. —
-panzer, gelackte, II. 761, —
-schnittl. 475; 11.561. — -tapcte
I, 475; IL 42. 48. 11.5.-560.-3
iMoresques II, 115, , italieni-
sche, • I, 474, — , niederländi-
sche. II. 51, — -treiben 11.561.
— -treiber I, 10, -waren der
Frühgotik 1,3.58, — , spanische,
11.41 . . Ledoux (auch LeDoux).
Ch. N., II. 228.2.3.3. 2.5.3 . . Leeds
II. 327, Potter)'. II. 327. .3.38
..Leföburc II. 490,- .Alencon-
spitze. • II, 477 . . LeIelbure,
\Vil..l,410..Lefi;vre 11.28.5. .
Jules. II. .501 . . Ugati |auch
L I-.gar«), Gilles II, W», 104, ,
Fdelstcinschmuck. • II. KMJ . .
Lc (jascon II, 115, - -Band, •
II. 115.. Legden, 1,294.. Lege-
technik, II, 28 . . Legieren der
Metalle. 1. 1 1 ..Legierung 1.9. 12
..LeGuayll,263..LeHavrell.
528.. Lebe I. .578 .. Lehm I, 13
. . Lehmann, Caspar, I, «Äl; IL
74 . . Lehnert. Georg, I, 42; II.
624 . . Lehnsessel II. 193. -
-stuhl I. 2.56. .389. .578; II, 14. 9,5.
— . Iranzrisischer, • I, .397. - ,
italienischer. • II. 3.36. — von
Schinkel • II. 403 . . Lehr-
und \'ersuchsanstalt für Korb-
flechterei in Wien II. 519, - für
Lederindustrie. Wien, II, 519,
, graphische. Wien, II, 519 . .
Lehranstalten für die weibliche
lugend. II, .520. — . gewerbliche.
II. 519 . . Lehrlingszcit I..35. .
Lehrmittelbureau für gewerb-
liche Unterrichtsanstalten in
Wien 11,519 . . Lehrmittelwesen
II. .521 . . Lehrwerkstätten 11.51 1
. . Leighton-Buzzard I. .304 . .
Leila II. 703 . . Leinen I, 25, -
-bindung I, 19, — -damaste II,
76, ^ -faden I, 11; II, .32,
-gewebe, gefärbte, • I. 167.
-Industrie II. 76, — -schlag II.
.'J4. 171. -schranke IL 278. -
-spitzen II, 44. - Stickerei 1,23.
542; II. 127. — -wasche II. 30.
— -Weberei II. 488 . . Leine-
weber I. II . . Leinwand I. 22.
— .holländische. II. .54 . . Leipzig
I. .375. 587; II. 117. 28.3. .523. .5.51
. . Leisching. Fduard. II. 282.
288. 515 . . Leisten IL 2-36 . .
Leistenschneider. Michael. II.
447 . . Leistler. Karl. & Sohn.
Bücherschrank. • II. 416. II.
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die .Seite. .Sternchen Abbildung
859
Leithner
Leuchter
Leucliter
Linz
Liotard
Lorbeerkränze
418. — . Mobiliar, «II, 425 . .
Leithner. Josef. II. 2% . . Leith-
nerbiau. li.29li..Lei-wcn 11,727
.. Lekylhos 1.87.97. *I. 100. .
Leleu. Jean Fran^ois. II, 249 . .
Lemaire. Paul.ll, 181 ..Lc.Mans,
1.28(1. 290. 291 . . Lemarchand.
I1.360..LembergI1.290. 518..
Lemercier II, 80 . . Lempereur, II.
150 . . Lemonnier. Schmuck,
II, 450 . . Lencker. Christopli, 1,
607. - . Elias. I. 592, 598, 605,
— , der hessische Willkomm.
» I, 592. — . Zunftbecher der
Schneiderinnung in Nürnberg.
» 1, 597, — , Hans, I, 605 . . Len-
dinara. Bemardo da. I, 467, — ,
Cristoforo da. 1.467, — , Lorenzo
da, 1, 467, — bei Rovigo I, 466 . .
Lenoir II. 439 . . Lensmann, J.
H. W.. II. 285 . . Leo III., I, 225,
— X.. 1.540.. Leonard II, 621 ..
Leonardo di SerGiovanni 1,315
. . Leoni, Leone, I, 498 . . Leo-
pardengriffe I. 199 . . Leopardi,
Alessandro, I, 480 . . Leopold I.,
1,202, -. Kaiser, II, 71, 198,
213, — , Erzherzog von Tirol, I,
604. — , Großherzog von Tos-
kana, II, .329, — , Jos. Friedrich,
Entwurf zu Dosen, * II, 195,
— , Wilhelm, I, 202 . . Lepec,
Charles, 11,496, 556 .. Lepere II,
605. . Lerch von Leyden, Niklas,
I, 350 . . Leroux, Jean Baptiste,
II, 135, — , Rolland, I, .564 . . Le
Roy I, 274 . . Lescot, Pierre I,
.564 . . Lesepult I, 465, .578; II,
HO, 642, — in San Martino zu
Neapel » II, 17 . . Lessing,
Julius, II. 68, 227, 52.3, 706, 71 2..
Lessore II, 504 . . Leszczynska,
Maria, II, 151 .. Letten I, 13. .
Lettern I. 25 . . Leuchter I, 6, 18,
27. 28, 29,286, 484, 491, 511, .526,
6.39; II. 58, 6.5, 104. 108, 1 14, 14.5,
252, 25.5, 2a3, 284. 323, 403, 653.
6.5-5. — mit durchbrochener
Randverzierunj^ -■ II. 284. — ,
siebenarmiger, 1.325, — .silber-
ner. II, 284, — vase, Battersea-
Email * 11,327. — weibchcn 1.
552 . . Leuze I. 326 . . Levaiitc-
handel I, 204; II, 220. - -tcp-
piche II. 123.. Levasseur 11,248
. . Levassor Boyer II. 502 . . Le-
Veu 11,84.. L6vy-Dhurmer xll,
591,11,601 .. Lewis u. Allenby,
Seidenbrokat, x^ II, 431 . . Ley-
den, Lucas van. I, 565: II, 183 . .
Leygebe, Gottfried, II, 71 . .
L'Herminau 11, 127. ü
Lichtbrechungsvermögen 1,
15, 31 . . Lichtdruck I, 25; II.
541 . . Lichtenthai, Kloster, bei
Baden >> I, 320 . . Lichterweib-
chen II, 566 . . Lichtvvark,
Alfred, II, 599 . . Lieberkühn,
Vater, 11,196, ^, Sohn, II, 196..
Liebesszenen II, 245 . . Lieb-
haberkünste I, 32 . . Liechten-
stein, Fürst, I, 458; II, 21 8, .540
. . Liegemöbel I, 15 . . Liegnitz
II, 630 . . Liesborn I, 311 . .
Lightfoot II, 446 . . Lignereux
II, .360 . . Lijsberg II, 620 . .
Likörbecher II, 198 . . Liktoren-
bündel II, ,3.58 . . Lilie II, 119,
.589..LiIienfeldII, 289, .Stift,
II, 289.. Lille 1,265, 416; 11,50,
118, 155, 156,528. . Limburg I,
204,311, 333, -, Dom, 1,422,
—. Petrusstab, 1,230 .. Limoges
1.249. 269. 318, 384. 564. 633;
II, 99, 106, 111, 502, 667, - ,
Frühzeit, 1,287,—, romanische,
I, 285 . . Limousin, Leonard, I,
6.34; II, 107, — , Porträt des
Connetable von Montmorency
* I, 635 . . Linck, Konrad, II,
209, 300 . . Lincoln I, 291 . .
Lindau I, 263, — . Nonnen-
kloster, I, 215 .. Linde I, 10,400
. . Lindenschmit 1, 191 . . Lindt-
mayer. Daniel. I, 653 . . Linie,
byzantinische. II, 562 . . Linien-
ornamente II, 75 . . Linz I, 621 ;
11. 518.. Liotard 11, H)7 . . l.ipp-
borg. Schrein, I. 312 . . Lipper-
iieidc, Freiherr von, II, 518 . .
Lippcriicidisclic Büciicrei 11,
543, — Büchersammlung II, 638,
-- Kostümbiblinlhek II, 543 . .
Lippi, Fiiippino, 1,536 . . Lipp-
mann. Friedrich, 11,515 . . Lipp-
stadt 1,311 .. ListII,288..1itä
alcove, 11,244, — ä lacouronne,
11,244, — äladauphine, 11,244,
— ä la duchesse, II, 244, — ä
l'anglaise, II, 244, — d'ange, II,
244, en niche, II, 244 . . 'Li
tai ming tz'u t'ou p'u', 11, 791 . .
Literaturnachweise II, 791 . .
Litzen I, 22, 23; II, .39 . . Liu-
doif 1,247 . . Liuthard 1.224 ..
Liu-T'ien 11,738. .Liutpircl, 212.
LL [Marke], II, 262. D
Loan collections 11, 512 . . Lo-
banow, Fürst II, 710 . . Lobko-
witz II, 21, 540 . . Lobmeyr, J.
und L, II, 506, 545, 554, 570,
.571, , Glasgarnitur x- II, 504,
— , Glaskrone x II, 502, — ,
Schreibgarnitur >: 11,505.. Lob-
singer. Hans. I. 619 . . Lochner
I, 625 . , Lochon II, 94 . . Lock,
Matthias, II, 178. 312 . . Lodi
I, 467, 470, 474 . . Lodovico,
Maestro, I, 519 . . Löffel I, 26.
.56 .. Loir, Alexis, 11,85, 102 . .
Lokkum I, .301 . . Lombardei I,
432 . . Londe, de la II, 542 . .
London I, 335, 507. .529, .585,
606,613; 11,221,320, 409, .50.5,
641, 667, 679, —.Britisches Mu-
seum I, 161, 175; II. 680, — ,
Einbände I, 3.59, --, Mercers
Hall I, 382, — , South Kensing-
ton Museum [s. a. unter S] I,
16.5, — , Weitausstellung II, 470
. . Loo, Louis Michel van, II,
161 . . Loos, Adolf. II. 600 ..
Lopez. Alphons. II, 55 . . Lor-
beerbecher I, 125, — -girlanden
II, 2.58, -- -kränze II, 3.58 . .
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
860
Lorch
Liidnens
LudgiTUs
Lydien
Lykomedea
Mahagoniholz
Lorch I, .151 . . Lorcnzo da Len-
dinara I. 4t)7. di Mcdici II,
5.ki, 5;i7, — Magnifico, I, 502 . .
l'Orme. Philippe de, I, 5ü4 . .
Lome II. .')(i_' . . I.ossow, Hein-
rich, ll.öötl, .William. II. 5')7
. . Lothar II.. I. L'.Vi . . Lothar-
kreuz 1.231,232 . . Lothringen I.
3ti, 2r>4; II. 93. WX l.'io. l.^i? . .
Lotmalerei I. 292 . . Lotoskelch
II. 760. — -saulcn I. 50 . . Löt-
technik Troja I. 63 . . Lotto. I.
466. , Lorenzo 1. 475 . . Lfttung
I, 54. - im klassischen Aller-
tumel. 106.. London II. 128 . .
Louis XIII.. II. 124. XV.. II.
82. -XVI..II.82.-XVI-Stilll.
227. 259.— XVI-Stoffc 11.267 . .
Lourdet. F'hilippe. II. 122. -.
Simon II. 122 .. Louth 1.395. .
Louveciennes II. 2.3.3 . . Louvois
11.84. 107. 111. 120.. Louvre,
Museum des. in F>aris 1,228.268.
269. 272. 276. 318.384. 407. .564.
608.6.38; 11.80. 102. 526. 529.
538. 644. 645. 651 . 671 . 680. 685.
687. — , Schmelzscheiben I, 319
..Löwe 1,74. .370. 408; II, .3.57.
651. 654, 688, — . aus buntgla-
sierten Ziegeln I, ,59, * I, 56 . .
Löwenberg bei Kassel I, 328 . .
Löwenhäupter 11,123, — köpfe
II, 284, — -masken I. 51. —
-tatzen I. .55. — -stoff 1. 168. 189
. . Loyang II. 733 . . Loyet. Ge-
rard 1, 366 O
Lübeck I. 310. .360. 410. 574.
6.32; II. 64. 524. — . Patene. I.
32.3, .Rathaus. I.. 325. .Tauf-
becken, I. .325 . . Lucas II. .503.
^von Antwerpen 1.370.. Lucca
L 348. 4.39. 467, 474. 536. .537; II.
12. 26. 220. — . Palazzo Manin.
II. 216. — . Pisanerkreuz im
Dom, I. 318 . . Luciusschrein I,
28.3 . . Lücke. Johann Christian
Ludwig. II. 66 . . Lucotte. J. R..
II. 233. 2.56 . . Lüdgens, Jo-
hannes. II. 78 . . Ludgerus.
heiliger. I. 213 . . Ludwig I..
König von Bayern. II. 434. 451,
Xlil. 11.80.81.88.98.99.118.
XIV. II. 8. 44. 61.82. .529.—
XV. II. 1.50. .5.37. XVI. II. 227.
der Heilige. I. .309,
Gustav. II, 658. 660 . . Ludwigs-
burg II. 209. 298 . . Ludwigslust.
Rcsidcnzschloü. II. 281. .154 . .
Lugtrudis 1.2.36 .. Luini l.4»)2 . .
Luise. Königin. II. .3«)4 . . Lulu
vonMosul II. 689.. I.una. Pedro
de, I,. 324.. Lund 1,410.. Lüne,
Kloster, 1.343.. Lüneburg 1.571.
. Rathaus, I, .397. -. Rats-
silber. I. 37.5. 587. — , Silber-
schatz I. 374, — . Sitzungs-
zimmer im Rathajso. • I. .571 . .
Luneville II. 114, 157 . . Lung-
chüan 11,7.38, - -yao 11.7.38 . .
Lunois II, 605 . . Luplau. Anton
Karl. II. .301. .Luster II. 111. 149.
249. 282. 403. -formen II. 2.5(1
Lüster II. 676. 686. . venezia-
nisch, II. 20, — -dekor II. 677.
716. — färben II, 677. -fayen-
cen II, 6.57, 677; maurisch-
spanische, II. 627, - -fliesen,
persische, 11,676. -keramik
II, t)86; maurische. II. 694. -
-maierei II. 694. — steine II.
.307. — -töne II. 686. — -vase.
persische, * II. 685. — -Ver-
goldung II, 679 . . Lflstrierung
I. 520, . metallische. I. 516 . .
Luther. .Martin, I. 544, .58.5. —
-bechcr I, .586 .. Lulhmer II. 551
. . Lutrophoros I. 87. — . rot-
figurige. »I, 84, — . schwarz-
figurige. »I. 84 . . Lutma. Jo-
hannes, II. 54 . . Lüttich I. 264.
265. .375. 392. .396. .397; II. 148.
194. 278. . Dom. I. .366. — .
Kreuzkirche. I. 2t)8. -. Möbel.
11,278. . Lux II, .500. . Luxem-
bourg. Palais de, II. .537 . .
Luxus I. 1.5.3. 178. 188 . . Luzon-
keramik II. 778 . . Lydien I. 117
. . Lykomcdcs I. 1.30 . . Lyngby
I. 2.58 . . Lyon I. .37..326..582.r»48,
6.55; II, 26. II.5. 12.3. 161. 221.
2«i6. 268. ;i54. 488. 491 . .527. .528.
.559. , Majolikawcrkstatten. I,
6.38 . . Lyra II. 267 .. Lysikrates-
denkmal II..150. D
M
Mäander 1I.2I.0.. Maas 1.26.3.
273. — -email 1,276. — -klöster
I. 265. - -schule I. 267. - -tal
I, 264 . . Maastricht I. 265. 268.
-. Kgbcrtkreuz. I. 230 . . Ma-
billon, Jean, 11,227 . . Mncauly
II. 1.30.. MaciS Jean. II. 8.5. 91.
94 .. Machabüerschrein in Köln
I. .363. .369 . . Machuka II. 775 . .
Macram<J II. .30. - arbeit II. .34
.. Mackintosh II. .594, 61.3. -.
Charles R.. II. 609, -. Schlaf
Zimmer, -11.. 592.. Mackin tosli-
Macdonald, Margaret. II. 609 . .
Mackley. W. J.. Schleifglas, •
II, 448 . . Madchen, aus Korinth
• I. I.3<>. - , badendes, II, 26.3,
— , schwimmendes. Griff eines
ägyptischen Löffels »1,59,—
-Zimmer 11,246 ..Madere II, .155
. . Madrasch, Ispahan. II, »)76 . .
madrepcria. a, I. 520 . . Madre-
porengläser I, 1.34 . . Madrid I.
.387. 41H. 623; II. 43. .501. -.
Armeria Real. I. 207. — . Mu-
seum. II. 661, —.Nationalbiblio-
thek. I. .324, — , Santa Barbara.
11,4.3. -.Schloß. I,417;ll.3.37.
.154, — bei F'aris 1.6.38 .. Mai'da.
Marquis. II. 782 . . Maffei da
Gubbio I, 467 . . Maffcrsdorf in
Böhmen II, .592 . . Magdalenen-
kirche. Hildesheim. I. 24.5. — .
Straßburg. I. 414 . . Magdeburg
1.281. .3.51. 407. 409; 11.196.214.
.304. .524 . . Maggagnati. Giro-
lamo. I. 5.34 . . Maghreb II. 643
. . Magnesia I. 1 42 . . Mahagoni
I. 10; II. 177.609, 61.3, — -holz
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
861
Mähren
Majorellc
Majorka
Mantel
Mantel
MaritMischrein
II. 179. M\0 . . Mähren II, 76.290.
304 . . Mahrisch-Trüban II. 518
. . Maihinjjen. Kirche. I, 34li . .
Mailand I. 157. 3.M. 348. 444.
467. 471. 475. 487. 492. 502.534.
537. !>40, 542; II. 12. 16. 26, 218,
220, 229. -. Dom. I, 289, -,
Domschatz I. 197, — , Palazzo
Belgiojoso II, 332, — , Palazzo
dei Clerici II, 216, — , Pa-
lazzo Reale. 11. a32, — , Poldi
museum. I. 314. 315. 323
— . San Ambrogio. I. 154 .
Mailly. Jacques Charles de, II
257 . . Maintenon. Madame de
II. 120..MaincyII.84..Mainz
I, 189. 195. 203, 232, 263, 311,
347, 588; II. 194, 551. — , Chor-
gestühl im Kapitelsaale des
Domes » 1, 572, — , Dom I, 322,
346. — . Emailbecher I, 314. — ,
Kapitelstube 1, 573, — , Trink-
gefäß I. 322, — , Museum I, 199,
232 . . Mainzer Rad II, 297, —
Tischlerinnung, Meisterzeich-
nungen 11,278 .. Maioli, Thomas,
I, 478, 648 . . Maloli-Einbände
1,478 . . Maisons royales II, 119,
sur-Seine II, 109 . . Maitres-
Sculpteurs II, 96 . . Majano,
Benedetto da, I, 466, 473, 487,
488. — , Giuliano da, 1, 468,471,
473 . . Majolika I, 14, 29, 30, 39,
421, 505; II, 75, 503, 567, — ,
echte, I, 507, — , hispanomo-
reske, U, 504, — , italienische, I,
36, — , primitive toskanische, I,
508, — , venezianische, II, 20,
21, — büste. weibliche, *1.514,
— -friese I, .509, — -kannen,
Ende 15. Jahrh. * I, 510, —
-krug. florentinischer, * I, 508,
— maiereien 1.511, — schüssel
• 1.512, — tafel. schildförmige.
15. Jahrh. ♦ I, 511, — von 1489
• l.512,--tellerl. 37, .Forli
• 1,519,— .lustrierter, von Gior-
gio Andreoli » I, 522, — um
1500 ♦ 1,510.. Majorelle. Louis,
II. tiOS. . Sclu.'inkchcii > 11.
603 . . Majorka I, ."lOt) . . Makart
11, 7, 565. 706, - -bouquet II,
.">.SS . . A\.ikimono 11, 756 . .
Makkinro II, 764 . . Makrizi II,
668. 698 . . Maksura II. 643 . .
Malaga II, 680, 694, 695. . Male.
Emile. I, 290 . . Maler I, 14, 18,
417 . . Malerei II, 15, 213, 767.
— auf Kalkputz 1, 140,— .chine-
sische, 11, 731, — , dekorative.
I. 17; II, 613, — des schönen
Stils I, 94, — , enkaustische, II,
326, — , entwickelte rotfigurige,
I, 94, — , geometrische, I, 83, —
in Blau und Braun II, 739, — , rot-
figurige,1,90, — ,rotfigurige, Vor-
zeichnung « 1,96, — , schwarz-
figurige, 1,85,— ,strengrotfiguri-
ge, 1,91,— ,urbinatische, 1,515..
Maleremail 1. 32 ; II, 197 . . Male-
risch I, 30 . . Malerschmelz I.
364, 382, schule, buddhisti-
sche, II, 749..MaIik Adi! Abu
Bekrll. II, 658 . . Malines II,
171, 172,— -spitze ^11, 167 . .
Mallia, J. C, II, 218 . . Malmai-
son II, 353, 365 . . Mameluken
11,631,658. 698. — -sultane II,
664 . . Mammut I, 45 . . Mänade
I, 124 . . Manaia, Guccio, I, 314
. . Manara. Baldassare, I, 515 . .
Manchester 1,22; II, 514.. Man-
chot, W., II, 568, — , Speise-
zimmer, ^vll, 568 . . Mandschu-
dynastie II, 741, 743 . . Mangel-
bretter I, 17; II, 195.. Mangold
I, 265 . . Manier, welsche, I, 548
. . Manises II, 694 . . Mannheim
II, 291, .551, —, Schloß, II, 354
. . Mannheimer Gold II, 498 . .
Mannlich II, 69 . . Manresa I,
3.35 . . Mansart II, 109, — ,Fran-
9ois,II, 109,— , Jules Hardouin,
11,84,130,131 ..Manchettenll,
128 . . Mansfeld, Graf von, I,
599 . . Mantegna I, 425, 540 . .
Mantel Kaiser Heinrichs II. J,
254, — Kaiser Ottos I. I, 189,
— Kniser Ottos IV. I, 295, -
-schliolie 1, 232. 311, — im
Aachener Münsterschatz <v I,
31 1, in Mainz «I, 231 . .
Mantovano, Sperandio, I. 487
. . Mantua I, 416, 442, 467, 487,
504, 534. 540, 542; II, 537, -,
Corte reale II. .3.32 . . Manufnc-
ture des Gobelins II, 160, 526,
— - Royale II, 83, — royale des
mcubles de laCouronne II, 1 19,
526, — royale des porcelnincs
de France II, 262 . . Manufaktur
1,187; II, 209, —,kaiserliche,zu
Petersburg, Glas, >:I1, 516, — ,
thüringisciie, II, 209 . . Manu-
tius, Aldus, I, 478 . . Mappen I,
26 . . Marburg I. 328, 333, — ,
Bibliothek, 1,360,—, Elisabeth-
kirche, I, 295, — , Münster, I,
327, — .Schrein der heiligen Eli-
sabeth I, 279 . . Marc Aurel I.
196.. March, P. und E., II. 504
. . Marcillot, Guillaume de, I,
537 . . Marchis, Agostino de, I,
467, 474 . . Marck, Erhard von
der, I, 367 , . Marcolini.Graf, II,
292. .Marcusschrein 1, 269 . .
Mareotiswüste I, 160 . . Mares-
coto, Antonio, I, 487 . . Marga-
rethe von Österreich II, 535 . .
Maria imKapitol zu Köln 1,276,
— Antoinette, Königin, II, 211
. . Maria Theresia II, 170, 190
. . Maria von Burgund II, 535
. . Mariany II, 228, 233 . . Marie
Antoinette II, 244, 248, 2,56, 257,
259, 281, — , Boudoir in Fon-
tainebleau. II, 232, — , Fauteuil
aus dem Boudoir, >:1I, 246 . .
Marieberg II, 303 . . Marien-
berg I, 621, — bei Helmstedt I.
341, 344 . .Marienfenster, Elisa-
bethkirche, Marburg, < I, 294,
— ligur 1,311, — , Essen, «I,
238, 239, — des Hildesheimer
Domes I, 239, — -platte. South
Kensington Museum I, 323, —
-Schrein I, 272, — , Aachen, I,
1
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildunu
862
Marienjchrein
Muschiiirn
Maüchmenkraft
Maximilian
Maximilian
Meiaaonier
278. - in Huy I. 279 . . Marien-
statt I. 351 . . Maricitc 11. 151
. . Marini. üiacomo. 498 . .
Mark Anton I. 512 . . Marken 1,
445, - der Mcilincr F'or/ellane
II, 201 . . Markctlcricarbcitcn
II, 278 . . MarkicrunKSwesen II.
321 . . Markt 1, 37; II. 470, -
-wäre I. 34 . . Markusbibliuthek
I. 184. 204. -schal/ I, 318. -
-Schrein 1.312 .. Marlhoroußh.
Herzojj von. II, 181 . . .Marmitta
1.5ü3..Marmorl.9;ll.5(i6.ül3.
— -fiKuren. Kreta. I. 66, — -ge-
\iü von den Kykladcn. • I. 65.
— kamin II. 310. 415. — -mo-
schee zu Kairuan II. 643, —
-steinchen I. 138, — -stuck I.
142 . . Marokko II. 676. 715
..Maroquin II. 116,308. 715 ..
Marotll. 126. 185, 198. 542. -.
Daniel, II, 87, — , Ornament-
stich »1.41. »11,90. —.Stand-
uhr. * II, 92. — , Stoffmuster.
* 11.117. -, Jean, 11.87, 109,-.
Kronleuchter. - II. 108. — . Or-
nanientstich ^11. 126 . . Mar-
quet de Jasselot II, 716 . . Mar-
quetterie II, 42, 140, arbeit
II, 238 . . Marquise II, 246 . .
Marsan. Pavillon de, II, .530 . .
Marshall 11,586.587, -. Peter
Paul II. 587.. Marseille II. 114.
156. 527. 528. stich II, 165
. . Marsschüssel 1, 622 . . Marsus
I. 236. — -büste in Essen I, 324.
368, — -Schrein 1. 240 . . Mar-
tellange, Etienne, II. 80 . . Mar-
tigny II. 94.. Martin 11.425.683.
703, 706. 712, — , Fran^ois, II,
338. -. F. R., 11.628, -.Robert,
II, 147 . . Marx II. 210 . . Mas-
braux II. 99 . . Mascarons II,
284 ..Maschen I, 18.. Maschine
1.3: II. 410. 436. 583. ,587.618.
— , magnetelektrische II. 457 . .
Maschinenarbeit I. 34; II. 405,
— arbeiter 1.34; 11.442. ein-
band II. 449, gobelins II,
447, - -kraft II, 438. - mftbcl
II, 613, - -papier II. 447. -
-spitzen II. 270, 491, - -stIl
II. 509, 618. - -stuhl I. 21:
II. 444. -Weberei I. 1 1
Masdschid Schah II, 673 . .
Masken II, 322 . . Maserholz-
gefaUe 1.381 .Massenbedarf!.
33; 468 .. Masse villc 11.97 . .
Massier. Cl<^menl. II, 569 . .
Massini, O.. Maarschmuck, -II,
486. . Maßwerk I. .30.',; 11.404,
— -schrank. Italien. -1. 404. -
-truhen I, 405 . . Massys I, 403
. . Masticq 11. 15 . . Matefiat II,
42ü..Material 1.4.34; 11,427. -.
echtes. II. 574. -, neues, II, 449
. . Materialien, künstliche. I, 11
. . Materialstil I. 38 .. Malheron
und Bouvard. Seidenstoff, »11,
478 . . Mathias von Ungarn I.
374. -.Kaiser, I. 606..Mathieu
II. 262 . . Mathilde I. 231, --,
Äbtissin, 1,236. -nkreuz 1.232
.. Matifat II. 501 . . Matrize II,
456..Matsuura II. 787.. Matten
I, 21 . . Matteo, Pasquino di, I,
480 . . Matthäi 11. 294, — , Chr.
Ferd., II, 294 . . Mattheius,
Johann. I, 651 . . Mattschnitt II.
74 . . .Maturanzio I. .521 . . Mau-
beiige. Aldegundreliquiar. I.
308 . . Maucion. Simon, II. 360
. . Mauer, chinesische, II. 726 . .
Maulbronn I. 392 . . Mauren II.
628. 674 . . Maurer, Christoph,
I. 653 . . Maureske I. 560 . .
Maureskenbuch Flotners. 1,560
..Maurinusschrein 1,277,— aus
Pantaleon I, 275 . . Mauritius.
Heiliger. I. 277. — -schwert I.
2,50 . . Maurusschrein I, 270 . .
Max Emanuel II. 214. 655 . .
.Maximian I. 1.54, 196 . . Maxi-
mians-Cathedra in der Dom-
sakristei zu Ravenna «1. 147.
» 148. - 1.52. 154. - -münze I.
196.. Maximilian I. 1.602.623.
631: 11.535. -II. 1.592.625; II.
552. -. Herzog. II. 77 . . Max
Josellll. von Ba>crn II. 208. .
Mayer, Elijah, II, 327. .Mayhcw
II, l80..Mayoll.454..Mazarin
II, 80. 82. 84. 94.97. 101. .5.30.
5.36. .5.37. -blau II. 744 . .
Mazzei. Bruno di ser Lapo, I.
480.. Mazer 1.381. O
Mccheln II. 171, 172. 5.35 . .
Mecklenburg I. »>46 . . Medaille
1.486. .deutsche .11.614.—.
Erneuerung der. II. 618, — , ge-
gossene. 1.486; 11.618. -.ge-
prägte. 11.618 .. Medailleure I.
12.. Medaillon 1,159. 18.3.326;
IJ. 272. 273. 274. 306. 322. 502.
- -fcnster I. 326. 330, — mit
Brustbild eines Heiligen in Zel-
lenschmclz •!, 180 .. Mcdici.
Katharina von I. 564. 635. 648;
II. 6'. — . Maria von II. 80.98.
99. — -Einband in veneziani-
scher Art • I. 476. — -Porzellan
I. 529 . . Medina II. 629 . . Me-
dizin I. .545 . . Medresscn II,t").3.3
. . Medusenhäupter II. 350.
-maskel. 13.5.. Meer. agäisches.
I, 6j, — , Kultur des agaischen
I, 53 . . Meer. Jan ver. II. .58 . .
Meeresufer, Wandteppich nach
Claude JosipheVernet -11.1.57
. . Meermuscheln I. 598 . . Me-
gara 1. 127 . . .Mehun-sur-Ytvre,
II. .53 5. . Mehmed Pascha. Mo-
schee II. 681 . . Meidias i. 96 . .
Meier. Emailmalcr II. .566 . .
Meiers Neffe (GLlsereil II. .506
..Mcil.J.W..II.188..Meimum
II. 703 . . Meinwerk. Bischof. I.
241 . . Meisenbach II. 448 . .
Meißen II. 157. 218. 292. 415.
420. 568. 620. 693. 717, -. Pe-
rioden II. 202, — . Porzellan-
gefaße . II, 444, • II, 610. —
-liguren «11.206. — vasen »11,
205 ..Meissonier II. 142. 149.1.50.
542. - . Juste-Aurele. II. 1.3.5.
216. — . Hängelaterne »11. 147.
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite. Sternchen Abbildung
863
Meissonier
Messintf
Messing
Michai'lskloster
Michel
Mishima
— , Ornamentsticli * II. 134 . .
Meister I. ;i5. — . bflrjjerliche, I,
260. -. der Karlsbüste 1,311.—.
des Correrservices 1,513. .des
Siegburger Benipnusschreins
I. 278. — , des Trag.iltares aus
Stavelot I. 269, — . französi-
sche. II. 188. --kurse II. 519, -
-recht 1.546. -.T.B.. 1.512.—.
Wiener. II. 186 .. Mekka II, 629
. . Melbourne. Weltausstelluns;
11.471 .. Melchioril. 298. ^. J.
O., 11.208. —. Johann Peter. II,
297,300. . Meldorf I. .578; II.
601 . . Melk I. .360. -. Stifts-
kirche II, 289. . Mellerio. Brüder
II. 497, — , J. F.. Diamantagraffe
II. 483 . . Melisendapsalter *I.
175 . . MelosI, 119. —, Ohrge-
hänge ^I. 120.. Menas 1.160. —
-ampuUen I. 160. 162 . . Men-
doza II. 536 .. Meniere II. 2.54 . .
Menneken, Baldasar. I, 646 . .
Mennige I. 15 . . Mensa I, 153
. . Menuki II. 770. 781 . . Menzel
II.494..Meran 1.401. — , Burg
I. 400. — . Möbel I, 405 . . Mer-
cerisieren I, 22 . . Mercier II.
214. . Merforio. Sebastiane del,
1.517.. Merkelbach &\Vieck II.
568. . MerkelscherTafelaufsatz
I. .590 . . Merlin II, 1Ü2 . . Mer-
lingo. Guido da, I, .526 . . Mero-
wingerzeit I, 195, — , merowin-
gische Arbeiten 1,263 . . Merse-
burg I. 189,281,409 . . Meschts-
scherski II, 711 . . Mesopota-
mien I. .57; II, 629,6.50,6.57.682,
68.3, 684, 695 . . Meßbuch des
Mönches Ratmann I, 280 . .
Meßbücher I, 600 . . Messe I, 37
. . Messel, Alfred II, 573 . .
Messen II. 470 . . Messenger
& Sons. Wandarm * II, 4.37
. . Messer I, 26, — -griffe I,
•3.S5, — -schmiede 1, 18, 27 . .
Messing I. 12. 29; 11.70, .564,
609. arbeiten II, ,52, 182.
650. — -becken 1.411; silber-
tauschiertes, > 11,6.56, -bron-
zen, tauschierte, II, 653, - -fili-
gran II. 67. — -gerate I, 409; in
der nordischen Renaissance I,
613, — kanneaus dem 15. Jahr-
hundert ^ I, 413; gotische,
I, 413, — kronleuchter in Kol-
berg 1,412. -schildern, 200,
— -Schläger I, 324, — schüssel,
venezianische. 4>I,491, stäbe
II. 280 . . Aieükännchen II, 108,
255.. Meßkanne, Limousiner, II,
651 . . Mesures. fausses II, 96 . .
Metall I. 9.— .edles, 1,9. — . un-
edles, II, 563, 617, arbeiten
der italienischen Renaissance
I. 478, — des italienischen
Barock II, 16, — , phönizische,
I. 60, -. Troja I. 6.3, be-
schläge I, 361, bildhauer I,
10, 12, — -drehbank 1, 106, —
-druckbank II, 4.54. drücker
1, 12, — -form 1, 104, — gerätel,
191;venezianisch-orientalische,
1,490,- -guß. Hildesheim 1,244
.. Metallik I, 26 . . Metallkunst
J, 261; II, 768. 753; irische I,
215. mosaik I, 32. — präger
1,12, — Schüssel, venetianische,
^> I, 491, — -treiben I, 50, —
-Verarbeitung 11,454. — waren-
fabrikanten I, 12 . . Metamor-
phosen II, 122 . . Metastasio. II,
215 .. Metöken 1,87 . . Melter-
nich, Fürst, II, 144 . . Metropoli-
tankirche zu Turin II, 221 . .
Mettlach. Kloster 1, 272 . . Metz,
Evangeliar I, 230. — , Kloster-
schule I, 219 . . Metzger, Jere-
mias. I, 616 . . meubles d'appui
II, 243 . . Meudon II, 160 . .
Meulen, van der II, 85 . . Meurer
11, 541.. 557.. Meyer II, .541,— ,
Fr. Elias II. 301,. 302, ,J.B.. II,
285, — , Joseph, Tischdecke *
II, 479 . . Mezzamajolika I, .506.
Michael Feodorowitsch II. 702
. . Michaelskloster I, 244 . .
.Midiel, A\.irius. 11, 606 . .
.^\icilelangeloI 1.6,— .Madonna
Doni, 1.461 . .Michele de Monte
1, 316, — , Giovanni di, I, 471 . .
Michelozzo I. 316. 378. 494 . .
Miederzierden I. 27 . . Miciich
1.551.— .A.L., II, 6.34,-, Hans,
I, 563, 623, 650 . . Miereveit II.
58 . . Mietswohnung 11,581,593
. . Migeon, Gaston, II, 628, 639,
643, 646, 665, 669, 667, 670,701,
706,.AMgnardII, 121 ..Mihrnb
II, 6.3.3, 640, 713 . . Mikoclii 11,
787 . . Mikon 1, 94 . . Milch-
gläser II, .307, — -kannen 11.
.322 .. Milde, Ary de, II, 201 . .
Mildner, Josef. II, .306, — glas
mit Porträt-Silhouette ^: II, .309
. . Millefioriglas I, 1.34, 534..
Miller, Ferdinand von, II, 550,
552. 554. — , Schmuckkasten,
": 11,534, -, Fritz von, ^>II,548
. . Mimbar II, 640, 642, - der
Ibn-Tulun-Moschee zu Kairo,
II, 628 . . Minamoto II, 763, 764
. . Minaret II, 6.33 . . Minden,
Dom, I, 249 . . Ming II, 746,—
-bronzen II. 745. — dynastie 11,
741,742 .. Mingemails 11,748
. . Mingzeit II, 748 . . Miniatur
1,2.5; II. 15, 90,716,— , indische,
II, 631. — mit Darstellung des
Kaisers NikephorusBotoniates
und Hofstaat • I. 187. ma-
iereien II. 6.36. — -mosaiken
I. 186, — , persische, II, 636 . .
Mino II, 775 . . Minos I, 67 . .
Minotauros I, 74 . . Minton,
Hollins & Co., *II, 552 . .
Minton & Co. II, .503,568, •: II,
.564, — , Blumen vase, zll, ,501,
— , Tafelgeschirr, *II, 443 . .
Minutoli, L. von, II, .5.36 . .
Miotti, Domenico, I, .534 . .
Mirecourl II, 490 . . Miroys
Freres, Beleuchtungsfiguren, >
11,490, *491, — etfilsll,.50l ..
Mise II, 744 . . Miseroni II, 19,
— , Familie, I, .503 . . Mishima
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
864
Mishimuari
Mobellischlerei
MöbelQberzQue Monogramm
Monogramme
Mosaik
II. 751. 7a=) . Mishimaari II.
752 .. Mitchell II. 503 . . Mitclli
II. 80, -, Giuseppe. II. 9 . .
Mittelmecrbeckeii I. 61, --
-Völker 1. 47 . . Mittelstück des
Kreuzes im Dorne zu R.ivcnn.i
. I. 15!» . . Mittcltisch. ScIiloU
Malmaison, -11. »53 . . Mittel-
ze 1. Kirche, I, 312. D
Möbel i. 16.55, 1.36.437; 11.48,
61.87.88, 138. 311,546, — aus
Silber II. »58. - -bcschlSnc II,
609. --bronzen 11.281.320. .
bürKcrlichc. II. 95; im Empire
II. 355, — der italienischen Re-
naissance I, 4.33, — der Spät-
gotik 1. 387. — der Zopfzeit 11.
275, — des Biedermeierstiles 11.
401. — des byzantinischen Mit-
telalters 1, 173, —, eiserne,
italienisches Barock 11, 16, — ,
englische, II. 148, 178. 582. —
-entwürfe 11, 178. — fabrika-
tion, Berliner, 11. 279, — -for-
men II. 148; neue,ll, 559, —, Fr.
Bürcklein, * 11, 453, — , fur-
nierte, 4.52, — , gebogene, II,
618, — , geflochtene, I, 154, — ,
geschnitzte 11,89. — , holländi-
sche, II, 173, — im Louis-XVl,
II, 235, — Industrie, England,
II. 484, — , italienisches, des
Klassizismus II, 332, — , kirch-
liche, II, 12, — , kleinere, Louis-
XVl, 11,247, —-knöpfe 11,252,
— kunst, französische, II, 607,
— . Lütticher, II, 95. 148. — .
Lütticher, aus der Rokokozeit
^ 11. 150, — mit Mechanismus
11.278, —, neugotische, II, 414,
— ostasiatischer Herkunft II,
97, — , Rokoko. II. 189, — , sil-
berne,II, 192,196, — .spanische,
II, 42, —. spätgotische, der
nördlichen Richtung I, 390. -
-Stoff I, 22; 487, 582, — . süd-
deutsche, der Spätgotik I. 398.
— tischlerei, englische. 11, 5.56;
französische, II, 484, -^-Über-
züge II, 121, , versilberte,
II. 192, — von M. W. Mol . II.
619, -. Wiener. II, 281, 454,
484, 559 . . Mobiliar I. 10. 15.
434. 436; II. 46. 4 IS, 483, 554,
.589, .altchrisllichesl, 153, ,
deutsches, II, 48.3, .556, -, fran-
zösisches, II. 415, — , ge-
schnitztes, Renaissance • II.
472. von Wünthaler 11, 475,
von Stock 11,473, — . Wiener,
11.415.. MobilierdesDieuxII,
161 . , Mobilicr national, Paris
II, 250 . . Mocade II, 123.. Mo-
cetto, Girolamo.I, 536.. Mode
1.23, .34; 11.220. 482.. Model-
buch, New, II, .32, -druck I,
21; II, 34, 268.. Modell 1,3, —
-büchlein, Renaissance. I, .').52
. . Modcna 1. 467; 11. 537
. . .Modenbild Paris 1852 .11,
460. - Paris 1858 »II. 461 . .
Modenwechsel II. 162 . . Mo-
derne II, 409 . . Moderno I. 486
. . Moguldynastie II. 702. 709,
— -herrschaft II, 676, — -zeit
II. 673 . . Mohair II. 491 . .
Mohammed 11, 629, 671, — I. II.
672. 679, — III. II. 652, - IV..
Moschee. II, 681, — , Sohn des
Absun II, 6.55.. Mohammedaner
II, 745 . . Mohn. Gottlob Samuel,
II,307..Mohrbuttcr. Alfred. 11,
.597. 601 . . Mühring, Bruno, II,
.586, 596, 597, 612 . . Mois gro-
tesques par bandes II, 160 . .
Mokkaschalen II, 6.59 . . Mo-
linier. Emile. I, 198; 11.80.241,
542, 648, 649 . . Möller II, 498 . .
Mölln I, 410 . . Molo. Gasparo
[Mola], II. 18.. Molsheim 1.281
. . Mömpelgard, Grafschaft, I,
621 .. Monbijou. Schloß, II, 191,
192 . . Mönche, englische. 1.215
. . Mönchskunst I. .32 . . Mon-
della 1, 503 . . Mongolen II. 6.30.
657 . . Monmcrquc und Gazette
II, 160 . . Monogramm Christi I,
149, 159 . . Monogramme II.
2.58, .306 . . Monogrammist ML.
I. 51.5. - VR. I. 515 . . A\on-
rcpos, Schlößchen. II. 229 . .
Mons. Eligiusrcliquiar, 1, .308 . .
Monstranz 1.26. .369; II, 66, 196.
25.5. -. Burg Kitz «I. 370 . .
Montage I. 18. — artlkcl 11.618
. . Montants II. 2.32 . . Monte
Cassino 1. 249. 467 . . Monte-
fiascone 1. 315 . . Monteoliveto
I. 467, 472,474 . . Monteverglne
I. 174 . . Montfaucon. Bernhard.
II, 227 . . Montierung I. 18;
11, 149 . . Montigny II, 248 . .
Montizon, Gräfin de. II, 527
Montmartel.Herrvon. 11, 145 . .
Montmoicncy 1.6.38, ,Conne-
table von, I. 6.38 . . Monture II.
1.52 .. Monulf, Heiliger. I, 268 . .
Monumentalität. I. 4.33, — . fal-
sche. 11.401 . . Monvel. Beutet
de, 11,601 ,.Monza 1.160,205,
316. .Kirche. 1.316.- .Villa
Reale, 11,332.. Moore, Albert.
II, 589 . . Moquettc II. 123 . .
.Motawe. Christian Ferdinand.
Schmuck, • I, 21 .. Moreau. der
Jüngere. II. 233 . . Moreau.
Jacques. 11.3.55. — jeune. 11.308,
— . P.. II, 256 . . Morel-Ladeuil
11.496.562. .11.484,-, Tafel-
aufsatz, • II, 528 . . Mores, der
Altere. Jakob. I. 602. - , der
Jüngere. I. 602 . . Moresqucs II,
92 . . Morgan. Pierpont. 1. 184,
.385, 517, .584 . . Morgentoilette
II,128..Morin 11,618 .. Moris-
ken 11,674 .. Morison. Friedrich
Jacob, II, 186. .Morison, F.Jos.,
II, 195. .Morris. William. 11.577,
.58.3. ,586. .587. 589. 594. .599. 604.
61.3, 614, .11, .579, «11, .589, — ,
Bedruckte Stoffe. .11, 578, —
-Stoffe 11.601.- &Co .11.. 578,
. II. .579.. Mörser 1,28, 411; II,
653. — aus Bronze • I. 485 . ,
Mortaio 1. 484 . . Mosaik 1. 29, 31 ,
137. 171. 18.3; II. 21.5. »1.166.
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
55. Geschichte des Kunstgewerbes. IL
865
Mosaikaxulcjos
Müller
Müller
Museen
Museen
Myoju
— -azuiejos II, 674, — -(liese,
persische, mit farbJKen Gla-
suren. • II. 672, — , Florentiner.
11. 13. 90. — -glas I. 134. 185.
• I. 136. — -hintergrund I. 413.
— künstlcr I. KS. — -malerei I.
529. .VA5; ravcnnatischc. I. 166;
römische. I. 536, — -täfeichen
mit Darstellungen aus dem
Leben Christi »I, 186, — -ver-
fahren 11.674. —von San Marco
I. 535 . . Mosaiques II. 203 . .
Moschee II. 633. 670. — el-Mari-
dani II. 642, — , grüne, II, 671,
679, - -lampe II, 652, 663. 664.
691: syrische. • II. 665. — -tür
II. 643. 652. vergoldete holzge-
schnitite. • II, 633 . . Moser.
CM.. II, 321.— , Kolo, II. 516,
596. 601, 611, 623. — . Früh-
stückszimmer, ♦ II, 617, — ,
Plakat, »I, 16 . . Mosescyklus
II, 120 . . Moskau II, 528,
— , Weltausstellung II, 471 . .
Mosl6 II, 792 .. Mössner, Franz
Leonhard, 11.288,289 . . Mossul
II, 647, 6,50. 654, 6,55, 657. 6.58, —
-bronzen II, 650, 686 . . Motive,
2g>ptische, 11.358, — der Deko-
ration II. 232, — , islamitische,
11.716, — . spätmittelalteriiche,
U. 76 . . Mousselinarbeiten II,
214. — -draperien II, 349 . .
Mousüers H, 11.1114, 1.5.5,220,
567 . . Moyne, Jean le, II, 86 . .
Mozac I, :ä6.. Mschatta II, 6.34.
Mucha »11.. 592, 602.. Muezzin
11.633. . Muffelfarben I, 30 —
-ofen II, 679 . . Muhammed,
Sultan II, 662 . . Mühe, B., II,
285. . Mühlhausen II, 3.55 —
in Thüringen I. 333 . . Mukade-
tsuba II. 780 . . Mülhausen II,
268, 488. .528, — , Museum I.
331. — , Stephanskirchc, I. 331
..Müller, Albin. II, 597, 612.-
Schale aus Serpentin ♦ I, 20, — .
Andreas. II, 436,—, Rheinland-
album - II. 456. Christoffel.
I. ,579, - Christoph. Sclireib-
pult • I, 579, — , Kmile, in Jvry
II, 621,-. O., Kandelaber »ij,
489 .. Mume II. 744 .. München
I. 242, 246, 281, 375. 377. 396,
4m). 401. 409. 410. 551, 57.3,587,
605. 607, 628, 6.32; II, 66. 69. 77,
196. 2a5. 291 . 421 . 434. 479, ,506,
522. 550, .551, 559, 596, -.Aus-
stellung von 1876 II, 552, — ,
Bayrisches Nationalmuscum I.
216.233: II. .365. — . Bibliothek,
1.360,— .Glyptothek. 11,5.38,—,
Hofgartenzimmer derResidenz,
II, 281, — , Reiche Kapelle, II,
291, — , Reiiquienkästchen I,
318, — , Schatzkammer, 1,311,
— , Trierzimmer der Residenz II,
271, 281 . . Münchenbuchsee I,
329, 332 . . Münchener II, 612,
— Manufaktur, II, 214 . .
München-Giadbach I, 274, .330,
— , Fenster, I, .327 . . Münden
in Hannover II, 304, — .Rokoko,
II, 211 . . Municipalschulen von
Paris 11,526 .. Munk, Fabrik von,
II, 215 . . Münster in Westfalen
1.281,410,570,—, Dom, 1,241,
.367, — Friedenssaal, I, 570 . .
Münsterkirchen s. unter dem
Ortsnamen . . Münstermaifeld
•I, 246.. Munthe, Gerhard, * II,
58.3, .596. 601, 605 . . Münz-
becher, Lüneburger Arbeit von
1536, • I, 585 . . Münzpokal 1,
.586 . . Murad II, 703 . . Murano
I. 422, 529; II, 506 . . Murcia
II, 694 . . Murray, David • II,
.581 . . Muscharabieh II, 643 . .
mus6e Carnavalet II, .531, —
Cernuschi II, .531 . . Mus6e de
Cluny I. .>36; II, 110, .526, 531,
701 ..Mus6e des arts d^coratifs
II, 5-30, — des arts et metiers II,
526, — Galli^ra II, .531, —
Guimet II, .531, - Napoleon II,
.538, — retrospective II, 526 . .
Museen [s. auch unter den Orts-
namen], I. 6. — , kunstgewerb-
lidic, II. 513, ~ , russische. II,
529 . . Ahiseum (s. auch unter
Ortsnamen] II. .528, — . Bethnal
Green, II, 511, --, britisches, II,
.5,38, — für Kunst und Industrie,
österreichisches, II, 514, — für
Kunst und Industrie in Lyon
II, ,526, — für (isterreichische
Volkskunde, Wien, II, .5.39, —
für Völkerkunde, Beriin, II, 539,
— , Germanisches, I, 397, - ,
Hamburger, II, 194, — , histo-
risches der Stadt Wien, II. 539,
— , India, II, 512, — , Kaiser-
liches, in Tokyo, II, 7,59, — ,
kapitolinisches, II, 537, —
Kempen I, 396, — , Öster-
reichisches, in Wien, II, 406,
537, 642, -, Palentamt-, II, 512,
-, Victoria and Albert, II, 512,
— zu Gizeh II, 640, — zu Goten-
burg *II, 571. *II, .572, — zu
Kairo 11,652, — zuS^vresII,687
..Musikalientitel II, 607 . . Mu-
sikbalkon, silberner, Beriiner
Schloß, II, 196, — -instrumente
I, 464, saal, Peter Behrens,
* 1,12, — Zimmer I, 6 .. Musil,
Alois, II, 634 . . Musketen I, 27,
628.. Musselin 1.19,22; 11,491,
609. .Mustapha II, 691. .Muster
I, 18, 19, — -bindung I, 19, —
-buch 1,655; 11,33, 184,328. .
Muster, europäische, II, 55, —
für Schlosser II, 71 läger
I, .37, — reziproke, II, 705 . .
Muthesius, Hermann, II, 583,
599 . . Mutiaux II, 693. . Mutter-
gottes in Augsburg, Silberfigur
* I, .367 . . Mutz, Vater und
Sohn, II, 621 . . Mützen, phry-
gische, II,. 358 .. Mutzig I, 328 . .
Muzaffar, Baibar fil, II, 665 . .
Mykenä 1, 60, 72, 140, — , Silber
becher mit goldenen Einlagen
» I, 77, — , Taubenbecher, gol-
dener, »I, 77 . Myochin-Fa-
milie II, 768, 772, 780 . . Myoju
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
866
Myrbach
Nara
Naraxeit
Neltlecombe
Netzarbeil
Nl«*dprrhcln
II. 78^1 . . Myrbach. Fcliclan
Freiherr von, II. iAVJ . . Myrina
I. 127...Mv.slen I. 117. Q
N
N als Sctimikkrni.tjv |I r,,s. q
NabeshIma II. 7h7 . . Nach-
ahmunK II. 56. 443. 449. 58;J . .
Nachrichtendienst II, 4(i7 . .
Nachtkilstchcn vonPcrcIcr «11.
36ti . . Nailel I. 27. 120; II, W,
286, — , goldene, aus dem sog.
Schatze des Priamos • I. t>.J.
- . Troja, I, 62. — -arbeit II. 27.
546. — -büchsen 11. 256, —
-hölzer. Spätgotik. I. 38«), —
-künste. I, 23. — -maierei I. 23.
418: II. 27, 126. 165. 26'»: der
Frühgotik, I, 335. — -schmuck
I. 27 . . Nadermann II, 248 . .
Nadler I. 12 . . Nacstvaed II.
622 . . Nafels. Schloß. I. 570 . .
Nagano 11.779 . . Nagasaki II.
782. 786 . . Nagato II. 784 . .
Nagy Mihali, I. 199 . . Nagy
Szent Miklos I. 195; II, 696. .
Nahe I, 36 . . Nähen I. 10, 23
. . Nahl. Johann August. II, 192
. . Nähspitze II. 34, 38. 129, 166,
170, 172, 215, — , französische.
. II, 270, — . italienische .II.
2H . . Nähtechnik II, 38 . .
Naissance du Dauphin II, 263
. . Naksch-i-Rustem II, 688 . .
Nambantsuba II. 781 . . Namur
1,263. — , NotreDame zu, 1.272.
— , S. Aubaine. 1.323 . . Nancy
II, 150. .527. — . Dom. I, 248 . .
Nanking I, 22 . . Nantes II, 528,
— , Majolikawerkstätten, 1,638.
— , Widerruf des Ediktes, II,
104 . . Näpfchen I, .56 . . Näpfe I,
26, 29, 195 . . Näphrit II, 729 . .
Napoleon I. II, 527, 528 . .
Naqada I. 48 .. Nara 11,7.3.3.737.
758. 778. 789. periode II,
755, 758 . . Nara Toshitero.
Schmiedeeisernes Tsuba »II.
790. — zeit II, 758 . . Narbonne
I, Xa . . Narce I. 120 . . Narwal-
zahn II. 67. 534, 537 . . Nashljl
II. 741. 777 . . Nassaro. Malleo
dcl. I. 5<KJ . . Nassau II. 75 . .
nassridisch II, 662 . . National-
bibliothek II. 5.U. -, Paris. II.
537 . . National College ol Art
11, 512. - Qallery ol British Art
II, 512, — -museum, arabisches,
Kairo, II. WO (s. a. Kairoj, — ,
bayrisches. .München. II. 522.
651 1$. a. Manchen). — . Kopen-
hagen. I. 216 (s. a. Kopenhagen)
. . Nationalstil I. 38 . . Natler-
zungen II. 534 . . Nattier II. 165
. . Natur II. 1.36 . . Naturalien
I. 598 . . Natuialismus II. 27.
41. 125. 134. 167. 297. 336. 402.
405. — der Frühgotik I. .349,
— der Spätgotik I. 375. 362 . .
Naturalistisch II. 265 . . Na-
turalistische .Muster II. 417 . .
Naturdekor II. 608, — -holz II.
173. — kräfte 1.41. -Studium
11,591, — Wissenschaften 1,544:
II. 436, - , Einfluß der, II, 437
. . Nautilus I, 598, — -gehäusc
1, 598, - -pokale I, 598, —
-Schnecken II, 67 . . Navettc II.
256, 257. — de Dame II, 98 . .
Nawashiro II, 786. D
Neapel I, 135. 466. 467. 487.
509: II. 16. 151.220. 3.16. S17..
Nearchos I. 85 . . Nebenströ-
mung 1, 562 . . Nebukadnezar I.
.59 . . Necker II. 356 . . Nef II.
103. 1.50 . . Negerköpfe II. 111
. . Neickelius, C. F.. II. 5.36 . .
Nekropole I, 127 . . Nelken II.
.589 . . Nenuke 11.778 . . Nephrit
1,9. II. 729 .. Nera, Lorcnzo della,
I, 496 . . Nero I, 132 . , Neroni,
Bartolomeo 1,469 .. Nessosam-
phora I. 84 . . Ncssosvase • I.
90 . . Nest of tabics II. 314 . .
Nestorbecher • 1,77 . . Netsuke
II. 788 . . Ncttlecombe I. 381 . .
Netzarbelt I, 542; II. 32. —
•atzungll.448. - ■dekorll.521.
- -form II. .38. -glas I. 1.35.
. 1.36. - -Stickerei II. 78.. Neu-
belcbung des Kunstgewerbes
II. 419 . . Neuber. Joh. Christ..
11,294 .. Ncudegg II, 208 .. Neu-
dörlcr, Johann, I, .5.57 . . Neu-
dörfler 1.588; 11,64 . . Neues
Groteschgen-Werk II. 195. —
Palais zu Potsdam II, 192 . .
Neullorgc. Jean. II, 228, 261 . .
Neulmostier. Kloster. I. 265
Neugotik II, 608 . . Neugotiker
II. .583 . . Neujahrsllaschen I. .55
Neumann. Balthasar, II. 188.
19.3, 199 .. Neuperser I, 171 . .
Neuieulher. Eugen. II. 435. — ,
F'oizellanbruiinen, • II. 4.34. — ,
Goltiried. II. 435 . . Neurokoko
II. 297. 402. 404 . . Neu-Rom I.
151. .Neusilber 1,12. 29. .Neu-
wied II. 194 . . Neuwieder Kabi-
nettll. 277. .Nevers II. 11.3.114.
1.5.5. .503. 567 .. Newcastle upon
Tyne II. .320 . . New Orleans.
Weltausstellung 11,471 . . New-
ton, Erncsl, 11,600 . . New York,
Metropolitan Museum, II, t>85.
7.30. D
Nlcaeall,672.682,691 . . Nic-
colini II. -»25 . . Nickel I. 9 . .
Nicker 1. 27 . . Nicolaus IV. I. .320.
3.36. — von Stettin, Meister. I,
3'25. - von Verdun I. 267. 270.
277. 318 . . Nicolo da Urbino I.
518. — . Teller mit Marcus Cur-
tius. »I. 52.3 . . Nicolas von
Douai I. 310 . . Niederhaslach I.
295. 327. -. Fenster. I. 331 . .
Niederlande I. .39. .32.5. .564.-579 ;
II. 26. 45. 65, — im Rokoko II.
170, -.spanische, II. 170 . . Nie-
derländer II. 81. 210 . . Nieder-
maier II. 297 . . Niedermayer II.
206 . . Niedcrmflnster 1. 23.3. - ,
Uta von, I, 2.32 . . Niederrhein I,
2.56. — . Glasmalerei. I. 3.30 . .
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
55*
867
Xlederwfiler
Norni:»ndi(»
Norniannoii
Ochsenkopf
Ockerf;ii-bi>
Olliontöpfe
Niedcrwcilcr II. 157 . . Nieder-
willcrll. n4..Niello 1,27. 78.
158. löl. 178. 241. .SOO: II. ."i-Ki.
— -arbeit I. 108. -. boloj^ncsi-
sches. 1.500. -.florentinischcs.
1.500.- -trclinik II.ti48 . . Nic-
mcyer. Adeibert. II. 612 . . Nie-
tung 1.54. W . . Nieuwcnkamp
II. r>05 . . NigR 11.296 . . Nilien«i
II.7.52.7.M.. Nike 1. 122 ..Nike-
phoros Botoniates, I, 187 . .
Nikolaus V.. Papst. I. .'^40 . .
Nikolausstift I. 272 . . Nikopol,
Vase von. 1. 12.}. . Nikosthencs
I. 86 ..Nilson II. 542. -. Joh.
Esayas, II. 188, — . Ornament-
stich • I. 41 . . Ninnaji II. 765 . .
Nimes II. 486, — , Majolika-
werkstätten. I. 638 . . Nimrud I,
.59 . . Nippsaclien II. 257, 259 . .
Nishimura II, 60.i . . Nischni
Nowgorod II, 470 . . Nivelles,
Schrein. I. .312. 323. -.Silber-
schrein der heiligen Gertrud I,
310 . . Nizza. Weltausstellung,
11,471. D
Nobunaga II, 781, 784 . .
Nobuie I. II, 780 . . Nocera
Umbra I. 206,315 . . Nocle. Mar-
quis de la. II. 157 . . NoüIll,85
. . Noeremberg. Konrad von,
II, 47 . . Nomaden II, 707 . .
Nonnenklöster 1. 341 , — töpfe-
rei II. 779 . . Nonomura Ninsei
II. 785 . . Noppe I, 23 . .
Nordafrika II. 6.30 . . Nord-
amerika H,. 507.572,594.. Nord-
böhmen II, 74 . . Norddeutsch-
land I. 236. — , romanische Zeit
I. 28't . . Nordfrankreich II, 7
. . nordfranzösische Richtung I,
284 . . Nordfriesisches Zimmer
♦ II. 546 . . Nordhannover I. 325
..Nordleda. Taufbrunnen I, 32.5
. . Nordost-Frankreich I, 273 . .
Nordoalaus I, 210 . . Notfolk.
Herzogvon. 1,612.. Kings Lynn
Corporation I. 314 .Normandie
I. K«, 195; II. 153. Normannen
II. 6,30 . . Norskc Husflidsfore-
ningeii 11.602. . Bihlwirkcrei
V II..583..NorweEen 1.2.56; II.
546.601 ..Noshi 11. .58 ..Notiz-
bilchcr 11. 287 . . Notker von
Liitticli, Bischof, 1.265 .Notker-
einband in Lilttich I. 269 . .
Nottingham II. 491 , 514 . . Nove
II. 218 . . Nowgorod I. 281 . .
Novon I. 304. . Dom I, .3.52.
Nudifäfcn 11. 120 . . Null,
lüluard van der. II. 515 . . Nürn-
berg I. 74. 246, 256, 360, 347,
377. 400, 562, 566, 568, .585, 592,
607, 619, 624, 628, 632, 644, 651 ;
II, 61, 65, 66.69,70, 71. 7.3, 74,
196. 198. 218. 270, 283, 285, 306,
421..506.518,.522. .567,— .Sankt
Lorenz I. .346. — , Sebaldskirche,
I, .332 . . Nürnberg, Wilhelm,
>^ I, 8 . . Nürnberger II. 60 . .
Nuß I. 400, — -bäum I, 10. —
-holz I. 4.37, — -holzmöbel II,
41.5, holztruhen I, 403 . .
Nutzform II, 421, - -wäre II,
113, wert I, 3 . . Nymphen
II, 2.50, 263, Nymphenburg II,
208. 298. 620, -, Porzellan-
fabrik II, 4.36 . . Nymwegen
I. 221. 580. D
o
Oberkampf, Wilhelm Philipp.
II. 269, -, toile de Jouy, * II,
269 . . Oberkirch [Thurgau] I.
.329, — , Fenster, I, 3.32 . . Ober-
italien I. 4.32; II. 28,. 3.32 ..Ober-
kleidung II, 166, — -lichtgitter
II, 199; aus Schmiedeeisen
. II, 291 ; von H. Riewel »II,
487 . . Obermarchtal, Kirche, II,
1 98 . . Oberware 1, 22 . . Oblaten-
kasten I, .599 . . Obrist, Her-
mann. 1 1. 603, 612, —.Stickerei,
^ II. 620 . . Obstschalen II. 284,
— schfisseln I, 514 . . Ochsen-
kopf 1, 202 . . Ockerfarbe I, 48
. . Oda Nobunaga II. 776 . .
Ödcnburg !. 203. . Odiot 11,496
, Silberarbeiten *II. 1.36 ..
Odoakcr I. 207 . . Oeben, Jean
Franvois, II, 144. 241, 277 . .
Ocgg, Johann Georg, II. 199,
291 . . oeil-de-pcrdrix-Forni II.
264, 295 . . Oclcker. Heinrich.
11,71 ..Öfen I..5G6;Ii, 114,211,
273, .3.50, .568, 6,55, -. Berliner,
II, 508, -, gußeiserne, 11, 199,
.3.50, -, in Prcüburg. 11, 273,
- , Salzburgcr, I, 421 . . Ofen-
erzeugung 11,75, — form 1,421,
hafneici 1,421, — -kacheln
I, 421; II. 211; mit Figuren
* I, 642, — -platten I, 28, -
-schirme 11,94 .. OgataKorinll,
788 . . Ognabcne, Andrea, I,
315, — von Pistoja 1, .320 . .
Ohr- und Knorpelwerk 11, (i . .
Ohrgehänge I. 122, 1.56, 185; II,
2.57, — aus Haaren 11, 287, —
der Königin Marie Antoinctte
X II, 258, — griechische, * I,
121, — von Melos ■: I, 120 . .
Ohrmuschelformen II, 80, —
-Stil II, 9, 47, 52, 53, 194. -
-werk II, 51 . . Ohrringe I, 27,
122; 11,286, -,Troja, 1,62. D
Oignies bei Namur 1, 272, — ,
Fraterllugo von, 1,272 .. Oiron
II, .503. .568 . . Okochi 11, 787 . .
Okrida in Mazedonien, I. 177
. . Okukorai 11. 778 . . Olaf der
Heilige und die Nomen ^11,583
. . Ölbehälter von M. v. Schwind
■ II. 4.57 . . Ölbräunung I, 243,
— des Kupfers 1.241 ..Olbrich,
Josef M., II, .596,.597,6I1, -, Ge-
stickter Türvorhang, z II, 600,
* 602,— .Teiler undTasse, >II,
624 . . Oidano 1,491 . . Olden-
burger Hörn I, .376 . . Olery II,
1.56 . . Olifant (Oliphant] II, .5.34,
644 .. OlivarezII,.5.36 .. Oiiveto
bei Siena I, 470 . . Ollientöpfe
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung:
868
OlmQtz
ürnarnrntieren
Ornamcniierungakunit Osuee
Oauml
Paliotto
II. 254 . . Olmülz II. 197. 290.
518 . . Ölsiantlcr II. 284. 322 . .
OIvmpial.UW, llü. in ..Omar
II. ti2«> . . Omi II. 779 . . ümma-
jadcn II. 629. - -leU II. 634 . .
Omophoricn I. 190 . . Onyx 1.9.
:)98;ll..'i6«i. -gllscrl. I.M. -
kamecn I. 177. ~ -schale In
Qoldtassung • I. 20. Q
Cordt, Op den. II. 111 . . Opa-
leszent^las II. 614 . . Opieraltar
11, 271. Oppenheim I. i«. .
Sammlung I. 184 . . Oppenord
II. NO. 149. 542. -. Alexandre
Jean. II. 94. — . Gillemarie II.
131. — , Ornamcnlstich. • II.
132 . . Opplcr II. .V>4 . . Opstal
II. 49 . . Opus Anglicahum I.
3;i7. - florentinum I. .«H. -
Interrasile I. 2.M. - punctile I,
2.38. — veneticum I. 289 . . Or
battu I. iSO. — frisö II. 24. —
moiu 11. 498. nuö Retard II.
164 . . Oranier II. .S8 . . Orclio-
mcnos I. 72 . . Orden I. 27 . .
Ordensschweit von Rccsin • I.
627 . . Oreid II. 498 . . Organo I.
467 . . Orgel I, 16. — der Petri-
kirche zu Lübeck von Tönnies
Evers d. J. - 1. .574. — KchSuse
I. 465; II. 12; in Florenz I. A7:\,
— -lettner II. 46 . . Oribeyaki II.
784. .Orient 11.30. .54.. Orien-
talisches .Museum. Wien. II. 518
.. Orleans II. 1 1 1. 268, -. Her-
zog von. II. 131, — , Herzogin
von. 11.98 . . Orlik.Emil. 11.605.
612 . . Ornament I, 46; II, 75.
115, 122,249. 415.421.423.—
der gotischen Tischler 1.391, —
der italienischen Renaissance I,
430, — , gotisches. I, 549, — .
irisches, I, 214, - , kalligraphi-
sches. I. 214, — . naturalisti-
sches. 11,423, — , ombrierendes,
II. 78. — , romanisches. I. 261,
— , spätgotisches, I. 362. —
-freuditjkeit I 431 . . Ornamen-
tieren II. 422 . . ürnamen-
tierungskunst II. 401 . . Orna-
mentik I. 42''). II. 6411. 761.
der nordischen Renaissance. I.
550. -. irisch-cngllsche, I. 218.
— . persisch -mesopotamische.
II.6(i.3 .. Ornamcniplattcnl, 18.i
..Ornamenislechcrl,.!'). II. 110.
187.. Ornamentstich 1,58,3; II,
42.424.518, .Aldegrever. • I.
54.3. -. Berain. II. I8.'i. ,
Daniel Marot und Joh. Ksaias
Nilson, • I, 41, . Franz Xaver
Hnhermann, • I, 42, , Jean
Berain, •1.40,-, Marot. II. 18.5.
— , Pcrrault. II, 185. . Renais-
sance, I, .552.
-samnjlungen
II. .518 . . Ornament/cichner II.
132 . . Ortokidenidrsten II. 647.
- -Schüssel I. IH4 . . Orvieto
I. ;«4. 473. .536. - Dom, I,
320 . . Osler. F. und C, II, 505
. . Osma. Don de. II. 680 . .
Osmanen II. 631. 671. 680. 7()2
. . Osnabrück I. 409. --. Jo-
hanniskirche. 1. 312. - . Kaiser-
schale. 1.314. .Silberkapellen
im Dom I, 312, . Truhe,
• I. .353 . . Ospizio di San
Michele. II. 23 .. Ostade 11.712
. . Ostalpcn I. 263 . . Ostasiali-
schc bedruckte Stoffe II, 163 . .
Ostasiatische Stoffe II, 55 . .
Ostasien II. .54. 268. 722. 7.VJ
. . Ostenfeld 11.518.547 . . Osten-
felder Diele -11,520 . . Osten-
sorien II, 108, 152 . . Osten-
sorium für St. -Germain -des -
Pros -II. 105. -, Fuß. 11.3.36..
Osterleuchter in Noyon I, 409
. . Österreich I..332.3.3.5; II. 197,
229. 288. 48.3. 507.514. 546. 549.
555. 570. 571. 596. 711, - im
Louis-XVI, II, 271, - , Kaiser
von, II. 416. 443 . . Österreichi-
sches .Museum II. 717 . . Ostia.
Leo von, I, 249 . . Ostindien-
Kompagnie II, 56 . . Ostrom I,
217 . . Ostsee 1.216. - -länder
1.19! ..OfumlII.785..0tuna
I. .380 . . Ollaviano da Or\ ielo,
1,498. Otto 11.439,-1. Kaiser,
1.2.36. - II.. 1.173. 2.3«.. III..
I. 230. 2.31. 243. - der Große,
Kaiser. I. 227, . Herzog von
Schwaben und Bayern I. 231 . .
Otlonen 1,219. D
Ouchak II. 487 . . Oudenaarde
II, .'Hl . . Oudry. Jean Hapliste.
II. 160. 161 . . Oval II. 26(1 .
Owari II. 773 . . Oxford I. 263.
.3.V}, .52«t ; II, .58ti. . Bibliothek,
I. .«iO. , Einbände. I. 3.59, ,
Fenster. 1.3.33. — . Hochschule,
I..38I. UniversityPreOII.6ü(i
. . Oxusschatz I, 198 .. Ozean-
dampfer II, 574. O
P II, 119. G
Pabst, Fran^ois Ignace. 11. iM)
. . I'.ice I. 48».. , Luigi del.
I. .5.35 . . Packungen I. 26 . .
Padeloup II. 1.59 . . Pader-
born .1.241.1,344, ,Dom, I,
367, , Domschatz. I, 241. — .
Fürstbischof, I, 6(Mi . . Padua I.
445.467. 469. 472, 479, 492. .5»l7.
519, .523, , Santo, I, 482, .
Scrovegnikapelle, I, .352 . . Pa-
duck II. 613. - -holz II. 610 . .
Paestum II. 228 . . Pagan II. .33
. . Pagoden II. 201 . . Paillard,
Bronzen -11. 441 . . Pailletten
II, Ui.5 . . Pajou II, '2«i.3 . . Pala
doro zu San Marco in Venedig
I. 18.3, .1, 184 . . P.ilais Royal
II. 131 . . Palestina I. 151 .. Pa-
lenda I. .380 . . Palermo I. 178.
190. 250; II. 644. 699. -. Ca-
pella Palatina. II. 644. 700. — .
Dom von. I. 250 . . Palette der
ägyptischen Frühzeit • I. 47 . .
Paletten, ägyptische. I, 49 . .
Pilffy. Graf Johann. II, 365 . .
Paliotto von Wolvinius in San
Römische Zahlen bedeuten den Hand, deutsche die Seite. Sternchen Abbildung
869
Palissy
Psrforcrjagd Paris
ratrizicrhhuser I'atrokliisschri>in
Perlen
Ambrosio zu Mailand •!. 222.
Palissy. Bernard. I. 638. -.
Schüssel . I. (v19. . I. 640 . .
Palladianismus II. 309 . . Palla-
dlo II. -229 . . Pallasch I. 27 . .
Pallenberg II. 551. 554. -.
Schrank . II. .'>3,3..Pallietten II.
269 . . Pallissy II. 87. 503. 567 . .
Palm^König II. 5«^ . . P.ilincr.
Henr>-. 11.327 . . Palmelte 1.167;
II. 350. .persische. 11.681 . .
Palmwcdclmuster II, 706 . .
Palmzweige II. 358 . . P.impe-
lona, Kathedrale, II, 645 . .
Pamphaios I. 93 . . Pamphilos
I. 131 . . Pan II. 604, 607 . .
P*an II, 728 . . F'anagien I, 177
. . Paneele in Vernis Martin
• II, 142 . . Paneeisofa 11.557,
559 . . Pankok. Bernhard. II,
5%. 597, 602. 603. 605 . . Pan-
neaux II. 161. 233, 244, 673 . .
Pannonien I, 194. 196 . . pannos
de Ras 11, 43 . . Panopolis I, 163
.. Pantaleon, Benediktinerklo-
ster 1,274. -. Sankt, I, 274. 277
. . Pantaleone I, 467 Panier I.
198 . . Pantheon 11,228 . . Pantin,
Cristalleries de II, 506 . . Panzer
aus Olympia ♦ I. 111 . . Paolo
da Ragusa I, 487 . . Paolo Saoca
I. 467 . . Papagei II, 68. 651 . .
Papier I. 10, 24, 25. — ä la ser-
pente II, 153, — dun ^ventail
II. 152. — im Barock II. 114, -
marbr^ II. 117. — .marmoriertes
II. 116, 272, --gold 11,54.-
-mach^ 11. 419, 4.S3. 545. — von
Jennens & Hettridge • II, 434,
— jouffid II. 183. — velout^ 11.
183. — -tapetcll. 117. 18.3.271,
354. — waren I. 26 . . Paquier,
Claudius du II. 205 . . Pappe I,
25 . . Pappel I. 10 . . Paradebett
II. 90, 126 . . Paradiesvögel II.
690 . . Parasole II, 33 . . Para-
ventll. 97. 147. . Parent II, 263
. . Paretz, Schloß II. .36.5 . . Par-
forcejagd-Aufsatz 11,206 . . Par-
lümfläschchen II, 256 . . Paris I,
1 76. 29 1 . 323. 3.V5. 39 1 , .392. 3'.U;.
507. 529, 585. .595; II, 102. 115.
1 17, 1 18, 162. 268. 485. 498. 567.
640. 667. — , Arsenal II, 107, -,
Ausstellung 1867 II. 471.472,
— , Ausstellung 1878 II, 472.
476, -, Ausstellung 1889 II. 472.
— . Ausstellung 1900 II. 473.
.597, — , Bibliothequc nationale
II, 645. 6.50, — , ficole militaire II.
261. — . Faubourg Saint- An-
toine II, 1.53. 158. — . Justiz-
palast II. 201. — , Kunstge-
werbemuseum I. .304. 397, - ,
Louvre • II, 248, — , Mobilicr
national II, 245, — , National-
bibliothek * 1.221. «1.477; II.
650. — , Notre Dame I, 303;
II, 110, — , Palais Royal II,
261, — , Petit Palais I. 268,
— . Weltausstellung II. 470 . .
Pariser II. 124. — Ebenisten II,
248. — Gold II. 498. — Schule
I, 304 . . Parkettierungskunst II,
348 . . Parlamentsgebäude II,
573 . . Parma I. 467. 470, 472.
510, 536, — , Herzogin von. II,
419,435 . . Parmann 11,296. .
Parmegianino II. 10 . . Parodi.
Filippo. 11.16. .F'arterres 11,162.
Parterres et Paysages II, 121 . .
Partie. Premiere, II, 92, — , Se-
conde. II, 92 . . Passe, Crispin
van de. der Jüngere, II, 48 . .
Passementerien II, .561 . . Paü-
gläser I. 31 . . Pasti, Matteo dei,
1, 487 . . F'astigliadekor I. 446 . .
Pastigliakasten • I, 449 . . Päte-
sur-Päte II, .568. .Pate tendre II,
262. .327. 502. 7.36 . . Patcnazzi
I. 526 . . Patene 1. 1.57. 158. .1.
168;1I,108.— Karls des Kahlen
• I, 222 .. Patina I, 103; 11, 728
. . Patiniert II,.566..Patinicrung
II, .501 . . Patriarchenstühle I,
1 73 . . Patriciat II, 46 . . Patricks-
glocke I, 215 . , Patrize II, 4.56 . .
Patrizierhäuser II, 64 . . Pa-
troklusschrcin I, 312 . . Paul.
Bruno, II. .524. .596. .597, 612, — ,
Ropr.'lsent.itionsraum • II. 588
Paulowniablütcn 11, 779 . .
Pautrc. Antoinc le, s. Lcpautre
Pnvia I, .507; II, 21, 218 . . Pa-
villon Bagatelle, II, 2.3.3, — de
Marsan II, 526 . . Paviment,
Gonzag.iiiap.ist. M.iiitua, I. 515
. . Paxtafe! in Niello. angeblich
von Finiguerra » I. .502 . . Pax-
ton 11. 410 . . Payne, Roger, 11,
308 . . Paysages et ruisseaux II,
121 . . Pazaurek 11,53,71,73;
II, 2 11,. 305. 405. D
Ptbrac Kirche 11.646 . . Pedes-
cia, Goldfund I, 121 . . Pelikans
Nachfolger II. .506 . . Pellatt &
Co. II, 505.. Pellerhaus in Nürn-
berg I, 570 . . Peiiipario.Nicolo.
I, 518, — da Urbino I, 524 . .
Peltri I, 491 . . Pembroke tables
II, 314.. Penaatil, 610. .Pendel-
uhren II. 90 . . P"eng Chünpao
II. 748 . . Pdnicaud, Jean I., I,
6.34, — , der Ältere, I. 6.34. — .
Nardon I, 634, — , Pierre, I, 6.34
. . Penni, Francesco, I, 6.55 . .
Penon II, 558 . . Penz I, 553, — ,
Georg, I, 5.56 . . Percheron II, 94
. . Percier II, .348, .350, 353. 3.55,
3.56, 542, -, Entwurf ^11, .366,
— und Fontaine, Schiafzim-
mercntwurf « II, 372 . . Peren-
ger I, 2.52 . . Pcrgamenisch I,
137 . . Pergament I. 10, 24, 25,
651. — -einbände II, 79 . . Per-
gamon I, 137. 142 . . Perger, II,
296 .. F^ergolese II, 215 . . Per-
golesi II, 309 . . F^eriode I, .38,
— , frühsteinzeitliche I, 45, — ,
geometrische I, 108, 118, — , pa-
iäolithische I, 45, - Tempyo
II, 7.58, , urbinatische I, 523 . .
F^eristyll, 145.. Perkins II, 446
. . Perl, Georg, II, 296 . . Perlen.
1,8, 18, 45; 11,99, —, gegossene
I, 49,—, Troja I, 62, — , unechte
Römiiche Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
870
Perkn
Pelachaft
l'rlto
rhyUkivrIon
PUcenza
Planlagenel
11.498. — . unreRclmaUiKc 11,3.
•krÜKC II. 75. - «chnare II.
'3. - Stickerei I, 23
. . ;ier I. 10. 123; II. 25<i.
615, 741. -einlaKe II. 777. —
Kldsur II. 201. — -Inkrustation
II. 776. - - rellexe I. 520 . .
l'crrault 11.95 .. Perrot II. III.
146 . . Perrotine II. 446 . .
I'i-rser II, • . Pcrsicn I.
Ifi5. II. 2U^. - . .,.4, 655. 660.
661. 682. 683. 687. 714. -, be-
druckte Stoffe II, 163 . . Per-
sonenbeförderung II, 463 . . Per-
sönlichkeit I. 427, - . Kultus
der. I. 426 . . Perspektive I, 472
Perugia I. 110. 314. 416. 467.
469. 470. 472. 492. 522. 540. -.
Innenansicht, Cambio • I. 473.
— , Domkapitel. I. 454, — . San
Pictro, I, 469, 470. . I, 471 . .
Peruzzi. Mosaiken. I, 535 . .
F'esaro I. 527 . . Pcscia. Pier-
maria da. I, 503 . . Pesel des
Marcus Swyn I, 578. .Peseliino
I. 536 . . Pest I. 200. 386. — .
Museum. I. 276. 375. . Peter II.
618, - der Große II. 66. — von
Glocester I, 246 . . PetcrsburR
I. 161. 175. — . Eremitage. II.
651. -. archäologische Kom-
mission. II, 696. — . Monstran-
zen. I. 321, — , Museum des
Winterpalais. II, 339, — , Por-
zellanfabrik. 11.^38, .Stieglitz-
Museum. 11. 710, — , Schloß
Peterhol, II, 711 . . I'etinct-
gMser I. 134 . . pctit point II.
78, 95, 126 . . Petit Trianon,
Geländer der Haupttreppe. II.
261 . . Petitot. E. C. II,
309, — . Jean, II, 257, — . Vater
und Sohn, II, 107 . . Petria-
nez. Goldschatz von. 1. 196 . .
Petroniusreliquiar I. 317
Petrossa I. 199. — . Schatz I.
197 , . Petrus, heiliger, I, 173.
— -reliquiar in Reims I. 307.
— -Stoff *l. 167 . . Petschaft I.
8, 18: II, 256 . . Petto 11,600
. . Petunise II, 736 . . Petzold.
H .Idt, Hans.
I. ,:c. M. J,. II.
228 . , Pfall, J. C. II. 557.
-. Wohnzimmer »11. 536 . .
Plaflcnhilllein I, 10 . . Pfahl-
bauten I, 46 , . Pfal/grafen bei
Rhein I. 649 . . Pfau II. 75. ~
-blau 11,744 . . PI- -er,
Anton, 1,624 .. Pd:;;. ......scn
II. 322 . . Pleifenton I, 13 . ,
Pfeiffer. II. ."'S . . Pfeiler I, 16.
- -form I. I<>, — -tisch und
Schränkchen. Semper • II. 408
. . Pfeilspitzen II. 350 . , Pferd
II. 651 . . Pfinzing, Martin. I.
586. 587. --. Melchior. I. 587.
-. Siegfried. I. 587. -. Sig-
mund. I. 587 . . Pflanzenfarb-
stolfeII,445. — formen, natura-
listische II. 250. — -muster II.
588, — -Ornament I. 305. 328.
X\2. der Spatgotik I. .392 . .
Pflaumenbaum I. 10 . . Pforz-
heim II. 498. — .Goldschmiede-
schulcll, 523.. Pfosten I. 10 . .
Pfrumbom. Greta. I. 320 . .
IMuscher II, 210 . . Phaistos I.
67 . . F'haleron I, 137 . . Phan-
tasie II, 167 . . Philadelphia
Weltausstellung 1876, II. 470.
476 . . Philipp II.. König von
Spanien 1,625; 11.43,- III., II,
674, - der Große 11.82,— der
Kühne I, 345. -- II. von Pom-
mern I, 604. . Philippe 11,501.
— , Kastchen aus vergoldeter
Bronze -11. 500 . . Philippon.
Adam, II, 85.. Philipps 11,497.
— , Brüder II, 481, -, Claude,
II, 540. — & Pcarce. W. P. und
C. II, .505 . . Phiole I. 31 . .
Phönikien I. 165 . . Phönix
II, 727, 754 . . Phönizier
I, 36. 59 . . Photographie II,
468. 542, — -album II, 495 . .
Phylakopi I, 70 . . Phylak-
terion I. 156. D
Placrnza 1. 467 . . Piall Pascha
Moschee II. 681 . . Pianino II,
415. — vor !fd
. 11.423.. i ...; ird
II. 15.5. -.A. Fries .11.540..
Picardie II. 15.3 . . Pickman II,
504 . . picots II, .37 . . Piedestal
II. 273. — mit Vasen von Shera-
ton .II.322..Plen-choulI.7.37
. . Pierretz le jeunc II, 110 . .
Pietra-dura-lnknistation II, 1.3.
-. Certosa zu F'avIa .11. 12 . .
Pietro dl Leonardo I. 315. — de
Minella I. 468 . . Piffetti. Pietro.
II, 15 . . Pigage, Nicolas de. II.
188 . . Pijard II. 100 . . Pikee I.
22. . Pilaster I, 566; II, M4 . .
Pilgerflaschcn I,55..Pillement.
Jean. II. 135.. Pillivuyt II. 502
. , Pilon, Germain, I. 564 . . Pi-
loly II, .'">7I . . Pilsen II. 518 . .
Pinaigrier. Nicolas, II, 113 . .
Pineau, Nicolas. II, 144. 163 . .
Pinienapfel II, .IV», -zapfen
II, 25.') . . Pinschbeck II. 498 . .
Piombo, Sebastiano del, I, 471
..Piquöstickereill, 16.5,— , spa-
nische, II, 43 . . Pipin von Aqui-
tanien I, 225 . . Piranesi II. .329,
.3.32. 333. — . Giambattista. II.
229. — , J.B., Kommode. Stand-
uhr und Vasen • II. .3.12 . . Pirk-
heimer 1,548.551. -.Willibald.
II. .5.% . . Pisa I. 17.5. 188. 3.34.
468, 470, 472. 47.3, .527, -. Dom,
I. 483 . . Pisanello (Vittore I'i-
sanoj I. 487 . . Pisaner Schule I,
314 . . Pistoia I, 470 . . Pistoja,
Dom. I. 317. — . SilberalUr. I.
315 . . Pistole I. 27. — -nbe-
schlagell. 71 ..Pitchpine I, 10;
II. 609 . . Place royale, Nancy,
II. 150 . . Plakat. Kolo Moser
• I. 16. . Plakate 11.561.605..
Plaketten I. 486 . . Planche.
Frantois de la. II, 118, 119 . .
Planhobclmaschine II, 452 . .
Planken. Frans van den, II, 118
. . Planlagenet, Geoffroy. 1.287. .
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite. Sternchen Abbildung
871
PUqup
Pokal
l'okalforinon
Porzellan
Porzollaii
Posanientcrie
Plaque II. 101 . . piaqucttc. ä. U.
286 . . Plastik 1.17.—. (iiruralc.
II. 206 . . Plastokauslik II, 521
. . Platane II. 613 . . Platcel-
Bakkerij II. 57 . . Platin I, 9 . .
PKittc I. 26. 29; II, 57. 58. -.be-
malte, ll.2l>4, — , goldene, von
Rhodos •!. 120. — . gravierte,
vom Aachener Kronleuchter
Meister Wiberts ♦ I. 279. —
-ndruck 1. 21 , — -mosaik I, 13,*<,
— Stempel I, 359 . . Plattieren
11.457.. Plattner I. 10, 27; II.
789 . . Plaltnerei I, 622 . . Platt-
stich I, 23 . . Plaue a. d. H.. 11,
201 .. Plauen i. V.U. 491, 523..
Plessy, Claudius Ic Fort du, II.
188 . . Plock. Türklopfer »11.
497 . . Plombine II. 446 .. pluies
II. 153 . . Plumet, Charles. II,
595, 608, — und Toni Selmers-
heim.Büffet »11.608.. Plummer.
William. II. 321 . . Plüsch I. 22
.. Plvmouth 11.328. D
Poeschel, Ernst. 11.604 . . Pog-
gini I, 498, — . Brüder I, 496 . .
Point II. 128,491.— ä la Reine
II. 129. — dAIen^on II. 171,—
dAngleterre II. 184, 328. —
de Bruxelles II. 170. 171. —
de France II. 128, 129. — de
Hongrie II. 62, 78, 126. — de
rose II. 39, - de saxe II. 214.
— d'Espagne II, 44. 215. —
ferm^ II. 171 .. Pointillieren II,
105 . . Poissant, Thibaut, * II.
101. 102 . . Poitiers I. 204. — .
Diana von. I, 648 . . Poitou.
Pierre. II. 85.. Pokal 1,31, 37.3,
530. 554; II, 68. 321, .11.556.
• II, 557, — , böhmischer, aus
Schleifglas »I. 25. — . Caetani
* II. 463, — der Familie Pfin-
zing ♦ I, 587, — , goldener,
Frankreich »I, 611, — Kaiser
Maximilians 1.375, — .Pfinzing-
scher 1,595, —.Silber vergoldet.
Augsburg »II, 68, — von Hans
Petzoldt « I. .596, — -formen,
alte II. 68 . . Poldi-Pezroli II,
5,3(1 . . Polen II, 711, -, Sophie
von I, 652, — -teppiche II, 23,
702. 711.. Polf.lden 1.19.. Poli-
sander I. 10; II. 613 . . Polla-
juolo. Antonio, I, 316, 318, 378,
479, 487, 494, 502.542. -.Sei-
denstickerei nach »I, 540 . .
Pollio. Asinius, II, 533 . . Pol-
sterer I, 10 . . Polstermöbel II,
177, — -stuhl 1,4,53; 11,580, ,
von Schuh *II. 528 . . Polste-
rungen II, 46 . . Poltrone 1, 451
. . Polygnotos 1. 94 . . Polykrates,
Ring des Tyrannen I. 129 . .
Pommern I. 646 . . Pompadour,
Marquise de II, 145, 147, 152,
158, 227, 256 . . Pompadourrot
II. 262 . . Pompe, le II, .33 . .
Pompei. Orazio, II, 21 . . Pom-
peji I. 102, 113, 137, 142, 144;
II, 312. 228. 329 . . Pompejus I,
1,30; II, 5.33 . . Ponscarme,
Hubert. II, 618 . . Pontormo I,
542 . . Pöpelmann, II. 187 . .
Poppeisdorf bei Bonn II, .304 . .
Porcelaine II, .55 . . Porcelan II,
57 . . Porcellana, alla I, 519 . .
Porcellane II, 689 . . Poiphyr I,
58, 73; 11,566, — -vase in Siiber-
fassung,Sugeriusschule *I,285
. . PorseleinFabriken II, 57 . .
F^orsgrunds Porzellanfabrik II,
620 . . Portale II, 260 . . Portal-
nische II, 675 . . Portefeuille-
arbeiten II, .563, — arbeiter I,
26, — -waren 11,607 . .Porticiil,
22.. Portiere, handgewebte *II,
582 . . Portieres des dieux II,
160 . . Portland vase I, 1.3.5 . .
Porträte II, .306 . . Porträt-
gemmen I, 130, — -mcdaiilen
I. 5.58, - -medaillons I, 17 . .
Portugal II, 40,4.5, 216,.528, 546..
Porzellan 1,29.39,377.528; II.
S5, 57, 197, 200, 218, 2.56, 262,
292. 460. 582.674, 692, 7.35, 7.36.
742, 786. — . ägyptisches. I. 48.
- , Berliner * II, 146, - |Kur-
l.inder Service] v II, 302, — .
Schreibzeug von I'ercier » II,
307. , blauwcißes, 11.742. -,
Brandenburger, 11,201,— ,Cope-
land vll, 442, -, echtes, I, 14.
- , englisches, II, 327, — , Er-
findung, II, 7.36, — , franzö-
sisches, I, 14, — , Ludwigs-
burgcr, von Wilh. Beyer * II,
.305, — , Nynipiicnburger » II,
.304, — , ostasiatisches, 1,525;
11.56. 106,619, — , Sövres * II,
447, — von Kopenhagen * II,
622, — von Rörstrand «II, 623,
— , westasiatisches, II, 619, — ,
Wiener, Schreibzeug » II, 302,
— appliken 11,337, — arbeiten
II, 198, —-erde I, 13; II, 218,
- -fabrik II, 205, 568, - -fa-
briken. Thüringische, II, 293,
figürchen I, 39, — -figuren
II, 203, Hasche, persische »
II, 690, — gefäß in Schlangen-
hautglasur II. 621, * II. 622. —
-gefäße 11,201 ; von Meißen «II,
444, — geschirr, Juwelendekor
■■<- II, 565, gruppe, Berliner,
Triumph der klassischen Bau-
kunst * II, 304, Industrie
II, 18.3, persische, II, 694, —
-kamin II, 294, — -kleinplastik
II, 620, — -manufaktur. König-
liche, Meißen, 11,624, — manu-
fakturcn, deutsche, II, 504, —
-marken II, 692, — -schrank II,
316, 362; von Hugo Helbing *
II, 3.^^.3; im ResidenzschloßStutt-
gart * II, 354, — -stil II, 292;
europäischer, II, 202, — -täss-
chen 11,6,59, — vase »II, .564;
China, Ch'ien Lung «II, 7.35;
China, Kang Hsi * II, 735;
bemalt vonBarriatnach Hamou,
Sevres »II, 510; Meißner, um
1740 » II, 205 . . Posamenten
I, II, 19, 23. . Posamenterie II,
31, 36, .39, 166, 215, --ähnliche
Arbeitenll,2I4,—, geklöppelte,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
872
I'oseldonla
Preuftm
Preuftler
l'uivfrhorntr
Pulverte«
Katfarlichulr
II. 78 . . Poseldonia I. 99 . .
Fössenbachcr, Anton, II. 550, •
II. V) <. ,'»54. - . Damcnschrcib-
lisch .11.467. .l-rkcr .11.532
.. Postvcrbindungcn II. A62.. Po-
tentinusschrcin 1. 272..PolKritcr
I, 324.. Potjcskantc .11. Ui7 . .
Potjcsk.mten 11.173.. Potpourri-
vase II. 203. 262. -. MelOcn
. II. 204. — . Sirvrcs .11, 2t.2 . .
Potsdam II. 212. UMi. . Neues
Palais II. 229, — . StadtschloO
II. 192: Bronzesaal II. 192 . .
Pottasche I, I.^ . . Pouan I. 20.1
..Pouquct II. l07..PoussielKiie.
Gebrüder II. 496 . . Poyer. Ber-
nard. II. 228 . . Poyntcr II. 'xS(i
. . Pracht II. 573. — . barbarische
I. 157. -bände II. 495. --ein-
bände von San Marco 1. 181. —
-gefau I. 186; Tarentiner • I.
101. — -gewander I. 187. —
-Welche I. 131, — -schusseln I.
521, — -senMce I. 525, - - -vase.
liistrierte. aus Malaga • II. (i93
.. Prag 1.589; 11.69, 197. 290.
291. 518. — . Domschatz II. 644.
— . Hörner II. t>44. — .Hradschin
11.535.. Präger Schule. Stickerei
I, 340 . . Prahistorie. japanische
II. 7.53 . . Praraffaeiitcn II. .S86.
589. 590. 609 . . Präsentierteller
II. 198.659 . .Prasser, Hans. I.
632 . . Prato. Dom I. 480, — ,
Giovanni de I, 496 . . Pr.1torius.
Johann, I. 613 . . Predellcnbild.
Schlafzimmer mit Thron • I,
450 . . Preisamphora I. 84. «I.
84.87 . . PreiCIer. J.. II. .307 . .
Preßburg I. 407 . . Presse II. 454
. . Preßglas I, 15 . . Prestlno.
Maestro. I, 523 . . Preuning,
Nürnberger Hafnerfamilie I,
643, — . Paul. I. 643: Krug.
» I, 643 . . Preußen II. 66. .523,
— . Herzog .Albrecht von. I, 649.
— . Prinz und Prinzessin von, II.
436, — , kunstgewerbliche Un-
terrichtsanstalten 11. 524 . .
PreuUler.lI.2IO..Prlamosl.6l.
— . Schatz I. 62 . . Priene I. 128.
142 . . PricsIcfKcw .Inder II, .158.
•schJrpc II. 7tiii . . PrIeur. II.
2.33 . . Primaticcio 1.56,3. .Piince
Consort Gallery II. 513 . . Prin-
zessinnenschnitt II, 5«'»0. . Prinz-
gemahl von Hngland. Albert. II.
410. 509 . .Prisma 1. 16 .. Privat-
sammlungen II. .540: s. auch
unter dem Namen ihrer Be-
sitzer und unter Sammlungen . .
Produktion, keramische. Frank-
reichs 11.261.- -sbc ' cn
II. 4b.'», — -sweise. '. ti-
sche II. 468 . . Profanbauten II.
673 . . Profumego I. 490; II. 658
. . Projekta I. 157 . . Promnitz.
Bischof Balthasar von I. 643 . .
Proportionszirkel 1.614 .. Pros-
kau II, .304 . . Protestantismus
II, 4 . . Provenciali, .Marcello. I,
.536 . . Provinzialfachschulen.
Frankreich II. .527. — -kunst-
schulen. Preußen II. 524. —
-musccn II. 528 . . Prudentia-
schrein zu Beckum I. 279 . .
Prudhon II. .156 . . Prunkgerate
I. 496. — -geschirr. silbernes II.
196, — kannen I. 29. -mobi-
liar I. 4iH). ---schrank II. 190;
des PrinzenEugen von Savoyen
. II. 191. -schürzen II, 166.
— schusseln 1. 29. — -Schwerter
I. 627, - -vascn II. .337.
-wagen. Kntwurf von F. X.
Habermann »11. 194 . . Psalter
der Prinzessin. Mclisenda I. 176.
— Karis des Kahlen -I. 221.
— Handschrift Karls desKahlen
1.221 ..Psycho II. 247.. Psyktcr
1.92.. Ptolemaer 1.47. II. .13-3.
— -kameen I. 132. Q
Puffs 11. 559 . . Pugin. Augustus.
II. 426. 58,3. 584. — . Kirchen-
gerat »II. 417.. Pulcheria. Prin-
zessin. I. 177 . . Pull II, .503. .
Puls. Eduard. 11.565 . . Pulver-
hOrner II, 65 . . Pulvertee II, 738
. . Punschbowle von Schubert
• II. 525 . . punto disfilalu II.
33. - di ttuova II, .3.3, - lagli-
ato II. .*». - tiralo II. 33 . .
Punzen I. 107 . . Puppenstube
II. 52. 65. - aus dem Museum
zu Utrecht .11. 52 . . Purpur I.
60, — -gewebe I, 187 . . Puszta
Bakod I. 199. 204. — . Armband
aus . I. 199 . . Putteniries,
Bronzegilter .1, 478 . . Puy.
Lc. II, 490, -, Dom, I. 2.19 . .
P>nacker II. 58. -. Adriaen.
Vase .11, 57.. Pyramide II. 273
. . Pyrgotcles I. 1.30 . . Pyxiden
I. 156. D
Q
Quadrierungen II. 402. Quarz
11, l'ts, saiul 1. 15.. Quasten
I, 23; II. .39. .349, 561 . . Quattro-
centoglaser mit Emaildekor I,
.5311. . Quedlinburg I, 227. '298.
.377. -. Knüpiteppich l.'299.-.
Schloßkirche I. 281 . . Queen-
Anne-.MObel II. 177 . . Queen-
Anne-Stil II. 600. 608 . . queens
wäre II. 325.. Quellinus. Arnold.
11.47. -.Erasmus.II. 47 .Quell
reliefintarsia II. .121 . . Quennell.
CH.B.. .||.576..Querlüllun-
gen I. .554 . . Querverband II.
242 . . Quesnoy. Le. II, 128 . .
Quevcrdo 11. 23.3. d
R
Raab, Rudolf. II. 18 . . Pabel.
EntwOrie II, 80 . . Rachette II,
388 . . Racinct II. .141 . . Radc-
gunde. heilige, I. '2i>4 . . Räder-
uhren 1.613 . . Radspieler II.. 510
. . Radulf von I.üttich I. 265 . ,
Radzlwill. Fürst, II, 705 . .
Raeren I, 644, 645. 646 . . Rafael
I, 425 . . Rafaele. Fra, de Brescia,
I. 467 . . Raffaelschule I. .12-3 . .
Römische Zahlen bedeuten den B.ind, deutsche die Seite. Sternchen Abhildune
873
R.igusa
Hautenschild
Ravenö
Roiff
Reiher
RcliquieiiKehäuse
Ragusa H. 128 . . Rahmen I. 28;
11.51.61.65.112.247. .11.536,
— -formen 11. 96. — -möbel 1.
116. — -werk 1,390; II, 130.232.
640 . . Rahmung 1.440 . . Rainer.
Erzherzog. 11. 514 . . Rakka-
töpferei II, 687 . . Rakke II. 677
..RakulI.784..Rakuyaki 11.784
. . Ramses II I. 54. — . Bronze-
figur »I, 56 . . Ramwold I. 224
. . Randauflösungen II. 31 . .
Ränder, tote. 11. 671 . . Ranke I.
193; II. 123. 639. — der Früh-
gotik 1, 328, — , naturalistische,
I. 619. — . persische. II, 681, — ,
romanische, 1,305, — , schnörke-
lige. II. 80. — , spätgotische, I,
398. nformen II, 37, — mo-
tive II, 33, — -Ornament I. 29<):
II, 78, — -werk II, 267 . . Ran-
son. P.,11, 247, 256 .. Ranvier II,
502 . . Rapes ä Tabac II. 98 . .
Raphael I. 540; II, 119. 120..
Rappa am Euphrat II, 683 . .
Rappier von Otlomar Wetter
.1, 627 . . Rapport I. 19. —
-muster I, 19 . . Rasiertisch II,
318 . . Rasse, germanische, II,
572 . . Rassuliden II, 665 . . Rat-
haus. Münchener,II.571 ..Rath-
bone II, 615 . . Rathgeber II, .550
. . Rationalismus II, 274 . . Rat-
mann, Mönch, I, 247, 280, —
-einband I, 280 . . Ratssilber-
schatz. Lüneburger. I, 586 . .
Ratzersdorfer. Hermann, 11,554,
55.5. 562 . . Räuchergefäß I, 1.59;
II, 247.249,251.— , Bronze #11,
728 . . Rauchfaß I. 281, — in
Lille 1, 265 . . Rauchgeräte 1,18,—
-tische II, 559 . . Rauchtopas I, 8
. . Räucherbecken I. 490. .Raum
aus Het Binnenhuis in Amster-
dam ♦ II, 619 . . Räume, ge-
wölbte, 11,231 ..Raumkunst 1,5,
16. 139; II. .551,. 5.53,591,607.—,
englische, II, 608 . . Rautengitter
I, 407, — -musterung 1, 413; II,
402, — -netz I, 291, — -schild.
bayerischer, II, 298 . . Ravcnö
II. .566 . . Ravenn.i 1. 1 54. 1 ,58. 1 64,
218.51 9. - . Bibliothek. 1.206. -,
Crux gemmata auf ein. Mosaik
in San Apollin.irc in Classe *I.
155, — , Elfenbeinsclmitzerei
vonderMaximians-Cathcdra «
I, 149, — , Mosaik in San Vitale
* I, 154. — , San Apollinare
Nuovo *I. 166 .. Raxmon 1,636
. . Rav II. 670. 677. 683. D
Read, Ch.H.,II, 637. .Reaktion
II, 428 . . Realistisch II, 548 . .
Recamer II. 24 . .R^camicr. Ma-
dame 11.355. 356 ..Reccesvinth,
König, I, 207; II, 531 . . Recces-
vinthus. I, 207 . . Recht der Per-
sönlichkeit II, 547 . . Reclam,
Brüderll, 197, — , JeanFran^ois,
II, 197,285.— .Jean Philipp, H,
285, — , Jordan, II. 285 . . Refor-
mationskampf, kunstgewerbli-
cher li. 406 . . Reformkostüm II,
603.. Refugiesll, 17.5, 183,196
. . Regencestil, II, 2.59 . . Regens-
burg I, 224,2.32,300,311,410;
11,285, 291.— , Dom 1,332, — ,
Museum I, 276, — , Rathaus I,
346 . . Regensburg, Josef, II, .338
. . Regentschaft il, 131 . .Reggio
II, 220 . . Reginaschrein 1, 312 . .
Regnier II, 263 . . Regulateurs
11,247.. Rehlender 11,545,571
. . Reiber, E., 11,502,— , Fayence-
vase *II. 500 . . Reich, altes.
Ägypten I, 47, 49, — , deutsches
II, 521, — , mittleres, Ägypten I
47, 50, — , neues, Ägypten I, 47
51 . . Reichenberg II, 518, —
Nordböhmisches Gewerbemu
seum II, 213. . Reiche Kapelle
I, 224 . . Reichenau I. 312, —
Malerschule I, 228, — , Schreib
schule 1, 228 . . Reichsalbum
• n,.549, — apfell,27, — -kle
nodien II, 699; in Wien I
250, Schwert von Preußen
1.540 *I, 628 .. Reiff, J. C, II
212 . . Reiher I. 130 . . Reimer,
Hans, I, 593, 605. . Reims II, 1 18,
128,.527, — ,Dom 1,284,366,—,
Glasmalerei I, 290, — . Kloster-
schule I, 219, — , Kunstschule I,
224 . . Reiner von Huy * I. 264,
267 . . Reinhart II, 284 . . Rein-
hold. Friedrich, II, 296 . . Reise-
altärc I, 603 . . Reisende I. 37;
11,463. . Reiseführer II, .532 . .
Reisewerke II. 717 . . Reißbrett-
kunst II, 422. 543 .. Reißen des
Glases II, 72, - , mit Diamanten
I, 654 . . Reiterin, Parforcejagd-
Tafelaufsatz *II,210..Reitzner,
Karl, IL 290 . . Reklame II, 606
. . Relief I, 17, 18. - bilder I,
319, — dekorIL203, — figuren,
silberne I, 225, — , figürliches I,
646, — , flaches I, 442, — -friese
I, 128, — gläser, sidonische I,
135, — , graviertes I, 442, — in
der Spitze II, .37 . . Reliefierung
I, 679 . . Reliefintarsia II, 65,
555, — -kleinplastik I, 486,—
-lack II, 777, lüstervase zu
Petersburg II, 689, — -spitze,
venezianische «11, 38, 129. —
-stickereil, 419, — vase, Peters-
burger Eremitage II, 685 . .
Reliquiar I, 203, 212, 248, 268,
276, 317, — der Rippe des hei-
ligen Petrus I, 273, — desNike-
phoros Phokas I, 183, — im
Domschatz zu Chur «1,213, —
im Schatz von Monza I, 222, —
in Jaucourt * I, 306, — in Or-
vieto von Ugolino di Vieri und
Viva di Lando »I, 316, — in S.
Benoit sur Loire I, 212, — in S.
Maurice * I, 209, — , silbernes,
des heiligen Bernhard in Siena
* 1,493, — von Herford 1,217,
— von Limoges mitArabesken-
grund » I, 287, — Wittekinds
aus Enger * I, 220 . . Reliquien-
behälter 1,6,26, 179, —, silber-
ner, aus dem Domschatz zu
Siena * I, 495, gehäuse I,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
874
Reliquienhaiidel
Rhelms
Rhein
Rieti
Rictichel
Rohan
281. 311. — -hanilcl I. 173. —
kapscl I. 383. —-kastchen I
2üit. 212.221.2()3.286.:M8.
kästen 1. 26t). 319. — aus Elfen
bein I. 274; 11.644. — kreuz 1
181). -.fiÜKraniertes. 1.284. -
-Schrein I. 222. 26»). 3(i8. —
-tafeln 1, 180 . . reliures janst-
nistes II. 1 16 . . Reniadus. Mei-
liger, I. 267 . . Kcmaclusaltar I.
267, schrcin in Stavelot I.
279 . . Rembrandt 11.7.9.51.638
. . Remigius, heiliger. 1, 226 . .
Remigiuskclch I. 284 . . Renais-
sance I. 38,425; 11.414.48:3,547,
— auffassung II. 4, — . Berlin,
Mobiliar -11,472, — bcwcgung
11,4. —-formen 1.551; II. 52.611.
— . italienische. I, 425; II, 414,
—, Karolingische, 1,2 18. — mo-
tive 11. 76, — , neue, II, 548. 553,
— Deutschlands 11.548, — Eng-
lands 11.548, - Frankreichs II,
548. — Österreichs II, 548. —
-spitzen II, 32. 33, — täfelung
I. 566, — , technische, I, 553,
— -tischlerei. Lyoner, I, 456 . .
Rendsburg I, 325 . . Rennpreise
II, 562 . . Renntier I, 45 . . Repe-
titionsmuster 1, 19 . . Reproduk-
tionsverfahren, photomechanf-
sche. II, 468 . . Reseau I. 23 . .
Resen'agedruck I. 21 . . Resi-
denzstädte 1,547.. Restauration
II. 427 . . Restello [restello da
Camera] I. 463 . . Reticcila »11,
33, 35, 78. 79. — arbeiten, spa-
nische, II. 41, — -gläser I, 1.34.
534, — -muster II, 32 . . Retro-
spektive II, 409 . . Reuchlin, Jo-
hann. I, 544 . . Rculeaux. Franz.
II, 553 . . Reveillon II, 355, — ,
Haus, 11.233.. Revolution, fran-
zösische, 11,428.582.. Rewett II,
228 . . Rexmon 1.636 . . Reymond.
Pierre. I. 6,36 . . Reyna. Talavera
de la. II, 42 . . Reynolds. Sir Jo-
shua. II, 321 . . Rhages 11,670,677,
678. —.Ruine, 11,683. . Rheims
11, 1021s.auch Reims). .Rheinl.
263.632 . . Rhcinkicsel 11.498.—
-land 1. 195, -landalbum, An-
dreas Müller • 11,456. . Rheins-
berg II. 192. 304 . . Rhinozeros
I. 45. — hArner 11,5.34.. Rho
dos I, 119; 11.690. — -fayenzen
II. 627. — , goldene Platte von
• I. 120. - -theorie 11.681. 690
. . Rhoikos I. 109 . . Rhynern I.
312.. Rhythmus l.l7..Rhyton
1. 123. — von Tarent . 1. 123.
Ricca II. 17 . . Riccio [Andrea
Briosco) 1, 479. 482. 486. - .
Bronzekandelaber in Padua •!,
482 . . Richard. J.. II. 504 . .
Richardson. George. II. 311. — ,
W. H. B. & J.. Schlcifglas • II.
448. . Richelieu. Kardinal, 11.5.5,
80.84.97,99. 100.5.%.. Richter,
Ludwig, 11, 494 . . Richtung,
nntik'sierende. II. 481. — . che-
misch-physikalische. 11,620. — ,
dekorative. II. 409, — , ger-
manische, 1,200.— .historische,
II, 433, — . konstruktive, II, 409,
— , malerische, II, 620, — , ost-
römische, 1, 195. — . roman-
tische, II, 404. — , tektonische,
II. 409. — . zeichnende, II, 409 . .
Riechbüchsen I, 29, — -fläsch-
chen 1,26; 11,327 . . Riefelungen
II. 284. 322 . . Riegel, F.rnst. II.
597,615 . . Riegl, Alois, I, 193;
II, 542, 627. 635, 706, 707, 713 . .
Riemenschneider, Tilman, 1,401
. . Riemenzungen I. 193 . .
Riemerschmid. Richard • I, 8;
11, 596, 601. 612. 617. -. Bezug-
stoffe • II, 621, — , Damen-
zimmer • II, 590. — . Speise-
zimmer »IL 582 . . Riese, C. F.,
11. 302 . . Riesener, Jean Henri,
II, 144. 241. 248, 277, -, Eck-
schränkchen »11, 243 .. Riesen-
gebeine II, 534, — -gebirge 1,
36.. Rieser. Michael. II. 515 . .
Rieth. Otto. II. 541. 612.. Rieti
1. .374 . . Rietschel II. 436, 501.
-, Tafelaufsatz • II. 455 . .
Ricwcl, H.. überlichtgitter • II,
487. -, Waschkasten • II, 474
. . Riga. Schwarzhauptergcscll-
schaft. I. .368 . . Riegefiid.
Meister, 1.312.. Rihlindisl, 210
. . Rikyu-Rnku II. 784. -Shi-
garaki II. 78-1 . . Rimini I. 487.
.527 . . Rinao 11.661 ..Rincklake,
Anton. Schreibgarnitur «11,. 505
. . rinfrescatoio I. 48-1 . . Ring I.
159. 608, — -schmuck I, 27. -
-stein I. 1.30. — -system II. 474
..RiSampeill.786..RioTinto
I. 102 . . Rips 1,22 . . Riquins,
Meister. 1.281 . . Risuo II, 788..
Ritter 11,551, -, Franz, 11,516.
— A Co., Punschbowle -11.525.
Ritterburg 1.261 . . Ritter, mau-
rischer, II, 662, — -sporen I, 27 ;
II, 589 . . ristello 1. 459 . . Ritzen
mit dem Diamant II. 175 . .
Rive. dela. II. 457 . . Rivitre II,
605. . Rizzo. Luciano. I,. 5.35. D
Robbia, dcllal..5(i8;ll..567.-,
Girolamo della I, 563, 637, — .
Luca della I, 480, 508, — -arbei-
ten 1, 5(18. — -Werkstatt, Tondo
mit Malerei • I, 508 . . Robeday
11. 101 ..Robcrdetll, 101 ..Ro-
bert II. 447. — . Hubert 11. 228 . .
Roberts, 11.444,— .Joseph Oas-
pard. II, 157 . . Rocaille II, 132,
1.34, 135, 156. 195 . . Rocchi.
Elia de, I, 467 . . Rocco, Vicenza
da, I, 467 . . Rocholl. Theodor.
11, 550 . . Rockzeuge 1. 22 . .
Roderich II. 6.30 . . Roentgen.
David, II. 248, 276, -. Schreib-
schrank .II,276..Roetigll.278
Roöttiers II, 1.50 . . Rogers &
Dear, Slaatsbett • II, 419, — ,
W. G.. Wiege • II. 420 . . Roger
von der Wcyden I. 418 . . Ro-
gcrus von Helmershausen 1.238.
240 . . Rogerusschöler in Fritz-
lar I. 280 . , Rohan, Hotel de, II,
a
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
875
Röhrennopprn
Rosen Rosenborg
Rubinrot Rubrouck
Sadler
133 . . Röhrennoppen 1, \9S . .
Rohmiöbel II. 55it . . Rohseide
II. 129. - liege! II. 675 . . Roi.
Histoire du. II. 119.. Rokoko I.
39; 11.3. 1.^». \M. 174. 414.41,5.
573. — . deutsches II. 187. L'0,V
— -facher »11. 154, — -formen
II. 199, — . französisches II.
414. — -hänReLitcrne II. 149, —
-kästen, hollandischer -11.174.
— möbel. prunkvolle II. 144.
— , österreichisches II. 190. —
-Schnörkelcharakter II, 13.5. —
-schrank 11. 174. — spitzen.
Wien »II, 167. — Stickerei II,
190. — -Stoff .ll.l60..Rolands-
hömer II. 644 . . Roll. Georg. I.
615 . . Rollen I, 26 . . Roller.
Alfred. 11.516. 602.. Rollwerk
I. 560, — mit Knöpfen I, 617 . .
Rom I, 133. 144. 175. 176. 189.
218. 432. 448, 466, .502. .527, 535,
536. .5.37. .540 ; II. 1 6, 23. 498. 537,
— , christliches Museum des
Vatikans I. 158, — , Museo Kir-
cheriano I. 18.3, — , Palast II,
3.54, — , Peterskirche I, 173, — ,
San Carlo al Corso II, 15, — ,
San Sabina I, 154, — , Sankt
Peter «I. 174. — , Justinskreuz
.1,164,-, Villa Albani II, 3.32
. . Romain, le (Pierre Germain]
II. 254 . . Romajikai II, 725 . .
Romanelli. Familie I, 498 . . Ro-
manesco, Gasparo. I, 498 . .
Romano. Domenico, I, 503, — ,
Giulio 1,6.55; II. 120. .Romanos
I. 204 . . Romantik II. 349. 4.33.
— , literarische II, 4-34 . . Rom-
brich, Joh. Christoph, II, 301
.. Romedi II. 210.. Römer 1. 31,
47;II.53,618..Roemer.George,
!. 594 . . Romont. Fenster, 1, 332.
— . Jacob von. 1. 419 . . Ron-
ceveaux I. 308. — . Reliquien-
tafel, I, 324. . Rönne II, 414 . .
'- ;d. Porzellanfabrik, II.
. . Rosalinspitze II. 39,
129. 166.. Rosen I,. 328; II, 70,
.589, - -borg. Schloß. 1,376. .565.
— lauben 11,272. — mustcrung
I. 413. —-rot II, 262. .U)2, —
-spitze «II. 37, — -Stil II. 303,
Wasser II, 667. -wciler im
ElsaÜ I, 327.. Roscto, üiacomo,
1,317.. Rosette II. 2.55. 260. 267,
284. .3.50 . . Roscy, le, II, .502
. . Roshan.ibuddha II. 7.58 . .
Rössel, goldenes, von Alt-
oetting ^1.362. .363.. Rosselti,
D.inte Gabriel. II, .586, .587. .589
..Roßhaare 11, 37. .Rossi, üiov.
Ant. de, I, 503 . . Rosso I, .563 . .
Rost, Jan, I, 542 . . Rostock I,
325. — . Kreuzkirchc, I, ,300 . .
Rotationsschnellprcsse II, 448
. . Rotgießer I, 12 . . Rotguß
II, 610 . . Roth bei Lautkirch,
Kirche, II, 274 . . Rothenburg ob
der Tauber I, 328, .329, ,332 . ,
Rothmüller 11,616 . . Rothschild
II, 530, 658, — , Baron A. von,
I, 590, — , Baron Alphons, II,
665, — , Baron, in Frankfurt
am A\ain, I, .597, — , Edmond,
de, II, 6.36, — , Ferdinand, II, 6(i(i
. . Roty, Oskar L., II, 618 . .
Rouaix II, 542 . . Roubo. A. J.,
II, 233 . . Roudillon, E., II, 5,55,
— , Schrank ^11, 486 . . Rouen
I. 291,. 3.30, .33.3. 407; 11.58, 111,
113,114, 117, 1,5,5,156, 1.58,161,
526, 527, ,528, .567, — , Faubourg
Saint-S6v^rell,156,— ,S. Ouen,
I. ,3.33 .. Rousseau 11.227. --de
la Rotliere, Jean Sim^on,II.2,33
. . Roussel. Aleide, Alen^on-
spitze -II, 477.. Rouvres 1,284
..Rovere, Francesco deila 1,379
. . Rovigo I, .524 . Royal Irish
Academy I, 215 . . Rozenburg
II. 620. D
Rubens 11,47,49, 119, 176,—.
Entwurf für einen Gobelin «II,
49, — , Wohnzimmer *II, 4 . .
Rubin I. 8, — -glas II. 50,5, —
-lüster I, .522, - -rot II, 745 . .
Rubrouck. Wilhelm von II, 747
. . RückbildimgiMi II. 95.. Rück-
blickszeit 11. 10!).. Kücken 1.2,5,
— -lehne I, .56 . . Rücklaken I, 22,
,316 . . Rudolf II.. Kjiiser, 1.56.3,
606. 61,5. 6,54; II, 74. 76,5,35 . .
Rudolph!. Paris, Vase #11.517
..Ruette. Mace. II. 115, 116 . .
Kugc. H.ins. I. 631 . . Rughesce,
\'., I. 410 . . Rugina. Niccolo, I.
491 .. Ruhebänke 1, 18 .. Ruhmes-
göttinnen 11. 126 . . Ruker. Tlio-
m.is, 1571 1,629 .. Rukneldanl.i
Daud ihn Sokm-in ibn Orlok
von Amid und Hisn Keifa, Or-
lokidcnfürsl II. 649.. Rumänien
1, 1 97 .. Rummcr II. 278 . . Rumpp,
Johann, II, 189, 193, — , Sekre-
tär - II, 188 . . Rundbogen, ge-
stelzte II. 6.35, — -reihen I, 304
. . Rundeisengerüst II, 71 . .
Rundell & Bridge II, ,321 . . Rund-
gebilde 1,29,— -holzsitze 1.2,58,
— pfostenbänkel, 2,57. .Runen-
inschrift I, 197 . . Runge II. 445
. . Ruolz II, 457 . . Rupertsberg
bei Bingen, Altarbehang I, 296
, . Rusccili II, 9 . . Ruskin, John,
II, .583, 589, 599 . . Rußland I.
172; II. ,338. 528. .546, 711 . .
Rüstern Pascha. Moschee II, 681
.. Rüster I, 10;II,6I3, — -nholz
11,613.. Rüstung 1,27.623; II,
772, — , aus Lcder II, 769. —
Karls V. 1,626.. Ruten 1,23. .
Ruter, Gerhard, I, 646 . . Rutii-
kristalle!I,r.21. D
Saadi 11, 6.38 . . Saaldekoration
aus Schloß Schloßhof bei Wien
V II, 271 . . Saalecker Werk-
stätten II. 613 . . Sabinusreli-
quiar im Dommuseum von Or-
vieto I, 317 . . Sacca, Paolo, I,
467. . Sachsen I, 298,619; II,
214, .304, .523.. Sadat, Ismail el
Taalbe, II, 641 . . Sadler, John,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
876
Saffariden
Salon Salon
Sammlung Sammlung Sankt Petertborg
II. 327 . . Sjflariden II. 630 . .
Saffijnll. ms S' nie.
II, 3J1 . . SJK'cmi;: J. II.
450 . . Sjhlkante II. 30 . . Sahnen-
kanne II. 322 . . SaintAubin.
CharlesGermaindc. II. ltV.1. 165.
2t>9 . . Samt Bunnct -Avalou/e
1. 212. . Saint-Cloudll. 153. 155.
2.38. .^'■>4 . . Saint Denis I. 224.
•251. 2üJ. -289. II. 102. . Abtei.
I. 222; 11.645. - . Kathedrale. II.
110.. Saint F.tienne 11. 488. .
Saint -Gerniain. Fauboiiri;. II.
119. - I Auxerrois II 261 . .
Saint Ghisidin I. 32i*i . . Saint-
Oobinll. 112. 506.. Saint Louis.
Weltausstellung 1904 11. 473.
597. — , Compagnie des Cri-
staileries de. II. 506 . , Saint-
Marcel II. 119. .Saint .Martial.
Abtei. I 286 . . Saint .Maurice I.
203, 209. 263, - d Agaune. I.
248. -. Schatz. I. 181. — . Kan-
ton Wallis. Klosterschatz I, 2Sö
. . Saint Savine I. 205 . . Saintes
1.638.. Saisons II, 119.. Saiti-
sche Zeit I. 55 . . SakralRefaOe
aus Bronze .11. 721. .11. 723.
• II. ?26, - . China, Handyna-
stie «11. 727, —, China, Shang-
dynastie • II. 720 . . Sakramen-
tareinband Heinrichs II. «1,233,
— -handschrift König Hein-
richs I, 234 . . Sakristei, alte, in
San Lorenzo. Florenz, Innen-
ansicht »I. 428. — in San Spi-
rito. Florenz. Innenansicht » I.
429. — -schranke I. 464, 470 . .
Saladin |-\g>plenl 11,688. . Sa-
landrouze II. 485 . . Salem,
Münster. II. 274 . . Salembier II,
2,3.3. 254 . . Salerno, I. 249, 347 . .
Salih. .Mohammed II. 643 . .
Salisbur>- 1. 407 . . Salle. Philipp
de la, II. 162. 266 . . SallusU II,
533 . . Salmanassar II. I. 59 . .
Salmasius II, 4 . . Salon II. 559.
— de Compagnie in Klein Tria-
non II. 232. — der Jahreszeiten.
Hotel Beauharnais «11,344.—,
SchloüFr M «II. M4 .
Salpeter I ^^.lawood l.3.'>3
. Salviati I, .542, , Di Antonio,
II, 48.3. .VKi, 570, — , Glaskrone,
« II ,".' ^ " " 'Tipeo,ll.
12 . . . Salz-
burg II. 199.290, 518. -.Klapp-
altJrchcn I. .123. , Silberkelch
der l'eter^kirche. I. 2&A . . Salz-
dahlum II. 53(i . . SalzlaO I. 382.
526.612.639. 11.321. -.Eng-
I.T ' *--. .1.613. - im New
« ixiord «1. .181. — im
South Kensington Museum I,
612. — im Wiener Hofmuseum
I, 498, — . silbernes «11. .121 . .
SalzgefdOell, 108.. Salzglasurl,
114.— kästen I, 17. — schli-
chen 11,322.. S -'-■•- 'r'< "«8..
Samarkand II 676
. . Sambrc I. 273 . . Samenwolle
I. 10 . . Sammet I, 22. -bin-
dung I, 19, — brokat, Italien
« 1,539, — -tapeten II. 559 . .
Sammlung II, 516, 726, — v.
Bancr I, 323. — Basilewsky I,
.119. .121. - Beit 1,518. — Beres-
iord-Hope-Dumesnil I, 184, —
Bishop II. 7.30. - des r
von Blacas II. 650, — i ....^...
ridge I, 285, — Bruce I, 285, —
Campana 11,530,- inCampote-
jar 1,387. - Carrand I, 512; II,
646, — Henri Daliemagne II.
658, — Demiani 1,621. - Baro-
nin Delort de Glion II. 665, —
Dr. Albert Figdor I. 22.H. UM.
.302, 392. .396. .397. 400. 401,403.
422; II. 540. 6.39, 7a3, - Fort-
num I. 518, — Fouquet II, 692,
— Godan 11,687. Godman II.
679, - Goupil II, 658, — Gut-
mann I. 324. -- Havemeyer II.
732, — Hayashi II, 780, Jei-
dels II. 54. — Kann I, S36, -
Martin le Roy I. .324, .3W, —
.Malcolm •■ "" Pierpont
.Morgan! ^ 418:11.663,
664. — des Don Osnia II. 674.
- Fürst«' 'lerstein
1,323,-1.,; Piel
{.abaudrie II, 65.1, Alphons
K 11.518,11.26.1, — Fa-
milie i'.ttischild 1.6.18, ■ Sal-
ting I. .484. II. 6^», Sarrell.
637, 642, 654, 661, 679. 684, —
S - I. 281, Soltlkofl-
11...:.... .. 1.490, - Ch. Stein I.
.324. Stieglitz II. .546. - Gral
Stroganoff I. 168; 11.546. J.
E. Tailor I, 3K4. - Thewalt, I.
.385, - Thiac II, Ä9, - Oral
Valencia I. .324. — , vatikani-
sche, 11.537, Vaulier II, 792.
- in Vega de Armijö I. .187. —
Viena I. 387. - Villaseca I.
.187. - Wallace . I. 494; II.
140. . II. 234, 241, 241. 540.
— Walters II. 7.38. — Wert-
heimer « II. 240, - Gral Wil-
czek I. .302. — Graf Wolff ,Met
ternich I. 121 . . Samos I. 90 . .
Samplers II, .328 . . Samsöstube
. II, 516, 51 7, 547.. Samte. Ge-
nueser, II. 24 . . S. ||,
673, 702 . . Sandelh <•..
Sanderson, Cobden, II. 599,606
(luhren I, 17 . . San Fer-
-. -II,.1.J7 .. sanften II, 147.
195, — , Grand Trianon. Ver-
sailles « II. 151 . . San Gallo,
Antonio da. 1.468. . Giuliano
da, I, 468 . . Sang de boeuf II.
743 . . Sankt Blasien I, 312 . .
Sankt Emmeram I. 224 . . Sankt
Florian I, 246. II, 189.. Sankt
Gallen. Kloster, 1,227, -,Sti«U-
bibliothek zu. II. 646 . . Sankt
G- -r - ' ' ' 11.211 ..
S . Sankt
Gregor 1. 234 . . Sankt .Maximin
in Trier I. 227 . . Sankt Paul in
KJmten I. 296, — vor den
Mauern Roms I. 249 . . Sankt
Peter in Rom 1. 189. .Sakristei
• I, 189 . . Sankt Petersburg.
Winterpalais II. 1.52 . . Sankt
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
877
Sankt Trutpert
Säule
Saunu*
Schals
Schals
Schiffchen
Trutpert im Schwarzwald 1,284
. . San Lucio Atcssa I. ;W . . San
Marco in Venedig I. 178, 181.
183, 186, 249, 379, 467,470,472;
II. 647. -. Schmelzaltar. 1.315
. . San Miguel in Exccisis I, 286
. . San Nazario 1. 157 . . Sanso-
vino I. 480 . . Sanssouci II, 188,
192. — . Bibüothckzimmer. II.
192.. Santa Isabel II. 43.. Santa
Maria I, 467, — bei San Celso
in Mailand I. 225, — nuova
in Florenz. Hospital, I, 439
. . Santini. Niccolo, I, 498 . .
Santis. M., II, 357 . . Santo zu
Padua I, 379 . . Saphir I, 8 . .
Saracchi. Brüder I. 498 . . Sara-
gossa 1. 380, 418, — , Schatz der
Seo I. 324 . . Sarazenen, sizilia-
nische I, 37..Sardonyx 1,8, 129,
132. — vase von Saint Maurice
I. 209 . . Sarg der heiligen Oda
in Amay I, 279 . . Särge I. 137 . .
Sargon I. von Agade I, 58, — ,
II.. I, 59 . . Sarkophag I, 128,
136. 137; II, 357, — aus Klazo-
menä ^1, 92, --ruhen I, 442,
443 . . Sarmaten I, 197 . . Sarra-
zin II. 100, 102 . . Sarre, Fried-
rich. II, 197. 285, 627, 628, 634,
637, 638. 650, 656, 660. 663. 666.
675, 677, 680, 691, 695, 700, 707,
710. 712 . . Sarto, Andrea del,
Geburtsszene * 1. 432 . . Sartor>'
II, 296 . . Sassaniden I, 37; II,
629. 63.3,695. — -kunst Persiens
II. 632 . . Sasshibako II. 764 . .
Satin I. 22, — -holz II, 312 . .
Satire auf den Klassizismus,
vonE.A.Petitot #11,226 .. Sat-
suma II, 7.y>. 785, 786, — f aience
II, 785, — -Öfen II, 785, — -yaki
II, 786 . . Sattel I, 26, — taschen
1.286; II. 78.. Sattler I, 10, ~,
Joseph, II, 541, 605 . . Satz I,
15, 25, . . Saucieren II, 2.S4
, . Säule I. 28, 1.38; II, 273,
— . aus Fayence, von Nicolaus
Fouquay, Rouen ^11. 111 . .
Säume, durchbrochene II. .30 . .
Saunier. Charles Claude. 11.248
.. Saurau. Franz, II. 289 . . Snvary
11.57.61,66.70,85,95,97, 105,
126. 128. 147, 154,161,170. 171,
172, 17.5, 183, 184, 1%, 214,220
. . Savona I, 470, 472; 11,22..
Savonarolasluhl 1. 454 . . Savon-
nerie II, 95, 122. 161, —-arbei-
ten II, 122, --teppiche II, 123,
486 . . Savoyen II, 93 . . Saxc,
Vieux II, .568 . . Sbarri, M.inno
dl. Bastiane I. 498, — , Farncsi-
sches Kästchen »I, 497 . . Sca-
bello I. 451 . . Scala I, 466,
— . Artur von II, 627 . . Scali-
ger II. 4. a
Schabracken II, 78 . . Schach-
brett 11, 65, 761, — , mit Holz-
intarsia * II, 762, — -muste-
rung II, 402, — -figur I, 17; II,
645 . . Schachteil, 474; II, 104,
147 . . Schack 11. 627 . . Schablo-
nieren 1, 20 . . Schadow II, .302
..Schäferszenen II, 245. .Schaf-
fensgebiete des konstruktiven
Stiles II, 599 . . Schaffgotsch,
Graf von, II, 67 . . Schaffroth,
Cafe * II, 452 . . Schahname
II, 636 . . Schälchen I, 56 . .
Schale I. 8, 18, 21, 26, 28,
29, 31, 124, 195, 372, 490,
511. 5.30; II, 321, 499, 655,
659, 684, *I, 112, * II, 484.
— , Augsburger, I, .595, — aus
dem Lüneburger Ralssilber-
schaiz *I, .588, — aus Serpen-
tin, Albin Müller *l, 20, — der
Frührenaissance I, 587, — des
Euphronios * I, 96, — , email-
lierte, Mesopotamien »11. 648.
— Karls VI., goldene, I, .323, — ,
kyrenäische, Innenbild »I, 91,
— , Rückseite einer emaillierten
* II, 649, — von Breda »1,608,
— und Schüssel aus blauem
Glase, Persien » II, 667 . .
Schaller,Anton, II, 296.. Schals
II, 487. —.indische, 11,415,706
. . Sch.'inksciirank II, 63 . .
Schaper, Hugo, II, 563, — , Jo-
hann II, 73, — gläser II, 73, «
II. 76 . . Schapur I. II. 688 . .
Schärft II, 618 . . Scharffcucr-
blau derMingporzellane 11,779,
- -färben I. 30; 11,744, — -ma-
ierei 1,505 .. Scharpen 11,705..
Scharvogcl, J. J., II, 597, 621 . .
Schäßburg 1, 111) . . Schatz s.
unt. Ortsnamen, — -kammer II,
533, — d. Allerhöchsten Kaiser-
hauses, Wien, I, 584; II, 539,
5ti2, > II, 700, — , geistliche, der
Hofkapelle, Wien, II, 539. - in
München I, .584, ,592. 593, 605 . .
Schaufensterdekoration II, 606
. . Schaukelstuhl II, 484, 559 . .
Schaumünzen I, 196 . . Schau-
schränke II, 580. D
Schebeck II, 305 . . Schedula
diversarum artium I, 227, 240,
242.. Scheibenfibel I, 193,206,
210, — aus Castel Trosino * 1,
207, — aus Wittislingen ■>; I,
210 . . Scheibenglas I, 15, —
-kreuze in Hildesheim * I, 247,
- -monstranz I, 369, — -reli-
quiar 1,322; Heinrich IL, 1,280;
Schweizer, II, 571, — -Stiftung
I, 416 . . Scheide II, 753 . .
Scheingut 1,29; II, 416, 4.30,575
..Schemel 1,56, 153,397,451.
578, — , geschnitzter *I, 451 . .
Schenau. Johann Eleazar, 11,
294 . . Schenkung Jones *II,
142 . . Schepers, Cajetano, II,
3.37 .. Scherbe eines rotfigurigen
Gefäßes * I, 90 . . Scherben I,
14.. Scheren 1,27, — -stuhle I,
388, 397 . . Scherer II, 285 . .
Scherebeck II, 601 . . Scheuren
1, 372. D
Schiavone, Fra Sebastiano I,
467 . . Schiefer I. 9 . . Schiff I,
19, 1.59 . . Schiffchen für Knüpf-
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
878
Schiffchenform
SchlQaHel
SchlQiarlKrlffe
Schmuck
Schmuckkaalcn Schdnihaler
arbeit II. 256. - -form II. 74 . .
SchiJIcI. .«(); II. Iil4 . . Schill-
mann II, 518 . . Schiiten II. 629
.. Schild 1.26. 27. 475. —.Rold-
tauschiertcr »11, 561, — -hnlter
II. 2^n . . Schill! Karls IX. . I.
626. 6'>7. - -krottwarc II. 325.
— -patt I. 10; II. 256. — pattgut
II, 182 . . Schillcrv;I.lser II. tij <
. . Schinkcl II. 42'). 5l)8. 510,
— . MöbclentwOrle II, 403 . .
Schinkcnarmcl II. .'i60. .Schirek
II. 288. 304 . . Schirmst-lmler II.
499 . . SchilJIcr. Christoph, I. til5,
— , Tellurium »I. 615. — . Ge-
brüder. I. 613 . . Schlafstube I. 6
..Schlafzimmer II. 232, 57'J, 609,
— der Kaiserin Josephine im
Schlosse Malmaison • II. .346,
— . Hotel Reauharnais «11.366,
— in Eichenholz - II, 577. —
mit Thron in Casa Buonarotti,
Florenz • I, 450. — . nieder-
landisches ♦ I, .388, — . west-
fälisches • I. .389 . . Schlangen
I. 628 ; II. 350. - -f adengläser I,
135. — -linien II, 79.. Schleifen
I. 15..SchleifKlas I. 15; 11.505.
570. — . englisches.von Mackley
. II. 448 . . Schlesien I. 619,
6,54; II. 71,74. 212. 215. .305..
Schleswig II. .536. — -Holstein
1. 325 . . Schlickerauftrag I, 505.
— -dekor II. 622 . . Schlicmann,
Heinrich. I, fiO. 75. — , Samm-
lung, trojanische Gefäße »1.60
. . Schlitten. II. 195 .. Schloß I.
445. — -becher I. 587; Lüne-
burger. I. 593. beschläge II,
252,281 .. Schlosser, Julius von.
11.67. .Schlösserl, 27.629; 11,70
. . Schlösser [Gebäude] s. unter
den Ortsnamen . . Schlosserei
II. 149 . . Schloßgarten. Veits-
höchheim. »I. 17 .. Schloßhof.
Schloß, bei Wien II, 198, 271 . .
Schloß, mit geätzten Verzie-
rungen ^ I, 631, — -platten I.
408 . . Schlüssel II. 252, 661. —
•grlfle II, 252. 291. — -Schilder
II. 149.. Schinierll. 186. 190 . .
Schmaedel. Joscl von • II, .549,
550 .. Schmelz I, 15,27.29,30.
32; II, 5ti6, 615. — •arbclf 1.262.
— -blld von Jean Fouquet • I,
381 . . Schmcl/iTci 1. 499 . .
Schmelz, durchsichtiger I. 182.
— farbendekoration 11.744.
-glas I. 31. kunst. I. 605;
in der Spatgotik I. 382. —
-künstler I. 15, — -malerci 1, 32,
262. 383; flandrische I. .385 . .
Schmelz, op.iker, 1, .32. 182, — ,
transluzider. 1. 182, — , undurch-
sichtiger. I. 182. — platte vom
Klosterneuburgcr Altar. I. 271 ;
des Nicolaus von Verdun • I.
272; im Louvrc »1. 323. —
-Scheibe I. 2.32. — -werk I. 262.
Wirker I. 262 . . Schmid-
hammcr, Jörg. 1. 631, —, Elsen-
gitter -l, 632 . Schmidt. Frie-
drich. Vortragekreuz 11.462, -,
Karl, 11. 61.3. -, L. II. 290. — u.
Ger\ert 11.559, --Pecht. Marie.
II. 622. — -hammer. II. N., II,
28.5 . . Schmiedbarkeit 1, 27 . .
Schmiedearbeiten II, .549 . .
Schmiedeberg II. .5.59. 603 . .
Schmiedeeisen I. 27; II. 70. 108,
181. 260, 420. 518. .565, 566,
— -arbeit II. 149. 198. 199 . .
Schmiedeeisen. Gitter in Prag
« 1.24.. Schmieden 1.9; II. 7.53
..Schmiedekunst II. 780; in der
Spätgotik I. 405; romanische. I.
303 . . Schminktöpfchen I. .54 . .
Schmittner. Franz Leopold. II.
198, — , Perspektivgitter • II.
69 . . Schmitz. Bruno. II. 600 . .
Schmoranz, G . II. 663, 664 . .
Schmuck I, 9. 17. 27. 54. 128.
529; II. 259. 420. 497. 562. 61.5,
— der Renaissance I, 607; mo-
numentaler. I. 187; von Le-
monnier • II, 450. — von
Christian Ferdinand .Morawe »
I. 21. gegenstände I. 156. — .
Hanauer, I, 36, - -kassetten I,
17. 27; II. 1.59. - -k.1slchcn I.
I.5<">. 3.55, — von Otto Hupp •
II, 521,— , silbernes. I. 1.57. -
-kästen mit emaillierten Gold-
auflagen • I, 603. . silberner
. I. 1.58. - -nadcl I. 63. -
-reliquiarc I. 178, — -»achen I,
191. — -Sachen und andere
Arbeiten in Kmail. Frank-
reich um 1788 .11. 286. —
•Scheibe aus Szilagy Som-
lyo • I. 196. — -Schrein II,
241, — -stücke I. 119. 503 . .
Schmutzer. J. M.. Bildnis des
Kanzlers Grafen Kaimitz • II.
188..SchmuzBaudiss.Theo. II.
597, 620, — , Vase in Untergla-
surmalerei • II. 605 . . Schnalle
I. 27. 159. 193; II. 99. 199. .
irische • I.2I5 . . Schneeballcn-
porzellan II. 203, — , Meißen •
11.204 . . Schneeberg I.62I; II,
215, 603 . . Schneider. Nürn-
berger, I,.597 . . Schneidewerk-
zeuge I. 27 . . Schnell. Johann
Conrad 11.69 .. Schnitt 1,25;
II. 116. — Verzierung 1.46 . .
Schnitzerei 1.442; II, 130,360.
— , Barock. II. 15. — . figürliche
der Spätgotik. I. 393. — vom
Mimbar der Ibn-Tulun-Mo-
schce zu Kairo, 1296 . II, 6'29
. . Schnitzkunst, kretisch-my-
kenische.I.81 ..Schnorr. Julius.
Einbanddecke »11,482. -- von
Carolsfeld II, .504 . . Schnupf-
tabaksdosen II. 197. 285 . .
Schnüre 1.23; II. 349. 561 . .
Schnürchen II. 127 . . Schnur-
keramik 1.46. . Schnütgen 1.272.
Schönbein 11. 450 . . Schön-
born. Graf. II. 193 . . Schön-
brunn. Schloß. Vegetinzimmer.
II, 631 . . Schongauer I. 512
. . Schönhammer • II. .549 . .
Schönheit 1.3; II. 294.. Schön-
thaler. Franz. II. S54, 555. — .
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite. Sternchen Abbildung
879
Schoten
Scliroibschrank
Schreibschrank Scliumaclier Schumacher Scliwertfassung
Mobiliar ■ 11.471. ^ 11. 475 . .
Schotenblattwerk II. 99 . .
Schüttle 11. 551 . . Schrank I, 16,
400, 457, 574, 575; 11,62, 192,
362. — aus Jülich * 1,391, — aus
Oldenburg ^ I, 392, — , Buxte-
huder, I, 576, — , Danziger, II,
64. — der Spätgotik I, 396. — ,
flandrischer, I, 396. , Früh-
gotik. I, 352, — . Hamburger, II,
64. — , Ile de France * I. 582,
— in Eichenholz. I.iittich * II,
279. — mit Reliefauflagen. Wien
V II. 350, — mit Uhr II, 349,
. niederländischer ä I, 581,
— , norddeutscher, 1, 396, — ,
norddeutscher, Ende des sech-
zehnten Jahrhunderts *I, 575,
— , norddeutscher geschnitzter
♦ II, 63, — , Nürnberger, Art
Peter Flötners * I, 574, — ,
Oberteil versenkbar » II, 355,
— zu Parma * II, 216, —, roma-
nischer, I, 304, — , steyrischer
» I, 404, 405, — von Herwegen
♦ 11,451, — von Pallenberg *1I,
533. — von J. Syrlin * I, 398, -
vonFriedrichUnteutsch »11,63,
— , westfälischer * I, 393, — ,
Ziegler & Weber * II, 526 —
-beschläge I. 27 . . Schränkchen
von Gottfried Semper *II, 511
. . Schranken I. 16 . Schrank-
möbel, romanische, I, 302 . .
Schreiben 1, 10 . . Schreibers
Neffe II. 506 . . Schreibgar-
nitur von Rinklake » II. 505 . .
Schreibkasten II, 766, 777, — ,
Suzuribako * II, 787, — -platte
II, 316. —-pult I, 16, 46,3,578.
— -schrank I, 4.58; II, 277, 368,
— , deutsch um 1810 * II, 368,
— , des Herzogs KarlTheodor in
Bayern *II, 361,— in Cedern-
holz mit Wedgwood-Einlagen
« II, 366, — in Mahagoni *II,
358, — in ungarischer Esche
♦ 11,361, — , London • I, 4.Ö7,
— , Mantuaner J, 458, — mit In-
tarsia \l, 456, — , Nuliholz mit
Vergoldung < 1, 458, — von
David Roentgen * II, 276, —
-tafeln I. 17, 155, 355, — -tisch
1.456:11.95, 238.316,364, xll,
538. —.Art der Caff icri * II, 14 1 ,
— des Königs 11,241, — mit
Bücherschrank, von Sheraton
* II, 316, — mit Rollvcrschluß
* 11,237,— , Stadtschloß Kassel
» II, 360, — von Hauberrißer
:v II, 538, — -weise II, 725, —
-zeuge II, 65, 108; aus Bronze,
Florenz ;<!, 488 . .Schrein I, 16,
— , Altbreisacher I, 363, 369, —
der Greta Pfrumbom x I, 321,
— der heiligen Elisabeth I, 279,
— der heiligen drei Könige I,
271, * I, 272 . . Schreinerarbeit
I, 442, — der nordischen Re-
naissance 1,565, — kunst, deut-
sche II, 61, — , holländische II,
52, — , italienische II, 16, —
-technik der Spätgotik I, 390 . .
Schrezheim, Rokoko II, 21 1 . .
Schrift 1,24; II,. 561, --friese II,
639, 654, — -tafeln 1, 28. — -zei-
chen II, 636. D
Schubert, Karl Gottlieb, II,
301 . . Schubladen I, 395 . .
Schübler, Johann Jakob, II,
177, 187, 190, — , Joh. Wilh.,
II, 198 . . Schufried II, 296 . .
Schuh, Carl, *II, 554, — , Pol-
sterstuhl *II, 528 . . Schuh-
schnallen II, 258 . . Schule,
Aachener I, 279, -, Alte 11,427,
— , von Glasgow II, 594, — ,
Wiener 11,611.. Schule, Johann
Wilhelm von, II, 268 . . Schulen
I, 6; II, 511, 670,—, kunstge-
werbliche II, 513, — , russische
II, 529 . : Schultze-Naumburg,
Paul, II, 597, 599, 613 . . Schul-
wesen II, 526 . . Schulz II, 557,
— ,Dr. Walter II, 628, ^,Max,&
Co., Türumrahmung * II, 558..
Schumacher, Fritz, II, 597, 599,
613, — , Protestantische Kirche,
r.mporen ■: 11. 607, — , Prote-
stantischer Kirchenraum « II,
604 . . Schuppenmuster II.
690, — -Ornamente 1, 55 . .
Sciuirstabfenster 1, 3,V2.. Schür-
zen II, 128 . . Schuß I, 19 . .
Schüssel 1,26,29,491,511,530,
639; 11,53,70, 108, 114,684, -,
große, mit Profilbild eines jun-
gen Mannes, * I, 509, — in
venezianischem F.mail :■: I, 500
. . Scliüttclmaschine, 11, 447 . .
Schütz, A., II, 557, — und
Meurer, Speisezimmer, x 11,558
. . Schütze 1, 19 . . Schutzränder
II, 671.. Schutzschirm II, 318..
Schutzwaffen I, 28 . . Schwa-
bach II, 213 . . Schwabacher II,
561 . .Schwabenll, 199..Schwä-
bisch-Gmünd II, 498, — , Mu-
seum 11, 522 . . Schwäne II, 263,
350, 358 , . Schwanenservice II,
203 . . Schwanhard, Georg, II,
74, — , Hans, II, 64 . . Schwarz,
Christof, I, 626 . . Schwarzen-
berg II, 540, — , Konrad von, I,
332 . . Schwarzenbergischer
Gartenpalast II, 198 . . Schwarz-
lack 11, 741 ..Schwarzlot 1,414,
— maierei II, 73 . . Schwärmerei
II, 41 . . Schwarz, Stephan, II,
516 . . Schweden II, 338, 546,
601 . . Schwefelsilber, I, 329 . .
Schweinichen, Hans von, 1, 547
. . Schweinslederbände II, 79 . .
Schweißen I, 109 . . Schweiz I,
45, 75; II, 199 . . Schweizer
Baumstube * II, 518 .. Schwei-
zerscheibe, gotische, I, 416
. . Schweizer Stube II, 547 . .
Schwenkkübel I, 491, 533 . .
Schwerdfeger, Joh. Friedrich,
II, 241, — , Johann Ferdinand,
II, 248 . . Schwerin I, .325, — ,
Schloß I, 594 . . Schwert I, 27,
623; II, .358, 662, 72-3, 789,-,
Essener, I, 2.39 . . Schwerter-
marke 11,292 .. Schwertfassung
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
880
Schwertfegcr Seidenstickerei
Seidenstickerei
Serail
Serge
Shino
II, 769. — -feger I. 10. 27. —
-messer 11.770. - -nadel 11.770,
- — scheiden 1,475, — -schmuck
II, 764, 779, 791. -. japani-
scher, 11, 770, 792 . . Schwind.
Moritz von, ölbelialter. ■ II,
457 . . Schwingen 1, 21 . .
Schwytzcr. II. 192 . . Schyseler.
Gregorius, II, 47 . . Scott. R..
Baillic. 11. 608, 61.% — Damen-
zimmer, * II, 592 . . Scutari-
decken II, 26. D
Sebastian, König von Portugal
I. 625 . . Sebastiano, Fra, Schia-
vone l. 467 . . Sebastiansgilde
I, 608 . . secrctaire II. 240, —
ä tombeau II, 240 . . Sedan II,
128, — -spitze II, 166, ■ II, 167
..Seder II, 541 ..Sedia 1,451 ..
Seeger, Ernst, II, 551, .5.57, — ,
Arbeitszimmer * II. 560. — ,
Wohnzimmer II. .560 . . See-
muscheln I, 51. — Schiffahrt II.
461 . — -Städte, deutsche. II, .582.
wege I. 165 . . S6ez 1, 333 . .
Seffiden II. 637, 672. 702. —
-dynastie II. 636 . . Sefi, Schah,
II, 702 . . Seger II, 4.59, — -kegel
II,459..Segovia I,380..Seguier
11.84. .Sei-i-tai.Shogunll,764
. . Seide I. 22. 165, — , ostasia-
tische, II. 162. nbrokat 11.
673. — . bunter. * II, 696, »II,
697. - II. 704. — . Italien, zweite
Hälfte des 16. Jahrh. *I,5.38,—
von Lewin & Alberty x II, 431,
— -nfäden I, II, 23. nge-
webe. byzantinisches. * I. 169;
mit Pferden in Kreisen *I. 188,
— haspel II. 162. .Seidenhof in
Zürich I, 570 . . Seidenindustrie
II. 183. —.italienische, I. 5.37, —
-lampas ^ II. 268, — -nater I,
340. — -spitzen II, 44. — ,
schwarze, II. 44, — -Stickerei
II. 78, — mit Enthauptung des
Johannes, nach Antonio Polla-
juolo -^I. 540, — um 1200 - I.
297, — der italienischen Renais-
sance I. .542.. Seidenstoff I. 1<)8,
199; II, 76. — , broschiert. «11.
266, — . bunter, • II, 701, — .
byzantinischer. I. 36. • I. 188.
— des 14. Jahrh.. Stralsund -I,
.349. — , französischer. < II. 2t)7.
— von Matheron & Bouvard »
II. 478. — . sassanidischer. • II.
696, — -teppiche II, 702, 709, —
-weber I, 11, — -Weberei I. 347;
II. 214. 488. 559, — , byzantini-
sche. I. 167. 186. - der italieni-
schen Renaissance I. 5.37. — der
Spätgotik 1.419. —.Geschichte
der, 1, 165, — in Regensburg I,
.300. — -zacken II, 31 . . Scidl.
Emanuel von. II 57.3, — . Gabriel
von. II, 550, 554. 573, — , Haus-
eingang * II, .5.54 . . Scidler II,
621 . . Seidlin von Peltau I. .340
. . Seidlinus von Pettau I. .3.55 . .
Seiji II. 738 . . Seitenlehne I. 56
. . Seiteiistettcn I, .369 . . Seiten-
tisch 11, 314 . . Seitz, Franz von.
II. 550, 554. — , Weingestell
» II. .548. - , Rudolf von. II.
5.50, .571, 11, .54.5, — , Karton
zu Glasmalereien » II, .508 . .
Sekretär II. 42. 145. 368. — in
Rosenholz » II. 238 . . Seladon
II, 688, 733, 7.38, - -Imitation
II, 689, — -Porzellane II, 688 . .
Seid. Georg. I, .551, 585 . . Seld-
juken II. 630, 699, — -dynastie
II, 639 . . Seiigental 1, 328 . .
Selmersheim. Toni. 11.595.608
. . Selva. Antonio. II. 229 . .
Semper, Hans. II. 46. — . Gott-
fried. II. 507. 510, 569, — , Käst-
chen «II, 512, -II. 513. -.
Pfeilertisch und Schränkchen
* II. 408. —.Schränkchen *ll.
511, — , Manfred, II. 511 . .
Senden I, 281 . . Senefelder II.
426 . . Senfgelb II. 744. .Sen-no
Rikyull. 784..SensI. 168. 17,5.
291. — , Silberciborium I. 284 . .
Sentimentalität II. 349 . . Serail.
altes. II. 681.. Serge 1.22.. Ser-
pentin I. 9; II. .566. 613 . . Serru-
rier-Bovy II. .595 . . Servatius-
kirche I. 268. — -schrein I. 267
..Service II. 145.. Servierplatte,
goldene, von Paul Storz « II,
.326 .. Sessel 1, 15, .55. 1.5.3.451.
.578; II. 4.5. 145. — und Schemel.
Ägypten, Zeit des neuen Rei-
ches • I, .58, — von Johann
Indau .II, 61. .Setoll, 77.3.778.
784, — -braun II, 775, — -mono
II. 774. — -Öfen II, 773 . . Setta
II, 22 . . Seubert, Punschbowle
- 11, 525 . . Seusenhofcr, Hans.
I. 625, -. Jörg, 1, 625, -,
Koniad, I, 625 . . Severin II.
248. — . Erzbischof. I, 2.32. --
-smeister I. 414. — -splatte 1.232
..Sevilla 1,474, .527. ,528; 11.42.
43, .504. 674. 700. -. Azulejos-
botegen, II. 674.— .Domschatz,
I. .32.3. — . Kathredrale. II, 661.
-. Kelch, I.. 324 .. Sevres II. 1.55.
1.57. 1.58. 262. 293. .3.54, 420, .502,
.526, 566, 568. 621. — , Kanne,
sog. Juwelcnporzcllan ■ 11,264,
— , Keramisches Museum, II,
679. 682. — . Porzellan • II. 447.
— , Vase. II. 568, — -vasen,
Sammlung Wallace • II, 264 . .
Sforza 1. 487 . . Sgabcllone II -
15 . . Sgraffito I. 505. 506. —
-teller. London » I, .505 . . Sha-
kudo II, 781,790. . Shakujo II,
767 . . Shang II, 725, 726, —
-bronze II. 728. — -dynastie II.
721 . . Shaw. Henry. II, 426, — .
Norman IL .580. 11.600.608..
Shawls. indische. II. 163, 268.
560 .. Sheffield II. .320, 498. 514
. . Sheraton II, 312, 579, -,
Schreibtisch mit Bücherschrank
* II. 316 . . Shibuichi II. 790 . .
Shigaraki II, 779, — Steinzeug
II, 784 . . Shih Huang II. 7.30 . .
Shih Huang Ti II. 726 . . Shi-
mazu II, 78.5 . . Shingentsuba IL
781 . . Shino Soshin II, 778 . .
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
56 • Geschichte des Kunstgewerbes. II.
881
Shinonoi
Silberoinb.ind
Silbereinbiindc SilbiTspicRel
Silbcrspitzi'ii Smyrnatoppich
Shinonoi llidetsuKii II. 778 . .
Shinoyaki 11. 778. 784 . . Shindai
II. 777 . . Shitan II. 760. - -holz
II. 761 . . Shogiin II, 764 . . Shomi
Kohei II. 788. — . Deckel eines
Suzuribakos «11, 788 . . Shomu
II. 758. 760. - -xeil II. 761 . .
Shosoin 11.733. 737. 7.59. 761 . 791
. . Shötoku Taishi U. 7.5.5, 757 . .
Shun-te-fu II. 737 . . Shunkci-
vaki II, 775. D
Slam II. 93 . . Siccarclsbiirt;,
Aupustvon. 11.515.. Siderolith-
waren II. 421 . . Sidney, Weit-
ausslellung, II, 471 . . Sieb-
macher II. 78 . . Sieg des Orna-
ments I, 150 . . Siegburg I, .37,
189. 270. 271. 274. 281. .300.312.
644,646:11,75.567, * 1.188,—.
Pinte. ' I. 645 . . Siegelsteine
I. 18. Zylinder I, 56. 57;
babylonischer. Abdruck. »1.59
. . Siegesgöttinnen II. 358 . .
Siemens. Werner von. II, 439,
450 . . Sieniering II, 562 . . Sie-
mund I., König von Polen, 1,588
. . Siena I, 314, 320, 3.34, 386,
416. 4,32. 443, 461 . 466. 468, 472,
47.3, 474. 479. 492,5(19, 510, 516,
536, 537, 540, — , Fontegiusta,
I. 484, — , Werkstätten, I. 314 . .
Sterstorpffsches Haus in Braun-
schweig II, 271 . . Sigillataware
I, 102 . . Sigman, Georg, I, 625
. . Sigmaringen 1. 267, 281. .370,
643, 644, - , Museum, Kelch, I,
321 ..Silberl.Q, 118, 12.3, .307;
11.419, 495..Silbei, Jonas, I.
595 . . Silber, deutsches, II, 67,
— , gestanztes, 1, 273. — altar I,
316, — -arbeit, durchbrochene,
II. 284,— -arbeiten II, 260, — ,
Augsburgische I, 36, — von
Odiot •11,4.36,— -becher.Mer-
ccrs Hall, London, * I, 381, —
-einband I, 241, 247, 250; aus
SL Blasien »I, 312.; des Hugo
von Oignies in Namur • I, 273.
— cinb.indcl. 181. — .frilhgoti-
sclie in Freiburg. I, 312. in
Hamburg 1.312, — in Köln I.
312, in Limburg, 1, 312, — in
Mainz I, 312, — in München 1,
312, — in Tongern I, 312. — in
Wienerneustadt 1,312, -{.Idcn
1,23, — fibel, germanische, vi,
192, — -figur I, 271. — der
Muttergottes in Augsburg •: I,
.367, — filigran II, 67, 2.56, 284,
- -fundc siehe unter dem Orts-
namen. -gefälJ 1,57, 76, 123;
11,255, —, hellenistisches 1, 121,
. pompcjanisches, 1, r2(), —
-gelb I, 329, 414. gerat II,
181, — geschirr, wellliches, der
deutschen Spätgotik, I, 372, —
-gruppe aus Basel ■ I, 320, —
-kanne II, 756, — mit Tief-
schmelz, Kopenhagen y I, 322,
323, — , Ziegenhainer, 1, 375,
— kapeilen I, 322, — klöppel-
arbeiten II, 166, kreuz von
Heiningen I, 244. - -leuchter
von Brown • II, 433, mak-
kinro II, 764, mobiliar II,
196, — -monstranz, Tiefen-
bronn I, 371, monticrung ■
II, 668, — -niello II, 661, — ,
Plastik 1, 267, relief, ver-
goldetes, die Marien am Grabe
Christi, * I, 180, — -relief mit
Email • I, 181, — -sarge I, 26.5,
- -schale II, 647, * II, 647. —
aus Lüneburg 1476 >: I, 37.3, —
-schalen, A^cdaillons von spät-
hellenistischen, « I, 125, —
-schätze siehe unter den Orts-
namen, schmelz I, .382, .386,
- der Gotik I, 318, — , durch-
sichtiger, I, 311, — -schmelz-
platte im South Kensington
Museum > I, 320; Italien ^ I,
382, Schmiedekunst I, 124;
II, 99, .320; Englands. II, 180.
Schüssel des Halberstädter
Domschatzes I, 181, *I, 180;
spanische, * II, 43, — -Spiegel
mit ZolkMischmclz > II, 758.
-spitzen 11, ;Jl), -teiriiu" von
Fran«,ois Thomas Germ;iin II,
2.54, — -togidashi II, 767 . . Si-
Icne I, 129.. Silhouetten, 11,2.56
. . Silvester 11., Papst, I, 228 . .
Simeonsreliquiar 1, 322 . . Simi-
lor, II, 498 . . Simon II, .3,55 . .
Simone 1,480 .. Simpson 11,503
. . Singerie, II, 135 . . Sintern I,
14 . . Siplinos I, 117 . . Sippcn-
meistcr I, 414 . . Sitt;i Riikaynh
11, 641 ..Sitta Neffisa II, 641 ..
Sitte, Camillo, 11,606 ..Sitten-
geschichte, I,3!)..SitzII, 45, -
-und Kastcnmöbe! 11, 11,
-bezüge II, 161, — -brett 1,5,5,
451, möbel 1, 15, 1.5.3,451;
II, 146,179,244, - , gedrechsel-
te, 1, 2.57, — -teppich 11,709, -
-truhen 1, 389 . . Siwa II, 699 . .
Six, .lan, 11, .5.36 . . Sixtus V.,
Papst, 1, .5.36 . . Sizilien I, 187;
11,30, 629,630,643, 644,699 . .
Skandinavien 1, .323 . . Skandi-
navisclic Halbinsel I, 257, —
Länder I, 216 . . Skansen, Frei-
luftmuseuni,II,517,547..Skara-
bäen I, 56, , etruskische, 1,
131. .Skarabäoid 1,129. .Skara-
bäus I, 129 . . Skopao I, 130 . .
Skovgaard 11,605, 606 . . Skulp-
tur, japanische, II, 749, — , isla-
mitische, II, 639 . . Skutari, II,
682 . . Skyphos I, 85, — , atti-
scher, *l,44,— mitFreiermord
« 1,98.. Skythen 1, 117, 197 ..
S-Linien 11,260 .. Sloane.Hans,
II..536,.53S..Slodtz, II, 142,— ,
Antoine Sebastien, II, 135 - ,
Rene Michel, II, 135 . . Slovakei
Il,76..Smaltinol,5I8 .. Sm.i-
ragd I. 8 . . Smirnow, J. J., II,
696 .. Smith II, 503, — , George,
Dosen, * II, 182 . . Smyrna-
Art II, 708, — -spitzen II,
31 ; italienische, II, 28,
-teppichfabriken. Vereinigte,
II, 602. D
Römische Zahlen bedfuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
882
Social«
Spanien
Spanien
Spitzen
Spltzenarbeit
Slabgltler
Soci^l^ dencouragemcnt II,
529 . . Soda !. 15 .. Soest. Albert
von, I, 571 . . Soest |\Vic^cn-
kirchcj \.:\3:\ . . Socie, Heinrich.
3f)7..Solal,U); II. 312. — -ent-
würfe von Giiisoppc Soli • II.
:VX\ . . Soliden II, 7()9 . . Sojo II.
781 . . Soldan. Philipp, I, ti.i3 . .
Soldaten, silberne. II. 1U2 . .
SoIcil II, K«. . Soli, Ouiscppe.
II. 3.M. - . Sofaentwilrle. II. lll
. . Soliman II. 7.36 . . Solis. Vlr-
Kil. I. 553. 5<>1 . .593. .599. tiü7, -.
Entwurf zu einem Pokal •1,5.55.
— , Hol/schnitt aus dem Neuen
Testament .1. 558 . . Solitude
bei Stultnart 11,229 . . Solon. M.
L.. II, 502. 5t)8. — . Porzellan-
platten • II. 570 . . Sofspitzc II.
44, « II. 46. . Somerselhouse II,
5()9. . Somctsukell.779.. Som-
lyo, Zzilany. Goldschatz. I. 199
. . Sommer. Jacques. II. 94 . .
Sommerard. .Mcxandrc du. II,
531. .5;M) . . Sonnenuhren I. 613
. . Sonntagsschulen II. 513 . .
Sopha I. 45(); II. IK). 178. —
-schöner von Mammer • II. 541
. . Sophienkirche I. 1.58. — . Bi-
bliothek. II. 681 . . Sorbonne-
kirche II, 1(H) . . SorRenthal.
Konrad von. II. 205. 295 . . Sor-
genthalschc Periode II. 295 . .
Sosos I. 137 . . Solan II. 784. —
Shigaraki II. 784 . . Soubise.
Hotel de. II. 132 . . Soudeilles
l..308..Soufflot. II, 160,228..
Soupieren II. 2.54 . . South Ken-
sington Museum. London. I.
246, 243. 276, 281, 304, 510..584.
6,38; II. 248.263.318.406.511.
.585. .11.56. -11.142,—, Kreuz
1, 268. — . Schule, 1I..58.5 . . Spaen-
dock 11. 2-33 . . Spalato. Dom, I,
300. — . Domtür. I. 301 . . Span-
dau I. 325 . . Spangen I. 27 . .
Spanien I. 102, 118. 191. 194.
256. 318. 324. 386. 527. 5.35;
II, 40. OM, i.Ti. 528. 546. 629.
630. 639. 643. 644. 652. 674.
6*M, — , Ooldschmiedekunsl,
I. 222. — der Sp.1tg(.lik. I.
379. — im Louis XVI. II. 327
. . Spanisch-maurische Import-
waren I. 509 . . Spark II. 569 . .
Sp.1tbarocke 11.87. 1.30.414.
•ßolik 1. 547 ; II. 601. — -gotisch
I, 306, — -renaissance II. 1 1. 43.
44. 47. 67, 79, — -renaissance-
muster II, .54, — -renaissance-
spitze «IL 35 . . Spaun. Ritter
V., II. 623 . . Specchiai. I. 462
. . Speckstein I. 9. 66, 177, —
•gelaü von Amorgos »1, 68 . ,
Speier I. 281 . . Speiseschrank,
englischer -1. .390. —-/immer
I. 6 . . Spello I. 522 . . Sphingen
II. 284. 3.57 . . Sphin.x I. 119; II.
251 ..Spiegel 1.25.26. 112; II.
III. 1-J5. 220. -, Barbcdienne
. 11,49.5. -. Barock 11.11. -.
bemalte II. 112. — . Bemalung II.
1.5-1, — -dosen II, 776. - -labrik.
sachsische II. l'Hl. — -flache II.
|I2.--glasl.l5..5.34;II,19.Ill.
153. — -griffe 1.81. — -kapsei
I. .355; der Martelli I. 479. -
-kehre I. 20, - -rahmen I, 16.
461: II, 112. 2.54; Florenz I.
462; florentinische I. 462; sil-
berne II. 196. — -Schleifereien
11.506, — schrank II, 240; vene-
zianischer IL 20. — -Zeich-
nung, etniskische •!. 112 . .
Spielbrett I. 80, 578, — aus
Knossos »I, 7.5, — -marken II,
262. — -Uhren 11.287. — -werke.
musikalische II. 2.52 . . Spindicr.
Sohn II, 192. -.Vater IL 192..
Spinelli. Niccolo di. Forzore I.
487 . . Spinn & Sohn. Kerzen-
krone 'II, 46.5 . . Spinett II. 48
. . Spinnrader I, 17 . . Spirale
I, 214 . . Spiralmesserwerk II.
452. — -muster I. 66 . . Spi-
talsfield in London IL 183 . .
Spitzbogen 1. .3a5; IL 6,35 . .
Spitzen I, 19.23; II. 28. .30. 40.
.54, 78. 16.5. 215. 418. - arbeit
1.542: IL .34. . Brabanter. IL
172. -, brflsscier. II, 490. — ,
englische, IL 1H4, 328, -. ge-
häkelte, I, 23. — , gestickte. I.
2.3. -.gotische. 11.32. , Mai-
Linder. IL 38. .11,38. .orien-
talische. II, 705, — , Kagusaner.
II, .30. 129, — . slovakische. - II,
.3.3. - .spanische, 11.39,43. -IL
45, — .unechte spanische, 11,44,
— , venezianische, IL 129, —
•bücher II,.34, -erzeugung II.
127. 170. 221. 270; belgisch-
flandrische. IL .50; flandrische.
11,51; französisch-flandrische.
IL 51. facher II. L5.3; von
Margarete Frier «IL -595; flan-
drische, II, 172, --Halstuch IL
128. — -Industrie II. 489, -
•klöpplerinnen I. 18. — -kragen
IL 48. — , Leidenschaft für. IL
127. — -musterbücher IL 78. —
-schal. Brüsseler. • II, 476, —
-schulen IL •)03 . . Spitzer 1.2.3.3;
IL 5.36.. Spitzglaser 1,31: 11.74
.. Spodc.Josiah.il,. 328.. Spons.
Jacques, ll.'227..SponscllL631
. . Sporen I. 27 . Sporermeisicr I.
27..Sport IL.502. — -bilderll.
642, -kleidungIl.fK)4. -prei-
se »IL .584, • IL.5H.'>..Sprimon,
Charles, II.. 321 ..Springbrunnen
IL .564 . . Springer, Anton. II.
1.52. . Franz. Drehstuhl • 11,
468 .. Spritzen II. 108.. Spritz-
technik IL 620 . . Spruchbander
I. .347 . . Sprüche II. 76 . . Spuck-
naplell..58. 104 .. Spulen IL 34
. . SpOlnäpfe IL 108 . . Sputh.
August. II, ,551.. 55 J .. Ssechuan
II, 7.3t) . . Staatsbett. Rogers &
Dear .11.419, -kleiderll, 128.
— -manufaktur, Paris ♦ IL 590.
- IL. 591 ; Wiener, IL. 504.. Stab
1. 18. 20 ; IL 236 . . Stabchen IL 37,
259 .. Stabdreifütie aus Olympia
1.111 . . Stabwerk II. 2W). 280.
284. — -gitter IL 149 . . Stacho-
Römische Zahlen bedeuten den Rand, deutsche die Seite, Sternchen Abbildunjj
56=*
883
Stachowiiz
Steine Steine
Stettin Stevens
Stil
»itz. Nikolaus von. I. 332 . .
Stidle I. 260. — in der Renais-
sance. I. 545. — . oberitalieni-
sche. 1. 37 . . Staf fcleibild II. 401
.. Staffeleien II. 484 .. Stafford-
shiream Trent II. 182 . . Stalil I.
27. 311. — -schmuck II. 2.58. —
-waren II. 111 . . Stalaktitengc-
wölbe II. 6.35. 671. — schmuck
II. 642 . . Stamnos I. 92. — zu
Neapel »1,99 .. Standartenhal-
ter. I. 480. 488 . . Standbecher
I, 31 . . Stände, bürgerliche.
II. 193. — , einfachere. II. 193.
—.mittlere. II. 148 . . Ständer
I. 28, — mit blauen Glasein-
sätzen H. 284 . . Standkreuze
II. 255. laternen II. 292, —
-leuchter. jMeißener Porzellan
. 11.2%.- -Spiegel 1,462; II.
318. — aus Korinth ^I. 116 . .
Standuhr I. 16. 26. 616; 11.90,
177. 247, 252. — , hohe, von
Martin Carlin • II. 248, — .
sechsseitige »1,616 .. Stanford
I. 329. 330 . . Stanhope. Lord, II,
448 . . Stanislaus. König. II, 150
. . Stanzen des Vatikans I. 467
. Stapf. Joh. Ulrich. 11.186,—.
Titel *II. 18.5 .. Statuetten 1,49
. . Statz II. 425 . . Staurothek I.
180. 182. 184. »ISl. — des
Doms zu Limburg I. 183 . .
Stavelot I. 267, — , Remaclus-
schrein. I, 279, — . Tragaltar
• I. 269, — , Wibald von, I, 266
. . Steenkerke II. 128 . . Stech-
palme 1. 328 . . Stefano Zambelli
da Bergamo 1.467 .. Stege L 23;
n. 37.. Stehspiegel II. .52. 247..
Steigbügel I. 27 ; II. 66-3 . . Stei-
gern der Kunstmittel II, 4 . .
SteigerualdsNeffe. F.. 11.506..
Steinl,8, 15,4.5, 122:11.18.6.39,
— . A-, 11. 685 . . Steinarbeiten,
Kreta, 1. 66. — . kretisch-myke-
nische. I. 72. — . Troja. I. 64 . .
Steindruck 11.426.494 .. Steine,
böhmische. 11,498, — , edle. 1.8.
— , geschnittene. I. 57. — , aus
Mykenä -1.74. .gnlne, 1.198,
— , lithographische. I. 25, — .
persische. I, .58, --, unedle, 1.8
. . Stcinfcld. F.ifclkloster. I, 272
. . Stcinformcn I..54. 10.<. — ge-
fäO aus Magia Triada bei Phai-
stos »1.72. — aus Knossos *I.
69, - der ag>ptisclicn Frühzeit
• I. 46, — -gef.iße. I, 48, — gut
I. 14. 29. 30; 11,622, -, engli-
sches. 1.36; II, 182.327, —.fei-
nes, I. 14. — . weißes, II, 182, —
-vase mit Medaillons » II, .308
. . Steinhaus I. 4.33 . . Steinhau-
sen.Wilhelm. 11.550 . . Steinten,
Theophile Alexandre, II. 605.
— .Plakat »11, 598.. Steinpappe
II. 582, — platten, farbige, II,
138, —-Schleifer 1,8, --schliff
11,99, — Schneidekunst Ägyp-
tens I, .56; mykenische, I, 72;
der Phönizier, I, 60. -- -Schnei-
der I, 8, — schnitt I, 1.56, 177,
502, — stifte I, 1.38, —-Werk-
zeuge I, 45, — zeit, jüngere. I,
45, —-zeug I, .30, 421. 644; II,
621, 732, 7.36; englisches, II,
569, — , koreanisches *II, 750,
»II751,— .rotes. II. 200, — von
Dreihausen I. 421 . . Steinzeuge
1,14; 11,567,582. — , ostasiati-
sche, II 619, — . rheinische, II.
75, — , westasiatische, II, 619 . .
Steinzeugkrüge, Köln » I, 644.
— kunst II, 737, — -pokal,
Dreihausener *!, 421, — vase,
China * II, 729. »731 .. Steitz,
Simon Heinrich, II, 304 . .
Steilbrettchen II, 243 . . Stempel
II, 11.5. 1.59.. Stempelung 1,158
..Stendal L 246, 311, 398, .589,
— , Aquamanile 1.281 . . Stengel
I, 10. — -fasern I, 10. — -glas,
mit dem Diamanten punktiertes
• II, 175 . . Stephan. König I.
253. — -skrone I, 183 . . Stern-
schliff II, 74, — -schusseln II,
210 . . Stettin, Schloßkirche I.
.325 . . Stevens, Alfred, II, 585 . .
Steyr I, .328. 3;i3, — . Medaillon
I. 3.33 . . Stichblatt II. 753. 760.
770. 771, 773. 789. -, geschnit-
tenes II. 71, — , japanisch vii,
771. — -kunst II. 780.. Stichel.
551; II, 109 . . Stichverzierung
I, 46. — -Werkzeuge I, 27 . .
Sticken I. 10 . . Sticker, Früh-
gotik I, .335 . . Stickerei I, 189.
252, 342; II, 77, 163,221,560,
603, — , arabische Technik «II,
79, - der Louis-XVI-Zeit, II.
269, — derSpätgotikI,416,418.
— , englische II, 184, —, farbige
11,492. — im 10. und 11. Jahr-
hundert I, 251, — im Stift
Marienberg ? I, 343, — , kirch-
liche II. 26, — , Museum Braun-
schweig «1,342, .niederlän-
dische II, 51, -.weltliche II, 27
..Stickereien I. 19.23,295,340;
II, 39, — , altchristliche I, 164,
— , deutsche II. 214, — , eng-
lische 11, 328, — für Herren-
kleider 11,269, — , japanische II.
558. 561, — , romanische I, 295.
— muster, orientalische II, 705.
— schulen II, 561 . . Sticke-
rinnen. Frühgotik I,. 335. .Stick-
kunst im Barock II, 26, ma-
schine II, .560, — muster, fran-
zösische, für Herrenröcke * II.
268, - -rahmen I, 17 . . Stiefel-
knechte II, 499 . . Stiegenge-
länder II, 499, — in Klein
Trianon * II. 260. — -gitler II,
260. — -haus 11,344, — laternen
II, 2.52 . . Stielgläser, breite II.
74 . . Stiere, wilde I. 75 . . Stifte
I. 15.. Stifterscheiben I, 416 . ,
Stil, ägyptischer II, 482, — ,
dekorativer II, .507, .576. .585;
am Ausgange des neunzehnten
Jahrhunderts II. 572; der sieb-
ziger und achtziger Jahre II.
.543, — , der ornamentierende
der Rückblickszeit II, 409, —
der Trinkstuben II, 574, — ,
Kömische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
884
Stil
Stoffe Stoffe
Straifurd Straub
StQhle
dritter pompcjanischer I. 144.
— . ' I, 36. , englischer
II, i - , erster pompcja-
nischer I, 143, — , französischer
II. 130. — . frUhitlischcr I. H4.
— . Kotischcr 11. J«.'. 482. - in
den Künsten I. 38, — . kerami-
scher II, IM, — . konstruktiver
II. 572. 576. 5«>2; der neuesten
Zeit II. 577. - l.ouis-XIV. II.
62. - LouisXV. II. i;J5. -.
mittel.ilterlicher 11.414. —.neu-
griechischer • II. 458, — , orna-
mentierender II, 507, 576, —
R^Kcnce II. l.U. ~ Rocaille II.
134, — , romanischer 1,311; II.
482. — . zweiter pompcj-ini-
scher I, 144. — -art II. 144 . .
Stile 1, 38. — , retrospektive I.
39..StilepochenI..«. — -gefühl
II. 737 . . Stilisierung, orientali-
sche, I. 167. — . spatantike. I,
167 . . Stilleben, Abraham von
Beyeren • II. 52 . . Stilmotive.
Wechsel. II. 544. — -schema II.
575, — -Wechsel I. 261. —
• Wiederholung II. 167.. Stimmer,
Tobias, 1.653. . Stimmung 1. 17
. . Stimziegcl I. 128 . , Stob-
wasser II. 280 . . Stockdale I!.
601 ..Stockgriff 1.26; II. 152,
196. 199. — .Joh. Baur .11. 196
. . Stockhausen. Kelche. 1.323. .
Stockholm I, 2.'')7; 11,517.518,
547 . . Stockknäufc 11, 255 . .
Stockknöpfc II, 197,262.287 ..
Stockuhr II. 90 . . Stoff I. 4. —
-bezug 11.46.65,88, --draperien
II, 558. — -druck II. 268; deut-
scher. I!.2fi.*<; englischer, 11.268,
328; hollandischer. II. 268 . .
Stoffe II. 590. — . anorganische,
I. 8, — . araboitalischc. I. 538.
bedruckte. I. 19; II. 163. —.be-
druckte persische. II. 704. — .
buntgefärbte, I. 19, — , Chini,
II. 267, —, figurierte, I, 19. 167.
— , gemusterte, I. 19. — . halb-
leinene, I, 11, -.halbseidene.
I. II. -.halbwollene. I. 11.-.
indische. II. .'>5. - . gro|}ge-
musterte, italienisches Barock.
II. 23, — , indische und o»tasi-
atische. II, .55. - . kleinge-
musterte, II, 24. . koptische,
I. 163, — . medlsche. I. 165. — .
ombrierende, II. 267, — , or-
ganlsche.l, ;■' 'cntallsche.
11.55. ~. .. he, II. Iti2
. . Stoffranscn, II, 95 . . Stoff-
muster II, 40,1, - von Daniel
Marot .11. 117 . . Stollreste.
Japan «11. 756 . . StoffQberzug
der Paravents II, 145 . . Sloke
d'Abernon I, .3.5.3 . . Stoke on
Trent II, .328, .11,501. .11.5.52.
• II. 564 . . Stolbergsche Fak-
torei II. 499 . . Slollenschrank I.
388. 393, 394, .575, 581. ~. rhei-
nischer • I. 395 , . Stoltze,
Friedrich Jacob. II. 285 . .
StAltzel. Samuel. II. 205 . .
Stölzls Siihne II. 50ti . . Stopfe-
reien I, 163 . . Storck. Joseph.
II. 51.5. .55.5. .562. .II. 568. -.
Mobiliar .11. 473. — , Schale
aus Bergkristall • II, 562, (Aus-
schnitt) • II. 562 . . Storrocks
II. 444 . . Storz. Paul. Vase,
silberne . II. .326 . . Stosch.
Baron. II, 536 . . StoO, Veit. I.
.5.57 . . Stoßzahne I. 10 . . Stot-
hard, Thomas. II. 321 . . Stour-
bridgc II, ,505 . . Stoy. Fabrik
II. 215 . . Strack. J. H.. II. 425.
-, Kandelaber . II. 489 . .
Stradanus I. .542 . . Stralsund I,
216,574..StraßI. 15; 11.498..
Straßburg I..«Mi, 41 4; II. 14. 1.57.
196. — . Domfenster I. .360. — .
Glasmalerei 1. 330, — , MQnster
I, 294, .327, 328. 331, — . Wil-
helmskirche I. .^31 . . Straß-
burger II. .5.51. — Fayence • II.
155.. Straßenarme I. 27. — -be-
leuchtungcn II, 618. — -bild II.
606. — -kandelaber II. 499. —
-schleppe It. 560 . . Stratford le
Bow II. 183 . . Straub. Johann. I.
.VM) . . Strauß. Christian. II, 2'Ki
..Straußenei l..5'>9, - inSilber-
lastung • I. 378. — -becher
von Wollenweber • II. .525 . .
Straußeneier I. .377. .598; ll,.Vi4
. . Street II. 586 . . Streichgarn-
8loff I, 22 . . Streitäxte I. 27. -
-kolben I. 27. — -wagen von
Monteleone I. llO..Strcubliim-
chenll. 162.211,267, — bhimen
II. 716. dekor II. 206 . .
Streuli II. 278 . . Streumolive I.
18«. — muster II. 12.3. 269 . .
Strichatzung II. 448 . . Stricken
I, 21 . .Stroganoff. Graf Gregor.
I. 1.57. 170, 1K.1; II. .528,651 . .
Strömung, naturwissenschaft-
liche II, 432 . . Strömungen I.
216 . . Strozzi, Filippo. Thron
des. I, 450. — , Palazzo, in
Florenz I, 488 . . Strozzispiegel
in Oxford I. 48.5. — -truhe von
1513 . 1,441 . . Strube & Sohn.
Tafelaufsatz • II.4.55.. Strümpfe
I. 21 . . Strzygowski II. 6.15 . .
Stuart II, 228 . . Stuart & Smith
II, 420. — . Kamin . II. 428 . .
Stuarts II. 8 . . Stube, gute. II.
593, — von der Hallig Monge
• I. 13 . . Stuccodekoration der
Decke im Speisesaale der Villa
Reale in Monza . II. 32<t . .
Stuck I. 142; 11.541. 6.39. 70.5.
711 . . Stück I. 20 . . Stuck-
dekor II. 6.39. — Stuckhr>| II.
290.- -masse.vergoldete 1.439,
— -reliefs I. 137, -Verzierung
vom Giebel eines griechischen
Holzsarkophages aus Ägypten
« 1,1.39. — Verzierungen II, -3.54
..Stuhl I. 15. 17.3.4,51.4.54.—
mit Tapisserien aus Beauvais •
II. 247. — . niedriger, mit Maierei
und Vergoldung • I. 460. -,
norditalienischer. • I. 402. —
-bezflge I. 22. 26 . . Stühlchen II.
580 . . Stühle I. .397. 578; II, 247,
— . hochlehnige, II. .579, — in
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
885
Stühle
Supraporten
Surahe
Tafel
Tafel
Tapitewevers
Hepplewhites Art « II. ,ilS, — ,
norwegische. •1,300.1.301. — ,
portugiesische. * II, 41, — und
Stuhllehnen. Sheraton * 11.318,
— . vierbeinige. I. 257. — von
Lameau v II, 458 . . Stuhllehne
II, 312. — -sitz II. 454 . . Stuhl-
weißenburg I, 25.3 . . Stuhlwerk
mit Intarsia. Perugia * I. 465 . .
Stuhlwerke . Liebfrauenkirche.
Dendermonde -II. 47. .Stühler
II. 425 . . Stuner II. 290 . . Sturm.
Friedrich, II, 515, — , Leonhard
Christoph. II. 185.. Sturzbecher
I, 598 . . Stuttgart I, 599; II,
214. 415. 551. 596. — , Landes-
gewerbemuseum I, 276; II, 523,
— . Schloß II. .354. — , Zentral-
stelle für die Gewerbe II, .523 . .
Stütze I, 16 . . Stutzuhren. Wien
II. 5.5ei. D
Suchtll, 424, 430 .. Südamerika
II. 44. — -böhmen II. 71, — -
deutschend II. 61, 199; ro-
manische Zeit, I, 282, — -italien
I, 120, 187. 190, — persien II,
710, — -rußland 1,97, 124,137,
217; griechische Kolonien, I,
120 . . Suger, Abt, I, 289, — ,
Abt von Saint Denis, I, 268, 284
..SuhII,628..SuiII,731, 7.33,
7.34 . . Suidynastie II, 7.30, 7.3.3,
736 . . Suiko II, 755. — Zeit II,
7.56.. Suitbertschrein inKaisers-
werth 1,277 . . Sujets II, 638 . .
Sulkowski, Graf. 11,203 . . Sulla
I, 138; II. 533 . . Sulmona I. 315,
378. . Sulpice II. 147 . . Sultan
von Aleppo II, 687 . . Sultana-
bad. Ruine, II, 683 . . Sultanieh
II. 67.5. 683 . . Sumerer I, 57 . .
Sumpfdotterblumen II, 589 . .
Sung II, 734. dynastie II,
7.33, 739, — -meister II, 731, —-
zeit II. 741 . . Sunkoruku 11,784,
785 . . Sunniten II. 629 . . Suppen-
schalen II, 254, — schusseln II,
68. — topfe II, 68 . . Suprapor-
ten II. 130 . . Sur.ihc. blaue Glas-
flasche für Rosenwasser, Per-
sien »11,667 .. Suren II. 629 . .
Surrogat 1.29; 11.405,416,422,
583, — hascherei 11.424 .. Susa
11,671 .. Sußmann-Hellbornll,
563. 566 . . Suttmeier. Snitker
Gert. I, 571 . . Suzuribako 11,
76(1, 777, 788, — , Schreihkasten
« II. 779, Japan :■ II. 778 . .
SvenskaSIjödföreningen 11,601
. . Svinthila 1,207 .. Svinthila-
nus I. 207 . . Svinthilakrone I,
207..Swanetien 1,257.. Swan-
hild, Äbtissin, I, 240 . . Swar-
zenski II. 660, 697 . . Swenigo-
rodskoi, Sammlung, I, 185. •; I.
185 . . Swyn, Pesel des Marcus
I, 578 . . Sy und Wagner II, 562
. . Syenit 1, 9 ; II, 566 . . Symbole
I,56;II,249..SymmetrieI,429;
II, 233, 342 . . Syrakus I, 137 . .
Syrien I, 133, 151, 157, 165; II,
30, 657, 663 . . Syriin, Jörg, I,
351,401..SziIagySomIyoI,196.
Tabagie 11,111.. Tabakgefäße
II,58..Tabatieren II, 152, 256,
262 . . Tabernakelform des
Rahmens I, 460 . . Tabernakel-
rahmen, florentinische, I, 460.
venezianisch-gotischer, I, 460
.. Table haricot II, 243, — mou-
vante II, 147, — - tricoleuse II,
243 .. Tabletten II, 147 .. Ta-
bourets 11,247 . . Taburetts 1, 56
. . Tachi II, 760 . . Ta-chi-yao
II, 649 . . Taebris 11,679 . . Tae-
madera II, 776 . . Tafel I, 15, —
-aufsatz #11, 4.55; in Silber >:
II, 5.50; Meißen, *II, 294, —
-auf Sätze I, 26; 11,254, 562,—
-gerät 1,29; II, 11.3, 4.58. — -ge-
schirr 1, 411; Minton & Co.
* II, 443; silbernes, II, 196,
— -glas I, 15, — -leuchter I,
26, -- -Ordnungen I, 546, —
-schmuck II, 203, service II.
114, 263, — -Silber 11,253, 254,
283 . . Täfelung in Eichenholz,
englische Arbeit +: I, 584 . .
Taffet 1,22.. Taftbindung I, 19
..Tagh-i-Bostan 11.6.3,3,696,697
..Tagliente II,715..TahmaspI.,
Schah, 11,636 . . Tailiebert, Ur-
bain, 1.580; 11.47.. Taira II, 763
. . Takamakic II, 748, 777 . . Taka-
fori II, 750, 785..TakedaShin-
gen II, 780 . . Takedschi, Mo-
schee, II, 681 . . Takene Joo II,
778 .. Taklamakon, Wüste, II,
685 . . Talavera I, 528 . . Talbert,
B. J., « II, 576, 584 . . Talent,
dekoratives, II, 588 . . Tama-
mushi II, 7.56, — schrein 11,756
. . Tamburiermaschinen 11,489..
Tamsweg I, 370 . . Tanagra I,
126, 127, — -figuren I, 126 . .
T'ang II, 734, — -dynastie II,
733, 739, — -kunst II, 733, —
meister II, 731, Spiegel
II, 760, zeit II, 731 . . Tan-
kard «11, 323 . . Tanne I, 10 . .
Tanoka II, 603 . . Tänzer
und Tänzerin, Nymphenburger
Porzellan *II, 211 ..Tanzsäle
I, 6;II, 574..T'ao-T'iehII, 728,
754 . . T'ao Yü II, 736 . . Tapeci-
arii I, 298 . . Tapestry I, 22 . .
Tapete 1,26; *II,575, *1I,588,
— , Dumont, *II, 480, *II,481,
— , Seide, *II, 265 . . Tapeten
I, 10; 11,403, 560, 582,590, —
-druck II, 446,604, — -fabriken,
deutsche, II, 272, Industrie
11.418, 492, —.papierne, 11,183
. . Tapis deMoncades II, 161, —
de salle I, 345, — de Tapisserie
II, 161, — deTurquie II, 122 . .
Tapisserie I, 5.39 ; II, 118, — aus
der Gobelinmanufaktur » II,
160, — dAuvergnell, 122,-de
papier II, 118, — -Werkstätten
II, 1 19 . .Tapitewevers I,.344, —
inDouaiI,.344, — in Lille 1,344,
— inTournai 1,344, — in Valen-
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
886
Tarent
Teezeremonial
Tegernsce Teppichindustrie
TeppichknUpferel
Theben
ciennesl. 344. .Tarent 1.99, 123,
124..TarKlicttn.Miliano, l.J'.m
Tarlatati I. 22 . . Tasctidicii II,
255 . . Taschen 1, 26, — -ka-
lendcr, Deckel. 11.287. - -iihr 1,
2ü. 545: 11. Ü8. ti9 .. Taschner 1.
10. 26 . . Taschner, Ij^inatius. 11.
605 . . Tasse mit Kindern, Wie-
ner Porzellan ■ 11, 301.. Tassen
1. 29, 46; 11, 104 . . Tassilo 1.
212. - -keich !. 203. 212. -
in Kremsmiinster * 1. 212. —
-leiichter in Kremsmünster 1,
212 . . Tasso. Marco di Donie-
nico del. I. 468 . . Tätigkeit für
den Weltmarkt 11. 578 . . Taube
1, 159; 11, 350 . . Taubenmosaik
1,137.. Taufbecken 1.6.26, *1.
264 .. — -brunnen 1. 324, —
-decken II, 128. — -kannen 1.26.
— -kessel 1. 411 . . Tauriac, 1,
308 ..Taurien 1.198 ..Taurinus-
schrein in Evreu.x 1, 307 . . Tau-
schicrarbeit I, 193; II, 652 . .
Tauschieren 1, 32 . . Tauschier-
kunst 1, 107 . . Tauschierung 1.
490; 11. 199, 650, 660. 661. — in
Eisen I. 626 . . Tavernier 11,536,
— , Jean Baptiste, II, 631 . .
Taxile Toat 11. 621 . . Taye-
Öfen 11, 736 . . Tazza Farnese 1,
132. D
Teakholz 11.613. . Technik II.
436. 583, —.arabische 11, 78, — ,
burgundische 11. 27, — , Einfluß
der, 11.437 . . Techniken, alte II,
574 .. Tee II, 735, 774, — büch-
sen II, 53, büchsenlöffel II,
321 . . Teerfarbstoffe 11. 445 . .
Teegefäße II, 181, - -gerät II,
778; von Elkington, Mason &
Co. * 11, 438, — -kanne 11, 322 ;
silberne * II. 324. — -meister
II, 775, — Teeschale, im Stile
des Chien - yang - Steinzeuges
* II. 734, -'-schalen II. 738, —
-Service II, 58. 198, — -topfe 11.
6.59. — -zeremonial II. 776 . .
Tegernsee 1. 3(>0, — . Oozbert
von, 1. 2.')! . . Tegner 11, 605, 606
.. Teheran. Bibliothek des Schah
11, 715 . . Tehcraner Töpfer II.
674 . . Teigornament II, 9.. Teil
des großen üitters in Nancy
« 11, 150, - einer Tempcltisch-
decke »11,764, — formenl,105.
Vergoldung 1, 241, 244 . .
Tcirich, Valentin, 11. 515. 555.
— , Ciborium «11, 464, — . Ka-
binettschrank > 11,514.. Tekto-
nik I.Hi; 11,619.. Tel, du, 11, 102
. . Teller 1. 26, 29, 511, 530, 639 ;
11, 53, 108, — , frühes Meißner
Porzellan • 11. 201. — in ge-
schnittenem Kristallglas » II,
568, — mit Jupiter und Juno,
gemalt von Weichselbaum - 11,
301, — mit Malercmail von
Pierre Reymond, Limogcs » I,
636, — , venezianischer, mit
blauen Porzellanranken '1,518
..Tellicr, Le, 11, 257 . . Telloh 1,
57..Tellurienl,615..Temmoku
II, 738.. Tempel 11,357.- -form
I,.53, -schätze 11,532, —,To-
daiji II, 758 . . Temperantia I,
546 . . Tempion I, 173. .Tempo-
arbeiten II, 781 . . Tempyo 11,
758, — -periode 11,749 .. Tenju-
kokumandara II, 757.. Teppich-
belag 11, 348, — der Galerie du
Louvre, Savonnerie - II, 125 . .
Teppiche 1, 11, 22; II. 54, 403,
418, 486, 549, — , Brüsseler. 11,
486, — , geknüpfte 11, 161. 706.
— [Fußboden-], italienisches
Barock II, 23, — . islamitische 11.
706. — . persische 11. 415, 627,
— , romanische 1, 295, — , tür-
kische 11. 487, — , vorderasiati-
sche 11, 681 ..Teppicherzeugung,
kleinasiatische 1, 714; orientali-
sche 11, 714, — -fenster 1, 292..
Teppich, geknüpfter wollener
■: 11, 711, — , gestickter, Giani
^ II, 529, — -Industrie II, 702;
arabische II. 707; asiatische II,
545, — -knüpferci II, 602. — -Or-
nament 11. 707. - . persischer 11,
706. -Stil .1.417. — und Be-
leuchtungskörper von Jac van
dem Bosch « 11.619, — Weberei
11,559, -weber.sassanidische
II, 707, — -Werkstätten I. 416.
— -Wirker in ,-\rras I, .341;
in Paris I, .344, Wirkerei I,
298; Süddeutschland 1, 347 . .
Teramo 1, 378. .3*3, 386 . . Ter-
borch. Ger.. 11. 52. 712 . . Terra-
cina. Dom. 1. 258. . Truhe • I,
259 . . Terra Ferma 1. 468 . .Terra-
kotta 1,29. 128; 11.503, — aus
Tanagra »1. 128. — färben 11,
608. — gruppe. attische - 1.129.
— plastik I. 127 . . Terrakotten
1.14.126. 127. 162.646; 11.421.
-. italienische, 1. 128 . . Terrine
11.152. vonlgnaz JosefWürth
* 11,287 . . teteä tele 11,245 . .
Tetcs de Mort II, 96 . . Teuber
11, 198 . . Teuderigus 1. 210. .
Teukros I, 131 . . Teutoburger
Walde. Schlacht im. I, 124 . .
Tewkesbury. Fenster, 1. 33.3 . .
Textilerzeugnisse, italienisches
Barock. 11. 22. .Textilfunde 1.163
. .Textilien II, 695, 757, - .kop-
tische, II, 695 . . Textilindustrie
II, 175; Deutschlands 11, 76.
--kunst 1.10.18, 186,651,654;
11. 48.5. -^ . antike. I. 163. .by-
zantinische, 1, 188, — der ita-
lienischen Renaissance I, 537,
— des Westens 11.716. —.deut-
sche. II, 214, — , englische, II,
183, in Deutschland 11,307.
in England II. .328. — . italie-
nische. 11, 220, .3.37, — Louis-
XVI 11. 26.5. , nordische Re-
naissance. 1. 651, — , Rokoko,
II. 21.3, — , sassanidische. 1, 167
. . Textilkünste II, .5.59 . . Text-
schriften I, 25 . . Thamasp 1. 11,
702 . . Thangmar 1, 245 . . Theater
1. 6; II, 215, .574 . . Theatral-
architektur 11. 216 . . Theben I,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
887
Thrlott
Tiffany
Tiflis
Toilette
Toilcttes
Toscana
187 . . Thclotl. Johann Andreas.
11.69. 190 . . Thcodcrich I. 194,
2t«.207..ThcodoIindcl. 160..
Theodora. Kaiserin • 1. 154 . .
Theodoros I. 106. 109. — von
Samos 1, 129 . . Theodosia II.
666 . . Theodosius 1, 208 . . Theo-
fanul. 173.. Thcofilus 1,172..
Theophilus I. 2«. 2.\S. 240.^29.
— Presbyter 1. 227. .Theoplianu,
Äbtissin. I. 236. 237. — . Kaise-
rin. 1, 230 . . Thermen, römische.
11. 531 . . Theseusschale des
Euphronios •!, 98 . . Thetis I,
78 . . Thevenot 11. h3f< . . Thie-
baut II. 501 . . Thienen, Reiner
van. I. 410 . . Ihiraz 11, 698 . .
Thiraz. Hotel de, II. 699 . . Tho-
mas. Schmied, I, 304 . . Thomire
II. 241, 252. 253. 354, 356. — ,
Bronzen .11.240, .11,2.51 . .
Thonet. M.. II. 4.54, 484 . . Thorn-
Prikker II, 601, 610 . . Thouron,
Jacques, II, 257 . . Thrakien I,
61, 118.. Thron I, 450, — der
Äbte 1.464. —-Sessel I, 18,27;
Frankreich, Mitte 16. Jahrhun-
derts »1,584 . .Thüringen 1,632
Tiberius 1. 132 . . Tiefenbronn
I. 372 . . Tiefschnilt II. 74. —
-schmelz I. 319 . . Tielsch & Co.
II. 504 . . Tiemann. Walter, II,
604, 607, —.Bucheinbände »11,
574 . . Tierbronzen II, 563 . .
Tiere II, 117 .. Tierfigur I, 188;
II. 679, 716, — -formen II. 35. —
•gestalt II, 68, 651, — -häute II,
714, — -kämpfe I, 188; H. 642,
716, — -köpfe I. 193. — -muster
I. 21 1. 538, — -Ornament I, 193,
214. Ornamentik I, 212. —
-plastik I, 484, — -teppich
II. 710; persischer. 16. Jahrh.
. 11.710.. Tietz. Carl. Uhr .II,
489 . . Tiffany. Lewis Comfort,
II. 497, .566, 594, 614.62.3, — ,
Glasfenster ♦ 11, 594, — & Co.
II. 562, — , Vasen in Stahl und
Silber .11. .566. . Tiflis 11.617
. . Tigerkopf als Wasserspeier,
Pompeji «I. 113.. Tijou, Jean,
II, 111, 182 . . Timur II. 676. .
Timuriden 11. 637 . . Timuri-
dischc Herrscher II, 676 . . Ti-
murlan II. 665 . . Tinajas II, 694
. . Ting-chou II. 7.39 . . Ting yao
II. 739, 7.52 . . Tintenfässer I,
484. 511, 526, 639; II. 114 . .
Tintenzeuge I, 17, 18, 28 . . Tir-
lemont I. 265. 326 . . Tirol II, 61
..Tiryns 1.60, 140.. Tisch 1.15,
454.578,— .Frankreich, 16.Jahr-
hunderts * 1.583, —.freistehen-
der, 11,242. — , gotischer *1. 401 ,
— ,graubündencr »1,401, — im
BelvederezuWien *II, 189, — ,
lüneburger. I, 398, — , nieder-
ländischer *I, 582 .. Tischchen
II, 145, — in geschwärztem
Holz *ll, 364 .. Tischdecke II,
44, — von Joseph Meyer * II,
479, — von H. Winge »II, 541
Tische 1.18.28.454; 11.45,192,
254. 499. 580 . . Tischformen I.
401; 11,314 . . Tischler I, 10,—
-gewerbe II, 194 . . Tischnest II,
314. — platte, Holz geschnitzt
* II, 197, — -platten 1,31; sil-
berne. II, 196. — -tücher II.
328. — -Wäsche II, 78, - -zeug
I,22..TissuII, 171 ..Titelblatt
. II, 588. . Titelseiten * II, 589
. . Titusthermen 1, 145 . . TIeson
1.85. D
Tobl-Shunkei 11.775.. Todi I,
469.. Togidashi 11,741,764,—
-makiäll, 777..Toilell,17l.-
de Jouy, Rotdruck von Ober-
kampf *U, 269 . . Toilettegar-
nitur 11,253,2.54,283.. Toiletten
II. 4.5, —gerate II. 2.54. —
-kästen I. 474, — -tisch II, 419,
— , italienisch »II, 334, — und
Fauteuil, München »II, .368, — ,
von Duban und Froment-Meu-
rice »11. 435, .356.. Toilette vom
Jahre 1824 «II, 404 .. toilcttes
II. 150.. Tokugawa II. 787. —
-dynastie II. 782, - Jcyasu II,
782, - -reich II, 784, — -Schöp-
fungen II. 761. — -shogune II.
782, - -zeit 11,766, 781 . . Tokyo
II. 785.. Toledo I, 380, 398, 535;
11,661.— .Kathedrale 1,207 . .
Tolmansll, 1H2.. Tombak 1, 12,
29; II. 498.. Ton I, 12. 45, -,
feuerfester I, 13 . . Tondi I, 51 1
. . Tonerei I. 29 . . Tonflicscn I,
420; 11.635, —-gefäü, bemaltes,
Kykladen »I. 65, — , altmyke-
nisches I, .36, — , -gcfäße. antike
I, 14, — , aus dem Antiquarium
Berlin *1.42, «1,94,— .attische
1. 36. — , griechische < I, 84, — ,
Troja I, 61 .. Tongern 1,326. — ,
Kirchenschatz 1,3.36.. Tonkern
II, 671. Tonlampen, altchrist-
liche I, 162, * 1, 161, — mergel
I, 13 . . tonnerre, au. II, 58 . .
Tonplastik 1,30; korinthische
1, 1 27, — -reliefs 1. 1 28, - -Sarko-
phag I, 89, — -schlicker II, 622,
— -schnitt II. 494 . . Tönung
I, 437; farbige I, 156 . . Ton-
waren II, .57; unglasierte I, 162,—
-Ziegel, glasierte II, 671 ..Töpfe
II. 108.. Töpfer 1.14, -.korea-
nische II. 7.50 . . Töpfer. August.
II. 436 . . Töpferei II. 729, -.
ägyptische 1, 48, — . koreanische
II, 750.. Töpfergeschirre I, 14,
— kunst in der Spätgotik 1,420,
— , in Holland II, 57, — , musli-
mische I, 421, — Scheibe 1. 46,
— , Troja I, 61. ton I, 13 . .
Topfwaren II. .546.. Tore II, 109
. .Torelii, Benvenuto, da Brescia
I, 467..ToreutikI, 102.. Torgau
I,593..Torinsky 11,288, 289 ..
Toro.Honor^Jean Bernardo,ll,
1.34. 15.5. 163, — . Entwurf zu
einer silbernen Kanne *ll, 140
. . Tortoise shell wäre II. 182
. . Tosa-Makimono II, 767 . .
Tosaschule II, 7.56 . . Toscana
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildunu
888
Toshiteru
Trier Trier
Truhen Truhen
Türklopfer
I. 378 . . Toshitcm II. 789 . .
Toshiro II, 739, 774, 775 . .
Toskana !.J.«J; II. 90..Toslrup
II, 4«8 . . Tote Ränder II, t.74 . .
Toulouse II, 527 . . Toulouse-
Lautrec, lU-nri, II, tUl'i, .Plakat
. II, .5'.»«. .Tourcoin« II. 48«).,
Tourlavillc II. 112. . Tournai I.
202. 204. 270. 272. 326. . I. 272
. . Tournay II. 50. 161. 486 . .
Tours I. 2«.»l; II. 26. 118, 12,3.
162. '221. 268. 527. — . Adrians-
kopl I. .JOS. - . Kloslerschulc
I. 210. - de CDU II. 166. - de
Rorges II. 166 . . Toutin. Jean.
II. 107. 257 . . Töyei Shukö II.
791 .. Tracht I. 22. 5.52 . . Tracli
tenbcrg. Merzof» zu. II. 67 .
Trachtenkunde I, 23..TraKaltar
I. nS, 233. 241. 249. 274. der
Gräfin Gertrud I. 247. — des
Ronerus von Hcimcrshausen •
I. 240. — in AuRsburg I. 268.
- in Xanten I. 276, , tafel-
förmiger. I. 233.. TragaltJrchcn
I, 186, 225 . . Trager I. 16. 27. —
für Hangelaternen 11.261. — für
Standlaterncn II, 261 . . Trag-
fläche I, 16 . . Tranen II, 739 . .
Tratzberg, Schloß, I, 400, 401 . .
Traubenmuster II, 7.32 . . Trechet
ll,213..Trchet. Jean. 11.213..
Treibarbeit 1.28. 241,262. 315,
373.490: 11. 284. .562, — inEisen
1.626 . . Treiben 1.9; 11.753.—
in Kupfer II. 618. — in Leder I.
.360 . . Treibsilber II. 563. —
-technik I. 103. . Trent I. .36 . .
Treppe II. 579. - -ngeländer II.
47. 565. — -nieuchter II. 499
. . Tressen I. 23 . . Treviso II.
218 . . Trezzo, Giacomo de,
I, 503 . . Triana I. 527. 528 . .
Trichter I. 71 . . Trient I. 445 . .
Trier I. 246. -. Dom I. 265. 268.
—.Domschatz .1.188.228.241,
— . Email I. 230, — . Mathias-
kloster I. 272; Werkstatt I.
228. — . Reliquientafel, in S.
Mathlas .1. 272. -. Seiden-
gewebe • 1. 188 . . Trierisrhc
Wcrkst.ltte 1.136. Trikots 1.21
..Trinkbechern. 198.- gellO
I. 17. 314. 372: II. 68. 181. -
-gerate I. 597. — -glas, böhmi-
sches. Lgermannisches Glas •
11.311; böhmisches, Mohn-Glas
« IL 311; böhmisches. Ober-
fangglas. K. K.(^sterr.. Museum
• 11.311 , mit Diamantschliff •
11,310. --hörn 1. 123. 195.376,
. I, .376, — -krug . IL 323. —
-krüge ITankards) II. 322. —
-schale I, 85. 92. U«; II. 659.
niedrige • I. 84 . . Triptychon I.
176. .340. — Harbavillc • I. 177.
mit Kreuz »L 170. .Triumph-
bogen II. 3.57 . . Triumphe der
•Minerva. Gobelin nach No«?l
Cloypel • IL 124 . . Trivulzio.
F'rincipe. I. 540 . . Troas I. 61 . .
Trccadero 11, 476 . . Troddeln I.
23 . . Trog aus der Normandic
. IL 14 .. Troja 1.61. — . erste
Stadt. I. 61. — . Schatzfunde. I,
62, — , sechste Stadt I, 6.5, - ,
zweite Stadt, I. 61 . , Trophäen
IL 123, 23.3, 501, 565 . . Troppau
IL 197.5l8..Trouwain II.8H..
Troy. de. II. 161, ~. Jean Eran-
^ois de. IL 160 . . Troyes I, 175;
II, 527. -. Dom I. 285. — . Ur-
banskirche I, 3.33 . . Truhe I, 16,
400,4.37,576; II, II, -, floren-
tinische, mit Intarsia »1,440.-,
französische, mitEisenbcschlag
• I,. 304, — mit bemaltem Stuck-
relief »1,438, — mitfigürlichem
Hochrelief • I, 44.3, - , nord-
deutsche, Ende 16. Jahrhun-
derts • I,. 577. —.nordische »I.
216.— .norditalienische »1.402.
— . Schweizer. 1. 258, — . süd-
deutsche, 16. Jahrhundert • I.
576, — . Tiroler • I. 40.5. — .
venezianische, mit Pastiglia-
relief • I. 439 . . Truhen II. 62.
766. — . Florentiner, mit Stuck-
dekor, Berlin • I, 438, — der
Frühgotik I. 352, -bank mit
lnt.ir>ia »1,444. brett. fran-
zösisches. I. .354, -gatliing I.
402, gemalde I, 441, —
-schloU, französisches • I, 409,
— -tisch I, 395; um 1.500 . I,
395,. Trutzwaffen 1,28.. Tsang
YIng-Hsüan II, 743 , . Tschehar
-Bagbellspahan 11,673.. Tschi
ll.7(f.i . . Tschirnliauscn. F'liren-
fried Waller von. II.2(X).. Tsl-
miszes. Johannes, 1. 18.3 . . Tsu-
ba II. 760. 770, 771,- im Stile
des 1.3. Jahrh. • II. 775. — Im
Stile des 14. Jahrh. » IL 780 . .
Tsunll. 729. D
Tu ll.73«i.. Tuch 1.22.. Tücher
1.21.. Tücher. Palrizicriamilie.
I. 6.36 . . Tuchericnstcr I. 3.32 . .
Tuchersches Schlößchen. 1, 568
Tuchmacher I. 11. — -schetcr I.
11 . . Tui 11.729.. Tuilerien II.
3.53.. Tula IL .546.. Tüll 11.491
. . Tülle IL 270 . . Tüllstickercl
11.270. — -Weberei 1,21.. Tulpen
IL .53. 76. .589. - -manie II. .53 . .
Tuluniden II. 630 . . Tuotillc IL
646..T0r I, 16. 27, 473; 11,233.
499. — im Münchener Rathaus
• I, 406, — mit Eisenbcschlag
. 1.408. -.Lüttich .l,.302. — ,
romanische, in Lüttich, I, 304 . .
Tura 1. .540 . . Türbander I, 408
Turbe, grüne, II, 671 . . Turben
IL 6,3,3. 681 . . Tflrbeschiage I,
27, — , gotische, I. 406 . . Tür-
füllungen IL 23.3, — -griff I, -325;
IL 2,52, 499. — des Lübecker Rat
hauses • I. .325, — in Dinkels-
bühl .1.407.. Turin I.. 527; IL
220.229.336.— , Palast »IL 159.
3.54 . . Turini. Familie. I. 479 . .
Turino. Giovanni. 1. 494 . .
Türken 1. 171 . . Türklopfer I.
481.618; 11.70, 110. —, franzö-
sischer • I, 410, — von Gio-
vanni da Bologna • I, 480, —
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite. Sternchen Abbildung
889
Türklopfcr
Uhr
rhrdeckol
Urnen
Urnenform
Vase
von Kölscher • II, 496, — von
Plock • II, 497 . . turkmenisch
II. 7i^ . . Türkei, osmanische,
II. 681 . . Türken II. lo9, —
im Hafen. Wandteppich nach
Clauile- Josephe Vernet « II.
156, — koppchen II. 6.*)9 .. Tur-
kcstan II, 729 . . Türkisblau II,
262, 745 . . Turmnionstranz I.
310. 369 . . Turmreliquiar in
Darmstadt I. 276 . . Turnbull &
StockdaleII.601 ..Turner.John,
in Lane End, II, 327 . . Türum-
rahmungen 1,6-16; 11,557.. Tür-
vorhänge II, 95 . . Tutilo von
Sankt Gallen I. 219, 227 . .
Twistringen, Taufbrunnen, I,
325 . . Typen I, 436, — möbel
11,613 . . Typus II, 237, -.in-
sularer, II, 593, — , kontinen-
taler. II, 593. o
ü
Ubbelohde II. 601 . . Cberbau-
schrank I, 581 . . Überdruck II,
327. 503, — verfahren II, 567 . .
Cberfangglas I, 134, 330; 11,
307, 421, — aus Pompeji ^ I,
134, — um 1840 II, 402 . . Cber-
fanggiasurll,218.. Übergangs-
zeit 11, 479 . . Cberglasurfarben
I. .30 . . Überladung I, 431 . .
Überläufer II, 71.205 . . Ober-
lieferung 1,40; II, 428 .. Über-
lingen I. 246. — , Rathaus, 1,400
. . Überzug II. 42 . . üccello I,
5.36 . . üdtne, Giovanni da, I
537 . . üffila I. 210, — fibel I,
203: aus Wittislingen ^ I, 21 1
. . ügclheimer 1, 477 . . ügolino
di Vieri I, 315. 320 . . ühland II,
666.. ühr 1,28, 615: 11,67.94,
145. 181. 249, — aus Bronze.
vonTietz » II. 489, —, goldene,
in Form einer Mandoline ♦ II,
256. — , Marmor und Bronze ♦
II, 252, — von John Bell . II,
432. — . Wiener • 11, 2*3, -.
Wiener PorzclKinnianuf.iktur >
II. 208 . . ührdcckcl II, lit7,
-gehänge II, 255. — -gehäuse
II, 255: emaillierte, II. 287; gol-
dene. II. 181 : mit Bildnissen,
11.257, - -k.'istclien II. 262,-
-ketten I. 27; II. 286.. Uhu II,
68..ülml. 36n; II, 66,285. ,
Fenster von H.ins Wild * 1,415
. . Ulocrino I. 486 . . Ulrichs-
kloster in Augsburg I, 2.52 . .
Umbrien 1, 432, 4(i(") . . Umdruck-
verfahren II, 303, - , Sadlcr-
sches, II, 182 . . Umetada 11,780,
789, — Myoju, sclimicdeeiser-
nes Tsuba • II, 790 . . Umher-
ziehen I, 37 . . Umritsur II, 487
.. Umschhigetüciicr I, 21 .. Um-
wälzung II, 437 . . Unabhängig-
keit 11,466.. Undiho 1,203,210
. . Ungarn I, 195 . . Union cen-
tr.ile des arts dccoratifs 11,530,
t)27 . . Union centrale des beaux
arts appliqu^s ä l'industrie II,
526 . . Ungewitter II, 425 . . Un-
serer Väter Werke II, 552 . . Un-
sicherheit des Geschmackes II,
583 . . Unsymmetrie II, 133, 134
.. Unterglasurfarben I, 30, —
maierei II, 620, — -technik II,
620 . . Unteritalien I, 55, — ,
griechische Kolonien, I, 97 . .
Unterricht, kunstgewerblicher
in Österreich, II, 519 . . Unter-
sätze II, 104 . . Unterströmung,
gotische, I, 273 . . Unterware I,
22 . . Unteutsch, Friedrich, II,
60, 63 . . Unverdorben II, 445 . .
Upsala I. 604 . . Ural I, 117 . .
Urbinatische Malerei I, 517 . .
Urbino 1.416,472.473,487,510,
523. .540; II, 21, . Majolika-
gruppe Orgelspieler ^ I, .526,
— , plastisch geformtes Tinten-
faß * I. .52.5. — , Schüssel und
Kanne mit Grotesken * I, .524,
— . Teller mit Ansicht der Villa
dEste und Garten • I, 527. — ,
Türen. 1,466, . . Urnen 1,6; 11,
104. 274, :m\. 7;W, - -form II,
.122 . . Ursulakirchc 1,277 . . Ur-
sulas Traum von (>arpaccio * I,
4.33 . . Ursulaschrein I, 277 . .
Urteil Salomnnisl,. 330.. Usum,
TaufhruiiiKMi. 1, .325 . . Utamaro
II, 590.. Utrecht II. 52. -.Mu-
seum, I, 221 . . Uttm.inn, Bar-
bara, 1,655; 11.78.. Utzschnci-
der & Co. II. 503 . . Uytenbo-
gaardll,.536 D
V
Vadstena, Klosterkirche 1, ,323
. . \afio in Lakonien. Gold-
becher « I, 76 . . Vaga. Perinn
del, I, 537 . . Valencia I, .'528 . .
Valenciennes II, .50, 170, 171.
270, -.falsche II, 171,- -spitze
« II. 167. II, 172. 491. .Valens I,
166 . . Valentin, Heiliger, I, 268
. . Valentinian I, 166 . . Vale
Preß II. 604 . . Valladolid 11,42
..Val!öe,S.,II,110..Valvassore
II, .33.. Vanbrough 11,177. 182
. . V^andergoten, Jacob, II, 43 . .
Vanioo II, 263 . . Vanvitelli II,
229, .329 . . Varncrius. Frater, I,
274. 276 . . Varianten 11, 2.35 . .
Varin II. 85 . . Varro II. .533 . .
Varus I, 124 . . Vasari II, 13 . .
Vase II. 420, 686. — Adelaide.
11,263, — äl'amour II, 263,- aus
Gußeisen von Handyside « II,
429, — aus Knossos I, 72, --
Bachelier, II. 263, — Basalt,
bemalt in enkaustischen Far-
ben * II, 328. - Choiseul II.
263, - Duplessis II, 263. — ,
frühattische «I. 86. — Gurdin
11.263. - in Crystaihne Agate
» II, 328, — in Scvresporzelian
» 11. .564. — mit blauer und
schwarzer Malerei, Mesopota-
mien * II, 626, - mitBrustbild
Friedrich Wilhelm II. *Ii, .306,
— . mykenische, der Blütezeit
» I. 69. . persische » II. 684.
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
890
Vase
Venedig
Veaezianer
Verona
Veroneae
VlUera
, Sdvrcs, mit Rcliefmcdaillon
• II. 2»>3, - von Adri.icn l>y-
nacker «ll. 57. ■- , zweihenkli-
ge -1. 112 .. Vasen I. 18. 28.
29.511: II. UM. 114, 2.M). 2tiü.
2ti7. .TJI .fit). Wi7, Ii84. .lus
Mol/ II. J.s.'. . lustricrle II.
673. malcrcill.357. - .mon-
tierte 11.249. . monument.ile
11.273. — . mykenischc 1.71,
•maier. böotische 1. 88, — ,
unteritalische I. 99..Vasselots.
Marquct de. I. 288 . . Vatican.
Chamlues du. II. 120 . . Vatikan
I. 186 . . Vaucanson II. 162 . .
Vaudri^res. .Marquis de. II, 227
. . Vauquer. Jean. II. 99,
Zifferblatter -11, 100. -, Ro-
tiert. II. 107 . . Vaux-Ic-Vicomtc
11.84. O
Veaucourt II. 102 . . Veccliictta
1.479.. Vcccllio.Cesarc.il.;«).
• II. 3.3 . . Veditc, Antoinc, II,
496. 497. — . Vase ♦ II. 494 . .
Veduten II. 294 . . Veens. Otto
van. 11.47.. Vccrel.6<)8.. Veits-
höchheim, Schloßgarten -1,17
.. Velal, 164.. Velasquez 11,43
. . Velde. Henry van de, II. .59.5.
599. 601, 602, 610. 612, 617,
— . Speisezimmer • II, 582, — ,
Tafelgeschirr »11.610 . . Vcld-
hcer II. 605 . . Velletri I. 183. .
Velour I. 22. - de Genes II. 24
. . Velthums, Schloü, I, 569 . .
Venasca. Giovanni Paolo, II, .336
. . Venedig I. 178, 188, 249, .320,
.334. 348. 416. 4.32. 436, 440, 44.3.
445, 454, 467, 468, 469, 474. 480,
482. 490. 492. 51 1 . 518. 536. 537.
542; II. 16. 21, 26, 30, 37. 90,
112, 128. 218, 220. 329. 498,
507, 537, 655. 6,59. 712. 715.716.
— , Corrermuseum I, 326, — ,
Geißelung Christi I. 318. - ,
ülas I. 529. — , Glasbläserei I.
422, — , Heiliger Hicronymus
vonCarpaccio - I, 437. —..Mar-
kuskirche I, 301, — , Museo
Civico II. 6.58. , Pal.isl II, 354.
, i'or/ellanlabrik II. 218.
San Marco I, 179 . . Venezianer
11,712, -Rellelspitzcn II, .38, -
Tabis II. 220 . . Vcneziano I,
512.. Ventura <li scr Giuliano I.
466 . . Veramin. Ruine. II. 683 . .
Veraniin bei Teheran. Imam-
/.ide Yaya zu. II, 677 . . Vcr-
berckt. Jacques. II. 136 . . Ver-
besserungen, technische. II. 162
..Vcrbitst.Pater.il. 745.. Ver-
biltigung II, 276 . . Verbindun-
gen 1.12.. Vercelli, üomarchiv.
I. 250, , Lektionar im Dom. I.
250 . . Verdun, Niculaus von, I,
270. 271. 272. 277, . I. 272 . .
Verdurell..50, 118,119, 121,122
. . Vereinigte Smyrna-Teppich-
Fabriken II. .59.3. ~ Werk-
st.1tten für Kunst im Handwerk
II. 612 . . Verein, polytechni-
scher. Würzburg, II, 522 . . \'er-
cinsschulen, PrtuUen, 11.525 . .
Verein zur Ausbildung der Ge-
werke II, 522, 551 . . Vererben
II, 4'29 . . Verfahren, galvani-
sche, II, 457 . . Verflachung II.
469. -.künstlerische, 11.440 ..
Vcrglasung. farbige. I, ti51 . .
Vergnügungspark II. 475.. Ver-
golden I. 28 . . Vergoldung II.
139. 3«»0, 501. 679. . kalte, II.
690 . . Verhandlungss.1lc. I. 6 . .
Verkaufsstellen 1.37 . . Verkehr
1.545; 11.4.36. 160. 5&3, 731,
-sanstalten II, 614, — -smittcl
11.606.614,- -szeiten 11.463..
Verlinden II. 484 . . Verlorene
Form. Guß aus. I. ()4 . . Vermeer
van Delft. Jan, II, .52 . . Vermeil
11,105.255. — dor< 11.67.. Ver-
meyen. Gemälde von. I. 6.55 . .
Vermillon II. 105 . . Verncuil II,
541 . . Vernis Martin. II. 147,
256 . . Vernon II. 618 . . Vemy
de la Chine II. 97 . . Verona I,
44.5.467.471.472.474.527.535,
--, Fra Giovanni da, I. 467, — ,
San Zeno in, 1. 2.50. , Vincenzo
da. I. 467 . . Veroncsc I. 471 . .
Verpackungen II, 605 . . Vcrre
«•glomisc 1. 41.4. .'.32 . . Verrcs II,
.5.U . . VcrrocchIo I. 316. .378,
479, 494 . . Vcrroteric cloison-
nöel. 161, 192 .. Versailles II,
.154. . Kabinett des Königs.
11.232, .Schmiedecisengitter.
11,109, .Theater, 11,228.. Ver-
sammlungshäuscr II. 6 14.. Ver-
sammlungsorte I. 6 . . Versand-
kf.stcn ll.4t.2 . . Versilbern 1.28
. . Versilberung II. 1.39, 149, 501
. . Vcrstandeskultur II. 167 . .
Vertalelungcn 11.46. .\'ertikow
II, 559.. Vertrieb II. 463.. Ver-
waltungsgebäude II. t>l4 . . Ver-
wirrung des allgemeinen Ge-
schmackes II, 575 . . Vetters-
felde. Goldfund, I, 121,
BrusIplattcausdemGoldfundc.
• I, 124 . . Vetulonia I, I2ii . .
Vexierkrüge II, 72. D
Vlanen, Abraham van, II, .54.
- . Paul von, I. 611 . . Viany
II, 102..ViborgI.4I0..Vicen-
tino, Valerio delli I. 486 . . Vi-
cenza da Rocco I. 467 . . Vieh I,
189, -. Kreuz im Dom 1. 324 . .
Vicis, Giuseppe de. I, 490 . .
Victor III..PapstI. 219 ..Vidaore.
Andrea. I, .534 . . Vielseitigkeit
II. 415.. Vien II. 260 .. Viereck
11.402.. Vii'rge 11.605. . Vicr-
paßgitter I. 4<i7 . . Vigevano I.
540 . . Vigier | Jean Court) I. 637
. . Vigne II. 214 . . Viktoria- und
-Albert -Museum. London II.
»)31. 641. 642. 645. 690. 697. 707
. . Viktorschrein in Xanten I.
275 . . Villacerf. Colbcrt de. II.
84 . . Villafane. Juan de Arphe
y. II, 42 . . Villars. Motel de,
II, 13.5 . . Villeroy & Boch II,
.5a3, .501, 569 . . Villers, Claude
de, II. 85, — , Marschall II.
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
891
Villingen
Vorbilder
^'o^bilde^
Waldnüillcr
Walid
Wandteppich
157 . . Villingen, Kirche 1,
346; Scheibenkreuz I, 312 . .
Vincennes II. 155, 158. 262 . .
Vincent. Fran<»-ois-Andr^. II, 233
. . \'incentino. Valerie. I. .')03. .
\incentiusreliquiar I, 2-lS . .
N'incenza I. -167 . . Vincenzo da
Verona I. 467 . . Vinci. Leonar-
do da, I, 515 . . Vincioio II, 33 , .
Vinovo bei Turin II, 220 . .
\'intners Company in London I.
612 . . Violet-Le-Duc II, 426, 496
. . Violin-Rücken-Form II, 321
. , Virgil 1, 553 . . Vir>- der ältere
II. 155, — , J. B., II, 155 . . Vise
I. 267 . . Viterbo I, 527 . . Vit-
toria I. 480. — , Alessandro, II,
18 . . Vivarini, I. 535. 536 . .
Vivier, Hennequin de, I, 309
. . Vjaestad, Gustaf, II, 601,
— , Bildwirkerei ^11, 594 . .
Vlamen II. 118.. Vließ, Ornat
des goldenen, I, 418. D
Vogel, August. II. 618 . . Vögel
II. 651.. Vogeler II, 605.. Vogel-
libeln I, 199 . . Vogtland II, 491
.. Vohburg, Graf Arnold von, I,
251 . . Voit, August von, II, 435,
551, — , Blumentisch aus Eisen
* II. 434 . . Volbero I, 275 . .
Volkamerfenster in Nürnberg
I. 413, 414 . . Völker, primi-
tive, I. 47, Wanderung I, 36,
38, 171, 190. 191, — -skunst I,
182, 191 . . Volkmann, A. von,
II. 605 . . Volksgeschmack 1, 260,
— -kunst I, 5, 6,32,217; 11,31,
38. 75, 76, 472, 51 7, .545, 600, 602,
— , bürgerliche, I, 262 . . Volks-
palast II, 513, Wirtschaft I,
.39 . . Vollgold und Sohn II, 562
. . Vollrund I. 18 . . Völler, H.,
11. 447 . . Vorarbeiten, II, 227 . .
Vorau, Stift, I, 280 . . Vorbild II,
508, — , persisches, II, 638 . .
Vorbilder 11.51 1,518, — ,alte,II,
577, — , englische, II, 280, — ,
holländische, II, 114. — , ost-
asiatische, II, 114, Samm-
lungen II, 518 . . Vorderasien I,
17; II. 54 . . Vordernberg I, 407
. . Vorhnngstoffe I, 22 . . Vor-
herrsdiaft Frankreichs II, ,342 . .
Vorlagenwerke I, 551 ; II. 198,
426, 541 . . Vorraum II, .344 . .
Vorsätze 1,25. .Vorsatzpapiere
II, 117 . . Vorstecker I, 27 . .
Vortragekreuz I. 26, 319, — der
Theophanu I. 237, — , Essen, I,
236, — von Cong I, 215, — von
Schmidt >: II, 462 . . Vorzeich-
nungen der Vasenmaler I, 91
. . Votivkrone I, 203, 207, —
König Agilulfs I, 206, — des
Königs Reccesvinth *I, 208, —
Theodelindas I, 206 . . voyeuse
II, 247 . . Voysey, C. F. A., II,
594, 601, 608 . . Vreden I, 409 . .
Vredcrich I, 580 . . Vries, ,Io-
hannes Vredemann de, I, 565,
578.. Vvolvinius 1,223. D
w
Wachs I, 155, — ausgüsse I,
105, —-decken II, 601, — deck-
verfahren II, 55, — färben II,
601 . . Wackenfeld II, 157 . .
Wackenroder 11,434 . . Wade II,
725 . . Waddeston Bequest II,
666 . . Waffeleisen 1, 27 . . Waffen
I, 475; II, 358,565,772, — des
Islam II, 661, — schmiede 1,27,
490; islamitische 11, 661 ; spani-
sche II, 662, —-kunst I, 622 . .
Wagen ^11, 11,195, — zu Belem
II, 216.. Wagner, Albert, 11,419,
— , Otto, II. 596, 600, 602,611,
— , Richard, II, 7 . . Waidhofen
I,370..Wakizashill,770..Wal-
brun, DomherrJohann Heinrich
von, 1,578.. Walburg 1,414. .
Walcher, Alfred von, II, 76, — ,
Georg, II. 300 . . Walcourt,
Kreuz, 1,273.. Waidenburg II, 75
. .Waldfriedhöfe 11,614. .Wald-
müller, Bildnis einer Wienerin
» II,396..WaIid II. 630.. Wal-
ker I, 11 .. Wallace II, 536, —
Collection I, 494; II, 237, 263,
540 [vgl. auch Snmnihmg Wal-
lace],—, Richard, II, .'340 . .Wal-
landcr, Alf, 11,596,601 ..Wall-
baum, Mathias, 1,604 . .Waller-
stein, Kirche, I, 346 . . Wallot,
Paul, II, 573.. Walpole. Horace,
11,178,— , Robert, II, 177.. Wal-
rosse 1, 10 . .Walroßzahn 1,276;
11,615 ,. Waizendruck 1,21; II,
269 . . Walzenmonstranzen I,
370 . . Walzglas I, 15 . .Walz-
werk II, 454.. Wand 1,17, 138;
II, 145, —.Barock, 11,10,— , ge-
täfelte, II, 579, — , geteilte, II,
145 . .Wandarme 1,27; 11,110,
320, — für Gas, von Winfield »
11,439, — von Messenger & Sons
:•; II, 437 . . Wandbank II, 11,
— bekleidungen I, 16, - — be-
spannung II, 162, 266, — brun-
nen II, 9, 114, dekoration
eines römischen Hauses •: I,
142 ; im Palazzo Ducale, Mantua
:v II, 329; im Sierstorpffschen
Hause in Braunschweig »II,
272; von R. Adam * II, 312
..Wanderkurse 11,519.. Wan-
derung, dorische, 1,82 . .Wand-
felder II, 681, — fliese aus Gra-
nada II, 680, — -leuchter 11,89,
149,249,250,282; silberne, II,
196, — -malerei I, 69, 143,435,
.566 ; II, 357 ; aus dem Hause des
Spurius Maesor, Pompeji * I,
144; aus den sogenannten Sta-
bianer Thermen * I, 143; aus
Phylakopi * 1, 70 ; kretisch-my-
kenische I, 70; pompejanische
II, 346, —-Schilde I, 511, — -
schirme 11,247, — schmuck I,
435,459; 11,401, — schrank I,
396 ; II, 580, — sessel I, 4.53, —
-tapeten I, 539, - -teppich 1,22,
298, .566, 6.54; II, .588, x II,. 578;
des 15. Jahrhunderts 1,417; mit
Darstellung aus Don Quixote,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
892
Wandthermometer Weberei
Weberei
WfiÖstickereien
Weijjweiler
Westminster
nach Charles Antoine Coypel
* II. \'i9. von Bayeux !. 255. —
-thermometer II, 247, — tisch
II. 14.-. -uhrl. 17, ICartcl) II,
252, .11.').« . . Wan-I.i II, 74.J
. . Wann in Schlesien I, 301 . .
Wanj^c ilesWassenbcrj^er Chor-
stuhles .1,351.. Wappen 1,552;
II, 306, -malcrei I, 652, -
Scheibe 1. 4 l(), — ,Luzerner,Hnde
15.Jahrh. »1,416, -.des Michel
Köhler * I, 652 . . Warbiir),' i.W.
I. 600 . . Ward II. 542 . . Wardle,
Thomas. II. (iOI . . Ware, rahm-
farbene. II. 182 . . Waren, silber-
plattierte. II. 2S.< . . Warenhaus
II, 468 . . Wärmflasche I, 29 . .
Wärmpfannen II, 70 . . Warne-
bert I. 221 . . Wartesäle I, 6 . .
Waschbecken 1,286, — , Kupfer-
schmelz von Limoges » I, 286
.. Wäsche II, 32, — höl2erl,17
. . Waschgefäße I, 411; II, 58.
108, —-gesteile II, 499. — -
kästen II, 484; von Riewel * II,
474, —-schrank 1,401; 11.5,59..
Wassenberg. Chorstuhl ü 1,351
Wasser I, 40. — -gefäli II, 659,
— -gläser II, 74, — -kannen I,
325, — -kessel 1,411, —-kraft
II, 438. —-Straßen II, 46.5, — -
weg 11.461 .. Watt, W.. II, 585
. . Watt College in Edinburgh
II, 514 . . Watteau, Antoine, II,
132, 133, 140, 147, 160, 542, — ,
auf Holz gemalter Plafond ^ II,
137, — , Ornamentstich ---^ II.
136, — -figur II, 203, 208 . .
Watterbach in Unterfranken 1,
233 . . Watts II, 589. D
Webb, Philip. II, .587, 589, 590,
— . Sir A., II, 512 . . Weben
I. 10. 18.22. .Weber 1, 19,—,
Hans, I, 631. — , mesopotami-
sche, I, 167,— .persische, 1, 167,
— , syrische, I. 167 . . Weberei
II, 417,546, —, altchristliche, I,
165, — , belgische. 11. 50. — .
französische, II. 124. .islami-
tische, II, ()97, . spanische, II,
4.1.. Webstuhl I, 19.22; 11,444.
489 . . Wechsel der Stilmotive
II. 544, — des Geschmackes I,
150, des Marktes II, 467 . .
Wechtcr, Georg, I, .561, — , Ent-
wurf zu einem Humpen • 1. 560
. . Wedgwood. Josiah. II. .T2I,
325,420. -. & Sons II, 414. .50.3,
-arbeiten II. 321,. 324. — -Imi-
tationen II, .337, - -kameen II,
258. 286, - -platten II, ,5.56,
-relief II, 2.38, 327, - -wäre II,
294. .WegelyII.208. . Weich-
hardt. Carl, II, 5.51, 5.57. .568, - ,
Diele • 11, .5.36 . . Weichholz I,
10.. Weichporzellan II, 56, 155,
1.58, 18.3,218.459.693. - . eng-
lisches, I, 14, — -fabriken 11,57
. . Weichselbaum II. 296. — ,
Teller mit Jupiter und Juno «
II, .301 . . Weidynastie II, 7.33
. . Weifluü II. 725 . . Weigel,
Joh. Christoph, II, 198,212..
Weihrauchfaß von Reiner von
Huy • I, 265, — -fässer I. 26, —
-Schiffchen I, 286, 319 . . Weih-
wasserbecken I, 484, — in
Bronze, Palazzo Strozzi, Flo-
renz 1,488,- -eimer 1,281, —
— -kessel I, 26. 600.. Weimar II,
597,612,— ,TaufschiisseI 1,278,
— .WittumspalaisII,28I ..Wein,
wilder, I, 328 . . Weinkanne I.
599; 11,210, — aus Boscoreale *
I. 1 13, — kühler von H. Kellner
V II, .522. - von Ignaz Josef
Würth * II, 286. — -lauben II,
272. ranke I. 30.5, .328 . .
Weise. Meister Paul, I, 621 . .
Weiß, Emil Rudolf, II, 605,
612, — , Holzschnitt - II, 600,
— , Wohnzimmer « II, 586 . .
Weißenburg im Elsaß I. .328,
330, — , Fenster I, 327 . . Weiß-
holzbaum I, 10, — -Stickereien
1,343; 11,28,127,214,270,491.
— zu Wernigerode » I, .345 . .
Weißweiler. Adam. II, 248. -.
Daminschreibtisch «II. 2.38, ,
Kabinett aus Rosenholz • II,
240.. Weland. Mönch, 1,280..
Weifenschatz I. 18.3. 244. 247,
250, 263, 281. -. Walpurgis-
schrein I. 28(1. , Wien I, 274,
. 1.275. .1.276.. Wellen 1.193.
- -linien II. 162. -muster II.
117. .Wells 1.407. .Fenster
I.3.33..Welser 1.545.-, Philip-
pine, I. 545; II. .53,5 . . Welt,
antike, I, .38 . . Weltausstellung,
erste. II. 409, — , London 1851
. II. 411. ■ 11,412; mittelalter-
licher Hof • II. 413, , Paris
18.55 II. 471 . . Weltausstellun-
gen, Bedeutung der, II, 469 . .
Weltfrieden II. 469, — -ge-
schichte 1,39. — -handel I. .34;
11.578, — -herrschaft II. 1.30,
-markt I, 36; II, 327, 462, —
-Periode 11, 82 . . Wt^n-chou II.
7.33 . . Wenig, Bernhard, Krone
für elektrisches Licht • II, 601
. . Wcnzersdorf I, 369 . . Werden
a. d. R. I. 213. . Wergrocken I.
17. . Werinher 1,252. . Werk-
statt der Cuzio 1,507, —, Essener,
I, 239, — , Wiener, 11, 611 . .
Werkstätten II, 511, Augs-
burger, II, 28.3, — , höfische, I.
184. — , kaiserliche, Byzanz I.
187 . . Werkzeugmaschinen 11.
438,454 . . Werl, Heinrich von.
Bischof von Paderborn I, 241 . .
Werlaltar des Meisters von Flc-
malle ■ I, .388 . . Wernigerode I.
344, — .Silvesterkirche. Schrank
I, 352 . . Wernkes, Jochim, I,
574 . . Wertheim II. .5.55 . . Wes-
piensches Haus zu Aachen II,
194 . .Weste 11,604 . . Wester-
büttel II. 518, 547 . . Westfalen
I, 256, 280; II, 518 . . Westgoten
I. 191, 207 . . Westhofen im
Elsaß I, 328, — , Fenster I, .327,
.331 . . Westmann, Josef, Uhr ■
II. 489 . . Westminster Abtei I,
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
8^3
Wettbewerb
Wien
Wiener
Wirken
Wirker
Worniim
H04. 407 . . Wettbewerb I. 34 . .
Wetter. Ottomar.l.tüiS.. Wetter-
fahnen 1. 27 . . Wettingen. Kreuz-
gang 1, 4Hi. . Weyler, Johann.
11, 257 . . White. Gleeson. II. (i06
. . white wäre II. 1S2 . . Wliite-
wood I, lll D
Wibert, .Meister. 1, 277 . . Wib-
lingen beiL'Im 11.274.. Wickel-
kind von .Andrea della Robbia
am Spedale degli Innocenti.
Florenz ^ I, 507 . . Widder-
köpfe II. 255, 284, — von einem
Bronzckessel aus Leontini ;•: I,
106 . . Widmann, Kaspar, I, 598
. .Widmannfenster, Baseler, von
1526 I.4I3.. Widnmann, Franz,
II, 550, — , Flurlaterne > 11, 523
. . Wieck II, 568 . . Wiedemann,
Hermann. 11,436,504, — , Tafel-
aufsatz * II, 455 . . Wiederaus-
fuhr 11, 578 . . Wiedergabe,
bildliche, 11, 468 . . Wieder-
geburt 1, 427 . . Wiederholen
der historischen Stile II, 575 . .
Wiege 1, 16, — des Königs von
Rom II, 356, — von Rogers *1I,
420 . . Wiegen 1, 447 . . Wie-
land, Georg. II, 274 . . Wien I,
196, 312, 318, 360, 376, 377,
386. 396, 400, 598, 617; II, 44, *
11, 45, *I1, 46, II, 53, 66, 69, — ,
Ausstellung 187311,471,472,—,
Belvedere II, 538, — , Deutsch-
ordensschatz 1, 322, — , Hof-
bibliothek I, 360, — , Hof-
museum 1, 195, 375, 578, 616,
622, 629, — , Kunstgewerbe-
museum I, 330, — , Lederein-
band um 1480 * I, .361, — ,
Michaeierkirche II, 274, — ,
österreichisches Museum 11,
167, 197, 205, 213, 283, 287,
291, 293, 660. -, Penzinger
Schloß, II, 196, — . Porz^llan-
fabrik 11, 205. 294, 415, 498,
515. 539, 559, .596, 642, — ,
Stephanskirche I, 322, —.Welt-
ausstellung II. 470 . . Wiener
Fauteuils um 1830 x II, 402, -
Porzellan * II, 210; Psyche mit
dem Adler von Anton Grassi
II. 298, — Porzcllaniiinnn-
faktur II, 693, — Scliatzkanimer
I, 222, — Schmelzbecher * I,
,\S7. — Schmelzkunst I, .■^22, —
Überläufer II, 208, - Wicncr-
neustadt I, 374 . . Wienhausen
bei Celle 1,343.. Wilczek, Graf
Hnns, I, 400; II, 540 . . Wild,
Hans, I, 414, — , Ausschnitt aus
dem Ulmer Fenster v- I, 415 . .
Wildschweine II, 251 . . Wil-
helm II., König von Würtlem-
bergll,597, — IV., Landgraf von
Hessen-Kassel I, 613, 615, — V.
I, 602, — V.. Herzog, II, 535, —
Ernst, Großherzog v. Sachsen-
Weimarll.597. —.Normannen-
herzog, I, 255, - , Oranier, II,
174, — von Marseille 1, 537, —
von Sizilien I, 250 . . Wilhelnis-
höhe, Saal ^Al, 340, — , Schloß
bei Kassel 11, 354, 365 . . Wil-
helmshütte bei Seesen, Grab-
gitter :vIl,438..WiIkin, Meister,
1. 325.. Wilhelmus.Frater, 1,285
. . Willemitkristalle II, 621 . .
Willemsens.L., 11,47. .Williams
11,661 .. W^illigris I, 189,232..
Willkomm ^-1, 6.53; II, 68,72, —
aus Dreihausener Steinzeug x-
I, 420, — , der hessische, von
Elias Lencker x 1,592.. Wilne I,
353 . . Wilstermarsch 1, 257 . .
Wüten, Stift in Tirol I, 283 . .
Wimperg 1, 327 . . Wimpfen im
Tal 1, 328 . . Winchester, Ein-
bände I, 359 . . Winckelmann II,
227.. Windeisen 1.291 .. Win-
dischgrätz II, .540 . . Windsor I,
407, --Kollektion o.ll,237, -,
Schloß, II, 241,. 354.. Winfield,
K. W., Wandarm '-^ II, 439 . .
Winge, H., Tischdecke x II, .541
..Winterhalter 11, 5.50.. Wipper-
fürth, Kelch 1, 323 . . Wirken 1,
10,18.21 ..Wirker 1,417.. Wir-
kereien 1, 19, 163, — , koptische
V I. 162 . . Wirkteppich, deut-
scher, Anfang 15. Jahrh. *1,347,
gotischer, I, 344, — , Maricn-
leben, Brüssel x I, 417, — Spät-
gotik 1,416,— .Teileines Halber-
städler x I, 298. . Wirlli II, 288
. . Wirtshäuser II, 573 . . Wis-
mar 1,325; 11,286, —, Fürsten-
hof 1,647.. Wissenschaft 11,583,
Wittekind I. 220, — -reliquiar 1,
221 .. Wittenberg 1,410,585..
Wittislingen 1, 203,21 0..Witzen-
dorp, Hieronynuis, I, ,594. D
Wohlgefälligkeit II, 146 . .
Wohlstand, nationaler, II, 578
. . Wohnhaus, antikes, I, 138 . .
Wohnräume I, 300; II, .344, 552;
antike 1, 145 ; bürgerliche II, 271 ;
ländlichell,546,— -Stube 1,6..
Wohnung, antike, I, 145, — -
scinrichtung, bürgerliche, II,
575, 581.582; festländische, II,
593; inselländische, II,. 593, — -
skunst I, 5, Ci . . Wohnzimmer I,
402, — in Neu-Chippendale *
II, 581, — in Old Swan House,
Chelsea xll, 580, — , Schloß zu
Schwetzingen * II, 342, — ,
Spätgotik I, 388, ^-, Wester-
büttel X II, 520 . .Wolfach, Rat-
haus, 1,633 .. Wolff.E., Tür-
klopfer X II, 496, Wolfgläser
II, 175, Wolfsohn II, 364. .
Wolkenbandll, 692, 709. .Woll-
atlas I,-_'2.. Wolle 1.10,22, 342,
— -fäden I, 11 . . Wollenweber
I, 11 .. Wollenweber II, 550;
Straußeneibecher x II, 525 . .
Wöllmen in Thüringen, Kelche,
I, 323 . . Wollripsl, 22 . . Woll-
teppiche II, 709 . . Wolvinus-
altar 1, 183 . . Woning de, II,
610 . . Worcester II, 183, 327,
504, X II, 565 . . Wörlitz bei
Dessau II, 229 . . Wornum,
Ralph Nicholson, II. 414 . .Wort-
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
894
Wortbilder
Yrleux
Yu
Zcuxiü
Ziborien
Zucchi
bildcrl, J")..\Vren, Christopher,
II. 17ti. a
Wunschkasten II. 405 . . Wut-
fcl 1, 15, mosaik I. 138: II,
571 . . Wiirm(irn.imente I. 21 1 ..
Würth, Ignaz Josef. II, 28«. -.
Ignaz Sebastian. 11.289 . . Würt-
tembcri; I, 621 ; II. 522. 523 . .
Wiirzburjjl. 189. .1, 191.1.372.
377. 401; II. 291. . evange-
lischc Kirche II. 274. -. Resi-
denzschioü II. 281. -. Schloli
II. 198, 3.>1. . Schloühof II.
199. — . Taufbecken I. 324.
— , Wohnzimmer der Königin
# II. 342. . . Wurzel Jesse I.
370; 11.66 . . Wüste, syrische.
ll.635..Wyatt. James. 11.311 ..
Wyssenbach I, .560 D
X
Xanten I. 189, 281. 328. .351.
370. 409. — . Medaillonfenster.
I. 3.30.. Xanto 1.523. D
Xeropotamu »1.177, a
Ximcnc 1. 222. D
Yakwolle 11.491 .. Yamamoto-
Familien II, 788 . . Yamashin II.
780 .. Yamashirc 11.780 .. Ya-
mato 11.776 . . Yang Mao 11.748
.. Yatsishiro-Yaki II. 7a5 . . Ybbs
1. 369. D
Yemen II, 665.
Yokohama II. 785 . . Yokoya
Somin II. 790 . . York I, 329.
330.390; 11.320. - , Dom, 1.354.
— . Einbände, 1.3.59. —.Fenster,
Kapitelhaus. I. 333 . . Yoritomo
11.764.771.772.773. . Yoshit
sune II, 772 . . Ypern 1. 580; II,
491, — , Martinskirche. I. 354 . .
Yrieux I. 367. d
Yu II. 728. 729 . . Yüan II. 746 . .
Yuandynastie II. 733. 741 . .
Yueh-chou II. 737 . . Yuehpai
II. 738.. Yuju, Goto. 11.781 . .
Yung-clieng II, 744. D
Zackenbogen 11.6.35. . Zaelins-
dorf.J.. II. 495. .Zahltisch 1.396
.. Zahn I. 10; 11.425.. Zais II.
297 . . Zambclli da Bergamo,
Fra Damiano I, 467 . . Zancarli
II, 9 . . Zangenornament I, 207
. . Zarskoje-Selo II. 66 . . Zaum-
zeuge 1. 26. D
Zeder I. 10 . . Zedernholz II,
534, - -truhe I. 258. — -türen
II, 641 . . Zeicncn II. 529. —
-schule II. 422. 527 . . Zeichner
II, 162 . Zeichnungen I, 45 . .
Zeit, fröhviktorianischc, II, 583,
— lacobs I , II, 176, karo-
lingische. I. 38. — . ottonische,
I, 38. — , romanische, I, 38 . .
-alter, augusteisches, I. 146; der
Frau II. 129 . . Zeiten 1.38,—,
vorgeschichtliche, I, .38 . . Zeit-
schriften 11.541,598.. Zeitungs-
nachrichten II, 468 . . Zellen-
arbeit 1.202. — -mosaik I. 161.
202. — -schmelz I, 32. 50. 228,
229, 232. 262. .382. 387 ; byzanti-
nischer. 1, 182, — verglasung I,
161, 192 . . Zelluloid II, 4.50 . .
Zenale 1,466 . . Zenkunst 11.777
. . Zenobiusbüste von Andrea
Arditi I, 318 . . Zenpriester II,
778 . . Zensekte II. 774 . . Zen-
tauren II. 642 . . Zenlralanstalt
Frankreichs fürden Kunstunter-
richt der Frauen II. .528. . Zen-
tralspitzenkurs, Wien II. 519.
603 • II. 609 . . Zepter I, 27 . .
Zerbrechlichkeitl.41 ..Zetzsche
II. 271 . . Zeugdruck I. 20. 22.
164; II. 418.446. 488.489. 560.
604 . . Zeugdrucker I. 1 1 . . Zeug-
weber I. 1 1 .. Zeuxis I. 142. D
Ziborien II, 108. . Zick. Janu-
arius, II. 274. 278. . Zickzack-
linien I. 46. 55; II, 402 . .
Ziegel I. 14, — -reliefs. achfl-
meniilische, 11,671, - -ton 1. 13
. . Ziegen, tibetanische II, 706 . .
Ziegenhain, Kanne I, 376 . .
Ziegler 1,14; 11,714. -& Weber.
Schrank « II. .526 .. Zierat I. 17;
ll,415..Zierbeschl;igcl,200,-
-gerate 1, 29. — giebel 1.327. —
-tellerll,499. - -tücher 1.22..
Zierlichkeit I. 181, - Zimmer I,
4.34, — der Frau ll,.579, — , F-gcr-
ländisches, II, 518. eines
I'mailmalers «11. 144, -, nieder-
ländisches . I,.388,—, Nürnber-
ger, mit Waschkasten •• I, 400,
— , Reihenfolge II, 231, - -ein-
richtung der Spätgotik I. .388. —
-fontänen, I, 485, — -krönen II,
499. --vertäfelung 11,66.. Zink
I. 9.29; II, 499, 545. — -ätzung
I, 25; II, .54.3, — -guß II. 4.58,
499,564 .. Zinn 1,9. 29. 411;
II, 70, 108, ,320, 545, 619, — ,
englisches, II, 182, — in der
nordischen Renaissance I, 613,
— -arbeiten II. 70. 260. -
-gegenstände II, 182, - -gerät I,
618, gießer I, 10, 620, —
-glasur I. .504; 11,671,678,680,
716, — -modelleur I, 620, —
-nachahmungen 11,196, — sarge
II, 70, - -waren. Nürnberger,
1,619.. Zinnoberll, 105.. Zipper,
J.. 11.291 .. Zirbelkiefer I..398;
II, 613.. Zirkelschmiede I. 12..
Ziselieren II, 753 . . Ziselier-
kunst II. 781 .. Ziseleur I, 10, 12
. . Znaim II, .546. D
Zollverein II. 413 .. Zopfstil I,
39; II. 227. 274 . . Zouan Maria.
Töpfer. 1.517. D
Zuber II.. 355 .. Zuccari.Federi-
go. 11,8, 20 . . Zuccaro, Federigo.
II. 9 . . Zuccato I, .53.5 . . Zucchi.
Röraische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
895
Zuckerdose
Zunftkannc
Zunftkannen
Zypern
Zweck Zwischenvergoldung
II. 309 . . Zuckerdose. Silber.
von C. W.. V II. 290 . . Zucker-
schälchen, II, 322 . . Zucker-
schalen II, 322 . . Zuckerstreuer
II, 3-22 .. Zug. femininer. 11,318,
Zugringe II, 2S1 . . Zuloaga
II, 501. 566, -. Schild * II,
561 — , Standuhr, » 11, 500 . .
Zünfte 1,546; 11. 470 . . Zunft-
gefäße II. 70 . . -kanne der
Maurerinnung in Zittau I, 620;
schlesische, Zinnguß um 1500,
* 1.413, kannen 1. 411, -
-Ordnungen II, 138, — wesen 1.
426, 546; II, 60, zwang 1, 35
..Zürich 1,258, 301, 40(1; II, 209,
— , Landesmuseum, 1,416.. Zu-
sammenklang 1,434.. Zylinder-
Bureau II, 365 . . Zyiinderma-
schine II, 447 . . Zypern II, 660
. . Zweck II, 727 . . Zwecke,
kirchliche, II, 255 . . Zweck-
kunst 11, 724 . Zweckmäßig
11. 147 . . Zweckmäßigkeit der
Rokokomöhel 11. 148 . . Zwei-
stromland II, 684 . . Zwickel-
felder 11,681 .. Zwiebelmuster
II, 568 . . Zwiesel II, 506 . .
Zwischengoldglas x II, 21' . .
Zwischenvergoldung II, 306. n
%
Römische Zahlen bedeuten den Band, deutsche die Seite, Sternchen Abbildung
BERICHTIGUNGEN
Band II, Seite 18, Zeile 23 von oben soll es heißen .
.... der Maria von Medici einen Wandleuchter
und einen Spiegel. D
Band II, Seite 57, Zeile 4 und 3 von unten soll es
heißen: durch die Farben selbst nicht angegriffen
werden, sowie einer Art Überglasur, die durch
Schmelzen aufgestreuten feinen Glaspulvers er-
reicht wurde. D
Band 11, Seite 80, Zeile 19 von oben : RICHELIEUS
statt RICHELIEU. D
Band II, Seite 99, Zeile 4 von unten: Yrieix statt
Yvreux. a
Band II, Seite 142, die Unterschrift des Tafelbildes
heißt: Jacques Caffieri, Kommode aus der Samm-
lung Wallace statt Jacques Coffieri usw. D
Band II, Seite 199 [unter der Abbildung 127| soll
es heißen: Gitter aus der Franziskanerkirche in
Salzburg statt Gitter aus St. Peter in Salzburg. D
Band II, Seite 240, Zeile 1 1 von unten : statt Seite 237
Seite 239. D
Band II, Seite 346, Zeile 12 von unten: statt Seite226
Seite 266. D
Band II, Seite 373, Zeile 13 von unten: statt Abb.
Seite 367: Siehe Tafel. D
D
D
896
PLEASE DO NOT REMOVE
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