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. I
HYGEA,
Zeitsehrlft
besonders für
speelflsebe Sletlkuiisi
Nebst einem
kritischen und pharmakodynamischen
Unier MUwirhunff eines Vereins von Aerzien.
Redigirt von
Dr. a» <Bs&s}ftSJSSBabs<BaB9
Gff«}Mhfnoflirh B«dudi«m RegimenlMrste, venchiedener in- und ausUnduicli«ii WMMcniieluiftL
VcnuM und GeMllaehafien Milgliedc
X. Band.
(SASlQiSIBiriDIBd 1839.
Druck und Verlag yoii CH. Tu. OB00&
/ .
S Originalabhandlungen»
pathen verachteten die Diagnostik und die patholojD:ischen
Anatomen vernachlässigten die Therapie, nnJ, wie mir
dankt, beiderseits mit einigem Rechte; denn die Einen
sahen immer noch die alte Diagnostik, die Anderen die
alte Therapie vor sich. So geht nun diese Umgestaltung
der Medicin fort und fort und doch wollen die Meisten
nichts davon wissen, sehen immer nur einzelne, leicht
ajiszuföllende Lucken, glauben immer noch in dem Buche
aller Bücher, in der Bibel der Aerzte, im Hippokratks
Alles zu finden, beobachten fleissig den chamäleonischen
Genius epidemicus , bilden sich die Krankheiten in ih-
rer Phantasie und wissei^ sich, über die allseitigen Gah-
rungen damit zu trösten, dass alle anders Denkenden
nur äiecten sind, nur Schmarotzergewächse auf dem
ewig grünen Baume der Wahrheit Sie verkennen gan^
die allgemeine Entwicklung der menschlichen Erkennt-
niss, welche nach bestimmten Gesetzen fortschreitet,
nnd wobei die einzelnen Menschen nur als Werkzeuge
dienen. Eine Idee reiht sich an die andere, sowohl
beim einzelnen Menschen als auch bei der gesammten
Menschheit Kein neuer Gedanke entsteht aus sich
selbst ScHfBLLiNG Sagt zu wenig, wenn er behauptet,
nor alle Jahrhunderte wurde ein neuer grossartiger
Gedanke geboren. Alles, sagt Humboui, was zur gei-
stigen Bewegung anregt, möge auch die bewegende
Kraft seyn, welche sie wolle, Irrthümer oder unbe-
stimmte Mutbmassnngen , instinctmässige Divinatio-
nen oder auf Thatsachen gegründete Schlnssfolgerun-
gen, Alles führt zur Erweiterung des Ideenkreises,
zur Auffindung neuer Wege, zur Vervollkommnung der
Wissenschaft und der Erkenntniss überhaupt — Hah-
NBMANN durchsah die Unsicherheit and Falschseit der
alten, auf schlechte pathologische Kenntnissie oder, und
zwar meistens, auf blosse Hypothesen gebauten Diagno-
stik, verwarf sie daher lieber gänzlich und setzte an
ihre Stelle die rein symptomatische Behandlung. Die
üblen Folgen, so daraus entstehen mussten, blieben
Ofi0inaiaöhandiuii§9t$. 9
nieht aas, unsere Kranken/s^eschiehten aind der beste Be-
weis davon» Man bäoft sobjective, dem Kranken durch
vieles Fragen oft heraus^epresste, Symptome auf einan«-
der, wührepd wir doch, um sicherer zu ^ehen, so viel
als möglich objective aufsuchen sollten. Mit welcher Zu«-
versiclit kämpft man oft gegen Symptome, deren Grund
man nicht kennt und kennen zu lernen sich auch niebt
bemuht. Man muss doch wissen, was zu heilen ist,
was jceheilt^und nicht geheilt und warum es nicht g%^
heilt worden ist« Wenn man weiss, dass der Gehira*-
hautentzünduujEf der Kinder (hitzif^er Wasserkopf) mefet
Tuberkeln im Gehirn und seinfjii Hauten zum Grunde iie»
j2^en, so braucht man sich nicht besonders zu wundern,
dass Beilad., Bryon., Merc. etc* ihren Dienst versagten.
Man braucht nicht zu fragen, warum Arsenik in eine^
Hydrops nichts geleistet habe, wenn man weiss, daas
er von Bauchfelltuberkeln, von einer Herzkrankheit,
von einer granulirten Leber etc. entstand. Ich werde
nicht verlangen, dass ein Typhus i^bdorainalis, eioePnea«-
monie, eine wahre Pleuritis und Peritonitis etc. in t4
Stunden geheilt werden müsse, wenn ich die patholo»
gischen Veränderungen bei diesen Krankheiten niker
kenne. Ich werde nicht ein Mittel gegen das Asthttä
überhaupt anpreisen, weil wahrend seines Gebrauefaea
ein solcher Anfall beschwichtigt wurde, wenn ich weisi,
dass ich es mit einer Hypertrophia eordis cum dilata-
tione zu thun habe, welche periodisch solche asthaia«-
tische Anfülle zu verursachen pflegt. Doch dieser Ge^
genstand ist schon so allseitig besprochen worden, dnn^
ich es für überflussig halte, etwas noch hinzuzusetzen.
Fehler der Homöopathie ist also der Mangel an einer
Diagnostik« Gegentheilig ist aber wieder ein noch
grösserer Fehler der neuen Diagnostik : der Mangel ei-
ner entsprechenden Heilmethode. Es ist äusserst seiteii
möglich, eine directe Beziehung des Medtcaments zu
dem pathologischen' Zustande bei einer gegebentn
Krankheit nach dem allopathischen Heilprfncipe aufzn-
1. •
V
4 ffrfafflUfailillBltfMIMfil-
inden« Ich w^rde fiber diesen wichti|;eii Punkt bei den
ein2ielnen Kraniibeiten in sperie sa sprechen Gelegenheit
Anden. Danas geht zugleich hervor, dass die Allo-
pathen schwerlich je einen grossen Nutzen aus den Re-
sultaten der pathologischen Anatomie für ihre Therapie
werden schöpfen können. Die Erfahrung zeigt es schon
ziemlich klar in Frankreich, wo man in der Therapie
nicht nur um nichts weiter, sondern, wie aus dem Er-
folge hervorgeht, meistentheils rückwärts gegangen
ist« Wie Viele heilt Bouillaud mit seinen Aderlässen
an der, den acuten Gelenkrheumatismus so oft beglei-
tenden Pericarditis und Endocarditis? Wie schlecht sind
die Resultate bei der Behandlung der Gastro-enteritis ,
des Typhus abdominalis etc.? Tiefer denkende patho-
logische Anatomen sehen aber recht gut die Nichtig-
keit der alten Therapie ein und werden Naturalistcfn ,
da sie die specifische Heilmethode nicht kennen. Oen
alten Aerzten der conservativen Partei scheint übrigens
die pathologische Anatomie mit ihren anschaulichen Re-
sultaten nicht am willkommensten zu seyn. Bitter be-
klagte sich Harlbss in der Versammlung der Natur-
forscher zu Prag aber das Unheil., welches die patho-
logische Anatomie und das Stethoskop in der allge-
meinen und speciellen Therapie anrichte und stellte die
höchst interessante, bei der nächsten Zusammenkunft
zu beantwortende (!) Frage: Wie denn dieser Unheil
drohenden Revolution zu steuern und die Medicin auf
ihren alten Weg zurückzuführen sei. Aber die guten
iilten Zeiten, die Zeiten der Perücken, wo das Wort
des Arztes noch etwas galt, wo ein falscher aber gut
vorgetragener Aphorismus des Hippokratbs schon hin-
reichte, die Zuhörer staunen und den Kranken gesund
zu machen, diese Zeiten sind voräber; die Welt ist
demoralisirt, das blinde Zutrauen verschwunden —
wahrscheinlich, weil man so oft betrogen wurde. —
Schon zu wiederholten Malen war von der Nothwen-
digkeit einer Diagnostik und von deren Wiederauf-
Ortj^mMhmndhmim, 5
nähme in die Homöopathie die Rede; aber man hatte
immer noch die alte Dia/i^nöatllc im Sinne^ wider deren
Aufnahme ich gewaltig: protestiren wflrde. Die alte
Diaf^nostik ist so onrollkommen und so voll Irrthdmer,
dass man nar fiasserst wenig von dem Materiale dieses
mühsam erbauten Thnrmes brauchen kann. Viele wol-
len aber die Fehlerhaftigkeit derselben nicht suf^eben^
finden in dem vorhandenen Falle blos eine Ausnahme
von der Jahrhunderte festj^estandenen Regel, oder
schreiben das Ganze dem Genius epidemicus zu und
verharren so beim alten Irrthum. ^Wie häufig ist die
als Hepatitis behandelte Krankheit bald eine EntsSn«
düng des rechten untern Lungenlappens ^ bald einePe^
ricarditis, eine Gastro-enteritis oder eine partielle Pe-
ritonitis ! Fängt ein Kranker bei einer Pneumonie an, hef-
tig zu phantasiren, so heisst es gleich: „Schon Hippo-
KRATBs sagt, Phrenitis nach Pneumonie sei schlimm» ^^
Der Kranke stirbt, man findet nichts von einer Phre-
nitis, sondern eine graue Hepatisation. Ein anderes
Mal sind die Delirien bei einer Pneumonie nur massig,
die Haut und Zunge trocken etc., dann heisst es : „Die
Lungenentztlndung ist zwar gehoben, aber das hinzn-
gekommene IVervenfieber wird den Kranken tSdten.^
Er stirbt und man findet keine Spur von den patholo^
gischen Veränderungen beim Nervenfieber, sondern wie-
der nur eine graue Hepatisation. Wie oft wird durch
Vernachlässigung der physikalischen Zeichen statt ei-
ner Pneumonie eine Pleuritis, ein Pneumothorax, eine
Pericarditis , Endocarditis, Bronchitis, eine acute tu-
berculose Infiltration, eine Gastro-enteritis, der Typhus
abdominalis, die Tuberculosis acuta behandelt I JEs ist
etwas ganz Gewohnliches, eine Tuberculosis acuta, eine
Hepatitis, Splenitis, Encephalitis, Meningitis, Phlebitis,
Gastro-enteritis, eine graue Hepatisation etc. für einen
Typhus abdominalis anzusehen. — Ein Kranker bricht
schwarzes Blut, von dem auch etwas durch den Stuhl
abgebt. „Das ist die Meläna des Hippokratss, ^^ rufen
me •Sflf ^^eiae Mlteae Knuikheitj die schwer xa heilen
iety da sie von efaier Erweiter«B|^ der Yasa brevia,
welehe von der Mila in den Ma^^n ^ben, entsteht.^
Sa tat xewiaa, denn es atebt ja im HippoKaATss ! Man
liaet ihm zur Ader and giehi ihm Alaon — es büft
niebls. Der Kranke trinkt Eiswasser und die Haema-
t^aiesis stillt sieb. Aasser eini|i^n Kleinij^keiten : j^ei-
her Gesiebtsfarbe, Asf^dnaseabeit des Gesiebtes, sblem
Aafstossen, Scbmeraen im Majc^n, Stabiverstopfun«;,
Appetitlosi|^keit ete. befindet sieb Patient sehr wohl.
Man i:iebt ihm JSeUnken und Sardellen, am die Ess-
last aofi^aregen, doch amaonst Plötalich stirbt der
Kranke. ^Ja, ja die schwarze Krankheit des Hippo-
xnATas ist eine fatale Krankheit, da es so schwer hält,
die Vasa brevia zur Zusammenzieh ong zu brinj^en.^^
Hütte man den Todten gebttaei^ so. wurde man einen
Funsus ventricnli et hepatis /(gefunden haben. — Da sol-
virt Einer mit ganz vorzä/(lichen Mitteln die Tuberkeln,
während sie das leider von selbst thun; dort kämpft
ein Anderer mit specifice-solventibos gegen die In«
farctus lienis et hepatis, während diese Krankheit in
dem f:e wohnlichen Sinne D:ar nicht existirt; hier werden
die Crudidäten im Darmkaaale erst locker gemacht und
dann nach oben oder unten hinausgeschaf t, und doch ist
die gastrische Schule nur auf eine Hypothese gegrün-
det, deren Nichtigkeit unter den Brownianem besonders
Adam Schmio, und jetzt Georg Nkum ann, Krügbr-Ham-
ssN und besonders die pathologischen Anatomen nach-
gewiesen haben; dort wird ein Hemiplektischer elektrl-
sirt, galvanisirt, magnetisirt, mit Cantharidenpflastern
gequält, mit Camphersalbe geschmiert, mit Brennesseln
gepeitscht — aber das Blutextraveset oder die Ence-
phalomalacie am Nordpol kümmern sieb wenig um diese
rationellen Umtriebe am Südpol; da kämpft einer blind
gegen die blinden Hämorrhoiden und schreibt ihnen al-
les Unheil der Welt zu, so wie RiNosais alle Krank-
heiten der Erbsünde zurechnet; dort quält sich Einer
mli, eine YersbopfuMg s« heben und doch, hat er es adt
einer chronischen psströ-enterilis oder einem Fani^ns
nni (^spsstische Strictnr des Mastdarms I3 zu thon; dem
macht das hitsi|i:e Blnt viel zu schaffen und er laset
brav zur Ader *), aber die Zufälle entstehen von einer
liypertrophia cordis etc«; jener behandelt eine Halsent*
zändnn^^ ein halbes Jahr mit örtlichen Mitteln , und
doch ist sie nur der Reflex einer Gastro-enteritis ehro»
nica. So geht es fort und fort, und in diese zahllosen
Irrthämer verfallen die gelehrtesten^ talentvollsten
AerztC) die ältesten Praktiker, aus zu grosser Liebe zn
ilem Optimismus des Alten ^ Hergebrachten. — Nach
dem Angeführten können wir also die alle Diagnostik
nicht .brauchen , wir missen uns der sicherern Leitung
der pathologisch -anatomischen Diagnostik überlassen*
Die Strncturveranderungen der festen Gebilde und die
Mischungs Veränderungen der fldssigen Theile sind die
Grundlagen der neuen Diagnostik. Auf diese patholo-
gischen Yerändernngen basirt, bilden alle Symptome
ein zusammenhängendes GanaKe und gehen daraus wie
Strahlen aus einem Brennpunkte hervor. Wichtige ob-
^ective Symptome erhalten wir mittelst des Mutter- und'
Afterspiegels. Die subjectiven Symptome werden frei^
lieh dadurch mehr in den Hintergrund gestellt^ dafür
aber die^ objectiven so viel als möglich hervorgehoben.
Es wird hier Aufgabe der Homöopathie werden, ein
gehöriges Verhältniss zwischen beiden herzustellen,
*} MU der VoUblüUgkeit hat es auch seine eigene Bewandtniss.
Nimmt man an, dass A bei der Nahrung X sich hinreichend er-
nfihre und B von S X Nahrung jeden Tag nur eine Drachme mehr Blat
erbalte, so wurde das in einem Jahre 4d, in 10 Jahren 445 Unr.en Blut
ausmachen. Das geht schon ins Absurde. Die Natur befreit den Kör-
per schon auf anderen Wegen von den überflüssigen Nahruogsstoffen«
Vielesser haben des Tags t — 5 Stühle, in welchen gewiss noch genug
nahrhafte Bestandtheile enthalten sind , während ein sparsamer Esser
täglich höchstens Bine Bntleemng, und swar von ganz ausgesogenem
Keihe hat. -• H.
8 OiißbuUaUUmtttun^en.
da €8 bei dem jetzij^n Studponkte der Homöopathie
von üblen Fol^n fär die Wahl eines Medicaments seyn
wfirde, die subjecUven Symptome ganz zu vernach-
lisüigen. Ein unschfttzbarer Gewinn für die Diaipiose
sind die phyeikaliaehen Zeichen, die wir mittelst der
Aaseultation und Percnssion bei Krankheiten der Lnnige^
des Herzens und bei vielen Krankheiten des Unterleibs
erhalten« Kennen wir ferner die pathologischen Ver-
Mdemngen bei einer Krankheit genauer, so können
wir auch die Möglichkeit eines mehr oder weniger
schnellen Fortschreitens des Heilungsprocesses darnach
beurtheilen; wir werden dann keine plötzliche Verän-
derung dieses pathologischen Zostandes erwarten, da-
her nicht von einem Mittel zum andern, oft gar zu den
zweckwidrigsten Mitteln einer andern Schule über-
springen und uns über die Erfolge der angewandten
Mittel nicht so leicht tiuschen.
Endlich bin ich der Meinung, dass wir die mögliche
Wirksamkeit der Mittel jeder Heilmethode nur nach der
direeten Beziehung derselben zu diesen pathologischen
Veränderungen allein beurtheilen können. Dieses ist für
die Prüfung einer jeden Schule von der grössten Wich-
tigkeit und wird den wahren Probierstein für die Ho-
möopathie und Allopathie liefern. Es ist aber unum-
gänglich nothwendig, dass wir auch die pathologischen
Veränderungen, welche die Medicamente im gesunden
Organismus hervorbringen , nachzuweisen uns bemühen
sollten^ um dann diese Veränderungen mit denen der
vorkommenden Krankheiten vergleichen, und um nach
ihrer Aehnlichkeit , nebst der der äussern Symptome,
diese Mittel nach dem Grundsatze Similia SimiUbus in
Anwendung bringen zn können. Manches ist in dieser
Hinsicht schon geschehen^ aber das ist nur ein schwa-
cher Anfang. Wie zuversichtlich unsere Heilungen sind,
wenn wir bei einem Medicamente sichtbare, der vor-
handenen Krankheiten ähnliche Veränderungen im Or-
ganismus nachweisen können , sehen w|r bei der Hals-
Orifinalabkaiuttungen. 9
entefindang, wo wir Hercor und Belladonna ; beim Ery-
sipelas, wo wir Belladonna , Rhas und Laeheais; beim
Scharlaeh, wo wir Belladonna; beim ersten Stadium
der Meninxfilis , wo wir Belladonna; bei Hyperftmie in
der Gebimsnbstans, wo wir Opium; beim Typbua, wo
wir Arsenik; bei der Dysenterie^ wo wir Sublimat)
Arsenik ete. anwenden. — Doch nicht immer ist die
patholojfisehe Anatomie im Stande^ organische Yer&n-
derun/it^en bei einer Krankheit nachzuweisen, und wir
mfissen uns dann für jetzt mit negativen Kenntnissen
bejrnflgen. Es ist aber nicht so leicht, und fordert, um
nicht auf grosse Irrwege zu gerathen, einen sehr er-
fahrenen und scharfsichtigen pathologischen Anatomen^
die sinnlich wahrnehmbaren organischen Veränderungen
gehörig zu deuten« Man macht der pathologischen
Anatomie den Vorwurf, dass sie oft die Producte einer
Krankheit für die Ursache der Krankheit selbst ansehe.
Wir haben es aber gewöhnlich mit Prodncten zu thun ;
denn in der constanten Erzeugung eines constanten
Productes bestehen die meisten Krankheiten ; Bouillauo
nennt das eine plumpe Diagnostik und will, dass man
die Factoren dieser Producte aufsuche. Hit Recht
schliesst man wohl von der Erzeugung eines bestimm-
ten Productes auf bestimmte Factoren zurück, aber lei-
der können wir sie in den meisten Fällen nicht nach-
weisen. Halten wir uns daher für jetzt lieber an das
durch unsere Sinne Erworbene, sonst verirren wir uns
wieder in den alten, irrlichtvollen Hypothesen -Sumpf
der alten Schule. Sonst löste man freilich die schwie-
rigsten Fragen auf die leichteste Weise; aber damit
sind wir jetzt nicht mehr zufrieden. — Woraus entsteht
«ine Lungenentzöndung? „Aus einem mit plastischer
Lymphe überfüllten Blute/^ Ist denn aber das Blut
beim Typhus und beim Marasmus senilis, bei welchen
Krankheiten diese Krankheit so häufig vorkommt, auch
«u sehr mit plastischen Stoffen überfüllt? — Woher ent-
steht eine Pleuritis und Peritonitis? „Es liegt ihr die-
10 OHginakibhandiur^en.
selbe Beschaffenheit desBIotes zom Grunde/' Wie kommt
es aber dann, dass bald blosses Seram, bald plastische
Lymphe, bald Eiter, bald Jaoche, bald blutiges Seram
prodacirt wird? Oder können dieselben Factoren ver-
schiedene Prodacte liefern? Oder sind diese Producte
nicht wesentlich von einander unterschieden? Wissen
wir vielleicht überhaupt, was eine Entzändun«^ ist?
„Der Name Entsundunj^, sagt Andral, ist während
der Kindheit der Wissenschaft geschaffen und ein gnnz
bildlicher Ausdruck, welcher so unbestimmt gebraucht,
80 willköhrlich ausgedehnt wird, dass er wirklich al-
len Werth verloren hat, daher entfernt werden sollte,
^a derselbe nur Irrthum und Verwirrung erzeugt. ^^
„Bei Animic des Organismus, ^^ sagt derselbe wieder,
„ hat die leichteste Entzündung die gefährlichsten Fol-
gen«^^ Er beweist diesen Ausspruch durch die Erzäh-
lung mehrerer Krankengeschichten von Arbeitern in
einem Kohlenbergwerke. — Die Augenheilkunde , die
in kurzer Zeit der übrigen Medicin in der Diagnostik
vorangeeilt ist, hat ihr schnelles und sicheres Fort-
schreiten nur der pathologischen Anatomie zu verdan-
ken, auf die ihre Diagnostik gegründet ist Wenn wir
auch nicht hoffen dürfen, dass unsere Diagnostik die-
selbe Sicherheit, wie die in der Augenheilkunde, er-
langen werde, so zeigt uns doch schon das bisher Ge-
leistete, was wir noch in Zukunft von der pathologi-
schen Anatomie erwarten können. Welche wichtige
Aufschlüsse gab sie uns über die Krankheiten des Ge-
hirns: über die Gehimtuberkeln, die Encephalomalacie?
die Sclerose des Gehirns etc.; über die Krankheiten
der Longe, des Herzens und über die so wichtigen
Krankheiten des Darmkanals! Sie zeigte uns, dass
das vielbesprochene Pueperalfieber b^ld eine Perito-
nitis ^ bald eine Metrophlebitis , Endometritis septica,
Oophoritis; Ly mphangioitis , bald eine Metritisist. Sie
MÜrtenas den pathologischen Zustand bei den Schleim-
ilAsaen der Weiber, die verachiedenen Varietäten des
(Msiinalabhandhmgm. Ü
Fiui|(iui Biher kennen. Sie machte ans mit dem Morbus
ffrtnalosos renam (BmoHT^sche Krankheit), mit der
Tabercalesis acuta, Peritonitis tuberculosa etc. etc. be-
kannt — Aas allem diesem /erlaube ich den ächlass
ziehen su können, dass die Medicin nur durch die pa-
' tholoi^sche Anatomie und die darauf basirte Diagnostik,
durch die Prüfung der Medicamente an Gesunden und
die Durchführung^ der specifiscben Heilmethode am
Erankenbette zu einer positiven Wissenschaft erhoben
werden könne* — Ich will nun bei eini/;en Krankhei-
t^ mehr rhapsodisch dasjenige besonders herauszu-
heben versuchen, ^^as uns die Noth wendigkeit der pa-
thologischen Anatomie und der darauf gegründeten
neaera Diagnostik, so »wie einer Vereinigung dersel-
ben mit der homöopathischen Therapie nach meiner
Meinang am besten darthun sollte. Ich kann mich, hier
in keine vollständigen Abhandlungen einlassen und
möchte es nur dann thun, wenn eine nachsichtige Auf-
nahme dieser Art Bearbeitung mich dazu gleichsam
anspornen würde.
Pneumoniae — Bei der Lungenentzündung schwitzt
eine visdde, anfangs röthh'che, später graulich wer-
dende Materie in das Parenchym der Lunge aus. Die
Lungenentzündung besteht also nicht, wie man sonst
glaubte, in einer blossen Ueberfüitung der Lunge mit
Blot. Nur der gesunde Theil der Lunge enthält mehr
Blut als im normalen Zustande der ganzen Lunge, da
derselbe allein die ganze Blutmasse zur Entkohlung
öbernehmen muss. Es gibt wohl auch a) active Con-
gestionen nach den Lungen , z. B. bei jungen pletho-
rischen Subjecten, nach Unterdrückung einer habituel-
len Blutung, bei Frauen in den klimakterischen Jahren $
b) passive gegen das Ende vieler Krankheiten; c) end-
lich mechanische bei übel geformten Individuen, oder
wo ein Hinderniss in der Circulation vorhanden ist,
wie bei vielen Herz- und Geffisskrankheiten» Alle
19 Orf^tnaiaähmidhmfen.
diese Confestionszastinde sind keine Lnni^nentzSn-
duRfc und stehen auch in keine Aber. Man unterschei-
det 3 Stadien : 1) das der beg^'nnenden Secretion, wobei
noch I^nft in die Blischen drinji^en kann; S) das der
Splenisation oder rothen Hepatisation and 33 das der
graoeii Hepatisation*. In Abseessbiidan^ j^eht die Lon-
Jl^enentznndanji; selten und noch seltener in Gangrän
aber. Bei tabercalösen (scrophalösen) Subjecten re-
sorbirt sich oft die Hepatisation nicht^ sondern is^eht in
tobercnlöse Infiltration über. Es giebt 6 Arten von
Pneamonie: 1) die phlog^istiscbe ; S) die beim Erysipe-
las; 3) beim Deliriam tremens; 4) die im sog:enannten
Reactiönsstadiam der Cholera; 5) beim Typhus und 6)
die beim sogenannten Marasmus senilis. Die fänf letzt-
genannten Arten treten ohne subjective Symptome auf,
hierfiber können daher nur die physikalischen Zeichen
Aufschloss ertheilen. Schon Peter Frank kannte die
Lun|:enentzändung beim Typhus. Es ist mir unbe-
l^reiflicb, wie sie Piorry blos fär eine passive Anhäu-
fung durch das lange Liegen des Kranken ansehen
kann. — Die Diagnose kann mit völliger Sicherheit
nur mittelst der Auscultalion gemacht werden. Das
einzige charakteristische, aber erst von Peter Frank
nnd in neuester Zeit von BaumgArtner besonders her-
vorgehobene Symptom ist der Auswurf. Aber wie
oft, und zwar selbst bei den schwersten Füllen, fehlt
nicht derselbe? Wie häufig wird daher ohne Hälfe der
Anscoltation eine Pneumonie verkannt, und umgekehrt
wie Manches fär eine Pneumonie angesehen, was keine
ist, z. B. Pleuritis, Bronchitis, acute Tuberculose, rasche
Erweichung tubereolöser Infiltration, Pericarditis, Endo-
carditis, Pneumötharax, Typhus abdominalis^ Gastro-en-
teritis. Die galligte Lnngenentzflndung des Stoll war
ohne Zweifel nichts anderes, als eine Gastro-enteritis.
Die Lobttlarhepatisationen, welche häufig bei Phlebitis,
besonders Metrophlebitis , vorkommen, können weder
durch sntjective noch physikalische Zeichen (wegen
OrifJmmMkandlimgm. IM
ihrer Kleinheit) erkannt werden. Wenn die jcmoe He-
patisation eintritt, neigen sich nervöse ^jlmptonie.
Man BUgte aonat: $,Die Lungenentaändanfc ist in das
NerveafieUr ibergejcanjcen. ^^ Schon Schönuut eifert
gegen diese falsche Ansicht — Die Heilung der He^
patisation geschieht darch Resorption: der bepatisirte
Theil wird an der Peripherie weicher, fällt sich adt
trübem, blassgranem Serum, ist aber noch ohne Lnft;
es wird immer mehr und mehr aufgesogen, die Luft«
bULschen werden wieder frei und die Luft dringt in sie
ein. — Kann die allopathische Behandlungsweise mit
ihrem antiphlogistischen Apparate diesen Heilongspro^
cess nnterstfltzen ? Ich behaupte nein und sehe dep
Aderlass fär ein blosses Palliativmittel an. Der kranke
Theil der Lunge kann nicht f unctioniren , daher muss
die übrige gesunde Parthie die Entkohlung des ganzen
Blates allein öbernehmen, woraus dann das Lastgefühl
auf der Brust, der unterdrückte Puls etc. entstehen.
Wird nun die Quantität des Blutes vermindert, so
kommt weniger zur Entkohlung in die Lunge, es ent-
steht eine plötzliche Erleichterung und die beängsti-
genden Symptome verschwinden auf einige Zeit Wir
sehen dieselben Symptome und dieselbe Erleichterung
auf einen reichlichen Aderlass bei einem pleuritischen
Ergnss und beim Pneumothorax folgen, wodurch oft
ein ganzer Lungenflügel bis zur Grösse einer flachen
Hand zusammengepresst wird, und wobei auch nur ein
Theil der Lunge die ganze Blutmasse entkohlen muss.
Dass der Aderlass keine Veränderung in der hepati-
surten Stelle hervorbringe, zeigt uns auch das Ste-
tboskop: die Hepatisation behält nach einer Venaesec-
tiön, wenn diese auch eine noch so grosse Erleichte-
rung machte, denselben Umfang wie vor derselben«
Wir können aber den Kranken diese Erleichterung auf
eine weit wohlfeilere Art verschaffen, wenn wir einem
Organe, welches mit der Lunge eine gleiche Function
hat, einen grössern Theil des Blutes zur Entkohlung
14 (MgkuüabhmMungen.
äbeirtragen, indem wir dasselbe in eioei^ossere Tbi-
tijrkeit versetzen. Dieses Organ ist die Haot Eine
kalte Waschung verschafft dem Kranken, durch den,
fast plötzlich darauf eintretenden, enormen 8ch weiss
augenblickliche und anhaltendere Erleichterung. Man
fihrt mit einem in kaltes Wasser getauchten und dann
ausgepressten Schwämme schnell einige Male über die
Extremitäten, selbst auch über die Brust und den' Un-
terleib, und hüllt jeden Theil sogleich, nachdem man
ihn mit dem Schwämme überfahren, in heisse Tücher
ein* Dieses Verfahren muss dann wüfarend der ganzen
Dauer der Krankheit so oft wiederholt werden, so oft
es die lästigen Symptome erfordern. Ein geringer,
nicht erleichternder Schweiss bildet keine Gegenan-
zeige. Tritt bei trägen oder alten Individuen nicht
nach einigen Minuten schon ein Schweiss ein, so re-
petirt man sogleich dasselbe Manövre. Die Behandlung
einer Pneumonie der Brownianer mittelst Campher, wie
aie auch von einem ehemaligen Primarius im hiesigen
-allgemeinen Krankenhause durch viele Jahre ausgeübt
wurde, gründet sich bloss auf Erhöhung der Haut-
thätigkeit. Das ist aber Alles nur eine palliative Hülfe,
welche mit dem eigentlichen Heilungsvorgange in der
hepati^irten Stelle wenig oder nichts zu schaffen hat.
Wie die Allopathen ihre Behandlung einer gewöhnli-
ehen Pneumonie mit der bei einer im Typhus , Maras-
mus senilis. Delirium tremens etc. vorkommenden in
Einklang bringen werden, mag ihre Sorge seyn. —
Befördern nun aber die, nach dem homöopathischen
Principe gewählten^ Medicamente die Resorption in der
ftepatisirten Stelle? Ich glaube ja! Ohne auf die guten
Erfolge mich bloss berufen zu müsseo^ glaubf ich auch
in der Analogie einen Beleg für meine Behauptung zu
finden. Wenden wir doch z. B. die Bryonia nach dem
homöopathischen Heilprincipe in allen jenen Krankheiten
an, wo eine Resorption die Heilung bewirkt, z. B. beim
pleuritischen Erguss, bei der Peritonitis , im zweiten
Orij^alabhandiungen. 15
SUdiom der Meningitis , im acaten Gelenkrheumatis-
mnt) bei der typhösen Infiltration. So scheint auch der
Phosphor besonders eiterärtige Materie zu resorbiren
und wir -wenden ihn mit ülück' in der typhösen Infil-
tration, beim Uebergange in die Erweichun^r, bei der
Phlebitiii und bei Eiterungen überhaupt an. Er scheint
mir daher besonders beim Uebergange in die graue
Hepatisation und in der grauen Hepatisation selbst %a
passen. Dr. Flkischmann wendet fast nur allein den
Phosphor in Lungenentzündungen an«
PleurUh. — Bei der wahren Pleuritis ^ zum Unter-
schiede von der bloss rheumatischen Affectiop (P. sicca),
wird entweder plastische Lymphe, Serum, blutiges
Seram (PL haemorrhagica ), Eiter oder Jauche in die
firnsthöhle ergossen. Die ausgeschwitzte Lymphe^
welche oft V» bis ganzen Zoll dicke Schichtig bil-
det, verklebt die Lunge mit der Brustwand, wird fest
und kann selbst cartilaginös und knöchern werden.
Das ergossene Serum belauft sich oft auf 10-— 12 Pfundy
füllt fast die ganze Brusthöhl6 aus, drückt die Lunge
der kranken Seite zu einem handtellerbreiten Lappen
zusammen, verdrängt das Herz aus seiner Lage, wenn
der Ejpguss links ist, und das Zwerchfell presst die
Leber nnd Milz tief in die Bauchhöhle herab. Es fol-
gen oft wiederholte Ergiessungen. In der ausge-
schwitzten Lymphe erzeugen sich, und zwar sehr
schnell, bei tuberculösen Subjtcten, leicht Tuberkeln.
Abmagerung und starke Schweisse lassen ihre Ent-
wicklung vermuthen. Wird das Serum nicht aufgeso-
gen, so wird es nach mehrern Wochen in Jauche ver-
wandelt und der Tod ist gewiss. Es kommt dann oft
metastatisch eine Peritonitis hinzu.
' Diagnose. — Man kann sich auf kein Symptom, als:
den Schmerz, Husten, das Athraen, den Auswurf, bis
vielleicht auf die Lage des Kranken auf dem Rücken
und zum Theil mit auf der Seite, oder vollkommene
Seitenlage ganz verlassen, sondern man muss, um
16 OH^inti^bhandlwtgfin»
gewlBB Zü seyn, die physikalischen Kennzeichen zn
Rathe ziehen. „Ceci^S ^fC^ Andral, est extremement
important a savoir, et fait sentir combieo il est neces-
saire de recoarir a tous les moyens de dia^nostic dont
la science s'enrichit toas les joars. Combien de plea-
resies seraient meconnaes, meme Celles qai s'accom-
pafcnent d'epanchements considerables de serosite on
de pas, de faasses membranes etc., si Ton s'en rap-
portait tonjours a Texistance de la doaleur, et qu'on
negUgeät les lomieres foarnies par Paoscultation et par
la percussion I ^^ Wie wichtifc ist es schon für die Pro-
/(nose, wenn man bestimmt weiss,. wie stark der Er-
4(ass, ob er auf einer odei^ auf beiden Seiten, ob er
ab* oder zunimmt» Wenn der Zwerchfelltheil des Brust-
fells ergriflen ist, so zeigen sich heftij^e Symptome:
j^rosse Angst, Schluchsen, Ekel, Erbrechen, und, wenn
die Entzündung auf der rechten Seite ist, Icterus. —
Sie complicirt sich am häufigsten mit Pneumonie, Peri*
carditis und Pneumothorax* *-
Ich habe nicht gesehen, dass Aderlässe einen gun-
stigen Einfluss auf die Resorption des Exsudats gehabt
hätten , Ja es traten oft trotz der Venaesectionen neue
Ergiessungen dazu, lieber die Ursache der grossen
Erleichterung, welche auf Aderlässe auch bei der wah-
ren Pleuritis folgt, habe ich schon bei der Lungenent-
zöndung gesprochen. Bleibt die Quantität des Exsu-
dats durch längere Zeit dieselbe, so ist es wohl am
besten, dasselbe durch die Paracenthese zu entleeren.
Dies ist der einzig mögliche Weg zur Heilung. Sollte
der Operateur in Zweifel seyn, ob die vielleicht rothe
Färbung der Flüssigkeit von einer Pleuritis haemorr-
hagica oder von einem verletzten Gefässe herkomme,
80 ist zu merken, dass die Flüssigkeit bei der Pleu-
ritis haemorrhagica durehsichtfg , bei einem^ durch eine
Gefäss Verletzung beigemischten Blute aber undurch-
sichtig ist.
Originaiabhandfungen, 17
PerieardUU. — Auch bei der Pericarditis ist das
Exaadat lymphatisch, serös, blati^- serös, eitrig oder
Jaochis« Das lymphatische Exsadat bildet das soj^en.
Cor viUosum. Bei Scorbutischen kommt zoweilen eine
Pericarditis haemorrhagica selbst epidemisch vor. — Die
Flfissigkeit wird später schmutzig^braan and brenzlich.
Wenn 4\e Lymphe mit dem Herzbeatel verwächst, so
ist zwar die erste Gefahr aufgehalten, aber später biU
«det sich eine Hypertrophie mit Erweiterung (Aneurysma
aetivom nach Corvisart), woran der Kranke endlich
doch EU Grunde gehen muss. Die Quantität des ergos-
senen Serums ist oft sehr gross. Corvisart fand ein-
mal vier Pfund. Ich sah mehrere B'älie, wo ein be-
deotendes seröses Exsudat vollkommen aufgesogen
wurde. Diese Fälle waren eine Complication von Ge-
lenkrheumatismus.
Diagnose. Fieber mit einer plötzlich eintretenden ^
mehr oder weniger bedeutenden Brustbeklemmung ^
Angst, ein Schmerz in der Präcordialgegend, zuweilen
auch in der Gegend des Zwerchfells, im Epigastrium
und zuweilen in der linken Achselhöhle und gegen das
linke Hypochonder, ein kleiner, unpgelmässiger, aus-
setzender Puls, Wölbung der Präcordialgegend mit ei-
nem matten Tone bei der Percussion, ibin Reibungsge-
räusch oder das von neuem Leder etc. sind die Zei-
chen, w-elche vereint die Gegenwart einer Pericarditis
aosser Zweifel setzen. Die häufigste Complication ist
die mit acutem Gelenkrheumatismus. Bouillaud sagt
aber diesen wichtigen Punkt: ,/relle est, d'apres notre
experience, la frequence de- la pericardite chez les in-
dividns rhumatisants , qu'on pourrait affirmer a priori ^
qne, sur 20 sujets atteints d'un rheumatisme articulaire
aiga-general et accompagne d^une vive reaction febrile,
il y en aura la moitie, au moins, qui offriront des
symptdmes d'une pericardite ou d^une endocak*dite , et
souvent de ces deux phlegmasies reunies. Jusqu'ici,
les phlegmasies aigues du coeur concomitantes du rhu-
IITMEA. IM. X. 2
18 Origuuaabkündhm§tH.
Mttiaae avaient ete entierement meconnues dans la
trea-K^aode miy orile dea caa ; et, comne elles n'avaient
f«int eta comiiaUQes eoavenablenent, plosiears ont du
paaser et aoqt, en effet, passen a Tetat chroniqoe.^^
Sie eonplieirt aich aber a«ch loit Pneamonie, Pleo-
ritia aad Peritonitia.
Die bei aianchen Herzkrankheiten, Hypertrophie mit
and ohne Erweitemnff, Khippenfehlem , eintretenden,
afl farehtbaren aathauitisfhen Paroxysmen werden am
beaten mit Arsenik beschwichtigt Die Allopatheq
laaaen in salchen Fillen fleiasig zur Ader. Dadurch
wird ein Hydropa auf doppelte Weise endlich herbei-
l^efijihrt: erstens durch die schlechte Haematoae . des ,
aar Bluthereitunii^ ao noth wendigen, nun aber kranken
Organa selbst, wozu gewöhnlich auch noch mit der
Zeit eine Krankheit der Leber (Hypertrophie der weis<-
acii Substanz, oder auch die Cirrhosia des Laennec) als
Folge des gehemmten Blutlaufes tritt; zweitens durch
Verminderung der Qualität des Blutes selbst» Kannte
aMia. da nicht die Haematose durch Eiscamittel unter*
aidtzen, am das Lieben des Kranken so Jange als mag-
lieh zu fristen? — Bei dieser Gelegenheit moss ich der
CMarwis mit einigen Worten erwähnen. Gewöhnlich
ist, ausser einem leichten Grade von Gastro-enteritis,
die Aorta ascendens verengert« Aus dem ersten pa-
thologtflchen Zustande geben die gastrischen Symptooie:
schlechte Yerdauung, mancherlei Gelüste, Stuhl ver-*
atppfung^etc«, aua dem zweiten eine unvoUkommeoe
Blutbereitttog hervor, welche endlich in Hydrops über*
geht. — Woher mag diese Verengerung entstehen?
ViellcH^ht von gehemmter Entwicklung! Das Eisen
scheint also dadurch zu wirken, dass es die schlechte
fiaematoae verbessert und dass es darch Hervorrufung
kriftigerer Conlractionen . der Kaiamern diesen organi«
sehen Kehler mit der Zeit hebt K9 muss aber so lange
fortgeaetzt werden, bis man kein Blasebalggerausch
mehr hört. Dasa man in diesem Falle grössere, wenn
, (MgkuOabhanäfungen. ' 19
aucK keine so j^wdhnlich - grossen Gaben, darth
welche die Oastrq-enteritis sehr verschlimmert wird^ an*
wanden niösse, da es sich hier doch grösstentheils om
den Chemismus feü handeln scheint, versteht sich von
selbst — Da hier gerade von grosseren Gaben die Rede
ist, so mnss Ich die sonderbare Meinung mancher Ho-
möopathen rögen, welche mit gewöhnlichen, sog. homöo-
pathischen Gaben die Eingeweidewörmer abtreiben
oder sogar tödten wollen. Ein Thier kann auf ver-
schiedene Weise^ aber weder nach der homöopathischen
noch nach deii allopathischen Principen getödtet wer-
den. Um äberhaupt die Ursache einer Krankheit zu
entfernen, mässen znweilen verschiedene Mittel: me*
chanische, chemische and sogenannte spedfisc^he in
Ansprach genommen werden. Zu den ersten gehören
auch die Operationen; aber nicht jene, wo man^ eine
fongöse Brust, selbst die Gebärmutter etc. entfernt,
wo dann der Fongos als eine allgemeine Krankheit
entweder in andern Organen schon sitzt oder bald ans-
bricht; oder wo man Knochen wegen Knochenfrass am^
palirt, wfihrend die Lunge voll Tuberkeln ist etc. ete»
Mir will es unter Anderm auch nicht recht wahrschein-
lich vorkommen, dass man mit den kleinen Dosen der
Homöopathie die Contraction des Uterus beim Gebären,
diesen rein physiologischen Act, befördern könne*
Peritonitis. — Die Entzfindnng erstreckt sich ent«
Weder auf das ganze Bauchfell oder nur auf einzelne
Theile desselben , z. B. auf den Theil, welcher die Ge-
bärmutter, die Blase, die Leber, die Gedärme aberzieht
und welche man dann fälschlich : Metritis, Cystitis, He-
patitis, Enteritis nennt Auch hier ist das Exsudat
entweder lymphatisch, serös, eitrig oder jauchig. Das
plastische Exsudat zerfliesst oft in Eiten Auch erzeu-
gen sich häufig Tuberkeln in demselben, welche er-
weichen und die Gedärme perforirende Geschwdre bil-
den. Dadurch entsteht aufs Neue eine Peritonitis. Oft
wird das ergossene Serum oder die eiterartige Flds-
so Originalabhandkingen.
sigkeit.in einem Sacke . abgeschlossen. Sie tnachen ia
der Lebergegend Vertiefungen and werden häufig für
Leberabscesse gehalten. Das lymphatische Exsadat
wird nach und nach in Pseudomembranen omgewandelt,
weiche die Baucheingeweide unter einander verbinden*
Solche Verwachsungen verursachen oft hartnäckige
Stublverstopfung. Hat sich ein dicker iTeberzng von
Lymphe am Bauchfelle gebildet, so kann das ergos-
sene Serum schwer oder gar nicht resorbirt werden:
CS entsteht alsdann Abmagerung^ Oedem der Fasse,
allgemeine Wassersucht. Oft wird das Exsudat, wie
bei der Pleuritis, durch einen neuen Erguss wieder
vermehrt In Folge resorbirten Eiters bilden sich zu-
weilen Abscesse oder metastatische Entzündungen in
anderen Organen ^ ebenso wie bei der Pleuritis. End-
lich verursacht das eitrige Exsudat Ulcerationen des
Bauchfells, der Gedärme, der Bauch wand, der Vagina,
der Leber, Milz, des Psoas ete. Wird in seltenen Fäl-
len der, ein eiterartiges Exsudat einschliessende Sack
dicker oder gar knorpelartig, so kann es viele Jahre
lang abgeschlossen bleiben. Sobald der Peritonäal-
Ueberzug der Gedärme, besonders des Dickdarms in
einiger Ausdehnung entzündet ist, so entsteht eine
hartnäckige Verstopfung. Ist dagegen der Peritonäal-
Ueberzug der Gedärme nur wenig oder gar nicht er-
griffen^ so ist die Stublverstopfung nicht hartnäckig,
ja bei einem eiterförmigen i^xsudate kommt oft eine
8C|hr profuse Diarrhöe vor* Der Mangel an Contractions-
kraft in einem Darme , dessen Peritonaeum von Entzün-
dung ergriffen ist, scheint Ursache der hartnäckigen
Verstopfung, eben so wie die Stagnation, der Darm-
Gontenta die des Erbrechens zn seyn (Dr. Skoda). —
Bei dieser Gelegenheit will ich auch den Volvtüu9 mit
einigen Worten heruhreu. Er ist nicht so häufig, wie
manche glauben. Dem Hrn. Prof« Bokitanski kam der
eigentliche Volvulus, obwohl ihm seit einer Reihe von
Jahren jährlich lOÖO— 1200 Leichensectionen unterkamen,
Originaktbhandhmgen. 21
nur siebenmal vor. Ursachen dieser Fälle waren : a)!ani^-
wieri|i:e Diarrhöen; b) örtliche Congestionszostände des
Darmkanals and zwar passiver Art^, wie sie bei sin-
kender Geffissthütigkeit uberhaopt und bei der auf
Ueberreizon^ fo!j>^enden Erschlaffung des Darmkanals,
insbesondere nach Diarrhöen, an einzelnen Stellen der-
selben vorkommen; c) andauernde Haemorrheidalcon-
j^estion und hierin beg^rändete Blennorrhoe des End-
stöckes des Dickdarms; d) Stuhlzwang', Klystire, Stuhl-
zäpfchen, Blähungen etc. Der Volvulus geht frfiher
oder später in eine heftige Bauchfellentzündung aber,
Wodurch das eingedrungene Darmstäck mittelst ausge-
schwitzter Lymphe mit dem andern verwächst oder in
Brand übergeht. Dadurch entstehen: Erbrechen, hart-
näckige Verstopfung oder Ausfluss einer stinkenden
Jauche, Stuhlzwang. Zuweilen kann man selbst Wulste
und leere Stellen mit dem Gefühle im Unterleibe unter-
scheiden.
(Fortsetzung und Sohluss folgen.)
2) Grundzüge des Principe der Homöopathie. Als
Grundlage zur BeurtheUung der Indieatkm der
homöopathischen Heilmethode des Prof. Dr. Mab^
TIN in Jena. Von Dr. G. Schmip in Wien. CHrief-
Uch mitgetheUf). Wien den 6. Februar 1889.
D^e Veranlassung zur Darstellung der Grundzflge
des hom. Princips gab Prof. Martin's Indication der
hoim. Heilmethode, deren Deurtheilung ich mir vorge«*
nommen hatte« Wir finden diese Anzeige der hom»^
Heilmethode in seiner Abhandlung: die dynamischen
Heilmethoden^ im 6. Hefte def» 8. Bandes der Hyg. ^
S. 517. §, 7.
Aber wihrend dieses Unternehness iiii4 « efBstii-
chen Bestreben, ILurnif's ladfestisii der besi. Bellica
tbode richtig zu beartheflen und Beine Beuthefloa^
nnch mit haltbaren Gründen zu befreiten, sab leb erat
die Sehwierifcl^eit der j|;ewiblten Aafjcabe ein. Endlich
hielt ich es fär das Beste and Kargeste, meine An*
siebt vom Principe der Homöopathie der BenrtbeihHii:
zu Gnmde zu leiten. Daher erhielt auch diese Arbeit
unter den GUnden eine verinderte Bichtnni^; jene nim
lieb, welche ihre Ueberschrif^ ankändi/^. Das Princip
der Homöopathie ward Hanptsaehe, worin zag^leieh die
Beortheilon^ der fndication der bem. Heilmethode des
Prof. Martin ihre Gmndlage erhalten sollte. '
Eine Kritik wollte ich ^eben, und jrleichwohl er-*
wartet meine Arbeit dasselbe Loos. Was aber denn* '
halb mich betrifft, so stelle ich sie willig: vor das Tfi«
banal saebverstindiger and wissenschaftUeher Aernte,
and bin es zafrieden, wenn sie die Aufnahme findet,
welche Hartin seiner Abhandlan^ wünscht:
„8i quid rectias novisti istis, y
Candi'Jus imperti, si non, bis utere mecam>^
. Die Ansicht, welche ich im Verlaofe dieser Arbeit
vom Principe der Homöopathie zu geben bemuht bin,
weicht von allen früher bekannt gemachten völlig ab.
Indem ich aber diese Bemerkung vorausschicke , erin-
nere ich mich gar wohl, dass ich selbst in meinem
Schreiben an F. Jahn (Hyg. Bd. V. Heft 1 8. 51 n f.)
aas d^n Griindsfitzen seiner Physiatrik eine andere An-
sicht dafür abgeleitet and vorgetragen habe. Da ich
aber hiemit erkläre, dass mich weitere und veränderte
Gründe, a priori and a posteriori hergenommen^ beistim-
men, diese damaUi vorgetragene Ansicht vom Princip
der Homöopathie für unrichtig zu erklären; schäme
ich mich gleichwohl dieses GeMändn^ises nicht im min-
desten. Mein Streben gebt nar Q«€h Wahrheit^ -^
Was auf dem Wege zu diesem Ziele, unter redUehem
Verfahren, anders sich mir zeigt und consequetit meine
Ansichten, meine Ueberzeog;un£ verändert, das bin ich
aach bereit, um def Wahrheit, der Pflicht und der
Kunst willen, öffentlich und mit freudigem Heraen ab
bekennen.
Ausserdem ist es mir eine angenehme Pflicht,^zil be-^
kennen, dass ich toeäeniHche und tdchüge Auf$chlii$9e^
was das Princip der Homöopathie betrifft, meinem ver^
ehrten Freunde ^ Hm. Dr. Glückkr verdanke, von dem
eine wissenschaftliche Darlegung und Begründung dM
Pricips der Homöopathie zu erwarten steht, wenn es
anders seine schw&chliche Gesundheit ihm gestattet
Und nun zur Sache. Um mein Vorhaben auf eUm
zweckmässige und nützliche Weise durchzuführen, heb«
ich vorerst von Martin's Indication der hom. Hetlme^
thode jene Momente, beurtheilend^ heraus, welche zu«"
gleich als Vorbereitung zur Darlegung meiner Ansieht
vom Principe der Homöopathie dienen sollen. Somit
zerfillt diese Abhandlung in zwei Tbeile, von denen
der erste die Einleitung zu dem zweiten bildet.
i. Martinas Indication der hotiu Heilmethode. Dass
es mehrere Heilwege gebe, auf denen Apr erkrankte
Organismus seinen Normalzustand wieder erlangen
könne; zu dieser Ansicht und Ueberzengung sind end-
lich, zum Nutzen der Kunst und der Kranken, alle
Homöopathen gekommen. Djas ist auf jeden Fall ein
erfreulicher Fortschritt in dem Entwicklungsgangs un-
serer Kunjit, und ausserdem ein tröstender Beweis,
dass nach und nach die Leidenschaft, das Vorurtheil
und die Vorliebe von der allmäblig siegenden Wahrheit
bezwungen werden. Wir können aber auch und sollen
uns der freudigen und aufmunternden Hoffnung hin-
geben, dass der Wurm, welcher noch zur Zeit in dem
Herzen so vieler Aerzte sitzt, an dem Edelsten nagt
und den freien Schlag für das Gedeihen der Kunst
hemmt, allmählig schwScher und endlich absterben
werde.
14 OHjfinaiaöhandüMgen.
An der Zeit ist es oon und eine nothWendifce Folge
jener Annahme, aber aach eine Aufgabe von grbsBter
Wichtigkeit fär die Aerzte, die Verschiedenheit der
Heilmethoden hinsichtlich der Sicherheit^ welche 8ie
vermöge ihres Wesens geben, hinsichtlich der Zeiiy
welche sie zur Erreichang des Zweckes brauchen, and
hinsichtlich des Kraftatifioandes^ den sie dem erkrank-
ten Individuum verursachen, nachzuweisen und darza-
stellen.
Es liegen aber auch bereits mehrere erfreuliche und
nätzliche Beweise der Art vor. Indessen haben aber
auch schon wieder die Versuche zur Lösung der ge-
nannten Aufgabe zu neuen und entgegengesetzten Feh-
lern geführt. Ich nenne hier nur einen ^ welcher mich
auch hauptsächlich zur Beurtheilung der Anzeige der
hom. Heilmethode bestimmte, wie sie Prof. Martin tim
genannten Orte gestellt hat.
Wie nämlich einst wenigstens ein Theil der Homöo-
pathen zu Gunsten der Homöopathie die übrigen Heil-
wege geläugnet oder doch viel zu gering geachtet hat,
80 steht jetzt wieder zu befurchten , und dies von je-
nen, welche bei den sich nun ergebenden Verhandlun-
gen und Resultaten die Rolle der Ausgleichung und
Versöhnung übernehmen : da99 man toieder die Bamöa^
paihie ssu Crunslen anderer Heiboege herabsetze und
ihren wahren Werth verkleinere oder verkenne. Zu
dieser Bemerkung veranlasst mich eben der genannte
Aufsatz des Prof. Martin.
Ob nun aber gleich aus dieser Einleitung schon her-
vorgeht, dass ich mit Martin in Betreff der Anzeige
der hom. Heilmethode nicht einverstanden bin, so finde
ich mich dennoch veranlasst, die Bemerkung voraus-
zuschicken, dass ich bei meiner Entgegentretung nur
das Interesse unserer Kunst vor Augen habe» Hit auf-
richtiger Hochachtung fiir Prof. Martin gebe ich mit
freudigem Herzen die Erklirung ab, dass sein ganzer
Aufsatz nur den Wahrheit liebenden und suchenden
Forseber benrkondet, welcher die ' revolotionären Be-
we^n^en der Zeit in unserer Kunst t^nfmerksam be-
obachtet^ mit dem aufrichtigen und lebhaften Wunsche^
die Kunst mö j:e daraus alle erreichbaren Vortheile ziehen.
Da Martin seine Ansicht, zu welcher er auf dem
Wege des Forschens und der Beobachtung^ f^ekommea
ist^ in Verbindung mit den Granden vorträgt, welche
ihn dazu brachten; so halte ich, ihm entgegentretend y
es auch für das. Kurzeste, ihm auf diese Weise zu
folgen«
Daher hebe ich aus seiner Intücation der harn. HeU^
methode 8. S17, S.7 ^) die Sätze heraus, wie sie eben
*) Das Ganze der Indication ist im Zusaminenhange Folgende«:
5, Vergleicht nan die Ergefmiaae der Erfiahruiig über di«i Anwendnpg
der hom. Heilmethode, und die eben yeraachte Erkl&rong dea Heil-
Vorganges bei derselben, ao wird man einsehen , dass diese Heilweiae
in allen den Krankheltszuständen indicirt sei, bei welchen eine
dauernde und vorscihtige Umstimmung der Lebensthätigkeit geforderl
werde« Denn man bat bei Bweokm&ssiger Anwendung der hom. Heil-
methode weder eine sogenannte Nachwirkung, welche den anomalen
Zustand nach^nrzer Unterdrückung nur hartnäckiger wieder erseuge,
noch auch eine nachtheilige Uebertragung der eigenthumlichen Grund-
wirkung des Heilmittels auf den Kranken, oder yielleicht gar Vernich-
tung der Lebensthätigkeit zu befurchten ; Folgen « welche bei dem
übrigen gewaltsameren Heilverfahren allerdings bisweilen beobachtet
werden; als wesentliche Bedingungen ihrer Anwendbarkeit verlangt
die hom« Heilmeth>)de aber eine gewisse Freiheit und Beweglichkeit
der Lebensthätigkeit, damit die beabsichtigte Reaction gegen das Heil-
mittel und damit auch gegen den Krankheitszustand zu Stande komme.
Unterdrückung derselben durch Blutanhäufung oder materielle Ab-
lagerung in edlen Organen, so wie Erschöpfung durch organische
Zerstörung , allzu gewaltsame Eindrücke grosser Kälte ^ oder anderer
Agentien, gestatten weder die nöthige Perception des angewandtea
hom« Reizes, noch die geforderte Reaction auf denaelben. In solchen
Fällen sind andere Heilmethoden, insbesondere die ezcitirende und die
ableitende, wenigstens zunächst in Anwendung zu ziehen. Sonach
durften es theils chronische Anomalien der Lebensthätigkeit, jedoch
ohne überwiegende materielle Umänderungen , theils erat beginnende ,
acute Krankheiten aeyn , in welchen die Heilung nach dem Priootp
SimiliaSimilibua sanantur vorzugsweise Anwendung findet ^ un4 asr
in dem ErUiitentn||^- und BeiirtheilBiissi^lpe an die Ord-
nong konunen, und. wie ich glaube^ dass dadurch der Le-^
ser KügMch den meisten Notzen für sich /(ewinnen kSime.
,Wir finden : diese HeUwetMe «et in mllen den Krmnk^
heitsfsusiänden indicirtj bei welchen eine dmeermde
und varMiehiige ümstimmung der LebenMlhätigkeU ge^
fordert werde. Sonach dürften e» theUe ehrmUeehe
Anomalien der Lebentthätigkeit , — theile erst beginn
nende acute Krankheiten eegn, in welchen die Hei^
lung nach dem Princip: SimiliaSimilibus cur antut j ver^
ffugsweiee Anwendung findet.
Also kann nach Martin die hom. Heilmethode hanpC-
sächlich nor in den chronischen Krankheiten und, was
di|e acuten betrifft, nur in ihrem Beginnen Anwendong
finden. Damit stimmt aber die Erfahrnnjop nicht »isaai-
men* Sie gleht vielmehr nicht allein das bestimmteste
Zeag^niss, dass diese Heilmethode in den acuten Krank-
heiten, selbst wenn sie in ihrer vollkommenen ESnt^
Wicklung^ Atubildung und Ahne stehen, schon gegcB"
wärtig viele and glfinzende Triumphe feiern, welche
oft einer andern Heilmethode nicht zu Theil werden
können, sondern berechtigt auch zu der Hoflhan«^, dass
eine allza bedeutende Beeinträchcigung der Lebenskraft dürfte anei
in diesen Fällen als Contraindication genannt werden können. In der
That hat aach die Erfahrung bereits den grossen Werth der hom. Heil-
methode im Anfange aeoter, oft sehr Gefahr drohender Krankhetten,
z. B. der Nervenfieber, so wie in vielen chronischen Krankheiten, wie
Syphilis u. s. w, dargethan; eben so sehr aber auch die Grenzen ihrer
heilsamen Anwendbarkeit bezeichnet. Kinder, Greise, Schwächlinge,
Schwangere bedürfen vorzugsweise dieser milderen Heilweise, wAft-
rend robuste , kräftige Erwachsene die Anwenduni^ anderer gewalt-
samer Methoden öfter erheischen; ein ähnlicher Umstand scheint tBi
Allgemeinen zwischen den anomalen Zuständen gesunkener, nicht
hinlänglich angeregter Lebensthätigkeit^ und der aus übermächtig i;e-
steigerter, oder unterdrückter Thätigkeit herstammenden obzuwalten ;
in der letzteren bewährt sich die hom. Heilmethode weniger hnlfk'efdk',
wenn sie auch der Erfahrung gemäss keineswegs hier völlig ausfe-
•chloMen werden darf. '^ S.
OHginaiabhandkmgen. Wf
sie noch grössere und ^ablreiehere in diesem so, weite»
als wichtigen Gebiete erringen werde, sobald man nor
ihr Prineip richtig anfgefasst und eingesehen habe,
nnd sobald man es verstehen werde, davon den reeh^
ten Gebrauch so machen»
Um daher zar Beurtheilang dieser Abweichung Mar-
TDi's von der allgemeinen Ansicht der Homdopatiieii
einen annehmbaren Anhaltungspuakt zu gewinnen,'
müssen wir^ wenigstens vorerst, seinen Hauptgrund
betrachten. Als solchen, glaube ich, bestimmt er fol-'
genden : ,^ Ah wesentliche Bedingungen ihrer Anwende-
barkeit verlangt die harn. Heilmethode eine gewisse
Freiheit und BewegHehkeit der Lebensthätigkeit ^ da^
mit die beabsichtigte Reaetion gegen das HeHmiftel
und damit auch gegen den KranhheUsvustand tu
Stande komme. ^^
In diesen ^^wesentlichen Bedingungen^^ der Anwend-'
barkeit der hom» Heilmethode nach Martin, erhalten
wir aber %W€i von einander abhängige Momente zur
Benrtheilong: eine gewisse Freiheit und Bewegliche
keit der Lebensthätigkeit ^ und die beabsichtigte Reac^
Hon derselben gegen das HeHmittet und damit auch
gegen den Krankheitsftsustand selbst. Die erste Be^
dingung für die Anwendbarkeit der hom, Heilmethode
muss sieh im erkrankten Organismus vorfinden, die
»weite ist aus seiner Ansicht von dem Heilvorgange
nach dem Prineip der Homöopathie (I. c. SL S15) her-
vorgegangen. Somit haben wir auch diese beiden Mo-
mente för sich zu betrachten.
1. Den ersten Punkt glaube ich fSr unsdrn Zweck
mit Wenigem erledigen zu können^ und zwar dadurch,
dass ich hier einen auffallenden, für die Therapie wie
für den praktischen Arzt gleich wichtigen Unterschied
zwischen den acuten und chronischen Krankheiten her-
' aushebe und nach Bedurfniss betrachte, leb meine die
Verschiedenheit hinsichtäch ihrer Heilbarkett und Hei^
lungszeit. Wir machen nämlich tiglicb die Ei
. \
S6 OHginaiäUianälungen.
dMs acute Krankheiten leichter und schneller in Ge-
nesnnji; übersehen ala dies der Fall mit den chronischen
ist Daher verlan/s^en die Hippoliratischen Aerzte, die-
ser Erfahron^ vertrauend, dass man bei den acuten
Krankheiten nlehr den Beobachter spielen solle; daher
der Umstand, dass die acuten Krankheiten dem Anste
mehr, f^rössern und schnellern Ruf verschaffen, als die
chronischen; u* dg^X. mehr«
Forschen wir nach der Ursache dieser so auffallenden
als wichtij^en Verschiedenheit, so lie^t sie nahe und
kann selbst bis zur klaren Evidenz /g^ebracht werden;
was jedoch fär unsern Zweck nicht Noth thut Diesem
jB^enü^t wohl schon die Andeutunf^, dass dieser Unter-
schied einerseits auf Rechnun/s: der Heilbedingungen ^
wie wir sie in den acuten und chronischen Krankheiten
/s^e^eben finden, anderseits aber auch auf die^r^ und heb'^
hafligkeÜ geschrieben werden müsse, mit welcher diese
Bedingungen erfüllt werden* Da nenne ich freilich ein
Capitel der Therapie, das fast noch gar nicht behan-
delt, gleichwohl aber von höchster Wichtigkeit ist,
welches jedoch gründlich und dem allgemeinen Notzen
forderlich abzuhandeln, leicht eine voluminöse Abhand-
lung werden könnte« Hier also davon nur so viel, als
zum Verständnisse nothwendig ist
Der erkrankte Organismus muss, um sich zu erhal-
ten und von der Krankheit zu befreien, gegen diese
einen Kampf, einen Krieg unternehmen. Auf diese
Weise finden wir im erkrankten Organismus einen
Streit zwischen entgegengesetzten Elementen und Ten-
denzen: was das eine gewinnt, verliert das andere,
so dass die St&rke des einen die Schwache des an-
dern wird.
Die Operationen aber, welche der Organismus gegen
die Bjrankheit vornimmt, zu entwickeln und durchzu-
führen strebt, sind verschieden^ nicht allein hinsichtlich
der Zahl, der Art, der Verwicklung, der Kräftigkeit
und des Erfolges, sondern auch hinsichtlich der Zeit,
OrigintUabhandiungtn. 19
in welcher der letztere zo Stande kömmt oder zu
Stande konmien kann. In dieser Beziehung finden wir
aber die acuten Krankheiten am besten and am voll-
kommensten bedacht und aas^erästet Der Organismus
bietet da verhaltnissmässi^ die meisten ihm zu Gebote
stehenden Kräfte und Mittel auf, und entwickelt Vor-
tfing^^ wodurch die Krankheit nicht allein leiehier,
sondern auch in der kürzeren Zeit bezwungen wer-
den könne. — - In diesem Grunde findet auch die be-
kannte Erfahrung; ihr Verstandniss, ob während acuter
Krankheiten oft alte und selbst hartnäckige, vordem im
Körper befindliche Störungen aufgerättelt, in ihren Däm-
men durchbrochen und mit der acuten Krankheit gleich-
zeitig vernichtet werden. Wir wissen dies z. B. von
den Blattern, vom Wechselfieber, von einem andern
Fieber, welches sich z. B. zu einer hartnäckigen Ner-
venkrankheit gesellt. — Hierin findet auch der Heil-
erfolg mit den in unserer Zeit so berühmt und vulgär
gewordenen stürmischen Heilverfahren, wie es z. B.
die Wassercuren sind, seine Erläuterung.
Diese Bemerkungen, glaube ich, können bereits hin-
reichen, um einzusehen, dass die von Martin als eine
wesentliche vom erkrankten Organismus geforderte Be-
dingung für die Anwendbarkeit der hom. Heilmethode:
„etile gewisse Freiheit und BewegHehkeit der Lebem^
thätigkeit^ gerade in den acuten Krankheiten am voll-
kommensten und häufigsten vorgefunden werde.
Wenn aber die Homöopathie in chronischen Krank-
heiten, zu deren Bezwingung von Seiten des erkrank-
ten Organismus die Heilbedingungen doch nur mangel-
haft und ungenügend bewerkstelligt und mit unzu-
reichenden Mitteln erfüllt werden, — wenn also die
Homöopathie sogar unter so schwierigen Umständen,
selbst nach BIartim's Ansicht, nicht selten in diesen
Krankheiten Triumphe feiert : warum soll sie denn nicht
um so viel mehr bei den acuten und zwar bei den hef-
tigsten und ansgebildetsten^ das Beste leisten können,
and desshalb auch mit vollem Rechte Aiiwendiifi|^ findet^
wo schon vom Organismas selbst so viel sor lieber-
winduiif: der Krankheit ^than wird; so ttwar^ dasa
Viele ohne Zäthun der Kanst, unter blosser Beobaeh-
tnng eines aweckmftssi^n Be^ms und einer passeades
Ditt in Genesnn ji^ fiber^ehen ? Sind aber die cbronisehea
Krankheiten ein Qlanxpunkt der Homöopathie, wofür
die Erfahmniif spricht; so jnuss schon aas den g%gt^
benen Praemissea der Schlnss ffir richtig anerkannt
werden, dass die hom. Methode selbst bei den aasge-
bildetsten und heftigsten acuten Krankheiten noch na
80 sicherer am Platze sei ond es um so mehr aeja
werde, je mehr es geängerij von ihrem Principe Ge-
brauch zu machen, und je besser man es verslehem
wird, von ihr den rechten Gebrauch zu machen.
Ich spreche hiemit eine Ueberzeugung aus, die mir
vollkommen klar ist, die ich tagtäglich am Kranken-
bette bestätigt finde und die mich antreibt, fort und
fort za forschen, diesem schönen Ziele als Arzt immrr
aiher zu kommen, die mich aber auch mit dem lebhaf-
testen Wunsche erffillt, sie möchte zum Besten der
Kranken und der Kunst von jedem Arzte recht
pfonden und eingesehen werden«
Geht nun aber sehen hteraua» wie ich glanbe,
Keh hervor, daaa Mahtin im Irrthume mit seiner Be-
hauptung aei, die ham. HeUweth^Mle könn«
nur in ehroniaehen Krankheit^ und« was die
betrifft, nar in ihrem Auf^RHg^^ Aawendmig indem; ee
wird ausserdem dieser irvthua^ a^^ kUurer ^nrak die
Betrachtung des wmtm l^uak<^
2. Dieser ist, wie her4^iU ^kt>H g^^aagU SL\nm^
f^ermchle Erklärung Oi^ Hfiti^if^W^ ^^i AHwwifcag;
der hom. Heilmethode. Khe Wk %Mw ^\^ KT««H«^tM«
und Beurthellung dieses Puakt^a ^^I<)VMV^H^^^ Mi^ Mi
CS für zweckdienlich, noch eine l^räwt^^v mv^Ml
machen, welche Martin in VerMadun«; mi^ ^«m^
sieht von dem Heüvorgauge zu dem Schluss fär die
Indication der bom. Heilmethode gebracht hat
Mabtin bat beide Primiaaen gleich am Anfange des
g« 7 S. 517 hingestellt* Sie sind: die tärgebnute der
Jßlrfahrung über die Anwendung der hotn. BeUmethode^
und eeme verwehte Erklärung de^ Ileüvargange» bei
derselben* Diese Prämissen heissen also mit andern
Worten: Erfahrung and Theorie. Das sind aber aach
in der Tbat die competenten Richter, an welche man
iHCh wenden ond deren Urtheile man sich unterwerfen
muss, wenn sich Streitigkeiten in unserer Kunst erge-
ben. Indessen muss aber dagegen doch sogleich der
(Tnistand geltend gemacht werdeni dass beide, ehe sie zu
Richtern erhoben werden können 9 vorher eine unpar-
tbeiiache, strenge und wahrheitsgemässe Prüfung ab-
»
legen müssen.
Was nun Maetoi's Erfahrung aber die Anwendung
der hom. Heilmethode anlangt, so ist sie eine blos ni6-
je^we. Dies denke ich im Verlaufe dieser Arbeit dem
Vorurtheilsfreien einleuchtend vol machen. Hier aber
bemerke ich nur vorlfiufig, dass Mabtin's Indication
ond Contraindication der hom» Heilmethode hauptsäch-
lich in seiner Ansicht von ihrem Heiivorgange wurzelt»
Denn ebep desshalb, weil Martin nach Gründen forscht,
um von ihnen im Handeln geleitet zu werden, und weil
er das Wahre in der Allseitigkeit nicht giefunden hat,
eben deashftlb, behaupte ich, konnte er auch keine
vollkommene, allseitige opd zuverllissige Erfahrung
4bar die Wirksamkeit und Anwendbarkeit der Homöo-
pathie gewinnen. Kann nun aber einerseits ein Irrt h um,
wenn er aus einem so gründlichen Streben hervorge-
gangen, der Redlichkeit des Irrenden nicht allein kei-
nen Tadel bringen, sondern ihr vielmehr Achtung ver-
schaffen; so ist anderseits doch auch nicht zu über-
sehen^ dass selbst mit einem solchen Vorgange, sobald
er zu folgenreichen Irrthümern führt, nicht allein für
die Sache selbst nichts gewonnen sei, sondern ihr viel-
3t Orijfinaiabhandkmgen.
mehr oft noch grössere Hindernisse in den Weg gelegt
werden.
Und somit zum HaaptpoQkte: dem Heilvorjfonffe bei
der hom, Heilmethode. Martin bat davon foljfende
Ansicht. Sie ist (S. 516) wörtlich: „Die Heilan^dareb
Similia wird so vor sich gehen, dass das einem Ahn-
liciien Grundzustand entsprechende Heilmittel die spe*
dfische Beaction des Organismus gegen sich, und so-
mit auch gegen den schon vorhandenen Krankheitsza-
stand aufruft« Indem nämlich die lebendige Reactiott
den, der Grund Wirkung des Heilmittels entgegenste-
henden Zustand zu erzeugen sucht, verlisst die L^
bensthfitigkcit zugleich den vorhandenen ähnlichen
Krankheitszustand, und kehrt somit zur Norm zuräek.
Mit dieser Buckkehr zur Norm ist aber die Heilung
gegeben« ''
Nach Martin^m Erklärung bewirkt also das hom»
Mittel die Heilung auf einem Umwege. Das wäre aber
noch kein Einwurf gegen ihre Richtigkeit , sobald der
Vorgang wirklich dieser wäre. Denn selbst nach dem
Zeugnisse der Erfahrung und nach der davon gewon-
nenen Einsicht wird auch oft nach andern Principies
die Heilung auf einem Umwege erzielt. Es ist äbri-
gens auch oft vernunftig, dass man sich in die Um-
stände und in die Noth finde. In unserm Falle : gelingt
die Heilung nicht auf dem kärzesten Wege, und dieses
ist der gerade y directe ; so muss man vernunftiger
Weise auch einen Umweg einschlagen, wenn ein sol-
cher überhaupt oder ins besondere im vorliegenden
Falle noch zum Ziele fähren kann.
Aber dieser Erklärung Martim's ist schon die Er-
fahrung entgegen, welche nicht Zeugniss giebt, dass
die Lebensthätigkeit durch das hom. Mittel von der
Krankheit abgezogen werde, um mit ihm einen Kampf
einzugehen, wodurch ein der vorhandenen Krankheit
ähnlicher Zustand erzeugt wurde. Dann hat es .ferner
nicht allgemeine Giltigkeit, dass, wäre dies auch wirk-
Originalabhandlungen, 83
lieh der Fall, desshalb auch die Lebenstbätigkeit den
vorhandenen ähnlichen Krankheitsznstand verlasse, d.b*,
dass dieser. auch wirklich aasgetilgt sei, sobald ihr Kampf
mit dem. Mittel beendigt ist.
Um dies abef^ anscbanlich zu machen, wähle ich statt
der Beweise ein Beispiel aus dem gewöhnlichen Leben.
Ich finde es passend und desshalb auch zur Erläuterung
nicht zu verwerfen. Denken wir uns einen Menschen,
welchen ein zweiter anfallt, in der Absicht, ihn zu
Grande zu richten. Dieses lässt jener naturlich, nach
dem Maasse und nach der Freiheit seiner Kräfte, nicht
ohne Widerstreben geschehen. Wenn er aber allein
über diesen nicht Meister wird, so kömmt ihm dann
gewiss ein Dritter wiUkommen, welcher seinen An-
greifer anfällt, auf dieselbe Weise, wie ihn dieser an-
gegriffen bat. Denn hat dieser Dritte die bestimmte
und ernste Absicht, dem Angefallenen aus der Noth
zu helfen, so kann er vernünftiger und gerader Weise,
in dem gegebenen Falle j seine Kräfte und Thätigkeit
nur gegen den Angreifer richten, d. h. ihm nur auf
dieselbe Weise begegnen, wie von ihm dem Ersten
gesebehen ist^ Würde aber der Dritte gleichfalls über
den Grsten herfallen, so würde er ihn ja zum Kampfe
gegen sich zwingen, und desshalb durch seine Ein-
mipchung den ohnehin schon zu sehr Gefährdeten in
noch ^grössere Noth bringen. Denn der Gefährdete
.mässte jetzt gegen Zwei kämpfen, da er es vordem
blos mit JEinem zu thun hatte/
So beurtbeile ich Martin's mitgetheilte Erklärung
des Heilvorganges bei der hom« Heilmethode. Anders
aber würde und mässte sich der Vorgang gestalten,
wenn der Angreifer noch einen ihm nahe angehenden,
ihm am Herzen liegenden, oder ihm durch zu leistende
Dienste wichtigen und unentbehrlichen Freund bei 8ich
hätte, welchen der dem von ihm Angefallenen zu Hilfe
kommen wollende Dritte statt des Zweiten angriffe und
in Gefahr brächte. Denn dieses Ereigniss könnte den
HTOBA B4 X. g
Zweiten bestimmen, von seinem feindseligen Beg^innen
^e^en den Ersten abzustehen, nm seinem flon selbst
ih Gefahr schwebenden Freunde beisnstehen* Doch die
auf diese Weise zu Stande kommende Befreian/ip 4es
Ersten gehört nicht mehr zum Gegenstande oneerer
Untersuchung: es ist ein anderer FaiL
Suchen wir aber nach dem Grunde, ans welchem
diese Erklärung Martinas hervorgegangen ist, so fie«
den Wir ihn S. 515. Er ist wörtlich: ,,Ein neuer Er-
klärungsversuch des Heilvorgangs unter dem Prltteip
Similia Similibus sanantur dürfte auf folgende physio-
logfsbhe Thatsachen begründet werden können* Der
lebende Organismus reagirt, vermöge der ihm eifieth'
thämlichen Selbstbestimmung;, gegen äussere EhilMIme,
"wenn diese nicht mit Uebermacht auf ihn eindringen,
so, dass er den entgegengesetzten Zustand von dem- .
}enigen hervorbringt, welehen der äussere Einfldss in
fhm t&n setzen strebt/^ Das sind die Prämissen, aM
denen Martin's Erklärung ihren Uirsprang herieitM.
Wenn ich nun auch keinen GrAhd habe, die Rieh^
tfgkeit dieser Pr&missen anzufechten, so muss deeh
Mahtin's Schlnssfolgerung daraus einer UnteraoelHing
tmterzogen werden. Denn ans diesen Prfimissen it^eftit
noch nicht hervor, dass das hom. Mittel in yrtttidängn
€onfifct mit dem gegen die Krahkfieit reagirenden Or^
ganismu^ kommen müsse. Da im kranken ZnstiiMte
tter Organismus noch die Krankheit beherbergt, weflehe
gleichfalls ein selbststäridigeir LebensplMHMss ist; so,
kann auch dre Untetsuchung nicht abgewiesen werden
'ob das hotn. Mittel mit der Krankheit selbst nicht «ti*-
nächst in Confliet gerathe.
Dai{ ist aber ein Punkt, weichen icfh Esr etnstifehea
Aufmerksamkeit nnd Prdfnng beirtens empfehle. Und
dieses ist ebeh der fixe Punkt, ^er wH^er AntfieHi
fnutn Centrum dient Martht hat dieisen Punkt tibek«e-
hen und da' ist gerade der Ursprung seines folgewrei-
'chen Irrthnms 2n snehen.
Will der Arzt ein Verständniss gewinnen über den
Heilvorgani^ und über die Heilwirkung eines Mittels
gegen die Krankheit , so können dessbalb nur 3 Ge-
genstande seine Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.
Diese sind: Der von der Krankheit ergriffene nnd seine
Integrität zu behaupten strebende Orgamsmw^ die
Krankheit selbst ^ welche in ihm zu Stande gekommen
ist und von ihm getragen wird, und das Heibmttely
welches auf beide seinen Einfluss ausübt. Der Einflsss
des Heilmittels aaf den erkrankten Organismus und
auf die Krankheit ist, was die Zeitfolge betrifft, ein
verschiedener, da er, klarer W^ise nicM »u derselben
Zeit im erkrankten Organismus und gegep die Kr^nK-
heit erfolgen kann. In dieser Beziehung .babcA wjr
also auf die omei Weuen nns^e Aufmerksamkeit zn
richten; das Heilmittel nimmt es, vermöge seiner jBi-
genthumlichkeit, entweder saunächM ursprünglich mit
der Krankheit ajif, ihi«n Untergang im Organuwus
JbezwieckeAd, in dem sie oinfgekommea ist nnd b^steh^,
wodorcb es diesem mittelbar^ secundßr deJ9 Kampf nnt
ihr, zur Herstellung seines Normalzostandes nictijl; ^-
fein ^leiciitert, sondern ihn auch vm ihf befreien
kann; od^ Am Heümjttel entwickelt/^ ohne zpnüchft
4en Kampf mit der Krankheit zu beginnen, mdertDarft
im Organismis Mrsprünglich seine Wirksamkeit, wo-
durch nach eenstanten Gesetzen, denen dieser gehorchjt,
äecundär^ mitlelbur dem Organismus die Bekümpfenig
und Besiegung der Krankheit möglicher ued leichter
gemacht wird.
Von diesem Gesichtspunkte muss die Beurtheiluqg
der Heilprincipien ausgehen» In unserem Falle i|iter«s-
sirt uns nur das Princip der Homöopathie. Die nun
folgenden Erörterungen haben den Zwecke die richtige
Ansicht von diesem Heilprinoipe in kurzen eher 4och
ebaracteristiscben Zügen darzustellen.
//. Grtmdmge des Prindps der HamöapaMe. Wir
können bei diesem Unternehmen keinen £kdinitt mit
3.
CKeberbeit vorwart« kooBen, wcmi wir muht Twkr
die Krankheil betrachtet hmbeo, was «e
weleheai Verhiltoisse sie zu dem vom ihr
OrgMmnmun steht Der Krankheitsbesriff
Miein zur Constmiran; der Therapie. T
heil aber bal auui, aaeh gegenwärtig ■seh,
dene Ansichten. Cwuequeni ist denshalb
Kinfnss asf die Therapie ein versefaiedcaer« Gi^
niss genüge dsss ich meine Ansieht tob
als eine Primisse voraasslelle, welche kb
onentbehriich ist.
Ich werde jedoch davon nor so viel anfahre«, als
onserm Zwecke wesentlich und nöihii; ist. ^¥ms
nuAnt Krankheitsansicbt selbst betriffl^ ob sie
Mf keinem Irrtbume beruhe; so anter werfe ick sie
nflnflifer Weise dem Urtheile competenter Richter.
Willkommen aber und erfreulich ist mir der UsMtaad, [
dsss ich dsfttr einen klassischen, tiefdenkendea,
KeMichnelen und überdies räbmiicbst bekannten
\^gm %u1 meiner »Seile habe. Ich meine den Dr. C. W.
Ntask, Professor der Medicin in Jena, der Lehrer
Vreund des l'rof. Martisv, welcher ihm auch seine
hnnA\^ng (über die dynamischen Heilmethoden g^vii
hat. Wer also gegen meine Ansicht auftreten will,
muss es auch mit dem auf dem Gebiete der Palholosie
so sinheimisriien und so klar sehenden Stabk nnfneh«
men. Man sehe desshalb seine allgemeine Pathologie^
lfm also meine Ansicht vom Heilvorgange der Be-
h%nA\nng der Krankheiten nach dem Principe der Ho-
fflOopslhie darzustellen, trifft der Gang der Entwicklung
IJ die Krankheit.
Her Zustand eines Kranken oder das Krankseyn ist
au« verschiedcnarti/(en von einander zu unterscheiden-
den VorgAnifcn zusammengesetzt. Diese Vordränge bil-
den vereint den Zustand des Kranken, denn er ist keines
Oriffinaiabhimdlungen. 37
von ihnen allein. Es lässt sich aber dieser Zustand
als ein Product betrachten, entstanden aus 5Ktrei fW-
toren; diese Auffassong ist für unsern Zweck toe^ent^
lieh. Den einen dieser Factoren macht aber die eigent^
liehe Krankheit aus, welche den Or/g^anismus , in dem
sie aufgekommen ist, in seiner' Selbstständigkeit krfinkt,
und beschrankt; der andere Fhctor ist der Organümtu,
selbst, welcher gegen die von der Krankheit in seiner
Selbstständigkeit erlittene Kränkung reagirL
Das Verständniss davon ist zu nnserm Zwecke nö-
thig; dazu soll nun folgende Erläuterung dienen«
Das Leben besteht nicht blos durch die Vollständig- .
keit, sondern noth wendig auch durch das Ebetimaass ,
und Gleichgewicht seiner einzelnen Organe und Sy-
steme, und ihrer Verrichtungen, so dass sie durch den
gemeinschaftlichen Zweck der Selbsterhaltung zu £i-
nem Ganzen y züt^ Einheit verbunden sind* So lange
nun die integrirenden Glieder des Ganzen ihrer Ge^etfUi^
lichkeit vollkommen entsprechen, nur so lange besteht
Gesundheit. Im entgegengesetzten Falle tritt Kranke
seyn ein.
Das Entstehen der Krankheit aber kann nur dadureh
begriffen werden , wenn man festhält, dass jedes, zw;ar
zur Selbsterhaltung, des Gesammtlebens bestimmte, Or-.
gan gleichwohl sein Eigenleben (yita propria') habe*.
Dies ist aber eine Wahrheit, deren Richtigkeit nietet
angefochten wird. Vermöge seines Eigenlebens, dem,
wie jedem Leben, relative Selbstständigkeit zukömmt,
kann nun jedes Organ oder Systeifi des Organismus^
durch eine entsprechende Veranlassung bestimmt, aus
der gleichmässigen Verbindung^ in weichler es mit dem
Ganzen gestanden ist, einseitig hervor- und heraus«
treten, kann sein Gesetz übertreten. Je mehr aber
einzelne Glieder in ihrem Mutter>boden einseitig ber-^
vortreten, desto weniger wirken sie für die Selbster«^.
haltung des Gesammtlebens, desto mehr entfremdan
sie sich ihm, für sich dann Ein Ganzes bildend, eia
^ \
efgeneM für sieh beMtdtendeM^ ieUMtsUfMyes Leben
aoMitebetid*
Oe9cfa{eht aber dieses, so sagen sieb anch diese
Glieder von der Herrschaft des Orj^anfsnivs los mid
vemrsachea ihm nebstdem mehrfache Stömsj^eii; so
dass sie als auflrührerüche Glieder des Ganzen so be-
trachten sind.
Dadurch entsteht nan zwischen dem Gesammt- and
dem einzelnen in seinem Pereiche anflröhrerisch gewor-
denen Leben ein wirkäeher Kampfe In diesem Streite
aber sucht Jedes Leben seine Existenz anf Kosten des
andern zu erhalten. Dadurch wird nothwendijsr die or-
sprfinglrche Lebememheit des Organismus aufyehobeny
somit auch die Süssere Erscheinung seines Lebens ge»
trflbt. Das eigenmächtige und aufrährerische Herwr«-
treten ties Einzelnlebens fibt anf den Gesammtorga-
nlsmus immer einen mehrfachen Einfluss aus, hemmt
und beschränkt die freie Aeusserung eines Theils sei-
ner Lebensverrichtungen auf mannigfache Weise, ihm
wie eine feindliche Macht seine Herrschaft streitig ma«
ehend. — Dagegen aber widersetzt sich das normale
Leben der von dem aufrtthrerischen Einzelnleben erlit-
tMien Kränkung and Beschränkung, TernvSge seiRer
Selbstständigkeit und vermöge des Strebens sich tu
behaopten, auf ähnliche Weise auf dieses zurückwir-
kend, wie es von Ihm, gleichfalls behufs seiner Selbst-
erhaltung beeinträchtigt ward.
I^iese verschiedenen Vorgänge bilden also verbunden
eriSt den Zustand eines Individuums, welchen wir JTranft-
9e^ nennen, dessen Factoren die eigentliche Krank-
heit und der von ihr gestörte und desshalb dagegen
reagirende Organismus sind. Wir können aber nach
dieser Verständigung von diesen Factoren des Krank-
seyns den ersteh den Krankheit^ und den zweiten den
RetteHön^-Factor nennen.
Hier ist zugleich die Bemerkung am Orte, dass, so
oft im Verlaufe dieser Arbelt kurzweg der Ausdruck:
Krankheit vorkömmt, damit nur der KrankhcUf^W^sa
des Krankseyns gemeint sei.
Haben wir uns nun auf diese Weiße über die f^rank-*
heit verständigt, so kömmt aunäcbst die Reihe an flie
Untersuchung :
2J Dass diu Heilmllel seine Wirksamkeit im Gß^
biete der Krankheit zunächst äussern känne. Zu die*^
sem Zwecke muss es aber zuerst festgestellt seyia,
dass das Organ oder System, welches für eine äasserf
Potenz (Heilmittel in einer andern Beatiehung) eijie be---^
sondere^ specifische Empfänglichkeit hat, aoch dasjenige
sei, wo die erste Entwicklung der Krankheit beginiit^
und von da aus als ihrem eigentlichen und ursprqng'r
liehen Herde sich weiter verbreitet.
Zur Einsicht und Erläuterung dieser These müssen
wir hier die übliche Eintbeilung der Krankheiteii m
örtliche und allgemeine betrachten.
Was aber den Raum betrifft, welchen eine Krapkhei^
im Organismus einnimmt; so ist es über jeden Zweifel
erhaben , dass sie nur an einer einzelnen Stelle dem-
selben, nur in .einem bestimmten Organe oder Systeme,
Wurzel schlagen könne, welches ihr sum Mutteri^oden
dient nnd welches der Krankheitsherd ist.
Wiewohl aber fast jede Krankheit währen^ ihrer
Entwicklung sich von ihrem Ursprünge aus weiter ver-
breitet, ihr Gebiet vergrössert; so kann es doch im
strengen Sinne des Wortes nur örtliche y nie allge"
meine Krankheiten geben. Denn ohgleieh man nach
dem RaumverhäUnisse die Krankheiten in örtliche und
allgemeine unterscheidet, so ist doch dieser Unterschied
immer nur ein relativer^ Absolut allgemeine Krank-
heiten, d. h. solche, welche den ganzen Organismus
einnehmen, kann es nicht geben, weil mit der totalen
Umwandlung des Lebensprocesses eines Individuums
in eine andere Lebensform nothwendig dessen Tod er-
folgen würde. So muss also die übliche Eintbeilung
der Krankheiten in örtliche und allgemeine blos nach
40 Originaiabhandhm§en.
dem Umstände bemessen werden, ob die Bjraokheit bloi
in einem einzelnen Organe oder in einem Jansen wdt
verbreiteten Systeme wurzelt.
Bei der Beurtheilung dieser Eintbeilunj^ ivard aber
nnr der Krankheit» -- Factor berucksicht, nnd dieser
giebt hier den Aossehlag. Bezieht man aber diese
Eintheilonf^ anf den andern Factor des Eranksejms,
60 füge ich zor Vermeidung eines Missverständnisses
Folgendes bei. In diesem Falle yerbilt sich 'clie Sache
ohne Zweifel anders. Denn da ist die ReacHon des
erkrankten Organismus gegen das von der Norm ab-
gefallene und aufrährerische Einzelnleben eines Organs
oder Systems der wesentliche Factor. In dieser Be-
ziehung giebt es aber ohne Zweifel allgemeine Krank-
heiten. Diese sind dann jene, bei welchen das ge-
sammte normale Leben dem aufrührerisch gewordenen
Einzelnleben sich widersetzt. Hierher gehören die fie^
berhaften Krankheiten.
In dieser Beziehung habe ich aber hier die übliche
Eintheiinng der Krankheiten in örtliche und allgemeine
nicht genommen»
Durch diese Betrachtung unserm Ziele einen Schritt
näher gekommen , müssen wir nun von der Entstehung
der Krankheiten so viel beibringen, als zu unserm
Vorhaben nöthig ist Dazu brauchen wir Folgendes.
Jedes Organ oder System des Organismus hat, ivie
bemerkt, sein Eigenleben j also auch, wie jedes Le-
ben, relative Selbstständigkeit. Dieses sein Eigenleben
kann selbst durch den Umstand, dass es dem Ge-
saromtorganismus zu seiner Erhaltung Dienste leisten
muss, eben so wenig verkannt werden als die relative
Selbstständigkeit der Bürger in einer Monarchie. Als
eine solche relative Totalität besteht jedes Organ oder
System also auch, wie sein Mutterorganismus, nicht
durch sich selbst allein^ ist nicht für sich hinreichender
Grund seiner Existenz^ sondern es hängt auch von der
Aussemoelt ab. Zur Vermeidung eines Missverständ-
Originalabhandlungen. 41
nisses muss jedoch sogleich bemerkt werden, dass für
jedes Organ oder System sein Matterorganismus gleich-
falls ein Aeusseres ist. --
Wärde das Einzelleben allein sich selbst bestimmen,
so könnte es nie erkranken. Die Möglichkeit seines
Erkrankens ist aber nur dadurch gegeben, dass es zu-
gleich die Fähigkeit habe, von Atissen bestimmt und
verändert zu werden , was anf mittel - oder unmittel-
bare Weise geschehen kann. Diese Möglichkeit beruht
aber auf dem Wechsel Verhältnisse, in welchem jedes
Organ oder System mit der Aussenwelt steht Also
macht nur eine Störung ihres normalen Wechselverhält-
nisses die Entstehung efner Krankheit möglich.
Demnach sind zur Krankheitsentstehnng zwei Mo-
mente erforderlich : die Aussenwelt (äussere Schädlich-
keit^ krank machende Potenz, potentia nocens) und
der Organismus selbst oder vielmehr ^eine einzelnen
Organe und Systeme (die innere, vorbereitende Ur-
sache, Krankheitsanlage, praedispositio).
Schädlichkeit aber ist Alles, was zur Erzeugung
oder Unterhaltung einer Krankheit beiträgt Sie ist die
Gelegenheitsursache, welche eine vorhandene ^ Krank-
heitsanlage zur wirklichen Krankheit ausbildet Die
Anlage enthält nur die Möglichkeit zur Erzeugung ei-
ner Krankheit und bedarf zu ihrer Wirklichkeit noch
des Hinzutrittes eines andern ursächlichen Momentes.
Damit aber Krankheit wirklich werde, müssen Schäd-
lichkeit und Anlage einander entsprechen. Sie ent-
sprechen sich am vollkommensten,, wenn sie eine spe-
cifische Beziehung zu einander haben. In dieser Hiur
sieht lehrt aber die Erfahrung^ dass jedes Organ oder
System des Organismus mit gewissen Naturpotenzen
sich in einer nähern Beziehung, in Verwandtschaft be-
finde, von diesen vorzugsweise afficirt und in beson-
derer Art verändert werden könne. Zur Erläpternng
dessen scheint mir an diesem Orte schon hinreichend
die Erinnerung an die Aufnahms- und Entwicklung«-
4f OHffitmMhandiunffm.
Stätte der Wirksamkeit der Ccntagien^ and an die Gleich««
stelioDip des Krankheitsprocesses mit dem der Zew-
gung, welche bekanntlich von tiefsinni/^en Patholo|fea
gemacht wird« In letzterer Beziehung brauche ich Bur
auf Stark zu verweisen (s. seine allirem. Patholone,
1« AbtheiL S. 108 u. fo. Was aber den ersten Punkt
betrifft, so lehrt die Erfahrung, dass nicht jedes Orgtca^
oder System die Fähigkeit besitze, von dem Anstek^
kungisistoffe afficirt zu werden, sondern vielmehr dasa
die Contagien nur für bestimmte Organe oder Systeme
eine specifisciie Beziehung haben und dass in die9ea
auch die Entwickiungsstitte ihrer Wirksamkeit sei« 8e
ist es der Fall beim Scharlachcontagium mit der Schleiok«
baut des Rachens, bei dem der Masern mit der Schleim-
haut der RespiratioHsorgane , bei dem Contagiuia der
Bahr mit der Schleimhaut des Mastdarms etc.
Die Einwirkung einer Aassera Schädlichkeit aof dm
Organ eder System, zu welchem sie in einer sfiecb»
fischen Beziehung steht, wird durch seinen Multeror-p
ganismus vermittelt. Dieser bietet zu dem Zwecke
bekanntlich mehrere Atrien (Krankheits- Atrien) dar.
Durch welches Atrium aber in den Organismus immer
eingedrungen, übt die Schädlichkeit auf das Organ oder
iSystem, mit dem es in specifischer Beziehung steht ,
seine eigenthümlichen Kräfte »utiächst aus, die nicfai-»-
%'erwandten ursprünglich ungestört lassend.
Hat aber einmal der Process begonnen and Selbst-
ständigkeit erreicht, so geschieht seine VerbreituB^
von seiner Ursprungsstätte aus, unter Verhältnissea
und nach Gesetzen, welche darzustellen und nachiVBr
weisen hier nicht am Orte ist.
Ist es aber klar, dass jedes einzelne Organ oder
System des Organismus mit bestimmten äusseren Po-
tenzen in specifischer Beziehung stehe, dass sie voo
diesen, durch welches Atrium ihres Organismus im-
mer aufgenommen, zunächst afficirt und in besonderer
Weise verändert werden (welche Veränderung eben
(hHginalabhandlungen. 48
den Vor^an^ darstellt, tvelchen wir als Krankheit aiif-
fassten); so folgt auch schon daraus:
Dass das Heilmittel in dem Organe oder ISy steine^
welches die Geburtsstätte und der Sitz der Krankheil
intj seine eigenthümliche Kraft i&unäehstj ursprüng-
lich %ur Entwicklung bringen könne. Die eben vor-
angeschickten Erörterungen über das Banmverh&Itnlss
und aber die Entstehung der Krankheit hatten den
Zweck, diesen Satz zu begründen. Es erübrigt daher
nur noch, ihn zu erläutern. Zu diesem Zwecke soll
Folgendes dienen.
Jede Krankheit besitzt, das Yermdgen der Selbster-
baltnng und eigene Selbstständigkeit. Sie besteht also
kraft dieses Vermögens durch sich selbst fort und ver-
theidigt demnach ihre Selbstständigkeit sowohl gegen
den Angriff äusserer ihr feindseliger Einwirkungen,
z. B. der Arzneien, als auch gegen die Reaction des
normalen Lebens, mit dem sie einen und draselben
Mutterboden theiit
Indessen besitzt die Krankheit eben so wenig, wie
irgend ein anderes concretes Leben, unbedingte Selbst-»
ständigkeit und absolute Abgeschlossenheit, sondern
steht gleichfalls mit der Aussenwelt in einem thätigen
Wechselverbältniss. Sie empfängt daher auoh v%a der
Aussenwelt Eindrucke^ wodurch sie veriradert und in
ihrer Selbstständigkeit gefährdet wird, wenn «lie selbe
nicht zu besiegen vermag.
Die Potenzen aber^ durch welche sie eine Verände-
rung in ihrer Selbstständigkeit, in Ihrem Weeen er-
leidet, sind demnach für sie Schädlichkeiten. Wie aber
solche Potenzen der Krankheit den Untergang, den Tod
bringen können, so können sie anderseits dadurch wie«>
der das gesunde Leben, in dessen Organismus die
Krankheit aufgekommen ist^ von ihr als von einem In-
nern Feinde befreien und dadurch ihm wieder wohlthä^
tige Potenzen werden. In dieser Beziehung heisst man
aber diese Potenzen BethmtleL Von diesem Stand-
4f 4Prl§l990lmkkmnäiun§fem,
Alltla 4tf WlrkMmkdt iltr Vonlaffirn^ und «n ili« tiUMH^
nMSnnn 4r.n Ktunkh^Wnffortnnfin mit Atm der ZiW.
jninir^ wülfhe bfkunnllifh von tl«Mnnift«?n Piilb^i»KMi
l^nvMhl ^\fA. In l«lKtcr«»r lleif^f hon^ braorhe ieli nvr
i«r Mtamii y/fi verwrhen («. nein« «Mfrcm« Piitk*l«Ktot
f« Akthflii« N. IM 0. t.y Waa ftbrr il«n rr«/#n Pwmki
kelriffl^ m l«kft die Krfekfonfr« rfee« nirht jedee Ofgtm
iNler MjrAffm die Kühiickeit b«iiiti&r^ von dem Aii«toli«
kvnxeAiefe efArirt %n werdfn, Sendern vielmekr 4l«««
die l/enfeic'ra »»r ftfr beelimmte Organe eder ftynimm^
eine i^pi^Hfl^rlie BerJetinnir haken «nd 4Mn in diaM»
nneh die Knlw)ffkian/(/««ldite ikrrr Wirkaemkeit eei« Ate
iel ea Her Kell keim Ncherlnf fcirenteiclem mit der Mrhlel»«
linnt dee Hnrfcenff^ bei dem der Metern mit der Meklek»-
benl der HeftpiretlonMrf nne , bei dem (yenlngiifei 4m
Rnbf mit der Mrblelmhniit dea Meetderme ete.
Die Kin«yirknn/ir einer Aneeern Mekadliebkell tmt eto
Orgien nitf HyMiem^ //« welekem eie in einer ny el«
flerlien llf/.iehfin|c elehl^ wird dnreb eeinen JMnltorer«
l^nni^mna vermltiell« Diener birlet %n dem ZwMk#
t^knnntlieb mehrere Atrien (Krank heile -Atrien)
Dareh welebee A triam aber in den Or^aniemaa li
dn^edrnnf en^ abl die Mebadliebkeit anf dae Ofgtm
Myatem, mit dem m in apedfiacber llea&icbani; atkbtf
aelne eixenthamliclien Krifte win/irhMi aoa, die »MM«
verirandten orepran/clieb nn^eal^irt laft^end.
Hat aber einmal der FrereA« beftennen «nd Itollml-
atandifckeft erreicht^ no gimrhlthi MlMi VerbraUnai|||
von eeiner t'fnpmngnnlkiiB ana, nnler Verhaltfii
und narh (ieftetMn^ welrhe darxnAlellen «nd mi
weieen hier niekt am Orte i^t.
fat ea abrr klar, da4.«i J^de« einy.elae Otgtim «tfar
Mjratem de« Orgnfilnmun mit beftlimmten aneeeren F#«
lenken in ^fHiHAArher HufAehung Alehe^ daM ela vem
diesen, dfirrh welchia Atrium ihrea Or^aniam«« Im«
mer «afKenrimmen, iMim'ich^i affieirt and in beaendartr
Weiae verändert werden r welche Veränder«nj|
Ml ij/in*9ftff*ft'9*»»lh»9ttfvi9
IM
ihn V«Mii,mf|| »|ii!«t*lh. wf^lrlirn « li fil^i htutiklMil «Mf
(i|Q44«ni; «M r«*lii( Mut h «rllMtf t|f|iMM<a*
/•« A >»i f '»i/nir/lr/fHiy 6i »»f/iJii /oiinji- lljv » !•» M \ mi
MMi^C44'|lM l«(^ M |'.MM|VIMf|.(7« II liln-l l|f|4 llflMMI Wl |l<Mf Ml^Q
IUI«! iH««! «lif' |'.M(<at«'lHIMj> <|l I llliMkllf'M I^mM^M «h'!«
IHM |l«n |i , ÜMI /M f'l|i(il|v(M /«M (|m''4* MI /*\W<l<l* «il||
|< m|^«'I|i|4'<9 f|i«M<-ti
.1« «!♦• Imitil^liMl liv^M'-l «In« V*»iiMi*ä»'n «l*'i Nfllmlt*»
ImltMHj; iMii| • l4>*iM» NfMi<i|QNiullftkf»i| Nif lifohlil mI««
Hm |i|ij: ( (liniiinf |i iluf tHf||i4(«iHfulij^^|<«-i( qim^ ii|ii ||^«'^M|
•IfM \Mi;M!T «<M«3o»M'i Om UiM«|o» Uü»! |!'iinMikMn£i«Mi .
/ II «Im AlMU'U'il, «1« RIMIi i;^'i»»'M »li»" ll»'«r|l'Ml «|f-^
imilMfllMI I'('|i4*ll<i , MM( iIiMM «iV linVM Mtli| (|t'll«f'||M'M
lluM««!*'*«!^«! (hvill
|iii|(qa('fi Ix'^Ur.l ilir HvRMhlHJI »'lifMi Q'i ufMiift, wif»
ii^Mi«l liii fini|*i«'«i fMMi'fvtv«« l'«-|i»M, miiImmIjm^Io ^«IIi«!
w(tiM«|i£;kvil "M»l Rb^olMi«* Al*^f'«* hl«««»«'»n|i»'H . «n'inlvMi
«h'hi i»h'if|ifRll<« in|( il»M Au«i«s»inv»H mi ♦ infiH U*M(iji^fi
\Vv«'li4vh(Ml<(<MMU«i N|v iiM|>fr4iiji( «l'ilif*! «nn»li ^«M ih«r
\MflQf'invf»ll t^Üfuliil« kf. UM^Innli qjm vf'if<M«lvi| un»| In
M'MI N< Ik^at^slÜlMligk^il ftf»fM|lM|ff IVInl. \M'MII «IV «^»Ihf»
MM M ru lif'Ql«'^ I II Mllllflil
|li«- |'<i1«IWiM lll"l I . l|iMl|l U f |f |H' «I«» fMM«* V^r4lii|«'
inni:, ii| ilitit N« jliaf of 'tMilJ:; |; « i| , jn ilncin \V •>«•■« •'•
|iii|i|, <aiii>| «I« KMI't« ll («n ajc Si hthi/ii ftftfi/t *t \\ i*' «ilitl
Olli« Im- r<i|i M. I M il' I |\iMfi((|<ii1 <|mi I nti-i .u f«i*.". . *l* ii | «i«|
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<|t I «|i«-| ^i'-aiiiM|i> l.fliVM, <fl <|* ^o» M fli ^, (UM J|iii|>3 f|jf*
liMifiklM-ii niifp.f k<Mii(iu>n iq( . \iiii i|if ^\Q ^mi fiiifiii Im
n»in l'iiinlv li^finiM !Ui*l «Iml'iH h iliMi uivh'i tivkUhf'i-
/•y#* |*n|fii/,tM uin|«'n Im «llf^t^r |lrr.|fhMMii li^i^^t mir«
«iliif «Im^«iv T'Mim/.mi Ut'ih9^UM \ UM ilie«('iM NIrimI
» -
i4 Origtnaiabhandltmffen*.
punkte ans findet aber auch die Wahrheit ihr Ter-
ständnis^^ dass dasjenij^e,/ was schaden kann (schäd-
liche Potenz, Gift), auch wieder nor heilen (Heilmittel)
könne. Denn es besteht in Wahrheit zwischen kranke
machenden (Schädlichkeiten) und zwischen die Oene^
Mung vermittelnden Potenzen (Heilmitteln) kein wesent-
licher Unterschied. Der Betriff von Schädlichkeit nod
Heilmittel ist daher ein rein relativer^ indem es sich
darum handelt, ob die schädliche Potenz in einem ge^
mnden oder erkrankten Individuum zur Einwirkung;
gebracht wird; nur mit dem Unterschiede, dass die
schädliche Potenz im gesunden Organismus, wenn sie
auf ihn kräftiji; genug zur Einwirkung /s^elangt, immer
Krankheit erzeugt, während sie im erkrankten Orga-
nismus zum Heilmittel nur unter bestimmten Verhall^'
nissen wird, worauf sich eben die Heilprincipien gründen.
Die weitere Erläuterung dieses Satzes, wie sie al-
lenfalls fär nnsern Zweck noch nützlich seyn könnte, er-
giebt sich jedoch aus dem bereits Vorgetragenen; so
dass ich ohne Weiteres zum Hauptpunkte meines Un-
ternehmens übersehe«
3J Das Princip der Homöopathie.
Da kommen aber Siwei wesentliche und verschiedene
Momente zu betrachten: das eine^ dass das hom. Mit^
fei sich das Gebiet der Krankheit zur Entwicklungs^
Stätte seiner Wirksamkeit wählt '^ das zweite: welches
ist der Vorgang bei der Heilwirkimg des hom. Mittels?
Was den ersten Punkt betrifft, so ist er sichere
Thatsache. Aus ihr ist das Princip: Similia Similibus
abgeleitet worden. Diese Bezeichnun/g; des hom. Prin-
cips kann man ungefähr erläutern: Wähle eine Arznei,,
welche im gesunden Organismus kraft ihrer Eigenthüm-
lichkeit eine Krankheit zu erregen vermag, die dem
gegenwärtigen zu hebenden Krankheitsfalle sehr ähn^
Ueh ist.
Ist aber die Wahl des Mittels gegen die Krankheit
giinz\im Sinne des Princips der HoiAöopathie getroffen,
Originalabhandlungen. 46
dann iit es aber auch dasjenige, welcboa ku der Krank-
heit in ipeciflichei' Beziehunjj^ steht. Das hier zum
Verständnisse und Zusammenhange allenfalls noch Nö-
Ihige kann Jedoch aus dem bereits Vorgetragenen über
Krankheit, schädliche Potenz und Heilmittel deduoirt
werden. Dass aber das im Sinne des Princips gegen
die Krankheit gewählte Mittel diese specifisehe Bezie-
hifng zur Krankheit habe, das muss aus der Prüfung
hervorgegangen seyn , welche mit dieser Potenz theils
am gesunden Organismus, theils« auch am erkrankten
vorgenommen worden war.
Und somit kömmt die Reihe an den ztoeilen Punkt:
Welches ist der Vorgang bei der Heilung einer Kranke
heil nach dem Princip der Homöopathie f
Die Potenz, welche nach dem Ausspruche dieses Prin-
cips der Krankheit entgegengesetzt werden soll, muss
die Kraft besitzen, gerade in dem Organe oder Sy-
steme, wenn äiie der Gesetzlichkeit ihres Organismus
entsprechen^ dem Anscheine nach ^ehr ähnliche^ in
Wahrheit aber dieselben Veränderungen hervorzubrin-
gen, welche der vorliegende Krankheitsfall zeigt, ge-
ge)i den sie in Anwendung gebracht wird, damit er
am schnellsten, sichersten und vollkommensten aus-
getilgt yverde.
Trifft nun Jene Potenz mit dem so vorliegenden Kranke
beitsfalle zusammen, so heben sie sich einander gegen^
seitig auf. Der Vorgang dabei ist ein rein dynamischer.
Es kann auch natürlich hier nur von Thätigkeilen die
Rede seyn, deren blos leiblicher Träger die Materie
ist, welche sich nach ihnen richtet und gestaltet.
Nach dem Bemerkten treffen also zteei qualitativ
gleiche Thätigkeiten zusammen. Zum Verständniss des
Vorganges muss aber ihre Entgegenstellung ^ ihr Ge-
gensatz vor Augen gehalten werden. Denn diese zwei
qualitativ gleiche Thätigkeiten sind sich einander doch
entgegengesetzt hinsichtlich der Richtung ^ von wel-
cher sie auf einander treffton. Wiewohl das Aeussere
46 Orifhuiiaölumdhuigem.
dauelbe^ was das Innere ist, so kann doch bei ihrm C7on-
flicte, indem das Innere herausbilden, was das Aeassere
ist, and dieses sich wieder im Innern festsetzen will,
keines sich gellend machen. In Wahrheit aber erei|>;.
net es sich, dass sie sich gegenseitig fesseln j lähmen j
au/heben i wie zwei gleiche Biilardkog^eln, welche in
diametral - entgeji^en^setzter Richton/c C mit ;;^eicher
Kraft) asf einander stossen; wie die b^den Pole
(Nord-, und Südpol) eines Ma^ets. Denn werden diese
letztem in Verbindung gebracht, so heben sie sich ge^
genseitig in ihrer Wirksamkeit auf. Keiner von ihnen
zieht nach ihrer Verbindung das vorgehaltene Elsen
wieder an, was doch vorher der Eall war.
Dieses hatte ich für die Lineamenle zur Gewinnang
einer richtigen Ansicht von dem Heil vorgange bei ei-
ner Behandlung der lürankheiten nach dem Principe
der Homöopathie.
Das Resultat aber von dem Zusammentreffen des
Mittels mit der Krankheit, stellt sich nach diesen Zn-
gen von selbst klar heraus. Darch diesen Conflict 4tT
zwei gleich en^Thätigkeiten, die sich in ihrer polarentj^^-
gengesetzten Richtung noth wendig aufheben^ wird Also
auch die in dem erkrankten Organismus einseitig hervor-
gebildete und dem Gesetze widerspenst^e Thatigkeit
eines Organs oder Systems (der Krankheitsprocess) utis-
gelöscht^ und somit das Leben von dem jn sein Gebiet
^agedruagenen und bereits selbstständ^g gewordenen
Feinde wieder befreit.
£s kehrt nun Alles wieder in die Geleise der Ge-
setzüchkeU zurück. Aber gleichwie auf dem Schlacht-
felde, sobald die Schlacht zu Gunsten seines recht«
Blässigen Kämpfers entschieden ist, verschiedene S|ni-
ren des Kampfes und Zerstörungen noch zurückbleiben,
welche erst die wieder eintretende Ordnung, der Fleiss
und die zweckmässige Thatigkeit des rechtmässigen
Besitzers vertilgen muss ; so auch auf Aßm Wablpiatze
der Kvankheit. Hit Materie ist der leibliche Träger
OHffimtiaöhandlungM. 4S
der Thfitigkeit Sobald sich diese verfindert^ verändert
sich auch ihr Leib; so dass es in Wahrheit weder
Krankheiten der blossen Kräfte^ noch blos materielle
Krankkeiten geben kann> Bei jeder Krankheit ist in-
oier Kraft und Materie zugleich verändertl
Ist aber auch die abnorme Thätigkeit aasgelöscht,
80 hat gleichwohl das zwar gerettete Leben noch die
materiellen Veränderungen zu vertilgen, ivelche wäh-
rend des tCrankheitsprocesses theils in seinem ursprüng-
lichen Sitze, theils fiber diesen hinaus eingetreten sind.
iBs ist dieses aber schon mehr ein Geschäft der Rei^
nigung und Wiederherstellung des vor der Krankheit
bestandenen Materiellen. Dem zufolge sehen wit aodi
die kritischen Vorgänge entstehen , welche ttprschie«-
deiie Aasscheidun^eii zu Tage fördern«
./ Dass der Heilvorgang bei einer Behandlung der
Krankheiten nach dem Princip der Homöopathie der
eben angedeotet« sei^ daför sprechen besonders gerade
üe frehdostiM Erfolge der Homöopathie. Denn wie
wiH man sieh das zuweilen augenblickliche Aufhören
•ineB heftigen Krankheitsdturmes, unmittelbar nach der
Gtanahme des faom. Mittels, z. B. das oft überraschend
MtfmeUe Nachlassen wfithender Zahnschmerzen, befti-
4fpt Kolikeii) beängstigender Erstickungsanfalle u. s» w.
besser erMären? Dies ist aber ein reichhaltiges und
^aiieh jateressaates Kapitel, wohl einer besondern Ab-
bandliMiig werth.
- fl}(Kr Ist auch der Ort, wo wir noch 4ler Meinang
•MaMsü's gedenken können, dass mit seinem Erklä-
i^ngsversüehe (S. 516) alle Eigenthümllchkeiten der
-flMmig ^rch Similia ,^im Einklänge ständen, so die
K«ANrderte verhältnissmässige Kleinheit und Seltenheit
-1?) der 6abe.^^ Indessen sieht der Leser aus dem Vor-
]^e(ragienen wohl schon deutlich genug ein , dass dem
-Hteht M sei, sondern .vielmehr da diese Eigenthftmlich-
k^tften auf einem andern and "wesentlich verschiedenen
\
48 (Mginalabhandhm$en.
Grande beruhen, von welchem die Ltneamente so se-
hen mein Bestreben war.
Uebrig^ens überlasse ich, wenigstens für jetzt, die
specielle Beurtheiiang der Indicationder hom. Heilme-
thode des Prof« Martin dem Leser* Dies um so metari
da diese Beurtheilung unter Einem mit der Betrachtani^
eines andern Umstandes vorgenommen werden kann,
welcher hier wenigstens genannt werden mnss* Es ist
diesen Ist das Princip der Homöopathie das vorzüg-
lichste, das beste Heilprincip; wie steht dann der so
oft, bis jetzt wenigstens nicht genügende Erfolg mit
dieser These im Einklang ? Dieser Einwurf ist nicht
mit ein paar Worted abzufertigen, sondern macht sei-
ner Wichtigkeit wegen eine besondere Betrachtan^
nöthig, welche die Schwierigkeiten der Aasführung
dieses Princips zum Gegenstande habep wird.
Blicken wir schliesslich auf die Vergangenheit ^ an-
sern Gegenstand betreffend, zurück; so finden wir, dasa
die Lehre von den Krankheiis-Specificig eine aUe Ist»
Prüft man sie aber, so ergiebt sich, dass das Princip
der Homöopathie ihre Basis sei. Namentlich war es
schon Paracelsus, dieser ausserordentlich geniale Arzt,'
welcher diese Lehre vortrug und darnach so grosse und
berühmt gewordene Curen vollbrachte. Merkwürdig
und hier am Orte ist das Urtheil, welches van Hel-
MOMT in seinen Schriften über Paracelsus' Curen ab-
gegeben hat. Es ist folgendes: „Graviorum morborum
myriades passim, velut falce demetendo, Herculis clava
trucidavit. Neminis apologum ago, fateor autem lubens,
illum potuisse per remedia sua sanare lepram, asthma,
tabem, paralysin, epilepsiam, caiculum, hydropem, po-
dagram, cancrum atque ejusdem vulgo incurabiles mor<-
bos. Atque hactenus fuit morborum fere omnium vindex
et sanator/^ Hiemit stimmt auch die Inschrift auf P^^
RACBLsus' Grabmal in Salzburg, wo er gestorben, über-
ein. Sie lautet: „Lepram, faydrjfpisin^ podagram alia-
que infanabilia corporis coütagia mirifica arte . sustulit«^^
Frageo wir tfber nach dem Vermöj^en, welches Pa-
RACKLSU8 AD • seüier Zeit so auffallende Coren voll-
bringen lless; so war es sein ausserordentliches Oenie.
Wenn wir aber llach desshalb das Genie hoch in Eh-
ren halten müssen; so muss dagegen so£:leich der Um-
stand herausgehoben werden, dass die Entdeckungen
des Genies zum vollkommenen ond sichern Gedeihen
der Kanst ond der Wissenschaft für sich keineswegs
genügend sind. ' Desshalb kömmt, wenn das Genie eine
neae ond wichtige Entdeckung gemacht hat, die Ar-
beit auinäehst auf den Verstand. Der denkende Geist
hat sogar oft erst darznthun, ob bei der fraglichen
Entdeckung nicht ein Irrlhum obwaltete. Es könnte
hieröber viel Nötsliches und Zeitgemässes l^eigebracht
werden; für unsern Zweck genügt jedoch schon die
Tbatsaehe, dass selbst die besprochene, für die The«^
rapie* so wichtige Entdeckung des Paraceltus auf
seine, so wie auf die flachste Zeit ohne wesentlichen
Einfioss blieb. Denn seine weit über 'seine Zeit hin-
Msreichendeii Blicke wurcfen weder von seinen Zeit-
genossen noch von seinen nächsten Nachkommen per^
stünden nnd ^gewürdigt. Erst dem Genie H ahnemann
war M vorbehalten, dieselben Blicke zu thun und, -—
was ein ausserordentliches Verdienst um die Medicin
ist, — sie festzuhalten, geltend und nützlich zu ma-
chen, so dass er mit vollem Rechte als der eigentliche
Stifter der Homöopathie betrachtet wird.
Daher denke ich dem Genie eine würdige und ge-
reebte Lobrede zu halten, wenn ich von ihm mit einem
geiatreichen Seher Folgendes aussage: „Das Genie,
trotz seiner wörtlichen Bedeutung, zeugt nicht, sein
Auge ist nur schärfer geschliffen und sieht eben, was
Hunderte vor ihm nicht gesehen haben. Es hat im
edelsten Sinne des Wortes Witz^ die divergirendsten
Enden von Erfahrungsfaden zu verknüpfen und Aehn-
liehkeiten aufzufinden. Die einfachsten Wahrheiten,
V09 denen wir sagen müssen: wie ist uns selbst das
nVGlSA. IM. X. 4
90 OriffinoioöhafuUtsn^^n*
nor nicht einj^efiallen? sind seine schönsten TrioaplM.
Was Tausenden' als ahnungsvolle EmpünifBmg in der
warmen Brost schwebt^ setzt sich an das kiMere G^
hirn des Genies als Gedankenkrystall an. Jener hn*
Genie, der zum ersten Male^ klar und einfach, lioeh
nicht Aasgesprochenes, noch nicht Geschantes, aber
stets Vorhandenes ausspricht oder schaut.^
3) Kleiner Beitrag zur vergleicliefiäen Therapie.
Von Dr. Schron zu Hof in Baiem.
Fast zu gleicher Zeit hatte ich vor Kurzem (Winter
88t-39) zwei Pneumonieen zu behandeln , und zwar eifr
zwei, als Kutscher dienenden, robusten und gesonnen
Bauerburschen in den zwanziger Jahren. Beide seböne^
kräftige, grosse Burschen, die von Krankheiten weni|^
erfahren hatten. — Der erste (Küntzel) erkrankte nnel^
einer Fahrt gegen stark blasenden Nordost-Wind. Br
hatte Mittags noch mit dem besten Appetit gegesaen
und dann gesund seine Eahrt vollendet» Nach iler
Heimkunft bekam er plötzlich Stechen in der linke»
Seite. Zugleich kam heftiger Frost, mit dem nach et**
ner Stunde Hitze wechselte. Ich ward noch jenen'
Abend gerufen. Der Kranke konnte sjch gar nicKt
mehr aufrichten. Die schmerzhafte Stelle war etwa Ten-
der Grösse eines Kronenthaiers. Man hatte glauben ntö*
gen, sie töne bei der Percussion etwas dumpfer, nls'
die, Umgegend, es war aber unbedeutend. Pas Respi«
rationsgeräusch war an jener Stelle nur schwach, mtt«*
unter knisternd zu hören. Das Fieber war sehr heftig
(mehr als 100 starke Schläge). — Ich gab Aconit \n
Wasser, und Wasser nach Belieben zum trinken, sonst
nichts.
Am zweiten Tag war der Schmerz wie am ersten.
Der Athcm war kurz und Äusserst sehmerabringend ,
die Stiche heftf^* Die Percussion der kranken Stellt
war offenbar dumpf und das Respirationsjrerüaseh war
ein bronchiales mit unterlaufendem Knistern und Hö^
cheln. Beim Sprechen Bronchaphonie. Einiger Husten
mit etwas wässrigem, blasigem Auswurfe. — Fieber
äusserst heftig (110 starke Schläge). Aconit mit Bryo-
nia in Wasser wechselnd — Wasser zum Getränke.
Am dritten Tage nach sehr schlechter Nacht gleiches
Stechen mit Oppression auf der ganzen Brust. Per«
cussionston dumpf, Respirationsgeräusch fehlt, nur zu-
weilen ein schleimiges Röcheln. Viel Husten mit bla«
sigem, blutigem Auswurfe. Galleerbrechen zu wieder«-
holten Malen. Angst — Kleinmuth. Ordination die-^
selbe. Am vierten Tage Alles beim Alten, auch ein-*-
maliges Galieerbrechen. Auch am fünften Tage keine
auffallende Aendernng, nur die Haut wird febcht. Die-
selbe Ordination. Es folgte eine bessere Nacht. Am
6ten Tag weniger Stechen, etwas freierer Athem^
Mundausschlag, starke. Schweisse, Urin noch tröb.
Puls 90 Schläge. Am 7ten Tage nach ruhiger Nacht
fast kein Schmerz mehr, nur beim Tiefathmen noch
schwache Stiche, ungeheurer Schweiss. Auch der Urin
macht einen Bodensatz und ist darüber hell, der Puls
75 Schläge. Der Blutauswurf hat sich in einen mehr
gelblichen, mitunter graulichen dicken, zuweilen bin-
tig gestreiften Schleim verändert. Knisterndes Respi-
rationsgeräusch. Starker Mundausschlag, bestehend
ans, mit heller Flüssigkeit gefüllten, Bläschen aus ganx
schmalen hellrothen Hallonen. Die Bläschen sind an
diesem Tage theilweise schon geplatzt, mit gelben, fast
durchsichtigen Schorfen bedeckt. Andere stehen noch
wasserhell. Puls 75. Die Ordination blieb immer die-
selbe — es wurde etwas leichte Suppe erlaubt. Am
loten Tage fuhr er wider meinen Willen seinen Herrn
(Freiherrn von Waldenfels auf Gnmpertsreuth) bei rau-
hem Wetter wieder spatzieren, so weit war seine Ge-
nesung bei gleicher Ordination, wie an den vorher-
4.
M Ori^aiabhandiungen.
^henden Ta/ren, gediehen. Er bekam weiter keine
Arznei, aber desto mehr zu essen. Seine Ijiid^ ist
seiner Yersicheronjr nach so frei, wie vor der Krankheit
Unterdessen hatte ich den andern Kranken (Enden)
fibcrnommen. Ich kam erst am zweiten Tajf der Krank-
heit zu ihm. Alles /g^enau so, wie am zweiten Ta^ bei
Köntzel, nur noch grössere Angst mit der Bitte, ieh
möge ihm doch Blut nehmen lassen. Es hatte ihn
diese Idee wahrscheinlich eine andere Person bei|[;e-
bracht. Ich wollte anfangs nicht einwilligen — es iie-
stimmte mich indess die Idee zur Anordnung einer ¥e-
näsection von IS Unzen, dass ich hier eine VeruM-^
ehung des Krankheitsverlaufes zweier fast ganz /Rei-
cher Fälle bei vorgenommenem, wie bei unterlassenem
AderiHss anstellen könne. Sonst bekam E. dieselbe
Arznei wie K. Allerdings verlief die Krankheit an-
ders. — Die stethoskopischen Lungensymptome waren
ganz dieselben, wie bei K.; der Stichschmerz war weit
unbedeutender, das Fieber verlief gelinder, der Kranke
war ruhiger. Es fehlte die Heftigkeit der Beaetiens-
Symptome des integern Organismus. Dafür blieb die
Haut trocken — es kam kein Mnndaussehlag hervor^ ea
entstand kein Gallerbrechen. Der blutige. Auswarf
dauerte fort^ der Puls wurde tiglich kleiner und wei-
cher. Am 7ten Tage bei vielem Hüsteln scbmntxig
braungefarbter wassriger Auswurf, der oft verschluckt
wurde. Der Kranke antwortet trag und matt Er klaj>^
nichts, aber seine, mitten braun belegte, Zunge so trocken
wie seine Haut, sein Unterleib etwas aufgetrieben. Die
Bespiration wird schnörchelnd, ohne hörbares Gerinseh
an der kranken Stelle — es drohete ein Status ner*
vostts — er war respective schon theilweise eingetre-
ten. Ich liess das Aconit weg und gab nur Bryonia»
Der Kranke blieb in diesem Zustande bei gleicher Be-
handlung bis zum ISten Tag. Am 14ten Tag wurde
die Haut feucht und die Sehweisse nahmen den ganzen
Tag zu -- auch die Zunge wurde an den Bindern
Originalabhandlungen. 53
wieder feucht. Der Husten war kurz und hSufiji^ — för-
derte wenig Auswurf mehr, der Urin wurde über einem
Bodensatze hell. Nun gieng es wohl (ägiieh besser,
aber am 21ten Tag lag er noctit im Bette. Er konnte
sich lange nicht erholen. Ich unterstützte ihn mit China.
Elr hüstelte noich geraume ^eit, glaubt aber jetzt seine
Lunge wieder gesund* Auch ist das Respirationsge-
rfiusch an der krank gewesenen Stelle wieder normal.
Diese Beobachtungen veranlassen zu folgenden Be-
merkungen: « /
a) Es alterirte die Anwendung oder Weglassung des
Aderlasses in zwei fast gleichen Fällen von exquisiter
Pneumonie bei fast gleichen Subjecten, zu gleicher
Zeit und in gleichem Verhältnisse den Rrankheits- Ver-
lauf bedeutend.
b) Ohne vorgenommenen Aderlass wuchsen unter
hom. Behandlung (und wie wir oft gesehen ,,wachsen^^)
die Symptome mehrere Tage auf eine beunruhigende
Weise, aber es führen diese lebendigen und unge-
schwächten allgemeinen Reactionssymptome die Krank-
heit schneller durch ihre Stadien und bereiten bald eine
vollkommene Krise, welche in den meisten Fällen von
Pneumonie (Ich habe es in diesen Monaten November
und December 1838 wieder an mehreren Fällen beob-
achtet) in dem phlyktänösen, oben beschriebenen Mund-
ausschlag zuerst aufzutreten pflegt. (Ich habe in diesen
Tagen einen Fall beobachtet, wo die Eruption die
ganze Oberlippe bis zur Nase und einen grossen Theil
der Unterlippe bedeckte^ Gegen' den 7— 9len Tag be-
ginnen die Urinkrisen und so lange sie fehlen, hebt
sich die Krankheit nie völlig. Das gallige, eigenwil-
lig auftretende Erbrechen am 2-'4ten Tage ist bei Be-
handlung von Pneumonieen mit specifisehen Mitteln in '
neuerer Zeit eine fast constante, einen guten Ausgang
verkündende Erscheinung. Das, Brechmittel scheint,
bei obwaltender galliger Complication, durch die Bryo-
nia erspart zu werden« n
V
\
M Originalabhandtungen.
c) Der Krankheitsverlauf bei an^steilter Bloteat*
zxehvLng war ein lahmer. Die Reactionssymptome un-
bedeutend — aber dafür auch die Krise nicht besohlen«
nif^end. Mundausscblag, dies erfoln^reiche kritiMhe
Symptom, kam nicht zu Stande und die Urinkrisen erat
sehr spät. Wäre die Haut trocken geworden, so wSre
ein bedenklicher Zustand aufgetreten.
d) Ich vermuthe, dass massiger Aderlass allein nfebt
80 deprimirend wirke, wie in Verbindung mit dem Ge-
brauche von Aconit. Ich habe gesagt, ein „mässi/^es^
Blutentziehen, denn dass nach hämatomanischen Orond-
sätzen fortgesetzte Blutentziehungen das Leben ganz
allein erschöpfen können, ist natürlich. Es werden
aber so viele Pnenmonieen mit Blutentziehungen be*
handelt, ohne dass nervöse Symptome sich entwickeln.
Aber das, die allgemeine Blutreaction offenbar in
Schranken zwingende Aconit^ neben dem positiven
Schwächungsmittel der allgemeinen Blutentziehon|^
scheint zu deprimirend auf die Blutthätigkeit zu wirken.
e) Es zeigt obige Beobachtung, dass die Behand-
lung ohne Blutentziehung einen kunstlichen Schwäche-
zustand, der den Kranken in der Convalescens nicht
wieder zu Kräften kommen lässt, nicht herbeifähre,
wie dies die Behandlung mit Blutentziehungen offenbar
thut. Nach gehobener Krankheit stehen die, specifiseh
behandelten. Kranken verhältnissmässig viel eher vom
Krankenlager auf und bekommen sehr bald ihre Krifte
wieder, während bei der Behandlung nach allgemeinen
Indicationen dem Organismus so zugesetzt wird, dass
er sich lange nicht, oft gar nicht mehr erholen kann«
Namentlich ist dies der Fall nach Blutentziehungen.
4) Verschiedene Mittheilungen aus der ärztlichen
Praxis. Von Dr. Sebin, pr. Arzte zu Heidelberg.
In vielen Brechdurchfällen der Kinder habe ich seit
Jahren den Arsenik als ein Hauptmittel kennen gelernt
OriginalabhafMungetK t&
leb wiederhole naich Umständen die Gabe C— Smal iai
Ta^. leb glaube nicht, dass ich Eingeweihten biemit
etwas neues sage, will daher nur eine hieher gehörige
Beobachtung mittheilen.
Anton Wald, Kind, 15 Wochen alt, hat seit seiner
Gebart eher ab- als zugenommen. Es schreit Tag und
Nacht und selten schläft es langer als eine Stunde.
Die 8tulile sind häufig, grün und schleimig, oft; mit
geronnenen Massen untermischt. Das Erbrochene ge-
ronnener Flüssigkeit hat seit 2 Tagen aufgehört. Cha-
momill 1. in gutt täglich 2mal, 4 Gaben, machte die
Stähle geregelter; dabei weniger Schreien. Die^ bedeu-
tende Abmagerung und der leidende Ausdruck der
Gesichtszüge jedoch liess nur eine schlechte Prognose
zu, die Eltern sahen dies selbst ein und hatten wenig
Hoffnung, das Kleine zu erhaUen. Nach einigen Ta-
gen erschienen Durchfälle und Erbrechen wieder in
der angegebenen Form, aber viel stärker. — Arsenik
<nach 12 Stunden repetirt). — Hierauf besser ^ und
nachdem in 3 Tagen sechs Gaben genommen waren,
konnte ich die Arznei aussetzen. Es erholte sich in
Kurzem schnell und es ist kein Röckfall mehr einge-
treten.
Cephalalgia. Ein Knabe von 12 Jahren leidet ohne
bekannte Veranlassung seit mehreren Tagen an den
heftigsten Anfällen eines besonders den vordem Theil
des Kopfes einnehmenden Schmerz mit grosser Empfind-
lichkeit gegen das Licht. Während solcher Anfälle,
die mehrmal des Tages kommen , bewegt er den Kopf
beständig hin und her oder stemmt denselben mit aller
Gewalt an harte Gegenstände, wozu ihm bald die Wand,
bald der in der Nähe seines Bettes stehende Schrank
dient; ist ein solcher Anfall vorbei, so fühlt er sich
ganz wohl, nur matt und kraftlos sucht er die Ruhe.
Durst, Appetit, Stuhl, Schlaf bieten nichts bemerkens-
wert hes dar, auch gab das bisherige Befinden des
Kranken keinep n&bern Aufschluss. Fürchtend, es
Originalabhandlungen^ W
nng seiner SchmerAcn. Ich reichte ihm 4 Gaben Ar-
senik 12, wovon Morgens und Abends eine Gabe za
nehmen. Schon nacb dem ersten Pulver waren die
Schmerzen sehr mässiji^, verschwanden auf das zweite
ganz und kamen nicht wieder. Er nahm die übrigen
siwei noch im Verlaufe von 2 Tagen , um desto eher
einem etwaigen Rückfalle vorzubeugen.
Ulcus phagadänicum. Ein kräftiger 20er, der nodi nie
krank war und ausser häufigen Erkältungen als Kut-
scher keine Veranlassung anzugeben weiss, dessen Va-
ter, so viel er sich erinnert, an fressenden Fussge-
schwüren litt, bemerkt seit ohngefähr 7 — 8 Wochen
brennende Schmerzen an der innern VVangenfläche, die
bis jetzt von Tag zu Tag heftiger werden. — Die
Untersuchung der Mundhöhle Hess ein tiefes rundes
Geschwür von ohngefähr 4 Linien Durchmesser, und
aufgeworfenen Rändern erkennen^ es wur^de Eiter,
manchmal mit Blut gemischt, abgesondert. Ich reichte
4 Gaben Mercur in 1' Verreibung, womit Fat. dann auf
14 Tage verreiste. — Zurückgekehrt, hatte das Ge-
schwür beinahe einen Zoll im Durchmesser, hat durch
diese Vergrösscrung selbst einen Theil des Zahnflei-
sches der hintern Backenzähne in Mitleidenschaft ge-
zogen, die Geschwärränder jetzt ungleich zackig, der
Grund schwammig, die Schmerzen bedeutender. Das
Ganze machte mir und einem Collegen, der gerade bei
mir war, den Eindruck, als ob das Leiden krebsiger
Natur wäre. Arsenik 0, gutt. 10 mit 300 Tropfen Was-
ser und etwas Weingeist, wovon täglich 2mal 10 Tro-
pfen zu nehmen. Den folgenden Tag gieng Fat. wieder
auf eine viervvöchentliche Reise, wo ich ihm nur em-
pfahl, sich so viel möglich von allen scharfen Speisen
zu enthalten und den Mund recht oft mit kaltem Was-
ser zu reinigen. Bei seiner Rückkehr fand ich das
Geschwür vollständig geheilt. Fat. hatte im Ganzen
Vi« Gran Arsenik erhalten.
Variola. Bei einer in Winter 1896 ond im rrfilijihr
1837 hier und in der Umhegend herrschend gewemWiB
Blatterntepideinie hatle ich Gelegenheil , tine Mengt
Fälle asa beobachten, wovon ich einigte hier anjpeiMB
wilL Der erste Fall betraf ein M&dchen in den 40»,
▼on scrophnlösem Habitas. Gleich beim Begiimen der
Krankheit liess der torpide Character des Fiebers, Biet«
fliiss eines dünnen schwarzen Blutes, aus Nase, Scheide
und After, blaue Farbe der Haut, nichts Gutes ver-
mulhen, die Poeken bildeten sich nur lano^sam aus,
flössen in dem unglaublich angeschwollenen Angesichte
zusammen, wurden zur Zeit, wo sie hätten trocknen
sollen, zu brandigen Geschwüren und trotz Rhas, SnI-
, phur, Arsenik, Carbo veg., konnte ich das tragische
Ende nicht verhüten.
Joh. Hänsser, ein robuster 40er, klagt ohne bekannte
Veranlassung seit 24 Stunden über Schwerathmigkeit,
Brnststechen und trocknen Husten, Schmerz im Kopfe
und Unterleibe. Frost machte gestern den Anfang,
jetzt starke Hitze bei trockener Haut, 80—90 Puls-*
schlage. Jede Bewegung vermehrt die Brustschmer-
zen. Am 11. December 1836. 4 Gaben Bryonia, 19
gutt, je 4 Stunden eine zu nehmen. Am 12. besser ,
so dass ich keine Arznei reichte. Am 13. fand ich den
Hals und die Brust mit einer grossen Menge rother
Stippchen bedeckt, auf einigen schon kleine Bläschen
sichtbar. Rhus 12 gutt., alle 2 Stunden eine Gabe C6
Gaben). Am 15. Der ganze Körper mit Bläschen über-
füllt, im Angesicht stehen sie so dicht, dass mehrere
immer zusammenfliessen und Blasen bilden, starke Hals-
schmerzen, gelindes Delirium. Belladonna 12 gutt.,
nach 12 Stunden zu repetiren, wenn keine Besserung
eintreten sollte. Bis zum 20. gieng Alles so gut, als
es die Umstände erlaubten. Jetzt aber ändert sich
schnell der Character der Krankheit, der aus den ge-
platzten Pusteln im Angesichte ausfliessende Eiter
trocknet nicht, sondern fliesst über das Kinn herab,
Oriffinalabhanäiungen. 89
es verpestet etn färchterlicher Gestank die Zimmerlaft
(ein enger Raum, den er mit seiner Fraa and vier klei-
nen Kindern bewohnte), die Pnsteln der Extremitäten
trocknen nieht, werden nur welk. Aas Nase and Mand
werden häatige Stocke ausg:ewoyfen. Er verfiel in ei-
nen schlafsäcbtig:en Zustand, der Odem wurde röchelnd
and am 84. machte der Tod der Scene ein finde, ohne
dass China, Arsenik, Snlphnr im Stande gewesen wfi-
ren, nur die geringste bemerkbare Wirkung hervor-
2abringen. Das hier nrientbehrliche Mittel (Chlorräa-
cherungen) konnte wegen Mangel an Ranm nicht ener-
gisch genng angewendet werden.
Glücklicher endete folgender Fall, der an Intensitit
den eben beschriebenen weit übertraf.
Herr Seh., ein Dreissiger, leidet schon seit mehi*ern
Jahren an öfter wiederkehrender Blasenrose \m Ge-
sichte (wogegen ich mit Erfolg ihm Belladonna und
Graphit gereicht hatte), nach dem letzten Anfalle, der
nur unbedeutend war, war er fast drei Monate ganz
verschont, was früher nie der Fall gewesen. Am SS.
April 1837 erhielt ich Nachricht, dass seine Rose in
grosser Heftigkeit wieder erschienen sei, wesshalb ich
ihm 6 Gaben Belladonna (.3. Verd.) sandte, wovon er
zwei bis dreimal im Tage eine Gabe nehmen sollte.
Am 25. bat er, der 4 Stunden von mir entfernt wohnt,
mich um einen Besuch, denn, obgleich die Geschwulst
fast ganz verschwunden sei, so fühle er sich doch gar
nicht besser. Ich nahm folgendes Bild auf: Anfälle
von Frösteln wechseln mit starker trockner Hitze, Durst,
belegte Zunge, bitterer Geschmack, R/iuspern bittern .
gelben Schleimes, die Haut trocken, gelbe Farbe der
Scierotica. Schmerz in der Stirne, dem Rücken und
den Gliedmassen durch jede Bewegung vermehrt
Stuhl selten, hftnfiges Drangen auf den Urin, wovon
nur wenig abgeht. Gestern und ehegestern Galler-
brechen, verflossene Nacht gelindes Irrereden. Ich
reichte 8 Gaben Bryon. Vs, welche den Tag über zu
00 Ori^alaöhandlungen.
nehmen, sollte in kommender Nacht die Ufimhe and
Hitze bedeutend werden, so ist von Aconit 6. Gebi'aiidi
KU machen, das ich für diesen Fall hinterliess. — An
f6. Die Nacht gieng gat vorüber, doch diesen Mor-
gen bekam er wieder starke Hitze mit Brennschnien
dber den ganzen Körper; beides llisst seit einigen
Stunden nach, seitdem sich rothe runde Stippchen im
Angesicht, auf Hals und Brust zeigen, auf denen schon
mehrere kaum merkliche Blässchen sichtbar sind. Nach-
lass der Kopf- und Rückenschmerzen« Weniger Drang
auf den Urin, der in grössern Quantitäten entleert wird.
3 Gaben Rhus Vi«) nach je 6 Stunden eine za nehmen»
Am 87. hatte sich der Ausschlag auch über die Glied-
massen ausgedehnt, öfter wiederkehrende Anfalle von
Unruhe, Hitze und Bangigkeit. 5 Gaben Rhas Urtinc-
tur, gutt. Vs, alle 3—4 Stunden eine za nehmen. Am
88. Das Angesicht, selbst der behaarte Theil des Ko*
pfes sehr geschwollen, die Bläschen hier die Haut wa*
nig überragend, obgleich sehr gefüllt, mit Centralgrn*
ben. 4 Gaben Rhus toxic. 1., gutt 'A, alle 4 Stunden
eine Gabe. Am 89. Die verstopfte Nase ist sehr ge-
schwollen, so wie die Lippen ; Halsschmerz beim Schiin*
gen. Belladonna ^/s nach 6 und 12 Stunden repetirt*
Den 1. Mai. Die Blüschen im Angesichte fliessen za-
sammen, mehrere sind schon geplatzt, die Flüssigkeit
trocknet zu gelben Krusten, an den Beinen werden
die Bläschen welk, bläulich, so wie die zwischenlie-r
genden Hantstellen; Gefühl grosser Schwäche, doch
ist die Gesichtsgeschwulst vermindert und die Hals-
schmerzen ganz verschwunden. Die Ausdunstung des
Kranken verdirbt die Zimmerluft. Es wird für die nö-
tbige Reinigung Sorge getragen , kräftige Diät ^an-
geordnet und Rhus und Sulphur in 1. Verdünnung ab-
wechselnd dreistündlich gereicht. Ohne bemerkenswer-
the Erscheinung trocknete der Ausschlag schnell, doch
fielen, die dicken Borken im Angesicht nur langsam ab
und hinterliessen bedeutende Narben, an den Extremi-
OriginaiabhafMungeH. 61
tüten bildeten die vertrockneten Pusteln nar dünne
braane schuppenarti/g^e Krusten. Am 7. Mai konnte icli
die Arzneien aussetzen und den Kranken am IL aus
der Behandlung entlassen,, der bis jetzt, wo ich dies
schreibe, Januar 1839, keinen Anfall seiner Gesichts-
rose gehabt, sich überhaupt wohler fühlt als lan^
Jahre vorher.
Affeclio 9CorbiUica. Bayerle's Kind, ein Knabe von
t Jahren , hatte vor Kurzem die Masern , wobei , da
sie regelmässig verliefen, zwar keine ärztliche Hilfe
gesucht worden. &$eit mehreren Tagen aber nimmt
nachstehendes Leiden einen bedenklichen Character an :
Zahnfleisch schwarz, schwammig, wie in dem in Menge
abgesonderten Speichel zerfliessend, in Flocken von
den Zähnen abgelöst. Alle Schneidezähne sind los,
einer derselben ist schon ausgefallen. Schwäche sehr
gross, Mundgestank aashaft. Er erhielt am 24., S&»
und S6. Mai 1838 Morgens eine Gabe China Vis und
Abends eine Gabe Arsenik Vso und am S7. war die
Besserung so weit vorgeschritten, dass ich^ keine wei-
tere Arznei mehr für nöthig hielt« Ich sah ihn nach
einigen Tagen frisch und gesund.
Scarlalina. Ein sonst gesundes Mädchen von 8 Jah-
ren hat seit einigen Tagen starke Fieberhitze, viel
Durst mit Appetitlosigkeit, Schlingbeschwerden« Da
die Erscheinungen stündlich an Heftigkeit zunehmen,
so verlangt man Hilfe, die bisher vergeblich von Lin-
denbiuthenthee erwartet wurde. Am Hals und auf der
Brust Scharlachröthe mit kaum sichtbaren Frieselbläs-
chen. Die Krankheit machte ihren regelmässigen Ver-
lauf. — Um die Geschwister, welche Morgens spie-
lend mit dem Kranken das Bett theilten, vor Anstek-
kung zu schätzen, reichte ich dem Knaben von 4 und
dem Mädchen von t Jahren je 8 Stunden eine Gabe
.Aconit S4. p* gtt.; Jedes mochte ohngefähr 4 Gaben er-
halten haben, als beide in der Sten Nacht starkes Fie-
ber bekamen, der Süssere Hals und Angesicht schwol-
6t ' (Mfinmiabhandlyn^en.
len an mit marmorirter Rothe, Lichtscbeae. Da dieat
Röthe nicht jene des Scharlachs und kein Halascboien
dabei war, hielt ich dies für Wirkon^: des Aconita)
reichte etwas Essi^ als Antidot Aind bis t^m, Abends
war alles beim Mädchen, bis zum kommenden Moripea
beim Knaben verschwunden. — Von Scbarlachfieber
beide verschont, doch lässt die Reaction auf Aconit
vermuthen, dass schon Ansteckung Statt /erfunden hatte.
Ery^ipelM fadet Nach meinen Beobfcchtanjcen ist
die Gegenwart von Wasserblasen oder das nicht Vor*
handenseyn derselben kein hinreichender Grand xnr
Wahl de» Rhus toxic. oder der Belladonna. Viel ai*
cherer werden wir handeln, wenn wir auf die befiel*
tenden biliös gastrischen Erscheinungen unser Aa|i^ea*^
merk haben. Treten diese mit in das Krankheitsbiidj
so reiche ich Belladonna^ wo nicht, Rhus toxicoii« -^
Beide Mittel gebe ich 8—4 Mal im Tag zu 5—10 Tro-
pfen der 1. oder S. Verdünnung oder zu Vio — Vn Tro*
pfen primitiver Tinctur, bis ich Einwirkung sehe, wo
ich dann aussetze oder seltener nehmen lasse. Wobt
sehen wir auch Heilwirkung von hohen Verdünnungen^
wo aber schon manches gebraucht wurde, wo wir nicbt
alle fremden Gerüche vermeiden können^ wo wir hin-
sichtlich der Diät vielleicht manches zu befurchten ha-
ben, wirken stärkere Gaben schneller und kräftiger.
Epilepsia. Heinrich Engesser, 33 Jahre alt, hatte
in seinem 25. Jahre als Soldat die Wache im Theater^
dort ergriff ihn eine Scene (in welchem Stücke konnte
er mir nicht sagen) so, dass er schon in der kommen-
defn Nacht einen l^rampfanfall hatte, er bekam seinen
Abschied, gieng in seine Heimath, das Leiden setzte
oft für längere Zeit aus, er heirathete, wo dann die
Anfälle wieder kamen und in neuerer Zeit an Heftig-
keit und Häufigkeit immer mehr zunehmen. — Unver-
routhet oder auch nach vorangegangenem Kopfschmerz
verliert er, doch vorzugsweise nur zur Nachtzeit, das
Bewusstseyn, es krumrot ihn nach hinten, so dass er
OripiM^bhandkmgen. 68
auf Kopf und Fersen liej^end, einen Halbzirkel bildet^
er schlägt uro und stürzt, wenn er nicht gehalten wird^
£um Bett heraus, heftige Stösse erschüttern ihm den
Körper, besonders die Brost, Schanoi mit Blut gemischt
tritt zum Munde heraus. Mach 10 bis 15 Minuten las-
sen die Krumpfe nach, doch die Bewosstlosigkeit hält
noch 5 — 6 Stunden an, er redet verworrenes Zeug,
wovon er später nichts weiss, und entleert Stuhl und
Urin in jeder Ecke des Zimmers, wenn er nicht daran
giehindeit wird, heftiger Frost, wobei der Körper kalt
wie Eis, beendet den Anfall. Die hierauf folgende all-
gemeine Abspannung sowohl des Geistes als des Kör-
pers macht ihn 1 — t Tage für sein Geschäft als
Schreiner untauglich. Ich reichte ihm den 14. Juni 1896
Ignatia 6., gutt. 1, 4 Gaben, wovon je 3 Tag eine zu
nehmen. Am 4, Juli Nachricht, dass er bisher keinen
Anfall gehabt. Er erhielt dieselbe Arznei in gleicher
Quantität und ebenso zu gebrauchen. Am (3. Juli
worde mir berichtet, dass zwar die Anfälle nicht wie-
der gekommen , dass er aber immer an Schwindel und
„Brennen in den Ohren ^^ leide ^ Sepia 2., gr. 1, je 4
Tag eine Gabe (4 Gaben) beseitigten auch diese lle^
scbwerden und er hat bis jetzt , December 1838, nichts
mehr von seinem Leiden bemerkt.
II.
Kritisches Repertoriiim der Journalisfik onl
Literatur.
t) Archives de la med. homoapathique. JunmslSBS,
1. Von der Zukunft der Beitkunde^ von Ihr. Bumt
9U Warschau. Lances und breites Gerede, för^^€na»
teur^^ geschrieben, d. h. fär Lnien ond gens da mondtl
Reiner, allerreinster Hahnemannismus! Vertheiiii^;^af
desselben! Aaf/^ewärmter Kohl! Der Titel ist oicht
im Geringsten /^rechtfertigt; von der Znkimft der Heil-
kunde wird gar nicht gesprochen , nicht einmal b»»
scheidene Blicke in die Zukunft selbst finden wir. Mit
einem Wort : der Isrnge und leere Aufsatz ist eine baait
Lobhudelei des ^jMeisten.^^
2. Academie des sciences tm Paris, Man weiss f
dass die fran/.ösische Regierung die Acad. des sciences
beauftragt hat, eine Commission zu ernennen, um In-
structionen für die wissenschaftliche Algier'sche Com-
mission aufzusetzen. Dfes ist nun geschehen. Abago
hat fiir Physik, Meteorologie, Geodaesie und Astrono»
mie sehr interessante Fragen zu lösen aufgestellt. Dr.
Serrbs wai* mit den medicinisehen Fragen beauftragt.
Dieser grosse Anatom gibt nun folgende Instructionen:
Man solle vor Allem die endemischen Krankheiten vor-
nehmen; ihre Ursache liegt meistens in topographischen
66 Krü. BeperiorUtm.
die 'andern in den Innern SGliIcimhiaten h&ttenf^' Wenn
dieser Satz sich bewahren würde, so meint die Red.
der Arch., dass für die Therapie ond namentlieh fär
die specifische viel gewonnen wäre; denn alle ubrigea
bekannten eroptiven Krankheitsformen werden jetst iiait
specifischen Mitteln behandelt; and vielleicht wurde
dies auch in der . Folge mit obengenannten epidemi-
schen und so gefahrlichen Krankheiten geschehen kön-
nen. ♦)
Im Jahr 1785 (bemerkt die Red. der Archivea) be-
reiste PoiRET die nördliche Küste Africa's^ ond fand,
dass beinahe alle arabischen Stämme mit der KratM
behaftet waren. Das allgemeine Vorkommen dieaer
Hantkrankheit könnte uns erklären, warum aach Lepra
nnd Elephantiasis so allgemein unter jenen arabisehen
Stämmen sich vorfinden. Es wäre noch zu bestimmen,
in wiefern die psorische Dyscrasie bei den Arabern die
Pest begünstige. — Phthisis tubercolosa ist ebenfalls
in Algier sehr gemein, und dass sie auf psorischer
Anlage fusse, scheint ebenfalls eine ausgemachte
Sache zu seyn. Die schnellen Temperaturwechsel in
der Algeria Scheinen = gleichfalls die Entstehung der
Phthisis tnberculosa zu begünstigen.
3. Police correctionelle %u Paris. ~ Dieses poli-'
zeiliche Tribunal hatte nämlich einen für die Medicina
förensis in Krankreich wichtigen Fall zu beurtheilen.
Dr. WiBSECKE, wie ans allen Zeitungen bekannt, ist ejn
grosser hom. Charlatan; er selbst schrieb famose ihn
selbst betreffende Artikel in die öffentlichen Blätter,
und seine ^^Puffef^^ standen den Verwegensten in Eng^-
land in gar nichts nach. Er gab den Kranken die
Arzneien selbst^ und da die Gesetze in Frankreich dieses
*) In Deutschland ist durch Eisenmann seit wenigen Jahren die
Pyrea -Theorie aufgestellt worden, mit welcher die Frage des Hm.
Sbrrbs fast ganz misaaiBienstimnit. Innere Abschläge, Enantheme
liegen darnach auch den grossen epidem. Krankheiten zum Grunde.
Man vergleiche auch Bauaittbl, H^^gea VII. 404, wo mehr davon di«
Bede ist. — D. Red.
KrU. Reperlorium, 0/
verbieten, wenn Apotheker im Orte selbst, wo der Arat
wohnt, existiren; so wurde Dr. Wif;sKC]UB *) zu einer
Busse von 500 Fr« ve^urtheilt. Das Jugement shgt
ausdrüeklich, Dr. W. könne nicht behaupten, da89
seine Arzneien in Paris in den Apotheken sich nicht
vorfanden, denn es ist allbekannt, dass eine sehr ge-
schätzte hom. Apotheke zu Paris bestehe (die des Hnu
Weber aus Buchs weiter im Elsass gebürtig. Ref.)«
Es ist merkwürdig, dass der königl. Procurator in sei-
nem Requisitorium zu verstehen gab, dass das Geseta
schlecht und absurd sei; allein: Dura lexsedlex^ man
müsse es vollziehen. „Wendet ench^% sagte er, „an
die Kammern, und begehrt die Verbesserung des Ge-
setzes.^^ — ^Da nun das Gesetz bestehet ^% sagit die
Red. der Archives, „und wir uns nicht alle Tage auf
den Bänken des polizeilichen Tribunals mit dem königL
Procurator herumschlagen wollen, so isi's das Beste y
wir unterwerfen uns dem Gesetz, versichern uns der
guten Bereitung der Arzneien bei gewissenhaften Apo-
thekern, wie es deren in Paris mehrere giebU Uebri-
gens gewinnen wir Zeit, wenn wir die Bereitung der
Arzneien den Apothekern überlassen. Aber, wendet
man ein, der Kranke kann den Namen der Arznei auf
dem Recept lesen! wird er nicht bei Namen Arsenik,
Belladonna n. s. w. erschrecken, und fürchten, vergif-
tet zu werden? Sollten solche ängstliche Naturen vor-
kommen, so ist es ein leichtes, die Patienten za
täuschen, conventionnelle Namen zu schreiben n. s. w«
Kurz wir haben von jenem absurden Gesetze nichts zu
fürchten; wenn wir. uns ihm auch unterwerfen, so kann
es unserer guten Sache nicht im mindesten schaden !^^ -—
So die Red. der Archives.
Juli 1838.
h Allgemeiner Ueberbück über die Homöapathiep
*) Diener WiRSECKB ist ein warnendes Beispiel für alle, welche
sich zur CharlaCanerle neigen , deren leider eben Dtobt selir Wenige
sind. — Gn.
5.
«M Dr. Btcmu Wiederui eise fauwe wmk breiie IM«
•hae Werth, fir ^^geiw da MiWte.'' —
9. PrmktUehe Beobaehiyngenj mr Ar* Ms^
mAND. — a) Eioe blonde Duie in dea
wwde in FebroMr 1838 vm einen hclligeD MrttcrMnt
tvu befallen. Der berbeijs^erafene Am lieaa sai Ader,
wandte iaaeerifefa kalte Wascbanf^ea an; der Uofge
Blotflass hörte aof, an einen beetiadiitea aber ga-
rittj^en Verloste Plata aa nachen. Yergebeaa wnrdni
hatg fbrt/cesetzfe Martialia gegehen. Die DaaM bäeb
eebwaeb, sie verabeehiedete ihrea Arat and liaas On
LaiioaaAiiD rafen. Dieser Arat nahn ein jj^naaea Kran-
keaexanea vor, ond es eri^ben sieh alle Sjnptaaw^
die naeh einen lanj^en anhaltenden Blatverlast bei reiz-
baren Fraoenainnern einaotreten pfle^^en. Belladonna
& aatzte weni^^, desto nehr Palsatiila 4., weleha Aaa-
aei nach der zweiten Gabe einen hiufi^ern Blatah|eaa|;
an Weilte brachte, der aber aar eine Stande daneitas
die BessemnK schritt bedeatend, Ta^ vor Tmg^ vor«
wtfrts, und nach einer Dose Belladonna and Ptaftim
war Fat in zwölf Tttgen vollkomnen hergestdUl» — •
b) Ein anderer Fall von acuter Metrorrhagie wfihrend
der Reg^el, nach einem Starze aof den Boden von al«
nem Stahle herab, wurde mit Betiadonna and Armica
geheilt, c) Schnelle Förderung der Entbindung einer
kreisenden Dame, durch Secal, com. 4., bei grosser, al^
gemeiner Schwäche and vergebenen, falschen, frucht-
losen Wehen — IV« Stunden nach der ersten Gabe
war die Dame von einem gesunden Knaben entbunden. —
d) Ein lOmonatliches Kind sollte vaccinirt werden. Dr.
Lenobmamd fiel auf den Gedanken, dem Kinde den Kuh*
pockenstoif einzugeben. Während 8 Tagen gab er dem
Kleinen alle Tag ein Globul. der IC. Verd. Der Arat
beobachtete das Kind ganz genau, und bemerkte aas-
aer unbedeutender Unruhe und einigen kleinen und sel-
tenen Knötchen an verschiedenen Orten der Haut gar
nichts Erhebliches. — Verf. betrachtete seinen Yer«
KrU. Reperioriunu W
sach als misloiiji^n» Seobs Wochen spater wollte er
das Kind vacciniren; aber siebe dal es erschienen keine
Impfpustelnl Er wiederholte '8mal die Operation, und
stets ohne Erfolg. 0er Verf« will aas dieser einzelnen
Beobachtan^ keine Folgerang ziehen, allein er will
Mos andeaten, ob innerlich gegeben die Vaccine nicht
viel milder schätze, als dorch das gewöhnliche Verfah-
ren? Er wird seine V^soche fortsetzen, and später
mittheilen. -— 0er Versach beweist freilich nichts; das
Kind kann ja fär die Impfung and den Impfstoff keine
Empfänglichkeit gehabt haben*
3. Von der tuJbereiOosen Lungeiuchmnd$uchi. r-
Enter AbBChnUL Von Dr. Lmbext. — In ^er ersten
Abtheilang dieses Aufsatzes tr> der Verf. eigentlich
blos den gegenwärtigen Zustand seines Themata in
diagnostischer und ätiologischer Hinsicht vor. Er glaubt
als frommer Hahnemannianer , dass die Grundarsache
in dem angeerbten sowohl als in dem erwjorbene«
Psora-Siechthum zu suchen sef* — Oass dies fiJiech-
thum seinen Sitz in den Langen aufschlage, daran w£^
ren eine Menge bedingende Umstände Schuld ^ Tempe^
rament, Clima, Oe werbe u^ s* w. Vollkommen locali-
Mre sich übrigens die Phtfaisis nicht; die Lunge bleibe
blos der Hauptheerd; die meisten übrigen Systeme wur«-
den in^itleidenschaft gezogen , besonders die der Ve-
getation. Oie alte Schule habe in neuester Zeit sich
viel mit Phthisis beschäftigt Oiagnostik und Anatomia
pathalogica der Lnngentnberkeln hätten durch die Ar-
beiten Batia's, Laennbc^s, Loui8\ Anoaal^s u« 8. f«
ungemein gewonnen. Allein, Ursache, Natur und Be-
handlung hätten bei diesen Forschungen nicht gleichen
Schritt gehalten und wären weit zurückgeblieben. Oer
Verf. citirt nun einen langen Auszug aus BouiLLAun'ft
Clinicjue, um den Lesern zu zeigen, wie gegenwärtige
die Sache in Frankreich steht, wie sehr man hinsieht-^
lieh der Natur nnd Behandlung der Phthisis in Dun--*
kein umherirrt. — Denn Loufs, Bausujuan und Amdbal.
I
/
70 KrÜ. Repertorium.
bekämpfen sich wechselweise we^en Sitz ond Ursache
dieser Krankheit Bouillaud wolle, dass der Grand
der Toberkelbildunff in einem chronischen Katarrh oder
einer chronischen Peripnenmonie zu finden, Louis hin-
gegen trete in Laennecs und Bah^b's Fassstapfen und
behaupte, Tuberkelbildunjsr sei unabhängig an und fät
sich von entzündlichen Processen der Bronchien and
des Lungenparenchyms; Anoral halte eine Art jöste-
milieu, in diesen extremen Kämpfen; er sei der fran-
zösische BüfelandI! — Dr Libert wird in einen
nächsten Hefte die zweite Abtheilung seines Aufsatzes
mittheilen. —
Literatur. L'homöopathie mise a la portee de tont
le monde, pär L. Fleury. Paris 1838. Bei Bechet
jeune. — Eine ,, geistreiche^^ Diatribe gegen Hahnk-
mamn's Lehre f ein Witzbold, aide Chirurgien am Hos-
pice St. Lazare, will die Homöopathie begraben, und
ihr eine parodirte, sarcastische Leichenrede halten.
Hr. Dr. DoNNe, Red. des feuilleton im Journal des De-
bats^ ein Camarade von diesem Fleury, schreibt: ,,dnreh
diese ^.geistreiche^^ Schrift ist der Homöopathie der To-
desstoss versetzt worden* ^^ Dr. Leon Simon thnt die«
ser Brochure die Ehre an, 11 Octav-Seiten Kritik da-
ran za verschwenden. Viel zu viel Ehre! ^)
Dr. Kirschleger in StrM^rg.
2) Sammlung zurKenntniss der Gehirn^ undRük-
kenmarks-Krankheiten. Aus dem Engiische$i und
Französischen von A. Gottscualk. herausge-
geben von F. Nasse zu Bonn. Stuttgart, Hall-
berg. 1838. 22S S.
I. Untersuchung fmr Pathologie des Rückenmarkes,
von Ph. BuNTiN %u Paris. /
*) Man darf sich nicht wundem, su höNn, das« die Franzosen mit der
Hom. so schlecht umgehen. Viele Harn, machen es auch darnach ! — Gr.
KrÜ, Reperlorium. 7L
Ä Atrophie des Rückenmarkes. Hievon kömmt fast
bei allen Greisen eine Form vor, die in einer ansehenU
liehen Minderan/ä^ des Volumens des Bückenmarhes be-
steht. Dabei wird sdine Oberfläche weit mehr /»^eran*
zeit, bekommt tiefere Querfalten, die ^raue Substanz
ist verhärtet und die Alarksubstans^ verflüssigt. Diese
Erscheinungen können in sehr verschiedenen Graden
auftreten , und die Substanz bis auf ein Viertel ihrer
Quantität verschwinden. Häufig beschränkt sich die
Abnahme wie auf eine Seite des Rückenmarkes, noch
öfter nur auf eine Stelle und zwar meist des unteren
Theiles desselben. Es folgen Beispiele, von denen wir
nur einige mit kurzem Umrisse uMedergeben. Ein 68
Jahre alter Kutscher kann seine unteren sehr abgema-
gerten und etwas angezogenen Extremitäten nicht mehr
bewegen. JDie Section weist Atrophie des bulbus lum«
baris nach, der bis auf die Umhüllungen* verschwunden
ist, so dass diese nur noch einen ligamentösen Strang
bilden. Ein rbachitisches Subject von 41 Jahren, des-
sen untere Extremitäten fast zum Knochen abgemagert,
ganz verkrümmt und fast gefühl- und bewegungslos
waren, starb in Folge einer Dysenterie. Das Rücken-
mark war von der Ursprungsstelle des achten JDorsaU
nervenpaares härter und nahm mehr und mehr ab, so
dass es an der Stelle der Lumbaranschwellung den
Umfang einer Federspule zeigte. An den Lumbar-
nerven war eiiie graue Substanz nicht zu gewahren.
Ein Bildhauer von 71 Jahren litt an beginnetider Pa-
ralyse der Obern Extremitäten, an Schwäche des Ge-
sichtes und Gehöres und starb asphyktiseh. Es fand
sich, dass die pons Varoli, die pedunculi cerebri, das
kleine Gehirn und das Rückenmark atrophisch waren.
B. ' Verhärtung und Hypertrophie des Rückenmarkes
kommen meist zusammen vor und nicht so gar selten,
da Verf. in zwei Jahren eine ziemliche Anzahl von
Beispielen beobachten konnte. Ein Mann von 30 Jah-
ren litt an solch ungemeiner Erhöhung des Allgemein-
9V Krii. BsperiäriiiM.
gefHhles , dass «r von Jeder BerähmnÄp EniebeiBiiii|;eB
aeigte, wie electrisirt, und stirkerea Angreiteu ihm
epileptische Convalsionen hervorrief* Sein O^ng wer
eine Art Veitstanz. Er starb nach beftiii^er Diarrhie
an * Con vaisionen. Das Räckenmark war vom Hintar^
hauptloch bis zur Dorsalj^egend hirter oiid hypertre-
pbisch. Sein Gewebe glich genau dem hoUändiselMii
KAse* Das lileine Gehirn war atrophisch* Der Verf..
glaubt nachweisen zu können, dass äberhaupt die fiaU
Wicklung des Röckenmarkes mit der Höhe des fiefiUp
Vermögens in geradem Verhältnisse stehe.
Ein vier und sechzig Jahre alter Schlosser hatte frfiher
an fliessenden Hämorrhoiden gelitten. Sie blieben
ai|d es entwicicelte sieb seit 6 Jahren eine nnvollko;
mene Lühmung aller Extremitäten, Schmerzen in allest
Theilen, besonders im Rnckgrath und hier wieder im
der Cervikalgegend vorherrschend* Jucken in des
oberen ExtremitSten und beim Sprechen epileptische
Krimpfe in ihnen* Zuletzt giengen Stuhl und Urin u».
willkährlich ab. Er starb an colliquativer Diarrhöen
Es fand sich die pia mater des Rfickenmarkes bis sea
seehaten Dorsalnervenpaare verdickt und dunkelgraa«
lieh gefärbt* Ihr unterer Theil mit albuminöser Flfis-
aigkeit infiltrirt Das Räckenmark selbst war verh<iw
tet bis ZOT Consistenz des Knorpels und seine Mark-
snbalaaz ebenfalls grau*
Ein Pole von 38 Jahren litt an CiMivulsionen der on-.
tem nnd obem Extremititea* Alle Thetle, ausser das
Angesidit, waren gefühllos, und er war erblindet E2r
starb as einer Peritonitis. Der vordere Theil des Rik-
kcsfluu-kes war verbirtet, der hintere knerpelartig de«
geserirt, die Sehnerven atrophisch*
C. Äreft» muf zeU^f^^teHhe BHtmrhmg des Rücken-'
mmrkeg. — Ein Zimmermaler von vier and siebzig^
Jahres war friher öfter auf die Lenden gefallen. Nur
sehr alliniUig estwiekelle aieli OeMMIosigkeit und
SUdhdt der aslcres BxtremiCMes mit Mitaschaellen
Stichen durin* Das Leiden steif^rte sieh bis aar'voIU
kommenen Parapleii^« und er starb apoplectisoli. Pas
Cadaver wobi genihrt, in der linken Hemisphire ein
jprosser Blntbeerd^ der mit den Ventrikniarhdhien in
Verbindung stand. Die nntere Anschwellung; des Räk-^
kenmarkes füllte den ^nzen Lumbarkanal aus. Sie
war hart und enthielt an der Stelle der Marksubstan»
einen pathischen Körper von der Grösse einer Uasel-
nuss und nach innen von der Consistens des Faser««
knorpels. Eine weichere Hülle verband ihn mit dem
Buckenmarke. Alle von d)er Lunbar^e^g^end ausge-
benden Nerven waren atrophisch und ^Ib.
Ein 81 Jahre alter Bursche litt an vollkommener Pa-«
raplegie der unteren Extremitäten und an Ffihllosigkeit
derselben. Stuhl und Urin jfiengen unwillkuhrlicb. Da-
bei Lichtscheue, galliges Erbrechen und starker Kopf«
schmerz. Zuletzt Opisthotonus und Tod. Auf der Ba-
sis des Gehirnes, wie in den Seiten Ventrikeln gallen-
artiges Exsudat. Der fornix und das septum pelluci-
dum zerflossen. Vom zweiten Cervicalnervenpaare an
war das Röckenmark rosenroth and die Lumbaran*
Schwellung desselben war in eine weiche, graulieb-
gelbe Masse verwandelt, die gesottenem Specke ähn-
lich sah. Man unterschied in ihr gallige Filamenten
Die davon abgehenden Nerven waren atrophisch.
D. Congestionen %um Rückenmark. — Ein robuster
Vierziger bekam bei jeder Anstrengung, selbst bei
schwerem Stuhlgänge Kriebeln in den unteren Extre-
mitäten und dann momentane Lähmung derselben, so
dass er zusammenstärzte — sich aber bald wieder erhob*
Der Verf. sucht die Ursache in Congestionen nach dem
Röckenmarke, die bei Steigerung durch Anstrengung
momentane Paralyse verursachen.
E. Apoplexie des Rückennuirkes, — Ein Siebziger
ward Morgens todt im Bette gefunden. Seine Bett-*
nachbarn hatten nichts davon gemerkt, als er gestor-
ben. Die Hirnsinus waren mit Blut angefüllt und aus-
74 Krü. Beperioriüm.
, serrfem fand sich s wischen dem fünften and sechsten
Cervicalnervenpaare eine Blaterg^iessan/il^ von der Grösse
einer Erbse, welche die graae Commissor zerstört
hatte, and eine /j^rössere derartige Blutergiesson^ beim
Ursprung des vierten Dorsalnervenpaares. Die letztere
hatte die graue und weisse Substanz zerstört und hatte
die Grösse einer Haselnuss.
//• Beobachtungen über Tuberkeln des Rückev^
marks von M. Eager, Arzte am Hospital kranker
Kinder.
Ein ISjfihriges Mädchen bekommt Kopfweh auf einer
Stelle der linken Seite, bald darauf Stammeln. Bald
zog sich der'^ Schmerz nach dem Halse und ihm folgte
Lähmung des rechten Armes und des rechten Fasses.
Nach nicht langer Zeit entstand auch eine Lahnnang
der rechten Gesichtshälfte und die Empfindung der
ganzen rechten Seite schwand« Es entwickelte sich
ein iBrustleiden und sie starb suffocativ* Im Rucken-
marke, zwei Zoll unter der protuberantia annoUaris
war eine anderthalb Zoll grosse Stelle zu Brei erweicht
und in ihr fanden sich zwei haselnussgrosse tubercu-
löse Körper, welche dem Drucke widerstanden und
eine gelbgrünliche, körnige, gleichartige, nicht org«.
sisirte oder concentrische Lagen zeigende Schnittfläche
gaben.
i//. Veber einige Oehirnaffectionen ^ beobachtet im
Hospitale kranker Kinder zu Paris von M. Rüfz^
Der Verf. ist der Ansicht, dass der Name Hydroce-
phalus acutus drei verschiedene Formen von Hirnlei-
den der Kinder in sich fasst, indem bald wässrige Er-
giessung, bei EiCererzeugung, bald locale Eiterbildung^
mit Erweichung der treffenden Rindensubstanz vorhan-
den seyn könne.
Es folgen Beobachtungen, von denen wir die spre-
chendsten in kurzen Umrissen mittheilen»
Ein Mädchen von 2 Jahren hat Husten und Durch-
fall, ist übler Laune,, schreit sobald man es anfasst.
Krit, Reperlorium. TS
Nun folgte Erbrechen^ wilder Blick, wechselnde Blässe
und Röthe des Gesichtes. /Es kommt Strabismus Afk%n.
Das Kind kennt seine Mutter nimmer und ist sehr blass^
Pulse 104, Steifheit der Hals- und Armmnskeln, Pa-»
pillen erweitert. Stuhlverstepfunjc:, Unbeweglichkeit der
Augen ^ Tod ohne Convulsionen etwa nach 4wöchent-
licher Krankheit. Im Gehirn 4 Unzen Serum, im Zell^
gewebe der Arachnoidea an der Basis des Gehirns
hirseartige Granulationen. Ebensolebe fand man in der
Lung^e.
Ein anderes 2jährj£es Kind leidet an Kolik ohne Er-
brechen ^ dann erweiterte sich die Pupille, es wurde
das Kind schlafsuchtig, schrie viel, die Bindehaut des
Auges wurde injicirt, Schlingen schwierig, Strabismus,
Tod am ISten Tage. Seröse Ergiessung unter der Arach-
noidea an der Basis des Gehirnes.
Ein kleines Mädchen leidet an Schlafsucht^ durch-
dringendem Geschrei^ Erbrechen. Es hat ein geröthe-
tes Gesicht, eine trockene Zunge und starb ohne Con-
vulsionen am 8ten Tage. Seröse Ergiessung an der
Basis des Gehirns.
Ein Mädchen von 3^^2 Jahren hat Keuchhusten» Es
trat bald Strabismus ein und beständige Schlafsucht^
das Kind kennt Niemand, es wechselt Röthe und all-
gemeine Steifheit mit Blässe und Beweglichkeit. Fie-
ber, Stuhlverstopfung,, Pupillenerweiterung, Steifheit
der Halsmuskeln^ Blindheit, Blässe des Gesichtes, Tod
am loten Tage. Ergiessung klaren Serums unter der
Arachnoidea an der Gehirnbasis.
Bei einem andern Mädchen von 3 Jahren entwickel-
ten sich Erbrechen, Schlafsucht, Stuhl Verstopfung^
Convulsionen, Strabismus, erweiterte Pupille, Schluch-
zen, Blässe, Tod ohne Convulsionen oder Delirium am
loten Tage. Das Bewnsstseyn war bis zum 8ten Tage
geblieben. Seröse Ergiessung an der Basis des Ge-
hirnes und in den erweiterten Ventrikeln.
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■r-*f»ici!ir^i b »in ^tn ina
Glieder sehr bewejclich aber doch
dunjfslos. Die Geisteskräfte siokoi,
verliert sich g^anz, Stahl and Urin
lieb, es entsteht völlig^e Lthaianf;
ohng^efähr am 40sten Tage der Erkmiki
war nie sehr haafig^ oder stark
terten Ventrikeln enthielten seröse Er;
ter Farbe, die ganse HimsabstaaB
,,ödematös.^^ Um den Ursprang des
sich ein ahnliches Exsadat, wie in
Ein janger Mensch yoo 15 Jah
kommen, seinen Appetit verlorea
zen in den Gliedern empAinden. Das
ihn zum Schreien, es folgte
Urtheil hatte er keines,
erweitert , die VorderariM
Hals war steif, der Pols klein
ten Convalsionen and
der Tod.
Himsobstanz gleiehsaa «•
terten Ventrikeln eine grosse
sigkeit. Aas den
sigkeit ähnlicher Art
Noch 18 andere Pälle der Art
jange Leute anter fO Jahren
Die Krankheitsbilder gebea
Dr. ScmmtM tm thfm
3) Jahrbücher für Hnmfmftikk\
von Dr. Alb. VeHgEMErat, mmShmäm Arü^
und Wundarzte zm BerÜM. L Mi t Mt "^
naÜM von Dr. Vmmmoii
*) ScUwavoaajgM ML OL ■(*#.-
78 KrU. Bepertorium.
sicilf fast /(leichzeitij^ mit der Cholera, hfiaftj^ aas den
Naohkrankheiten der Grippe emporkeiineod, der Typk
abd. in sehr mannig^fachen Nuancen. Cbaracteristisdie
Vorboten waren nicht und nur die Vorläufer des ein-
fachen gastrischen, biliösen und Schleimfiebers za sebea.
Der Verf» theilt die Krankheit nach der WirkuD|^ft-
sphäi'e der Mittel in 3 Zeiträume, der Ite dem /'Aof^
phor^ der 2te der Carbo veget und der 3te dem At^
t^ft anpassend, ein.
Erster Zeitraum. Phosphor. Der Eintritt der Krank-*
keit etfoljo^te meistens mit Diarrhöe, die ausg^eleerten
Stoffe waren braun, dunkelgrün, grau, schwarz wie
Kaffeesatz, theerarti^. Durchfälle 4—6 in S4 fiStnoden^
oft auch darüber; g^leichzeitig drückender^ auch pol«
airender Stirnkopfschmerz; in den ersten Tagen seboo
auffallendes Sinken der Kräfte, Gesicht blass (? K«)^
ein jcefallen ; Augen trübe, glanzlos, Zunge weiss^'
schleimig; grosser Durst, Magengegend gespannt ;
Brechreiz, Erbrechen schleimiger, galligter Fioasi^«
keiten ; jetzt wird der Leib meteoristisch aufgetrieben j
beim Anschlagen einen hellen Ton gebend (dieser He-
teorismus und die Diarrhöe seien die constantesteii
Zeichen); die Gegend des Coecum schmerzhaft, Urin
sparsam, trübe, jumentös, za weilen normal« Die Re-
spiration zeigt noch keine auffallenden Erscheinungen ^
nur dann und wann trockener Husten, und kommt Aus*
wurf, so dieser durchsichtig, zäh, klebrig. Puls fre-*
quent, klein, 100 — 110 in der Minute; Haut beiss, oft
mit allgemeinen warmem Schweiss bedeckt, ohne den
Kranken zu erleichtern, Schlaflosigkeit oder mit scbreck«-
haften Traumen verbundener Schlaf. Dies der Zeitraom
für die Wirkung des Phosphors, und nur seine beharrliebe
Anwendung vermöge ein günstiges Ende berbeiznfäb-
ren. Erst in 7 Tagen, oft auch später^ wo der Kranke
fast immer im ziemlich gleichen Zustand ist, tritt ent-
w^eder Besserung oder Steigerang der Kraakbett ein.
Verf, gab den unverdünnten Pbosphorspirilns nnfiin|rs
Krit, Repertorium. 79
tätlich Smal, nach 3—4 Tagen zweiständlich S— 3 Tro-
pfen auf Zacker, Unter Veränderung der Ausleerangen,.
Verniinderang ihrer Zahl und natürlicher Beschaffenheit
trat gänzliche Verstopfung, Besserung und Heilung ein.
Bei einer solchen, oft 5—6 Tage anhaltenden, Consti-
pation hat die Kunst nichts zu thuD, da der Stuhl aus
freien Stücken erfolge.
Ziceiter Zeitraum. Carbo vegetabiÜB^ Geht aber die
Krankheit ihrer höhern Ausbildung entgegen, so tre-
ten jetzt die nervösen Symptome hervor: Umnebelung
der Sinne, Stupor; Auge matt, glanaf^los; Gesicht blos
eingefallen, druckt tiefes Ergriffenseyn des Organismus
,aus; Lippen spröde, aufgesprungen; Zunge noch feucht,
doch klebrig, am Gaumen anklebend, und wie die
ganze Mundhöhle mit einer dicken, grauweisslichen,
schlammartigen Feuchtigkeit bedeckt; grosser Durst;
Magengegend sehr gespannt; die Gegend des coecum
sehr schmerzhaft; starker Meteorismus, Kpllern und
' Poltern im Unterleib; Diarrhöe fortdauernd, täglich
3 — 4 Ausleerungen, aashaft riechend, schwarzbraun,
grau, mit Darmschleim gemischt; zuweilen Abgang von
dissolutem, stinkendem Etlut; zuletzt unwillkührliche
Stühle, Urin sparsam, zuweilen Verhaltung desselben«
Die Respiration desto beeinträchtigter, je stärker der
Meteorismus; Husten heftiger, graulicher Auswurf,
zuweilen mit Blutstreifen ; Puls sehr frequent, Haut
trocken, rauh, calor mordax; zuweilen Schweissfriesel
auf der Brust. Dazu gesellen sich nun Schwerhörigkeit,
Sehnenhüpfen,' Zittern der Glieder, grösste Muskel-
schwäche, Flockenlesen; Coma vigil, somnolent.
Gegen diese Krankheitsgestalt gab Verf. mit dem
besten Erfolg die Carbo veg. alle 2—4 Stunden za
1 — 5 Gr. in der 3. Verreibung (In der Decjmal-Pro«
gression) mehrere Tage (oft 6—7) fort. Besserung
kündigten Abcessbildung, Nachlass aller übrigen Er-
scheinungen und oben erwähnte Verstopfang an. Nur
80, Erii, Bepmiorkm.
einen Kraoken ( voo wie vielen ? Ref. ) verlor Yeif. in
diesem Zeitraom am Darmdarehbroeh.
DrUier Zeitraum. Arsemcum. fir tritt «t dcü IStm
Tage^ oft aach ap&ter ein: Sopor; dae Geaicht uähed
sich dem hippokratischen ; Stirne mit luütem Sehweiss
bedeckt, Lippen und Zähne mit einem dicken Rosa äbor*
zog^en, ebenso die Zang^e, die der Kränkle niobt koTf-
aasstrecken kann ; das Getränk rollt hörbar in deo Ha-
lfen hinab ; der Meteorismns ist zar Tympanitju jj^sf le-
iten, drückt mail stark die Gegend des Coecam, so
zockt der Kranke zusammen (er verzieht das Gesacht
schmerzhaft Ref.); Stuhl und Urinausleernng^ onwiU-
kfihrlich. Respiration sehr beengt, Athem schnarcbend,
der Hosten ist los, aber der Kranke kann nichts mehr
auswerfen ; Sprache lallend. Puls zitternd, klein^ ISO bis
140 Schläge; die Haut mit kaltem, klebrigem Sehweiss
bedeckt. In diesem schlimmen Zustand vermöge der
Arsenik in def 9. und 9. Verreibung, sehr oft wieder-
holt und anhaltend gegeben, noch Hülfe zu leisten und
ein anhaltender Schlaf oder Abcessbildeng bezeichnen
die Krisis.
Am Schluss fuhrt der Verf. einen Fall bei einem
I4|ährigen Mädchen an, welche im 3ten. Stadinip des
Typh. abd. war. Man sah stündlich ihrer Auflösang
entgegen. Sie erhielt Mittags 1 Uhr S Gran der t.
Verreibung von Arsenik in einem Weinglase Wasser,
alle Stunden 2 Theelöffel voll davon zu nehmen. In
der Nacht tiefer Schlaf, Morgens das Rewusstseyn
zurückgekehrt und in einigen Tagen iBenesung unter
Abcessbildung auf der linken Hüfte. Einige' Gaben
spir. sulphuris 0 beschleunigte die Heilung derselben.
(Dieser Krankengeschichte fehlt der anfängliehe Ver-
lauf und der Tag, wo zum Arsenik geschritten wurde,
was zur Beurtheilung der Wirksamkeit eines Mittels
höchst nothwendig ist^ da nach des Ref. Ansicht naeh
dem Uten Tag bei Typh. abd« der Arzt nicht mehr sa-«
gen kann, dass dieses oder jenes Mittel geholfen habe.
Krit. Hepertorium* 81
weil ebensoviele oder ebensowenige im 3ten Stadium
dieser Krankheit bei Arzneigebraoch , wie bei keinem,
genesen, wofür mir schöne Erfahrungen bürgen. Ref.)
//. Originalnotizen. IJ Bemerkungen und Beobach^
tungen von Dr. Vehsemeyer«
«
1) SpiriL phosphoratus. Durch Hygea VII. 468 c^r-
ledigt. —
8) . Causticum. Heilung einer halbseitigen Gesichts-
lähmung bei einer bejahrten , Frau innerhalb S, Tagen
durch Cäusticum, täglich S gtt. der 3. Verd. Der Fall
ist oberflächlich angegeben und Verf. thellt ihn ohne
Zweifel wegen schnellerer Heilung mit niederelr Verdün-
nung gegenüber einem ähnlichen, mit der 30 Verd. Ge-
heilten mit, indem er dadurch den Streit über Gaben-
grosse zu erledigen glaubt und den wahren (? Ref.) -
Satz: ^^dasB die grossem Gaben überall und in je-
dem Falle die bessern und zuverlässigeren seien^^^
aufstellt. (So wenig ich der 30. Verd. das Wort rede^
ebensowenig kann ich dem Verf. in seinem Aossprach
die Worte y^überaU und in Jedem FaUe^' unterzdchnent
Nicht mir allein, sondern jedem, der sich mit der spe-
cif. fleilkunst praktisch vertraut gemacht hat, wird der
Fall schon vorgekommen seyn, dass statt der ersten
die 3.; 6., 9. Verd. zu Hilfe genommen werden musste.
So wusste ich lange nicht, warum mir die Kalkerde
in der 1. und 2. Verreibung trotz der passendsten Wahl
nichts mehr wirken wollte, während sie mir früher bei
ähnlichen Fälle§ doch in der 24. und 30. Verd. sQgpx ,
in Kügelchen half, und ich gab schon dem sehr kalk-
haltigen Wasser in Stuttgart (in meinem frühern Auf-
enthaltsort war ein sehr reines Wasser) Schuld, als
ich den Versuch mit der 4. und 5. Verdünnung machte
und damit glücklich und oft schnell heilte. Ich ^laube^
der Verf. hätte sich besser so ausgedrückt : Wir braur^
chen »ur Heilung höhere und niedere^ 'Wohl auch
gar keiner Verdünnungen ^ jedoch bringen niedere
HTGEA MX. 5
sc KrU» RepertorHsm.
tii den meüten Fällen eehneOere Heilung hervor ab
Mhere. Ref).
t) £ln ArthriticM bekam aaf heftig Brkfiltoiijp eia
rHeniiiftiiiBclies Fieber; Aecmit ond Bryooi« halfen schnell,
aber es machte eine Metastase — es entstand eine Neu^
ralgia infraorbilaäs. Jeden Morg^en om 11 Uhr hefti-
ger Schmerz nach der Aasbreitang des linken nerv.
infraorbit., bald darauf vermehrte dicke, weisse, fibel-
riechende Schleimabsondernng aas dem linken Nasen-
loche, bis 4 Uhr Nachmittags danernd. Im Freien Bes-
serang, wesswegen Verf. Palsatilla 1. Verd. Morgans
karz vor dem Anfall ond beim Schlafengehen je 3 Tro-
llen gab« Nachdem er bis auf 5 Tropfen gestiegen
naeh S— 6 Tagen HeHang.
tn. Mitthdhingen aus der Berliner Praxis. SKana
und Rhus Toxicadendron von Dr. REiaie. 1) Wfrfc^
isamkeit von Jthtis in zwei Fallen von Zona anf der
'Bliest. 2) Bubo syphUHicus und Varbo animatis^ VM
Dt. Oaspabit. Ein Mann von 40 Jahren litt seit eini-
gen Wochen an Chanker an der Glans penis and fmHA
daranf an Bnbo ingainalis. Vrerwöchentltclier Gebraneh
von Merc. soL H« ond Sablimat in tiefen Verdönnnn-
gen machte die Chanker verschwinden, aber der Bube
Vergrösserte sich; Plactuation, Aufbruch nahe* Carb.
anim. in niedern .Verd. Sstündlich eine Dose. Nach ft
Tagen Bessernng, die Fluctuation versehwand — Ver«
ktetaerung des Bubo. Unter 14tägigem Gebrauch Uei^
lung. 3) Laryngitis chronica. Ärgentum foliatum.
ÜnvoIIstfindig erzählt« *
fV. Ansage. 1) Die St. Petersburger Preisanfgab^
laRgetheilt von Dr. Vehsemetkr. Der Leser erinnert
irieh der, von deir Gesellschaft correspondirender Aerate
txk St. Petersburg fm 3. 1Ö36 erlassenen Pi^eisaafgabe f s.
irtig. hört. Zeit. Bd. Vin. No. 14. und «yg. Bd. f V. S.
337) die Homöopathie betreffend. Diese Aufgabe ist null
Iteiöst und dem Dr. SmsöN, prakt. Arzt in Breslau der
l^refs Ton iH) Duc. hoYNinriiseb «nerkannt worden. —
Mit 4ler ekelhaftefi Geschiebte woUw wir unsere Leser
nicht heimsueheci , doch danken wir dem nelien Suisoü
ob «einer iSsf ge fwr die Wil^weu und WiHsen der L<^h-
mann'schen Boda #9 .8t. P^embqrx» Yielleicht yer*
macht üiiirb ihm ejqmiü Jemand einen „ Preis« ^^ RefO
2) lieber den Nachlheil, welchen das Anlegen der
Blutegel an kranke Augen verursacht^ mitgetheilt voii
Dr. Vehsemeyee. — Prof. Dr. Benedict warnt in sei»
nei9i klinisch!^ Beiträgen mit all^m Ernst vor dem An-
legen der Bliite^el in allen Formen von Augenkrank-
heiten.
3) Heber die Behandking der Homhautfleeke mif
dem Wege der Homöopathie von Prof. Dn F. W» O«
Bsf^inDicT; mitgetheilt von Or, Vehskaqbtibr. (Albemeü
Geschrei eine^ lifß. Professors, der wahrscheinlich voll
Grimm ist^ dass wir scrophalöse Ophthalmie^n, welche
JGir nicht heilen konnte« b^ile^. Ref.)
4) Ptöt^ßehe Toderfällß durch Lufteniwicklung iß
den Wegen des BlutunUati^s j imtgelbeilt von Ken. «^
In der Sitasnng der Akademie der medicinischett WiSf-
tsenscfcaften zu Paria ▼• 6. Febr. 1827 Uelten die HU.
Amüsat und 04BRBT «ober die Einffihrong der atmo«
«pfaftrlschen Luft in <Ue Venea und deren Folgen eine«
tntereesanieii Vertrag. Es sind bis jetzt 8 Fälle der
Art beobachtet worden. OLuviBR glaubt, bei folgenden
umständen den ploUttehen Tod einer Person mit gnM^
•ser Wahrscheinlichkeit der spontanen Gasentwicklung
zuschreiben zu können, wenn 1) das Individuum urr
jdötzliob gestorben <>^ woJiei Ohnmacht, allgemeines
'Zittern «der ein Aufruf über Ikefügen ^hmerz den Tod
zu begleiten pflegt; S) wenn man im rechten Herzen die
von Amvsat erwähnten Abnormitäten antrifft <Barthil
fand das Herz mehrmals schlaff, welk und Luft in den
Yen. p)>riar., mesent« BefO; 3) wenn beim Eröffnen der
Leiehe die Merkmale lieginnend^r Fäulniss, aus weU
cher eine Gasentwicklung erklärt werden könnte^ nneh
6.
84 t^rit, Reperiarium.
fehlen, und wenn eine anderweitige erkennbare Toto-
ursachü nickt aufzufinden ist
lieber die Natur des Gases herrscht noch ein tiefei
Dunkel, so wie aber dessen Erzenj^anj^. —
Dr. Koch in Stuttgart.
4) Allgem. hom, Zeitung Bd. XIII. — Bo-
träge zur Pharmakodynamk von Dr. Lobeteü
Cs. Hggea IX. 1830 V
Jodium habe seine vorzüglichste Wirksamkeit ii
Bereiche der Drusen und Lymph^efässe bei nnUajpta-
rer specifischer Richtung auf die Organe des Kehl-
kopfes, der Luftröhre und deren Umgebonjg*. Daher
besonders gegen Kropf, alle 3 Tage eine Gabe der
3. Verreibung. Bei beginnender Phthisis tabercoloM
zur Verhätung der Erweichung der Tuberkeln« Gegm
Ptyalismus mercurialis in grösserer Gabe, so wie über-
haupt gegen Mercurmissbrauchfolgen. In der Soropha«
losis, wenn sich Drüsenstrange längs des ganzen Kör-
pers bilden — sonst geht ihm Calc. carb. vor* Gegei
Katarrh der Eustachischen Röhre 'und daher resalti-
rende Taubheit* Der Zustand giebt sich dadurch sa
erkennen, dass der Kranke glaubt, es sei eine Klappe
zugefallen und über heftiges Sausen im Ohre klagt
Kommt meist bei scrophulösen Individuen vor.
Ipecacuanha gegen Erbrechen von erhöhter Reiz-
barkeit oder Verstimmung der Magennerven, daher bei
nervöser Constitution, gracilem Körperbau, reiner Zunge.
In Beginn der Cholera asiatica, wenn plötzliches Gr-
*) Da wir mit diesen MiUheilangeii längatent begannen, so fahren
wir hier fort, ob sie g]«ich im pharnMkoäpiamischen Reporter besser
stunden* — D. Red.
U. Bßpertpriunu 8ft
... _«
■t brechen des eij^enthumlichen ChoIera^Secrets den Kran^,
ken befällt and der Obertheil des Körpers kalt ist^
rt Gegen Durchfälle von Erkältung oder Gemüthsbewe-
gung, die ohne ScbinerK entleert werden und gegoh-
^ rene, schleimartige Concremente enthalten. Bei Kin-
' dern gegen die Durchfälle in der Dentitionsperiode^ die
weissgelb oder grün aussehen und die Fülle des Kör-
pers nicht beeinträchtigen. Auch gegen ruhrartige
Durchfälle (dysenteria alba). Sie wurde von der 8. oder
- 3. Verd. gegeben und oft wiederholt. Gegen Krampf-
r husten mit Brechneigung bis zum wirklichen Erbrechen
einer weissen schleimigen Massei Bei Neigung zur
Schleimerzeugung in den Bronchien ist sie sehr wirk-
sam und hebt beängstigendes Schleimrasseln sicher.
Hier sei Ipecacuanha öfter nach wenigen Minuten zu
wiederholen. — Gegen Wechselfieber sei sie das beste
und hilfreichste Mittel, obwohl sie da nur zu oft enerr-
gisch angewendet werden müsse. Das Dazwischen-
geben von Nux hält Verf. für unnöthig.
Kali carbonicum bei beginnender Schmelzung der
Tuberkeln in der Phthisis tuberculosa« Es soll längere
Zeit zur erwünschten Auswirkung brauchen.
Kreosot gegen Phthisis ipituitosa^ wie es scheint,
da Verf. unterlassen hat, die Qualität des Auswurfes,
die Art des Ausgeworfenwerdens und das Resultat der
Untersuchung der Brust mit Stethoskop und Plessime-
ter anzügeben« Ref.).
Laehesis vorzüglich gegen eine Äffection des KehU
kopfes mit Heiserkeit und dem Gefühle der Gegenwart
einea Schleimpfropfes im Halse bei nicht obwaltender
Entzündung.
Lycopodium 30. gegen die hartnäckigsten Formen
gestörter Verdauungsthätigkeit , die ausgedehntesten
Metamorphosen auf der Haut, gegen den Gefässsturm an«
gehender Pbthisiker Für den letzten Fall spricht Verf.
gegen die Wiederholung des Mittels« — Gegen Zu-
stände erhöhter Irritabilität in Folge gesteigerter Auf-
88 MitU» acpcfi^ritm^»
teguüg dir Nerven, wie man tkf ta der Febr. ner?^
Ters., beim liektischen Fieber beginnender tubercttloeer
Phthise und in der Febris lenta beobachtet Aach gt^
gen Torpor ded Darmkanals röhmt Verf. Lycopod. ab
das trefflichste Mittel, da er solchen aoch in veralteten
Ffillen bei passender Difit fast immer radical C? Ref.)
heile. — Schwerhörigkeit durch Obrenflpss bedini^ bt^
sonders noch Scharlaehmetastasen ^ finde oft darch Ei«
Hilfe. — Ge^en chronischen Katarrh mit vielem gtS^
nem Auswurfe und starkem Husten. Bei Verstimman^
des Plexus solaris und daher rdhrender Spanaaa/ar Aber
den Unterleib mit Verstopfung and Flatülens. Ge^^a
Incontinentia nrinae, i^o wie gegen Schmen& wfibreod
und nach dem Urinlassen. -^^ Gegen herpetische Formen
der Haut, namdntlich nässende^ alt# eberflichltche FiiM»i
l^eschwfire, Kahlhdt des Kopfes, endlieh gegen Mbmers««'
hafte und profuse Menses.
Magnesia catbanica gegen Zahnweh in den ersten
Monaten der Scbwan/xerschaft. Riechen an Vso. (?)
K Magnesia muriatiea bes. ^e^eü Stdro6;^en in 4en
AbdominalgefSssen vors^ug^weise des weiblichen 6e->
schlechts, So g^^en: Plethora abdominalis , zu starke
Regeln, heftige hjriierische Krämpfe ttnd v6t Allem
gegen chronische Leb^rleiden.
Mercurius als Oxydul mehr fdr Syphilis, Rhenmatis-*
men der äusseren Haut und ,, der inneren ser&sen
Schleim- Membranen ^^ (was sind diese Schleim - Mem-»
brauen für Dinge? Ref.) und Durchfälle, währelid
Herc« vivus für Affectionen der Schlefmdräsen des
Zahnfleisches und der Mnndhdhle passen solL ^ Gegen
Schanker giebt Verf. das Oxydul und zwar 8—10 und
noch mehr Gaben der f.— 3. Verreibnng. Wirken die^e
nicht, so giebt er Sublimat oder röthen Praecipitat«
Herc« passt besonders ffir den lenhophlegmatischen Ha*«
bitus, die aufgedunsene Haet mit Neigung zu Erkäl^
tung und Seh weissen. Schlechte fimährnug und durch
körperliehe Schwäche gehinderte Entwicklung des Gei-
siea Sfureohen besonders fjüc 9lfurcur> ^^IM ßp^UA^lim
iDdicfttioiifift siad:
1) Rheumatisohea jguuhmveh mit Back^rigei^hwalirt
and Speichelfliiss, jEfewöbnljQb bei bahlßn 2^jae/ifL^ Qßm
gen Mastitis nutrientium^ w^na bec^ äappvr^ji^i
der Brastdräsen bevorsteht oder mh/otk G^whyfüre g^f*
bildet sind. ^ Mercur, 4^6st w4ig wi^derhpUi (i^citist
hier den 8chnien& und die Dräae geht Qhiue |E^9cbeÄrei^Q
ftttf. Zar Heilung trug oft Solat» Pbosphori vi^l bei, .Qfiir^
gtnSehwänunchen der Kinder naeh l^ichteir Ki^h^i^eiw^«*
gong. Gegen Angina fawmJim nf boii QelMq^PIH^ Qfi
BurehfaU mit Leibsebneideft und grosser {^«liw^pbe nacjb
Erkältungen;, auch wesn er mit Orii\gen «wn ^t^il))^
▼erbonden ist. In der rotheu Ruiir bat Sub^viusfl 4^9
Vorzug. Auch gtgem aeule Rheumatismen ptvl^gviQfiir
ser Snbjecte; besonders wenn 4ie $cibmera&en J^ei IVi|fi^
exacerbiren und durch Schweis^f nicht erleichtert "Wf^f 7
den. Auch hier scheine Snbliaiat dea VoraE^ug ^u hflbcn.
Gegen Zoster. In nervösen Fiebern mit grosser 3ichiir|U
che, wüstem Kopfe, klebrigen Schweissen , papjjug^
Oeschmacke und Neigung xu Ourclifatl) ohne P^Urtaii« —
Auch als Antidot gegen Sehtaefelmtssbrauch, Ir eiq^
Falle von Vergiftnng durch Queeksilberdämpff 9 jWf
allgemeine Geschwulst, Zittern der Hände imi I4hffln^g
des rechten Armes zuruckblieben , half Chm^ ^Ofi||
sind noch Sulphnr, Aurum und Acid* ni(r& aJb» Aimidpte
gegen Quecksilbervergiftungen wichtig. Sidphv* 9lß
Spir. oder Verreibung passe besonders gegfn iß^^tiT^h'
pathiscbe Formen, so bei Hercuyrialgicht, Qj^t^iMpfr
Schwellungen und Metamorphosen 9 beginnender Uik^
mung, Schleimflussen and der Complioation mit scri^pbll^
löser Diathese. Acidom nitri soll unbestritten die JHo'aft
haben , den Nereur im menschlichen Körper nentraliniren
SU können, und zwar soll dies der kleinsten Gabe.lüpht
selten möglieb seyn« Wo kleine Gaben nicbt M(ßn§ '
wird bis zur reinen Säure, in Wasser gegeben , berab^
gestiegen« Aurum soll sich besonders fnr iem f ^le voo
KrÜ. Reperiarium. 89
sie nicht ausreiche, helfe Carb. ve^t (hier sind
>A , Coccul. und Phosphor nicht zu vergessen. Ref.).
«i^re Verdünnungen von Nux neben örtlichen kalten
^ "^«"hnngen gegen prolapsus anU ebenso prolapsus ra-
nleri bei venösen Leiden des Unterleibs ohne
uis. — Bei zu oft und zu stark eintretender
.ttion beseitigt Nux vom. viele Menstrualbe-
!en. Gegen Hämorrhoidalcongestionen und Kolik
'lösen Stockungen im Unterieibe. Von den Er-
«rskrankheitcn sind es besonders Reissen im Kopfe
Einwirkung kalter 'Luft, Zahnschmerz in einem
"^n Zahne oder in mehreren Zähnen, ins Gesicht sich
vcckend, mit Verschlimmerung nach dem Genüsse kal-
Wassers, Blähungskolik nach kaltem Getränke oder
xältung und beginnende katarrhalische Zustände. —
ner gegen Frühlings -Tertiauen mit regelmäsigem
?is.
Oleum jecinorU aselli gegen scrophulöse Formen.
Opium, anwendbar wenn in der nervosa stupida der
*nke still delirirt, bewusstlos und obstruirt ist und sehr
jiinarcht Muss oft wiederholt werden. Bei Stuhlver-
Lopfnng aus Torpor des tractus intestinorum und beson-
ders des Rectums. In der Bleikolik hob es die Versto-
i>i'ung und mit ihr die übrigen Symptome.
Petroleum gegen mehrere Formen von Taubheit, wo
oie Krankheit ausschliesslich im innern Ohre und dem
Gehirn selbst liegt, und mit vollkommener Stille im Ohre
begleitet sind. Phosphor soll bei congestiver Taubheit
gut wirken. Gegen schleimige Durchfälle, gegen fluxus
coeliacus und hepaticus (?) in phlegmatischen Subjecten.
Gegen Frostbeulen und Aufspringen der Haut«
Phosphor gegen Entzündung der weiblichen Brüste,
wenn nach Beilad. und Merc. noch brennende klopfende
Schmerzen da sind und der Ausgang der Eiterung be-
vorsteht, oder schon Oeffnungen da sind« — Bei stürmi-
schen Congestionen nach Auge und Ohr. In chronischer
Luftröhrenentzundung bei beständigem Brennen in der
LoiftrShre und constanter oder %eHwtilig wfederkehve»-
der Heiserkeit. — So aneh bei Croop, on Reeidive m
vermeiden. — Bei wissrigem, colliquativem DareMlallB
reizbarer sehwiehlieher Persofien , besonders W&rhner-
innen, selbst gegen Sedes involnntarias. — degmi
rbemnatiseiie Leiden der Lenden- und Kreazgej>;<end. «-
Gegen marasmas senilis, namentlich die Porcbfdile da-
bei. — Gegen asthmatisehe Besehwerden nach Broal-
entsändangen o. s. w., als Palliativ besonders bei lebhaf-
ten, sensibilen Sabjecten.
PlatinUy ein Weibermittei, besonders fflr erethische
Sabjecte. Menstruatio nimia mit Neigang za AboHvs^
besonders hysterische Formen ; im Paerperalfiefoer heM
sie oft den empfindlichsten Schmerz im Unterleibe, iKe
stürmischen Congestionen nach dem Kopfe, die (kagst^i^
eben Pbantasieen, die Todesfarcht n. s. w, bald.
Pulsatilla^ besonders fär gatmüthige, phlegmatiselie
Praoen bei vorherrschender Venosität. Praedominiren-
der Frost and halbseitiges Afficirtseyn spricht fir sie. — r
Gegen Otitis des mittlem Ohres, gegen Otorrhöa mit da«
her resultirender Tanbheit. — Ist cariöse Zersrirang^
da, so gehen Sulphar, Actd. nitri, Cali carb. vor. Ka-
tarrhalische Sehwerii&rigkeit von Anföllung der Bosta-*
chischen Röhre mit Schleim wetebt der Pols, oft schnell^
wenn der Kranke Ober bestündiges Brausen klagt. —
Beginnende Amaurose, Augenliederentzündung, Ger-
stenkörner, katarrhalische Augeneutzändang, begin-
nende Phthisis pituitosa, Schleimhämorrhoiden , aneh
der Blase, finden oft Hilfe in der Polsat — Gastrische
Fieber and verdorbener Magen, chronische Leberentzäa-
düng mit Störongen des Gallenapparates fordern Puls. —
Blondinen and zwar blasse, sommersprossige, sanfte^
schäcbterne mit lymphatischer Constitution^ kalten Fas-
sen and Hfinden, Stirnkopfweh, reissenden Zahnschmer-
zen, die kaltes Wasser minderte, mit Herzklopfen, Durch-
fällen, mangelnder oder rarer Menstruation und bei blas-
sem Gesichte mit intercurrirendem WeissflusaC; sind es, die
für die Puls« besonders geschaffen isU Aifeh bei Weben-
mano^el und zögernder Nachj^bart solcher Personen
hilft sie oft Bei Metrorrhagieen mit dunklen Blntklompen
in den Involutionsjahren ^ Nierenleiden mit Blut und
Schleim abseilendem Urine, bei Herbstquartanen mit
gastrischen Complicationen und bei Rheumatismen mit
leichter Röthe der Haut *-*- Folgt nach Piilsat« in der Zeitg*
Eine Herzensergiessung (^geschrieben für den freien
Verein hom. Aer%te von Dr. G. W. OnosaJ. Vwf.
kömmt in diesem Aufsatze, der die Schwierigkeit des
ärztlichen Berufes ins Klare stellen soll, dahin, dass
„manche Locke in der Medicin verschwinden wird, wenn
jeder sich bestrebt, nicht eine medicinisehe Methode zu
verfolgen, sondern die Heilkonsl in ihrem weitesten
Kreise zu äben. ^^ — Dieses Bekenntoiss aus Or. Gboss'
Munde ist nicht uninteressant, soferne Gnoss von jeher
fiist bis in die neueste Zeit streng zu Hahnkmann gehal-
ten und Alles, was der älteren Methode angehörte^ fast
unbedingt verworfen hat. Es ist dies Bekenntniss
Schlnssact des Suffieientismus der älteren Schüler Hah-
nsmann's, wenigstens des Dr. Gross, und ein Beweis,
wie Enthusiasmus und blindes Sectennnwesea an eiaer
umfassenderen Richtung, die den Wertb der Homöopa-
thie wohl auffasste und zu vertreten wusste, ohne dess-
balb alles andere bereits Vorhandene unbedingt verwer-
fen zu wollen, scheitern mussten. -^
Ob nicht das andere Extrem das Uebergewicht gewin-»
nen zu wollen scheint, wenn Verf. hoffte, es werden sieh
selbst die sogen, „sympathetischen Curen^^ endlich auf
wissenschaftliche Principien zurückfuhren lassen, will
ich nicht entscheiden — so viel aber ist gewiss, wissen«
schaftlich zu seyn ist nicht Jedem gegönnt. — Darnach
Psoricum^ das einzige Mittel aus der Reihe der isopa-
thischen, dessen sich Verf. bedient, da asch er eine ge-
wisse Scheu vor und kein Zutrauen zu ihnen hat« Gegen
Krätze nach Sulphur» Ebenso gegen psoriscb - berpeti«
sehe Formen, die bei aligemeiner Verbreitung; über den
9t KrÜ. Beperiarium»
Körper abwechselnd kommen nnd ipeben; -^ OegeB
asthmatische Beschwerden als Vorläufer des Hydro-
thorax, chronische Blennorrhöen der Lun^e^ ivenn za-
räckgfetretene Aasschlfig^e Causalmomente sind. Verf.
/Stiebt 30. Verd. and lasst die Dosis mehrere Ta^e wirken.
(Das Schlimmste bei der Sache ist, dass es ausser anam-
nestischen Momenten gar keine Indication für dies Mittel
triebt. Ref.).
Rhus Toxicodendron soll insbesondere da an^zei^
seyn, wo sich ein Mangel an Lebensturgor im Blate,
Mangel an Plasticität mit Hinneigung zum vollkommenen
Aufhören der organischen Thätigkeit in allgemeiner oder
partieller Lähmung ausspricht. So in der nervota
versatiUs^ besonders beim Uebergang dieser Form in die
9tupida. Das idiopathische Nervenfieber passt für Rhusr
besser, als das aus gastrischen, biliösen und Schleim -
fiebern gewordene. Für letztere sind es mehr Bryoma
und MercuTj die am anwendbarsten sind. Wo Deliriam.
mit Bewusstseyn wechseln, die höchste Schwache da
ist, heftige Schmerzen in allen Gliedern und besonders
im Epigastrium geklagt werden, Zunge und Backe»:
roth, die Lippen schwarz sind, giebt Verf. Khas, und
zwar in der Primitivtinctnr, alle 2 Stunden, in Wasser
Steigt dann die Eingenommenheit des Kopfes und fallt,
die Hauttemperatur , dann passe Smr. Camphr^ stei;9:^
aber das Bewusstseyn und lasse das Fieber nach, dann
wirke besonders CocctUus trefflich. — Gegen Morb.
maculosus Werlhoffii und Petechien mit grosser Hin-
f&lligkeit, gegen Blasenrose, wiewohl nicht selten vor-
her Aconit und Belladonna nöthig werden» Gegen scro—
pholöse Angenentzundung, besonders zur Verhütung* der
Photophobie und der Substanzwucherungen der Horn->
baut — Kleine Gaben von Rhus liebt Verf. gar nicht. —
Bei äusseren Verletzungen macht Rhus der Armica den
Bang streitig, wenn die Verletzung gefässarme Gebilde
traf oder herabstimmend auf die örtliche Thatigkeit
wirkte. So bei Sugillationen , chronischen Extrava«
KrU. Repertorium. 88
säten und Affectionen der Synovialhäute der Gelenke«
Verf. wendet das Mittel da innerlich und äusserlich nach
Art der Arnica an, und sah ausserordentliche Heil-
Wirkungen davon. — Endlieh gegen rothe trockene
Flecken des Gesichtes, die kommen und vergehen und
darunter eine glatte reine Haut zeigen. —
Ru(a graveolens: — jene Art von Amblyopie, die in
Folge zu grosser Anstrengung des Gesiebtes beim
Schreiben oder feiner Handarbeit beim Licht entsteht
Aeusserlich als Decoct (t — 2 Drachmen auf 6 Unzen
Colatur) und bei hartnäckigen Fällen Ruta 3., tfigUcb
angewendet
Sabadillai atypische Frühlings wechselfieber, wo der
Anfall nur in Frost bestand, und in der Apyrexie
grosse Abgeschlagenheit der Glieder vorstach.
iSabina: besonders bei activen Metrorrhagieen, bei
grosser Gefässreizbarkeit früh und zu häufig men-
struirter Frauenspersonen mit Neigung zu Abortus. —
Bei menstruatio nimia in Zwischenräumen von mehre-
ren Tagen wiederholt und hinterher die Calc. carb. ge-
reicht. In der Zeit zwischen der Menstruation wendet
Verf. kalte Bäder an.
ISambucus nigra: Asthma Millari und thymicum, so
wie beengter Athem nach Croup — IJrtinetur. Auch
von Erkältung oder arthritischef Anlage hydrothoracisch
gewordener Personen, so wie von Sthenocardie Befal-
lener dient sie. — Die Tinct corticis Sambuci gab
Verf. mit gutem Erfolge gegen die Kurzathmigkeit an-
gehender Phthisiker.
Seeale cornuium: Metrorrhagieen passiver Art mit
Kriebeln in den Beinen bei kachectischen Frauensper-
sonen. Doch dürfte die Schwäche nicht durch vorher-
gehenden Säfte Verlust^ bedingt seyn, da sonst China
jdas rechte Mittel ist. — Auch bei menstVuatio nimia
dolens schwächlicher Mädchen und Frauen Bei We-
henmangel oder Krampfwehen, zur Beförderung der
Geburt Auch vermuthet der Verf., dass das Mittel
f
M Krk. Heperiarktm,
gegen Naeh wehen heftiger Art gat tbmi därfte. iUk
sind einifre FAlIe von heftigen, mehrere Tüge anilaiieni-
den Nachwehen vor^kommen, gegen die ChafnomiHOy
Nux vom., Artiicüj PulsaiUta, Secale, Beliadonna nichts
halfen. Namentlich in einem Falle, wo ich bei ein^t;««-
tretener gefahrdrohender Blutung nach Aassehliessong
der Plaeenta in der Angst, die ich bei Blatnngen nach
Ausschliessung der Plaeenta und nicht zusammenge*
zogenem Uterus nie unterdrfieicen kann, durch einen
Tropfen der Primitiv-Tinctur von Sabina schnell heftige
Wehen herbeigeführt hatte. Sie dauerten gesren M
Stunden an und brachten die Wöchnerin fast aar Verw
zweiflung. Ref.), *)
Gegen bartnfickige DorehfiHe mit . CoHapsns virianu
Auch soll das Mittel eine llydrometra beseitigt «od
einen aus der Mundhöhle heftig blutenden Bluter ge-
lieilt haben.
Senega: Dilatatio cordis und nnregelm^siger Hern»
schlag. (?)
Sepia: Hemicrania hysterica und OIrfvns hysterioM,
so wie Oberhaupt gegen hysterische Beschwerden i^ro^
nischen Verlaufes, hysterisches Zahnweh durcA Zuff
entstanden und eine äbergrosse Empfindlichkeit der
Zahnnerven beurkundend. — Gegen Menostasie und
Leucorrhoea, so wie gegen den prallhart aufgetriebenen
Unterleib älterer Frauen, der mit Ataxie der Menstraa^
tion zusammenhängt« Ueberhaupt spreche £retbisnMia
der Nerven, Ueberempfindlicbkeit der Haut und schwa-
cher Habitus für die Anwendung der Sepiii und sie
wirke bei Subjecten solcher Constitution recht viel Rheu-
matismen, kalte Cresch Wülste, Frostigkeit, Schweisse,
entstehend durch Schwache, braune Flecken der Haut,
namentlich im Interstitium zwischen den Augen, wenig
absondernde Flechten hinter den Ohren und im Nacken
*) Man vergleiche doch auch wieder, was Hygea VIII. pg. 137 über
die Wirkung der Sabina bei Nachgeburtszögerungen gesagt hat. Gr.
worden daher vXi dsroh ISepia g^eheilt — Aoch /(c^tt
den Nachtripper «eH sie io wiederholten Oaben wirk*
sam seyn.
SUicea ah Mittel snr Aenderang der Vitalitätsstifli*
muüg in bösartijsren Gesch wären. Gegen serophiddae
Geschwüre und Fisteln am Halse mit Caries des nnter-
lieg^enden Knochens, nainentlieh in der Clavicala. Ziua
«iusserliehen Verbände: gesthlHgene Baamwolle. — Apch
finsserÜGh unter Schweiofefti ^emisclii ' wendet Verf. die
Silieea auf Gesehwüne aa. Gegen Fassfreschw^nre be«
währte sich dieselbe efaenfallsi, und Veif. ;^laubt aoa
seinen Beobachtungen achJiessen tm dthfen^ dass Si«
Ucea auch beschränkend auf Lanjceng^eaehwore wirke.
SulpAnr: Krfltze« Neuere Fälle tieUte V.eri: in 3 bis 4
Wochen, alle !»-*3 Tage eiae Gabe der .8. oder 3. Verrei-
bvMg^ wobei Aeinliohkeit, Wäschewechsel nnd Bader mit
etwas sohwarser Seife «anpfählen worden. CU) Gegen äU
tere (Jebel reiehie Schwefel öfter nicht aus, Psoricora
SU. (in sIob.> wirkte inuner vortheifhafi. Bei den meisten
ilautausscUligea iriiene naken «Carbu veget.^ JLycQp.^
ftum Awfiang der Vj^ JSulphur. GeHf^B Ksffaasschlair
acrophulöser Kinder^ deren Augen aut Geschwärcb^i
um die Orbiifa, und geg^en Fusagesohwnre diene JSuipkurw
För die i«tz«eiie «eh t Verf. indess 4ie mHoea dem Sd«
phur meist vor. — Um in vielen .Krankheiten eine oft
eintretende Wirkungslosigkeit der Mittel zu heben und
den Organismus zu neuer, frischer Reaction zu bestim-
men, übertreffe kein Mittel den Schwefel; er schien in
vielen Krankheiten, namentlich auch in Blattern, die Hef-
tigkeit des Durchbruchs zu massigen und für die oft
nöthige Wirkung des Mercurs im Eiterstadio vorzube-
reiten. — Im Typhus abdominalis hebe er oft in schnell
wiederholten Gaben die Durchfälle. — In der acuten
Gicht kräftiger Männer sowohl als in der chronischen,
besonders nach Mercurmissbrauch entstandener, thne
Sulphur gute Dienste. — Krankheitsformen aus Ato-
nie der Brustorgane, so namentlich Blennorrhöen aitex
96 Krü. Reperiarium.
Leate, chronische Katarrhe, Asthma (hnmidiun) waren
Formen für Sulphor, besonders, wenn sie mit vertrie*
benen oder noch vorhandenen Exanthemen im Zosam-
menhange stehen* — Bei Stockungen im Pfortader-
system, Hämorrhoidal - Congestionen , daher rührender
Verstopfung und Kreuzweh sei neben Nux, Bryonia
und Cocculus immer Sulphur ein Hauptmittei, — Bei
scrophulösen Unterleibsdrnsen, daher ruhrenden Dick-
bäuchen, bei veralteten Fällen des Nachtrippers, wo
weder Cannabis, Cubeben, Sepia, Petroleum u, s. w,
halfen , gab Verf. Snlphur mit Gluck.
Spigelia: gichtisch-rheumatische Augenentzundungen
ohne bedeutende Entzungsröthe , aber mit bobreadem
Schmerz und dem Getühle, als sei der Augapfel zu
gross — da wirke das Mittel ausgezeichnet» Die
Schmerzen sollen sehr schnell weichen, und die in sol-
chen Formen zu fürchtenden glaukomatösen Bildungen,
wie Verf. hofft, dadurch aufgehalten werden. — Aach
gegen Angina pectoris von gichtischer Verknöcherung
der Kranz- und grossen Gefasse diene Spigelia, da
sie die Angstanfälle und das Herzklopfen hebe. — In
nervösem Gesichtsschmerz hysterischer Frauen und
rheumatisch - nervösem Zahnweh ( ohne Geschwulst,
auch oft ohne Caries im Zahne), das in allen
zugleich wüthet, wirke Spigelia
(Scfaluss folgt,)
Originalabhandlungen.
i) Ueber Vereimgufig der pathologisch - anatom-'
sehen Diagnostik mit der specifischen Heilme"
thode. Briefliche MittheHung von Dr^ Clemens
Uampe in Wien.
(Fortsetzung und Schluss.)
Oästro^enteriiis. — Die acute Magen^Darm-^ScUeim^
hautentvändung. — DieExistenz dieserKrankheit im SiQne
Ton Broussais, ihres Begründers, ist sowohl von den alten
Patliolofi:en als auch von mehreren neuern pathoiogiseliea
Anatomen bestritten worden, aber, nach meinem gerinji^en
Erachten, mit Unrecht. Vor Allem muss ich bemerken,
idass die neuere Dia^g^nostik ihre Krankheitsbenennangeu
nicht nach fanctionellen Störunjo^en, nach Gelegenh^its-
ursachen, besonders hervorragenden Symptomen, nach
blossen sympathischen Affectionen etc* wählt, sondern
sie dem pathologischen Befunde des primär ergriffenen
Organes nach Möglichkeit anzupassen sacht« Die alten
Pathologen , von denen die meisten den fraglichen Ge*
genstand gar keiner ernstlichen Untersachung wardig-
ten, schauderten vor dem entsetzlichen Namen Gastro-
enteritis zurück und nannten diese Krankheit lieber
Febris gastrica, F» biliosa^ F. gastrico-biliosa, F. gastrica
com nisu In febrem intermittentem, F. nervosa, Hepatitis,
ÜTGSA, Dd. X. . y
98 Originalabhandlungen.
Pneumonia biliosa, ali/B:emeineii Katarrh — höchstens
einen bereitsten Zustand des Marens, besonders wenn
sich dieser krankhafte Zustand des Magens zu andern
Krankheiten, z. B. zu Lungen-, Herz-, Gebarmatter-
etc. Krankheiten hinzugesellte. Einige ganz alte Pa-
thologen kannten aber sehr gut diese Krankheit. So
sagt Bartholin: „In omni febri acuta imminet ventri-
culi inflammatio« Ferner Bordeu: „Es giebt weni^
Krankheiten, in welchen nicht der Magen, besonders
wegen seiner Verbindung mit andern Organen, eine
vorzügliche Rolle spielen jndchte.^^ Baglivi: „Qmnis
oeconomia, sive sana^ sive morbosa, magnum exercit
influxum in tubum alimentärem/^ Bei den neuem pa-
thologischen Anatomen mag vielleiclit die Ursache darin
liegen, dass sie sich £u wenig beim Krankeabette auf-
halten können, dass leichtere Grade dieser Krankheit
sich schwer oder gar nicht nach dem Tode nachweisen
lassen und dass man nur jene Krankheiten mit dem Na-
men einer Entzündung belegen will, bei Plenen sich
bestimmte Producte : Lymphe, Eiter ^tc. nach weisen
lassen. Sehen wir aber nicht mehrere Krankheiten ,
die wir ohne Anstand mit dem Namen Entzünduag Jbe-
iegen^ bei denen es zu keinem solchen Produete kommt?
Sehen wir es nicht am deutlichsten bei der Eotzüadi^niif
des Halses, der Conjonctiva etc.? Hat denn nicht jede
Entzündung verschiedene Grade? — Es giebt wohl
keine Krankheit, welche so vielgestaltig auftritt «Is
gerade die Gastro^enteritis, und zwar theils wegen des
verschiedenen Grades, in welchem die Krankheit sieh
zeigt, theils wegen des Alters, der Constitution ete.
des ergriffenen Individuums, theils wegen der Verbia*
düng, in welcher die Magenschleimhaut mit dem Darm-
kanalo> der Leber, der Lunge steht, wodurch das
Grundleiden oft g&nzlich verdunkelt wird, theils wegen
der aiienirten Nerventhätigkeit dieses Organes, wodurcb
nicht nur das Ganglien-, sondern auch das höhere Ner- *
vensystem, |a selbst das Gehirn i«
Originalabhimdlungetu 99
zo^en werden, tbeils weg^en der abnorfflen Secretion
des Magensaftes ) welche, gleichwie die Magenfunction
überhaupt, auf die vegetativen Functionen alier übrigen
Organe einen so bedeutenden Einfluss äussert, theils
endlich wegen der Krankheiten, zu denen sich eine
Gastro -enteritis hinzugesellt Mit Recht nennt daher-
Broussais die Kenntniss der krankhaften Zustände des
Magens den Schlüssel zur Pathologie« Ich will nun
hier die Beschreibung dieser Krankheit von Andraii
auszugsweise anführen und nur hie und da mir einige
Anmerkungen zuzufügen erlauben.
Anatomische Kennzeichen. 1) Blosse Röthimg und
zwar baumförmig, punktförmig, in Linien oder ätrei*
fen* Bisweilen findet man, in Folge einer Anschop-
pung der Gefässe mit Blut, selbst eine schwUrzliche
Färbung des Magens. 2) Röthung mit Erweichung der
Schleimhaut. 3) Verschtoärung^ aber selten; bisweilen
jedoch bei sehr jungen Kindern. 4) Austretnng von
Bluff dicke Lagen von Schleim auf einer stark gerötheten
Schleimhaut; sehr selten Eiter und Pseudomembranen^
letztere findet man dagegen oft bei Kindern, in Ver<»
bindnng mit Pseudomembranen in den Lungenwegem
5) Brandy jedoch selten. Es können aber auch die
übrigen Häute des Magens an der Entzfindang Thell
nehmen und verschieden verändert seyn; so hat man
ausgetretenes Blut, Infiltration von Eiter und Emphy«
sem des Zellgewebes ohne Fäulniss angetroffen.
Ursachen. 1) Einfluss der atmosphärischen hufl.
Die durch die Luft bedingten Erscheinungen unterlie-
gen beträchtlichen Abweichungen. — In den kalten
Klimaten treten die. örtlichen Symptome viel deutlicher
hervor, als die allgemeinen. In den heissen ist es um-
gekehrt, und zwar treten in denselben die allgemeinen
Symptome am meisten im Gehirn und der Leber her-
vor — daher der ataktische und biliöse Cbaracter. In
den kältern Gegenden vermehren sich die schleimigen
Sedretionen : Schleimfieber. 8) Nahrungsmittel^ als : sehr
7.
100 OfiginaiaMumdhmgen.
/pewfirzhafte , reizende and sehr nShrende Spesen,
91« B. schwarzes Fleisch, zu nährende Milch einer
Amme, Kohmllch ffir zarte Säuglinge; femer verdor-
bene Speisen: alter Kise, alte Würste^ verdorbenes
Mehl; schwer verdauliche Speisen: das Schweinefleisch,
Gänsefleisch, Schwämme etc.; Speisen, welche etwas
dem Ma^en Widerstehendes enthalten, wie zuweilen
die Moschein, Krebse, manche Fische; Ueberladon/|f
des Magens und v^mgekehri \hng fortg^esetzte onsorei-
ehende E/mihrong, das lange Fasten bei manchen Re-
li|[^onssecten. 8) Getränke: nicht trinkbares Wasser,
It^istige und sehr heisse Getränke. 4) Grifte. Hieher
gehören aach die Gifte, welche nur unmittelbar und
nach geschehener Absorption auf den Magen wirken:
Miasmen, Typhus und Blatterngift, das Snmpfmiasma. —
Die Gastro^enleritis kommt auch zuweilen bei Entzön-
düngen der Schleimhaut der Lunge und des Ilamap-
parates, ferner bei mancherlei Hautkrankheiten, bei Ery-
flipelas, bei bedeutenden Verbrennungen tic. vor«
Symptome. A) örtliche i Schmer%haftigkeit im Epi«
gastrium oder in dessen Nähe. Sie ist verschieden
nach der Stärke, dem Typus und nach dem Sitze* Was
den Sitz anbelangt, so kommt der Schmerz vor: im
Epigastrium, im linken Hypochondrium , mitten am
Zwerchfell, an der grossen Krümmung des Magens,
nnten am Brustbein in der Gegend des Processus xi«
phoiduSy längs der Speiseröhre, an verschiedenen Stel*
len der Brust, an den Bändern des Zwerchfells; der Ap^
petit ist gewöhnlich verschwunden ; der Durst ist meisl
stark ; ferner haben die Kranken Vebetkeiten und oft JSfr-
brechen. BJ allgemeine : Stuhlverstopfung ; im Munde
ist gewöhnlich ein bitterer, pappiger Geschmack und
ein Gefdhl von Wärme; die Lippen sind roth, gespalten,
bluten leicht, sind bisweilen mit dicken Krusten bedeckt;
das Zahnfleisch ist schmerzhaft und geschwollen; die
Zähne sind mit einer dicken Lage von Weinstein be-
deckt. Die Zunge ist sehr verschieden beschaffen. Ihr
* • • •
••1 •?• • • *
• . • • • • •
• • •• • •
Originalabhandhmgen. 101
Umfang kann ver^ rössert seyn, sie kann an der Spitf&e
wie ^ef ranzt aassehen;, in Betreff der Färbung zei^t
sie sich gewöhnlich roth und zwar punktförmi/c roth
(characteristisch !) an der Spitze und den Rändern und
gelb in der Mitte, zuweilen schmutzig und schwarz.
Der Beleg kann völlig mangeln, aber auch schleimig,
weiss oder gelb und mehr oder minder dick seyn. Bis-
weilen findet man sie mit ausgeschwitztem Blute über-
deckt 80 kann endlich auch dieselbe, so wie die ganze
Mnndhöhle mit einer Lage ausgeschwitzter Lymphe
überzogen seyn, was besonders häufig bei sehr kleinen
Kindern vorkommt. Sie ist ferner feucht oder trocken,
glatt oder rauh, klebrig oder mit einer Kruste bedeckt
Gleichzeitig mit diesem letztern Zustande kann leb-
hafte Röthung oder äusserste Blässe derselben, vor-
handen seyn* Ihre Bewegungen können mehr oder
minder erschwert, ihre Sensibiütät afficirt seyn — wie
denn auch bisweilen eine brennende Hitze vorhanden
ist — Oft ist auch der Rachen geröthet und das
Schlingen schmerzhaft — Am meisten Abweichungen
bietet die Circulalion dar; das Fieber hat nfimlich bald
einen entzündlichen Character: der Puls ist stark und
beschleunigt, die Haut brennend, trocken oder feucht^
dabei Kopfschmerz und Röthe der Wangen; bald eindn
biliösen : es zeigt sich mit der Beschleunigung des Pul-
ses ein gelber Teint der Nasenflügel und der Conjunc-
tiva etc.; bald einen schleimigten: der Puls ist weni-
ger beschleunigt, die Hitze nicht so brennend, aber es
zeigt sich eine bedeutende Schleimabsonderung etc. — *
Bisweilen mangelt das Fieber, wie dies bei heftiger
Gastro-enteritis, die in Folge von Vergiftung entsteht^
oder bei solcher, wo zugleich eine tiefe Störung im
Nervensysteme vorhanden ist, der Fall ist Bisweilen
ist der Puls langsamer als gewöhnlich» Oft ist die A«-
spiration consensuell gestört, was durch einen trocke-
nen Husten, den Broussais Magenhusten nennt, durch
ein beschwerliches Athmen und durch einige schmerz-
108 Orifiinalaöhandiunsfen.
hafte Stellen im Umfan/Bre der Brast sich za erkenneii
^iebt. Die fipeichelabsondeming kann verstärkt seyn.
Anschwellang der Parotiden ist selten vorhanden« Die
Leber kann, besonders in heissen Kiimaten und bd
biliösen Individuen, consensaell afficirt werden. Der
Urin ist meist sparsam, roth and enthält za weilen ro-
Bige Säure, oder selbst Zucker. Die krankhaften Er-
scheinungen von der Affection des Nervensysteme kön-
nen ausgehen: 1) von der Sensibilität, wo Kopfschoierz
za Anfang oder im Verlaufe oder zu Ende der Krankheit
auftritt; er kann stark oder leicht, weit verbreitet oder
beschränkt, und kann selbst vorherrschendes Symptom
* seyn. F'erner können sich Schmerzen in der Lambar«
gagend^ die man leicht mit rheumatischen verweehseln
kann^ Schmerzhafti^keit der Haut oder anderer Theile,
/El^estörte Function des Gesichts, des Gehörs, convnlsi-
vische Bewe/d^un/^en , Zittern der Glieder oder Sehnen-
hdpfen einstellen; 8) von den intellectuellen Kräften^
welche unverändert bleiben, oder g^estört werden kdn^
nen; bisweilen fol^^en Delirien und Coma aufeinander.
Diese beiden krankhaften Erscheinungen können inter-*
mittlren und als Febris intermittens perniciosa auftreten;
3) von der belebenden Kraft des Gehirns, die sehr.ab^
nehmen kann, wo dann ausserste Schwäche eintritt «^
adynamisches Fieber.
Da diese Krankheit bei kleinen Kindern einio^e Mo-
dificationen erleidet und Tausende von ihnen daran ster-
ben, so will ich das Nöthigste noch hinzufügen. Ilei
ihnen ist ji^ewöhnlich ein grosser Theil oder der ^nzB
Intestinaltract davon ergriffen. Das Kind wird mürrisch,
unruhij^, weint mit einer heisern, sehr kläg^licben
Stimme und schläft wenig. Die Augen sind nicht ganz
» geschlossen, so dass das Weisse hervorschaut. Jadb-
lot's Gesichtszüge, besonders der Nasen- und Mund-
winkelzog (le trait nasal et labial), so wie Piepsr's
Qnerfalten auf der Stirne werden immer deutlichen Die
Pupille ist erweitert; die Nasenflügel eingezogen» Auf
Originaiabkandiun§ett^ 108
dem Joehbeine zeigl sich oft eine unscheinbare Röthe»
Die Zunge ist mit einem leichten aphthösen Ueberzuge
bedeckt; manchmal ist sie hoch roth. Der Leib ist. meist
gespannt, häufig aber auch weich und nur, bei hohem
Graden schmerzhaft. Seine Temperatur ist erhöht« Sind
die höhern Intestinal -Partbieen ergriffen, so leidet das
Kind an Erbrechen, ist der untere, so zeigt sich eine
schleimige, grünliche Diarrhöe. (N^ch Gukrsbnt und
Baron ist fast an jeder Diarrhöe der Kinder eine Ente-
ritis Schuld). Das Kind krümmt und windet sich bei
jeder Ausleerung, die meist unbedeutend ist. Ja das
Kind wird schon vorher unruhig, und nimmt weinerliche
Gebehrden an« Der Drang zum Stuhlgang ist so hef-
tig, dass dadurch nicht selten das Rectum mit vorge-
drängt wird. Zeigt sich Brechen und Abführen zugleich,
so ist der ganze Intestinaltract entzündet. Der Anus
wird durch die scharfen Abgänge leicht in einem grös-
sern Umfange geröthet. Die Haut ist trocken. Es geht
wenig Harn ab. Convulsionen sind nicht selten. Diese
Krankheit geht gern in die Aphtha infantili^ des Darm-
kanals und in Erweichung des Magens über. Tritt
letztere ein, so hört die Diarrhöe auf, der Bauch wird
trommelartig aufgetrieben, der Durst ist unlöschbar,
das Erbrechen anhaltend, das Kind wird unter bestän-
digem Wimmern immer unruhiger, das Gesicht ist ganz
entstellt und der Tod erfolgt oft plötzlich. Nach Cau-
VEiLiiiEB Jässt sich mit Wahrscheinlichkeit auf diesen
Ausgang schliessen, wenn alle Getränke nicht gleich
wieder ausgebrochen werden, sondern später, und zwar
jedesmal mit gelben, grünen Massen vermischt.
Das Wechsel/ieber scheint eine eigenthümliche Abart
der Gaslro-enteriti$!, eine Gastro-enteritis mit besonderm
ErgrilFenseyn des Nervenapparates des Magens zu seyu.
Für diese Ansicht sprechen vor Allem die gastrischen
Erscheinungen , welche dem Wechselfieberausbruche
vorangehen, während die Paroxysmen besonders her-
vortreten oder in der Apyrexie mehr oder weniger' sich
I ■»
104 Originaiubhanäkingen.
seigen. Dabin geboren: Druck und Schnersluifiiskeit
in der Ma/pengegend, Appetitlosigkeit oder Heissliooger,
Ekel^ besonders vor Fleischspeiseu^ Erbrecbeo, Ourst^
Abweichen oder Stubi Verstopfung; lettiger oder bitte*
rer Geschmack im Monde, weiss oder gelblich belegte
Zunge mit rotben Punkten an der Spitze und dem vor-
dem Theil der Ränder ; das Fieber mit einem bald ent-
zündlichen, bald biliösen, bald mit sogen, schleimig«
tem Character; consensoelle Affection der Lunge, welche
von einem leichten Husten bis zu einer bedeutenden
Bronchitis sich steigern kann, so dass Manche Weeh-
selfieber mit einer Lungenentzündung gesehen haben
wollen; die gewöhnlich eintretende consensuelle Affec-
tion der Leber; der rothe Urin mit seinem ziegelmehl-
artigen Bodensatze; ferner Kopfschmerzen, Reissen in
den Gliedern C rheumatisches Wechselfieber), Delirien ^
Coma ( Intermittens perniciosa), typhusartige Erschei-
nungen (das asthenische und typhöse Wechselfieber),
Meist geht dem Wechselfieber eine Gastro-enteritis Ci^*
gastrica) mit einem remittirenden Fieber voran, and es
ist auch eben nicht so selten, dass umgekehrt der in-
termittirende Typus des Fiebers sich wieder in, einen re-
mittirenden verwandelt« Gewöhnlich bleibt auch nach den
verschwundenen Wechselfieberparoxysmen noch lan^e
Zeit eine Gastro-enteritis chronica zurück, welche bei
der geringfügigsten Gelegenheit sich wieder in ein
Wechselfieber umwandelt« Was die veranlassenden IFr-
Sachen anbelangt, so sind es wieder solche, welche
eine Gastro-enteritis erzeugen. Dahin gehören: Diüt-
fehler, Verkühlung, Sumpfmiasma und Gemüthsbewe-
gungen etc. Für die hier ausgesprochene Ansieht spricht
endlich auch die glückh'che Heilung des Wechselfiebers
mit Arsenik, Nux vom., Ipec, China etc., mit denen
>vir auch die gewöhnliche Gastro-enteritis heilen; so
die allopathische Behandlung mit Brechmitteln, wodurch
gleichsam der Theil der Krankheit, welcher das Magen«
nervensystem ergriffen hat und das Typische der gan-
Origkudabhandlungen^ lOS
zen Krankheit verursacht, auf seinen arspränjs^Iichen
Sitz, auf die Schleimhaut, zurück ji^ewiesen wird^ —
Diese Ansicht scheint mir weni/g^stens mehr für sich zu
haben, als die von Geor^ Neumann, welcher den Sitz
des Weciiseifiebers in das Herznervengeflecht versetzt-*
Um die oben aufgestellte, blos auf Symptome |i:ebante
Ansicht vom Wechselfieber zu bestätigen^ war ich be«-
müht, Sectionsberichte von, am Wechselfieber Verstor-^
benen zu erhalten. Da ich nun bisher noch nicht 6e-*
legenheit fand^ einer solchen Section beizuwohnen und
mir mehrere Aerzte darüber keinen Aufschluss geben
konnten, so war ich sehr erfreut, in der Histoire des
Phlegmasies von Broussais eine ziemlich grosse An-
zahl derselben aufgezeichnet zu finden* Man ersieht
daraus, dass die Entzündung bald mehr in dem Magen,
bald mehr in den dünnen und dicken Gedärmen, bald
endlich mehr im Mastdarme, und zwar von der einfa-
chen Röthe und Anschwellung bis zur Geschwürbildung
und Sphacelirung der Schleimhaut vorkomme. Obwohl
Broussais die Gastro -enteritis so häufig mit Wechsel'"
fieber beobachtete, so hält er sie doch nur für eine
Complication. Ebenso hält es die alte Schule mit den
sogen, gastrischen Wechselfiebern. Wenn man aber die
Gastro-enteritis in ihrer verschiedenen In- und Exten-
sität kennt und anerkennt^ so wird man sie bei einiger
Aufmerksamkeit auch gewiss immer beim Wechselfieber
nachweisen können. Ich habe eine ziemliche Anzahl
Wechselfieberkranke in Ungarn, im Bannat, in Sieben-
bürgen, Mähren und Wien zu verschiedenen Jahrszeiten
gesehen, wurde selbst durch V« Jahre noch als Student
und zwar Anfangs auf einer Reise nach den Mehadier-
Alpen davon gemartert, glaube daher diese Krankheit
in verschiedenen Nuancirungen kennen gelernt zu haben«
Wenn man nun bisher das Wechselfieber immer für ein
rein nervöses Leiden ansah , *der oben gedachte patho-
logische Zustand sich aber immer dabei vorfindet, so
dürfte es wohl kein Fehlschluss seyn, denselben nicht für
cbie CospliMtioa, »oiideni für die ei^i^tlicbe prexioM
Morbi caiuui zu erkliren« Es ist aoch kaoa begreidick,
wie eine reioe Neorose fär sich allein den Or^nisnns
B9 schnell zerstören könnte. Warom js^eschieht es nicht
bei andern Neurosen ^ von denen manche doch oft nrit
noch weit hefti|ceren Symptomen aiiftreten? Die alten
Aerzte sahen die so^en. Anschoppan^^en in der Leber
und Milz als Caasa caasata bei Recidiven des Wecb-
selftebers an. Es sind aber nicht diese Stocknoj^n
Ursache der hänfi^en Recidive bei dieser Krankheit,
sondern die chronisch gewordene Gastro-enteritis. Diese
Stocknn/c^n sind nichts Wesentliches : die Recidive kom-
men mit and ohne dieselben vor. Sie sind Folgen des
Frostes, wodurch das Blut von der Peripherie nach den
Centralorg^anen, der Leber, Milz, Lunge etc. %aröck*
gedrängt wird, die Gefässe ausdehnt, so dass oft selbst
Zerreissungen und Extravasate vorkommen, dann stockt
und ein selbstständiges Leben darin führt. Dass theils
durch die dadurch gestörte Blutbereitung, theils durch
die gehemmte Ernährnng im kranken Darmkanale das
Blut zuletzt selbst schlecht werde und Hydrops ent--
stehen müsse, ist sehr einleuchtend. — Ich will nun ei-
nige bei Broussais vorkommende Sectionsresultate an-
fuhren ^)9 ohne aber mit ihm der Meinung zu seyn, dass
die Gastro -enteritis immer in einem so hohen Grade
auftreten müsse und ohne ihm beizupflichten, wenn er
behauptet: Des le moment que cette phlogose sera pro-
noncee, la mort du malade pourra etre predite avec
ccrtitude (H. 622.).
*") I, 74. L'estomac reserre comme un intestin , epais et resistonC ;
sa membrane sereuse saine, samaqueusetres-rougeepaissieeiforiiiaDt
des Fides nombreuses et solides. Dans la eoiipo ,on la recoDDaissaic
spuogieuse et desorganisee. Cette disposition, tres-remarqiiable dans
le grand cul-de-sao disparaissalt ioaensibleinent vers les urifices. —
II est impossible (fugt er hinzu) de ne pas voir, dans cette Observation,
une pblogose de Testomao, provoqude par le quinquina. — Die Symp-
tome, welche die China heryornift, zeigen wohl ganz Uar eine Gastro-
Originaiabhandlungen. ÜOf
Gastritis chronica. — - Diese Krankheit kommt im
Allgemeinen unter den Namen: schwacher Magen,
enteriitis an; In diesem Falle aber hat die ssn groMe Gabe deriselbeii
dieselbe nicht erzeugt , sondern die vorhandene nur verschlinmert, ,
Ij 85. La muqueuse gastrique un peu ros^e. Quelques points en-
flammes isoles (une rougeur par engorgement pas^if, merkt er an^
eilt ete universelle dans la muqueus^. U y avait donc gastritel Und
doch behauptet derselbe, die beim Wechselfleb^r vorkommende 6a-
»tro-enteritis sei Folge des durch die Kälte zurückgedrängten Blutes I)
dans toute la^loagueur du canal intestinal.
I, 180. Legere rougeur dans la muqueuse gastrique; rougeur fon-
cee portee au noir dans celle du colon et du coccum*
I, 1S7. Quelques tacbes rouges isolees dans la muqueuse intesti-
nale. Une couche de mucus blanc, forment une espece de fausse mem-
braue qui tapissait Tlnterieur de Testomac, dont la tuniqtie etait peu
injectee.
I, 192- L^estomac contracte, ses parois en contact, difficile a cou-
per; sa muqueuse epaissie, rouge, noire; celle des intestins grelea
partout un peu plus rouge quo dans Fetat pbysiologique; celle ducoloa
affectee comme celle de la muqueuse gastrique.
II, 471. Gastrite aigue imitant la fievre ataxique intermittentOL
li^estomac non eontraete, quoique sa muqueuse tat epaissiö, rougo et
mSme noire. Celle des intestins offrait le meme aspect» Les grSlei
etaient peu contractees; mais le colon etait tellement reserre, quUI
n^avait plus de cavite. Depuis le cardia jusqu^a Tanus, la membrane
muqueuse, phlogosee, ne contenait autre cl|ose qu^une ezsudation
tres-blancbe , tres-soUde, membraniforme, assez difficile a detacher.
II, 595. L^estomac retreci, ses parois en contact, sa muqnense
epaissie et d'un rouge porte au noir sans uiceration. La rougeur de
Celle du colen etait beaucoup moins foncee, toujours sans iilcere, v
II, 607. Muqueuse gastrique d^un rouge clair, mais fort epaisse.
Celle des intestins greles offrit d^abord quelques points rouges isoles;
ensuite, dans la fin de Tileum, eile füt trouvee d^un rouge fonce^ noire,
granuleuse, et generalement sphacelee et uiceree. Dans toute Ift
longueur du colon, disposition analogue. Toutes les granulations
etaient autant de petits ulceres avec perte de snbstance de la mem-
brane; les appendices de cet in testin semes de petites glandes n'oires.
II, 632. L^autopsie nous fit voir une phlogose de toute la muqueuse
de voies gastriques: legere et boruee au rouge clair dans Festomap
et les intestins greles, eile prenait une couleur foncee et violette
dans le colon, dont la surface interne se presentatt partout epaissie,,
rugueuse , ulceree et sphacelee. — Ups.
Originalabhandlungen^ 113
schleiini<2:t. Während der Verdauun/g^ ist das Gesicht
gewöhnlich gerölhet, die übrige Haut blass. Beim
Vortschreiten der Krankheit wird die HaiU mehr und
mehr fahl und g^elblich, was auf einen skirrhösen Zu-
«fland des Magens deutet Anf der Haut erscheinen
hänfi;? Flechten. Der Respiration^apparat ist ziemlicb
oft krankhaft verändert» Viele Kranke leiden an einem
Husten y der mit dem Fortschreiten der Krankheit zu-
nimmt. Manche leiden an Athemlosi/g^keit, die aber nur
durch Ansammlung von Luft im Magen bedingt ist»
Die 8ecretion der Leber und der Nieren ist gewöhn-
lich nicht alterirt. Die Haut ist dagegen gewöhnlicli
trocken. 8chwilzen die Kranken, so zeigt der Schweiss
Abweichungen von der gewöhnlichen Beschaffenheit»
In manchen seltenen Fällen stellt sich zu Ende der
Krankheit Hautwassersncht e,in.
Zink ist in dieser Krankheit nebst Arsenik etc. ein
vorzügliches Mittel» Ich hatte Gelegenheit, bei Gelb-
Kiessern die Zinksymptome im Grossen zu beobachten«
Ich fand einen grossen Theil der HAH^fijiiANN'schen
Symptome bestätigt. (Bei dieser Gelegenheit fallen mir
lUe vemunftlosen Prüfungen der Franzosen mit Giften
an Thieren ein. — Kann man denn etwas ToUerea
treiben ?.)
Arthritis. — Ich halte die Gicht für eine Gastro-en-
teritis chronica mit, an Qualität und Quantität abnor-
mer Secretio» des Magensaftes. Für das Daseyn einer
ehronischen Magenentzündung bei Arthritikern sprechen
die oben angeführten und ausser den Ablagerungsan-
fällen besonders bemerkbaren Symptome, welche wie-
der anzuführen ieh für überflüssig halte und welche je-
der praktische Arzt, der mit der nöthigen Aufmerk-
samkeit mehrere Gichtkranke examinirt und beobachtet,
leicht auffinden wird* Ich werde mir^s übrigens an-
gelegen seyn lassen, Sectionsberichte über diese Krank-
heit mit der Zeit zu sammeln und bekannt zu machen. —
Ist ein Organ krank, so 'wird auch seine Function ge-
BTOBA, IM.X. ^
108 OHgkMlabhmuUungen,
Ma/;eoverschleimanj^ (der Magen kocht nur Sicbleünl),
Verstopfung, Blihangsbesch werden , Ansehoppanic in
Unterleibe, Leberleiden, Hypochondrie, anentwicfcelte
Gicht etc* von Nor in ihrem letzten Stadium wird sie
dafür anerkannt —
Anatomischer Characler^ Die anatomischen deichen
können mit denen der acuten Gastro-enteritis äberein-
stimmen oder jener eigenthumlich seyn« Der chroni-
schen Gastritis gehören folgende Alterationen an: 1)
eine graue, schieferartige Färbung des Magens ; S3 voll-»
ständige Entfärbung seiner Schleimhaut mit Erweichang
derselben; 3) deutliche Erhärtung dieser Membran; 4)
allgemeine oder partielle Hypertrophie, die gleichmfis«
sig oder mamellonirt seyn kann* Diese Veränderung
kommt besonders in dem Pförtnertheil des Magens oder
in der Gegend der grossen Krümmung desselben vor.
Man findet hier zuweilen gestielte Afterproducte, welche
in Gestalt, Zahl und Grösse verschieden sind; 5) die Hy-
pertrophie kann nur die Drüsen treffen, welche dann wie
kleine Geschwülste erscheinen; 6) sie kann auf die
Zotten beschränkt seyn , die man dann mit blossem
Auge eben so gross findet, als man sie sonst unter dem
Mikroskope sieht; 73 Verschwärung der Schleimhaut^
sowohl ihres Gewebes selbst^ als ihrer Drüsen. Sie
kann vernarben. — Diese verschiedenen krankhaften
Veränderungen können auf die Schleimhaut beschränkt
seyn oder sich auch auf die andern Membranen erstrek«»
ken; anderseits können diese letztem afficirt seyn^
während die Schleimhaut gesund bleibt. Bisweilen wird
das submuköse Zellgewebe infiltrirt und erlangt eine
beträchtliche Entwicklung. Dann wird die Muskelhaut
atrophisch; in andern Fällen kann sie aber auch hy-
pertrophisch werden und scheint mit dem submukösen
Zellgewebe zusammen eine fibröse Haut zu bilden. Un-
ter diesen Verhältnissen können diese Gewebe alterirt
bleiben, während die Schleimhaut zu ihrem Normal-
zustande zurückkehrt; ihrerseits können sie aber wieder
OrigkuUabhandlungm. 109
die Schleimhaat reisen, welche ulcerirt, wo man dann
nach dem Tode einen krebsartij:en Grund $ndet Diese
Yeränderan^^en im submakösen Zellgewebe kommen am
häufigsten in der Portio pylorica oder an der grossen
Krämmnn;»^ des Magens vor.
Ursachen sind dieselben wie bei ff er acuten, nur ist
ilire Einwirkung minder rasch und kräftig. Ferner wird
sie erzeugt durch lang anhaltende traurige Gemüths-
affecte, anhaltendes Studium, Onanie. Sie ist oft erb-
lich. Man trifft sie auch bei Kindern, jungen Leuten
zwischen dem 18. und S5. Jahre, besonders bei zarten
jungen Madchen mit blassem Teint und wenig entwik-
kelten Muskelapparate an. — Die Symptome zerfallen in
örtliche und allgemeine, in aohaltende und intermittie-
rende. Manche Individuen verdauen gut während des
Sommers; im Winter aber, wo sie eine sitzende Le-
bensweise fuhren und sich bisweilen nicht hinreichend
vor dem Einflnss der Feuchtigkeit in Acht nehmen, stel-
len sich deutlich die Erscheinungen der Gastritis ein,
welche unter entgegengesetzten Umständen wieder ver-
schwinden. Die Störungen in den Verdauungsorganen
können sehr verschieden seyn. Der Appetit ist ge-
wohnlich stark, und doch müssen die Kranken sich bä-
ten, ihm zu gewähren; in andern Fällen ist er schwach
oder die Kranken verlangen nur nach reizenden Spei-
sen. In andern Fällen haben sie völligen Ekel gegen
alle Speisen. Bisweilen erscheint vor den Symptomen
der chronischen Gastritis eine ausserordentliche Ge-
frässigkeit, welche vergeht oder beim Erscheinen jener
Symptome fortdauert Manche Kranke verlangen nach
Speisen, die ihnen, nachdem sie selbe bekommen, zu-
wider sind; viele klagen über ein Ziehen im Magen, das
nach dem Genuss von Speisen verschwindet, um bald
nachher stärker wiederzukehren; Andere hingegen spü-
ren nach dem Essen Erleichterung. Bei Einigen ist kein
Bedürfniss nach Nahrung vorhanden, aber sie werden
sefawach oder gar ohnmächtig. Bei Manchen zeigt sich^
llf Originaiabhandiimgen.
schlechter sehen oder hören als sonst. Manche werden
wAbrend der gansen Zeit, wo sie verdauen, von nar-
rischen Gedanken geqafilt: Hypochondrie 'int biofiit
eine Folge der chronischen Gastritis. Manche Kranke
empfinden wAhrend der ganzen Zeit ihres Uebels ein
Jüeken auf der Haui^ das mit dem Mag^enleiden an-
und abnimmt. Eine der constantesten symptomatischen
Erscheinang^en ist die Verstopfung ; nach ihr Zn- nnd
Abnehmen hält mit der Verschlimmerang^ nnd Besaemnjf
des Magens gleichen Schritt. Die Zunge kann ihr na*
tflrliches Aassehen haben, kann aber auch blasser ^Ver-
den, als sonst, welcher letztere Fall bei VerhArtnng
des Magens eintritt. Manchmal ist ihre ganze Ober-
flAche roth, in andern Fällen sind es Spitze oder lUui«
der. Bei genauerer CTntersacbang findet man die W&ra&-
chen zuweilen roth und .vorspringend; häufigen sind
sie Mass. Die Zunge kann ferner feucht oder trocken
und ddrr seyn; in diesem Zustande ist sie gewöhnlich
Morgens beim Erwachen. Bei manchen Kranken ist die
Empfindlichkeit dieses Organs gesteigert, besondere ist
ein Gefühl von Wärme darin wahrnehmbar. Die Mund^
höhle ist bitter, pappig, trocken; es zeigen sich Aph-
then; in einigen Fällen entartet das Zahnfleisch^ die
Zähne überziehen sich mit Weinstein; die Speichelab-
sonderung wird verstärkt und der Speichel selbst saner«
Die Rqchenhöhle ist oft bläulich geröthet, mit einem'
zähen Schleime überzogen, der die Kranken zum i»e-
ständigen Rachsen nStbigt, oft ist sie sogar gesehwd-
rig. Diese entzündliche Affection kann sich selbst in
die Luftröhre nnd ihre Aeste verbreiten und einen Ka-
tarrh verursachen, den man oft selbst für Phthisis ge-
halten hat. — im Kreislaufe des Blutes ist häuAg
keine Störung wahrnehmbar. Die Kranken können
sterben, ohne Fieber gehabt zu haben; doch stellt sich
letzteres bisweilen ein, aber nur dann und wann, nnd
erscheint blos, wenn die Krankheit stärker hervortritt.
Häufig wird der Puls Abends oder nach Tische be-
Origmaiaöhandkifigen^ 113
schleiini^ct. Während der Verdauung ist das Gesicht
gewöhnlich geröihet, die übrige Haut, blass* Beim
Fortschreiten der Krankheit wird die HatU mehr und
mehr fahl und gelblich, was auf einen skirrhösen Zu-
stand des Magens deutet Auf der Haut erscheineA
häufig Vlechten. Der Respiration^apparat ist ziemlich
oft krankhaft verändert. Viele Kranke leiden an einem
Husten j der mit dem Fortsehreiten der Krankheit za-
nimmt. Manche leiden an Athemlosigkeit, die aber nur
durch Ansammlung von Luft im Magen bedingt ist»
Die 8eeretion der Leber und der Nieren ist gewöhn-
lich nicht alterirt. Die Haut ist dagegen gewöhnlich
trocken. Schwitzen die Kranken, so zeigt der ächweiss
Abweichungen von der gewöhnlichen Beschaffenheit*
In manchen -seltenen Fällen stellt sich zu Eade der
Krankheit Hautwassersucht e,in.
Zdnk ist in dieser Krankheit nebst Arsenik etc. ein
vorzügliches MitteU Ich hatte Gelegenheit, bei Gelb-
giessern die Zinksymptome im Grossen zu beobachten»
Ich fand einen grossen Theil der HAHMfiMAMN'schen
Symptome bestätigt. (Bei dieser Gelegenheit fallen mir
die vemunftlosen Prüfungen der Franzosen mit Giften
an Thieren ein. — Kann man denn etwas Tolleres
treiben ?)
Arthritis. — Ich halte die Gicht für eine Gastro-en-
teritis chronica mit, an Qualität und Quantität abnor-
mer Secretio» des Magensaftes. Für das Daseyn einer
chronischen Magenentzündung bei Arthritikern sprechen
die oben angeführten und ausser den Ablagerungsan-
fällen besonders bemerkbaren Symptome, welche wie-
der anzuführen ich für überflüssig halte und welche je-
der praktische Arzt, der mit der nöthigen Aufmerk-
samkeit mehrere Gichtkranke examinirt und beobachtet,
leicht auffinden wird. Ich werde mir's übrigens an-
gelegen seyn lassen, Sectionsberichte über diese Krank-
heit mit der Zeit zu sammeln und bekannt zu machen. —
Ist ein Organ krank, so 'wird auch seine Function ge-
nTGBA«lM.X. ^
\
\
114 Ofiginalaöhandlunpen.
stört und verändert Eine Hauptfonction des Maukens
ist aber die Bereitanjc des Bla^nsaftes, welcher nicht
nur in einer grossem Menge abgesondert wird , bob^
dem auch grösstentheils aus Harn-^ nach Andern ans
RosensAure besteht. Wahrscheinlich wird nicht imner
eine und dieselbe äSure erzeugt. Die Entstehanjflj^ der
chronischen Magenentsändung mit vorwaltender Alle-
nation der Bereitung des Succns gastricus läsat sich
aus den Gelegenheitsursachen: dem übermässigen and
länge fortgesetzten Genüsse zu substantiöser und rei-
zender Nahrungsmittel, spirituöser Getränke etc., wie
solches bei Reichen gewöhnlich der Fall ist, sehr leiebt
erklären; Anfangs hat der Organismus die Kraft, dieser
Säure durch zeitweises Erbrechen oder Abfuhren sich
zu entledigen und es stellen sich dann keine, oder nur
sehr gelinde Gichtschmerzen ein. Mit der Zeit wird
diese Säure aber aufgesogen und ins BIntsystem saf-
genommen* Dieses befreit sich nun entweder darch
die Arterien oder die Venen von derselben, tüolchea
Krisen gehen oft grosse Tumulte im Blutsysteme vor-
aus. Die Arterien setzen die Säure an solche Stellen
ab, wo sie sonst Säuren abzusetzen pflegen, nämlieh
in die Synovialhäute der Gelenke, in die Knochenhast,
in andere fibröse Häute, in den Harn, Seh weiss etcj;
alsdann entstehen die bekannten Gelenksentzändnn^
gen. Geschieht die Ausscheidung durch die Venen, so
entstehen die Hämorrhoiden. Daher das Weehaek-
verhältniss zwischen dem Hämorrhoidalfluss und den
Gichtanfällen. Sehr oft geschieht die Ausscbeidaa^
auf beiden Wegen zugleich. Daraus erklärt sich noa
die auffallende Erleichterung, welche ein stärkerer Hi«*
morrhoidalfluss dem Kranken verschaflfl, was Stahi.
und seine Nachfolger recht gut einsahen, daher auch
Alles zur Hervorrufung des Goldaderflusses aufboten. —
Während der Anfälle verschwinden die Magensymp--
tome fast gänzlich, um nach denselben bald wieder sich
einzustellen. Oft tritt die Gastro -enteritis chronica
Üriginalabhandkingen^ 115
selbst sehr acut auf nnd dann sHffl, uiaa gewöhnlich:
die Gicht hat sieh auf den Majcen geworfen«- Im hö-*
bern Alter macht zaweilen die Gicht keifie Anfiille mehr
nach aussen, dafür schleicht aber die chronische Ga-
stro-enteritis unter allerlei Symptomen : Schw«rverdav-»
lichkeit, fortwährende Diarrhöe, Schmernen im Unter«*
leibe, Blähungen etc. im Innern fort und fort. — Bei
der Behandlung der Gicht handelt es sich nebst der
Radicaicur der Gastro -enteritis chronica mit Arsen.,
Zinc, China, Nux vom. etc. etc., und einer strengen
Diät, besonders Anfangs der Behandlung auch vorKäg-
lich darum, die, meist periodisch sich er£en£:ende Ma-
gensäure durch Erbrechen von Zeit %n. Zeit, oder
durch vieles VVassertrinken aus dem Körper hinaus*
zuschaffen. Hieraus erklärt sich auch die so oft ge*
priesene Wirkung der Breoh- nnd Abführmittel, der
Hunger- und der PniEssNiTz'schen Wassercur.
Typhus abdominalig. •— Ohne die vielen Namen, un-
ter welchen diese Krankheit vorkommt, anzuführen,
will ich blos bemerken, dass selbst in den neuesten
Zeiten noch kein, dem gesammten pathologischen Zu-
stande entsprechender Name gefunden sei. Wenn ich
irgend einen neuen Namen vorschlüge, würde ich wahr->
scheinlich so glücklich wie meine Vorgänger seyn.
Von der einfachen sogen. Febris gastrica bis zum Ty-
phus exanthematicus, ja ich möchte behaupten, bis zur
Pest, giebt es nur eine Serie. Die Krankheit scheint
vom Blute auszugehen, welches durch ein eigentbum-
liches Gift und zwar oft plötzlich (Pest) alienirt wird
und dann den krankhaften Stoff auf das Drüsensystem
wirft und zwar auf die PüYsa'schen Drusen des Darm-
kauals, auf die mesenterischen Drüsen, auf die «Schleim«
drüsen der Trachea und des Oesophagus, zuweilen nut
die Ohrspeicheldrüsen, zuweilen selbst auf die Ingui-
nal- und Axillardrüsen (Pest) ablagert, sie infiltrirt,
wodurch dieselben sich anfangs entzünden und endlich
in Eiterung und Verschwärung übergehen. Dass die
8.
116 Oriyinalabhandlungen,
zvLt BlatbereitoDji^ so wichtig;^!! Organe, wie die Mila&,
diese grosse Blatdräsc^ die Lange, das Herz ond zo*
weilen selbst die Leber, woza ich noch die Aossere
Hant hinaufägen möchte, in einein krankhaften Zastande
sich befinden ; wird von allen französischen patholoj^-
schen Anatomen zagegeben, doch wollen sie, wabr-
scheinlich am ihre Behandlangsweise nicht umzastos-
sen, keine Veränderung im Blute selbst sehen. Folg^es-
des ist im Kurzen der pathologische Befand beim Typhös.
Im Allgemeinen ist das Blot aufgelöst, wässrig, das
Blatcoagalam im Herzen gräniich, salzig; das Herz oft
erweicht, blass, seine innere Flache und die Arterien
und Venen geröthet; die Lunge ist häufig roth hepati«
sirt und der Larynx mit Geschwüren besetzt (Typhns
trachealis nach Eisenmann); die Milz findet man ver-
grössert 'und erweicht; ^ie Galle ist wässrig. Die
PsYER'schen Drüsen werden mit einer weissen, specki-
gen Masse infiltrirt, wodurch hohe Wülste auf der Darm-
Schleimhaut entstehen; dann entwickeln sich auf der
Oberfläche dieser infiltrirten Stellen Gefasse and leiten
die Erweichung ein» Es zeigt sich hierauf eine grau-
liche Materie, ein Schorf, welcher abgestossen wird,
die tnn» muscul. blos legt und so ein wahres Geschwür
bildet, welches eine grosse Neigung zum Perforiren
hat. Die Vernarbuqg geschieht durch Bildung einer
neuen, der Schleimhaut ähnlichen, anfangs mehr serösea
Membran. Die Infiltrationen geschehen oft anfallsweise,
so dass eine Parthie frisch infiltrirt ist, während andere
schon erweicht^a selbst schon in der Vernarbung be-
griffen sind. Die Gekrösdrüsen sind von derselben weis-
sen und speckigen Materie infiltrirt Im Oesophagus
kommen auch manchmal Geschwüre von Das konnte Ei-
SJBNMANN Typhus oesophageus nennen» (Was die Leate
dochyOft für sonderbare Begriffe von einer Krankheit
haben! So heisst Pibper die Stomatitis gangraenosa,
den sogenannten Cancer aqnaticns, einen topischen Ty-
phus.) Im Gehirn etc. findet man entweder keine oder
Origkuilahhandlungen^ 117
ff
V
80 leichte und so weni|; constaate Veränderungen, dass
man sie unmöglich als die Ursache der nervösen Symp-
tome ansehen kann. — Dieselben pathologischen Ver-
änderungen findet man auch bei der Lögerdürre.
Bei dem sogen. Typhus ienlescens zeigen sich keine
nervösen Erscheinungen und die Kranken gehen oft da-
mit noch herum* — Da aber die Geschwüre gerne den
Darmkanal perforiren, so entsteht oft plötzlich eine Pe-
ritonitis, welcher der Kranke unterliegt, wenn nicht
durch Verwachsung der Gedärme untereinander oder
des perforirten Darmstuckes mit der Bauchwand dem
weitern Fortschreiten Einhalt gethan wird. Diese Krank-
heit wird gewöhnlich verkannt. — Der Typhus wird
mit vielen Krankheiten verwechselt Von einer Menin-
gitis unterscheidet er sich nach d6r ganz richtigen Be-
obachtung des Dr. Skoda dMurch, dass der Urin beim
Typhus anfangs keinen , bei der Meningitis aber gleich
anfangs einen weissen, kreideartigen Bodensatz bildet« —
Der Typhus complicirt sich nicht mit dem Puerperal-
fieber, der Cholera, der Dysenterie und der Tubercnlose.
Haben die allopathischen oder die homöopathischen
Mittel eine Beziehung zu den oben angeführten patho-
logischen Veränderungen? Von den ersteren will es
mir nicht einleuchten, worin mir selbst die meisten Al-
lopathen beistimmen werden; von den zweiten will ich
vor allen anderen zu Gunsten des Arseniks, ohne mich
auf die pathologischen Veränderungen, welche derselbe
Im Darmkanale hervorbringt, zu berufen, nur das an-
führen, dass wir mit demselben auch andere bösartigOi
ja nach meiner Erfahrung auch alle syphilitischen Ge-
schwüre mit Glück bekämpfen und dass derselbe selbst
auf das Blut einen sehr woblthätigen Einfluss zu haben
scheint, wie uns die Beobachtungen an Pferden ete.
deutlich zeigen« Bei beginnender typhöser Infiltration
scheint die Bryonia auszureichen, später ist ihr aber
jedenfalls der Phosphor vorzuziehen; ist aber die 6e-
schwörbildung schon eingetreten •— dann dürfte wohl
118 Originaiabhandkmgen.
kein Mittel den Arsenik äberCreffen. Dass man Aber-
diess die Haeroatose darch Einathmen einer frischen
Laft, darch Kaltwaschen der Haut und durch frisches
GetrAnk nnterstützen müsse, versteht sich von selbst
Ich finde überhaupt, dass man bei so vielen Krankhei-
ten, welche aus dem Blute hervor^ß^ehen« 95. B» Aus-
sclilä/3:en etc., noch viel zu weni;^ auf eine Verbessemnj^
des Blutes Rücksicht nimmt«
Dy9enterie. — Der Dickdarm bietet nach den ver-
schiedenen Stadien der Krankheit verschiedene patho-
logische Veränderungen dar. Anfangs zeigt sich auf
der mehr oder weniger gerötheten Schleimhaat ein
grünliches, schuppiges, ja oft selbst ein membranartig^
Exsudat mit noch ganz freien, gesunden Zwischenrin-
men. Unter diesem Exsudat entstehen dann GeschwSre:
das Exsudat wird weggeVaschen , gleichsam wie ein
Pfropf abgestossen und die Geschwüre zerlöchern als-
dann die Schleimhaut, ja auch die übrigen H£ate so,
dass sie zuweilen selbst den Mastdarm perforirt haben.
Die Haut selbst verdickt sich. Die mesenterischen
Ganglien sind angeschwollen, geröthet und zuweilen
in der ersten Zeit der Krankheit erweicht; spfiter wer-
den sie schwarz.
Dass die hom. Mittel: Merc. soL und corros., Arsen.,
Acid. sulph. und nitr. in einer näheren Beziehung zu
diesen pathologische^ Veränderungen stehen, als die
allopathischen ,^ wird der rigoroseste Allopath zuge-
ben. — Bei der chronischen ^ nicht mit Zwang ver-
bundenen, Diarrhöe findet man auch Geschwüre im Dick-
darm. Ihre Ränder sind abgeflacht und unterminirt.
Diese Ränder können selbst absterben, sphacelSs wer-
den. Sie entstehen durch CTlceration der Schleimfollikeln.
Im Anfange kann man oft einen Pfropf herausdrücken»
Sie sehen bläulich ans (von der Injection des Hofes der
Drüsen bei der beginnenden Ulceration). Durch Zusam-
menfliessen der kleinen Geschwüre entstehen dann gros-
sere. Dr. KoLLKTscHKA, Proscctor bei der |Uithologi-
Originaiaöhandhmfien. 119
sehen Anatomie zn Wien, machte zuerst auf diese cha-
rakteristischen Geschwüre aufmerksam»
Tuberkeln. — iSie kommen in allen . Organen vor :
im Gehirn, und zwar in der Substanz und dessen Häu-
ten, von der Grösse eines Hirsekornes bis zu der eines
Hühnereies; ja man fand schon eine halbe Hemisphäre
^nz infiltrirt; ferner in der Lunge, dem Herzen, im
Darmkanal, Magen, in der Leber, Milz, Gebärmutter,
Blase, im Bauchfell, in den Nieren, Hoden etc. Nach
Amdral haben nur die Hunde keine Tuberkeln (wobei
man an das bekannte Volksmittel, das Hundsfett, un-
willkührlicii erinnert wird)* Andere, wie Gurlt und
Oeven (bei einem Eskimohunde) wollen sie wieder
gesehen haben« Diese zwei Herren scheinen aber
keine verlässliche Bärgen abgeben zu können. New^
PORT will sie auch bei Insekten: Carabns catenulatas,
Staphylinus olens, Meloe cicatricos* etc. gefunden ha-
ben (!?). — Anfangs wirft die Natur die tuberculöse Ma-
terie auf die äussere Haut: es entstehen Ausschläge,
welclie den Arzt sogleich zum kräftigen Handeln ge»
gen die tuberculöse Disposition auffordern sollten ; Abla-
gerungen auf die Augen: scroph. Augenentzündung^, auf
die Knochen, wodurch der sogen, scrophnlöse, eigebt^
lieh tuberculöse Knochenfrass , dann auf die Driisen,
wodurch änsserlich die sogen, scrophulösen (tuberculö^
sen) Geschwüre, innerh'ch die Tabes messeraica, end-
lich auf das Gehirn, wodurch Meningitis (Wasserkopf),
Und auf andere Organe mehr, — Oft entstehen in 10—80
Tagen unter den Erscheinungen eines Typhus unzäb^
lige Miliartuberkeln in der Lunge^ der Leber, Milz, etc.';
Tuberculosis acula, — Bis jetzt ist es selbst dem
Dr. Skoda in Wien, diesem scharfsichtigen Beo bachter,
^) Jedenfalls infiltrirt sich dabei eine tuberculöse Materie in die
Conjunctiva, welche dann entweder resorbirl %vird oder erweicht und
in Verschw&rung übergeht. Daraus erklärt sich auch ihre schwie-
rige Heilung. — H.
UO Originalabhandlungen.
nicht f^eliinjBren, ein charakterislisches Zeichen anfsa-
finden, wodurch man in einem jeden Falle diese Krank-
heit vom Typhus unterscheiden könnte. — Die Tnber-
kelmaterie ist eine eijcenthümliche Materie, deren We-
sen man eben so weni^ als das des Funn^us medol-
Jaris kennt, Sie wird von den Arterien ansjceschiedeo,
ihre Quelle ist also das Blut Die &$chwän/>:eron£^ des
Blutes mit dieser Materie geschieht durch einen schlech-.
ten Chylns, also durch schlechte Nahrungsmittel, fer-
ner durch Alles, was eine schlechte Uaematose herbei-
fährt, z. B. durch schlechte Entkohlung des Blutes and
yjwar a) durch die Lunge beim Einathmen einer naas*
kalten, dumpfigen, mit allerlei Ausdünstungen A^eföll-
ten Luft, wie das in schlechten Wohnungen, Kerkern
etc. geschieht; b3 durch die Haut bei Unreinigkeit der-
selben, zu w^nig Schutz durch Kleidung gegen eine
nasskalte, dunv|)figfeuchte Luft. Daher sahen die Al-
ten , wie Cblsus, gute Erfolge bei Phthisikern von der
{Steigerung der Hautthatigkeit durch Reiben mit Fla-
nell und Tragen desselben, ferner Paracelsus darch
Steigerung der Entkohlung des Blutes in der Leber
mittelst Mereur* — Die Tuberkeln kommen isolirt oder
infiltrirt vor, haben in sich selbst die Tendenz zur Gr«
weichung — Geschwörung; gehen oft auch in Verkal-
kung über. Die Verhältnisse, unter denen sie resor-
birt werden, sind noch ziemlich dunkel, nur so viel
ist bekannt, dass sie nicht zugleich mit Fungus, Ty-
phus, Scorbut, mit den Blattern, mit der Cholera, der
Dysenterie, der ursprünglichen Hypertrophie des Her-
zens und nach Dr* Skoda vielleicht auch nicht mit
Rhachitis vorkommen, ja man sieht selbst tubercnlöse
Geschwüre heilen, wenn eine der sechs erstgenannten
Krankheiten zu ihnen tritt. Mir sind einige Falle be-
kannt, wo Lungentuberkeln nach überstandenem Ty-
phus für immer verschwanden. Kehrt jedoch das Indi-
viduum in seine frühere schädliche Lebensweise zu-
rück, so erzeugen sich die Tuberkeln aufs Nene. In
Or^inalabhanditingmi* Itl
Verbindan^ mit Laes (Tripperseoche) richten sie beson-
ders schnell den Orjpanismas za Grande. Sie sind dann
gthVL und schmieri/i:. — S« Rokitanski, Hyjs^ea IX. Hft 6»
Am haufijTsten kommen die Tuberkeln in der Lange
vor, wo sie die Phthisis pnlmonah's hervorrufen. Es
^iebt nar eine Phthisis pulmonalis nnd das ist die durch
Tuberkeln entstehende. Die Phthisis trachealis, in
Folge von Tuberkeln, mag wohl nie für sich allein,
sondern stets in Bogleitung der Phthisis pulmonalis
vorkommen. Man findet entweder isolirte Tuberkeln oder
eine tuberculöse Infiltration. Letztere bildet sich ent-
weder auf acutem oder chronischem Wege: Im ersten
Falle ist sie von einer Pneumonie schwer oder gar
nicht zu unterscheiden. Dieses geschah häufig bei der
Grippe, obwohl auch wirkliche Lungenentzöndungen bei
dieser Krankheit oft vorkamen. — So lange sie noch roh
sind, verursachen sie Husten, besonders Morgens, mit
oder ohne Auswurf, zuweilen heftige Katarrhe, welche
dann rasch die Erweichung herbeiführen. Bluthusten
ist ein gewöhnlicher Begleiter Solcher, die an Lungen«
tuberkeln leiden. Das Blut wird dabei gewöhnlich se- ,
cernirt, seltener ist die -Blutung durch Zerreissung ei-
nes Blutgefässes. Fangen sie an sich zu erweichen,
so entsteht Fieber. Die Erweichung selbst kann rasch
oder langsam vor sich gehen. Meist fängt sie auf der
linken Seite zuerst an. Um das Fortschreiten des Ge-
schwüres aufzuhalten, bildet die Natur einen festen
Damm; da aber derselbe nicht aus einer guten Lymphe,
sondern wieder aus einer tuberculösen Materie besteht^
so schmilzt auch dieser und die Gescbwörung greift
■mmer mehr und mehr um sich. Bilden sich nun Ca-
vernen, so bleiben Anfangs die Gefässe verschont; sie
oblitiriren nnd werden erst dann zerstört Mit den
Tuberkeln in den Lungen kommen zugleich fast immer
auch Tuberkeln im Darmkanale vor, welche auch er-
weichen, C tuberculöse) Geschwüre erzeugen und sich
durch leise Schmerzen in den Gedärmen, Abweichen,
IM Or^finalabhandlungen.
Aphthenbildang etc. kund geben. Diese Geschwfire
können selbst den Darmkanal perforiren und eine todt-
liche Peritonitis bedino^en. Ich sah selbst den Mageo
in einem Falle von einem solchen Geschwüre perforirt
Bei dem zweiten fehlte nnr sehr wenig noch xnai
Durehbrueh. Das Netz hatte sich vor die Oettnung
gelegt. Sie waren rund, die Rinder stark auf^ewnl-
stet, wodurch sie sich, nebst dem, dass noch eine boh-
nengrosse, noch nicht erweichte Stelle tnbercuiöser
Infiltration in demselben vorkam, von dem eigen thöm-
lichen runden Magengeschwüre unterschieden. ^) —
Die Heilung der Lungentuberkeln geschieht durch Re-
sorption oder Verkalkung. Die Umstände, unter wel-
chen eine Resorption Statt findet, habe ich oben an-
gegeben. Bis jetzt scheint noch kein Medicament be-
kannt zu seyn, welches Tnberkel-Resorbtion bewirkte.
Ich habe einige Versuche mit Stoff von Fungas and
von Variola ^^) gemacht, wage aber für jetzt noch
nicht, aus den wenigen Resultaten einen Schluss zu
ziehen. Ob man im Stande sei, nach Dr. Kurts
durch kalte Wasserumschläge (Hyg. VUI. 29) die Er-
weichung der Tuberkeln aufzuhalten, mnssten viele ge-
machte Erfahrungen erst bestätigen. Ebenso möchte
ich sehr in Zweifel ziehen, was mehrere französische
Aerzte behaupten, dass man durch streng fortgesetzte
*) Da^ runde Magengeschwür ist auch vollkommen rund, aber \v1e
mit einem Instramente durchstossen und die Ränder zuge«chärf t. Es
hat eine besondere Neigung, die Magenwände zu durchbohren. Den
Durebbruch sucht die Natur zu verhindern, indem theils der Zellstoff
hypertrophisch wird, das Netz sich heraufschlägt, oder die Leber etc.
sich vorlegt. Wenn auch vielmal geheilt, wie oft ein ganzer Kranz
von Narben zeigt, erzeugt es sich doch von Neuem wieder. Es kommt
am kleinen Bogen, an der hintern Wand und manchmal am Pylorus«
wo es die Form eines runden Gurtes annimmt, vor. Man sieht keine
Gefässinjection , keine Eiterung — es entsteht also nicht durch einen
Bntzundungsprocess. Es verursacht Gastralgie, Haematemesis , Me-
laena. Napoleon starb an einem solchen Geschwüre. — H.
*») Letzteres nach dem Vorschlage von Dr. Wurm in Wien, — H.
Originalabhandlungen. IfS
Antiphlo^ose die Entstehung^ von Tuberkeln und Ans-
schwitzang von Lymphe in der Brnst- und Bauchhöhle
etc. verhindern könne. Was die Verkalkung anbelanj^t,
so scheinen Calearea carboniea, Phosphor, wie einige
Krankengeschichten beweisen, dieselbe unterstfitzen zo
können. Doch wird gewiss hiebe! auch eine gewisse
Disposition des Organismus zur Kalk- und Sandbildung
erfordert. Wie häufig sehen wir daher verkalkt« Tu-
berkeln bei gichtischen Snbjecten! — Eine ziemlich häu-
fige Krankheit sind die Tuberkeln im Bauchfelle: Pm-
lonUis iuberculosa. Sie kommen wohl immer in Ge-
sellschaft mit Lungentnberkeln vor, verursachen eine
Entzündung des Bauchfells und deren Folgen, endlieh
Ascites, Marasmus und den Tod. Man findet daher
bald eine ganz gewöhnlich klare, oder trübe, flockige
und schmutzig graue Flüssigkeit, bald Blut, bald Ei-
ter; ferner oft sehr dicke, rothe, graue und schwarze
Pseudomembranen, welche unter sich und theilweise
mit [dem Darmkanal adhärii^en und sehr voluminöse,
oft durch die Bauchwandungen bemerkbare Geschwülste
bilden, die Eitercollectionen umschreiben oder in deren
Mitte tuberculöse Massen sind; endlich auf diesen Mem-
branen und auf der ganzen Ausdehnung des Bauchfells
unzählige Tuberkeln. — Diese Krankheit zeigt folgende
Symptome. Ausser einem allgemeinen tnberculösen Ha-
bitus einen Schmerz, der oft sehr gering, oft ztemlieh
lebhaft ist, gewöhnlich in einem blossen oberflächlichen
Stechen besteht, so dass man die Krankheit häufig für
eine rheumatische Affection des Bauchfells hält, allgemein
oder partiell ist, durch Druck und die Bewegung des
Kranken sich vermehrt und von Zeit zu Zeit sich ver-
verschlimmert. Der Unterleib ist gewöhnlich volumi-
nöser und contrastirt mit der Abmagerung des übrigen
Körpers. Beim Betasten des Leibes spurt man eine Re-
sistenz im Verhältniss zu den Veränderungen am Bauch-
felle: so kann man leicht eine FInctuation bemerken,
wenn die Flüssigkeit einigermaassen bedeutend ist,
It4 Ortffinaiabhandhmgen.
die Pseodomembranen fehlen oder durch die Fldssiff-
keit maskirt werden. Manchmal ist der Unterleib mehr
gespannt, daher auch der Kranke fortwährend mehr
über eine Spannung als aber Schmerz kln^t and da
dieselbe durch die j;erin/g^ste Ansammlung von Stoffen
im Darmkanale bedeutend vermehrt wird, so verleitet
ihn die Erleichterung, die er von der Entleemn/g^ der-
selbep erfährt, diese Empfindung einer habituellen Ver-f
atopfung zuzuschreiben und alle seine Bestrebangeii
sind auf die Entfernung dieses eingebildeten Uebels
gerichtet (Pemberton). Sind die krankhaften Produete
nicht bedeutend, so bleibt der Unterleib geschmeidig*
Man kann verschiedene Geschwülste wahrnehmen, die
von den falschen Membranen oder von den Eitereol-
lectionen herrühren und deren Sitz leicht einen Irr-
thum in der Diagnose verursachen kann, so dass man
eine Krankheit der Leber, der Milz, einen Magenkrebs
vor sich zu haben glaubt. Diese Geschwulste können
die Unterleibsorgane, besonders den Magen, wo sie
Dyspepsie, Erbrechen, und das Rectum, wo sie Ver-
stopfung erzeigen, sehr belastigen. Erbrechen zeigt
sich sehr häufig und kann selbst das vorwaltende
Symptom seyn. Selten fehlt Fieber. Der Puls ist be-*
schleunigt, besonders Abends^ die Haut ist heiss« Za-
weilen ist das Fieber gegen das Ende der Rrankheft
anhaltend, die Membranen infiltriren sich, sei es nmi
durch Sympathie oder auf mechanische Weise.
Apoplexie. Die Blutung findet Statt entweder in den
Gehirnhäuten oder in der Gehirnsubstanz. In den Hun-
ten (Ap. meningum) kommt sie vor zwischen dem Cra-
niom und der Dura mater, zwischen der Dura mater
and der Arachnoidea (Ap. inter meninges)^ in dem
grossen Baume der letzteren , in den Maschen der Pia
mater , besonders bei Neogebornen, auf der Convexitit
der Hemispbiren, in den Ventrikeln — und «war allein
oder in Verbindung mit Gehirnblutung. Am hiufigsten
kommt eine Blntong in der Substau des Gehirnes vor:
Originalabhandlungen. 115
Haemorrhagia cerebri» Sie treten besonders an denjeniji^en
IStellen ein, welche ein gleiches Kiveaa mit den Cor-
poribus striatis haben; ferner in den g:estreiften Kör-
pern selbst, in den Thalamis nervorum opticorom, in
der Varols- Brücke etc. Die Blutextra vasate können
von jedem Umfange seyn: einige sind nicht grösser als
Nadelköpfe, andere hingegen nehmen eine gans&e He-
misphäre ein. Bei copiösen Blutungen werden oft die
Wandungen der Seitenventrikel durchbrochen, das Sep-
tom lucidum und der Fornix zerrissen oder ganz zer-
stört. In solchen Fällen sah man noch keine Heilung
erfolgen» Oft kommen mehrere Extravasationen zu-
gleich vor. — In der Umgebung des Extravasats fin-
det man die Gehirnsubstanz entweder normal oder ent-
zöndet, -erweicht oder verhärtet; daher auch die Symp-
tome dieser krankhaften Zustände zu denen, durch die
Gehirnblutung verursachten, sich hinzugesellen. — Nach
Lallemand ist aber die Erweichung nicht immer eine
nothwendige Folge eines, durch die Heizung des Blat-
klumpens hervorgerufenen, Entzundungsproce^ses, son-
dern sie geht auch oft der Biutergiessung voran and
verursacht die letztere. In den meisten Fällen scheini
die Haemorrhagie durch eine Ausschwitsung oder Zer-
reissnng der Haargefässe zu entstehen. Doch ist bei
Apoplektischen nichts gewöhnlicher als Verdickung,
Erweiterung, vermehrte Rigidität, Verknorpeinng, Ver-
knöcherung und steatomatöse Entartung der meisten
grossen, mittleren und kleinen Arterien an der Basis,
und zwar in den verschiedensten Lebensaltern. Nur
sehr selten kann man das Gefäss, von welchem die
Haemorrhagie ausgieng, entdecken. Wichtig ist das
sehr häufige Zusammentreffen von Herzkrankheiten mit
der Gehirnblutung. Besonders findet man Hypertrophie
mit und. ohne Erweiterung, besonders des linken Ven-
trikels (Cor apoplecticum der Alten), auch blosse Er.«
Weiterung und Klappenfehler, wodurch der Röckfluss
des Blutes vom Kopfe gehindert wird. Seltener findet
tf6 Oriyinalabhandlungen,
man eine Verengerung; der Aorta anter ihrer Ktüm"
rounf^ und mehr oder wenijg:er vollstündig^e Oblitera^
tion der Carotiden. Es ist übrin:ens schwer, eine Hae-
morrhagie durch eine Ligatur herbeizuführen. ,, Nicht
blos piethorische, sondern auch schwache Indiridaen,
saj;t Andral, auch wo man so eben Ader gelassen hat,
sind der Gehirnblutung^ unterworfen.^^ — Der Heilan/^
proccss einer Gehirnblutun/a: ist fol;°:ender. Es bildet
sich um das ausgetretene Blut eine dünne, jcränliGhe,
glatte -seröse Pseudomembran mit feinen Gef2ssen
CCystis apoplectica), in welcher ein blasses oder gt\^
bes -Gerinnsel in einer röthlichen Flüssigkeit schwimmt
Dieser 8ack verbindet sich mit der ihn umgebenden
Hirnsubstanz» Nach 6--8— 10 Monaten laufen von ei-
ner Wandung der Cystis zur andern mehrer» Fäden,
das Extravasat wird immer mehr und mehr resorbirt,
die Cystis wird immer kleiner und endlich wachsen die
Wunde zusammen, und es entsteht die, aus blossem
Zellstoff bestehende und an der grössern Dichtigkeit
and der dunkleren Färbung zu erkennende apoplekti-
sehe Narbe: Cicatrix apoplectica. Man findet oft in
einem Individuum mehrere (5—7) solcher Narben. Sie
verursachen wieder Congestionen ctc» — Nebst Ence-
phalomalacie und Inflamm. Cerebri tritt auch zuweilen
Meningitis, eine Pneumonie und Gangrän zu einer G&«
hirnblutung. — Die Heilung eines Blutcxtravasates im
Gehirn geschieht also, wie wir so eben gesehen ha-
ben, durch Resorption. Unterstützt nun die allopati-
sehe oder homöopatische Behandlung diesen Heilungs-
process? Es wird wohl keinem Arzte einfallen, za
behaupten, dass ein Aderlass die Resorption des ans*
getretenen Blutes befördere, sondern er wird sagen^
.dass man den Aderlass etc« nur desshalb anwende 9
um eine weitere Blutaustretung zn verhindern. Es
lässt sich wohl schwer nachweisen, ob die Blutung in
dem vorliegenden Falle langsam oder plötzlich ge->-
schehe und ob zn dem im ersten Moment ergossenen
Origimaabhandhmgen. W
Blale noch eine neae Quafititat hinzakommen könne*
Sollte nicht vielleicht o^erade, wenn ich das Letztere
auch zugebe, durch einen Aderlass die ElasticitÜt der
Blut/o^efässwandungen gänzlich verloren gehn und eine
Durchschwitzung um so leichter Statt finden? Die Er-
fahrung scheint für diese Behauptung zu spreche^. Man
sieht ja häufig gleich nach dem Aderlass das Blut
aus der Nase stürzen und plötzlich den Tod erfolgen.
Welches Verhältniss ist zwischen den Geretteten
und den Gestorbenen? Am allerwenigsten möchte
ich den Aderlass gleichsam gesetzmässig bei allen
apoplektischen Anfällen anordnen, wo dann jeder Bar«
bierjunge mit seinem Schnäpper herbeieilt und die
Ader öffnet» Wie schwer ist eine Gehirnblutung von
einer Encephalomalacie , welche nach Rostan unter
allen Gehirnkrankheiten am häufigsten vorkommt, zv
unterscheiden! Selbst Naumann gesteht, dass es
sehr schwer sei , eine Apoplexia sanguinea von
einer Ap. nervosa (Encephalomalacie?) zu unter-
scheiden. Schon BAGLiynjs sagt, dass unter fönf aa
Apoplexie Verstorbenen nur bei einem ein Blatextra-
vasat zu finden sei. Wie wirkt endlich ein Aderlass
auf die oben angeführten Herzkrankheiten? Wird nicht
das Herzklopfen nach gemachtem Aderlass stärker,
die Congestion also bedeutender? Die Congestionen
können ja mit leichtere^ Mitteln: kalten Umschlägen,
Aconit, Opium (bei Congestionen nach der Gehimsob-
stanz), Belladonna (bei Congestionen nach den Gehirn«
häuten) beschwichtigt werden. Um die Resorption zu
befördern, steht wohl die Arnica, äusserlich und inner«
lieh gegeben, oben an. Ist übrigens das Blutextravasat
gering, so heilt es die Natur von selbst; ist es aber gross,
80 ist alles Ableiten nnd Auspumpen vergebens. ^)
*) Dem Hrn. Verf. möge es gefallen, das Verhältniss unserer Ars-
neimlttel xu den verschiedenen Zascänden, wie die paUiol. Anatomie sie
uns lehrt, näher naohsuwelsen. — Gr.
2) Mvfcellen aus eigener und fremder Erfahrungf
au» aller und neuer Z€U, ran Dr. ScaMtö29 sd
Hof in Baiem. V
tu Dr. J. D, W. Sacbsb (3Ieckleobarjr-Srh%veriw-
scher geh. Mcdicinalrath) giebt im zweiten Theile sei-
ner ,,ioedicini8ehen Beobachtan/ren ond Bemerkon^n^
(Berlin in der NicoUrscIien Buchhandl. 1839> S. ISS ■.
f. eine sehr ^rändliche Diagnose der syphilitischen und
Queksilbergeschwure. Der Wichtigkeit der Sache we-
gen /sieben wir diese Dia/^nose möglichst kors \%-ieder.
Der Verr. be/^innt sie mit der Bemerk an|r, dass man
bei genauer BerOcksichti^un^ der folgenden Unter-
scheidungszeichen sich wohl überzeugen werde, dass
die bisher angenommene Häufigkeit der MercuriaUGe^
sehwdre sehr schwinde*
a. Ein runder Rand omschliesse das ^^enerisehe Ge-
schwur, das mercurielle hingegen sei immer in die
Länge gezogen. Der bösartige Schanker zeige sehr
bald zackige Ränder.
b. Venerische Geschwüre wachsen im Vergleiche na
mercuriellen noch langsam, während sie an sich schon
*) Die hier folgende Note ist aus Versehen nicht in den Tex( ge-
kommen; sie gehört zu der Abhandlung von Dr. Schrön, By^enX.
^g, ÖO, HD den Schluss als ]it. f. — Diese Stelle heisst: leb erinnere
an eine Stelle aus van Hrlmont, der gewiss kein schlechter Beob-
achter war: „Huic vero*^ (exhaustloni etenim virium irreparabili,
per Yener. fact.) „propinqua est exhaustio per venaesccUones facta.
Morbus enim, etsl vires directe quoque oppujsnet, quia tamen id non
efficit assatim , sed sensim , ideo vires potuis concutit tt atterit, quam
qood vere exhauriat* Facilior est Uaque virium restitutio a inorbo
aitritarum, quiTm exhaustarum a venaesectione. Mam qui a venae-
seciione debililantur in morbis, plerumque destiluuotur crlsi, eisi
a morbo resurgant, paulatim, niultisque anxletaübus valetudinarii
Gonvalescunt , longa dierum serle, et non sine metu reddivarunr. QuI
vero morbo decnrabunt absque Teaaesectione^ restituuntur de Ikcill,
et convalescentes mox pristinum attingunt statum*' (de Febribus Cap.
IV. SS» In edlt.: ColoniaeAgrippinae, apud J.Kalcovbn 1644'* pg. 4])«
Origtnalabhandlungen. Ifd
schnell wachsen. Greifen venerische Geschwäre^ durch
äussere Verhältnisse veranlasst, ungewöhnlich schnell
um sich, so zeigen sie dabei Wucherungen, die bei
mercnriellen ganz mangeln« Dort sei im Absterben
noch Leben — hier gleicti gänzlicher Tod»
c. Venerische Geschwüre geben nur einen klebrigen
Saft. Wische man ihn ab, so zeige der Boden Fleisch-
warzen von hochrother Farbe, die leicht bintem Mer-
curielle Geschwüre sondern eine dänne, missfarbige ^
zum Hosten reizende , jauchige Materie ab und ihrBo«^
den ist blau-grau, dem genässten Löschpapiere ähnlich.
d. Venerische Geschwüre haben immer einen wul-
stigen Rand — mercurielle gar keinen. Ihr Umfang
ist livide.
e« Die venerischen Geschwüre scheinen, wenn nicht
die Jauche des mercuriellen Geschwüres heftiges Bren-^
nen verursacht, schmerzhafter als die mercuriellen zu
seyn.
U Venerische Mundgeschwure sollen sich nicht mehr
als zwei bis drei zugleich vorfinden, mercurielle weit
mehr (Lagmbau).
g. Wo während der Queksilbercur frühere veneri-
sche Geschwüre wieder aufbrechen oder neue entste-
hen, sollen diese nach Mathias und ScHMAiiZ mercurieil
seyn, was Verf* widerspricht^ da eine Behandlung mit
Mercur das Aufbrechen alter, oder das Erscheinen neuer
venerischer Geschwüre keineswegs ansschliesse.
h« Es soll unwahr seyn, dass bei Mercurgebraucb die
Wanden nicht heilen könnten (Schmalz, Hahnjcmann),
sondern bösartige Geschwüre bilden müssten.
i« Venerische Geschwüre in den Eingeweiden sind
nur sehr selten beobachtet worden (in der Lqnge),
mercurielle mehr.
Auch eine Diagnose zwischen Quecksilber- und ve«-
nerischen Schmerzen findet sich im genannten Buche
S. «I.
HYGIA^MX. 9
190 ffffrifigfafti mirfftmy m,
llerettischmersen sollen meist in den CMemken ▼«*«
konaen, nit Steifigkeit verbunden nnd miehend ud
reissend seyn, öfter wandern und bei fencbtem Wetter
exneerbiren« Veneriscbe Schflierzen sollen da^ji^n «ebr
an eine Stelle gebunden und bohrend sejrn. Wittemag
soll sie nieht indem, Bettwirme sie venielirea, die
Naebt sie immer wiederbringen.
lt. ,,Nebmen wir an, wir baben ein ziemlich robas*
tes Subjeet wegen einer mebr oder weniger allgemeincB
Krastenfleebte zu behandeln , so beginnen wir mit Em-
leitang einer vorbereitenden Behandlung (Diit, Blat-
entziehung, Bäder, verdünnende Mittel, Abfährmittel);
sodann folgen während des ersten Stadiums ^^ (in wel-
chem Stadio sind denn die bereits empfohlenen ProeOi»
duren vorzunehmen? Seh.) „verdünnende Getriniie,
eine geregelte Diftt; später bittere nnd reini^BPende
Tränke und einige Dampfbäder ; sodann Schwefelblder,
Schwefelmittel innerlich und äusserlich, örtlich adstrin*
girende, katheretische und selbst kaustische Mittel, end*
lieh ein Vesicans, wenn der Ausschlag hartnäckig* Ist
und sich auf eine bestimmte Stelle der Haut beschrfiakt
hat (die Krusten werden zuvor durch erweichende Um-
schläge abgelöst). Indem man diesen Gang befolgt,
heilt man allerdings langsam, aber sicher (sie?) 'und
Init der Aussicht, vor einem Rfickfalle bewahrt zu seyn.-—
Hier ist jener alte Spruch , der in der Medicih und Chi-
rurgie so vielfach anzuwenden ist, am Platze:
sat cito si sat bene. ^^ —
Also stehet im neuesten Buche über die Hautkrankhei-
ten: „Handbuch der Krankheiten der Haut etc. von Or«
V. A. RiECKE u» s.w. Stuttgart, Hoffmann 1839.^ Thi^il I«
s. Lxvni-
Es gränzt ans Wunderbare, heutzutage so etwas aa^
lesen! In einem als musterhaft hingestellten, „streajif
methodischen'^ Verfahren werden gegen eine Flechte
neben Diät blos Blutentziehung, Bäder, verdünnende^
so wie auch bittere und reinigende Tränke, Dampf« unil
Originaiabhanäiungim. I^l
Sehwefelbideff'^SdiwefeliiiUtel innerlieii and äusserlich,
adstriiij^irende , caiislisciie u. a. Mittel , endlich Vesii^a^
tore empfohlen.
Man merk«: diese Anweisan^ findet sich m C#pUß|
von den ,, specifischen Mitteln» ^^ Damit der Leser aber
auch erfahre, was in Hautkrankheiten specifische Mit^^jl
sind, so höre er: ,,Krätttersäfte, der Fieberklee, der Kura-
bel, die Kresse, die Saponaria^ die Dulcamara, #^r
Schwefel, die Bäder, die Dampfdoucben („welche Q9fr
gefähr in denselben Fällen benutzt werden , wie 4i^ 9Af?
der^O) die alkalischen und Schwefelbäder, die Scbw^r
felräucherungen („wdche ungefähr in densalbon Fälleiit
wie die Schwefelbäder, angewendet werden^O, 4i6
Qneksilberrättcherungen und die Scfawefelwasser«^^
Es ist bei solcher Kenntniss der, in Hautkrankheiten
„specifisch wirkenden ^^, Mittel nicht zu verwundern,
wenn Verf. „ nicht behaupten will , dass diese immer vo.r
sämmtlichen anderen Heilmitteln den Vorzug ver^ie^?««^^
So ausgerastet geht der Mann daran, ^ Muc|^ ^a
schreiben (und er hat es geschriebe«), das ICraiik()ei(f(r
formen besonders therapeutisch behandeln soll , 19 dßHf^
die Behandlung nach allgemeinen Indicationen anerI^aQ9^
sehr wenig leistet — ^ aber das Buch ist eine äng^ic^^
Compilation, grösstentheils mit wörtlich ^viedergeger
benen Originalstellen , das alle nur gemachten, auob 4M9
Diagnose unnöthigerweise erschwerenden! Fornp^igtUic«
tionen, so wie alle, auch noch so abenteuerlichen, 9et^
handlungsweisen als sancta miracula wiedergiebt^ „ICs
ist ein wahrer Schatz für den praktischen Arzt ^^ 9 höre
ich schon den Recensenten sagen — und das sind ja die
gesuchtea Bächer I
13. James Hamilton, Professor der Geburtshülfe zu
Edinburgh empfiehlt S. 15 u» f. seiner „ praktisch€;n
Bemerkungen über verschiedene geburtshilfliche fie?«
genstände (Ergebnisse einer 50jährigen Erfahrung) ^^
(Berlin, Plahn 1838) bei Uterusvorfällen jeden Gi^dea
das Tragen einer T-Binde, mitteist deren ein 6'' Jangea
■mi 3r teciia^ aift Bn—hiircn fceföttertes , Kissen siT
iSB HtdbCBHBCMS Mägtdrmkt wird* In leichtem
Filtea iasM er Utt» Kisaea blos von Leinwand oder
rsiaMn Lanier andKm« in schweren Fällen aber lisst
er c» mU eiasr BracUaBifeder aufdruckea. Nach des
(snida ier KiacMaAnp der Weichlheile lasst er du
fcujiian tüdker mher däaaer aadiea. So Jano^e eis
J^Bunaai der Kranklieii Tsrhanden ist, soll der Kranke,
^Mtta er aasscr Balta ist,, die Bsadage trafen. Sie
satt laieiil An uraicen ^»mu sehr vortbeilbaft wirken sad
iaa l'^uuagii^n sdiaa desahalb Ysrzsziehen seyn, da sie
ziieta% wi^ leiatera thon^ Leakorrliöe Terarsacht.
ÜAjttMfcjMM wiU darch die Bsndsge keine Heilon^ be-
swMkeii> Tjanitera er will sie aar anterstutzen.
kh baba «ka j:alan Bath mittheilen wollen , weil
IHs^ai'Na >«Arklkii sahr aweideali^ Palliativmittel sind.
Li^akiMfiHMa 2i4aii bai laajcinraa Clebraoche on vermeidlidi.
¥oc AM«fi Jabnta wani ich xa einer fast 60jahrij^
Kraa ;SMi«Aea> w^tich^ aebea farchtbarem Schmers im
tvrnaa^ und Jer U teras£egead aa einem sehr reichlichen,
^«ilMica ;;*'aiKa% stiakeaden Aasflnsse ans den Genita«
iHra IUI« lAk^QK« ^mpcoaie« aeben einem Aussehen, das
cm tKita tcidea de$ raterleibes anzodeoten pfle|^,
)hml laick k^NiHm Aujc^aUick in Zweifel, dass die
iM'aaJkc «ta carciuoiaatfeer Terbildnn jf der Uteras leide.
\M4 um mii^ aber den Grad der Verbildang^ aa an-
iViiK^<ta^ utticnMicbte ich sie per vaginam. Ich konnte
laivU iMCb( dadva« was ich vor mir hatte. Ich fählte
iMa üiuudi^ dar \ajtinn aad im Scheidegewölbe ein»
lMM:(Vtt M(|MK\ walcher der Schambeinbogen nicht seyn
<^ttvv» V49t «MMT Hüte qaoü eine knollige Masse
iKivtM* ^^1« i«h die Sache jetzt erzähle, weiss der
UMVi H^»hk >^4^ mA vor mir hatte — allein ich dachte an
Kvai k>rM«u'ftaiM. Nach einigem Nachdenken and vie->
ku4 Miu^ iM*d Ikriragen erfuhr ich von der Frau mit
Mahci da«* «i^ SH^hr als SO Jahre einen Matterring bei
sich tra^^^ oh«^ iha mehr einmal heraosgenommen aa
OfiginalabhandlungeH^ 1S8
haben« Jetzt war ich im Klaren — aber mit dem Her«
aasnehmen wollte es nicht ^ehen. Mit wahrer Anstren-
gung and unter grossem Schmerze der Frau brachte
ich einen eisernen (mit Bindfaden umwickelt gewese-
nen) ganz verrosteten Ring hervor, der offenbar das
furchtbare Leiden verursacht hatte. Oie alte Frau starb
einige Wochen später.
Da nun die specifische Medicin auch gegen den Vor-
fall der Gebärmutter gute Dienste leisten zu «vollen
scheint, wie mich ein Fall gelehrt, sie aber doch wäh-
rend der Cur ein, den Vorfall zurückhaltendes Medium
bedarf, da die Rückenlage während längerer Zeit, aus-
iser grosser Unbequemlichkeit eine üble Einwirkung
auf das Gesammtbefinden der Kranken entwickeln muss,
so wäre jener Vorschlag Hamilton's wohl zu berück-
sichtigen, soferne er einen Nachtheil, den Pessarien
haben,, umgeht.
Jener erwähnte Fall, der für die Wirksamkeit der
spec. Methode auch in dieser Form spricht, war fol-
gender.
Eine junge Frau bekam nach ihrer erstell Nieder-
kunft einen Muttervorfall und kurz darauf gutartige
Blattern. Ihr Arzt benutzte die Zeit, während welcher
sie das Zimmer hüten, musste, und liess sie neben local
applicirten adstringirenden Mitteln mehrere Wochen auf
dem Rücken liegen. Allein der Vorfall blieb. Nach
einem Jahre entstand eine neue Schwangerschaft und
die Niederkunft gieng normal vorüber. Der Vorfall
bildete sich wieder. Etwa nach einem halben Jahre
ward ich zu Rat he gezogen.
Der Vorfall war cömplet. Die Schamspalte war ge-
öffnet, eine cylindriscbe, schmutzigrothe, Zoll lange
Uervorragung mit dem Muttermunde war zu sehen.
Die Kranke klagte über ziehende Schmerzen im Un-
terleibe, über Beschwerden beim Wasserlassen, über
Abgeschlagenheit und Leukorrhoe*
181 OriginaMhandhmgen.
Ich liess die Kranke ins Bett legen, reponirte ia
Lieiten leicht den Vorfall und applicirte ihr zwei Tage
apiler, bis wohin sie liegen geblieben war, ein ovales,
au iniiuii elasticom verfertigtes Pessariom. Innerlich
Itab ich ihr laehrere Monate lang immer am dritten Tage
riae Gabe Nax voia. 2. in Zänker.
Nack etwa Vt Wochen fiel das Pessarium ohne ios-
aas der Vagina. Der Uterus fiel nicht
4ie Fraa war schwanger, wie sich spiter
hatte die dorch die Schwangfersehaft
der Utems das Ausfallen des
Da aber der Uterus bis Jetzt,
als eia Jahr seit der Niederkunft ver-
r vorfiel, so habe ich Grund,
l^s^wim fir gthcttl ma halten.
1^ T«raMtfiiaa$% dass Nax vobl die Heilung be-
waciuii « ijt^ w^iM neat aas der Lafl gegriffen , da eine
(tiüHts^ SHlwaoy:«nscteft den Uebelstand nicht geho-
)«n ^aoxf. bäte» gtebl der Fall noch keine sichere
Krsatinaii^ «hileafiUU aber wäre der ÜABiiLToii'sche
^^rsdiia^ aar racinrstilaaag der Cur des Versuches
W Wl< vaa dite Eadsteaz specifischer Mittel zu
^iirOhtiat4:iea habif« siAea wir an Dr. DOhrsex, welcher
Jitiüi iir rvjunr$ JCttbeflaagen II. II. in Schutz nimmt,
iaArai <r aa» sofiaer Erfiihnmg die Wirksamkeit ^e-
^i$9i<f Sfili^l Ar g^fwissse Formen anfuhrt.
bat d^rs>e{b< g^gen den Erampfhusten Erw^ichse-
^ d^ att$ Krkillaag entstanden ist, die Ipecacuanba
lii|iaai Mbsaai gefunden, so gegen nervöse Gastro-^
laesaMM ventriculi Hagisterium Bismut ht
Ouefat« wobei blot noch Einreibungen
d^ Luw» ^W. eaaij^. mit Tinct. Opii zu machen und
Mi^i e«^ i^asseade Diit zu handhaben ist Gegen
MMK«k a<iKa$ wird Hydrarg. mur. corros. mU vinom
S. iVkUict als spedfisch gerühmt, vorher aber eine
Originaiabhandlungen. 185
Blotentziehnn/ir anemprohlen. — Nach solchen Demon««
strationen wird die Arztwelt ins Kbre kommen und
die Freunde der specifischen Heilmethode haben sich
bei ihrem Vertheidij:er za bedanken! Es ist ja klar-—
ge^en Gastrodynia werden blos 7 ,,8pecijQsche^^ Mittel
angewendet und zwar zu gleicher Zeit!
15. Dn Tborkh bringt (in den prakt. Beitrfigen im
Gebiete der Homöopathie des Lausitzisch-Schlesischen
Vereines hom. Aerzte Bd. IV. Hft 1« 8. 58) gegen die
Versuche etc. von Herr und Magendie, von der ganzen
neuem, besseren Physiologie durch die sprechendsten
Experimente vertretene Ansicht^ dass die Medicamente
zunächst vom Blute aufgenommen und zur Wirksamkeit
gebracht würden, die Entgegnung, dass es ihm ?, ge-
schienen ^% ,,so vorgekommen^^ u. s. w., als sei diese
Ansicht eine Einseitigkeit und dass er ,^der Meinung
sei, dass alle von aussen auf den Körper einwirken-
den Potenzen die Lebenskraft direct und allein afjQci-
ren.^^ Wie sich Dr. Thorbr das vorstellen mag, ist
nicht einzusehen. Die Lebenskraft, selbst als etwas
nicht Materielles, muss doch ihre Medien haben, ver-
mittelst deren sie auf den Körper wirkt, und an die
sie gebunden ist. Die Trager nun sind Nerven und
Blut. Durch sie also muss auch jeder Eindruck zur
Lebenskraft gebracht werden. So weit l£sst sich die
Sache a priori erschliessen« Wenn wir nun aber se-
hen, dass wir die heftigsten Gifte, z. B. Blausäure etc.|
auf die entblösten Nerven bringen, ja auf das blos ge-
legte Gehirn appliciren können, ohne dass allgemeine
Vergiftungssymptome auftreten, während sie, ins Blut
gebracht, schnfell tödtlich wirken, so bat's mit dem
„ Meinen ^^ ein Ende, und man weiss gewiss, dass das
Blut die Aufnahme und Wirksamkeit fremder Potenzen
vermittle. Was also die „bessere Ansicht, welche wir
Homöopathiker von der Lebenskraft in Bezug auf Infec-
tion, von Krankheits- oder Arzneipotenzen haben^S i^nbe-
i
Originaiabhandliingen. 187
Centrum des Blatlebens, fehlte, kam eine Wirkang; des
Giftes in 45 Minuten nicht zu iStande, wie sie bei
wirksamem Herze in 4 Minuten sich herausstellte. Durch
Hin wegnähme des Herzes war der Kreislauf aufgehe- M
ben und es konnte keine Vergiftun/sc eintreten. Es muss
also das Blut das Principale zur Entwicklung fremder
in den Organismus gedrungener Potenzen seyn.
Auf der andern Seite beweist das Experiment von
den Nerven das Gegentheii, da bei Fröschen allge-
meine Vergiftung nicht eintritt, wenn man einen Schen-
kel so vom Leibe trennt^ dass derselbe einzig und al-
lein noch durch die Nerven mit dem Körper in Ver- /
bindung steht und man nun diesen Schenkel mit, sonst
Frösche tödtendem, Gifte behandelt. Bleiben aber die.
Gefässe das allein verbindende Medium zwischen dem
Frosche und dem getrennten Schenkel, so stirbt der
Frosch unter Vergiftungssymptomen, wenn man den
Schenkel vergiftet.
3) Die Wurzelrinde des Granathanms in ihren po-
thogenetischen und therapeutischen Beziehungen
zum menschlichen Organismus. Dargestellt von
J. 0. Müller^ Magister der Chirurgie in Wien.
Der Granatbaum stand bei den heilkundigen Vorfah-
ren, seiner ausgezeichneten Heiltugenden wegen, in
hoher Achtung. Man bediente sich seiner verschiede-
nen Theile in den mannigfachsten Krank heitsformeii;
besonders aber hob man die Würmer tilgende Kraft
der Wurzelrinde hervor.
So gross aber auch der Ruf ist, den sich die Wur-
zelrinde als Bandwurm treibendes Mittel erwarb, eben
80 dürftig ist die Ausbeute, welche auf dem Wege li-
terarischen Forschens, in Beziehung auf andere eigen-
thümliche Heiltugenden dieses Mittels gewonnen wer»
den kann. Denn die hie und da zerstreuten Daten Aber
1S6 OHginalabhandkingttu
langt, ^welche bisher noch nicht widerlegt sei^i •• U
69 mit ihr sein BewendeD« Giebt's deno eine
dere Widerleiponfi: als das Experiment, wie es
Bi/(lich, ausser bei Hsrb, z. B. bei Job. Hüixsm CHwJf
hoch der Physiologie des Menschen, 2. Aofl. Bd. L t
S33, 586, 609, 610, 613 o. a. 0.) aufgezeichnet indrtl
Hat man Zweifel daran, so experimentire man selbst wti
mit seinem Resoltate, wenn es ein anderes ist, xichi
man zo Felde, nicht mit „Heinangen,^^ die aller Bst
weise entbehren. Sie halten den gläcklichen Eiotwktr
Inngsgang einer nor zum Wohle unserer Medieia ¥|||
Wege des Meinens, Dafürhaltens und des ganzen lefel
speealativen Apparates auf Anschauung zaräelm^efidw
ten Wissenschaft nicht auf; jene Zeit des „MeincaSf
So vorkommens^^ sei vorüber !
Dass die Nerven zur Entwicklung der Wirkung. fei
den Körper gedrungener Potenzen auch nrrthwrndhf
sind, ist natärlich, aber das erste, erfolgreiehe l^b^
dringen geschieht durchs Blut. Welche Rolle daliri
das Herz and namentlich seine innere Fläche nbemesi-
men habe, wird das fortgesetzte Experiment lekraib
Ich habe gesehen, dass Frösche, denen das Herz
geschnitten war, noch nach 'A Stunden lebten,
dem man ihnen heftiges Gift (Coniin) in eine Wandt
geträufelt hatte, während andere unverletzte Thiert
binnen 4 Minuten kein Zeichen von Leben mehr T||i',
sich gaben, welchen man eine gleiche Menge degasfa
ben Giftes in. eine ähnliche Wunde gebracht hattm
„Experientia enim docet, non autem ratio^^ (Svdbhh
Dies Experiment, das jeder Arzt jeden Tag selbst wi
derholen kann, wenn er nur will, beweist allein,
zunächst das Blut und insbesondere dessen Cea
das Herz, die Wirkung von aussen in den Or^
mos gedrungener Potenzen vermittle. — In beiden v<
schieden behandelten Fröschen waren das Gehirn, 4
Rückenmark, die Unterleibs- und zum Theil die Bim '
nervengeflechte unverletzt *- wo aber das Hera, Aw
■•1
188 OrigiMdabhandiunget^
die Wirkon^en der Ponica beziehen sieh mehr aaf M-«
dere Theile dieses krftftij^en Baumes als auf die War«
selrinde selbst; und ich habe sie, da sie mit meiner
Arbeit in keinem innigen Zusammenhange, stehen , aar
in sofern gesammelt and hier wieder gegeben^ ala »e
za Schlössen aof aasgedehntere Wirknngskreise des ia
Rede stehenden Heilmittels veranlassen könnten.
In Nachfolgendem führe ich vorerst die Krankheits-
formen an, in welchen sich Panica wirksam erwies.
Ohnmacht — Animi deliquium — mit galligter Com-
plication ( L. Thurneiser bei J.Bauhimus, Histor. plan-
tarum univers. Ebroduni 1650. Tom. 1. pg. 80 a. f« —
Die sauren Fruchte).
Syncope (Rufus, Galenus bei Bauhinus, a, a* O. —
Dasselbe Mittel.
Lipolhymie — Animi defectio ,— Bauhinus a. a« O. —
Der Syrup der sauren Früchte)*
Äugenentzündung (Hippokrates^ bei J. H. Dierbach:
die Arzneiroittell. des Hippokrates. Heidelberg 18S4«
pg. 90. — Er flösste den eingedickten Frachtsaft ins
ergriffene Auge. — Galenus; Composit pharmacon
secnnd. locos affectos , p. Conr. Gesner. Edit. Tigari
1570. Lib. IV. cap. L pg. 87. — Die tflüthen — Balaostia).
Flecken im Auge (Hornhaut?) — Maculae rubrae —
(Bauhinus a. a. 0, — Der zur Uonigdicke eingekoehte
Fruchtsaft).
Triefauge — Epiphora — (Bauhin. a. a. 0. — Der
eingedickte Frachtsaft
U Icerationen des (äussern?) Ohres (ders, a» a* O«
Dasselbe Mittel).
. Blutflüsse aus der Nase (Dictionaire botaniqne et
pharmaceutique, Ronen 1790. Art. Grenadier — die Ab-»
kochung der schaligen Fruchtrinde (Malicorium).
Laxität und Blutung des Zahnfleisches — S tomacace —
(Bauhin., a. a. 0. — Die Blüthen ; ~ Hatthiolus , Com-r
mentar in sex libr. Dtoscorid* Venetiis 156& Lib. 1. j»g*
\
OriffinakibhandHmffmK 19B
2S5. Geoffroy, Bfat med. Lib. III. pg. 79A.; •— PLianc,
specielle med. chir. Pharmakol. Wien 1816» 2. Aul.)»
Odontalgie (Diction. botan.).
Wackeln der Zähne (Bauhin* a. a. 0.)*
Mundgeschtcüre (Dioscorides, Mat. med* Itbri quinque»
Edit. C. 6. Kühn. Lipsiae 1829* Tom. 1. pg. US.; Bau-
hin, und Matthiolus an den ang. Orten; der mit Ho-
mg ^^ekochte »Saft).
Katarrhalische Halsbeschwerden (Plenk a. a. 0.).
Laxilät der Schleimhäute (Ernst Hörn, Handbach
der Arzneimittellehre).
Angina serosa (Crantz, Mat. med. et Chirurg. Vien-
nae 17(S5. Edit. alt Tom. II. pg. 19).
Verschwärung der Tonsillen (Curtius bei Bauhin. ,
a. a. 0.
Heiserkeit (Bapt. Condroneh, bei Bauhin. a. a. 0. — -
Die sauren Früchte).
Ekel und Erbrechen (Hippokratss bei Dierbach, a.
a. 0. der Fruchtsaft; — Bauhin., a. a. 0. der mit Ma-
stix /3:emischte Fruchtsaft).
Cardialgia (Hippokrates bei Crantz, a. a. 0. — I Er
befreite mit dem Fruchtsafte ein Weib von ihrem qual-
vollen Schmerze. Bauhin., a. a. 0. — Die sauren Fruchte).
Durchfall und Ruhr (Dioscorides a. a. 0. — Pu-
Nius bei Bauhin., a. a. 0.).
Diarrhöe und liysenterie (Diction. botan« Das Mali-
corium in Abkochun/3^*)
Seröse Durchfälle (Cranz und Plenk a. d. a. O.)«
Cholera (Leonh. Fuchs, de curandis et sanandis mor-
bis libjd quinque. Basileae 1542. Lib. III. cap. 12. fg.
295— 4R — In einem Viel^emische auch den Fruchtsaft).
Mastdarmvorfall (Matthiolus und Bauhin. a. d. a.
0. — Die weinigte Bähun;^ des Malicoriit — B. 6. A.
Murray, Apparat, med. Gotting^ae 1784. Voi; IlL fg.
264. — Das Malicoriom in Form eines Epithems).
Scheidevorfall (Murray, a. a. O ).
140 Orijfinaiabhandinngen.
GebärmuUerblutflu89 (Dioscorides a. a. O* and bei
Bauhin. a. a. 0« — Das Malicorium in Re^^enwasaer
macerirt oder mit rothem Weiue gekocht; — Muarat,
a. a. 0. — Dasselbe, in Abkoehang; bftlt es aber
nicht für sicher genug: — Diction. botan.)-
WeissfluBBy (HiPPOKRATKs bei Dieubach, a. a. O. *-
Die Blätter in Verbindan^ mit Rhos coriaria and Gall-
äpfeln; Murray, a. a. 0. sah das Pniver der Körner mit
etwas Weihrauch gemischt in zwei Fällen von Nutzen»
Auch Bauhin. a. a. 0. bestätigt die von Hippokratss
in diesem Falle angegebene Wirkung).
Husten und Katarrh (AeTios, Constantin. und Cas-
ALPiN. bei Bauhin*, a. a. 0. — Das Pulver der BlS-i
then und der Fruchtsaft).
Bluthuiten (Dioscorides bei Kühn, Mattjeiioi^us und
Bauhin. a. d. a. 0. — Letzterer giebt die Maceration
dor Fruchtkörner mittelst Regenwasser an).
PleuritiB (Hippokratbs bei Dierbach, a. a. 0. — Eine
Mischung des Fruchtsaftes mit Honig oder Ziegenmilch,
auch ohne diese Mischungen; AeTius bei Bauhin., a.a.O.).
Herzklopfen CBucharius bei Bauhin, a. a. 0.).
Fieber (Dioscorides bei Bauhin. a> a. 0.)*
Wechselfieber (Jos. Rehmann, Notice sur un remede
propre a remplacer la Quinquina. Suivie d'une analyse
chimique de cette sobstance. Par. F. Reuss a Moscou.
1809).
Dreitägige Fieber (Tob. Dorncreil, Dispensator« no-
vum. 1600).
Gastrische Fieber (Vaidy im Diction. des sciences
medicales. Tom. XIX. pg. 345. — Der li ruchtsaft).
Gallenfieber (Bauhin., a. a. 0.). a
Typhus (Vaidy, a. a. 0. — Dasselbe MitteQr
Hectische Fieber (Mead in Sammlung auserl. Ab-
bandl f. p. Aerzte. Bd. XIII. pg. 228).
Vereiterungen innerer Organe — besonders der Le-
ber (Ahrun bei Rhazes, Contin. üb. XY. cap. 1V^ foK
314 b. — Das Malicorium)*
Originaiabhandlungen. 141
Entzündungen und GeschumMe ( Hippokbatbs bei
DiBRBACH, a. a« 0* — Die Blätter äaserlicb ia Form
eines Kataplasm).
Vencundungen C Matthiolus , a. a« 0. — Die Blfir
then ,v«** yulnera glatinans^O» Baubin., a. a. 0, — ^
Der saure Saft der Früchte ,, vulnerum dolores et in-
flammationem adversus^O*
Geschwüre (Dioscorides bei Kühn, a. a. 0. — Bau-
hin» a* a. 0» — Der aus den Körnern ^epresste und
mit Honig gekochte Saft „ nam nicera celerins ad ei»
catrisationem adducit»^^ Dasselbe siehe bei Matthio«»
Lus a. ä. 0. — IzHAK bei Rhazes, contin. lib. XIV.
cap« II. fol. 286. a. — Das Malicorium).
Plerygium (Dioscorides, Plioios bei Bauhin«, a« a. 0.)«
Erfrierungen — Perniones — (Dioscoriobs bei Mat-
THioLUs und Bauhin., a. d. a. 0. — Das weinigle De-
coct des Malicorii}.
Arsenikvergiflung (Chansarel bei Schwartze, phar-
makologische Tabellen. Leipzig 1819. Bd. 1. pg. 100. •*-»
Empfiehlt dagegen die Granatschalen).
Einer besondern Erwähnung Verdient die anthelmin»
tische Heiltugend der Pnnica.
Ihr erster Gebranch als Anthelminticum lässt wohl
jede geschichtliche Dato hinter sich , da, wie Bughanan^
ein englischer Wundarzt in Bengalen, erzahlt, der
Laie des östlichen Indiens seit undenklichen Zeiten sieb
der Granatwurzelrinde wider den Bandwurm bedient.
Eine ausgezeichnete Rolle spielte sie unter den Wurm-
mitteln der Alten.
So empfahl A. C. Celsus (de medicin. Lib. IV. cap*
XVIL pg. 227) die Fasern der Granatwurzelrinde in
Abkochung zur Austreibung des Bandwurms; und Dios-
corides ( bei Matthiolus und Kühn a. a. 0. schreibt ^r^
x«<p. Qvy — dass die Abkochung der Frucht-
schale Bandwürmer, i^.fiivd'ag ^Xareiag^ tödte und abtreibe.
Dieselbe Kraft rühmt Aerius (Tetrabibl. III. Sermon L
Cap. 40) vom Pulver der Wurzelrinde in Latwergefora,
14S OrigkuUabhandkmgen.
wozu er aofh Pfeffer und andere arsseiltehc Iqje»-
dienasen setst. Bläthe oad Schale dienen ilini wider ätpri-
wärmer (daselbst, Cap. S9)* Caelius AunauAiiua (Narik.
ebronic. Lib. IV. Cap. 8) bediente sich der ^Jbfeoehoog
des Malicorii im Clysma wider Spulwürmer«
Alexander TKhLLixsvHi'EmgxoXri mqi iX/uv&ofrj in FAbricfi
Bibiiotheca graeca, Vol. XII. pg. 602), g^edeakt der
Bläthe als BandwiMrmnüttel.
AviccMNA (Canon. Lib. II. Tract. II. Cap. 319) be«
diente sich der Abkochung oder des weiiiigten Extraetcs
der Wurzelrinde wider Würmer, besonders wider Afr*
eariden, und versichert, dass dieses Biittel 80|>^ar die
Disposition vernichte.
So tödtete auch Joannes Serapion (de simpiie. mecticin.
Cap. 129) mittelst Wurzelrinden- Abkochung Aaeariden.
Die Aerzte des Mittelalters thaten wenijp hinzu , die
Schranken des in alter Zeit mit Recht so ausg^ebrei«
teten Ruhmes dieser Heiltugeud zn erweitern; bei Max«
THioLUs^ Joh. Bauhinus, Menardus, Forbstus, Tabjernas«
MONTANUS, Joach. Camerarius, Robert. Co^zstamtinus, Caa-
THEUSER, LiNNÖE nnd F. HoFFMANN, finden wir die robm-
lichen Zeugnisse der heilkundigen Ahnen über die
Wirksamkeit dieses ;Heilstoffes in jeglicher Form det
proteusgestalteten Helminthiasis, bestätigt.
^ Aber erst mit Buchanan erweitert sich der Kreis der
pbarmakodynamischen Kenntniss der Granat wurzelrinde ;
er nnd B. Breton, ein englischer Bataillons - Arzt in
Ostindien, welcher glänzende Heilerfolge mittelst des-
selben Blittels in 8 Bandwurmfällen erlangte (Medieo«
ebirurgical Transactions. Vol. XI. Part. t. pg. 80 und
Hsckbr's Uebertragong in Hufeland's Journal. Bd. £4.
Stack 1. pg. 98 — 97., dann in Sammlung aaserlesener
Abhandlung, f. p. Aerzte Bd. VI. pg. 1. und ebend. Bd. L
pg. 84), spornen die Aerzte zur Nachahmung auf.
So konnte B. A. Gomez Cin seiner von F. V. Mcrat be-
kannt gemachten Monographie: Memoria sobre a virtode
taenifuga da romeira etc. Lisboa 18SS, im Journal com-»
üriginalabhandhmgen. I4t
plem. dir Diet des sdences med. Toite. XVf * p^. S4--33))
in 14, BouROEoisE CBiblioth* med., Dee. 1834) in 34, und
Delandes (noavelle Biblioth. med. et Ballet, de PAtheneev
Sept., und in Fröribp's Notizen Bd. XII. Nr. 5. p^i^. 74^78)
in mehreren Fällen die siegreiche Kraft des besprocbe-
nen Mittels nur bestätigt finden.
An diese Erfahrungen schliessen sich die eines Ph, K^
Hartmann^ Güntner u. ä. Qm. 8. Ä. H. Krajcbk, Dia»
sertatio de Punica Granato. Vindob. 1831 und And. Hal«
LAT, Qissertatio de Taenia. Vindob. 1881)^ die Echtheit
der vorliegenden Zeugnisse, über die ansgezeichflett
Heilkraft der Granatwarzelrinde erhärtend, an.
1. Pharmakognosie. Die Granatwarzelrinde wird bei
uns von Ostindien , Frankreich oder Italien bezogen, and
kömmt in Stacken vor, die einigerroaassen irregulären ^
platten oder eingerollten Spännen von verschiedener
Grösse gleichen. Von ihren zwei fest an einander baf«-
tenden Lamellen, deren innere sich eigentlich als Seg-^
mente der unterliegenden Wurzel darstellt, eine holzig
faserige Textur und eine blassgelbe Farbe nachweist,
ist nur die äussere wirksam und daher eam Gebrauche
geeignet. Letztere, die eigentliche Rinde, haftet an der
ersteren wie ein gelbbrauner, starrer, fragile, teicht-
zerreiblicher Ueberzng, der selbst wieder mit einem
feinen , blassbraunen , hie und da in Grün schillernde
Häutchen bedeckt und geruchlos ist, gekaut etwas bit-
ter-styptisch schmeckt, den Speichel gelb färbt «od im
Munde ein Gefühl leichter Adstriction hinterlässt.
Sind die anhaftenden Wurzeltheile entfernt, so lässt
sich die Rinde durch Reiben leicht in feines Pulver ver-
wandeln, das von gelber Farbe, mit Speichel angemacht,
stark tingirt«
Gewinnsucht hat bisher nicht ermangelt, diesem Arz-
neistoffe andere, ihm dem Aeussern nach verwandte,
Drognen unterzuschieben, wie diess nach Krajcbk's
Zeugniss Qh. h. 0. pg. 10) mit dem Cortex Salicis , Qner-
eos und Pruni, und nach Dslandss (a. a« 0« pg. 77), mit
144 Ori§imaimbhanähm^€m.
der Warzelrinde von Boxas sempervireos , der Fall iity
und aach der Verf. dieses Aufsatzes mit Cortex Hippo«
castani, ao entdecken Gelegenheit hatte,
OaLANDEs, am solch folgenreicher T4aschiing^ 2U eat»
gehen, veranlasste den Pariser Pharmaeenten Costil,
durch Versuche die cbaracterisirenden Eigentbfinilieii-
keiten der Granat- und Buxbaumwuraelrinde daran-
tbnn; und die Resultate dieser Untersuchun^f, wonach
man zpg^leich auch Verfälschungen anderer Art aasso«
mitteln vermsg, sind folgende: Die Buxusrinde hat Mos
der Farbe nach einige Aehnlichkeit 9rit der Granat war-
aelrinde, kann aber durch ihren bittern Geschmack leicht
von ihr unterschieden werden. Die Abkochung dieser^
besonders wenn sie gesättigt ist, hat eine dunkelbraune
Farbe, styptischen Geschmack, und färbt das Lackmua-
papier röthlich. Gallertauflösung bringt darin einen gel-
ben, die Solution des schwefelsauren Eisens, einen
schwarzen Niederschlag hervor; Alaunanflösung bildet
ein eigenes Präcipität. Buxbaumdecoct ^ in demselben
Verhältniss bereitet, ist nicht sehr dunkel, es ist gelb^
sehr bitter, wirkt nicht auf das Lackmuspapier und keine
dieser Solutionen bringt ein Präcipitat hervor CFrorrv^
Notizen a. a. 0. S. TT).
Nach Krajc£k's Versuchen (&. a. 0. pg. 9) bietet daa
Granatwurzcldecoct folgende Eigenthämlichkeiten dar;
Ans zwei Unzen Wurzelrinde und zwei Pfund Wiisser,
auf einen Rückstand von einem Pfunde eihgekocht, be-*
reitet, bildet es eine dichte Flüssigkeit von gelbbrauner
Farbe, die umgeschüttelt, einen schönen, gelblicheo
Schaum auf wirft, an den Gefässwandungen haften blei-r
bend. In Ruhe schlägt es gelben Satz nieder und färbt
Papier oder Leinwand bleibend gelb. Ohne Geruch, ha(
es einen eigenthümlichen , säuerlich-zusammenziehenden
Geschmack und theilt dem Speichel seine gelbe Farbe
mit Eingeträufelte Gallertauflösung wandelt dessen
braune Farbe in schönes Gelb, zugleich dunkelgelbe
Flocken erzeugend, die zu Boden sinken und — wurde
Originalabhandlungen* t4ä
dieser Aiiflösung eine hinrjeicheodeMeogeJbioi^iij^tlian — -
sich za einer dichten, häuti^g^en Masse gestalten. Sehwe^
felsaares Eisen ändert die Farbe su bräunlichem
Schwarz, mit nachfolgend blaoschwarzem Niederschlage
und Tintengeruche. Durch Beimischung oxydirten salz**
sauren Eisens wandelt sich die Farbe des Decoctes in
Blauschwarz mit ähnlichem Niederschlage um. Alaunauf-»
lösung theilt ihm eine schöne, gelbe, der Auflösung
des Gummi Gutt's ähnliche Farbe mit, und schlägt ein
gleichfarbiges Sediment nieder.
Die frische Wurzel soll sich nach Gombz am kräf-
tigsten erweisen; von der getrockneten ist die ostin-
dische jeder andern vorzuziehen; die Wurzcirinde des
cultivirten Baumes hat nach Cherbau's Zeugniss (Journ.
de chim. med. 1830. pg. 84) einen ungleich geringern
Gehalt an Gallussäure und desshalb kaum einige Wirk-
samkeit.
S. Chemische Analyse. — Aus den angeführten Ver-
hältnissen geht wohl klar hervor, dass die Verschie-
denheit der Granat wurzelrinde auch überaus verschie-
dene chemische Resultate liefern müsse, und dass
Vaterland, Standort, Cultur und Alter des Baumes,
auf die constituirenden Bestandtheile der Wurzelrinde
eine bedeutend abändernde Influenz ausüben; ja, dass
durch Defraudationen entstandene. Täuschung ein ganz
anderes Miscbungsverhältniss zu Tage fördert, als man
gemeinhin aufgezeichnet findet. — So auch konnte es
nur geschehen, dass, während fast alle chemischen
Analysen ein vorwiegend gallussaures Substrat in der
Granatwurzelrinde nachweisen, WACK£NB0Daa (de an-
thelminticis regni vegetabilis. Gottingae 1886« pg. 40),
kaum eine Spur desselben in ihr vorfand. — JIIitouart
(Journal de Pharmacie, Juillet 1824 — Gsioer, Magazin
Bd. VIL pg. S78 — Kbajcbk, a. a. 0. pg. 7) stellt die
Granatwurzelrinde als ein, aus Gerbestoff, einer Art
Wachssubstanz, einer., der Manna ähnliehen Zucker-
HYORA, nd. X. 10
146 Oti^natabhandlungen»
suimtans «nd emer gtOBseü Quantität GManm&vate^ be^
stehemies Ganzes dar.
Nach ScHERKE (aber Gerbesäure. Pra^ 1804> iüt der
Gehalt an Gallnssänre and Gerbestoff über die aodtm
Beslandtheile bedeutend vorwiejfead.
BoNASTRB (de Candolle, Versuch über die Aranei-
krlifte der Pflanzen u. s. vr. pg* 175) versichert 9 au
der Granat wurzelrinde Cajeputöl erhalten sU haben,
was Kbajcek (a. a. 0. pf. 8) um so wahrscheittlichei
dünkt 9 als die Familie, wozu der Granatbauv f^ebrntj^
sowohl in der Rinde des Stammes als der Worzeh
durchweg^ ätherisches Oel enthält
3. Zur Pharmakodynamik. — Aus den Prüfung^sresnl-
taten an Gesunden sowohl, als auch aus den Erfabran-
gen an Kranken geht die Ueberzeugung hervor, dass
der eigentliche Wirkungsherd der Granatwurzelrinde das
splanchnische Nervensystem, das Ganglion solare vor-
züglich, und überhaupt der Digestionsapparat sei, —
Von diesem Brennpunkte aus strahlen die WivKnn^efi
in immer weiteren Kreisen, nach Rückenmark' andfife^
birn, sich als Schwindel, Betäubung,. Schwere^ and
Eingenommenheit des Kopfes, allgemeines Kraakheita^
gefühl, grosse Schwäche, Abgeschlagenheit der Ofie^^
der, fast löhmungsartige Ermattang der ExtreoMtätea
and allgemeine, febrile Angegriffenheit bekundend^ die
als deoteropathische Symptome fast immer mit Zeichen
gestörter Abdeminal-Punction: Bauchweh aind Schwte«
del, Magenübelkeit und Schwindel, Erbrechen und
Schwindel, Schwindel beim Durchfalle, nach Staklgaiii;
Schwindel, n. s. w* eoexistiren, oder diese als Proi-
dromen voraussetzen.
Der Zeichen des unmittelbar ergriffenen Ganglieney-«
stems finden sich in dem Prüfnngsergebniss genag,^ oni
die Eviden»^ dieser Ansicht herausteJJen.
Verfolgen wir die Riehtangen der Kraftentwieklaogi
der Granatwnrzelrinde weiter, so finden wir, dass sie^
das Gefässystem in seiner Geaaamtbeit betbätiget^
aufregt, ja sn wahraehmbsi' ft^tilen Aen&^^etikwgen
bedtiffltnt: Afidrati^ cted BlotM za den übereil Theiten:
Herzklopfen, Brastoppresdion, lasteitdei^ Pecloraldrück,
Gesichtstor/^or, Hitze im Gedichte^ /||:länfleDde, gM^
tbete Aagen; dann dicf jaietrr alf^efnefnen ZeieH^f g^
sieigertes Wäriiie;^ef#M, erhöhte Temperalaf der Haot)
Hitze, besehteftni^ter, barter Pold;
Dieser IrritaticmdaofiFtailtf spie^eH dieU imnäelHtt Md
vorzu^t^s weise in den Schleimmembranen ab: Schnupfen,
Katarrh, viel Scbleimraksen, schleimige Durcbfällei
Schleimsickern aus der Harnröhre bei Urethrodynie n. s* w*
In den fibrösen Gebilden prägt sich derselbe Rei-
zungszustand in Gestalt rheumatischer Affectionen und
in mannigfachen Schmerzgefühlen aus, und vermag sich«
da wie dort, bei einigermaassen vorwaltender Diatheae
zur eigentlichen Inflammation zn steigern.
Die feindlichen Eingriffe in. die Reproduction etc. ge-
ben Sich in der e^genthümlicben Kaebdxi^ kund, welMie
&äs Mittet a^a ensengen retmag.
Die anthelmintische Kraft kann nur aus IrrtiMiiii ato
tmmitleibar Wärmer tödtende bezeichnet werden. Denn,
andern und eigenen Erfahrungen zufolge, gehen diese
Würmer, mit wenigen Ausnahmen, immer lebend aby
und ileren Ausstossung scheint demnach mehr durch
eine wurmwidrige ^ ich möchte sagen, „betäubendem^
Eigenschaft des Mittels und durch die drastischen Ent-
leerungen, welche es bewirkt, bedingt zu' seyn*
Wir haben erfahren, dads es, um Helminthiasis ra-
dical zu heilen, keineswegs der Sturm erregenden, oft
sogar fruchtlosen und schftdlicheil Anstrengungen, dSe
Inquilinen auszutreiben^ bedärfe, rfa diese letzteren jtf'
nur Product, nicht die Krankheit selbst sind; sOAderaf,
dass durch fortgesetzten Gebi^auch dieses Heilnittefs,
in angemessener, nieht sd auflegender Gate, das Can-
sale dieser Krankbett, somit auch die krankhafte Pro-
dnetenMIdung — die Wörmer — vollkommen gehoben
werde. — Das vorwaltende Princip — GaUaaniam —
10.
148 Ohffinaiaöhandiungen.
dclicint jedeofalls vorherrschend wirksam zu seyo. —
Uiurch deu Gebalt an Tannin mit Chinarinde chemisch
verwandt, erklären sich auch die heilverwandten Be-
ziehungen dieser beiden Arzneistoffe* Ebenso Hesse
Chansarkl's Entdeckung Cs. a. a. OO9 dass Panica sich
gegen Arsenik Vergiftung heilsam erweist, aof heil-
kräftige Affinität schliessen, gienge dies ntchl schoo
aus den pathogenetischen Versuchen einieuchtend hervor.
4. Pharmakofechnik. — Die von den anhaftenden
Holsthellen sorgfältig getrennte, und im Glasmörser
SU feinem Pulver zerriebene Granatwurzelrinde wird
mit xwei Theilen 40gradigen Weingeistes im wohlver-
schlossenen Gefässe täglich zweimal stark nmgeschfit-
tell, an einem kühlen , trockenen Orte durch 8 Tage
digerfrl, das Klare von dem Satze abgegossen and zun
ütirmuehe aufbewahrt
Jeito Versuchsperson nahm von der so gewonnenen
Tiacmr» täglich früh nüchtern, auf einen Esslöffel voll
w^mIm« Wassers 9 10 Tropfen.
INe von fremden Beobachtern angeführten Zeichen
MlHlanden auf grosse Gaben (2 Unzen Wurzelrinde,
t I^^ukI Wasser auf 1 Pfund Rückstand eingekocht,
«ite^Kti awei fisslöffel voll bis zu einer Obertasse
\^ j[Ciwai«irn), Behufs der Abtreibung der Band wärmer.
\\^ 4k« bc^i uns der Fall war, wurde es bestimmt
lN»^v>lNi^'^i« -'* i^te in Klammern eingeschlossenen Zei-
^ilKH^ J^<«Gikir Ikobachter sind Erscheinungen der Band-
%^H»^^^Mitk^^« dio nach Anwendung der Granatwur-
Vi4iSi»ik ^^'^iM^ wd daher als Heilwirkungen zu be- I
^^^«Äi^^^jN^^*!*^ waren:
^ i|^ ^tümjfjltoiitj Hr. R. W£iNBfiRGER, ciu 28jäh-
^MiMN^v llM<liiK^f Mann, cholerischen Tempe-
^ iijiiitm^Trf Körperbaues, ohne irgend eine
Originalabhandlungen. 149
B, Ein 82jähriger Stadirender, gesond, sanguinischen
Temperaments, gracilen Körperbaues, ohne irgend eine
ausgesprochene Krankheitsdiathese.
C. Ein 19jähriges blondes M&dchen^ das in der Kind-
heit an Scropheln litt, immer wohl menstruirt war, Im
verflossenen Jahre durch Verf. mittelst Punica von zwei
Bandwürmern befreit wurde, seither sich aber einer
blähenden Gesundheit erfreut, und keine ^ Spur irgend
einer Krankheitsanlage an sich hat.
Die mit keiner Chifl're bezeichneten Symptome röhren
vom Verf. selbst her, der, 31 Jahre alt, sanguinischen
Temperamentes, schlanken Wuchses, ausser Hämorr-
boidalbesch werden: viel Blähungserzeugung, unregel-
mässigen Stuhlgängen, bei sehr wechselnder Gemöths-
beschaffenheit , in seiner Gesundheit nicht beeinträch*-
»
tigt ist.
( Schlufls folgt. ) t
II.
I^ritificheß Repertorium der Jpurnalistiji; im<)
Liiteralur.
i} Andern, hom^ Zteitung Bd. XIV. *^
Verguck einer Diagnose der Batitkrankhetien tmd
ihrer ^pecifischen Behandlung^ in kurzen Umrissen, wm
Dr,. ScHRÖN ♦♦J. — Von der alten Schale ist viel snr
Bestimman^ der einzelnen Formen der Hautkrankheiten
getlian, weniger fiir die Auffindan/s: speeifischer Mittel
za ihrer Heilung. Die neuere Schule bat auf der ande-
ren Seite mehr für den letzteren Punkt thun können
und gethan, allein es liegt noch eine Menge pharmako-
dynamisches Material unbenutzt im Winkel, wohl zum
Theile nur desshalb, weil von Seite der neueren Schule
weniger Sorgfalt auf eine, auf Kenntniss der Formen
basirte, treffende Beschreibung und unterscheidende ond
bestimmte Diagnose der Einzelformen gewendet worden.
Es sind von ihr mehr Hautkrankheiten glücklich ge-
heilt, als grundlich beschrieben worden. Desshalb
diese Arbeit, welche in Kurzem bei den einzelnen
*) Ich habevScHRÖN ersucht, die hier folgende, in der Zeiiang ent-
haltene Auseinandersetzung der Hautkrankheiten zu revidiren and
lasse sie, zur Uebersicht, hier allein abdrucken» — 6r.
**) Nicht weil Ref. gli|ubt, es gehe der Hygea etwas verloren,
wenn er keinen Auszug aus dieser Arbeit für sie g&be, sondern das
besondere Verlangen der Redaction der Hygea bestimmt ihn, diese
Arbeit mit einigen Zusätzen, bezüglich dort übergangener Formen
und ncuerlebter FäUe hier kurz zu referiren. «- S.
, KrU. Reperlprium, ififi
Formen die patho^ nomopischen Moiiieirfe a^o^^ouiieiites-
seo lind so zwar eine kurze, aber mö^^M^hst bestimmt^
Dia/B^nose ^eben soll. Der Haupteinth^iJl.M4;i^^r«ad der
Formen ist von der An- oder Abwesenheit febriler IGr^
scheinaagen i^enommen, und die F<orj«ien nach ihrer
Verwandtschaft, wie sie des Verf. Ansieht als zusam-
mengehörig betrachtet, Jn natürliclien Gruppen zusam-*
pien^g^estelit. Benutzt sind vor Anderen .Uesonders die
Arbeiten von Bibtt, Willan, Schönlbin und Neumann,
1. Klasse. Exanthemata. Fremde Zei^un^ in oder
auf d^r flaut mit febrilen Erscheinungen.
A« Ersfß Gruppe. Es tocrden unter febrU^n JEr-^
9f:heinungen verschiedenen Grades gefärhtfi^ 4fJber heme
bestimmte^ regelmässige Form behauptiende , ^^Flecken^
sichtbar.
tirste Reihe. Die Flecken sind über die Haut erhaben.
1) färysipelas. Vom Hosenrothen ins Dunkelrotbe spie-
lende, uaregelmässige Formen bildende Flecken, die
sjyab über die andere Haut ödematös erheben, sich heiss
an^hlen, dem JSLranken spannend * brennende Schmer-
zen verursachen, beim Fingerdruck weiss werden und
zumeist auf Gesicht und Gliedmassen erscheinen^ Fie-
bejr meist remiitireiul.
f. Bullosum. Auf den entzündeten Hautstellen, b^s.
des Gjesichts , ientstehen , mit gelbem Serum gefüllte
bnllae« «vejl^be platzf^n und gelbe Krusten bilden. 6e-
sichtsrosß. \y.andernd: erraticum^ Als schmaler Streif
von der Jttjitte des Böckgrats bis zur linea aiha etc.:
Zpnß. B^ladonaa, Aconit, JKhus, bes* gegen 1^. laeve
und fugax.. Graphit. Clematis ere^a bei Geschwör-
bjldimg de/ bullae ; A/s. and Carb. veget.^ wo »das E.
laeve bei Anasarka in Brand übergehen will. (Segen
^iip.na hißs. J>l4erc4io
(^. Jg. phlegmonodes (Psend^rysipelas) a) Ext/emi-
tiUMftti H, 0ygea V. pg. 1X)3 n. f. /?) Mammae» Bai
Glanz 4er Sitelle und Klopfen BelUd., im Wecba^l siit
Bleiipqf^ nim^i Eiterung Silicea, Phosphor.
lA« Krii.
9) MwrMti c Attsschla^sform des Katarrhs),
rucb«^ sich «püter verschmelzende, Flecke, mit
dueui Hautknötchen, verbreiten sich am 3. — L 1
Katarrhficbers über den ganzen Körper. 6e
ISchicimhäule in Mund, Nase und den thränendi
^eu. \ach S6 Standen wird die Morbille eine
ch^ Krhabenheit, die sich kleienartiis: abschuppt,
ni^ Bv'handlun^. Aconit. Lichtscheue Belladonna,
t'alo. diulph., Bruststechchmerz Bryonia, Ohrcj
jCt'tichwulMt Arnica. Nach ihrem Rücktritt Arsen
lad.« Miilph., Taust., Ilelleb., Phosph., — wenig: Ho
S) Scarfaiina miliarü. Durch zusammenla
Punkte himbeerruthe Flecken mit weissen Kä
betitreul. Ausbruch am 2. — 5. Ta^s: des erysipeJ
FirbcrM. llefti«:os Halsweh. Ge^en den 7. — f
ach windet der Ausschlag und es beginnt Desquaj
Nie dauert bis zum 20. Tag, Fieber bis zum 11.
ladunna wirkt gegon die meisten Zufalle, bes. d
jtina Mcarl. Noiist gegen diese: Baryta carb., und
dio UrdMen des Mundes in Mitleidenschaft gezoge
Mereur. Bei drohenden Sphacelus vielleicht Car
get., Arsen., Ammon. carb. Bei Erbrechen bes. B
auch Ar^en.^ bei Tenesmus und Strangurie Coniui
gen Luftröhren- und Lungenkrämpfe Ipecacuanhi
Kingenommenheit des Kopfes Opium, bei Schre«
tigkeit Hellad. Bei drohendem Röcktritt und Af
der llirndeeken abermals Bellad. , (bei trockener
kalte llebergiessungen, Calomel, reizende Klystin
•icAtore und 8enfteige. Gegen Ohrdrüsengescl
Bellad , Fhosph., Carb. veget. und Silicea. Die Ol
aengeschwulst während der Desquamation hob Mi
Senium.
Vor den Hydropsieen im Stadio der Desquai
behdiet gewöhnlich die frühere Behandlung mit I
IMtf Kinder acheinen bei ihrer Anwendung ohne C
Mch mit der alten Haut an die Luft gebracht w
M dürfen. DUtfehler scheinen sehr gefährlich ij
Krü, Bepertoiium* 158
zag auf die Bildung von Hydropsieen. Gegen ausge»
brochene Kopfwassersucht Beilad., Arnica, Helleb«,
Acid. pliosphor. Gegen Ergiessungen in die Brust-
höhle Arsen., Arnica, Digit., Helleb.^ Senega. Bei As-
cites acutus Digit., Helleb., sonst Arsen.; wo Leber-
sehmer^ vorbinden ist China. Antagonistischer Reiz
auf den Darm, bes« auf die äussere Haut, dient in
sämmtiiehen Hydropsieen, besonders der des Kopfes.
Folgen Krankheiten der Sehleimhaut des Ohres, an
denen wohl die Knochen participiren : Puls., ^ Acid. nitri
Lycop., Silicea.
4) Rubeolae. Linsengrosse, kreisrunde, nicht erha-
bene Flecke , die anfangs rosen- , später tiefroth sind ,
entstehen nach katarrhalischen Fieber - Erscheinungen
mit Ergriffenseyn der Schleimhaut der Respirationsor-
gane» Die Schleimhaut des Magens participirt und von
der Dauer dieser Theilnahme hängt die Dauer des Aus-
schlags ab. Beilad., bei Erbrechen Arsen., dann Puls.,
auch Nux, namentlich bei Gastricismus.
5) Urticaria. Unregelmässige, an der Peripherie rö-
there Uervorragungen treten auf und verschwinden ab-
wechselnd, meist mit Brechreiz verbunden.
a) Acutere Formen: maculosa^ rothe Flecke mit dem
Gefühle des Ameisenlaufens und Juckens; vesiculariSy
blasenartige Erhöhungen; tuberosa^ Nachts erschei-
nende, spannende Tuberositäten. Diese 3 Formen
entstehen mit Fieberschaudern und dauern, oft wieder-
kehrend, nicht leicht über einen Tag.
b) Chronischere Form, evanida^ ähnlich der tuberosa,
aber 4—9 Tage dauernd. Das Exanthem verschwindet
in der Wärme. Kann Jahre lang dauern, da es immer
wiederkehrt.
Die Therapie fordert Hebung der Disposition. Rus-
sische Dampfbäder, (Psoricnm), kaltes Wasser, Dulc,
Arsen», Calc. carb , Bryonia. Sonst Rhus; Lycopod.,
Urtica dioiea.
IM KrU. Beperlarmm
ZweUß Reihe. Di^ unter febrilen ErgeheiDBo/rc^n aof-
tretenden Flecken sind nicht über der Biiu( /erhaben.
jPtiiTmrii (Pelipsis zom Theile), bocbrotbe, ja schwansCi
bi^ mehrere Zoll grosse Flecke entstieh^n ijn^ iter Unat
P^ contagiosa (Petecbin cont), beim T^pba« eonta*
iposns, mit dem ihre Beh^ndlong zusampiwQUl^ Bbvai
Pryonia.
P. haemorrhagica^ aymptomatiscb io Fj^b^rn bei f^e-
nnnkener Tha%kieit, kleine, acbwarzblaop FJecfccb^ea
ISrseheinen nie im Gesichte.
P. Werlhofii CMorb. mac^ Werlh.). Be| Fiebern eo$^
stj^bcn jn chronischer Eruption hellrotbe, nach anid nach
dunkler werdende Flecke. Fol^e von Blutergiessnn^en
108 Malpij^hische Netz. Rhus, Ledum paU Bei Bin-
tungen Secale corn.
P^ ßenUis CPeliosis sen.)* Bei mehr oder weniger
deQt)ic|iem Fiebern entstehen in, dem Herzen ferne Ke-
geqd^n, Tbeilen anfangs helljrothe, dann dunklere Flecke^
die zumeist Nachts sehr schmerzen. Es fehlt das lie-
ben -> sie sind kein Gegenstand der Therapie. An den
Fusszehen entwickelt sich leicht Gangraena senilis.
Arsen., Carb. veget. — Campher äusserlich. Seitdem
Verf. jenen Aufsatz geschrieben, ist hier, bei einem
Manne von 39 Jahren, der vielen Jammer erfahren,
eine solche Form vorgekommen. Bas Fieber war deut-
lich, der Schmerz des Nachts furchtbar« Die Flecke
erschienen auf dem Fussrücken, und standen etwa 14
Tage unverändert. Die Haut wurde pergamentartf |ip ,
dann erhoben sich mit gelbem Serum gefüllte Blasen,
nie Fnss^ehen bekamen ejw mjvmieaähnUe^eiS An^e^en
ivid "warden unbewegUch. Zellgewiebe und fi^^ giapr*
/een toU fort. Dia Jaii^e rocb furchtbar« Di^r PnV»
wurde aussetzend. Das langsame Sterben 4aa^rte jfaat
einp» Moipat. füß g^ep^fxt^u urM< Ülp Aode/^p yerap^h-
tea Mttel |)r^ebten keine j^eactJuQii zu ^tw^^.
p. .IZjoßlte Qftippe. Es fiUdßn sifih finffir febrUeft
Erscheinungen verschiedener Rohe auf gfmWf^oAffff'^
Krü. Beperlorium^ |S^
liehem enimndetem FrucMbeden gruppem^me kß^ßm-
men siehende Knötchen.
Liehen. Bi^ Knötchen erscheiDnen ao Hiils, Gesii^hl,
Armes and Händen, siqd roth und desquamireo , leip^
oberflächliche Borke bildend.
L. Simplex. Nach febrilen und ^g^i^tri^ehen Syipp-
tomen erscheinen rotbe Flecke bis ^qr Grösse einef»
Zwölfers vom Kopf# abwärts. Aof den FlejcMeq sitzcA
die Knötchea. Die Knötchen bild^ bald Schorfa, di?
beim Abfallen rothe Flecken IMuterlassen. Pi^ Fprqi
kommt leicht wieder und Uebt den Sommer, Aconit 9
BryoA., Pols.) Dulcam. CoccpL L. circmnscripfus. ]f)iß
Frachtböden rund and fUB Jäapde etwa^ ai^gefrailffit*
L. agrius. Die sehr ent^jändetenKJQötchen mit seröstw^
Spitze plat^n, bilden Krusten, die in Sfohuppep qbr-
fallen. Sie bilden nicht selten Gescbwürchen pnd
schmerzhafte Haatrisse. Warme Bäder pder Bäbun^ fiP
gegen den Schmerz. SoAst Lycopod.^ Ciput^, SplphniT^
Aeid* mor« u. s. w.
C Dritte Gruppe. Eß bilden sich unter den 4^efi
gegebenen Umstände kr^förmge J^rhebyngen dßr
Oberhaut^ welche eine durchsichtige oder tpeissfic/u-p^l"
farbene Lymphe enthailen (yesi^ulaej.
1) Miliaria (Ansscblagßform des Biieom^tismus)« Bei
rheamatischem Fieber entstehen darch stosswi&ise £rup^
tion, unter beklommener Brust pnd saareq Scbirejsseii,
zuerst an Hals und Brnsjl;, später aw ganzem Körper,
mit Ausnahme der Handteller pnd Fassphlen, fcle|pi^9
kugelichte, durchsichti|^ gpfülltP Bläschpq, £i|i mpb^
oder weniger sichtbarer Halo unterscheidet ;8je jp di^
alba und rubra. Gegen dep dritten T^g fprbt jsicb ^iß
Füllung milchigt, dann p\i^\^t das tfläschi^ pfid MhJ^pt
ab. Bei epidemischem ßrscheiaejp vermeide mai| Allw^
was Schwejss hervorruft pnd gebe Cpjchicufp, Jifpp^t
Bryoo., Beilade, Puls., Waschungen mit Se^^ppied^v-
lauge, um das Gxpnthem apf dpr Haut ^n erJlMUjteA.
Bei Angst und 4)ppries9ion ArdepiK« <CpiPpb«P^ Spitf-
1S6 Krii. Reperlorium.
pflaster. Miliaria, zu jg^efSbrliehen Krankheiten tretend,
ist eine unheilvolle Erscheinang. Arsen., Carb. vegeU
2) Pemphigus. Anf schmalem Halo erseheineo, mit
gelblicher Flussi;3:keit gefüHte^ Blasen verschiedener
Grösse. Vorher Fieber - Gastricismen — oft Anomalien
der Uropogse. Wird die Form chronisch, so treten
immer neue Blasen auf. A asser den im Original er-
zählten Formen, von denen eine ein Kind, die andere
ein Mädchen von 17 Jarhen trafen ^ beobaclitete ich
seitdem noch eine an einem dem Trünke ergebenen
Sechziger. Die Blasen brachen anter heftigem Abend-
fieber and argem Uebelbefinden nar an den Händen Und.
Bei jenem Kinde beschränkten sie sich auf die Fasse.
Rhas ist das Haaptmittel. Aach im letzten Falle ent-
fernte es die Krankheit wochenlang — bis neue Ex-
cesse es wieder hervorriefen. Nach dem Platzen bil-
den die Blasen tiefe, oft vier Wochen lang andauernde
Geschwüre mit entzündeten Rändern and spannendem,
stechendem Schmerze bei Bewegung der kranken Hand.
Belladonna, Causticum. Beim Kinde halfen Thuja ond
Nitri acid. Freilich lag bei letzterem sykotische Erb-
schaft vor. — Carbö vegetabilis.
S) Eczema (örtlicher Friesel). Hirsekorngrosse,
auch grössere Bläschen mit und ohne Halo, gefüllt mit
heller Flüssigkeit, treten plötzlich an irgend einer
Stelle hervor. Nach einigen Tagen trübt sich die Fäl-
long und die Bläschen platzen, Schorfe bildend, die
sich abschappen. E. febrile entsteht in febrilen, meist
rheumatischen Krankheiten und Entzündungen, bes.
der Respirationsorgane am Mundwinkel oder Brust nach
einer A bendexacerbation. Oft kritisch. E. solare. Bei
grosser Hitze oder Sonnenstich. Brennt besonders
Nachts. Bedürfen keiner Therapie. Man störe ihr
Auftreten nicht. Eine chronische Form^ bei einer
Wöchnerin, der sie Schmerz verursachte, hob Pe-
troleum. Nach Erkältung auftretende Formen hebt
Dnicamara, auch Phosphor. E. mercuriate (B. rubrum,
KrU. Repertorium* 157
Hydrargyria ). Nach örtlichen EioreibuDgen der Mer-
curpräparate entstehen an weichen Theilen auf rotbea
Ualonen sitzende Bläschen , welche platzen und deren
äzende Contenta die Haut äzen und 'die Leinwand fär-
ben. 8cborfbildung, heftiges Fieber mit Herzpalpita-
tion (carditis merc^. Diese Form kann 2 — 10 Wochen
dauern. Im schlimmsten Falle gehen Haare and Nagel
fort Weglassung des Mercurs, Beseitigung des Sturmes
durch Aconit, Bellad.^ Digitalis, Spigelia, dann Sul-
phur. Gegen das heftige Brennen Waschungen mit
Milch. E. Copaivae, Nach Missbrauch des Bals. Co-
paiv. und der Terebinthinaceen. Die Bläschen kleiner
und platter als bei Hydrargyria. Begleitet oft chro-
nische Nephritis.
4) Miliaria herpetica (Herp. miliaris)« Bei erethi-
schem Fieber entstehen unter gastrischen Symptomen
bellrothe Flecke, aof denen viele helle, brennende
Bläschen sitzen. Nach 24 Stunden färben sich die
Bläschen trübe, platzen und bilden bernsteinartige Kru-
sten* Unter den Krusten sammelt sich öfter Eiter ^ —
febris hectica. Eruption beginnt im Gesichte — ver-
breitet sich dann über den übrigen Körper« Bes« bei
jungen Männern. Aconit, Bellad«, Rhus, Sulphur, Si-
licea.
■
D. Vierte Gruppe. Es bilden sich unier Fieber
kleine umschriebene Geschtmilste ^ welche durch eine^
auf' die Oberfläche der entzündeten Haut ergossene^
die Epidermis erhebende^ eiterartige Flüssigkeit ge*
bildet werden (^Pustulae).
1) Variola, Bei der 3. Exacerbation eines heftigen,
remittirenden Fiebers mit Kreuzschmerz und Brechnei-
gung, entstehen vom Gesichte nach unten rothe Stipp-
chen. Sie ragen etwas hervor und haben mitten ein
Knötchen. Gegen den 5.-7. Tag werden Pusteln dar-
aus, mit einer nabeiförmigen Centraldepression und ei-
nem rothen Hofe. Die Pustel ist zellig. Vom 9« Tag
beginnt die Suppuration mit Geschwulst der freien
t88 ^rU. RepertaHitm.
Stellen und Fieber, das 3<-10 Ta^ aiid)rae#l* Nim
tfoeknen die Pasteln aus, werden gelh^ braon, debwara,
fallen ab und hinterlassen eine helle, vertiefte Narbe
mit g'eripptem Grande. V. disereta und ctmfiuens. Ver-
hfltanj; der Krankheit ist wesentlichster Moment der The-
rapie. Vaccine: homöopathisches Mittel. Vor Aasbrocfa
des Exanthems: Fiebersturm Aconit, drohendes Kopf-
leiden Beilad. , laues Bad, Erbrechen Ipeom., Arsen.
Dauert das Erbrechen nach der Erttption des Exan-
Ihemes fort: Mercur, Vesicator aof den MAgeti. Wäh-
rend der Eiterung' Husten: Chamomtlla, sba ar^^e Sält-
vation: Calc. snlph. Schnelle Unterdröckung derselben
bringt den Tod. IfalsentAänduni;, Heiserkeif ami Ha-
sten: Merc. , Arsen. Uurchfall, bleiche HaloneU^ zei^a
höhe Gefahr: China ^ Arsen., ztt heftiges EiteYtnif^sAe-
Aer: Aconit, Bellad.; entsteht Verjauchung Odei* Spha-
cißlus unter den Borken: Carb. Veget., üüsserlieh die
Aqua cAlc. oicymur.
Vy Variötoü (durch Impfung* modificirte Vafiolar).
Synochtfles Fieber, Kopf eingenommenheit, Kreusisclimer%,
Brechreiz, Hautturgescens. Am t.^6. Tag breelfett
die Stippchen hervor. Schön nach 12 Stunden wirrf
äds dem Knötchen des Stippchens ein Bläschen, dm
sich in 24 --36 Stunden entwickelt. Mehrere Eruptio-'
neh, daher verschieden reife PdsteliK Bläscfteit zellig
mit rofhem Halo. Füllung kaltsch. Nun Eitertfn^f naif
fförkenbildung. Na^be länglich, platt, nicht gerij^j^f
lind ohne schwärze Punkte. Therap.: fuj^ifung der" Yah^
riolois (Schönlein). Aconit, Beilud. Milder Verlauf.
Gegen das Kreuzweh Bryon.; Essigwaschunged för-
dern die Eruption. Ergriffene Trachealschleimhaut: Mer'-
<!ilr^ Belläd., Gurgeln mit kaltem Wasser. Tart. emety
Seneg;a. Folgende Knochenauftreibungen: Aeid. phosplij^
Siliceä, GelenkaffectioR^iit: Beilad«, Meto, Bryonia.
3) Varicella. Halbkn^eNchte, wasserhell gefüllte
Btftschen Auf schmalem Halo, ohne selligen Bau and
Vertiefung. Eruption ohne OrdtottOf nach febrilen*
i^fU. Aepertoriän^ iM
firscheinnn^eir, ö-^ff Ta^ dMerM. Nach 8'4— 9tf
Stunden trübes Bläschen — spongiöse KrQstenbildMg' -»
keine Narbe*^ AconM, Bellad; Ge^en Strao/a^arie ofeid
Tenesma» ConHim, Mercor^ Cantharis. Oiät' reicht aeist
allein aaSk /
4) Vaeeine (vonTbieren auf den Mensehe» übertragene
Ausscblagsform}^ Nach 100 Standen auf dem Impf«»
Stiche hirsekorngrosses Knätchen, rother Halo» Am^
&, Tag bekömmt das hellgefällte Bläschen eine TeUew^
Am & Tag wird die Füllnng trabe und der Halo 4 Ll*-
nien breit« Leichtes Fieber. Die bfaiinebarte^ Schüssel-'
förmige Kruste steht bis^ zum SO. Tag« Narbe vertieft^
randig gezähnt. Auf dem streifigen Grunde & schwarze
Punkte.
E. Fünfte Gruppe, Unter Fieber bitdet neh eatf
der Haut eine hatte Erhöhung^ deten Mitte^nkl it^
tennver geröthit ist und in Brand übergeht*
1) Carbuneuius. a) C. dontägiöm» CPüst. AiaUgha)«
Dnrcb Thiermil^brand-^ Ansteckimg ^dtätebt eine hätte
Geschwulst in det Haut nlnrd dem umgebenden Zellgfe-«
webe. Mitte rötfrer, Peripfaerte bK^ser, dei* Fiiiger^
druck macht keine Aenderung der H^arbe. Auf dem
Centrum eine missfarbige Blatter, unter der das Zell-
gewebe in Brand übergeht, der sich nicht abgränzt
Auch das Lebendige jaucht. Typhöses Fieber, Deli-^
rium, Cellapsus. (Anthracirt)! b) C. epontaneus XAn^
thrax). Anf dem Rücken harte, rothe Geschwulst^.
Diese geht sammt dem Zellgewebe, ohne sich zu er-
heben, in Brand über. Gesundes nicht abgegränzt
In der Pest oft kritisch.-^ Ar^en., Silicea , Chidä ,
Rhas.
2) Furtmculus. Eine rothe^ umschriebene iBautstelle
erhebt sich mit grossem Schmerz. Auf der Spitze bil-
det sich ein weisser Punkt, Zellgewebe im fnikern
brandig, aber vom Gesunden geschieden. Eitersfock.
Cataplasamta, Oeffnung mit deih Messer, 0ellad., Silidfeal.
100 ^rü. Repertorium. ^
Qegen die knl&ge Salphor. Beim Be/pmi vielleicbt
Bellad., Mercur.
U« Klasse« Impetijpines. Fieberlose Hautkrankheiten.
Erste Gruppe. Crypioimpetiginei. Es erzeugt sieh
blas ein Fruchtboden^ aber keine Frucht darauf.
1) Intertrigo (Amphora. Erythema)« Die Hant gt\X
an weiehen stellen vom Hothen ins Kupferfarbene ond
seeernirt eine ei^enthömiiche Feuchtigkeit a) I. rtiA-
garis^ an Achseln, Brüsten, Genitalien. Digestionssli-
runj^en. Im Sommer; ist hartnäckig. Nux, Lycopod.
b) 1. lactantium^ Frattseyn der Kinden Laae BüAer und
kalte Wasch ungen^ Kein Blei, kein Streupulver. Sul-
phur, Lycopod. c) J. ani (Prurigo podicis). Haat um
den After braunroth , secernirt übel riechend ond /^Ib
f&rbend. Heftiges Jucken, Dyspepsie« Schwer heil-
bar. Acid. nitri, Thuja, äusserliche Anwendung von
Tinct. Sulph.
2) Chloasma, Einzelne Fruchtböden, braun ;ji;efärbt,
enden mit Abschuppung. a) Ch. Ephelis (Lentigo).
Linsengrosse, braune Flecke, an den blos getragenen
Stellen des Körpers desquamiren und kommen wieder.
— Die unverdünnte Tinct. von Veratr. alb. ausser-
lieh, b) Ch. uterinum, Braune Flecke am Körper
schwangerer oder nicht menstruirter Frauenspersonen,
vergehen nach der Entbindung oder dem Eintritt der
Periode, c) Ch. hepaticum y ähnlieh der vorigen Art,
über Brust, Hals und Bauch. Schuppen sich ab und
kommen wieder. Sie jucken. Störungen im Unterleib?
Nux vom., wechselnd mit Sulph., Afercur; Tinct. Veratri
albi äusserlich ? d) Ch. syphiliticum (Psoriasis syphil.,
Corona syphil.). Braune Flecke, meist auf der Stirne,
bilden dünne Grinde, die abschuppen. Komnen wie-
der. Gehören zur secundäreii Syphilis.
3) Ichthyosis. Seliuppenartige Abtrennung der ver-
dickten^ aus Lamellen bestehenden, Epidermis. Schup*
pen sitzen auf dem Centro fest. Störung der Diges-.
Krit. Repertorium. 161
tions- oder Sexualorjs^ane. TerpentiBmittel, Arsen., Co-«
]ocynthis, Hep. Sulph. calc., Plumbom*
4) Pityriasis^ Die Oberhaut des behaarten Kopfes
bildet einfache Schoppen; unterliegende Haut j^eröthet«.
Kahlköpfijckeit. Arsenik, Argilla bei Pityriasis der.
Alten Lycopodium.
5) Lepra, ßotlie, etwas erhabene Punkte, vergrös-
Sern und bedecken sich mit einer Schuppe, die abfällt,
und durch eine dickere ersetzt wird. Nach der Peri-
pherie hin verdickt sich die Schuppe sehr, im Centrum
wird die Haut /2:esund. Hieher vielleicht die Elephan-
thiasis Graecorum.
6) Pellagra. (Lombardei)« Besonders im Herbste ent-
stehen bei /s^astrischen Symptomen kleine rothe Flecke
und Anschwellungen der Haut, die sich mit Schuppen
bedecken. Wenn sie abfallen, hinterlassen sie rothe
glänzende Stellen. Im Frühjahr wird's besser, kehrt
aber wieder. — Dem vorigen Leiden ähnlich ist die AstUr-
Tische Rose (Lepra asturiensis). Sie herrscht um
Oviedo.
Zweite Gruppe. Acne. Es bilden sich mehrere
Fruchtbeden mit Andeutung von Früchten , die aber
nicht s^ir Ausbildung kommen. Nicht contagiös.
1) Strophus. Knötchen bilden sich bes. bei Kindern.
Sie verschwinden mit Abschilfbrung. St. conferius.
Rothe Knötchen stehen gruppenweise, vorzüglich auf
der Gesichtshaut. Schuppen nach 14 Tagen ab. Inder
Zahnperiode. Cicuta, Chamom., Causlicum. St. in-
ierstinetus» Die Knötchen stehen einzeln.
8) Acne. Chronische, fieischartige Erhabenheit auf
Gesiebt und Rucken. An ihrer Spitze eine unvoll-
kommene Pustel. A. Simplex. Auf rothem Grunde
erhebt sich eine rothe Erhabenheit, an deren Spitze
sich ein gelber Punkt bildet. Der sich später, bildende
Schorf fällt ab und lässt einen rothen Fleck. Bes. vor
der Pubertät, auch im Zusammenhang mit sexualea
Eiccessen. Acid» pbospb., Calc carb«, Saipbar, Antim^
RTOBA^IM^X. 11
■ /
101 Kfii* Reperlarium.
cradnm. A. ro9acea (Gutta rosacea). Im Geaichl wird
eine Stelle röther und es zeigen sich VaricositiUen auf
ihr. Dort schiessen Bl&schen auf, die an der Spitise
eitern und Schorfe bilden. Die Haat wird wolslig and
rissi^^. — Völlerei»— Diät^ Cantharis, Cannabis, Caasticam,
Ledum^ Lachesis, Cicota virosa. A. syphiliticum Braun-
liehe, Pusteln bis erbsengrosse schiessen auf der SUme
auf und fallen sich mit Eiter* Zor secundfiren Syphilis.
Hieher gehört wohl die Flechte 9on Aleppo (Lepra
aleppica) and das Mal rouge auf Cayenne (Lepra cayen^
nensis).
Dritte Gruppe. Herpes. Auf gemeinschaftüchem ro^
them Fruchtboden gruppenweise beisammenstehende
Bläschen. Nur Psoriasis steckt unter diesen Formen an.
1) Psoriasis. Der Fracbtboden schmutzig roth, die
Bläschen stecknadelgross» Sie platzen und hinterlassen
glänzend weisse Schuppen* P. simplex. Geht von Brost
und Rucken aus und überzieht den ganzen Körper^ iih
dem, wenn eine Stelle sich abschuppt, eine neue erkrankte
In den Blüthenjahren. Conta^iös. Sulphur. P. paAno-
ria; auf den Handrucken (Bäckerkrätze), Sulphc, Add«
mar» Sonst Calc, Lycopod., Oleander, Sepia ond Gra*
phit. Die alte Schule das ungt. oxygenatuuL P* «ftvew
terata (abdominalis). Bei alten Leuten, bes. ArthriM-
kern* Greift rascher um sich, und bedeckt sich mit von.
Rissen durchzogenen Borken» Sulph., Graphit, Cleoia«-
tis erecta, Rhus, Causticum, Ranunculus bulbosos. P«
scrotalis. Am Hodensack oder den Schamlippen. Sulplu.
(auch äusserlich), Arsen., Graphit, Caust Heilt meist
nur sehr schwer.
2) Herpes. Der Fruchtboden hellroth, die Bläschen
anfangs hell, später trüb gefüllt Nach dem Platsea-
bilden sie grindähnliche leichte Krusten. H. /iir/tirnp-
ceus. Fruchtboden rosenroth, Kruste mehlartig. Bei
jungen Leuten im Gesiebte oder auf den Gelenken, Ci-
cuta, Sulph.^ Merc., Anacard., Thuja, Cale» carb.^ Ly«*^
copod., Lachesis, Graphit. H. circinnatus. Ringförmiger
Krü, Bepertorium, 163
Frachtboden. Uaat in der Mitte rissio:. Bei Kindern
im Sommer. Calc. carb., Canst, Sulph., Sepia. H. prae*
putialis (Pseudosyphilis). Fruchtboden auf der äussern
oder innern Lamelle des Präputiums. Kruste fällt nach
8 — 10 Tagen ab (Mercur- und Schankercomplication?)^
Concrete Eruption : Sulph. ; Disposition.: Acid. nitri, Sar-
saparilia als Pulver. Sonst Hepar., Aurum, Acid. phosph.
3) Ecthyma. Fruchtboden schmutzijg|;roth , Bläschea
platt. Unter den Borken ist die Haut rissig. E. vul-
gare, gyrophorum.
4) Impetigo. Meist auf hellrothem Fruchtboden stehen
an der Basis nicht runde', oben spitzige, wenig erhabene
Bläschen gruppenweise« Sie sind mit Eiter gefällt uoif
bilden nach dem Platzen Grindborken. I. figurata. Run^-
der, dunkler Fruchtboden. An die Stelle der Bläschen
treten kleine Körper, aus denen Jauche sickert, welche
corrodirt. Später schmutzige Grinde. Bes. am Vorder-
arm und im Sommer, (lycopod., Sepia, PetroK, Sulph.,
Graphit, Rhus, Calc, Dulc I. sparsa. Grössere, unre-
gelmässige Fruchtböden. Pusteln, einzeln und grös-
ser, bilden bald Grinde mit unterliegender Jauche. Win-
terkrankheit. Wie die vorige bes» bei Bäckern und Mal-
lem. Merc. solub., Cicuta, Lachesis, Sulph« L rodem.
Dnnkle Fruchtboden auf Nase und Wange. Unter hef-
tigem Jucken entstehen auf ihnen Eiterpusteln, die l^ald
dicke Grinde bilden* Unter ihnen werden die Weieb-
theile zerstört. Oft mit Störung der Menstruation. Ci-
cata vir., Calc. carb., Sulph«, Arsen., Rhus, Sepia, j^ie-
her wahrscheinlich die Radesyge (Lepra borealis) ia
Norwegen und Schweden.
Vierte Gruppe. Parrigines. Auf hellrothem Frucht-^
Inf den gruppenweise Papeln^ Bläschen oder Pusteln.
Sie bilden dicke Grinde j kommen meist im Haarkopfe
vor und sind contagiös.
1) Meniagra. Rothe, schmerzhafte, harte Knötchen
achiessen meist an der Unterlippe oder dem Kinn auf«
Sie platzen und bilden Borken, welche die Haare zaa^nk«
11.
164 Krii, Repertarium.'
menkleben. Sie heilen seKen* Cicuta, Lyeopod., Gn^
phit, Salph.^ Antim.
Z) Tinea. Bläschen bilden sich bes. am Vorderfcopfe
in den Haaren. Sie Jacken, platzen und bilden trockene^
fest anhäng^ende Grinde. Haare fallen ans. Die Fom
steckt an, vererbt sich wohl aach* Heilon^ schwer.
Sulph , Calc. carb., bes. Arsenik, Daphne, Rhas. Seifen-
bfider, der Kamm.
8) Achor. Mit gelbem Eiter gefällte, spitzij^e Pa-
steln brechen gruppenweise aas, platzen und bilden f^e^
wohnlich gelbe, durchscheinende, weiche Grinde. A. imf-
ciflua s. favosa. Unter den weichen, hellgrnnlichen Grin-
den fizende Jauche und viele Läuse. Beginnt am Hinter-
kopf. Haare kleben zusammen. Die Form ^eht aoeh
auf Gesicht und andere Theiie über. A* scuieUcUa. Bios
auf dem Haarkopf. Krusten dünner und weisslich gelb.
Es fliesst Jauche aus. Haare brechen ab, ehe sie aos-
fällen, und kommen seh we^ wieder. Nasse Form, bes.
Lycopod. Sonst Calc. sulph., bei Scrophulose Cale.
carb., auch Cicuta, Sepia.
Anhang« Crusia lactea. Auf rothen Flecken im Ge-
sichte des SäBglings weisslich gefüllte Pusteln. Diese
bilden dünne, weissliche Grinde. Heilt oft von selbst
— Snlphur, Rhus. Bei Harn besch werden Viola tri-
color., Lycopod., Calc* sulph. bei hartnäckigen Formen,
Auch Sarsaparil, Dulc., Mezeleum. Ausserdem schei-
nen sich dieser Gruppe anzuschliessen die Formen der
Frambösia^ die Pian^ Yatcs. Die Fruchte sind tubercn-
lb>s, bedecken sich mit Schuppen oder bilden durch Eite-
rung Geschwüre. Indische Formen.
Fünfte Gruppe. Scabies. Auf getremUen FrueAt^
bödjL*n einzelne Pusteln oder Papeln. Compacte Grinde, .
starkes Jüchen^ hohe Vontagiosität
13 S. papulosa. Knötchen auf schmalen Halonen, bes.
aA den Extremitäten, Jucken, bes. in der BettwArme.
Sie werden meist aufgekratzt und bilden schwirzliehe
Krusten. Merc, Caust., Carb. \tgti.^ Veratr., bes.
Krit. ReperioHum.
Salpli. Neue Fälle heilen leicht, ioveterirte aber
schwer*
2) S. vesictdaris. Hellgefällte Bläschen, bes. an Fin-
j2:ern und Gelenken« Nach dem Auf^erissenwerden
rothbraune Krusten, später schwärze Borken. Es ent-
stehen leicht Geschwüre. Ueftio^es Jucken bes. im Bette,
das Kratzen giebt ein wollüstiges GefuhK Sulph., Carb*
veget., Nitri acid., sehr feuchte Form Lycopod. Bei Ge-
schwürbildung Clematis erect, Rhus. Gegen mit Sulph.
misshandelte Krätze Merc, Calb* carb., Tinct. acris,
Sepia.
3) Crusia serpiginosa (Krätze der Säuglinge)* Nach
Ansteckung entstehen um*s Ohr Bläschen.. Sie jucken
und bilden hellbraune Krusten* Diese nässen und stefc-
ken die Umgegend an« So verbreitet sich die Form über
Gesicht, Hals, Rumpf. Suipb., Clemat«, Calc. sulph«,
letztere bei scrophulöser Complication. Arsen« bei all-
gemeiner Abmagerung, Lycopod. bei starkem Nässen«
Dr. ScHRöN zu Hof in Baiem^
2) Archives de la med. homöapathique. August,
September und October :i838.
Polysarcie mit Anasarea. — Das ^^Atbum^^^ ein med.
Journal, welches zu Rom erscheint, enthält in seiner
Nummer vom 9. Juni 1638 folgende interessante Kran«-
kengesciiichte, von Dr« Cektamobi« — Anna Maria Mu-
rolli zu Rom ist seit 3 Jahren von Polysarcie mit Ana«
sarca neimge;iucht. Sie hatte schon, während diesen
drei Jahren,. alle möglichen Mittel versucht. Die Krank-
heit war schon so weit vorgerückt, dass man an Hei-
lung verzweifelte. Am S. Juli 1836 wurde Dr. Centamobi
gerufen; er fand Pat. in folgendem Zustande: Blutcon-
gestion gegen den Kopf, tiefer ,,carotisober^^ Schlaf,
M6 Krtl. Repertanum.
Bewosstlosifkeit, geschwollene and entzündete Ao^^en,
Thrinenflass; am die geschwollenen und omgestfilptea
Lippen ein blauer Ring; bald Ueisslinnger, bald Ekel
vor Speisen; häofige weisse Stuhle, seltener Urin, öf-
tere Anfalle von Erstickung; untere GUedmassen sehr
angeschwollen wie bei Anasarca, der ganze Körper
bietet eine ungeheure Hypertrophie des Zell- und Fett«-
gewebes, so dass die Kranke nicht im Bette liegen
komte, und stets in einem Sessel sitzen musste. —
Das erste Mittel, welches Dr. Centamoki verordnete,
war Beilad. Vso. Zuerst verschlimmerten sich die Zet«
eben; Die Bewusstlosigkeit und die Erstickuogsanfille
wurden bedenklicher; bald aber horten die Elrstickangs-
zufille auf, die Bewusstlosigkeit nahm allmahlig mbj
der Urin wurde häufiger gelassen und die Stuhle wur-
den fester; das Brennen in den Augen nahm wihrend
S Tagen zu, es entstand selbst Umstnipung des untern
Augenlids des rechten Auges; man wiederholte die
Gabe Beilad. *M. Aug und Aygenlid kehrten zum Nor-
malzustand zurück. Es blieb nur noch die Polysarcie
übrig. Dr. C. gab nun 3mal, alle 4 Tage, eine Gabe
Calc carb. 30.; der ungeheure Umfang des Körpers
fieng an, allmahlig abzunehmen und nach Verfloss ei-
nes Monats war Pat. so weit hergestellt, dass sie ih-
ren häuslichen Verrichtungen vorstehen konnte. Alter,
Gewerb j anamnestische Zeichen etc. sind nicht nn^^
geben« Einiges erscheint sogar unwahrscheinlich.
Homöopathie und Allopathie ; ohne Unterschrift dies
Verfassers; in der tabellarischen Uebersicht der Mate-
rialien dem Dr. L. SmoN zugeschrieben ; allein aus eig-
ner Citation ist zu ersehen, dass dieser „Article^^ eine
Uebersetzung ist von Dr. 6. Schbiio's Aufsatz aus der
Hygea Vlii. pg. 'SI6, „zum Streite der Homöopathie
mit der Allopathie.'^ Die Uebersetzung ist aber se
dnrcbaus misslungen, dass sich Dr» Scunni soldie
Uebersetzungen känftig verbitten wird. Uebrigens i
gestehen, dass Dr. SüHtfio's Schreibart für
Krti. Reperlorium* 167
französtscheo Uebersetzer ungemein viel Schwierigkeit
ten darbietet
Von der knotigen Lungenschwindsucht. Von Dr. Li--
BERT (Fortsetzung von Hygea X. 69). — Ursachen:
1) Anlage (Diathesis), prädisponirende , 2} mias-
matische oder specifiscbe, 3} Geiegenheits-Ursachen. -r-
Der Verf., nachdem er von der Anlage zur Phthisis ge-
sprochen, wendet sich zu den miasmatischen Ursachen.
Er findet in Uahnemann's Psoratheorie den Schlüssd
zur Erklärung der meisten Lungenschwindsüchten und
untersucht dann die Meinungen Broussais' und Bouil-
laud's über die entzündliche Natur der Tuberkelbil-
dung ; dann geht er zur Betrachtung von Batlb's, LAn-
NEc's, Andral's und Loms' Ansichten, welche er gröss-
tentheils unbedingt theilt, über. Er glaubt, dass der
liungenkatarrh , die Pleuresis und Pneumonie meisten-
theils der Tuberkelbildung vorangehen; aber diese ent-
zündlichen Krankheitsformen wären an und für sich un-
vermögend, die Knotenbildung hervorzurufen, wenn der
Organismus die Anlage dazu nicht besitze, das heisst,
wenn er nicht von einem chronischen Miasma durch-
drungen sei; die Natur der Phthisis pulm. wäre nicht
mehr und nicht weniger entzündlich, als die der Sy-^
philis, der Scrophelkjankheit, der Flechten, der Lepra
u. s. w. Die meisten Schriftsteller hätten sich meistens
nur mit den Gelegenheitsursachen abgegeben und mit
den miasmatischen und prädisponirenden Ursachen ^ioh
wenig beschäftigt, weit diese letzteren ihnen viel
weniger wichtig erschienen; aus dem natürlichen Grunde,
weil die Natar der Krankheiten die Behandlung im ge-
ringsten nicht modificire — (wenigstens bei den fran-
zösischen Aerzten. Ref.)« Der Verf. will die ätiologi-
schen Momente sehr berücksichtigt wissen, und macht
den Allopathen den Vorwurf, dass sie dieselben ver-
nachlässigen. (Man sieht, wie die Rollen sich verin-
dem ! Hahnemann wurde zur Zeit tüchtig getadelt, dass
er das Studium der Ursachen vernachlässige. Ref*)*
168 Krü. Bepertorium.
Die Kenntniss der Ursachen (prädisponirende, speeifi-
sehe und occasionelle) liefere meistens die besten In-
dicationen für die Wahl des Mittels, wenigstens ffirdeo
hom. Arzt — Jedoch müsse man den allop« Scbalen
Frankreiclis den Vorzn/o: lassen, die Diagnostik und
Semiotik der Phthisis pulm. auf feste Basen gegrün-'
det zu haben« Männer wie Bayls, Lännibc, Loms^ Ah-
DRAL, hatten in dieser Hinsicht beinahe Ungeheares ge-
leistet. •— Der Verf. tadelt mit Hecht diejenigen Ho-
möopathen, welche die sogen, materiellen Symptome,
die durch Auscultation und Percussion erkannt und ge-
wonnen werden, vernachlässigen, und blos den Gefühls-
oder Empfind ungssymptomen nachjagen. Die fiinen
schh'essen die Erforschung der andern nicht aus* In
einem Krankenexamen sollen alle nur zu erforschenden
Zeichen gewonnen werden; es sei diess für die hom.
Therapie von der grössten Wichiigknit (es könnten ja
nächstens neue Arzneiraittelprüfungen publicirt werden,
wo die Symptome, welche vermittelst des Stethoskops
beobachtet wären, aufgezeichnet iseien). Uebrigens
waren Symptome, welche der Arzt durch seine gesun-
den Sinne erforscht, bestimmter und sicherer als die-
jenigen Zeichen, welche die Schmerzensarlen in der
Lunge u. s« w. andeuten. (Ref. muss dem Verf. alles
Lob ertheilen, denn er spricht hier g^nz unverholen
deutlich eingreifend, aus, was auch die Mitarbeiter und
Freunde der Hygea schon langst in dieser proclamirt
haben). — Der Verf. hält es (und mit Recht) für überfläs«-
sig, die Phthisis zu beschreiben ; allein er glaubt, dass
er das Diagnosticum der ersten und zweiten Periode
näher beleuchten müsse, weil es hier sehr leicht sei,
sich zu irren und weil alles darauf ankomme, die
Krankheit in den ersten Perioden zu erkennen, wenn
noch einigermaassen geholfen werden soll und kann.
Dr. FouRNJBT habe in der Acad. de med. ein Memoire
vorgetragen, das für das Diagnosticon der Phthisis im
1. und 9. Stadio höchst ^wichtig sei; den Rapport der
Kfti. Repertorium. 16^
Commission der Academie ruckt uns^ Verf. in die Ar-
chives ein. Dr. Fournet stellt die Zeichen, welche die
Knotenschwindsncht im latenten Zustande andeuten kon-
iven, in drei Kate<i:orieen auf: 1) allgemeine Symptome,
S) anamnestische Zeichen, 3) Localsymptome.
Allgemeine Symptome. In den frühem Epochen der
Phthisis ist das Moralische der Kranken verstimmt;
sie sind unruhig, missmuthig, nachdenklich^ öfters me-
lancholisch; später in der 3. Periode werden sie wieder
hoffnungsreich, machen Pläne in die Zukunft. — Anam-
nestische Zeichen. Erblichkeit, Temperament, Consti-
tution, Missbräuche im Genuss der phys. Liebe, der
geistigen Getränke; Kummer, Anstrengungen aller Art,
schlechte Nahrung etc. Wenn die Anlage zur Phthi-
sis angeerbt ist, so scheine die Krankheit eher eine
chronische Form anzunehmen; „es bilden sich grosse
Tuberkeln und grosse Höhlen ^^; in andern Fällen, wo
eine angeborne Anlage nicht presumirt werden kann,
verläuft die Krankheit schneller und die Knötchen sind
kleiner und hirseförmig. — Localsymptome, Hier ci-
tirt der Verf« die eigenen Worte des Berichterstatters
der Commission über den Aufsatz von Dr. Fournbt.
Da der ganze Auszug 6 Seiten lang ist und Referen-
ten eine Uebersetzung zu ausgedehnt scheint, so mnss
er sich begnügen, die Hanptmomente von Dr. Fournst's
Ansichten mitzutheilen. 1) Auscultation. Dr. Foubmjbt
nimmt nicht allein das Athmungsgeräusch (bruit respi-
ratoire) von LAnnec an, sondern er unterscheidet noch
ein Aus- und Einathmungsgeräusch (bruit d'expiration
et d'inspiration). So werde das Feld der Untersuchung
verdoppelt* Verf. geht jedes dieser Geräusche speciell
durch und unterscheidet die verschiedenen Qualitäten
desselben in den verschiedenen Lungenkrankheiten«
So unterscheidet er die Dauer, die Intensität, den ei-
genthümlichen Charakter (timbre) des in- und expira-
torischen Geräusches. In der beginnenden Phthisis ta-
berc. bemerkte er, dass d^r sanfte, leichte, weiche Cha-
170 KrU. Repertorium.
racter der ji^esondea Inspiration nicht mehr bestehe ,
sondern dass er ersetzt werde durch einen trockenen,
rauhen, harten Cbaracter. Die Daner der Inspiration
nehme ab; die Intensität sei bald stärker^ bald schwä-
cher; die Expiration nehme an Dauer und Intensität
allmählig in ji^leichem Verhaltnisse mit der Krankheit
%u« — Dr. FouRNET unterscheidet die Grade der Dauer
der In- und Expiration durch Zahlen; 10 ist die Nor-
malzahl der Inspiration, 2 die der Expiration; die ver-
schiedenen Abweichungen von diesen Normalzahlen,
es sei nun in plus oder minus, werden durch die Zah-
len zwischen einem Minimum 0 und Maximum 80 an/si^
deutet. Wenn die symptomatischen Veränderungen an
Intensität steigen, so könne man daraus scliliesaen,
dass die materiellen Veränderungen im Parenchym der
Lun/i^ auch zugenommen haben. —
Dr. FouRNET unterscheidet die verschiedenen Altera-
tionen des Klanges (timbre): hell, metallisch blasend,
bronchial, hohl, amphorisch. Er sieht sie alle als Ab-
stufungen eines einzigen Typus an und stellt ein Ver*
hältniss auf zwischen diesen Klängen und den anato-
mischen Bedingungen, welchen sie entsprechen. — Die
Veränderungen im Klange erscheinen erst nach denje-
nigen, welche man in der Dauer und der Intensität
des Athmungsgeräusches beobachte. — Uebrigens trä-
ten die Veränderungen des Klanges zuerst in der ESx*
piraton, erst später in der Inspiration auf. -^ Dann un-
terscheidet Dr«. FouRNET zwei neue, noch nirgends be-
schriebene Geräusche bei der beginnenden Lungen-*
Schwindsucht; un broit de froissement pulmonaire, et
un bruit ou räle de croquement; ein Reibungs- und ein
knackendes Geräusch; letzteres ist in der frühem Pe-
riode trocken, in der spätem feucht. Das „bruit de
froissement^^ hört man nur während der Inspiration,
das feuchte, „räle de croquement^S beobachte man aueh
in der Expiration, das trockene nur in der Inspiration. —
Dr. FouRNBT hat ferner beobachtet, dass das Geräuseh
Krit. Reperlorium. 171
des Herzens selbst beim ersten Grad der Phthisis bes«-
^er aof demjenigen Schlösselbein gehört wird, unter
welchem der Longenflügel taberculirt ist; da aber mei-
stens die rechte Lungenhälfte häufiger angegriffen wird,
als die linke; im natörlichen Zustand aber der Klang
des Herzens besser auf der nfthern linken Clavicula er--
schallt, so ist nun das kräftigere Erschallen des Qe^
räusches des Herzens auf der rechten Clavicula ein bei-
nahe sicheres Zeichen der Gegenwart vim Tuberkeln
auf der rechten Lungenseite. — Hr. Foürnst unter-
scheidet noch die verschiedenen Zeichen, welche Per-
enssion, Palpation und Inspection hinsichtlich der muth-
masslichen Gegenwart von Tuberkeln liefern können«
Er beachtet dann noch sehr die Empfindungen der Kran-
ken während dem Athmen, Sprechen, Husten; die Ver«*
änderungen in der Stimme u. s. t Aus der Successioa
und der Gleichzeitigkeit der Zeichen, welche Dr. Foua-
KiET mit ungemeinem Scharfsinn zu beobachten versteht,
stellt er das Diagnosticum der drei Perioden der Phthi-
sis luberculosa auf.
Die Arbeit von Dr. Fournet scheint unserm Verf.,
Or. LiB£AT, von hoher Wichtigkeit. Denn in der That,
wenn die Beobachtungen von Dr. Fournet sich bestä-
tigen, so lässt sich erwarten, dass die Lungenschwind«
sucht in ihrer frühesten Periode erkannt, und wenn auch
nicht geheilt, doch durch gut gewählte Mittel vor ei-
ner schnellen Erweichung bewahrt werden könne. — *
Der Vert geht nun zur Therapie über. Er behaupteti
dass alle sog. allopathischen „Traitements^^ zu nichts
anderem dienen, als die armen Kranken zu martern,
durch Moxa's, Fontanelle, Vesicatorien , Aderlassen,
Glöheisen n. s. w. — Andere Aerzte, überzeugt, dass
Alles doch nichts hilft, geben Palliative (Syrup. Vio-
larum u. dgl.). — Von der verklongenen Psorathedrie
angesteckt, stellt der Verf. die Antipsorica in den Vor-
dergrund, um der Krankheit, besonders in der ersten,
vielleicht noch in der zweiten Pjeriode, thunliebst
in Eni. Bepetiarium.
entji^e^iiziimrbeiteii. Dr. LniEaT slellt Solphnr obei u,
dann Jtercur. Er lisst Mercnr gleich anf Snlphor Til-
gen, oder beide mit einander abwechseln. Calc cirL
scheine bei irockenem Hosten mit Dyspnoe günstig u
wirken. Kali carb. leistete dem Verf. sehr neti^
Hepar Suipb. lobt der Verf-^ wenn der Kranke ein Ge-
fühl von Hitze oder einen heftigen Reix iai Halse spirt)
wenn der Athem kurz ist, Heiserkeit and trockener fli-
stea vorhanden sind. Stannom verdiene eher in der xwci-
ten Perlbde vorgezogen zu werden, besonders iw'enn de
gelb-gröne Aosworf häufig ist, Nachtsch weisse, lli*
digkeit. Abgeschlagenheit zugegen sind. In dicsa
Umständen verdienten auch Phosph., LycopodL dJb
grösste Beachtung. — Der Verf. glaubt, dnss mm
nicht viele Arzneien geben soll; das hänfig^e ViTechsdi
der Mittel habe er selten nützlich befunden. In dkm
Hinsicht ist er mit Dr. LACRaxcET im Widerspruch (&
Hygea IH. pg. 401 ff.); den häufigen Wiederbolnnfea de
Arzneien spricht er das Wort nicht; in der ersten PcfMe
gehe es noch an, die Hittel in kurzen Intervnlles u
reichen, allein wenn die Tuberkeln erweieht^ wem
Höhlen zugegen sind, dann sei es unklug, die Mjffd
achnell auf einander nnd in starken Cd. b. niedem Tcr-
dünnungen) Dosen zu geben; man wurde dadnreh die
zu schnelle Reaction des Organismus nnd eine be-
schleunigte Degenerescenz der Tuberhein herbeirafen.—
Der Verf. erzählt nun 4 Krankengeschichten, db
meist interessant sind. Sie sind aber zu lan|re, an
sie hier weitläufig wiedergeben zu können. Die efsl0
betrifft ein junges ITjähriges Mädchen ; folgende Symp-
tome lieferten Percassion nnd Auscnitatioa : nsf der
ganzen rechten Seite matter Ton; ebendaselhsi sehr
schwaches Athmungsgeräusch und Resonans der
Stimme: übrigens Abmagerung. Trockener and
figer Hasten« Dyspnoe« stechende Schmerzen
dem Brustbein nnd zwischen den Achseln. HenLklopfcii
schneller, leicht za unterdrückender Puls,
KrÜ, Repertorium. 173
nentiom, kein Appetit. — Diese Kranke, an deren Hei^
\nng Recamier gänzlich verzweifelte, kam zu Dr. Li-
BEiiT. Sulph. 24., Pulsat. 24., Calcar., Sepia 30., Mer*
cor 30., Sulph., Pulsat.; das Monatliche erscheint wie-
der im 4. Monat der Behandlung; bald auch wieder
Appetit; bessere Verdauung, leichteres Athmen; nach
6monatlicher Behandlung ist Pat. vollkommen gehellt;
Percussion und Auscultation lassen nichts Anomales
mehr erkennen. Seit t Jahren ist das Mädchen voll-
kommen gesund geblieben. 2) Ein ITjühriges Müdchen^
Büglerin, noch nicht menstruirt; vom 12. Jahr an ist
sie mit tinea mucosa behaftet; seit einem Jahre leidet
sie an Schmerzen in der Brust, unter dem Brustbein*
Beim 1. Besiich des Arztes beobachtete dieser folgende
Zeichen: Kopfschmerz (klopfender in der Stirne), be-
legte Zunge, kein Appetit, trockener Husten mit Aus-
wurf klebrigen und durchsichtigen Schleimes, Kurz«
athmigkeit; Beklemmung, matter Ton und schwaches
Alhmungsgeräusch unter den Schlüsselbeinen; starke
Resonanz der Stimme in den Achseihahlen; häufige
Furunkeln auf dem ganzen Körper; Gemüthsstimmung
reizbar, traurig. Der Verf. gab zuerst Sulph. 24., dann
Mercur 30«, sp&ter Pols. Die Cur hatte am 11» Febr.
begonnen ; am 6. April war grössere Besserung eingie-
treten; wenig matter Ton und leichteres Athmen unter
den Schlüsselbeinen. — Die Regeln sind noch nicht
erschienen. Verf. führt fort, Sulph. und Merc. abwech-
selnd zu geben; am 4. Mai wieder Pulsatilla. Am 18.
war kein matter 'ton mehr vorhanden und vollkommen
reines und gesundes Athmungsgeräusch in den beiden
Lungen. Ob die Menstruation sich zeigte, sagt Verf*
nicht. — Der 3. Fall ist dem ersten Ähnlich, der 4. be-
trifft eine sehr vorgerückte Phthisis, die, obwohl aie
sich gebessert, d. h. lange Zeit nicht verschlimmert
hatte, dennoch nicht geheilt wurde. —
Dr. KiBSCBLEGER' in Strasburg.
174 S:rü. Repertorium.
3) Praktische Abhandlung über die Kehlkoff^
Schwindsucht, die chronische Laryngitis und dk
Krankheiten der Stimme, von Prof. A. Trous^
SEAü und Dr. A. Belloc in Paris. Von der
königl. Academie der Medicin gekrönte Preist
Schrift, üebersetzt von Dr., Eomberg in Bann.
Herausgegeben und mit Znssätzen versehen fnm
J. F. H. Albers, Prof, in Bonn. Leipzig 183&
XU. und 291.
Diese Abhandlang ist, abgesehen von ihrem Wertbe
bezd^lich der Pathologie der behandelten Krankheita».
Formen, insbesondere durch den in ihr nea gelehrtem
Weg, diese Uebel örtlich zu behandeln^ merkwärdig,
Ref. glaubt daher keinen Missgriff zu thnn, wenn er
das Wichtigste ans ihr mittheilt, ohne dass er dieaer
Methode vor's Erste das Wort reden wilK Einseitig-,
keit ist nie der rechte Weg zum Ziele — und Wahr-
heit findet sich mehr oder weniger auf jeder Seite.
Kehlkopfschwindsucht ist den Verf* jede chron. Krank«
heit des Larynx, welche den Tod in irgend einer Weise
berbeifähren kann (Cap, 1). — Wir geschweigen der in«
teressanten geschichtlichen Uebersicht über den Ge«
genstand, äbergehend zum Cap. 8, welches die patho-
logische Anatomie des Leidens behandelt Die krank-
haften Veränderungen des Kehlkopfes zerfallen In die
der Schleimhaut und in die der Knorpel«
1) Unter den krankhaften Veränderungen der Schleim-
baut lege man bei Untersuchung der Leiche zu gros-
sen Werth auf die Röthe, da, wie bekannt, die leb-
hafteste Röthe während des Lebens nach dem Tode
vollständig verschwinden könne (?). — Ihr Mangel ai|
Todten entscheide daher nicht, dass beim Lebendea
ein chron. Leiden dieser Theile nicht statt gefundea
habe« (Ihre Gegenwart aber in der Leiche verliert dess-
halb ihre Bedeutung doch nicht. Ref.)*
Krit. Reperiormm. 17&
Bei Ver^chtoärung des Kehlkopfes unterscheiden die
Verf. Eroiionen und Ge^chtmre. Erstere beschränken
sich blos aof das Epitheliom und sind daher leicht za
übersehen.' Ihr Grund ist weni^ tiefer als ihr Rand,
der unvermerkt in die ano^renzende Schleimhaut über-
seht. Unter Wasser gebracht, zeigen die Erosionen
kleine Zotten. Sie kommen häufig bei Lungensnchtigen
vor und sollen (vielleicht) in der Berübrunji^ des Eiters
mit der Schleimhaut ihren Grund haben.
Die Geschtcüre /^reifen nicht allein das Zellg;ewebe,
sondern auch die Knorpel an und dem Verf. steht ifest»
dass ein Geschwür der Schleimhaut Nekrose des un-
terliegenden Knorpels bewirken könne. Die path. Ver-
änderungen der Knorpel können bestehen in Ferftitö*
cherung. Sie soll sich nicht selten bei Luftröhren-
schwindsucht finden, indem sich in Folge der Entzün-
dung der Knorpel Knochensubstanz ablagere. Zuerst
verknöchere die Cartilago cricoidea an ihrem hin-
tern Tlieile, hernach die Cart. thyreoidea. Solche
Verknöcherungen sollen oft eher als Erosionen und
Geschwüre zu Stande kommen. Sehr häufig trete
JNekroie der Knorpel ein. Der nekrotische Theil
liege immer ganz frei, nur von Eiter berührt, und
stosse sich nur sehr selten ab« Dabei sei der nekro-
tische Theil immer verknöchert. Eine dritte Form sei
Carter der Knorpel. Caries komme indessen seltener,
als Nekrose vor, und zwar besonders nur in der Tra-
chea und der Cart. arytaenoidea. Schon nach wenigen
Monaten sollen Geschwüre der Weichtheile eine Caries
der Knorpel bewirken können, doch nur bei Subjecten
mit Phthisis pulm. tuberculosa, die Neigung zur Jaucfaen-
und Eiterbildung mit sich bringe. Der Knorpel ist da-
bei wie angenagt und höckerig.
Zumeist kommen die besprochenen pathischen Ver-
änderungen zusammen vor.
Entartungen, welche Kehlkopfschwindsocht simuli-
ren oder auch veranlassen können, sind: Polypen and
^KrU, Refierioritm. 197
.ankheit besprochen ond'es ergiebt sich, dass die
ledenslen Umstände die Entwickluni; dieser furcht-
Krankheit herbiiföhren können. Vor .anderen
sn indess bes. die Constitutionen dem Uebel ans-
-^t BO seyn , welche der Entwicklung chronischer
^^waron^en am gunstigsten sind und besonders
^httlöse und tubercoldse Anlage scheint zu dem
'*%a qualificiren. In Bezug des Alters sind es nach
'"• latenter Vergleichnng besonders die Jahre 80— 4&,
zur Krankheit disponiren, und die Individuen^
daran starben, gehörten vorhermchend dem
(iniiehen Geschlechte an (J. Frask, Skurb, Louu).
einer Anmerkung des Herausgebers soll vorzüg-
'^'^ ein weiter und grosser Kehlkopf zur Entwicklung
«- . mtt Krankheit geeignet seyn und hierin der tirund lie-
k» ^, warum sie vorherrschend Männer befällt.
5 werden diese Formen eingetheilt in solche ,
dche a) aus 8en, gewöhnlich Entzündung überhaupt
M^iuranlasseliden 9 Ursachen hervorgehen, b) in syphili-
^^ebe, c) krebsartige (von krebsartigen Gescbwtisten
;n Kehlkopfe) und d) in tubercnlöse. Sämmtliche For-
i^en werden mit vielen Beobachtungen belegt, und
fliese Beobachtungen, an denen das Buch überhaupt
^aehr reich ist (es sind 61 ausführlich mitgetheilt), mus-
^aen wir dem Leser dringend zum eigenen Studium em-
^pfehlen.
p Die Erscheinungen der Krankheit und ihr semioti-
y scher Werth wird im 10. Cap. besprochen. Unter den
^ zuerst örtlich auftretenden Symptomen ist das auffal-
lendste die Veränderung de* Klangee der Stimme^ Be-
sonders beim Temperaturwechsel und namentlich, wie
die Verf» beobachtet haben, beim Eintritt in eine wär-
mere Temperatur verliert die Stimme Anfangs ihren
Klang. (Ref. hat durchweg das Gegentheil beobachtet
und insbesondere S Kranke, welche er gegenwärtig
an diesem Uebel bebandelt, speciell darauf gefragt.
Auch ihnen macht der Eintritt in eine kältere Tempa-
198 Krit* MUpere&rimm.
ralar schnell Heiserkeit, während der M^hwftßmfi ii
eine wärmere die Stimme eher bessert, als veraeMceh»
tert.). Bald wird die Klsn^losiji^keit bleibend, obgieish
der Kranke beim Aastritt ans dem Bette meist eins
jcute Stimme neijct. Nach eini/srer Anstrenn^unit wird
die Heiserkeit wieder stärker ond Abends int sie na
•af fallendsten« (Ref* bat in mehrern Filleo die Bis-
merkun^ f^emacht, dass schon der Eintritt dorch die
äussere Temperatur kalter Personen ins Zimmer, den
Kranken aa/i^enblicklieh heiser machte, and dass besoaf
ders beim Bejerinn der Rede and wenn der Kranke leb-
haft im Gespräche wird , die Stimme versaget» Spricht
aber der Kranke ohne Affect and mit weni^ LaftanC*-
wand, so klingt die Stimme häufijj^ noch gnt.). Aneh
sollen bei heftigem Appetit und leerem Maj^ea. die
Stimmzufälle heftiger seyn. Klingt die heisere jStimme
schleimig, so nennen Verf. sie die stridulose HeUerkeit
und halten sie für die gefährlichere. In einem weitem
Zeiträume geht die Heiserkeit in Aphonie aber« . Tritt
die Stimmlosigkeit zu allmählig wachsender Heiserkeit,
so ist dies ein gefährliches Symptom, bleibt sie vom
diner acuten Kehlkopfkrankbeit zurück, so ist sie we-
niger bedenklieb.
Ein ferneres Symptom ist der Htuten. Derselbe lat
nach der Onalität der Stimme modificirt, bald heiser,
bald stimmlos. Bei stridniöser Heiserkeit erhält er ei«»
nen eigenen Ton, als ob der Kranke einen erstiekenden
Boctos von sich geben wollte. Der Ton soll in Folge
von Unbeweglichkeit der Glottis entstehen und aof
Desorganisation derselben bestimmt hinweisen. Den
Hasten nennen die Verf. ttu^h eructan^. Die Häufig-
keit ist bei übrigens gleichen Entartangen sehr ver-»
schieden und lässt mitunter keinen Augenblick Rabe;
Im Anfange der Krankheit beruhigt ihn der Genuss von
Speise und Getränke, in späteren Perioden aber erregt
er Erstickungszufälle. Der Auwmrf femer ist in die«
sem Leiden meist schleimig, dnrehsichtig nnd aik
Krü. RepfTtorinm. 179
Sind Geschwüre bereits Torhanden^ so enthält er nieht
selten kleine Eitermassen ond ist mehr oder weniger
blatstreifig« Dabei wird er darcb leichtes RHospern
entleert. Schmer» wird meist nor za Anfanj; der Krank-
heit |i^eklag;t, später l>ei den heftiji^sten Zerstörungen
fehlt er meist ghnz. Beim Schlocken jedoch fahlen die
meisten Kranken starke Schmerzen , beim Reden und
Athmen aber nicht Rötäe des weichen Gaömensenj^els,
des Zäpfchetas and der Mandeln i9t meist leicht zo se-
hen. Ist die Epi^lottis sichtbar, so erscheint sie dnn-
kelroth and nicht selten aufgelockert oder verdickt
CEs ist wohl ein äusserst seltener Fall, daäs man die
Epiglottis sehen kann. Ref.). Wenn man den Kehlkopf
zwischen den Fin/s^m druckt, so giebt derselbe, wenn
Caries oder Nekrose vorhanden ist, ein trockenes, ere-^
piHrendes Geräusch^ das man indess von dem ähnlichen
Geräusche unterscheiden muss, welches entsteht, wenn
man den ganzen Kehlkopf an den Halswirbeln hin und
her schiebt. (Es fallen hier sehr leicht Täuschungen
vor, weil fast alle Männerkehlköpfe beim Hin- und
Herschieben crepitiren. Ref.)*
Im ersten Zeiträume der Krankheit ist das Athem^
geräu9ch wenig verändert^ nur bei Anstrengung wird's
beim Einathmen etwas schwächer — nicht so beim Aus-
athmen. Wachsen die Hindernisse ffir den Durchgang
der Luft durch die kranken Theile, so entstehen ashtma-
tische Zufälle. Sie treten meist in der zweiten Hälfte
der Nacht auf und zwar paroxysmenweise. Das Ein-
athmen wird pfeifend, das Ausathmen lang und geräusch-
voll Die Anfälle wiederholen sich immer schneller, der
Kranke kann nicht mehr liegen — ond stirbt suffucato-
risch. (Die Verf. haben vergessen, auf den Athemge-
rach solcher Kranken aofmerksam zu machen, welcher
bei vorhandenen Geschwören furchtbar, aashaft ist
und oft auf mehrere Schritte wahrgenommen wird)*
Bei einzelnen Kranken zeigt sich ein Unvermögenj
flüsiige Speisen %uversehlinff€n^ das seinen Grund in einer
lt.
180 Krif. RepertoHum.
f^kmAxelien Zer8töran/3^ der Epi/o^lottis oder io deren Ver-
härtony haben soll. (Ref. bat einen Fall beobachtet, ii
dem diesB Unvermögen intermittirend auftrat ood daM
die Erstickun/B^sgefahr herbeifährte).
Der Herausgeber giebt (pg. 188 in einem Zosatze) ab
Zeichen, dass eine Kehlkopfschwindsaclit im Ansöge
oder bereits im ersten Beginn sei, folgende Ersehd-
nungen: a) hftofiges Verschlacken; b) kleine, ronde,
stecknadeigrosse, eigelbe Körperchen, welche sieh ia
hellen Schleime sparsam finden. Sie sollen vielieidit
Contenta der geschwollenen Schleimdräsen seyn ml
beginnende Verdickung und Erosion der Sehleimhait
bezeichnen, c) Eine Röthe des Rachens mit Sehmen,
dicr dem Ausbruche der Krankheit oft Jahre lang* voraus-
gehen soll, d) Ein Schmerz beim Drucke des dreiecki-
gen Raumes zwischen Schild- und Ringknorpel, beson-
ders wenn man den Rand des Schildknorpels nach oben
schiebe, e) Ungewöhnliche Reizbarkeit des Kranken.
f) Eine unreine Haut. (Die beiden letzten Symptome
haben wohl nichts auf die Krankheit besonders. Hindea-
tendesO* Symptome, aus welchen auf die vorlief^eode
Art die Kehlkopfschwindsucht soll geschlossen werden
können , sind mehrere angegeben. So soll bei syphili-
tischer Luftröhrenschwindsucht ein lebhafter Schmerz
geklagt werden, der beim Schlingen so wie beim Drocke
auf den Kehlkopf sich vermehre. Er soll seinen Grand
haben in Geschwören, die in den Mandeln und im Velam
palatinum sitzen, so wie in einem stattfindenden Ery-
them der Schleimhaut und einer Anschwellung des anter
ihr gelegenen Zellgewebes. Auch der Umstand spricht
für die syphilitische Natur des Uebels, wenn das Leiden
vom Pharynx oder den hintern Nasenöffnungen aas-
geht, da die einfache Kehlkopfschwindsocht im Kehl-
kopfe oder der Luftröhre beginnt
Für tuberculöse Kehlkopfschwindsocht sprechen die
Zeichen^ welche vom Daseyn von Tuberkeln in der
Lunge zeugen, besonders solche, mit dem Stethoskop
KrU. Eepenaiium. 181
ftos dem Aaswarf j^ewonnene. Wilv*eiHl aiMfoh;
[chlkopfdchwindsacbten aach bei ^esander Luüge vör^
^ommen können, scheint die tubercalöse nicht ohne tu*-
>ercolöse LangenschAvindsncht ang^etroffen %a werden«
i Im 11., dem Capitel von den Aasjs^ängen, wird bC'^
terktj dass der Tod in der Kehlkopfschwindsacht wew
er darch die Entartun^i^ des Kehlkopfes, als vielmehr,
^wie zuweilen bei der Lungenschwindsucht, durch die
^fkhrigen^ sie begleitenden und ihr folgenden, organiscbeii
—Kntartungen eintrete, mit denen Abzehrong und hek-
^(isches Fieber Hand in Hand gebt, wenn auch nicht
sa leugnen sei, dass der Tod in letzter Instanz durch
ISrstickung dem Luftröhrenleiden, respective der Ver-r
engerung des Organes, zur Last falle. Auf der andern
Seite sei im Beginn der Krankheit' und bevor beträcht-
liche organische Entartungen die Gewebe, welche zur
Bildung des Kehlkopfes und der Luftröhre beitragen,
besonders verändert haben, noch Hoffnung vorhanden,
die Krankheit in Genesung enden zu sehen und die Or-
gane zu ihrer Integrität zurückzuführen.
Das 12, Cap. enthält die Behandlung. Die Mittel,
welche gerühmt werden, sind: Ruhe des Organes «-^
Stillschweigen, antiphlogistische Mittel (besonders
Aderlässe, auch Blutegel in grosser Zahl, Schröpf-
köpfe und erweichende Mittel), ableitende Mittel (be*
sonders bleibende Vesicatore in den Nacken, noch bes-
ser das Haarseil in die Gegend zwischen Ring- und
Schildknorpel , Brech weinsteineinreibungen , A pplica«
tion des Kali cnust. wechselsweise auf verschiedenen
Stellen), Narcotica (Extractum Datorae Stram., Extr»
Bellad., Morphiumsalze auf offene Stellen, Rauchen
der Blätter der Belladonna oder Datura, welche vor-
her in einer Opidmauflösung abgekocht und wieder ge-
trocknet werden). Endlich folgt die eigenthämliche Be-
handlung der Verf., die unmittelbare Amoendung der
Mittel nämlich auf die leidenden Organe. Die An-
wendung in Oampfform verwerfen die Verf., weil zn«*
18f KHi. Repenorktm.
gleich der gM%e Respirationsappanit damit iieicid^
wird, Sie wenden daher die Mittel entweder In Ufe-
Biget ^crnif namentiich eine Aaflösong des Ai^gentb
nitrie. ( bis %n einer Drachme aof S Drachmen deatU«^
lirten Wassers) eder als Pulver an. Die erstere appli«
cireh sie, indem sie ein Papierröllchen drehen, es V4Nrne
umbiegen and mit einem Tropfen der Aoflösnng an der
Spitze versehend Nun bringen sie es bei niederge^
dräcfcter Zunge in den Rachen und lassen den Tropfra
durch eine schwankende Bewegung vom Röllchen auf
den Kehlkopf fallen. Auch ein, in die Auflösung ein-
getauchtes , Schwimmchen wird an einem gebogenen
Fischbeinstftbchen in den Kehlkopf gebracht. Es folgt
arger Krampfhasten und aach Erbrechen* (Die Kran«
ken lassen sich's nicht zweimal einbringen); Auch ei-
nes Spritzchens bedienen sich die Verft zur Injeetfon
der Auflösung, das sich leichter anwenden lassen iulKL
Es folgen neun, mit Cauterisation behandelte, Formen^
von denen sechs mit Genesung, drei mit dem Tod en^
deten.
Ausserdem wenden die Verf. ihre Mittel auch in Pul-
verform an, indem in eine Röhre das Pulver gebracht
wird, aus der es der Kranke durch einen starken
Athemzug in den Hals zieht. Die Mittel, die meist in
einer Mischung mit Zucker angewendet wurden, sind:
Mag. Bismuthi, Calomel, Praedpitat, Zincum, Capnmi
sulph., Plumb. acet., Argent. nitric. Eine bei solcher
Behandlung durch Mag« Bismuthi erzielte Heilung ist
angegeben. Die Indication für die Mittel (pg* tl6 u. f.)
ist sehr schwankend und von dem Standpunkte aus ge^
geben, welcher alle diese Mittel als einer Klasse ang^
hörig, die einzelnen nur als immer stärker wirkend, be-
trachtet In geringen Leiden wird die Einblasung von
Zucker und Mag. Bism. empfohlen. In heftigeren F4Iw
len^ wo indess noch nicht Verschwfirung eingetreten ^
wird stufenweise Alaun, Plumb. acet., Zincum und Cn-
prum sulph. empfohlen. Argentum nitric, das
KrU. Reperiarium. 18S
öftersten anj^eweiidet wird, soll bei schon entstandenen
Erosionen und Uleeratiohen an der Reihe seyn, und
diinn dessen Application wöchentlich 2 — Smal voran*
staltet werden. — Calomel und Präcipitat sollen vor-
herrschend in der syphilitischen, doch auch in der ge^
wohnlichen Kehlkopfschwindsucht passen.
Als fernere Mittel zur Behandlung der Kehlkopf scjhwind-
sucht werdenderinnerliche und äusserliche Gebrauch des
Mercurs, des Jods, des schwefelhallig^en Wassers ge-
nannt^ aber weder die theoretischen Grunde für ihr«
Anwendung, noch die praktischen Erfahrun^n, welche
mitj^etheilt werden, sind von der Art, dass sie zur An-
wendunji: dieser Mittel bestimmen könnten.
Um dem Erstickungfstod bei Veren^erunjs: des Kehl-
kopfes abzuwehren, werden noch der Katheterismus des
Kehlkopfes und die Tracheotomie genannt, mit welcher
letzteren die Franzosen sehr bei der Hand sind. Der
eine der Verf. hat sie bereits 78 Mal, und zwar 73 Mal
bei Croup und 5 Mal bei Kehlkopfschwindsucht ge-
macht Wir Deutsche suchen unsere Ehre mehr darin,
dass wir es wenigstens bei Croupfällen wo möglich
nicht dahin kommen lassen, dass die Tracheotomie nö-
thig werde. — In Fällen wirklicher Kehlkopfschwind-
sucht kann ihre Anwendung wohl auch nur durch grosse
Operationslost herbeigeführt werden, da der Kranke
sammt der Tracheotomie doch zu Grunde gehen muss,
wenn nicht reines Kebikopfleiden vorliegt* Das letzte
durfte aber wohl nur sehr selten der Fall seyn, da
«namentlich die . Lunge auch bei ursprunglichen Kehl-
kopfleiden doch fast immer secundär mit erkrankt, tn
seltenen Fällen wollen wir indess dem Verfahren nicht
allen Werth absprechen. Die Verf. erzählen eine solche
Menge von Fällen, wo sie die Tracheotomie mit gün-
stigem Erfolge anwendeten, dass man unwillkuhrlich
auf die Idee kommt, sie möge gar oft gemacht worden
seyn, wo es nnnöthig gewesen. Wie bei der Trepa-
fluilion. ~ Betrachten wir, was die Verf. überhaupt
184 Km. ReperiarMtm.
aber Therapie mittheilten , so steht es ail den .ab*
rillen Theilen des Boches nicht im Verj^leiehe. Aus-
ser ihrer Empfehlung der örtlichen Behandlung, derea
Werth ich onversacht nicht beortbeilen kann ond sa
deren Anwendung sich wem'iostens meine Kranken aaf
das Bestimmteste verwahrten, ist es nur die Äussere
Ableitung, die unter den empfohlenen Mitteln brauchbar
ist« Sie indess ist sehr wichtig und die Anwendonj;
des Haarseils ist nicht genug hervorgehoben. Die» ist
ein mächtiges Mittel, das empfohlen werden nrass.
Ausserdem erinnere ich die Leser zu Anfang der
Krankheit an fortgesetzte kalte Umschlüge um dea
Hais, die ich mit Nutzen angewendet habe. Bei aero-
phulöser Diathese wirkte mir die Anwendnn/^ d^a Ber-
{er Leberthran's öfter günstig, wie er überhaupt auch
ei Tuberkelbildung oft nutzt. Voii den specifiaehea
Mitteln sind 8pongia, Calcarea sulphurata, Belladonna,
8ulphur, Baryta carb., Phosphor u. a. wichtig,, aber
die äussere Ableitung ist in heftigeren Fällen auch bei
Anwendung genannter Mittel nicht zu entbehren« Von
dem Allem seiner Zeit ein Mehreres.
Nach einem Zusätze des Herausgebers (pg. 988 n. f.)
soll bei einfacher, nach Erkältung zurückbleibender
Verdickung der Schleimhaut des Kehlkopfes Merc. dulc
mit Opium, — bis zum Speichelflüsse gereicht r-
eln zuverlässiges Mittel seyn. Auch empfiehlt er bei
beginnender Kehlkopfschwindsucht, bei vermehrter ei-
terartig-schleimiger Aussonderung die jod- und brom-
haltige Soole Kreoznach's sehr.
Dr. ScHRöN zu Hof in Baiem.
4) Medicinischer Almanach für das Jahr 1839.
Von Dr. Joh. Jac. Sachs, Dr. der Medicm etc.
Vierter Jahrgang. Berlin 1839, Uebnumn und
Comp.
Im 8. Bd. pg. 176 der Hygeaiiat Ref. ober den Jabrn^* *
18tt3 des Almanachs Bericht erstattet , über den vorlie-
ipendea von 1839 glaubt er ebenfalls Mittheilong machen
sn mfissen. — Ein poetischer Neujahrsgross von Dr.
MüfDUio in Berlin und Ergänzungen für das Tagebuch im
I. und t. Jahrg. des Almanachs vom Herausg. machen
die Einleitung. — Darauf folgen 11 Aufsätze: 1) Rha-
Csodieea fär Philosophie der Heilkunst, von Dr. Ernst
reib. v. FaucHTERsiJSBBN in Wien (aus einem noch nicht
jpedruckten Werke: das Skizzenhafte entschuldigt der
Verf. hiernut; aus dem Zusammenhange gerissen, ist ea
KrU^ Beperiarium. tS5
ab^r manehmal unverstündlieh. Es ist jetst Sitte, Werke
aaf diese Art vorlfiafif^ in's Pobükäm einsuföhren, allein
es j^eschieht zam Nachtheil der Werke selbst, solche
„Proben der Behandian^ des 8toffes^^ als Prodruine hin-
aassQsenden) ; S) die KrätKrnilbe^ eine Humoreske von
Mbnapius (wenn das Humor ist, dann nug der Hr.
Dr Mbiapiits sich von der Kritxmilbe das Zeu^niss
schreiben lassen); 3) die Medicin und die Reli|i;ion von
Dr. Hier. Fränkel (zwischen Religion und Coqoetterie mit
dem Pietismus ist ein gnr weiter Unterschied; dem Ref.
dankt der, von Dr. Fränkel hier eingeschlagene Weit
nicht der rechte. Wozu solch geschraubtes .Wesen?
Der Arzt soll ein religiöser Mann seyn, und dann wird
das fiippokratische igo&eog auf ihn passen; aber das
unter den Aerzten übliche Gottesiäugnen wird durch
solche Predigten nicht abnehmen, nur dazu dienen,
das noch mehr in Verruf zu bringen, was der Prediger
erheben möchte. Die Absicht bei FrAnkbl ist gewiss
gut, das Mittel aber ganz verfehlt); 4) der VerMI der
arztlichen Würde in Frankreich, als Parallele mit dem
in Deutschland (ist gar nicht zu verwundern, wenn es
unter den jungem Aerzten so viele Taugenichtse, Char-
iatans etc. giebt, da diese an den filteren und alten,
an den decorirten und betitelten oft so „gute Vorbilder^
haben. Ref.); 5) zwei Momente des firztlichen Lebens;
von Dr. Jui. Lesker in Dansig (S Poesieen: der Eintritt
ins prakt. Leben und des Arztes Abschied vom Leben);
6) äoer die Med;- Verfassung des Königreichs Ungarn;
7) Siebenbdrgen's Medicinai wesen ; 8) firztl. Mittheilungen
ans der Moldau von Dr. S— d in Wien (lesenswerthe sta-
tistische etc. Nachrichten); 9) die Heilkunde in der
Levante, nach dem Franz. von 8. L — ^n in Berlin; 10)
Gaubnüs, eine Skizze von Reg.-Med.-Rath Dr. Nbumann
in Aachen (Verf. untersucht Galen's wahre Verdienste
und strebt zn erforschen, ob der Ruhm dieses Arztes
ein wahrer oder nur ein usurpirter sei, etwa wie der
eines Hahnemann^ „ohne Verdienst, bios durch recht
dreiste, wohlauffallende, recht an verschämte Läge,
durch Widerspruch gegen alle Vernunft ^^ — gewiss
St IC^jT^ben und ein Master von „Courtoisie^^I); 11)
chtige Reisebilder; vom Herausgeber (derselbe be-
schfiftigt sich bei dieser Gelegenheit viel mit der Was-
•erheilkunst 4 welcher er in gemässigtem' Sinne das
Wort redet; der Abschnitt „die Kaltwasseranstalten
in Deutschland^^ bietet Lesenswerthes. Verf; redet zu-
erit von der Anstalt zu BIgesbnrg im Gothaischeh;
BoUt dem dortigen Arzte, Dr. Piutti, gebfihrendes Lob^
red«t von den verschiedenen AosscbUgen, die sieh
las ' Krii. Rgpertmium.
M der Behandlaiii^ aiit kaltem Wasser ciM^lleii -*
iiaeh Dt. Piutti, *- komit dann nach llmeiiao sa deai
dorli;^en verdienstvollen Arzte, Hm* Dr« Fitjü^er etc^
Vorher meldet uns der Verf. Näheres aber Jena und
seine medic Lehrer und Anstalten; Prof. Ed. Martin
und seine in der Hygea (Bd. VIII. p^.4813 enthalteae Abb.
ist da,* unter Anderem, aoeh hervorf^ehoben oad Verf.
Itiobt von diesem Aufsätze eine, freilieh sehr magere,
Skizze, erzählt auch, dass Hr. Prof. Osann in Berlin ihm
Itesa^, Martin's Arbeit sei zuvor an das HuFSLAto^sche
Journal einj2:esendet worden. So war es auch ; Ur. Prof.
Osann hat in dem m sehr gemässigten Auf salze MAttrui's
ohne Zweifei einen Paneg^g rilius auf den verdieosllosea
Uahnkmann erbliclit, unu da es wenijrstens in Berlin
ausgemacht ist, dass die Homöopathie nichts als ünsinn
ist, so wanderte der Aufsatz von der Spree zurück R«eh
Jena und von da an den Rhein zum Druck — per toi dis*
erimina rerum. —
Die „Uebersicht der vorzöjGi^h'ohsten neusten klinisdiett
Erfahrungen*^ nimmt den /srrössten Umfang' des Alina-
nachs ein ; eine Menge Materials ist da angehikift , was
anderwärts schon vorkam und auch Verf. in seinem (v'oa
Dr. Bluff beji^onnenen) Jahrbuch für die Leistun j^af ' in
der /gesummten Heilk., benutzt hat. —
Rundblicke auf die neueste Tag^esgeschichte CPrels*
aufgraben , Personalnotizen etc.) und ein Nekrolog vm
17 deutschen Aerzten machen den Schluss des in maiH
eber Beziehung reichhaltigen Almanachs.
Ref. erlaubt sich, im Interesse des Almanachs, einige
Bemerkungen zu machea. — Für's Erste in materieller
Hinsicht: in den ,, Aufsätzen ^^ könnte etwas grössere
Auswahl stattfinden; ernste und heitere Darstellungen
Kissen an einen solchen Ort, aber die Krätzmilbe deü
rn. MsNAPius und die Rede von Dr. FrAnkel hätten um
so eher wegbleiben können, als der Herausgeber, nai^h
beigefägten Noten zu urtheilen, das Unbefriedigende
beider Arbeiten selbst fühlte. Ebenso dürfte die „lieber-*
sieht der neuesten klinischen Erfahrnngen^S anbescha*-
det der Güte, sehr eingeschränkt werden und der Inhalt
dem Jahrbuche für. die Leistungen vorbehalten bleiben,
wo diese Erfahrungen nicht so gar sehr zusammenge*
presst zu erscheinen brauchen. Manche dieser „Erfah-
rungen^^ klingen gar sehr nach „Empfehlungen^^ voa
Mitteln und bereichern die Arzneimittellehre an Ballast^
welchen der Herausgeber doch selbst anderwärts bd*
klagt , wo er sich gegen die med. Buchmacherei und vism
damit zusammenhängt, erklärt (Jahrb. der Leistungen
etc., 8. Bd«, ausUuuL Medic, 188B, Vorwort). ^ In /oiw
VermitdUeB. 187
melier Hiiieieht ist «i bemerken , dai» die drei vereehie*
denen Pafinirongen etörend sind und die Correctar
nacblüasig besorgt ist —
Dr. L. Griesselice m Karlsruhe.
IIL Vermischtes.
An die ver ehrliche Redaction der Hygea zu
Heidelberg. *)
Ich bin so frei, der verehrlichen Red. der Bygeä
einige 8eIb8tverlAo/K:nunji^ sozumiithen, indem ich am
gütige Aufnahme bei folgenden Zeilen bitte; es ge^
schiebt dies nur im Vertrauen auf ihre vielfältig selbst
gerühmte Hochherzigkeit und andere löbliche Eigen-
schaften. Was den Betrag der Insertionsgebähren^
wenn nämlich dergleichen zu zahlen sind, betrifft, so
bitte ich, dieselben von meinem Verleger nachnehmen
zu lassen.
Ldider muss ich bekennen-, dass ich im ersten Au-
genblick, als mir zn Ohren kam, mein Schriftchen:
Versuch zur wissenschaftlichen Begründung der Was-
seieuren, sei in der Hygea recensirt, mich gar nicht
beginnen konnte, was es mit der Hygea eigentlich
sei. Mein Buchhändler, der mir doch sonst so prompt
Alles besorgt, was nur irgend in der Medicin Gutes
iind Neues erscheint, hat mir niemals diese Zeitschrift
zugeschickt. Seine Entschuldi/srung lautete : es ist eine
homöopathische Schreiberei. Nun fiel es mir auch bei,
dass es jenes falbe Irrlichtchen sei, welches gespen-
sterartig über dem todten Sumpfe der Homöopathie
lackert und sein kümmerliches Leben von den faulen
lünsten fristet, welche aus jenem aufsteigen und ei<*
dge armselige verirrte Wanderer vollends ins Ver-
derben locket. Auch erinnerte ich mich, dass der Re-
dicteor des Blattes jener Hr. Grusselich sei, der,
dirch seine glühende Phantasie verleitet, sich in dem
Kimpfspiele der Allopathie und Homöopathie für den
HUador hielt, sich aner dprch einen neckenden Zu-
fal am Ende des Kampfes als den zum Tode ver-
wmdeten, nur noch ohnmüchtig brüllenden und röcheln-
den Ochsen wiederfindet. Was nun die Recension mei-
ner Schrift in jenem Blatte betrifft, so verdenke ich es
dem recensirenden Hrn. Homöopathen gar nicht , dass
er se eben nicht fein gemacht bat, denn der, den ich
I I
*) Vdrüioher Abdruck« -> Bed.
188 Vermi9eh$e9i
zaerat einen Dummkopf ne^ne, bewiese, dam er es ist,
am besten ^ ' wenn er sich berufen fflhite. nieh einen
^ondverständigen Menschen ko nennen. 8ei dem nan,
wie ihm wolle, ich beabsichU/;e hier blos zu sa^en«
dass es bei mir dasselbe Mitleiden ist, welches wohl
Ur* Sachs und Stibgutz empfunden haben, weiches
mir wie jenen verbietet i die im Wahnsinn des Deli-
riums der schweren Todesstunden ;s:e/(en mich aasge-
stossenen Schmähungen ernstlich zu berüclisicliti^en.
Ueberdiess ist die Pron^nose, welche ich in dein beisajsrten
Schriftchen der Homöopathie jg^estellt habe, inzwischen
wohl schon erfüllt, denn sie ist nicht mehr et de mor-
tuis nii nisi bene. Oder soll ich etwa a la Doo. Qui^,
xote gegen Windmfihlen fechten?
Neubrandenburg den 4. Uecenber 1838. *3
Naehschrifl. Dr. Richter begehrt die Insertion des
Vorstehenden, und diesem Begehren komme ich aehr
gerne nach, denn der Schwerbeleidigte muss seine iSa*
tisfaction haben — nicht mehr wie billig^. — Die Le-
ser der Hygea werden sich nun nach iiieiner Recension
des RiCHTER'schen Buches umsehen — und keine findmi
dagegen eine Kritik in der allg. hom. Zeit, Nr. U, IS ind
13 des 14. Bandes, von Dr. Gross, dessen Chiffre (Gr.) je-
der kennt Wahrscheinlich hat sich Jemand den Spass
Semacht und dem Hrn. Richter etwas weiss gemacht,
enn dass er die Redaction der Hygea in die Musenstadt
Heidelberg verlegt, ist nur ein error loci, dass der /i^e-
lehrte Mann aber erst von seinem Buchhändler, Hrn.
Barnewitz in Nenbrandenburg, erfährt, es existire eine
Hygea, dass er nicht weiss^ was sie enthält, was ihre
Tendenz ist. wovon zeugt das? Der Richter hat siel
selbst gerichtet und seine Strafe bestehe darin, dasi
hier der Abdruck seines Briefes folge. —
Dr. GniEssELica.
9) Berichtigung.
In meiner neulich erschienenen Schrift, •,das Blntlaaien
kritisch untersuchtes befindet sich eine kleine Unrich-
tigkeit, Seite 80 in der Note unten, wo es heisst, lass
der MedicinalriTth Dr. Spohr zu Oandersheim mir aoit-
*) Im Februar elagelaafea «ad dnroh a^lae Reise nach Yien Im
Dmcke vendgen. Bed,
V^rmi$€hte$. tM
f^theill^. dass der Hofratb Hbmkb. ein Verwandter des
etc. äPOHR, einen Aof^ats von aiesem, welcher den
Zweck ^ehabt^ die in der Zeitschrift für Staats-Arz-
neikunde verbreiteten Unrichtij:keiten ttber die Honiöo*
pathie zu berichtigten, zardck/^ewiesen habe^ Es war
aber nicht der etc. Smhr, sondern der zu Halberstadt
verstorbene Dr Röhl, dem es so erg^in/^. Dieser, eben-
falls ein Verwandter vom Hofrath Hanki — bekannt
durch seinen Vorschlag zu einer Wette wehren der Oit->
ti^keit der Homöopathie, im IV. Bande der Schwsikbrt'-
sehen Zeitung^ der homöopathischen Heilkunst S. 818 —
hatte seine nachher in Leipzig; 1881 bei Kollmann ge-
druckte Schrift: Das Dispensiren homöopathischer Arz-
neien, eine Entgejsrnunji: auf Hrn. Dr. Mansfbld's Aufsatz
über das Selbstdispensiren etc. in Hbnkb's Zeitschrift
18S9 4. Vierteljahrsbefte, anfangs seinem Verwandten
etc. Henke, mit der Bitte, in sein Journal sie aufzu-
nehmen, zugeschickt, dieser aber fand es fär besser,
sie ihm wieder zuräckzusenden, wie mit mebrem in der
Voreriniierung zu derselben zu lesen ist. —
Die Hygea wird gebeten, diese Berichtigung auch in
eins ihrer nächsten Hefte aufzunehmen.
Hannover Im MArz 1888.
Dr. Elwebt,
Könlgl. Hannov. Hofmed. und Landpbya.
8) Offener Brief an Hm. Dr. Emenmans zu
Oberhatu hei Passau in Bauern.
Wohlgeborner Herr Doctorl
Kaum mehr werde ich heute an Sie schreiben kön-
nen als eine Art von Quittung: j^über Verdünnung und
Verdünner'^ richtig gelesen zu haben, zeigt dem Hrn.
Dr. EiHENMANN gcgcn dessen Verlangen an, Dr. Gr. . . . — ^^
Aber ich gestehe frei, es war eine Zeit, wo ich dachte,
nicht so kurz mit Ihnen fertig zu werden, sondern ei-
nen zweiten „Hahnemann und Eisbmmann^^ an das schöne
Gestade der Donau zu senden. Doch bei näherem Be-
schlafen der Sache hatte ich selbst allerlei Bedenken,
die ich Ihnen mitzutheilen nicht anstehe.
Zum Ersten. Aus Ihrem Werklein, welches mit dem
Dünnen sich so viel abgiebt, entnahm ich, dass Ihre
Keantniss des Gegenstandes seit 18S6, dem Jahre, da
Sie Ihr erstes Buch gegen unsere illegitime Medicin
schrieben, durchaus nicht dicker geworden ist, dass Sie
im Gegentheile ganz auf demselben Punkte stehen, wie
vor 8 Jahren, ich Ihnen also 1880 nichts Niraep hilte
199 V€rmi§ekim.
BMgen könne», als wm Ich Ihnen iA beeafirMni. ^ Hab«
uniiAiiii and HahmuiAvn^ 1886 bereite demonstrirt; dae»
Sie nimlieh in der aUertoUkommetuleH thmkelheU über
die obic/imebende Frage etehen, — ^ Ihre Schrift ven
1890 dorfte aas ^ar mancher Rdckeicht nicht imbeant«
wartet yelasaen , werden 9 jcerade nm der Sache selbst
willen, und dass ich es damals so und nicht anders ge«
tban, liabe ich jetzt keinen Grund zu bereuen« , Ihncs
das Bewiesene jetzt noch einmal zn beweisen , hätte
den Streit unnütz verlän^rt, Ihren Vorsatz, von der
FrilK^ der Wissenschaft wirklich gründliche Einsiebt
ZH nahmen ^ wahrscheinlich nicht umgeändert, Sie, wis
es manchmal in der Weitjc^ht, vielleicht nur noch hart«
iMk^kijver gemacht, den Streit noch mehr entzündet; die
Üflistehenden wären lustig an dieser Pyra gestandes,
hätten sich die Hände gerieben und die Wissenschaft
hätte nichts dabei gewonnen. -^ In Ihrer jüngste»
Schrift bleibt also nur das neu, dass Sie aberouüs
sonnenklar gezeigt, wie Ihnen das Streitobject^ gan>
ferne liegt. — ,Otts war also Eins. —
Zutß Andern lag mir die Erfahrung nahe, dass ein
Unterdrückter stets einen grossen Vortheil voraus hat.— •
Hiebei muss ich denn sagen, dass es mir nach meinem
ganzen Thun und Seyn nie beifallen konnte, den äas-
sern Zustand, worin Sie sich befinden, zu benntzea,
Ihnen Kränkung zuzufügen. Ist aber von meiner Seite,
wider meinen Willen, solche geschehen, so war sie
^urch Ihre literarische Süinde verschuldet und Ihre Per^f.
son kam dabei schlechthin nicht in Betracht. Die Fehde
war von Ihnen hervorgerufen, Sie waren es, der den
Bannfluch über uns andersdenkende nnd andershaii-
delade Aerzte schleuderte, Sie waren es, der gerne
mitgeholfen hätte ^ einen Sieg zu erringen, der von so
vielen ehiorotischeh Medicinern schon errungen ge-
Slaubt wird. — Was ich that, war Abwehr grond-
iser Anfeindungen und Anerkennung des Rechten, in-
soweit ein Mensch Rechtes zu erkennen vermag nnd
es auszusprechen verbunden ist. — Aber Ihre 9, Ver-
dünnung und Ihre Verdünner^^ bewegen sich nicht al-
lein auf dem Felde der „Wissenschaft ^S — wenn es
überhaupt erlaubt ist, Ihre Polemik, so weit sie die
specifische Methode angeht, der Wissenschaft zuzu-
schreiben, — Sie rufen einen Bundesgenossen zu Hilfe,
der gerade in unsern Zeiten in der Wagschaate zieht.
Es geht nämlich aus Allem hervor, dass Sie mich für
fähig hielten, Ihren Zustand nnd was vor und hinter
ihm liegt, wie oben gesagt, zum Schlimmen zu be-
nntsen ; Sie haben nicht allein an das Gefühl überhaupt
Vermi$€kte$* tm
appeltirt^ sondern an, wenn auch nicht mit den deaU
licbsten Worten aos/Bredröckte, Sympmthieen: — kurs
Sie stehen in Ihren Augen als Märtyrer da and — . —
sehen Sie heute ab^^ nicht oti/wüiMs, Hr. Doctor -^
ich als Ihr Unterdrücker. —
Als die deutschen Naturforscher and Aerste im Sept«
vorj^n Jahrs sich za Freibur^ versammelt hatten^
weicher Versammlung ich anwohnte, kam ein als
Schriftsteller hekannter, mir befreundeter Arzt, dessen
Namen Ihnen nicht fremd ist, zu mir and sagtet ich
kenne deine Gesinnangen , du wirst mir deine Stimme
nicht versajeren; ich will in unserer Section den Antra|f
stellen, dass für £isbnmanm's Befreinn^ eine Petition
von uns ein|refreben werde. — ^ Ohne auf Weileres hier
einzujBrehen , gestand ich, wie mir Jener Arzt gewiM
bezeugen kann und wird, oAite alte Zögermig meine
Stimme zu, äusserte aber mein Bedenken, ob diese Pe-<
tition nicht an den Räcksichten der anwesenden „me-
dicinischen Aristokratie^^ scheitern werde* .Und sie
scheiterte. — Aber auch jetzt, Hr Doctor, wärde ieh
die Petition unterschreiben und Ihnen ^exgen^ dass ich
den Literaten von dem Menschen sehr wohl zu unter-
scheiden weiss. —
Dies zu meiner Rechtfertigung
^0 ist es also die Wissenschaft j welche mir eine
Entgegnung auf Ihre Verdünnung als unnütz erschein
nen lüsst und ich stelle es gerne dem Kenner zd be-
urtheilen anheim, ob nicht schon der Titel Ihres Büch-
leins Ihren Standpunkt hinlänglich characterisire. — ^
Aber auch nur den Schein zn haben, als wolle ich Ihnen
den rechtmässigen Bundesgenossen, das Mitgefühl^ ent^m
ziehen, das mag ich nicSt and dessbalb dachte ich;
sei's darum! der Sache selbst thut die „ VerdünnnnjB^
und die Verdünner^^ gewiss nicht weh, und was dir
darin selbst etwa nicht gut thut^ das magst du als Be-
zahlung für andere Fehler hinnehmen. Den Kampf
scheue ich aber nicht, Hr. Doctor, und muss gefochten
sevn, so stelP ich meine Feder ins Feld — gewiss!
Und so seh Hesse ich heute abermals mit dem auf-
richtig gemeinten Wunsche, dass es Ihnen bald gut
ergehen möge.
Karlsruhe, 10. Aprif 1839.
Dr. L. Grjesselich.
N. 8. Und nun, mein feines KoRNFEOERLEiNy sollte
ich auch ein Wörichen mit dir reden, da du schon 3
mit mir geredet; einmal habe ich dich in der Stube
und auf Reisen begleitet, das andere Mal hast dn mich
1« VermiMdUeB.
im medtc. Arc^iis (Bd. I. Hft 1, in einer Aamerkang: )
schief anj^esehen ond in dem Verdfinounn^ * Mchlein
warst da Bevorworter da- hast den Mutiiliona-
Karren aaf den Berf hinaufKiehen helfen. — r Du ver-
dienst es auch , dass ich ein Wort mit dir rede, denn
eine Ehre ist der andern werth. Im Uebri^en erkenne
ich deine Uebermacht an ; ich weiss za gut, dass Mmm^
berg nicht weit von Baireath entfernt ist und vermatlie
starte, dass du in Jean Paul's Lenden geschlafen lUist«^
Aber ich mass dir eine Geschichte erzUhlen, und die
magst da, feines KonNFEGERLEiN , deinem Doppel^aacer
wiedersai^en. Röhrlb war ein tapferar • Soldat
ond £0|: mit Napoleon ins Feld. Und Wer «n Schwa«
ben kennt den Höhrlb nicht? die Geschii^hte, iMe Mit
da melde, ist in jedem Landwirthshaose Sckwab^on ab-
gebildet zu sehen. Kurz mein Röhrlb ist hier zu Lniide
eine ^anz bekannte Fig^ar. Röhrlb focht bei Waj|ram
mit; Napoleon kam nach der Schlacht an die Fronte
heran and frag in gutem Deutsch: isit RöimLn von,
Häfnerneu hausen nicht dn? Röhrlb tritt aus dem Glied,
Jrasentirt das Gewehr and sagt kurzweg: hier, Ew.
lajestät. Der Kaiser aber betrachtet ihn wohlgefällig
and spricht: Röhrlb, Er hat sich in der gestrigen Ar-
faire gut gehalten, bitt' Er sich eine Gnade ansl —
Aber in Röhrlb lebte ein anderer Gedanke ond er
sprach: dank' Ew. Majestüt, hab' nichts als meine
Schuldigkeit gethan; worauf der Kaiser das Zwieg^
sprach schloss: Röhrlb, Röhrlb, Er ist ein Hergolt-
sackerment. — 80 erzühlte nämlich Röhrlb, wenn er
von seinen Kriegst baten und seiner Bekanntschaft;, «ut
Napoleon windbeatelte. —
KoRNFBGBRLBiN, KoRNFBGBRLBiN, du bist ein TanseiMl^
aappermenti -
Notiz.
Hr. Dr. W, Dibz zu Ehingen a. d. A. in Wärtember/p
hat die Bearbeitung des Seeale cornat. übernommen.
Diesin Bezug auf die Bekanntmachung Bd. IX. pg. 477
der Hygea.
Dr. Gbiesselicu.
I.
Originalabfaandlungeii.
1
ty Die Wurzelrmde des Granatbaums m ihren pa^
thogenetischen und therapeutischen Beziehungen
zum menschlichen Organismus. Dargestellt von
JC 0. Müller, Magister der Chirurgie in Wien.
(Schluss von Hygea X. pg. 187.)
5. Pharmakopathogenese. —
Schwindel Breton (in Hüfbland's Joarn a. a* 0.; —
GoMBZ, im Joarn. compl^ment a. a. 0. ; — Dblandbs,
in Froiubp's Notiz, a. a. 0.; von Jedem in mehreren
Beobachtan^en angeführt).
Schwindel wie Träbheit vor den kngen (A.).
Schwindel beim Lesen, Nachdenken und bei g^iBiiger
Arbeit CB).
Schwindel nach Stahl^ang.
(Nächtlicher Schwindel) (Gombz, a. a. 0. Obs. It, bei
einem aOjäfhrigen Fraaenzimmer).
Morff^ns beim Aastritte aas dem Bette sojfleich
Schwindel (AO*
Schwindel und Magenbeschwerden CBrbton a. a. 0.
Beob. 8, bei einem SOJahrigen Manne).
Schwindel, Uebelkeit, schmerzhafte Empfindangen im
_ • ^ —
Unterleibe and gelindes Erbrechen mit dem Oeffihle
grosser Mattigkeit (ders. Beob« 2).
Schwindel and Mattigkeit (ders. Beob« 3 and 4 bei zwei
Knaben von 7 und 10 Jahren).
UTGXA, IM. X. 13
194 OfigifHUabhandlungen.
(Häufiger Schwindel und Zittern) (Dblamdss a. a. 0.
2.' Fall). *)
Sie bekamen Schwindel und Brechubelkeit, sahen hohl-
äugig und blass aiia, hatten entstellte Gesichtszuge,
wechselten oft die Farbe und konnten vor Mattigkeit
kaum aufdaüern (an 9 Individuen auf grosse Gaben,
Behufs der Abtreibung der Bandwürmer beobO
(Schwindel und Betäubung) ([Dblanoj&s, a. a* O. S. Falf).
Betäubung (ders. a. a. 0.}*
Leichte Betäubung (A,)»
(Betäubung bei grossem Appetite) (Gomis^ Obs. 18).
(Betäubung und Diarrhöe) (ders. Obs. 14).
Geistige Befangenheit, Düsterheit im Gehirne.
(Halucinationea der Sinne) (Krajcbk, a. a. O. pg. 86).
Langdauernde Wüstheit des Kopfes. ,
(Gedächtnissmangel — er vergass die Messe sfiu lesen)
(GoMEz, Obs. 6).
^Schwere des Kopfes) (Dblandibs, a. a« O.)*
Scbw ere des Kopfes (Krajcjbk, bei einem Selbstverajiche
mit grossen Gaben a.a.O.pg.28 und an mehr. Stellen).
Kopfschwere und Arbeitscheue (ders. daselbst)»
Kopfschwere, Gesichtsröthe, Beschleunigung des Pul-
ses und Abspannung (ders. a. a. 0. pg. 29).
(Kopfweh) (GoMEz a. a. 0. in mehr. Observat.)»
(Cephalalgie) (ders. Obs. 7).
CChronisches Kopfweh) (ders. Obs. 3).
(Kopfschmerz und grosse Schwäche) (ders. Obs. 9)»
Druckender Kopfschmerz im ganzen Gehirne, besonder«
in der Stirne während des Gehens (B.)«
Drückender Schmerz im linken Stirnhngel (ders.).
Drücken in der Stirne, wie Schwere.
Drücken in der Stirne uni^ den linken Schläfen mit Be-
nommenheit des Kopfes.
Drücken im Hinterhaupte bei heissen Ohren.
Beim Stuhlgang Drücken im Hinterhaupte (ders.)*
*) UeiUe Schwindel und »•rgeaüioh« ZMck^eiK
Es dL*äckt TtNn Oebime in 4ie Ipokwltige Erhaben-
heit des Hinterhauptbeines (ders.)
Drücken und Rehsseti in 4er Süinte gtigen die Schlife
hin und da herausreissend (ders.>*
Reissen in der rechten Kopfhälflä Cders.)-
Reissen in der rechtieii 8ühlftfe, sich ins diesseitig^e tLVLg%
hin erstreckend (ders.).
Reissendes Zucken tn d^ reeliten Kopfhälfte (den.>
So arger Stirnkopfsch/herz , dass sie kaum aufblicken
konnte (C).
Schnell vorober^ebender ^ stechender Schmerz direhi
Gehirn (B.)*
Stiche zur Stirne heraas (ders.).
Stiche unter dem linken Stirnhfigel (ders.).
Stechender KopfschmertB bei Bewegung; (ders.).
Stirnkopfschmerz und Schändet (A.)'
Ueisse Stirne — Abends — (dersO*
In den Höhlen des Stirnbeins und Oberkiefers drückend
betäubender Schmerz (BO*
An der Stirne und den Augenbrauen Jdcken, dai
zum Kratzen nöthigt (ders.).
Blüthen an der Stirne und der linken Schläfe^ wundem
Schmerzes, die Eiter fassen ond beim Abtroicknen Knöt-
chen hinterlassen (B.)-
Klemfnender Druck von der Nasenwurzel Us in die
rechtseitiice Jochg^egend, wie in dea Schleimböhtefli
innerlich (ders.).
Blassblaue, schttiutzijg^e Rtttg;^ um die Augen. Znekea
des rechten Lides.
Jucken in den innern AUjffenwinkeln. Brennen in den
Winkeln beider Au|ren^ bei geWniet Röthö.
Brennendes Jucken in den äussern Winkelti (B.).
Trockenheit und Brennen der Au^n.
Leichte Auj^enentzündung wie beim Schnupfen.
Gilbe der Sclerotien.
Erweiterte Pupillen -- n. 1 St. (B.).
Schwerbeweglicbe, erweiterte Papillefi.
18.
186 Oriffinaiabhandlungen.
(Zittern vor den Augen und erweiterte Pupillen) {Gournzi^
a. a. 0. Obs 14).
Verengerte Pupillen — o. 10 St. — (B.).
Trübheit vor den Augen.
Blödes Gesicht.
An verschiedenen Stellen des Gesichts und des ganzen
Körpers Jucken in der Haut, wie wenn Bluthen iicr-
vorbrechen wollten; man musste best&ndig kratzen (v.
Mehr. beob).
Kratzendes Jucken an den Wangen (B.).
Die rechte Wange deuchte ihr geschwollen (C).
Hitze und blaue Böthe der Wangen rechter Seite
(dieselb.).
Hitze, bläulichte Röthe, Geschwulst, Jucken, Span-
nen und Kriebeln der rechten Wange, wie erfroren CC).
Erneuerung der Gesichtsrose (dies.)-
Reissen in der linken Gesichtshälfte.
Klemmschmerz der linken Backe und dieser Gesichts-
seite (B.D.
Ueberfliegende Gesichtsröthe (ders.)*
Glühhitze im Gesichte — Abends — (ders.)*
Röthe und Hitze im Gesichte, bei Lebhaftigkeit der
Augen, Schwere in der Stirne und leichter Beklemmung
auf der Brust CKrajcek, a« a. 0. pg. 89).
Gesichtshitze beim Stuhle (C).
Gesichtshitze (A.).
Erdfahle, kränkliche Gesichtsfarbe.
Verfallene Gesichtszüge, grosses Kränklichkeitsgefähl^
Abgeschlagenheit; bettlägerig (an mehr. Ind. beim Ab-
treiben des Bandwurms beob«).
(Gelbliche Farbe des Gesichts) (Dblandes a. a.O« 8 Fall).
Reissen im linken Ohre*
Stechend reissender Schmerz im linken Ohre von In-
nen heraus, Nachts.
Stiche im linken Ohre (C).
in beiden Ohren Schmerz wie ein Hineinstechen, ans*
gezeichneter imlinken.
Oriffinalabhandiunpen. 107
Klammschmerz in den Ohren, hartnackig und mehrere
Tage wiederholt
Ohrklingen (von Mehr. beob.).
Es klingt ihr vor dem linken Ohr (C.j.
(Summen — Sausen vor dea Obren) (Krajcck, a. a. O.
Pff. 36).
Reissen, Spannen und Klemmen in den Kiefergelen*
ken, ausgezeichneter im linken.
Schmerzhaftes Knacken im linken Kiefergelenk beim
Kauen — wie luxirt.
Klemmen am linkecfi Kieferast.
Taubheitsempfindung in den Kiefern.
Arges Jucken^ Kriebeln und KU%eln in der Nase (y.
Mehr. beob).
Hitze im Innern der Nase (B.)*
Trockenheit der Nasenschleimhaut — d. 1. Tag. — Es
sammelt sich viel zäher Schleim in den Choanen, der
dort das Gefühl eines Klumpens bewirkt •— nach eini-
gen Tagen.
Sehr viel Schleimraksen.
Blutiges Schleimraksen durch die Choanen.
Erst Beissen, dann Brennen der Lippen.
Brennen am Wirbel der Unterlippe *) wie von einer
glühenden Kohle.
Trockenheit der Lippen (A.). ♦*)
Heftige, feine Stiche in den Vorderzähnen. Nachts im
Bette Stiche in den Schneidezähnen (B.).
Stiche in den Schneidezähnen nach vorhergegahgenem
leisem Ziehen.
Nur die Vorderzähne schmerzen wie taub und schrün-
dend.
Reissend , pochender Schmerz in einem obern hohlen
Stockzahne (C).
*) „Wirbel der Uoterlippe^* wird ein dtlreicli« Provincialitmus
seyn, den ich niclit weist. — Gr.
**) Das lockere, verlier leicht Mutende SSahnfleiscb geneset (C.>.
t9S OHtrinaiaöhtmdkmiMm.
UorgeuB beim Austritt ans den ' Bette jf^lejeh SEahn?*
schmerz (dieselb.)*
Zähne wie zu laoj^e bei Beissen mat Hattosk
CZähoeknirschen während des Schlafes) (fioMjm^ •• a.
Ol Obs. 9 -^ bei einem Ojahri^iren ^Mädehen^ dM am
Baachschmerz litt und kranke Gesichtsfarben hatte).
SUssijre Trockenheit der Zange mit dem OefQUe von
Adstriction der Wärzchen.
Weissbele^te, feuchte Zun^.-
Belegte Zunge (Krajckk, a. a« O. pg. S9).
Adstriction der Mand- und Rachenparthien«
Viel Zufluss von wässerigem Speichel im Munde CBw>
Fader^ sässlicb schmeckender Speichel läuft bei CXehelr
keit und Bauchweh im Munde zusammefi«
Den ganzen Tag den Mund voll /Speichel^ und Be^
dürfhiis zu spucken (ßn Mehr. beob.).
CZusmnmenlaufen zähen Speichels im Munde) CGomz,
a. a. O. in mehr* Beob.)*
(Salivation) (ders a. a. 0. Obs. 14. Krajceje a. sl 0: pg. 36).
(Verengerung des Schlundes) (ders. a. a. 0. Obs. 14>
Sehr veränderlicher Geschmack.
Bald Erhöhung, bald Abstumpfung der Geschoiacfea-
empündnng.
(Bald verminderter Appetit, bald Gefrässigkeit) (Kbjm-
CBK, a. a. 0. pg. 36).
(Bald Ekel vor Essen -^ Anorexie — bald Heissbao-
ger — > Bnljmus). (ders. a. a. O. pg. 41).
Gesteigerter Appetit (B.).
Ungewöhnlicher Hunger (bei Mehr.)
Morgens im Bette schon Hunger (C^»
(Grosser Appetit) (Gombz, a. a. 0. Obs. 9).
(Begierde zu essen, gleich nach genossener Mahlzeit)
(ders. a. a. O. Obs. 5).
(Gefrässigkeit) (ders. a. a. Obs. 11).
(Unaufhörlicher Hunger) (ders. a. a. O. Obs. 2).
(Appetitlosigkeit) (ders. a. a. 0. iu einig. Beob.).
Appetit nnterdrflckt (KRAJaBK, a. a. O. pg; tVf.
(ctersv ebenda» >
AAorcfxie, betegle Zungey EmpfindKebk^ ,ifer Piräeor-
dien und Geföhlsabstuni^inig; (dersi ebenda».)*
(Sehr- verftMterttober Appetit) (ders« av av 0; Oiis«. 4v^0i
and 12. Krajcek a. a 0, an mehr« Stellen).
LAsteriiheit naeh^ Mafaehem. i
Grosse Begierde nach Kaffee, der ungemein wohl
schaiMkti f
Begierde nach Obst (B ).
Begierde n«ch Safligems Säueslicbemt . j,
(Beschwichtigt die GalUsle der SehiraBgern> COiosconi-
DES bei Bauhin., a. a.-.O'«. pgw 8A ^ Vom llIalicoriQi^*f
Mangel an* Durst.
Abends, bei erhöhter Hauttecnperatur und besonders^
heisser iStirne, viel Wasserdurst.
Vieles und llaotes Lnitaufstes^ett)
,Tag und Nacht Luftiaufste^isen.
Luftaufstossen.
Aufstossen blos von Luft (KaAJCSK a. a. 0.).
(Nach Genuss etwas fetter Speise faules Aufstossen)^
Besonders nach Kürtoffel^Genuss vieles Aufstossen ond,
Aufschwulken.
Aufstossen, Magenöbelkeit und Bauchwehs
Sehr häufiges Aufstossen, veränderlicher Appetit und
Bauchweh (Gomek^ Obs. t8).
Aufaehtmükeni: naeii: dem Genüsse flussiger Nahrung,
und besonders nach Kartoffeln.
(Aufschwulken wässriger Matecie, besonders nüehlern)#
(KrajcIbk, a. a. O.pg;. 41).
Beim Aufstossen koipimt Flüssiges in den Bluad (B>
Vebelkeii (Breton und Gomsz) (a* di a« 0. in mehr. Be^
obachtuDgen).
Magenäbelkeit
Den ganzen Tag übel und matt (bei Mehr.).
Uebelkeit und Bauc/uoeh (bei Mehr.).
Gro99eM Vnbehagenund VeMkeit (bei Mehr.).
tOO Originaiabhandkmgen.
■
Vebelkeit, Woi^er^auammenlaufen im Munde y häufiget
Ausspucken^ Magen^undBauchweh^ GährenünBauehej
häufige f fruchtlose Stuhlanregytngj Frostigkeit^ sehteckr
tes Aussehen und üble Laune (bei Mehr).
^ VebeOceÜj Bauchtoehj toie von Ptirgimätteln und Abfuh-
ren (bei Einigten).
ITebelkeit. immerwährendes Frösteln, kalte Htode and
heisse 8tirne.
Hehrstüridij^e Uebelkeit mit jsrrosser Schw&che und Zit-
tern (Breton, a. a. 0. Beob. 2).
Uebelkeit, darauf 3— 4malij:es Erbrechen, Schwindel und
Mattif^keit (ders. Beob. 3 und 4).
£ikel (Krajcbk, a. a« 0. yg^ 20).
Ekel und Bauchschmerz (ders. ^g. 88 and 29).
Brechübelkeit (bei Mehr.).
Brechregun^en (Krajcek, a. a« 0. an mehr. Stellen)»
Erbrechen (ders. a. a. 0. ^g. 29 und an mehr. Stellen).
Erbrechen (Breton und Gobiez, a. d. a. 0. in mebr. Be-
obachtunjo^en).
(Nächtliches Erbrechen) (Gomez, Obs. 1).
Erbrechen, Mattijo^keit und Schweiss.
(Erbrechen^ Beängstigung und Schweiss) (Gomez, Obs. 3).
Erbrechen und ungeheure Angst (B.)«
Erbrechen und Schwindel.
Erbrechen und Zittern.
Erbrechen und Abführen (bei Mehr).
Dräcken und äusserst widriges Gefühl in der Hers-
grube.
Vollheit in der Hersgrabe (B.).
Brennen in der Hersgrube und dem Bauche (C.)l
Magenkrampf — frfih nüchtern.
Stechen im Magen (C).
Dräcken in der Magengrube und auf der Brest
(Gefühl eines aufsteigenden Körpers im Magen) (Gomes,
Obs. 11).
Beängstigung um den Magen (ders. Obs. 7).
(Schlechte Verdauung) (Dblasdu, a. a. (K I FU|>.
(Schmerz im Ma^en und an versehiedenen Steilen das
Unterleibs) (Gomez, a. a. O, in eint^. Observat.}«
(Häufige Sticht zwischen Majcen und Nabel) (ders. Obs. t).
Stechender Geschwörschroerz zugleich neben dem Nabel,
links.
Stiche im linken Hypochonder (Gomez, Obs. 1).
Empfindlichkeit in den Pr&cordien (Krajcek, a. a. 0.
Pff. «9)
(An/^st in den Prücordien) (Gomez, Obs. 18). ,
Bauchweh (bei Vielen).
Fast stetes Bauchweh.
Bauchweh und VebelkeU (bei Mehr)»
Bauchicehj Vebelkeit^WasserfmsammenlaufenmMunde^
Frösteln und Niederüegen (bei Einig.)-
Bauchweh und Salivation.
Bauchweh und Schwindel«
Bauchweh und Abführen (bei Mehr.)*
Nach jedem Essen Bauchweh.
Bauchweh, am är^ifsten früh nüchtern.
Durch äussere Wärme und Liegen zu massigendes
Bauchweh.
Bauchweh, gemässigt durch Trinken kalten Wassers.
Leichte Coliken (Bourgeoise, a. a. 0.).
(Colikschmerzen) (Krajcek. a. a. 0. pg. 36).
Blähungscolik (B.)*
Colikartiges Bauchweh: Art Znsammenziehen des Ma^
gens und der Dnnnd&rme*
Empfindlichkeit des Bauches (Krajcek, a. a. 0.)*
Leichter Bauchschmerz (ders* daselbst).
Im Bauche kriechende, gegen die Präcordien hin ste-
chende Schmerzen (Krajcek, a. a. 0. pg. 41>
(Schmerzen, Wärme, Schwere und unangenehmes Ge-
fühl im Epigastrium) (Delamdes, a. a.O. I. und 2, Fall).
Kurzdauernder Schmerz im Epigastrium, gleich nai;li
dem Einnehmen (Gomez, a. a. 0. Obs* 6).
(Schmerz im Epigastrinm) (ders. in mehr« Obs.);
(Brnstscbmerz — oft heftiger Art) (ders. in mehr. Obs.)^
(UtikfpHiefige Brost»oba»evz0B) (dero. itt eimg:. Pba.>.
Unrobe ka BMOhe mA Zähoeklappero (derß. Obs 1X>.
(I<%ichti«:er9 nnaläier Sobmera im JB/iuche) Cdera Obs. 13).
BiuichscbiDerab uad MaUigkeit ^Jer Uaterifliedaiassea
(ders. Obs. 2).
BauchknHpen (bei Mehr.)-
Kiieipeft am den NabeL.
(Stiche om den Nabel) (Gomez, Obs. 5).
(Schmerz um den Nabel) (deffs. Obs. 7).
Drehen um die Nabelgej^end iind im Ma^n (G*)-
Aenjpstlichkeit im Bauche.
Häufige Blähangserzeugung.and Abgang dexselbeiii oacih
tbciit und unten.
Häufiger Blahungs-«Acbgang (B).
Häufige Bläbui^en (Krajcek, a.. a. 0. an mehr. Stellen).
Blähungsumgehen im Bauche (ders. a. a« 0. pg. S8).
Auftreiben des Bauches ia der Regio epig/istrica , müt
Empfindlichkeit dieser Stelle Cders. a. av 0. pg. 89).
Aufgetriebener schmecziiaftec Unterleib und Heisshunger.
Bald aufgetriebener^ bald natürlicher Unterleih (Gomez^
, Obs. 2).
(Aufgetriebener Bauch) (ders« Obs. 3).
Auftreibung des Nabels zu einem Knollen — wie beiiOf
Nabelbrüche.
(Schmerz im Unterleibe und in den Lenden) (Oblandes^.
§», a.. OO'-
Unerträgliche Lendenschmerzen (ders. a. a* 0.)^
Ziehend entzündlicher Schmerz, in der recbten Leisten«*
gegend, der sich, bei Berührung verstärkte — zwei;
. Tag^ andauernd («A.)»
Arge^ Dmngen. in der Ingiuinalgßgend^, bjeiderseiUj. als
tßßlUen Mich zu.beiden.SeUen Brüche vovdrängen^
Ungßbeures. Dräng/ennach. den Leisten. (A.)«
Eaat sehmerzhaftes Drängen nach den Weichen,, mit
Anschwellung dieser Tbeiie (C).
(Zuräcktr£t(Mi der Hernie) (MATTmoLi]s,a.A.O.pg. 225). — .
Die Körner — Nncli^ — in. Abkochung, als Umschlag
jl^braacht — ,,herniam prolapso kilestinoniBiieniinpeiiii*
tem repellant^O*
Schmerzhaftes DrUofcen nach den SehöaMB «ad ätm
Uteras (C.>
Krämpfe im Bauche und Orangen vom Kreuze nach den
Schössen, darauf Eintritt der Regel (dieselbe)»
Ziehen, Drang und Schwere im Beeken (dieselh.X
Gähren im Bauche (bei M ehr.)-
Herumfsiehen im Bauche^ wie NiUUgunf stiff& Siuhie
(bei Mehr.).
Durchfallsregnnf: bei Uebetkeit.
Diarrhoisches üm^hen im Bauche (A.).
Erfolgloser Stuhldrang (KnAJefiK, ». tu 0.)l
Nach vorgängigem Kneipen im Baache, zwei weidbe
Stähle (A.).
Innerhalb einer Stunde zwei flfissige Stähle (Krajghk,
a. a. 0. pg. 29).
Drei bis vier Stuhlgänge binnen^ wenigen Stnndenk
Drei bis vier Stähle (Bouroboise, a. a <X).
Einige braune Stuhlgänge (Delamdbs, a. a. 0.)*
Copiose Stuhlentleemngen vom sehr danklw Farbe.
(ders* a. a. D.).
firregung reichlichen Stuhlgangs mit vielen BUhnogen
(Krajcek, a. a« O. pg. 29).
Durchfall (Brbton und Gobiek^ a. d. a. 0. in niebr. Beob«)«.
Durchfall (B.).
Schleimiger Kothdnrchfali;
Diarrhöe und Bauchgrimnen^ (Delanubs, a. a« 0.)«
(Fast habituelle Diarrhöe) (ders. a. a. 0).
Häufige DurehfalUBtülUe (bei Mehr.)*
In grossen Gaben wirkt es drastisch : Brechen und. Ab-'
fähren erregend; In kleinen, 10 Tropfen dep Tinctw,.
den Slublgang bethätigend, gelinde abführend; ünd-in
feinen Gliben — von der dritte» Verd^nmiiig hinab, #b-
stmirend«
Vor dem Durchfalle: Uebelkeit, BlHiobweb^ ond Oäbren
im Baiiehe*
y
Beim Durchfalle: Gesiehtshitoe (A.), starkes Preaaen
auf deo Mastdarm (B.y
Naeb dem Durchfalle: Hita&e im Mastdarme (A ).
Stuhldrang mit Herumgehen undOähren im Bauche (bei
Mehr.).
Beim j^ewöhnlichen Stuhl^aoge : Tenesmus mit Uer vor-
treiben des Afters.
Ringförmiger Austritt des Afters beim Stuhle.
Hervortreten der Hämorrhoidalknoten beim Stuhle.
Verzö/^erter und on/g^enn/^lieher Stuhl, die spätem Ta^e.
Bandvmrmabgang (s. auch das früher Gesa/s^te).
nu wäsierigem Durchfalle Abgang von Bandwürmern^
in häutige Zotten und Darmschleim gehüUt (in 17 Fäl-
len mit grossen Gaben)«
Abgang von zwei Bandwürmern und einem Spulwame.
(C — auf grosse Gaben).
Ab/^ang von mehreren Bandwürmern — auf ^in. Mai
(Brcton und Gomez a. d. a. 0.).
Abgang von Sjndvmrmem (bei Mehr. , auch bei Gobuz,
a. a. 0. Obs. 7 beob.).
Abgang von Ascariden (in 3 Füllen beob.)*
Abji^ang von Würmern (s. das in der Einleitun/g: An-
/geführte).
Oefter des Tages Jucken und Kit%el im After (bei Mehr.).
Unertri/g^liches Jucken und Kitzeln im Mastdarme (C.>
Aeusserst lästi/s^es Gefühl , als re;s^e sich etwas Leben-
dif^es im Mastdarm und After — Wimmeln — (B).
Innere Anre^un^ zum Stuhle, im Mastdarm.
Uettige Stiche im After — Abends.
Beim Sitzen heftiges Stechen im Mastdarme.
ProCtal/s:ie.
Um deil After und an demselben, so wie am Gesässe ^
. Mittelfleische, Hodensacke und an den behaarten Scham-
tbeilen, brennendes Jucken, das sich von da aus fast
über den ganzen Körper, besonders aber über das Oick-
fleisch der Schenkel verbreitet.
Arges Schneiden und Stechen in der Harnrqbrch.
OfipiiMiaNUmdiungen. tOt
Nach dem Harnlassen Schneiden in der Harnröhre.
Nach dem Niederlegen, Abends, Schneiden and Schrun-
den in der Harnröhre — bei schlaffer Rnthe — Entzün-
dung und Geschwulst der Harhröhre.
Schleimsickern aas der Harnröhre — Art Tripper —
brennendes Ziehen in den Schwammkörpern der Harn-
röhre, bis zur Eichel von
Aufregung des Geschlechtstriebes (A.)*
Regel um 4 Tage zu früh, profus nnd mit Bauehkr&ai*
pfen und Drängen vom Kreuze nach dem Schoosse ver«
bunden (C).
Gelber Scheideflugs (C).
Trockner Schnupfen mit Fliesschnopfen wechselnd. Es
liegt wie Schnupfen auf der Brust.
Seufzen^ und Bänglichkeü auf der Brust (bei Mehr.)*
Beim Treppensteigen starke Brustoppression und Mat-
tigkeit der untern Extremitäten.
* Drücken auf der Brost (C«}.
Druck von innen durchs Brustbein heraus.
Schwere in der Brust wie erdrückend, dann Herz-
klopfen.
(Dyspnoe) (Gomez, a. a. 0. Obs. IS).
Stiche in der Brust.
Stechen in der linken Brostseite (C).
Rheumatisch ziehend stechender Schmerz im Brostfelle.
bald hie bald da.
Stiche rechts in der Brust.
Stiche in der Mitte der Brust
Bruststechen ist beim Gehen lebhafter, aber Athmong
hat daraof keinen Einfloss.
Arges Spannen und Klemmen in der linken Brost,
gleich nnter den Rippen beginnend ond sich immer hö-
her aufwärts ziehend, mit absetzenden Stichen.
Auch in der rechten Brostseite dasselbe Wehgefohl,
nur einige Stunden später.
Schmerz (?) in der linken Brosti^eite ond dem Räck-
grathe, da wo sich das Zwerchfell anheftet (aoC* bcjob.).
Sie khigt überhaupt viel iter die Bru^.
Ber%klopfrn. 'Herzklopfen bei j;erin;;ster Bewefronit.
(Herzklopfen — lä Jahre lan^) (Gomez, a. a. O. Obs. 10).
Klamm, «nd gegen die Achselhöhle sich hinziehende
«Stiche im grossen Brustmuskel.
Klemmendes Zusammenziehen der äussern Brustmas-
kein um die rechte Brustwarze.
(Stechen im Nacken und in d^ Schlafen) (Govez, n. a.
O. Ob« 1).
Bheumatischer Schmerz im Nacken und Halse , dass
das Beugen schwer fällt.
Reissen am Halse, das aich in die Arme and Fui^;er
fortsetzt.
Die rechte Schulter bis in die Achselhöhle wie zer-
schlagen oder gequetscht schmerzend, besonders beiai
Aufheben des Armes.
Arger Zerschlagenheilsschmer% an den Schultern und
zwischen denselben y wie nach Tragen schwerer Xa«/^
dass selbst die aufliegende Kleidung belästigt (wieder-
holt beob«).
Schmerfü zwischen den SchuHem CGomex^ Obs. S «ind 7).
Bnckenweh (ders. Obs. 2).
Krenzschmerz wie zerschlagen.
Bs legt sich wie eine Last in's Kreuz.
Kreuzweh wie verrenkt, vorzüglich bei Sitzen.
Kreuzweh wie von Blähungen.
Kreuzschmerz beim Eintritt der Regel.
Es drängt vom Kreaze zum After hinab.
Rheumatischer Schmerz der Arme.
Reissen an den Armen, nach vorne ziehend.
üs lief die Arme wie Ameisenkriebeln herab. Er färoh-
tet das Gefühl zu verlieren (B.)*
Lähmiges Ziehen in den Armen«
Am^e wie gelähmt. i
Lahmigt Mattigkeit der Arme.
Sie konnte kaum die Arne emporlieben (C).
Bohrender Schmer^ in dea Arwan, 4ctr ukk in 4i« Fifih
ger eretreekt
Klammartijiies AeiMen im reehten Vorderarme.
Periodisches Ziehen im rechtea Vorderarme, 4aji aaf
Anwendung Ton äusserer W&rme ver^ienj^.
Reissefi am Radius , wo er sich mit der Haadwur^l
verbindet
Beissea an der Uloa bei der Handwurzelverbindung.
Reissen in den Handgelenken»
Rheumatischer Schmerz im linken Handgelenke.
Rheumatischer Schmerz in allen Fingergelenken.
80 arges Reissen in den Fingeriia dass sie pichts an-
fassen konnte (C.)*
Reissen und Steifigkeit der Finger — bei Reissen ip
der rechten Schläfe (dies*)*
Lähmige Steifigkeit der Finger.
Reissen in den, letzten Gliedern der Finger, besonders '
des Ringfingers»
Reissen im ersten Oaumengelenke.
Stechen im zweiten Daumengelenke, als stäcke ein
Splitter darin.
Juckendes Beissen am Ballen beider Daumen, zum Ret«-
beo nöthigend, die Ballen werden blauroth, beiss und
intumesciren, bei aufgelaufenen Venen, die eine blau-
marmorirte Geschwulst bilden — wie von ErfrieritBg«
Bei rothen, heissen Händen beissendes Jucken zwi-r
sehen dem Mittel- and Ringfinger und zwischen diesem
und dem kleineu. »
In den Handflächen unausstehliches Beissen wid Jucken
(bei Mehr.).
Auf den Handrücken arge^ Jucken^ als molUe Ausschlag
hervorbrechen (dißse so wie die obige Erscheinung
wiederholte sich durch 5 Tage öftere Mule des Tags,
und fiel sehr beschwerlich).
Hüftweh, wie verstorren«
Stiebe in der Unken Hafte beim G^henu
Schmerz in den Hüften (C).
108 * ÖHfinmiaöhmMungenk
ReüMen hn änken Kniegelenke.
Sehr schmershaftes Beissen in den Knieen CB«).
Lähmifres Ziehen and Schwere im Knie, da« «m Ctehen
hinderte. Siechen im linken Knie.
Stich im linken Knie (Gomsz, a. a. ,0. Oba* 1).
Stiche im linken Fossj^elenke (ders. in d. obig;. Beob).
Stechen im linken Fossf^elenke.
Ver9tauchan/B:sschmerz im linken Fiiss^lenke — das
Gehen behindernd — Abends.
Schmerz der Leichdorne.
MatHgkeii^ Müdigkeü (Fast bei Allen).
Matti/sckeit, An^egriffenheit (Gomez, a. a. O. in mehr.
Beob.).
Ohne Fieber and ohne Schmerz fühlte er sich sehr im-
^eg:riffeii (ders Obs 8).
Grosse Mattigkeit, Schwäche and Zittern (Biubton, a.
a. 0. Beob. 2).
Mattigkeit und Schwindel (ders. Beob. 3 and 4).
Mattigkeit in den Unterschenkeln, besondere beim Gehen.
(Müdi/9fkeit der Beine beim Gehen) (Gomez, in eini^.Obs.).
Unruhe und Mödi/g^keit der Beine, Bleischwere and Ab-
g^eschlagenheit, dass er nicht wasste wohin damit, am
sich Linderung; za verschaffen ; am besten war's siezend,
mit auf einen Schemmel gestützten Beinen (B«>«
Sie konnte sich vor Mattijo^keit kaum auf den Füssea
erhalten and masste das Bett suchen ; aber auch da
konnte sie vor Müdigkeit and Schwere in den Beinen
nicht einschlafen (C).
Schläfrige Mattigkeit mit wüstem Stirnkopfschmerze,
wie nach Nachtschwärmerei.
Grosse Abgeschlagenheit und Hinfälligkeit , sie koniUen
eich kaum aufrecht erhalten (bei Mehr.).
, Aach des Morgens beim Aufstehen schon matt und made,
obgleich der Schlaf gut war.
Bessert selbst bei Phthisischen die Kräfte auf einige
Zeit.
.*■
Ein phthisisches Mädchen, iIm wegen Krüflenumgel
schon lange das BetI hüten musste, konnte am Sten
Tage nach gebrauchter Punica dasselbe auf einigeZeit
verlassen.
(Mattigkeit und Angst) (Gombz, Obs. 10).
Grosse Hinfälligkeit bei Hitzgefühl in den Händen (B.)»
(Lipothymie) (Gomsz, Obs. IS).
Zittern (Breton und Gomjbz, a. a. 0* in den ang. Beob.).
Zittrigkeit — Morgens.
(Convnisive. Bewegungen) (Gomsz. Obs* 10).
Abmagerung.
Schlaffheit der sonst straffen Muskelparthieen (B)»
Besondere Welkheit der Unterextremitäten«
(Magerwerden bei unanfhörliqbem Appetit) (Gqmss, a« a.
Obs. 8).
Gähnen; oft widerholtes Gähnen*
Gähnen; wobei Wasser in die Angen tritt
Gähnen mit Weichlichkeit.
Gähnen, Dehnen und Strecken.
Heftiges, fast convulsives Gähnen mit Dehnen nndStrek«
ken der Glieder, Schläfrigkeit und Frost überlaufen von
den Hüften die Beine herab«
Abends gleich schläfrig.
Sie schlief bald ein , träumte aber die ganze Nacht hin-
durch (C).
Spätes Einschlafen (B.).
Unruhiger Schlaf: Umherwerfen von einem Orte des
Lagers zum andern.
Er schlummert nur; kann nicht fest einschlafen (B.)*
Wie er nur etwas sclilnmmert, gleich entsetzliche
Träume; er sctireit auf und wird wach (dersO*
Aufschreien die Nacht aus dem Schlafe (CO*
(Unruhiger SchlaO (Gombz, in mehr. Obs.)»
(Plötzliches Erwachen aas dem Schlafe) (ders* Obs. IS).
Sehr traunn>oUe Nachte (bei Mehr.)»
Es vergeht in der Nathl keine; Miante, die er nicht
träumend zubringt (lt.).
HYOKA, M. X. 14
Sie IräfMeH in der Naeht wehr Vielem und ßtMmigfid^
, tigen^ so dM$ sie sich des Mjorgene tmht dasrmuf^sM ke-
sifmen wissen.
Schaader über den behaarten Kopf, die ÜMire 4fi»tekeA
ihm wie za Berg« (B.)*
Im Fftrien Schauder aber den Haarkopf und die miteni
Extremitäten mit lähmij^em Kehen im reebteli Obwr-'
whtmkel.
(Schauder aber den Racken, und Zfthneklappern) (Go»
MEz^ Obs. 12).
Schaader, die linke Seite heraaf.
Schaddw ilber dh» linke Hüfte Md 4etk Unterteilt her-
auf, mit linkseitigem Stirnkopfischmerte.
Leichte Stef^eranj^ der Wlirtfie bei freqaeiiteitt^ btotem
Pulse (KiiAJCEK, a. a. 0. pg. 89).
Vermehrte Wärme, ge8teij|;«frter Pol» (der», sk. ^ #.
pg. 28).
Drang des Blutes zu den ebern Theileii: Ko|>f und
Brust (ders. a. a. 0. ebenda).
TrockeM Hit!fce über den ganzen K-örper.
Abends, da er ins Bett etie^, entstand ober den |^an-
zen Körper Glühhitze ^ bei Dürre nnd Tr^okeMteit
der Zunge, ohne Durst.
Vorzüglich Hitze übel* die Unterschenkel^ sie enisnte
sie ausser dem Bptte halten (C).
Sie verträgt keine Wärme', verlangt nach Kable ^»^
Abendiä (dies.).
Schauder und Frost erscheinen gewAbnlioh VormfttM^s,
die Hitze Abends.
Schweiss bei geringster Bewegung«
Arbeittichene, bei K^pfschwere (Khajc««, a: a. O«)-
Grosse EmpSndtiehheil.
Leicht aufzuregMdes Gemütfa.
3&ernindthijö^) nrtet in deleidignageU' ans.
Trübe, melancholisebe GemüthssIkMllin^.
MiedergeMblagMMieit ,
Hypochondrische Bedenklichkeit»
Oriffktaiaöhandimisten. XtÜ
BtLUg za Kritteleien; Tadelsaeht.
<IIy{»echondrie) (Gobibz, Obs. 6).
CHabituelle Melancholie) (ders. Obs. 2).
Erkräfiigung und Erhiinng des Geümüthesj GelasifM^
heit und Ausdauer (B.)* *)
2) Verständigung. **) /
Nicht eine gehässige Antikritik, za der icb kein«
Veranlassung hätte, nur eine freandliche Verstündigimg
bezwecke ich hier, wenn ich mir über die. Beartheiionif
einer Schrift von mir in Nr 1 dieser Blütter (vom 18.
Febr d. J.) einijg^e berichtij^ende Bemerkung^en erlaube.
Solche Berichtigungen müssen einem Verf. um au mehr
frei stehen, wenn sie, wie hier, miss verstandene Stei*
len seiner Schrift betreffen; sollte auch er selbst dunch
allzugrosse Kürze oder durch ÜndeutUchkeit das Mk^
verständniss veranlasst haben.
In der folgenden Stelle z. B. beschuldigt mich äer
geehrte Hr. Kritiker „einiger Widerspruche.^^ leb muss
*) Da dies Yerzeichniss Symptome enthalt, welche an Gesunden
nnri an Kranken bemerkt wurden , so entspricht es eigentlich seinem
Zwecke nlditganz; in dem vorliegenden Falle wird der Mangel dadufteh
unerheblicher, dass es nurBand wurmkranke wareb. — DieArzneikränlc-
heiten der einzelnen Prürungs-Personea sollen nachfolgen , so Wie idk
sie erhalte ; ich habe den Um. Verf. darum ersucht. — Gr.
*^ Ich war eben im Begriff, das Manuscript dieses Aufsataes aft
die Redaeiion der „Allgemeinen kom5opathischen Zeitung/* für die
er gesohrieben ist, abzusenden, als mir ein Freund rieth, den Aufsats
in die Hygea aufnehmen mu lafeaen. Ich folgte diesem Räthe aus
dem Grunde gerne, weil ein Aufliacz dMsfer Art lüdiel- etwas vi^r-
liert, wenn er, wie ihn die Zeitaag geben nwss, fcerstfiokelt gelei^
wird. Ich werde daher der geehrten Redaction der Hyge* daokbnr
seyn, wenn sie diesen Aufsatz aufnimmt, den ich ihrigens gmie
m&rttieh ko laiiP, wie er ffir Mn Zeitung bestimmt war. Der Leaar
mi« sieh SB elnlgn Stellen Miiliei><erl6Mifaii in dftrZeftftiig» B.
14.
21S Originalabhandlungen.
die kurze Stelle hier ganz wiederliolen , da der Hr.
Ref. dieselbe zwar aucli initjjretheill hat, aber ohne die
Widersprüche selbst speciell nachzuweisen, indem nach
seiner Voraussetzung diese sich dem Leser von selbst
als solche darbieten.
„ Es war gleich Anfangs das Verderben der Homöo-
pathie, dass man sie als ein System betrachtete und
darstellte. Doch hat Hahnbmann selbst diesen Fehler
nicht begangen, obgleich er dazu durch das von ihm
aufgestellte System bei seinen Plachfolgern Veranlas-
sung gab. Denn Hahnemann selbst war conseqoent:
sein System war ihm nicht ein System der Homöopa-
thie, sondern der Heilkunde. Freilich war es ein Haupt-
fehler dieses Systems, dass Hahnemann ausser der
Homöopathie die übrigen Heilmethoden von der Wis-
senschaft ausgeschlossen wissen wollte. Aber gerade
dieser'' Fehler hätte seine Nachfolger, statt sie zu ei-
nem andern zu verleiten, zur Wahrheit führen sollen.
Als sie, den Fehler Hahnemann's verbessernd, die
Einheit seines Systems vernichteten, hätten sie be-
denken sollen, dass es überall nur ein wahres System
einer Wissenschaft geben könne, weil allemal nur ein
Grundsatz der höchste seyn kann. Statt dass sie
schwankend und zagend das neue System der Ho-
möopathie von seinen Fehlern reinigten und dem alten
Systeme der Allopathie das, was ihm Hahnemann mit
Unrecht entrissen zu haben schien, zurückgaben, hät-
ten sie die beiden, wesentlich mangelhaften Systeme
umstürzen, die Einheit der Heilkunde aussprechen und
frei und leicht den einen Bau der theoretischen Medi-
cin errichten sollen. Es ist nicht schwer, ein Gebfinde
aufzuführen, wenn das Material und mit dem Grund-
satze zugleich der Plan gegeben ist. Wir wollen an
der Hand der Geschichte diese Aufgabe zu lösen ver-
suchen.^^
Der Sinn dieser Stelle ist mit andern Worten der: die
Homöopathie, das Heilgesets similia similibns curantar.
OriginakManfikmjient MS*
ist kein System, da sonst aneb die All<ip4llfiey' dlus-
HeiljD^esetz contraria eontrarils eararrtar', eifir Syfsteni
seyn mtisste. Zwei Systeme einer WissesM^aff über,
die beide richtig seien , kann es nichl ^eben , da eih'
jedes C Wissenschaf tlicbe ) System eiiien böctiJsteii, aK'
les beherrschenden, Grundsatz voraiissetKtf, diese^
höchste Grundsatz aber natürlich imoier nfar einer seyti'
kann. Da sich also weder das Heil^set^. sitnilik sr-^
roilibns cnrantur, noch das Heil^esetz contraria contra^
riis cnrantar, noch irgend ein anderes, — ^^Mien dartoM,'
well es mehrere Heilgesetze gieht, za defni höfchlhrteti>
Grandsatze eines medicinischen Systemes ^alifiei(*t,
so müssen wir, um ein System der Medicto: zu con^'
struiren, einen andern höchsten Grandsatz aufsuchen ^
dem alle jene Grundsätze untergeordnet seien. «^^
Hahnbmann Hess sich nicht, wie seine Nachfolger, den
Fehler zu Schulden kommen, dass er zwei • oder meb»^
rere Systeme der Medicin annahm, deren Grenzen zu
bestimmen und deren gegenseitiger Werth abzuwigen
sei. Ihm war sein System nicht ein dem System dier
Allopathie gegenfiberstehendes System der Homöopa*^
thie, sondern das den andern Hchemsyetemen entge-«
gengesetzte wahre System der Heilkunst, >
Ich habe lange nachgedacht, welches wohl die
Worte in dieser Stelle seyn mögen, die dem -Hm. Ref.
als Widerspräche erscheinen; aber weder icb^ noch ei-
nige Freunde, die ich, weil der Verf. immer 4er
schlechteste Beurtheiler seiner Schrift ist, um ihr Ur .
theil bat, konnten errathen, weiche Worte faier vom
Hm. Ref. gemeint seien. Ich zweifle daher nicht, dass
die Stelle von demselben irgendwie missverstan-
den ist.
In Bezug auf eine gleich folgende Stelle sagt Hr«^
Ref.: 9, Wenn der Hr. Verf pg. S8 u. f. das ;,bisherige
System der Medicin als ein doppeltes^ n&mlich ei» rich-
tiges und anrichtiges ^S betrachtet und das richtige
„das der rrinen Naturbeobachtong^^ nennt, das sowohl
dui Eraekheiteii als dir Arzneimittel ^,aiir duMh Be»
obacbtong und Erfahninit (rennen gelehrt^ habe; weaa
er ferner von ihm rähait, das« es, ob^^letch €» nur ricb^
tiefen Eriienntniss der Krankheiten nicht blos dms ieib^»
liebe Aa^^e, sondern die jpinze geistige Sehkraft des
Arztes in Ansprach j^nommen, dabei doch alle Aa^
nahmen und BehaiiptQn|:eB verwerfen habe, dile^ Jenseits
des wissenschafilichen Beweises gelegenes ^^ atellt
er nns das Ideal einer Heilkunst, wenijpsteas einer
Erankbeitskunde auf, die doch wahrlich so w«hl nicht
existirt hat.^'
Aach diesem Urtbeil lie^ woht insofern ein Mias^
verständniss der betreffenden Stelle, za Grande, ata der
Hr. Ref. wahrscheinlich übersehen bat, was. icb gleich
im Folji^endea über das Gesagte binzogefäst haJhe^
nimlich die Worte: ^der Anhän/o:er dieses anvoUtkan«.
menen, doch einzi^r richtij^n Systeme« der Mediciii
Calsa der einzi j:en wahren,, wenn aochi immer ohomüeh^
tjji^en, Aerzte}, waren za jeder Zeit ver((Ieichan|B:swieisai
sehr wenige, zom Beweise, wie selten die Kelstea«^
freien Menschen sind, die die wahren Greasea des
Wissens erkennen/^
Ich nehme ja nicht, wie der Tadel des Hra BtaCe
voraoszosetzen scheint, eine fc^nze medicinisahei Schale
an, aaf die meine Schilderanii^ passen soU, -r- ein Jch
der weiss , dass es die nicht itAb, — sondern ich deote.
damit aaf einzelne grosse Aerzte hin, namentlich i|of
HiPPOKBATis and die nach ihm zu allen Seiten %%if^em
atandenen, aber dem befangenen ärztlichen Tipeiben ihu
rea Jahrhanderts stehenden Männer. Wen^ ick eine
skizzirte Geschichte der medicifl»sehen Systeme ve«
Hahmbiiann geben wollte, so dürfte ich, um gegen die
Vefgaogenheit nicht oagcrecht zu seyn, dif^v l^/Dssisn-
fldbaft und das Streben jener hervorragenden Geister
nioht nnerwähnt lassen.
, Weiter aaten sagt der Hr. Ref. : „dieaen sehtaan Tair
(das Siega der reformirtea Mediein) wähnt der Hn Verf.
aber alteannb. Nach Um vst 40ir p:9«89- (i^4lPil m^W
fast aHs^okäiDfift «M 4k 3a4Hi^ tt^ii f^finrniiv^ WUdiT^
CJa leacl^ im acbwstei) GUa^zn*. Ua, loj^cht^ ^ aii;t)
WQtil Yecht eraatlick geirrt |iahei|.^^
leb aetzte. aHmlicl^, «acbdam ieti vqq (kir 4^/.r<tef9 m
halTendaa S^i^xea j^^eafbrochraa hatt^« 4^ {^bU^vac; noeb
hiiviiii» ,,Iai 4abv lS9fr hat HA.ayw»ANy a^in^ ffrosM
Cnt4eeb,m)jS Aemacbt«. Warcia» wb?, w?an wie MPi Jabr
194Q lUMk füafziisjähriff^ Ga44chtaia«faal diaa^r Ei4.4c^
kuBx fekan ^ den Siagaabymnoa awUnuneq b^n^ai]}
Wi<e <tew aeya wird, verffessank ^ir b/?ii diffsef fei^c
«iobt^ Wie man wohl za <;bu« geacMiliea^ bl^, 4aie PaiiW
kaspflicht gageo HUwühaw. &imei Bmi ww s^a» dmi
i^ejc^nsw^rM vAia S^icfcaal ffc^arählt, vor 4em iKkr aUa
verebrand aaa baoffW* Sfollea wir a^ der Ka^hwalfl
äbarlaaaep, de» Sabäpfar 4er (leUkuM alsKeiaan 4^it
graaslen WaUtUMar 4e« mai^^ebliiriiefii Q^eacbl^abjta m
Man siehl hier laicht, 4a8a i^ 4iiQ sieh min darNa««
taivie «hihreaaahl wr diMroip wAhttaiy um daa- Fa^eode
dara^ sui toupfan) blUta aicb mk eiq^ andere %ah|, daa
Jahr tSM, darieebolep, am hit^e i^h, dpisß^ß geaetMt,«
wie aehai^ die* Warl^, mW^ 4em /laya.wvrd^S erkapn
Den lasseq» Wei^ JitaaitA aaab aUie 4enrtiffe ßeg^^
be^heit 4er iSaKanlt imf we^i/pe Jf abrät bestimait yar-
heraajpen: w/alleo?^ I»4aa6aa. geateb« icbj M9^Mh den
Sieg der jfoten Saebe» £ar «öbe^ balte^ aki waM; nia<i^h4
Andere; dafär bab^ ich diQ Ckän4e in «leioer ükbrifl^
an/raffeban» Werde, i'cA Recht hehiMlen, o4ec 4efiai?
nies wiarten, wii; am beaten atiU^ckweixend ab*.
Endlich bemerkt der Hr. Ref. tm ächhiwe: „-^ Nor
im Bewejae» der grösaera Wirkawikeit der baberfh
Ar74iaimi3Ghxingen , dje, Verf. unbedingt annimmt 91 er-
soheiQt ea* atwaa achwach ^^ o. a. w«
Dieaa Worte dea. Hmv R^f. beruben 2kwar nlabt- imf
eineü Niaa^eratiiadDias^ könnten 9i^t den Leaer leiiBbt
M eioap^ apkbaii. fdbran^ w dam Misaveratündajaar aU
tt9 Oi i§iHüftiMüiufhiHfiH,
vwtheidfire idi die irrijtre Aasidit einer dvreh die An-
aeinisehiui/t erlioMen Stärke der Wirkanit. Ua dem so
ttegegpen^ wähle ieii aos den Tersehiedeneii Stellen
meiner Sehrift, die mir liier so Crebot stilnden, die fei*
gende ans, nm sie dem Leser mitzot heilen t „Aas der
M5f(Iichkeit der onendlieh fortfresetsfen ArsDeimisehmi-
gen können wir, weniic^tens im All/remeinen, seiilien-
aen, daaa die Wirkoni^ der höheren Miaehonipeo weder
atirker, noeh aehwieher seyn wird, als die der niederen.
Denn wire sie stärker, so mOsste sie mit den fort^^e-
aetsten Hischnngen zu einer unendlichen Stärke an-
wachsen; wäre sie schwächer, so nässte sie in detf
hohem Hischonj^n bald ^ns verschwinden. Und
so möchte sich aoch die Sache tat Allgemeinen in, der
That verhalten, obgleich zwischen den niederen und den
höheren Miscbonii^n allerdings eine Verschiedenheit,
aber weniger in der Stärke (von beiderlei Gaben hat man
vollkommene Heilwirkangen beobachtet), als in der Art
der Wirknng stattzafinden scheint^^ o. s. w.
Welchen Sinn übrigens jene Worte des Hm Ref.
haben, daröber mag der Leser nach Belieben die be-
treffenden Stellen meiner Schrift, wo er Aofschloss fin-
den wird, nachleben. Es wfirde mich ZiO viele Worte
kosten, die Sache hier besprechen za wollem ' '
Nun sollte ich vielleicht, indem ich noch dem gätigen
Hrn. Ref. für die anerkennenden ond lobenden Stellen
seiner Kritik danke, von ihm und dem Leser Abschied
nehmen und diesen kleinen Aufsatz schliessen. Allein
ich kann dies nicht. Ich habe noch etwas Grosses anf
dem Herzen, das ich am besten hier ausspreche, und
wozu- mir, wie ich mit Zuversicht hoffe, die verehrte
Redaction dieses Blattes dessen Spalten öffnen wird.
Ich habe fär meine Schrift den Titel gewählt: „Ideen
zu einer erfolgreichen Taktik in dem grossen medici-
nischen Kampfe unserer Tage^^ Der Titel verspricht
viel, aber doch glaube ich in der Schrift noch weit mehr
gegeben zu haben. Neben den treffendsten Regeln der
Taktik glaube ich darin so/e^leieh ein vollkommen ge-
nd^ndes Sy$tem der Medicin anfipestellt ko haben und
bin stolz auf dessen ansschliessliebe Wahrheit, auf des-
sen Neuheit Aber bescheiden, ^ie es dem Stolee
geziemt, und gleich als briehte ich nichts Neues, legte
ich in kurzem, schlichtem Vortrage mein System der
Medicin dem ärztlichen Publicum vor. Von Andern wollte
ich hören, dass es mir gelungen sei, neue Wege mit
Erfolg zu betreten. Andere sollten mir sagen, dass
ich endlich das lange vergebens erhoffte eine, wahre
System der Heilkunde mit überzeugender Klarheit auf-
gestellt , dass ich mit sicherem Blicke die wirre Masse
unserer Kämpfer dem Feinde gegenüber zu einer selbst-
bewussten, siegreichen Schlachtreihe geordnet habe«
Wenigstens hoffte ich Erwähnung meines Strebens:
ich erwartete Widerlegung, wenn ich mich geirrt (qui
si non tenuit, magnis tamen excidit*ausis). Allein wie
bitter sah ich mich getäuscht! Ohne nur einiger maasseri
in die Sache einzugehen, ohne meine Ideen auch nur
anzudeuten, ohne zu untersuchen, ob in der Schrift
dem Versprechen des Titels Oenüge geleistet sei, oder
nicht, enthält die obige Beurtheilung meiner Schrift
Aber das Ganze meines Versuches, welcher der Haupt-
sache nach von pg« 89—43 enthalten ist, nichts als die
folgenden Worte:
„Was der Hr. Verf. non im Folgenden über die
Nutzlosigkeit der Bestrebungen seit Jahrhunderten,
eine wahre Heilkunst zu schaffen, und femer über den
gegenwärtigen glanzvollen Standpunkt der medicini«
sehen Wissenschaften sagt, wird wohl Jeder für wahr
anerkennen. Auch glaube ich gern, dass die alte
Schule ^ich des Grundsatzes contraria contrariis cu-
rentur gar nicht deutlich bewusst war. Denn der
Grundsatz ist ja auch gar nicht durchzufahren. Wie
wollte maQ es denn anfangen, von allen Krankheiten
den reinen Gegensatz darzustellen?^^
Diefe Worti^ aw d^mm üb^rdi««» der m/fkA uptomf Ik
lete l^^ger nichts s» pn^ben weis«, siiid -^ 4er ii^hrlfi
Hr. Bef. verzeihe vir ipiec dee Wor( deaUnwilleM. -r^^ WM
lUeiQ wepii: echlimgier, ela wenp kifih/ts igeMfrt wiif^
Und leider habe ieh ven aadem Bewrtheilerp nifJUt viel
Beaserea aa erwartea« Wie vir doreh ^i^ S^h^f^be«!
einea sehr hociur ßstelitea Aratea nur aUaq w^radieMIr
beb geworden ist., darf ich auch iß der Btj/ge^ keJPMl
aadera.^ ala einem solchen übergehenden Ur^beU ük€Uf
m^u^ 8obrift eptge/pexieehen, Weqa m^ aber W yfßi
dep Fretmden das SebliniBisie za TheJA vNrd^ n^f« ^*
nen. Aotor bege^iven ^iinp, -^ das SHUf^^lm^sm^. der
Kritik --^ w^s kowAea wir dann ^lesaeKe« jm dm
G^fi^rfi qQ4 Feiqdeo, den Verth^idjjja^eci^ der ^\\w M«^
dicrny ecMrartea? Wenn ieb daUer diw van. aiir fvf
si^geswerlh g^haltep^, mit l^^iebe. «pd Eleif^ aMafff^
arl^itetep, VeraqiMv wtt ip 4^r ujo^etl^er« Flnt^ 4eÄ
Tageaüteratpr onf;e|Mr«if( aatergeben ßß^bfiu w^Ue^ m
flitand ipiir, av» meinen SwecK m err«^hen, i^ai? dc^.
eipe Weg offen > — yam Hj^Wk^r ap 4aa Pi»Wicmp m
appeliiren. Obgleich ^ q|cM Mf de let., 4q^ d^ Ve;cf;,
selbst seiA Werl^ M%ew^9 »Q sehe |ch dQ^t ^^^fk
diep,. wie hier, einmal aosni^hms.wf^ ^ei^fe^^bt« d^ucim
qLfhti^ Up^börige^iv qnd 4i«9jelt|6. Ap/siifi;h^ glft^ci i^K
bei dem gütigen Leser voraussetzen, a^p ^prCep^. IfJtpi
habe ja noch nicht zuletzt'gesprochen.
Hier bot sich mir nun gleich Anfangs eiPe kleine
Schwierigkeit dar, die ich aber wohl als beseitigt be-
trachten darf. Da ich naturlich meinen Versuch hfer
nicht besprechen oder vertheidigen konnte, ohne rhit
dem Leser vorzulegen, die sehr gedrängte Darstellung
desselben aber, wie ich sie in der Schrift gegeben
habe, keinen einigermassen genügenden Auszug zn-
lässt, so war ich im Zweifel, ob ich, ohne unbeschei-
den zu seyn, die verehrliche Redaction dfeses Blattes
nm den vollständigen Abdruck jenes Theils meiner
Schrift ersuchen dürfe. Denn so stolz teb auch selbst
von meteer Arbeit and von dem aH^j^enieiBeii Interesse^
desaen sie werth sei, spreche ond denke, so weiss*
ich doch recht wohl, duss dies nur meiiie ^anz indi-^
vidneile lle'mung ist und dass ich bei jedem Ander»
die Möj|;licUeit der schlechthin ent/^e^nfi'esetfefen An-
sicht voraussetzen mnss. Jedoch schwand mir jener
Zweifel zum grössten Theile, ala ich erwoj^, dass ja
die Redaction meinen Verschlag, den Namen „Homöo-
pathie^^ in den „reformirte Heilkunde ^^ omznwandeln,
ihrer Aufmerksamkeit werth gefunden und ihre I^escir
zn dessen Prnfonfr anf^etdert hat. Denn da dieser
mein V^^orschlag^ aofs en^te mit meinem Versuche, mit
dem er steht und fdlltj^ zusammenhängt, und man piir
nicht Gerechtigkeit wiederfahren (ies$e, wenn qian den
Vorschlags prüfen wollte, ohne die Gründe, die ich da-
für anführe, angehört zu haben, das Dächerkaufen aber
eine Sache ist, die von den Heistep, \yo. möglieb,
gerne vermieden wird , aa darf ich w«hl voraassetze»,
dass die verehrl. Redaction in der Ueberzeugung, ihren
Lesern dadurch nicht za n]J88f;all[e9 , meiner Q(Ue i^ni,
den wörtlichen Abdrack meines YersMche« geirne. wiUU
fahren werde. Der hier wiederzage bende Theil meiner
Schrift, der sich gerade ^n die Worte der bereits oben
angeführten Stelle , „ wir sollen an der Hand der Ge-
schichte die Aufgäbe za losen versuchen^^, anscbliesst^
ist dieser.
„Das System der Allopajthie^ oder richtiger, das. bis-^
herige System der MedicMi war bekanntlich von jeber
ein dop|)teltes^ das man Ilm^z vielleicht a/n bebten als. das
richtige un4 das unrichtige trennend b.ezeichnen kann*.
Das richtige System war das der reinen Natorbeobr
achtUQg: es lehrte sowohl die Krflinliheitep als die Arz-
neimittel nur durch Beob^^chtung i^id Erfahriuag ken-
nen. Obgleich es zur richtigen EJckenn^piss der tl^rank-
heiten nicht Mos das leibliche Auge, sondern di.e gaw^.e
geistige Sehlfraft des Arztes in Anspruch nahm, so.
verwarf es dabei doch fttle Aniu^hiAen und Pehaupiui^-?
gen, die jenseits des wissenschaftlichen Beweises la-
en. Ebenso schöpfte es seine Kenntni^s der Ar^pnei-
rifte n«r 409 d?r Erfahrung, d, l «p^ 4^ fIi;geJlMi^n
t
mm Krankenbette. Dieses System war, wie wir
sehen, eben so aanf[:elhaft, als richtige; riehtiii: in Hin-
«irht auf die Krankheits-, man^relhaft in Hinsieht auf
4ie Arzneiaiitttfllehre. Denn far die Erkenntoiss der
Krank heilen werden wir nie einen höhern Grundsatx
ab den'der XaturbeobaehtanjC aufstellen können , weil
wir nie weiter als unsere Sinne reichen, in die Natur
and in die Natur der Krankheiten eindrinfi^en werden.
Doch diese Schranke der Naturlehre der Krankheiten
ist kein Manirel dieser Wissenschaft als solcher, da ja
allen Naturwissenschaften die sinnliche Beobachtan/t
als Princip eenuffen muss. Anders bei der Arzneimit-
tellehre. Hier konnte die ^eg^ebene Erfahrung? nicht
ji;enngen, weil sie keine wuseiuehaftliehe Brffahranfr
war, d. i. weil sie kein den Zufall beherrschendes
Princip, keine Re^el kannte, der die einzelnen Erschei-
nungen Eingereiht werden konnten. So wie die Krank-
beitslehre in ihrem Objecte, den Krankheiten des Men-
sehen, etwas Gegebenes besass, so bedurfte aoeh die
Arzneimittellehre, um den Namen einer Wissenschaft
SU verdienen, ein solches Object, oder, da ihr dies
ihrer Natur nach zu fehlen schien, mindestens einer för
die Beobachtung: gegebenen Reget, als Norm des Wis-
sens. ^) Man 9age nicht, dass die Arzneimittellehre
in dem Grundsatze der Allopathie: contraria conirarm
eurenlur^ eine solche Norm besass: denn die Allopa-
thie kannte diesen Grundsatz nicht, so weni^ als ir-
fend einen andern der Arzneiheilkonde, wie ans dem
eisenden genügend hervorgehen wird.
Der Anh&nger dieses unvollkommenen, doch einzig
richti/e;en Systemes der Medicio, also der einzig wahren,
wenn auch immer ohnmächtigen Aerzte, waren zu je-
der Zeit vergleichnngsweise sehr wenige, zum Be-
weise, wie selten die geistesfreien Menschen sind, die
die wahren Grenzen des Wissens erkennen. Denn
dieses sogenannte System der Medicin war, da dem
Gebäude die beste Hälfte fehlte, eigentlich kein Sy-
stem, es war nichts anderes, als das Bekenntniss,
dass die Heilkunde keine Wissenschaft, kein System
sei. Doch aber sollte, das fühlte man lebhaft, die für
das Wohl der Menschheit so wichtige Heilkunde eine
Wissenschaft, doch sollte die Kunst des Arztes eine
sichere seyn. Man strebte daher unermüdlich, die Heil-
kunde zur Wissenschaft zu erheben, ein Princip für
das Handeln des Arztes zu finden. Allein immer und
^ So war 4er Vortrag zu ftwaen, da eine Arzneimittellehre ohne
Anmelpruf uDs am 6e«anden Dicht sohleohthin undenkbar ist. 8.
Ohginaiübhandkm^en, tti
immer vergebens. Die ganx,» Gesciiiciite der JHedicio
bis auf Uaunemamn ist nur ein ;&asammenhanj^ender
Beweis von dem vergeblichen Ringtn des Geistes nacb
dem hohen Ziele. Man erreichte nicht und iionnte das
Ziel nicht erreichen, weil man, den eijjj^enen Stand-
punkt verkennend, den Weg nicht sah^ der zu ihm
luhrte. Denn statt vorwärts zu blicken, sah man zu-
rück; statt die fehlende Hälfte des Gebäudes zu er-
gänzen, suchte man künstelnd die andere zu erweitern.
Die wissenschaftliche Trennung der Krankheitslehre
von der Arzneimittellehre, eben wegen der ITnvollkom-
raenheit dieser letzteren, nicht klar erkennend, suchte
man in der Theorie jener, der gegebenen Wissenschaft
was man in der Praxis dieser, der neu zu schaffenden,
hatte suchen sollen. Alle jene mannigfaltigen älysteme
der Medicin, die wir unter dem Namen der unrichtigen
zusammengefasst haben, glaubten das Princip der Heil-
kunde in der Theorie der Krankheitslehre zu finden 9
und da diese, wie sie oben als die richtige bezeichnet
wurde, dieses Princip nicht enthielt und nicht enthalten
konnte, so schien für die Heilkunde eine andere, eine
umfassendere Theorie der Krankheitslehre Bedärfniss zu
seyn. Wenn wir, so glaubte man richtig zu schlies-
sen, das Wesen, die nächste Ursache der Krankheit
kennen, dann und nur dann werden wir die Ursache
zu heben, die Krankheit zu heilen vermögen. So nicht
bios negativ darin irrend, dass man die leere Stelle
neben dem unvollendeten Gebäude nicht sah, sondern
auch dieses selbst mit eingefügtem schlechten Material
verderbend, schuf . man kühn eine neue Theorie der
Krankheitslehre, in der man, unabhängig von der Na»
tur, das Wesen der Natur aufschioss, das Räthsel der
Krankheit lösHe. Natürlich führte die neue Theorie
nicht zu dem gewünschten Ziele, und konnte, auch
wenn jene Aufschlüsse in der Wahrheit begründet ge-
wesen wären, nicht zum Ziele fähren, weil sie eben
so wenig, als die reine Theorie der Krankheitslehre
die Mutet kennen lehrte, mit denen man heilte und
heilen wollte. Allein ohne diesen wesentlichen Irrthum
zu erkennen, wiederholte man alsbald denselben Ver-
such und dieses, ohne zu ermüden und ohne Misstraneo
in das Verfahren selbst zu setzen, so oft als sich der
vorhergegangene misslungen zeigte: so dass in der
langen Folge der Jahrhunderte, vom Entstehen der
Heilkunde an, eine unendliche Reihe von Theorieen der
Krankheitslehre oder sogenannter Systeme der Medicin
aufgestellt wurden, die alle ohne Ausnahme den Zweck
hatten und den Glauben hegten, in dem Wesen der
ffni^mwNRFflOTIWWliyCfl«
Krankheit selbst dss Mittel za ihrer HeiliiBS
kenoen. Wenn es in der nenem Zeit sebicn, «Is eh
■Mui diesen Wej^ der Systeme als einen Irrwcjt er^
Jienne, so war doeh diese Erkenntniss und der Fort-
•thritt, den die Wissenschaft dadurch machte, nnr
0Cheinfoar* Der Irrthdm verschwand nicht, er seigre
sich nar in einer andern Geslalt. Denn den eiwasig
richtifren We|; zum erstrebten Ziele fortwährend ver«>
kennend, gab man das Misslin^n der bisberix^eo Ver-
mache nicht den Systemen als solchen, d* u als Thee-
rieen der Krankheitslehre, sondern nur ihrer Kinsei*
SiKkeit schuld. Weit entfernt also, die anerwiesenen
Mehauptun/sfcn (Hypothesen) aber das Wesen der
Mrankheit aus der Wissenschaft za verbannen, ver-
vielfältigte man sie vielmehr. Statt dass sich die fro-
heren Systeme mit Aufschlüssen aber das Wesen der
Krankheiten insgesammt und überhaupt begnügt hatten,
brachte man nun die Krankheiten, in Gattungen ge-
sondert, in eine wissenschaftliche Ordnung, mit gros-
ser Gelehrsamkeit das erforschte Wesen einer jeden
Gattung darlegend. Dieser Ordnungen, der neuem so-
genannten Systeme der Medidn, gab es und giebt es
natürlich eben so viele und verschiedene, als es Ge-
lehrte giebt, die deren eines aufstellen wollen, and
ebenso verschieden sind natürlich die Aufschlösse, die
diese Männer über das Wesen der Krankheiten za,ge*
ben wissen, gleich als ob wir, um nicht die andern
Gründe gegen diese so klaren Irrthümer zu wiederho-
len, der Einheit entbehren könnten, um als Aerzte <ber
die überall mit sich selbst einige Natar zu gebieten!
Wenn wir so von dem lichten Standpunkt ans, aaf
dem wir zum Glück jetzt stehen, auf die mangelhaften
and irrigen Systeme der Medicin zurücksehen, so er-
geben sich uns die Grundsätze des einen, wahren Sv«
Siemes von selbst. Die in der Natur gegebenen Krank»
heiten durch Kunst zu heilen, ist der Siweck der Heil»
kande. Diesen Zweck können wir entweder ohne Arx*
neimittel erreichen (Diätetik), oder mit Arsneimittelu
(Arzneiheilkunde)« Da von den zahlreichen Arznei-
mitteln, die wir zur Heilung der Krankheiten gebraa«
chen, keines in seinen Kräften dem andern gleich int^
indem ein jedes eine andere Wirkung auf den Orga-
nismus äussert, so muss derArzt^ um gegen eine jede
der eben so zahlreichen und mannigfaltigen Kranheiten
das passende aaswählen zu können, alle diese Mittel
genau kennen« Za dieser Kenntniss können wir
nnr dnrch eine sorgfältige Prüftmg der Arzneien ge-
langen. Diese Prüfung Kann eine doppelte neyni wir
können die Kräfte der Arssneieo entweder 'bei ihrer
Anwendung im j^eMudeli eder im kranken Zagtnnd des
Körpers kennen lernen. Die Verbinden^ dieser beiden
Pränifi^^fsarten ist für den Zweck der Heilkunde we-
se«tlic4i nothw<etidig, da eine jede derselben für sieh
m\lein nicht genügen würde. Die Prüfung der Arzneien
«in gesunden Körper giebt uns nur die Nalnrlehre der
Ari^meiuirkMigen, gleich der Natariehre 4er Krank*
breiten ein ^blos tkeoretisehes Wissen, das uns den Grunde
saiK^ ^afelge dessen die bestimmte Wirkung einer
Arznei diese als das Heilmittel einer bestimmten Krank-
heit bezeichnet, nicht kennen lehrt, oder, bei mehreren
Grundsüteeu, aber die Anwendbarkeit e^nes jeden in
dem einaelnen Falle nichi entsehefdet Die Prüfung^en
der Arzneien blas am kranken K<örper hingegen wör«
den, wenn sie auch nicht gera#e, Wie in der Mediriü
vor Hahnkmann, einer Praxis elinfe Theorie gleichen
müssten, dach aus dem Grunde immer höchst mangel-
haft seyn, weil die Wirkungen des Arzneimittels vob
den Erscheinungen der Krankheit selbst nie scharf ge^
sondert und herausgefunden werden könnten, und so
)eine reine Arzneimittellehre undenkbar bliebe.
Die ^anze Mediciii CArzneiheilkunde) zerfällt sonach
in zwei Theile, einen theoretischen, der die Naturlehre
der Krankheiten Und die Naturlehre der Arzneikr&fte
umfasst, und einen praktischen, der die in jenem nie-
dergelegten beiderlei Kenntnisse zur Heilung der Krank-
heiten auf die beste Weise anwenden lehrt*
Dies sind die Grundzüge des Systems der Hedicin,
das sich mit Stolz das richtige nennt, und das zur
Schande für unsere Zeit einen so langen und heissen
Kampf um seine Anerkennung zu bestehen hat. Man
hat den gegenwärtigen Zustand der Medicin einen zer-
rissenen genannt. So lange und nur so lange wird
die^e Zerrissenheit währen, als es Aerzte giebt, die
die Wahrheit dieses Systems, d. i. die Grundzüge, aus
deren Folgesätzen ond Ergebnissen das System erbau!
ist, bestreiten. Denn nur für und gegen die Anerken-
nung dieser Grundzüge wird, woiil verstanden, zuletot
gekämpft, wenn auch die Parteien sich nicht immer
Ihrer Stellung in dem Kampfe klar bewusst sind. So-
tKald sich die Aerzte aber diesem Grundsteine des Ge-
bindes ^le Hände reichen werden, so werden sie, des
flaasfes und der 2wietraeht vergesaend, in Eintraobt
and Wetteifer das heilige Werk de« begonnenen Bauen
der Ynllendang und inmar grftsaem VervoltknaMUHMg
enlgmrafflhren«
tS4 OiriginakLöhinMungen.
Des Systems nächste Folges&tse, weit entfernt, die
überzeugende Klarheit der Grundzü^e vielleicht zu
traben, erhohen sie vielmehr. Einer dieser Sätze z. B.
lehrt die Krankheiten, zum Zweck der Wahl des Heil-
mittels, aufs strengste zu vereinzeln. Wenn dem Arzte
alter Schule gegen eine Krankheitsgattung, d. i. gegen
Krankheiten, denen dasselbe ursächliche Verhältniss
zum Grunde liegen soll, mehrere Arauieimittel za Ge-
bot stehen, welches Moment bestimmt in dem einacelnen
Falle seine Wahl unter diesen Mitteln? Ein anderer
Satz der neuen Wissenschaft gebietet, nie mehr als
ein Cd. i. ein als Einheit geprüftes) Mittel auf einmal
gegen eine Krankheit anzuwenden. Dieser Satz, ohne
den die wahre ärztliche Erfahrung nicht gedacht wer-
den kann, ist von so grossem Gewicht, dass er schon
für sich allein den morschen Thron der alten Schul-
weisheit zu zertrümmern fähig wäre*
Wenn nun so Alles für die Richtigkeit des neaen
Systems zu sprechen scheint, wie kommt es, dass das-
selbe nicht schon längst aufgestellt wurde, dass es
selbst jetzt, da es vor Augen liegt, so schwer
allgemeine Anerkennung findet ? Es konnte ohne
eine vorhergehende Entdeckung im Reiche der Na-
turerscheinungen schon durch reine Vernunftschlösse
i'a priori) als das richtige erkannt und anerkannt wer-
en; warum mussten also Jahrtausende des Irrens and
der Nacht dem Erscheinen des Tages vorhergehen?
Die Frage findet ihre Beantwortung in dem oben an-
gedeuteten , nicht blos unvollkommenen, sondern durch-
aus verdorbenen Zustand der bisherigen Medicin, ond
in der hoch angehäuften, todten Masse der Gelehrsam-
keit. In der ersten Zeit der aufblühenden, naturge-
mässeren Heilkunde hätte ein denkender Arzt wohl am
leichtesten den Weg zur Wahrheit finden und am sicher«
sten hoffen können, sie von seinen Zeitgenossen sofort
mit Beifall anerkannt zu sehen. Aber von der Last
der seit Jahrhunderten aufgehäuften und geheiligten,
meist falschen Gelehrsamkeit gebeugt, konnten selbst
denkende Aerzte sich nicht den freien Blick und das
unbefangene Urtiieil über ihre Wissenschaft bewahren,
dessen es zur Entdeckung des einen, alles beherr-
schenden Grundsatzes bedurfte. Nur ein Arzt, der aber
mehr als Arzt war, der grosse Albrecht von HALLan^
erkannte die. Wahrheit und sprach sie aus. Aber seine
Stimme, gleich einer Stimme in der Wüste, wurde
nicht gehört; wie man auch jetzt die laute Stimme der
Homöopathen nicht einmal hören will. Das Auge, an
allzulange Finsterniss gewöhnt, sträubt sich gegen 4mm
m
QriginaiabhmMungen. ttt
|jicht Man erzählt die auffallende Thatsaehe, dass,
als die französische Revolution die Kerker der Bastille
öffnete, und einige Alte, die den grössten Theii ihres
Lebens in der traurigen Dunkelheit zugebracht hatten,
ans Tageslicht geführt wurden, sie, die Helle nicht
ertragend, in die Nacht ihres Kerkers zurückgebracht
zu werden verlangten. Auch die Aerzte unserer Zeit
fühlen sich geblendet durch den anerwarteten Olans
der über der Wissenschaft aufgegangehen Sonne; sie
bedecken die Augen und wenden sich ab, auch weil
sie die Sonne nicht sehen wollen^ Sie schämen sich
des Geständnisses, dass sie bisher im Finstern lebten
und dass sie die Finsterniss für das Licht hielten/ Denn
man geht nicht zu weit, wie sich aus der obigen Dar-
stellung ergiebt , wenn man die neue Heilkunde der frä«
heren, wie den Tag der Nacht entgegenstellt. Zwar war
die bisherige Kunst in den Händen der besseren Aerzte
nicht ganz erfolglos, da man doch immer bei den befolg«-
ten Heilmethoden nach einem gewissen Grundsätze 9
nach dem Grundsatze contraria conirariis cureniur^
handelte, und da eine mehr als tausendjährige Erfah-
rung immer einige Resultate für die Medicin abwerfen
musste: allein diese Resultate waren nur wenige und
unsichere, weil man die Erfahrung nicht zu befragen
verstand. Und man konnte die Erfahrung darum nicht
befragen, man konnte den Grundsatz, nach dem man
handelte, darum nicht nützen, weil man den On^ndsat»
nicht kannte. Dies eben ist das Räthsel in dem Kampfe
der Wissenschaft, dessen Lösung die Wirren aus-
gleichen, die Parteien vereinigen muss. Mau kannte
wohl einen Grundsatz des Handelns, aber nicht als
solchen^ d. u man war sich des Grundsatzes nicht be-
w^usst. Man suchte den Krankheiten durch Arzneimittel
entgegen zu wirken, aber die Nothwendigkeit dieser
fiegemoirkung schien sich von selbst zu verstehen. So
vergass man, obgleich schon die Verschiedenheit der
befolgten, directen und indirecten, Heilmethoden auf die
Kenntniss der Heilmittel selbst deutlich hinwies, deren
Wirkung im Einzelnen zu erforschen und übersah zu-
gleich mit jenem Grundsatze in der That die Verschie^
denheit der Heilmittel. Sobald man, den verschiedenen
Krankheiten gegenüber, einen Unterschied unter den
Arzneien machte, so war es aufs höchste inconsequent ,
diesen Unterschied nicht zu berücksichtigen, ihn nicht
streng zu verfolgen, eine Inconseqnenz, aus der z. B*
nicht blos die lächerliche Missgeburt der Arzneige-
mische — die praktische Hälfte der bochgepriesenen
Rationalität — hervorgieng, sondern auch, weil die Ex-
mroBA, Bd.x. |{^
Ortgmalabhandkingen.
treme sich berühren, das merkwördiji: conseqnenfe
BROwN^sche System , die Krone oder die Bläthe der al-
ten Medicin, das, die qualitative Verschiedenheit der
Arzneien wje der Krankheiten leugnend, die Wissen-
schaft j(erade in der höchsten Unwissenschaftliehkeit
SU finden glaubte. Ihre Erklärung findet jene Inconse-
quen» darin, dass man, von Alters her gewohnt, in
den Krankheiten geh eimniss volle,' vom Arzte zu erfor-
schende Naturprocesse zu erblicken, den Arzneien, die
wir ja in den Uänclen zu haben schienen, ein weit ge-
ringeres Gewicht beilegte und so die wissenschaftliche
Ebenbtirtigkeit der Arzneimittellehre mit der Kraok-
beitslehre ganz übersah. Wenn man also, um aaf die
obige Behauptung zurückzukommen, der alten Schale
eitle Kunstausübung insofern nicht absprechen kann,
als Kunst ein Können bedeutet, so kann doch von
wahrer Kunst und von Wissenschaft nur allein mit
Rficksicht auf die reformirte Medicin die Rede seyn.
Erst diese hat nicht blos einen genügenderen Grund-
satz für das ärztliche Handeln, sondern mit einem
Grundsatz alle Grundsätze^ den Grundsatz überhaupt
aufgefunden; so wie ebenso gewiss die alte Schule,
wenn sie zum Bewusstseyn des Grundsatzes contraria
eontrariis cureniur gekommen wäre, mit diesem alle
übrigen aufgefunden hätte. — Auch äussere Grunde
bestätigen zum Ueberfluss die Bewusstlosigkeit des
ärztlichen Handelns \n der älteren Schule. Weit entfernt,
den Grundsatz contraria eontrariis curentur. wonach
man handelte, in Theorie und Lehre an die Spitze der
Kunst zu stellen, sprach man kaum von diesem Grand-
satze, wie man auch nicht von den einzelnen Heil-
methoden sprach oder an ihre nähere Erforschung
dachte. Wenn man einmal des Grundsatzes erwähnte,
so war es, (hört!) um seine Richtigkeit zu bezweifeln,
um ihn zu bestreiten, Paracelsvs erklärte sogar laut
diesen Grundsatz für falsch und setzte den Grundsat»
similia mnilibus curentiir an dessen Stelle. Allein da
auch er nicht den entscheidenden Punkt erkannte, so
hatte er damit nichts gewonnen, weil der eine Grund-
satz weder besser noch schlechter war als der andere,
so lange er den Arzt nicht znm Bewusstseyn seines
Handelns, zur Kenntniss der Arzneimittel führte.
Darum ist Hahnemann, der zuerst unter allen Aerzteo
den Weg zur richtigen Erforschung der Arzneikräfte
einschlug, mehr als der Entdecker der Homöopathie:
er ist der Schöpfer der Heilkunde. ^J Die reine Arz-
*) Der erste Paragraph des OrAaoons laatet, sehr bezeieboeatf^
f^Dea Arztes höchster und einziger Beruf ist, kranke Mensckea ge-
Originalabhandiunsen. Vtl
neimittellehre ist der Stern, der nicht Mos der HomOo-
pathie, der a//«it Heilmethoden voranleochtet. Welche
unter den verschiedenen Methoden überhaupt oder in
Einzelnen den Vorzujg: verdiene, ob die Hofflöopathie
oder die Isopathie, ob die Antipathie oder die AllOo-
pathie u. s. w. (Namen, deren keiner vor Hahnbhann
gehört wurde), dies kann nur die Erfahrung^ und wird
zum Theil erst die Zukunft lehren.' Es ist ein unend-
liches Feld, das vor uns aufgeschlossen liegt; wir ha-
ben darauf kaum die ersten Schritte gethan und kön*
nen nur ahnen, welche reiche Früchte des Segens dio
Nachwelt von Hahnemanm's grosser Entdeickung erndtea
wird.''
So weit die kurze Darstellung meines Versuchs, ein
allgemeiogöltiges System der Medicin aufztrstellen. Um
diesen Versuch weiter zu motiviren, zog ich es, der
grössern Anschaulichkeit wegen, als das passendste
vor, mit meiner Arbeit jRudere ähnliche Versuche za-
sammenznstelien, und unterwarf so die bekannten Ver«
suche Hufeland's und Werbkb's von meinem Stand-
punkt aus einer ausfuhrlichen, strengen und, wie Ich
hoffe, gerechten Kritik. Davon kann ich hier naturlieh
nichts wiedergeben. Ich muss mich hier darauf be-
schränken, — was jedoch mit dem Zweck überhaupt
fast zusammenfallt, — r meinen Versuch vorzugsweise
in Betreff meines fraglichen Vorschlags kurz zu erliu-
tern und zu begränden,
Dass die Medicin nach Hahnemann eine andere ist
und ewig bleiben wird, als die Medicin vor Hahne-
mann, bedarf wenigstens für die Leser dieses Blattes
keines Beweises mehr. Dass man daher versucht hat,
der neuen Medicin auch einen neuen Namen zu geben,
kann nur angemessen erscheinen, um so mehr, als es
nötbig ist, so lange es noch Anhänger der alten Me-
dicin giebt, diese von der neuen Schule zu unterschei-
den. Welcher Name aber ist für die neue Medicin
zu wählen? '
8und zu macheo, was man Heileo nennt^^ Hahnkmann verstand
sein Interesse schlecht, dass er seinen Buhm nur auf das HeUgeaels
•imiUa thmUhw cwrantur ateUte , auf ^nen Fnst* -r S.
15.
8t8 tM^aiabhandhmgen.
Wir können diese Frage erst dann genägend beant-
worten, wenn wir zuvor untersucht haben, worin sich
die neue Medicin vor der alten scharf und vor Allem
unterscheidet.
Indem beide, die alte und die neue Medicin, m ib-
rem Zwecke mit geringen Ausnahmen ungefähr diesel-
ben Arzneimittel anwenden, macht die neue Medicin
vorzugsweise, doch nicht ausschliesslich« von der spe-
ciilsehen Chomöopathiscben) Heilmethode Gebrauch, die
.auch der alten Medicin nicht fremd ist. Diese da/s^egen
bandelt *) grösstentheils , doch auch nicht ausschliess-
lich, nach dem Grundsatze contraria contrariis curen-
tur, den auch die neue Medicin bekanntlich nicht ver-
schmäht.. Darf man nun aber, wie bisher geschehen
ist , die, wenn auch vorzugr weise nach dem Grundsatze
similia similibus curentur handelnde, neue Medicin darum
die homöopathische oder specifische, und ebenso die
vorzugsweise nach dem Grundsatze contraria contrariis
enrentur handelnde alte Medicin, die allopathische nen-
nen? Keineswegs. Dass diese Benennungen nicht sy-
stematisch, also schon darum verwerflich sind, zeigt
uns schon die einfachste Logik. Jedoch auch andere^
positive Grande sprechen gegen diese und für eine
andere Benennung.
Hier musste ich nun sehr weitläufig werden, wenn
ich nicht voraussetzen dürfte, dass der Leser die ganze
obige Darstellung meines Versuchs mit Aufmerksamkeit
gelesen hat In dieser Voraussetzung aber bedarf ich
nur weniger Worte.
Schon ein fluchtiger Blick auf den Zustand der Me-
dicin vor Hahnemann zeigt klar, dass der Arzt der
alten Schule ohne leitenden Grundsatz handelte, d. u
ohne das Bewusstseyn, wie er denn seinen Zweck, die
Heilung, erreichen wolle. Welch ein ewig blindes Ja-
gen nach Systemen, d. i. nach Theorieen der Krank-
*) Schfii^ar wen\$BUwk B.
Origin€Uaöhandhinpen,
hcitslelire, obne ernstlich nach den Mitteln der Heiliin^
zu fragen! Kann dem Arzt ein Bewasstseyn seines
Handelns zugestanden werden, der es für möglich hSlt,
eine Krankheit gleichsam vermittelst der Kenntniss ih-
res ursächlichen Wesens zu heilen, die Mittel, d^ren
er sich nur so nebenbei bedient^ kaum seiner' Beaeh«*'
tung werth haltend? Nur im Traume schafft man Werke
ohne Werkzeug, ficht man Schlachten ohne Waff6n.
Denken wir uns das Ideal eines irztlichen Naturfei^-
schers; er blicke tief in die Natur, ja tiefer, als es
dem irrenden Menschen vergönnt ist, und er erkenne
das innerste^ wahre Wesen aller der unendlichen Krank-
heiten des Menschen, würde er nicht dennoch in der
Heilkunst nur ein Stümper bleiben, so lange er sich
nicht eine eben so gründliche Kenntniss der, den Krank-
heiten wie überhaupt, so besonders in der Mannigfal-
tigkeit treu entsprechenden Ar»neimrkungen erworben
hat? Die alten Aerzte entgegnen zwar: wir kennen
ja die Arzneimittel: wir prüfen sie zwar nicht am Ge-
sunden, aber wir prüfen sie und haben sie am Kran-
ken geprüft. Allein dieser Einwand ist eine Unwahr-
heit Die Medicin vor Hahnbbiann kannte — wohlver-
standen! — eben so wenig eine Prüfung der Arzneien
am Kranken, als eine Prüfung am Gesunden. Weit ent-
fernt, beim Darreichen der Arzneien an ihre Prüfung,
an die Beobachtungen ihrer Wirkungen zu denken,
hielt man diese Wirkungen, die sich nach den grossen
Arzneigaben natürlich oft genug zeigten, für Krank--
/leiY^erscheinungen , die man dann wieder mit neuen
Arzneimassen bestürmte. Daher die schmählichen Arz-
neisiechthnme, von denen man früher so wenig wusste
und die man erst in unserer Zeit, von der neuen
Schule belehrt, nothgedrungen anzuerkennen anfängt.
Mit einem Worte, die alte Schule dachte von jeher
eben so wenig an eine Beobachtung der Arznei Wir-
kungen am Kranken , als sie sich jetzt aus allen Kräf-
ten gegen eine solche Beobachtung am Gesunden sträubt»
280 QrigintUablumdhmgen,
Denn beide Arten der Beobacblan^ fallen ja in der Idee
{^ni^ammen« Wenn, nach der Definition, Arznei derje*
va^Q ätoff ist, der das Befinden des i^esanden Menschen
krankhaft zu verändern vermaj^, da nar ein solcher
aqch auf das Befinden des kranken Menschen wird ein-*
wirken können, so hätte die Idee der Arzneipröfun^,
wenn sie der alten Schule f:eta^t hätte^ durch die Pro-*
foni; am Kranken von selbst an die Prufjan;: am Ge-
s^^Mlen erinnern, und zu ihr als der ssuerst nöthii^en,
bififuhren müssen* Und hiesse es überhaupt die Arznei
am Kranken piiifen^ wenn man sie ihm nur in wechseln-
den Vieljcemischen reicht? Wenn die alte Medicin seit
einiger Zeit an£fefan/°^en hat^ ihren Recepten eine ein-
fachere Form zu geben , so verdankt sie nur Habübmahn
diesen Fortschritt zur besseren Erkenntniss« Man könnte
ferner darin einen Beweis für das Selbstbewusstseyn des
Arztlichen Handelns in der alten Medicin zu finden glau-
ben, dass man den Grundsatz contraria contrariis euren-
tor als den ihrigen für sie in Anspruch nimmt. Aber auch
darin würde man sich täuschen« Der Grundsatz contraria
contrariis curentur hat einen doppelten Sinn , einen wet-
tern und einen engern. Im weitern Sinn bezeichnet die-
ser Grundsatz im Allgemeinen das Enigegemoirken des
Arztes oder des Mittels gegen den Angriff der Krank-
keit In diesem Sinn ist der Grundsatz nur dem mög-
lichen Grundsatz, die Krankheit zu begünstigen oder zu
befordern, entgegengesetzt, nicht aber den übrigen
Heilmethoden,, die er vielmehr alle, auch den Grundsatz
similia similibus curentur, unter sich begreift. Darum
versteht sich der Grundsatz contraria contrariis curentur
in diesem Sinn von selbst, ist als solcher ohne Werth,
und kann der alten Medicin, die nur ihn allein kanntCj
eben so wenig zum leitenden Grundsatze für das ärzt-
liche Handeln dienen, als er sie irgend von der neuen
Schule unterscheiden könnte. Im engern Sinn dagegen
bezeichnet der Grundsatz contraria contrariis curentor
das antipathische Heilverfahren und steht eben als
Originalabhandlungen. 281
solches allen übrigen Heilmethoden entgegen. Der
Grundsatz in diesem Sinne hätte der alten Schale ^
wenn sie ihn gekannt hätte, nicht blos als leitender
Grundsatz für ihr Handeln dienen können, er hätte aacb^
im Augenblick seines Erkennens, gerade wie der Grund-
satz similia simiiibus curentur^ die nun durch Hahns«
MANN veranlasste allgemeine Reform zur Folge babeil
müssen. Denn theils hätte das Erkennen dieses Grund-
satzes nothwendig an und für sich zum Erkennen aller
andern Heilgesetze geführt, theils hätte jenes Erken-
nen, wie beim Grundsatze similia simiiibus curentur,
unmittelbar eine Naturlehre der Arzneiwirkungen ins
Leben rufen müssen. Wenn wir gegen eine Krankheit
ein ihr entgegengesetztes Arzneimittel anwenden wol-
len, so müssen wir dieses aus dem mannigfaltigen
Arzneischatze der Natur auszuwählen verstehen ond ,
also alle Arzneimittel genau kennen, d. i, eine Natur-
lehre der Arzneiwirkungen, oder eine Reinarzneimit-
tellehre besitzen. Eine solche Arzneimittellehre aber^
eine Lehre ^ welche die Arznei Wirkungen den Krank-
heitserscheinungen in Schule und Leben als vollkom^*
men ebenbürtig an die Seite stellt, hatte — und 6e-
durfte auch freilich — die alte Schule nicht. Die Aerzte
dieser Schule heilten ja die Krankheiten duixh ihr tief-
sinniges Raisonniren über deren geheimes Wesen: an
die Arznei, eine Nebensache, dachte man dabei sn-
letzt. In Heidelberg wird die materia raedica nicht von
einem Professor der Medicin vorgetragen, sondern Pro-
fessoren der Chemie und der Botanik lesen materiä
medica, und welche materia medica! die materia med ica
der alten Medicin , eine materia medica, die kaum eine
Spur von wahrer Wissenschaft oder Naturlehre enthält
und deren stehender Typus ist : der nnd der Arzt em-
pfiehlt das und das Mittel gegen die und die Krank-
heit. Wer mag auftreten und die Behauptung bestrei-
ten, dass die Praxis der alten Medicin eine Praxis ohne
Theorie war?
t8S Ori^maiabkandlungen.
Aus dem Gesagten j^eht nan klar hervor, dass der
Uoterschied zwischen der alten und der neuen Medicin
•kbt in der Verschiedenheit der befolj^ten Heilmethoden
besteht Die Aerzte beider Schulen machen von aUen
Heilmethoden, von der antipathischen, von der hetero-
pathischen, von der homöopathischen oder specifischen,
Gebrauch; aber wahrend der Arzt alter Schule aus
Mangel an Arzneikenntniss jene Heilmethoden erfoljj^-
reich nicht anzuwenden versteht, und in dem Geffible
seiner künstlerischen Schwache die WissenschafI in
neuen Theorieen der Krankheitslehre, auf einem Irr-
we;2:e, erst suclU^ besitzt der Arzt der neuen Scholein
aei/ner Arzneimittelkenutniss und dem Selbstbewosst«*
aeyn seines Handels län/°fist das, was er zu einer er-
foi^B^eichen, rationell -empirischen Kunstausübung^ , be-
darf« *^ Mit einem Worte, der Unterschied der beiden
*) Diese Wahrheit, um die sich meine ganze Deduetion dreht, luüte
man recht fest. Ich will, damit ich hier nichts an der noihigen Aus-
fährlichkeit fehlen lasse, und nicht wie sonst, durch meine Liehh»-
berei — die möglichste Kurze der Darstellung — mir selbst aehade,
noch einige erläuternde, doch unter sich nicht verbundene Sfitze, bei-
lägen,— In dem ohen mitgetheilten Versuch, ein allgemelHes 8j-
•tem der Medicin aufzustellen, hahe ich die Worte Homöopathie und
Allopathie nur einmal gebraucht, und dies, um zu sagen, dass man
ihrer in dem System als solchem nicht bedarf. — Da nicht bloa der
Grundsatz similia similibus eurentur, sondern anch der Grandsatz
cottträrla contrariis eurentur erst durch die Reform den Aerzten zum
Bewusstsejn kam , so ist Uaunkmamn nicht blos der Schöpfer de«
^ homöopathischen , er ist ebenso der Schöpfer des rationellen antipa*
thiachen und heteropathischen Heilverfahrens. (Auch die rutioneUe
Anwendung einer Purganz z. Bi beruht darauf^ dass der Arzt, um
die purgirende Arznei auszuwählen, auch ihre andern Wirkungen
kenne.) Die Wahrheit dieses Satzes wird weder durch das Str&u-
bea und Nasenriimpfen der Männer von der Perrucke^ noch durch —
Habnbmann's Protestation umgestossen werden. — Dass die alte
Schule nicht den Grundsatz contraria contrariis eurentur, sondern
keinen Grundsatz des ärztlichen Handelns kannte, diese Thatsache
lös^t auch das Bäthsel des hartnäckigen Widerspruchs^ welchen der
Grundsatz similia similibus eurentur, den doch die alte Schule in
manchen Fällen anerkennt, von ihr erfährt. Die alte Schule beatreitel
Originaiabhandlungm. (88
Schnlen besteht in nichts anderem, als in der Sonne
des Lichts, die endlich ober der bewusstlosen ^acht
der alten Medicin aufging und sie in den hellen Taj^
der neuen Wissenschaft umgewandelt hat.
I
den Grundsatz similia similibns curentur, wie sie den rathneUen
Grtindsatas contraria contrariia curentur, d. i. den Grundsatz, in wie-'
fern er die Prüfung der Arzneien voraussetzt, bestreitet. — Also
nicht das iiomöopathische (speelfische), nnd das allopathische (antlpa-
thische und heteropathische) Heilverfahren sind die beiden reindiiehea
Elemente, die das Feuer des grossen medicinischen Kampfes unter-
halten, sondern diese Elemente sind schlechthin keine andern, als auf
der einen Seite die Prüfung der Arzneien, anf der andern die Pseudo-
rationalität mit ihrer Causalcur. Diese beiden, sich wie Tag und
Nacht gegenseitig ausschüessenden Momente sind es, die in dem
Kampfe auf Leben und Tod um den Sieg ringen. Jedoch wie nur der
Mangel des Grundsatzes der Arzneiprufung den Irrthum der Pseudo-
ratlonalitat herbeiführen konnte, bo wird mit der Anerkennung jenen
Grundsatzes auch dieser irrthum verschwinden. Ueberall^ wo die
Arzneiprüfung praktischen Boden gewinnt, verschwindet das alte
Luftgebäude d^ Causalcur von selbst. Auch die Pathologie, die la
der alten Schule, eben jenes Irrthums wegen, sehr fibel bcrathea war,
darf in der reformirten Medicin einer bessern Pflege und e^er.sohfi-p
nern Zukunft entgegensehen. — Für das System einer Wissensekaf I
muss nicht nur die Einheit, sondern auch die Nothwendigkeit spre-
chen. Hätte Hahnbmann zufällig von andeirer Seite her, als es ge-
schah, die wahre Wissenschaft mit seinem Forscherauge erkannt,
hätte er z. B. einen der Folgesätze des wahren Systems, etwa dea
Grundsatz der einfachen Arzneianwendung als solchen erkannt nnd
durchgeführt, so hätte er damit schlechthin ebendieselbe Reform der
Medicin ins Leben gerufen, wie die, welche ihn jetzt ihren Schöpfer
nennt, Oder hätte er zu anderer Zeit, oder mit ganz verschiedenar-
tiger Gelehrsamkeit ausgerüstet, irgendwie die verborgene Wahrheit
an^s Licht gezogen, so wären die \Techsel fälle des Kampfes der Neue-
rung vielleicht völlig andere gewesen, aber das System selbst wäre
nolhwendig durchaus dasselbe geworden, das es jetzt seyn wird, wenn
es fertig aufgerichtet dasteht. Darum dürfen wir AUe, diewirdureh
Wort oder That die neue Wissenschaft zu fordern glauben, uns niohl
mit Uahnkmann vergleichen. Der Entdecker isterolMi, was aber
ein Jeder von uns thut, würde auch ohne uns von Andern gethan wer-
den; er aUein hat uns dea Weg gezeigt, wir AUe ebnen aar die
Strasse. S.
184 Ori§inalabhandiunsen^
ÜAruin dfirfen wir aber die neoe Medicin weder die
hoiodopathiscbe, noch die specifiscbe, noch mit eiaem
übnlichen^ von den Heilmethoden hergenommenen Na-*
men, wir müssen sie fnii einem allgemeinen Namen die
zum Bessern umgestaltete oder reformirte Medicin nen-
nen. Und dieser Name ist und soll nicht ein blosser
Parteiname seya Auch in bessern Zeiten, wenn längest
die noch lebenden Anhänger der alten Medicin aasge-
storben sind, mag der Ar/A gerne seine Wissenschaft —
in dankbarem Andenken an ihre Befreiung aus zwei-
tansendjährigen Banden des Wahnes und der Nacht —
die reformirte nennen.
So viel genüge einstweilen über den der neuen Me-
dicin zu gebenden Namen« Die Sache ist damit kei-
neswegs erschöpft, und über Manches wollte ich mich
absichtlieh nicht verbreiten. So ist es z. B. zwar aus-
gemacht, da'ss der Name Homöopathie zu verwerfen
ist, ist aber darum schon der Name reformirte Heil-
kunde *3 der passendste, den wir an seine Stelle setzen
können'^ Wenn auch ich keinen passenderen fand, so
kann ein Anderer leicht glücklicher seyn. Freilich
kommt hierbei gar manches in Erwägung; aber ich
suspendire, wie gesagt, absichtlich mein Urthcil. Wenn
auch Andere gesprochen haben, so gönnt mir wohl die
geehrte Redaclion vor dem Schlüsse der Verhandlungen
nMh einmal das Wort, um zu sagen, was ich dann
besser, als dies hier bevorwortend geschehen konnte,
werde sagen kennen.
Zum Schlüsse noch ein Wort über die Wichtigkeit
der ganzen hier besprochenen Sache. Es giebt ohne
Zweifel Aerzte, welche die Ansicht äussern werden ,
dass die Construirung eines Systems der Medicin lange
nicht die wichtige Sache sei, für die man sie ausgeben
wolle. Die Praxis, der Zweck der Theorie, gewinne
*) Was ist forner für ein Unterachied EWisohea reformirter Heil«
k uade , reformirter HeUkaosI und reformirter Medicin ? S.
Originaktbhandiunsefu tt&
wenij; oder nichts darch dieses Systematisiren ^ und
sich vollends über den blossen NameQ einer Sache %u
streiten^ sei höchst überflässi^ und thöricht Allein wi«
oberflächlich ist diese Ansicht! Wenn bekanntlich oft
die beste Sache durch eine schlechte Proeessführuni;
in ihrem Rechte verkürzt wird, so ist davon die Sache
der reformirten Medicin j^ewiss ein recht auffallendes
Beispiel. Uahnemann , der j^rosse Arzt , war nichta
desto weniger ein schlechter Advocat Statt seine sura
Siege geschaffene Sache in Eins zu fassen, und die
Gegner mit ihrer Antwort auf ja oder nein zu steU
len,*) gab er uns in seinem Organon, in dem er seine
Krifte, statt sie zu concentriren, zersplitterte, das Mu-
ster einer schlechten Parteischrift* Es war den Geg-
nern eine Freude, sich gegen aUesen Angriff zu ver«
theidigen. Eine Schaar kleiner Geister wollte an dem
grossen Mann zum Bitter werden, und antwortete auf
seinen verfehlten Angriff mit noch weit übleren Ver-
theidigungsreden, auf seine für sich sprechende gute
Sache aber mit Stillschweigen. Hellere Köpfe erkarni«*
ten die Wahrheit in der Hülle, und nahmen sich ihrer
mit Wirme an; aber da die meisten eben so wenig
Taktiker waren, als Uahnemavn, so war die Hilfe, die
sie der bedrängten Sache der Beform leisteten, nur ge-
ring* Zwar erkannten und vermieden sie zum Theil die
Fehler Hahnemanm's, aber indem ein Jeder, ohne den
einzig richtigen Weg zum Ziele zu erkennen, wieder
seinen eigenen Irrweg gieng, brachten sie eine solche
Verwirrung in die Sache des guten Bechts, dass die
Gegner, die sich gegen alle die schlechten Angriffe
auch nur schlecht zu vertheidigen brauchten, gutes
Muths blieben , und, obgleich sie im Laufe der Zeit die
siegreiche Wahrheit als solche erkannt hatten, deren
Triumph doch weit über die nächsten Jahre hinausza-
*) Das Motto zu aeinem Venuohe ist: NqIUhs partls eaoe bob
licet. S.
tS6 OHginaiabhandlungen. «
schieben hofften. (Kein Wunder also, wenn neuerlich
Stimmen der Art gehört wurden, dass man die Hoff-
niing, ein allgemein giltiges System der Medicin zu
erbauen, aufgeben müsse, und andere, dass kein Gnde
des dermaligen grossen Kampfes in der Medicin abzu-
sehen sei.). Man betrachte z. B. — um das Gesagte
durch einige Beispiele zu erweisen — die Versuche
HiTFEi^ND^s und Werbeh's über „ Homöopathie ^ 9 und
. vergleiche besonders den einen Versuch mit dem an-
' dern* Wie weit liegen die Irrwege beider, s;leich
misslungener. Versuche ans einander! Wenn uns nicht
die Namen der Dinge in beiden Schriften belehrten^
könnte man zweifeln, ob der Gegenstand hierund dort
derselbe sei. Kaum dürfen wir es bei diesem extra-
vaganten Hernmtappen auf unserer Seite dem Feinde
noch verargen, wenn er, demselben System des Schwan-
kens folgend, nicht zu bewegen ist, auf seither Flucht End-
lich unsern Angriffen Rede zu stehen. Denn auch un-
sere neusten Versuche sind zum Theil um nichts besser,
als die früheren. Rau*s Organen der specif. Heilkunst
z. B. ist ein in theoretischer^oder systematischer Hin-
sicht ganz verfehltes Buch. Das Beste, was wir noch
in der Art besitzen, ist nach meinem Urtheil Grobs-
sblich's erster Sachsenspiegel ^) , eine Schrift, die ne-
gativ gehalten ist, und nicht mehr geben will, als sie
giebt. Hätten die Meisten , ihre Talente nicht verken«
nend oder verwechselnd (der beste Arzt kann ein
schlechter Systematiker seyn und umgekehrt), dem Bei-
Hpiele gefolgt, und sich mit diesem nicht unehrenvol-
len Standpunkte der Wissenschaft, dem Standpunkte
des Selbstbewusstseyns, genügen lassen, so hätten
sie, da alle über die negativen Sätze — die Sätze des
Sachsenspiegels — einig waren, wenigstens die Ein-
heit der Partei bewahrt; wenn gleich diese negative
*) Auch andere gute Schriften besitzen wir, z. B. des wackem
ScBBÖN^s „ Nacurhettprocesse und Heilmethoden/^ Aber überall nur
Material | kein Bau , auch in den besten Schriften und gerade da« B.
Originalabkandlungen. S87
Einheit fär den Erfolge des Kampfes kaum von gnrös«
serem Gewicht gewesen wäre, als die Zerrissenheit im
positiv Gegebenen 9 da sich seinem Wesen nach das
Negative nur zur Vertheidigung , nicht zum Angriff
eignet Denn nur ein positives Moment, nur das aaf-
zustellende eine, wahre, d. i. allgemein gültige, voa
allen Parteien nothwendig anzuerkennende System der
Hedicin kann und muss die Sache der Wahrheit, dem
Feinde gegenüber, wesentlich fördern. Man nenne,
durch den, bisher erfolglos geführten Kampf bewogen,
diese Hoffnung nicht eine eitle. In welchem Zustand
würden wir heute wohl die Medicin erblicken, wenn
Hahnemamn im Jahr 1810 statt seines Organen ^) das
von mir mitgetheilte System der Medicin (das ich für
jenes eine, wahre System halte) der Arzteswelt vor-
gelegt hätte? Und wenn diese Frage so zu beant-
worten ist, dass dann der grosse beklagenswerthe
Kampf entweder gar nicht entstanden, oder längst
entschieden wäre, warum sollte dieses System nichl
auch jetzt noch geeignet seyn , die gute Sache «um
Siege zu führen? Ich verkenjne keineswegs die nun^
sehr veränderte Lage der Dinge: ich weiss recht wohl^
welch grosses Hinderniss unserm Siege darin entge«
gentritt, dass die Gegner, nachdem sie sich einmal in
den Kampf eingelassen haben^ sich der Freiheit be-
raubt sehen, die ihnen nun längst gewordene bessere
Ueberzeugung offen zu bekennen. Aber diese mala
fides, diese Heuchelei der Gegner ist auch das Einzige^
was uns noch zu bekämpfen übrig ist, und gerade
gegen diese Heuchelei wird uns jenes positiv spre-
chende System der Medicin die mächtigsten Bundesge-
nossen zufuhren. Vor Allem wird durch jenes System
das heranwachsende Geschlecht der jungen Aerzte,
die Stütze der grössten Feinde der Reform, der Schul-
*) Wie viel hat nur allein der Name Homöopathie der Reform ge-
schadet! S.
Örtg^aXahhandlungen, ^
jl^Iebrten, ansern Fahnen gewonnen werden* Dass
bisher die medicinische Ju/s^end fast blindling^s der vor-
getragenen Weisheit ihrer Lehrer folgte, ist ihr kaam
KO verargen, da wir wissen, wie schwer es oft dem
gereiften Gelehrten fällt ^ tiber eine, zumal im Argvn
.Hegende Wissenschaft sich ein selbstständiges, unbe-
fangenes- Urtheii zu schaffen. Jedoch d«r Schüler ist
nur so lange der treue Bundesgenosse des Lehrers, als
er in diesem die höhere InteIHgenz erkennt und erken-
nen muss. Erhebt sich aber über die wirren Massen
des Wissens ein leuchtender, für jedes offene Auge
iiiclitbarer Stern, so wird vor Allem die für Wahrheit
glOhende Jugend den Stern freudig begrussen, ihn ih-
ren Lehrern fragend zeigen, und diese, wenn sie ihn
fächi zu sehen vorgeben, enttauscht verlassen. Was
hier von der medicinischen Jugend gesagt ist, gilt in
ftiinlicher Weise im Allgemeinen von dem gebildeten
nichtärztlichen Publicum. Ich mache mich anbeisehig,
in der Zahl der Worte nicht beschränkt, fast einem
Kinde das obige System der Medicin anschaulich zu
machen. Wenn man daher in gutgeschriebenen Auf-
sätzen die Sache der medicinischen Reform der /s^ebil-
deten Welt auf passendem Wege *) zugänglich machte,
*) In Zeitschriften und Literaturblättern, yor Allem wurde Mxs-
BSL, der 80 wacker für die Homöopathie gesprochen hat, eioem inte-
ressant gehaltenen Aufsatze über die reformirte Heilkunde sein Lite-»
raturblatt nicht Terschliessen. Auch in den Deputirtenkammem, In .
dosen der Streit über die neue Medicin bis zum Siege nicht ralMii
wird« wird es am Platze seyn, auf die neue Literatur der Reform und
auf deren AllgemeinverständUchkeit hinzuweisen* Besonders aber
werden die jährlichen Versammlungen deutscher Naturforscher und
Aerzte uoserm Zwecke entsprechen. Bekanntlich wurde in frühem
Versammlungen der Grundsatz der Arzneiprüfung als solcher aner-
kannt, und sogar einige Arzneipröfungea aufgegeben: denn man
wusste damals noch nicht, welcher Lehre man mit diesem Votum hul-
digte. Nun aber, in der vorjährigen Versammlung, da bereits den
altgläubigen Aerzten des Vereines über die G^efahr, in die sie sich
selbst, aus Mangel an Wachsamkeit gegen den tückischen Feind, bei-
nahe gestürzt hätten, die Angen aufgegangen waren, wurde, In
Or^flmüabhandkinfetL t{M
so würden dadurch die alted Aerzte endlich wohl auf
ihrer sehnöden Flacht zum 8tehen, za einer Antwort
gezwungen werden. Freilich aber kann dies Alles nar
unter der grossen Bedingung geschehen, dass. vorher
das fragliche System nach allseitiger strenger Prüfung
allgemein von der neuen Schule als wahr erkannt und
anerkannt worden ist Nur wenn alle Mitkämpfer laut
eine Stimme erheben, so wird dies die Stimme der
Wahrheit, und die Hoffnung auf schnellen Sieg eine
festbcgründete seyn. Darum aber bitte ich — denn ich
muss noch am Schlüsse von mir selbst reden — dringend
um Prüfung, um strenge und gründliche Prüfung mei-
nes Versuchs* Dem unpartheiischen, dem forschenden
Kritiker werde ich dankbar die Hand drücken, and
wenn er mir einen Becher mit Wermuth reichte«
Heidelberg den 31. März 1839.
GtlstaV SCHEVE.
flchimpflicher Inconsequenz mit den ft*uhereii Beficliluasen^ die Arznei*
pnlfuog durch ein allgemeines Veto streng verpönt. So wurde es
denn doppelt leicht seyn^ bei wiederholter Anregang dieser Sacho die
Bicht&rztlichea Mitglieder des Vereins, durch Vorträge und S<duifteia^
von dem guten Rechte der Reform zu überzeugen. Die kräftigste
Anregung der Sache aber darf von unserer Seite schon darum auf
keiner dieser Versammlungen unterbleiben, weil wir in den jedes-
maligen Stimmen der Aerzte einen ziemlich genauen Maassstab für
unsere Siegeshoffnnngen finden werden. So lange die itimmfuhres-
den Aerzte des Vereine« den Vorschlag der Arzneiprufung ent-
schieden verwerfen, so lange ist für den Sieg der Wahrheit keine
Hoffnung* Sobald aber jener Vorschlag stärkeren und stärkeren
Anhang gewinnt, und dadurch auch bei den heftigsten Gegnern
endlich die Lüge der Schaam weichen muss 5 so ist der grosse Tag
des Siegs erschienen. (Ein auf der Versammlung zu haltender Vor*
trag hätte vor Allem die zahlreichen Autoritäten aufzuzählen, die
unter den Anhängern der alten Schule selbst für die Arzneiprüfung
sprechen. Jedenfalls sollte sich unter den Anhängern der Reform ein
Verein bilden^ um diese wichtige Sache zu berathen und um gemein-
sam zu handeln J). S.
. MO (M9lnaiabkandikm$en.
3) Brief an Dr. 8cbröx.
Mein Freand!
Da hast /g:erechte Ursache, Dich fiber die Saumse-
ligkeit Deines, sonst gewiss nicht brief-faolen Frean-
des ZQ beklagen. Du masst aber meine Entschaldi-
gnng und was damit all zusammenhängt, schon hören.
„Unverhofft kommt oft^^ heisst ein Sprichwort und
dieses bildet die Einleitung meiner Entschuldigung.
Ich habe nämlich an 4 Wochen auf einer Reise nach
Wien zugebracht. Und das will ich Dir erzfihlen;
willst Du mich dann noch verdammen, so thu' es, nor
bitte ich Dich dann, mir erst dort in jenem schwarzen
Winkel Quartier zu machen, wo Du mich hin haben
willst.
Ja in Wien bin ich gewesen, — ganz extemporirt —
^ Zufall — wie Dir's beliebt; ein sonderbares Zusammen-
treffen jedenfalls. Am 20. Febr. schrieb ich Dr. 6»
ScHMio in Wien, dass ich um Weibnachten beim war-
men Ofen geträumt^ ich wolle diesen Sommer nach
Wien; nun aber sei es nichts, ich schenke aber dem
Schicksal diese Vereitluag meines Wunsches nicht,
ich käme schon noch einmal hin. — Der Brief war
noch nicht in Wien, als ich mich, am 24. Febr. Mit-
tags 1 Uhr, entschloss, dahin zu reisen; Abends nach
8 Uhr sass ich im Wagen und rollte meinem Briefe
Tag und Nacht als Satyre nach. ^)
Von Wien sollst Du also etwas hören, vom dortigen
Thun und Treiben unter unseres Gleichen, von dem,
tDOS und wen ich gesehen und nebenbei auc}i, me ich
gesehen ; mein sehr werthes Ich soll dabei auch nicht zu
kurz kommen, denn wenn es auch ganz wahr ist, dass,
„wer eine Reise thut, auch etwas erzählen kann^% so
ist doch eine Reisebescbreibung ohne eine reisende
^ Ich hatte von einem hohen Staatsbeamten die Aufforderung er*
halten, ihn nach Wien zu begleiten« —
Originaiaöhandkmgen. t41
Person nicht wohl denkbar und die Reise selbst ein
Dividiren der Objecto durch ein Sobject. — Ob Do
heute mit meiner Offenherzigkeit wirst zufrieden seyn?
ich mache wenigstens keine Geheimnisse und stmmt«
liehe dreizipflige und .halbmondförmige Klappen meines
Herzens lassen den Gedanken zollfreien Durchgang auf
dies Papier, welches, percutirt und auscultirt, nur das
Normalgeränsch freundschaftlicher Gesinnungen gegen
unsere Wiener Collegen und gegen Dich von sich ge*
ben wird.
An Wien hatte ich, seit meinem Aufenthalle im Jahr ISSO,
eine wahre Anhänglichkeit gewonnen; die Wiederholupg
der Dosis gehörte längst zu meinen Lieblingswänschen,
und nun, nachdem der Plan gemacht und aufgegeben
war, kam er so schnell und unverhofft zur raschesten
Ausführung! ich sah mich mit einem Male, ehe ich mich
recht fassen konnte, an das Ziel dieses lange geheg-
ten Wunsches versetzt und konnte mich in der schö-
nen Kaiserstadt fast 14 Tage herumtreiben — freilich
eine zu kurze Zeit, um all den ärztlichen Personen
und Machen, welche unser Einen fesseln, die entspre^
chende Zeit widmen zu können. Und dann ist ja Wien
nicht allein der Ort, wo man sich als Mediciner herum-
treibt ; er will auch sonst besehen seyn und seinen Tri-
but haben — und den wird ihm niemand verweigern«
Ich lobe mir das Land der „Backhändel^^ und d^r „Kai-
serschmarren ^S beneide aber auch niemande.n um das
Elysium der „Butterbemmen^^ und des Dünnbiers.^^
Seit 1832 im Sommer, als ich in Wien war, haben
sich die Sachen bedeutend verändert; mich von dem
Stande unserer Sache daselbst zu überzeugen, mich
mit den Aerzten persönlich bekannt und vertraut zu
machen, das eben war es, was den Wunsch, Wien zu
besuchen, so lebhaft in mir unterhielt. — Aber ich
will Dir keine kunstgerecht zugeschnittene Beschrei-
bung meiner Besuche bei A^ E, I, 0 und U schicken,
sondern Dir erzählen, wie es sich gerade ergiebt.
t4t OHfinitlabhändlungenä
Darum musst Da noiens volens Morgens 5 Uhr im
Schnee mit mir durch die Vorstadt Mariahilf hinein-
fahren, eine Stunde darauf beim ^^ Könige von Ungarn ^^
ia einem balbwarmen halbkalten Zimmer eine Tasse
EaiTee mit mir trinken und dann mir einen Plan maehea
helfen, wie ich da hinter dem heih'g^en Stephan ans
meinem Gasthofe heraus in der guten Stadt heramsu««
fcommea habe. —
Unterwegs, auf der Reise, hatte ich mir ausgesonnen,
ich wolle mit einem „ Lumpenstreiche ^^ in Wien debu-
tiren. Ich dachte mir es sehr drollig, mich bei Dr. G.
ScHMio als reisender Dr. Colophonium, Pix oder Succi-
MUM einzuführen, der auf den Fittigen des Hahneman«-
nismos von den Ufern der gelben Seine und des grü-
nen Rheines daherbrauset und im edlen Bekehrnng^s-
etför dem Dr. 6« Schmid den Rost gehörig herunter-
potzt. Nebenbei beabsichtigte dann Colophonium, Pix
loder SucoNUM, in geziemender Art, auf meine Person
2a donnern und zu wettern. Aber sei nun das gute
Bairische Bier, seien es die schlechteh Bairischen
Grundsuppenstrassen, dort Chausseen genannt, Ursac^he
gewesen — ich gab den lockern Einfall auf und sandte
ein Billet an Dr. 6. Schmid. *- Dass dieser mir am
nfichsten lag, bedarf keiner Versicherung. Er war der
Eirste, der aus Oestreich seine Ueberzeugung laut wer-
den Hess, so sehr sie ihm auch, wegen ihrer Verschieden-
heit von der der damaligen.Majorität, Ungelegenes brin-
gen konnte. Er sprach in Vielem auch meine Ueber-
zeugung aus; das zog mich zu ihm und desshalb schrieb
Tch ihm zuerst. Wir schlössen ein Bnndniss, ohne an«
zu kennen, wie einst auch wir beide, mein Freund; er
hat mich seitdem, nebst Dir und Andern, treulich un-
terstützt und sich mir als redlich gesinnter Arzt ge-
zeigt. — • Dass ich Dir also von Dr. G. Schmid mehr
sage, hat in dem Angeführten seinen Grund — von
den andern Coiiegen rede ich Dir desshalb gewiss nicht
«
weniger. — Ein ßchlimnes Zeugniss wirst Da meiaer
Gesinnung überhaupt nicht geben könnea
Ausserdem war es aber, um offen zu seyn, eine Ar(
von Eigennutz, dass jcb n^ich gerade jetzt an Dr<!
ScHMiD zuerst hielt, denn ich hoffte durch ihn mit den
übrigen Collegen bekannt zu werden und dachte, da ich an
einen Freund immer ein wenig freigebig bin mit klei-
nen Forderungen» dass er mir in Wien dberhaupt be-
hilflich seyn werde iq diesem und {n jenem.
Der Mercurius duicis des Gasthofes, welcher als ehrU-%
eher Hausknecht die Repräsentanten der Götter-Fluge)
in Gestalt eines Schurzes an sich trug, kam mit der
Antwort zurück, Schmid sei nicht zu Hause; bald aber
kam der selbst. — Von einem Freunde oder einem Ge-^
nossen, den ich persönlich nicht kenne, von einem
Schriftsteller, welcher über Gegenstünde redet, die
meine Wissenschaft näher berühren, maehe ich mir eia
Bild ; während ich von ihm lese, male ich an ihm berusi
and mache mir eine Fignr von ihm, welche, je nach
momentanen Eindrücken, je nach der gerade yorherf^
sehenden Stimmung, immer an einem Mangel des Obje^v.
tiven leiden muss. So entstehen dann falsche Bilder,,
nnd wohl uns, wenn wir nicht irger angeführt wer-r.
den, als dass wir einen abwesenden Freund irrtbü»^
lieh für langbeinig hielten. ^ So hatte ich mir, ieli
weiss nicht warum, unsern Hygeisten Schhuo al/i
einen Mann von langer Statur, imponirendem Aeua«
sern und ernster Miene gedacht« Da trat iiber ein
Mann von kaum mittlerer Statur und freundlichen Ge*
sichtszMgen herein, decerirt mit einer passablen Anlage
zu jenem Mondscheine, der in dem ersten Viertel
glänzt und. gegen den das Willer'sche Schweizer
Kräaleröl nicht mehr recht helfen will. So war ulso das
sei batgeschaffene Bild zusanunengefallen, wie up man-*
ehes andere, was ich mir von dem Aenssern luiderer
Collegen gemaeht iiatte. ^
16.
'VC
TW
t44
Hatte ich in Schmidts Bild ^irrt, so wir ahi ^•^
iniri so scheint es, eben so gegmngen^ kmk\ ^^^
sere Begrössuoj; vorbei war und wu ans dih ^^
in die Außen geschaut nun, — Du BflsHaB
hören, und mir ist so lustif dabei nin^s Uenikä
Mädchen, weiches, heute confirmirt, morgeaftl ^
dieungen der lor j:nettirendeii Fraek^^Welt aof dcik
empfänj^t — nun, da sagte er, ^,aber wie sind &i \
jung?*' — Darf man die Stunde aolchen Heikit
mit einem rothen Striche im Kalender anfcreiMJ
eine schh'mme Krilik mit schwarjser? Aber ich «li
nor auch gleich das Corrigens dazugeben ond INrgai[
hen, dass mir an demselben Morj^en^ wo ich für Jt
jung*' gehalten wurde, ein Wiener Vetler beim et
Rencontre die bittere Pille zu schlucken jpab ich li-
eben doch um ein Erkleckliches ülfer ^ewordni» ^^
1832.— Aber wie alles Unglück auch seine gute 8»
hat, so drehte ich mir mein Alter gleich znm Beil ~
nnd dachte, wenn du nun heute zu Dr. Attomtb kom^
so wird er, der doch um eine erfreuliche ephoKt^
protracta jünger ist, als du, dein schönes hon. Ab'
dir ansehen und dir den Filz visitiren, wie viel ffä
Haare er zählt. Aber Dr. Attomyr war fort von YFi.
nach Ungarn gezogen und der Lorbeer des hom. Gra
aenthumes schwand mit ihm von meinem Haupte. -
Kurz, Jugend und Alter waren durch diese ßrei^niaa
in gehöriges Gleichgewicht gebracht und ich dachte bd
der ganzen AiTaire mit Dr. G. Schmid an unser ersUi
persönliches Zusammentreffen , welches wir beide mok
Freund, zu Erlangen im Wallfisch hatten; wir schal-
ten uns auch einander erst prüfend ins Gesichf ^ ob «
denn — man muss gerecht seyn —jeder von uns wirk-
lich sei, der eine so entsetzlich schlechte Faust führe. —
Nun trieb ich mich denn recht froh in meinem alten
Wien herum, stattete dem ehrwürdigen Stephan mei-
nen Besuch ab und betrachtete mir den künstlichen
Holz-Bau an der Thurm- Spitze hinauf, welche vom
OH^inaiaöhandlungen. tdft
der Zeit um einige Schuh voo der Geradheit ab-
\gt worden ist. Da fiel mir denn gleich aneh d^r^
rm in der medic. Metropole Babylon ein, welcher
lauter reparirenden Baumeistern immer krummer
Id, dass er längst dasteht wie der hängende Thuna
i Pisa. —
Spüfer sah ich bei Dr. 6. Schmid den neu eingelre*
len Mitarbeiter Dr. Cl. Hampb, welcher an Bearbei«
. lg der patholog. Anatomie vorzugliehe Neigung fin«
t* — Dieser Arzt war gegen mich sehr zuvorkom*
bnd und für seine Gefälligkeit werde ich ihm immer
^kbar seyn. Er hat mich fleissig herumgeführt und
\nn er Dir einst in Wien Mentor seyn sollte, wirst
"tu gewiss nicht übel fahren. — Für die pathologische
knatomie suchte er mein besonderes Interesse zu er*
^irecken und ich gestehe auch gerne, dass ich, seitdem
/!ch in Wien war, von diesem Zweig unserer Wissen-
"^^ehaft Grösseres erwarte, als seither. Wie so oft Ex-
^^reroe isich bekämpfen, so auch ist es mit der pathoio»
^^iscben Anatomie; die Einen halten sie für Alles In
^'^llem, die Andern reden viel von Krankheitsproducteii,
^ wissen nichts davon zu benutzen und verwerfen lieber
^ jB^leich den ganzen „ Plunder ^^ Nichts lächerlicher! —
* Sicher ist, dass die pathologische Anatomie auf vielen
^ Universitäten vernachlässigt wird ; die Sectionen anaiM»
' 3ehen, ist oft ein wahrer Jammer und die Leichen
dauern Einen ob des Gemetzels. Uebrigens ist die pa-
thologische Anatomie sehr geeignet. Einen demäthig
zu machen, denn das Betrachten der so oft enormen
organischen Zerstörungen bei relativ nicht bedeutenden
iusserlich sich kund gebenden Symptomen, und dann
das Vergleichen unserer armseligen Arzneimittelkennt«
niss mit diesen Zerstörungen muss Jeden, der nicht
allzu tief im ärztlichen Hochmuthe sitzt, in seinen An-
sprüchen auf die Macht unserer Kunst sehr herabstim«-
men. •^- Betrachten wir aber, was die neuere Diagno-
alik in der Erkennung dieser Störungen und Zerstö-
i^en ui den OrgAnea ond Systeiaai ipdeislet, vbiI
-wie die patiioloiciMhe Anatomie jetzt als Wiasenseliaft
iriaMeM, ea wirst Da mir auj^eben, daaa, gegem diese
lietdea ZweijBfe g^ehalten, die Praxis, wie diese letB^
tere eben äblieh wie sie |:elehrt und für die allein-
wahre Ausgegeben wird, eine furchtbare Satyre ist
•Brkennen wir die iirrossen Verdienste der patholog^i-
«eben Anatomie und der Diagnostik anch v6lli|!^ an^ so
•paist'doch ihre darauf ^setzte Therapie wie die Faost
«afis Ao/ce, und bei der Poblication und Empfehlang^ der
lietreffenden therapentisclien Procednren seilte man mei^
ken , die *lnteillfrenz der empfehlenden Herrn wäre am
Tage Forlitmculae '^ niehe nur Deinen Kaieader imeii,
mMa Fireand, — aaf die Welt gekommen, so serini^
ist sie. ' —
Wien hat an Hnu jProf. Dr. Rokitamski einen ans^e^
«eiehneten pathol. Anatomen; leider war es mir nieht
Telrj^ßant, seine Bekanntschaft zu machen. DagegtHi
erfreae roh mich der Bekanntschaft des Assistenten^
Hr». Dr. Kollcvscbka, eines in der patholo^rischen Ann-
lernte sehr bewanderten Arztes; er hält Course, wobei
MiMi ^radoirte Aerzte als Lernende sich einfinden; ich
erhielt von ihm die Erlaubnisse den Demonstrationen
beiwehben eu dürfen^ wofür ich ihm sehr vielen Dank
wietes. Zum Un;srläck war meine Zeit allzu jp^eniessen,
als :dass ich hätte bei den Sectionen öfter anwesend
aejrn können, aber ich habe doch manches Interessante
bei der Gelej^enheit j^esehen, so namentlidi die Bmoht'«*-
sche Krankheit. — Das allg^emeine Krankenhaus ist;
Mf die patfaol. Anatomie eine wahre Fundgrube^
4tnli bei der Menfce von Kranken (an 2600 Betten)
tommen natürlich jeden Tug bemerkensweirthe Sectio«^
neu vor, und wer pathol. Anatomie studiren will, kann
in Wien unter so kenntnissreichen Männern wie Hr.
Prof., Rokitamski und Hr. Dr. Kollbtschka Gelegenheit
xenug haben. Ausser Dr. Hampk bat auch Dr. Wunm,
dessen Anfsats in der Hyi^eA über PneeUionie Du gt^
OHgitmiaibhandluiifem. WO
lesen haben wirst, der pathoi. Anatomie besondere« As*
^enmerk zugewendet; beide Aerzte jfleicbfails der
Percussion und Aoseultation, worin Dr. Skoda aui Wien
der Meister ist. Von diesem wirst Da aoch schon bier«^
ber Gehöriges gelesen haben» Auch diesen Arzt habe
ich keanen gelernt und bedaure nur abermals, dass ieh
mein Ohr nicht in seine tüchtige Schule habe schicken
können« Percviivt haben wir aber — - in allem Ernste •—
mehrmals zusammen , und zwar in recht heiterer Geh-
aellschaft — -^ bei einem Glase Champagner. — Da
kannst es nachmachen und wirst dann gewiss finden,
dass ein CfaampagnerfGlas mit Wasser einen ganz an^
idern Ton von sich giebt als eins mit tächtig manssi-r
rendem Weine; der Unterschied ist viel grösser ala
zwischen dem Ger&usche, welches ein Sack tauber
Nüsse und der Schädel eines phantasirenden Arzneimit**
tellehre-Schreibers von sich giebt. Diese percotorisehen
Exercitien wurden mehrmals wiederholt, denn Du mnsst
mrissen, dass die Wiener Collegen von Dr. Gnoss er-
fahren hatten, ich trinke den Champagner sehr gerne*
Da erprobte sich denn die Wiener Gastfreiheit auf eine
eclatante Weise und ich kam aus dem grand mous^euw
gar nicht heraus. Ich zog von Mittagstisch zu Mit-«
tagstisch und von Abendtisch zu Abendtisch und mochte
an meine Karlsruher Sanitäts-Philisterei gar nicht mehr
denken, so sehr belmgte mir's unter den fröhlichen
Aeskulapen Wien^s. Ich glaube , selbst Hr. Dr.
Caspbr in Berlin, der auf uns doch gar nicht gut zn
sprechen ist, h&tte mit uns gelacht, und einige Witze
zum Beeten gegeben, wenn wir ihm bei einem solchen
Wiener Homöopathen «-souper wieder vorgelesen, was
er Possierliches über Katholicismu^, Protestantismus
und Homöopathie in seiner Wochenschrift (Januar 1839)
zusammengeschrieben hat. — Dass ein Preusse jetzt
über Protestantismus und Katholidsmus schreibt, das^
ist nicht zu verwundern, denn die Herren Erzbischöfe
iMchen Einem die HöUe heiss« *- Hast Du nicht Brit*
MB Orißinalabhandkingen.
schnbiobb's ^^Aev Freiherr von Sandaa oder die ge^
mischten Ehen^^ gelesen? Ich höre, ein Berliner Arzt
wolle 99 den Uoctor von Sandfeld oder die gemischten
Arsneien^^ schreiben.
Bei Dr. Marenzsller einen Besuch zu machen, ver-
libsiamte ich nicht, konnte diesen Arzt aber nicht zh
sehen bekommen. Er soll immer noch sehr beschäftigt
seyn, so dass er nur Abends spat zu sprechen ist«
Wahrscheinlich meint Hu Dr. Caspsr (in jenem oben
genannten, gar lustigen Aufsatze) , wenn er sagt, in
Wien habe sich nur ^n Hom. Ansehen (oder so etwas,
was wie „Geld^^ aussieht, denn darum handelt sich'«
ja doch am Ende des Liedes) zu- verschaffen gewosst,
irilemand anders als Dr. Maremzsllbr. Aber ich ver-
sichere Dich, dass, wenn denn doch einmal von „ An-
sehen ^^ die Rede ist, mit den Equipage- Pferden der
Wiener Collegen eine ganz statth'che Cavallerie her-
gestellt werden könnte, gar hinlänglich, einen faseln-
den Berliner in die Stultiz- Abtheilung der Charit^ z«
escortiren.
• Dr. V. LiCHTSNFELs, wcIcher lu Wien, unbestritten, ei-
nen bedeutenden Wirkungskreis hat, suchte ich eben-
falls wieder auf und bei ihm wie bei allen andern Col-
legen erfreute ich mich einer freundlichen Aufnahme. *—
Dass äberall von den Fragen der Zeit die Rede war,
^'ersteht sich von selbst; dass da Anziehung, dort Ab-
stossung in den Ideen stattfindet, liegt in dem Gange
der Dinge; ich habe aber doch unter allen Aerzten, Aih
ich dort sprach, nicht einen einzigen gefunden, der das
alte Wesen des Hahnemannismus, mit allem, was d^mai
nnd dVan ist, zurückgewünscht hätte. Von reinen and
unreinen Hom. habe ich nichts gehört; das Capitel ist
mit der Schwärze bedeckt, womit die russische Censnr
anstössige Artikel, selbst der preuss. Staatszeitnng^
unleserlich, ganz und durchaus unleserlich machte —
Dr. A. Schaut, in dessen Hause ich schon 1832 za«
vorkommend aufgenommen worden war, kam mir iü
Originaiabhandhmsfen. f49
Besuche zuvor; da ich in den ersten Tagen meines
diesmaligen Aufenthaltes mit andern Besuchen als ge-
rade bei Aerzten beschäftigt war und Dr. Schbiit meine
Ankunft erfahren hatte, so hatte ich ihm noch keinen
Besuch machen können. — Sein Entgegenkommen
freute mich um so mehr, als ich weiss, dass Scbmit
mit Haqnkmann in niSherer Beziehung steht. — Schmit
hat eine ausgedehnte Praxis, welcher er, seitdem er
als Leibarzt des Herzogs von Ludca die Pension ge*
nommen, mit Müsse vorsteht. — Von ihm erfuhr ich
denn des Apostel Attomyb Schicksale, welcher nun in
Lucca^schen Passivdiensten steht und in Ungarn die
Pension des Herzogs verzehrt.
Dr. Löwe war auch noch eine Bekanntschaft von 188f
her. — So viel ich mir auch Muhe gegeben hatte, vor
7 Jahren Hrn. Domprediger Dr. Veft zu sehen, so we-
nig war es mir, da er stets vielfältig beschäftigt ist,
geglückt; diesmal sah ich ihn aber zuerst auf der Kan-
zel bei St. Stephan, wo er die von allen Ständen sehr
besuchten Fastenpredigten hält. — In der Sakristei
hatte ich, nach beendeter Predigt, das VergnSgen, ihm
von Dr» 6. Schmid vorgestellt zu werden und sah ihn
dann noch einige Male auf länger: — ein äberaus le-
bendiger Mann, voll Geist; seine satyrische Ader ist,
Du magst es glauben, gewiss eine Pulsader und keine
Vena cava. Dabei eine Kenntoiss von Allem, was da
und dort auf der Erde geschieht und geschah, ein Re-
pertorium, so gut als nur je in einer Bibliothek ge-
standen und wie es 20 Berliner Analekten-, Vademe-
cum-, Sammlungs- und sonstige Schreiber nie zusam-
menbringen. £r prakticirt, wozu er als graduirter und
licenzirter Arzt berechtigt ist, und wird von Kranken
gar sehr aufgesucht. — Auch seinen Bruder, den
Professor an der Thierarzneiscbole, sah ich mehrmals;
ein Mann, in seinem Fache sehr angesehen und ala
liom. Arzt sehr gesucht Das von ihm herausgege-
bene, von seinem Bruder, dem Domprediger, ehemals
•fiO Otißinaiaökimdhmsim.
Director der TUerarEiieiichale, verfasste Handbuch dtr
Vieterioärheilkonde I weiches aberall einen bedeuteDdea
Bof hat, komoit demnächst in 4. Auflage faeraos. Von
dem Prof. an der Thierarzneisehale ist in fL Aofl. mm
Handbuch der gesammten gerichtJicbett TbieraKaei-
fcnnde vorhanden.
Zu meinen Bekanntschaften gehörten die Hnt Lepk*
iiBR, M&NZ, Edler v. SchAfjbr and Wrjbcha, Aerzte,
welche ich 1832 nicht hatte kennen gelernt. Auch diese
Herrn haben eine ansehnliche, mitunter sehr starke
Praxis; der erstere ist jetzt färsti. Metternich'scher
Ar%t und unbestritten einer der ersten Geburtshelfer
Wien's, als solcher vielfach in Ansprach genommen
«nd vielfach bewandert , auch als 89briftsteller bekannt;
von seinem Werke (),Mutter und Kind^ heisst es, wenn
ieh mich recht erinnere — Du , Freund , musst es als
Aeconcheur kennen — ) erscheint demnächst die S. Auf*
Ufi^e. — Dr. MsNJB ist schon ein sehr bejahrter Prak-
tiker ^ schreitet aber, trotz manchem Jungen, in der
Literatur mit vorwärts, er weiss von Allem, was vor-
geht, v* Schäfer hat mich, das muss ich Dir frei sagen,
auch durch sein freundliches Wesen sehr angesprochen;
das Bild eines offenen Wieners. — Dr. Wrsgha ist
aus der Choieraseit bekannt; seines Namens wirst Du
Dich aus Cheieraschriftea gewiss vortbeilhaft erirf-
nern. —
Von Aerzten, welche unserer Sache angehören, moss
ieh Dir Dr. Glückbr nennen. Er ist Primarius tdes
äpitals bei den barmherzigen Schwestern, denn die
Oestreich. Verschrift will so, dass jedes Spital einen
Primar-Arzt habe« Der eigentliche Ordinarius des Spi«
tals ist aber Dr. Flsischmann , welchem wir, wie Da
weisst, die öffentliche Rechenschaft in der Hygea aber
lUs medicin. Wesen jenes Spitals verdanken« — Dr.
fiLOCKER ist ein bcyahrter Praktiker, welcher sieh mit
Liebe auch Kur eigentlichen Theorie der Heilkunst an-
vraadet und den aligemeia-patboIagiaebeB und tbeoi«-
l^uttsebeti ForSiAiiiigeii viele Standen wiedmet «^ Ich
iioffe^ dtsa dieser, als denkende/ Arat wie als Htt^
sprachlosem Mensch so achtbare Priester in Hygeen's
Tempel ans bald einige Früchte seines Nachdenkens
nud Forsehens öffentlich nittbetlen wird« — Dr. FLciscii«>
MANN Qeiü Arzt so etwa in unserm Alter, wo man an-^
gefangea hat, von der Medicin entweder recht viel oder
recht wenig zu halten) hatte die Güte, mich in das
llospital zu führen. Ich betrachtete in aeiner nnd
einer Oberin Begleitang die ganze Anstalt^ welche in
jeder Beziehung musterhaft eingerichtet ist; überall
leuchtet der Zweck hervor , dem Kranken nitzlieh Jia
«eyn, nnd von Respect wird man für den Orden der
Schwestern erfüllt, weiche mit der grössten Ruhe und
Aufopferung sich dem Geschäfte der Krankenpflege uü*
terziehen. *-* Etwa 80 Schwestern, aus fast allen
Ständen der Gesellschaft, befindet^ sich in der Anstalt,
empfangen Anleitung in der Krankenwartung, gehen an-
entgeldlich in die Stadt zu Kranken etc* — Ich ge-
stehe Dir gerne, dass ich sonst kein Freund geistlicher
Orden bin, allein ein solcher, der allein den Zwedien
wahrer Humanität gewidmet ist, verdient die Anerken«^
nung eines Jeden, er mag sonst glauben was er will. -*
Ich ffluss sagen, ich scliied mit hoher Achtung aus der
Anstalt und wenn ich an mein l^azareth mit seinen
massiven Krankcnwärter-Uändeo dachte, dann war mir
zu Muthe, als schlucke ieh salis ammoniaci drachmas
duas auf cinmai —- Die Kranken- Anstalt wird nun er-
weitert, ein grosses, massives, sehr zweckmässig ein-
gerichtetes, mit Bädern «md geruchlosen Abtritten ver-
sehenes Spital ist neu hintenan gebaut ; 60 Kranke kea«
nen darin aufgenommen werden; ein grosser Garteiiy
eine Meierei ist dicht daran. — Die rechtgtäubige oder
Allopath. Apotiieke ist sehr reinlich und nett; gebraut
wird wohl nicht viel darin; die Ketzer^ oder faom.
Apotheke ist ein Stockwerk höher^ nahe bei den Kraa-
ken« Alles in gutem Stande. — Dr« i*! juschmanii wM-
tSt Or^ftnalabhanüungen.
det nar stärkere Gaben an (alles in Fläsai^keiten , d.
h. keine Käjsrelchen), 1 , 2., 3. Verd., über die 6. kommt
er, wenn mir recht ist, nicht leicht hinaas. — An g^o-*
ter Gelegenheit, Beobachtungen und Erfahrungen so
machen, fehlt es diesem Arzte nicht und bei dem Ei^
fer, den er hat, wird es sich gewiss nicht fehlen, dass
er uns seiner Zeit die Ergebnisse seiner Spital-Praxis
mittheilt. —
Dr. Nehrer ist ebenfalls ein Arzt aus neuern Zeiten
and Du wirst an ihm, wenn Du einmal nach Wien
kommst, einen freundlichen Collegen finden^ dem es
om den Fortschritt zu thun ist. — Dr. Wurda, Dir
aus der allgem. bom. Zeitg. unter der Chiffre „W — da^^
erinnerlich, sah ich in dem Kreise der Collegen« Auch
Hr. Dr. Buffer, gleichfalls ein zu der Jüngern Gene-
ration gehöriger Arzt, lätellte sich mir als Anh&nger
unserer Angelegenheiten vor. — Den Prüfer der Gra-
natwurzelrinde, Hrn« Magister Müller nenne ich Dir
noch, und gebe Dir somit ein Verzeichniss derer, die
ich sah und mit denen ich während des kura&en A,af«
enthaltes Conversation zu pflegen Gelegenheit hatte« —
Wenn wir einmal wieder im Wallfisch zu Erlangten
oder an einem Ende der Welt zusammensitzen können^
dann sollst Du mehr erfahren; wenn man sich so in's
Auge sieht, nehmen sich die Worte ganz anders, aus
als auf dem Papier, wo das Geradeste oft ganz entsetz-
lich krumm aussieht. Ich hoffe aber, Du werdest dieser
meiner Epistel kein Winkelmaass anlegen, denn ich
gebe Dir das Heutige (wie jedes Andere vor und nach)
ohne allen Winkelzug und — hony sott qui malypense — ^
Du, mein Freund und Leser, hast biemit den Hosenband-
orden.
Du siehst nun, dass mein Verzeichniss eben nicht
ganz klein ist. Um nun Hrn. Casper mehr zu erwi-
dern, musste ich freilich in die Kranken- und Cassa-
Bucher der CoUegen hineingesehen haben, musste wis-
sen, wie viele Kaffeevisiten unsere Collegen im Hanse
Originalabhandlunget^. tSS
halten und in wie viele sie ausser dem Hause gehen ^
ivie viele Basen männlichen und weiblichen Geschlechts
dabei anwesend sind — lauter höchst wichtige Dinge 9
um das |, Ansehen ^^ eines Arztes zu beurtheileU) und
aus einem ChaHatan einen ehrlichen Arzt, aus diesem
einen Charlatan zu machen, — deren wahrscheinlich das
götlliche Berlin keine aufweisen wird — I
Ich habe das neuste Verzeichniss der sämmtlichea
Wiener Aeskulape gesehen — eine stattliche Armee,
vor welcher die ganze Nosologie solchen Respect ha«
ben sollte, dass keine Krankheit an einen guten Wie-
ner käme. Aber Wien ist ein grosses Krankenhaus,
Herr und Madame Publicum nebst Familie bedürfen oft
dreier Aerzte zumal — Consultationen sind sehr
häufig« — Das YerhäUniss der Homöopathiker zu den
übrigen ist natürlich numerisch gering. —
Was leider in Wien fehlt, das ist ein gemeinsamer
Punkt für die Bekennerneuen Bundes. Aber die verschie«
densten Elemente können zu einem Zwecke sich ver-
einigen und es ist sogar gut und nothwendig, dass sich
solche Elemente zusammenfinden, denn dadurch wird
der Geist wach erhalten. — Meinst Du nicht auch,
dass wir beide in Manchem ganz anderer Meinung sind?
und denkt dabei nicht jeder von uns beiden von dem
andern, ihn beseele eine gute Absicht in seinem Stre-
ben? — Das ist es, was jeder von dem Andern be-
gehren kaun^ dass er diese Meinung der guten Ab-
sicht von ihm habe. — In Wien ist für unsere Sache
ein bedeutendes Material angehäuft, es kommt aber
nicht zur Entwicklung, es zerfährt Alles in Einzel-
heiten, in Zwei- und Dreiheiten. — Das ist aber fast
öbeirall die Erbsünde der Mediciner, dass sie sich nicht
in einander fügen können; nicht mäkeln und markten
sollen sie ja mit einander, sondern einen Tauschhandel
treiben mit ihren Ideen; jeder sollte an seiner lieben
Person ein kleines Opfer bringen und sein Ich im wis-
sensebaftlicben Verkehr ans dem Spiele lassen« Da
2S4 Originalabhandiungeiu
kommen aber 100 kleine und 10 g^rosse, 3 offene und 6
versteckte Eitelkeiten zusammen ond das C? ezerre g^eht
los docb nicht davon, von Wien will ich Dir ja
erzäblen ! — Ich hoffe zuversichtlich, dass sieli in Wien
etwas zusammenthut, denn es wäre eine Sande an der
ipecif* Heilkunst beg^angen, wenn so viel Geist und
Materie fruchtlos abgenutzt werden sollten, ohne etwas
Anderes als Ruinen auf das nächste Oecennium zu
bringen. —
Was unsern CoIIegen in Wien dermalen sehr zu
statten kommt, ist, dass sich die äussern Verhältnisse
günstiger gestaltet haben, einmal durch die grössere
Zahl der Bekenner — denn ohne Numerus geht's ein-
mal in der Welt nicht ab — , dann durch den wohlbe-
gründeten Ruf, welchen sieb so manche als Praktiker
erworben haben, ferner durch ernstes, wissenschaftli-
ches Streben und Forschen. Dazu kommt noch das ge-
setzmässige Bestehen der Krankenanstalt bei den barm-
herzigen Schwestern, von deren Wirken die Regier an^
stets Notiz erhält und nimmt« Ein ferneres Moment ist
die, wenigstens äussere, Ruhe früherer heftiger Geg-
ner und das auffallende Ereigniss, dass die Universität
den Druck einer Dissertation gestattet, welche der
Homüop. bedingt das Wort redet. Wo aber, frage
ich Dich, ist das deutsche Land, in welchem die An-
hänger der specif. Medicin bezüglich ihrer Angelegen-
heit um ihr Votum gefragt worden wären? Nenne mir
ein einziges ausser Oestreicb! — In andern Ländern
hat man den sogen« Dispensirstreit breyi mann abge-
than — die Sache wurde todtgeschjagen — in Oestreieli,
welches einst die ganze Heilmethode in Bann gethan^
ruft man die Wiener Specifiker zusammen und fragt
sie, wie meint ihr, dass euch geschehen möge? Und
sie tbaten sich bei Dr. v. Lichtenfels versammeln, es
kam aber nichts Gemeinschaftliches heraus; doch gieng
ein fieschiuss an die Regierung und dort — dort hat
er za viel Horphiom geschluckt — denn seitdem schläft
Originalabhanälungen* tt&
die Geschichte» — Nun habe ich zwar {gehört, enAgß
Herren in Wien, die etwas dVein reden, meinten, ea
brauche keiner Bestimmungen ober die Sache, denn
diese ^ei nicht mehr; es geht den Leutdn aber fast wie
gewissen Personen, die ihre Bravour zeigen wollen,
wenn sie böse Arznei einnehmen sollen; sie sagen;
„ol das schmeckt ja gar nicht so schlecht ^^ und schnei«
den ein entsetzlich sauer-süsses Gesicht, wührend sie
es schlucken. — Nur immer in Allem offen und ohne
Scheu, wenn man etwas nicht leiden magl Ich lobe
mir daher das in Hannover an einen Officier von ganz
oben herunter ergangene Verbot, *) sich nicht hom* be«
handeln zu lassen. — Stelle Dich nun an, wie Du
willst — ich stimme mit Oestreicb. Uebrigens musst
Du doch auch gerecht seyn; es ist ohne Zweifel man-i
chem armen Teufel recht sauer geworden^ seinen me*
dicinischen Spiritus auf der hoben oder auf der niedem
Schule, im Hörsaal oder in der Rasirstube, zusammen«
zukriegen; wer will es ihm übelnehmen, wenn er der
Welt nun auch wieder Spiritus mittheilen will? Er hat
wenig davon, statt dessen ordinirt er den Spiritus des
seligen Herrn Dr. Minderer — dabei kann Einer, wie
figurae zeigen, ein Mann von „ Ansehen ^^ werden and
im Schatten von Rothschild'schen Coupons sich mästen
wie ein patagonischer Pinguin. Da es ferner immer
willfährige, haberlustige und wohldressirte Wallachen
für Staatscarrossen giebt, so ist ja doch der ein Narr,
der^ wenn er einen Platz in „ seinem ^^ Stalle za ver-
geben hat, ihn mit einem undressirten Gaule besetzt
Dass es aber an gar Manchem noch fehlt, um die Lage
unserer Collegen in eine angenehme zu verwandeln,
das will ich Dir nicht leugnen, dass sich jedoch seit 1888
im Sommer, als ich in Wien war, die Sachen wesent-
lich zum Besseren gewendet, kann nicht in Abrede
*) Die Leipzig OT allaem. polit. Zeitung meldele das vor eiatgea
Moiaten melirmale.
Originalabhandlungen.
ipestellt werden, ohne ungerecht za seyn. — Schlioim
i8t,.<iAss bei- der Grdndung^ des Vereines der Wiener
Aerzte, welchem Hr. Dr. \. IMalfatti präsidirt, ein rein
aristokratisches Element als Grundlage gezahlt wurde»
Von vorneherein hat man Alle ausgeschlossen, welche
niehl in das gewöhnliche Hörn blasen. Ein solcher
Verein sieht von weitem auch fast aus wie eine Staats-
carrosse mit wohldressirten Pferden; zur Parade mag
er dienen, der Wissenschaft wird er aber wenig Vor-
schob leisten, wenn man die aosschliesst, welche doch
auch guten Willen haben, redlich streben und wissen-
schaftliche Zwecke fördern, —
« Aber nun wirst Du doch auch wissen wollen, wer
der Verf. ist, welcher vor Kurzem ein Buch „ober
Uahnkmann's Heilmethode. Von M. D. Richard Comfort.
Wien 1839^^, gesehrieben hat^ Ich habe in Wien lange
berofflgefragt , wer dieser Hr. Dr. Comfort sei und wo
er wohne, denn ich wölkenden Verf. eines so wunder-
baren Buches persönlich kennen lernen, über dessen
eigentlichen üxun und Zweck ich nicht so bald in*s
Beine gekommen bin. — Nach langem Fragen erführ
ich endlich, Hr. Dr. Comfort wäre auf demBuireaa des
Hrn. Protomedicus Dr. Knolz zu Wien; von Angesicht
ku Angesicht kannte ihn aber keiner von all dep oben
genannten Collegen und im Strudel der Besuche eic.
kam ich in der That nicht dazu, den Verf. des, mir gar
nicht comfortabel vorkommenden, Buches zu besuchen.
Ich bin jetzt überzeugt, nicht allein dass der Verf. gar
nicht weiss, was Hom. ist, sondern auch, dass er^
wenn er sein Buch liest, selbst nicht mehr wissen wird,
was er geschrieben. Man hat es in Wien eine Satyre
nennen wollen, um die Hom. lächerlich zu machen und
ihr zu schaden, dazu ist aber diese „Satyre^^ viel, viel
zu — confus. 8ieh' doch einmal pg. 57; da sind die
„potenz. Mittel ^^ bei ,, schwachen Personen ^^ — gar
nicht anzuwenden, auf pg. 61 steht aber, sie wfiren in
unserer nervösen Zeit gewiss wirksamer iiuf iiaaer
ti
259.
^ereixtes uui »•.. .. -iweh, die Vor-
fxen Xatorvuluci. " Ueiitiuth.
besonders dtrr a^;.. sin Wien nach-
^i^ens, bewirkeL r^iui.^. . .oan;!«! dann, in
Verf. das beobaciur ..^^ wie es im-
uien ein alterndem 0«.- *.-»'...
wirkt, dann wirkt inti.» ^ ::ucn.
(p^. 56) eine ^^verla^^iitu- s
,,dass die Damen eiiie! h^.
stark im Scbwunge ist. um i ^^.
Ich zweifle gar nicht, «ili^& i; •^.. .
gleich als lOjahrige Bub<rf> uai a.^
kommem — Ich sage Dir. %%.^u« ..
ich liesse den ganzen Sünd^rL-iuu«
CoMFORT von den ^.potenz. Miiu^u, ^^ *.,,
schwarzes Brett nageln und Iii ^tG^« ;^^
haus ein Ex. aufhängen. — Aber tt 4«. u
tor auch gar nicht recht, die Miii^. <i «^
ben zu reichen, von welchem „Verb^uu. i...^
abrathe (pg. 68). Da bleibt uns denn tiM» ii.ciu . ^^
gar keine hom. Mittel mehr anzuwent^^t u;<'v
,,unsern Mitteln^^ zu belassen, wie der Mr JU' u^.
wohnlichen Arzneien nennt« Nichts deht/j m »^i..^ . .
det man wieder (pg. 73 ff.) ein grosses \tr/A;Ah^^:^,
Krankheiten, in welchen die „potenz« Hittel'** a^irxiv r .,ijf^^
sind. „Alle Neuerungen" sp&terer Aerzte sck«:^4.t;i. c^
Verf. „unwesentlich, überflössig, schädlich;^'* witmi ««1^^
Hahnemann selbst studire, werde man 5,bei 't:k>w^-
gewiss zu erfreulichen Resultaten fär die Wissen^eii^ik
gelangen. — Je nun, ich weiss nicht, wie es mit 4t^
Verf. Talent steht, aber zu einem erfreulichen Resuitatit
für die Wissenschaft ist er beim Studium der Hau»«.
MANN'schen A. M. Lehre gewiss nicht gekommen, denn
pg. 298 kannst Du's gedruckt lesen, nachdem uns der
Hr. Doctor ein von ihm selbst erfundenes, sehr erbau-
liches Repertor von Krankbeits- und Arznei -Namen
vorgeführt hat: ,^man siebt hieraus, dass man nicht
sehr soirgisani ond f^eiOM in der Wahl der Mittel 20
seyn braucht, da in jeder Krank heitsform fast alle köa«
nen aai^e wendet werden^» — Gestern sah ich die Ba-
jaderen hier tanzen, von denen Du in den Zeitun^B
gelesen haben wirst; eine dieser Personen drehte sieh
V« Stunde lang auf einem Flecke um steh selbst hemm
nnd knüppelte dabei aus einem 30 Ellen langen Stuck
weissen, feinen Baumwollenzenges eine Taube anfei-
nem Palmzweige. — Mir kommt vor, mein Freund, als
habe sich der Hr. Doctor ein halb Jahr so um, sich selbst
herumgedreht, es sei ihm dabei recht herzlich schwind-
lig geworden, — und während des Schwindels habe
er sein Buch geschrieben.
Zum Schlüsse muss ich Dir noch sagen, dass in ei-
ner lästigen und zahlreichen Abendgesellschaft l^i Dr.
Wrbgha auf unsere nun im 10. Gliede stehende Hjri^
ein Toast ausgebracht wurde; der Ansbringer meiste
zwar 9 es wäre mancher „ Schmarren ^^ darin (mit wel-
chem Ausdruck man dort etwas Nichtsnutziges ^a be-
nennen pfi^gt) and ich rief ihm ein lautes „ZttgestaB<^
den^^ hinüber^ seufzte 3 mal über meine Nöthen als Re«»
dactenv, der es den Autoren und Lesern sellea recht
machte verwünschte im Stillen Me Federn^ welobe li-
terarische Schnitaier schreiben, beichtete in meiaeoi In-
nern, „du hast auch ein Paar auf deinem Tintenfassa
liegjen und dankte bei mir Allen denen, die bisher daa
gemeinsame Werk ohne ;,Schmarren^^ gefördert habeiK
Den Faulen wünschte ich gute Besserung und, da ea
Nachts 1 Uhr war, den se gastfreien Wiener CeHegeB
ans dankbarem Herzen ein Lebewohl — anf WieAbr«
sehen am Vater Rhein oder an der Mutter Danäik —
Dana trSnmte ick noch einmal im König von Ungarnr
ein Pereat den Schmarren y
ein Pereat dea Narren,
ein Mieder dem Dunst,
ein Vivat der Kunst
Da wachte ieb auf) iNN^kte meine Siebensachen
Otipinalabhtmäiunpeh. 8S9L
mcn und fuhr, nicht ohne eine Af t Heimweli^ die Vor-
stadt Mariahilf wieder hinaus, nach dtr^Heimiilb.
Wenn ich Dir nun Lust gemacht,, mir es in* Wien nach-
zuthun, sosoll mich das freuen nnd;I>ii ipa^st i dann, in-
Wien wohlauf js^enommen, meiner gedenken, wie ca im^
mer thut Dein .
GBissaisuefl. .
Kairsruhe am Sonntage Jubilate, Sl« April J8B9. '
II.
Kritisches Repertoriam der Jfournäliiätik' and
Literatur. ,
i) Alldem, hom* Zeitung. Sctduss der Melatiofi
über Dr. Lobbtuai/s Arbeit aus Bd. XIIL £s.
Hygea X. 84).
Spongia marina tosta: Angina membranaeea im
Wechsel mit Hepar, sulph. Sonst hknmt'Verf. noeh
Phosphor oder äambuc. zn Hilfe^ und legt in veriiwelt-
felten Fällen oft erneuerte Schwämme, in heisses Wa«*^
ser getaucht, auf den Kehlkopf. *^ Gegen beginnend*
Luftröhrenschwindsacht mit Heiserkeit und Schmerz^ im
Kehlkopfe half mehrmals fortgesetzte Anwendung voii
Spongia. — Bei Laryngitis, bei trockenem Reizhuslen mit
brennendem Kitzel im Kehlkopfe, so wie gegen An*-
schwellnngen der glandnla thyreoidea wirkte Spongi*
vortheilbaft.
Sqtiilla maritima: beginnender Hydrothorax ohnge«
fähr in den Vierzigern stehender Säufer, abwechselnd
mit Digitalis. Die Tra. Scillae Kaiina mehrmals täg-
lich zu lö Tropfen. •— Aueh^ K^K^^ Schönlein's By-
steria cardiaca.
Slannum: Blennorrhöen der Lunge, mit Sepia, Pnis.,
Silic, Phosph., Arsen, eto. wechselnd. — Auch gege»
MageMhrficken schwächlkhier , phlegmatisch - hysteri*
scber Waden. Gegen Lenkorrliöen«
17.
MO KrU» Bepariarium:
StrammiUmi Cotivnlsionen mit Conf^estionen nach
dem Kopfe; freien Geist^istöruii^en mit Exaltation der
Empflndon^en ond (grosser Aafre^Qiijsr des Nervenay«
stemea und |;eji:en chrouiscben Gelenkrheamatismos
aerophaltoer Personen*
Terebinifänae oleum^ Esslöfielweise (nach Hauk) ge^
gen Paeirperalfieber^ wo gesunkene Vitalität, kleiner
Puls, kalte Extremitäten, Meteorismus, gestörte Harn-
nnd Lochialsecretion , mattes Auge, Theilnahmlosigkeit
aueh gegen das Neogeborene den schlimmsten Aus-
gang verkdnden.
Thuja occidentalis: Feigwarzen, welche dem Verf.
Symptome seeundfirer Syphilis sind« Er giebt sonst
noch Aeid. nitri, Hep. sulph«, Arsen« n. s. w* Thoja
' innerlich und änsserlich , wenig verdünnt
Veratrum album rahmt Verf. sehr gegen die Cholera
as. Nur Campher komme ihm gleich. Arsen« stehe
tiefer, ebenso in leichteren Fällen Acid. phosph. and
Ipecac. — Veratrom passe, wo Erbrechen und Dorch*
fall einer weissen flockigen Masse stossweise abgeht,
der Körper kalt wird, das Gesicht einfällt, Todesangst
ond kalter Athem auftritt, furchtbare Schmerzen, bes.
nm den Nabel, und Krämpfe den Kranken peinigen, der
Urin fehlt. Folgt auf Veratrum keine Reaction, so sei
Campher indicirt. — Sonst wendet Verf. Veratrum noch
gegen hartnäckige wässrige Durchfälle mit Leibschraem
onf| beim Erbrechen alles Genossenen aus zu grasser Em*
pfindlichkeit der Magenschmerzen an. — Auch gegen Er-
brechen mit Kopfweh, wie es bei jungen Mädchen nnd
hysterischen Frauen vorkömmt, wirkte Veratrom hilf*
reich.
Wir sagen dem Verf. nnsern besten Dank för seine
sehr lehrreichen Hittheilungen«
Au» Bd. XIV. lieber die Vorträge, welche Dr. Hkl-
BIO ond Unterarzt Seidbl bei der Feier des 10. Augost
1888 zu Dresden hielten, hat Ref. bereits in besonderen
Aufsätzen gehandelt (s. s. B« Hygea IX 8SS n. 490), ond
KrÜ. Bepettortum. rfftl
<iie rühmliche UaupUendenz der > gusULtn Verhandljiii^
kennt der Leser bereits aas meiner Mittheilon|; Dr.
Griesseuch's (Hy^ea IX. pj^. 347 a. f.).
Sehr wahr scheinen Ref. die von Dr. Kubtz mit Be-
ziehunif auf die Leipziger Heilanstalt /gemachten, in
No. 5 mitgetheilten, Bemerkungen. Dr. Kubtz will
nämlich, dass die Anstalt in statu quo nur bis zum
nächsten sächsischen Landtag erhalten, dass dieselbe
dann aber aufgegeben werden möge für den Fall, dass
solche der Staat oder die Stadt Leipzig nicht öberneh-
men und die für sie nöthigen Beamten nicht selbst er-
wählen wolle. — Es scheint Dr. Kubtz am Gerathen-
sten, die Anstalt nur als Poliklinik fortbestehen zu las-
sen, die ledigen Immobilien zu vermiethen und die In-
teressen des bei einem etwaigen Verkaufe der Immobi-
lien zu löse^iden Capitals, zu Preisaufgaben für die
besten Arzneiprüfungen, so wie für treffende Bearbei-
tungen praktischer Gegenstände zu verwenden. — Ref.
muss diese Vorschläge für sehr passend und zeitgemäss
halten, und es nimmt ihn Wunder, dass keine weitere
Rücksicht von der Versammlung darauf genommen
wurde. — Die Anstalt ist mit grossen Opfern gestiftet
und erhalten worden, aber die in der Anstalt selbst
erzielten Resultate entsprechen diesen Anstrengungen
nicht im mindesten. Ref. kann und wjll nicht untersu-
chen, woran es gelegen, dass es so geschah^ aber er
ist überzeugt, dass jene Anstalt der hotp. Heilmethode
und ihrer Bedeutung im Auge der Welt sehr empfind-
liche Sehläge beigebracht habe. — Wie die Sachen
jetzt stehen, hat sich die Anstalt offenbar überlebt und
ist von Freund und Feind vergessen, phne dass Aus-
sicht dawäre, ihr gegenwärtig eine andere Bedeutung zu
geben und durcii sie der hom. Heilmethode irgend Vor-
schub leisten zu können. — Es wäre darum Dr. Kvbtz's
Vorschlag wohl zu beachten gewesen, ehe noch die
Möglichkeit flieht, durch die noch vorhandenen Mittel
Krti. Meperlorium.
/drdernd für den Zw^ck zo arbeiten, zu dessen Erren
cbung^ sie angebracht waren.
Nachträgliche Bemerkungen von Br. Hblbiq,
Diese BemerkiiUig^en beziehen sich auf das bekannte
pharmakodynamische Vorhaben der Dresdner Versamm-
long^ (^ygea IXt p^. 3523* Es komme weniger darauf
an, noch unbekannte, als vielmehr bereits mehr oder
weniger g^epröfte Mittel zu bearbeiten. Diese Bearbei-
tung bestehe darin, dass Jeder das gewählte Mittel
bezüglich der von den Aerzten der älteren, wie der
neueren Schule damit gemachten Heilung sowohl, als
hinsichtlich der Prüfungssymptome gründlich stadire,
sich mit ihm möglichst vertraut mache und di^ dasselbe
indicirenden Momente schärfer, als bisher geschehen ^
zu ermitteln und einzustellen suche. Weitere Auspru-
fungen seien dabei immer sehr erspriesslich und nur
wem es unmöglich sei^ dies selbst zu thun, der möge
es unterlassen. Jeder möge nur einen. Gegenstand sich
wählen, aber diesem eine Zeitlang vorzugsweise leben,
was eben nur geschehen könne, wenn man nur ein
Mittel zur Beobachtung sich gewählt. Mehrheit der
Beobachtung zerstreue ebenso, als es sehr schwer sei,
zu gleicher Zeit an mehreren Mitteln neue Eigenschaf-*
ten zu entdecken ; abgesehen davon, dass das Auffin-^
den neuer Eigenheiten an einem Mittel mit der be-*
reits erworbenen Kenntniss desselben im geraden Ver-
hältnisse stehe. — Der Verf. macht dann darauf auf-
merksam, welche Mittel sich zu weiterer Bearbeitung
blps durch sorigsames Studium, welche durch Nach-
prüfungen und welche zur Erstprüfung sieh wohl ei^-
nen^ Bezüglich der Edelsteine schlägt Verf. in Rück^
sieht ihrer Härte vor, man solle sie glühend in destii-
lirtes Wasser oder schwachen Alcohol werfen, und die-
ses letztere zur Prüfung benutzen. (Jedenfalls eine sehr
unsichere Procedur. Ref.). — Es folgt die Bemerkung',
dass ein gewonnenes Symptom an Werth gewinne,
wenn es an Vielen beobachtet worden und ebenso die
Erii. RepMofium.
beobachtete Heilsamkeit eines Mittels gegtn eine be-
stiffimte KrankbeilsforiD) wenn sie von nelireren Seiten
und an verschiedenen Kranlcen sich bewährt habe.
CEs ist diese Bemerkun/^ für die Ermittlunjo; des Won-^
sches eines Symptomes sehr wichti^^. Denn wenn ein
Medicanient bei allen oder wenij^stens den meisteii Prä«-
fern ein und dasselbe Symptom hervorruft, und dieseis
nicht zu den, bei jedem Erkranken vorkommenden, Br^
«Mrheinungen gehört, so wird das Symptom immer ein
Organ oder System treflTen, zu dem das Mittel zonfehst
in specifischer Beziehung steht« Denn das allgemeine
Auftreten bestimmter Symptome bezeichnet die Notfa«
wendigkeit ihrer Erscheinung, die sich immer als «djt*-
selbe Character herausstellen muss, wenn auch die In^
dividualitat des Prüfers in der subjectiven Auffassilii^
sowohl, als in der Eigenschaft als anderer Factor einis
Modalität des formellen Ausdruckes möglich macht. Symp«-
tome hingegen, die nur eine gewisse Anzahl Prüfender
erfahren konnte, machen sich nur als seciindare, syni»
pathische Erscheinungen geltend. Soferne sofche Er-
scheinungen Systemen oder Organen angehören, die von
der Wirkung des Mittels nicht geradezu getroffen werdeH>
und die nur in polarischer Wechselwirkung zum idiopa«
tisch alterirten Systeme oder Organe stehen, wird eine
wirklich erfolgte Trübung des Normalzustandes in ih-
nen immer durch ihr Quäle bestimmt und durch dieses
modificirt. Desshalb treten diese sympathidchen Symp-
tome nicht bei allen Prüfenden in gleicher Macht her-
vor und geben so einen leichten Unterscheidungsgrund
von den idiopathischen, sich einer grössern Allgemein-
heit erfreuenden. Einzeln dastehende Beobachtungen
endlich, behalten jedenfalls für's Erste als Producte von
Zufälligkeiten ; die inner -^ oder ausserhalb des IndiTi-
dnums ihren Grund haben, bis zu weiterer Bestätigung
ihren grossen Werth. Dasselbe Bewandtniss hat es mit
dem Werthe der, durch bestimmte Mittel erzielten Hei-
lungen gewisser Krankheitsformen. Ref.)*
UM SMi. Beperiarium.
In No.. 6 wird unter den Correspondensnaehrichten
.•Iq Artikel aos dem alldem. Anzeiger der Deutschen
nitgetheilt, in welchem der Verf. bekannt machte dass
aich am 10« An^. 1838 za Breslau ein Verein unter den
.Titel: .^fSohlesischer Verein für specif. Heilknnst^^ mit
•der Absicht aaf^ethan, 1) die Vi^ahrheit dieser Heil-
methode «durch einleuchtende Thatsachen fortwährend
«tt bestätigen, 8) nach allen Kräften durch alle Hilfs«
jsittel der Wissenschaft sich zu vervollkommnen« 8)
darcb diese Mittel die wohlverdiente Ausbreitunjif der-
aelben zu befördern und endlich 4) Alles anzuwenden,
um sowohl unter sich , als mit den andern Aerzten das
4bie8tmögliohe , freundschaftliche Verhaltniss zu anter-
.balten, and die unangenehme Scheidewand eifrig^st zu
<^tfernen, welche zum Xachtheile der Wissenschaft
«wischen den beiden Parteien unkluger Weise ist auf-
»gerichtet worden, (ßo bringt die Zeit die Erscheinun-
ffm zur Entwicklung. Es ist eben so vergeblich^ sich
ihren Fortschritten in den Weg werfet! zu wollen, als
es schwer ist, sie zu begreifen und in ihre Tendenz
fördernd einzugreifen. Es war von Einzelnen lange
ausgesprochen, dass die Boro, allein dieSfediein nicht sei.
Aber die Masse wnthete gegen diesen Satz; die Hom.
wurde entweder gänzlich verdammt, oder sie wurde
als die aliein wahre Heilkunst hingestellt, die, aller
froheren Heilwege nicht benöthigt, für alle Fjille das
Meiste leiste und völlig ausreiche. — Als Hufeland
den Werth der hom. Heilmethode auf ihre specif. Basis
aarückzuf Uhren suchte, ward seine Idee nur in so ferne
beachtet^ als sie von einem mächtigen und einflussrei-
cben Arzte kam — übrigens verklang sie lange. Wie^
der und wieder ausgesprochen, erfuhr sie von der
lllasse Doldiing — aber man nahm es dennoch vor knr^
zer Zeit von verschiedenen Seiten dem badischen Ver-
eine übel, dass er statt Homöopathie das Wort „spe«»
cifische Heilmethode^^ wählte und für jenes Wort in
seinem Namen substituirte. Aber die Zeit fördert ihre
Krli. Repetiwiim.
'Werke. Schon fol^t ein anderer Verein; denselben Ans-
druck wählt er; jene Scheidewand swiscben den An-
hängern seines Glaubens und der alten Schule will «r
aufgehoben wissen. Die Verehrer der Hom. weichen
dem Drange der Zeit, deren Aufgabe es ist, eineHeQ*^
kunst herzustellen, die alle Methoden umfasst und nach
Umständen benutzt ; sie lernen begreifen, dass die Ho-
möopathie nicht die Heilkunst, sondern die spedf» Me-
thode in ihr sei und dass.es ausser ihr noch andere
Heilmethoden gäbe, an deren Ausbildung die Aemtte
nicht umsonst Jahrtausende gearbeitet haben. — ¥j»
liegt indess noch in weiter Ferne, das die ausgespro-
chene Idee, als Aufgabe der Zeit auf beiden Seiten
der, um das Primat streitenden, Parteien aufgefasst,
begriffen und ihrer Vollendung näher geführt werde.
Mit hochfahrendem Slolze sieht die ältere Medicin auf
die jüngere Schule herab und bei hartnäckiger Verwei-
gerung eines Studiums derselben sucht sie begierig die
Schattenseiten der jüngeren auf und glaubt sie füglich
verwerfen zu dürfen. Schon um der gegebenen Re-
pressalien sich zu bedienen, ignoriri auch ein grosser
Theil der Anhänger der neuern Schule den Nutzen je-
ner, und auf Hahnbmann's Ton eingehend, unter-
schätzten sie die Leistungen von Jahrtausenden. —
Die Kurzsichtigkeit auf beiden Seiten macht so eine
richtige, umfassende Ansicht unmöglich u^d je be-
schränkter der Gesichtskreis des Parteimannes ist, desto
absprechender ist sein Urtheil. — Die Fortbildung der
specif. Heilmethode leidet unter solchen Umständen un-
endlich, da ihr trotz der Anstrengung ihrer Verehrer
die Mittel fehlen^ ihre Glanzseite so zu entwickeln, wie
sie es an sich könnte, da ferner mancher .treffliche
Mann durch das allgemeine Urtheil ihr vorenthalten, und
mancher stille Verehrer durch die öffentliche Meinung
bestimmt wird, seine Ansicht zu verschweigen und seine
Hände ruhen zu lassen, wo er sie gerne bewegte zum
Frommen des für das wahr Erkannten. — Die ältere
Scfaale fählt auf der anderen Seite nicht 9 was ihr enU
gi^ht, und in patriciscber WohIg^ef£lligkcit aber ihr Alf-
ter find Ansehen tritt sie hindernd und hemmend in den
Weg, wo sie fördern sollte, und verschiebt aber De-
cennien) was sie nicht ganz aufhalten kann. -^ Die
Ueberzeugung y dass die Wahrheit zwar unterdrückt^
aber nicht vertüchtely zwar verhöhnt j aber nicht tm*
wirksam gemacht werden könne ^ so wie das Bewaaat«
seyn, dass es Pflicht sei^ das für wahr Erkannte nach
Kräften zu schützen und zu seiner allgemeinen Aner«
kennung nach Möglichkeit beizutragen, ermuntert, nan-
ches schiefe Urtheil , manchen bedauernden Blick ^ ja
manche absichtliche Kränkung zu ertragen, ohne Toa
eingeschlagenen Wege zu weichen ; aber die Anssioht^
dass die Zeit einer erfreulichen Aenderüog noch gar
ferne liege , und dass diejenigen, welche mit Ernst and
Anstrengung für verkannte Wahrheiten arbeiten, aaeh
die Früchte ihrer Mühe nicht miterndten werden y ist
betrübend. Ref.).
In No.15 wird aus Froriep's Notizen etwas über die Heil*
kräftigkeit der endermatischen Anwendung desMorph.&eet.
gegen Keuchhusten mitgetheilt. (Die Sache ist nichts
weniger als neu, aber noch weniger sieher, als neu.
Ich habe die Anwendung des Morph, acet. gegenKeuchhu-
sten schon öfter versucht, aber, wie ich CHyg- IV. pg. 507)
bereits vor mehreren Jahren berichtet habe, ohne er-
hebliche Wirkung. Es ist aber gewiss, dass die Heil-
procedor bei Kindern sehr gefährlich ist. Im Jahre 1831
habe ich dies Medieament in einer Keuchhusten-Epide-
mie öfter endmrmatisch angewendet, und obscbou ich
täglich nie mehr als V» Gran aufstreuen Hess, musste
ich doch sehr bedenkliche Schlafsucht und ängstliche
Kopfsymptome auftreten sehen. Zur Beseitigung der
letzteren wurde zuweilen eine energische Antiphlogose
noth wendig. Man weiss, wie gefährlich Opium und dessen
Präp. dem kindlichen Organismus werden können. Ref.).
r. EepeNorkm. ^Sf^
In No« 17 macht On A« P« Iyanovigs vürläaüg bekannt,
dass die Schaafe zur Erzeugung: einer Pockenlyinpbe
tauglich seien^ welche jene der Kühe ersetzen und das
Impfen von Arm zu Arm sammt seinen Naehtheilen un-
nöthig machen könne. Er giebt seine Beobachtungen
in den ^, Suppiementis medicinae pract. cong. per Paii^
noniae medicos, annuis termis edita per A. S. Ivano--
vics Med. Dr. Uomöop. Pesth. ^ — Tomus I« de 1838.
(Die Sache ist jedenfalls wichtig; wenn sie sich nur
bewähren kann).
No. 20. Auf f orderung an alle AersUe^ weiche die 9pe^
cifische Heilmethode aunlben^ %u Beiträgen^ %ur Mear^
beitung einer neuen Pharmakopoe, deren Herausgabe
auf dem Convent des 80. August 1838 beschlossen wurde^
Med.-Rath Dr. Trimks fordert im obigen Aufsatze im
Namen des zur Bearbeitung einer neuen Pharmakopoe
am 10« Aug. 1838 erwählten Comite's, alle Aerzte,
welche die specif. Heilmethode praktisch üben, auf, ihm
ihre Beobachtungen und Erfahrungen, soferne sie auf die
besprochene Unternehmung influiren und der guten
iSache förderlich seyn können, mitzutheilen , damit sie
bei Bearbeitung der neuen Pharmakopoe berücksichtigt
und benützt werden könnten. — Es ist sehr zu wünscheo^
dass das Unternehmen fördernde Thcilnahme finden
möge. Die zum Comite Ernannten sind: Dn Segin, Dr.
Knorre, Dr. Trinks, Apotheker Grüner, Dr« Gouu«on,
Dr. Aegidi, Dr. Uartlaub, Starke, Dr. Hartmamn,
Dr. KuRTz, Apotheker Müller, Dr. Veith, Acad. Wahl«.
No« 21 giebt schon Beiträge zu obigem Zwecke von
Apotheker C. Grüner, welche offenbar recht viele gute
Vorschläge und Bemerkungen enthalten. Auch Ref.
tritt der von Dr. Ruihmel in einer Anmerkung ausge-
sprochenen Ansicht bei, dass es sicherer sei, die Ver-
dünnungen nicht von 1 zu 99, sondern von 5 oder IQ
zu 95 oder 90 zu machen^ Dass solche Bereitung sie-
cher und sehr nützlich sei, erfährt auch Ref. in seiner
Praxis tägJich.
V
f08 Kni. Bepertorkmk
No« 28. Hamöodynamik. Unter obiger Uebersebrift
gtebt ans Hr. Dr. Wjbiss einen in Thesen ^efassten
Anfsatz, von dem er vorneherein verspricht, dass er ans
das Wahre ^^mit höchster Klarheit und in mö^^chster
Kfirze^^ ^eben werde. Die Haaptidee ist die, dass alle
hom. Arzneianwendangsarten dynamisch wirken, und
dass es desshalb einerlei sei, welcher Verdfinnon^ man
sich bediene. Verf. will „uns bald ans der Noth helfen
und die Täusch un£^ darstellend^ CvS- S^')- ^^f* ^'11 nicht
entscheiden, in wie weit der Verf. Recht haben mö^e,
das Pensum ist dunkel, aber er weiss, dass Alles seine
Grenzen habe, und dass es mit den ,f Infinitesimal^-
ben^^ bei den Worten sein Bewenden habe. — Die'Klan-
beit, die Verf. verspricht, vermisste Ref. durcbn^hends
ungeme. Eine gewisse Unklarheit, die durch die cor*
rupte Sprache sehr vermehrt wird, macht den Aofsalz
fast ungeniessbar, obschon nicht zu leugnen ist, dass
einzelne originelle, des genaueren[Erwägens werthe Ga-
ben in ihm geboten sind. Aus dem Dunker hilft uns
Dr. Weiss hier übrigens nicht.
No. S3. Was Dr. Biking in Mühlhausen mit dem Auf-
satze: ^y Bemerkungen über Entzündung^' bezwecken
oder beweisen will, ist schwer einzusehen. Zuerst
wird besprochen, wie der Aderlass in Entzündungen
höchst selten nöthig wird, nämlich da, wo durch Ange-
wöhnung des Aderlasses Blutüberfällung herbeigeführt
wurde und nun eine zu der Entzündung hinzu tritt.
Dann wird darauf anrmerksaro gemacht, dass auch durch
andere Heilmethoden, als die Homöopathie, Entzündun-
gen ohne Blutentziehungen geheilt werden, und dass
sie in den meisten Fällen wohl bei beiden Verfahren
die Naturheilkraft und nicht die Heilmethode beseitige.
Bezüglich der Hom. will der Verf. diese These dadurch
beweisen, dass er aufstellt, dass wo Krisen eintreten,
eine hom. Heilung nicht stattfinde. — Die Hom. erfasse
das Wesen der Krankheit, und so müsse die Hom.
diese Entscheidungen der Krankh. gänzlich aufheben in
Krit. Bepertorhsm. S80
den Füllen, wo sie (die HomO zeitiK^ einwirkte and ihre
(der Krisen) Stfirkci schwüeher in denj^nig^en, wo es
später geschieht. (??) Es sei eine Inconseqaenz, wenn
man eines Theils, wie es recht sei (?), die kriti-
schen Bestrebun|;en der Natar nicht nachahmangswerth
finde und doch andererseits die Krankheiten, welche
dadurch äberwnnden worden sind, künstlich geheilt zu*
haben sich rühme (??)• — Den Verf. scheint einer
klaren Ansicht des Heilungsprocesses bei hom. Behand-
lung zu entbehren. Es ist die Aufgabe der Homöopa-
then, die Krise herbeizuführen durch Hervorrufung und
Begünstigung der allgemeinen sympathischen Reaction.
Bei der hom. Heilmethode treten die Krisen so au-
genfällig hervor, dass sie nicht zu leugnen sind, und das
ist ein besonderes Document für ihren hohen Werthl —
Endlieh lässt der Vert der Hom. doch auch wieder
Gnade angedeihen und giebt ihre Wirksamkeit in Ent-
zündungen zu, das durch Beispiele belegend.
Wir müssen gestehen, wenn Verf. in den kurz mit-
getheilten Heilungsgeschichten die kritischen Erschei-
nungen wirklich übersehen haben sollte, so können wir
uns keinen grossen Begriff von seiner ärztlichen Be-
obachtungsgabe machen.
Dr. Sc n RON zu Hof in Baiem^
2y Arckives de la med. homöopathique. Novem^
her 1838.
Heft enthält nur drei Aufsätze. 1) eine Fort-^
Setzung der BioEL'schen Lucubrationen , die nicht über
das Organen hinausreichen ^ S) Fortsetzung des Autsn-
BDBTH^schen Aufsatzes über die Folgen der zurückge-
triebenen Krätze, 3) Miscellen, enthaltend eine Kritik
der senen Arsaeimittellehre von Dr. Beaavaia de 8t.
S90 KfU» KepifrtoHutH.
GhiATiEN: Effets pathog^b^tiqnes et toxiqaes lies medi-
d^ments etc. — In dieser lieaen Pablication scheine
der Verf. die Absiebt zu haben, die vielen Hahnsmakn^-
sehen Eruditionssänden aqd sonstigen Irrthnmer in der
R. A. M. L. aufzudecken und das bedeutendste Werk
des greisen Begründers der Hom. als eine kritiklose
011a potrida anzugreifen. — Bei Veratrnm soll Hah-
KEMANN über lUO Symptome Greding entlehnt haben;
Symptome, welche alle an Wahnsinnigen beobachtet
wurden, also f8r unsere Therapie von keinem Wertb
seyn könnten. — Die Red. der Archives giebt zu,
dass in der Wissenschaft nur Wahrheit und Ehrlichkeit
(bonne foi) die Bedingungen der Fortsehritte sind. Dass
eine umsichtige, klare und aber wohlwollende Kritik auch
für die Schriften Hahnemann's unentbehrlich sei; dass
auch das Genie der menschlichen Schwachheit dem Irr-
thnm und der Eitelkeit unterworfen wäre; dass aber
auf der anderen Seite dem Genie mit Achtung begtg^
ifet werden solle. — Hahnemann so derb anfahren, wie
Verf. es thnt, heisse bei den Laien und den jängern
unserer Sache gewogenen Aerzten, Misstrauen gegen
die Wahrheit der specif. Heilmethode erregen und dem
Fortschreiten derselben schaden. — Die Red. greift
nun den Dr. Roth mit einem schlagenden Argumente
an und sagt: Hahnemann habe ja streng die eigenen
und fremden Beobachtungen getrennt; er habe selbst die
letztern nicht aufgestellt, um in der hom. Praxis zu die-
nen, er stelle sie Mos als Analoga hin, die nur einen
hüehst relativen Werth haben. — Und da/iun Dr.
Beauvais sich doch selbst xom Panier der specif. Heil-
kunde bekenne, so sei^s nicht sehr klar, warum er jetzt
die R. A. M. L. mit Waffen" angreife, die nicht loyal
sind. Dass die R. A. M. L. einer Beform, einer Um-
Schmelzung bedürfe, dass ihre Forar ungenügend und
unwissenschaftlich, ihr Gebalt vmrotlstftndig wäre, ^be
^dermann (?) zu ; es trage auch ein Jed«r naeh Kräften
nsi) ihrem Hiingel abzuhelfen ; da» wäre liMseV) al« mit
Mrü* Heperiafktm. ItH
der Kenle dVein schlafen ntnd nichts Brauchbares an
die Steile setzen. Wenn anch sehr viele Irrthämer in
der Mat med. Uahnemann^s sich vorfänden^ so gebe es
gewiss auch viele Wahrheiten darinnen, die man bei
einer gewissenhaften Kritik nicht mit Stillschweigen
übergehen dürfe, ohne den Tadel der Ungerechtigkeit
zu verdienen. — Denn das bleibe doch ewig wahr, dass
alle künftigen R. A« M. Lebren auf der Hahnemanm'-
sehen fussen würden, dass sie die Ecksteine enthalte,
mit welchen das Gebäude errichtet werden müsse. Dass
dabei auch manche Steine verworfen werden müssten,
verstehe sich von selbst. —
Dr. Kirschleger in Strasburg.
3) Offenes Sendschreiben an Hrn. Dr. J. C^ G^
JöRGy K. S. Hofrath etc. Veranlasst durch des--
sen ), Wünsche etc.^^y von Dr. P. Th. Ed. Kurtz,
Med. JRath etc. Leipzig 1838. 37 S.
Es ist von der betreffenden Schrift Jorges in der
Hygea die Rede gewesen (s. Dr. Martinas Kritik, IX.
pg. 377), wesshalb diese Besprechung Kurtz' mit Jör«v
nicht umgangen werden darf. — Verf. geht dem Hm,
Hofr. Jörg auf der Spur nach und halt sich insbeson«
dere und ausführlich bei den Arzneiprüfungen auf, iq«
dem er in diesem Capitel die Anforderungen. an tüch-
tige Prüfungen näher auseinandersetzt.. Die Punkte^
auf welche es ankommt, sind hier scharf hervorgeho-
ben — es war nöthig, dies zu thnn, da Hr. Hofr.
Jörg, so viele Prüfungen auch unter seinen Augen ge-
macht worden seyn mSgen, in einigen Punkten offenbar
im Irrthom ist, namentlich was den Umstand betriflt,
dass eine Person, naciMkm sie etwa 8 Tage keine
Aranei genommen ^ min ohne Weiteres »nr ffräfant
Krii. Beperiorium*
ejBcr anderen Droj^ue sehreiten könne. — Das in die»
aea Capitel EUnaehlagende ist von Verf. gut anaeinaa-»
derg^setzt and die Ärsneipräfer gegnerischer Seita wer*
den , im Interesse der Arzneiprüfongen selbst, sehr gat
daran than , die Sache za überlegen und Kurtz' Vor-
schlügen zu folgen«
lin 3. Capitel spricht Kurtz von den Grundsätzen
Contraria and Similia. Dem Hrn. Hofr. Jörg Achtung
zollend, wo sie ihm gebührt, opfert doch Verf« seine
Meinung nicht auf und sagt (pg. 193, dass Jörg „we-
der in die Lehre Hahnemann's noch in die Hom. nach
ihrer jetzigen Gestalt die geringste Einsicht besitze ,
ja dass er selbst über die ganze frühere Heilkanst io
therap. Beziehung gänzh'ch im Unlclaren wandle» ^^ —
Dies zeigt Kurtz bündig, mit bekannten Citaten nnd
mit anderen Beweismitteln, welche dem nicht unbekannt
seyn können, welcher die Literatur kennt — Seinen
Beweisen vorher schickt er die Errklärung, dass zwi*»
sehen Hom* und Allop. „durchaus kein anderer Unter-
schied existire, als der hinsichts der A. M, Lehre and
die sich hierauf basirende Anwendung der Arzneien ;^^ —
also die Prüfung der Arzneien am Gesunden und der
ganz folgerichtig daraus hervorgehende, durch das Ex-
periment bewahrheitete Satz Similia Simiäbus^ welchen
Jörg nicht anerkennen will und den er allerdings so
wenig begreift als den Gegensatz. *— Ref. hat davon
mehr gesprochen (Hygea IX« pg. 290) und je mehr man
aber den Gegenstand nachdenkt, desto mehr muss man
auch erstaunen, wie Jörg den Prüfungen am Gesunden
das Wort so sehr redet und doch die Früchte ganz von
sich wirft, welche allein aus diesen Prüfungen gewon-»
nen werden können«
«
KoRTZ giebt dabei zu, dass es unter den Hom. 9, er-
bärmliche Schacher ^^ gehe, aber wahrhaftig nueh
nicht weniger unter der Allop,, macht etwas bittero •
Witz darüber, was für Leute in^ der Med. sich nicht
all Bippokratikfir MiMMkk {fifr. 96) «iMi proiMtirt xegw
den Nftiaeii eia^s Mom^alA^ ipg;, 35}« >
80 lAnj|;e dt« Qegoer; sieh . nicht, mehf Udhe gdbea^
im Streite nelir.Kenntmss uod £hrijchkeit .an den Ta^r
»Q. ie/(en, wird ihn^n manche Härte widerfahren; J&m
wird aber, will er einst billig seyn, nicht aa^en kön«
nen, es sei ihm in dieser Schrift aom lOten Theil ap
hart mitgespielt worden, als er seinen Ge^^nern tbat
Dr. L. Griesseucb.
4) Homöopathie praclice of medicme^ By Jacob
Jeanes, M. D* PhUadelphia, prmted bgf A. JVal^
die... 1838. 389 S.in8.
Wir haben hier ein Repertoriam vor uns, im Gannen
nach Art der bis daher erschienenen, welche, so wie ei^
nen Theil der deutschen Literatur, Verf. benätzt hat;
einiteschaltet sind des Verf.'s eij^ene und des Dr, Jenas
Grkbn Rrfahrnnj^en , welch letzterer sich. mit Dr. Jea-*
NEs anfan jTS verbunden hatte — zur „ preparation pf a
practical homöppathic work.^.^ —
In der, einen Boj^en einnehmenden^ Vorrede mdat der
Verf., Vk^erke dieser Art schienen in der Acbtunic der deut-*
sehen hom. Aerzte vorzufschreiten und sieht als Beweia
dafür das Erscheinen von Haas, Glasor, .ROCKzaT an« «-<-
Wer mit der Geschichte, der Hom., in Oeutaebland we«
ni^stens, bekannt ist, kann dem Verf. hierin nicht, bei-*
stimmen, vielmehr mpas angenommen w^rden^ daaa das
Erscheinen der Bepertoijen die aliertiefate Stufe der
Empirie anzeigte , welche die Hom. erreicht hatte» ei-
nen Punkt, wo jeder über die Hont zu schreiben und
jeder zu curiren vermochte, —
Man hat seit Jahren in Deutschland manches fiber den
angebUch^ Nuti^en. und über den wirklichen SehndeA
HTOBA Bi. X Ig
Kl
Gl:
R.
de
Ol
hö
Bi
kl
di-
IK
IMf * Heperiorämu UV
*^^chenbiieher alter Schole, nnr noch .sdilecUer^
'^*7SMrillen flchiechter, weil die Hoa., als spedalisi*
hihtr stehen will ond soli^ als ilie jsceneralisireBde
'Ethische und heleropathische Methede«—*
*^-*^ riehtijif bemerkt der Verf., ee sei ein Vorsaif
''ftni«, dftse sie nns in neaen und anbeechriebenen
'''heitsforflien Areneien darbiete! Kennen das die
^'«Horien mit ihren dürren Namen? Eis sind Bficher^
-i>e nicht einmal als taugliche Registratorficher
Jus gegebene Material dienen, denn es sind Castra«
%Verke. Ein weiterer, von dem Verf. gut eingesehener
Island ist, dass wir die alten pathoiog« Namen tia^
. welche ja so oft nicht passen«
'er Verf. stellt init Recht nicht geringe Fordemngen
aen ArKt und will iLcinem Schlendrian das Wort re^
a er äussert (s. z. B» pg« 6, fL) sehr behenrigena»
mbe Worte, weiche sich die Roitfiaiers, denen es
n^leiaes ist, in einem Tagi^ 80— SO Kranke mit honu
verchen zu versehen, fiber ihr Bett hängen soHten.
.ist aber schade, dass all das Oute, welches der
ri'., vor dessen, aus der Vorrede ersichtlichen, Kennti»
icn vnd Einsichten jeder Unparteiische gewiss alle
Uong haben wird, in einer Repertorioms- Vorrede
>agt worden ist, wo es aussieht, wie ein gnt naekt
■»achtes, fleischfarbenes englisches Pflaster aaf einem
stigen Geschwflre. ~ Eis ist unleugbar, dasaVerf«
3n Theil der Vorwürfe, welche man mit so vielem
f nnd Recht den hom. Vademecams madien musa^
dhlt hat; nnd dass er das Erseheinen des semigen
is{ entschuldigt, seheint den alten Sprsurh, 91« ^e»*
e^aecuMe^ an enthalten. —
Praktische Werke mflssen wir allerdings haben, al-
L auf dem Boden einer neuen Heilmethode mAssea
1 die Aernte, nachkommend den wissenschaflL Ei^
ithtimlichkeiten solcher Methode, einer entsprechenden
iseren Form bedienen; die Repertorien bieten aber
I allem dem nichts - dar and aetaen <|ie Methode
18.
gum4kwiirhm äUtm Fnum aaä ihfer B6chcr aber dto
^meneßUm-iJmrmMmiam 4tr cntai Acrxte
gi|itt«gdMB>ifliei%tlicrape«iiBdwnH«DJwirtcihächciay
m '9. ii'bMTthefles. — £s itl schwer, bei 4ar j/dMigm
ItevoUfconaeiiiieit der Hoib. , bei ihrer bis jetxi riasci-
tig^.BslwicfclflS|^ der A. M. Lehre ssd gsos wmmgA*
bsfles pstbologiscbeB Seite ein wirklich branchbucs
I^Mklisdies Werk aa ücficni; aber es wire ■■■fr
ifisl (besser geweses, wenii Verf. eise Art Thcrafie
(osch ILutTMAssf t. Asfl. eiws) sIs eis Repertsr sege-
bta bitte, welches ~ nad dsrni bisj^ sech eia Groad
des Krscbeinens dieser Bachforn liei^en — sut aaf die
s^erictn« Laies berecbsct war; dena da der hssi.
Gerate in N. Anerka verhattnissnassig^ weni|^e siad,
sOv'Oiasste eben an die befreondeten Laien nitappellirt
wsiriM. — ■ ■ •
rtOes BeL Urtheil aber Bepertorien äberbanpt kenafe
aber möfplicher weise - ji^a falsch styn, läge nicht in
der Assfihrani^ des vorliei^ender ein neuer, nur allaa
idiipensdheinlicfaer Beweis fnr die Nichtigkeit der Be:-
fMftnrinms-Wissenschaft. -»
*:^Wie dietmedicimscheot Lexica mit Aal anfangen ^ se
die Bepertorien neuen, aber unglücklichen Styis mit
utforftia.. Auch das rorliegende hat diesen Kopf, am
finde VForasfa und Hühneraugen^ zwischeninne eine
Uwge der verschiedensten Dinge, zusammengeworfen,
ohaa allen inneren Zusammenhang. Während a. B« in
dem Artikel y^Banes^' (Knochen) die mechan. Verletzen««
gen, Caries, Caries syphil., Distorsio spinalis, Exosto-
sis syphil^^ Hyperostosis , Neerosis, Mollities ossinm,
Bhachltis, Spina ventosa, Morbus coxarum, eathalten
sind, findet man die Uterinkrankheiten u. a. zerstreut im
ganzen Buch; entweder musste eine streng dureh«
gafihrte alphabetische Ordnung festgehalten oder aaeb
KrU.. 9eperi0rium. tfl
Organen «od Sy/itemeii ein Alphabet M^nommen wmäh
den; beide. Formen der Bearbeitung^ taagen aber intek«
nem und demselben Bube nieftts^ «- : . ir»^
Ein grosser Missadand ist, idaaa Verf«. bei Angabe dt^iS
Fälle die betreffenden Ci^atefaatnie angegeben hac-r^ QM
Verf. oehleehter ond aeiiiecht erfibiUter Casus könben
desahalb von Ref. nfi^ht ermittelt werden, allein dass
solche CasQs da sind, beweisen viele Seiten, z. B. pg*
54; Beilad. soll eine Rhachitis geheilt haben; da steht
nichts anderes, als „bei einem Kind von 4 J.; ge-
schwollene Gelenke, verbogene Knochen^ öbelgeform-
ter grosser Kopf. Belli^d. 1. gutt der S4* dil verrui^
gerte die Krankheit '^ r- Der gleich darauf folgende
Artikel distortio spinaNs ist wo möglich noch schlechter
erzählt, and solche Artikel finden sich im Duttenden. —
Von Aetiologischem erfahren wir meist nichts (so z; B^
Arsenicam pg. 177, Mercnr etc. pg. 196, Silex pg. 33ft
n. s. f. u. s. f.) and was dias Dia^ostische anlangt, so
findet die Kritik zahlreiche Punkte des gerechten Tadels«
Nach Aafzälilang der oft mageren pharmako^y-
namiseb- and pathologisch • diagnqstiseben Momelite
bringt dann Verf. öfters noch ein Register \on Arz<*
neien, welche der Beachtung empfohlen werden oder
die sich eben yyUseful'^ bewiesen haben (s. z. B* pg. SS3,
S57, S&9, 86S n. s. f.) — Solche Aufzählungen passen
nun in ein Repertorium vollends nicht. Uebrigens hat
hier Verf., ohne die Quellen zu nennen, offenbar ÜAnv-*
mann's Therapie und wahrscheinlich auch die Noten in
Rückert's kurzer Uebersicht benutzt. . ;
Ohne jedoch in eine weitere Besprechung der einzel-
nen Artikel einzugehen und irrige Annahmen zusam-
menzustellen, wozu Stoff genug da wäre (z. B., dass
wo Aorum bei syphil. Knochenleiden heile, auch immer
Mercurialsiechthum da sei, während Aurum geradn
auch bei scrophnlöser Complication heilsam ist; dass
Arnica die Strangurie bei Knochenbrnchen der unteren
Extremitäten zu vermehren scheine etc«)» scbliesst Ref«
Urne knne Anseig^, worin Ref. den BehadeD der
Bopertorien hertHsbebto mosste, mit dem anfrichtf-
gen Bedauern , dieses Buch nicKt besner hegrikmBen n
ktaaen ali Jedes Repertorinoi und wflnsehl, dass der
Hr. Yett seine unzweifelhaft besseren Kenntnisse iium
wahren Gedeihen unserer Wissenschaft verwenden mögt.
Dr. ORiBsj^Ehtt^H.
_ I
5) Quä9tio Inaugurölis über den Oetst und Sinn
des ^AnNEMANN'schen Heüprindps etc^, von
Bened. OmßmumMB, Dr^ der Med. etc. Amfe"
bürg 1839.
6) D^isseriatif) inaugUr. med. de medicor. secHs tri-
hu8 nostri aem prmcipalibus ewe de HotopatUa^
quam... in antiqmaeima ac celeherrima unip^ni^
Mb Vindobanensi püblicae dis^/msitiani submittU,
' Victw Nieolaus Kronser, Rheno^Boriteaüs. V(n^
; dob. Ci^9).
Die Leser erinnern sich, dass von der erMei^en Dis-
sertation in der ailjfem. hom. Zeitan^ die Rede war« --*
Man hfitte allerdings denicen können, Hr. Dr. Osraa-
aiiDiR habe sieh in seiner Dissertation besondere Rrel-
beiten erlaubt, und das Verlesen der bewüsstea Stel-
tan habe etwa darum so fiblen Bindroek auf die geg-
nerisehe Seite gemaeht^ weil der Hr, Verf. sein Thema
Mt SebSrfe behandelt und mit schlagenden Beweises
aasg^ertlstet. — Aliein wer das ganze Ding durchf^eht,
wie es^ nach des Verf. Aussage, bei der Promotioa vor-
(elesen und nicAf vorgelesen wurde, muss sich nnr dar-
Aber wundern, dass es in dem academischen Kreise An-
bss an allerhand unsanften Aeusserungen geben konnte.
Demi Eef« gvatekl'^ iG^yStM«,; widcbe Abqi>.'l)tiiQ;iteiio^
iMuitfdta £aohe äog^htkk in flMchfr/.Witlbi^f^^ittlitti;
fcoiiBteü, sitid 8ehr.Bohwadi,.^-4noc^M!iilvitUeFiiU^iN^
derartige* laauguraUiaäiArUülon, wMthe #aAtr attjfiMUK«
noch att InhaJM niiBsere iAateeipks|uiilncafc.iMi-.ifeflaria;iinf;
Stallte ist Pie SfMna«he lat; aft ^[aii& oonfia»^ kiatn (Smäfpf^
keine üulwickliHig -rr« nsr laeiDtotaaa ]Sin£yekurai|$|i6n iHfh-.
fftYtMige Expirationen oad kekia laapiralkilierii tH^-. Dia;
ÜAHKaMAiiN^aehen Sachen werJen intfst boaa -fide- anf^i'
gtYfärmt Ulli nicht einmal mit jfMm sa ^^p ^eeiAginl
GvMie von VeraUiidlioMLcit. aasfiiikaiier9asotBt.| .wie w.
Hrn. JAM'a ^^Geiat aad Smm i^ »ig* VL lgi>fiy mm
doch /»gewiss ein /B:ef{ngifv Maaassläli ist,! ao ^oaa^en.
dem Hnt. Ds. <X aacbv vorjarekonncai flejai^aa|^<>U!lliu'^Quv
(laat Vorrade fg. 6) anttfkeant Hrm Jaha aki Jlfeiaitoy/
indem er aaiifl, Hr* Jahr liabe das Tkema ^^aaaifeitoichatk'
bekandelt^.
Oewisa darf man an Dissertationen kciar aHza^knlff
Anfordernnges stellen, aber wenn devPe^l dttf-kiitl^^
Ijgenz u^ hoeh ober das fiewteaer kinaosgoekt, diiai-
ist das billigste Haans uberachfittea.
Em viel besseres Element leitehteii ibriflena; aas- dw ;
^jTheBeaf^ kerver, weicbci d^r Quäatio angakingt aftid^'
es sind 89 Satse j welche ibre» grassere» T(ieil& Aiaia
einen andern, angleioh bessern Platn verdienteik A«f^
fallend and nnbegriaidet ist die 29. These : Hydr^palUa:
morias magit ptahibil quam stmmL — lade» Bef« ^mt
Bespreckun^ip der Wiener Dissertatioo öbergel^, sobitkt'
et die Bemerkoog vorauf ^ dass es eipe erfrenliak#
Wendang der Dinge venrüth, dkae Oüssertatio» asf
dem Wiener Boden entstanden za sahea. — • SiAebta
diese gate Vorbedeatong von anhaltender Nachwirkang^
styn und in einem sa trefflichen Staate wie Oesfreiaii
der freien Entwicklang aller wirklich. wissenscfaaftlicbeA-
Elemente -^ ich habe klar das Urztllebe zovorderst im
Aage^ dareh was Immer fSi« kämmende Maassre^elanfcbt
vergegrifen werden. ^- Unter den 8 Seden befreM
Vett. die Allopathen V die Homöopatbea and die Hydro*
]iatlieiv, die* Vf^a§,müer drei beseicbnet er mit flblo*
pat/äm^f^ Dco.Verr«s,:der Anerkennang' werthes Bestie«
bea icebl oAdilfcli dahin <y den Grund and Boden aller
S Seeten ' naohasaweiaen, deren * aeitheri/B^e Noth wen-
i&gkfiiiZUf dtnonatriren , 4iem jOrnndaatze jeder Seele
aein./T^rraiQ: in der WiasenachafI featsaatellen nod
aaa allen dreie» heraaa nach dem Ziele der JEimheit
hinautsteoern. ^«- Wenn Verf. (s. die Theaes defieiiden-
dae No. 6) lu^gt^ Aliöopiathla maxime veneranda, Harn.
Don Tituperanda, Hydropathia non ne/s^li/s^enda , aoii^
darki ein* Klimax, welchen jeder Kenner als onbe/i(Mndet
ansprichi oad tveleher auch mit der Vnüät der. Hobn
|MK/Ajflänicht ihrreinatinrmt Ich will aber mil den ;Yerfv
wdeket Allem nacb.^voa redlichem Willen beaedt jat,
taiec nieht rechten. Als. angehender Aret kennt. er nur
die Glanzseiten der Sehole, die ihm Mutter .war , and
Hat nfe'attdera'ab nach der ,.maxime veneranda^^ haa-
dein aehen. — Man mass billi/s: seyn und dem Verf..
Zeit lassen aom Emendiren des maxime. — Verf. will
allen Methoden Gerechtigkeit widerfahren sehen; ,^eift-.
per^^y sagt er, retpidatur^ guae castii individuati me^
thodus maxime aceamodatOy aptisHma, sempergue uii".
üimma eUgaiur. Medicos omnes raeUiodos sciat ne«
eesae est^^ — Wenn der Verf. aber meint, die Erfab--
mng werde lehren, ob diese 3 Metboden vereint beizu«
behalten sind, oder ob eine oder die andere als Sieger«
in hervorgehen werde, so zwar, dass eine oder die
andere der siegenden als „adjuta^^ beigesellt wurde, sa *
scheint - dies dem Begriffe einer wirklichen Goordi-^
nirang der Metboden (Holopathia) nicht entsprechend^
und Verf. mag wahrscheinlich selbst nicht recht daran
gjltmbWj indem er wenige Zeilen darnach sagt, es liege
ausser allem Zweifel, dass Uom. und Hydirop. gleich
der AUop« unter die „systemata homines fortnnantia^^
SB stellen sind. — Die Fassung der obigen & These
bilt Ref. daher mehi" durch äussere Umstünde be-
Rrii. Reperiorhun. IUI
diojEct. — Mit diesem Exeureas bat Hef. nichts anderes
bezweckt, als wenijBTStens eine gute Meinonf: fdr den
Verf. bei dem Leser zu erwecken. -- leb kehre zum
Inhalte der Dissertation selbst zoräck, welche in ^
Theile zerfällt; in den ersten 3 Theilen sucht Verf. die
HolapcUUa als durch Theorie und Erfahrun/z: beg^rlindet
darziMtellen und lehrt ihre cammoda nnd utilitat*^ die
4. ÄDtfa« enthält in Körze die Grundsätze der Allop«,:
Hom. und Hydrop.; die 5. eine Ver/^leichun; der Al«^
lop. nnd Hom»} die 6. ist überschrieben tmio prind^
piorum in HolapalAiam (s. oben). — Die Hom. sucht
der Verf. gegen die ungerechten Vorwürfe zu veiv
theidigen, sagt selbst (pg. 81), sie bestehe eine „streng
Wissenschaft!. Präfüng^^ etc. und tadelt scharf Männer
wie Mükiseh und GermantUj deren ,,SchmähschriftenH
(so nennt sie Verf.) übrigens längst verschollen sind^
Der Leser wird finden, dass Verf., wenn dieser auch'
manches nicht getroffen haben sollte (so z. B.. da»
wahre. Verhäüniss der Methoden, namentlicb der Hy-
dropathie, welche nur ein Technicümus, keine abge*.
schlossene Heilmethode ist; die V^Türdigung des hom*
Principes als wichtigen und folgereichen Impulses für
die ganze prakt. Medicin etc. ), er wird finden, sage ich, dass
Verf. Zeugniss ablegt von Kenntnissen u. redlichem Willen,
die n^cht immer beisammen sind, wenigstens bei so
Manchem von denen, welche ein Wort mit dreinreden.
Darum begrüsse ich diese Dissertation wiederholt als
ein erfreuliches Zeichen aus Oestreich und muntere den
Hrn. Verf. auf, gute Bahn zu halten.
Dr. Griesselich.
7) Medieinischer Argos. Herausgegeben von den
DD. Hacker und Hohl. I. Bd. 1. u. 2. Hft^
Leipzig 1839,
Die Hrn. Herausgeber haben vor einiger Zeit einen
besondern Prospect über den „Argos^^ erscheinen las-
tiaA) woraus hervorgeht, dass dieselben, um es in kfu*e
Yf^rtQ zu fassen, ein Oe/^enge wicht gegen altes das
heabsicbtigen, „was dem bewährten Vorsebrelten der
f[ß^4 Medicin hemmend entgegensteht^^ ( Vorw. pg. 4> «*-
Yorerst Eerfallt der „Argos^* in 4 Rubriken; 1> Orsfi-
m^Abhändlungen (soll enthalten , a) was sieb aaf dje
Med« mit der Gesetagehniig, • mit der riebterliobcm nsd
poUfteilicben Verwaltung, auf öffentliche Institute ete»
be^tiebt, b) Berichtigung allgemeiner verbreiteter Irf-
tby^imer^ e} krit. Darstellung streitiger Punkte, cF) fcoriie
krit UebersichtD; S) Kritiken:, a> der JournallUeratwr}
),nnseitig vorgetragene Curen^" sollen verfolgt- wel*deii^
ebenso als gelungene angegebene ehtr. Operatiime»,
die deeb eigentlich mislungen sind, b>encyklepAdi8dier
Werke, in denen man häufig iinr za „auffaUeiid die
Qfitiiige Gediegenheit, VeltsülndigkeltnadKlarheil^^Tev^
misse; e> der Schriften für Laien; 3) Anlikntiktti^
4> MiHelietL
Das erste und zweite Heft enthalten unter den Qrigi-
naI-Abh. zunächst eine Reihe von Aufsätzen äneir ^as
sichs n. bafn Med»-Wesen ( über die ärztL Bildungsan-
ahstalten, über die Lehrer der Med. etc. in Jena, über
Apotbekerwesen^ das bairische Baderthum etc.), ober das
(oft zweckwidrige) Verfahren bei der öffentl. Untersn-
ehnng der Freudenmädchen, über Anwendung des Jod-
klili in grossen Dosen (Dr. Meurer erzählt einen l^all
und will damit beweisen, dass man sich vor Dosen zu
5—8 Gran nicht zu furchten habe; er hätte aber ebeo
so gut beweisen können, dass man 4 Stockwerke
berunterstfirzen und doch den Hals nicht brechen
kSnne); historisch-krit. Darstellung des Streites über
die Eiiflspritznngen beim Tripper, von Dr. ÜAeKsn;
über medicim'sche Gesellschaften, von Dr. HiRscnsi« Cun-
bedeutend); über Hebammenwesen von Prof. HouIm —
Der Artikel: „eine Apothekenrevision im Jahre 1838
vonHACKER^^ ist sehr erbaulich; Seitenstücke aus Sud-
dentsebland von gans a^dener Art fcAMrteo daa« g^
liefert werden. — IT. a« m«
Mit Offenheit haben die Verf. nikneh« Mtoff«! dM
afichs« Med. - Wesens besprochen und Vorscbiiig» aawir
Abhilfe gethan ; es ist sehr lobliob von der Be/eierong(
dass sie solchen Bespreohangen kein Oindemias in'dfln
Weg 1^. Entweder haben die Verf. nnreebt, nad dalia
müssen sie mit Gründen . zvm Sebweigen geblactit wer-
den, oder sie haben reeht, nnd dann mqss AbbttfO tfe^
sehehen; jedenfalls gewinnen diei öfentliohen Aageto4
genheiten dabei, da es einer, im Interesse der Staats^
angeh^igen bändelnden, Jftegierqng nnr erwünsifat seya
kann , wenn sie apf Mängel im Med^Wesen aafiiierli«*
aam gemacht wirdL Nmr h»nUf denen es entweder ad
der gehörigen Intelligean ond an gutem Wilteri fehlt 4
die, von Speicbelleekern gehitsebelt nnd gesehm^icheit,
sich gerne für unfehlbar halten und sieh daher, moM
ohne Grund, fürchten, ihre Willkührlichkejten qnd liebte
scheuen Beweggründe konnten durch die Oef entlieh««
keit de n ^Kasammeageraflen fSehelnglanB einbossen, ^
nur solche l4eute kftnnea den VerC ihren Beifall versa««
gen und sie In deren Beatreben hemmen woUen» rfie^t
wies wäre es sehr erwünscht, wenn der ^Argos^^ seiad
tmparteiischen Blicke auch auf andere Liinderdent««
scher Zunge richtete. Die OefeniüehMt alkin k* im
Stande, der Ignoranz nnd der Insoienafi (welche imwHHt
xosanmen an-'s Joch gespannt und auch bei «ed. ^im-
menführern ett. einheimisch sind) Schach au bieten» IgncM
ranten, die, wie man hier %u Lande sehr bezeietinend«
wenn auch trivial, sagt, „Dreck am Sleeken^^ haben,
ajttern vor ciVicr Feder mehr, als vor allen Gänsen der
Welt. ~ UnuiDgänglieh nethwendig ist es aber,, daast
die Verf. ladelnder Artikel sich mit ihrem wahren Na^
men nennen und damit Bürgschaft geben, es gelte ihr*
nen um die Wahrheit Daher. kann es Bef. nicht billir^
gen, dass nicht alle Verf. sich im „Argos^^ nateraeicb«
neten« Sich zu nennen, hat noch das Gnte, dasa dann
Knl. Bepertorium,
Porsooeii, welebe wegeo ihrer verkehrten Ärztlichen
MMssre^eln ang;egriffen worden, nicht sa^en können^
wm /drehte sieh ver die Bresche xa stehen, denn es
iatnor allsa wahr, dass die Pretensionen von solchen
Ignoranten und Insolenten Itfacbthabern an Andere ge^
stellt, jB:erade so gro99 sind , als ihre eigene 'Seignng^
billiicen Wdnschen Anderer nächzukomnien, klein. -^
Unter der Bobrik,, Kritiken ^^ findet sich 1) ein ge-
sebichtlich - krit. Ueberblick didv Journalistik der Oe-
bartsbilfe aus Prof. Hohles bekannter guier Feder, t)
ein solcher Ueberblick der med. Journale von Prof. Ro-
sa^BAun; Verf. hat mit vielem Pleisse jiresamtnelt. Die
speeif. Methode ist gar nicht berährt; ihre JonrnaleTeh-
len gM%\ Verf. kennt sie wahrscheinlich nicht — Die
cbir. Joarnale folgen im t. Hefte«
Dn UnscBBL lisst im 1. Heft die Rritiik der Behand-
hini;: «pidem. Puerperal -^Fieber einrfieken; ein Fin^lfinder
(Inolebt} ist der Vater dieser wahrhaft monströsen Be^
handlang; wie eben in Deutschland der Trieb voir-
berrscht, Ausländisches, wenn /sflelch noch so Unsin-
niges, willig aufeunehroen und Iniindisches, wenn' es
aoeh noeh so gat ist, sehnöde %n behandeln, so haben
die „Notizen von Fhomep^^ auch die iNGLSBT'schc Ar-
beit fibersetzt ; Dr. Hirschbl zeigt nun die vollkommene
Verwerflichkeit dieses Machwerkes und rügt die *Ver->'
fabrnngsweise der „Notizen^^ mit allem Rechte. —
Prof. HoHii kritisirt das Verfahren des Med. Raths
Dr. DoHLHOFF zu Magdeburg bei einer von diesem be-
kannt gemachten Operation.
Die „Antikritiken^^ enthalten mehre Nummern, von Dr;
A* SnBBRT in Bamberg (Kormfbgbr genannt), Cholera
betreffend, gegen Dr* Eisbnmann), in des Verf. ge*
sochter Schreibart verfasst), unschmeichelbafte Worte
der Verständigung zur Kritik des Geb. Raths Cas«
MB in Berlin, von Dr. A. Drostb (dessen lieber-
Setzung der Schrift von Dr. Bottex über Syphilis be-
traf and, von Hrn. Dr. Casfbr in bekannter Wochen-
Krii. Reperiorium. S85
Schrift- Weise seicht and oberflächlich recensirt), mehre
Antikritiken von Dr. £isknmamn (an Prof. Albers, Dr.
Voigt a. a«, von Dr. Wutzer an Dr. Casper q. 6. f.
Der „Arj^os^^ ist also eine Art von OpposiiioMbUUt^.
lieber die Nothwendigkeit eines solchen kann ^ar
kein Zweifel mehr stattfinden; der Unfug, welcher hier
und dort von Aer^ten in der Literatur etc. getrieben
wird, ist allzu gross und es ist ein Damm dagegen ein
.wahres Bedürfniss. Es hängt nur davon ab, wie das
Oppositionsblatt ins Leben geführt wird. Die sirenggie
Redlichkeit und Unpariheilichkeii^ mit den vieheiüggten
Kenntnissen gepaart, bewahren allein vor Missgriffen,
ini^besondere vor dem Aasarten in ein niethodisehes Op-
poniren gegen alles nicht gerade „Schulgemässe^^ Dee
„Ai^os^^ sehe scharf, schiele aber nicht. — Der Red»
wünscht Ref. die nöthige Umsicht auf ihrem Stand-
punkte,^ der gewiss nicht beneidenswerth ist. Wettn
irgendwo, so ist es gerade in einem solchen Blatte nö«
thig, ^ass die Red. ihre Mitarbeiter auch als Menschen
kenne. Dies scheint b|s jetzt nicht ganz der Fall, deoa
ein anonymei: ^) Aufsatz (über Jena) findet von Prof. Ki
Martin schon »starken Widerspruch. Ueberhaupt vert*
spricht das 2. Heft weniger. Es wird wohl ein Ge%erre
geben!! . ;-
Ref. wünscht dem Unternehmen gutes Fortkommen
(za dem. Ende auch gute Arbeiter und geringer« Preis)
und bemerkt, dass die Idee eines solchen Journals jhal
vorschwebte, als er vor 5 Jahren den „Briefwechsel
zweier Freunde über die Nothwendigkeit und NQti^
lichkeit eines med. Qppositionsbiattes^^ schrieb"*^}, eine
Idee, welche auch ein anderer Arzt (sehr bekannt -als
Schriftsteller) auf der Freiburger Naturforscberver>>
Sammlung gegen mich äusserte.
^^^^^ Dr. Gmjejsssucb.}
*) Verf. Ist wohl derselbe Anonyme, der auch In den Mal-Npoimera
4er taalllseheo Jahrb, sich breit nacht. —
*f) FretoogenAlde, a. Wand« . - ••;'■','
in.
M i s c e 1 1 e n.
•1. Dr. Hbugt sAj^ in den Annalen der Sttattsmmm^
kmde von Schneider, ScHt^iMBYER and Hhrot (3l Bd.
pg. ItS) : „es ist be^riffsverivirrend, von einem JSrlUi»»
mioima %n reden, wie diess in der Sprache der -fifo-
miopfttliie ^finiE!; und ^ftbe ist^ — Dieser Tadel- ist
gerecht, insofern er das Factum berährt, aber er ist
Ml weit ausgedehnt, ~ denn diese Sprache ist doKb«
aas nicht ^^ging und gähe^^ bei ailen HomSopathen* --^
Diese Sache verhtlt steh etwa so -^ um nur ein Gleichnbi
anenffikren — , wie mit der Annahme der Krätzmilbe;
Woitte tttan behaapten, dass letztere Annahme ,,fin der
Allopathie gäng und gäbe wire^S so wurde man eben
so wigerecht seyn und dadurch eine Unknnde in -der
Mteratar verrathen. Man wolle übrigens alle derartige
Begriffs^Verwirrungen zu vermeiden suchen! — *
• 9. Solche Leberleiden ^ welche vom Aufenthalte In
Kellern and dumpfigen etc. Orten herrifhren, dfirRen
m^eniger von emer direclen Beziehung der Noxe surLe^
1^ als haaptsichlich in gestörter Belebung des Blutes
dnreh die Respiration begründet seyn« Die Leber dbef^
nimmt hier einen zu mächtigen vicariirenden Antheil an der
Foactisn der Langen und busst diese — freilich in andereoA
Sinne stattfindende — functionelle Aushilfe mit Träbona:
ihres eigenen Lebenszustandes. — Diese Trübung kann
allerdings so tief greifen, dass -*- namentlich bei Un-
ffererARdauer—- «ein natarjifefnMseresiitopinitioiHnDeiiofli
«Heselbe oieht mebr aasM^leiciien verlnaf;. V«n der Ldhtr
l>flanxte sich das Leiden auf den Verdaaiwgsaiiparat ct«i,
und mit Ansglejchna^ der Leberatörunjp^ Wird die Ce^
aesang eingeleitet. -^ Hatte liagegen jene Naxe «v
karze Zeit eingewirkt, so gleteiit das RespirireB einer
reinen Luft allein schon die ganze Anomalie ans. Der
Satz ,,ce68aate causa etc>^ erleidet hier eine theilweise
Beschrankung. ^^ .
3. Uäffiorrhoidenbildangen in der LangenathwinA-
sudii sind gewöhnlich secundäre Leiden des Lungett*-
leidens; denn wenn die Langensubstaaz ihre cettulöae
ttesebaffenbeU verliert und sich sur Anihälime des* Bln«-
ites nicht mehr in geh(irige«i Umfange eignet) so Wipkt
dieses a«f den A-enösen Apparat zoriok^ bedingt Stokv.
kttiigen, Anfallnng and Ausdehnung in ihnen *^ und
dadurch Hämorrlieidalauschwellung« Diese deuterepa^
Ihiscbcn ZmstAnde können weniger als gtestigi» HeiJ-
beatrebnngen, wofor sie von JHaachen gehalten fca war^
Um seheioeni angesehen werdeoii vielaiehr stad nm ^n^
eignet ^ insofern sie eine n'citere EntAiItang der Lm»-
gentntartung anzeigen «-^ als laigiastige Grsditqlnnni-
gan betrachtet zu wertefci ; «^ aaeb Uefem sie tfarrhatfa
mcb nieht den Beweis^ däss das Lungenleiden von ieinem
Haanoirhoidalanstande itiafogtsdi abstamme« Es därfl
ieo sogar ßeuende Himorrhoiden auf dieaem Wege
«ich trilden^ nnd sie kdanten dennoch nicht die ftogafsw
tt»d Haoptindication ündern^ da sie doch nar dte be^
zeichneten deuteropathischen Ersehef niiagen zu erleioh*-.
tera vermöchten. -^ Die Herzpalpilationen, Herzens«-
angat etc., wie sie nieht seilen hier vorkommen^ finden
ebenfalls ihre £rkläinng in A nh«af ong des venösen
Blutes im rechten HefnM, abhängig von gehinderter
Uekerlieferang desselben an die Lungen ; ~ and Mnu-
liebe Abkunft haben ftuek die häufigen Kapbdlmw^
zen -^ hauptsiohtieh im Hinterhaapte — bei weit ge*
diehener Lungentoberculoae eic. — Es versteht sieh
ibrff(6iis von selbst, das« hier nor diejenige fanctio-
•ncUeta Stonifl^eD der betreffenden Orf^ane jr^fli^int ^eyi
ktanett; die nicht an wirkliche Or^anfehier ^knipft
sind. •**- Eben so versteht es sich von selbst, ,das8
mach schon die mangelnde Belebon^s^ des Blates die
Venositii begänstijs^t, und dass durch die g^eschwfichte
ilespiration auch die Attraction des venösen Blutes —
zu den Lunten hin — beeinträchtigt wird. — So viel
ist gewiss, dass diese Phänomene hier keine indicatio
aiorbi bilden können* — Verwahren mnss ich mich je-
doch dagegen, dass man nicht daraus folgern mftge,
als wolle ich behaupten, dass nicht auch gewaltsao
uiiterdrickte Hämorrhoiden das Cansalmoment eines Iion-
^enleidens etc. werden könnten; es ist femer auch wohl
nicht KU bestreiten, dass eine verkehrte Lebensweise
etc. die Entwicklung der Hämorrhoiden stören and da-
durch Causalrooment zu mancherlei Leiden werden könne.
4* Die verspätete Entwicklung der Menstruation wird
Minfig für die Ursache mancher gleichzeitig in die £r<-
scbeinung tretender Krankheitsprocesae gehalten, and
man glaubt nichts angelegentlicher thun zu müssen, als
um jeden Preis eine Menstrualblutung zu erwirken. —
Abgeaehen davon, dass eine konstlicli erzielte Blntang
ans der Sexualsphäre des weiblichen Geschlechts noc^
lange nicht genügt, für wirkliche Menstruation sa gg^
t^n oder nur dieselbe zu vertreten, so will es mir aneh
scheinen, als seien gerade die concoroittirenden Krank*
heitsprocesse die Ursachen, dass die Menstruation aidi
nicht entwickelte. Gelingt es, diese pathologischen Pra*
cesse zu entfeinen, was zu erzielen die nächste ikaf*
^be des Therapeuten seya därfte, so wird die
struation ohne weiteres Hinzutbun; gewöhnlich sich
stellen — das quid pro quo hat oft schon irre geleilati -*
uad klarere Anschauung der Lebeasvorginge wArda
ans gegen manchen FehltritU schützen* —
Dr. Käsmmasn m XädL
Originalabhandlungen.
i.) lieber die NothwendigkeU der pathologisch-ana^
tomischen Diagnostik zur gründlicheren Beur^
theilung des Verhaltens der specifischen HeUme"
thode zu der allopathischen, in ihrer praktischen
Anwendbarkeit Briefl^ Mittheüung von Dr. CL
Hampe in Wien.
DaDs un chemin montane siz chevaux tirolent an coclie;
Une mouche anrvient, et des chevaux 8*approobe,
Pretend lea animer par ton boii)rdonnenient,
Pique VüUy piqne Tantre^ et penae a tout moment
Qu'elle fait aller la machine.
Ich hätte diesen Gegenstand gleich in meinem ersten
Aufsätze näher belencbtet, hätte sich schon damals das
Streben mehrerer Homöopathen s6 auffallend gezeigt,
die iltere Therapie mit der neueren theoretisch und
praktisch zu vereinigen« Der Inhalt einiger neueren
Aufsätze setzte mich daher in nicht geringes Erstau-
nen. Ist es also so weit mit uns gekommen? Ist das
die Frucht aller unserer Bemähungen, aller unserer
Kämpfe? Während viele Aerzte der alten Schule^ ge- ,
leitet durch das Studium der pathologischen Anatomie,
schon längst dahin gekommen sind, die Unhaltbarkeit
der alten Therapie einzusehen, fangen wir an, der von
allen Seiten verstossenen uns wieder anzunehmen und
UYOBA, Bd, X. 19
290 Originalabhandlungen.
nach einer innigen Verbindung mit ihr nns zu sehnen.
Man giebt ihr jetzt alle erdenkliche schöne Namen,
nennt sie seine gute Freundin, seine nächste Blatsver-
wandte, findet sie überaus vernönftig, kann nicht be-
jg^reifen, wie man sie einst so habe beschimpfen können,
gesteht ihr, man habe sie insgeheim fast lieber als das
eigene Ich, kurz man ist ganz in sie verliebt. Näch-
stens macht man ihr gewiss einen Fussfall, küsst ihr
das, durch die zu schnelle Wirkung eines an^gfezeigten
Purgirmittels etwas gefärbte Gewand und bittet sie,
einzutreten in Hygea's geheiligten' Tempel. Wer er-
röthet nicht vor einer solchen That? Stehen wir nicht
da zum Uohngelächter , zum bittern Spotte aller unse-
rer Feinde, armselig, vetschrumpft ? — Oder steht es
vielleicht nicht so arg mit uns? Man stellt alle, jemals
angewandte Heilmethoden friedlich neben einander, giebt
jeder dnen häbschen Namen und findet, nachdem man
0ie naeh allen Seiten philosophisch betrachtet, dass sie
am Ende ihrer Anwendung doch nicht gar so sehr von
einander verschieden wären, so dass es so ziemlich alles
eins sei, welche man im gegebenen Falle anwende. Man
fange nur einmal wieder an^ Aderlässe, Blutegel, Brech-
und ijjiföhr^, Seh weiss- und Harn -treibende Mittel,
CanWl^ien, DowEa'sche Pulver etc. philosophisch her-
einzusehwärzen, und die Homöopathie hat aufgehört zu
seyn. Ich tröste mich indess damit, dass es bei jo:roS'
sen Umst^ltungen nicht auf einige Jahre und nicht auf
zeitweise irrige Meinungen einiger Personen ankomme.— >
Ich habe nichts dagegen, wenn jemand ruhig und za-
frieden seine Allopathie seinen Patienten applicirt; ich
,werde seinen süssen Geistesfrieden nicht stören, denke
mir höchstens: „Er ist ein dunkler Ehrenmann, der über
die Natur und ihre heiligen Kreise mit grillenhafter
Mühe sinnt. ^^ — Ich hab' auch nicht viel dagegen,
wenn selbst ein Homöopathiker zuweilen wegen ver^
schiedencr Privatrucksichten einen oder den andern
Kranken anders behandelt; aber man wolle ja nicht ein
ÜyMtem daraos
iniachen, and diesem ^Mtnem: ruu^crr.
zei^e mir doch eimgr «e&«iK i^«,
Misch -Maschbehandltto;?- ^y^' «^
und drilber gehen, das« « o«^ Jl^i.»t*^-c^ ^
und ich werde mein \V«lilj«IalMji u«tru**t. ^ .
onterdriicken. Es lasst ^iek lr^iA«c. 4»^ ^^.
heit than, was man immer will, «m j^uv.t.. 1^...^
man seinen Namen gthen^ ^ aber c;««;«»«; v^.
Verfahren za etwas fromme, ob es ici eüAir- i^^^-.*
stehe zn dem pathologischen Zuainbde uc- ..f...^. ^
nen Krankheit, das ist eine andere f'rn^^. k-^M»^ ..^
wenn bei Polyaemie das Blut sich auf ed«4; Oi^«^ _ ,
wie er anfährt, auf die Tonsillen, wirfi. uul 4. •^*.. ^^
Falle erschwertes Schlingen, Schmerz,. Üuiut ü^.. ..
Schwellung der Mandeln and voller Pul« «ici ^«.«^...
S— 3 Pfund Blut. Her Kranke wird geKUüd. Jr^i »v^i,
sammt seiner Ehehftlfte klagen von Zeit ^u Ziei: i^^.
leichten Kopfschmerz and fiichwindel; da« O«;«^«««.. ^
roth, der Puls voll Ein Aderlass von drei Pluuc wi,.
fernt jedesmal diese bedenkliche Krankheit, «^ .^„^
noch 80 oft wiederkehren. Bei Pneumonieen, rl*ci.ju^-
tischen Gelenkentzündungen entzieht Pioiuir bo i««.
Blut, bis endlich Blutleere eintritt. Das Uriu^i a«^,
diesen antipathischen Mann nicht in Verlegenheit. ^
giebt dem Kranken fleissig zu trinken, la»st dk hjL-
tremit/lten zusammenschnüren und sie sammt dem La^
terkörper höher als den Oberkörper legen, damit Me*
nigstens die Centraltheile mit einer Art von lllui %«r*
sehen werden können. Es sterben nicht Alle! Wi^kii«:/
rationelle Arzt hat an einer solchen Methode etwa»
auszustellen? Piorry hat blos antipathisch, oder fep«;^
cifisch enantiopathisch, oder rein liomöopatbiHch u. *. w.
behandelt! — Man kann bei Hodenentzündungen %on ui&*
t erdrücktem Tripper den Brech Weinstein in plenu itm
geben, Blutegel ansetzen, Quecksilbersalbe einreibn^a.^
kalte oder warme Umschlige geben, man kann 4U:k
19.
292 Originalabhandlungen,
Kranken klystiren, purgiren, baden, durch einen belie*
bigen Thee schwil/^en lassen, Vesicanlien aufs Kreuz,
Senfteige auf die innere Fläche der Schenkel legeo,
man kann selbst inzwischen manchmal die Ciematis
erecta reichen; der Kranke kann ferner einen /gruten
Spaniol schnupfen — er wirkt aufleitend, da nach Bs-
RENDs die Nase in Sympathie mit den Genitalien steht;
der Kranke kann auch einen keuschen Gejo^enstand,
wenigstens den Mond, anschauen, da uns. ja Wjbikabd
(in seinem „philosophischen Arzte ^^) erzählt, wie eio
fränkischer Arzt eine, nach einem Excess in der Wol-
lust entstandene, Krankheit der Beischläferin eines Sul-
tans durch plötzliche Erregung des Schamgefühls (con-
traria contrariis!) augenblicklich hob* Das und noch
vieles Andere lässt sich in diesem Falle anwenden und
streng wissenschaftlich rechtfertigen. — Nach wie viel
Methoden lässt sich nicht schon eine ganz gemeine
Krankheit, eine Halsentzündung durch und durch eu-
rirenl Ein Schwalbennest ist z» B. nach ScHÖNLsiN^e-
eifi*ch. — In der Nähe Wien's ist ein Ort^ da rahmte
der Jäger den Hirsch-, der Kuhhirt den Kuhkoth in
Form eines Umschlages als ganz vorzüglich in dieser
Krankheit. Ein Consilium entschied sich für den Vor-
schlag des letzteren, indem man dieses Mittel für spe-
cifisch homöopathisch, für specifisch enantiopathisch,
für antipathisch , für ableitend — kurz für Alles, nur
iiicht für einen erklärte. Der Kranke genas. —
Wie philosophisch kann man einer Peritanitis tnberca-
losa mit allen nur erdenklichen Methoden beispringen 1
Wie schön lässt sich selbst ein Fibrochondroid der
Gebärmutter rein methodisch behandeln I Was lässt sich
mit einem Fungus und mit einer Cirrhosis der Leber
Alles anstellen! Doch hilft Carlsbad nicht immer, dafär
aber Ischl oder Gräfenberg. Lassen auch diese Einen
im Stiche, so hat man ja noch das Bheum, die „Anima
bepatis^S '^^ Hinterhalte. Man kann beim nächtlichen
Bettpissen ein Vesicans auf den Kopf legen, bei der
Originalabhandlungen, 298
Cynanche pseiidomembranacea cauterisiren , Gichtischc
die grosse ftSclimiercar passiren lasseD, bei der Cholera'
das Röckeomark isolireri; Rippen, Gebärmutter, Eier-
stöcke, ja selbst den entarteten Pyloras exstirpiren^
man kann endlieh dem Kranken den Kopf abschneiden,
ohne Gefahr zu laufen, von einem guten Methodiker fär
einen Verruckten gehalten zu W^erden. Kurz, keine
Krankheit ist zu klein und keine zu gross, die man
nicht nach allen Methoden, und zwar nach den tiefsten
philosophischen Erörterungen behandeln könnte* — In
solche Verwirrungen brachte uns der grösste Feind der
Medicin, der Dynamismus. Man sieht in der Krankheit
nichts als eine Veränderung der Kräfte, immaterielle
Störungen, eine Abweichung der Functionen v6n der
Idee etc. Nach Krause ist Krankheit „ein wesenwidri-
ges 8o-Seyn, statt seines wesengemässen Anders-
seyns, widersprechend dem Heile der Gesundheit'^.
Die dynamistische Ansicht, Folge unserer philosophi-
schen Systeme, hat besonders in Deutschland zu den
sonderbarsten Vorstellungen von den Krankheiten in
specie Veranlassung gegeben, deneil dann eben so son«
derbare Heilmethoden entsprechen miissen. Man muss
oft herzlich über die ideellen Verherrlichungen dieser
Leute lachen.. — Kant setzt das Dynamische dem Ma-
thematischen und dem Atomistischen entgegen. —
Wie nachtheilig also die Uebertragung dynamisti«
scher Ideen auf Naturwissenschaften, besonders aber
auf die Medicin, seyn müsse, folgt schon aus diesem
klaren Gegensatze. Leider ist die Zahl der Dynami-
sten auch unter den Homöopathen noch ziemlich gross«
Kommen nun gar mehrere solcher Herren zosammmen,
so wissen sie nicht, welche Lobeserhebungen sie sich
gegenseitig machen sollen, und einer steht dem andern
in seinen spirit. Arbeiten bei: der Eine melkt den Bock,
der Andere hält das Sieb unter. Indessen fangen doch
schon Viele von ihren ultramontanistischen Ideen an zu«-
rOckzakommen und sich wieder ihrer, von Gott verlie-
292
Kranken k!y^
bigen Thee .•-
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1
/
Originaiabhandlungen. SM
rde bei einer Meningitis der Kinder nicht die hom»
limetbode verlasseh und zu Biatej^eln, Calomel^ Ab-
irmitteln etc* meine Zuflucht nehmen, wenn ich weiss^
äs dieser Krankheit fast immer Oehirntuberkeln zum
üude Heilten und dass dieselben nur in den seltensteil
.^«en verkalken. Ich werde bei Convulsionen der Kin«*
., wenn sie einen tödtlichen XuBghng nehmen, nicht
.. Homöopathie die Schuld beimessen und das nächste
.! mich der Allopathie in die Arme werfen, wenn ich
' der Section Tuberkeln im Gehirn und in seiner Udh
'!ung, Wasseransammlun;;en, Gehirnerweichung^ etc.
"^e, die weder die eine noch die andere Methode zu
**^fernen vermag. Ich werde bei einer Longenentzfin*
^r\jBr nicht den unterlassenen Blutentziehungen, der
''n-nachlAssigung des Nitrum den ungünstigen Ausgang
'^schreiben, wenn ich den Fat. erst den 3—4. Tag in
^'e Behandlung übernahm, wenn die Percussion und die
nscultation nachweisen, dass der halbe Lungenflügel
noch mehr infiltrirt ist — obwohl Ipflltrationen von
igem Umfange den Tod herbeiführen können — ^
"^*wenn das Subject tuberculös ist, vielleicht schon gar
^"^eichen der grauen Hepatisation zugegen sind* Diese
""^letztere heilt zwar auch oft, wie ich in dem Spitale bei
'"'^Dr* Fleischmann zu sehen Gelegenheit hatte. — Ich
"^fcann ferner nicht verlangen, dass eine Hepatisation,
^ eine Pericarditis, Pleuritis, Peritonitis mit einem be*
"^ trAchtlicheren Exsudate, wenn auch die Beschaffenheit
* desselben noch so gut seyn mag, in 24 Stunden ver**
"* 8Ch wundert seyn müsse, widrigenfalls ich mein Heil in
^ einem kräftigeren Einschreiten, wie man gewöhnlich zu
^ «agen pflegt, suchen würde. Ich hatte oft Gelegenheit^
^ Uepatisationen, Exsudate im Pericardium, in der Brust«*
und Bauchhöhle trotz wiederheiter Aderlässe nicht nur
nicht abnehmen ; sondern vielmehr zunehmen zu sehen«
Daraus ersiebt man, dass Venfisectionen weder die Re-
sorption des vorhandenen Exsudates zu beth&tigen^
noch die Bildung eines neuen anfznlialten vermögen.
SM (hi$inaiabhandlungen.
gar Dicbt zu gedenken , dass sie die Krankheit gleifek
io ihrem Beginn hitten beacbrfinkbn sollen* Nicht aar
aber, dass Blutentleerungen keinen gänstige» Einfam
auf die Quantilfit des Exsadats aasäben, sie können in
Gegeniheil dessen Qualität mehr oder weniger ver-
sehlimmern» Schwächliche Sabjecte sind es bekannt-
lieh, welche die beftigsten Entzündangen erleiden. J)ie
Erfahrung lehrt uns aber, dass Blatentleeriinffen bei ei-
nem nor etwas kachektischen Individuum leicht bösar-
t^e Exsudate, eitrige Lungeninfiltration, blatiges Se-
rum> Eiter, Jauche mit herbeiführen können« TVenn also
Blutentziehungen, das Wichtigste der ganzen alten
Therapie, entweder überflüssig oder gar schädlich sind,
was bleibt letzterer dann noch übrig? Man nenne mir doch
eine Krankheit, welche Blutentziehungen unbedingt er-
fordert und durch kein homöopathisches Heilverfahren
beseitigt werden kann. Die Resultate, welche Dr.
Flbichsmann bei Entzündungen im Grossen erzielte,
ballen uns hinlänglich darüber belehrt lieber die Be-
ziehungen der Ven§ionen zu Pneumonieen, zor wah-
ren Pleuritis ~- zum Unterschiede von einer blos rheu-
matischen Affection — , und zu Gehirnblutungen, also
zu jenen Krankheiten , bei welchen selbst manche Ho-
möopathen zuweilen Gewi^senäscrupel bekommen, habe
ich schon in meinem ersten Aufsätze gesprochen. ^3 ----^*J
♦) S. Hygca X 13, 16, ff. — Gr.
**) Die Beobachtung von Dr. Schrön, dass bei der Behandlang der
Pneumonie mit specif. Mitteln fast constant galligtes Erbrechen auf-
trete und einen guten Ausgang verkünde, was bei der allopathisolieii
Bohandlung nicht der Fall sei, ist ganz richtig. — Es bleibt aber nichl
immer bloss beim g alligten Erbrechen, es kommen auch oft galligta
Diarrhcie, starke Schweisse, Blutungen aus der Nase und dem Uterus
hinzu ^ was bei der Behandlung mit Blutentziehungen entweder nicht
■0 eminent, oder gar nicht vorkommt. Wird nämlich durch Aderlässe
die Hlutmasse so vermindert, dass der noch gesunde Theil der Lunge
Sutreiebt, dieselbe zurEotkohlung aufzunehmen, so brauchen nicht die
Leber durch vermehrte Gallenabsonderung und die Haut durch ver-
mehrte Tbatigkeit ihrer Function einen ao grossen Theil derBlutnasse
Originalabhandiungen.
Mit welchem Rechte, frage ich weiter, beschuldigt man
die Homöopathie des Unvermögens, die Gicht zu enti»
ren, wenn die Kranken ihre gewohnte Ernährangs-
weise, also die Gelegenheitsursache, nicht durch sehr
lange Zeit gänzlich zu verlassen sich entschliessen
können? Entsteht sie von anderen Ursachen, w*elche
auch eine Gastro^-enteritis mit der angegebenen abnor-
men Säurebildung erzeugen, z. B* von heftigen Ge<»
mnthsbewegnngen, so wird sie die Hom. gewiss leicht
ter als die Allopathie heilen. — Wie kann man billi-
ger Weise gerade von der Homöopathie fordern, d|i8s
sie eine Phthisis, einen Fungus medullaris, in was inw
mer für einem Organe und »Stadium ^\ femer eine gra-
nulirte oder eine atrophische Leber^ Hydrops, entstan-
den aus unheilbaren Krankheiten des Herzens, der Le^
ber, der Nieren, des Bauchfells ; ferner Krankheiten mit
zu entkohlen, oder das Blut sich selbst einen Weg zu bahnen, wie dief
umgekehrt bei der homAopathlschen Behandlung stattfindet. Uebrigens
verschafft aber diese vermehrte Gallenabsonderung, und wenn sie
selbst durch Brech- und Abführmittel unterstutzt wird, keine so grosse^
IBTrleichterung, als starke, besonders durch momentane Erkältung her-
vorgerufene 8ch weisse. Man sehe noch^ was ich in der Hjgea Bd. JC»
Hft 1. pg. 13 über Blutentziehuugen in der Pneumonie und wahrer
Pleuritis gesagt habe. — Ich sehe also in diesen tumultuarischen Auf<p
tritten blosse Functionsstörungen und gesteigerte gleichartige Func-
tionen, nicht aber Reactionen der Naturheilkraft gegen die Krankheit
selbst, welcher Missgriff bei vielen Krankheiten geschieht. — Hpb.
*} Der von Hofrath MÜHLBNBEi^ik geheilte Markschwamm des Au-
ges dürfte kein wahrer Fungus medullaris, sondern ein «us der fibl'd-
sen Haut hervorwuchernder^ zuweilen heilender und aus erectilem
Gewebe b^stehenderi markschwaromartiger Fuogus gewesen seyn.
Bis jetzt hat weder die Natur noch die Kunst einen Fuogus medullaris
geheilt. Ich will übrigens hiemit nicht absprechen, als könne es in der
Natur gar kein Mittel geben, diese Krankheit zu heilen, viele giebt et
aber gewiss nicht. Es ist überhaupt schon ein schlimmes Zeioheoy
wenn die Natur nicht durch eigene Kraft eine Krankheit zu beseitigen
trachtet, oder vielmehr nicht beseitigen kann. Es wäre gewiss trau-
rig, wenn die Menschen erst von den Mitteln der Aerzte ihre Erldsung
von aUen Krankheiten ei^warten müssten. — Hpb,
(hiffinaiabhtmdiunsfen.
einem hohen Grade von Blutver^iftan^, wie dieses bei
weit g^ediehenem Typhas (bei der Pest, bei dem ex-
antheroatischen Typhös, dem Petechial- ond Faalfiebei',
«nd leider auch häufig bei dem gewöhnlichen Typhos),
ferner der Cholera, den Blattern (schwarze Blattern!),
dem IScharlach etc. der Fall ist? Ich könnte noch eine
Menge anrühren, aber ich halte es theils ffir dberflOs-
sig, theils für nnmöglich, im Allgemeinen za bestimmen,
wekhe Krankheiten leicht, welche schwer und welehe
gar nicht heilbar seien. — Sehr auffallend ist es aber,
gar solche Behandlungsweisen wieder zur Sprache zo
bringen, an die selbst keiti, mit der Wissenschaft fort-
geschrittener, Allopath mehr denkt, z. B. die alte Be-
handlungs weise der sogen, gastrischen Fieber; die An-
wendang von Brechmitteln , um Nervenäeber von ihrem
Verlaufeabzusehneiden, beiGehirnerschütterong'en ete*—
Ich bin übrigens weit entfernt, behaupten zu wollen,
als habe die alte Schule gar nichts Unnmstössliches,
gar nichts nachzuweisen, was vielfältige Erfahrungen
als gut und heilsam eonstatirt hätten; aber es steht nur
vereinzelt da und kann in kein System gebracht nnd
auf keine bestimmte, allgemein anwendbare Heilmethode
reducirt werden. Das Meiste lässt sich auf Entfernung
ifer veranlassenden Ursachen und auf Anwendung^ spe-
cifischer Mittel in grösseren Gaben zurückführen. Diese
Ergebnisse lassen sich nicht nur, sondern müssen mit
der Homöopathie vereiniget werden. So habe ich in
meinem frühem Aufsatze der Behandlung der Bleich-
sucht *} und der Abtreibung der Würmer schon ge-
*) Ich habe hier noch hinzuzufügen^ dass Dr. Skoda das Geraascb
bei Chlorotischeki in den grosseren Arterien, z. B. der Carotis, von der
Erschütterung der Arterien in Folge der Herzsystole herleitet. In an-
deren Fallen hört man in denselben ein Blasebalggerausch, dessen
ftitstehung kaum anders, als durch Reibung begriffen werden kann«
itm In dem Herzen vernehmbare Geräusch wurde ich mit dem JLaute:
N^owa vergleichen und der abnormen Beschaffenheit des Blute« so-
Mhrelben, — Hpb.
Ori^inalabhandiunffem. M9
dacht Ich werde aach nach einer Erkältung . den
Kranken nicht in einen Keller schicken, sondern Im
warmen Bette halten und durch Trinken yon Wasser i
nicht aber von Füederblüthenthee die unterdrückte
Hautfunction wieder hervorzurufen trachten. Ich werde
die Blattern bei ihrer vollkommenen Reife eröffnen, um
auf diese Art nach Mögh'chkeit die Resorption des Ei-
ters und den Ueber^ano^ desselben ins Blut zu verhin-
dern ^). Ich trachte bei Krankheiten, denen eine Blut-
vergiftung zum Grunde liegt, die Hümatose durch Ein*
athmen einer frischen Luft (manche Aerzte setzten Ty-
phuskranke dem Luftzuge ans; man räth, Pest- und
Petechialkranke unter freiem Himmel liegen zu lassen),
ferner durch Trinken frischen Wassers, durch kalte
Waschungen der Haut etc. zu verbessern. Auch ich
werde bei einer Mastdarmstrictur durch Fungus und der
daraus entstehenden, äusserst hartnäckigen Stuhlver-
stopfung durch fortgesetzte Applicirong von Klystiren
den angesammelten Darmonrath zu verdünnen und sq
ihm einen leichtern Durchgang durch den engen Weg
zu verschaffen suchen« — Es wird mir nicht beifallen,
durch einige, mit der 30. Verdünnung der Tiuct, Secal«
corn* etc. befeuchtete Kügelchen stärkere] Contractio-
nen des Uterus während des Gebäraktes hervorrufen
i*). Wird viel Eiter aufgesogen, und folgt l^esonders die Aufsaugung
schnell, so sinken die Blattern zusammen, es treten tj'pl^öse Erschei-
nungen, Diarrhöe etc. ein. Dr. Skoda verhindert den Uebergang der
Blattern in Eiterung durch Auflegung von, in eine Auflösung von Su-
blimat getauchten Leinwandlappen auf die hervorbrechenden Pusteln.
Er wandte dieses Verfahren zuerst mit glücklichem Erfolge in solchoA
Fallen an, wo sich Blattern im Auge entwickelten , Welche bekannt-
lich fast immer das Auge zerstören. — Zwischen den wahren Blat-
tern, den Varioloiden und Varicellen ist kein wesenclicber Unterschied,
sondern sie sind nur verschiedene Orade einer und derselben Krank-
heit. Bios die zu eifrigen Vcrtheidiger der vollkommenen Schntz-
kraft der Kuhpocke haben zu diesem Unterschiede ihre JZTufluoht g%^
nommen. Leider scheint auch diese Schutzkraft nicht gans mehr Sliek
halten zu wollen. — Hpb.
SOO digittalabhandiungefi.
KU wollen* So reichen bei heftig^en BlulstOrzen nach
der EnlbindunjB^ die kleinen Gaben nicht ans, sondern
man muss zo grösseren Dosen der Ipec, des Safrans,
des Mutterkorns, der Zimmttinctur etc., selbst zu In-
Jectionen von verdünntem oder reinem Weingeist, nin
das Blut zu caguiiren und die Gefässe sammt dem
Uterus zur Zusammenziehung zu bringen, seine Zu-
Sucht nehmen. —
Auch ich stehe nicht* in dem Wahne, die Taberkel-
krankheit, selbst in ihren leisesten Andeutungeo, nnd
in was immer für einem Organe und Systeme durch
blosse homöopathische Mittel bekämpfen zu können^
sondern ich sorge durch den Genuss einer blos thieri-
sehen Nahrung, durch das Einathmen einer gesunden
Luft und durch sorgsame Hautcoltur die Blutbereitang,
vorzüglich im Kindesalter, zu verbessern. —
Jch habe hier einige Fälle angeführt, in welchen ich
zu zeigen trachtete, wie nach meiner Ansicht allopa-
thische Heilarten und Grundsätze, wenn man sie schon
so nennen will) mit einer homöopathischen Behandlung
verbunden werden müssen. Lässt sich aber daraus
ein System machen?
Den Aufsatz des Dr. Schrön über die fragliche Suf-
ficienz der hom. Heilmethode ^) glaube ich für sich al-
lein betrachten zu müssen. Bei der Beantwortung die-
ser Frage handelt es sich vor Allem zu wissen, wie
weit der Begri£f von dieser Sufficienz auszudiehnen sei»
Soll diese Sufficienz allgemein seyn, so dass die Ho-
möopathie alle Krankheiten heilen müsse, um anerkannt
zu werden, oder nur relativ, in Bezug nämlich zu den
Leistungen der Allopathie? Das erstere streitet gegen
die Gesetze der Natur. „Alles, was einen Anfang hat,
sagt Spinoza, muss auch ein Ende haben^^ Der Mensch
kann nicht ewig leben. £s herrschen zwei Processe
in der Natur: ein Schaffungs- und ein Zerstörongs«-
♦) Hygea IX. 490. — Gr.
Originalabhandlungen. 801
process, doch so, dass keiner das lieber j;e wicht ober
den andern erhält. 80 stehen die einzelnen Naturreiche
einander gegenüber, und keins ist im Stande, das an-*
dere zu vernichten* Auch die Pflauzenwelt hat ihre
sporadischen und epidemischen Krankheiten. Die Na«*
tur trachtet ferner, das Genus so kräftig als möglich
zu erhalten, vernichtet daher alles Schwache so bald
als möglich, damit es sich nicht fortpflanze« Bei hohen
Graden von Entartung hört das Fortpflanzungsvermö-
gen ganz auf. Geht es zu langsam mit sporadiselieii
Krankheiten, so helfen von Zeit zu Zeit Epidemieen;
Auch diese lösen sich ab. Seit uns die Pest, die wohl
keine Contumazanstalt aufhalten wurde, wenn sie mit
ihrer frühem Macht an unsere vermeintlichen Bollwerke
käme, verlassen hat, haben die Blattern und zuletzt
die Cholera ihre Stelle zu vertreten getrachtet. So hat
auch seit dem Aufhören der grossen Blatternepidemieen
die Tuberkelkrankheit sehr überhand genommen: sie
muss das langsam verrichten, was jene schnell abthaten.
Es giebt ferner Krankheiten, welche schwerlich je eine
Kunst heilen wird und welche besonders im höhern Al-
ter erscheinen. Der Mensch scheint nicht bestimmt zu
seyn, ohne Krankheit zu sterben. Von einer allgemei-
nen Sufficienz dürfte also wohl nicht die Rede seyn
können, und daran hat auch Dr. Schrön wohl nicht im
Ernste gedacht. Es handelt sich also nur um die re-
lative Sufficienz! Vermag die .Homöopathie so viel zu
leisten als die Allopathie*? Um diese Frage zu beant-
worten, vergleicht Dr. Schrön die Resultate, welche
die hom Behandlung in dem Leipziger hom. Spitale auf-
zuweisen hat, gegen die in allop. Spitälern. Er findet
nun nach diesem gegebenen Verhältnisse, dass die Hom*
im Nachtheile stehe« „Denn^S sagt er, „Uebel, welche
die alte Methode zuweilen heilt, als Epilepsieen, Gei-
steskrankheiten, Wasseransammlungen in Körperhöhlen^
die nicht nach acuten Krankheiten entstanden waren ,
Lähmungen, versatile und stupide Nervenfieberformen,
tot Ofiginalabhandiungen.
die sich aas anderen vernaehlitssigten Uebeln heraus-
bildeten, heilte man in der Anstalt nicht, was sehr z«
bedanern ist, da gerade die g:enannten Formen, wie ich
bestimmt weiss, nicht selten von hom. Aerzten wirk-
lich j^eheilt werden/^ Ans dem Schlosse sollte man
aieinen, dass Dr. Schrön die Hom. in Schutz nehmen
welle; Weiter unten sagt er aber: „Daraus folget ^
dass Formen aofstossen, welche die alte Schole mitun-
ter, unsere aber nicht heilt« So lehrt denn^^, führt der«
^elbe fort, „nicht allein die Theorie, sondern auch die
Praxis, dass es Aufgabe des tüchtigen Arztes sei, alle
Heilwege genau zu kennen und ihrer zweckmässigen
Handhabung mächtig isu seyn, damit er jede Methode
auch da anwenden könne, wo apriorsche Grande oder
aposteriorsche Erfahrung ihr den Vorzug vor der an-
dern giebt. Discite monitiM^ Ich frage jeden Arzt:
Können Lähmungen^ Epilepsieen, Geisteskrankheiten
und chronischer Hydrops als Probierstein für die Gil-
tigkeit einer oder der andern Heilmethode angesehen
werden? Untersuchen wir diese Krankheiten etwas ge-
nauer! Wir haben wenig idiopathische Lähmungen,
die meisten sind sympathisch. Erstere entstehen auf
rheumatische Affectionen, heftige Gemöthsaffecte, Neu-
ralgieen, und sind im Ganzen genommen heilbar. Letz-
tere entstehen von verschiedenen Krankheiten des Ge-*
hirns und seiner Umgebung, des Rückenmarkes und,
jedoch selten, von Krankheiten einzelner Nerven: von
acuter und chronischer Entzündung der Hirn- und Rük-
kenmarkshäute, des Gehirns und Ruckenmarks, von
Erweichung des Gehirns und Rückenmarks, von Scie«
rosis, Atrophie des Gehirns und Ruckenmarks, von
Blutextravasaten im Gehirn und dessen Hauten, von
Wasseransammlung, Gebirnoedem, von grossen Tuber-
keln, Fungus, Speckgeschwülsten, Cysten, knochigen
Concrementen, fibrösen und carttlaginösen Prddocten — «
im Gehirn und dessen Umgebung — von toberculöser
Arthrocace der Rflckenwirbel , vom Druck auf einzelne
OriginaiabhandhmffefL
Nervenslämme und von Atrophie, was jedoch sehr sel-
ten der Fall ist^ der letztem. Einige von diesen Ur-
sachen sind entfernbar, die anderen entfernen za kön-
nen, wird der wüthendste Allopath nicht behaapten.
Welche Arten von Lähmungen hatte man in Leipzig
vor sich? Man halte doch in Leipzig beiläufig eine
Diagnose machen sollen l --^ Ebenso verhfilt es sich mit
der Epilepsie. Wie kann man diese räthselhafte Krank-
heit zur Constatirung* der Anwendbarkeit der einen oder
andern Heilmethode aufstellen? Sie ist wohl immer nur
ein grosses Symptom der verschiedenartigsten Ursa-
chen« Es gehört zwar ohne Zweifel noch ein zweiter
Factor, ein uns g&nzlich unbekanntes Agens dazu, um
die Erscheinungen dieser Krankheit hervorzurufen, da
alle Ursachen^ die man^ je bei Sectionen Epileptischer
nachgewiesen hat, auch ohne epileptische Zufälle vor-
kommen. Doch scheint dieses Agens för sich allein
keine Phänomene der Epilepsie erzeugen zu können,
indem nach entfernter Ursache, wie viele Tlyatsachen
bewiesen haben, auch diese Erscheinungen verschwin-
den. Doch hat man auch oft gar keine organischen
Ursachen auffinden können, was indessen, bei der gros-
sen, schwer oder für jetzt noch gar nicht nachweisba-
ren Anzahl derselben nichts gegen ihre wirkliche Ge-
genwart beweisen kann. Ich will hier nur bemerken,
dass Epilepsie bei fast allen oben angeführten Krank-
heiten des Gehirns und Röckenmarks, bei den verschie-
denartigsten Krankheiten des Darmkanals, der Leber,
Nieren , Harnblase, der männlichen und weiblichen Ge-
schlechtstheile, der Haut etc. vorgekommen ist. Matt
mässte also wieder die Frage stellen: Welche dieser
Ursachen vermag die alte oder neue Schule zu heben,
und welche Art Epilepsie hatte man in Leipzig zu behan-
deln? Wie schwierig übrigens die Diagnose in jeden
einzelnen Falle ist, das ist leider nur zu bekannt. Das-
selbe gilt auch von den Geisteskrankheiten. Die or-
ganischen Verindernngen , welche ich bei mehreren
8M Oriflnaiabhandhmgen.
Sectionen Geisteskranker za beobachten Gelei^nheit
h^tte, bewiesen mir nur za deatliph, dass oft «Dfiber«
steigliche Hindernisse der Heilang im Wege liegea
Zuweilen findet man gar keine organische ITeränder-
nngen* Mau glaube aber überhaupt ja nichts dass Krank-
heiten , bei denen man bü jetsd keine materiellen Ter-
inderungen nachzuweisen vermag, leicht za heilen seien.
Vor einiger Zeit sah ich ein Kind sterben, welches keio
anderes Symptom, als einen bräuneartigen Hausten iceigte.
Bei der Section fand sich keine Spur des Cronp, son-
dern nur ein grösseres Gehirn. Vor Kurzem kam mir
wieder ein ähnlicher Hasten bei einer Meoinfritis. tu-
bercolosa vor. Auch Dr. Wurm beobachtete einen sol-
chen Husten, als Begleiter todUich abgelaufener Con«
vulsionen« Dr. C. Otto besuchte alle Irrenanstaltea
Europa's, verglich dann die Resultate der.verschiedea-
artigsten Behandlungen und es zeigte sich kein Unter-
schied.— Wir kommen nun zum Hydrops! Wieder sir
Ein Symptom! Wovon entstand dieselbe in jenen Vi^
len, welche in Leipzig nicht zu heilen waren? Knoi der
Hydrops von einer Insufficienz oder Verengerun|f der
Bi- oder Tricuspidalklappe, von einer Hypertrophie mit
oder ohne Erweiterung des Herzens, von einer Peri-
carditis chronica, von einer Peritonitis tuberculosa, von
einer cirrhosen, granulirten oder atrophischen Leber;
von jener Entartung der Nierensubstanz, welche «man
die BaiGHT'sche Krankheit nennt, von Atrophie dieses
Organs, vom Diabetes; vom Scorbnt, Cancer; von ei-
ner feuchten Wohnung, von starkem Blutverluste ete«¥
Oft verschwinden solche Wasseransammlung^ v<mi
selbst, um starker und hartnäckiger wiederzukehren.
Genauere Angaben . von Seidel sind auch in diesem
Falle noth wendig, um der Homöopathie ungerechte Vor*
würfe zu ersparen. Nach meiner und vieler Anderer
Erfahrung leistet die Homöopathie im chronisches Hy-
drops weit mehr als die Allopathie — wenn nur immer
noch etwas zu erwirken ist. — Was die Nervenfieber
OiiffinaiaöhandlunffetK 20$
anbelangt, so scheint jSüibsl nach der alten Patholo^ci^
mehrere Arten dei'selben anznnehinen. Ich mnss daher
nur wieder fragen , welche er zu behandeln hatte ^ um
dann bestimmen kq können, ob die Homöopathie wirk-
lich' keine Heilun/g^en dieser Arten aufzuweisen habe*
War es der Typhus abdominalis? war es die Gastro-
enteritis --- vielleicht gar mit einem Exsudate, vom Ra-
chen anfans:end bis Kum Ende des Mastdarms? oder
war es eine Tuberculosis acuta? Beide Fälle sah Un
Griessglich an Einem Taj^e im Mürz d. J. zu Wien^
ein Zeichen, dass sie nicht ^ar so selten sind. War
vielleicht ein oder der andere Kall eine Hepatitis^ Sple-
nitis, eifiß grkue Hepatisation, eine Phlebitis, Menin-
gitis, Cerebritis oder ein Pseudo-Erysipelas? denn
alle diese Krankheiten verlaufen unter den Ersehet-'
nnngen des Typhus^ Dass die Homöopathie im Stande sei,
einen Typhus abdominalis zu heilen, zei;>;t, um mich auch
auf etwas Aktenmassiges zu berufen, der Ausweis, den
uns Dr. Pleischmann lieferte* Warum ignorirt denn Dr.
ScHRÖN so ganz diesen Ausweis? — Endlich nur noch
einige Worte über die Uebel, welche die al'te Schule
schneller heilt, nämlich: Syphilis, Feigwarzen, Trip-
per, Wechselfieber, Gicht und Krätze. Erstens glaube
ich, wenn ich meine und fremde Erfahrungen zu Rathe
ziehe, behaupten zu können, dass dieses nicht immer
der Fall ist; zweitens dürfen wir nicht auch die Nach-
theile vergessen, welche von der Behandlung der Sy-
philis, Kondylome, Krätze und der Wechselfieber mit zu
grossen Gaben meist specif. Mittel so häufig entstehen;
drittens halte ich dafür, dass gerade diese Krankheiten
von vielen Homöopathen mit zu kleinen Dosen behan-
delt werden. Die Frage über die Gabengrösse dünkt
mir etwas zu ungeduldig verhandelt zu werden. Sie lässt
sich nach meiner Meinung nicht mit ein paar Worten
abthun, sondern nur langjährige, ruhige, vollkommen
wissenschaftlich angestellte Erfahrungen sind im Stande,
diese Frage, wenn nicht ganz, doch zum Theile zu
HTOKA^ Bd. Sc. 2Q
806 Originalabhandhingen.
losen. Man lasse daher jeder Partei Zeit, lungt Zeit,
und verfolge friedfertijf, Hand in Hand, das iBfemein-
schaftliche Ziel. — Viertens bin ich der Meinung*, dass
die bis jetzt beim Tripper ano^ewandten hom, Mittel ein-
seiti;s: /»gewählt sind and eben so weni/»: wie die allo-
pathischen die Grandursaiche dieser specif. Ablag^erangs-
entzöndan;!^ berühren und dass scrophalöser Habitus
nnd oft überstandener Tripper diese Krankheit meist
sehr in die Län/g^e ziehen; fünftens gehört nichts we-
niger als die Gicht unter jene Krankheiten, welche die
alte Schule schnell heilt. Ueberhaupt hängt das schnel-
lere oder langsamere Genesen oft von so vielen wich-
tigen und Nebenomstünden ab, dass sich vor der Hand
nur durch unzählige Erfahrungen entscheiden Hesse,
welche Methode im Ganzen schneller heile, wenn sich
auch schon jetzt nicht leugnen lässt, dass acute Krank-
heiten sich unter einer hom. Behandlung, meist schnel-
ler löiien und die Reconvalescenz früher eintrete. — -^
*
Erwägt man nun alles dieses kurz Angedenfete, so
wird für jeden Unbefangenen klar hervorgehen, dass
vor ^liem es wichtig sei, eine genaue Diagnose zu
stellen, um darnach bestimmen zu können, ob' diox
Krankheit an und für sich heilbar sei, und am nicht
beim unglücklichen Ausgange der Homöopathie auf-
bürden zu wollen, was jede bis jetzt bekannte Me-
thode mit ihr theilen müsste. Bin ich nun aus
innerster Ueberzeugung^ die sich mir durch Erfahran/;
aufgedrungen, als Vertheidiger der Homöopathie auf-
getreten, und wollte ich mancher ihr aufgelasteter
Unbilden sie befreien, so geschah es nur der Wissen-
schaft nnd der guten Sache zu Heb, nicht aber um
Opposition zu bilden oder eine Polemik herbeizafäb->
ren. Dies ist mir Grund genug zu glauben, dass ver-
nünftige Männer, sollten meine Ansichten auch nicht
mit den ihrigen übereinstimmen, die Sache auch nie
Orifftnalabhandkinffen^ 309
in einem feindlichen Lichte betrachten, sondern sie fem
von allen Persönlichkeiten halten werden ^),
2J Zu dem Aufsatze des Hrn. Prof Dr. Arnold
(s. Hygea VI IL pg. 361): ^^ Einige Worte über
Namen und Begriff der Homöopathie^^, von Ur^
Frank in Osterode.
•
Seit man auf/cehört hat, die Homöopathie als einen
Kobold hinzustellen, der Allem, was die Bemühungen
und Forschungen aller Männer und Zeiten in. der Heil*»
künde zu Tag;e gefördert hatten, Tod und Verderben
drohte; seitdem man die Richtigkeit des llorazischen
„Est modus in rebus, sunt certi denique fines, quos
ultra citraque nequit consistere rectum^S^u^^h in Bezug
auf die Homöopathie anerkannt hat und sie nicht mehr
als ein Ganzes, sondern als einen integrirenden Theil
der gesammten Medicin betrachtet und betrachten kann«
hat man sich von verschiedenen Seiten Hübe gegeben,
das Terrain derselben eben sowohl aoszumitteln , als
die übrigen, längst gekannten und, mit Unrecht frei*
lieh. Bevorzugten, gleichwohl aber in der Natur be-
gründeten Heilmethoden an ihren richtigen Platz und in
iiire wohl erworbenen Rechte einzusetzen, Schrön vor-
züglich und Martin haben in neuerer Zeit diesen 6e«
genstand in ihren wohl bekannten Werken umständlich
besprochen und nach ihnen habe ich, ohne zur Zeit der
AusHrbeitnng die Ansichten meiner beiden genannten
Vorgänger zu kennen (Martu^'s Arbeit war noch gar
*) Meine Ansicht war von vorneherein die, das« die von Schrön
1. c. urgirce lusuflicien» nicht der heul* Methode selbst anzurechnen
sei, sondern denen, welche diese Methode in dem Spital zu Leipzig
nicht besser auszuüben verstanden. Nicht AerSache^ sondern Personen
kann der Vorwurf gelten. — 6b.
SO.
806 OrigkuiiabhandUungen.
nicht im Drock erachienen) in einem an den Verein j^e«
sandten Aufsätze *) dieselbe Materie behandelt. Ein
Verj^leich aller drei Arbeiten ycivA bald zeigten, dass,
wenn ich auch mit Schrön gejcen Martinas Annahme
einer Methodus excitans als eines vierten Heilive^es
mich entschieden erklären rouss, unsere Ansichten doch
sonst auf eins hinauslaufen, was uro so mehr als ein Zei-
chen der Zeit und innerer Wahrheit anzusehen ist^ als
ich , wie schon /s:esa^t , Schrön's Naturheilprocesse nod
Heilmethoden erst späterhin zu studiren Geleg^enbeit
fand.
Arnold steuert auf dasselbe Ziel los und wir wfio-
sehen ihm von Herzen /g^uten Wind, sind aber in der
That am eine ^läckliche Ueberkunft etwas besorget, da
er offenbar Resultat der «Reise mit der Reise selbst
Terwechseh. Diese Besorg^niss stei/2:t noch mehr, wean
wir ihn einmal begleiten und ihn gleich bei der Abfahrt
einen falschen Weg einschlagen sehen. ,, Da nur^,
beisst es a. a. 0. jig. 366 — ,,die Heilart dem stren^^en
Wortsinne nach Homöopathie genannt werden kann, bei
der ein Leiden durch ein ähnliches aufgehoben wird,
so gilt diese Bezeichnung nur von der Methode^ nach
welcher Arzneien in Gebrauch gezogen werden, deren
Symptome die Krankheitssymptome decken. Eine jede
Heilmethode aber, bei der man nicht ein allen Symp-
tomen entsprechendes, ähnliches Mittel wählt, bei der
man idiopathische und sympathische Symptome unter-
scheidet, oder diejenigen Erscheinungen, welche die
Aeusserungen der heilsamen Reactionen sind, bei der
Wahl der Mittel zum Zweck einer gründlichen oder
radicalen Heilung im Auge hat, kann nicht mit dem
Namen Homöopathie belegt werden, denn derselbe be-
zeichnet nicht deren Eigenthümlichkeit und Wesenheit^^
Demnach stellt Arnold zwei Postulate — das erste
direct, das andere mehr indirect — an die wahre Ho-
*) S. Hygea IX. pg, 407.
Originaiabhandiüngen* 909
«Sopathie : 1) die Wirkan^^en der homöopathischen Arz-
nei müssen jedem einzelnen Symptome der Krankheit^
die sie heilen sollen, und ihnen aligesammt in Aehn*
iichkeit entsprechen, kein einziges ausgeschlossen. 8)
Die 80 gewählte Arznei mnss die Krankheit wirklieh
heilen* ^
ad 1) Es ist eine rein willkührliehe Annahme, das«
der Begriff „ Homöopathie'^ das sogenannte Decken der
Symptome einschliesse — dass letztes das Wesen die*
ser Ueilart ausmachen sollte, ist der Hr. Verf. selbst weit
entfernt zu glauben — und dass Hahnsmann eine haao
scharfe Aehnlichkeit zwischen allen Arznei- und Krank-
heitszeichen postttlirt habe. Wenn gleich wir gerne
offen bekennen ; dass, erlaubte es der Standpunkt un-
serer Wissenschaft, die natürlichen und Arzneikrank-
heiten so genau zu analysiren, dass wir für crstere unter
den letztem immer nach allen' Richtungen hin genau ent-
sprechende Analoga aufzufinden vermöchten, die Heil-
kunst ihre höchste Vollkommenheit und eine mathema-
tische Gewissheit unserer Ansicht nach erreicht haben
wurde; — eine Gewissheit, die Uahnemann und seine
Anhänger nur sehnlichst wünschen können: so dürfen
wir dem Stifter der Hom. eine so hochstrebende, kühne
Anforderung an sein menschliches Machwerk doch nicht
andichten ; ohne ihm zu nahe zu treten. Hahnbmanm's
«ämmtliche Schriften zeugen gegen Arnold und dessen
eigene Worte pg. 362 L c: „Nach Hahnsbiamn besteht
die hom. Heilart darin , dass man gegen die .Gesammt-
heit der Symptome eines Krankheitsfalles eine Arznei-
anwendet, welche unter allen den, dem Krankheitsfalle
ähnlichsten künstlichen Krankheitszustand zu erzeugen
Kraft und Neigung hat^S sprechen es ja zu deutlich
aus, dass Habnemakn verschiedene Grade von Aehn-
lichkeit zwischen Arznei- und Krankheitszeichen an-
erkennt. Ja derselbe sagt es mit klaren, nicht mehr
zu deutelnden Worten, dass einerseits die Berücksich-
tigung aller Erscheinungen eines vorliegenden Krank-
heiiMtmllen bei der AosniittioDg' des pmsmenäem
llitteU eben so wenii^ erfordert %rerde, mim ilieaelbe
aodererseiis zo threr Aoffiadoojc /3:enQgeod meL So heiMt
es IM Ori^ftnon (& Ao(L pg. 173): ri^er HeilkusUcr
hat es (dft« Knuiklieilfibiid. F.) dann bei der Cor, ver-
zö/clich der chron. Krankheiten zoia Grunde gelegt^ aif
ifliBier vor sich,, kann es in allen seinen Tlieileo dnrch-
aebaaen und die charaderisäschen Zeichen hermuke^
ben^ um eine gegen diese, treffend ähnliehe ., kinstiiehe
Krankheitspotenz ih dem hoa. |^ew£hltea Arsneiaiittel
^ntgegtuTjunetiTien etc^^ — und ebendaselbst pj(» 1602
f^En kann wohl seyn, dass der Arzt beim ersten, ika
▼orkoinmenden, Falle einer epidenisehen Senche nieU
i;lcich das vollkommene Bild derselben zur Wahroeb*
mon^ bekommt) da jede solche Colleetivkrankheit erst
bei näherer Beobaciitanjif mehrerer Fälle dep Inbexrif
ihrer Symptome und Zeichen an den Ta^ legit^. —
IJass hier der ^^Inbejsrriff der Symptome^ den ifeBios
epidemicas andeutet ^ ist, g^laube ich, klar genug und
dass wir unter der GeeanwitheU der Symptome nicht,
wie der Hr Verf. will, alle Erseheinongen von A bis
Z, sondern den Grandzastond, die Quelle, aus .der sie
entspringen, so weit dies daraus und übecail erkennbar
ist, zu verstehen haben ^ darüber bi:i icb mit Mabtin <*)
vollkommen einverstanden« Man hat wohl schon .-^ nnd
flieht ohne allen Grand — das Aehnlichkeitsprindp mit
einem offenen Sack ver/g^Iichen , in den man alles hin-
einstecken könne, was man immer wolle; das. ist nun
freilich nach Dr. Ahnold's Interpretation des ^,8imiiia
slmilibus^^ durchaus nicht der Fall; aber ich möchte
wissen, wie ein Dinj^, das einem andern durch alle
PrAdicamente ähnlich ist, von diesem andern unter*
schieden werden soll? Eine solche Aehnlichheit ist
Oieichheity wenn man nicht etwa einen frradnellen Un-
terschied gelten Isssen will, wogegen sich aber man-
cherlei einwenden lassen möchte« Wollten wir enserc
*) Hyg. VIII. 516.
OrisfinaiabliandluniM. Ml
Präfensionen so hoch spanoeti, 80 wfirdiefl . wir jpewim
mit EriiiitUuDji^ mol sinilibus^ wie von contrariis böchat
selten reüssiren.
»
Ist nun im Vorstehenden erwiesen, d«B9 Hahnsmamit
eine Aehnijchkeit in allen Stücken dorciiaus nicht als
Desiderat an die Hom. fc^knöpft bat, ja dass die$e kaum
denkbar, ^eschweijc^ denn bei Ansiibunji; einer Kun^t
ausrühr bar ist, in der sich, so za sa^en, erst Alles
g^estaltet: so stehe ich jetzt aaf dem Punkte, Abmold^s
zweites Postulat zu bespreehen.
ad 2) Auch von dem oben an/|^eftthrten passus ab^^e^
sehen, nach dem das Auf^ehobenwerden der Krankheit
durch ein ihr, wie ein Ui dem andern, ähnliehes Mittel
in den Betriff der ho». Ueilart aof^enommen wird,
geht diese Ansicht des Hrn. Verf. sonst aus dem Gan^
zen hervor. Pg. 36^«» a. 0. beantwortet er z. U. die
Fran:e: ,, — Bestehen die Heiluagen durch hom. Mittel
allein darin, dass dieselben die in Krankheiten zu er«
kennenden Reactionen , weiche die Heilunie; bezwecken^
nnterstützea and schneller dem Ziele zuführen, was
man nach der ziemlich allgemein angenommenen ErkUE^
rungs weise der hom. Heilangen glauben sollte, oiler
können diese Mittel auch noch auf andere Weise in
Krankheiten nutzen 9 — dahin, dass auch in unheilbaren
oder nicht abzukürzenden Krankheiten Palliationen durch
sie bewirkt werden können« Die Sache ist riebtig und,
wie auch Griesselich in einer Note hinzufügt, um die««
selbe Zeit von Rau in seinem Organen der spedf»
Heilkunst bemerkt worden, giebt aber keinen Grund
ab, dieses Erfolges halber die Heilart eine palliative
zu nennen und ihr den nach dem dabei befolgten Prin-«
cip ihr zukommenden Namen streitig zu machen, wie
Arnold doch thut^ selbst wenn das von ihm verlangte
„Decken der Symptome^^ in solchen Fällen stattgefun-
den hatte. Es ist Grandsatz aller civilisirten iStaaten^
überführte Verbrecher zu strafen, um sie zu bessern,
um andere von verbrecherischen Handlungen abzuhalten
81t CPl^inuiabhandlunffen.
und allen Untertlianen Schatz und Sicherheit zu ge^
w&hren. — Wie oft geschieht es aber, dass ein Dieb,
kaam seiner Haft entlassen, von neaem stiehlt? Der
Zweck ist da freilich verfehlt, nichts desto wenij^er aber
das Princip in Anwendung ji:ebracht — Eine gleiche
Bewandtniss' hat es mit den Ueiiinethodem Der ge^
meinsame Zweck aller, also der /g:esaminteo Heilkonst,
ist freilich das. Heilen; da dieses aber von den Arzneien
nur zum Theil und, — ich darf wohl sagen zum klein-
sten Theil — abhAngig ist, von der gesammten Ver-
fassung des erkrankten Organismus , seinen Fonds aa
Lebenskraft etc. ganz vorzüglich abhängt und neben-
bei noch gar manche Aussendinge auf das 6e- oder
JHmlingen einer Cur von entschiedenem Einflas« sind:
80 wird die Kunst stets hinter ihrem Ideale om so
viel weiter zurückbleiben, als manche Krankheiten an
und für sich die Bedingungen zum Untergange des
Organismus unabwendbar in sich tragen und, wie Ovm
sagt, ultima omnium rerom mors est.
Arnold will nun aber das Wort „Homöopathie^^ oder,
was eben so viel ist, „homöopathische Heilmethode^
aus den von ihm angegebenen und vorstehend beleoch«
tet^n Gründen nicht gelten lassen und es erscheint ihm
passender (I. c. pg. 367) eine radicale oder toesentüche
und eine palliative oder lindernde Heilart anzunehmen,
welche letztere er in eine indirect (homöopatliisclo und
in eine direct (antipathisch) pallialive abgetheilt v^^issen
will. Wie schon Eingangs bemerkt worden, findet hier
eine klare Verwechselung des Zweckes mit dem Mittel
statt; bezüglich des Erfolges unterscheidet man gnnz
richtig eine Radicalcur von der palliativen und es ist
logisch richtig, eine Heilung radical oder palliativ za
nennen (dieses Wort im weitern Sinne genommen);
durchaus unlogisch aber, von einer radicalen oder paU
liativen Heilart zu sprechen. Wohl weiss ich, dass
man von alten Zeiten her viel von einer methodus pal--
liativa gesagt und geschrieben bat, was vielleicht nach
Oliginalabhanähm^en. 81S
den Hrn. Verf. za seiner Annahme verleitete; ieli bUfe
aber, wohl zn beherzigen, dass man dem Worte me^^
thodus eine vollijs^ unrichtige und /g:anz andere Beden-
tuno^ unterlegte, als worin wir es nehmen. Verg;!. Hyj[^.
Vlll. pg. 490 und IX. \)g. 470.
lieber die Unterabtheilung der palliativen Heilart In
die indirecte^ die der Palliation durch apecifische, und
in die directCj die der Palliation durch antipathische
Arzneien entsprechen soll, will ich mit Dr. Arnold
nicht rechten, jedoch bemerken, dass die Ansdräeke
„mittelbarem^ (mittelst des opposiiiv reagirenden Orga^
nismus, oder kurzweg der Naturheilkraft) und „anmit-
telbare ^^ bezeichnender gewesen wären, da mancher
das Blatt vielleicht gerade umdrehen und direct nennen
möchte, was dem Hrn. Verf. indirect erscheint.
Zwar ist es, ich gestehe es offen, mir nicht ganz
klar geworden, ob Aunold die Eintheilung der HeiU
methoden nach den obersten Grundgesetzen, wonach
arzneiliche Substanzen gegen Krankheiten zum Heil^
zweck in Anwendung gebracht werden, ganz fallen
lassen, oder nebenher auch beibehalten will, — was
davon abhängen würde, ob er die Realität dieser Gesetze
nach seiner Ueutung anerkennt oder nicht — , und un-
terlasse es, zu untersuchen, wohin eine jede dieser
Annahmen führen würde; eins gebe ich aber Arnold
bei der versprochenen „nähern Durchführung dieser
Grundsätze und Beleuchtung der übrigen Heilmethoden
von diesem Standpunkte aos^^ noch zu bedenken. Bis-
her sind nur zwei Resultate des Heilgeschäfts im Auge
gehalten worden^ gründliche Heilung nämlich und Lin-
derung; daher ,,rarficate" und jj palliative Heilari^K
Nun geschieht es uns aber mitunter, in hartnäckig
chronischen Kranlwheitsfällen um Beistand angesprochen
zu werden, wo alle Mittel spurlos an dem Kranken
vorübergehen, ohne Heilung, ohne Linderung zu be-
wirken. Wie sollen wir diese Heilart nennen? Auch
dauernde Verschlimmerung krankhafter Zustünde in
S14 ' OHginaiahhandiim§en*
Fol/Ece vieler Arzneien and grosser Dosen ist nicht Mos
denkbar, sondern leider durch eine mehr als g^eno-
^nde Anzahl von Fällen loce clarias faetiseh erwie-
sen» Es ist dies eine ziemlich allgemeia anerkannte
Wahrheit, and der treffliche BALDiNcsa unter Andern,
der die faulen Flecke der Medicin sehr wohl kannte,
saj^t in dieser Beziehung ^}: „Muss man doch in Städ-
ten die vorhin /i^ebrauchten Aerzte unter die Ursachen
der Krankheit rechnen / warum soll man es nicht in
Felde thun^^ etc.? — Wie sollen wir diese Heilart
nennen? Und welchen Namen endlich werden wir ua-
serm Verfahren j^eben (von welchen Principien /s^eleitet,
ist uns für unsern jetzigen Zweck gleich)) wenn der
nnerbittliebe Tod die 8cene beschliesst? Man sieht,
wohin die consequentesten Schlüsse fähren, wenn sie
aaf falschen Prämissen rohen. Uebrigeos habe ich dem
Um« Verf., den ich hochachte, nicht im mindesten sfiu
nahe treten wollen und scheide von ihm mit dem aof-
richtigen Wunsche, dass er diese Bemerkung^en als
durch die Sache selbst herbeigeführt und lediglich om
der Sache selbst und der Wahrheit willen geäassert,
betrachten möge.
3} Erwiederung auf die Bemerkungen des Hrn.
Dr. ScBBöN RH meiner Abhandlung über die d^->
flämischen HeUmethodett (Hygea YIII. pg^ 4Si
bis 334 und IX. pg. SOS — 320) von Prof. Dr.
Ed. Martin zu Jena.
Rede und Gegenrede fordern die Wahrheit; das Stre-
ben diese zit' fördern allein war es, das mich leitete,
als ich die obengenannte Abhandlung schrieb und be-
.*) Die KnuikheRes eiaer Arnee. S. Auf. pf • 972.
kaiiiit mackte ; eben darum weiss ich, Auch dem um ra-
tionelle Heilkiinst hochverdiehtenDr.ScHRONgan^ bea^^uH
dern.Dank, dass er Jene i^bhandlun^ einer ^rdndttchen
Kritik in den citirten Beaierknn^eo würdigte und mir
dadurch Veranlaasun^c gegeben hat, überetn^eJAePunkilQ
meiner Anjsicbt mich noch einmal und aasfuhrlichei' aus^
zusprechen.
J. ScHRÖN bestreitet zunächst die Speoificiläf der
antipalhischen Heilmethode; es gilt daher vor Allem ^
über den Begriff specifi^ch ins Reine zu kommen* Spe-^
cifisches Heilmittel iappropriaium der älteren Aer%te)ii
specifisches Heilverfahren^ specifische KrankheitsanUijs^
u^ 8, w* sind Beziehungen , welche sämmtlich auf eine
eigenartige Beschaffenheit eines Körpers, eines Verfahr
rei\s im VerhäUnisg zu einem anderen hinweisen^ ent-
sprechend dem Ausdrucke: specifisches Gewicht; und
desshalb glaube ich nicht, dass man dem speeifisch daa
generisch gegenüberstellen kann , wie e^ Sciibön pg.
311 will, da es sich hier nicht um Gattung und Art 9
sondern um das Allgemeine und Besondere handelt«
Dafür spricht auch, dass man schon längst Specifiea
organorum und Spedfica morborum untersclüeden bat^
und anter den ersteren Mittel verstekt, welche in ei«
nem eigenthümlichen Verhältnisse a^ einem einselnea
Organe und dessen Functisn stehen, wie angeblich das
Seoale cornotum zum Uterus^ das Jod zur glandula thy^
reoidea u. s. w.; anter diesen aber Arzneimittel, welche
eine besondere, eigenthämliche Beziehung zu witt ge-^
wissen Krankheit zeigen. Als Kennzeichen jener Vei^-*
wandtsdbaft der Aussendinge zu gewissen Organen des
menschlfdien Korpers glaubte man, wie bekannt, in
älterer Zeit * die äussere sinnliche Aehnlichkeit in Ge«
stalt, Farbe u. s. w« benutzen zu dürfen (Signaturen-
lehre); in neuerer Zeit ersehloss man dieselbe aus der
Wirkung der Heilmittel und nannte ein Arzneimittel,
das vor&ugsiceise in einem Organe im gesunden und
kranken Zustande Veränderungen erregt, ein Specificum
Sic Orii^atabhandiungen.
Misses Organs. Das« es Speciftca organoram in diesem
Sinne ^ebe, wird Niemand leugnen , wohl aber, dass
es Mittel ^ebe, welche allein und aassrhliesslich , aaf
welchem We^e immer in den Körper gebracht^ nur ein
Organ afficiren; wenigstens möchten der letzteren, wenn
es deren (iberhaapt gäbe, äusserst wenige scyo. Be-
denken wir hingegen, wie verschiedene Organe Je nach
der individuellen und zeitlichen Anlage, so wie nach
dem Applicationsorte die gleiche Einwirkung ein und
desselben Mittels erleiden, so durfte einleuchten, dass
die Lehre von den Specificis organornm eine sehr
schwankende und unsichere sei* Mir hat sich wenig-
stens bei meinen pharmakodynamiscben Studien mehr
und mehr die Ueberzeugung aufgedrängt, dass das
Gonstante an der Wirkun;t; der einzelnen Heilmittel das
Hervorrufen gewisser eigenartiger anomaler Zustände
sei, welche sich je nach der vorhandenen Anlag^e and
dem gewählten Applicationsorte bald in diesem, bald
in Jenem Organe aussprechen. Und ich bin der Mei-
nung, dass sich uns bei dieser Ansicht die grosse Man-
nigfaltigkeit der Symptome, welche ein Mittel bei ver-
schiedenen Versuchspersonen hervorruft, erklären, dass
sich uns durch diesen leitenden Gedanken das Chaos
der h omöopathiscben Arzneimittellehre ordnen und
lichten lässt. — Eben darauf deuten ohne Zweifel
ai|ch schon die Bemerkungen Hahnemann's und Aode-
ivr bei den ersten Versuchen hin, welche die ISigen-
tbümiichkeit der Erscheinungen und deren Verhalten zu
einem äussern Einflüsse höher stellen, als die Organe,
in ^welchen diese oder jene Symptome hervortreten«
Untersuchen wir beispielsweise die Wirkung einiger
sogen. Specifica organorum, um zu zeigen, dass nicht
das Organ au sich die specifische Beziehung des Mit-
tels zum Organismus bedinge, weil es je nach der vor-
handenen Anlage u. s. w» variire, sondern der Zustand,
den das Arzneimittel im Organismus setze ; ein Zustand,
der freilich gewöhnlich an bestimmte Organe, welche
Origkutlabhandlungm. 317
gerade dieser eiffeDthämlicben Richtun;} der ThStigkei«*
teo vorzugsweise entsprechen, gebunden erscheint,
jedoch auch wohl in einem andern Organe und Körper-
theile vorkommen kann.
IMan nennt die Squilla ein Speoificum für die Nieren;
allerdings bethätigt sie auch deren Absonderung auf ei-
genthümliche Weise, mit einer gewissen Heilung, Con-
gestion und erhöhter Empfindlichkeit, wie das öftere
Dräugen zum Harn:?n, das Biutharnen u. s« w. beweist.
SSie ruft aber etwas ganz Aehniiches: Reizung, Con-
gestion, Empfindlichkeit u»d, was das Charakteristische
ist, wässrige Secretion auch in anderen Organen, z. B«
in den Lungenzellen, im Darmkanale und, bei der ört-
lichen Application, auf der Haut hervor, wie dies xur
Genüge aus den darüber vorhandenen Versuchen be-
kannt ist. Warum diese eigenthümliche Secretionsver-
mehrung (bei passender Gabe und Anwendungsweise
um die Einwirkung zu setzen} vorzugsweise und am
häufigsten in den Nieren, demnächst in den Lungen
auftritt, das scheint seine Erklärung in dem Umstände
zu finden, dass die Nieren vor allen anderen Organen
des menschlichen Körpers, sodann aber die Lunge zur
wässrigen Ausscheidung bestimmt sind, und die eigen-
artige Bethätigung der letzteren eben das Eigenthüm-
liche der Wirkung der Sqoilla ausmacht. —
8ecale cornutum gilt für ein 8pecificum des Uterus;
allerdings wirkt das Mutterkorn auch sehr bestimmt
wehenbefördernd, jedoch nur bei schon angeregter Ge-
burtsthätigkeit. Wie befördert es aber die Wehen?
Wir wissen, dass Seeale cornutum in anderen Theileu,
z. B. in den Extremitäten, den Fingern u. s. w. Blut-
stockung hervorruft y welche durch das Gefühl von
Ameisenkriechen, durch die bekannte blaue KärbiHig
der Haut, wie anderwärts durch Blutungen sich aus-
spricht, und von der Art ist, dass bei seiner stärkeren
Einwirkung Brand nachfolgt. Auch die wehenbeför-
dernde Kraft des Mutterkorns scheint nach Hori/s
816 OHj^ataöhandhmsfen:
Beobachtungen dreburtshilfllche Exploration, f. pg. 131)
mit denen die meini/ten völlig fifoereinstimme», zunächst
dnrch ei>enthCimiiche BlutanhUnrunj^ im Uterus bedingt
zu werden, also durch denselben Grundzastand , den
wir als Kriebelkrankheit in anderen Theilen bezeichnet
finden. Wie steht es nun mit der specifischen EinwiN
kung des Mutterkorns auf den Uterus? dieselbe ist be*
din/3^t durch die ei^nthumlichen Lebensverhältnisse, in
denen die Gebärmutter während der Schwangerschaft
und Geburt sich befindet, und beruht zuletzt immer nur
auf dem Grundzustand, welchen das Seeale cornatnm
im Organismus setzt.
Das Jod wird als ein Specifieum der Schilddräse fi:^-*
priesen; ich kann nach meinen Versuchen das nicht
finden. Das Jod erzengt einen raschen StofiTwechsel
mit Verzehrung der organischen Masse, namentlich der
Etweiss- und Pettsubstanz, welche es flnhlisirt nild den
Colatorien, zumal den Nieren, zuführt ; wo nun im Kör-*
per dergleichen Massen angehäuft sind, da befördert es
das Schwinden derselben, also auch in der Schilddrüse^
wenn diese, wie so oft, mit derlei Stoffen überladen
Ist. *^ In derselben Wirkungsweise findet ohne Zwei*
fei auch der in neuerer Zeit so vielfach gepriesene
Nutzen des Jod in scrophulSsen Infarcten seine Erklä-^
rung« Dass aber beim Kropfo das Jod emtipathisch hei-
lend wirke, haben schon Lobbthal und, wenn ich nicht
irre, auch M. MOllbr öffentlich anerkannt.
Doch genug. Diese Beispiele werden hinreichen, die
oben ausgesprochene Ansieht zu erläutern, dass die
specifische Beziehung Aer, Mittel zu den einzelnen Or-
ganen nur eine untergeordnete, aus ihi*er Tendenz ge-
wisse Grundzustände im Organismus zu setzen, oder
aus der besondern anomalen Reizbarkeit einzelner Or«*
gane hervorgehend, auch wohl durch die Applications*
weise bedingt ist.
VIToliten wir aber auch mehr Gewicht auf die in dem
eben angegeben Sinne ailordinj^s zulässige spectfisch«
OriginiUabhanähingem^ 810
Beziehung einzelaer Mittel s&u eiozelnen Orf:atien le^en,
$0 ist damit immer noch nichts ^eg^en meine Annahme
i^iner specifisch enanliopallmchen Heilmethode x^won*
[icn, indem es ja Mittel /3:eben muss und ^iebt, welche
die e/itge^engesetsten Zustände in einem und demseU
ben Organe hervorrufen. Und erst diese verschiedeneii
Zustände sind es ja, welche schon Hahjnemakn als enU
scheidendes Moment der Wahl des Hcilmitlels im ein-*
Keinen Falle angab, nicht die Organe und Systeme,
welche in verschiedenartiger, sogar entgegengesetzter
Weise leiden können. Diese anomalen Zustünde sind
allerdings, trotz Sghrön's Behauptung vom Gegentheile,
das tertium comparationis für rationelle Anwendung
specifiischer Heilmittel; nur insofern das Heilmittel ein^fi
ähnlichen oder einen enigegengesefzien von dem im
Körper, sei es hier oder dort, vorhandenen anomalen
Zustande zu setzen vermag, ist es ein specifisches zi|
nennen; mögen nun diese Zustände scheinbar noch so
allgemein im Körper verbreitet oder beschränkt local,
seyn, das thut nichts zur Sache ^ denn offenbar ver-»
wechselt mein ehrenwerther (iegaer generell qn4 alU
gemein im Körper verbreitet, wenn er jsiagt: die „an«*
tipathisch angewendeten Mittel sind immer auf ge-
nerelle Zjistände gerichtet^^. Bleibt es denn nicht im-
mer der eine gleiche anomale Grundzustand, wenn eine
ächte Entzündung im Hirn, in den Lungen, in derLer*
ber, in den Nieren, oder in den serösen Häuten der
Schädel-, oder der Brust- und der Bauchhöhle auftritt ¥
Wenden wir nicht bei gewisaen Gestaltungen dieses
Zustandes auch homöopathisch immer Aconitum, oder
Belladonna oder Bryonia u. s« w. an , mag das Leideii
in diesem oder in jenen Organe und Gewebe seinen
Sitz haben? Und könnte nicht in gleicher Weise unter
bestimmenden Umständen ein Mittel in Anwendung kom*
men, das den entgegengesetzten, von dem in irgend
einem dieser Organe vorhandenen Zuatand zu setzen
vermag und also antipathiscb wirkte? Ich wässte in
8tO Originalabhandtungen*
der That nicht, warum dieses letztere Mittel, 2. B. Ni-
trum, nicht eben so wohl ein specifisches Mittel g^ewis-
ser Entzöndnn^sforoien genannt werden sollte, als Aco-
' nitom n. s. w. , wenn auch beide auf völlig entgegen-
setzte Weise heilend eingreifen müssen; Aconiiom durch
Hervorrufjung der Reaction gfegen die vorhandene Bei-
zun«: der Gefässhüote, Nitrum durch unmittellMire Er-
schlaffung derselben und Auflösung des Blutes» .
Dasselbe gilt von den übrigen Beispielen, welche ick
für die Existenz einer specifisch- enantiopathiscbei
Heilmethode angefahrt habe, der dort an/cregebene
Grundzustand: active Congestion, abnorme Spannung,
Erethismus u. s. w« ist ein eigenartiger, von welche«
das antipathische Heilmittel das Gegentheil setzt, und
kann begreiflicher Weise wie der oben genannte, bald
in diesem, bald in Jenem Organe oder Systeme aafire-
ten. Von einem Mehr oder Weniger ist dabei keines«
wegs immer die Bede, wenn man nur den vorhanilenen
anomalen Orundzüsland im Auge behalten will. Die-
ser Grundzustand aber ist das Indicans jedes specifi-
schen Heilverfahrens. Uass man in neuerer Zeit an-
gefangen hat, die gleichen Grundzustände in verschie-
denen Organen zusammenzustellen , z. B. die Erwei-
chungen, die Verhärtungen, die Steinbildungen ^ die
Tnberkelablagerungen, die Blennorrliöen, di<? Hydrosen,
die Hämorrhagieen (wohin z. B« eben so gut eine ge-
wisse Beihe von Apoplexieen als manche Mutterblnt-
flässe, Hämorrhoidalflüsse, Lungenblutungen, Nasen-
bluten u. s. w. gehören), bleibt ohne Zweifel ein we-
sentlicher Portschritt der Pathologie. Eben in diesen
gemeinsehafdichen , überall gleichen Grundzastllnden
Hegt ein Schlössel des von unseren Gegnern oft her--
Vorgehobenen B^thsels, dass unsere Arzneipräfungen
so viele, scheinbar, weil sie an verschiedenen Orten
und Organen des menschlichen Körpers auftreten, so
verschiedenartige Erscheinungen bei einem und dem-
selben Mittel angegeben haben. In der Zurückföhrung
Qriymalabhandlunyat. 3^
dieser verschiedenen Firscheinun^en auf einen einfachfin
Grundzustand ist die Möglichkeit einer so wünschena*i
werthen Vereinfachung unserer Arzneiniittellehre.. ge-
geben; und nach hinlänglicher Feststellung der Uaupi-
erscheinungeu, welche ein Arzneimittel am gesunden
Alenschen hervorzurufen vermag, scheint mir .die^ die
erste und dringendste Aufgabe einer rationellen Phar-
makodynamik zu seyn, eine Aufgabe, welci^e auch &-
tere Pharmakodynamiker zum Theil wohl gefühlt habin,
aber wegen mangelnder solider Grundlagen nur liöchst
unvollkommen, meist ganz hypothetisch ausführen konn-
ten. Damit fällt auch der unglückliche, alle je zu hof-
fende iSicherheit der Heiikunst umstossende, Wahn weg,
dass ein Aizneimittel mehrere Wirkungen haben könnte«
— Jedes Arzneimittel hat nur eine einzige Grundwir-
kung^ so verschieden auch die Erscheinungen nach vorr
herrschender Einwirkung oder Reaciion,. nach den ein-
zelnen mit Vorzugs weiser Anlage begabten Organen,
nach der Applications- und Anwendungs weise in Krank-
heiten ausfallen mögen.
So z. B beruhen «ler Schwindel, der Kopfschmerz, die
Appetitstörung, das blasse elende Aussehen, die Stuhl-
verhaltung, diu üebelkeit, das Erbrechen u. s. w., wel-
ches NuK vomica erzeugt und homöopathisch heilt, im-
mer auf dem einen und gleichen Grundzustand einer
Lähmung der organischen Nerventhätigkeit an der ei-
nen oder andern Stelle des Organismus, deren Folge
eine Blutanhäufung ist, welche sich bei Vergiftungen
auch stets, namentlich in den Nervencentren, besonders
im Kückenmarke, gefunden hat, und welche sich bei den
Versuchen an Gesunden ebenfalls durch Blutwallung,
blutige Secretioncn, so wie durch die, den vom electri-
schen Schlage hervorgerufenen ähnliche Zuckungen u. a.
w. angedeutet haben. Lähmungsartige Stockungen der
Circulation treten besonders am frühen Morgen, so wie
nach dem Essen hervor, daher auch die Wirkungen der
Nox vomica um diese Zeit sich erhöhen* Da, wo der
HTOSA Bd. X. 21
8tf OrijfinaiabhmMm^e9K
eiitgegfngesetzte Zadtand, Eretliismos , erhöhte Reiz-
bärktit nnd Beweglichkeit der organischen Nervei
tStitt findet, wie z. B. in gewissen Diarrhöen, da briii;>;l
die Nox vomica als speeifisch antipatliiscbes Mittel Hei-
lang.
Dfe Angina, die Scharlachröthe, das Rothlaof, welche
Belladonna erzeugt, beruhen auf einer eigenthömlicheii
Stockung im Capillarnetz, mit Reizung der Gcfäss-
Mründe: Phänomene, deren Prodocte wir auch bei Ver-
giftungen mit Belladonna sowohl* im Hirne als auch in
anderen inneren Organen anatomisch nachweisen kön-
nen, und als Ursache der eigenthöralichen Delirien, der
Gesichtsstörungen, der Erweiterung der Papille und der
tibrigen Schliessmuskeln anerkennen müssen. Ueberall
ist es der gleiche anomale Grundzustand, der den ver- .
schiedenen Erscheinungen bald in dem einen , bald in ;
dem anderen Organe unterliegt , nnd der, wo er auch i
auftritt, im Hirn, in der Lunge, in der Leber, in den
Lymphdrüsen, in den Schleimhäuten, im rete Malpighi
etc. immer durch dasselbe Mittel nach dem homöopa-
thischen IJeilgesetze beseitigt wird^ während dasselbe
Mittel aber auch in dem gerade entgegengesetzten Za*
Stande auf antipathrschem Wege Heilung herbeifähren
dürfte.
Cuprum sulphuricom verursaeht vermehrte Seeretion,
Erbrechen und Durchfall, zerstört beim Aufstreuen anf
Granulationen, in Wunden und Geschwüren dieselben
rasch durch Verflüssigung; der Grundzostand, welchen
dies Mittel im Organismus setzt, scheint gallertartige
Erweichung der Gewebe zu seyn, wie ich diesen an-
stand im Magen als unglücklichen Aasgang einer Croop*
cur durch Cüpri sulph. gn jyj alle Stunden bei einem 15
Wochen alten Kinde selbst zu beobachten Gelegenheit
hatte. Specifisch-homöopathisch wird dies Mittel daher
bei drohenden Erweichungen Heilung bringen^ nnd In
der That habe ich schon in mehreren Fällen beginnen-
der Magenerweichung Heilung dadurch herbeigfttbrt;
OriyinalabhanMun$m.
ich erinnere %u/B:Ieicli an die ^ünstixen Erfolf^e dureh
den Gebraach des Kupfers bei Epilepsieen, welche ja ,
aach bisweilen auf beginnender Erweichanjc dea Hirns
und Rückenmarks beruhen; anlipathisch mass Coprum
sulph. bei übermässig^er Plaslicität und anomal gestei-
jrerter Festbildun^, wie %. B. im Croup, heilsam wer* •
den können.
Hepar sulphuris calcareum verursacht rollilaufartijre
Reizung mit Tendenz zur Eiterung^ sowohl auf der
äussern Haut, als auch auf Schleirob&ulen. Daher die
heilsame Anwendung: der Kalkschwefelleber in manchen
Fällen von Croup , von Anleinen, von Bronchitis, aber
auch von Ruhr, von Tripper und selbst von Schanker,
so wie von gewissen Hautausschlägen und bei Pana-
ritien.
Genug, in allen diesen Fällen ist nicht das leidende
Organ das indicirende Moment, sondern der eigenar*
tige Zustand, der bald in diesem, bald in Jenem Organe
freilich unter verschiedenen äusseren Erscheinungen,
auftreten kann und der einem Jeden sorgfältiger unter-
suchenden Arzte, trotz dieser Mannigfaltigkeit der Er^
scheinungen, einleuchten muss. Indem ich aber den
vorhandenen anomalen Grundzustand als Indicans des
specifischen Heilmittels im einzelnen Falle betrachte,
behaupte ich nicht, dass es Specifica> morborum im äl-
teren Sinne dieses Ausdruckes gebe; im GegentheUe
kann ich keineswegs zugeben, dass wir Mittel be«
sitzen, welche dem in den Compendien als besondere
Krankheiten aufgestellten ideellen, aus vielen einzel-
nen Fällen abstrahirten Complex von räumlichen und
zeitlichen Veränderungen des Organismus und seiner
Thätigkeit überall und stets entsprechen und daher
diepe Krankheiten in allen vorkommenden Fällen zu be-
seitigen vermögen. Vielmehr mnss ich, da eine Jede
Krankheit aus einer Reibe von gesetzmässig auf einander
folgenden^ bei verschiedenen Individuen verschieden
gestalteten nnomalen Grundzuständen zusammengesetzt
»1.
8B1 Ongmaiaöhandlungenm *
ist, Verlan j^en, dass man diese einzelnen Zustfinde^-
nau sondern, and das dem gerade vorhandeneo Grand-
zustand entsprechende homöopathische oder enantiopa-
tbische Heilmittel wähle, falls man ein specifisches
Heilverfahren anzuwenden entschlossen if^t. So kana
-V ich z* B. das Quecksilber nicht als Specificom aller
syphilitischen Krankheitsformen anerkennen, da das-
selbe nur da, und zwnr auf homöopathischem Wege^
Gttiesung bringt, wo der von ihm zu setzende Grund-
zustand: Auflösung und Verschwärung der organischen
Mas^se in bekannter Weise vorhanden ist, also beia
Schanker elc. Die Annahme von 8pecificis morboron
in dem oben angedeuteten Sinne haben in der Tbat
auch schon viele tüchtige Aerzte bestritten, and es
möchte daher zur Vermeidung von jUissverständnissea
passend «erscheinen, Specifica Status und nicht mehr
Specifica morborum anzuerkennen.
Oass nun. aber die Grundzust&nde, welche die ver<-
scbiedenea Mittel setzen, eben so wohl dem jB^erade
vorhandenen ähnlich, als auch demselben entge^enge^
setzt seyn können, steht wohl nicht zu bezweifeln,
eben so wenig als dass man bei Anwendung der ei-
nen ähnlichen, wie der einen entgegengesetzten Grand-
zustand setzenden Medicamente die vorhandene Ano-
malie als solche angreife, also in beiden Fällen speei-^
/mcA verfahre* Uenn eine specifische Heilmethode ist
doch wohl nach den oben gegebenen Erörterungen nur
eine solche, bei welcher das anzuwendende Heilmittel
in einem besonderen, eigenartigen, näheren Verhält-
nisse zu dem im Kranken jedesmal vorhandenen Grnnd-
zostand steht. Weit entfernt bin ich aber davon, an-
zunehmen, dass beiden Heilmethoden „eine und die-
selbe Grundidee^^ unterliege, in Gegentheile meine ich,
gerade die entgegengesetzte; in dem einen Falle ruft
der Arzt die specifische Reaction des Organismus her-
vor, in dem anderen unterdrückt er dieselbe ; daher die
letztere, die antipathiscbe Heilmethode auch voraaglieh
OriginaUibhandiun$en. 8(5
bei Zaständen von erhöhter Lebensthütig^keit oder über--
massig auf/g^ere^ter or/s^anischer Reaction (der grösseren
Anzahl acuter Krankheiten), vorzugsweise angezeigt
erscheint, wie ich das in meiner früheren Abhandlang
ausröhrlich gezeigt habe. Dass aber bei dem enantio-
pathischen Verfahren eben so wenig als bei dem ho-
möopathischen von einem allgemeinen Zustande ohne
Berticksichtigung des kranken Organes oder iSystemes
die Rede seyn kann, geht schon daraus hervor, dass
eine richtige Diagnose des Grundzustandes ohne De«
rucksichtigung des Organes gar nicht gedacht werden
kann, dass überhaupt eine Trennung der Thätigkeit
/on ihrem materiellen Substrate willkuhrlich und un-
liraktisch genannt werden muss, generelle Zustände
aber in einem andern Sinne als in dem, weiter im Or-
ganismus wegen der Eigenthümlichkeit des befallenen
Systemes, z. B. des Gefässsystemes, des Blutes ver-
breiteten, bei sorgfältiger Erwägung gar nicht statuirt
werden können. Wenn man z. B. von allgemeiner
Schwäche spricht, so ist damit noch keineswegs der
Grundzustand bezeichnet; denn die Schwäche kann be-
dingt seyn durch unvollkommene Blutbildnng, wie z. B«
in Folge von Säfteverlust, wo das Blut dann wässerig
erscheint, oder von übermässiger Anstrengung, wo die
Gerinnbarkeit des Blutes gemindert ist^ oder von Zer«
störung eines für die Blutbereitung wichtigen Organes,
z. B. der Lungen (in welchem Falle das Blut ebenfalls
deteriorirt, auch wohl sogar mit Eiter gemischt ist),
oder durch Behinderung der Innervation, wie z. B. bei
rheumatischen Reizungen der Nervenscheiden u. s. w.
Die gewöhnliche Annahme von allgemeinen Krankhei-
ten ohne locale Grundlage beruht meiner Ueberzeugnng
nach durchaus auf unvollkommener Auffassung der
Grundzustände 9 auf einseitiger Betrachtung der Er-
scheinung derselben u. s. i^.
II. Was ferner Schröm's Behauptung betrifft, dass
ein wesentlicher Unterschied zwischen mecAaiMcAeii,
Orfyinaiabhandiun^en.
chemischen nnd dynamuchen Heilverfahren nicht Statt
finde, so maas ich aof das Bestimmteste da^e|i^en pro-
testiren; allerdini^s ist bei Anwendanj^ aller dreier die
Absicht zu heilen gemeinsam, wenn sonst der Heil-
kfinstler nicht von seiner Pflicht abweicht; aber die
Art und Weise, wie Heilung erlangt wird, ist nach
der Klasse der in Gebrauch /gfezogenen Heilmittel so
abweichend, dass ich nicht einsehe, wie man bei eini-
ger Gräirdlichkeit der Untersuchung das Zusammenhef-
ten einer klaffenden Wunde, das Extrahiren eines Kindes
aus dem Mutterleibe, das Abschneiden eines destroirten
Gliedes u. s. w. mit den Umstiramungen anomaler Le-
bensth^tigkeit durch Arzneien zusammenwerfen kann.
In spielender Betrachtungsweise möchte ich wohl mit
eben so viel Schein der Wahrheit als Schrön,
der alles mechanische Eingreifen der Antipathik zu*
schreibt, behaupten, dass es der Homöopathik Mge-
zAhlt werden müsse. Denn was anders geschieht beim
Wnndschneiden und Zusammennähen der klaffenden Ha-
•
Senschartränder, des Mittelfleischcs u. s. w., als dass
man die organische Reaction gegen die vorhandene
Anomalie hervorruft, was anders, indem man den ca-*
riosen Fuss amputirt, als dass man einer vorhandenen
Wunde durch eine zweite, neue, Heilung bringt u. a. w.
Ist ja nicht schon von anderen namhaften Schriftstel'^
lern aof dem Felde der Homöopathik der Aderlass als
homöopathisches Specificum der Entzündung betrachtet
worden!!
Bleiben wir mit Ernst bei der Sache! Dynamisches Heil-
verfahren setzt Leben als conditio sine qua non voraas,
mechanisches und chemisches Heilverfahren kann auch
am todten Leichnam geübt werden, auch andern letztern
kann man amputiren, trepaniren, Wunden heften. Steine
und Kugeln ausschneiden , Kinder wenden und extrahi-
ren u. s. w., kann man durch Vitriol die Ober- und Le-
derhaut zerstören, durch Alcalien den sauren Urin neu-
tralisireo li. s. w. Mechanisches und chemisches Heil-
«
erfahren dient ^am Lebenden nur dasa, 4le iii fehler^
lafter Form und Miseban^ lie/g^enden Hinderniase der
ienesun jc za entfernen, as. B. die Wandrinder einalnder
;ii nähern, damit die adhäsive Entzündanj; die Zasam-*
nenheilun^ bewirken könne, das Lamen des Gefisa-«
Lanales za schliessen, damit nicht ferner das eiaströ*
nende Blat die Heilon^^ der Arterienwande nnd des
Aneurysma aufhalte u. s. w* Keineswejcs aber fähren
He selbst die Heilung^ herbei, bestimmen nicht einmal
lie Art und Weise ^ me Heilung eintreten soll; dies
bleibt der Lebensthäti/^keit ganz überlassen. Von Za-
stünden im früher besprochenen Sinne, von orji^anischett
Grundzuständen ist in Beziehung auf mechanische und
chemische Heilmethode keine Rede; denn eine vorhan»
dene Trennung des Zasammenhanges ist, wenn der
Process erloschen ist, der die Trennun^^ bewirkte, z. B,
die Ulceration, kein Zustand des Lebens, sondern rein
der Masse, und kann eben, so gut im Steine als im
organischen Korper vorhanden seyn. Nur der Procesa
der Trennung und die adhäsive oder supporative Ent«-
zundung, welche die Wunde wieder schliesst, sind Le-
benszustände, welche einem mechanischen Heilverfah-
ren keineswegs zugfingig sind^ wenn sie auch dorch
einen primär mechanischen oder chemischen Eingriff in
die Masse, als lebende Nachwirkung, Ruck Wirkung,
hervorgerufen werden können. Am allerwenigsten kann
ich ein Vermengen des Heilens durch mechanische, che-
mische und dynamische Heilmittel in Beziehung auf die
specifische?4 Heilmethoden zugeben, da bei diesen die
dynamische Einwirkung wesentlich ist ; viel eher Hesse
sich eine solche minder strenge Scheidung hinsichtlieh
der nicht specifischen Heilmethoden gestatten, indem
es bei diesen allerdings vorzugsweise auf die leben-
dige Ruckwirkung ankömmt. Ganz unpassend scheint
mir aber Schröm's Vergleicbung der Antipathik mit der
Neutralisation einer |)asia durch eine Säure« Abgea^
hen davon, das eine Basis gar nichts Anomales, son-
SI8 OrifimaiMmMungen.
dern^ wie aUea Unocjiamsche, nur etwa» Gegebene
vt, ebeir 80 gut wie eine Säure V g^ht der Act der
Neatralisation nach ätomistiaGhea Veriiöltnissen vor sieb,
ea wird gerade imr so viel voil der Basis neutralisirt,
ats SSare mit ihr in Beröhrun/s: gebracht wurde« --
Das ist aber ganz ander» bei dynamischen Arzneiwir-
kangen, diese sind dem im lebenden Körper^ z» B. asch
bei der Verdauung nachweislichen Gesetze der Kata-
lyse nnterworfen, d. h. die or/scanische Masse und Thi-
tigkcit wird durch eine, wenn auch viel iperlngere
Quantität, unter gewissen Bedingungen ^ so^ar darch
ein Minimum fremder Substanz umgestimmt, so dass
entweder die fremde Eigenthümliehkeit oder die Reae-
tion herrschend wird. Dabei ist von keinen Zahleover-
hiltnissen die Rede, nur so viel Ein wirkuiiji^ bedarf
ea, dass diese bei dem gerade vorhandenen Lebenszn-
stande des Individuums nicht sogleich assimilirt, d. b.
vernichtet wird, und darin liegt die Lösung des zwei-
ten Uäthsels, dass man unter gewissen Umst&ndea
grosse Mengen eines Arzneimittels ohne Erfolg, onter
anderen eine äusserst kleine Menge mit dem grössten
Erfolge anwenden sieht, wie dasselbe auch in Bezie-
hnng auf Schädlichkeiten gilt. Das bekannteste Bei-
spiel für dynamische Einwirkungen, wie sie in der eben
angedeuteten Weise nur an organischen Körpern Statt
finden kann, liefert die Gahrung in allen ihren Formen.
Sehr geringe Mengen von Ferment reichen da hia^
grosse Massen auf bestimmte Weise umzuwandeln.
Dass dabei von einem Neutralisiren n. dgl. nicht die
Hede seyn kann, sieht wohl jeder ein, der eine sehiirfe
Auffadsong der Begriffe für die erste Bedingung der
Verstindrgnng in naturwissenschaftlichen Dingen an-
erkennt. Eine solche strenge Unterscheidung der ver-
schiedenen Verhältnisse ist aber gan% besonders wün-
scbenswerth in allen therapeutischen Begriffsbestioi-
mnngen, wo es an strenger Conscqnenx noch vor-
zugsweise XU mangeln scheint; und ohne Zweifel ist
3S zom Theil die SdiaM der Vernacblä88i/pan|r dieser
Bedin^un^, dass die ra^en. naturffhilosophische Scbole
im Ganzen so weni^ für die Therapie geleistet hat.
Habe ich in dem Bi8heri/2:en auf die Bemerkungen
hinsichth'ch der 8pecificität des enantiopathischen Heil-
verfahrens und des zu statuirenden Unterschiedes zwi-
schen dynamischen und anderweiten Heilmetboden ge-
antwortet, so bleibt mir
in. die Einwendunjgf Schrön'.« gegen die von mir
aufgestellte excUirende Heilmethode zu betrachten
übrig. Zunächst versucht /Schrön den von mir ange-
führten Thatsachen eine andere Deutung zu geben,
dieselben seiner aTitipathischen und heteropathischen
Heilmethode einzureihen, was ihm freilich bei dem wei-
tern, minder streng bestimmten Begriffe des erstem
und dem ganz xn^^n des letztern zum Theil gelingen
mag, darum aber noch keineswegs, bei genauerer Un-
tersuchung der vorliegenden Facta, der Not h wendigkeit
eine besondere excitirende Heilmethode anzuerkennen
überheben dürfte. Denn es gilt ja nicht blos, Facta
nothdürftig unterzubringen, sondern eine vorurtheils-
freie Einsicht in die verschiedenen Kunstheilwege, und
dadurch Gesetze für eine rationelle Therapie zu er-
langen. Die Bezeichnung einer heteropathischen Heil-
methode lässt freilich ein fast unbegrenztes Feld, wenn
man dahin alle Teilungen ohne Weiteres rechnen will,
bei denen das Arzneimittel nicht in bestimmter specifi-
scher Beziehung zum vorliegenden anomalen Grund-
zustande steht, und es durfte bei dem unbestimmten
Begriffe, den Schrön mit antipathischer Heilmethode
verbindet, auffallen, warum er nicht vielmehr allein von
homöopathischen und heteropathischen Heilungen spricht*
Doch nicht etwa darum, weil Hahnkmadin jene drei Nn-
men in Cours gesetzt hat? Mir scheint es, dass unter
dem Namen der heteropathischen Heilmethode zwei
dem Wesen nach verschiedene, nur darin, dass der
von dem Heilmittel zu erzeugende Gmndzustand mit
den im Kranken vorhandeoea aiebt in einer nahem
Verwandtsehaft stehen musa, mit einander im Gej^en^
8at% der beiden apeeifisehen Bbereinstiromend »usao-
nenji^erasst sind; and zwar eine, bei deren Aasführnng
das Gesetz des Anlaj3:oni8niu8 der Organe und FaneticN
nen ins Spiel gesetzt wird^ die ahleUendey -nnd eine
zweite, bei welcher die Lebensthätigkeit im Gau««
zen liinsichtllch seiner centroperipherischen Richtnaj;
oder in dem einzelnen • Theile machtijif mn^eregi
wird, um dadorch die vorhandene Anomalie wieder zar
Ordnung zuräckzuführen. Die letztere, wesentlich von
der erstgenannten, der ableitenden verschiedene Heil-
methode nannte ich die excüirende oder perturbirendej
und fügte beide Ausdrucke desshalb zusammen, damit
man nicht an die in den Lehrbüchern der allgemeinen
Therapie aufgezählte excitirende Heilmethode für vor-
handene Schwächezustände (also eine Heilung einzel-
ner krankhafter Zustände, nicht eine Heilmethode)
denken sollte. Ich führte zuerst das Beispiel der Ge-
aundheitsherstellung bei rheumatischen Beschwerden
durch warme Theeaufgüsse, iSpirituosa u. s. w. an, und
glaube nicht, dass man bei Anwendung dieser Mittel
die Absicht habe, ein anderartiges Leiden als das vor-
handene zu erzeugen (Heteropathik), da activer, wohl-
thuender Schweiss doch kein Leiden genannt werden
kann, ja auch wohl dieser 8chweiss nicht einmal sor
Heilung nothwendig ist. Wirkt nicht eine heitere, an«-
genehme Unterhaltung, eine freudige Ueberraschon^
n« dgL in solchen Fällen noch weit vortheilhafter und
bringt z. B. heftige Schmerzen, Krämpfe n. dgl. zum
Schweigen, ohne dass es dabei auf ein fremdartiges
Leiden (/7<^o9 «ra^o^) abgesehen isti Wie aberäcnnÖM
leugnen mag, dass es hinsichtlich der angewandten
Mittel in diesen Fällen keiner besonders strengen Aus-*
wähl bedfirfe, wenn sie nur jene eentroperipherische
Tteätigkeit kräftig erregen, das begreife ich nicht, dn
die «lltigliehe Präzis vom Oegentbcile dberzeugt; dn
iraacht man ausser, demt von ihm |(enannten Flieder-
hee und Warmbier, warme Aufj^fisse von Lindenbifl«
hen, König^skcrzen^ Melissen, PfelTerminse , ehinesi-
)chem Tliee u. s. \v. so gvt als Punsch, Oro^i^, warme
Limonade, Kaffee mit Kam u. d/grl. mehr. — Mein zwei*
tes Beispiel, den heilsamen Gebr»jch von Brechmitteln
im Anfan^ce von Mervenfiebern bei üfend^ wird wohl ein
jeder erfahrungsreiche Arzt als > in Beispiel von Hei-
lung^ durch allgemeine, d. h. nicht i «ifische Aofregang,
gelten lassen; von einer Ableitung liann hier nicht die
Rede seyn, da die Magen-* und Darmschleimhaut in dei*
Regel selbst das vorzugsweise von der Krankheit er-
griffene Gebilde ist. Wie eminent wohlthätig aber
Brechmitlei, selbst oft wiederholte, bei bedeutenden
Affectionen der Mund- und Magenschleimhaut wirken
und zwar doch wohl nicht anders, als durch Umstim«,
mung und allgemeine Aufregung, dafür erinnere ich nur
an Heimes Lob derselben bei Mtomacace Erwachsener.
(S dessen höchst lesenswerthe vermischte medicinische
Schriften, herausgegeben von A. PAtsch. Leipzig 188S.
pg« 2S0.). — Dass man unter gewissen Umstünden
Brechmittel nach gegen drohende oder beginnende Läh-
mungen mit Nutzen in Gebrauch zieht , dafär könnte
ich mehrere Heilongen solcher Krankheitszostände ans
eigener Praxis anführen; ich erinnere nur an die Läh-
mungen in Folge von Rheumatismus der Nerven-
scheiden, wie sie so oft den Lähmungen der Gesichts«
muskeln zu Grunde liegen, ferner an den heilsamen
Gebrauch der Brechmittel bei drohender Lungentth-
mung tt. s. w. — Der von Mchrön erhobene Zweifel
gegen den Nutzen kalter Begiessungen bei Hirnwas-
sersucht, glaube ich ebenfalls durch eigene^ wie durch
fremde Erfahrung vollständig niederschlagen zu kön-
nen, und erinnere dafür vorzugsweise ebenfalls wieder
an HsiJii's glänzende Beispiele a. a. 0. pg. 64, 199, dass
die Genesung hier durch eine allgemeine, d. h. nioht
specifische Aufregung der Lebensthätigkeit , und nicht
3»
durch Ableitung oder aof enantiopathischeoi We^e her«
beigefährt werde, leuchtet jedem Unbefang'enen wohl
ohne weitere Ausführung ein. Dasselbe ^iit meiner
Ueberzeogong nach von der Heilung gewisser Nasen«
polypen durch Bestreichen mit Opiumtinctar, wovon ich
ebenfalls zwei glänzende Beispiele aus eigener Erfah-
rung anführen könnte. Hier, wie bei den abriefen von
mir genannten Fällen von Heilung durch örtlich rei-
zende Waschungen, Einreibungen u. s. w. der kranken
Stelle selbst, wird die Krankheit nur dadarch ir^tilgt,
dass eine nicht specifische Aufregung gesetzt ^rird, un-
ter deren Verlust die vorhandene Krankheit erlöscht.
Die Naturheilkraft, um mich des jetzt beliebten Aus-
druckes zu bedienen, wird in diesen Fällen mächtig
angeregt, die vorhandene Anomalie zu assimiliren. Von
einer specifischen Einwirkung kann ich hier wenigstens
nichts sehen, da man z. B. gegen die Krätze eb.en so
wohl die englische 8albe, als auch Sapo viridis^ als
auch eine concentrirte Auflösung von Kali caasticnm,
ohne grossen Unterschied im Erfolge angewendet hat*
Indem Schrön aber sagt : die genannten reizenden Sal-
ben u. s. w. fuhren die Aussclilagsform schneller durch
ihre »Stadien und bringen sie zu schnellem Verblü-
hen, und diese Wirkung für homöopathisch erklärt,
wird er seiner mit der meinigen übereinstimmenden Er-
klärungsweise des homöopathischen Heilverfahrens un-
treu; das homöopathisch gewählte Heilmittel soll ja nicht
die Krank lieit steigern, sondern die specifische Reae-
tion dagegen aufrufen. — Als Inpsus memoriae dürfte
es endlich zu betrachten seyn, wenn Schrön meint,
dass die reizenden Injectionen bei Hydrocele (auch nur
in seinem Sinne) antipathisch wirkten, und „Verwach-
sung des ursprunglich verwachsen seyn Sollendeti^^
herbeiführen : die beiden Blätter der serösen tunica va-
Hiaalis testis sind im normalen Zustande keineswisgs
isArwaehsen. —
Das schnöde Vcrdammun^snrtheil , welcbes Schr'Sn
yg. 319 und 320 aber die exi*i(irende Heilmethode aos-
spricht, dürfte nach dem eben Gesagten also doch nicht
s:anz begründet erscheinen: denn wenn es auch wahr
ist, dass diese Heilmethode eine weni2:er Utvctige In-
dication der einzelnen anzuwenflenden Mittel verian/3^,
so lie^t darin kein absoluter Mangel, nnter gewissen
Umständen vielmehr gerade ein Vorzug; und ich g^Iaobe
in der That nicht, dass irg^end ein beschAfligtei; Arzl*,
selbst ScHRöN nicht aus;2:enommcn, diese so verachtete
Heilmethode unter gewissen Verhiiitnissen in der Praxis
^anz verwerfen werde. Missbrauch kann und wird
mit dieser Heilmethode freilicli oft ^enu«^ getrieben
werden, das setzt aber noch keineswegs den zweck-
mässio:en Gebrauch derselben herab. Wird ja doch auch
^enu^ Unfu^ mit der homöopathischen Heilmethode von
Aerzten und Laien getrieben! und ist nicht schon man«
eher Kranke durch diesen Unfu/s^ zu Grunde /Berichtet
worden? Uebrigeos handelte es sich zun/lchst darum,
die vorhandenen Thatsachen unter logisch streng be-
grenzte Begriffe zu ordnen und da kann ich unmöglich
zugeben, dass bei einer grdndlichen Feststellung der
antipathischen , homöopathischen und ableitenden Heil-
methode nicht noch dynamische Heilungsweisen äbrig
bleiben, welche zu der Annahme einer vierten, der ex"
citirendenj zwingen. 8o erschien es mir wenigstens,
indem ich, unbefangen und ohne Vorurtheil, zu Gun-
sten einer Heilmethode die Verhältnisse der verschie-
denen dynamischen Heilungsweisen aus den vorhande-
nen Thatsachen zu erörtern versuchte.
4) Mittheilungen aus der Praxis. Von G. Fr.
Müller, prakt. Arzte in Tübingen^
1. Masemepidemie in Tübingen im Sommer 1888. —
Von der Mitte des Sommers 1838 bis tief in den Herbst
bioeia halten wir liier eine Masernepidemie y naehden
ein halbes Jahr zavor einselne Fälle von Scharlach,
lorelche Kom Theil sehr böaartij^ waren und an der
Halabrilune tödeten, voran^ej^angen waren; auch wih-
rend der Masemepidcmie Irat noch einzeln Scharlach
aaf, bald nit, bald ohne ein Exanthem. In der Umge-
f^end von Tübingen waren die Masern kur% vor dem [
JESrseheinen in Tübing:en gleichfalls epidemisch, aber
ßutnrtig. Die^Gesammtheit der von den Masern befal-
lenen Kinder, in der Regel von Va— 9 Jahren, mag sich
gegw 790 belaufen haben; hievon starben etwa 7S. —
Ich selbst behandelte 41 Kinder, wovon 4 starben. Von
hiesigen Clinicum aus wurden behandelt 31t Kranke,
somit Jiamen 479 Kranke auf die Aerzte der Stadt
(Tübingen zahlt ohne die Studirenden 7800 Seelen;
prakticirende Aerzte sind es 10, .mit Einschluss der
Professoren und Privatdocenten, welche gleichfalls prak-
tictren.)«^
Oft genius epidcmicus war anfangs mehr j^aatriseb,
^letzt m^hr rheumatisch entzündlich. Zu gleicher Zeit
kamen gastrische Diarrhöen, Katarrhe, Fälle von Schleim-
fieber, von Brustentzündung und Ruhr vor« In den
Rallen, wo die Krankheit zum Zahngeschäfle der Kin-
der hinzu kam, war dieselbe stets bedenklich; nament-
lich war entweder die Lunge durch heftigen, trockenen
liusten mit starkem Pulse, oder der Laryox oder die
Bronchien, oder es war der Uarmkanul durch eine ans«
serst schwächende, häufig wiederkehrende, wässerige
Diarrhöe oder durch Ruhr sehr angegriffen. Das Ma-
sernexanthem war bald mehr, bald weniger entwickelt;
es schien auch nicht viel darauf anzukommen, wie es ent-
wickelt war, denn in sehr vielen Fällen war es wenige
Stunden vor dem Tode noch recht blähend auf der Unat*
Oberfläche. Die Kinder starben entweder in Folge von
Lungenentzündung, von Laryngitis oder von Bronchitis ;
in den allermeisten Fällen aber traf man bei der Section
Magenerweichung oder Magendorchlöcbernng« Obgleich
i'iele Kinder wfthrend dcrZahnperiodestarlito^die wih-
rend dem Exanthein um so enero^iiif her anfzotrelen sehieD,
so sind mir auf der andern Seite mehrere Fiile be«-
kannt, namentlich bei meinem eigenen Kinde, wo wührend
des Verlaufes der Masern oline allen Lürm Zähne zun
Vorschein kamen. «-* In dem untern Theile der Stadt —
Ammerrevier — welcher ohnediess un/^estinder ist (wo
meistens VVein^ärtner wohnen), trat die Krankheit zq^
erst auf, und forderte dort auch die meisten Opfer. In
der Beji^el wurden alle Kinder Eines Hauses von den
Masern befallen, entweder %u gleicher Zeit,, oder all-
mählig, ohne dass desshalb die Masern einen conta-
giösen Character hatten, denn viele Kinder worden,
z. B. in der obern Stadt, mit tier grö&sten AenA;«tlich<*,
fceit abgesondert, und wurden doch masernkrank. Der
Verlauf der Krankheit in den i^wöhnlichen Fällen war
gutartig und beobachtete meist die bekannten Stadien.
Aconit 1 — 4 in wiederholten Gaben, entweder in Pul-
verform gegeben oder in Wasser gelöst , führte in deA
allermeisten Fällen zum erwünschten Ziele« Die Ab*
schuppong erfolgte vielfach entweder gar nicht, ^der
erst nach mehreren Wochen^ tiachdem das Exanthem
seinen regelmässigen Cursus durchgemacht hatte. Eben**
desshalb wai« es durchaus nothwendig, -dass die Kinder
längere Zeit (lieilsin milssig erwärmtem Bette, theils
im Zimmer sich aufhalten mossten, um nicht langwie»
rige Nachkrankheiten — welche bei Vielen Statt fan-
den — zu verfallen; diese Nachkrankheiten bestanden
in Diarrhöe, in ruhrartiger Diarrhöe, in trockenem^
einer Art von hektischem Husten^ in Ohrenentzündon«*
gen, in einem krätzartigen, trockenen, kleinen, beissen«
den Ausschlag, in Furankeln. Ich selbst beobachtete bei
meinen Patienten keine Naehkrank betten; Fälle der Art
kamen aber von andern Aerzten in meine Beliandlnng.
Nach den Masern schienen sich auch Würmer in dem
geschwächten Bauch häufig zu entwickeln. — Ein paar
Fälle, welche mit dem Tode endeten:
386 Ortginalabhandiungen.
Ein 8 Jabre altes Kiqd bekam die Masern, aacbden
dasselbe 14 Ta^e zavor die Brechrahr glücklich über-
standen hatte; su gleicher Zeit zahnte das Kind im-
j^mein stark (es hatte bios die dentes incisivi); das
Exanthem entwickelte sich sehr schön, der Masernhu«
sten war unbedeutend^ den Ta^ über erfolgten ein paar
diarrhöeartip:e Stahl^^än^e; das Fieber war stark ^ der
Puls sehr frequent und etwas härtlich, die Haut trok-
ken, die Zun^e weiss^elb belebt, der Durst heftig» —
Ich ^ab Acon. S-, mehrere Tropfen iii eini/sren Unsen
Wasser gelöst, jede Stunde einen Kinderlöffiel voll;
nebenbei iiess ich schwache Mandelmilch oder ^w.
Jülich mit €andiszuckerwasser reichen. Ge/s^en die sich
mehrende Diarrhöe — welche ich anfangs weni^sT^r be?
rücksichtigen zu müssen glaubte, einmal weil sie we-
niger häufig war und nicht zu schw&chen schien, au-
derntheils weil der lirankhcitscharacter mehr ^astrisek
war — gab ich mit Erfolg Arsen« 6., gtt j* ^acb 14
Tagen schien das Kind ausser aller Gefahr zu seyn,
denn die Abschuppnng gieng bei warmer, feuchter Haut
vollkommen vor sich, das Kind war den Tag über mun-
ter, fieberte aber des Abends; im Uebrigen war Alles
geregelt, nur das Zahngeschäft gab sich periedisch
ongemeia stark zu erkennen. Am 16. Tag bekam das
Kind ftami aniceüen Mal die Magern in hohem Grade^ sie
sahen sogleich rothblaulich aus; der Jausten trat alf
ein erstickender, trockener auf, das Kind war betäubt;,
rollte die Augen hin und her, war sehr, unruhig, liatte
eine allgemein trockenbrennende Hitze; der Puls war
sehr schnell, schwach und unterdrückt, der Durst
gross; — ruhrartige Diarrhöe. -^ Ich setzte Blutegel
an Hals und Brust, litgie Blasenpflaster und Seufieige,
Iiess den Bauch mit warmem Flanell bedecken, gp^^g^^f
innerlich Beilad., wechselnd mit Arsen., allQi|i,iic|t9f|;||||i
Abende starb das Kind. Die Section wurde ajpht
stattet. —
Originalabhandlungen. S37
Folgende zwei Patienten 2eig;tea höchst ihnlicbe
irankheitssyniptome, daher ich sie zusammenstellf:
)ie Fälle betreffen ein Geschwisterpaar; das ein^Cind
st 4 Jahre alt, das andere iV« Jahr; von Geburt an
;varen sie kiirzathmig, schwächlich, hastig, und hat-*
en eine bleiche, livide Gesichtsfarbe. Die Masern ent-
wickelten sich sehr schön, die Haut war allgemein
iampfend und warm, der Husten unbedeutend^ die Fie-*
^erhitze stark ; beide Kinder erbrachen sich häufige das
Erbrochene roch ungemein sauer, war klumpig oder ei*
vireissartig; der Stuhlgang war breiartig oder dnnn oder
schaumigtweiss, höchst übelriechend; beide Kinder klag-
ten im Bauche, besonders in der Magengegend. Am
dritten Tage kamen Convulsiopen , und die Kinder
starben, das eine am 5«, das andere am 7« Tage. Die
Section zeigte bei beiden Kindern eine Im höchsten
Grad ausgebildete Magenerweichung und Magendurch-
löcherung; bei beiden fand sich eine ungewöhnlich starke
Verdickung der Wandungen des linken Herz Ventrikels
(von 3V2— 4 Linien), während der rechte Herzventrikel
angewöhnlich dünn war. Lungen, Leber, Milz, Nieren
und Darmkanal waren normal. Das Exanthem bli^b bei
beiden Kindern bis wenige Stunden vor dem Tode schön
entwickelt auf der Hautoberfläche. Die Mutter der Kin-
der ist gleichfalls kurzathmig, so dass sie bei der ge»
ringsten Anstrengung den Mund aufsperrt, um Athen
zu schöpfen. — Neben äusseren Hautreizen wurden
ausser Aconit hauptsächlich Arsen., Puls« u. a. ange-
wendet, aber ohne allen Erfolg.
2* Typhus abdominalis. — Im März d. J. wurde iG|i
zo dem SSJäIhrigeh Maurer W. von L. gerufen. Mehrere
Wochen hindurch, erfuhr ich von seinen Angehörigen 9
hatte Pat. grosse Mattigkeit, Niedergeschlagenheit und
ein dumpfes Kopfweh über der JStirne empfunden, Frost
mit Hitze in öfterem Wechsel, der Appetit habe sieh
mehr und mehr vermindert, Air Geschmack dabei bitter
und der Schlaf onrahig; Patient fuhr im Schlaf oft
UTOIA, Bi.X 2t
3S8 Otipinmlaökünähm^m^
susammen, als wie erschrocken, nebrmala hübe er schlei-
migte^ bittere Stoffe erbrochen, bis er, von der Scbwicbt
j(endthi|(t, seinen Geschäften nicht mehr obUegfS
konnte, nun erst entschloss er sich, Arstlicbe Hilfe n
gebrauchen; letztere sei ihm von einem nndern Arat«
fünf Tage lang zu Theil geworden ; sichtbar habe aber
sein Schwächezostand zagehommen, zumal des Ta^t
vielmals diarrhöeartiger Stuhlgang eintrat« — Sein Be-
finden bei meinem Erscheinen war folgendes: Pat, wel-
cher im Bette lag, sah sehr abgemagert aos^ seine 6e-
sichtszäge waren wild, verzerrt, seine Ao^^n /glänzend,
stier, seine Backen zeigten eine umschriebene, brana-
rothe Farbe, die Carotideo klopften stark, die Zumge war
trocken, schwarzbraun und liefrissig, beim Heraosstrek-
ken zitternd, die Lippen trocken, bräunlich, rissig, die
ganze Hantoberfliche trocken, brennend heiss, der Durst
unauslöschlich, der Puls frequent, doppelschlSgi|[^, der
Urin sparsam, braunroth; beim Betasten des Banebs,
welcher nicht hart und nicht aufgetrieben war, iuaaerie
Pat* Schmerzen in der Nabelgegend; alle 1— t Stundea
kam mit etwas Zwang eine wässerige gelbe Diarrhöe
(darin grauliche Flocken); Pat. kam auf starkes Anrufen .
fär einige Augenblicke zu sich, und versicherte (es war
des Morgens), wohl zu seyn, verfiel aberalsobald wie-
der in Delirium oder Schlummer; zwischenbinein will er
das Bett verlassen; — sein Athem ist schwer; des
Abends ist Pat. schlimmer, als des Morgens. — Offenbar
hatte ich es hier mit einem Pat» zu thun, dessen Ty-
phus abdom. bereits vollkommen ausgebildet, und weit
im zweiten Stadium vorgerückt war; dessenungeachtet
zeigt der Erfolg der specif« Heilmethode, dasa diese
bMe Krankheit auch in ihrer vollkommen entwickelten
Aasbildung durch diese Methode besiegt werden konnte.
Ich wählte Bryon. und Arsen., und Hess alle 8 Standen
das einemal Bryon. 1. gtt. j., das anderemal Arsen. &
{ t^^* y iceben. Mit diesen Mitteln liess ich S Tage hin«
durch fortfahren; die Düt bestand ia GerBtenaeUeim
ter wanner Milch^ zom Getrink wihlte ich Brodwasser,
nk dritten Tage trat zum erstenmale wieder ^ nocA
Fachen^ ein mehrstündiger, ruhiger Schlaf ein, die Haut
'ar swar noch nicht feucht, doch minder spröde, stark«
^opfschweisse waren da, der Urin gieng In grdsserea
uantom mit etwas yJegelrothem Bodensots ab; die
Diarrhöe xeigte jetzt auch deutliche Spuren von Blut
od einer Art von kleinen, unregelmassigen Häotchen
von den Darmgeschwüren herrührend?); der Baiieh
^ar auf Druck mehr als bisher empfindlich, schmera«
aft, die Zunge ward feacht, scbmutziggeib belegt
im 4. Tag Hess ich mit den genannten Mitteln fortfah-
en, worauf an diesem Tage neben ruhigem Schlafe ein
tllgemeiner Seh weiss, ein frieselartiger, rother Aus«
chlag an Rücken und Extremitäten, ein Rothlaof an
len Mundwinkeln, schmersende Bläschen im Munde^
ind ein starker Bodensatz im Urin als kritische Er-
scheinungen eintraten; die Diarrhöe seigte keine Blut-
(treifen mehr; sie war »war nimmer so häufig^ doch
loch alle 4--5 Stunden einmal« Vom 5* Tage an gab
ch blos noch Arsen. 8. gtt j«, je Morgens and Abends^
md nach 3 Tagen blos noch des Abends ein paar Tage
hindurch. Von dieser Zeit an gieng es rasch der BeS'ü
ierung fea, während Haut, Nieren und Darmkanal ihre
kritischen Ausscheidungen fortsetzten« -^ Pat. schlief
öfters halbe Tage lang, der Stahlgang ward mehr ge->
regelt, der Appetit stark« Unter angemessener Diät
erholte sich der Kranke nach weitem 10 Tagen so voll-
kommen, dass er von da i|n seine Berufsarbeiten wie-
der versehen konnte«
8. Typhut iMUnmnaUi niit Darmblutung. *- Nach-
dem der so eben erwähnte Maurer W. von L« etwa 8
Tage in meiner Behandlung war, wurde aach dieFraa
desselben krank« Zu gleicher Zeit lag^i anch i&wei
«Kinder krank darnieder, and so war die arme Fraa voft
drei Seiten Tag und Naebt in Anspraeh geBommea
Alle 4 Fat lagen in Einer Stabe« — Die Patientia isl
S40 OrifimmliMUmdkmfem.
34 JAhre Alt, hat 4 Kioder geboren, von denen das
j4n/c8te V4 Jfihre alt ist, nicht mehr an der Brost trinkt;
die Menses sind in Ordnnn/r. — Sie kla/^te ober i^roase
Mattigkeit, bittern Mond, Frösteln mit fliegender Hitze,
inrossen Darst, starken, drückenden Kopfschmers, zum
Theil fiber der Stirne, zum Theil im Hinterhaopte, ober
brennende Schmerzen im Kreuze und Baach ; letzterer
ist aufgetrieben, ond beim Befählen äussert sie unter-
halb des Nabels brennende Schmerzen; der Stuhlgang
erfolgt blos alle 2.-3 Tage, die Zunge ist dick^
schmutziggelb belegt^ der Puls ist frequent und härt-
lich, die Epidermis trocken, heiss, der Schlaf ist sel-
ten, unruhig, mit schreckhaften Traumen verbunden,
der Appetit fehlt gänzlich. — Ich gab Bryon. 2., tag«
lieh 4 mal p. d« gtt. j., setzte 4 Tage lang beharrlich
fort, allein die Krankheit stieg von Tag zu Tag, die
Pat. phantasirte häufig, der Durst wurde unauslöschlich,
die Zunge belegte sich bräunlich, trocken, das Gesieht
war feurig, roth, die Augen rollten hin und her und
glänzten, die Carotiden klopften ungemein, der Puls war
sehr frequent und härtiich, die Haut trocken, brennend,
der Athem kurz, ein trockenes, öfteres Hüsteln gesellte
sich dazu, der Bauch trieb sich immer mehr fest auf und
wurde schmerzhafter, die brennenden Kreuzschmera^n
stiegen bis zum Unerträglichcn,an Schlaf war nicht zu den-
ken; Pat. wälzte sich im Bette hin und her und jammert
unaufhörlich; der Stuhlgang ist immernoch sehr selten,
es gehen wenige harte Stoffe ab; stetes Drängen nach
den Genitalien. Ich gab nun alle 2 Stunden Nux vom. 2.
gtt j. In der darauf folgenden Nacht bekam Pat. Drang
zum Stuhle , es entleerte sich gegen 2 Schoppen theils
geronnenen, theils schwarzflussigen Blutes, Pat.*verfiel
in eine ohnmachtartige Schwäche, und musste zu Bette
getragen werden; nach mehreren Stunden erholte sich
die Kranke wieder etwas, genoss Fleischbrühe mit Ei-
gelb, und konnte etwas schlafen. Gegen Tag kam
Mbetm»is eine Blntentleernng ans dein After, nur in g6*
Originalabhandhingen, 3(11
ringerem Maasse. — Ich fand die Pat. sehr erschöpft,
der Puls war schwach, klein, das Gesicht bleich, die
Augen matt, die Zunge feucht, dfckgelb belegt, der
Durst ertriiglich, die Haut feucht, der Bauch viel klei-
ner und weicher, die Kreuzschinerzen beinahe ver-
schwunden. Ich liess nun Nux vom. 4. täglich einmal
nehmen (je gtt. j.)? und ordnete nahrhafte, schleimige
Diät an. Innerhalb der folgenden zwei Tage kam noch
dreimal eine Blutentleerung, flussig, zah, schwärzlich,
aber unbedeutender, zuletzt mit Darmkoth vermengt.
Die Kranke konnte wieder schlafen, der Stuhlgang re-
gulirte sich allmählig; noch eine ganze Woche liess
ich mit Nux vom., jeden 8. Tag, fortfahren ; der Appetit
kehrte zurück, die Frau genas vollkommen.
4. Flechten^ von gestörter Menstruation. — Die
sehr blühend aussehende, robuste, 20jährige Dienst-
magd B. litt seit mehreren Jahren an Menstruations-
beschwerden. Alle 14 Tage erschienen die Menses 4—5
Tage hindurch, das Blut gieng.bald in Stücken, bald
schwarzflüssig und in grossem Quantum ab. Dem Ein-
tritt der Menses giengen profuse Schweisse, ein Drän-
gen nach den Genitalien, bedeutende krampfartige
Schmerzen in der Uterusgegend ^ druckender Schmerz
im Kreuz und diarrhöeartige OeiTnung, zuweilen auch
Nasenbluten oder ein Kitzeln in der Nase voran; um
diese Zeit standen die Flechten, welche seit dem Men-
struationsleiden gleichfalls oft entstanden, gleichsanl in
voller Blüthe. Siß schuppten sich nach der Menstruation
unter beissendem, juckendem Kitzel kleienartig ab ; be-
sonders stark entwickelt waren sie auf der Brust; das
Gesicht war frei. — In diesem Falle glaubte ich auf
die Flechten nicht die mindeste Rücksicht nehmen zu
müssen, indem dieselben so deutlich mit den Leiden der
Menses zusammenhiengen ; mit Hebung letztern Uebels
mussten auch die Flechten von selbst schwinden. — Ich
gab daher Beilade 4., jeden 8. Tag gtt. j., und setzte
damit > Monate lang fort; der Erfolg war, dass die
SIS OrijfinalaöhmuUmigem.
HeoMs alle 4 Woehen ohne Schmerz ond ohne Krampf-
soatinde xa Stande kamen und die Flechten spurlos ver-
schwanden , und B. bis heate — es ist nun ein halbes
Jahr — wohl blieb. —
6. Tabei meienteriea. — Ein IV^Shriges Knabchen
(des Schuhmachers VV. von H.)) dessen Hotter scrophu-
lös ist, wurde seit Vi Jahre immer magerer, es erbrach
hüofi^ saure Stoffe; diarrhöearti^e Oeffnun^ wechselte
mit mebrtäjciger Verstopfun/;; das Zahngeschaft war
sehr verlangsamt; das Kind hatte erst 4 dentes incisivi;
der Baoch ist hart auf/^etrieben, beim Betasten konnten
Kans leicht die Drüsenverbirtungen gefohlt w*erden;
das Kind war sehr unruhi/^, schlief weni^, schrie oft
Stunden lang; die Haut war schmutzig:) falti/sr; das
Gesicht sah dem eines alten Männleins ähnlich; öfters
litt das Kind auch an Aphthen; es wurde eili Jahr lang
von der Mutter gesäugU Zur Nahrung: bekam Pat. da-
bei dicken Mehlbreif welcher für mehrere Taj^e auf ein-
mal zubereitet wurde. — Indem ich statt Hehlbrei ge-
kochte Süppchen von gut ausgebackenem , weissem
Brod geben Hess, verordnete ich Arsen. 8. gtt j., alle
3 Tage; schon nach 14 Tagen wurde der Stuhlgang
geregelter, es erfolgte jeden Tag eine, auch zwei brei-
artige, schwarzbraMne;i stinkende Oeffnungen, das Kind
ass mit inehr Appetit, erbrach sich nimmer und schlief
ruhiger; der Bauch aber war immer noch fest und gross.
Ich fuhr mit Arsen, fort, wie oben (weitere 3 Wochen
hindurch). Während dieser Zeit besserte sich der Ge-
sundheitszustand fast sichtbar, das Kind schien bereits
kräftiger zu werden, das Aussehen ward lebendiger,
der Bauch weicher. Den Arsen, gab ich von jetzt an
noch 8mai, je am & Tage, und nach dieser Zeit erfuhr
ich, dass das Kind sich ganz wohl befinde und ein
blühendes Aussehen habe, der Bauch sei nun ganz
weich, der Stuhlgang normal, der Appetit gut. —
Die ganze Curzeit währte gegen 7 Wochen.
Öriginalabhandhmgen. 8iS
6. Seirrhw pylori. — Der auf uod am Fasse der
Alb *} häufi|^ vorkommende „Maj^nscbluss^ oder Scirr^
bus pylori ist eine Krai{if^beit, bei der Dutzende von
Arzneimitteln sebon verfsrik^t worden sind, allein meist
ohne gänstijj^eo Erfolg; die Kraokbejt endet zuletzt mit
dem Tode. Gewöbniieb ist das Klima, wo diese Krank-
heit vorhefrscbeii^ ist ^ -raub, veränderlieh, auch som-
pfijf, zo Rheomatismen disponirend; meist sind ihr
Leute unterworfen, welehe viel auf dem Felde arbeiten,
sieh jeder Wifterung aussetzen und miserable Klei«-
dun^. haben, sehlecbte Nabrun^E^mittel besitzen, mei*
atens Kartoffeln, sebwere Mehlspeisen, schlechtes, sao-
res Brod (^Koggw^ ond Gerstenbrod) und fuseli^en
Scluiaps; auch das TrinkWasser ist oft schlecht, fau-
Jigt. £9 ist auffallend, dass Hämorrhoiden und Stein-
krankheit gleichfalls in der ^ibe der Alb häufig sind.
In diesen verschiedenen Verbältnissen zusammen dürfte
die Ursache zom Scirrbns pylori zu suchen seyn. In
wie weit oder ob überhaupt Hautausschläge, z. B. Krätze,
an dieser Krankheit Theil nehmen, hierüber fehlen mir
Belege.
Folgende Schilderung mag ein Bild der Krankheit
von der Entstehung bis zur Ausbildung seyn«
Die leidende Person fängt an, Auswahlen in ihren
Speisen za treffen, es druckt sie im Magen mehr oder
weniger, oft nur zeitenweise, sie fühlt hie und da eine
gewisse Vollheit, ein Spannen im Magen. Dies kann
aich wieder allmählig verlieren, kann aber auch nach
kürzerer oder längerer Zeit, oft erst nach Jahren, re-
petiren ond sich verschlimmern ; viele abgehende Ructus
erleichtern.
Der Kranke leidet immer mehr an fühlbarer Schwache
im Magen, die Speisenanswahl wird bestimmter^ meist
*) Aach io der dort aogrenzenden Gegend des Grossh. Baden i»!
der Magenkrebs häufig, fast eodemisch , wie ich von dortigen Aerzten
weiss, welche dieselben ätiologischen Momente angeben^ wie nnser
Verf. hier.- Gr.
SI4 Originalabhandiungen.
nur leichte Speisen saji^en ihm za, aber auch diese öfterif
nur aof einij^e Zeit; das Drucken in der Ha£en^eg:end
(aerob, cord.) vermehrt sich, wird anhaltender, es wär^t
den Pal. besonders aocb korze Zeit nach dem Essen,
wenn er auch weni^ i^enossen hat. Es kommt ^erne
einige Zeit nach dem Essen, aber auch zu jeder andern
Tageszeit, haoptsichlich aber des Morgens bei nüch-
ternem Magen, ein würgendes Ausspucken von hellem
Wasser oder Schleim, mit Uebelseyn verbunden, der
Hagen wird zusammengeschnürt; dieses Wasserans-
spucken kann tüglich ein- oder mehreremal wiederkeh-
ren, aber auch Tage, ja Wochen lang aussetzen. Es
ist diesen Kranken oft, wie wenn ihr Magen nur noch
an einem Faden hienge; sie suchen dieser Schwäche
durch allerhand Mittel zu begegnen. In der Regel ist
der Stuhl mehr fest, nur alle paar Tage; nach oben
abgehende Ructns, welche sich immer noch einstellen,
erleichtern den Zustand. Während diese Leute im Be-
ginnen der Krankheit ihr Leiden leicht bemeistern oder
Abersehen konnten, fohlen sie sich jetzt krank, unwohl,
sie sehen leidender aus, magern wohl auch ab. — Das
Magendrücken wird in^mer mehr zur krampfhaften Zu-
sammenziehung; der Magen revoltirt nicht blos nach
dem Essen, sondern auch ausser dem Essen stärker
and heftiger; das Würgen wird zum Erbrechen, es
werden die Speisen sehr oft wieder erbrochen, diesel-
ben riechen dann sauer, bitter, fauligt; es stellt sich
von Zeit zu Zeit eine Art von Breungefühl oder von
Wnndseyn im Magen ein, mit mehr oder weniger Durst.
Der Kranke kann auf dem Magen keine nur etwas feste
Kleidung mehr ertragen; beim Betasten empfindet er das
bteagte, brennende, wunde Schmerzgefühl; der Magen
ist aufgetrieben. Der Kranke könnte wohl essen, aber
er traut nicht; es rumpelt öfters im Bauch, wie wenn
Blähungen da wären, es erleichtern nach unten abge-
^f^hende Blähungen. Die Oeffnung wird immer sparsa-
eft der Kranke magert sieht bar ab; das Brenngeföhl
Originaiabhändiw^en. 845
in dem i^cspaniiteo Mngen niniDit immer mehr za, und
die SchmerKen, wie glfihende Kohlen, 9tei/i:ern sieh auf
einen hohen Grad ; in vielen FaUen wird der Durst an-
aoslöschlieh ; Pat erbricht jetzt das Leichteste, nnd das
Erbrochene ist ein saarer, zäher, milehigter Schleim,
äbelrieehend , mit kisearlif^en Klämpchen. Ein hekti-
sches Fieber, coUiquative Schweisse oder eine Diarrhöe
oder ein Blatbrechen — besonders wenn die Verhärtung
in offenen Krebs ibergien j; — machen dem Leiden ein
Ende.
Die SeetioB zeigt die Hagenhiute des Pyloras scirr--
hös; in mehreren Fällen ist aoch das Pancreas mitlei-
dend, es zeigt einzelne Stellen verhärtet.
Dass in der beginnenden and in der schon weiter
entwickelten Krankheit, wo das Brenngefähl im Magen
and der anauslöschliche Dorst schon da sind, schöne
Erfolge darch andaaernde ärztliche Behandlung erzielt
werden können, könnte ich leicht aus meiner Praxis
darthun; dass aber in dem Zeiträume, wo das Erbro«-
ebene bereits auf Magenkrebs hindeutet , in der Regel
wenig oder nichts mehr zu than ist, auch hiezu könnte
ich traurige Belege liefern. Im Allgemeinen erlaube ich
mjr zu bemerken 5 dass wie in anderen Fällen, so aoch
in dieser Krankheit eine glückliche Cur (wenigstens im
1. nndS.Stad.) viel davon abhängt, dass auf die etwaigen
Ursachen, besonders auch, bezüglich der klimatischen und
diätetischen Verhältnisse, gehörige Röcksicht genom-
men; wird. Sind offenbar Hämorrhoiden im Spiel, so
mfissen Mittel gewählt werden, welche zugleich auf
diese einwirken; sind's hauptsächlich zurückgetretene
Rheumatismen, so sind Mittel am Platze, welche zu-
gleich zum Hautsystem in Beziehung stehen. Im drit-
ten Stadio aber, wo das Brenngefnhl in der Magenge-
gend sich mehr oder weniger deutlich ausspricht, ist
derAnen. das Hauptmitlel^ welcher selbst in schon weit
gediehener Krankheit, alle Erwartung äbertrifft. Ich
gebe denselben von der 4—7. Verd. zu gtt. j. p. d., alte
1«»S Tage, in venweifeltea FiUen Morgens und Abends,
M S*^ J- ; ^^ Yentopfmüg lasae ich durch einfache
Kleienhiystire nachhelfen.
7. RheumaHsehe Zahn-^ und OeriehUekmerzcn in
Folge pon Queekrilberndutraueh. «— Hr. Pfarrer 6. in
II. erhielt vor 4 Jahren wegen eines entnändlichen
Longenleidens auf innerlieheni nnd iosserlichem Wege
Qnecksilber bis nur Salivation. 8eit dieser Zeit hat
er periodisch die nnertriglichsten, reissend-siehenden
Schmerzen, besonders Nachts, in den Zähnen, bald im
* Ober-^ bald im Unterkiefer, von welchen aas sieh die
Schmersen aach in die Gesichtsnerven verbreiten, so
dass die Gesichtsmoskeln sacken nnd Pat« wie raseod
wird; die Zähne sehen gelblich aus, das Zahnfleisch
ist geschwollen, blutet leicht, zugleich ist Mundge-
ntank da*
Die verschiedensten Mittel bei den verschiedensten
Aernten der iltem medic. Schule, auch Bäder, hat er
vergebens zu Rat he gezogen. Ein Freund der hom*
Methode rieth ihm, auch diese, an welche Pat. nicht
den mindesten Glauben hatte, zu versuchen. — Ich gab
dem Pat. Acid* aitric 1., Morgens und Abends zu gtt j.
Nach 3 Wochen war das Leiden total beseitigt und ist
seit *U Jahren nicht mehr zurückgekehrt. CDet Hr»
Pfarrer ist nun gläubig, und ein warmer Vertreter der
specif. Heilkunde.)
8. Entvundüehe HShnorrhoidaiknoten. — Schuhma-
cher A. von T., 38 Jahre alt, sensibel, von schwacher
Constitution, klagte über heftig brennende Schmerzen
im After und über Stahlverstopfung. Pat. leidet seit
vielen Jahren an Hämorrhoiden; er sagte mir, dass von
Zeit zu Zeit, besonders wenn die Knoten voll, gespannt
nnd entzündet wären, auch jedesmal eine starke Bio«
long erfolge, worauf es ihm wieder besser werde.
Ich gab Nux vom. 8., Morgens nnd Abends zu gtt. j«,
nach S Tagen war aller Schmerz beseitigt ; es erfolgte
diesmal keine Blutung.
9. Zwr Wirkung der Belladonna. — Fnia Scbohi-
niBchtr W. voo T., t9 Jahre alt, seit 4 Jahren {^ehei-
rathet, hatte in ihrem Iedi||^n Stande viel an Oebir-
nntterlcrinipfeB vor und wihrend der Menstruation ^
welche Abri||;enfl znr Zeit eintrat, an leiden, das Blat
gieng nur sparsam ab und floss 2 --3 Tsj^e; die
Krimpft wiren oft so bedeutend fi^e worden, dass Con-
volsionen mit Bewusstlo^i^keit ausgebrochen. — Sie
gebar, S Kinder gut, heim letzten Kinde aber (8 Wo-
chen all) seien wihrend des Geburtsaktes gleichfalls
Convnlsionen gekommen* Die Kindbett gieng gut von
statten, die Motter siogte das Kind, die Lochien wa-
ren geregelt Sechs Wochen nach der Entbindung em-
pfand die Fran plötzlich einen schneidend -aiehenden
fiehmera in einem hohlen Zahne des Unterkiefers der
reehten Seite; es war der Pat alsobald schwindlich
geworden, und es traten darauf die schrecklichsten
Convnlsionen ein, das Gesicht ward blauroth, vor den
Mand trat Schaum, die Carotiden klopften stark; Pat
aehJng mit Armen und Fassen hin und her, sie weinte,
lachte, sang, schrie, verzerrte das Gesicht etc., wech-
selnd; dies Alles in wenigen Minuten* In diesem Zu-
stande bei der Fran angelangt^ liess ich einige Tropfen
Bellad. 1. auf die Zunge fallen. Mit Blitzesschnelle
kam die Frau zu sich, wunderte sich, als sie mich sah,
and iusserte, dass in dem Augenblicke, als ich ihr Tro-
pfen auf die Zunge habe fallen lassen, eine „Kugel hinab
In den Bauch gestiegen sei, und dort (es war die Uterns-
gegend) fahre sie jetzt hin und her.^< Ich liess meh-
rere Wochen hindurch mit Bellad. 4. (zu gtt. J. tfiglich)
fortsetzen; bei jedesmaligem Einnehmen empfand die
IVaa sogleich ein Hin- und Herfahren im Unterleibe,
was sie ausserdem nicht sparte; nach wenigen Minuten
verschwand auch dieses Gefühl. Die Anfitlle kehrten
flbrigens nicht mehr zuräck.
tO. Der Mil%brand. — In der Hygea Bd. Vlll. Hft.
6 theilte ich etwas aber den Milzbrand und seine Be-
t48 Oii^aMkandkm^en.
bandluni^ nit. Inswisehen behandelte ieh aaf demseU
ben Hofe einen vom Milzbrand ergriffenen Ochsen; das
Tbier zeigte besonders hefti^s Zittern and Wanl^en im
Kreuze, es war höchst onrnhig, schien sich Laft ma-
chen zu wollen, athmete kurz und bastig, die Augen
waren starr, Ohren und Nase kalt, die Haare straubig,
es frass nimmer* Auf den Gebrauch von Anthraxstoff
(wie früher) war es nach Vi Stunde vollkommen ge-
rettet
Der Gutsbcifllttzer E. P. (auf dem A.-Hofe bei.Scb.),
welcher Mngst seinen Viehstand nach den Grundsätzen
der speeif. Heilkunde behandelt, erbat sich von mir ge-
gen Ende des Jahres 1837 Anthraxstoff. Nach langer
Zeit theilte er mir im Herbste 1838 folgendes Schreiben
mit: „Ew. W* Ich erlaube mir, Sie über den Erfolg
der Anwendung des von Ihnen erhaltenen Anthraxstof-
fes sa benachrichtigen. Es herrscht in der hiesigen
Gegend schon seit mehreren Wcfchen unter den Schwei-
aeli der Milzbrand und ist gewöhnlich tödtlich. Ich war
nun darauf gefasst, diesen Feind auch bei mir einkeh-
ren zu sehen, und hatte mich bei meinen Nachbarn auf
dem P«..-Hofe, deren einer in ganz kurzer Zeit 6 Stöcke
durch diese Krankheit verloren hatte, genau nach den
ersten Anzeigen und dem weitern Verlaufe der Krank-
beitssymptome erkundigt. Es stund nun auch nicht
lange an, als ich bei 2 Schweinen die Vorzeichen des
Milzbrandes bemerkte; ich gab sogleich ein paar Tro-
pfen Anthraxstoff (1. Verd,), und nach 2 — 3 Stunden
waren sie schon wieder so hergestellt, dass sie gierig
nach ihrem Futter, das sie ganz verschmäht hatten,
verlangten. Zwei weitere Aof&lle bei denselben Schwei-
nen beseitigte ich einige Tage später eben so schnell.
Ich gab zum Tbeil auch zuerst Arsen., und liess An-
thraxstoff folgen, bemerkte aber, dass auch Anthrax-
stoff allein hinreichend war.^^
11. Bei der Maul-' und Klauenseuche Runter Rind-
meh und Schwemen) im Sommer 1838 hatte iph Gele-
OrifimaiMbhatüUimfm. 349
i;enbeit, bei einer Kah nnd 2 Schweinen Aeid. sulpb.
«BSQ wenden; ich gub ein paar Tropfen der 1. Yerd.
unter etwas Wasser, woraaf die Thiere nach Vi— 1 Tag
völlig; gesund waren.
S) Mittheüungen aus der Praxis ^J) von Dr. KA/sk^
MASN zu Lieh im Ghrossh. Hessen.
Eine Frau aas dem vornehmen Stande, 85 Jahre alt,
durch viele Wochenbetten, mancherlei Krankheiten —
*) Ueber die Anmerkani; des Hrn. Dr. Gribmblich, ^g, S27 and 328
im IX. Bd. der Hjgea, Kann leb mich einiger VTorte der Berichtigung
und Recksfertlgung nicht enthalten« — Brei der von mir eingeeendetea
Kmakengetchlchten waren freilich etwaa länger, alt ale Manche»
genehm aeyn durften ; dieaea lag aber In der Natui^ der Sache^ und da-
ffir hfitte der Inhalt und daa therapeutische Reaulsat auch wieder eini-
gen Ersatz leisten können. Die eine Oeechichte nenlich betraf eine
sehr weit gediehene Lungenentzündung bei einen robusten WaUir
aehützen, welcher einige Tage lang krank noch seinen Porst begleng,
bla er gerade ImVTalde zusaniniensturzte und dann all»ihlig nur Mäh-
aam aich nach Hause schleppen konnte. Auch jetzt noch misshandelta
ersieh mit Branntwein und Pfeffer etc», wodurch die Bntzündung ei-
nen sehr hohen Grad erreichte; — Delirien und entzündliche Leberr
affectlonen gesellten sich dazu« — Dieser Kranke konnte naturlidi
nicht In 3 Tagen geheilt sejny wurde aber doch binnen 14 Tagen so
hergestelll, dasa gar keine Beeinträchtigung einer Function in den er-
krankt gewesenen Organen zurück blieb« — Es schien mir die Mit-
theilnng dieser Geschichte interessant genug, und namentlich gans
dazu geeignet, den Beweis zu liefern , dass man unter hom« Behand-
lang nicht bloa s. g. hyeterieche Pneumonieen (wie Schonlkin in seir
aen Vorlesungen behauptet) zur Heilung kommen sehen kann, aondera
auch aolohe, bei welchen kein einziger Therapeut sich eines thätlgen
Handelns enthalten möchte. —
Mkte miOere QescMchte betraf einen Knaben von 14 Jahren, welcher
von fkvheater Kindheit an Husten und — so weit seine Brinnerung
reicht — immer viel Auswurf und Schmerzen in der rechten Bruat-.
kilfte gehabt hatte, wozu sieh später Athemmangel, Herzklopfen«
■nglgkeltoB ete. t^ atarfceni e^ktm, Heiserkeit «ad— ^aOki^>ida%,
I
lUUBmtlieb aaehLeberknnkheiteA'^ kttnitter-' tnd grmm-'
vdle VerhMtnisM cid iteseb wacht ^ bekomiit ma Bmle
dM Febiniir 1887 die Gripp«. Schnierfeen in der teeh^
ten Brosthälfte und in der Lebern^egend^ karM«, scbdieraB^
langet — Erbrechen nach fast jedem Esten geteilte.— Dat Erbrechen
wart Jahre lang gewichen, die übrigen Erscheinungen aber waren
bis SU telnem heftigeren Erkranken — am SO. Mai 1887 — geblieben.
Er liU jetat an einer Lungenentnundong, welche gleich Anftuiga mll
BlnCantwnrf aaftrat, and wobei anch häufiges Erbrechen wieder er-
schien. Pas Leiden erreichte eine solche H6hc, tfass Niettand an ein
Genesen denken mochte; stinkender Auswarf wurde fiusserst copios
«nd der Kranke sehr entkräftet. ^ Hier War eine bedeutende Len*
gentnberculose mohl von ftrdher Kindheit nugegea, welche durek die
EntsBundung des rechten Lungenflügels — dem Sitze des frfihem Lei-
dees •*- 9Bur Schmelzung kam. — Der Knabe wurde total hergestellt,
se dass auch von allen fkilheren Besehwerden keine Spur mehr bisher
«npftinden wurde. Kr ist jetst kräftig, blähend, eorpnlent und so kel«
ler, Wie er frflher nie war. Ich hatte am Schlüsse die VemnNieef
aesgesprochen , dass wohl das HerrJeiden ein secnndäres genaenl
werden dfirfte, abhängig von der Toliercalose des rechten LungenM«
gels, und glaulle nicht 2u irren, obschon die Aascaltatlon durch dai
Stethoskop nicht in Anwendung kam. -^ Der ganze Krankheitsvef^
lauf dauerte 3 Monate ^ und die beachtenswerihesten Erschelnungee
aeksl den Yorgängen, unter denen die Heilung zu Stande kam, lleasen
dlDk firellich nicht in einigen Zeilen abhandeln. -^ Wer aber das Blie
eines solchen Krankheitsfalles nicht mit einigem Interesse lefktftt
ei5chte und sich nicht freuen könnte aber den Erfolg, ffir den glebc ee
wohl ans dem Ckbiete def Praxis wettiges, wodurch ihm Interesse
abgewonnen werden kdniite, und diesem mtisste man die fielletrlstlB
anempfehlen, welcho ihm mehr StelT bieten wurde, als die Sphäre de»
prekt. Arztes.
Der driite FaU haedelte ton elaem bedeutenden Lungenabseetse
(t^mtr wirkliehett Yomlca) bei einem kräftigen Landmanee toi e#
Jahreif, in ti'olge einer Lungenentisendung mit starken Blutungen» -^
ItechdCtt das Leiden schon eine bedeutende Höhe erreicht und eie
Bltttungea aus Nase und Mund ihn gane erschöpft hatten, suchte mae
meine Hilfe. — Die Krankheit dauerte im Ganzen nicht volle 3 WedMB
end endete mit Entleeren der Vomien durch den Mahd aefs güsk-
Hehsto» so dass gar keine Lvngenstöfung bis Jetzt bemerkt wurde ene
eer Mann vollkräftig Ist. -^ Einige Betrachtungen dber Muterttlee-
raligen, so wie einige vergleicheede S^nsammenstellnngen zwlschea
Verfekrefl der 9herape«ien allerer Schule und melnani HaMel»
hafte« Athmen, viel Haeten ~ erst troeken, dann nit
viel Auswurf verbunden ~) Uebligkeiten, Hitse, Durst»
Schlaflosigkeit, Delirien, MatUgkeit, Appetitlosigkeit
etc. waren die Haupterscheinnngen. Acon. und Bryon*
sohleDeo mir hier olchc onwlchtlg, UDd ertt dadurch wnnle die C^
schichte wahrscheinlich etwas £u lange* — "— Wenii man aber aber
praktische Vorfälle Dicht etwas sag^n soll, dana weiss ich nlchl,
worin das eigentlich Interessante für den prakt. Arzt su suchen sei; «^
denn nur die ans der Praxis sprossende Theorie hat hauptsiehllek
Anspruch auf Giltigkeit — wie mir wenigstens dflnken will*
Diese 8 Fälle hätten gewiss nur einen speeulirenden^ nnmhigea
Kopf langweilen können, nicht aber einen Arzt, dem das PraktiselM
am Herzen liegt, — und es scheint mir fasti als hätten alle andefen
Fälle weniger Aufnahme verdient, als gerade diesen Doch ich mag
nicht über den Plan der Redaction rechten, nur in Bezug auf daa Ste-
thoskop muss ich bemerken, dass die Anscnltation zwar die M«
agnos^ sichern hilft, ohne jedoch jetzt schon vollkommen zu bellrieil^
gen^ denn noch in neuester 2eit vernimmt man Klagen darüber« ms
Umgehung derselben ist also noch lange nicht geeignet und genügend,
einer Geschichte allen praktischen Werth abalUsprechen, zumal ja die-
selbe bei den Arzneiprfifnngen ebenftills erst gehörig beräcksichtigi
sejrn mfisste, wenn sie die Indication sichern helfen soll.
Sollte in der Diagnose der anderen Fälle noch Blaaehee an wia»
sehen gewesen sejn, so wäre wohl hanptsächlioh dariber zn klageai
dass die Natur den Krankheitsheerd nicht auf ein einMelnet Orgas
beschränkte, und dadurch das Krankheitsbild schattirte, was dann
aber jedesmal besonders hervorgehoben und wobei zu w&rdigea
gesucht wurde, welche Grfinde eigentlich mich bestimmt haboa^
den Krankheitsfall hier anzureihen« —
Wenn aber nun bei diesen S genannten Fällen die Nlohtbeael-
tnng der Anscnltation ein Mitgrund ihrer Nichtaufnahme war, •#
weiss ich nicht, warum auch einem fb^her eingereichten Falle vea
Apoplexie keine Aufnahme zu Theil ward, es müsste denn 9eyn$
dass aneh hier gegen das Gesetz der Kfirze etwas Verstössen wor»
den wäre. — Dieser Fall betraf ein Landmädchen von 18 Jahres,
welobe dicke Lippen, blondes Haar und — vom 4. Jahre an — blei-
ches Anstehen hatte. — Im Sommer 18S7 kam sie in meine B&>r
handlung, nachdem sie ö Wochen lang von einem allopathischett
Arzte behandelt worden war. — Ihre Menstruation ist t Monate
kindnreh — nach Krkältnng — aieht erschienen; — sie leidet an Laib'
röhrea-Katarrh, oifaniaehem Rendeiien, Gliederschmerzen ete«, nM
wird ven mir mit Jbrfolg behnndell. Im JoU erleldel nie in der
erleiobterten , aber Schwache machte sich ^Itend und
wurde vermehrt dorcb iiald hinzatretende Diarrhöe von
sehr üblem Gerüche und dem Aussehen wie Lebmwas«
Nacht eine Apoplexia eerebralls Mit Lähmang der rechten Seite,
wobei auch die Sprache gan% und das ScbliDgen <o weit rerknren
gefangen war, das« sie nixrmuhsam einige Tropfen Wasser achluk-
kea konnte, nachdem sie dieselben eine Zeitlang im Monde giehal-
lea hatte. Sie wurde bloa durch innerliche Bebandlung* mit hom*
Klitteln so weil hergestellt, dass sie wieder gehen, den gelähmt ge-
wesenen Arm ÜMt ganz ungestört bewegen, frei schlingen und
Manches wieder sprechen konnte; daneben war der Kopf frei von
'Krankheitsgefühl, die Brust ungemein viel freier als vorher, alle
.Functionen — mit Ausnahme der unter diesen Umständen nicht zu
erwartenden Menstruation — waren geregelt. — In der 4. Woche
nach dem ersten Anfalle unterhält sie sich längere Zeit mit ihrer
älteren Schwester, ist sehr vergnügt dabei, — ärgert sich bald darauf
über ihre jüngere Schwester, giebt dieser eine derbe Ohrfeige, lacht
dann noch darüber mit ihrer Mutter und besteht dann unmittelbar
darauf den Todeskampf, dem sie nach Vi Stunde eine Beute verfal-
len war. — •
Ich hatte diese Geschichte ziemlich gedrängt mitgetheilt und weiss
darum nicht, warum sie der Verdifentlichung unwürdig gehalten
wurde; wenigstens wusste ich nichts welche etwaigenVerstösse gegen
4ie Diagnostik hier die Veranlassung dazu gewesen seyn könnten. —
Bei dieser Gelegenheit muss ich noch eines Druckfehlers gedenken,
welcher zu Entstellungen Veranlassung geben könnte. — Im IX,
Bd. derBygea pg.994 in der5. Zeile von oben ist bei „letztem Herbste**
die Jahrszahl „1837*^ eingeklammert. Wissentlich dürfte sie in mei-
nem Manuscripte sich nicht vorgefunden haben, jedenfalls aber leuch-
tet die Irrung jedem Lesenein, denn ich konnte doch natürlich nur den
Herbst gemeint wissen, welcher dem namhaft gemachten Jahre der
Aufnahme des Krankheitsbildes vorher gieng. Da nun indem Berichte
zn ersehen ist, dass am 21. April 1835 die erste Ordination von mir er-
• heilt wurde, so kann diese Einschaltung nicht unberichtigt blei-
bOB. —
. . Einige der daselbst befindlichen Krankengeschichten sind aus der
Grippe-Epidemie 1837; die' Jahrszahl war in meinem Manuscripte bei-
gesetzt, im Abdrucke sehe ich sie fehlen. — Ich will diese Stelle be-
nutzen, um noch einen nicht uninteressanten Fall aus dieser Zeit an-
zureihen, und will denselben nur ganz kurz erzählen, schon an»
dem Grunde, weil es mir hauptsächlich darum gilt, die herrliche
Wirkung des Arseniks anerkamit zn sehen« — K«
Orifflnalabhandlunffen. 35S
ser. Uhus, Chamoinilla etc. halfen nichts. Die Diarrhöe
wurde — 8 Tage nach dem Erkranken — wahrhaft er-
schöpfend und vorherrschendes Leiden, — Durst be-*
stand fort, die Temperatur der Haut war mehr kötil.
Puls sehr klein und matt; — hiezu kamen öftere Be-
ängstigun/zren, die' sich in der Nacht so sehr steij^er-
ten, dass man jeden Augenblick den Tod erwartete ^
den auch Fat. selbst zu ahnen wähnte und desshalb ein-'
mal in der Nacht ihre Angehörigen um sich versammelt
sehen wollte. — Die Schwache Hess sie nicht immer
den Nachtstuhl erreichen, oft sank sie— bei dem Ver-
suche zum Aufstehen oder vor dem Bette — , zusammen
und musste ins Bett gehoben werden, — häufig gieugea
die Abgänge — mitunter uiiiVeiwillig -^ ins Bett. -*-
Unter diesen Umständen erhielt sie Arsen. 3. gtt. 4 in
24 TheeL voll Wasser, alle ^h — \ Stunde einen; ea
besserte sich, doch kamen, in der folgenden Nacht wie-
der heftigere Beängstigungen und Ohnmacbtanfälle, so
dass sich Fat. mit wahrer Todesangst an ihre Tochter
anklammerte, ganz kalt war, und länger, als bisher, ia
diesen Anfällen zubrachte. — Arsen. 2. gtt. 4, eben so
gereicht, verminderte die Bangigkeitsanfälle sehr und
machte sie viel gelinder; auch wurde die Diarrhöe so
sehr ermässigt, dass in 2 Tagen jede Gefahr entfernt
war. — Ein restirender starker Schleimhusten wurde
durch einige Gaben Fulsat. beschwichtigt, — und so be-
fand sich Fat. nach 14tägigem Leiden in der Reconva-
lescenz, die freilich — unter den tonstitutionellen ete«
Verbältnissen — nicht ganz kurz seyn konnte, denn
Beconvalescentin schlich anfangs ganz kruinm vor
Schwäche und nur langsam herum. -— Erwähnen will
ich noch der besondern Art ihrer Delirien — auch am
Tage* Sie glaubte nämlich — wie sie später erst er-
säblte — , ein Mann liege bei ihr im Bette, welclier
ebenfalls krank sei und fär den sie auch einnehmen
mässe, wesshalb sie oft nicht sogleich bereitwilligzam
Nehmen der Arznei gewesen sei, indem sie geglaubt
■M pr1§immlmhkändiun§en.
Mtte^ dieser sei Jetet in der Reihenfolf^e. — Aebnlich«
Jlelirien hatte «uek iiir irleicbaieiti|r an der Grippe mk
starken KopfaiTeelionen kranli lie;;^ender Sohn von S8
Jahren. Dieser /tiaabta ^*- naeh ebenfalls späterer Er-
alhlunf: — för einen vermeintlich neben ihm befindliehen
Mann hosten xn mässeU) wessbalb er bei kommenden
Hnstenreixe immer erst einen Kampf zu bestehen it^-
habt habe« weil er f^ewübnt hätte, sein vermeinter Bett-
Kenoase sei Jetzt an der Reibe za hosten. •—
Diese ^anze Epidemie hatte in- onserer Ge^^end den
entzündlichen Character. Am meisten worden die Respi-
rationsor^fane, häufig aber aoch worde der Kopf — mit-
vater recht heftig —9 seltener die Leber oder Milz, nnd
am seltensten der Tractus intestin. vorwaltend ergrif-
fen* Hiernach gestalteten sich die Indicationen für Acon ^
Bcllad., Bryon. ond Nux vom* als die Haoptmittel, aber
aoch Rhos, Polsat, Solph., Arsen. 'fanden geeignete
Anwendong, so wie Stannom bei zoröckbleibendem
Sehleim hasten haoptsHchlich bejahrter Menschen, — und
bei dem zo derselben Zeit hüofig vorkommenden Croup
die bekannten Mittel. Die meisten Mittel worden in
niederen Verdiinndogen ond öfteren Wiederholongen
angewendet. *^ An einigen Orten herrschten gleicb-
seifig onter den Kindern aoch die Masern ond Röthein,
ond bei beiden Formen erschien mitonter der Croop, wie
ich namentlich in einigen Fällen zo beobachten Gele-
genheit hatte» Die Behandlong erlitt dadorch keine we»
sentliche Verinderoifg, ond gerade bei diesen Aosschlaga-
formen verliefen alle Croopfälle gonstig, obschon in ei-
nem Falle bei Röthein baldiges Erblassen ond gar keine
Desqnamation bemerkt worde — wenigstens nicht in der
Zeit meiner Behandlong. »
Das Erkranken war fast allgemein, denn nor wenige
Menschen blieben verschont; -— die Todesfälle betrafen
meistens nor alte, entkräftete oder kränkliche Indivi-
doen, ond auch da nor meistens bei Vernachlässigong^^
wiewohl mir noch seltene tödtliche Fälle vorkamen bei
(MginalakhantUunffen* Sfi5
jan^eren und — an/i^eblich! --^ früher fctnvLuA jpewtfM»*
nen Individuen, besonders bei einigten Landlenteni die
eine wahre Lnnj^enent%ündunj^ so lang^ unbeachtet ge^
lassen hatten, dass der Tod schon einige Stunden
nach der nachgesuchten Hilfe erfolgte. — Auf der an-
dern Seite sind mir aber auch Heilungen gelungen bei
sehr heftigen entzündlichen Affectionen der Respim»
tions-Orgaue bejahrter Leute, die schon Jahre langen
Fehlern dieser 0.*gane gelitten hatten und desshalb ei»
eher eine Beute des neuen Erkrankens werden xa mfie-
sen glaubten. —
Erwähnen will ich noch, dass die jüngeren Kinder
vorwaltend an Affectionen des Kehlkopfs und der Lnft*-
röhre (Croup), das Knaben«* und theil weise auch das
Jünglingsalter an Affectionen des Kopfs vorwaltend er«-
griffen schienen, während viele ans dem hohem Alter
von comatösen Zufällen mit involuntären, häufigen Dinrr»
böen ergriffen wurden — bei gleichzeitigen anderwei*
tigen Beschwerden der Brust« In letzterer Benie-
hang fand Hyosc. Anwendung, aber freilich nicht im^
mer mit glänzendem Erfolge! — Ich gebe hier natfiiw
»
lieh nur das Resultat des Vorkommens in meiner eige^
nen Praxis. —
D. Chronische Brtuileiden. — Von den vielen ehre«»
niscben Brustleiden, die ich auf hom. Wege mit dem
günstigsten Erfolge behandelte, will ich — in Er^
manglung der stethoskopischen Untersuchungen dieser
Fälle — nur folgenden mittheilen, der wegen des<anf«
fallend schnellen, günstigen Ilesuitates der Aufnahme
würdig scheint —
Conrad Draudl'e Tochter^ 16 Jahre alt, aus Bod^b
heim. — Sie ist noch nicht menstruirt, hat auch noch
keine molimina menstr verspürt und wird mir als ein seit-
her ziemlich kräftiges Mädchen von gutem Ausseheage»*
eehildert. Ihre Nase ist meistens trocken; die Nasen*
Winkel schwellen oft an und werden mit Grindborken
besetzi Vor 6 Jahren hatte sie ein — damals allgemein
356 Origkudabhandlungen.
dort herrschendes Nervenfieber überstanden. Seit dieser
Zeit hat sie beschwerliche Hespiration und meistens
trockenen Husten — nur Morj^ens wirft sie etwas Schleim
aus, der sich schwer löst. Seit einigen Taj;en hastet
sie dunkles Blut aus, hat aber keine Brustschmerzen,
doch mitunter Durst. Schlaf und Appetit sollen j^ut,
die Darmentleerung aber hart und träge seyn. Die Füsse
sind meistens kalt. —
Am i4. März i88T erhielt sie Pulsat. 3. gtt. j., «\'a-
von jeden Abend der 6. Theil zu nehmen. —
Am 20. wird mir berichtet, dass schon am nächsten
Morgen nach der ersten Gabe der Blutauswurf gering
gewesen und seitdem keiner wieder erschienen sei. —
In Bezug auf die trockene und grindige Nase etc. er-
hielt sie Sulph. 1. gtt. j., eben so zu nehmen.
Den 28. -— Der Nasengrind trocknet, der Husten soll
entfernt und die Respiration gut seyn. — Dieselbe Or-
dination.
Nachtrag. Ich bekam keine Nachricht mehr. Vor
einigen Tagen war ich in ihrem Wohnorte, wo mir sie
der Vater als ein gesundes und munteres Mädchen vorr
zeigte. —
Mit Sulphur und Pulsatilla habe ich viele chronische
Brustleiden, sowohl der Trachea, als auch der Bronchien
und Leiden des Herzens geheilt, und namentlich he\Her%^
leiden hat mir Pulsatilla mehrmals Heilung be\i'irkt, so-
wohl bei solchen, wo die Menstruation retardirt oder
noch nicht erschienen war, als auch nach Rheumatis-
men — namentlich der Gelenke — entstandenen. — Alle
Beispiele dieser Art waren bei Mädchen; nur eins ^ bei
welchem Puls, gleichen Erfog hatte, betraf einen Kna-
ben von 14 Jahren, der im verflossenen Sommer von ei-
nem Kirschbaume gefallen war, ohne etu^as davon i^u
sagen. Im nächsten Frühjahr — M$rz 1837 — bekam
ich ihn in die Behandlung, als ihm die Grippe schon
3 Wochen lang bedeutende Erhöhung seinor Beschwer-
den verursacht hatte. — . Ex sah blass ans, hatte ab-
Originalabhandlungen, 857
j^emagertes Gesiebt (beides schon län^eO,* viel Hitze
und Durst, er konnte vor VingtivAA nicht im Bette blei-
ben, schlief unruhig; und mit öfteren Uuterbrechnnfeii,
athmete kurz und mühsam. — \n diesen 3 Wocheir
klagte er beständig über Schmerzen in der linken Brust,
welche durch Husten, Athmen und Druck auf diese
Seite vermehrt wurden; der Herzschlags^ war ausgedehn-
ter als im normalen Zustande^ und die Contractionen
desselben sciiienen mit nicht gehöriger Energie voll-
zogen zu werden; Puls schnell und klein. Acon. u. a.
leisteten mir weniger, als ich in dieser Epidemie und in
ähnlichen Fällen vorher beobachtet hatte. Ich erklärte
darum, dass hier ein besonderer Umstand noch verbor-
gen seyn müsse, über welchen der Knabe uns Auf-
schi uss schuldig sei, denn das sich mir darbietende
Leiden musste älter seyn. — Bald nachher gestand er
seinen Eltern: er sei im vorigen Sommer von einem
Kirschbaume gefallen, habe seit dieser Zeit Schmerzen
in der Herzgegend, Herzklopfen und öftere Bangigkei-
ten, und bei einem seitdem bestehenden trockenen Ha-
sten müsse er schon lange die Brust mit beiden Händen
halten. — In der ganzen linken Brnstseite kann er
keinen Druck auf die Rippen ertragen. — Im Winter
deutete er oft auf die Herzgegend und äusserte, von
diesem Punkte aus habe er einen Blutsturz zn be-
fürchten. —
Er erhielt nun Rhus 2. gtt. j. in 8 Theel. voll Was*
ser, Morgens und Abends einen zu nehmen, worauf
Husten und Herzklopfen sich minderten, die Schmerzen
aber unverändert blieben. Ich gab jetzt Pulsat. 8. gtt. J.,
eben so zu nehmen. — Unter fortgesetztem Gebrauche
trat fortwährende Besserung ein and Pat. fühlte sieb in 8
Wochen auch frei von' noch anderweitigen Krankheils-
bescbwerden. — Die dätnalige Besorgniss der Eltern, der
erwählten Scbloiiserprofession entsagen zn müssen, fal
inajwischexi beseitigt, denn der Knabe ibte noch im Lanfe
des Sommeflr oild bis Jetzt vngehindeH diis^e 'Provision!
mri^alabhandhmgen.
IMa PuIsAtilla verdient auch bei Brastkrfiinpfeii — md
hier aaeli Strainoninm — alle Beac/Uung, so wie ich acch
bei Bluthusten tatehr Iclumpi^es und dunkel /e:efarbtesBUt
seheint besonders, unter sonst passenden Verhültnissen,
die Indieationen xn bestimmen) mehrere dauernde Hei«
lon/cen bei Midehen durch Pulsat. erwirkt habe. Aus«
aer bei dem weiblichen Geschlechte scheint dieselbe noch
bei Knaben am meisten Anwendunja: zu finden, seltener
in den vor/teruckten Jahren des Mannes, hier vielleieht
nie mit sonderlichem CSIncke. —
Yorfreaannte Behauptnn^n konnte ich ios/peaammt
mit Beispielen bele/s:ea9 aber damals waren die Auscsl«
tationen nach nicht so aar Mode ;g:e worden, wie jetat,
and darum sollen sie auch kein Pl&tzchen in irgend ei-
ner Zeitschrift ansprechen. Nur anfuhren will ich noch,
dasa bei einem chronischen Heraklopfen mit Beän^sti-»
gamgen^ schweren Triomen, Rheumatismus und bei
kaum merklicher Menstruation gleichKeiti^s: auch nur alle
14 Taj^ Darmentleerun^ erfol^^te und der Urin kaum
einmal in S4 Stunden entleert wurde; hydropische Er-»
aebeinunjcen fehlten. Pulsatilla beseiti/>^te alle Krank«
heitserscheinun^en in einigen Wochen gan%, obachon
der mehrwöchentliche Aufenthalt in einem Hospitale au
Frankfort a. M. kaum eine voräber;;eheode lSrleichte->
ron;^ hatte eraielen können. — Die Person ist bis Jet%t
noch ^ana ji^esund. —
In einem Falle von cbromsch-entzündlichem Heralei-
den mit hefti|^m und weit ausgebreitetem Heraklopfen
oto. bei einem sehr starken, grossen nnd corpulenten
tljilhrigen Mädchen^ mit Spuren früherer scrophulöser
Oiathdse und psorisehen Eruptionen an den unteren Ex-
trenititea (geschwirige Stellen an den Untersehenkeln
hatte sie sdhoa als Kind and bis ins 15. Jahr) vermochte
ich nur Brieichtemng au eraielen durch Puls., Spigel.,
Arsen 9 Aeon« und Sulpb. -*- Im 15.. Jakre hatten sich
auerst Symptome des Heraleidens geaeigt, wesshalb man
die Monotmation könstlich era\vang,^ond vielleicht da*
Ori0inaiaöhandiwi00k 859
durch gerade bewirkte, dass nie eine gebSrif^ Dareh-
biidunji: derselben Statt fand. — Viele Aerxte ihrer
Gebend (Pat. war bei Homburj: a. d. H. zn Haoae),
der Aufenthalt in einem Frankfurter Hospitale etc., aueh
öftere Aderlässe etc. konnten nichts bessern. -^ Ihr
Leiden war sehr heftig:, der Gesichtsausdruck sehr lei-
dend, lüO kleine Pulsschlitj^e etc., ^ doch ich will ja
keine Krankheitsgeschichte liefern. ~ Durch die vie^
ierlei vorher /o:ebrauchten und in solchen F&llen gt^
bräuchlichen Mittel war freilich dem hom* Verfahren ein
/[grosser Damm entgegen gesetzt; doch bin ich weit
davon entfernt, diesem allein den geringeren Erfolg zm^
zuschreiben, denn es wird zu allen Zeiten Leiden ge-
ben, die den Arzt bei jedem Handeln immer noch die
menschliche Schwäche merken lassen werden. Es wfirde
frevelhaft seyn , wollte man seine Ohnmacht mit der
Behauptung bemänteln, dass man sicher Heilung hätte
erzielen können ^ wenn nicht diese oder Jene ärztliche
Behandlung vorausgegangen wäre.
Der Hilfleistntig einiger Arzneimittel bei namhaften
Krankheits-Enscheinungen der Brust sei hiernoch kurz
gedacht.
Conium zeigte sich mir sehr wirksam bei nächtli^
ehern Schleimhusten; —
Calcarea sulphurata bei starker Verschleimung der
Luftwege. Dies Mittel, wie auch Sulphur, kann in
ähnlichen Zufällen, welche in Folge entzündlicher Reiz-p
zustände dieser Gebilde entstehen, angewendet werden,
und zwar schon bald nach Beseitigung des entzünd-
lichen Zustandes. —
Sulphur leistete auch bei heftigem Schleimhusten mit
Erbrechen schnelle und herrliche Dienste, wie ich mehr-
mals zu' beobachten Gelegenheit Imtte. —
Ipecacuanha fand ich bei Schleimhusten hauptsäch-
lich da heilsam; wo keine Reizung, sondern mehr asth-
matische Affection zugleich vorhanden war. — Bei rei-
nem Asthma recht heftiger Art bewirkte sie denglän-
ttemiatem Entclg; mMw^estikk Michte ne die Anfille «i-
gemeim itdiader omI schacller rerfaurfea. —
tftannum findet ebenfalls Anwendanx: bei asthMnti-
sehen ZnfUleny derb nebr bei dem s. |(. Astbnim hi-
»IdM, während Ipeene. bei den Asihnin im ntren^reren
ISinne der 8ehBle zu passen seheiat. Naeh meiner Er-
fabmn/s: können beide Mittel hier in fsi/reader Art ae-
ben einander f^eslelit werden: je reiner da^t Asthaui,
am SS mehr veri^ent Ipeeae^ — je mehr Versebleimoa/i:
daneben^ om so mehr verdient Stannam — eeieris aeeom-
msdatis «— den Vorzo/r. — Ea versteht sieb von selbst,
das« gegen astbmalisehe Zufülle asrh noeli andere Mititi
Anwendung finden,^ wie naaientlieh Nux vom. bei HA-
morrhoidsriern, Siitph. hier und in anderen Fallen, Are-
sen., 8amboe.9 Aeon. etc. Letzteres Mittel leistete mir
gegen s. g. Asthma eongestivuro bei einem plethori^
risehen, starken, jungen Manne mit Habitus apopleeti-
eos sehr gute Dienste« —
fijliininim |ia89t ausserdem bei mehr atonischem, eliro-
nisfhem Sclileimhustcn und zeigte mir da sehr ^unsli^e
WirkunjB: — selbst in Fällen, wo wirkliches ISchwinden
der Kr/ifte und AbmH/^erun^ begleitende Erscheinun/^en
warfn und man eine PhthisivS pituitosa diagnosticiren
durflo. —
ISUicea mng hier dem Stannom den Rang streiti/s:
machen, und es durfte bis jetzt noch nicht leicht
seyn, nuverlässi^i^e Indicationen für sie aufzustellen, nm
darnach mit Bestimmtheit der sichern Wahl und des
Erfol/c^s im Voraus sich vergewissern zu können. Doch
ffiaobe ich, dass Silicea bei einem gesunkenen Krafte-
nostand in &linlichen Fällen dem Stannum nachgesetzt
werden muss, so wie Silicea auch bei mehr gelbem,
eiterühnlichem Schleiniauswnrf zu passen scheint. —
(Lycopod. dürfte hier wieder mit Silicea wetteifern.).
Sepia scheint hauptsächlich bei trockenem, oder doch
mit wenigem und schwerlöslichem, auch bei, mit blut*
streifigem Auswurfe verbundenem, chronischem Husten
^ ^
OriginalabhanMungm. 361
Anwendan/s^ za finden* — Ein SOjahriger, taberculSser
Schneider, der keine äbel gebaute Brost, (dafür eine
eingedrokte Nase) and kein sonderlich schlechtes Aus-
sehen zeigte, dem vor einem Jahre die Krätze dorcb
Schmierseife, in kurzer Zeit vertrieben worden war,
litt seit Vi Jahr an einem Husten, dc|r ihn besonders
Morgens und Abends quälte und meistens trocken war;
der jeweilige Auswurf war von verschiedener Farbe
(schwärzlich, grün, manclvmal auch weisslich, wie Pat.
angab), dick und fest, härtlich muA hatte einen salzigen Ge-
schmack ; die Respiration war kurz und der Athem konnte
nicht lange angehalten werden; — Nachts erfolgte oft
Schweiss. — Ein allop. Arzt behandelte ihn 7 Wochen
lang ohne allen weitern Erfolg, als dass etwas Ausschlag
in dieser Zeit auf der Brust sich zeigte, der aber in
einigen Tagen wieder verschwand. Schon nach den
ersten 2 Dosen Sepia 30. gtt* 2., in 4tägigen Zwischen*
räumen genommen, erfolgte Erleichterung auf der
Brust, und in den nächsten 14 Tagen besserte sich, unter
gleicher Behandlung, der ganze Znstand wesentlich,
die harte Auswurf^masse zeigte sich nicht mehr, die
Naditschweisse schwanden und das allgemeine Befin-
den war besser. Er glaubte nun wieder wandern ztt
können, und ich hörte nichts weiter von ihm. — Un-
beachtet darf freilich nicht bleiben, dass er in dieser
Zeit seine Profession nicht getrieben hat, aber auf der
andern Seite darf auch nicht übersehen werden^ das«
dasselbe während der allop. Behandlung ebenfalls der
Fall war. —
Spongia zeigte sich mir nützlich gegen Luftröhren««
Katarrh mit trockenem Husten und Heiserkeit, ohne
Fieber, bei Erwachsenen.
Cuprum ist ein vorzügliches Mittel bei Husten mit
Erstickungszufällen bei Kindern. Jn einem Falle fiber-
traf es alle Erwartung. Ein rhachitisches, mit Kyj^he-
sis behnfletes Kind hatte vor einem halben Jahre etwa
längere Zeit den Keuchhusten gehabt, wogegen nar
Kendsic'
Staw.
■cl)en /
mitlam, v
Sinne lit
fahran«; '•■
ben einfii:
um 80 lUL'l.
daneben, (n>
moilatis — "
dasü K^gen i
AnwvntliitijE; tWiiJ ■
morrlinicliirk'rn ^
Ben., tJambuc, 4t
gegen (t. g. .\m
risctien, Blarkt-n,^
CDS sehr gute Die«
Slflniiiim ftaast a«
niscliem SchIeJmliaSk.
Wirknny — selbst in ,
der KrJifte und Abrnnfffc.
waren und man eine Pi^
durfte. —
Silicea mng hier dem Sl.
machen , und es durfte bis
seyUf Kaverlftssige Indicationen ii^
darnach mit Beatimmtheit der sie.
Krfolfces im Voraus sich ver^eivisser.
j^laabe icli, dass iSiltcea bei einem geir.
zustand in Ahnliclien Fallen dem Stannii
werden inuss, so wie fSilicea auch bei i.
citeriilinlichem iSchleimaiiswnrf zu passen
(Lycopod. dürfte hier wieder mit Siliceu wetit
Sepia scheint haiiiitsiichlich bei trockenem, od«
mit wenigem und schwerlöslicliem, auch bei, mit '
•treifigem Aosworfe verbundenem, cliioniächem Ha
> dringen mir die Ueberzeu/rnn^ aof, dass wir genit
' hier nicht einer solchen Sicherheit,^ wie bei vielen ande«
> ren Krankheiten, uns zu erfreuen haben, was theilweise
wenigstens in der Natur der Sache slu liep^en scheint»
Denn wenn wir ^- abgesehen vorerst von manchem Aik»
derweitigen — wirklich hier einer noch bcMern Mittel-
kenntniss t heilhaft ig wiren, so sind die Schattirangea
der concomittireuden Krankheits-Erscheinongen so man-
nigfach, dass schon die Emirong derselben oft schwer
füllt, weil man die meisten Kinder entweder gar nicht,
oder doch nicht immer en Zeiten sieht, wo die Anfälle
erscheinen; und da bei vielen die schlimmen Anfiile
vorsQgsweise oder allein in die Nachtseit fallen, so
entgeht uns diese Gelegenheit ja gewöhnlich gans. •«-
Wären aber nun so viele Specialititen der Symptome
Bi berficksichtigen und hiemach die Mittelwahl zu be*
grtinden, so mösste diese gerade hier sehr schwankend
werden, weil die meisten Kinder nichts bezeichnen kön-
nen und die Eltern etc. nicht immer eine richtige Be-
obachtungsgabe besitzen, gar oft sogar sehr nachlässig
sind. Vieles gar nicht beachten und darum auch sehr
obertlächlich referiren — trotz des genauesten Exa-
mens. «— Möchte ich dessenungeachtet das hom. Ver-
fahren nicht mit einem andern vertauschen, und bin auch
ich nicht gerade ohne alles Glöck hier gewesen, habe
ich sogar einigemal recht schnellen und günstigen Erfolg
erzielt, so kann mich dieses noch nicht in behagliche
Seelenruhe einwiegen, weil bei gleichen Rücksichten
gar mancher Pflegbefohlene wenig oder nichts Hilfrei-
ches erfuhr, und die Krankheit oft ungehindert ihre Bahn
verfolgte; ich muss daher den Wunsch aussprechen,
dass die möglich&t nahe Zukunft uns hier eine erfolg-
reichere Ausbeute liefern möchte.
Wäre die Meinung, dass die nächste Ursache des
Keuchhustens in einer katarrhalisch-entzänJlichen Rei-
zung der Respirattonsorgane bestehe, wirklich begrün-
det, so läge die Mögüekkeit^ dass Acon. sehr toesenlMi
ktaDe« fireilidi cAmi Bfter, •hae dmrmm ndkm
wm Geiei'iscbeit «idb m fllcigei«, desa es t«t Bsch laige
iMfiK walir, ^«s AcMu jedcsr KrwklMJtfiferai , 4ic arf
EmauMiHjr #4er andi Mr fiiiiilicher Romb;^ berairt,
treMflÜkli catifMirlil, YielaielM- wdkemX mudk die eatuM-
ttdbe Afferti— der versdiiedcaes •r/raaisehea <SebiMe
rercdbirdeae Mittrl x« erhebeliett. — Oluie der au-
Itedchales Aawefidkmrkdl des Acts, xa aalie z« Ire-
tea, «chetal dieses dorii iiriBe Wirkaag^ssphare /ran
lfmnäifitk m artenellea Circofationskreise xa habco,
aad danuü aaeh dea ealxäadlicbea Lcidea dcMjemigCä
Orgaae baopuiehlicb speeifisch zn eatspreehen, weMe
tmniehnt der Circalatioa dienea. Wie herrlich dieses
MfUel hier wirkt, weiss eia Jeder, der die haai. Heil-
methode riebti/i: /»^efibt hst, und eben so sicher wird es
Jeder erfahren haben, dass dieses Mittel in aaderea
Killen nor etwa den Gefüsssturm ermassig^en kaaa, dea
ihoi nicht entsprechenden Krankheilsheerd aber aaaa-
X^tantet Jasst. Doch rächt in allen Fällen, wo Gefass-
reizun^ sich zeigt ^ verdient Acon. immer den Vorzug*,
vielmehr scheint ein solches Verfahren eine g'ewisse
Oberflächlichkeit Anzudeuten, weil die Gefassreixunjf
mit sammt den wesentlichen Krankheitserscheinung^en
auch ohne dieses Mittel zum Verschwinden gebracht
werden kann durch specifisch dem Ganzen entspre-
chende Mittel, wie namentlich bei manchen Jrritations-
zustiinden in Gebilden des vorwaltenden Nervenlebens
die Heilkr/ifdiQ^keit der Beilad. beweisen könnte.' — Bei
einer vermeinten llnbe.<«chränktheit der Wirkung des
Acon. gegen entziindlicho lleizzustände mnsste ja kaum
eine contagiöse Krankheit acuter Art auftauchen kön-
nen, wenn man Acon. frühe genug in Anwendung brin-
gen könnte, denn diesen Krankheiten insgesammt geht
ein entzündlicher Reizzostand voraus, — Bellad. a. a.
PrÄservativmittel könnten in den Hintergrund treten; —
aber bekanntlich bleibt uns hier noch gar Manches zu
wflnschen übrig. — In den mitunter heftigen Aufre-
Oiiginalabhandluhffen* 365
^udj^en im Gefassieben, wo sie den — aach nicht an-
steckenden — Nervenfiebern nicht selten vorausg^ehen,
kann Aeon. durchaus nicht immer Grenzen setzen, und
Bellad. hat hier gar manchmal in letzter Zeit mir mehr
geleistet, als Acon., dem ich früher ebenfalls zu sehr
vertraute. — Jede contagiöse Krankheit hat jedoch
ihren besondern Organenheerd , und da der Keuchhu-
sten ebenfalls im Kreise der contagiösen (richtiger hier
wohl miasmatisch-contagiösen) Krankheiten einen Platz
ansprechen darf, so wird er auch in seinem ersten Auf-
treten schon mehrspecif. Mittel erheischen, und inBezu/;
auf den wahrscheinlichen Sitz desselben im pneumo-
gastrischen Nervenapparate scheint ihm auch hier nicht
selten Bella d. zu entsprechen, wenn der Husten anfäng-
lich schon mehr krampfhaft ist; — im Stadium catarrhale
aber und so lange der Husten noch einfach, nicht schon
im Uebergange zu mehr krampfigem begrifl'en ist«
glaube ich auch durch Nux vom. das Stadium convulsi-
vum verhütet zu haben. — Das ist freilich ein kitzlicher
Punkt« — Häufig, und in manchen Epidemieen fast
durchgängig, ist ein entzündliches Brustfieber zuge-
gen, und hier freilich lässt sich Acon. nicht leicht durch
ein anderes Mittel ersetzen. — Sonderbar ist es noch
überdies, dass man dieses Mittel, als dem Wesen
entsprechend, gerühmt sieht von Leuten, die nur von
dem strengsten Specialisiren in dieser Krankheit einen
günstigen Erfolg abhängig machen. — Sollte aber
wirklich bei den vielfachen Krankheits-Erscheinongen,
die den Keuchhusten begleiten, eine eben so wesent-*
liehe Verschiedenheit des Keuchhustens selbst Statt
finden? Oder haben diese nur einen zufälligen Zusam-
menhang, und ^st darum das grosse Heer von Mitteln,
die gegen das verschiedene Auftreten des Keuchhustens
empfohlen sind, wohl gar mehr gegen die concom-
mitirenden Erscheinungen gerichtet? — Es scheint
sich hier, wie anderwärts, zu bestätigen, dass gerade ge-
gen diejenigen Krankheiten, deren wahre Heilmittel noch
9m wenifiten fekaont mniy so viele Mittel anxeribat
werden, wihrend man gegen andere Krankheiten, die
aut dem /^linaendsten Krfoljfe bebandelt werden, nur
wenif^ Mitlel kennt. —
Gewiss hat Jeder hom. Arzt die Beobachtung^ gt"
nMcht, dass bei solcher Mittel wähl die Nebenerschei-
nungen wohl verschwinden, aber der Keuchhusten nicht
immer eine Veründeron/r erleidet. So s. B. ist es mir
oft (nicht immer!) /^elunj^en, die hefti£:eren nächtlicheo
Anttlle durch Coniom zu besch\yichtigen, ohne dass
dadurch die Anfülle am Tage eine Veränderung erlit-
ten; gleichKcitiges grünes Laxiren beseiti/a^te Chamo-
mllla und die Anfälle des Hustens birebenunvjerändertj —
bei einem Kinde, welches — ausser dem Erbrechen bei
starken Anfällen — viel Diarrhöe von blassgelber Farbe
hatte, und namentlich bei jedem heftigen Anfalle laxirte,
beseitigte Veratrum das Laxiren fast gansß in kurzer
Zeit, der Keuchhusten erlitt wenig Veränderung; —
bei häufigem Erbrechen half mitunter Ipecac, und ob-
schon dieses Mittel oft sehr vortheilhaft zugleich auch
gegen Keuchhusten- Anfälle wirkte^ so war dieses doch
nicht immer der Fall; bei zähem und schwer lösli-
chem Schleime machte Bryon. diesen löslicher, und lin-
derte dadurch nur insofern, als diese Nebenerscheinung
zur Heftigkeit des Anfalls beitrug, denn das Stadium
convulsivum verfolgte seinen weitern Gang. — Die
grössere oder geringere Heßigkeit der Änfälley so wie
die verschiedenen Stadien scheinen die Hauptindicatio-
nen zu bilden, die übrigen Erscheinungen aber nur
insofern eine besondere Beachtung zu verdienen, als
sie wirklich eine Bedeutsamkeit für sich erlangen und
dadurch irgendwie das Leben oder die Oekonomie des
Organismus gefährden. — Lachen, Weinen, Alteratio-
nen, Ueberladungen des Magens etc. geben bei Allen zur
Wiederkehr der Anfälle Veranlassung, weil sie auf die
erkrankte Nervensphäre wirken ; — diese Momente können
Originaiaöliandiun^en.
darym wenig geeignet seyn^ als Kriterium bei den Iik*
dicationen benutzt zu werden. —
Unter denjenigen Mitteln, die das Stadium convolsi-
Tum, als das wichtig^ste, %u beschwichti/efen Ter-
moehten, habe ich, in specie in der diesjlihrtjtfen Epi-
demie, Beilad. und Ipecac. als die TorzüjcHchsten kea«
nen gelerM^ Cuprum hat mir nur bei wirklichen Er<-
stickungsanfällen wahrend des Hustens einige Hilfe /ge-
leistet. — Beilad. schien am besten im Anfan/s^e des
Stadii convulsiTi zu wirken, Ipecac. in dem schon et«
was weiter gerflckten Stad. convuls., mit häufigem Er-
brechen der Speisen begleitet. Bei einem Mädchen von
3 Jahren dahier, welches seit 8 Tagen häufiges Wie«
derkehren der charakt. Hustenparoxysmen mit jedes-
maligem Erbrechen von Schleim und Speisen, dabei öf-
tere Stuhlgänge und Leibschmerzen hatte, und wo Wei«
nen, Lachen, Alterationen, starke Mahlzeiten etc. die
Anfälle hervorriefen, wurden dieselben nach den ersten
S Gaben Ipecac. geringer, Leibschmerzen und Diarrhöe
etc. verschwanden« und in 14 Tagen war der Husten
ganz weg. — China leistete mir, aber auch nur
in diesem einen Falle, bei einem Kinde Ton 18 Wo-
chen, welches nach etwa Swöchentlichero einfacheiii Ho-
sten den wirklichen Keuchhusten bekam, wogegen lell
erst Cqprum umsonst gegeben hatte, und wo gleich-
zeitiges Brech würgen und Schleimabgang Statt fand)
eben so schnell Hilfe, denn nach dem 9. Einnehmen
verloren die Anfälle an Intensität und Häufigkeit und
nach einigen Tagen fand nur noch ein einfacher Hasten
Statt. (Bei einem so jungen Kinde kann wohl von keineir
Abortivform des Keuchhustejis die Rede seyn). Von Bei-
lad, könnte ich mehrere Fälle der Art anföhren; in einen
Falle waren Cönium und Cuprnm ohne alle Erleichterung
Torher in Anwendung gekommen, nicht einmal die
nächtlichen heftigen Anfälle mit Erbrechen etc. milder-
ten sich nach Conium, wahrend Beilad. Alles so um-
gestaltete, dass das auf 12 Dosen berechnete Pulver
Orijfmalaöäandlunsien.
nicht ganz für nölbi; eraehlet worde. Der Knabe hatte
kein 3. Stadium zu bestehen und blieb gesund^ —
Ich gab die Mittel insgesammt in niedern Verdünnun-
gen, 6--1S Tropfen unter IMilclizuekep, und Uess mei-
stens nach jedem starken Paroxysmus, mitunter auch
alle 4 Stunden, selten nur tüglicli 2— Smal, etwa den
lt. Theil dnvon reichen. —
Es will mir überhaupt scheinen, als könne man nur
im x\nfange des Stadii convulsivi bisweilen den Cha-
rakter des Hustens umwandeln und die weitere Entfal-
tung hemmen. Hat dieses Stadium schon längere Zeit
bestanden und eine gewisse Höhe erreicht,, so lassen
sich heftigere Paroxysmcn wohl mitunter etwas ermlis-
sigen, die Krankheit macht aber alsdann doch ihren
weitern Verlauf, und scheint sich hier analog zu ver-
halten den acuten Exanthemen. Bezweifeln möchte ich
indessen, 'ob ein besonderer Nachtheil erwachsen wurde,
wenn. wir auf dem specifischen Wege die Uustenparo-
xysmen selbst in ihrer höchsten Entfaltung zu bemäch*-
tigen und ganz zu ertödten vermöchten.
Ein Uebelstand in der Behandlung kommt noch bei
Säuglingen ins Spiel, und dieses macht uns wohl um
manchen bessern Erfolg ärmer, ich meine nämlich den
Einfluss der säugenden Mutter; denn ich habe mehr-
mals reclit deutlich bemerkt, wie sehr das Befinden der
säugenden Mutter auf die Hustenanfälle des Kindes in-
flttirt, so dass schon Erkältungen der Ersteren die
im Abnehmen begriffenen Anfälle wieder zu einer
frühem Heftigkeit zurückführten. Gemüthsaffetce der
Mutter und die während des Säuggeschäfts eintretenden
Katamenien waren jedesmal von heftigen Paroxysmea
des Hustens begleitet. — Mehrere Säuglinge, auch
aus. dem zartesten Kindesalter , litten am Kenchhu*
sten, selbst solche, die nicht mit andern Kindern in Be«
rührung gekommen waren und keine Geschwister hat-
ten. Uebrigens dürfte es gar nicht in Abrede zustel-
len seyn, dass nach hom, Behandlung das letzte Sta-
OrigiHalabhaiuUuH^en*
diom schneller verlaoft^ — ähnlich wie acute Exan-
theme, nAchhom. Behiincllunjp, von wenigeren Nach«
krankheilea htf\tiiti werden. —
CoinplicHtiooen bildeten in der diesjährigen Epidemie
häufig der Croup und entzündliche Brusifieber. Häufig
^ieng der Croup voraus und unmittelber darauf erschien
der Keuchhusten ^3, so dass' also die katarrhalischen
Prodronalerscheinungen den Kruchtkeim für beide Krank-
heiten in sich bargen. Möglich wäre es, dass der Keim
»um Keuchhusten früher gelegt wurde und in seinem
Stadin» catarrhale sich erst der Croupzunder noch hin««
gesellte, dass aber der ausgebildete Croup früher auf-
tritt, als der Keuchhusten in seiner charakteristischen
Gestalt, weil letzterer wohl ein längeres Keimstadium
erheischen dürfte. — Analoges finden wir ini Beiche
der Exantheme. — Wo eine entzündliche Brosiaffcc-
tion während des Keuchhustens sich entwickelte, reich-
ten einige schnell auf einander gegebene Gaben Acon.
hin, das Fieber so weit zu bescli wichtigen, dass Beilad«
als beiden entsprechend gegeben werden konnte und
dann fneistens herrlich wirkte. Diesem Mittel verdanke
ich namentlich die Rettung eines früher schon kränk-
lichen, scrophulösen Mädchens, welches durch dies«
CoinpUcation so heftig erkrankt war, dass die Eltern
es schon verloren gegeben hatten. — Manchmal be-
durfte dieses Mittel gar nicht der Beihilfe des Acon«,
in solchen Fällen, wenn nur der Husten nicht trocken
und das entzündliche Fieber nicht sehr heftig war -—
Ob Bellad. und Ipecac. in den Fällen, wo ein ziem-
lich regelmässiger Typus Statt findet, vorzügliche An-
wendung verdienen oder wohl gar auf solche Fälle sii-h
beschränken? — dieses mussich zur Zeit unbeantwor-'
tet lassen, aufmerksam wollte ich aber darauf machen. — ?
Bei einem kleinen Kinde fanden sich die Paroxysmen
ganz regelmässig alle 9 Stumien ein« ich musste aber
UYQU w. X. ^^
IKCXCS aaderweitise Erseheioun^en za hiafi|;
als 4&BB ich daraus etwas schliessen därfte* —
Die nahe Verwandtschaft zwischen Keachbusten and
■asera aet/cte sich auch in dieser Epidemie wieder,
4eaa wihread hier der Keuchhosten Kiemlich alI;openiein
herrsehtet waren in Giessen, nicht /s:anz 8 8tonden von
liier, die Masera (nach der Angabe eines Arztes von
da). — Dmgegtm seilte mir ein Beispiel recht deutlich,
dasa porri|:iatse Haatkrankheiten keinen absoluten Ge-
ipeasatz za dem Contai^iom des Keochhostens bilden.
Neben dem porrij^inösen Exantheme bildete sich der
Keaehhastea za einer ziemlich bedeutenden Hohe aus,
and erst aaf der Akme des Keuchhustens trocknete
zwar das Bxaathem ab, was auch vorher schon mehr-
mals Kescheken war, aber es efflorescirte auch wieder
wihread de^ Stadii nervosi pertussis» —
Das letzte Stadium kommt selten zur Beobachtung:
des Arztes, weil der Arzneijs^ebrauch /"gewöhnlich aus-
ftesetzt wird, sobald die Paroxysmen ihre schreckende
Gestalt verloren haben ; den ein/^ezogenen Erkundi/g^un-
Iten nach war es (nach meiner Behandlung dieser Krank-
heit) sehr kurz, im Yer^leieh zu andern. — Ein Kind im
1. Jahre hatte den Keuchhusten lan/s^e und heftig /ge-
habt, war mehrmals f^anz schcintodt. Ich hatte einige-
mal sichtliche Besserunfr erzielt, trotz mancherlei Com-
plieationen, ErkraakuuKen der singenden Mutter ver-
eitelten diese aber immer bald wieder. Nach dem Nach-
lasse der charakt. Paroxysmen gab ich gegen Hant-
sehirfe einigte Gaben Sulph., und das Kind hatte nur
((anz kurze Zeit noch etwas Schleimhusten , wihrend
andere — sonst fcesunde Kinder — lange Zeit ein Nach-
stadium zu bestehen hatten, obschon das vorherige Er-
kranktseyn viel geringer war. — In einzelnen Bei-
spielen kam ein 8. Stadium gar nicht vor, namentlich
bei solchen^ wo frühzeitig die Paroxysmen besiegt wor-
den waren. —
Die Sterblichkeit war geriog^ denn bis jetzt, im er-
(hijfinaiadlumdkm^m. 9fl
stell Drittel des April ^ sturben nur einige Kinder (ook
ter Anderer Behandlon^), angeblich dnrch Ersticken jfi
den Anfällen ;*«- ieh liabe das Glück, noch- nicht den
Verlost eines keachhastenkranken Kindes an betrauern.'^
Bei dem nan schon seit einiger Zeit iierrschendea
Ost- und Nordost winde scheint der Keachbnsten ins
Weichen zn kommen und an seine Slelie der Croop sui
treten, der mir in letzten Tagen hikifiger zur Beband*
long kommt. *)
6J Schreiben an den Herrn Redacteur der Hpgea,
vom Hofr^ Dr. Rav in Giessen.
Ihre Privat-Mittheilungen wegen des Anstosses, des
der Titel meiner neusten Schrift: Organon der spedft«
.*
*") Geroe habe ich die Note Aen Hrn. Dr. K. (pg. 349} anfgesomasi,
weil ich Jedem, der sich verJetzt glaubt, daa Wort gdnoen werde
und gebe ea auch gegen mich aelbat» In eine Kritik der von mir
gestrichenen Kranhheitsgeschiehten einzugchen, iat hier gar nickt
der Ort. Ich habe jene Geaehicbten mehrBiala durchgedeaen und fand
sie nicht au fnahms fähig; mehr kann ich nicht aagen. Ich weise aber^
dasa Aerzte mir apftter achrieben, ich möge doch strenger aejn In
der Aufnahme von Kranken -Geschichten — man bezelehnete mir
diese und jene. — Die Klagen über nichtaaagende Geschichten aiaa
in unaeren Zeitschriften nicht so selten; ein Arzt, der Kranke »ach
Boten-Berichten, Briefen etc. behandelt, kann von dem Verlauf dei*
Krankheit nichta sagen. — Was ferner die Anscultation betriifl, ao
wird Jeder, der damit umzugehen verateht, wiaaen, daaa aie toii
grossem Werth ist. — Das Begehren, dasa ein Arzt oder Hilfamittel
zur Feststellung der Diagnose sich bediene, ist gerecht und billig,
und keine Mode^ ^ Wie steht ea denn nun mit der Diagnese bei
Conrad DraudV9 Tochter (pg. 9^5 des KfiaBMANN*aehea Anfaatzea
oben)? Ich habe diese Geschichte nur aufgenommen, nm ein Bxempel
hinzustellen , wie weit man ohne Piagnoatik kommt. — - Von de»
eingeschlagenen Weg in der Aufnahme von Krankheita-Geachichcea
wird mich niemand abbringen und ich habe Ursache su glauben,
dieae |Iaaasregel von guten Folgen aejn wird« — Gm.
«4.
Mhea Beflkvnst^ bin md wieder Temrsaeht luit,
wtnnläutü sieh sn folgender kaixen Erkliniai^. Ami-
•T0TBU8 bat einer Snnmliin; verschiedener pbtloso-
phieeher Abbandlnn^^en den Titel: OrguMn gegebem,
nnd dadoreh demselben ein gewisses Birj^rrecht in
der f elebrten Welt verscbafft. Kritiker ^'welehe sieb
Ton einem Orj^noo einen andern Bei^riff bilden, nln den
einer Zosammeostelluni; Ton Materialien, welehe bei
der kflnftifen Construction eines sehalgerecbten , voll-
stindi|(en Systems zu benntsen seyn durften, werden
eine solcbe Schrift gewiss sebief beortbeilen. Wer
•briKcns meinen Bemerkongen ober Systeme der Heil-
knnst, namentlich Aber die Versoche, aas dem Princip
des Liebens ein System derselben za entwickeln, ei-
nige Aofmerksamkeit geschenkt hat, wird leicht be-
greifen, dass ich die Absicht nicht haben konnte, ein
solches Ideal zü verwirklichen, und wird wenigstens
billig genug seyn, der genannten Schrift keine fixier-
spannte Tendenn andichten zu wollen.
II.
Kritisches Repertorium der Joumalistik und
Literatur.
i) Ansichten über die specifische Curmetkode oder
Homöopathie und ihr VerhdUmee zu anderen Heil^
arten, gestützt auf die Ergebnisse einer mehrjäk»
rigen Praxis, mit einem Anhange vieler als JB#*
lege dienender Krankengeschichten, von W* Diem,
Dr. der Med. und Chir. in Ehningen a. d. A.
Stuttgart 1839. 18 Bogen in 8.
•
Nach der Vorrede ipg. VI.) sachte Verf. ,,dareh aa^
^CCAchniiokte und alle Polemik aosschliessende Darstel«
lung die Ergebnisse seiner, in einem Zeiträume von 4
Jahren am Krankenbette gemachten Beobachtungen aber
die Vorzäge und M Angel dieser Heilmethode und durch
Nachweisung des Einklangs derselben mit allgemein als
wahr anerkannten Erfahrungen, so wie durch niheres
Bezeichnen der Veränderungen, welche die Hahnimamm*«
sehen Lehrsitze im Laufe der Jahre erlitten haben, und
Hervorheben dessen, was sich als tbatsichlich und we-
sentlich in der Hom. zum Unterschiede von willkährli«
eben und unwesentlichen Bestimmungen und unstatthaf-
ten oder doch nicht genägend begrdndeten Folgerungen
erwiesen hat, etwas dazu beizutragen, die unter den
Aerzten noch herrschenden Vorurtheile gegen dieselbe
bis zu dem Grade von Unparteilichkeit herabzustimmen,
bei welchem ruhige Untersuchung und Besprechung der
Thatsachen möglich ist.'^ «
9f4 KrU. Eeperiarktm.
Die Sehrift serMIIt in 3 Abschnitte; der erste handelt
TOn den ^^all^cemeinen Bedin/^angen der Krankheitshei-
long^^ (etwas xu kors and unvollständig), der C voe
den Heilmethoden, der 3. enthält die Belege aas der
Praxis.
Erster AbschnilL — Als Grundlage und erste Be-
dingung aller iürstlichen Wirksamkeit spricht Verl den
Selbsterhaltungstrieb (im gesunden) und die Natarheik-
kraft (im kranken Zustande) an; beide sind ihm dem
Wesen nach gleich« — Unter Natur, nächster Ursache
oder Wesen der Krankheit, könne man nur die erkeno«>
bare Reihe von Erscheinungen am lebendigen und todten
Organismus öezeichnen, welche sich als nothwendige
Aeusserungen des veränderten Lebensprocesses mani-
festiren, und Welche als die unterscheidenden aod cba-
rakterisirenden Uerkmale eines bestimmten Krankheits-
Processen angesehen werden müssen. — Die Symptome
•teilten sich theils als Veränderungen der Thätigkeit,
theils als Uodificationen des StolTes dar; keine Krartäus-
serung bestehe ohne StolTveränderung* — Die Symp-
tome mässten nach ihrem natürlichen Zusammenhange,
ihrer Aufeinanderfolge und physiolog. Bedeutung ge-
würdigt, die primären von den secundären, die allge-
meinen von den individuellen 9 die eigentlichen Krank-
beits« Symptome von den reactionären Erscheinungen
getrennt werden* — Kenntniss in Berücksichtigung der
Äussern und Innern Krankheits - Ursachen sei unent-
befarlich zur vollständigen Erkenntniss der Krankheit.
Letztere müsse als Individuum aufgefasst und beluiQ-
delt werden. —
Auf den physiatrischen Process geht Verf« nicht oji-
ber ein und verweist nur auf F. Jahn, Schbön u. A* —
Neben Diagnostik und Physiatrik stellt dann Verf. als
dritte wichtige Aufgabe die Erkennlnüs der Arsmei"
kräfte^ worfiber er sich dann, so wie über Prüfungen
am Gesunden, unter Anerkennung der wahren Verdienste
Bahmshabin's und Zugeständniss seiner Schwächen in
hrii, Bsperiorium. Sli
der A* M* Lehre, mit Umsieht etwas weiter verbreitet ;
über die durch das Componiren ^ereträbte Haoptqaelle der
seitheri/B^en Arznei wirkiinf^s-Erkenntnisf CPrüfan/; an
Kranken) sa^t er, was die Aohän^cer der specif. Schule
neuerer Zeit anerkennen und schliesst dann den Ab«
schnitt, indem er auf die Wichtigkeit und ünentbehi*-
lichkeit tächtic:er Kennthisse in den propädeut Wissen-
schaften und in den theoret. Fächern der Med. hinweisir
Zweiter Abschnitt. — 1. Unterabtheilung. Darstel-»
lunf: der Methoden nach ihren Principien (im AII|^emei<-
nen ebenfalls zu kurz und nnvollstündij;). — Unter^
werfe man das jc^wöhniiche, fillschlich sog. allop. Heil-
verfahren einer umsichtigen Präfung, so finde man, dass
es aus 3 Heilmethoden znsimmengesetat sei, dem oii-
Upmthhcheny allO" oder heteropathisehen imrf dem epe»
cifiechen. — In einer Note erwähnt Verf. die exciti-
rende oder perturbirendo Martim's (Uygea VIH. 6. Hft.)
nnd erkennt aie nur, als bald dem antipathischen, bald
dem allopathischen angehörend an. — Die antipathische
erkennt der Verf. als eine direete^ die allopathische als
eine indirecte.
In der nun folgenden t. Unterabtheiinng des t. Ab«
«chnittes zählt der Verf. in extenso die Krankheitsformen
auf, in welchen er die specif. Methode hilfreich fand.
Schlicht und offen referirt er, wo er nicht zum Ziele
kam und giebt uns dabei zahlreiche prakt. Notizen, darr
unter Bestätigungen seitheriger Erfahrungen etc. -^ In
entzändlichen Formen leistete die specif. Methode iii
Allgemeinen „vorzögliche Dienste.^^ Die Krankheitssta«
dien liefen schneller ab nnd die Reconvalescenz war
ebenfalls schneller. Aconit hält Verf. fdr ein „überaus
kräftiges, allgemeines Antiphlogisticum.^ Vorboten des
Bydroeeph. acta, wichen innerhalb weniger Tage; Au-'
genentzündungen (katarrh., arthrit, serophul., psor. und
traumat.); Anginen (katarrh., rheum. und erysipel.);
Croup^ Pneumonie und Pleuritis und Reste der erste«*
ren; Entrundungen^ Verhärtungen und VereHerumg
tn Eni» Rtpertorium.
der weiblichen Brägle ; Wundi^ und Schrunden an
den Brusiwarzen Säugender (Aroicmiiirtur, oder InfuH.
der Wiiry.el ausserlich); »u starke und lange Milchee"
crelion bei Wöijinerinnen ; ent%ündliche ZtU falle de» Ün^
terleibs bei Wöchnerinnen; Folgen von (/uelschungen;
acuter und chron. HautrolMauf^ MelafihlogoJte am JuaU^
»eiigewebe (s. Hy^ea V. 227 die Arbeit von Dr. Kam-
»iicReit; Verf. glaubt, nicht alle, von Dr. K« an/sre^ebenen
Fälle böten die pathoisfnoaiiArhen Zeichen dar; — Verf.
schlug ein gemischte« Verfahren ein, da er nir/»:eiida
einen gehörigen Anhaltspunkt fand; — Hautreize und
Bryonia); Scarlatina (uiiL und lavig.) kamen an ein
und demselben Individuum vor; Nachkrankheiten sei-
gen sich bei J^ecif Behandlung seltener^ um den fc^
wünschten Erfolg %n er/Jelen^ mussten Acon^ B^lUd.,
Mercurete. um so stärker und häufiger gegeben werden.
Je intensivei^er KrankheitS'Process war — reine Tinc*
tor, ^k Gran des Extractes und Mercars); Maeem^
Grippe f Keuchhusten C Drosera nicht immer; Beilad. ,
Hyosc , Puls., Cina, Uulram. etc., von der l.'-^SL Dil.);
acuter und chronischer Katarrh; Phthieis (drohende
und bereits entwickelte ;-— der tödtliche Ausgang konnte
Kuweilen länger hinausgeschoben werden; in gewissen
Fällen Heilung); übler Geruch des Athems; Rheumai.
und Gicht (bei Rheumat. acut, waren Hautreize und
Blutentziehungen ,,imroer entbehrlich^^); acute Durch-'
fälle ^ Ruhr; chron. Durch/alle und chron. Erbrechen ;
Cholera der Kinder; sog. Zahndurchfälle der Kinder;
Aphthae; Stomacace; gastr. Fieber'^ scrophul. undrAa-'
chit. üebel; crusta lad. ; favus und achor. ; herpetische
Formen; Psoriasis; Scabies (Verf. stellte keine Ver*
suche mit hom« Mitteln in den kleinen ,,hom. Arznei-
gaben^^ an; die Schmierseife scheint ihm am besten; wo
diese nicht angewendet werden kann, sehr warme Bä-
der und täglich 1— B Gaben von 8ulphur zu 1 — 2 Gran. —
Ist das etwa kein hom. Mittel? den Ausdruck 9,hom.
Gabe,^^ ^hom» kleine Gabe^^ gebraucht Verf. öfters,
aber eben so irrthümlich; und doch ist er gar sehr zu
vermeiden); Intertrigo; Hämorrhoidalleiden; Syphilis
(diese 9 Sycosis und Gonorrhöe ist Verf. geneigt, für
Aasstrahlungen eines und desselben Krank heitsproces-»
ses zu halten; Gebärmutterblutßüsse (die specif. Mittel
zu ^1%—^h Gran und ganzen Tropfen der Urtinetur); Unre-
gelmässigkeiten der Periode •^ Bleichsucht (Verf. ist mit
dem Erfolg der Mittel nicht zufrieden; sehr häufig sei
Eisen specifisch); Schtoangerschaftsbeschioerden (die
Mittel faud Verf. „sehr wirksam^^); Irregularitäten der
Wehen (meist sclineiler Erfolg; Arnica gegen schmerz-
KrU. Repertorium. 897
hafte und %o lan^ iffttiipjinde Nach wehen fand Verf. ,,in
vielen Fällen ^^ hüfreieli; andermals Puls, und Cham. —
Arnica kann Ref. in manchen Fällen auch nur loben«
Bei dieser Gelegenheit muss Ref. bemerken, wie anf-
faliejid es ihm war, Arnica von Dr. Gross so sehr in
HiHler/S^nind /gestellt zu sehen — Archiv 17. Bd, t. Hfl.
pg. 68; sie heile allxu schmerzhafte und lange Nach-
wehen nicht, vielmehr nur die Folgen des mechan.
Druckes der Gebnrtstheile durch die Frucht bei schwie-
rigen, zögernden Entbindungen. ^ Unttr dem Artikel
,.Jiiterboji:^^ in meinen Skizzen, pg. 45, wird man finden^
dass Dr. Gross mir selbst angab, Arnica leiste bei
Nach wehen treflTliche Dienste; Dr. Gross empfehle sii
aber nicht desshalb, weil Arnica die Symptome der
Quetschunie: beseitige. Habe ich unrecht, so bescheide
ich mich gerne«); Sehdndel und Vorboten der Apo^
plexie; Neuralgieen; Epilepsie; Hysterie. — Im 3. Ab«
schnitt sind nun eineJMenge biezu gehörender einzelner
Krankheitsfalle erzühlt, in welches Detail Ref. na*
lurlich nicht eingehen kann. Nach einer genauen
Durchsicht ergiebt sich aber als allgemeines Ergeb-
uiss, dass der Verf. auch hier in der Darstellung
einfach und schlicht zu Werk geht, selbst aus Miss-
ghffen kein Hehl macht; die Art der Erzählung der
Thatsachcn erweckt ein günstiges Vorurtheil für ihn.
Zuweilen kam er mit den specif. Mitteln nicht surecht ^
oder gab vorher andere, oder auch nachher. — In meh-
reren Fallen hat Ref. die schärfere Bezeichnung der
Krankheitsbilder vermisst; im Allgemeinen aber sind
die Diagnosen befriedigend (so enthalten z. B. die Fälle
von Periton. puerper. keine zweifelhaften Zeichen, wie
man sie anderwärts von Febris puerp. findet, worunter
Endometritis und Metrophlebitis steckt); — Verf. hat
auch Percussion und Auscultation zu Rathe gezogen,
wenigstens bei den acuten Brustübeln ; warum aber nicht
auch bei den chronischen? —
In der 3. Unterabtheilung spricht Verf. von den „ab-
soluten und relativen Gegenanzeigen und HindemisMen
für die Anwendung der hom. Methode.^^ — Der allo-
path. und antipath. ihre Rechte vindicirend, hält es
Verf. im Allgemeinen für noch ),sehr schwierig, wo
nicht unmöglich, die Grenzen des Wirkungskreises der
einzelnen Methoden richtig und genau abzumessend^ —
In der 4. Unterabtheilung kommen die „Vorzüge
der hom. vor anderen Heilmethoden in prakt. Hinsicht^^
zur Sprache. Wie überall, so urtheilt der Verf. auch
hier mit Ruhe und Unbefangenheit nach dem, was er
selbst erlebt. Die „Beleuchtung der gegen die Ratio-
Mlilil Art Hom. erhokeacii Einwärfe^^ bildet äie 1 ai*
l«raklheilunjr; «rhr f^ui weint Verf. diese EüiMnirr »
rück, (icbl liirr wir an andern Urien den vob
pern ^ct^lrivbcni-n Miü^braueh, der aber der
nelbM nicht /.um Nrbadrn erreichen könne, sto wie üftiD-
Ihilmer den Oricnnona »h« und sieht den ächlaaa«
na den narh honi (# rundHnlxen handelnden Arzt
lieh der llia^cnone, der kenntnina der Arznei
nnd der Nnlurheil|iroreHae| ao wie hinaiehi lieh
lio raaent« and causal bei der Behnndlun/^ die ^i
Anforderungen ku machen iiind, wie an den Arzt der
lern ^ichull^ der«ielbe in den anmntlieben Vor—
wiaarnaeharicn der «Med. eben ao erfahren neyn bhi.
•In diener*'. — Rationell inl dem Verf. aber jeder Jim.
der aich der tiriinde aeinea Handelan bewannt isL —
Die 6. Unterabtheilung enihiilt eine „Beleoehlaae ö-
niffer weiteren Sätxe, Behauptungen und VorsrhnAn
Hahnrmann'9 und einea Theil« neiner Anhinjrer.^ Vm
kommen denn die Ge/^cnslande nur Spraehe, wekkr
die «peeif. Methode no nahe angehen and in neacn
Zdten XU lebhaften Controvernen führten. Verf. atcckt
frei die Kahne der apecif. Methode auf, missbilli/^C Uai-
ifB!HAi«ya Invectiven gegen Allen, was nicht von iln
kommt, anerkennt den Notxen des ,.antip.^ aljop. «<
dea gewöhnlirlien geniiachlen Verfahrens*^ als that-
aAchlieh begrdndet, aetxt die Niiturheilkrnft an ihre /re-
hörige fStelle, behauptet die Unentbehrlichkeit der
Krankheitn-Namen, bekennt die Unhallbarkeit der vm
Hahnemann nufgenteltten Theorie vom Heilan^vor-
gange, der PHoratheorie (und des Namens „antipsori-
acher*^ Mittel), spricht dann von der unzweifelhafte!
Wtrkaamkeit der kleinen Gaben, beschränkt sehr die
,, sogen, homöop. Verschlimmerung^' C^velcher er die
gleiche Bedeutung mit der perturbatio erit. vindidrt),
acandalisirt sich dabei in einer Note nicht ohne Gtmi
Aber die Ultra Verdiinnerei bis zu 150t) and sprieht ge-
legentlich von den Gaben überhaupt; die grösseren hilt
er im Allgemeinen für rnthsamer nnr.nwenden — PjT-^
^^allop. Dosen^' C*^) und unverdünnte Tincturen besciiränkt
er auf bestimmte Fälle (die Krankengeschichten sei-
gtn^ dass Verf. im Durchschnitt selten aber ^ie 6l Ver-
dünnung hinausgeht, öfters aber die ä. retchl; Arsca.
0. a. giebt Verf. gerne in hoher VerdA — Dje F»-
tenKirtheorie bestreitet Verf.; er erkennt aar
lungen und Verdünnungen der Stoffe. wcMm
aMMimitirbar würden; Arzneiprufungea nit M.
verbannt u. s. f. Ref. bemerkt nur noch,
teren Materien zu berühren, dass Verf. sich
neoeren Jahres gAtaiA
neo aDscbliesst
^Uie EiBfMhbdt
S€iDi8€lie ua4 Vi
en in der 7.
kennt, aaweika C
knngMpluirea _
4ig^ ulkfißtam das
kSane aber
aÜMit Verf. Bit X
aeaen f. Tfaeiie
aitia aar bediajj^t 4aa Wait
^Die hoai. Kraakcadülr
terabtheilnaff
jedem eoacrrlea
fiat abrij^^eas Tiele llrihm^ra
Diät keiae Veriainaajtta
fort^cesetzl warde,
l^bliebea Bebaadlaajp —
Oeai (aaeatj^cldidhts)
Aerzte"^ wiedact Verl dfe fll
naa, achliesat der Verf.,
aua aar Aaaiebl jsdaaccflu
des aaeat/eceldlicbca
laai^, als die lliai
dea Aerztca jcrfaad<» !•( Ti ^
Graad!) aad die T ararthofe Vnpn dbe^te bat
Tbcile dea - '^^^
a^waadea
niebt dea
Erfoljc dea
BMcbea walle; — dmaämMniim n^ %^
Wort
lai 3. AbadHHtt My^ft
autaater aehr ialevtMaaler riiXe Ma db^ t n^. ttM^T^
Die Kraalrbrifg Wdir bdtttau «je mm r»M«t «wraftd
da sehirf er jcexeidbMt areirdgai «i^Im. Ciai«^ ffaijua
Seracheiaea itmtUL$im mm 5Ma«^^£m»< 1«
bei areneai awiitai Ma dtr f^inijr >i4Mft *a€^'
weiabaraaddeaipemrikaiaiJfaMbM^^ INm«
ea NalarMM«M. agin tm fc«iw^ m i^d r-wf . >-
dealaJIa, ine F. Xu» mgl ^rrj^^Mk % tU ^ Um^
pj?.«9)dcaiberMmaierMMau I^mm Tm« f i^«^i^4M
aiidTerateiai5«£nMMlbm&,^ ..^^mntH^ii^f^^M^
mU aamm „Mmiitkiimmm d«a llaiy afar »l.a»#ra/^ »>«
Jaaa tm 4er Iml IfdUle« dM m^M;. Aki^^ttm^mMU
dtrfc iMiiiirt. — X* aaai^ «Mer f^r/f^ Maip
> ~ ah»$ Iwae 4HNwiar ¥lm Sk^ Mmtnmtktf
Sai ErU. Bepenofmm.
irt 80 oft eine Abla^eniDf: nach aossen and wird sich
dann nnr heilen Jaosen, wenn die ihr zu Grande lie-
j^^ende Krankheit sich heilen lüsst. — Dem üahmbihann'-
schen Krälzbilde buldi/i^t Verf. nicht and slimmt in der
Cor der Scabies Rau bei. — 9^) Ein Beilrag %ur Zoa^
phannakodynamik. Von Hofthierarzt iSchumamn in
Braunschwei^. — Betrifft die schädliche Wirkung der
Mcrcurialis annua (des jcewöhnlichen Binfi^eilirautes),
wenn es von Wiederliauern f^eff essen wird, nach den
Beobachtan/a^en des französ. Veterinär-Arztes Papin. —
Der Gegenstand verdient gewiss Beachtung, da Mer*-
.carialis einer Pflanzenfamilie, den Eophorbiaceen, «nge*
hört, welche gewiss grosse Wirkungen enthält. Pflan-
zenpräfer mache ich auf unsere Buxus aufmerksam,
deren Prüfung unzweifelhaft ein bedeutendes Resultat
geben wird.
Beobachlungen über die eigenthümlichen Wirkungen
der Herba Vincae Pervincae und der Branca urmna.
MUgelheiU als Atiszug aus einem später erscheinen--
iten Werke über die Heilung der Plica polonica^ von
Dr. ^Ueinr. Rosenberq^ Gräfl, Balhyany^schem JLeib^
ar»te. — Verf. hat die Vinca minor und das Hera^
eleum Sphondylium (Branca ursina) an sich und Ande-
ren geprüft. Von dem Sinnsgrün wurden die Blatter
der Pflanze im April und Mai genommen und zur E^
«enz gemacht. Verf. nahm nüchtern SO Tropfen, stei-
gend bis zu 36; die Anderen (darunter ein Arzt and
ein Wundarzt) nahmen von 30--60 Tropfen. Unter den
aufgezeichneten Symptomen finden sich „fressendes
Jucken am Uaarkopfe mit dem unwiderstehlichen Ge*
fahl zum Kratzen; weichselzopfähnliche Verfiizung der
Haupthaare ^^ — Bei Heracleum finden sich verschie-
dene Kopf besch werden, z« B» heftiges Jucken der Kopf-
haut; beim Kratzen derselben werden die Pingerspitzen
fett; übermässige ölige Ausdünstung am Kopfe. — RefL
liat unterdessen Gelegenheit gehabt, den Hrn. Verf.
bei seiner Durchreise im Mai d. J. zu sprechen und
erfuhr von ihm, dass sein Werk über die Plica poloii.
unter der Presse sich befinde. Ich hatte gerade Lss«
siiiG^s Handbuch der Geschichte der Medicin vor mir^
worin die Plica ausfährlieh abgehandelt ist« Hr. Dr.
R. hofft die Angaben Lessino's vervollständigen za
können.
Praktische Beobachtungen von Dr. G. W. Gross^ Die
ausgezeichnete Wirkung des Teplitzer Schlangenbades
bei einem gichtischen Leiden (auf scrophuL Boden)
betreffend; bom. MUtol waren lange natzlos gebraucht
worden.
' Aus einem Schreiben an den Dr, Gnoes. — Bandelt
voraüglich von den jc>^s^rn Gaben hom. Arzneien, de-
nen der Verf. wenij^er crenei;;! ist. —
Betchreibung einer Nervenfieberepidemie in Sonne-^
berg. Von dem Phys. Dr, Scbusicbeb dasetb^t ~
JKachdem Verf. verschiedenes ober die La^e und Oert-
lichkeit der Stadt, über die Lebensweise der Einwoh-
ner, herrsehende Krankheiten ete. gesagt hat, gabt er
za der Nervenfieberepidemie (febr. nerv, stopid») des
Jahres 1834 über; sie dauerte ein volles Jahr. Anfan/ra
waren die Erkrankon/rsfälle seltener und gelinder als
in der Mitte und zu Ende der Epidemie. Die Zahl der
vom Verf. Behandelten war 84; davon starben 6; bei
diesen hat Verf. die Seetion gemacht; „es fanden sieh
allzeit organische Fehler, besonders Lon/renknoten und
Lungengeschwnre, vor. Darmgeschwüre zeigten sich
niemals^. — Diese Angabe ist sehr schwankend,
ebenso ist das Krankheitsbild durchaus nicht vollstän-
dig und gewahrt keinen Blick auf das Verhalten der
Epidemie aU eines Ganxen. — Verf. äussert zwar, „eine
wahre Gehirnumnebelung fand durch die ganze Krank«
heit hindurch Statt, wesshalb sie auch als ein wahrer
Typhus zu betrachten war'^ Die Richtigkeit dieses
jywesshalb^ ist aber sehr za bei^weifeln ; es ist „Gehirn-
umnebelung^^ kein pathognomonisches Zeichen des „rei-
nen Typhus^^. — Ueberhaupt ist aber durch die zahl-
reichen Untersuchungen deutscher und franz. Aerzte er-
mesen^ dass die alte Eintheiinng des Typhus in versa^
Uten und stupiden etc. ganz unhaltbar und dass nur jene
Krankheit Tj^Aia zu nennen ist, welche die charakteri-
stischen Darmgeschware (Typh. abdom.) aufweist ; alles
Andere ist kein reiner Jkfphusj sondern etwas Anderes
nnd zwar etwas sehr vielgestaltig Anderes. — Wer des
Verf.'s Cwenige und kurz erzählte) Krankh.* Geschichten
aufmerksam liest, wird geneigt seyn, diesen (Pseudo-)
Typbus für eine aeuie Lungentuberculose (wenigstens
in vielen Fillen des Hrn. Dr. Schleicher) zu erklären,
was leichter zu beurtheilen gewesen wäre, wenn der
Hr. Verf. die Beschaffenheit, den Sitz etc. der Tuber-
keln nnd Lungengeschwäre, die er bei den 6 Sectionen
fand, wenn er femer die Qualität des Darmsecrets und
des Urins besehrieben hätte» — Ich selbst sab einen
solchen Fall bei meiner letzten Anwesenheit in Wien;
Die Leiche eines Mädchens kam mit dem Zeddel Typhus
heninter-*>, acute Lungentuberculose war es nach der
Seetion; die Krankheit hatte in einem serophulösen 8ob-
ject ihr Fundament. — Was noch mehr darär spricht t
^ B.Mjg.X.SM.
188 Hhnvib MUp^riüritutu
Orte wie.Leipsiir, Berlui ete. sind iia|;e|^ii viel besser
daran and deashalb eraoebe ich die Colle/cen in diesen Stid-
ten, aich der Sache anannehmea. Der GemeingeiU ist eine
gar Mchöne Sache und nimmt iieh gar MtaUUch auf dem
Papier ati«, im Leben trotten aber die Meieten ihren
Weg unbekümmert um Andere so vor neh hin — und
das ist dae Traurige an der Saehe^ dau man dieses
Trotten j^Praxis^^ nennt fmd darüber ein gemein^
sehaflUehes Wirken versäumt. Klage darüber mu fuh^
ren ist gerecht und Absteilung notkwendig.
Bei manchen Artikeln (z. Beilad*, Nux vom. nad Va«
leriaea, Epilepsie betreffend) fehlen die Indicntionen ;
allein die Artikel bieten doch eiuijcen Stoff and daram
nahm ich iie kut ^^ Toxikoloj^« Yersoche an Thieren
habe Ich öfters f^estrichen, da sie sich sehr übnlieh sa^
ben und öfters kein bedeatendes ResoUat gaben; Ar-
tikel wie y^Transßudo^ u. a. sind allau iateressnat, als
dass sie entfernt werden dflrften, and ander«^ wie
„OtimüiitcAuAe^S konnten aias nahelieg^endem Gmnde
nicht attsjpelaosen werden« Bein chirurgisd^ Mmnifn^
ludiinten können dagei^en keine Aufnahme finden. «*
Dr. L. GniEssEiiicM.
Aeetnnk tIiiI^ — mit KläckUchem EtMge bei ei*>
ner von einer tollen Katae gebissenen Frau an^wendet
Die Frau eines Landmannes wurde 1837 von ihrer Katne
Itiibissen. Indem die Frau in den Stall ^hen wollte, war
Ihr die Kati&e von der Hausitreppe entfrei^ng^kommea, Mss
sie in die Wade, har mit Mähe konnte sich die Fran
dei> von ihr fVei machen. Als sie aas dem Stalle
sarilekkehrte, kam ihr die Kstse wieder entgegen ond
blas sie in dasselbe Bein. Nor durch die Hilfe der
Naeh barin konnte sie sich von dem wfithenden Thiew
befreien. Der Wundarat fand den reebten Ober«» nnd
Unterschenkel sehr stark aerft'essen and an/teschwul-
len, so dass es aieht ttiöje:lich war, die n^ebissenen
SteHea aasaosebnetden« Da 6—6 Standen seit dem
Pkamt. SeperiariUm. 88f
Bisse verflossen waren und die AntsMgung des Woth*
giftes in den Körper zu beförehten war, so Hess der
Wandarzt die Fraa alle Standen eine Tasse voll Wein«
essi/( mit einem EsslölTel friseher Butter einnehmen |
zugleich auch die gebissenen Stellen damit verbinden»
Hierauf stellte sich sehr starker Schweiss ein, so dass die
Frau tiglich mehrere Male die Hemden wechseln mnsste*
Nach einigen Tagen hatte sich die Geschwulst an dem
Ober- und Unterschenkel verloren, und ohne ein ande?
res Mittel war die Frau in vier Wochen hergestellt.
Sie lebte noch 10 Jahre, ohne die Wasserscheu bekom-
men zu haben. (Casper's Wochenschrift t. d. ges, Heilb
1888. Nr. «1. Dr. Noack.) —
Aeld. nturlat. — 1. Yorzäglich wenn bei steh
schnell entwickelnden, mit grosser Hitze verbünde^
nen gasirüchen Fiebern (naeb Emeticis und Salmiak)
das Fieber stets sich mehrt, mit Schlifrigkeit, weichen
Pdls, Ohrenklingen, troekener, zuweilen heisser Haut,
besonders am Bauche, bei kahlen £xtremitAten , selbst
wenn Durchfall da ist, giebtes kein so sicheres, auffallend
wirksames Mittel als Acid* mur. (in Decoet. Alth. unc vj»
stündlich 1 Esslöffel voll). -^ (Naumann v. d. Krkh. dL<
Mensch. Bd. 1. 96. — Dr. Kurtz).
2. Das specifische (?)^ höchst zuverlässige Mittel,
die 8cku)ämmchen der Kinder, zum schnelleren Abfallen
zu bringen und ihr Wiederkehren zu verhüten, ist Add*
mar. (gtt. vj. -«- Scr. j. auf DecoctI Alth« une. j.) (Nzo»
KANN, ib. 198). Knz.
8. Bei Peleehialfiebem ist Acid* mur. zwar in allen
Fillen Hauptmittel, besonders aber dann wirksam^ wenn
gastrische Symptome ein Leiden der Schleimhaut den
Darmkanals anzeigen ; dies hebet es mit Sicherheit spe«*
ciflsch. Nichts verhfitet sicherer den Uebergang de0
erstem (erethisehenD Stadiums in's zweite. (Niükann I*
e.90S.). Kbz.
4. CflOMiLhat (im Abdoaunaltypbus) die Anwendung den
Acid. nur. versneht Aach ich that es ond ansi g»^
168 Pharm. ReperiorUtm.
«tehen, dass oft Bessernng und Ueilan^ erfolgte. Man
•etzt sa Jedem Becher Qetfänk 8—10, sa jedem Kly-
•tier etwa 80 Tropfen, kann aocb die auf den Unter«-
leib i^eleKten Kataplasmen dainit befeuchten. CAndral,
apeeielle Pathoiojc« — Dr. Kurtz). ^)
Aeldmn pyroUgnos. ^^} <^) — 1. Einem alten
*) Ich aehme diese Notix desawegeD auf, um so sagen^ daas dM
▲cid* man in vielen Fällen vom Abdom.-T^phus von mir aelbat reta
für sieh angewendet worden ist; allein der Erfolg entsprach der Er-
wartung dnrchaos nichts wie dies bei so allgemeinen Empfehlungen auch
Bie anders der Fall seyn wird. Die Krankheiten lassen sich nun eia-
pal nicht über einen Leisten schlagen ! — Gr.
*^ Aus der^Inangural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwurde
^a der Medicin un(er dem Präsidium von F. v. Gbielin , Dr« und Prof.
der Med. — 1898| von Ludw. Fr. H aller von Tübingen. (MItgetheill
von Med. Pract. 6. Fr. Möllrr in Tnbiogßn.)
**^ Ber Hohtgeist (unö die Producta der trockenen Destillation dei
Bolaes, besonders des Buchen- und Birken -Holaes) seichnet sich durch
die so merkwürfiige Analogie aus, die er, bei einer so verschiedenen
Sntstehungsarty in seinem ganzen chemischen Verhalten mit dem aal
den Wege der gewöhnlichen geistigen Gährung gewonnenei^ Wein-
^dste (Alkohol) zeigt. Bei der Kohlenbrennerei lässt sich bekanntlich
dnroh passende Vorrichtungen leicht an Menge und ohne besondere
Kosten eine saure, braune , stinkende Flüssigkeit als Nebenproduct
gewinnen, welche unter dem Namen „roher Holzessig^^ bekannt ist,
und ein Gemisch der verschiedenen, hauptsächlich aus Wasser, Essig-
säure und brenzlichtemOel bestehenden, flüssigen Producte der trocke-
nen Destillation des Holzes darstellt, woraus der in geringer Menge
darinnen vorkommende Holzgeist durch Destillation, wie etwa dt^
Weingeist aus gegohrenen Flüssigkeiten, abgeschieden wird. Döbsr-
■iNBR machte zuerst hierauf aufmerksam, ohne ihn jedoch von dem
gßwöhnlichen Weingeist zu unterscheiden. Als einen selbststandigen
und eigenthü milchen Stoff hat ihn zuerst Philipp Taylor im Jahr 162S
unter dem Namen Aether pylorignicus aufgestellt; sodann Macairb
and Marcbt der jüngere, L. Gmblin und J. Libbio. Eine richtigere
Kenntniss der wahren Natur des Holzgeistos verdanken wir aber erst
den neueren Untersuchungen von Dumas und Pjkliuot. Nach ihnen
ist nämlich der Holxgeist eine sehr dünnflüssige, farblose Flüssigkeit
von eigenthümlicheni , geistigem, aromatischem und dem Essigäther
ähnlichem Geruch und beissend-gewürzhaflem Geschmack. Sein spe-
eillsch^s Gewicht ist = 0. 798 bei -f- 20, also dem des Alcohols (=z 0.
TM) fast gleich. Er siedet bei 66* 5 , brennt entzündet mit einer
Pharm. Bepertorium. 989
kleiaen Hunde wurden vorsichti/g: i Drachmen reiner
Uol/i^eist von 18^ B. in den Magen ein/i^espritzt, mit
etwa der dreifachen Menge Wasser verdännt Der
Hund erbrach sich mehrere Tage hindurch öfters, war
sehr niedergeschlagen und frass nicht. Noch in S fol-
genden Tagen wurden, je 3 Drachmen und Vt Unze
Holzgeist injicirt, worauf wieder Erbrechen folgte. Von
Berauschung war keine ^$pnr ku bemerken. ,
2. Einem Kaninchen wurde 1 Unze reiner Holzgeiait
von 20^ B« in den Magen eingespritzt. Nach V« Stande
bedeutende Unbehilflichkeit, Schwerfälligkeit im Ganges
bisweilen ein Zittern der Lippen; nach 1 Stunde vjMr
lige Unempfindlichkeit und Bewegungslosigkeit | amce]
strengte und seltene Respiration, schwacher Hera»
schlag, erweiterte Pupillen, Ohren und Extremitäten
kalt. 3 Stunden nach der Einspritzung Tod« Sectioni
die Gefässe der pia mater ziemlich blutreich; Liingeif
gesund, der rechte Ventrikel und Vorhof des Herzens
und die Vena cava voll von geronnenem schwärzet^
Blut, der linke Herzventrikel leer; in der Pleuraboble
etwas blutiges Serum. Der volle Magen zeigte von
aussen ein starkes Gefassnetz, die ganze iniiere Ober-
fläche stark entzündet^ mit aschgrauen) von einem dnn-
der dem Alkohol ganz ähnlieheii Flamme; ebenso besitai er UM
das - gleiche. Losungsvermogeo wie der Weingeist, und ist mU
Wasser, Weingeist etc. nach allen Verhältnissen mischban Der Holi^
geist ist, wie der Weingeist, zusammengesetzt aus KohlenstoiE^ Was-
serstoff und Sauerstoff. Der Holzgeisc wird besonders in Sehwedeli
und England in grosser Menge bereitet und dort beniHzt alt Brennmi^
terial für Spirituslampen, als Losemittel fnr Harze, bei BereUnng rmk
Firnissen u. s. w. statt Alkohol, und in England soll er nir Nachbil-
dung von Rum jetzt schon im Gebrauche seyn. Das Ergebniss des
Yerf/s Untersuchungen ist jedoch der Anwendung des Holzgeistes
statt des Weingeistes zum Getränk oder innerlichen Öebraoch über*
baupt keineswegs gunstig, denn die Kosten der umstftndlichei» Belal«
gung sind sehr gross, und auf der andren Seite ist dessea WiirkaUff
▼OB der des Weingeistes zu verschieden, als dassTon eiaereoMea
Anwendung des Holzgeiates die Rede seyn kdaate^
kdrothen Hof omKebenen brandi^n Flecken veraehen,
die Scbleimhaot gunz erweicht, die Gallenblase voll
von Krflner Galle, Harnblase leer, das Rfiekenmark nomuü.
8* Einem sehr f^rossen and alten Kaninehen wurde
1 Unze Holsj:eist von nor 10* B. in den Magien injicirt.
Der Herssehlaf: wurde merklich beschleanig^ , die Re-
spiration hiuflf^er, der Athem seilte aber keinen Ge-
roch nach Holzf:el8t; nach V« Stunde Unbehilfiichkeit
des Gan/pes, besonders in den hintern Pässen; das
Thierchen bleibt traurig: und unbewejcHch auf derselben
filtelle sitzen; die An^en sind matt und trab, und trie-
fen; bisweilen ein convulsivisches Zittern der Oberlippe
und Nase; nach 5 Stunden sehr f^rosse Sch'wiche, eine
Art Lihmung; derHerzschlaji^ ward j^anz klein, schwach
und häufig i am 2. Morgen Tod. Seciion; Magen ent-
zfindet ; entzöndete Stelle am lieber j^anf: des Dfinndams
In den Blind- und Dickdarm; sonst Alles normsL
4. Chemisehe Wirkung des HohgeüteM auf das am
'der Ader gelassene BluL Holz^eist zu frisch aus der
Ader gelassenem Blute zugejrossen, macht dasselbe so-
'H^leich gerinnen; es bilden sich weisse Klämpchen —
jl^onnener EiweissstolT des Brntsernms» — Ganz die-
selbe Verfinderung bewirkte Spir. vini rectificatissimus
in einer andern Menge desselben Blutwassers. Wird
aber Holzgeist oder Weingeist in verdänntem Zustand
zugegossen, so bemerkt man erst nach 1 Stunde die
kleinen weisslichen Flocken und Klämpchen von ge-
ronnenem EiweissstolT. Durch Holzgeist oder Wein-
geist wird die Gewinnung des flössigen Faserstoffs 6e-
addeunigt. Auf den Cruor aber scheint weder der
Holzgeist noch der Weingeist eine besondere Wirkung
SU haben.
& Einem jungen Hunde wurden 2 Drachinen reiner
Bolzgeist von SO® B. in die linke Vena jng. externa ein-
gespritzt. Beschleunigter und ungleicher Puls und
Herzschlag, taumelnder Gang kurze "^t, beim Athmen
kein Geruch nach Holzgeist; schon nach 10 Minaten
b»l(9 3ich 4er HiuhI vallMmni^p erb^lt; fraas wieder,
zeigte keinen Darst. -*
6. Demselben Bande wqrde 9 Wochen 9p4ter Vi
Unze reiner Uolzffeist, von S20^ B. in die rechte Vena
ju^t ext* injicirt; hiofi|;er, sphwacher) ungleicher Hers-
schlag^, ach wankender Gan;;, Traariffkeit ; nach 1 Stunde
Erbrechen mit heftigem Würgen^ alle 6-^15 Minuten,
Onrat, kleiner, frequenter Puls, iuaserate Schwäche am
andern Tage, will nicht fressen und nicht saufen, kalte
Extremitäten, matter Blick, seltene und erschwerte
Respiration, zuletzt war die erbroct^ene, zfihe, gallige
Flüssigkeit mit etwas Blut vermischt; der Hund ver*
schied sanft, ohne Convalsionen,^19 Stundeii nach der
Injeetion« Sectipn: Gehirn nnd Lunge ganz gesiuid*
Die Hohivenen und die rechte Herzbdfte waren gan»
voll von geronnenem, schwarzem Plqte; auch in dem
linken Vorhofe und der linken Herzkammer fand sich
etwas Blut von derselben Beschaffenbeit. Die Aorta
war leer, die innerste Haut der GeCIsse in der Aorta,
dem Herzen und der Vena cava snp. nnd inf. weiss,
nicht entzfindet. Nerv* vag. und symp. und ihre Ge«
flechte normal; Leber normal, Gallenblase strotzend von
Galle, Milz normal, Magen zusammengezogen, leer; die
Magenschleimhaut heftig entzfindet (purpurroth), beson-
ders gegen denPylorus zu; Duodenum war mit galligem,
zähem Schleime angefällt, nicht entzfindet; sonst AU
les normal*
7. Einem 7 Wochen alten Hunde wurde V» Unze reiner
Holzgeist von 80^ B. in die Vena jug. ext« injidrt; so-
gleich asphyktischer Zustand; — starb nach 9 Minu-
ten. SedJoii sogleich vorgenommen: Lungen normal,
zeigten beim Durchschneiden starken Holzgeistgerucb ,
das Blut in der rechten Herzkammer schwarz, klum-
pigy geronnen, ebenso in Vorhof und Hohlader; im lin-
ken Ventrikel noch hellrotbes, flfissiges Blut Das Blat
im Henen roch stark aaeb Holzgeist« Sonst Alles nar*
■aL ~ Daaaelbe ReanUat sah GantA von Alkobal;
er leitet den pUMslieheit Tod besonders von der Con-
gttlation des Blates her a. s. w. —
8. Vermche am Verf. selb^. Er trank öfters, mit
mehr oder weni^^r Wasser Terdfinnt, 8 Drachmen bis
V> Unze reinen Holz|^eist von 15—28^ B. Die Wirknni;
war im Allg^emeinen Jedesmal die nämliche. Der Holz-
gtl»t hatte im Monde einen ei/ipentharolichen , nach dem
Grad der Verddnnun^ mehr oder weniger brennenden
Geschmack, ein Ähnliches Geffihl erregte er im Schlünde.
Darauf stellte sich ebi onan^nehmes Brennen in der
Mägengegend ein, zu dem sich dann noch ein wider-
liches, von JBrechreizung und stärkerer Speichelabson-
ierung begleitetes Aafstossen gesellte, weiches bis-
weilen 8 Standen lang fortdauerte. Dieser unbehag-
liche Zustand verlor sich allmählig, ohne eine länger dau-
ernde Störung zu hinterlassen. Auch wenn der Holz-
geist in sehr kleiner Menge, und mit so viel Wasser
verdünnt getrunken wurde, dass sein brennender Ge-
schmack gar nicht mehr wahrgenommen werden konnte,
hatte er doch vermehrte Speichelsecretion, leichte Uebel-
keit, und von Zeit zu Zeit erfolgendes Aofstossen zur
Folge. Neben dieser nauseosen Wirkung, und der in
ihrem ' Gefolge erscheinenden Müdigkeit und Neigung
zum Schwitzen, konnte Verf. nichts von der allgemein
belebenden und excitirenden, und noch viel weniger von
der berauschenden Wirkung — selbst bei einer Dosis
von V2 Unze — bemerken, die der Weingeist hervor-
zubringen pflegt —
Aeldum smlpliurleniii. — Vergiftung. —.
(Vgl. Hygea IX. pg. 118). Ein kräftiger Arbeitsmann
von 80 Jahren verschluckte absichtlich gegen 6 Loth
cohcentrirter Schwefelsäure und zog sich dadurch eine
heftige Entzündung der die Mundhöhle, die Fauces, den
Larynx, Pharynx, Oesophagus und Magen bekleidenden
Schleimmembran zu. Die Entzündung verlief äusserst
acut und tödtete schon am Ende des 2* Tages nach ge-
schehener Toxication durch Soffocafion. Die Obduction
die ganze Sehleimbaat des Mundes und der Frni-
ces aaf/(eIockert und weiss und die leiastern so hngp^
sehwollen, dass ihre PermeabllHit fast j^Annfich aofge-^
hoben war* Die Anscbwellon/D: erstreckte sieh aueb
nach dem Pharynx und dem Kehlkopfe hin, der Kehl»
decket war weiss und so dick und auf^lockert, dass
er die rima ^lottidis fast ganz versehloss. Eine ihU'»
liehe Beschaffenheit zeigten die ventriculi Morgagni
nebst der den Schildknorpel begleitenden Schleimhaut;
An dem obern Ende des Oesophagus fiel eine schwarze^
brandige Stelle von der Grösse eines Viergroschen-
Stucks in die Augen. Im Uebrigen war die Schleimhaut
desselben, wie die der obern Hälfte des Magens, sehr
geröthet und aufgelockert, die untere Hälfte des letz^
tern dagegen zeigte sehr verdickte, ausserhalb dun-
kelrothe und auf der innem Fläche mit dicken, schwär-
zen, brandigen Massen bedeckte Wäride. Der Pylorus
war völlig geschlossen. Im ganzen tractus intestino-^
rum war nichts Abnormes wahrzunehmen. — Rust's
Magaz. für die gesammte Heilk., 58. Bd. S. Hft. pg. 968
Dr. Frank. '
Aeonitiim IVapelliu* — Vergiftung. — Die
Gazette des höpilanx, S6« März 1889, enthält einen In-
teressanten und merkwärdigen Aufsatz, von Dr.PsRSTBA
zu Bordeaux ; verschiedene Vergiftnngsfälle mit Extract
Aconit. Nap. betreffend. Diese Fälle sind besondere
desswegen bemerkenswerth , weil sie die R. A. M* h.
bereichern und im Ganzen die HAHNBMANM'schen Erfahr
rungen bestätigen. — Im Mai 1888 wurde ein Mann
von 46 Jahren, mit acutem Rheumatismus behaftet, im
St. Andreas-Spitale zu Bordeaux aufgenommen ; am 19»
Dee. Calso* 7 Monate später) litt der Mann noch an sei^
nem Gliederweh, welches der Beschreibung nach ein
einfacher Rbeum. war; alle Mittel waren vergeblich
gebraucht worden; ungeheilt kam der Leidende in el*
nen andern Krankensaai unter die Pflege des Dr. Pn»
bitra; die Krankheit schien ihren Sitz vorzäglieh •
Kaiegeleiik autgeBcMugen sa haben; der Kranke
sehieppte sieh nor mit Muhe an Krfieken fort. Dr. Pb-
nsTBA. behandelte ihn nan mit E^tr. Aeon. aleohoL^
Morias and Abend« t Gran, Naeh und naeh stieg: ^
Ma auf 10 Gran tflg'Iieh. Schon 10 Tage lang war man
bei dieser Dose {c^blieben, der Kranke war viel f^ebes-
aert, er 'ieng ma, besser einhersn^hen, die Artieaiatlon
whien auf den Normalasustand zorick^kehrt an seyn^ als
aaf einmal die Provision des Aconit-Extracts erschöpft
war und man bei dem Lieferanten eine neue Qnantltfit
bestellen musste* Von diesem neuen Extract erhielt
Pat; verschiedene Kranke in einem andern Service hat-
ten auch davon erbalten, als an einem Morgen mehrere
Vergiftnnicsfille im Spitale beobachtet wurden. Fol-
l^de Zeichen erschienen bei unserm Kranken. — Um
ft Uhr Morgens hatte er 5 Pillen vom neuen Extracte
genommen. Nach V« Stunde empfand er wie gewöhn-
lich ein gewisses Zittern und Kriebeln in den Gliedern^
von stechenden Schmerzen begleitet. Diese Zeichen
verschwanden sonst nach Vi Stunde, jetzt aber wurden
die stechenden Schmerzen immer stärker, das Zittern
der Glieder gieng in wahre Convulsionen ober. Im Hals
■nd Mund ein heftiger Pfeffergeschmack. Bald dar-
auf auch Erbrechen alles Genossenen. Wihrend der
Convulsionen verlor der Kranke das Bewusstseyn ; kam
er wieder zu sich, so waren seine Augen geblendet;
ein fixer Kopfschmerz, wie wenn ein heisses Stuck Ei-
sen um den Kopf herum gespannt würe (s. Hahnbmaiin,
B. A. M. L. pg. S7— 44). Auf die Convulsionen folgte
«in häufiger, starker Schweiss ; Puls ungleich und lang-
sam (malt giebt ein Caffee^Infumm als Antidot). Um
10 Uhr, 5 Stunden nach der Einnahme der Pillen, er-
schien der Arzt Dr. Psrbtra ; bis dahin waren die Zei-
chen von einem Interne beobachtet worden. Dr. P. fand
den Kranken in folgendem Zustande: Bleiches Gesicht,
sehr bewegliche Augen; Ausdruck von Angst und Un«-
nM im Gesicht, — der Kranke ist ungeduldig, wirft
sldi annibif henm miil vertodert n^erne seine Lftge.
Er spricht ^rn «nii schnell, was gegen seine Gewohn-
heit ist; kalte Zanj^e wie bei Choleralinuiken, Gefähl
von Brennen in Schlünde, Erbrechen von schleimigen
Materien. Reiirirmtio alta^ S5 Athnungssäge in der BU-
nnte, Pais 64, angleicb, weich nnd voll, wie wenn die
BlatoMisse die Arterie nicht aasfdllte. Aoscnlfation:
vorne natärliehes Atbmen, hinten aber mocöses Bas-
sein ; das Hers neigte einige auffallende Symptone, die
Spitze des Hersen^ schlug nur einnal an die Brostwand
an, wflhrend der Pols doch 3 deutliche Schlige fOblen
liess, nwar waren die Schiige der linken Hen&kaniHier
gieichneitig mit den Pulsschligen , das rechte Hera-
ohr schien in einem bestindigen convolsivisclien Zn-
stand nn seyn; denn seine Bewegungen waren sehr
schnell,* unordentlich nnd in keinem Verhiltnisse nu den
Schligen der Herskammera — Die Glieder ilengen an
sich allmihlig zn erkflUen; kein Stuhlgang; Synapismen
nnd warme Glasglocken erwfirmen die Glieder nicht—
Ein anderer Hovnker war wihrend dieser Zeit an den
Folgen der neuen Aconit -Pillen gestorben, nnd »war
wie es scheint, an allmShUgem Erstarren der Circula-
tion nnd Bespiration. *— Um diesem fatalen Besultate
yorsabeugen, gab Dr. Persyba ein Guaeo - Decoct , in
der Absicht, die Hernschlige nnd die Bespiration nu
erwecken nnd zu bekriftigcn. Guaco hatte dem Dr.
Pootha herrliche Dienste geleistet in der allgem. Pe-
riode der Cholera« *> Neben dem Gtioco» Decoct gab
P. eine Portion mit > Drachmen Ammon. liq. — Am
Abend entstand eine heilsame Beaction und am andern
Morgen war der Kranke gesund, ja von seinem Bhen-
auitismos war auch keine Spur mehr da. — Die Gasette
de aante unterhfilt uns nun mit langen Betrachtungen
fiber die Verschiedenheit der Wirkungen der verschie-
den-bereiteten Extracte. In wiefern aber das neue,
•I «. flürfea DL w Sü
M heftiit wirkende Extniet verschieden war von den
friher i^ebninehten un 8l. Andreas-Spitale, das konnte
nicht ernittell werden. — Fir ons erheilt es aber klar
nnd denliich, daaa Extracte schlechte, unKaverldasi/re
Arzneimittel sind; dass ein höherer oder niederer Grad
der Tenperatur wfihrend den Abdanpfen die Qoalltat
des Extracts verändern kann« Wann werden die Aerzte
es einsehen, dass Succos recens mit Weingeist die ein-
fachste nnd zuverlässigste aller Arzneifornen ist? —
Uebrig^ns ist es auch nöfrlich, dass in gewissen Lo-
calitäten mehr oder weniger Aconitin in der Pflanze
verarbeitet wird. — Die medicinisehe Gesellschaft za
Bordeaux unterhielt sich in einer ihrer Sitzun/D:en mit
diesen Aconit- Ver/B^'ftungen, und Dr. Perrin, auch Arzt
am St. Andreas -Spitale, erzahlte die Yergiftungsge-
schichte des Mannes, der nach Einnahme der frischen
Aconit -Pillen ^^estorben. Dieser hatte auch an rheom.
Beschwerden gelitten, war schon ziemlich durch den Ge^
brauch des Sturmhnt - Extracts gebessert, als er auch
am IS* Vebr. 1838 vom frischen Extract erhielt. Der
Tod trat nach 4stöndigen Schmerzen ein. Die Haupt-
Symptome waren: ein ungeheurer Brennschmerz im Halse,
Brechen, später kalte Schweisse, Bangigkeiten, ängstli«-
ches Umherwerfen, Ohnmächten, allmähliges Aufhören der
Respiration und Circulation, kleiner Pols etc. Das Ergeb-
niss der Autopsie war folgendes: das Gesicht trägt noch
die Spuren von Schreck, die Hirnadern sehr injicirt,
die Hirnmasse mit schwärzlichen Punkten bezeichnet*
Das Lungenparenchym von Blut strotzend, und beinahe
nicht mehr knisternd; die linke Herzkammer leer, die
raohte mit einem gallertartigen Blutklumpen angefüllt.
Leber nnd Milz mit vielem schwärzlichen Blute erfüllt;
der Magen trägt auch Spuren von bedeutender Conges-
tion; Nieren, Harnblase und Rückenmark wurden nicht
untersucht.— In dieser medicinischen Sitzung wurde viel
KMtritten über die Anwendungsart des Aconit- Extrac-
tea; allein ausmitleln konnte man nicht, warum das frische
Extract so njrelMsre Wirki
Mtn betn/gte 4cm Apstheb
dieser behauptete, es ass
zo haben, voa Plaasea« iKe fmch i
jl^omiiieiL
• Ref. beaerkt aach, ^ass die Aatapsi
Aconit beaaodera aaf He aeapiritiaai
Organe wirkte aai daas seiae Haaptwvki
Or^ne eine Stockaafs: des Blatea ia
zo seyn scheint. — Die hcftiipai Sfmfimme mmä tm
die R. A. M. L. aiBder wichti|r, «rc3 ana sie ab
aas heftijfe Zeichen eiacr Bcsctioa des Oieaaisaaa
sehea kann; Zelcbea, die far die apcoC ürnifaaif
keineai hohen therapeatische» Werthe
CDr.
Ao{i:enthraaea veraraacheader Gemeb, sowohl
mes, — Nach
presstea Schwaanaea,
scharfes Breaaea im Mwmie^
pfer, sich stets
lang:.
Abwd (Dr. J): Kaeh >/b Stande ortaocrzhaftM Slaxiea-
drfieken, daaa Mor AaTstasoea, wiederholte Sr«ehaei*
gon^, anhaltende Aajceaochwiehe.
Gekoehier^ mugepreMtler Hekmmmm (Dr. diät). Xaeh
eiaigen Minnten acieadicb heftiger, hreaaeader MMtgem^
Schmers, der ia die Esipiadaai: obergieag« als dricke
eia sich bewegeader, stumpfer Kirprr ha Slaxren, ihn
bald da, bald dort scheinbar aas einander dehnend, mit
Uebelkeit nnd grossen Ekel, starkem Aofstossen, Au-
geaschwiche.
JVocA dem Oermm einee Gerichtes des (mit Oel, Pfef-
fer nnd Zwiebeln) bereiteten Schwammes: Nach V4
Stande plötzlich grosse Schwücbe and immer wach-
sende Beingstigong im Magen; nach einigen Minuten
318 PjMWI* M0p€ti9rtMtll^
M befti|:er Sebwindel, dMs Pat ins Bett gieituf^n wer*
den masste, da er weder ko eitzeo noch zu isrtehen ver-
mochte« Zugleich heftiges Erbrechen mit der angst-
vollen Empfindung, als hienge der Magen an einem Fa«t
den, der alle Aagenblicke abreissen wollte) dabei eis-
kalter Gesichtsschweiqs und stets erneuerte Ohnmach-
.ten, schon vom Bewegen des Kopfes oder durch Reden-
bdren, noch gemehrt durch wohlriechende Geister, ja
selbst durch Essig, der Pat« unerträglich war; Panch
aufgetrieben, gespannt; Durchfall. Puls schnell, höchst
schwach. Bei den heftigen Beängstigungen plötzliches,
heftiges Verlangen nach eiskaltem Wasser. Genuss
desselben bewirkte allmählige Abnahme aller Zufälle,
selbst der Durchfall hielt nur noch einige Stunden an.
Acht Tage hindurch hielt jedoch noch ein, gleichsam
geringerer Schmerz im Bauche an, mit solcher Empfind-
lichkeit desselben, dass Pat ihn weder berühren noch
hosten konnte. Auch dauerte mehrere Tage lang Ekel
vor Wein und Fleisch und der widrige Geschmack des
Sehwammes. — Der Oenuss von kaltem Wasser üH"
derie stets rasch wid dauernd, (v. Krapf, bei Lenz,
die nützlichen und schädlichen Schwämme. — Dr. Kurtz.
AloC. — In einer Stadt, wo man angefangen hatte,
das Bier, mit Aloe zu würzen, wurde das BIntbrechen
gleichsam endemisch. .(Der Gebrauch von Alaunmolken
half stets sicher.) Nsumann v. d. Krkhtn. des Mensch,
f., 616 — Dr. KunTz).
Almneii erud. — 1. Angina. — Dr. Schbodt
lisst häufig bei beginnender Angina eatarrhalis Pulver
▼M AI. auf Tonsillen und Zäpfchen streichen, und ver-
bitete dadurch in vielen Fällen die Ausbildung der
Entzündung. (Conf. Hyg. IX. 1S4. 10. Sachs, Hand*
wörterb. d. prakt. A. M. L. I. S58). — (Prov. San. Ber.
▼. Pommern. 1687. L 198.
t. Bei einem starken, anhaltenden Herzklopfen ei-
nes 8jährigen Mädchens, höchst wahrscheilnlich mit Er-
w^Urmg des Herzens, sah S. nach mehrtägiger An-
Pkmm. MUperiorium. 809
wendoog des AL grotme Erleichteronf^. Sknvliii, Htadb.
d. spec. H. U. L« Conf. Hy/f^. IX« lt4. 8. — Or Kurm.
Ammoniuiii murlatleuiii. — 1. Hypertraphia
uteri. — Eine starke, wohl^^^enährte, in kinderloser
Ehe bebende Fraa von einigen 40 Jahren, bis dahin
stets gesund, fien^; an, an profuser Menstmation zu lei-
den. Mit der Zeit beschränkten sich diese Blatausson-
deronf^en nicht auf die Periode der Menstruation, son-
dern kamen j^anz nnrej^elmassii^, worden immer er-
schöpfender und zogen einen allgemeinen kachektisehea
Zustand herbei* Hoher Grad von Magerkeit, mattes
Auge, schmutzig gelbes Aogenweiss^ fixer, brennender
Schmerz in der linken Höfte und anhaltende . Brustbe-
klemmungen. Die von Dr. Mass in Anclam vergenom-
mene Untersuchung zeigte einen tiefen" Stand des Ute-
rus^ das Collum und die Winde desselben^ so weit sie
erreicht werden konnten, stark intumescirt, jedoch ohne
scirirhöse Hirte. Diese Hypertrophie des Uterus wurde
als die Ursache der Blutungen angenommen und der
Salmiak in Pillen in grosseren Dosen dagegen in Ge-
brauch gezogen. Nach zweimonatlichem Gebrauch des
Mittels, unter strenger Diät, möglichst vieler Bewe-
gung im Freien und wöchentlich dreimaligem Baden in
Laugenbädem war der hypertrophische Zustand des Ute-
rus fast bis auf jede Spur versehwunden* Die Blutun-
gen hörten auf und mit ihnen alle übrigen Beschwer-
den. «) Casper's Woehenschr. N. 48. 1838. Dr. Noack.
t. Satmiak-Intowieathn.^ Hn Hofr. Gumpkrt hat die
bekannten Yersoehe wiederholt, nach denen durch Salmiak
in Leberieiden, bei Gallensteinen, Fettgesehwölsten,
Hamblasenblennorrhöen, Strictoren und Verengemng der
Harnröhre, inveterirtem Tripper, selbst in desperaten
Fällen ganz entschiedene Hilfe geleistet wurde. WeM
•) Brlnnert an die Wirkoas des Salmlake bei B|yf«rtre|Ue iar
^reeiata.— 6s.
400 Pktnrm. Reperlorkm.
Terf. mit kleinem Dosen, z. B. V< — 1 Drachme in S4
.Standen, beginnen liess and den Salmiak (den er am
liebsten rein in Solution oder mit Succos Liquirit., oder
eadfich mit ir^^end einem wfissrij[^en Extract CO ei^^t)^
allmäbli^^ durch Zusatz von einer Drachme von 3 zu 3
oder 4 Tagen dergestalt steigerte, dass endlich Jbinnen
•4 Stunden 4^6 Drachmen verzehrt worden (welche
Anwehdongsart ihm gänstigere Resultate geliefert hat,
als wenn er längere Zeit hindurch eine and dieselbe
Quantität in einer bestimmten Zeit consumiren liess),
so beobachtete Verf. folgenden Complex von Ersehet-
Bangen, den er als Salnüak '- Intoxicätion bezeichnen
mSchte. Wird n&mlich der Gebrauch des Mittels in oben
angegebener Weise nur mit einiger Regelmfissigkeit
durchgeführt, so hat der Kranke gegen den Scblnss
der 4» Woche mindestens ein halbes Pfund und mehr
Salmiak consumirt — Ist dies geschehen, so stellt
sich, zuweilen früher, manchmal auch später, ein
Symptomen -Verein heraus , der in jeder Beziehung
dem Status pituitosus gleicht, in Folge dessen sich der
Kranken ein kaum zu überwältigender Widerwillen ge-
gen dies Mittel bemächtigt, so dass zuweilen der Ge-
danke daran schon Ekel erregt. Das Auge wird matt
und bekommt einen eigenthumlichen, gläsernen, wiss-
rigen Schein; Mattigkeit, Trägheit nnd Abgeschlagen-
heit befällt dön ganzen Körper; die Zunge wird weiss
belegt ; die Kranken fühlen fortwährendes Rieseln zwi-
schen Fell und Fleisch, räuspern sich beständig, fcräeh-
fien^.weil es sie im Schlünde kitzelt, ohne indess viel
SeUeim heraufzubringen, fühlen Leere im Magen,
•hne sich jedoch Nahrungsmittel zu nehmen entschlies-
seo so können. Die Transpiration ist gewöhnlich ver-
mehrt; Seh weiss bricht, so zu sagen, bei jeder Be-
wegong aas. Es wird viel Harn, der stark ammonia-
kalisch, zuweilen auch moderig riecht, meistentheils
aber klar bleibt, ausgeschieden. Durch den Stuhl ent-
leeren die Kranken bisweilen glasigen, zähen Schleim;
Pharm. Repertorhtm. 401
Jedoch ist dies nicht constant, so wie Verf. aach Durch*-
fälle selten wahr^renommen hat. Bei diesem Zustande
verbleibt es gewöhnlich nicht lan^e: den Kranken wirft
ein Fieberanfali adfs La^erV welcher mit Frost und
Hitze anfängt ^nd mit sehr profusem Schweisse endi/g^t
Nach dem Paroxysmus, der, wie ^esa^t, gleich jedem
^anz /gewöhnlichen Wechselfieberanfalle) ohne beson«
dere Erscheinnnjsfen verläuft, tritt sehr bald vollsten-*
iige Interroission ein, in welcher die obigen Prodromal-
Erscheinungen, was bezeichnend ist, bald schwinden ^
nur der Ekel gegen den Salmiak längere Zeit anhält, und
in welcher sich auch eine sichtbare Erleichterung aller
vorhandenen Krankheitsbeschwerden bemerk lieh machte
wo diese fehlt, da pflegt sie in der Regel nicht minder
bei allen nachherigen Paroxysmen auszubleiben, die
(Verf« hat 5 dergleichen Fälle aus einem Zeiträume von
IV2 Jahren vor sich) ganz charakteristisch den ^eben^
tägigen Typus hatten. Sie kehren wieder und stellen
sich regelmässig ein, so lange der Organismus noch mit
Salmiak hinlänglich gesättigt ist, bleiben aus und werden
schwächer, sobald der Sättigungszustand sich verliert:
ein Kunstproduct , das man so lange willkfihrlich her«
vorrufen kann, als man es zum Wohle des Kranken für
nöthig erachtet (!?). Den zur Erläuterung beigefügten
merkwürdigen Krankheitsfall glaubt Ref. nicht ubergehn
zu dürfen. Man denke sich einen fast 50jährigen Mann
von mittlerer Grösse, mit breitem Gesichte, dessen
Breite durch ein starke», unter dem Kinne herabhän-
gendes Fettpolster noch vermehrt wurde; man denke
sich einen starken Kopf mit breitem Nacken, welchen
eine runde, von einem Ohr zum andern reichende Fett-
wulst zierte, — zwei kleine, durch die Wulst nach
vorn gedrängte, abstehende Ohren, dazu gelb schat-
tirte Augen, fahle Gesichtsfarbe, laxe Wangen, spär-
liches Haar und man hat ein treues Bild des Kopfes
von des Verf.'s Kranken. Man stelle ferner diesem
Kopfe ein fein construirtes Knochengebände unter,
Mt Pluurm. Bepertarium»
nui/Kere EMnde und Ffisse, dürftig genährte Arme und
Schenkel, bringe damit naf jedem Arme ein vom Delta-
maskel anfangendes, ober die Schalter fortlaufendes,
bis in den Nacken und auf die Brust reichendes, die
Achselhöhle füllendes, starkes Fettpolster, einen laxen
Schmcerbauch , endlich B Hinterbacken in Verbindung,
um deren Fülle ihn so manche Dame unserer Zeit be-
neiden möchte, und man hat eine lebendige Vorstellung
von der possierlichen Figur, die unser Kranker darbot,
ato er entkleidet war (= Fettsucht). Derselbe wurde
der Salmiakcur unterworfen, da Verf. dies jähre«
«
lange Uebel nur mit einem specif, Leiden des Leber-
und Gallensystems in Beziehung setzen konnte. In der
%. Woche stellte sich die Septimana ein, die 4 Wochen
hindurch an jedem Donnerstage regelmassige Anfalle
machte. Der 5. Paroxysmos war schwach, der 6. blieb
aus, der 7. wurde durch wiederholte Gaben Salmiak
hervorgerufen* Die nächstfolgenden erschienen Bicbt,
da mittlerweile die Cur durch äussere Umstände unter-
brechen wurde. Als aber der Kranke aus der Behand-
Inng schied, war der Bauch zusammengefallen, von der
Wulst, im Nacken nur noch eine Spur vorhanden, die
Nates waren gesunken, so dass die Kleider um ein gut
Slfick enger gemacht werden mussten, und in gleicher
Art halten auch die Schultern und deren Polster abge-
nommen. Nach jedem Paroxysmus war das Schwinden der
fieschwülste zu sichtbar und zu auffallend, als dass es in
Zweifel gezogen werden konnte, so wie nicht minder
das Allgemeinbefinden des Kranken eben so sichtbar sich
lieaserle. Vor der Salmiakcur war das Verdauungsge-
•chfift unregelmässig vorsieh gegangen: Appetitlosigkeit
wechselte mit Heisshunger, Verstopfung mit Durchfall»
INese Erscheinungen vorloren sich gänzlich, die fahle
Gesichtsfarbe machte einer lebendigem, gesundern Plats,
das Fleisch wurde fester, die Conjunctiva entfärbte sieh,
die Respiration, welche froher sehr beengt war, weil
Jadenfalls Fetlauanttalangeii auch innerhalb dee Thima
Pharm. BfpertwrinMk
obgewaltet hatten, wurde f^ans frei, so daaa es in der
That za bedauern war, dass die Behaadlaiif nicht wel--»
ter fort;g^esetzt werden konnte* C?J)
Gleiches gestaltete sich bei einem Blasenkatarrh mit
höchst bedeat^hder Harnröhrenrerhaltnnjf, einem Ueb^i^
welches in Fol|;e von häafl|^eM syphil, Trippem eine
lan^e Reihe von Jahren hindurch ^dauert hatte. An-«
fönglich miss^lückte jeder Versuch, auch die dfinnste
Darmsaite einzuführen; nur tropfenweise oder im Strahle
des dünnsten Zwirnfadens sickerte der Urin aus, dabei
floss ein, hinsichtlich der Consistens sehr verschiedener^
Schleim ununterbrochen aus, der die Harnröhre zuwei-
len nur unter den heftigsten Schmerzen passiren konnte.
Die L#eiden erreichten dann wirklich den furchtbarsten
Grad. Erst nach dem ersten Fieberanfalle gelang es^
eine Saite weni/sr^tens bis in die Ge/e^end des Bulbus
urethrae zu bringen; nach jedem Paroiysmns rutschte
sie weiter, so dass der Kranke freudig erschrak, als
sie ihm, der die Application selbst zu verrichten gelernt
hatte, unverhofft, wie Verf. es prophezciht, zwischen
den Fingern hinweggleitete und in die Blase drang.
Auffallend war auch hier die Laxitüt des Gewebes |
welches der Salmiak in dem ganzen Gliede hervorge«
rufen hatte« Der Kranke meinte, es käme ihm bei Ein«
bringung der Satte vor, als ob er in ein Stück fri-
scher Butter steche« Jetzt ist voltständige Genesonjf
von beiden Uebefn eingetreten, die schon seil einem
halben Jahre anhält und daher wohl als radical ange^
nommen werden kann. —
Wie lange der Inloxicaitonszustand (die Wirknngs«
daucr des Salmiaks. Ref.) anzuhalten vermag, will
Verf. vorläufig unentschieden lassen. Die Vorsicht ge-*
bot, in den Fällen, wo der 8. Paroxysmus der Septimaaa
intensiv geringer, als die frühern, war^ die einmal ge«
gebene Richtung durch wiederholtes Darreichen des
Salmiaks sn erhalten; indess kann man, glaubt er, auf
8 nml 4 Fieberanfälle eicher Rechnirog machen und
IM Pkmrn. Bepertorium. ^
braociit sich in wenij^er dringenden Fällen nicht za
fibereilen, sobald die Abneigang gegen das Amnion,
mar. lange anhält.
Uritaös riechende Schweisse hat Verf. nie beobachtet,
starke Schleimabsonderimgen durch den After seltener
gefunden und besondere Einwirkung auf das Röcken-
mark niemals wahrnehmen können, noch weniger Auf-
regung im Blutgefäss^ oder Cerebralsysteme. Die Quan-
tität des Salmiaks anlangend, so hat keiner von des
Verf.'s Kranken mehr als 8—9 Unzen nöthig gehabt,
um bis zum Grade der Sättigung zu gelangen, wobei
jedoch nicht in Anschlag gebracht ist, was zu Einrei-
bungen, Umschlägen und im zweiten Falle zu Bädern
des Penis verwendet worden. (Berliner med. Vereins-
zeitung, 7. Jahrgang Nr. 36, pg. 179— 180.) ♦) Dr. Frank.
Anthrakokall. — Es besteht in einer Auflö-
sung der Steinkohle im kaustischen Kali. Dr. Polta be-
dient sich der, bei Fünfkirchen in Ungarn gegrabenen,
schwarzen Steinkohle. Er wendet das einfache und das
geschwefelte Anthrakokali an. Das erstere wird auf
folgende Art bereitet: *). Es ist von etwas scharfem
^) In Bezug auf die eben so merkwürdige als constante Erschei-
nung der SeptJmana fällt dem Ref. bei, was er hier nicht unangd-
merkt lassen mag, dass der selige Himly immer zwischen den ersten
Parozysmen aller Wechselfieber (deren 8 erste nach den Vorschrif-
ten der alten Schule bekanntlich erst abgewartet wsrden sollen —
d. h. ohne Chinin oder China) regelmässig Salmiak in Infus« Cham,
gab. — Fb.
**) Man löst kohlensaures Kali in 10—12 Theilen siedendem Waaaer
anf^ setzt der aufwallenden Lösung allmählig so viel gelöschten Kalk
zu, als zur Entziehung der Kohlensäure vom Kali nöthig ist. Sobald
dies geschehen, braust die erhaltene Flüssigkeit >\ eder mit eingetrö-
pfelter Säure auf, noch trübt sie sich bei zugesetztem Kalkwasser*
Diese möglichst schnell geseihte und auf das Feuer gebrachte Flua-
aigkeit witd so lange abgedampft, bis sie zu schäumen aufhört
und geschmolzen gleich dem Oele mit ebener Oberfläche fliesst. Hier-
auf mischt man 7 Unzen des so bereiteten kaustischen Kali unter
beständigem Reihen mit 5 Unzen alkoholisirtem SteinkohlenpuWer,
und, nachdem das Gefäss vom Feuer weggenommen , reibt man das
Pharm, Repertorium. 406
Geschmacke) erregt aii& der Zunfi^e eine Empfindang
von Brennen und löst sich leicht und ^rösstcntheils ia
destillirtem Wasser auf. — Ein /«gesunder Mensch nahm
bei einer aus 3 Suppen des Tngs bestehenden Di&t
binnen 10 Stunden JO Gran davon. Es folgte ein nam-
hafter Orgasmus mit Brennen der Haut, beschleunig^«
tem Puls und Abgeschlagenheit der Glieder. Diese Er*
scheinungen liessen bei der Nacht in der Bettwärme
unter Erscheinung starken Schweisses nach. Am Mor-
gen folgten unter fortwährendem, klebrigem Schweisse
zwei schwärzliche Stuhlentleerungen. Die Haut blieb
noch durch 2 Tage unausgesetzt feucht. — Kranken
gab Verf. 3— 4roal täglich 2 Gran. Einige wurden gleich
in der ersten Nacht auf vorhergegangene flächtige Hitze,
beschleunigten, vollen Puls, vom allgemeinen Schweiss
in höherm oder geringerm Grade mit Gefühl von Bren-
Präparat mit einem erwärmten Pistill «o lange^ ^is es sich zn einem
schwarzen , gleichmässigen Pulver verwandelt. Dieses Pulver fulU
man in gewärmte gläserne Fläsohchen von 1 Unzo und bewahrt es an
einem trockenen Orte auf. —
Das geschwefelte Anthrakokali erhält man, wenn man zu 5 Unzen
alkoholisirter Steinkohle eine halbe Unze gewaschene Schwefelblu-
men mischt, beides zu einem gleichmässigen Pulverreibt und, nach-
dem man übrigens wie beim einfachen Präparat verfuhr, dieselben
dem kaustischen Kali dann zusetzt, wenn es ölähnlich fliesst.
^ Zusatz von Dr, Grisbbeuch. — Nach Dr. K. L. Sigmund in Wien
(BucHNBii's Repert. für die Pharm«, zweite Reihe, Bd. 13> Heft 8)
muss das Präparat durchaus' aus der Funfkircher Steinkohle berei-
tet seyn. Diese Kohle ist nach Bvchnkr bestimmt keine Schwarz-
kohle im engem Sinne. B. Hess eine Kohle aus der Nähe von
München zu dem Anthrakokali verwenden und stellte damit ein
Präparat her, ganz gleich dem von Dr. Polya. -^ B. bleibt übri-
gens bei seiner früher ausgesprochenen Meinung, dass man mit
Glanzkohle Fullgo (splendens) wahrscheinlich auch ein wirksames
Anthrakokali erzielen werde. — Ich habe ein Präparat vor mir,
welches ein geschickter Pharmaceut in Mainz bereitete. Es Ist ein
feines, schwarzes, kiMim ins Bräonliohe hinübergehendes, brennend-
scharf sehneokendes Pnlver.
mh in der Haot ergriten. — - ^i Anderen luuncn diese
JEreciieinoD/i^en ersl den 5., 7», 14., 95^ — Ja erst den
90l Tsf:* Dieser Sehweiss kehrte längere oder kor«
sere Zeit hindsreh endlieh jede Nsrht soröek. Es
folipte ein Gefähl von Leiehti/Bfkeit und Rejefsamkeit, die
erdlihle Gesichtsfarbe verwandelte sieh in eine ge--
snade, endlich in eine blöhende. Nach den Anfhdrea
des nächtlichen allj^emeinen Sehweisses blieb bei vie-
len Kranken noch durch eini^ Ta^e ein örtlicher, an
den vom Aossehla^ befallenen Stellen sorick. Aens«-
serst selten folgte weder ein all/B^meiner, noch ein ört-
licher Seh weiss. Sobald, die nächtlichen Seh weisse er-
scheinen, verschlimmert sich der Herpes; ja es befällt
die Kranken selbst ein Nesselaosschlsj; oder psorisehes
firysipelas. Manche bekommen bei der Nacht an ver-
schiedenen Stellen knötchenförmijce, heftig: jöekende,
morgens aber verschwindende Pusteln. Während diese
örtliche Reaction unbestimmte Tage hindurch dauert,
vermindert sich das nächtliche Jicken, die Röthe des
Ausschlags nimmt sb, die Absonderung krankhafter
Materie wird beschränkt, und ist einfache Flechte 2u-
^ gegen, so folgt offenbare Besserung. Ist die Krank-
heit aber sehr stark, so erscheint das Uebel trota dem
Nachlasse dieses ersten Reactionsanfalles beim Voll-
mond neuerdings und kehrt allmählig in den frähem
Znstand zurück oder es bessert sich. Die beschriebene
allgemeine sowohl als örtliche Reaction genügt cur
Vernichtung der Krankheit nicht; man muss das An-
thrakokali so lange fortsetzen, bis ein deutliches Fie-
ber, welches allein die hinreichende Reaction zor Ver-
tilgung der herpetischen Materie anzeigt, eintritt* Die-
ses Fieber erscheint im günstigen Falle in S Monaten,
oft aber erst in 1— -2 Jahren. Nur im Beginn der Re-
aetion gewahrt man Beeinträchtigung der Verdauung;
später , obwohl das Leben des Blutgefässystems bald
im grössern, bald im geringem Grade erhöht bleibt ,
mtsprechen die Verrichtungen der äbrigen (kgßmn ih«
Phmrm. Mepettorimm. 40t
rer Bestimiiunff. Den Appetit verdirbt es nicht, viel«^
mehr bessert es den schlechten« Die Galien«bsonde«
runf^ vermehrt es; denn es folgt auf eine f:rösser#
Gabe als 8 Gran binnen 24 Stunden, und asf DiMfehler
leicht ^in heftiges Fieber mit Erbrechen gelber odef
grüner Galle, wie auch gallige Stuhlentleening« Den
Stahl beschränkt es nicht Die Aussonderung drs ITrina
vermehrt es in einigen Fällen, Bei etlichen Kranken
setzte der Urin ein reichliches, er^liges, blaues^ deffi
Wänden «nhMngendes Sediment ab. — Das einfädle^
Anthrakolali Äussert seine Wirkung langsamer als das
geschwefelte« — Letzteres, welches fär die Krfit£fleebta
passen kann, trägt aber durch schnelle Wirkung leicht
sowohl itn Kranken, der nach dem Verschwinden der
Krankheit von der Haut sich gesund wfihnt, als auch
den Arf«t, der die Ueilung gläcklich vollendet sn ha*
ben glaubt. Der Verf. warnt sehr vor der Unterdrdk«
kung 4er Flechte, der Krätze, der Syphilis durch drt«
Kche Mittel. Während der ganzen Cur müssen sieh
die Patienten gänzlich vom Fleisch enthalten, alle 6e-*
würze und Säuren meiden und nur Wasser trinken.
Der E6rper muss warm gehalten werden. — Die Flechte
kann sich nach Verf. mit Krätze, Syphilis, Carcinoma
Erysjpelas (Pseudoerysipelas, nach Rust) und mit Le^
pra lompliciren. £r unterscheidet femer eine äussercf
und «ine innere Flechte» tiii kann nach der Meinung
des Terf. verschiedene Organe und Systeme befallen
and diselbst eigenthümliche Krankheiten hervorbringen
z. B. auf die Haare ( Weichselzopf),. die Zähne (Ab*
brftckdn derselben), die Nasenschleimhaut, jauf das
Zahnfleisch, die Sehleimhaut des Rachens, des Magens
(Gastriis chronica); des Mastdarms, der Scheide (chro-»
Bische llennorhde), ferner auf die Venen <Blutaderkno«
ten, weehe auch in einem Organe vorkomaien können:
Hämorrbiden ) , auf die Drusen (Scropheln), auf die
Lange (Tuberkeln) ete. «tc. — Es iat hier nicbt der
4U8 Pharm. Bepertorium.
Ort, diese Ansicht des Verf. einer genauen Prüfung: zu
unterwerfen, (fit. Polta, Beob. über die Flechte etc.,
Leipzig 1837. — Dr. Hampb).
. Aqua firlsldfl. *) 1. Chorea. — Dr. Kirchner
wandte bei einer Chorea stündliche Waschungen der
Wirbelsäule mit einem in kaltes Wasser getauchten
Badschwamme an (4—5 Minuten lang); in der Zwi-
schenzeit wurde oft und vid kaltes Wasser getrunken.
COestr. med. Jahrb. XVI., 216. — Dr. Hampe).
S. Kolhbrechen. Dn Lucas in Erkelenz berichtet,
dass ein junger Mann von «crophulöser Dsithese in
Folge eines Diätfehlers Verstopfung mit vorübprgeben-
den krampfhaften Schmerzen im Unterleib bekommen
habe, wogegen 5 Tage lang eine Menge von Mitteln
vergeblich verbraucht worden waren. Pat. halte hef-
tigen, nicht zu löschenden Durst, kalte Extreonitäten
und brach öfters Koth aus. Mit kaltem Wasser ange-
feuchtete Tücher wurden nun über den Unterleib {elegt
nnd stündlich erneuert, dabei aber alle 3 Stundm ein
Klystier von liLaltem Wasser gesetzt und zum Getränk
ebenfalls kaltes Wasser gereicht. — Kaum war dies
zehn Stunden lang fortgesetzt worden ^ als sich das
Erbrechen stillte^ ein kothiger Stuhlgang eintrat, der
sich bald mehrmals wiederholte und die Besserung dann
von Stunde zu Stunde fortschritt. (Casper's Wodien-
schrift f. d. ges. Ueilk. 1838. Nr. 11).
8. Angina habitualis. — Ein kraftiger, leblafter
Mann in den Vierzigen litt seit mehreren Jihren
fast alle 4 Wochen an Angina faucium et toisilla-
rum, die trotz aller Behandlung jedesmal in Eilsrung
der Tonsillen übergieng. Im Monat Novembe/ 18 —
wurde derselbe wieder von einer solchen Entztadung
befallen, in dem Grade, dass er keinen Laut von seh g^e-
ben und kaum mehr Flüssigkeiten verschlucken kovite. £s
*) Die Mittheilaiigen ana der „Wasserzeitong^^ von In Waisa
^Jjid zu unvollkommen, um aufgenommen zu werden. -*- Red*
Pharm. Eepertarhm. 409
wurden von Dr« Pripnow kalte Umschläge von Eis ver-
anistaltet und nach 3 Stunden konnte Pat. schon wieder
sprechen» Es wurde mit den Umschlägen fortgefahren
und am andern Tage war die Entzündung verschwun-
den. Ein Rückfall ward eben so behandelt (allein auch
einige ,, Deri vantien ^^ angewendet), das Resultat \var
dssselbe. Seit 5 Monaten hat sich keine Spur einer
neuen Halsentzündung gezeigt. Während der letzten
Behandlung bildete sich auf dem Scheitel ein brennen-
der, stechender Schmerz^ der sehr empfindlich wurde,
sich aber auch nach Application einer mit Eis gefüllten
Blase gänzlich verlor. (Casper's Wochenschr. Nr. 49.
1838. Dr. NoACK.)
4. Ufsbergiessungen mit kaltem Wasser bei DeÜT'-
Potator. In einem heftigen und vorgeschrittenen Falle von
delirium potatorum bei einem kräftigen Manne, der täg-
lich 3 Quart Branntwein zu trinken pflegte, waren in-
nerhalb 24 Stunden bereits 18 Gran Opium ohne Erfolg
angewendet worden. Da es darauf ankam, Schlaf her<-
beizuführen, so wurden kalte Uebergiessungen bis znr
vollkommenen Ermattung des Kranken angewendet.
Erst 50" Eimer führten zum Ziele und es war interes-
sant, noch während des Bades eine plötzliche, voll-
kommene Rückkehr der gestörten Geisteskräfte zu ih-
rer Norm und dann einen fast ISstündigen ununterbro-
chenen Schlaf zu beobachten, in dessen Folge völlige
Genesung eintrat. (Bust's Magaz. f. d^ges. Heilkunde,
Bd. 53, Hft. 2. pg. 305. Dr. Frank).
5. Vlcera atonica pedis. ^3 — Unter den zahllosen
Mühen der ärztlichen Praxis ist eine der grössten un-
streitig, atomsche Fus^geschwüre gründlich und dauer-
haft zu heilen. Verf. meint biemit solche, welche ohne
*) Der Aufsatz, aas dem wir die folgenden MittheUungen ent-
nehmen, fuhrt die Ueberschrift : „Ueber die Wirksamkeit \le8 kal-
ten Wassers in Form der herabfallenden Pouche gegen veraltete
Fussgeschwure etc. von Dr. Butzkx.— Ref.
mtfptt OTt ■BCMWCferiMI KCmnMMM BrairtHSi
IMl}ffc#it Md atrM mUcb mcIi wej^ «rjp
SiMlirtMiCM 4«r HmI nrf Zdlha*t ia der U«
4ir linMfciNiAcs BcniiitMlicIiB fMlbcatckn.
MnM|r Idbre «bcr, da« «fl« •otbcrijrrM Hill«
Ma4« elc fir rfi« DweriMAIgfccit 4er Ucümi
WdferliHt «rewibm, wie Vcrt erfahrem. \
NMMntkni iker eine «tebere Beburilaacsweif
Um Mf f^^w AoOe IFmacr In Fwm der A«ia<>/i
OMfcAe«, •> Verf. Mick Am aidit bei den ati
Oeaehwircn atchen, aoadeni waarfte das Wasi
bd den ibri^ea flewhwirkraiikni Miner Ar»
M, M gaeMiUigket; Diät und mtfreebter JStei
Dm IVanerr fiel 6 Faas in einen snunterbi
«tarkm Strahle %ar Erde herab, aad der Krank<
demaclticn in gtwihnUehn Pillen eine halbe,
bdaarlliicn selbst eine gtitt/e Stunde VlgHth
Biekaleht anf Wlltemoji;) M«f(esetxt. — Als
WlrkuBfcen der DoDctie aeij^en sich bei allen
daen ennftcbat ein lebhafter, achrinff ender Seh
GeaehwAft welcher zawellcD so aaerirAglid
ward«, daaa die Proccdar »ehon nach 10 Minul
im elttfrestellt werden musstef demnAehnt al
danhle^ phle^meafoe lUtlie der Haut in der Vt
dta üeaehwfirs und nicht acUen auch eine gtrb
tunjc nas denselben. Nach beendigter Appliea
Dnnehe traten als teomtUr* Wirkaa/ic« her
liltentkUmliehea GenM von Kriebela nd Jicke
OtaekwfirUehef MerkUek erk«h(a Wtra«, Aa
hMilf and rosearstbe Vithumg der «ambcadci
*) Bkr m, wto N» lelctt licht, du &
le Mia <aa |[ew4lMnck
■•gHlh M «ft I
dem Gesdiwir
kranken
zen bei tS Genck
tcn: an
Weiber; an
S Knaben; an
Die Rendüde der V
B^iedenen Geack
a. Bei den herpel. l\riifr irirnrm bewfriie £e Pancfcn
swar mitantec- timgt Bfiacraag, dacli üb keüicB Failn
eine volblindife BeOanjr. Ehecaa erf^t^o» Uietea
Versoehe aarb bei S cnlassalen Färsen Yon Elepb«^
tiasis des Unlerscbenkeb. welche »tefc bei t Jansen
Mädchen dareb eine trirbawalaic Jkuataae ^einldas
hatten. Von aiebrercn Krankes warde die Daaehe
nicht ertrajcen, indes sich bei jeder JlppUafiim
gemein heftij:e. reisaende Sebaierxea in iem leidende»
Gliede einstellten. Bei den ibri^i^en Fat. auehce die a»-
fan Jülich ein|^etretene Besaenni; aiehrentheils wieäer
Rfickschritte and die Tersnche warden daher aach
ner vierwöcbenlliehen Daaer wieder aaf^e^ben.
Wenn fibrigena diese Resnltate fremden Erfahma
xn widersprechen scheinen^ ae erinnert Verf. wieder-
holt daran, dass die Anstalt i^wissermaasflen der .jnm
melplats aller helkolojpsehen Monstra der Provinz WesI»
prenssen ist und dass aaaientlieh die herpetischen Ge-
aehwurfonnen we;;en ihrer hiaijircn Compiication aül
einem trichomatösen Gmndleiden hier zn den bosartiie*
aten Uebeln i^hdren« Jenseits der Oder, wo diese pro*
tensarti/^ Kacheiiie unter hnnderten Ton herpetischen
Geschworen kaum einmal vorkommt, msj: ihre Heilani^
durch die kalte Dooche auch eher /c^iin;^n, und Verl
erinnert sich selbst, bei seinem frühem Aufenthalte in
Berlin eine arme alte Frau dadurch von ihrem herpeti*
achen Geschwibre befreit su haben, dass er ihr anrieth.
41t Pharm. Reperfarium.
alle Abende an einen Bronnen zu gehen und ihren Fass
fleissiir mit Wasser zu bepumpen.
b. Ungleicli /günstiger waren dagegen die Rrfol/g^e des
Dottche bei 2 an &cropbulöser Caries leidenden Knaben.
]• Atubreas Javorskiy 14 Jahr alt, aaf/i:enomnien in
die Anstalt am 89. Jan. 1836 mit caries scrophalosa am
mittlem Tlieile der Tibia des linken Unterschenkels,
welche bereits seit 3 Jahren bestand und die Uaotr an
4 Stellen durchbrochen hatte. Die Eiterabsondernng
war äusserst copiös, die Tibia ihrem ganzen Verlaufe
nach, wie bei der Spina ventosa, angeschwollen und
ao schmerzhaft beim Auftreten, dass Pat nur mit
Hilfe eines Stockes gehen konnte. Nach 6wöcheot-
liehem Gebrauche der Uonche waren bereits 2 Ge-
•ebwdrs&ffhnnjcen völlig vernarbt, die Geschwulst der
Tibia hatte sich beträchtlich vermindert und Pat
kMate ohne Beihilfe eines Stockes wieder mit Leich-
ti|tkeit geben« Indessen vermochte die Donche d«ch
keine vollstindige Ueflung zu bewirken, uigeachtrt
fiieselbe noch 4 Wochen fortgesetzt wurde.
f. J^kmtm irnrMe/^ 17 Jzhr alt, aufgenomuMs am
tl« Mira 1^36 aüt Caries scrophulosa am unter« Tl^dc
des rechte« Oberschenkelknochens von djährigcr Daaer.
Am der iussena and innerm Seite des OhersdMmkcls,
fichl iher dem Kniegelenk, hefaudea sich 3 rarii>se Gc^
mliwate mit starker ^ sehr ihelfiechemder Eiirri^j—
dervng. Das Kniegelenk war theils durch Asschvel-
iHg der nntera ExUemilat des Os femor». th^s
kiankhafte
HäJAe des
%kfioit des Kniegcleaks iisllk
«MMrti&e «hme nlie
Ais KmitiBramiks kniar
vermindert uod von den Gesehwircs war kercits
gänzlich vernarbt Die nbri^a beiileii Geschwire
serten sich ebenfallsi, konnten jedoch selbst dardi
nen 4wöchentliehea Portgebraach der Doaehe
a^ur Heilonjc ^bracht werden.
c. Am wirksamsten erwies sieh die Doaehe jr^irca
atonisehe FuugeMcheüre j indem von 8 damit heham-
delten Fällen die Ualfle vollstindijr geheilt warde.
1« Johann Biets ^ 46 Jahr alt, Matrose, aafjreaim
mcn in die Anstalt am 3. Aug. 183S mit alcrrih. atao.
beider Untersehenkel, welche sich vor 13 Jahren aaa
unbekannten Grfinden entwickelt halten und seit dieser
Zeit nie gänzlich vernarbt waren. Die Geschwire^ i
an der Zahl, in der Gegend der Fassknöehel, sind vom
rundlicher Figar mit dicken, scharf begrenzten Raadera,
über denselben prominirendem, unreinem, sehwaauaigem
Grunde, und copiöser, wasseriger Absonderaag. Fiat»
war in der Anstalt bereits nach der GzaDT'sehen Weise
behandelt worden, welche, ungeachtet ihres mehr-
wöchentlichen Gebrauchs, die Geschwüre zwar gebes-
sert, doch nicht zu einer vollständigen Heilung geführt
hatte. Die Douche wurde hierauf vom 1. Juni bis zoa
21» Juli applicirt und bewirkte in etwa 7 Wochen eiae
vollkommene Vemarbnng aller Geschwüre, so daas
Bless nach einer etwa Swöchentlichen Beobachtung am
18. Aug. 1837 entlassen werden konnte. Flussbäder wa*
ren während der Cur nicht gebraucht
8. Joh. LeiMOy 55 Jahr alt, Arbeitsm., aufgenommen
am 89. Jan. 1837, mit einem vor etwa 15 Jahren durch einen
Stoss entstandenen Geschwüre am untern vordem Theile
des linken Unterschenkels, welches bei der Aufnahme des
Kranken, vermuthlich in Folge unz weck massigen Ver-
haltens, einen phagadänischen Charakter angenommen
hatte. Durch ruhige Lage, Chlorkalkauflösang, spä-
terhin Charoillenänfguss mit Bleiessig, besserte sich
das Geschwür allmählig und der frühere atonische Cha-
rakter trat wieder hervor. Da das Geschwür jetzt vom
414 Pharm. Bepmiarkm.
Uflifinxe beinahe einer halben Hannshand, lfinji:lieii«
runder Pifriir, mit aehr ealiösem und vertieften, anrei-
nem Orunile, l^eine weitem Fortachritte siir Besserang^
machte, «o wurde am 9. Jani die Dooche in Gebraoch
Keaoffon und bis Kum 18. Juli, also etwa & Wochen
hindurch, fortf^eselzt. Pat nahm ausserdem noch 6
PluaabJIder und wurde in Fol^e dieser Behandlan/p
ItAnalieh wiederher^restellt, ao dass er nach einer noch
IStAf ixen Beobachtung die Afistalt am 31. JoU 1837 wie-
der verlaasen konnte.
8» JPeler ZokoUy SO Jahr all, Dieastkneeht , wäfgt^
lommeii den t& Mars 1837 mit einem atonischen Fuss-*
^IK^aehwär über dem iassem Fassknochel des rechten
Unterschenkels. Das Geschwir hatte eine mndiiche
l%iir^ die Grdsse etwa eines Thalcrstiekes aod cal*
Hae^ aarxewarfeaa Riader mit eiwNa vertiefteB, nnrei«
UM Grande and spirlicher lym|ihnlischcr Eiteralisnn-
detnaijt. Ga entwickelte sich vnr etwa 7 Jahren aus
mhtkannten ITrsarhen nnd wideralnnd seil dieser Zeil
ai»lhfwcn^ achan nasser der Anslnll j^ehmnchlen Cnrcn
aMU ct%ft^)ier Hnrlnickij^keit FiaL heahnchlete vom Tag«
aaiinirr AnAiahme an eine nnnnsgtesttmle rahi;re Rocken-
|%jp^ jm Ikll^i) wahei das Gesiriiarir bmI aastrockaea-
4itn MJIleln,, JUnk^alian, Efehenrindendecact nad festen
|£hi>0iC^^M^ren hehandcH wnrde. Da dies Vcrfnhrcn
nJMit an «in^r valMind^en Builmm fnhrte, so worde
om ^ ^op 'K^r ipooi^iv qp^wnNiiie«^ oeom irctcocr i^i*
ÜHKilh A l<>«aAh**fir jBciwnnthtti> AmtSw Anji^., ahn
«|>0ii'n % W^M^Kt^s war das tBemliarir hereils xU&g^
aiaiHMt nwa Npm* 'wn^^cfiPtno vevaiena mo Ansiau
HM^tWe^ lliNtlka^M«^ nm 9i Sefpl. 1S37.
4 V^mi^ V^^mmm^ IS Jahr all, Arbeilsmaam,
jioiaNrrmw^rn nPiÄ ^n. •^mn Sosr bbw ocooiscBeB oesco'
Ml t»««i#M l1M«l«dhMlodK ^if^Mie sich vor etwa 5
fn X'waiMillShilJ^ aNRSi «hMa hetpclischen Grandleidea
eines Thalers ^ befanden sich in der Geilend der Fass-
knöchei, hatten eine länglieh runde Fij>:ar, dicke, fest
anliegende 5 scharf bekränzte Ränder und einen promi-
nirend^n, schwammigen Grund, mit copiösei', jauchiger
Eliterabsonderuiig. Der Kranke gebrauchte vom 9i.
Juli bis %nnk 30* August, im Ganzen also etwa 5 Wo-
chen, die Douche und nebenher noch 6 Flussbäder,
worauf sämrotliche Geschwüre vollsländig vernarbtea
und die Entlassung des Genesenen nach einer lOtigi-
gen Beobachtung am 9. Sept. 1837 erfolgen konnte. ^)
(Berliner med« Zeitung, 7. Jahrg. Nr. 3S« pg. 159-^18S«
Dr* Frank).
Argrentiint nltrleum ftusum. — 1. Asthmm
convuU. — Frau U., 82 Jahre alt, war bis in ihr ho-
hes Alter von eigentlichen Krankheiten frei geblieben ^
bis sie vor wenigea Jahren von den heftigsten Brost*
*) Bei den uhrigen 4 GeschwursIcranIceD dieser Gattung blieb die
Doiiche ohne den gewünschten Erfolg, indem sie zwar Besserung,
al>er ungeachtet Ihres beinahe Swochentlichen Gebrauchs keine Ter-
narhung bewirkte. Ein Fall gehörte su den desperateaten im Go»
biete der Hclkologie. Von den übrigen 3 Kranken^ sämmtlich ge-
sunden, rüstigen Arbeitsleuten von resp. 40— 4S und 45 Jahren litten
8 an atonischen Geschwuren gerade am vordem Winkel des Schien-
beins, welche durch traumatische Einwirkungen entstanden waren.
Verf. meint, dass viellelchl In der Localirat des Uebels hier die
Ursache des Misslisgens gelegen, da bekanntlich dergleichen Ge*
schwüre niebc selten mit einem versteckten KnoehenleMen vtfw
bunden und desshalb äusserst schwer su heilen sind. — Bei den
vierten Kranken endlich, welcher mit einem atonischen Geschwir
des linken Unterachenkeli^, etwa 2 Zoll über dem äussern Fusn-
kn/Schel, behaftet war, Hess sich eine bestimmte Ursache des man*
gclhanen Erfolges der Deuche nicht auffinden. Das Geschwir
vrar von ovaler Figur, der Grösse eines Viergroscbensinqfcs and
hatte einen blassen, odematdsen, wenig empfindlicben Band, einen
laxen, schwammigen Grund mit Absonderung eines sehr copiösen,
lymphatischen Eiters. Beim Gebrauche der Douche verschwand dl^
ddematAse Beschaffenheit des Raodes, das Geschwur ssog sich bis SEua
Vmftinge einer Bohne zusammen, blieb dann aber unverändert| oi-
anhon die Cnr a WnelMn foüf «Mlsi wnrdn; Fn,
416 tkarm.^Reperlarium.
krtmpfen befallen wurde. Als Dr. Olzewski zq K5«
nigsber/^ in Preossen die Frau kennen lernte, traten
die Krämpfe wöchentlich 1 — Smal ohne alle Vorböten
«in und verschwanden najch einer Viertelstande ohne alle
andern Folgen, als grosse Ermattung zurücklassend. Un-
ter plötzlichen, heftigen Bruststechen horte die Respi-
ration auf, der Pulsschlag cessirte und Eisk&}te trat
an Händen und im Gesichte ein. Nach einigen Minnten
fieng der Puls an, sich allmählig zu heben ^ das Ge-
sicht wurde nach und nach toth, die Frau schrie eini-
gemal heftig auf, worauf ein so heftiges Arbeiten und
Poltern in der Brust begann, dass man furchten musste,
es könne in derselben etwas zerreissen; gleichzeitig
zitterte und bebte der ganze Körper wie im Frostanfall
eines kalten Fiebers. Nach und nach Hess dieser Ta-
malt nach, es trat reichlicher, warmer Schweiss ein^
Pat. versank in Schlaf, womit der Anfall ein Ende
hatte. Eine Menge Mittel waren fruchtlos gebrancbt
worden. 0. verordnete 8 Gran Höllenstein in 60 Pillen,
stundlich deren eine zu nehmen. Am 8. Tage erlitt die
Pat. einen neuen Krampfanfall, der alle vorherge-
gangenen an Heftigkeit und Dauer übertreffen haben
soll. Die Pillen wurden fortgenommen, zusammen 4
Gran Höllenstein verbraucht und der Anfall kam nicht
wieder, wenigstens ist bis jetzt, VU Jahr hindurch,
Pat. von ihrem Uebel nicht heimgesucht worden. (Cas-
PKR^s Wochenschr. Nr. 46. 1838. Dr. Noack).
S. Verbrennung. — Ein kräftiger Arbeltsmann von 43
Jahren war durch Unvorsichtigkeit rücklings in einen zum
Theil noch gefüllten Braukessel gefallen und hatte sich
dadurch eine weit verbreitete Verbrennung zugezogen.
Dieselbe nahm den ganzen Rücken vom Halse bis znr
Lumbaigegend, beide Arme mit wenigen Ausnahmen,
und das rechte Kniegelenk ein^ und verursachte die
wüthendsten Schmerzen; an einzelnen Stellen entstan-
den nur Blasen, an den meisten jedoch war die Hant
in einen trockenen Brandschorf umgewandelt Die er«
I
«
Pharm» Bqifertoriuau 417
sten 8 Tage bedieote sich der Mann eines ^'*'^*^fT$n
von Leinöl und Kreide. Am &, Tag fand Dr. Komb in
Königsberg in Prenssen den Pat mit heftigem Eito-
rungsfieher bei massig vollem nnd beschleunigtem Pulse
mit bedeutenden abendh*chen Exacerbationen, g&nnli-
chem Appetitmangel, Schlaflosigkeit nnd grosser Unrnlie*
(Das obige Liniment ward fortgesetzt; Nitrum-Emnl-
sion mit Magnesia sniphurica). Nach S Tagen konnte
ein grosser Theil der brandigen, stfick weise gelösten
Haut durch die 8cbeere entfernt werden, und nun wur-
den alle wunden Stellen mit einer Auflösung von Höl-
lenstein (Grana X. auf j j.) mittelst eines Federbartes
betopft« Darnach entstanden sehr lebhafte Schmerzen)
die sich jedoch in einer halben Stunde glnzlich ver«
loren. Nach Ittigiger Behandlung auf diese Weise
(wobei aber zugleich auch Qin nicht angegebenes toni«
sirendes (?) Verfahren emgeschlagen worden warl)
nahmen die frfiher unbedeutenden Bespirationsbeschwer-
den in dem Grade zu, als die Vemarbung vorschritt)
der Athem wurde. tigUeh mehr keuchend und beschwer-
lich, der Puls war hart und gross, es gesellten steh
Angst nnd Herzklppfen binzn und K. sah sich genö-
thlgl, einen starken Aderlass zu machen und wiederum
znm Nitrum znräckzukehren* Dieser Zustand wurde
innerhalb weniger Tage beseitigt und mit dem Arznei-
mittel (das. allmühiig immer st&rker eingerfihrt wurde —
Bj. auf g j. — ) fortgefahren. Appetit und Schlaf, wie
gute Nahrung und der Gebranch der China erhoben die
Krftfte, so dass 4 Wochen nach geschehener Verletzung
der Bücken bis auf sehr wenige nnd nur kleine nis-
sende Stellen , die mit dem Höllenstein selbst berährt
wurden, ebenso . die Arme mit Ausnahme der Ellenbo-
gengelenke vernarbt waren. Jetzt zeigten sich aber
wiederum Athmungsbeeehwerdenj aber mehr pleuriti^
Mcher Arty mit heftigem Seitemtechen, welche sich auf
einen Aderlass bald verloren. In der 6. Woche war
Alles geheilt, — [Einer kdnftigen Ermittelung der po-
■TQSA Bi.Z. 17
418' Mmtm. EeperlaHum.
sÜffCV Wirkmigcn de» Salpeters. Silbers liejct es ob,
db Wtngt 7stt entscbeitleD, welchM Ambeil da» salpe-
tenr. Silber an jenen pneamonisch-plearitisebeii Znfillleo
hatte. '^ Ref.]. (CAsPis's Weehensebr. Nr. 50. 1888.
Dl*. NöACK>
8. Ophlh. neenat. — 1—8 Gran in eiMr Unxe Aqua
anfi^löst, und davon 2— Smal tü/^Iieb einige Tropfen
iffi Auge fallen a&ir lasseir, empfteblt BusoBt (v. ABunnr
M: 9. 1. 2. pg. 191. Refy kann ans inebreren eigenen
Beobaditongen die VörtrefflietikeÜ dieses Verfahrens
bevUtigen. Dr. Pauu. leb ebenfalls. CIb.).
4» TyphM abdwminalUi — ' (Vergl. ^yg. IX. 185>
Im Sept 1835 herrschte za Marseille epidemiseh ein
typhöses Fieber, \voj:e^ii die sewöbniicheB CurmethcM
den erfolglos angewendet warden. Der Militirarxt Bou-
DI», welcher die fieberkranken Soldaten im HospÜale
so bebandeln hatte, versachle die Anwendung des BM-*
leitttelns bei der Efflsefindung der DaraMebleimhaat im
Typhus, jedoeh mit der grdssten Umsieht un4 Anfang»
nof In dett fWlen, wo amferd Mittel erfolglos blldben
nttd die Fatlenten rettungslos verloren so seyn schienen.
Der erste Fall betraf einen Man» von 83 Jabreo, der
in dem typhdsen Fieber «nsserst Mtkrlftet, mit leicben-«
artilfetti Ausgehen, erloschener Stimme, unbesehMiblicIi
stitfkeadem Athem , Decubitus des Krennbeins und der
Trotfliranteren and mit beattodiger stinkender Diarrbte
iä lag, sd das» jeden Augenblick sein Tod erwarte«
wloMtt. Uhter diesen Umstünden Versehrieh ihm Bounut
eilt Ülystier von 8 Gran HUIenstein in 6 Unsen deatil-
lirf^tf Wassers. Diese Injeetiön blieb zwar nur ft-^B
SfAniten bei dem Pat, dessen ungeachtet folgte tarn
m^rkll^he Veränderung im Durchfalle« Brmathigt durch
rt*i**
*) Me ADweDdttog de» Argent nitr. bei Verbrennmf en ist neuer-
^mfßß »ehrfHch zur Sprache gekomoien. — Die pleorititchen eic.
Beschwerden tCellen sich im Yerlaure Ausgeinreheter VerbreDDungea
nicht selten ein, wesshalh das Argent. nitr. IM TOrHiegendini 9*11«
kanril ScttnM getresea scya diriHB. Sa.
MlehM Klytftier vM S-r4 G«M tVMmnUnn golmi Mitf
deo T#|r übar 1 €mft in PiUmfarm ilHKirllf h ^«^luw»
Naohdem ifiese ileimiidliifi|r t Tage Urngt^SP^ß^^
warden war^ va^naehwwid die Oiarrhöa, 4er StqlillpuiMt
wurda eoQsisteot «Hd das Aasjicih^ dM KrankirUy i|a
wie ibarliaapt sein allgeaielnev Zffatawd, batte aieb f«^
besaert) Zunn^e mid ZAhne wardaütraiii^ .der Appetit
kehrte Mrick ond Pät geoas.
Von diesem ZettpiiBlcte aa werde 4^ aalpetaraaiae
Silber bei «ehr ab fiO TypIiasbraBhen aUfewendel)
von denon mir S ittarben, und dtn linirftnntMhai; deiv-
eelben seilte awei wiehlii^e Data; 1) daaa die iuiaakr
haue Eataüadmii^ nieht dareh daa/Aräneinilttel veDr
mehrt worden war^ ea bftten viehnehr aiehrere Cklh
eehwäre bereits ko veriarbea aageiao|peii ; 9) daaa die
Klystiere vea aaipeteraaor^m Silber ihre Wirlumnf dhar
die Talvala tkeeeecaUs bia te den aotem Theil das
dünnen Darms fort/^epflaiiat hallen, indem die SehWa»»
liant in der gianaen AnadehnaBg> dies dicken Oanna eine
solche graae Fiirbonn; angenommen haHe^ wie die 4m
Afters. , ' : .<
CALBAimns wmi PLoemi, Ae»ste Mn am IMtet IMettlii
Marseille, haben eiaier Katze die Selntio« des HdHenN
stehis in die HöhlaaK des Banehfells ipespritst oho^^ab»
lea Nachtheil ttr die Ocaandheit des Tbieres« —
BouDiN verordnete das aalpetevsaur^ SHber^bald in
Klystierea, niadiVh »-« dran deaselben in daattlHflem
Wasser anfgel6st hnd auf einmal eder in ^ebrifheiiali
0aben «pplleirt, wenn die Diarrhoe das ▼erbenracUend»
Symptom war; bald gab er Jenes Mittel inaerlleh «e
^h-^i Gran, wenn vocber die Schloimhaiit' dea Magend
nnd des Dfinndarms litt^ bald vereini|pte er beide Aa^
wendnngaarten, wenn nämlich der fände Darmkaaal
mkgtgrUkn war. Zor innem An wendong wlUle dr die
Plllenform^ weil die wdsser^ Solation des Hölleaateiaa
die Zabae ediwara färbt nad einen sehr aabaltead wider«*
17«
'Mo -Mcm. EUperiorkm.
Hehen MetaHjpesdimack hat. Pflanaenextniete soll man
W^ht- nU ConatMom» wihlen, weil es tu Silberaals
Ü^aetM. ' FblKende Forikiel hat sieh als die sweckmia-
«i|^te empfohlen. Rp* Ar^nt oitr. eryst. gr. vj. solv.
in «« q. Aq. dest. adv. Palv* Ganm. Tragaeant. s. AmyL
% s. ot f. Pllal. Nr. xij. S. Sländlieh 1—6 Pillen Zs g.
-Du aber auch das Ganmi und Stirkemehl laof^san ser-
4eiMid auf den Höllenstein einwirken, so mässen die
Pillen tä;2;licb frisch bereuet werden. Bocdin hat fiber
10 Gran in der ganzen Dosis gegeben; nur in seltenen
mien Jedoch warde an dieser Gabe geschritten. —
■Ungeachtet der BddeatsaoEikeit in Bestimnnngder Do^
sis jehes Mittdis liatBouniN doch Kranke gehabt and
geheilt, die wihrenddes ganzen Verlanfs der Krank-
heit Über eine Drachme salpetersaares Silber erhalten
hatten, aber in den meisten Fällen verschwanden die
«ntzdndlichen Symptome bald nach der Anwendung; der
ersten Dosis des Höüeusteins, so dass man das Mittel
flieht lange fortinsetaen braaehte»
"Die oft erwähnte braune Firbang der Haut beobaeh-
4ete B. nie darnach.
Zu Klystieren muss man die einfache Solution des
'Hötteasteias in destillirtem Wasser ohne alle Zusätze
wählen. Man nimmt 1—8 Gran des Silbersalzea auf 6
Ifazen destillirten Wassers zu einer Injection. C Jour-
nal der Chirurgie und Augenheilkunde von v. QnAwm
and V« WALTHsa. XXVI. Bd. pg. 706—709. Dr. FaAMK).
r.i Aanlca. — ürinfiHel^ durch die Natur geheilt, vom
fiKeisphysicoa Dr* Wolft. — Im Fallen wurde einem
f;gndnuinne durch den Stiel einer Hacke das PerinAum
gequetscht. Die Theile waren schwarz, stark geschwol-
len-und schmerzhaft Urin gieng nicht ab und ein Ka-
theter' konnte nicht eingefährt werden. Tinct* Am.,
atfindlieh au 1 Tropfen, und äusserlich mit Wasser ver^
ddnnt, angewandt, halfen so schnell, dass nach 6 Stunden
der Katheter eingeführt werden konnte« Die Besaer-
nag gieng unter dem missigeren Part^ebraucke, der
Arniea immer weiter; gleith%eil^ iihrlf;eB» 4Ui4>rJekeite>
sicii durch die Verletzanf der Ur^ra in der.Nite 4m
Blasenhalses ein Abscess im Periaflam^der :von seibat:
viel Elter ergo^s and eine Urinfistel anräckliessi welcbis.
sich aber binnen 14 Taipen ebenfatU .Yon selbst C?>
schloss. (Cbirorjf. Almanach fär das jFahr 1838« Voa
Fn Ernst BAuMeAanN etc. pn^. 79-*80. . Dn FaAiaC} .
Arsenlemm» — 1. Besonders nach Araenikcaren
entsteht Blutbrechen sehr oft, nicht ji^eieh, solidem am
einif^e Hinaten spiter. Ueberhanpt veranlasst der Arr
sen. Blut brechen und blutigen Stuhl gana ei|tenthds^
lieh , und die kleinsten Dosen dieses llittels kSnneri
nach mehreren Wochen noch diese Foljj^. haben, wobei
dann eine bedeutende Verdickung and Auflockerung
der Schleimhaut an einEelnen Stellen im Darmkanala
angetroffen wird. (Nsumamm, v. d. Krkhtn« dt Mensch«
S. 617. Dn Kcan>
2. Vergiflung. — Loren» lu (Angabe des Alters,
der Constitution etc* fehlt I) hatte am 16. Jan«, nachdem
er unmittelbar, zuvor Holz gehauen hatte und keine
Krankheit an ihm. bemerkt worden war, auf das in
Mehlklössen bestehende, von seiner Ehefrau ihm berel-*~
tete Abendessen heftige Leibschmerzen, Durst nnd
anhaltendes Erbrechen bekommen. Der am Colgendett
Tage hinzugerufene Kreischirurgus S. fand den Kran-
ken bleich, kalt, mit Seh weiss bedeckt, in heftigen
Convulsionen und, häufigem Erbrechen, mit unertrfigli««
eben Schmerzen im Unterleibe, kleinem, krampfhaft zu-
sammengezogenem Pulse und zitternden Gliedmassen*
In der folgenden Nacht kamen die Schmerzen nur pe-
riodisch, aber die Gliedmaasen blieben kalt und der.
Puls war nicht mehr zu fühlen. Der Tod erfolgte
Abends 6 IThr, ungefähr 48 Stunden nach dem Anfang«
der Krankheit. Bei der Obduction fand man gcfinlicbei
Streifen am Unterleibe und blaue Flecke an den Glied-,
maasen; das Blut in simmtlichen Gefisaen diaafiiMig
nnd aufgelöst; die dfinnen Ditme von Luft atisgedehal;.
df« ShtgMmm^ liiüt njllcli iMe Vcnei^ an itan Magca»
«Sil Nfifce ind d«M €MIrtM von IMat Mralzenii; eat*
nlttdete SteHtn m 4ot inwcfn Flache des Umgm^j
&n'lMet^ und KrolMMtoraii» mi an dessen Gekröse;
den oMeim TMI der läfpeiser&hre lisd den obeni Thtil
dos Mdgoas d^taikol goHrbt, etwas Mdsliek; dunkle
Fledie >in der Sdileionhanl des gaaaen Ma^^ens^ des
SwtUlInfordaiOai und des KrimmdaraHit sohmierlKe
IltssiKkolt ottd Uotijtony braobon Sehleioi Im Umgn
nnd ZwölMmfOfdaiin^ eadlieft die SeMemiliaat des Leer^
damis^ des Kruniiidsrais and d*r weiten Dürme geti^^
tbot^ die fiOSKen dakikoHilai, adt dläneni, ÜUsig^m
BNite goMll« und ,fim ihrem Innren Zwnmtmemhmige
«eAreMAMU ginm ktmuüg vnd S9kmmr»f^ Die Yewmm^
tbani^ ebitf# YergUUmg wird hier aar aiemUeben Oe-
wiBskell Md iel dtr Aasiaittlanit: deis Oifles wurde der
Arsenikgebalt in den Mehlklössen, weleiio vinder AlbeUd-^
nMMaOit des lioreda L. iMg jcoblieben w^ren, do#eh
die Ohemiseb* Ahalyso auf das enisebMenste erwie-
^eeU) ulid sooril ensser Zweifel geeint, dass der Ted
elnadi; dorcli Atsenikverjciftung^ verorsaebt wordoi ist h^
Der GrviMl^ WaMm Leber und MiM nertnal foraaden
«rurdMiv Ibt **^ mmk dts Verf. Aasieht -^ (wobl aut
Beebtj darin zu budien^ dass wabrsebelblieh der Tod
80 Aribe Oiagetreten war, als ilass das Gift seine Wir-i»
lianit ia diesen Orji^nen bitte entwiokeki können. ~
Die Dose war niebt ansu|teben.
Bet Terunxläefcte halte 40 StandM ianfr an ankmi-
toadeai firbreeben jeelitten^ reichliche Getränke mms
SMcb^ LeinU und Haferschleim )3;«aösseB und 15 Kly-
Stiere Cworaws?) hekemaien. —
BüRDACH wgt ia sejoeia Saperarbitriuia t Wirklieb etit-*
Stahl bei der Arsenik ver/tiftünj: eftnaits, wenn auch
keine whrkitehe Lonfi^eacalaütidang^ so doch ein ent«
aiadiither 2ostaM der Athmongserj^ane^ der während
des bMens durch Ht^iserkelt und En|;hri8tigkeit , nnil
ndeA lleai Tode • durch lUMhunic dirr fikhkiariiaot der
Luftwege and domkki Fätbimg 4kr Immgn mA offl»-
halt , 80 dttss «r jnt so 4em MerfcMih^ tiMr atlchM
Arsenikvergitiümg %ü sililes ist. >*> .
BuROACH liebt bd einer mideffi YergHlttnj^sgeflehidite
mit Arsenik neeh als vreheve Eig-entiifiniHGhkett 4ts
Arsenik« herver, tiass er die Pimlme« des Lefefmanui
anfan^ be^nsti^ und naebmais hennie.-^ Eine liier
veranstahete Ansf^mbini^ des Leiehnams nacfi 5 He-
natten zeij^te a) dass der LeMman anffaHend ^wcttiig
dnwh Fikilniss verändert «war. Mos ^dle weieben Tlicfile
der Nase waren nerifldrt ; die naeh der f rflhem Seelion
«arärfcgebliebenen Bfn^eweide ^der Brost- and Baoeh-
hfihle bildeten eine ferikirilicfbe, tmfBnnliche) halb ver-
Iroeknete, lederarrti|^ Teste Masse; die Baut war gmO)
Mienttifi verdickt und verbülrtet , rteif und fealt cnsn-
fflhlen , nnd zeigte 'Ireini Einsehneiden «ine cügenthttm-
liehe Derbheit ond Zihigfkeit; die Muskeln waren auf-
fallend derb, trocken, in Mrer Form wiverindert, und
nor etwas hlflsser nie bei einem frischen liöichname. —
B. 'sa;g^ in 'dieser Beziehim|^ -pttg. *99 etc. : Affe chenii-
sdien Potenzen wirken auf den lebenden OrKanismbs
anders ein, als anf vlen todten. Der Arsenik greift tft6-
rend mid vernichtend in die LebensfliStigkeSt ein, ond
hei dem Ankimpfen derselben gegen die tfbermdchfi^
feindliche Gewalt entsteht cte gShtungBurtiger Process,
der in der ersten Zeit nach dem Tode in sdhndl dber-
handnehmender Ffiolniffii sieh fortsetzt; hat der Arsenik
die Oberherrschaft (gewonnen nnd die dibranj^ been-
^{jct, so wirkt er rcHn Chemisch nnd setzt in der todteh
Substanz ein Mischonf^sverhältniss , \ermige dessen
sie der Ftelniss nicht mcJhr rniterliejjct* Ein ähnliches
ünden wir beim Quecksitbersoblimate: er
*} In dem Physicats-GaCachten war aftmlloh gesagt, ea wäre m der
iAraeMcvergtftaeg eine Pneaaoale liliiBagekfMaBen wMl diese sei
•üMriaiehe'des'Vaiea fpswesen, was «hro «lier Spsmiai »ssiffeltct -^
jait Ol— i. -Oa. '
494 Iniiipnn* äUpcftcntiK^
fit in oMHeni Matoiiisciien Anstalten das keste Mittel,
die Fiulniss der Organe su hemmen, and in dieser Hin-
sicht nnKleich krätliger als der Arsenik; gleichwohl
tritt nach einer Sablimatvergiftann; die Fiolniss, we-
n^stens suweüen, angewAbiilich frfib ein, wie nach
AvGUSTiM aas Klakk's Tersachen and aas Christisoii's
Qeobachtangen hervorjceht. Nor die völlig: abf^eator-
bsiie Sobstans iceht mit Sablimat and Arsenik eine
Yerbindang ein, vermftge deren sie jinver^veslich wird.—
Ist der Arsenik nicht in den Kreislauf äberg^gan|;en,
nnd der Tod blos darch seine Einwirkang aaf die Ver-
danangsorgane berbeigefährt worden, so bleiben nach
diese allein vor der Füulniss geschätzt; so fand Boa-
oss bei einem Thiere, welches 10 Gran Arsenik bekom-
men hatte und noch an demselben Tage gestorben war,
nach einem vollen Jahre den Verdaaungskanal vom
Scblande bis zam After völlig anversehrt, und schied
5 Gran ArsenikmetaU ab, indess alle anderen weichen
Theile in Verwesung abergegangen, so dass blos Kno-
chen und Haare fibrig waren. — Elndlich kann auch
eine allgemeine Verwesung eintreten, wenn der Arse-
nik durch Erbrechen und Purgiren ausgeleert worden
ist, wihrend seine, das Leben zerstörende, Wirkung
fortgedauert hat. «) (Aus BuaoACH, gerichtsllratliche
Arbeiten, 1839. — Dr. KAssmannO
8. Vergiftung. — Des Hrn. Verf/s., Dr. ScHiKOLBn^
Bruder, Rudolph Schindler, entwickelte am Nachmit-
tage des 14. April 1836 gegen 6V2 Uhr Arsenikwasser-
stoffgas in einem kleinen WouLr'schen Apparate. Die
Entwickelungsröhre war im Lichten nur eine halbe Linie
und die za dem Versuche verwendete Menge des Ar-
senikzinks betrug 10 Gran. Schindleb fand sich ver-
anlasst, durch die circa 3 Linien im Umfange haltende
^ Ob diese mamifidrende Klgenacbaf t des Arsenik« gleich nicht mu
den pbarjBAkodjrnamischen Eigenschaf len desselben iai engern Sinne
gebörtf so döif te es doch Mn Orte sejrn, ihrer hier sn. erwähnen. K.
Pkmm. Eaperimim^ 416
Oefhon/; der Entwieklunffsflascbe eine Seeasde linjr an
dem sich eben entwickelnden Gas zu riechen. Dareb vieles
Experimentiren mit Arsenik sind seine Oeracbsnerven
so aosserordentlich empfindlich für den ihm höchst nn-
anf^enehmen Gerach des Arseniks, dass er ein mit
8chmalte i^efärbies Papier nicht zam Fidibns so ver-
brauchen vermafi^, ja dass er selbst weissen Arsenik,
wenn derselbe ifcpalvert in hölzernen Gefüssen an
feuchten Orten verwahrt ist, Je nach der vorhandenen
Henf^e schon einige Schuh weit riecht ^) Da das ent-
bundene Gas aber gar keinen, mit dem verdampfenden
Arsenikmetall oder dem von ihm bemerkten Geroch des
Oxyds vergleichbaren, Geruch entwickelte, so wurde
S«, vielleicht eben so wie Gchlen, veranlasst, die Se^
cunde etwas zu verlAngem. — Da er hierauf an 40
Minuten vollkommen wohl blieb, ohne die |(eringste
Unbequemlichkeit zu empfinden, so verleitete ihn dies,
nach der oben bemerkten Zeit noch einmal an die Oeff-
nung der Flasche zu riechen, um so mehr, da er sich
erinnerte, dass bei Gzhlbm's bekannter Vergiftung die
verderbliche Wirkung^ des Giftes sogleich nach ge-
schehenem Riechen eingetreten war. Das im Ganzen
eingeathmete Gas konnte, nach Verf.'s Berechnung, so
f;enau sie sich hiebei nur anstellen Hess, und wie sie
reilich nur annühemd seyn kann, einen halben Kubik-
zoU kaum erreichen, und da der KubikzoU nach Trobihs-
DOBF 0«S436, nach SouBBiRAN 0,t479 Gran metallischen
Arsenik enthält; so konnte die Quantität des in der
eingeathmeten Luft enthaltenen metallischen Arseniks
höchstens 0,1<39, also etwa Vt Gran betragen« —
Während der Entwickelung des Gases setzte sich S.
absichtslos bei einer eben vorgenommenen andern Ar-
beit dem Hydrothiongase aus und roch und aihmete von
demselben eine nicht unbedeutende Menge. Nach t
Stunden nahm er den Apparat aus einander, ferneres
Einathmen des Arsenik wasserst offgases möglichst ver-
meidend. Um 8Vt Uhr begab er sich in Geschäften in
den Keller und bemerkte, da er einigemal herauf und
herunter gehen musste, beim Treppenaufsteigen hefti-
gen Schwindel, so dass er an die Wände der Treppe
taumelte; auf der Ebene war der Schwindel gar nicht
bemerkbar und beim Absteigen der Treppe gar nicht
*) SoDit wird hekannilloh das Oxyd de« Arsen ikmeUlla von Jede«
ffiM^rnobJos gehalten. S. riecht den weissen Arsenik blos, wenn er
Mwer mn feuchter Luft )iefft, doch weder mit Wasser ubersosaea-,
noch In ganx trockenem Zuatande* Er beschreibt den Cternch als nnao-
fi:enehm , ftut mudcrartiff , sein Gerucbaorgan sehr nnanceneha af-
Mrend.^ V.
4SB Hkcfflk Ai|Mrf0ffwiil.
«rAhnsMlNMft. GcffM « Ulir, Aber 4 Stande« mwdti
dMm ersten Biecheo^ stellte sich ein nnann^enehmes,
iträekendee OefMl in rfcr Nierengegend ein, welches
flohnell Eonalim, eieli von der Nterengegend aber den
Rficl(en Jieranf bie swisclien die SchulterMütter yer-
breitete , iedeeh nieht «m hefMgen Schmerz worden ^
Za gleicher Zeit «lellten sieb Frost über ilen «Jansen
Kör|mr, giebtiech-reissende SebmenBen in den Kniege*-
lenken «nd KiUa der Extrenit&ten ein. Beim Aus-
kleiden (10 Ubr) war der FiMt so heftig, daas S. sich
eines übalichen wie erinnert, und gleiche Schmerabea,
Arie in den Knieen, wurden in den Oberaraen nnd El-
fenbogen sehr enpindlicb. Ysn nan an steigerten sich
dis ZafAUe mit furchtbarer Heftirkeit. Die Hände bis
in die Mkte des Vorderarmes, «e Fasse bis beinahe
an die Kniee, die Nase, die Aogenbranngegend starben
ab und es sebwand bei Anfhöran des Pulses jede Le-
bensempindnng in Ihnen, obsehon die Bewegongsli-
bigkeit Mieb. Dabti stellten steh in koraen Zwischen-
riuiaen heftige, schneidende Sebmersen in der Oeffend
des Magens und onter denselben ein, aber ohne alte
Unterbrechung wnrde dareb kraronfhaftes Anfstosaen
eine nageheare Menge geschmaekloser Lnft «ns den
Magen entleert, ohne dass dies erleichternd amt die
zum Wimmern swingendea Leibsebnieraen wirkte. Jetat
fand sieb aocb sweimaliges Erbrechen mit Lethschmer-
Ken eiaq was Pat. aieht sngstvoll genug beschrei-
hen kann; er glaubte wibrend dessen dem Tode
oabe an seyn and hoffte keine Besserung mehr, dach
stellte sich der Moth sehr bald wieder ein, als das Er-
brechen sich nicht wiederholte, und Pat. wurde ao angst-
voll, wie vor demselben. Das Erbrocheae war gelb-
grfiner Sehleim von bitterm Geschmack. Das lästigste
Oefähl von allen war der nun heftig gewordene Sehmera
in der Nierengegend , welcher ohne Unterbreehjuig
aAbielt und den Ort aeines Sitaes verrieth , als
Pat. Drang aum Uriniren bekam und der Urin eine
dunkle, rothschwaree Farbe aeigte; derselbe war ao
reines Blut, dass sich im Nachtgeschirr ein dickes Blnt-
■eoagolnm bildete. In dieser ganzen Zeit fühlte dPat.
eine glühende Hitse im Unterieibe bei Kalte 4er lEx-
tremititen. Der Habitus hatte sich in Zelt von wenigen
Stunden auffallend gelindert; die Hautfarbe des ganzen
Körpers war dunkelbraun geworden, die gelbgefarbten
Angen lagn eingefallen tief in ihren Höhlen, mit brei-
ten, Manen Ringen nmgeben, und die Gesichtszuge wa-*
ten sehmer^flieh yerzogen- Pat. war fast unkenntlich
g:eworden. Die Nacht war schlaflos. — Ter dem Er-
brechen hatte Pat mehrere Tassen ifrinen Thee ge^
tmnken, nach demselben wagte er aber, ans Fnrckt es
zn erreicen, nichts als reines Wasser zu trinken, se
wie er aas gleichem Grunde jedes ihm verordnete
Mittel Euräckwies. Pst. hatte seine HoiTtaunf: se^
^eich auf Ableitnnir doreh Schweiss nnd Urin f^esetzt,
welche er vorläafi/Ec durch den CSenttss vieler warmen
Getränke za befördern hoifte. fis ffelanfi: nnch, nach
einijsren Stunden einen reichlichen Schweiss herrorzn-
mfen. Mit demselben trat wieder Lebens/srerehl in die
vorher abg^cstorbenen Theile unter dem GefOhie eines
unangenehmen Kriebelns, besonders in der Nase, wo
es hefti2:es Niesen und eine so empfindliche Kilte er«
re^te, Ass warme Tücher auf/K^ele^sit werden mmislen, -^
Alle erwähnten Zufalle dauerten den foljcenden Tag in
gleicher llertij:keil an, nnr war der Urin blos noch vef»
der Farbe dicken Blutes^ bildete aber kein Coan^uhira
mehr, obschen die Nierenschmemen noch eben so hef-
tig waren. Alle Haare auf den abj^esiorben gewesenen
Theilen waren achneeweiss /geworden und die weissen
Angenbraunen bildeten auf dem dunkelbraunen Gesichte
einen merkwfirdif^en Anblick. Der Durst war gross
nnd Pat. trank Haferschleim, Mandelmilch, Eibischin-
fnsam in grossen Quantitäten. — Eine Auflesun/t von
Magnesia sulphurtca and einigemal 6-^8 gtt. Tinet. Op«
croeat. — Den nächsten Tag C^en 8.) hielten die pe-
riodischen Unterlribschmerzen, obschon Mreniger heftig,
noch immer an; Erbrechen folgte einmal, dodi nieht so
angstvoll nnd convulsivisch , wie froher; das Erbre-»
chene bestand aus Schleim und Galle. Die Nieren^
schmerzen waren minder heftig nnd die Farbe des Urins
wurde heller, obschon er noch blutig war. Das A«f-
stessen war massiger geworden nnd liess dem l^t. oft
eine Viertelstunde Ruhe, dagegen trat ein sehr Iftstiges
Schluchzen ein, welches beinahe ohne alle Unterbre-
chung anhielt« Blähungen wurden reichlich entleert und
Leibestffnung erfolgte. Ein auf die Herzgrube geleg-
tes Vesirator zog donkelrothes Blut. Der Schlaf fehlte
ganz und eine grosse gemäthliche Aufregung liess den
Pat. bemahe fort wahrend sprechen. Die Schwäche war
wohl bedeutend, doch konnte Pat. ohne Hilfe aufstehen
nnd einige Schritte gehen. Die Furcht vor dem Tode
war in dem- Pat. ganz geschwunden, obschon die Um-
Sehenden noch an der Lebenserhaltung zweifelten. *—
»er 4. Tag war ziemlich ebenso, doch ein wenig bes-
ser. — Am 5. Tage war die Gesichtsfarbe nur noch
dunkelgelb, das Gesicht aber noch entstellt, ein tiefes
inneres Leiden verrathead, der Harn bhitig, das Leib-
flchMideB Ott den Nabel in seltenen AnfAllen wiederkeb-
reiid, des Seblechzen periodiseh, steiidenleBf: anlial-
teod, die Loflentwickeloiic eas den Magen seltener.
Leibesöfnans erTolgte mehrere Blale. — Bisher nsr
dinnes, sehTeimiji^s Getrink. — See/uter Tag. Es
trat ein nnbestimmtes and höchst onsnffenehmes Gefibl
ein. als ob ein Stein im Leibe läge; Pat. sMrte wie-
dernoit, der stutze Unterleib wire wie sa ^eiii ge^
worden. Er bat drinn^end um Leibesoffonni;, aber we*
der Lavements, noch die aof Magnesia snlph. mehrmals
erfolge Entleerong des Leibes änderten dies GefAhL
Aach das Aofstossen erleichterte nicht Dem ange-
achtet hatte der Kranke hente som erstenmal Terlan-
gen nach etwas Compacterem und genoss etwas Reis
mit gutem Appetit. Urin ohne blatige Firbon^. —
Siebenter Top. Ernstliche Besserung; Gesichtsfarbe
weiss, Zöge Ireandlich and die weissen Aogenbrannen
fangen wider Erwarten an, ihre natfirliche braune Farbe
aaxnnehmen. Die Beschwerden un Unterleibe hatten gan^
aufgehört, das Aofstossen kam nur sehr selten, dage-
gen stellte sich ein onangenehmes Kriebeln in Händen
und Ffissen and fluchtige Stiche in Armen und Beinen
ein; Ja gegen Abend fand sich der Räckenschmers der
ersten Tage ein, zwar minder heftig, aber beinahe na«
ertriglich. Die Scb wiche war gross, Neigana: aam
Schlaf zugegen, aber der Schalf war unruhig una durch
das leiseste Gerinsch zu onterbrechen. In der nich-
sten Nacht wurde derselbe aber durch ein drückendes^
betiubendes Gefähl im Kopfe, wie von einer Last, mit
Baissen verbunden, vollkommen verscheucht. Die ganm
Nacht kalte Umschläge, doch Hess der Schmers erst
g^gen Morgen nach. *- Achter Tag. Besser; unbe-
deutendes Drücken im Unterleibe; gegen Abend hefti-
gerer Rflckenschmerz, der sich in der Nacht zu den
unerträglichsten Schmerzen steigerte: lautes Jammern ;
Sitzen erleichterte etwas, konnte aber wegen Schwache
nicht lange aosgehalten werden. Einreibungen, Wfirme
ete. halfen nichts. Der ganze folgende Tag vergieng
unter heftigen Schmerzen und nur die am AbeniTmit,
in warme Milch getauchten, Tächern gemachten Um-
BbMge brachten im Verlauf einiger Standen so viel Er-*
[chterung, dass Schlaf und den Tag darauf die sehnlichst
gehoffte Besserung eintrat. — Von nun an gieng es
tiglich erträglicher. Die Kräfte, welche besonders in
der letzten Zeit sehr gesunken waren, hoben sich ; der
Appetit war gut, der Schlaf erquickte, aber dessen
•^geachtet schritt die Reepnva lescenz langsam vor und
f» vefgiengen 7 Wochen, ehe Pat. $\ß vollkommen ge^*
Pi^rm. Heperlarium. 4t9
nesen anj^esehen werdeo konnte. Noch in der dritten
Woche zeigte sich indessen eine nene Wirlcon^^ des
Arseniks. Die gän%e Vorhaut und Eichel nberzof^n
sich mit eiterhaltigen BiAschen, welche platzten and
kleine ronde, flache Geschwurchen hinternessen. Pat.
zahlte an der Äussern Fläche der Vorhaut allein 85;
sie heilten nach 10—18 Ta^en. Es blieben keine der
sehr geffirchteten Folgen der Vergiftung zurück und
Pat ist wieder ganz in statu pristino. — Schliesslich
macht Verf, aur die Aehnlichkeit der Symptome des
Arsenik wasserstofff^ases mit den von Hahnbxann ge^
sammelten des weissen Arseniks aufmerksam. (Jour-
nal der Chirurgie und Augenheilkunde von v. GrAfb
und V. Walthka. XXVI. Bd. 4. Ilft. pg. 6«6 sqq. 188&
Dr. VfLAKK).
Amm maealatmii. -* Lähmung der unteren
Extremitäten (wie geartet?). In Buchnbr's Reperto*
, rinm für die Pharmaeie, 8. Reihe, lt. Bd., & Hft., pg.
384 (1^8) wird diesem Mittel ß:egen Lähmung der unte-
ren Extremitäten eine beachtenswerthe Wirksamkeit
nachgesagt* Ich habe keine Erfahrung hierüber, wän-
sche aber gleichwohl dieses Mittel zur Prüfung um so
mehr empfehlen, als uns in dergleichen Leiden noch
recht viel zu wänschen übrig ist. — Buchneb erzihlt,
diese Wirkung des Arum maculatum betreffend, einen
merkwürdigen Fall Er ist wörtlich folgender! „Bin
angesehener, sehr glaubwürdiger Herr aus der Schweiz
erziihlte mir vor ziemlich langer' Zeit folgende Ge-
schichte, welche ein nicht uninteressanter Beitrag zur
Arzneimittellehre zu seyn scheint. ^^ — „Ein armes
Mädchen arbeitete bei einem Bergwerke, um das Erz ans
dem Schachte heraufhaspeln zu helfen, als sie zufüllig
hinabstürzte. Zum GlAck für sie hatte sich der Schacht
unten so weit mit Wasser gefällt, dass sie in dieses
fiel und bald wieder gerettet werden konnte, ohne eine
Zerschmetterung oder auch nur eine bedeutende Con-
tnsion erlitten zu haben. Allein da sie eben menstruirt
war, so blieb ihre Periode aus, und es traten eonvuü
sivische NervenzufAlle ein. Aerztliche Hilfe und die
gewöhnlichen pharmaceutischen Mittel, die man dage«
En suchte und anwandte, blieben fruchtlos. Endlich
m ein Arzt auf den Einfall, den Lebensmagnetismus
bei dieser Pat« zu versuchen, aber anstatt zu helfen,
machte er damit das Uebel noch schlimmer; das Mäd-
chen wurde zur Somnambule und Clairvoyante. In die-
sem Zustande sagte sie manche Dinge, welche die Um-
stehenden in Erstaunen versetzten; auch fieng sie an,
Kranken Ai:zneien an verordnen, wovon m» vorher
ideiito wiMeR konnte , and «war mit m viele« Olfleke,
dtes die Seehe grosBen Aufsehen erregte nnd Viele,
weiehen aaf dem frewOhniiehen We/a^e nieht jceholfen
werden konnte, von ihr itilfe haben wellten. Zur
ielben Zeit litt ein reicher vornehmer Herr in der Stadt
sehen lange an Lfihmanjf der unteren GUedmansen) und
seine Aerzte bemähten eich vergebene, das Uebel sa
lieben. In diesem hoAThongslosen Zustande wollte die-
ser Herr endlich, um nichts onversucht zu lassen, nach
die Somnambule zu Rat he ziehen; sein Hausarzt, wel-
chem er die Absieht mittheilte, hatte nichts entgegen. —
Die Clairvoyante verordnete frische Anmmmtr^el In
einer Gabe, die nur mein Freund nicht sagen k«Hinte,
nebst ^Selterwasser Ich weiss auch nicht, ob die Ap-
{ilication dieses Mittels nur innerlich oder nach Snsserw
ieb geschehen sollte; nur so viel konnte mir mein Freund
sagen) die verordnete Dosis war so gross, dass sich
der Hansarzt des Pat. fdr sich nicht ^traute, aeine
Zustimmung zu geben und dass desshaib eine iretliciie
Consultation veranstaltet wurde, wobei indessen die
Meinungen der Aerzte widersprechend ausfielen« End^
lieh entsebied der Pat. in seinem Vertrauen aar die
Somnambule selbst für die volle Dosis.^ — ,,Daä Mittel
wirkte höchirt Aberraschend wunderbar; die Bewef angs^
ÜUgkeit der gelihmten Glieder kehrte allmftbli|jr wle^
der zurflek, so dass der Pat bald im Stande war, fM
so gehen und endlich als vollkommen gebeilt erklirt
werden musste.^^
Wiewohl dieses Mittel sehen zu DiosKoaiDKs und Oa-
unüs Zeiten im Gebranehe gewesen, gegen VerseMef-
aMmgen, hartaiekige Brustoesch werden , chroniseheii
BKeaaMitismns , Kachexie u. s. w., so ist es doeh ans-
ser Gebrauch gekommen. Als Grund wird vorzägtieh
der angegeben, dass es bald keine, bald eine zu starke
Wirksamkeit hat Diese Beschuldigung ist zum TheR
aregrfindet Der wirksame Hauptbestandtheil ist sehr
»Behtig und veränderlich, so dass er sich beim Trock-
nen des Krautes und der Wurzel grdftstentheils ver«-
iiert« Daher der Unterschied zwischen der Wirksam-»
iMifr des Mittels im getrockneten und im frischen Zu-
stande« Um daher das wirksamste und gieichmSssig«ie
PrAparat zu erhalten, ist die Tinctur zu empfehlen, ans
dem frischen Gewächse bereitet Das Kraut soll uoeh
krtfliger als die Wurzel seyn* (Dr« 6* Hcbmsd).
Aspldlaiia flllx mas. — Gegen Bandhcurm
wendete Dn ULLBnaBERoan das Pulver qer Wurzel voa
Aspidiam Allx mas zu S — 4 Drachmen, nfichtem g^e-
ooMnin,' mit gutem Brfbige an. Der Kranke , der €wm
PkmtMk. Rtpertarium, 4M.
Polvte H^nömmen bat, mass das Bett hüten und wo Mg^
lieh das Ausbreehen des ffenooiiDeneii Polvers sa ver-
hüten eacben. Za den Ende liest Dt. UuMBsmeBLomm
den Pat voii der Citroaen- oder Pomeraazeaeehale
kauen. Wenn Erbreeben folgt, soll die Cur als miaa-
lun^n anauaeben ae^^n und moas nach einem Verlaofe
von etwa 8 Ta^^n wiederholt werden. Ist aber 2 Stan-
den lang kein Erbrechen erfol/irti und empfindet Pal«
starkes Grimmen und heftige Bewegung des Wormea
in der Nabelgegend mit Uebelkeiten, so soll anauneh-
men seyn, dass der Wurm gestorben sei, und Dr. U.
giebt zn seiner Entfernung ein Laxans. Nach Abgang
des Warmes, Mittags zwischen 1 und 8 Uhr, nimmt
Pat. eine leichte Mahlzeit zu sich. (Jahrb. des ArztL
Vereins in München^ 11. Jahrg. pg. 885« — Dr. ScbrönX
AiinuBi marlatleiiiii. — L Bei HamAautflek^
ken fand ea Dr. äcniNDUui in örtlicher Anwendung ge-
gen Hornhaotflecken hilfreich, (v. Ammon, Moa.-äcbn
h 4. pg. 448. Dr. Pauu).
Jknr. naur. passt 8. bei WoMienudU aai beaten,
wenn sie deleterischen Ursprungs (waa solMis heiaaen 9)^
die Kräfte nicht zu tief gesunken, die Diorese schon
vorbereitet, gar nicht, wo sich achon Zehrfieber gebil-
det. So oft das Aur. mar. bei Ascites und Hydrocele
ältlichen Mannern gegeben worde, versicherten sie meist)
dass dis schon seit länger schluaunernden Wollnslge-*
fohle sich häufiger und kräftiger eingestellt haben. ««
(Wkmdt, Wassersucht. 107. Dr. Kubtz).
BalMUBttiM C#m1tw. — 1. Bei Bioienkalmtk
des hohem Alters (Harnen langsam, schmerzhaft, mit
Abgang vielen Schleims, der bald fadenförmig, bald
flockig, bald ala atarker Satz im Gefäase, zuweilen et^
waa blutig, nicht aelten noch nach dem Harnen abfliesst,
sogen Hämorrhoidaltripper) habe ich den Oebraoch des
B. Cop« jedesmal hdcnat wohlthätig gefunden, wenn
periodisch nicht heftiger Reizzustand eintritt. (Ksu^
MANN, V« d. Krkhtn. d. Mensch. S. 649. •-- Conf. Hygen
IV. 7. — Dr. Kubtz).
t. Dasa em intensiver Gebrauch desselben einen Nea-
selausschlag zu Stande bringe, ist schon öfter berährt
worden. «^ Dr. Eck in Berlin sah auf seine Anwendung
einen masernähnlichen Ausschlag, der sich ober di#
oberen Extremitäten verbreitet hatte und nach wenigen
Tagen bei weggesetztem Copaiv- Balsam wieder veiw
schwand. Dr. Levinstein in Berlin beobachtete aaeh
nach dem Gebrauche Jenen Mittels einen Aossehlag nnd
zwar eine Urticaria auf dem rechten Vorderarm, die
Quaddeln gicngen bald ina Gelblicha über. Sh^ ■bhm
in Bromberf: sah nach dem Gebraaehe dea Copaiv-Bal-
aams eioen peiaifrenden Aosschlair and swarnarzwiachen
den Fingern and auf beiden Unteral'men bia aar Ellen-
bo^^enbeofce entstehen* Die kritzarti/(en Pasteln hatten
einen rötbUehen Ualo and enthielten eine Idare wAase-
Fi|i:e Feachtif^lceit. Der juckende Schmera hatte Pat.
beetimmt, mehrere dieser Pasteln aafaokrataen« Nach
Weglassanjc des Copaiv-Balsams verblich der kritzear-
lige Aosscbla^ in wenijpen Ta^en and trocknete ab* —
Bei ähnlichen Exanthemen wfre das Mittel wohl aa
versuchen* (Dr* Schrön).
BmlMuniu peruT. — Es ^ebt wohl nicht leicht
aaf Erden ein Araneimittel, das eine bestimmtere Tvirk-
aamkeit auf das Mierenj^eflecht (d* h; hinsichts der Ge»
acblechtsorgane) ausübt, als dieses* Nichts erhebt bei
Mfonern den Geschlechtstrieb kriftijfer; es iat das
kr£ftif:ste Palliativ bei jeder Hysterie mit Leiden der
Geschlechtsorgane, bei Diabetes. (Neumann, v« den
Krkhtn. d. Mensch* etc. 4. p^. 608 a* a. m. Dr. Kurtz).
Baimawelle^ kardftteehto^ fand Dr* Koch in
Laichinf^en bei Wanden %'on Vesicantten aus^pezeiebnet,
anmal bei empfindlichen Kranken, oder wenn der Theil
öfteren Bewegungen ausgesetzt war* (v* Asimon, Mta^
Sehr. Le.pg.6S8. Dr Pauli)*
. Belladoima. •* 1. Verjfiflun^. — Em fijibrigea
Midehea aas angeblich nur einQ Beere der Belladoona*
Das Kind zeigte von Abends 4 Uhr, wo es die Beere
gegessen, bis Nachts 1 Uhr nichts Ungewöhnliches,
[an wurae es anruhig, bekam nach einiger Zeit. all-
Semeine Convulsionen , welchen Opisthotonoa folgte.
larauf war es abwechselnd ruhig, wobei es trillerte.
Inetig war. tolles Zeug sang, viel Durst äusserte und
die Arme heftig bewegte* Dann ward es roth, wollte
entlaufea , schlug um sich, delirirte und zeigte grosse
Unruhe* Die Mutter gab ihm Ziegenmilch, und ein be-
nachbarter Arzt ein Brechmittel Beide wirkten nichts*
Es wechselten Wahnsinn und Krumpfe bis bis früh 10
Uhr. Da ward es still, delirirte leise, bekam Schaam
vor den Mund und starb um IS Uhr, SO Stunden nach
dem Genüsse der Beere*
18 Stunden nach dem Sterben ergoss sich (bei SO^
Wurme R.) viel übelriechende, wassrige, braune Fiäa-
aigkeit aus Mund, Nase und Genitalien der steif aaa«
gestreckten Leiche* Die Gesichtszöge drdckten Furcht
und Sehen aus , Pupille weit , Cornea trübe qnd* achiU
ferig, Backen schwach geröthet. Obren blau, ebenao
die Lippen, Mund festgeschlossen, Unterleib hart und
aofgttriaben., Genitalien dunkel« blauroth. Der ^fltum
Pkand. Beperiorüan* 43S
Körper war ttiit blaurothen Flecken verschiedener Grösse
bedeckt, Finger krampfhaft ein/n^ezo/n^en. Die Gedfirme
von Luft sehr ausgedehnt; im Magen fanden steh 4 Un-
zen eines weissen dünnen Breies mit noch unverdauter
Speise, der halben Nchale einer Belladonna-Beere und
90—40 Belladonna -Körnern. Ebenso fanden sich im
Duodenum eine halbe feichaie und Körner von Bella-
donna-Beeren. Im hintern Theile des Magens, unter*
halb der Cardia, ein 2 V2 Q" grosser entzündeter Fleck,
mit bleifarbenem Centrum. An ihr trennte sich die Tii-
nica mucosa leicht von der vasculosa. Auf der gros-,
sen Curvatur noch mehrere ähnliche Flecken. Das In-
testinum jejunum und ileum, so wie das Coecum, das
Pancreas und der linkn» Lieberlappen- zeigten viele
entzündete, bleifarbene und mürbe Flecken. Alle Ve-
nen des Unterleibes strotzten von Blute. Weiter watd
die JSection nicht gemacht. (Dr. Bkthmann in der allg.
hom. Zeit. «Bd. 14 pg. 90 u. f. Dr. 8chrön).
8. Vergißung. — Ein 6jähriger gesunder Knabe
klagte am 1. Juli 1838 Abends über heftigen Leibschmerz.
Er sprang aus dem Bette und fieng an zu deliriren: er
sprach beständig, war heiter und lachte oft, das Be-
wusstscyn fehlte ganz, so dass er seine Eltern nicht
erkannte. Am folgenden Morgen fand Dr. GoLDscHanDT
zu Oldenburg den Knaben, der die ganze Nacht nicht
geschlafen hatte, scheinbar gesund und heftig laci>end
in der Stube herumlaufen, er verlangte weder zu essen
noch zu trinken und warf ein »Stück Brod^ welches er
für einen Stein hielt, weit von sich. Der Puls war sehr
langsam, voll: der Kopf nicht heiss, das Gesicht nicht
Eeröthet, die Pupillen übermässig weit, doch ^eg^en das
licht durchaus nicht empfindlich; der Leib etwas auf-
getrieben* Die Veranlassung zu dieser . plötzlichen
Krankheit konnte man nicht auffinden. (5 Blutegel an
jede Schläfe; nachdem sie ausgeblutet, kalte Fomenta-
tionen auf den KopO* Abends fand G. den Knaben im
Bette bei vollkommener Besinnung; die Pupille war
noch weit, doch zeigte sich etwas (^ntraction durch den
Lichtreiz. Bald nach dem beträchtlichen Blutverlost
war der Knabe matt geworden und hatte mehrere Stun-
den anhaltend geschlafen. Beim Erwachen war er ru-
hig und bei Besinnung, und klagte nur über Schmerz
im Kopfe und in den Beinen. Es war reichlicher Stuhl-
gang erfolgt. Zwischen den Faeces zeigten sich meh-
rere kleine Körperchen, die man als Belladonna- Beeren
erkannte. Jetzt erfuhr 6., dass der Knabe die Beeren
gegessen hätte, die er nebst der Pflanze ans den
Fldssehen gefischt, in welche» sie wahrscheinlich der
UYGKA, BL X. ^^
4B4 Pkmrm. BeptrtMiaim.
Apollieker geworfen biittc« Kiich nehrercn Klystieren
voa Honijc on^i Kssi^^ wurden noch eini|:e Beereo ent-
leert. Die kttiten Umsehlii^e wurden fortgesetzt und
ansserdem Wasser und Essi^ /(^reicht, worauf ^e^en
Morg^en 2malige9 Erbrechen einer schwarzen, schlei-
inif:en Masse erfolgte, worin sich aber keine Beeren
mehr fanden. Der Knabe war bald wieder gesund.
(Caspbr's Wochenschr. f. d. g^s. Heilk. 183& Nr. 42.
Dr. NoACK).
8. Hernia incareeraia, in Klystieren und innerlich
an^cewendet
1) In einer, allen öblichen Mitteln widerstehenden,
Einklemman/e: eines Inguinalbruches mit Kothbrechen
ete* wurde ein Klystier aus einem Infusum 7 hb. Beilad.,
8£ (und 2 Drachmen Chamillenlj mit Erfol/g: angewen-
det. Schon 2 Stunden später traten narcotische M'^ir-
können ein; Patient verlor Sprach- und Sehvermö-
gen, zitterte und schwitzte bei aufgetriebenem, blau-
rothem Gesichte. Nach etwa 15 Stunden verminderten
sieh diese Zustände, die klare Besinnung kehrte zu-
rück und jetzt gelang der erneuerte Versuch der Ta-
xis. Die nach etwa 4 Wochen in Folge des nicht ge-
hörig passenden Bruchbandes sich wiederholende Ein-
klemmung wurde ebenfalls nur mit Hilfe eines Bella-
donna-Kly st iers gehoben.
8) Die Frau eines Unterofficiers litt schon seit län-
gerer Zeit an einem Schenkelbruche der rechten Seite,
Hess das Hebel aber unbeachtet und trug kein Bruch-
band. Eine Erkältung der Füsse bei vorgetretenem
Bruche verursachte Mittags die Einklemmung. Als Dr.
Bonorden Abends 5 Uhr zur Hilfeleistung herbeigerufen
wurde, fand er den Hals des Bruches sehr hart und
schmerzhaft, ebenso den Unterleib in der nächsten
Umgebung desselben. Patientin brach fast anhaltend,
sah sehr blass und collabirt aus und bot also die Zei-
chen der Incarceration dar. Die Reposition misslang.
Der genannte Arzt verordnete nunmehr sogleich und
aUein das Extr. Beilad. stündlich zu einem Gran in
Auflösung. Bereits nach der 3. Gabe waren alle Krank-
heitserscheinungen verschwunden und der Bruch von
selbst zurückgetreten, so dass der kleine liest der
Auflösung bei Seite gesetzt werden konnte. — 3j We-
nige Tage nachher ereignete sich derselbe Fall bei
einer andern Unterofficiers -Frau« — Sie hatte der
Schwangerschaft wegen das Bruchband weggelassen
und sich sehr angestrengt. Auch hier waren 3 Gran
Extr. Bellad. ohne alle andern Hilfsmittel als ein er-
weichendes Klystier zur Beseitigung der gefährlichen
Phmm. Beperiorimik 485
Zaf&IIe hinreichend. In beiden PMten erfolgen nMh
fi^ehobener Incnreeration von selbst reichliche Stuhl»
^än^e. (Preosii. med. Vereinssselt., 7. JisAitg. Nr. 40.
^g. 802. Dr. Frank).
4. Epilepsie. — Das Mittel worde bei- Epileptischen,
die za^leich irre waren, angewandt. *— lieber ihre
Wirkung will Dr. Ferrus fol^^ende llesaltate erhalten
haben. 1) die Beilad. bringt unter {gewissen Umstän-
den (?) einen müchti^en Effect auf die hefti^rsten Zu-
stände der Epilepsie hervor. S) Besontlers bei äubjecten^
welche von dem höchsten Grad der K.*ankheil berall^a
sind, und bei welchem die convulsivischen Zufälle
noch von Verstandes- Verwirrun^s: bejB:leitet werden, ist
die Anwendun/s: dieses Mittels sehr /srdnsti^. 3) Die
Einwirkung der Belled. in diesen Fällen erreget eine
ein;s:reifende Perturbation in der Oekonomie, und beson-
ders in der ersten Zeit ihrer Anwendung hat sie einen
merkwdrdigen Einfluss auf das Gefäss-iiJystem. 4) Man
kann ohne merkliche Nachtheile das Extract der Bel-
ladonna bei besagten Kranken anwenden, wenn man
nur die Vorsicht hat, gradweise mit der Dosis zu stei-
gen. 5) Die Epileptischen, die zugleich alienirt sind,
scheinen dieses Medicament besser zu ertragen, als die
Anderen! (Diese Anzeigen sind nun aber freilich sehr
VHg^ und geben für die praktische Anwendung eines
solchen heroischen Mittels sehr schwache und unsichere
Leitungspunkfe! W.). — Merkwürdiger ist der anee»
führte Brief eines Arztes, M. Guyault in Marseille:
Dieser wählte sich It Epileptische^ 6 männl. und 6 weibl.,
zu seinem Experiment mit Beilad. aus. Sie waren alle
ohne Irrsinn Ihr Alter war von 13 — 50 Jahren; die
Dauer ihrer Krankheit war wenigstens 6 Jahre; eine
Ursache der Krankheit« -Entstehung war bei einigen
von ihnen unbekannt, bei anderen war sie in einem
lebhaften Schrecken, in einem heftigen Zorn-Ausbruch, ^
mit einem Wort, in eiver moralischen Aufregung ver-
routhet; bei Allen waren die Anfälle sehr heftig, lange
dauernd und täglich, und bei 8 männlichen Subjecten
wiederholten sie sich oft 3mal des Tags; übrigens be-
fanden sich sonst Alle, ausser einer nervösen Reizbar-
keit, ganz wohl. (Dies ist nun die ganze ansmnes-
tische und diagnostische Beschreibung des ätstns
morbi!) — Den 15« October 18S7 fieng nun M. Guy-
ault an, diesen Kranken den rohen, ungereinigten
Saft der Belladonna^ welchen er für wirksamer hielt
als den gereinigten, zu reichen, und zwar in Pillen, de-
ren Jede einen Gran dieses Medicaments enthielt, nnd
48B PAtfm« tiitp€fi9riiuw^
wovon er Jeden Kranken ohne Unterschied 3 Pillen jeden
Morgen nehmen lieoo. Das Reanltat war folgendes: ^)
A* Epilepsie. — Von M. Jules Picard. Interne am Bi-
edtre* Derselbe behandelte damit 2t kranke kürzere
nnd längere Zeit; bei einigen mnsste er bald damit
aufhören wegen verschiedener ungünstiger Zufälle,
> ,,*)E« sollte ntcb fehwer ankomnieD, werrhestor Hr. College!
■chreibt M, Guyault an M. Fbrbus, mein Ersuunen und meine
Freude zu schildern, welche ich empfand, als ich am 3. Tag dea Ge-
brauchs der Beilad. bei allen meinen It Kranken die taglichen Anf&lle
f Idtsllch aufgehoben sali I ' Bs war rührend ansusehen, wie diese Uo-
glückiicben den i, Tag bei neiner Morgen-VUite sen mir kamen,
die Hände faltend, mit nassen Augen, mi( von Freude strahlendem
Gesicht, wie sie in ihrem sädllchen Enthuslavm mich mit zärtlichen
Segeos wünschen überschnttc^tenl' — Einer von ihnen, seit 15 Jahren
epileptisch, und gewöhnlich Smal des Tags von diesem Uebei nie-
dergestreckt, warf sich mir zu Füssen, umklammerte sie so heftig,
dass er mir wehe that und äusserte so seinen glühenden Dank!*' —
Diese Scene war gar ku schon, gar zu berauschend, mein lieber
Hr, College! SO Tage dauerte schon dieses so schnell herbeigezau-
berte Gluck, während welcher lob immer die 3 Gran Beilad. tag-
lich fortnehmen he%%* Aber am Ende dieser 20 Tage kehrte, «t
meinem grossen Leidwesen, das alte Uebel bei all* meinen I2 Epi-
leptischen mit seiner gewohnten Frequenz und Heftigkeit zurück! —
Umsonst* erhöhte ich die Dosis der Bellad. bei den Kindern nach und
naoh zu i5 GranI Bei den Aelteren zu Sft Gran. Ich konnte nlchls
erreichen als Ekel, Ohnmächten, Nervenkrämpfe, und indem die An-
fälle air meiner Kunst trotzten, wurden bei Allen die Pupillen so er-
weitert und das Gesicht so geschwächt, dass ich genöthigt iprar,
meine weiteren Versuche aufzugeben. (!!)
Am Ende dieses Schreibens bittet nun der Verf. den M. Ferrvb um
Aufklärung, besonders darüber, ober gut oder übel' gelban, während
des SOtagigen Stillstands der Anfälle die Dosis der Beilad. nicht
erhöht zu haben? —
Was M. Fbhrus antworten wird, weiss ich nicht, Ich aber wurde
dem Verf. antworten: a. dass es zwar um des Experimentes willen
verzeihlich wäre, die nämliche Arznei (es wird nie ein Mittel^ daa für
alle Epileptischen passend wäre, aufgefunden werden) bei 1;!, vwwt
von der nämlichen Krankheit befallenen, aber doch gewiss bei diesen
verschiedenen Individuen mit verschiedenen, nicht bedeutungalwsen
Kuancen auftretenden, dargereicht zu haben; b. dass es aber nichts
weniger als rationell gewesen sei, die nämliche Dosis des Mittel« bei
Kindern und Alten, bei weiblichen und männlichen, angewandt zu
haben; c. dass es endlich ganz irraiionell gewesen sei, beim g&nzll-
chen Aufliören der Anfälle noch mit dem Heilmittel, und zwar In
gleich starker Dosis, fortgefahren zu sejnl Was sollte denn die
Belladonna noch heben, wenn nichts mehr von Zufällen vorhanden
war? Was konnte sie anders thun, als ihre giftartigen Wirkungen
allein auftreten zu lassen, und so den beruhigten Organismus auFs
neueszu bekämpfen und in demselben neueSturme und neue Leiden, die
nur der Belladonna eigen sind, und die, nach Angabe des Dr. G. niehk
ausblieben, hervorzubringen! Er hätte ruhig die Folgen der Paoificn-
tion abwarten sollen. Wären die Anfälle bei ruhigem Zuwarten
wieder aufgetreten , so hätte er billig weiter nachforschen , auf die
Urquelle der Krankheit zuruckgelfen und dem gemäss ein anderen,
PMjenderen Mittel aufsuchen aoUen. — Dr* Wonikajik.
Andere hielten (I) dieee Bebandlnn/t länger aus* Drei
Kranke erhielten von der Bellad. tilg!* 4 Gr., vierzehn
6 Gran, einer 9 Gran und die anderen drei 12 Gran. Die
/[^rösste Dosis, wjiehe angewendet worde, waren 18
Gran! (Ob diese Dosen auf einmal oder ab^etheilt ge^
?reben worden, ist leider nicht angeführt). Die physio^
ogischen Wirkungen dieses Mittels waren folgende:
1) Erhöhung der Blut-Circnlation, vermehrte Geschwin-
digkeit des Pulses bei allen Kranken, am auffallend-
sten bei den jüngeren, die aber in keinem Fall lAn^er
dauerte als 14 Tage, auch trotz der Steigerung der
Gabe. 8) Aufregung des Nervensystems; nur bei 6
Kranken, wovon der Älteste kaum 2t Jahre hatte, wur««
den Delirien, mentaler Aufruhr, Faseleien bemerkt. 3}
Die Pupillen waren bei Allen erweitert 4) Der Ver-
dauungsapparat blieb unangefochten, nur bei einigen
und bei starken Dosen wurde die Zunge trocken und
bekam einen braunen Streifen in der Mitte. Die the^
rapeti/2>cAen Wirkungen waren von wenig Bedeutung;
alles ^ was man in dieseh Experimenten wahrnehmen
konnte, war, dass bei manchen epileptisch Kranken
durch Darreichung der Bellad. die Zahl der Anfälle
vermindert wurde. (L'Experience Nr. 64. 30. Juli 1838.
Dr. Widnmann)
Bolettu filatanas. — Nach Kauen ^ aber nicht
VerectUucken eine» IStückchensy Z Stunden darauf plöts-
lich Durchfahren in allen Gliedern, als rühre ihn der
Schag. — Beim zweiten gleichen Versuche Va Stunde
vor dem Genüsse von Reisbrei, nach Vh Stunden plöts-
liehe Uebelkeit und geschmackloses Speiseerbrechen,
dann aber eine Stunde lang ziemlich wohl. Hierauf
durch 8 Stunden wohl SOmal »lel» »ehr ,plöi%Uehe» Er^^
brechen von sehr bitterer Flü»»igkeit^ das letztemal mit
Blut, inde»»in der !Swi»chefi»eit nur wenig Uebelkeit und
keine Sclanerzen; Ab»cheu vor kaltem Wa»»er. Dar-
auf 4 Stunden lang recht munter, dann abei' solche
Mattigkeit, dass er kaum gehen und stehen konnte 9
erst am 3. Tage ganz nachlassend.
Bei 3 Personen, die ein Gericht des Schwammes ge-
nössen: nach 8 Stunden eben solches oftmaliges Er-
brechen, durch 6 Gran Kohle mit Milch durchaus
nicht gelindert; völlige Kraftlosigkeit; Puls kaum fähl-
bar; Glieder kalt; Leib ganz eingefallen, furchtbar
schmerzend; starker, anhaltender Durchfall von Blut und
sehleimhAutigen Massen; höchst schmerzhafte Muskel-
krflmpfe in den Gliedern und dem Gesichte. (Schlei-
miges Ausspucken). Nach 8 Tagen gesund. (Laius,
die nfltzl. und sehidl. Schwftmme* — Dr. Kuhtz). .
488 Fkwtm. Eepertarhtm.
Brom. *) ~ A. — 1. Eine 92jährige Fraa hatte
seit 7 Jahren mehrere Scrophelk^oten an j^der &$eite
deti Halees, Dr. PovrchjA zu Montpeiliier ^rafo ihr: Kp»
Bromi s^t vj. Aq» dest $ iij. D. S. Smai binnen 24
Standen %u nehmen. Man vermelirte den Brom bis auf
SO Tropfen. Zu j^leicher Zeit wurden anf den Knoten
Kataplasmen von einer wä$seri;o^en Bromsoiution in fol-
li;endeni VerhAltniss übergeschlagen: Rp. Bromi ^tt.
xij— XXX* Aq. deat. 3 iij— iv. Naeh einer ämonatl. Be-
handlnn/i; waren alle Sympt. der Seroph. verschwunden.
t. Die nun erzählten 3 Fülle von serophulöser Au-
Kenentzöndun^, Anschwellun<i^ der Epididymis (in Feiere
von Gonorrhöe) iind Kropf, deren erstere ^ehefli wur-
den, während der Kropf zur Zeit der Bekanntmarhung^
,,bereit8 um 2 Drittheile vermindert worden war^% Fälle
die für die Heilkraft des hydrobramsauren Kaü^s zeu-
fen sollen, theilt Ref. nicht mit, da ^leichzeitio^, um
illen zu formiren, auch ein weni^ Lyeopodium ^enom*
Dien wurde, und zwar 18 Uran auf 6 Gran des hydro-
bromsauren Kali's. — (Versal. Hy^. Vi II, p^. 55t).
3. Proiobromür des QtieclUübers (Quecksilberbromör
VO ifi^ unauflöslich in Wasser und Alcohol und bringt
za 1—2 Gran beim gesunden Me^ischcn, selbst nüchtern
genommen, /srar keine Wirkun;^: hervor.. In stärkerer
losis, zu 4—5 Gran, führt es massig ab und vermehrt
zugleich die Urinsecretion. In frischen syphilitischen
Kraiikbeiten, als Einreibuno: in das Zahnfleisch, oder
in Pillen innerlich angewendet, hatte es diese Krank-
heiten geheilt. Dieses Mittel gleiche in seiner Wir«
kung dem Calomel, nur errege es nicht so schnell, wie
letzteres, denSpeichelfluss und wirke zugleich stärkerauf
die Urinsecretlon. (Vgl Hyg. VIII. pg. 547—648; 552 etc.).
4. Das Deulobramür des Quecksilbers (Quecksilber-
bromid. F.) hat einen sehr starken styptischen Ge-
schmack, ist schmelzbar und sublimCrt leicht. Vom
Walser wird es aufgelöst, aber weniger, als der 8n-
blimat; das beste Auflösungsmittel ist der Aelher. £s
greift in etwas grossen Dosen den Darrakanal sehr an,
verursacht Durchfall und Erbrechen, mit Kolik und Ma-
genkrämpfen verbunden; auch erregt es Salivation. iis
verhält sich beinahe, wie der Sublimat, nur greift es
nicht so, wie dieser, den Kopf und die Brust an. las
Ist bei frischer Syphilis Anfangs zu 'As Gran in Pillen
gegeben worden, dann stieg man alle Tage um Vis
Gran. Zu gleicher Zeit wurden die Schanker mit Com-
i*»
*) Gleich den folgeoden BeobachtiiDsen von BrompräparateD, von
Pharm. Mteperiorütm. 4SB
pressen bedeckt, welche mit einer Anflösun^ aos 1
Gran des Mittels auf 1 Pfund destillirten Wassers be-
feuchtet waren. Uie syphilitischen Geschwüre gewan-
nen schon nach einigen Tagten ein besfieres Ansehen,
und 20 — 30 'laj^e waren zu ihrer j^an/Jichen Vernar-
bun^s; hinreichend. Die MetUfre des Meutoliromür a^ur
Beseiti^o^uno: des Uebels betrug meist 5 Gran^ selten
darüber.
Uasselbe wurde auch in Solution angewendet, als: Rp.
Dcutobromuret. Mercur. ^r. vj. Aquae dest. libram. JMan
fänjct mit 20 Tropfen an und steigt allmähli;g: auf SOG
Tropfen. Die primäre und 8ecnndiire\ Syphilis ist dmrch
diese Auflösung; /»;eheilt worden. Am besten lasst steh
aber das Deutobromür, in Aether aufjpelöst, in folj^n-
4ler Form nehmen: Rp. Dcutobromuret. JU^rcur. gr. j.
Aether. sulph. dr. J. Man nimmt tüglich nach dem Mit-
tagessen 10, 15-^20 Tropren von dieser Solution in
einer kleinen Mengte reinen Wassers oder in Haferu
schleim. (Journal der Chirurjg^ie und Auirenheilkunde
von V. GrAfs und v^ Walther. Bd. XXVI. pg. 708
sqq. Dr. Frank).
U. *) *<*) 1. Wirkung des Bronis bei seiner EiU'^
Verleihung in die Mwulhöhle an Thieren. Nach einer
Menge von Versuchen an Hunden und Na^thieren er-
hielt H. fol/rcnde Resultate: das Brom wirkt tropfen«
weise in die Mundhöhle eines lebenden Thieres gebracht,
wobei es bei der Temperatur des Körpers schnell in
Gasform sich verwandelt^ als ein heftiger Reiz« auf alle
Theile der Schleimhaut, mit denen es in Berührun]^
kommt, es entsteht starke Schleimabsonderun^ una
Salivation; ähnlich irritirend wirkt es auf die geffiss-
reiche Nasenschleimhaut, und von da rückwärts auf die
Conjunctiva und Thränendrüse, daher der Ausfluss von
wässerigem, im Verlaufe oft eiterartigem Schleim aus
der Nase, d>is Niessen, die mehrmal beobachtete Röthe
der Conjunctiva und das Thränen der Augen. Ebenso
entsteht Irritation und Entzündung der Schleimhaut der
Luftwege und der Lungen. Meistens hat die Entzün-
dung der Schleimhaut im Larynx und der Trachea ei*
nen transsuddativen Charakter, und geht somit ana-
log der durch Chlor und Amoniak-Gas bedingten Irri-
tation dieser Theile auf Bildung von Pseudomem-
*) Ein Au9%ug ans einer, von der med. FaouU&t s« Tubin|[en_fi
Jabr 1837 gekrönten Preisschrin, Inaugural - Dissertation zur
Jaoisung der Doctorwürde in der Medicin und Chirurgie unter
Präsidium von F. v« Gmrlin von Fr. Hribmrdingbb aus LudwigsbiUTf.
aS88. — (MitiKetheiK von Med. Pract. G. F» Mullah in Tübingen).
•*) S. Hyg. Vm. pg. bi%. — D. Red.
ItO Pkarm. jßeperiarium.
branen los; bisweilen findet offenbar bei der Ein Wirkung
des Bromdsinpfes auf die Luriwe^c eine vorQber^e-
hende Jiraropfhafte Verschliesdon^ der Glottis Statt,
daher wohl die anfängliGlien , öfters beobachteten, lief-
tiiC^n sijffocatorischen Erscheinungen« In Fol^e der
Reizung der llespirationsorgane wurden beobachtet: er-
schwerte, bald verlanjETsamte suffocatorische^ bald be-
schleunigte, oberflächliche Respiration, mit Niessen
verbundener, hartnäckiger Hosten, der meist Croup-
ton zeigte (bei den mK Nagethieren angestellten Ver-
Sachen fehlte der Husten vollkommen) and ver-
nebrte Schleimabsondernng, daher Schlei mgerassel bei
der Respiration. Meistens erfolgt der Tod in einem
Znstande von grosser Schwäche, an Lungenentzündung
und Lungenlähmung. Bei der Section trifl't man die
Rachenhöhle und die Respirationsorgane entzündet. Die
Schleimhaut des obern Theils des Darmkanals war meist
nnbedeutend irritirt
2. Bei seiner Einverleibung in den Magen der Tläere.
4.1s Vehikel des Broms wurde das destillirte Wasser
benutzt, welche Bromlösung immer durch einen eiasti-
sieben Katheter in den leeren Magen injicirt wurde. 2!uai
Versuch wurde ein V4Jähriger Kattenfänger gewählt,
dessen beide glandulae thyreoideae zur Grösse eines
Hühnereies angeschwollen waren. Demselben wurden
vom 14. April bis 10. Mai täglich 4 Tropfen Brom in
Vi Unze Wasser injicirt; unmittelbar darauf beobach-
tete man unruhiges Hin- und Herbewegen der Zang^e,
vorübergehend vermehrte Sehleimabsonderung in der
Mundhöhle und Salivation, der Herzschlag anfangs be-
achleunigt, den übrigen Theil vom Tag normal, die
Urinexcretion etwas vermehrt, die Oeffnung normal;'
vom 19. April an öfteres Anfstossen nach der Injeetion;
den 87. April Abends diarrhöeartige Oeffnung; bis zum
88. April hatten keine Respsrationsbeschwerden noch
Husten Statt gefunden, an diesem Tage aber wurde
nach der Injeetion t\n Theil der • Bromlösung in die
Mundhöhle heraufgewurgt, kurz darauf trat trockener
Husten ein, den Tag über sich öfters wiederholend und
Croupton annehmend. In den folgenden Tagen stellten
sich mit dem Aufstossen immer auch leichte Vomitu-
ritionen ein, öfterer Husten; vom 4—6. Mai waren die
Darmexcretionen vermehrt , breiig, der Appetit gestei-
gert, DursI gering, Munterkeit nicht vermindert; Zu*
nehmen an Volumen; am Kropf keine Veränderung;
vom 10—80. Mai wurden täglich 8 Tropfen in Vs Unse
VITasser gelöst, injicirt un^ dabei folgende Symptome
beobachtet; Aufstossen, vermehrte Schleimabsondernng
Pharm. Beperi&rkm. 441
und Sali vation, besclileonigter Pols .Hasten ; der Hund
schlief öfter bei Täg^ aber ohne Betäubung^ Zan^e
rein, bisweilen schwach wetsslich nach hinten belef^t,
Appetit normal, Oeffnunj^ öfters breiijBT; den 14. Mai nach
der Injection linaii;»;es Erbrechen von Schleim, die Schild-
drüsen-Partie der rechten Seite wurde merklich kleiner,
als die der linken Seite, die unverändert blieb; auch
fühlte sich die erstere etwas weicher an. Vom SO— 86.
Mai wurden tä/2:lich IS Tropfen in Vt Unse Wasser ge-
geben. Die angeführten Symptome wurden wieder be-
obachtet, beschleunigter Herzschlag, erhöhte Hauttem-
peratur, Husten mit Vomituritionen, öfteres Niessen,
meist unveränderte Oeffnung, die Oarmexcretionen aber
vermehrt, der Durst war stärker als früher; den 26.
Mai 16 Tropfen Brom in 6 Drachmen Wasser; diesel-
ben Symptome wurden beobachtet. Vom 27. Mai an
wurden jeden andern Tag 84 Tropfen Brom in 1 Unze
Wasser injicirt; ausser den angeführten Symptomen be»
obachtete man blasse Färbung der Mundschleimhaut,
beschleunigten Herzschlag, vermehrte, reichliche una
breiige Darmexcretionen, mit denen bisweilen eine grosse
Quantität Schleim aii.sgeleert wurde; der Husten hatte
aufgehört; leichte Niedergeschlagenheit, Appetit nor-
mal; den S9. Mai fand nach der Injection Erbrechen
von Sehleim Statt, und einmalige reichliche breiige
Oeffnung mit einigen Blutpunkten; die Schilddrüse der
rechten Seite hatte bisher am Volumen abgenommen,
die der linken schien im Gegentheil etwas vergrössert;
den 31. Mai wurde das Maul nach der Injection zuge-
bunden, Va Stunde nachher wurde es wieder aufge-
bunden, worauf einmaliges Erbrechen von weissltchen
schleimigen Stoffen erfolgte; die Respiration war frei,
Kollern im Bauche, 2malige reichliche, breiige, gelblich
braune Oeffnung; den 1. Juni wurde der Hund gewo-
gen, er hatte 1 Pf. an Gewicht zugenommen, und wog 13 Pf^ ;
am linken Auge stellte sich eine starke Conjunctivitis
ein^ die aber am 10. Juni wieder verschwunden war; die
in den folgenden Tagen eintretenden Symptome waren
immer wieder Salivation, Aufstossen, Erbrechen von
zähem Schleim; das Erbrochene zeigte meist saure Re-
action, reichliche, breiige, braune Darmexcretionen, in
denen die Stoffe oft blos halbverdaut schienen, be«
schleunigter Puls; den 6. Juni nach der Injection, den
Tag über wiederholter Husten mit Croupton; den 8.
Juni w*nrden 30 Tropfen Brom injicirt, dabei keine neuen
Symptome beobachtet; den 10. Juni 48 Tropfen in V/%
Unzen Wasser; den 18. Juni 60 Tropfen in 8 Unzen
Wasser; der Hund worde anfangs unruhig, der Puls
44t Pkmrm. Bveriarüim,
be8chleoni|[^t, nacli einer Minate kurze Zeit hindoreli
verlttnj^eanit, aosselKend; als weitere Symptome be-
merkte man Saiivation, Thränen der Angen^ voruber-
geliende Erweiterun/e: der Pupillen, /B:ro88e Nieder;s:e-
8chlaf:enheit, öftere Vomituritionen; ^e^en Druck in der
Ma^en^ejscend war der Hund empfipntilieh; fras8 mit Ap-
Setit; einmali^Bfe, niit Tene^roua verbundene, sehleiuii^e
fcffnnn^; den 14. Juni wurde dieselbe Dosis beige-
bracht, und dieaelben Symptome beobachtet; ^d^n 16.
Juni iniieirte man 70 Tropfen theils suspendirt, theiU
relöst in 9Vs Linien Wasser; es erfolgte Dyspnoe, 8a-
Jivation, Thronen der Au/g^en, vorübergehende lärwei-
tcrun^Bf der Pupillen, heftiji^e Vomituritionen ; Puls fre-
quent; nach 3 Stunden wurde das Maul auf^febunden,
worauf einmalijres, starkes Erbrechen von einem blo-
tii^en Schleime Statt fand; Abends mehrmaliges bluti-
ges Erbrechen; den 17. Juni einroalij2;e Darmexcretion
von einer karrenschmierähnlichen, aashaft stinkenden
Materie; seit dem Juni magerte der Hund auffallend
ab, die Glandula thyreoidea der rechten Seite war seit
dem 14. April um ein llriitheil kleiner /gpeworden, an der
linken Seite blieb sie unverändert; den 18. Juni wnrdea
«ofs Neue 70 Tropfen in IVa Unzen Wasser injicirt;
die Symptome stimmten im Wesentlichen mit den frä-
heren überein; saures Erbrechen (nach chemischer Un-
tersuchun;^ durch Bromwasserstotfj^änre bedin;i<;t). Den
20, 22. und 24. Juni wurden je 80 Tropfen Brom in S'/i
Unzen Wasser in den Ma;i^en injicirt; die dabei beob-
achteten Symptome waren hauptsächlich wieder Auf-
stossen, Vomituritionen, Erbrechen von blutigem Schleim;
die flarmexcretionen waren bisweilen mit blnti<3:em Schleim
vermischt, oder fest, schwarzbraun j^efärbt; Appetitio*
si/z^keit, beschleunigter Puls, Dyspnoe, einigemal Hu-
sten, Niessen, Ausfluss von zähem, gelbem Schleim
aus der Nase, grosse Abmajcerun/g^, unstäter, wanken-
der Gan^. Den 28. Juni injicirte man 90 Tropfen in S
IJnzen destill. Wasser; es erfolg^te darauf grosse Nie-
der/e:eschlaffenheit, der Puls wurde beschlcuninrt, faden-
förmig; Brechneigung stellte sich ein^ rasselnder Ha-
sten, einmalifire feste, dunkelgrüne Oeffnun^, Ausfluss
von zähem Schleime aus der Nase, der Hund wankte
mit den hinteren Extremitäten und stürzte höchst er-
mattet zusammen; den 27. Juni fand einmaliges bluti-
ges Erbrechen Statt, der Hund konnte sich von der
Stelle nimmer we;r bewehren, auf leichten Druck in die
Ma^en^end floss eine chocoiudefarbige Plussiffkeit in
grosser Quantität aus Mund- und Nascnhöle. Der Tod
erfolgte in einem Zustande äusserster Erschöpf ang ohne
Phmrm. B^pertartimi 44S
Convttlsioneit Bei der Seetion wigte sich alle Irrits«
biiitat erloschen, der Hund bis zum Skelett «b^ema-
Sert, das Kett verschwunden, die Muskeln blass. Im
iute des Herxens und der /e:r6sseren Oefasse halten
sich, wie feste Gelatina mussehende, Kaserstoffconcre«
mente gebildet, die Lun^enflii^el der rechten Seite wa*-
ren blass, anämisch, fAia beiden unteren Lsppen der
linken Seite in con^^estionellem Zustande; beide Par«
thieen der Glandula Ihyreoid. einfach hypertrophirt, ihr
Gewebe zeigte ein speckig -röthliches Aussehen. Der
Oesophagus war entzündet, erodirt, der iMagen zusam-
mengezogen und enthielt 2 Ümchmen einer chocolade-
farbenen Flüssigkeit» Die Schleimhaut entzündet, ihr
Aussehen an verschiedenen Stellen verschieden, im
Fundos dicht entwickelte Gefassnetze^ in der Mitte
des Magens viele Erosionen, die Schleimdrüsen waren
an verschiedenen Stellen hypertrophirt^ in der Nähe
des Pylorus viele braune Flecken und 9 glatte, boh-
nengrosse Narben; die Schleimhaut in derobeirn Hftifle
des Dünndarms war verdickt, blass, nur an wenigen
Stellen gerölhet. — In dem aus dem Herzen und den
grossen Gefassen gesammelten Blute gelang es, durch
chemiche Untersuchung das Brom nachzuweisen. —
3. Versuche an sieh selbst, Morgens nüchtern ver-
schluckte H. 5 Tropfen Brom in Vt Unze destill. Was-
ser gelost; beim Niederschlocken bekam er augenblick-
lichen Husten mit suffocatorischen Zufallen, die Respi-
ration wui^de sehr beengt« er musste nach Luft schnap-
pen, im Rachen hatte er anfangs ein widriges, zusam-
menschrumpfendes Gefühl mit dsrauf folgender Empfin-
dung von Brennen und Wundseyn, V4 Stunde an-
dauernde Salivation und vermehrte Schleims bsondernng
in Mund- und Nasenhöhle, öfteres Aufstossen mit Vo-
mituritionen, wobei viel Schleim in den Oesophagus
heraiifgewürgt wurde, im Unterleib empfand er ein an-
genehmes Gefühl von WArme, der Puls zühlte 70
Schläge (normal 64); nach 6 Minuten leichter, mit Ekel
verbundener Schwindel und fortdauernde Brechneigung,
ohne dass jedoch wirkliches Erbrechen eintrat; die
Zunge blieb feucht, die Pupillen normal. Puls nach Vt
Stunde wieder normal. Nach einer Stunde war blos
noch ein leichter nauseoser Eindruck mit dem widrigen
Bromgeschmack zurückgeblieben. In den Excretionen
zeigte sich den Tag über keine Veränderung, Appetit
normal.
4. Ein andermal nahm er nüchtern 8 Tropfen Brom
in 1 Unze Wasser gelöst; die Nase wurde beim Ver-
selilncken zugehalten; es trat eine lebhafte, bis som
444 Pkmm. Bqferf0rtitm.
Breooen sich steigernde, Empfindonii: von Wime doreh
den /[ganzen Oesophagus bis in den Magtn hinein ein,
besonders Msti^r war dieselbe Im Seblunde; die 8pei-
eheU und SehleirosecreHon in Monde wurden voröber-
j^ehend vermehrt, ein paarmal raoher Hasten, die Ile-
spiration frei, blos bei tieferem Einatbmen leichter
llrock auf der Brost, der Puls zilhlle 70 Sdili/sre, öf-
teres Aofstossen, nach IS Minuten Schwindel mit Ekel
verbanden, Gesichtsfarbe blass, nach V4 Stunde hatte
der Puls 62 Schläge; leichte Vomitnritioncn ohne ei-
f:entliches Erbrechen. Nach . einer Stunde waren aus-
ser leichtem Schwindel und wiederholtem Anfstossea
alle Symptome verschwunden, Vormittags einmalige
Urinexcretion , der Appetit vermindert, der widrige
Bromgeschmack dauerte den ganzen Tag ober fort;
Nachmittags Durst, einmalige regelmissige, mit leich-
tem Tenesmus verbundene Oelfnung. — Magnesia und
noch mehr schleimige Getränke milderten, wie er bei
anderen Ver8uchen fand, die Einwirkung des Broms. —
5. Das Brom vollbringt, in den Magen einverleibt,
seine Hauptuirkung im vegetativen System, es wirkt
in kleinen Gaben als ein gelindes Reizmittel anf die
Theile der Schleimbaut, mit denen es in Beröhrung
kommt, die Schleim- und Speichelsecretion im Mande
werden voräbergehend vermehrt, im Schlund erre/^t es
ein unangenehmes Gerolil von Zusammenschrumpfen
und Rauhigkeit mit nachfolgendem leichtem Brennen;
auf die Wandungen des Magens wirkt es als gelinder
Beiz, es erregt vermehrte Congestionen nach diesem
Organe und dadurch ein Gefühl von Wurme, das sieh
in höherem Grade zu einer brennenden Empfindung stei-
gert; es entsteht Aufstossen^ die Schleimsecretioii wird
vermehrt, der Appetit zeigt sich wenig verändert; die
verschiedenen Excretionen zeigen sich normal, die Br-
nShrung der Organe ist nicht beeinträchtigt , der Kör-
per nimmt an Masse zu. In mittleren Gaben beige-
bracht, steigert das Brom die angeführten Symptome,
es entsteht ein nanseoser Eindruck, Ekel, wiederholtes
Aufstossen, Vomitoritionen, selbst wirkliches Erbrechen
von weisslichem, mit Speichel vermischtem und öfter
sauer reagirendem Schleime; längere Zeit fortgegeben,
werden die Darmexcretionen vermehrt, breii/s:, mit viel
Schleim vermischt (die Urinexcretion normal), Appetit
wenig gestört, Durst nur massig, allmählifi:e Abmage-
rung. In grossen toxischen Gaben wirkt das Brom als
ein heftig irritirendes, corrosives Gift, um so heftiger,
je concentrirter es gegeben wird; es entsteht Anfstos-
sen von Bromdimpfen^ in kurzer Zeit Iretsii Vomitori-
Pharm. Repertorüim. 445
lionen und heftif^es Erbrechen von weissliehem, mit
Speichel vermischtem, im spätem Verlanf bluti;i^ j|^e-
firbtem Schleim ein, eine heftige Majenentznndunjp
entwickelt sich, an der die Thiere in einigen Taften
in einem Zustand der f:rös8ten Schwäche und all^e*-
meiner Abmaj^erong, biswellen leichter convalsivischer
Zustände, sterben; der Appetit lie^t bei diesen Gaben
\6\lig darnieder, der Durst nur massig:, es findet Ver-
stopfung oder Ab^an^ von dunkelbraunen, aasbaft stin-
kenden, Kaeces in sparsamer Quantität Statt. — Die
Einwirkung des Brom aufs Gefäss-System und die He-
spirations*Or/e:ane betreffend: unmittelbar nach seiner
Einverieibunfc wurde der Puls immer beschleunigt,
welcher aber nach kurzer Zeit schon seine normale
Frequenz wieder annimmt, in eini/e:en Fällen wurde er
sogHv Verlan j^samt uip einij^e Schläge, z. B. bei Verf.
selbiit, wo er einen Tag hindurch jede Stunde 8 Tro-
pfen Brom, in Vs Unzen Wasser gelöst, verschluckte:
eine eigentlich antiphlo^ristische, die Gefässthäti^keit
nachhaltig heräbstimmende, Wirkun/»: konnte aber bei
der Anwenduni^ des Brom nie beobachtet werden. Ob-
gleich H , gestützt auf chemische Untersuchung der er-
brochenen Stoffe, sich überzeugt hat, dass sich das
Brom bei seiner Einverleibung in den Magen dadurch,
dass es der thieri^chen Materie Wasserstoff entzieht,
in Bromwasserstoffsäure verwandelt, und in dieser Be^
Ziehung mit dem Chlor die höchste Analogie zeigt, so
müssen doch di^ antiphlogistischen Wirkungen der Brom-
wasserstoffsäure höchst unbedeutend seyn, und bei grös-
seren Gaben des Brom^ wurde nach einiger Zeit immer
ein^ über das Maas beschleunigter Puls beobachtet; bei
der erst später eingetretenen, auffallenden Frequenz des
Pulses, i^obei derselbe immer klein, zusammengezogen
beobachtet wurde, darf eine sesundäre, durch die pri-
mitive Locaiirritation des Magens bedingte Steigerung
der Gefässthätigkeit nicht ausser Acht gelassen wer-
den. Dass das Brom ins Blut übergeht, ist durch die
Untersuchung des Blutes aufs Entschiedenste bewie-
sen; in welcher Verbindung es sich aber befinde, kann
H. nicht angeben; auch geläng es ihm nie, dasselbe in
einem Auswurfsstoffe nachzuweisen. Als freies Brom
oder Bromwasserstoffsäure findet sich das Brom nicht
im Blute. — Zu den Respirationsorganen steht das
Brom in einer näheren Beziehung; es erregt Conges-
tlonen gegen die Lungen, erschwerte, bald beschleu-
nigte, bald verlangsamte Respiration mit grossem Aa-
theil des Zwerchfells und der Bauchmuskeln am Re-
spiFationsgeachäfte , Niessen mit Husten , der öfters
44S Pkmrm. Biepertorütm.
Croopton Beigste; er war beinahe immer Folge von nn-
Bilielbar, entweder |i:ieich beim Kiederechlucken oder
doreh naehheri|cc8 Aofslossen mit den Respimlionsor-
Sanen in Berührunf gekommenen Bromdämpfen* — .Das*
[ervensyslem wird bei kleinen Gaben des Broms nar
weni^ alterirt, in grösseren Gaben entsteht äichwiii-
del nnd ein nausebser Eindruck; Betäubung findet
Statt. In den grössten Gaben ist der läindruck
aafs Nervensystem ein mehr lähmender, es entsteht
höchste Nieder^eschia<i:enlieit, vorüber/efehende Erwei-
terung der Pupillen, auch der Puls /«eigte sich in eini-
gen Fällen vorübergehend verlangsamt; im weitern Ver-
Jauf Kcigt sich das Nervensystem wenig beeinträchtigt;
die Thiere bleiben blos niedergeschlagen, und sterben
zuweilen ohne alle nervösen ^Symptome, bisweilen nach
■leichten Convulsionen in einem Zustande grosser ISr-
schöpfung« — Das Brom steht analog dem Jod in ei«
ner zur Vegetation der Schilddrüse specitisciien Bich-
tung. — Auf dtn menschlichen Organismus scheint das
Brom gnn» ähnlich ku wirken, wie auf Hunde. —
6 Wirkung des Branis hei seiner h^jection in^s
Venensystem. Es wurden hiezu die Vena jugulares
gewählt. Zum Vehikel wurde immer das destillirte
Wasser (Isuwarm) genommen. Durch unmittelbare Be-
rührung mit dem Blut wirkt das Brom am heftigsten
unter den verschiedenen Einverleibungsarten auf den
thierischen Organismus; es coagulirt die Blutmasse,
daher die plötzlichen asphyktischen Zufälle, bedingt
durch die heftigen Störungen im kleinen Kreislaufe,
welche sich besonders durch den äusserst verlangsam-
ten, unregelmässigen, aussetzenden Puls und die auf-
focatorische Respiration zu erkennen geben; dabei wer-
den die Augen vorgetrieben, die JMundschleimhaut seigt
meist einen bläulichen feJrhein, die Zunge hängt zwischen
den Zähnen heraus, die Tliicre sterben schnell, bisweilen
wie vom Blitz getroffen. Bei kleineren, nicht tödtlichen
Dosen entsteht Dyspnoe, Husten in Einem i^'alle bei eiaem
Pferde. Bei den toxischen Gaben findet man bei den
Sectionen constant die ganze rechte Herzabtheilanjef mit
einem coagulirten, kirschbraunen Blute bis zum Zer^
bersten ausgedehnt, ebenso die Venen der Brusthöhle
von Blut strotzend. Die Magenschleimhaut ond die
Schleimhaut des Dünndarms fand sich meistens in einem
mehr oder weniger hyperämischen Zustande. Im Doreh-
schnitte reichten 4 — 8 Tropfen Brom, in hiareichender
Menge Wasser gelöst, hin, mittlere bis grosse Uaade
höchstens nach einigen Minuten zu tödtea; die Erschei-
nungen waren im Wesentlichen: kliglirhfo Gcsdupai,
Pharm. Bepertorinm. 4Alt
VerlAnffsamniig* und [Jnreji;eliiiä8sif:keit des HerMclilaj^s,
sQffocatoriscbe Respiration, onwillktihrlicher AbganiB;
von Urin und Excrementen, starke Erweiternnic der
Pupille, schneller Tod; die Irritabilitätsiasserun/^en der
rechten Abtheilon;i^ des Hersens bei der Section oft
noch 10 Minuten lan^ oscillatorisch andauernd, der mo«
torische Einffoss des N. phrenicus aufs Zwerchfell nicht
erloschen. —
7* Bei der Einverleibung des Branis in den MMtdarm^
Luftröhre^ Vagina^ Conjunctiva des Auges^ die serösen
Membranen y übt dasselbe meist eine locale Wirkung;
aus und erre;2:t eine Entzündunn^ dieser Theile. Auch
\ auf das Zellgewebe, Muskelgewebe und die allgemeinen
Bedeckungen angewandt^ erre/B^t es blos eine EntKündunf(
dieser Theile; nuf isolirte molorisehe Nerven an jr® wandt,
erregt es keine Zuckungen, selbst die Leitunj^sfähi^i^keit
der Nerven wird nicht aufgehoben, blos /2:eschwacht.
8. Das gasförmige Brom wirkt, wie Verf. an sieh
selbst fand, hauptsüchltch auf die Organe der Respira-
tion; er bekam starke Beklemmung auf der Brost, Ho-
sten, ausserdem lästiges Brennen in den Augen mit
krampfhafter Zosammenschliessung des Muse, orbie.
palpebr. und vermehrter Thrltnensecretion, Eingenom-
menheit des Kopfes. Nach 12 Minuten Nasenblaten
mit Erleichterung, Puls um einige SchlAge beschleu-
nigt; nach IVs Stunden verspürte er keine krankhaften
Symptome mehr.
9. Wirkung des Broms gegen Stryehmn^Vergifhmg.
Verf. fand bei seinen Versuchen, dass Brom kein An*-
tidot gegen Strychnin ist (gegen DoNNe), und erhielt
also dasselbe Resultat, wie sein Vorgänger in Tübin-
gen, HArikq (s Hyg. VlIL 563, Nr. 8, 4, 5).
10. Das BrfMigas wriU bei Vögeln^ die unter eine
Glasglocke gebracht wurden^ unter der Verf. Brom ver-
itampft hatte, nicht blos durch Negation von Sauer-
stoff, sondern durch seinen positiven Reiz auf die Re-
apirutionsorgane als ein schädliches Gas; es entsteht
erschwerte, ängstliche oberflächliche Respiration, hef-
tiger, mit Niessen verbundener Husten, Ausfluss von
wässerigem ächleim aus Schnabel und Nasenlöchern,
tödet unter suffocatorischen Zufällen; der sehr concen-
trirte Bromdampf tödtet schnell, suffocatorisch , wie es
acheint, unter Verschliessung der Stimmritze. ~ In
kleineren Gaben längere Zeit in den Kropf eines le-
benden Vogels, z. JB. einer Henne, injicirt (anfangs
4, später selbst 18 Tropfen, in hinreichender Menge
Wasser gelöst), wirkt das Brom ähnlich, wie von Bla-
ipea der Säogethiere ans; vermehrte Sebleimabaaii-
448 Pkmm. Repertartum.
»
Aerung im Schnabel, vermehrte Darmexeretionen, ver-
minderter Appetit bei /icrSsseren Gaben, Breehneij^on^;
Ü^esteiji^erter ätoffwechael und Kes9rplion in den Or-
dnen, bedeutendere 8törun^n im respiratorischen Sy-
stem als bei den SAn;o;thieren. Bei der Section trifft man
entzündete Lungen^ entzündete und erodirte Schleim-
haut des Kropfes, die Schleimdrusen, besonders im Pro-
ventriculo hypertrophirt, die Schleimhaut des Dünn-
darms sehr heftij^ entzündet. —
11. Auf niedere Thiere^ Mollusken, Anneliden ete.
wirkt das Brom als lebhaftes Reizmittel, es vermehrt
die Beweg^un^en dieser Thiere, die Secretionen werden
vermehrt, die Thiere verfallen allmählijr in Torpor und
sterben meist in kurzer Zeit, indem die Irritabilität im-
mer mehr und mehr erlischt. —
12. Wirkung des Bromkaliunis bei seiner Einverld"
bung in den Magen Bei einem IVajähri^en jSpitzerr
hunde, dem den 7. Mai 2 Drachmen Bromkalium in IVi
Unzen destillirtes Wasser /ofelöst, in den Ma^en injicirt
wurden, beobachtete man foig^ende Symptome: wieder-
holte, hefti/2:e Vomituritionen, äusserst heftiges JKrbre-
ehen, 8 Stunden nach der Injection blutiges Erbrechen,
5 rosse Nieder^eschiao^enheit, häufijces Winseln; den
ag darauf Niedergeschlagenheit, beschleuni;s^ter Pols,
einmalijD:es Erbrechen von aufgelöstem Blute, Appetit«
losiffkeit, reichliche IJrinexcretion, keine Oeffnun^.
9. Mai Appetitlosigkeit, starker Uurst, einmalige Oelf-
nung in ziemlicher Quantität von einer aashaft stin-
kenden, theerartigen Materie (zersetztes Blut} anter
Tenesmus. Abends einmalige, mit Blut gefärbte, Urin-
entleerung. Die Niedergeschlagenheit und Appetitlo-
sigkeit dauerten in den folgenden Tagen fort, die Ma-
gengegend war empfindlich; noch am 1?. Mai wurden
die Speisen, mit blutigem Schleim vermischt, ausf^ebro-
ehen; der Urin wurde reichlich ausgesondert; in den
ersten Tagen war er braungelb und aashaft stinkend;
den II. Mai einmalige Oeffnung von iehmartigen, mit
dunklem Blut gefärbten Stoffen; den 13 Mai wieder
heftiges, blutiges Erbrechen ohne) äussere Veranlas-
sung, einige Tage lang wurde eine grosse Menj^e
eines stark saturirten^ röthlich gelben Lirines gelassen,
der- den Zimmerboden stark gelb färbte; den 83. Mai
hatte sich der Hund wieder erholt, blos noch etwas
empfindlicher Magen; es wurde dieselbe* Dosis Brom-
kalium in den Magen gespritzt, und dieselben iSymp-
tome, nur intensiv, beobachtet; den Tag darauf starb
der llund in einem Zustande grosser Erschöpfung. Die
Secüon zeigte die rechte Herzabtheilung mit eiaem
Pkarwi. a^pertorium. ' . 4^
meist coagulirten Blute uAaaig gefüllt, die lamgw voll-
kommeo uoroial) der Magen zasamioeoge&Offen, mit ei-
ner kleinen Quantität blutigen Schleims, die Scbleim*
haut entzändet, wie ein mit Blut getränktes Tuch aus-
sehend^ an vielen Stellen oberflächliche Erosionen, die
Schleimfollikeln hypertrophirt, die Schleimhaut des Uuuii^
darms mit, nach unten abnehmender, Intensität entzün^
det. Bei weiteren Versuchen erhielt Verf» ähnliche lle*
sultate.
13. Verbuche an Verf. telbtt. Er nahm nüchtern Vs
Drachme Bromkalium in Vi Unze destill. Wasser auf
einmal; die Speichel- und Schleimsecretion im Munde
wurde vorübergehend vermehrt, den, dem Bromkalium
eigenthümlichen, stechend salzigen Geschmack behielt
er längere Zeit im Munde; im Unterleib Gefühl von
Wärme; nach einigen Stunden starker Schwindel mit
Eingenommenheit des Kopfes; Erweiterung der Fupil«
len; wiederholtes Aufstossen, zweimalige leichte An-
fälle von Kolik, Abgang von Blähungen, leichte Be-
engung beim Athmen, nach dem Mittagessen lästiges
Magendrücken, Nachmittags leichter Schwindel, Mat-.
tigkeit, Durst, mehrmalige Urinexcretion , einmalige,
vollkommen regelmässige Oeffnung. — 8 Tage nachr
her nahm er eine Drachme Bromkalium, in 6 Theilc ge-
theilt, den Tag ober: beschleunigter Puls, einige Zeit
nach dem Einnehmen wurde er bisweilen um einige
Schläge langsamer, Schwindel, Gefühl \'on Wärme im
Unterleib, öfteres Kollern, Aufstossen, Abgang von
Blähungen, Naehmittsgs traten einigemal Kopfschmer-
zen ein, die Respiration blieb frei, Durst, Smalige re-
gelmässige Oeffnung. Den andern Morgen noch leich-
ter Schwindel, der Magen blieb längere Zeit geschwächt.
Vom lU— S6. März nahm er täglich 4 Gran Bromka-
lium, vom S6. März bis 8. April die doppelte Dosis, die
Urinexcretion schien ihm in dieser Zeit vermehrt, die
Oeffnung normal, sonst kein auffallendes Symptom.
Im Allgemeinen fand H. das Bronikalium als ein ^jvei^
zend auflösendes*^ Mittel, dem Brom in seiner Wirkung
sehr nahe stehend, blos durch die fixere und salzar-
tige Natur dieses Mittels treten einige Modificationen
in seiner Wirkung em. Das Bromkalium wirkt reizen-
der als die meisten übrigen salzartigen Mittel, in klei-
nen Gaben scheint es eine digestive Wirkung zu ha-
ben; sein primärer Eindruck ist ein reizender, erst spä-
te^ wird die Gefässthätigkeit etwas heruntergestimmt,
doch scheint diese Wirkung noch schwächer als bei Sal-
miak, so dass das Bromkalium eher neben das Brom,
als unter die Neutralsalze in seinen Wirkungen zo setzen
HTGXA, Ri. X. fO
460 Pharm. HeperiorUm^
ist; eine dinretische Wirkonc: kommt den Bromkaliiun
offenbar za, bei f:rö8sereii Gaben ^elan/BT es U», aen
nen Uebergan^ in den Urin nachzuweisen. In mittle-
ren Gaben, längere Zeit fort^cebrauclit, wirkt es rei-
zend auflösend auf die Schleimhäute, die Dsrinexcre-
tianen werden häufiger und breiig. In grossen. Gaben
erregt das Bromkaliam starke Congestionen «regen den
Magen, es entstehen bald Vomitnritionen, heftiges Er-
brechen, im Verlauf von blutigem Schleime, bisweilen
Zittern der Glieder, es bildet sich eine Magenent'^on-
dang ans, Appetitlosigkeit stellt sich ein, dabei Durst,
beselüeunigter Pulsschlag, die Thiere magern ab und
sterben sehr erschöpft. Bromkalium wirkt aufs Ner-
vensystem deprimirend, Schwindel, nanseoser Eindruck.
Eine besondere Beziehung des Bromknlioms zum re-
spirat. System konnte nicht beobachtet werden. Bei den
Sectionen trifft man eine Magenentzündung ohne Ge-
schwdrbildung, bisweilen zeigt die Schleimhaut ober-
flächliche Erosionen.
14. Wirkung bei der Injeclion in die Venen. Wie
das Brom, so wirkt auch das Bromkaliuro am heftig-
sten durch unmittelbare Injection ins Blut; «s tödtet
durch chemische Veränderung der Säftemasse und Hem-
mung des kleinen Kreislaufes; merkwürdig ist's, dass
das Bromkalium, während es Hunde schon in der Do-
sis von Gr. vj. so schnell tödtet, auf Pferde selbst ia
der Dosis von 8 Drachmen eine nur geringe Einwirkung
zeigt.
15. Therapeutische Versuche mit Bromkalium. II.
wandte dieses Mittel blos gegen den endemischen Kropf
an, [und zwar meist in Salbenform (Vi Drachme auf
't Unze Fett). In einem Falle, in welchem der rechte
Lappen der Schilddrüse bis zur Grösse einer kleinen
Faust angeschwollen und der linke Lappen bis zum
Umfang eines Hühnereis vergrössert war, wobei die
Geschwulst gleicnmässig fest und hart war, wurde tig-
lich eine Bohne gross von der Salbe eingerieben;
die Smalige Repetition der Salbe bewirkte keine be-
merkbare Volomensverminderung, aber einzelne Stellen
der Drüse w*urden weicher, deutlicher zu unterschei-
den, erst nachdem die Salbe zum drittenmal gebrancht
war, hatte der Kropf um Vt an Volumen abgenommen«
In einem andern Fall, wo innerlich Morgens 4 Gran
Bromkalium in Pillenform gegeben wurdea« so dass im
Ganzen 8 Drachmen Bromkalium vom 8. A|Nril bis lt.
Mai verbraucht worden waren, wurde eia jcaaseeigros-
ser Kropf nur wenig verkleinert, um Vs sctaer frühern
Grösse wurde er aber allmiblig venaiadkH) als eins
Pharm. RepertoHum. 451
weitere Urachme Uromkaliam 1n Pillen j^e/B^cben, und
%ng\t\e\\ die öusserliche Anwendan/s^ desselben in Sal-
benforin damit verbunden wurde. In einem weitern Fall,
wo die Bromkalium-iSalbe bei Smalijcer Anwendung nur
unbedeutend einen Kropf vermindert hatte, wurde, naeli-
deni einjore Zeit aus^eset^t worden war, Jodkuliu»»
salbe mit auffallendem Erfolge angewandt; in einem
andern umgekehrten Kall zeigte die Bromkalium-Salbe
keine auffallende Wirkung mehr* Bei einem fernem
Versuche wählte H. 96ur vergleichenden Wirkung des
Jods und Broms gegen Kröpfe aus einer Menge von
Fällen 2, bei denen die Personen in ziemlich gleichem
Alter und die Kröpfe einander möglichst gleich waren;
sie hatten kaum (^'le Grösse eines Hühnereis; die Jod-
kalium-Salbe brachte ii^n für die Heilung etwas ungün-
stigem Kropf schon nach 4 Wochen 74um Verschwin-
den, während der andere in dieser Zeit erst um V« ver-
kleinert, und erst durch nochmalige Anwendung der
Bromkaliumsalbe geheilt wurde. — Am wirksamsten
7.eigte sicii das Kromkalium gegen Kröpfe von mittlerer
Consistenz, die Texturveränderungen der älteren Kröpfe
vermag es eben so wenig, als das Jod, %u heben; es
wirkt dem Jod ähnlich, aber schwächer.
16. Wirkung des Queck$überbromidM. Dasselbe wirkt
schon in kleinen Gaben sehr heftig und tödtlich auf df?ft
Organismus; das respirator. System und in höherem
Grad der Darmkanal xeigen sich vorzugsweise ergrif-
fen, es entsteht, wie H auch an sieh selbst theil weise-
auf '/s Gran desselben beobachtete, äusserst widriger IMe-
tallgeschmack, vermehrte Salivation, bnennende Schmeir-
sen im Schlünde und Alagen, in grösseren Gaben Auf*
stossen, heftige Vomiturilionen und hartnäckiges Gr-
hrechen von zähem, spätei; blutigem Schleim; in BäMe
ruhrartige Darmentleerongen, oft blos von xähem^ blv-
tigem Schleim unter heftigem Tenesmus; bescbwerli-
ches Athmeo, bisweilen Zittern des Körfners odf^r der
Glieder; der Puls frequent, klein, Appetitlosigkeit^ Durat,
grosse Niedergeschlagenheit, der Bauch ist meist ein**
gezogeci, die Thiere winseln kläglich, die Urinexcretion
ist vermehrt, Tod erfolgt unter Convolsionen schnell,
oder mit Abmagerung narh längerer Zeit. Bei der Section
zeigt sich die Schleimhaut des Magens bei grossem
Gaben oft furchtbar entzündet, in ihr Gewebe findet sich
Blut ergossen, bisweilen ist sie emphysematös aufge-
schwollen; nie Geschwärbildung, Die Schleimhaut des
übrigen Darmkannis, besonders auch die des Mastdarms,
findet man an verschiedenen Stellen entzündet, die Lan-
gen meist zusammengesanken , schmutzig rotb, teiji^
-4St Pkarm. Beperiorhtm.
aiiKufflhleii. -^ In das Zellgewebe gebracht, tSdtet es
sehneil; es kommen diarrhöeartige, mit Tenesmus ver-
bundene Uarmenlleerungen schonr nach V/% aStondea,
Salivation, öfteres, heftiges Erbrechen von weisslich-
schaUmigem Schleim, im Verlaufe freqoenter Pols, grosse
Niedergeschlagenheit, häafiges Winseln, Respiration
wenig erschwert. 8ection zeigte die Lungen zasammen-
gCKOgen, blas«, teigig; die Darmscbleimbaat an ver-
schiedenen Stellen schwach entzündet. —
Calcarea Iiydromlphiirata. — Unter den
NUmen Rusma Turcamm ist eine aas Auripigment,
Calc. usta und Wasser bestehende Masse bekannt,
welche die Haare sicher an Stellen wegnimmt, wo m$ü
jene Masse anwendet; da aber das Arsenik ein übler
Beisatz ist^ so hat ür. llod. Böttger ein Scbwefolwas-
serstoff-SchwefelcnIcium ohne Arsenik %u ^leiclieoi
Zweck vorgeschlagen. Gebrannter Kalk wird mit Was-
ser gelöscht, bis zum Zerfallen in feines Pulver; das
Hydrat wird in einem hohen Cylinderglase mit so viel
'Wasser verdünnt, dass ein dicklicher Brei entsteht; in
'diesen lässt man langsam so lange Schwefel- Wasser-
stoffgas treten, bis der Kalk damit gesättigt ist..—
Dieser Brei wird an Stellen» wo man die Haare we;;
'liab<;n will, aufgestrichen; nach ein paar Minuten ge-
'lien die Haare aus. — Gewöhnliche offic« Calcar.
^«nlphur. that dies nicht, auch Kalk-Hydrat fär sich
^,schien nicht zu wirken^*. (Buchnbr's Repertoriiira der
Pharm., >. Reihe, Bd. 15, Hft. 3. 1839. Dr. Griesseucb).
Cale sttlphnrata Dr. Betumann erzahlt (Allg.
hom. Zeit Bd. 14. pg. 110} eine Heilung von ,,£lm?ff
$erott^ (Psoriasis scrotalis) durch Anwendung des Hep.
Stfiph. calc. Pat , in den mittleren Lebensjahren stehend,
' fitt liereits dber Jahr und < Tag an dem Uebei. Nach
heftigem Jücketi, so dass Pat. gewöhnlich bis zum Blu-
-tigWerden kratzte, entstand (vermuthlich nach dem
^Piarzfen kleiner Bl&schen. Ref.) eine Ausschwitzang von
r^aisrserheller Lymphe, die sich nach einigen Tagen in
-dicke gelbe^ zersprungene Kruste verwandelte, welche
<%ii^h"hac<h und nach in grossen Schuppen ablöste. Alle
')'4-21 Tage pflegte sich diese Bildung zu wiederholen.
^'Das Jacken hinderte den Pat. am Schlafen und in Ge-
sellschaft musste er desshalb die Zähne übereinander
beissen. Petroleum, Rhus Tox., Sulph. und andere
Mittel hatten in verschiedenen Gaben nichts gefruchtet.
Verf. gab nun Hep. sulph. in den ersten Verdünnungen
alle 3—4 Tage. Es trat Besserung ein. Derselbe löste
hierauf Vi Gran der 1. Verreibung ded Hep. sulph. calc.
in 6 Unzen Regen wasser auf und Hess das oerotom
Phttrm^ RepertorHim. 458
einmal damit waschen. Darauf wurde die Haat des
ganzen Gebildes dick, starr und bei Bertihrnn^c schmers-
lieh. Da^e^en minderte sich das Jöcken ^sa^leich be-
deutend and dauernd, und die Heilung machte schnel-
lere Fortschritte. Später liess Verf. alle 3 'tnge
einen Tropfen ähnlicher Solution auf die Innseite der
^[^esnnden Schenkel einreiben. (Ob die Ueiluns: voll-
kommen ^elun^en, hat Verf. nicht bemerkt. Der Fall
int indess wichtige, weil diese Form äusserst schwer zq
lieilen ist. — Dr. Schrön).
Caniphora. — Milfnbrand der Meruchen. — 1. Der
Zufall hat einmal wieder sein^ wie es scheint, recht
^utes Spiel getrieben, indem er den Dr. Bitscher in*
Lauterber/s: in dem Kampher, ausserlich angewendet,
ein „Specificum^^ S^g^f^ die Milzbrand -Krankheit der
Menschen finden liess. Im Februar 1834 kamen deiii
Dr. R. 3 Fälle bald nach einander eur Behandlung",
a) Der erste betraf einen Waldarbeiter von 30 Jahren,
der das Fleisch einer milzbrandigen Kuh ^(enossen hatte.
Für die Wirksamkeit des Kamphers spricht der Fall
nicht, da viele andere Mittel zu|r|eich angewendet
wurden.
b) Der fol^nde Fall, der am 7. Febr. in des Verf.'s
Behandlung kam, betraf die Mutter des erwähnten
Kranken. Bis zum 84. wurde die j^anze Reihe der ge^
gen dies Uebei empfohlenen äuttertichen Mittel mit bald
/s:rösserm, bald icerin;a:erm Anschein von Besserunf^, die
selbst aber in der That durchaus nicht eintrat, durch-
probirt und dann endlich der Kampher zu einer Unze
auf 4 Unzen Spec. aromat. im Kräuterkissen anf:ewen-
det. — Den 26. Febr. Die Wirkun^e: des Mittels war
wirklich erstaunlich. Schon nach halbständi/g^er An-
« Wendung desselben waren gestern Abend alle Schmerzen
verschwunden, so dass die ganze Nacht in ruhigem und
erquickendem Schlummer zugebracht werden konnte. Die
Geschwulst des Armes hatte nicht mehr den halben
Umfang wie gestern, die Randröthe eine weit natürli-
chere, Alles versprechende Farbe, keine Hitze oder Auf-
wulstung mehr, der Grund der Brandfläche, welcher
bisher hart, trocken, unempfindlich, wie Leder und
schwarzbraun erschien, zeifirte jetzt an vielen Stellen
Risse, durch die eine erfreuliche Granulationsfläche
durchschimmerte, die Demarcationslinie sonderte guten
Eiter ab, der ganze Brandfleck war feucht und schmieg-
sam und die genaueste Empfindh'chkeit aller Theile zu-
rückgekehrt. Der Kampher wurde nochmals im Kräu-
terki^sen wiederholt und Pat. genas bald vollständig
bis auf einige, von der enormen Hautnarbe herrührende,
451 Pharm. Meperlarmm*
8Ceifij:keit des Armes. — Diese Beobaclitnn;]: bietet
miinninrrache interessante Punkte dar und ist sehr werth-
voll. Innere Arzneien waren ausser einem, gleich An-
fanjETs (nin 7. Kebr.) verordneten Vuiniliv s:«r nicht xur
AnwendunjT £:ekommeny weil Pat. sie obstinat perhor-
rescirle. iDiü zuletzt noch veronlnete und ^enouiinese
China mit Mpir. sulpli.-ather. fiel in die lieconvales-
renz nach bereits durch Kampher bewirkter Heilun«:.
RefO* Pfit. war zudem schwüehiich und schon 65
Jahre alt.
e) Der letzte , den Halbmcisterknecht (der jenes an
Milzbrand einjB:e^anf:ene Vieh abgeledert und nri seinen
Ort a:ekarrt hatte) betreffende Kall wurde am 22. Kebr.
jl^emeldet und wird als bedeutend geschildert« l}en S3,
Kampher äusaerlich. AbetidM: Pat. klu/^te dnrchautf
nichts mehr; keine neue Pustel hatte sich erzeu|r|, der
rothe Brandboden im Umkreise der Wunde eine firiin-
stijce Umfärbun^ erfahren, nüherte sich fast der Norm;
die Stellen der geöffneten Blasen verhielten sich, wie
die von einem Vesic. Cantharid., das trocknen will.
Am folgenden Ta^e arbeitete Pat. schon wieder in Be-
rufs/u^eschaften. (Hannoverische Annalen etc. von Hol-
SCHER, Bd. 111. Hft. 8. p/!:. 301-319« Dr. Krank).
t. Wenn nach längerer Dauer von fieberhaftem Rheo-
matismus die Haut in Schweisse zerfliesst, der £:ro8se,
wellenförmijTC Puls fortdauert, die Remissionen am Mor«
Sen eher gemindert, die örtlichen Leiden aber die frä«
eren bleiben, — dann hebt der Kampher (tüglich bis
20 Gran) die feichweisse und auch das Kieber Tast auf
der Stelle. Das grösste diaphoretische Mittet mindert
die Diaphorese. (Nkumann, v. d. Krkhtn. d. Mensch.
Bd. 1. pg 106. Dr. Kurtz).
8. Ge/ren die Nachkrankheiten der Masern Ctrorke«
nen Husten oder solchen mit viel Schleimauswnrf, wenn
nicht bedeutender Erethismus, Asthma, Anschwelhin|ren
der Parotiden, rheumatische Schmerzen, besonders in
Kacken und Schultern, verschieden geartete Hautaus-
schläge} bewährt sich der Kampher als wahres Speci-
ficuffi. (NsuMANNy 1. c. 636 ff. — id.).
4. Kin an Rheumatismus leidender Mann, der Kampher
(Vs Drachme) auf einmal genommen, glaubte plötzlich
in der Luft zu schweben und äusserte, er gehe mit
dem Kopfe an der Decke des Zimmers. (Bartbls d.
ges. nerv. Kieber. Bd. II. pg.2l. — Cf.Hyg.lX. p^. 144.
Dr. Kurtz).
& Bei Puerperalmanien (mit Kisciven Phantasien}
rfihnt ihn (nebst warmem Bade) Neuman» auanehmend
Pharm. JUperiorium. 465
(SU einer Dosis selbst von ^ j) (v. i. K« d« M. Bd. IIT.
p^. 451. Dr. Kurte).
Caiitharldes. — Furor uterinus. Ich weiss sehr
wollig dass der Name einer Krankheit nof h lün^st nicht
iiie KrankheÜ selbst ist — und dasselbe dürren wir von
dem Hrn. Verf. der folgenden Kranken/cescliiclite, der
kein anderer, als der Herausgeber der unten /genannten
Zeitschrift ist, ^pewiss mit Hecht voraussetzen — ob-
wohl es ihm hier beliebt hat, uns kaum eine Sylbe mehr
als den Namen zu ^eben. Kehlt demnach nun auch
eine toesenitiche Uedin^scun^, die Mittheilun/s^cn Anderer
als qualifieirt für unsere Relation erscheinen zu lassen,
so werde ich den Fall dennoch wörtlich hier wieder-
geben und jclAube, dieserhalb keiner Entsehuldi^unji:
zu bedürfen, da ihn die Leser demunjfcachtet in man-
cher Beziehung sicher interessant und lehrreich genug
finden werden. „Da wir uns eben in der Nähe befin-
den (Verf. hat eben von Blasenentzündun/s: /i^esiirochen),
80 wollen wir auch einen Fall von* Furor uterinus ein-
schieben, bei dem wir den alten Satz: Similia SimilibnjB
curantur, einmal recht in voller Kraft angewendet har
ben. Ein Mädchen von 26 Jahren, also schon in dem
Alter, wo der Horizont der unverheirathct gebliebenen
Mädchen anfängt, etwas dunkel zu werden, hatte eine
Reihe von Jahren in einem Laden gedient, in dem Her-
renhüte verkauft wurden, sich stets sittsam betragen
upd sich einer trefflichen Gesundheit zu erfreuen ge-
habt. Im Jahr 1829 wurde »ie, die sonst heiter und
unbefangen war, einsilbig, stiller und zurückgezogener.
Man vermuthete, dass sie eine Neigung für einen Herrn
gefasst hatte, der für sie unerreichbar war; vielleicht
hatte das sonst unverdorbene Mädchen aber demunge-
achtet die ^$timme ihrer Vernunft zu wenig beachtet
und ihrer Einbildungskraft zu viel Raum gegeben —
kurz sie verfiel in einen isolchen Furor uter., dass wir
sie auf das Lazareth nehmen und dort sehr sorgfältig
beachten und bewachen lassen mussten, weil sie die
obscönsten Dinge beging und schamhaft, wie sie frü-
her war^ nun um so nchamloser sich benahm. Nament-
lich trieb sie die Masturbation auf eine freventliche
Weise. Wir wandten 8 Monate lang eine Reihe von
Heilmitteln, galb», asa foet., Kampher, kühlende und auf-
lösende Mittel, Tart. tart. mit Lxtr. gramiii., laue Bä-
der, Sturzbäder, topische Biutentziehungen, Cauterisa-
lion der Clitoris *) etc. an und suchten auf das Gemüth
der Kranken einzuwirken, und durch den Geistlichen
*} Hini sie etwa auch kühlend gewetea? Gii.
4M Phmm. tLtpertotium.
des Lazareths einwirken zu lassen; wir traben ihr Ar-
beit und Zerstreuuno: — aber alles ohne Nutzen: da
nehien es uns billig (11), dass wir auch die Tinct. Can-
thar. ^) zu Hilfe nahmen, und damit begannen wir nit
Sroal täglich 10 §^\X. in Haferschleim. Sie fruchtete
nichts und erregte auch kein Harnbrennen etc. Wir
stiegen und stiegen, bis wir zu der Gabe von Smai
täglich 90, sage neunzig Tropfen, gelangt waren. Wir
stiegen so hoch, weil mit der höhern Do^iis bei der
der Kranken immer mehr Rnhe einzutreten beg:ann, and
haben nur kurz zu berichten, dass wir nach einem vier-
wOchentlichen Gebrauche der Tinctnr die Kranke, ge-
heilt von ihrem Furor, entlassen konnten. Wohl blieb
bei ihr noch einige Zeit eine gewisse Scheu vor Men-
schen zurück, wohl behielt sie noch mehrere Monate
jenen eigenthüirilichen, stieren, suchenden, aufforderndea
Blick dieser Unglücklichen, — aber sie konnte doch
ruhig im Schosse ihrer Familie bleiben und sicti dort
nätyJich machen«^^ (Hannoverische Anjialen für die ges.
Heilkunde von Holscüer. Bd. 111. Heft 2. p^. S81— S8t.
für» Frank).
Carbo veff. — 1. Cholera. — Guenau de Mussr
und Byett wollen sich ihrer im Kültestadium der asia-
tischen Cholera init Krfolg bedient haben. Letzterer
gab sie stündlich zu Vs— 1 Drachme. Nach 4ständigem
Gebrauch soll sich in der Ausleerung wieder Galle ge-
funden haben. (Andral, specielle Pathologie. — Conf.
Hyg. IV. pg. 230. VI. 33. Vll. 398. 538. Hr. Kurtz).
t* .. Jinen, Knecht bei einem Gutsbesitzer, fiel im Mo-
nat Juni 1837 ans dem ersten Stock eines Hauses auf
einen Haufen geharkten Holzes; ein spitzes Stuck ver-
wandele ihn hn der rechten Hinterbacke, ganz nahe
am Rand des Afters. Er wurde 3 Wochen hindurch
von einem Knnstverst«indigen zu Hause behandelt, nnd
hierauf ins Hospital gebracht. Ich fand folgenden Zu-
stand. Die Wunde halte grosse Verwüstungen in der
Umgegend des Afters und der Schleimhaut des Rec-
toms angerichtet. Sie war brandig, hatte eine, 3 qner-
fingerbreite, Ausdehnung und verbreitete einen nner-
trfiglichen Gestank. Er wurde mit warmem Wein ge-
waschen, mit China-Pulver die Wnnde bestreut und der
Verband alle 4 Stunden erneuert. 8 Tage hindurch
wurde dies Verfahren fortgesetzt und Mineral - Limo-
*) Nach der Pbarmacopoa Hannoverana nova wlr< eine halbe Uux0
zerntuBnener Canthariden mit einem Pfunde höchst rectlficirten AVein-
feistes übergössen, 8 Tage luns kalt macerirt und filtrirt. Der Cnn-
tharidengehalt ist demnach = Vai. F.
fiade ssam Getrfinke gegeben^ ohne alle Bennenng.
Ich liess nun die Wunde mit einer dichten Schichte
Kohlenpul vtT verbinden, liess 3nial des Tn/g^es, jedes-
mal eine Drachme desselben Pulvers, in gewässertem
Weine aufgelöst, nehmen, und gleich den ersten Tac
verschwand der unertrü^ciic^he Gestank und nach It
Ta/ren WNr die Wunde geheilt. (Dr. Py, de Narbonne, im
Bulletin de TAcademie royale de Med., Vol. 8. p^. 81.— ^
Dr. Roth).
China. — Dass sie ein sehr wirksames Mittel ge^
gen hartnäckig AogenentKändnn^en von verschiedenen
Ursachen sei, hat Dr. Ebdmann in Dresden in mehreren
Füllen bestätigt ^c^funden, als: a) bei einem Sjährijafen
Mädchen, welches an scrophulös- rheumatischer Aa-
j^enentKändun/^ litt, wobei die Conjunctiva und Albn-
fl^inea bhitroth erschien i, der höchste Grad der Lichte
scheu und eine solche Geschwulst der oberen Auf^en-
lider eingetreten war, dass selbige den Umfanj? eines
halben Höhnereies erreicht hatten, welches man beson-
ders der ehemaligen Methode, in entKändete Au^en rei-
zende An^enwasser 7.U tröpfeln, zuschreiben musste.—
Als mehrere Wochen hindur^rh antiphlojs^istische, ablei-
tende Mittel, auch Antimonial- und Quecksilbermittel,
Bahun/^en, verji^eblich versucht worden waren, zeigte
sich nur der innere Gebrauch eines concentrirten China-
decocts wirksam, wobei das Kind in kurzer Zeit voll-
kommen her^stellt ward.
b) Ein Mann von circa 40 Jahren hatte durch Unvor-
sichtiickeit Tripper^ift ins Aof:e gebracht. Es entstand
darauf eine sehr hefti^re Entzündung, nicht nur der
Aufirenhaute, sondern selbst der Iris, welche allen an-
gewendeten ableitenden, antiphlog^istischen, innerlich and
iusserlich angewendeten Mittein, besonders Bluteg^eln^
Vesicatoren und Mercur bis zur 8alivation u. s. w.
hartnacki|^ widerstand. Bei der excessiven Lichtschen
des entzündeten Au{ifes, von Iritis ergriffen, welehe
sich aueh dem andern Auge mittheilte, fuhren ihm 4
Wochen hindurch, als er im Dunkeln mit verhangenen
Augen zubrachte. Blitze in Form von Strahlen, welche
aus dem Centro gegen die Peripherie zu schössen, eine
strahlende Sonne vorstellten und Tag und Nacht mit
dumpfen Schmerzen in der Stirngegend verbunden wa-
ren, durch die Augen. Die Reizbarkeit des Pat. war
so gross, dass, wenn in einem Augenwasscr von eini-
gen Unzen Flüssigkeit der Zusatz von wasserigem
t)piumextract nur um einige -Gran überschritten wurde,
dieser robuste, abgehärtete Pat. sogleich narcotische
Kopfaffectionen empfand. Belladonna, ins Auge ge-
458 Fhmm. Beperimium.
triiprelt, war, wie die Anwendung aller fioaserlichen qnd
innem Mittel, verj^eblich, und die heftiice Eotsflndoof;
des linken Aii^es mit dem dumpfen Kopfs cli inerte, der
Lichtscbeu, nachtliehen Unruhe und den Phantasieen,
als ob Pat. in hell beleuchteten GesellschaftsKinimeni
sich befände, dauerte ununterbrochen fort, bis der Ver-
such gemacht wurde, ihm die Chinarinde in starker
Abkochung nehmen zu lassen. (Das Chinin« aulph. war
ebenfalls schon vergebens versucht.). Nach dem Ge-
brauche einiger ünaien dieses Uecocts fohlte er schon
alsbald Linderung seiner dumpfen KopfschmerzeB,
welche mit der sich dabei vermindernden Augeiientzun-
dnng von nun an gleichen «Schritt hielten. Er j^ewano
das Mittel so lieb, dass er es täglich in Pulverfora
Aber eine Unze nach und nach in schwarzem Kaffee (1)
nahm und bei seinem alleinigen Gebrauche, einig:e Wo-
chen lang fortgesetzt, verlor sieh diese heftige Ent^
sändung der Iris und die äussere schwammi/s^e Aaftrei-
bong der Häute des Au«rapfels gänzlich« ( Journal der
Chirurgie und Augenheilkunde von v. GrAFs und y. 1
Walter. Bd. XXVI« Heft 1. 1837. pg* 163. sqq« - |
Dr. Krank).
Chlor. — • Gegen Kopf- und FiMäuse. — Man
legt Vi irnze Chlorkalk in 4 Unzen Wasser, während einer
Vs Stunde passirt die Klüssigkeit durch ein Mtückchea
-Leinwand und legt eine hiemit angefeuchtete Corapresse
auf den von diesen liisecten belästigten Theil an. 8o^
bald die Compresse zu trocknen beginnt , löst man sie
ab und ersetzt sie durch eine andere, die mnn aber
vorher in scharfen Essig eintaucht. Nachdem man die-
ses 7*-8mal, und zwar jede halbe Stunde, wiederholt
bat, kämrot man den afficirten Theil aus und Pat« ist
auf die einfachste und leichteste Art von diesem abscheu-
lichen Ungeziefer befreit. (I^AfAel Napoli, Apotheker
in Neapel. Revue med. Avril 1838. pg. 113. — Dr. Roth).
Chrom. — Kinige mit Chrompr/iparaten angestellte
Vergiftungsversuche. *) — Die folgenden Versuche
stellte Berndt mit: 1) dem sauern chromsanern Kali,
f)' dem chrumsauren Kali und 3) dem Chromoxvdnl sn.
Als lleagentien auf die ersteren beiden hat er Blei und
Quecksilbersalze angewendet.
1. Vergiftungen mit Mureni chromtaurem Kali. 1)
Einem ausgewachsenen Kaninchen gab B. 15 Gran mil
*) AusfsiiiK aus Dp. A. Brrndt's fnaugurafdiBserlarioD: „de Doonwliii
Chruinii praeparatis. Dias, ioaugur. tuxicoloff^, quam io Academla
Vraüül. pro suinmis Med. et Chir. honoribua rite capcaaendia die 5.
Septeuibri» MDCCCXXXYII. palam defendel Aoctor Albertus Bkrkdt
9prottavieo8i8^S Dr* Frank.
Pharm, ttepertarium» 4M
t Unzen Wasser. Nach 6 Hinaten frass es noeh, nach
20 Minuten stellte sich jedoch schon unre/^elmässij:es
Athmen und Durst ein. Nach einer halben Stunde er-
hielt das Tliier dieselbe Dosis. Die Respiration wurde
nun ängstlich 9 der linterleib bewerte sich einia:emale
80, als wenn Urechen eintreten wurde, welches den
Kaninchen unmö;3:lich ist; dabei zeiji^te sich grosse Mat*
ti^keit und Trübung der Au^cen. Nach fünf Viertel-
stunden /«itterten die Vorderfdsse und nach 2 Stunden
waren die Kräfte on/i^einein fi^esunken, verbunden mit
Schwäche der Uinterrüsse. Nach 2 St. 20 Min. erfolge
der Tod unter Convulsionen, Untleeren von Koth und
Urin und Ausstossen eines ei^enthümlichen Geschreies^
nach welcheni noch einige, in a^rösseren Zwischen-
räumen erfolgende, Bewe^un^en der Brust Statt faa*
den. — Nach dem Tode war ein Au^e /Eceschlossen,
das andere offen, das Maul fest geschlossen, so dasa
es nur mit der gro^Men Uewalt areoffnet werden konnte.
Die, t Stunden nach dem Tode anfrestellle, Section
zei/^te Fol/grendes. Das Gehirn war sehr blutreich und
etwas weicher, als gewöhnlich; ebenso das kleine Ge-
hirn und das Hückenmark. Luftröhre und Longen
strotzten von Blut. Der rechte Vorhof des sonst schlaf-
fen Herzens war mit fliissi/rem Blute überfüllt. Der
Majicen erschien ruth, einige Punkte ^ien^en so/s:ar ins
Schwärzliche über; seine Schleiroraembran war fton
Theil zerstört. Der Ma;e:en enthielt eine schmatzifr*
j^rän^elbe Masse, welche auf Chrom reaf^irte. Duo-
denum und Jejunum waren voll Schleim, ebenso dan
verenarte Colon; die Leber erschien erweicht.
8) Einer Taube ^ab B. 30 Gran, welche sie in Do-
sen von 10 Gran halbstündlich erhielt. Hier braorhCe
er eine Pillenma««se aus weicher Brodkrume. Bald
nach der letzten Dosia trat eine /ere wisse Steifheit ein,
verbunden mit Wära:en und vergeblichem Brechen, so
dass das Thier nach 4 Stunde unter f:erin^en Convol-
sionen starb. Die Section wurde 3 i9||pnden nach dem
Tode anji^esteJIt. Der aranze Körper war starr; das
Hirn war so mit Blut überfüllt, dass so^ar der Schä-
del aussen schwarzblan erschien; auch war es, so wio
das Hückenmark, erweicht. Im Kröpfe, welcher beson-
ders nach oben, sehr a^reröthet erschien, waren fast alle
Pillen noch in ihrer Gestalt vorhanden. Die im Magien
enthsltene Müsse reu^irte auf Chrom. Der ^anze Darm«-
kanal war ^eröthet , das Herz schlaff und die Landen
mit Blut überfüllt.
3) Einer mittelmässi;r grossen Hündinn streute B. 90
Gran in eine Hals wunde, die er dann sanähte. Beim
^pstLii
Hilf t HL 4tt
R*4::,-" "^. I t" -Ä HU.
Trt<?
• ii
Pkßrm. BeperiarHsm, 461
6) Einem Frosche gab B. 3 Gran in Polverrom. So«
£^ieh erbrach er sich mehreremale, wobei er aodi noch
unaof/i^elösCea Polver entleerte. Das Erbrechen kehrte
immer wieder and nach einer Stunde starb er un-
ter Zackanjfcn. CDie Frosche setzte B. immer bis
an den Kopf ins Wasser.) Die Section wurde so/Ej^leich
unternommen. Der Körper war schlaff und ^anz be*
wejQ^lich, Hirn und Rückenmark weich, die von Luft
aus)B:edehnten Lunten mit rothen Gef&ssen durchzojren,
das Herz schlaff und blutreich, eben so die Leber. Der
Ma^en, dessen schleimiger Inhalt auf Chrom reaj^irte,
war weniger roth, ebenso der öbrige Darmkanal.
6) Einem Hunde von 4 Monaten spritzte B. in die
äussere Jugularvene eine Auflösung von 10 Gran auf
3 Drachmen Wasser. Soffleich schrie er heftig: und
nach einigen Athemzugen starb er. Sogleich stellte
B. die Section an und fand Folgendes. Alles Blut in
der Brusthöhle war geronnen, das Herz ungemein aus-
gedehnt und seine rechte Hälfte pulsirte noch länger
fort, als seine linke. Im ünterieibe war das Blut gar
nicht, im Gehirn theilweise geronnen.
II. Vergiflungcn mit chramsauretn Kali. 1) Ein Ka-
ninchen, welchem B. 5 Gran, in einer Drachme Wasser
aufgelöst, gab, war nach einer halben Stunde etwas
unruhig. Nach einer Stunde gab B. lU Gran, und SO
Minuten später stellten sich Zittern, Unruhe und be-
schleunigte Respiration ein; Durst war nicht da. Nach
2 Stunden wurden wiederum 10 Gran gegeben, nach
denen^as Zittern und Athemholen noch vermehrt wurde.
Nach 3 Stunden endlich noch einmal 5 Gran. Die Re-
spiration wurde nun unregelmässig. Nach 4 Stunden
wieder 10 Gran, so dass das Kaninchen im Ganzen 40
Gran erhalten hat. Es erfolgten nun öfters Ausleerun-
gen von Koth und Urin, die aber durch die gewöhnli-
chen Reagentien keine Spar von Chrom zeigten. Nach
5 Stunden traten einigemal solche Bewegungen des Un-
terleibes ein, wie bei dem, durch saures chromsaures
Kali vergifteten; zugleich sanken die Kräfte. Nach 6
Stunden ernchienen einige Zuckungen. Zittern der Vor-
derfässe; die Sinne waren stumpf. Nach 6 Stunden 40
Minuten trat Lähmung der Hinterfnsse ein; zugleich
gitterte der freie Vorderfnss ungemein heftig. Der Tod
erfolgte ziemlich ruhig nach 8Vi Stunden. Section nach
einer Stunde. Das ManI fest geschlossen, die Venen
des Halses ungemein mit Blut überfallt, ebenso das
erweichte Gehirn und das Rückenmark. Die Luftröhre
und die Lungen, die fast schwarz aussahen, sehr blut-
reich. Der Herzbeutel enthielt mehr Wasser, als ge-
46t Pharm. Reperiorittm.
wohnlich; das Herz von Blut aatigedelint and sonst f
schlaff. — Der Slawen war in der kleinen Carvatv \
bei der Cardia fast braun we^^en der vielen GefisM,
auch der übri/{:e Darrokanal und die Blase erschieneii
geröthet. Das Rectum und Colon erschienen an eini-
6en Stellen K>usammen^e%o^en ; die Leber war nornal
lie Contents des Maj^ens und Darmkanals rea;;irten aif
Chrom.
t) Eine Taube erhielt SO Gran in Pillenrorm und schoi
nach einer halben Stunde traten Uebelkeiten ein, deaci
öfteres Erbrechen folj2:te, durch das der ^rösste TheU
der Pillen aus/gfeleert wurde, so dass, rechnet man das
durch die Feuchtigkeiten des Kropfes aufgelöste chroBF-
saure Kali nicht mit, die Taube nur noch 5 Gran be-
hielt. Dies Brechen kehrte in g;rösseren Zwisclienrio«
loen einen ganzen 'Vag wieder und B. ^ab dann, ab
es mit dem Vo^el besser %u ^ehen schien^ noch eia-
mal dieselbe Dosis, worauf sojsrieich, ob zwar schon
nach einer halben Stunde alle Pillen we«cgebroclien wur-
den, Schwäche der Fasse, ängstliches Athroen und naeh
6 Stunden (30 Stunden nach dem Eingeben der ersten
Dosis) unter Convulsionen der Tod erfolgte* — See*
tion nach einer Stunde, Der ^anze Körper steif. Das
Gehirn so mit Blut überfüllt, dass schon die Schidel-
decken bläulich schienen, ausserdem gleich dem Ruk-
kenmark erweicht. Die äusseren Bedeckungen des Hal-
ses roth, fast schwür/Jirh, die Schleimhaut des Kro^
pfes g^eröthet, im obern Theile mit blauen Flecken be-
setzt. Im Kropf (in seinem untern Theile) noch etwas
chromsaures Kali, ebenso in dem weniger ^erötheten
Schlund und Ma^en; der Darmkanal nur schwach |>:e-
röthet. Die rechte H/ilfte des sonst schlaffen Herzens
strotzte von Blut, ebenso die grossen Gefasse der
Brust* pnd Bauchhöhle. Die Leber weich.
3) Einem 3monatlichen Hunde streute B. 30 Gran in
eine Halswunde, die er dann zunähte. Das Thier schrie
gleich heftig auf. Nach einer halben Stunde trat Er-
brechen ein, welches mit geringen ZwischenraBmen
fast eine halbe Stunde dauerte und zuerst das zuvor
Gefressene, und dann eine schaumige Masse entleerte.
Spater wurden die Zwischenräume zwischen den einzelnen
Brechanfälien grösser. Nach 6 St. war das Thier sehr
schwach und konnte kaum laufen. Früh war das Äth-
anen besciUeunigt; fressen mochte das Thier %war
nicht, wohl aber saufen. Bis jetzt waren die Koth-
ausleerungen regelmassig, nach 16 Stunden aber wur-
den sie zuerst weissbreiig und hierauf folgte eine dem
Blutwasser ähnliche Masse. Die Ausleerungen zeigten
Pharm. Repertorium. 463
kein Chrom. Die Wunde ^ sonderte viel Lymphe ab, so
dass der ganze Hals /^eib j^efärbt war. Eiter konnte
man nicht wahrnehmen, auch war die Wunde nicht roth
nnd doch schmerzte sie sehr bertig bei Berührung. Nach
19 Stunden trat eine gewisse Schwäche der Hinter-
füsse ein, häufiges Aechzen und grosser Durst.. Die
öfters erfolgenden Kothausleerungen begleitete immer
ein ängstliches Stöhnen; das Thier wurde zugleich
traurig und unruhig und nach SlVi Stunden traten
Krämpfe der Hinterfiisse ein, die längere Zeit andauer-
ten; zugleich wurde auch die Berührung des Unterlei-
bes schmerzhaft nnd das Thier krümmte sich zusam-
men. Nach 34 Stunden wurden auch die vordem Ex-
tremitäten schwach. Das ilthmen wurde nun ängstlich
und schwer, schon seit 6 Stunden war kein Erbrechen
mehr erfolgt, doch die blutigen Stublausleerungen dauer-
ten fort. Die Zuckungen kehrten immer wieder und
nach 38 Stunden erfolgte der Tod. — Section 3 Stun-
den nachher. Der ganze Körper war steif und rocti
sehr bedeutend. In der fast gar nicht entzündeten
Wunde zeigte sich nur noch sehr wenig chromsaores
Kali. Die Hirnhäute enthielten hier mehr Blut als das
erweichte Hirn und Rückenmark. Die Lungen voll Blut,
ihr unterer Lappen schwarzlieh. Die Luftröhre nicht
so roth, als sonst. Die venöse Seite des Herzens mit^
zum kleinsten Theile, geronnenem schwarzem Blute an-
gefüllt; sonst weniger schlaff. Der Grund des Mageut;
roth, weniger die (jegend um die Cardia; er enthielt
eine serös-blutige Flüssigkeit, gleich dem übrigen Darm-
kanal, der an der innern Oberfläche gelbroth aussah*
Diese Flüssigkeit zeigte durch die gewöhnlichen R,e^
agentien keinen auf Chrom deutenden Niederschlag;
Die Leber war blutreich und weich. *)
HI. Verbuche mil dem ChromoacyduL 1) Einem Ka«
ninchen gab B. in halbstündigen Zwischenräumen Smal
15, also im Ganzen 45 Gran Chromoxydui, konnte aber
darauf an demselben in SO Tagen nichts Krankhaftes
wahrnehmen.
3) Eine Taube erhielt auf einmal 36 Gran in Pillen.
Zweimal erbrach sie sich darnach, blieb aber sonst gana
gesund.
3) Ein Frosch, welcher 3 Gran in Pulverform erhal-
ten hatte, zeigte durchaus nichts Krankhaftes.
Mehrere Versuche hat B. hier nicht anstellen wollen«
IV. Gegengifte. Gmelin führt als Gegengift gegen
*) Die Versuche an Fröachea kdnaen wir uliergelieB, 4ii sie aiehla
beeeaäera voa des vorlftcn Abn'viclicsdet djurblecea. -— 6b.
Pharm. Hepertorium. M5
^Ffirbunjc Bogar bisweilen ins Schwarze äberp^enj;. Den
?von Gmelin anj^effibrten bluli/sren Schlejm in der Lnfl-
[^ röhre habe ich nicht immer |!;efunden» Das Herz, weU
^'ches meist viel nicht /Eceronnenes Blat enthielt, war in
**der Mehrzahl der Fülle schlaff, die j:rossen Gefisse mit
'VBlut überrüllt. Die Schleimhaut des Marens war bei
""localer Anwendun/s: zerstört; überhaupt zeigte sich im
"ll' Unterleibe ein bedeutender Con^srestiv*. bisweilen so^ar
^ Entz|Elndungszustand/^ Leber und Harnblase waren nicht
W immer an/gre^riffen. — Schndles und reichliches Erbre»
^ eben , welches den grössten Theil des Giftes entlerrte ^
ir> verminderte die Lebensgefahr* — Beide chromsaoem
Kalisalze wirken einander sehr ähnlich, nur scheint das
H] saure stärker zu sevn. — Je concentrirter die Auflö«
fi sung war^ in welene B. die Frösche setzte^ um so
of schneller trat der Tod ein. — Chromox^'dul scheint^
it als ein ganz unlöslicher Körper, keine giftigen Wirkun-
a gen hervorzubringen, denn das Smalige Erbrechen der
li Taube ist wahrscheinlich von einer Ueberfällung des
Kropfes herzuleiten, da sie sich später ganz wotu be*
V lEana. — Ueber Gegengifte hat B. leider nichts Ge«
M wisscs ermitteln können^ obgleich der erste Versudl
i mit dem schwefelsauren Eisenoxydul als gelungen an«
I xusehen ist.. — (Dr. Frank).
i Coelilearia Armorarla. — Wassermehten, '^
I Die DD. Berg und Grell bemerken, dass Wassersuch«
ten, die mit eiweisshaltigem Urin auftreten ' (die Exi-
stenz des Ei weisses wurde mit Acid. nitr. erwiesen) 9
auf Armoracia schnell weichen (Infus, von rad., 1 — S
Unzen mit 1 Ü Wasser, alle 1 — IVr Stunden 1 Ess-
Idffel voll): mehrere Pat. waren in 5 Tsgen gieheilt
CSwENSKA Lakaresällskap. nya Handl. 2. Bd. pg. 131.—
itr. LiBOBECKj. *
ColPea. — BleikoUk. — Dr. Kirchner wandte Kaf«*
fee (alle 3 Stunden t Obertasse Kaffeeabsud, V/i Loth
auf die Tasse) gegen Bleikolik an. (Oestr. med. Jahrb..
XVI, 278. — Dr. Hasips).
CToleliiemii. — Vinum Coleb, (e radice)' hat oft
bei Hydrops saccatus, wo alle anderen Mittel nichts
leiateten, zwar nicht gründlich geheilt, aber die Was-
aermenge auf ein Minimum redudrt. (Wsiidt, die Was«
sersucht. 97. — Dr. Kurts).
C^onluiii. — Der Fall ist von Dr. Gottcl in Elbing
beobachtet worden und trAgt die Ueberschrift: jyMerk*
würdige Heilung einer bösen und langwierigen Opb*
thalroo-Blepharopyorrhoea scrophulosa ^^ und kam dem
Verf. im Jahre 1824 bei einem ISJiihrigen Knaben Tor.
Der serophnldse Knabe , welcher sehen von ^er tra^a
aroKA^Mix. jQ
4M MtfTM, Rcp^r/oriuifu
Kindheit an Dräaen/cescbwälsteii, soropliulösen Aim-
BtlMgtm^ AajrenlidereutzüBdanf^en, Yecstopfimjt^n der
Meseoterialdräsen i^eliUen, bekam im FfühUnge rfes g^
namiten Jahres eine so heftige, bösartige, iMild in eo-
ptftse Eiterung äbergebende scrophalöse Entsöndaog der
Augenlider beider Augen, dass^ als Verf. nach etwi
lOtUgiger Dauer zu ihm gerufen wurde« er ihn aehr lei-
dend fand. Die, gleich grossen Polstern auf^eachwol-
Ifhen, rothen und entzündeten obern Augenlider bieii-
Jen weit über die untei^en herab, sie fast gänalicb be-
eekend ; ein starker Biterstrom lloss beständiff ans des«
selben aber die aufgedunsenen Wangen herab und er-
seugte auf diesen einen fressenden herpetischen Aus-
sehlag; starke Sebaperzen und heftiges, brennendet
Jacken folterten gleichzeitig den Pat. unaufhörlich and
BMit die mindeste Oeffnung der Augen war zu bewir-
ken. Die sorgfültigste Behandlung, sowohl In diAteti-
sehc^r Beziehung als hinsichtlich der bekannten inner-
Koben und üusserlichva Mittel, 3 Monate lang* fortge-
setzt; blieb ohne allen Erfolg. Nachdem nun bereits
fast 4 Monate verflossen, ohne dass ausser einigen
Naehlass der Schmerzen eine Spur von Besserung^ sich
gezeigt, der Knabe bei nomöglicher Oeffnung der Aa«
genlider während der ganzen Zeit kein Tageslicht
sehimmem gesehen, und für die Erhaltung der Angeo
selbst bei so langer Dauer der Krankheit in diesem
Grade zu fürchten war, las Verf. in einem medicinischea
Journale (in welchem, ist ihm entfallen) die interes-
aatite Mittheilnng vollständiger Heilungeines ihnlichea,
eben so bösartigen und hartnäckigen ralles von Oph-
thalmop-Blepharopyorrhöa scrophulosa durch den allei-
nigen innerlichen Gebrauch des Extracti Conii nacnlati,
und zwar in der besondern Art gegeben, dass Pat. den
ersten Tag des Morgens 1 Gran desselben in Pillen-
fbrni, den zweiten t, den dritten 8, den vierten 4, den
fönfken 5 Gran pro dosi u. s. w., täglich um 1 Gran pro
dosi steigend, nahm, und auf diese Weise es allmAlilig
Ins zu einer ungemein grossen Gabe braehte, ohne dass
die mindesten ubeln Kebenwirkungen bei so staFkem Oe^
braüirlie des Mittels entstanden, bis völlige Genesuasr Cdie
sehen bei den kleineren Dosen sichtbar zu werden anfieng)
eingetreten war, und zwar ohne weitere Anweadunf^
Irgend eines andern innerifchen eder änsserlichea Madiaa-
»ents. Diese, dem Verf. neue Miltheilang beweg ihn, in
degi vorliegenden Palle, wo alles sehen vergebene mmge»
wendet war, was irztiiohe Erfahrung vorschreibt^ so
versachen. ob er auf dieselbe Weise hier zu einem ebea
«e glfifkkchen Reonltate getengea kdnnte. Er llesa
Pharm* Bßpertwium. 4/K
eiai;3:e Tuffe vorher mit jeder medictnisctheii imiftrIirbA»
^Il4 üu^seriiebeq BahnAilians Mfhöreob^ sQ^ar die Fm-n
tanellen eing^ehen ofid üwg dann i» der •ngej^beneö^
4rt «lit. 1 Gran K^etraft^ Cwüy dea Morgens geruht,
an, «tiegr tä|[:lioti 1491 1 Qran und mefkto scbon, als v
etwa ^u 15 Gran pro dosi js^ekooiaien war, sichtiieli be-*
^janende ftessernng; vQUständijg^e Heilao^ trat aber er#t
ein, nU ^ die 4aff^t^MPQ Oosia von ^ Gr«n erri^bi
hat (9, worauf ^y tü^Ueh «oi $ Gran abnebmend) die
Pillen ^^zurSiobe^^t^^ (sq lang'e fnrt|cebravcben liessi bh|
er auf 5 Gran pro 4^ «MucHg^kowoen w^mt* Hifr.
Knab# b^kaoi anarkiwurdi/irer Weisn wührend di^aer
^an^n Q4|ä^ijren Car, in welcher er aber 1990 Grm»
Extfaqt. Conii vefbf «achte » aiaht die fferifi/o:fi(ten nbeln
Zufalle und Symptpioa nareotieteher Ver^iftunff« wiirde
aneb imaier wehler> so gesund and blnhead) wie qifi
vorber, and erlangte ao veltständiir ^ctsqode Anffei^i
wie ar 9ie vqn ei?aler Jugend M nicht gehabt kutu^
In d^at päob^sten ö -*- 6 Jahren sah Veri ihn oft aoetl 1
atet» jipeämid, wi^d^r«, Nach diesem ersten^ ao aaff|^liep4
glöcklicheii Falle hat Verf. dieselbe Curia aweien> zwnr
wcni/g:er besartigen und hnrtnUckigen) sonst aber guns
äbnli^ben Fällen mit eben so gatem nnd aar qiM4t
ai^hn^ilereiia E^rfol/re ananwenden Gelegenheit gehabt;
bei eiaean aerophuläseo Midehen in einer der Vorstldt^
und bai eiaem Idjährigen Knaben« Den vierten, g^W
ühnlichen, reeM bösartigen und hartnückigen Fall na^ttf};
Verf. %nr 2eit bei eineai l^^ährigen screphylosen Mi4<-.
eben in derselben Cur, und ist aucli hier durch si9 bnl4
74VL völliger Genesung der elenden Pat« gelangt (Refy
hat einen auleben Fall unter anderen noch neoerlicn 1^.
einem Kinde durch Ceninm geheilt, nachdem ein Ara^t
18 WocheA Inng gana fruchtlos sich bemäht und de^
ßelbe endlich auf die Selbethilfe der Natur vertr^s^et
hatte.)* (Jearnal der Chir. und Augenbeilk. von v*
Grats aad v. Waltwu. XXVI. 1. 1837. pg« |4ft-^l«tf
Ilr. FaAaK).
C^nUii« Alkaloid des Cenium maculutam. 9r. P$ni<-
MANN *) ntellte damit an Thieren, dann ancli an [|ieb
Versncne an; mit Uebergehnng der an ersteren ange«
atellten, gehe ich hier aar die anderen, und lasse dann dea
Verf. ,,Schlussbemerknngen^^ folgen. (Dr. Gniassiuc»).
^^VITährend der Bereitung der bei der Beschreibung
der Verauehe an Thieren verwendeten Coniinlöaungen
vemraachte der eigentbSmIicbe, dnrchdringende Gerqcli
"»»■
*1 nyakiDlofi-toalhoIog. Vaten» über AwGoaUa, Briufm Mtt
30.
486 Pharm. EfperioHym.
in Coniin mehreren dabei Anwesenden einen drficken^
den Kophehioerzen in der Supraorbitalg^egend, der bd
mir aelbsC mehrere Standen anhielt.
,,Ich verdünnte einen Tropfen Coniin mit 99 Tropfei
90 proc. Alcohols nnd nahm davon einen Tropfen, ohne
ausser dem widerlichen Geseiimaclc des Coniins die ge-
rin^ien Beschwerden darauf zu fühlen. Vier Tropfai
dieses Dilats, nach einigen Tagen genommen^ hatten
ebenfalls keine Folgen; S5 Tropfen, abermals einige
Tage nach den vorigen genommen, verursachten mir
einen leichten Schwindel mit dem Gefühle auffallender
Schwere der Beine und Arme, besonders des linken
Arms. Der Schwindel verschwand nach eini^ren Slina-
ten wieder, das Gefühl der Schwere aber daaerle lin-
£er als eine Viertelstunde an. Der Puls, welcher vor-
er voll und kräftig war und 70 Schläge in der Minute
Semachrt halte, war 10 Minuten nach Verschlucknai;
es Giftes auffallend klein und machte nur 59 Schlage^
nach S4 Minuten wieder 68 in der Minute und nach eig-
ner halben Stunde hatte er in Völle und Zahl wieder
«eine vorherige Normalität.
„Zwei Tage darauf nahm ich 50 Tropfen der nAmli-
cheri Lösung und schon nach 6 Minuten kehrte das Ge-
ffihl der Schwere, besonders des linken Arms, zuräek
und ein eigenes Gefühl des Missbehagens stellte sich
ein* Der Puls , welcher vorher 7S Schlage in der Mi-
nute gemacht hatte, war nach 6 Minuten auf 02 und
nach 8 Min. auf 60 Schläge in der Minute gefallen, stieg
aixer von nun an, bis er nach einer halben Stnnde die
vorige Volle und Zahl wieder hatte. Das Gefühl der
Schwere uud des Missbehagens verliess mich erst nach
und nach, und war nach einer halben Stunde noch nicht
ganz verschwunden. Nach 3 Stunden empfand ich ei-
nen Schmerz in der linken Lumbaigegend, ähnlich den
durch einen leichten Rheumatismus, der über 8 Slnn^-
den andauerte und ailmählig verschwand« Ob dieser
Schmerz Folge der Coniinwirkrng war, kann ich nicht
verbürgen, gewiss aber ist es, dass ich diesen Schmerz
in jiener Gegend des Körpers nie vorher empfanden
hatte*
„Eine Erweiterung der Pupille bemerkte ich bei allen
diesen Beobachtungen und Versuchen nicht.
„Zur Zeit dieser Versuche war ich gesund und kräftig.
„1) Die giftige Wirkung des Coriiins stimmt nach den
Versuchen Geiger's, Foder^'s und Chrlstison's mit der
des gefleckten Schierlings oder wenigstens des iiaa
ihm auf zweckmässige Weise bereiteten Extractes
fiberein.
Pharm. Bepertorium. M0
2) Alle Thiere, an denen bis jetzit Am Coniin versacfct
wurde, al80 der Hund, die Katze, der Zicj3:enbock, das
Kaninchen, die Maus, der Geier, der Sperling, die Taube,
der Frosch, die Blindschleiche, die Natter, die KliejBre,
der Floh, der Regenwurm können durch Coniin ver»
giftet werden« Der von mir vor/cenouiroene Versuch
mit einem Zie/scenbock xei^t doch deutlich, obfckich er
we^^en der theilweisen Zersetzung des Giftes den Tod
des Thieres nicht zur Folge hatte, dass auch dieses
Tbier von den vergiftenden Wirkungen des Coniina
nicht ausgenommen ist. Dass es auch für den Men-
schen ein höchst feines und schnell tödtendes Gift sei,
beweisen die Wirkungen des gefleckten Schierlings
auf den Menschen, und die analogen Wirkungen des
Coniins auf Thiere, besonders Säugethiere«
3j Das Coniin wirkt schon in sehr kleinen Dosen
(von einigen Tropfen) tödtlieh und seine Salze sind
nicht minder wirksam.
4) Schwäche, klonische Krämpfe und Lähmung der
hintern und vordem Extremitäten, Lähmung der Atb«
mungsmuskeln der Brust und des irnterleibs, Lähmung
des Zwerchfells und Tod unter Zuckungen sind die
hauptsächlichsten Sjrmptome der Coniinwirkong. Chri-
sTisoN sah nur zuweilen schwache Convulsionen, FoDsne
telanische, Geiger zuweilen tetanische, zuweilen kloni-
sche Krämpfe, ich hingegen in den bei weitem meisten
Fällen starke, klonische, nie tetanische, der Strychnin«
Wirkung ähnliche Krämpfe.
5) Der Tod erfolgt durch Aufhören der Thätigkeit
aller Nerven. Man könnte annehmen, dass der Tod zu-
nächst durch Erstickung nach Lähmung der Äthmungs«
muskeln eintritt, wenn man die Bemühung vergifteter
,Thiere zu athmen beachtet; aber Frösche sterben an
Coniin schon in einigen Minuten, und doch können sie
nach Johannes Müller 12 Stunden im reinen Wasser-
stoffgas, also ohne zu athmen, leben.
6) Durch künstlich unterhaltenes Athmen scheint daii
Leben nach Coniinvergiftung noch einige Zeit erhalten
werden zu können. Die Erklärung dieses von Chri-
sTisoN entdeckten Phänomens ist wohl in der Wech-
selwirkung des Blutes und der Nerven auf einander ea
suchen. Indem die chemische Umwandlung des Blutes
in den Lungen und die Circulation fortdaaert, wird die
drohende Lähmung des Nervensystems noch einige Zeit
hinaasgeschoben«
7) Der Heerd der, Wirkung des Coniins Ist vorzOg-
lieh das Rfickenmark, und insbesondere der.Tbeil «m
Bdckennarks, welcher der Bewegung vorstehti./DM
9B PüiffTR. Rgperfßirium. i
EMpfindon jf ist nach vorhanden , wenn Jede Bewe^inj;
«choB Butgehirt bat^ die Gehirnbewe/^an/B^soerveii blei- .
ben Ifini^er in ThAtigkeit, als die Röekenmarksbew»- >
gnnj^snerven nnd die iussern Sinne scheinen der Go-
niinwirfcnni^ am fernsten zu stehen. [
8) Die Reizbarkeit der willktihrlichen und anwillkähr-
licben Muskeln ist nach dem Tode durch Coniin notk |
vorhanden, und am längsten dauert die Reizbarkeit des j
Herzens, welches von selbst noch lange fortschlü^,
fiachdeui oft die Reizbarkeit anderer Muskeln schon asf-
^ört hat.
9) Die Papille wird durch jedwelche Art der AppK-
eation des Coniins nicht erweitert FoDEne will Erwei-
terunji: der Pupille nach Coniinver^iftun«|;en wahr^
nommen haben, nnd in der medieinischen Vereinszeilatig
Nr. 5S. 1837, ist angegeben, Hr. Apotheker 'ÄioMBfs-
DORFF in Erfurt habe bei der Bereitun<D^ des Conikit
durch die blosse Ausdünstun/s: desselben eine grosse
Erweiteronj^ der Pupille erlitten. Geigek^s nnd Chri-
stison's Beobachtungen sind dem ^aaz ent^e/s^en, nnd itft
■ah nit Ausnahme der, bei jeder Todesart vor dem Tod^
vorkommenden nnd nach demselben wieder verschwin-*
d^nden Erweiterung der Pupille, nie diese Erscheinasj;
Meh Coniinverjß^ftun^.
lU) Die Schnelli|rkeit der ffiftijcen Wirkun/g:eA des
Coniin steht im i^raden Verhiltniss mit der /Schtoetli^-
keit der Aufnahme desselben in die Biutmasse. Blitz*
ähnlich tödtet es, nach Christison, wenn es unmittelbar
In die Venen o;elanj8:t, sehr schnell, wenn es von der
Brusthöhle aus absorbirt wird, weiii^er schnell, wenn
es zuerst in den Ma^en M4 in das Zell^webe uatei^
dei* Haut ^elan^t.
CiewisB ist, dass das Coniin erst nach seinef Auf-
nahme in das Blut ^irtijB^ wirkt. Wer daran %weif\eft^
den verweise ich auf Christison's nnd meine Erfahrün-
fen über die verschiedene Schnelligkeit der Coniinwir-
on/B^ Je nach der kürzer oder länger danertaden Ab-
irorplion and Aufnahme des Giftes in das Blut nnd be-^
sonders anf meinen 9. Versuch, nach weldkein nach
Uaterlirechunjk^ des Blutumlauf^ keine Verg^iftung Statt
inden kann>^
CTMtnwe^sches Plilrer. Ile^imentsarzt Dr. CViAihBti
zt Aschersleben machte daüiit an Kaninehea folgende
Versuche« Einem alten nfid S haibaus^B^wnchSenen Ka-
ninehen durchschnitt er links vom Ritek^rath in der
NAe 4es Halses 4a^ f^H , trennte t» Elften Zoll nfach
mien v$m setner Uioßf^ehnn^s l^nichie 4tM WUehi 9 Giwi
tiMkeMO OoMHE^iches Pulver («^ t Gtvn At«Mlk} , a^n
letBteren jedem 4Vs Gfän (— 1 tvmn AHseivik) Ih diwO
Tischen, liihte m »n und refrtfji^e AWeä «orftniltig^k ^
Zwei Tnge waren die Ttiiere iMiiiter wte Vorher^ dal<«
liessen sie vom Fressen ab^ bewegten sich iMtt ilnd
schleppend und sausen hiefstens i&nfiHibroenftehockt M
einem Winkel ihres fieh<nisses. -^ Vier TN)(e s|»t^
ter creiiirte das eine, IS Stunden nacfthei* das aiHlmi
junge Ihier, das alte aber 7 Taj^e nach Appficatiota Ati
Giftes unter ängstlichem Aufschreiea otid ZuckMftBä^
Alle waren balcT starr und steif. Bei der Untersü<ihüd^
tiel* Cadaver zeigten sfcft die Rändet der Wunden ein-»
/gfctrocknet) das beijs:ebrachte PuU*«r durch Keariitf^*'
keit iin eine halbflüss{j(e Masse ver\vanriielt) nicht merk^
lieh Verringert: das Kellgewebe nebst der Maskd<-
Schicht, woranr das Pulver gelej^en hatte, bot kektp
auffallende Abnormität dar. Der Darmkanal war gt^
sund; das Herz blass, in den Vorkammern schwarM^
Blut, im Herzbeutel Wasser. (Caspkr^s WochenäcAhi'i
f. d. ges. Heilk. Nr. 31. 1888. — Dri Noack)*
Cosmetien mit Sublimat etc. — Unter den 910«
menten, welche die rhenaiatiisiche Form des GesfcMiu
Schmerzes, namentlich bei weiblichen Individuen in tfM
zwanziger Jahren bedingen^ führt Dr. Sc^AUEa, Artt
in Bamberg, den Gebrauch metallischer Waftchwamei'
aas Subtimal^yj Wi^mulh bereitet, all. Auch Theedic.
wird unter den veranlassenden Momenten der genaAntM^
Kankheitsfarm namhaft gemacht. (Caspba's Wecfkeh^«
sehr. f. d. gea. Heilk. 18S8. Nr. (6. — Dr. NoaCk)»
Creesot in Lungenleiden. — Dn M abipe fand m
bei Lungenleiden ilnsserst wirksam, fadem es^ vnUs be(
üusseriicher Anwendung, ancb hier die Qualität det kb^
sonderung- verbessert , die Quantität vermindert. Uiii*
cirt ist es bei Hunten mit reichlichem AumdUrfe^ Mi
oder ohne eiterartige Beschaffenheit, mit odtr ohne hek-
tischem Fieber. Bei entzöndlichen «Symptomen ist ea
za meiden. Auffallend gute Dienste leidKet^. efei bei ^
nach Grippe zarückbieibendem Hasten tail copiöseiA
Auswurfe, oft eiterähnlich, mit deutlfeh heklischem lie-
ber und erschöpfenden Nachtschweissen» Nicht mindw
gänstig wirkte es, wenn nach Brustkatarrhen nnninehr
ohne entzindliche iSynptome eopidser Atts^^vuif, oft W^
verdächtigen Aassehens, zurück bUeft. Auch VomikvM
aus Tuberkeln geben Grelegenheit , die gate Wirkanjt
zu beobachten. — Die Verdatfangakraft^ leiden hH
dessen Gebraoche nie, im Gegentheil findel bei deA
Meisten bald Zanatiitie 4et Easlasl at^h <0in. xfiWt^
I
491 PkaroL Repertohum»
San. Ber« v. Pommerii. I. 1837. pa;:. 215). — [Han
darf die oben anj^effebenen lodicationen für Creoa. woU
als eioen Aasspracii annebmen« der in den bi8beri/i:ei
firfahrnngen an Kranken volle Bestätigung fand (conf.
Hyg. IV. 507, Archiv XV. 3 71, Ail^. hom. Zeit XllL
tW, Schmidt Jahrb. XIV. 13, XVU. 158, XVUL 14
Naeh XV. IS soll Theerwaner fast den unbedin^teB
Yorza/( verdienen. Aber zwei Kraben drin;2:en sich den
weiteren Forschungen dabei ghn'/» unwillkuhriich auf.
1) Ist Creosot Heilmittel bei /gewissen Verhältnissen der
lebten eitrigen Lun^enschwindsocht mit Vomiken oder
der Scbleimschwindsucht (nach L. W. Sautsr viel rich-
tiger wohl Biennorrhöa bronchialis bezeichnet)? Fir
letzteres scheint mehr zu sprechen. 8) Wo wirkt Creo*
sot homöopathisch und wo antipathisch, bei vermehrter
Secretion oder geminderter, wie Hyg. IX. 150 Erfah-
rungen angeführt werden? Mir scheint es im erstem
Falle homöopathisch. ^ Dr. Kurtz].
CTupniiu. — r,le\\ habe bemerkt, dass nach des«
sen Gebrauch (bei Epileptischen) junge Personen häufig
nächtliche Samenergiessungcn hatten Ueberhaupl war
dach dessen Gebrauch der Schlaf selten recht ruhig.
(Neumamn, v« d. Krkhtn. d. Mensch. Bd. 4. fg. 715. —
Conf. Hyg. VIL 80. — Dr. Kurtz).
Cuprunt arsenle. — Vergiftung. — Dr. Pikd-
UBB berichtet folgenden Fall. Am 26. Sept. 1837 ver-
schluckte ein Sjähriges Mädchen von schwächlicher
Constitution eine Portion gewöhnlicher grüner Farbe und
erbrach sich darauf 8mal nach Darreichung mehrerer
Tassen fetter Milch. Eine Stunde darauf beobachtete
F. Folgendes an dem Kinde: lebhafte Angst und Ver-
störtheit in den Gesichtszügen, Blässe des Gesichts,
heisse Stirn, so wie überhaupt erhöhte Temperatur der
Haut, kleinen, schnellen, sehr gereizten Puls, leicht mit
weissem Schleime belegte Zunge, lebhaften Durst, har-
ten Unterleib, grosse Empfindlichkeit der Regio epi-
gastrica bei der leisesten Berührung. Es erfolgte noch
2maliges Erbrechen, wobei jedesmal unter halbverdau-
ten Speisefragmenten Stücke einer grünen Farbe in
reichlicher Menge zum Vorschein kamen. (Oeleinulsion,
reichliches Trinken von Zuckerwasser). Bei Untersa-
chung eines Stückchens der genossenen Farbe er^ab
sich, dass dieselbe ausser dem Kupfer unbedingt Ar-
senik enthalte, da sie vor dem Löthrohre einen star-
ken, unverkennbar knoblauchartigen Geruch entwickelte
und bei dem Glühen in der Glasröhre ein deutlicher Me-
tallspiegel sich anlegte. Hierauf wurden STheel. voll Ei-
senoxydulhydrat, in einem massigem Glase Wasser auf-
/
PharnL Bepertarium. 4lS
^löst, £:ereieht^ und die Emalsion allmfihlig Ketnifiketp«
Am andern Ta^^ lief das Kind munter in der Stube
herum. (Oriffinalmittbeilnn^ im Summarium v. Knischiui.
Bd. VIU. Hfr. 1. — Dr. NoACK).
Cimriim acetieiun. — Vergiftung. ^ Ein jun-
ger Mann %'on 30 Jahren hatte ans Lebenüberdruss etwa ,
Vi Loth Grönspan zu sich genommen. £s war ein
freiwilliges, grün gefftrbte Magencontenta ausleerendes
Erbrechen erfolgt Pat. klagte über heftiges Leibweh
und öftern Stuhlzwang; die Magengegend war bei der
Berührung äusserst empfindlich, der Durst heftig. 0er
Puls schlug klein, schnell, krampfhaft, die Resphrattoo
war gleichfalls beschlennigt; das Gesieht hatte den
« Aufdruck eines tiefen Schmerzes, ohne verfallen zu
seyn; die Temperatur der Haut war ziemlich normal
ohne Seil weiss. Pat. hatte sich dem Einnehmen von
warmem Wasser und Od bisher widersetzt. Ailmöhlig
traten nun heftige Wadenkrämpfe ein; die beiden gros«
snn Zehen wurden tetanisch und unter den heftigsten
Schmerzen nach der ^usssohle hingezogen. — Ei weiss
von 10 Eiern ; darauf „möglichst^^ warmes Wasser und
Milch. — Durch das bald erfolgende starke Erbrechen
ward nun eine Müsse coagulirtes Eiweiss ausgeleert;
die einzelnen Klumpen desselben zeigten sich wie in
Grünspan gewalzt. Die ganze Procedor ward noch*
mala vorgenommen, und bei dem nun durch Kitzeln des
Schlundes bewirkten Erbrechen kein Grünspan mehr
bemerkt. Nach Verlauf einer Stunde hatten sich hier-
auf sämmtliche Krankheitserscheinungen, bis auf eine
. berhafte Mattigkeit und einige Neigung zum Krämpfe '
Jen grossen Zehen, verloren. Es ward Gries^ dick
r. Milch gekocht und mit vielem Zucker überstreut,
'^ n Pat. zu essen gegeben, und nach einer ruhigen
) f'ht konnte derselbe sclioii wieder 2 Stunden weit zä
h BS gehen. (Med. Zeit. f. d. Verein f. Heilk. in Preus«
se ». 7. Jahrg. Nr. 25. pg. 129. — Dr. Frank).
CTuprum siilphurieiim wird von Ammon als
treffliches Cauterium bei IMcerib. mercorialih» gelobt,
(V. AmAOxN, Mts.-Schr. I. 3. pg. 304. — Dr. Pauij).
Daphne mezereum« — 1) Periostitis der Ti-
bia mit nüchtiiclien Schmerzen. Mitgetheilt von Dr. Am
NoACK. Eine Krau von SO Jahren, grosser Stator, san-
guinischen Temperaments, schon zum drittenmal Wittwe^
leidet seit 15 Jahren an einem Geschwüre unten am
Schenkel, welches sich cnet seit etlichen Jahren bin
auf eine kleine, eine helle Flüssigkeit absondernde Qeff«^
nung geschlossen hatte. Dabei hatte sie zo Jener Steitr
heftige Schmerzen in der Tibia des Beines, veraAglifh
194 Pharm, »efiierioriuak
des Nachts. Um die Oeffniiiljt: whr die Haat bran,
trocken and mit blaorDthlicheil Flecken besetat Uar
leiseste Fin^i^erdritck \neriir8aehte die heftijrstefi fiichMier- .
zen brennender Art« Die Beinhaut war an/|^schMrolMi ,
ond das Auftreten dorch heftiffe Schmerzen verhfndM ;
Ueftiffer Schmerz und Wadenkrämpfe raubten den Schill |
Mezereum 1., zu einem Tropfen ^e/^eben, versehliitimcrte /
das Leiden aafan^a, aber schert in den nüchsten NiclK» \
ten kehrten die WadenkriSipfe nicht wieder Und dil|
Knoehenschmerzen minderten sich so, dass die Pat nidi
14 Ta/B^en wieder ohne allen Sbhmerz auftreten konnte
Der Ausfloss ans der Apertur hatte bereits aafjB;vhMi
S) Rhypia prominem (Ecthyma pr.)- Eine alte DiM
von schwächlicher Constitution bekam nach angeMrenf'
ter Krankenpflei^e einer ihr theaern Person auf den
Röcken der jNase eine kleine Gruppe stark jöckender
Bläsehen, welche aufplättend eine blasse, etwas f^
trübte Lymphe ergfossen und ^elbbnäonliche, sieh iber
einander thärmende Krusten bildeten. Diese fielen sehr
leicht ab 9 ersetzten sich aber immer von neuen. IM
Flechte verj^rösserte sich und die Kruste erreichte 4i€
Grösse einer Bohne. Auch die (]uillenden, jückendei
Schmerzen nahmen zu. Calc, Spi^elia und Aurom^ iv«
nerhalb 8 Monaten anjs^wendet, halfen nichts. Eint
Gabe Mezereum, dil. 15 ic^t. j., entfernte das ilebel. Dc^
Schorf fiel ab und es bildete sich kein neuer. Die leiciit
entzündete, nässende Basis trocknete in eini^o^en Ta;irM
/Cänzlich ab und binterliess weder einen Fleck noch eint
Narbe.
8) Pilyrituis vernicolar. (Wohl Chloasma nferinuih?
Ref.). Eine Biondine von 18 Jahren, mit schwacher Periode,
an Drfisen/i^eschwnlsten leidend, von denen die Axilar-
dräsen so^ar abscedirten. Nachdem sich die A bscesse
geschlossen^ zei/2:ten sich kupferbraiine^ grosse, zart
Theil zusaroroenfliessende, unre;e:elmäs8ixe, etwas ranhe^
jedoch nicht über die Haut erhabene Flecken von dent^
lieber Be^renzun^ an den Schenkeln^ mehr an der ih-
nern Seite, welche sich bis an die Weichen erstreckten
und keinid Nei^un^, in Eitcnin/e: überzugehen , vefrie-
theh. Vofl Ephelis unterschieden sie sich durch hMhst
Usti^esi, zum Kratzen nöthigendes Brennjäckcn^ besont->-
ders des Nachts, welches zur Zeit der Periode zunafrin.
Dabei nUhmen die Fiecken, besonders nach deh ilfin-^
decn hi», eine dunkle Farbe an. Zh Zeiten kla/i^te Pat.
ib^r Kopfweh^ Milzstechen, häufiges Frösteln und bis-
wfribn «tt^n der Glieder. Graphit, Acidum Aitri^ Cs-
flJatt warto ohne dani^rnden Nutzen gegeben worden.
1^8.5 alle 8 Ta^e zu einem Trapfen f^egebtn^
JNUiril* üeperiartitm. ;AS
vermehrte die Memiwatioo ond machte dfe ileMcen
verschwinden. cAll^efen. «homSep« Zetig. Bd. 14. Nr. Itw
Dr. Schrön).
Eleetricitas. — Tetanus, ^ ^Lhnfg^ seb^n er-
wartete ieti mit Ung^edald die* Gdef:enheit, teim Starre
fcrampfe Eleetricität anwendet zn k5nrre4i. (Jng'IÄifkli^
<eber Wei»e aber konnte ich .... den Experimenten nicM
lieiwehnen, weiche Dr. Farina bei einem mit dieser
KranJcheit Behafteten mittelst Ifileetricrtfit vornahm« tStt
Ursache der Entstehunjsr des Slarirkrainpfes vra^ bie^
eine ^osse Anzahl von Bleikugeln, die tlaridh eiwMI
Flintenschass 10 Tage vorher in die Muskeln einflran«-
gen. Die Eiectrieitftt wntde erst 2 tage vor iiem Tilde
Angewendet, als der Starrkrampf sCAvon aaf äetä bW^
sten Gipfel der Entwickettfng ww. Der -avi^wabdVI^
Electricitlit^leiter war eine »ftale auü 2}t, M, •to p^M^
Platten, 7 Centfmeter breit Mid mit g^^ateeaett, "eitt it«^
mig gesftnertem Wasser gefnltt. i!»ne %a(be St^ntfe lahü:
wurde die Leitung der EleMridY^tsliassigkett foH^
aetftt, indem man von dem iwssersten Ende des Rök«
kenmarkes am Halse begann, ond in dieser ^it Hiebt
mehr als einmal wiederholte. In 8 Tagen wurde di^
filectricität 6mal angewandt, ond sobald jedesmal dei*
Flosa im Gange war, bemerkten die zahlreich anSve«^
aenden Aerzte •mit gtossem Erstaanen , dass iPat. rtt<L
htger wurde, ^er Mond sich dffnete, alle Muskeln sich
aosdehnten, die Haat feucht wurde und die CireulatloH
ihren natürlichen Lauf antoahtt. Der wohHhtieiHl\& BHi«^
flnss der Electrieitat war so gross, däss Pat. itnabläsMj^
darum bat. Doch imglöcklicher Weise War die Besi»e*«
rung nicht von langer Dauer und jede Mdhe t^aT veiM«
geben». Idi habe sehr bedauert, nicht persdniich Üti
ganze Operation leiten zu können ; doch wie dein tiuill budh
seyn mag, die Einwirkung des Mittels war s^ stki'rk,
dass ich nicht zweifle, dass alle aofgekifirtett Aelra^te
in ahnlichen Fallen zu demselben ihre Zuflucht nehtneik
werden.'^ (Dr. Matteucci; Revüe med., Juin 18S8. *-
Dr. Rotr).
Eleetropiunetftr. — Dr. Emmerich zu Motterstadi Hi
Rheinbaiern gedenkt der Electropiinetur, als desjeirijSeii
Mittels, das der ITrticatton <^) sehr nahe steht end die«'
selbe in derjenigen Jahreszeit, wo keine Urtitt^a isa
haben ist, vertreten ^olle.
„Auf Befehl des Köaf^ti. Prenssifielien Mint^teVidn^i
der Geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegeii->
heiten, wurde dieses Mittel im Charite - Krankeabaoae
*) S. dleseo Artikel in der Folge.
Fk0fm. Repertorium. 477
gelöst. Zerseliniltene, mit Wasser ansj(exo|;ene
n aos^epresste Schwarome sind nicht mehr gif-
uchnbr's Uepertor., Bd. 16; Uft. 1* 1889. —
CSSELICH}.
Jaeum. — In den so häufigen und höchst
iigen Hauteruptionen und Geschwüren der Ne-
\ meist syphilitischen Ursprungs sind., hat J*
m keinem Mittel so guten Erfolg gesenen, a s
trken Decuet des Guajacholzes , aber nicht des
?n loder Harzes), sondern des frischen (gleich
r Regenzeit gesammelten. (Jamaica pbys. Journ.
Dr. KuRTzj.
imil-Sebiilie. — Das Tragen derselben em«
Ir. Ammok als bewährtes Mittel, um unterdrückte
iweisse hervorzurufen. Die Schuhe werden
bei Tag und Macht auf blossen Füssen getra-
uter nur noch bei Tag. (v. Ammom, Mon.*Schr.
• 306. — Dr. Pauli).
ippa. — Habituelle Diarrhöe, blos von Er*
(Ig der Schleimmembran, hebt Jalappaharz zu-
augenblicklich. (Neumann, v. d. Krkhtn. d. M.
%. 282. — Dr. KuRTz).
ine 9 besonders Kali hydriodicum. ^J. — Die
I lahge Abhandlung des Hrn. Dr. Asmus über
ist, nach Art ihrer'< Vorfahren, ziemlich allgemein
n. Ref. wird daraus nur diejenigen Punkte im
e mittheilen, die eine bestimmte Einwirkung auf
; Systeme und Organe bekunden, dann die Er-
ngen ausheben, die sich bei Anwendung des
an Gesunden oder Kranken als dessen bestimmte
herausstellten, und endlich wird jer die Mitthei*
des Hrn« Asmus durch eigene und fremde Er-
en ergänzen und vervollständigen.
betrachtet zunächst „die Wirkung der Jodpri*
im Allgemeinen^^ und nimmt die auf die vegeta-
häre als die erste und Hauptwirkung in Anspruch,
ben folgendes aus. „Vogel sah vom innern Ge-
I der Jodine eine dunklere Färbung der Haut (s.
lANN chron. Krkhtn. 2. Aufl. Bd. Ul. pg. 363.
181. „Braunwerden des früher gelbi'n Gesich-
schnell, dass in wenigen Tagen die Haut einer
i:en Frau wie geräuchert au8snh>^ Ref.) und nach
,NN sollen schmutzige und trockene Haare weich
nzend, rothe aber schön rastanienbraun werden.^^
z auffallend ist seine Wirkung auf die Knochen.
rcl. in der Folge dietcB ArC — Gr,
478 Pharm. Rep^riortim.
Kein Mittel wirkt so speciik dea Lebensjivocn« tiit-
hend; daher fan4 es Buchanan so wirksam bei aictt
vereinten Fractureo, daher heilte Trusbn damit ein fl-
aches Gelenk^^
Das« das Jod in kleinen Dosea keine siebtiieheB At^
neisymptoine hervorbrächte, dem widerspricht Verf., dordi
Versuche an sich selbst belehrt. Stets bemerkte er d«
allgeoMiB /g;erühnite Symptom, das auch Ref. b^ohaehtet
bat: „Aufblähen der Lebenskraft/^ Verf. bat wperi-
nenti causa kleine (?) und g^rosse (?) Doaeo ^eaoa^
men, versichert aber, sich ni^ so wohl, so beiter, 19
nnternehmungslustig gefühlt za habea., wie iqi Anfai^gt
der Jodwirkunff.
Bei anhaltendem Kort|(ebrauche entfaltet d^s Mitfd
seine Wirkunj^en auf den Nahrun/^^skanal und seine Ai-
h&nj^e. Uei einem Drittel von Ryan's Kraakeii erfolgte
Darchfall; Verfasser hat dasselbe /°;efuuden: selM
wenn er ^anz kleine Dosen gebrauchen lieaa, entwik-
kelte sich späterhin eine solche Diarrhöe, dass er ge-
nöthi;;t war, anhaltende Mittel lanjo^ere Zeit fort^bran-
chen zu lassen. Mitunter hat ihm das Mittel Versto-
pfung bewirkt und häufig in den ersten Ta^en,* wofv
eine hernach eintretende Diarrhöe schadlos hielt. ,,Nidit
selten finden wir schon am ersten Tage aaeh kleiaei
und grossen Dosen die Oallenabsonderung so vermehrt,
dass sich alle Symptome eines galligen Saburralzostaa-
des entwickeln. ^^ „Giebt man Kranken, die an einer
trägern Circolation in der Leber und dem Pfortadersy-
stem leiden, die Jodine wegen irgend eines andern Lei*
dens, so empfinden sie bald einen Druck in der Lieber;
Kranke, welche früher an Wechselfiebern gelitten ba-
ben, klagen, selbst wenn sie sich frei von krankhaften
Empfindungen in der Leber und Milz fühlen, bald dber
diese, wenn sie Jodine nehmen>^
LuGOL, BREaA, Uldal, Wau^acb u. m. A. haben Spei-
chelfloss darauf beobachtet: dasselbe sah Verf. öflerai
so wie er in mehreren Fällen Auflockerung dea ifiaba^n
fleisches mit dem eigenthümlichen seorbattseben Gernoht
ans dem Munde wahrgenommen hat Aach die Secre-i
tion der Thranen wird vermehrt und Verf. beobaebteta
einmal einen förmlichen Thränenfluss darnaefa Ca. IIab-
NEMANN a. a. 0. äympt. 93 und 34. Ref ).
Was Verf. von dem Einflnss der Jodine auf die £r%
nährung sagt, ist eben so wahr, als es dea Beweia lie-
fert, dass er die physiologische von der Heilwirfcoag^
nicht nnterscheidet. „Steigert maa^^ — heiast ea nlm-
lich — „die Dosen, oder fährt man su lange fort, ao
geräth das Lymphsysten io eine pravaliraado TkÄt^
keit, dcp ErAfitz gerktk in ein Missverbfiltnis« in item
YerlnraHfhe dersalbeO) d. b. €kr Körper wird mager.
Üas Geauth anlan/gj^eDd, bekum ein lebensntider Hy*«
dropiscber nach Jod\ ohne davon geheilt su werden^
neue Lebenslust (» Heüwirlvun^; ver/(L Uahnmianm a«
a. 0. »ympt 1-S6. Ref.).
Wendet man das Mittt;! unverändert ferner an, so ent? .
sieben die j^ymptome der fiüttig^nnjc mit Jod: Jodwnues
Irritabilität und Sensibilität werden in Milleidensohafl
li:ezo4(en, der Pnis wird besohleunigi, es tritt Hers«
ktopfen ein , ebenso ein kurzer, häufiger Husten, selbst
Bluthusten, die Abmafcerung nimat zu, Pat leidet an
Insomnien, zittert, in. allen seinen Bewegungen giebt
sieh eine gewisse Hastigkeit kund, die Sinne werden
aiienirt und fassen Eindrüeke falsch i^qf: vorzfiglich
leidet das Auge. Wallaca bemerkte eine Erweiterung
der Pupillen mit beständiger Bewegung der Augen^ wie
sie bei einem Kinde mit angeborenem grauem £ltaap
Statt zu finden pflegt« (P«t. quaest. war durehaus aus-
ser Stande, die Augen auf einen Gegenstand zu fix!«*
reo; er hielt stets die Uiind über ihnen, als wollte
er sie vor dem liiclite schützen und doch sehieil
ea picbt, fils wem dea laicht ihm besonders reizend
j^ei. Aliwer4eni tiaUe er heftigen Kopfscbmerz und:
Indignation, wonmf |bald hal^miifie Lähmsrng mik
vgfunag^heqdefii Mu^kelaitlern folgte. Alles ijiie^ tmtAk
^j^rkein Gebriiuch von ^Q^aüwm. Pat* ' genpa apJMeis
im wieder (P£Hn£.Ws Syphilidologie. Bd. I. Hft 1* pg*
144» U^f*>* Verf. beobachtete hei einem HaqptmaiB«*
^ip er wegen Urinb^schwerden bydriodigaaures Kiü
verordiiet hutte, liacb längerer Zeit einen Druck in dnt
tiitjr^bölilje mA auch folgendes Symptom: Pat. konnte
ifnm M9<^ <IMf der Stelle, wohin er sah, »ichts «U
^eistsea Papier erkennen; l^s er weiter, so wnrden ikiA
^r^t die vermiesten Buchstaben bemerklich, so daaa ec»
am ^ode der Zeilen verweilend, den Anfang derselbe«
las.— Das Svmptom verschwand nach dem Aiissetsten
des MiUe|s. biege partielle Blindheit bestätigt Scnnö^
DJB.R^s Behauptung, n^ch welcher die Jodine, in der Näbf^
d^r Sinnesorgane eingerieben, die Empfänglicjikek füf
4n8ser0 Sinneseindrücke vermindern solK^^
Nun ist's noch ein kleiner Schritt zur Jodkachexie;
„die ^4cb wache nimmt überhand, das Athmen wird be-%
schl.ennigt, der Geist wird mürrisch, die Fasse werden
ddematös, der Körper wird gelähmt und Pat. stirbt/^
(Jahn, Lugol, Wallacz).
Hiernach kommt Verf. auf die Jodpräparate zu spre-
^htn, dpren er nur dreier Brwähouag tnnt, oimlieli der
I
480 Pharwk Eepeiiarium. \
Jodtindor, des Jodkaliums ond des bvdriodi|^am
KaU'9. Die Jodtinclur isl das ffefährlienste Pripant
mIh den Mafien ji^bracht, verursacht sie in geringai
QuantitätErbrechen ; Hunde, welche dr« j bekommen bit-
ten, und deren Speiseröhre hernach unterbanden X99h
den war, starben in 4 — 5 Ta^^en; grössere Gaben v«
( — 3 Drachmen tödeten ohne linterbindung*, selbst wea
ein Theil durch Stuhlgangs und Erbrechen fort/feschil
wurde>^ Nach Nordhoff fand man bei einer im Bi-
spital zu Lausanne — nach Jodgebrauch gegen Kropf -
verstorbenen Person den Magen angefressen. Dahin»
gen sah BIagbnoib ein 4jähriges Kind einen glänzen lüt
feelöffel voll verschlucken, ohne dass die gut bereiten
Tinctur einen andern Nachtheil bewirkt halte, als dm
Zunge und Lippen gelb gefärbt wurden, worauf er sdht
eine gleiche Dosis nahm und nur einen stnndenlaojsa
unangenehmen Geschmack davon trog; er gab sieDrad-
menweise mehreren HunJen, welche sich blos darnad
erbrachen ; er spritzte sie Hunden zu 3 j in die Veia
und sah keine Wirkung.
,,Auf die äussere Haut applicirt, entsteht eine ^elbe Fär-
bung des berührten Theils, welche bei fortgesetzter Ai-
Wendung braun oder rothbraun wird, ein vermehrtes Wi^
megefdhl, Jucken und Prickeln findet sich ein, endlich kd
fortgesetzter Anwendung verdickt sich die Stelle nd
schuppt sich ab/' Ricoud lAsst bei Hydrocelen — anch sd-
chen, die ganz unabhängig von syphil. Ansteckuna: üai
— das ganze Scrotum in Compressen höllcn, welene nit
Jodtinctur angefeuchtet sind, und steigt von I Drachne
derselben in 1 Unze destiliirten Wassers bis zu i
Drachmen der Tinctur. Er beobachtete davon folgende
Wirkungen: lebhafte Wärme, die Haut des Scrotoas
wird rothbraun, verdickt sich pergamentartig oder stösd
sich in Schuppen los, unter welchen eine Art fetter
Ausdänstung, jedoch ohne Schmerz, zu Stande komnty
mit der sich die Ansammlung im Scrotum vermindert
Bei der Anwendung der Tinctur in Bädern bemerkt mao
gleich nach dem Eingiessen derselben aufsteigende vio-
lette Dämpfe, die das Athmen verhindern und selbst eine
Art Jodtrnnkenheit zuwege bringen. In geriogenn Grade
zeigen sich auf der Haut die Symptome der ertlicbea
Application; sind die Bäder zu stark, so bewirken sie
topische Entzündungen und selbst fieberhafte Zufälle.
Antidote sollen Milch, besonders von EIseKanea. lao-
warine Bäder, Valer., China, flüchtiges Lasgessals und
Antipasmodica seyn.
Dem ungeachtet wird aber eine MilehdiiC
Pharm» Reper/orium. 481
was nur derjenige gut heissen kann, der die Sache mit
Befangenheit betrachtet. n<
- Das Kali hydriodicam ist das mildeste, dem mensch*-
lichen Organismus am freundlichsten zusagende Pr4i^
parat. Cantu und Lbmasson fanden in Seh weiss ^
Urin, Speichel, Blut und der JHilch derer, die Jod ge«»
nommen hatten, dasselbe als bydriodsaure Verbindung)
woraus der Schluss sich ergiebt, dass das Jod aus der
tbierischen Substanz Wasserstoff ausscheiden müsse,
um. einverleibt und wieder excernirt zu werden. Wal-
i«ACfi führt an, dass dies Präparat öfters ein unbehag-«
liches Gefühl längs der Nase und Stirn, mit vermehrter
Absonderung auf der ScHNEiDER'schen Membran errege.
Verf. beobachtete in einem Falle nach 2 Drachmen
solche Kopfschmerzen (?), dass er nicht umhin konnte,
zur Linderung derselben Blut entziehen zu lassen, ein-
mal auch einen lästigen Thränen- und Speichelfluss, ein
lästiges Brennen im Magen und Schlünde, und Bluthu-
sten; letztes Symptom aber nur einmal da, wo, bevor
das Jod gegeben wurde, das Gefässsvstem schon auf-
geregt war. CoRRiGON in Dublin beobachtete nach ei-
ner Dosis über 8 Gran gewöhnlich Hitze im Munde und
dysp^l^sche Zufälle, die er ,,etwas Gastritis^^ nennt
(Nach Wallace führt diese Arznei nicht selten einen
Krankheitszustand im Halse be*i;j>ei, den Fat. gewöhn-
lich einen schlimmen Hals nennt und behauptet, er habe
sich erkältet; aber auch wohl einen Krankheitszustand
im Magen, den Pat. als sogenanntes Herzbrennen schil-
dert und mit dem zugleich Symptome von Indigestion
und Flatulenz verbunden sind. Chinin, sulph. — gr.
ij — iij, in Wasser aufgelöst und mit etwas Schwefel-
säure gesäuert, 1 oder 2 Stunden nach Jodkalium ge-
geben — beseitigte diese Beschwerden meistens in ei-
nigen Tagen so sicher, dass sie bei weiterm Gebrauche
des Jodkaliums nicht wiederkehrten. (Behrends a. a. 0«
Bd. I. Uft. 1. pg. 111. RefO- Nach Wallack entstand
bei (weiblichen Pat, die 3j Jodkalium pro dosi (muss
heissen .,an einem Tage^^ während W. nur 'A Dr. tägl.
nehmen lässt, s. Behrends a. a. 0. L 1. pg. HS. Ref.) ge-
nommen hatten: ,,grosses Unwohlseyn, Empfindlichkeit
Im Hunde und Rachen^ Kolikschmerz, Erbrechen, geringes
Pnrgiren, häufiger Puls and Erschöpfung.^^ Derselbe
beobachtete oft während des Gebrauchs des Jodkaliums
vorn und unten an den falschen Rippen linker Seite ei-
nen acuten Schmerz mit etwas Husten und Athmnngs*
Jbesch werden, verbunden mit starkem Fieber, wo|;*egen
Blutentziehungen und Blasenpflaster angewendet wer-
den nussten. Welches Organ ergriiTen war, weiss er
N ?•
482 Pkarm. Beperlarium. ,
nicht, der Ma^en war es nach ihm nicht. — ([Bia- \
RBNOs a. a. 0. 1« 1. u/EC* HS. Ich meine die Schleimburt
der Lun/2:?. RefO- Verf. bemerkte, so oft er Jodkalioi ,
einnahm, sofort denselben Schmerz, der die 4i:anze Ge- ;
brauchszeit anhielt, aber ohne die ubrig^en fiSymptoae) i
and ohne Arzneien nöthi/s: zd machen. C^uch Schilf- '
losigkeit mit einer ei^enthämlichen, nicht Schmers n j
nennenilen und nicht zu beschreibenden Empfindanc ii i
Kopfe beobachtete Wallack. ( Bkhremds a. a. 0* l j
p^. 11t. Ref.)« In einer sehr schwachen Aiiflö8nii|^ ii [
die Venen gespritzt, veranlasste es den Tod in kurier
Zeit durch Convulsionen (Devergie).
Diät ftoll dabei nach Wallace eine kräftij^e, nAbrenft
seyn, nach Verf. aber nach dem Krank heltssnstiile
bestimmt werden. Vor allen Dingen r&th derselbe aber,
so viel ir/2:end thunlich, den Genuss der freien Loftn
(bei jedem WeUer) ; beginnenden Jodismus bat er dank
recht viel Bewegung in freier Luft zum 8chwei j^en ^
bracht. —
Die Anwendung der Jodine gegen den Kropf ist ali-
bekannt; ob aber blos die sogenannte Struma lympki-
tica, und diese immer durch Jodine geheilt werde wA
ihre Anwendung hier ober alle Skepsis erhaben sOj
wie Verf. meint , möchte Ref. sehr bezweifeln.
Dass das Jod in der Scropheikrankheit, wie in sm-
{»hulösen und andersartigen Knochenkrankheiten viel u
eisten vermöge, beweisen ausser anderm einige sehr
interessante Krankengeschichten, die Ref. gleich nit-
theilen wird. Derselbe kann dem Hrn. Verf. nur voll-
kommen beistimmen, wenn dieser sich beklagt« dass die
die Anwendung dieses Mittels in gedachten Krankhei-
ten zur Zeit noch einer sichern Basis ermangle, oad
wenn er noch hinterher die Lehre giebt: „Eine Regel
möge man festhallen, nümlich die, sich fücht in gros-
sen Dosen zu gefallen, um bald sichere Wirkung w
erzielen. Soll die Jodine sich wirksam zeigen^ so moss
sie in kleinen Gaben mit müssigen Pansen, lange ond
consequent gereicht und die passende Diüt, besonders
aber die sehr nöthige Bewegung im Freien, nicht ver-
säumt werden.
1) Ein ISjahriger, scrophulöser Knabe stellte das BOd
einer torpiden Scropholosis dar. Sein ganzer Habitus',
seine dicken, aufgeworfenen Lippen, sein Ganj^y seine
Bewegungen zeigten auf der einen Seite die wabr^
scheinliche Grundkrankheit, auf der andern aber dea-
tete sein Abgezehrtseyn, sein blasses, erdfahles Ge-
sicht, sein gereizter Puls und das sichtliche Zerfallen-
seyn des ganzen Körpers auf ein consumtives Leiden.
Pharm. Eeperiwkmi. 488
Als solches fand sich wirklich Caries des rechten Ober-
schenkels. Der ^anse Oberschenkel , vom Knie an bis
in sein oberes DriUheil, war bedeutend inlamescirt, das
Knie selbst durch die Auftreibang^ der beiden Kondyli
des Oberschenkels /B^eschwollen, so dass eine Ausstrek-
kun/D^ der jscanzen Extremität nicht möglich war; an der
Innern Seite des Oberschenkels, dicht ober dem Knie,
befand sich die Oeffnonfi: eines fistulösen Geschwüres,
welches eine schlechte Knochenjauche in solcher Menge
entleerte, dass der Gestank die Zimmer des Verf.
in weniger als einer Minute durchdrungen hatte. Die
Sonde, welche mehrere Zoll weit hinaufgefährt und
schwarz zurückgezogen wurde, zeigte eine aosgebrei-
tete cariöse Zerstörung. Seit 2 Jahren hatte das Uebei
bestanden und war eine Zeit lang vergebens behandelt,
endlich der Natur überlassen worden. — Verf. verord-
nete eine Einreibung von Ungt Kali hydrojod. im Ver-
laufe des ganzen Oberschenkels, innerlich aber gab er
ein jodinehaltiges Hydriodat, und h'ess den Pat. sich
töchtig der freien Luft exponiren. — In 14 Tagen war
des Pat« Aussehen so verändert, dass Verf. ihn noch
kaum kannte; er kam jenem gerade gehend entgegen, fie-
berte nicht mehr, die Fuiel war geheilt und eine nur noch
unbedeutende Anschwellung des Knochens zeigte den
Sitz des frühem Leidens. Nach 4 Wochen brach die
Fistel wieder auf, weil Pat. sofort alle weitern Medi-
camente eingestellt hatte. Nach der darauf auf dieselbe
Weise erfolgten Heilung liess Verf. die Jodsalbe noch
eine Zeit lang einreiben* — Wieken zieht Verf. lange
nicht mehr in Gebrauch. —
S. Ein ISjAhriger, äusserst graciler Knabe mit einer
sehr zarten Haut, feiner Stimme und einem ungemein
beweglichen Gefüsssysteme begabt, der Sohn wohlha-
bender Eltern, der, ausser an Helminthiasis, noch an
keiner chronischen Krankheit gelitten hatte, bekam eine
Geschwulst in der Gegend der rechten Mamma, welche
allmälig weich wurde, endlich sich ölTnete nnd eine
Menge chocoladefarbener Jauche entleerte. Die OelT-
nung war dicht aber dem Brustbeine in der Gegend der
4ten Rippe. Verfolgte man den fistulösen Gang mit der
Sonde, so glitt diese auf dem obern Rai^de der genann-
ten Rippe gegen, die Achselhöhle hin, wo die Fistel
aufhörte, bedeckt im ganzen Verlaufe von den Brust-
muskeln, die gänzlich unterminirt waren; die ganze
rechte Brosthälfte ragte bedeutend hervor und zeigte
bis zu den falschen Rippen, deren Knorpel aufgetrieben
und schmerzhaft waren, hinab eine undeutliche Fluc-
toatlon. Drfickte man an dieser Stelle anhaltend, so
iB4 Pkam* Beperlarium.
drfinf^te man aus der oben befindlichen OeffooDjt «um
nicht unbeträchtliche Quantität dünnen Eiters. DasBriut-
bein war cariös , wahrscheinlich auch eine oder mek-
rere Rippen. Die Eiterabsonderan;^ war so stark, da«
täglich Smal ^e/eren einen Tassenkopf voll ans^edrdckt
wurde und der Knabe so reizbar nnd zu Nervenzafil-
len j^eneitft, dass Verf. nichts mehr fürchtete als eiM
GegenöffnnnjB:, deren Tiefe er gar nicht berechnen koiiotii
indem keine Sonde den Gang abwärts auffinden koanii '
and eine «einnrespritzte Flüssigkeit in der Tiefe eine u- [
deutliche Fluctuation verrieth, ohne die Haiitdecka
auszudehnen. Diesen Pat. behandelte Verf. als Ant
und Freund des Hauses 5 Monate lang! Compressi«-
nen, ein Heer von Einspritzungen, lapis infi^rnalis nicU
aasgenommen, leisteten gnr nichts. Pat. litt an Appe-
titlosigkeit, fieberte lebhaft, die rechte Wanj;^e glähti
des Abends, die Eiterung wurde immer profuser, jao-
chigter, von brauner, mitunter schwärzlicher Farbe uwi
penetrantem Geruch. Aciisserliche und innerliche Mit-
tel hatten Verf. verlassen und mit schwerem Herzen er-
wartete er die Colliqoation. Durch Einspritzen einer
verdünnten Jodinelösung gelang es zuerst, die profuse
Absonderung zu vermindern, ja sogar sie wochenlang;
ganz zu beseitigen. Aber an eine Heilung* war gar
nicht zu denken, vielmehr hatte sich, als Verf. einer
Reise wegen das Verfahren V/% Tage auf/s^eschoben
hatte, der alte Zustand mit allen seinen filchreckeo
wieder eingestellt. Nunmehr verordnete er innerlieh ein
{odinehaitiges Hydriodat und liess täglich einmal das
Jngt. Kali hydrojod., jedesmal eine Haselnuss ^ross^
in die rechte Brustseite einreiben. Eine ra^ch sbttnehr
mende Abmagerung nöthigte den Verf., den innerlichen
Gebrauch der Jodine aufzugeben, die Einreibung* aber
liess er 2mal täglich wiederholen. Zu seiner Freude
fand er bald die Absonderung geringer, das Aassehen
des Pat. verbessert, der Appetit kehrte zurück und in
kaum 4 Wochen war das Leiden dauernd beseitigt.
Der Knabe blähte empor und ist noch gesund. (Seit
wann? Ref*).
Aber nicht allein bei fistulösen Geschwüren, denen
Caries zum Grunde liegt, sondern auch bei solchen, die
schon organisch geworden, d. h. die mit einer Schleim-
haut ausgekleidet sind, ist das Mittel am rechten
Platze.
3) Bei einer Frau eröffnete Verf, einen unter der Sehen-
kelbinde gelegenen Abscess. Der Eiter hatte sich zwi-
schen die Massen des Oberschenkels gesenkt und es quoll
täglich in Menge aus der gemachten Oeffnnng. Die
Krifte hoben sieh wieder, Pat versuchte su Mhe^iilnefc
{gelang es auch der sorgsamsten Entwicklung, Ans«',
spritzang und öfters erneuertem Verbände nicht, dfr
Eiterung ein Ziel zu setzen. Der Schenkel schwoll
immer von neuem an, und glaubte man auch, am Ziele
zu seyn, so zeigte ein abermals ausfliessender Eiter ^
dass dieses noch weit entfernt sei« Kaum eine Woche
nach, der methodischen Einreibung der Jodkaliumsalbe
war die Fistel geschlossen und dauernd geheilt
IIL 6egen Mercorialkrankheit, namentlich gegen mefr
curiellen 8peichelflu99 wurde, die Jodine erst in neue^
rer Zeit, aber mit eijoem so entschiedenen Glucke an-
gewandt, dass die Wirksamkeit derselben , bei JPtyaliVi
mus jetzt schon über allem Zweifel erhaben ist (Knod.
V* HixMEiisTRBiT); — doch muss Verf. bemerk^, danjS
er vom Jodkaliom gegen diese Krankheit wenig ]S(utzen
gesehen hat und die Heilung immer um so viel eher er^
folgte, je mehr reine Jodlne die Mischung enthielt —.
Einst kam Verf. in die Verlegenheit, bei bestehender
sehr heftiger Pneumonie, die Tags zuvor noch 3 starke
Venasectionen erforderlich gemacht hatte, gegen die
durch Mercur entstandene Salivation Jodine verordnen ^
zu müssen« Gegen seine Erwartung bemerkte er keine,
Vermehrung, weder der phlogistis^en Erscheinungen
noch dcr.Brnstaffectionen überhaupt| vielmehr vertheilte
sich die Entzündung gleichmässig mit dem lastigen
Speichelflüsse — (ein Umstand, der aus Wallace's und
des Vert's eigener Beobachtung allen denen leicht err
klüriich ist, die das Aehnlichkeitsprincip zu würdigen
wissen und sich besser in einer einfachen Wahrheit,
als in reich ausgeschmückten Hypothesen gefigill^n. ReO*
IV. Auch in der MundfUole (d. h. der nicht mercü-
riellen. Ref.) hat die Jodine ihren durch Knod v. Uelt
MBNsTREiT erlangten Ruf behauptet. — C^olgt eine
Krankheitsgeschichte; um aber ja keine reine Erfahrung ;
zu haben, gab Verf. mit Jod gleich auch Acid. pyrox-
alicum)! --
V. Die mit fiusserstem Fleisse und Scharfsinn zu-
sammengestellten (14S3 Beobachtungen von Wali4AC1
haben das Jodkai. zu einem bedeutenden Antisyphiiiticum
hervorgehoben, das nach ihm in allen Formen von secund«.
Syphilis, welche mit Substanzwucherung verbunden
sind, also bei Hautausschlägen, Knochen- und anderen
Geschwülsten, Kondylomen sich äusserst heilkräftig er-
weist Ebers in Breslau hat die WALLACE'schen Er-
fahrungen auf unsern deutschen Boden verpflanzt und
die gelungensten Heilungen mitgetheilt Wo Substanz-
verlust war, also bei alten Bubonen u. dgl., zeigte sich
486 Pkarm^ B^perimium.
ihn das HiHel unwirksam, gegentheite aber benerlte
er schon nach elni|^en Tagen eine sichtliche ^nwir«
knng, sowohl aaf die bohrenden Enocbenschnierzea ah
aof den hyoertrophischen Process und dma AUg^meia-
befinden« Des Verf.'s College« Kreisphysisas Dr. Tho-
BiAs, hat eine syphilitische Cfaries, die lan^^e den b^
wihrtesten HiUeln Trotz geboten hatte, mit Jodkalin
E heilt, und man kann noch die Fing^erspitze in die
lochennarben des Schädels legen, um sich xa fibo-
zeogen , welche Verwfistangen me Syphilis an^^erichtct
hatte, bevor sie ihr Mittel gefanden. —
1) K. L., 45 Jahr alt, hatte in froheren Jahren öf-
ters eine Wände aaf dem Felde der Venus davon2^
tragen, später jedoch geheirathet ond ziemlich i^esoade
Kinder erzeugt Er selbst aber klagte seitdem hin md
wieder über Hals- und andere Bescnwerden, die theib
einer Erkfiltung, mitunter noch einem zuruck^^eblietc-
nen Reste von Syphilis zugeschrieben worden. 8dt
Jahren klagte Pat* über reissende und bohrende Schmer-
zen in den Sch&delknochen; gleichzeitig cntwickeftea
sich Hfimorrhoidalzufülle und ein chronischer Liingen-
katarrh ohne sichtliche Abnahme der Kräfte. Gleiehmassig
mit den angegebenen Schmerzen etwickelte sich eine
kleine, harte Geschwulst auf dem rechten os temporon,
offenbar vom Knochen ausgehend, späterhin aueh meh-
rere kleine auf den Scheitelbeinen. Die erstere nahm
zu, und als Verf. sie sah, war sie über den ganzen
Scnuppentbeil des Schlafenbeins ausgedehnt, hatte sieb
wie eine Halbkugel erhoben und entstellte den Pat. be-
deutend. Früher hatte diese Geschwulst keine weitem
Umstfinde im Gefolge, als bohrende Knochenschmerzen,
jetzt aber traten bedenklichere Erscheinungen ein.
Wollte Pat. schreiben oder angestrengt lesen, so wurde
ihm schwarz vor den Augen und er mnsste sich fest-
halten, um nicht zu fallen. Aderlüsse brachten keine
wesentliche Veränderung hervor, desshalb wandte Pat
sich nun an den Verf. — Ungt. Kali bydrojod» Ph.
bor. zum Einreiben, und innerlich Rp. Kali hydrojod 9. j,
Jodii puriss. gr. iij, Aq. Cinnam. | iv, Syr. Aurant, g j.
MDS. 4mal täglich 1 Esslöffel voll. Mit der reinen Jo-
dine steigend und dem Jodkalium fallend , gelangte
Verf* nach Smaliger Reiteration zu 2 Dr. Jodkalinm,
worauf er eingetretenen Jodismus wegen eine Paoae
machen musstc. Pat. klagte nämlich über Supraorbi-
taldruck, abendliches Aufgeregtseyn, Insomnien, Hasten
mit Engbrüstigkeit und ein Gefühl, als sollte die Brust
heruntergezogen werden, allgemein katarrhaliseh-rheo*
matische Symptome, Zerschlagenseyn, KreozschmenBen,
Pharm* Repertarium, 487
besoaders aber ober einen höchst enpfiadlicben Schmers
längs dem rechten Saamenst ränge. <^ EÜn Abfährmit«
tel und dann eine Emulsion mit Aqua Laorocerasi tilgte
die genannten Symptome recht bald. — Mittlerweile
war in der Geschwulst folgende Veränderung vorge*-
gangen. Zuerst wurde sie auf ihrer Oberfläche weich|
dann theilte sie sich in mehrere Theile, so dass tiefe
Einschnitte fühlbar wurden. In gleichem Maasse nahm
das Volumen ab und in nicht 14 Tagen war schon mehr
als die Hälfte resorbirt Als der Jodismus «in trat, fuhr
Verf. zwar mit den Einreibungen fort und setzte die
innerlichen Mittel aus,-^doch blieb der Heilungsproeesa
stehen und es zeigte sich nicht eher eine Veränderung
in dem liCiden , als bis er wieder Jodkalium gab. Da
die oben angegebenen apoplektischen Anfälle nicht
mehr eintraten, liess er blos «ine kleinere Dosis (?)
Morgens und Abends nehmen und gelangte damit voll*
kommen zum Ziele. Die Cur dauerte kaum 4 VITochen,
die Geschwülste waren verschwunden, Pat. fühlte sich
tbatkräftig und lebensfroh und hatte noch dazu den
Lungenkatarrh verloren, der zwar nicht dauernd ent»
femt war, aber in seinen Anfällen, besonders unmittet-
bar nach dieser Cur, dass man ad einer günstigen Ein-
wirkung auf dieses letztere Uebel nicht länger zwei-
feln konnte.
S) E. 1., m Jahr alt, wurde vor mehrere Monatea
svphilitisch inficirt. Es zeigte sich am Frmulum eia
Ulcus, das nach einem durch Calomel lange unterhalte-
nen Speichelflusse endlich geschwunden seyn soll. Oef-
tere nun eingetretene Halsbeschwerden, SubmaxHIar-
und Halsdrüsenanschwellungen , so wie Schlingbe-
schwerden erklärte sein Arzt für VITirkungen einer er-
höhten Reizbarkeit. Als sich Pat. an den Verf. wandte,
fand er die Schleimhaut der Lippen, mehrere Stellen
des Mundes, besonders aber das Velum palatinum und
die linke Mandel exuleerirt; es waren flache, wie zer-
rissen ausssehende Geschwnrchen mit speckigem Grunde,
wie man sie wohl manchmal nach Trippern bemerkt.
Gleichzeitig fand sieh an der Eichel ein Geschwür.
Letzteres wich der Entziehnngscnr binnen 14 Tagen,
doch die im Munde und Halse befindlichen Geschwür-
chen widerstanden hartnäckig sowohl den bei einer sehr
strengen Diät angewandten Abführmitteln, als auch €^
ner örtlichen Behandlung. — Jodii gr. ii. feali hydrojod.
3 j. Aq. Cinnam. % iv ß Syr. simpl. $ P. S. 4mal Üb-
lich 1 Esslöffel voll. Der katarrhalische Husten, woran
Pat währenddem litt, versehwand schon naen einem
Tage gänzlieb. Nach 8 Tagen, wo die Arznei verbraaeht
war, fanden sieh EapfachmerK, Drack fiber der Ksmi-
warzel ond den AQ/B:enbrannen, Insomnien (vf^l. vorijse .
Geechiehte); aof die Geschwöre Ansaerte sich dÄ
keine Einwirkanf:. — Dieselbe Dosis , aber selteier |
genommen, — worauf Pak gut schlief und die acces-
aorisehen Beschwerden verlor. Verf. bemerkle jetit
kleine speckif^e Geschwfirchen am Orificiam ani, die
vielleicht schon MnjB:er vorbanden gewesen ond die nit
alneni, mit Jod befeachteten Läppchen bedeckt wnrdaL
Nach war die zweite Portion nicht verbraocht, als aoel
schon die Geschwöre der Heilun/si^ sehr nahe warei.
DaMr erschien ein anderes Symptom, nimlich ein Jök-
lien auf dem behaarten Theile «les Kopfes und donkd-
rothe Flecken mit Abschilfernn^ der Epidermis. Beva
aber die dritte Portion verbraucht werden, war Pat. g^
heilt Derselbe war froher 9tet$ hypochondrueh veN
stimmt gewesen , fohlte sich^ nun aber viel lebend^
ond lebensfroher: sein sonst retardirter S^hl war r^
Sulirt und alle Functionen in Ordnung. Naeh etaea
ahre sah Verf. ihn wieder und fand a&war ein vn
Stockungen im Pfortadersystem ausgehendes hypocbsn-
dHsohes Leiden vor, aber keine Spur von Syphuis oder
llereurialkrankbeit.
(Bi folgt Im nftohften Bande die FortaeisiniK und der ScUuss im
R^rtort in einem Hefte« da des Stoffes zuviel Ist,)
, ••
l
Originalabhandlungetii
i) Befruclituikf der t^roscheyer durch verdünnten
Froschsamen* Versuche van Spallanbani,
geprüft und bestätigt durch Dr* J. WUh, Arnold,
Prof. der Med. in Zürich.
m
Spallanzabii sa/a^t in seinein Werke aber Slteugnngt *)
),So wunderbar alle hier erzählten Umstünde klingen^
»0 sind deren doch noch immer mehrere nachzuholen«
Ich habe j^ezeifft, dass die 8amenfeuchtigkeit ihre be^
fruchtende Kraft nicht verliert, wenn man sie jc'eieh
mit Wasser vermischt Diesen Versuch wollte ich gern
zu meiner Belehrung: recht genau anstellen. Hier sind
dessen Resultate* Ich vermischte Froschsamen mit glei^
chen Theileu Wasser Diese Mischung war eben recht
geschickt, Larven zu befruchten: nun nahm ich zwei
Tbeile Wasser zu einem Theile Samen, und der fin»
folg blieb einerlei; denn es entwickelten sich zwei DriU
tel von den Larven. Zu jedem Versuch nahm ich des
Samen aus den Samenblüschen eines Frosches ^ der
ohngefähr 3 Gran betrug; das Wasser aber hat
darum für sich keine Befrucbtongskraft^ sondern es lö^
set nur den Samen auf, und ein jeder Tneil enthült auch
eine gewisse Menge in sich« Ja^ nachdem ich das Was«
ser in vierfacher Menge mit dem Samen vermischt
hatte, so», -kamen doch 900 Larven zum Leihen, da in«
dessen bei einer Vermischung des Samens mit Was«-
ser zu gleichen Theilen kaum 100 zum Vorscheui ka«
men. Der glückliche Erfolg dieses Versuchs brachte
*) SPALLANZANt'a Versuche aber die tttieugutg 4ef Tliete and
Pflanzen. Ana dem Franzffaiaehen von Dr* Cb. Fr« MiCHABMa* Lelfirif
1786. 8. pg« 183« §. 14S. ff«
UTGKA, Bd. X. ^
490 OriginaiabhandUmgen.
mich auf den Einfall, Dar 3 Gran Samen mit einea
Pfände Wasser zu vermischen; in dieser Mischuo/p 8ik
ich eine ganze Colonie Larven, die ich ans der Ge-
bftrmatter zweier Froschweibchen genommen hatte, sich
beleben und lustig bewegen. Allein da die Verwu-
derung, von der man eingenommen wird, oftmals der
Richtigkeit der Beobachtung Eintrag thnt, so sachte
ich selbige durch folgende Bemerkung zu verminden.
Wenn ich die Larven in 1 Pfund Wasser legte, so
giengen sie wie gewöhnlich za Boden and blieDen im-
ten vermittelst ihres Schleimes kleben: wörde dem {
nicht also auch die Samenfeachtigkett der Frösche,
welche vermuthlich schwerer als das Wasser ist, aodi
SU Boden gefallen seyn, wo selbst die Frdchte der
Frösche beisammen sind? Auf diese Art würde die
Befnichtong der Larven nicht durch Verbreitatig dies
Samens in der grossen Menge* Wassers, somieni ddrdi
seine, ins Kleine zusammeagesogese Kraft erfelgei;
wenn die Voraussetzung wahr ist^ so fällt nasere Ver«
wunderung weg. Davon nun gewiss and öberz^ogtii
werden, erfand ich folgendes Mittel. Ich vermischte
wiederum den Samen von einem andern Frosebartna-
ehen mit einem Pfund Wasser, und liess diese MischoB/;
eine Stunde ruhig stehen: wenn nun die speiHfische
Schwere des Samens die Schwere des Wassers tber-
wöge, so wurde derselbe auch gewiss im Boden ge-
ffillen seyn: nach Verlauf einer Stunde sftelMe ich an-
befruchtete Larven nach einer gewissen nateFsehiede»
nen Höhe im Wasser fest, einige ganz unten anf des
Boden, andere bestrichen ihn kaum, und noeh andere
stonden noch etwas höher, bis endlich die letzte Parthic
dem Wasser gleich stand; ich fand hierbei nicht, dassdfüe
Befruchtung bei den untersten Larven grösser oder
hiafiger, als bei den äbrigen gewesen w&re, sewfdera
sie schien mir bei allen gleich zn seyn. Hieraus abar
lisst sich schlressen, dass der Samen auch durch das
Wasser auf gleiche Weise mässe verbreitet werden;
dass diesem zufolge 3 Gran Samen sich in* einem Pfand
Wasser gleich durch so verbreiten könne, dass von sei^
ner Befruehtungskraft nichts verloren geftU'- >
, Jlan wird leicht errathen, dass ich aoeh hierbei nicht
stehen bleiben konnte, sondern dass ich auch den Versuch
durch Vermehrung des Wassers bei dieser Mischung
so weit getrieben habe, bis das Verhältniss des Sa-
mens so geringe war, dass er endlich seine befrucb«
tende Kraft g&nzlioh verlor. Indem ich alle Umstände
des vovigen Versuchs vollkommen beobachtete, ver-
mehrte ich blos die Menge des Wassers, and nahm
UrijfPMiMIMMPMiWnifVfl« 4111
jetzt statt eine» PAnide« tS Uiiseii; allein die Larven
entwickelten sich in jeder Höbe des Wassers sc gat^
als bei dem vorij^en Ywsoche. Diese Men^re ven 18
Unzen schien mir aber die grbaBtt für 8 Gran (tenen
za sevn^ die man, ohne die befrachtende Ei/scenschaft
zu schwächen, nehmen dorfte, weil in dem Falle 5 wo
ich 9 Pfand Wasser za 8 Gran Samen mischte, die
Anzahl der sich entwickelnden LarTcn abnahm, a»d noch
schwieber wnrde die Zahl, wenn ich 8 Pfond Wasser
zu 8 Gran Samen that ; 4- Pfond Wasser aber vermin-
derten allerdinji^ die Menfe der sich entwickelnden
Larven noch weit mehr* Bndh'ch war es hftchst be-
wandemsw#rdi|[f , dass sich noch immer einige Larven
entwickelten^ wenn auch schon die Menge Wasser
«oei und fnoan%ig Pfkmd gegen drei Oran Samen«
feachtigkeit betrag«^^
„Wir haben mm gesehen, wie wenig Samen erfor«*
dert wird, die Befrochlang za bewirken. Ein Trdpf«
eben von laaterm Samen an einer Nadelspitze ist sehen
daza hinlänglich genng. Aber noch nar 8 Gran in 18,
ja in 18 Unzen Wasser aafgelöst, behalten immer noch
ihre befrachtende Kraft Hier folgen neae Erscheinna-
gen, weldhe aber diese Wahrheit noch mehr Verwon«
dernng erregen. Man wird leicbt begreifen, dass die
Partikelchen Samen, die in einem kleinen^ kaam sicht->
baren Tropfen von diesem gemischten Wasser stecken,
äusserst geringe and kaam merklich seyn mttssen: awi
dennoch sind auch die fast onendltch kleinen Tbeüe
ZOT Befrachtnng hinlänglich genag. Ich tanchte mmi
in diese Mischang eine Nadelspitze and berdhrte damit
nar an einem Pankte verschiedene schleimige anbe^
fluchtete Kfigelchen. Als ich die Fläche dieses an der
Nadelspftae hängenden Tröpfchens aasmass, betrog ^
meinem Bedenken nach kaam V<o von einer Linie; iiH
dessen entwickelten sich dennocb viele Larven ans den
Kigelehen, die ich aril dem an einer Nadelspitze hä»-
gendcfi Tröpfchen berührt hattc^ ja ich fand sogar^ daM
diese ftftcts eben so geschwino zam Vorschein kamen,
als diefenigen, die ieh za einer Zeit gänzlich in reinen
Samen eingetaacht hatte^^^
„Da ich verschiedene Pfände Wasser stehen hatte,
wo in ein jedes 8 Gran Vroschsamen genrischt war^
SO' wollte ich dieselbe, ohne folgende Versache znvor
damit angestellt zo haben, nicht wegschMten. lehr veiu
sachte, od dieses Wasser seine Befrocbtangskraft ver«*
leren hätte , indem ich eine Men/^ e Larven hmeintfaak '
So viel als Mi Schleimkigelchen in ein Pfand von sol->
ehern Wasser than konnte, thal ich zasammengereehnet
488 Ori^kuiiaöhandkingen,
eine Minute in diese Mischunf;, und viele tausend ka-
men darinnen /.ur Entwicklung; ich legte noch andere
hinein, und zu meiner Verwunderung; entwickelten sidi
noch die Larven dieser hinzugethanen Küg^elchen eben
so gut, als die ersten; diesen Versach wiederholte ich
vielmals und ich wurde eher von dieser Wiederbolui/i;
ermüdet, als die Befruchtung aufhörte. Ich will nur 50
Parthien von Larven, die ich aus 60 Gebärmuttern vm
Fröschen genommen und in dieses Wasser gelebt habe,
anführen und zugleich anzeigen, dass das Wasser, nadi
der Befruchtung der 50sten Parthie, noch eben so kräf-
tig zu dieser Absicht war, wie zuvor, wie ich dareb
Befruchtung noch anderer Larven gefunden habe. Her-
nach untersuchte ich, ob denn die Befruchtung mit nocb
grösserer Geschwindigkeit vor sich gienge, wenn die
kleinen Kügelchen in dem befruchtenden Wasser lünger
liegen blieben, als wenn sie darinnen nur wenige Standen
lügen. Ich tbeilte also ein Pfund von diesem Wasser
in gleiche Thcile, tauchte in die eine Hälfte viele voa
diesen kleinen Kügelchen nur eine JSecunde lan^, und
legte sie sogleich darauf in reines Wasser, andere
aber liess ich in dem gemischten; die Länge der Zeit
hatte auf die geschwindere Entwicklung der Liarvea
keinen Einflass, denn ich fand, dass sie sich In beiden
Fallen zu gleicher Zeit entwickelten/^
. „Endlich war der Umstand höchst bewundernswür-
dig, zu sehen, wie lange diese Mischung von Wasser
und Samen ihre befruchtende Kraft behielte, and ich
fand, dass dieselbe sogar noch langer als bei dem läu-
tern Samen dauerte; dieses Wasser konnte die Be-
fruchtung der Larven, welche man darein tauchte, 85
Stunden nach der Mischung eines Pfundes mit 3 Gran
Samen noch immer bewirken. Diesen Versach machte
ich in einem Zimmer, wo das Thermometer zwischea
17 und 19 Grad stand In einer Eisgrube aber, wo das
Thermometer 3 Grad unterm Eispunkt stand, erhielt sich
die befruchtende Kraft so^ar 57 Stunden. Ich habe frü-
her erinnert, dass die Samenfeuchtigkeit durch Faul-
niss Hire befrachtende Kraft verliere, und dass dieselbe,
in einer grossen Menge Wasser verbreitet, viel schwe-
rer in Faulniss übergeht, und also auch weit länger
fruchtbar bleibt.^^
„In den Versuchen, die ich bisher angeführt, habe ich
nur von den künstlichen Befruchtungen mit dem b rosch-
Samen geredet, und noch nichts davon erwähnt, wenn
man den Hodensaft anwendet; allein ich habe nur^ nm
Verwirrung zu vermeiden, geschwiegen, denn ich machte
mit diesem Safte zu gleicher Zeit Vertncbe, die den
Originaiabhanditmgen^ 498.
aiBj^eföhrten ibnlich waren; ich konnte aidodie-Hchül«*
täte beider Feuchtigkeiten and ihre Abweichungen lei^M
bemerken, aber ich muss bekennen, dass ich nie ein^
gefunden hatte, die nur im mindesten betrflchtlicA '^-
wcsen w^re; beide Feuchtigkeiten zweigten imitier. MND^
liehe Wirkungen^^ , •
Ich habe die Versuche von Spallankani hier aiit der
Ausföhrlichkeit roitgetheilt, wie sie sich in dem »beii
genannten Werke finden, weil die Beobachtungen tn^ifr^
ren Einzelheiten so manches Interessante bieten, niiU
weil gerade die Art der Mittheilung den nüchternen^
unbefangenen Beobachter erkennen Ifisst.
Zur Prüfung der Angabe von 8palla^zani wurdeii
von mir folgende Versuche angestellt. Am 8. April 189t
öffnete ich einen kräftigen, muntern, männlichen Frosch,
nachdem ich ihm den Kopf abgeschnitten hatte, und
nahm einen der stark entwickelten und strotzenden Ho-
den aus der Unterleibsböhle. Nach Durchschneidnng
desselben sammelte sich auf der Schnittfläche ein dicker,
weiss-gel blicher Saft. Von diesem nahm ich 1 Gran
und vermischte ihn in einem Glas Nr. 1 mit 99 Gran
frischem Brunnenwasser. Zur innigen Mischung des
Wassers mit dem Hodensaft wurde das Glas wieder-
derholt, aber nur sanft, hin und her bewegt und öfters
um seine Achse gedreht. Von dieser Mischung brachte
ich einen Tropfen in ein anderes Glas Nr. S, und goss
langsam 99 Tropfen Wasser hinzu, wornach auch durch
sanfte Bewegungen und durch Drehungen des Glases
die Mischung gleichförmig und innig gemacht wurde.
Auf diese Weise fuhr ich fort zu verdünnen, bis ich 9
Verdünnungen erhalten hatte , von denen eine jede mit
der entsprechenden Nummer bezeichnet wurde. Nun
schnitt ich einem muntern Frosch-Weibchen den Kopf
ab| öAaete es sogleich und brachte von erhaltenen Eyem
in jedes der 9 Gläser einige (4—10). Es schwollen die-
selben wie gewöhnlich durch Einsaugen von Wasser
bald an. Die Glaser, welche den verdünnten Frofseh-
samen mit den Eyem enthielten, worden, damit das
4M (MgkuaabhanOkmgen.
Litht nicht «i stark einwirke, in den Schrank eiaei
I
i
Znmiers gebracht, das, weil das Weiler sehr nnfineiml- [
lieh and kalt war, zuweilen geheizt wurde. Die Hei- |
w$mg war jedoch nicht regelniasif:, sondern bald tig-
lieh, bald mir alle S— 3 Tage, and da wurde das Feaor
nnr toiaige Standen lang unterhalten, so daaa die T^a- |
peratur des Zimmers auf 8—10® stieg, während aie ge-
wAhalich nur S— 8® betrug. Bemerkt muss npeh w^rdica,
dass der Schrank in einer dicken Mauer sieh befand und
gewMmlieh sehr kalt war. — Am SO. April, also IS Tags
nach der ersten Einwirkung des Samens anf di^ JByor,
bemerkte ich, nachdem mehrere warme Ta^re eingetre-
ten waren, an denen ich verhindert war, nachsaMb^m
ia den Glisern Nr. 8 und 3 Froschembryonen , die na
folgenden Tage nicht mehr durch die Dotterhaqt ein-
geschlossen waren. Es fand sich in dem Glaa Nr. %
nur eine Larve, in dem Nr. t waren aber 3 Liarven aa
sehen. Ausserdem hatte sich in einem Ey dieses Glases
aia Embryo zum Theil entwickelt Die IfUrven mach-*
tan für sich keine Bewegung, wenn sie aber mit einer
Ntdel gereist wurden, so bogen sie sich iuq. Am St.
bewegte sich eine Larve im Glas Nr. t lebhaft^ mid am
•4* fand ich alle Larven in demselben Gla^e in leb-
bafter Bewegung. Der halb entwickelte Eimbryo war
aber in seiner Entwicklung noph nicht weiter fortge*
sdiritten. Am 85. bemerkte ich zuerst eine, und «war
recht lebhafte Bewegung der Larve im Glase Nr. S.
In mehreren Gläsern fiengen 4J9 Eyer an, in Verderb*
niss äberzngebeni namentlich und am auffallendsten im
Glase Nr. 1, in anderen Gläsern waren nur einaelne
Eyer zerfallen, in noch anderen, wie in Nr. 4 und 8 wa«
ren alle noch ganz» Acht Tage spftter hatte ia allen
Glisern die Fäulnlss begannen oder war schon ^twaa
fortgeschritten, und es konnte durchaus keine weitere
Entwicklung eines Eyes bemerkt werden, so dass ich
den Versnch als vollendet betrachtete.
Ich wollte, um das Frihjahr noch zu benutzen^ den
Versiicb wieilerliote«;.als ich ali«r wieii mcmyn ¥ir&^
sehen s|ib, hatte der Diener die ülUnnehen ond AVaüh»
chen , welche trühßf zwm Zweck meines V^eursnchs g9r
trennt wArem sdion seit iBini^en Tß^g^nim eineiil Gefin
vereuii^t» OiQse, des langen Cölihots «ide^ siaaiten
nicht» mk W hegiitten, so 4ssii.ifih unter tiner i^ro»-
sen Menge nar noch. W W«ibehen telid^ dm %«ritbei
s^ph tr^gi ^^A «i« jUi^ndien, hei dMi aa den WSoKfer-
fossen die dDpALein£rhabeaheiteQv4>0 ^rfie/enttm^pr«-
jißü iich finden, noch nebr'sichthir. waren, als Mdeii
Qhri£jm9 das aber Jiichl; wehr so iabbalt und kriftig sloh
b»w0tcbd^ wie das wm frabarn^VMaachi'temitete.^' inh
wie4erholiie deo V#rsaeh aitf idiaaolbe. Weiae ., jwie M^
her« n«r mU dem Unterschifikd, daaa ich't Gnan üodaaS-
aßtt »it ^9$: Gran Waaaer verai^hta, oaid «bau sabii
iien fol(!:eiiden Verdonnungen verfahr, aa <wie dasa^ifk
nicht Arnnnenwasaer , sondern deatillirtea Wasser ȟai
Versaeh banntata« Bei diesem Varsoch kam aacb niolft
em oinaigea JBy rar Eatwiekloag, obscfaos daa Watüiir
laild 1 MtS9ut warm war, was wohl sekMn Grand in daii
Mangel an befruchtender Kraft des Hadansaftea, «rM«-
leicbt auch in der Aüw.endnng van destülirtem WasMr
hatte. .
Ans dieaea Veraaehea, die ich apiter an wiederhakm
and in einiger B^ehwg asa erweitern denke, lasse«
sidh wohl jetat sehen fönende tfchläase ziehen."
1) 0er Froaefasamen ist bei eifern gewissen Grade
von Verdüanang wirksamer, ala anverddnat Nodi
mehr gilt dies vm dem Safte der Hoden, weil hier 4tt
Saaah^a mit anderen organiaciien Stoffen venniseht'ist*^
dorch 4ie «er in anverdnnntem oder aar wenig yerdfind"
tem Zastande za aehr aiagehtUlt and ae in seiner Wirk*^
samkeit gehemmt wird.
9) Wird der Samen oder Hodensaft mit viel Was-
ser vermischt, so verliert er^ entsprechend der Ver-
dünn ang, an Wirksamkeit Nach Spallanzani ent-
wickeln sich immer noch einige Larven in einer Mi-
uhumg voB ft Ptuni Wasser uod S Gran Samen, wo
alaO) wenn aan das PAind nar za 18 Unsen ansehligt,
Jeder Tropfen Waaaer den 4f,t40« Theil von eineiB
Gran Saaien enlMUt Nach nieinem Versuch wirkt de
iL Verddnnnng, von der ein jeder Tropfen ein MÜlioii-
Ikefl von I Gran Saa^n enthalt, noeh befrachtend, dock
aehwichcr, als die f. Verddnnans.
ID Lisat mu^ ehie Analogie in der Wirfcsnmlceit dn |
SaBMna, der Contagien^ Gifte and gewisser Arudcn
lltllen, wofir anuiehe Grfinde sprechen, so kann iub
ana den Veraachen als wahrscheinlich entnehmen, dm
nnch diese bei eineai gewissen Grade der Vertbeilmg
and Verddnnaag, besonders bei grosser Reizempfing-
liebkeit des C^rganismus ffir sie, noch wirksam sied,
was bei den Contagien dorcb anderweitigen Erhib-
rnngen erwiesen ist, und was in Benag nnf die spe-
aifisehen Araneien von oabefangenen Beobachtern niebt
ipalongnet werden kann. Man wird nun ferner anch in
diesen Versaeben einen Beweis mehr dafär erkennes,
daaa die niederen Verdännangen der spedfischen Ara-
neien die wirksaaisten and daher aoeh die nnwendbar-
aten aind, wiewohl aodereraeits die Vertheidiger der
böberen Verdiinnungeo hier die Analogie nicht so weit
werden gelten lassen. Mancher wird vielleicht nach
aMinem Versacho anaonebmen geneigt seyn, dnss, so
wie in der eraten Verdonnang des Hodensaftes keioe
ISyer aar Bat wicklong kommen, so aaeh anverdännteoder
nur wenig verdünnte specifiscfae Arzneien weniger wirk-
aam seien, als die der weiter verdünnten, und er wird
M In diesem Veraach einen Beweis ffir die Potenzir-
Ihaorle erkennen» Oaaa kann er aber nicht dienen, weil
ür an Isolirt dasteht, und weil für diese Theorie sonst
MM wenige Grande sprechen.
■p^^"
Off^naiabhandiungen. iVf
2) Mittheilungen aus der Praxis. Von
. Dr. Krämer zu Rastatt.
■ ■
^ Oesichisschmens. Ich glaube, dass geK^n keine
I Krankheit der volklsthäinliche Aassprach: bösmussbös
I vertreiben^ in grösserer Aasdehnung in Anwendang
gebracht worden ist, als gegen den FoTHSRGiLL'scbeo
Gesichtsschmers. So schrecklich und qualvoll die Krank-
heit, so qualvoll und unsuverlässig sind die Heilmittel
dagegen. — Yielfach waren die Bemühungen der Aerzte,
das Wesen und die Ursachen dieser Krankheit aufzu-^
finden und zu ermitteln, eine Unzahl von Medicamenten
wurde gegen sie empfohlen und angewendet, so dass
man zu dem Glauben hätte berechtigt seyn dürfen, die
Krankheit müsse sich den Anstrengungen denkender
Minner bequemen; allein gerade die Verschiedenheit
der Meinungen und die Masse von Arzneimitteln sind
der sicherste Beweis/ von welch geringem Erfolg die
bisherigen Behandinngsweisen begleitet gewesen. War
man auch so glficklich , den Ungeheuern Schmerz nach
Wochen und Monate langer Behandlang verschwinden
zu sehen, und glaubte man das Uebel mit Sicherheit
und Dauer gehoben, so enttiiaschte eine oft nur bald
erfolgende Rockkehr desselben, und man musste sich
zufrifden geben, nur einige Linderung verschaffen zu
kMinen.
Der Sitz der Krankheit ist in den Verzweigungen
des nerv, trigeminus, als dem Empfindungsnerven des
grössten Theiles des Kopfes und der ganzen Hautober-
fläche des Gesichtes. Wo' immer im Gesicht der Schmerz
sich äussert, trifft er Ramificationen des dreiästigen
Nerven, die Haut der Scheitel-, Stirn- und Schläfe-
gegend, die der Augendeckel, der Nase, der Wangen,
der Lippen, die des äussern Ohres, die des Rinn», alle
erhalten sie von ihm ihre Empfindlichkeit. — befällt
der Gesichtsschmerz diese Partieen, so ist ein charak-
teristisches Zeichen : die urplötzliche, sehr schmerzhafte
1
ErscbätteroDK, welche sich gleich elektrische Scbligei
in auregeliDiissiffen Zwischenriainen au einer gpw-
sen, bestiminteD Stelle des Gesichts fühlbar macht, ui
voo da ans nach verscbiedenea Ricbtim^ en sich «u* \
breitet, mit dem GefAhl, als wflrde Alles zerrissen mt
iperschnitten. Den rafften ZahnfleuchUreifen , der di
aicberes, diai^ostisches Kennzeichen aeyn sqU, hake
ieb nieamls bemerkt. — Die Art des Eracheineasi da
«rplitaliche Eintreten eines Paraxysmoa, den keine mu-
anlassende Ursache herbeigerofen, oder der enlstandci
ist dnrch das leichte Anwehen eines Läftcheoa, durdi
Berähren mit einem Haar, einer F^der il dg;\.^ dirtk
Riuspern, Lachen, As/aüehen beim Tabakrauchen etc,
die Unregelmiissigkeit in den Zeiträumen lassen iki
nicht leicht mit Schmerzen anderer Art verwecbaela
Als Ursachen des Gesichtsschmeraes ie:iebt man n*.
Gicht, rheamatische Dyskrasie, verborgene Krebsschirft,
gastrische Reize, Flechtenscb&rf^, Syphilis, all^^emeiae
Plethora, asthenischen Zustand» Byst^erie. 'dm^ ^
Halford soll dieses Uebel immer mit nnaatiirli^if^er K^»r
eben Vegetation, oder mit Ablagerung von Knoeheassk»
stanz an einem Theile der thierischen Oekongapie) wo
man dergleichen im gesunden Zustand nicht trjffit, ofiff
mit einem kranken Knochen verbunden seyn. — \i^^
doch werden Menschen davon befallen, an deneii fs^
Spur solcher Ursachen zu entdecken ist, so wenig w\%
Form und Vegetation eines Orgaus durch diese Krank-
heit umgeändert wird. Dr. Sachs behauptet, der
Schmerz sei ein reines Nervenleiden, weil er anab-
hftagig sei von solchen Einflössen, die Rheuma erzeu-
gen, und weil Antirrbeomatica gegen ihn nichts lei-
sten. ^ ! ^ ? ♦)
*) Man hat gegen den FoTHBRGiLL'schen GesichtsBChmerz em-
pfohlen :
1. Alle AnthrrhetmOUca und AntiarthrUica^ die nodi je angewendel
worden alnd.
^ 1) Gin Herr, M— 60 Jabre alt^ von ktmig^ Con-
^titation, leidet scboii 84 Jahre an Geaicbtasehmers.
'^ar seiner Ju^nd fmnsöaiseher Blilitäri später Caki*^
*%et8G0Qrier bei Napoleon, befand er sieh im Jabr
''"ISOS in Neapel. Eines Tages trat er barhaapt auf
^ 9. ÄdtrUUse und MUute§ei^ is solcher Mesge, dmw et »ae Faiel-
il^af IB grfoet
kä 8. QuecksiUf^sublkiuU is groeten Gaben, ble 6peichelfliiM er-
gfTolgte.
4. Hyoscyamm in groesen Gaben. Ubrmon empfiehlt: Rp. Alcohol.
Pn^osc. dr. ij undRp. Alcohol. Gu^j. dr. j, Morgens und Abends SQTro-
■-^fen in Wasser,
b 5. Gleiche Theile tJq. c. c. 9uec, nad li^. «notf^. st. fl^ff. aaeb
Il 6. Arsenik: der Liq. Wowkri^ Früh und Abende 6 Tropf ea, bis a«
M Tropfen.
7. Das KaU mtariaUcum oaygenatum,
^ 8. il»s ikcAfensotire Ei»^, in Pillen und PulTom.
|i 9. CHm nad CMnin. Dr. RacranT will ja durch Schaupfen tob
i 1 Gnui CUaapnlver mU a Graa 96hnapftabak la # oder 8 Tagea Hei*
ij lung aawege gebrachl haben}
10, Das 2Hnc. chtoraium nach Hankb. 1 Gran wird in 2 Drachmen
Salzatber gelöst und alle 4 Stunden 5 Tropfen in2— Sfisslöifeln Zucker-
wasser genommen ; vertr> es der Pat., so soll man damit steigen.
11. Das blausaure KaU nach Dr. Lombard. 1—4 Gran in 1 Unz.
descUlirtem Wasser aufgelöst, oder mit 1 Unze gereinigtem Schmeer
verrieben, werden mit Baamwollebftuschea auf die leidende Stellt
eiagerleben» Es soll schon binnen 1*— ü Bflnotea BrleichteruBg
bringen. ObHeUnng?
IS. DeUadotma, dcuta^ Opmmy Morph, acet.
13. Das Verairin, von Dr. Tubnbvll empfohlen. 15— SO Gran
Veratrin werden mit 1 Unze Schweinefett zu einer Salbe gemacht und
davon nussgross Morgens und Abends jedesmal 12—15 Minuten lang
eingerieben, ^
14. Dr. Skby bedient sich einer Salbe aus 5GranitroitflJfi und 6 Dr.
Cerat. ♦*)
15. Stramonum. Vaydy giebt täglich Abends 1 Pille aus 1 Gran
*) AMk Sitfnrl» Brück, Kkert,
i».BjismUi,tiB,)^ er.
. **) 8. Hjift IX. ffll. ~ Or.
Magntiü mhm dM VenUiia ia ProMpalfM
100 ihtgmaiabhanikmgenm
eine Terasse vor den königlichen Scbloss, wo üi n
«eine Wohnung iingewiesen war, ale er, dareh die 8a s
nenhiCze angegriffen , halb ohnmächtig niedersaftk m) d
Aor mit M^he sein Zimmer erreichen konnte. Di»; 2
gekommen, Hess er sich kaltes Waaser aber des Ki|f ^
giessen, und im Moment verspürte er einen angehewk i
iSchmers in der linken Wange , der virie ein Blita li^' J
■
der verschwand. Dieser Schmerz kehrte wieder, voi '
eine gewisse Bewegang mit dem Munde gemacht wuq '
heim leichten Darnberhinfahreu über die Wange mit
Rasiermesser und in der Bett wärme. Die A erste
«eine Cameraden fuhren ihm öfters, wenn er seUicIi
mit einem Haar aber die leidende Seite, nnd er erwidK
unter den fürchterlichsten Schmerzen. Ranbe Witk'
rung, Kälte, Nüsse konnte er ganz gut ertragen -
Die höchsten Personen interessirten sich ffir ihn, üi
alle mögliche Sorgfalt und die grösste Aafmerksaakcit
von Seiten der Aerzte waren ihm zugewandt. Es ke-
bandelten ihn damals Barbabbssb, Leibarzt des Kinp
von Neapel, Hoffmann, Leibarzt des Kaisers Fm*
und DuBois. — Aderlässe wurden verordnet, 188 Mit-
egel innerhalb 84 Stunden gesetzt, 109 Schwefelbiikt
nach einander genommen, eine Menge Donche-, Danpf-
und Sandbader, Haarseile ge^^ogen, Brenncylinder ge-
setzt, ohne die geringste Erleichterung. Die Dnrck-
sehneidung des Nerven wurde von dem Arzt des di-
Extr. Stram. Dr. WsNDBLSTäDT empfiehlt es in grossen, mehrere
Tuge nach einander gereichten, Gaben. *)
16. Nach Dr. Scott soll man 1 Dr. Tart. emet. mit 1 Gr.UDgeit.
neapolit., mittelst Flanell einreiben, und so oft ernenern, als et
▼ortragen wird.
17. Ableitungsmittel ^ Vesicatore, Caustica, Gluheiseo, Moxa*
18. PicTONieRB schlug die Electropunctur vor.
19. Das Ditrchschneiden der Nerven. Kr.
*) S. Hyg. IX. 155. — Mir ist ein Eall von entwickellUB Foth^r^l'adMm
bei einer Dame bekannt, den der verstorbene Hofrath Dr. Siffel na Brachial mit SlruiMMiti»
dwtrhaft heute. ^ Gr.
■ nalixen Roiiigs vod Holland (Louis Napdeaa) varj^e-
■ schlagen, allein Pal. willigte nicht ein. So dauerte
fe dieses qualvolle .Leiden, mil bald längeren , bald kär*
t zeren Intervallen, bis »um Jo/ir i837. In diesem Jabr
r erreichte es einen Grad, wie es früher niemals der Fall
I gewesen. Der kräftige, schmerzgewohnte Mann unter*
I lag fast der Verzweiflang und dem Hungertod. Tage-
r lang war er nicht im Stande, auch nur einen einzigen
i Löffel voll Speise zu sich zu nehmen , denn jeder Ver->
I such, die Zunge zu bewegen, oder zu schlingen, ver*
mehrte die Schmerzen ungeheuer. Einsam in einer Ecke
des Zimmers, oft S4 Stunden an einem Teller voll
Suppe sitzend, den Löffel in der Hand, musste er ei-
nen Moment abwarten, wo er es wagen durfte, das
Essen in den Mund zu fuhren, und geschab es, so
musste Pat. weit hinten auf den Grund der Zunge die
Speisen bringen, um so schnell wie möglich schlingen
zu können. — Unter solchen Umstanden magerte Pat*
stark ab, die Kr&fte schwanden zusehends, Fieber war
jedoch keines zugegen. — Hie Rhodus, hie saltal —
Linderung des Uebels (Heilung fiel mir gar nicht ein),
das jetzt schon über eiu halbes Jahr anhaltend fort-
gewüthet, musste zuwege gebracht werden, sonst un-
terlag Pat. seinen Leiden. Ich wandte die folgen-
den Mittel an: Belladonna, Opium, Morpli. acel. (auch
endermatisch applicirt), Strychnin, alles in massiven
Gaben, vergebens. Nun wandle ich das Extr. Stram.
an ^i, mehrere Tage nach einander, als ich plötzlich
gerufen wurde. Ich traf Pat» mit allen ^Symptomen von
Stramonium- Vergiftung. Er sass wie gelShmttilli. einem
Sessel, das Gesicht blanruth, die Augen halb gMchl^i-
sen, den Mund offen, die Zunge heraushängend, den
Kopf auf die Brust herabgesunken; halb besinnungslos,
nichts hörend, nichts sehend, über und über in kaltem
Seh weiss gebadet. So dauerte dieser ZuitandS Tage
*} Nach Voraehrirt von Wsndxlst&dt. Hjrg« IX« 15^
Umf. — VlUfft flieh Jeder) der diese w%mig^ Zdi
Nest, vor WindblutAdt^s VorBchrIfl hüttm. -^ leb In
PM. aa Bette briBgeo, and da da» ScMiiiffen wmk^
UeK war, Eeei/^-Klystiere i^^ben. --^ Jet£t verwhM
ieb aof jedee Gelinxen , aaeh nur lÄnd^rtUkg ii i»
eehaffen. — Deeh f^laoMe ich, Morph, aeet. aetiHi
das Beate, ebjcleich ieh ea iti ^roaien Ctaben so 'A-
Gr. pro doai, verj^eblieb xebraocht hatte« Ich vei
nete: Morph, acet. Vat 6raa; Jeden jllfer|[;eii ein
aa nehmen. ~ Beim Sr Pulver schwandeir so nMiinl
nieM ^erinf en Erslaanen die Sehmerzen nach ond md,
und noch ehe das 3. f^enommen war, waren sie jple
tentheiJ» yerschwiiaden. -^ Drohen sie ansaoiMmilRii
ao nimait Pat ein Palver, ond dieaea iat nun hiaUtatr*
Heb, sie anm Sebwei/(en aa brin/g^ea; Es 'hat sieh aa
bis aam Jahr 1880 diese Wirkan; des Morph, acä
bewiesen.
t) Eine Dame, aehön und btfihend, von äoaaerst f»
barem Nervensystem, bekam vor 4 Jahren in der äi*
kea Wangen/^/grend Schmerzen, die sieh naeh sHca^
was ich darfiber erfahren konnte, als nervftse Prai^
palgia beorkondeten. Ein saspekter, Abelriecbenda
Sehleimfluss aas der Nase soll aoeh »i^ex^n ii^wmi
seya, wesshalb das Uebei v<m den behaadelmien Aei»-
ten für Leiden der Hif^hmorsbMile gehalten , mid d6#*
IpemSss auch bebandelt wurde. Die vietfaeb ^(ereleMei
Mittel blieben erfol|(los, bis nach Statt frehafoter fiat*
Mndan/s Schmerz und Ausflnss sich j^AizNcb 'Verloren. —
Im Mftra d. J. 18S9 bekam Pat. nach ehier lelehtea
Terkattunif efhen Schmerz in der Knkea Geaiehtshllfle,
dep feitesmal an derselben Steife ~ der Ge^^ead dei
Inflraorbitalnerven — be^nn« iber die Nase, die Lippe
lami Zihne des Oberkiefers sieh ausbreitete^ scfaaell aaf
die des Unterkiefera äbersprang, und so endete. Er
kam in der Regel um 11 Uhr und dauerte U» g%gm t
Uhr. Dabei war ein gelblicher, dicker Sehleimfluss aus
der Naae zugegen, der nach Äi^abe äw Pat. Abel roeb;
OHpinalMhanäktn^en. 808
ich konnte weder in der Beschaffenheit des NMeni>
Schleims etwas finden, nöeh einen Gerach an demselben
entdecken, das anf irji^end ein Leiden hindeutete. Pal.
war jedoch darüber ontröstlich, fflaabte an Caries
der Hi^hmorshöhle zu leiden,^ and dieser Gedanke ver-
setzte sie in eine aasserordentiich gereizte, empfind-^
Kche Stimmang. Der Schmerz nahm von Ta^^ sa T^
^n , leichte Zackan^^en des ganzen Körpers begleiteten
ihn, er hielt jetzt keine bestimmte Zeit mehr, sondern
machte mehrere Anfälle des Tages, in der Nacht war
er bei weitem nicht so heftig. Alf der Wange der lei-
denden Seite war stets eine umschriebene Röthe wahr-
zunehmen, die sich weiter ausdehnte, intensiver färbte ;
die Stelle intomescirte etwas, je nach der Heftigkeit
des Schmerzanfalls. Diese leichte Anschwellnng er-
streckte sich bis zum innrem Augenwinkel und zur Nase« —
Ich verordnete mit Uebereinstimmung des Arztes , der
sie früher lange Zeit behandelt hatte, Fern carb., As.
foetid., Chinin, sulphur« ohne Erfolg. Ich baute viel auf
die Bellad. (t. Verd.) vergebens. Um schadhafte Zähne
der leidenden Seite, von denen* man glaubte, dass sie
den Schmerz unterhielten, herausnehmen zu lassen*,
reiste Pat. in die Residenz. t>er Zahnarzt nahm dte
Zähne heraus, die Schmerzeit Mieben dieselhen. Zu-
gleich aber erklärte derselbe, der Schmerz habe seinen
Sitz in der OberkieferhShIe und erfordere die Anbohrung
derselben, und Entfernung des dort angesammelten Et-
ters, denn der Schleimfluss der Nase zeuge aufs BestimoK
teste hierfAr. Der Hausarzt widersprach, e^ wurde ein
dritter besehieden, welcher der Ansicht des Zahnver-
ständigen beipflichtete. Zum GlOck unterblieb die Ope-
ration, und Fat. kehrte zurück , wie sie abgereist. —
Ich verordnete noch einmal die Tra. Bellad. (6. Verd.),
sie half nichts, die Urtinctur der Belladonifa half eben*
falls nichts, und doch war das Mittel ganz vortrefflich
hier passend. — Ich Hess nun V« Gran der Blätter der
Belladontia mit t Serupel Zucker verreiben, in 4 gleiche
S04 Ori^maiaöhaniUungen.
Theile theilen und jeden Morien ein Pulver nehneii'
Pat. besserte sich; ehe die zweite Portion genommk..
waren die Schmerzen entfernt; machten sie Anstalta,;
wiederzukehren 9 so liess ein Pulver sie nicht zum A»!
broch kommen. — Pat blüht nun wieder in frisck.
Kraft der Gesundheit.
Magenkrampf. Ein Frauenzimmer von einigeil
Jahren^ früher stets gesund, leidet schon drei Vierdi'
jähren an Magenkrampf. Pat« verspürt in der Henj» j
begebend ein unbeschreibliches Gefühl zusammeii'
henden Schmerzes, der längs des Sternnms sichkt-l
aufzieht, die ganze Brust einnimmt und das Atksii
erschwert. Nachmittags 3 Uhr wird er jedesmal so hd*!
tig, dass sie sich zu Bett legen muss, und wenisl
dieses vers&nmt, in Ohnmacht fallen würde, lassen vo*'
mehrt den Schmerz nicht, oft setzt er auch 1,1
3 Tage aus und kommt dann heftiger wieder. -
Patientin hatte ein bleichsüchtiges Aussehen, bM
Ringe um die Augen und war sehr abgemartert,
Appetit war schlecht, der Stuhlgang träge, die Hi
struation gering und wässerig. — Der frühere
verordnete Thee aus Baldrian und PomeL^anzenblitt
Tra» Valer und Tra. Castor., Magister. Bismuth. and Of«!
Pillen aus As. foetid. und Extr. Rhei, Pulver aus SchYt*
fei und Rhabarber^ kohlensaures Eisen und Aloe. Eil'
reibungen von Opiatsalbe — kleine Vesicatorien vi
die leidende Stelle. Alles ohne Nutzen; das Uebei blick
unverändert dasselbe, ja es nahm immer mehr za. Ick
wurde den 1. Jan. gerufen und fand die angegebenes
Umstände. Das Leiden hatte nun schon drei Viertel«
jähre angedauert. Morph, acet«, Magister. Bismuth. etc.
blieben ohne Erfolg. Ich liess nun Vi« Gi'. Hb« BcUai
(8 solche Dosen)^ jeden Morgen 1 Pulver, und wenn die
Schmerzen nicht nachlassen sollten, Abends noch eines
nehmen. Pat. besserte sich von Tag zu Tag, die Bei
lad. wurde repetirt, und im Febr. war Pat. so krüftif !
und gesund, dass sie am Carneyal, oit allen seinen
Ortginaktöhändlungen. SOS
' Tollheiten und Genüssen, Theil nehmen konnte. Sie
' blieb auch his jetzt /o^esund, und ist blühender und kräf-
' tiger, als lan^e vorher.
I Enizündücher Oelenksrheumatismus kam in diesem
Frühjahr (1839) häufig vor, in Folge der wechselvollen^^
nasskalten Witterung^ und befiel vorzugsweise Kinder
von 8-— 12 Jahren. Das Fieber war jedesmal sehr be-
ilentend, die Gelenke glänzend weiss angeschwollen,
hfiss und höchst schmerzhaft. Bald waren alle Ge-
lenke, der oberen wie der unteren Extremitäten, gleich-
zeitig afficirt, bald nur das eine, oder das andere, oder
das Leiden wanderte heute von den obern auf die un-
tern, und^ffiorgen von den untern auf die obern. Em-
pfindliches Stechen hinderte die freie Respiration, der
Herzschlag war ungemein heftig, schnell, und weit ver-
breitet. Der Durst p-ehr gross, der Harn blutroth. —
Wurden Blutegel gesetzt, „Antiphlogistica^^ und „Dia-
pboretica^^ gegeben, so zog sich die Krankheit bis in
die 3*, 4. Woche ^ und machte häufige Recidive. Nach
der specifischen Heilmethode musste hier Aconit s^ine
Stelle finden; ich gab von einer Infusion der Hb. Aeo^
niti — fruchtlos* Dagegen half die Tinctur, und zwar
Morgens und Abends 5 Tropfen in 1 Esslöffel voll
Znckerwasser ; am 3., 4. Tag befanden sich die Pat
schon wieder ausser dem Bett.
Aneuryima aortae. Ein Herr von 4S Jahren, schwäch-
lichem Körperbau, phthisiscber Architectur, litt schon
seit mehreren Jahren an Husten, mit einem eigenen
Gefühl im Hals , als wenn Staub , Federn n. dgh darin
hafteten, und mit Schmerzen im Luftröbrenkopf. Der
Auswurf war ein z&her, weisslicher Schleim; schlei-
chendes Fieber entkräftete sehr. Die in Menge gebrauch-
ten Mittel fruchteten wenig, aber auf den Gebrauch der
Thermen in Baden erholte sich Pat. recht ordentlich.
Als er einige Zeit wieder zu Hause war, befiel ihn
mehreremal ein Wecbselfieber, welches äusserst hart-
nickig sich erwies, Recidive machte und den Pat
MTOSA BJ. X.
fl06 Or^fiiutiabhandkm^en.
ungemein scliwüclite. Vor einem Jfibre klagte er sekr
Ober reissende, ziehende Schmerzen in den Gelenken kt
Oberarme und den ScholterbUitlem , so das« er wtt
mehr liegen und steh nicht mehr röhren kennte) ui
man ihm die Speisen in den Mind geben nusete* Di-|
bei war ein starkes Zusammenliessen eines nAhen, ml \
wie Pat sagte, stinkenden Sehleimes im Munde, derh-j
sonders Nachts sich sehr ansammelte nmi ans im
Monde floss, was Pat stark belirstigte. Der Appetit wv
ginzlieh versehwanden, der Stahl trige, die Aboakm
der Kräfte wurde tiglich stürker; gegen Abend leieUe
Pieberbewegungen ; Schmerz im Halse oder der Brnl,
so wie auch Husten war nicht verhauden,i — Bie n-
gewandten Mittel brachten wenig Besserimg; Pat. h-
suchte zum zweitenmal Baden, erholte 8ich dn nan-
liends und kehrte sehr gebessert nacb Haaae« Alks
die Besserung war von keiner Hauer, beim Eintrilt ia
rauhen Jahreszeil meldeteu sich die aitea Schmenm
wieder, und zwar vehementer, als sie je gwresen. f d,
7 Stunden von mir entfernt, selzte mich «nnliindlidt
von seinem Leiden in Kenntniss; die verordneten Mit«*
tet waren vergeblich. Am besten bekamen ihtn nsdi
Einreibungen von Ol. jecor. asell« — Im Anfanj^; dn
Monats März schrieb er, er bemerke auf der reohtA
Brust eine Geschwulst , und halte sie für eine Gich^
beule; was er dagegen anwenden sollte. — Ich be*
sachte ihn den 18. Mär« und fand eine Geschwulst vsi
der Grösse eines Hühnereies, am Stemalende der %
und b. Rippe der rechten Brnst; sie hatte die gewöh»»
liehe Hautfarbe und pulsirte synchronisch mit den
Herzen, den Carotiden und Redialarterten ; die» mvaate
ich als ein Aneurysma der Aorta erkennen. Die Oe^
schwulst schmerzte nicht beim DefDhlen, ailein an de«
ihr entsprechenden Gegend d^r Ruckensaulc^ hemnf bis'
ins Genick, klagte Pat. über ausserordentifahe Schmeiß
zen, und konnte nur einige Ruhe finden in sitzender
Stellung. — Den 96, Man hatte die Gdschwulst eine
(Mginalabhandiungen, SXfi
Länge von 9'' ond eine Höhe von 8'^ erreicht, sie war
heiss, js^espaimi,' von blaarothlicher Farbe , und pulsirte
heftig. Die Kräfte sfnfken immer mehr, das Li^en^ änf
deibt Jlüc^keh ist anniögiich geworden, ond das auf der
8^(e höehiät beschwerlich /nur im- Sitzen einige fir-
(tfichflerM^. — Üen 6: April hatte die Geschwulst ein^
Länge von iV^ iind eine Höhe von 9'> und den 19^
jipril betrag die Hohe lOVü^' unter dem rechten SchlOs-
selbein beginnend .und sich bis an den obern Rand der
5t Rippe erstreckend, und die Länge von der linken
Brustwarze bis in die rechte Achselhöhle 13^^ Sie
ivar dunkelblanrotb, glänzend, auf den erhabensten
Stellen löste sich die Oberhaut in Brandblasen ab, die
Geschwulst bildete S Höcker, von denen der bpchste
nuf dem Sternum, der andere am Achselgelenk sich
beftind. — Pat. war aufs höchste abgemagert, konnte
nicht mehr sprechen, verfiet von einer Ohnmacht in die
addiere und starb den 81. April. — Section. Die Ge-
lichwulst kam vom Bogen der Aorta. Oas' Lumen der-
selben betrog über CVs^, ihrd Haute waren spröd, brä-
chig, von graugelblicher Farbe. Der Costalknorpel der
S., 3. und 4. Rippe war völlig resorbirt, die Knocben-
anbstanz der genannten Rippen, wo sie aii den Knor-
pel stössjt) ebenfalls im Process der Resorption begrif-*
feti. Auf diiteem geöffneten Wege drang die Geschwuslt
zwischen Muskeln und Zellgewebe der rechten Brust-
6eite hinein^ wandelte jene in eine fast unkennbare Sub-
stanz um» zerstörte dieses, und es blieb nur die äussere
Baut als Ueberzog. Der Sack des Aneurysma war
gebildet aus den eigenen Häuten der Aorta, welche
durch die enoilne Ausdehnung und den gewaltigen
Druck endlich theii weise dur<jh Brand zerstört wurden,
die nicht zerstörfeii aber und die äussere Haut hielten
die Blutmasse zusammen, so dass nach dem Tode die
Geschwulst dieselbe Form, wie im Leben Statt fand, bei«
behielt nnd nur wenig- zusammensank. Der labalt des
Sackes bestand in grossen Stucken coagoUrten Bltftes,
33.
508 OHffinaiabhandhm^en.
r
und in abj^eiösten, brandif^en Hanptpartieen. Die UMtif
des Sackes, welche der ,brandi|ceB Zerstörung eit-
giengen^ waren so dann and so weich , daas maa»
Bwischen den Fingern zu einem Brei serreiben kwA
Ich kann nicht umhin, hier einiges ober Oabengrii'
gen zu b^m^rken. Obgleich in der Hyi^^ea und aiito-;
Wirts schon , so manches Beherzigenswertbe darikaj
niedergelegt worden , so giebt es doch noch eine nidt
kleine Zahl^ die da glauben, das Wesen der specifisckci
Heilmethode bestehe einzig und allein in der Dami-
cbong der kleinsten Ärzneigaben, in der Anweadii{
von Streukilgekhen und höchsten Verdänooo^^en. Da
ist so lächerlich, wie beklagenswerth. Es versteht sU
von selbst, dass atff die Reizempfänglichkeit des Piti
auf Lebensalter, Constitution, auf die Natar der Kraik-
heit von dem Arzte Rücksicht genommen werden m»
Aber die Behauptung ist erfahrungsgemtes , dass es
Mittel, wenn anders es als das specifische befaadci
worden, in massiverer Gabe gereicht ^ schnellere ol
sicherere Heilung bewirke, als wenn es in hoben vd
höchsten Verdünnungen angewendet wird. FaUch aber
ist meiner Meinung nach der, selbst'bis in die letzten Zei*
ten aufgestellte Satz, welcher lautet: es kommt auf die
.Gabe nicht an, wenn nur das Mittel richtig ^ewäbtt
ist *3 Auf die Gabe kommt es allerdings sehr vielai)^
und in ihr liegt oft das Gelingen oder Misslin/o^en einer
Heilung, wo im concreten Fall das Medicament stets
sich bewährt gefunden. In der Applications weise lie|;t
es auch, dass oft so viele Arzneistoffe an die Reihe
kommen, wozu der vorliegende Fall gar nicht auffor-
dert, aber weil er immer derselbe bleibt, und Grenesaag
vergeblich erwartet wird, so glaubt man eben in der
Mannigfaltigkeit einmal das rechte zu finden, während
*} Uobegreiflicherweise hat man selbst im „freien Verein*^ ii
Leipzig die Gabesgrdsse als ,,NebeBsache^' proelanirt C^lgeai. ho«.
Zeit. Bd. 15. pg. 184). Sie i»t ao gut wie die MlUdwaU ,, Haupt-
saoiie*^ — 6a.
Ori^alabhandlungen^ 609
Amin vielleicht das wirklich passende, das wirklieh spe-
icifisehe Arzneimittel schon gebraucht hat, aber nur nicht
in der «>;ehörij2;en Gabe und Dauer. Ist man von der
virtuellen Wirkung eines Arzneimittels überzeugt, so
£;gdarf man, wenn es in den ersten Tagen auch nicht
^gleich eine gunstige Veränderung hervorbringt, nicht
^ 80 schnell davon abgehen, nicht zaghaft werden, und
g l^^leich zu anderen greifen; eine consequente Fortsetzung
pn desselben bringt oft zu Wege, woran man schon hat
if j verzweifeln wollen« — Es ist aber die Anzahl derer
1^ nicht gering; welche die specifische Heilmethode nim-
^ mermehr für eine solche halten, wenn grössere Gab^n
1^ verordnet werden; dieses geht über ihr Begriffsvermö-
^ gen, indem sie schon von einzelnen Streukügelchen
p| Verschlimmerungen, von Riechenlassen die schönsten
g^ Erfolge sehen wollen« Man kann sich einen — oder
^ vielmehr keinen — Begriff machen von solchen Homöo-
^ pathikern, die von einzelnen StrenkägelchenNatr. muriat
behaupten, beim Typhus abdomin. glückliche Resultate
^ erhielt zu haben, und den einen oder den andern Tag^
I darauf bei zögerndem Stuhl Esslöffelvollweis OK RicinI
^ geben. — Homöopathie, wie specifisch wirst du maltri*
tirt, damit ein Junger Aesculap's einen neuen Fetzen
an sich heften kann, zum Zeichen, wie er mit der Wis«-^
cTenschaft fortgeschritten!
Ich muss noch auf einen Umstand aufmerksanr ma»
chen, der, wie es scheint, bisher gänzlich ausser Be-
tracht geblieben. Man giebt in der Regel die Arzneien
in Tincturen, und ich glaube auch^ dass die Tioctur ini
Allgemeinen die zweckmassigste Form ist, indem in ihr
. das Essentielle eines Stoffes enthalten^ die Bereitung
eiii% gleichmässige ist, dieTinctur lange aufbewahrt wer-
den kann, ohne dassr sie in ihrer Kraft verliert oder
sonst verdirbt. Allein ich habe die Erfahrung gemacht,
dass man doch mit ihr nicht immer ausreicht, dass e»
auch darauf ankommt, ob das Extract, die Tinctnr
oder die Blätter etc. eines Arzneimittels ihre Anwendung
^10 Originaiabhandiungen.
finden. Der Erfolg ist sehr überraschend, wenn in isj
Form, in welcher das Mittel in der Rcji^el g^e/cebea watj
eine Veränderun/r Statt findet; ich habe Ta^ iMKil
Wochen lang die Tinctar eines Mittels, welches nt
specifisch passend schien, ohne allen Nalzen g^p^\
mich hoch verwundert, dass, ohneraebtet massive fr
ben mehrmals des Tags verabreicht worden, ancb aifk:
die geringste Verfinderang sichtbar wurde, die Kraik-
beit steif und fest auf einem Punkte verharrte. Ich p^
stehe, dass die Verlegenheit nicht f^ering ist md mä
stets eine traurige Stimmung befällt, wenn mich cii|
Arzneimittel^ von dessen hoher Wirksamkeit in gt'
wissen krankhaften Zustünden des Organismus ich ii
meinem Innersten überzeugt bin , verlaset , ohne das
ich mir auch nur den geringsten Aufscblass zq geht
im Stande bin. Ich bin nicht gewohnt , piit vielen ii'
vielerlei Mitteln zu manövrirea, mein Geschütz iat nickt
zi^hlreich; aber ich weiss damit umzngehen, uii4 ea trill
desto sicherer. Desswegen beschranke ich mict^ niekt
allein auf die Tincturen, ich brauche je nach den Ua-
standen bald Extr.^ bald Blätter etc. und mosis beken-
nen, dass sijch in dieser Applicationsweise das Medi-
cament, flem schon das Verdammungsurtheil zq^daelity
oft in seinem vollen Glänze zeigte. — Ich wänsehe
dass von Anderen eben so verfahren wvrde and biq be-
gierig, die Resultate zu erfahren.
3) Einige Worte über die Stellung der Medi^
ein zur Wissenschaft und Gesetzgebung. Vom
Professor Dr. Werber zu Freiburg im Brm-
gau. *)
Die Medicin hat ein eigenes Schicksal darch ihre
Stellung zu den Forderungen, welche an sie ipemacbt
^^ Den Lesern wird es angenehm seyn, den Verf., der leliler durek
Onginaktbhandluugen. 511
^ I werden, die sie doch nicht erfälien kann, weil es ent-
-cy weder ihrer Natur zuwider ist oder weil die Bedin^un«»
\ js;en, welche die Erfulion/o; der an sie gestellten E'or-
■K derungen erheischt, nicht gestattet werden. In gegen«
91 wärtiger Zeit, wo eine unerhörte Umwälzung die Me*
^ dicin ergriffen, dass sie wie ein schwaches Schiff auf
sturjD bewegter See hin und her geschleudert wird,
möchten zweckmässige Erörterungen ihrer Stellung jwr
Wissenschaft und zur Gesetzgebung nicht ohne Nutzeo
erscheinen. Jedoch werde ich mich auf wenige Punkte
beschränken.
1. Die Medicin ist keine positive Wissenschaf ty son^
dem eine freie.
Der Angriff des Positiven und Freien ist vor Allem
klar zu machen und festzustellen. Positiv und histo*'
risch dürfen nicht mit einander verwechselt werden.
Das Positive hat seinen Begriff vom Festgesetztseyn
durch eine anerkannte Gewalt in der Gesellschaft; bq
ist die jJnrisprudenz wie die Theologie eine positive
Wissenschaft, weil ihre Institutionen durch eine aner«
kannte Gewalt in der Gesellschaft festgesetzt und er«*
halten werden. Die Institutionen der Theologie imd
Jurisprudenz wurzeln in den durch die Vernunft er^
kannten und festgestellten sittlich-religiösen and poli*-
tiseh'burgerlichen Interessen der in Gesellschaft leben*
den Menschen.
Die Medicin aber ist keine positive Wissenschaft, soo*
dern eine freie. Ihre Institutionen können nicht von ei*
nem Gesammtwillen ausgehen, können nicht von einer
sittlich - religiösen oder politisch - bürgerlichen . Gewalt
dictirt werden, wornach sich jeder Staatsburger u
achten und zu richten hätte. -*
Krankheit von dem nterarlschen Btarkte eatfemt gebalteft wiri, ein-
fluil wledensiiflndea und Iha dieseUiea Ideen, welebe er ia einem treff-
liehen Aufsätze vortrnig, der in v. Rottxck^» und WxLOiuui^^Staaia«
lexicon entluilten iat, entwickeln an sehen. — Gju
51S OriginalabhanMungen.
die • gesetzi^ebende Gewalt für die Medidn ist m
bevrasstrose und willenlose Natur; sie mass erfonekl
und aus^efraj^t, Jahrhunderte lang mass sie beobteUd}
und belauscht werden ^ bis der menschliche VersHiil
Naturgesetze gewonnen hat. ^
Diese, durch lange Forschungen der Natur abgew»:
nenen Gesetze können vom Staate politische Bedeatnii
erhalten, wodurch die Staatsarzneikunde entsteht Akt
freien Wissenschaften haben eine praktische 8eite,l
wodurch sie in das Leben der Gesellschaft eingreffiil
und daher eine politische und positive Färbung annek-l
mttky so wie umgekehrt alle an sich positiven Wisfl
Schäften ein freies Element in sich tragen, wodurch aej
fähig werden, sich fortzuentwickeln und anszubilta
nach dem Fortschreiten der Menschheit« Beschrinku;
erleiden also die freien Wissenschaften, mithin die li^
dicin in ihrer positiven Seite, aber nur in sofern, ab
sie sich durch ihre eigene Gesetzgebung^ beschräoU,
innerhalb welcher sie die freieste Bewegung^ und EBt-
Wicklung hat Die Medicin darf z. B. Niemanden w^
der negativ noch positiv schaden; negativ durch Un-
terlassung allgemein zweckmassig bekannter und gebo-
tener Kunsthilfe, positiv durch Anwendung als allgemein
schädlich bekannter und verbotener Behandinngsweise.
Wie also die an sich freie Medicin eine Beschrinkun/C
erleidet durch ihre praktische Ausübung und ihren le-
bendigen Eingriff in die Gesellschaft, durch ihre poli-
tische Seite, so erhalten die an sich positiven Wissen-
schaften, wie die Theologie und die Jurisprudenz, eine
freie Richtung und Bewegung in der Theorie, in der
wissenschaftlichen Entwicklung und Ausbildonj^»
9, Die Medicin ist keine apodiktische WiMsenMchaft^
sondern sie beruht auf bioser Wahrscheinlichkeit*
Auf Gewissheit in ihren praktischen Erfolgen kann
die Medicin niemals Anspruch machen, denn sie hat es
mit dem Leben zu thun, welches eine grosse Breite
in der Mannigfaltigkeit seiner Empfänglichkeit und
Originalabhandiungen. 518
'URflckwirkangskraft darbietet, daher eine mathenatische
■ Berechnun/s: nicht /g^estattet. Schon Celsus saj^te: Jfe-
*t dieina est ars coiyecturalis, and die neuere Zeit lehrt 9
^ dass sie auch eine ars experimenlalis ist. Es ist zu
bedauern, dass die experimentale Methode in der Me-
" diein nicht früher angewendet wurde, indem wir jetzt
A bessere Fruchte hätten. Die gedankenlose empirische
ü Medicin ist so traurig als die bodenlose speculatifre;
* beide sind unfruchtbar. Mancher Arzt ist zu grauen
I Haaren gekommen, ohne wirkliche fruchtvolle Erfah-
F rung gewonnen zu haben, denn um Erfahrungen und
I Beobachtungen zu machen, ist Geist erforderlich.
' Weil die Medicin keine Gewissheit hat, so kann die
Gesetzgebung keine Vorschriften zur Behandlang der
Kranken geben und wenn ein gewisser Eromann den
Vorschlag der Regierung wicklich^ machte, sie solle
Vorschriften, wie man die Kranken zu behandeln habe,
als verbindliche Gesetze herausgeben, so muss diess nar
als eine Ironie aufgefasst werden, oder der Vorschlag-
macher ist seinem Namen nach ein irdischer Geist, in
dem kein himmlischer Athem weht.
3. Die Medicin ist keine reine Wissenschaft^ sondern
sie beruht auf Erfahrung.
Man wärde vergeblich sich bemuhen, die Medicin zo
einer reinen oder Vernunftwissenschaft erheben zn wol-
len; umsonst wird man ihr Gesetze a priori untersteP
len wollen, wie sie den wirklich speculativen Wisseq-
Schäften zukommen.
Das Gedeihen der Medicin kann nur durch sorgfältige
Beobachtungen und Erfahrungen gefördert werden; ihre
Gesetze können nur durch Analogie und Induction ge-
wonnen werden ; aber zu diesen Förderungen and Vor-
schriften gelangt man nur durch vernünftiges Beob«
achten und Erfahren, durch Vergleichen der Erschei-
nungen nach Ursache und VlTirkung, nach Notbwendig-
keit und Zufälligkeit etc.
514 Originalabhandlungen.
Um diesen Zweck zn erreichen, mass dem ArztFrfr'
heU der Praxis f^esihXiet seyn ; der Arzt noss m
Boden haben, worauf er Erfahrong^en sammeln kui:!
der Boden ist das Krankenbette. Am Krankenbetteil
der licenzirte Arzt nach bestem Wissen and mit refi-
chem Sinne handeln dürfen; nur auf diese Weise la«l
sich Fortschritt der medieinischen VTissenschaft ai
daraus wieder sichere Besorgung des Wohls der Kra-
ken erwarten. ;
4. IHe Medicin iai keine blose Wüsenschafl^ «(mdenl
auch eine Kunst. \
Sie hat die «hohe Bestimmung, die Krankheiten u-
verhüten oder dieselben, wenn sie schon eingebrochei [
sind, zu heilen^ oder, falls sie nicht heilbar sind, doek!
zu mildern* Die Kunst bewahrheitet oder widerlegt die |
Systeme und Theorieen der Medicin, woraus schon die!
Nothwendfgkeit einer frei sich bewegenden Praxis her- 1
vorgeht; denn die praktische Medicin soll die theore-
tische bestätigen oder widerlegen. —
6. Die Medicin ist keine fertige Wissenschaft^ sondern
stets eine werdende.
Nur für die mittelmässigen Köpfe ist die Medicin eine
fertige, endliche und beschränkte Wissenschaft, weil der
Geist ersterer selbst eine beschränkte Kraft ist ; für dea
fortschreitenden Geist ist die Medicin eine unendliche
Wissenschaft, stets in Verbesserungen, in Entwicklun-
gen und Fortschritten begriffen ; von Zeit zu Zeit macht
die Medicin wie jede andere Wissenschaft, die nicht
vorzugsweise positiv ist, grossartigere Anstreng^ungen
und ruft machtigere Umwälzungen hervor, wenn sie
von einer neuen Idee ergriffen ist; die ruhigeren Zeiten
sind geeignet, die ins Leben der Wissenschaft und
Kunst hereingebrochenen neuen und gewaltigen Ideen
ZQ verarbeiten, auszugleichen und zu versöhnen mit dem
schon früher Bestehenden.
Wir leben in einer Zeit, wo die Medicin gerade eine
ihrer grossartigsten Erschütterungen und (Jmw&lzungen
Originalabhandlungen. 5|ft
erleidet, wo das Alte umgestürzt wd ein aeues Pfin^p
7äUm Aufbaue der Wissenschaft und Kiwst ein^fäfift
werden soll.
Der gemeine Tross der Aerzte alter »^liul^ «rfc^nnt
den unvolikoDimenen Bau der Vesjte niehU in welcher
sie hausen; der gemeine Tross der Aerzte neuer Seliale
fühlt sich behaglich in dem luftigen Gebäude, welches
die genialem Acrzte der Neuschule aufgeführt haben
und halten sich geborgen.
Die Wahrheit ist, dass in den altbestehenden Bau
der Medicin ein Neubau gefugt werde, aber der Art»
dass sie zusammen ein wohnliches (JebiüQdß der Mediein
in Wissenschaft^ und Kunst darsjiellen. Iß^ gii^bt onr
eine Medicin , aber diese besteht in pn^r^ren ausfähr
renden Heilarten, welche zusammen des Ganze der Me«
dicin ausmachen. —
4) lieber falsche Krisen, zu Hivpokbateb' wie
« zu unserer Zeit. Von Dr. ScHnöN zu Hof in
Baiem.
Die Monate Februar und M£rz nehmen bekanntNeh
ausser den bereits designirten Todescandidalen in acuten
Krankheitsformen nicht selten auch noch eine Menge
vorher, wie es schien, gesunder Leute schnell hinweg^
und mit Recht versichert desshalb ein sehr alter, aber
wohlconservirter Geistlicher: „nun ich wieder den Fe-
bruar und März überstanden habe, lebe ich wohl auch
noch die anderen 9 Monate des Jabres^^ 80 denkt aber
nicht der Geistliche allein, sondern die ErAihrnng bat
die Ansicht zu einer sehr allgemeinen gemacht. Die Ur-
sache der Geführlicbkeit dieser Monate liegt wohl n«r
in der Unregelmässigkeit und Unbestindigkeit der Wit->
ternng. Denn die verschiedenen JahreseonstitatioM0 ,
516 Qrifinaimblumdiungen.
voa denen Stdchham sairt- ^^neqne calori, Beqoefri-r
l^rif Bon sicco honidove orhini sauoi debens, sedilj
oceolta potias et in explicabili qaadam altemtione isf-f
als terrae viseeribas pendent^^, werden nicht voraiji;!-'
weise so bestimmten Abschnitten des Jahren besolden >
fahlbar, sondern machen sich in ji^rSsseren Zeitriiaa.
geltend.
Im Schatzkfistlein der f:locklichen medicinischeo B^!
obachtonjET, im Hipvokeatbs, finden wir die oben ao9^l
sprochene Ansicht schon anbezweifelt aosjV'esprochea: ^ j
xoun xa&8CT9€iHrt xcuQotai xtu dgcumg ra iuqcuoi anoÖtdmnf i^^) i
iiitta&tti, xai BvxQtvBtjfaxot ol rwoty h di vounv Mcarcurvaroißii^ \
nxarflMrroToi Jtcu dvcxQirot^^ (InitoxQOVovg imSrjfi, ro derri^M
SSwar waren anter ^en Lebensverhältnissen des Ver-l
fassers jenes Baches die Monate gegen das Frfihjikr '
hin nicht die, in welchen die Krankheiten ,,anre/(el-{
m&ssijc verlieren ond sich nor schwer entschieden^*, sm- [
dem es war der Herbst die gefahrlichere Zeit, wess-
halb HippoKnATKs den schönen Gedanken in Bezug ai(
ihn ausspricht, dass er äberhaapt der Exacerbation der
Abendseit gleiche, da er sich zom ganzen Jahre, weU
ches den ganzen Umlauf der Krankheiten in sieh fas^e
wie die Exacerbation znr Abendzeit za einem Tag der
Krankheit verhalte (in dem oben genannten Buche>
Könnte sieh in dieser Idee nicht ein philosophischer
Arzt onserer Zeit recht wohl gefallen?
In unserm Schatzkästlein finden wir aber noch eine
weitere Beobachtong ansgesprochen , die über die Art
einer Unregelmässigkeit der Krankheiten selbst Auf-
schluss giebt, welche ich in den Monaten Febrnar und
März dieses Jahres zu meinem grossen Leidwesen ei-
nigemal habe erfahren mässen, die indess vielleicht leicht
übersehen werden dürfte.
Die Beobachtung laatet: yyTa de xQivoifxa im xo ßslnor,
m avTixa imqiouvec^m^^* In mehreren Fällen, deren ich
noch erwähnen werde, trat das günstige Zeichen, das
sonst die eintretende Krise zo verkünden und so be«
V
(Mgmalabhandlun^i. 517
i*' gleiten pflegt (es war ein heller, nalürlicb gefärbter
^ Urin mit oder ohne eine, am Boden ruhende, Wolke),
i zu Anfang der Krankheit ein und es bestätigte sich die
rt weitere, von Hippokratbs gemachte Beobachtung, de-
I ren zu Folge kritische Anzeigen, die keine Krise her-
!i beiführen, einen baldigen Tod oder wenigstens eine
schwer eintretende Entscheidung der Krankheit andeo-
r ten: ^^Ta itgicifia^^, sagt er, yyfiri xQifovra^ ra fiBv 'duvavoideaf
T« dB dvaxQna^^. Beides habe ich erfahren müssen. Die
höhe Gefahr wird durch Rückfälle bedingt, wie ich sie
ohne nachweisliche Veranlassung von aussen unter soU
eben Umstünden habe auftreten sehen. Und auch die-
sen Umstand hatte der scharfe Beobachter aufgefasst
und es leicht gemacht, ihm nachzubeobachten. yyTanQo-
HQivofMvay riv w/juog XQi&ißy vnocTQoqsai, r[v de firi, axQKTiou^^*
Mit wie wenig Worten hat hier Hippokratbs eine
Lehre klar und gründlich vorgetragen, welche nur die
feinste Beobachtung auffassen und mit solcher Bestimmt-
heit hinstellen konnte! In solchen Dingen liegt die
Grösse und der Werth der Hippokratisehen Schriften.
Man ist uneinig, ob das Buch, ans dem obige Stellen
genommen sind {^EmdinjLuaif xo Sevregof,')^ ein achtes Hip-
pokratisches Buch sei, und während Erotian, Spon und
Trilijcr es zu den ächten zählen, hält Galen es für ein
Opus zweier Autoren, den Hippokratbs nämlich selbst,
und seines Sohnes Thessalus, und FOsius, Uallbr,
Grüner und Gruim sprechen es fftr ein unächtes an.
Für den Werth der Beobachtungen ist es gleichgiltig ,
we^ sie gemacht hat, aber die Beobachtungen selbst stem-.
pein den, der sie anfgefasst und festgestellt ^ zum na-
turgetreuen, tüchtigen Beobachter und grossen Arzte.
Häufig sprechen sich die Aerzte unserer Zeit dahin
ans, dass von Hippokratbs bezüglich der Krisen und ihrer
chronischen Verhältnisse gemachte Beobachtungen bei
«ler jetzigen Constitution der Menschen nicht mehr von
grossem Werthe seien, da die Krisen weder ihrer Qua-
lität nach, noch bezüglich ihrer Zeitverhältnisse sich
il8 Orijfimmlmbkmidhm^enm
BOfb 8d, wie zü HippoKRATis' Zeiten 9 verhielteo. U|
luibe schoD einigemtkl daniaf aarmerksam gemmdUi tm
bei einer, den natfirliehen Kranicheitsverlaor weoifjtr
iieeiiitriehfi|i:endeii Behandhiiiipi weise , miBienUidi U;
Vermeidcm^ iierti;>:er antipathiseher Proeedoren, stchfe!
Natarheilkraft auf ji^anz äbnlieiie, ja meist ||:aiis gfciek'
Weiae, wie zn Hifpokeatis' Zeilea i^^ltead nacbe mi ,
die Kranitheit beende* Der Hippokratlselie Aoaspnd:
CintSripuof to inroi) „die Natar thot, ohne CJiiterrieht g^
BOsseD am babea^ ohne dareh Stadiom i^eleitet sa wer*
den, daa, was nützlich ist^ (in Krankheiten nimlidi),
maelit sieh noch ganz anf dieselbe Weise g^Hend, wk
zu Jener Zeit, da er ausgesprochen worden, so Ikiige
der Arzt naturae minister bleibt Wo er di^cf sese
Pflicht vergisst und durch heftige Eingriffe die Heu-
Operationen der Natur alterirt, tritt natürlich der andeit
Fall ein, der ein Abweichen der Erscheinungen vn
denen- des natärlicben, von Hippokrates^ so trenlich nf-
gefassten und beschriebenen Krankheitsverlanfes noth-
wendig bedingt. '
Nun einige Belege zu den oben mitgetheilten Beob-
achtungen.
Die Monate Februar und März dieses Jahres wäret
von höchst wechselnden klimatischen Verhältnissen bo-
gleitet. Fast täglich änderte sich das Wetter, und wenn
heute Schnee vom Himmel fiel und es gefror, so warea
morgen wieder einige Grade Wärme und es regnete
auch wohl. Der Wind blies fast täglich aus einer •an-
dern Himmelsgegend und das Eis anf unserer Saale
gieng dreimal fort und ersetzte sich dreimal wieder.
Dazu harmonirte der Barometerstand durchaus nicht
mit der Qualität der Witterung, so dass nicht selten
bei hohem Stande des Quecksilbers schlechtes Wetter
obwaltete, und umgewendet schöne Witterung eintrat^
wenn nach dem Stande des Barometers schlechtes Wet-^
4
ter wäre zu erwarten gewesen. Es waren mit einem
Worte: y^dHataarecTet xcagat^^. Die yyVßfföi dxwcactoi xai
9vaxQixoi^ fehlten auch nichts
Ein Müdche» von 9 JahFen, krafli^r Leibescon«ti-
tation, wurde Abends nach mebrständigem, allgettdnem
Unwoblseyn von hefti|;eni Froste überfallen, der meh-
rere Standen anhielt. Zagieich bekam Pat. Stichschmers
unter der rechten Brustwarze, der beim Athmen und bei
Bewegung sich um vieles vermehrte. Während der
Nacht wechselte die Kalte mit Hitze. Der Kopf wurde
beiss, der Athem kurz, der Schlaf nur höchst weptg
und sehr unruiiig. Dabei vrar grosser Durst zugegen.
Als ich am nächsten Morgen das M&dchen besuchte,
fand !ch dasselbe sehr heiss, mit aufgetriebenem Ge-
sichte und glänzenden Augen. Der Athem war kurz,
nicht selten von Klagetonen begleitet. Es klagte Pa-
tientin über heftiges Stechen, das ihr den Athem be-
nahm. Der Kopf schmerzte. Die kranke Stelle reso-
nirte bei angewendeter Percussion sowohl nach vorne,
wie nach hinten fast gar nicht. Das Atbemgerfiuscfa
vernahm man mit dem Stethoskop nur selten und leise
in d^r kranken Stelle:, und die Stimme hallte agopho-^
nisch im Rohre wieder. Selten erfolgte ein kurzer,
trockener Husten ohne allen Auswurf, der den Schmerz
in der Brust sehr vermehrt«. Der Puls machte IfO
SeblKge' und war kräftig umt- voll. Der Durst war sehr
greesi Die Häuf war trocken — der Urin war wie
der ein€f9 6es«nden^ hell" und' weingelb.
Dtese hier eine Pfieuresie obwalte, war ausser Zwei<-
feV; aber es fiel mir der Urin auf, der unter ähnlf-
(Atetv umständen sonst sehr dunkel, jumentSs zu' seyn
pflegt; Ich wefss- gar wohl, dass dfe Uroskopie von' gar
vielev Aerzten gänzlich verachtet wird, allein ich ge-
traue- mir* ohne diese Beihilfe nie aber den Gang einer
fiebferhaften Krankheit mit Bestimmtheit zu urtheiltai
Ich behandelte Pat. mit Aconit und- Bryonia-, und*
gab^ die adrengsten Verhattungsmaasregeln. Am zrwei-
ten Itvrgen fand leh aHe Sympttaie, vri» am ersten,
Originaiabhandlungen. , 591
Anfall erlitten hatte. Seit jener Zeit geschah es nieht
selten, dass er über einen dröekenden Schmerz in nnd
ober der Herzgrube klagte.
In den ersten Tagen des verflossenen Febr. hatte^ sieh
derselbe bei anstrengender Arbeit in einer warmen Stube
sehr erhitzt und sich darauf erkältet, worauf er sich einige
Tage nicht ganz wohl fühlte- Am 7. Nachmittags über-
fiel ihn ein Schüttelfrost, und Paf. Hess mich Abends zu
sich rufen. Ich fand Pat. in heftigem Fieber liegend
und über den ganzen Körper bereits schwitzend. Er
klagte über Eingenommenheit des Kopfes, die höchste
Abgeschlagenheit des ganzen Körpers, namentlich der
unteren und oberen Extremitüten, und Druck in und
über der Herzgrube. Sein Kopf war heiss, seine Zunge
weiss belegt, der Mund-Geschmack nicht verändert. Die
Respiration war ziemlich kurz und als Hinderniss für tie-
fes Einathmen gab Pat den gemeldeten Druck an. Die
ganze drust resonirte bei angestellter Percussion gut,'
bis auf eine Stelle zwischen der rechten Brustwarze
und dem Brustbeine, an der der Ton ganz dumpf war.
Mit dem Stethoskope hörte ich an jener Stelle nur zu-
wiBilen Bronehialrespiration mit feuchtem Rasseln, ge-
wöhnlich vernahm ich gar keinen Ton. Bei Untersa-
chnng des Unterleibes fand ich keine Anomalie. Der
Puls machte 100— 1Q4 nicht eben starke Schläge. Der
Durst war sehr heftig. (Urin war nicht da>. Pat. war
fiosserst kleinmüthig und verzagt.
Es war mir nicht klar, welche Krankheit ich vor mir
hatte. Ich Hess die nasse Wäsche ^wegnehmen uiid
den Pat. mit gewärmter frisch bekleiden und massig
warm halten, empfahl frisches Wasser zum Getränke
so viel dem Pat. beliebte, und gab bis zum nächsten
Morgen Aconit 1., mit Milchzucker verrieben, allstnnd-
lich zu einer Messerspitze. Die Nacht vergieng ohne
Schlaf bei heftiger Angst, vielem Herumwerfen und
kläglichem Jammern. Ich hatte vermuthet, es werde
sich am nächsten die. Krankheit Morgen als Pnenmonie
mroii, B^ X. : 84
kernosstellen, alleia es war nicht so« Pat. müi aaiick-;
ft^il ]l|arj(eii sehr blass abs, klagte über j^roaaellK-
tigkeit und Abgescblagenheit. Seine ▲thmosphire ImI
eiaeo eigeolhiiiiiUclieii lau^^enartii^eii , scharfen GtaA^
wie niaii ihn zuweilen bei Faulfieberkranken findet Db'
Kopf eingenommen, Zonge sieh som Troeknen net^aii
aamentlich in der Mitte, Respiration kurv, der Dnd
wmr auf einer grösseren Stelle nach dem reefatea L»
genlappen fühlbar, Auscultationston dort dnaipf, iBd«
Respirationsgerioseh nahm ich gar nieht mehr wik
Pat« hostete an weilen schwach und förderte einen hm*
nen, leberfarbenen Auswarf zu Tage, der anffiUd
scharf roch. Die Haut war heute ebenfalls feacht Dq
Puli machte wieder gegen 100 nicht starke Sebllgi,
päd der Urin war wie der eines Gesnndea ,, aar etwi
ipa 9lMarotbe fallend.
Es war mir klar, dass ich eine gewöhnliche Poer
monie nicht vor mir hatte, im Gegentbeil g^Iaabte Mi
Wk^ beginnende Pqtrescenz der rechten Long^ (LiAiuubA
Typhus pleuriticus) furchten zu mässen. Beeoaders »
Hilgf nehm war mir aber der Urin, da er so keine Eriie
Tsrsprach und die Haut bereits aaginag schwifate. Ick
verordnete Carbo veget. 3», mit Zucker verrieben, tk-
wechselpd mit Aconit, und liesf die Arme and^Beiie
4ea Pat mit warmem Essig wasefien*
So verlief die Krankheit bei höchster Abgeaehlagei-
heit und Muthlosigkeit, gio^lichem Appetitmaag;el asd
iipg^tMchen, meist schlaflosen NicJiten, meist feaehter
Haut upd ganz hellem Urioe bis sum 7. Tage« Der
acditffe (Semch hatte sich etwas gemindert, auefa der
An^worf war manchen Tag seltener und gerachleser.
P^ Ucock hatte aber nicht abgenommen. Oeftiong hat-
ten Litvements geschafft. Am 7. Tag wurde der um
trübe, Pat. heilerer, die Respiration etwas freier, der
Druck geringer und Pat. fassts einigen Huth, and ich
mit ihm einige Hoffnung. Allein die Remission^war von
l^nraer Pfiuer. Am & Tage befand sieh Pat. leidUeh,
'aber die Aascaltation gab kein besseres Resultat, im
Gegentheil schien die kranke Stelle g^sser ond der
Urin war wieder hell, aber wie mit Blat roth getärht Di»
Nach t war angstvoll ond am 9. Tag befand sich Pat. schleeh*
ter, als alle vorhergehenden* Der scharfe, jetzt mehr fau-
lige Geruch stellte sich wieder ein, die Respiration kir-
ser, die Prostration der Kräfte grösser. Ich interpo-
nirte den vorigen Mitteln einige Gaben Arsenik 1«, and
Kess den Pat* mit warmem Wein waschen.
Noch einigemal schien Besserung eintreten und sich
die äbeln Symptome vermindern zu wollen, allein das
Resultat der örtlichen Untersuchung wurde insofern Im-
mer schlechter, als die nicht athmende Stelle sich ver-
grösserte and der Auswurf sich vermehrte. Es kam
nie eine Urinkrise au Stande. Die Zange wurde trok-
kener, gegen den 80. Tag hin der Athem keuchend,, der
kleine Puls zagend, der Urin immer blutrother, dabei
aber hell. Am tl. Tag erfolgten 2 blutige, äusserst
abelriechende Durchfälle und gegen Abend der Tod,
nachdem Pat. noch einige Minuten vorher mit Bewasst-
neyn etwas gesprochen hatte» Die Seetion wurde mir,
selbst bei dringendsten Bitten, nicht erlaubt. Die kranke
Stelle resonirte im Leichnam gar nicht mehr, und ich
bin fest überzeugt, daers (primfire) GangrAn eines
Theils der rechten Lunge vorhanden war.
Schweiss und heller Urin hatten die Krankheit vom
Anbeginn bis zu Ende begleitet^ der ^^poaog aHutactog^
wurde auch noch „Acpfro^^ und die y^KQunfut fiti x^iyotraf^
wurden yy^avaradMa^.
Dieser Fall war fibrigens der einzige derartige, den
ich bisher zu sehen Gelegenheit gehabt
Am 8. Mirz Abends bekam eine junge, zwar
schwichliche^ indess doch relativ gesunde Dame Schdt-
telArost mit Kopfweh und Mattigkeit. Nach einiges
Stunden kehrte statt der Kilte Hitze bei ihr ein, mit
heftigem Durste, Hustenreiz and scharfen Stichen an-
ter der rechten Brust Noch jenen Abend gab ich Aconit
84.
St4 Oriffinalabhandlungen.
ood Bryonia weciiscliid (4 Tropfen in ein Schoppenghi
Wasser, wovou alle 2 Stunden ein fisslöffel voU p-
geben wurde). Die Nacht vergieng mit Angst, Wck*
klagen und lauten Delirien. Am 9. früh sah dasGe*
sieht der Pat. sehr rolh aus, mit gläna&eiideni unmkjgtif
Blicke. Der Kopf that in der Stirne Mreh nnd m\
dräckend. Die Zunge war weiss belebt , aber sdii:
feocht* Der Geschmack war pappig, der Dorst gn^i
Die Respiration war kur%, der Husten nicht hfiofig, ikcrl
er vermehrte das heftige Siechen mn Vieles nnd forderfci
wenig weisse, schleimige ISputa zu Tag'e. Die Steh
unter der rechten Brust resonirte am vordem ^ wien
hintern Thorax sehr dumpf, und gab fast ^ar kein Be-
spirationsger&usch. Die Stimme hallte im Stethoskif
agophonisch. Puls 180 Schlüge. Im Unterleib klagte
Pat. nichts. Die Mattigkeit war gross, die Haut trok-
ken und der Urin gan% weingelb und klavy mit ebm
leiehCen nebelarägen Wolke in der Miiie. Nor dies
eine letzte Symptom, das ich in jener Zeit öften
beobachtet hatte, machte mich sorglich. In der 0^
dination bezugs der Medicamente wurde nichts g^
lindert, nur wurde auf die kranke Stelle ein Vesio-
tor gelegt. Der Tag vergieng fast um niehts besser,
als die Nacht. Die einigermassen gegen Morgen ein-
getretene Remission hörte schon früh 10 Uhr auf.
Die Nacht war noch ängstlicher, und voll Unruhe nnd
Delirien. Am Morgen des dritten Tages hatte sich zna
Stechen auch noch drückende Schwere in der kranken
Stelle eingefunden. Der Husten war heute heftiger und
hittfiger, und die Sputa blutstreifig und blasig. Die
Stelle resonirte nicht und gab kein Athemgeräusch^ die
Stimme resonirte summend agophonisch. Puls jagte
mit mehr als 120 schwachen Schlägen, Pat. keuchte
und bewegte beim Athmen die Nasenflügel. Die Hitze
war gross, die Haut aber stellenweise etwas feacht
und der Urin weingelb und hell. Die Ordination blieb,
aber gegen Abend ward der Husten äusserst kraftlos
Ori^aiabhimdiungen. St6
Smnd matty die Sputa konnten nicht herauf^ebracht
i^verden .-— ich fürchtete Lan^enparalyse. Dabei [be«
Ifhaoptete. Patientin, es müsse Jemand in der Stabe Ni-
i^el in ein Brett schlafen. Ich liess'^ kalte Umschläge
H auf den Kopf machen und interponirte den vorlf^en Mit-
I lein einige Gaben Tart. emet 1. git j. Es hatte sich
I hier zur Pleuresie auch Pneumonie gesellt und der Kopf
I schien bedenklich am Leiden Theil zu nehmen* Die
I Nacht gieng unter stillen Delirien und einer Art Be-
I täobnng hin, während welcher Pat. mit offenem Munde,
, halboffenen Augen und blassem Gesichte kurzatbmig
zu schlafen schien. Am Morgen des 5. Tages schien
etwas Ruhe eingetreten zu seyn. Der Puls machte 100
schwache Schlüge, die Haut war feucht — allein der
Husten war matt und kurz, die wenigen Sputa blutig,
Athemgeräusch und Resonanz fehlten an der kranken
Stelle, auf welcher der Druck nicht nachgelassen hatte,
der Kopf war äusserst eingenommen, Pat. hörte noch
bisweilen das beschriebene Klopfen, die Mattigkeit war
sehr gross und der Urin helly aber rSther ah bisher^
die Zunge schien mitten trocken werden zu wollen. Es
wurde Aconit in Trinkwasser gegeben, dann aber Tart«
emet. wechselnd mit Senega 1. gtt. j verabreicht und
die Umschläge fortgesetzt Nachmittags stellte sich bei
etwas kräftigerm Husten aufs Neue Stichschmerz in
der kranken Stelle ein und es wurde nun während der
Nacht zwischen Bryunia und Tart. emet gewechselt,
vorher aber aufs Brustbein ein neues Vesicator gelegt
Die Nacht vergieng ohne grosse Aufregung, aber schlaf-
los , bis gegen Morgen einige Stunden Schlaf eintrat.
Morgens den 6* Tag wenig verändert, nur der Stich-
schmerz vermindert und der Druck geringer« Die Stelle
tönte noch nicht, aber ich hörte zuweilen Bronchial-
Respiration mit feuchtem Rasseln ; Husten kräftiger, der
Puls 96 Schläge, die etwas kräftiger schienen* Die
Zunge war reiner, aber noch etwas trocken in der
Mitte (vielleicht vom offenen Munde während der Naeht>
Der Kopf war freier, ohne Bopfgcrlagch, itoHrij
feMht, der Urin jumetUt§. Es ward wieder AmI
md BryoBie gegehen. Dtr Tmg Terliaf leidlieh. AM
werde mittelet LeTemente aee frieehem W^Meer 8l#
gmg hervor jperafen, da Fat fber Qmmi «ad SchM
im Unterleib klagte. Der Hasten war wdhiead iij
Nacht hAaii^er und sehr beseh weriieh , indeas waa-
die Sputa hiofiger und weniger gefärbt. In dei ta*!
atenfreien Z wischenriumen sehlief Fat, aber iauaer Md|
onerqoicklieb.
Der Morjf^ea des 7. Tmges versptach Goten. Fat m\
wenif^er aufgeregt) der Fois 96—96 8chU]|^, dhirBnli
feacbt, kein Stiehschmerz, wenij^er Druck , ReapirtGa
BHt Sebleimrasseln deotlicher, die kranke Stelle ra^
nirt etwas deotlieher, Spata vrenig getttthi^ die Zaip
fast rein and wieder ^anz feneht, Blick heiterer, le-
vregung freier, Hast feocht — aber der Unit weiagcft.
dorcbsiebtig: ond ohne Wolke oder Bodensats. fNeOi^
diaation bestand in Aconit ond Bryonia. Ohne dassM
ir|;end einen Fehler begangen^ stellte sich Nachmittip
gegen 5 Uhr ein farcht barer Krampfhosten ein, 4er
ausserordentlich lange anhaltende Paroxysmen mit ad
brachte. In Folge dieses Hastens entstand wieder brf*
tiger Stichschmerz in der ursprunglich kranken Oegeoii
sa wie unter der Clavicula der rechten Seite and in der
obern Lebergegend, der Puls steigerte sich wieder aaf
108 Schlüge, es zeigte sich wieder blutgestreifter Aus-
wurf und im Kopfe begann es wieder zn klopfen. Ich
sah mich Abends genöthigt, ausser den innerlieh an-
gewendeten Mitteln 3 Meerrettigpflast er auf die 3 schmerz-
haften Stellen und kalte Umschlüge auf den Kopf le-
gen zu lassen« Coccnlus stillte den wdthenden Hnsteo,
die Neerrettigpflaster verminderten den Stiehschnerz
um Vieles. Indessen blieb die Nacht schlecht ond vn«
ruhig, mit sehr kurzer Respiration. Auch anr Beaeüi-
gang dieses neuen Anfalles that der Urin nichts, da er
noeli bis zum 14. Tag der Krankheit hell blieh. Dm
nrttfrfttMfufliärttffiiiitfJfrt MÜ
•
«pMhirfeil der Pal. wttrde WAbrend dieeiir Seit i#ltr et«-
ijlwM beswef^ aber €to kotinte das Itette ntehi verlAMeft»
i§Am 14 Taf worde der Urla erst wieder jameAtM Ml
hl» den BiehstM Tanten hell, einen wolkigen Bodeneati
g faUen lassend. Jetnt entsehied er aacb dte KrankM^
d und jregen den 18. Tag hin konnte Vät. das Be(M i^M««'
^ lassen. Die kranke Stelle fieng wieder an m i^SdU^
I ren ond gab deotlieh, wenn Aach mit Rasseln itntetw
^ nasehtes Respirations|terfiuseh. Der Auswurf wnrdi
knollig (gekocht)^ bSufig ond leicht beweglich. Dte
Zange aeigte sich rein, der Appetit stellte sieh wieder
ein , der Schlaf worde erqaicklich ond die KMftb nah-
men zu. Es blieb indess eine gewisse Empfindlichkeit
der urspränglich krank gewordenen Stelle^ ohne daSS
Percussion oder Anscoltalton eine Abnormität wS;hräeU«
men konnten.
So kamen mir in diesen Monaten noch mehrere, den
eraihlten ähnliche Fälle vor, in denen sümmtlidi dcir
Urin hell blieb, Fälle, die sich schwer und erst nseh Rddt-
fällen unter grossen Schwierigkeiten endeteft. Di^
Monate ond ihre Krankheitsformen gaben ein laüttt
Keogniss davon, dass des 1Iippokra5^bS äebMdbluhjJlf^n
besöglich der Krisen auch heute noch wahr sind und daüi
die menschliehe Natur seit jener {Seit doth dicielbe g^
blieben ist.
/
6) Es giebt drei Heüprincipe. Van Dr. ScbröS
gegen Dr. HelMb. ^)
h
Wer eine neue Idee zu Tage gefördert hat nad
für sie Anerkennung zu erwerben sucht, der muss
*) S. Hjg. vn. 926, Note, allg. hom. Zeftang B4« XIV. Nr. S, Hjfg*
iX, S5S o. f. und Jahrbücher der Homöopathie tob Dr^ViRtaiiBTiB,
Il,e0a. f. 8.
fin Orijfinaiabhandhmgen.
vor Allem Grande, wo möf^lich uiminstössHche Beircfai
ffir die Wahrheit seiner Idee entwickeln» Nur M
8tichhalti||:e, apriorische Gründe oder dnrch feststehcalt,
sprechende Facta kann er seiner neuen Idee m
Bedeutung geben, wodurch sie dann fiber eine blaw
sobjective Ansicht, über eine Meinong^^ ein Daförbiltn \
erhoben wird. —
Sätze aber, die da eingeleitet sind mit: „weimi
sollte B nicht auch machen können, so..'^; „
sollte denn Blasenpflaster nicht auch etc. erzeogen
nen^^? CPyg- VII. 226) oder: „gäbe man 10 Trippe^
kranken ein Brechmittel, warum würde nicht bei Eim-l
gen eine Versetzung auf die Hoden erfol^g^en ^^ ? (allg.
hom. Zeit Bd. XIV. Nr. 2) oder: „wenn ein Brechnit-
tel 80 sehr erschütternd wirkt, warum soll es denn ^
nicht auch etc. eine Gonorrhöa unterdrücken können^l
n. s. w.; dies sind keine Beweise^ da letztere zb zei-
gen hatten, dass Dies oder Jenes so seyn mösse aa4
nicht anders seyn könne, und dass eben desshalb em
Drittes und Viertes so und wieder nicht anders seyn
könne u. s. w. ^
Mit Vermuthungen begründet man nichts; insofeme
man sich aber beikommen lässt, Sätze damit begrönden
zu wollen^ muss man sich gefallen lassen, dass ein
Zweiter und Dritter sage: was du da vermuthest,
scheint mir aus den und den Gründen nicht haltbar und
ich kann meine frühere Ansicht von der Sache nicht
aufgeben, weil die Sätze, welche du mit den deinigen
stürzen willst, |.nicht nur besser als die deinigen, son-
dern sogar wirklich begründet sind.
Unter solchen Umständen hätte dann der Prodacent
der neuen Idee auch keine Ursache oder kein Recht,
ungehalten^zu seyn und wie toll um sich zu schlafen,
um so mehr, wenn seine Idee neu, und erst durch die
Untersuchungen Anderer über sie geläutert und wo mög-
lich approbirt werden kann. Das „ infallibilis ille^^ ist
bis dato nur Eigenschaft des Papstes.
Orijfinaiaähandiun^en. SU
tt f Qer Prodocent endlich mwa die Wahrheit sdner Idee
« kijcht 'dadurch zu erharten suchen, dass er von denen ,
ktdiQ anders denken, Beweise für ihre Sätze fordert, denn
ildas könnte höchstens zur Ermittlung der Unstichhaltig*
■Jkeitder Ansicht des Anderen, nicht aber zur Erhärtung^
M «1er Wahrheit der eigenen Idee führen, sondern es ist
an lAitt, seine Idee zu begründen, da eine dnrchgrei-'
j fende und tüchtige Begründung der eigenen Idee, die
;, ihr widersprechenden Ideen an sich und durch sieb
^ Mriderlegt. Es kann so nur eine Wahrheit geben. So
I hat Galilei (da Dr. Helbig sich auf dessen Entdeckung
1 beruft und nicht üble Mine macht, seine von Dn Trink»
tu adoptirte Idee mit der Entdeckung des Galilei zusam-
n menzustellen) von seinen Widersachern nicht Beweise
^ für ihre Ideen gefordert, sondern ei* hat die seinige be-
g gründet, nicht mit „wenn^^, „sollte^^ und Fragezeichen,
I sondern mit tüchtigen Beweisen, und somit die ihr win
I dersprechenden in den Sand gesetzt
y So, dachte ich mir, müsse es der machen, der eine
^ neue Idee zu begründen sucht, und noch denke ich 9
dass er es so machen müsste. So konnte es mir denn
c auch nicht in den Sinn kommen, gegen Dr. Helbig zu
Gunsten der vor seiner Idee vielseitig ausgesprochenen
und neuerdings von mir in meinen ;,Naturheilprocessen
und Heilmethoden^^ nicht mit „wenn's^^ und Fragezei-
chen, sondern wo möglich wissenschaftlich begründeten
Idee über die Principien des ärztlichen Handelns ein
Wort zu verlieren, da nicht ich, sondern Dr. Helbig an
der Reihe war, die Beweise für seine Ansicht zu lie*
fern. Der meinige lag und liegt für den, der ihn lesen
will, ja' bereits vor.
Nun findet aber der Leser und Dr. Helbig am Schlüsse
meines Aufsatzes über Dr. HEiiSio's, in der Versamm-
lung des Centl'alvereins am 10. Aug. 1838 zu Dresden
gehaltenes, Prolegomenon (Hygea IX. pg. 361) die
Worte: ,,Was ich hier sagte, diene denn zugleich als
Antwort auf das, was Dr. Helbig in seinem Aufsatze
1
CliffM VIL Pf. tKI, Note) gegtm auch w«g«i In
^UoiM^ iusterte'^ Wmb diese %Vart0 tob ab II- t
■an 9 so bitte man allerdinfo ein Recht, des AdUij i
«It Antwort aof Dn Hsuno'n Oeoaeh x« betrscMii i
Allein jenen Soeats hat nein Freund, Dr. flniiiwiin, i
ohne irjcend eine Veranlaesnnjr Ton meiner Seite nl i
ohne nein Vorwiseen dem Anfeatze an^hAnipt, vieBddt
weil er i^laobte, ich hilte jener^ von mir absiehtlidi » 1
beantwortet gelassenen, Note Dr. HnrnG^s veri^essai^
Ich adoptire jene Worte aber niehl^ denn ieh mi
Dr. Hblbig nichts entgegnen, weil es an ihm ist, fl
beweisen , nicht an mir — ich h&tte sonst kein Jib
lang aaf meine Antwort warten lassen, am wenigste«
wenn #o gefragt wird. j
Wie natfirlich, hat Dr. Hauue jenen Aofsata, iß'
abermals nur der Unstichhaltigkeit seiner Ideen rAk .
und im Sinne und Interesse der Wissenschaft entgegn-
trat, als theil weise Antwort auf seine besproebne,
schon nicht mehr ruhig verabfasste, Note g^enonsnt
die er eben so wenig seyn soll, als er „ein verongfidk-
ter Versuch, mir aus der Verlegenheit za helfen^ist^
^ie Dr. Helbig meine Kritik pg. 94 betrachten möckte,
und ich sehe mich nun leider in einen Streit verwickelt,
in welchem Dr. Helbig bereits, wie sein allegirter Alf-
sats in Vbhsbmeybr's Jahrbüchern genugsam zeigt, du
Deeomm von sich geworfen und das Schick liehe sB
Füssen tritt, indem er statt gegen meine Ansichten, urie
ieh gegen die seinen, gegen meine Persönlichkeit Bai
zwar auf eine ungeziemliche, gemeine, mit Schimpfre-
den und Unpassentheiten aller Art pikant gemachte
Weise zu Felde zieht Er mag sehen, ob das gni ist!
*} Dies iUt bochst&bHch wahr. Der Fehler liegt an »ir und bealeM
iarlD, dass der ganze Satz als Note unceDhin, und nicht io den Text
gedruckt werden sollte, mit meiner Chiffre, als komme er von mir und
weise auf den Streitpunkt hin. Ich bin noch jetzt der Ansicht, wie
damals, dass das wenige, was Schrön 1. c. gegen Hblbig wegen des
Alloion sagt, so roUkommen aasreicht. — 6a.
OriglnalablUmdkmfen* SM
I Wihrend ieh Dr Bblbio nie fm OeringstcB n mko
I trat, sondern Hin ins Besondere iHjg. IX* SSI) als ei-
' iien Mann, „den ich sehr sebitze^S ersaehte, diese, der
Sache weg^en g^emachlen Einwfirfe „nicht anflre«MHch
aateonehnen^S biof*^ Or. Hsuhii Invectiven auf laTee»
tiven j^ejcen mich* Wessbalb denn wohl?
Es scheint mir aus Allem hervorzojf^ehen, dass Or»
Ibuno sich beleidigt fühlt, dass man es wa|(t, seine
Vermothungen nicht fär wahr zu halten nnd so frei ist,
dies zu äassern.
Wahrscheinlich nun wollte er darch einen recht mas^
siven Ausfall (darch „Zaschlagen^S Jahrbficher von
Vehskaieyer, Bd. IL pg. 1 14, oder „Todtschlagen^S Hyg^.
Bd. YU. pg. 887) sich den, riihij: Schritt vor Schritt
folj:enden, Beobachter und Kritiker vom Halse schaffen,
hoffend, auf solche Weise ihn müde oder unwilH/; zu
machen. Oder glaubte er vielleicht durch diese Art auf-
zutreten, mir zu imponiren? mich einzuschüchtern? Dass
er selbst fohlte, der Ausfall sei zu stark, beweist der
Satz: „Wenn eine Wagschaale zu niedri/p steht^S '^U"
tet er pg. 104, „und ich lege auf die andere das Gleieh-
gewicht, 80 stellt sich der Balken nicht sogleieh in die
Balance, sondern er schwankt erst hinäber und herfibdt^
etc., nnd wenn die Kritik zu scharf und zu lobhudelnd
ist, und ich stimme sie nun in das juste Milien, so zie-
hen die Hodler sie doch wieder nach ihrer Partei und
nicht in die Mitte, mache ich sie aber zu streng fflr
den Augenblick, so kommt sie durch Widerpart am Ende
doch ins rechte Gleis ^^ Wir wollen sehen, ob siek
Dr. HzLBiG nicht etwa geirrt und ob er seinen Zweck
erreicht hat, wenn er die Kritik gegen die „Hudler fflr
den Augenblick zu streng^^ (der Ausdruck ist fSr die
Art der Ausführung des Planes viel zu milde) ge-
macht hat.
Wie dem nun sei, so versichere ich Dr. Hklbig, daM
ich weder „schreie^S noch dass ich „schweigen werdb^.
Ruhig, vor wie nach, werde ich seinen Schritten folgen.
Origmüiaöhandiungen. S83
ri darlegen lissi. Unzalässig ist daher ihre Anweiidang
■ aof den zu beweisenden 8atz.
k Mit Rheum, Mercur, Senna, Jalappa, Coloeynthe ete.
B heilen wir Darchfälle, wenn wir jene Mittel in kleinen
i Gaben reichen, und umgewendet heilen wir mit Rheom^
j Mereor, Jalappa, Senna, Coloeynthe etc. Verstopfung
I und trfigen Stuhl, wenn wir sie in grosser Gabe ond
\ wiederholt anwenden. Ferner: mit Opium , Plumbum^
< Nux, Bryonia, Sulphur etc., in kleiner Gabe gegeben ^
heilen wir Verstopfung und Trägheit des Stuhls, und
ongewendet beseitigen wir mit Opium;, Nux, Bryonia,
Sulphur, Plumbom etc., in grösserer Gabe, Durchfalle,
aber nicht umgewendet Mit Tart emet, Ipecacuanha,
Asarum, Cuprum, Sulph. etc. heilen wir in kleinen Ga-
ben Erbrechen, und mit grossen Gaben Tart. emet,
Ipecacuanha, Asarum, Cuprum sulph. etc. verursachen
wir Erbrechen, aber nicht umgewendet Mit Sabina,
Seeale cornutnm, Coloeynthe, Pulsatilla verursacht sich
das Volk Genitalblutflösse und Abortus, und die Aerzte
operiren damit gegen Menostasie, Amennorrhöe und
Wehenmangel, und zwar, indem sie solche Mittel in
grosser Gabe reichen, wir aber heilen mit Sabina, Se-
eale cornntum, Coloeynthe, Pulsatilla etc., in kleiner
Gabe, Blutflusse aus den Genitalien, bevorstehenden
Abortus und Nach wehen u. s. w. Aber grosse Gaben
Rheum, Mercur, Senna etc. heilen keinen Durchfall,
sondern sie vermehren ihn, und kleine Gaben davon
heilen keine Verstopfung* Grosse Gaben Plumb., Opium
etc. heben keine Verstopfung, und kleine keinen Durchr
fall. Grosse Gaben Sabina, Seeale heben keine Blut«
flässe und Aborten, und kleine keine Menostasie.
Muss denn nun, wenn ein Mittel, je nach der Art un-
serer Application, so verschieden wirkt, diese Wirkung
wohl nicht nach verschiedenem Principe geschehen?
Wenn Senna und Jalappa Durchfälle und Verstopfung,
Opium und Plumbum Stuhlgang und Verstopfung ma-
chen und heben, wenn Sabina and Seeale Blutungen
Btehra ud beseitig;«, so können^ sie ja doeh mtk\
Eine nach Aehnäehkeit bewirken. Die Biehtnog; eini
der i^enannten Mediesmente an sieh kann doeh mir«!
seyo, entweder zo verstopfen oder so ölTnen, Blotsogti'
hervorzarafen oder za stillen. Ein Medieament km
sieht kalt and heiss, nieht troeken und nass, nicht ül
nend und verstopfend, nicht kohlend und erhitzend ■:
sieh seyn, in seinem Wesen kann nur das eine lieg:«,;
•eine Biebtunj^ nar die eine seyn* Ja — wie ktari
es denn, dass diese Mittel doch sich ganz entgeg»\
gesetzte Zustünde beben? Die Sache liegt darin, disl
das hom* Heilprincip, das nach Aehnlichkeit auf derBe-l
aetion des Organismus gegen die aufgedrungenen An-
ueimittel beruht, und dass eine Heilolig nor so luge
auf dieses Heilpriacip basirt seyn kann , als der Anl
durch die Anwendungsart des Medicaments der Ntlv-
heilkraft das Zustandebringen einer Beaction mögGek
iisst Wo das Medieament nach Quantität ond Zdt-
■laass auf eine Weise ai(gewendet wird, dass eine B^
aetion unmöglich wird, ist die Heilung nicht neb
durch's Sinäley sondern darch's Confraritim beweik*
stelligt. Wie die Seele selbst durch Verabreichung des
Simile zum Krankheitsprocesse zu einem Contrarin
gegen diesen veranlasst wird, und durch solches det
letztern neutraiisirt , also neutralisirt in einem Verfah-
ren, in welchem der Arzt das Contrarium des Krank-
heitsprocesses auf eine Weise anwendet^ dass eine Ni-
turreaetion gegen das Medieament nicht zu Stande kom-
men kann, er selbst mittelst seines Mittels den Krank-
heitsprocess , soferne er denselben so lange niederhilt,
bis die Natnrheilkraft die Indiiferenz ausgeglichen hat
Z. B. hAlt der Arzt einen entzündeten Theil mittelst
Eisumsehligen trotz der Entzändung kalt, und thnt er
dies so lange, bis der normale Zustand in ihr anrück-
kehrt, so heilt er durch^s Contrarium. Es tfant nichts
zur Sache, wenn auch Kilte Entzündung durch Natur-
reaction hervorzurufen im Stande ist, denft es bedfent
Originalabhandhmgen^ S35
^ch hier der Arzt der Wirkung des Mittels, nicht der
^ Natorreaetiofl, welche er nicht zu Stande kommen lüsst
n Maturreaction und Mitteiwirkunjc aber sind Contraria.
\ Das hat Dr. Hklbig übersehen, und dessbalb sich con-
I fundirt lo diesem Momente liegt wahrscheinlich auch
. das Gesetz für die Arzneigabe, von dem Dr. Helbig
als von einem noch unbekannten, uns „zum Ergreifen^^
aabe liegenden spricht (Hyg. VII. 231), und* es scheint
keinem Zweifel zu unterliegen, dass bei Anwendung
grosser Gaben der Medicamente dieselben mittelst ihrer
Erstwirkung stets als Contraria, bei Anwendung aber
in kleiner Gabe mittelst Naturreaction immer als Similia
heilen* Darum ist es keine Zufälligkeit, dass die Ho-
BÖopathie, als Heilmethode nach Aehnlichkeit, mit klei-
iten, die Antipathie aber, als Heilmethode nach dem Ge-
gensatze, mit großen Gaben operirt. Die Antipathie
bedient sich eines Arzneistoffes zur Beseitigung des Ge-
gensatzes von dem Zustande, zu dessen Heilung die
Homöopathie sich des Heilmittels bedient, und durch die
Grösse der Gabe wird das «Mittel bestimmt , hier als
Gontrarium, dort als Simile in Wirksamkeit zu treten.
Wendet, der Arzt gegen eine im Blute obwaltende Kei»
gung zu Entzündungen, bewirkt durch zu grosse Pla-
aticit&t desselben, in grosser Gabe Mittel an, welche
durch ihre Wirkung das Leben des Blutes und der Fa-
serstoff-Bildung untergraben, z.B. Quecksilber, Mittel-
salze, reichliche 91oteotziehuiigen , so heilt er durch
Hervorrufung eines, dem obwaltenden Zustande con-
triren, gleiehgiltig. Ob Quecksilber, Mittelsalze, reich-
liche Blutentziehungen vermittelst der Naturreaction
entzündliche Zustände hervorrufen können oder nicht
Durch die Art der Anwendung des Mittels kann das
Simile der Reäction nicht zu Stande kommen
Giebt der Arzt dem, durch eine Base Vergifteten
eine Saure und neutralisirt er so die Base, so heilt er
ohne Zuthun der Naturreaction, gleiehgiltig, ob Dr. Hzl-
Mfi^aae und Siure fär Gegensitze oder ffir sich höchst
SM OrigüuUahkßndkmgen.
ibnliche Potensen b&IL Ffir deD Ao^^nblick, wi Ml
die Wirkonn: der einen Potenz die der aodern ulp>|
hoben wird, ist die eine fär die andere G^gviiMk.
gleichviel, ob beide mit einander eine chemischem
bindanjc ein^^ehen, oder nicht, (lieber Ebuume's Amii^l
ten von Simile und Contrariiun später).
Dr. Hklbio sehe sich nnr in der Praxis der Acdk
Älterer Schule um, damit er sich ja äberzeng^e, wie viek
und verschiedenartige Entzöndun/j^en darch Calofflelw
Einreibunf:en von grauer Salbe geheilt werden« lup*!
halb der kürzesten Zeit lassen Aerzte eine gnm
Menge graner Quecksilbersalbe (innerhalb S4 Stukta
bis zu mehreren Unzen) einreiben und dabei Calondi
schnell wiederholten Gaben verabreichen. Ich habe»
nen Primararzt zu Wien im grossen Krankenbause ak
halbe Stunden 2 Gran Calomel und V« Gran Digitilii'
ganze Tage lang fortgeben sehen, so dass Pat nicK
selten während eines Tages bis zu einer Drachme da-
von bekam« Dabei sah ich entzündliche Kranken sdudl
genesen. Von den toeiteren Folgen dieser Procedud
spreche ich hier nicht
Wenn Mercor Entzündungen hervorzurufen vermaiSf
wie mir Dr. Helbig entgegnen wird, so müsste bei sol-
cher Anwendung, wo eine Naturreaction nicht zu Stande
kommen kann^ ja die Entzündung gesteigert werde, so-
bald Mercur als Simile in Wirkung käme. Ich vertreie
den genannten Heilweg nicht — aber seine JEhustesi
ist unleugbar, möge Dr. Helbig auch noch 8o erfior
dorisch bezüglich des Simile und Contrarium seyn, nod
den, die Heilmethoden unterscheidenden Umstand des
Zustande- oder des NichtZustandekommens der Reac-
tion ganz übersehen. Wenn Rheum, Mereur, nament-
lich Sublimat, Jalappa u. s. w. in kleinen Gaben Dnrchr
fAlIe heilen, so wirken sie als Similia und die Natnr-
reaction bringt vermittelst des Contrarinms, nämlich der
Verstopfung, eine Neutralisation des Krankheitspro-
cesses zu Stande. Bewirkt aber der Arzt einem, an
OHjfinalaöhandhmgen. ÜUt
Chronischer Stohlverstopfnnjc Leidenden, durch Jene obi-
gen Mittel tätlich seine nötbigen Stöhle, so zwingt er
mittelst der Contraria dem Or^^anismas einen Zustand anf,
kder seinem bisheri/i^en ^e^enäbersteht und thnt dies
doi'ch quantitative and zeitliche Verhältnisse aof eine
Weise, dass nie eine Reaction zu Stande koinmen und
dareh sie ein Simile hervorgerufen werden könnte* Dr.
Helbiq soll es nur versuchen, ob er durch Calomel,
Jalappa, Senna, Rheum u. s. w., in /^rossen und wie-
derholten Gaben gereicht, einen Durchfall beenden, oder
durch ihre Verabreiclinng In kleiner Gabe Stfihie her-
vorrufen könne« Aof der andern Seite möge er nur zu«
sehen, ob er durch Plurobum, Opium o. s. w., in grosser
Gabe gereicht, eine Verstopfung heben, oder, wo er sie
in kleiner Gabe giebt, einen Durchfall heilen könne. —
Wenn er will, so wird er sich äberzeugen, dass die
Mittel das eine Mal als Contraria, das andere Mal als
Similia wirken. Dr. Hslbig mag dabei ganz ruhig an
seinem Tische sitzen bleiben, wie ich auch^ er braucht
wegen Tetragonolobus bifloros Seringn nicht nach
Afrika zu laufen -^ seine Poesie hat umsonst sich er-^
gössen. Es ist mit der Wirkung jener Pflanze^ wienit
der jeder andern. Operiren wir mit Ihrer Erst^ odar
Selbstwirkung, so benutzen wir sie nach dem Gmiidk
satze Contraria Confirariis, heilen wir mit der ^ durch
ihre Wirkung hervorgerufenen, Naturreaction, i;o ope-
rjren wir nach dem Grundsatze Similia Similibus« Aber
Dr. Helbiq weiss ja , dass ich ^, starr auf die Möglich-
keit der Heilung durchs Contrarium und AUoioii be-
harre, ohne zu wissen warum 4 ohne einen einzigen,
sich bewährenden Beleg dafür hervorgebracht zu ha^
ben^^ (pg. 103). So möge er jene Erfahrungen^ die je-
der Arzt wohl schon gemacht hat und HaLiiu sdch tig^
lieh verschaffen kann, nur anders erkUtren, wenn er
kann.
Wenn wirklich Ideine Aderl&we tilgen, Blutmangel
dienlieb seyn könnten^ so wOrden aie nach dem Grand-
UTOBA, IM. X. ^
&88 ffntofcifl/flftAflfidfiiiiiPflji. ^
satze SiiDÜiA Siinilibiis wirkeo, aber es gehSrtnitai;
lieb ein bis zum Wanderliehen getriebenes Behma'
bei seinem Irrlhame dasn, um nur auf den Eiafidla.
kommen, es könnten Blatentziehang^en gegen Blilie«
vielleieht helfen wie Dr. UaLBio a* a. O« p^. TS thiL
Solche Reflexe sind die Krone der HKuiio'sehen Mt
eipien, und kommen vom alleinigen Betrachten der Aa-
senseite der Dinge , mit Vernachl&ssig^unjp jeder ut^
> ren, durch die Bemühungen der Aerzte aller Zeitcs (l'
wonnecen, durch den Fleiss der nenerea und neneiki
Zeit 80 sehr geförderten Einsichten. Ea beisstdieAi'
gen uidrückcn und absichtlich im Finstern tappen, wei;
man einzig bei der Ausscnseite des Kranken steks
bleibt, und von dem, was im Organismua vorgdt)
nichts wissen will. Sectionen sind Hsijbjg eine uailts
Sache, denn ihm hat's „Gott schon so eingerichtet'*,
dass er an ,Jedem Schweine'^ lernen kann, se vlelerä-
thig bat — doch wohl um Schweine za enriren? — aai!
so viel er immer als Arzt überhaupt nöthi^ hat (pgifl^
8. Jahrbücher) 1 Aerzte, die sich durch Sectionen ikr
die normalen Zustände der einzelnen Organe, so wh
über deren Krankheiten und die Veründernnipen, welche
sie hervorbringen, unterrichten, sind fär Dr. U, die „noste^
giltigen Aerzte^^ nicht Die Schifer und Sebinder wd
alten Weiber scheinen ihm höher, als die Aerzte n
stehen, denn „die Aerzte, die. A-Bf-C-Scbätaen, habet
alles Nötziiche in der Medicin dem Volke abf elentf
gesammelt und verhunzt (a. a. O, pg* 79 und 81), nnl
der gesunde Menschenverstand ist nur beim Volke sa
auchen^^ Ob wohl das Volk auch weiss, „was die Sede
der Senna sagen wilP^? (a. a. 0. pg, 80)« Und wie
mag es denn kommen, dass Dr. Hblbig (so viel mir be-
kannt^ doch auch ein Arzt und A-B-C-Schfita^J so
ausserordentlich viel Verstand besitzt?
Warum sucht denn Hzuno so ängstlich in der pbar»
makodynamischen Hinterlassenschaft der Aerate^ da er
so wenig auf letztere bült. und diese Hinlerlaaaaa-
i
Or$fiMMhtmdhmfm, ^
Itehaft doch sicherlich schon inrnffüfM iäfi Schle^hteMi^''
br«n Aiiem ist, «Its^ nie mit einein Mittel operirt, die ^-
iMiltenen Resoltate aber immer einem Mittel insMtfiri-
t^urden? Das Pathologische) was in der «Iteik MeAeiff
Bfi fludefi ist 5 hat gewiss weit grossem Wetthy Als^
JMfl Pharaitf kodynantische. B» ist fär H. ein grosser PuM^'
M^emv er eine Stelle citireff kftnn, in der Irgend eMriMI.
ein Arzt ein Mittel gegen diese oder jene KraAkhilfs-Ä^
r&rm empfiehtl, and er weiss doch^ eirinail, dass'voil^j^n
Aerzt€fft kaam je ein Mittel attein ^gel^eil /Wttrde^^iittii'
daisis zweitens jedes bekannte Mitlei (CkadniiibenttlMl'
die Hereeri der ulten Medicin) wenigsten^ elhnf«f vtfttt
Siegend einem Arzte in jedei' Mr tork^mmenden Kimik^
lt«itsform emprohlen rnid als itfverNMsig gerahmt warde*
£k> gewonnene Beweise haben af^ keinen Werfh^ aü
vrevrigsten^ aber, wen« sie eine nette, jfroi^e Ide0 solleti
IregrAnNien heUeri.
8eetfenen, ttfeint er dagegen', werden Jw nicht aar
Paiemnonischen selbst,- sondern ail deren^ CAdavem^ ge^
macht, dareh deur Todeskampf imdnAeh deal T^e oielM ^
erleide diss Organ grosse Verfiaderaügenv genüt ditf^
was man bei S>ectioneii njeht findeik kStfäe, iei en^ Wd^
neseh' wir Arzneien verordnen u« s» w. CA/ aJ 0i pg« 6^4
Das hlmg« wirklich tecM ^htvach! -^ Ein KraiiKer
leidet an kurser, molisMier Resphratim^ bei der er ddfr
jedem Atheiiitiige einen domp^en Scbamm anter ifer
reehfetf Brastwarze empfindet Er hat heftiges FiebeTy
brennende liitze> argeit" DiiMt, eine belegte Zonge, kef-«
nen Appetif, flhisteitv der forehtbnr qnftlt ond eineii
schmutzigen; graubraanen, dicken Aaswarf« Da kommt
Dr. HsLBiO' and engt, der Mann- hat eiae Laagenent-
zDndang.r Nnn kdmmt aiier noch ein anderer Arzt,' der
sicfr «Hl die^ Portsehritte der Medicin was kdmmert. Br
perentirt die kranke Stelle mit oder ohne Instrameat,
sie^ reeonirt ganz dumpf« Er legt das Hörrohr an andT
fiadet giazliehett Mangel des Reapirationsgeriasebea faa' '
gaMett^anteni Theil des rechten Longenlappeas, gleielli^
85.
510 Origlnalabhandkm^en.
viel, ob er die entspreehende Tboraxi^ei^end voneofa
hioten aascultirt. Nor bisweilen hört er einen gnka
Bbonchus mocosos. Die Stimme iciebt dort noch km\
Widerhall. Da 8af:t dieser Ar^t, der untere mh
LwKenlappen ist ii:raa hepatisirt , d. h. es hat berdi
eine Infiltration eines pathiscAen grauen SeerebSt
igefundcn» Aber Dr. Hilbig versteht das ja nicht (ti
HJa. ^ebt 4er Arzt, kopfschfittelnd aber des goteiDt
UaiOiio'j wirkliche oder simniirte Unwissenheit, sieh k
IfAbe, den Thorax des Gestorbenen asu öffhen, da beüi|
den Fat» nicht hatten retten können, und steigt daiDil
HaLBi«, %vie der untere Theil der rechten Lun^e branogm
aussiebt, an. Conslstens und Umfange die Norm iber-
steigt und schwerer ist Er schneidet mit dem Messet
ein , ohne dass Luftknistern entstünde 9 und druckt «
einem abgeschnittenen Stöckchen eine dickliche, bran-
graue, mitunter schaumige Flüssigkeit, aber keinBlä
Er ühentugi den Dr. HelbIg, dass selbst die grösseiti
QronchialaKvveige mit .diesem „pathischen Secrete iA
tdrt sind^S „Mein Gott^S ^g^ ^^* Helbig, „das koiuit
nicht von der. Krankheit, das kommt vom Todeskanpfe
und Tpnt Todtseyn^^ — Da nimmt der Doctor den oberi
reohten Lungenlappen heraus und zeigt dem Dr. fliun,
vHlOi er weit blasser. aussehe, weit leichter sei, sidi
viel schwammiger angreifen lasse, wie beim Elnschnei-
den ein Luftgeräusch entstehe, wie die Bronchiallst-
chen: leer erscheinen, urid wie sich keine iBTranbranne
Flüssigkeit, wohl aber etwas Qlnt heraus dröckea
lasse.
„Nun^^, sagt Dr. Helbig, „wesshalb haben Sie des
Pat nicht geheilt^ da Sie seinen Znstand kannten?'^
lieber dies Unvermögen druckt der andere Doctor
sein Bedauern aus, hoflft aber, dass durch ein fleiss^ges
Zusammenhalten der pathologischen Zustünde und ihrer
Erscheinungen mit dem Charakter der Mittel, mit dem
„das ihre Seele sagen will^S K^^ manche Krankbeit
OHginaiaöhandkm^en» 541
I
■iönne heilbar gemacht werden, die es jetat nieht ist
Der Doctor meint dabei, dass es die Pflicht des Anstes
«ei, eben so gewissenhaft jeden Weg zar Kemitnlss
der pathologischen Zustände, als ssa der der Mittelwir-
jLnng zu benötzen, und dass eben nar durch, gteich-
miäsiges Fortschreiten der Kenntnis« beider Heilob-
f ecte, des Heilenden, wie des zu ^ Heilenden, eine Fdr-^
dernng der Medicin zu erwarten sei. Dri. Helbio aber
sagt stolz: ,^van Aussen sind wir. angewiesene^ (a. a.
O« PK* 77), und alles Andere, das ihr da treibt,
sind „gelehrte Phrasen, Sectiönen, chemische Un-
tersuchungen, ist unnutzer, hindernder Ballast^ ärzt-
liche. After Weisheit, womit die A-B^C- Schätzen alles
Nätzliche verhuntzen. „Dafür sind sie auch mit Blind-
heit geschlagen^^
Dr. Helbig kann die nöthige Pathologie;, wie er (1. o.)
sagt, am Schweine lernen — man muss ihm wohl glau-
ben, weil zwischen Perlen und Schweinen schon im
Sprich Worte ein gewisser Zusammenhang besteht, so
ISsst es Dr. Helbig bei seiner grSndlichen Ansicht Ich
aber muss doch bekenüen, dass der mitgetheilte FVilI
bezuglich seiner Erscheinungen ein von mir beobach-
teter ist, dass ich aber das nicht am Schweine bitte
lernen können, und' dass die Folgen der Krankheit^ wie
wir sie in den unteren Lungenlappen beschrieben fin-^
den, nicht vom Todeskampf oder vom Todtseyn selbst
herleiten k&nnen, sondern von der Krankheit, die gerade
jene Stelle befallen hatte. Dr. HsLbio weiss aber, „dass
die Aerzte aus den Sectionen gar mehts wissen ^^ (pgi
B8), dass „anatomische und chemische Zergliederungen
^on der Natur mit Blindheit bestraft werden^^ (pg. 79).
Daffir bildet er sich ein, dass bei Lungenentzündung
sine Ueberfullnng mit Blut Ursache der Erscheinungen
lei, und fragt Andere, die das nicht glauben wollen,
Mrelches Compendium der Pathologie sie denn hätten.
Dass er kein über die Fortschritte der Zeit ihn nn-
lerrichtendes benfitze, möchte schwer za bezweifebt
fleyn. — Hahmxasm hafs weit x^trieben im Wegwois
urisMotchaftlieher Hilbmittel, so weit, dass sdieii
hiofer dies Verfahren gegen innsere Angriffe bcsd^l
Kgen, ja leagnen so muaaen glaubten^ Dr. HiumhA'
Weiler, sowohl in der sehroffea Einseiligkeit m
Prindpes, als ioi Ahsprechen und Verwerfen der IHk
aüttel der allem Median. Hahnkm ann selbst wirf i
iber die Dreistigkeit wandern, mit der über seine cigv
hinausgegangen wird, wo es gilt, eine ohne tustiif
sehe und wissensehafüiehe Gmndlag'e hiof^eslellte IbU
homiade sn verlheidigen.
Der, der Hsuuo'schen Behaoptunn^ als erster Bmi^
sn Grande gelegte Salz ist ferner desshalb falsch, tni|
gewisse Heilungen mit geprüften, wie nngepriSBi-
Mitleln, nach dem Princip des Aiioion, na 8tuli
konunen. i
BsLniG ninunt an, ich bitte: keine weitere Heta[
anf diesem Weg als Beweis für dessen EIxistens ki-i
gebraeht, als dass zuweilen ein Vesicans ein OIm|
stechen, und ein Abfuhrmillei ein Zahnweh geheilt lak|
Abgesehen davon, dass selbst 8 Beispiele, falls sie Bi
anders, als mit Vernuthungen angegriffen, nicht iktj
widerlegt werden, namentlich wenn sie sich oft wiodtf-l
holen, schon fär eine Heilmethode zengen könnten) m'
habe ich in meinen Naturheilprocessen nnd Heilnetk»-
den (Bd. U. %. SIS u. f.) wohl ein Mehrerea und iM'
Beispiele daffir gegeben. Erst in der jetst obwaltendci
Kindbettfieberepidemie *) habe ich raehrnuils j^esehei)
dass die Erzeugung von Peritonialexsndat sog^leieb lof-
hörte, sobald durch rothmachende und blasenaiehenle
Mittel die Äussere Haut des Unterleibs zn erhöhter Thi*
tigkeit gezwungen war. Kein anderes Mittel scbciat
diese Secretionsthitigkeit so beehitrfichtigen xn kBs-
nen , wo einmal die vorbereitenden Procesae begonnei
'*') Dai betreffende Msnuseript Hegt mAob seil Wooken bei mir,
und kernte noch Dicht sm AbdnA kemmen. — Gr.
OHgkioiabhandhm^en^ 548
igliAbeii. Mit voller, am Kränkenbette gewonnener lieber-
^zeugang möchte ich desshalb NkuMAim's Worte be-
^«tttigen, wenn er sa^t: ,;6iebt es ir^rend etwas, die
u innere Secretion beim Puerperalfieber zu hemmen, so
^ ist es ein grosses Vesieator auf den ganzen Unterleib ^\
Er hat es gewiss erfabreil, wenn er versichert: „je
. eher man bei Paerperalfieber Speichelfluss (durch grosse
Gaben Calomel) hervorbringt, desto sicherer ist der
Kranke gerettet (Spec. Path. und Therap. Bd. I. §. 314).
Dr. Helbig wird sagen, die Heilung war Ja nach Aebn-
lichkeit. Ja, ja, das ist richtig! Aber es wird hier ein
noch gesundes Organ krank gemacht, um die ThAtig-
keit in einem andern aufzuheben. y^Jvo ^ovfav, äfm yir
yifoiMfCiiv firi xara rov avrov ronov^ 6 (JcpoÖQOTsqog d(iavQot tov
iuQov*^ Das wusste schon Hippokrates richtig zu deu-
ten, was man Jetzt ballhomisiren will.
Vielleicht fällt Dr. GfELmo noch ein, es könne ja mög-
licher Weise die Application rothmachender und blasen-
ziehender Mittel auf die Äussere Baucbhaut Exsudat im
Unterleibe herverrufen.
Das siedende Wasser, die Moxa, die verschiedenen
Tesieantien^ das GIfiheisen n. s. w. wirken zu gleichem
heteropath. Zwecke. Sie beschränken pathische Thätig-
kelten fast in jedem Orgkne, während sie nur auf ei-
nes^ auf das allgemeine Hautsystem zunächst wirken.
Besonders auf dieses Organ erstrecken sich die Heil-
operationen nach heteropathischem Priricip. PmEsums
benutzt vorzugsweise dieses Organ nach heteropathi-
schem Princip zur Heilung der iverscbiedensten Krank-
heiten. Meint etwa Dr. HEuno, dass man mit Wasser
allen jeüen damit geheilten Zuständen ähnliche bewir-
keD'kölfne? Oder weisen ihn die Badeausschläge nicht
darauf hin, dass Im noch gesunden Organe zu Gunsten
bereits erkrankter ein Kränkheitsprocess hervorgerufen
werde? Dr. Helbig wird sagen: Wasser vermag wahr-
seheinlich allen jenen geheilten ähnliche Kraukheits-
predaiM hervonenbrlngen. Ja, ja! er wird es sagen! •—
}
l
544 Qriglnalabkandiwi^n. \
Ich kenne einen alten Apotheker , der veraichert: a;
'Irinme ihm Nachts von Toden nnd er bekomme \m\
im Magen, wenn er Waaaer trinke* Der Hana trii
Wein und Bier eben viel lieber. Pn Uklbig kana «k
indeaa die Symptome notiren, ihm moss es um Tkkl
Symptome zu tbun seyn , sonst wird er seine fiiafll^
immer nur mit Fragen und Vermuthnn/iC^n unterstitiaL
kSnnen. Es will ihm gar nicht gefalleo^ dass miDai|
Beweise mehr verlangt , und er hat die liebliclMto
Apsdräcke für die, seine Wasserschässe beschneidenie,
Kritik. Der Rock des ruhigen Denkens virlfd ihm m
Zwangsjacke, gegen welche ersieh gewaltig^ wehrt. Ate
sie ist ihm eip nothweqdiges ^leid, und ateht ihm redt
wohl hxi ! —
Allein Dr. H^lbio hat von geprüften Mitteln gespn-l
eben. Nun dazu gehört ja wohl das Quecksilber.:
Wahrscheinlich hat auch er gesehen, dass namentlkk;
Himentzündnngen bei Kindern durch grosse Gab^nCi-i
Ipmel, welche häufige iStuhlongen hervorrufen, geheilt
wurden. Das Factum wird er wohl nicht in Abrede
stellen, sonst mössten wir ihm rathen, sich doch nodi
ein Bischep in der Sltern Schule umzusehen. Wie hit
denn nvn das Quecksilber die Hirnentzündun^f jg^eheütt
etwa nach Aehnlichkeit? Wird ^u Helbig nicht sagen:
„wahrscheinlich bringt Quecksilber unter Umstanden
Hirnentzdnduqg zu Stande^^, od^r „warum in aller Welt
sollte denn Quecksilber keine Hirnentzändung za Stande
bringen können ?^^ und wie dergleichen Redensarten
mehr lauten.
Hi|^ Dr. Uelbig fioch nie gesehen, dass an chroni-
schen $ bedenklichen Katarrhen Leidende, namentlich
jungp Menschen, durch das Tragen einer Fontanelle
ihrer Leiden quitt wurden? Wenn er's nicht gesehen hat,
sp kann er's noch erfahren, er ist meines Wissens zum
Lernen noch nicht zu alt — nnd es wird ihm auch sonst
gut thun. Bei Professor Schönlein ^ damals zu Wärz-
^^^S'i >^Prden ip der Klinik Individuen aus versohiedeiien
Ori^naiabhändkmjien^ Uft
Jahrgängen vor/;estelU, deren Geaesmig von stethos-
iLopisch nacfa^ewiesenen, tiefen Longenleiden^ namentlich
beginnender tnbercnlöser Phthise, allein der mehrfach
an/t^ewendeten Moxa zugeschrieben wurde.. Wo ist die
Keilnng nach Aehnlichkeii? Sollte Dr« Hbiani aueh
nur eine beginnende Coxarthrocace durch die finstere
Anwendung des Gluheiseas haben beenden sehen? Er
mag nach Berlin gehen, da wird man es ihm zeigen^
Phrasen, welche er auch hier wieder gebrauchen wird,
sind uns schon bekannt, und schon mehrfach angedeu-
tet, aber ^,plappem nur plappern^^
Von einem meiner Lehrer, dem verehrten Hofrathe
Koch zu Erlangen » habe ich es oft gesehen, wie er
jungen Minnern, welche an Symptomen von chronischer
Congestion nach den Lungen und chronischer Tuberkel-
bildung in jenen Organen litten, mit dei^ besten Er-
folge Pillen aus Aloe in einer solchen Quantität nehmen
liess, dass sie täglich 2—3 breifge Stuhle davon hat-
ten. Er suchte, wie er sich ausdruckte, die Congestio-
nen nach dem Mastdarme von der Lunge hinwegzolei*
ten. Er machte also ein anderes Organ zu Gunsten
eines vom Blute insultirten krank. Er sagte dabei : „es
ist besser, der junge Mann bekommt Hämorrhoiden, als
die Lungenschwindsucht^^ Ohne Zweifelaber wird nach
BsLBiG^s Theorie Aloe jene durch sie bekämpften Zu-
stände hervorrufen können. Abe^ es entstanden in dein
einen und andern Falle fliessende Hämorrhoiden. Aller-
dings ist die Heilart, wenn es eine bessere giebt, nicht
preis wordig — aber es handelt sich nicht um die Preis-
wfirdlgkeit einer Heilmethode, auch nicht um den Um-
fang ihrer Anwendbarkeit, in welcher Hinsicht sich
keine andere Methode mit der homöopathischen messen
darf, sondern um die Existenz eines andern Heil-
principes, als des homöopathischen. Dr. Helbig weiss
jedoch abermals, ^,das sich starr auf der Möglichkeit der
Heilung durchs Contrarium und AUoion beharre, ohne
einxigenj sieb bewikm-
sa haben^' ipg. Vt^
4em VbuMta tthr seiMiSik
•
I** aafipestellt nnd laiMo^^
mird Mckm^er seyn, irgaA fr'
Mmgtr ^kannten AmeistilB
■irht tiieUweise nchwtiiB
Zafille bewirkt , als er wktr
acbliesse ich , dass er die 1^)
IdtGSOt. ««kbe n bdlea er im Bofe steht, iiil
ia AeteLcl^eii bewirkea werde*^.
b<s»i bU aaderea Worten: 9, Ich Dr. Hua*
lir eia. dass jeder Anweiatoff irgend ein {fk^
f) Snipcaa benrerbria|^ werde , das (oder &][
ZafalL dea es heilt, ähnlich ist Caum merke: ^^
HoaK^sche \MmIidc'y. WeU ich mir das nun einbiMe,i
aa hOde ich mir femer ein, dass das Mittel alle aiA*;
rea Zafälle, die es heilt ^ ohne dass es ihnen ihnlickt
Svmptame hervorbrini^t, aoch nach Aehnliehkeit heile^.-l
Bei solchen Beweisen bleibt doch nicht leicht ein Zw»
fd nbri|^! Den Vordersatz kann ich nicht bestimmt an-
sprechen, weil ich nicht gewiss weiss, dass er wik
ist — aber nichts desto weniger folgere ich daran,
dass per analogiam mit dem einen 9 niehi öeMtimd
gewuMiten Falle hundert andere bestimmtestens so seyi
mossen, wie ich mir einbilde, dass der erste seyn dfirfte.
Ob wohl Kant and Bachmann, die Dr. UaLBiG bezogt
lieh des Beweisens nach Analogie allegirt, auch lehren,
dass man so per analogiam za schliessen habe? kb
dichte, man könnte hier, gleichgiltig ob der Schloss
richtig wäre oder nicht, eher schliessen: weil dieses
oder jenes Medicament alle mir bekannten Heünngen
nicht nach dem Aeh nlichkeitsgesetze heilt, d. h. io
seinen Symptomen keine Aehnliehkeit mit den Fällen
an finden ist, die es heilte, es aber doch wahrscheinlich
i st, dass es irgend einige Symptome hervorrufen könne,
die einem der geheilten Zofülle Shnlich sind, so ist wohl
* anziiMhmeiiy dass awh diese reine Zufall, mit welchem
möflicberweise eines seiner Symptome Aehnliehkeit lia-
ben l&innte, nfebt nach dem Aebnliehkeits/t^eseta von
■ den Medieament /B:eheilt worden. ^—
^ Dr. HsuNG liennt, wie wir ans seinem Anfsatse in den
' Jahrbäcbem ersehen, die Nator der Schwalben, und
I weiss, dass ein Vogel, der m5j>:licherweise eine Schwalbe
seyn könnte, noch keinen Sommer macht, dass aber
Xüge von ScbneejgfSnsen den nahenden Winter ver-
ktnden. Bei dem Grossen, das Dr. Uslbig in Be80|^
anf das „Aehnlich^ sa leisten vermag^ wondere ich
mkh, dass er seinm Vordersatz nicht bestimmter aus-
gesprochen, denn wer j^t und bdse zu sich ibniichen
Be^lTen, Feuer und Wasser, Sfinre und Base zu sieh
ihnlieben Dinffon machen kann Cpg. 88), „hat sieher ans
Hiekerling Gold^^ oder auch ans Gold Hickerling schon
gemacht, und findet gewiss in der Wirkungssphäre oder
in der Naturgeschichte eines jeden Mittels Aehnlichkei-
ten mit Zuständen, welche nach irgend einem Heilprin-
etpe mit dem Mittel gemacht worden sind. Es ist gut,
dass mir Dr. Hblbio die Widerlegung des Satzes aus
sieh selbst so leicht gemacht hat, denn wenn^s bis zom
„ähnlich^ gekommen wäre, würde es schlecht um mich
ausgesehen haben.
Glebt es denn einen schlagendem Beweis, als diese
sogenannte Analogie f Es wird schwer seyn, dass In
einem Regimente Soldaten, das man lange und sorgw
sam genug beachtet, nicht Einer, der Hfihneraugeii
hätte, zn finden wäre und der desshalb schlecht marschire.
Daraus aber scbMsse man nach Hslbio's trefflicher Ana-
togie mit allem Rechte, es hätten sämmtliche Soldaten
des beobachteten Regimentes Hfihnerangen , sobald sie
scbteeht marschiren. Die Sache ist ja klar, und liegt
ausser Zweifel! Käst und Baghbiann werden Dr. Hel-
Bw^s Analogieen - Fabrication gut heissen mfissen! — *
e} Dr. HsLBio^s dritter Beweis daffir, dass jede Hei-
lung eine hom. sei, soll darin zu finden sejm^ dass nur
548 <hi^alm6hmklhm§^e9u
die AehnüehkeÜ dorchfälirbar Mi, Biemals iberft
Gleichheit und ebeu so wenif; der Ctegeneatm (a.i(l.
PS- 79)- Dabei ist nnr za bemericen, einnuil dass mi
gar nicht bewiesen ist, jede Heilang^ sei eine hoaif
patbiscbe, wenn wir auch nnr die Aehnlichkeit, nie ik
die Gleichheit oder den Gegensatz dorcbffihren i^fioita
da jene Begriffe keine absolate, sondern nur von ■
anfi^tellte, daher relative sind, nnd was Aehnlickkdl
and Ge/censatz anbelani^t, die verschiedeiiste Dei-
tnn/tf erleiden können, die Natorprocesse aber mä
ihren Gesetzen^ nicht nach unseren Ansdrficken, •p^|
riren. Bs ist gar im Entferntesten nicht .einanselNi}:
was damit far die Behaoptong gewonnen wire, jjßk-
Heilong ist nach Aehnlichkeit^S wenn auch wefa
Gleichheit noch Gegensatz durchzufahren wAren. B
solchem Argumente könnte man höchstens fär die Nickt-
existenz gewisser anderer Heilprincipe streiten, keines-
wegs aber fär die Richtigkeit und Allgemein/nltigkci
des einen nach Aehnlichkeit Gegen das Prineip ta
Heteropathismus ist damit gar nichts gethan, nnd eba
so wenig gegen tausend andere Principe ^ die es mög-
licher Weise geben könnte. Mit abstractem Denk«
sollte sich Dr. Helbig nicht befassen, im Vermutkoi
ist er schwerer zu erreichen. — Zweitens ist zu er-
wähnen, dass Hzlbig's Aehnlichkeit das wunderlichste
Ding ist^ das je aufgestellt worden, so zwar, dass es
nicht 2 Dinge gfibe, die einander nicht ähnlich wiren.
Daraus folgt , dass der Begriff „fihnlich^^ nach Hkims^s
Durchfuhrung jede Bedeutung verliert, da nach ihm
selbst das Unähnlichste einander ähnlich ist. Daraus
folgt wieder, dass ein Medicament alle Krankheiten hei-
len müsse, denn eine Aehnlichkeit (nach Helbig) zwi-
schen der Krankheitsform, welche das Mittel hervor-
ruft, nnd den Erscheinungen jeder beliebigen Krankheiti
oder wenigstens zwischen einigen oder einem Momente
aus der Naturgeschichte des Mittels, mit irgend einem
solchen des erkrankten Individuums, kann nie fehlen.
^Die anihnlicbsten Dioge haben nach Uslbio ja wieder
4ie Shnlichsten Symptome. Das j^eht so weit, dass (nach
P£« 83) Winter und Sommer, Feuer und Wasser, Base
. ond Säure einander ähnlich sind« Natürlich mfissen alle
. zwischen diesen Gegensätzen gelegenen Dinge andi
Aebniichkeit haben. Was wird sich demnach nicht
ähnlich seyn? „Ich gebe zu^S sagt er, „dass die an-
derseitige Ansicht, die Aebniichkeit sich unähnlicher
Dinge, oft versteckt liegt, aber mangeln kann sie nie'^.
. Da haben wir's ja! Alles in der Welt muss sich ähn-
lieh seyn. Ein beliebiges Arzneimittel muss mit jeder
' Krankheitsform Aebniichkeit haben. Hslbig hilft uns
' auf den Weg. „Um sie zu sehen^S ^^S^ ^9 j^^^^ m
' mehrere Mittel. 1) Wir betrachten die Sache von allea
Seiten; 2) wir sehen auf das, «was vorausgieng; 3) was
durch sie bewirkt wird ; 4) was auf sie folgt^^ (pg. 81)«
Da kann es uns und Hxlbio nicht fehlen 1 Ich erbiete
mich, in diesen Hilfsmitteln zwischen nur einer Arznei«
. potenz und jeder beliebigen Krankheitsform eine Aebn-
iichkeit oder mehrere aufzufinden. Aber ich zweifle 9
dass ein Mittel alle Krankheitsformen heilen werde. So
viel weiss aber denn Helbig gewiss, dass es die For-
men, welche es heilt, nach Aebniichkeit heile. Freilich!
Und diese Aehnlichkeit soll einen Anhaltspunkt zur Er-
läuterung eines, sage: „des einzigen ^^ Heilprincipea
geben I Dr. Helbio thut sich was darauf zu gute, das«
er diese Aehnlichkeiten aufzofinden verstehe und for^
dert (pg. 84} auf: ich solle ihm ausserhalb des Orga-
nismus recht nnähnlicbey ausgeprufte Arzneien nennen,
die Aehnlichkeit ihrer Kräfte wolle er schon nachwei-
sen. Ja, daran ist nicht zu zweifeln! Nach dem ^Bri^
BiG^schen ^^dhnUch^ kann ich »wischen allen und Jeden
Dingen eine Aehnlichkeit herausbringen^ Es mag ihn
über sein Ingenium beruhigen, dass ich ihm recht viele
Aehnlichkeit zwischen einem amerikanischen Pflanzer
und einem europäischen Dachfenster, zwischen einem
Mikroskop und einer Gurke, zwischen dem Missisippi
SSO OHgkuOmbkMdlui^en^
imd eioen Gallapfel u. n. w. aofsiblen köODfe^ weniel
nichts Besseres za tbiin hätte. Wenn Dr. HcLns avdi k
Meiounjc ist, dass ^^nur an das Lieherliche, Absurde a» j
gearteter Wita nnd Satyre gesetzt and dareh sie b [
Rande gewiesen werden dürfen^*, so wird er zn/^eta
dass obige Aehnlichkeiten hier am rechten Orte mi ^
Da ist leicht reich seyn an Ideen, wenn AlbemhcHa
fnr geistreiche Ideen passiren. Unter aoleben UmsUi-i
den bat Dr. Hubio ganz recht, wenn er sagt: ^M
wie viel nässte ich schreiben, wenn ich die Unzahl va
Gegensätzen alle asffährea und die anderaellige Gldck-
heit zwischen ihnen nachweisen wollte, und wörde M I
nur Scherben flicken^. Das ftllt aber dem gaten Ihn 1
sehr spit ein, denn er hat im vorlieji>:enden Aofsatie
bereits reichlich zur Hülfte des Inhaltes solche Scko^
ben geflickt. Alt, wie Hahxbmanit, wenn er würde, ori
zehnmal Alter, sein Leben wörde dazu nicht ansreicha, |
denn alle Dinge bilden so Gegensätze und Aehnlicbkeitei.
Indess könnte man bei so geistreicher Arbeit nicht woU
alt werden — das möge Dr. -Helbig ja bedenkea -
Dass er seine Aehnlichkeit wirklich so geistreich' dnrdi-
führt, beweisen seine im Aufsätze gegebenen praktlscbci
Beispiele. So spricht er (pg. 107) vom Schötlkravt:
„Wenn ich die Naturgeschichte des Schöllkrautei
kenne, so kenne ich auch das^ Urtbnm', den Cha-
rakter der Schöllkraotseele und des Sehöllkrants An-
neikr&fte (II??). Das Schöllkraut ist gelb«' (ieh dächte
grün mit gelber Blüthe), ,,hat orangengelben Saft
„„Gelb"", sagt der Maler, „^,gelb and roth tretet
hervor, fordern auf zum Kampf etc."" (wirklich?),
y,also wirkt das Schöllkraut auflösend gleich der Galle
und dem Zorne, es wirkt auf die Leber, e» wirkt ro^
solvendo, es heilt den Icterus hepaCiem, die Crelb-
sucht etc>^ Ist das nicht eine herrliche Medicin , die
ÜKLBiG'sche nach Aehnlichkeit? Da sehe ich eine Eu-
phorbia Cyparissias am Wege. Siehe, die Pflanae hat
eine gelbliche Blnthe und einen weissen Saft Weiss
\'
uipd Kelb 81^ kh, d«r ^^cbinesiBcbe Haler ^ (a. tu O;
ip£^ 111, denn des BibMür, des Uklbi« sprechen lisat,
weiss ich nicht an finden, er wjrd?8 auch schon eorri»
Kiren^ wenn ich nicht nach seineai. Sinn sprechen sollte},
bezeichnen Fareht ond Schreck, Schwache, Sorge ond
Gram. Also heilt Eophorbia die Folgen des Schreckes*
Wie? das wird der Dr. Uelbio wisaen, ob resolvendo
oder roborando, oder dilnendo^ oder adstringende, oder
temperando. Sie heilt ferner Bleichsacht, Milchflassi
Phlegmasia alba» dolea«!> JüencorrhSa n. s* w. Da fAhrt
Hbkjuo in feierlichem Tone fortt ^^Das ist aber nicht
etwa die ganze Nalmgeschiehte desSchillkrants, da
mjiMte ich noch viel, davon schreiben, davon nnsere
sogenannte Botanik sieh nichts trflamen Msst. *} Schöll-
kraut blüht aaf , wenn die Schwalbe kömmt (Ich denke
verschiedene Wochen später,, aber dass es im Frähjahr
aof bläht, wie so viele Blumen, ond dass die Schwalbe
Im Frühjahr kömmt, wie die Staaren, Grasmücken^
Bothkeblchen, Aothschwfinachen nnd viele andere Vö-
gel, die nicht bei uns überwintern, das ist richtig) and
vergebt,: wenn die Sebwalbe geht (ganz richtig im
Herbste, wie viele „ttnliehe^ Kriater), danim heisst es'
auch^ Schwalbenkrao^^ (eben darum könnte es aoeh
Staarenkrant, odec Rothsohwünzchenkraot oder Graa^
nückenkraot n^ Si wu hetssen). „,,010' Schwalbe heilfc
sich niit SchöUfcrant die bösen Angen^^^ sagen die Ad«-
tea „ „ Schwalbenkoth. auMdit Angenflecken^ ond heM
Angenflecken^^ ^S sagen: die Alten. ^ Die Sebwalbe
nistet an Maaern und. menschlichen Wohnunge» im
Schatten;, Schöllkimat wiehat an> Mauern und mensch-
lichen Wohnungen nnd imiSchatten. Also theilt Scholl-
kraat der. Schwalbe Natur und sein Name Schielkraot
*) Eil wahre« Gluck für die Botanik und für die Botanikeiy daas
•le MO nloht mehr trfiumen. Die au^geartetf te Naiurphiloiophie hal
et kaum sum ABC darin gebracht. — €(a.
^ Wamwi den» kein flMmalheDkiiih den nnglftnMgea Thomas vtr-
gessiuf — Gr.
601 OrtikuOahlumdhmffen.
deutet auf seiiie Heilkraft in Aog^enleiden. lodeakl
alMO der Sehwalbe Natar verfolfi^e ond erkenne, so er-
kenne ich^^ (oder lese ich ans einem allen Böchkii)
,,aacb des Schöllkrautee nrthfimliche Nafnr, d. Lfaf
Willen und Charakter seiner ^j Seele^' , und inden kt '
ihn simile simili an eine Krankheit (wahrseheinlieh M:
der Schwalbe?) halte, so habe ich, Dr. Hklbig, ta:
Sehlflssel vom andern Theile, den VkAsswanA^s wef^liei
ans seinem Evangelio. Wie bilb> fahre aoeh ich, Dr.
ScHBöN, fort; Das ist noch lange nicht Alles, wuiek
von der Wolfsmilch erzählen könnte. Auf der Wett.
milch lebt ein Thier^ die Raupe von Sphinx Eopk»!
biae, die m'ch allein von ihr nihrt. Die Raupe istTkkrt
/[gewordene Wolfsmilch, sie ist Wolfsmilch- Urthumd
Wille. Ich darf nor ihre Nator stndiren, so kenne id
den Sinn der Wolfsmilch. Aus ihr wird ein gnier
Sehmetterlinj^, der im Gran der Abenddlimmerun^ ^t^
Älto heilt Wolfsmilch Melancholie, ebenso alle &
Formen, welche in der Dimmemng exacerbiren. Oki
ibt'S anders V
Ist da nicht Reichtham an Ideen, an Narrheit oiid al-
bernem Gerede? Solcher Aberwitx soll ein Heilprindp
«nd Ewar das allein wahre begprOiiden I Hklbig bat vor-
her gefihlt, dass man die Nätslichkeit solcher -Exca*
sieaf n besweifeln werde. Er meint zwar, es werde tf
aar ein solcher Kriticos, wie ich, thon, (a. a. O. pg. lOS),
alleia es thnn es, wie ich weiss^ schon mehr Leute. Di
Itiebl er uns nun weitern Aufschluss. Beim Prufa
hat man das Alles vom Chelidoniom nicht heransge-
hraeht ivon der Euphorbia auch nicht), weil g^erade kebi
VtittT Stigüüg itt Homhautflecken^ Thräneafistels,
Kcawm Staar, Leberauftreibung, Gelbsucht, Gallenstei-
ut»a elr. jcehabt habe (aber im Bachlein steht's j^e-
tt($hri0bea). Was man also durch Mittelprufang* nicht
fiiiiiut, hfiügt man nach HoLma so heraus, dass man,
VMU Aouiuierlichkeiten schliessend, sich einbildet, diese
^(It^r jcuo Pflanae wärde wohl dieses oder jenes Symptom
Onffinalßbhandlmifen^ ' 653
licrvorbriN^cii) wenn es nur an die rechte Person kävie,
Einen sicherern VVe|;) die Eigenthumlichkeit eines Mit-
lels f^u finden, giebt's wohl nicht I! HfiLoi« stellt ihn
tlessbaib in der obigeii Stelle auch neben Uahnjbbiank^s
lYeg^ der Mittelpröfun^, als den Schlüssel ziim andern
^heile« den ÜAHNBaiANN we/o^jEreiasscn^ — £r kennt seine
T'erdienste und weiss sie auch 2u schätseii, so wie er
-MreisS) dass andere Leute gar nichts nützen« bei mI^
eher Gelegenheit kömmt Hblbio immer auf Gall and
seine äussertiche Untersuchung der Schädel! Ja, bester
Herr Uoctor! Gall konnte doch die Leute nicht todt«^
schlagen, um ihre Gehirnbildung eii untersuchen und
daraus ihre Eigenthümlichkeit zu eutKiffern — er un*
tersuchte übrigens die üntwicklungsgeschichte des Ge-
birn* und Nervensysteatis an sehr vielen Cadavern^ wie scia
and seines Freundes G. Spurzheih grosses Werk: Ana<-
tomie und Physiologie des Nervensystemes und des Ge*
liirnes insbesondere^ hinlänglich beweisen, Onreh Un»
tersuchung der inneren Gehirndrgaae kam er auf die
durch sie bestimmte Formation des Kopfes« Von ihn
stammt ja auch die neuere Zergliederungsart des Ge*
birnes hern davon wahrscheinlich Hklbiq nichts weiss.
Also, bester Hr. Doctorl kam Gall "öon Innen nach
Aussen^ und von Kenntniss des Innern auf die Bedeo"^
tung des Aenssern und nicht umgewendet. Dabei kaatfl
ich auch nicht umhin, zu vermuthen, dass Gall zu sei*
nen Untersuchungen über den Bau und die Bedeutung
des menschlichen Gehirnes bezuglich seiner einzelaen
Organe wahrscheinlich JMenschenköpfe gewühlt, und
keine Scbweinsköpfe. ^) Wir wollen dessbalb zu un-
seren Untersuchungen auch menschliche Leichname wäh-
len.) und die Schweine onserm Collegen HaLmo über-
lassen.
*) Et ist ein höchst sonderbares Zusammentreffen, dassTnDKMANN,
cur Beit, ala icH in BeiMberg stntfirte (1820—24), die Seh&deliehre
verdiunnrte und Gall*s Tiieorie an etaem — — -Schwelaikopf e ad ab-
eurduai deaMttsirirte. — Ga«
HTOBA BA X. 36
8&I iM§im^mblmnähmfem.
Noch ein anderes Beispiel, wie man durch ScUieiM
TOB iosserer Erseheinonf; aof den Charakter der Mi
g^Xwikgtn könne, giebt uns Dr. Hbuug (pf. 111>-
An einer Kolik konnte Hslbig nichts weiter hem-
briojTsn, als dass das Kneipen um Mittag; naeUa«
nnd das Zahnfleisch leicht blute. Da kein Mittel ia
Nachlass seiner Symptome am Mittag hat, er aach Nu
oder Kohle nicht j^ben ma^^ (meinet %ve/B^en hat cA
wohl nicht unterlassen, und ich bitte den Versuch ad
nicht als nach antipathischem Principe eing^eleitet a-
gesehen), dachte Helbig, „da alle Mittel LieibkDeipa
haben, so wird es das Centaariam minus wohl auch habof.
Ohne Zweifel, Hr. Doctor! oder doch wenigstens etv«
„Aehnliches^S vielleicht Jucken hinter den Ohren, v»
mit Leipkneipen auch £:rosse Aehnlicbkeit hat«^ Co*
taurium aber wählt Dr« Helbig^ weil es Mittags <t
Bläthen schliesst. Das Medicament hatte der Apotlw-
ker aber nicht, und so ist es nicht ang:ewendet wordOi
was um der grossen Entdeckung willen, die hieriä
80 ingeniöse Weise hätte, gemacht werden konaa.
wirklich sehr zu bedauern ist. —
Aber,, frage ich, muss ein solches. Aufnehmen va
Indicationen tiioht das. hajjlloseste JBxperimentiren, du
bodenloseste Herumlappen in .dem Jffittelvorrathe n
Wege bringen? Helbig's Aehnlichkeitsprincip , wie er
es entwickelt hat, öffnet der ungebundensten, rechei*
schaftlosesten Willkühr Thür und Thore.
Wohin will Helbig die Homöopathie fahren, zu wel-
chem Undinge sie umgestalten? Und wessbalb will er
es denn wohl? Wahrscheinlich, um in seiner Weisheit
noch weit über Hahnemann hinausgehend, amniian hamÖO'
pathissimua zu seyn. Nun, die Ehre sei ihm vergönnt^
aber seine Erfindungen und Entdeckungen können wir
uns nicht aufhängen lassen.
Der Versuch, die Wirkung der Mittel, aus ihren
Aeussern und den eigenthümlichen Moment aus ihrer Na-
turgeschichte zu errathen, ist einer der iltesten Miss-
OH^inatabhandtungen, 5U
ipiriffe, die in der Medicin js(eniAcht worden, ond nach
Uahnkmann kömnit Einer, nnd will ons solchen Aber-
witz von neuem auftischen, ond diesen alten, durch die
Erfabrunjf^ als solchen bezeichneten, Miss^riff neben
Hahnbmamn's Mittelpräfuoji^en stellen! Das kWnf^i fast
fabelhaft Aber der Eij^endönkei ist ein übles Kräot-
lein ond der Müller von BrasMenheim hat's erfahren,
ivle's geht, wenn man dasselbe im Herzen sich aos-
breiten lAssi« — Schwalbenkoth macht nach Hblbio
nicht allein Flecken im AD;2:e, sondern er heilt sie noch,
aber das Krlotlein Ei/s:endänkel heilt die fibeln Symp-
tome nicht, die es herx'orbrin^t. Die hohen Herren
aber, die mit ihrer eif^enen Grösse und MaJestAt in dea
Palais wohnen, in denen man sie residiren lässt, damit
sie weder sich, noch Andeien schaden können, glau-
ben das nicht Auf William Hogarth's 8cenerie einer
solchen Assemblee macht der mit der Papierrolle vor
dem rechten Auge grössere Entdeckungen an der Zim-
merdecke, als Hkrschbl Je am weiten Sternenhimmel ma-
chen mag. Wollen-s ihnen die Leute widerlegen,
80 sagen sie: „das verstehst du nicht^^ (pg. 109), „der
Sache bist du nicht' gewachsen^^ (pg. 114), „das hast
do nicht tiefer- togfiffen^^ (^% 97 und 100) u. s. w., und
es ist ihnen glefchgihig^ ob sie einen Schusterjungen
oder einen Mann 'vor sich haben, der die Sache wohl
noch verstehen mag. Es will fast bediinken, als
seien manche hom. Schriftsteller diese Ausdrücke ge-
gen Aerzte der filtern Schule zu handhaben so ge-
wohnt worden, dass es selbst Einem und dem Andern
einfallt, sie auch gegen hom. Aerzte in Bewegung zu
setzen« Da fragt es sich wohl, ob ausser Helbig iauch
nur Einer noch den Sinn der hom« Heilmethode auf-
zofassen im Stande ist. Das ist wenigstens für Jene
rein HAUNEMANN'sche Homöopathie schlimm, sehr schlimm!
Widerspreche aber nur Einer so einem Manne! Da sagt
z. B. nach Helbio der Kriticus zu dem, der den Satz
anfstellt. Jede Krankheit hat ihr Heilmittel in der Nihe ;
86.
5S6 OriptmhikkaHMmgen.
riSüx ist aber ein Polyehrest, «iid ivielist doch Birii|
OsUfidien'^ (p^. 114). ,,UDd denkt noich obendrein, vk
Bu^Bie ihm ansieht, ,,er habe was Rechten fresijitv
An ihn wird ein Exempel statairt, er, Hblbiq, crkdt
seine 8ümme und sai^t : ^^Er bat aber nicht bedacht, im
die Contorten Aber die xanne Erde verbreitet sial, d
dass schon die Gent ianeea , eine Unterfamilie der C»
tortcn, von den Polarlandern bis zum Aequator imd m
den Ueereskusten bis nur Schneej^rense der Uocbgebtfxer
sich verbreiten, er denkt nicht daran, dann Tsased'
Isolden jichtdeutsch so viel heisst, als Polycbrestn
verdorben griechisch, er denkt nicht an Spi^elia, Hiudi'
gift, Oleander» VineetoxicoiD und die Aselepiadeea 0.8.1^.
Sieht diese Rede nicht dem Manne mit der Ptpi»!
rolle ganz ahnlich, und erinnert sie nicht an jene ml
HsBBL erzählte Antwort des Eineü der beiden Jusgo,'
die sich vor das Fenster wohlhabender Lente setita,
und ihr Stückchen trockenes Brod zu dem aas demZit'
mer dringenden lieblichen und einladenden Speisegendi
assen^ weil der eine Junge dem andern versieherieJ
das sei Kalbsbratengeroch? Auf die Frage: hast A
denn schon einmal Kalbsbraten gegessea? antwortet
der Junge: „Nein, aber mein Bruder hfitte einmal fut
welchen bekommen^^
Wir Leute, die wir die Sache nicht tiefer anfgefant
haben und nicht zum gehörigen Verständnisse der Ifo-
möopathie gelangen konnten, waren der Meinong, nit
der Anwendung von Surrogaten habe es sein Bewen-
den, und sie sei nur ein Missbrauch der altern Schale*
aber Helbig, der tief ins Innerste Wesen der Heilne-
thode gedrungen, setzt uns Leuten den Kopf znrecht!
Spigelia, Hundsgift, Oleander, Vincetoxicam und die
Asclepiadeen sind der Nux, die moschusartijs^n Prodode
einer grossen Anzahl von Thieren, so wie eine Blende
Pflanzen der verschiedensten Familien sind den Mo-
schus Sibiriens und dem Kampher Japans „snrregirt^
Wcr's nicht glauben will — Hr. Dr. Hblsio^ bat's ver-
ii .fiebert (j»f. 114)« Vielleicht meint auch et „obendreüi,
k ^r habe v/m Recbt's geshgt^K
t • U.
i . Das Contrarian^ sa^t Hblbig, ist nicht dorcbfäbrbar* —
I ^oferne er %'erlangt, dass zwei Dinjf^e, wie er sich ans-»
\ dräckt) „omnibos ex numeris^^ einander conträr seyn
I «ollen, hat er Hecht, allein am einen solchen Gegensatz
. bändelt si^h's in der Medicin nicht, sondern nur um ei-
nen Gegen^ats für gewisse Lebenssustände, in so weit
sie Anomalieen des gesunden Lebens sind. Dn Hslbio
fragt mich- (pg« 88) 9,ganK ernstliches v*s l^h wohl dem
JüSwillichtf dem Kngrosbändler, dem Wanduhrmacher
ie:egenäberstelle ? Ich aber antworte Dr. Hklbiq „ganse
ernsUich^S ^^^ seine Frage eine ganz unnütze Spitz-
findigkeit sei, die zu gar nichts führt. Für das Contra-
rium, das uns beschäftigt, giebt es keinen Zwillicht,
keinen fingrosbindler, keinen Wanduhrenmacher,, denn
sie kommen im Organismus nicht vor, sondern allge-
meine LebensBost&nde, für welche sich ungezwungen
€in Gegensatz hinstellen lüsst. Aus dem Grunde aber,
dass die Zahl dieser allgemeinen Zustände, den^n sich
ein Gegensatz gegenüber finden lässt, nur eine kleine
ist, muss auch »der Wirkungskreis d^rantipathischen
Methode ein beschränkter seyn, und eawird nicht schwer
fallen, die daraus resulttrenden Indioationen, d. h. Ein-
leitungen des Gegensatzes, kurz aufzuzählen.
Der Antipatluker hat kein Contrarinm für den Stich-
schmerz der Pleuresie^ den Druck der Pneumonie, die
brennend-reissenüen Schmerzen der Enteritis u. s. w.,
aber er hat ein Contrarinm für den allgemeinen Zustand
des an Entzündung, als an einem abnorm gesteigerten
Lebensprocess mit qualitativer Veränderung des Blutes'
(abnormer Cruorbildung) Leidenden, abgesehen vom to-
pischen Processe. Ein Zustand verminderter Lebens-
.thätigkeit mit vorherrschender lymphatischer Qualität
des Blutes ist ein Gegensatz für jenes Quäle. Der heis«-
sen, brennenden Haut, der allgemeinen Hitze, der
I nieht der angesehene Maller, bin ich nicht der unan-
i tastbare Malier, bin ich nicht der Maller aller Maller,
ii wenn meine Mahle schweigt, hört alles Mahlen anf, steht
% ja wohl der Müller von Kieinhausen als Gegensatz ge-
r! genöber, der in seiner Bescheidenheit dem Brassenhei-
\ iner schön aasweicht, sich für unbedeatend, übersehen,
I arm o.s. w. haltend. Einem eingebildeten, selbst durch be^
flcheidenen Widerspruch beleidigten und dann roitUnpas-
sentheiten und ordinären Persönlichkeiten zu Felde zie-
henden Autor, stellt sich wohl ein auf die Gründe An-
derer hörender und nur mit der Schärfe der Wissenschaft
seine Ansicht vertheidigender gegenüber. Einem Au-
tor, der sich einbildet, dass er mit den oben genannteil
schlechten Waffen seiner unstichhaltigen Idee, Eingang
nnd Glauben verschaffen und den Widerspruch zum
Schweigen bringen werde, stellt man wohl einen an-
dern Autor gegenüber, der, wenn er Unrecht hat, ein-
sieht, dass ihm Ausfälle nichts helfen werden, sondern
dass es Leute geben würde, die ihn widerlegen und
seine Gemeinheiten zurückweisen«
Sehen Sie, bester Herr Doctor, da fehlt's ja selbst
im gewöhnlichen Leben nicht an Gegensätzen, und
zwar an wirkifchen gar nicht, wie Sie sich auch fer-
nerhin überzeugen werden. Und so könnte ich Ihnen,
ohschon „pauvre wie eine Kirchenmaus^^ (pg. 113), doch
noch eine Menge Gegensätze aufzählen, die der ge-
sunde Menschenverstand, den Sie, obschon selbst Arzt,
den Aerzten, vielleicht auf besondere Argumente ge-
stützt, absprechen (pg. 81), nicht allein für notliwendig
halten, sondern für vorliegend ansprechen wird. Und
Sie wissen das selbst röcht gut, Sie hatten im Eifer
nur vergessen, dass Sie's wissen. Sagen Sie ja pg. 110:
Wo wir in der Natur auch hinsehen, überall ist ein
Schwanken zwischen Gegensätzen; sie sind der Grund
aller Spannung, alles Strebens und Lebens, jeder Thü-
Ügkeit und jeder Bewegung, sie finden sich in allen
nar denkbaren Richtungen u. s« w. Und weiter: „Ohne
fi0O Orijinuiabkmnälungfn.
GegeoMta^ist keiae Bewegmc^ kein ForUchreiteD mi^
lich^ 80 wcoiic iB der fflecbanischen and or/rafliseltci,
al« in der geifUxen und wiaAenecbafUichen Weli^*, S^
ben JSie, lieber Herr Ooctor, da habe ich Sie ja, ,,e coi-
ceesi^^^ Und dabei sind Sie über die Kritik so kii,
die, weil sie nicht nach Ihrem Wunsche, „nichts taugt iil
dam Weitergehen der Wissenschaft nnr Fesseln anlegt^
während Sie doch lehren ^ dass ohne Ge/B^iisat2b asch
in der ceistigf^n und wissenschaftlichen Welt keiu Fort-
schreiten möglich ist. Sehen Sie, Herr Doctor, Sie
müssen sich nicht so argern, es wird sich schon jcebc»
„Es handelt sich ja^S ^^^ ^^^ PK* ^^^ wissen: „UelKir-
all in der Welt um weise Benntzung von Gleichiiat
und Gea:ensatz^^
Würde zur Handhabung; de^ antipatbiscben HeilppS'
cipes die Feststellung von Gegensätaen in der Art
nötbig seyn, wie der Homöopath, besonders Dr.
Haubig, die Aehnlichkeit auffa^st, d. h« einzig nir
nach der äussern Erscheinung, ao wäre für viele fi^
scheinungen gar kein Gegensatz zu finden; aber es ist
ja Eigenthnmh'chkeit der antipathischen Methode^ lU-
gemeUie Zustände aufzufassen, und allgemeine Indici:
tionen zu stellen. Das müssen Sie im Auge behaltei)
wenn Sie sich Einsicht in diese Heilmethode und in ihr
Princip verschaffen wollen. Aber Sie müssen ja immer
Neues erfinden und haben keine Zeit zum liernen des-
sen, das da gefunden ist. Ihnen wird es doch hoffent-
lich nicht, wie C« Hebino geben, der auch vor lauter
Neues- Erfinden nichts erfanden hat, da Sie „wenig Zeit
haben, und die Sie haben, lieber zur Schaffung von et-
was Neuem verwenden ^^ Cpff* 104)* Es ist was Schö-
nes um einen Dr. Uelbig, der Neues schaffen kann, so-
bald er nur ein Bischen Zeit übrig hat! Schöpfer za
seyn, fst die höchste Ehre, ihm gehört, dem Gottabo-
liehen, die erste Stelle!!
Oa ist's denn auch natürlich, dass die Leistungen
Anderer gegen die seinigen gänzlich in nichts zerfallea.
OrHfinaMhandhmgen. 86t
K So geht es unter Anderen dem armen Dr. Louthal^
I .der in dem Walin aiand, er tra^e auch das Seme bei,
' wenn er bereits Gefqndenes weiter ^ronstatire, Manches
i nüher kq bestimmen sache, and oberhaopt Hittiieilonjir
i mache von dem, was er erfahren^ j;Ieicli£iltij^9 ob es
ii Nenes s^i, oder nicht»
i Der arme Maan ^^eiss von all den Mittein nichts, von
I denen Andese nichts Jaat werden liessen^S „Niemand
hat auch noch Heilnngen mit Salpeter and Schöllkraat
er;(ahlt, ausser Helbio^S <<nd weil Niemand sie en&ählt,
darum weiss auch I^oBKTUiiL atcbts von ihnen*
Wie ich das lese, nehme ich zufällig, oder auch nicht
2nf|lli£, ein Kleines Büchlein vom Bücherbrett herab,
fast das einsi^e, was ich aus dem pharmakodynami-
aehea Naehlass der Alten habe, da ich dieser Seite der
Allern Medicin meine Aufmerksamkeit nicht zugewen-
det «^ und siehe — da finde ich Helbig's ganse^e Weis-
heit und. Scböpfnng oberes Schöllkraat, ,, davon unsere
8Q|penannte Botanik sich nichts trUumen lässt^^, und
über seine Wirkuog*, ,,von der noch Niemand erzählt
l^at^^ Hblbiq sagt: ,> Schöllkraut bläht auf, wenn die
Schwalbe kommt, und vergebt, wenn die Schwalbe
geht, darum heisst es auch Schwalbenkrant Cx^hdotr,
Hirnndo, „„Die Schwalbe heilt sich mit Schöllkraat die
bösen Augen^^^S ^agen die Alten^^ In dem Büchlein
lese ich: „Chelidonio autem, vel si mavis Hirundinariae,
avis hirundo, quae Graecis x^^^^^ov vocatur, nomen indi-
dit, vel at autor est Punius, quod hanc primum invenit,
et ea oculis pullorum in nido reslituit visum, ut quidam
tradunt, etiam erulis (?3, vel quod floret adventu hi-
rundinum, discessuque commareessit: id quod de minore
vere dicitur^^ IJnd „chelidonium hinindinum adventu
florem excitat, atque adeo deinceps toto vere et aestate
Aoret^^ HifiLBiG: „Schöllkraut wächst an Mauern und
nar in der Nahe menschlicher Wohnnngen^^ ;,Nascitur
in opacis et parietinis^^ I1elbig:'„Es wirkt auf die
Leher, es wirkt resolvendo; es heilt den Icterus hepa-
tins, die Gdbraeht etc.^^ und ,,Zwiinsi^ können du
Miltel nehmen nnd bekommen keine Hornhnutfleckeo,
Tiirinenfistel, prnnen Slnnr, Lebernnflreibnn/B:, Gelb-
sucht, Gallensteine n. s. w/^ Aber im Büchlein steht
an lesen (nnd eben darom nveiss es Dn Hei^big!): ^Sa^
cos Chelidonii — contra ocalorum calig^inem potest Ra-
dix — refi:iu morbo medetor'^, und ^,Succns ejus ad acoen-
dum Visum commodus est, ntique in qnibus crassum qai-
dam in pupilla collig^itur diseussione indio^es. Usi sunt
quidam radice ejus ad raorbum regium e jecoris obstro^
tione proficiscentem (ex Galbno)^S nnd „Saccus ejos
cum melle calices, nubecnlas, bbscnritatemqae discotit,
cicatriees extenuat. Albu/s:ines etiam jumentomm (ex
Plinio)^^ Trösten Sie sich, Herr Doctor Lobuthal,
der Schöpfer hat auch nichts Neues geschaffSen ! Er hat
nur einen alten Rock aus der Höstkammer g^eholt, ihn
ein Bischen modernisirt^ und ihn uns als etwas gani
Neues^ von ihm Geschaffenes, verschacherii wollen. Das
Bdchlein aber, wo man Hblbig's Weisheit findet, heisst:
„De historia slirpium commentarii insig^nes ; Leonharto
Fuchsig medico aotore. Lngduni MDXLVll^S Aach
noch in Ldtni&'s Mat. med., herausgegeben von Schreber
im Jahre 1787, finde ich bei Chelodonium: ,,Usus^*: Jc-
teru»^ Cachexia, Hydrops, Tabes, Oedema, Herpes,
Pterygiufiu
Also ffiebt uns auch Helbig manchmal etwas Altes
fär etwas Neues. Es unterscheidet sich indess JLobe-
THAL^s Mittheilung von der ÜELBiG'schen durch zwei
Umstände. Einmal, dass Lobetual schon Dagewese-
nes nicht für Neues ausgiebt, was Helbig thut, und
dass das Mitgetheilte einen sicherern Grund hat, als
das HELBiG^sche, das auf das „veteres dicunt^^ basirt
ist. Am Ende passt auf Helbig's schaffenden Geist das
bekannte Motto: ^,Was wahr ist, ist nicht neu, and
was neu ist, das ist nicht wahr^^
Was die Beweisfäbruns: Dr. Helbig's für seinen Lieb-
OriginälabhaniUunyen. 568
lings-Satz betrifft, so habe ich g^ezelgi^ üass seine. 3
Beweise keine sind, und zwar:
1) Weil alle geprüften Mittel je nach der Anwen-
dnngsweise entweder nach Aehnlichkeit oder nach Ge*
^ensatz, oder auph wohl nach dem heteropathischen
Principe heiled; die Annahme also, als heilen sie nar
nach Aehnlichkeit, falsch ist;
2) weil sich ferner der 8chluss nicht rechtfertigen
l£sst, dass, Falls auch wirklich jedes Medicament ein
oder einige Symptome hervorbringen könne, die einem
Falle ähnlich sind, den es geheilt^ desshalb aach alle
übrigen Fälle, in denen es geholfen, nach Aehnlichkeit
gehoben habe;
3) weil das Contrarium^ wie bei Heilungen in Frage
kömmt^ recht wohl durchführbar ist, das Aehnlich aber,
wie es Helbig hinstellt, von nichtssagender, grenzen-
loser Weite und Leere ist, das aller charakteristischen
Merkmale, daher auch jeder Begrenzung ermangelt»
Oa werden Sie, mein lieber Herr Doctor, für IJur
neues Evangelium, wenn Sie es nicht blos durcb
Glauben fundiren wollen, andere Beweise beibringen
müssen, sonst werden Sie kaum einen Anhänger, ge-
schweige denn einen Apostel finden — und das wäre
doch Schade fuFa Opus operatu^n« Ich aber habe mir
diesmal die Muhe gegeben, Ihr Evangelium e concesHi
in den Sand zu setzen.
(ScMuss folgt im nächsteo Hefte.)
564
Gefälligit w beaehteuIII
Meine jc^'chrten Correspondenten im Köniofreicli Preus-
sen ersuche ich höflichst, aaf Briefen an mich, der
Adresse zu ^^KarUruhe^^y j^efälii^st ^jim Grovk
Baden'*' bei%ufüxen, indem sonst, wie mehrmals j^esclie-
hen, die Briefe nach CarlMruh in SctUeHen laufen. -
Dr. CrBiESSELICB,
Die sammtlichen, zum pharmakodynamischen Reper-
torium zu benätzenden Zei/«drAr{/7en sind nun besetzt. -
Ans der Verlasi^ensehaft des verstorbenen Assisleat*
arztes Badmann za Appenweier im CTrossh. Baden \M
eine Anzahl Bficher dem Verkaufe aus^t^setzt ; daroiHer
Hahnemann's ehron. Krankheiten (1. Aus/etO? Orgmf
(4te), Hartlaub syst. Darstellung (9 Bde.j, dcM
Tabellen, Hartlaub und Trinks r. A. M. Lehre, Rat-
manm's Therapie acuter Krankheitsformen C1- Aus;;.)i
Jahres Handbuch (Ite), Rückert's verschiedene Werke,
Raü's Werth (1824), Rummel, die Hom. von der Licbt-
und Sehattenseite, Weber's Darstellunji^en, Archiv von
Stapf, Bd. 1 — 15, Hartlbub und Trinks Annalen,4
Bände, Hy^ea, 10 Bde.^ Universallexicon von Andral
etc., Werke von Conradi, Bertbold, Burdach, Gbigir,
CooPER, Reil, Sprengel, dann verschiedene Journale. —
Auskunft ertheilen Asse^ssor Eimer zu Lahr im Breis«
^au und Dr. Griesselicu in Karlsruhe, an welch letz-
tern alle dessfallsigeu Briefe durch BachhSndlernfelef en-
beit j^erichtet werden wollen. Die Bucher werden sehr
wohlfeil, und in Partieen noch wohlfeiler verkauft.
B
REGISTER.
i. Allgemeines,
^cid. pyrolignosam, Versnche
des Dr. F. Haller damit, 388.
— finlphnr.^ Vergiftung, 392.
Jkoonit. Nap.: Vergiftung, 393.
Jkderlass, Aber ihn in acuten
Krankh.) S9Ö^
Agaricus moacar« , Wirkungen
dessen nach v. Kbapf, 398.
Algier, Untersuchungen der en-
dem* etc. i^ankheiten daselbst ;
Auftrag fär die Algier^sche
vrissenschaftl.Commission, 64.
Aloe in Bier bewirkte Bluter-
brechen^ 398.
Ainblyopia : Rutä, 93.
Ammen, mur. : Intoxication da-
mit nach Dr. Ocmpeet, 399,
Anatomie, pathologische) ihr
Verhftltniss zu der specif.
Methode^ nach Dr.HAMPE, 1 ^ —
989.
Anenr^rsma aort», 605.
Angina oat: Alumen, 398.
— babit«: Kaltes Wasser, 408.
Anthraeokali, nach Dr. Polta
in Flechten^ 404.
Anthrax bei Menschen: Cam-
pher, 453.
— bei einem Ochsen, mit An-
tbracin geheilt, 348.
— bei Schweinen^ durch An-
thraxstoif geheilt, 348»
Apoplexie, zur Diagnostik und
pathoL Anatomie ders.^ nach
Dr. Hampe, 124.
Aphthä Infant.: acid. mur« 387.
Arsenik- Vergiftung, 421, 424.
Arsenik, Wirkung desselben
nach Dr. Neumann, 421.
Arthritis, Ansichten des Dr.
Hampe darüber, 113.
Arzneibereit. nachApoth. Gbu-
NER, Vorschi., die Verreib, etc.
mit 6 oder 10 zu 9Ö oder 90
zu machen, 267.
Asthma convuls.: argent. nitr«,
415.
Atrophia medullae spin., 71.
Auscultation bei l^hthisis; Er-
gebnissnachDr.FouRNET, 109.
Balsam» peruv«, Wirkung nach
Necmann, 432.
ses
Regiifer.
Baam wolle, kardfitschte, bei
Wanden von Vesicantien, 432.
Belladonna, zu ihrer Pbarmako-
dyn., nach Dr. Mabtjn, 322.
— : Vergiftung^ 439, ff.
Blas einer tollen Katze: Wein-
eaaig, 386.
Boletus Satan. : Wirkung nach
I^ENz, 437.
Brom , Wirkung nach Dr. Hbi-
MERDINGER, 439.
Bnbo sypbil.: Garbo an., 62.
Caloarea hydroanlpbnrata, als
Mittel, Haare wegzunehmen,
462.
— snlphurata^ zu ihrer Pharma-
kodyn., nach Dr. Martin, 323.
— zu ihrer Wirkungssphäre,
869.
Cardialgia: Bellad., 604.
Catarrhus vesic* urin.: Bals.
Cop., 431.
Cephalalgia: Arsen.: 66; bis.
Cerebri affectiones, von Dr.
RuFZ in Paris beob., 74.
Cholera as.: Garbo veg. 466.
— infant.: Arsen., 64*
Chorea : kaltes Wasser, 408.
Chrom, Versuche von Berndt,
468.
Colica Saturn.: Kaffee, 466.
Combustio t Argent. nitric, 416.
Cordis morbi: Pulsatilla, 366.
Coniin, Versuche von Dr. Pohl-
MANN, 467.
Conium, zu s. Wirkungssphäre
nach Dr* Käsemanit, 369»
Convulsiones bei einer Fm.
Wochen nach der Niederi»
Belladotina, 347.
GusME^sches Pulver, Vena
an Kaninchen von Dr. Ki
MER, 470.
Gosmetica aus Sablimat^ H
muth ; Schaden derselben, 4
Greosot; Wirkangsspbire
Brustkrankheiten nach 1
Mampe,471.
Cuprum acet, Vergiftung, I
— , s. auch Kupfer.
— , zu seiner Wirknngssplril
362.
— erregt nach Nechanii 1
Epileptischen hanfig^nächtik
Samenergiessungen, 472.
— sulph., zu seiner Pharmak
dynam., nach Dr. Martin, H
Datnra Stramonium, zu seil
Pharmakodyn., nach Dr. l«
BETHAL, 260.
Delirium Potator. : kaltes Wa
ser, Übergossen. 409.
Diarrhöa habit.: Jalappa, 477.
Dysenterie, zur Diagnostik ■
patholog. Anatomie ders. na
Dr. Hampe^ 118.
^lectropunctur, Versuche in i
Gharite zu Berlin, 475.
Entzündung; Bemerk« darflt
nach Dr. Bicking, 268.
Epilepsie; ihre Ursachen na
Dr. Hampe, 303.
-- : Beilad., 434 ff.
— i Ignatia, 62.
Febris gastr,: Acid. mur., 387.
Begister.
5«?
Febris intcfrm., Ansicht des Dn
Hampb über daal., 103.
— — vern. atypioa: Sabad.^ 93.
— nervosa stnpida^ Bpidemie in
8onneberg, naoh Dr. Schlbit
CHE&, 383«
, — petedüalis: aoid. mar.^ 387.
, Fistel naeh einem Abscess am
8ehenkel : Jod, 484,
Fis^tala scrofnl. an der äussern
Brost: Jod, 483.
— nria., 4f 0.
Flaor albufl^ beding durch ein
eisemes Pesaarinm, 131^. ^
Froacheyer, Versache über Be-
fhichtong derselben mit ver-
dünntem Frosohsamen, 490.
Fuchs crispus; EsEas sah dar-
nach in Hek^k die schnellste
Brsohdpflnng, 476.
Fnngi venen«, Antidot nach
Ghaübarbl, 476.
Foror aterin.: Canthar«: 465.
Gaben^Össe, flber^ nach Dr.
KrAmbb, 608.
Gattfraena palmmi., 590, C
Gastro-entoritls, znr Diagnost
und palhel. Anatomie, nach Dr.
Hampb^ 07.
ßastrit» chron«, zurDiag. o. pa-
thoLAnat, n. Dr. Hampb, 107.
Ofanatbanm, •• Punica.
Granati Cort«^ bei Bandwurm,
oaeb Dr. MOBLsinBiN, 380.
Grippe, Epidem. in Lidb, 349 ff.
Guajae, Wirkvng bei Hantemp-
tlMcn und Geschwüren (meist
sjrphil«) der Neger, 477.
IIYGBA, ML X.
Gummischuhe rufen unterdr.
Fnssschweisse hervor^ 477.
Haemoptysis der Pbthislker:
MUlefol., 88.
Hämorrhoidalbildungen in der
Lungcnschwinds. sind meist
secnnd. Folgen des Lungen-
leidens^ 287.
H&morr holdes, entzündete Kno-
ten : Nux vom.^ 340.
Hautkrankheiten und ihrespe-
cif. Behandlung, nach Dr*
SCHRÖN, 150.
Heilanstalt, über die Leipzi-
ger; was Dr.KcBTZ davon auf
der Versammlung am.10. Aug.
1838 sagte , 961.
Heilmetboden und ihr Verhält-
niss'zu einander; nach Dr.
Martin gegen Dr. Scnndiv, 314.
Heilprincipe^ die drei, naeh Dr.
ScHRÖN gegen Dr. Helbig, 597.
HeradeumSpbond. beimWeieh-
selzopf^ nach Dr. Rosenberg,
389.
Hernia incarc«: Bellad«, 433.
Herpes, von gestörter Menstr.:
Beilad., 841.
— scroti: Hepar sulph., 459.
Herpesform. : Antbracokali, 404.
Homöodynamik,nach Dr. Weiss,
968.
Homfiopathie, Princip derselben
nach Dr. G. Schmid, 91 ff.
— , die, und die Homöopathen in
Wien, 940 ff.
— y ihr Verhftltniss nach Dr.
Frank geg. Dr. Arnold, 307 ff.
37
568
RegiMter.
Hydrargyrofiis : Jod, 485«
Hydrocepbalua acutos, von Dr.
Dance, 76.
Hydrops, über die ihm zq Grunde
liegenden Krankh. - Zustande,
nach Dr. Hampe, 304.
— : Aomm mar, nach Wendt,
431,
— renom: Cochlearia Armor.^
465«
— aaccat.: Colchicum, 466.
Hypertroph« uteri : 8almiak, 399«
Heas : kaltes Wasaer, 408.
Indaratio ond Hypertroph, me-
dnlL spin., 71.
Jodismns, 479.
Jodiom^ Wirkungssphäre nach
Dr. LOBRTHAL, 84.
Jodiom, zn seiner Wirknngs-
sph&re, 477.
Iptoao., Wirkungssphäre nach
Dr» Lobethal, 84.
— , zu ihrer Wirkungssphäre,
369.
KaU hydrojod. , Wirkungs-
sphäre, 481.
Kopf- u. Filzläuse : Chlor, 468.
Krankheit, über, nach Dr. G.
SCHMID, 36.
Krisen, über falsche, nach Dr.
SCHBÖN, 516.
Kupferarsen.: Vergiftung, 472.
Lachesis, zu ihrer* Wirkung
nach Dr. Lobbthal, 86.
Laryngitis chron«, 174 ff.
Leber, Krankheiten derselben;
Antheil der Blutbildung dabei,
986«
Luftentwicklan^^ in den Wcpi
des Blatamlanfefi, plötzlkke
Todesf&Ile dadurch^ nach Ol-
LiviEB etc., 83.
Lycopod., zn dessen Wirkungi-
sphäre nach Dr. Lobby&al, 8&
Magengeschwüre, runde, sack
Dr. Hampb, 181^, Nota.
Magnesia mar«, Wirkungs-
sphäre nach Dr. Lobbthal, 86.
Maul- und KlaaenBeache )m
Rindvieh und den Schweinei:
Schwefelsäure, 349*
Medicin, Stellang^ derselben nr
Wissenschaft und Gesetag«-
bung, 610.
.MeduUa spin., Krankheiten der-
selben, 70.
Menstruation , die verspätet«
Entwickl. ders. als ursäebL
Moment, 288.
Menstruatio nimia : Bellad. und
Arn., ^S.
Mercur«, Wirkungssphäre, 68.
Metrorrhagia; Pulsat., 86.
Morbi psyehici, ihre Ursadiea
nach Dr. Hampb, 303.
Morbilli in Tübingen, 333.
— , Ergebnisse von Leichenöff-
nungen^ 337.
Morphium acet, endermatiseh
gegen Keuchhusten angewen-
det, 266.
Neuralgiainfiraorhitalis: Pnlsa-
tiUa, 82.
Neuralgiaischiad« : Arsen», 57.
Nubecul. corneae: Aur« mnr«,
431.
Nn vomioa, Wirkungsspbftre
nach Dr. Lobethal, .88.
— — , zu ihrer Pbarmaködyn.
nach Dr. Martin, 391.
Odontalgia gravidar.: Magoes.
carb., 86.
Opbth; gonnorrh«: China, 457.
— neonat: Argent. ni(r., 418«
— ; scrof.: China, 457.
— sorof.: Conium, 465.
Opinm, Wirkungssphäre nach
Dr« LOBETHAL^ 89.
Palpitatio cord.: Alunien, 399.
Paralysen, ihre Ursachen^ nach
Dr. Hampe^ 309.
Paralysis extrem, inf.: Arum
macul. (?); 499.
Paralyse einer Gesichtshälfte:
Cansticum in starkem Gaben,
von Dr. Vehsemeyer gegeben,
81.
Pericarditis ; znr Diagnostik
und pathol. Anatomie dersel-
ben, 17.
Periostitis der Tibia: Mezer.,
473.
Peritonitis ; zur Diagnostik und
pathoL Anatomie ders., 19.
— « tubercni.^ zur Diagnost. und
pathol* Anatomie ders. nach
Dr. Hampe, 193.
Pessarien, über, nach Dr.
8chrOn, 139.
Petrol., Wirkungssphäre nach
Dr. Lobethal, 89.
Pharmakopoe, neue hom.; Co-
mitö zur Ausarbeitung ders« ,
967.
Regkier. S69
Pharmakotechnik^ zur, nach
Dr. Krämer; ausser Tinctu-
ren sind auch Extract. , Blit«
tcr etc. anzuwenden, 609.
Phosphor, Wirkungssphäre nach
Dr. Lobethal, 89.
Phthisis laryngea, nach Taocs-
SEAU und Belloc, 174.
— pulmonal., bei Brastbe-
klemmung Phthisischer pal-
liativ Nitrum., nach Dr. Lo-
BETUAL, 88.
— tubercul. : Kali carb., nach
Dr. Lobethal, 85.
nach Dr. Libebt, 69, 167.
Pityriasis versic: Mezer., 74.
Piatina, Wirkungssphäre nach
Dr. Lobethal, 90.
Pleuritis 5 zur Diagnostik und
patholog. Anat« ders., 15.
Pleuresie, 619, 693.
Pneumonie ; zur Diagnost. und
patholog. Anatomie ders., 11.
— , 60 ff.
Polysarcie mit Anasarca, nach
Dr. Centamori, 166.
Prolapsus uteri, Hamilton's und
ScHRöxx's Vorschlag, 131 ff«
Prosopalgia Foth., versch. Mitr
tel, 498 ff.
Psoriasis scrot«: s. Herpes.
Psoric», Wirkungssphäre nach
Dr. Lobrthal^ 91.
Pulsat., Wirkungssphäre nach
Dr. Lobbthal, 90,
•MUtt. In.
iiHUNniht«4ilii«iiiil. :. $tiJI|<icr-
VHrtKü K^iMnit^ Iftmir^ I74.
; ^'rlvt^pREfU^ «ach
$^NrWt : etwa «fti Arte«., ei.
$eoaIe coniL« Wirkaa^^phire
■ach Dr. LoasTttAU t^
Sepia. \Virk«Bj^$spluUre nach
Dr. LORKTBAL« 91»
«— ^ xa ihrer \Virkaoj[8sphire,
ftilieea, Wirkoagssphire nach
Dr. Lobethal, 9&.
-^1 ÄU ihrer Wirkaa^^piiire,
900.
Sfiiffelia, WirkBogsapfairemdk
Dr. IjaaxTtuLLj 96.
Spoogia, jEQ ihrer Pharmako-
dyo. naeb Dr. L<obbthal, 259.
— , an ihrer Wirknug^ssphare,
361.
Sqallla marit, zu ihrer Pbar-
■akodyn. nach Dr. Losethal,
t59.
StaDBom, JBQ seiner Wirknngs-
sph&re, 360.
Stomacaee: Jod, 485.
Stma : Brom, 460.
Solphur, Wirknngaspliftre naca
Dr. LOBKTHAL, 95.
— <i %n seiner Wirkongssphare,
359.
Syphilitische und Merourialge-
I schwöre, Diagnose ders. naefa
Dr. 8AGBSK9 ±28.
8yphilis 5 Jod in syphil. Krank-
heiten, 485 ff.
Tahes mesenter«: Arsen.^ 349.
Taenia: Aspid. filix mas, 430.
Tapirfett, nach Dr. Mchlkäbkik,
381.
Tetanns :Electricitas, 475.
Terebinth. ol., zu seiner Phar-
makodyn. nach Dr. Lobsthal,
260.
Thnja occid., zn ihrer Pharma-
kodyn. nach Dr. Lobkthal,
960.
Tnbercnlosis, zar Diagnostik
nnd patbol. Anatomie ders«,
Bach Dr. Uampe, 119.
Taa3is convalaiva^ Epidemie in
Lieh ; verschied. Mittel, 369«
Typhus und verwtndte Krank*
heitszostinde nach Dn Hamfb,
ao4.
— abdomin., zar Diagnostik nnd
pathol. Anat. dess. nach Dr.
Hampe, 116,
— — mit Darmblutung, 339.
: aoid. mur., 387.
•— — : argent« nitr.^ 418.
— — t Bryon. und Arsen, im
Wechsel, 338.
.. — nach Dr. Vehsemkteb^
Phosphor, Carbo und Arsenik
die Haaptmittel, 77*
Vlcera aton. pedis: herabfal-
lende Donche mit kaltem Was«
ser, 409.
— mercur: Cnprum sulph« als
Kauter.^ 473.
Ulcus pbagad. oris: Arsen., 57.
Urticaria, von Bals. Cop. be-
dingt^ 431.
Vaooination mit Pockenlymphe
von Schaafen, nach Dr. Iva-
Novics, Ä67.
Yaccinestoff, von Dr. Lbnormanu
einem Kinde innerlich gegeben,
68.
Yario^M. .1
Yenüseotio bei Pneumonie, fii*
Yeratrum album, seu seiner
Pharmakodyn.^ naoh Dr. Lobb^
THAL^ 260.
Yerein, schlesischer, für sperif.
Heilk«, 264.
Yersammlung hom. Aerzte in
Leipzig, Einladung dazu a^
10. Aug. 1839, 384.
Yinca minor, ihre Wirknngan
beim Weichselzopf, nach Dr*
lioSBNBBBG, 382.
Yods morbi, 174 ff.
YolvuljDs^ 20*
Yulnus gangraen.: Carbo vcg.|
456.
Weben, falsche: Seeale corn.,
68.
WiBSECKB, Dr. in Paris, wegen
Selbstdispensiren vor die Po-
lice correct. gestellt^ ^ß,
Zink , die HABNBMANN^sohen
Symptome bei Gelbgiessern
von Dr. Hampb bemerkt, 118»
Zona auf der Brust : Rhns^ 8t;
//• Der angezeigten und recensirten Schriften und
Journale^
Allgem. hom. Zeitg. Bd. XIII.,
Dr. Lobbtbal's pbarmakodyn.
Arbeit, Krit. von Dr. Schbän,
Bd. XIY: 150.
Bd. XIIL und XIV.,
Krit. von Dr. Scurön, $^59.
Archiv von den DD. Stapf und
Gross, XYIL 2. Heft, Krit. v.
Dr» Gbibssblicu, 380.
Arohivcs de la m^d. homöop^^
Krit. von Dr. KIBSGBLBUF.R, 64,
166, 269.
ne§IMw.
Duji, Dr., Andohtea über die
«peeli; CnnMÜiode, Krit. von
Dr. GmiBMBLIGH, 87d» .
CNwTtoHALK ondNASis, Samm-
loBg snr KenntiÜM der C^-
him - und Bflokenmarks*
Hackka and Hohl, DD., med.
Argoe, Ans. v» Dr GnixesK-
UCB, tSl,
imä»MM, Dr., HomOop. pmctiee
•f Medioine, Anzeige v. Dn
GniBMKUcH, t78.
Kbonska, V* N^* DiMertatio in-
nng. med. de medico eectli
tribne«.., Anz. v. Dr. Ghibs-
•SUCH, 978«
KoHTZ, Dr, etc., Offenes Send-
eehreibea an Hrn. Dr. Jus,
Ans« ■ V« lir» Obiuskligb, 171.
OsTEBRiEDER, Dr., Quaestio ifl-
aognr. über den Geist nnd Sinn
des HAHNBMANN^schen Heil-
princips, Aius. v, Dr. Griks-
8ELICH, f78.
Sachs, Dr« J. J., med. Alma-
nach für 1889, Anz. v. Dr«
' Griessbuch, 184.
Troüssbau and Belloc, praJU.
Abliandlangen über die Kebl-
kopfschwindsacht eta, Krit v.
Dr. ScHRöN, 104.
Vbhsbmbter, Dr., Jahrbücher
für Hom., Bd Lf Hft », Ifrit,
' von Dr. Koch, 77.
HL Der Originalartikel tmd Origitialnotizen.
Arnoli», Prof. Dr.., Befk'achtang
der Froscheyer durch ver-
dünnten Froschsamen, 490.
Blwbbt, Dr., Berichtigung, 188.
g'iUkNK, Dr., 2U dem Aufsatze
des Hrn. Prof. Dr. Arnold in
Hygea VIII. 361 ; — 307.
GRIB8SBL1CH, Dr., Offener Brief
an Dr* Bisbnmann, 189.
Brief an Dr. Schbön, «40.
Hampb, Dr.Ci., über Vereini-
gug der pathologisch-anato-
giiM)ben Diegnostilc mit der
\ifML Heilmethode j 1, 97.
Hampe, Dr. €1., über die Noth-
wendigkeit der pathol. - anat.
Diagnostik etc.^ 989.
KlsEMANN, Dr.^ Miscellen, 98^.
— , Mittheil, aus der Praxis, 349.
KrAmer, Dr., Mittheil, aus der
Praxis, 495.
Martin, Prof. Dr., Erwiederung
auf die Bemerkung des Hrn.
Dr. ScHRöN etc., 314.
Müller, G. Fr., Mittheil. aus
der Praxis^ 333.
— , Magister J. 0., die Wur-
zelrinde des Granatbaums, 137,
193.
Rejfiiter.
WS
Rau^ Hofirath Dr., Sendschrei-
ben an den Hrn. Red« der Hjrg.,
37i.
RicHTEB^ Dr. C. A. W., Schrei-
ben an, die Red. der Hy^ea,
187.
ScHsvE, 6., yerstfindigang,211.
ScHMiD, Dr« 6.^ Gmndzüge des
Princips'der Hom. etc., 1^1«
ScHRÖN, Dr.^ kleiner Beitrag
zur vergleichenden Therapie,
60.
ScbbOn, Dr.^ MimeUen ana dg.'
und fremder Brfkhr. etc., ItSi»
— > üb. falsche Krisen etc., 51ft..
— 9 es giebt drei Heilprindpo;
gegen Dr. Helbig, 597.
Sbgin, Dr., verschiedene Iffit-
tlieilnngen aus der irztliöheA
Praxis, 64«
Wbbbbr^ Prof. Dr., einige
Worte über die StelliiBg der
Medicin zur Wissensdmft nnil
Gesetzgebung, 610«
I
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