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Full text of "Hygea; Centralorgan für die homöopathische oder specifische Heilkunst"

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at|http: //books.  google  .com/l 


.  I 


HYGEA, 

Zeitsehrlft 

besonders  für 

speelflsebe  Sletlkuiisi 

Nebst  einem 

kritischen  und  pharmakodynamischen 


Unier  MUwirhunff  eines  Vereins  von  Aerzien. 

Redigirt  von 

Dr.  a»  <Bs&s}ftSJSSBabs<BaB9 

Gff«}Mhfnoflirh  B«dudi«m  RegimenlMrste,   venchiedener  in-  und  ausUnduicli«ii  WMMcniieluiftL 

VcnuM  und  GeMllaehafien  Milgliedc 


X.  Band. 


(SASlQiSIBiriDIBd  1839. 

Druck  und  Verlag  yoii  CH.  Tu.  OB00& 


/    . 


S  Originalabhandlungen» 

pathen  verachteten  die  Diagnostik  und  die  patholojD:ischen 
Anatomen  vernachlässigten  die  Therapie,  nnJ,  wie  mir 
dankt,  beiderseits  mit  einigem  Rechte;  denn  die  Einen 
sahen  immer  noch  die  alte  Diagnostik,  die  Anderen  die 
alte  Therapie  vor  sich.  So  geht  nun  diese  Umgestaltung 
der  Medicin  fort  und  fort  und  doch  wollen  die  Meisten 
nichts  davon  wissen,  sehen  immer  nur  einzelne,  leicht 
ajiszuföllende  Lucken,  glauben  immer  noch  in  dem  Buche 
aller  Bücher,  in  der  Bibel  der  Aerzte,  im  Hippokratks 
Alles  zu  finden,  beobachten  fleissig  den  chamäleonischen 
Genius  epidemicus ,  bilden  sich  die  Krankheiten  in  ih- 
rer Phantasie  und  wissei^  sich,  über  die  allseitigen  Gah- 
rungen  damit  zu  trösten,  dass  alle  anders  Denkenden 
nur  äiecten  sind,  nur  Schmarotzergewächse  auf  dem 
ewig  grünen  Baume  der  Wahrheit  Sie  verkennen  gan^ 
die  allgemeine  Entwicklung  der  menschlichen  Erkennt- 
niss,  welche  nach  bestimmten  Gesetzen  fortschreitet, 
nnd  wobei  die  einzelnen  Menschen  nur  als  Werkzeuge 
dienen.  Eine  Idee  reiht  sich  an  die  andere,  sowohl 
beim  einzelnen  Menschen  als  auch  bei  der  gesammten 
Menschheit  Kein  neuer  Gedanke  entsteht  aus  sich 
selbst  ScHfBLLiNG  Sagt  zu  wenig,  wenn  er  behauptet, 
nor  alle  Jahrhunderte  wurde  ein  neuer  grossartiger 
Gedanke  geboren.  Alles,  sagt  Humboui,  was  zur  gei- 
stigen Bewegung  anregt,  möge  auch  die  bewegende 
Kraft  seyn,  welche  sie  wolle,  Irrthümer  oder  unbe- 
stimmte Mutbmassnngen ,  instinctmässige  Divinatio- 
nen  oder  auf  Thatsachen  gegründete  Schlnssfolgerun- 
gen,  Alles  führt  zur  Erweiterung  des  Ideenkreises, 
zur  Auffindung  neuer  Wege,  zur  Vervollkommnung  der 
Wissenschaft  und  der  Erkenntniss  überhaupt  —  Hah- 
NBMANN  durchsah  die  Unsicherheit  and  Falschseit  der 
alten,  auf  schlechte  pathologische  Kenntnissie  oder,  und 
zwar  meistens,  auf  blosse  Hypothesen  gebauten  Diagno- 
stik, verwarf  sie  daher  lieber  gänzlich  und  setzte  an 
ihre  Stelle  die  rein  symptomatische  Behandlung.  Die 
üblen  Folgen,  so  daraus  entstehen  mussten,  blieben 


Ofi0inaiaöhandiuii§9t$.  9 

nieht  aas,  unsere  Kranken/s^eschiehten  aind  der  beste  Be- 
weis davon»  Man  bäoft  sobjective,  dem  Kranken  durch 
vieles  Fragen  oft  heraus^epresste,  Symptome  auf  einan«- 
der,  wührepd  wir  doch,  um  sicherer  zu  ^ehen,  so  viel 
als  möglich  objective  aufsuchen  sollten.  Mit  welcher  Zu«- 
versiclit  kämpft  man  oft  gegen  Symptome,  deren  Grund 
man  nicht  kennt  und  kennen  zu  lernen  sich  auch  niebt 
bemuht.  Man  muss  doch  wissen,  was  zu  heilen  ist, 
was  jceheilt^und  nicht  geheilt  und  warum  es  nicht  g%^ 
heilt  worden  ist«  Wenn  man  weiss,  dass  der  Gehira*- 
hautentzünduujEf  der  Kinder  (hitzif^er  Wasserkopf)  mefet 
Tuberkeln  im  Gehirn  und  seinfjii  Hauten  zum  Grunde  iie» 
j2^en,  so  braucht  man  sich  nicht  besonders  zu  wundern, 
dass  Beilad.,  Bryon.,  Merc.  etc*  ihren  Dienst  versagten. 
Man  braucht  nicht  zu  fragen,  warum  Arsenik  in  eine^ 
Hydrops  nichts  geleistet  habe,  wenn  man  weiss,  daas 
er  von  Bauchfelltuberkeln,  von  einer  Herzkrankheit, 
von  einer  granulirten  Leber  etc.  entstand.  Ich  werde 
nicht  verlangen,  dass  ein  Typhus  i^bdorainalis,  eioePnea«- 
monie,  eine  wahre  Pleuritis  und  Peritonitis  etc.  in  t4 
Stunden  geheilt  werden  müsse,  wenn  ich  die  patholo» 
gischen  Veränderungen  bei  diesen  Krankheiten  niker 
kenne.  Ich  werde  nicht  ein  Mittel  gegen  das  Asthttä 
überhaupt  anpreisen,  weil  wahrend  seines  Gebrauefaea 
ein  solcher  Anfall  beschwichtigt  wurde,  wenn  ich  weisi, 
dass  ich  es  mit  einer  Hypertrophia  eordis  cum  dilata- 
tione  zu  thun  habe,  welche  periodisch  solche  asthaia«- 
tische  Anfülle  zu  verursachen  pflegt.  Doch  dieser  Ge^ 
genstand  ist  schon  so  allseitig  besprochen  worden,  dnn^ 
ich  es  für  überflussig  halte,  etwas  noch  hinzuzusetzen. 
Fehler  der  Homöopathie  ist  also  der  Mangel  an  einer 
Diagnostik«  Gegentheilig  ist  aber  wieder  ein  noch 
grösserer  Fehler  der  neuen  Diagnostik :  der  Mangel  ei- 
ner entsprechenden  Heilmethode.  Es  ist  äusserst  seiteii 
möglich,  eine  directe  Beziehung  des  Medtcaments  zu 
dem  pathologischen'  Zustande  bei  einer  gegebentn 
Krankheit  nach  dem  allopathischen  Heilprfncipe  aufzn- 

1.     • 


V 


4  ffrfafflUfailillBltfMIMfil- 

inden«  Ich  w^rde  fiber  diesen  wichti|;eii  Punkt  bei  den 
ein2ielnen  Kraniibeiten  in  sperie  sa  sprechen  Gelegenheit 
Anden.  Danas  geht  zugleich  hervor,  dass  die  Allo- 
pathen schwerlich  je  einen  grossen  Nutzen  aus  den  Re- 
sultaten der  pathologischen  Anatomie  für  ihre  Therapie 
werden  schöpfen  können.  Die  Erfahrung  zeigt  es  schon 
ziemlich  klar  in  Frankreich,  wo  man  in  der  Therapie 
nicht  nur  um  nichts  weiter,  sondern,  wie  aus  dem  Er- 
folge hervorgeht,  meistentheils  rückwärts  gegangen 
ist«  Wie  Viele  heilt  Bouillaud  mit  seinen  Aderlässen 
an  der,  den  acuten  Gelenkrheumatismus  so  oft  beglei- 
tenden Pericarditis  und  Endocarditis?  Wie  schlecht  sind 
die  Resultate  bei  der  Behandlung  der  Gastro-enteritis , 
des  Typhus  abdominalis  etc.?  Tiefer  denkende  patho- 
logische Anatomen  sehen  aber  recht  gut  die  Nichtig- 
keit der  alten  Therapie  ein  und  werden  Naturalistcfn , 
da  sie  die  specifische  Heilmethode  nicht  kennen.  Oen 
alten  Aerzten  der  conservativen  Partei  scheint  übrigens 
die  pathologische  Anatomie  mit  ihren  anschaulichen  Re- 
sultaten nicht  am  willkommensten  zu  seyn.  Bitter  be- 
klagte  sich  Harlbss  in  der  Versammlung  der  Natur- 
forscher zu  Prag  aber  das  Unheil.,  welches  die  patho- 
logische Anatomie  und  das  Stethoskop  in  der  allge- 
meinen und  speciellen  Therapie  anrichte  und  stellte  die 
höchst  interessante,  bei  der  nächsten  Zusammenkunft 
zu  beantwortende  (!)  Frage:  Wie  denn  dieser  Unheil 
drohenden  Revolution  zu  steuern  und  die  Medicin  auf 
ihren  alten  Weg  zurückzuführen  sei.  Aber  die  guten 
iilten  Zeiten,  die  Zeiten  der  Perücken,  wo  das  Wort 
des  Arztes  noch  etwas  galt,  wo  ein  falscher  aber  gut 
vorgetragener  Aphorismus  des  Hippokratbs  schon  hin- 
reichte, die  Zuhörer  staunen  und  den  Kranken  gesund 
zu  machen,  diese  Zeiten  sind  voräber;  die  Welt  ist 
demoralisirt,  das  blinde  Zutrauen  verschwunden  — 
wahrscheinlich,  weil  man  so  oft  betrogen  wurde.  — 
Schon  zu  wiederholten  Malen  war  von  der  Nothwen- 
digkeit  einer  Diagnostik  und  von  deren  Wiederauf- 


Ortj^mMhmndhmim,  5 

nähme  in  die  Homöopathie  die  Rede;  aber  man  hatte 
immer  noch  die  alte  Dia/i^nöatllc  im  Sinne^  wider  deren 
Aufnahme  ich  gewaltig:  protestiren  wflrde.  Die  alte 
Diaf^nostik  ist  so  onrollkommen  und  so  voll  Irrthdmer, 
dass  man  nar  fiasserst  wenig  von  dem  Materiale  dieses 
mühsam  erbauten  Thnrmes  brauchen  kann.  Viele  wol- 
len aber  die  Fehlerhaftigkeit  derselben  nicht  suf^eben^ 
finden  in  dem  vorhandenen  Falle  blos  eine  Ausnahme 
von  der  Jahrhunderte  festj^estandenen  Regel,  oder 
schreiben  das  Ganze  dem  Genius  epidemicus  zu  und 
verharren  so  beim  alten  Irrthum.  ^Wie  häufig  ist  die 
als  Hepatitis  behandelte  Krankheit  bald  eine  EntsSn« 
düng  des  rechten  untern  Lungenlappens  ^  bald  einePe^ 
ricarditis,  eine  Gastro-enteritis  oder  eine  partielle  Pe- 
ritonitis !  Fängt  ein  Kranker  bei  einer  Pneumonie  an,  hef- 
tig zu  phantasiren,  so  heisst  es  gleich:  „Schon  Hippo- 
KRATBs  sagt,  Phrenitis  nach  Pneumonie  sei  schlimm» ^^ 
Der  Kranke  stirbt,  man  findet  nichts  von  einer  Phre- 
nitis, sondern  eine  graue  Hepatisation.  Ein  anderes 
Mal  sind  die  Delirien  bei  einer  Pneumonie  nur  massig, 
die  Haut  und  Zunge  trocken  etc.,  dann  heisst  es :  „Die 
Lungenentztlndung  ist  zwar  gehoben,  aber  das  hinzn- 
gekommene  IVervenfieber  wird  den  Kranken  tSdten.^ 
Er  stirbt  und  man  findet  keine  Spur  von  den  patholo^ 
gischen  Veränderungen  beim  Nervenfieber,  sondern  wie- 
der nur  eine  graue  Hepatisation.  Wie  oft  wird  durch 
Vernachlässigung  der  physikalischen  Zeichen  statt  ei- 
ner Pneumonie  eine  Pleuritis,  ein  Pneumothorax,  eine 
Pericarditis ,  Endocarditis,  Bronchitis,  eine  acute  tu- 
berculose  Infiltration,  eine  Gastro-enteritis,  der  Typhus 
abdominalis,  die  Tuberculosis  acuta  behandelt I  JEs  ist 
etwas  ganz  Gewohnliches,  eine  Tuberculosis  acuta,  eine 
Hepatitis,  Splenitis,  Encephalitis,  Meningitis,  Phlebitis, 
Gastro-enteritis,  eine  graue  Hepatisation  etc.  für  einen 
Typhus  abdominalis  anzusehen.  —  Ein  Kranker  bricht 
schwarzes  Blut,  von  dem  auch  etwas  durch  den  Stuhl 
abgebt.    „Das  ist  die  Meläna  des  Hippokratss,  ^^  rufen 


me  •Sflf  ^^eiae  Mlteae  Knuikheitj  die  schwer  xa  heilen 
iety  da  sie  von  efaier  Erweiter«B|^  der  Yasa  brevia, 
welehe  von  der  Mila  in  den  Ma^^n  ^ben,  entsteht.^ 
Sa  tat  xewiaa,  denn  es  atebt  ja  im  HippoKaATss !  Man 
liaet  ihm  zur  Ader  and  giehi  ihm  Alaon  —  es  büft 
niebls.  Der  Kranke  trinkt  Eiswasser  und  die  Haema- 
t^aiesis  stillt  sieb.  Aasser  eini|i^n  Kleinij^keiten :  j^ei- 
her  Gesiebtsfarbe,  Asf^dnaseabeit  des  Gesiebtes,  sblem 
Aafstossen,  Scbmeraen  im  Majc^n,  Stabiverstopfun«;, 
Appetitlosi|^keit  ete.  befindet  sieb  Patient  sehr  wohl. 
Man  i:iebt  ihm  JSeUnken  und  Sardellen,  am  die  Ess- 
last aofi^aregen,  doch  amaonst  Plötalich  stirbt  der 
Kranke.  ^Ja,  ja  die  schwarze  Krankheit  des  Hippo- 
xnATas  ist  eine  fatale  Krankheit,  da  es  so  schwer  hält, 
die  Vasa  brevia  zur  Zusammenzieh ong  zu  brinj^en.^^ 
Hütte  man  den  Todten  gebttaei^  so.  wurde  man  einen 
Funsus  ventricnli  et  hepatis  /(gefunden  haben.  —  Da  sol- 
virt  Einer  mit  ganz  vorzä/(lichen  Mitteln  die  Tuberkeln, 
während  sie  das  leider  von  selbst  thun;  dort  kämpft 
ein  Anderer  mit  specifice-solventibos  gegen  die  In« 
farctus  lienis  et  hepatis,  während  diese  Krankheit  in 
dem  f:e wohnlichen  Sinne  D:ar  nicht  existirt;  hier  werden 
die  Crudidäten  im  Darmkaaale  erst  locker  gemacht  und 
dann  nach  oben  oder  unten  hinausgeschaf  t,  und  doch  ist 
die  gastrische  Schule  nur  auf  eine  Hypothese  gegrün- 
det, deren  Nichtigkeit  unter  den  Brownianem  besonders 
Adam  Schmio,  und  jetzt  Georg  Nkum ann,  Krügbr-Ham- 
ssN  und  besonders  die  pathologischen  Anatomen  nach- 
gewiesen haben;  dort  wird  ein  Hemiplektischer  elektrl- 
sirt,  galvanisirt,  magnetisirt,  mit  Cantharidenpflastern 
gequält,  mit  Camphersalbe  geschmiert,  mit  Brennesseln 
gepeitscht  —  aber  das  Blutextraveset  oder  die  Ence- 
phalomalacie  am  Nordpol  kümmern  sieb  wenig  um  diese 
rationellen  Umtriebe  am  Südpol;  da  kämpft  einer  blind 
gegen  die  blinden  Hämorrhoiden  und  schreibt  ihnen  al- 
les Unheil  der  Welt  zu,  so  wie  RiNosais  alle  Krank- 
heiten der  Erbsünde  zurechnet;  dort  quält  sich  Einer 


mli,  eine  YersbopfuMg  s«  heben  und  doch,  hat  er  es  adt 
einer  chronischen  psströ-enterilis  oder  einem  Fani^ns 
nni  (^spsstische  Strictnr  des  Mastdarms  I3  zu  thon;  dem 
macht  das  hitsi|i:e  Blnt  viel  zu  schaffen  und  er  laset 
brav  zur  Ader  *),  aber  die  Zufälle  entstehen  von  einer 
liypertrophia  cordis  etc«;  jener  behandelt  eine  Halsent* 
zändnn^^  ein  halbes  Jahr  mit  örtlichen  Mitteln ,  und 
doch  ist  sie  nur  der  Reflex  einer  Gastro-enteritis  ehro» 
nica.  So  geht  es  fort  und  fort,  und  in  diese  zahllosen 
Irrthämer  verfallen  die  gelehrtesten^  talentvollsten 
AerztC)  die  ältesten  Praktiker,  aus  zu  grosser  Liebe  zn 
ilem  Optimismus  des  Alten  ^  Hergebrachten.  —  Nach 
dem  Angeführten  können  wir  also  die  alle  Diagnostik 
nicht  .brauchen ,  wir  missen  uns  der  sicherern  Leitung 
der  pathologisch -anatomischen  Diagnostik  überlassen* 
Die  Strncturveranderungen  der  festen  Gebilde  und  die 
Mischungs Veränderungen  der  fldssigen  Theile  sind  die 
Grundlagen  der  neuen  Diagnostik.  Auf  diese  patholo- 
gischen Yerändernngen  basirt,  bilden  alle  Symptome 
ein  zusammenhängendes  GanaKe  und  gehen  daraus  wie 
Strahlen  aus  einem  Brennpunkte  hervor.  Wichtige  ob- 
^ective  Symptome  erhalten  wir  mittelst  des  Mutter-  und' 
Afterspiegels.  Die  subjectiven  Symptome  werden  frei^ 
lieh  dadurch  mehr  in  den  Hintergrund  gestellt^  dafür 
aber  die^  objectiven  so  viel  als  möglich  hervorgehoben. 
Es  wird  hier  Aufgabe  der  Homöopathie  werden,  ein 
gehöriges   Verhältniss  zwischen   beiden    herzustellen, 


*}  MU  der  VoUblüUgkeit  hat  es  auch  seine  eigene  Bewandtniss. 
Nimmt  man  an,  dass  A  bei  der  Nahrung  X  sich  hinreichend  er- 
nfihre  und  B  von  S  X  Nahrung  jeden  Tag  nur  eine  Drachme  mehr  Blat 
erbalte,  so  wurde  das  in  einem  Jahre  4d,  in  10  Jahren  445  Unr.en  Blut 
ausmachen.  Das  geht  schon  ins  Absurde.  Die  Natur  befreit  den  Kör- 
per schon  auf  anderen  Wegen  von  den  überflüssigen  Nahruogsstoffen« 
Vielesser  haben  des  Tags  t — 5  Stühle,  in  welchen  gewiss  noch  genug 
nahrhafte  Bestandtheile  enthalten  sind ,  während  ein  sparsamer  Esser 
täglich  höchstens  Bine  Bntleemng,  und  swar  von  ganz  ausgesogenem 
Keihe  hat.  -•      H. 


8  OiißbuUaUUmtttun^en. 

da  €8  bei  dem  jetzij^n  Studponkte  der  Homöopathie 
von  üblen  Fol^n  fär  die  Wahl  eines  Medicaments  seyn 
wfirde,  die  subjecUven  Symptome  ganz  zu  vernach- 
lisüigen.  Ein  unschfttzbarer  Gewinn  für  die  Diaipiose 
sind  die  phyeikaliaehen  Zeichen,  die  wir  mittelst  der 
Aaseultation  und  Percnssion  bei  Krankheiten  der  Lnnige^ 
des  Herzens  und  bei  vielen  Krankheiten  des  Unterleibs 
erhalten«  Kennen  wir  ferner  die  pathologischen  Ver- 
Mdemngen  bei  einer  Krankheit  genauer,  so  können 
wir  auch  die  Möglichkeit  eines  mehr  oder  weniger 
schnellen  Fortschreitens  des  Heilungsprocesses  darnach 
beurtheilen;  wir  werden  dann  keine  plötzliche  Verän- 
derung dieses  pathologischen  Zostandes  erwarten,  da- 
her nicht  von  einem  Mittel  zum  andern,  oft  gar  zu  den 
zweckwidrigsten  Mitteln  einer  andern  Schule  über- 
springen und  uns  über  die  Erfolge  der  angewandten 
Mittel  nicht  so  leicht  tiuschen. 

Endlich  bin  ich  der  Meinung,  dass  wir  die  mögliche 
Wirksamkeit  der  Mittel  jeder  Heilmethode  nur  nach  der 
direeten  Beziehung  derselben  zu  diesen  pathologischen 
Veränderungen  allein  beurtheilen  können.  Dieses  ist  für 
die  Prüfung  einer  jeden  Schule  von  der  grössten  Wich- 
tigkeit und  wird  den  wahren  Probierstein  für  die  Ho- 
möopathie und  Allopathie  liefern.  Es  ist  aber  unum- 
gänglich nothwendig,  dass  wir  auch  die  pathologischen 
Veränderungen,  welche  die  Medicamente  im  gesunden 
Organismus  hervorbringen ,  nachzuweisen  uns  bemühen 
sollten^  um  dann  diese  Veränderungen  mit  denen  der 
vorkommenden  Krankheiten  vergleichen,  und  um  nach 
ihrer  Aehnlichkeit ,  nebst  der  der  äussern  Symptome, 
diese  Mittel  nach  dem  Grundsatze  Similia  SimiUbus  in 
Anwendung  bringen  zn  können.  Manches  ist  in  dieser 
Hinsicht  schon  geschehen^  aber  das  ist  nur  ein  schwa- 
cher Anfang.  Wie  zuversichtlich  unsere  Heilungen  sind, 
wenn  wir  bei  einem  Medicamente  sichtbare,  der  vor- 
handenen Krankheiten  ähnliche  Veränderungen  im  Or- 
ganismus nachweisen  können ,  sehen  w|r  bei  der  Hals- 


Orifinalabkaiuttungen.  9 

entefindang,  wo  wir  Hercor  und  Belladonna ;  beim  Ery- 
sipelas,  wo  wir  Belladonna ,  Rhas  und  Laeheais;  beim 
Scharlaeh,  wo  wir  Belladonna;  beim  ersten  Stadium 
der  Meninxfilis ,  wo  wir  Belladonna;  bei  Hyperftmie  in 
der  Gebimsnbstans,  wo  wir  Opium;  beim  Typbua,  wo 
wir  Arsenik;   bei  der  Dysenterie^   wo  wir  Sublimat) 
Arsenik  ete.  anwenden.  —    Doch  nicht  immer  ist  die 
patholojfisehe  Anatomie  im  Stande^  organische  Yer&n- 
derun/it^en  bei  einer  Krankheit  nachzuweisen,  und  wir 
mfissen  uns  dann  für  jetzt  mit  negativen  Kenntnissen 
bejrnflgen.   Es  ist  aber  nicht  so  leicht,  und  fordert,  um 
nicht  auf  grosse  Irrwege  zu  gerathen,  einen  sehr  er- 
fahrenen und  scharfsichtigen  pathologischen  Anatomen^ 
die  sinnlich  wahrnehmbaren  organischen  Veränderungen 
gehörig  zu   deuten«    Man   macht   der   pathologischen 
Anatomie  den  Vorwurf,  dass  sie  oft  die  Producte  einer 
Krankheit  für  die  Ursache  der  Krankheit  selbst  ansehe. 
Wir  haben  es  aber  gewöhnlich  mit  Prodncten  zu  thun ; 
denn  in  der  constanten  Erzeugung  eines   constanten 
Productes  bestehen  die  meisten  Krankheiten ;  Bouillauo 
nennt  das  eine  plumpe  Diagnostik  und  will,  dass  man 
die  Factoren    dieser  Producte    aufsuche.    Hit  Recht 
schliesst  man  wohl  von  der  Erzeugung  eines  bestimm- 
ten Productes  auf  bestimmte  Factoren  zurück,  aber  lei- 
der können  wir  sie  in  den  meisten  Fällen  nicht  nach- 
weisen.   Halten  wir  uns  daher  für  jetzt  lieber  an  das 
durch  unsere  Sinne  Erworbene,  sonst  verirren  wir  uns 
wieder  in  den  alten,  irrlichtvollen  Hypothesen -Sumpf 
der  alten  Schule.    Sonst  löste  man  freilich  die  schwie- 
rigsten Fragen  auf  die  leichteste  Weise;  aber  damit 
sind  wir  jetzt  nicht  mehr  zufrieden.  —  Woraus  entsteht 
«ine  Lungenentzöndung?  „Aus  einem  mit  plastischer 
Lymphe  überfüllten  Blute/^    Ist  denn   aber  das  Blut 
beim  Typhus  und  beim  Marasmus  senilis,  bei  welchen 
Krankheiten  diese  Krankheit  so  häufig  vorkommt,  auch 
«u  sehr  mit  plastischen  Stoffen  überfüllt?  —  Woher  ent- 
steht eine  Pleuritis  und  Peritonitis?  „Es  liegt  ihr  die- 


10  OHginakibhandiur^en. 

selbe  Beschaffenheit  desBIotes  zom  Grunde/'  Wie  kommt 
es  aber  dann,  dass  bald  blosses  Seram,  bald  plastische 
Lymphe,  bald  Eiter,  bald  Jaoche,  bald  blutiges  Seram 
prodacirt  wird?  Oder  können  dieselben  Factoren  ver- 
schiedene Prodacte  liefern?  Oder  sind  diese  Producte 
nicht  wesentlich  von  einander  unterschieden?  Wissen 
wir  vielleicht  überhaupt,  was  eine  Entzändun«^  ist? 
„Der  Name  Entsundunj^,  sagt  Andral,  ist  während 
der  Kindheit  der  Wissenschaft  geschaffen  und  ein  gnnz 
bildlicher  Ausdruck,  welcher  so  unbestimmt  gebraucht, 
80  willköhrlich  ausgedehnt  wird,  dass  er  wirklich  al- 
len Werth  verloren  hat,  daher  entfernt  werden  sollte, 
^a  derselbe  nur  Irrthum  und  Verwirrung  erzeugt.  ^^ 
„Bei  Animic  des  Organismus, ^^  sagt  derselbe  wieder, 
„  hat  die  leichteste  Entzündung  die  gefährlichsten  Fol- 
gen«^^  Er  beweist  diesen  Ausspruch  durch  die  Erzäh- 
lung mehrerer  Krankengeschichten  von  Arbeitern  in 
einem  Kohlenbergwerke.  —  Die  Augenheilkunde ,  die 
in  kurzer  Zeit  der  übrigen  Medicin  in  der  Diagnostik 
vorangeeilt  ist,  hat  ihr  schnelles  und  sicheres  Fort- 
schreiten nur  der  pathologischen  Anatomie  zu  verdan- 
ken, auf  die  ihre  Diagnostik  gegründet  ist  Wenn  wir 
auch  nicht  hoffen  dürfen,  dass  unsere  Diagnostik  die- 
selbe Sicherheit,  wie  die  in  der  Augenheilkunde,  er- 
langen werde,  so  zeigt  uns  doch  schon  das  bisher  Ge- 
leistete, was  wir  noch  in  Zukunft  von  der  pathologi- 
schen Anatomie  erwarten  können.  Welche  wichtige 
Aufschlüsse  gab  sie  uns  über  die  Krankheiten  des  Ge- 
hirns: über  die  Gehimtuberkeln,  die  Encephalomalacie? 
die  Sclerose  des  Gehirns  etc.;  über  die  Krankheiten 
der  Longe,  des  Herzens  und  über  die  so  wichtigen 
Krankheiten  des  Darmkanals!  Sie  zeigte  uns,  dass 
das  vielbesprochene  Pueperalfieber  b^ld  eine  Perito- 
nitis ^  bald  eine  Metrophlebitis ,  Endometritis  septica, 
Oophoritis;  Ly mphangioitis ,  bald  eine  Metritisist.  Sie 
MÜrtenas  den  pathologischen  Zustand  bei  den  Schleim- 
ilAsaen  der  Weiber,  die  verachiedenen  Varietäten  des 


(Msiinalabhandhmgm.  Ü 

Fiui|(iui  Biher  kennen.  Sie  machte  ans  mit  dem  Morbus 
ffrtnalosos  renam  (BmoHT^sche  Krankheit),  mit  der 
Tabercalesis  acuta,  Peritonitis  tuberculosa  etc.  etc.  be- 
kannt —  Aas  allem  diesem  /erlaube  ich  den  ächlass 
ziehen  su  können,  dass  die  Medicin  nur  durch  die  pa- 
'  tholoi^sche  Anatomie  und  die  darauf  basirte  Diagnostik, 
durch  die  Prüfung  der  Medicamente  an  Gesunden  und 
die  Durchführung^  der  specifiscben  Heilmethode  am 
Erankenbette  zu  einer  positiven  Wissenschaft  erhoben 
werden  könne*  —  Ich  will  nun  bei  eini/;en  Krankhei- 
t^  mehr  rhapsodisch  dasjenige  besonders  herauszu- 
heben versuchen,  ^^as  uns  die  Noth wendigkeit  der  pa- 
thologischen Anatomie  und  der  darauf  gegründeten 
neaera  Diagnostik,  so  »wie  einer  Vereinigung  dersel- 
ben mit  der  homöopathischen  Therapie  nach  meiner 
Meinang  am  besten  darthun  sollte.  Ich  kann  mich, hier 
in  keine  vollständigen  Abhandlungen  einlassen  und 
möchte  es  nur  dann  thun,  wenn  eine  nachsichtige  Auf- 
nahme dieser  Art  Bearbeitung  mich  dazu  gleichsam 
anspornen  würde. 

Pneumoniae  —  Bei  der  Lungenentzündung  schwitzt 
eine  visdde,  anfangs  röthh'che,  später  graulich  wer- 
dende Materie  in  das  Parenchym  der  Lunge  aus.  Die 
Lungenentzündung  besteht  also  nicht,  wie  man  sonst 
glaubte,  in  einer  blossen  Ueberfüitung  der  Lunge  mit 
Blot.  Nur  der  gesunde  Theil  der  Lunge  enthält  mehr 
Blut  als  im  normalen  Zustande  der  ganzen  Lunge,  da 
derselbe  allein  die  ganze  Blutmasse  zur  Entkohlung 
öbernehmen  muss.  Es  gibt  wohl  auch  a)  active  Con- 
gestionen  nach  den  Lungen ,  z.  B.  bei  jungen  pletho- 
rischen Subjecten,  nach  Unterdrückung  einer  habituel- 
len Blutung,  bei  Frauen  in  den  klimakterischen  Jahren  $ 
b)  passive  gegen  das  Ende  vieler  Krankheiten;  c)  end- 
lich mechanische  bei  übel  geformten  Individuen,  oder 
wo  ein  Hinderniss  in  der  Circulation  vorhanden  ist, 
wie   bei   vielen   Herz-   und   Geffisskrankheiten»    Alle 


19  Orf^tnaiaähmidhmfen. 

diese  Confestionszastinde  sind  keine  Lnni^nentzSn- 
duRfc  und  stehen  auch  in  keine  Aber.  Man  unterschei- 
det 3  Stadien :  1)  das  der  beg^'nnenden  Secretion,  wobei 
noch  I^nft  in  die  Blischen  drinji^en  kann;  S)  das  der 
Splenisation  oder  rothen  Hepatisation  and  33  das  der 
graoeii  Hepatisation*.  In  Abseessbiidan^  j^eht  die  Lon- 
Jl^enentznndanji;  selten  und  noch  seltener  in  Gangrän 
aber.  Bei  tabercalösen  (scrophalösen)  Subjecten  re- 
sorbirt  sich  oft  die  Hepatisation  nicht^  sondern  is^eht  in 
tobercnlöse  Infiltration  über.  Es  giebt  6  Arten  von 
Pneamonie:  1)  die  phlog^istiscbe ;  S)  die  beim  Erysipe- 
las;  3)  beim  Deliriam  tremens;  4)  die  im  sog:enannten 
Reactiönsstadiam  der  Cholera;  5)  beim  Typhus  und  6) 
die  beim  sogenannten  Marasmus  senilis.  Die  fänf  letzt- 
genannten Arten  treten  ohne  subjective  Symptome  auf, 
hierfiber  können  daher  nur  die  physikalischen  Zeichen 
Aufschloss  ertheilen.  Schon  Peter  Frank  kannte  die 
Lun|:enentzändung  beim  Typhus.  Es  ist  mir  unbe- 
l^reiflicb,  wie  sie  Piorry  blos  fär  eine  passive  Anhäu- 
fung durch  das  lange  Liegen  des  Kranken  ansehen 
kann.  —  Die  Diagnose  kann  mit  völliger  Sicherheit 
nur  mittelst  der  Auscultalion  gemacht  werden.  Das 
einzige  charakteristische,  aber  erst  von  Peter  Frank 
nnd  in  neuester  Zeit  von  BaumgArtner  besonders  her- 
vorgehobene Symptom  ist  der  Auswurf.  Aber  wie 
oft,  und  zwar  selbst  bei  den  schwersten  Füllen,  fehlt 
nicht  derselbe?  Wie  häufig  wird  daher  ohne  Hälfe  der 
Anscoltation  eine  Pneumonie  verkannt,  und  umgekehrt 
wie  Manches  fär  eine  Pneumonie  angesehen,  was  keine 
ist,  z.  B.  Pleuritis,  Bronchitis,  acute  Tuberculose,  rasche 
Erweichung  tubereolöser  Infiltration,  Pericarditis,  Endo- 
carditis,  Pneumötharax,  Typhus  abdominalis^  Gastro-en- 
teritis.  Die  galligte  Lnngenentzflndung  des  Stoll  war 
ohne  Zweifel  nichts  anderes,  als  eine  Gastro-enteritis. 
Die  Lobttlarhepatisationen,  welche  häufig  bei  Phlebitis, 
besonders  Metrophlebitis ,  vorkommen,  können  weder 
durch   sntjective  noch  physikalische  Zeichen  (wegen 


OrifJmmMkandlimgm.  IM 

ihrer  Kleinheit)  erkannt  werden.  Wenn  die  jcmoe  He- 
patisation eintritt,  neigen  sich  nervöse  ^jlmptonie. 
Man  BUgte  aonat:  $,Die  Lungenentaändanfc  ist  in  das 
NerveafieUr  ibergejcanjcen.  ^^  Schon  Schönuut  eifert 
gegen  diese  falsche  Ansicht  —  Die  Heilung  der  He^ 
patisation  geschieht  darch  Resorption:  der  bepatisirte 
Theil  wird  an  der  Peripherie  weicher,  fällt  sich  adt 
trübem,  blassgranem  Serum,  ist  aber  noch  ohne  Lnft; 
es  wird  immer  mehr  und  mehr  aufgesogen,  die  Luft« 
bULschen  werden  wieder  frei  und  die  Luft  dringt  in  sie 
ein.  —  Kann  die  allopathische  Behandlungsweise  mit 
ihrem  antiphlogistischen  Apparate  diesen  Heilongspro^ 
cess  nnterstfltzen  ?  Ich  behaupte  nein  und  sehe  dep 
Aderlass  fär  ein  blosses  Palliativmittel  an.  Der  kranke 
Theil  der  Lunge  kann  nicht  f unctioniren ,  daher  muss 
die  übrige  gesunde  Parthie  die  Entkohlung  des  ganzen 
Blates  allein  öbernehmen,  woraus  dann  das  Lastgefühl 
auf  der  Brust,  der  unterdrückte  Puls  etc.  entstehen. 
Wird  nun  die  Quantität  des  Blutes  vermindert,  so 
kommt  weniger  zur  Entkohlung  in  die  Lunge,  es  ent- 
steht eine  plötzliche  Erleichterung  und  die  beängsti- 
genden Symptome  verschwinden  auf  einige  Zeit  Wir 
sehen  dieselben  Symptome  und  dieselbe  Erleichterung 
auf  einen  reichlichen  Aderlass  bei  einem  pleuritischen 
Ergnss  und  beim  Pneumothorax  folgen,  wodurch  oft 
ein  ganzer  Lungenflügel  bis  zur  Grösse  einer  flachen 
Hand  zusammengepresst  wird,  und  wobei  auch  nur  ein 
Theil  der  Lunge  die  ganze  Blutmasse  entkohlen  muss. 
Dass  der  Aderlass  keine  Veränderung  in  der  hepati- 
surten  Stelle  hervorbringe,  zeigt  uns  auch  das  Ste- 
tboskop:  die  Hepatisation  behält  nach  einer  Venaesec- 
tiön,  wenn  diese  auch  eine  noch  so  grosse  Erleichte- 
rung machte,  denselben  Umfang  wie  vor  derselben« 
Wir  können  aber  den  Kranken  diese  Erleichterung  auf 
eine  weit  wohlfeilere  Art  verschaffen,  wenn  wir  einem 
Organe,  welches  mit  der  Lunge  eine  gleiche  Function 
hat,  einen  grössern  Theil  des  Blutes  zur  Entkohlung 


14  (MgkuüabhmMungen. 

äbeirtragen,  indem  wir  dasselbe  in  eioei^ossere  Tbi- 
tijrkeit  versetzen.    Dieses  Organ  ist  die  Haot    Eine 
kalte  Waschung  verschafft  dem  Kranken,  durch  den, 
fast  plötzlich  darauf  eintretenden,   enormen  8ch weiss 
augenblickliche  und   anhaltendere   Erleichterung.    Man 
fihrt  mit  einem  in  kaltes  Wasser  getauchten  und  dann 
ausgepressten  Schwämme  schnell  einige  Male  über  die 
Extremitäten,  selbst  auch  über  die  Brust  und  den' Un- 
terleib, und  hüllt  jeden  Theil  sogleich,  nachdem  man 
ihn  mit  dem  Schwämme  überfahren,  in  heisse  Tücher 
ein*    Dieses  Verfahren  muss  dann  wüfarend  der  ganzen 
Dauer  der  Krankheit  so  oft  wiederholt  werden,  so  oft 
es   die   lästigen   Symptome    erfordern.    Ein   geringer, 
nicht  erleichternder  Schweiss   bildet   keine  Gegenan- 
zeige.   Tritt   bei  trägen    oder    alten   Individuen  nicht 
nach  einigen  Minuten  schon  ein  Schweiss  ein,  so  re- 
petirt  man  sogleich  dasselbe  Manövre.   Die  Behandlung 
einer  Pneumonie  der  Brownianer  mittelst  Campher,  wie 
aie  auch  von  einem  ehemaligen  Primarius  im  hiesigen 
-allgemeinen  Krankenhause  durch  viele  Jahre  ausgeübt 
wurde,    gründet   sich    bloss  auf  Erhöhung   der  Haut- 
thätigkeit.   Das  ist  aber  Alles  nur  eine  palliative  Hülfe, 
welche  mit  dem  eigentlichen  Heilungsvorgange  in  der 
hepati^irten  Stelle  wenig  oder  nichts  zu  schaffen  hat. 
Wie  die  Allopathen  ihre  Behandlung  einer  gewöhnli- 
ehen Pneumonie  mit  der  bei  einer  im  Typhus ,  Maras- 
mus senilis.    Delirium   tremens  etc.   vorkommenden  in 
Einklang   bringen  werden,   mag  ihre  Sorge  seyn.  — 
Befördern    nun   aber   die,    nach   dem   homöopathischen 
Principe  gewählten^  Medicamente  die  Resorption  in  der 
ftepatisirten  Stelle?  Ich  glaube  ja!   Ohne  auf  die  guten 
Erfolge  mich  bloss  berufen  zu  müsseo^  glaubf  ich  auch 
in  der  Analogie  einen  Beleg  für  meine  Behauptung  zu 
finden.    Wenden  wir  doch  z.  B.  die  Bryonia  nach  dem 
homöopathischen  Heilprincipe  in  allen  jenen  Krankheiten 
an,  wo  eine  Resorption  die  Heilung  bewirkt,  z.  B.  beim 
pleuritischen  Erguss,  bei  der  Peritonitis ,  im  zweiten 


Orij^alabhandiungen.  15 

SUdiom  der  Meningitis ,  im  acaten  Gelenkrheumatis- 
mnt)  bei  der  typhösen  Infiltration.  So  scheint  auch  der 
Phosphor  besonders  eiterärtige  Materie  zu  resorbiren 
und  wir -wenden  ihn  mit  ülück'  in  der  typhösen  Infil- 
tration, beim  Uebergange  in  die  Erweichun^r,  bei  der 
Phlebitiii  und  bei  Eiterungen  überhaupt  an.  Er  scheint 
mir  daher  besonders  beim  Uebergange  in  die  graue 
Hepatisation  und  in  der  grauen  Hepatisation  selbst  %a 
passen.  Dr.  Flkischmann  wendet  fast  nur  allein  den 
Phosphor  in  Lungenentzündungen  an« 

PleurUh.  —  Bei  der  wahren  Pleuritis  ^  zum  Unter- 
schiede von  der  bloss  rheumatischen  Affectiop  (P.  sicca), 
wird  entweder  plastische  Lymphe,  Serum,  blutiges 
Seram  (PL  haemorrhagica ),  Eiter  oder  Jauche  in  die 
firnsthöhle  ergossen.  Die  ausgeschwitzte  Lymphe^ 
welche  oft  V»  bis  ganzen  Zoll  dicke  Schichtig  bil- 
det, verklebt  die  Lunge  mit  der  Brustwand,  wird  fest 
und  kann  selbst  cartilaginös  und  knöchern  werden. 
Das  ergossene  Serum  belauft  sich  oft  auf  10-— 12  Pfundy 
füllt  fast  die  ganze  Brusthöhl6  aus,  drückt  die  Lunge 
der  kranken  Seite  zu  einem  handtellerbreiten  Lappen 
zusammen,  verdrängt  das  Herz  aus  seiner  Lage,  wenn 
der  Ejpguss  links  ist,  und  das  Zwerchfell  presst  die 
Leber  nnd  Milz  tief  in  die  Bauchhöhle  herab.  Es  fol- 
gen oft  wiederholte  Ergiessungen.  In  der  ausge- 
schwitzten Lymphe  erzeugen  sich,  und  zwar  sehr 
schnell,  bei  tuberculösen  Subjtcten,  leicht  Tuberkeln. 
Abmagerung  und  starke  Schweisse  lassen  ihre  Ent- 
wicklung vermuthen.  Wird  das  Serum  nicht  aufgeso- 
gen, so  wird  es  nach  mehrern  Wochen  in  Jauche  ver- 
wandelt und  der  Tod  ist  gewiss.  Es  kommt  dann  oft 
metastatisch  eine  Peritonitis  hinzu. 
'  Diagnose. —  Man  kann  sich  auf  kein  Symptom,  als: 
den  Schmerz,  Husten,  das  Athraen,  den  Auswurf,  bis 
vielleicht  auf  die  Lage  des  Kranken  auf  dem  Rücken 
und  zum  Theil  mit  auf  der  Seite,  oder  vollkommene 
Seitenlage   ganz  verlassen,   sondern   man  muss,   um 


16  OH^inti^bhandlwtgfin» 

gewlBB  Zü  seyn,   die  physikalischen  Kennzeichen  zn 
Rathe  ziehen.  „Ceci^S  ^fC^  Andral,  est  extremement 
important  a  savoir,  et  fait  sentir  combieo  il  est  neces- 
saire  de  recoarir  a  tous  les  moyens  de  dia^nostic  dont 
la  science  s'enrichit  toas  les  joars.    Combien  de  plea- 
resies  seraient  meconnaes,  meme  Celles  qai  s'accom- 
pafcnent   d'epanchements  considerables  de  serosite  on 
de  pas,  de  faasses  membranes  etc.,  si  Ton  s'en  rap- 
portait  tonjours  a  Texistance  de  la  doaleur,  et  qu'on 
negUgeät  les  lomieres  foarnies  par  Paoscultation  et  par 
la  percussion  I  ^^  Wie  wichtifc  ist  es  schon  für  die  Pro- 
/(nose,  wenn  man  bestimmt  weiss,. wie  stark  der  Er- 
4(ass,  ob  er  auf  einer  odei^  auf  beiden  Seiten,  ob  er 
ab*  oder  zunimmt»  Wenn  der  Zwerchfelltheil  des  Brust- 
fells ergriflen  ist,  so  zeigen  sich  heftij^e  Symptome: 
j^rosse  Angst,  Schluchsen,  Ekel,  Erbrechen,  und,  wenn 
die  Entzündung  auf  der  rechten  Seite  ist,  Icterus.  — 
Sie  complicirt  sich  am  häufigsten  mit  Pneumonie,  Peri* 
carditis  und  Pneumothorax*  *- 

Ich  habe  nicht  gesehen,  dass  Aderlässe  einen  gun- 
stigen Einfluss  auf  die  Resorption  des  Exsudats  gehabt 
hätten ,  Ja  es  traten  oft  trotz  der  Venaesectionen  neue 
Ergiessungen  dazu,  lieber  die  Ursache  der  grossen 
Erleichterung,  welche  auf  Aderlässe  auch  bei  der  wah- 
ren Pleuritis  folgt,  habe  ich  schon  bei  der  Lungenent- 
zöndung  gesprochen.  Bleibt  die  Quantität  des  Exsu- 
dats durch  längere  Zeit  dieselbe,  so  ist  es  wohl  am 
besten,  dasselbe  durch  die  Paracenthese  zu  entleeren. 
Dies  ist  der  einzig  mögliche  Weg  zur  Heilung.  Sollte 
der  Operateur  in  Zweifel  seyn,  ob  die  vielleicht  rothe 
Färbung  der  Flüssigkeit  von  einer  Pleuritis  haemorr- 
hagica  oder  von  einem  verletzten  Gefässe  herkomme, 
80  ist  zu  merken,  dass  die  Flüssigkeit  bei  der  Pleu- 
ritis haemorrhagica  durehsichtfg ,  bei  einem^  durch  eine 
Gefäss Verletzung  beigemischten  Blute  aber  undurch- 
sichtig ist. 


Originaiabhandfungen,  17 

PerieardUU.  —  Auch  bei  der  Pericarditis  ist  das 
Exaadat  lymphatisch,  serös,  blati^- serös,  eitrig  oder 
Jaochis«  Das  lymphatische  Exsadat  bildet  das  soj^en. 
Cor  viUosum.  Bei  Scorbutischen  kommt  zoweilen  eine 
Pericarditis  haemorrhagica  selbst  epidemisch  vor.  —  Die 
Flfissigkeit  wird  später  schmutzig^braan  and  brenzlich. 
Wenn  4\e  Lymphe  mit  dem  Herzbeatel  verwächst,  so 
ist  zwar  die  erste  Gefahr  aufgehalten,  aber  später  biU 
«det  sich  eine  Hypertrophie  mit  Erweiterung  (Aneurysma 
aetivom  nach  Corvisart),  woran  der  Kranke  endlich 
doch  EU  Grunde  gehen  muss.  Die  Quantität  des  ergos- 
senen Serums  ist  oft  sehr  gross.  Corvisart  fand  ein- 
mal vier  Pfund.  Ich  sah  mehrere  B'älie,  wo  ein  be- 
deotendes  seröses  Exsudat  vollkommen  aufgesogen 
wurde.  Diese  Fälle  waren  eine  Complication  von  Ge- 
lenkrheumatismus. 

Diagnose.  Fieber  mit  einer  plötzlich  eintretenden  ^ 
mehr  oder  weniger  bedeutenden  Brustbeklemmung  ^ 
Angst,  ein  Schmerz  in  der  Präcordialgegend,  zuweilen 
auch  in  der  Gegend  des  Zwerchfells,  im  Epigastrium 
und  zuweilen  in  der  linken  Achselhöhle  und  gegen  das 
linke  Hypochonder,  ein  kleiner,  unpgelmässiger,  aus- 
setzender Puls,  Wölbung  der  Präcordialgegend  mit  ei- 
nem matten  Tone  bei  der  Percussion,  ibin  Reibungsge- 
räusch oder  das  von  neuem  Leder  etc.  sind  die  Zei- 
chen,  w-elche  vereint  die  Gegenwart  einer  Pericarditis 
aosser  Zweifel  setzen.  Die  häufigste  Complication  ist 
die  mit  acutem  Gelenkrheumatismus.  Bouillaud  sagt 
aber  diesen  wichtigen  Punkt:  ,/relle  est,  d'apres  notre 
experience,  la  frequence  de-  la  pericardite  chez  les  in- 
dividns  rhumatisants ,  qu'on  pourrait  affirmer  a  priori  ^ 
qne,  sur  20  sujets  atteints  d'un  rheumatisme  articulaire 
aiga-general  et  accompagne  d^une  vive  reaction  febrile, 
il  y  en  aura  la  moitie,  au  moins,  qui  offriront  des 
symptdmes  d'une  pericardite  ou  d^une  endocak*dite ,  et 
souvent  de  ces  deux  phlegmasies  reunies.  Jusqu'ici, 
les  phlegmasies  aigues  du  coeur  concomitantes  du  rhu- 

IITMEA.    IM.  X.  2 


18  Origuuaabkündhm§tH. 

Mttiaae  avaient  ete  entierement  meconnues  dans  la 
trea-K^aode  miy orile  dea  caa ;  et,  comne  elles  n'avaient 
f«int  eta  comiiaUQes  eoavenablenent,  plosiears  ont  du 
paaser  et  aoqt,  en  effet,  passen  a  Tetat  chroniqoe.^^ 

Sie  eonplieirt  aich  aber  a«ch  loit  Pneamonie,  Pleo- 
ritia  aad  Peritonitia. 

Die  bei  aianchen  Herzkrankheiten,  Hypertrophie  mit 
and  ohne  Erweitemnff,  Khippenfehlem ,  eintretenden, 
afl  farehtbaren  aathauitisfhen  Paroxysmen  werden  am 
beaten    mit    Arsenik    beschwichtigt     Die    Allopatheq 
laaaen  in  salchen  Fillen  fleiasig  zur  Ader.    Dadurch 
wird  ein  Hydropa  auf  doppelte  Weise  endlich  herbei- 
l^efijihrt:  erstens  durch  die  schlechte  Haematoae .  des , 
aar  Bluthereitunii^  ao  noth wendigen,  nun  aber  kranken 
Organa  selbst,  wozu  gewöhnlich  auch  noch  mit  der 
Zeit  eine  Krankheit  der  Leber  (Hypertrophie  der  weis<- 
acii  Substanz,  oder  auch  die  Cirrhosia  des  Laennec)  als 
Folge  des  gehemmten  Blutlaufes  tritt;  zweitens  durch 
Verminderung  der  Qualität  des  Blutes  selbst»    Kannte 
aMia.  da  nicht  die  Haematose  durch  Eiscamittel  unter* 
aidtzen,  am  das  Lieben  des  Kranken  so  Jange  als  mag- 
lieh  zu  fristen?  —  Bei  dieser  Gelegenheit  moss  ich  der 
CMarwis  mit  einigen  Worten  erwähnen.    Gewöhnlich 
ist,  ausser  einem  leichten  Grade  von  Gastro-enteritis, 
die  Aorta  ascendens  verengert«    Aus  dem  ersten  pa- 
thologtflchen  Zustande  geben  die  gastrischen  Symptooie: 
schlechte  Yerdauung,   mancherlei   Gelüste,   Stuhl ver-* 
atppfung^etc«,  aua  dem  zweiten  eine  unvoUkommeoe 
Blutbereitttog  hervor,  welche  endlich  in  Hydrops  über* 
geht.  —    Woher  mag  diese  Verengerung  entstehen? 
ViellcH^ht  von   gehemmter   Entwicklung!    Das   Eisen 
scheint  also  dadurch  zu  wirken,  dass  es  die  schlechte 
fiaematoae  verbessert  und  dass  es  darch  Hervorrufung 
kriftigerer  Conlractionen  .  der  Kaiamern  diesen  organi« 
sehen  Kehler  mit  der  Zeit  hebt  K9  muss  aber  so  lange 
fortgeaetzt  werden,   bis  man  kein  Blasebalggerausch 
mehr  hört.    Dasa  man  in  diesem  Falle  grössere,  wenn 


,  (MgkuOabhanäfungen.  '         19 

aucK  keine  so  j^wdhnlich  -  grossen  Gaben,  darth 
welche  die  Oastrq-enteritis  sehr  verschlimmert  wird^  an* 
wanden  niösse,  da  es  sich  hier  doch  grösstentheils  om 
den  Chemismus  feü  handeln  scheint,  versteht  sich  von 
selbst  —  Da  hier  gerade  von  grosseren  Gaben  die  Rede 
ist,  so  mnss  Ich  die  sonderbare  Meinung  mancher  Ho- 
möopathen rögen,  welche  mit  gewöhnlichen,  sog.  homöo- 
pathischen Gaben  die  Eingeweidewörmer  abtreiben 
oder  sogar  tödten  wollen.  Ein  Thier  kann  auf  ver- 
schiedene Weise^  aber  weder  nach  der  homöopathischen 
noch  nach  deii  allopathischen  Principen  getödtet  wer- 
den. Um  äberhaupt  die  Ursache  einer  Krankheit  zu 
entfernen,  mässen  znweilen  verschiedene  Mittel:  me* 
chanische,  chemische  and  sogenannte  spedfisc^he  in 
Ansprach  genommen  werden.  Zu  den  ersten  gehören 
auch  die  Operationen;  aber  nicht  jene,  wo  man^  eine 
fongöse  Brust,  selbst  die  Gebärmutter  etc.  entfernt, 
wo  dann  der  Fongos  als  eine  allgemeine  Krankheit 
entweder  in  andern  Organen  schon  sitzt  oder  bald  ans- 
bricht;  oder  wo  man  Knochen  wegen  Knochenfrass  am^ 
palirt,  wfihrend  die  Lunge  voll  Tuberkeln  ist  etc.  ete» 
Mir  will  es  unter  Anderm  auch  nicht  recht  wahrschein- 
lich vorkommen,  dass  man  mit  den  kleinen  Dosen  der 
Homöopathie  die  Contraction  des  Uterus  beim  Gebären, 
diesen  rein  physiologischen  Act,  befördern  könne* 

Peritonitis.  —  Die  Entzfindnng  erstreckt  sich  ent« 
Weder  auf  das  ganze  Bauchfell  oder  nur  auf  einzelne 
Theile  desselben ,  z.  B.  auf  den  Theil,  welcher  die  Ge- 
bärmutter, die  Blase,  die  Leber,  die  Gedärme  aberzieht 
und  welche  man  dann  fälschlich :  Metritis,  Cystitis,  He- 
patitis, Enteritis  nennt  Auch  hier  ist  das  Exsudat 
entweder  lymphatisch,  serös,  eitrig  oder  jauchig.  Das 
plastische  Exsudat  zerfliesst  oft  in  Eiten  Auch  erzeu- 
gen sich  häufig  Tuberkeln  in  demselben,  welche  er- 
weichen und  die  Gedärme  perforirende  Geschwdre  bil- 
den. Dadurch  entsteht  aufs  Neue  eine  Peritonitis.  Oft 
wird  das  ergossene  Serum  oder  die  eiterartige  Flds- 


so  Originalabhandkingen. 

sigkeit.in  einem  Sacke .  abgeschlossen.  Sie  tnachen  ia 
der  Lebergegend  Vertiefungen  and  werden  häufig  für 
Leberabscesse  gehalten.  Das  lymphatische  Exsadat 
wird  nach  und  nach  in  Pseudomembranen  omgewandelt, 
weiche  die  Baucheingeweide  unter  einander  verbinden* 
Solche  Verwachsungen  verursachen  oft  hartnäckige 
Stublverstopfung.  Hat  sich  ein  dicker  iTeberzng  von 
Lymphe  am  Bauchfelle  gebildet,  so  kann  das  ergos- 
sene Serum  schwer  oder  gar  nicht  resorbirt  werden: 
CS  entsteht  alsdann  Abmagerung^  Oedem  der  Fasse, 
allgemeine  Wassersucht.  Oft  wird  das  Exsudat,  wie 
bei  der  Pleuritis,  durch  einen  neuen  Erguss  wieder 
vermehrt  In  Folge  resorbirten  Eiters  bilden  sich  zu- 
weilen Abscesse  oder  metastatische  Entzündungen  in 
anderen  Organen  ^  ebenso  wie  bei  der  Pleuritis.  End- 
lich verursacht  das  eitrige  Exsudat  Ulcerationen  des 
Bauchfells,  der  Gedärme,  der  Bauch  wand,  der  Vagina, 
der  Leber,  Milz,  des  Psoas  ete.  Wird  in  seltenen  Fäl- 
len der,  ein  eiterartiges  Exsudat  einschliessende  Sack 
dicker  oder  gar  knorpelartig,  so  kann  es  viele  Jahre 
lang  abgeschlossen  bleiben.  Sobald  der  Peritonäal- 
Ueberzug  der  Gedärme,  besonders  des  Dickdarms  in 
einiger  Ausdehnung  entzündet  ist,  so  entsteht  eine 
hartnäckige  Verstopfung.  Ist  dagegen  der  Peritonäal- 
Ueberzug  der  Gedärme  nur  wenig  oder  gar  nicht  er- 
griffen^ so  ist  die  Stublverstopfung  nicht  hartnäckig, 
ja  bei  einem  eiterförmigen  i^xsudate  kommt  oft  eine 
8C|hr  profuse  Diarrhöe  vor*  Der  Mangel  an  Contractions- 
kraft  in  einem  Darme ,  dessen  Peritonaeum  von  Entzün- 
dung ergriffen  ist,  scheint  Ursache  der  hartnäckigen 
Verstopfung,  eben  so  wie  die  Stagnation,  der  Darm- 
Gontenta  die  des  Erbrechens  zn  seyn  (Dr.  Skoda).  — 

Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  auch  den  Volvtüu9  mit 
einigen  Worten  heruhreu.  Er  ist  nicht  so  häufig,  wie 
manche  glauben.  Dem  Hrn.  Prof«  Bokitanski  kam  der 
eigentliche  Volvulus,  obwohl  ihm  seit  einer  Reihe  von 
Jahren  jährlich  lOÖO— 1200  Leichensectionen  unterkamen, 


Originaktbhandhmgen.  21 

nur  siebenmal  vor.  Ursachen  dieser  Fälle  waren :  a)!ani^- 
wieri|i:e  Diarrhöen;  b)  örtliche  Congestionszostände  des 
Darmkanals  and  zwar  passiver  Art^,  wie  sie  bei  sin- 
kender Geffissthütigkeit  uberhaopt  und  bei  der  auf 
Ueberreizon^  fo!j>^enden  Erschlaffung  des  Darmkanals, 
insbesondere  nach  Diarrhöen,  an  einzelnen  Stellen  der- 
selben vorkommen;  c)  andauernde  Haemorrheidalcon- 
j^estion  und  hierin  beg^rändete  Blennorrhoe  des  End- 
stöckes  des  Dickdarms;  d)  Stuhlzwang',  Klystire,  Stuhl- 
zäpfchen, Blähungen  etc.  Der  Volvulus  geht  frfiher 
oder  später  in  eine  heftige  Bauchfellentzündung  aber, 
Wodurch  das  eingedrungene  Darmstäck  mittelst  ausge- 
schwitzter Lymphe  mit  dem  andern  verwächst  oder  in 
Brand  übergeht.  Dadurch  entstehen:  Erbrechen,  hart- 
näckige Verstopfung  oder  Ausfluss  einer  stinkenden 
Jauche,  Stuhlzwang.  Zuweilen  kann  man  selbst  Wulste 
und  leere  Stellen  mit  dem  Gefühle  im  Unterleibe  unter- 
scheiden. 

(Fortsetzung  und  Sohluss  folgen.) 


2)  Grundzüge  des  Principe  der  Homöopathie.  Als 
Grundlage  zur  BeurtheUung  der  Indieatkm  der 
homöopathischen  Heilmethode  des  Prof.  Dr.  Mab^ 
TIN  in  Jena.  Von  Dr.  G.  Schmip  in  Wien.  CHrief- 
Uch  mitgetheUf).     Wien  den  6.  Februar  1889. 

D^e  Veranlassung  zur  Darstellung  der  Grundzflge 
des  hom.  Princips  gab  Prof.  Martin's  Indication  der 
hoim.  Heilmethode,  deren  Deurtheilung  ich  mir  vorge«* 
nommen  hatte«  Wir  finden  diese  Anzeige  der  hom»^ 
Heilmethode  in  seiner  Abhandlung:  die  dynamischen 
Heilmethoden^  im  6.  Hefte  def»  8.  Bandes  der  Hyg.  ^ 
S.  517.    §,  7. 


Aber  wihrend  dieses  Unternehness  iiii4  «  efBstii- 
chen  Bestreben,  ILurnif's  ladfestisii  der  besi.  Bellica 
tbode  richtig  zu  beartheflen  und  Beine  Beuthefloa^ 
nnch  mit  haltbaren  Gründen  zu  befreiten,  sab  leb  erat 
die  Sehwierifcl^eit  der  j|;ewiblten  Aafjcabe  ein.  Endlich 
hielt  ich  es  fär  das  Beste  and  Kargeste,  meine  An* 
siebt  vom  Principe  der  Homöopathie  der  BenrtbeihHii: 
zu  Gnmde  zu  leiten.  Daher  erhielt  auch  diese  Arbeit 
unter  den  GUnden  eine  verinderte  Bichtnni^;  jene  nim 
lieb,  welche  ihre  Ueberschrif^  ankändi/^.  Das  Princip 
der  Homöopathie  ward  Hanptsaehe,  worin  zag^leieh  die 
Beortheilon^  der  fndication  der  bem.  Heilmethode  des 
Prof.  Martin  ihre  Gmndlage  erhalten  sollte.     ' 

Eine  Kritik  wollte  ich  ^eben,  und  jrleichwohl  er-* 
wartet  meine  Arbeit  dasselbe  Loos.  Was  aber  denn*  ' 
halb  mich  betrifft,  so  stelle  ich  sie  willig:  vor  das  Tfi« 
banal  saebverstindiger  and  wissenschaftUeher  Aernte, 
and  bin  es  zafrieden,  wenn  sie  die  Aufnahme  findet, 
welche  Hartin  seiner  Abhandlan^  wünscht: 

„8i  quid  rectias  novisti  istis,  y 

Candi'Jus  imperti,  si  non,  bis  utere  mecam>^ 
.  Die  Ansicht,  welche  ich  im  Verlaofe  dieser  Arbeit 
vom  Principe  der  Homöopathie  zu  geben  bemuht  bin, 
weicht  von  allen  früher  bekannt  gemachten  völlig  ab. 
Indem  ich  aber  diese  Bemerkung  vorausschicke ,  erin- 
nere  ich  mich  gar  wohl,  dass  ich  selbst  in  meinem 
Schreiben  an  F.  Jahn  (Hyg.  Bd.  V.  Heft  1  8.  51  n  f.) 
aas  d^n  Griindsfitzen  seiner  Physiatrik  eine  andere  An- 
sicht dafür  abgeleitet  and  vorgetragen  habe.  Da  ich 
aber  hiemit  erkläre,  dass  mich  weitere  und  veränderte 
Gründe,  a  priori  and  a  posteriori  hergenommen^  beistim- 
men, diese  damaUi  vorgetragene  Ansicht  vom  Princip 
der  Homöopathie  für  unrichtig  zu  erklären;  schäme 
ich  mich  gleichwohl  dieses  GeMändn^ises  nicht  im  min- 
desten. Mein  Streben  gebt  nar  Q«€h  Wahrheit^  -^ 
Was  auf  dem  Wege  zu  diesem  Ziele,  unter  redUehem 
Verfahren,  anders  sich  mir  zeigt  und  consequetit  meine 


Ansichten,  meine  Ueberzeog;un£  verändert,  das  bin  ich 
aach  bereit,  um  def  Wahrheit,  der  Pflicht  und  der 
Kunst  willen,  öffentlich  und  mit  freudigem  Heraen  ab 
bekennen. 

Ausserdem  ist  es  mir  eine  angenehme  Pflicht,^zil  be-^ 
kennen,  dass  ich  toeäeniHche  und  tdchüge  Auf$chlii$9e^ 
was  das  Princip  der  Homöopathie  betrifft,  meinem  ver^ 
ehrten  Freunde ^  Hm.  Dr.  Glückkr  verdanke,  von  dem 
eine  wissenschaftliche  Darlegung  und  Begründung  dM 
Pricips  der  Homöopathie  zu  erwarten  steht,  wenn  es 
anders  seine  schw&chliche  Gesundheit  ihm  gestattet 

Und  nun  zur  Sache.  Um  mein  Vorhaben  auf  eUm 
zweckmässige  und  nützliche  Weise  durchzuführen,  heb« 
ich  vorerst  von  Martin's  Indication  der  hom.  Hetlme^ 
thode  jene  Momente,  beurtheilend^  heraus,  welche  zu«" 
gleich  als  Vorbereitung  zur  Darlegung  meiner  Ansieht 
vom  Principe  der  Homöopathie  dienen  sollen.  Somit 
zerfillt  diese  Abhandlung  in  zwei  Tbeile,  von  denen 
der  erste  die  Einleitung  zu  dem  zweiten  bildet. 

i.  Martinas  Indication  der  hotiu  Heilmethode.  Dass 
es  mehrere  Heilwege  gebe,  auf  denen  Apr  erkrankte 
Organismus  seinen  Normalzustand  wieder  erlangen 
könne;  zu  dieser  Ansicht  und  Ueberzengung  sind  end- 
lich, zum  Nutzen  der  Kunst  und  der  Kranken,  alle 
Homöopathen  gekommen.  Djas  ist  auf  jeden  Fall  ein 
erfreulicher  Fortschritt  in  dem  Entwicklungsgangs  un- 
serer Kunjit,  und  ausserdem  ein  tröstender  Beweis, 
dass  nach  und  nach  die  Leidenschaft,  das  Vorurtheil 
und  die  Vorliebe  von  der  allmäblig  siegenden  Wahrheit 
bezwungen  werden.  Wir  können  aber  auch  und  sollen 
uns  der  freudigen  und  aufmunternden  Hoffnung  hin- 
geben, dass  der  Wurm,  welcher  noch  zur  Zeit  in  dem 
Herzen  so  vieler  Aerzte  sitzt,  an  dem  Edelsten  nagt 
und  den  freien  Schlag  für  das  Gedeihen  der  Kunst 
hemmt,  allmählig  schwScher  und  endlich  absterben 
werde. 


14  OHjfinaiaöhandüMgen. 

An  der  Zeit  ist  es  oon  und  eine  nothWendifce  Folge 
jener  Annahme,  aber  aach  eine  Aufgabe  von  grbsBter 
Wichtigkeit  fär  die  Aerzte,  die  Verschiedenheit  der 
Heilmethoden  hinsichtlich  der  Sicherheit^  welche  8ie 
vermöge  ihres  Wesens  geben,  hinsichtlich  der  Zeiiy 
welche  sie  zur  Erreichang  des  Zweckes  brauchen,  and 
hinsichtlich  des  Kraftatifioandes^  den  sie  dem  erkrank- 
ten Individuum  verursachen,  nachzuweisen  und  darza- 
stellen. 

Es  liegen  aber  auch  bereits  mehrere  erfreuliche  und 
nätzliche  Beweise  der  Art  vor.  Indessen  haben  aber 
auch  schon  wieder  die  Versuche  zur  Lösung  der  ge- 
nannten Aufgabe  zu  neuen  und  entgegengesetzten  Feh- 
lern geführt.  Ich  nenne  hier  nur  einen  ^  welcher  mich 
auch  hauptsächlich  zur  Beurtheilung  der  Anzeige  der 
hom.  Heilmethode  bestimmte,  wie  sie  Prof.  Martin  tim 
genannten  Orte  gestellt  hat. 

Wie  nämlich  einst  wenigstens  ein  Theil  der  Homöo- 
pathen zu  Gunsten  der  Homöopathie  die  übrigen  Heil- 
wege  geläugnet  oder  doch  viel  zu  gering  geachtet  hat, 
80  steht  jetzt  wieder  zu  befurchten ,  und  dies  von  je- 
nen, welche  bei  den  sich  nun  ergebenden  Verhandlun- 
gen und  Resultaten  die  Rolle  der  Ausgleichung  und 
Versöhnung  übernehmen :  da99  man  toieder  die  Bamöa^ 
paihie  ssu  Crunslen  anderer  Heiboege  herabsetze  und 
ihren  wahren  Werth  verkleinere  oder  verkenne.  Zu 
dieser  Bemerkung  veranlasst  mich  eben  der  genannte 
Aufsatz  des  Prof.  Martin. 

Ob  nun  aber  gleich  aus  dieser  Einleitung  schon  her- 
vorgeht, dass  ich  mit  Martin  in  Betreff  der  Anzeige 
der  hom.  Heilmethode  nicht  einverstanden  bin,  so  finde 
ich  mich  dennoch  veranlasst,  die  Bemerkung  voraus- 
zuschicken, dass  ich  bei  meiner  Entgegentretung  nur 
das  Interesse  unserer  Kunst  vor  Augen  habe»  Hit  auf- 
richtiger Hochachtung  fiir  Prof.  Martin  gebe  ich  mit 
freudigem  Herzen  die  Erklirung  ab,  dass  sein  ganzer 
Aufsatz  nur  den  Wahrheit  liebenden  und  suchenden 


Forseber  benrkondet,  welcher  die '  revolotionären  Be- 
we^n^en  der  Zeit  in  unserer  Kunst  t^nfmerksam  be- 
obachtet^ mit  dem  aufrichtigen  und  lebhaften  Wunsche^ 
die  Kunst  mö  j:e  daraus  alle  erreichbaren  Vortheile  ziehen. 

Da  Martin  seine  Ansicht,  zu  welcher  er  auf  dem 
Wege  des  Forschens  und  der  Beobachtung^  f^ekommea 
ist^  in  Verbindung  mit  den  Granden  vorträgt,  welche 
ihn  dazu  brachten;  so  halte  ich,  ihm  entgegentretend y 
es  auch  für  das.  Kurzeste,  ihm  auf  diese  Weise  zu 
folgen« 

Daher  hebe  ich  aus  seiner  Intücation  der  harn.  HeU^ 
methode  8.  S17,  S.7  ^)  die  Sätze  heraus,  wie  sie  eben 


*)  Das  Ganze  der  Indication  ist  im  Zusaminenhange  Folgende«: 
5,  Vergleicht  nan  die  Ergefmiaae  der  Erfiahruiig  über  di«i  Anwendnpg 
der  hom.  Heilmethode,  und  die  eben  yeraachte  Erkl&rong  dea  Heil- 
Vorganges  bei  derselben,  ao  wird  man  einsehen ,  dass  diese  Heilweiae 
in  allen  den  Krankheltszuständen  indicirt  sei,  bei  welchen  eine 
dauernde  und  vorscihtige  Umstimmung  der  Lebensthätigkeit  geforderl 
werde«  Denn  man  bat  bei  Bweokm&ssiger  Anwendung  der  hom.  Heil- 
methode weder  eine  sogenannte  Nachwirkung,  welche  den  anomalen 
Zustand  nach^nrzer  Unterdrückung  nur  hartnäckiger  wieder  erseuge, 
noch  auch  eine  nachtheilige  Uebertragung  der  eigenthumlichen  Grund- 
wirkung des  Heilmittels  auf  den  Kranken,  oder  yielleicht  gar  Vernich- 
tung der  Lebensthätigkeit  zu  befurchten ;  Folgen «  welche  bei  dem 
übrigen  gewaltsameren  Heilverfahren  allerdings  bisweilen  beobachtet 
werden;  als  wesentliche  Bedingungen  ihrer  Anwendbarkeit  verlangt 
die  hom«  Heilmeth>)de  aber  eine  gewisse  Freiheit  und  Beweglichkeit 
der  Lebensthätigkeit,  damit  die  beabsichtigte Reaction  gegen  das  Heil- 
mittel und  damit  auch  gegen  den  Krankheitszustand  zu  Stande  komme. 
Unterdrückung  derselben  durch  Blutanhäufung  oder  materielle  Ab- 
lagerung in  edlen  Organen,  so  wie  Erschöpfung  durch  organische 
Zerstörung ,  allzu  gewaltsame  Eindrücke  grosser  Kälte  ^  oder  anderer 
Agentien,  gestatten  weder  die  nöthige  Perception  des  angewandtea 
hom«  Reizes,  noch  die  geforderte  Reaction  auf  denaelben.  In  solchen 
Fällen  sind  andere  Heilmethoden,  insbesondere  die  ezcitirende  und  die 
ableitende,  wenigstens  zunächst  in  Anwendung  zu  ziehen.  Sonach 
durften  es  theils  chronische  Anomalien  der  Lebensthätigkeit,  jedoch 
ohne  überwiegende  materielle  Umänderungen ,  theils  erat  beginnende  , 
acute  Krankheiten  aeyn ,  in  welchen  die  Heilung  nach  dem  Priootp 
SimiliaSimilibua  sanantur  vorzugsweise  Anwendung  findet ^  un4  asr 


in  dem  ErUiitentn||^-  und  BeiirtheilBiissi^lpe  an  die  Ord- 
nong  konunen,  und.  wie  ich  glaube^  dass  dadurch  der  Le-^ 
ser  KügMch  den  meisten  Notzen  für  sich  /(ewinnen  kSime. 

,Wir  finden :  diese  HeUwetMe  «et  in  mllen  den  Krmnk^ 
heitsfsusiänden  indicirtj  bei  welchen  eine  dmeermde 
und  varMiehiige  ümstimmung  der  LebenMlhätigkeU  ge^ 
fordert  werde.  Sonach  dürften  e»  theUe  ehrmUeehe 
Anomalien  der  Lebentthätigkeit ,  —  theile  erst  beginn 
nende  acute  Krankheiten  eegn,  in  welchen  die  Hei^ 
lung  nach  dem  Princip:  SimiliaSimilibus  cur  antut j  ver^ 
ffugsweiee  Anwendung  findet. 

Also  kann  nach  Martin  die  hom.  Heilmethode  hanpC- 
sächlich  nor  in  den  chronischen  Krankheiten  und,  was 
di|e  acuten  betrifft,  nur  in  ihrem  Beginnen  Anwendong 
finden.  Damit  stimmt  aber  die  Erfahrnnjop  nicht  »isaai- 
men*  Sie  gleht  vielmehr  nicht  allein  das  bestimmteste 
Zeag^niss,  dass  diese  Heilmethode  in  den  acuten  Krank- 
heiten, selbst  wenn  sie  in  ihrer  vollkommenen  ESnt^ 
Wicklung^  Atubildung  und  Ahne  stehen,  schon  gegcB" 
wärtig  viele  and  glfinzende  Triumphe  feiern,  welche 
oft  einer  andern  Heilmethode  nicht  zu  Theil  werden 
können,  sondern  berechtigt  auch  zu  der  Hoflhan«^,  dass 


eine  allza  bedeutende  Beeinträchcigung  der  Lebenskraft  dürfte  anei 
in  diesen  Fällen  als  Contraindication  genannt  werden  können.  In  der 
That  hat  aach  die  Erfahrung  bereits  den  grossen  Werth  der  hom.  Heil- 
methode im  Anfange  aeoter,  oft  sehr  Gefahr  drohender  Krankhetten, 
z.  B.  der  Nervenfieber,  so  wie  in  vielen  chronischen  Krankheiten,  wie 
Syphilis  u.  s.  w,  dargethan;  eben  so  sehr  aber  auch  die  Grenzen  ihrer 
heilsamen  Anwendbarkeit  bezeichnet.  Kinder,  Greise,  Schwächlinge, 
Schwangere  bedürfen  vorzugsweise  dieser  milderen  Heilweise,  wAft- 
rend  robuste ,  kräftige  Erwachsene  die  Anwenduni^  anderer  gewalt- 
samer Methoden  öfter  erheischen;  ein  ähnlicher  Umstand  scheint  tBi 
Allgemeinen  zwischen  den  anomalen  Zuständen  gesunkener,  nicht 
hinlänglich  angeregter  Lebensthätigkeit^  und  der  aus  übermächtig  i;e- 
steigerter,  oder  unterdrückter  Thätigkeit  herstammenden  obzuwalten  ; 
in  der  letzteren  bewährt  sich  die  hom.  Heilmethode  weniger  hnlfk'efdk', 
wenn  sie  auch  der  Erfahrung  gemäss  keineswegs  hier  völlig  ausfe- 
•chloMen  werden  darf.  '^      S. 


OHginaiabhandkmgen.  Wf 

sie  noch  grössere  und  ^ablreiehere  in  diesem  so,  weite» 
als  wichtigen  Gebiete  erringen  werde,  sobald  man  nor 
ihr  Prineip  richtig  anfgefasst  und  eingesehen  habe, 
nnd  sobald  man  es  verstehen  werde,  davon  den  reeh^ 
ten  Gebrauch  so  machen» 

Um  daher  zar  Beurtheilang  dieser  Abweichung  Mar- 
TDi's  von  der  allgemeinen  Ansicht  der  Homdopatiieii 
einen  annehmbaren  Anhaltungspuakt  zu  gewinnen,' 
müssen  wir^  wenigstens  vorerst,  seinen  Hauptgrund 
betrachten.  Als  solchen,  glaube  ich,  bestimmt  er  fol-' 
genden :  ,^  Ah  wesentliche  Bedingungen  ihrer  Anwende- 
barkeit  verlangt  die  harn.  Heilmethode  eine  gewisse 
Freiheit  und  BewegHehkeit  der  Lebensthätigkeit  ^  da^ 
mit  die  beabsichtigte  Reaetion  gegen  das  HeHmiftel 
und  damit  auch  gegen  den  KranhheUsvustand  tu 
Stande  komme.  ^^ 

In  diesen  ^^wesentlichen  Bedingungen^^  der  Anwend-' 
barkeit  der  hom»  Heilmethode  nach  Martin,  erhalten 
wir  aber  %W€i  von  einander  abhängige  Momente  zur 
Benrtheilong:  eine  gewisse  Freiheit  und  Bewegliche 
keit  der  Lebensthätigkeit  ^  und  die  beabsichtigte  Reac^ 
Hon  derselben  gegen  das  HeHmittet  und  damit  auch 
gegen  den  Krankheitsftsustand  selbst.  Die  erste  Be^ 
dingung  für  die  Anwendbarkeit  der  hom,  Heilmethode 
muss  sieh  im  erkrankten  Organismus  vorfinden,  die 
»weite  ist  aus  seiner  Ansicht  von  dem  Heilvorgange 
nach  dem  Prineip  der  Homöopathie  (I.  c.  SL  S15)  her- 
vorgegangen. Somit  haben  wir  auch  diese  beiden  Mo- 
mente för  sich  zu  betrachten. 

1.  Den  ersten  Punkt  glaube  ich  fSr  unsdrn  Zweck 
mit  Wenigem  erledigen  zu  können^  und  zwar  dadurch, 
dass  ich  hier  einen  auffallenden,  für  die  Therapie  wie 
für  den  praktischen  Arzt  gleich  wichtigen  Unterschied 
zwischen  den  acuten  und  chronischen  Krankheiten  her- 
'  aushebe  und  nach  Bedurfniss  betrachte,  leb  meine  die 
Verschiedenheit  hinsichtäch  ihrer  Heilbarkett  und  Hei^ 
lungszeit.    Wir  machen  nämlich  tiglicb  die  Ei 


.  \ 


S6  OHginaiäUianälungen. 

dMs  acute  Krankheiten  leichter  und  schneller  in  Ge- 
nesnnji;  übersehen  ala  dies  der  Fall  mit  den  chronischen 
ist  Daher  verlan/s^en  die  Hippoliratischen  Aerzte,  die- 
ser Erfahron^  vertrauend,  dass  man  bei  den  acuten 
Krankheiten  nlehr  den  Beobachter  spielen  solle;  daher 
der  Umstand,  dass  die  acuten  Krankheiten  dem  Anste 
mehr,  f^rössern  und  schnellern  Ruf  verschaffen,  als  die 
chronischen;  u*  dg^X.  mehr« 

Forschen  wir  nach  der  Ursache  dieser  so  auffallenden 
als  wichtij^en  Verschiedenheit,  so  lie^t  sie  nahe  und 
kann  selbst  bis  zur  klaren  Evidenz  /g^ebracht  werden; 
was  jedoch  fär  unsern  Zweck  nicht  Noth  thut  Diesem 
jB^enü^t  wohl  schon  die  Andeutunf^,  dass  dieser  Unter- 
schied einerseits  auf  Rechnun/s:  der  Heilbedingungen  ^ 
wie  wir  sie  in  den  acuten  und  chronischen  Krankheiten 
/s^e^eben  finden,  anderseits  aber  auch  auf  die^r^  und  heb'^ 
hafligkeÜ  geschrieben  werden  müsse,  mit  welcher  diese 
Bedingungen  erfüllt  werden*  Da  nenne  ich  freilich  ein 
Capitel  der  Therapie,  das  fast  noch  gar  nicht  behan- 
delt, gleichwohl  aber  von  höchster  Wichtigkeit  ist, 
welches  jedoch  gründlich  und  dem  allgemeinen  Notzen 
forderlich  abzuhandeln,  leicht  eine  voluminöse  Abhand- 
lung werden  könnte«  Hier  also  davon  nur  so  viel,  als 
zum  Verständnisse  nothwendig  ist 

Der  erkrankte  Organismus  muss,  um  sich  zu  erhal- 
ten und  von  der  Krankheit  zu  befreien,  gegen  diese 
einen  Kampf,  einen  Krieg  unternehmen.  Auf  diese 
Weise  finden  wir  im  erkrankten  Organismus  einen 
Streit  zwischen  entgegengesetzten  Elementen  und  Ten- 
denzen: was  das  eine  gewinnt,  verliert  das  andere, 
so  dass  die  St&rke  des  einen  die  Schwache  des  an- 
dern wird. 

Die  Operationen  aber,  welche  der  Organismus  gegen 
die  Bjrankheit  vornimmt,  zu  entwickeln  und  durchzu- 
führen strebt,  sind  verschieden^  nicht  allein  hinsichtlich 
der  Zahl,  der  Art,  der  Verwicklung,  der  Kräftigkeit 
und  des  Erfolges,  sondern  auch  hinsichtlich  der  Zeit, 


OrigintUabhandiungtn.  19 

in  welcher  der  letztere  zo  Stande  kömmt  oder  zu 
Stande  konmien  kann.  In  dieser  Beziehung  finden  wir 
aber  die  acuten  Krankheiten  am  besten  and  am  voll- 
kommensten bedacht  und  aas^erästet  Der  Organismus 
bietet  da  verhaltnissmässi^  die  meisten  ihm  zu  Gebote 
stehenden  Kräfte  und  Mittel  auf,  und  entwickelt  Vor- 
tfing^^  wodurch  die  Krankheit  nicht  allein  leiehier, 
sondern  auch  in  der  kürzeren  Zeit  bezwungen  wer- 
den könne.  — -  In  diesem  Grunde  findet  auch  die  be- 
kannte Erfahrung;  ihr  Verstandniss,  ob  während  acuter 
Krankheiten  oft  alte  und  selbst  hartnäckige,  vordem  im 
Körper  befindliche  Störungen  aufgerättelt,  in  ihren  Däm- 
men durchbrochen  und  mit  der  acuten  Krankheit  gleich- 
zeitig vernichtet  werden.  Wir  wissen  dies  z.  B.  von 
den  Blattern,  vom  Wechselfieber,  von  einem  andern 
Fieber,  welches  sich  z.  B.  zu  einer  hartnäckigen  Ner- 
venkrankheit gesellt.  —  Hierin  findet  auch  der  Heil- 
erfolg mit  den  in  unserer  Zeit  so  berühmt  und  vulgär 
gewordenen  stürmischen  Heilverfahren,  wie  es  z.  B. 
die  Wassercuren  sind,  seine  Erläuterung. 

Diese  Bemerkungen,  glaube  ich,  können  bereits  hin- 
reichen, um  einzusehen,  dass  die  von  Martin  als  eine 
wesentliche  vom  erkrankten  Organismus  geforderte  Be- 
dingung für  die  Anwendbarkeit  der  hom.  Heilmethode: 
„etile  gewisse  Freiheit  und  BewegHehkeit  der  Lebem^ 
thätigkeit^  gerade  in  den  acuten  Krankheiten  am  voll- 
kommensten und  häufigsten  vorgefunden  werde. 

Wenn  aber  die  Homöopathie  in  chronischen  Krank- 
heiten, zu  deren  Bezwingung  von  Seiten  des  erkrank- 
ten Organismus  die  Heilbedingungen  doch  nur  mangel- 
haft und  ungenügend  bewerkstelligt  und  mit  unzu- 
reichenden Mitteln  erfüllt  werden,  —  wenn  also  die 
Homöopathie  sogar  unter  so  schwierigen  Umständen, 
selbst  nach  BIartim's  Ansicht,  nicht  selten  in  diesen 
Krankheiten  Triumphe  feiert :  warum  soll  sie  denn  nicht 
um  so  viel  mehr  bei  den  acuten  und  zwar  bei  den  hef- 
tigsten und  ansgebildetsten^  das  Beste  leisten  können, 


and  desshalb  auch  mit  vollem  Rechte  Aiiwendiifi|^  findet^ 
wo  schon  vom  Organismas  selbst  so  viel  sor  lieber- 
winduiif:  der  Krankheit  ^than  wird;  so  ttwar^  dasa 
Viele  ohne  Zäthun  der  Kanst,  unter  blosser  Beobaeh- 
tnng  eines  aweckmftssi^n  Be^ms  und  einer  passeades 
Ditt  in  Genesnn  ji^  fiber^ehen  ?  Sind  aber  die  cbronisehea 
Krankheiten  ein  Qlanxpunkt  der  Homöopathie,  wofür 
die  Erfahmniif  spricht;  so  jnuss  schon  aas  den  g%gt^ 
benen  Praemissea  der  Schlnss  ffir  richtig  anerkannt 
werden,  dass  die  hom.  Methode  selbst  bei  den  aasge- 
bildetsten und  heftigsten  acuten  Krankheiten  noch  na 
80  sicherer  am  Platze  sei  ond  es  um  so  mehr  aeja 
werde,  je  mehr  es  geängerij  von  ihrem  Principe  Ge- 
brauch zu  machen,  und  je  besser  man  es  verslehem 
wird,  von  ihr  den  rechten  Gebrauch  zu  machen. 

Ich  spreche  hiemit  eine  Ueberzeugung  aus,  die  mir 
vollkommen  klar  ist,  die  ich  tagtäglich  am  Kranken- 
bette bestätigt  finde  und  die  mich  antreibt,  fort  und 
fort  za  forschen,  diesem  schönen  Ziele  als  Arzt  immrr 
aiher  zu  kommen,  die  mich  aber  auch  mit  dem  lebhaf- 
testen Wunsche  erffillt,  sie  möchte  zum  Besten  der 
Kranken  und  der  Kunst  von  jedem  Arzte  recht 
pfonden  und  eingesehen  werden« 

Geht  nun  aber  sehen  hteraua»  wie  ich  glanbe, 
Keh  hervor,  daaa  Mahtin  im  Irrthume  mit  seiner  Be- 
hauptung aei,  die  ham.  HeUweth^Mle  könn« 
nur  in  ehroniaehen  Krankheit^  und«  was  die 
betrifft,  nar  in  ihrem  Auf^RHg^^  Aawendmig  indem;  ee 
wird  ausserdem  dieser  irvthua^  a^^  kUurer  ^nrak  die 
Betrachtung  des  wmtm  l^uak<^ 

2.  Dieser  ist,  wie  her4^iU  ^kt>H  g^^aagU  SL\nm^ 
f^ermchle  Erklärung  Oi^  Hfiti^if^W^  ^^i  AHwwifcag; 
der  hom.  Heilmethode.  Khe  Wk  %Mw  ^\^  KT««H«^tM« 
und  Beurthellung  dieses  Puakt^a  ^^I<)VMV^H^^^  Mi^  Mi 
CS  für  zweckdienlich,  noch  eine  l^räwt^^v  mv^Ml 
machen,  welche  Martin  in  VerMadun«;  mi^  ^«m^ 


sieht  von  dem  Heüvorgauge  zu  dem  Schluss  fär  die 
Indication  der  bom.  Heilmethode  gebracht  hat 

Mabtin  bat  beide  Primiaaen  gleich  am  Anfange  des 
g«  7  S.  517  hingestellt*  Sie  sind:  die  tärgebnute  der 
Jßlrfahrung  über  die  Anwendung  der  hotn.  BeUmethode^ 
und  eeme  verwehte  Erklärung  de^  Ileüvargange»  bei 
derselben*  Diese  Prämissen  heissen  also  mit  andern 
Worten:  Erfahrung  and  Theorie.  Das  sind  aber  aach 
in  der  Tbat  die  competenten  Richter,  an  welche  man 
iHCh  wenden  ond  deren  Urtheile  man  sich  unterwerfen 
muss,  wenn  sich  Streitigkeiten  in  unserer  Kunst  erge- 
ben. Indessen  muss  aber  dagegen  doch  sogleich  der 
(Tnistand  geltend  gemacht  werdeni  dass  beide,  ehe  sie  zu 
Richtern  erhoben  werden  können  9  vorher  eine  unpar- 
tbeiiache,  strenge  und  wahrheitsgemässe  Prüfung  ab- 

» 

legen  müssen. 

Was  nun  Maetoi's  Erfahrung  aber  die  Anwendung 
der  hom.  Heilmethode  anlangt,  so  ist  sie  eine  blos  ni6- 
je^we.  Dies  denke  ich  im  Verlaufe  dieser  Arbeit  dem 
Vorurtheilsfreien  einleuchtend  vol  machen.  Hier  aber 
bemerke  ich  nur  vorlfiufig,  dass  Mabtin's  Indication 
ond  Contraindication  der  hom»  Heilmethode  hauptsäch- 
lich in  seiner  Ansicht  von  ihrem  Heiivorgange  wurzelt» 
Denn  ebep  desshalb,  weil  Martin  nach  Gründen  forscht, 
um  von  ihnen  im  Handeln  geleitet  zu  werden,  und  weil 
er  das  Wahre  in  der  Allseitigkeit  nicht  giefunden  hat, 
eben  deashftlb,  behaupte  ich,  konnte  er  auch  keine 
vollkommene,  allseitige  opd  zuverllissige  Erfahrung 
4bar  die  Wirksamkeit  und  Anwendbarkeit  der  Homöo- 
pathie gewinnen.  Kann  nun  aber  einerseits  ein  Irrt h  um, 
wenn  er  aus  einem  so  gründlichen  Streben  hervorge- 
gangen, der  Redlichkeit  des  Irrenden  nicht  allein  kei- 
nen Tadel  bringen,  sondern  ihr  vielmehr  Achtung  ver- 
schaffen; so  ist  anderseits  doch  auch  nicht  zu  über- 
sehen^ dass  selbst  mit  einem  solchen  Vorgange,  sobald 
er  zu  folgenreichen  Irrthümern  führt,  nicht  allein  für 
die  Sache  selbst  nichts  gewonnen  sei,  sondern  ihr  viel- 


3t  Orijfinaiabhandkmgen. 

mehr  oft  noch  grössere  Hindernisse  in  den  Weg  gelegt 
werden. 

Und  somit  zum  HaaptpoQkte:  dem  Heilvorjfonffe  bei 
der  hom,  Heilmethode.  Martin  bat  davon  foljfende 
Ansicht.  Sie  ist  (S.  516)  wörtlich:  „Die  Heilan^dareb 
Similia  wird  so  vor  sich  gehen,  dass  das  einem  Ahn- 
liciien  Grundzustand  entsprechende  Heilmittel  die  spe* 
dfische  Beaction  des  Organismus  gegen  sich,  und  so- 
mit auch  gegen  den  schon  vorhandenen  Krankheitsza- 
stand  aufruft«  Indem  nämlich  die  lebendige  Reactiott 
den,  der  Grund  Wirkung  des  Heilmittels  entgegenste- 
henden Zustand  zu  erzeugen  sucht,  verlisst  die  L^ 
bensthfitigkcit  zugleich  den  vorhandenen  ähnlichen 
Krankheitszustand,  und  kehrt  somit  zur  Norm  zuräek. 
Mit  dieser  Buckkehr  zur  Norm  ist  aber  die  Heilung 
gegeben« '' 

Nach  Martin^m  Erklärung  bewirkt  also  das  hom» 
Mittel  die  Heilung  auf  einem  Umwege.  Das  wäre  aber 
noch  kein  Einwurf  gegen  ihre  Richtigkeit ,  sobald  der 
Vorgang  wirklich  dieser  wäre.  Denn  selbst  nach  dem 
Zeugnisse  der  Erfahrung  und  nach  der  davon  gewon- 
nenen Einsicht  wird  auch  oft  nach  andern  Principies 
die  Heilung  auf  einem  Umwege  erzielt.  Es  ist  äbri- 
gens  auch  oft  vernunftig,  dass  man  sich  in  die  Um- 
stände und  in  die  Noth  finde.  In  unserm  Falle :  gelingt 
die  Heilung  nicht  auf  dem  kärzesten  Wege,  und  dieses 
ist  der  gerade  y  directe ;  so  muss  man  vernunftiger 
Weise  auch  einen  Umweg  einschlagen,  wenn  ein  sol- 
cher überhaupt  oder  ins  besondere  im  vorliegenden 
Falle  noch  zum  Ziele  fähren  kann. 

Aber  dieser  Erklärung  Martim's  ist  schon  die  Er- 
fahrung entgegen,  welche  nicht  Zeugniss  giebt,  dass 
die  Lebensthätigkeit  durch  das  hom.  Mittel  von  der 
Krankheit  abgezogen  werde,  um  mit  ihm  einen  Kampf 
einzugehen,  wodurch  ein  der  vorhandenen  Krankheit 
ähnlicher  Zustand  erzeugt  wurde.  Dann  hat  es  .ferner 
nicht  allgemeine  Giltigkeit,  dass,  wäre  dies  auch  wirk- 


Originalabhandlungen,  83 

lieh  der  Fall,  desshalb  auch  die  Lebenstbätigkeit  den 
vorhandenen  ähnlichen  Krankheitsznstand  verlasse,  d.b*, 
dass  dieser. auch  wirklich  aasgetilgt  sei,  sobald  ihr  Kampf 
mit  dem. Mittel  beendigt  ist. 

Um  dies  abef^  anscbanlich  zu  machen,  wähle  ich  statt 
der  Beweise  ein  Beispiel  aus  dem  gewöhnlichen  Leben. 
Ich  finde  es  passend  und  desshalb  auch  zur  Erläuterung 
nicht  zu  verwerfen.  Denken  wir  uns  einen  Menschen, 
welchen  ein  zweiter  anfallt,  in  der  Absicht,  ihn  zu 
Grande  zu  richten.  Dieses  lässt  jener  naturlich,  nach 
dem  Maasse  und  nach  der  Freiheit  seiner  Kräfte,  nicht 
ohne  Widerstreben  geschehen.  Wenn  er  aber  allein 
über  diesen  nicht  Meister  wird,  so  kömmt  ihm  dann 
gewiss  ein  Dritter  wiUkommen,  welcher  seinen  An- 
greifer anfällt,  auf  dieselbe  Weise,  wie  ihn  dieser  an- 
gegriffen bat.  Denn  hat  dieser  Dritte  die  bestimmte 
und  ernste  Absicht,  dem  Angefallenen  aus  der  Noth 
zu  helfen,  so  kann  er  vernünftiger  und  gerader  Weise, 
in  dem  gegebenen  Falle  j  seine  Kräfte  und  Thätigkeit 
nur  gegen  den  Angreifer  richten,  d.  h.  ihm  nur  auf 
dieselbe  Weise  begegnen,  wie  von  ihm  dem  Ersten 
gesebehen  ist^  Würde  aber  der  Dritte  gleichfalls  über 
den  Grsten  herfallen,  so  würde  er  ihn  ja  zum  Kampfe 
gegen  sich  zwingen,  und  desshalb  durch  seine  Ein- 
mipchung  den  ohnehin  schon  zu  sehr  Gefährdeten  in 
noch  ^grössere  Noth  bringen.  Denn  der  Gefährdete 
.mässte  jetzt  gegen  Zwei  kämpfen,  da  er  es  vordem 
blos  mit  JEinem  zu  thun  hatte/ 

So  beurtbeile  ich  Martin's  mitgetheilte  Erklärung 
des  Heilvorganges  bei  der  hom«  Heilmethode.  Anders 
aber  würde  und  mässte  sich  der  Vorgang  gestalten, 
wenn  der  Angreifer  noch  einen  ihm  nahe  angehenden, 
ihm  am  Herzen  liegenden,  oder  ihm  durch  zu  leistende 
Dienste  wichtigen  und  unentbehrlichen  Freund  bei  8ich 
hätte,  welchen  der  dem  von  ihm  Angefallenen  zu  Hilfe 
kommen  wollende  Dritte  statt  des  Zweiten  angriffe  und 
in  Gefahr  brächte.    Denn  dieses  Ereigniss  könnte  den 

HTOBA  B4  X.  g 


Zweiten  bestimmen,  von  seinem  feindseligen  Beg^innen 
^e^en  den  Ersten  abzustehen,  nm  seinem  flon  selbst 
ih  Gefahr  schwebenden  Freunde  beisnstehen*  Doch  die 
auf  diese  Weise  zu  Stande  kommende  Befreian/ip  4es 
Ersten  gehört  nicht  mehr  zum  Gegenstande  oneerer 
Untersuchung:  es  ist  ein  anderer  FaiL 

Suchen  wir  aber  nach  dem  Grunde,  ans  welchem 
diese  Erklärung  Martinas  hervorgegangen  ist,  so  fie« 
den  Wir  ihn  S.  515.  Er  ist  wörtlich:  ,,Ein  neuer  Er- 
klärungsversuch des  Heilvorgangs  unter  dem  Prltteip 
Similia  Similibus  sanantur  dürfte  auf  folgende  physio- 
logfsbhe  Thatsachen  begründet  werden  können*  Der 
lebende  Organismus  reagirt,  vermöge  der  ihm  eifieth' 
thämlichen  Selbstbestimmung;,  gegen  äussere  EhilMIme, 
"wenn  diese  nicht  mit  Uebermacht  auf  ihn  eindringen, 
so,  dass  er  den  entgegengesetzten  Zustand  von  dem-  . 
}enigen  hervorbringt,  welehen  der  äussere  Einfldss  in 
fhm  t&n  setzen  strebt/^  Das  sind  die  Prämissen,  aM 
denen  Martin's  Erklärung  ihren  Uirsprang  herieitM. 

Wenn  ich  nun  auch  keinen  GrAhd  habe,  die  Rieh^ 
tfgkeit  dieser  Pr&missen  anzufechten,  so  muss  deeh 
Mahtin's  Schlnssfolgerung  daraus  einer  UnteraoelHing 
tmterzogen  werden.  Denn  ans  diesen  Prfimissen  it^eftit 
noch  nicht  hervor,  dass  das  hom.  Mittel  in  yrtttidängn 
€onfifct  mit  dem  gegen  die  Krahkfieit  reagirenden  Or^ 
ganismu^  kommen  müsse.  Da  im  kranken  ZnstiiMte 
tter  Organismus  noch  die  Krankheit  beherbergt,  weflehe 
gleichfalls  ein  selbststäridigeir  LebensplMHMss  ist;  so, 
kann  auch  dre  Untetsuchung  nicht  abgewiesen  werden 
'ob  das  hotn.  Mittel  mit  der  Krankheit  selbst  nicht  «ti*- 
nächst  in  Confliet  gerathe. 

Dai{  ist  aber  ein  Punkt,  weichen  icfh  Esr  etnstifehea 
Aufmerksamkeit  nnd  Prdfnng  beirtens  empfehle.  Und 
dieses  ist  ebeh  der  fixe  Punkt,  ^er  wH^er  AntfieHi 
fnutn  Centrum  dient  Martht  hat  dieisen  Punkt  tibek«e- 
hen  und  da'  ist  gerade  der  Ursprung  seines  folgewrei- 
'chen  Irrthnms  2n  snehen. 


Will  der  Arzt  ein  Verständniss  gewinnen  über  den 
Heilvorgani^  und  über  die  Heilwirkung  eines  Mittels 
gegen  die  Krankheit ,  so  können  dessbalb  nur  3  Ge- 
genstande seine  Aufmerksamkeit  in  Anspruch  nehmen. 
Diese  sind:  Der  von  der  Krankheit  ergriffene  nnd  seine 
Integrität  zu  behaupten  strebende  Orgamsmw^  die 
Krankheit  selbst  ^  welche  in  ihm  zu  Stande  gekommen 
ist  und  von  ihm  getragen  wird,  und  das  Heibmttely 
welches  auf  beide  seinen  Einfluss  ausübt.  Der  Einflsss 
des  Heilmittels  aaf  den  erkrankten  Organismus  und 
auf  die  Krankheit  ist,  was  die  Zeitfolge  betrifft,  ein 
verschiedener,  da  er,  klarer  W^ise  nicM  »u  derselben 
Zeit  im  erkrankten  Organismus  und  gegep  die  Kr^nK- 
heit  erfolgen  kann.  In  dieser  Beziehung  .babcA  wjr 
also  auf  die  omei  Weuen  nns^e  Aufmerksamkeit  zn 
richten;  das  Heilmittel  nimmt  es,  vermöge  seiner  jBi- 
genthumlichkeit,  entweder  saunächM  ursprünglich  mit 
der  Krankheit  ajif,  ihi«n  Untergang  im  Organuwus 
JbezwieckeAd,  in  dem  sie  oinfgekommea  ist  nnd  b^steh^, 
wodorcb  es  diesem  mittelbar^  secundßr  deJ9  Kampf  nnt 
ihr,  zur  Herstellung  seines  Normalzostandes  nictijl;  ^- 
fein  ^leiciitert,  sondern  ihn  auch  vm  ihf  befreien 
kann;  od^  Am  Heümjttel  entwickelt/^  ohne  zpnüchft 
4en  Kampf  mit  der  Krankheit  zu  beginnen,  mdertDarft 
im  Organismis  Mrsprünglich  seine  Wirksamkeit,  wo- 
durch nach  eenstanten  Gesetzen,  denen  dieser  gehorchjt, 
äecundär^  mitlelbur  dem  Organismus  die  Bekümpfenig 
und  Besiegung  der  Krankheit  möglicher  ued  leichter 
gemacht  wird. 

Von  diesem  Gesichtspunkte  muss  die  Beurtheiluqg 
der  Heilprincipien  ausgehen»  In  unserem  Falle  i|iter«s- 
sirt  uns  nur  das  Princip  der  Homöopathie.  Die  nun 
folgenden  Erörterungen  haben  den  Zwecke  die  richtige 
Ansicht  von  diesem  Heilprinoipe  in  kurzen  eher  4och 
ebaracteristiscben  Zügen  darzustellen. 

//.  Grtmdmge  des  Prindps  der  HamöapaMe.  Wir 
können   bei  diesem   Unternehmen  keinen  £kdinitt  mit 

3. 


CKeberbeit  vorwart«  kooBen,  wcmi   wir  muht  Twkr 

die  Krankheil  betrachtet  hmbeo,  was   «e 

weleheai  Verhiltoisse  sie  zu  dem  vom  ihr 

OrgMmnmun  steht  Der  Krankheitsbesriff 

Miein  zur  Constmiran;  der  Therapie.    T 

heil  aber  bal  auui,  aaeh  gegenwärtig  ■seh, 

dene   Ansichten.     Cwuequeni  ist   denshalb 

Kinfnss   asf  die  Therapie  ein  versefaiedcaer«     Gi^ 

niss  genüge  dsss  ich  meine  Ansieht  tob 

als  eine  Primisse  voraasslelle,  welche  kb 

onentbehriich  ist. 

Ich  werde  jedoch  davon  nor  so  viel  anfahre«,  als 
onserm  Zwecke  wesentlich  und  nöihii;  ist.    ^¥ms 
nuAnt  Krankheitsansicbt  selbst  betriffl^  ob  sie 
Mf  keinem  Irrtbume  beruhe;  so  anter  werfe  ick  sie 
nflnflifer   Weise    dem   Urtheile    competenter    Richter. 
Willkommen  aber  und  erfreulich  ist  mir  der  UsMtaad,     [ 
dsss  ich  dsfttr  einen  klassischen,  tiefdenkendea, 
KeMichnelen  und  überdies  räbmiicbst  bekannten 
\^gm  %u1  meiner  »Seile  habe.  Ich  meine  den  Dr.  C.  W. 
Ntask,  Professor  der  Medicin  in  Jena,  der  Lehrer 
Vreund  des  l'rof.  Martisv,  welcher  ihm  auch  seine 
hnnA\^ng  (über  die  dynamischen  Heilmethoden  g^vii 
hat.  Wer  also  gegen  meine  Ansicht  auftreten  will, 
muss  es  auch  mit  dem  auf  dem  Gebiete  der  Palholosie 
so  sinheimisriien  und  so  klar  sehenden  Stabk  nnfneh« 
men.    Man  sehe  desshalb  seine  allgemeine  Pathologie^ 

lfm  also  meine  Ansicht  vom  Heilvorgange  der  Be- 
h%nA\nng  der  Krankheiten  nach  dem  Principe  der  Ho- 
fflOopslhie  darzustellen,  trifft  der  Gang  der  Entwicklung 

IJ    die  Krankheit. 

Her  Zustand  eines  Kranken  oder  das  Krankseyn  ist 
au«  verschiedcnarti/(en  von  einander  zu  unterscheiden- 
den VorgAnifcn  zusammengesetzt.  Diese  Vordränge  bil- 
den vereint  den  Zustand  des  Kranken,  denn  er  ist  keines 


Oriffinaiabhimdlungen.  37 

von  ihnen  allein.  Es  lässt  sich  aber  dieser  Zustand 
als  ein  Product  betrachten,  entstanden  aus  5Ktrei  fW- 
toren;  diese  Auffassong  ist  für  unsern  Zweck  toe^ent^ 
lieh.  Den  einen  dieser  Factoren  macht  aber  die  eigent^ 
liehe  Krankheit  aus,  welche  den  Or/g^anismus ,  in  dem 
sie  aufgekommen  ist,  in  seiner' Selbstständigkeit  krfinkt, 
und  beschrankt;  der  andere  Fhctor  ist  der  Organümtu, 
selbst,  welcher  gegen  die  von  der  Krankheit  in  seiner 
Selbstständigkeit  erlittene  Kränkung  reagirL 

Das  Verständniss  davon  ist  zu  nnserm  Zwecke  nö- 
thig;  dazu  soll  nun  folgende  Erläuterung  dienen« 

Das  Leben  besteht  nicht  blos  durch  die  Vollständig- . 
keit,  sondern  noth wendig  auch  durch  das  Ebetimaass , 
und  Gleichgewicht  seiner  einzelnen  Organe  und  Sy- 
steme, und  ihrer  Verrichtungen,  so  dass  sie  durch  den 
gemeinschaftlichen  Zweck  der  Selbsterhaltung  zu  £i- 
nem  Ganzen  y  züt^  Einheit  verbunden  sind*  So  lange 
nun  die  integrirenden  Glieder  des  Ganzen  ihrer  Ge^etfUi^ 
lichkeit  vollkommen  entsprechen,  nur  so  lange  besteht 
Gesundheit.  Im  entgegengesetzten  Falle  tritt  Kranke 
seyn  ein. 

Das  Entstehen  der  Krankheit  aber  kann  nur  dadureh 
begriffen  werden ,  wenn  man  festhält,  dass  jedes,  zw;ar 
zur  Selbsterhaltung,  des  Gesammtlebens  bestimmte,  Or-. 
gan  gleichwohl  sein  Eigenleben  (yita  propria')  habe*. 
Dies  ist  aber  eine  Wahrheit,  deren  Richtigkeit  nietet 
angefochten  wird.  Vermöge  seines  Eigenlebens,  dem, 
wie  jedem  Leben,  relative  Selbstständigkeit  zukömmt, 
kann  nun  jedes  Organ  oder  Systeifi  des  Organismus^ 
durch  eine  entsprechende  Veranlassung  bestimmt,  aus 
der  gleichmässigen  Verbindung^  in  weichler  es  mit  dem 
Ganzen  gestanden  ist,  einseitig  hervor-  und  heraus« 
treten,  kann  sein  Gesetz  übertreten.  Je  mehr  aber 
einzelne  Glieder  in  ihrem  Mutter>boden  einseitig  ber-^ 
vortreten,  desto  weniger  wirken  sie  für  die  Selbster«^. 
haltung  des  Gesammtlebens,  desto  mehr  entfremdan 
sie  sich  ihm,  für  sich  dann  Ein  Ganzes  bildend,  eia 


^  \ 


efgeneM  für  sieh  beMtdtendeM^   ieUMtsUfMyes  Leben 
aoMitebetid* 

Oe9cfa{eht  aber  dieses,  so  sagen  sieb  anch  diese 
Glieder  von  der  Herrschaft  des  Orj^anfsnivs  los  mid 
vemrsachea  ihm  nebstdem  mehrfache  Stömsj^eii;  so 
dass  sie  als  auflrührerüche  Glieder  des  Ganzen  so  be- 
trachten sind. 

Dadurch  entsteht  nan  zwischen  dem  Gesammt-  and 
dem  einzelnen  in  seinem  Pereiche  anflröhrerisch  gewor- 
denen Leben  ein  wirkäeher  Kampfe  In  diesem  Streite 
aber  sucht  Jedes  Leben  seine  Existenz  anf  Kosten  des 
andern  zu  erhalten.  Dadurch  wird  nothwendijsr  die  or- 
sprfinglrche  Lebememheit  des  Organismus  aufyehobeny 
somit  auch  die  Süssere  Erscheinung  seines  Lebens  ge» 
trflbt.  Das  eigenmächtige  und  aufrährerische  Herwr«- 
treten  ties  Einzelnlebens  fibt  anf  den  Gesammtorga- 
nlsmus  immer  einen  mehrfachen  Einfluss  aus,  hemmt 
und  beschränkt  die  freie  Aeusserung  eines  Theils  sei- 
ner Lebensverrichtungen  auf  mannigfache  Weise,  ihm 
wie  eine  feindliche  Macht  seine  Herrschaft  streitig  ma« 
ehend.  —  Dagegen  aber  widersetzt  sich  das  normale 
Leben  der  von  dem  aufrtthrerischen  Einzelnleben  erlit- 
tMien  Kränkung  and  Beschränkung,  TernvSge  seiRer 
Selbstständigkeit  und  vermöge  des  Strebens  sich  tu 
behaopten,  auf  ähnliche  Weise  auf  dieses  zurückwir- 
kend, wie  es  von  Ihm,  gleichfalls  behufs  seiner  Selbst- 
erhaltung  beeinträchtigt  ward. 

I^iese  verschiedenen  Vorgänge  bilden  also  verbunden 
eriSt  den  Zustand  eines  Individuums,  welchen  wir  JTranft- 
9e^  nennen,  dessen  Factoren  die  eigentliche  Krank- 
heit und  der  von  ihr  gestörte  und  desshalb  dagegen 
reagirende  Organismus  sind.  Wir  können  aber  nach 
dieser  Verständigung  von  diesen  Factoren  des  Krank- 
seyns  den  ersteh  den  Krankheit^  und  den  zweiten  den 
RetteHön^-Factor  nennen. 

Hier  ist  zugleich  die  Bemerkung  am  Orte,  dass,  so 
oft  im  Verlaufe  dieser  Arbelt  kurzweg  der  Ausdruck: 


Krankheit  vorkömmt,  damit  nur  der  KrankhcUf^W^sa 
des  Krankseyns  gemeint  sei. 

Haben  wir  uns  nun  auf  diese  Weiße  über  die  f^rank-* 
heit  verständigt,  so  kömmt  aunäcbst  die  Reihe  an  flie 
Untersuchung : 

2J  Dass  diu  Heilmllel  seine  Wirksamkeit  im  Gß^ 
biete  der  Krankheit  zunächst  äussern  känne.  Zu  die*^ 
sem  Zwecke  muss  es  aber  zuerst  festgestellt  seyia, 
dass  das  Organ  oder  System,  welches  für  eine  äasserf 
Potenz  (Heilmittel  in  einer  andern  Beatiehung)  eijie  be---^ 
sondere^  specifische  Empfänglichkeit  hat,  aoch  dasjenige 
sei,  wo  die  erste  Entwicklung  der  Krankheit  beginiit^ 
und  von  da  aus  als  ihrem  eigentlichen  und  ursprqng'r 
liehen  Herde  sich  weiter  verbreitet. 

Zur  Einsicht  und  Erläuterung  dieser  These  müssen 
wir  hier  die  übliche  Eintbeilung  der  Krankheiteii  m 
örtliche  und  allgemeine  betrachten. 

Was  aber  den  Raum  betrifft,  welchen  eine  Krapkhei^ 
im  Organismus  einnimmt;  so  ist  es  über  jeden  Zweifel 
erhaben ,  dass  sie  nur  an  einer  einzelnen  Stelle  dem- 
selben, nur  in  .einem  bestimmten  Organe  oder  Systeme, 
Wurzel  schlagen  könne,  welches  ihr  sum  Mutteri^oden 
dient  nnd  welches  der  Krankheitsherd  ist. 

Wiewohl  aber  fast  jede  Krankheit  währen^  ihrer 
Entwicklung  sich  von  ihrem  Ursprünge  aus  weiter  ver- 
breitet, ihr  Gebiet  vergrössert;  so  kann  es  doch  im 
strengen  Sinne  des  Wortes  nur  örtliche  y  nie  allge" 
meine  Krankheiten  geben.  Denn  ohgleieh  man  nach 
dem  RaumverhäUnisse  die  Krankheiten  in  örtliche  und 
allgemeine  unterscheidet,  so  ist  doch  dieser  Unterschied 
immer  nur  ein  relativer^  Absolut  allgemeine  Krank- 
heiten, d.  h.  solche,  welche  den  ganzen  Organismus 
einnehmen,  kann  es  nicht  geben,  weil  mit  der  totalen 
Umwandlung  des  Lebensprocesses  eines  Individuums 
in  eine  andere  Lebensform  nothwendig  dessen  Tod  er- 
folgen würde.  So  muss  also  die  übliche  Eintbeilung 
der  Krankheiten  in  örtliche  und  allgemeine  blos  nach 


40  Originaiabhandhm§en. 

dem  Umstände  bemessen  werden,  ob  die  Bjraokheit  bloi 
in  einem  einzelnen  Organe  oder  in  einem  Jansen  wdt 
verbreiteten  Systeme  wurzelt. 

Bei  der  Beurtheilung  dieser  Eintbeilunj^  ivard  aber 
nnr  der  Krankheit» -- Factor  berucksicht,  nnd  dieser 
giebt  hier  den  Aossehlag.  Bezieht  man  aber  diese 
Eintheilonf^  anf  den  andern  Factor  des  Eranksejms, 
60  füge  ich  zor  Vermeidung  eines  Missverständnisses 
Folgendes  bei.  In  diesem  Falle  yerbilt  sich  'clie  Sache 
ohne  Zweifel  anders.  Denn  da  ist  die  ReacHon  des 
erkrankten  Organismus  gegen  das  von  der  Norm  ab- 
gefallene und  aufrährerische  Einzelnleben  eines  Organs 
oder  Systems  der  wesentliche  Factor.  In  dieser  Be- 
ziehung giebt  es  aber  ohne  Zweifel  allgemeine  Krank- 
heiten. Diese  sind  dann  jene,  bei  welchen  das  ge- 
sammte  normale  Leben  dem  aufrührerisch  gewordenen 
Einzelnleben  sich  widersetzt.  Hierher  gehören  die  fie^ 
berhaften  Krankheiten. 

In  dieser  Beziehung  habe  ich  aber  hier  die  übliche 
Eintheiinng  der  Krankheiten  in  örtliche  und  allgemeine 
nicht  genommen» 

Durch  diese  Betrachtung  unserm  Ziele  einen  Schritt 
näher  gekommen ,  müssen  wir  nun  von  der  Entstehung 
der  Krankheiten  so  viel  beibringen,  als  zu  unserm 
Vorhaben  nöthig  ist    Dazu  brauchen  wir  Folgendes. 

Jedes  Organ  oder  System  des  Organismus  hat,  ivie 
bemerkt,  sein  Eigenleben j  also  auch,  wie  jedes  Le- 
ben, relative  Selbstständigkeit.  Dieses  sein  Eigenleben 
kann  selbst  durch  den  Umstand,  dass  es  dem  Ge- 
saromtorganismus  zu  seiner  Erhaltung  Dienste  leisten 
muss,  eben  so  wenig  verkannt  werden  als  die  relative 
Selbstständigkeit  der  Bürger  in  einer  Monarchie.  Als 
eine  solche  relative  Totalität  besteht  jedes  Organ  oder 
System  also  auch,  wie  sein  Mutterorganismus,  nicht 
durch  sich  selbst  allein^  ist  nicht  für  sich  hinreichender 
Grund  seiner  Existenz^  sondern  es  hängt  auch  von  der 
Aussemoelt  ab.    Zur  Vermeidung  eines  Missverständ- 


Originalabhandlungen.  41 

nisses  muss  jedoch  sogleich  bemerkt  werden,  dass  für 
jedes  Organ  oder  System  sein  Matterorganismus  gleich- 
falls ein  Aeusseres  ist.  -- 

Wärde  das  Einzelleben  allein  sich  selbst  bestimmen, 
so  könnte  es  nie  erkranken.  Die  Möglichkeit  seines 
Erkrankens  ist  aber  nur  dadurch  gegeben,  dass  es  zu- 
gleich die  Fähigkeit  habe,  von  Atissen  bestimmt  und 
verändert  zu  werden ,  was  anf  mittel  -  oder  unmittel- 
bare Weise  geschehen  kann.  Diese  Möglichkeit  beruht 
aber  auf  dem  Wechsel  Verhältnisse,  in  welchem  jedes 
Organ  oder  System  mit  der  Aussenwelt  steht  Also 
macht  nur  eine  Störung  ihres  normalen  Wechselverhält- 
nisses die  Entstehung  efner  Krankheit  möglich. 

Demnach  sind  zur  Krankheitsentstehnng  zwei  Mo- 
mente erforderlich :  die  Aussenwelt  (äussere  Schädlich- 
keit^ krank  machende  Potenz,  potentia  nocens)  und 
der  Organismus  selbst  oder  vielmehr  ^eine  einzelnen 
Organe  und  Systeme  (die  innere,  vorbereitende  Ur- 
sache, Krankheitsanlage,  praedispositio). 

Schädlichkeit  aber  ist  Alles,  was  zur  Erzeugung 
oder  Unterhaltung  einer  Krankheit  beiträgt  Sie  ist  die 
Gelegenheitsursache,  welche  eine  vorhandene  ^ Krank- 
heitsanlage  zur  wirklichen  Krankheit  ausbildet  Die 
Anlage  enthält  nur  die  Möglichkeit  zur  Erzeugung  ei- 
ner  Krankheit  und  bedarf  zu  ihrer  Wirklichkeit  noch 
des  Hinzutrittes  eines  andern  ursächlichen  Momentes. 

Damit  aber  Krankheit  wirklich  werde,  müssen  Schäd- 
lichkeit und  Anlage  einander  entsprechen.  Sie  ent- 
sprechen sich  am  vollkommensten,,  wenn  sie  eine  spe- 
cifische  Beziehung  zu  einander  haben.  In  dieser  Hiur 
sieht  lehrt  aber  die  Erfahrung^  dass  jedes  Organ  oder 
System  des  Organismus  mit  gewissen  Naturpotenzen 
sich  in  einer  nähern  Beziehung,  in  Verwandtschaft  be- 
finde, von  diesen  vorzugsweise  afficirt  und  in  beson- 
derer Art  verändert  werden  könne.  Zur  Erläpternng 
dessen  scheint  mir  an  diesem  Orte  schon  hinreichend 
die  Erinnerung  an  die  Aufnahms-   und  Entwicklung«- 


4f  OHffitmMhandiunffm. 

Stätte  der  Wirksamkeit  der  Ccntagien^  and  an  die  Gleich«« 
stelioDip  des  Krankheitsprocesses  mit  dem  der  Zew- 
gung,  welche  bekanntlich  von  tiefsinni/^en  Patholo|fea 
gemacht  wird«  In  letzterer  Beziehung  brauche  ich  Bur 
auf  Stark  zu  verweisen  (s.  seine  allirem.  Patholone, 
1«  AbtheiL  S.  108  u.  fo.  Was  aber  den  ersten  Punkt 
betrifft,  so  lehrt  die  Erfahrung,  dass  nicht  jedes  Orgtca^ 
oder  System  die  Fähigkeit  besitze,  von  dem  Anstek^ 
kungisistoffe  afficirt  zu  werden,  sondern  vielmehr  dasa 
die  Contagien  nur  für  bestimmte  Organe  oder  Systeme 
eine  specifisciie  Beziehung  haben  und  dass  in  die9ea 
auch  die  Entwickiungsstitte  ihrer  Wirksamkeit  sei«  8e 
ist  es  der  Fall  beim  Scharlachcontagium  mit  der  Schleiok« 
baut  des  Rachens,  bei  dem  der  Masern  mit  der  Schleim- 
haut der  RespiratioHsorgane ,  bei  dem  Contagiuia  der 
Bahr  mit  der  Schleimhaut  des  Mastdarms  etc. 

Die  Einwirkung  einer  Aassera  Schädlichkeit  aof  dm 
Organ  eder  System,  zu  welchem  sie  in  einer  sfiecb» 
fischen  Beziehung  steht,  wird  durch  seinen  Multeror-p 
ganismus  vermittelt.  Dieser  bietet  zu  dem  Zwecke 
bekanntlich  mehrere  Atrien  (Krankheits- Atrien)  dar. 
Durch  welches  Atrium  aber  in  den  Organismus  immer 
eingedrungen,  übt  die  Schädlichkeit  auf  das  Organ  oder 
iSystem,  mit  dem  es  in  specifischer  Beziehung  steht , 
seine  eigenthümlichen  Kräfte  »utiächst  aus,  die  nicfai-»- 
%'erwandten  ursprünglich  ungestört  lassend. 

Hat  aber  einmal  der  Process  begonnen  and  Selbst- 
ständigkeit erreicht,  so  geschieht  seine  VerbreituB^ 
von  seiner  Ursprungsstätte  aus,  unter  Verhältnissea 
und  nach  Gesetzen,  welche  darzustellen  und  nachiVBr 
weisen  hier  nicht  am  Orte  ist. 

Ist  es  aber  klar,  dass  jedes  einzelne  Organ  oder 
System  des  Organismus  mit  bestimmten  äusseren  Po- 
tenzen in  specifischer  Beziehung  stehe,  dass  sie  voo 
diesen,  durch  welches  Atrium  ihres  Organismus  im- 
mer aufgenommen,  zunächst  afficirt  und  in  besonderer 
Weise  verändert  werden  (welche  Veränderung  eben 


(hHginalabhandlungen.  48 

den  Vor^an^  darstellt,  tvelchen  wir  als  Krankheit  aiif- 
fassten);  so  folgt  auch  schon  daraus: 

Dass  das  Heilmittel  in  dem  Organe  oder  ISy steine^ 
welches  die  Geburtsstätte  und  der  Sitz  der  Krankheil 
intj  seine  eigenthümliche  Kraft  i&unäehstj  ursprüng- 
lich %ur  Entwicklung  bringen  könne.  Die  eben  vor- 
angeschickten Erörterungen  über  das  Banmverh&Itnlss 
und  aber  die  Entstehung  der  Krankheit  hatten  den 
Zweck,  diesen  Satz  zu  begründen.  Es  erübrigt  daher 
nur  noch,  ihn  zu  erläutern.  Zu  diesem  Zwecke  soll 
Folgendes  dienen. 

Jede  Krankheit  besitzt,  das  Yermdgen  der  Selbster- 
baltnng  und  eigene  Selbstständigkeit.  Sie  besteht  also 
kraft  dieses  Vermögens  durch  sich  selbst  fort  und  ver- 
theidigt  demnach  ihre  Selbstständigkeit  sowohl  gegen 
den  Angriff  äusserer  ihr  feindseliger  Einwirkungen, 
z.  B.  der  Arzneien,  als  auch  gegen  die  Reaction  des 
normalen  Lebens,  mit  dem  sie  einen  und  draselben 
Mutterboden  theiit 

Indessen  besitzt  die  Krankheit  eben  so  wenig,  wie 
irgend  ein  anderes  concretes  Leben,  unbedingte  Selbst-» 
ständigkeit  und  absolute  Abgeschlossenheit,  sondern 
steht  gleichfalls  mit  der  Aussenwelt  in  einem  thätigen 
Wechselverbältniss.  Sie  empfängt  daher  auoh  v%a  der 
Aussenwelt  Eindrucke^  wodurch  sie  veriradert  und  in 
ihrer  Selbstständigkeit  gefährdet  wird,  wenn  «lie  selbe 
nicht  zu  besiegen  vermag. 

Die  Potenzen  aber^  durch  welche  sie  eine  Verände- 
rung in  ihrer  Selbstständigkeit,  in  Ihrem  Weeen  er- 
leidet, sind  demnach  für  sie  Schädlichkeiten.  Wie  aber 
solche  Potenzen  der  Krankheit  den  Untergang,  den  Tod 
bringen  können,  so  können  sie  anderseits  dadurch  wie«> 
der  das  gesunde  Leben,  in  dessen  Organismus  die 
Krankheit  aufgekommen  ist^  von  ihr  als  von  einem  In- 
nern Feinde  befreien  und  dadurch  ihm  wieder  wohlthä^ 
tige  Potenzen  werden.  In  dieser  Beziehung  heisst  man 
aber  diese   Potenzen  BethmtleL    Von   diesem  Stand- 


4f  4Prl§l990lmkkmnäiun§fem, 

Alltla  4tf  WlrkMmkdt  iltr  Vonlaffirn^  und  «n  ili«  tiUMH^ 
nMSnnn  4r.n  Ktunkh^Wnffortnnfin  mit  Atm  der  ZiW. 
jninir^  wülfhe  bfkunnllifh  von  tl«Mnnift«?n  Piilb^i»KMi 
l^nvMhl  ^\fA.  In  l«lKtcr«»r  lleif^f  hon^  braorhe  ieli  nvr 
i«r  Mtamii  y/fi  verwrhen  («.  nein«  «Mfrcm«  Piitk*l«Ktot 
f«  Akthflii«  N.  IM  0.  t.y  Waa  ftbrr  il«n  rr«/#n  Pwmki 
kelriffl^  m  l«kft  die  Krfekfonfr«  rfee«  nirht  jedee  Ofgtm 
iNler  MjrAffm  die  Kühiickeit  b«iiiti&r^  von  dem  Aii«toli« 
kvnxeAiefe  efArirt  %n  werdfn,  Sendern  vielmekr  4l««« 
die  l/enfeic'ra  »»r  ftfr  beelimmte  Organe  eder  ftynimm^ 
eine  i^pi^Hfl^rlie  BerJetinnir  haken  «nd  4Mn  in  diaM» 
nneh  die  Knlw)ffkian/(/««ldite  ikrrr  Wirkaemkeit  eei«  Ate 
iel  ea  Her  Kell  keim  Ncherlnf fcirenteiclem  mit  der  Mrhlel»« 
linnt  dee  Hnrfcenff^  bei  dem  der  Metern  mit  der  Meklek»- 
benl  der  HeftpiretlonMrf nne ,  bei  dem  (yenlngiifei  4m 
Rnbf  mit  der  Mrblelmhniit  dea  Meetderme  ete. 

Die  Kin«yirknn/ir  einer  Aneeern  Mekadliebkell  tmt  eto 
Orgien  nitf  HyMiem^  //«  welekem  eie  in  einer  ny el« 
flerlien  llf/.iehfin|c  elehl^  wird  dnreb  eeinen  JMnltorer« 
l^nni^mna  vermltiell«  Diener  birlet  %n  dem  ZwMk# 
t^knnntlieb  mehrere  Atrien  (Krank  heile -Atrien) 
Dareh  welebee  A triam  aber  in  den  Or^aniemaa  li 
dn^edrnnf  en^  abl  die  Mebadliebkeit  anf  dae  Ofgtm 
Myatem,  mit  dem  m  in  apedfiacber  llea&icbani;  atkbtf 
aelne  eixenthamliclien  Krifte  win/irhMi  aoa,  die  »MM« 
verirandten  orepran/clieb  nn^eal^irt  laft^end. 

Hat  aber  einmal  der  FrereA«  beftennen  «nd  Itollml- 
atandifckeft  erreicht^  no  gimrhlthi  MlMi  VerbraUnai||| 
von  eeiner  t'fnpmngnnlkiiB  ana,  nnler  Verhaltfii 
und  narh  (ieftetMn^  welrhe  darxnAlellen  «nd  mi 
weieen  hier  niekt  am  Orte  i^t. 

fat  ea  abrr  klar,  da4.«i  J^de«  einy.elae  Otgtim  «tfar 
Mjratem  de«  Orgnfilnmun  mit  beftlimmten  aneeeren  F#« 
lenken  in  ^fHiHAArher  HufAehung  Alehe^  daM  ela  vem 
diesen,  dfirrh  welchia  Atrium  ihrea  Or^aniam««  Im« 
mer  «afKenrimmen,  iMim'ich^i  affieirt  and  in  beaendartr 
Weiae  verändert   werden  r  welche   Veränder«nj| 


Ml  ij/in*9ftff*ft'9*»»lh»9ttfvi9 


IM 


ihn  V«Mii,mf||  »|ii!«t*lh.  wf^lrlirn  « li  fil^i  htutiklMil  «Mf 

(i|Q44«ni;    «M   r«*lii(    Mut  h    «rllMtf    t|f|iMM<a* 

/•«  A     >»i      f '»i/nir/lr/fHiy    6i  »»f/iJii    /oiinji-       lljv    »  !•»  M    \  mi 
MMi^C44'|lM  l«(^  M    |'.MM|VIMf|.(7«  II      liln-l     l|f|4     llflMMI  Wl  |l<Mf  Ml^Q 
IUI«!      iH««!      «lif'      |'.M(<at«'lHIMj>       <|l  I       llliMkllf'M      I^mM^M      «h'!« 

IHM      |l«n  |i  ,     ÜMI     /M     f'l|i(il|v(M         /«M     (|m''4*  MI     /*\W<l<l*    «il|| 
|<  m|^«'I|i|4'<9   f|i«M<-ti 

.1«  «!♦•  Imitil^liMl    liv^M'-l   «In«  V*»iiMi*ä»'n  «l*'i   Nfllmlt*» 
ImltMHj;   iMii|  •  l4>*iM»  NfMi<i|QNiullftkf»i|     Nif  lifohlil  mI«« 

Hm  |i|ij:  (    (liniiinf  |i    iluf    tHf||i4(«iHfulij^^|<«-i(    qim^  ii|ii   ||^«'^M| 
•IfM      \Mi;M!T    «<M«3o»M'i     Om     UiM«|o»  Uü»!    |!'iinMikMn£i«Mi . 

/      II     «Im      AlMU'U'il,    «1«     RIMIi     i;^'i»»'M    »li»"    ll»'«r|l'Ml    «|f-^ 
imilMfllMI      I'('|i4*ll<i  ,     MM(     iIiMM     «iV     linVM     Mtli|     (|t'll«f'||M'M 

lluM««!*'*«!^«!  (hvill 

|iii|(qa('fi  Ix'^Ur.l  ilir  HvRMhlHJI  »'lifMi  Q'i  ufMiift,  wif» 
ii^Mi«l  liii  fini|*i«'«i  fMMi'fvtv««  l'«-|i»M,  miiImmIjm^Io  ^«IIi«! 
w(tiM«|i£;kvil  "M»l  Rb^olMi«*  Al*^f'«*  hl«««»«'»n|i»'H .  «n'inlvMi 
«h'hi  i»h'if|ifRll<«  in|(  il»M  Au«i«s»inv»H  mi  ♦  infiH  U*M(iji^fi 
\Vv«'li4vh(Ml<(<MMU«i  N|v  iiM|>fr4iiji(  «l'ilif*!  «nn»li  ^«M  ih«r 
\MflQf'invf»ll    t^Üfuliil«  kf.    UM^Innli   qjm  vf'if<M«lvi|   un»|  In 

M'MI    N<  Ik^at^slÜlMligk^il    ftf»fM|lM|ff    IVInl.    \M'MII    «IV   «^»Ihf» 
MM  M     ru    lif'Ql«'^  I  II     Mllllflil 

|li«-    |'<i1«IWiM    lll"l  I  .     l|iMl|l     U  f  |f  |H'    «I«»     fMM«*     V^r4lii|«' 
inni:,     ii|    ilitit     N«  jliaf  of 'tMilJ:;  |; «  i|  ,    jn    ilncin    \V  •>«•■«    •'• 

|iii|i|,    <aiii>|    «I«  KMI't«  ll    («n     ajc   Si  hthi/ii  ftftfi/t  *t         \\  i*'    «ilitl 
Olli«  Im-  r<i|i  M.  I  M    il' I    |\iMfi((|<ii1  <|mi  I   nti-i  .u  f«i*.". .    *l*  ii    |  «i«| 

|lMI*^;(ll     |:Mlli|ill,     Qfl     k<HMltl|     <\i'     Itll'l«   I  -^1  i(«    <|il*|«M  I  )t    UIP- 
<|t  I       «|i«-|      ^i'-aiiiM|i>      l.fliVM,      <fl      <|*  ^o»  M      fli  ^,  (UM  J|iii|>3      f|jf* 

liMifiklM-ii  niifp.f  k<Mii(iu>n  iq( .  \iiii  i|if  ^\Q  ^mi  fiiifiii  Im 
n»in  l'iiinlv  li^finiM  !Ui*l  «Iml'iH  h  iliMi  uivh'i   tivkUhf'i- 
/•y#*  |*n|fii/,tM  uin|«'n     Im  «llf^t^r  |lrr.|fhMMii   li^i^^t  mir« 
«iliif    «Im^«iv    T'Mim/.mi  Ut'ih9^UM      \  UM    ilie«('iM   NIrimI 


»  - 


i4  Origtnaiabhandltmffen*. 

punkte  ans  findet  aber  auch  die  Wahrheit  ihr  Ter- 
ständnis^^  dass  dasjenij^e,/  was  schaden  kann  (schäd- 
liche Potenz,  Gift),  auch  wieder  nor  heilen  (Heilmittel) 
könne.  Denn  es  besteht  in  Wahrheit  zwischen  kranke 
machenden  (Schädlichkeiten)  und  zwischen  die  Oene^ 
Mung  vermittelnden  Potenzen  (Heilmitteln)  kein  wesent- 
licher Unterschied.  Der  Betriff  von  Schädlichkeit  nod 
Heilmittel  ist  daher  ein  rein  relativer^  indem  es  sich 
darum  handelt,  ob  die  schädliche  Potenz  in  einem  ge^ 
mnden  oder  erkrankten  Individuum  zur  Einwirkung; 
gebracht  wird;  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  die 
schädliche  Potenz  im  gesunden  Organismus,  wenn  sie 
auf  ihn  kräftiji;  genug  zur  Einwirkung  /s^elangt,  immer 
Krankheit  erzeugt,  während  sie  im  erkrankten  Orga- 
nismus zum  Heilmittel  nur  unter  bestimmten  Verhall^' 
nissen  wird,  worauf  sich  eben  die  Heilprincipien  gründen. 

Die  weitere  Erläuterung  dieses  Satzes,  wie  sie  al- 
lenfalls fär  nnsern  Zweck  noch  nützlich  seyn  könnte,  er- 
giebt  sich  jedoch  aus  dem  bereits  Vorgetragenen;  so 
dass  ich  ohne  Weiteres  zum  Hauptpunkte  meines  Un- 
ternehmens übersehe« 

3J  Das  Princip  der  Homöopathie. 

Da  kommen  aber  Siwei  wesentliche  und  verschiedene 
Momente  zu  betrachten:  das  eine^  dass  das  hom.  Mit^ 
fei  sich  das  Gebiet  der  Krankheit  zur  Entwicklungs^ 
Stätte  seiner  Wirksamkeit  wählt '^  das  zweite:  welches 
ist  der  Vorgang  bei  der  Heilwirkimg  des  hom.  Mittels? 

Was  den  ersten  Punkt  betrifft,  so  ist  er  sichere 
Thatsache.  Aus  ihr  ist  das  Princip:  Similia  Similibus 
abgeleitet  worden.  Diese  Bezeichnun/g;  des  hom.  Prin- 
cips  kann  man  ungefähr  erläutern:  Wähle  eine  Arznei,, 
welche  im  gesunden  Organismus  kraft  ihrer  Eigenthüm- 
lichkeit  eine  Krankheit  zu  erregen  vermag,  die  dem 
gegenwärtigen  zu  hebenden  Krankheitsfalle  sehr  ähn^ 
Ueh  ist. 

Ist  aber  die  Wahl  des  Mittels  gegen  die  Krankheit 
giinz\im  Sinne  des  Princips  der  HoiAöopathie  getroffen, 


Originalabhandlungen.  46 

dann  iit  es  aber  auch  dasjenige,  welcboa  ku  der  Krank- 
heit in  ipeciflichei'  Beziehunjj^  steht.  Das  hier  zum 
Verständnisse  und  Zusammenhange  allenfalls  noch  Nö- 
Ihige  kann  Jedoch  aus  dem  bereits  Vorgetragenen  über 
Krankheit,  schädliche  Potenz  und  Heilmittel  deduoirt 
werden.  Dass  aber  das  im  Sinne  des  Princips  gegen 
die  Krankheit  gewählte  Mittel  diese  specifisehe  Bezie- 
hifng  zur  Krankheit  habe,  das  muss  aus  der  Prüfung 
hervorgegangen  seyn ,  welche  mit  dieser  Potenz  theils 
am  gesunden  Organismus,  theils« auch  am  erkrankten 
vorgenommen  worden  war. 

Und  somit  kömmt  die  Reihe  an  den  ztoeilen  Punkt: 
Welches  ist  der  Vorgang  bei  der  Heilung  einer  Kranke 
heil  nach  dem  Princip  der  Homöopathie  f 

Die  Potenz,  welche  nach  dem  Ausspruche  dieses  Prin- 
cips der  Krankheit  entgegengesetzt  werden  soll,  muss 
die  Kraft  besitzen,  gerade  in  dem  Organe  oder  Sy- 
steme, wenn  äiie  der  Gesetzlichkeit  ihres  Organismus 
entsprechen^  dem  Anscheine  nach  ^ehr  ähnliche^  in 
Wahrheit  aber  dieselben  Veränderungen  hervorzubrin- 
gen, welche  der  vorliegende  Krankheitsfall  zeigt,  ge- 
ge)i  den  sie  in  Anwendung  gebracht  wird,  damit  er 
am  schnellsten,  sichersten  und  vollkommensten  aus- 
getilgt yverde. 

Trifft  nun  Jene  Potenz  mit  dem  so  vorliegenden  Kranke 
beitsfalle  zusammen,  so  heben  sie  sich  einander  gegen^ 
seitig  auf.  Der  Vorgang  dabei  ist  ein  rein  dynamischer. 
Es  kann  auch  natürlich  hier  nur  von  Thätigkeilen  die 
Rede  seyn,  deren  blos  leiblicher  Träger  die  Materie 
ist,  welche  sich  nach  ihnen  richtet  und  gestaltet. 

Nach  dem  Bemerkten  treffen  also  zteei  qualitativ 
gleiche  Thätigkeiten  zusammen.  Zum  Verständniss  des 
Vorganges  muss  aber  ihre  Entgegenstellung  ^  ihr  Ge- 
gensatz  vor  Augen  gehalten  werden.  Denn  diese  zwei 
qualitativ  gleiche  Thätigkeiten  sind  sich  einander  doch 
entgegengesetzt  hinsichtlich  der  Richtung  ^  von  wel- 
cher sie  auf  einander  treffton.    Wiewohl  das  Aeussere 


46  Orifhuiiaölumdhuigem. 

dauelbe^  was  das  Innere  ist,  so  kann  doch  bei  ihrm  C7on- 
flicte,  indem  das  Innere  herausbilden,  was  das  Aeassere 
ist,  and  dieses  sich  wieder  im  Innern  festsetzen  will, 
keines  sich  gellend  machen.  In  Wahrheit  aber  erei|>;. 
net  es  sich,  dass  sie  sich  gegenseitig  fesseln j  lähmen j 
au/heben  i  wie  zwei  gleiche  Biilardkog^eln,  welche  in 
diametral  -  entgeji^en^setzter  Richton/c  C  mit  ;;^eicher 
Kraft)  asf  einander  stossen;  wie  die  b^den  Pole 
(Nord-,  und  Südpol)  eines  Ma^ets.  Denn  werden  diese 
letztem  in  Verbindung  gebracht,  so  heben  sie  sich  ge^ 
genseitig  in  ihrer  Wirksamkeit  auf.  Keiner  von  ihnen 
zieht  nach  ihrer  Verbindung  das  vorgehaltene  Elsen 
wieder  an,  was  doch  vorher  der  Eall  war. 

Dieses  hatte  ich  für  die  Lineamenle  zur  Gewinnang 
einer  richtigen  Ansicht  von  dem  Heil  vorgange  bei  ei- 
ner Behandlung  der  lürankheiten  nach  dem  Principe 
der  Homöopathie. 

Das  Resultat  aber  von  dem  Zusammentreffen  des 
Mittels  mit  der  Krankheit,  stellt  sich  nach  diesen  Zn- 
gen  von  selbst  klar  heraus.  Darch  diesen  Conflict  4tT 
zwei  gleich en^Thätigkeiten,  die  sich  in  ihrer  polarentj^^- 
gengesetzten  Richtung  noth  wendig  aufheben^  wird  Also 
auch  die  in  dem  erkrankten  Organismus  einseitig  hervor- 
gebildete  und  dem  Gesetze  widerspenst^e  Thatigkeit 
eines  Organs  oder  Systems  (der  Krankheitsprocess)  utis- 
gelöscht^  und  somit  das  Leben  von  dem  jn  sein  Gebiet 
^agedruagenen  und  bereits  selbstständ^g  gewordenen 
Feinde  wieder  befreit. 

£s  kehrt  nun  Alles  wieder  in  die  Geleise  der  Ge- 
setzüchkeU  zurück.  Aber  gleichwie  auf  dem  Schlacht- 
felde, sobald  die  Schlacht  zu  Gunsten  seines  recht« 
Blässigen  Kämpfers  entschieden  ist,  verschiedene  S|ni- 
ren  des  Kampfes  und  Zerstörungen  noch  zurückbleiben, 
welche  erst  die  wieder  eintretende  Ordnung,  der  Fleiss 
und  die  zweckmässige  Thatigkeit  des  rechtmässigen 
Besitzers  vertilgen  muss ;  so  auch  auf  Aßm  Wablpiatze 
der  Kvankheit.    Hit  Materie  ist  der  leibliche  Träger 


OHffimtiaöhandlungM.  4S 

der  Thfitigkeit  Sobald  sich  diese  verfindert^  verändert 
sich  auch  ihr  Leib;  so  dass  es  in  Wahrheit  weder 
Krankheiten  der  blossen  Kräfte^  noch  blos  materielle 
Krankkeiten  geben  kann>  Bei  jeder  Krankheit  ist  in- 
oier  Kraft  und  Materie  zugleich  verändertl 

Ist  aber  auch  die  abnorme  Thätigkeit  aasgelöscht, 
80  hat  gleichwohl  das  zwar  gerettete  Leben  noch  die 
materiellen  Veränderungen  zu  vertilgen,  ivelche  wäh- 
rend des  tCrankheitsprocesses  theils  in  seinem  ursprüng- 
lichen Sitze,  theils  fiber  diesen  hinaus  eingetreten  sind. 
iBs  ist  dieses  aber  schon  mehr  ein  Geschäft  der  Rei^ 
nigung  und  Wiederherstellung  des  vor  der  Krankheit 
bestandenen  Materiellen.  Dem  zufolge  sehen  wit  aodi 
die  kritischen  Vorgänge  entstehen ,  welche  ttprschie«- 
deiie  Aasscheidun^eii  zu  Tage  fördern« 

./  Dass  der  Heilvorgang  bei  einer  Behandlung  der 
Krankheiten  nach  dem  Princip  der  Homöopathie  der 
eben  angedeotet«  sei^  daför  sprechen  besonders  gerade 
üe  frehdostiM  Erfolge  der  Homöopathie.  Denn  wie 
wiH  man  sieh  das  zuweilen  augenblickliche  Aufhören 
•ineB  heftigen  Krankheitsdturmes,  unmittelbar  nach  der 
Gtanahme  des  faom.  Mittels,  z.  B.  das  oft  überraschend 
MtfmeUe  Nachlassen  wfithender  Zahnschmerzen,  befti- 
4fpt  Kolikeii)  beängstigender  Erstickungsanfalle  u.  s»  w. 
besser  erMären?  Dies  ist  aber  ein  reichhaltiges  und 
^aiieh  jateressaates  Kapitel,  wohl  einer  besondern  Ab- 
bandliMiig  werth. 

-  fl}(Kr  Ist  auch  der  Ort,  wo  wir  noch  4ler  Meinang 
•MaMsü's  gedenken  können,  dass  mit  seinem  Erklä- 
i^ngsversüehe  (S.  516)  alle  Eigenthümllchkeiten  der 
-flMmig  ^rch  Similia  ,^im  Einklänge  ständen,  so  die 
K«ANrderte  verhältnissmässige  Kleinheit  und  Seltenheit 
-1?)  der  6abe.^^  Indessen  sieht  der  Leser  aus  dem  Vor- 
]^e(ragienen  wohl  schon  deutlich  genug  ein ,  dass  dem 
-Hteht  M  sei,  sondern  .vielmehr  da  diese  Eigenthftmlich- 
k^tften  auf  einem  andern  and  "wesentlich  verschiedenen 


\ 


48  (Mginalabhandhm$en. 

Grande  beruhen,  von  welchem  die  Ltneamente  so  se- 
hen mein  Bestreben  war. 

Uebrig^ens  überlasse  ich,  wenigstens  für  jetzt,  die 
specielle  Beurtheiiang  der  Indicationder  hom.  Heilme- 
thode des  Prof«  Martin  dem  Leser*  Dies  um  so  metari 
da  diese  Beurtheilung  unter  Einem  mit  der  Betrachtani^ 
eines  andern  Umstandes  vorgenommen  werden  kann, 
welcher  hier  wenigstens  genannt  werden  mnss*  Es  ist 
diesen  Ist  das  Princip  der  Homöopathie  das  vorzüg- 
lichste, das  beste  Heilprincip;  wie  steht  dann  der  so 
oft,  bis  jetzt  wenigstens  nicht  genügende  Erfolg  mit 
dieser  These  im  Einklang  ?  Dieser  Einwurf  ist  nicht 
mit  ein  paar  Worted  abzufertigen,  sondern  macht  sei- 
ner Wichtigkeit  wegen  eine  besondere  Betrachtan^ 
nöthig,  welche  die  Schwierigkeiten  der  Aasführung 
dieses  Princips  zum  Gegenstande  habep  wird. 

Blicken  wir  schliesslich  auf  die  Vergangenheit  ^  an- 
sern  Gegenstand  betreffend,  zurück;  so  finden  wir,  dasa 
die  Lehre  von  den  Krankheiis-Specificig  eine  aUe  Ist» 
Prüft  man  sie  aber,  so  ergiebt  sich,  dass  das  Princip 
der  Homöopathie  ihre  Basis  sei.  Namentlich  war  es 
schon  Paracelsus,  dieser  ausserordentlich  geniale  Arzt,' 
welcher  diese  Lehre  vortrug  und  darnach  so  grosse  und 
berühmt  gewordene  Curen  vollbrachte.  Merkwürdig 
und  hier  am  Orte  ist  das  Urtheil,  welches  van  Hel- 
MOMT  in  seinen  Schriften  über  Paracelsus'  Curen  ab- 
gegeben hat.  Es  ist  folgendes:  „Graviorum  morborum 
myriades  passim,  velut  falce  demetendo,  Herculis  clava 
trucidavit.  Neminis  apologum  ago,  fateor  autem  lubens, 
illum  potuisse  per  remedia  sua  sanare  lepram,  asthma, 
tabem,  paralysin,  epilepsiam,  caiculum,  hydropem,  po- 
dagram,  cancrum  atque  ejusdem  vulgo  incurabiles  mor<- 
bos.  Atque  hactenus  fuit  morborum  fere  omnium  vindex 
et  sanator/^  Hiemit  stimmt  auch  die  Inschrift  auf  P^^ 
RACBLsus'  Grabmal  in  Salzburg,  wo  er  gestorben,  über- 
ein. Sie  lautet:  „Lepram,  faydrjfpisin^  podagram  alia- 
que  infanabilia  corporis  coütagia  mirifica  arte .  sustulit«^^ 


Frageo  wir  tfber  nach  dem  Vermöj^en,  welches  Pa- 
RACKLSU8  AD  •  seüier  Zeit  so  auffallende  Coren  voll- 
bringen lless;  so  war  es  sein  ausserordentliches  Oenie. 
Wenn  wir  aber  llach  desshalb  das  Genie  hoch  in  Eh- 
ren halten  müssen;  so  muss  dagegen  so£:leich  der  Um- 
stand herausgehoben  werden,  dass  die  Entdeckungen 
des  Genies  zum  vollkommenen  ond  sichern  Gedeihen 
der  Kanst  ond  der  Wissenschaft  für  sich  keineswegs 
genügend  sind. '  Desshalb  kömmt,  wenn  das  Genie  eine 
neae  ond  wichtige  Entdeckung  gemacht  hat,  die  Ar- 
beit auinäehst  auf  den  Verstand.  Der  denkende  Geist 
hat  sogar  oft  erst  darznthun,  ob  bei  der  fraglichen 
Entdeckung  nicht  ein  Irrlhum  obwaltete.  Es  könnte 
hieröber  viel  Nötsliches  und  Zeitgemässes  l^eigebracht 
werden;  für  unsern  Zweck  genügt  jedoch  schon  die 
Tbatsaehe,  dass  selbst  die  besprochene,  für  die  The«^ 
rapie*  so  wichtige  Entdeckung  des  Paraceltus  auf 
seine,  so  wie  auf  die  flachste  Zeit  ohne  wesentlichen 
Einfioss  blieb.  Denn  seine  weit  über  'seine  Zeit  hin- 
Msreichendeii  Blicke  wurcfen  weder  von  seinen  Zeit- 
genossen noch  von  seinen  nächsten  Nachkommen  per^ 
stünden  nnd  ^gewürdigt.  Erst  dem  Genie  H ahnemann 
war  M  vorbehalten,  dieselben  Blicke  zu  thun  und,  -— 
was  ein  ausserordentliches  Verdienst  um  die  Medicin 
ist,  —  sie  festzuhalten,  geltend  und  nützlich  zu  ma- 
chen, so  dass  er  mit  vollem  Rechte  als  der  eigentliche 
Stifter  der  Homöopathie  betrachtet  wird. 

Daher  denke  ich  dem  Genie  eine  würdige  und  ge- 
reebte  Lobrede  zu  halten,  wenn  ich  von  ihm  mit  einem 
geiatreichen  Seher  Folgendes  aussage:  „Das  Genie, 
trotz  seiner  wörtlichen  Bedeutung,  zeugt  nicht,  sein 
Auge  ist  nur  schärfer  geschliffen  und  sieht  eben,  was 
Hunderte  vor  ihm  nicht  gesehen  haben.  Es  hat  im 
edelsten  Sinne  des  Wortes  Witz^  die  divergirendsten 
Enden  von  Erfahrungsfaden  zu  verknüpfen  und  Aehn- 
liehkeiten  aufzufinden.  Die  einfachsten  Wahrheiten, 
V09  denen  wir  sagen  müssen:  wie  ist  uns  selbst  das 

nVGlSA.  IM.  X.  4 


90  OriffinoioöhafuUtsn^^n* 

nor  nicht  einj^efiallen?  sind  seine  schönsten  TrioaplM. 
Was  Tausenden'  als  ahnungsvolle  EmpünifBmg  in  der 
warmen  Brost  schwebt^  setzt  sich  an  das  kiMere  G^ 
hirn  des  Genies  als  Gedankenkrystall  an.  Jener  hn* 
Genie,  der  zum  ersten  Male^  klar  und  einfach,  lioeh 
nicht  Aasgesprochenes,  noch  nicht  Geschantes,  aber 
stets  Vorhandenes  ausspricht  oder  schaut.^ 


3)  Kleiner  Beitrag  zur  vergleicliefiäen  Therapie. 
Von  Dr.  Schron  zu  Hof  in  Baiem. 

Fast  zu  gleicher  Zeit  hatte  ich  vor  Kurzem  (Winter 
88t-39)  zwei  Pneumonieen  zu  behandeln ,  und  zwar  eifr 
zwei,  als  Kutscher  dienenden,  robusten  und  gesonnen 
Bauerburschen  in  den  zwanziger  Jahren.  Beide  seböne^ 
kräftige,  grosse  Burschen,  die  von  Krankheiten  weni|^ 
erfahren  hatten.  —   Der  erste  (Küntzel)  erkrankte  nnel^ 
einer  Fahrt  gegen  stark  blasenden  Nordost-Wind.    Br 
hatte  Mittags  noch  mit  dem  besten  Appetit  gegesaen 
und  dann   gesund   seine   Eahrt  vollendet»    Nach   iler 
Heimkunft    bekam  er  plötzlich  Stechen  in  der  linke» 
Seite.    Zugleich  kam  heftiger  Frost,  mit  dem  nach  et** 
ner   Stunde    Hitze  wechselte.    Ich    ward   noch  jenen' 
Abend   gerufen.     Der  Kranke   konnte   sjch   gar  nicKt 
mehr  aufrichten.   Die  schmerzhafte  Stelle  war  etwa  Ten- 
der Grösse  eines  Kronenthaiers.  Man  hatte  glauben  ntö* 
gen,  sie  töne  bei  der  Percussion  etwas  dumpfer,  nls' 
die, Umgegend,  es  war  aber  unbedeutend.    Pas  Respi« 
rationsgeräusch  war  an  jener  Stelle  nur  schwach,  mtt«* 
unter  knisternd  zu  hören.    Das  Fieber  war  sehr  heftig 
(mehr  als  100  starke  Schläge).  —    Ich  gab  Aconit  \n 
Wasser,  und  Wasser  nach  Belieben  zum  trinken,  sonst 
nichts. 

Am  zweiten  Tag  war  der  Schmerz  wie  am  ersten. 
Der  Athcm  war  kurz  und  Äusserst  sehmerabringend , 


die  Stiche  heftf^*  Die  Percussion  der  kranken  Stellt 
war  offenbar  dumpf  und  das  Respirationsjrerüaseh  war 
ein  bronchiales  mit  unterlaufendem  Knistern  und  Hö^ 
cheln.  Beim  Sprechen  Bronchaphonie.  Einiger  Husten 
mit  etwas  wässrigem,  blasigem  Auswurfe.  —  Fieber 
äusserst  heftig  (110  starke  Schläge).  Aconit  mit  Bryo- 
nia  in  Wasser  wechselnd  —  Wasser  zum  Getränke. 
Am  dritten  Tage  nach  sehr  schlechter  Nacht  gleiches 
Stechen  mit  Oppression  auf  der  ganzen  Brust.  Per« 
cussionston  dumpf,  Respirationsgeräusch  fehlt,  nur  zu- 
weilen ein  schleimiges  Röcheln.  Viel  Husten  mit  bla« 
sigem,  blutigem  Auswurfe.  Galleerbrechen  zu  wieder«- 
holten  Malen.  Angst  —  Kleinmuth.  Ordination  die-^ 
selbe.  Am  vierten  Tage  Alles  beim  Alten,  auch  ein-*- 
maliges  Galieerbrechen.  Auch  am  fünften  Tage  keine 
auffallende  Aendernng,  nur  die  Haut  wird  febcht.  Die- 
selbe Ordination.  Es  folgte  eine  bessere  Nacht.  Am 
6ten  Tag  weniger  Stechen,  etwas  freierer  Athem^ 
Mundausschlag,  starke.  Schweisse,  Urin  noch  tröb. 
Puls  90  Schläge.  Am  7ten  Tage  nach  ruhiger  Nacht 
fast  kein  Schmerz  mehr,  nur  beim  Tiefathmen  noch 
schwache  Stiche,  ungeheurer  Schweiss.  Auch  der  Urin 
macht  einen  Bodensatz  und  ist  darüber  hell,  der  Puls 
75  Schläge.  Der  Blutauswurf  hat  sich  in  einen  mehr 
gelblichen,  mitunter  graulichen  dicken,  zuweilen  bin- 
tig  gestreiften  Schleim  verändert.  Knisterndes  Respi- 
rationsgeräusch. Starker  Mundausschlag,  bestehend 
ans,  mit  heller  Flüssigkeit  gefüllten,  Bläschen  aus  ganx 
schmalen  hellrothen  Hallonen.  Die  Bläschen  sind  an 
diesem  Tage  theilweise  schon  geplatzt,  mit  gelben,  fast 
durchsichtigen  Schorfen  bedeckt.  Andere  stehen  noch 
wasserhell.  Puls  75.  Die  Ordination  blieb  immer  die- 
selbe —  es  wurde  etwas  leichte  Suppe  erlaubt.  Am 
loten  Tage  fuhr  er  wider  meinen  Willen  seinen  Herrn 
(Freiherrn  von  Waldenfels  auf  Gnmpertsreuth)  bei  rau- 
hem Wetter  wieder  spatzieren,  so  weit  war  seine  Ge- 
nesung bei  gleicher  Ordination,    wie  an  den  vorher- 

4. 


M  Ori^aiabhandiungen. 

^henden  Ta/ren,   gediehen.    Er  bekam  weiter  keine 
Arznei,  aber  desto  mehr  zu  essen.    Seine  Ijiid^  ist 
seiner  Yersicheronjr  nach  so  frei,  wie  vor  der  Krankheit 
Unterdessen  hatte  ich  den  andern  Kranken  (Enden) 
fibcrnommen.  Ich  kam  erst  am  zweiten  Tajf  der  Krank- 
heit zu  ihm.    Alles  /g^enau  so,  wie  am  zweiten  Ta^  bei 
Köntzel,  nur  noch  grössere  Angst  mit  der  Bitte,  ieh 
möge  ihm   doch   Blut  nehmen  lassen.    Es  hatte   ihn 
diese  Idee  wahrscheinlich   eine  andere  Person  bei|[;e- 
bracht.    Ich  wollte  anfangs  nicht  einwilligen  —  es  iie- 
stimmte  mich  indess  die  Idee  zur  Anordnung  einer  ¥e- 
näsection  von  IS  Unzen,  dass  ich  hier  eine  VeruM-^ 
ehung  des  Krankheitsverlaufes  zweier  fast  ganz  /Rei- 
cher Fälle  bei  vorgenommenem,  wie  bei  unterlassenem 
AderiHss    anstellen   könne.    Sonst  bekam  E.  dieselbe 
Arznei   wie  K.    Allerdings   verlief  die  Krankheit  an- 
ders. —   Die  stethoskopischen  Lungensymptome  waren 
ganz  dieselben,  wie  bei  K.;  der  Stichschmerz  war  weit 
unbedeutender,  das  Fieber  verlief  gelinder,  der  Kranke 
war  ruhiger.     Es  fehlte  die  Heftigkeit  der  Beaetiens- 
Symptome  des   integern  Organismus.    Dafür  blieb  die 
Haut  trocken  —  es  kam  kein  Mnndaussehlag  hervor^  ea 
entstand    kein    Gallerbrechen.     Der    blutige.  Auswarf 
dauerte  fort^  der  Puls  wurde  tiglich  kleiner  und  wei- 
cher.    Am  7ten  Tage  bei   vielem    Hüsteln   scbmntxig 
braungefarbter  wassriger  Auswurf,  der  oft  verschluckt 
wurde.    Der  Kranke  antwortet  trag  und  matt   Er  klaj>^ 
nichts,  aber  seine,  mitten  braun  belegte,  Zunge  so  trocken 
wie  seine  Haut,  sein  Unterleib  etwas  aufgetrieben.   Die 
Bespiration  wird  schnörchelnd,  ohne  hörbares  Gerinseh 
an  der  kranken  Stelle  —  es  drohete  ein  Status  ner* 
vostts  —  er  war  respective  schon  theilweise  eingetre- 
ten.   Ich  liess  das  Aconit  weg  und  gab  nur  Bryonia» 
Der  Kranke  blieb  in  diesem  Zustande  bei  gleicher  Be- 
handlung bis  zum   ISten  Tag.    Am  14ten  Tag  wurde 
die  Haut  feucht  und  die  Sehweisse  nahmen  den  ganzen 
Tag  zu  --  auch  die  Zunge  wurde  an  den  Bindern 


Originalabhandlungen.  53 

wieder  feucht.  Der  Husten  war  kurz  und  hSufiji^  —  för- 
derte wenig  Auswurf  mehr,  der  Urin  wurde  über  einem 
Bodensatze  hell.  Nun  gieng  es  wohl  (ägiieh  besser, 
aber  am  21ten  Tag  lag  er  noctit  im  Bette.  Er  konnte 
sich  lange  nicht  erholen.  Ich  unterstützte  ihn  mit  China. 
Elr  hüstelte  noich  geraume  ^eit,  glaubt  aber  jetzt  seine 
Lunge  wieder  gesund*  Auch  ist  das  Respirationsge- 
rfiusch  an  der  krank  gewesenen  Stelle  wieder  normal. 

Diese  Beobachtungen  veranlassen  zu  folgenden  Be- 
merkungen: «  / 

a)  Es  alterirte  die  Anwendung  oder  Weglassung  des 
Aderlasses  in  zwei  fast  gleichen  Fällen  von  exquisiter 
Pneumonie  bei  fast  gleichen  Subjecten,  zu  gleicher 
Zeit  und  in  gleichem  Verhältnisse  den  Rrankheits- Ver- 
lauf bedeutend. 

b)  Ohne    vorgenommenen    Aderlass    wuchsen    unter 
hom.  Behandlung  (und  wie  wir  oft  gesehen  ,,wachsen^^) 
die  Symptome   mehrere  Tage  auf  eine  beunruhigende 
Weise,  aber  es   führen   diese   lebendigen   und   unge- 
schwächten  allgemeinen  Reactionssymptome  die  Krank- 
heit schneller  durch  ihre  Stadien  und  bereiten  bald  eine 
vollkommene  Krise,  welche    in  den  meisten  Fällen  von 
Pneumonie  (Ich  habe  es  in  diesen  Monaten  November 
und  December  1838  wieder  an  mehreren  Fällen  beob- 
achtet) in  dem  phlyktänösen,  oben  beschriebenen  Mund- 
ausschlag zuerst  aufzutreten  pflegt.    (Ich  habe  in  diesen 
Tagen   einen    Fall    beobachtet,    wo   die   Eruption   die 
ganze  Oberlippe  bis  zur  Nase  und  einen  grossen  Theil 
der  Unterlippe  bedeckte^    Gegen'  den  7— 9len  Tag  be- 
ginnen die  Urinkrisen  und  so  lange  sie  fehlen,  hebt 
sich  die  Krankheit  nie  völlig.    Das  gallige,  eigenwil- 
lig auftretende  Erbrechen  am  2-'4ten  Tage  ist  bei  Be- 
handlung von  Pneumonieen  mit  specifisehen  Mitteln  in ' 
neuerer  Zeit  eine  fast  constante,  einen  guten  Ausgang 
verkündende   Erscheinung.     Das,  Brechmittel   scheint, 
bei  obwaltender  galliger  Complication,  durch  die  Bryo- 
nia  erspart  zu  werden«  n 


V 


\ 


M  Originalabhandtungen. 

c)  Der  Krankheitsverlauf  bei  an^steilter  Bloteat* 
zxehvLng  war  ein  lahmer.  Die  Reactionssymptome  un- 
bedeutend —  aber  dafür  auch  die  Krise  nicht  besohlen« 
nif^end.  Mundausscblag,  dies  erfoln^reiche  kritiMhe 
Symptom,  kam  nicht  zu  Stande  und  die  Urinkrisen  erat 
sehr  spät.  Wäre  die  Haut  trocken  geworden,  so  wSre 
ein  bedenklicher  Zustand  aufgetreten. 

d)  Ich  vermuthe,  dass  massiger  Aderlass  allein  nfebt 
80  deprimirend  wirke,  wie  in  Verbindung  mit  dem  Ge- 
brauche von  Aconit.  Ich  habe  gesagt,  ein  „mässi/^es^ 
Blutentziehen,  denn  dass  nach  hämatomanischen  Orond- 
sätzen  fortgesetzte  Blutentziehungen  das  Leben  ganz 
allein  erschöpfen  können,  ist  natürlich.  Es  werden 
aber  so  viele  Pnenmonieen  mit  Blutentziehungen  be* 
handelt,  ohne  dass  nervöse  Symptome  sich  entwickeln. 
Aber  das,  die  allgemeine  Blutreaction  offenbar  in 
Schranken  zwingende  Aconit^  neben  dem  positiven 
Schwächungsmittel  der  allgemeinen  Blutentziehon|^ 
scheint  zu  deprimirend  auf  die  Blutthätigkeit  zu  wirken. 

e)  Es  zeigt  obige  Beobachtung,  dass  die  Behand- 
lung ohne  Blutentziehung  einen  kunstlichen  Schwäche- 
zustand,  der  den  Kranken  in  der  Convalescens  nicht 
wieder  zu  Kräften  kommen  lässt,  nicht  herbeifähre, 
wie  dies  die  Behandlung  mit  Blutentziehungen  offenbar 
thut.  Nach  gehobener  Krankheit  stehen  die,  specifiseh 
behandelten.  Kranken  verhältnissmässig  viel  eher  vom 
Krankenlager  auf  und  bekommen  sehr  bald  ihre  Krifte 
wieder,  während  bei  der  Behandlung  nach  allgemeinen 
Indicationen  dem  Organismus  so  zugesetzt  wird,  dass 
er  sich  lange  nicht,  oft  gar  nicht  mehr  erholen  kann« 
Namentlich  ist  dies  der  Fall  nach  Blutentziehungen. 


4)  Verschiedene  Mittheilungen  aus  der  ärztlichen 
Praxis.  Von  Dr.  Sebin,  pr.  Arzte  zu  Heidelberg. 

In  vielen  Brechdurchfällen  der  Kinder  habe  ich  seit 
Jahren  den  Arsenik  als  ein  Hauptmittel  kennen  gelernt 


OriginalabhafMungetK  t& 

leb  wiederhole  naich  Umständen  die  Gabe  C— Smal  iai 
Ta^.  leb  glaube  nicht,  dass  ich  Eingeweihten  biemit 
etwas  neues  sage,  will  daher  nur  eine  hieher  gehörige 
Beobachtung  mittheilen. 

Anton  Wald,  Kind,  15  Wochen  alt,  hat  seit  seiner 
Gebart  eher  ab-  als  zugenommen.  Es  schreit  Tag  und 
Nacht  und  selten  schläft  es  langer  als  eine  Stunde. 
Die  8tulile  sind  häufig,  grün  und  schleimig,  oft; mit 
geronnenen  Massen  untermischt.  Das  Erbrochene  ge- 
ronnener Flüssigkeit  hat  seit  2  Tagen  aufgehört.  Cha- 
momill  1.  in  gutt  täglich  2mal,  4  Gaben,  machte  die 
Stähle  geregelter;  dabei  weniger  Schreien.  Die^ bedeu- 
tende Abmagerung  und  der  leidende  Ausdruck  der 
Gesichtszüge  jedoch  liess  nur  eine  schlechte  Prognose 
zu,  die  Eltern  sahen  dies  selbst  ein  und  hatten  wenig 
Hoffnung,  das  Kleine  zu  erhaUen.  Nach  einigen  Ta- 
gen erschienen  Durchfälle  und  Erbrechen  wieder  in 
der  angegebenen  Form,  aber  viel  stärker.  —  Arsenik 
<nach  12  Stunden  repetirt).  —  Hierauf  besser  ^  und 
nachdem  in  3  Tagen  sechs  Gaben  genommen  waren, 
konnte  ich  die  Arznei  aussetzen.  Es  erholte  sich  in 
Kurzem  schnell  und  es  ist  kein  Röckfall  mehr  einge- 
treten. 

Cephalalgia.  Ein  Knabe  von  12  Jahren  leidet  ohne 
bekannte  Veranlassung  seit  mehreren  Tagen  an  den 
heftigsten  Anfällen  eines  besonders  den  vordem  Theil 
des  Kopfes  einnehmenden  Schmerz  mit  grosser  Empfind- 
lichkeit gegen  das  Licht.  Während  solcher  Anfälle, 
die  mehrmal  des  Tages  kommen ,  bewegt  er  den  Kopf 
beständig  hin  und  her  oder  stemmt  denselben  mit  aller 
Gewalt  an  harte  Gegenstände,  wozu  ihm  bald  die  Wand, 
bald  der  in  der  Nähe  seines  Bettes  stehende  Schrank 
dient;  ist  ein  solcher  Anfall  vorbei,  so  fühlt  er  sich 
ganz  wohl,  nur  matt  und  kraftlos  sucht  er  die  Ruhe. 
Durst,  Appetit,  Stuhl,  Schlaf  bieten  nichts  bemerkens- 
wert hes  dar,  auch  gab  das  bisherige  Befinden  des 
Kranken    keinep    n&bern    Aufschluss.     Fürchtend,    es 


Originalabhandlungen^  W 

nng  seiner  SchmerAcn.  Ich  reichte  ihm  4  Gaben  Ar- 
senik 12,  wovon  Morgens  und  Abends  eine  Gabe  za 
nehmen.  Schon  nacb  dem  ersten  Pulver  waren  die 
Schmerzen  sehr  mässiji^,  verschwanden  auf  das  zweite 
ganz  und  kamen  nicht  wieder.  Er  nahm  die  übrigen 
siwei  noch  im  Verlaufe  von  2  Tagen ,  um  desto  eher 
einem  etwaigen  Rückfalle  vorzubeugen. 

Ulcus  phagadänicum.  Ein  kräftiger  20er,  der  nodi  nie 
krank  war  und  ausser  häufigen  Erkältungen  als  Kut- 
scher keine  Veranlassung  anzugeben  weiss,  dessen  Va- 
ter, so  viel  er  sich  erinnert,  an  fressenden  Fussge- 
schwüren  litt,  bemerkt  seit  ohngefähr  7  —  8  Wochen 
brennende  Schmerzen  an  der  innern  VVangenfläche,  die 
bis  jetzt  von  Tag  zu  Tag  heftiger  werden.  —  Die 
Untersuchung  der  Mundhöhle  Hess  ein  tiefes  rundes 
Geschwür  von  ohngefähr  4  Linien  Durchmesser,  und 
aufgeworfenen  Rändern  erkennen^  es  wur^de  Eiter, 
manchmal  mit  Blut  gemischt,  abgesondert.  Ich  reichte 
4  Gaben  Mercur  in  1' Verreibung,  womit  Fat.  dann  auf 
14  Tage  verreiste.  —  Zurückgekehrt,  hatte  das  Ge- 
schwür beinahe  einen  Zoll  im  Durchmesser,  hat  durch 
diese  Vergrösscrung  selbst  einen  Theil  des  Zahnflei- 
sches der  hintern  Backenzähne  in  Mitleidenschaft  ge- 
zogen, die  Geschwärränder  jetzt  ungleich  zackig,  der 
Grund  schwammig,  die  Schmerzen  bedeutender.  Das 
Ganze  machte  mir  und  einem  Collegen,  der  gerade  bei 
mir  war,  den  Eindruck,  als  ob  das  Leiden  krebsiger 
Natur  wäre.  Arsenik  0,  gutt.  10  mit  300  Tropfen  Was- 
ser und  etwas  Weingeist,  wovon  täglich  2mal  10  Tro- 
pfen zu  nehmen.  Den  folgenden  Tag  gieng  Fat.  wieder 
auf  eine  viervvöchentliche  Reise,  wo  ich  ihm  nur  em- 
pfahl, sich  so  viel  möglich  von  allen  scharfen  Speisen 
zu  enthalten  und  den  Mund  recht  oft  mit  kaltem  Was- 
ser zu  reinigen.  Bei  seiner  Rückkehr  fand  ich  das 
Geschwür  vollständig  geheilt.  Fat.  hatte  im  Ganzen 
Vi«  Gran  Arsenik  erhalten. 


Variola.  Bei  einer  in  Winter  1896  ond  im  rrfilijihr 
1837  hier  und  in  der  Umhegend  herrschend  gewemWiB 
Blatterntepideinie  hatle  ich  Gelegenheil ,  tine  Mengt 
Fälle  asa  beobachten,  wovon  ich  einigte  hier  anjpeiMB 
wilL  Der  erste  Fall  betraf  ein  M&dchen  in  den  40», 
▼on  scrophnlösem  Habitas.  Gleich  beim  Begiimen  der 
Krankheit  liess  der  torpide  Character  des  Fiebers,  Biet« 
fliiss  eines  dünnen  schwarzen  Blutes,  aus  Nase,  Scheide 
und  After,  blaue  Farbe  der  Haut,  nichts  Gutes  ver- 
mulhen,  die  Poeken  bildeten  sich  nur  lano^sam  aus, 
flössen  in  dem  unglaublich  angeschwollenen  Angesichte 
zusammen,  wurden  zur  Zeit,  wo  sie  hätten  trocknen 
sollen,  zu  brandigen  Geschwüren  und  trotz  Rhas,  SnI- 
,  phur,  Arsenik,  Carbo  veg.,  konnte  ich  das  tragische 
Ende  nicht  verhüten. 

Joh.  Hänsser,  ein  robuster  40er,  klagt  ohne  bekannte 
Veranlassung  seit  24  Stunden  über  Schwerathmigkeit, 
Brnststechen  und  trocknen  Husten,  Schmerz  im  Kopfe 
und    Unterleibe.    Frost   machte   gestern   den   Anfang, 
jetzt  starke  Hitze  bei  trockener  Haut,  80—90  Puls-* 
schlage.    Jede  Bewegung  vermehrt  die  Brustschmer- 
zen.   Am   11.  December  1836.    4  Gaben   Bryonia,   19 
gutt,  je  4  Stunden  eine  zu  nehmen.    Am  12.  besser , 
so  dass  ich  keine  Arznei  reichte.    Am  13.  fand  ich  den 
Hals   und  die  Brust  mit  einer  grossen  Menge  rother 
Stippchen  bedeckt,  auf  einigen  schon  kleine  Bläschen 
sichtbar.    Rhus  12  gutt.,  alle  2  Stunden  eine  Gabe  C6 
Gaben).   Am  15.   Der  ganze  Körper  mit  Bläschen  über- 
füllt, im  Angesicht  stehen  sie  so  dicht,  dass  mehrere 
immer  zusammenfliessen  und  Blasen  bilden,  starke  Hals- 
schmerzen,  gelindes    Delirium.    Belladonna    12  gutt., 
nach  12  Stunden  zu  repetiren,  wenn  keine  Besserung 
eintreten  sollte.    Bis  zum  20.  gieng  Alles  so  gut,  als 
es    die  Umstände   erlaubten.     Jetzt   aber  ändert  sich 
schnell  der  Character  der  Krankheit,  der  aus  den  ge- 
platzten   Pusteln    im    Angesichte    ausfliessende    Eiter 
trocknet  nicht,   sondern  fliesst  über  das  Kinn  herab, 


Oriffinalabhanäiungen.  89 

es  verpestet  etn  färchterlicher  Gestank  die  Zimmerlaft 
(ein  enger  Raum,  den  er  mit  seiner  Fraa  and  vier  klei- 
nen Kindern  bewohnte),  die  Pnsteln  der  Extremitäten 
trocknen  nieht,  werden  nur  welk.  Aas  Nase  and  Mand 
werden  häatige  Stocke  ausg:ewoyfen.  Er  verfiel  in  ei- 
nen schlafsäcbtig:en  Zustand,  der  Odem  wurde  röchelnd 
and  am  84.  machte  der  Tod  der  Scene  ein  finde,  ohne 
dass  China,  Arsenik,  Snlphnr  im  Stande  gewesen  wfi- 
ren,  nur  die  geringste  bemerkbare  Wirkung  hervor- 
2abringen.  Das  hier  nrientbehrliche  Mittel  (Chlorräa- 
cherungen)  konnte  wegen  Mangel  an  Ranm  nicht  ener- 
gisch genng  angewendet  werden. 

Glücklicher  endete  folgender  Fall,  der  an  Intensitit 
den  eben  beschriebenen  weit  übertraf. 

Herr  Seh.,  ein  Dreissiger,  leidet  schon  seit  mehi*ern 
Jahren  an  öfter  wiederkehrender  Blasenrose  \m  Ge- 
sichte (wogegen  ich  mit  Erfolg  ihm  Belladonna  und 
Graphit  gereicht  hatte),  nach  dem  letzten  Anfalle,  der 
nur  unbedeutend  war,  war  er  fast  drei  Monate  ganz 
verschont,  was  früher  nie  der  Fall  gewesen.  Am  SS. 
April  1837  erhielt  ich  Nachricht,  dass  seine  Rose  in 
grosser  Heftigkeit  wieder  erschienen  sei,  wesshalb  ich 
ihm  6  Gaben  Belladonna  (.3.  Verd.)  sandte,  wovon  er 
zwei  bis  dreimal  im  Tage  eine  Gabe  nehmen  sollte. 
Am  25.  bat  er,  der  4  Stunden  von  mir  entfernt  wohnt, 
mich  um  einen  Besuch,  denn,  obgleich  die  Geschwulst 
fast  ganz  verschwunden  sei,  so  fühle  er  sich  doch  gar 
nicht  besser.  Ich  nahm  folgendes  Bild  auf:  Anfälle 
von  Frösteln  wechseln  mit  starker  trockner  Hitze,  Durst, 
belegte  Zunge,  bitterer  Geschmack,  R/iuspern  bittern  . 
gelben  Schleimes,  die  Haut  trocken,  gelbe  Farbe  der 
Scierotica.  Schmerz  in  der  Stirne,  dem  Rücken  und 
den  Gliedmassen  durch  jede  Bewegung  vermehrt 
Stuhl  selten,  hftnfiges  Drangen  auf  den  Urin,  wovon 
nur  wenig  abgeht.  Gestern  und  ehegestern  Galler- 
brechen,  verflossene  Nacht  gelindes  Irrereden.  Ich 
reichte  8  Gaben  Bryon.  Vs,  welche  den  Tag  über  zu 


00  Ori^alaöhandlungen. 

nehmen,   sollte  in  kommender  Nacht  die  Ufimhe  and 
Hitze  bedeutend  werden,  so  ist  von  Aconit  6.  Gebi'aiidi 
KU  machen,  das  ich  für  diesen  Fall  hinterliess.  —    An 
f6.    Die  Nacht  gieng  gat  vorüber,  doch  diesen  Mor- 
gen bekam  er  wieder  starke  Hitze  mit  Brennschnien 
dber   den   ganzen   Körper;    beides    llisst   seit   einigen 
Stunden  nach,  seitdem  sich  rothe  runde  Stippchen  im 
Angesicht,  auf  Hals  und  Brust  zeigen,  auf  denen  schon 
mehrere  kaum  merkliche  Blässchen  sichtbar  sind.  Nach- 
lass  der  Kopf-  und  Rückenschmerzen«   Weniger  Drang 
auf  den  Urin,  der  in  grössern  Quantitäten  entleert  wird. 
3  Gaben  Rhus  Vi«)  nach  je  6  Stunden  eine  za  nehmen» 
Am  87.  hatte  sich  der  Ausschlag  auch  über  die  Glied- 
massen ausgedehnt,  öfter  wiederkehrende  Anfalle  von 
Unruhe,  Hitze  und  Bangigkeit.    5  Gaben  Rhas  Urtinc- 
tur,  gutt.  Vs,  alle  3—4  Stunden  eine  za  nehmen.    Am 
88.    Das  Angesicht,  selbst  der  behaarte  Theil  des  Ko* 
pfes  sehr  geschwollen,  die  Bläschen  hier  die  Haut  wa* 
nig  überragend,  obgleich  sehr  gefüllt,  mit  Centralgrn* 
ben.    4  Gaben  Rhus  toxic.  1.,  gutt  'A,  alle  4  Stunden 
eine  Gabe.    Am  89.    Die  verstopfte  Nase  ist  sehr  ge- 
schwollen, so  wie  die  Lippen ;  Halsschmerz  beim  Schiin* 
gen.    Belladonna  ^/s  nach  6  und  12  Stunden  repetirt* 
Den  1.  Mai.    Die  Blüschen  im  Angesichte  fliessen  za- 
sammen,  mehrere  sind  schon  geplatzt,  die  Flüssigkeit 
trocknet  zu   gelben  Krusten,   an   den  Beinen  werden 
die  Bläschen  welk,  bläulich,  so  wie  die  zwischenlie-r 
genden  Hantstellen;    Gefühl  grosser  Schwäche,  doch 
ist  die  Gesichtsgeschwulst    vermindert  und  die  Hals- 
schmerzen ganz  verschwunden.    Die  Ausdunstung  des 
Kranken  verdirbt  die  Zimmerluft.   Es  wird  für  die  nö- 
tbige  Reinigung  Sorge  getragen ,  kräftige  Diät  ^an- 
geordnet und  Rhus  und  Sulphur  in  1.  Verdünnung  ab- 
wechselnd dreistündlich  gereicht.   Ohne  bemerkenswer- 
the  Erscheinung  trocknete  der  Ausschlag  schnell,  doch 
fielen,  die  dicken  Borken  im  Angesicht  nur  langsam  ab 
und  hinterliessen  bedeutende  Narben,  an  den  Extremi- 


OriginaiabhafMungeH.  61 

tüten  bildeten  die  vertrockneten  Pusteln  nar  dünne 
braane  schuppenarti/g^e  Krusten.  Am  7.  Mai  konnte  icli 
die  Arzneien  aussetzen  und  den  Kranken  am  IL  aus 
der  Behandlung  entlassen,,  der  bis  jetzt,  wo  ich  dies 
schreibe,  Januar  1839,  keinen  Anfall  seiner  Gesichts- 
rose gehabt,  sich  überhaupt  wohler  fühlt  als  lan^ 
Jahre  vorher. 

Affeclio  9CorbiUica.  Bayerle's  Kind,  ein  Knabe  von 
t  Jahren ,  hatte  vor  Kurzem  die  Masern ,  wobei ,  da 
sie  regelmässig  verliefen,  zwar  keine  ärztliche  Hilfe 
gesucht  worden.  &$eit  mehreren  Tagen  aber  nimmt 
nachstehendes  Leiden  einen  bedenklichen  Character  an : 
Zahnfleisch  schwarz,  schwammig,  wie  in  dem  in  Menge 
abgesonderten  Speichel  zerfliessend,  in  Flocken  von 
den  Zähnen  abgelöst.  Alle  Schneidezähne  sind  los, 
einer  derselben  ist  schon  ausgefallen.  Schwäche  sehr 
gross,  Mundgestank  aashaft.  Er  erhielt  am  24.,  S&» 
und  S6.  Mai  1838  Morgens  eine  Gabe  China  Vis  und 
Abends  eine  Gabe  Arsenik  Vso  und  am  S7.  war  die 
Besserung  so  weit  vorgeschritten,  dass  ich^  keine  wei- 
tere Arznei  mehr  für  nöthig  hielt«  Ich  sah  ihn  nach 
einigen  Tagen  frisch  und  gesund. 

Scarlalina.  Ein  sonst  gesundes  Mädchen  von  8  Jah- 
ren hat  seit  einigen  Tagen  starke  Fieberhitze,  viel 
Durst  mit  Appetitlosigkeit,  Schlingbeschwerden«  Da 
die  Erscheinungen  stündlich  an  Heftigkeit  zunehmen, 
so  verlangt  man  Hilfe,  die  bisher  vergeblich  von  Lin- 
denbiuthenthee  erwartet  wurde.  Am  Hals  und  auf  der 
Brust  Scharlachröthe  mit  kaum  sichtbaren  Frieselbläs- 
chen.  Die  Krankheit  machte  ihren  regelmässigen  Ver- 
lauf. —  Um  die  Geschwister,  welche  Morgens  spie- 
lend mit  dem  Kranken  das  Bett  theilten,  vor  Anstek- 
kung  zu  schätzen,  reichte  ich  dem  Knaben  von  4  und 
dem  Mädchen  von  t  Jahren  je  8  Stunden  eine  Gabe 
.Aconit  S4.  p*  gtt.;  Jedes  mochte  ohngefähr  4  Gaben  er- 
halten haben,  als  beide  in  der  Sten  Nacht  starkes  Fie- 
ber bekamen,  der  Süssere  Hals  und  Angesicht  schwol- 


6t  '  (Mfinmiabhandlyn^en. 

len  an  mit  marmorirter  Rothe,  Lichtscbeae.  Da  dieat 
Röthe  nicht  jene  des  Scharlachs  und  kein  Halascboien 
dabei  war,  hielt  ich  dies  für  Wirkon^:  des  Aconita) 
reichte  etwas  Essi^  als  Antidot  Aind  bis  t^m,  Abends 
war  alles  beim  Mädchen,  bis  zum  kommenden  Moripea 
beim  Knaben  verschwunden.  —  Von  Scbarlachfieber 
beide  verschont,  doch  lässt  die  Reaction  auf  Aconit 
vermuthen,  dass  schon  Ansteckung  Statt  /erfunden  hatte. 

Ery^ipelM  fadet  Nach  meinen  Beobfcchtanjcen  ist 
die  Gegenwart  von  Wasserblasen  oder  das  nicht  Vor* 
handenseyn  derselben  kein  hinreichender  Grand  xnr 
Wahl  de»  Rhus  toxic.  oder  der  Belladonna.  Viel  ai* 
cherer  werden  wir  handeln,  wenn  wir  auf  die  befiel* 
tenden  biliös  gastrischen  Erscheinungen  unser  Aa|i^ea*^ 
merk  haben.  Treten  diese  mit  in  das  Krankheitsbiidj 
so  reiche  ich  Belladonna^  wo  nicht,  Rhus  toxicoii«  -^ 
Beide  Mittel  gebe  ich  8—4  Mal  im  Tag  zu  5—10  Tro- 
pfen der  1.  oder  S.  Verdünnung  oder  zu  Vio — Vn  Tro* 
pfen  primitiver  Tinctur,  bis  ich  Einwirkung  sehe,  wo 
ich  dann  aussetze  oder  seltener  nehmen  lasse.  Wobt 
sehen  wir  auch  Heilwirkung  von  hohen  Verdünnungen^ 
wo  aber  schon  manches  gebraucht  wurde,  wo  wir  nicbt 
alle  fremden  Gerüche  vermeiden  können^  wo  wir  hin- 
sichtlich der  Diät  vielleicht  manches  zu  befurchten  ha- 
ben, wirken  stärkere  Gaben  schneller  und  kräftiger. 

Epilepsia.  Heinrich  Engesser,  33  Jahre  alt,  hatte 
in  seinem  25.  Jahre  als  Soldat  die  Wache  im  Theater^ 
dort  ergriff  ihn  eine  Scene  (in  welchem  Stücke  konnte 
er  mir  nicht  sagen)  so,  dass  er  schon  in  der  kommen- 
defn  Nacht  einen  l^rampfanfall  hatte,  er  bekam  seinen 
Abschied,  gieng  in  seine  Heimath,  das  Leiden  setzte 
oft  für  längere  Zeit  aus,  er  heirathete,  wo  dann  die 
Anfälle  wieder  kamen  und  in  neuerer  Zeit  an  Heftig- 
keit und  Häufigkeit  immer  mehr  zunehmen.  —  Unver- 
routhet  oder  auch  nach  vorangegangenem  Kopfschmerz 
verliert  er,  doch  vorzugsweise  nur  zur  Nachtzeit,  das 
Bewusstseyn,  es  krumrot  ihn  nach  hinten,  so  dass  er 


OripiM^bhandkmgen.  68 

auf  Kopf  und  Fersen  liej^end,  einen  Halbzirkel  bildet^ 
er  schlägt  uro  und  stürzt,  wenn  er  nicht  gehalten  wird^ 
£um  Bett  heraus,  heftige  Stösse  erschüttern  ihm  den 
Körper,  besonders  die  Brost,  Schanoi  mit  Blut  gemischt 
tritt  zum  Munde  heraus.  Mach  10  bis  15  Minuten  las- 
sen die  Krumpfe  nach,  doch  die  Bewosstlosigkeit  hält 
noch  5 — 6  Stunden  an,  er  redet  verworrenes  Zeug, 
wovon  er  später  nichts  weiss,  und  entleert  Stuhl  und 
Urin  in  jeder  Ecke  des  Zimmers,  wenn  er  nicht  daran 
giehindeit  wird,  heftiger  Frost,  wobei  der  Körper  kalt 
wie  Eis,  beendet  den  Anfall.  Die  hierauf  folgende  all- 
gemeine Abspannung  sowohl  des  Geistes  als  des  Kör- 
pers macht  ihn  1 — t  Tage  für  sein  Geschäft  als 
Schreiner  untauglich.  Ich  reichte  ihm  den  14.  Juni  1896 
Ignatia  6.,  gutt.  1,  4  Gaben,  wovon  je  3  Tag  eine  zu 
nehmen.  Am  4,  Juli  Nachricht,  dass  er  bisher  keinen 
Anfall  gehabt.  Er  erhielt  dieselbe  Arznei  in  gleicher 
Quantität  und  ebenso  zu  gebrauchen.  Am  (3.  Juli 
worde  mir  berichtet,  dass  zwar  die  Anfälle  nicht  wie- 
der gekommen ,  dass  er  aber  immer  an  Schwindel  und 
„Brennen  in  den  Ohren  ^^  leide ^  Sepia  2.,  gr.  1,  je  4 
Tag  eine  Gabe  (4  Gaben)  beseitigten  auch  diese  lle^ 
scbwerden  und  er  hat  bis  jetzt ,  December  1838,  nichts 
mehr  von  seinem  Leiden  bemerkt. 


II. 


Kritisches  Repertoriiim  der  Journalisfik  onl 

Literatur. 

t)  Archives  de  la  med.  homoapathique.  JunmslSBS, 

1.  Von  der  Zukunft  der  Beitkunde^  von  Ihr.  Bumt 

9U  Warschau.  Lances  und  breites  Gerede,  för^^€na» 
teur^^  geschrieben,  d.  h.  fär  Lnien  ond  gens  da  mondtl 
Reiner,  allerreinster  Hahnemannismus!  Vertheiiii^;^af 
desselben!  Aaf/^ewärmter  Kohl!  Der  Titel  ist  oicht 
im  Geringsten  /^rechtfertigt;  von  der  Znkimft  der  Heil- 
kunde wird  gar  nicht  gesprochen ,  nicht  einmal  b»» 
scheidene  Blicke  in  die  Zukunft  selbst  finden  wir.  Mit 
einem  Wort :  der  Isrnge  und  leere  Aufsatz  ist  eine  baait 
Lobhudelei  des  ^jMeisten.^^ 

2.  Academie  des  sciences  tm  Paris,  Man  weiss  f 
dass  die  fran/.ösische  Regierung  die  Acad.  des  sciences 
beauftragt  hat,  eine  Commission  zu  ernennen,  um  In- 
structionen für  die  wissenschaftliche  Algier'sche  Com- 
mission aufzusetzen.  Dfes  ist  nun  geschehen.  Abago 
hat  fiir  Physik,  Meteorologie,  Geodaesie  und  Astrono» 
mie  sehr  interessante  Fragen  zu  lösen  aufgestellt.  Dr. 
Serrbs  wai*  mit  den  medicinisehen  Fragen  beauftragt. 
Dieser  grosse  Anatom  gibt  nun  folgende  Instructionen: 
Man  solle  vor  Allem  die  endemischen  Krankheiten  vor- 
nehmen; ihre  Ursache  liegt  meistens  in  topographischen 


66  Krü.  BeperiorUtm. 

die 'andern  in  den  Innern  SGliIcimhiaten  h&ttenf^'  Wenn 
dieser  Satz  sich  bewahren  würde,  so  meint  die  Red. 
der  Arch.,  dass  für  die  Therapie  ond  namentlieh  fär 
die  specifische  viel  gewonnen  wäre;  denn  alle  ubrigea 
bekannten  eroptiven  Krankheitsformen  werden  jetst  iiait 
specifischen  Mitteln  behandelt;  and  vielleicht  wurde 
dies  auch  in  der .  Folge  mit  obengenannten  epidemi- 
schen und  so  gefahrlichen  Krankheiten  geschehen  kön- 
nen. ♦) 

Im  Jahr  1785  (bemerkt  die  Red.  der  Archivea)  be- 
reiste PoiRET  die  nördliche  Küste  Africa's^  ond  fand, 
dass  beinahe  alle  arabischen  Stämme  mit  der  KratM 
behaftet  waren.  Das  allgemeine  Vorkommen  dieaer 
Hantkrankheit  könnte  uns  erklären,  warum  aach  Lepra 
nnd  Elephantiasis  so  allgemein  unter  jenen  arabisehen 
Stämmen  sich  vorfinden.  Es  wäre  noch  zu  bestimmen, 
in  wiefern  die  psorische  Dyscrasie  bei  den  Arabern  die 
Pest  begünstige.  —  Phthisis  tubercolosa  ist  ebenfalls 
in  Algier  sehr  gemein,  und  dass  sie  auf  psorischer 
Anlage  fusse,  scheint  ebenfalls  eine  ausgemachte 
Sache  zu  seyn.  Die  schnellen  Temperaturwechsel  in 
der  Algeria  Scheinen  =  gleichfalls  die  Entstehung  der 
Phthisis  tnberculosa  zu  begünstigen. 

3.  Police  correctionelle  %u  Paris.  ~  Dieses  poli-' 
zeiliche  Tribunal  hatte  nämlich  einen  für  die  Medicina 
förensis  in  Krankreich  wichtigen  Fall  zu  beurtheilen. 
Dr.  WiBSECKE,  wie  ans  allen  Zeitungen  bekannt,  ist  ejn 
grosser  hom.  Charlatan;  er  selbst  schrieb  famose  ihn 
selbst  betreffende  Artikel  in  die  öffentlichen  Blätter, 
und  seine  ^^Puffef^^  standen  den  Verwegensten  in  Eng^- 
land  in  gar  nichts  nach.  Er  gab  den  Kranken  die 
Arzneien  selbst^  und  da  die  Gesetze  in  Frankreich  dieses 

*)  In  Deutschland  ist  durch  Eisenmann  seit  wenigen  Jahren  die 
Pyrea -Theorie  aufgestellt  worden,  mit  welcher  die  Frage  des  Hm. 
Sbrrbs  fast  ganz  misaaiBienstimnit.  Innere  Abschläge,  Enantheme 
liegen  darnach  auch  den  grossen  epidem.  Krankheiten  zum  Grunde. 
Man  vergleiche  auch  Bauaittbl,  H^^gea  VII.  404,  wo  mehr  davon  di« 
Bede  ist.  —  D.  Red. 


KrU.  Reperlorium,  0/ 

verbieten,  wenn  Apotheker  im  Orte  selbst,  wo  der  Arat 
wohnt,  existiren;  so  wurde  Dr.  Wif;sKC]UB  *)  zu  einer 
Busse  von  500  Fr«   ve^urtheilt.     Das  Jugement  shgt 
ausdrüeklich,   Dr.   W.   könne   nicht   behaupten,    da89 
seine  Arzneien  in  Paris  in  den  Apotheken  sich  nicht 
vorfanden,  denn  es  ist  allbekannt,  dass  eine  sehr  ge- 
schätzte hom.  Apotheke  zu  Paris  bestehe  (die  des  Hnu 
Weber  aus   Buchs  weiter   im   Elsass  gebürtig.    Ref.)« 
Es  ist  merkwürdig,  dass  der  königl.  Procurator  in  sei- 
nem Requisitorium  zu  verstehen  gab,  dass  das  Geseta 
schlecht  und  absurd  sei;  allein:  Dura  lexsedlex^  man 
müsse  es  vollziehen.    „Wendet  ench^%  sagte  er,  „an 
die  Kammern,  und  begehrt  die  Verbesserung  des  Ge- 
setzes.^^  —    ^Da  nun  das  Gesetz  bestehet  ^%  sagit  die 
Red.  der  Archives,  „und  wir  uns  nicht  alle  Tage  auf 
den  Bänken  des  polizeilichen  Tribunals  mit  dem  königL 
Procurator  herumschlagen  wollen,  so  isi's  das  Beste y 
wir  unterwerfen  uns  dem  Gesetz,  versichern  uns  der 
guten  Bereitung  der  Arzneien  bei  gewissenhaften  Apo- 
thekern, wie  es  deren  in  Paris  mehrere  giebU   Uebri- 
gens  gewinnen  wir  Zeit,  wenn  wir  die  Bereitung  der 
Arzneien  den  Apothekern  überlassen.    Aber,   wendet 
man  ein,  der  Kranke  kann  den  Namen  der  Arznei  auf 
dem  Recept  lesen!  wird  er  nicht  bei  Namen  Arsenik, 
Belladonna  n.  s.  w.  erschrecken,  und  fürchten,  vergif- 
tet zu  werden?  Sollten  solche  ängstliche  Naturen  vor- 
kommen,   so    ist  es  ein  leichtes,    die   Patienten   za 
täuschen,  conventionnelle  Namen  zu  schreiben  n.  s.  w« 
Kurz  wir  haben  von  jenem  absurden  Gesetze  nichts  zu 
fürchten;  wenn  wir.  uns  ihm  auch  unterwerfen,  so  kann 
es  unserer  guten  Sache  nicht  im  mindesten  schaden  !^^  -— 
So  die  Red.  der  Archives. 

Juli  1838. 
h    Allgemeiner   Ueberbück  über  die  Homöapathiep 

*)  Diener  WiRSECKB  ist  ein  warnendes  Beispiel  für  alle,  welche 
sich  zur  CharlaCanerle  neigen ,  deren  leider  eben  Dtobt  selir  Wenige 
sind.  —        Gn. 

5. 


«M  Dr.  Btcmu  Wiederui  eise  fauwe  wmk  breiie  IM« 
•hae  Werth,  fir  ^^geiw  da  MiWte.''  — 

9.  PrmktUehe  Beobaehiyngenj  mr  Ar*  Ms^ 
mAND.  —  a)  Eioe  blonde  Duie  in  dea 
wwde  in  FebroMr  1838  vm  einen  hclligeD  MrttcrMnt 
tvu  befallen.  Der  berbeijs^erafene  Am  lieaa  sai  Ader, 
wandte  iaaeerifefa  kalte  Wascbanf^ea  an;  der  Uofge 
Blotflass  hörte  aof,  an  einen  beetiadiitea  aber  ga- 
rittj^en  Verloste  Plata  aa  nachen.  Yergebeaa  wnrdni 
hatg  fbrt/cesetzfe  Martialia  gegehen.  Die  DaaM  bäeb 
eebwaeb,  sie  verabeehiedete  ihrea  Arat  and  liaas  On 
LaiioaaAiiD  rafen.  Dieser  Arat  nahn  ein  jj^naaea  Kran- 
keaexanea  vor,  ond  es  eri^ben  sieh  alle  Sjnptaaw^ 
die  naeh  einen  lanj^en  anhaltenden  Blatverlast  bei  reiz- 
baren Fraoenainnern  einaotreten  pfle^^en.  Belladonna 
&  aatzte  weni^^,  desto  nehr  Palsatiila  4.,  weleha  Aaa- 
aei  nach  der  zweiten  Gabe  einen  hiufi^ern  Blatah|eaa|; 
an  Weilte  brachte,  der  aber  aar  eine  Stande  daneitas 
die  BessemnK  schritt  bedeatend,  Ta^  vor  Tmg^  vor« 
wtfrts,  und  nach  einer  Dose  Belladonna  and  Ptaftim 
war  Fat  in  zwölf  Tttgen  vollkomnen  hergestdUl»  — • 
b)  Ein  anderer  Fall  von  acuter  Metrorrhagie  wfihrend 
der  Reg^el,  nach  einem  Starze  aof  den  Boden  von  al« 
nem  Stahle  herab,  wurde  mit  Betiadonna  and  Armica 
geheilt,  c)  Schnelle  Förderung  der  Entbindung  einer 
kreisenden  Dame,  durch  Secal,  com.  4.,  bei  grosser,  al^ 
gemeiner  Schwäche  and  vergebenen,  falschen,  frucht- 
losen Wehen  —  IV«  Stunden  nach  der  ersten  Gabe 
war  die  Dame  von  einem  gesunden  Knaben  entbunden.  — 
d)  Ein  lOmonatliches  Kind  sollte  vaccinirt  werden.  Dr. 
Lenobmamd  fiel  auf  den  Gedanken,  dem  Kinde  den  Kuh* 
pockenstoif  einzugeben.  Während  8  Tagen  gab  er  dem 
Kleinen  alle  Tag  ein  Globul.  der  IC.  Verd.  Der  Arat 
beobachtete  das  Kind  ganz  genau,  und  bemerkte  aas- 
aer  unbedeutender  Unruhe  und  einigen  kleinen  und  sel- 
tenen Knötchen  an  verschiedenen  Orten  der  Haut  gar 
nichts  Erhebliches.  —    Verf.  betrachtete  seinen  Yer« 


KrU.  Reperioriunu  W 

sach  als  misloiiji^n»  Seobs  Wochen  spater  wollte  er 
das  Kind  vacciniren;  aber  siebe  dal  es  erschienen  keine 
Impfpustelnl  Er  wiederholte '8mal  die  Operation,  und 
stets  ohne  Erfolg.  0er  Verf«  will  aas  dieser  einzelnen 
Beobachtan^  keine  Folgerang  ziehen,  allein  er  will 
Mos  andeaten,  ob  innerlich  gegeben  die  Vaccine  nicht 
viel  milder  schätze,  als  dorch  das  gewöhnliche  Verfah- 
ren? Er  wird  seine  V^soche  fortsetzen,  and  später 
mittheilen.  -—  0er  Versach  beweist  freilich  nichts;  das 
Kind  kann  ja  fär  die  Impfung  and  den  Impfstoff  keine 
Empfänglichkeit  gehabt  haben* 

3.  Von  der  tuJbereiOosen  Lungeiuchmnd$uchi.  r- 
Enter  AbBChnUL  Von  Dr.  Lmbext.  —  In  ^er  ersten 
Abtheilang  dieses  Aufsatzes  tr&gt  der  Verf.  eigentlich 
blos  den  gegenwärtigen  Zustand  seines  Themata  in 
diagnostischer  und  ätiologischer  Hinsicht  vor.  Er  glaubt 
als  frommer  Hahnemannianer ,  dass  die  Grundarsache 
in  dem  angeerbten  sowohl  als  in  dem  erwjorbene« 
Psora-Siechthum  zu  suchen  sef*  —  Oass  dies  fiJiech- 
thum  seinen  Sitz  in  den  Langen  aufschlage,  daran  w£^ 
ren  eine  Menge  bedingende  Umstände  Schuld  ^  Tempe^ 
rament,  Clima,  Oe werbe  u^  s*  w.  Vollkommen  locali- 
Mre  sich  übrigens  die  Phtfaisis  nicht;  die  Lunge  bleibe 
blos  der  Hauptheerd;  die  meisten  übrigen  Systeme  wur«- 
den  in^itleidenschaft  gezogen ,  besonders  die  der  Ve- 
getation. Oie  alte  Schule  habe  in  neuester  Zeit  sich 
viel  mit  Phthisis  beschäftigt  Oiagnostik  und  Anatomia 
pathalogica  der  Lnngentnberkeln  hätten  durch  die  Ar- 
beiten Batia's,  Laennbc^s,  Loui8\  Anoaal^s  u«  8.  f« 
ungemein  gewonnen.  Allein,  Ursache,  Natur  und  Be- 
handlung hätten  bei  diesen  Forschungen  nicht  gleichen 
Schritt  gehalten  und  wären  weit  zurückgeblieben.  Oer 
Verf.  citirt  nun  einen  langen  Auszug  aus  BouiLLAun'ft 
Clinicjue,  um  den  Lesern  zu  zeigen,  wie  gegenwärtige 
die  Sache  in  Frankreich  steht,  wie  sehr  man  hinsieht-^ 
lieh  der  Natur  nnd  Behandlung  der  Phthisis  in  Dun--* 
kein  umherirrt.  —  Denn  Loufs,  Bausujuan  und  Amdbal. 


I 
/ 


70  KrÜ.  Repertorium. 

bekämpfen  sich  wechselweise  we^en  Sitz  ond  Ursache 
dieser  Krankheit  Bouillaud  wolle,  dass  der  Grand 
der  Toberkelbildunff  in  einem  chronischen  Katarrh  oder 
einer  chronischen  Peripnenmonie  zu  finden,  Louis  hin- 
gegen trete  in  Laennecs  und  Bah^b's  Fassstapfen  und 
behaupte,  Tuberkelbildunjsr  sei  unabhängig  an  und  fät 
sich  von  entzündlichen  Processen  der  Bronchien  and 
des  Lungenparenchyms;  Anoral  halte  eine  Art  jöste- 
milieu,  in  diesen  extremen  Kämpfen;  er  sei  der  fran- 
zösische BüfelandI!  —  Dr  Libert  wird  in  einen 
nächsten  Hefte  die  zweite  Abtheilung  seines  Aufsatzes 
mittheilen.  — 

Literatur.  L'homöopathie  mise  a  la  portee  de  tont 
le  monde,  pär  L.  Fleury.  Paris  1838.  Bei  Bechet 
jeune.  —  Eine  ,, geistreiche^^  Diatribe  gegen  Hahnk- 
mamn's  Lehre f  ein  Witzbold,  aide  Chirurgien  am  Hos- 
pice  St.  Lazare,  will  die  Homöopathie  begraben,  und 
ihr  eine  parodirte,  sarcastische  Leichenrede  halten. 
Hr.  Dr.  DoNNe,  Red.  des  feuilleton  im  Journal  des  De- 
bats^  ein  Camarade  von  diesem  Fleury,  schreibt:  ,,dnreh 
diese  ^.geistreiche^^  Schrift  ist  der  Homöopathie  der  To- 
desstoss  versetzt  worden*  ^^  Dr.  Leon  Simon  thnt  die« 
ser  Brochure  die  Ehre  an,  11  Octav-Seiten  Kritik  da- 
ran za  verschwenden.    Viel  zu  viel  Ehre!  ^) 

Dr.  Kirschleger  in  StrM^rg. 


2)  Sammlung  zurKenntniss  der  Gehirn^  undRük- 
kenmarks-Krankheiten.  Aus  dem  Engiische$i  und 
Französischen  von  A.  Gottscualk.  herausge- 
geben von  F.  Nasse  zu  Bonn.  Stuttgart,  Hall- 
berg.  1838.   22S  S. 

I.    Untersuchung  fmr  Pathologie  des  Rückenmarkes, 
von  Ph.  BuNTiN  %u  Paris.  / 


*)  Man  darf  sich  nicht  wundem,  su  höNn,  das«  die  Franzosen  mit  der 
Hom.  so  schlecht  umgehen.  Viele  Harn,  machen  es  auch  darnach !  —  Gr. 


KrÜ,  Reperlorium.  7L 

Ä  Atrophie  des  Rückenmarkes.  Hievon  kömmt  fast 
bei  allen  Greisen  eine  Form  vor,  die  in  einer  ansehenU 
liehen  Minderan/ä^  des  Volumens  des  Bückenmarhes  be- 
steht. Dabei  wird  sdine  Oberfläche  weit  mehr  /»^eran* 
zeit,  bekommt  tiefere  Querfalten,  die  ^raue  Substanz 
ist  verhärtet  und  die  Alarksubstans^  verflüssigt.  Diese 
Erscheinungen  können  in  sehr  verschiedenen  Graden 
auftreten ,  und  die  Substanz  bis  auf  ein  Viertel  ihrer 
Quantität  verschwinden.  Häufig  beschränkt  sich  die 
Abnahme  wie  auf  eine  Seite  des  Rückenmarkes,  noch 
öfter  nur  auf  eine  Stelle  und  zwar  meist  des  unteren 
Theiles  desselben.  Es  folgen  Beispiele,  von  denen  wir 
nur  einige  mit  kurzem  Umrisse  uMedergeben.  Ein  68 
Jahre  alter  Kutscher  kann  seine  unteren  sehr  abgema- 
gerten und  etwas  angezogenen  Extremitäten  nicht  mehr 
bewegen.  JDie  Section  weist  Atrophie  des  bulbus  lum« 
baris  nach,  der  bis  auf  die  Umhüllungen*  verschwunden 
ist,  so  dass  diese  nur  noch  einen  ligamentösen  Strang 
bilden.  Ein  rbachitisches  Subject  von  41  Jahren,  des- 
sen untere  Extremitäten  fast  zum  Knochen  abgemagert, 
ganz  verkrümmt  und  fast  gefühl-  und  bewegungslos 
waren,  starb  in  Folge  einer  Dysenterie.  Das  Rücken- 
mark war  von  der  Ursprungsstelle  des  achten  JDorsaU 
nervenpaares  härter  und  nahm  mehr  und  mehr  ab,  so 
dass  es  an  der  Stelle  der  Lumbaranschwellung  den 
Umfang  einer  Federspule  zeigte.  An  den  Lumbar- 
nerven war  eiiie  graue  Substanz  nicht  zu  gewahren. 
Ein  Bildhauer  von  71  Jahren  litt  an  beginnetider  Pa- 
ralyse der  Obern  Extremitäten,  an  Schwäche  des  Ge- 
sichtes und  Gehöres  und  starb  asphyktiseh.  Es  fand 
sich,  dass  die  pons  Varoli,  die  pedunculi  cerebri,  das 
kleine  Gehirn  und  das  Rückenmark  atrophisch  waren. 

B.  '  Verhärtung  und  Hypertrophie  des  Rückenmarkes 
kommen  meist  zusammen  vor  und  nicht  so  gar  selten, 
da  Verf.  in  zwei  Jahren  eine  ziemliche  Anzahl  von 
Beispielen  beobachten  konnte.  Ein  Mann  von  30  Jah- 
ren litt  an  solch  ungemeiner  Erhöhung  des  Allgemein- 


9V  Krii.  BsperiäriiiM. 

gefHhles ,  dass  «r  von  Jeder  BerähmnÄp  EniebeiBiiii|;eB 
aeigte,  wie  electrisirt,  und  stirkerea  Angreiteu  ihm 
epileptische  Convalsionen  hervorrief*  Sein  O^ng  wer 
eine  Art  Veitstanz.  Er  starb  nach  beftiii^er  Diarrhie 
an  *  Con  vaisionen.  Das  Räckenmark  war  vom  Hintar^ 
hauptloch  bis  zur  Dorsalj^egend  hirter  oiid  hypertre- 
pbisch.  Sein  Gewebe  glich  genau  dem  hoUändiselMii 
KAse*  Das  lileine  Gehirn  war  atrophisch*  Der  Verf.. 
glaubt  nachweisen  zu  können,  dass  äberhaupt  die  fiaU 
Wicklung  des  Röckenmarkes  mit  der  Höhe  des  fiefiUp 
Vermögens  in  geradem  Verhältnisse  stehe. 

Ein  vier  und  sechzig  Jahre  alter  Schlosser  hatte  frfiher 
an  fliessenden  Hämorrhoiden  gelitten.  Sie  blieben 
ai|d  es  entwicicelte  sieb  seit  6  Jahren  eine  nnvollko; 
mene  Lühmung  aller  Extremitäten,  Schmerzen  in  allest 
Theilen,  besonders  im  Rnckgrath  und  hier  wieder  im 
der  Cervikalgegend  vorherrschend*  Jucken  in  des 
oberen  ExtremitSten  und  beim  Sprechen  epileptische 
Krimpfe  in  ihnen*  Zuletzt  giengen  Stuhl  und  Urin  u». 
willkährlich  ab.  Er  starb  an  colliquativer  Diarrhöen 
Es  fand  sich  die  pia  mater  des  Rfickenmarkes  bis  sea 
seehaten  Dorsalnervenpaare  verdickt  und  dunkelgraa« 
lieh  gefärbt*  Ihr  unterer  Theil  mit  albuminöser  Flfis- 
aigkeit  infiltrirt  Das  Räckenmark  selbst  war  verh<iw 
tet  bis  ZOT  Consistenz  des  Knorpels  und  seine  Mark- 
snbalaaz  ebenfalls  grau* 

Ein  Pole  von  38  Jahren  litt  an  CiMivulsionen  der  on-. 
tem  nnd  obem  Extremititea*  Alle  Thetle,  ausser  das 
Angesidit,  waren  gefühllos,  und  er  war  erblindet  E2r 
starb  as  einer  Peritonitis.  Der  vordere  Theil  des  Rik- 
kcsfluu-kes  war  verbirtet,  der  hintere  knerpelartig  de« 
geserirt,  die  Sehnerven  atrophisch* 

C.  Äreft»  muf  zeU^f^^teHhe  BHtmrhmg  des  Rücken-' 
mmrkeg.  —  Ein  Zimmermaler  von  vier  and  siebzig^ 
Jahres  war  friher  öfter  auf  die  Lenden  gefallen.  Nur 
sehr  alliniUig  estwiekelle  aieli  OeMMIosigkeit  und 
SUdhdt  der  aslcres  BxtremiCMes  mit  Mitaschaellen 


Stichen  durin*  Das  Leiden  steif^rte  sieh  bis  aar'voIU 
kommenen  Parapleii^«  und  er  starb  apoplectisoli.  Pas 
Cadaver  wobi  genihrt,  in  der  linken  Hemisphire  ein 
jprosser  Blntbeerd^  der  mit  den  Ventrikniarhdhien  in 
Verbindung  stand.  Die  nntere  Anschwellung;  des  Räk-^ 
kenmarkes  füllte  den  ^nzen  Lumbarkanal  aus.  Sie 
war  hart  und  enthielt  an  der  Stelle  der  Marksubstan» 
einen  pathischen  Körper  von  der  Grösse  einer  Uasel- 
nuss  und  nach  innen  von  der  Consistens  des  Faser«« 
knorpels.  Eine  weichere  Hülle  verband  ihn  mit  dem 
Buckenmarke.  Alle  von  d)er  Lunbar^e^g^end  ausge- 
benden Nerven  waren  atrophisch  und  ^Ib. 

Ein  81  Jahre  alter  Bursche  litt  an  vollkommener  Pa-« 
raplegie  der  unteren  Extremitäten  und  an  Ffihllosigkeit 
derselben.  Stuhl  und  Urin  jfiengen  unwillkuhrlicb.  Da- 
bei Lichtscheue,  galliges  Erbrechen  und  starker  Kopf« 
schmerz.  Zuletzt  Opisthotonus  und  Tod.  Auf  der  Ba- 
sis des  Gehirnes,  wie  in  den  Seiten  Ventrikeln  gallen- 
artiges Exsudat.  Der  fornix  und  das  septum  pelluci- 
dum  zerflossen.  Vom  zweiten  Cervicalnervenpaare  an 
war  das  Röckenmark  rosenroth  and  die  Lumbaran* 
Schwellung  desselben  war  in  eine  weiche,  graulieb- 
gelbe  Masse  verwandelt,  die  gesottenem  Specke  ähn- 
lich sah.  Man  unterschied  in  ihr  gallige  Filamenten 
Die  davon  abgehenden  Nerven  waren  atrophisch. 

D.  Congestionen  %um  Rückenmark.  —  Ein  robuster 
Vierziger  bekam  bei  jeder  Anstrengung,  selbst  bei 
schwerem  Stuhlgänge  Kriebeln  in  den  unteren  Extre- 
mitäten und  dann  momentane  Lähmung  derselben,  so 
dass  er  zusammenstärzte  —  sich  aber  bald  wieder  erhob* 
Der  Verf.  sucht  die  Ursache  in  Congestionen  nach  dem 
Röckenmarke,  die  bei  Steigerung  durch  Anstrengung 
momentane  Paralyse  verursachen. 

E.  Apoplexie  des  Rückennuirkes,  —  Ein  Siebziger 
ward  Morgens  todt  im  Bette  gefunden.  Seine  Bett-* 
nachbarn  hatten  nichts  davon  gemerkt,  als  er  gestor- 
ben.   Die  Hirnsinus  waren  mit  Blut  angefüllt  und  aus- 


74  Krü.  Beperioriüm. 

,  serrfem  fand  sich  s wischen  dem  fünften  and  sechsten 
Cervicalnervenpaare  eine  Blaterg^iessan/il^  von  der  Grösse 
einer  Erbse,  welche  die  graae  Commissor  zerstört 
hatte,  and  eine  /j^rössere  derartige  Blutergiesson^  beim 
Ursprung  des  vierten  Dorsalnervenpaares.  Die  letztere 
hatte  die  graue  und  weisse  Substanz  zerstört  und  hatte 
die  Grösse  einer  Haselnuss. 

//•  Beobachtungen  über  Tuberkeln  des  Rückev^ 
marks  von  M.  Eager,  Arzte  am  Hospital  kranker 
Kinder. 

Ein  ISjfihriges  Mädchen  bekommt  Kopfweh  auf  einer 
Stelle  der  linken  Seite,  bald  darauf  Stammeln.  Bald 
zog  sich  der'^  Schmerz  nach  dem  Halse  und  ihm  folgte 
Lähmung  des  rechten  Armes  und  des  rechten  Fasses. 
Nach  nicht  langer  Zeit  entstand  auch  eine  Lahnnang 
der  rechten  Gesichtshälfte  und  die  Empfindung  der 
ganzen  rechten  Seite  schwand«  Es  entwickelte  sich 
ein  iBrustleiden  und  sie  starb  suffocativ*  Im  Rucken- 
marke, zwei  Zoll  unter  der  protuberantia  annoUaris 
war  eine  anderthalb  Zoll  grosse  Stelle  zu  Brei  erweicht 
und  in  ihr  fanden  sich  zwei  haselnussgrosse  tubercu- 
löse  Körper,  welche  dem  Drucke  widerstanden  und 
eine  gelbgrünliche,  körnige,  gleichartige,  nicht  org«. 
sisirte  oder  concentrische  Lagen  zeigende  Schnittfläche 
gaben. 

i//.  Veber  einige  Oehirnaffectionen  ^  beobachtet  im 
Hospitale  kranker  Kinder  zu  Paris  von  M.  Rüfz^ 

Der  Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  der  Name  Hydroce- 
phalus  acutus  drei  verschiedene  Formen  von  Hirnlei- 
den  der  Kinder  in  sich  fasst,  indem  bald  wässrige  Er- 
giessung,  bei  EiCererzeugung,  bald  locale  Eiterbildung^ 
mit  Erweichung  der  treffenden  Rindensubstanz  vorhan- 
den seyn  könne. 

Es  folgen  Beobachtungen,  von  denen  wir  die  spre- 
chendsten in  kurzen  Umrissen  mittheilen» 

Ein  Mädchen  von  2  Jahren  hat  Husten  und  Durch- 
fall, ist  übler  Laune,,  schreit  sobald  man  es  anfasst. 


Krit,  Reperlorium.  TS 

Nun  folgte  Erbrechen^  wilder  Blick,  wechselnde  Blässe 
und  Röthe  des  Gesichtes.  /Es  kommt  Strabismus  Afk%n. 
Das  Kind  kennt  seine  Mutter  nimmer  und  ist  sehr  blass^ 
Pulse  104,  Steifheit  der  Hals-  und  Armmnskeln,  Pa-» 
pillen  erweitert.  Stuhlverstepfunjc:,  Unbeweglichkeit  der 
Augen ^  Tod  ohne  Convulsionen  etwa  nach  4wöchent- 
licher  Krankheit.  Im  Gehirn  4  Unzen  Serum,  im  Zell^ 
gewebe  der  Arachnoidea  an  der  Basis  des  Gehirns 
hirseartige  Granulationen.  Ebensolebe  fand  man  in  der 
Lung^e. 

Ein  anderes  2jährj£es  Kind  leidet  an  Kolik  ohne  Er- 
brechen ^  dann  erweiterte  sich  die  Pupille,  es  wurde 
das  Kind  schlafsuchtig,  schrie  viel,  die  Bindehaut  des 
Auges  wurde  injicirt,  Schlingen  schwierig,  Strabismus, 
Tod  am  ISten  Tage.  Seröse  Ergiessung  unter  der  Arach- 
noidea an  der  Basis  des  Gehirnes. 

Ein  kleines  Mädchen  leidet  an  Schlafsucht^  durch- 
dringendem Geschrei^  Erbrechen.  Es  hat  ein  geröthe- 
tes  Gesicht,  eine  trockene  Zunge  und  starb  ohne  Con- 
vulsionen am  8ten  Tage.  Seröse  Ergiessung  an  der 
Basis  des  Gehirns. 

Ein  Mädchen  von  3^^2  Jahren  hat  Keuchhusten»  Es 
trat  bald  Strabismus  ein  und  beständige  Schlafsucht^ 
das  Kind  kennt  Niemand,  es  wechselt  Röthe  und  all- 
gemeine Steifheit  mit  Blässe  und  Beweglichkeit.  Fie- 
ber, Stuhlverstopfung,,  Pupillenerweiterung,  Steifheit 
der  Halsmuskeln^  Blindheit,  Blässe  des  Gesichtes,  Tod 
am  loten  Tage.  Ergiessung  klaren  Serums  unter  der 
Arachnoidea  an  der  Gehirnbasis. 

Bei  einem  andern  Mädchen  von  3  Jahren  entwickel- 
ten sich  Erbrechen,  Schlafsucht,  Stuhl  Verstopfung^ 
Convulsionen,  Strabismus,  erweiterte  Pupille,  Schluch- 
zen, Blässe,  Tod  ohne  Convulsionen  oder  Delirium  am 
loten  Tage.  Das  Bewnsstseyn  war  bis  zum  8ten  Tage 
geblieben.  Seröse  Ergiessung  an  der  Basis  des  Ge- 
hirnes und  in  den  erweiterten  Ventrikeln. 


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Glieder  sehr  bewejclich  aber  doch 
dunjfslos.    Die  Geisteskräfte  siokoi, 
verliert  sich  g^anz,  Stahl  and  Urin 
lieb,  es  entsteht  völlig^e  Lthaianf; 
ohng^efähr  am  40sten  Tage  der  Erkmiki 
war  nie  sehr  haafig^  oder  stark 
terten  Ventrikeln  enthielten  seröse  Er; 
ter  Farbe,    die  ganse   HimsabstaaB 
,,ödematös.^^    Um  den  Ursprang  des 
sich  ein  ahnliches   Exsadat,   wie  in 

Ein  janger  Mensch  yoo  15  Jah 
kommen,  seinen  Appetit  verlorea 
zen  in  den  Gliedern  empAinden.    Das 
ihn  zum  Schreien,  es  folgte 
Urtheil  hatte  er  keines, 
erweitert ,  die  VorderariM 
Hals  war  steif,  der  Pols  klein 
ten  Convalsionen  and 
der  Tod. 

Himsobstanz  gleiehsaa  «• 
terten  Ventrikeln  eine  grosse 
sigkeit.    Aas  den 
sigkeit  ähnlicher  Art 

Noch  18  andere  Pälle  der  Art 
jange  Leute  anter  fO  Jahren 
Die  Krankheitsbilder  gebea 

Dr.  ScmmtM  tm  thfm 


3)  Jahrbücher  für  Hnmfmftikk\ 
von  Dr.  Alb.  VeHgEMErat,  mmShmäm  Arü^ 
und  Wundarzte  zm  BerÜM.    L  Mi  t  Mt  "^ 


naÜM  von  Dr.  Vmmmoii 


*)    ScUwavoaajgM  ML  OL  ■(*#.- 


78  KrU.  Bepertorium. 

sicilf  fast  /(leichzeitij^  mit  der  Cholera,  hfiaftj^  aas  den 
Naohkrankheiten  der  Grippe  emporkeiineod,  der  Typk 
abd.  in  sehr  mannig^fachen  Nuancen.  Cbaracteristisdie 
Vorboten  waren  nicht  und  nur  die  Vorläufer  des  ein- 
fachen  gastrischen,  biliösen  und  Schleimfiebers  za  sebea. 
Der  Verf»  theilt  die  Krankheit  nach  der  WirkuD|^ft- 
sphäi'e  der  Mittel  in  3  Zeiträume,  der  Ite  dem  /'Aof^ 
phor^  der  2te  der  Carbo  veget  und  der  3te  dem  At^ 
t^ft  anpassend,  ein. 

Erster  Zeitraum.  Phosphor.  Der  Eintritt  der  Krank-* 
keit  etfoljo^te  meistens  mit  Diarrhöe,  die  ausg^eleerten 
Stoffe  waren  braun,  dunkelgrün,   grau,  schwarz  wie 
Kaffeesatz,  theerarti^.    Durchfälle  4—6  in  S4  fiStnoden^ 
oft  auch  darüber;  g^leichzeitig  drückender^   auch   pol« 
airender  Stirnkopfschmerz;  in  den  ersten  Tagen  seboo 
auffallendes  Sinken  der  Kräfte,  Gesicht  blass  (?  K«)^ 
ein jcefallen ;   Augen   trübe,    glanzlos,    Zunge    weiss^' 
schleimig;    grosser    Durst,    Magengegend    gespannt ; 
Brechreiz,  Erbrechen   schleimiger,   galligter  Fioasi^« 
keiten ;  jetzt  wird  der  Leib  meteoristisch  aufgetrieben  j 
beim  Anschlagen  einen  hellen  Ton  gebend  (dieser  He- 
teorismus    und    die   Diarrhöe   seien   die   constantesteii 
Zeichen);  die  Gegend  des  Coecum  schmerzhaft,   Urin 
sparsam,  trübe,  jumentös,  za  weilen  normal«    Die  Re- 
spiration zeigt  noch  keine  auffallenden  Erscheinungen  ^ 
nur  dann  und  wann  trockener  Husten,  und  kommt  Aus* 
wurf,  so  dieser  durchsichtig,  zäh,  klebrig.    Puls  fre-* 
quent,  klein,  100  —  110  in  der  Minute;  Haut  beiss,  oft 
mit  allgemeinen  warmem  Schweiss  bedeckt,  ohne  den 
Kranken  zu  erleichtern,  Schlaflosigkeit  oder  mit  scbreck«- 
haften  Traumen  verbundener  Schlaf.   Dies  der  Zeitraom 
für  die  Wirkung  des  Phosphors,  und  nur  seine  beharrliebe 
Anwendung  vermöge  ein  günstiges  Ende  berbeiznfäb- 
ren.    Erst  in  7  Tagen,  oft  auch  später^  wo  der  Kranke 
fast  immer  im  ziemlich  gleichen  Zustand  ist,  tritt  ent- 
w^eder  Besserung  oder  Steigerang  der  Kraakbett  ein. 
Verf,  gab  den  unverdünnten  Pbosphorspirilns  nnfiin|rs 


Krit,  Repertorium.  79 

tätlich  Smal,  nach  3—4  Tagen  zweiständlich  S— 3  Tro- 
pfen auf  Zacker,  Unter  Veränderung  der  Ausleerangen,. 
Verniinderang  ihrer  Zahl  und  natürlicher  Beschaffenheit 
trat  gänzliche  Verstopfung,  Besserung  und  Heilung  ein. 
Bei  einer  solchen,  oft  5—6  Tage  anhaltenden,  Consti- 
pation  hat  die  Kunst  nichts  zu  thuD,  da  der  Stuhl  aus 
freien  Stücken  erfolge. 

Ziceiter  Zeitraum.  Carbo  vegetabiÜB^  Geht  aber  die 
Krankheit  ihrer  höhern  Ausbildung  entgegen,  so  tre- 
ten jetzt  die  nervösen  Symptome  hervor:  Umnebelung 
der  Sinne,  Stupor;  Auge  matt,  glanaf^los;  Gesicht  blos 
eingefallen,  druckt  tiefes  Ergriffenseyn  des  Organismus 
,aus;  Lippen  spröde,  aufgesprungen;  Zunge  noch  feucht, 
doch  klebrig,  am  Gaumen  anklebend,  und  wie  die 
ganze  Mundhöhle  mit  einer  dicken,  grauweisslichen, 
schlammartigen  Feuchtigkeit  bedeckt;  grosser  Durst; 
Magengegend  sehr  gespannt;  die  Gegend  des  coecum 
sehr  schmerzhaft;  starker  Meteorismus,  Kpllern  und 
'  Poltern  im  Unterleib;  Diarrhöe  fortdauernd,  täglich 
3 — 4  Ausleerungen,  aashaft  riechend,  schwarzbraun, 
grau,  mit  Darmschleim  gemischt;  zuweilen  Abgang  von 
dissolutem,  stinkendem  Etlut;  zuletzt  unwillkührliche 
Stühle,  Urin  sparsam,  zuweilen  Verhaltung  desselben« 
Die  Respiration  desto  beeinträchtigter,  je  stärker  der 
Meteorismus;  Husten  heftiger,  graulicher  Auswurf, 
zuweilen  mit  Blutstreifen ;  Puls  sehr  frequent,  Haut 
trocken,  rauh,  calor  mordax;  zuweilen  Schweissfriesel 
auf  der  Brust.  Dazu  gesellen  sich  nun  Schwerhörigkeit, 
Sehnenhüpfen,'  Zittern  der  Glieder,  grösste  Muskel- 
schwäche, Flockenlesen;  Coma  vigil,  somnolent. 

Gegen  diese  Krankheitsgestalt  gab  Verf.  mit  dem 
besten  Erfolg  die  Carbo  veg.  alle  2—4  Stunden  za 
1 — 5  Gr.  in  der  3.  Verreibung  (In  der  Decjmal-Pro« 
gression)  mehrere  Tage  (oft  6—7)  fort.  Besserung 
kündigten  Abcessbildung,  Nachlass  aller  übrigen  Er- 
scheinungen und  oben  erwähnte  Verstopfang  an.    Nur 


80,  Erii,  Bepmiorkm. 

einen  Kraoken  ( voo  wie  vielen  ?  Ref. )  verlor  Yeif.  in 
diesem  Zeitraom  am  Darmdarehbroeh. 

DrUier  Zeitraum.  Arsemcum.  fir  tritt  «t  dcü  IStm 
Tage^  oft  aach  ap&ter  ein:  Sopor;  dae  Geaicht  uähed 
sich  dem  hippokratischen ;  Stirne  mit  luütem  Sehweiss 
bedeckt,  Lippen  und  Zähne  mit  einem  dicken  Rosa  äbor* 
zog^en,  ebenso  die  Zang^e,  die  der  Kränkle  niobt  koTf- 
aasstrecken  kann ;  das  Getränk  rollt  hörbar  in  deo  Ha- 
lfen hinab ;  der  Meteorismns  ist  zar  Tympanitju  jj^sf le- 
iten, drückt  mail  stark  die  Gegend  des  Coecam,  so 
zockt  der  Kranke  zusammen  (er  verzieht  das  Gesacht 
schmerzhaft  Ref.);  Stuhl  und  Urinausleernng^  onwiU- 
kfihrlich.  Respiration  sehr  beengt,  Athem  schnarcbend, 
der  Hosten  ist  los,  aber  der  Kranke  kann  nichts  mehr 
auswerfen ;  Sprache  lallend.  Puls  zitternd,  klein^  ISO  bis 
140  Schläge;  die  Haut  mit  kaltem,  klebrigem  Sehweiss 
bedeckt.  In  diesem  schlimmen  Zustand  vermöge  der 
Arsenik  in  def  9.  und  9.  Verreibung,  sehr  oft  wieder- 
holt und  anhaltend  gegeben,  noch  Hülfe  zu  leisten  und 
ein  anhaltender  Schlaf  oder  Abcessbildeng  bezeichnen 
die  Krisis. 

Am  Schluss  fuhrt  der  Verf.  einen  Fall  bei  einem 
I4|ährigen  Mädchen  an,  welche  im  3ten.  Stadinip  des 
Typh.  abd.  war.  Man  sah  stündlich  ihrer  Auflösang 
entgegen.  Sie  erhielt  Mittags  1  Uhr  S  Gran  der  t. 
Verreibung  von  Arsenik  in  einem  Weinglase  Wasser, 
alle  Stunden  2  Theelöffel  voll  davon  zu  nehmen.  In 
der  Nacht  tiefer  Schlaf,  Morgens  das  Rewusstseyn 
zurückgekehrt  und  in  einigen  Tagen  iBenesung  unter 
Abcessbildung  auf  der  linken  Hüfte.  Einige'  Gaben 
spir.  sulphuris  0  beschleunigte  die  Heilung  derselben. 
(Dieser  Krankengeschichte  fehlt  der  anfängliehe  Ver- 
lauf und  der  Tag,  wo  zum  Arsenik  geschritten  wurde, 
was  zur  Beurtheilung  der  Wirksamkeit  eines  Mittels 
höchst  nothwendig  ist^  da  nach  des  Ref.  Ansicht  naeh 
dem  Uten  Tag  bei  Typh.  abd«  der  Arzt  nicht  mehr  sa-« 
gen  kann,  dass  dieses  oder  jenes  Mittel  geholfen  habe. 


Krit.  Hepertorium*  81 

weil  ebensoviele  oder  ebensowenige  im  3ten  Stadium 
dieser  Krankheit  bei  Arzneigebraoch ,  wie  bei  keinem, 
genesen,  wofür  mir  schöne  Erfahrungen  bürgen.   Ref.) 

//.  Originalnotizen.   IJ  Bemerkungen  und  Beobach^ 

tungen  von  Dr.  Vehsemeyer« 

« 

1)    SpiriL  phosphoratus.    Durch  Hygea  VII.  468  c^r- 
ledigt.  — 

8)  .  Causticum.   Heilung  einer  halbseitigen  Gesichts- 
lähmung bei  einer  bejahrten ,  Frau  innerhalb  S,  Tagen 
durch  Cäusticum,  täglich  S  gtt.  der  3.  Verd.    Der  Fall 
ist  oberflächlich  angegeben  und  Verf.   thellt  ihn  ohne 
Zweifel  wegen  schnellerer  Heilung  mit  niederelr  Verdün- 
nung gegenüber  einem  ähnlichen,  mit  der  30  Verd.  Ge- 
heilten mit,  indem  er  dadurch  den  Streit  über  Gaben- 
grosse  zu  erledigen  glaubt  und  den  wahren  (?  Ref.)  - 
Satz:  ^^dasB  die  grossem  Gaben  überall  und  in  je- 
dem  Falle  die  bessern  und  zuverlässigeren  seien^^^ 
aufstellt.  (So  wenig  ich  der  30.  Verd.  das  Wort  rede^ 
ebensowenig  kann  ich  dem  Verf.  in  seinem  Aossprach 
die  Worte  y^überaU  und  in  Jedem  FaUe^'  unterzdchnent 
Nicht  mir  allein,  sondern  jedem,  der  sich  mit  der  spe- 
cif.  fleilkunst  praktisch  vertraut  gemacht  hat,  wird  der 
Fall  schon  vorgekommen  seyn,  dass  statt  der  ersten 
die  3.;  6.,  9.  Verd.  zu  Hilfe  genommen  werden  musste. 
So  wusste  ich  lange  nicht,  warum  mir  die  Kalkerde 
in  der  1.  und  2.  Verreibung  trotz  der  passendsten  Wahl 
nichts  mehr  wirken  wollte,  während  sie  mir  früher  bei 
ähnlichen  Fälle§  doch  in  der  24.  und  30.  Verd.  sQgpx  , 
in  Kügelchen  half,  und  ich  gab  schon  dem  sehr  kalk- 
haltigen Wasser  in  Stuttgart  (in  meinem  frühern  Auf- 
enthaltsort war  ein  sehr  reines  Wasser)  Schuld,  als 
ich  den  Versuch  mit  der  4.  und  5.  Verdünnung  machte 
und  damit  glücklich  und  oft  schnell  heilte.   Ich  ^laube^ 
der  Verf.  hätte  sich  besser  so  ausgedrückt :  Wir  braur^ 
chen  »ur  Heilung   höhere  und  niedere^  'Wohl  auch 
gar    keiner   Verdünnungen  ^  jedoch  bringen  niedere 

HTGEA  MX.  5 


sc  KrU»  RepertorHsm. 

tii  den  meüten  Fällen  eehneOere  Heilung  hervor  ab 
Mhere.  Ref). 

t)  £ln  ArthriticM  bekam  aaf  heftig  Brkfiltoiijp  eia 
rHeniiiftiiiBclies  Fieber;  Aecmit  ond  Bryooi«  halfen  schnell, 
aber  es  machte  eine  Metastase  —  es  entstand  eine  Neu^ 
ralgia  infraorbilaäs.  Jeden  Morg^en  om  11  Uhr  hefti- 
ger Schmerz  nach  der  Aasbreitang  des  linken  nerv. 
infraorbit.,  bald  darauf  vermehrte  dicke,  weisse,  fibel- 
riechende  Schleimabsondernng  aas  dem  linken  Nasen- 
loche,  bis  4  Uhr  Nachmittags  danernd.  Im  Freien  Bes- 
serang,  wesswegen  Verf.  Palsatilla  1.  Verd.  Morgans 
karz  vor  dem  Anfall  ond  beim  Schlafengehen  je  3  Tro- 
llen gab«  Nachdem  er  bis  auf  5  Tropfen  gestiegen 
naeh  S— 6  Tagen  HeHang. 

tn.  Mitthdhingen  aus  der  Berliner  Praxis.  SKana 
und  Rhus  Toxicadendron  von  Dr.  REiaie.  1)  Wfrfc^ 
isamkeit  von  Jthtis  in  zwei  Fallen  von  Zona  anf  der 
'Bliest.  2)  Bubo  syphUHicus  und  Varbo  animatis^  VM 
Dt.  Oaspabit.  Ein  Mann  von  40  Jahren  litt  seit  eini- 
gen Wochen  an  Chanker  an  der  Glans  penis  and  fmHA 
daranf  an  Bnbo  ingainalis.  Vrerwöchentltclier  Gebraneh 
von  Merc.  soL  H«  ond  Sablimat  in  tiefen  Verdönnnn- 
gen  machte  die  Chanker  verschwinden,  aber  der  Bube 
Vergrösserte  sich;  Plactuation,  Aufbruch  nahe*  Carb. 
anim.  in  niedern  .Verd.  Sstündlich  eine  Dose.  Nach  ft 
Tagen  Bessernng,  die  Fluctuation  versehwand  —  Ver« 
ktetaerung  des  Bubo.  Unter  14tägigem  Gebrauch  Uei^ 
lung.  3)  Laryngitis  chronica.  Ärgentum  foliatum. 
ÜnvoIIstfindig  erzählt«  * 

fV.  Ansage.  1)  Die  St.  Petersburger  Preisanfgab^ 
laRgetheilt  von  Dr.  Vehsemetkr.  Der  Leser  erinnert 
irieh  der,  von  deir  Gesellschaft  correspondirender  Aerate 
txk  St.  Petersburg  fm  3. 1Ö36  erlassenen  Pi^eisaafgabe  f  s. 
irtig.  hört.  Zeit.  Bd.  Vin.  No.  14.  und  «yg.  Bd.  f  V.  S. 
337)  die  Homöopathie  betreffend.  Diese  Aufgabe  ist  null 
Iteiöst  und  dem  Dr.  SmsöN,  prakt.  Arzt  in  Breslau  der 
l^refs  Ton  iH)  Duc.  hoYNinriiseb  «nerkannt  worden.  — 


Mit  4ler  ekelhaftefi  Geschiebte  woUw  wir  unsere  Leser 
nicht  heimsueheci ,  doch  danken  wir  dem  nelien  Suisoü 
ob  «einer  iSsf ge  fwr  die  Wil^weu  und  WiHsen  der  L<^h- 
mann'schen  Boda  #9  .8t.  P^embqrx»  Yielleicht  yer* 
macht  üiiirb  ihm  ejqmiü  Jemand  einen  „  Preis«  ^^  RefO 

2)  lieber  den  Nachlheil,  welchen  das  Anlegen  der 
Blutegel  an  kranke  Augen  verursacht^  mitgetheilt  voii 
Dr.  Vehsemeyee.  —  Prof.  Dr.  Benedict  warnt  in  sei» 
nei9i  klinisch!^  Beiträgen  mit  all^m  Ernst  vor  dem  An- 
legen der  Bliite^el  in  allen  Formen  von  Augenkrank- 
heiten. 

3)  Heber  die  Behandking  der  Homhautfleeke  mif 
dem  Wege  der  Homöopathie  von  Prof.  Dn  F.  W»  O« 
Bsf^inDicT;  mitgetheilt  von  Or,  Vehskaqbtibr.  (Albemeü 
Geschrei  eine^  lifß.  Professors,  der  wahrscheinlich  voll 
Grimm  ist^  dass  wir  scrophalöse  Ophthalmie^n,  welche 

JGir  nicht  heilen  konnte«  b^ile^.   Ref.) 

4)  Ptöt^ßehe  Toderfällß  durch  Lufteniwicklung  iß 
den  Wegen  des  BlutunUati^s  j  imtgelbeilt  von  Ken.  «^ 
In  der  Sitasnng  der  Akademie  der  medicinischett  WiSf- 
tsenscfcaften  zu  Paria  ▼•  6.  Febr.  1827  Uelten  die  HU. 
Amüsat  und  04BRBT  «ober  die  Einffihrong  der  atmo« 
«pfaftrlschen  Luft  in  <Ue  Venea  und  deren  Folgen  eine« 
tntereesanieii  Vertrag.  Es  sind  bis  jetzt  8  Fälle  der 
Art  beobachtet  worden.  OLuviBR  glaubt,  bei  folgenden 
umständen  den  ploUttehen  Tod  einer  Person  mit  gnM^ 
•ser  Wahrscheinlichkeit  der  spontanen  Gasentwicklung 
zuschreiben  zu  können,  wenn  1)  das  Individuum  urr 
jdötzliob  gestorben  <>^  woJiei  Ohnmacht,  allgemeines 
'Zittern  «der  ein  Aufruf  über  Ikefügen  ^hmerz  den  Tod 
zu  begleiten  pflegt;  S)  wenn  man  im  rechten  Herzen  die 
von  Amvsat  erwähnten  Abnormitäten  antrifft  <Barthil 
fand  das  Herz  mehrmals  schlaff,  welk  und  Luft  in  den 
Yen.  p)>riar.,  mesent«  BefO;  3)  wenn  beim  Eröffnen  der 
Leiehe  die  Merkmale  lieginnend^r  Fäulniss,  aus  weU 
cher  eine  Gasentwicklung  erklärt  werden  könnte^  nneh 

6. 


84  t^rit,  Reperiarium. 

fehlen,  und  wenn  eine  anderweitige  erkennbare  Toto- 
ursachü  nickt  aufzufinden  ist 

lieber  die  Natur  des  Gases  herrscht  noch  ein  tiefei 
Dunkel,  so  wie  aber  dessen  Erzenj^anj^.  — 

Dr.  Koch  in  Stuttgart. 


4)  Allgem.  hom,  Zeitung  Bd.  XIII.  —  Bo- 
träge  zur  Pharmakodynamk  von  Dr.  Lobeteü 
Cs.  Hggea  IX.  1830  V 

Jodium  habe  seine  vorzüglichste  Wirksamkeit  ii 
Bereiche  der  Drusen  und  Lymph^efässe  bei  nnUajpta- 
rer  specifischer  Richtung  auf  die  Organe  des  Kehl- 
kopfes, der  Luftröhre  und  deren  Umgebonjg*.  Daher 
besonders  gegen  Kropf,  alle  3  Tage  eine  Gabe  der 
3.  Verreibung.  Bei  beginnender  Phthisis  tabercoloM 
zur  Verhätung  der  Erweichung  der  Tuberkeln«  Gegm 
Ptyalismus  mercurialis  in  grösserer  Gabe,  so  wie  über- 
haupt gegen  Mercurmissbrauchfolgen.  In  der  Soropha« 
losis,  wenn  sich  Drüsenstrange  längs  des  ganzen  Kör- 
pers bilden  —  sonst  geht  ihm  Calc.  carb.  vor*  Gegei 
Katarrh  der  Eustachischen  Röhre 'und  daher  resalti- 
rende  Taubheit*  Der  Zustand  giebt  sich  dadurch  sa 
erkennen,  dass  der  Kranke  glaubt,  es  sei  eine  Klappe 
zugefallen  und  über  heftiges  Sausen  im  Ohre  klagt 
Kommt  meist  bei  scrophulösen  Individuen  vor. 

Ipecacuanha  gegen  Erbrechen  von  erhöhter  Reiz- 
barkeit oder  Verstimmung  der  Magennerven,  daher  bei 
nervöser  Constitution,  gracilem  Körperbau,  reiner  Zunge. 
In  Beginn  der  Cholera  asiatica,  wenn  plötzliches  Gr- 


*)  Da  wir  mit  diesen  MiUheilangeii  längatent  begannen,  so  fahren 
wir  hier  fort,  ob  sie  g]«ich  im  pharnMkoäpiamischen  Reporter  besser 
stunden*  —  D.  Red. 


U.  Bßpertpriunu  8ft 


...  _« 


■t  brechen  des  eij^enthumlichen  ChoIera^Secrets  den  Kran^, 
ken   befällt   and   der  Obertheil   des   Körpers   kalt  ist^ 

rt  Gegen   Durchfälle  von  Erkältung  oder  Gemüthsbewe- 
gung,  die  ohne  ScbinerK  entleert  werden  und  gegoh- 

^  rene,  schleimartige  Concremente  enthalten.    Bei  Kin- 
'  dern  gegen  die  Durchfälle  in  der  Dentitionsperiode^  die 
weissgelb  oder  grün  aussehen  und  die  Fülle  des  Kör- 
pers   nicht    beeinträchtigen.     Auch    gegen    ruhrartige 
Durchfälle  (dysenteria  alba).   Sie  wurde  von  der  8.  oder 

-     3.  Verd.  gegeben  und  oft  wiederholt.    Gegen  Krampf- 

r  husten  mit  Brechneigung  bis  zum  wirklichen  Erbrechen 
einer  weissen  schleimigen  Massei  Bei  Neigung  zur 
Schleimerzeugung  in  den  Bronchien  ist  sie  sehr  wirk- 
sam und  hebt  beängstigendes  Schleimrasseln  sicher. 
Hier  sei  Ipecacuanha  öfter  nach  wenigen  Minuten  zu 
wiederholen.  —  Gegen  Wechselfieber  sei  sie  das  beste 
und  hilfreichste  Mittel,  obwohl  sie  da  nur  zu  oft  enerr- 
gisch  angewendet  werden  müsse.  Das  Dazwischen- 
geben  von  Nux  hält  Verf.  für  unnöthig. 

Kali  carbonicum  bei  beginnender  Schmelzung  der 
Tuberkeln  in  der  Phthisis  tuberculosa«  Es  soll  längere 
Zeit  zur  erwünschten  Auswirkung  brauchen. 

Kreosot  gegen  Phthisis  ipituitosa^  wie  es  scheint, 
da  Verf.  unterlassen  hat,  die  Qualität  des  Auswurfes, 
die  Art  des  Ausgeworfenwerdens  und  das  Resultat  der 
Untersuchung  der  Brust  mit  Stethoskop  und  Plessime- 
ter anzügeben«  Ref.). 

Laehesis  vorzüglich  gegen  eine  Äffection  des  KehU 
kopfes  mit  Heiserkeit  und  dem  Gefühle  der  Gegenwart 
einea  Schleimpfropfes  im  Halse  bei  nicht  obwaltender 
Entzündung. 

Lycopodium  30.  gegen  die  hartnäckigsten  Formen 
gestörter  Verdauungsthätigkeit ,  die  ausgedehntesten 
Metamorphosen  auf  der  Haut,  gegen  den  Gefässsturm  an« 
gehender  Pbthisiker  Für  den  letzten  Fall  spricht  Verf. 
gegen  die  Wiederholung  des  Mittels«  —  Gegen  Zu- 
stände erhöhter  Irritabilität  in  Folge  gesteigerter  Auf- 


88  MitU»  acpcfi^ritm^» 

teguüg  dir  Nerven,  wie  man  tkf  ta  der  Febr.  ner?^ 
Ters.,  beim  liektischen  Fieber  beginnender  tubercttloeer 
Phthise  und  in  der  Febris  lenta  beobachtet  Aach  gt^ 
gen  Torpor  ded  Darmkanals  röhmt  Verf.  Lycopod.  ab 
das  trefflichste  Mittel,  da  er  solchen  aoch  in  veralteten 
Ffillen  bei  passender  Difit  fast  immer  radical  C?  Ref.) 
heile.  —  Schwerhörigkeit  durch  Obrenflpss  bedini^  bt^ 
sonders  noch  Scharlaehmetastasen  ^  finde  oft  darch  Ei« 
Hilfe.  —  Ge^en  chronischen  Katarrh  mit  vielem  gtS^ 
nem  Auswurfe  und  starkem  Husten.  Bei  Verstimman^ 
des  Plexus  solaris  und  daher  rdhrender  Spanaaa/ar  Aber 
den  Unterleib  mit  Verstopfung  and  Flatülens.  Ge^^a 
Incontinentia  nrinae,  i^o  wie  gegen  Schmen&  wfibreod 
und  nach  dem  Urinlassen.  -^^  Gegen  herpetische  Formen 
der  Haut,  namdntlich  nässende^  alt#  eberflichltche  FiiM»i 
l^eschwfire,  Kahlhdt  des  Kopfes,  endlieh  gegen  Mbmers««' 
hafte  und  profuse  Menses. 

Magnesia  catbanica  gegen  Zahnweh  in  den  ersten 
Monaten  der  Scbwan/xerschaft.  Riechen  an  Vso.  (?) 
K  Magnesia  muriatiea  bes.  ^e^eü  Stdro6;^en  in  4en 
AbdominalgefSssen  vors^ug^weise  des  weiblichen  6e-> 
schlechts,  So  g^^en:  Plethora  abdominalis ,  zu  starke 
Regeln,  heftige  hjriierische  Krämpfe  ttnd  v6t  Allem 
gegen  chronische  Leb^rleiden. 

Mercurius  als  Oxydul  mehr  fdr  Syphilis,  Rhenmatis-* 
men  der  äusseren  Haut  und  ,,  der  inneren  ser&sen 
Schleim- Membranen  ^^  (was  sind  diese  Schleim  -  Mem-» 
brauen  für  Dinge?  Ref.)  und  Durchfälle,  währelid 
Herc«  vivus  für  Affectionen  der  Schlefmdräsen  des 
Zahnfleisches  und  der  Mnndhdhle  passen  solL  ^  Gegen 
Schanker  giebt  Verf.  das  Oxydul  und  zwar  8—10  und 
noch  mehr  Gaben  der  f.— 3.  Verreibnng.  Wirken  die^e 
nicht,  so  giebt  er  Sublimat  oder  röthen  Praecipitat« 
Herc«  passt  besonders  ffir  den  lenhophlegmatischen  Ha*« 
bitus,  die  aufgedunsene  Haet  mit  Neigung  zu  Erkäl^ 
tung  und  Seh  weissen.  Schlechte  fimährnug  und  durch 
körperliehe  Schwäche  gehinderte  Entwicklung  des  Gei- 


siea  Sfureohen  besonders  fjüc  9lfurcur>    ^^IM  ßp^UA^lim 
iDdicfttioiifift  siad: 

1)  Rheumatisohea  jguuhmveh  mit  Back^rigei^hwalirt 
and  Speichelfliiss,  jEfewöbnljQb  bei  bahlßn  2^jae/ifL^  Qßm 
gen  Mastitis  nutrientium^  w^na  bec^  äappvr^ji^i 
der  Brastdräsen  bevorsteht  oder  mh/otk  G^whyfüre  g^f* 
bildet  sind.  ^  Mercur,  4^6st w4ig  wi^derhpUi  (i^citist 
hier  den  8chnien&  und  die  Dräae  geht  Qhiue  |E^9cbeÄrei^Q 
ftttf.  Zar  Heilung  trug  oft  Solat»  Pbosphori  vi^l  bei,  .Qfiir^ 
gtnSehwänunchen  der  Kinder  naeh  l^ichteir  Ki^h^i^eiw^«* 
gong.  Gegen  Angina  fawmJim  nf boii  QelMq^PIH^  Qfi 
BurehfaU  mit  Leibsebneideft  und  grosser  {^«liw^pbe  nacjb 
Erkältungen;,  auch  wesn  er  mit  Orii\gen  «wn  ^t^il))^ 
▼erbonden  ist.  In  der  rotheu  Ruiir  bat  Sub^viusfl  4^9 
Vorzug.  Auch  gtgem  aeule  Rheumatismen  ptvl^gviQfiir 
ser  Snbjecte;  besonders  wenn  4ie  $cibmera&en  J^ei  IVi|fi^ 
exacerbiren  und  durch  Schweis^f  nicht  erleichtert "Wf^f 7 
den.  Auch  hier  scheine  Snbliaiat  dea  VoraE^ug  ^u  hflbcn. 
Gegen  Zoster.  In  nervösen  Fiebern  mit  grosser  3ichiir|U 
che,  wüstem  Kopfe,  klebrigen  Schweissen ,  papjjug^ 
Oeschmacke  und  Neigung  xu  Ourclifatl)  ohne  P^Urtaii«  — 
Auch  als  Antidot  gegen  Sehtaefelmtssbrauch,  Ir  eiq^ 
Falle  von  Vergiftnng  durch  Queeksilberdämpff  9  jWf 
allgemeine  Geschwulst,  Zittern  der  Hände  imi  I4hffln^g 
des  rechten  Armes  zuruckblieben ,  half  Chm^  ^Ofi|| 
sind  noch  Sulphnr,  Aurum  und  Acid*  ni(r&  aJb»  Aimidpte 
gegen  Quecksilbervergiftungen  wichtig.  Sidphv*  9lß 
Spir.  oder  Verreibung  passe  besonders  gegfn  iß^^tiT^h' 
pathiscbe  Formen,  so  bei  Hercuyrialgicht,  Qj^t^iMpfr 
Schwellungen  und  Metamorphosen  9  beginnender  Uik^ 
mung,  Schleimflussen  and  der  Complioation  mit  scri^pbll^ 
löser  Diathese.  Acidom  nitri  soll  unbestritten  die  JHo'aft 
haben ,  den  Nereur  im  menschlichen  Körper  nentraliniren 
SU  können,  und  zwar  soll  dies  der  kleinsten  Gabe.lüpht 
selten  möglieb  seyn«  Wo  kleine  Gaben  nicbt  M(ßn§ ' 
wird  bis  zur  reinen  Säure,  in  Wasser  gegeben ,  berab^ 
gestiegen«    Aurum  soll  sich  besonders  fnr  iem  f  ^le  voo 


KrÜ.  Reperiarium.  89 

sie  nicht  ausreiche,  helfe  Carb.  ve^t  (hier  sind 
>A ,  Coccul.  und  Phosphor  nicht  zu  vergessen.  Ref.). 
«i^re  Verdünnungen  von  Nux  neben  örtlichen  kalten 
^  "^«"hnngen  gegen  prolapsus  anU  ebenso  prolapsus  ra- 
nleri  bei  venösen  Leiden  des  Unterleibs  ohne 
uis.  —    Bei   zu  oft  und  zu  stark  eintretender 
.ttion    beseitigt   Nux  vom.  viele   Menstrualbe- 
!en.   Gegen  Hämorrhoidalcongestionen  und  Kolik 
'lösen  Stockungen  im  Unterieibe.    Von  den  Er- 
«rskrankheitcn  sind  es  besonders  Reissen  im  Kopfe 
Einwirkung  kalter 'Luft,  Zahnschmerz  in  einem 
"^n  Zahne  oder  in  mehreren  Zähnen,  ins  Gesicht  sich 
vcckend,  mit  Verschlimmerung  nach  dem  Genüsse  kal- 
Wassers,  Blähungskolik  nach  kaltem  Getränke  oder 
xältung  und  beginnende  katarrhalische  Zustände.  — 
ner  gegen  Frühlings -Tertiauen   mit  regelmäsigem 
?is. 
Oleum  jecinorU  aselli  gegen  scrophulöse  Formen. 
Opium,  anwendbar  wenn  in  der  nervosa  stupida  der 
*nke  still  delirirt,  bewusstlos  und  obstruirt  ist  und  sehr 
jiinarcht    Muss  oft  wiederholt  werden.    Bei  Stuhlver- 
Lopfnng  aus  Torpor  des  tractus  intestinorum  und  beson- 
ders des  Rectums.   In  der  Bleikolik  hob  es  die  Versto- 
i>i'ung  und  mit  ihr  die  übrigen  Symptome. 

Petroleum  gegen  mehrere  Formen  von  Taubheit,  wo 
oie  Krankheit  ausschliesslich  im  innern  Ohre  und  dem 
Gehirn  selbst  liegt,  und  mit  vollkommener  Stille  im  Ohre 
begleitet  sind.  Phosphor  soll  bei  congestiver  Taubheit 
gut  wirken.  Gegen  schleimige  Durchfälle,  gegen  fluxus 
coeliacus  und  hepaticus  (?)  in  phlegmatischen  Subjecten. 
Gegen  Frostbeulen  und  Aufspringen  der  Haut« 

Phosphor  gegen  Entzündung  der  weiblichen  Brüste, 
wenn  nach  Beilad.  und  Merc.  noch  brennende  klopfende 
Schmerzen  da  sind  und  der  Ausgang  der  Eiterung  be- 
vorsteht, oder  schon  Oeffnungen  da  sind«  —  Bei  stürmi- 
schen Congestionen  nach  Auge  und  Ohr.  In  chronischer 
Luftröhrenentzundung  bei  beständigem  Brennen  in  der 


LoiftrShre  und  constanter  oder  %eHwtilig  wfederkehve»- 
der  Heiserkeit.  —  So  aneh  bei  Croop,  on  Reeidive  m 
vermeiden.  —  Bei  wissrigem,  colliquativem  DareMlallB 
reizbarer  sehwiehlieher  Persofien ,  besonders  W&rhner- 
innen,  selbst  gegen  Sedes  involnntarias.  —  degmi 
rbemnatiseiie  Leiden  der  Lenden-  und  Kreazgej>;<end.  «- 
Gegen  marasmas  senilis,  namentlich  die  Porcbfdile  da- 
bei. —  Gegen  asthmatisehe  Besehwerden  nach  Broal- 
entsändangen  o.  s.  w.,  als  Palliativ  besonders  bei  lebhaf- 
ten, sensibilen  Sabjecten. 

PlatinUy  ein  Weibermittei,  besonders  fflr  erethische 
Sabjecte.  Menstruatio  nimia  mit  Neigang  za  AboHvs^ 
besonders  hysterische  Formen ;  im  Paerperalfiefoer  heM 
sie  oft  den  empfindlichsten  Schmerz  im  Unterleibe,  iKe 
stürmischen  Congestionen  nach  dem  Kopfe,  die  (kagst^i^ 
eben  Pbantasieen,  die  Todesfarcht  n.  s.  w,  bald. 

Pulsatilla^  besonders  fär  gatmüthige,  phlegmatiselie 
Praoen  bei  vorherrschender  Venosität.  Praedominiren- 
der  Frost  and  halbseitiges  Afficirtseyn  spricht  fir  sie.  — r 
Gegen  Otitis  des  mittlem  Ohres,  gegen  Otorrhöa  mit  da« 
her  resultirender  Tanbheit.  —  Ist  cariöse  Zersrirang^ 
da,  so  gehen  Sulphar,  Actd.  nitri,  Cali  carb.  vor.  Ka- 
tarrhalische Sehwerii&rigkeit  von  Anföllung  der  Bosta-* 
chischen  Röhre  mit  Schleim  wetebt  der  Pols,  oft  schnell^ 
wenn  der  Kranke  Ober  bestündiges  Brausen  klagt.  — 
Beginnende  Amaurose,  Augenliederentzündung,  Ger- 
stenkörner, katarrhalische  Augeneutzändang,  begin- 
nende Phthisis  pituitosa,  Schleimhämorrhoiden ,  aneh 
der  Blase,  finden  oft  Hilfe  in  der  Polsat  —  Gastrische 
Fieber  and  verdorbener  Magen,  chronische  Leberentzäa- 
düng  mit  Störongen  des  Gallenapparates  fordern  Puls. — 
Blondinen  and  zwar  blasse,  sommersprossige,  sanfte^ 
schäcbterne  mit  lymphatischer  Constitution^  kalten  Fas- 
sen and  Hfinden,  Stirnkopfweh,  reissenden  Zahnschmer- 
zen, die  kaltes  Wasser  minderte,  mit  Herzklopfen,  Durch- 
fällen, mangelnder  oder  rarer  Menstruation  und  bei  blas- 
sem Gesichte  mit  intercurrirendem  WeissflusaC;  sind  es,  die 


für  die  Puls«  besonders  geschaffen  isU  Aifeh  bei  Weben- 
mano^el  und  zögernder  Nachj^bart  solcher  Personen 
hilft  sie  oft  Bei  Metrorrhagieen  mit  dunklen  Blntklompen 
in  den  Involutionsjahren  ^  Nierenleiden  mit  Blut  und 
Schleim  abseilendem  Urine,  bei  Herbstquartanen  mit 
gastrischen  Complicationen  und  bei  Rheumatismen  mit 
leichter  Röthe  der  Haut  *-*-  Folgt  nach  Piilsat«  in  der  Zeitg* 

Eine  Herzensergiessung  (^geschrieben  für  den  freien 
Verein  hom.  Aer%te  von  Dr.  G.  W.  OnosaJ.  Vwf. 
kömmt  in  diesem  Aufsatze,  der  die  Schwierigkeit  des 
ärztlichen  Berufes  ins  Klare  stellen  soll,  dahin,  dass 
„manche  Locke  in  der  Medicin  verschwinden  wird,  wenn 
jeder  sich  bestrebt,  nicht  eine  medicinisehe  Methode  zu 
verfolgen,  sondern  die  Heilkonsl  in  ihrem  weitesten 
Kreise  zu  äben.  ^^  —  Dieses  Bekenntoiss  aus  Or.  Gboss' 
Munde  ist  nicht  uninteressant,  soferne  Gnoss  von  jeher 
fiist  bis  in  die  neueste  Zeit  streng  zu  Hahnkmann  gehal- 
ten und  Alles,  was  der  älteren  Methode  angehörte^  fast 
unbedingt  verworfen  hat.  Es  ist  dies  Bekenntniss 
Schlnssact  des  Suffieientismus  der  älteren  Schüler  Hah- 
nsmann's,  wenigstens  des  Dr.  Gross,  und  ein  Beweis, 
wie  Enthusiasmus  und  blindes  Sectennnwesea  an  eiaer 
umfassenderen  Richtung,  die  den  Wertb  der  Homöopa- 
thie wohl  auffasste  und  zu  vertreten  wusste,  ohne  dess- 
balb  alles  andere  bereits  Vorhandene  unbedingt  verwer- 
fen zu  wollen,  scheitern  mussten.  -^ 

Ob  nicht  das  andere  Extrem  das  Uebergewicht  gewin-» 
nen  zu  wollen  scheint,  wenn  Verf.  hoffte,  es  werden  sieh 
selbst  die  sogen,  „sympathetischen  Curen^^  endlich  auf 
wissenschaftliche  Principien  zurückfuhren  lassen,  will 
ich  nicht  entscheiden  —  so  viel  aber  ist  gewiss,  wissen« 
schaftlich  zu  seyn  ist  nicht  Jedem  gegönnt.  —     Darnach 

Psoricum^  das  einzige  Mittel  aus  der  Reihe  der  isopa- 
thischen,  dessen  sich  Verf.  bedient,  da  asch  er  eine  ge- 
wisse Scheu  vor  und  kein  Zutrauen  zu  ihnen  hat«  Gegen 
Krätze  nach  Sulphur»  Ebenso  gegen  psoriscb  -  berpeti« 
sehe  Formen,  die  bei  aligemeiner  Verbreitung;  über  den 


9t  KrÜ.  Beperiarium» 

Körper  abwechselnd  kommen  nnd  ipeben;  -^  OegeB 
asthmatische  Beschwerden  als  Vorläufer  des  Hydro- 
thorax,  chronische  Blennorrhöen  der  Lun^e^  ivenn  za- 
räckgfetretene  Aasschlfig^e  Causalmomente  sind.  Verf. 
/Stiebt  30.  Verd.  and  lasst  die  Dosis  mehrere  Ta^e  wirken. 
(Das  Schlimmste  bei  der  Sache  ist,  dass  es  ausser  anam- 
nestischen Momenten  gar  keine  Indication  für  dies  Mittel 
triebt.   Ref.). 

Rhus  Toxicodendron  soll  insbesondere  da  an^zei^ 
seyn,  wo  sich  ein  Mangel  an  Lebensturgor  im  Blate, 
Mangel  an  Plasticität  mit  Hinneigung  zum  vollkommenen 
Aufhören  der  organischen  Thätigkeit  in  allgemeiner  oder 
partieller   Lähmung    ausspricht.     So    in    der    nervota 
versatiUs^  besonders  beim  Uebergang  dieser  Form  in  die 
9tupida.    Das  idiopathische  Nervenfieber  passt  für  Rhusr 
besser,  als  das  aus  gastrischen,  biliösen  und  Schleim - 
fiebern  gewordene.    Für  letztere  sind  es  mehr  Bryoma 
und  MercuTj  die  am  anwendbarsten  sind.    Wo  Deliriam. 
mit  Bewusstseyn  wechseln,  die  höchste  Schwache  da 
ist,  heftige  Schmerzen  in  allen  Gliedern  und  besonders 
im  Epigastrium  geklagt  werden,  Zunge  und   Backe»: 
roth,  die  Lippen  schwarz  sind,  giebt  Verf.  Khas,  und 
zwar  in  der  Primitivtinctnr,  alle  2  Stunden,  in  Wasser 
Steigt  dann  die  Eingenommenheit  des  Kopfes  und  fallt, 
die  Hauttemperatur ,  dann  passe  Smr.  Camphr^  stei;9:^ 
aber  das  Bewusstseyn  und  lasse  das  Fieber  nach,  dann 
wirke   besonders   CocctUus  trefflich.  —    Gegen  Morb. 
maculosus  Werlhoffii  und  Petechien  mit  grosser  Hin- 
f&lligkeit,  gegen  Blasenrose,  wiewohl  nicht  selten  vor- 
her  Aconit  und  Belladonna  nöthig  werden»    Gegen  scro— 
pholöse  Angenentzundung,  besonders  zur  Verhütung*  der 
Photophobie  und  der  Substanzwucherungen  der  Horn-> 
baut  —  Kleine  Gaben  von  Rhus  liebt  Verf.  gar  nicht.  — 
Bei  äusseren  Verletzungen  macht  Rhus  der  Armica  den 
Bang  streitig,  wenn  die  Verletzung  gefässarme  Gebilde 
traf  oder   herabstimmend    auf  die    örtliche   Thatigkeit 
wirkte.    So    bei   Sugillationen ,   chronischen  Extrava« 


KrU.  Repertorium.  88 

säten  und  Affectionen  der  Synovialhäute  der  Gelenke« 
Verf.  wendet  das  Mittel  da  innerlich  und  äusserlich  nach 
Art  der  Arnica  an,  und  sah  ausserordentliche  Heil- 
Wirkungen  davon.  —  Endlieh  gegen  rothe  trockene 
Flecken  des  Gesichtes,  die  kommen  und  vergehen  und 
darunter  eine  glatte  reine  Haut  zeigen.  — 

Ru(a  graveolens:  —  jene  Art  von  Amblyopie,  die  in 
Folge  zu  grosser  Anstrengung  des  Gesiebtes  beim 
Schreiben  oder  feiner  Handarbeit  beim  Licht  entsteht 
Aeusserlich  als  Decoct  (t — 2  Drachmen  auf  6  Unzen 
Colatur)  und  bei  hartnäckigen  Fällen  Ruta  3.,  tfigUcb 
angewendet 

Sabadillai  atypische  Frühlings  wechselfieber,  wo  der 
Anfall  nur  in  Frost  bestand,  und  in  der  Apyrexie 
grosse  Abgeschlagenheit  der  Glieder  vorstach. 

iSabina:  besonders  bei  activen  Metrorrhagieen,  bei 
grosser  Gefässreizbarkeit  früh  und  zu  häufig  men- 
struirter  Frauenspersonen  mit  Neigung  zu  Abortus.  — 
Bei  menstruatio  nimia  in  Zwischenräumen  von  mehre- 
ren Tagen  wiederholt  und  hinterher  die  Calc.  carb.  ge- 
reicht. In  der  Zeit  zwischen  der  Menstruation  wendet 
Verf.  kalte  Bäder  an. 

ISambucus  nigra:  Asthma  Millari  und  thymicum,  so 
wie  beengter  Athem  nach  Croup  —  IJrtinetur.  Auch 
von  Erkältung  oder  arthritischef  Anlage  hydrothoracisch 
gewordener  Personen,  so  wie  von  Sthenocardie  Befal- 
lener dient  sie.  —  Die  Tinct  corticis  Sambuci  gab 
Verf.  mit  gutem  Erfolge  gegen  die  Kurzathmigkeit  an- 
gehender Phthisiker. 

Seeale  cornuium:  Metrorrhagieen  passiver  Art  mit 
Kriebeln  in  den  Beinen  bei  kachectischen  Frauensper- 
sonen. Doch  dürfte  die  Schwäche  nicht  durch  vorher- 
gehenden Säfte  Verlust^  bedingt  seyn,  da  sonst  China 
jdas  rechte  Mittel  ist.  —  Auch  bei  menstVuatio  nimia 
dolens  schwächlicher  Mädchen  und  Frauen  Bei  We- 
henmangel oder  Krampfwehen,  zur  Beförderung  der 
Geburt    Auch   vermuthet   der  Verf.,   dass   das  Mittel 


f 

M  Krk.  Heperiarktm, 

gegen  Naeh wehen  heftiger  Art  gat  tbmi  därfte.  iUk 
sind  einifre  FAlIe  von  heftigen,  mehrere  Tüge  anilaiieni- 
den  Nachwehen  vor^kommen,  gegen  die  ChafnomiHOy 
Nux  vom.,  Artiicüj  PulsaiUta,  Secale,  Beliadonna  nichts 
halfen.  Namentlich  in  einem  Falle,  wo  ich  bei  ein^t;««- 
tretener  gefahrdrohender  Blutung  nach  Aassehliessong 
der  Plaeenta  in  der  Angst,  die  ich  bei  Blatnngen  nach 
Ausschliessung  der  Plaeenta  und  nicht  zusammenge* 
zogenem  Uterus  nie  unterdrfieicen  kann,  durch  einen 
Tropfen  der  Primitiv-Tinctur  von  Sabina  schnell  heftige 
Wehen  herbeigeführt  hatte.  Sie  dauerten  gesren  M 
Stunden  an  und  brachten  die  Wöchnerin  fast  aar  Verw 
zweiflung.  Ref.),  *) 

Gegen  bartnfickige  DorehfiHe  mit .  CoHapsns  virianu 
Auch  soll  das  Mittel  eine  llydrometra  beseitigt  «od 
einen  aus  der  Mundhöhle  heftig  blutenden  Bluter  ge- 
lieilt  haben. 

Senega:  Dilatatio  cordis  und  nnregelm^siger  Hern» 
schlag.  (?) 

Sepia:  Hemicrania  hysterica  und  OIrfvns  hysterioM, 
so  wie  Oberhaupt  gegen  hysterische  Beschwerden  i^ro^ 
nischen  Verlaufes,  hysterisches  Zahnweh  durcA  Zuff 
entstanden    und   eine   äbergrosse   Empfindlichkeit   der 
Zahnnerven   beurkundend.  —    Gegen  Menostasie  und 
Leucorrhoea,  so  wie  gegen  den  prallhart  aufgetriebenen 
Unterleib  älterer  Frauen,  der  mit  Ataxie  der  Menstraa^ 
tion  zusammenhängt«    Ueberhaupt  spreche  £retbisnMia 
der  Nerven,  Ueberempfindlicbkeit  der  Haut  und  schwa- 
cher Habitus  für  die  Anwendung  der  Sepiii  und  sie 
wirke  bei  Subjecten  solcher  Constitution  recht  viel  Rheu- 
matismen, kalte  Cresch Wülste,  Frostigkeit,  Schweisse, 
entstehend  durch  Schwache,  braune  Flecken  der  Haut, 
namentlich  im  Interstitium  zwischen  den  Augen,  wenig 
absondernde  Flechten  hinter  den  Ohren  und  im  Nacken 


*)    Man  vergleiche  doch  auch  wieder,  was  Hygea  VIII.  pg.  137  über 
die  Wirkung  der  Sabina  bei  Nachgeburtszögerungen  gesagt  hat.     Gr. 


worden  daher  vXi  dsroh  ISepia  g^eheilt  —  Aoch  /(c^tt 
den  Nachtripper  «eH  sie  io  wiederholten  Oaben  wirk* 
sam  seyn. 

SUicea  ah  Mittel  snr  Aenderang  der  Vitalitätsstifli* 
muüg  in  bösartijsren  Gesch wären.  Gegen  serophiddae 
Geschwüre  und  Fisteln  am  Halse  mit  Caries  des  nnter- 
lieg^enden  Knochens,  nainentlieh  in  der  Clavicala.  Ziua 
«iusserliehen  Verbände:  gesthlHgene Baamwolle.  —  Apch 
finsserÜGh  unter  Schweiofefti  ^emisclii '  wendet  Verf.  die 
Silieea  auf  Gesehwüne  aa.  Gegen  Fassfreschw^nre  be« 
währte  sich  dieselbe  efaenfallsi,  und  Veif.  ;^laubt  aoa 
seinen  Beobachtungen  achJiessen  tm  dthfen^  dass  Si« 
Ucea  auch  beschränkend  auf  Lanjceng^eaehwore  wirke. 

SulpAnr:  Krfltze«  Neuere  Fälle  tieUte  V.eri:  in  3  bis  4 
Wochen,  alle  !»-*3  Tage  eiae  Gabe  der  .8.  oder  3.  Verrei- 
bvMg^  wobei  Aeinliohkeit,  Wäschewechsel  nnd  Bader  mit 
etwas  sohwarser  Seife  «anpfählen  worden.  CU)  Gegen  äU 
tere  (Jebel  reiehie  Schwefel  öfter  nicht  aus,  Psoricora 
SU.  (in  sIob.>  wirkte  inuner  vortheifhafi.  Bei  den  meisten 
ilautausscUligea  iriiene  naken  «Carbu  veget.^  JLycQp.^ 
ftum  Awfiang  der  Vj^  JSulphur.  GeHf^B  Ksffaasschlair 
acrophulöser  Kinder^  deren  Augen  aut  Geschwärcb^i 
um  die  Orbiifa,  und  geg^en  Fusagesohwnre  diene  JSuipkurw 
För  die  i«tz«eiie  «eh t  Verf.  indess  4ie  mHoea  dem  Sd« 
phur  meist  vor.  —  Um  in  vielen  .Krankheiten  eine  oft 
eintretende  Wirkungslosigkeit  der  Mittel  zu  heben  und 
den  Organismus  zu  neuer,  frischer  Reaction  zu  bestim- 
men, übertreffe  kein  Mittel  den  Schwefel;  er  schien  in 
vielen  Krankheiten,  namentlich  auch  in  Blattern,  die  Hef- 
tigkeit des  Durchbruchs  zu  massigen  und  für  die  oft 
nöthige  Wirkung  des  Mercurs  im  Eiterstadio  vorzube- 
reiten. —  Im  Typhus  abdominalis  hebe  er  oft  in  schnell 
wiederholten  Gaben  die  Durchfälle.  —  In  der  acuten 
Gicht  kräftiger  Männer  sowohl  als  in  der  chronischen, 
besonders  nach  Mercurmissbrauch  entstandener,  thne 
Sulphur  gute  Dienste.  —  Krankheitsformen  aus  Ato- 
nie  der  Brustorgane,  so  namentlich  Blennorrhöen  aitex 


96  Krü.  Reperiarium. 

Leate,  chronische  Katarrhe,  Asthma  (hnmidiun)  waren 
Formen  für  Sulphor,  besonders,  wenn  sie  mit  vertrie* 
benen  oder  noch  vorhandenen  Exanthemen  im  Zosam- 
menhange  stehen*  —  Bei  Stockungen  im  Pfortader- 
system, Hämorrhoidal  -  Congestionen ,  daher  rührender 
Verstopfung  und  Kreuzweh  sei  neben  Nux,  Bryonia 
und  Cocculus  immer  Sulphur  ein  Hauptmittei,  —  Bei 
scrophulösen  Unterleibsdrnsen,  daher  ruhrenden  Dick- 
bäuchen, bei  veralteten  Fällen  des  Nachtrippers,  wo 
weder  Cannabis,  Cubeben,  Sepia,  Petroleum  u,  s.  w, 
halfen ,  gab  Verf.  Snlphur  mit  Gluck. 

Spigelia:  gichtisch-rheumatische  Augenentzundungen 
ohne  bedeutende  Entzungsröthe ,  aber  mit  bobreadem 
Schmerz  und  dem  Getühle,  als  sei  der  Augapfel  zu 
gross  —  da  wirke  das  Mittel  ausgezeichnet»  Die 
Schmerzen  sollen  sehr  schnell  weichen,  und  die  in  sol- 
chen Formen  zu  fürchtenden  glaukomatösen  Bildungen, 
wie  Verf.  hofft,  dadurch  aufgehalten  werden.  —  Aach 
gegen  Angina  pectoris  von  gichtischer  Verknöcherung 
der  Kranz-  und  grossen  Gefasse  diene  Spigelia,  da 
sie  die  Angstanfälle  und  das  Herzklopfen  hebe.  —  In 
nervösem  Gesichtsschmerz  hysterischer  Frauen  und 
rheumatisch  -  nervösem  Zahnweh  ( ohne  Geschwulst, 
auch  oft  ohne  Caries  im  Zahne),  das  in  allen 
zugleich  wüthet,  wirke  Spigelia 

(Scfaluss  folgt,) 


Originalabhandlungen. 

i)  Ueber  Vereimgufig  der  pathologisch  -  anatom-' 
sehen  Diagnostik  mit  der  specifischen  Heilme" 
thode.  Briefliche  MittheHung  von  Dr^  Clemens 
Uampe  in  Wien. 

(Fortsetzung  und  Schluss.) 

Oästro^enteriiis.  —  Die  acute  Magen^Darm-^ScUeim^ 
hautentvändung. — DieExistenz  dieserKrankheit  im  SiQne 
Ton  Broussais,  ihres  Begründers,  ist  sowohl  von  den  alten 
Patliolofi:en  als  auch  von  mehreren  neuern  pathoiogiseliea 
Anatomen  bestritten  worden,  aber,  nach  meinem  gerinji^en 
Erachten,  mit  Unrecht.  Vor  Allem  muss  ich  bemerken, 
idass  die  neuere  Dia^g^nostik  ihre  Krankheitsbenennangeu 
nicht  nach  fanctionellen  Störunjo^en,  nach  Gelegenh^its- 
ursachen,  besonders  hervorragenden  Symptomen,  nach 
blossen  sympathischen  Affectionen  etc*  wählt,  sondern 
sie  dem  pathologischen  Befunde  des  primär  ergriffenen 
Organes  nach  Möglichkeit  anzupassen  sacht«  Die  alten 
Pathologen ,  von  denen  die  meisten  den  fraglichen  Ge* 
genstand  gar  keiner  ernstlichen  Untersachung  wardig- 
ten, schauderten  vor  dem  entsetzlichen  Namen  Gastro- 
enteritis zurück  und  nannten  diese  Krankheit  lieber 
Febris  gastrica,  F»  biliosa^  F.  gastrico-biliosa,  F.  gastrica 
com  nisu  In  febrem  intermittentem,  F.  nervosa,  Hepatitis, 

ÜTGSA,  Dd.  X.  .  y 


98  Originalabhandlungen. 

Pneumonia   biliosa,   ali/B:emeineii   Katarrh  —  höchstens 
einen  bereitsten  Zustand  des  Marens,  besonders  wenn 
sich  dieser  krankhafte  Zustand  des  Magens  zu  andern 
Krankheiten,  z.  B.  zu  Lungen-,  Herz-,  Gebarmatter- 
etc.  Krankheiten  hinzugesellte.    Einige  ganz  alte  Pa- 
thologen kannten  aber  sehr  gut  diese  Krankheit.    So 
sagt  Bartholin:  „In  omni  febri  acuta  imminet  ventri- 
culi  inflammatio«     Ferner   Bordeu:    „Es  giebt  weni^ 
Krankheiten,  in  welchen  nicht  der  Magen,  besonders 
wegen   seiner  Verbindung  mit  andern  Organen,  eine 
vorzügliche  Rolle  spielen  jndchte.^^    Baglivi:  „Qmnis 
oeconomia,  sive  sana^  sive  morbosa,  magnum  exercit 
influxum  in  tubum  alimentärem/^    Bei  den  neuem  pa- 
thologischen Anatomen  mag  vielleiclit  die  Ursache  darin 
liegen,  dass  sie  sich  £u  wenig  beim  Krankeabette  auf- 
halten können,  dass  leichtere  Grade  dieser  Krankheit 
sich  schwer  oder  gar  nicht  nach  dem  Tode  nachweisen 
lassen  und  dass  man  nur  jene  Krankheiten  mit  dem  Na- 
men  einer  Entzündung   belegen  will,   bei  Plenen  sich 
bestimmte   Producte :   Lymphe,   Eiter  ^tc.  nach  weisen 
lassen.    Sehen  wir  aber   nicht  mehrere  Krankheiten , 
die  wir  ohne  Anstand  mit  dem  Namen  Entzünduag  Jbe- 
iegen^  bei  denen  es  zu  keinem  solchen  Produete  kommt? 
Sehen  wir  es  nicht  am  deutlichsten  bei  der  Eotzüadi^niif 
des  Halses,  der  Conjonctiva  etc.?  Hat  denn  nicht  jede 
Entzündung   verschiedene  Grade?  —    Es  giebt  wohl 
keine  Krankheit,  welche  so  vielgestaltig  auftritt  «Is 
gerade  die  Gastro^enteritis,  und  zwar  theils  wegen  des 
verschiedenen  Grades,  in  welchem  die  Krankheit  sieh 
zeigt,  theils  wegen  des  Alters,  der  Constitution  ete. 
des  ergriffenen  Individuums,  theils  wegen  der  Verbia* 
düng,  in  welcher  die  Magenschleimhaut  mit  dem  Darm- 
kanalo>   der   Leber,    der   Lunge  steht,   wodurch  das 
Grundleiden  oft  g&nzlich  verdunkelt  wird,  theils  wegen 
der  aiienirten  Nerventhätigkeit  dieses  Organes,  wodurcb 
nicht  nur  das  Ganglien-,  sondern  auch  das  höhere  Ner-  * 
vensystem,  |a  selbst  das  Gehirn  i« 


Originalabhimdlungetu  99 

zo^en  werden,  tbeils  weg^en  der  abnorfflen  Secretion 
des  Magensaftes )  welche,  gleichwie  die  Magenfunction 
überhaupt,  auf  die  vegetativen  Functionen  alier  übrigen 
Organe  einen  so  bedeutenden  Einfluss  äussert,  theils 
endlich  wegen  der  Krankheiten,  zu  denen  sich  eine 
Gastro -enteritis  hinzugesellt  Mit  Recht  nennt  daher- 
Broussais  die  Kenntniss  der  krankhaften  Zustände  des 
Magens  den  Schlüssel  zur  Pathologie«  Ich  will  nun 
hier  die  Beschreibung  dieser  Krankheit  von  Andraii 
auszugsweise  anführen  und  nur  hie  und  da  mir  einige 
Anmerkungen  zuzufügen  erlauben. 

Anatomische  Kennzeichen.  1)  Blosse  Röthimg  und 
zwar  baumförmig,  punktförmig,  in  Linien  oder  ätrei* 
fen*  Bisweilen  findet  man,  in  Folge  einer  Anschop- 
pung der  Gefässe  mit  Blut,  selbst  eine  schwUrzliche 
Färbung  des  Magens.  2)  Röthung  mit  Erweichung  der 
Schleimhaut.  3)  Verschtoärung^  aber  selten;  bisweilen 
jedoch  bei  sehr  jungen  Kindern.  4)  Austretnng  von 
Bluff  dicke  Lagen  von  Schleim  auf  einer  stark  gerötheten 
Schleimhaut;  sehr  selten  Eiter  und  Pseudomembranen^ 
letztere  findet  man  dagegen  oft  bei  Kindern,  in  Ver<» 
bindnng  mit  Pseudomembranen  in  den  Lungenwegem 
5)  Brandy  jedoch  selten.  Es  können  aber  auch  die 
übrigen  Häute  des  Magens  an  der  Entzfindang  Thell 
nehmen  und  verschieden  verändert  seyn;  so  hat  man 
ausgetretenes  Blut,  Infiltration  von  Eiter  und  Emphy« 
sem  des  Zellgewebes  ohne  Fäulniss  angetroffen. 

Ursachen.  1)  Einfluss  der  atmosphärischen  hufl. 
Die  durch  die  Luft  bedingten  Erscheinungen  unterlie- 
gen beträchtlichen  Abweichungen.  —  In  den  kalten 
Klimaten  treten  die. örtlichen  Symptome  viel  deutlicher 
hervor,  als  die  allgemeinen.  In  den  heissen  ist  es  um- 
gekehrt, und  zwar  treten  in  denselben  die  allgemeinen 
Symptome  am  meisten  im  Gehirn  und  der  Leber  her- 
vor —  daher  der  ataktische  und  biliöse  Cbaracter.  In 
den  kältern  Gegenden  vermehren  sich  die  schleimigen 
Sedretionen :  Schleimfieber.  8)  Nahrungsmittel^  als :  sehr 

7. 


100  OfiginaiaMumdhmgen. 

/pewfirzhafte ,  reizende  and  sehr  nShrende  Spesen, 
91«  B.  schwarzes  Fleisch,  zu  nährende  Milch  einer 
Amme,  Kohmllch  ffir  zarte  Säuglinge;  femer  verdor- 
bene Speisen:  alter  Kise,  alte  Würste^  verdorbenes 
Mehl;  schwer  verdauliche  Speisen:  das  Schweinefleisch, 
Gänsefleisch,  Schwämme  etc.;  Speisen,  welche  etwas 
dem  Ma^en  Widerstehendes  enthalten,  wie  zuweilen 
die  Moschein,  Krebse,  manche  Fische;  Ueberladon/|f 
des  Magens  und  v^mgekehri  \hng  fortg^esetzte  onsorei- 
ehende  E/mihrong,  das  lange  Fasten  bei  manchen  Re- 
li|[^onssecten.  8)  Getränke:  nicht  trinkbares  Wasser, 
It^istige  und  sehr  heisse  Getränke.  4)  Grifte.  Hieher 
gehören  aach  die  Gifte,  welche  nur  unmittelbar  und 
nach  geschehener  Absorption  auf  den  Magen  wirken: 
Miasmen,  Typhus  und  Blatterngift,  das  Snmpfmiasma.  — 
Die  Gastro^enleritis  kommt  auch  zuweilen  bei  Entzön- 
düngen  der  Schleimhaut  der  Lunge  und  des  Ilamap- 
parates,  ferner  bei  mancherlei  Hautkrankheiten,  bei  Ery- 
flipelas,  bei  bedeutenden  Verbrennungen  tic.  vor« 

Symptome.  A)  örtliche  i  Schmer%haftigkeit  im  Epi« 
gastrium  oder  in  dessen  Nähe.  Sie  ist  verschieden 
nach  der  Stärke,  dem  Typus  und  nach  dem  Sitze*  Was 
den  Sitz  anbelangt,  so  kommt  der  Schmerz  vor:  im 
Epigastrium,  im  linken  Hypochondrium ,  mitten  am 
Zwerchfell,  an  der  grossen  Krümmung  des  Magens, 
nnten  am  Brustbein  in  der  Gegend  des  Processus  xi« 
phoiduSy  längs  der  Speiseröhre,  an  verschiedenen  Stel* 
len  der  Brust,  an  den  Bändern  des  Zwerchfells;  der  Ap^ 
petit  ist  gewöhnlich  verschwunden ;  der  Durst  ist  meisl 
stark ;  ferner  haben  die  Kranken  Vebetkeiten  und  oft  JSfr- 
brechen.  BJ  allgemeine :  Stuhlverstopfung ;  im  Munde 
ist  gewöhnlich  ein  bitterer,  pappiger  Geschmack  und 
ein  Gefdhl  von  Wärme;  die  Lippen  sind  roth,  gespalten, 
bluten  leicht,  sind  bisweilen  mit  dicken  Krusten  bedeckt; 
das  Zahnfleisch  ist  schmerzhaft  und  geschwollen;  die 
Zähne  sind  mit  einer  dicken  Lage  von  Weinstein  be- 
deckt.  Die  Zunge  ist  sehr  verschieden  beschaffen.   Ihr 


*  •  •  • 

••1  •?•  •  •   * 

• .  •  •  •  •    • 

•  •   ••    •  • 


Originalabhandhmgen.  101 

Umfang  kann  ver^ rössert  seyn,  sie  kann  an  der  Spitf&e 
wie  ^ef ranzt  aassehen;,  in  Betreff  der  Färbung  zei^t 
sie  sich  gewöhnlich  roth  und  zwar  punktförmi/c  roth 
(characteristisch !)  an  der  Spitze  und  den  Rändern  und 
gelb  in  der  Mitte,  zuweilen  schmutzig  und  schwarz. 
Der  Beleg  kann  völlig  mangeln,  aber  auch  schleimig, 
weiss  oder  gelb  und  mehr  oder  minder  dick  seyn.  Bis- 
weilen findet  man  sie  mit  ausgeschwitztem  Blute  über- 
deckt 80  kann  endlich  auch  dieselbe,  so  wie  die  ganze 
Mnndhöhle  mit  einer  Lage  ausgeschwitzter  Lymphe 
überzogen  seyn,  was  besonders  häufig  bei  sehr  kleinen 
Kindern  vorkommt.  Sie  ist  ferner  feucht  oder  trocken, 
glatt  oder  rauh,  klebrig  oder  mit  einer  Kruste  bedeckt 
Gleichzeitig  mit  diesem  letztern  Zustande  kann  leb- 
hafte Röthung  oder  äusserste  Blässe  derselben,  vor- 
handen seyn*  Ihre  Bewegungen  können  mehr  oder 
minder  erschwert,  ihre  Sensibiütät  afficirt  seyn  —  wie 
denn  auch  bisweilen  eine  brennende  Hitze  vorhanden 
ist  —  Oft  ist  auch  der  Rachen  geröthet  und  das 
Schlingen  schmerzhaft  —  Am  meisten  Abweichungen 
bietet  die  Circulalion  dar;  das  Fieber  hat  nfimlich  bald 
einen  entzündlichen  Character:  der  Puls  ist  stark  und 
beschleunigt,  die  Haut  brennend,  trocken  oder  feucht^ 
dabei  Kopfschmerz  und  Röthe  der  Wangen;  bald  eindn 
biliösen :  es  zeigt  sich  mit  der  Beschleunigung  des  Pul- 
ses ein  gelber  Teint  der  Nasenflügel  und  der  Conjunc- 
tiva  etc.;  bald  einen  schleimigten:  der  Puls  ist  weni- 
ger beschleunigt,  die  Hitze  nicht  so  brennend,  aber  es 
zeigt  sich  eine  bedeutende  Schleimabsonderung  etc.  — * 
Bisweilen  mangelt  das  Fieber,  wie  dies  bei  heftiger 
Gastro-enteritis,  die  in  Folge  von  Vergiftung  entsteht^ 
oder  bei  solcher,  wo  zugleich  eine  tiefe  Störung  im 
Nervensysteme  vorhanden  ist,  der  Fall  ist  Bisweilen 
ist  der  Puls  langsamer  als  gewöhnlich»  Oft  ist  die  A«- 
spiration  consensuell  gestört,  was  durch  einen  trocke- 
nen Husten,  den  Broussais  Magenhusten  nennt,  durch 
ein  beschwerliches  Athmen  und  durch  einige  schmerz- 


108  Orifiinalaöhandiunsfen. 

hafte  Stellen  im  Umfan/Bre  der  Brast  sich  za  erkenneii 
^iebt.  Die  fipeichelabsondeming  kann  verstärkt  seyn. 
Anschwellang  der  Parotiden  ist  selten  vorhanden«  Die 
Leber  kann,  besonders  in  heissen  Kiimaten  und  bd 
biliösen  Individuen,  consensaell  afficirt  werden.  Der 
Urin  ist  meist  sparsam,  roth  and  enthält  za  weilen  ro- 
Bige  Säure,  oder  selbst  Zucker.  Die  krankhaften  Er- 
scheinungen von  der  Affection  des  Nervensysteme  kön- 
nen ausgehen:  1)  von  der  Sensibilität,  wo  Kopfschoierz 
za  Anfang  oder  im  Verlaufe  oder  zu  Ende  der  Krankheit 
auftritt;  er  kann  stark  oder  leicht,  weit  verbreitet  oder 
beschränkt,  und  kann  selbst  vorherrschendes  Symptom 
*  seyn.  F'erner  können  sich  Schmerzen  in  der  Lambar« 
gagend^  die  man  leicht  mit  rheumatischen  verweehseln 
kann^  Schmerzhafti^keit  der  Haut  oder  anderer  Theile, 
/El^estörte  Function  des  Gesichts,  des  Gehörs,  convnlsi- 
vische  Bewe/d^un/^en ,  Zittern  der  Glieder  oder  Sehnen- 
hdpfen  einstellen;  8)  von  den  intellectuellen  Kräften^ 
welche  unverändert  bleiben,  oder  g^estört  werden  kdn^ 
nen;  bisweilen  fol^^en  Delirien  und  Coma  aufeinander. 
Diese  beiden  krankhaften  Erscheinungen  können  inter-* 
mittlren  und  als  Febris  intermittens  perniciosa  auftreten; 
3)  von  der  belebenden  Kraft  des  Gehirns,  die  sehr.ab^ 
nehmen  kann,  wo  dann  ausserste  Schwäche  eintritt  «^ 
adynamisches  Fieber. 

Da  diese  Krankheit  bei  kleinen  Kindern  einio^e  Mo- 
dificationen  erleidet  und  Tausende  von  ihnen  daran  ster- 
ben, so  will  ich  das  Nöthigste  noch  hinzufügen.  Ilei 
ihnen  ist  ji^ewöhnlich  ein  grosser  Theil  oder  der  ^nzB 
Intestinaltract  davon  ergriffen.  Das  Kind  wird  mürrisch, 
unruhij^,  weint  mit  einer  heisern,  sehr  kläg^licben 
Stimme  und  schläft  wenig.  Die  Augen  sind  nicht  ganz 
»  geschlossen,  so  dass  das  Weisse  hervorschaut.  Jadb- 
lot's  Gesichtszüge,  besonders  der  Nasen-  und  Mund- 
winkelzog (le  trait  nasal  et  labial),  so  wie  Piepsr's 
Qnerfalten  auf  der  Stirne  werden  immer  deutlichen  Die 
Pupille  ist  erweitert;  die  Nasenflügel  eingezogen»  Auf 


Originaiabkandiun§ett^  108 

dem  Joehbeine  zeigl  sich  oft  eine  unscheinbare  Röthe» 
Die  Zunge  ist  mit  einem  leichten  aphthösen  Ueberzuge 
bedeckt;  manchmal  ist  sie  hoch roth.  Der  Leib  ist. meist 
gespannt,  häufig  aber  auch  weich  und  nur, bei  hohem 
Graden  schmerzhaft.  Seine  Temperatur  ist  erhöht«  Sind 
die  höhern  Intestinal -Partbieen  ergriffen,  so  leidet  das 
Kind  an  Erbrechen,  ist  der  untere,  so  zeigt  sich  eine 
schleimige,  grünliche  Diarrhöe.  (N^ch  Gukrsbnt  und 
Baron  ist  fast  an  jeder  Diarrhöe  der  Kinder  eine  Ente- 
ritis Schuld).  Das  Kind  krümmt  und  windet  sich  bei 
jeder  Ausleerung,  die  meist  unbedeutend  ist.  Ja  das 
Kind  wird  schon  vorher  unruhig,  und  nimmt  weinerliche 
Gebehrden  an«  Der  Drang  zum  Stuhlgang  ist  so  hef- 
tig, dass  dadurch  nicht  selten  das  Rectum  mit  vorge- 
drängt wird.  Zeigt  sich  Brechen  und  Abführen  zugleich, 
so  ist  der  ganze  Intestinaltract  entzündet.  Der  Anus 
wird  durch  die  scharfen  Abgänge  leicht  in  einem  grös- 
sern Umfange  geröthet.  Die  Haut  ist  trocken.  Es  geht 
wenig  Harn  ab.  Convulsionen  sind  nicht  selten.  Diese 
Krankheit  geht  gern  in  die  Aphtha  infantili^  des  Darm- 
kanals und  in  Erweichung  des  Magens  über.  Tritt 
letztere  ein,  so  hört  die  Diarrhöe  auf,  der  Bauch  wird 
trommelartig  aufgetrieben,  der  Durst  ist  unlöschbar, 
das  Erbrechen  anhaltend,  das  Kind  wird  unter  bestän- 
digem Wimmern  immer  unruhiger,  das  Gesicht  ist  ganz 
entstellt  und  der  Tod  erfolgt  oft  plötzlich.  Nach  Cau- 
VEiLiiiEB  Jässt  sich  mit  Wahrscheinlichkeit  auf  diesen 
Ausgang  schliessen,  wenn  alle  Getränke  nicht  gleich 
wieder  ausgebrochen  werden,  sondern  später,  und  zwar 
jedesmal  mit  gelben,  grünen  Massen  vermischt. 

Das  Wechsel/ieber  scheint  eine  eigenthümliche  Abart 
der  Gaslro-enteriti$!,  eine  Gastro-enteritis  mit  besonderm 
ErgrilFenseyn  des  Nervenapparates  des  Magens  zu  seyu. 
Für  diese  Ansicht  sprechen  vor  Allem  die  gastrischen 
Erscheinungen ,  welche  dem  Wechselfieberausbruche 
vorangehen,  während  die  Paroxysmen  besonders  her- 
vortreten oder  in  der  Apyrexie  mehr  oder  weniger'  sich 


I  ■» 


104  Originaiubhanäkingen. 

seigen.  Dabin  geboren:  Druck  und  Schnersluifiiskeit 
in  der  Ma/pengegend,  Appetitlosigkeit  oder  Heissliooger, 
Ekel^  besonders  vor  Fleischspeiseu^  Erbrecbeo,  Ourst^ 
Abweichen  oder  Stubi Verstopfung;  lettiger  oder  bitte* 
rer  Geschmack  im  Monde,  weiss  oder  gelblich  belegte 
Zunge  mit  rotben  Punkten  an  der  Spitze  und  dem  vor- 
dem Theil  der  Ränder ;  das  Fieber  mit  einem  bald  ent- 
zündlichen, bald  biliösen,  bald  mit  sogen,  schleimig« 
tem  Character;  consensoelle  Affection  der  Lunge,  welche 
von  einem  leichten  Husten  bis  zu  einer  bedeutenden 
Bronchitis  sich  steigern  kann,  so  dass  Manche  Weeh- 
selfieber  mit  einer  Lungenentzündung  gesehen  haben 
wollen;  die  gewöhnlich  eintretende  consensuelle  Affec- 
tion  der  Leber;  der  rothe  Urin  mit  seinem  ziegelmehl- 
artigen  Bodensatze;  ferner  Kopfschmerzen,  Reissen  in 
den  Gliedern  C rheumatisches  Wechselfieber),  Delirien ^ 
Coma  ( Intermittens  perniciosa),  typhusartige  Erschei- 
nungen (das  asthenische  und  typhöse  Wechselfieber), 
Meist  geht  dem  Wechselfieber  eine  Gastro-enteritis  Ci^* 
gastrica)  mit  einem  remittirenden  Fieber  voran,  and  es 
ist  auch  eben  nicht  so  selten,  dass  umgekehrt  der  in- 
termittirende  Typus  des  Fiebers  sich  wieder  in, einen  re- 
mittirenden verwandelt«  Gewöhnlich  bleibt  auch  nach  den 
verschwundenen  Wechselfieberparoxysmen  noch  lan^e 
Zeit  eine  Gastro-enteritis  chronica  zurück,  welche  bei 
der  geringfügigsten  Gelegenheit  sich  wieder  in  ein 
Wechselfieber  umwandelt«  Was  die  veranlassenden  IFr- 
Sachen  anbelangt,  so  sind  es  wieder  solche,  welche 
eine  Gastro-enteritis  erzeugen.  Dahin  gehören:  Diüt- 
fehler,  Verkühlung,  Sumpfmiasma  und  Gemüthsbewe- 
gungen  etc.  Für  die  hier  ausgesprochene  Ansieht  spricht 
endlich  auch  die  glückh'che  Heilung  des  Wechselfiebers 
mit  Arsenik,  Nux  vom.,  Ipec,  China  etc.,  mit  denen 
>vir  auch  die  gewöhnliche  Gastro-enteritis  heilen;  so 
die  allopathische  Behandlung  mit  Brechmitteln,  wodurch 
gleichsam  der  Theil  der  Krankheit,  welcher  das  Magen« 
nervensystem  ergriffen  hat  und  das  Typische  der  gan- 


Origkudabhandlungen^  lOS 

zen  Krankheit  verursacht,  auf  seinen  arspränjs^Iichen 
Sitz,  auf  die  Schleimhaut,  zurück ji^ewiesen  wird^  — 
Diese  Ansicht  scheint  mir  weni/g^stens  mehr  für  sich  zu 
haben,  als  die  von  Geor^  Neumann,  welcher  den  Sitz 
des  Weciiseifiebers  in  das  Herznervengeflecht  versetzt-* 
Um  die  oben  aufgestellte,  blos  auf  Symptome  |i:ebante 
Ansicht  vom  Wechselfieber  zu  bestätigen^  war  ich  be«- 
müht,  Sectionsberichte  von,  am  Wechselfieber  Verstor-^ 
benen  zu  erhalten.  Da  ich  nun  bisher  noch  nicht  6e-* 
legenheit  fand^  einer  solchen  Section  beizuwohnen  und 
mir  mehrere  Aerzte  darüber  keinen  Aufschluss  geben 
konnten,  so  war  ich  sehr  erfreut,  in  der  Histoire  des 
Phlegmasies  von  Broussais  eine  ziemlich  grosse  An- 
zahl derselben  aufgezeichnet  zu  finden*  Man  ersieht 
daraus,  dass  die  Entzündung  bald  mehr  in  dem  Magen, 
bald  mehr  in  den  dünnen  und  dicken  Gedärmen,  bald 
endlich  mehr  im  Mastdarme,  und  zwar  von  der  einfa- 
chen Röthe  und  Anschwellung  bis  zur  Geschwürbildung 
und  Sphacelirung  der  Schleimhaut  vorkomme.  Obwohl 
Broussais  die  Gastro -enteritis  so  häufig  mit  Wechsel'" 
fieber  beobachtete,  so  hält  er  sie  doch  nur  für  eine 
Complication.  Ebenso  hält  es  die  alte  Schule  mit  den 
sogen,  gastrischen  Wechselfiebern.  Wenn  man  aber  die 
Gastro-enteritis  in  ihrer  verschiedenen  In-  und  Exten- 
sität kennt  und  anerkennt^  so  wird  man  sie  bei  einiger 
Aufmerksamkeit  auch  gewiss  immer  beim  Wechselfieber 
nachweisen  können.  Ich  habe  eine  ziemliche  Anzahl 
Wechselfieberkranke  in  Ungarn,  im  Bannat,  in  Sieben- 
bürgen, Mähren  und  Wien  zu  verschiedenen  Jahrszeiten 
gesehen,  wurde  selbst  durch  V«  Jahre  noch  als  Student 
und  zwar  Anfangs  auf  einer  Reise  nach  den  Mehadier- 
Alpen  davon  gemartert,  glaube  daher  diese  Krankheit 
in  verschiedenen  Nuancirungen  kennen  gelernt  zu  haben« 
Wenn  man  nun  bisher  das  Wechselfieber  immer  für  ein 
rein  nervöses  Leiden  ansah ,  *der  oben  gedachte  patho- 
logische Zustand  sich  aber  immer  dabei  vorfindet,  so 
dürfte  es  wohl  kein  Fehlschluss  seyn,  denselben  nicht  für 


cbie  CospliMtioa,  »oiideni  für  die  ei^i^tlicbe  prexioM 
Morbi  caiuui  zu  erkliren«  Es  ist  aoch  kaoa  begreidick, 
wie  eine  reioe  Neorose  fär  sich  allein  den  Or^nisnns 
B9  schnell  zerstören  könnte.  Warom  js^eschieht  es  nicht 
bei  andern  Neurosen  ^  von  denen  manche  doch  oft  nrit 
noch  weit  hefti|ceren  Symptomen  aiiftreten?  Die  alten 
Aerzte  sahen  die  so^en.  Anschoppan^^en  in  der  Leber 
und  Milz  als  Caasa  caasata  bei  Recidiven  des  Wecb- 
selftebers  an.  Es  sind  aber  nicht  diese  Stocknoj^n 
Ursache  der  hänfi^en  Recidive  bei  dieser  Krankheit, 
sondern  die  chronisch  gewordene  Gastro-enteritis.  Diese 
Stocknn/c^n  sind  nichts  Wesentliches :  die  Recidive  kom- 
men mit  and  ohne  dieselben  vor.  Sie  sind  Folgen  des 
Frostes,  wodurch  das  Blut  von  der  Peripherie  nach  den 
Centralorg^anen,  der  Leber,  Milz,  Lunge  etc.  %aröck* 
gedrängt  wird,  die  Gefässe  ausdehnt,  so  dass  oft  selbst 
Zerreissungen  und  Extravasate  vorkommen,  dann  stockt 
und  ein  selbstständiges  Leben  darin  führt.  Dass  theils 
durch  die  dadurch  gestörte  Blutbereitung,  theils  durch 
die  gehemmte  Ernährnng  im  kranken  Darmkanale  das 
Blut  zuletzt  selbst  schlecht  werde  und  Hydrops  ent-- 
stehen  müsse,  ist  sehr  einleuchtend.  —  Ich  will  nun  ei- 
nige bei  Broussais  vorkommende  Sectionsresultate  an- 
fuhren ^)9  ohne  aber  mit  ihm  der  Meinung  zu  seyn,  dass 
die  Gastro -enteritis  immer  in  einem  so  hohen  Grade 
auftreten  müsse  und  ohne  ihm  beizupflichten,  wenn  er 
behauptet:  Des  le  moment  que  cette  phlogose  sera  pro- 
noncee,  la  mort  du  malade  pourra  etre  predite  avec 
ccrtitude  (H.  622.). 


*")  I,  74.  L'estomac  reserre  comme  un  intestin ,  epais  et  resistonC ; 
sa  membrane  sereuse  saine,  samaqueusetres-rougeepaissieeiforiiiaDt 
des  Fides  nombreuses  et  solides.  Dans  la  eoiipo  ,on  la  recoDDaissaic 
spuogieuse  et  desorganisee.  Cette  disposition,  tres-remarqiiable  dans 
le  grand  cul-de-sao  disparaissalt  ioaensibleinent  vers  les  urifices. — 
II  est  impossible  (fugt  er  hinzu)  de  ne  pas  voir,  dans  cette  Observation, 
une  pblogose  de  Testomao,  provoqude  par  le  quinquina.  —  Die  Symp- 
tome, welche  die  China  heryornift,  zeigen  wohl  ganz  Uar  eine  Gastro- 


Originaiabhandlungen.  ÜOf 

Gastritis  chronica.  — -    Diese  Krankheit   kommt  im 
Allgemeinen    unter   den   Namen:    schwacher    Magen, 


enteriitis  an;  In  diesem  Falle  aber  hat  die  ssn  groMe  Gabe  deriselbeii 
dieselbe  nicht  erzeugt ,  sondern  die  vorhandene  nur  verschlinmert,     , 

Ij  85.  La  muqueuse  gastrique  un  peu  ros^e.  Quelques  points  en- 
flammes  isoles  (une  rougeur  par  engorgement  pas^if,  merkt  er  an^ 
eilt  ete  universelle  dans  la  muqueus^.  U  y  avait  donc  gastritel  Und 
doch  behauptet  derselbe,  die  beim  Wechselfleb^r  vorkommende  6a- 
»tro-enteritis  sei  Folge  des  durch  die  Kälte  zurückgedrängten  Blutes  I) 
dans  toute  la^loagueur  du  canal  intestinal. 

I,  180.  Legere  rougeur  dans  la  muqueuse  gastrique;  rougeur  fon- 
cee  portee  au  noir  dans  celle  du  colon  et  du  coccum* 

I,  1S7.  Quelques  tacbes  rouges  isolees  dans  la  muqueuse  intesti- 
nale. Une  couche  de  mucus  blanc,  forment  une  espece  de  fausse  mem- 
braue  qui  tapissait  Tlnterieur  de  Testomac,  dont  la  tuniqtie  etait  peu 
injectee. 

I,  192-  L^estomac  contracte,  ses  parois  en  contact,  difficile  a  cou- 
per;  sa  muqueuse  epaissie,  rouge,  noire;  celle  des  intestins  grelea 
partout  un  peu  plus  rouge  quo  dans  Fetat  pbysiologique;  celle  ducoloa 
affectee  comme  celle  de  la  muqueuse  gastrique. 

II,  471.  Gastrite  aigue  imitant  la  fievre  ataxique  intermittentOL 
li^estomac  non  eontraete,  quoique  sa  muqueuse  tat  epaissiö,  rougo  et 
mSme  noire.  Celle  des  intestins  offrait  le  meme  aspect»  Les  grSlei 
etaient  peu  contractees;  mais  le  colon  etait  tellement  reserre,  quUI 
n^avait  plus  de  cavite.  Depuis  le  cardia  jusqu^a  Tanus,  la  membrane 
muqueuse,  phlogosee,  ne  contenait  autre  cl|ose  qu^une  ezsudation 
tres-blancbe ,  tres-soUde,  membraniforme,  assez  difficile  a  detacher. 

II,  595.  L^estomac  retreci,  ses  parois  en  contact,  sa  muqnense 
epaissie  et  d'un  rouge  porte  au  noir  sans  uiceration.  La  rougeur  de 
Celle  du  colen  etait  beaucoup  moins  foncee,  toujours  sans  iilcere,  v 

II,  607.  Muqueuse  gastrique  d^un  rouge  clair,  mais  fort  epaisse. 
Celle  des  intestins  greles  offrit  d^abord  quelques  points  rouges  isoles; 
ensuite,  dans  la  fin  de  Tileum,  eile  füt  trouvee  d^un  rouge  fonce^  noire, 
granuleuse,  et  generalement  sphacelee  et  uiceree.  Dans  toute  Ift 
longueur  du  colon,  disposition  analogue.  Toutes  les  granulations 
etaient  autant  de  petits  ulceres  avec  perte  de  snbstance  de  la  mem- 
brane; les  appendices  de  cet  in  testin  semes  de  petites  glandes  n'oires. 

II,  632.  L^autopsie  nous  fit  voir  une  phlogose  de  toute  la  muqueuse 
de  voies  gastriques:  legere  et  boruee  au  rouge  clair  dans  Festomap 
et  les  intestins  greles,  eile  prenait  une  couleur  foncee  et  violette 
dans  le  colon,  dont  la  surface  interne  se  presentatt  partout  epaissie,, 
rugueuse ,  ulceree  et  sphacelee.  —  Ups. 


Originalabhandlungen^  113 

schleiini<2:t.    Während  der  Verdauun/g^  ist  das  Gesicht 
gewöhnlich   gerölhet,    die    übrige    Haut    blass.    Beim 
Vortschreiten  der  Krankheit  wird  die  HaiU  mehr  und 
mehr  fahl  und  g^elblich,  was  auf  einen  skirrhösen  Zu- 
«fland   des   Magens  deutet    Anf  der  Haut   erscheinen 
hänfi;?  Flechten.    Der  Respiration^apparat  ist  ziemlicb 
oft  krankhaft  verändert»    Viele  Kranke  leiden  an  einem 
Husten  y  der  mit  dem  Fortschreiten  der  Krankheit  zu- 
nimmt.   Manche  leiden  an  Athemlosi/g^keit,  die  aber  nur 
durch   Ansammlung  von   Luft   im  Magen   bedingt  ist» 
Die  8ecretion  der  Leber  und  der  Nieren  ist  gewöhn- 
lich nicht  alterirt.    Die  Haut  ist  dagegen  gewöhnlicli 
trocken.  8chwilzen  die  Kranken,  so  zeigt  der  Schweiss 
Abweichungen  von    der   gewöhnlichen    Beschaffenheit» 
In   manchen  seltenen  Fällen   stellt  sich  zu  Ende  der 
Krankheit  Hautwassersncht  e,in. 

Zink  ist  in  dieser  Krankheit  nebst  Arsenik  etc.  ein 
vorzügliches  Mittel»  Ich  hatte  Gelegenheit,  bei  Gelb- 
Kiessern  die  Zinksymptome  im  Grossen  zu  beobachten« 
Ich  fand  einen  grossen  Theil  der  HAH^fijiiANN'schen 
Symptome  bestätigt.  (Bei  dieser  Gelegenheit  fallen  mir 
lUe  vemunftlosen  Prüfungen  der  Franzosen  mit  Giften 
an  Thieren  ein.  —  Kann  man  denn  etwas  ToUerea 
treiben  ?.) 

Arthritis.  —  Ich  halte  die  Gicht  für  eine  Gastro-en- 
teritis  chronica  mit,  an  Qualität  und  Quantität  abnor- 
mer Secretio»  des  Magensaftes.  Für  das  Daseyn  einer 
ehronischen  Magenentzündung  bei  Arthritikern  sprechen 
die  oben  angeführten  und  ausser  den  Ablagerungsan- 
fällen  besonders  bemerkbaren  Symptome,  welche  wie- 
der anzuführen  ieh  für  überflüssig  halte  und  welche  je- 
der praktische  Arzt,  der  mit  der  nöthigen  Aufmerk- 
samkeit mehrere  Gichtkranke  examinirt  und  beobachtet, 
leicht  auffinden  wird*  Ich  werde  mir^s  übrigens  an- 
gelegen seyn  lassen,  Sectionsberichte  über  diese  Krank- 
heit mit  der  Zeit  zu  sammeln  und  bekannt  zu  machen.  — 
Ist  ein  Organ  krank,  so 'wird  auch  seine  Function  ge- 

BTOBA,  IM.X.  ^ 


108  OHgkMlabhmuUungen, 

Ma/;eoverschleimanj^  (der  Magen  kocht  nur  Sicbleünl), 
Verstopfung,  Blihangsbesch werden ,  Ansehoppanic  in 
Unterleibe,  Leberleiden,  Hypochondrie,  anentwicfcelte 
Gicht  etc*  von  Nor  in  ihrem  letzten  Stadium  wird  sie 
dafür  anerkannt  — 

Anatomischer  Characler^    Die  anatomischen  deichen 
können  mit  denen  der  acuten  Gastro-enteritis  äberein- 
stimmen  oder  jener  eigenthumlich  seyn«    Der  chroni- 
schen Gastritis  gehören  folgende  Alterationen  an:    1) 
eine  graue,  schieferartige  Färbung  des  Magens ;  S3  voll-» 
ständige  Entfärbung  seiner  Schleimhaut  mit  Erweichang 
derselben;  3)  deutliche  Erhärtung  dieser  Membran;  4) 
allgemeine  oder  partielle  Hypertrophie,  die  gleichmfis« 
sig  oder  mamellonirt  seyn  kann*    Diese  Veränderung 
kommt  besonders  in  dem  Pförtnertheil  des  Magens  oder 
in  der  Gegend  der  grossen  Krümmung  desselben  vor. 
Man  findet  hier  zuweilen  gestielte  Afterproducte,  welche 
in  Gestalt,  Zahl  und  Grösse  verschieden  sind;  5)  die  Hy- 
pertrophie kann  nur  die  Drüsen  treffen,  welche  dann  wie 
kleine   Geschwülste   erscheinen;   6)  sie  kann  auf   die 
Zotten   beschränkt  seyn ,   die  man  dann  mit   blossem 
Auge  eben  so  gross  findet,  als  man  sie  sonst  unter  dem 
Mikroskope  sieht;  73  Verschwärung  der  Schleimhaut^ 
sowohl  ihres  Gewebes  selbst^  als  ihrer  Drüsen.    Sie 
kann  vernarben.  —    Diese  verschiedenen  krankhaften 
Veränderungen  können  auf  die  Schleimhaut  beschränkt 
seyn  oder  sich  auch  auf  die  andern  Membranen  erstrek«» 
ken;   anderseits    können    diese   letztem   afficirt  seyn^ 
während  die  Schleimhaut  gesund  bleibt.   Bisweilen  wird 
das  submuköse  Zellgewebe  infiltrirt  und  erlangt  eine 
beträchtliche  Entwicklung.    Dann  wird  die  Muskelhaut 
atrophisch;  in  andern  Fällen  kann  sie  aber  auch  hy- 
pertrophisch werden  und  scheint  mit  dem  submukösen 
Zellgewebe  zusammen  eine  fibröse  Haut  zu  bilden.   Un- 
ter diesen  Verhältnissen  können  diese  Gewebe  alterirt 
bleiben,   während  die  Schleimhaut  zu  ihrem  Normal- 
zustande zurückkehrt;  ihrerseits  können  sie  aber  wieder 


OrigkuUabhandlungm.  109 

die  Schleimhaat  reisen,  welche  ulcerirt,  wo  man  dann 
nach  dem  Tode  einen  krebsartij:en  Grund  $ndet  Diese 
Yeränderan^^en  im  submakösen  Zellgewebe  kommen  am 
häufigsten  in  der  Portio  pylorica  oder  an  der  grossen 
Krämmnn;»^  des  Magens  vor. 

Ursachen  sind  dieselben  wie  bei  ff  er  acuten,  nur  ist 
ilire  Einwirkung  minder  rasch  und  kräftig.  Ferner  wird 
sie  erzeugt  durch  lang  anhaltende  traurige  Gemüths- 
affecte,  anhaltendes  Studium,  Onanie.  Sie  ist  oft  erb- 
lich. Man  trifft  sie  auch  bei  Kindern,  jungen  Leuten 
zwischen  dem  18.  und  S5.  Jahre,  besonders  bei  zarten 
jungen  Madchen  mit  blassem  Teint  und  wenig  entwik- 
kelten  Muskelapparate  an. —  Die  Symptome  zerfallen  in 
örtliche  und  allgemeine,  in  aohaltende  und  intermittie- 
rende. Manche  Individuen  verdauen  gut  während  des 
Sommers;  im  Winter  aber,  wo  sie  eine  sitzende  Le- 
bensweise fuhren  und  sich  bisweilen  nicht  hinreichend 
vor  dem  Einflnss  der  Feuchtigkeit  in  Acht  nehmen,  stel- 
len sich  deutlich  die  Erscheinungen  der  Gastritis  ein, 
welche  unter  entgegengesetzten  Umständen  wieder  ver- 
schwinden. Die  Störungen  in  den  Verdauungsorganen 
können  sehr  verschieden  seyn.  Der  Appetit  ist  ge- 
wohnlich  stark,  und  doch  müssen  die  Kranken  sich  bä- 
ten, ihm  zu  gewähren;  in  andern  Fällen  ist  er  schwach 
oder  die  Kranken  verlangen  nur  nach  reizenden  Spei- 
sen. In  andern  Fällen  haben  sie  völligen  Ekel  gegen 
alle  Speisen.  Bisweilen  erscheint  vor  den  Symptomen 
der  chronischen  Gastritis  eine  ausserordentliche  Ge- 
frässigkeit,  welche  vergeht  oder  beim  Erscheinen  jener 
Symptome  fortdauert  Manche  Kranke  verlangen  nach 
Speisen,  die  ihnen,  nachdem  sie  selbe  bekommen,  zu- 
wider sind;  viele  klagen  über  ein  Ziehen  im  Magen,  das 
nach  dem  Genuss  von  Speisen  verschwindet,  um  bald 
nachher  stärker  wiederzukehren;  Andere  hingegen  spü- 
ren nach  dem  Essen  Erleichterung.  Bei  Einigen  ist  kein 
Bedürfniss  nach  Nahrung  vorhanden,  aber  sie  werden 
sefawach  oder  gar  ohnmächtig.   Bei  Manchen  zeigt  sich^ 


llf  Originaiabhandiimgen. 

schlechter  sehen  oder  hören  als  sonst.  Manche  werden 
wAbrend  der  gansen  Zeit,  wo  sie  verdauen,  von  nar- 
rischen  Gedanken  geqafilt:  Hypochondrie  'int    biofiit 
eine  Folge  der  chronischen  Gastritis.    Manche  Kranke 
empfinden  wAhrend  der  ganzen  Zeit  ihres  Uebels  ein 
Jüeken  auf  der  Haui^  das  mit  dem  Mag^enleiden  an- 
und  abnimmt.    Eine  der  constantesten  symptomatischen 
Erscheinang^en  ist  die  Verstopfung ;  nach  ihr  Zn-  nnd 
Abnehmen  hält  mit  der  Verschlimmerang^  nnd  Besaemnjf 
des  Magens  gleichen  Schritt.   Die  Zunge  kann  ihr  na* 
tflrliches  Aassehen  haben,  kann  aber  auch  blasser  ^Ver- 
den, als  sonst,  welcher  letztere  Fall  bei  VerhArtnng 
des  Magens  eintritt.    Manchmal  ist  ihre  ganze  Ober- 
flAche  roth,  in  andern  Fällen  sind  es  Spitze  oder  lUui« 
der.    Bei  genauerer  CTntersacbang  findet  man  die  W&ra&- 
chen   zuweilen  roth   und  .vorspringend;   häufigen  sind 
sie  Mass.    Die  Zunge  kann  ferner  feucht  oder  trocken 
und  ddrr  seyn;  in  diesem  Zustande  ist  sie  gewöhnlich 
Morgens  beim  Erwachen.    Bei  manchen  Kranken  ist  die 
Empfindlichkeit  dieses  Organs  gesteigert,  besondere  ist 
ein  Gefühl  von  Wärme  darin  wahrnehmbar.  Die  Mund^ 
höhle  ist  bitter,  pappig,  trocken;  es  zeigen  sich  Aph- 
then; in  einigen  Fällen  entartet  das  Zahnfleisch^  die 
Zähne  überziehen  sich  mit  Weinstein;  die  Speichelab- 
sonderung wird  verstärkt  und  der  Speichel  selbst  saner« 
Die  Rqchenhöhle  ist  oft  bläulich  geröthet,  mit  einem' 
zähen  Schleime  überzogen,  der  die  Kranken  zum  i»e- 
ständigen  Rachsen  nStbigt,  oft  ist  sie  sogar  gesehwd- 
rig.    Diese  entzündliche  Affection  kann  sich  selbst  in 
die  Luftröhre  nnd  ihre  Aeste  verbreiten  und  einen  Ka- 
tarrh verursachen,  den  man  oft  selbst  für  Phthisis  ge- 
halten  hat.  —    im  Kreislaufe   des   Blutes  ist  häuAg 
keine   Störung    wahrnehmbar.     Die    Kranken    können 
sterben,  ohne  Fieber  gehabt  zu  haben;  doch  stellt  sich 
letzteres  bisweilen  ein,  aber  nur  dann  und  wann,  nnd 
erscheint  blos,  wenn  die  Krankheit  stärker  hervortritt. 
Häufig  wird  der  Puls  Abends  oder  nach  Tische  be- 


Origmaiaöhandkifigen^  113 

schleiini^ct.  Während  der  Verdauung  ist  das  Gesicht 
gewöhnlich  geröihet,  die  übrige  Haut,  blass*  Beim 
Fortschreiten  der  Krankheit  wird  die  HatU  mehr  und 
mehr  fahl  und  gelblich,  was  auf  einen  skirrhösen  Zu- 
stand des  Magens  deutet  Auf  der  Haut  erscheineA 
häufig  Vlechten.  Der  Respiration^apparat  ist  ziemlich 
oft  krankhaft  verändert.  Viele  Kranke  leiden  an  einem 
Husten  j  der  mit  dem  Fortsehreiten  der  Krankheit  za- 
nimmt.  Manche  leiden  an  Athemlosigkeit,  die  aber  nur 
durch  Ansammlung  von  Luft  im  Magen  bedingt  ist» 
Die  8eeretion  der  Leber  und  der  Nieren  ist  gewöhn- 
lich nicht  alterirt.  Die  Haut  ist  dagegen  gewöhnlich 
trocken.  Schwitzen  die  Kranken,  so  zeigt  der  ächweiss 
Abweichungen  von  der  gewöhnlichen  Beschaffenheit* 
In  manchen  -seltenen  Fällen  stellt  sich  zu  Eade  der 
Krankheit  Hautwassersucht  e,in. 

Zdnk  ist  in  dieser  Krankheit  nebst  Arsenik  etc.  ein 
vorzügliches  MitteU  Ich  hatte  Gelegenheit,  bei  Gelb- 
giessern  die  Zinksymptome  im  Grossen  zu  beobachten» 
Ich  fand  einen  grossen  Theil  der  HAHMfiMAMN'schen 
Symptome  bestätigt.  (Bei  dieser  Gelegenheit  fallen  mir 
die  vemunftlosen  Prüfungen  der  Franzosen  mit  Giften 
an  Thieren  ein.  —  Kann  man  denn  etwas  Tolleres 
treiben  ?) 

Arthritis.  —  Ich  halte  die  Gicht  für  eine  Gastro-en- 
teritis  chronica  mit,  an  Qualität  und  Quantität  abnor- 
mer Secretio»  des  Magensaftes.  Für  das  Daseyn  einer 
chronischen  Magenentzündung  bei  Arthritikern  sprechen 
die  oben  angeführten  und  ausser  den  Ablagerungsan- 
fällen besonders  bemerkbaren  Symptome,  welche  wie- 
der anzuführen  ich  für  überflüssig  halte  und  welche  je- 
der praktische  Arzt,  der  mit  der  nöthigen  Aufmerk- 
samkeit mehrere  Gichtkranke  examinirt  und  beobachtet, 
leicht  auffinden  wird.  Ich  werde  mir's  übrigens  an- 
gelegen seyn  lassen,  Sectionsberichte  über  diese  Krank- 
heit mit  der  Zeit  zu  sammeln  und  bekannt  zu  machen.  — 
Ist  ein  Organ  krank,  so 'wird  auch  seine  Function  ge- 

nTGBA«lM.X.  ^ 


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114  Ofiginalaöhandlunpen. 

stört  und  verändert    Eine  Hauptfonction  des  Maukens 
ist  aber  die  Bereitanjc  des  Bla^nsaftes,  welcher  nicht 
nur  in  einer  grossem  Menge  abgesondert  wird ,  bob^ 
dem  auch  grösstentheils  aus  Harn-^  nach  Andern  ans 
RosensAure  besteht.    Wahrscheinlich  wird  nicht  imner 
eine  und  dieselbe  äSure  erzeugt.    Die  Entstehanjflj^  der 
chronischen  Magenentsändung  mit  vorwaltender  Alle- 
nation der  Bereitung  des  Succns  gastricus  läsat  sich 
aus  den  Gelegenheitsursachen:  dem  übermässigen  and 
länge  fortgesetzten  Genüsse  zu  substantiöser  und  rei- 
zender Nahrungsmittel,  spirituöser  Getränke  etc.,  wie 
solches  bei  Reichen  gewöhnlich  der  Fall  ist,  sehr  leiebt 
erklären;  Anfangs  hat  der  Organismus  die  Kraft,  dieser 
Säure  durch  zeitweises  Erbrechen  oder  Abfuhren  sich 
zu  entledigen  und  es  stellen  sich  dann  keine,  oder  nur 
sehr  gelinde  Gichtschmerzen  ein.     Mit  der  Zeit  wird 
diese  Säure  aber  aufgesogen  und  ins  BIntsystem  saf- 
genommen*    Dieses  befreit  sich    nun  entweder  darch 
die  Arterien  oder  die  Venen  von  derselben,    tüolchea 
Krisen  gehen  oft  grosse  Tumulte  im  Blutsysteme  vor- 
aus.   Die  Arterien  setzen  die  Säure  an  solche  Stellen 
ab,  wo  sie  sonst  Säuren  abzusetzen  pflegen,  nämlieh 
in  die  Synovialhäute  der  Gelenke,  in  die  Knochenhast, 
in  andere  fibröse  Häute,  in  den  Harn,  Seh  weiss  etcj; 
alsdann    entstehen   die    bekannten  Gelenksentzändnn^ 
gen.    Geschieht  die  Ausscheidung  durch  die  Venen,  so 
entstehen    die    Hämorrhoiden.     Daher    das    Weehaek- 
verhältniss  zwischen  dem  Hämorrhoidalfluss   und    den 
Gichtanfällen.     Sehr   oft   geschieht   die  Ausscbeidaa^ 
auf  beiden  Wegen  zugleich.    Daraus  erklärt  sich  noa 
die  auffallende  Erleichterung,  welche  ein  stärkerer  Hi«* 
morrhoidalfluss   dem  Kranken  verschaflfl,   was  Stahi. 
und  seine  Nachfolger  recht  gut  einsahen,  daher  auch 
Alles  zur  Hervorrufung  des  Goldaderflusses  aufboten.  — 
Während  der  Anfälle  verschwinden   die  Magensymp-- 
tome  fast  gänzlich,  um  nach  denselben  bald  wieder  sich 
einzustellen.     Oft   tritt   die   Gastro -enteritis   chronica 


Üriginalabhandkingen^  115 

selbst  sehr  acut  auf  nnd  dann  sHffl,  uiaa  gewöhnlich: 
die  Gicht  hat  sieh  auf  den  Majcen  geworfen«-  Im  hö-* 
bern  Alter  macht  zaweilen  die  Gicht  keifie  Anfiille  mehr 
nach  aussen,  dafür  schleicht  aber  die  chronische  Ga- 
stro-enteritis  unter  allerlei  Symptomen :  Schw«rverdav-» 
lichkeit,  fortwährende  Diarrhöe,  Schmernen  im  Unter«* 
leibe,  Blähungen  etc.  im  Innern  fort  und  fort.  —  Bei 
der  Behandlung  der  Gicht  handelt  es  sich  nebst  der 
Radicaicur  der  Gastro -enteritis  chronica  mit  Arsen., 
Zinc,  China,  Nux  vom.  etc.  etc.,  und  einer  strengen 
Diät,  besonders  Anfangs  der  Behandlung  auch  vorKäg- 
lich  darum,  die,  meist  periodisch  sich  er£en£:ende  Ma- 
gensäure durch  Erbrechen  von  Zeit  %n.  Zeit,  oder 
durch  vieles  VVassertrinken  aus  dem  Körper  hinaus* 
zuschaffen.  Hieraus  erklärt  sich  auch  die  so  oft  ge* 
priesene  Wirkung  der  Breoh-  nnd  Abführmittel,  der 
Hunger-  und  der  PniEssNiTz'schen  Wassercur. 

Typhus  abdominalig.  •—  Ohne  die  vielen  Namen,  un- 
ter welchen  diese  Krankheit  vorkommt,  anzuführen, 
will  ich  blos  bemerken,  dass  selbst  in  den  neuesten 
Zeiten  noch  kein,  dem  gesammten  pathologischen  Zu- 
stande entsprechender  Name  gefunden  sei.  Wenn  ich 
irgend  einen  neuen  Namen  vorschlüge,  würde  ich  wahr-> 
scheinlich  so  glücklich  wie  meine  Vorgänger  seyn. 
Von  der  einfachen  sogen.  Febris  gastrica  bis  zum  Ty- 
phus exanthematicus,  ja  ich  möchte  behaupten,  bis  zur 
Pest,  giebt  es  nur  eine  Serie.  Die  Krankheit  scheint 
vom  Blute  auszugehen,  welches  durch  ein  eigentbum- 
liches  Gift  und  zwar  oft  plötzlich  (Pest)  alienirt  wird 
und  dann  den  krankhaften  Stoff  auf  das  Drüsensystem 
wirft  und  zwar  auf  die  PüYsa'schen  Drusen  des  Darm- 
kauals,  auf  die  mesenterischen  Drüsen,  auf  die  «Schleim« 
drüsen  der  Trachea  und  des  Oesophagus,  zuweilen  nut 
die  Ohrspeicheldrüsen,  zuweilen  selbst  auf  die  Ingui- 
nal- und  Axillardrüsen  (Pest)  ablagert,  sie  infiltrirt, 
wodurch  dieselben  sich  anfangs  entzünden  und  endlich 
in  Eiterung  und  Verschwärung  übergehen.    Dass  die 

8. 


116  Oriyinalabhandlungen, 

zvLt  BlatbereitoDji^  so  wichtig;^!!  Organe,  wie  die  Mila&, 
diese  grosse  Blatdräsc^  die  Lange,  das  Herz  ond  zo* 
weilen  selbst  die  Leber,  woza  ich  noch  die  Aossere 
Hant  hinaufägen  möchte,  in  einein  krankhaften  Zastande 
sich  befinden ;  wird  von  allen  französischen  patholoj^- 
schen  Anatomen  zagegeben,  doch  wollen  sie,  wabr- 
scheinlich  am  ihre  Behandlangsweise  nicht  umzastos- 
sen,  keine  Veränderung  im  Blute  selbst  sehen.  Folg^es- 
des  ist  im  Kurzen  der  pathologische  Befand  beim  Typhös. 
Im  Allgemeinen  ist  das  Blot  aufgelöst,  wässrig,  das 
Blatcoagalam  im  Herzen  gräniich,  salzig;  das  Herz  oft 
erweicht,  blass,  seine  innere  Flache  und  die  Arterien 
und  Venen  geröthet;  die  Lunge  ist  häufig  roth  hepati« 
sirt  und  der  Larynx  mit  Geschwüren  besetzt  (Typhns 
trachealis  nach  Eisenmann);  die  Milz  findet  man  ver- 
grössert  'und  erweicht;  ^ie  Galle  ist  wässrig.  Die 
PsYER'schen  Drüsen  werden  mit  einer  weissen,  specki- 
gen Masse  infiltrirt,  wodurch  hohe  Wülste  auf  der  Darm- 
Schleimhaut  entstehen;  dann  entwickeln  sich  auf  der 
Oberfläche  dieser  infiltrirten  Stellen  Gefasse  and  leiten 
die  Erweichung  ein»  Es  zeigt  sich  hierauf  eine  grau- 
liche Materie,  ein  Schorf,  welcher  abgestossen  wird, 
die  tnn»  muscul.  blos  legt  und  so  ein  wahres  Geschwür 
bildet,  welches  eine  grosse  Neigung  zum  Perforiren 
hat.  Die  Vernarbuqg  geschieht  durch  Bildung  einer 
neuen,  der  Schleimhaut  ähnlichen,  anfangs  mehr  serösea 
Membran.  Die  Infiltrationen  geschehen  oft  anfallsweise, 
so  dass  eine  Parthie  frisch  infiltrirt  ist,  während  andere 
schon  erweicht^a  selbst  schon  in  der  Vernarbung  be- 
griffen sind.  Die  Gekrösdrüsen  sind  von  derselben  weis- 
sen und  speckigen  Materie  infiltrirt  Im  Oesophagus 
kommen  auch  manchmal  Geschwüre  von  Das  konnte  Ei- 
SJBNMANN  Typhus  oesophageus  nennen»  (Was  die  Leate 
dochyOft  für  sonderbare  Begriffe  von  einer  Krankheit 
haben!  So  heisst  Pibper  die  Stomatitis  gangraenosa, 
den  sogenannten  Cancer  aqnaticns,  einen  topischen  Ty- 
phus.)  Im  Gehirn  etc.  findet  man  entweder  keine  oder 


Origkuilahhandlungen^  117 

ff 

V 

80  leichte  und  so  weni|;  constaate  Veränderungen,  dass 
man  sie  unmöglich  als  die  Ursache  der  nervösen  Symp- 
tome ansehen  kann.  —  Dieselben  pathologischen  Ver- 
änderungen findet  man  auch  bei  der  Lögerdürre. 

Bei  dem  sogen.  Typhus  ienlescens  zeigen  sich  keine 
nervösen  Erscheinungen  und  die  Kranken  gehen  oft  da- 
mit noch  herum*  —  Da  aber  die  Geschwüre  gerne  den 
Darmkanal  perforiren,  so  entsteht  oft  plötzlich  eine  Pe- 
ritonitis, welcher  der  Kranke  unterliegt,  wenn  nicht 
durch  Verwachsung  der  Gedärme  untereinander  oder 
des  perforirten  Darmstuckes  mit  der  Bauchwand  dem 
weitern  Fortschreiten  Einhalt  gethan  wird.  Diese  Krank- 
heit wird  gewöhnlich  verkannt.  —  Der  Typhus  wird 
mit  vielen  Krankheiten  verwechselt  Von  einer  Menin- 
gitis unterscheidet  er  sich  nach  d6r  ganz  richtigen  Be- 
obachtung des  Dr.  Skoda  dMurch,  dass  der  Urin  beim 
Typhus  anfangs  keinen ,  bei  der  Meningitis  aber  gleich 
anfangs  einen  weissen,  kreideartigen  Bodensatz  bildet« — 
Der  Typhus  complicirt  sich  nicht  mit  dem  Puerperal- 
fieber, der  Cholera,  der  Dysenterie  und  der  Tubercnlose. 

Haben  die  allopathischen  oder  die  homöopathischen 
Mittel  eine  Beziehung  zu  den  oben  angeführten  patho- 
logischen Veränderungen?  Von  den  ersteren  will  es 
mir  nicht  einleuchten,  worin  mir  selbst  die  meisten  Al- 
lopathen beistimmen  werden;  von  den  zweiten  will  ich 
vor  allen  anderen  zu  Gunsten  des  Arseniks,  ohne  mich 
auf  die  pathologischen  Veränderungen,  welche  derselbe 
Im  Darmkanale  hervorbringt,  zu  berufen,  nur  das  an- 
führen, dass  wir  mit  demselben  auch  andere  bösartigOi 
ja  nach  meiner  Erfahrung  auch  alle  syphilitischen  Ge- 
schwüre mit  Glück  bekämpfen  und  dass  derselbe  selbst 
auf  das  Blut  einen  sehr  woblthätigen  Einfluss  zu  haben 
scheint,  wie  uns  die  Beobachtungen  an  Pferden  ete. 
deutlich  zeigen«  Bei  beginnender  typhöser  Infiltration 
scheint  die  Bryonia  auszureichen,  später  ist  ihr  aber 
jedenfalls  der  Phosphor  vorzuziehen;  ist  aber  die  6e- 
schwörbildung  schon  eingetreten  •—  dann  dürfte  wohl 


118  Originaiabhandkmgen. 

kein  Mittel  den  Arsenik  äberCreffen.  Dass  man  Aber- 
diess  die  Haeroatose  darch  Einathmen  einer  frischen 
Laft,  darch  Kaltwaschen  der  Haut  und  durch  frisches 
GetrAnk  nnterstützen  müsse,  versteht  sich  von  selbst 
Ich  finde  überhaupt,  dass  man  bei  so  vielen  Krankhei- 
ten, welche  aus  dem  Blute  hervor^ß^ehen«  95.  B»  Aus- 
sclilä/3:en  etc.,  noch  viel  zu  weni;^  auf  eine  Verbessemnj^ 
des  Blutes  Rücksicht  nimmt« 

Dy9enterie.  —  Der  Dickdarm  bietet  nach  den  ver- 
schiedenen Stadien  der  Krankheit  verschiedene  patho- 
logische Veränderungen  dar.  Anfangs  zeigt  sich  auf 
der  mehr  oder  weniger  gerötheten  Schleimhaat  ein 
grünliches,  schuppiges,  ja  oft  selbst  ein  membranartig^ 
Exsudat  mit  noch  ganz  freien,  gesunden  Zwischenrin- 
men.  Unter  diesem  Exsudat  entstehen  dann  GeschwSre: 
das  Exsudat  wird  weggeVaschen ,  gleichsam  wie  ein 
Pfropf  abgestossen  und  die  Geschwüre  zerlöchern  als- 
dann die  Schleimhaut,  ja  auch  die  übrigen  H£ate  so, 
dass  sie  zuweilen  selbst  den  Mastdarm  perforirt  haben. 
Die  Haut  selbst  verdickt  sich.  Die  mesenterischen 
Ganglien  sind  angeschwollen,  geröthet  und  zuweilen 
in  der  ersten  Zeit  der  Krankheit  erweicht;  spfiter  wer- 
den sie  schwarz. 

Dass  die  hom.  Mittel:  Merc.  soL  und  corros.,  Arsen., 
Acid.  sulph.  und  nitr.  in  einer  näheren  Beziehung  zu 
diesen  pathologische^  Veränderungen  stehen,  als  die 
allopathischen  ,^  wird  der  rigoroseste  Allopath  zuge- 
ben. —  Bei  der  chronischen  ^  nicht  mit  Zwang  ver- 
bundenen, Diarrhöe  findet  man  auch  Geschwüre  im  Dick- 
darm. Ihre  Ränder  sind  abgeflacht  und  unterminirt. 
Diese  Ränder  können  selbst  absterben,  sphacelSs  wer- 
den. Sie  entstehen  durch  CTlceration  der  Schleimfollikeln. 
Im  Anfange  kann  man  oft  einen  Pfropf  herausdrücken» 
Sie  sehen  bläulich  ans  (von  der  Injection  des  Hofes  der 
Drüsen  bei  der  beginnenden  Ulceration).  Durch  Zusam- 
menfliessen  der  kleinen  Geschwüre  entstehen  dann  gros- 
sere.   Dr.  KoLLKTscHKA,  Proscctor  bei  der  |Uithologi- 


Originaiaöhandhmfien.  119 

sehen  Anatomie  zn  Wien,  machte  zuerst  auf  diese  cha- 
rakteristischen Geschwüre  aufmerksam» 

Tuberkeln.  —  iSie  kommen  in  allen  .  Organen  vor : 
im  Gehirn,  und  zwar  in  der  Substanz  und  dessen  Häu- 
ten, von  der  Grösse  eines  Hirsekornes  bis  zu  der  eines 
Hühnereies;  ja  man  fand  schon  eine  halbe  Hemisphäre 
^nz  infiltrirt;  ferner  in  der  Lunge,  dem  Herzen,  im 
Darmkanal,  Magen,  in  der  Leber,  Milz,  Gebärmutter, 
Blase,  im  Bauchfell,  in  den  Nieren,  Hoden  etc.  Nach 
Amdral  haben  nur  die  Hunde  keine  Tuberkeln  (wobei 
man  an  das  bekannte  Volksmittel,  das  Hundsfett,  un- 
willkührlicii  erinnert  wird)*  Andere,  wie  Gurlt  und 
Oeven  (bei  einem  Eskimohunde)  wollen  sie  wieder 
gesehen  haben«  Diese  zwei  Herren  scheinen  aber 
keine  verlässliche  Bärgen  abgeben  zu  können.  New^ 
PORT  will  sie  auch  bei  Insekten:  Carabns  catenulatas, 
Staphylinus  olens,  Meloe  cicatricos*  etc.  gefunden  ha- 
ben (!?).  —  Anfangs  wirft  die  Natur  die  tuberculöse  Ma- 
terie auf  die  äussere  Haut:  es  entstehen  Ausschläge, 
welclie  den  Arzt  sogleich  zum  kräftigen  Handeln  ge» 
gen  die  tuberculöse  Disposition  auffordern  sollten ;  Abla- 
gerungen auf  die  Augen:  scroph.  Augenentzündung^,  auf 
die  Knochen,  wodurch  der  sogen,  scrophnlöse,  eigebt^ 
lieh  tuberculöse  Knochenfrass ,  dann  auf  die  Driisen, 
wodurch  änsserlich  die  sogen,  scrophulösen  (tuberculö^ 
sen)  Geschwüre,  innerh'ch  die  Tabes  messeraica,  end- 
lich auf  das  Gehirn,  wodurch  Meningitis  (Wasserkopf), 
Und  auf  andere  Organe  mehr,  —  Oft  entstehen  in  10—80 
Tagen  unter  den  Erscheinungen  eines  Typhus  unzäb^ 
lige  Miliartuberkeln  in  der  Lunge^  der  Leber,  Milz,  etc.'; 
Tuberculosis  acula,  —  Bis  jetzt  ist  es  selbst  dem 
Dr.  Skoda  in  Wien,  diesem  scharfsichtigen  Beo  bachter, 


^)  Jedenfalls  infiltrirt  sich  dabei  eine  tuberculöse  Materie  in  die 
Conjunctiva,  welche  dann  entweder  resorbirl  %vird  oder  erweicht  und 
in  Verschw&rung  übergeht.  Daraus  erklärt  sich  auch  ihre  schwie- 
rige Heilung.  —    H. 


UO  Originalabhandlungen. 

nicht  f^eliinjBren,  ein  charakterislisches  Zeichen  anfsa- 
finden,  wodurch  man  in  einem  jeden  Falle  diese  Krank- 
heit vom  Typhus  unterscheiden  könnte.  —  Die  Tnber- 
kelmaterie  ist  eine  eijcenthümliche  Materie,  deren  We- 
sen man  eben  so  weni^  als  das  des  Funn^us  medol- 
Jaris  kennt,  Sie  wird  von  den  Arterien  ansjceschiedeo, 
ihre  Quelle  ist  also  das  Blut  Die  &$chwän/>:eron£^  des 
Blutes  mit  dieser  Materie  geschieht  durch  einen  schlech-. 
ten  Chylns,  also  durch  schlechte  Nahrungsmittel,  fer- 
ner durch  Alles,  was  eine  schlechte  Uaematose  herbei- 
fährt, z.  B.  durch  schlechte  Entkohlung  des  Blutes  and 
yjwar  a)  durch  die  Lunge  beim  Einathmen  einer  naas* 
kalten,  dumpfigen,  mit  allerlei  Ausdünstungen  A^eföll- 
ten  Luft,  wie  das  in  schlechten  Wohnungen,  Kerkern 
etc.  geschieht;  b3  durch  die  Haut  bei  Unreinigkeit  der- 
selben, zu  w^nig  Schutz  durch  Kleidung  gegen  eine 
nasskalte,  dunv|)figfeuchte  Luft.  Daher  sahen  die  Al- 
ten ,  wie  Cblsus,  gute  Erfolge  bei  Phthisikern  von  der 
{Steigerung  der  Hautthatigkeit  durch  Reiben  mit  Fla- 
nell und  Tragen  desselben,  ferner  Paracelsus  darch 
Steigerung  der  Entkohlung  des  Blutes  in  der  Leber 
mittelst  Mereur*  —  Die  Tuberkeln  kommen  isolirt  oder 
infiltrirt  vor,  haben  in  sich  selbst  die  Tendenz  zur  Gr« 
weichung  —  Geschwörung;  gehen  oft  auch  in  Verkal- 
kung über.  Die  Verhältnisse,  unter  denen  sie  resor- 
birt  werden,  sind  noch  ziemlich  dunkel,  nur  so  viel 
ist  bekannt,  dass  sie  nicht  zugleich  mit  Fungus,  Ty- 
phus, Scorbut,  mit  den  Blattern,  mit  der  Cholera,  der 
Dysenterie,  der  ursprünglichen  Hypertrophie  des  Her- 
zens und  nach  Dr*  Skoda  vielleicht  auch  nicht  mit 
Rhachitis  vorkommen,  ja  man  sieht  selbst  tubercnlöse 
Geschwüre  heilen,  wenn  eine  der  sechs  erstgenannten 
Krankheiten  zu  ihnen  tritt.  Mir  sind  einige  Falle  be- 
kannt, wo  Lungentuberkeln  nach  überstandenem  Ty- 
phus für  immer  verschwanden.  Kehrt  jedoch  das  Indi- 
viduum in  seine  frühere  schädliche  Lebensweise  zu- 
rück, so  erzeugen  sich  die  Tuberkeln  aufs  Nene.    In 


Or^inalabhanditingmi*  Itl 

Verbindan^  mit  Laes  (Tripperseoche)  richten  sie  beson- 
ders schnell  den  Orjpanismas  za  Grande.  Sie  sind  dann 
gthVL  und  schmieri/i:.  —  S«  Rokitanski,  Hyjs^ea  IX.  Hft  6» 
Am  haufijTsten  kommen  die  Tuberkeln  in  der  Lange 
vor,  wo  sie  die  Phthisis  pnlmonah's  hervorrufen.  Es 
^iebt  nar  eine  Phthisis  pulmonalis  nnd  das  ist  die  durch 
Tuberkeln  entstehende.  Die  Phthisis  trachealis,  in 
Folge  von  Tuberkeln,  mag  wohl  nie  für  sich  allein, 
sondern  stets  in  Bogleitung  der  Phthisis  pulmonalis 
vorkommen.  Man  findet  entweder  isolirte  Tuberkeln  oder 
eine  tuberculöse  Infiltration.  Letztere  bildet  sich  ent- 
weder auf  acutem  oder  chronischem  Wege:  Im  ersten 
Falle  ist  sie  von  einer  Pneumonie  schwer  oder  gar 
nicht  zu  unterscheiden.  Dieses  geschah  häufig  bei  der 
Grippe,  obwohl  auch  wirkliche  Lungenentzöndungen  bei 
dieser  Krankheit  oft  vorkamen.  —  So  lange  sie  noch  roh 
sind,  verursachen  sie  Husten,  besonders  Morgens,  mit 
oder  ohne  Auswurf,  zuweilen  heftige  Katarrhe,  welche 
dann  rasch  die  Erweichung  herbeiführen.  Bluthusten 
ist  ein  gewöhnlicher  Begleiter  Solcher,  die  an  Lungen« 
tuberkeln  leiden.  Das  Blut  wird  dabei  gewöhnlich  se- , 
cernirt,  seltener  ist  die -Blutung  durch  Zerreissung  ei- 
nes Blutgefässes.  Fangen  sie  an  sich  zu  erweichen, 
so  entsteht  Fieber.  Die  Erweichung  selbst  kann  rasch 
oder  langsam  vor  sich  gehen.  Meist  fängt  sie  auf  der 
linken  Seite  zuerst  an.  Um  das  Fortschreiten  des  Ge- 
schwüres aufzuhalten,  bildet  die  Natur  einen  festen 
Damm;  da  aber  derselbe  nicht  aus  einer  guten  Lymphe, 
sondern  wieder  aus  einer  tuberculösen  Materie  besteht^ 
so  schmilzt  auch  dieser  und  die  Gescbwörung  greift 
■mmer  mehr  und  mehr  um  sich.  Bilden  sich  nun  Ca- 
vernen,  so  bleiben  Anfangs  die  Gefässe  verschont;  sie 
oblitiriren  nnd  werden  erst  dann  zerstört  Mit  den 
Tuberkeln  in  den  Lungen  kommen  zugleich  fast  immer 
auch  Tuberkeln  im  Darmkanale  vor,  welche  auch  er- 
weichen, C tuberculöse)  Geschwüre  erzeugen  und  sich 
durch  leise  Schmerzen  in  den  Gedärmen,  Abweichen, 


IM  Or^finalabhandlungen. 

Aphthenbildang  etc.  kund  geben.  Diese  Geschwfire 
können  selbst  den  Darmkanal  perforiren  und  eine  todt- 
liche  Peritonitis  bedino^en.  Ich  sah  selbst  den  Mageo 
in  einem  Falle  von  einem  solchen  Geschwüre  perforirt 
Bei  dem  zweiten  fehlte  nnr  sehr  wenig  noch  xnai 
Durehbrueh.  Das  Netz  hatte  sich  vor  die  Oettnung 
gelegt.  Sie  waren  rund,  die  Rinder  stark  auf^ewnl- 
stet,  wodurch  sie  sich,  nebst  dem,  dass  noch  eine  boh- 
nengrosse,  noch  nicht  erweichte  Stelle  tnbercuiöser 
Infiltration  in  demselben  vorkam,  von  dem  eigen thöm- 
lichen  runden  Magengeschwüre  unterschieden.  ^)  — 
Die  Heilung  der  Lungentuberkeln  geschieht  durch  Re- 
sorption oder  Verkalkung.  Die  Umstände,  unter  wel- 
chen eine  Resorption  Statt  findet,  habe  ich  oben  an- 
gegeben. Bis  jetzt  scheint  noch  kein  Medicament  be- 
kannt zu  seyn,  welches  Tnberkel-Resorbtion  bewirkte. 
Ich  habe  einige  Versuche  mit  Stoff  von  Fungas  and 
von  Variola  ^^)  gemacht,  wage  aber  für  jetzt  noch 
nicht,  aus  den  wenigen  Resultaten  einen  Schluss  zu 
ziehen.  Ob  man  im  Stande  sei,  nach  Dr.  Kurts 
durch  kalte  Wasserumschläge  (Hyg.  VUI.  29)  die  Er- 
weichung der  Tuberkeln  aufzuhalten,  mnssten  viele  ge- 
machte Erfahrungen  erst  bestätigen.  Ebenso  möchte 
ich  sehr  in  Zweifel  ziehen,  was  mehrere  französische 
Aerzte  behaupten,  dass  man  durch  streng  fortgesetzte 


*)  Da^  runde  Magengeschwür  ist  auch  vollkommen  rund,  aber  \v1e 
mit  einem  Instramente  durchstossen  und  die  Ränder  zuge«chärf  t.  Es 
hat  eine  besondere  Neigung,  die  Magenwände  zu  durchbohren.  Den 
Durebbruch  sucht  die  Natur  zu  verhindern,  indem  theils  der  Zellstoff 
hypertrophisch  wird,  das  Netz  sich  heraufschlägt,  oder  die  Leber  etc. 
sich  vorlegt.  Wenn  auch  vielmal  geheilt,  wie  oft  ein  ganzer  Kranz 
von  Narben  zeigt,  erzeugt  es  sich  doch  von  Neuem  wieder.  Es  kommt 
am  kleinen  Bogen,  an  der  hintern  Wand  und  manchmal  am  Pylorus« 
wo  es  die  Form  eines  runden  Gurtes  annimmt,  vor.  Man  sieht  keine 
Gefässinjection ,  keine  Eiterung  —  es  entsteht  also  nicht  durch  einen 
Bntzundungsprocess.  Es  verursacht  Gastralgie,  Haematemesis ,  Me- 
laena.    Napoleon  starb  an  einem  solchen  Geschwüre.  —         H. 

*»)  Letzteres  nach  dem  Vorschlage  von  Dr.  Wurm  in  Wien,  —    H. 


Originalabhandlungen.  IfS 

Antiphlo^ose  die  Entstehung^  von  Tuberkeln  und  Ans- 
schwitzang  von  Lymphe  in  der  Brnst-  und  Bauchhöhle 
etc.  verhindern  könne.  Was  die  Verkalkung  anbelanj^t, 
so  scheinen  Calearea  carboniea,  Phosphor,  wie  einige 
Krankengeschichten  beweisen,  dieselbe  unterstfitzen  zo 
können.  Doch  wird  gewiss  hiebe!  auch  eine  gewisse 
Disposition  des  Organismus  zur  Kalk-  und  Sandbildung 
erfordert.  Wie  häufig  sehen  wir  daher  verkalkt«  Tu- 
berkeln bei  gichtischen  Snbjecten!  —  Eine  ziemlich  häu- 
fige Krankheit  sind  die  Tuberkeln  im  Bauchfelle:  Pm- 
lonUis  iuberculosa.  Sie  kommen  wohl  immer  in  Ge- 
sellschaft mit  Lungentnberkeln  vor,  verursachen  eine 
Entzündung  des  Bauchfells  und  deren  Folgen,  endlieh 
Ascites,  Marasmus  und  den  Tod.  Man  findet  daher 
bald  eine  ganz  gewöhnlich  klare,  oder  trübe,  flockige 
und  schmutzig  graue  Flüssigkeit,  bald  Blut,  bald  Ei- 
ter; ferner  oft  sehr  dicke,  rothe,  graue  und  schwarze 
Pseudomembranen,  welche  unter  sich  und  theilweise 
mit  [dem  Darmkanal  adhärii^en  und  sehr  voluminöse, 
oft  durch  die  Bauchwandungen  bemerkbare  Geschwülste 
bilden,  die  Eitercollectionen  umschreiben  oder  in  deren 
Mitte  tuberculöse  Massen  sind;  endlich  auf  diesen  Mem- 
branen und  auf  der  ganzen  Ausdehnung  des  Bauchfells 
unzählige  Tuberkeln.  —  Diese  Krankheit  zeigt  folgende 
Symptome.  Ausser  einem  allgemeinen  tnberculösen  Ha- 
bitus einen  Schmerz,  der  oft  sehr  gering,  oft  ztemlieh 
lebhaft  ist,  gewöhnlich  in  einem  blossen  oberflächlichen 
Stechen  besteht,  so  dass  man  die  Krankheit  häufig  für 
eine  rheumatische  Affection  des  Bauchfells  hält,  allgemein 
oder  partiell  ist,  durch  Druck  und  die  Bewegung  des 
Kranken  sich  vermehrt  und  von  Zeit  zu  Zeit  sich  ver- 
verschlimmert. Der  Unterleib  ist  gewöhnlich  volumi- 
nöser und  contrastirt  mit  der  Abmagerung  des  übrigen 
Körpers.  Beim  Betasten  des  Leibes  spurt  man  eine  Re- 
sistenz im  Verhältniss  zu  den  Veränderungen  am  Bauch- 
felle: so  kann  man  leicht  eine  FInctuation  bemerken, 
wenn   die  Flüssigkeit  einigermaassen   bedeutend  ist, 


It4  Ortffinaiabhandhmgen. 

die  Pseodomembranen  fehlen  oder  durch  die  Fldssiff- 
keit  maskirt  werden.  Manchmal  ist  der  Unterleib  mehr 
gespannt,  daher  auch  der  Kranke  fortwährend  mehr 
über  eine  Spannung  als  aber  Schmerz  kln^t  and  da 
dieselbe  durch  die  j;erin/g^ste  Ansammlung  von  Stoffen 
im  Darmkanale  bedeutend  vermehrt  wird,  so  verleitet 
ihn  die  Erleichterung,  die  er  von  der  Entleemn/g^  der- 
selbep  erfährt,  diese  Empfindung  einer  habituellen  Ver-f 
atopfung  zuzuschreiben  und  alle  seine  Bestrebangeii 
sind  auf  die  Entfernung  dieses  eingebildeten  Uebels 
gerichtet  (Pemberton).  Sind  die  krankhaften  Produete 
nicht  bedeutend,  so  bleibt  der  Unterleib  geschmeidig* 
Man  kann  verschiedene  Geschwülste  wahrnehmen,  die 
von  den  falschen  Membranen  oder  von  den  Eitereol- 
lectionen  herrühren  und  deren  Sitz  leicht  einen  Irr- 
thum  in  der  Diagnose  verursachen  kann,  so  dass  man 
eine  Krankheit  der  Leber,  der  Milz,  einen  Magenkrebs 
vor  sich  zu  haben  glaubt.  Diese  Geschwulste  können 
die  Unterleibsorgane,  besonders  den  Magen,  wo  sie 
Dyspepsie,  Erbrechen,  und  das  Rectum,  wo  sie  Ver- 
stopfung erzeigen,  sehr  belastigen.  Erbrechen  zeigt 
sich  sehr  häufig  und  kann  selbst  das  vorwaltende 
Symptom  seyn.  Selten  fehlt  Fieber.  Der  Puls  ist  be-* 
schleunigt,  besonders  Abends^  die  Haut  ist  heiss«  Za- 
weilen  ist  das  Fieber  gegen  das  Ende  der  Rrankheft 
anhaltend,  die  Membranen  infiltriren  sich,  sei  es  nmi 
durch  Sympathie  oder  auf  mechanische  Weise. 

Apoplexie.  Die  Blutung  findet  Statt  entweder  in  den 
Gehirnhäuten  oder  in  der  Gehirnsubstanz.  In  den  Hun- 
ten (Ap.  meningum)  kommt  sie  vor  zwischen  dem  Cra- 
niom  und  der  Dura  mater,  zwischen  der  Dura  mater 
and  der  Arachnoidea  (Ap.  inter  meninges)^  in  dem 
grossen  Baume  der  letzteren ,  in  den  Maschen  der  Pia 
mater ,  besonders  bei  Neogebornen,  auf  der  Convexitit 
der  Hemispbiren,  in  den  Ventrikeln  —  und  «war  allein 
oder  in  Verbindung  mit  Gehirnblutung.  Am  hiufigsten 
kommt  eine  Blntong  in  der  Substau  des  Gehirnes  vor: 


Originalabhandlungen.  115 

Haemorrhagia  cerebri»  Sie  treten  besonders  an  denjeniji^en 
IStellen  ein,  welche  ein  gleiches  Kiveaa  mit  den  Cor- 
poribus  striatis  haben;   ferner  in  den  g:estreiften  Kör- 
pern selbst,  in  den  Thalamis  nervorum  opticorom,  in 
der  Varols- Brücke  etc.    Die   Blutextra vasate   können 
von  jedem  Umfange  seyn:  einige  sind  nicht  grösser  als 
Nadelköpfe,  andere  hingegen  nehmen  eine  gans&e  He- 
misphäre ein.    Bei  copiösen  Blutungen  werden  oft  die 
Wandungen  der  Seitenventrikel  durchbrochen,  das  Sep- 
tom  lucidum  und  der  Fornix  zerrissen  oder  ganz  zer- 
stört.   In  solchen  Fällen  sah  man  noch  keine  Heilung 
erfolgen»    Oft   kommen   mehrere   Extravasationen   zu- 
gleich vor.  —    In  der  Umgebung  des  Extravasats  fin- 
det man  die  Gehirnsubstanz  entweder  normal  oder  ent- 
zöndet,  -erweicht  oder  verhärtet;  daher  auch  die  Symp- 
tome dieser  krankhaften  Zustände  zu  denen,  durch  die 
Gehirnblutung  verursachten,  sich  hinzugesellen.  —  Nach 
Lallemand  ist  aber  die  Erweichung  nicht  immer  eine 
nothwendige  Folge  eines,  durch  die  Heizung  des  Blat- 
klumpens  hervorgerufenen,  Entzundungsproce^ses,  son- 
dern sie  geht  auch  oft  der  Biutergiessung  voran  and 
verursacht  die  letztere.    In  den  meisten  Fällen  scheini 
die  Haemorrhagie  durch  eine  Ausschwitsung  oder  Zer- 
reissnng  der  Haargefässe  zu  entstehen.    Doch  ist  bei 
Apoplektischen    nichts    gewöhnlicher  als   Verdickung, 
Erweiterung,  vermehrte  Rigidität,  Verknorpeinng,  Ver- 
knöcherung   und  steatomatöse  Entartung  der  meisten 
grossen,  mittleren  und  kleinen  Arterien  an  der  Basis, 
und  zwar  in  den  verschiedensten  Lebensaltern.    Nur 
sehr  selten  kann  man  das  Gefäss,  von  welchem  die 
Haemorrhagie  ausgieng,   entdecken.    Wichtig  ist  das 
sehr  häufige  Zusammentreffen  von  Herzkrankheiten  mit 
der  Gehirnblutung.   Besonders  findet  man  Hypertrophie 
mit  und. ohne  Erweiterung,  besonders  des  linken  Ven- 
trikels (Cor  apoplecticum  der  Alten),  auch  blosse  Er.« 
Weiterung  und  Klappenfehler,  wodurch  der  Röckfluss 
des  Blutes  vom  Kopfe  gehindert  wird.    Seltener  findet 


tf6  Oriyinalabhandlungen, 

man  eine  Verengerung;  der  Aorta  anter  ihrer  Ktüm" 
rounf^  und  mehr  oder  wenijg:er  vollstündig^e    Oblitera^ 
tion  der  Carotiden.    Es  ist  übrin:ens  schwer,  eine  Hae- 
morrhagie  durch  eine  Ligatur  herbeizuführen.    ,,  Nicht 
blos  piethorische,  sondern  auch  schwache  Indiridaen, 
saj;t  Andral,  auch  wo  man  so  eben  Ader  gelassen  hat, 
sind  der  Gehirnblutung^  unterworfen.^^  —  Der  Heilan/^ 
proccss  einer  Gehirnblutun/a:  ist  fol;°:ender.     Es    bildet 
sich  um  das  ausgetretene  Blut  eine  dünne,  jcränliGhe, 
glatte -seröse    Pseudomembran    mit    feinen    Gef2ssen 
CCystis  apoplectica),  in  welcher  ein  blasses  oder  gt\^ 
bes  -Gerinnsel  in  einer  röthlichen  Flüssigkeit  schwimmt 
Dieser  8ack    verbindet  sich  mit  der  ihn  umgebenden 
Hirnsubstanz»    Nach  6--8— 10  Monaten  laufen   von  ei- 
ner Wandung  der  Cystis  zur  andern  mehrer»  Fäden, 
das  Extravasat  wird  immer  mehr  und  mehr  resorbirt, 
die  Cystis  wird  immer  kleiner  und  endlich  wachsen  die 
Wunde  zusammen,  und  es  entsteht  die,  aus   blossem 
Zellstoff  bestehende  und  an  der  grössern  Dichtigkeit 
and  der  dunkleren  Färbung  zu  erkennende  apoplekti- 
sehe  Narbe:   Cicatrix  apoplectica.     Man  findet  oft  in 
einem  Individuum  mehrere  (5—7)  solcher  Narben.     Sie 
verursachen  wieder  Congestionen  ctc»  —  Nebst  Ence- 
phalomalacie  und  Inflamm.  Cerebri  tritt  auch  zuweilen 
Meningitis,  eine  Pneumonie  und  Gangrän  zu  einer  G&« 
hirnblutung.  —   Die  Heilung  eines  Blutcxtravasates  im 
Gehirn  geschieht  also,  wie  wir  so  eben  gesehen  ha- 
ben, durch  Resorption.    Unterstützt  nun  die  allopati- 
sehe  oder  homöopatische  Behandlung  diesen  Heilungs- 
process?    Es  wird  wohl   keinem  Arzte   einfallen,  za 
behaupten,  dass  ein  Aderlass  die  Resorption  des  ans* 
getretenen  Blutes  befördere,   sondern  er  wird  sagen^ 
.dass  man   den  Aderlass  etc«  nur  desshalb  anwende  9 
um    eine   weitere    Blutaustretung   zn    verhindern.    Es 
lässt  sich  wohl  schwer  nachweisen,  ob  die  Blutung  in 
dem  vorliegenden   Falle   langsam   oder   plötzlich  ge->- 
schehe  und  ob  zn  dem  im  ersten  Moment  ergossenen 


Origimaabhandhmgen.  W 

Blale   noch  eine  neae  Quafititat  hinzakommen  könne* 
Sollte  nicht  vielleicht  o^erade,  wenn  ich  das  Letztere 
auch  zugebe,  durch  einen  Aderlass  die  ElasticitÜt  der 
Blut/o^efässwandungen  gänzlich  verloren  gehn  und  eine 
Durchschwitzung  um  so  leichter  Statt  finden?  Die  Er- 
fahrung scheint  für  diese  Behauptung  zu  spreche^.  Man 
sieht  ja    häufig  gleich   nach   dem  Aderlass  das   Blut 
aus  der  Nase  stürzen  und  plötzlich  den  Tod  erfolgen. 
Welches   Verhältniss   ist   zwischen  den   Geretteten 
und    den    Gestorbenen?    Am    allerwenigsten    möchte 
ich    den   Aderlass    gleichsam   gesetzmässig   bei  allen 
apoplektischen  Anfällen  anordnen,  wo  dann  jeder  Bar« 
bierjunge   mit    seinem   Schnäpper    herbeieilt    und   die 
Ader  öffnet»    Wie  schwer  ist  eine  Gehirnblutung  von 
einer  Encephalomalacie ,    welche   nach   Rostan   unter 
allen  Gehirnkrankheiten  am  häufigsten  vorkommt,  zv 
unterscheiden!      Selbst    Naumann    gesteht,    dass    es 
sehr    schwer    sei ,     eine    Apoplexia    sanguinea    von 
einer   Ap.    nervosa    (Encephalomalacie?)    zu    unter- 
scheiden.    Schon  BAGLiynjs  sagt,  dass  unter  fönf  aa 
Apoplexie  Verstorbenen  nur  bei  einem  ein  Blatextra- 
vasat  zu  finden  sei.    Wie  wirkt  endlich  ein  Aderlass 
auf  die  oben  angeführten  Herzkrankheiten?  Wird  nicht 
das  Herzklopfen   nach   gemachtem  Aderlass   stärker, 
die    Congestion   also    bedeutender?   Die  Congestionen 
können  ja  mit  leichtere^  Mitteln:  kalten  Umschlägen, 
Aconit,  Opium  (bei  Congestionen  nach  der  Gehimsob- 
stanz),  Belladonna  (bei  Congestionen  nach  den  Gehirn« 
häuten)  beschwichtigt  werden.    Um  die  Resorption  zu 
befördern,  steht  wohl  die  Arnica,  äusserlich  und  inner« 
lieh  gegeben,  oben  an.    Ist  übrigens  das  Blutextravasat 
gering,  so  heilt  es  die  Natur  von  selbst;  ist  es  aber  gross, 
80  ist  alles  Ableiten  nnd  Auspumpen  vergebens.  ^) 

*)  Dem  Hrn.  Verf.  möge  es  gefallen,  das  Verhältniss  unserer  Ars- 
neimlttel  xu  den  verschiedenen  Zascänden,  wie  die  paUiol.  Anatomie  sie 
uns  lehrt,  näher  naohsuwelsen.  —       Gr. 


2)  Mvfcellen  aus  eigener  und  fremder  Erfahrungf 
au»  aller  und  neuer  Z€U,  ran  Dr.  ScaMtö29  sd 
Hof  in  Baiem.  V 

tu  Dr.  J.  D,  W.  Sacbsb  (3Ieckleobarjr-Srh%veriw- 
scher  geh.  Mcdicinalrath)  giebt  im  zweiten  Theile  sei- 
ner ,,ioedicini8ehen  Beobachtan/ren  ond  Bemerkon^n^ 
(Berlin  in  der  NicoUrscIien  Buchhandl.  1839>  S.  ISS  ■. 
f.  eine  sehr  ^rändliche  Diagnose  der  syphilitischen  und 
Queksilbergeschwure.  Der  Wichtigkeit  der  Sache  we- 
gen /sieben  wir  diese  Dia/^nose  möglichst  kors  \%-ieder. 

Der  Verr.  be/^innt  sie  mit  der  Bemerk an|r,  dass  man 
bei  genauer  BerOcksichti^un^  der  folgenden  Unter- 
scheidungszeichen sich  wohl  überzeugen  werde,  dass 
die  bisher  angenommene  Häufigkeit  der  MercuriaUGe^ 
sehwdre  sehr  schwinde* 

a.  Ein  runder  Rand  omschliesse  das  ^^enerisehe  Ge- 
schwur, das  mercurielle  hingegen  sei  immer  in  die 
Länge  gezogen.  Der  bösartige  Schanker  zeige  sehr 
bald  zackige  Ränder. 

b.  Venerische  Geschwüre  wachsen  im  Vergleiche  na 
mercuriellen  noch  langsam,  während  sie  an  sich  schon 

*)  Die  hier  folgende  Note  ist  aus  Versehen  nicht  in  den  Tex(  ge- 
kommen; sie  gehört  zu  der  Abhandlung  von  Dr.  Schrön,  By^enX. 
^g,  ÖO,  HD  den  Schluss  als  ]it.  f.  —  Diese  Stelle  heisst:  leb  erinnere 
an  eine  Stelle  aus  van  Hrlmont,  der  gewiss  kein  schlechter  Beob- 
achter war:  „Huic  vero*^  (exhaustloni  etenim  virium  irreparabili, 
per  Yener.  fact.)  „propinqua  est  exhaustio  per  venaesccUones  facta. 
Morbus  enim,  etsl  vires  directe  quoque  oppujsnet,  quia  tamen  id  non 
efficit  assatim ,  sed  sensim ,  ideo  vires  potuis  concutit  tt  atterit,  quam 
qood  vere  exhauriat*  Facilior  est  Uaque  virium  restitutio  a  inorbo 
aitritarum,  quiTm  exhaustarum  a  venaesectione.  Mam  qui  a  venae- 
seciione  debililantur  in  morbis,  plerumque  destiluuotur  crlsi,  eisi 
a  morbo  resurgant,  paulatim,  niultisque  anxletaübus  valetudinarii 
Gonvalescunt ,  longa  dierum  serle,  et  non  sine  metu  reddivarunr.  QuI 
vero  morbo  decnrabunt  absque  Teaaesectione^  restituuntur  de  Ikcill, 
et  convalescentes  mox  pristinum  attingunt  statum*'  (de  Febribus  Cap. 
IV.  SS»  In  edlt.:  ColoniaeAgrippinae,  apud  J.Kalcovbn  1644'*  pg.  4])« 


Origtnalabhandlungen.  Ifd 

schnell  wachsen.  Greifen  venerische  Geschwäre^  durch 
äussere  Verhältnisse  veranlasst,  ungewöhnlich  schnell 
um  sich,  so  zeigen  sie  dabei  Wucherungen,  die  bei 
mercnriellen  ganz  mangeln«  Dort  sei  im  Absterben 
noch  Leben  —  hier  gleicti  gänzlicher  Tod» 

c.  Venerische  Geschwüre  geben  nur  einen  klebrigen 
Saft.  Wische  man  ihn  ab,  so  zeige  der  Boden  Fleisch- 
warzen von  hochrother  Farbe,  die  leicht  bintem  Mer- 
curielle  Geschwüre  sondern  eine  dänne,  missfarbige ^ 
zum  Hosten  reizende ,  jauchige  Materie  ab  und  ihrBo«^ 
den  ist  blau-grau,  dem  genässten  Löschpapiere  ähnlich. 

d.  Venerische  Geschwüre  haben  immer  einen  wul- 
stigen Rand  —  mercurielle  gar  keinen.  Ihr  Umfang 
ist  livide. 

e«  Die  venerischen  Geschwüre  scheinen,  wenn  nicht 
die  Jauche  des  mercuriellen  Geschwüres  heftiges  Bren-^ 
nen  verursacht,  schmerzhafter  als  die  mercuriellen  zu 
seyn. 

U  Venerische  Mundgeschwure  sollen  sich  nicht  mehr 
als  zwei  bis  drei  zugleich  vorfinden,  mercurielle  weit 
mehr  (Lagmbau). 

g.  Wo  während  der  Queksilbercur  frühere  veneri- 
sche Geschwüre  wieder  aufbrechen  oder  neue  entste- 
hen, sollen  diese  nach  Mathias  und  ScHMAiiZ  mercurieil 
seyn,  was  Verf*  widerspricht^  da  eine  Behandlung  mit 
Mercur  das  Aufbrechen  alter,  oder  das  Erscheinen  neuer 
venerischer  Geschwüre  keineswegs  ansschliesse. 

h«  Es  soll  unwahr  seyn,  dass  bei  Mercurgebraucb  die 
Wanden  nicht  heilen  könnten  (Schmalz,  Hahnjcmann), 
sondern  bösartige  Geschwüre  bilden  müssten. 

i«  Venerische  Geschwüre  in  den  Eingeweiden  sind 
nur  sehr  selten  beobachtet  worden  (in  der  Lqnge), 
mercurielle  mehr. 

Auch  eine  Diagnose  zwischen  Quecksilber-  und  ve«- 
nerischen  Schmerzen  findet  sich  im  genannten  Buche 
S.  «I. 

HYGIA^MX.  9 


190  ffffrifigfafti  mirfftmy  m, 

llerettischmersen  sollen  meist  in  den  CMemken  ▼«*« 
konaen,  nit  Steifigkeit  verbunden  nnd  miehend  ud 
reissend  seyn,  öfter  wandern  und  bei  fencbtem  Wetter 
exneerbiren«  Veneriscbe  Schflierzen  sollen  da^ji^n  «ebr 
an  eine  Stelle  gebunden  und  bohrend  sejrn.  Wittemag 
soll  sie  nieht  indem,  Bettwirme  sie  venielirea,  die 
Naebt  sie  immer  wiederbringen. 

lt.  ,,Nebmen  wir  an,  wir  baben  ein  ziemlich  robas* 
tes  Subjeet  wegen  einer  mebr  oder  weniger  allgemeincB 
Krastenfleebte  zu  behandeln ,  so  beginnen  wir  mit  Em- 
leitang  einer  vorbereitenden  Behandlung  (Diit,  Blat- 
entziehung,  Bäder,  verdünnende  Mittel,  Abfährmittel); 
sodann  folgen  während  des  ersten  Stadiums  ^^  (in  wel- 
chem Stadio  sind  denn  die  bereits  empfohlenen  ProeOi» 
duren  vorzunehmen?  Seh.)  „verdünnende  Getriniie, 
eine  geregelte  Diftt;  später  bittere  nnd  reini^BPende 
Tränke  und  einige  Dampfbäder ;  sodann  Schwefelblder, 
Schwefelmittel  innerlich  und  äusserlich,  örtlich  adstrin* 
girende,  katheretische  und  selbst  kaustische  Mittel,  end* 
lieh  ein  Vesicans,  wenn  der  Ausschlag  hartnäckig*  Ist 
und  sich  auf  eine  bestimmte  Stelle  der  Haut  beschrfiakt 
hat  (die  Krusten  werden  zuvor  durch  erweichende  Um- 
schläge abgelöst).  Indem  man  diesen  Gang  befolgt, 
heilt  man  allerdings  langsam,  aber  sicher  (sie?) 'und 
Init  der  Aussicht,  vor  einem  Rfickfalle  bewahrt  zu  seyn.-— 
Hier  ist  jener  alte  Spruch ,  der  in  der  Medicih  und  Chi- 
rurgie so  vielfach  anzuwenden  ist,  am  Platze: 

sat  cito  si  sat  bene.  ^^  — 
Also  stehet  im  neuesten  Buche  über  die  Hautkrankhei- 
ten: „Handbuch  der  Krankheiten  der  Haut  etc.  von  Or« 
V.  A.  RiECKE  u»  s.w.  Stuttgart,  Hoffmann  1839.^  Thi^il  I« 

s.  Lxvni- 

Es  gränzt  ans  Wunderbare,  heutzutage  so  etwas  aa^ 
lesen!  In  einem  als  musterhaft  hingestellten,  „streajif 
methodischen'^  Verfahren  werden  gegen  eine  Flechte 
neben  Diät  blos  Blutentziehung,  Bäder,  verdünnende^ 
so  wie  auch  bittere  und  reinigende  Tränke,  Dampf«  unil 


Originaiabhanäiungim.  I^l 

Sehwefelbideff'^SdiwefeliiiUtel  innerlieii  and  äusserlich, 
adstriiij^irende ,  caiislisciie  u.  a.  Mittel ,  endlich  Vesii^a^ 
tore  empfohlen. 

Man  merk«:  diese  Anweisan^  findet  sich  m  C#pUß| 
von  den  ,,  specifischen  Mitteln»  ^^  Damit  der  Leser  aber 
auch  erfahre,  was  in  Hautkrankheiten  specifische  Mit^^jl 
sind,  so  höre  er:  ,,Krätttersäfte,  der  Fieberklee,  der  Kura- 
bel, die  Kresse,  die  Saponaria^  die  Dulcamara,  #^r 
Schwefel,  die  Bäder,  die  Dampfdoucben  („welche  Q9fr 
gefähr  in  denselben  Fällen  benutzt  werden ,  wie  4i^  9Af? 
der^O)  die  alkalischen  und  Schwefelbäder,  die  Scbw^r 
felräucherungen  („wdche  ungefähr  in  densalbon  Fälleiit 
wie  die  Schwefelbäder,  angewendet  werden^O,  4i6 
Qneksilberrättcherungen  und  die  Scfawefelwasser«^^ 

Es  ist  bei  solcher  Kenntniss  der,  in  Hautkrankheiten 
„specifisch  wirkenden ^^,  Mittel  nicht  zu  verwundern, 
wenn  Verf.  „  nicht  behaupten  will ,  dass  diese  immer  vo.r 
sämmtlichen  anderen  Heilmitteln  den  Vorzug  ver^ie^?««^^ 

So  ausgerastet  geht  der  Mann  daran,  ^  Muc|^  ^a 
schreiben  (und  er  hat  es  geschriebe«),  das  ICraiik()ei(f(r 
formen  besonders  therapeutisch  behandeln  soll ,  19  dßHf^ 
die  Behandlung  nach  allgemeinen  Indicationen  anerI^aQ9^ 
sehr  wenig  leistet  — ^  aber  das  Buch  ist  eine  äng^ic^^ 
Compilation,  grösstentheils  mit  wörtlich  ^viedergeger 
benen  Originalstellen ,  das  alle  nur  gemachten,  auob  4M9 
Diagnose  unnöthigerweise  erschwerenden!  Fornp^igtUic« 
tionen,  so  wie  alle,  auch  noch  so  abenteuerlichen,  9et^ 
handlungsweisen  als  sancta  miracula  wiedergiebt^  „ICs 
ist  ein  wahrer  Schatz  für  den  praktischen  Arzt  ^^  9  höre 
ich  schon  den  Recensenten  sagen  —  und  das  sind  ja  die 
gesuchtea  Bächer  I 

13.  James  Hamilton,  Professor  der  Geburtshülfe  zu 
Edinburgh  empfiehlt  S.  15  u»  f.  seiner  „  praktisch€;n 
Bemerkungen  über  verschiedene  geburtshilfliche  fie?« 
genstände  (Ergebnisse  einer  50jährigen  Erfahrung) ^^ 
(Berlin,  Plahn  1838)  bei  Uterusvorfällen  jeden  Gi^dea 
das  Tragen  einer  T-Binde,  mitteist  deren  ein  6''  Jangea 


■mi  3r  teciia^  aift  Bn—hiircn  fceföttertes ,  Kissen  siT 
iSB  HtdbCBHBCMS  Mägtdrmkt  wird*     In   leichtem 
Filtea  iasM  er  Utt»  Kisaea  blos  von  Leinwand   oder 
rsiaMn  Lanier  andKm«  in  schweren  Fällen   aber  lisst 
er  c»  mU  eiasr  BracUaBifeder  aufdruckea.     Nach  des 
(snida  ier  KiacMaAnp  der  Weichlheile  lasst   er  du 
fcujiian    tüdker   mher  däaaer  aadiea.     So    Jano^e   eis 
J^Bunaai  der  Kranklieii  Tsrhanden  ist,  soll  der  Kranke, 
^Mtta  er  aasscr  Balta  ist,,  die  Bsadage  trafen.    Sie 
satt  laieiil  An  uraicen  ^»mu  sehr  vortbeilbaft  wirken  sad 
iaa  l'^uuagii^n  sdiaa  desahalb  Ysrzsziehen  seyn,  da  sie 
ziieta%  wi^  leiatera  thon^  Leakorrliöe  Terarsacht. 

ÜAjttMfcjMM  wiU  darch  die  Bsndsge  keine  Heilon^  be- 
swMkeii>  Tjanitera  er  will  sie  aar  anterstutzen. 

kh   baba   «ka  j:alan  Bath  mittheilen  wollen ,    weil 
IHs^ai'Na  >«Arklkii  sahr  aweideali^  Palliativmittel  sind. 
Li^akiMfiHMa  2i4aii  bai  laajcinraa  Clebraoche  on vermeidlidi. 
¥oc   AM«fi  Jabnta  wani  ich  xa  einer  fast  60jahrij^ 
Kraa  ;SMi«Aea>  w^tich^  aebea  farchtbarem  Schmers  im 
tvrnaa^  und  Jer  U  teras£egead  aa  einem  sehr  reichlichen, 
^«ilMica  ;;*'aiKa%  stiakeaden  Aasflnsse  ans  den  Genita« 
iHra  IUI«    lAk^QK«  ^mpcoaie«  aeben  einem  Aussehen,  das 
cm   tKita  tcidea  de$  raterleibes  anzodeoten  pfle|^, 
)hml   laick   k^NiHm    Aujc^aUick  in  Zweifel,   dass  die 
iM'aaJkc  «ta  carciuoiaatfeer  Terbildnn jf  der  Uteras  leide. 
\M4   um  mii^  aber  den  Grad  der  Verbildang^  aa  an- 
iViiK^<ta^  utticnMicbte  ich  sie  per  vaginam.  Ich  konnte 
laivU  iMCb(  dadva«  was  ich  vor  mir  hatte.    Ich  fählte 
iMa  üiuudi^  dar  \ajtinn  aad  im  Scheidegewölbe  ein» 
lMM:(Vtt  M(|MK\  walcher  der  Schambeinbogen  nicht  seyn 
<^ttvv»     V49t  «MMT  Hüte  qaoü  eine  knollige  Masse 
iKivtM*    ^^1«  i«h  die  Sache  jetzt  erzähle,  weiss  der 
UMVi  H^»hk  >^4^  mA  vor  mir  hatte  —  allein  ich  dachte  an 
Kvai  k>rM«u'ftaiM.    Nach  einigem  Nachdenken  and  vie-> 
ku4  Miu^  iM*d  Ikriragen  erfuhr  ich  von  der  Frau  mit 
Mahci  da«*  «i^  SH^hr  als  SO  Jahre  einen  Matterring  bei 
sich  tra^^^  oh«^  iha  mehr  einmal  heraosgenommen  aa 


OfiginalabhandlungeH^  1S8 

haben«  Jetzt  war  ich  im  Klaren  —  aber  mit  dem  Her« 
aasnehmen  wollte  es  nicht  ^ehen.  Mit  wahrer  Anstren- 
gung and  unter  grossem  Schmerze  der  Frau  brachte 
ich  einen  eisernen  (mit  Bindfaden  umwickelt  gewese- 
nen) ganz  verrosteten  Ring  hervor,  der  offenbar  das 
furchtbare  Leiden  verursacht  hatte.  Oie  alte  Frau  starb 
einige  Wochen  später. 

Da  nun  die  specifische  Medicin  auch  gegen  den  Vor- 
fall der  Gebärmutter  gute  Dienste  leisten  zu  «vollen 
scheint,  wie  mich  ein  Fall  gelehrt,  sie  aber  doch  wäh- 
rend der  Cur  ein,  den  Vorfall  zurückhaltendes  Medium 
bedarf,  da  die  Rückenlage  während  längerer  Zeit,  aus- 
iser  grosser  Unbequemlichkeit  eine  üble  Einwirkung 
auf  das  Gesammtbefinden  der  Kranken  entwickeln  muss, 
so  wäre  jener  Vorschlag  Hamilton's  wohl  zu  berück- 
sichtigen, soferne  er  einen  Nachtheil,  den  Pessarien 
haben,,  umgeht. 

Jener  erwähnte  Fall,  der  für  die  Wirksamkeit  der 
spec.  Methode  auch  in  dieser  Form  spricht,  war  fol- 
gender. 

Eine  junge  Frau  bekam  nach  ihrer  erstell  Nieder- 
kunft  einen  Muttervorfall  und  kurz  darauf  gutartige 
Blattern.  Ihr  Arzt  benutzte  die  Zeit,  während  welcher 
sie  das  Zimmer  hüten,  musste,  und  liess  sie  neben  local 
applicirten  adstringirenden  Mitteln  mehrere  Wochen  auf 
dem  Rücken  liegen.  Allein  der  Vorfall  blieb.  Nach 
einem  Jahre  entstand  eine  neue  Schwangerschaft  und 
die  Niederkunft  gieng  normal  vorüber.  Der  Vorfall 
bildete  sich  wieder.  Etwa  nach  einem  halben  Jahre 
ward  ich  zu  Rat  he  gezogen. 

Der  Vorfall  war  cömplet.  Die  Schamspalte  war  ge- 
öffnet, eine  cylindriscbe,  schmutzigrothe,  Zoll  lange 
Uervorragung  mit  dem  Muttermunde  war  zu  sehen. 
Die  Kranke  klagte  über  ziehende  Schmerzen  im  Un- 
terleibe, über  Beschwerden  beim  Wasserlassen,  über 
Abgeschlagenheit  und  Leukorrhoe* 


181  OriginaMhandhmgen. 

Ich  liess  die  Kranke  ins  Bett  legen,  reponirte  ia 
Lieiten  leicht  den  Vorfall  und  applicirte  ihr  zwei  Tage 
apiler,  bis  wohin  sie  liegen  geblieben  war,  ein  ovales, 
au  iniiuii  elasticom  verfertigtes  Pessariom.  Innerlich 
Itab  ich  ihr  laehrere  Monate  lang  immer  am  dritten  Tage 
riae  Gabe  Nax  voia.  2.  in  Zänker. 
Nack  etwa  Vt  Wochen  fiel  das  Pessarium  ohne  ios- 

aas  der  Vagina.    Der  Uterus   fiel   nicht 
4ie  Fraa  war  schwanger,  wie  sich  spiter 


hatte  die  dorch  die  Schwangfersehaft 
der  Utems  das  Ausfallen  des 
Da  aber  der  Uterus  bis  Jetzt, 
als  eia  Jahr  seit  der  Niederkunft  ver- 
r  vorfiel,  so  habe  ich  Grund, 
l^s^wim  fir  gthcttl  ma  halten. 
1^  T«raMtfiiaa$%  dass  Nax  vobl  die  Heilung  be- 
waciuii «  ijt^  w^iM  neat  aas  der  Lafl  gegriffen ,  da  eine 
(tiüHts^  SHlwaoy:«nscteft  den  Uebelstand  nicht  geho- 
)«n  ^aoxf.  bäte»  gtebl  der  Fall  noch  keine  sichere 
Krsatinaii^  «hileafiUU  aber  wäre  der  ÜABiiLToii'sche 
^^rsdiia^  aar  racinrstilaaag  der  Cur  des  Versuches 

W  Wl<  vaa  dite  Eadsteaz  specifischer  Mittel  zu 
^iirOhtiat4:iea  habif«  siAea  wir  an  Dr.  DOhrsex,  welcher 
Jitiüi  iir  rvjunr$  JCttbeflaagen  II.  II.  in  Schutz  nimmt, 
iaArai  <r  aa»  sofiaer  Erfiihnmg  die  Wirksamkeit  ^e- 
^i$9i<f  Sfili^l  Ar  g^fwissse  Formen  anfuhrt. 

bat  d^rs>e{b<  g^gen  den  Erampfhusten  Erw^ichse- 
^  d^  att$  Krkillaag  entstanden  ist,  die  Ipecacuanba 
lii|iaai  Mbsaai  gefunden,  so  gegen  nervöse  Gastro-^ 
laesaMM  ventriculi  Hagisterium  Bismut  ht 
Ouefat«  wobei  blot  noch  Einreibungen 
d^  Luw»  ^W.  eaaij^.  mit  Tinct.  Opii  zu  machen  und 
Mi^i  e«^  i^asseade  Diit  zu  handhaben  ist  Gegen 
MMK«k  a<iKa$  wird  Hydrarg.  mur.  corros.  mU  vinom 
S.  iVkUict  als  spedfisch  gerühmt,  vorher  aber  eine 


Originaiabhandlungen.  185 

Blotentziehnn/ir  anemprohlen.  —  Nach  solchen  Demon«« 
strationen  wird  die  Arztwelt  ins  Kbre  kommen  und 
die  Freunde  der  specifischen  Heilmethode  haben  sich 
bei  ihrem  Vertheidij:er  za  bedanken!  Es  ist  ja  klar-— 
ge^en  Gastrodynia  werden  blos  7  ,,8pecijQsche^^  Mittel 
angewendet  und  zwar  zu  gleicher  Zeit! 

15.    Dn  Tborkh  bringt  (in  den  prakt.  Beitrfigen  im 
Gebiete  der  Homöopathie  des  Lausitzisch-Schlesischen 
Vereines  hom.  Aerzte  Bd.  IV.  Hft  1«  8.  58)  gegen  die 
Versuche  etc.  von  Herr  und  Magendie,  von  der  ganzen 
neuem,  besseren  Physiologie  durch  die  sprechendsten 
Experimente  vertretene  Ansicht^  dass  die  Medicamente 
zunächst  vom  Blute  aufgenommen  und  zur  Wirksamkeit 
gebracht  würden,  die  Entgegnung,  dass  es  ihm  ?, ge- 
schienen ^%  ,,so  vorgekommen^^  u.  s.  w.,  als  sei  diese 
Ansicht  eine  Einseitigkeit  und  dass  er  ,^der  Meinung 
sei,  dass  alle  von  aussen  auf  den  Körper  einwirken- 
den Potenzen  die  Lebenskraft  direct  und  allein  afjQci- 
ren.^^    Wie  sich  Dr.  Thorbr  das  vorstellen  mag,  ist 
nicht  einzusehen.    Die  Lebenskraft,   selbst  als  etwas 
nicht  Materielles,  muss  doch  ihre  Medien  haben,  ver- 
mittelst deren  sie  auf  den  Körper  wirkt,  und  an  die 
sie  gebunden  ist.    Die  Trager  nun   sind  Nerven  und 
Blut.    Durch  sie  also  muss  auch  jeder  Eindruck  zur 
Lebenskraft  gebracht  werden.    So  weit  l£sst  sich  die 
Sache  a  priori  erschliessen«    Wenn  wir  nun  aber  se- 
hen, dass  wir  die  heftigsten  Gifte,  z.  B.  Blausäure  etc.| 
auf  die  entblösten  Nerven  bringen,  ja  auf  das  blos  ge- 
legte Gehirn  appliciren  können,  ohne  dass  allgemeine 
Vergiftungssymptome  auftreten,  während  sie,  ins  Blut 
gebracht,   schnfell  tödtlich  wirken,   so  bat's  mit  dem 
„ Meinen ^^  ein  Ende,  und  man  weiss  gewiss,  dass  das 
Blut  die  Aufnahme  und  Wirksamkeit  fremder  Potenzen 
vermittle.    Was  also  die  „bessere  Ansicht,  welche  wir 
Homöopathiker  von  der  Lebenskraft  in  Bezug  auf  Infec- 
tion,  von  Krankheits-  oder  Arzneipotenzen  haben^S  i^nbe- 


i 


Originaiabhandliingen.  187 

Centrum  des  Blatlebens,  fehlte,  kam  eine  Wirkang;  des 
Giftes  in  45  Minuten  nicht  zu  iStande,  wie  sie  bei 
wirksamem  Herze  in  4  Minuten  sich  herausstellte.  Durch 
Hin  wegnähme  des  Herzes  war  der  Kreislauf  aufgehe-  M 
ben  und  es  konnte  keine  Vergiftun/sc  eintreten.  Es  muss 
also  das  Blut  das  Principale  zur  Entwicklung  fremder 
in  den  Organismus  gedrungener  Potenzen  seyn. 

Auf  der  andern  Seite  beweist  das  Experiment  von 
den  Nerven  das  Gegentheii,  da  bei  Fröschen  allge- 
meine Vergiftung  nicht  eintritt,  wenn  man  einen  Schen- 
kel so  vom  Leibe  trennt^  dass  derselbe  einzig  und  al- 
lein noch  durch  die  Nerven  mit  dem  Körper  in  Ver- / 
bindung  steht  und  man  nun  diesen  Schenkel  mit,  sonst 
Frösche  tödtendem,  Gifte  behandelt.  Bleiben  aber  die. 
Gefässe  das  allein  verbindende  Medium  zwischen  dem 
Frosche  und  dem  getrennten  Schenkel,  so  stirbt  der 
Frosch  unter  Vergiftungssymptomen,  wenn  man  den 
Schenkel  vergiftet. 


3)  Die  Wurzelrinde  des  Granathanms  in  ihren  po- 
thogenetischen  und  therapeutischen  Beziehungen 
zum  menschlichen  Organismus.  Dargestellt  von 
J.  0.  Müller^  Magister  der  Chirurgie  in  Wien. 

Der  Granatbaum  stand  bei  den  heilkundigen  Vorfah- 
ren, seiner  ausgezeichneten  Heiltugenden  wegen,  in 
hoher  Achtung.  Man  bediente  sich  seiner  verschiede- 
nen Theile  in  den  mannigfachsten  Krank heitsformeii; 
besonders  aber  hob  man  die  Würmer  tilgende  Kraft 
der  Wurzelrinde  hervor. 

So  gross  aber  auch  der  Ruf  ist,  den  sich  die  Wur- 
zelrinde als  Bandwurm  treibendes  Mittel  erwarb,  eben 
80  dürftig  ist  die  Ausbeute,  welche  auf  dem  Wege  li- 
terarischen Forschens,  in  Beziehung  auf  andere  eigen- 
thümliche  Heiltugenden  dieses  Mittels  gewonnen  wer» 
den  kann.  Denn  die  hie  und  da  zerstreuten  Daten  Aber 


1S6  OHginalabhandkingttu 

langt,  ^welche  bisher  noch  nicht  widerlegt  sei^i  ••  U 
69  mit  ihr  sein  BewendeD«    Giebt's  deno  eine 
dere  Widerleiponfi:  als  das  Experiment,  wie  es 
Bi/(lich,  ausser  bei  Hsrb,  z.  B.  bei  Job.  Hüixsm  CHwJf 
hoch  der  Physiologie  des  Menschen,  2.  Aofl.  Bd.  L  t 
S33,  586,  609,  610,  613  o.  a.  0.)  aufgezeichnet  indrtl 
Hat  man  Zweifel  daran,  so  experimentire  man  selbst  wti 
mit  seinem  Resoltate,  wenn  es  ein  anderes  ist,  xichi 
man  zo  Felde,  nicht  mit  „Heinangen,^^  die  aller  Bst 
weise  entbehren.   Sie  halten  den  gläcklichen  Eiotwktr 
Inngsgang  einer  nor  zum  Wohle  unserer  Medieia  ¥||| 
Wege  des  Meinens,  Dafürhaltens  und  des  ganzen  lefel 
speealativen  Apparates  auf  Anschauung  zaräelm^efidw 
ten  Wissenschaft  nicht  auf;  jene  Zeit  des  „MeincaSf 
So vorkommens^^  sei  vorüber ! 

Dass  die  Nerven  zur  Entwicklung  der  Wirkung. fei 
den  Körper  gedrungener  Potenzen   auch  nrrthwrndhf 
sind,  ist  natärlich,  aber  das  erste,   erfolgreiehe  l^b^ 
dringen  geschieht  durchs   Blut.    Welche  Rolle   daliri 
das  Herz  and  namentlich  seine  innere  Fläche  nbemesi- 
men  habe,  wird  das  fortgesetzte  Experiment  lekraib 
Ich  habe  gesehen,  dass  Frösche,  denen  das  Herz 
geschnitten  war,  noch  nach  'A  Stunden  lebten, 
dem  man  ihnen  heftiges  Gift  (Coniin)  in  eine  Wandt 
geträufelt  hatte,   während  andere  unverletzte  Thiert 
binnen  4  Minuten  kein  Zeichen  von  Leben  mehr  T||i', 
sich  gaben,  welchen  man  eine  gleiche  Menge  degasfa 
ben  Giftes  in.  eine   ähnliche  Wunde   gebracht   hattm 
„Experientia  enim  docet,  non  autem  ratio^^  (Svdbhh 
Dies  Experiment,  das  jeder  Arzt  jeden  Tag  selbst  wi 
derholen  kann,  wenn  er  nur  will,  beweist  allein, 
zunächst  das  Blut  und  insbesondere  dessen  Cea 
das  Herz,  die  Wirkung  von  aussen  in  den  Or^ 
mos  gedrungener  Potenzen  vermittle.  —  In  beiden  v< 
schieden  behandelten  Fröschen  waren  das  Gehirn,  4 
Rückenmark,  die  Unterleibs-  und  zum  Theil  die  Bim       ' 
nervengeflechte  unverletzt  *-  wo  aber  das  Hera,  Aw 

■•1 


188  OrigiMdabhandiunget^ 

die  Wirkon^en  der  Ponica  beziehen  sieh  mehr  aaf  M-« 
dere  Theile  dieses  krftftij^en  Baumes  als  auf  die  War« 
selrinde  selbst;  und  ich  habe  sie,  da  sie  mit  meiner 
Arbeit  in  keinem  innigen  Zusammenhange,  stehen ,  aar 
in  sofern  gesammelt  and  hier  wieder  gegeben^  ala  »e 
za  Schlössen  aof  aasgedehntere  Wirknngskreise  des  ia 
Rede  stehenden  Heilmittels  veranlassen  könnten. 

In  Nachfolgendem  führe  ich  vorerst  die  Krankheits- 
formen an,  in  welchen  sich  Panica  wirksam  erwies. 

Ohnmacht  —  Animi  deliquium  —  mit  galligter  Com- 
plication  ( L.  Thurneiser  bei  J.Bauhimus,  Histor.  plan- 
tarum  univers.  Ebroduni  1650.  Tom.  1.  pg.  80  a.  f«  — 
Die  sauren  Fruchte). 

Syncope  (Rufus,  Galenus  bei  Bauhinus,  a,  a*  O.  — 
Dasselbe  Mittel. 

Lipolhymie  —  Animi  defectio ,—  Bauhinus  a.  a«  O.  — 
Der  Syrup  der  sauren  Früchte)* 

Äugenentzündung  (Hippokrates^  bei  J.  H.  Dierbach: 
die  Arzneiroittell.  des  Hippokrates.  Heidelberg  18S4« 
pg.  90.  —  Er  flösste  den  eingedickten  Frachtsaft  ins 
ergriffene  Auge.  —  Galenus;  Composit  pharmacon 
secnnd.  locos  affectos ,  p.  Conr.  Gesner.  Edit.  Tigari 
1570.  Lib.  IV.  cap.  L  pg.  87.  —  Die  tflüthen  —  Balaostia). 

Flecken  im  Auge  (Hornhaut?)  —  Maculae  rubrae  — 
(Bauhinus  a.  a.  0,  —  Der  zur  Uonigdicke  eingekoehte 
Fruchtsaft). 

Triefauge  —  Epiphora  —  (Bauhin.  a.  a.  0.  —  Der 
eingedickte  Frachtsaft 

U Icerationen  des  (äussern?)  Ohres  (ders,  a»  a*  O« 
Dasselbe  Mittel). 

.  Blutflüsse  aus  der  Nase  (Dictionaire  botaniqne  et 
pharmaceutique,  Ronen  1790.  Art.  Grenadier  —  die  Ab-» 
kochung  der  schaligen  Fruchtrinde  (Malicorium). 

Laxität  und  Blutung  des  Zahnfleisches  —  S  tomacace — 
(Bauhin.,  a.  a.  0.  —  Die  Blüthen ;  ~  Hatthiolus  ,  Com-r 
mentar  in  sex  libr.  Dtoscorid*  Venetiis  156&  Lib.  1.  j»g* 


\ 


OriffinakibhandHmffmK  19B 

2S5.    Geoffroy,  Bfat  med.  Lib.  III.  pg.  79A.;  •—  PLianc, 
specielle  med.  chir.  Pharmakol.    Wien  1816»   2.  Aul.)» 
Odontalgie  (Diction.  botan.). 
Wackeln  der  Zähne  (Bauhin*  a.  a.  0.)* 
Mundgeschtcüre  (Dioscorides,  Mat.  med*  Itbri  quinque» 
Edit.  C.  6.  Kühn.    Lipsiae  1829*  Tom.  1.  pg.  US.;  Bau- 
hin, und  Matthiolus  an  den  ang.  Orten;  der  mit  Ho- 
mg  ^^ekochte  »Saft). 

Katarrhalische  Halsbeschwerden  (Plenk  a.  a.  0.). 

Laxilät  der  Schleimhäute  (Ernst  Hörn,  Handbach 
der  Arzneimittellehre). 

Angina  serosa  (Crantz,  Mat.  med.  et  Chirurg.  Vien- 
nae  17(S5.  Edit.  alt  Tom.  II.  pg.  19). 

Verschwärung  der  Tonsillen  (Curtius  bei  Bauhin.  , 
a.  a.  0. 

Heiserkeit  (Bapt.  Condroneh,  bei  Bauhin.  a.  a.  0.  — - 
Die  sauren  Früchte). 

Ekel  und  Erbrechen  (Hippokratss  bei  Dierbach,  a. 
a.  0.  der  Fruchtsaft;  —  Bauhin.,  a.  a.  0.  der  mit  Ma- 
stix /3:emischte  Fruchtsaft). 

Cardialgia  (Hippokrates  bei  Crantz,  a.  a.  0.  — I  Er 
befreite  mit  dem  Fruchtsafte  ein  Weib  von  ihrem  qual- 
vollen Schmerze.  Bauhin.,  a.  a.  0.  —  Die  sauren  Fruchte). 

Durchfall  und  Ruhr  (Dioscorides  a.  a.  0.  —  Pu- 
Nius  bei  Bauhin.,  a.  a.  0.). 

Diarrhöe  und  liysenterie  (Diction.  botan«  Das  Mali- 
corium  in  Abkochun/3^*) 

Seröse  Durchfälle  (Cranz  und  Plenk  a.  d.  a.  O.)« 

Cholera  (Leonh.  Fuchs,  de  curandis  et  sanandis  mor- 
bis  libjd  quinque.  Basileae  1542.  Lib.  III.  cap.  12.  fg. 
295— 4R —  In  einem  Viel^emische  auch  den  Fruchtsaft). 

Mastdarmvorfall  (Matthiolus  und  Bauhin.  a.  d.  a. 
0.  —  Die  weinigte  Bähun;^  des  Malicoriit  —  B.  6.  A. 
Murray,  Apparat,  med.  Gotting^ae  1784.  Voi;  IlL  fg. 
264.  —    Das  Malicoriom  in  Form  eines  Epithems). 

Scheidevorfall  (Murray,  a.  a.  O ). 


140  Orijfinaiabhandinngen. 

GebärmuUerblutflu89  (Dioscorides  a.  a.  O*  and  bei 
Bauhin.  a.  a.  0«  —  Das  Malicorium  in  Re^^enwasaer 
macerirt  oder  mit  rothem  Weiue  gekocht;  —  Muarat, 
a.  a.  0.  —  Dasselbe,  in  Abkoehang;  bftlt  es  aber 
nicht  für  sicher  genug:  —    Diction.  botan.)- 

WeissfluBBy  (HiPPOKRATKs  bei  Dieubach,  a.  a.  O.  *- 
Die  Blätter  in  Verbindan^  mit  Rhos  coriaria  and  Gall- 
äpfeln; Murray,  a.  a.  0.  sah  das  Pniver  der  Körner  mit 
etwas  Weihrauch  gemischt  in  zwei  Fällen  von  Nutzen» 
Auch  Bauhin.  a.  a.  0.  bestätigt  die  von  Hippokratss 
in  diesem  Falle  angegebene  Wirkung). 

Husten  und  Katarrh  (AeTios,  Constantin.  und  Cas- 
ALPiN.  bei  Bauhin*,  a.  a.  0.  —  Das  Pulver  der  BlS-i 
then  und  der  Fruchtsaft). 

Bluthuiten  (Dioscorides  bei  Kühn,  Mattjeiioi^us  und 
Bauhin.  a.  d.  a.  0.  —  Letzterer  giebt  die  Maceration 
dor  Fruchtkörner  mittelst  Regenwasser  an). 

PleuritiB  (Hippokratbs  bei  Dierbach,  a.  a.  0.  —  Eine 
Mischung  des  Fruchtsaftes  mit  Honig  oder  Ziegenmilch, 
auch  ohne  diese  Mischungen;  AeTius  bei  Bauhin.,  a.a.O.). 

Herzklopfen  CBucharius  bei  Bauhin,  a.  a.  0.). 

Fieber  (Dioscorides  bei  Bauhin.  a>  a.  0.)* 

Wechselfieber  (Jos.  Rehmann,  Notice  sur  un  remede 
propre  a  remplacer  la  Quinquina.  Suivie  d'une  analyse 
chimique  de  cette  sobstance.  Par.  F.  Reuss  a  Moscou. 
1809). 

Dreitägige  Fieber  (Tob.  Dorncreil,  Dispensator«  no- 
vum.    1600). 

Gastrische  Fieber  (Vaidy  im  Diction.  des  sciences 
medicales.    Tom.  XIX.  pg.  345. —    Der  li  ruchtsaft). 

Gallenfieber  (Bauhin.,  a.  a.  0.).  a 

Typhus  (Vaidy,  a.  a.  0.  —    Dasselbe  MitteQr 

Hectische  Fieber  (Mead  in  Sammlung  auserl.  Ab- 
bandl  f.  p.  Aerzte.    Bd.  XIII.  pg.  228). 

Vereiterungen  innerer  Organe  —  besonders  der  Le- 
ber (Ahrun  bei  Rhazes,  Contin.  üb.  XY.  cap.  1V^  foK 
314  b.  —    Das  Malicorium)* 


Originaiabhandlungen.  141 

Entzündungen  und  GeschumMe  (  Hippokbatbs  bei 
DiBRBACH,  a.  a«  0*  —  Die  Blätter  äaserlicb  ia  Form 
eines  Kataplasm). 

Vencundungen  C  Matthiolus  ,  a.  a«  0.  —  Die  Blfir 
then  ,v«**  yulnera  glatinans^O»  Baubin.,  a.  a.  0,  — ^ 
Der  saure  Saft  der  Früchte  ,,  vulnerum  dolores  et  in- 

flammationem  adversus^O* 

Geschwüre  (Dioscorides  bei  Kühn,  a.  a.  0.  —  Bau- 
hin» a*  a.  0»  —  Der  aus  den  Körnern  ^epresste  und 
mit  Honig  gekochte  Saft  „  nam  nicera  celerins  ad  ei» 
catrisationem  adducit»^^  Dasselbe  siehe  bei  Matthio«» 
Lus  a.  ä.  0.  —  IzHAK  bei  Rhazes,  contin.  lib.  XIV. 
cap«  II.  fol.  286.  a.  —    Das  Malicorium). 

Plerygium  (Dioscorides,  Plioios  bei  Bauhin«,  a«  a.  0.)« 

Erfrierungen  —  Perniones  —  (Dioscoriobs  bei  Mat- 
THioLUs  und  Bauhin.,  a.  d.  a.  0.  —  Das  weinigle  De- 
coct  des  Malicorii}. 

Arsenikvergiflung  (Chansarel  bei  Schwartze,  phar- 
makologische Tabellen.  Leipzig  1819.  Bd.  1.  pg.  100.  •*-» 
Empfiehlt  dagegen  die  Granatschalen). 

Einer  besondern  Erwähnung  Verdient  die  anthelmin» 
tische  Heiltugend  der  Pnnica. 

Ihr  erster  Gebranch  als  Anthelminticum  lässt  wohl 
jede  geschichtliche  Dato  hinter  sich ,  da,  wie  Bughanan^ 
ein  englischer  Wundarzt  in  Bengalen,  erzahlt,  der 
Laie  des  östlichen  Indiens  seit  undenklichen  Zeiten  sieb 
der  Granatwurzelrinde  wider  den  Bandwurm  bedient. 

Eine  ausgezeichnete  Rolle  spielte  sie  unter  den  Wurm- 
mitteln der  Alten. 

So  empfahl  A.  C.  Celsus  (de  medicin.  Lib.  IV.  cap* 
XVIL  pg.  227)  die  Fasern  der  Granatwurzelrinde  in 
Abkochung  zur  Austreibung  des  Bandwurms;  und  Dios- 
corides ( bei  Matthiolus  und  Kühn  a.  a.  0.  schreibt  ^r^ 
x«<p.  Qvy —  dass  die  Abkochung  der  Frucht- 
schale Bandwürmer,  i^.fiivd'ag  ^Xareiag^  tödte  und  abtreibe. 

Dieselbe  Kraft  rühmt  Aerius  (Tetrabibl.  III.  Sermon  L 
Cap.  40)  vom  Pulver  der  Wurzelrinde  in  Latwergefora, 


14S  OrigkuUabhandkmgen. 

wozu  er  aofh  Pfeffer  und  andere  arsseiltehc  Iqje»- 
dienasen  setst.  Bläthe  oad  Schale  dienen  ilini  wider  ätpri- 
wärmer  (daselbst,  Cap.  S9)*  Caelius  AunauAiiua  (Narik. 
ebronic.  Lib.  IV.  Cap.  8)  bediente  sich  der  ^Jbfeoehoog 
des  Malicorii  im  Clysma  wider  Spulwürmer« 

Alexander  TKhLLixsvHi'EmgxoXri  mqi  iX/uv&ofrj  in  FAbricfi 
Bibiiotheca  graeca,  Vol.  XII.  pg.  602),  g^edeakt  der 
Bläthe  als  BandwiMrmnüttel. 

AviccMNA  (Canon.  Lib.  II.  Tract.  II.  Cap.  319)  be« 
diente  sich  der  Abkochung  oder  des  weiiiigten  Extraetcs 
der  Wurzelrinde  wider  Würmer,  besonders  wider  Afr* 
eariden,  und  versichert,  dass  dieses  Biittel  80|>^ar  die 
Disposition  vernichte. 

So  tödtete  auch  Joannes  Serapion  (de  simpiie.  mecticin. 
Cap.  129)  mittelst  Wurzelrinden- Abkochung  Aaeariden. 

Die  Aerzte  des  Mittelalters  thaten  wenijp  hinzu ,  die 
Schranken  des  in  alter  Zeit  mit  Recht  so  ausg^ebrei« 
teten  Ruhmes  dieser  Heiltugeud  zn  erweitern;  bei  Max« 
THioLUs^  Joh.  Bauhinus,  Menardus,  Forbstus,  Tabjernas« 
MONTANUS,  Joach.  Camerarius,  Robert.  Co^zstamtinus,  Caa- 
THEUSER,  LiNNÖE  nnd  F.  HoFFMANN,  finden  wir  die  robm- 
lichen   Zeugnisse   der    heilkundigen   Ahnen   über    die 
Wirksamkeit  dieses  ;Heilstoffes  in  jeglicher  Form  det 
proteusgestalteten  Helminthiasis,  bestätigt. 
^  Aber  erst  mit  Buchanan  erweitert  sich  der  Kreis  der 
pbarmakodynamischen  Kenntniss  der  Granat  wurzelrinde ; 
er  nnd  B.  Breton,   ein  englischer  Bataillons  -  Arzt  in 
Ostindien,  welcher  glänzende  Heilerfolge  mittelst  des- 
selben Blittels  in  8  Bandwurmfällen  erlangte  (Medieo« 
ebirurgical  Transactions.    Vol.  XI.  Part.  t.  pg.  80  und 
Hsckbr's  Uebertragong  in  Hufeland's  Journal.   Bd.  £4. 
Stack  1.  pg.  98 — 97.,  dann  in  Sammlung  aaserlesener 
Abhandlung,  f.  p.  Aerzte  Bd.  VI.  pg.  1.  und  ebend.  Bd.  L 
pg.  84),  spornen  die  Aerzte  zur  Nachahmung  auf. 

So  konnte  B.  A.  Gomez  Cin  seiner  von  F.  V.  Mcrat  be- 
kannt gemachten  Monographie:  Memoria  sobre  a  virtode 
taenifuga  da  romeira  etc.  Lisboa  18SS,  im  Journal  com-» 


üriginalabhandhmgen.  I4t 

plem.  dir  Diet  des  sdences  med.  Toite.  XVf *  p^.  S4--33)) 
in  14,  BouROEoisE  CBiblioth*  med.,  Dee.  1834)  in  34,  und 
Delandes  (noavelle  Biblioth.  med.  et  Ballet,  de  PAtheneev 
Sept.,  und  in  Fröribp's  Notizen  Bd.  XII.  Nr.  5.  p^i^.  74^78) 
in  mehreren  Fällen  die  siegreiche  Kraft  des  besprocbe- 
nen  Mittels  nur  bestätigt  finden. 

An  diese  Erfahrungen  schliessen  sich  die  eines  Ph,  K^ 
Hartmann^  Güntner  u.  ä.  Qm.  8.  Ä.  H.  Krajcbk,  Dia» 
sertatio  de  Punica  Granato.  Vindob.  1831  und  And.  Hal« 
LAT,  Qissertatio  de  Taenia.  Vindob.  1881)^  die  Echtheit 
der  vorliegenden  Zeugnisse,  über  die  ansgezeichflett 
Heilkraft  der  Granatwarzelrinde  erhärtend,  an. 

1.  Pharmakognosie.  Die  Granatwarzelrinde  wird  bei 
uns  von  Ostindien ,  Frankreich  oder  Italien  bezogen,  and 
kömmt  in  Stacken  vor,  die  einigerroaassen  irregulären ^ 
platten  oder  eingerollten  Spännen  von  verschiedener 
Grösse  gleichen.  Von  ihren  zwei  fest  an  einander  baf«- 
tenden  Lamellen,  deren  innere  sich  eigentlich  als  Seg-^ 
mente  der  unterliegenden  Wurzel  darstellt,  eine  holzig 
faserige  Textur  und  eine  blassgelbe  Farbe  nachweist, 
ist  nur  die  äussere  wirksam  und  daher  eam  Gebrauche 
geeignet.  Letztere,  die  eigentliche  Rinde,  haftet  an  der 
ersteren  wie  ein  gelbbrauner,  starrer,  fragile,  teicht- 
zerreiblicher  Ueberzng,  der  selbst  wieder  mit  einem 
feinen ,  blassbraunen ,  hie  und  da  in  Grün  schillernde 
Häutchen  bedeckt  und  geruchlos  ist,  gekaut  etwas  bit- 
ter-styptisch  schmeckt,  den  Speichel  gelb  färbt  «od  im 
Munde  ein  Gefühl  leichter  Adstriction  hinterlässt. 

Sind  die  anhaftenden  Wurzeltheile  entfernt,  so  lässt 
sich  die  Rinde  durch  Reiben  leicht  in  feines  Pulver  ver- 
wandeln, das  von  gelber  Farbe,  mit  Speichel  angemacht, 
stark  tingirt« 

Gewinnsucht  hat  bisher  nicht  ermangelt,  diesem  Arz- 
neistoffe  andere,  ihm  dem  Aeussern  nach  verwandte, 
Drognen  unterzuschieben,  wie  diess  nach  Krajcbk's 
Zeugniss  Qh.  h.  0.  pg.  10)  mit  dem  Cortex  Salicis ,  Qner- 
eos  und  Pruni,  und  nach  Dslandss  (a.  a«  0«  pg.  77),  mit 


144  Ori§imaimbhanähm^€m. 

der  Warzelrinde  von  Boxas  sempervireos ,  der  Fall  iity 
und  aach  der  Verf.  dieses  Aufsatzes  mit  Cortex  Hippo« 
castani,  ao  entdecken  Gelegenheit  hatte, 

OaLANDEs,  am  solch  folgenreicher  T4aschiing^  2U  eat» 
gehen,  veranlasste  den  Pariser  Pharmaeenten  Costil, 
durch  Versuche  die  cbaracterisirenden  Eigentbfinilieii- 
keiten  der  Granat-  und  Buxbaumwuraelrinde  daran- 
tbnn;  und  die  Resultate  dieser  Untersuchun^f,  wonach 
man  zpg^leich  auch  Verfälschungen  anderer  Art  aasso« 
mitteln  vermsg,  sind  folgende:  Die  Buxusrinde  hat  Mos 
der  Farbe  nach  einige  Aehnlichkeit  9rit  der  Granat  war- 
aelrinde,  kann  aber  durch  ihren  bittern  Geschmack  leicht 
von  ihr  unterschieden  werden.  Die  Abkochung  dieser^ 
besonders  wenn  sie  gesättigt  ist,  hat  eine  dunkelbraune 
Farbe,  styptischen  Geschmack,  und  färbt  das  Lackmua- 
papier  röthlich.  Gallertauflösung  bringt  darin  einen  gel- 
ben,  die  Solution  des  schwefelsauren  Eisens,  einen 
schwarzen  Niederschlag  hervor;  Alaunanflösung  bildet 
ein  eigenes  Präcipität.  Buxbaumdecoct  ^  in  demselben 
Verhältniss  bereitet,  ist  nicht  sehr  dunkel,  es  ist  gelb^ 
sehr  bitter,  wirkt  nicht  auf  das  Lackmuspapier  und  keine 
dieser  Solutionen  bringt  ein  Präcipitat  hervor  CFrorrv^ 
Notizen  a.  a.  0.  S.  TT). 

Nach  Krajc£k's  Versuchen  (&.  a.  0.  pg.  9)  bietet  daa 
Granatwurzcldecoct  folgende  Eigenthämlichkeiten  dar; 
Ans  zwei  Unzen  Wurzelrinde  und  zwei  Pfund  Wiisser, 
auf  einen  Rückstand  von  einem  Pfunde  eihgekocht,  be-* 
reitet,  bildet  es  eine  dichte  Flüssigkeit  von  gelbbrauner 
Farbe,   die  umgeschüttelt,   einen  schönen,  gelblicheo 
Schaum  auf  wirft,  an  den  Gefässwandungen  haften  blei-r 
bend.    In  Ruhe  schlägt  es  gelben  Satz  nieder  und  färbt 
Papier  oder  Leinwand  bleibend  gelb.    Ohne  Geruch,  ha( 
es  einen  eigenthümlichen ,  säuerlich-zusammenziehenden 
Geschmack  und  theilt  dem  Speichel  seine  gelbe  Farbe 
mit    Eingeträufelte   Gallertauflösung   wandelt   dessen 
braune  Farbe  in  schönes  Gelb,  zugleich  dunkelgelbe 
Flocken  erzeugend,  die  zu  Boden  sinken  und  —  wurde 


Originalabhandlungen*  t4ä 

dieser  Aiiflösung  eine  hinrjeicheodeMeogeJbioi^iij^tlian  — - 
sich  za  einer  dichten,  häuti^g^en  Masse  gestalten.  Sehwe^ 
felsaares  Eisen  ändert  die  Farbe  su  bräunlichem 
Schwarz,  mit  nachfolgend  blaoschwarzem  Niederschlage 
und  Tintengeruche.  Durch  Beimischung  oxydirten  salz** 
sauren  Eisens  wandelt  sich  die  Farbe  des  Decoctes  in 
Blauschwarz  mit  ähnlichem  Niederschlage  um.  Alaunauf-» 
lösung  theilt  ihm  eine  schöne,  gelbe,  der  Auflösung 
des  Gummi  Gutt's  ähnliche  Farbe  mit,  und  schlägt  ein 
gleichfarbiges  Sediment  nieder. 

Die  frische  Wurzel  soll  sich  nach  Gombz  am  kräf- 
tigsten erweisen;  von  der  getrockneten  ist  die  ostin- 
dische jeder  andern  vorzuziehen;  die  Wurzcirinde  des 
cultivirten  Baumes  hat  nach  Cherbau's  Zeugniss  (Journ. 
de  chim.  med.  1830.  pg.  84)  einen  ungleich  geringern 
Gehalt  an  Gallussäure  und  desshalb  kaum  einige  Wirk- 
samkeit. 

S.  Chemische  Analyse.  —  Aus  den  angeführten  Ver- 
hältnissen geht  wohl  klar  hervor,  dass  die  Verschie- 
denheit der  Granat  wurzelrinde  auch  überaus  verschie- 
dene chemische  Resultate  liefern  müsse,  und  dass 
Vaterland,  Standort,  Cultur  und  Alter  des  Baumes, 
auf  die  constituirenden  Bestandtheile  der  Wurzelrinde 
eine  bedeutend  abändernde  Influenz  ausüben;  ja,  dass 
durch  Defraudationen  entstandene. Täuschung  ein  ganz 
anderes  Miscbungsverhältniss  zu  Tage  fördert,  als  man 
gemeinhin  aufgezeichnet  findet.  —  So  auch  konnte  es 
nur  geschehen,  dass,  während  fast  alle  chemischen 
Analysen  ein  vorwiegend  gallussaures  Substrat  in  der 
Granatwurzelrinde  nachweisen,  WACK£NB0Daa  (de  an- 
thelminticis  regni  vegetabilis.  Gottingae  1886«  pg.  40), 
kaum  eine  Spur  desselben  in  ihr  vorfand.  —  JIIitouart 
(Journal  de  Pharmacie,  Juillet  1824  —  Gsioer,  Magazin 
Bd.  VIL  pg.  S78  —  Kbajcbk,  a.  a.  0.  pg.  7)  stellt  die 
Granatwurzelrinde  als  ein,  aus  Gerbestoff,  einer  Art 
Wachssubstanz,  einer.,  der  Manna  ähnliehen  Zucker- 

HYORA,  nd.  X.  10 


146  Oti^natabhandlungen» 

suimtans  «nd  emer  gtOBseü  Quantität  GManm&vate^  be^ 
stehemies  Ganzes  dar. 

Nach  ScHERKE  (aber  Gerbesäure.  Pra^  1804>  iüt  der 
Gehalt  an  Gallnssänre  and  Gerbestoff  über  die  aodtm 
Beslandtheile  bedeutend  vorwiejfead. 

BoNASTRB  (de  Candolle,  Versuch  über  die  Aranei- 
krlifte  der  Pflanzen  u.  s.  vr.  pg*  175)  versichert  9  au 
der  Granat  wurzelrinde  Cajeputöl  erhalten  sU  haben, 
was  Kbajcek  (a.  a.  0.  pf.  8)  um  so  wahrscheittlichei 
dünkt 9  als  die  Familie,  wozu  der  Granatbauv  f^ebrntj^ 
sowohl  in  der  Rinde  des  Stammes  als  der  Worzeh 
durchweg^  ätherisches  Oel  enthält 

3.  Zur  Pharmakodynamik.  —  Aus  den  Prüfung^sresnl- 
taten  an  Gesunden  sowohl,  als  auch  aus  den  Erfabran- 
gen  an  Kranken  geht  die  Ueberzeugung  hervor,  dass 
der  eigentliche  Wirkungsherd  der  Granatwurzelrinde  das 
splanchnische  Nervensystem,  das  Ganglion  solare  vor- 
züglich, und  überhaupt  der  Digestionsapparat  sei,  — 
Von  diesem  Brennpunkte  aus  strahlen  die  WivKnn^efi 
in  immer  weiteren  Kreisen,  nach  Rückenmark'  andfife^ 
birn,  sich  als  Schwindel,  Betäubung,.  Schwere^  and 
Eingenommenheit  des  Kopfes,  allgemeines  Kraakheita^ 
gefühl,  grosse  Schwäche,  Abgeschlagenheit  der  Ofie^^ 
der,  fast  löhmungsartige  Ermattang  der  ExtreoMtätea 
and  allgemeine,  febrile  Angegriffenheit  bekundend^  die 
als  deoteropathische  Symptome  fast  immer  mit  Zeichen 
gestörter  Abdeminal-Punction:  Bauchweh  aind  Schwte« 
del,  Magenübelkeit  und  Schwindel,  Erbrechen  und 
Schwindel,  Schwindel  beim  Durchfalle,  nach  Staklgaiii; 
Schwindel,  n.  s.  w*  eoexistiren,  oder  diese  als  Proi- 
dromen  voraussetzen. 

Der  Zeichen  des  unmittelbar  ergriffenen  Ganglieney-« 
stems  finden  sich  in  dem  Prüfnngsergebniss  genag,^  oni 
die  Eviden»^  dieser  Ansicht  herausteJJen. 

Verfolgen  wir  die  Riehtangen  der  Kraftentwieklaogi 
der  Granatwnrzelrinde  weiter,  so  finden  wir,  dass  sie^ 
das   Gefässystem   in    seiner  Geaaamtbeit   betbätiget^ 


aufregt,  ja  sn  wahraehmbsi'  ft^tilen  Aen&^^etikwgen 
bedtiffltnt:  Afidrati^  cted  BlotM  za  den  übereil  Theiten: 
Herzklopfen,  Brastoppresdion,  lasteitdei^  Pecloraldrück, 
Gesichtstor/^or,  Hitze  im  Gedichte^  /||:länfleDde,  gM^ 
tbete  Aagen;  dann  dicf  jaietrr  alf^efnefnen  ZeieH^f  g^ 
sieigertes  Wäriiie;^ef#M,  erhöhte  Temperalaf  der  Haot) 
Hitze,  besehteftni^ter,  barter  Pold; 

Dieser  IrritaticmdaofiFtailtf  spie^eH  dieU  imnäelHtt  Md 
vorzu^t^s weise  in  den  Schleimmembranen  ab:  Schnupfen, 
Katarrh,  viel  Scbleimraksen,  schleimige  Durcbfällei 
Schleimsickern  aus  der  Harnröhre  bei  Urethrodynie  n.  s*  w* 

In  den  fibrösen  Gebilden  prägt  sich  derselbe  Rei- 
zungszustand in  Gestalt  rheumatischer  Affectionen  und 
in  mannigfachen  Schmerzgefühlen  aus,  und  vermag  sich« 
da  wie  dort,  bei  einigermaassen  vorwaltender  Diatheae 
zur  eigentlichen  Inflammation  zn  steigern. 

Die  feindlichen  Eingriffe  in.  die  Reproduction  etc.  ge- 
ben Sich  in  der  e^genthümlicben  Kaebdxi^  kund,  welMie 
&äs  Mittet  a^a  ensengen  retmag. 

Die  anthelmintische  Kraft  kann  nur  aus  IrrtiMiiii  ato 
tmmitleibar  Wärmer  tödtende  bezeichnet  werden.  Denn, 
andern  und  eigenen  Erfahrungen  zufolge,  gehen  diese 
Würmer,  mit  wenigen  Ausnahmen,  immer  lebend  aby 
und  ileren  Ausstossung  scheint  demnach  mehr  durch 
eine  wurmwidrige ^  ich  möchte  sagen,  „betäubendem^ 
Eigenschaft  des  Mittels  und  durch  die  drastischen  Ent- 
leerungen, welche  es  bewirkt,  bedingt  zu'  seyn* 

Wir  haben  erfahren,  dads  es,  um  Helminthiasis  ra- 
dical  zu  heilen,  keineswegs  der  Sturm  erregenden,  oft 
sogar  fruchtlosen  und  schftdlicheil  Anstrengungen,  dSe 
Inquilinen  auszutreiben^  bedärfe,  rfa  diese  letzteren  jtf' 
nur  Product,  nicht  die  Krankheit  selbst  sind;  sOAderaf, 
dass  durch  fortgesetzten  Gebi^auch  dieses  Heilnittefs, 
in  angemessener,  nieht  sd  auflegender  Gate,  das  Can- 
sale  dieser  Krankbett,  somit  auch  die  krankhafte  Pro- 
dnetenMIdung  —  die  Wörmer  —  vollkommen  gehoben 
werde.  —    Das  vorwaltende  Princip  —  GaUaaniam  — 

10. 


148  Ohffinaiaöhandiungen. 

dclicint  jedeofalls  vorherrschend  wirksam  zu  seyo.  — 
Uiurch  deu  Gebalt  an  Tannin  mit  Chinarinde  chemisch 
verwandt,  erklären  sich  auch  die  heilverwandten  Be- 
ziehungen dieser  beiden  Arzneistoffe*  Ebenso  Hesse 
Chansarkl's  Entdeckung  Cs.  a.  a.  OO9  dass  Panica  sich 
gegen  Arsenik  Vergiftung  heilsam  erweist,  aof  heil- 
kräftige Affinität  schliessen,  gienge  dies  ntchl  schoo 
aus  den  pathogenetischen  Versuchen  einieuchtend  hervor. 

4.  Pharmakofechnik.  —  Die  von  den  anhaftenden 
Holsthellen  sorgfältig  getrennte,  und  im  Glasmörser 
SU  feinem  Pulver  zerriebene  Granatwurzelrinde  wird 
mit  xwei  Theilen  40gradigen  Weingeistes  im  wohlver- 
schlossenen Gefässe  täglich  zweimal  stark  nmgeschfit- 
tell,  an  einem  kühlen ,  trockenen  Orte  durch  8  Tage 
digerfrl,  das  Klare  von  dem  Satze  abgegossen  and  zun 
ütirmuehe  aufbewahrt 

Jeito  Versuchsperson  nahm  von  der  so  gewonnenen 
Tiacmr»  täglich  früh  nüchtern,  auf  einen  Esslöffel  voll 
w^mIm«  Wassers  9  10  Tropfen. 

INe  von  fremden  Beobachtern  angeführten  Zeichen 
MlHlanden  auf  grosse  Gaben  (2  Unzen  Wurzelrinde, 
t  I^^ukI  Wasser  auf  1  Pfund  Rückstand  eingekocht, 
«ite^Kti  awei  fisslöffel  voll  bis  zu  einer  Obertasse 
\^  j[Ciwai«irn),  Behufs  der  Abtreibung  der  Band  wärmer. 

\\^  4k«  bc^i  uns  der  Fall  war,  wurde  es  bestimmt 
lN»^v>lNi^'^i«  -'*  i^te  in  Klammern  eingeschlossenen  Zei- 
^ilKH^  J^<«Gikir  Ikobachter  sind  Erscheinungen  der  Band- 
%^H»^^^Mitk^^«  dio  nach  Anwendung  der  Granatwur- 
Vi4iSi»ik  ^^'^iM^  wd  daher  als  Heilwirkungen  zu  be-    I 

^^^«Äi^^^jN^^*!*^  waren: 

^     i|^  ^tümjfjltoiitj  Hr.  R.  W£iNBfiRGER,  ciu  28jäh- 
^MiMN^v  llM<liiK^f  Mann,  cholerischen  Tempe- 
^   iijiiitm^Trf  Körperbaues,  ohne  irgend  eine 


Originalabhandlungen.  149 

B,  Ein  82jähriger  Stadirender,  gesond,  sanguinischen 
Temperaments,  gracilen  Körperbaues,  ohne  irgend  eine 
ausgesprochene  Krankheitsdiathese. 

C.  Ein  19jähriges  blondes  M&dchen^  das  in  der  Kind- 
heit an  Scropheln  litt,  immer  wohl  menstruirt  war,  Im 
verflossenen  Jahre  durch  Verf.  mittelst  Punica  von  zwei 
Bandwürmern  befreit  wurde,  seither  sich  aber  einer 
blähenden  Gesundheit  erfreut,  und  keine ^ Spur  irgend 
einer  Krankheitsanlage  an  sich  hat. 

Die  mit  keiner  Chifl're  bezeichneten  Symptome  röhren 
vom  Verf.  selbst  her,  der,  31  Jahre  alt,  sanguinischen 
Temperamentes,  schlanken  Wuchses,  ausser  Hämorr- 
boidalbesch werden:  viel  Blähungserzeugung,  unregel- 
mässigen Stuhlgängen,  bei  sehr  wechselnder  Gemöths- 

beschaffenheit ,  in  seiner  Gesundheit  nicht  beeinträch*- 

» 

tigt  ist. 

( Schlufls  folgt. )  t 


II. 

I^ritificheß  Repertorium  der  Jpurnalistiji;  im<) 

Liiteralur. 

i}  Andern,  hom^  Zteitung  Bd.  XIV.  *^ 

Verguck  einer  Diagnose  der  Batitkrankhetien  tmd 
ihrer  ^pecifischen  Behandlung^  in  kurzen  Umrissen,  wm 
Dr,.  ScHRÖN  ♦♦J.  —  Von  der  alten  Schale  ist  viel  snr 
Bestimman^  der  einzelnen  Formen  der  Hautkrankheiten 
getlian,  weniger  fiir  die  Auffindan/s:  speeifischer  Mittel 
za  ihrer  Heilung.  Die  neuere  Schule  bat  auf  der  ande- 
ren Seite  mehr  für  den  letzteren  Punkt  thun  können 
und  gethan,  allein  es  liegt  noch  eine  Menge  pharmako- 
dynamisches  Material  unbenutzt  im  Winkel,  wohl  zum 
Theile  nur  desshalb,  weil  von  Seite  der  neueren  Schule 
weniger  Sorgfalt  auf  eine,  auf  Kenntniss  der  Formen 
basirte,  treffende  Beschreibung  und  unterscheidende  ond 
bestimmte  Diagnose  der  Einzelformen  gewendet  worden. 
Es  sind  von  ihr  mehr  Hautkrankheiten  glücklich  ge- 
heilt,  als  grundlich  beschrieben  worden.  Desshalb 
diese   Arbeit,   welche   in   Kurzem    bei   den  einzelnen 


*)  Ich  habevScHRÖN  ersucht,  die  hier  folgende,  in  der  Zeiiang  ent- 
haltene Auseinandersetzung  der  Hautkrankheiten  zu  revidiren  and 
lasse  sie,  zur  Uebersicht,  hier  allein  abdrucken»  —     6r. 

**)  Nicht  weil  Ref.  gli|ubt,  es  gehe  der  Hygea  etwas  verloren, 
wenn  er  keinen  Auszug  aus  dieser  Arbeit  für  sie  g&be,  sondern  das 
besondere  Verlangen  der  Redaction  der  Hygea  bestimmt  ihn,  diese 
Arbeit  mit  einigen  Zusätzen,  bezüglich  dort  übergangener  Formen 
und  ncuerlebter  FäUe  hier  kurz  zu  referiren.  «-       S. 


,  KrU.  Reperlprium,  ififi 

Formen  die  patho^ nomopischen  Moiiieirfe  a^o^^ouiieiites- 
seo  lind  so  zwar  eine  kurze,  aber  mö^^M^hst  bestimmt^ 
Dia/B^nose  ^eben  soll.  Der  Haupteinth^iJl.M4;i^^r«ad  der 
Formen  ist  von  der  An-  oder  Abwesenheit  febriler  IGr^ 
scheinaagen  i^enommen,  und  die  F<orj«ien  nach  ihrer 
Verwandtschaft,  wie  sie  des  Verf.  Ansieht  als  zusam- 
mengehörig betrachtet,  Jn  natürliclien  Gruppen  zusam-* 
pien^g^estelit.  Benutzt  sind  vor  Anderen  .Uesonders  die 
Arbeiten  von  Bibtt,  Willan,  Schönlbin  und  Neumann, 

1.  Klasse.  Exanthemata.  Fremde  Zei^un^  in  oder 
auf  d^r  flaut  mit  febrilen  Erscheinungen. 

A«  Ersfß  Gruppe.  Es  tocrden  unter  febrU^n  JEr-^ 
9f:heinungen  verschiedenen  Grades  gefärhtfi^  4fJber  heme 
bestimmte^  regelmässige  Form  behauptiende ,  ^^Flecken^ 
sichtbar. 

tirste  Reihe.  Die  Flecken  sind  über  die  Haut  erhaben. 
1)  färysipelas.  Vom  Hosenrothen  ins  Dunkelrotbe  spie- 
lende, uaregelmässige  Formen  bildende  Flecken,  die 
sjyab  über  die  andere  Haut  ödematös  erheben,  sich  heiss 
an^hlen,  dem  JSLranken  spannend  *  brennende  Schmer- 
zen verursachen,  beim  Fingerdruck  weiss  werden  und 
zumeist  auf  Gesicht  und  Gliedmassen  erscheinen^  Fie- 
bejr  meist  remiitireiul. 

f.  Bullosum.  Auf  den  entzündeten  Hautstellen,  b^s. 
des  Gjesichts ,  ientstehen ,  mit  gelbem  Serum  gefüllte 
bnllae«  «vejl^be  platzf^n  und  gelbe  Krusten  bilden.  6e- 
sichtsrosß.  \y.andernd:  erraticum^  Als  schmaler  Streif 
von  der  Jttjitte  des  Böckgrats  bis  zur  linea  aiha  etc.: 
Zpnß.  B^ladonaa,  Aconit,  JKhus,  bes*  gegen  1^.  laeve 
und  fugax..  Graphit.  Clematis  ere^a  bei  Geschwör- 
bjldimg  de/  bullae ;  A/s.  and  Carb.  veget.^  wo  »das  E. 
laeve  bei  Anasarka  in  Brand  übergehen  will.    (Segen 

^iip.na  hißs.  J>l4erc4io 

(^.  Jg.  phlegmonodes  (Psend^rysipelas)  a)  Ext/emi- 
tiUMftti  H,  0ygea  V.  pg.  1X)3  n.  f.  /?)  Mammae»  Bai 
Glanz  4er  Sitelle  und  Klopfen  BelUd.,  im  Wecba^l  siit 
Bleiipqf^    nim^i  Eiterung  Silicea,  Phosphor. 


lA«  Krii. 

9)  MwrMti  c  Attsschla^sform  des  Katarrhs), 
rucb«^  sich  «püter  verschmelzende,  Flecke,   mit 
dueui  Hautknötchen,  verbreiten  sich  am  3. — L  1 
Katarrhficbers    über   den   ganzen    Körper.     6e 
ISchicimhäule  in  Mund,  Nase  und  den  thränendi 
^eu.     \ach  S6  Standen  wird  die  Morbille  eine 
ch^  Krhabenheit,  die  sich  kleienartiis:  abschuppt, 
ni^  Bv'handlun^.  Aconit.  Lichtscheue  Belladonna, 
t'alo.    diulph.,   Bruststechchmerz  Bryonia,    Ohrcj 
jCt'tichwulMt  Arnica.    Nach  ihrem  Rücktritt  Arsen 
lad.«  Miilph.,  Taust.,  Ilelleb.,  Phosph.,  —  wenig:  Ho 

S)  Scarfaiina  miliarü.  Durch  zusammenla 
Punkte  himbeerruthe  Flecken  mit  weissen  Kä 
betitreul.  Ausbruch  am  2.  —  5.  Ta^s:  des  erysipeJ 
FirbcrM.  llefti«:os  Halsweh.  Ge^en  den  7.  —  f 
ach  windet  der  Ausschlag  und  es  beginnt  Desquaj 
Nie  dauert  bis  zum  20.  Tag,  Fieber  bis  zum  11. 
ladunna  wirkt  gegon  die  meisten  Zufalle,  bes.  d 
jtina  Mcarl.  Noiist  gegen  diese:  Baryta  carb.,  und 
dio  UrdMen  des  Mundes  in  Mitleidenschaft  gezoge 
Mereur.  Bei  drohenden  Sphacelus  vielleicht  Car 
get.,  Arsen.,  Ammon.  carb.  Bei  Erbrechen  bes.  B 
auch  Ar^en.^  bei  Tenesmus  und  Strangurie  Coniui 
gen  Luftröhren-  und  Lungenkrämpfe  Ipecacuanhi 
Kingenommenheit  des  Kopfes  Opium,  bei  Schre« 
tigkeit  Hellad.  Bei  drohendem  Röcktritt  und  Af 
der  llirndeeken  abermals  Bellad. ,  (bei  trockener 
kalte  llebergiessungen,  Calomel,  reizende  Klystin 
•icAtore  und  8enfteige.  Gegen  Ohrdrüsengescl 
Bellad  ,  Fhosph.,  Carb.  veget.  und  Silicea.  Die  Ol 
aengeschwulst  während  der  Desquamation  hob  Mi 
Senium. 

Vor  den  Hydropsieen  im  Stadio  der  Desquai 
behdiet  gewöhnlich  die  frühere  Behandlung  mit  I 
IMtf  Kinder  acheinen  bei  ihrer  Anwendung  ohne  C 
Mch  mit  der  alten  Haut  an  die  Luft  gebracht  w 
M  dürfen.    DUtfehler  scheinen  sehr  gefährlich  ij 


Krü,  Bepertoiium*  158 

zag  auf  die  Bildung  von  Hydropsieen.  Gegen  ausge» 
brochene  Kopfwassersucht  Beilad.,  Arnica,  Helleb«, 
Acid.  pliosphor.  Gegen  Ergiessungen  in  die  Brust- 
höhle Arsen.,  Arnica,  Digit.,  Helleb.^  Senega.  Bei  As- 
cites acutus  Digit.,  Helleb.,  sonst  Arsen.;  wo  Leber- 
sehmer^  vorbinden  ist  China.  Antagonistischer  Reiz 
auf  den  Darm,  bes«  auf  die  äussere  Haut,  dient  in 
sämmtiiehen  Hydropsieen,  besonders  der  des  Kopfes. 
Folgen  Krankheiten  der  Sehleimhaut  des  Ohres,  an 
denen  wohl  die  Knochen  participiren :  Puls.,  ^ Acid.  nitri 
Lycop.,  Silicea. 

4)  Rubeolae.  Linsengrosse,  kreisrunde,  nicht  erha- 
bene Flecke ,  die  anfangs  rosen- ,  später  tiefroth  sind , 
entstehen  nach  katarrhalischen  Fieber  -  Erscheinungen 
mit  Ergriffenseyn  der  Schleimhaut  der  Respirationsor- 
gane» Die  Schleimhaut  des  Magens  participirt  und  von 
der  Dauer  dieser  Theilnahme  hängt  die  Dauer  des  Aus- 
schlags ab.  Beilad.,  bei  Erbrechen  Arsen.,  dann  Puls., 
auch  Nux,  namentlich  bei  Gastricismus. 

5)  Urticaria.  Unregelmässige,  an  der  Peripherie  rö- 
there  Uervorragungen  treten  auf  und  verschwinden  ab- 
wechselnd, meist  mit  Brechreiz  verbunden. 

a)  Acutere  Formen:  maculosa^  rothe  Flecke  mit  dem 
Gefühle  des  Ameisenlaufens  und  Juckens;  vesiculariSy 
blasenartige  Erhöhungen;  tuberosa^  Nachts  erschei- 
nende, spannende  Tuberositäten.  Diese  3  Formen 
entstehen  mit  Fieberschaudern  und  dauern,  oft  wieder- 
kehrend, nicht  leicht  über  einen  Tag. 

b)  Chronischere  Form,  evanida^  ähnlich  der  tuberosa, 
aber  4—9  Tage  dauernd.  Das  Exanthem  verschwindet 
in  der  Wärme.  Kann  Jahre  lang  dauern,  da  es  immer 
wiederkehrt. 

Die  Therapie  fordert  Hebung  der  Disposition.  Rus- 
sische Dampfbäder,  (Psoricnm),  kaltes  Wasser,  Dulc, 
Arsen»,  Calc.  carb  ,  Bryonia.  Sonst  Rhus;  Lycopod., 
Urtica  dioiea. 


IM  KrU.  Beperlarmm 

ZweUß  Reihe.  Di^  unter  febrilen  ErgeheiDBo/rc^n  aof- 
tretenden  Flecken  sind  nicht  über  der  Biiu(  /erhaben. 

jPtiiTmrii  (Pelipsis  zom  Theile),  bocbrotbe,  ja  schwansCi 
bi^  mehrere  Zoll  grosse  Flecke  entstieh^n  ijn^  iter  Unat 

P^  contagiosa  (Petecbin  cont),  beim  T^pba«  eonta* 
iposns,  mit  dem  ihre  Beh^ndlong  zusampiwQUl^  Bbvai 
Pryonia. 

P.  haemorrhagica^  aymptomatiscb  io  Fj^b^rn  bei  f^e- 
nnnkener  Tha%kieit,  kleine,  acbwarzblaop  FJecfccb^ea 
ISrseheinen  nie  im  Gesichte. 

P.  Werlhofii  CMorb.  mac^  Werlh.).  Be|  Fiebern  eo$^ 
stj^bcn  jn  chronischer  Eruption  hellrotbe,  nach  anid  nach 
dunkler  werdende  Flecke.  Fol^e  von  Blutergiessnn^en 
108  Malpij^hische  Netz.  Rhus,  Ledum  paU  Bei  Bin- 
tungen  Secale  corn. 

P^  ßenUis  CPeliosis  sen.)*     Bei  mehr  oder  weniger 
deQt)ic|iem  Fiebern  entstehen  in,  dem  Herzen  ferne  Ke- 
geqd^n,  Tbeilen  anfangs  helljrothe,  dann  dunklere  Flecke^ 
die  zumeist  Nachts  sehr  schmerzen.    Es  fehlt  das  lie- 
ben ->  sie  sind  kein  Gegenstand  der  Therapie.   An  den 
Fusszehen   entwickelt   sich   leicht  Gangraena  senilis. 
Arsen.,  Carb.  veget.  —  Campher  äusserlich.    Seitdem 
Verf.  jenen  Aufsatz  geschrieben,   ist   hier,   bei  einem 
Manne  von  39  Jahren,  der  vielen  Jammer  erfahren, 
eine  solche  Form  vorgekommen.   Bas  Fieber  war  deut- 
lich, der  Schmerz  des  Nachts  furchtbar«    Die  Flecke 
erschienen  auf  dem  Fussrücken,  und  standen  etwa  14 
Tage  unverändert.    Die  Haut  wurde  pergamentartf |ip , 
dann  erhoben  sich  mit  gelbem  Serum  gefüllte  Blasen, 
nie  Fnss^ehen  bekamen  ejw  mjvmieaähnUe^eiS  An^e^en 
ivid  "warden  unbewegUch.   Zellgewiebe  und  fi^^  giapr* 
/een  toU  fort.    Dia  Jaii^e  rocb  furchtbar«    Di^r  PnV» 
wurde  aussetzend.    Das  langsame  Sterben  4aa^rte  jfaat 
einp»  Moipat.  füß  g^ep^fxt^u  urM<  Ülp  Aode/^p  yerap^h- 
tea  Mttel  |)r^ebten  keine  j^eactJuQii  zu  ^tw^^. 

p.  .IZjoßlte  Qftippe.    Es  fiUdßn  sifih  finffir  febrUeft 
Erscheinungen  verschiedener  Rohe  auf  gfmWf^oAffff'^ 


Krü.  Beperlorium^  |S^ 

liehem  enimndetem  FrucMbeden  gruppem^me  kß^ßm- 
men  siehende  Knötchen. 

Liehen.  Bi^  Knötchen  erscheiDnen  ao  Hiils,  Gesii^hl, 
Armes  and  Händen,  siqd  roth  und  desquamireo ,  leip^ 
oberflächliche  Borke  bildend. 

L.  Simplex.  Nach  febrilen  und  ^g^i^tri^ehen  Syipp- 
tomen  erscheinen  rotbe  Flecke  bis  ^qr  Grösse  einef» 
Zwölfers  vom  Kopf#  abwärts.  Aof  den  FlejcMeq  sitzcA 
die  Knötchea.  Die  Knötchen  bild^  bald  Schorfa,  di? 
beim  Abfallen  rothe  Flecken  IMuterlassen.  Pi^  Fprqi 
kommt  leicht  wieder  und  Uebt  den  Sommer,  Aconit  9 
BryoA.,  Pols.)  Dulcam.  CoccpL  L.  circmnscripfus.  ]f)iß 
Frachtböden  rund  and  fUB  Jäapde  etwa^  ai^gefrailffit* 
L.  agrius.  Die  sehr  ent^jändetenKJQötchen  mit  seröstw^ 
Spitze  plat^n,  bilden  Krusten,  die  in  Sfohuppep  qbr- 
fallen.  Sie  bilden  nicht  selten  Gescbwürchen  pnd 
schmerzhafte  Haatrisse.  Warme  Bäder  pder  Bäbun^ fiP 
gegen  den  Schmerz.  SoAst  Lycopod.^  Ciput^,  SplphniT^ 
Aeid*  mor«  u.  s.  w. 

C  Dritte  Gruppe.  Eß  bilden  sich  unter  den  4^efi 
gegebenen  Umstände  kr^förmge  J^rhebyngen  dßr 
Oberhaut^  welche  eine  durchsichtige  oder  tpeissfic/u-p^l" 
farbene  Lymphe  enthailen  (yesi^ulaej. 

1)  Miliaria  (Ansscblagßform  des  Biieom^tismus)«  Bei 
rheamatischem  Fieber  entstehen  darch  stosswi&ise  £rup^ 
tion,  unter  beklommener  Brust  pnd  saareq  Scbirejsseii, 
zuerst  an  Hals  und  Brnsjl;,  später  aw  ganzem  Körper, 
mit  Ausnahme  der  Handteller  pnd  Fassphlen,  fcle|pi^9 
kugelichte,  durchsichti|^  gpfülltP  Bläschpq,  £i|i  mpb^ 
oder  weniger  sichtbarer  Halo  unterscheidet  ;8je  jp  di^ 
alba  und  rubra.  Gegen  dep  dritten  T^g  fprbt  jsicb  ^iß 
Füllung  milchigt,  dann  p\i^\^t  das  tfläschi^  pfid  MhJ^pt 
ab.  Bei  epidemischem  ßrscheiaejp  vermeide  mai|  Allw^ 
was  Schwejss  hervorruft  pnd  gebe  Cpjchicufp,  Jifpp^t 
Bryoo.,  Beilade,  Puls.,  Waschungen  mit  Se^^ppied^v- 
lauge,  um  das  Gxpnthem  apf  dpr  Haut  ^n  erJlMUjteA. 
Bei  Angst  und  4)ppries9ion  ArdepiK«  <CpiPpb«P^  Spitf- 


1S6  Krii.  Reperlorium. 

pflaster.    Miliaria,  zu  jg^efSbrliehen  Krankheiten  tretend, 
ist  eine  unheilvolle  Erscheinang.    Arsen.,  Carb.  vegeU 

2)  Pemphigus.  Anf  schmalem  Halo  erseheineo,  mit 
gelblicher  Flussi;3:keit  gefüHte^  Blasen  verschiedener 
Grösse.  Vorher  Fieber  -  Gastricismen  —  oft  Anomalien 
der  Uropogse.  Wird  die  Form  chronisch,  so  treten 
immer  neue  Blasen  auf.  A  asser  den  im  Original  er- 
zählten Formen,  von  denen  eine  ein  Kind,  die  andere 
ein  Mädchen  von  17  Jarhen  trafen  ^  beobaclitete  ich 
seitdem  noch  eine  an  einem  dem  Trünke  ergebenen 
Sechziger.  Die  Blasen  brachen  anter  heftigem  Abend- 
fieber and  argem  Uebelbefinden  nar  an  den  Händen  Und. 
Bei  jenem  Kinde  beschränkten  sie  sich  auf  die  Fasse. 
Rhas  ist  das  Haaptmittel.  Aach  im  letzten  Falle  ent- 
fernte es  die  Krankheit  wochenlang  —  bis  neue  Ex- 
cesse  es  wieder  hervorriefen.  Nach  dem  Platzen  bil- 
den die  Blasen  tiefe,  oft  vier  Wochen  lang  andauernde 
Geschwüre  mit  entzündeten  Rändern  and  spannendem, 
stechendem  Schmerze  bei  Bewegung  der  kranken  Hand. 
Belladonna,  Causticum.  Beim  Kinde  halfen  Thuja  ond 
Nitri  acid.  Freilich  lag  bei  letzterem  sykotische  Erb- 
schaft vor.  —    Carbö  vegetabilis. 

S)  Eczema  (örtlicher  Friesel).  Hirsekorngrosse, 
auch  grössere  Bläschen  mit  und  ohne  Halo,  gefüllt  mit 
heller  Flüssigkeit,  treten  plötzlich  an  irgend  einer 
Stelle  hervor.  Nach  einigen  Tagen  trübt  sich  die  Fäl- 
long  und  die  Bläschen  platzen,  Schorfe  bildend,  die 
sich  abschappen.  E.  febrile  entsteht  in  febrilen,  meist 
rheumatischen  Krankheiten  und  Entzündungen,  bes. 
der  Respirationsorgane  am  Mundwinkel  oder  Brust  nach 
einer  A  bendexacerbation.  Oft  kritisch.  E.  solare.  Bei 
grosser  Hitze  oder  Sonnenstich.  Brennt  besonders 
Nachts.  Bedürfen  keiner  Therapie.  Man  störe  ihr 
Auftreten  nicht.  Eine  chronische  Form^  bei  einer 
Wöchnerin,  der  sie  Schmerz  verursachte,  hob  Pe- 
troleum. Nach  Erkältung  auftretende  Formen  hebt 
Dnicamara,  auch  Phosphor.    E.  mercuriate  (B.  rubrum, 


KrU.  Repertorium*  157 

Hydrargyria ).  Nach  örtlichen  EioreibuDgen  der  Mer- 
curpräparate  entstehen  an  weichen  Theilen  auf  rotbea 
Ualonen  sitzende  Bläschen ,  welche  platzen  und  deren 
äzende  Contenta  die  Haut  äzen  und  'die  Leinwand  fär- 
ben. 8cborfbildung,  heftiges  Fieber  mit  Herzpalpita- 
tion  (carditis  merc^.  Diese  Form  kann  2 — 10  Wochen 
dauern.  Im  schlimmsten  Falle  gehen  Haare  and  Nagel 
fort  Weglassung  des  Mercurs,  Beseitigung  des  Sturmes 
durch  Aconit,  Bellad.^  Digitalis,  Spigelia,  dann  Sul- 
phur.  Gegen  das  heftige  Brennen  Waschungen  mit 
Milch.  E.  Copaivae,  Nach  Missbrauch  des  Bals.  Co- 
paiv.  und  der  Terebinthinaceen.  Die  Bläschen  kleiner 
und  platter  als  bei  Hydrargyria.  Begleitet  oft  chro- 
nische Nephritis. 

4)  Miliaria  herpetica  (Herp.  miliaris)«  Bei  erethi- 
schem Fieber  entstehen  unter  gastrischen  Symptomen 
bellrothe  Flecke,  aof  denen  viele  helle,  brennende 
Bläschen  sitzen.  Nach  24  Stunden  färben  sich  die 
Bläschen  trübe,  platzen  und  bilden  bernsteinartige  Kru- 
sten* Unter  den  Krusten  sammelt  sich  öfter  Eiter ^  — 
febris  hectica.  Eruption  beginnt  im  Gesichte  —  ver- 
breitet sich  dann  über  den  übrigen  Körper«  Bes«  bei 
jungen  Männern.  Aconit,  Bellad«,  Rhus,  Sulphur,  Si- 
licea. 

■ 

D.  Vierte  Gruppe.  Es  bilden  sich  unier  Fieber 
kleine  umschriebene  Geschtmilste  ^  welche  durch  eine^ 
auf'  die  Oberfläche  der  entzündeten  Haut  ergossene^ 
die  Epidermis  erhebende^  eiterartige  Flüssigkeit  ge* 
bildet  werden  (^Pustulae). 

1)  Variola,  Bei  der  3.  Exacerbation  eines  heftigen, 
remittirenden  Fiebers  mit  Kreuzschmerz  und  Brechnei- 
gung, entstehen  vom  Gesichte  nach  unten  rothe  Stipp- 
chen. Sie  ragen  etwas  hervor  und  haben  mitten  ein 
Knötchen.  Gegen  den  5.-7.  Tag  werden  Pusteln  dar- 
aus, mit  einer  nabeiförmigen  Centraldepression  und  ei- 
nem rothen  Hofe.  Die  Pustel  ist  zellig.  Vom  9«  Tag 
beginnt    die   Suppuration    mit    Geschwulst    der   freien 


t88  ^rU.  RepertaHitm. 

Stellen  und  Fieber,  das  3<-10  Ta^  aiid)rae#l*  Nim 
tfoeknen  die  Pasteln  aus,  werden  gelh^  braon,  debwara, 
fallen  ab  und  hinterlassen  eine  helle,  vertiefte  Narbe 
mit  g'eripptem  Grande.  V.  disereta  und  ctmfiuens.  Ver- 
hfltanj;  der  Krankheit  ist  wesentlichster  Moment  der  The- 
rapie. Vaccine:  homöopathisches  Mittel.  Vor  Aasbrocfa 
des  Exanthems:  Fiebersturm  Aconit,  drohendes  Kopf- 
leiden  Beilad. ,  laues  Bad,  Erbrechen  Ipeom.,  Arsen. 
Dauert  das  Erbrechen  nach  der  Erttption  des  Exan- 
Ihemes  fort:  Mercur,  Vesicator  aof  den  MAgeti.  Wäh- 
rend der  Eiterung'  Husten:  Chamomtlla,  sba  ar^^e  Sält- 
vation:  Calc.  snlph.  Schnelle  Unterdröckung  derselben 
bringt  den  Tod.  IfalsentAänduni;,  Heiserkeif  ami  Ha- 
sten: Merc. ,  Arsen.  Uurchfall,  bleiche  HaloneU^  zei^a 
höhe  Gefahr:  China ^  Arsen.,  ztt  heftiges  EiteYtnif^sAe- 
Aer:  Aconit,  Bellad.;  entsteht  Verjauchung  Odei*  Spha- 
cißlus  unter  den  Borken:  Carb.  Veget.,  üüsserlieh  die 
Aqua  cAlc.  oicymur. 

Vy  Variötoü  (durch  Impfung*  modificirte  Vafiolar). 
Synochtfles  Fieber,  Kopf eingenommenheit,  Kreusisclimer%, 
Brechreiz,  Hautturgescens.  Am  t.^6.  Tag  breelfett 
die  Stippchen  hervor.  Schön  nach  12  Stunden  wirrf 
äds  dem  Knötchen  des  Stippchens  ein  Bläschen,  dm 
sich  in  24 --36  Stunden  entwickelt.  Mehrere  Eruptio-' 
neh,  daher  verschieden  reife  PdsteliK  Bläscfteit  zellig 
mit  rofhem  Halo.  Füllung  kaltsch.  Nun  Eitertfn^f  naif 
fförkenbildung.  Na^be  länglich,  platt,  nicht  gerij^j^f 
lind  ohne  schwärze  Punkte.  Therap.:  fuj^ifung  der"  Yah^ 
riolois  (Schönlein).  Aconit,  Beilud.  Milder  Verlauf. 
Gegen  das  Kreuzweh  Bryon.;  Essigwaschunged  för- 
dern die  Eruption.  Ergriffene  Trachealschleimhaut:  Mer'- 
<!ilr^  Belläd.,  Gurgeln  mit  kaltem  Wasser.  Tart.  emety 
Seneg;a.  Folgende  Knochenauftreibungen:  Aeid.  phosplij^ 
Siliceä,  GelenkaffectioR^iit:  Beilad«,  Meto,  Bryonia. 

3)  Varicella.  Halbkn^eNchte,  wasserhell  gefüllte 
Btftschen  Auf  schmalem  Halo,  ohne  selligen  Bau  and 
Vertiefung.      Eruption    ohne    OrdtottOf   nach    febrilen* 


i^fU.  Aepertoriän^  iM 

firscheinnn^eir,  ö-^ff  Ta^  dMerM.  Nach  8'4— 9tf 
Stunden  trübes  Bläschen  —  spongiöse  KrQstenbildMg' -» 
keine  Narbe*^  AconM,  Bellad;  Ge^en  Strao/a^arie  ofeid 
Tenesma»  ConHim,  Mercor^  Cantharis.  Oiät'  reicht  aeist 
allein  aaSk    / 

4)  Vaeeine  (vonTbieren  auf  den  Mensehe»  übertragene 
Ausscblagsform}^  Nach  100  Standen  auf  dem  Impf«» 
Stiche  hirsekorngrosses  Knätchen,  rother  Halo»  Am^ 
&,  Tag  bekömmt  das  hellgefällte  Bläschen  eine  TeUew^ 
Am  &  Tag  wird  die  Füllnng  trabe  und  der  Halo  4  Ll*- 
nien  breit«  Leichtes  Fieber.  Die  bfaiinebarte^  Schüssel-' 
förmige  Kruste  steht  bis^  zum  SO.  Tag«  Narbe  vertieft^ 
randig  gezähnt.  Auf  dem  streifigen  Grunde  &  schwarze 
Punkte. 

E.  Fünfte  Gruppe,  Unter  Fieber  bitdet  neh  eatf 
der  Haut  eine  hatte  Erhöhung^  deten  Mitte^nkl  it^ 
tennver  geröthit  ist  und  in  Brand  übergeht* 

1)  Carbuneuius.  a)  C.  dontägiöm»  CPüst.  AiaUgha)« 
Dnrcb  Thiermil^brand-^  Ansteckimg  ^dtätebt  eine  hätte 
Geschwulst  in  det  Haut  nlnrd  dem  umgebenden  Zellgfe-« 
webe.  Mitte  rötfrer,  Peripfaerte  bK^ser,  dei*  Fiiiger^ 
druck  macht  keine  Aenderung  der  H^arbe.  Auf  dem 
Centrum  eine  missfarbige  Blatter,  unter  der  das  Zell- 
gewebe in  Brand  übergeht,  der  sich  nicht  abgränzt 
Auch  das  Lebendige  jaucht.  Typhöses  Fieber,  Deli-^ 
rium,  Cellapsus.  (Anthracirt)!  b)  C.  epontaneus  XAn^ 
thrax).  Anf  dem  Rücken  harte,  rothe  Geschwulst^. 
Diese  geht  sammt  dem  Zellgewebe,  ohne  sich  zu  er- 
heben, in  Brand  über.  Gesundes  nicht  abgegränzt 
In  der  Pest  oft  kritisch.-^  Ar^en.,  Silicea ,  Chidä , 
Rhas. 

2)  Furtmculus.  Eine  rothe^  umschriebene  iBautstelle 
erhebt  sich  mit  grossem  Schmerz.  Auf  der  Spitze  bil- 
det sich  ein  weisser  Punkt,  Zellgewebe  im  fnikern 
brandig,  aber  vom  Gesunden  geschieden.  Eitersfock. 
Cataplasamta,  Oeffnung  mit  deih  Messer,  0ellad.,  Silidfeal. 


100  ^rü.  Repertorium.  ^ 

Qegen  die   knl&ge  Salphor.     Beim   Be/pmi   vielleicbt 
Bellad.,  Mercur. 
U«  Klasse«   Impetijpines.    Fieberlose  Hautkrankheiten. 

Erste  Gruppe.  Crypioimpetiginei.  Es  erzeugt  sieh 
blas  ein  Fruchtboden^  aber  keine  Frucht  darauf. 

1)  Intertrigo  (Amphora.  Erythema)«  Die  Hant  gt\X 
an  weiehen  stellen  vom  Hothen  ins  Kupferfarbene  ond 
seeernirt  eine  ei^enthömiiche  Feuchtigkeit  a)  I.  rtiA- 
garis^  an  Achseln,  Brüsten,  Genitalien.  Digestionssli- 
runj^en.  Im  Sommer;  ist  hartnäckig.  Nux,  Lycopod. 
b)  1.  lactantium^  Frattseyn  der  Kinden  Laae  BüAer  und 
kalte  Wasch ungen^  Kein  Blei,  kein  Streupulver.  Sul- 
phur,  Lycopod.  c)  J.  ani  (Prurigo  podicis).  Haat  um 
den  After  braunroth ,  secernirt  übel  riechend  ond  /^Ib 
f&rbend.  Heftiges  Jucken,  Dyspepsie«  Schwer  heil- 
bar. Acid.  nitri,  Thuja,  äusserliche  Anwendung  von 
Tinct.  Sulph. 

2)  Chloasma,  Einzelne  Fruchtböden,  braun  ;ji;efärbt, 
enden  mit  Abschuppung.  a)  Ch.  Ephelis  (Lentigo). 
Linsengrosse,  braune  Flecke,  an  den  blos  getragenen 
Stellen  des  Körpers  desquamiren  und  kommen  wieder. 
—  Die  unverdünnte  Tinct.  von  Veratr.  alb.  ausser- 
lieh,  b)  Ch.  uterinum,  Braune  Flecke  am  Körper 
schwangerer  oder  nicht  menstruirter  Frauenspersonen, 
vergehen  nach  der  Entbindung  oder  dem  Eintritt  der 
Periode,  c)  Ch.  hepaticum y  ähnlieh  der  vorigen  Art, 
über  Brust,  Hals  und  Bauch.  Schuppen  sich  ab  und 
kommen  wieder.  Sie  jucken.  Störungen  im  Unterleib? 
Nux  vom.,  wechselnd  mit  Sulph.,  Afercur;  Tinct.  Veratri 
albi  äusserlich  ?  d)  Ch.  syphiliticum  (Psoriasis  syphil., 
Corona  syphil.).  Braune  Flecke,  meist  auf  der  Stirne, 
bilden  dünne  Grinde,  die  abschuppen.  Komnen  wie- 
der.   Gehören  zur  secundäreii  Syphilis. 

3)  Ichthyosis.  Seliuppenartige  Abtrennung  der  ver- 
dickten^ aus  Lamellen  bestehenden,  Epidermis.  Schup* 
pen  sitzen  auf  dem  Centro  fest.    Störung  der  Diges-. 


Krit.  Repertorium.  161 

tions-  oder  Sexualorjs^ane.   TerpentiBmittel,  Arsen.,  Co-« 
]ocynthis,  Hep.  Sulph.  calc.,  Plumbom* 

4)  Pityriasis^  Die  Oberhaut  des  behaarten  Kopfes 
bildet  einfache  Schoppen;  unterliegende  Haut  j^eröthet«. 
Kahlköpfijckeit.  Arsenik,  Argilla  bei  Pityriasis  der. 
Alten  Lycopodium. 

5)  Lepra,  ßotlie,  etwas  erhabene  Punkte,  vergrös- 
Sern  und  bedecken  sich  mit  einer  Schuppe,  die  abfällt, 
und  durch  eine  dickere  ersetzt  wird.  Nach  der  Peri- 
pherie hin  verdickt  sich  die  Schuppe  sehr,  im  Centrum 
wird  die  Haut  /2:esund.  Hieher  vielleicht  die  Elephan- 
thiasis  Graecorum. 

6)  Pellagra.  (Lombardei)«  Besonders  im  Herbste  ent- 
stehen bei  /s^astrischen  Symptomen  kleine  rothe  Flecke 
und  Anschwellungen  der  Haut,  die  sich  mit  Schuppen 
bedecken.  Wenn  sie  abfallen,  hinterlassen  sie  rothe 
glänzende  Stellen.  Im  Frühjahr  wird's  besser,  kehrt 
aber  wieder.  —  Dem  vorigen  Leiden  ähnlich  ist  die  AstUr- 
Tische  Rose  (Lepra  asturiensis).  Sie  herrscht  um 
Oviedo. 

Zweite  Gruppe.  Acne.  Es  bilden  sich  mehrere 
Fruchtbeden  mit  Andeutung  von  Früchten ,  die  aber 
nicht  s^ir  Ausbildung  kommen.   Nicht  contagiös. 

1)  Strophus.  Knötchen  bilden  sich  bes.  bei  Kindern. 
Sie  verschwinden  mit  Abschilfbrung.  St.  conferius. 
Rothe  Knötchen  stehen  gruppenweise,  vorzüglich  auf 
der  Gesichtshaut.  Schuppen  nach  14  Tagen  ab.  Inder 
Zahnperiode.  Cicuta,  Chamom.,  Causlicum.  St.  in- 
ierstinetus»    Die  Knötchen  stehen  einzeln. 

8)  Acne.  Chronische,  fieischartige  Erhabenheit  auf 
Gesiebt  und  Rucken.  An  ihrer  Spitze  eine  unvoll- 
kommene Pustel.  A.  Simplex.  Auf  rothem  Grunde 
erhebt  sich  eine  rothe  Erhabenheit,  an  deren  Spitze 
sich  ein  gelber  Punkt  bildet.  Der  sich  später,  bildende 
Schorf  fällt  ab  und  lässt  einen  rothen  Fleck.  Bes.  vor 
der  Pubertät,  auch  im  Zusammenhang  mit  sexualea 
Eiccessen.    Acid»  pbospb.,  Calc  carb«,  Saipbar,  Antim^ 

RTOBA^IM^X.  11 


■  / 


101  Kfii*  Reperlarium. 

cradnm.  A.  ro9acea  (Gutta  rosacea).  Im  Geaichl  wird 
eine  Stelle  röther  und  es  zeigen  sich  VaricositiUen  auf 
ihr.  Dort  schiessen  Bl&schen  auf,  die  an  der  Spitise 
eitern  und  Schorfe  bilden.  Die  Haat  wird  wolslig  and 
rissi^^.  —  Völlerei»—  Diät^  Cantharis,  Cannabis,  Caasticam, 
Ledum^  Lachesis,  Cicota  virosa.  A.  syphiliticum  Braun- 
liehe,  Pusteln  bis  erbsengrosse  schiessen  auf  der  SUme 
auf  und  fallen  sich  mit  Eiter*    Zor  secundfiren  Syphilis. 

Hieher  gehört  wohl  die  Flechte  9on  Aleppo  (Lepra 
aleppica)  and  das  Mal  rouge  auf  Cayenne  (Lepra  cayen^ 
nensis). 

Dritte  Gruppe.  Herpes.  Auf  gemeinschaftüchem  ro^ 
them  Fruchtboden  gruppenweise  beisammenstehende 
Bläschen.  Nur  Psoriasis  steckt  unter  diesen  Formen  an. 

1)  Psoriasis.  Der  Fracbtboden  schmutzig  roth,  die 
Bläschen  stecknadelgross»  Sie  platzen  und  hinterlassen 
glänzend  weisse  Schuppen*  P.  simplex.  Geht  von  Brost 
und  Rucken  aus  und  überzieht  den  ganzen  Körper^  iih 
dem,  wenn  eine  Stelle  sich  abschuppt,  eine  neue  erkrankte 
In  den  Blüthenjahren.  Conta^iös.  Sulphur.  P.  paAno- 
ria;  auf  den  Handrucken  (Bäckerkrätze),  Sulphc,  Add« 
mar»  Sonst  Calc,  Lycopod.,  Oleander,  Sepia  ond  Gra* 
phit.  Die  alte  Schule  das  ungt.  oxygenatuuL  P*  «ftvew 
terata  (abdominalis).  Bei  alten  Leuten,  bes.  ArthriM- 
kern*  Greift  rascher  um  sich,  und  bedeckt  sich  mit  von. 
Rissen  durchzogenen  Borken»  Sulph.,  Graphit,  Cleoia«- 
tis  erecta,  Rhus,  Causticum,  Ranunculus  bulbosos.  P« 
scrotalis.  Am  Hodensack  oder  den  Schamlippen.  Sulplu. 
(auch  äusserlich),  Arsen.,  Graphit,  Caust  Heilt  meist 
nur  sehr  schwer. 

2)  Herpes.  Der  Fruchtboden  hellroth,  die  Bläschen 
anfangs  hell,  später  trüb  gefüllt  Nach  dem  Platsea- 
bilden  sie  grindähnliche  leichte  Krusten.  H.  /iir/tirnp- 
ceus.  Fruchtboden  rosenroth,  Kruste  mehlartig.  Bei 
jungen  Leuten  im  Gesiebte  oder  auf  den  Gelenken,  Ci- 
cuta,  Sulph.^  Merc.,  Anacard.,  Thuja,  Cale»  carb.^  Ly«*^ 
copod.,  Lachesis,  Graphit.  H.  circinnatus.  Ringförmiger 


Krü,  Bepertorium,  163 

Frachtboden.  Uaat  in  der  Mitte  rissio:.  Bei  Kindern 
im  Sommer.  Calc.  carb.,  Canst,  Sulph.,  Sepia.  H.  prae* 
putialis  (Pseudosyphilis).  Fruchtboden  auf  der  äussern 
oder  innern  Lamelle  des  Präputiums.  Kruste  fällt  nach 
8 — 10  Tagen  ab  (Mercur-  und  Schankercomplication?)^ 
Concrete  Eruption :  Sulph. ;  Disposition.:  Acid.  nitri,  Sar- 
saparilia  als  Pulver.  Sonst  Hepar.,  Aurum,  Acid.  phosph. 

3)  Ecthyma.  Fruchtboden  schmutzijg|;roth ,  Bläschea 
platt.  Unter  den  Borken  ist  die  Haut  rissig.  E.  vul- 
gare, gyrophorum. 

4)  Impetigo.  Meist  auf  hellrothem  Fruchtboden  stehen 
an  der  Basis  nicht  runde',  oben  spitzige,  wenig  erhabene 
Bläschen  gruppenweise«  Sie  sind  mit  Eiter  gefällt  uoif 
bilden  nach  dem  Platzen  Grindborken.  I.  figurata.  Run^- 
der,  dunkler  Fruchtboden.  An  die  Stelle  der  Bläschen 
treten  kleine  Körper,  aus  denen  Jauche  sickert,  welche 
corrodirt.  Später  schmutzige  Grinde.  Bes.  am  Vorder- 
arm und  im  Sommer,  (lycopod.,  Sepia,  PetroK,  Sulph., 
Graphit,  Rhus,  Calc,  Dulc  I.  sparsa.  Grössere,  unre- 
gelmässige Fruchtböden.  Pusteln,  einzeln  und  grös- 
ser, bilden  bald  Grinde  mit  unterliegender  Jauche.  Win- 
terkrankheit. Wie  die  vorige  bes»  bei  Bäckern  und  Mal- 
lem. Merc.  solub.,  Cicuta,  Lachesis,  Sulph«  L  rodem. 
Dnnkle  Fruchtboden  auf  Nase  und  Wange.  Unter  hef- 
tigem Jucken  entstehen  auf  ihnen  Eiterpusteln,  die  l^ald 
dicke  Grinde  bilden*  Unter  ihnen  werden  die  Weieb- 
theile  zerstört.  Oft  mit  Störung  der  Menstruation.  Ci- 
cata  vir.,  Calc.  carb.,  Sulph«,  Arsen.,  Rhus,  Sepia,  j^ie- 
her  wahrscheinlich  die  Radesyge  (Lepra  borealis)  ia 
Norwegen  und  Schweden. 

Vierte  Gruppe.  Parrigines.  Auf  hellrothem  Frucht-^ 
Inf  den  gruppenweise  Papeln^  Bläschen  oder  Pusteln. 
Sie  bilden  dicke  Grinde j  kommen  meist  im  Haarkopfe 
vor  und  sind  contagiös. 

1)  Meniagra.  Rothe,  schmerzhafte,  harte  Knötchen 
achiessen  meist  an  der  Unterlippe  oder  dem  Kinn  auf« 
Sie  platzen  und  bilden  Borken,  welche  die  Haare  zaa^nk« 

11. 


164  Krii,  Repertarium.' 

menkleben.    Sie  heilen  seKen*    Cicuta,  Lyeopod.,  Gn^ 
phit,  Salph.^  Antim. 

Z)  Tinea.  Bläschen  bilden  sich  bes.  am  Vorderfcopfe 
in  den  Haaren.  Sie  Jacken,  platzen  und  bilden  trockene^ 
fest  anhäng^ende  Grinde.  Haare  fallen  ans.  Die  Fom 
steckt  an,  vererbt  sich  wohl  aach*  Heilon^  schwer. 
Sulph ,  Calc.  carb.,  bes.  Arsenik,  Daphne,  Rhas.  Seifen- 
bfider,  der  Kamm. 

8)  Achor.  Mit  gelbem  Eiter  gefällte,  spitzij^e  Pa- 
steln  brechen  gruppenweise  aas,  platzen  und  bilden  f^e^ 
wohnlich  gelbe,  durchscheinende,  weiche  Grinde.  A.  imf- 
ciflua  s.  favosa.  Unter  den  weichen,  hellgrnnlichen  Grin- 
den fizende  Jauche  und  viele  Läuse.  Beginnt  am  Hinter- 
kopf. Haare  kleben  zusammen.  Die  Form  ^eht  aoeh 
auf  Gesicht  und  andere  Theiie  über.  A*  scuieUcUa.  Bios 
auf  dem  Haarkopf.  Krusten  dünner  und  weisslich  gelb. 
Es  fliesst  Jauche  aus.  Haare  brechen  ab,  ehe  sie  aos- 
fällen,  und  kommen  seh  we^  wieder.  Nasse  Form,  bes. 
Lycopod.  Sonst  Calc.  sulph.,  bei  Scrophulose  Cale. 
carb.,  auch  Cicuta,  Sepia. 

Anhang«  Crusia  lactea.  Auf  rothen  Flecken  im  Ge- 
sichte des  SäBglings  weisslich  gefüllte  Pusteln.  Diese 
bilden  dünne,  weissliche  Grinde.  Heilt  oft  von  selbst 
—  Snlphur,  Rhus.  Bei  Harn besch werden  Viola  tri- 
color.,  Lycopod.,  Calc*  sulph.  bei  hartnäckigen  Formen, 
Auch  Sarsaparil,  Dulc.,  Mezeleum.  Ausserdem  schei- 
nen sich  dieser  Gruppe  anzuschliessen  die  Formen  der 
Frambösia^  die  Pian^  Yatcs.  Die  Fruchte  sind  tubercn- 
lb>s,  bedecken  sich  mit  Schuppen  oder  bilden  durch  Eite- 
rung Geschwüre.    Indische  Formen. 

Fünfte  Gruppe.    Scabies.    Auf  getremUen  FrueAt^ 
bödjL*n  einzelne  Pusteln  oder  Papeln.  Compacte  Grinde,  . 
starkes  Jüchen^  hohe  Vontagiosität 

13  S.  papulosa.  Knötchen  auf  schmalen  Halonen,  bes. 
aA  den  Extremitäten,  Jucken,  bes.  in  der  BettwArme. 
Sie  werden  meist  aufgekratzt  und  bilden  schwirzliehe 
Krusten.    Merc,   Caust.,   Carb.  \tgti.^   Veratr.,   bes. 


Krit.  ReperioHum. 

Salpli.     Neue   Fälle    heilen    leicht,    ioveterirte    aber 
schwer* 

2)  S.  vesictdaris.  Hellgefällte  Bläschen,  bes.  an  Fin- 
j2:ern  und  Gelenken«  Nach  dem  Auf^erissenwerden 
rothbraune  Krusten,  später  schwärze  Borken.  Es  ent- 
stehen leicht  Geschwüre.  Ueftio^es  Jucken  bes.  im  Bette, 
das  Kratzen  giebt  ein  wollüstiges  GefuhK  Sulph.,  Carb* 
veget.,  Nitri  acid.,  sehr  feuchte  Form  Lycopod.  Bei  Ge- 
schwürbildung Clematis  erect,  Rhus.  Gegen  mit  Sulph. 
misshandelte  Krätze  Merc,  Calb*  carb.,  Tinct.  acris, 
Sepia. 

3)  Crusia  serpiginosa  (Krätze  der  Säuglinge)*  Nach 
Ansteckung  entstehen  um*s  Ohr  Bläschen..  Sie  jucken 
und  bilden  hellbraune  Krusten*  Diese  nässen  und  stefc- 
ken  die  Umgegend  an«  So  verbreitet  sich  die  Form  über 
Gesicht,  Hals,  Rumpf.  Suipb.,  Clemat«,  Calc.  sulph«, 
letztere  bei  scrophulöser  Complication.  Arsen«  bei  all- 
gemeiner Abmagerung,  Lycopod.  bei  starkem  Nässen« 

Dr.  ScHRöN  zu  Hof  in  Baiem^ 


2)  Archives  de  la  med.  homöapathique.    August, 
September  und  October  :i838. 

Polysarcie  mit  Anasarea.  —  Das  ^^Atbum^^^  ein  med. 
Journal,  welches  zu  Rom  erscheint,  enthält  in  seiner 
Nummer  vom  9.  Juni  1638  folgende  interessante  Kran«- 
kengesciiichte,  von  Dr«  Cektamobi«  —  Anna  Maria  Mu- 
rolli zu  Rom  ist  seit  3  Jahren  von  Polysarcie  mit  Ana« 
sarca  neimge;iucht.  Sie  hatte  schon,  während  diesen 
drei  Jahren,. alle  möglichen  Mittel  versucht.  Die  Krank- 
heit war  schon  so  weit  vorgerückt,  dass  man  an  Hei- 
lung verzweifelte.  Am  S.  Juli  1836  wurde  Dr.  Centamobi 
gerufen;  er  fand  Pat.  in  folgendem  Zustande:  Blutcon- 
gestion  gegen  den  Kopf,  tiefer  ,,carotisober^^  Schlaf, 


M6  Krtl.  Repertanum. 

Bewosstlosifkeit,  geschwollene  and  entzündete  Ao^^en, 
Thrinenflass;  am  die  geschwollenen  und  omgestfilptea 
Lippen  ein  blauer  Ring;  bald  Ueisslinnger,  bald  Ekel 
vor  Speisen;  häofige  weisse  Stuhle,  seltener  Urin,  öf- 
tere Anfalle  von  Erstickung;  untere  GUedmassen  sehr 
angeschwollen  wie  bei  Anasarca,  der  ganze  Körper 
bietet  eine  ungeheure  Hypertrophie  des  Zell-  und  Fett«- 
gewebes,  so  dass  die  Kranke  nicht  im  Bette  liegen 
komte,  und  stets  in  einem  Sessel  sitzen  musste.  — 
Das  erste  Mittel,  welches  Dr.  Centamoki  verordnete, 
war  Beilad.  Vso.  Zuerst  verschlimmerten  sich  die  Zet« 
eben;  Die  Bewusstlosigkeit  und  die  Erstickuogsanfille 
wurden  bedenklicher;  bald  aber  horten  die  Elrstickangs- 
zufille  auf,  die  Bewusstlosigkeit  nahm  allmahlig  mbj 
der  Urin  wurde  häufiger  gelassen  und  die  Stuhle  wur- 
den fester;  das  Brennen  in  den  Augen  nahm  wihrend 
S  Tagen  zu,  es  entstand  selbst  Umstnipung  des  untern 
Augenlids  des  rechten  Auges;  man  wiederholte  die 
Gabe  Beilad.  *M.  Aug  und  Aygenlid  kehrten  zum  Nor- 
malzustand zurück.  Es  blieb  nur  noch  die  Polysarcie 
übrig.  Dr.  C.  gab  nun  3mal,  alle  4  Tage,  eine  Gabe 
Calc  carb.  30.;  der  ungeheure  Umfang  des  Körpers 
fieng  an,  allmahlig  abzunehmen  und  nach  Verfloss  ei- 
nes Monats  war  Pat.  so  weit  hergestellt,  dass  sie  ih- 
ren häuslichen  Verrichtungen  vorstehen  konnte.  Alter, 
Gewerb  j  anamnestische  Zeichen  etc.  sind  nicht  nn^^ 
geben«  Einiges  erscheint  sogar  unwahrscheinlich. 

Homöopathie  und  Allopathie ;  ohne  Unterschrift  dies 
Verfassers;  in  der  tabellarischen  Uebersicht  der  Mate- 
rialien dem  Dr.  L.  SmoN  zugeschrieben ;  allein  aus  eig- 
ner Citation  ist  zu  ersehen,  dass  dieser  „Article^^  eine 
Uebersetzung  ist  von  Dr.  6.  Schbiio's  Aufsatz  aus  der 
Hygea  Vlii.  pg.  'SI6,  „zum  Streite  der  Homöopathie 
mit  der  Allopathie.'^  Die  Uebersetzung  ist  aber  se 
dnrcbaus  misslungen,  dass  sich  Dr»  Scunni  soldie 
Uebersetzungen  känftig  verbitten  wird.  Uebrigens  i 
gestehen,  dass  Dr.  SüHtfio's  Schreibart  für 


Krti.  Reperlorium*  167 

französtscheo  Uebersetzer  ungemein  viel  Schwierigkeit 
ten  darbietet 

Von  der  knotigen  Lungenschwindsucht.  Von  Dr.  Li-- 
BERT  (Fortsetzung  von  Hygea  X.  69).  —  Ursachen: 
1)  Anlage  (Diathesis),  prädisponirende ,  2}  mias- 
matische oder  specifiscbe,  3}  Geiegenheits-Ursachen. -r- 
Der  Verf.,  nachdem  er  von  der  Anlage  zur  Phthisis  ge- 
sprochen, wendet  sich  zu  den  miasmatischen  Ursachen. 
Er  findet  in  Uahnemann's  Psoratheorie  den  Schlüssd 
zur  Erklärung  der  meisten  Lungenschwindsüchten  und 
untersucht  dann  die  Meinungen  Broussais'  und  Bouil- 
laud's  über  die  entzündliche  Natur  der  Tuberkelbil- 
dung ;  dann  geht  er  zur  Betrachtung  von  Batlb's,  LAn- 
NEc's,  Andral's  und  Loms'  Ansichten,  welche  er  gröss- 
tentheils  unbedingt  theilt,  über.  Er  glaubt,  dass  der 
liungenkatarrh ,  die  Pleuresis  und  Pneumonie  meisten- 
theils  der  Tuberkelbildung  vorangehen;  aber  diese  ent- 
zündlichen Krankheitsformen  wären  an  und  für  sich  un- 
vermögend, die  Knotenbildung  hervorzurufen,  wenn  der 
Organismus  die  Anlage  dazu  nicht  besitze,  das  heisst, 
wenn  er  nicht  von  einem  chronischen  Miasma  durch- 
drungen sei;  die  Natur  der  Phthisis  pulm.  wäre  nicht 
mehr  und  nicht  weniger  entzündlich,  als  die  der  Sy-^ 
philis,  der  Scrophelkjankheit,  der  Flechten,  der  Lepra 
u.  s.  w.  Die  meisten  Schriftsteller  hätten  sich  meistens 
nur  mit  den  Gelegenheitsursachen  abgegeben  und  mit 
den  miasmatischen  und  prädisponirenden  Ursachen  ^ioh 
wenig  beschäftigt,  weit  diese  letzteren  ihnen  viel 
weniger  wichtig  erschienen;  aus  dem  natürlichen  Grunde, 
weil  die  Natar  der  Krankheiten  die  Behandlung  im  ge- 
ringsten nicht  modificire  —  (wenigstens  bei  den  fran- 
zösischen Aerzten.  Ref.)«  Der  Verf.  will  die  ätiologi- 
schen Momente  sehr  berücksichtigt  wissen,  und  macht 
den  Allopathen  den  Vorwurf,  dass  sie  dieselben  ver- 
nachlässigen. (Man  sieht,  wie  die  Rollen  sich  verin- 
dem !  Hahnemann  wurde  zur  Zeit  tüchtig  getadelt,  dass 
er   das  Studium  der  Ursachen  vernachlässige.   Ref*)* 


168  Krü.  Bepertorium. 

Die  Kenntniss  der  Ursachen  (prädisponirende,  speeifi- 
sehe  und  occasionelle)  liefere  meistens  die  besten  In- 
dicationen  für  die  Wahl  des  Mittels,  wenigstens  ffirdeo 
hom.  Arzt  —    Jedoch  müsse  man  den  allop«  Scbalen 
Frankreiclis   den  Vorzn/o:  lassen,   die  Diagnostik  und 
Semiotik  der  Phthisis  pulm.  auf  feste  Basen  gegrün-' 
det  zu  haben«  Männer  wie  Bayls,  Lännibc,  Loms^  Ah- 
DRAL,  hatten  in  dieser  Hinsicht  beinahe  Ungeheares  ge- 
leistet. •—    Der  Verf.  tadelt  mit  Hecht  diejenigen  Ho- 
möopathen, welche  die  sogen,  materiellen  Symptome, 
die  durch  Auscultation  und  Percussion  erkannt  und  ge- 
wonnen werden,  vernachlässigen,  und  blos  den  Gefühls- 
oder   Empfind  ungssymptomen   nachjagen.     Die    fiinen 
schh'essen  die  Erforschung  der  andern  nicht  aus*    In 
einem  Krankenexamen  sollen  alle  nur  zu  erforschenden 
Zeichen  gewonnen  werden;  es  sei  diess  für  die  hom. 
Therapie  von  der  grössten  Wichiigknit  (es  könnten  ja 
nächstens  neue  Arzneiraittelprüfungen  publicirt  werden, 
wo  die  Symptome,  welche  vermittelst  des  Stethoskops 
beobachtet   wären,    aufgezeichnet  iseien).     Uebrigens 
waren  Symptome,  welche  der  Arzt  durch  seine  gesun- 
den Sinne  erforscht,  bestimmter  und  sicherer  als  die- 
jenigen Zeichen,  welche  die  Schmerzensarlen  in   der 
Lunge  u.  s«  w.  andeuten.    (Ref.  muss  dem  Verf.  alles 
Lob  ertheilen,   denn  er  spricht  hier  g^nz  unverholen 
deutlich  eingreifend,  aus,  was  auch  die  Mitarbeiter  und 
Freunde  der  Hygea  schon  langst  in  dieser  proclamirt 
haben).  —  Der  Verf.  hält  es  (und  mit  Recht)  für  überfläs«- 
sig,  die  Phthisis  zu  beschreiben ;  allein  er  glaubt,  dass 
er  das  Diagnosticum  der  ersten  und  zweiten  Periode 
näher  beleuchten  müsse,  weil  es  hier  sehr  leicht  sei, 
sich    zu    irren    und  weil    alles    darauf  ankomme,   die 
Krankheit  in  den  ersten  Perioden  zu  erkennen,  wenn 
noch  einigermaassen  geholfen  werden  soll  und  kann. 
Dr.  FouRNJBT  habe  in  der  Acad.  de  med.  ein  Memoire 
vorgetragen,  das  für  das  Diagnosticon  der  Phthisis  im 
1.  und  9.  Stadio  höchst  ^wichtig  sei;  den  Rapport  der 


Kfti.  Repertorium.  16^ 

Commission  der  Academie  ruckt  uns^  Verf.  in  die  Ar- 
chives  ein.  Dr.  Fournet  stellt  die  Zeichen,  welche  die 
Knotenschwindsncht  im  latenten  Zustande  andeuten  kon- 
iven,  in  drei  Kate<i:orieen  auf:  1)  allgemeine  Symptome, 
S)  anamnestische  Zeichen,  3)  Localsymptome. 

Allgemeine  Symptome.  In  den  frühem  Epochen  der 
Phthisis  ist  das  Moralische  der  Kranken  verstimmt; 
sie  sind  unruhig,  missmuthig,  nachdenklich^  öfters  me- 
lancholisch; später  in  der  3.  Periode  werden  sie  wieder 
hoffnungsreich,  machen  Pläne  in  die  Zukunft.  —  Anam- 
nestische Zeichen.  Erblichkeit,  Temperament,  Consti- 
tution, Missbräuche  im  Genuss  der  phys.  Liebe,  der 
geistigen  Getränke;  Kummer,  Anstrengungen  aller  Art, 
schlechte  Nahrung  etc.  Wenn  die  Anlage  zur  Phthi- 
sis angeerbt  ist,  so  scheine  die  Krankheit  eher  eine 
chronische  Form  anzunehmen;  „es  bilden  sich  grosse 
Tuberkeln  und  grosse  Höhlen  ^^;  in  andern  Fällen,  wo 
eine  angeborne  Anlage  nicht  presumirt  werden  kann, 
verläuft  die  Krankheit  schneller  und  die  Knötchen  sind 
kleiner  und  hirseförmig.  —  Localsymptome,  Hier  ci- 
tirt  der  Verf«  die  eigenen  Worte  des  Berichterstatters 
der  Commission  über  den  Aufsatz  von  Dr.  Fournbt. 
Da  der  ganze  Auszug  6  Seiten  lang  ist  und  Referen- 
ten eine  Uebersetzung  zu  ausgedehnt  scheint,  so  mnss 
er  sich  begnügen,  die  Hanptmomente  von  Dr.  Fournst's 
Ansichten  mitzutheilen.  1)  Auscultation.  Dr.  Foubmjbt 
nimmt  nicht  allein  das  Athmungsgeräusch  (bruit  respi- 
ratoire)  von  LAnnec  an,  sondern  er  unterscheidet  noch 
ein  Aus-  und  Einathmungsgeräusch  (bruit  d'expiration 
et  d'inspiration).  So  werde  das  Feld  der  Untersuchung 
verdoppelt*  Verf.  geht  jedes  dieser  Geräusche  speciell 
durch  und  unterscheidet  die  verschiedenen  Qualitäten 
desselben  in  den  verschiedenen  Lungenkrankheiten« 
So  unterscheidet  er  die  Dauer,  die  Intensität,  den  ei- 
genthümlichen  Charakter  (timbre)  des  in-  und  expira- 
torischen Geräusches.  In  der  beginnenden  Phthisis  ta- 
berc.  bemerkte  er,  dass  d^r  sanfte,  leichte,  weiche  Cha- 


170  KrU.  Repertorium. 

racter  der  ji^esondea  Inspiration  nicht  mehr  bestehe , 
sondern  dass  er  ersetzt  werde  durch  einen  trockenen, 
rauhen,  harten  Cbaracter.  Die  Daner  der  Inspiration 
nehme  ab;  die  Intensität  sei  bald  stärker^  bald  schwä- 
cher; die  Expiration  nehme  an  Dauer  und  Intensität 
allmählig  in  ji^leichem  Verhaltnisse  mit  der  Krankheit 
%u«  —  Dr.  FouRNET  unterscheidet  die  Grade  der  Dauer 
der  In-  und  Expiration  durch  Zahlen;  10  ist  die  Nor- 
malzahl der  Inspiration,  2  die  der  Expiration;  die  ver- 
schiedenen Abweichungen  von  diesen  Normalzahlen, 
es  sei  nun  in  plus  oder  minus,  werden  durch  die  Zah- 
len zwischen  einem  Minimum  0  und  Maximum  80  an/si^ 
deutet.  Wenn  die  symptomatischen  Veränderungen  an 
Intensität  steigen,  so  könne  man  daraus  scliliesaen, 
dass  die  materiellen  Veränderungen  im  Parenchym  der 
Lun/i^  auch  zugenommen  haben.  — 

Dr.  FouRNET  unterscheidet  die  verschiedenen  Altera- 
tionen des  Klanges  (timbre):  hell,  metallisch  blasend, 
bronchial,  hohl,  amphorisch.  Er  sieht  sie  alle  als  Ab- 
stufungen eines  einzigen  Typus  an  und  stellt  ein  Ver* 
hältniss  auf  zwischen  diesen  Klängen  und  den  anato- 
mischen Bedingungen,  welchen  sie  entsprechen.  —  Die 
Veränderungen  im  Klange  erscheinen  erst  nach  denje- 
nigen, welche  man  in  der  Dauer  und  der  Intensität 
des  Athmungsgeräusches  beobachte.  —  Uebrigens  trä- 
ten die  Veränderungen  des  Klanges  zuerst  in  der  ESx* 
piraton,  erst  später  in  der  Inspiration  auf.  -^  Dann  un- 
terscheidet Dr«.  FouRNET  zwei  neue,  noch  nirgends  be- 
schriebene Geräusche  bei  der  beginnenden  Lungen-* 
Schwindsucht;  un  broit  de  froissement  pulmonaire,  et 
un  bruit  ou  räle  de  croquement;  ein  Reibungs-  und  ein 
knackendes  Geräusch;  letzteres  ist  in  der  frühem  Pe- 
riode trocken,  in  der  spätem  feucht.  Das  „bruit  de 
froissement^^  hört  man  nur  während  der  Inspiration, 
das  feuchte,  „räle  de  croquement^S  beobachte  man  aueh 
in  der  Expiration,  das  trockene  nur  in  der  Inspiration.  — 
Dr.  FouRNBT  hat  ferner  beobachtet,  dass  das  Geräuseh 


Krit.  Reperlorium.  171 

des  Herzens  selbst  beim  ersten  Grad  der  Phthisis  bes«- 
^er  aof  demjenigen  Schlösselbein  gehört  wird,  unter 
welchem  der  Longenflügel  taberculirt  ist;  da  aber  mei- 
stens die  rechte  Lungenhälfte  häufiger  angegriffen  wird, 
als  die  linke;  im  natörlichen  Zustand  aber  der  Klang 
des  Herzens  besser  auf  der  nfthern  linken  Clavicula  er-- 
schallt,  so  ist  nun  das  kräftigere  Erschallen  des  Qe^ 
räusches  des  Herzens  auf  der  rechten  Clavicula  ein  bei- 
nahe  sicheres  Zeichen  der  Gegenwart  vim  Tuberkeln 
auf  der  rechten  Lungenseite.  —  Hr.  Foürnst  unter- 
scheidet noch  die  verschiedenen  Zeichen,  welche  Per- 
enssion,  Palpation  und  Inspection  hinsichtlich  der  muth- 
masslichen  Gegenwart  von  Tuberkeln  liefern  können« 
Er  beachtet  dann  noch  sehr  die  Empfindungen  der  Kran- 
ken während  dem  Athmen,  Sprechen,  Husten;  die  Ver«* 
änderungen  in  der  Stimme  u.  s.  t  Aus  der  Successioa 
und  der  Gleichzeitigkeit  der  Zeichen,  welche  Dr.  Foua- 
KiET  mit  ungemeinem  Scharfsinn  zu  beobachten  versteht, 
stellt  er  das  Diagnosticum  der  drei  Perioden  der  Phthi- 
sis luberculosa  auf. 

Die  Arbeit  von  Dr.  Fournet  scheint  unserm  Verf., 
Or.  LiB£AT,  von  hoher  Wichtigkeit.  Denn  in  der  That, 
wenn  die  Beobachtungen  von  Dr.  Fournet  sich  bestä- 
tigen, so  lässt  sich  erwarten,  dass  die  Lungenschwind« 
sucht  in  ihrer  frühesten  Periode  erkannt,  und  wenn  auch 
nicht  geheilt,  doch  durch  gut  gewählte  Mittel  vor  ei- 
ner schnellen  Erweichung  bewahrt  werden  könne.  — * 
Der  Vert  geht  nun  zur  Therapie  über.  Er  behaupteti 
dass  alle  sog.  allopathischen  „Traitements^^  zu  nichts 
anderem  dienen,  als  die  armen  Kranken  zu  martern, 
durch  Moxa's,  Fontanelle,  Vesicatorien ,  Aderlassen, 
Glöheisen  n.  s.  w.  —  Andere  Aerzte,  überzeugt,  dass 
Alles  doch  nichts  hilft,  geben  Palliative  (Syrup.  Vio- 
larum u.  dgl.).  —  Von  der  verklongenen  Psorathedrie 
angesteckt,  stellt  der  Verf.  die  Antipsorica  in  den  Vor- 
dergrund, um  der  Krankheit,  besonders  in  der  ersten, 
vielleicht    noch    in    der    zweiten   Pjeriode,    thunliebst 


in  Eni.  Bepetiarium. 

entji^e^iiziimrbeiteii.  Dr.  LniEaT  slellt  Solphnr  obei  u, 
dann  Jtercur.    Er  lisst  Mercnr  gleich  anf  Snlphor  Til- 
gen,  oder  beide  mit  einander  abwechseln.     Calc  cirL 
scheine  bei  irockenem  Hosten  mit  Dyspnoe  günstig  u 
wirken.     Kali    carb.   leistete   dem   Verf.    sehr    neti^ 
Hepar  Suipb.  lobt  der  Verf-^  wenn  der  Kranke  ein  Ge- 
fühl von  Hitze  oder  einen  heftigen  Reix  iai  Halse  spirt) 
wenn  der  Athem  kurz  ist,  Heiserkeit  and  trockener  fli- 
stea  vorhanden  sind.  Stannom  verdiene  eher  in  der  xwci- 
ten  Perlbde  vorgezogen  zu  werden,  besonders  iw'enn  de 
gelb-gröne  Aosworf  häufig  ist,  Nachtsch weisse,  lli* 
digkeit.   Abgeschlagenheit   zugegen   sind.     In    dicsa 
Umständen    verdienten   auch    Phosph.,    LycopodL   dJb 
grösste   Beachtung.  —    Der  Verf.   glaubt,    dnss   mm 
nicht  viele  Arzneien  geben  soll;  das  hänfig^e  ViTechsdi 
der  Mittel  habe  er  selten  nützlich  befunden.    In  dkm 
Hinsicht  ist  er  mit  Dr.  LACRaxcET  im  Widerspruch  (& 
Hygea  IH.  pg.  401  ff.);  den  häufigen  Wiederbolnnfea  de 
Arzneien  spricht  er  das  Wort  nicht;  in  der  ersten  PcfMe 
gehe  es  noch  an,  die  Hittel  in  kurzen  Intervnlles  u 
reichen,   allein   wenn   die  Tuberkeln  erweieht^   wem 
Höhlen  zugegen  sind,  dann  sei  es  unklug,  die  Mjffd 
achnell  auf  einander  nnd  in  starken  Cd.  b.  niedem  Tcr- 
dünnungen)  Dosen  zu  geben;  man  wurde  dadnreh  die 
zu   schnelle  Reaction   des    Organismus    nnd  eine   be- 
schleunigte Degenerescenz  der  Tuberhein  herbeirafen.— 
Der   Verf.   erzählt   nun  4  Krankengeschichten,   db 
meist   interessant  sind.    Sie  sind  aber  zu  lan|re,   an 
sie  hier  weitläufig  wiedergeben  zu  können.    Die  efsl0 
betrifft  ein  junges  ITjähriges  Mädchen ;  folgende  Symp- 
tome lieferten   Percassion   nnd    Auscnitatioa :    nsf  der 
ganzen  rechten  Seite  matter  Ton;  ebendaselhsi  sehr 
schwaches     Athmungsgeräusch     und     Resonans     der 
Stimme:   übrigens  Abmagerung.    Trockener  and 
figer  Hasten«    Dyspnoe«   stechende   Schmerzen 
dem  Brustbein  nnd  zwischen  den  Achseln.  HenLklopfcii 
schneller,  leicht  za  unterdrückender  Puls, 


KrÜ,  Repertorium.  173 

nentiom,  kein  Appetit.  —  Diese  Kranke,  an  deren  Hei^ 
\nng  Recamier  gänzlich  verzweifelte,  kam  zu  Dr.  Li- 
BEiiT.  Sulph.  24.,  Pulsat.  24.,  Calcar.,  Sepia  30.,  Mer* 
cor  30.,  Sulph.,  Pulsat.;  das  Monatliche  erscheint  wie- 
der im  4.  Monat  der  Behandlung;  bald  auch  wieder 
Appetit;  bessere  Verdauung,  leichteres  Athmen;  nach 
6monatlicher  Behandlung  ist  Pat.  vollkommen  gehellt; 
Percussion  und  Auscultation  lassen  nichts  Anomales 
mehr  erkennen.  Seit  t  Jahren  ist  das  Mädchen  voll- 
kommen gesund  geblieben.  2)  Ein  ITjühriges  Müdchen^ 
Büglerin,  noch  nicht  menstruirt;  vom  12.  Jahr  an  ist 
sie  mit  tinea  mucosa  behaftet;  seit  einem  Jahre  leidet 
sie  an  Schmerzen  in  der  Brust,  unter  dem  Brustbein* 
Beim  1.  Besiich  des  Arztes  beobachtete  dieser  folgende 
Zeichen:  Kopfschmerz  (klopfender  in  der  Stirne),  be- 
legte Zunge,  kein  Appetit,  trockener  Husten  mit  Aus- 
wurf klebrigen  und  durchsichtigen  Schleimes,  Kurz« 
athmigkeit;  Beklemmung,  matter  Ton  und  schwaches 
Alhmungsgeräusch  unter  den  Schlüsselbeinen;  starke 
Resonanz  der  Stimme  in  den  Achseihahlen;  häufige 
Furunkeln  auf  dem  ganzen  Körper;  Gemüthsstimmung 
reizbar,  traurig.  Der  Verf.  gab  zuerst  Sulph.  24.,  dann 
Mercur  30«,  sp&ter  Pols.  Die  Cur  hatte  am  11»  Febr. 
begonnen ;  am  6.  April  war  grössere  Besserung  eingie- 
treten;  wenig  matter  Ton  und  leichteres  Athmen  unter 
den  Schlüsselbeinen.  —  Die  Regeln  sind  noch  nicht 
erschienen.  Verf.  führt  fort,  Sulph.  und  Merc.  abwech- 
selnd zu  geben;  am  4.  Mai  wieder  Pulsatilla.  Am  18. 
war  kein  matter  'ton  mehr  vorhanden  und  vollkommen 
reines  und  gesundes  Athmungsgeräusch  in  den  beiden 
Lungen.  Ob  die  Menstruation  sich  zeigte,  sagt  Verf* 
nicht.  —  Der  3.  Fall  ist  dem  ersten  Ähnlich,  der  4.  be- 
trifft eine  sehr  vorgerückte  Phthisis,  die,  obwohl  aie 
sich  gebessert,  d.  h.  lange  Zeit  nicht  verschlimmert 
hatte,  dennoch  nicht  geheilt  wurde.  — 

Dr.  KiBSCBLEGER' in  Strasburg. 


174  S:rü.  Repertorium. 

3)  Praktische  Abhandlung  über  die  Kehlkoff^ 
Schwindsucht,  die  chronische  Laryngitis  und  dk 
Krankheiten  der  Stimme,  von  Prof.  A.  Trous^ 
SEAü  und  Dr.  A.  Belloc  in  Paris.  Von  der 
königl.  Academie  der  Medicin  gekrönte  Preist 
Schrift,  üebersetzt  von  Dr.,  Eomberg  in  Bann. 
Herausgegeben  und  mit  Znssätzen  versehen  fnm 
J.  F.  H.  Albers,  Prof,  in  Bonn.  Leipzig  183& 
XU.  und  291. 

Diese  Abhandlang  ist,  abgesehen  von  ihrem  Wertbe 
bezd^lich  der  Pathologie  der  behandelten  Krankheita». 
Formen,  insbesondere  durch  den  in  ihr  nea  gelehrtem 
Weg,  diese  Uebel  örtlich  zu  behandeln^  merkwärdig, 
Ref.  glaubt  daher  keinen  Missgriff  zu  thnn,  wenn  er 
das  Wichtigste  ans  ihr  mittheilt,  ohne  dass  er  dieaer 
Methode  vor's  Erste  das  Wort  reden  wilK  Einseitig-, 
keit  ist  nie  der  rechte  Weg  zum  Ziele  —  und  Wahr- 
heit findet  sich  mehr  oder  weniger  auf  jeder  Seite. 

Kehlkopfschwindsucht  ist  den  Verf*  jede  chron.  Krank« 
heit  des  Larynx,  welche  den  Tod  in  irgend  einer  Weise 
berbeifähren  kann  (Cap,  1). —  Wir  geschweigen  der  in« 
teressanten  geschichtlichen  Uebersicht  über  den  Ge« 
genstand,  äbergehend  zum  Cap.  8,  welches  die  patho- 
logische Anatomie  des  Leidens  behandelt  Die  krank- 
haften  Veränderungen  des  Kehlkopfes  zerfallen  In  die 
der  Schleimhaut  und  in  die  der  Knorpel« 

1)  Unter  den  krankhaften  Veränderungen  der  Schleim- 
baut  lege  man  bei  Untersuchung  der  Leiche  zu  gros- 
sen Werth  auf  die  Röthe,  da,  wie  bekannt,  die  leb- 
hafteste Röthe  während  des  Lebens  nach  dem  Tode 
vollständig  verschwinden  könne  (?).  —  Ihr  Mangel  ai| 
Todten  entscheide  daher  nicht,  dass  beim  Lebendea 
ein  chron.  Leiden  dieser  Theile  nicht  statt  gefundea 
habe«  (Ihre  Gegenwart  aber  in  der  Leiche  verliert  dess- 
halb  ihre  Bedeutung  doch  nicht.  Ref.)* 


Krit.  Reperiormm.  17& 

Bei  Ver^chtoärung  des  Kehlkopfes  unterscheiden  die 
Verf.  Eroiionen  und  Ge^chtmre.  Erstere  beschränken 
sich  blos  aof  das  Epitheliom  und  sind  daher  leicht  za 
übersehen.'  Ihr  Grund  ist  weni^  tiefer  als  ihr  Rand, 
der  unvermerkt  in  die  ano^renzende  Schleimhaut  über- 
seht. Unter  Wasser  gebracht,  zeigen  die  Erosionen 
kleine  Zotten.  Sie  kommen  häufig  bei  Lungensnchtigen 
vor  und  sollen  (vielleicht)  in  der  Berübrunji^  des  Eiters 
mit  der  Schleimhaut  ihren  Grund  haben. 

Die  Geschtcüre  /^reifen  nicht  allein  das  Zellg;ewebe, 
sondern  auch  die  Knorpel  an  und  dem  Verf.  steht  ifest» 
dass  ein  Geschwür  der  Schleimhaut  Nekrose  des  un- 
terliegenden Knorpels  bewirken  könne.  Die  path.  Ver- 
änderungen der  Knorpel  können  bestehen  in  Ferftitö* 
cherung.  Sie  soll  sich  nicht  selten  bei  Luftröhren- 
schwindsucht finden,  indem  sich  in  Folge  der  Entzün- 
dung der  Knorpel  Knochensubstanz  ablagere.  Zuerst 
verknöchere  die  Cartilago  cricoidea  an  ihrem  hin- 
tern Tlieile,  hernach  die  Cart.  thyreoidea.  Solche 
Verknöcherungen  sollen  oft  eher  als  Erosionen  und 
Geschwüre  zu  Stande  kommen.  Sehr  häufig  trete 
JNekroie  der  Knorpel  ein.  Der  nekrotische  Theil 
liege  immer  ganz  frei,  nur  von  Eiter  berührt,  und 
stosse  sich  nur  sehr  selten  ab«  Dabei  sei  der  nekro- 
tische Theil  immer  verknöchert.  Eine  dritte  Form  sei 
Carter  der  Knorpel.  Caries  komme  indessen  seltener, 
als  Nekrose  vor,  und  zwar  besonders  nur  in  der  Tra- 
chea und  der  Cart.  arytaenoidea.  Schon  nach  wenigen 
Monaten  sollen  Geschwüre  der  Weichtheile  eine  Caries 
der  Knorpel  bewirken  können,  doch  nur  bei  Subjecten 
mit  Phthisis  pulm.  tuberculosa,  die  Neigung  zur  Jaucfaen- 
und  Eiterbildung  mit  sich  bringe.  Der  Knorpel  ist  da- 
bei wie  angenagt  und  höckerig. 

Zumeist  kommen  die  besprochenen  pathischen  Ver- 
änderungen zusammen  vor. 

Entartungen,    welche  Kehlkopfschwindsocht  simuli- 
ren  oder  auch  veranlassen  können,  sind:  Polypen  and 


^KrU,  Refierioritm.  197 

.ankheit  besprochen  ond'es  ergiebt  sich,  dass  die 
ledenslen  Umstände  die  Entwickluni;  dieser  furcht- 
Krankheit  herbiiföhren  können.  Vor  .anderen 
sn  indess  bes.  die  Constitutionen  dem  Uebel  ans- 
-^t  BO  seyn ,  welche  der  Entwicklung  chronischer 
^^waron^en  am  gunstigsten  sind  und  besonders 
^httlöse  und  tubercoldse  Anlage  scheint  zu  dem 
'*%a  qualificiren.  In  Bezug  des  Alters  sind  es  nach 
'"•  latenter  Vergleichnng  besonders  die  Jahre  80— 4&, 
zur  Krankheit  disponiren,  und  die  Individuen^ 
daran  starben,  gehörten  vorhermchend  dem 
(iniiehen  Geschlechte  an  (J.  Frask,  Skurb,  Louu). 
einer  Anmerkung  des  Herausgebers  soll  vorzüg- 
'^'^  ein  weiter  und  grosser  Kehlkopf  zur  Entwicklung 
«- .  mtt  Krankheit  geeignet  seyn  und  hierin  der  tirund  lie- 
k»  ^,  warum  sie  vorherrschend  Männer  befällt. 

5  werden  diese  Formen  eingetheilt  in  solche , 
dche  a)  aus  8en,  gewöhnlich  Entzündung  überhaupt 
M^iuranlasseliden 9  Ursachen  hervorgehen,  b)  in  syphili- 
^^ebe,  c)  krebsartige  (von  krebsartigen  Gescbwtisten 
;n  Kehlkopfe)  und  d)  in  tubercnlöse.  Sämmtliche  For- 
i^en  werden  mit  vielen  Beobachtungen  belegt,  und 
fliese  Beobachtungen,  an  denen  das  Buch  überhaupt 
^aehr  reich  ist  (es  sind  61  ausführlich  mitgetheilt),  mus- 
^aen  wir  dem  Leser  dringend  zum  eigenen  Studium  em- 
^pfehlen. 

p  Die  Erscheinungen  der  Krankheit  und  ihr  semioti- 
y  scher  Werth  wird  im  10.  Cap.  besprochen.  Unter  den 
^  zuerst  örtlich  auftretenden  Symptomen  ist  das  auffal- 
lendste die  Veränderung  de*  Klangee  der  Stimme^  Be- 
sonders beim  Temperaturwechsel  und  namentlich,  wie 
die  Verf»  beobachtet  haben,  beim  Eintritt  in  eine  wär- 
mere Temperatur  verliert  die  Stimme  Anfangs  ihren 
Klang.  (Ref.  hat  durchweg  das  Gegentheil  beobachtet 
und  insbesondere  S  Kranke,  welche  er  gegenwärtig 
an  diesem  Uebel  bebandelt,  speciell  darauf  gefragt. 
Auch  ihnen  macht  der  Eintritt  in  eine  kältere  Tempa- 


198  Krit*  MUpere&rimm. 

ralar  schnell  Heiserkeit,  während  der  M^hwftßmfi  ii 
eine  wärmere  die  Stimme  eher  bessert,  als  veraeMceh» 
tert.).  Bald  wird  die  Klsn^losiji^keit  bleibend,  obgieish 
der  Kranke  beim  Aastritt  ans  dem  Bette  meist  eins 
jcute  Stimme  neijct.  Nach  eini/srer  Anstrenn^unit  wird 
die  Heiserkeit  wieder  stärker  ond  Abends  int  sie  na 
•af fallendsten«  (Ref*  bat  in  mehrern  Filleo  die  Bis- 
merkun^  f^emacht,  dass  schon  der  Eintritt  dorch  die 
äussere  Temperatur  kalter  Personen  ins  Zimmer,  den 
Kranken  aa/i^enblicklieh  heiser  machte,  and  dass  besoaf 
ders  beim  Bejerinn  der  Rede  and  wenn  der  Kranke  leb- 
haft im  Gespräche  wird ,  die  Stimme  versaget»  Spricht 
aber  der  Kranke  ohne  Affect  and  mit  weni^  LaftanC*- 
wand,  so  klingt  die  Stimme  häufijj^  noch  gnt.).  Aneh 
sollen  bei  heftigem  Appetit  und  leerem  Maj^ea.  die 
Stimmzufälle  heftiger  seyn.  Klingt  die  heisere  jStimme 
schleimig,  so  nennen  Verf.  sie  die  stridulose  HeUerkeit 
und  halten  sie  für  die  gefährlichere.  In  einem  weitem 
Zeiträume  geht  die  Heiserkeit  in  Aphonie  aber«  .  Tritt 
die  Stimmlosigkeit  zu  allmählig  wachsender  Heiserkeit, 
so  ist  dies  ein  gefährliches  Symptom,  bleibt  sie  vom 
diner  acuten  Kehlkopfkrankbeit  zurück,  so  ist  sie  we- 
niger bedenklieb. 

Ein  ferneres  Symptom  ist  der  Htuten.    Derselbe  lat 
nach  der  Onalität  der  Stimme  modificirt,  bald  heiser, 
bald  stimmlos.    Bei  stridniöser  Heiserkeit  erhält  er  ei«» 
nen  eigenen  Ton,  als  ob  der  Kranke  einen  erstiekenden 
Boctos  von  sich  geben  wollte.    Der  Ton  soll  in  Folge 
von   Unbeweglichkeit   der   Glottis  entstehen   und  aof 
Desorganisation   derselben   bestimmt   hinweisen.     Den 
Hasten  nennen  die  Verf.  ttu^h  eructan^.    Die  Häufig- 
keit ist  bei  übrigens  gleichen  Entartangen  sehr  ver-» 
schieden  und  lässt  mitunter  keinen  Augenblick  Rabe; 
Im  Anfange  der  Krankheit  beruhigt  ihn  der  Genuss  von 
Speise  und  Getränke,  in  späteren  Perioden  aber  erregt 
er  Erstickungszufälle.    Der  Auwmrf  femer  ist  in  die« 
sem   Leiden  meist   schleimig,    dnrehsichtig   nnd   aik 


Krü.  RepfTtorinm.  179 

Sind  Geschwüre  bereits  Torhanden^  so  enthält  er  nieht 
selten  kleine  Eitermassen  ond  ist  mehr  oder  weniger 
blatstreifig«  Dabei  wird  er  darcb  leichtes  RHospern 
entleert.  Schmer»  wird  meist  nor  za  Anfanj;  der  Krank- 
heit |i^eklag;t,  später  l>ei  den  heftiji^sten  Zerstörungen 
fehlt  er  meist  ghnz.  Beim  Schlocken  jedoch  fahlen  die 
meisten  Kranken  starke  Schmerzen ,  beim  Reden  und 
Athmen  aber  nicht  Rötäe  des  weichen  Gaömensenj^els, 
des  Zäpfchetas  and  der  Mandeln  i9t  meist  leicht  zo  se- 
hen. Ist  die  Epi^lottis  sichtbar,  so  erscheint  sie  dnn- 
kelroth  and  nicht  selten  aufgelockert  oder  verdickt 
CEs  ist  wohl  ein  äusserst  seltener  Fall,  daäs  man  die 
Epiglottis  sehen  kann.  Ref.).  Wenn  man  den  Kehlkopf 
zwischen  den  Fin/s^m  druckt,  so  giebt  derselbe,  wenn 
Caries  oder  Nekrose  vorhanden  ist,  ein  trockenes,  ere-^ 
piHrendes  Geräusch^  das  man  indess  von  dem  ähnlichen 
Geräusche  unterscheiden  muss,  welches  entsteht,  wenn 
man  den  ganzen  Kehlkopf  an  den  Halswirbeln  hin  und 
her  schiebt.  (Es  fallen  hier  sehr  leicht  Täuschungen 
vor,  weil  fast  alle  Männerkehlköpfe  beim  Hin-  und 
Herschieben  crepitiren.  Ref.)* 

Im  ersten  Zeiträume  der  Krankheit  ist  das  Athem^ 
geräu9ch  wenig  verändert^  nur  bei  Anstrengung  wird's 
beim  Einathmen  etwas  schwächer  —  nicht  so  beim  Aus- 
athmen.  Wachsen  die  Hindernisse  ffir  den  Durchgang 
der  Luft  durch  die  kranken  Theile,  so  entstehen  ashtma- 
tische  Zufälle.  Sie  treten  meist  in  der  zweiten  Hälfte 
der  Nacht  auf  und  zwar  paroxysmenweise.  Das  Ein- 
athmen wird  pfeifend,  das  Ausathmen  lang  und  geräusch- 
voll Die  Anfälle  wiederholen  sich  immer  schneller,  der 
Kranke  kann  nicht  mehr  liegen  —  ond  stirbt  suffucato- 
risch.  (Die  Verf.  haben  vergessen,  auf  den  Athemge- 
rach  solcher  Kranken  aofmerksam  zu  machen,  welcher 
bei  vorhandenen  Geschwören  furchtbar,  aashaft  ist 
und  oft  auf  mehrere  Schritte  wahrgenommen  wird)* 

Bei  einzelnen  Kranken  zeigt  sich  ein  Unvermögenj 
flüsiige  Speisen  %uversehlinff€n^  das  seinen  Grund  in  einer 

lt. 


180  Krif.  RepertoHum. 

f^kmAxelien  Zer8töran/3^  der  Epi/o^lottis  oder  io  deren  Ver- 
härtony  haben  soll.  (Ref.  bat  einen  Fall  beobachtet,  ii 
dem  diesB  Unvermögen  intermittirend  auftrat  ood  daM 
die  Erstickun/B^sgefahr  herbeifährte). 

Der  Herausgeber  giebt  (pg.  188  in  einem  Zosatze)  ab 
Zeichen,  dass  eine  Kehlkopfschwindsaclit  im  Ansöge 
oder  bereits  im  ersten  Beginn  sei,  folgende  Ersehd- 
nungen:  a)  hftofiges  Verschlacken;  b)  kleine,  ronde, 
stecknadeigrosse,  eigelbe  Körperchen,  welche  sieh  ia 
hellen  Schleime  sparsam  finden.  Sie  sollen  vielieidit 
Contenta  der  geschwollenen  Schleimdräsen  seyn  ml 
beginnende  Verdickung  und  Erosion  der  Sehleimhait 
bezeichnen,  c)  Eine  Röthe  des  Rachens  mit  Sehmen, 
dicr  dem  Ausbruche  der  Krankheit  oft  Jahre  lang*  voraus- 
gehen soll,  d)  Ein  Schmerz  beim  Drucke  des  dreiecki- 
gen Raumes  zwischen  Schild-  und  Ringknorpel,  beson- 
ders wenn  man  den  Rand  des  Schildknorpels  nach  oben 
schiebe,  e)  Ungewöhnliche  Reizbarkeit  des  Kranken. 
f)  Eine  unreine  Haut.  (Die  beiden  letzten  Symptome 
haben  wohl  nichts  auf  die  Krankheit  besonders.  Hindea- 
tendesO*  Symptome,  aus  welchen  auf  die  vorlief^eode 
Art  die  Kehlkopfschwindsucht  soll  geschlossen  werden 
können ,  sind  mehrere  angegeben.  So  soll  bei  syphili- 
tischer Luftröhrenschwindsucht  ein  lebhafter  Schmerz 
geklagt  werden,  der  beim  Schlingen  so  wie  beim  Drocke 
auf  den  Kehlkopf  sich  vermehre.  Er  soll  seinen  Grand 
haben  in  Geschwören,  die  in  den  Mandeln  und  im  Velam 
palatinum  sitzen,  so  wie  in  einem  stattfindenden  Ery- 
them der  Schleimhaut  und  einer  Anschwellung  des  anter 
ihr  gelegenen  Zellgewebes.  Auch  der  Umstand  spricht 
für  die  syphilitische  Natur  des  Uebels,  wenn  das  Leiden 
vom  Pharynx  oder  den  hintern  Nasenöffnungen  aas- 
geht, da  die  einfache  Kehlkopfschwindsocht  im  Kehl- 
kopfe oder  der  Luftröhre  beginnt 

Für  tuberculöse  Kehlkopfschwindsocht  sprechen  die 
Zeichen^  welche  vom  Daseyn  von  Tuberkeln  in  der 
Lunge  zeugen,  besonders  solche,  mit  dem  Stethoskop 


KrU.  Eepenaiium.  181 

ftos  dem  Aaswarf  j^ewonnene.    Wilv*eiHl  aiMfoh; 
[chlkopfdchwindsacbten  aach  bei  ^esander  Luüge  vör^ 
^ommen  können,  scheint  die  tubercalöse  nicht  ohne  tu*- 
>ercolöse  LangenschAvindsncht  ang^etroffen  %a  werden« 
i  Im  11.,  dem  Capitel  von  den  Aasjs^ängen,  wird  bC'^ 
terktj  dass  der  Tod  in  der  Kehlkopfschwindsacht  wew 
er  darch  die  Entartun^i^  des  Kehlkopfes,  als  vielmehr, 
^wie  zuweilen   bei  der  Lungenschwindsucht,  durch  die 
^fkhrigen^  sie  begleitenden  und  ihr  folgenden,  organiscbeii 
—Kntartungen  eintrete,  mit  denen  Abzehrong  und  hek- 
^(isches  Fieber  Hand  in  Hand  gebt,  wenn  auch  nicht 
sa  leugnen  sei,  dass  der  Tod  in  letzter  Instanz  durch 
ISrstickung  dem  Luftröhrenleiden,  respective  der  Ver-r 
engerung  des  Organes,  zur  Last  falle.   Auf  der  andern 
Seite  sei  im  Beginn  der  Krankheit'  und  bevor  beträcht- 
liche organische  Entartungen  die  Gewebe,  welche  zur 
Bildung  des  Kehlkopfes  und  der  Luftröhre  beitragen, 
besonders  verändert  haben,  noch  Hoffnung  vorhanden, 
die  Krankheit  in  Genesung  enden  zu  sehen  und  die  Or- 
gane zu  ihrer  Integrität  zurückzuführen. 

Das  12,  Cap.  enthält  die  Behandlung.  Die  Mittel, 
welche  gerühmt  werden,  sind:  Ruhe  des  Organes  «-^ 
Stillschweigen,  antiphlogistische  Mittel  (besonders 
Aderlässe,  auch  Blutegel  in  grosser  Zahl,  Schröpf- 
köpfe und  erweichende  Mittel),  ableitende  Mittel  (be* 
sonders  bleibende  Vesicatore  in  den  Nacken,  noch  bes- 
ser das  Haarseil  in  die  Gegend  zwischen  Ring-  und 
Schildknorpel ,  Brech weinsteineinreibungen ,  A  pplica« 
tion  des  Kali  cnust.  wechselsweise  auf  verschiedenen 
Stellen),  Narcotica  (Extractum  Datorae  Stram.,  Extr» 
Bellad.,  Morphiumsalze  auf  offene  Stellen,  Rauchen 
der  Blätter  der  Belladonna  oder  Datura,  welche  vor- 
her in  einer  Opidmauflösung  abgekocht  und  wieder  ge- 
trocknet werden).  Endlich  folgt  die  eigenthämliche  Be- 
handlung der  Verf.,  die  unmittelbare  Amoendung  der 
Mittel  nämlich  auf  die  leidenden  Organe.  Die  An- 
wendung in  Oampfform  verwerfen  die  Verf.,  weil  zn«* 


18f  KHi.  Repenorktm. 

gleich  der  gM%e  Respirationsappanit  damit  iieicid^ 
wird,  Sie  wenden  daher  die  Mittel  entweder  In  Ufe- 
Biget  ^crnif  namentiich  eine  Aaflösong  des  Ai^gentb 
nitrie.  ( bis  %n  einer  Drachme  aof  S  Drachmen  deatU«^ 
lirten  Wassers)  eder  als  Pulver  an.  Die  erstere  appli« 
cireh  sie,  indem  sie  ein  Papierröllchen  drehen,  es  V4Nrne 
umbiegen  and  mit  einem  Tropfen  der  Aoflösnng  an  der 
Spitze  versehend  Nun  bringen  sie  es  bei  niederge^ 
dräcfcter  Zunge  in  den  Rachen  und  lassen  den  Tropfra 
durch  eine  schwankende  Bewegung  vom  Röllchen  auf 
den  Kehlkopf  fallen.  Auch  ein,  in  die  Auflösung  ein- 
getauchtes ,  Schwimmchen  wird  an  einem  gebogenen 
Fischbeinstftbchen  in  den  Kehlkopf  gebracht.  Es  folgt 
arger  Krampfhasten  und  aach  Erbrechen*  (Die  Kran« 
ken  lassen  sich's  nicht  zweimal  einbringen);  Auch  ei- 
nes Spritzchens  bedienen  sich  die  Verft  zur  Injeetfon 
der  Auflösung,  das  sich  leichter  anwenden  lassen  iulKL 
Es  folgen  neun,  mit  Cauterisation  behandelte,  Formen^ 
von  denen  sechs  mit  Genesung,  drei  mit  dem  Tod  en^ 
deten. 

Ausserdem  wenden  die  Verf.  ihre  Mittel  auch  in  Pul- 
verform an,  indem  in  eine  Röhre  das  Pulver  gebracht 
wird,  aus  der  es  der  Kranke  durch  einen  starken 
Athemzug  in  den  Hals  zieht.  Die  Mittel,  die  meist  in 
einer  Mischung  mit  Zucker  angewendet  wurden,  sind: 
Mag.  Bismuthi,  Calomel,  Praedpitat,  Zincum,  Capnmi 
sulph.,  Plumb.  acet.,  Argent.  nitric.  Eine  bei  solcher 
Behandlung  durch  Mag«  Bismuthi  erzielte  Heilung  ist 
angegeben.  Die  Indication  für  die  Mittel  (pg*  tl6  u.  f.) 
ist  sehr  schwankend  und  von  dem  Standpunkte  aus  ge^ 
geben,  welcher  alle  diese  Mittel  als  einer  Klasse  ang^ 
hörig,  die  einzelnen  nur  als  immer  stärker  wirkend,  be- 
trachtet In  geringen  Leiden  wird  die  Einblasung  von 
Zucker  und  Mag.  Bism.  empfohlen.  In  heftigeren  F4Iw 
len^  wo  indess  noch  nicht  Verschwfirung  eingetreten  ^ 
wird  stufenweise  Alaun,  Plumb.  acet.,  Zincum  und  Cn- 
prum    sulph.   empfohlen.     Argentum   nitric,    das 


KrU.  Reperiarium.  18S 

öftersten  anj^eweiidet  wird,  soll  bei  schon  entstandenen 
Erosionen  und  Uleeratiohen  an  der  Reihe  seyn,  und 
diinn  dessen  Application  wöchentlich  2 — Smal  voran* 
staltet  werden.  —  Calomel  und  Präcipitat  sollen  vor- 
herrschend in  der  syphilitischen,  doch  auch  in  der  ge^ 
wohnlichen  Kehlkopfschwindsucht  passen. 

Als  fernere  Mittel  zur  Behandlung  der  Kehlkopf  scjhwind- 
sucht  werdenderinnerliche  und  äusserliche Gebrauch  des 
Mercurs,  des  Jods,  des  schwefelhallig^en  Wassers  ge- 
nannt^ aber  weder  die  theoretischen  Grunde  für  ihr« 
Anwendung,  noch  die  praktischen  Erfahrun^n,  welche 
mitj^etheilt  werden,  sind  von  der  Art,  dass  sie  zur  An- 
wendunji:  dieser  Mittel  bestimmen  könnten. 

Um  dem  Erstickungfstod  bei  Veren^erunjs:  des  Kehl- 
kopfes abzuwehren,  werden  noch  der  Katheterismus  des 
Kehlkopfes  und  die  Tracheotomie  genannt,  mit  welcher 
letzteren  die  Franzosen  sehr  bei  der  Hand  sind.  Der 
eine  der  Verf.  hat  sie  bereits  78  Mal,  und  zwar  73  Mal 
bei  Croup  und  5  Mal  bei  Kehlkopfschwindsucht  ge- 
macht Wir  Deutsche  suchen  unsere  Ehre  mehr  darin, 
dass  wir  es  wenigstens  bei  Croupfällen  wo  möglich 
nicht  dahin  kommen  lassen,  dass  die  Tracheotomie  nö- 
thig  werde.  —  In  Fällen  wirklicher  Kehlkopfschwind- 
sucht kann  ihre  Anwendung  wohl  auch  nur  durch  grosse 
Operationslost  herbeigeführt  werden,  da  der  Kranke 
sammt  der  Tracheotomie  doch  zu  Grunde  gehen  muss, 
wenn  nicht  reines  Kebikopfleiden  vorliegt*  Das  letzte 
durfte  aber  wohl  nur  sehr  selten  der  Fall  seyn,  da 
«namentlich  die .  Lunge  auch  bei  ursprunglichen  Kehl- 
kopfleiden doch  fast  immer  secundär  mit  erkrankt,  tn 
seltenen  Fällen  wollen  wir  indess  dem  Verfahren  nicht 
allen  Werth  absprechen.  Die  Verf.  erzählen  eine  solche 
Menge  von  Fällen,  wo  sie  die  Tracheotomie  mit  gün- 
stigem Erfolge  anwendeten,  dass  man  unwillkuhrlich 
auf  die  Idee  kommt,  sie  möge  gar  oft  gemacht  worden 
seyn,  wo  es  nnnöthig  gewesen.  Wie  bei  der  Trepa- 
fluilion.  ~    Betrachten  wir,  was  die  Verf.  überhaupt 


184  Km.  ReperiarMtm. 

aber  Therapie  mittheilten ,  so  steht  es  ail  den  .ab* 
rillen  Theilen  des  Boches  nicht  im  Verj^leiehe.  Aus- 
ser ihrer  Empfehlung  der  örtlichen  Behandlung,  derea 
Werth  ich  onversacht  nicht  beortbeilen  kann  ond  sa 
deren  Anwendung  sich  wem'iostens  meine  Kranken  aaf 
das  Bestimmteste  verwahrten,  ist  es  nur  die  Äussere 
Ableitung,  die  unter  den  empfohlenen  Mitteln  brauchbar 
ist«  Sie  indess  ist  sehr  wichtig  und  die  Anwendonj; 
des  Haarseils  ist  nicht  genug  hervorgehoben.  Die»  ist 
ein  mächtiges  Mittel,  das  empfohlen  werden  nrass. 
Ausserdem  erinnere  ich  die  Leser  zu  Anfang  der 
Krankheit  an  fortgesetzte  kalte  Umschlüge  um  dea 
Hais,  die  ich  mit  Nutzen  angewendet  habe.  Bei  aero- 
phulöser  Diathese  wirkte  mir  die  Anwendnn/^  d^a  Ber- 

{er  Leberthran's  öfter  günstig,  wie  er  überhaupt  auch 
ei  Tuberkelbildung  oft  nutzt.  Voii  den  specifiaehea 
Mitteln  sind  8pongia,  Calcarea  sulphurata,  Belladonna, 
8ulphur,  Baryta  carb.,  Phosphor  u.  a.  wichtig,,  aber 
die  äussere  Ableitung  ist  in  heftigeren  Fällen  auch  bei 
Anwendung  genannter  Mittel  nicht  zu  entbehren«  Von 
dem  Allem  seiner  Zeit  ein  Mehreres. 

Nach  einem  Zusätze  des  Herausgebers  (pg.  988  n.  f.) 
soll  bei  einfacher,  nach  Erkältung  zurückbleibender 
Verdickung  der  Schleimhaut  des  Kehlkopfes  Merc.  dulc 
mit  Opium,  —  bis  zum  Speichelflüsse  gereicht  r- 
eln  zuverlässiges  Mittel  seyn.  Auch  empfiehlt  er  bei 
beginnender  Kehlkopfschwindsucht,  bei  vermehrter  ei- 
terartig-schleimiger Aussonderung  die  jod-  und  brom- 
haltige Soole  Kreoznach's  sehr. 

Dr.  ScHRöN  zu  Hof  in  Baiem. 


4)  Medicinischer  Almanach  für  das  Jahr  1839. 
Von  Dr.  Joh.  Jac.  Sachs,  Dr.  der  Medicm  etc. 
Vierter  Jahrgang.  Berlin  1839,  Uebnumn  und 
Comp. 

Im  8.  Bd.  pg.  176  der  Hygeaiiat  Ref.  ober  den  Jabrn^*  * 
18tt3  des  Almanachs  Bericht  erstattet ,  über  den  vorlie- 
ipendea  von  1839  glaubt  er  ebenfalls  Mittheilong  machen 
sn  mfissen.  —  Ein  poetischer  Neujahrsgross  von  Dr. 
MüfDUio  in  Berlin  und  Ergänzungen  für  das  Tagebuch  im 
I.  und  t.  Jahrg.  des  Almanachs  vom  Herausg.  machen 
die  Einleitung.  —    Darauf  folgen  11  Aufsätze:  1)  Rha- 

Csodieea  fär  Philosophie  der  Heilkunst,  von  Dr.  Ernst 
reib.  v.  FaucHTERsiJSBBN  in  Wien  (aus  einem  noch  nicht 
jpedruckten  Werke:  das  Skizzenhafte  entschuldigt  der 
Verf.  hiernut;  aus  dem  Zusammenhange  gerissen,  ist  ea 


KrU^  Beperiarium.  tS5 

ab^r  manehmal  unverstündlieh.  Es  ist  jetst  Sitte,  Werke 
aaf  diese  Art  vorlfiafif^  in's  Pobükäm  einsuföhren,  allein 
es  j^eschieht  zam  Nachtheil  der  Werke  selbst,  solche 
„Proben  der  Behandian^  des  8toffes^^  als  Prodruine  hin- 
aassQsenden) ;  S)  die  KrätKrnilbe^  eine  Humoreske  von 
Mbnapius  (wenn  das  Humor  ist,  dann  nug  der  Hr. 
Dr  Mbiapiits  sich  von  der  Kritxmilbe  das  Zeu^niss 
schreiben  lassen);  3)  die  Medicin  und  die  Reli|i;ion  von 
Dr.  Hier.  Fränkel  (zwischen  Religion  und  Coqoetterie  mit 
dem  Pietismus  ist  ein  gnr  weiter  Unterschied;  dem  Ref. 
dankt  der,  von  Dr.  Fränkel  hier  eingeschlagene  Weit 
nicht  der  rechte.  Wozu  solch  geschraubtes  .Wesen? 
Der  Arzt  soll  ein  religiöser  Mann  seyn,  und  dann  wird 
das  fiippokratische  igo&eog  auf  ihn  passen;  aber  das 
unter  den  Aerzten  übliche  Gottesiäugnen  wird  durch 
solche  Predigten  nicht  abnehmen,  nur  dazu  dienen, 
das  noch  mehr  in  Verruf  zu  bringen,  was  der  Prediger 
erheben  möchte.  Die  Absicht  bei  FrAnkbl  ist  gewiss 
gut,  das  Mittel  aber  ganz  verfehlt);  4)  der  VerMI  der 
arztlichen  Würde  in  Frankreich,  als  Parallele  mit  dem 
in  Deutschland  (ist  gar  nicht  zu  verwundern,  wenn  es 
unter  den  jungem  Aerzten  so  viele  Taugenichtse,  Char- 
iatans  etc.  giebt,  da  diese  an  den  filteren  und  alten, 
an  den  decorirten  und  betitelten  oft  so  „gute  Vorbilder^ 
haben.  Ref.);  5)  zwei  Momente  des  firztlichen  Lebens; 
von  Dr.  Jui.  Lesker  in  Dansig  (S  Poesieen:  der  Eintritt 
ins  prakt.  Leben  und  des  Arztes  Abschied  vom  Leben); 

6)  äoer  die  Med;- Verfassung  des  Königreichs  Ungarn; 

7)  Siebenbdrgen's  Medicinai  wesen ;  8)  firztl.  Mittheilungen 
ans  der  Moldau  von  Dr.  S— d  in  Wien  (lesenswerthe  sta- 
tistische etc.  Nachrichten);  9)  die  Heilkunde  in  der 
Levante,  nach  dem  Franz.  von  8.  L — ^n  in  Berlin;  10) 
Gaubnüs,  eine  Skizze  von  Reg.-Med.-Rath  Dr.  Nbumann 
in  Aachen  (Verf.  untersucht  Galen's  wahre  Verdienste 
und  strebt  zn  erforschen,  ob  der  Ruhm  dieses  Arztes 
ein  wahrer  oder  nur  ein  usurpirter  sei,  etwa  wie  der 
eines  Hahnemann^  „ohne  Verdienst,  bios  durch  recht 
dreiste,  wohlauffallende,  recht  an  verschämte  Läge, 
durch   Widerspruch   gegen  alle  Vernunft  ^^  —  gewiss 

St  IC^jT^ben  und  ein  Master  von  „Courtoisie^^I);  11) 
chtige  Reisebilder;  vom  Herausgeber  (derselbe  be- 
schfiftigt  sich  bei  dieser  Gelegenheit  viel  mit  der  Was- 
•erheilkunst  4  welcher  er  in  gemässigtem'  Sinne  das 
Wort  redet;  der  Abschnitt  „die  Kaltwasseranstalten 
in  Deutschland^^  bietet  Lesenswerthes.  Verf;  redet  zu- 
erit  von  der  Anstalt  zu  BIgesbnrg  im  Gothaischeh; 
BoUt  dem  dortigen  Arzte,  Dr.  Piutti,  gebfihrendes  Lob^ 
red«t  von  den  verschiedenen  AosscbUgen,  die  sieh 


las  '  Krii.  Rgpertmium. 

M  der  Behandlaiii^  aiit  kaltem  Wasser  ciM^lleii  -* 
iiaeh  Dt.  Piutti,  *-  komit  dann  nach  llmeiiao  sa  deai 
dorli;^en  verdienstvollen  Arzte,  Hm*  Dr«  Fitjü^er  etc^ 
Vorher  meldet  uns  der  Verf.  Näheres  aber  Jena  und 
seine  medic  Lehrer  und  Anstalten;  Prof.  Ed.  Martin 
und  seine  in  der  Hygea  (Bd.  VIII.  p^.4813  enthalteae  Abb. 
ist  da,*  unter  Anderem,  aoeh  hervorf^ehoben  oad  Verf. 
Itiobt  von  diesem  Aufsätze  eine,  freilieh  sehr  magere, 
Skizze,  erzählt  auch,  dass  Hr.  Prof.  Osann in  Berlin  ihm 
Itesa^,  Martin's  Arbeit  sei  zuvor  an  das  HuFSLAto^sche 
Journal  einj2:esendet  worden.  So  war  es  auch ;  Ur.  Prof. 
Osann  hat  in  dem  m  sehr  gemässigten  Auf  salze  MAttrui's 
ohne  Zweifei  einen  Paneg^g rilius  auf  den  verdieosllosea 
Uahnkmann  erbliclit,  unu  da  es  wenijrstens  in  Berlin 
ausgemacht  ist,  dass  die  Homöopathie  nichts  als  ünsinn 
ist,  so  wanderte  der  Aufsatz  von  der  Spree  zurück  R«eh 
Jena  und  von  da  an  den  Rhein  zum  Druck  —  per  toi  dis* 
erimina  rerum.  — 

Die  „Uebersicht  der  vorzöjGi^h'ohsten  neusten  klinisdiett 
Erfahrungen*^  nimmt  den  /srrössten  Umfang' des  Alina- 
nachs  ein ;  eine  Menge  Materials  ist  da  angehikift ,  was 
anderwärts  schon  vorkam  und  auch  Verf.  in  seinem  (v'oa 
Dr.  Bluff  beji^onnenen)  Jahrbuch  für  die  Leistun j^af '  in 
der  /gesummten  Heilk.,  benutzt  hat.  — 

Rundblicke  auf  die  neueste  Tag^esgeschichte  CPrels* 
aufgraben ,  Personalnotizen  etc.)  und  ein  Nekrolog  vm 
17  deutschen  Aerzten  machen  den  Schluss  des  in  maiH 
eber  Beziehung  reichhaltigen  Almanachs. 

Ref.  erlaubt  sich,  im  Interesse  des  Almanachs,  einige 
Bemerkungen  zu  machea.  —  Für's  Erste  in  materieller 
Hinsicht:  in  den  ,,  Aufsätzen ^^  könnte  etwas  grössere 
Auswahl  stattfinden;  ernste  und  heitere  Darstellungen 

Kissen   an  einen  solchen  Ort,  aber  die  Krätzmilbe  deü 
rn.  MsNAPius  und  die  Rede  von  Dr.  FrAnkel  hätten  um 
so  eher  wegbleiben  können,  als  der  Herausgeber,  nai^h 
beigefägten  Noten  zu  urtheilen,  das  Unbefriedigende 
beider  Arbeiten  selbst  fühlte.    Ebenso  dürfte  die  „lieber-* 
sieht  der  neuesten  klinischen  Erfahrnngen^S  anbescha*- 
det  der  Güte,  sehr  eingeschränkt  werden  und  der  Inhalt 
dem  Jahrbuche  für. die  Leistungen  vorbehalten  bleiben, 
wo  diese  Erfahrungen  nicht  so  gar  sehr  zusammenge* 
presst  zu  erscheinen  brauchen.    Manche  dieser  „Erfah- 
rungen^^ klingen  gar  sehr  nach  „Empfehlungen^^  voa 
Mitteln  und  bereichern  die  Arzneimittellehre  an  Ballast^ 
welchen  der  Herausgeber  doch  selbst  anderwärts  bd* 
klagt ,  wo  er  sich  gegen  die  med.  Buchmacherei  und  vism 
damit  zusammenhängt,  erklärt  (Jahrb.  der  Leistungen 
etc.,  8.  Bd«,  ausUuuL  Medic,  188B,  Vorwort).  ^    In  /oiw 


VermitdUeB.  187 

melier  Hiiieieht  ist  «i  bemerken ,  dai»  die  drei  vereehie* 
denen  Pafinirongen  etörend  sind  und  die  Correctar 
nacblüasig  besorgt  ist  — 

Dr.  L.  Griesselice  m  Karlsruhe. 


IIL    Vermischtes. 


An  die  ver ehrliche  Redaction  der  Hygea  zu 

Heidelberg.  *) 

Ich  bin  so  frei,  der  verehrlichen  Red.  der  Bygeä 
einige  8eIb8tverlAo/K:nunji^  sozumiithen,  indem  ich  am 
gütige  Aufnahme  bei  folgenden  Zeilen  bitte;  es  ge^ 
schiebt  dies  nur  im  Vertrauen  auf  ihre  vielfältig  selbst 
gerühmte  Hochherzigkeit  und  andere  löbliche  Eigen- 
schaften. Was  den  Betrag  der  Insertionsgebähren^ 
wenn  nämlich  dergleichen  zu  zahlen  sind,  betrifft,  so 
bitte  ich,  dieselben  von  meinem  Verleger  nachnehmen 
zu  lassen. 

Ldider  muss  ich  bekennen-,  dass  ich  im  ersten  Au- 
genblick, als  mir  zn  Ohren  kam,  mein  Schriftchen: 
Versuch  zur  wissenschaftlichen  Begründung  der  Was- 
seieuren,  sei  in  der  Hygea  recensirt,  mich  gar  nicht 
beginnen  konnte,  was  es  mit  der  Hygea  eigentlich 
sei.  Mein  Buchhändler,  der  mir  doch  sonst  so  prompt 
Alles  besorgt,  was  nur  irgend  in  der  Medicin  Gutes 
iind  Neues  erscheint,  hat  mir  niemals  diese  Zeitschrift 
zugeschickt.  Seine  Entschuldi/srung  lautete :  es  ist  eine 
homöopathische  Schreiberei.  Nun  fiel  es  mir  auch  bei, 
dass  es  jenes  falbe  Irrlichtchen  sei,  welches  gespen- 
sterartig über  dem  todten  Sumpfe  der  Homöopathie 
lackert  und  sein  kümmerliches  Leben  von  den  faulen 
lünsten  fristet,  welche  aus  jenem  aufsteigen  und  ei<* 
dge  armselige  verirrte  Wanderer  vollends  ins  Ver- 
derben locket.  Auch  erinnerte  ich  mich,  dass  der  Re- 
dicteor  des  Blattes  jener  Hr.  Grusselich  sei,  der, 
dirch  seine  glühende  Phantasie  verleitet,  sich  in  dem 
Kimpfspiele  der  Allopathie  und  Homöopathie  für  den 
HUador  hielt,  sich  aner  dprch  einen  neckenden  Zu- 
fal  am  Ende  des  Kampfes  als  den  zum  Tode  ver- 
wmdeten,  nur  noch  ohnmüchtig  brüllenden  und  röcheln- 
den Ochsen  wiederfindet.  Was  nun  die  Recension  mei- 
ner Schrift  in  jenem  Blatte  betrifft,  so  verdenke  ich  es 
dem  recensirenden  Hrn.  Homöopathen  gar  nicht ,  dass 

er  se  eben  nicht  fein  gemacht  bat,  denn  der,  den  ich 

I     I 

*)   Vdrüioher  Abdruck«  ->       Bed. 


188  Vermi9eh$e9i 

zaerat  einen  Dummkopf  ne^ne,  bewiese,  dam  er  es  ist, 
am  besten  ^ '  wenn  er  sich  berufen  fflhite.  nieh  einen 
^ondverständigen  Menschen  ko  nennen.  8ei  dem  nan, 
wie  ihm  wolle,  ich  beabsichU/;e  hier  blos  zu  sa^en« 
dass  es  bei  mir  dasselbe  Mitleiden  ist,  welches  wohl 
Ur*  Sachs  und  Stibgutz  empfunden  haben,  weiches 
mir  wie  jenen  verbietet  i  die  im  Wahnsinn  des  Deli- 
riums der  schweren  Todesstunden  ;s:e/(en  mich  aasge- 
stossenen  Schmähungen  ernstlich  zu  berüclisicliti^en. 
Ueberdiess  ist  die  Pron^nose,  welche  ich  in  dein  beisajsrten 
Schriftchen  der  Homöopathie  jg^estellt  habe,  inzwischen 
wohl  schon  erfüllt,  denn  sie  ist  nicht  mehr  et  de  mor- 
tuis  nii  nisi  bene.  Oder  soll  ich  etwa  a  la  Doo.  Qui^, 
xote  gegen  Windmfihlen  fechten? 

Neubrandenburg  den  4.  Uecenber  1838.  *3 

Naehschrifl.  Dr.  Richter  begehrt  die  Insertion  des 
Vorstehenden,  und  diesem  Begehren  komme  ich  aehr 
gerne  nach,  denn  der  Schwerbeleidigte  muss  seine  iSa* 
tisfaction  haben  —  nicht  mehr  wie  billig^.  —  Die  Le- 
ser der  Hygea  werden  sich  nun  nach  iiieiner  Recension 
des  RiCHTER'schen  Buches  umsehen  —  und  keine  findmi 
dagegen  eine  Kritik  in  der  allg.  hom.  Zeit,  Nr.  U,  IS  ind 
13  des  14.  Bandes,  von  Dr.  Gross,  dessen  Chiffre  (Gr.)  je- 
der kennt  Wahrscheinlich  hat  sich  Jemand  den  Spass 
Semacht  und  dem  Hrn.  Richter  etwas  weiss  gemacht, 
enn  dass  er  die  Redaction  der  Hygea  in  die  Musenstadt 
Heidelberg  verlegt,  ist  nur  ein  error  loci,  dass  der  /i^e- 
lehrte  Mann  aber  erst  von  seinem  Buchhändler,  Hrn. 
Barnewitz  in  Nenbrandenburg,  erfährt,  es  existire  eine 
Hygea,  dass  er  nicht  weiss^  was  sie  enthält,  was  ihre 
Tendenz  ist.  wovon  zeugt  das?  Der  Richter  hat  siel 
selbst  gerichtet  und  seine  Strafe  bestehe  darin,  dasi 
hier  der  Abdruck  seines  Briefes  folge.  — 

Dr.  GniEssELica. 


9)  Berichtigung. 


In  meiner  neulich  erschienenen  Schrift,  •,das  Blntlaaien 
kritisch  untersuchtes  befindet  sich  eine  kleine  Unrich- 
tigkeit, Seite  80  in  der  Note  unten,  wo  es  heisst,  lass 
der  MedicinalriTth  Dr.  Spohr  zu  Oandersheim  mir  aoit- 


*)    Im  Februar  elagelaafea  «ad  dnroh  a^lae  Reise  nach  Yien  Im 
Dmcke  vendgen.       Bed, 


V^rmi$€hte$.  tM 

f^theill^.  dass  der  Hofratb  Hbmkb.  ein  Verwandter  des 
etc.  äPOHR,  einen  Aof^ats  von  aiesem,  welcher  den 
Zweck  ^ehabt^  die  in  der  Zeitschrift  für  Staats-Arz- 
neikunde  verbreiteten  Unrichtij:keiten  ttber  die  Honiöo* 
pathie  zu  berichtigten,  zardck/^ewiesen  habe^  Es  war 
aber  nicht  der  etc.  Smhr,  sondern  der  zu  Halberstadt 
verstorbene  Dr  Röhl,  dem  es  so  erg^in/^.  Dieser,  eben- 
falls ein  Verwandter  vom  Hofrath  Hanki  —  bekannt 
durch  seinen  Vorschlag  zu  einer  Wette  wehren  der  Oit-> 
ti^keit  der  Homöopathie,  im  IV.  Bande  der  Schwsikbrt'- 
sehen  Zeitung^  der  homöopathischen  Heilkunst  S.  818  — 
hatte  seine  nachher  in  Leipzig;  1881  bei  Kollmann  ge- 
druckte Schrift:  Das  Dispensiren  homöopathischer  Arz- 
neien, eine  Entgejsrnunji:  auf  Hrn.  Dr.  Mansfbld's  Aufsatz 
über  das  Selbstdispensiren  etc.  in  Hbnkb's  Zeitschrift 
18S9  4.  Vierteljahrsbefte,  anfangs  seinem  Verwandten 
etc.  Henke,  mit  der  Bitte,  in  sein  Journal  sie  aufzu- 
nehmen, zugeschickt,  dieser  aber  fand  es  fär  besser, 
sie  ihm  wieder  zuräckzusenden,  wie  mit  mebrem  in  der 
Voreriniierung  zu  derselben  zu  lesen  ist.  — 

Die  Hygea  wird  gebeten,  diese  Berichtigung  auch  in 
eins  ihrer  nächsten  Hefte  aufzunehmen. 

Hannover  Im  MArz  1888. 

Dr.  Elwebt, 

Könlgl.  Hannov.  Hofmed.  und  Landpbya. 


8)  Offener  Brief  an  Hm.  Dr.  Emenmans  zu 
Oberhatu  hei  Passau  in  Bauern. 

Wohlgeborner  Herr  Doctorl 

Kaum  mehr  werde  ich  heute  an  Sie  schreiben  kön- 
nen als  eine  Art  von  Quittung:  j^über  Verdünnung  und 
Verdünner'^  richtig  gelesen  zu  haben,  zeigt  dem  Hrn. 
Dr.  EiHENMANN  gcgcn  dessen  Verlangen  an,  Dr.  Gr.  . . .  — ^^ 
Aber  ich  gestehe  frei,  es  war  eine  Zeit,  wo  ich  dachte, 
nicht  so  kurz  mit  Ihnen  fertig  zu  werden,  sondern  ei- 
nen zweiten  „Hahnemann  und  Eisbmmann^^  an  das  schöne 
Gestade  der  Donau  zu  senden.  Doch  bei  näherem  Be- 
schlafen der  Sache  hatte  ich  selbst  allerlei  Bedenken, 
die  ich  Ihnen  mitzutheilen  nicht  anstehe. 

Zum  Ersten.  Aus  Ihrem  Werklein,  welches  mit  dem 
Dünnen  sich  so  viel  abgiebt,  entnahm  ich,  dass  Ihre 
Keantniss  des  Gegenstandes  seit  18S6,  dem  Jahre,  da 
Sie  Ihr  erstes  Buch  gegen  unsere  illegitime  Medicin 
schrieben,  durchaus  nicht  dicker  geworden  ist,  dass  Sie 
im  Gegentheile  ganz  auf  demselben  Punkte  stehen,  wie 
vor  8  Jahren,  ich  Ihnen  also  1880  nichts  Niraep  hilte 


199  V€rmi§ekim. 

BMgen  könne»,  als  wm  Ich  Ihnen  iA  beeafirMni.  ^  Hab« 
uniiAiiii  and  HahmuiAvn^  1886  bereite  demonstrirt;  dae» 
Sie  nimlieh  in  der  aUertoUkommetuleH  thmkelheU  über 
die  obic/imebende  Frage  etehen,  — ^  Ihre  Schrift  ven 
1890  dorfte  aas  ^ar  mancher  Rdckeicht  nicht  imbeant« 
wartet  yelasaen ,  werden  9  jcerade  nm  der  Sache  selbst 
willen,  und  dass  ich  es  damals  so  und  nicht  anders  ge« 
tban,  liabe  ich  jetzt  keinen  Grund  zu  bereuen«  ,  Ihncs 
das  Bewiesene  jetzt  noch  einmal  zn  beweisen ,  hätte 
den  Streit  unnütz  verlän^rt,  Ihren  Vorsatz,  von  der 
FrilK^  der  Wissenschaft  wirklich  gründliche  Einsiebt 
ZH  nahmen ^  wahrscheinlich  nicht  umgeändert,  Sie,  wis 
es  manchmal  in  der  Weitjc^ht,  vielleicht  nur  noch  hart« 
iMk^kijver  gemacht,  den  Streit  noch  mehr  entzündet;  die 
Üflistehenden  wären  lustig  an  dieser  Pyra  gestandes, 
hätten  sich  die  Hände  gerieben  und  die  Wissenschaft 
hätte  nichts  dabei  gewonnen.  -^  In  Ihrer  jüngste» 
Schrift  bleibt  also  nur  das  neu,  dass  Sie  aberouüs 
sonnenklar  gezeigt,  wie  Ihnen  das  Streitobject^  gan> 
ferne  liegt.  —  ,Otts  war  also  Eins.  — 

Zutß  Andern  lag  mir  die  Erfahrung  nahe,  dass  ein 
Unterdrückter  stets  einen  grossen  Vortheil  voraus  hat.— • 
Hiebei  muss  ich  denn  sagen,  dass  es  mir  nach  meinem 
ganzen  Thun  und  Seyn  nie  beifallen  konnte,  den  äas- 
sern  Zustand,  worin  Sie  sich  befinden,  zu  benntzea, 
Ihnen  Kränkung  zuzufügen.  Ist  aber  von  meiner  Seite, 
wider  meinen  Willen,  solche  geschehen,  so  war  sie 
^urch  Ihre  literarische  Süinde  verschuldet  und  Ihre  Per^f. 
son  kam  dabei  schlechthin  nicht  in  Betracht.  Die  Fehde 
war  von  Ihnen  hervorgerufen,  Sie  waren  es,  der  den 
Bannfluch  über  uns  andersdenkende  nnd  andershaii- 
delade  Aerzte  schleuderte,  Sie  waren  es,  der  gerne 
mitgeholfen  hätte ^  einen  Sieg  zu  erringen,  der  von  so 
vielen    ehiorotischeh    Medicinern    schon    errungen    ge- 

Slaubt  wird.  —  Was  ich  that,  war  Abwehr  grond- 
iser  Anfeindungen  und  Anerkennung  des  Rechten,  in- 
soweit ein  Mensch  Rechtes  zu  erkennen  vermag  nnd 
es  auszusprechen  verbunden  ist.  —  Aber  Ihre  9, Ver- 
dünnung und  Ihre  Verdünner^^  bewegen  sich  nicht  al- 
lein auf  dem  Felde  der  „Wissenschaft  ^S  —  wenn  es 
überhaupt  erlaubt  ist,  Ihre  Polemik,  so  weit  sie  die 
specifische  Methode  angeht,  der  Wissenschaft  zuzu- 
schreiben, —  Sie  rufen  einen  Bundesgenossen  zu  Hilfe, 
der  gerade  in  unsern  Zeiten  in  der  Wagschaate  zieht. 
Es  geht  nämlich  aus  Allem  hervor,  dass  Sie  mich  für 
fähig  hielten,  Ihren  Zustand  nnd  was  vor  und  hinter 
ihm  liegt,  wie  oben  gesagt,  zum  Schlimmen  zu  be- 
nntsen ;  Sie  haben  nicht  allein  an  das  Gefühl  überhaupt 


Vermi$€kte$*  tm 

appeltirt^  sondern  an,  wenn  auch  nicht  mit  den  deaU 
licbsten  Worten  aos/Bredröckte,  Sympmthieen:  —  kurs 
Sie  stehen  in  Ihren  Augen  als  Märtyrer  da  and  — .  — 
sehen  Sie  heute  ab^^  nicht  oti/wüiMs,  Hr.  Doctor  -^ 
ich  als  Ihr  Unterdrücker.  — 

Als  die  deutschen  Naturforscher  and  Aerste  im  Sept« 
vorj^n  Jahrs  sich  za  Freibur^  versammelt  hatten^ 
weicher  Versammlung  ich  anwohnte,  kam  ein  als 
Schriftsteller  hekannter,  mir  befreundeter  Arzt,  dessen 
Namen  Ihnen  nicht  fremd  ist,  zu  mir  and  sagtet  ich 
kenne  deine  Gesinnangen ,  du  wirst  mir  deine  Stimme 
nicht  versajeren;  ich  will  in  unserer  Section  den  Antra|f 
stellen,  dass  für  £isbnmanm's  Befreinn^  eine  Petition 
von  uns  ein|refreben  werde.  — ^  Ohne  auf  Weileres  hier 
einzujBrehen ,  gestand  ich,  wie  mir  Jener  Arzt  gewiM 
bezeugen  kann  und  wird,  oAite  alte  Zögermig  meine 
Stimme  zu,  äusserte  aber  mein  Bedenken,  ob  diese  Pe-< 
tition  nicht  an  den  Räcksichten  der  anwesenden  „me- 
dicinischen  Aristokratie^^  scheitern  werde*  .Und  sie 
scheiterte.  —  Aber  auch  jetzt,  Hr  Doctor,  wärde  ieh 
die  Petition  unterschreiben  und  Ihnen  ^exgen^  dass  ich 
den  Literaten  von  dem  Menschen  sehr  wohl  zu  unter- 
scheiden weiss.  — 

Dies  zu  meiner  Rechtfertigung 

^0  ist  es  also  die  Wissenschaft  j  welche  mir  eine 
Entgegnung  auf  Ihre  Verdünnung  als  unnütz  erschein 
nen  lüsst  und  ich  stelle  es  gerne  dem  Kenner  zd  be- 
urtheilen  anheim,  ob  nicht  schon  der  Titel  Ihres  Büch- 
leins Ihren  Standpunkt  hinlänglich  characterisire.  — ^ 
Aber  auch  nur  den  Schein  zn  haben,  als  wolle  ich  Ihnen 
den  rechtmässigen  Bundesgenossen,  das  Mitgefühl^  ent^m 
ziehen,  das  mag  ich  nicSt  and  dessbalb  dachte  ich; 
sei's  darum!  der  Sache  selbst  thut  die  „ VerdünnnnjB^ 
und  die  Verdünner^^  gewiss  nicht  weh,  und  was  dir 
darin  selbst  etwa  nicht  gut  thut^  das  magst  du  als  Be- 
zahlung für  andere  Fehler  hinnehmen.  Den  Kampf 
scheue  ich  aber  nicht,  Hr.  Doctor,  und  muss  gefochten 
sevn,  so  stelP  ich  meine  Feder  ins  Feld  —  gewiss! 

Und  so  seh  Hesse  ich  heute  abermals  mit  dem  auf- 
richtig gemeinten  Wunsche,  dass  es  Ihnen  bald  gut 
ergehen  möge. 

Karlsruhe,  10.  Aprif  1839. 

Dr.  L.  Grjesselich. 

N.  8.  Und  nun,  mein  feines  KoRNFEOERLEiNy  sollte 
ich  auch  ein  Wörichen  mit  dir  reden,  da  du  schon  3 
mit  mir  geredet;  einmal  habe  ich  dich  in  der  Stube 
und  auf  Reisen  begleitet,  das  andere  Mal  hast  dn  mich 


1«  VermiMdUeB. 

im  medtc.  Arc^iis  (Bd.  I.  Hft  1,  in  einer  Aamerkang: ) 
schief  anj^esehen  ond    in   dem  Verdfinounn^  *  Mchlein 

warst  da   Bevorworter da-  hast  den   Mutiiliona- 

Karren  aaf  den  Berf  hinaufKiehen  helfen.  — r  Du  ver- 
dienst es  auch ,  dass  ich  ein  Wort  mit  dir  rede,  denn 
eine  Ehre  ist  der  andern  werth.  Im  Uebri^en  erkenne 
ich  deine  Uebermacht  an ;  ich  weiss  za  gut,  dass  Mmm^ 
berg  nicht  weit  von  Baireath  entfernt  ist  und  vermatlie 
starte,  dass  du  in  Jean  Paul's  Lenden  geschlafen  lUist«^ 
Aber  ich  mass  dir  eine  Geschichte  erzUhlen,  und  die 
magst  da,  feines  KonNFEGERLEiN ,  deinem  Doppel^aacer 

wiedersai^en. Röhrlb   war  ein  tapferar  •  Soldat 

ond  £0|:  mit  Napoleon  ins  Feld.  Und  Wer  «n  Schwa« 
ben  kennt  den  Höhrlb  nicht?  die  Geschii^hte,  iMe  Mit 
da  melde,  ist  in  jedem  Landwirthshaose  Sckwab^on  ab- 
gebildet  zu  sehen.  Kurz  mein  Röhrlb  ist  hier  zu  Lniide 
eine  ^anz  bekannte  Fig^ar.  Röhrlb  focht  bei  Waj|ram 
mit;  Napoleon  kam  nach  der  Schlacht  an  die  Fronte 
heran  and  frag  in  gutem  Deutsch:  isit  RöimLn  von, 
Häfnerneu hausen  nicht  dn?  Röhrlb  tritt  aus  dem  Glied, 

Jrasentirt  das  Gewehr  and  sagt  kurzweg:  hier,  Ew. 
lajestät.  Der  Kaiser  aber  betrachtet  ihn  wohlgefällig 
and  spricht:  Röhrlb,  Er  hat  sich  in  der  gestrigen  Ar- 
faire  gut  gehalten,  bitt'  Er  sich  eine  Gnade  ansl  — 
Aber  in  Röhrlb  lebte  ein  anderer  Gedanke  ond  er 
sprach:  dank'  Ew.  Majestüt,  hab'  nichts  als  meine 
Schuldigkeit  gethan;  worauf  der  Kaiser  das  Zwieg^ 
sprach  schloss:  Röhrlb,  Röhrlb,  Er  ist  ein  Hergolt- 
sackerment.  —  80  erzühlte  nämlich  Röhrlb,  wenn  er 
von  seinen  Kriegst  baten  und  seiner  Bekanntschaft;,  «ut 
Napoleon  windbeatelte.  — 

KoRNFBGBRLBiN,  KoRNFBGBRLBiN,  du  bist  ein  TanseiMl^ 
aappermenti  - 


Notiz. 

Hr.  Dr.  W,  Dibz  zu  Ehingen  a.  d.  A.  in  Wärtember/p 
hat  die  Bearbeitung  des  Seeale  cornat.  übernommen. 
Diesin  Bezug  auf  die  Bekanntmachung  Bd.  IX.  pg.  477 
der  Hygea. 

Dr.  Gbiesselicu. 


I. 


Originalabfaandlungeii. 

1 

ty  Die  Wurzelrmde  des  Granatbaums  m  ihren  pa^ 
thogenetischen  und  therapeutischen  Beziehungen 
zum  menschlichen  Organismus.  Dargestellt  von 
JC  0.  Müller,  Magister  der  Chirurgie  in  Wien. 

(Schluss  von  Hygea  X.  pg.  187.) 

5.    Pharmakopathogenese.  — 
Schwindel  Breton  (in  Hüfbland's  Joarn    a.  a*  0.;  — 

GoMBZ,  im  Joarn.  compl^ment  a.  a.  0. ;  —  Dblandbs, 

in  Froiubp's  Notiz,  a.  a.  0.;  von  Jedem  in  mehreren 

Beobachtan^en  angeführt). 
Schwindel  wie  Träbheit  vor  den  kngen  (A.). 
Schwindel  beim  Lesen,  Nachdenken  und  bei  g^iBiiger 

Arbeit  CB). 
Schwindel  nach  Stahl^ang. 

(Nächtlicher  Schwindel)  (Gombz,  a.  a.  0.  Obs.  It,  bei 

einem  aOjäfhrigen  Fraaenzimmer). 
Morff^ns    beim    Aastritte    aas    dem    Bette    sojfleich 

Schwindel  (AO* 
Schwindel    und  Magenbeschwerden  CBrbton  a.  a.  0. 

Beob.  8,  bei  einem  SOJahrigen  Manne). 
Schwindel,  Uebelkeit,  schmerzhafte  Empfindangen  im 

_  •  ^  — 

Unterleibe  and  gelindes  Erbrechen  mit  dem  Oeffihle 
grosser  Mattigkeit  (ders.  Beob«  2). 

Schwindel  and  Mattigkeit  (ders.  Beob«  3  and  4  bei  zwei 
Knaben  von  7  und  10  Jahren). 

UTGXA,  IM.  X.  13 


194  OfigifHUabhandlungen. 

(Häufiger  Schwindel  und  Zittern)  (Dblamdss  a.  a.  0. 

2.'  Fall).  *) 

Sie  bekamen  Schwindel  und  Brechubelkeit,  sahen  hohl- 
äugig und  blass  aiia,  hatten  entstellte  Gesichtszuge, 
wechselten  oft  die  Farbe  und  konnten  vor  Mattigkeit 
kaum  aufdaüern  (an  9  Individuen  auf  grosse  Gaben, 
Behufs  der  Abtreibung  der  Bandwürmer  beobO 

(Schwindel  und  Betäubung)  ([Dblanoj&s,  a.  a*  O.  S.  Falf). 

Betäubung  (ders.  a.  a.  0.}* 

Leichte  Betäubung  (A,)» 

(Betäubung  bei  grossem  Appetite)  (Gomis^  Obs.  18). 

(Betäubung  und  Diarrhöe)  (ders.  Obs.  14). 

Geistige  Befangenheit,  Düsterheit  im  Gehirne. 

(Halucinationea  der  Sinne)  (Krajcbk,  a.  a.  O.  pg.  86). 

Langdauernde  Wüstheit  des  Kopfes.    , 

(Gedächtnissmangel  —  er  vergass  die  Messe  sfiu  lesen) 
(GoMEz,  Obs.  6). 

^Schwere  des  Kopfes)  (Dblandibs,  a.  a«  O.)* 

Scbw  ere  des  Kopfes  (Krajcjbk,  bei  einem  Selbstverajiche 
mit  grossen  Gaben  a.a.O.pg.28  und  an  mehr.  Stellen). 

Kopfschwere  und  Arbeitscheue  (ders.  daselbst)» 

Kopfschwere,  Gesichtsröthe,  Beschleunigung  des  Pul- 
ses und  Abspannung  (ders.  a.  a.  0.  pg.  29). 

(Kopfweh)  (GoMEz  a.  a.  0.  in  mehr.  Observat.)» 

(Cephalalgie)  (ders.  Obs.  7). 

CChronisches  Kopfweh)  (ders.  Obs.  3). 

(Kopfschmerz  und  grosse  Schwäche)  (ders.  Obs.  9)» 

Druckender  Kopfschmerz  im  ganzen  Gehirne,  besonder« 
in  der  Stirne  während  des  Gehens  (B.)« 

Drückender  Schmerz  im  linken  Stirnhngel  (ders.). 

Drücken  in  der  Stirne,  wie  Schwere. 

Drücken  in  der  Stirne  uni^  den  linken  Schläfen  mit  Be- 
nommenheit des  Kopfes. 

Drücken  im  Hinterhaupte  bei  heissen  Ohren. 

Beim  Stuhlgang  Drücken  im  Hinterhaupte  (ders.)* 


*)    UeiUe  Schwindel  und  »•rgeaüioh«  ZMck^eiK 


Es  dL*äckt  TtNn   Oebime  in  4ie  Ipokwltige  Erhaben- 
heit des  Hinterhauptbeines  (ders.) 
Drücken  und  Rehsseti  in  4er  Süinte  gtigen  die  Schlife 

hin  und  da  herausreissend  (ders.>* 
Reissen  in  der  rechten  Kopfhälflä  Cders.)- 
Reissen  in  der  rechtieii  8ühlftfe,  sich  ins  diesseitig^e  tLVLg% 

hin  erstreckend  (ders.). 
Reissendes  Zucken  tn  d^  reeliten  Kopfhälfte  (den.> 
So  arger  Stirnkopfsch/herz ,  dass  sie  kaum  aufblicken 

konnte  (C). 
Schnell  vorober^ebender  ^  stechender  Schmerz  direhi 

Gehirn  (B.)* 
Stiche  zur  Stirne  heraas  (ders.). 
Stiche  unter  dem  linken  Stirnhfigel  (ders.). 
Stechender  KopfschmertB  bei  Bewegung;  (ders.). 
Stirnkopfschmerz  und  Schändet  (A.)' 
Ueisse  Stirne  —  Abends  —  (dersO* 
In  den  Höhlen  des  Stirnbeins  und  Oberkiefers  drückend 

betäubender  Schmerz  (BO* 
An   der   Stirne   und    den    Augenbrauen  Jdcken,   dai 

zum  Kratzen  nöthigt  (ders.). 
Blüthen  an  der  Stirne  und  der  linken  Schläfe^  wundem 

Schmerzes,  die  Eiter  fassen  ond  beim  Abtroicknen  Knöt- 
chen hinterlassen  (B.)- 
Klemfnender  Druck  von    der  Nasenwurzel   Us   in  die 

rechtseitiice  Jochg^egend,  wie  in  dea  Schleimböhtefli 

innerlich  (ders.). 
Blassblaue,  schttiutzijg^e  Rtttg;^  um  die  Augen.    Znekea 

des  rechten  Lides. 
Jucken  in  den  innern  AUjffenwinkeln.    Brennen  in  den 

Winkeln  beider  Au|ren^  bei  geWniet  Röthö. 
Brennendes  Jucken  in  den  äussern  Winkelti  (B.). 
Trockenheit  und  Brennen  der  Au^n. 
Leichte  Auj^enentzündung  wie  beim  Schnupfen. 
Gilbe  der  Sclerotien. 
Erweiterte  Pupillen  --  n.  1  St.  (B.). 
Schwerbeweglicbe,  erweiterte  Papillefi. 

18. 


186  Oriffinaiabhandlungen. 

(Zittern  vor  den  Augen  und  erweiterte  Pupillen)  {Gournzi^ 

a.  a.  0.  Obs  14). 
Verengerte  Pupillen  —  o.  10  St.  —  (B.). 
Trübheit  vor  den  Augen. 
Blödes  Gesicht. 

An  verschiedenen  Stellen  des  Gesichts  und  des  ganzen 
Körpers  Jucken  in  der  Haut,  wie  wenn  Bluthen  iicr- 
vorbrechen  wollten;  man  musste  best&ndig  kratzen  (v. 
Mehr.  beob). 
Kratzendes  Jucken  an  den  Wangen  (B.). 
Die  rechte  Wange  deuchte  ihr  geschwollen  (C). 
Hitze   und    blaue   Böthe   der   Wangen   rechter    Seite 

(dieselb.). 
Hitze,  bläulichte  Röthe,  Geschwulst,  Jucken,  Span- 
nen und  Kriebeln  der  rechten  Wange,  wie  erfroren  CC). 
Erneuerung  der  Gesichtsrose  (dies.)- 
Reissen  in  der  linken  Gesichtshälfte. 
Klemmschmerz  der  linken  Backe  und  dieser  Gesichts- 
seite (B.D. 
Ueberfliegende  Gesichtsröthe  (ders.)* 
Glühhitze  im  Gesichte  —  Abends  —  (ders.)* 
Röthe  und   Hitze  im  Gesichte,   bei  Lebhaftigkeit  der 
Augen,  Schwere  in  der  Stirne  und  leichter  Beklemmung 
auf  der  Brust  CKrajcek,  a«  a.  0.  pg.  89). 
Gesichtshitze  beim  Stuhle  (C). 
Gesichtshitze  (A.). 
Erdfahle,  kränkliche  Gesichtsfarbe. 
Verfallene  Gesichtszüge,  grosses  Kränklichkeitsgefähl^ 
Abgeschlagenheit;  bettlägerig  (an  mehr.  Ind.  beim  Ab- 
treiben des  Bandwurms  beob«). 
(Gelbliche  Farbe  des  Gesichts)  (Dblandes  a.  a.O«  8  Fall). 
Reissen  im  linken  Ohre* 

Stechend  reissender  Schmerz  im  linken  Ohre  von  In- 
nen heraus,  Nachts. 
Stiche  im  linken  Ohre  (C). 

in  beiden  Ohren  Schmerz  wie  ein  Hineinstechen,  ans* 
gezeichneter  imlinken. 


Oriffinalabhandiunpen.  107 

Klammschmerz  in  den  Ohren,  hartnackig  und  mehrere 

Tage  wiederholt 
Ohrklingen  (von  Mehr.  beob.). 
Es  klingt  ihr  vor  dem  linken  Ohr  (C.j. 
(Summen  —  Sausen  vor  dea  Obren)  (Krajcck,  a.  a.  O. 

Pff.  36). 
Reissen,   Spannen  und  Klemmen  in  den  Kiefergelen* 

ken,  ausgezeichneter  im  linken. 
Schmerzhaftes   Knacken  im   linken  Kiefergelenk  beim 

Kauen  —  wie  luxirt. 
Klemmen  am  linkecfi  Kieferast. 
Taubheitsempfindung  in  den  Kiefern. 
Arges  Jucken^  Kriebeln  und  KU%eln  in  der  Nase  (y. 

Mehr.  beob). 
Hitze  im  Innern  der  Nase  (B.)* 
Trockenheit  der  Nasenschleimhaut  —  d.  1.  Tag.  —  Es 

sammelt  sich  viel  zäher  Schleim  in  den  Choanen,  der 

dort  das  Gefühl  eines  Klumpens  bewirkt  •—  nach  eini- 
gen Tagen. 
Sehr  viel  Schleimraksen. 
Blutiges  Schleimraksen  durch  die  Choanen. 
Erst  Beissen,  dann  Brennen  der  Lippen. 
Brennen  am  Wirbel  der  Unterlippe  *)   wie  von  einer 

glühenden  Kohle. 
Trockenheit  der  Lippen  (A.).  ♦*) 
Heftige,  feine  Stiche  in  den  Vorderzähnen.    Nachts  im 

Bette  Stiche  in  den  Schneidezähnen  (B.). 
Stiche  in  den  Schneidezähnen  nach  vorhergegahgenem 

leisem  Ziehen. 
Nur  die  Vorderzähne  schmerzen  wie  taub  und  schrün- 

dend. 
Reissend ,  pochender  Schmerz  in  einem    obern   hohlen 

Stockzahne  (C). 


*)    „Wirbel  der  Uoterlippe^*  wird   ein  dtlreicli«   Provincialitmus 
seyn,  den  ich  niclit  weist.  —       Gr. 
**)    Das  lockere,  verlier  leicht  Mutende  SSahnfleiscb  geneset  (C.>. 


t9S  OHtrinaiaöhtmdkmiMm. 

UorgeuB  beim  Austritt  ans  den '  Bette  jf^lejeh  SEahn?* 

schmerz  (dieselb.)* 
Zähne  wie  zu  laoj^e  bei  Beissen  mat  Hattosk 
CZähoeknirschen  während  des  Schlafes)  (fioMjm^  ••  a. 

Ol  Obs.  9  -^  bei  einem  Ojahri^iren  ^Mädehen^  dM  am 

Baachschmerz  litt  und  kranke  Gesichtsfarben  hatte). 
SUssijre  Trockenheit  der  Zange  mit  dem  OefQUe  von 

Adstriction  der  Wärzchen. 
Weissbele^te,  feuchte  Zun^.- 
Belegte  Zunge  (Krajckk,  a.  a«  O.  pg.  S9). 
Adstriction  der  Mand-  und  Rachenparthien« 
Viel  Zufluss  von  wässerigem  Speichel  im  Munde  CBw> 
Fader^  sässlicb  schmeckender  Speichel  läuft  bei  CXehelr 

keit  und  Bauchweh  im  Munde  zusammefi« 
Den  ganzen  Tag  den  Mund  voll  /Speichel^  und  Be^ 

dürfhiis  zu  spucken  (ßn  Mehr.  beob.). 
CZusmnmenlaufen  zähen  Speichels  im  Munde)  CGomz, 

a.  a.  O.  in  mehr*  Beob.)* 
(Salivation)  (ders  a.  a.  0.  Obs.  14.  Krajceje  a.  sl  0:  pg.  36). 
(Verengerung  des  Schlundes)  (ders.  a.  a.  0.  Obs.  14> 
Sehr  veränderlicher  Geschmack. 
Bald  Erhöhung,   bald  Abstumpfung  der  Geschoiacfea- 

empündnng. 
(Bald  verminderter  Appetit,  bald  Gefrässigkeit)  (Kbjm- 

CBK,  a.  a.  0.  pg.  36). 
(Bald  Ekel  vor  Essen  -^  Anorexie  —  bald  Heissbao- 

ger  — >  Bnljmus).  (ders.  a.  a.  O.  pg.  41). 
Gesteigerter  Appetit  (B.). 
Ungewöhnlicher  Hunger  (bei  Mehr.) 
Morgens  im  Bette  schon  Hunger  (C^» 
(Grosser  Appetit)  (Gombz,  a.  a.  0.  Obs.  9). 
(Begierde  zu  essen,  gleich  nach  genossener  Mahlzeit) 

(ders.  a.  a.  O.  Obs.  5). 
(Gefrässigkeit)  (ders.  a.  a.  Obs.  11). 
(Unaufhörlicher  Hunger)  (ders.  a.  a.  O.  Obs.  2). 
(Appetitlosigkeit)  (ders.  a.  a.  0.  iu  einig.  Beob.). 
Appetit  nnterdrflckt  (KRAJaBK,  a.  a.  O.  pg;  tVf. 


(ctersv  ebenda»  > 
AAorcfxie,  betegle  Zungey  EmpfindKebk^  ,ifer  Piräeor- 

dien  und  Geföhlsabstuni^inig;  (dersi  ebenda».)* 
(Sehr- verftMterttober  Appetit)  (ders«  av  av  0;  Oiis«.  4v^0i 

and  12.    Krajcek  a.  a  0,  an  mehr«  Stellen). 
LAsteriiheit  naeh^  Mafaehem.  i 

Grosse    Begierde    nach    Kaffee,    der    ungemein    wohl 

schaiMkti  f 

Begierde  nach  Obst  (B ). 

Begierde  n«ch  Safligems  Säueslicbemt  .  j, 

(Beschwichtigt  die  GalUsle  der  SehiraBgern>  COiosconi- 

DES  bei  Bauhin.,  a.  a.-.O'«.  pgw  8A  ^    Vom  llIalicoriQi^*f 
Mangel  an*  Durst. 
Abends,    bei    erhöhter  Hauttecnperatur  und  besonders^ 

heisser  iStirne,  viel  Wasserdurst. 
Vieles  und  llaotes  Lnitaufstes^ett) 
,Tag  und  Nacht  Luftiaufste^isen. 
Luftaufstossen. 

Aufstossen  blos  von  Luft  (KaAJCSK  a.  a.  0.). 
(Nach  Genuss  etwas  fetter  Speise  faules  Aufstossen)^ 
Besonders  nach  Kürtoffel^Genuss  vieles  Aufstossen  ond, 

Aufschwulken. 
Aufstossen,  Magenöbelkeit  und  Bauchwehs 
Sehr  häufiges  Aufstossen,  veränderlicher  Appetit  und 

Bauchweh  (Gomek^  Obs.  t8). 
Aufaehtmükeni:   naeii:  dem  Genüsse  flussiger  Nahrung, 

und  besonders  nach  Kartoffeln. 
(Aufschwulken  wässriger  Matecie,  besonders  nüehlern)# 

(KrajcIbk,  a.  a.  O.pg;.  41). 
Beim  Aufstossen  koipimt  Flüssiges  in  den  Bluad  (B> 
Vebelkeii  (Breton  und  Gomsz)  (a*  di  a«  0.  in  mehr.  Be^ 

obachtuDgen). 
Magenäbelkeit 

Den  ganzen  Tag  übel  und  matt  (bei  Mehr.). 
Uebelkeit  und  Bauc/uoeh  (bei  Mehr.). 
Gro99eM  Vnbehagenund  VeMkeit  (bei  Mehr.). 


tOO  Originaiabhandkmgen. 

■ 

Vebelkeit,  Woi^er^auammenlaufen  im  Munde  y  häufiget 
Ausspucken^  Magen^undBauchweh^  GährenünBauehej 
häufige f  fruchtlose  Stuhlanregytngj  Frostigkeit^  sehteckr 
tes  Aussehen  und  üble  Laune  (bei  Mehr). 

^  VebeOceÜj  Bauchtoehj  toie  von  Ptirgimätteln  und  Abfuh- 
ren  (bei  Einigten). 

ITebelkeit.  immerwährendes  Frösteln,  kalte  Htode  and 
heisse  8tirne. 

Hehrstüridij^e  Uebelkeit  mit  jsrrosser  Schw&che  und  Zit- 
tern (Breton,  a.  a.  0.  Beob.  2). 

Uebelkeit,  darauf  3— 4malij:es  Erbrechen,  Schwindel  und 
Mattif^keit  (ders.  Beob.  3  und  4). 

£ikel  (Krajcbk,  a.  a«  0.  yg^  20). 

Ekel  und  Bauchschmerz  (ders.  ^g.  88  and  29). 

Brechübelkeit  (bei  Mehr.). 

Brechregun^en  (Krajcek,  a.  a«  0.  an  mehr.  Stellen)» 

Erbrechen  (ders.  a.  a.  0.  ^g.  29  und  an  mehr.  Stellen). 

Erbrechen  (Breton  und  Gobiez,  a.  d.  a.  0.  in  mebr.  Be- 
obachtunjo^en). 

(Nächtliches  Erbrechen)  (Gomez,  Obs.  1). 

Erbrechen,  Mattijo^keit  und  Schweiss. 

(Erbrechen^  Beängstigung  und  Schweiss)  (Gomez,  Obs.  3). 

Erbrechen  und  ungeheure  Angst  (B.)« 

Erbrechen  und  Schwindel. 

Erbrechen  und  Zittern. 

Erbrechen  und  Abführen  (bei  Mehr). 

Dräcken  und  äusserst  widriges  Gefühl  in  der  Hers- 
grube. 

Vollheit  in  der  Hersgrabe  (B.). 

Brennen  in  der  Hersgrube  und  dem  Bauche  (C.)l 

Magenkrampf  —  frfih  nüchtern. 

Stechen  im  Magen  (C). 

Dräcken  in  der  Magengrube  und  auf  der  Brest 

(Gefühl  eines  aufsteigenden  Körpers  im  Magen)  (Gomes, 
Obs.  11). 

Beängstigung  um  den  Magen  (ders.  Obs.  7). 
(Schlechte  Verdauung)  (Dblasdu,  a.  a.  (K  I  FU|>. 


(Schmerz  im  Ma^en  und  an  versehiedenen  Steilen  das 
Unterleibs)  (Gomez,  a.  a.  O,  in  eint^.  Observat.}« 

(Häufige  Sticht  zwischen  Majcen  und  Nabel)  (ders.  Obs.  t). 

Stechender  Geschwörschroerz  zugleich  neben  dem  Nabel, 
links. 

Stiche  im  linken  Hypochonder  (Gomez,  Obs.  1). 

Empfindlichkeit  in  den  Pr&cordien  (Krajcek,  a.  a.  0. 

Pff.  «9) 
(An/^st  in  den  Prücordien)  (Gomez,  Obs.  18).   , 

Bauchweh  (bei  Vielen). 

Fast  stetes  Bauchweh. 

Bauchweh  und  VebelkeU  (bei  Mehr)» 

Bauchicehj  Vebelkeit^WasserfmsammenlaufenmMunde^ 
Frösteln  und  Niederüegen  (bei  Einig.)- 

Bauchweh  und  Salivation. 

Bauchweh  und  Schwindel« 

Bauchweh  und  Abführen  (bei  Mehr.)* 

Nach  jedem  Essen  Bauchweh. 

Bauchweh,  am  är^ifsten  früh  nüchtern. 

Durch  äussere  Wärme  und  Liegen  zu  massigendes 
Bauchweh. 

Bauchweh,  gemässigt  durch  Trinken  kalten  Wassers. 

Leichte  Coliken  (Bourgeoise,  a.  a.  0.). 

(Colikschmerzen)  (Krajcek.  a.  a.  0.  pg.  36). 

Blähungscolik  (B.)* 

Colikartiges  Bauchweh:  Art  Znsammenziehen  des  Ma^ 
gens  und  der  Dnnnd&rme* 

Empfindlichkeit  des  Bauches  (Krajcek,  a.  a.  0.)* 

Leichter  Bauchschmerz  (ders*  daselbst). 

Im  Bauche  kriechende,  gegen  die  Präcordien  hin  ste- 
chende Schmerzen  (Krajcek,  a.  a.  0.  pg.  41> 

(Schmerzen,  Wärme,  Schwere  und  unangenehmes  Ge- 
fühl im  Epigastrium)  (Delamdes,  a.  a.O.  I.  und  2,  Fall). 
Kurzdauernder  Schmerz  im  Epigastrium,  gleich  nai;li 
dem  Einnehmen  (Gomez,  a.  a.  0.  Obs*  6). 

(Schmerz  im  Epigastrinm)  (ders.  in  mehr«  Obs.); 

(Brnstscbmerz  —  oft  heftiger  Art)  (ders.  in  mehr.  Obs.)^ 


(UtikfpHiefige  Brost»oba»evz0B)  (dero.  itt  eimg:.  Pba.>. 
Unrobe  ka  BMOhe  mA  Zähoeklappero  (derß.  Obs  1X>. 
(I<%ichti«:er9  nnaläier  Sobmera  im  JB/iuche)  Cdera  Obs.  13). 
BiuichscbiDerab    uad   MaUigkeit   ^Jer   Uaterifliedaiassea 

(ders.  Obs.  2). 
BauchknHpen  (bei  Mehr.)- 
Kiieipeft  am  den  NabeL. 
(Stiche  om  den  Nabel)  (Gomez,  Obs.  5). 
(Schmerz  um  den  Nabel)  (deffs.  Obs.  7). 
Drehen  um  die  Nabelgej^end  iind  im  Ma^n  (G*)- 
Aenjpstlichkeit  im  Bauche. 
Häufige  Blähangserzeugung.and  Abgang  dexselbeiii oacih 

tbciit  und  unten. 
Häufiger  Blahungs-«Acbgang  (B). 

Häufige  Bläbui^en  (Krajcek,  a..  a.  0.  an  mehr.  Stellen). 
Blähungsumgehen  im  Bauche  (ders.  a.  a«  0.  pg.  S8). 
Auftreiben  des  Bauches  ia  der  Regio  epig/istrica ,   müt 

Empfindlichkeit  dieser  Stelle  Cders.  a.  av  0.  pg.  89). 
Aufgetriebener  schmecziiaftec  Unterleib  und  Heisshunger. 
Bald  aufgetriebener^  bald  natürlicher  Unterleih  (Gomez^ 

,  Obs.  2). 
(Aufgetriebener  Bauch)  (ders«  Obs.  3). 
Auftreibung  des  Nabels  zu  einem  Knollen  —  wie  beiiOf 

Nabelbrüche. 
(Schmerz  im  Unterleibe  und  in  den  Lenden)  (Oblandes^. 

§»,  a..  OO'- 
Unerträgliche  Lendenschmerzen  (ders.  a.  a*  0.)^ 
Ziehend  entzündlicher  Schmerz,  in  der  recbten  Leisten«* 

gegend,  der  sich,  bei  Berührung  verstärkte  —  zwei; 
.  Tag^  andauernd  («A.)» 
Arge^  Dmngen.  in  der  Ingiuinalgßgend^,  bjeiderseiUj.  als 

tßßlUen  Mich  zu.beiden.SeUen  Brüche  vovdrängen^ 
Ungßbeures.  Dräng/ennach.  den  Leisten. (A.)« 
Eaat  sehmerzhaftes  Drängen  nach  den  Weichen,,  mit 

Anschwellung  dieser  Tbeiie  (C). 
(Zuräcktr£t(Mi  der  Hernie)  (MATTmoLi]s,a.A.O.pg.  225). — . 
Die  Körner  —  Nncli^  —  in.  Abkochung,  als  Umschlag 


jl^braacht  —  ,,herniam  prolapso  kilestinoniBiieniinpeiiii* 

tem  repellant^O* 
Schmerzhaftes  DrUofcen  nach  den  SehöaMB  «ad  ätm 

Uteras  (C.> 
Krämpfe  im  Bauche  und  Orangen  vom  Kreuze  nach  den 

Schössen,  darauf  Eintritt  der  Regel  (dieselbe)» 
Ziehen,  Drang  und  Schwere  im  Beeken  (dieselh.X 
Gähren  im  Bauche  (bei  M ehr.)- 
Herumfsiehen  im  Bauche^  wie  NiUUgunf  stiff&  Siuhie 

(bei  Mehr.). 
Durchfallsregnnf:  bei  Uebetkeit. 
Diarrhoisches  üm^hen  im  Bauche  (A.). 
Erfolgloser  Stuhldrang  (KnAJefiK,  ».  tu  0.)l 
Nach  vorgängigem  Kneipen  im  Baache,  zwei  weidbe 

Stähle  (A.). 
Innerhalb  einer  Stunde  zwei  flfissige  Stähle  (Krajghk, 

a.  a.  0.  pg.  29). 
Drei  bis  vier  Stuhlgänge  binnen^  wenigen  Stnndenk 
Drei  bis  vier  Stähle  (Bouroboise,  a.  a  <X). 
Einige  braune  Stuhlgänge  (Delamdbs,  a.  a.  0.)* 
Copiose   Stuhlentleemngen   vom    sehr    danklw    Farbe. 

(ders*  a.  a.  D.). 
firregung  reichlichen  Stuhlgangs  mit  vielen  BUhnogen 

(Krajcek,  a.  a«  O.  pg.  29). 
Durchfall  (Brbton  und  Gobiek^  a.  d.  a.  0.  in  niebr.  Beob«)«. 
Durchfall  (B.). 
Schleimiger  Kothdnrchfali; 
Diarrhöe  und  Bauchgrimnen^  (Delanubs,  a.  a«  0.)« 
(Fast  habituelle  Diarrhöe)  (ders.  a.  a.  0). 
Häufige  DurehfalUBtülUe  (bei  Mehr.)* 
In  grossen  Gaben  wirkt  es  drastisch :  Brechen  und.  Ab-' 

fähren  erregend;  In  kleinen,  10  Tropfen  dep  Tinctw,. 

den  Slublgang  bethätigend,  gelinde  abführend;  ünd-in 

feinen  Gliben  —  von  der  dritte»  Verd^nmiiig  hinab,  #b- 

stmirend« 
Vor  dem  Durchfalle:  Uebelkeit,  BlHiobweb^  ond  Oäbren 

im  Baiiehe* 


y 


Beim  Durchfalle:  Gesiehtshitoe  (A.),  starkes  Preaaen 

auf  deo  Mastdarm  (B.y 
Naeb  dem  Durchfalle:  Hita&e  im  Mastdarme  (A  ). 
Stuhldrang  mit  Herumgehen  undOähren  im  Bauche  (bei 

Mehr.). 
Beim  j^ewöhnlichen  Stuhl^aoge :  Tenesmus  mit  Uer vor- 
treiben des  Afters. 
Ringförmiger  Austritt  des  Afters  beim  Stuhle. 
Hervortreten  der  Hämorrhoidalknoten  beim  Stuhle. 
Verzö/^erter  und  on/g^enn/^lieher  Stuhl,  die  spätem  Ta^e. 
Bandvmrmabgang  (s.  auch  das  früher  Gesa/s^te). 
nu  wäsierigem  Durchfalle  Abgang  von  Bandwürmern^ 
in  häutige  Zotten  und  Darmschleim  gehüUt  (in  17  Fäl- 
len mit  grossen  Gaben)« 
Abgang  von  zwei  Bandwürmern  und  einem  Spulwame. 

(C  —  auf  grosse  Gaben). 
Ab/^ang    von    mehreren  Bandwürmern  —  auf   ^in.  Mai 

(Brcton  und  Gomez  a.  d.  a.  0.). 
Abgang  von  Sjndvmrmem  (bei  Mehr. ,  auch  bei  Gobuz, 

a.  a.  0.  Obs.  7  beob.). 
Abgang  von  Ascariden  (in  3  Füllen  beob.)* 
Abji^ang  von  Würmern  (s.  das  in  der  Einleitun/g:  An- 

/geführte). 
Oefter  des  Tages  Jucken  und  Kit%el  im  After  (bei  Mehr.). 
Unertri/g^liches  Jucken  und  Kitzeln  im  Mastdarme  (C.> 
Aeusserst  lästi/s^es  Gefühl ,  als  re;s^e  sich  etwas  Leben- 

dif^es  im  Mastdarm  und  After  —  Wimmeln  —  (B). 
Innere  Anre^un^  zum  Stuhle,  im  Mastdarm. 
Uettige  Stiche  im  After  —  Abends. 
Beim  Sitzen  heftiges  Stechen  im  Mastdarme. 
ProCtal/s:ie. 

Um  deil  After  und  an  demselben,  so  wie  am  Gesässe ^ 

.   Mittelfleische,  Hodensacke  und  an  den  behaarten  Scham- 

tbeilen,  brennendes  Jucken,  das  sich  von  da  aus  fast 

über  den  ganzen  Körper,  besonders  aber  über  das  Oick- 

fleisch  der  Schenkel  verbreitet. 

Arges  Schneiden  und  Stechen  in  der  Harnrqbrch. 


OfipiiMiaNUmdiungen.  tOt 

Nach  dem  Harnlassen  Schneiden  in  der  Harnröhre. 

Nach  dem  Niederlegen,  Abends,  Schneiden  and  Schrun- 
den in  der  Harnröhre  —  bei  schlaffer  Rnthe  —  Entzün- 
dung und  Geschwulst  der  Harhröhre. 

Schleimsickern  aas  der  Harnröhre  —  Art  Tripper  — 
brennendes  Ziehen  in  den  Schwammkörpern  der  Harn- 
röhre, bis  zur  Eichel  von 

Aufregung  des  Geschlechtstriebes  (A.)* 

Regel  um  4  Tage  zu  früh,  profus  nnd  mit  Bauehkr&ai* 
pfen  und  Drängen  vom  Kreuze  nach  dem  Schoosse  ver« 
bunden  (C). 

Gelber  Scheideflugs  (C). 

Trockner  Schnupfen  mit  Fliesschnopfen  wechselnd.  Es 
liegt  wie  Schnupfen  auf  der  Brust. 

Seufzen^  und  Bänglichkeü  auf  der  Brust  (bei  Mehr.)* 

Beim  Treppensteigen  starke  Brustoppression  und  Mat- 
tigkeit der  untern  Extremitäten. 

*  Drücken  auf  der  Brost  (C«}. 

Druck  von  innen  durchs  Brustbein  heraus. 

Schwere  in  der  Brust  wie  erdrückend,  dann  Herz- 
klopfen. 

(Dyspnoe)  (Gomez,  a.  a.  0.  Obs.  IS). 

Stiche  in  der  Brust. 

Stechen  in  der  linken  Brostseite  (C). 

Rheumatisch  ziehend  stechender  Schmerz  im  Brostfelle. 
bald  hie  bald  da. 

Stiche  rechts  in  der  Brust. 

Stiche  in  der  Mitte  der  Brust 

Bruststechen  ist  beim  Gehen  lebhafter,  aber  Athmong 
hat  daraof  keinen  Einfloss. 

Arges  Spannen  und  Klemmen  in  der  linken  Brost, 
gleich  nnter  den  Rippen  beginnend  ond  sich  immer  hö- 
her aufwärts  ziehend,  mit  absetzenden  Stichen. 

Auch  in  der  rechten  Brostseite  dasselbe  Wehgefohl, 
nur  einige  Stunden  später. 

Schmerz  (?)  in  der  linken  Brosti^eite  ond  dem  Räck- 
grathe,  da  wo  sich  das  Zwerchfell  anheftet  (aoC*  bcjob.). 


Sie  khigt  überhaupt  viel  iter  die  Bru^. 

Ber%klopfrn.    'Herzklopfen  bei  j;erin;;ster  Bewefronit. 

(Herzklopfen  —  lä  Jahre  lan^)  (Gomez,  a.  a.  O.  Obs.  10). 

Klamm,  «nd  gegen  die  Achselhöhle  sich  hinziehende 
«Stiche  im  grossen  Brustmuskel. 

Klemmendes  Zusammenziehen  der  äussern  Brustmas- 
kein  um  die  rechte  Brustwarze. 

(Stechen  im  Nacken  und  in  d^  Schlafen)  (Govez,  n.  a. 
O.  Ob«  1). 

Bheumatischer  Schmerz  im  Nacken  und  Halse ,  dass 
das  Beugen  schwer  fällt. 

Reissen  am  Halse,  das  aich  in  die  Arme  and  Fui^;er 
fortsetzt. 

Die  rechte  Schulter  bis  in  die  Achselhöhle  wie  zer- 
schlagen oder  gequetscht  schmerzend,  besonders  beiai 
Aufheben  des  Armes. 

Arger  Zerschlagenheilsschmer%  an  den  Schultern  und 
zwischen  denselben  y  wie  nach  Tragen  schwerer  Xa«/^ 
dass  selbst  die  aufliegende  Kleidung  belästigt  (wieder- 
holt beob«). 

Schmerfü  zwischen  den  SchuHem  CGomex^  Obs.  S  «ind  7). 
Bnckenweh  (ders.  Obs.  2). 

Krenzschmerz  wie  zerschlagen. 

Bs  legt  sich  wie  eine  Last  in's  Kreuz. 

Kreuzweh  wie  verrenkt,  vorzüglich  bei  Sitzen. 

Kreuzweh  wie  von  Blähungen. 

Kreuzschmerz  beim  Eintritt  der  Regel. 

Es  drängt  vom  Kreaze  zum  After  hinab. 

Rheumatischer  Schmerz  der  Arme. 

Reissen  an  den  Armen,  nach  vorne  ziehend. 

üs  lief  die  Arme  wie  Ameisenkriebeln  herab.  Er  färoh- 
tet  das  Gefühl  zu  verlieren  (B.)* 

Lähmiges  Ziehen  in  den  Armen« 

Am^e  wie  gelähmt.  i 

Lahmigt  Mattigkeit  der  Arme. 

Sie  konnte  kaum  die  Arne  emporlieben  (C). 


Bohrender  Schmer^  in  dea  Arwan,  4ctr  ukk  in  4i«  Fifih 

ger  eretreekt 
Klammartijiies  AeiMen  im  reehten  Vorderarme. 
Periodisches  Ziehen  im  rechtea  Vorderarme,   4aji  aaf 

Anwendung  Ton  äusserer  W&rme  ver^ienj^. 
Reissefi  am  Radius ,  wo  er  sich  mit  der  Haadwur^l 

verbindet 
Beissea  an  der  Uloa  bei  der  Handwurzelverbindung. 
Reissen  in  den  Handgelenken» 
Rheumatischer  Schmerz  im  linken  Handgelenke. 
Rheumatischer  Schmerz  in  allen  Fingergelenken. 
80  arges  Reissen  in  den  Fingeriia  dass  sie  pichts  an- 
fassen konnte  (C.)* 
Reissen  und  Steifigkeit  der  Finger  —  bei  Reissen  ip 

der  rechten  Schläfe  (dies*)* 
Lähmige  Steifigkeit  der  Finger. 
Reissen  in  den, letzten  Gliedern  der  Finger,  besonders  ' 

des  Ringfingers» 
Reissen  im  ersten  Oaumengelenke. 
Stechen  im  zweiten   Daumengelenke,  als   stäcke  ein 

Splitter  darin. 
Juckendes  Beissen  am  Ballen  beider  Daumen,  zum  Ret«- 

beo  nöthigend,  die  Ballen  werden  blauroth,  beiss  und 

intumesciren,  bei  aufgelaufenen  Venen,  die  eine  blau- 

marmorirte  Geschwulst  bilden  —  wie  von  ErfrieritBg« 
Bei  rothen,   heissen  Händen  beissendes  Jucken  zwi-r 

sehen  dem  Mittel-  and  Ringfinger  und  zwischen  diesem 

und  dem  kleineu.  » 

In  den  Handflächen  unausstehliches  Beissen  wid  Jucken 

(bei  Mehr.). 
Auf  den  Handrücken  arge^  Jucken^  als  molUe  Ausschlag 

hervorbrechen  (dißse  so  wie  die  obige  Erscheinung 

wiederholte  sich  durch  5  Tage  öftere  Mule  des  Tags, 

und  fiel  sehr  beschwerlich). 
Hüftweh,  wie  verstorren« 
Stiebe  in  der  Unken  Hafte  beim  G^henu 
Schmerz  in  den  Hüften  (C). 


108  *  ÖHfinmiaöhmMungenk 

ReüMen  hn  änken  Kniegelenke. 

Sehr  schmershaftes  Beissen  in  den  Knieen  CB«). 

Lähmifres  Ziehen  and  Schwere  im  Knie,  da«  «m  Ctehen 

hinderte.    Siechen  im  linken  Knie. 
Stich  im  linken  Knie  (Gomsz,  a.  a.  ,0.  Oba*  1). 
Stiche  im  linken  Fossj^elenke  (ders.  in  d.  obig;.  Beob). 

Stechen  im  linken  Fossf^elenke. 
Ver9tauchan/B:sschmerz  im  linken  Fiiss^lenke  —  das 

Gehen  behindernd  —  Abends. 
Schmerz  der  Leichdorne. 
MatHgkeii^  Müdigkeü  (Fast  bei  Allen). 
Matti/sckeit,  An^egriffenheit  (Gomez,  a.  a.  O.  in  mehr. 

Beob.). 
Ohne  Fieber  and  ohne  Schmerz  fühlte  er  sich  sehr  im- 

^eg:riffeii  (ders   Obs   8). 
Grosse  Mattigkeit,  Schwäche  and  Zittern  (Biubton,  a. 

a.  0.  Beob.  2). 
Mattigkeit  und  Schwindel  (ders.  Beob.  3  and  4). 

Mattigkeit  in  den  Unterschenkeln,  besondere  beim  Gehen. 

(Müdi/9fkeit  der  Beine  beim  Gehen)  (Gomez,  in  eini^.Obs.). 

Unruhe  und  Mödi/g^keit  der  Beine,  Bleischwere  and  Ab- 
g^eschlagenheit,  dass  er  nicht  wasste  wohin  damit,  am 
sich  Linderung;  za  verschaffen ;  am  besten  war's  siezend, 
mit  auf  einen  Schemmel  gestützten  Beinen  (B«>« 

Sie  konnte  sich  vor  Mattijo^keit  kaum  auf  den  Füssea 
erhalten  and  masste  das  Bett  suchen ;  aber  auch  da 
konnte  sie  vor  Müdigkeit  and  Schwere  in  den  Beinen 
nicht  einschlafen  (C). 

Schläfrige  Mattigkeit  mit   wüstem  Stirnkopfschmerze, 

wie  nach  Nachtschwärmerei. 
Grosse  Abgeschlagenheit  und  Hinfälligkeit ,  sie  koniUen 

eich  kaum  aufrecht  erhalten  (bei  Mehr.). 
,  Aach  des  Morgens  beim  Aufstehen  schon  matt  und  made, 

obgleich  der  Schlaf  gut  war. 
Bessert  selbst  bei  Phthisischen  die  Kräfte  auf  einige 

Zeit. 


.*■ 


Ein  phthisisches  Mädchen,  iIm  wegen  Krüflenumgel 
schon  lange  das  BetI  hüten  musste,  konnte  am  Sten 
Tage  nach  gebrauchter  Punica  dasselbe  auf  einigeZeit 
verlassen. 

(Mattigkeit  und  Angst)  (Gombz,  Obs.  10). 

Grosse  Hinfälligkeit  bei  Hitzgefühl  in  den  Händen  (B.)» 

(Lipothymie)  (Gomsz,  Obs.  IS). 

Zittern  (Breton  und  Gomjbz,  a.  a.  0*  in  den  ang.  Beob.). 

Zittrigkeit  —  Morgens. 

(Convnisive. Bewegungen)  (Gomsz.  Obs*  10). 

Abmagerung. 

Schlaffheit  der  sonst  straffen  Muskelparthieen  (B)» 

Besondere  Welkheit  der  Unterextremitäten« 

(Magerwerden  bei  unanfhörliqbem  Appetit)  (Gqmss,  a«  a. 
Obs.  8). 

Gähnen;  oft  widerholtes  Gähnen* 

Gähnen;  wobei  Wasser  in  die  Angen  tritt 

Gähnen  mit  Weichlichkeit. 

Gähnen,  Dehnen  und  Strecken. 

Heftiges,  fast  convulsives  Gähnen  mit  Dehnen  nndStrek« 
ken  der  Glieder,  Schläfrigkeit  und  Frost  überlaufen  von 
den  Hüften  die  Beine  herab« 

Abends  gleich  schläfrig. 

Sie  schlief  bald  ein ,  träumte  aber  die  ganze  Nacht  hin- 
durch (C). 

Spätes  Einschlafen  (B.). 

Unruhiger  Schlaf:  Umherwerfen  von  einem  Orte  des 
Lagers  zum  andern. 

Er  schlummert  nur;  kann  nicht  fest  einschlafen  (B.)* 

Wie  er  nur  etwas  sclilnmmert,  gleich  entsetzliche 
Träume;  er  sctireit  auf  und  wird  wach  (dersO* 

Aufschreien  die  Nacht  aus  dem  Schlafe  (CO* 

(Unruhiger  SchlaO  (Gombz,  in  mehr.  Obs.)» 

(Plötzliches  Erwachen  aas  dem  Schlafe)  (ders*  Obs.  IS). 

Sehr  traunn>oUe  Nachte  (bei  Mehr.)» 

Es  vergeht  in  der  Nathl  keine;  Miante,  die  er  nicht 
träumend  zubringt  (lt.). 

HYOKA,  M.  X.  14 


Sie  IräfMeH  in  der  Naeht  wehr  Vielem  und  ßtMmigfid^ 
,    tigen^  so  dM$  sie  sich  des  Mjorgene  tmht  dasrmuf^sM  ke- 

sifmen  wissen. 
Schaader  über  den  behaarten  Kopf,  die  ÜMire  4fi»tekeA 

ihm  wie  za  Berg«  (B.)* 
Im  Fftrien  Schauder  aber  den  Haarkopf  und  die  miteni 

Extremitäten  mit  lähmij^em  Kehen  im  reebteli  Obwr-' 

whtmkel. 
(Schauder  aber  den  Racken,  und  Zfthneklappern)  (Go» 

MEz^  Obs.  12). 
Schaader,  die  linke  Seite  heraaf. 
Schaddw  ilber  dh»  linke  Hüfte  Md  4etk  Unterteilt  her- 
auf, mit  linkseitigem  Stirnkopfischmerte. 
Leichte  Stef^eranj^  der  Wlirtfie  bei  freqaeiiteitt^  btotem 

Pulse  (KiiAJCEK,  a.  a.  0.  pg.  89). 
Vermehrte  Wärme,  ge8teij|;«frter  Pol»  (der»,  sk.  ^  #. 

pg.  28). 
Drang  des  Blutes  zu  den  ebern  Theileii:   Ko|>f   und 

Brust  (ders.  a.  a.  0.  ebenda). 
TrockeM  Hit!fce  über  den  ganzen  K-örper. 
Abends,  da  er  ins  Bett  etie^,  entstand  ober  den  |^an- 

zen  Körper  Glühhitze  ^  bei  Dürre  nnd  Tr^okeMteit 

der  Zunge,  ohne  Durst. 
Vorzüglich  Hitze  übel*  die  Unterschenkel^  sie  enisnte 

sie  ausser  dem  Bptte  halten  (C). 
Sie  verträgt  keine  Wärme',    verlangt  nach  Kable  ^»^ 

Abendiä  (dies.). 
Schauder  und  Frost  erscheinen  gewAbnlioh  VormfttM^s, 

die  Hitze  Abends. 
Schweiss  bei  geringster  Bewegung« 
Arbeittichene,  bei  K^pfschwere  (Khajc««,  a:  a.  O«)- 
Grosse  EmpSndtiehheil. 
Leicht  aufzuregMdes  Gemütfa. 
3&ernindthijö^)  nrtet  in  deleidignageU' ans. 
Trübe,  melancholisebe  GemüthssIkMllin^. 
MiedergeMblagMMieit , 
Hypochondrische  Bedenklichkeit» 


Oriffktaiaöhandimisten.  XtÜ 

BtLUg  za  Kritteleien;  Tadelsaeht. 
<IIy{»echondrie)  (Gobibz,  Obs.  6). 
CHabituelle  Melancholie)  (ders.  Obs.  2). 
Erkräfiigung  und  Erhiinng  des  Geümüthesj  GelasifM^ 
heit  und  Ausdauer  (B.)*  *) 


2)  Verständigung.  **)  / 

Nicht  eine  gehässige  Antikritik,  za  der  icb  kein« 
Veranlassung  hätte,  nur  eine  freandliche  Verstündigimg 
bezwecke  ich  hier,  wenn  ich  mir  über  die.  Beartheiionif 
einer  Schrift  von  mir  in  Nr  1  dieser  Blütter  (vom  18. 
Febr  d.  J.)  einijg^e  berichtij^ende  Bemerkung^en  erlaube. 
Solche  Berichtigungen  müssen  einem  Verf.  um  au  mehr 
frei  stehen,  wenn  sie,  wie  hier,  miss verstandene  Stei* 
len  seiner  Schrift  betreffen;  sollte  auch  er  selbst  dunch 
allzugrosse  Kürze  oder  durch  ÜndeutUchkeit  das  Mk^ 
verständniss  veranlasst  haben. 

In  der  folgenden  Stelle  z.  B.  beschuldigt  mich  äer 
geehrte  Hr.  Kritiker  „einiger  Widerspruche.^^  leb  muss 


*)  Da  dies  Yerzeichniss  Symptome  enthalt,  welche  an  Gesunden 
nnri  an  Kranken  bemerkt  wurden ,  so  entspricht  es  eigentlich  seinem 
Zwecke  nlditganz;  in  dem  vorliegenden  Falle  wird  der  Mangel  dadufteh 
unerheblicher,  dass  es  nurBand  wurmkranke  wareb.  —  DieArzneikränlc- 
heiten  der  einzelnen  Prürungs-Personea  sollen  nachfolgen ,  so  Wie  idk 
sie  erhalte ;  ich  habe  den  Um.  Verf.  darum  ersucht.  —       Gr. 

*^  Ich  war  eben  im  Begriff,  das  Manuscript  dieses  Aufsataes  aft 
die  Redaeiion  der  „Allgemeinen  kom5opathischen  Zeitung/*  für  die 
er  gesohrieben  ist,  abzusenden,  als  mir  ein  Freund  rieth,  den  Aufsats 
in  die  Hygea  aufnehmen  mu  lafeaen.  Ich  folgte  diesem  Räthe  aus 
dem  Grunde  gerne,  weil  ein  Aufliacz  dMsfer  Art  lüdiel-  etwas  vi^r- 
liert,  wenn  er,  wie  ihn  die  Zeitaag  geben  nwss,  fcerstfiokelt  gelei^ 
wird.  Ich  werde  daher  der  geehrten  Redaction  der  Hyge*  daokbnr 
seyn,  wenn  sie  diesen  Aufsatz  aufnimmt,  den  ich  ihrigens  gmie 
m&rttieh  ko  laiiP,  wie  er  ffir  Mn  Zeitung  bestimmt  war.  Der  Leaar 
mi«  sieh  SB  elnlgn  Stellen  Miiliei><erl6Mifaii  in  dftrZeftftiig»      B. 

14. 


21S  Originalabhandlungen. 

die  kurze  Stelle  hier  ganz  wiederliolen ,  da  der  Hr. 
Ref.  dieselbe  zwar  aucli  initjjretheill  hat,  aber  ohne  die 
Widersprüche  selbst  speciell  nachzuweisen,  indem  nach 
seiner  Voraussetzung  diese  sich  dem  Leser  von  selbst 
als  solche  darbieten. 

„  Es  war  gleich  Anfangs  das  Verderben  der  Homöo- 
pathie, dass  man  sie  als  ein  System  betrachtete  und 
darstellte.  Doch  hat  Hahnbmann  selbst  diesen  Fehler 
nicht  begangen,  obgleich  er  dazu  durch  das  von  ihm 
aufgestellte  System  bei  seinen  Plachfolgern  Veranlas- 
sung gab.  Denn  Hahnemann  selbst  war  conseqoent: 
sein  System  war  ihm  nicht  ein  System  der  Homöopa- 
thie, sondern  der  Heilkunde.  Freilich  war  es  ein  Haupt- 
fehler dieses  Systems,  dass  Hahnemann  ausser  der 
Homöopathie  die  übrigen  Heilmethoden  von  der  Wis- 
senschaft ausgeschlossen  wissen  wollte.  Aber  gerade 
dieser'' Fehler  hätte  seine  Nachfolger,  statt  sie  zu  ei- 
nem andern  zu  verleiten,  zur  Wahrheit  führen  sollen. 
Als  sie,  den  Fehler  Hahnemann's  verbessernd,  die 
Einheit  seines  Systems  vernichteten,  hätten  sie  be- 
denken sollen,  dass  es  überall  nur  ein  wahres  System 
einer  Wissenschaft  geben  könne,  weil  allemal  nur  ein 
Grundsatz  der  höchste  seyn  kann.  Statt  dass  sie 
schwankend  und  zagend  das  neue  System  der  Ho- 
möopathie von  seinen  Fehlern  reinigten  und  dem  alten 
Systeme  der  Allopathie  das,  was  ihm  Hahnemann  mit 
Unrecht  entrissen  zu  haben  schien,  zurückgaben,  hät- 
ten sie  die  beiden,  wesentlich  mangelhaften  Systeme 
umstürzen,  die  Einheit  der  Heilkunde  aussprechen  und 
frei  und  leicht  den  einen  Bau  der  theoretischen  Medi- 
cin  errichten  sollen.  Es  ist  nicht  schwer,  ein  Gebfinde 
aufzuführen,  wenn  das  Material  und  mit  dem  Grund- 
satze zugleich  der  Plan  gegeben  ist.  Wir  wollen  an 
der  Hand  der  Geschichte  diese  Aufgabe  zu  lösen  ver- 
suchen.^^ 

Der  Sinn  dieser  Stelle  ist  mit  andern  Worten  der:  die 
Homöopathie,  das  Heilgesets  similia  similibns  curantar. 


OriginakManfikmjient  MS* 

ist  kein  System,  da  sonst  aneb  die  All<ip4llfiey' dlus- 
HeiljD^esetz  contraria  eontrarils  eararrtar',  eifir  Syfsteni 
seyn  mtisste.  Zwei  Systeme  einer  WissesM^aff über, 
die  beide  richtig  seien ,  kann  es  nichl  ^eben ,  da  eih' 
jedes  C Wissenschaf tlicbe )  System  eiiien  böctiJsteii,  aK' 
les  beherrschenden,  Grundsatz  voraiissetKtf,  diese^ 
höchste  Grundsatz  aber  natürlich  imoier  nfar  einer  seyti' 
kann.  Da  sich  also  weder  das  Heil^set^.  sitnilik  sr-^ 
roilibns  cnrantur,  noch  das  Heil^esetz  contraria  contra^ 
riis  cnrantar,  noch  irgend  ein  anderes, — ^^Mien  dartoM,' 
well  es  mehrere  Heilgesetze  gieht,  za  defni  höfchlhrteti> 
Grandsatze  eines  medicinischen  Systemes  ^alifiei(*t, 
so  müssen  wir,  um  ein  System  der  Medicto:  zu  con^' 
struiren,  einen  andern  höchsten  Grandsatz  aufsuchen  ^ 
dem  alle  jene  Grundsätze  untergeordnet  seien.  «^^ 
Hahnbmann  Hess  sich  nicht,  wie  seine  Nachfolger,  den 
Fehler  zu  Schulden  kommen,  dass  er  zwei •  oder  meb»^ 
rere  Systeme  der  Medicin  annahm,  deren  Grenzen  zu 
bestimmen  und  deren  gegenseitiger  Werth  abzuwigen 
sei.  Ihm  war  sein  System  nicht  ein  dem  System  dier 
Allopathie  gegenfiberstehendes  System  der  Homöopa*^ 
thie,  sondern  das  den  andern  Hchemsyetemen  entge-« 
gengesetzte  wahre  System  der  Heilkunst,  > 

Ich  habe  lange  nachgedacht,  welches  wohl  die 
Worte  in  dieser  Stelle  seyn  mögen,  die  dem -Hm.  Ref. 
als  Widerspräche  erscheinen;  aber  weder  icb^  noch  ei- 
nige Freunde,  die  ich,  weil  der  Verf.  immer  4er 
schlechteste  Beurtheiler  seiner  Schrift  ist,  um  ihr  Ur  . 
theil  bat,  konnten  errathen,  weiche  Worte  faier  vom 
Hm.  Ref.  gemeint  seien.  Ich  zweifle  daher  nicht,  dass 
die  Stelle  von  demselben  irgendwie  missverstan- 
den  ist. 

In  Bezug  auf  eine  gleich  folgende  Stelle  sagt  Hr«^ 
Ref.:  9, Wenn  der  Hr.  Verf  pg.  S8  u.  f.  das  ;,bisherige 
System  der  Medicin  als  ein  doppeltes^  n&mlich  ei»  rich- 
tiges und  anrichtiges  ^S  betrachtet  und  das  richtige 
„das  der  rrinen  Naturbeobachtong^^  nennt,  das  sowohl 


dui  Eraekheiteii  als  dir  Arzneimittel  ^,aiir  duMh  Be» 
obacbtong  und  Erfahninit  (rennen  gelehrt^  habe;  weaa 
er  ferner  von  ihm  rähait,  das«  es,  ob^^letch  €»  nur  ricb^ 
tiefen  Eriienntniss  der  Krankheiten  nicht  blos  dms  ieib^» 
liebe  Aa^^e,  sondern  die  jpinze  geistige  Sehkraft  des 
Arztes  in  Ansprach  j^nommen,  dabei  doch  alle  Aa^ 
nahmen  und  BehaiiptQn|:eB  verwerfen  habe,  dile^  Jenseits 
des  wissenschafilichen  Beweises  gelegenes  ^^  atellt 
er  nns  das  Ideal  einer  Heilkunst,  wenijpsteas  einer 
Erankbeitskunde  auf,  die  doch  wahrlich  so  w«hl  nicht 
existirt  hat.^' 

Aach  diesem  Urtbeil  lie^  woht  insofern  ein  Mias^ 
verständniss  der  betreffenden  Stelle,  za  Grande,  ata  der 
Hr.  Ref.  wahrscheinlich  übersehen  bat,  was.  icb  gleich 
im  Folji^endea  über  das  Gesagte  binzogefäst  haJhe^ 
nimlich  die  Worte:  ^der  Anhän/o:er  dieses  anvoUtkan«. 
menen,  doch  einzi^r  richtij^n  Systeme«  der  Mediciii 
Calsa  der  einzi j:en  wahren,,  wenn  aochi  immer  ohomüeh^ 
tjji^en,  Aerzte},  waren  za  jeder  Zeit  ver((Ieichan|B:swieisai 
sehr  wenige,  zom  Beweise,  wie  selten  die  Kelstea«^ 
freien  Menschen  sind,  die  die  wahren  Greasea  des 
Wissens  erkennen/^ 

Ich  nehme  ja  nicht,  wie  der  Tadel  des  Hra  BtaCe 
voraoszosetzen  scheint,  eine  fc^nze  medicinisahei  Schale 
an,  aaf  die  meine  Schilderanii^  passen  soU,  -r-  ein  Jch 
der  weiss ,  dass  es  die  nicht  itAb,  —  sondern  ich  deote. 
damit  aaf  einzelne  grosse  Aerzte  hin,  namentlich  i|of 
HiPPOKBATis  and  die  nach  ihm  zu  allen  Seiten  %%if^em 
atandenen,  aber  dem  befangenen  ärztlichen  Tipeiben  ihu 
rea  Jahrhanderts  stehenden  Männer.  Wen^  ick  eine 
skizzirte  Geschichte  der  medicifl»sehen  Systeme  ve« 
Hahmbiiann  geben  wollte,  so  dürfte  ich,  um  gegen  die 
Vefgaogenheit  nicht  oagcrecht  zu  seyn,  dif^v  l^/Dssisn- 
fldbaft  und  das  Streben  jener  hervorragenden  Geister 
nioht  nnerwähnt  lassen. 

,  Weiter  aaten  sagt  der  Hr.  Ref. :  „dieaen  sehtaan  Tair 
(das  Siega  der  reformirtea  Mediein)  wähnt  der  Hn  Verf. 


aber  alteannb.  Nach  Um  vst  40ir  p:9«89-  (i^4lPil  m^W 
fast  aHs^okäiDfift  «M  4k  3a4Hi^  tt^ii  f^finrniiv^  WUdiT^ 
CJa  leacl^  im  acbwstei)  GUa^zn*.  Ua,  loj^cht^  ^  aii;t) 
WQtil  Yecht  eraatlick  geirrt  |iahei|.^^ 

leb  aetzte.  aHmlicl^,  «acbdam  ieti  vqq  (kir  4^/.r<tef9  m 
halTendaa  S^i^xea  j^^eafbrochraa  hatt^«  4^  {^bU^vac;  noeb 
hiiviiii»  ,,Iai  4abv  lS9fr  hat  HA.ayw»ANy  a^in^  ffrosM 
Cnt4eeb,m)jS  Aemacbt«.  Warcia»  wb?,  w?an  wie  MPi  Jabr 
194Q  lUMk  füafziisjähriff^  Ga44chtaia«faal  diaa^r  Ei4.4c^ 
kuBx  fekan  ^  den  Siagaabymnoa  awUnuneq  b^n^ai]} 
Wi<e  <tew  aeya  wird,  verffessank  ^ir  b/?ii  diffsef  fei^c 
«iobt^  Wie  man  wohl  za  <;bu«  geacMiliea^  bl^,  4aie  PaiiW 
kaspflicht  gageo  HUwühaw.  &imei  Bmi  ww  s^a»  dmi 
i^ejc^nsw^rM  vAia  S^icfcaal  ffc^arählt,  vor  4em  iKkr  aUa 
verebrand  aaa  baoffW*  Sfollea  wir  a^  der  Ka^hwalfl 
äbarlaaaep,  de»  Sabäpfar  4er  (leUkuM  alsKeiaan  4^it 
graaslen  WaUtUMar  4e«  mai^^ebliiriiefii  Q^eacbl^abjta  m 

Man  siehl  hier  laicht,  4a8a  i^  4iiQ  sieh  min  darNa«« 
taivie  «hihreaaahl  wr  diMroip  wAhttaiy  um  daa-  Fa^eode 
dara^  sui  toupfan)  blUta  aicb  mk  eiq^  andere  %ah|,  daa 
Jahr  tSM,  darieebolep,  am  hit^e  i^h,  dpisß^ß  geaetMt,« 
wie  aehai^  die*  Warl^,  mW^  4em  /laya.wvrd^S  erkapn 
Den  lasseq»  Wei^  JitaaitA  aaab  aUie  4enrtiffe  ßeg^^ 
be^heit  4er  iSaKanlt  imf  we^i/pe  Jf abrät  bestimait  yar- 
heraajpen:  w/alleo?^  I»4aa6aa.  geateb«  icbj  M9^Mh  den 
Sieg  der  jfoten  Saebe»  £ar  «öbe^  balte^  aki  waM;  nia<i^h4 
Andere;  dafär  bab^  ich  diQ  Ckän4e  in  «leioer  ükbrifl^ 
an/raffeban»  Werde,  i'cA  Recht  hehiMlen,  o4ec  4efiai? 
nies  wiarten,  wii;  am  beaten  atiU^ckweixend  ab*. 

Endlich  bemerkt  der  Hr.  Ref.  tm  ächhiwe:  „-^  Nor 
im  Bewejae»  der  grösaera  Wirkawikeit  der  baberfh 
Ar74iaimi3Ghxingen ,  dje,  Verf.  unbedingt  annimmt  91  er- 
soheiQt  ea*  atwaa  achwach  ^^  o.  a.  w« 

Dieaa  Worte  dea.  Hmv  R^f.  beruben  2kwar  nlabt-  imf 
eineü  Niaa^eratiiadDias^  könnten  9i^t  den  Leaer  leiiBbt 
M  eioap^  apkbaii.  fdbran^  w  dam  Misaveratündajaar  aU 


tt9  Oi  i§iHüftiMüiufhiHfiH, 

vwtheidfire  idi  die  irrijtre  Aasidit  einer  dvreh  die  An- 
aeinisehiui/t  erlioMen  Stärke  der  Wirkanit.  Ua  dem  so 
ttegegpen^  wähle  ieii  aos  den  Tersehiedeneii  Stellen 
meiner  Sehrift,  die  mir  liier  so  Crebot  stilnden,  die  fei* 
gende  ans,  nm  sie  dem  Leser  mitzot heilen t  „Aas  der 
M5f(Iichkeit  der  onendlieh  fortfresetsfen  ArsDeimisehmi- 
gen  können  wir,  weniic^tens  im  All/remeinen,  seiilien- 
aen,  daaa  die  Wirkoni^  der  höheren  Miaehonipeo  weder 
atirker,  noeh  aehwieher  seyn  wird,  als  die  der  niederen. 
Denn  wire  sie  stärker,  so  mOsste  sie  mit  den  fort^^e- 
aetsten  Hischnngen  zu  einer  unendlichen  Stärke  an- 
wachsen; wäre  sie  schwächer,  so  nässte  sie  in  detf 

hohem  Hischonj^n  bald  ^ns  verschwinden. Und 

so  möchte  sich  aoch  die  Sache  tat  Allgemeinen  in,  der 
That  verhalten,  obgleich  zwischen  den  niederen  und  den 
höheren  Miscbonii^n  allerdings  eine  Verschiedenheit, 
aber  weniger  in  der  Stärke  (von  beiderlei  Gaben  hat  man 
vollkommene  Heilwirkangen  beobachtet),  als  in  der  Art 
der  Wirknng  stattzafinden  scheint^^  o.  s.  w. 

Welchen  Sinn  übrigens  jene  Worte  des  Hm  Ref. 
haben,  daröber  mag  der  Leser  nach  Belieben  die  be- 
treffenden Stellen  meiner  Schrift,  wo  er  Aofschloss  fin- 
den wird,  nachleben.  Es  wfirde  mich  ZiO  viele  Worte 
kosten,  die  Sache  hier  besprechen  za  wollem  '     ' 

Nun  sollte  ich  vielleicht,  indem  ich  noch  dem  gätigen 
Hrn.  Ref.  für  die  anerkennenden  ond  lobenden  Stellen 
seiner  Kritik  danke,  von  ihm  und  dem  Leser  Abschied 
nehmen  und  diesen  kleinen  Aufsatz  schliessen.  Allein 
ich  kann  dies  nicht.  Ich  habe  noch  etwas  Grosses  anf 
dem  Herzen,  das  ich  am  besten  hier  ausspreche,  und 
wozu-  mir,  wie  ich  mit  Zuversicht  hoffe,  die  verehrte 
Redaction  dieses  Blattes  dessen  Spalten  öffnen  wird. 

Ich  habe  fär  meine  Schrift  den  Titel  gewählt:  „Ideen 
zu  einer  erfolgreichen  Taktik  in  dem  grossen  medici- 
nischen  Kampfe  unserer  Tage^^  Der  Titel  verspricht 
viel,  aber  doch  glaube  ich  in  der  Schrift  noch  weit  mehr 
gegeben  zu  haben.  Neben  den  treffendsten  Regeln  der 


Taktik  glaube  ich  darin  so/e^leieh  ein  vollkommen  ge- 
nd^ndes  Sy$tem  der  Medicin  anfipestellt  ko  haben  und 
bin  stolz  auf  dessen  ansschliessliebe  Wahrheit,  auf  des- 
sen Neuheit  Aber  bescheiden,  ^ie  es  dem  Stolee 
geziemt,  und  gleich  als  briehte  ich  nichts  Neues,  legte 
ich  in  kurzem,  schlichtem  Vortrage  mein  System  der 
Medicin  dem  ärztlichen  Publicum  vor.  Von  Andern  wollte 
ich  hören,  dass  es  mir  gelungen  sei,  neue  Wege  mit 
Erfolg  zu  betreten.  Andere  sollten  mir  sagen,  dass 
ich  endlich  das  lange  vergebens  erhoffte  eine,  wahre 
System  der  Heilkunde  mit  überzeugender  Klarheit  auf- 
gestellt ,  dass  ich  mit  sicherem  Blicke  die  wirre  Masse 
unserer  Kämpfer  dem  Feinde  gegenüber  zu  einer  selbst- 
bewussten,  siegreichen  Schlachtreihe  geordnet  habe« 
Wenigstens  hoffte  ich  Erwähnung  meines  Strebens: 
ich  erwartete  Widerlegung,  wenn  ich  mich  geirrt  (qui 
si  non  tenuit,  magnis  tamen  excidit*ausis).  Allein  wie 
bitter  sah  ich  mich  getäuscht!  Ohne  nur  einiger maasseri 
in  die  Sache  einzugehen,  ohne  meine  Ideen  auch  nur 
anzudeuten,  ohne  zu  untersuchen,  ob  in  der  Schrift 
dem  Versprechen  des  Titels  Oenüge  geleistet  sei,  oder 
nicht,  enthält  die  obige  Beurtheilung  meiner  Schrift 
Aber  das  Ganze  meines  Versuches,  welcher  der  Haupt- 
sache nach  von  pg«  89—43  enthalten  ist,  nichts  als  die 
folgenden  Worte: 

„Was  der  Hr.  Verf.  non  im  Folgenden  über  die 
Nutzlosigkeit  der  Bestrebungen  seit  Jahrhunderten, 
eine  wahre  Heilkunst  zu  schaffen,  und  femer  über  den 
gegenwärtigen  glanzvollen  Standpunkt  der  medicini« 
sehen  Wissenschaften  sagt,  wird  wohl  Jeder  für  wahr 
anerkennen.  Auch  glaube  ich  gern,  dass  die  alte 
Schule  ^ich  des  Grundsatzes  contraria  contrariis  cu- 
rentur  gar  nicht  deutlich  bewusst  war.  Denn  der 
Grundsatz  ist  ja  auch  gar  nicht  durchzufahren.  Wie 
wollte  maQ  es  denn  anfangen,  von  allen  Krankheiten 
den  reinen  Gegensatz  darzustellen?^^ 


Diefe  Worti^  aw  d^mm  üb^rdi««»  der  m/fkA  uptomf Ik 
lete  l^^ger  nichts  s»  pn^ben  weis«,  siiid  -^  4er  ii^hrlfi 
Hr.  Bef.  verzeihe  vir  ipiec  dee  Wor(  deaUnwilleM.  -r^^  WM 
lUeiQ  wepii:  echlimgier,  ela  wenp  kifih/ts  igeMfrt  wiif^ 
Und  leider  habe  ieh  ven  aadem  Bewrtheilerp  nifJUt  viel 
Beaserea  aa  erwartea«  Wie  vir  doreh  ^i^  S^h^f^be«! 
einea  sehr  hociur ßstelitea  Aratea  nur  aUaq  w^radieMIr 
beb  geworden  ist.,  darf  ich  auch  iß  der  Btj/ge^  keJPMl 
aadera.^  ala  einem  solchen  übergehenden  Ur^beU  ük€Uf 
m^u^  8obrift  eptge/pexieehen,  Weqa  m^  aber  W  yfßi 
dep  Fretmden  das  SebliniBisie  za  TheJA  vNrd^  n^f«  ^* 
nen.  Aotor  bege^iven  ^iinp,  -^  das  SHUf^^lm^sm^.  der 
Kritik  --^  w^s  kowAea  wir  dann  ^lesaeKe«  jm  dm 
G^fi^rfi  qQ4  Feiqdeo,  den  Verth^idjjja^eci^  der  ^\\w  M«^ 

dicrny  ecMrartea?    Wenn  ieb  daUer  diw  van.  aiir  fvf 

si^geswerlh  g^haltep^,  mit  l^^iebe.  «pd  Eleif^  aMafff^ 
arl^itetep,  VeraqiMv  wtt  ip  4^r  ujo^etl^er«  Flnt^  4eÄ 
Tageaüteratpr  onf;e|Mr«if(  aatergeben  ßß^bfiu  w^Ue^  m 
flitand  ipiir,  av»  meinen  SwecK  m  err«^hen,  i^ai?  dc^. 
eipe  Weg  offen  >  —  yam  Hj^Wk^r  ap  4aa  Pi»Wicmp  m 
appeliiren.  Obgleich  ^  q|cM  Mf  de  let.,  4q^  d^  Ve;cf;, 
selbst  seiA  Werl^  M%ew^9  »Q  sehe  |ch  dQ^t  ^^^fk 
diep,.  wie  hier,  einmal  aosni^hms.wf^  ^ei^fe^^bt«  d^ucim 
qLfhti^  Up^börige^iv  qnd  4i«9jelt|6.  Ap/siifi;h^  glft^ci  i^K 
bei  dem  gütigen  Leser  voraussetzen,  a^p  ^prCep^.  IfJtpi 
habe  ja  noch  nicht  zuletzt'gesprochen. 

Hier  bot  sich  mir  nun  gleich  Anfangs  eiPe  kleine 
Schwierigkeit  dar,  die  ich  aber  wohl  als  beseitigt  be- 
trachten darf.  Da  ich  naturlich  meinen  Versuch  hfer 
nicht  besprechen  oder  vertheidigen  konnte,  ohne  rhit 
dem  Leser  vorzulegen,  die  sehr  gedrängte  Darstellung 
desselben  aber,  wie  ich  sie  in  der  Schrift  gegeben 
habe,  keinen  einigermassen  genügenden  Auszug  zn- 
lässt,  so  war  ich  im  Zweifel,  ob  ich,  ohne  unbeschei- 
den zu  seyn,  die  verehrliche  Redaction  dfeses  Blattes 
nm  den  vollständigen  Abdruck  jenes  Theils  meiner 
Schrift  ersuchen  dürfe.    Denn  so  stolz  teb  auch  selbst 


von  meteer  Arbeit  and  von  dem  aH^j^enieiBeii  Interesse^ 
desaen  sie  werth  sei,  spreche  ond  denke,  so  weiss* 
ich  doch  recht  wohl,  duss  dies  nur  meiiie  ^anz  indi-^ 
vidneile  lle'mung  ist  und  dass  ich  bei  jedem  Ander» 
die  Möj|;licUeit  der  schlechthin  ent/^e^nfi'esetfefen  An- 
sicht voraussetzen  mnss.  Jedoch  schwand  mir  jener 
Zweifel  zum  grössten  Theile,  ala  ich  erwoj^,  dass  ja 
die  Redaction  meinen  Verschlag,  den  Namen  „Homöo- 
pathie^^ in  den  „reformirte  Heilkunde  ^^  omznwandeln, 
ihrer  Aufmerksamkeit  werth  gefunden  und  ihre  I^escir 
zn  dessen  Prnfonfr  anf^etdert  hat.  Denn  da  dieser 
mein  V^^orschlag^  aofs  en^te  mit  meinem  Versuche,  mit 
dem  er  steht  und  fdlltj^  zusammenhängt,  und  man  piir 
nicht  Gerechtigkeit  wiederfahren  (ies$e,  wenn  qian  den 
Vorschlags  prüfen  wollte,  ohne  die  Gründe,  die  ich  da- 
für anführe,  angehört  zu  haben,  das  Dächerkaufen  aber 
eine  Sache  ist,  die  von  den  Heistep,  \yo.  möglieb, 
gerne  vermieden  wird ,  aa  darf  ich  w«hl  voraassetze», 
dass  die  verehrl.  Redaction  in  der  Ueberzeugung,  ihren 
Lesern  dadurch  nicht  za  n]J88f;all[e9 ,  meiner  Q(Ue  i^ni, 
den  wörtlichen  Abdrack  meines  YersMche«  geirne.  wiUU 
fahren  werde.  Der  hier  wiederzage bende  Theil  meiner 
Schrift,  der  sich  gerade  ^n  die  Worte  der  bereits  oben 
angeführten  Stelle ,  „  wir  sollen  an  der  Hand  der  Ge- 
schichte die  Aufgäbe  za  losen  versuchen^^,  anscbliesst^ 
ist  dieser. 

„Das  System  der  Allopajthie^  oder  richtiger,  das.  bis-^ 
herige  System  der  MedicMi  war  bekanntlich  von  jeber 
ein  dop|)teltes^  das  man  Ilm^z  vielleicht  a/n  bebten  als.  das 
richtige  un4  das  unrichtige  trennend  b.ezeichnen  kann*. 
Das  richtige  System  war  das  der  reinen  Natorbeobr 
achtUQg:  es  lehrte  sowohl  die  Krflinliheitep  als  die  Arz- 
neimittel nur  durch  Beob^^chtung  i^id  Erfahriuag  ken- 
nen. Obgleich  es  zur  richtigen  EJckenn^piss  der  tl^rank- 
heiten  nicht  Mos  das  leibliche  Auge,  sondern  di.e  gaw^.e 
geistige  Sehlfraft  des  Arztes  in  Anspruch  nahm,  so. 
verwarf  es  dabei  doch  fttle  Aniu^hiAen  und  Pehaupiui^-? 
gen,  die  jenseits  des  wissenschaftlichen  Beweises  la- 
en.  Ebenso  schöpfte  es  seine  Kenntni^s  der  Ar^pnei- 
rifte  n«r  409  d?r  Erfahrung,  d,  l  «p^  4^  fIi;geJlMi^n 


t 


mm  Krankenbette.  Dieses  System  war,  wie  wir 
sehen,  eben  so  aanf[:elhaft,  als  richtige;  riehtiii:  in  Hin- 
«irht  auf  die  Krankheits-,  man^relhaft  in  Hinsieht  auf 
4ie  Arzneiaiitttfllehre.  Denn  far  die  Erkenntoiss  der 
Krank  heilen  werden  wir  nie  einen  höhern  Grundsatx 
ab  den'der  XaturbeobaehtanjC  aufstellen  können ,  weil 
wir  nie  weiter  als  unsere  Sinne  reichen,  in  die  Natur 
and  in  die  Natur  der  Krankheiten  eindrinfi^en  werden. 
Doch  diese  Schranke  der  Naturlehre  der  Krankheiten 
ist  kein  Manirel  dieser  Wissenschaft  als  solcher,  da  ja 
allen  Naturwissenschaften  die  sinnliche  Beobachtan/t 
als  Princip  eenuffen  muss.  Anders  bei  der  Arzneimit- 
tellehre. Hier  konnte  die  ^eg^ebene  Erfahrung?  nicht 
ji;enngen,  weil  sie  keine  wuseiuehaftliehe  Brffahranfr 
war,  d.  i.  weil  sie  kein  den  Zufall  beherrschendes 
Princip,  keine  Re^el  kannte,  der  die  einzelnen  Erschei- 
nungen Eingereiht  werden  konnten.  So  wie  die  Krank- 
beitslehre  in  ihrem  Objecte,  den  Krankheiten  des  Men- 
sehen, etwas  Gegebenes  besass,  so  bedurfte  aoeh  die 
Arzneimittellehre,  um  den  Namen  einer  Wissenschaft 
SU  verdienen,  ein  solches  Object,  oder,  da  ihr  dies 
ihrer  Natur  nach  zu  fehlen  schien,  mindestens  einer  för 
die  Beobachtung:  gegebenen  Reget,  als  Norm  des  Wis- 
sens. ^)  Man  9age  nicht,  dass  die  Arzneimittellehre 
in  dem  Grundsatze  der  Allopathie:  contraria  conirarm 
eurenlur^  eine  solche  Norm  besass:  denn  die  Allopa- 
thie kannte  diesen  Grundsatz  nicht,  so  weni^  als  ir- 
fend  einen  andern  der  Arzneiheilkonde,  wie  ans  dem 
eisenden  genügend  hervorgehen  wird. 
Der  Anh&nger  dieses  unvollkommenen,  doch  einzig 
richti/e;en  Systemes  der  Medicio,  also  der  einzig  wahren, 
wenn  auch  immer  ohnmächtigen  Aerzte,  waren  zu  je- 
der Zeit  vergleichnngsweise  sehr  wenige,  zum  Be- 
weise, wie  selten  die  geistesfreien  Menschen  sind,  die 
die  wahren  Grenzen  des  Wissens  erkennen.  Denn 
dieses  sogenannte  System  der  Medicin  war,  da  dem 
Gebäude  die  beste  Hälfte  fehlte,  eigentlich  kein  Sy- 
stem, es  war  nichts  anderes,  als  das  Bekenntniss, 
dass  die  Heilkunde  keine  Wissenschaft,  kein  System 
sei.  Doch  aber  sollte,  das  fühlte  man  lebhaft,  die  für 
das  Wohl  der  Menschheit  so  wichtige  Heilkunde  eine 
Wissenschaft,  doch  sollte  die  Kunst  des  Arztes  eine 
sichere  seyn.  Man  strebte  daher  unermüdlich,  die  Heil- 
kunde zur  Wissenschaft  zu  erheben,  ein  Princip  für 
das  Handeln  des  Arztes  zu  finden.    Allein  immer  und 


^    So  war  4er  Vortrag  zu  ftwaen,  da  eine  Arzneimittellehre  ohne 
Anmelpruf  uDs  am  6e«anden  Dicht  sohleohthin  undenkbar  ist.       8. 


Ohginaiübhandkm^en,  tti 

immer  vergebens.  Die  ganx,»  Gesciiiciite  der  JHedicio 
bis  auf  Uaunemamn  ist  nur  ein  ;&asammenhanj^ender 
Beweis  von  dem  vergeblichen  Ringtn  des  Geistes  nacb 
dem  hohen  Ziele.  Man  erreichte  nicht  und  iionnte  das 
Ziel  nicht  erreichen,  weil  man,  den  eijjj^enen  Stand- 
punkt verkennend,  den  Weg  nicht  sah^  der  zu  ihm 
luhrte.  Denn  statt  vorwärts  zu  blicken,  sah  man  zu- 
rück; statt  die  fehlende  Hälfte  des  Gebäudes  zu  er- 
gänzen, suchte  man  künstelnd  die  andere  zu  erweitern. 
Die  wissenschaftliche  Trennung  der  Krankheitslehre 
von  der  Arzneimittellehre,  eben  wegen  der  ITnvollkom- 
raenheit  dieser  letzteren,  nicht  klar  erkennend,  suchte 
man  in  der  Theorie  jener,  der  gegebenen  Wissenschaft 
was  man  in  der  Praxis  dieser,  der  neu  zu  schaffenden, 
hatte  suchen  sollen.  Alle  jene  mannigfaltigen  älysteme 
der  Medicin,  die  wir  unter  dem  Namen  der  unrichtigen 
zusammengefasst  haben,  glaubten  das  Princip  der  Heil- 
kunde in  der  Theorie  der  Krankheitslehre  zu  finden  9 
und  da  diese,  wie  sie  oben  als  die  richtige  bezeichnet 
wurde,  dieses  Princip  nicht  enthielt  und  nicht  enthalten 
konnte,  so  schien  für  die  Heilkunde  eine  andere,  eine 
umfassendere  Theorie  der  Krankheitslehre  Bedärfniss  zu 
seyn.  Wenn  wir,  so  glaubte  man  richtig  zu  schlies- 
sen,  das  Wesen,  die  nächste  Ursache  der  Krankheit 
kennen,  dann  und  nur  dann  werden  wir  die  Ursache 
zu  heben,  die  Krankheit  zu  heilen  vermögen.  So  nicht 
bios  negativ  darin  irrend,  dass  man  die  leere  Stelle 
neben  dem  unvollendeten  Gebäude  nicht  sah,  sondern 
auch  dieses  selbst  mit  eingefügtem  schlechten  Material 
verderbend,  schuf .  man  kühn  eine  neue  Theorie  der 
Krankheitslehre,  in  der  man,  unabhängig  von  der  Na» 
tur,  das  Wesen  der  Natur  aufschioss,  das  Räthsel  der 
Krankheit  lösHe.  Natürlich  führte  die  neue  Theorie 
nicht  zu  dem  gewünschten  Ziele,  und  konnte,  auch 
wenn  jene  Aufschlüsse  in  der  Wahrheit  begründet  ge- 
wesen wären,  nicht  zum  Ziele  fähren,  weil  sie  eben 
so  wenig,  als  die  reine  Theorie  der  Krankheitslehre 
die  Mutet  kennen  lehrte,  mit  denen  man  heilte  und 
heilen  wollte.  Allein  ohne  diesen  wesentlichen  Irrthum 
zu  erkennen,  wiederholte  man  alsbald  denselben  Ver- 
such und  dieses,  ohne  zu  ermüden  und  ohne  Misstraneo 
in  das  Verfahren  selbst  zu  setzen,  so  oft  als  sich  der 
vorhergegangene  misslungen  zeigte:  so  dass  in  der 
langen  Folge  der  Jahrhunderte,  vom  Entstehen  der 
Heilkunde  an,  eine  unendliche  Reihe  von  Theorieen  der 
Krankheitslehre  oder  sogenannter  Systeme  der  Medicin 
aufgestellt  wurden,  die  alle  ohne  Ausnahme  den  Zweck 
hatten  und  den  Glauben  hegten,  in  dem  Wesen  der 


ffni^mwNRFflOTIWWliyCfl« 

Krankheit  selbst  dss  Mittel  za  ihrer  HeiliiBS 
kenoen.    Wenn  es  in  der  nenem  Zeit  sebicn,  «Is  eh 
■Mui  diesen  Wej^  der  Systeme  als  einen  Irrwcjt  er^ 
Jienne,  so  war  doeh  diese  Erkenntniss  und  der  Fort- 
•thritt,   den    die   Wissenschaft    dadurch   machte,    nnr 
0Cheinfoar*    Der  Irrthdm  verschwand  nicht,   er  seigre 
sich   nar   in  einer  andern  Geslalt.    Denn   den  eiwasig 
richtifren  We|;  zum  erstrebten  Ziele  fortwährend  ver«> 
kennend,  gab  man  das  Misslin^n  der  bisberix^eo  Ver- 
mache nicht  den  Systemen  als  solchen,  d*  u  als  Thee- 
rieen  der  Krankheitslehre,  sondern  nur  ihrer  Kinsei* 
SiKkeit  schuld.    Weit  entfernt  also,  die  anerwiesenen 
Mehauptun/sfcn    (Hypothesen)    aber    das    Wesen    der 
Mrankheit  aus  der  Wissenschaft  za  verbannen,   ver- 
vielfältigte man  sie  vielmehr.    Statt  dass  sich  die  fro- 
heren Systeme  mit  Aufschlüssen  aber  das  Wesen  der 
Krankheiten  insgesammt  und  überhaupt  begnügt  hatten, 
brachte  man  nun  die  Krankheiten,  in  Gattungen  ge- 
sondert, in  eine  wissenschaftliche  Ordnung,  mit  gros- 
ser Gelehrsamkeit    das  erforschte  Wesen  einer  jeden 
Gattung  darlegend.    Dieser  Ordnungen,  der  neuem  so- 
genannten Systeme  der  Medidn,  gab  es  und  giebt  es 
natürlich   eben  so  viele  und  verschiedene,  als  es  Ge- 
lehrte giebt,   die    deren  eines   aufstellen  wollen,   and 
ebenso  verschieden  sind  natürlich  die  Aufschlösse,  die 
diese  Männer  über  das  Wesen  der  Krankheiten  za,ge* 
ben  wissen,  gleich  als  ob  wir,  um  nicht  die  andern 
Gründe  gegen  diese  so  klaren  Irrthümer  zu  wiederho- 
len, der  Einheit  entbehren  könnten,  um  als  Aerzte  <ber 
die  überall  mit  sich  selbst  einige  Natar  zu  gebieten! 

Wenn  wir  so  von  dem  lichten  Standpunkt  ans,  aaf 
dem  wir  zum  Glück  jetzt  stehen,  auf  die  mangelhaften 
and  irrigen  Systeme  der  Medicin  zurücksehen,  so  er- 
geben sich  uns  die  Grundsätze  des  einen,  wahren  Sv« 
Siemes  von  selbst.  Die  in  der  Natur  gegebenen  Krank» 
heiten  durch  Kunst  zu  heilen,  ist  der  Siweck  der  Heil» 
kande.  Diesen  Zweck  können  wir  entweder  ohne  Arx* 
neimittel  erreichen  (Diätetik),  oder  mit  Arsneimittelu 
(Arzneiheilkunde)«  Da  von  den  zahlreichen  Arznei- 
mitteln, die  wir  zur  Heilung  der  Krankheiten  gebraa« 
chen,  keines  in  seinen  Kräften  dem  andern  gleich  int^ 
indem  ein  jedes  eine  andere  Wirkung  auf  den  Orga- 
nismus äussert,  so  muss  derArzt^  um  gegen  eine  jede 
der  eben  so  zahlreichen  und  mannigfaltigen  Kranheiten 
das  passende  aaswählen  zu  können,  alle  diese  Mittel 
genau  kennen«  Za  dieser  Kenntniss  können  wir 
nnr  dnrch  eine  sorgfältige  Prüftmg  der  Arzneien  ge- 
langen.   Diese  Prüfung  Kann  eine  doppelte  neyni  wir 


können  die  Kräfte  der  Arssneieo  entweder  'bei  ihrer 
Anwendung  im  j^eMudeli  eder  im  kranken  Zagtnnd  des 
Körpers  kennen  lernen.  Die  Verbinden^  dieser  beiden 
Pränifi^^fsarten  ist  für  den  Zweck  der  Heilkunde  we- 
se«tlic4i  nothw<etidig,  da  eine  jede  derselben  für  sieh 
m\lein  nicht  genügen  würde.  Die  Prüfung  der  Arzneien 
«in  gesunden  Körper  giebt  uns  nur  die  Nalnrlehre  der 
Ari^meiuirkMigen,  gleich  der  Natariehre  4er  Krank* 
breiten  ein  ^blos  tkeoretisehes  Wissen,  das  uns  den  Grunde 
saiK^  ^afelge  dessen  die  bestimmte  Wirkung  einer 
Arznei  diese  als  das  Heilmittel  einer  bestimmten  Krank- 
heit bezeichnet,  nicht  kennen  lehrt,  oder,  bei  mehreren 
Grundsüteeu,  aber  die  Anwendbarkeit  e^nes  jeden  in 
dem  einaelnen  Falle  nichi  entsehefdet  Die  Prüfung^en 
der  Arzneien  blas  am  kranken  K<örper  hingegen  wör« 
den,  wenn  sie  auch  nicht  gera#e,  Wie  in  der  Mediriü 
vor  Hahnkmann,  einer  Praxis  elinfe  Theorie  gleichen 
müssten,  dach  aus  dem  Grunde  immer  höchst  mangel- 
haft seyn,  weil  die  Wirkungen  des  Arzneimittels  vob 
den  Erscheinungen  der  Krankheit  selbst  nie  scharf  ge^ 
sondert  und  herausgefunden  werden  könnten,  und  so 
)eine  reine  Arzneimittellehre  undenkbar  bliebe. 

Die  ^anze  Mediciii  CArzneiheilkunde)  zerfällt  sonach 
in  zwei  Theile,  einen  theoretischen,  der  die  Naturlehre 
der  Krankheiten  Und  die  Naturlehre  der  Arzneikr&fte 
umfasst,  und  einen  praktischen,  der  die  in  jenem  nie- 
dergelegten beiderlei  Kenntnisse  zur  Heilung  der  Krank- 
heiten auf  die  beste  Weise  anwenden  lehrt* 

Dies  sind  die  Grundzüge  des  Systems  der  Hedicin, 
das  sich  mit  Stolz  das  richtige  nennt,  und  das  zur 
Schande  für  unsere  Zeit  einen  so  langen  und  heissen 
Kampf  um  seine  Anerkennung  zu  bestehen  hat.  Man 
hat  den  gegenwärtigen  Zustand  der  Medicin  einen  zer- 
rissenen genannt.  So  lange  und  nur  so  lange  wird 
die^e  Zerrissenheit  währen,  als  es  Aerzte  giebt,  die 
die  Wahrheit  dieses  Systems,  d.  i.  die  Grundzüge,  aus 
deren  Folgesätzen  ond  Ergebnissen  das  System  erbau! 
ist,  bestreiten.  Denn  nur  für  und  gegen  die  Anerken- 
nung dieser  Grundzüge  wird,  woiil verstanden,  zuletot 
gekämpft,  wenn  auch  die  Parteien  sich  nicht  immer 
Ihrer  Stellung  in  dem  Kampfe  klar  bewusst  sind.  So- 
tKald  sich  die  Aerzte  aber  diesem  Grundsteine  des  Ge- 
bindes ^le  Hände  reichen  werden,  so  werden  sie,  des 
flaasfes  und  der  2wietraeht  vergesaend,  in  Eintraobt 
and  Wetteifer  das  heilige  Werk  de«  begonnenen  Bauen 
der  Ynllendang  und  inmar  grftsaem  VervoltknaMUHMg 
enlgmrafflhren« 


tS4  OiriginakLöhinMungen. 

Des  Systems  nächste  Folges&tse,  weit  entfernt,  die 
überzeugende  Klarheit  der  Grundzü^e  vielleicht  zu 
traben,  erhohen  sie  vielmehr.  Einer  dieser  Sätze  z.  B. 
lehrt  die  Krankheiten,  zum  Zweck  der  Wahl  des  Heil- 
mittels, aufs  strengste  zu  vereinzeln.  Wenn  dem  Arzte 
alter  Schule  gegen  eine  Krankheitsgattung,  d.  i.  gegen 
Krankheiten,  denen  dasselbe  ursächliche  Verhältniss 
zum  Grunde  liegen  soll,  mehrere  Arauieimittel  za  Ge- 
bot stehen,  welches  Moment  bestimmt  in  dem  einacelnen 
Falle  seine  Wahl  unter  diesen  Mitteln?  Ein  anderer 
Satz  der  neuen  Wissenschaft  gebietet,  nie  mehr  als 
ein  Cd.  i.  ein  als  Einheit  geprüftes)  Mittel  auf  einmal 
gegen  eine  Krankheit  anzuwenden.  Dieser  Satz,  ohne 
den  die  wahre  ärztliche  Erfahrung  nicht  gedacht  wer- 
den kann,  ist  von  so  grossem  Gewicht,  dass  er  schon 
für  sich  allein  den  morschen  Thron  der  alten  Schul- 
weisheit zu  zertrümmern  fähig  wäre* 

Wenn  nun  so  Alles  für  die  Richtigkeit  des  neaen 
Systems  zu  sprechen  scheint,  wie  kommt  es,  dass  das- 
selbe nicht  schon  längst  aufgestellt  wurde,  dass  es 
selbst  jetzt,  da  es  vor  Augen  liegt,  so  schwer 
allgemeine  Anerkennung  findet  ?  Es  konnte  ohne 
eine  vorhergehende  Entdeckung  im  Reiche  der  Na- 
turerscheinungen schon  durch  reine  Vernunftschlösse 
i'a  priori)  als  das  richtige  erkannt  und  anerkannt  wer- 
en;  warum  mussten  also  Jahrtausende  des  Irrens  and 
der  Nacht  dem  Erscheinen  des  Tages  vorhergehen? 
Die  Frage  findet  ihre  Beantwortung  in  dem  oben  an- 
gedeuteten ,  nicht  blos  unvollkommenen,  sondern  durch- 
aus verdorbenen  Zustand  der  bisherigen  Medicin,  ond 
in  der  hoch  angehäuften,  todten  Masse  der  Gelehrsam- 
keit. In  der  ersten  Zeit  der  aufblühenden,  naturge- 
mässeren  Heilkunde  hätte  ein  denkender  Arzt  wohl  am 
leichtesten  den  Weg  zur  Wahrheit  finden  und  am  sicher« 
sten  hoffen  können,  sie  von  seinen  Zeitgenossen  sofort 
mit  Beifall  anerkannt  zu  sehen.  Aber  von  der  Last 
der  seit  Jahrhunderten  aufgehäuften  und  geheiligten, 
meist  falschen  Gelehrsamkeit  gebeugt,  konnten  selbst 
denkende  Aerzte  sich  nicht  den  freien  Blick  und  das 
unbefangene  Urtiieil  über  ihre  Wissenschaft  bewahren, 
dessen  es  zur  Entdeckung  des  einen,  alles  beherr- 
schenden Grundsatzes  bedurfte.  Nur  ein  Arzt,  der  aber 
mehr  als  Arzt  war,  der  grosse  Albrecht  von  HALLan^ 
erkannte  die.  Wahrheit  und  sprach  sie  aus.  Aber  seine 
Stimme,  gleich  einer  Stimme  in  der  Wüste,  wurde 
nicht  gehört;  wie  man  auch  jetzt  die  laute  Stimme  der 
Homöopathen  nicht  einmal  hören  will.  Das  Auge,  an 
allzulange  Finsterniss  gewöhnt,  sträubt  sich  gegen  4mm 


m 

QriginaiabhmMungen.  ttt 

|jicht    Man  erzählt  die  auffallende  Thatsaehe,   dass, 
als  die  französische  Revolution  die  Kerker  der  Bastille 
öffnete,  und  einige  Alte,  die  den  grössten  Theii  ihres 
Lebens  in  der  traurigen  Dunkelheit  zugebracht  hatten, 
ans  Tageslicht  geführt  wurden,   sie,  die  Helle  nicht 
ertragend,  in  die  Nacht  ihres  Kerkers  zurückgebracht 
zu   werden  verlangten.    Auch  die  Aerzte  unserer  Zeit 
fühlen   sich  geblendet  durch  den  anerwarteten  Olans 
der  über  der  Wissenschaft  aufgegangehen  Sonne;  sie 
bedecken  die  Augen  und  wenden  sich  ab,  auch  weil 
sie  die  Sonne  nicht  sehen  wollen^    Sie  schämen  sich 
des  Geständnisses,  dass  sie  bisher  im  Finstern  lebten 
und  dass  sie  die  Finsterniss  für  das  Licht  hielten/  Denn 
man  geht  nicht  zu  weit,  wie  sich  aus  der  obigen  Dar- 
stellung ergiebt ,  wenn  man  die  neue  Heilkunde  der  frä« 
heren,  wie  den  Tag  der  Nacht  entgegenstellt.  Zwar  war 
die  bisherige  Kunst  in  den  Händen  der  besseren  Aerzte 
nicht  ganz  erfolglos,  da  man  doch  immer  bei  den  befolg«- 
ten  Heilmethoden    nach    einem   gewissen  Grundsätze  9 
nach  dem  Grundsatze   contraria  conirariis  cureniur^ 
handelte,  und  da  eine  mehr  als  tausendjährige  Erfah- 
rung immer  einige  Resultate  für  die  Medicin  abwerfen 
musste:  allein  diese  Resultate  waren  nur  wenige  und 
unsichere,   weil  man  die  Erfahrung  nicht  zu  befragen 
verstand.    Und  man  konnte  die  Erfahrung  darum  nicht 
befragen,  man  konnte  den  Grundsatz,  nach  dem  man 
handelte,  darum  nicht  nützen,  weil  man  den  On^ndsat» 
nicht  kannte.    Dies  eben  ist  das  Räthsel  in  dem  Kampfe 
der   Wissenschaft,   dessen    Lösung   die  Wirren    aus- 
gleichen, die  Parteien  vereinigen  muss.    Mau  kannte 
wohl  einen  Grundsatz  des   Handelns,   aber  nicht  als 
solchen^  d.  u  man  war  sich  des  Grundsatzes  nicht  be- 
w^usst.    Man  suchte  den  Krankheiten  durch  Arzneimittel 
entgegen  zu  wirken,  aber  die  Nothwendigkeit  dieser 
fiegemoirkung  schien  sich  von  selbst  zu  verstehen.    So 
vergass  man,  obgleich  schon  die  Verschiedenheit  der 
befolgten,  directen  und  indirecten,  Heilmethoden  auf  die 
Kenntniss  der  Heilmittel  selbst  deutlich  hinwies,  deren 
Wirkung  im  Einzelnen  zu  erforschen  und  übersah  zu- 
gleich mit  jenem  Grundsatze  in  der  That  die  Verschie^ 
denheit  der  Heilmittel.    Sobald  man,  den  verschiedenen 
Krankheiten  gegenüber,  einen  Unterschied  unter  den 
Arzneien  machte,  so  war  es  aufs  höchste  inconsequent , 
diesen  Unterschied  nicht  zu  berücksichtigen,  ihn  nicht 
streng  zu  verfolgen,  eine  Inconseqnenz,  aus  der  z.  B* 
nicht    blos    die   lächerliche  Missgeburt   der  Arzneige- 
mische  —  die  praktische  Hälfte  der  bochgepriesenen 

Rationalität  —  hervorgieng,  sondern  auch,  weil  die  Ex- 
mroBA,  Bd.x.  |{^ 


Ortgmalabhandkingen. 

treme    sich    berühren,    das    merkwördiji:    conseqnenfe 
BROwN^sche  System ,  die  Krone  oder  die  Bläthe  der  al- 
ten Medicin,  das,   die  qualitative  Verschiedenheit  der 
Arzneien  wje  der  Krankheiten  leugnend,  die  Wissen- 
schaft  j(erade  in  der  höchsten  Unwissenschaftliehkeit 
SU  finden  glaubte.  Ihre  Erklärung  findet  jene  Inconse- 
quen»  darin,  dass  man,  von  Alters  her  gewohnt,  in 
den  Krankheiten  geh eimniss volle,'  vom  Arzte  zu  erfor- 
schende Naturprocesse  zu  erblicken,  den  Arzneien,  die 
wir  ja  in  den  Uänclen  zu  haben  schienen,  ein  weit  ge- 
ringeres Gewicht  beilegte  und  so  die  wissenschaftliche 
Ebenbtirtigkeit    der  Arzneimittellehre   mit  der  Kraok- 
beitslehre  ganz  übersah.    Wenn  man  also,  um  aaf  die 
obige  Behauptung  zurückzukommen,  der  alten  Schale 
eitle  Kunstausübung   insofern   nicht  absprechen  kann, 
als  Kunst  ein  Können   bedeutet,   so   kann  doch    von 
wahrer  Kunst   und  von  Wissenschaft   nur  allein   mit 
Rficksicht   auf  die  reformirte  Medicin  die  Rede   seyn. 
Erst  diese  hat  nicht  blos  einen  genügenderen  Grund- 
satz  für   das   ärztliche    Handeln,    sondern    mit   einem 
Grundsatz  alle  Grundsätze^  den  Grundsatz  überhaupt 
aufgefunden;  so  wie  ebenso  gewiss  die  alte  Schule, 
wenn  sie  zum  Bewusstseyn  des  Grundsatzes  contraria 
eontrariis  cureniur  gekommen  wäre,  mit  diesem  alle 
übrigen   aufgefunden   hätte.  —    Auch  äussere  Grunde 
bestätigen    zum   Ueberfluss   die   Bewusstlosigkeit  des 
ärztlichen  Handelns  \n  der  älteren  Schule.  Weit  entfernt, 
den  Grundsatz  contraria  eontrariis  curentur.  wonach 
man  handelte,  in  Theorie  und  Lehre  an  die  Spitze  der 
Kunst  zu  stellen,  sprach  man  kaum  von  diesem  Grand- 
satze,   wie  man  auch   nicht  von  den  einzelnen  Heil- 
methoden   sprach    oder    an    ihre   nähere    Erforschung 
dachte.    Wenn  man  einmal  des  Grundsatzes  erwähnte, 
so  war  es,  (hört!)  um  seine  Richtigkeit  zu  bezweifeln, 
um  ihn  zu  bestreiten,    Paracelsvs  erklärte  sogar  laut 
diesen  Grundsatz  für  falsch  und  setzte  den  Grundsat» 
similia  mnilibus  curentiir  an  dessen  Stelle.    Allein  da 
auch  er  nicht  den  entscheidenden  Punkt  erkannte,  so 
hatte  er  damit  nichts  gewonnen,  weil  der  eine  Grund- 
satz weder  besser  noch  schlechter  war  als  der  andere, 
so  lange  er   den  Arzt  nicht  znm  Bewusstseyn  seines 
Handelns,  zur  Kenntniss  der  Arzneimittel  führte. 

Darum  ist  Hahnemann,  der  zuerst  unter  allen  Aerzteo 
den  Weg  zur  richtigen  Erforschung  der  Arzneikräfte 
einschlug,  mehr  als  der  Entdecker  der  Homöopathie: 
er  ist  der  Schöpfer  der  Heilkunde.  ^J    Die  reine  Arz- 

*)    Der  erste  Paragraph  des  OrAaoons  laatet,  sehr  bezeieboeatf^ 
f^Dea  Arztes  höchster  und  einziger  Beruf  ist,  kranke  Mensckea  ge- 


Originalabhandiunsen.  Vtl 

neimittellehre  ist  der  Stern,  der  nicht  Mos  der  HomOo- 
pathie,  der  a//«it  Heilmethoden  voranleochtet.  Welche 
unter  den  verschiedenen  Methoden  überhaupt  oder  in 
Einzelnen  den  Vorzujg:  verdiene,  ob  die  Hofflöopathie 
oder  die  Isopathie,  ob  die  Antipathie  oder  die  AllOo- 
pathie  u.  s.  w.  (Namen,  deren  keiner  vor  Hahnbhann 
gehört  wurde),  dies  kann  nur  die  Erfahrung^  und  wird 
zum  Theil  erst  die  Zukunft  lehren.'  Es  ist  ein  unend- 
liches Feld,  das  vor  uns  aufgeschlossen  liegt;  wir  ha- 
ben darauf  kaum  die  ersten  Schritte  gethan  und  kön* 
nen  nur  ahnen,  welche  reiche  Früchte  des  Segens  dio 
Nachwelt  von  Hahnemanm's  grosser  Entdeickung  erndtea 
wird.'' 

So  weit  die  kurze  Darstellung  meines  Versuchs,  ein 
allgemeiogöltiges  System  der  Medicin  aufztrstellen.  Um 
diesen  Versuch  weiter  zu  motiviren,  zog  ich  es,  der 
grössern  Anschaulichkeit  wegen,  als  das  passendste 
vor,  mit  meiner  Arbeit  jRudere  ähnliche  Versuche  za- 
sammenznstelien,  und  unterwarf  so  die  bekannten  Ver« 
suche  Hufeland's  und  Werbkb's  von  meinem  Stand- 
punkt  aus  einer  ausfuhrlichen,  strengen  und,  wie  Ich 
hoffe,  gerechten  Kritik.  Davon  kann  ich  hier  naturlieh 
nichts  wiedergeben.  Ich  muss  mich  hier  darauf  be- 
schränken,  —  was  jedoch  mit  dem  Zweck  überhaupt 
fast  zusammenfallt,  — r  meinen  Versuch  vorzugsweise 
in  Betreff  meines  fraglichen  Vorschlags  kurz  zu  erliu- 
tern  und  zu  begränden, 

Dass  die  Medicin  nach  Hahnemann  eine  andere  ist 
und  ewig  bleiben  wird,  als  die  Medicin  vor  Hahne- 
mann, bedarf  wenigstens  für  die  Leser  dieses  Blattes 
keines  Beweises  mehr.  Dass  man  daher  versucht  hat, 
der  neuen  Medicin  auch  einen  neuen  Namen  zu  geben, 
kann  nur  angemessen  erscheinen,  um  so  mehr,  als  es 
nötbig  ist,  so  lange  es  noch  Anhänger  der  alten  Me- 
dicin giebt,  diese  von  der  neuen  Schule  zu  unterschei- 
den. Welcher  Name  aber  ist  für  die  neue  Medicin 
zu  wählen?  ' 


8und  zu  macheo,  was  man  Heileo  nennt^^  Hahnkmann  verstand 
sein  Interesse  schlecht,  dass  er  seinen  Buhm  nur  auf  das  HeUgeaels 
•imiUa  thmUhw  cwrantur  ateUte ,  auf  ^nen  Fnst*  -r     S. 

15. 


8t8  tM^aiabhandhmgen. 

Wir  können  diese  Frage  erst  dann  genägend  beant- 
worten, wenn  wir  zuvor  untersucht  haben,  worin  sich 
die  neue  Medicin  vor  der  alten  scharf  und  vor  Allem 
unterscheidet. 

Indem  beide,  die  alte  und  die  neue  Medicin,  m  ib- 
rem  Zwecke  mit  geringen  Ausnahmen  ungefähr  diesel- 
ben Arzneimittel  anwenden,  macht  die  neue  Medicin 
vorzugsweise,  doch  nicht  ausschliesslich«  von  der  spe- 
ciilsehen  Chomöopathiscben)  Heilmethode  Gebrauch,  die 
.auch  der  alten  Medicin  nicht  fremd  ist.  Diese  da/s^egen 
bandelt  *)  grösstentheils ,  doch  auch  nicht  ausschliess- 
lich, nach  dem  Grundsatze  contraria  contrariis  curen- 
tur,  den  auch  die  neue  Medicin  bekanntlich  nicht  ver- 
schmäht.. Darf  man  nun  aber,  wie  bisher  geschehen 
ist ,  die,  wenn  auch  vorzugr weise  nach  dem  Grundsatze 
similia  similibus  curentur  handelnde,  neue  Medicin  darum 
die  homöopathische  oder  specifische,  und  ebenso  die 
vorzugsweise  nach  dem  Grundsatze  contraria  contrariis 
enrentur  handelnde  alte  Medicin,  die  allopathische  nen- 
nen? Keineswegs.  Dass  diese  Benennungen  nicht  sy- 
stematisch, also  schon  darum  verwerflich  sind,  zeigt 
uns  schon  die  einfachste  Logik.  Jedoch  auch  andere^ 
positive  Grande  sprechen  gegen  diese  und  für  eine 
andere  Benennung. 

Hier  musste  ich  nun  sehr  weitläufig  werden,  wenn 
ich  nicht  voraussetzen  dürfte,  dass  der  Leser  die  ganze 
obige  Darstellung  meines  Versuchs  mit  Aufmerksamkeit 
gelesen  hat  In  dieser  Voraussetzung  aber  bedarf  ich 
nur  weniger  Worte. 

Schon  ein  fluchtiger  Blick  auf  den  Zustand  der  Me- 
dicin vor  Hahnemann  zeigt  klar,  dass  der  Arzt  der 
alten  Schule  ohne  leitenden  Grundsatz  handelte,  d.  u 
ohne  das  Bewusstseyn,  wie  er  denn  seinen  Zweck,  die 
Heilung,  erreichen  wolle.  Welch  ein  ewig  blindes  Ja- 
gen nach  Systemen,  d.  i.  nach  Theorieen  der  Krank- 


*)   Schfii^ar  wen\$BUwk  B. 


Origin€Uaöhandhinpen, 

hcitslelire,  obne  ernstlich  nach  den  Mitteln  der  Heiliin^ 
zu  fragen!  Kann  dem  Arzt  ein  Bewasstseyn  seines 
Handelns  zugestanden  werden,  der  es  für  möglich  hSlt, 
eine  Krankheit  gleichsam  vermittelst  der  Kenntniss  ih- 
res ursächlichen  Wesens  zu  heilen,  die  Mittel,  d^ren 
er  sich  nur  so  nebenbei  bedient^  kaum  seiner'  Beaeh«*' 
tung  werth  haltend?  Nur  im  Traume  schafft  man  Werke 
ohne  Werkzeug,  ficht  man  Schlachten  ohne  Waff6n. 
Denken  wir  uns  das  Ideal  eines  irztlichen  Naturfei^- 
schers;  er  blicke  tief  in  die  Natur,  ja  tiefer,  als  es 
dem  irrenden  Menschen  vergönnt  ist,  und  er  erkenne 
das  innerste^  wahre  Wesen  aller  der  unendlichen  Krank- 
heiten des  Menschen,  würde  er  nicht  dennoch  in  der 
Heilkunst  nur  ein  Stümper  bleiben,  so  lange  er  sich 
nicht  eine  eben  so  gründliche  Kenntniss  der,  den  Krank- 
heiten wie  überhaupt,  so  besonders  in  der  Mannigfal- 
tigkeit treu  entsprechenden  Ar»neimrkungen  erworben 
hat?  Die  alten  Aerzte  entgegnen  zwar:  wir  kennen 
ja  die  Arzneimittel:  wir  prüfen  sie  zwar  nicht  am  Ge- 
sunden, aber  wir  prüfen  sie  und  haben  sie  am  Kran- 
ken geprüft.  Allein  dieser  Einwand  ist  eine  Unwahr- 
heit Die  Medicin  vor  Hahnbbiann  kannte  —  wohlver- 
standen! —  eben  so  wenig  eine  Prüfung  der  Arzneien 
am  Kranken,  als  eine  Prüfung  am  Gesunden.  Weit  ent- 
fernt, beim  Darreichen  der  Arzneien  an  ihre  Prüfung, 
an  die  Beobachtungen  ihrer  Wirkungen  zu  denken, 
hielt  man  diese  Wirkungen,  die  sich  nach  den  grossen 
Arzneigaben  natürlich  oft  genug  zeigten,  für  Krank-- 
/leiY^erscheinungen ,  die  man  dann  wieder  mit  neuen 
Arzneimassen  bestürmte.  Daher  die  schmählichen  Arz- 
neisiechthnme,  von  denen  man  früher  so  wenig  wusste 
und  die  man  erst  in  unserer  Zeit,  von  der  neuen 
Schule  belehrt,  nothgedrungen  anzuerkennen  anfängt. 
Mit  einem  Worte,  die  alte  Schule  dachte  von  jeher 
eben  so  wenig  an  eine  Beobachtung  der  Arznei  Wir- 
kungen am  Kranken ,  als  sie  sich  jetzt  aus  allen  Kräf- 
ten gegen  eine  solche  Beobachtung  am  Gesunden  sträubt» 


280  QrigintUablumdhmgen, 

Denn  beide  Arten  der  Beobacblan^  fallen  ja  in  der  Idee 
{^ni^ammen«  Wenn,  nach  der  Definition,  Arznei  derje* 
va^Q  ätoff  ist,  der  das  Befinden  des  i^esanden  Menschen 
krankhaft  zu  verändern  vermaj^,  da  nar  ein  solcher 
aqch  auf  das  Befinden  des  kranken  Menschen  wird  ein-* 
wirken  können,  so  hätte  die  Idee  der  Arzneipröfun^, 
wenn  sie  der  alten  Schule  f:eta^t  hätte^  durch  die  Pro-* 
foni;  am  Kranken  von  selbst  an  die  Prufjan;:  am  Ge- 
s^^Mlen  erinnern,  und  zu  ihr  als  der  ssuerst  nöthii^en, 
bififuhren  müssen*  Und  hiesse  es  überhaupt  die  Arznei 
am  Kranken  piiifen^  wenn  man  sie  ihm  nur  in  wechseln- 
den Vieljcemischen  reicht?  Wenn  die  alte  Medicin  seit 
einiger  Zeit  an£fefan/°^en  hat^  ihren  Recepten  eine  ein- 
fachere Form  zu  geben ,  so  verdankt  sie  nur  Habübmahn 
diesen  Fortschritt  zur  besseren  Erkenntniss«  Man  könnte 
ferner  darin  einen  Beweis  für  das  Selbstbewusstseyn  des 
Arztlichen  Handelns  in  der  alten  Medicin  zu  finden  glau- 
ben, dass  man  den  Grundsatz  contraria  contrariis  euren- 
tor  als  den  ihrigen  für  sie  in  Anspruch  nimmt.  Aber  auch 
darin  würde  man  sich  täuschen«  Der  Grundsatz  contraria 
contrariis  curentur  hat  einen  doppelten  Sinn ,  einen  wet- 
tern und  einen  engern.  Im  weitern  Sinn  bezeichnet  die- 
ser Grundsatz  im  Allgemeinen  das  Enigegemoirken  des 
Arztes  oder  des  Mittels  gegen  den  Angriff  der  Krank- 
keit In  diesem  Sinn  ist  der  Grundsatz  nur  dem  mög- 
lichen Grundsatz,  die  Krankheit  zu  begünstigen  oder  zu 
befordern,  entgegengesetzt,  nicht  aber  den  übrigen 
Heilmethoden,,  die  er  vielmehr  alle,  auch  den  Grundsatz 
similia  similibus  curentur,  unter  sich  begreift.  Darum 
versteht  sich  der  Grundsatz  contraria  contrariis  curentur 
in  diesem  Sinn  von  selbst,  ist  als  solcher  ohne  Werth, 
und  kann  der  alten  Medicin,  die  nur  ihn  allein  kanntCj 
eben  so  wenig  zum  leitenden  Grundsatze  für  das  ärzt- 
liche Handeln  dienen,  als  er  sie  irgend  von  der  neuen 
Schule  unterscheiden  könnte.  Im  engern  Sinn  dagegen 
bezeichnet  der  Grundsatz  contraria  contrariis  curentor 
das  antipathische  Heilverfahren   und   steht  eben  als 


Originalabhandlungen.  281 

solches  allen  übrigen  Heilmethoden  entgegen.  Der 
Grundsatz  in  diesem  Sinne  hätte  der  alten  Schale  ^ 
wenn  sie  ihn  gekannt  hätte,  nicht  blos  als  leitender 
Grundsatz  für  ihr  Handeln  dienen  können,  er  hätte  aacb^ 
im  Augenblick  seines  Erkennens,  gerade  wie  der  Grund- 
satz similia  simiiibus  curentur^  die  nun  durch  Hahns« 
MANN  veranlasste  allgemeine  Reform  zur  Folge  babeil 
müssen.  Denn  theils  hätte  das  Erkennen  dieses  Grund- 
satzes nothwendig  an  und  für  sich  zum  Erkennen  aller 
andern  Heilgesetze  geführt,  theils  hätte  jenes  Erken- 
nen, wie  beim  Grundsatze  similia  simiiibus  curentur, 
unmittelbar  eine  Naturlehre  der  Arzneiwirkungen  ins 
Leben  rufen  müssen.  Wenn  wir  gegen  eine  Krankheit 
ein  ihr  entgegengesetztes  Arzneimittel  anwenden  wol- 
len, so  müssen  wir  dieses  aus  dem  mannigfaltigen 
Arzneischatze  der  Natur  auszuwählen  verstehen  ond  , 
also  alle  Arzneimittel  genau  kennen,  d.  i,  eine  Natur- 
lehre der  Arzneiwirkungen,  oder  eine  Reinarzneimit- 
tellehre besitzen.  Eine  solche  Arzneimittellehre  aber^ 
eine  Lehre  ^  welche  die  Arznei  Wirkungen  den  Krank- 
heitserscheinungen in  Schule  und  Leben  als  vollkom^* 
men  ebenbürtig  an  die  Seite  stellt,  hatte  —  und  6e- 
durfte  auch  freilich  —  die  alte  Schule  nicht.  Die  Aerzte 
dieser  Schule  heilten  ja  die  Krankheiten  duixh  ihr  tief- 
sinniges Raisonniren  über  deren  geheimes  Wesen:  an 
die  Arznei,  eine  Nebensache,  dachte  man  dabei  sn- 
letzt.  In  Heidelberg  wird  die  materia  raedica  nicht  von 
einem  Professor  der  Medicin  vorgetragen,  sondern  Pro- 
fessoren der  Chemie  und  der  Botanik  lesen  materiä 
medica,  und  welche  materia  medica!  die  materia  med ica 
der  alten  Medicin ,  eine  materia  medica,  die  kaum  eine 
Spur  von  wahrer  Wissenschaft  oder  Naturlehre  enthält 
und  deren  stehender  Typus  ist :  der  nnd  der  Arzt  em- 
pfiehlt das  und  das  Mittel  gegen  die  und  die  Krank- 
heit. Wer  mag  auftreten  und  die  Behauptung  bestrei- 
ten, dass  die  Praxis  der  alten  Medicin  eine  Praxis  ohne 
Theorie  war? 


t8S  Ori^maiabkandlungen. 

Aus  dem  Gesagten  j^eht  nan  klar  hervor,  dass  der 
Uoterschied  zwischen  der  alten  und  der  neuen  Medicin 
•kbt  in  der  Verschiedenheit  der  befolj^ten  Heilmethoden 
besteht  Die  Aerzte  beider  Schulen  machen  von  aUen 
Heilmethoden,  von  der  antipathischen,  von  der  hetero- 
pathischen,  von  der  homöopathischen  oder  specifischen, 
Gebrauch;  aber  wahrend  der  Arzt  alter  Schule  aus 
Mangel  an  Arzneikenntniss  jene  Heilmethoden  erfoljj^- 
reich  nicht  anzuwenden  versteht,  und  in  dem  Geffible 
seiner  künstlerischen  Schwache  die  WissenschafI  in 
neuen  Theorieen  der  Krankheitslehre,  auf  einem  Irr- 
we;2:e,  erst  suclU^  besitzt  der  Arzt  der  neuen  Scholein 
aei/ner  Arzneimittelkenutniss  und  dem  Selbstbewosst«* 
aeyn  seines  Handels  län/°fist  das,  was  er  zu  einer  er- 
foi^B^eichen,  rationell -empirischen  Kunstausübung^ ,  be- 
darf« *^    Mit  einem  Worte,  der  Unterschied  der  beiden 

*)  Diese  Wahrheit,  um  die  sich  meine  ganze  Deduetion  dreht,  luüte 
man  recht  fest.  Ich  will,  damit  ich  hier  nichts  an  der  noihigen  Aus- 
fährlichkeit  fehlen  lasse,  und  nicht  wie  sonst,  durch  meine  Liehh»- 
berei  —  die  möglichste  Kurze  der  Darstellung  —  mir  selbst  aehade, 
noch  einige  erläuternde,  doch  unter  sich  nicht  verbundene  Sfitze,  bei- 
lägen,—  In  dem  ohen  mitgetheilten  Versuch,  ein  allgemelHes  8j- 
•tem  der  Medicin  aufzustellen,  hahe  ich  die  Worte  Homöopathie  und 
Allopathie  nur  einmal  gebraucht,  und  dies,  um  zu  sagen,  dass  man 
ihrer  in  dem  System  als  solchem  nicht  bedarf.  —  Da  nicht  bloa  der 
Grundsatz  similia  similibus  eurentur,  sondern  anch  der  Grandsatz 
cottträrla  contrariis  eurentur  erst  durch  die  Reform  den  Aerzten  zum 
Bewusstsejn  kam ,  so  ist  Uaunkmamn  nicht  blos  der  Schöpfer  de« 
^  homöopathischen ,  er  ist  ebenso  der  Schöpfer  des  rationellen  antipa* 
thiachen  und  heteropathischen  Heilverfahrens.  (Auch  die  rutioneUe 
Anwendung  einer  Purganz  z.  Bi  beruht  darauf^  dass  der  Arzt,  um 
die  purgirende  Arznei  auszuwählen,  auch  ihre  andern  Wirkungen 
kenne.)  Die  Wahrheit  dieses  Satzes  wird  weder  durch  das  Str&u- 
bea  und  Nasenriimpfen  der  Männer  von  der  Perrucke^  noch  durch  — 
Habnbmann's  Protestation  umgestossen  werden.  —  Dass  die  alte 
Schule  nicht  den  Grundsatz  contraria  contrariis  eurentur,  sondern 
keinen  Grundsatz  des  ärztlichen  Handelns  kannte,  diese  Thatsache 
lös^t  auch  das  Bäthsel  des  hartnäckigen  Widerspruchs^  welchen  der 
Grundsatz  similia  similibus  eurentur,  den  doch  die  alte  Schule  in 
manchen  Fällen  anerkennt,  von  ihr  erfährt.  Die  alte  Schule  beatreitel 


Originaiabhandlungm.  (88 

Schnlen  besteht  in  nichts  anderem,  als  in  der  Sonne 
des  Lichts,  die  endlich  ober  der  bewusstlosen  ^acht 
der  alten  Medicin  aufging  und  sie  in  den  hellen  Taj^ 
der  neuen  Wissenschaft  umgewandelt  hat. 


I 

den  Grundsatz  similia  similibns  curentur,  wie  sie  den  rathneUen 
Grtindsatas  contraria  contrariia  curentur,  d.  i.  den  Grundsatz,  in  wie-' 
fern  er  die  Prüfung  der  Arzneien  voraussetzt,  bestreitet.  —  Also 
nicht  das  iiomöopathische  (speelfische),  nnd  das  allopathische  (antlpa- 
thische  und  heteropathische)  Heilverfahren  sind  die  beiden  reindiiehea 
Elemente,  die  das  Feuer  des  grossen  medicinischen  Kampfes  unter- 
halten, sondern  diese  Elemente  sind  schlechthin  keine  andern,  als  auf 
der  einen  Seite  die  Prüfung  der  Arzneien,  anf  der  andern  die  Pseudo- 
rationalität  mit  ihrer  Causalcur.  Diese  beiden,  sich  wie  Tag  und 
Nacht  gegenseitig  ausschüessenden  Momente  sind  es,  die  in  dem 
Kampfe  auf  Leben  und  Tod  um  den  Sieg  ringen.  Jedoch  wie  nur  der 
Mangel  des  Grundsatzes  der  Arzneiprufung  den  Irrthum  der  Pseudo- 
ratlonalitat  herbeiführen  konnte,  bo  wird  mit  der  Anerkennung  jenen 
Grundsatzes  auch  dieser  irrthum  verschwinden.  Ueberall^  wo  die 
Arzneiprüfung  praktischen  Boden  gewinnt,  verschwindet  das  alte 
Luftgebäude  d^  Causalcur  von  selbst.  Auch  die  Pathologie,  die  la 
der  alten  Schule,  eben  jenes  Irrthums  wegen,  sehr  fibel  bcrathea  war, 
darf  in  der  reformirten  Medicin  einer  bessern  Pflege  und  e^er.sohfi-p 
nern  Zukunft  entgegensehen.  —  Für  das  System  einer  Wissensekaf I 
muss  nicht  nur  die  Einheit,  sondern  auch  die  Nothwendigkeit  spre- 
chen. Hätte  Hahnbmann  zufällig  von  andeirer  Seite  her,  als  es  ge- 
schah, die  wahre  Wissenschaft  mit  seinem  Forscherauge  erkannt, 
hätte  er  z.  B.  einen  der  Folgesätze  des  wahren  Systems,  etwa  dea 
Grundsatz  der  einfachen  Arzneianwendung  als  solchen  erkannt  nnd 
durchgeführt,  so  hätte  er  damit  schlechthin  ebendieselbe  Reform  der 
Medicin  ins  Leben  gerufen,  wie  die,  welche  ihn  jetzt  ihren  Schöpfer 
nennt,  Oder  hätte  er  zu  anderer  Zeit,  oder  mit  ganz  verschiedenar- 
tiger Gelehrsamkeit  ausgerüstet,  irgendwie  die  verborgene  Wahrheit 
an^s  Licht  gezogen,  so  wären  die  \Techsel fälle  des  Kampfes  der  Neue- 
rung vielleicht  völlig  andere  gewesen,  aber  das  System  selbst  wäre 
nolhwendig  durchaus  dasselbe  geworden,  das  es  jetzt  seyn  wird,  wenn 
es  fertig  aufgerichtet  dasteht.  Darum  dürfen  wir  AUe,  diewirdureh 
Wort  oder  That  die  neue  Wissenschaft  zu  fordern  glauben,  uns  niohl 
mit  Uahnkmann  vergleichen.  Der  Entdecker  isterolMi,  was  aber 
ein  Jeder  von  uns  thut,  würde  auch  ohne  uns  von  Andern  gethan  wer- 
den; er  aUein  hat  uns  dea  Weg  gezeigt,  wir  AUe  ebnen  aar  die 
Strasse.      S. 


184  Ori§inalabhandiunsen^ 

ÜAruin  dfirfen  wir  aber  die  neoe  Medicin  weder  die 
hoiodopathiscbe,  noch  die  specifiscbe,  noch  mit  eiaem 
übnlichen^  von  den  Heilmethoden  hergenommenen  Na-* 
men,  wir  müssen  sie  fnii  einem  allgemeinen  Namen  die 
zum  Bessern  umgestaltete  oder  reformirte  Medicin  nen- 
nen. Und  dieser  Name  ist  und  soll  nicht  ein  blosser 
Parteiname  seya  Auch  in  bessern  Zeiten,  wenn  längest 
die  noch  lebenden  Anhänger  der  alten  Medicin  aasge- 
storben sind,  mag  der  Ar/A  gerne  seine  Wissenschaft  — 
in  dankbarem  Andenken  an  ihre  Befreiung  aus  zwei- 
tansendjährigen  Banden  des  Wahnes  und  der  Nacht  — 
die  reformirte  nennen. 

So  viel  genüge  einstweilen  über  den  der  neuen  Me- 
dicin zu  gebenden  Namen«  Die  Sache  ist  damit  kei- 
neswegs erschöpft,  und  über  Manches  wollte  ich  mich 
absichtlieh  nicht  verbreiten.  So  ist  es  z.  B.  zwar  aus- 
gemacht, da'ss  der  Name  Homöopathie  zu  verwerfen 
ist,  ist  aber  darum  schon  der  Name  reformirte  Heil- 
kunde *3  der  passendste,  den  wir  an  seine  Stelle  setzen 
können'^  Wenn  auch  ich  keinen  passenderen  fand,  so 
kann  ein  Anderer  leicht  glücklicher  seyn.  Freilich 
kommt  hierbei  gar  manches  in  Erwägung;  aber  ich 
suspendire,  wie  gesagt,  absichtlich  mein  Urthcil.  Wenn 
auch  Andere  gesprochen  haben,  so  gönnt  mir  wohl  die 
geehrte  Redaclion  vor  dem  Schlüsse  der  Verhandlungen 
nMh  einmal  das  Wort,  um  zu  sagen,  was  ich  dann 
besser,  als  dies  hier  bevorwortend  geschehen  konnte, 
werde  sagen  kennen. 

Zum  Schlüsse  noch  ein  Wort  über  die  Wichtigkeit 
der  ganzen  hier  besprochenen  Sache.  Es  giebt  ohne 
Zweifel  Aerzte,  welche  die  Ansicht  äussern  werden , 
dass  die  Construirung  eines  Systems  der  Medicin  lange 
nicht  die  wichtige  Sache  sei,  für  die  man  sie  ausgeben 
wolle.    Die  Praxis,  der  Zweck  der  Theorie,  gewinne 


*)    Was  ist  forner  für  ein  Unterachied  EWisohea  reformirter  Heil« 
k uade ,  reformirter  HeUkaosI  und  reformirter  Medicin  ?    S. 


Originaktbhandiunsefu  tt& 

wenij;  oder  nichts  darch  dieses  Systematisiren  ^  und 
sich  vollends  über  den  blossen  NameQ  einer  Sache  %u 
streiten^  sei  höchst  überflässi^  und  thöricht  Allein  wi« 
oberflächlich  ist  diese  Ansicht!  Wenn  bekanntlich  oft 
die  beste  Sache  durch  eine  schlechte  Proeessführuni; 
in  ihrem  Rechte  verkürzt  wird,  so  ist  davon  die  Sache 
der  reformirten  Medicin  j^ewiss  ein  recht  auffallendes 
Beispiel.  Uahnemann  ,  der  j^rosse  Arzt ,  war  nichta 
desto  weniger  ein  schlechter  Advocat  Statt  seine  sura 
Siege  geschaffene  Sache  in  Eins  zu  fassen,  und  die 
Gegner  mit  ihrer  Antwort  auf  ja  oder  nein  zu  steU 
len,*)  gab  er  uns  in  seinem  Organon,  in  dem  er  seine 
Krifte,  statt  sie  zu  concentriren,  zersplitterte,  das  Mu- 
ster einer  schlechten  Parteischrift*  Es  war  den  Geg- 
nern eine  Freude,  sich  gegen  aUesen  Angriff  zu  ver« 
theidigen.  Eine  Schaar  kleiner  Geister  wollte  an  dem 
grossen  Mann  zum  Bitter  werden,  und  antwortete  auf 
seinen  verfehlten  Angriff  mit  noch  weit  übleren  Ver- 
theidigungsreden,  auf  seine  für  sich  sprechende  gute 
Sache  aber  mit  Stillschweigen.  Hellere  Köpfe  erkarni«* 
ten  die  Wahrheit  in  der  Hülle,  und  nahmen  sich  ihrer 
mit  Wirme  an;  aber  da  die  meisten  eben  so  wenig 
Taktiker  waren,  als  Uahnemavn,  so  war  die  Hilfe,  die 
sie  der  bedrängten  Sache  der  Beform  leisteten,  nur  ge- 
ring* Zwar  erkannten  und  vermieden  sie  zum  Theil  die 
Fehler  Hahnemanm's,  aber  indem  ein  Jeder,  ohne  den 
einzig  richtigen  Weg  zum  Ziele  zu  erkennen,  wieder 
seinen  eigenen  Irrweg  gieng,  brachten  sie  eine  solche 
Verwirrung  in  die  Sache  des  guten  Bechts,  dass  die 
Gegner,  die  sich  gegen  alle  die  schlechten  Angriffe 
auch  nur  schlecht  zu  vertheidigen  brauchten,  gutes 
Muths  blieben ,  und,  obgleich  sie  im  Laufe  der  Zeit  die 
siegreiche  Wahrheit  als  solche  erkannt  hatten,  deren 
Triumph  doch  weit  über  die  nächsten  Jahre  hinausza- 


*)   Das  Motto  zu  aeinem  Venuohe  ist:  NqIUhs  partls  eaoe  bob 
licet.    S. 


tS6  OHginaiabhandlungen.  « 

schieben  hofften.  (Kein  Wunder  also,  wenn  neuerlich 
Stimmen  der  Art  gehört  wurden,  dass  man  die  Hoff- 
niing,  ein  allgemein  giltiges  System  der  Medicin  zu 
erbauen,  aufgeben  müsse,  und  andere,  dass  kein  Gnde 
des  dermaligen  grossen  Kampfes  in  der  Medicin  abzu- 
sehen sei.).  Man  betrachte  z.  B.  —  um  das  Gesagte 
durch  einige  Beispiele  zu  erweisen  —  die  Versuche 
HiTFEi^ND^s  und  Werbeh's  über  „  Homöopathie  ^  9  und 
.  vergleiche  besonders  den  einen  Versuch  mit  dem  an- 
'  dern*  Wie  weit  liegen  die  Irrwege  beider,  s;leich 
misslungener.  Versuche  ans  einander!  Wenn  uns  nicht 
die  Namen  der  Dinge  in  beiden  Schriften  belehrten^ 
könnte  man  zweifeln,  ob  der  Gegenstand  hierund  dort 
derselbe  sei.  Kaum  dürfen  wir  es  bei  diesem  extra- 
vaganten Hernmtappen  auf  unserer  Seite  dem  Feinde 
noch  verargen,  wenn  er,  demselben  System  des  Schwan- 
kens folgend,  nicht  zu  bewegen  ist,  auf  seither  Flucht  End- 
lich unsern  Angriffen  Rede  zu  stehen.  Denn  auch  un- 
sere neusten  Versuche  sind  zum  Theil  um  nichts  besser, 
als  die  früheren.  Rau*s  Organen  der  specif.  Heilkunst 
z.  B.  ist  ein  in  theoretischer^oder  systematischer  Hin- 
sicht ganz  verfehltes  Buch.  Das  Beste,  was  wir  noch 
in  der  Art  besitzen,  ist  nach  meinem  Urtheil  Grobs- 
sblich's  erster  Sachsenspiegel  ^) ,  eine  Schrift,  die  ne- 
gativ gehalten  ist,  und  nicht  mehr  geben  will,  als  sie 
giebt.  Hätten  die  Meisten ,  ihre  Talente  nicht  verken« 
nend  oder  verwechselnd  (der  beste  Arzt  kann  ein 
schlechter  Systematiker  seyn  und  umgekehrt),  dem  Bei- 
Hpiele  gefolgt,  und  sich  mit  diesem  nicht  unehrenvol- 
len Standpunkte  der  Wissenschaft,  dem  Standpunkte 
des  Selbstbewusstseyns,  genügen  lassen,  so  hätten 
sie,  da  alle  über  die  negativen  Sätze  —  die  Sätze  des 
Sachsenspiegels  —  einig  waren,  wenigstens  die  Ein- 
heit der  Partei  bewahrt;  wenn  gleich  diese  negative 

*)  Auch  andere  gute  Schriften  besitzen  wir,  z.  B.  des  wackem 
ScBBÖN^s  „  Nacurhettprocesse  und  Heilmethoden/^  Aber  überall  nur 
Material  |  kein  Bau ,  auch  in  den  besten  Schriften  und  gerade  da«    B. 


Originalabkandlungen.  S87 

Einheit  fär  den  Erfolge  des  Kampfes  kaum  von  gnrös« 
serem  Gewicht  gewesen  wäre,  als  die  Zerrissenheit  im 
positiv  Gegebenen  9  da  sich  seinem  Wesen  nach  das 
Negative  nur  zur  Vertheidigung ,  nicht  zum  Angriff 
eignet  Denn  nur  ein  positives  Moment,  nur  das  aaf- 
zustellende  eine,  wahre,  d.  i.  allgemein  gültige,  voa 
allen  Parteien  nothwendig  anzuerkennende  System  der 
Hedicin  kann  und  muss  die  Sache  der  Wahrheit,  dem 
Feinde  gegenüber,  wesentlich  fördern.  Man  nenne, 
durch  den, bisher  erfolglos  geführten  Kampf  bewogen, 
diese  Hoffnung  nicht  eine  eitle.  In  welchem  Zustand 
würden  wir  heute  wohl  die  Medicin  erblicken,  wenn 
Hahnemamn  im  Jahr  1810  statt  seines  Organen  ^)  das 
von  mir  mitgetheilte  System  der  Medicin  (das  ich  für 
jenes  eine,  wahre  System  halte)  der  Arzteswelt  vor- 
gelegt hätte?  Und  wenn  diese  Frage  so  zu  beant- 
worten ist,  dass  dann  der  grosse  beklagenswerthe 
Kampf  entweder  gar  nicht  entstanden,  oder  längst 
entschieden  wäre,  warum  sollte  dieses  System  nichl 
auch  jetzt  noch  geeignet  seyn ,  die  gute  Sache  «um 
Siege  zu  führen?  Ich  verkenjne  keineswegs  die  nun^ 
sehr  veränderte  Lage  der  Dinge:  ich  weiss  recht  wohl^ 
welch  grosses  Hinderniss  unserm  Siege  darin  entge« 
gentritt,  dass  die  Gegner,  nachdem  sie  sich  einmal  in 
den  Kampf  eingelassen  haben^  sich  der  Freiheit  be- 
raubt sehen,  die  ihnen  nun  längst  gewordene  bessere 
Ueberzeugung  offen  zu  bekennen.  Aber  diese  mala 
fides,  diese  Heuchelei  der  Gegner  ist  auch  das  Einzige^ 
was  uns  noch  zu  bekämpfen  übrig  ist,  und  gerade 
gegen  diese  Heuchelei  wird  uns  jenes  positiv  spre- 
chende System  der  Medicin  die  mächtigsten  Bundesge- 
nossen zufuhren.  Vor  Allem  wird  durch  jenes  System 
das  heranwachsende  Geschlecht  der  jungen  Aerzte, 
die  Stütze  der  grössten  Feinde  der  Reform,  der  Schul- 


*)    Wie  viel  hat  nur  allein  der  Name  Homöopathie  der  Reform  ge- 
schadet!      S. 


Örtg^aXahhandlungen,  ^ 

jl^Iebrten,  ansern  Fahnen  gewonnen  werden*  Dass 
bisher  die  medicinische  Ju/s^end  fast  blindling^s  der  vor- 
getragenen Weisheit  ihrer  Lehrer  folgte,  ist  ihr  kaam 
KO  verargen,  da  wir  wissen,  wie  schwer  es  oft  dem 
gereiften  Gelehrten  fällt ^  tiber  eine,  zumal  im  Argvn 
.Hegende  Wissenschaft  sich  ein  selbstständiges,  unbe- 
fangenes- Urtheii  zu  schaffen.  Jedoch  d«r  Schüler  ist 
nur  so  lange  der  treue  Bundesgenosse  des  Lehrers,  als 
er  in  diesem  die  höhere  InteIHgenz  erkennt  und  erken- 
nen muss.  Erhebt  sich  aber  über  die  wirren  Massen 
des  Wissens  ein  leuchtender,  für  jedes  offene  Auge 
iiiclitbarer  Stern,  so  wird  vor  Allem  die  für  Wahrheit 
glOhende  Jugend  den  Stern  freudig  begrussen,  ihn  ih- 
ren Lehrern  fragend  zeigen,  und  diese,  wenn  sie  ihn 
fächi  zu  sehen  vorgeben,  enttauscht  verlassen.  Was 
hier  von  der  medicinischen  Jugend  gesagt  ist,  gilt  in 
ftiinlicher  Weise  im  Allgemeinen  von  dem  gebildeten 
nichtärztlichen  Publicum.  Ich  mache  mich  anbeisehig, 
in  der  Zahl  der  Worte  nicht  beschränkt,  fast  einem 
Kinde  das  obige  System  der  Medicin  anschaulich  zu 
machen.  Wenn  man  daher  in  gutgeschriebenen  Auf- 
sätzen die  Sache  der  medicinischen  Reform  der  /s^ebil- 
deten  Welt  auf  passendem  Wege  *)  zugänglich  machte, 

*)    In  Zeitschriften  und  Literaturblättern,  yor  Allem  wurde  Mxs- 
BSL,  der  80  wacker  für  die  Homöopathie  gesprochen  hat,  eioem  inte- 
ressant gehaltenen  Aufsatze  über  die  reformirte  Heilkunde  sein  Lite-» 
raturblatt  nicht  Terschliessen.    Auch  in  den  Deputirtenkammem,  In  . 
dosen  der  Streit  über  die  neue  Medicin  bis  zum  Siege  nicht  ralMii 
wird«  wird  es  am  Platze  seyn,  auf  die  neue  Literatur  der  Reform  und 
auf  deren  AllgemeinverständUchkeit  hinzuweisen*    Besonders  aber 
werden  die  jährlichen  Versammlungen  deutscher  Naturforscher  und 
Aerzte  uoserm  Zwecke  entsprechen.    Bekanntlich  wurde  in  frühem 
Versammlungen  der  Grundsatz  der  Arzneiprüfung  als  solcher  aner- 
kannt,   und  sogar  einige  Arzneipröfungea  aufgegeben:  denn  man 
wusste  damals  noch  nicht,  welcher  Lehre  man  mit  diesem  Votum  hul- 
digte.   Nun  aber,  in  der  vorjährigen  Versammlung,  da  bereits  den 
altgläubigen  Aerzten  des  Vereines  über  die  G^efahr,  in  die  sie  sich 
selbst,  aus  Mangel  an  Wachsamkeit  gegen  den  tückischen  Feind,  bei- 
nahe gestürzt  hätten,  die  Angen  aufgegangen  waren,  wurde,  In 


Or^flmüabhandkinfetL  t{M 

so  würden  dadurch  die  alted  Aerzte  endlich  wohl  auf 
ihrer  sehnöden  Flacht  zum  8tehen,  za  einer  Antwort 
gezwungen  werden.  Freilich  aber  kann  dies  Alles  nar 
unter  der  grossen  Bedingung  geschehen,  dass.  vorher 
das  fragliche  System  nach  allseitiger  strenger  Prüfung 
allgemein  von  der  neuen  Schule  als  wahr  erkannt  und 
anerkannt  worden  ist  Nur  wenn  alle  Mitkämpfer  laut 
eine  Stimme  erheben,  so  wird  dies  die  Stimme  der 
Wahrheit,  und  die  Hoffnung  auf  schnellen  Sieg  eine 
festbcgründete  seyn.  Darum  aber  bitte  ich  —  denn  ich 
muss  noch  am  Schlüsse  von  mir  selbst  reden  —  dringend 
um  Prüfung,  um  strenge  und  gründliche  Prüfung  mei- 
nes Versuchs*  Dem  unpartheiischen,  dem  forschenden 
Kritiker  werde  ich  dankbar  die  Hand  drücken,  and 
wenn  er  mir  einen  Becher  mit  Wermuth  reichte« 

Heidelberg  den  31.  März  1839. 

GtlstaV  SCHEVE. 


flchimpflicher  Inconsequenz  mit  den  ft*uhereii  Beficliluasen^  die  Arznei* 
pnlfuog  durch  ein  allgemeines  Veto  streng  verpönt.  So  wurde  es 
denn  doppelt  leicht  seyn^  bei  wiederholter  Anregang  dieser  Sacho  die 
Bicht&rztlichea  Mitglieder  des  Vereins,  durch  Vorträge  und  S<duifteia^ 
von  dem  guten  Rechte  der  Reform  zu  überzeugen.  Die  kräftigste 
Anregung  der  Sache  aber  darf  von  unserer  Seite  schon  darum  auf 
keiner  dieser  Versammlungen  unterbleiben,  weil  wir  in  den  jedes- 
maligen Stimmen  der  Aerzte  einen  ziemlich  genauen  Maassstab  für 
unsere  Siegeshoffnnngen  finden  werden.  So  lange  die  itimmfuhres- 
den  Aerzte  des  Vereine«  den  Vorschlag  der  Arzneiprufung  ent- 
schieden verwerfen,  so  lange  ist  für  den  Sieg  der  Wahrheit  keine 
Hoffnung*  Sobald  aber  jener  Vorschlag  stärkeren  und  stärkeren 
Anhang  gewinnt,  und  dadurch  auch  bei  den  heftigsten  Gegnern 
endlich  die  Lüge  der  Schaam  weichen  muss  5  so  ist  der  grosse  Tag 
des  Siegs  erschienen.  (Ein  auf  der  Versammlung  zu  haltender  Vor* 
trag  hätte  vor  Allem  die  zahlreichen  Autoritäten  aufzuzählen,  die 
unter  den  Anhängern  der  alten  Schule  selbst  für  die  Arzneiprüfung 
sprechen.  Jedenfalls  sollte  sich  unter  den  Anhängern  der  Reform  ein 
Verein  bilden^  um  diese  wichtige  Sache  zu  berathen  und  um  gemein- 
sam zu  handeln J).    S. 


.  MO  (M9lnaiabkandikm$en. 

3)    Brief  an  Dr.  8cbröx. 

Mein  Freand! 

Da  hast  /g:erechte  Ursache,  Dich  fiber  die  Saumse- 
ligkeit Deines,  sonst  gewiss  nicht  brief-faolen  Frean- 
des  ZQ  beklagen.  Du  masst  aber  meine  Entschaldi- 
gnng  und  was  damit  all  zusammenhängt,  schon  hören. 

„Unverhofft  kommt  oft^^  heisst  ein  Sprichwort  und 
dieses  bildet  die  Einleitung  meiner  Entschuldigung. 
Ich  habe  nämlich  an  4  Wochen  auf  einer  Reise  nach 
Wien  zugebracht.  Und  das  will  ich  Dir  erzfihlen; 
willst  Du  mich  dann  noch  verdammen,  so  thu'  es,  nor 
bitte  ich  Dich  dann,  mir  erst  dort  in  jenem  schwarzen 
Winkel  Quartier  zu  machen,  wo  Du  mich  hin  haben 
willst. 

Ja  in  Wien  bin  ich  gewesen,  —  ganz  extemporirt  — 
^  Zufall  —  wie  Dir's  beliebt;  ein  sonderbares  Zusammen- 
treffen jedenfalls.  Am  20.  Febr.  schrieb  ich  Dr.  6» 
ScHMio  in  Wien,  dass  ich  um  Weibnachten  beim  war- 
men Ofen  geträumt^  ich  wolle  diesen  Sommer  nach 
Wien;  nun  aber  sei  es  nichts,  ich  schenke  aber  dem 
Schicksal  diese  Vereitluag  meines  Wunsches  nicht, 
ich  käme  schon  noch  einmal  hin.  —  Der  Brief  war 
noch  nicht  in  Wien,  als  ich  mich,  am  24.  Febr.  Mit- 
tags 1  Uhr,  entschloss,  dahin  zu  reisen;  Abends  nach 
8  Uhr  sass  ich  im  Wagen  und  rollte  meinem  Briefe 
Tag  und  Nacht  als  Satyre  nach.  ^) 

Von  Wien  sollst  Du  also  etwas  hören,  vom  dortigen 
Thun  und  Treiben  unter  unseres  Gleichen,  von  dem, 
tDOS  und  wen  ich  gesehen  und  nebenbei  auc}i,  me  ich 
gesehen ;  mein  sehr  werthes  Ich  soll  dabei  auch  nicht  zu 
kurz  kommen,  denn  wenn  es  auch  ganz  wahr  ist,  dass, 
„wer  eine  Reise  thut,  auch  etwas  erzählen  kann^%  so 
ist   doch   eine  Reisebescbreibung    ohne  eine  reisende 


^    Ich  hatte  von  einem  hohen  Staatsbeamten  die  Aufforderung  er* 
halten,  ihn  nach  Wien  zu  begleiten«  — 


Originaiaöhandkmgen.  t41 

Person  nicht  wohl  denkbar  und  die  Reise  selbst  ein 
Dividiren  der  Objecto  durch  ein  Sobject.  —  Ob  Do 
heute  mit  meiner  Offenherzigkeit  wirst  zufrieden  seyn? 
ich  mache  wenigstens  keine  Geheimnisse  und  stmmt« 
liehe  dreizipflige  und  .halbmondförmige  Klappen  meines 
Herzens  lassen  den  Gedanken  zollfreien  Durchgang  auf 
dies  Papier,  welches,  percutirt  und  auscultirt,  nur  das 
Normalgeränsch  freundschaftlicher  Gesinnungen  gegen 
unsere  Wiener  Collegen  und  gegen  Dich  von  sich  ge* 
ben  wird. 

An  Wien  hatte  ich,  seit  meinem  Aufenthalle  im  Jahr  ISSO, 
eine  wahre  Anhänglichkeit  gewonnen;  die  Wiederholupg 
der  Dosis  gehörte  längst  zu  meinen  Lieblingswänschen, 
und  nun,  nachdem  der  Plan  gemacht  und  aufgegeben 
war,  kam  er  so  schnell  und  unverhofft  zur  raschesten 
Ausführung!  ich  sah  mich  mit  einem  Male,  ehe  ich  mich 
recht  fassen  konnte,  an  das  Ziel  dieses  lange  geheg- 
ten Wunsches  versetzt  und  konnte  mich  in  der  schö- 
nen Kaiserstadt  fast  14  Tage  herumtreiben  —  freilich 
eine  zu  kurze  Zeit,  um  all  den  ärztlichen  Personen 
und  Machen,  welche  unser  Einen  fesseln,  die  entspre^ 
chende  Zeit  widmen  zu  können.  Und  dann  ist  ja  Wien 
nicht  allein  der  Ort,  wo  man  sich  als  Mediciner  herum- 
treibt ;  er  will  auch  sonst  besehen  seyn  und  seinen  Tri- 
but haben  —  und  den  wird  ihm  niemand  verweigern« 
Ich  lobe  mir  das  Land  der  „Backhändel^^  und  d^r  „Kai- 
serschmarren ^S  beneide  aber  auch  niemande.n  um  das 
Elysium  der  „Butterbemmen^^  und  des  Dünnbiers.^^ 

Seit  1832  im  Sommer,  als  ich  in  Wien  war,  haben 
sich  die  Sachen  bedeutend  verändert;  mich  von  dem 
Stande  unserer  Sache  daselbst  zu  überzeugen,  mich 
mit  den  Aerzten  persönlich  bekannt  und  vertraut  zu 
machen,  das  eben  war  es,  was  den  Wunsch,  Wien  zu 
besuchen,  so  lebhaft  in  mir  unterhielt.  —  Aber  ich 
will  Dir  keine  kunstgerecht  zugeschnittene  Beschrei- 
bung meiner  Besuche  bei  A^  E,  I,  0  und  U  schicken, 
sondern    Dir  erzählen,    wie  es  sich  gerade  ergiebt. 


t4t  OHfinitlabhändlungenä 

Darum  musst  Da  noiens  volens  Morgens  5  Uhr  im 
Schnee  mit  mir  durch  die  Vorstadt  Mariahilf  hinein- 
fahren, eine  Stunde  darauf  beim  ^^  Könige  von  Ungarn  ^^ 
ia  einem  balbwarmen  halbkalten  Zimmer  eine  Tasse 
EaiTee  mit  mir  trinken  und  dann  mir  einen  Plan  maehea 
helfen,  wie  ich  da  hinter  dem  heih'g^en  Stephan  ans 
meinem  Gasthofe  heraus  in  der  guten  Stadt  heramsu«« 
fcommea  habe.  — 

Unterwegs,  auf  der  Reise,  hatte  ich  mir  ausgesonnen, 
ich  wolle  mit  einem  „  Lumpenstreiche  ^^  in  Wien  debu- 
tiren.  Ich  dachte  mir  es  sehr  drollig,  mich  bei  Dr.  G. 
ScHMio  als  reisender  Dr.  Colophonium,  Pix  oder  Succi- 
MUM  einzuführen,  der  auf  den  Fittigen  des  Hahneman«- 
nismos  von  den  Ufern  der  gelben  Seine  und  des  grü- 
nen Rheines  daherbrauset  und  im  edlen  Bekehrnng^s- 
etför  dem  Dr.  6«  Schmid  den  Rost  gehörig  herunter- 
potzt.  Nebenbei  beabsichtigte  dann  Colophonium,  Pix 
loder  SucoNUM,  in  geziemender  Art,  auf  meine  Person 
2a  donnern  und  zu  wettern.  Aber  sei  nun  das  gute 
Bairische  Bier,  seien  es  die  schlechteh  Bairischen 
Grundsuppenstrassen,  dort  Chausseen  genannt,  Ursac^he 
gewesen  —  ich  gab  den  lockern  Einfall  auf  und  sandte 
ein  Billet  an  Dr.  6.  Schmid.  *-  Dass  dieser  mir  am 
nfichsten  lag,  bedarf  keiner  Versicherung.  Er  war  der 
Eirste,  der  aus  Oestreich  seine  Ueberzeugung  laut  wer- 
den Hess,  so  sehr  sie  ihm  auch,  wegen  ihrer  Verschieden- 
heit von  der  der  damaligen.Majorität,  Ungelegenes  brin- 
gen konnte.  Er  sprach  in  Vielem  auch  meine  Ueber- 
zeugung aus;  das  zog  mich  zu  ihm  und  desshalb  schrieb 
Tch  ihm  zuerst.  Wir  schlössen  ein  Bnndniss,  ohne  an« 
zu  kennen,  wie  einst  auch  wir  beide,  mein  Freund;  er 
hat  mich  seitdem,  nebst  Dir  und  Andern,  treulich  un- 
terstützt und  sich  mir  als  redlich  gesinnter  Arzt  ge- 
zeigt. — •  Dass  ich  Dir  also  von  Dr.  G.  Schmid  mehr 
sage,  hat  in  dem  Angeführten  seinen  Grund  —  von 
den  andern  Coiiegen  rede  ich  Dir  desshalb  gewiss  nicht 


« 
weniger.  —    Ein  ßchlimnes  Zeugniss  wirst  Da  meiaer 

Gesinnung  überhaupt  nicht  geben  könnea 

Ausserdem  war  es  aber,  um  offen  zu  seyn,  eine  Ar( 
von  Eigennutz,  dass  jcb  n^ich  gerade  jetzt  an  Dr<! 
ScHMiD  zuerst  hielt,  denn  ich  hoffte  durch  ihn  mit  den 
übrigen  Collegen  bekannt  zu  werden  und  dachte,  da  ich  an 
einen  Freund  immer  ein  wenig  freigebig  bin  mit  klei- 
nen Forderungen»  dass  er  mir  in  Wien  dberhaupt  be- 
hilflich seyn  werde  iq  diesem  und  {n  jenem. 

Der  Mercurius  duicis  des  Gasthofes,  welcher  als  ehrU-% 
eher  Hausknecht  die  Repräsentanten  der  Götter-Fluge) 
in  Gestalt  eines  Schurzes  an  sich  trug,  kam  mit  der 
Antwort  zurück,  Schmid  sei  nicht  zu  Hause;  bald  aber 
kam  der  selbst.  —  Von  einem  Freunde  oder  einem  Ge-^ 
nossen,   den  ich  persönlich    nicht   kenne,  von  einem 
Schriftsteller,   welcher   über    Gegenstünde  redet,   die 
meine  Wissenschaft  näher  berühren,  maehe  ich  mir  eia 
Bild ;  während  ich  von  ihm  lese,  male  ich  an  ihm  berusi 
and  mache  mir  eine  Fignr  von  ihm,  welche,  je  nach 
momentanen  Eindrücken,  je  nach  der  gerade  yorherf^ 
sehenden  Stimmung,  immer  an  einem  Mangel  des  Obje^v. 
tiven  leiden  muss.    So  entstehen  dann  falsche  Bilder,, 
nnd  wohl  uns,  wenn  wir  nicht  irger  angeführt  wer-r. 
den,  als  dass  wir  einen  abwesenden  Freund  irrtbü»^ 
lieh  für  langbeinig  hielten.  ^    So  hatte  ich  mir,  ieli 
weiss    nicht    warum,    unsern    Hygeisten    Schhuo   al/i 
einen  Mann  von  langer  Statur,  imponirendem  Aeua« 
sern  und  ernster  Miene  gedacht«    Da  trat   iiber   ein 
Mann  von  kaum  mittlerer  Statur  und  freundlichen  Ge* 
sichtszMgen  herein,  decerirt  mit  einer  passablen  Anlage 
zu   jenem  Mondscheine,    der  in    dem    ersten   Viertel 
glänzt    und.  gegen    den   das    Willer'sche   Schweizer 
Kräaleröl  nicht  mehr  recht  helfen  will.  So  war  ulso  das 
sei  batgeschaffene  Bild  zusanunengefallen,  wie  up  man-* 
ehes  andere,  was  ich  mir  von  dem  Aenssern  luiderer 
Collegen  gemaeht  iiatte.  ^ 

16. 


'VC 
TW 


t44 

Hatte  ich  in  Schmidts  Bild  ^irrt,  so  wir  ahi       ^•^ 

iniri  so  scheint  es,  eben  so  gegmngen^  kmk\       ^^^ 
sere  Begrössuoj;  vorbei  war  und  wu  ans  dih       ^^ 

in  die  Außen  geschaut nun,  —  Du  BflsHaB 

hören,  und  mir  ist  so  lustif  dabei  nin^s  Uenikä 
Mädchen,  weiches,  heute  confirmirt,  morgeaftl        ^ 
dieungen  der  lor  j:nettirendeii  Fraek^^Welt  aof  dcik 
empfänj^t  —  nun,  da  sagte  er,  ^,aber  wie  sind  &i       \ 
jung?*'  —  Darf  man  die  Stunde   aolchen  Heikit 
mit  einem  rothen  Striche  im  Kalender  anfcreiMJ 
eine  schh'mme  Krilik  mit  schwarjser?   Aber  ich  «li 
nor  auch  gleich  das  Corrigens  dazugeben  ond  INrgai[ 
hen,  dass  mir  an  demselben  Morj^en^  wo  ich  für  Jt 
jung*'  gehalten  wurde,  ein  Wiener  Vetler  beim  et 
Rencontre  die  bittere  Pille  zu  schlucken  jpab  ich  li- 
eben doch  um   ein  Erkleckliches   ülfer  ^ewordni»  ^^ 
1832.—    Aber  wie  alles  Unglück  auch  seine  gute 8» 
hat,  so  drehte  ich  mir  mein  Alter  gleich  znm  Beil   ~ 
nnd  dachte,  wenn  du  nun  heute  zu  Dr.  Attomtb  kom^ 
so   wird  er,   der  doch  um  eine  erfreuliche  ephoKt^ 
protracta  jünger  ist,  als  du,  dein  schönes  hon.  Ab' 
dir  ansehen  und  dir  den  Filz  visitiren,  wie  viel  ffä 
Haare  er  zählt.    Aber  Dr.  Attomyr  war  fort  von  YFi. 
nach  Ungarn  gezogen  und  der  Lorbeer  des  hom.  Gra 
aenthumes  schwand  mit  ihm  von  meinem   Haupte. - 
Kurz,  Jugend  und  Alter  waren  durch  diese  ßrei^niaa 
in  gehöriges  Gleichgewicht  gebracht  und  ich  dachte  bd 
der  ganzen  AiTaire  mit  Dr.  G.  Schmid  an  unser  ersUi 
persönliches  Zusammentreffen ,  welches  wir  beide  mok 
Freund,  zu  Erlangen  im  Wallfisch  hatten;  wir  schal- 
ten uns  auch  einander  erst  prüfend  ins  Gesichf  ^   ob  « 
denn  —  man  muss  gerecht  seyn  —jeder  von  uns  wirk- 
lich sei,  der  eine  so  entsetzlich  schlechte  Faust  führe.  — 
Nun  trieb  ich  mich  denn  recht  froh  in  meinem  alten 
Wien  herum,  stattete  dem  ehrwürdigen  Stephan  mei- 
nen Besuch  ab  und   betrachtete  mir  den  künstlichen 
Holz-Bau  an  der  Thurm- Spitze  hinauf,  welche  vom 


OH^inaiaöhandlungen.  tdft 

der  Zeit  um  einige  Schuh  voo  der  Geradheit  ab- 

\gt  worden  ist.    Da  fiel  mir  denn  gleich  aneh  d^r^ 

rm  in  der  medic.  Metropole  Babylon  ein,  welcher 

lauter   reparirenden   Baumeistern   immer  krummer 

Id,  dass  er  längst  dasteht  wie  der  hängende  Thuna 

i  Pisa.  — 

Spüfer  sah  ich  bei  Dr.  6.  Schmid  den  neu  eingelre* 
len  Mitarbeiter  Dr.  Cl.  Hampb,  welcher  an  Bearbei« 
.  lg  der  patholog.  Anatomie  vorzugliehe  Neigung  fin« 
t*  —    Dieser  Arzt  war  gegen  mich  sehr  zuvorkom* 
bnd  und  für  seine  Gefälligkeit  werde  ich  ihm  immer 
^kbar  seyn.    Er  hat  mich  fleissig  herumgeführt  und 
\nn  er  Dir  einst  in  Wien  Mentor  seyn  sollte,  wirst 
"tu  gewiss  nicht  übel  fahren.  —  Für  die  pathologische 
knatomie  suchte  er  mein  besonderes  Interesse  zu  er* 
^irecken  und  ich  gestehe  auch  gerne,  dass  ich,  seitdem 
/!ch  in  Wien  war,  von  diesem  Zweig  unserer  Wissen- 
"^^ehaft  Grösseres  erwarte,  als  seither.   Wie  so  oft  Ex- 
^^reroe  isich  bekämpfen,  so  auch  ist  es  mit  der  pathoio» 
^^iscben  Anatomie;  die  Einen  halten  sie  für  Alles  In 
^'^llem,  die  Andern  reden  viel  von  Krankheitsproducteii, 
^  wissen  nichts  davon  zu  benutzen  und  verwerfen  lieber 
^  jB^leich  den  ganzen  „ Plunder ^^    Nichts  lächerlicher!  — 
*  Sicher  ist,  dass  die  pathologische  Anatomie  auf  vielen 
^    Universitäten  vernachlässigt  wird ;  die  Sectionen  anaiM» 
'    3ehen,   ist   oft   ein    wahrer  Jammer  und  die  Leichen 
dauern  Einen  ob  des  Gemetzels.  Uebrigens  ist  die  pa- 
thologische Anatomie  sehr  geeignet.  Einen  demäthig 
zu  machen,  denn  das  Betrachten  der  so  oft  enormen 
organischen  Zerstörungen  bei  relativ  nicht  bedeutenden 
iusserlich  sich  kund  gebenden  Symptomen,  und  dann 
das  Vergleichen  unserer  armseligen  Arzneimittelkennt« 
niss  mit  diesen  Zerstörungen  muss  Jeden,   der  nicht 
allzu  tief  im  ärztlichen  Hochmuthe  sitzt,  in  seinen  An- 
sprüchen auf  die  Macht  unserer  Kunst  sehr  herabstim«- 
men.  •^-   Betrachten  wir  aber,  was  die  neuere  Diagno- 
alik  in  der  Erkennung  dieser  Störungen  und  Zerstö- 


i^en  ui  den  OrgAnea  ond  Systeiaai  ipdeislet,  vbiI 
-wie  die  patiioloiciMhe  Anatomie  jetzt  als  Wiasenseliaft 
iriaMeM,  ea  wirst  Da  mir  auj^eben,  daaa,  gegem  diese 
lietdea  ZweijBfe  g^ehalten,  die  Praxis,  wie  diese  letB^ 
tere  eben  äblieh  wie  sie  |:elehrt  und  für  die  allein- 
wahre  Ausgegeben  wird,  eine  furchtbare  Satyre  ist 
•Brkennen  wir  die  iirrossen  Verdienste  der  patholog^i- 
«eben  Anatomie  und  der  Diagnostik  anch  v6lli|!^  an^  so 
•paist'doch  ihre  darauf  ^setzte  Therapie  wie  die  Faost 
«afis  Ao/ce,  und  bei  der  Poblication  und  Empfehlang^  der 
lietreffenden  therapentisclien  Procednren  seilte  man  mei^ 
ken ,  die  *lnteillfrenz  der  empfehlenden  Herrn  wäre  am 
Tage  Forlitmculae '^  niehe  nur  Deinen  Kaieader  imeii, 
mMa  Fireand,  —  aaf  die  Welt  gekommen,  so  serini^ 
ist  sie. ' — 

Wien  hat  an  Hnu  jProf.  Dr.  Rokitamski  einen  ans^e^ 
«eiehneten  pathol.  Anatomen;  leider  war  es  mir  nieht 
Telrj^ßant,  seine  Bekanntschaft  zu  machen.  DagegtHi 
erfreae  roh  mich  der  Bekanntschaft  des  Assistenten^ 
Hr».  Dr.  Kollcvscbka,  eines  in  der  patholo^rischen  Ann- 
lernte  sehr  bewanderten  Arztes;  er  hält  Course,  wobei 
MiMi  ^radoirte  Aerzte  als  Lernende  sich  einfinden;  ich 
erhielt  von  ihm  die  Erlaubnisse  den  Demonstrationen 
beiwehben  eu  dürfen^  wofür  ich  ihm  sehr  vielen  Dank 
wietes.  Zum  Un;srläck  war  meine  Zeit  allzu  jp^eniessen, 
als  :dass  ich  hätte  bei  den  Sectionen  öfter  anwesend 
aejrn  können,  aber  ich  habe  doch  manches  Interessante 
bei  der  Gelej^enheit  j^esehen,  so  namentlidi  die  Bmoht'«*- 
sche  Krankheit.  —  Das  allg^emeine  Krankenhaus  ist; 
Mf  die  patfaol.  Anatomie  eine  wahre  Fundgrube^ 
4tnli  bei  der  Menfce  von  Kranken  (an  2600  Betten) 
tommen  natürlich  jeden  Tug  bemerkensweirthe  Sectio«^ 
neu  vor,  und  wer  pathol.  Anatomie  studiren  will,  kann 
in  Wien  unter  so  kenntnissreichen  Männern  wie  Hr. 
Prof.,  Rokitamski  und  Hr.  Dr.  Kollbtschka  Gelegenheit 
xenug  haben.  Ausser  Dr.  Hampk  bat  auch  Dr.  Wunm, 
dessen  Anfsats  in  der  Hyi^eA  über  PneeUionie  Du  gt^ 


OHgitmiaibhandluiifem.  WO 

lesen  haben  wirst,  der  pathoi.  Anatomie  besondere«  As* 
^enmerk  zugewendet;  beide  Aerzte  jfleicbfails  der 
Percussion  und  Aoseultation,  worin  Dr.  Skoda  aui  Wien 
der  Meister  ist.  Von  diesem  wirst  Da  aoch  schon  bier«^ 
ber  Gehöriges  gelesen  haben»  Auch  diesen  Arzt  habe 
ich  keanen  gelernt  und  bedaure  nur  abermals,  dass  ieh 
mein  Ohr  nicht  in  seine  tüchtige  Schule  habe  schicken 
können«  Percviivt  haben  wir  aber  — -  in  allem  Ernste  •— 
mehrmals  zusammen ,  und  zwar  in  recht  heiterer  Geh- 
aellschaft —  -^  bei  einem  Glase  Champagner.  —  Da 
kannst  es  nachmachen  und  wirst  dann  gewiss  finden, 
dass  ein  CfaampagnerfGlas  mit  Wasser  einen  ganz  an^ 
idern  Ton  von  sich  giebt  als  eins  mit  tächtig  manssi-r 
rendem  Weine;  der  Unterschied  ist  viel  grösser  ala 
zwischen  dem  Ger&usche,  welches  ein  Sack  tauber 
Nüsse  und  der  Schädel  eines  phantasirenden  Arzneimit** 
tellehre-Schreibers  von  sich  giebt.  Diese  percotorisehen 
Exercitien  wurden  mehrmals  wiederholt,  denn  Du  mnsst 
mrissen,  dass  die  Wiener  Collegen  von  Dr.  Gnoss  er- 
fahren hatten,  ich  trinke  den  Champagner  sehr  gerne* 
Da  erprobte  sich  denn  die  Wiener  Gastfreiheit  auf  eine 
eclatante  Weise  und  ich  kam  aus  dem  grand  mous^euw 
gar  nicht  heraus.  Ich  zog  von  Mittagstisch  zu  Mit-« 
tagstisch  und  von  Abendtisch  zu  Abendtisch  und  mochte 
an  meine  Karlsruher  Sanitäts-Philisterei  gar  nicht  mehr 
denken,  so  sehr  belmgte  mir's  unter  den  fröhlichen 
Aeskulapen  Wien^s.  Ich  glaube ,  selbst  Hr.  Dr. 
Caspbr  in  Berlin,  der  auf  uns  doch  gar  nicht  gut  zn 
sprechen  ist,  h&tte  mit  uns  gelacht,  und  einige  Witze 
zum  Beeten  gegeben,  wenn  wir  ihm  bei  einem  solchen 
Wiener  Homöopathen «-souper  wieder  vorgelesen,  was 
er  Possierliches  über  Katholicismu^,  Protestantismus 
und  Homöopathie  in  seiner  Wochenschrift  (Januar  1839) 
zusammengeschrieben  hat.  —  Dass  ein  Preusse  jetzt 
über  Protestantismus  und  Katholidsmus  schreibt,  das^ 
ist  nicht  zu  verwundern,  denn  die  Herren  Erzbischöfe 
iMchen  Einem  die  HöUe  heiss«  *-  Hast  Du  nicht  Brit* 


MB  Orißinalabhandkingen. 

schnbiobb's  ^^Aev  Freiherr  von  Sandaa  oder  die  ge^ 
mischten  Ehen^^  gelesen?  Ich  höre,  ein  Berliner  Arzt 
wolle  99  den  Uoctor  von  Sandfeld  oder  die  gemischten 
Arsneien^^  schreiben. 

Bei  Dr.  Marenzsller  einen  Besuch  zu  machen,  ver- 
libsiamte  ich  nicht,  konnte  diesen  Arzt  aber  nicht  zh 
sehen  bekommen.  Er  soll  immer  noch  sehr  beschäftigt 
seyn,  so  dass  er  nur  Abends  spat  zu  sprechen  ist« 
Wahrscheinlich  meint  Hu  Dr.  Caspsr  (in  jenem  oben 
genannten,  gar  lustigen  Aufsatze) ,  wenn  er  sagt,  in 
Wien  habe  sich  nur  ^n  Hom.  Ansehen  (oder  so  etwas, 
was  wie  „Geld^^  aussieht,  denn  darum  handelt  sich'« 
ja  doch  am  Ende  des  Liedes)  zu- verschaffen  gewosst, 
irilemand  anders  als  Dr.  Maremzsllbr.  Aber  ich  ver- 
sichere  Dich,  dass,  wenn  denn  doch  einmal  von  „ An- 
sehen ^^  die  Rede  ist,  mit  den  Equipage- Pferden  der 
Wiener  Collegen  eine  ganz  statth'che  Cavallerie  her- 
gestellt werden  könnte,  gar  hinlänglich,  einen  faseln- 
den Berliner  in  die  Stultiz- Abtheilung  der  Charit^  z« 
escortiren. 

•  Dr.  V.  LiCHTSNFELs,  wcIcher  lu  Wien,  unbestritten,  ei- 
nen bedeutenden  Wirkungskreis  hat,  suchte  ich  eben- 
falls wieder  auf  und  bei  ihm  wie  bei  allen  andern  Col- 
legen erfreute  ich  mich  einer  freundlichen  Aufnahme.  *— 
Dass  äberall  von  den  Fragen  der  Zeit  die  Rede  war, 
^'ersteht  sich  von  selbst;  dass  da  Anziehung,  dort  Ab- 
stossung  in  den  Ideen  stattfindet,  liegt  in  dem  Gange 
der  Dinge;  ich  habe  aber  doch  unter  allen  Aerzten,  Aih 
ich  dort  sprach,  nicht  einen  einzigen  gefunden,  der  das 
alte  Wesen  des  Hahnemannismus,  mit  allem,  was  d^mai 
nnd  dVan  ist,  zurückgewünscht  hätte.  Von  reinen  and 
unreinen  Hom.  habe  ich  nichts  gehört;  das  Capitel  ist 
mit  der  Schwärze  bedeckt,  womit  die  russische  Censnr 
anstössige  Artikel,  selbst  der  preuss.  Staatszeitnng^ 
unleserlich,  ganz  und  durchaus  unleserlich  machte  — 

Dr.  A.  Schaut,  in  dessen  Hause  ich  schon  1832  za« 
vorkommend  aufgenommen  worden  war,   kam  mir  iü 


Originaiabhandhmsfen.  f49 

Besuche  zuvor;  da  ich  in  den  ersten  Tagen  meines 
diesmaligen  Aufenthaltes  mit  andern  Besuchen  als  ge- 
rade bei  Aerzten  beschäftigt  war  und  Dr.  Schbiit  meine 
Ankunft  erfahren  hatte,  so  hatte  ich  ihm  noch  keinen 
Besuch  machen  können.  —  Sein  Entgegenkommen 
freute  mich  um  so  mehr,  als  ich  weiss,  dass  Scbmit 
mit  Haqnkmann  in  niSherer  Beziehung  steht.  —  Schmit 
hat  eine  ausgedehnte  Praxis,  welcher  er,  seitdem  er 
als  Leibarzt  des  Herzogs  von  Ludca  die  Pension  ge* 
nommen,  mit  Müsse  vorsteht.  —  Von  ihm  erfuhr  ich 
denn  des  Apostel  Attomyb  Schicksale,  welcher  nun  in 
Lucca^schen  Passivdiensten  steht  und  in  Ungarn  die 
Pension  des  Herzogs  verzehrt. 

Dr.  Löwe  war  auch  noch  eine  Bekanntschaft  von  188f 
her.  —  So  viel  ich  mir  auch  Muhe  gegeben  hatte,  vor 
7  Jahren  Hrn.  Domprediger  Dr.  Veft  zu  sehen,  so  we- 
nig war  es  mir,  da  er  stets  vielfältig  beschäftigt  ist, 
geglückt;  diesmal  sah  ich  ihn  aber  zuerst  auf  der  Kan- 
zel bei  St.  Stephan,  wo  er  die  von  allen  Ständen  sehr 
besuchten  Fastenpredigten  hält.  —  In  der  Sakristei 
hatte  ich,  nach  beendeter  Predigt,  das  VergnSgen,  ihm 
von  Dr»  6.  Schmid  vorgestellt  zu  werden  und  sah  ihn 
dann  noch  einige  Male  auf  länger:  —  ein  äberaus  le- 
bendiger Mann,  voll  Geist;  seine  satyrische  Ader  ist, 
Du  magst  es  glauben,  gewiss  eine  Pulsader  und  keine 
Vena  cava.  Dabei  eine  Kenntoiss  von  Allem,  was  da 
und  dort  auf  der  Erde  geschieht  und  geschah,  ein  Re- 
pertorium,  so  gut  als  nur  je  in  einer  Bibliothek  ge- 
standen und  wie  es  20  Berliner  Analekten-,  Vademe- 
cum-,  Sammlungs-  und  sonstige  Schreiber  nie  zusam- 
menbringen. £r  prakticirt,  wozu  er  als  graduirter  und 
licenzirter  Arzt  berechtigt  ist,  und  wird  von  Kranken 
gar  sehr  aufgesucht.  —  Auch  seinen  Bruder,  den 
Professor  an  der  Thierarzneiscbole,  sah  ich  mehrmals; 
ein  Mann,  in  seinem  Fache  sehr  angesehen  und  ala 
liom.  Arzt  sehr  gesucht  Das  von  ihm  herausgege- 
bene, von  seinem  Bruder,  dem  Domprediger,  ehemals 


•fiO  Otißinaiaökimdhmsim. 

Director  der  TUerarEiieiichale,  verfasste  Handbuch  dtr 
Vieterioärheilkonde  I  weiches  aberall  einen  bedeuteDdea 
Bof  hat,  komoit  demnächst  in  4.  Auflage  faeraos.  Von 
dem  Prof.  an  der  Thierarzneisehale  ist  in  fL  Aofl.  mm 
Handbuch  der  gesammten  gerichtJicbett  TbieraKaei- 
fcnnde  vorhanden. 

Zu  meinen  Bekanntschaften  gehörten  die  Hnt  Lepk* 
iiBR,  M&NZ,  Edler  v.  SchAfjbr  and  Wrjbcha,  Aerzte, 
welche  ich  1832  nicht  hatte  kennen  gelernt.  Auch  diese 
Herrn  haben  eine  ansehnliche,  mitunter  sehr  starke 
Praxis;  der  erstere  ist  jetzt  färsti.  Metternich'scher 
Ar%t  und  unbestritten  einer  der  ersten  Geburtshelfer 
Wien's,  als  solcher  vielfach  in  Ansprach  genommen 
«nd  vielfach  bewandert ,  auch  als  89briftsteller  bekannt; 
von  seinem  Werke  (),Mutter  und  Kind^  heisst  es,  wenn 
ieh  mich  recht  erinnere  —  Du ,  Freund ,  musst  es  als 
Aeconcheur  kennen  — )  erscheint  demnächst  die  S.  Auf* 
Ufi^e.  —  Dr.  MsNJB  ist  schon  ein  sehr  bejahrter  Prak- 
tiker ^  schreitet  aber,  trotz  manchem  Jungen,  in  der 
Literatur  mit  vorwärts,  er  weiss  von  Allem,  was  vor- 
geht, v*  Schäfer  hat  mich,  das  muss  ich  Dir  frei  sagen, 
auch  durch  sein  freundliches  Wesen  sehr  angesprochen; 
das  Bild  eines  offenen  Wieners.  —  Dr.  Wrsgha  ist 
aus  der  Choieraseit  bekannt;  seines  Namens  wirst  Du 
Dich  aus  Cheieraschriftea  gewiss  vortbeilhaft  erirf- 
nern.  — 

Von  Aerzten,  welche  unserer  Sache  angehören,  moss 
ieh  Dir  Dr.  Glückbr  nennen.  Er  ist  Primarius  tdes 
äpitals  bei  den  barmherzigen  Schwestern,  denn  die 
Oestreich.  Verschrift  will  so,  dass  jedes  Spital  einen 
Primar-Arzt  habe«  Der  eigentliche  Ordinarius  des  Spi« 
tals  ist  aber  Dr.  Flsischmann ,  welchem  wir,  wie  Da 
weisst,  die  öffentliche  Rechenschaft  in  der  Hygea  aber 
lUs  medicin.  Wesen  jenes  Spitals  verdanken«  —  Dr. 
fiLOCKER  ist  ein  bcyahrter  Praktiker,  welcher  sieh  mit 
Liebe  auch  Kur  eigentlichen  Theorie  der  Heilkunst  an- 
vraadet  und  den  aligemeia-patboIagiaebeB  und  tbeoi«- 


l^uttsebeti  ForSiAiiiigeii  viele  Standen  wiedmet  «^  Ich 
iioffe^  dtsa  dieser,  als  denkende/  Arat  wie  als  Htt^ 
sprachlosem  Mensch  so  achtbare  Priester  in  Hygeen's 
Tempel  ans  bald  einige  Früchte  seines  Nachdenkens 
nud  Forsehens  öffentlich  nittbetlen  wird«  —  Dr.  FLciscii«> 
MANN  Qeiü  Arzt  so  etwa  in  unserm  Alter,  wo  man  an-^ 
gefangea  hat,  von  der  Medicin  entweder  recht  viel  oder 
recht  wenig  zu  halten)  hatte  die  Güte,  mich  in  das 
llospital  zu  führen.  Ich  betrachtete  in  aeiner  nnd 
einer  Oberin  Begleitang  die  ganze  Anstalt^  welche  in 
jeder  Beziehung  musterhaft  eingerichtet  ist;  überall 
leuchtet  der  Zweck  hervor ,  dem  Kranken  nitzlieh  Jia 
«eyn,  nnd  von  Respect  wird  man  für  den  Orden  der 
Schwestern  erfüllt,  weiche  mit  der  grössten  Ruhe  und 
Aufopferung  sich  dem  Geschäfte  der  Krankenpflege  uü* 
terziehen.  *-*  Etwa  80  Schwestern,  aus  fast  allen 
Ständen  der  Gesellschaft,  befindet^  sich  in  der  Anstalt, 
empfangen  Anleitung  in  der  Krankenwartung,  gehen  an- 
entgeldlich  in  die  Stadt  zu  Kranken  etc*  —  Ich  ge- 
stehe Dir  gerne,  dass  ich  sonst  kein  Freund  geistlicher 
Orden  bin,  allein  ein  solcher,  der  allein  den  Zwedien 
wahrer  Humanität  gewidmet  ist,  verdient  die  Anerken«^ 
nung  eines  Jeden,  er  mag  sonst  glauben  was  er  will.  -* 
Ich  ffluss  sagen,  ich  scliied  mit  hoher  Achtung  aus  der 
Anstalt  und  wenn  ich  an  mein  l^azareth  mit  seinen 
massiven  Krankcnwärter-Uändeo  dachte,  dann  war  mir 
zu  Muthe,  als  schlucke  ieh  salis  ammoniaci  drachmas 
duas  auf  cinmai  —-  Die  Kranken- Anstalt  wird  nun  er- 
weitert, ein  grosses,  massives,  sehr  zweckmässig  ein- 
gerichtetes, mit  Bädern  «md  geruchlosen  Abtritten  ver- 
sehenes Spital  ist  neu  hintenan  gebaut ;  60  Kranke  kea« 
nen  darin  aufgenommen  werden;  ein  grosser  Garteiiy 
eine  Meierei  ist  dicht  daran.  —  Die  rechtgtäubige  oder 
Allopath.  Apotiieke  ist  sehr  reinlich  und  nett;  gebraut 
wird  wohl  nicht  viel  darin;  die  Ketzer^  oder  faom. 
Apotheke  ist  ein  Stockwerk  höher^  nahe  bei  den  Kraa- 
ken«  Alles  in  gutem  Stande.  —  Dr«  i*! juschmanii  wM- 


tSt  Or^ftnalabhanüungen. 

det  nar  stärkere  Gaben  an  (alles  in  Fläsai^keiten ,  d. 
h.  keine  Käjsrelchen),  1 ,  2.,  3.  Verd.,  über  die  6.  kommt 
er,  wenn  mir  recht  ist,  nicht  leicht  hinaas. —  An  g^o-* 
ter  Gelegenheit,  Beobachtungen  und  Erfahrungen  so 
machen,  fehlt  es  diesem  Arzte  nicht  und  bei  dem  Ei^ 
fer,  den  er  hat,  wird  es  sich  gewiss  nicht  fehlen,  dass 
er  uns  seiner  Zeit  die  Ergebnisse  seiner  Spital-Praxis 
mittheilt.  — 

Dr.  Nehrer  ist  ebenfalls  ein  Arzt  aus  neuern  Zeiten 
and  Du  wirst  an  ihm,  wenn  Du  einmal  nach  Wien 
kommst,  einen  freundlichen  Collegen  finden^  dem  es 
om  den  Fortschritt  zu  thun  ist.  —  Dr.  Wurda,  Dir 
aus  der  allgem.  bom.  Zeitg.  unter  der  Chiffre  „W — da^^ 
erinnerlich,  sah  ich  in  dem  Kreise  der  Collegen«  Auch 
Hr.  Dr.  Buffer,  gleichfalls  ein  zu  der  Jüngern  Gene- 
ration gehöriger  Arzt,  lätellte  sich  mir  als  Anh&nger 
unserer  Angelegenheiten  vor.  —  Den  Prüfer  der  Gra- 
natwurzelrinde, Hrn«  Magister  Müller  nenne  ich  Dir 
noch,  und  gebe  Dir  somit  ein  Verzeichniss  derer,  die 
ich  sah  und  mit  denen  ich  während  des  kura&en  A,af« 
enthaltes  Conversation  zu  pflegen  Gelegenheit  hatte«  — 
Wenn  wir  einmal  wieder  im  Wallfisch  zu  Erlangten 
oder  an  einem  Ende  der  Welt  zusammensitzen  können^ 
dann  sollst  Du  mehr  erfahren;  wenn  man  sich  so  in's 
Auge  sieht,  nehmen  sich  die  Worte  ganz  anders,  aus 
als  auf  dem  Papier,  wo  das  Geradeste  oft  ganz  entsetz- 
lich krumm  aussieht.  Ich  hoffe  aber,  Du  werdest  dieser 
meiner  Epistel  kein  Winkelmaass  anlegen,  denn  ich 
gebe  Dir  das  Heutige  (wie  jedes  Andere  vor  und  nach) 
ohne  allen  Winkelzug  und  —  hony  sott  qui  malypense  — ^ 
Du,  mein  Freund  und  Leser,  hast  biemit  den  Hosenband- 
orden. 

Du  siehst  nun,  dass  mein  Verzeichniss  eben  nicht 
ganz  klein  ist.  Um  nun  Hrn.  Casper  mehr  zu  erwi- 
dern, musste  ich  freilich  in  die  Kranken-  und  Cassa- 
Bucher  der  CoUegen  hineingesehen  haben,  musste  wis- 
sen, wie  viele  Kaffeevisiten  unsere  Collegen  im  Hanse 


Originalabhandlunget^.  tSS 

halten  und  in  wie  viele  sie  ausser  dem  Hause  gehen  ^ 
ivie  viele  Basen  männlichen  und  weiblichen  Geschlechts 
dabei  anwesend  sind  —  lauter  höchst  wichtige  Dinge  9 
um  das  |,  Ansehen  ^^  eines  Arztes  zu  beurtheileU)  und 
aus  einem  ChaHatan  einen  ehrlichen  Arzt,  aus  diesem 
einen  Charlatan  zu  machen,  —  deren  wahrscheinlich  das 
götlliche  Berlin  keine  aufweisen  wird  — I 

Ich  habe  das  neuste  Verzeichniss  der  sämmtlichea 
Wiener  Aeskulape  gesehen  —  eine  stattliche  Armee, 
vor  welcher  die  ganze  Nosologie  solchen  Respect  ha« 
ben  sollte,  dass  keine  Krankheit  an  einen  guten  Wie- 
ner käme.  Aber  Wien  ist  ein  grosses  Krankenhaus, 
Herr  und  Madame  Publicum  nebst  Familie  bedürfen  oft 
dreier  Aerzte  zumal  —  Consultationen  sind  sehr 
häufig«  —  Das  YerhäUniss  der  Homöopathiker  zu  den 
übrigen  ist  natürlich  numerisch  gering.  — 

Was  leider  in  Wien  fehlt,  das  ist  ein  gemeinsamer 
Punkt  für  die  Bekennerneuen  Bundes.  Aber  die  verschie« 
densten  Elemente  können  zu  einem  Zwecke  sich  ver- 
einigen und  es  ist  sogar  gut  und  nothwendig,  dass  sich 
solche  Elemente  zusammenfinden,  denn  dadurch  wird 
der  Geist  wach  erhalten.  —  Meinst  Du  nicht  auch, 
dass  wir  beide  in  Manchem  ganz  anderer  Meinung  sind? 
und  denkt  dabei  nicht  jeder  von  uns  beiden  von  dem 
andern,  ihn  beseele  eine  gute  Absicht  in  seinem  Stre- 
ben? —  Das  ist  es,  was  jeder  von  dem  Andern  be- 
gehren kaun^  dass  er  diese  Meinung  der  guten  Ab- 
sicht von  ihm  habe.  —  In  Wien  ist  für  unsere  Sache 
ein  bedeutendes  Material  angehäuft,  es  kommt  aber 
nicht  zur  Entwicklung,  es  zerfährt  Alles  in  Einzel- 
heiten, in  Zwei-  und  Dreiheiten.  —  Das  ist  aber  fast 
öbeirall  die  Erbsünde  der  Mediciner,  dass  sie  sich  nicht 
in  einander  fügen  können;  nicht  mäkeln  und  markten 
sollen  sie  ja  mit  einander,  sondern  einen  Tauschhandel 
treiben  mit  ihren  Ideen;  jeder  sollte  an  seiner  lieben 
Person  ein  kleines  Opfer  bringen  und  sein  Ich  im  wis- 
sensebaftlicben  Verkehr  ans  dem  Spiele  lassen«    Da 


2S4  Originalabhandiungeiu 

kommen  aber  100  kleine  und  10  g^rosse,  3  offene  und  6 
versteckte  Eitelkeiten  zusammen  ond  das  C? ezerre  g^eht 

los docb  nicht  davon,  von  Wien  will  ich  Dir  ja 

erzäblen !  —  Ich  hoffe  zuversichtlich,  dass  sieli  in  Wien 
etwas  zusammenthut,  denn  es  wäre  eine  Sande  an  der 
ipecif*  Heilkunst  beg^angen,  wenn  so  viel  Geist  und 
Materie  fruchtlos  abgenutzt  werden  sollten,  ohne  etwas 
Anderes  als  Ruinen  auf  das  nächste  Oecennium  zu 
bringen.  — 

Was  unsern  CoIIegen  in  Wien  dermalen   sehr   zu 
statten  kommt,  ist,  dass  sich  die  äussern  Verhältnisse 
günstiger  gestaltet  haben,  einmal  durch  die  grössere 
Zahl  der  Bekenner  —  denn  ohne  Numerus  geht's  ein- 
mal in  der  Welt  nicht  ab  — ,  dann  durch  den  wohlbe- 
gründeten  Ruf,  welchen  sieb  so  manche  als  Praktiker 
erworben  haben,  ferner  durch  ernstes,  wissenschaftli- 
ches Streben  und  Forschen.   Dazu  kommt  noch  das  ge- 
setzmässige  Bestehen  der  Krankenanstalt  bei  den  barm- 
herzigen Schwestern,  von  deren  Wirken  die  Regier an^ 
stets  Notiz  erhält  und  nimmt«   Ein  ferneres  Moment  ist 
die,  wenigstens  äussere,  Ruhe  früherer  heftiger  Geg- 
ner und  das  auffallende  Ereigniss,  dass  die  Universität 
den  Druck  einer   Dissertation  gestattet,   welche  der 
Homüop.    bedingt    das  Wort   redet.    Wo   aber,   frage 
ich  Dich,  ist  das  deutsche  Land,  in  welchem  die  An- 
hänger der  specif.  Medicin  bezüglich  ihrer  Angelegen- 
heit um  ihr  Votum  gefragt  worden  wären?  Nenne  mir 
ein  einziges  ausser  Oestreicb!  —    In  andern  Ländern 
hat  man  den  sogen«  Dispensirstreit  breyi  mann  abge- 
than  —  die  Sache  wurde  todtgeschjagen  —  in  Oestreieli, 
welches  einst  die  ganze  Heilmethode  in  Bann  gethan^ 
ruft  man  die  Wiener  Specifiker  zusammen  und  fragt 
sie,  wie  meint  ihr,  dass  euch  geschehen  möge?  Und 
sie  tbaten  sich  bei  Dr.  v.  Lichtenfels  versammeln,  es 
kam  aber  nichts  Gemeinschaftliches  heraus;  doch  gieng 
ein  fieschiuss  an  die  Regierung  und  dort  —  dort  hat 
er  za  viel  Horphiom  geschluckt  —  denn  seitdem  schläft 


Originalabhanälungen*  tt& 

die  Geschichte»  —  Nun  habe  ich  zwar  {gehört,  enAgß 
Herren  in  Wien,  die  etwas  dVein  reden,  meinten,  ea 
brauche  keiner  Bestimmungen  ober  die  Sache,  denn 
diese  ^ei  nicht  mehr;  es  geht  den  Leutdn  aber  fast  wie 
gewissen  Personen,  die  ihre  Bravour  zeigen  wollen, 
wenn  sie  böse  Arznei  einnehmen  sollen;  sie  sagen; 
„ol  das  schmeckt  ja  gar  nicht  so  schlecht ^^  und  schnei« 
den  ein  entsetzlich  sauer-süsses  Gesicht,  wührend  sie 
es  schlucken.  —  Nur  immer  in  Allem  offen  und  ohne 
Scheu,  wenn  man  etwas  nicht  leiden  magl  Ich  lobe 
mir  daher  das  in  Hannover  an  einen  Officier  von  ganz 
oben  herunter  ergangene  Verbot,  *)  sich  nicht  hom*  be« 
handeln  zu  lassen.  —  Stelle  Dich  nun  an,  wie  Du 
willst  —  ich  stimme  mit  Oestreicb.  Uebrigens  musst 
Du  doch  auch  gerecht  seyn;  es  ist  ohne  Zweifel  man-i 
chem  armen  Teufel  recht  sauer  geworden^  seinen  me* 
dicinischen  Spiritus  auf  der  hoben  oder  auf  der  niedem 
Schule,  im  Hörsaal  oder  in  der  Rasirstube,  zusammen« 
zukriegen;  wer  will  es  ihm  übelnehmen,  wenn  er  der 
Welt  nun  auch  wieder  Spiritus  mittheilen  will?  Er  hat 
wenig  davon,  statt  dessen  ordinirt  er  den  Spiritus  des 
seligen  Herrn  Dr.  Minderer  —  dabei  kann  Einer,  wie 
figurae  zeigen,  ein  Mann  von  „ Ansehen ^^  werden  and 
im  Schatten  von  Rothschild'schen  Coupons  sich  mästen 
wie  ein  patagonischer  Pinguin.  Da  es  ferner  immer 
willfährige,  haberlustige  und  wohldressirte  Wallachen 
für  Staatscarrossen  giebt,  so  ist  ja  doch  der  ein  Narr, 
der^  wenn  er  einen  Platz  in  „  seinem  ^^  Stalle  za  ver- 
geben hat,  ihn  mit  einem  undressirten  Gaule  besetzt 
Dass  es  aber  an  gar  Manchem  noch  fehlt,  um  die  Lage 
unserer  Collegen  in  eine  angenehme  zu  verwandeln, 
das  will  ich  Dir  nicht  leugnen,  dass  sich  jedoch  seit  1888 
im  Sommer,  als  ich  in  Wien  war,  die  Sachen  wesent- 
lich zum  Besseren  gewendet,  kann  nicht  in  Abrede 


*)    Die  Leipzig OT  allaem.  polit.  Zeitung  meldele  das  vor  eiatgea 
Moiaten  melirmale. 


Originalabhandlungen. 

ipestellt  werden,  ohne  ungerecht  za  seyn.  —  Schlioim 
i8t,.<iAss  bei-  der  Grdndung^  des  Vereines  der  Wiener 
Aerzte,  welchem  Hr.  Dr.  \.  IMalfatti  präsidirt,  ein  rein 
aristokratisches  Element  als  Grundlage  gezahlt  wurde» 
Von  vorneherein  hat  man  Alle  ausgeschlossen,  welche 
niehl  in  das  gewöhnliche  Hörn  blasen.  Ein  solcher 
Verein  sieht  von  weitem  auch  fast  aus  wie  eine  Staats- 
carrosse  mit  wohldressirten  Pferden;  zur  Parade  mag 
er  dienen,  der  Wissenschaft  wird  er  aber  wenig  Vor- 
schob leisten,  wenn  man  die  aosschliesst,  welche  doch 
auch  guten  Willen  haben,  redlich  streben  und  wissen- 
schaftliche Zwecke  fördern,  — 

«  Aber  nun  wirst  Du  doch  auch  wissen  wollen,  wer 
der  Verf.  ist,  welcher  vor  Kurzem  ein  Buch  „ober 
Uahnkmann's  Heilmethode.  Von  M.  D.  Richard  Comfort. 
Wien  1839^^,  gesehrieben  hat^  Ich  habe  in  Wien  lange 
berofflgefragt ,  wer  dieser  Hr.  Dr.  Comfort  sei  und  wo 
er  wohne,  denn  ich  wölkenden  Verf.  eines  so  wunder- 
baren Buches  persönlich  kennen  lernen,  über  dessen 
eigentlichen  üxun  und  Zweck  ich  nicht  so  bald  in*s 
Beine  gekommen  bin.  —  Nach  langem  Fragen  erführ 
ich  endlich,  Hr.  Dr.  Comfort  wäre  auf  demBuireaa  des 
Hrn.  Protomedicus  Dr.  Knolz  zu  Wien;  von  Angesicht 
ku  Angesicht  kannte  ihn  aber  keiner  von  all  dep  oben 
genannten  Collegen  und  im  Strudel  der  Besuche  eic. 
kam  ich  in  der  That  nicht  dazu,  den  Verf.  des,  mir  gar 
nicht  comfortabel  vorkommenden,  Buches  zu  besuchen. 
Ich  bin  jetzt  überzeugt,  nicht  allein  dass  der  Verf.  gar 
nicht  weiss,  was  Hom.  ist,  sondern  auch,  dass  er^ 
wenn  er  sein  Buch  liest,  selbst  nicht  mehr  wissen  wird, 
was  er  geschrieben.  Man  hat  es  in  Wien  eine  Satyre 
nennen  wollen,  um  die  Hom.  lächerlich  zu  machen  und 
ihr  zu  schaden,  dazu  ist  aber  diese  „Satyre^^  viel,  viel 
zu  —  confus.  8ieh'  doch  einmal  pg.  57;  da  sind  die 
„potenz.  Mittel  ^^  bei  ,,  schwachen  Personen  ^^  —  gar 
nicht  anzuwenden,  auf  pg.  61  steht  aber,  sie  wfiren  in 
unserer  nervösen  Zeit  gewiss  wirksamer  iiuf  iiaaer 


ti 


259. 


^ereixtes  uui  »•..  ..  -iweh,  die  Vor- 

fxen  Xatorvuluci.  "  Ueiitiuth. 

besonders  dtrr  a^;..  sin  Wien  nach- 

^i^ens,  bewirkeL  r^iui.^.    .  .oan;!«!  dann,  in 

Verf.  das  beobaciur    ..^^  wie  es  im- 

uien  ein  alterndem  0«.- *.-»'... 

wirkt,  dann  wirkt  inti.»    ^  ::ucn. 

(p^.  56)  eine  ^^verla^^iitu-  s 
,,dass  die  Damen  eiiie!  h^. 
stark  im  Scbwunge  ist.  um  i    ^^. 

Ich  zweifle  gar  nicht,  «ili^&  i;   •^..  . 

gleich  als  lOjahrige  Bub<rf>  uai  a.^ 
kommem  —    Ich  sage  Dir.   %%.^u«   .. 
ich  liesse  den  ganzen  Sünd^rL-iuu« 
CoMFORT  von  den  ^.potenz.  Miiu^u,     ^^  *.,, 
schwarzes  Brett  nageln  und  Iii  ^tG^«  ;^^ 
haus  ein  Ex.  aufhängen.  —  Aber  tt  4«.  u 
tor  auch  gar  nicht  recht,  die  Miii^.  <i  «^ 
ben  zu  reichen,  von  welchem  „Verb^uu.     i...^ 
abrathe  (pg.  68).  Da  bleibt  uns  denn  tiM»  ii.ciu .  ^^ 
gar  keine  hom.  Mittel  mehr  anzuwent^^t  u;<'v 
,,unsern  Mitteln^^  zu  belassen,  wie  der  Mr   JU'    u^. 
wohnlichen  Arzneien  nennt«    Nichts  deht/j  m  »^i..^  . . 
det  man  wieder  (pg.  73  ff.)  ein  grosses  \tr/A;Ah^^:^, 
Krankheiten,  in  welchen  die  „potenz«  Hittel'**  a^irxiv  r  .,ijf^^ 
sind.   „Alle  Neuerungen"  sp&terer  Aerzte  sck«:^4.t;i.  c^ 
Verf.  „unwesentlich,  überflössig,  schädlich;^'*  witmi  ««1^^ 
Hahnemann  selbst  studire,  werde  man   5,bei  't:k>w^- 
gewiss  zu  erfreulichen  Resultaten  fär  die  Wissen^eii^ik 
gelangen.  —    Je  nun,  ich  weiss  nicht,  wie  es  mit  4t^ 
Verf.  Talent  steht,  aber  zu  einem  erfreulichen  Resuitatit 
für  die  Wissenschaft  ist  er  beim  Studium  der  Hau»«. 
MANN'schen  A.  M.  Lehre  gewiss  nicht  gekommen,  denn 
pg.  298  kannst  Du's  gedruckt  lesen,  nachdem  uns  der 
Hr.  Doctor  ein  von  ihm  selbst  erfundenes,  sehr  erbau- 
liches Repertor  von  Krankbeits-  und  Arznei -Namen 
vorgeführt  hat:  ,^man  siebt  hieraus,  dass  man  nicht 


sehr  soirgisani  ond  f^eiOM  in  der  Wahl  der  Mittel  20 
seyn  braucht,  da  in  jeder  Krank heitsform  fast  alle  köa« 
nen  aai^e wendet  werden^»  —  Gestern  sah  ich  die  Ba- 
jaderen hier  tanzen,  von  denen  Du  in  den  Zeitun^B 
gelesen  haben  wirst;  eine  dieser  Personen  drehte  sieh 
V«  Stunde  lang  auf  einem  Flecke  um  steh  selbst  hemm 
nnd  knüppelte  dabei  aus  einem  30  Ellen  langen  Stuck 
weissen,  feinen  Baumwollenzenges  eine  Taube  anfei- 
nem Palmzweige. —  Mir  kommt  vor,  mein  Freund,  als 
habe  sich  der  Hr.  Doctor  ein  halb  Jahr  so  um,  sich  selbst 
herumgedreht,  es  sei  ihm  dabei  recht  herzlich  schwind- 
lig geworden,  —  und  während  des  Schwindels  habe 
er  sein  Buch  geschrieben. 

Zum  Schlüsse  muss  ich  Dir  noch  sagen,  dass  in  ei- 
ner lästigen  und  zahlreichen  Abendgesellschaft  l^i  Dr. 
Wrbgha  auf  unsere  nun  im  10.  Gliede  stehende  Hjri^ 
ein  Toast  ausgebracht  wurde;  der  Ansbringer  meiste 
zwar  9  es  wäre  mancher  „  Schmarren  ^^  darin  (mit  wel- 
chem Ausdruck  man  dort  etwas  Nichtsnutziges  ^a  be- 
nennen pfi^gt)  and  ich  rief  ihm  ein  lautes  „ZttgestaB<^ 
den^^  hinüber^  seufzte  3  mal  über  meine  Nöthen  als  Re«» 
dactenv,  der  es  den  Autoren  und  Lesern  sellea  recht 
machte  verwünschte  im  Stillen  Me  Federn^  welobe  li- 
terarische Schnitaier  schreiben,  beichtete  in  meiaeoi  In- 
nern, „du  hast  auch  ein  Paar  auf  deinem  Tintenfassa 
liegjen  und  dankte  bei  mir  Allen  denen,  die  bisher  daa 
gemeinsame  Werk  ohne  ;,Schmarren^^  gefördert  habeiK 
Den  Faulen  wünschte  ich  gute  Besserung  und,  da  ea 
Nachts  1  Uhr  war,  den  se  gastfreien  Wiener  CeHegeB 
ans  dankbarem  Herzen  ein  Lebewohl  —  anf  WieAbr« 
sehen  am  Vater  Rhein  oder  an  der  Mutter  Danäik  — 
Dana  trSnmte  ick  noch  einmal  im  König  von  Ungarnr 

ein  Pereat  den  Schmarren  y 

ein  Pereat  dea  Narren, 

ein  Mieder  dem  Dunst, 

ein  Vivat  der  Kunst 
Da  wachte  ieb  auf)  iNN^kte  meine  Siebensachen 


Otipinalabhtmäiunpeh.  8S9L 

mcn  und  fuhr,  nicht  ohne  eine  Af t  Heimweli^  die  Vor- 
stadt Mariahilf  wieder  hinaus,  nach  dtr^Heimiilb. 

Wenn  ich  Dir  nun  Lust  gemacht,,  mir  es  in* Wien  nach- 
zuthun,  sosoll  mich  das  freuen  nnd;I>ii  ipa^st i dann,  in- 
Wien  wohlauf js^enommen,  meiner  gedenken,  wie  ca  im^ 

mer  thut  Dein  . 

GBissaisuefl.  . 

Kairsruhe  am  Sonntage  Jubilate,  Sl«  April  J8B9.  ' 


II. 

Kritisches  Repertoriam  der  Jfournäliiätik'  and 

Literatur.  , 

i)  Alldem,   hom*  Zeitung.    Sctduss  der  Melatiofi 

über  Dr.  Lobbtuai/s  Arbeit  aus  Bd.  XIIL  £s. 

Hygea  X.  84). 

Spongia  marina  tosta:  Angina  membranaeea  im 
Wechsel  mit  Hepar,  sulph.  Sonst  hknmt'Verf.  noeh 
Phosphor  oder  äambuc.  zn  Hilfe^  und  legt  in  veriiwelt- 
felten  Fällen  oft  erneuerte  Schwämme,  in  heisses  Wa«*^ 
ser  getaucht,  auf  den  Kehlkopf.  *^  Gegen  beginnend* 
Luftröhrenschwindsacht  mit  Heiserkeit  und  Schmerz^  im 
Kehlkopfe  half  mehrmals  fortgesetzte  Anwendung  voii 
Spongia.  —  Bei  Laryngitis,  bei  trockenem  Reizhuslen  mit 
brennendem  Kitzel  im  Kehlkopfe,  so  wie  gegen  An*- 
schwellnngen  der  glandnla  thyreoidea  wirkte  Spongi* 
vortheilbaft. 

Sqtiilla  maritima:  beginnender  Hydrothorax  ohnge« 
fähr  in  den  Vierzigern  stehender  Säufer,  abwechselnd 
mit  Digitalis.  Die  Tra.  Scillae  Kaiina  mehrmals  täg- 
lich zu  lö  Tropfen.  •—  Aueh^  K^K^^  Schönlein's  By- 
steria  cardiaca. 

Slannum:  Blennorrhöen  der  Lunge,  mit  Sepia,  Pnis., 
Silic,  Phosph.,  Arsen,  eto.  wechselnd.  —  Auch  gege» 
MageMhrficken  schwächlkhier ,  phlegmatisch  -  hysteri* 
scber  Waden.    Gegen  Lenkorrliöen« 

17. 


MO  KrU»  Bepariarium: 

StrammiUmi  Cotivnlsionen  mit  Conf^estionen  nach 
dem  Kopfe;  freien  Geist^istöruii^en  mit  Exaltation  der 
Empflndon^en  ond  (grosser  Aafre^Qiijsr  des  Nervenay« 
stemea  und  |;eji:en  chrouiscben  Gelenkrheamatismos 
aerophaltoer  Personen* 

Terebinifänae  oleum^  Esslöfielweise  (nach  Hauk)  ge^ 
gen  Paeirperalfieber^  wo  gesunkene  Vitalität,  kleiner 
Puls,  kalte  Extremitäten,  Meteorismus,  gestörte  Harn- 
nnd  Lochialsecretion ,  mattes  Auge,  Theilnahmlosigkeit 
aueh  gegen  das  Neogeborene  den  schlimmsten  Aus- 
gang verkdnden. 

Thuja  occidentalis:  Feigwarzen,  welche  dem  Verf. 
Symptome  seeundfirer  Syphilis   sind«    Er  giebt  sonst 
noch  Aeid.  nitri,  Hep.  sulph«,  Arsen«  n.  s.  w*    Thoja 
'  innerlich  und  änsserlich ,  wenig  verdünnt 

Veratrum  album  rahmt  Verf.  sehr  gegen  die  Cholera 
as.  Nur  Campher  komme  ihm  gleich.  Arsen«  stehe 
tiefer,  ebenso  in  leichteren  Fällen  Acid.  phosph.  and 
Ipecac.  —  Veratrom  passe,  wo  Erbrechen  und  Dorch* 
fall  einer  weissen  flockigen  Masse  stossweise  abgeht, 
der  Körper  kalt  wird,  das  Gesicht  einfällt,  Todesangst 
ond  kalter  Athem  auftritt,  furchtbare  Schmerzen,  bes. 
nm  den  Nabel,  und  Krämpfe  den  Kranken  peinigen,  der 
Urin  fehlt.  Folgt  auf  Veratrum  keine  Reaction,  so  sei 
Campher  indicirt.  —  Sonst  wendet  Verf.  Veratrum  noch 
gegen  hartnäckige  wässrige  Durchfälle  mit  Leibschraem 
onf|  beim  Erbrechen  alles  Genossenen  aus  zu  grasser  Em* 
pfindlichkeit  der  Magenschmerzen  an.  —  Auch  gegen  Er- 
brechen mit  Kopfweh,  wie  es  bei  jungen  Mädchen  nnd 
hysterischen  Frauen  vorkömmt,  wirkte  Veratrom  hilf* 
reich. 

Wir  sagen  dem  Verf.  nnsern  besten  Dank  för  seine 
sehr  lehrreichen  Hittheilungen« 

Au»  Bd.  XIV.  lieber  die  Vorträge,  welche  Dr.  Hkl- 
BIO  ond  Unterarzt  Seidbl  bei  der  Feier  des  10.  Augost 
1888  zu  Dresden  hielten,  hat  Ref.  bereits  in  besonderen 
Aufsätzen  gehandelt  (s.  s.  B«  Hygea  IX  8SS  n.  490),  ond 


KrÜ.  Bepettortum.  rfftl 

<iie  rühmliche  UaupUendenz  der  >  gusULtn  Verhandljiii^ 
kennt  der  Leser  bereits  aas  meiner  Mittheilon|;  Dr. 
Griesseuch's  (Hy^ea  IX.  pj^.  347  a.  f.). 

Sehr  wahr  scheinen  Ref.  die  von  Dr.  Kubtz  mit  Be- 

ziehunif  auf  die  Leipziger  Heilanstalt  /gemachten,  in 
No.  5  mitgetheilten,  Bemerkungen.  Dr.  Kubtz  will 
nämlich,  dass  die  Anstalt  in  statu  quo  nur  bis  zum 
nächsten  sächsischen  Landtag  erhalten,  dass  dieselbe 
dann  aber  aufgegeben  werden  möge  für  den  Fall,  dass 
solche  der  Staat  oder  die  Stadt  Leipzig  nicht  öberneh- 
men  und  die  für  sie  nöthigen  Beamten  nicht  selbst  er- 
wählen wolle.  —  Es  scheint  Dr.  Kubtz  am  Gerathen- 
sten,  die  Anstalt  nur  als  Poliklinik  fortbestehen  zu  las- 
sen, die  ledigen  Immobilien  zu  vermiethen  und  die  In- 
teressen des  bei  einem  etwaigen  Verkaufe  der  Immobi- 
lien zu  löse^iden  Capitals,  zu  Preisaufgaben  für  die 
besten  Arzneiprüfungen,  so  wie  für  treffende  Bearbei- 
tungen praktischer  Gegenstände  zu  verwenden.  —  Ref. 
muss  diese  Vorschläge  für  sehr  passend  und  zeitgemäss 
halten,  und  es  nimmt  ihn  Wunder,  dass  keine  weitere 
Rücksicht  von  der  Versammlung  darauf  genommen 
wurde.  —  Die  Anstalt  ist  mit  grossen  Opfern  gestiftet 
und  erhalten  worden,  aber  die  in  der  Anstalt  selbst 
erzielten  Resultate  entsprechen  diesen  Anstrengungen 
nicht  im  mindesten.  Ref.  kann  und  wjll  nicht  untersu- 
chen, woran  es  gelegen,  dass  es  so  geschah^  aber  er 
ist  überzeugt,  dass  jene  Anstalt  der  hotp.  Heilmethode 
und  ihrer  Bedeutung  im  Auge  der  Welt  sehr  empfind- 
liche Sehläge  beigebracht  habe.  —  Wie  die  Sachen 
jetzt  stehen,  hat  sich  die  Anstalt  offenbar  überlebt  und 
ist  von  Freund  und  Feind  vergessen,  phne  dass  Aus- 
sicht dawäre,  ihr  gegenwärtig  eine  andere  Bedeutung  zu 
geben  und  durcii  sie  der  hom.  Heilmethode  irgend  Vor- 
schub leisten  zu  können.  —  Es  wäre  darum  Dr.  Kvbtz's 
Vorschlag  wohl  zu  beachten  gewesen,  ehe  noch  die 
Möglichkeit  flieht,  durch  die  noch  vorhandenen  Mittel 


Krti.  Meperlorium. 

/drdernd  für  den  Zw^ck  zo  arbeiten,  zu  dessen  Erren 
cbung^  sie  angebracht  waren. 
Nachträgliche  Bemerkungen  von  Br.  Hblbiq, 
Diese  BemerkiiUig^en  beziehen  sich  auf  das  bekannte 
pharmakodynamische  Vorhaben  der  Dresdner  Versamm- 
long^  (^ygea  IXt  p^.  3523*    Es  komme  weniger  darauf 
an,  noch  unbekannte,  als  vielmehr  bereits  mehr  oder 
weniger  g^epröfte  Mittel  zu  bearbeiten.    Diese  Bearbei- 
tung  bestehe  darin,   dass  Jeder  das  gewählte  Mittel 
bezüglich  der  von  den  Aerzten  der  älteren,   wie  der 
neueren  Schule  damit  gemachten  Heilung  sowohl,  als 
hinsichtlich    der  Prüfungssymptome  gründlich   stadire, 
sich  mit  ihm  möglichst  vertraut  mache  und  di^  dasselbe 
indicirenden  Momente  schärfer,  als  bisher  geschehen ^ 
zu  ermitteln  und  einzustellen  suche.    Weitere  Auspru- 
fungen  seien  dabei  immer  sehr  erspriesslich  und  nur 
wem  es  unmöglich  sei^  dies  selbst  zu  thun,  der  möge 
es  unterlassen.  Jeder  möge  nur  einen.  Gegenstand  sich 
wählen,  aber  diesem  eine  Zeitlang  vorzugsweise  leben, 
was  eben  nur  geschehen  könne,   wenn  man  nur  ein 
Mittel  zur  Beobachtung   sich   gewählt.    Mehrheit   der 
Beobachtung  zerstreue  ebenso,  als  es  sehr  schwer  sei, 
zu  gleicher  Zeit  an  mehreren  Mitteln  neue  Eigenschaf-* 
ten  zu  entdecken ;  abgesehen  davon,  dass  das  Auffin-^ 
den  neuer  Eigenheiten  an   einem  Mittel  mit  der  be-* 
reits  erworbenen  Kenntniss  desselben  im  geraden  Ver- 
hältnisse stehe.  —    Der  Verf.  macht  dann  darauf  auf- 
merksam, welche  Mittel  sich  zu  weiterer  Bearbeitung 
blps  durch  sorigsames  Studium,    welche  durch  Nach- 
prüfungen und  welche  zur  Erstprüfung  sieh  wohl  ei^- 
nen^    Bezüglich  der  Edelsteine  schlägt  Verf.  in  Rück^ 
sieht  ihrer  Härte  vor,  man  solle  sie  glühend  in  destii- 
lirtes  Wasser  oder  schwachen  Alcohol  werfen,  und  die- 
ses letztere  zur  Prüfung  benutzen.  (Jedenfalls  eine  sehr 
unsichere  Procedur.  Ref.).  —   Es  folgt  die  Bemerkung', 
dass  ein   gewonnenes  Symptom  an  Werth   gewinne, 
wenn  es  an  Vielen  beobachtet  worden  und  ebenso  die 


Erii.  RepMofium. 

beobachtete  Heilsamkeit  eines  Mittels  gegtn  eine  be- 
stiffimte  KrankbeilsforiD)  wenn  sie  von  nelireren  Seiten 
und    an   verschiedenen   Kranlcen    sich  bewährt  habe. 
CEs  ist  diese  Bemerkun/^  für  die  Ermittlunjo;  des  Won-^ 
sches  eines  Symptomes  sehr  wichti^^.    Denn  wenn  ein 
Medicanient  bei  allen  oder  wenij^stens  den  meisteii  Prä«- 
fern  ein  und  dasselbe  Symptom  hervorruft,  und  dieseis 
nicht  zu  den,  bei  jedem  Erkranken  vorkommenden,  Br^ 
«Mrheinungen  gehört,  so  wird  das  Symptom  immer  ein 
Organ  oder  System  treflTen,  zu  dem  das  Mittel  zonfehst 
in  specifischer  Beziehung  steht«    Denn  das  allgemeine 
Auftreten  bestimmter  Symptome  bezeichnet  die  Notfa« 
wendigkeit  ihrer  Erscheinung,  die  sich  immer  als  «djt*- 
selbe  Character  herausstellen  muss,  wenn  auch  die  In^ 
dividualitat  des  Prüfers  in  der  subjectiven  Auffassilii^ 
sowohl,  als  in  der  Eigenschaft  als  anderer  Factor  einis 
Modalität  des  formellen  Ausdruckes  möglich  macht.  Symp«- 
tome  hingegen,  die  nur  eine  gewisse  Anzahl  Prüfender 
erfahren  konnte,  machen  sich  nur  als  seciindare,  syni» 
pathische  Erscheinungen  geltend.    Soferne  sofche  Er- 
scheinungen Systemen  oder  Organen  angehören,  die  von 
der  Wirkung  des  Mittels  nicht  geradezu  getroffen  werdeH> 
und  die  nur  in  polarischer  Wechselwirkung  zum  idiopa« 
tisch  alterirten  Systeme  oder  Organe  stehen,  wird  eine 
wirklich  erfolgte  Trübung  des  Normalzustandes  in  ih- 
nen immer  durch  ihr  Quäle  bestimmt  und  durch  dieses 
modificirt.    Desshalb  treten  diese  sympathidchen  Symp- 
tome nicht  bei  allen  Prüfenden  in  gleicher  Macht  her- 
vor und  geben  so  einen  leichten  Unterscheidungsgrund 
von  den  idiopathischen,  sich  einer  grössern  Allgemein- 
heit erfreuenden.     Einzeln   dastehende   Beobachtungen 
endlich,  behalten  jedenfalls  für's  Erste  als  Producte  von 
Zufälligkeiten ;   die  inner -^   oder  ausserhalb  des  IndiTi- 
dnums  ihren  Grund  haben,  bis  zu  weiterer  Bestätigung 
ihren  grossen  Werth.  Dasselbe  Bewandtniss  hat  es  mit 
dem  Werthe  der,  durch  bestimmte  Mittel  erzielten  Hei- 
lungen gewisser  Krankheitsformen.  Ref.)* 


UM  SMi.  Beperiarium. 

In  No..  6  wird  unter  den  Correspondensnaehrichten 
.•Iq  Artikel  aos  dem  alldem.  Anzeiger  der  Deutschen 
nitgetheilt,  in  welchem  der  Verf.  bekannt  machte  dass 
aich  am  10«  An^.  1838  za  Breslau  ein  Verein  unter  den 
.Titel:  .^fSohlesischer  Verein  für  specif.  Heilknnst^^  mit 
•der  Absicht  aaf^ethan,  1)  die  Vi^ahrheit  dieser  Heil- 
methode «durch  einleuchtende  Thatsachen  fortwährend 
«tt  bestätigen,  8)  nach  allen  Kräften  durch  alle  Hilfs« 
jsittel  der  Wissenschaft  sich  zu  vervollkommnen«    8) 
darcb  diese  Mittel  die  wohlverdiente  Ausbreitunjif  der- 
aelben  zu  befördern  und  endlich  4)  Alles  anzuwenden, 
um  sowohl  unter  sich ,  als  mit  den  andern  Aerzten  das 
4bie8tmögliohe ,  freundschaftliche  Verhaltniss  zu   anter- 
.balten,  and  die  unangenehme  Scheidewand  eifrig^st  zu 
<^tfernen,   welche  zum   Xachtheile  der   Wissenschaft 
«wischen  den  beiden  Parteien  unkluger  Weise  ist  auf- 
»gerichtet  worden,    (ßo  bringt  die  Zeit  die  Erscheinun- 
ffm  zur  Entwicklung.    Es  ist  eben  so  vergeblich^  sich 
ihren  Fortschritten  in  den  Weg  werfet!  zu  wollen,  als 
es  schwer  ist,  sie  zu  begreifen  und  in  ihre  Tendenz 
fördernd   einzugreifen.    Es   war  von  Einzelnen   lange 
ausgesprochen,  dass  die  Boro,  allein  dieSfediein  nicht  sei. 
Aber  die  Masse  wnthete  gegen  diesen  Satz;  die  Hom. 
wurde  entweder  gänzlich  verdammt,   oder  sie  wurde 
als  die  aliein  wahre  Heilkunst  hingestellt,  die,  aller 
froheren  Heilwege  nicht  benöthigt,  für  alle  Fjille  das 
Meiste  leiste  und  völlig  ausreiche.  —    Als  Hufeland 
den  Werth  der  hom.  Heilmethode  auf  ihre  specif.  Basis 
aarückzuf Uhren  suchte,  ward  seine  Idee  nur  in  so  ferne 
beachtet^  als  sie  von  einem  mächtigen  und  einflussrei- 
cben  Arzte  kam  —  übrigens  verklang  sie  lange.    Wie^ 
der   und  wieder   ausgesprochen,   erfuhr  sie   von    der 
lllasse  Doldiing  —  aber  man  nahm  es  dennoch  vor  knr^ 
zer  Zeit  von  verschiedenen  Seiten  dem  badischen  Ver- 
eine übel,  dass  er  statt  Homöopathie  das  Wort  „spe«» 
cifische  Heilmethode^^   wählte  und  für  jenes  Wort   in 
seinem  Namen  substituirte.    Aber  die  Zeit  fördert  ihre 


Krli.  Repetiwiim. 

'Werke.  Schon  fol^t  ein  anderer  Verein;  denselben  Ans- 
druck  wählt  er;  jene  Scheidewand  swiscben  den  An- 
hängern seines  Glaubens  und  der  alten  Schule  will  «r 
aufgehoben  wissen.  Die  Verehrer  der  Hom.  weichen 
dem  Drange  der  Zeit,  deren  Aufgabe  es  ist,  eineHeQ*^ 
kunst  herzustellen,  die  alle  Methoden  umfasst  und  nach 
Umständen  benutzt ;  sie  lernen  begreifen,  dass  die  Ho- 
möopathie nicht  die  Heilkunst,  sondern  die  spedf»  Me- 
thode in  ihr  sei  und  dass.es  ausser  ihr  noch  andere 
Heilmethoden  gäbe,  an  deren  Ausbildung  die  Aemtte 
nicht  umsonst  Jahrtausende  gearbeitet  haben.  —  ¥j» 
liegt  indess  noch  in  weiter  Ferne,  das  die  ausgespro- 
chene Idee,  als  Aufgabe  der  Zeit  auf  beiden  Seiten 
der,  um  das  Primat  streitenden,  Parteien  aufgefasst, 
begriffen  und  ihrer  Vollendung  näher  geführt  werde. 
Mit  hochfahrendem  Slolze  sieht  die  ältere  Medicin  auf 
die  jüngere  Schule  herab  und  bei  hartnäckiger  Verwei- 
gerung eines  Studiums  derselben  sucht  sie  begierig  die 
Schattenseiten  der  jüngeren  auf  und  glaubt  sie  füglich 
verwerfen  zu  dürfen.  Schon  um  der  gegebenen  Re- 
pressalien sich  zu  bedienen,  ignoriri  auch  ein  grosser 
Theil  der  Anhänger  der  neuern  Schule  den  Nutzen  je- 
ner, und  auf  Hahnbmann's  Ton  eingehend,  unter- 
schätzten sie  die  Leistungen  von  Jahrtausenden.  — 
Die  Kurzsichtigkeit  auf  beiden  Seiten  macht  so  eine 
richtige,  umfassende  Ansicht  unmöglich  u^d  je  be- 
schränkter der  Gesichtskreis  des  Parteimannes  ist,  desto 
absprechender  ist  sein  Urtheil.  —  Die  Fortbildung  der 
specif.  Heilmethode  leidet  unter  solchen  Umständen  un- 
endlich, da  ihr  trotz  der  Anstrengung  ihrer  Verehrer 
die  Mittel  fehlen^  ihre  Glanzseite  so  zu  entwickeln,  wie 
sie  es  an  sich  könnte,  da  ferner  mancher  .treffliche 
Mann  durch  das  allgemeine  Urtheil  ihr  vorenthalten,  und 
mancher  stille  Verehrer  durch  die  öffentliche  Meinung 
bestimmt  wird,  seine  Ansicht  zu  verschweigen  und  seine 
Hände  ruhen  zu  lassen,  wo  er  sie  gerne  bewegte  zum 
Frommen  des  für  das  wahr  Erkannten.  —    Die  ältere 


Scfaale  fählt  auf  der  anderen  Seite  nicht  9  was  ihr  enU 
gi^ht,  und  in  patriciscber  WohIg^ef£lligkcit  aber  ihr  Alf- 
ter find  Ansehen  tritt  sie  hindernd  und  hemmend  in  den 
Weg,  wo  sie  fördern  sollte,  und  verschiebt  aber  De- 
cennien)  was  sie  nicht  ganz  aufhalten  kann.  -^  Die 
Ueberzeugung  y  dass  die  Wahrheit  zwar  unterdrückt^ 
aber  nicht  vertüchtely  zwar  verhöhnt  j  aber  nicht  tm* 
wirksam  gemacht  werden  könne  ^  so  wie  das  Bewaaat« 
seyn,  dass  es  Pflicht  sei^  das  für  wahr  Erkannte  nach 
Kräften  zu  schützen  und  zu  seiner  allgemeinen  Aner« 
kennung  nach  Möglichkeit  beizutragen,  ermuntert,  nan- 
ches  schiefe  Urtheil ,  manchen  bedauernden  Blick  ^  ja 
manche  absichtliche  Kränkung  zu  ertragen,  ohne  Toa 
eingeschlagenen  Wege  zu  weichen ;  aber  die  Anssioht^ 
dass  die  Zeit  einer  erfreulichen  Aenderüog  noch  gar 
ferne  liege ,  und  dass  diejenigen,  welche  mit  Ernst  and 
Anstrengung  für  verkannte  Wahrheiten  arbeiten,  aaeh 
die  Früchte  ihrer  Mühe  nicht  miterndten  werden  y  ist 
betrübend.  Ref.). 

In  No.15  wird  aus  Froriep's  Notizen  etwas  über  die  Heil* 

kräftigkeit  der  endermatischen  Anwendung  desMorph.&eet. 
gegen  Keuchhusten  mitgetheilt.  (Die  Sache  ist  nichts 
weniger  als  neu,  aber  noch  weniger  sieher,  als  neu. 
Ich  habe  die  Anwendung  des  Morph,  acet.  gegenKeuchhu- 
sten  schon  öfter  versucht,  aber,  wie  ich  CHyg-  IV.  pg.  507) 
bereits  vor  mehreren  Jahren  berichtet  habe,  ohne  er- 
hebliche Wirkung.  Es  ist  aber  gewiss,  dass  die  Heil- 
procedor  bei  Kindern  sehr  gefährlich  ist.  Im  Jahre  1831 
habe  ich  dies  Medieament  in  einer  Keuchhusten-Epide- 
mie öfter  endmrmatisch  angewendet,  und  obscbou  ich 
täglich  nie  mehr  als  V»  Gran  aufstreuen  Hess,  musste 
ich  doch  sehr  bedenkliche  Schlafsucht  und  ängstliche 
Kopfsymptome  auftreten  sehen.  Zur  Beseitigung  der 
letzteren  wurde  zuweilen  eine  energische  Antiphlogose 
noth  wendig.  Man  weiss,  wie  gefährlich  Opium  und  dessen 
Präp.  dem  kindlichen  Organismus  werden  können.  Ref.). 


r.  EepeNorkm.  ^Sf^ 

In  No«  17  macht  On  A«  P«  Iyanovigs  vürläaüg  bekannt, 
dass  die  Schaafe  zur  Erzeugung:  einer  Pockenlyinpbe 
tauglich  seien^  welche  jene  der  Kühe  ersetzen  und  das 
Impfen  von  Arm  zu  Arm  sammt  seinen  Naehtheilen  un- 
nöthig  machen  könne.  Er  giebt  seine  Beobachtungen 
in  den  ^,  Suppiementis  medicinae  pract.  cong.  per  Paii^ 
noniae  medicos,  annuis  termis  edita  per  A.  S.  Ivano-- 
vics  Med.  Dr.  Uomöop.  Pesth.  ^ —  Tomus  I«  de  1838. 
(Die  Sache  ist  jedenfalls  wichtig;  wenn  sie  sich  nur 
bewähren  kann). 

No.  20.  Auf f  orderung  an  alle  AersUe^  weiche  die  9pe^ 
cifische  Heilmethode  aunlben^  %u  Beiträgen^  %ur  Mear^ 
beitung  einer  neuen  Pharmakopoe,  deren  Herausgabe 
auf  dem  Convent  des  80.  August  1838  beschlossen  wurde^ 
Med.-Rath  Dr.  Trimks  fordert  im  obigen  Aufsatze  im 
Namen  des  zur  Bearbeitung  einer  neuen  Pharmakopoe 
am  10«  Aug.  1838  erwählten  Comite's,  alle  Aerzte, 
welche  die  specif.  Heilmethode  praktisch  üben,  auf,  ihm 
ihre  Beobachtungen  und  Erfahrungen,  soferne  sie  auf  die 
besprochene  Unternehmung  influiren  und  der  guten 
iSache  förderlich  seyn  können,  mitzutheilen ,  damit  sie 
bei  Bearbeitung  der  neuen  Pharmakopoe  berücksichtigt 
und  benützt  werden  könnten.  —  Es  ist  sehr  zu  wünscheo^ 
dass  das  Unternehmen  fördernde  Thcilnahme  finden 
möge.  Die  zum  Comite  Ernannten  sind:  Dn  Segin,  Dr. 
Knorre,  Dr.  Trinks,  Apotheker  Grüner,  Dr«  Gouu«on, 
Dr.  Aegidi,  Dr.  Uartlaub,  Starke,  Dr.  Hartmamn, 
Dr.  KuRTz,  Apotheker  Müller,  Dr.  Veith,  Acad.  Wahl«. 

No«  21  giebt  schon  Beiträge  zu  obigem  Zwecke  von 
Apotheker  C.  Grüner,  welche  offenbar  recht  viele  gute 
Vorschläge  und  Bemerkungen  enthalten.  Auch  Ref. 
tritt  der  von  Dr.  Ruihmel  in  einer  Anmerkung  ausge- 
sprochenen Ansicht  bei,  dass  es  sicherer  sei,  die  Ver- 
dünnungen nicht  von  1  zu  99,  sondern  von  5  oder  IQ 
zu  95  oder  90  zu  machen^  Dass  solche  Bereitung  sie- 
cher und  sehr  nützlich  sei,  erfährt  auch  Ref.  in  seiner 
Praxis  tägJich. 


V 


f08  Kni.  Bepertorkmk 

No«  28.  Hamöodynamik.  Unter  obiger  Uebersebrift 
gtebt  ans  Hr.  Dr.  Wjbiss  einen  in  Thesen  ^efassten 
Anfsatz,  von  dem  er  vorneherein  verspricht,  dass  er  ans 
das  Wahre  ^^mit  höchster  Klarheit  und  in  mö^^chster 
Kfirze^^  ^eben  werde.  Die  Haaptidee  ist  die,  dass  alle 
hom.  Arzneianwendangsarten  dynamisch  wirken,  und 
dass  es  desshalb  einerlei  sei,  welcher  Verdfinnon^  man 
sich  bediene.  Verf.  will  „uns  bald  ans  der  Noth  helfen 
und  die  Täusch un£^  darstellend^  CvS-  S^')-  ^^f*  ^'11  nicht 
entscheiden,  in  wie  weit  der  Verf.  Recht  haben  mö^e, 
das  Pensum  ist  dunkel,  aber  er  weiss,  dass  Alles  seine 
Grenzen  habe,  und  dass  es  mit  den  ,f Infinitesimal^- 
ben^^  bei  den  Worten  sein  Bewenden  habe. —  Die'Klan- 
beit,  die  Verf.  verspricht,  vermisste  Ref.  durcbn^hends 
ungeme.  Eine  gewisse  Unklarheit,  die  durch  die  cor* 
rupte  Sprache  sehr  vermehrt  wird,  macht  den  Aofsalz 
fast  ungeniessbar,  obschon  nicht  zu  leugnen  ist,  dass 
einzelne  originelle,  des  genaueren[Erwägens  werthe  Ga- 
ben in  ihm  geboten  sind.  Aus  dem  Dunker  hilft  uns 
Dr.  Weiss  hier  übrigens  nicht. 

No.  S3.  Was  Dr.  Biking  in  Mühlhausen  mit  dem  Auf- 
satze: ^y Bemerkungen  über  Entzündung^'  bezwecken 
oder  beweisen  will,  ist  schwer  einzusehen.  Zuerst 
wird  besprochen,  wie  der  Aderlass  in  Entzündungen 
höchst  selten  nöthig  wird,  nämlich  da,  wo  durch  Ange- 
wöhnung des  Aderlasses  Blutüberfällung  herbeigeführt 
wurde  und  nun  eine  zu  der  Entzündung  hinzu  tritt. 
Dann  wird  darauf  anrmerksaro  gemacht,  dass  auch  durch 
andere  Heilmethoden,  als  die  Homöopathie,  Entzündun- 
gen ohne  Blutentziehungen  geheilt  werden,  und  dass 
sie  in  den  meisten  Fällen  wohl  bei  beiden  Verfahren 
die  Naturheilkraft  und  nicht  die  Heilmethode  beseitige. 
Bezüglich  der  Hom.  will  der  Verf.  diese  These  dadurch 
beweisen,  dass  er  aufstellt,  dass  wo  Krisen  eintreten, 
eine  hom.  Heilung  nicht  stattfinde.  —  Die  Hom.  erfasse 
das  Wesen  der  Krankheit,  und  so  müsse  die  Hom. 
diese  Entscheidungen  der  Krankh.  gänzlich  aufheben  in 


Krit.  Bepertorhsm.  S80 

den  Füllen,  wo  sie  (die  HomO  zeitiK^  einwirkte  and  ihre 
(der  Krisen)  Stfirkci  schwüeher  in  denj^nig^en,  wo  es 
später  geschieht.  (??)  Es  sei  eine  Inconseqaenz,  wenn 
man  eines  Theils,  wie  es  recht  sei  (?),  die  kriti- 
schen Bestrebun|;en  der  Natar  nicht  nachahmangswerth 
finde  und  doch  andererseits  die  Krankheiten,  welche 
dadurch  äberwnnden  worden  sind,  künstlich  geheilt  zu* 
haben  sich  rühme  (??)•  —  Den  Verf.  scheint  einer 
klaren  Ansicht  des  Heilungsprocesses  bei  hom.  Behand- 
lung zu  entbehren.  Es  ist  die  Aufgabe  der  Homöopa- 
then, die  Krise  herbeizuführen  durch  Hervorrufung  und 
Begünstigung  der  allgemeinen  sympathischen  Reaction. 
Bei  der  hom.  Heilmethode  treten  die  Krisen  so  au- 
genfällig hervor,  dass  sie  nicht  zu  leugnen  sind,  und  das 
ist  ein  besonderes  Document  für  ihren  hohen  Werthl  — 
Endlieh  lässt  der  Vert  der  Hom.  doch  auch  wieder 
Gnade  angedeihen  und  giebt  ihre  Wirksamkeit  in  Ent- 
zündungen zu,  das  durch  Beispiele  belegend. 

Wir  müssen  gestehen,  wenn  Verf.  in  den  kurz  mit- 
getheilten  Heilungsgeschichten  die  kritischen  Erschei- 
nungen wirklich  übersehen  haben  sollte,  so  können  wir 
uns  keinen  grossen  Begriff  von  seiner  ärztlichen  Be- 
obachtungsgabe machen. 

Dr.  Sc n RON  zu  Hof  in  Baiem^ 


2y  Arckives  de  la  med.  homöopathique.    Novem^ 

her  1838. 


Heft  enthält  nur  drei  Aufsätze.  1)  eine  Fort-^ 
Setzung  der  BioEL'schen  Lucubrationen ,  die  nicht  über 
das  Organen  hinausreichen  ^  S)  Fortsetzung  des  Autsn- 
BDBTH^schen  Aufsatzes  über  die  Folgen  der  zurückge- 
triebenen Krätze,  3)  Miscellen,  enthaltend  eine  Kritik 
der  senen  Arsaeimittellehre  von  Dr.  Beaavaia  de  8t. 


S90  KfU»  KepifrtoHutH. 

GhiATiEN:  Effets  pathog^b^tiqnes  et  toxiqaes  lies  medi- 
d^ments  etc.  —    In  dieser  lieaen  Pablication   scheine 
der  Verf.  die  Absiebt  zu  haben,  die  vielen  Hahnsmakn^- 
sehen  Eruditionssänden  aqd  sonstigen  Irrthnmer  in  der 
R.  A.  M.  L.  aufzudecken  und  das  bedeutendste  Werk 
des  greisen  Begründers  der  Hom.  als  eine  kritiklose 
011a  potrida  anzugreifen.  —    Bei  Veratrnm  soll  Hah- 
KEMANN   über  lUO  Symptome  Greding  entlehnt  haben; 
Symptome,    welche  alle  an  Wahnsinnigen  beobachtet 
wurden,  also  f8r  unsere  Therapie  von  keinem  Wertb 
seyn    könnten.  —    Die  Red.  der  Archives   giebt  zu, 
dass  in  der  Wissenschaft  nur  Wahrheit  und  Ehrlichkeit 
(bonne  foi)  die  Bedingungen  der  Fortsehritte  sind.  Dass 
eine  umsichtige,  klare  und  aber  wohlwollende  Kritik  auch 
für  die  Schriften  Hahnemann's  unentbehrlich  sei;   dass 
auch  das  Genie  der  menschlichen  Schwachheit  dem  Irr- 
thnm  und  der  Eitelkeit  unterworfen  wäre;  dass  aber 
auf  der  anderen  Seite  dem  Genie  mit  Achtung  begtg^ 
ifet  werden  solle.  —  Hahnemann  so  derb  anfahren,  wie 
Verf.  es  thnt,  heisse  bei  den  Laien  und  den  jängern 
unserer  Sache  gewogenen  Aerzten,  Misstrauen  gegen 
die  Wahrheit  der  specif.  Heilmethode  erregen  und  dem 
Fortschreiten   derselben   schaden.  —    Die  Red.  greift 
nun  den  Dr.  Roth  mit  einem  schlagenden  Argumente 
an  und  sagt:  Hahnemann  habe  ja  streng  die  eigenen 
und  fremden  Beobachtungen  getrennt;  er  habe  selbst  die 
letztern  nicht  aufgestellt,  um  in  der  hom.  Praxis  zu  die- 
nen, er  stelle  sie  Mos  als  Analoga  hin,  die  nur  einen 
hüehst   relativen  Werth  haben.  —    Und   da/iun   Dr. 
Beauvais  sich  doch  selbst  xom  Panier  der  specif.  Heil- 
kunde bekenne,  so  sei^s  nicht  sehr  klar,  warum  er  jetzt 
die  R.  A.  M.  L.  mit  Waffen"  angreife,  die  nicht  loyal 
sind.    Dass  die  R.  A.  M.  L.  einer  Beform,  einer  Um- 
Schmelzung  bedürfe,  dass  ihre  Forar  ungenügend  und 
unwissenschaftlich,  ihr  Gebalt  vmrotlstftndig  wäre,  ^be 
^dermann  (?)  zu ;  es  trage  auch  ein  Jed«r  naeh  Kräften 
nsi)  ihrem  Hiingel  abzuhelfen ;  da»  wäre  liMseV)  al«  mit 


Mrü*  Heperiafktm.  ItH 

der  Kenle  dVein  schlafen  ntnd  nichts  Brauchbares  an 
die  Steile  setzen.  Wenn  anch  sehr  viele  Irrthämer  in 
der  Mat  med.  Uahnemann^s  sich  vorfänden^  so  gebe  es 
gewiss  auch  viele  Wahrheiten  darinnen,  die  man  bei 
einer  gewissenhaften  Kritik  nicht  mit  Stillschweigen 
übergehen  dürfe,  ohne  den  Tadel  der  Ungerechtigkeit 
zu  verdienen.  —  Denn  das  bleibe  doch  ewig  wahr,  dass 
alle  künftigen  R.  A«  M.  Lebren  auf  der  Hahnemanm'- 
sehen  fussen  würden,  dass  sie  die  Ecksteine  enthalte, 
mit  welchen  das  Gebäude  errichtet  werden  müsse.  Dass 
dabei  auch  manche  Steine  verworfen  werden  müssten, 
verstehe  sich  von  selbst.  — 

Dr.  Kirschleger  in  Strasburg. 


3)  Offenes  Sendschreiben  an  Hrn.  Dr.  J.  C^  G^ 
JöRGy  K.  S.  Hofrath  etc.  Veranlasst  durch  des-- 
sen  ),  Wünsche  etc.^^y  von  Dr.  P.  Th.  Ed.  Kurtz, 
Med.  JRath  etc.    Leipzig  1838.    37  S. 

Es  ist  von  der  betreffenden  Schrift  Jorges  in  der 
Hygea  die  Rede  gewesen  (s.  Dr.  Martinas  Kritik,  IX. 
pg.  377),  wesshalb  diese  Besprechung  Kurtz'  mit  Jör«v 
nicht  umgangen  werden  darf.  —  Verf.  geht  dem  Hm, 
Hofr.  Jörg  auf  der  Spur  nach  und  halt  sich  insbeson« 
dere  und  ausführlich  bei  den  Arzneiprüfungen  auf,  iq« 
dem  er  in  diesem  Capitel  die  Anforderungen. an  tüch- 
tige Prüfungen  näher  auseinandersetzt..  Die  Punkte^ 
auf  welche  es  ankommt,  sind  hier  scharf  hervorgeho- 
ben —  es  war  nöthig,  dies  zu  thnn,  da  Hr.  Hofr. 
Jörg,  so  viele  Prüfungen  auch  unter  seinen  Augen  ge- 
macht worden  seyn  mSgen,  in  einigen  Punkten  offenbar 
im  Irrthom  ist,  namentlich  was  den  Umstand  betriflt, 
dass  eine  Person,  naciMkm  sie  etwa  8  Tage  keine 
Aranei  genommen  ^  min  ohne  Weiteres  »nr  ffräfant 


Krii.  Beperiorium* 

ejBcr  anderen  Droj^ue  sehreiten  könne.  —  Das  in  die» 
aea  Capitel  EUnaehlagende  ist  von  Verf.  gut  anaeinaa-» 
derg^setzt  and  die  Ärsneipräfer  gegnerischer  Seita  wer* 
den ,  im  Interesse  der  Arzneiprüfongen  selbst,  sehr  gat 
daran  than ,  die  Sache  za  überlegen  und  Kurtz'  Vor- 
schlügen zu  folgen« 

lin  3.  Capitel  spricht  Kurtz  von  den  Grundsätzen 
Contraria  and  Similia.  Dem  Hrn.  Hofr.  Jörg  Achtung 
zollend,  wo  sie  ihm  gebührt,  opfert  doch  Verf«  seine 
Meinung  nicht  auf  und  sagt  (pg.  193,  dass  Jörg  „we- 
der in  die  Lehre  Hahnemann's  noch  in  die  Hom.  nach 
ihrer  jetzigen  Gestalt  die  geringste  Einsicht  besitze , 
ja  dass  er  selbst  über  die  ganze  frühere  Heilkanst  io 
therap.  Beziehung  gänzh'ch  im  Unlclaren  wandle» ^^  — 
Dies  zeigt  Kurtz  bündig,  mit  bekannten  Citaten  nnd 
mit  anderen  Beweismitteln,  welche  dem  nicht  unbekannt 
seyn  können,  welcher  die  Literatur  kennt  —  Seinen 
Beweisen  vorher  schickt  er  die  Errklärung,  dass  zwi*» 
sehen  Hom*  und  Allop.  „durchaus  kein  anderer  Unter- 
schied existire,  als  der  hinsichts  der  A.  M,  Lehre  and 
die  sich  hierauf  basirende  Anwendung  der  Arzneien  ;^^  — 
also  die  Prüfung  der  Arzneien  am  Gesunden  und  der 
ganz  folgerichtig  daraus  hervorgehende,  durch  das  Ex- 
periment bewahrheitete  Satz  Similia  Simiäbus^  welchen 
Jörg  nicht  anerkennen  will  und  den  er  allerdings  so 
wenig  begreift  als  den  Gegensatz.  *—  Ref.  hat  davon 
mehr  gesprochen  (Hygea  IX«  pg.  290)  und  je  mehr  man 
aber  den  Gegenstand  nachdenkt,  desto  mehr  muss  man 
auch  erstaunen,  wie  Jörg  den  Prüfungen  am  Gesunden 
das  Wort  so  sehr  redet  und  doch  die  Früchte  ganz  von 
sich  wirft,  welche  allein  aus  diesen  Prüfungen  gewon-» 

nen  werden  können« 

« 

KoRTZ  giebt  dabei  zu,  dass  es  unter  den  Hom.  9,  er- 
bärmliche   Schacher ^^    gehe,    aber    wahrhaftig    nueh 
nicht  weniger  unter  der  Allop,,   macht  etwas  bittero  • 
Witz  darüber,  was  für  Leute  in^  der  Med.  sich  nicht 


all  Bippokratikfir  MiMMkk  {fifr.  96)  «iMi  proiMtirt  xegw 
den  Nftiaeii  eia^s  Mom^alA^  ipg;,  35}«  > 

80  lAnj|;e  dt«  Qegoer;  sieh  .  nicht,  mehf  Udhe  gdbea^ 
im  Streite  nelir.Kenntmss  uod  £hrijchkeit  .an  den  Ta^r 
»Q.  ie/(en,  wird  ihn^n  manche  Härte  widerfahren;  J&m 
wird  aber,  will  er  einst  billig  seyn,  nicht  aa^en  kön« 
nen,  es  sei  ihm  in  dieser  Schrift  aom  lOten  Theil  ap 
hart  mitgespielt  worden,  als  er  seinen  Ge^^nern  tbat 

Dr.  L.  Griesseucb. 


4)  Homöopathie  praclice  of  medicme^  By  Jacob 
Jeanes,  M.  D*  PhUadelphia,  prmted  bgf  A.  JVal^ 
die...  1838.    389  S.in8. 

Wir  haben  hier  ein  Repertoriam  vor  uns,  im  Gannen 
nach  Art  der  bis  daher  erschienenen,  welche,  so  wie  ei^ 
nen  Theil  der  deutschen  Literatur,  Verf.  benätzt  hat; 
einiteschaltet  sind  des  Verf.'s  eij^ene  und  des  Dr,  Jenas 
Grkbn  Rrfahrnnj^en ,  welch  letzterer  sich. mit  Dr.  Jea-* 
NEs  anfan jTS  verbunden  hatte  —  zur  „ preparation  pf  a 
practical  homöppathic  work.^.^  — 

In  der,  einen  Boj^en  einnehmenden^  Vorrede  mdat  der 
Verf.,  Vk^erke  dieser  Art  schienen  in  der  Acbtunic  der  deut-* 
sehen  hom.  Aerzte  vorzufschreiten  und  sieht  als  Beweia 
dafür  das  Erscheinen  von  Haas,  Glasor,  .ROCKzaT  an«  «-<- 
Wer  mit  der  Geschichte,  der  Hom.,  in  Oeutaebland  we« 
ni^stens,  bekannt  ist,  kann  dem  Verf.  hierin  nicht,  bei-* 
stimmen,  vielmehr  mpas  angenommen  w^rden^  daaa  das 
Erscheinen  der  Bepertoijen  die  aliertiefate  Stufe  der 
Empirie  anzeigte ,  welche  die  Hom.  erreicht  hatte»  ei- 
nen Punkt,  wo  jeder  über  die  Hont  zu  schreiben  und 
jeder  zu  curiren  vermochte,  — 

Man  hat  seit  Jahren  in  Deutschland  manches  fiber  den 
angebUch^  Nuti^en.  und  über  den  wirklichen  SehndeA 

HTOBA  Bi.  X  Ig 


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IMf *  Heperiorämu  UV 

*^^chenbiieher  alter  Schole,   nnr  noch  .sdilecUer^ 

'^*7SMrillen  flchiechter,  weil  die  Hoa.,  als  spedalisi* 
hihtr  stehen  will  ond  soli^  als  ilie  jsceneralisireBde 

'Ethische  und  heleropathische  Methede«—* 
*^-*^  riehtijif  bemerkt  der  Verf.,  ee  sei  ein  Vorsaif 

''ftni«,  dftse  sie  nns  in  neaen  und  anbeechriebenen 

'''heitsforflien  Areneien  darbiete!  Kennen  das  die 
^'«Horien  mit  ihren  dürren  Namen?  Eis  sind  Bficher^ 

-i>e  nicht  einmal  als  taugliche  Registratorficher 
Jus  gegebene  Material  dienen,  denn  es  sind  Castra« 

%Verke.  Ein  weiterer,  von  dem  Verf.  gut  eingesehener 
Island  ist,  dass  wir  die  alten  pathoiog«  Namen  tia^ 
.  welche  ja  so  oft  nicht  passen« 
'er  Verf.  stellt  init  Recht  nicht  geringe  Fordemngen 
aen  ArKt  und  will  iLcinem  Schlendrian  das  Wort  re^ 
a  er  äussert  (s.  z.  B»  pg«  6,  fL)  sehr  behenrigena» 
mbe  Worte,  weiche  sich  die  Roitfiaiers,  denen  es 

n^leiaes  ist,  in  einem  Tagi^  80— SO  Kranke  mit  honu 
verchen  zu  versehen,  fiber  ihr  Bett  hängen  soHten. 
.ist  aber  schade,  dass  all  das  Oute,  welches  der 
ri'.,  vor  dessen,  aus  der  Vorrede  ersichtlichen,  Kennti» 
icn  vnd  Einsichten  jeder  Unparteiische  gewiss  alle 
Uong  haben  wird,  in  einer  Repertorioms- Vorrede 
>agt  worden  ist,  wo  es  aussieht,  wie  ein  gnt  naekt 
■»achtes,  fleischfarbenes  englisches  Pflaster  aaf  einem 
stigen  Geschwflre.  ~  Eis  ist  unleugbar,  dasaVerf« 
3n  Theil  der  Vorwürfe,  welche  man  mit  so  vielem 
f  nnd  Recht  den  hom.  Vademecams  madien  musa^ 
dhlt  hat;  nnd  dass  er  das  Erseheinen  des  semigen 
is{  entschuldigt,  seheint  den  alten  Sprsurh,  91«  ^e»* 
e^aecuMe^  an  enthalten.  — 

Praktische  Werke  mflssen  wir  allerdings  haben,  al- 
L  auf  dem  Boden  einer  neuen  Heilmethode  mAssea 
1  die  Aernte,  nachkommend  den  wissenschaflL  Ei^ 
ithtimlichkeiten  solcher  Methode,  einer  entsprechenden 
iseren  Form  bedienen;  die  Repertorien  bieten  aber 
I  allem   dem   nichts  -  dar   and   aetaen  <|ie  Methode 

18. 


gum4kwiirhm  äUtm  Fnum  aaä  ihfer  B6chcr  aber  dto 

^meneßUm-iJmrmMmiam  4tr  cntai   Acrxte 

gi|itt«gdMB>ifliei%tlicrape«iiBdwnH«DJwirtcihächciay 
m  '9.  ii'bMTthefles.  —  £s  itl  schwer,  bei  4ar  j/dMigm 
ItevoUfconaeiiiieit  der  Hoib.  ,  bei  ihrer  bis  jetxi  riasci- 
tig^.BslwicfclflS|^  der  A.  M.  Lehre  ssd  gsos  wmmgA* 
bsfles  pstbologiscbeB  Seite  ein  wirklich  branchbucs 
I^Mklisdies  Werk  aa  ücficni;  aber  es  wire  ■■■fr 
ifisl  (besser  geweses,  wenii  Verf.  eise  Art  Thcrafie 
(osch  ILutTMAssf  t.  Asfl.  eiws)  sIs  eis  Repertsr  sege- 
bta  bitte,  welches  ~  nad  dsrni  bisj^  sech  eia  Groad 
des  Krscbeinens  dieser  Bachforn  liei^en  —  sut  aaf  die 
s^erictn«  Laies  berecbsct  war;  dena  da  der  hssi. 
Gerate  in  N.  Anerka  verhattnissnassig^  weni|^e  siad, 
sOv'Oiasste  eben  an  die  befreondeten  Laien  nitappellirt 
wsiriM.  —      ■    ■       • 

rtOes  BeL  Urtheil  aber  Bepertorien  äberbanpt  kenafe 
aber  möfplicher weise  -  ji^a  falsch  styn,  läge  nicht  in 
der  Assfihrani^  des  vorliei^ender  ein  neuer,  nur  allaa 
idiipensdheinlicfaer  Beweis  fnr  die  Nichtigkeit  der  Be:- 
fMftnrinms-Wissenschaft.  -» 

*:^Wie  dietmedicimscheot  Lexica  mit  Aal  anfangen  ^  se 
die  Bepertorien  neuen,  aber  unglücklichen  Styis  mit 
utforftia..  Auch  das  rorliegende  hat  diesen  Kopf,  am 
finde  VForasfa  und  Hühneraugen^  zwischeninne  eine 
Uwge  der  verschiedensten  Dinge,  zusammengeworfen, 
ohaa  allen  inneren  Zusammenhang.  Während  a.  B«  in 
dem  Artikel  y^Banes^'  (Knochen)  die  mechan.  Verletzen«« 
gen,  Caries,  Caries  syphil.,  Distorsio  spinalis,  Exosto- 
sis  syphil^^  Hyperostosis ,  Neerosis,  Mollities  ossinm, 
Bhachltis,  Spina  ventosa,  Morbus  coxarum,  eathalten 
sind,  findet  man  die  Uterinkrankheiten  u.  a.  zerstreut  im 
ganzen  Buch;  entweder  musste  eine  streng  dureh« 
gafihrte  alphabetische  Ordnung  festgehalten  oder  aaeb 


KrU..  9eperi0rium.  tfl 

Organen  «od  Sy/itemeii  ein  Alphabet  M^nommen  wmäh 
den;  beide.  Formen  der  Bearbeitung^  taagen  aber  intek« 
nem  und  demselben  Bube  nieftts^  «-  : .  ir»^ 

Ein  grosser  Missadand  ist,  idaaa  Verf«.  bei  Angabe  dt^iS 
Fälle  die  betreffenden  Ci^atefaatnie  angegeben  hac-r^  QM 
Verf.  oehleehter  ond  aeiiiecht  erfibiUter  Casus  könben 
desahalb  von  Ref.  nfi^ht  ermittelt  werden,  allein  dass 
solche  CasQs  da  sind,  beweisen  viele  Seiten,  z.  B.  pg* 
54;  Beilad.  soll  eine  Rhachitis  geheilt  haben;  da  steht 
nichts  anderes,  als  „bei  einem  Kind  von  4  J.;  ge- 
schwollene Gelenke,  verbogene  Knochen^  öbelgeform- 
ter  grosser  Kopf.  Belli^d.  1.  gutt  der  S4*  dil  verrui^ 
gerte  die  Krankheit '^  r-  Der  gleich  darauf  folgende 
Artikel  distortio  spinaNs  ist  wo  möglich  noch  schlechter 
erzählt,  and  solche  Artikel  finden  sich  im  Duttenden.  — 
Von  Aetiologischem  erfahren  wir  meist  nichts  (so  z;  B^ 
Arsenicam  pg.  177,  Mercnr  etc.  pg.  196,  Silex  pg.  33ft 
n.  s.  f.  u.  s.  f.)  and  was  dias  Dia^ostische  anlangt,  so 
findet  die  Kritik  zahlreiche  Punkte  des  gerechten  Tadels« 

Nach  Aafzälilang  der  oft  mageren  pharmako^y- 
namiseb-  and  pathologisch  •  diagnqstiseben  Momelite 
bringt  dann  Verf.  öfters  noch  ein  Register  \on  Arz<* 
neien,  welche  der  Beachtung  empfohlen  werden  oder 
die  sich  eben  yyUseful'^  bewiesen  haben  (s.  z.  B*  pg.  SS3, 
S57,  S&9,  86S  n.  s.  f.)  —  Solche  Aufzählungen  passen 
nun  in  ein  Repertorium  vollends  nicht.  Uebrigens  hat 
hier  Verf.,  ohne  die  Quellen  zu  nennen,  offenbar  ÜAnv-* 
mann's  Therapie  und  wahrscheinlich  auch  die  Noten  in 
Rückert's  kurzer  Uebersicht  benutzt.  .  ; 

Ohne  jedoch  in  eine  weitere  Besprechung  der  einzel- 
nen Artikel  einzugehen  und  irrige  Annahmen  zusam- 
menzustellen, wozu  Stoff  genug  da  wäre  (z.  B.,  dass 
wo  Aorum  bei  syphil.  Knochenleiden  heile,  auch  immer 
Mercurialsiechthum  da  sei,  während  Aurum  geradn 
auch  bei  scrophnlöser  Complication  heilsam  ist;  dass 
Arnica  die  Strangurie  bei  Knochenbrnchen  der  unteren 
Extremitäten  zu  vermehren  scheine  etc«)»  scbliesst  Ref« 


Urne  knne  Anseig^,  worin  Ref.  den  BehadeD  der 
Bopertorien  hertHsbebto  mosste,  mit  dem  anfrichtf- 
gen  Bedauern ,  dieses  Buch  nicKt  besner  hegrikmBen  n 
ktaaen  ali  Jedes  Repertorinoi  und  wflnsehl,  dass  der 
Hr.  Yett  seine  unzweifelhaft  besseren  Kenntnisse  iium 
wahren  Gedeihen  unserer  Wissenschaft  verwenden  mögt. 

Dr.  ORiBsj^Ehtt^H. 


_  I 


5)  Quä9tio  Inaugurölis  über  den  Oetst  und  Sinn 
des  ^AnNEMANN'schen  Heüprindps  etc^,  von 
Bened.  OmßmumMB,  Dr^  der  Med.  etc.  Amfe" 
bürg  1839. 

6)  D^isseriatif)  inaugUr.  med.  de  medicor.  secHs  tri- 
hu8  nostri  aem  prmcipalibus  ewe  de  HotopatUa^ 
quam...  in  antiqmaeima  ac  celeherrima  unip^ni^ 
Mb  Vindobanensi  püblicae  dis^/msitiani  submittU, 

'   Victw  Nieolaus  Kronser,  Rheno^Boriteaüs.  V(n^ 
;    dob.  Ci^9). 

Die  Leser  erinnern  sich,  dass  von  der  erMei^en  Dis- 
sertation in  der  ailjfem.  hom.  Zeitan^  die  Rede  war«  --* 
Man  hfitte  allerdings  denicen  können,  Hr.  Dr.  Osraa- 
aiiDiR  habe  sieh  in  seiner  Dissertation  besondere  Rrel- 
beiten  erlaubt,  und  das  Verlesen  der  bewüsstea  Stel- 
tan  habe  etwa  darum  so  fiblen  Bindroek  auf  die  geg- 
nerisehe  Seite  gemaeht^  weil  der  Hr,  Verf.  sein  Thema 
Mt  SebSrfe  behandelt  und  mit  schlagenden  Beweises 
aasg^ertlstet.  —  Aliein  wer  das  ganze  Ding  durchf^eht, 
wie  es^  nach  des  Verf.  Aussage,  bei  der  Promotioa  vor- 
(elesen  und  nicAf  vorgelesen  wurde,  muss  sich  nnr  dar- 
Aber  wundern,  dass  es  in  dem  academischen  Kreise  An- 
bss  an  allerhand  unsanften  Aeusserungen  geben  konnte. 


Demi  Eef«  gvatekl'^  iG^yStM«,;  widcbe  Abqi>.'l)tiiQ;iteiio^ 
iMuitfdta  £aohe  äog^htkk  in  flMchfr/.Witlbi^f^^ittlitti; 
fcoiiBteü,  sitid  8ehr.Bohwadi,.^-4noc^M!iilvitUeFiiU^iN^ 
derartige*  laauguraUiaäiArUülon,  wMthe  #aAtr  attjfiMUK« 
noch  att  InhaJM  niiBsere  iAateeipks|uiilncafc.iMi-.ifeflaria;iinf; 
Stallte  ist  Pie  SfMna«he  lat;  aft  ^[aii&  oonfia»^  kiatn  (Smäfpf^ 
keine  üulwickliHig  -rr«  nsr  laeiDtotaaa  ]Sin£yekurai|$|i6n  iHfh-. 
fftYtMige  Expirationen  oad  kekia  laapiralkilierii  tH^-.  Dia; 
ÜAHKaMAiiN^aehen  Sachen  werJen  intfst  boaa -fide- anf^i' 
gtYfärmt  Ulli  nicht  einmal  mit  jfMm  sa  ^^p  ^eeiAginl 
GvMie  von  VeraUiidlioMLcit.  aasfiiikaiier9asotBt.|  .wie  w. 
Hrn.  JAM'a  ^^Geiat  aad  Smm  i^  »ig*  VL  lgi>fiy  mm 
doch  /»gewiss  ein  /B:ef{ngifv  Maaassläli  ist,!  ao  ^oaa^en. 
dem  Hnt.  Ds.  <X  aacbv  vorjarekonncai  flejai^aa|^<>U!lliu'^Quv 
(laat  Vorrade  fg.  6)  anttfkeant  Hrm  Jaha  aki  Jlfeiaitoy/ 
indem  er  aaiifl,  Hr*  Jahr  liabe  das  Tkema  ^^aaaifeitoichatk' 
bekandelt^. 

Oewisa  darf  man  an  Dissertationen  kciar  aHza^knlff 
Anfordernnges  stellen,  aber  wenn  devPe^l  dttf-kiitl^^ 
Ijgenz  u^  hoeh  ober  das  fiewteaer  kinaosgoekt,  diiai- 
ist  das  billigste  Haans  uberachfittea. 

Em  viel  besseres  Element  leitehteii  ibriflena;  aas-  dw ; 
^jTheBeaf^  kerver,  weicbci  d^r  Quäatio  angakingt  aftid^' 
es  sind  89  Satse  j  welche  ibre»  grassere»  T(ieil&  Aiaia 
einen  andern,  angleioh  bessern  Platn  verdienteik  A«f^ 
fallend  and  nnbegriaidet  ist  die  29.  These :  Hydr^palUa: 
morias  magit  ptahibil  quam  stmmL  —  lade»  Bef«  ^mt 
Bespreckun^ip  der  Wiener  Dissertatioo  öbergel^,  sobitkt' 
et  die  Bemerkoog  vorauf  ^  dass  es  eipe  erfrenliak# 
Wendang  der  Dinge  venrüth,  dkae  Oüssertatio»  asf 
dem  Wiener  Boden  entstanden  za  sahea.  — •  SiAebta 
diese  gate  Vorbedeatong  von  anhaltender  Nachwirkang^ 
styn  und  in  einem  sa  trefflichen  Staate  wie  Oesfreiaii 
der  freien  Entwicklang  aller  wirklich.  wissenscfaaftlicbeA- 
Elemente  -^  ich  habe  klar  das  Urztllebe  zovorderst  im 
Aage^  dareh  was  Immer  fSi«  kämmende  Maassre^elanfcbt 
vergegrifen  werden.  ^-    Unter  den  8  Seden  befreM 


Vett.  die  Allopathen  V  die  Homöopatbea  and  die  Hydro* 
]iatlieiv,  die*  Vf^a§,müer  drei  beseicbnet  er  mit  flblo* 
pat/äm^f^  Dco.Verr«s,:der  Anerkennang'  werthes  Bestie« 
bea  icebl  oAdilfcli  dahin  <y  den  Grund  and  Boden  aller 
S  Seeten '  naohasaweiaen,    deren  *  aeitheri/B^e  Noth wen- 
i&gkfiiiZUf  dtnonatriren ,  4iem  jOrnndaatze  jeder   Seele 
aein./T^rraiQ:   in   der  WiasenachafI   featsaatellen    nod 
aaa  allen   dreie»  heraaa  nach  dem  Ziele  der  JEimheit 
hinautsteoern.  ^«-    Wenn  Verf.  (s.  die  Theaes  defieiiden- 
dae  No.  6)  lu^gt^  Aliöopiathla  maxime  veneranda,  Harn. 
Don  Tituperanda,  Hydropathia  non  ne/s^li/s^enda ,  aoii^ 
darki  ein*  Klimax,  welchen  jeder  Kenner  als  onbe/i(Mndet 
ansprichi  oad  tveleher  auch  mit  der  Vnüät  der.  Hobn 
|MK/Ajflänicht  ihrreinatinrmt  Ich  will  aber  mil  den  ;Yerfv 
wdeket  Allem  nacb.^voa  redlichem  Willen  beaedt  jat, 
taiec  nieht  rechten.    Als.  angehender  Aret  kennt. er  nur 
die  Glanzseiten  der  Sehole,  die  ihm  Mutter  .war ,  and 
Hat  nfe'attdera'ab  nach  der  ,.maxime  veneranda^^  haa- 
dein  aehen.  —    Man  mass  billi/s:  seyn  und  dem  Verf.. 
Zeit  lassen  aom  Emendiren  des  maxime.  —  Verf.  will 
allen  Methoden  Gerechtigkeit  widerfahren  sehen;  ,^eift-. 
per^^y  sagt  er,  retpidatur^  guae  castii  individuati  me^ 
thodus  maxime  aceamodatOy  aptisHma,  sempergue  uii". 
üimma  eUgaiur.    Medicos  omnes  raeUiodos  sciat    ne« 
eesae  est^^  —   Wenn  der  Verf.  aber  meint,  die  Erfab-- 
mng  werde  lehren,  ob  diese  3  Metboden  vereint  beizu« 
behalten  sind,  oder  ob  eine  oder  die  andere  als  Sieger« 
in  hervorgehen  werde,  so  zwar,  dass  eine  oder  die 
andere  der  siegenden  als  „adjuta^^  beigesellt  wurde,  sa  * 
scheint  -  dies   dem    Begriffe   einer   wirklichen    Goordi-^ 
nirang  der  Metboden  (Holopathia)  nicht  entsprechend^ 
und  Verf.  mag  wahrscheinlich  selbst  nicht  recht  daran 
gjltmbWj  indem  er  wenige  Zeilen  darnach  sagt,  es  liege 
ausser  allem  Zweifel,  dass  Uom.  und  Hydirop.  gleich 
der  AUop«  unter  die  „systemata  homines  fortnnantia^^ 
SB  stellen  sind.  —  Die  Fassung  der  obigen  &  These 
bilt  Ref.  daher   mehi"    durch   äussere  Umstünde   be- 


Rrii.  Reperiorhun.  IUI 

diojEct.  —  Mit  diesem  Exeureas  bat  Hef.  nichts  anderes 
bezweckt,  als  wenijBTStens  eine  gute  Meinonf:  fdr  den 
Verf.  bei  dem  Leser  zu  erwecken.  --  leb  kehre  zum 
Inhalte  der  Dissertation  selbst  zoräck,  welche  in  ^ 
Theile  zerfällt;  in  den  ersten  3  Theilen  sucht  Verf.  die 
HolapcUUa  als  durch  Theorie  und  Erfahrun/z:  beg^rlindet 
darziMtellen  und  lehrt  ihre  cammoda  nnd  utilitat*^  die 
4.  ÄDtfa«  enthält  in  Körze  die  Grundsätze  der  Allop«,: 
Hom.  und  Hydrop.;  die  5.  eine  Ver/^leichun;  der  Al«^ 
lop.  nnd  Hom»}  die  6.  ist  überschrieben  tmio  prind^ 
piorum  in  HolapalAiam  (s.  oben).  —  Die  Hom.  sucht 
der  Verf.  gegen  die  ungerechten  Vorwürfe  zu  veiv 
theidigen,  sagt  selbst  (pg.  81),  sie  bestehe  eine  „streng 
Wissenschaft!.  Präfüng^^  etc.  und  tadelt  scharf  Männer 
wie  Mükiseh  und  GermantUj  deren  ,,SchmähschriftenH 
(so  nennt  sie  Verf.)  übrigens  längst  verschollen  sind^ 
Der  Leser  wird  finden,  dass  Verf.,  wenn  dieser  auch' 
manches  nicht  getroffen  haben  sollte  (so  z.  B..  da» 
wahre.  Verhäüniss  der  Methoden,  namentlicb  der  Hy- 
dropathie, welche  nur  ein  Technicümus,  keine  abge*. 
schlossene  Heilmethode  ist;  die  V^Türdigung  des  hom* 
Principes  als  wichtigen  und  folgereichen  Impulses  für 
die  ganze  prakt.  Medicin  etc. ),  er  wird  finden,  sage  ich,  dass 
Verf.  Zeugniss  ablegt  von  Kenntnissen  u.  redlichem  Willen, 
die  n^cht  immer  beisammen  sind,  wenigstens  bei  so 
Manchem  von  denen,  welche  ein  Wort  mit  dreinreden. 
Darum  begrüsse  ich  diese  Dissertation  wiederholt  als 
ein  erfreuliches  Zeichen  aus  Oestreich  und  muntere  den 
Hrn.  Verf.  auf,  gute  Bahn  zu  halten. 

Dr.  Griesselich. 


7)  Medieinischer  Argos.  Herausgegeben  von  den 
DD.  Hacker  und  Hohl.  I.  Bd.  1.  u.  2.  Hft^ 
Leipzig  1839, 

Die  Hrn.  Herausgeber  haben  vor  einiger  Zeit  einen 
besondern  Prospect  über  den  „Argos^^  erscheinen  las- 


tiaA)  woraus  hervorgeht,  dass  dieselben,  um  es  in  kfu*e 
Yf^rtQ  zu  fassen,  ein  Oe/^enge wicht  gegen  altes  das 
heabsicbtigen,  „was  dem  bewährten  Vorsebrelten  der 
f[ß^4  Medicin  hemmend  entgegensteht^^  ( Vorw.  pg.  4>  «*- 
Yorerst  Eerfallt  der  „Argos^*  in  4  Rubriken;  1>  Orsfi- 
m^Abhändlungen  (soll  enthalten ,  a)  was  sieb  aaf  dje 
Med«  mit  der  Gesetagehniig,  •  mit  der  riebterliobcm  nsd 
poUfteilicben  Verwaltung,  auf  öffentliche  Institute  ete» 
be^tiebt,  b)  Berichtigung  allgemeiner  verbreiteter  Irf- 
tby^imer^  e}  krit.  Darstellung  streitiger  Punkte,  cF)  fcoriie 
krit  UebersichtD;  S)  Kritiken:,  a>  der  JournallUeratwr} 
),nnseitig  vorgetragene  Curen^"  sollen  verfolgt-  wel*deii^ 
ebenso  als  gelungene  angegebene  ehtr.  Operatiime», 
die  deeb  eigentlich  mislungen  sind,  b>encyklepAdi8dier 
Werke,  in  denen  man  häufig  iinr  za  „auffaUeiid  die 
Qfitiiige  Gediegenheit,  VeltsülndigkeltnadKlarheil^^Tev^ 
misse;  e>  der  Schriften  für  Laien;  3)  Anlikntiktti^ 
4>  MiHelietL 

Das  erste  und  zweite  Heft  enthalten  unter  den  Qrigi- 
naI-Abh.  zunächst  eine  Reihe  von  Aufsätzen  äneir  ^as 
sichs  n.  bafn  Med»-Wesen  ( über  die  ärztL  Bildungsan- 
ahstalten,  über  die  Lehrer  der  Med.  etc.  in  Jena,  über 
Apotbekerwesen^  das  bairische  Baderthum  etc.),  ober  das 
(oft  zweckwidrige)  Verfahren  bei  der  öffentl.  Untersn- 
ehnng  der  Freudenmädchen,  über  Anwendung  des  Jod- 
klili  in  grossen  Dosen  (Dr.  Meurer  erzählt  einen  l^all 
und  will  damit  beweisen,  dass  man  sich  vor  Dosen  zu 
5—8  Gran  nicht  zu  furchten  habe;  er  hätte  aber  ebeo 
so  gut  beweisen  können,  dass  man  4  Stockwerke 
berunterstfirzen  und  doch  den  Hals  nicht  brechen 
kSnne);  historisch-krit.  Darstellung  des  Streites  über 
die  Eiiflspritznngen  beim  Tripper,  von  Dr.  ÜAeKsn; 
über  medicim'sche  Gesellschaften,  von  Dr.  HiRscnsi«  Cun- 
bedeutend);  über  Hebammenwesen  von  Prof.  HouIm  — 
Der  Artikel:  „eine  Apothekenrevision  im  Jahre  1838 
vonHACKER^^  ist  sehr  erbaulich;  Seitenstücke aus  Sud- 


dentsebland  von  gans  a^dener  Art  fcAMrteo  daa«  g^ 
liefert  werden.  —  IT.  a«  m« 

Mit  Offenheit  haben  die  Verf.  nikneh«  Mtoff«!  dM 
afichs«  Med.  -  Wesens  besprochen  und  Vorscbiiig»  aawir 
Abhilfe  gethan ;  es  ist  sehr  lobliob  von  der  Be/eierong( 
dass  sie  solchen  Bespreohangen  kein  Oindemias  in'dfln 
Weg  1^.  Entweder  haben  die  Verf.  nnreebt,  nad  dalia 
müssen  sie  mit  Gründen .  zvm  Sebweigen  geblactit  wer- 
den, oder  sie  haben  reeht,  nnd  dann  mqss  AbbttfO  tfe^ 
sehehen;  jedenfalls  gewinnen  diei  öfentliohen  Aageto4 
genheiten  dabei,  da  es  einer,  im  Interesse  der  Staats^ 
angeh^igen  bändelnden,  Jftegierqng  nnr  erwünsifat  seya 
kann ,  wenn  sie  apf  Mängel  im  Med^Wesen  aafiiierli«* 
aam  gemacht  wirdL  Nmr  h»nUf  denen  es  entweder  ad 
der  gehörigen  Intelligean  ond  an  gutem  Wilteri  fehlt 4 
die,  von  Speicbelleekern  gehitsebelt  nnd  gesehm^icheit, 
sich  gerne  für  unfehlbar  halten  und  sieh  daher,  moM 
ohne  Grund,  fürchten,  ihre  Willkührlichkejten  qnd  liebte 
scheuen  Beweggründe  konnten  durch  die  Oef entlieh«« 
keit  de n  ^Kasammeageraflen  fSehelnglanB  einbossen,  ^ 
nur  solche  l4eute  kftnnea  den  VerC  ihren  Beifall  versa«« 
gen  und  sie  In  deren  Beatreben  hemmen  woUen»  rfie^t 
wies  wäre  es  sehr  erwünscht,  wenn  der  ^Argos^^  seiad 
tmparteiischen  Blicke  auch  auf  andere  Liinderdent«« 
scher  Zunge  richtete.  Die  OefeniüehMt  alkin  k*  im 
Stande,  der  Ignoranz  nnd  der  Insoienafi  (welche  imwHHt 
xosanmen  an-'s  Joch  gespannt  und  auch  bei  «ed.  ^im- 
menführern  ett.  einheimisch  sind)  Schach  au  bieten»  IgncM 
ranten,  die,  wie  man  hier  %u  Lande  sehr  bezeietinend« 
wenn  auch  trivial,  sagt,  „Dreck  am  Sleeken^^  haben, 
ajttern  vor  ciVicr  Feder  mehr,  als  vor  allen  Gänsen  der 
Welt.  ~  UnuiDgänglieh  nethwendig  ist  es  aber,,  daast 
die  Verf.  ladelnder  Artikel  sich  mit  ihrem  wahren  Na^ 
men  nennen  und  damit  Bürgschaft  geben,  es  gelte  ihr* 
nen  um  die  Wahrheit  Daher. kann  es  Bef.  nicht  billir^ 
gen,  dass  nicht  alle  Verf.  sich  im  „Argos^^  nateraeicb« 
neten«    Sich  zu  nennen,  hat  noch  das  Gnte,  dasa  dann 


Knl.  Bepertorium, 

Porsooeii,  welebe  wegeo  ihrer  verkehrten  Ärztlichen 
MMssre^eln  ang;egriffen  worden,  nicht  sa^en  können^ 
wm  /drehte  sieh  ver  die  Bresche  xa  stehen,  denn  es 
iatnor  allsa  wahr,  dass  die  Pretensionen  von  solchen 
Ignoranten  und  Insolenten  Itfacbthabern  an  Andere  ge^ 
stellt,  jB:erade  so  gro99  sind ,  als  ihre  eigene  'Seignng^ 
billiicen  Wdnschen  Anderer  nächzukomnien,  klein.  -^ 

Unter  der  Bobrik,,  Kritiken  ^^  findet  sich  1)  ein  ge- 
sebichtlich  -  krit.  Ueberblick  didv  Journalistik  der  Oe- 
bartsbilfe  aus  Prof.  Hohles  bekannter  guier  Feder,  t) 
ein  solcher  Ueberblick  der  med.  Journale  von  Prof.  Ro- 
sa^BAun;  Verf.  hat  mit  vielem  Pleisse  jiresamtnelt.  Die 
speeif.  Methode  ist  gar  nicht  berährt;  ihre  JonrnaleTeh- 
len  gM%\  Verf.  kennt  sie  wahrscheinlich  nicht  —  Die 
cbir.  Joarnale  folgen  im  t.  Hefte« 

Dn  UnscBBL  lisst  im  1.  Heft  die  Rritiik  der  Behand- 
hini;:  «pidem.  Puerperal -^Fieber  einrfieken;  ein  Fin^lfinder 
(Inolebt}  ist  der  Vater  dieser  wahrhaft  monströsen  Be^ 
handlang;  wie  eben  in  Deutschland  der  Trieb  voir- 
berrscht,  Ausländisches,  wenn  /sflelch  noch  so  Unsin- 
niges, willig  aufeunehroen  und  Iniindisches,  wenn' es 
aoeh  noeh  so  gat  ist,  sehnöde  %n  behandeln,  so  haben 
die  „Notizen  von  Fhomep^^  auch  die  iNGLSBT'schc  Ar- 
beit fibersetzt ;  Dr.  Hirschbl  zeigt  nun  die  vollkommene 
Verwerflichkeit  dieses  Machwerkes  und  rügt  die  *Ver->' 
fabrnngsweise  der  „Notizen^^  mit  allem  Rechte. — 

Prof.  HoHii  kritisirt  das  Verfahren  des  Med.  Raths 
Dr.  DoHLHOFF  zu  Magdeburg  bei  einer  von  diesem  be- 
kannt gemachten  Operation. 

Die  „Antikritiken^^  enthalten  mehre  Nummern,  von  Dr; 
A*  SnBBRT  in  Bamberg  (Kormfbgbr  genannt),  Cholera 
betreffend,  gegen  Dr*  Eisbnmann),  in  des  Verf.  ge* 
sochter  Schreibart  verfasst),  unschmeichelbafte  Worte 
der  Verständigung  zur  Kritik  des  Geb.  Raths  Cas« 
MB  in  Berlin,  von  Dr.  A.  Drostb  (dessen  lieber- 
Setzung  der  Schrift  von  Dr.  Bottex  über  Syphilis  be- 
traf and,  von  Hrn.  Dr.  Casfbr  in  bekannter  Wochen- 


Krii.  Reperiorium.  S85 

Schrift- Weise  seicht  and  oberflächlich  recensirt),  mehre 
Antikritiken  von  Dr.  £isknmamn  (an  Prof.  Albers,  Dr. 
Voigt  a.  a«,  von  Dr.  Wutzer  an  Dr.  Casper  q.  6.  f. 
Der  „Arj^os^^  ist  also  eine  Art  von  OpposiiioMbUUt^. 
lieber  die  Nothwendigkeit  eines  solchen  kann  ^ar 
kein  Zweifel  mehr  stattfinden;  der  Unfug,  welcher  hier 
und  dort  von  Aer^ten  in  der  Literatur  etc.  getrieben 
wird,  ist  allzu  gross  und  es  ist  ein  Damm  dagegen  ein 
.wahres  Bedürfniss.  Es  hängt  nur  davon  ab,  wie  das 
Oppositionsblatt  ins  Leben  geführt  wird.  Die  sirenggie 
Redlichkeit  und  Unpariheilichkeii^  mit  den  vieheiüggten 
Kenntnissen  gepaart,  bewahren  allein  vor  Missgriffen, 
ini^besondere  vor  dem  Aasarten  in  ein  niethodisehes  Op- 
poniren  gegen  alles  nicht  gerade  „Schulgemässe^^  Dee 
„Ai^os^^  sehe  scharf,  schiele  aber  nicht.  —  Der  Red» 
wünscht  Ref.  die  nöthige  Umsicht  auf  ihrem  Stand- 
punkte,^ der  gewiss  nicht  beneidenswerth  ist.  Wettn 
irgendwo,  so  ist  es  gerade  in  einem  solchen  Blatte  nö« 
thig,  ^ass  die  Red.  ihre  Mitarbeiter  auch  als  Menschen 
kenne.  Dies  scheint  b|s  jetzt  nicht  ganz  der  Fall,  deoa 
ein  anonymei:  ^)  Aufsatz  (über  Jena)  findet  von  Prof.  Ki 
Martin  schon  »starken  Widerspruch.  Ueberhaupt  vert* 
spricht  das  2.  Heft  weniger.  Es  wird  wohl  ein  Ge%erre 
geben!!  .  ;- 

Ref.  wünscht  dem  Unternehmen  gutes  Fortkommen 
(za  dem.  Ende  auch  gute  Arbeiter  und  geringer«  Preis) 
und  bemerkt,  dass  die  Idee  eines  solchen  Journals  jhal 
vorschwebte,  als  er  vor  5  Jahren  den  „Briefwechsel 
zweier  Freunde  über  die  Nothwendigkeit  und  NQti^ 
lichkeit  eines  med.  Qppositionsbiattes^^  schrieb"*^},  eine 
Idee,  welche  auch  ein  anderer  Arzt  (sehr  bekannt -als 
Schriftsteller)  auf  der  Freiburger  Naturforscberver>> 
Sammlung  gegen  mich  äusserte. 

^^^^^  Dr.  Gmjejsssucb.} 

*)  Verf.  Ist  wohl  derselbe  Anonyme,  der  auch  In  den  Mal-Npoimera 
4er  taalllseheo  Jahrb,  sich  breit  nacht.  — 
*f)   FretoogenAlde,  a.  Wand« .  -      ••;'■',' 


in. 


M  i  s  c  e  1  1  e  n. 


•1.  Dr.  Hbugt  sAj^  in  den  Annalen  der  Sttattsmmm^ 
kmde  von  Schneider,  ScHt^iMBYER  and  Hhrot  (3l  Bd. 
pg.  ItS) :  „es  ist  be^riffsverivirrend,  von  einem  JSrlUi»» 
mioima  %n  reden,  wie  diess  in  der  Sprache  der -fifo- 
miopfttliie  ^finiE!;  und  ^ftbe  ist^  —  Dieser  Tadel-  ist 
gerecht,  insofern  er  das  Factum  berährt,  aber  er  ist 
Ml  weit  ausgedehnt,  ~  denn  diese  Sprache  ist  doKb« 
aas  nicht  ^^ging  und  gähe^^  bei  ailen  HomSopathen* --^ 
Diese  Sache  verhtlt  steh  etwa  so  -^  um  nur  ein  Gleichnbi 
anenffikren  — ,  wie  mit  der  Annahme  der  Krätzmilbe; 
Woitte  tttan  behaapten,  dass  letztere  Annahme  ,,fin  der 
Allopathie  gäng  und  gäbe  wire^S  so  wurde  man  eben 
so  wigerecht  seyn  und  dadurch  eine  Unknnde  in  -der 
Mteratar  verrathen.  Man  wolle  übrigens  alle  derartige 
Begriffs^Verwirrungen  zu  vermeiden  suchen!  — * 
•  9.  Solche  Leberleiden  ^  welche  vom  Aufenthalte  In 
Kellern  and  dumpfigen  etc.  Orten  herrifhren,  dfirRen 
m^eniger  von  emer  direclen  Beziehung  der  Noxe  surLe^ 
1^  als  haaptsichlich  in  gestörter  Belebung  des  Blutes 
dnreh  die  Respiration  begründet  seyn«  Die  Leber  dbef^ 
nimmt  hier  einen  zu  mächtigen  vicariirenden  Antheil  an  der 
Foactisn der  Langen  und  busst  diese — freilich  in  andereoA 
Sinne  stattfindende  —  functionelle  Aushilfe  mit  Träbona: 
ihres  eigenen  Lebenszustandes.  —  Diese  Trübung  kann 
allerdings  so  tief  greifen,  dass  -*-  namentlich  bei  Un- 


ffererARdauer—- «ein  natarjifefnMseresiitopinitioiHnDeiiofli 
«Heselbe  oieht  mebr  aasM^leiciien  verlnaf;.  V«n  der  Ldhtr 
l>flanxte  sich  das  Leiden  auf  den  Verdaaiwgsaiiparat  ct«i, 
und  mit  Ansglejchna^  der  Leberatörunjp^  Wird  die  Ce^ 
aesang  eingeleitet.  -^  Hatte  liagegen  jene  Naxe  «v 
karze  Zeit  eingewirkt,  so  gleteiit  das  RespirireB  einer 
reinen  Luft  allein  schon  die  ganze  Anomalie  ans.  Der 
Satz  ,,ce68aate  causa  etc>^  erleidet  hier  eine  theilweise 
Beschrankung.  ^^        . 

3.    Uäffiorrhoidenbildangen    in    der   LangenathwinA- 
sudii  sind  gewöhnlich  secundäre  Leiden  des  Lungett*- 
leidens;  denn  wenn  die  Langensubstaaz  ihre  cettulöae 
ttesebaffenbeU  verliert  und  sich  sur  Anihälime  des*  Bln«- 
ites  nicht  mehr  in  geh(irige«i  Umfange  eignet)  so  Wipkt 
dieses  a«f  den  A-enösen  Apparat  zoriok^  bedingt  Stokv. 
kttiigen,    Anfallnng  and  Ausdehnung  in  ihnen  *^  und 
dadurch  Hämorrlieidalauschwellung«    Diese  deuterepa^ 
Ihiscbcn  ZmstAnde  können  weniger  als  gtestigi»  HeiJ- 
beatrebnngen,  wofor  sie  von  JHaachen  gehalten  fca  war^ 
Um  seheioeni  angesehen  werdeoii  vielaiehr  stad  nm  ^n^ 
eignet  ^  insofern  sie  eine  n'citere  EntAiItang  der  Lm»- 
gentntartung  anzeigen  «-^  als  laigiastige  Grsditqlnnni- 
gan  betrachtet  zu  wertefci ;  «^  aaeb  Uefem  sie  tfarrhatfa 
mcb  nieht  den  Beweis^  däss  das  Lungenleiden  von  ieinem 
Haanoirhoidalanstande  itiafogtsdi  abstamme«    Es  därfl 
ieo  sogar  ßeuende  Himorrhoiden  auf  dieaem  Wege 
«ich  trilden^  nnd  sie  kdanten  dennoch  nicht  die  ftogafsw 
tt»d  Haoptindication  ündern^  da  sie  doch  nar  dte  be^ 
zeichneten  deuteropathischen  Ersehef  niiagen  zu  erleioh*-. 
tera  vermöchten.  -^    Die  Herzpalpilationen,  Herzens«- 
angat  etc.,  wie  sie  nieht  seilen  hier  vorkommen^  finden 
ebenfalls  ihre  £rkläinng  in  A nh«af ong  des  venösen 
Blutes  im  rechten  HefnM,  abhängig  von  gehinderter 
Uekerlieferang  desselben  an  die  Lungen ;  ~  and  Mnu- 
liebe  Abkunft  haben  ftuek  die  häufigen  Kapbdlmw^ 
zen  -^  hauptsiohtieh  im  Hinterhaapte  —  bei  weit  ge* 
diehener  Lungentoberculoae  eic.  —    Es  versteht  sieh 


ibrff(6iis  von  selbst,  das«  hier  nor  diejenige  fanctio- 
•ncUeta  Stonifl^eD  der  betreffenden  Orf^ane  jr^fli^int  ^eyi 
ktanett;  die  nicht  an  wirkliche  Or^anfehier  ^knipft 
sind.  •**-    Eben  so  versteht  es  sich  von  selbst,  ,das8 
mach   schon  die  mangelnde  Belebon^s^  des  Blates  die 
Venositii  begänstijs^t,  und  dass  durch  die  g^eschwfichte 
ilespiration  auch  die  Attraction  des  venösen  Blutes  — 
zu  den  Lunten  hin  —  beeinträchtigt  wird.  —     So  viel 
ist  gewiss,  dass  diese  Phänomene  hier  keine  indicatio 
aiorbi  bilden  können*  —  Verwahren  mnss  ich  mich  je- 
doch dagegen,  dass  man  nicht  daraus  folgern  mftge, 
als  wolle  ich  behaupten,  dass  nicht  auch  gewaltsao 
uiiterdrickte  Hämorrhoiden  das  Cansalmoment  eines  Iion- 
^enleidens  etc.  werden  könnten;  es  ist  femer  auch  wohl 
nicht  KU  bestreiten,  dass  eine  verkehrte  Lebensweise 
etc.  die  Entwicklung  der  Hämorrhoiden  stören  and  da- 
durch Causalrooment  zu  mancherlei  Leiden  werden  könne. 
4*  Die  verspätete  Entwicklung  der  Menstruation  wird 
Minfig  für  die  Ursache  mancher  gleichzeitig  in  die  £r<- 
scbeinung  tretender  Krankheitsprocesae  gehalten,  and 
man  glaubt  nichts  angelegentlicher  thun  zu  müssen,  als 
um  jeden  Preis  eine  Menstrualblutung  zu  erwirken.  — 
Abgeaehen  davon,  dass  eine  konstlicli  erzielte  Blntang 
ans  der  Sexualsphäre  des  weiblichen  Geschlechts  noc^ 
lange  nicht  genügt,  für  wirkliche  Menstruation  sa  gg^ 
t^n  oder  nur  dieselbe  zu  vertreten,  so  will  es  mir  aneh 
scheinen,  als  seien  gerade  die  concoroittirenden  Krank* 
heitsprocesse  die  Ursachen,  dass  die  Menstruation  aidi 
nicht  entwickelte.  Gelingt  es,  diese  pathologischen  Pra* 
cesse  zu  entfeinen,  was  zu  erzielen  die  nächste  ikaf* 
^be  des  Therapeuten  seya  därfte,  so  wird  die 
struation  ohne  weiteres  Hinzutbun;  gewöhnlich  sich 
stellen  —  das  quid  pro  quo  hat  oft  schon  irre  geleilati  -* 
uad  klarere  Anschauung  der  Lebeasvorginge  wArda 
ans  gegen  manchen  FehltritU  schützen*  — 

Dr.  Käsmmasn  m  XädL 


Originalabhandlungen. 

i.)  lieber  die  NothwendigkeU  der  pathologisch-ana^ 
tomischen  Diagnostik  zur  gründlicheren  Beur^ 
theilung  des  Verhaltens  der  specifischen  HeUme" 
thode  zu  der  allopathischen,  in  ihrer  praktischen 
Anwendbarkeit  Briefl^  Mittheüung  von  Dr.  CL 
Hampe  in  Wien. 

DaDs  un  chemin  montane  siz  chevaux  tirolent  an  coclie; 
Une  mouche  anrvient,  et  des  chevaux  8*approobe, 
Pretend  lea  animer  par  ton  boii)rdonnenient, 
Pique  VüUy  piqne  Tantre^  et  penae  a  tout  moment 
Qu'elle  fait  aller  la  machine. 

Ich  hätte  diesen  Gegenstand  gleich  in  meinem  ersten 
Aufsätze  näher  belencbtet,  hätte  sich  schon  damals  das 
Streben  mehrerer  Homöopathen  s6  auffallend  gezeigt, 
die  iltere  Therapie  mit  der  neueren  theoretisch  und 
praktisch  zu  vereinigen«  Der  Inhalt  einiger  neueren 
Aufsätze  setzte  mich  daher  in  nicht  geringes  Erstau- 
nen. Ist  es  also  so  weit  mit  uns  gekommen?  Ist  das 
die  Frucht  aller  unserer  Bemähungen,  aller  unserer 
Kämpfe?  Während  viele  Aerzte  der  alten  Schule^  ge-  , 
leitet  durch  das  Studium  der  pathologischen  Anatomie, 
schon  längst  dahin  gekommen  sind,  die  Unhaltbarkeit 
der  alten  Therapie  einzusehen,  fangen  wir  an,  der  von 
allen  Seiten  verstossenen  uns  wieder  anzunehmen  und 

UYOBA,  Bd,  X.  19 


290  Originalabhandlungen. 

nach  einer  innigen  Verbindung  mit  ihr  nns  zu  sehnen. 
Man  giebt  ihr  jetzt  alle  erdenkliche  schöne   Namen, 
nennt  sie  seine  gute  Freundin,  seine  nächste  Blatsver- 
wandte,  findet  sie  überaus  vernönftig,  kann  nicht  be- 
jg^reifen,  wie  man  sie  einst  so  habe  beschimpfen  können, 
gesteht  ihr,  man  habe  sie  insgeheim  fast  lieber  als  das 
eigene  Ich,  kurz  man  ist  ganz  in  sie  verliebt.    Näch- 
stens macht  man  ihr  gewiss  einen  Fussfall,  küsst  ihr 
das,  durch  die  zu  schnelle  Wirkung  eines  an^gfezeigten 
Purgirmittels  etwas  gefärbte  Gewand  und  bittet  sie, 
einzutreten  in  Hygea's  geheiligten'  Tempel.    Wer  er- 
röthet  nicht  vor  einer  solchen  That?  Stehen  wir  nicht 
da  zum  Uohngelächter ,  zum  bittern  Spotte  aller  unse- 
rer Feinde,  armselig,  vetschrumpft ?  —  Oder  steht  es 
vielleicht  nicht  so  arg  mit  uns?  Man  stellt  alle,  jemals 
angewandte  Heilmethoden  friedlich  neben  einander,  giebt 
jeder  dnen  häbschen  Namen  und  findet,  nachdem  man 
0ie  naeh  allen  Seiten  philosophisch  betrachtet,  dass  sie 
am  Ende  ihrer  Anwendung  doch  nicht  gar  so  sehr  von 
einander  verschieden  wären,  so  dass  es  so  ziemlich  alles 
eins  sei,  welche  man  im  gegebenen  Falle  anwende.  Man 
fange  nur  einmal  wieder  an^  Aderlässe,  Blutegel,  Brech- 
und  ijjiföhr^,  Seh  weiss-  und  Harn -treibende  Mittel, 
CanWl^ien,  DowEa'sche  Pulver  etc.  philosophisch   her- 
einzusehwärzen,  und  die  Homöopathie  hat  aufgehört  zu 
seyn.    Ich  tröste  mich  indess  damit,  dass  es  bei  jo:roS' 
sen  Umst^ltungen  nicht  auf  einige  Jahre  und  nicht  auf 
zeitweise  irrige  Meinungen  einiger  Personen  ankomme.— > 
Ich  habe  nichts  dagegen,  wenn  jemand  ruhig  und  za- 
frieden  seine  Allopathie  seinen  Patienten  applicirt;  ich 
,werde  seinen  süssen  Geistesfrieden  nicht  stören,  denke 
mir  höchstens:  „Er  ist  ein  dunkler  Ehrenmann,  der  über 
die  Natur  und  ihre  heiligen  Kreise  mit  grillenhafter 
Mühe  sinnt. ^^  —    Ich   hab'  auch  nicht  viel  dagegen, 
wenn  selbst  ein  Homöopathiker  zuweilen  wegen  ver^ 
schiedencr   Privatrucksichten   einen  oder  den   andern 
Kranken  anders  behandelt;  aber  man  wolle  ja  nicht  ein 


ÜyMtem  daraos 

iniachen,  and  diesem  ^Mtnem:   ruu^crr. 
zei^e   mir  doch    eimgr  «e&«iK    i^«, 
Misch -Maschbehandltto;?-  ^y^'  «^ 
und  drilber  gehen,  das«  «  o«^  Jl^i.»t*^-c^  ^ 
und  ich  werde  mein  \V«lilj«IalMji    u«tru**t.  ^ . 
onterdriicken.    Es  lasst  ^iek  lr^iA«c.    4»^    ^^. 
heit  than,  was  man  immer  will,  «m  j^uv.t..  1^...^ 
man  seinen  Namen  gthen^  ^  aber  c;««;«»«;    v^. 
Verfahren  za  etwas  fromme,  ob  es  ici  eüAir-  i^^^-.* 
stehe  zn  dem  pathologischen  Zuainbde  uc-    ..f...^.  ^ 
nen  Krankheit,  das  ist  eine  andere  f'rn^^.  k-^M»^    ..^ 
wenn  bei  Polyaemie  das  Blut  sich  auf  ed«4;  Oi^«^     _  , 
wie  er  anfährt,  auf  die  Tonsillen,  wirfi.  uul  4.    •^*.. ^^ 
Falle  erschwertes  Schlingen,  Schmerz,.  Üuiut  ü^..  .. 
Schwellung  der  Mandeln  and  voller  Pul«  «ici    ^«.«^... 
S— 3  Pfund  Blut.  Her  Kranke  wird  geKUüd.  Jr^i    »v^i, 
sammt  seiner  Ehehftlfte  klagen  von  Zeit  ^u  Ziei:  i^^. 
leichten  Kopfschmerz  and  fiichwindel;  da«  O«;«^«««..  ^ 
roth,  der  Puls  voll    Ein  Aderlass  von  drei  Pluuc  wi,. 
fernt  jedesmal  diese  bedenkliche  Krankheit,  «^  .^„^ 
noch  80  oft  wiederkehren.    Bei  Pneumonieen,  rl*ci.ju^- 
tischen    Gelenkentzündungen   entzieht   Pioiuir  bo   i««. 
Blut,   bis  endlich  Blutleere  eintritt.    Das   Uriu^i  a«^, 
diesen  antipathischen  Mann  nicht   in  Verlegenheit.  ^ 
giebt  dem  Kranken  fleissig  zu  trinken,  la»st  dk  hjL- 
tremit/lten  zusammenschnüren  und  sie  sammt  dem  La^ 
terkörper  höher  als  den  Oberkörper  legen,  damit  Me* 
nigstens  die  Centraltheile  mit  einer  Art  von  lllui  %«r* 
sehen  werden  können.  Es  sterben  nicht  Alle!  Wi^kii«:/ 
rationelle  Arzt  hat   an  einer   solchen  Methode  etwa» 
auszustellen?  Piorry  hat  blos  antipathisch,  oder  fep«;^ 
cifisch  enantiopathisch,  oder  rein  liomöopatbiHch  u.  *.  w. 
behandelt! —  Man  kann  bei  Hodenentzündungen  %on  ui&* 
t erdrücktem  Tripper  den  Brech Weinstein  in  plenu  itm 
geben,  Blutegel  ansetzen,  Quecksilbersalbe  einreibn^a.^ 
kalte  oder  warme  Umschlige  geben,   man  kann  4U:k 

19. 


292  Originalabhandlungen, 

Kranken  klystiren,  purgiren,  baden,  durch  einen  belie* 
bigen  Thee  schwil/^en  lassen,  Vesicanlien  aufs  Kreuz, 
Senfteige  auf  die  innere  Fläche  der  Schenkel  legeo, 
man  kann  selbst  inzwischen  manchmal  die  Ciematis 
erecta  reichen;  der  Kranke  kann  ferner  einen  /gruten 
Spaniol  schnupfen  —  er  wirkt  aufleitend,  da  nach  Bs- 
RENDs  die  Nase  in  Sympathie  mit  den  Genitalien  steht; 
der  Kranke  kann  auch  einen  keuschen  Gejo^enstand, 
wenigstens  den  Mond,  anschauen,  da  uns.  ja  Wjbikabd 
(in  seinem  „philosophischen  Arzte ^^)  erzählt,  wie  eio 
fränkischer  Arzt  eine,  nach  einem  Excess  in  der  Wol- 
lust entstandene,  Krankheit  der  Beischläferin  eines  Sul- 
tans durch  plötzliche  Erregung  des  Schamgefühls  (con- 
traria contrariis!)  augenblicklich  hob*  Das  und  noch 
vieles  Andere  lässt  sich  in  diesem  Falle  anwenden  und 
streng  wissenschaftlich  rechtfertigen.  —  Nach  wie  viel 
Methoden  lässt  sich  nicht  schon  eine  ganz  gemeine 
Krankheit,  eine  Halsentzündung  durch  und  durch  eu- 
rirenl  Ein  Schwalbennest  ist  z»  B.  nach  ScHÖNLsiN^e- 
eifi*ch.  —  In  der  Nähe  Wien's  ist  ein  Ort^  da  rahmte 
der  Jäger  den  Hirsch-,  der  Kuhhirt  den  Kuhkoth  in 
Form  eines  Umschlages  als  ganz  vorzüglich  in  dieser 
Krankheit.  Ein  Consilium  entschied  sich  für  den  Vor- 
schlag des  letzteren,  indem  man  dieses  Mittel  für  spe- 
cifisch  homöopathisch,  für  specifisch  enantiopathisch, 
für  antipathisch ,  für  ableitend  —  kurz  für  Alles,   nur 

iiicht  für  einen erklärte.    Der  Kranke  genas.  — 

Wie  philosophisch  kann  man  einer  Peritanitis  tnberca- 
losa  mit  allen  nur  erdenklichen  Methoden  beispringen  1 
Wie  schön  lässt  sich  selbst  ein  Fibrochondroid  der 
Gebärmutter  rein  methodisch  behandeln  I  Was  lässt  sich 
mit  einem  Fungus  und  mit  einer  Cirrhosis  der  Leber 
Alles  anstellen!  Doch  hilft  Carlsbad  nicht  immer,  dafär 
aber  Ischl  oder  Gräfenberg.  Lassen  auch  diese  Einen 
im  Stiche,  so  hat  man  ja  noch  das  Bheum,  die  „Anima 
bepatis^S  '^^  Hinterhalte.  Man  kann  beim  nächtlichen 
Bettpissen  ein  Vesicans  auf  den  Kopf  legen,  bei  der 


Originalabhandlungen,  298 

Cynanche  pseiidomembranacea  cauterisiren ,  Gichtischc 
die  grosse  ftSclimiercar  passiren  lasseD,  bei  der  Cholera' 
das  Röckeomark  isolireri;  Rippen,  Gebärmutter,  Eier- 
stöcke, ja  selbst  den  entarteten  Pyloras  exstirpiren^ 
man  kann  endlieh  dem  Kranken  den  Kopf  abschneiden, 
ohne  Gefahr  zu  laufen,  von  einem  guten  Methodiker  fär 
einen  Verruckten  gehalten  zu  W^erden.  Kurz,  keine 
Krankheit  ist  zu  klein  und  keine  zu  gross,  die  man 
nicht  nach  allen  Methoden,  und  zwar  nach  den  tiefsten 
philosophischen  Erörterungen  behandeln  könnte*  —  In 
solche  Verwirrungen  brachte  uns  der  grösste  Feind  der 
Medicin,  der  Dynamismus.  Man  sieht  in  der  Krankheit 
nichts  als  eine  Veränderung  der  Kräfte,  immaterielle 
Störungen,  eine  Abweichung  der  Functionen  v6n  der 
Idee  etc.  Nach  Krause  ist  Krankheit  „ein  wesenwidri- 
ges 8o-Seyn,  statt  seines  wesengemässen  Anders- 
seyns,  widersprechend  dem  Heile  der  Gesundheit'^. 
Die  dynamistische  Ansicht,  Folge  unserer  philosophi- 
schen Systeme,  hat  besonders  in  Deutschland  zu  den 
sonderbarsten  Vorstellungen  von  den  Krankheiten  in 
specie  Veranlassung  gegeben,  deneil  dann  eben  so  son« 
derbare  Heilmethoden  entsprechen  miissen.  Man  muss 
oft  herzlich  über  die  ideellen  Verherrlichungen  dieser 
Leute  lachen.. —  Kant  setzt  das  Dynamische  dem  Ma- 
thematischen und  dem  Atomistischen  entgegen.  — 

Wie  nachtheilig  also  die  Uebertragung  dynamisti« 
scher  Ideen  auf  Naturwissenschaften,  besonders  aber 
auf  die  Medicin,  seyn  müsse,  folgt  schon  aus  diesem 
klaren  Gegensatze.  Leider  ist  die  Zahl  der  Dynami- 
sten  auch  unter  den  Homöopathen  noch  ziemlich  gross« 
Kommen  nun  gar  mehrere  solcher  Herren  zosammmen, 
so  wissen  sie  nicht,  welche  Lobeserhebungen  sie  sich 
gegenseitig  machen  sollen,  und  einer  steht  dem  andern 
in  seinen  spirit.  Arbeiten  bei:  der  Eine  melkt  den  Bock, 
der  Andere  hält  das  Sieb  unter.  Indessen  fangen  doch 
schon  Viele  von  ihren  ultramontanistischen  Ideen  an  zu«- 
rOckzakommen  und  sich  wieder  ihrer,  von  Gott  verlie- 


292 

Kranken  k!y^ 

bigen  Thee  .•- 

Senfteij^e  hu 

man    kann    ^ 

erecta   reich 

Spaniel  seh 

RENDs  die  ? 

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1 


/ 


Originaiabhandlungen.  SM 

rde  bei  einer  Meningitis  der  Kinder  nicht  die  hom» 
limetbode  verlasseh  und  zu  Biatej^eln,  Calomel^  Ab- 
irmitteln  etc*  meine  Zuflucht  nehmen,  wenn  ich  weiss^ 
äs  dieser  Krankheit  fast  immer  Oehirntuberkeln  zum 
üude  Heilten  und  dass  dieselben  nur  in  den  seltensteil 
.^«en  verkalken.  Ich  werde  bei  Convulsionen  der  Kin«* 
.,  wenn  sie  einen  tödtlichen  XuBghng  nehmen,  nicht 
..  Homöopathie  die  Schuld  beimessen  und  das  nächste 
.!  mich  der  Allopathie  in  die  Arme  werfen,  wenn  ich 
'  der  Section  Tuberkeln  im  Gehirn  und  in  seiner  Udh 
'!ung,  Wasseransammlun;;en,  Gehirnerweichung^  etc. 
"^e,  die  weder  die  eine  noch  die  andere  Methode  zu 
**^fernen  vermag.  Ich  werde  bei  einer  Longenentzfin* 
^r\jBr  nicht  den   unterlassenen  Blutentziehungen,   der 
''n-nachlAssigung  des  Nitrum  den  ungünstigen  Ausgang 
'^schreiben,  wenn  ich  den  Fat.  erst  den  3—4.  Tag  in 
^'e  Behandlung  übernahm,  wenn  die  Percussion  und  die 
nscultation  nachweisen,  dass  der  halbe  Lungenflügel 
noch  mehr  infiltrirt  ist  —  obwohl  Ipflltrationen  von 
igem  Umfange  den  Tod  herbeiführen  können  —  ^ 
"^*wenn  das  Subject  tuberculös  ist,  vielleicht  schon  gar 
^"^eichen  der  grauen  Hepatisation  zugegen  sind*    Diese 
""^letztere  heilt  zwar  auch  oft,  wie  ich  in  dem  Spitale  bei 
'"'^Dr*  Fleischmann  zu  sehen  Gelegenheit  hatte.  —    Ich 
"^fcann  ferner  nicht  verlangen,  dass  eine  Hepatisation, 
^  eine  Pericarditis,  Pleuritis,  Peritonitis  mit  einem  be* 
"^ trAchtlicheren  Exsudate,  wenn  auch  die  Beschaffenheit 
*  desselben  noch  so  gut  seyn  mag,  in  24  Stunden  ver** 
"*   8Ch wundert  seyn  müsse,  widrigenfalls  ich  mein  Heil  in 
^  einem  kräftigeren  Einschreiten,  wie  man  gewöhnlich  zu 
^    «agen  pflegt,  suchen  würde.  Ich  hatte  oft  Gelegenheit^ 
^    Uepatisationen,  Exsudate  im  Pericardium,  in  der  Brust«* 
und  Bauchhöhle  trotz  wiederheiter  Aderlässe  nicht  nur 
nicht  abnehmen ;  sondern  vielmehr  zunehmen  zu  sehen« 
Daraus  ersiebt  man,  dass  Venfisectionen  weder  die  Re- 
sorption des  vorhandenen  Exsudates   zu  beth&tigen^ 
noch  die  Bildung  eines  neuen  anfznlialten  vermögen. 


SM  (hi$inaiabhandlungen. 

gar  Dicbt  zu  gedenken ,  dass  sie  die  Krankheit  gleifek 
io  ihrem  Beginn  hitten  beacbrfinkbn  sollen*  Nicht  aar 
aber,  dass  Blutentleerungen  keinen  gänstige»  Einfam 
auf  die  Quantilfit  des  Exsadats  aasäben,  sie  können  in 
Gegeniheil  dessen  Qualität  mehr  oder  weniger  ver- 
sehlimmern»  Schwächliche  Sabjecte  sind  es  bekannt- 
lieh,  welche  die  beftigsten  Entzündangen  erleiden.  J)ie 
Erfahrung  lehrt  uns  aber,  dass  Blatentleeriinffen  bei  ei- 
nem nor  etwas  kachektischen  Individuum  leicht  bösar- 
t^e  Exsudate,  eitrige  Lungeninfiltration,  blatiges  Se- 
rum>  Eiter,  Jauche  mit  herbeiführen  können«  TVenn  also 
Blutentziehungen,  das  Wichtigste  der  ganzen  alten 
Therapie,  entweder  überflüssig  oder  gar  schädlich  sind, 
was  bleibt  letzterer  dann  noch  übrig?  Man  nenne  mir  doch 
eine  Krankheit,  welche  Blutentziehungen  unbedingt  er- 
fordert und  durch  kein  homöopathisches  Heilverfahren 
beseitigt  werden  kann.  Die  Resultate,  welche  Dr. 
Flbichsmann  bei  Entzündungen  im  Grossen  erzielte, 
ballen  uns  hinlänglich  darüber  belehrt  lieber  die  Be- 
ziehungen der  Ven&sectionen  zu  Pneumonieen,  zor  wah- 
ren Pleuritis  ~-  zum  Unterschiede  von  einer  blos  rheu- 
matischen Affection  — ,  und  zu  Gehirnblutungen,  also 
zu  jenen  Krankheiten ,  bei  welchen  selbst  manche  Ho- 
möopathen zuweilen  Gewi^senäscrupel  bekommen,  habe 
ich  schon  in  meinem  ersten  Aufsätze  gesprochen.  ^3 ----^*J 


♦)    S.  Hygca  X  13, 16,  ff.  —    Gr. 

**)  Die  Beobachtung  von  Dr.  Schrön,  dass  bei  der  Behandlang  der 
Pneumonie  mit  specif.  Mitteln  fast  constant  galligtes  Erbrechen  auf- 
trete und  einen  guten  Ausgang  verkünde,  was  bei  der  allopathisolieii 
Bohandlung  nicht  der  Fall  sei,  ist  ganz  richtig.  —  Es  bleibt  aber  nichl 
immer  bloss  beim  g alligten  Erbrechen,  es  kommen  auch  oft  galligta 
Diarrhcie,  starke  Schweisse,  Blutungen  aus  der  Nase  und  dem  Uterus 
hinzu  ^  was  bei  der  Behandlung  mit  Blutentziehungen  entweder  nicht 
■0  eminent,  oder  gar  nicht  vorkommt.  Wird  nämlich  durch  Aderlässe 
die  Hlutmasse  so  vermindert,  dass  der  noch  gesunde  Theil  der  Lunge 
Sutreiebt,  dieselbe  zurEotkohlung  aufzunehmen,  so  brauchen  nicht  die 
Leber  durch  vermehrte  Gallenabsonderung  und  die  Haut  durch  ver- 
mehrte Tbatigkeit  ihrer  Function  einen  ao  grossen  Theil  derBlutnasse 


Originalabhandiungen. 

Mit  welchem  Rechte,  frage  ich  weiter,  beschuldigt  man 
die  Homöopathie  des  Unvermögens,  die  Gicht  zu  enti» 
ren,  wenn  die  Kranken  ihre  gewohnte  Ernährangs- 
weise,  also  die  Gelegenheitsursache,  nicht  durch  sehr 
lange  Zeit  gänzlich  zu  verlassen  sich  entschliessen 
können?  Entsteht  sie  von  anderen  Ursachen,  w*elche 
auch  eine  Gastro^-enteritis  mit  der  angegebenen  abnor- 
men Säurebildung  erzeugen,  z.  B*  von  heftigen  Ge<» 
mnthsbewegnngen,  so  wird  sie  die  Hom.  gewiss  leicht 
ter  als  die  Allopathie  heilen.  —  Wie  kann  man  billi- 
ger Weise  gerade  von  der  Homöopathie  fordern,  d|i8s 
sie  eine  Phthisis,  einen  Fungus  medullaris,  in  was  inw 
mer  für  einem  Organe  und  »Stadium  ^\  femer  eine  gra- 
nulirte  oder  eine  atrophische  Leber^  Hydrops,  entstan- 
den aus  unheilbaren  Krankheiten  des  Herzens,  der  Le^ 
ber,  der  Nieren,  des  Bauchfells ;  ferner  Krankheiten  mit 


zu  entkohlen,  oder  das  Blut  sich  selbst  einen  Weg  zu  bahnen,  wie  dief 
umgekehrt  bei  der  homAopathlschen  Behandlung  stattfindet.  Uebrigens 
verschafft  aber  diese  vermehrte  Gallenabsonderung,  und  wenn  sie 
selbst  durch  Brech-  und  Abführmittel  unterstutzt  wird,  keine  so  grosse^ 
IBTrleichterung,  als  starke,  besonders  durch  momentane  Erkältung  her- 
vorgerufene 8ch weisse.  Man  sehe  noch^  was  ich  in  der  Hjgea  Bd.  JC» 
Hft  1.  pg.  13  über  Blutentziehuugen  in  der  Pneumonie  und  wahrer 
Pleuritis  gesagt  habe.  —  Ich  sehe  also  in  diesen  tumultuarischen  Auf<p 
tritten  blosse  Functionsstörungen  und  gesteigerte  gleichartige  Func- 
tionen, nicht  aber  Reactionen  der  Naturheilkraft  gegen  die  Krankheit 
selbst,  welcher  Missgriff  bei  vielen  Krankheiten  geschieht.  —       Hpb. 

*}  Der  von  Hofrath  MÜHLBNBEi^ik  geheilte  Markschwamm  des  Au- 
ges dürfte  kein  wahrer  Fungus  medullaris,  sondern  ein  «us  der  fibl'd- 
sen  Haut  hervorwuchernder^  zuweilen  heilender  und  aus  erectilem 
Gewebe  b^stehenderi  markschwaromartiger  Fuogus  gewesen  seyn. 
Bis  jetzt  hat  weder  die  Natur  noch  die  Kunst  einen  Fuogus  medullaris 
geheilt.  Ich  will  übrigens  hiemit  nicht  absprechen,  als  könne  es  in  der 
Natur  gar  kein  Mittel  geben,  diese  Krankheit  zu  heilen,  viele  giebt  et 
aber  gewiss  nicht.  Es  ist  überhaupt  schon  ein  schlimmes  Zeioheoy 
wenn  die  Natur  nicht  durch  eigene  Kraft  eine  Krankheit  zu  beseitigen 
trachtet,  oder  vielmehr  nicht  beseitigen  kann.  Es  wäre  gewiss  trau- 
rig, wenn  die  Menschen  erst  von  den  Mitteln  der  Aerzte  ihre  Erldsung 
von  aUen  Krankheiten  ei^warten  müssten.  —    Hpb, 


(hiffinaiabhtmdiunsfen. 

einem  hohen  Grade  von  Blutver^iftan^,  wie  dieses  bei 
weit  g^ediehenem  Typhas  (bei  der  Pest,  bei  dem  ex- 
antheroatischen  Typhös,  dem  Petechial-  ond  Faalfiebei', 
«nd  leider  auch  häufig  bei  dem  gewöhnlichen  Typhos), 
ferner  der  Cholera,  den  Blattern  (schwarze  Blattern!), 
dem  IScharlach  etc.  der  Fall  ist?  Ich  könnte  noch  eine 
Menge  anrühren,  aber  ich  halte  es  theils  ffir  dberflOs- 
sig,  theils  für  nnmöglich,  im  Allgemeinen  za  bestimmen, 
wekhe  Krankheiten  leicht,  welche  schwer  und  welehe 
gar  nicht  heilbar  seien.  —  Sehr  auffallend  ist  es  aber, 
gar  solche  Behandlungsweisen  wieder  zur  Sprache  zo 
bringen,  an  die  selbst  keiti,  mit  der  Wissenschaft  fort- 
geschrittener, Allopath  mehr  denkt,  z.  B.  die  alte  Be- 
handlungs weise  der  sogen,  gastrischen  Fieber;  die  An- 
wendang  von  Brechmitteln ,  um  Nervenäeber  von  ihrem 
Verlaufeabzusehneiden,  beiGehirnerschütterong'en  ete*— 
Ich  bin  übrigens  weit  entfernt,  behaupten  zu  wollen, 
als  habe  die  alte  Schule  gar  nichts  Unnmstössliches, 
gar  nichts  nachzuweisen,  was  vielfältige  Erfahrungen 
als  gut  und  heilsam  eonstatirt  hätten;  aber  es  steht  nur 
vereinzelt  da  und  kann  in  kein  System  gebracht  nnd 
auf  keine  bestimmte,  allgemein  anwendbare  Heilmethode 
reducirt  werden.  Das  Meiste  lässt  sich  auf  Entfernung 
ifer  veranlassenden  Ursachen  und  auf  Anwendung^  spe- 
cifischer  Mittel  in  grösseren  Gaben  zurückführen.  Diese 
Ergebnisse  lassen  sich  nicht  nur,  sondern  müssen  mit 
der  Homöopathie  vereiniget  werden.  So  habe  ich  in 
meinem  frühem  Aufsatze  der  Behandlung  der  Bleich- 
sucht *}  und  der  Abtreibung  der  Würmer  schon  ge- 


*)  Ich  habe  hier  noch  hinzuzufügen^  dass  Dr.  Skoda  das  Geraascb 
bei  Chlorotischeki  in  den  grosseren  Arterien,  z.  B.  der  Carotis,  von  der 
Erschütterung  der  Arterien  in  Folge  der  Herzsystole  herleitet.  In  an- 
deren Fallen  hört  man  in  denselben  ein  Blasebalggerausch,  dessen 
ftitstehung  kaum  anders,  als  durch  Reibung  begriffen  werden  kann« 
itm  In  dem  Herzen  vernehmbare  Geräusch  wurde  ich  mit  dem  JLaute: 
N^owa  vergleichen  und  der  abnormen  Beschaffenheit  des  Blute«  so- 
Mhrelben,  —    Hpb. 


Ori^inalabhandiunffem.  M9 

dacht  Ich  werde  aach  nach  einer  Erkältung .  den 
Kranken  nicht  in  einen  Keller  schicken,  sondern  Im 
warmen  Bette  halten  und  durch  Trinken  yon  Wasser i 
nicht  aber  von  Füederblüthenthee  die  unterdrückte 
Hautfunction  wieder  hervorzurufen  trachten.  Ich  werde 
die  Blattern  bei  ihrer  vollkommenen  Reife  eröffnen,  um 
auf  diese  Art  nach  Mögh'chkeit  die  Resorption  des  Ei- 
ters und  den  Ueber^ano^  desselben  ins  Blut  zu  verhin- 
dern ^).  Ich  trachte  bei  Krankheiten,  denen  eine  Blut- 
vergiftung zum  Grunde  liegt,  die  Hümatose  durch  Ein* 
athmen  einer  frischen  Luft  (manche  Aerzte  setzten  Ty- 
phuskranke dem  Luftzuge  ans;  man  räth,  Pest-  und 
Petechialkranke  unter  freiem  Himmel  liegen  zu  lassen), 
ferner  durch  Trinken  frischen  Wassers,  durch  kalte 
Waschungen  der  Haut  etc.  zu  verbessern.  Auch  ich 
werde  bei  einer  Mastdarmstrictur  durch  Fungus  und  der 
daraus  entstehenden,  äusserst  hartnäckigen  Stuhlver- 
stopfung durch  fortgesetzte  Applicirong  von  Klystiren 
den  angesammelten  Darmonrath  zu  verdünnen  und  sq 
ihm  einen  leichtern  Durchgang  durch  den  engen  Weg 
zu  verschaffen  suchen«  —  Es  wird  mir  nicht  beifallen, 
durch  einige,  mit  der  30.  Verdünnung  der  Tiuct,  Secal« 
corn*  etc.  befeuchtete  Kügelchen  stärkere]  Contractio- 
nen  des  Uterus  während  des  Gebäraktes  hervorrufen 


i*).  Wird  viel  Eiter  aufgesogen,  und  folgt  l^esonders  die  Aufsaugung 
schnell,  so  sinken  die  Blattern  zusammen,  es  treten  tj'pl^öse  Erschei- 
nungen, Diarrhöe  etc.  ein.  Dr.  Skoda  verhindert  den  Uebergang  der 
Blattern  in  Eiterung  durch  Auflegung  von,  in  eine  Auflösung  von  Su- 
blimat getauchten  Leinwandlappen  auf  die  hervorbrechenden  Pusteln. 
Er  wandte  dieses  Verfahren  zuerst  mit  glücklichem  Erfolge  in  solchoA 
Fallen  an,  wo  sich  Blattern  im  Auge  entwickelten ,  Welche  bekannt- 
lich fast  immer  das  Auge  zerstören.  —  Zwischen  den  wahren  Blat- 
tern, den  Varioloiden  und  Varicellen  ist  kein  wesenclicber  Unterschied, 
sondern  sie  sind  nur  verschiedene  Orade  einer  und  derselben  Krank- 
heit. Bios  die  zu  eifrigen  Vcrtheidiger  der  vollkommenen  Schntz- 
kraft  der  Kuhpocke  haben  zu  diesem  Unterschiede  ihre  JZTufluoht  g%^ 
nommen.  Leider  scheint  auch  diese  Schutzkraft  nicht  gans  mehr  Sliek 
halten  zu  wollen.  —    Hpb. 


SOO  digittalabhandiungefi. 

KU  wollen*  So  reichen  bei  heftig^en  BlulstOrzen  nach 
der  EnlbindunjB^  die  kleinen  Gaben  nicht  ans,  sondern 
man  muss  zo  grösseren  Dosen  der  Ipec,  des  Safrans, 
des  Mutterkorns,  der  Zimmttinctur  etc.,  selbst  zu  In- 
Jectionen  von  verdünntem  oder  reinem  Weingeist,  nin 
das  Blut  zu  caguiiren  und  die  Gefässe  sammt  dem 
Uterus  zur  Zusammenziehung  zu  bringen,  seine  Zu- 
Sucht  nehmen.  — 

Auch  ich  stehe  nicht*  in  dem  Wahne,  die  Taberkel- 
krankheit,  selbst  in  ihren  leisesten  Andeutungeo,  nnd 
in  was  immer  für  einem  Organe  und  Systeme  durch 
blosse  homöopathische  Mittel  bekämpfen  zu  können^ 
sondern  ich  sorge  durch  den  Genuss  einer  blos  thieri- 
sehen  Nahrung,  durch  das  Einathmen  einer  gesunden 
Luft  und  durch  sorgsame  Hautcoltur  die  Blutbereitang, 
vorzüglich  im  Kindesalter,  zu  verbessern.  — 

Jch  habe  hier  einige  Fälle  angeführt,  in  welchen  ich 
zu  zeigen  trachtete,  wie  nach  meiner  Ansicht  allopa- 
thische Heilarten  und  Grundsätze,  wenn  man  sie  schon 
so  nennen  will)  mit  einer  homöopathischen  Behandlung 
verbunden  werden  müssen.  Lässt  sich  aber  daraus 
ein  System  machen? 

Den  Aufsatz  des  Dr.  Schrön  über  die  fragliche  Suf- 
ficienz  der  hom.  Heilmethode  ^)  glaube  ich  für  sich  al- 
lein betrachten  zu  müssen.  Bei  der  Beantwortung  die- 
ser Frage  handelt  es  sich  vor  Allem  zu  wissen,  wie 
weit  der  Begri£f  von  dieser  Sufficienz  auszudiehnen  sei» 
Soll  diese  Sufficienz  allgemein  seyn,  so  dass  die  Ho- 
möopathie alle  Krankheiten  heilen  müsse,  um  anerkannt 
zu  werden,  oder  nur  relativ,  in  Bezug  nämlich  zu  den 
Leistungen  der  Allopathie?  Das  erstere  streitet  gegen 
die  Gesetze  der  Natur.  „Alles,  was  einen  Anfang  hat, 
sagt  Spinoza,  muss  auch  ein  Ende  haben^^  Der  Mensch 
kann  nicht  ewig  leben.  £s  herrschen  zwei  Processe 
in  der  Natur:  ein  Schaffungs-  und  ein  Zerstörongs«- 


♦)    Hygea  IX.  490.  —    Gr. 


Originalabhandlungen.  801 

process,  doch  so,  dass  keiner  das  lieber j;e wicht  ober 
den  andern  erhält.  80  stehen  die  einzelnen  Naturreiche 
einander  gegenüber,  und  keins  ist  im  Stande,  das  an-* 
dere   zu  vernichten*    Auch   die  Pflauzenwelt  hat  ihre 
sporadischen  und  epidemischen  Krankheiten.    Die  Na«* 
tur  trachtet  ferner,  das  Genus  so  kräftig  als  möglich 
zu  erhalten,  vernichtet  daher  alles  Schwache  so  bald 
als  möglich,  damit  es  sich  nicht  fortpflanze«  Bei  hohen 
Graden  von  Entartung  hört  das  Fortpflanzungsvermö- 
gen ganz  auf.    Geht  es  zu  langsam  mit  sporadiselieii 
Krankheiten,  so  helfen  von  Zeit  zu  Zeit  Epidemieen; 
Auch  diese  lösen  sich  ab.    Seit  uns  die  Pest,  die  wohl 
keine  Contumazanstalt  aufhalten  wurde,  wenn  sie  mit 
ihrer  frühem  Macht  an  unsere  vermeintlichen  Bollwerke 
käme,  verlassen  hat,  haben  die  Blattern  und  zuletzt 
die  Cholera  ihre  Stelle  zu  vertreten  getrachtet.  So  hat 
auch  seit  dem  Aufhören  der  grossen  Blatternepidemieen 
die  Tuberkelkrankheit  sehr  überhand  genommen:   sie 
muss  das  langsam  verrichten,  was  jene  schnell  abthaten. 
Es  giebt  ferner  Krankheiten,  welche  schwerlich  je  eine 
Kunst  heilen  wird  und  welche  besonders  im  höhern  Al- 
ter erscheinen.    Der  Mensch  scheint  nicht  bestimmt  zu 
seyn,  ohne  Krankheit  zu  sterben.    Von  einer  allgemei- 
nen Sufficienz  dürfte  also   wohl  nicht  die  Rede  seyn 
können,  und  daran  hat  auch  Dr.  Schrön  wohl  nicht  im 
Ernste  gedacht.    Es  handelt  sich  also  nur  um  die  re- 
lative Sufficienz!   Vermag  die  .Homöopathie  so  viel  zu 
leisten  als  die  Allopathie*?  Um  diese  Frage  zu  beant- 
worten, vergleicht  Dr.  Schrön  die  Resultate,  welche 
die  hom  Behandlung  in  dem  Leipziger  hom.  Spitale  auf- 
zuweisen hat,  gegen  die  in  allop.  Spitälern.    Er  findet 
nun  nach  diesem  gegebenen  Verhältnisse,  dass  die  Hom* 
im  Nachtheile  stehe«  „Denn^S  sagt  er,  „Uebel,  welche 
die  alte  Methode  zuweilen  heilt,  als  Epilepsieen,  Gei- 
steskrankheiten, Wasseransammlungen  in  Körperhöhlen^ 
die  nicht  nach  acuten  Krankheiten  entstanden  waren , 
Lähmungen,  versatile  und  stupide  Nervenfieberformen, 


tot  Ofiginalabhandiungen. 

die  sich  aas  anderen  vernaehlitssigten  Uebeln  heraus- 
bildeten, heilte  man  in  der  Anstalt  nicht,  was  sehr  z« 
bedanern  ist,  da  gerade  die  g:enannten  Formen,  wie  ich 
bestimmt  weiss,  nicht  selten  von  hom.  Aerzten  wirk- 
lich j^eheilt  werden/^  Ans  dem  Schlosse  sollte  man 
aieinen,  dass  Dr.  Schrön  die  Hom.  in  Schutz  nehmen 

welle;  Weiter  unten  sagt  er  aber:  „Daraus  folget ^ 

dass  Formen  aofstossen,  welche  die  alte  Schole  mitun- 
ter, unsere  aber  nicht  heilt«  So  lehrt  denn^^,  führt  der« 
^elbe  fort,  „nicht  allein  die  Theorie,  sondern  auch  die 
Praxis,  dass  es  Aufgabe  des  tüchtigen  Arztes  sei,  alle 
Heilwege  genau  zu  kennen  und  ihrer  zweckmässigen 
Handhabung  mächtig  isu  seyn,  damit  er  jede  Methode 
auch  da  anwenden  könne,  wo  apriorsche  Grande  oder 
aposteriorsche  Erfahrung  ihr  den  Vorzug  vor  der  an- 
dern giebt.    Discite   monitiM^    Ich  frage  jeden   Arzt: 
Können   Lähmungen^   Epilepsieen,   Geisteskrankheiten 
und  chronischer  Hydrops  als  Probierstein  für  die  Gil- 
tigkeit  einer  oder  der  andern  Heilmethode  angesehen 
werden?  Untersuchen  wir  diese  Krankheiten  etwas  ge- 
nauer!   Wir   haben   wenig   idiopathische   Lähmungen, 
die  meisten  sind  sympathisch.    Erstere   entstehen   auf 
rheumatische  Affectionen,  heftige  Gemöthsaffecte,  Neu- 
ralgieen,  und  sind  im  Ganzen  genommen  heilbar.  Letz- 
tere entstehen  von  verschiedenen  Krankheiten  des  Ge-* 
hirns  und  seiner  Umgebung,  des  Rückenmarkes  und, 
jedoch  selten,  von  Krankheiten  einzelner  Nerven:  von 
acuter  und  chronischer  Entzündung  der  Hirn-  und  Rük- 
kenmarkshäute,   des  Gehirns  und  Ruckenmarks,   von 
Erweichung  des  Gehirns  und  Rückenmarks,  von  Scie« 
rosis,   Atrophie   des  Gehirns  und   Ruckenmarks,    von 
Blutextravasaten   im  Gehirn  und  dessen  Hauten,   von 
Wasseransammlung,  Gebirnoedem,  von  grossen  Tuber- 
keln, Fungus,  Speckgeschwülsten,  Cysten,  knochigen 
Concrementen,  fibrösen  und  carttlaginösen  Prddocten  — « 
im  Gehirn  und  dessen  Umgebung  —  von  toberculöser 
Arthrocace  der  Rflckenwirbel ,  vom  Druck  auf  einzelne 


OriginaiabhandhmffefL 

Nervenslämme  und  von  Atrophie,  was  jedoch  sehr  sel- 
ten der  Fall  ist^  der  letztem.    Einige  von  diesen  Ur- 
sachen sind  entfernbar,  die  anderen  entfernen  za  kön- 
nen,  wird   der  wüthendste  Allopath  nicht  behaapten. 
Welche  Arten  von  Lähmungen  hatte  man  in  Leipzig 
vor  sich?   Man  halte  doch  in  Leipzig  beiläufig  eine 
Diagnose  machen  sollen  l --^  Ebenso  verhfilt  es  sich  mit 
der  Epilepsie.  Wie  kann  man  diese  räthselhafte  Krank- 
heit zur  Constatirung*  der  Anwendbarkeit  der  einen  oder 
andern  Heilmethode  aufstellen?  Sie  ist  wohl  immer  nur 
ein  grosses  Symptom   der  verschiedenartigsten  Ursa- 
chen«   Es  gehört  zwar  ohne  Zweifel  noch  ein  zweiter 
Factor,  ein  uns  g&nzlich  unbekanntes  Agens  dazu,  um 
die  Erscheinungen  dieser  Krankheit  hervorzurufen,  da 
alle  Ursachen^  die  man^  je  bei  Sectionen  Epileptischer 
nachgewiesen  hat,  auch  ohne  epileptische  Zufälle  vor- 
kommen.   Doch  scheint   dieses  Agens  för  sich  allein 
keine  Phänomene  der  Epilepsie  erzeugen  zu  können, 
indem  nach  entfernter  Ursache,  wie  viele  Tlyatsachen 
bewiesen  haben,  auch  diese  Erscheinungen  verschwin- 
den.   Doch  hat   man  auch  oft  gar  keine  organischen 
Ursachen  auffinden  können,  was  indessen,  bei  der  gros- 
sen, schwer  oder  für  jetzt  noch  gar  nicht  nachweisba- 
ren Anzahl  derselben  nichts  gegen  ihre  wirkliche  Ge- 
genwart beweisen  kann.    Ich  will  hier  nur  bemerken, 
dass  Epilepsie  bei  fast  allen  oben  angeführten  Krank- 
heiten des  Gehirns  und  Röckenmarks,  bei  den  verschie- 
denartigsten Krankheiten  des  Darmkanals,  der  Leber, 
Nieren ,  Harnblase,  der  männlichen  und  weiblichen  Ge- 
schlechtstheile,  der  Haut  etc.  vorgekommen  ist.    Matt 
mässte  also  wieder  die  Frage  stellen:  Welche  dieser 
Ursachen  vermag  die  alte  oder  neue  Schule  zu  heben, 
und  welche  Art  Epilepsie  hatte  man  in  Leipzig  zu  behan- 
deln? Wie  schwierig  übrigens  die  Diagnose  in  jeden 
einzelnen  Falle  ist,  das  ist  leider  nur  zu  bekannt.  Das- 
selbe gilt  auch  von  den  Geisteskrankheiten.    Die  or- 
ganischen Verindernngen ,   welche  ich   bei  mehreren 


8M  Oriflnaiabhandhmgen. 

Sectionen  Geisteskranker  za  beobachten  Gelei^nheit 
h^tte,  bewiesen  mir  nur  za  deatliph,  dass  oft  «Dfiber« 
steigliche  Hindernisse  der  Heilang  im  Wege  liegea 
Zuweilen  findet  man  gar  keine  organische  ITeränder- 
nngen*  Mau  glaube  aber  überhaupt  ja  nichts  dass  Krank- 
heiten ,  bei  denen  man  bü  jetsd  keine  materiellen  Ter- 
inderungen  nachzuweisen  vermag,  leicht  za  heilen  seien. 
Vor  einiger  Zeit  sah  ich  ein  Kind  sterben,  welches  keio 
anderes  Symptom,  als  einen  bräuneartigen  Hausten  iceigte. 
Bei  der  Section  fand  sich  keine  Spur  des  Cronp,  son- 
dern nur  ein  grösseres  Gehirn.  Vor  Kurzem  kam  mir 
wieder  ein  ähnlicher  Hasten  bei  einer  Meoinfritis.  tu- 
bercolosa  vor.  Auch  Dr.  Wurm  beobachtete  einen  sol- 
chen Husten,  als  Begleiter  todUich  abgelaufener  Con« 
vulsionen«  Dr.  C.  Otto  besuchte  alle  Irrenanstaltea 
Europa's,  verglich  dann  die  Resultate  der.verschiedea- 
artigsten  Behandlungen  und  es  zeigte  sich  kein  Unter- 
schied.—  Wir  kommen  nun  zum  Hydrops!  Wieder  sir 
Ein  Symptom!  Wovon  entstand  dieselbe  in  jenen  Vi^ 
len,  welche  in  Leipzig  nicht  zu  heilen  waren?  Knoi  der 
Hydrops  von  einer  Insufficienz  oder  Verengerun|f  der 
Bi-  oder  Tricuspidalklappe,  von  einer  Hypertrophie  mit 
oder  ohne  Erweiterung  des  Herzens,  von  einer  Peri- 
carditis  chronica,  von  einer  Peritonitis  tuberculosa,  von 
einer  cirrhosen,  granulirten  oder  atrophischen  Leber; 
von  jener  Entartung  der  Nierensubstanz,  welche  «man 
die  BaiGHT'sche  Krankheit  nennt,  von  Atrophie  dieses 
Organs,  vom  Diabetes;  vom  Scorbnt,  Cancer;  von  ei- 
ner feuchten  Wohnung,  von  starkem  Blutverluste  ete«¥ 
Oft  verschwinden  solche  Wasseransammlung^  v<mi 
selbst,  um  starker  und  hartnäckiger  wiederzukehren. 
Genauere  Angaben .  von  Seidel  sind  auch  in  diesem 
Falle  noth wendig,  um  der  Homöopathie  ungerechte  Vor* 
würfe  zu  ersparen.  Nach  meiner  und  vieler  Anderer 
Erfahrung  leistet  die  Homöopathie  im  chronisches  Hy- 
drops weit  mehr  als  die  Allopathie  —  wenn  nur  immer 
noch  etwas  zu  erwirken  ist.  —   Was  die  Nervenfieber 


OiiffinaiaöhandlunffetK  20$ 

anbelangt,  so  scheint  jSüibsl  nach  der  alten  Patholo^ci^ 
mehrere  Arten  dei'selben  anznnehinen.   Ich  mnss  daher 
nur  wieder  fragen ,  welche  er  zu  behandeln  hatte  ^  um 
dann  bestimmen  kq  können,  ob  die  Homöopathie  wirk- 
lich' keine  Heilun/g^en  dieser  Arten  aufzuweisen  habe* 
War  es  der  Typhus  abdominalis?  war  es  die  Gastro- 
enteritis ---  vielleicht  gar  mit  einem  Exsudate,  vom  Ra- 
chen anfans:end  bis  Kum  Ende  des  Mastdarms?   oder 
war  es  eine  Tuberculosis  acuta?  Beide  Fälle  sah  Un 
Griessglich  an  Einem  Taj^e  im  Mürz  d.  J.  zu  Wien^ 
ein  Zeichen,  dass  sie  nicht  ^ar  so  selten  sind.    War 
vielleicht  ein  oder  der  andere  Kall  eine  Hepatitis^  Sple- 
nitis,  eifiß  grkue  Hepatisation,  eine  Phlebitis,  Menin- 
gitis,   Cerebritis   oder  ein    Pseudo-Erysipelas?    denn 
alle  diese  Krankheiten  verlaufen  unter  den  Ersehet-' 
nnngen  des  Typhus^  Dass  die  Homöopathie  im  Stande  sei, 
einen  Typhus  abdominalis  zu  heilen,  zei;>;t,  um  mich  auch 
auf  etwas  Aktenmassiges  zu  berufen,  der  Ausweis,  den 
uns  Dr.  Pleischmann  lieferte*  Warum  ignorirt  denn  Dr. 
ScHRÖN  so  ganz  diesen  Ausweis? —  Endlich  nur  noch 
einige  Worte  über  die  Uebel,  welche  die  al'te  Schule 
schneller  heilt,  nämlich:  Syphilis,  Feigwarzen,  Trip- 
per, Wechselfieber,  Gicht  und  Krätze.    Erstens  glaube 
ich,  wenn  ich  meine  und  fremde  Erfahrungen  zu  Rathe 
ziehe,  behaupten  zu  können,  dass  dieses  nicht  immer 
der  Fall  ist;  zweitens  dürfen  wir  nicht  auch  die  Nach- 
theile vergessen,  welche  von  der  Behandlung  der  Sy- 
philis, Kondylome,  Krätze  und  der  Wechselfieber  mit  zu 
grossen  Gaben  meist  specif.  Mittel  so  häufig  entstehen; 
drittens  halte  ich  dafür,  dass  gerade  diese  Krankheiten 
von  vielen  Homöopathen  mit  zu  kleinen  Dosen  behan- 
delt werden.    Die  Frage  über  die  Gabengrösse  dünkt 
mir  etwas  zu  ungeduldig  verhandelt  zu  werden.  Sie  lässt 
sich  nach  meiner  Meinung  nicht  mit  ein  paar  Worten 
abthun,  sondern  nur  langjährige,  ruhige,  vollkommen 
wissenschaftlich  angestellte  Erfahrungen  sind  im  Stande, 
diese  Frage,   wenn  nicht  ganz,  doch  zum  Theile  zu 

HTOKA^  Bd.  Sc.  2Q 


806  Originalabhandhingen. 

losen.    Man  lasse  daher  jeder  Partei  Zeit,  lungt  Zeit, 
und  verfolge  friedfertijf,  Hand  in  Hand,  das  iBfemein- 
schaftliche  Ziel.  —  Viertens  bin  ich  der  Meinung*,  dass 
die  bis  jetzt  beim  Tripper  ano^ewandten  hom,  Mittel  ein- 
seiti;s:  /»gewählt  sind  and  eben  so  weni/»:  wie  die  allo- 
pathischen die  Grandursaiche  dieser  specif.  Ablag^erangs- 
entzöndan;!^   berühren   und    dass   scrophalöser   Habitus 
nnd  oft  überstandener  Tripper   diese  Krankheit   meist 
sehr  in  die  Län/g^e  ziehen;  fünftens  gehört  nichts  we- 
niger als  die  Gicht  unter  jene  Krankheiten,  welche  die 
alte  Schule  schnell  heilt.  Ueberhaupt  hängt  das  schnel- 
lere oder  langsamere  Genesen  oft  von  so  vielen  wich- 
tigen und  Nebenomstünden  ab,  dass  sich  vor  der  Hand 
nur  durch  unzählige  Erfahrungen  entscheiden   Hesse, 
welche  Methode  im  Ganzen  schneller  heile,  wenn  sich 
auch  schon  jetzt  nicht  leugnen  lässt,  dass  acute  Krank- 
heiten sich  unter  einer  hom.  Behandlung,  meist  schnel- 
ler löiien  und  die  Reconvalescenz  früher  eintrete.  —  -^ 

* 

Erwägt  man  nun  alles  dieses  kurz  Angedenfete,  so 
wird  für  jeden  Unbefangenen  klar  hervorgehen,  dass 
vor  ^liem  es  wichtig  sei,  eine  genaue  Diagnose  zu 
stellen,  um  darnach  bestimmen  zu  können,  ob'  diox 
Krankheit  an  und  für  sich  heilbar  sei,  und  am  nicht 
beim  unglücklichen  Ausgange  der  Homöopathie  auf- 
bürden zu  wollen,  was  jede  bis  jetzt  bekannte  Me- 
thode mit  ihr  theilen  müsste. Bin  ich  nun   aus 

innerster  Ueberzeugung^  die  sich  mir  durch  Erfahran/; 
aufgedrungen,  als  Vertheidiger  der  Homöopathie  auf- 
getreten, und  wollte  ich  mancher  ihr  aufgelasteter 
Unbilden  sie  befreien,  so  geschah  es  nur  der  Wissen- 
schaft nnd  der  guten  Sache  zu  Heb,  nicht  aber  um 
Opposition  zu  bilden  oder  eine  Polemik  herbeizafäb-> 
ren.  Dies  ist  mir  Grund  genug  zu  glauben,  dass  ver- 
nünftige Männer,  sollten  meine  Ansichten  auch  nicht 
mit   den  ihrigen  übereinstimmen,  die  Sache  auch  nie 


Orifftnalabhandkinffen^  309 

in  einem  feindlichen  Lichte  betrachten,  sondern  sie  fem 
von  allen  Persönlichkeiten  halten  werden  ^), 


2J  Zu  dem  Aufsatze  des  Hrn.  Prof  Dr.  Arnold 
(s.  Hygea  VI  IL  pg.  361):  ^^  Einige  Worte  über 
Namen  und  Begriff  der  Homöopathie^^,  von  Ur^ 
Frank  in  Osterode. 

• 

Seit  man  auf/cehört  hat,  die  Homöopathie  als  einen 
Kobold  hinzustellen,  der  Allem,  was  die  Bemühungen 
und  Forschungen  aller  Männer  und  Zeiten  in.  der  Heil*» 
künde  zu  Tag;e  gefördert  hatten,  Tod  und  Verderben 
drohte;  seitdem  man  die  Richtigkeit  des  llorazischen 
„Est  modus  in  rebus,  sunt  certi  denique  fines,  quos 
ultra  citraque  nequit  consistere  rectum^S^u^^h  in  Bezug 
auf  die  Homöopathie  anerkannt  hat  und  sie  nicht  mehr 
als  ein  Ganzes,  sondern  als  einen  integrirenden  Theil 
der  gesammten  Medicin  betrachtet  und  betrachten  kann« 
hat  man  sich  von  verschiedenen  Seiten  Hübe  gegeben, 
das  Terrain  derselben  eben  sowohl  aoszumitteln ,  als 
die  übrigen,  längst  gekannten  und,  mit  Unrecht  frei* 
lieh.  Bevorzugten,  gleichwohl  aber  in  der  Natur  be- 
gründeten Heilmethoden  an  ihren  richtigen  Platz  und  in 
iiire  wohl  erworbenen  Rechte  einzusetzen,  Schrön  vor- 
züglich und  Martin  haben  in  neuerer  Zeit  diesen  6e« 
genstand  in  ihren  wohl  bekannten  Werken  umständlich 
besprochen  und  nach  ihnen  habe  ich,  ohne  zur  Zeit  der 
AusHrbeitnng  die  Ansichten  meiner  beiden  genannten 
Vorgänger  zu  kennen  (Martu^'s  Arbeit  war  noch  gar 


*)  Meine  Ansicht  war  von  vorneherein  die,  das«  die  von  Schrön 
1.  c.  urgirce  lusuflicien»  nicht  der  heul*  Methode  selbst  anzurechnen 
sei,  sondern  denen,  welche  diese  Methode  in  dem  Spital  zu  Leipzig 
nicht  besser  auszuüben  verstanden.  Nicht  AerSache^  sondern  Personen 
kann  der  Vorwurf  gelten.  —    6b. 

SO. 


806  OrigkuiiabhandUungen. 

nicht  im  Drock  erachienen)  in  einem  an  den  Verein  j^e« 
sandten  Aufsätze  *)  dieselbe  Materie  behandelt.  Ein 
Verj^leich  aller  drei  Arbeiten  ycivA  bald  zeigten,  dass, 
wenn  ich  auch  mit  Schrön  gejcen  Martinas  Annahme 
einer  Methodus  excitans  als  eines  vierten  Heilive^es 
mich  entschieden  erklären  rouss,  unsere  Ansichten  doch 
sonst  auf  eins  hinauslaufen,  was  uro  so  mehr  als  ein  Zei- 
chen der  Zeit  und  innerer  Wahrheit  anzusehen  ist^  als 
ich ,  wie  schon  /s:esa^t ,  Schrön's  Naturheilprocesse  nod 
Heilmethoden  erst  späterhin  zu  studiren  Geleg^enbeit 
fand. 

Arnold  steuert  auf  dasselbe  Ziel  los  und  wir  wfio- 
sehen  ihm  von  Herzen  /g^uten  Wind,  sind  aber  in  der 
That  am  eine  ^läckliche  Ueberkunft  etwas  besorget,  da 
er  offenbar  Resultat  der  «Reise  mit  der  Reise  selbst 
Terwechseh.  Diese  Besorg^niss  stei/2:t  noch  mehr,  wean 
wir  ihn  einmal  begleiten  und  ihn  gleich  bei  der  Abfahrt 
einen  falschen  Weg  einschlagen  sehen.  ,,  Da  nur^, 
beisst  es  a.  a.  0.  jig.  366  —  ,,die  Heilart  dem  stren^^en 
Wortsinne  nach  Homöopathie  genannt  werden  kann,  bei 
der  ein  Leiden  durch  ein  ähnliches  aufgehoben  wird, 
so  gilt  diese  Bezeichnung  nur  von  der  Methode^  nach 
welcher  Arzneien  in  Gebrauch  gezogen  werden,  deren 
Symptome  die  Krankheitssymptome  decken.  Eine  jede 
Heilmethode  aber,  bei  der  man  nicht  ein  allen  Symp- 
tomen entsprechendes,  ähnliches  Mittel  wählt,  bei  der 
man  idiopathische  und  sympathische  Symptome  unter- 
scheidet, oder  diejenigen  Erscheinungen,  welche  die 
Aeusserungen  der  heilsamen  Reactionen  sind,  bei  der 
Wahl  der  Mittel  zum  Zweck  einer  gründlichen  oder 
radicalen  Heilung  im  Auge  hat,  kann  nicht  mit  dem 
Namen  Homöopathie  belegt  werden,  denn  derselbe  be- 
zeichnet nicht  deren  Eigenthümlichkeit  und  Wesenheit^^ 

Demnach  stellt  Arnold  zwei  Postulate  —  das  erste 
direct,  das  andere  mehr  indirect  —  an  die  wahre  Ho- 


*)     S.  Hygea  IX.  pg,  407. 


Originaiabhandiüngen*  909 

«Sopathie :  1)  die  Wirkan^^en  der  homöopathischen  Arz- 
nei müssen  jedem  einzelnen  Symptome  der  Krankheit^ 
die  sie  heilen  sollen,  und  ihnen  aligesammt  in  Aehn* 
iichkeit  entsprechen,  kein  einziges  ausgeschlossen.  8) 
Die  80  gewählte  Arznei  mnss  die  Krankheit  wirklieh 
heilen*  ^ 

ad  1)  Es  ist  eine  rein  willkührliehe  Annahme,  das« 
der  Begriff  „ Homöopathie'^  das  sogenannte  Decken  der 
Symptome  einschliesse  —  dass  letztes  das  Wesen  die* 
ser  Ueilart  ausmachen  sollte,  ist  der  Hr.  Verf.  selbst  weit 
entfernt  zu  glauben  —  und  dass  Hahnsmann  eine  haao 
scharfe  Aehnlichkeit  zwischen  allen  Arznei-  und  Krank- 
heitszeichen postttlirt  habe.  Wenn  gleich  wir  gerne 
offen  bekennen ;  dass,  erlaubte  es  der  Standpunkt  un- 
serer Wissenschaft,  die  natürlichen  und  Arzneikrank- 
heiten so  genau  zu  analysiren,  dass  wir  für  crstere  unter 
den  letztem  immer  nach  allen' Richtungen  hin  genau  ent- 
sprechende Analoga  aufzufinden  vermöchten,  die  Heil- 
kunst ihre  höchste  Vollkommenheit  und  eine  mathema- 
tische Gewissheit  unserer  Ansicht  nach  erreicht  haben 
wurde;  —  eine  Gewissheit,  die  Uahnemann  und  seine 
Anhänger  nur  sehnlichst  wünschen  können:  so  dürfen 
wir  dem  Stifter  der  Hom.  eine  so  hochstrebende,  kühne 
Anforderung  an  sein  menschliches  Machwerk  doch  nicht 
andichten ;  ohne  ihm  zu  nahe  zu  treten.  Hahnbmanm's 
«ämmtliche  Schriften  zeugen  gegen  Arnold  und  dessen 
eigene  Worte  pg.  362  L  c:  „Nach  Hahnsbiamn  besteht 
die  hom.  Heilart  darin ,  dass  man  gegen  die  .Gesammt- 
heit  der  Symptome  eines  Krankheitsfalles  eine  Arznei- 
anwendet,  welche  unter  allen  den,  dem  Krankheitsfalle 
ähnlichsten  künstlichen  Krankheitszustand  zu  erzeugen 
Kraft  und  Neigung  hat^S  sprechen  es  ja  zu  deutlich 
aus,  dass  Habnemakn  verschiedene  Grade  von  Aehn- 
lichkeit zwischen  Arznei-  und  Krankheitszeichen  an- 
erkennt. Ja  derselbe  sagt  es  mit  klaren,  nicht  mehr 
zu  deutelnden  Worten,  dass  einerseits  die  Berücksich- 
tigung aller  Erscheinungen  eines  vorliegenden  Krank- 


heiiMtmllen  bei  der  AosniittioDg'  des   pmsmenäem 
llitteU  eben  so  wenii^  erfordert  %rerde,    mim  ilieaelbe 
aodererseiis  zo  threr  Aoffiadoojc  /3:enQgeod  meL  So  heiMt 
es  IM  Ori^ftnon  (&  Ao(L  pg.  173):  ri^er  HeilkusUcr 
hat  es  (dft«  Knuiklieilfibiid.  F.)  dann  bei  der  Cor,  ver- 
zö/clich  der  chron.  Krankheiten  zoia  Grunde  gelegt^  aif 
ifliBier  vor  sich,,  kann  es  in  allen  seinen  Tlieileo  dnrch- 
aebaaen  und  die  charaderisäschen  Zeichen  hermuke^ 
ben^  um  eine  gegen  diese,  treffend  ähnliehe .,  kinstiiehe 
Krankheitspotenz  ih  dem  hoa.  |^ew£hltea  Arsneiaiittel 
^ntgegtuTjunetiTien   etc^^  —  und  ebendaselbst  pj(»  1602 
f^En  kann  wohl  seyn,  dass  der  Arzt  beim  ersten,  ika 
▼orkoinmenden,  Falle  einer  epidenisehen  Senche  nieU 
i;lcich  das  vollkommene  Bild  derselben  zur  Wahroeb* 
mon^  bekommt)  da  jede  solche  Colleetivkrankheit  erst 
bei  näherer  Beobaciitanjif  mehrerer  Fälle  dep  Inbexrif 
ihrer  Symptome   und  Zeichen  an  den  Ta^  legit^.  — 
IJass  hier  der  ^^Inbejsrriff  der  Symptome^  den  ifeBios 
epidemicas  andeutet ^  ist,  g^laube  ich,  klar  genug  und 
dass  wir  unter  der  GeeanwitheU  der  Symptome  nicht, 
wie  der  Hr  Verf.  will,  alle  Erseheinongen  von  A  bis 
Z,  sondern  den  Grandzastond,  die  Quelle,  aus  .der  sie 
entspringen,  so  weit  dies  daraus  und  übecail  erkennbar 
ist,  zu  verstehen  haben ^  darüber  bi:i  icb mit  Mabtin  <*) 
vollkommen  einverstanden«   Man  hat  wohl  schon  .-^  nnd 
flieht  ohne  allen  Grand  —  das  Aehnlichkeitsprindp  mit 
einem  offenen  Sack  ver/g^Iichen ,  in  den  man  alles  hin- 
einstecken könne,  was  man  immer  wolle;  das.  ist  nun 
freilich  nach  Dr.  Ahnold's  Interpretation  des  ^,8imiiia 
slmilibus^^   durchaus  nicht  der  Fall;   aber  ich  möchte 
wissen,   wie  ein  Dinj^,   das  einem  andern  durch   alle 
PrAdicamente  ähnlich  ist,  von  diesem  andern   unter* 
schieden   werden    soll?    Eine   solche  Aehnlichheit   ist 
Oieichheity  wenn  man  nicht  etwa  einen  frradnellen  Un- 
terschied gelten  Isssen  will,  wogegen  sich  aber  man- 
cherlei einwenden  lassen  möchte«    Wollten  wir  enserc 

*)    Hyg.  VIII.  516. 


OrisfinaiabliandluniM.  Ml 

Präfensionen  so  hoch  spanoeti,  80  wfirdiefl .  wir  jpewim 
mit  EriiiitUuDji^  mol  sinilibus^  wie  von  contrariis  böchat 

selten  reüssiren. 

» 

Ist  nun  im  Vorstehenden  erwiesen,  d«B9  Hahnsmamit 
eine  Aehnijchkeit  in  allen  Stücken  dorciiaus  nicht  als 
Desiderat  an  die  Hom.  fc^knöpft  bat,  ja  dass  die$e  kaum 
denkbar,  ^eschweijc^  denn  bei  Ansiibunji;  einer  Kun^t 
ausrühr  bar  ist,  in  der  sich,  so  za  sa^en,  erst  Alles 
g^estaltet:  so  stehe  ich  jetzt  aaf  dem  Punkte,  Abmold^s 
zweites  Postulat  zu  bespreehen. 

ad  2)  Auch  von  dem  oben  an/|^eftthrten  passus  ab^^e^ 
sehen,  nach  dem  das  Auf^ehobenwerden  der  Krankheit 
durch  ein  ihr,  wie  ein  Ui  dem  andern,  ähnliehes  Mittel 
in  den  Betriff  der  ho».  Ueilart  aof^enommen  wird, 
geht  diese  Ansicht  des  Hrn.  Verf.  sonst  aus  dem  Gan^ 
zen  hervor.  Pg.  36^«»  a.  0.  beantwortet  er  z.  U.  die 
Fran:e:  ,, —  Bestehen  die  Heiluagen  durch  hom.  Mittel 
allein  darin,  dass  dieselben  die  in  Krankheiten  zu  er« 
kennenden  Reactionen ,  weiche  die  Heilunie;  bezwecken^ 
nnterstützea  and  schneller  dem  Ziele  zuführen,  was 
man  nach  der  ziemlich  allgemein  angenommenen  ErkUE^ 
rungs weise  der  hom.  Heilangen  glauben  sollte,  oiler 
können  diese  Mittel  auch  noch  auf  andere  Weise  in 
Krankheiten  nutzen  9  —  dahin,  dass  auch  in  unheilbaren 
oder  nicht  abzukürzenden  Krankheiten  Palliationen  durch 
sie  bewirkt  werden  können«  Die  Sache  ist  riebtig  und, 
wie  auch  Griesselich  in  einer  Note  hinzufügt,  um  die«« 
selbe  Zeit  von  Rau  in  seinem  Organen  der  spedf» 
Heilkunst  bemerkt  worden,  giebt  aber  keinen  Grund 
ab,  dieses  Erfolges  halber  die  Heilart  eine  palliative 
zu  nennen  und  ihr  den  nach  dem  dabei  befolgten  Prin-« 
cip  ihr  zukommenden  Namen  streitig  zu  machen,  wie 
Arnold  doch  thut^  selbst  wenn  das  von  ihm  verlangte 
„Decken  der  Symptome^^  in  solchen  Fällen  stattgefun- 
den hatte.  Es  ist  Grandsatz  aller  civilisirten  iStaaten^ 
überführte  Verbrecher  zu  strafen,  um  sie  zu  bessern, 
um  andere  von  verbrecherischen  Handlungen  abzuhalten 


81t  CPl^inuiabhandlunffen. 

und  allen  Untertlianen  Schatz  und  Sicherheit  zu  ge^ 
w&hren.  —  Wie  oft  geschieht  es  aber,  dass  ein  Dieb, 
kaam  seiner  Haft  entlassen,  von  neaem  stiehlt?  Der 
Zweck  ist  da  freilich  verfehlt,  nichts  desto  wenij^er  aber 
das  Princip  in  Anwendung  ji:ebracht  —  Eine  gleiche 
Bewandtniss'  hat  es  mit  den  Ueiiinethodem  Der  ge^ 
meinsame  Zweck  aller,  also  der  /g:esaminteo  Heilkonst, 
ist  freilich  das. Heilen;  da  dieses  aber  von  den  Arzneien 
nur  zum  Theil  und,  —  ich  darf  wohl  sagen  zum  klein- 
sten Theil  —  abhAngig  ist,  von  der  gesammten  Ver- 
fassung des  erkrankten  Organismus ,  seinen  Fonds  aa 
Lebenskraft  etc.  ganz  vorzüglich  abhängt  und  neben- 
bei noch  gar  manche  Aussendinge  auf  das  6e-  oder 
JHmlingen  einer  Cur  von  entschiedenem  Einflas«  sind: 
80  wird  die  Kunst  stets  hinter  ihrem  Ideale  om  so 
viel  weiter  zurückbleiben,  als  manche  Krankheiten  an 
und  für  sich  die  Bedingungen  zum  Untergange  des 
Organismus  unabwendbar  in  sich  tragen  und,  wie  Ovm 
sagt,  ultima  omnium  rerom  mors  est. 

Arnold  will  nun  aber  das  Wort  „Homöopathie^^  oder, 
was  eben  so  viel  ist,  „homöopathische  Heilmethode^ 
aus  den  von  ihm  angegebenen  und  vorstehend  beleoch« 
tet^n  Gründen  nicht  gelten  lassen  und  es  erscheint  ihm 
passender  (I.  c.  pg.  367)  eine  radicale  oder  toesentüche 
und  eine  palliative  oder  lindernde  Heilart  anzunehmen, 
welche  letztere  er  in  eine  indirect  (homöopatliisclo  und 
in  eine  direct  (antipathisch)  pallialive  abgetheilt  v^^issen 
will.  Wie  schon  Eingangs  bemerkt  worden,  findet  hier 
eine  klare  Verwechselung  des  Zweckes  mit  dem  Mittel 
statt;  bezüglich  des  Erfolges  unterscheidet  man  gnnz 
richtig  eine  Radicalcur  von  der  palliativen  und  es  ist 
logisch  richtig,  eine  Heilung  radical  oder  palliativ  za 
nennen  (dieses  Wort  im  weitern  Sinne  genommen); 
durchaus  unlogisch  aber,  von  einer  radicalen  oder  paU 
liativen  Heilart  zu  sprechen.  Wohl  weiss  ich,  dass 
man  von  alten  Zeiten  her  viel  von  einer  methodus  pal-- 
liativa  gesagt  und  geschrieben  bat,  was  vielleicht  nach 


Oliginalabhanähm^en.  81S 

den  Hrn.  Verf.  za  seiner  Annahme  verleitete;  ieli  bUfe 
aber,  wohl  zn  beherzigen,  dass  man  dem  Worte  me^^ 
thodus  eine  vollijs^  unrichtige  und  /g:anz  andere  Beden- 
tuno^  unterlegte,  als  worin  wir  es  nehmen.  Verg;!.  Hyj[^. 
Vlll.  pg.  490  und  IX.  \)g.  470. 

lieber  die  Unterabtheilung  der  palliativen  Heilart  In 
die  indirecte^  die  der  Palliation  durch  apecifische,  und 
in  die  directCj  die  der  Palliation  durch  antipathische 
Arzneien  entsprechen  soll,  will  ich  mit  Dr.  Arnold 
nicht  rechten,  jedoch  bemerken,  dass  die  Ansdräeke 
„mittelbarem^  (mittelst  des  opposiiiv  reagirenden  Orga^ 
nismus,  oder  kurzweg  der  Naturheilkraft)  und  „anmit- 
telbare ^^  bezeichnender  gewesen  wären,  da  mancher 
das  Blatt  vielleicht  gerade  umdrehen  und  direct  nennen 
möchte,  was  dem  Hrn.  Verf.  indirect  erscheint. 

Zwar  ist  es,  ich  gestehe  es  offen,  mir  nicht  ganz 
klar  geworden,  ob  Aunold  die  Eintheilung  der  HeiU 
methoden  nach  den  obersten  Grundgesetzen,  wonach 
arzneiliche  Substanzen  gegen  Krankheiten  zum  Heil^ 
zweck  in  Anwendung  gebracht  werden,  ganz  fallen 
lassen,  oder  nebenher  auch  beibehalten  will,  —  was 
davon  abhängen  würde,  ob  er  die  Realität  dieser  Gesetze 
nach  seiner  Ueutung  anerkennt  oder  nicht  — ,  und  un- 
terlasse es,  zu  untersuchen,  wohin  eine  jede  dieser 
Annahmen  führen  würde;  eins  gebe  ich  aber  Arnold 
bei  der  versprochenen  „nähern  Durchführung  dieser 
Grundsätze  und  Beleuchtung  der  übrigen  Heilmethoden 
von  diesem  Standpunkte  aos^^  noch  zu  bedenken.  Bis- 
her sind  nur  zwei  Resultate  des  Heilgeschäfts  im  Auge 
gehalten  worden^  gründliche  Heilung  nämlich  und  Lin- 
derung; daher  ,,rarficate"  und  jj palliative  Heilari^K 
Nun  geschieht  es  uns  aber  mitunter,  in  hartnäckig 
chronischen  Kranlwheitsfällen  um  Beistand  angesprochen 
zu  werden,  wo  alle  Mittel  spurlos  an  dem  Kranken 
vorübergehen,  ohne  Heilung,  ohne  Linderung  zu  be- 
wirken. Wie  sollen  wir  diese  Heilart  nennen?  Auch 
dauernde   Verschlimmerung    krankhafter    Zustünde  in 


S14  '  OHginaiahhandiim§en* 

Fol/Ece  vieler  Arzneien  and  grosser  Dosen  ist  nicht  Mos 
denkbar,  sondern  leider  durch  eine  mehr  als  g^eno- 
^nde  Anzahl  von  Fällen  loce  clarias  faetiseh  erwie- 
sen» Es  ist  dies  eine  ziemlich  allgemeia  anerkannte 
Wahrheit,  and  der  treffliche  BALDiNcsa  unter  Andern, 
der  die  faulen  Flecke  der  Medicin  sehr  wohl  kannte, 
saj^t  in  dieser  Beziehung  ^}:  „Muss  man  doch  in  Städ- 
ten die  vorhin  /i^ebrauchten  Aerzte  unter  die  Ursachen 
der  Krankheit  rechnen  /  warum  soll  man  es  nicht  in 
Felde  thun^^  etc.?  —  Wie  sollen  wir  diese  Heilart 
nennen?  Und  welchen  Namen  endlich  werden  wir  ua- 
serm  Verfahren  j^eben  (von  welchen  Principien  /s^eleitet, 
ist  uns  für  unsern  jetzigen  Zweck  gleich))  wenn  der 
nnerbittliebe  Tod  die  8cene  beschliesst?  Man  sieht, 
wohin  die  consequentesten  Schlüsse  fähren,  wenn  sie 
aaf  falschen  Prämissen  rohen.  Uebrigeos  habe  ich  dem 
Um«  Verf.,  den  ich  hochachte,  nicht  im  mindesten  sfiu 
nahe  treten  wollen  und  scheide  von  ihm  mit  dem  aof- 
richtigen  Wunsche,  dass  er  diese  Bemerkung^en  als 
durch  die  Sache  selbst  herbeigeführt  und  lediglich  om 
der  Sache  selbst  und  der  Wahrheit  willen  geäassert, 
betrachten  möge. 


3}  Erwiederung  auf  die  Bemerkungen  des  Hrn. 
Dr.  ScBBöN  RH  meiner  Abhandlung  über  die  d^-> 
flämischen  HeUmethodett  (Hygea  YIII.  pg^  4Si 
bis  334  und  IX.  pg.  SOS  — 320)  von  Prof.  Dr. 
Ed.  Martin  zu  Jena. 

Rede  und  Gegenrede  fordern  die  Wahrheit;  das  Stre- 
ben diese  zit'  fördern  allein  war  es,  das  mich  leitete, 
als  ich  die  obengenannte  Abhandlung  schrieb  und  be- 


.*)    Die  KnuikheRes  eiaer  Arnee.    S.  Auf.  pf •  972. 


kaiiiit  mackte ;  eben  darum  weiss  ich,  Auch  dem  um  ra- 
tionelle Heilkiinst  hochverdiehtenDr.ScHRONgan^  bea^^uH 
dern.Dank,  dass  er  Jene i^bhandlun^  einer  ^rdndttchen 
Kritik  in  den  citirten  Beaierknn^eo  würdigte  und  mir 
dadurch  Veranlaasun^c  gegeben  hat,  überetn^eJAePunkilQ 
meiner  Anjsicbt  mich  noch  einmal  und  aasfuhrlichei' aus^ 
zusprechen. 

J.  ScHRÖN  bestreitet  zunächst  die  Speoificiläf  der 
antipalhischen  Heilmethode;  es  gilt  daher  vor  Allem ^ 
über  den  Begriff  specifi^ch  ins  Reine  zu  kommen*  Spe-^ 
cifisches  Heilmittel  iappropriaium  der  älteren  Aer%te)ii 
specifisches  Heilverfahren^  specifische  KrankheitsanUijs^ 
u^  8,  w*  sind  Beziehungen ,  welche  sämmtlich  auf  eine 
eigenartige  Beschaffenheit  eines  Körpers,  eines  Verfahr 
rei\s  im  VerhäUnisg  zu  einem  anderen  hinweisen^  ent- 
sprechend dem  Ausdrucke:  specifisches  Gewicht;  und 
desshalb  glaube  ich  nicht,  dass  man  dem  speeifisch  daa 
generisch  gegenüberstellen  kann ,  wie  e^  Sciibön  pg. 
311  will,  da  es  sich  hier  nicht  um  Gattung  und  Art 9 
sondern  um  das  Allgemeine  und  Besondere  handelt« 
Dafür  spricht  auch,  dass  man  schon  längst  Specifiea 
organorum  und  Spedfica  morborum  untersclüeden  bat^ 
und  anter  den  ersteren  Mittel  verstekt,  welche  in  ei« 
nem  eigenthümlichen  Verhältnisse  a^  einem  einselnea 
Organe  und  dessen  Functisn  stehen,  wie  angeblich  das 
Seoale  cornotum  zum  Uterus^  das  Jod  zur  glandula  thy^ 
reoidea  u.  s.  w.;  anter  diesen  aber  Arzneimittel,  welche 
eine  besondere,  eigenthämliche  Beziehung  zu  witt  ge-^ 
wissen  Krankheit  zeigen.  Als  Kennzeichen  jener  Vei^-* 
wandtsdbaft  der  Aussendinge  zu  gewissen  Organen  des 
menschlfdien  Korpers  glaubte  man,  wie  bekannt,  in 
älterer  Zeit  *  die  äussere  sinnliche  Aehnlichkeit  in  Ge« 
stalt,  Farbe  u.  s.  w«  benutzen  zu  dürfen  (Signaturen- 
lehre);  in  neuerer  Zeit  ersehloss  man  dieselbe  aus  der 
Wirkung  der  Heilmittel  und  nannte  ein  Arzneimittel, 
das  vor&ugsiceise  in  einem  Organe  im  gesunden  und 
kranken  Zustande  Veränderungen  erregt,  ein  Specificum 


Sic  Orii^atabhandiungen. 

Misses  Organs.  Das«  es  Speciftca  organoram  in  diesem 
Sinne  ^ebe,  wird  Niemand  leugnen ,  wohl  aber,  dass 
es  Mittel  ^ebe,  welche  allein  und  aassrhliesslich ,  aaf 
welchem  We^e  immer  in  den  Körper  gebracht^  nur  ein 
Organ  afficiren;  wenigstens  möchten  der  letzteren,  wenn 
es  deren  (iberhaapt  gäbe,  äusserst  wenige  scyo.  Be- 
denken wir  hingegen,  wie  verschiedene  Organe  Je  nach 
der  individuellen  und  zeitlichen  Anlage,  so  wie  nach 
dem  Applicationsorte  die  gleiche  Einwirkung  ein  und 
desselben  Mittels  erleiden,  so  durfte  einleuchten,  dass 
die  Lehre  von  den  Specificis  organornm  eine  sehr 
schwankende  und  unsichere  sei*  Mir  hat  sich  wenig- 
stens bei  meinen  pharmakodynamiscben  Studien  mehr 
und  mehr  die  Ueberzeugung  aufgedrängt,  dass  das 
Gonstante  an  der  Wirkun;t;  der  einzelnen  Heilmittel  das 
Hervorrufen  gewisser  eigenartiger  anomaler  Zustände 
sei,  welche  sich  je  nach  der  vorhandenen  Anlag^e  and 
dem  gewählten  Applicationsorte  bald  in  diesem,  bald 
in  Jenem  Organe  aussprechen.  Und  ich  bin  der  Mei- 
nung, dass  sich  uns  bei  dieser  Ansicht  die  grosse  Man- 
nigfaltigkeit der  Symptome,  welche  ein  Mittel  bei  ver- 
schiedenen Versuchspersonen  hervorruft,  erklären,  dass 
sich  uns  durch  diesen  leitenden  Gedanken  das  Chaos 
der  h  omöopathiscben  Arzneimittellehre  ordnen  und 
lichten  lässt.  —  Eben  darauf  deuten  ohne  Zweifel 
ai|ch  schon  die  Bemerkungen  Hahnemann's  und  Aode- 
ivr  bei  den  ersten  Versuchen  hin,  welche  die  ISigen- 
tbümiichkeit  der  Erscheinungen  und  deren  Verhalten  zu 
einem  äussern  Einflüsse  höher  stellen,  als  die  Organe, 
in  ^welchen  diese  oder  jene  Symptome  hervortreten« 

Untersuchen  wir  beispielsweise  die  Wirkung  einiger 
sogen.  Specifica  organorum,  um  zu  zeigen,  dass  nicht 
das  Organ  au  sich  die  specifische  Beziehung  des  Mit- 
tels zum  Organismus  bedinge,  weil  es  je  nach  der  vor- 
handenen Anlage  u.  s.  w»  variire,  sondern  der  Zustand, 
den  das  Arzneimittel  im  Organismus  setze ;  ein  Zustand, 
der  freilich  gewöhnlich  an  bestimmte  Organe,  welche 


Origkutlabhandlungm.  317 

gerade  dieser  eiffeDthämlicben  Richtun;}  der  ThStigkei«* 
teo  vorzugsweise  entsprechen,  gebunden  erscheint, 
jedoch  auch  wohl  in  einem  andern  Organe  und  Körper- 
theile  vorkommen  kann. 

IMan  nennt  die  Squilla  ein  Speoificum  für  die  Nieren; 
allerdings  bethätigt  sie  auch  deren  Absonderung  auf  ei- 
genthümliche  Weise,  mit  einer  gewissen  Heilung,  Con- 
gestion  und  erhöhter  Empfindlichkeit,  wie  das  öftere 
Dräugen  zum  Harn:?n,  das  Biutharnen  u.  s«  w.  beweist. 
SSie  ruft  aber  etwas  ganz  Aehniiches:  Reizung,  Con- 
gestion,  Empfindlichkeit  u»d,  was  das  Charakteristische 
ist,  wässrige  Secretion  auch  in  anderen  Organen,  z.  B« 
in  den  Lungenzellen,  im  Darmkanale  und,  bei  der  ört- 
lichen Application,  auf  der  Haut  hervor,  wie  dies  xur 
Genüge  aus  den  darüber  vorhandenen  Versuchen  be- 
kannt ist.  Warum  diese  eigenthümliche  Secretionsver- 
mehrung  (bei  passender  Gabe  und  Anwendungsweise 
um  die  Einwirkung  zu  setzen}  vorzugsweise  und  am 
häufigsten  in  den  Nieren,  demnächst  in  den  Lungen 
auftritt,  das  scheint  seine  Erklärung  in  dem  Umstände 
zu  finden,  dass  die  Nieren  vor  allen  anderen  Organen 
des  menschlichen  Körpers,  sodann  aber  die  Lunge  zur 
wässrigen  Ausscheidung  bestimmt  sind,  und  die  eigen- 
artige Bethätigung  der  letzteren  eben  das  Eigenthüm- 
liche der  Wirkung  der  Sqoilla  ausmacht.  — 

8ecale  cornutum  gilt  für  ein  8pecificum  des  Uterus; 
allerdings  wirkt  das  Mutterkorn  auch  sehr  bestimmt 
wehenbefördernd,  jedoch  nur  bei  schon  angeregter  Ge- 
burtsthätigkeit.  Wie  befördert  es  aber  die  Wehen? 
Wir  wissen,  dass  Seeale  cornutum  in  anderen  Theileu, 
z.  B.  in  den  Extremitäten,  den  Fingern  u.  s.  w.  Blut- 
stockung hervorruft  y  welche  durch  das  Gefühl  von 
Ameisenkriechen,  durch  die  bekannte  blaue  KärbiHig 
der  Haut,  wie  anderwärts  durch  Blutungen  sich  aus- 
spricht, und  von  der  Art  ist,  dass  bei  seiner  stärkeren 
Einwirkung  Brand  nachfolgt.  Auch  die  wehenbeför- 
dernde  Kraft   des   Mutterkorns    scheint   nach   Hori/s 


816  OHj^ataöhandhmsfen: 

Beobachtungen  dreburtshilfllche  Exploration,  f.  pg.  131) 
mit  denen  die  meini/ten  völlig  fifoereinstimme»,  zunächst 
dnrch  ei>enthCimiiche  BlutanhUnrunj^  im  Uterus  bedingt 
zu  werden,  also  durch  denselben  Grundzastand ,  den 
wir  als  Kriebelkrankheit  in  anderen  Theilen  bezeichnet 
finden.  Wie  steht  es  nun  mit  der  specifischen  EinwiN 
kung  des  Mutterkorns  auf  den  Uterus?  dieselbe  ist  be* 
din/3^t  durch  die  ei^nthumlichen  Lebensverhältnisse,  in 
denen  die  Gebärmutter  während  der  Schwangerschaft 
und  Geburt  sich  befindet,  und  beruht  zuletzt  immer  nur 
auf  dem  Grundzustand,  welchen  das  Seeale  cornatnm 
im  Organismus  setzt. 

Das  Jod  wird  als  ein  Specifieum  der  Schilddräse  fi:^-* 
priesen;  ich  kann  nach  meinen  Versuchen  das  nicht 
finden.  Das  Jod  erzengt  einen  raschen  StofiTwechsel 
mit  Verzehrung  der  organischen  Masse,  namentlich  der 
Etweiss-  und  Pettsubstanz,  welche  es  flnhlisirt  nild  den 
Colatorien,  zumal  den  Nieren,  zuführt ;  wo  nun  im  Kör-* 
per  dergleichen  Massen  angehäuft  sind,  da  befördert  es 
das  Schwinden  derselben,  also  auch  in  der  Schilddrüse^ 
wenn  diese,  wie  so  oft,  mit  derlei  Stoffen  überladen 
Ist.  *^  In  derselben  Wirkungsweise  findet  ohne  Zwei* 
fei  auch  der  in  neuerer  Zeit  so  vielfach  gepriesene 
Nutzen  des  Jod  in  scrophulSsen  Infarcten  seine  Erklä-^ 
rung«  Dass  aber  beim  Kropfo  das  Jod  emtipathisch  hei- 
lend wirke,  haben  schon  Lobbthal  und,  wenn  ich  nicht 
irre,  auch  M.  MOllbr  öffentlich  anerkannt. 

Doch  genug.  Diese  Beispiele  werden  hinreichen,  die 
oben  ausgesprochene  Ansieht  zu  erläutern,  dass  die 
specifische  Beziehung  Aer,  Mittel  zu  den  einzelnen  Or- 
ganen nur  eine  untergeordnete,  aus  ihi*er  Tendenz  ge- 
wisse Grundzustände  im  Organismus  zu  setzen,  oder 
aus  der  besondern  anomalen  Reizbarkeit  einzelner  Or«* 
gane  hervorgehend,  auch  wohl  durch  die  Applications* 
weise  bedingt  ist. 

VIToliten  wir  aber  auch  mehr  Gewicht  auf  die  in  dem 
eben  angegeben  Sinne  ailordinj^s  zulässige  spectfisch« 


OriginiUabhanähingem^  810 

Beziehung  einzelaer  Mittel  s&u  eiozelnen  Orf:atien  le^en, 
$0  ist  damit  immer  noch  nichts  ^eg^en  meine  Annahme 
i^iner  specifisch  enanliopallmchen  Heilmethode  x^won* 
[icn,  indem  es  ja  Mittel  /3:eben  muss  und  ^iebt,  welche 
die  e/itge^engesetsten  Zustände  in  einem  und  demseU 
ben  Organe  hervorrufen.  Und  erst  diese  verschiedeneii 
Zustände  sind  es  ja,  welche  schon  Hahjnemakn  als  enU 
scheidendes  Moment  der  Wahl  des  Hcilmitlels  im  ein-* 
Keinen  Falle  angab,  nicht  die  Organe  und  Systeme, 
welche  in  verschiedenartiger,  sogar  entgegengesetzter 
Weise  leiden  können.  Diese  anomalen  Zustünde  sind 
allerdings,  trotz  Sghrön's  Behauptung  vom  Gegentheile, 
das  tertium  comparationis  für  rationelle  Anwendung 
specifiischer  Heilmittel;  nur  insofern  das  Heilmittel  ein^fi 
ähnlichen  oder  einen  enigegengesefzien  von  dem  im 
Körper,  sei  es  hier  oder  dort,  vorhandenen  anomalen 
Zustande  zu  setzen  vermag,  ist  es  ein  specifisches  zi| 
nennen;  mögen  nun  diese  Zustände  scheinbar  noch  so 
allgemein  im  Körper  verbreitet  oder  beschränkt  local, 
seyn,  das  thut  nichts  zur  Sache ^  denn  offenbar  ver-» 
wechselt  mein  ehrenwerther  (iegaer  generell  qn4  alU 
gemein  im  Körper  verbreitet,  wenn  er  jsiagt:  die  „an«* 
tipathisch  angewendeten  Mittel  sind  immer  auf  ge- 
nerelle Zjistände  gerichtet^^.  Bleibt  es  denn  nicht  im- 
mer der  eine  gleiche  anomale  Grundzustand,  wenn  eine 
ächte  Entzündung  im  Hirn,  in  den  Lungen,  in  derLer* 
ber,  in  den  Nieren,  oder  in  den  serösen  Häuten  der 
Schädel-,  oder  der  Brust-  und  der  Bauchhöhle  auftritt  ¥ 
Wenden  wir  nicht  bei  gewisaen  Gestaltungen  dieses 
Zustandes  auch  homöopathisch  immer  Aconitum,  oder 
Belladonna  oder  Bryonia  u.  s«  w.  an ,  mag  das  Leideii 
in  diesem  oder  in  jenen  Organe  und  Gewebe  seinen 
Sitz  haben?  Und  könnte  nicht  in  gleicher  Weise  unter 
bestimmenden  Umständen  ein  Mittel  in  Anwendung  kom* 
men,  das  den  entgegengesetzten,  von  dem  in  irgend 
einem  dieser  Organe  vorhandenen  Zuatand  zu  setzen 
vermag  und  also  antipathiscb  wirkte?  Ich  wässte  in 


8tO  Originalabhandtungen* 

der  That  nicht,  warum  dieses  letztere  Mittel,  2.  B.  Ni- 
trum,  nicht  eben  so  wohl  ein  specifisches  Mittel  g^ewis- 
ser  Entzöndnn^sforoien  genannt  werden  sollte,  als  Aco- 
'  nitom  n.  s.  w. ,  wenn  auch  beide  auf  völlig  entgegen- 
setzte Weise  heilend  eingreifen  müssen;  Aconiiom  durch 
Hervorrufjung  der  Reaction  gfegen  die  vorhandene  Bei- 
zun«:  der  Gefässhüote,  Nitrum  durch  unmittellMire  Er- 
schlaffung derselben  und  Auflösung  des  Blutes»     . 

Dasselbe  gilt  von  den  übrigen  Beispielen,  welche  ick 
für  die  Existenz  einer  specifisch-  enantiopathiscbei 
Heilmethode  angefahrt  habe,  der  dort  an/cregebene 
Grundzustand:  active  Congestion,  abnorme  Spannung, 
Erethismus  u.  s.  w«  ist  ein  eigenartiger,  von  welche« 
das  antipathische  Heilmittel  das  Gegentheil  setzt,  und 
kann  begreiflicher  Weise  wie  der  oben  genannte,  bald 
in  diesem,  bald  in  Jenem  Organe  oder  Systeme  aafire- 
ten.  Von  einem  Mehr  oder  Weniger  ist  dabei  keines« 
wegs  immer  die  Bede,  wenn  man  nur  den  vorhanilenen 
anomalen  Orundzüsland  im  Auge  behalten  will.  Die- 
ser Grundzustand  aber  ist  das  Indicans  jedes  specifi- 
schen  Heilverfahrens.  Uass  man  in  neuerer  Zeit  an- 
gefangen hat,  die  gleichen  Grundzustände  in  verschie- 
denen Organen  zusammenzustellen ,  z.  B.  die  Erwei- 
chungen, die  Verhärtungen,  die  Steinbildungen ^  die 
Tnberkelablagerungen,  die  Blennorrliöen,  di<?  Hydrosen, 
die  Hämorrhagieen  (wohin  z.  B«  eben  so  gut  eine  ge- 
wisse Beihe  von  Apoplexieen  als  manche  Mutterblnt- 
flässe,  Hämorrhoidalflüsse,  Lungenblutungen,  Nasen- 
bluten u.  s.  w.  gehören),  bleibt  ohne  Zweifel  ein  we- 
sentlicher Portschritt  der  Pathologie.  Eben  in  diesen 
gemeinsehafdichen ,  überall  gleichen  Grundzastllnden 
Hegt  ein  Schlössel  des  von  unseren  Gegnern  oft  her-- 
Vorgehobenen  B^thsels,  dass  unsere  Arzneipräfungen 
so  viele,  scheinbar,  weil  sie  an  verschiedenen  Orten 
und  Organen  des  menschlichen  Körpers  auftreten,  so 
verschiedenartige  Erscheinungen  bei  einem  und  dem- 
selben Mittel  angegeben  haben.    In  der  Zurückföhrung 


Qriymalabhandlunyat.  3^ 

dieser  verschiedenen  Firscheinun^en  auf  einen  einfachfin 
Grundzustand  ist  die  Möglichkeit  einer  so  wünschena*i 
werthen  Vereinfachung  unserer  Arzneiniittellehre.. ge- 
geben; und  nach  hinlänglicher  Feststellung  der  Uaupi- 
erscheinungeu,  welche  ein  Arzneimittel  am  gesunden 
Alenschen  hervorzurufen  vermag,  scheint  mir  .die^  die 
erste  und  dringendste  Aufgabe  einer  rationellen  Phar- 
makodynamik zu  seyn,  eine  Aufgabe,  welci^e  auch  &- 
tere  Pharmakodynamiker  zum  Theil  wohl  gefühlt  habin, 
aber  wegen  mangelnder  solider  Grundlagen  nur  liöchst 
unvollkommen,  meist  ganz  hypothetisch  ausführen  konn- 
ten. Damit  fällt  auch  der  unglückliche,  alle  je  zu  hof- 
fende iSicherheit  der  Heiikunst  umstossende,  Wahn  weg, 
dass  ein  Aizneimittel  mehrere  Wirkungen  haben  könnte« 
—  Jedes  Arzneimittel  hat  nur  eine  einzige  Grundwir- 
kung^  so  verschieden  auch  die  Erscheinungen  nach  vorr 
herrschender  Einwirkung  oder  Reaciion,.  nach  den  ein- 
zelnen mit  Vorzugs  weiser  Anlage  begabten  Organen, 
nach  der  Applications-  und  Anwendungs weise  in  Krank- 
heiten ausfallen  mögen. 

So  z.  B  beruhen  «ler  Schwindel,  der  Kopfschmerz,  die 
Appetitstörung,  das  blasse  elende  Aussehen,  die  Stuhl- 
verhaltung, diu  üebelkeit,  das  Erbrechen  u.  s.  w.,  wel- 
ches NuK  vomica  erzeugt  und  homöopathisch  heilt,  im- 
mer auf  dem  einen  und  gleichen  Grundzustand  einer 
Lähmung  der  organischen  Nerventhätigkeit  an  der  ei- 
nen oder  andern  Stelle  des  Organismus,  deren  Folge 
eine  Blutanhäufung  ist,  welche  sich  bei  Vergiftungen 
auch  stets,  namentlich  in  den  Nervencentren,  besonders 
im  Kückenmarke,  gefunden  hat,  und  welche  sich  bei  den 
Versuchen  an  Gesunden  ebenfalls  durch  Blutwallung, 
blutige  Secretioncn,  so  wie  durch  die,  den  vom  electri- 
schen  Schlage  hervorgerufenen  ähnliche  Zuckungen  u.  a. 
w.  angedeutet  haben.  Lähmungsartige  Stockungen  der 
Circulation  treten  besonders  am  frühen  Morgen,  so  wie 
nach  dem  Essen  hervor,  daher  auch  die  Wirkungen  der 
Nox  vomica  um  diese  Zeit  sich  erhöhen*    Da,  wo  der 

HTOSA  Bd.  X.  21 


8tf  OrijfinaiabhmMm^e9K 

eiitgegfngesetzte  Zadtand,  Eretliismos ,  erhöhte  Reiz- 
bärktit  nnd  Beweglichkeit  der  organischen  Nervei 
tStitt  findet,  wie  z.  B.  in  gewissen  Diarrhöen,  da  briii;>;l 
die  Nox  vomica  als  speeifisch  antipatliiscbes  Mittel  Hei- 
lang. 

Dfe  Angina,  die  Scharlachröthe,  das  Rothlaof,  welche 
Belladonna  erzeugt,  beruhen  auf  einer  eigenthömlicheii 
Stockung  im  Capillarnetz,  mit  Reizung  der  Gcfäss- 
Mründe:  Phänomene,  deren  Prodocte  wir  auch  bei  Ver- 
giftungen mit  Belladonna  sowohl*  im  Hirne  als  auch  in 
anderen  inneren  Organen  anatomisch  nachweisen  kön- 
nen, und  als  Ursache  der  eigenthöralichen  Delirien,  der 
Gesichtsstörungen,  der  Erweiterung  der  Papille  und  der 
tibrigen  Schliessmuskeln  anerkennen  müssen.  Ueberall 
ist  es  der  gleiche  anomale  Grundzustand,  der  den  ver-  . 
schiedenen  Erscheinungen  bald  in  dem  einen ,  bald  in  ; 
dem  anderen  Organe  unterliegt ,  nnd  der,  wo  er  auch  i 
auftritt,  im  Hirn,  in  der  Lunge,  in  der  Leber,  in  den 
Lymphdrüsen,  in  den  Schleimhäuten,  im  rete  Malpighi 
etc.  immer  durch  dasselbe  Mittel  nach  dem  homöopa- 
thischen IJeilgesetze  beseitigt  wird^  während  dasselbe 
Mittel  aber  auch  in  dem  gerade  entgegengesetzten  Za* 
Stande  auf  antipathrschem  Wege  Heilung  herbeifähren 
dürfte. 

Cuprum  sulphuricom  verursaeht  vermehrte  Seeretion, 
Erbrechen  und  Durchfall,  zerstört  beim  Aufstreuen  anf 
Granulationen,  in  Wunden  und  Geschwüren  dieselben 
rasch  durch  Verflüssigung;  der  Grundzostand,  welchen 
dies  Mittel  im  Organismus  setzt,  scheint  gallertartige 
Erweichung  der  Gewebe  zu  seyn,  wie  ich  diesen  an- 
stand im  Magen  als  unglücklichen  Aasgang  einer  Croop* 
cur  durch  Cüpri  sulph.  gn  jyj  alle  Stunden  bei  einem  15 
Wochen  alten  Kinde  selbst  zu  beobachten  Gelegenheit 
hatte.  Specifisch-homöopathisch  wird  dies  Mittel  daher 
bei  drohenden  Erweichungen  Heilung  bringen^  nnd  In 
der  That  habe  ich  schon  in  mehreren  Fällen  beginnen- 
der Magenerweichung  Heilung  dadurch  herbeigfttbrt; 


OriyinalabhanMun$m. 

ich  erinnere  %u/B:Ieicli  an  die  ^ünstixen  Erfolf^e  dureh 
den  Gebraach  des  Kupfers  bei  Epilepsieen,  welche  ja  , 
aach  bisweilen  auf  beginnender  Erweichanjc  dea  Hirns 
und  Rückenmarks  beruhen;  anlipathisch  mass  Coprum 
sulph.  bei  übermässig^er  Plaslicität  und  anomal  gestei- 
jrerter  Festbildun^,  wie  %.  B.  im  Croup,  heilsam  wer*  • 
den  können. 

Hepar  sulphuris  calcareum  verursacht  rollilaufartijre 
Reizung  mit  Tendenz  zur  Eiterung^  sowohl  auf  der 
äussern  Haut,  als  auch  auf  Schleirob&ulen.  Daher  die 
heilsame  Anwendung:  der  Kalkschwefelleber  in  manchen 
Fällen  von  Croup ,  von  Anleinen,  von  Bronchitis,  aber 
auch  von  Ruhr,  von  Tripper  und  selbst  von  Schanker, 
so  wie  von  gewissen  Hautausschlägen  und  bei  Pana- 
ritien. 

Genug,  in  allen  diesen  Fällen  ist  nicht  das  leidende 
Organ  das  indicirende  Moment,  sondern  der  eigenar* 
tige  Zustand,  der  bald  in  diesem,  bald  in  Jenem  Organe 
freilich  unter  verschiedenen  äusseren  Erscheinungen, 
auftreten  kann  und  der  einem  Jeden  sorgfältiger  unter- 
suchenden Arzte,  trotz  dieser  Mannigfaltigkeit  der  Er^ 
scheinungen,  einleuchten  muss.  Indem  ich  aber  den 
vorhandenen  anomalen  Grundzustand  als  Indicans  des 
specifischen  Heilmittels  im  einzelnen  Falle  betrachte, 
behaupte  ich  nicht,  dass  es  Specifica>  morborum  im  äl- 
teren Sinne  dieses  Ausdruckes  gebe;  im  GegentheUe 
kann  ich  keineswegs  zugeben,  dass  wir  Mittel  be« 
sitzen,  welche  dem  in  den  Compendien  als  besondere 
Krankheiten  aufgestellten  ideellen,  aus  vielen  einzel- 
nen Fällen  abstrahirten  Complex  von  räumlichen  und 
zeitlichen  Veränderungen  des  Organismus  und  seiner 
Thätigkeit  überall  und  stets  entsprechen  und  daher 
diepe  Krankheiten  in  allen  vorkommenden  Fällen  zu  be- 
seitigen vermögen.  Vielmehr  mnss  ich,  da  eine  Jede 
Krankheit  aus  einer  Reibe  von  gesetzmässig  auf  einander 
folgenden^  bei  verschiedenen  Individuen  verschieden 
gestalteten  nnomalen  Grundzuständen  zusammengesetzt 

»1. 


8B1  Ongmaiaöhandlungenm  * 

ist,  Verlan j^en,  dass  man  diese  einzelnen  Zustfinde^- 
nau  sondern,  and  das  dem  gerade  vorhandeneo  Grand- 
zustand  entsprechende  homöopathische  oder  enantiopa- 
tbische  Heilmittel  wähle,  falls  man  ein  specifisches 
Heilverfahren  anzuwenden  entschlossen  if^t.  So  kana 
-V  ich  z*  B.  das  Quecksilber  nicht  als  Specificom  aller 
syphilitischen  Krankheitsformen  anerkennen,  da  das- 
selbe nur  da,  und  zwnr  auf  homöopathischem  Wege^ 
Gttiesung  bringt,  wo  der  von  ihm  zu  setzende  Grund- 
zustand:  Auflösung  und  Verschwärung  der  organischen 
Mas^se  in  bekannter  Weise  vorhanden  ist,  also  beia 
Schanker  elc.  Die  Annahme  von  8pecificis  morboron 
in  dem  oben  angedeuteten  Sinne  haben  in  der  Tbat 
auch  schon  viele  tüchtige  Aerzte  bestritten,  and  es 
möchte  daher  zur  Vermeidung  von  jUissverständnissea 
passend  «erscheinen,  Specifica  Status  und  nicht  mehr 
Specifica  morborum  anzuerkennen. 

Oass  nun.  aber  die  Grundzust&nde,  welche  die  ver<- 
scbiedenea  Mittel  setzen,  eben  so  wohl  dem  jB^erade 
vorhandenen  ähnlich,  als  auch  demselben  entge^enge^ 
setzt  seyn  können,  steht  wohl  nicht  zu  bezweifeln, 
eben  so  wenig  als  dass  man  bei  Anwendung  der  ei- 
nen ähnlichen,  wie  der  einen  entgegengesetzten  Grand- 
zustand setzenden  Medicamente  die  vorhandene  Ano- 
malie als  solche  angreife,  also  in  beiden  Fällen  speei-^ 
/mcA  verfahre*  Uenn  eine  specifische  Heilmethode  ist 
doch  wohl  nach  den  oben  gegebenen  Erörterungen  nur 
eine  solche,  bei  welcher  das  anzuwendende  Heilmittel 
in  einem  besonderen,  eigenartigen,  näheren  Verhält- 
nisse zu  dem  im  Kranken  jedesmal  vorhandenen  Grnnd- 
zostand  steht.  Weit  entfernt  bin  ich  aber  davon,  an- 
zunehmen, dass  beiden  Heilmethoden  „eine  und  die- 
selbe Grundidee^^  unterliege,  in  Gegentheile  meine  ich, 
gerade  die  entgegengesetzte;  in  dem  einen  Falle  ruft 
der  Arzt  die  specifische  Reaction  des  Organismus  her- 
vor, in  dem  anderen  unterdrückt  er  dieselbe ;  daher  die 
letztere,  die  antipathiscbe  Heilmethode  auch  voraaglieh 


OriginaUibhandiun$en.  8(5 

bei  Zaständen  von  erhöhter  Lebensthütig^keit  oder  über-- 
massig  auf/g^ere^ter  or/s^anischer  Reaction  (der  grösseren 
Anzahl  acuter  Krankheiten),  vorzugsweise  angezeigt 
erscheint,  wie  ich  das  in  meiner  früheren  Abhandlang 
ausröhrlich  gezeigt  habe.  Dass  aber  bei  dem  enantio- 
pathischen  Verfahren  eben  so  wenig  als  bei  dem  ho- 
möopathischen von  einem  allgemeinen  Zustande  ohne 
Berticksichtigung  des  kranken  Organes  oder  iSystemes 
die  Rede  seyn  kann,  geht  schon  daraus  hervor,  dass 
eine  richtige  Diagnose  des  Grundzustandes  ohne  De« 
rucksichtigung  des  Organes  gar  nicht  gedacht  werden 
kann,  dass  überhaupt  eine  Trennung  der  Thätigkeit 
/on  ihrem  materiellen  Substrate  willkuhrlich  und  un- 
liraktisch  genannt  werden  muss,  generelle  Zustände 
aber  in  einem  andern  Sinne  als  in  dem,  weiter  im  Or- 
ganismus wegen  der  Eigenthümlichkeit  des  befallenen 
Systemes,  z.  B.  des  Gefässsystemes,  des  Blutes  ver- 
breiteten, bei  sorgfältiger  Erwägung  gar  nicht  statuirt 
werden  können.  Wenn  man  z.  B.  von  allgemeiner 
Schwäche  spricht,  so  ist  damit  noch  keineswegs  der 
Grundzustand  bezeichnet;  denn  die  Schwäche  kann  be- 
dingt seyn  durch  unvollkommene  Blutbildnng,  wie  z.  B« 
in  Folge  von  Säfteverlust,  wo  das  Blut  dann  wässerig 
erscheint,  oder  von  übermässiger  Anstrengung,  wo  die 
Gerinnbarkeit  des  Blutes  gemindert  ist^  oder  von  Zer« 
störung  eines  für  die  Blutbereitung  wichtigen  Organes, 
z.  B.  der  Lungen  (in  welchem  Falle  das  Blut  ebenfalls 
deteriorirt,  auch  wohl  sogar  mit  Eiter  gemischt  ist), 
oder  durch  Behinderung  der  Innervation,  wie  z.  B.  bei 
rheumatischen  Reizungen  der  Nervenscheiden  u.  s.  w. 
Die  gewöhnliche  Annahme  von  allgemeinen  Krankhei- 
ten ohne  locale  Grundlage  beruht  meiner  Ueberzeugnng 
nach  durchaus  auf  unvollkommener  Auffassung  der 
Grundzustände  9  auf  einseitiger  Betrachtung  der  Er- 
scheinung derselben  u.  s.  i^. 

II.    Was  ferner  Schröm's  Behauptung  betrifft,  dass 
ein  wesentlicher  Unterschied  zwischen  mecAaiMcAeii, 


Orfyinaiabhandiun^en. 

chemischen  nnd  dynamuchen  Heilverfahren  nicht  Statt 
finde,  so  maas  ich  aof  das  Bestimmteste  da^e|i^en  pro- 
testiren;  allerdini^s  ist  bei  Anwendanj^  aller  dreier  die 
Absicht  zu  heilen  gemeinsam,  wenn  sonst  der  Heil- 
kfinstler  nicht  von  seiner  Pflicht  abweicht;  aber  die 
Art  und  Weise,  wie  Heilung  erlangt  wird,  ist  nach 
der  Klasse  der  in  Gebrauch  /gfezogenen  Heilmittel  so 
abweichend,  dass  ich  nicht  einsehe,  wie  man  bei  eini- 
ger Gräirdlichkeit  der  Untersuchung  das  Zusammenhef- 
ten einer  klaffenden  Wunde,  das  Extrahiren  eines  Kindes 
aus  dem  Mutterleibe,  das  Abschneiden  eines  destroirten 
Gliedes  u.  s.  w.  mit  den  Umstiramungen  anomaler  Le- 
bensth^tigkeit  durch  Arzneien  zusammenwerfen  kann. 
In  spielender  Betrachtungsweise  möchte  ich  wohl  mit 
eben  so  viel  Schein  der  Wahrheit  als  Schrön, 
der  alles  mechanische  Eingreifen  der  Antipathik  zu* 
schreibt,  behaupten,  dass  es  der  Homöopathik  Mge- 
zAhlt  werden  müsse.  Denn  was  anders  geschieht  beim 
Wnndschneiden  und  Zusammennähen  der  klaffenden  Ha- 

• 

Senschartränder,  des  Mittelfleischcs  u.  s.  w.,  als  dass 
man  die  organische  Reaction  gegen  die  vorhandene 
Anomalie  hervorruft,  was  anders,  indem  man  den  ca-* 
riosen  Fuss  amputirt,  als  dass  man  einer  vorhandenen 
Wunde  durch  eine  zweite,  neue,  Heilung  bringt  u.  a.  w. 
Ist  ja  nicht  schon  von  anderen  namhaften  Schriftstel'^ 
lern  aof  dem  Felde  der  Homöopathik  der  Aderlass  als 
homöopathisches  Specificum  der  Entzündung  betrachtet 
worden!! 

Bleiben  wir  mit  Ernst  bei  der  Sache!  Dynamisches  Heil- 
verfahren setzt  Leben  als  conditio  sine  qua  non  voraas, 
mechanisches  und  chemisches  Heilverfahren  kann  auch 
am  todten  Leichnam  geübt  werden,  auch  andern  letztern 
kann  man  amputiren,  trepaniren,  Wunden  heften.  Steine 
und  Kugeln  ausschneiden ,  Kinder  wenden  und  extrahi- 
ren u.  s.  w.,  kann  man  durch  Vitriol  die  Ober-  und  Le- 
derhaut zerstören,  durch  Alcalien  den  sauren  Urin  neu- 
tralisireo  li.  s.  w.    Mechanisches  und  chemisches  Heil- 


« 
erfahren  dient  ^am  Lebenden  nur  dasa,  4le  iii  fehler^ 

lafter  Form  und  Miseban^  lie/g^enden  Hinderniase  der 
ienesun jc  za  entfernen,  as.  B.  die  Wandrinder  einalnder 
;ii  nähern,  damit  die  adhäsive  Entzündanj;  die  Zasam-* 
nenheilun^  bewirken  könne,  das  Lamen  des  Gefisa-« 
Lanales  za  schliessen,  damit  nicht  ferner  das  eiaströ* 
nende  Blat  die  Heilon^^  der  Arterienwande  nnd  des 
Aneurysma  aufhalte  u.  s.  w*  Keineswejcs  aber  fähren 
He  selbst  die  Heilung^  herbei,  bestimmen  nicht  einmal 
lie  Art  und  Weise ^  me  Heilung  eintreten  soll;  dies 
bleibt  der  Lebensthäti/^keit  ganz  überlassen.  Von  Za- 
stünden  im  früher  besprochenen  Sinne,  von  orji^anischett 
Grundzuständen  ist  in  Beziehung  auf  mechanische  und 
chemische  Heilmethode  keine  Rede;  denn  eine  vorhan» 
dene  Trennung  des  Zasammenhanges  ist,  wenn  der 
Process  erloschen  ist,  der  die  Trennun^^  bewirkte,  z.  B, 
die  Ulceration,  kein  Zustand  des  Lebens,  sondern  rein 
der  Masse,  und  kann  eben, so  gut  im  Steine  als  im 
organischen  Korper  vorhanden  seyn.  Nur  der  Procesa 
der  Trennung  und  die  adhäsive  oder  supporative  Ent«- 
zundung,  welche  die  Wunde  wieder  schliesst,  sind  Le- 
benszustände,  welche  einem  mechanischen  Heilverfah- 
ren keineswegs  zugfingig  sind^  wenn  sie  auch  dorch 
einen  primär  mechanischen  oder  chemischen  Eingriff  in 
die  Masse,  als  lebende  Nachwirkung,  Ruck  Wirkung, 
hervorgerufen  werden  können.  Am  allerwenigsten  kann 
ich  ein  Vermengen  des  Heilens  durch  mechanische,  che- 
mische und  dynamische  Heilmittel  in  Beziehung  auf  die 
specifische?4  Heilmethoden  zugeben,  da  bei  diesen  die 
dynamische  Einwirkung  wesentlich  ist ;  viel  eher  Hesse 
sich  eine  solche  minder  strenge  Scheidung  hinsichtlieh 
der  nicht  specifischen  Heilmethoden  gestatten,  indem 
es  bei  diesen  allerdings  vorzugsweise  auf  die  leben- 
dige Ruckwirkung  ankömmt.  Ganz  unpassend  scheint 
mir  aber  Schröm's  Vergleicbung  der  Antipathik  mit  der 
Neutralisation  einer  |)asia  durch  eine  Säure«  Abgea^ 
hen  davon,  das  eine  Basis  gar  nichts  Anomales,  son- 


SI8  OrifimaiMmMungen. 

dern^  wie  aUea  Unocjiamsche,  nur  etwa»  Gegebene 
vt,  ebeir  80  gut  wie  eine  Säure V  g^ht  der  Act  der 
Neatralisation  nach  ätomistiaGhea  Veriiöltnissen  vor  sieb, 
ea  wird  gerade  imr  so  viel  voil  der  Basis  neutralisirt, 
ats  SSare   mit  ihr   in   Beröhrun/s:  gebracht   wurde«  -- 
Das  ist  aber  ganz  ander»  bei  dynamischen  Arzneiwir- 
kangen,  diese  sind  dem  im  lebenden  Körper^  z»  B.  asch 
bei  der  Verdauung  nachweislichen  Gesetze  der  Kata- 
lyse nnterworfen,  d.  h.  die  or/scanische  Masse  und  Thi- 
tigkcit  wird    durch   eine,    wenn   auch  viel  iperlngere 
Quantität,  unter  gewissen  Bedingungen ^  so^ar  darch 
ein  Minimum  fremder  Substanz  umgestimmt,    so  dass 
entweder  die  fremde  Eigenthümliehkeit  oder  die  Reae- 
tion  herrschend  wird.  Dabei  ist  von  keinen  Zahleover- 
hiltnissen  die  Rede,   nur  so  viel   Ein wirkuiiji^   bedarf 
ea,  dass  diese  bei  dem  gerade  vorhandenen  Lebenszn- 
stande des  Individuums  nicht  sogleich  assimilirt,   d.  b. 
vernichtet  wird,  und  darin  liegt  die  Lösung  des  zwei- 
ten  Uäthsels,   dass   man    unter   gewissen  Umst&ndea 
grosse  Mengen  eines  Arzneimittels  ohne  Erfolg,  onter 
anderen  eine  äusserst  kleine  Menge  mit  dem  grössten 
Erfolge  anwenden  sieht,  wie  dasselbe  auch  in  Bezie- 
hnng  auf  Schädlichkeiten  gilt.    Das  bekannteste  Bei- 
spiel für  dynamische  Einwirkungen,  wie  sie  in  der  eben 
angedeuteten  Weise  nur  an  organischen  Körpern  Statt 
finden  kann,  liefert  die  Gahrung  in  allen  ihren  Formen. 
Sehr  geringe  Mengen  von   Ferment  reichen   da   hia^ 
grosse   Massen   auf   bestimmte    Weise    umzuwandeln. 
Dass  dabei  von  einem  Neutralisiren  n.  dgl.  nicht  die 
Hede  seyn  kann,  sieht  wohl  jeder  ein,  der  eine  sehiirfe 
Auffadsong  der  Begriffe  für  die  erste  Bedingung  der 
Verstindrgnng  in    naturwissenschaftlichen  Dingen  an- 
erkennt.  Eine  solche  strenge  Unterscheidung  der  ver- 
schiedenen Verhältnisse  ist  aber  gan%  besonders  wün- 
scbenswerth    in    allen    therapeutischen  Begriffsbestioi- 
mnngen,    wo   es  an   strenger  Conscqnenx  noch    vor- 
zugsweise XU  mangeln  scheint;  und  ohne  Zweifel  ist 


3S  zom  Theil  die  SdiaM  der  Vernacblä88i/pan|r  dieser 
Bedin^un^,  dass  die  ra^en.  naturffhilosophische  Scbole 
im  Ganzen  so  weni^  für  die  Therapie  geleistet  hat. 

Habe  ich  in  dem  Bi8heri/2:en  auf  die  Bemerkungen 
hinsichth'ch  der  8pecificität  des  enantiopathischen  Heil- 
verfahrens und  des  zu  statuirenden  Unterschiedes  zwi- 
schen dynamischen  und  anderweiten  Heilmetboden  ge- 
antwortet, so  bleibt  mir 

in.  die  Einwendunjgf  Schrön'.«  gegen  die  von  mir 
aufgestellte  excUirende  Heilmethode  zu  betrachten 
übrig.  Zunächst  versucht  /Schrön  den  von  mir  ange- 
führten Thatsachen  eine  andere  Deutung  zu  geben, 
dieselben  seiner  aTitipathischen  und  heteropathischen 
Heilmethode  einzureihen,  was  ihm  freilich  bei  dem  wei- 
tern, minder  streng  bestimmten  Begriffe  des  erstem 
und  dem  ganz  xn^^n  des  letztern  zum  Theil  gelingen 
mag,  darum  aber  noch  keineswegs,  bei  genauerer  Un- 
tersuchung der  vorliegenden  Facta,  der  Not h wendigkeit 
eine  besondere  excitirende  Heilmethode  anzuerkennen 
überheben  dürfte.  Denn  es  gilt  ja  nicht  blos,  Facta 
nothdürftig  unterzubringen,  sondern  eine  vorurtheils- 
freie  Einsicht  in  die  verschiedenen  Kunstheilwege,  und 
dadurch  Gesetze  für  eine  rationelle  Therapie  zu  er- 
langen. Die  Bezeichnung  einer  heteropathischen  Heil- 
methode lässt  freilich  ein  fast  unbegrenztes  Feld,  wenn 
man  dahin  alle  Teilungen  ohne  Weiteres  rechnen  will, 
bei  denen  das  Arzneimittel  nicht  in  bestimmter  specifi- 
scher  Beziehung  zum  vorliegenden  anomalen  Grund- 
zustande steht,  und  es  durfte  bei  dem  unbestimmten 
Begriffe,  den  Schrön  mit  antipathischer  Heilmethode 
verbindet,  auffallen,  warum  er  nicht  vielmehr  allein  von 
homöopathischen  und  heteropathischen  Heilungen  spricht* 
Doch  nicht  etwa  darum,  weil  Hahnkmadin  jene  drei  Nn- 
men  in  Cours  gesetzt  hat?  Mir  scheint  es,  dass  unter 
dem  Namen  der  heteropathischen  Heilmethode  zwei 
dem  Wesen  nach  verschiedene,  nur  darin,  dass  der 
von  dem  Heilmittel  zu  erzeugende  Gmndzustand  mit 


den  im  Kranken  vorhandeoea  aiebt  in  einer  nahem 
Verwandtsehaft  stehen  musa,  mit  einander  im  Gej^en^ 
8at%  der  beiden  apeeifisehen  Bbereinstiromend  »usao- 
nenji^erasst  sind;  and  zwar  eine,  bei  deren  Aasführnng 
das  Gesetz  des  Anlaj3:oni8niu8  der  Organe  und  FaneticN 
nen  ins  Spiel  gesetzt  wird^  die  ahleUendey  -nnd  eine 
zweite,    bei    welcher  die    Lebensthätigkeit    im    Gau«« 
zen   liinsichtllch    seiner   centroperipherischen  Richtnaj; 
oder    in     dem    einzelnen  •  Theile    machtijif    mn^eregi 
wird,  um  dadorch  die  vorhandene  Anomalie  wieder  zar 
Ordnung  zuräckzuführen.    Die  letztere,  wesentlich  von 
der  erstgenannten,  der  ableitenden  verschiedene  Heil- 
methode nannte  ich  die  excüirende  oder  perturbirendej 
und  fügte  beide  Ausdrucke  desshalb  zusammen,  damit 
man  nicht  an  die  in  den  Lehrbüchern  der  allgemeinen 
Therapie  aufgezählte  excitirende  Heilmethode  für  vor- 
handene Schwächezustände  (also  eine  Heilung  einzel- 
ner   krankhafter   Zustände,    nicht   eine   Heilmethode) 
denken  sollte.    Ich  führte  zuerst  das  Beispiel  der  Ge- 
aundheitsherstellung    bei    rheumatischen   Beschwerden 
durch  warme  Theeaufgüsse,  iSpirituosa  u.  s.  w.  an,  und 
glaube  nicht,  dass  man  bei  Anwendung  dieser  Mittel 
die  Absicht  habe,  ein  anderartiges  Leiden  als  das  vor- 
handene zu  erzeugen  (Heteropathik),  da  activer,  wohl- 
thuender  Schweiss  doch  kein  Leiden  genannt  werden 
kann,  ja  auch  wohl  dieser  8chweiss  nicht  einmal  sor 
Heilung  nothwendig  ist.    Wirkt  nicht  eine  heitere,  an«- 
genehme   Unterhaltung,   eine  freudige  Ueberraschon^ 
n«  dgL  in  solchen  Fällen  noch  weit  vortheilhafter  und 
bringt  z.  B.  heftige  Schmerzen,  Krämpfe  n.  dgl.  zum 
Schweigen,  ohne  dass  es  dabei  auf  ein  fremdartiges 
Leiden  (/7<^o9  «ra^o^)  abgesehen  isti  Wie  aberäcnnÖM 
leugnen   mag,  dass  es  hinsichtlich   der  angewandten 
Mittel  in  diesen  Fällen  keiner  besonders  strengen  Aus-* 
wähl  bedfirfe,  wenn  sie  nur  jene  eentroperipherische 
Tteätigkeit  kräftig  erregen,  das  begreife  ich  nicht,  dn 
die  «lltigliehe  Präzis  vom  Oegentbcile  dberzeugt;  dn 


iraacht  man  ausser,  demt  von  ihm  |(enannten  Flieder- 
hee  und  Warmbier,  warme  Aufj^fisse  von  Lindenbifl« 
hen,  König^skcrzen^  Melissen,  PfelTerminse ,  ehinesi- 
)chem  Tliee  u.  s.  \v.  so  gvt  als  Punsch,  Oro^i^,  warme 
Limonade,  Kaffee  mit  Kam  u.  d/grl.  mehr.  —  Mein  zwei* 
tes  Beispiel,  den  heilsamen  Gebr»jch  von  Brechmitteln 
im  Anfan^ce  von  Mervenfiebern  bei  üfend^  wird  wohl  ein 
jeder  erfahrungsreiche  Arzt  als  >  in  Beispiel  von  Hei- 
lung^ durch  allgemeine,  d.  h.  nicht  i  «ifische  Aofregang, 
gelten  lassen;  von  einer  Ableitung  liann  hier  nicht  die 
Rede  seyn,  da  die  Magen-*  und  Darmschleimhaut  in  dei* 
Regel  selbst  das  vorzugsweise  von  der  Krankheit  er- 
griffene Gebilde  ist.  Wie  eminent  wohlthätig  aber 
Brechmitlei,  selbst  oft  wiederholte,  bei  bedeutenden 
Affectionen  der  Mund-  und  Magenschleimhaut  wirken 
und  zwar  doch  wohl  nicht  anders,  als  durch  Umstim«, 
mung  und  allgemeine  Aufregung,  dafür  erinnere  ich  nur 
an  Heimes  Lob  derselben  bei  Mtomacace  Erwachsener. 
(S  dessen  höchst  lesenswerthe  vermischte  medicinische 
Schriften,  herausgegeben  von  A.  PAtsch.  Leipzig  188S. 
pg«  2S0.).  —  Dass  man  unter  gewissen  Umstünden 
Brechmittel  nach  gegen  drohende  oder  beginnende  Läh- 
mungen mit  Nutzen  in  Gebrauch  zieht ,  dafär  könnte 
ich  mehrere  Heilongen  solcher  Krankheitszostände  ans 
eigener  Praxis  anführen;  ich  erinnere  nur  an  die  Läh- 
mungen in  Folge  von  Rheumatismus  der  Nerven- 
scheiden, wie  sie  so  oft  den  Lähmungen  der  Gesichts« 
muskeln  zu  Grunde  liegen,  ferner  an  den  heilsamen 
Gebrauch  der  Brechmittel  bei  drohender  Lungentth- 
mung  tt.  s.  w.  —  Der  von  Mchrön  erhobene  Zweifel 
gegen  den  Nutzen  kalter  Begiessungen  bei  Hirnwas- 
sersucht, glaube  ich  ebenfalls  durch  eigene^  wie  durch 
fremde  Erfahrung  vollständig  niederschlagen  zu  kön- 
nen, und  erinnere  dafür  vorzugsweise  ebenfalls  wieder 
an  HsiJii's  glänzende  Beispiele  a.  a.  0.  pg.  64,  199,  dass 
die  Genesung  hier  durch  eine  allgemeine,  d.  h.  nioht 
specifische  Aufregung  der  Lebensthätigkeit ,  und  nicht 


3» 

durch  Ableitung  oder  aof  enantiopathischeoi  We^e  her« 
beigefährt  werde,  leuchtet  jedem  Unbefang'enen  wohl 
ohne  weitere  Ausführung  ein.  Dasselbe  ^iit  meiner 
Ueberzeogong  nach  von  der  Heilung  gewisser  Nasen« 
polypen  durch  Bestreichen  mit  Opiumtinctar,  wovon  ich 
ebenfalls  zwei  glänzende  Beispiele  aus  eigener  Erfah- 
rung anführen  könnte.  Hier,  wie  bei  den  abriefen  von 
mir  genannten  Fällen  von  Heilung  durch  örtlich  rei- 
zende Waschungen,  Einreibungen  u.  s.  w.  der  kranken 
Stelle  selbst,  wird  die  Krankheit  nur  dadarch  ir^tilgt, 
dass  eine  nicht  specifische  Aufregung  gesetzt  ^rird,  un- 
ter deren  Verlust  die  vorhandene  Krankheit  erlöscht. 
Die  Naturheilkraft,  um  mich  des  jetzt  beliebten  Aus- 
druckes zu  bedienen,  wird  in  diesen  Fällen  mächtig 
angeregt,  die  vorhandene  Anomalie  zu  assimiliren.  Von 
einer  specifischen  Einwirkung  kann  ich  hier  wenigstens 
nichts  sehen,  da  man  z.  B.  gegen  die  Krätze  eb.en  so 
wohl  die  englische  8albe,  als  auch  Sapo  viridis^  als 
auch  eine  concentrirte  Auflösung  von  Kali  caasticnm, 
ohne  grossen  Unterschied  im  Erfolge  angewendet  hat* 
Indem  Schrön  aber  sagt :  die  genannten  reizenden  Sal- 
ben u.  s.  w.  fuhren  die  Aussclilagsform  schneller  durch 
ihre  »Stadien  und  bringen  sie  zu  schnellem  Verblü- 
hen, und  diese  Wirkung  für  homöopathisch  erklärt, 
wird  er  seiner  mit  der  meinigen  übereinstimmenden  Er- 
klärungsweise des  homöopathischen  Heilverfahrens  un- 
treu; das  homöopathisch  gewählte  Heilmittel  soll  ja  nicht 
die  Krank lieit  steigern,  sondern  die  specifische  Reae- 
tion  dagegen  aufrufen.  —  Als  Inpsus  memoriae  dürfte 
es  endlich  zu  betrachten  seyn,  wenn  Schrön  meint, 
dass  die  reizenden  Injectionen  bei  Hydrocele  (auch  nur 
in  seinem  Sinne)  antipathisch  wirkten,  und  „Verwach- 
sung des  ursprunglich  verwachsen  seyn  Sollendeti^^ 
herbeiführen :  die  beiden  Blätter  der  serösen  tunica  va- 
Hiaalis  testis  sind  im  normalen  Zustande  keineswisgs 
isArwaehsen.  — 


Das  schnöde  Vcrdammun^snrtheil ,   welcbes  Schr'Sn 
yg.  319  und  320  aber  die  exi*i(irende  Heilmethode  aos- 
spricht,  dürfte  nach  dem  eben  Gesagten  also  doch  nicht 
s:anz  begründet  erscheinen:  denn  wenn  es  auch  wahr 
ist,  dass  diese  Heilmethode  eine  weni2:er  Utvctige  In- 
dication  der  einzelnen  anzuwenflenden  Mittel  verian/3^, 
so  lie^t  darin  kein  absoluter  Mangel,  nnter  gewissen 
Umständen  vielmehr  gerade  ein  Vorzug;  und  ich  g^Iaobe 
in  der  That  nicht,  dass  irg^end  ein  beschAfligtei;  Arzl*, 
selbst  ScHRöN  nicht  aus;2:enommcn,  diese  so  verachtete 
Heilmethode  unter  gewissen  Verhiiitnissen  in  der  Praxis 
^anz   verwerfen   werde.    Missbrauch    kann   und    wird 
mit    dieser  Heilmethode    freilicli    oft   ^enu«^   getrieben 
werden,  das  setzt  aber  noch  keineswegs  den  zweck- 
mässio:en  Gebrauch  derselben  herab.   Wird  ja  doch  auch 
^enu^  Unfu^  mit  der  homöopathischen  Heilmethode  von 
Aerzten  und  Laien  getrieben!  und  ist  nicht  schon  man« 
eher  Kranke  durch   diesen  Unfu/s^  zu  Grunde  /Berichtet 
worden?  Uebrigeos  handelte  es  sich  zun/lchst  darum, 
die  vorhandenen  Thatsachen  unter  logisch  streng  be- 
grenzte Begriffe  zu  ordnen  und  da  kann  ich  unmöglich 
zugeben,  dass  bei  einer  grdndlichen  Feststellung  der 
antipathischen ,  homöopathischen  und  ableitenden  Heil- 
methode nicht  noch  dynamische  Heilungsweisen  äbrig 
bleiben,  welche  zu  der  Annahme  einer  vierten,  der  ex" 
citirendenj  zwingen.    8o  erschien  es  mir  wenigstens, 
indem  ich,  unbefangen  und  ohne  Vorurtheil,  zu  Gun- 
sten einer  Heilmethode  die  Verhältnisse  der  verschie- 
denen dynamischen  Heilungsweisen  aus  den  vorhande- 
nen Thatsachen  zu  erörtern  versuchte. 


4)  Mittheilungen  aus  der  Praxis.     Von   G.  Fr. 
Müller,  prakt.  Arzte  in  Tübingen^ 

1.  Masemepidemie  in  Tübingen  im  Sommer  1888.  — 
Von  der  Mitte  des  Sommers  1838  bis  tief  in  den  Herbst 


bioeia  halten  wir  liier  eine  Masernepidemie  y  naehden 
ein  halbes  Jahr  zavor  einselne  Fälle  von  Scharlach, 
lorelche  Kom  Theil  sehr  böaartij^  waren  und  an  der 
Halabrilune  tödeten,  voran^ej^angen  waren;  auch  wih- 
rend  der  Masemepidcmie  Irat  noch  einzeln  Scharlach 
aaf,  bald  nit,  bald  ohne  ein  Exanthem.  In  der  Umge- 
f^end  von  Tübingen  waren  die  Masern  kur%  vor  dem  [ 
JESrseheinen  in  Tübing:en  gleichfalls  epidemisch,  aber 
ßutnrtig.  Die^Gesammtheit  der  von  den  Masern  befal- 
lenen Kinder,  in  der  Regel  von  Va— 9  Jahren,  mag  sich 
gegw  790  belaufen  haben;  hievon  starben  etwa  7S.  — 
Ich  selbst  behandelte  41  Kinder,  wovon  4  starben.  Von 
hiesigen  Clinicum  aus  wurden  behandelt  31t  Kranke, 
somit  Jiamen  479  Kranke  auf  die  Aerzte  der  Stadt 
(Tübingen  zahlt  ohne  die  Studirenden  7800  Seelen; 
prakticirende  Aerzte  sind  es  10,  .mit  Einschluss  der 
Professoren  und  Privatdocenten,  welche  gleichfalls  prak- 

tictren.)«^ 

Oft  genius  epidcmicus  war  anfangs  mehr  j^aatriseb, 
^letzt  m^hr  rheumatisch  entzündlich.  Zu  gleicher  Zeit 
kamen  gastrische  Diarrhöen,  Katarrhe,  Fälle  von  Schleim- 
fieber,  von  Brustentzündung  und  Ruhr  vor«  In  den 
Rallen,  wo  die  Krankheit  zum  Zahngeschäfle  der  Kin- 
der hinzu  kam,  war  dieselbe  stets  bedenklich;  nament- 
lich war  entweder  die  Lunge  durch  heftigen,  trockenen 
liusten  mit  starkem  Pulse,  oder  der  Laryox  oder  die 
Bronchien,  oder  es  war  der  Uarmkanul  durch  eine  ans« 
serst  schwächende,  häufig  wiederkehrende,  wässerige 
Diarrhöe  oder  durch  Ruhr  sehr  angegriffen.  Das  Ma- 
sernexanthem  war  bald  mehr,  bald  weniger  entwickelt; 
es  schien  auch  nicht  viel  darauf  anzukommen,  wie  es  ent- 
wickelt war,  denn  in  sehr  vielen  Fällen  war  es  wenige 
Stunden  vor  dem  Tode  noch  recht  blähend  auf  der  Unat* 
Oberfläche.  Die  Kinder  starben  entweder  in  Folge  von 
Lungenentzündung,  von  Laryngitis  oder  von  Bronchitis ; 
in  den  allermeisten  Fällen  aber  traf  man  bei  der  Section 
Magenerweichung  oder  Magendorchlöcbernng«  Obgleich 


i'iele  Kinder  wfthrend  dcrZahnperiodestarlito^die  wih- 
rend  dem  Exanthein  um  so  enero^iiif  her  anfzotrelen  sehieD, 
so  sind  mir  auf  der  andern  Seite  mehrere  Fiile  be«- 
kannt,  namentlich  bei  meinem  eigenen  Kinde,  wo  wührend 
des  Verlaufes  der  Masern  oline  allen  Lürm  Zähne  zun 
Vorschein  kamen.  «-*  In  dem  untern  Theile  der  Stadt  — 
Ammerrevier  —  welcher  ohnediess  un/^estinder  ist  (wo 
meistens  VVein^ärtner  wohnen),  trat  die  Krankheit  zq^ 
erst  auf,  und  forderte  dort  auch  die  meisten  Opfer.  In 
der  Beji^el  wurden  alle  Kinder  Eines  Hauses  von  den 
Masern  befallen,  entweder  %u  gleicher  Zeit,,  oder  all- 
mählig,  ohne  dass  desshalb  die  Masern  einen  conta- 
giösen  Character  hatten,  denn  viele  Kinder  worden, 
z.  B.  in  der  obern  Stadt,  mit  tier  grö&sten  AenA;«tlich<*, 
fceit  abgesondert,  und  wurden  doch  masernkrank.  Der 
Verlauf  der  Krankheit  in  den  i^wöhnlichen  Fällen  war 
gutartig  und  beobachtete  meist  die  bekannten  Stadien. 
Aconit  1 — 4  in  wiederholten  Gaben,  entweder  in  Pul- 
verform gegeben  oder  in  Wasser  gelöst ,  führte  in  deA 
allermeisten  Fällen  zum  erwünschten  Ziele«  Die  Ab* 
schuppong  erfolgte  vielfach  entweder  gar  nicht,  ^der 
erst  nach  mehreren  Wochen^  tiachdem  das  Exanthem 
seinen  regelmässigen  Cursus  durchgemacht  hatte.  Eben** 
desshalb  wai«  es  durchaus  nothwendig,  -dass  die  Kinder 
längere  Zeit  (lieilsin  milssig  erwärmtem  Bette,  theils 
im  Zimmer  sich  aufhalten  mossten,  um  nicht  langwie» 
rige  Nachkrankheiten  —  welche  bei  Vielen  Statt  fan- 
den —  zu  verfallen;  diese  Nachkrankheiten  bestanden 
in  Diarrhöe,  in  ruhrartiger  Diarrhöe,  in  trockenem^ 
einer  Art  von  hektischem  Husten^  in  Ohrenentzündon«* 
gen,  in  einem  krätzartigen,  trockenen,  kleinen,  beissen« 
den  Ausschlag,  in  Furankeln.  Ich  selbst  beobachtete  bei 
meinen  Patienten  keine  Naehkrank betten;  Fälle  der  Art 
kamen  aber  von  andern  Aerzten  in  meine  Beliandlnng. 
Nach  den  Masern  schienen  sich  auch  Würmer  in  dem 
geschwächten  Bauch  häufig  zu  entwickeln. —  Ein  paar 
Fälle,  welche  mit  dem  Tode  endeten: 


386  Ortginalabhandiungen. 

Ein  8  Jabre  altes  Kiqd  bekam  die  Masern,  aacbden 
dasselbe  14  Ta^e  zavor  die  Brechrahr  glücklich  über- 
standen hatte;  su  gleicher  Zeit  zahnte   das  Kind  im- 
j^mein  stark  (es  hatte  bios  die  dentes   incisivi);  das 
Exanthem  entwickelte  sich  sehr  schön,  der  Masernhu« 
sten  war  unbedeutend^  den  Ta^  über  erfolgten  ein  paar 
diarrhöeartip:e  Stahl^^än^e;  das  Fieber  war  stark  ^  der 
Puls  sehr  frequent  und  etwas  härtlich,  die  Haut  trok- 
ken,  die  Zun^e  weiss^elb  belebt,  der  Durst  heftig»  — 
Ich  ^ab  Acon.  S-,  mehrere  Tropfen  iii  eini/sren   Unsen 
Wasser  gelöst,   jede  Stunde  einen    Kinderlöffiel   voll; 
nebenbei   iiess  ich   schwache  Mandelmilch    oder   ^w. 
Jülich  mit  €andiszuckerwasser  reichen.    Ge/s^en  die  sich 
mehrende  Diarrhöe  —  welche  ich  anfangs  weni^sT^r  be? 
rücksichtigen  zu  müssen  glaubte,  einmal  weil   sie  we- 
niger häufig  war  und  nicht  zu  schw&chen  schien,  au- 
derntheils  weil  der  lirankhcitscharacter  mehr  ^astrisek 
war  —  gab  ich  mit  Erfolg  Arsen«  6.,  gtt  j*    ^acb  14 
Tagen  schien  das  Kind  ausser  aller  Gefahr  zu  seyn, 
denn  die  Abschuppnng  gieng  bei  warmer,  feuchter  Haut 
vollkommen  vor  sich,  das  Kind  war  den  Tag  über  mun- 
ter, fieberte  aber  des  Abends;  im  Uebrigen  war  Alles 
geregelt,    nur    das  Zahngeschäft  gab  sich  periedisch 
ongemeia  stark  zu  erkennen.    Am  16.  Tag  bekam  das 
Kind  ftami  aniceüen  Mal  die  Magern  in  hohem  Grade^  sie 
sahen  sogleich  rothblaulich  aus;  der  Jausten   trat  alf 
ein  erstickender,  trockener  auf,  das  Kind  war  betäubt;, 
rollte  die  Augen  hin  und  her,  war  sehr,  unruhig,  liatte 
eine  allgemein  trockenbrennende  Hitze;  der  Puls  war 
sehr   schnell,    schwach    und    unterdrückt,    der    Durst 
gross;  —  ruhrartige  Diarrhöe.  -^  Ich  setzte  Blutegel 
an  Hals  und  Brust,  litgie  Blasenpflaster  und  Seufieige, 
Iiess  den  Bauch  mit  warmem  Flanell  bedecken,  gp^^g^^f 
innerlich  Beilad.,  wechselnd  mit  Arsen.,  allQi|i,iic|t9f|;||||i 
Abende  starb  das  Kind.    Die  Section  wurde  ajpht 
stattet.  — 


Originalabhandlungen.  S37 

Folgende  zwei  Patienten  2eig;tea  höchst  ihnlicbe 
irankheitssyniptome,  daher  ich  sie  zusammenstellf: 
)ie  Fälle  betreffen  ein  Geschwisterpaar;  das  ein^Cind 
st  4  Jahre  alt,  das  andere  iV«  Jahr;  von  Geburt  an 
;varen  sie  kiirzathmig,  schwächlich,  hastig,  und  hat-* 
en  eine  bleiche,  livide  Gesichtsfarbe.  Die  Masern  ent- 
wickelten sich  sehr  schön,  die  Haut  war  allgemein 
iampfend  und  warm,  der  Husten  unbedeutend^  die  Fie-* 
^erhitze  stark ;  beide  Kinder  erbrachen  sich  häufige  das 
Erbrochene  roch  ungemein  sauer,  war  klumpig  oder  ei* 
vireissartig;  der  Stuhlgang  war  breiartig  oder  dnnn  oder 
schaumigtweiss,  höchst  übelriechend;  beide  Kinder  klag- 
ten im  Bauche,  besonders  in  der  Magengegend.  Am 
dritten  Tage  kamen  Convulsiopen ,  und  die  Kinder 
starben,  das  eine  am  5«,  das  andere  am  7«  Tage.  Die 
Section  zeigte  bei  beiden  Kindern  eine  Im  höchsten 
Grad  ausgebildete  Magenerweichung  und  Magendurch- 
löcherung;  bei  beiden  fand  sich  eine  ungewöhnlich  starke 
Verdickung  der  Wandungen  des  linken  Herz  Ventrikels 
(von  3V2— 4  Linien),  während  der  rechte  Herzventrikel 
angewöhnlich  dünn  war.  Lungen,  Leber,  Milz,  Nieren 
und  Darmkanal  waren  normal.  Das  Exanthem  bli^b  bei 
beiden  Kindern  bis  wenige  Stunden  vor  dem  Tode  schön 
entwickelt  auf  der  Hautoberfläche.  Die  Mutter  der  Kin- 
der ist  gleichfalls  kurzathmig,  so  dass  sie  bei  der  ge» 
ringsten  Anstrengung  den  Mund  aufsperrt,  um  Athen 
zu  schöpfen.  —  Neben  äusseren  Hautreizen  wurden 
ausser  Aconit  hauptsächlich  Arsen.,  Puls«  u.  a.  ange- 
wendet, aber  ohne  allen  Erfolg. 

2*  Typhus  abdominalis.  —  Im  März  d.  J.  wurde  iG|i 
zo  dem  SSJäIhrigeh  Maurer  W.  von  L.  gerufen.  Mehrere 
Wochen  hindurch,  erfuhr  ich  von  seinen  Angehörigen  9 
hatte  Pat.  grosse  Mattigkeit,  Niedergeschlagenheit  und 
ein  dumpfes  Kopfweh  über  der  JStirne  empfunden,  Frost 
mit  Hitze  in  öfterem  Wechsel,  der  Appetit  habe  sieh 
mehr  und  mehr  vermindert,  Air  Geschmack  dabei  bitter 
und  der  Schlaf  onrahig;  Patient  fuhr  im  Schlaf  oft 

UTOIA,  Bi.X  2t 


3S8  Otipinmlaökünähm^m^ 

susammen,  als  wie  erschrocken,  nebrmala  hübe  er  schlei- 
migte^  bittere  Stoffe  erbrochen,  bis  er,  von  der  Scbwicbt 
j(endthi|(t,    seinen    Geschäften    nicht    mehr    obUegfS 
konnte,  nun  erst  entschloss  er  sich,  Arstlicbe  Hilfe  n 
gebrauchen;  letztere  sei  ihm  von  einem  nndern  Arat« 
fünf  Tage  lang  zu  Theil  geworden ;  sichtbar  habe  aber 
sein  Schwächezostand  zagehommen,  zumal  des  Ta^t 
vielmals  diarrhöeartiger  Stuhlgang  eintrat«  —  Sein  Be- 
finden bei  meinem  Erscheinen  war  folgendes:  Pat,  wel- 
cher im  Bette  lag,  sah  sehr  abgemagert  aos^  seine  6e- 
sichtszäge  waren  wild,  verzerrt,  seine  Ao^^n  /glänzend, 
stier,  seine  Backen  zeigten  eine  umschriebene,   brana- 
rothe  Farbe,  die  Carotideo  klopften  stark,  die  Zumge  war 
trocken,  schwarzbraun  und  liefrissig,  beim  Heraosstrek- 
ken  zitternd,  die  Lippen  trocken,  bräunlich,  rissig,  die 
ganze  Hantoberfliche  trocken,  brennend  heiss,  der  Durst 
unauslöschlich,  der  Puls  frequent,  doppelschlSgi|[^,  der 
Urin  sparsam,  braunroth;  beim  Betasten  des  Banebs, 
welcher  nicht  hart  und  nicht  aufgetrieben  war,  iuaaerie 
Pat*  Schmerzen  in  der  Nabelgegend;  alle  1— t  Stundea 
kam  mit  etwas  Zwang  eine  wässerige  gelbe  Diarrhöe 
(darin  grauliche  Flocken);  Pat.  kam  auf  starkes  Anrufen  . 
fär  einige  Augenblicke  zu  sich,  und  versicherte  (es  war 
des  Morgens),  wohl  zu  seyn,  verfiel  aberalsobald  wie- 
der in  Delirium  oder  Schlummer;  zwischenbinein  will  er 
das  Bett  verlassen;  —  sein  Athem   ist   schwer;    des 
Abends  ist  Pat.  schlimmer,  als  des  Morgens.  —  Offenbar 
hatte  ich  es  hier  mit  einem  Pat»  zu  thun,  dessen  Ty- 
phus abdom.  bereits  vollkommen  ausgebildet,  und  weit 
im  zweiten  Stadium  vorgerückt  war;  dessenungeachtet 
zeigt  der  Erfolg  der  specif«  Heilmethode,  dasa  diese 
bMe  Krankheit  auch  in  ihrer  vollkommen  entwickelten 
Aasbildung  durch  diese  Methode  besiegt  werden  konnte. 
Ich  wählte  Bryon.  und  Arsen.,  und  Hess  alle  8  Standen 
das  einemal  Bryon.  1.  gtt.  j.,  das  anderemal  Arsen.  & 
{     t^^*  y  iceben.  Mit  diesen  Mitteln  liess  ich  S  Tage  hin« 
durch  fortfahren;  die  Düt  bestand  ia  GerBtenaeUeim 


ter  wanner  Milch^  zom  Getrink  wihlte  ich  Brodwasser, 
nk  dritten  Tage  trat   zum  erstenmale  wieder  ^  nocA 
Fachen^  ein  mehrstündiger,  ruhiger  Schlaf  ein,  die  Haut 
'ar  swar  noch  nicht  feucht,  doch  minder  spröde,  stark« 
^opfschweisse  waren  da,  der  Urin  gieng  In  grdsserea 
uantom   mit  etwas  yJegelrothem  Bodensots  ab;   die 
Diarrhöe  xeigte  jetzt  auch  deutliche  Spuren  von  Blut 
od  einer  Art  von  kleinen,  unregelmassigen  Häotchen 
von  den  Darmgeschwüren   herrührend?);   der  Baiieh 
^ar  auf  Druck  mehr  als  bisher  empfindlich,  schmera« 
aft,  die  Zunge  ward  feacht,   scbmutziggeib  belegt 
im  4.  Tag  Hess  ich  mit  den  genannten  Mitteln  fortfah- 
en,  worauf  an  diesem  Tage  neben  ruhigem  Schlafe  ein 
tllgemeiner  Seh  weiss,  ein  frieselartiger,  rother  Aus« 
chlag  an  Rücken  und  Extremitäten,  ein  Rothlaof  an 
len  Mundwinkeln,  schmersende  Bläschen  im  Munde^ 
ind  ein  starker  Bodensatz  im  Urin  als  kritische  Er- 
scheinungen eintraten;  die  Diarrhöe  seigte  keine  Blut- 
(treifen  mehr;  sie  war  »war  nimmer  so  häufig^  doch 
loch  alle  4--5  Stunden  einmal«    Vom  5*  Tage  an  gab 
ch  blos  noch  Arsen.  8.  gtt  j«,  je  Morgens  and  Abends^ 
md  nach  3  Tagen  blos  noch  des  Abends  ein  paar  Tage 
hindurch.    Von  dieser  Zeit  an  gieng  es  rasch  der  BeS'ü 
ierung  fea,  während  Haut,  Nieren  und  Darmkanal  ihre 
kritischen  Ausscheidungen  fortsetzten«  -^    Pat.  schlief 
öfters  halbe  Tage  lang,  der  Stahlgang  ward  mehr  ge-> 
regelt,  der  Appetit  stark«    Unter  angemessener  Diät 
erholte  sich  der  Kranke  nach  weitem  10  Tagen  so  voll- 
kommen, dass  er  von  da  i|n  seine  Berufsarbeiten  wie- 
der versehen  konnte« 

8.  Typhut  iMUnmnaUi  niit  Darmblutung.  *-  Nach- 
dem der  so  eben  erwähnte  Maurer  W.  von  L«  etwa  8 
Tage  in  meiner  Behandlung  war,  wurde  aach  dieFraa 
desselben  krank«  Zu  gleicher  Zeit  lag^i  anch  i&wei 
«Kinder  krank  darnieder,  and  so  war  die  arme  Fraa  voft 
drei  Seiten  Tag  und  Naebt  in  Anspraeh  geBommea 
Alle  4  Fat  lagen  in  Einer  Stabe«  —  Die  Patientia  isl 


S40  OrifimmliMUmdkmfem. 

34  JAhre  Alt,  hat  4  Kioder  geboren,  von  denen  das 
j4n/c8te  V4  Jfihre  alt  ist,  nicht  mehr  an  der  Brost  trinkt; 
die  Menses  sind  in  Ordnnn/r.  —  Sie  kla/^te  ober  i^roase 
Mattigkeit,  bittern  Mond,  Frösteln  mit  fliegender  Hitze, 
inrossen  Darst,  starken,  drückenden  Kopfschmers,  zum 
Theil  fiber  der  Stirne,  zum  Theil  im  Hinterhaopte,  ober 
brennende  Schmerzen  im  Kreuze  und  Baach ;  letzterer 
ist  aufgetrieben,  ond  beim  Befählen  äussert  sie  unter- 
halb des  Nabels  brennende  Schmerzen;  der  Stuhlgang 
erfolgt    blos   alle   2.-3   Tage,    die   Zunge   ist    dick^ 
schmutziggelb  belegt^  der  Puls  ist  frequent  und  härt- 
lich, die  Epidermis  trocken,  heiss,  der  Schlaf  ist  sel- 
ten, unruhig,   mit  schreckhaften  Traumen  verbunden, 
der  Appetit  fehlt  gänzlich.  —    Ich  gab  Bryon.  2.,  tag« 
lieh  4  mal  p.  d«  gtt.  j.,  setzte  4  Tage  lang  beharrlich 
fort,  allein  die  Krankheit  stieg  von  Tag  zu  Tag,  die 
Pat.  phantasirte  häufig,  der  Durst  wurde  unauslöschlich, 
die  Zunge  belegte  sich  bräunlich,  trocken,  das  Gesieht 
war  feurig,  roth,  die  Augen  rollten  hin  und  her  und 
glänzten,  die  Carotiden  klopften  ungemein,  der  Puls  war 
sehr  frequent  und  härtiich,  die  Haut  trocken,  brennend, 
der  Athem  kurz,  ein  trockenes,  öfteres  Hüsteln  gesellte 
sich  dazu,  der  Bauch  trieb  sich  immer  mehr  fest  auf  und 
wurde  schmerzhafter,  die  brennenden  Kreuzschmera^n 
stiegen  bis  zum  Unerträglichcn,an  Schlaf  war  nicht  zu  den- 
ken; Pat.  wälzte  sich  im  Bette  hin  und  her  und  jammert 
unaufhörlich;  der  Stuhlgang  ist  immernoch  sehr  selten, 
es  gehen  wenige  harte  Stoffe  ab;  stetes  Drängen  nach 
den  Genitalien.  Ich  gab  nun  alle  2  Stunden  Nux  vom.  2. 
gtt  j.  In  der  darauf  folgenden  Nacht  bekam  Pat.  Drang 
zum  Stuhle ,  es  entleerte  sich  gegen  2  Schoppen  theils 
geronnenen,  theils  schwarzflussigen  Blutes,  Pat.*verfiel 
in  eine  ohnmachtartige  Schwäche,  und  musste  zu  Bette 
getragen  werden;  nach  mehreren  Stunden  erholte  sich 
die  Kranke  wieder  etwas,  genoss  Fleischbrühe  mit  Ei- 
gelb,  und   konnte   etwas  schlafen.    Gegen  Tag  kam 
Mbetm»is  eine  Blntentleernng  ans  dein  After,  nur  in  g6* 


Originalabhandhingen,  3(11 

ringerem  Maasse.  —  Ich  fand  die  Pat.  sehr  erschöpft, 
der  Puls  war  schwach,  klein,  das  Gesicht  bleich,  die 
Augen  matt,  die  Zunge  feucht,  dfckgelb  belegt,  der 
Durst  ertriiglich,  die  Haut  feucht,  der  Bauch  viel  klei- 
ner und  weicher,  die  Kreuzschinerzen  beinahe  ver- 
schwunden. Ich  liess  nun  Nux  vom.  4.  täglich  einmal 
nehmen  (je  gtt.  j.)?  und  ordnete  nahrhafte,  schleimige 
Diät  an.  Innerhalb  der  folgenden  zwei  Tage  kam  noch 
dreimal  eine  Blutentleerung,  flussig,  zah,  schwärzlich, 
aber  unbedeutender,  zuletzt  mit  Darmkoth  vermengt. 
Die  Kranke  konnte  wieder  schlafen,  der  Stuhlgang  re- 
gulirte  sich  allmählig;  noch  eine  ganze  Woche  liess 
ich  mit  Nux  vom.,  jeden  8.  Tag,  fortfahren ;  der  Appetit 
kehrte  zurück,  die  Frau  genas  vollkommen. 

4.    Flechten^  von  gestörter  Menstruation.  —    Die 
sehr  blühend  aussehende,  robuste,   20jährige  Dienst- 
magd B.  litt  seit  mehreren  Jahren  an  Menstruations- 
beschwerden. Alle  14  Tage  erschienen  die  Menses  4—5 
Tage  hindurch,  das  Blut  gieng.bald  in  Stücken,  bald 
schwarzflüssig  und  in  grossem  Quantum  ab.   Dem  Ein- 
tritt der  Menses  giengen  profuse  Schweisse,  ein  Drän- 
gen   nach    den    Genitalien,    bedeutende   krampfartige 
Schmerzen  in  der  Uterusgegend  ^  druckender  Schmerz 
im  Kreuz  und  diarrhöeartige  OeiTnung,   zuweilen  auch 
Nasenbluten  oder  ein  Kitzeln  in  der  Nase  voran;  um 
diese  Zeit  standen  die  Flechten,  welche  seit  dem  Men- 
struationsleiden gleichfalls  oft  entstanden,  gleichsanl  in 
voller  Blüthe.  Siß  schuppten  sich  nach  der  Menstruation 
unter  beissendem,  juckendem  Kitzel  kleienartig  ab ;  be- 
sonders stark  entwickelt  waren  sie  auf  der  Brust;  das 
Gesicht  war  frei.  —    In  diesem  Falle  glaubte  ich  auf 
die  Flechten  nicht  die  mindeste  Rücksicht  nehmen  zu 
müssen,  indem  dieselben  so  deutlich  mit  den  Leiden  der 
Menses  zusammenhiengen ;  mit  Hebung  letztern  Uebels 
mussten  auch  die  Flechten  von  selbst  schwinden.  —  Ich 
gab  daher  Beilade  4.,  jeden  8.  Tag  gtt.  j.,  und  setzte 
damit  >  Monate  lang  fort;  der  Erfolg  war,  dass  die 


SIS  OrijfinalaöhmuUmigem. 

HeoMs  alle  4  Woehen  ohne  Schmerz  ond  ohne  Krampf- 
soatinde  xa  Stande  kamen  und  die  Flechten  spurlos  ver- 
schwanden ,  und  B.  bis  heate  —  es  ist  nun  ein  halbes 
Jahr  —  wohl  blieb.  — 

6.  Tabei  meienteriea.  —  Ein  IV^Shriges  Knabchen 
(des  Schuhmachers  VV.  von  H.))  dessen  Hotter  scrophu- 
lös  ist,  wurde  seit  Vi  Jahre  immer  magerer,  es  erbrach 
hüofi^  saure  Stoffe;  diarrhöearti^e  Oeffnun^  wechselte 
mit  mebrtäjciger  Verstopfun/;;  das  Zahngeschaft  war 
sehr  verlangsamt;  das  Kind  hatte  erst  4  dentes  incisivi; 
der  Baoch  ist  hart  auf/^etrieben,  beim  Betasten  konnten 
Kans  leicht  die  Drüsenverbirtungen  gefohlt  w*erden; 
das  Kind  war  sehr  unruhi/^,  schlief  weni^,  schrie  oft 
Stunden  lang;  die  Haut  war  schmutzig:)  falti/sr;  das 
Gesicht  sah  dem  eines  alten  Männleins  ähnlich;  öfters 
litt  das  Kind  auch  an  Aphthen;  es  wurde  eili  Jahr  lang 
von  der  Mutter  gesäugU  Zur  Nahrung:  bekam  Pat.  da- 
bei dicken  Mehlbreif  welcher  für  mehrere  Taj^e  auf  ein- 
mal zubereitet  wurde.  —  Indem  ich  statt  Hehlbrei  ge- 
kochte Süppchen  von  gut  ausgebackenem ,  weissem 
Brod  geben  Hess,  verordnete  ich  Arsen.  8.  gtt  j.,  alle 
3  Tage;  schon  nach  14  Tagen  wurde  der  Stuhlgang 
geregelter,  es  erfolgte  jeden  Tag  eine,  auch  zwei  brei- 
artige, schwarzbraMne;i  stinkende  Oeffnungen,  das  Kind 
ass  mit  inehr  Appetit,  erbrach  sich  nimmer  und  schlief 
ruhiger;  der  Bauch  aber  war  immer  noch  fest  und  gross. 
Ich  fuhr  mit  Arsen,  fort,  wie  oben  (weitere  3  Wochen 
hindurch).  Während  dieser  Zeit  besserte  sich  der  Ge- 
sundheitszustand fast  sichtbar,  das  Kind  schien  bereits 
kräftiger  zu  werden,  das  Aussehen  ward  lebendiger, 
der  Bauch  weicher.  Den  Arsen,  gab  ich  von  jetzt  an 
noch  8mai,  je  am  &  Tage,  und  nach  dieser  Zeit  erfuhr 
ich,  dass  das  Kind  sich  ganz  wohl  befinde  und  ein 
blühendes  Aussehen  habe,  der  Bauch  sei  nun  ganz 
weich,  der  Stuhlgang  normal,  der  Appetit  gut.  — 
Die  ganze  Curzeit  währte  gegen  7  Wochen. 


Öriginalabhandhmgen.  8iS 

6.  Seirrhw  pylori.  —  Der  auf  uod  am  Fasse  der 
Alb  *}  häufi|^  vorkommende  „Maj^nscbluss^  oder  Scirr^ 
bus  pylori  ist  eine  Krai{if^beit,  bei  der  Dutzende  von 
Arzneimitteln  sebon  verfsrik^t  worden  sind,  allein  meist 
ohne  gänstijj^eo  Erfolg;  die  Kraokbejt  endet  zuletzt  mit 
dem  Tode.  Gewöbniieb  ist  das  Klima,  wo  diese  Krank- 
heit vorhefrscbeii^  ist ^ -raub,  veränderlieh,  auch  som- 
pfijf,  zo  Rheomatismen  disponirend;  meist  sind  ihr 
Leute  unterworfen,  welehe  viel  auf  dem  Felde  arbeiten, 
sieh  jeder  Wifterung  aussetzen  und  miserable  Klei«- 
dun^.  haben,  sehlecbte  Nabrun^E^mittel  besitzen,  mei* 
atens  Kartoffeln,  sebwere  Mehlspeisen,  schlechtes,  sao- 
res  Brod  (^Koggw^  ond  Gerstenbrod)  und  fuseli^en 
Scluiaps;  auch  das  TrinkWasser  ist  oft  schlecht,  fau- 
Jigt.  £9  ist  auffallend,  dass  Hämorrhoiden  und  Stein- 
krankheit gleichfalls  in  der  ^ibe  der  Alb  häufig  sind. 

In  diesen  verschiedenen  Verbältnissen  zusammen  dürfte 
die  Ursache  zom  Scirrbns  pylori  zu  suchen  seyn.  In 
wie  weit  oder  ob  überhaupt  Hautausschläge,  z.  B.  Krätze, 
an  dieser  Krankheit  Theil  nehmen,  hierüber  fehlen  mir 
Belege. 

Folgende  Schilderung  mag  ein  Bild  der  Krankheit 
von  der  Entstehung  bis  zur  Ausbildung  seyn« 

Die  leidende  Person  fängt  an,  Auswahlen  in  ihren 
Speisen  za  treffen,  es  druckt  sie  im  Magen  mehr  oder 
weniger,  oft  nur  zeitenweise,  sie  fühlt  hie  und  da  eine 
gewisse  Vollheit,  ein  Spannen  im  Magen.  Dies  kann 
aich  wieder  allmählig  verlieren,  kann  aber  auch  nach 
kürzerer  oder  längerer  Zeit,  oft  erst  nach  Jahren,  re- 
petiren  ond  sich  verschlimmern ;  viele  abgehende  Ructus 
erleichtern. 

Der  Kranke  leidet  immer  mehr  an  fühlbarer  Schwache 
im  Magen,  die  Speisenanswahl  wird  bestimmter^  meist 

*)  Aach  io  der  dort  aogrenzenden  Gegend  des  Grossh.  Baden  i»! 
der  Magenkrebs  häufig,  fast  eodemisch ,  wie  ich  von  dortigen  Aerzten 
weiss,  welche  dieselben  ätiologischen  Momente  angeben^  wie  nnser 
Verf.  hier.-    Gr. 


SI4  Originalabhandiungen. 

nur  leichte  Speisen  saji^en  ihm  za,  aber  auch  diese  öfterif 
nur  aof  einij^e  Zeit;  das  Drucken  in  der  Ha£en^eg:end 
(aerob,  cord.)  vermehrt  sich,  wird  anhaltender,  es  wär^t 
den  Pal.  besonders  aocb  korze  Zeit  nach  dem  Essen, 
wenn  er  auch  weni^  i^enossen  hat.  Es  kommt  ^erne 
einige  Zeit  nach  dem  Essen,  aber  auch  zu  jeder  andern 
Tageszeit,  haoptsichlich  aber  des  Morgens  bei  nüch- 
ternem Magen,  ein  würgendes  Ausspucken  von  hellem 
Wasser  oder  Schleim,  mit  Uebelseyn  verbunden,  der 
Hagen  wird  zusammengeschnürt;  dieses  Wasserans- 
spucken kann  tüglich  ein-  oder  mehreremal  wiederkeh- 
ren, aber  auch  Tage,  ja  Wochen  lang  aussetzen.  Es 
ist  diesen  Kranken  oft,  wie  wenn  ihr  Magen  nur  noch 
an  einem  Faden  hienge;  sie  suchen  dieser  Schwäche 
durch  allerhand  Mittel  zu  begegnen.  In  der  Regel  ist 
der  Stuhl  mehr  fest,  nur  alle  paar  Tage;  nach  oben 
abgehende  Ructns,  welche  sich  immer  noch  einstellen, 
erleichtern  den  Zustand.  Während  diese  Leute  im  Be- 
ginnen der  Krankheit  ihr  Leiden  leicht  bemeistern  oder 
Abersehen  konnten,  fohlen  sie  sich  jetzt  krank,  unwohl, 
sie  sehen  leidender  aus,  magern  wohl  auch  ab.  —  Das 
Magendrücken  wird  in^mer  mehr  zur  krampfhaften  Zu- 
sammenziehung; der  Magen  revoltirt  nicht  blos  nach 
dem  Essen,  sondern  auch  ausser  dem  Essen  stärker 
and  heftiger;  das  Würgen  wird  zum  Erbrechen,  es 
werden  die  Speisen  sehr  oft  wieder  erbrochen,  diesel- 
ben riechen  dann  sauer,  bitter,  fauligt;  es  stellt  sich 
von  Zeit  zu  Zeit  eine  Art  von  Breungefühl  oder  von 
Wnndseyn  im  Magen  ein,  mit  mehr  oder  weniger  Durst. 
Der  Kranke  kann  auf  dem  Magen  keine  nur  etwas  feste 
Kleidung  mehr  ertragen;  beim  Betasten  empfindet  er  das 
bteagte,  brennende,  wunde  Schmerzgefühl;  der  Magen 
ist  aufgetrieben.  Der  Kranke  könnte  wohl  essen,  aber 
er  traut  nicht;  es  rumpelt  öfters  im  Bauch,  wie  wenn 
Blähungen  da  wären,  es  erleichtern  nach  unten  abge- 
^f^hende  Blähungen.  Die  Oeffnung  wird  immer  sparsa- 
eft  der  Kranke  magert  sieht  bar  ab;  das  Brenngeföhl 


Originaiabhändiw^en.  845 

in  dem  i^cspaniiteo  Mngen  niniDit  immer  mehr  za,  und 
die  SchmerKen,  wie  glfihende  Kohlen,  9tei/i:ern  sieh  auf 
einen  hohen  Grad ;  in  vielen  FaUen  wird  der  Durst  an- 
aoslöschlieh ;  Pat  erbricht  jetzt  das  Leichteste,  nnd  das 
Erbrochene  ist  ein  saarer,  zäher,  milehigter  Schleim, 
äbelrieehend ,  mit  kisearlif^en  Klämpchen.  Ein  hekti- 
sches Fieber,  coUiquative  Schweisse  oder  eine  Diarrhöe 
oder  ein  Blatbrechen  —  besonders  wenn  die  Verhärtung 
in  offenen  Krebs  ibergien j;  —  machen  dem  Leiden  ein 
Ende. 

Die  SeetioB  zeigt  die  Hagenhiute  des  Pyloras  scirr-- 
hös;  in  mehreren  Fällen  ist  aoch  das  Pancreas  mitlei- 
dend, es  zeigt  einzelne  Stellen  verhärtet. 

Dass  in  der  beginnenden  and  in  der  schon  weiter 
entwickelten  Krankheit,  wo  das  Brenngefähl  im  Magen 
and  der  anauslöschliche  Dorst  schon  da  sind,  schöne 
Erfolge  darch  andaaernde  ärztliche  Behandlung  erzielt 
werden  können,  könnte  ich  leicht  aus  meiner  Praxis 
darthun;  dass  aber  in  dem  Zeiträume,  wo  das  Erbro«- 
ebene  bereits  auf  Magenkrebs  hindeutet ,  in  der  Regel 
wenig  oder  nichts  mehr  zu  than  ist,  auch  hiezu  könnte 
ich  traurige  Belege  liefern.  Im  Allgemeinen  erlaube  ich 
mjr  zu  bemerken  5  dass  wie  in  anderen  Fällen,  so  aoch 
in  dieser  Krankheit  eine  glückliche  Cur  (wenigstens  im 
1.  nndS.Stad.)  viel  davon  abhängt,  dass  auf  die  etwaigen 
Ursachen,  besonders  auch,  bezüglich  der  klimatischen  und 
diätetischen  Verhältnisse,  gehörige  Röcksicht  genom- 
men; wird.  Sind  offenbar  Hämorrhoiden  im  Spiel,  so 
mfissen  Mittel  gewählt  werden,  welche  zugleich  auf 
diese  einwirken;  sind's  hauptsächlich  zurückgetretene 
Rheumatismen,  so  sind  Mittel  am  Platze,  welche  zu- 
gleich zum  Hautsystem  in  Beziehung  stehen.  Im  drit- 
ten Stadio  aber,  wo  das  Brenngefnhl  in  der  Magenge- 
gend sich  mehr  oder  weniger  deutlich  ausspricht,  ist 
derAnen.  das  Hauptmitlel^  welcher  selbst  in  schon  weit 
gediehener  Krankheit,  alle  Erwartung  äbertrifft.  Ich 
gebe  denselben  von  der  4—7.  Verd.  zu  gtt.  j.  p.  d.,  alte 


1«»S  Tage,  in  venweifeltea  FiUen  Morgens  und  Abends, 
M  S*^  J- ;  ^^  Yentopfmüg  lasae  ich  durch  einfache 
Kleienhiystire  nachhelfen. 

7.  RheumaHsehe  Zahn-^  und  OeriehUekmerzcn  in 
Folge  pon  Queekrilberndutraueh. «—  Hr.  Pfarrer  6.  in 
II.  erhielt  vor  4  Jahren  wegen  eines  entnändlichen 
Longenleidens  auf  innerlieheni  nnd  iosserlichem  Wege 
Qnecksilber  bis  nur  Salivation.  8eit  dieser  Zeit  hat 
er  periodisch  die  nnertriglichsten,  reissend-siehenden 
Schmerzen,  besonders  Nachts,  in  den  Zähnen,  bald  im 
*  Ober-^  bald  im  Unterkiefer,  von  welchen  aas  sieh  die 
Schmersen  aach  in  die  Gesichtsnerven  verbreiten,  so 
dass  die  Gesichtsmoskeln  sacken  nnd  Pat«  wie  raseod 
wird;  die  Zähne  sehen  gelblich  aus,  das  Zahnfleisch 
ist  geschwollen,  blutet  leicht,  zugleich  ist  Mundge- 
ntank da* 

Die  verschiedensten  Mittel  bei  den  verschiedensten 
Aernten  der  iltem  medic.  Schule,  auch  Bäder,  hat  er 
vergebens  zu  Rat  he  gezogen.  Ein  Freund  der  hom* 
Methode  rieth  ihm,  auch  diese,  an  welche  Pat.  nicht 
den  mindesten  Glauben  hatte,  zu  versuchen.  —  Ich  gab 
dem  Pat.  Acid*  aitric  1.,  Morgens  und  Abends  zu  gtt  j. 
Nach  3  Wochen  war  das  Leiden  total  beseitigt  und  ist 
seit  *U  Jahren  nicht  mehr  zurückgekehrt.  CDet  Hr» 
Pfarrer  ist  nun  gläubig,  und  ein  warmer  Vertreter  der 
specif.  Heilkunde.) 

8.  Entvundüehe  HShnorrhoidaiknoten.  —  Schuhma- 
cher A.  von  T.,  38  Jahre  alt,  sensibel,  von  schwacher 
Constitution,  klagte  über  heftig  brennende  Schmerzen 
im  After  und  über  Stahlverstopfung.  Pat.  leidet  seit 
vielen  Jahren  an  Hämorrhoiden;  er  sagte  mir,  dass  von 
Zeit  zu  Zeit,  besonders  wenn  die  Knoten  voll,  gespannt 
nnd  entzündet  wären,  auch  jedesmal  eine  starke  Bio« 
long  erfolge,  worauf  es  ihm  wieder  besser  werde. 
Ich  gab  Nux  vom.  8.,  Morgens  nnd  Abends  zu  gtt.  j«, 
nach  S  Tagen  war  aller  Schmerz  beseitigt ;  es  erfolgte 
diesmal  keine  Blutung. 


9.  Zwr  Wirkung  der  Belladonna.  —  Fnia  Scbohi- 
niBchtr  W.  voo  T.,  t9  Jahre  alt,  seit  4  Jahren  {^ehei- 
rathet,  hatte  in  ihrem  Iedi||^n  Stande  viel  an  Oebir- 
nntterlcrinipfeB  vor  und  wihrend  der  Menstruation  ^ 
welche  Abri||;enfl  znr  Zeit  eintrat,  an  leiden,  das  Blat 
gieng  nur  sparsam  ab  und  floss  2 --3  Tsj^e;  die 
Krimpft  wiren  oft  so  bedeutend  fi^e worden,  dass  Con- 
volsionen  mit  Bewusstlo^i^keit  ausgebrochen.  —  Sie 
gebar,  S  Kinder  gut,  heim  letzten  Kinde  aber  (8  Wo- 
chen all)  seien  wihrend  des  Geburtsaktes  gleichfalls 
Convnlsionen  gekommen*  Die  Kindbett  gieng  gut  von 
statten,  die  Motter  siogte  das  Kind,  die  Lochien  wa- 
ren geregelt  Sechs  Wochen  nach  der  Entbindung  em- 
pfand die  Fran  plötzlich  einen  schneidend -aiehenden 
fiehmera  in  einem  hohlen  Zahne  des  Unterkiefers  der 
reehten  Seite;  es  war  der  Pat  alsobald  schwindlich 
geworden,  und  es  traten  darauf  die  schrecklichsten 
Convnlsionen  ein,  das  Gesicht  ward  blauroth,  vor  den 
Mand  trat  Schaum,  die  Carotiden  klopften  stark;  Pat 
aehJng  mit  Armen  und  Fassen  hin  und  her,  sie  weinte, 
lachte,  sang,  schrie,  verzerrte  das  Gesicht  etc.,  wech- 
selnd; dies  Alles  in  wenigen  Minuten*  In  diesem  Zu- 
stande bei  der  Fran  angelangt^  liess  ich  einige  Tropfen 
Bellad.  1.  auf  die  Zunge  fallen.  Mit  Blitzesschnelle 
kam  die  Frau  zu  sich,  wunderte  sich,  als  sie  mich  sah, 
and  iusserte,  dass  in  dem  Augenblicke,  als  ich  ihr  Tro- 
pfen auf  die  Zunge  habe  fallen  lassen,  eine  „Kugel  hinab 
In  den  Bauch  gestiegen  sei,  und  dort  (es  war  die  Uterns- 
gegend)  fahre  sie  jetzt  hin  und  her.^<  Ich  liess  meh- 
rere Wochen  hindurch  mit  Bellad.  4.  (zu  gtt.  J.  tfiglich) 
fortsetzen;  bei  jedesmaligem  Einnehmen  empfand  die 
IVaa  sogleich  ein  Hin-  und  Herfahren  im  Unterleibe, 
was  sie  ausserdem  nicht  sparte;  nach  wenigen  Minuten 
verschwand  auch  dieses  Gefühl.  Die  Anfitlle  kehrten 
flbrigens  nicht  mehr  zuräck. 

tO.  Der  Mil%brand.  —  In  der  Hygea  Bd.  Vlll.  Hft. 
6  theilte  ich  etwas  aber  den  Milzbrand  und  seine  Be- 


t48  Oii^aMkandkm^en. 

bandluni^  nit.  Inswisehen  behandelte  ieh  aaf  demseU 
ben  Hofe  einen  vom  Milzbrand  ergriffenen  Ochsen;  das 
Tbier  zeigte  besonders  hefti^s  Zittern  and  Wanl^en  im 
Kreuze,  es  war  höchst  onrnhig,  schien  sich  Laft  ma- 
chen zu  wollen,  athmete  kurz  und  bastig,  die  Augen 
waren  starr,  Ohren  und  Nase  kalt,  die  Haare  straubig, 
es  frass  nimmer*  Auf  den  Gebrauch  von  Anthraxstoff 
(wie  früher)  war  es  nach  Vi  Stunde  vollkommen  ge- 
rettet 

Der  Gutsbcifllttzer  E.  P.  (auf  dem  A.-Hofe  bei.Scb.), 
welcher  Mngst  seinen  Viehstand  nach  den  Grundsätzen 
der  speeif.  Heilkunde  behandelt,  erbat  sich  von  mir  ge- 
gen Ende  des  Jahres  1837  Anthraxstoff.  Nach  langer 
Zeit  theilte  er  mir  im  Herbste  1838  folgendes  Schreiben 
mit:  „Ew.  W*  Ich  erlaube  mir,  Sie  über  den  Erfolg 
der  Anwendung  des  von  Ihnen  erhaltenen  Anthraxstof- 
fes  sa  benachrichtigen.  Es  herrscht  in  der  hiesigen 
Gegend  schon  seit  mehreren  Wcfchen  unter  den  Schwei- 
aeli  der  Milzbrand  und  ist  gewöhnlich  tödtlich.  Ich  war 
nun  darauf  gefasst,  diesen  Feind  auch  bei  mir  einkeh- 
ren zu  sehen,  und  hatte  mich  bei  meinen  Nachbarn  auf 
dem  P«..-Hofe,  deren  einer  in  ganz  kurzer  Zeit  6  Stöcke 
durch  diese  Krankheit  verloren  hatte,  genau  nach  den 
ersten  Anzeigen  und  dem  weitern  Verlaufe  der  Krank- 
beitssymptome  erkundigt.  Es  stund  nun  auch  nicht 
lange  an,  als  ich  bei  2  Schweinen  die  Vorzeichen  des 
Milzbrandes  bemerkte;  ich  gab  sogleich  ein  paar  Tro- 
pfen Anthraxstoff  (1.  Verd,),  und  nach  2 — 3  Stunden 
waren  sie  schon  wieder  so  hergestellt,  dass  sie  gierig 
nach  ihrem  Futter,  das  sie  ganz  verschmäht  hatten, 
verlangten.  Zwei  weitere  Aof&lle  bei  denselben  Schwei- 
nen beseitigte  ich  einige  Tage  später  eben  so  schnell. 
Ich  gab  zum  Tbeil  auch  zuerst  Arsen.,  und  liess  An- 
thraxstoff folgen,  bemerkte  aber,  dass  auch  Anthrax- 
stoff allein  hinreichend  war.^^ 

11.  Bei  der  Maul-'  und  Klauenseuche  Runter  Rind- 
meh  und  Schwemen)  im  Sommer  1838  hatte  iph  Gele- 


OrifimaiMbhatüUimfm.  349 

i;enbeit,  bei  einer  Kah  nnd  2  Schweinen  Aeid.  sulpb. 
«BSQ wenden;  ich  gub  ein  paar  Tropfen  der  1.  Yerd. 
unter  etwas  Wasser,  woraaf  die  Thiere  nach  Vi— 1  Tag 
völlig;  gesund  waren. 


S)  Mittheüungen  aus  der  Praxis  ^J)  von  Dr.  KA/sk^ 
MASN  zu  Lieh  im  Ghrossh.  Hessen. 

Eine  Frau  aas  dem  vornehmen  Stande,  85  Jahre  alt, 
durch  viele  Wochenbetten,  mancherlei  Krankheiten  — 

*)  Ueber  die  Anmerkani;  des  Hrn.  Dr.  Gribmblich,  ^g,  S27  and  328 
im  IX.  Bd.  der  Hjgea,  Kann  leb  mich  einiger  VTorte  der  Berichtigung 
und  Recksfertlgung  nicht  enthalten«  —  Brei  der  von  mir  eingeeendetea 
Kmakengetchlchten  waren  freilich  etwaa  länger,  alt  ale  Manche» 
genehm  aeyn  durften ;  dieaea  lag  aber  In  der  Natui^  der  Sache^  und  da- 
ffir  hfitte  der  Inhalt  und  daa  therapeutische  Reaulsat  auch  wieder  eini- 
gen Ersatz  leisten  können.  Die  eine  Oeechichte  nenlich  betraf  eine 
sehr  weit  gediehene  Lungenentzündung  bei  einen  robusten  WaUir 
aehützen,  welcher  einige  Tage  lang  krank  noch  seinen  Porst  begleng, 
bla  er  gerade  ImVTalde  zusaniniensturzte  und  dann  all»ihlig  nur  Mäh- 
aam  aich  nach  Hause  schleppen  konnte.  Auch  jetzt  noch  misshandelta 
ersieh  mit  Branntwein  und  Pfeffer  etc»,  wodurch  die  Bntzündung  ei- 
nen sehr  hohen  Grad  erreichte; —  Delirien  und  entzündliche  Leberr 
affectlonen  gesellten  sich  dazu«  —  Dieser  Kranke  konnte  naturlidi 
nicht  In  3  Tagen  geheilt  sejny  wurde  aber  doch  binnen  14  Tagen  so 
hergestelll,  dasa  gar  keine  Beeinträchtigung  einer  Function  in  den  er- 
krankt gewesenen  Organen  zurück  blieb«  —  Es  schien  mir  die  Mit- 
theilnng  dieser  Geschichte  interessant  genug,  und  namentlich  gans 
dazu  geeignet,  den  Beweis  zu  liefern ,  dass  man  unter  hom«  Behand- 
lang nicht  bloa  s.  g.  hyeterieche  Pneumonieen  (wie  Schonlkin  in  seir 
aen  Vorlesungen  behauptet)  zur  Heilung  kommen  sehen  kann,  aondera 
auch  aolohe,  bei  welchen  kein  einziger  Therapeut  sich  eines  thätlgen 
Handelns  enthalten  möchte.  — 

Mkte  miOere  QescMchte  betraf  einen  Knaben  von  14  Jahren,  welcher 
von  fkvheater  Kindheit  an  Husten  und  —  so  weit  seine  Brinnerung 
reicht  —  immer  viel  Auswurf  und  Schmerzen  in  der  rechten  Bruat-. 
kilfte  gehabt  hatte,  wozu  sieh  später  Athemmangel,  Herzklopfen« 
■nglgkeltoB  ete.  t^  atarfceni  e^ktm,  Heiserkeit  «ad— ^aOki^>ida%, 


I 

lUUBmtlieb  aaehLeberknnkheiteA'^  kttnitter-'  tnd  grmm-' 
vdle  VerhMtnisM  cid  iteseb wacht  ^  bekomiit  ma  Bmle 
dM  Febiniir  1887  die  Gripp«.  Schnierfeen  in  der  teeh^ 
ten  Brosthälfte  und  in  der  Lebern^egend^  karM«,  scbdieraB^ 

langet  —  Erbrechen  nach  fast  jedem  Esten  geteilte.—  Dat  Erbrechen 
wart  Jahre  lang  gewichen,  die  übrigen  Erscheinungen  aber  waren 
bis  SU  telnem  heftigeren  Erkranken  —  am  SO.  Mai  1887  —  geblieben. 
Er  liU  jetat  an  einer  Lungenentnundong,  welche  gleich  Anftuiga  mll 
BlnCantwnrf  aaftrat,  and  wobei  anch  häufiges  Erbrechen  wieder  er- 
schien.   Pas  Leiden  erreichte  eine  solche  H6hc,  tfass  Niettand  an  ein 
Genesen  denken  mochte;  stinkender  Auswarf  wurde  fiusserst  copios 
«nd  der  Kranke  sehr  entkräftet.  ^    Hier  War  eine  bedeutende  Len* 
gentnberculose  mohl  von  ftrdher  Kindheit  nugegea,  welche  durek  die 
EntsBundung  des  rechten  Lungenflügels  —  dem  Sitze  des  frfihem  Lei- 
dees  •*-  9Bur  Schmelzung  kam.  —    Der  Knabe  wurde  total  hergestellt, 
se  dass  auch  von  allen  fkilheren  Besehwerden  keine  Spur  mehr  bisher 
«npftinden  wurde.    Kr  ist  jetst  kräftig,  blähend,  eorpnlent  und  so  kel« 
ler,  Wie  er  frflher  nie  war.    Ich  hatte  am  Schlüsse  die  VemnNieef 
aesgesprochen ,  dass  wohl  das  HerrJeiden  ein  secnndäres  genaenl 
werden  dfirfte,  abhängig  von  der  Toliercalose  des  rechten  LungenM« 
gels,  und  glaulle  nicht  2u  irren,  obschon  die  Aascaltatlon  durch  dai 
Stethoskop  nicht  in  Anwendung  kam.  -^    Der  ganze  Krankheitsvef^ 
lauf  dauerte  3  Monate  ^  und  die  beachtenswerihesten  Erschelnungee 
aeksl  den  Yorgängen,  unter  denen  die  Heilung  zu  Stande  kam,  lleasen 
dlDk  firellich  nicht  in  einigen  Zeilen  abhandeln.  -^    Wer  aber  das  Blie 
eines   solchen  Krankheitsfalles  nicht  mit  einigem  Interesse  lefktftt 
ei5chte  und  sich  nicht  freuen  könnte  aber  den  Erfolg,  ffir  den  glebc  ee 
wohl  ans  dem  Ckbiete  def  Praxis  wettiges,  wodurch  ihm  Interesse 
abgewonnen  werden  kdniite,  und  diesem  mtisste  man  die  fielletrlstlB 
anempfehlen,  welcho  ihm  mehr  StelT  bieten  wurde,  als  die  Sphäre  de» 
prekt.  Arztes. 

Der  driite  FaU  haedelte  ton  elaem  bedeutenden  Lungenabseetse 
(t^mtr  wirkliehett  Yomlca)  bei  einem  kräftigen  Landmanee  toi  e# 
Jahreif,  in  ti'olge  einer  Lungenentisendung  mit  starken  Blutungen»  -^ 
ItechdCtt  das  Leiden  schon  eine  bedeutende  Höhe  erreicht  und  eie 
Bltttungea  aus  Nase  und  Mund  ihn  gane  erschöpft  hatten,  suchte  mae 
meine  Hilfe.  —  Die  Krankheit  dauerte  im  Ganzen  nicht  volle  3  WedMB 
end  endete  mit  Entleeren  der  Vomien  durch  den  Mahd  aefs  güsk- 
Hehsto»  so  dass  gar  keine  Lvngenstöfung  bis  Jetzt  bemerkt  wurde  ene 
eer  Mann  vollkräftig  Ist.  -^  Einige  Betrachtungen  dber  Muterttlee- 
raligen,  so  wie  einige  vergleicheede  S^nsammenstellnngen  zwlschea 
Verfekrefl  der  9herape«ien  allerer  Schule  und  melnani  HaMel» 


hafte«  Athmen,  viel  Haeten  ~  erst  troeken,  dann  nit 
viel  Auswurf  verbunden  ~)  Uebligkeiten,  Hitse,  Durst» 
Schlaflosigkeit,  Delirien,  MatUgkeit,  Appetitlosigkeit 
etc.  waren  die  Haupterscheinnngen.    Acon.  und  Bryon* 

sohleDeo  mir  hier  olchc  onwlchtlg,  UDd  ertt  dadurch  wnnle  die  C^ 
schichte  wahrscheinlich  etwas  £u  lange*  — "—  Wenii  man  aber  aber 
praktische  Vorfälle  Dicht  etwas  sag^n  soll,  dana  weiss  ich  nlchl, 
worin  das  eigentlich  Interessante  für  den  prakt.  Arzt  su  suchen  sei;  «^ 
denn  nur  die  ans  der  Praxis  sprossende  Theorie  hat  hauptsiehllek 
Anspruch  auf  Giltigkeit  —  wie  mir  wenigstens  dflnken  will* 

Diese  8  Fälle  hätten  gewiss  nur  einen  speeulirenden^  nnmhigea 
Kopf  langweilen  können,  nicht  aber  einen  Arzt,  dem  das  PraktiselM 
am  Herzen  liegt,  —  und  es  scheint  mir  fasti  als  hätten  alle  andefen 
Fälle  weniger  Aufnahme  verdient,  als  gerade  diesen  Doch  ich  mag 
nicht  über  den  Plan  der  Redaction  rechten,  nur  in  Bezug  auf  daa  Ste- 
thoskop muss  ich  bemerken,  dass  die  Anscnltation  zwar  die  M« 
agnos^  sichern  hilft,  ohne  jedoch  jetzt  schon  vollkommen  zu  bellrieil^ 
gen^  denn  noch  in  neuester  2eit  vernimmt  man  Klagen  darüber«  ms 
Umgehung  derselben  ist  also  noch  lange  nicht  geeignet  und  genügend, 
einer  Geschichte  allen  praktischen  Werth  abalUsprechen,  zumal  ja  die- 
selbe bei  den  Arzneiprfifnngen  ebenftills  erst  gehörig  beräcksichtigi 
sejrn  mfisste,  wenn  sie  die  Indication  sichern  helfen  soll. 

Sollte  in  der  Diagnose  der  anderen  Fälle  noch  Blaaehee  an  wia» 
sehen  gewesen  sejn,  so  wäre  wohl  hanptsächlioh  dariber  zn  klageai 
dass  die  Natur  den  Krankheitsheerd  nicht  auf  ein  einMelnet  Orgas 
beschränkte,  und  dadurch  das  Krankheitsbild  schattirte,  was  dann 
aber  jedesmal  besonders  hervorgehoben  und  wobei  zu  w&rdigea 
gesucht  wurde,  welche  Grfinde  eigentlich  mich  bestimmt  haboa^ 
den  Krankheitsfall  hier  anzureihen«  — 

Wenn  aber  nun  bei  diesen  S  genannten  Fällen  die  Nlohtbeael- 
tnng  der  Anscnltation  ein  Mitgrund  ihrer  Nichtaufnahme  war,  •# 
weiss  ich  nicht,  warum  auch  einem  fb^her  eingereichten  Falle  vea 
Apoplexie  keine  Aufnahme  zu  Theil  ward,  es  müsste  denn  9eyn$ 
dass  aneh  hier  gegen  das  Gesetz  der  Kfirze  etwas  Verstössen  wor» 
den  wäre.  —  Dieser  Fall  betraf  ein  Landmädchen  von  18  Jahres, 
welobe  dicke  Lippen,  blondes  Haar  und  —  vom  4.  Jahre  an  —  blei- 
ches Anstehen  hatte.  —  Im  Sommer  18S7  kam  sie  in  meine  B&>r 
handlung,  nachdem  sie  ö  Wochen  lang  von  einem  allopathischett 
Arzte  behandelt  worden  war.  —  Ihre  Menstruation  ist  t  Monate 
kindnreh  —  nach  Krkältnng  —  aieht  erschienen;  —  sie  leidet  an  Laib' 
röhrea-Katarrh,  oifaniaehem  Rendeiien,  Gliederschmerzen  ete«,  nM 
wird  ven  mir  mit  Jbrfolg  behnndell.   Im  JoU  erleldel  nie  in  der 


erleiobterten ,  aber  Schwache  machte  sich  ^Itend  und 
wurde  vermehrt  dorcb  iiald  hinzatretende  Diarrhöe  von 
sehr  üblem  Gerüche  und  dem  Aussehen  wie  Lebmwas« 


Nacht  eine  Apoplexia  eerebralls  Mit  Lähmang  der  rechten  Seite, 
wobei  auch  die  Sprache  gan%  und  das  ScbliDgen  <o  weit  rerknren 
gefangen  war,  das«  sie  nixrmuhsam  einige  Tropfen  Wasser  achluk- 
kea  konnte,  nachdem  sie  dieselben  eine  Zeitlang  im  Monde  giehal- 
lea  hatte.  Sie  wurde  bloa  durch  innerliche  Bebandlung*  mit  hom* 
Klitteln  so  weil  hergestellt,  dass  sie  wieder  gehen,  den  gelähmt  ge- 
wesenen Arm  ÜMt  ganz  ungestört  bewegen,  frei  schlingen  und 
Manches  wieder  sprechen  konnte;  daneben  war  der  Kopf  frei  von 
'Krankheitsgefühl,  die  Brust  ungemein  viel  freier  als  vorher,  alle 
.Functionen  —  mit  Ausnahme  der  unter  diesen  Umständen  nicht  zu 
erwartenden  Menstruation  —  waren  geregelt.  —  In  der  4.  Woche 
nach  dem  ersten  Anfalle  unterhält  sie  sich  längere  Zeit  mit  ihrer 
älteren  Schwester,  ist  sehr  vergnügt  dabei,  —  ärgert  sich  bald  darauf 
über  ihre  jüngere  Schwester,  giebt  dieser  eine  derbe  Ohrfeige,  lacht 
dann  noch  darüber  mit  ihrer  Mutter  und  besteht  dann  unmittelbar 
darauf  den  Todeskampf,  dem  sie  nach  Vi  Stunde  eine  Beute  verfal- 
len war.  —  • 

Ich  hatte  diese  Geschichte  ziemlich  gedrängt  mitgetheilt  und  weiss 
darum  nicht,  warum  sie  der  Verdifentlichung  unwürdig  gehalten 
wurde;  wenigstens  wusste  ich  nichts  welche  etwaigenVerstösse gegen 
4ie  Diagnostik  hier  die  Veranlassung  dazu  gewesen  seyn  könnten.  — 

Bei  dieser  Gelegenheit  muss  ich  noch  eines  Druckfehlers  gedenken, 
welcher  zu  Entstellungen  Veranlassung  geben  könnte.  —  Im  IX, 
Bd.  derBygea  pg.994  in  der5.  Zeile  von  oben  ist  bei  „letztem  Herbste** 
die  Jahrszahl  „1837*^  eingeklammert.  Wissentlich  dürfte  sie  in  mei- 
nem Manuscripte  sich  nicht  vorgefunden  haben,  jedenfalls  aber  leuch- 
tet die  Irrung  jedem  Lesenein,  denn  ich  konnte  doch  natürlich  nur  den 
Herbst  gemeint  wissen,  welcher  dem  namhaft  gemachten  Jahre  der 
Aufnahme  des  Krankheitsbildes  vorher  gieng.  Da  nun  indem  Berichte 
zn  ersehen  ist,  dass  am  21.  April  1835  die  erste  Ordination  von  mir  er- 
•  heilt  wurde,  so  kann  diese  Einschaltung  nicht  unberichtigt  blei- 

bOB.  — 

.  .  Einige  der  daselbst  befindlichen  Krankengeschichten  sind  aus  der 
Grippe-Epidemie  1837;  die' Jahrszahl  war  in  meinem  Manuscripte  bei- 
gesetzt, im  Abdrucke  sehe  ich  sie  fehlen.  —  Ich  will  diese  Stelle  be- 
nutzen, um  noch  einen  nicht  uninteressanten  Fall  aus  dieser  Zeit  an- 
zureihen, und  will  denselben  nur  ganz  kurz  erzählen,  schon  an» 
dem  Grunde,  weil  es  mir  hauptsächlich  darum  gilt,  die  herrliche 
Wirkung  des  Arseniks  anerkamit  zn  sehen«  —   K« 


Orifflnalabhandlunffen.  35S 

ser.  Uhus,  Chamoinilla  etc.  halfen  nichts.  Die  Diarrhöe 
wurde  —  8  Tage  nach  dem  Erkranken  —  wahrhaft  er- 
schöpfend und  vorherrschendes  Leiden,  —  Durst  be-* 
stand  fort,  die  Temperatur  der  Haut  war  mehr  kötil. 
Puls  sehr  klein  und  matt;  —  hiezu  kamen  öftere  Be- 
ängstigun/zren,  die'  sich  in  der  Nacht  so  sehr  steij^er- 
ten,  dass  man  jeden  Augenblick  den  Tod  erwartete ^ 
den  auch  Fat.  selbst  zu  ahnen  wähnte  und  desshalb  ein-' 
mal  in  der  Nacht  ihre  Angehörigen  um  sich  versammelt 
sehen  wollte.  —  Die  Schwache  Hess  sie  nicht  immer 
den  Nachtstuhl  erreichen,  oft  sank  sie—  bei  dem  Ver- 
suche zum  Aufstehen  oder  vor  dem  Bette  — ,  zusammen 
und  musste  ins  Bett  gehoben  werden,  —  häufig  gieugea 
die  Abgänge  —  mitunter  uiiiVeiwillig  -^  ins  Bett.  -*- 
Unter  diesen  Umständen  erhielt  sie  Arsen.  3.  gtt.  4  in 
24  TheeL  voll  Wasser,  alle  ^h  —  \  Stunde  einen;  ea 
besserte  sich,  doch  kamen,  in  der  folgenden  Nacht  wie- 
der heftigere  Beängstigungen  und  Ohnmacbtanfälle,  so 
dass  sich  Fat.  mit  wahrer  Todesangst  an  ihre  Tochter 
anklammerte,  ganz  kalt  war,  und  länger,  als  bisher,  ia 
diesen  Anfällen  zubrachte.  —  Arsen.  2.  gtt.  4,  eben  so 
gereicht,  verminderte  die  Bangigkeitsanfälle  sehr  und 
machte  sie  viel  gelinder;  auch  wurde  die  Diarrhöe  so 
sehr  ermässigt,  dass  in  2  Tagen  jede  Gefahr  entfernt 
war.  —  Ein  restirender  starker  Schleimhusten  wurde 
durch  einige  Gaben  Fulsat.  beschwichtigt,  —  und  so  be- 
fand sich  Fat.  nach  14tägigem  Leiden  in  der  Reconva- 
lescenz,  die  freilich  —  unter  den  tonstitutionellen  ete« 
Verbältnissen  —  nicht  ganz  kurz  seyn  konnte,  denn 
Beconvalescentin  schlich  anfangs  ganz  kruinm  vor 
Schwäche  und  nur  langsam  herum.  -—  Erwähnen  will 
ich  noch  der  besondern  Art  ihrer  Delirien  —  auch  am 
Tage*  Sie  glaubte  nämlich  —  wie  sie  später  erst  er- 
säblte  — ,  ein  Mann  liege  bei  ihr  im  Bette,  welclier 
ebenfalls  krank  sei  und  fär  den  sie  auch  einnehmen 
mässe,  wesshalb  sie  oft  nicht  sogleich  bereitwilligzam 
Nehmen  der  Arznei  gewesen  sei,  indem  sie  geglaubt 


■M  pr1§immlmhkändiun§en. 

Mtte^  dieser  sei  Jetet  in  der  Reihenfolf^e.  —  Aebnlich« 
Jlelirien  hatte  «uek  iiir  irleicbaieiti|r  an  der  Grippe  mk 
starken  KopfaiTeelionen  kranli  lie;;^ender  Sohn  von  S8 
Jahren.  Dieser  /tiaabta  ^*-  naeh  ebenfalls  späterer  Er- 
alhlunf:  —  för  einen  vermeintlich  neben  ihm  befindliehen 
Mann  hosten  xn  mässeU)  wessbalb  er  bei  kommenden 
Hnstenreixe  immer  erst  einen  Kampf  zu  bestehen  it^- 
habt  habe«  weil  er  f^ewübnt  hätte,  sein  vermeinter  Bett- 
Kenoase  sei  Jetzt  an  der  Reibe  za  hosten.  •— 

Diese  ^anze  Epidemie  hatte  in-  onserer  Ge^^end  den 
entzündlichen  Character.  Am  meisten  worden  die  Respi- 
rationsor^fane,  häufig  aber  aoch  worde  der  Kopf  —  mit- 
vater  recht  heftig  —9  seltener  die  Leber  oder  Milz,  nnd 
am  seltensten  der  Tractus  intestin.  vorwaltend  ergrif- 
fen* Hiernach  gestalteten  sich  die  Indicationen  für  Acon  ^ 
Bcllad.,  Bryon.  ond  Nux  vom*  als  die  Haoptmittel,  aber 
aoch  Rhos,  Polsat,  Solph.,  Arsen. 'fanden  geeignete 
Anwendong,  so  wie  Stannom  bei  zoröckbleibendem 
Sehleim  hasten  haoptsHchlich  bejahrter  Menschen,  —  und 
bei  dem  zo  derselben  Zeit  hüofig  vorkommenden  Croup 
die  bekannten  Mittel.  Die  meisten  Mittel  worden  in 
niederen  Verdiinndogen  ond  öfteren  Wiederholongen 
angewendet.  *^  An  einigen  Orten  herrschten  gleicb- 
seifig  onter  den  Kindern  aoch  die  Masern  ond  Röthein, 
ond  bei  beiden  Formen  erschien  mitonter  der  Croop,  wie 
ich  namentlich  in  einigen  Fällen  zo  beobachten  Gele- 
genheit hatte»  Die  Behandlong  erlitt  dadorch  keine  we» 
sentliche  Verinderoifg,  ond  gerade  bei  diesen  Aosschlaga- 
formen  verliefen  alle  Croopfälle  gonstig,  obschon  in  ei- 
nem Falle  bei  Röthein  baldiges  Erblassen  ond  gar  keine 
Desqnamation  bemerkt  worde  —  wenigstens  nicht  in  der 
Zeit  meiner  Behandlong.  » 

Das  Erkranken  war  fast  allgemein,  denn  nor  wenige 
Menschen  blieben  verschont;  -—  die  Todesfälle  betrafen 
meistens  nor  alte,  entkräftete  oder  kränkliche  Indivi- 
doen,  ond  auch  da  nor  meistens  bei  Vernachlässigong^^ 
wiewohl  mir  noch  seltene  tödtliche  Fälle  vorkamen  bei 


(MginalakhantUunffen*  Sfi5 

jan^eren  und  —  an/i^eblich!  --^  früher  fctnvLuA  jpewtfM»* 
nen  Individuen,  besonders  bei  einigten  Landlenteni  die 
eine  wahre  Lnnj^enent%ündunj^  so  lang^  unbeachtet  ge^ 
lassen  hatten,  dass  der  Tod  schon  einige  Stunden 
nach  der  nachgesuchten  Hilfe  erfolgte.  —  Auf  der  an- 
dern Seite  sind  mir  aber  auch  Heilungen  gelungen  bei 
sehr  heftigen  entzündlichen  Affectionen  der  Respim» 
tions-Orgaue  bejahrter  Leute,  die  schon  Jahre  langen 
Fehlern  dieser  0.*gane  gelitten  hatten  und  desshalb  ei» 
eher  eine  Beute  des  neuen  Erkrankens  werden  xa  mfie- 
sen  glaubten.  — 

Erwähnen  will  ich  noch,  dass  die  jüngeren  Kinder 
vorwaltend  an  Affectionen  des  Kehlkopfs  und  der  Lnft*- 
röhre  (Croup),  das  Knaben«*  und  theil weise  auch  das 
Jünglingsalter  an  Affectionen  des  Kopfs  vorwaltend  er«- 
griffen  schienen,  während  viele  ans  dem  hohem  Alter 
von  comatösen  Zufällen  mit  involuntären,  häufigen  Dinrr» 
böen  ergriffen  wurden  —  bei  gleichzeitigen  anderwei* 
tigen  Beschwerden  der  Brust«  In  letzterer  Benie- 
hang  fand  Hyosc.  Anwendung,  aber  freilich  nicht  im^ 
mer  mit  glänzendem  Erfolge!  —  Ich  gebe  hier  natfiiw 

» 

lieh  nur  das  Resultat  des  Vorkommens  in  meiner  eige^ 
nen  Praxis.  — 

D.  Chronische  Brtuileiden.  —  Von  den  vielen  ehre«» 
niscben  Brustleiden,  die  ich  auf  hom.  Wege  mit  dem 
günstigsten  Erfolge  behandelte,  will  ich  —  in  Er^ 
manglung  der  stethoskopischen  Untersuchungen  dieser 
Fälle  —  nur  folgenden  mittheilen,  der  wegen  des<anf« 
fallend  schnellen,  günstigen  Ilesuitates  der  Aufnahme 
würdig  scheint  — 

Conrad  Draudl'e  Tochter^  16  Jahre  alt,  aus  Bod^b 
heim.  —  Sie  ist  noch  nicht  menstruirt,  hat  auch  noch 
keine  molimina  menstr  verspürt  und  wird  mir  als  ein  seit- 
her ziemlich  kräftiges  Mädchen  von  gutem  Ausseheage»* 
eehildert.  Ihre  Nase  ist  meistens  trocken;  die  Nasen* 
Winkel  schwellen  oft  an  und  werden  mit  Grindborken 
besetzi  Vor  6  Jahren  hatte  sie  ein  —  damals  allgemein 


356  Origkudabhandlungen. 

dort  herrschendes  Nervenfieber  überstanden.  Seit  dieser 
Zeit  hat  sie  beschwerliche  Hespiration  und  meistens 
trockenen  Husten  —  nur  Morj^ens  wirft  sie  etwas  Schleim 
aus,  der  sich  schwer  löst.  Seit  einigen  Taj;en  hastet 
sie  dunkles  Blut  aus,  hat  aber  keine  Brustschmerzen, 
doch  mitunter  Durst.  Schlaf  und  Appetit  sollen  j^ut, 
die  Darmentleerung  aber  hart  und  träge  seyn.  Die  Füsse 
sind  meistens  kalt.  — 

Am  i4.  März  i88T  erhielt  sie  Pulsat.  3.  gtt.  j.,  «\'a- 
von  jeden  Abend  der  6.  Theil  zu  nehmen.  — 

Am  20.  wird  mir  berichtet,  dass  schon  am  nächsten 
Morgen  nach  der  ersten  Gabe  der  Blutauswurf  gering 
gewesen  und  seitdem  keiner  wieder  erschienen  sei.  — 

In  Bezug  auf  die  trockene  und  grindige  Nase  etc.  er- 
hielt sie  Sulph.  1.  gtt.  j.,  eben  so  zu  nehmen. 

Den  28.  -—  Der  Nasengrind  trocknet,  der  Husten  soll 
entfernt  und  die  Respiration  gut  seyn.  —  Dieselbe  Or- 
dination. 

Nachtrag.  Ich  bekam  keine  Nachricht  mehr.  Vor 
einigen  Tagen  war  ich  in  ihrem  Wohnorte,  wo  mir  sie 
der  Vater  als  ein  gesundes  und  munteres  Mädchen  vorr 
zeigte.  — 

Mit  Sulphur  und  Pulsatilla  habe  ich  viele  chronische 
Brustleiden,  sowohl  der  Trachea,  als  auch  der  Bronchien 
und  Leiden  des  Herzens  geheilt,  und  namentlich  he\Her%^ 
leiden  hat  mir  Pulsatilla  mehrmals  Heilung  be\i'irkt,  so- 
wohl bei  solchen,  wo  die  Menstruation  retardirt  oder 
noch  nicht  erschienen  war,  als  auch  nach  Rheumatis- 
men —  namentlich  der  Gelenke  —  entstandenen.  —  Alle 
Beispiele  dieser  Art  waren  bei  Mädchen;  nur  eins ^  bei 
welchem  Puls,  gleichen  Erfog  hatte,  betraf  einen  Kna- 
ben von  14  Jahren,  der  im  verflossenen  Sommer  von  ei- 
nem Kirschbaume  gefallen  war,  ohne  etu^as  davon  i^u 
sagen.  Im  nächsten  Frühjahr  —  M$rz  1837  —  bekam 
ich  ihn  in  die  Behandlung,  als  ihm  die  Grippe  schon 
3  Wochen  lang  bedeutende  Erhöhung  seinor  Beschwer- 
den verursacht  hatte.  — .    Ex  sah  blass  ans,  hatte  ab- 


Originalabhandlungen,  857 

j^emagertes  Gesiebt  (beides  schon  län^eO,*  viel  Hitze 
und  Durst,  er  konnte  vor  VingtivAA  nicht  im  Bette  blei- 
ben, schlief  unruhig;  und  mit  öfteren  Uuterbrechnnfeii, 
athmete  kurz  und  mühsam.  —  \n  diesen  3  Wocheir 
klagte  er  beständig  über  Schmerzen  in  der  linken  Brust, 
welche  durch  Husten,  Athmen  und  Druck  auf  diese 
Seite  vermehrt  wurden;  der  Herzschlags^  war  ausgedehn- 
ter als  im  normalen  Zustande^  und  die  Contractionen 
desselben  sciiienen  mit  nicht  gehöriger  Energie  voll- 
zogen zu  werden;  Puls  schnell  und  klein.  Acon.  u.  a. 
leisteten  mir  weniger,  als  ich  in  dieser  Epidemie  und  in 
ähnlichen  Fällen  vorher  beobachtet  hatte.  Ich  erklärte 
darum,  dass  hier  ein  besonderer  Umstand  noch  verbor- 
gen seyn  müsse,  über  welchen  der  Knabe  uns  Auf- 
schi uss  schuldig  sei,  denn  das  sich  mir  darbietende 
Leiden  musste  älter  seyn.  —  Bald  nachher  gestand  er 
seinen  Eltern:  er  sei  im  vorigen  Sommer  von  einem 
Kirschbaume  gefallen,  habe  seit  dieser  Zeit  Schmerzen 
in  der  Herzgegend,  Herzklopfen  und  öftere  Bangigkei- 
ten, und  bei  einem  seitdem  bestehenden  trockenen  Ha- 
sten müsse  er  schon  lange  die  Brust  mit  beiden  Händen 
halten.  —  In  der  ganzen  linken  Brnstseite  kann  er 
keinen  Druck  auf  die  Rippen  ertragen.  —  Im  Winter 
deutete  er  oft  auf  die  Herzgegend  und  äusserte,  von 
diesem  Punkte  aus  habe  er  einen  Blutsturz  zn  be- 
fürchten. — 

Er  erhielt  nun  Rhus  2.  gtt.  j.  in  8  Theel.  voll  Was* 
ser,  Morgens  und  Abends  einen  zu  nehmen,  worauf 
Husten  und  Herzklopfen  sich  minderten,  die  Schmerzen 
aber  unverändert  blieben.  Ich  gab  jetzt  Pulsat.  8.  gtt.  J., 
eben  so  zu  nehmen.  —  Unter  fortgesetztem  Gebrauche 
trat  fortwährende  Besserung  ein  and  Pat.  fühlte  sieb  in  8 
Wochen  auch  frei  von' noch  anderweitigen  Krankheils- 
bescbwerden.  —  Die  dätnalige  Besorgniss  der  Eltern,  der 
erwählten  Scbloiiserprofession  entsagen  zn  müssen,  fal 
inajwischexi  beseitigt,  denn  der  Knabe  ibte  noch  im  Lanfe 
des  Sommeflr  oild  bis  Jetzt  vngehindeH  diis^e 'Provision! 


mri^alabhandhmgen. 

IMa  PuIsAtilla  verdient  auch  bei  Brastkrfiinpfeii  —  md 
hier  aaeli  Strainoninm  —  alle  Beac/Uung,  so  wie  ich  acch 
bei  Bluthusten  tatehr  Iclumpi^es  und  dunkel  /e:efarbtesBUt 
seheint  besonders,  unter  sonst  passenden  Verhültnissen, 
die  Indieationen  xn  bestimmen)  mehrere  dauernde  Hei« 
lon/cen  bei  Midehen  durch  Pulsat.  erwirkt  habe.  Aus« 
aer  bei  dem  weiblichen  Geschlechte  scheint  dieselbe  noch 
bei  Knaben  am  meisten  Anwendunja:  zu  finden,  seltener 
in  den  vor/teruckten  Jahren  des  Mannes,  hier  vielleieht 
nie  mit  sonderlichem  CSIncke.  — 

Yorfreaannte  Behauptnn^n  konnte  ich  ios/peaammt 
mit  Beispielen  bele/s:ea9  aber  damals  waren  die  Auscsl« 
tationen  nach  nicht  so  aar  Mode  ;g:e worden,  wie  jetat, 
and  darum  sollen  sie  auch  kein  Pl&tzchen  in  irgend  ei- 
ner Zeitschrift  ansprechen.  Nur  anfuhren  will  ich  noch, 
dasa  bei  einem  chronischen  Heraklopfen  mit  Beän^sti-» 
gamgen^  schweren  Triomen,  Rheumatismus  und  bei 
kaum  merklicher  Menstruation  gleichKeiti^s:  auch  nur  alle 
14  Taj^  Darmentleerun^  erfol^^te  und  der  Urin  kaum 
einmal  in  S4  Stunden  entleert  wurde;  hydropische  Er-» 
aebeinunjcen  fehlten.  Pulsatilla  beseiti/>^te  alle  Krank« 
heitserscheinun^en  in  einigen  Wochen  gan%,  obachon 
der  mehrwöchentliche  Aufenthalt  in  einem  Hospitale  au 
Frankfort  a.  M.  kaum  eine  voräber;;eheode  lSrleichte-> 
ron;^  hatte  eraielen  können.  —  Die  Person  ist  bis  Jet%t 
noch  ^ana  ji^esund.  — 

In  einem  Falle  von  cbromsch-entzündlichem  Heralei- 
den  mit  hefti|^m  und  weit  ausgebreitetem  Heraklopfen 
oto.  bei  einem  sehr  starken,  grossen  nnd  corpulenten 
tljilhrigen  Mädchen^  mit  Spuren  früherer  scrophulöser 
Oiathdse  und  psorisehen  Eruptionen  an  den  unteren  Ex- 
trenititea  (geschwirige  Stellen  an  den  Untersehenkeln 
hatte  sie  sdhoa  als  Kind  and  bis  ins  15.  Jahr)  vermochte 
ich  nur  Brieichtemng  au  eraielen  durch  Puls.,  Spigel., 
Arsen  9  Aeon«  und  Sulpb.  -*-  Im  15..  Jakre  hatten  sich 
auerst  Symptome  des  Heraleidens  geaeigt,  wesshalb  man 
die  Monotmation  könstlich  era\vang,^ond  vielleicht  da* 


Ori0inaiaöhandiwi00k  859 

durch  gerade  bewirkte,  dass  nie  eine  gebSrif^  Dareh- 
biidunji:  derselben  Statt  fand.  —  Viele  Aerxte  ihrer 
Gebend  (Pat.  war  bei  Homburj:  a.  d.  H.  zn  Haoae), 
der  Aufenthalt  in  einem  Frankfurter  Hospitale  etc.,  aueh 
öftere  Aderlässe  etc.  konnten  nichts  bessern.  -^  Ihr 
Leiden  war  sehr  heftig:,  der  Gesichtsausdruck  sehr  lei- 
dend, lüO  kleine  Pulsschlitj^e  etc.,  ^  doch  ich  will  ja 
keine  Krankheitsgeschichte  liefern.  ~  Durch  die  vie^ 
ierlei  vorher  /o:ebrauchten  und  in  solchen  F&llen  gt^ 
bräuchlichen  Mittel  war  freilich  dem  hom*  Verfahren  ein 
/[grosser  Damm  entgegen  gesetzt;  doch  bin  ich  weit 
davon  entfernt,  diesem  allein  den  geringeren  Erfolg  zm^ 
zuschreiben,  denn  es  wird  zu  allen  Zeiten  Leiden  ge- 
ben, die  den  Arzt  bei  jedem  Handeln  immer  noch  die 
menschliche  Schwäche  merken  lassen  werden.  Es  wfirde 
frevelhaft  seyn ,  wollte  man  seine  Ohnmacht  mit  der 
Behauptung  bemänteln,  dass  man  sicher  Heilung  hätte 
erzielen  können  ^  wenn  nicht  diese  oder  Jene  ärztliche 
Behandlung  vorausgegangen  wäre. 

Der  Hilfleistntig  einiger  Arzneimittel  bei  namhaften 
Krankheits-Enscheinungen  der  Brust  sei  hiernoch  kurz 
gedacht. 

Conium  zeigte  sich  mir  sehr  wirksam  bei  nächtli^ 
ehern  Schleimhusten;  — 

Calcarea  sulphurata  bei  starker  Verschleimung  der 
Luftwege.  Dies  Mittel,  wie  auch  Sulphur,  kann  in 
ähnlichen  Zufällen,  welche  in  Folge  entzündlicher  Reiz-p 
zustände  dieser  Gebilde  entstehen,  angewendet  werden, 
und  zwar  schon  bald  nach  Beseitigung  des  entzünd- 
lichen Zustandes.  — 

Sulphur  leistete  auch  bei  heftigem  Schleimhusten  mit 
Erbrechen  schnelle  und  herrliche  Dienste,  wie  ich  mehr- 
mals zu'  beobachten  Gelegenheit  Imtte.  — 

Ipecacuanha  fand  ich  bei  Schleimhusten  hauptsäch- 
lich da  heilsam;  wo  keine  Reizung,  sondern  mehr  asth- 
matische Affection  zugleich  vorhanden  war.  —  Bei  rei- 
nem Asthma  recht  heftiger  Art  bewirkte  sie  denglän- 


ttemiatem  Entclg;  mMw^estikk  Michte  ne  die  Anfille  «i- 
gemeim  itdiader  omI  schacller  rerfaurfea.  — 

tftannum  findet  ebenfalls  Anwendanx:  bei  asthMnti- 
sehen  ZnfUleny  derb  nebr  bei  dem  s.  |(.  Astbnim  hi- 
»IdM,  während  Ipeene.  bei  den  Asihnin  im  ntren^reren 
ISinne  der  8ehBle  zu  passen  seheiat.   Naeh  meiner  Er- 
fabmn/s:  können  beide  Mittel  hier  in  fsi/reader  Art  ae- 
ben einander  f^eslelit  werden:  je  reiner  da^t  Asthaui, 
am  SS  mehr  veri^ent  Ipeeae^  —  je  mehr  Versebleimoa/i: 
daneben^  om  so  mehr  verdient  Stannam  —  eeieris  aeeom- 
msdatis «—  den  Vorzo/r.  —  Ea  versteht  sieb  von  selbst, 
das«  gegen  astbmalisehe  Zufülle  asrh  noeli  andere  Mititi 
Anwendung  finden,^  wie  naaientlieh  Nux  vom.  bei  HA- 
morrhoidsriern,  Siitph.  hier  und  in  anderen  Fallen,  Are- 
sen., 8amboe.9  Aeon.  etc.    Letzteres  Mittel  leistete  mir 
gegen  s.  g.  Asthma  eongestivuro  bei  einem  plethori^ 
risehen,  starken,  jungen  Manne  mit  Habitus  apopleeti- 
eos  sehr  gute  Dienste«  — 

fijliininim  |ia89t  ausserdem  bei  mehr  atonischem,  eliro- 
nisfhem  Sclileimhustcn  und  zeigte  mir  da  sehr  ^unsli^e 
WirkunjB:  —  selbst  in  Fällen,  wo  wirkliches  ISchwinden 
der  Kr/ifte  und  AbmH/^erun^  begleitende  Erscheinun/^en 
warfn  und  man  eine  PhthisivS  pituitosa  diagnosticiren 
durflo.  — 

ISUicea  mng  hier  dem  Stannom  den  Rang  streiti/s: 
machen,  und  es  durfte  bis  jetzt  noch  nicht  leicht 
seyn,  nuverlässi^i^e  Indicationen  für  sie  aufzustellen,  nm 
darnach  mit  Bestimmtheit  der  sichern  Wahl  und  des 
Erfol/c^s  im  Voraus  sich  vergewissern  zu  können.  Doch 
ffiaobe  ich,  dass  Silicea  bei  einem  gesunkenen  Krafte- 
nostand  in  &linlichen  Fällen  dem  Stannum  nachgesetzt 
werden  muss,  so  wie  Silicea  auch  bei  mehr  gelbem, 
eiterühnlichem  Schleiniauswnrf  zu  passen  scheint.  — 
(Lycopod.  dürfte  hier  wieder  mit  Silicea  wetteifern.). 

Sepia  scheint  hauptsächlich  bei  trockenem,  oder  doch 
mit  wenigem  und  schwerlöslichem,  auch  bei,  mit  blut* 
streifigem  Auswurfe  verbundenem,  chronischem  Husten 


^  ^ 


OriginalabhanMungm.  361 

Anwendan/s^  za  finden*  —  Ein  SOjahriger,  taberculSser 
Schneider,  der  keine  äbel  gebaute  Brost,  (dafür  eine 
eingedrokte  Nase)  and  kein  sonderlich  schlechtes  Aus- 
sehen zeigte,  dem  vor  einem  Jahre  die  Krätze  dorcb 
Schmierseife,  in  kurzer  Zeit  vertrieben  worden  war, 
litt  seit  Vi  Jahr  an  einem  Husten,  dc|r  ihn  besonders 
Morgens  und  Abends  quälte  und  meistens  trocken  war; 
der  jeweilige  Auswurf  war  von  verschiedener  Farbe 
(schwärzlich,  grün,  manclvmal  auch  weisslich,  wie  Pat. 
angab),  dick  und  fest,  härtlich  muA  hatte  einen  salzigen  Ge- 
schmack ;  die  Respiration  war  kurz  und  der  Athem  konnte 
nicht  lange  angehalten  werden;  —  Nachts  erfolgte  oft 
Schweiss.  —  Ein  allop.  Arzt  behandelte  ihn  7  Wochen 
lang  ohne  allen  weitern  Erfolg,  als  dass  etwas  Ausschlag 
in  dieser  Zeit  auf  der  Brust  sich  zeigte,  der  aber  in 
einigen  Tagen  wieder  verschwand.  Schon  nach  den 
ersten  2  Dosen  Sepia  30.  gtt*  2.,  in  4tägigen  Zwischen* 
räumen  genommen,  erfolgte  Erleichterung  auf  der 
Brust,  und  in  den  nächsten  14  Tagen  besserte  sich,  unter 
gleicher  Behandlung,  der  ganze  Znstand  wesentlich, 
die  harte  Auswurf^masse  zeigte  sich  nicht  mehr,  die 
Naditschweisse  schwanden  und  das  allgemeine  Befin- 
den war  besser.  Er  glaubte  nun  wieder  wandern  ztt 
können,  und  ich  hörte  nichts  weiter  von  ihm.  —  Un- 
beachtet darf  freilich  nicht  bleiben,  dass  er  in  dieser 
Zeit  seine  Profession  nicht  getrieben  hat,  aber  auf  der 
andern  Seite  darf  auch  nicht  übersehen  werden^  das« 
dasselbe  während  der  allop.  Behandlung  ebenfalls  der 
Fall  war.  — 

Spongia  zeigte  sich  mir  nützlich  gegen  Luftröhren«« 
Katarrh  mit  trockenem  Husten  und  Heiserkeit,  ohne 
Fieber,  bei  Erwachsenen. 

Cuprum  ist  ein  vorzügliches  Mittel  bei  Husten  mit 
Erstickungszufällen  bei  Kindern.  Jn  einem  Falle  fiber- 
traf es  alle  Erwartung.  Ein  rhachitisches,  mit  Kyj^he- 
sis  behnfletes  Kind  hatte  vor  einem  halben  Jahre  etwa 
längere  Zeit  den  Keuchhusten  gehabt,    wogegen  nar 


Kendsic' 

Staw. 
■cl)en  / 
mitlam,  v 
Sinne  lit 
fahran«;  '•■ 
ben  einfii: 

um    80   lUL'l. 

daneben,  (n> 
moilatis  — " 

dasü  K^gen  i 


AnwvntliitijE;  tWiiJ  ■ 

morrlinicliirk'rn  ^ 
Ben.,  tJambuc,  4t 
gegen  (t.  g.  .\m 
risctien,  Blarkt-n,^ 
CDS  sehr  gute  Die« 

Slflniiiim  ftaast  a« 
niscliem  SchIeJmliaSk. 
Wirknny  —  selbst  in  , 
der  KrJifte  und  Abrnnfffc. 
waren  und  man  eine  Pi^ 
durfte.  — 

Silicea  mng  hier  dem   Sl. 
machen ,    und    es    durfte    bis 
seyUf  Kaverlftssige  Indicationen  ii^ 
darnach  mit  Beatimmtheit  der  sie. 
Krfolfces  im  Voraus  sich  ver^eivisser. 
j^laabe  icli,  dass  iSiltcea  bei  einem  geir. 
zustand  in  Ahnliclien  Fallen  dem  Stannii 
werden  inuss,  so  wie  fSilicea  auch   bei  i. 
citeriilinlichem   iSchleimaiiswnrf   zu    passen 
(Lycopod.  dürfte  hier  wieder  mit  Siliceu  wetit 

Sepia  scheint  haiiiitsiichlich  bei  trockenem,  od« 
mit  wenigem  und  schwerlöslicliem,  auch  bei,  mit  ' 
•treifigem  Aosworfe  verbundenem,  cliioniächem  Ha 


>  dringen  mir  die  Ueberzeu/rnn^  aof,  dass  wir  genit 
'    hier  nicht  einer  solchen  Sicherheit,^  wie  bei  vielen  ande« 

>  ren  Krankheiten,  uns  zu  erfreuen  haben,  was  theilweise 
wenigstens  in  der  Natur  der  Sache  slu  liep^en  scheint» 
Denn  wenn  wir  ^-  abgesehen  vorerst  von  manchem  Aik» 
derweitigen  —  wirklich  hier  einer  noch  bcMern  Mittel- 
kenntniss  t  heilhaft  ig  wiren,  so  sind  die  Schattirangea 
der  concomittireuden  Krankheits-Erscheinongen  so  man- 
nigfach, dass  schon  die  Emirong  derselben  oft  schwer 
füllt,  weil  man  die  meisten  Kinder  entweder  gar  nicht, 
oder  doch  nicht  immer  en  Zeiten  sieht,  wo  die  Anfälle 
erscheinen;  und  da  bei  vielen  die  schlimmen  Anfiile 
vorsQgsweise  oder  allein  in  die  Nachtseit  fallen,  so 
entgeht  uns  diese  Gelegenheit  ja  gewöhnlich  gans.  •«- 
Wären  aber  nun  so  viele  Specialititen  der  Symptome 
Bi  berficksichtigen  und  hiemach  die  Mittelwahl  zu  be* 
grtinden,  so  mösste  diese  gerade  hier  sehr  schwankend 
werden,  weil  die  meisten  Kinder  nichts  bezeichnen  kön- 
nen und  die  Eltern  etc.  nicht  immer  eine  richtige  Be- 
obachtungsgabe besitzen,  gar  oft  sogar  sehr  nachlässig 
sind.  Vieles  gar  nicht  beachten  und  darum  auch  sehr 
obertlächlich  referiren  —  trotz  des  genauesten  Exa- 
mens. «—  Möchte  ich  dessenungeachtet  das  hom.  Ver- 
fahren nicht  mit  einem  andern  vertauschen,  und  bin  auch 
ich  nicht  gerade  ohne  alles  Glöck  hier  gewesen,  habe 
ich  sogar  einigemal  recht  schnellen  und  günstigen  Erfolg 
erzielt,  so  kann  mich  dieses  noch  nicht  in  behagliche 
Seelenruhe  einwiegen,  weil  bei  gleichen  Rücksichten 
gar  mancher  Pflegbefohlene  wenig  oder  nichts  Hilfrei- 
ches erfuhr,  und  die  Krankheit  oft  ungehindert  ihre  Bahn 
verfolgte;  ich  muss  daher  den  Wunsch  aussprechen, 
dass  die  möglich&t  nahe  Zukunft  uns  hier  eine  erfolg- 
reichere Ausbeute  liefern  möchte. 

Wäre  die  Meinung,  dass  die  nächste  Ursache  des 
Keuchhustens  in  einer  katarrhalisch-entzänJlichen  Rei- 
zung  der  Respirattonsorgane  bestehe,  wirklich  begrün- 
det, so  läge  die  Mögüekkeit^  dass  Acon.  sehr  toesenlMi 


ktaDe«  fireilidi  cAmi  Bfter,  •hae  dmrmm  ndkm 
wm  Geiei'iscbeit  «idb  m  fllcigei«,  desa  es  t«t  Bsch  laige 
iMfiK  walir,  ^«s  AcMu  jedcsr  KrwklMJtfiferai ,  4ic  arf 
EmauMiHjr  #4er  andi  Mr  fiiiiilicher  Romb;^  berairt, 
treMflÜkli  catifMirlil,  YielaielM-  wdkemX  mudk  die  eatuM- 
ttdbe  Afferti—  der  versdiiedcaes  •r/raaisehea  <SebiMe 
rercdbirdeae  Mittrl  x«  erhebeliett.  —  Oluie  der  au- 
Itedchales  Aawefidkmrkdl  des  Acts,  xa  aalie  z«  Ire- 
tea,  «chetal  dieses  dorii  iiriBe  Wirkaag^ssphare  /ran 
lfmnäifitk  m  artenellea  Circofationskreise  xa  habco, 
aad  danuü  aaeh  dea  ealxäadlicbea  Lcidea  dcMjemigCä 
Orgaae  baopuiehlicb  speeifisch  zn  eatspreehen,  weMe 
tmniehnt  der  Circalatioa  dienea.  Wie  herrlich  dieses 
MfUel  hier  wirkt,  weiss  eia  Jeder,  der  die  haai.  Heil- 
methode riebti/i:  /»^efibt  hst,  und  eben  so  sicher  wird  es 
Jeder  erfahren  haben,  dass  dieses  Mittel  in  aaderea 
Killen  nor  etwa  den  Gefüsssturm  ermassig^en  kaaa,  dea 
ihoi  nicht  entsprechenden  Krankheilsheerd  aber  aaaa- 
X^tantet  Jasst.  Doch  rächt  in  allen  Fällen,  wo  Gefass- 
reizun^  sich  zeigt  ^  verdient  Acon.  immer  den  Vorzug*, 
vielmehr  scheint  ein  solches  Verfahren  eine  g'ewisse 
Oberflächlichkeit  Anzudeuten,  weil  die  Gefassreixunjf 
mit  sammt  den  wesentlichen  Krankheitserscheinung^en 
auch  ohne  dieses  Mittel  zum  Verschwinden  gebracht 
werden  kann  durch  specifisch  dem  Ganzen  entspre- 
chende Mittel,  wie  namentlich  bei  manchen  Jrritations- 
zustiinden  in  Gebilden  des  vorwaltenden  Nervenlebens 
die  Heilkr/ifdiQ^keit  der  Beilad.  beweisen  könnte.' —  Bei 
einer  vermeinten  llnbe.<«chränktheit  der  Wirkung  des 
Acon.  gegen  entziindlicho  lleizzustände  mnsste  ja  kaum 
eine  contagiöse  Krankheit  acuter  Art  auftauchen  kön- 
nen, wenn  man  Acon.  frühe  genug  in  Anwendung  brin- 
gen könnte,  denn  diesen  Krankheiten  insgesammt  geht 
ein  entzündlicher  Reizzostand  voraus,  —  Bellad.  a.  a. 
PrÄservativmittel  könnten  in  den  Hintergrund  treten;  — 
aber  bekanntlich  bleibt  uns  hier  noch  gar  Manches  zu 
wflnschen  übrig.  —    In  den  mitunter  heftigen  Aufre- 


Oiiginalabhandluhffen*  365 

^udj^en  im  Gefassieben,  wo  sie  den  —  aach  nicht  an- 
steckenden —  Nervenfiebern  nicht  selten  vorausg^ehen, 
kann  Aeon.  durchaus  nicht  immer  Grenzen  setzen,  und 
Bellad.  hat  hier  gar  manchmal  in  letzter  Zeit  mir  mehr 
geleistet,  als  Acon.,  dem  ich  früher  ebenfalls  zu  sehr 
vertraute.  —  Jede  contagiöse  Krankheit  hat  jedoch 
ihren  besondern  Organenheerd ,  und  da  der  Keuchhu- 
sten ebenfalls  im  Kreise  der  contagiösen  (richtiger  hier 
wohl  miasmatisch-contagiösen)  Krankheiten  einen  Platz 
ansprechen  darf,  so  wird  er  auch  in  seinem  ersten  Auf- 
treten schon  mehrspecif.  Mittel  erheischen,  und  inBezu/; 
auf  den  wahrscheinlichen  Sitz  desselben  im  pneumo- 
gastrischen  Nervenapparate  scheint  ihm  auch  hier  nicht 
selten  Bella d.  zu  entsprechen,  wenn  der  Husten  anfäng- 
lich schon  mehr  krampfhaft  ist;  —  im  Stadium  catarrhale 
aber  und  so  lange  der  Husten  noch  einfach,  nicht  schon 
im  Uebergange  zu  mehr  krampfigem  begrifl'en  ist« 
glaube  ich  auch  durch  Nux  vom.  das  Stadium  convulsi- 
vum  verhütet  zu  haben. —  Das  ist  freilich  ein  kitzlicher 
Punkt«  —  Häufig,  und  in  manchen  Epidemieen  fast 
durchgängig,  ist  ein  entzündliches  Brustfieber  zuge- 
gen, und  hier  freilich  lässt  sich  Acon.  nicht  leicht  durch 
ein  anderes  Mittel  ersetzen.  —  Sonderbar  ist  es  noch 
überdies,  dass  man  dieses  Mittel,  als  dem  Wesen 
entsprechend,  gerühmt  sieht  von  Leuten,  die  nur  von 
dem  strengsten  Specialisiren  in  dieser  Krankheit  einen 
günstigen  Erfolg  abhängig  machen.  —  Sollte  aber 
wirklich  bei  den  vielfachen  Krankheits-Erscheinongen, 
die  den  Keuchhusten  begleiten,  eine  eben  so  wesent-* 
liehe  Verschiedenheit  des  Keuchhustens  selbst  Statt 
finden?  Oder  haben  diese  nur  einen  zufälligen  Zusam- 
menhang, und  ^st  darum  das  grosse  Heer  von  Mitteln, 
die  gegen  das  verschiedene  Auftreten  des  Keuchhustens 
empfohlen  sind,  wohl  gar  mehr  gegen  die  concom- 
mitirenden  Erscheinungen  gerichtet?  —  Es  scheint 
sich  hier,  wie  anderwärts,  zu  bestätigen,  dass  gerade  ge- 
gen diejenigen  Krankheiten,  deren  wahre  Heilmittel  noch 


9m  wenifiten  fekaont  mniy  so  viele  Mittel  anxeribat 
werden,  wihrend  man  gegen  andere  Krankheiten,  die 
aut  dem  /^linaendsten  Krfoljfe  bebandelt  werden,  nur 
wenif^  Mitlel  kennt.  — 

Gewiss   hat  Jeder  hom.  Arzt   die  Beobachtung^  gt" 
nMcht,  dass  bei  solcher  Mittel  wähl  die  Nebenerschei- 
nungen wohl  verschwinden,  aber  der  Keuchhusten  nicht 
immer  eine  Veründeron/r  erleidet.    So  s.  B.  ist  es  mir 
oft  (nicht  immer!)  /^elunj^en,  die  hefti£:eren  nächtlicheo 
Anttlle  durch  Coniom  zu  besch\yichtigen,    ohne   dass 
dadurch  die  Anfülle  am  Tage  eine  Veränderung  erlit- 
ten; gleichKcitiges  grünes  Laxiren  beseiti/a^te  Chamo- 
mllla  und  die  Anfälle  des  Hustens  birebenunvjerändertj  — 
bei  einem  Kinde,  welches  —  ausser  dem  Erbrechen  bei 
starken  Anfällen  —  viel  Diarrhöe  von  blassgelber  Farbe 
hatte,  und  namentlich  bei  jedem  heftigen  Anfalle  laxirte, 
beseitigte  Veratrum  das  Laxiren  fast  gansß  in  kurzer 
Zeit,   der  Keuchhusten  erlitt  wenig  Veränderung;  — 
bei  häufigem  Erbrechen  half  mitunter  Ipecac,  und  ob- 
schon  dieses  Mittel  oft  sehr  vortheilhaft  zugleich  auch 
gegen  Keuchhusten- Anfälle  wirkte^  so  war  dieses  doch 
nicht  immer  der  Fall;    bei    zähem   und   schwer    lösli- 
chem Schleime  machte  Bryon.  diesen  löslicher,  und  lin- 
derte dadurch  nur  insofern,  als  diese  Nebenerscheinung 
zur  Heftigkeit  des  Anfalls  beitrug,  denn  das  Stadium 
convulsivum   verfolgte    seinen   weitern   Gang.  —    Die 
grössere  oder  geringere  Heßigkeit  der  Änfälley  so  wie 
die  verschiedenen  Stadien  scheinen  die  Hauptindicatio- 
nen   zu   bilden,   die  übrigen   Erscheinungen   aber    nur 
insofern  eine  besondere  Beachtung  zu   verdienen,    als 
sie  wirklich  eine  Bedeutsamkeit  für  sich  erlangen  und 
dadurch  irgendwie  das  Leben  oder  die  Oekonomie  des 
Organismus  gefährden.  —    Lachen,  Weinen,  Alteratio- 
nen, Ueberladungen  des  Magens  etc.  geben  bei  Allen  zur 
Wiederkehr  der  Anfälle  Veranlassung,  weil  sie  auf  die 
erkrankte  Nervensphäre  wirken ;  —  diese  Momente  können 


Originaiaöliandiun^en. 

darym  wenig  geeignet  seyn^  als  Kriterium  bei  den  Iik* 
dicationen  benutzt  zu  werden.  — 

Unter  denjenigen  Mitteln,  die  das  Stadium  convolsi- 
Tum,  als  das  wichtig^ste,  %u  beschwichti/efen  Ter- 
moehten,  habe  ich,  in  specie  in  der  diesjlihrtjtfen  Epi- 
demie, Beilad.  und  Ipecac.  als  die  TorzüjcHchsten  kea« 
nen  gelerM^  Cuprum  hat  mir  nur  bei  wirklichen  Er<- 
stickungsanfällen  wahrend  des  Hustens  einige  Hilfe  /ge- 
leistet. —  Beilad.  schien  am  besten  im  Anfan/s^e  des 
Stadii  convulsiTi  zu  wirken,  Ipecac.  in  dem  schon  et« 
was  weiter  gerflckten  Stad.  convuls.,  mit  häufigem  Er- 
brechen der  Speisen  begleitet.  Bei  einem  Mädchen  von 
3  Jahren  dahier,  welches  seit  8  Tagen  häufiges  Wie« 
derkehren  der  charakt.  Hustenparoxysmen  mit  jedes- 
maligem Erbrechen  von  Schleim  und  Speisen,  dabei  öf- 
tere Stuhlgänge  und  Leibschmerzen  hatte,  und  wo  Wei« 
nen,  Lachen,  Alterationen,  starke  Mahlzeiten  etc.  die 
Anfälle  hervorriefen,  wurden  dieselben  nach  den  ersten 
S  Gaben  Ipecac.  geringer,  Leibschmerzen  und  Diarrhöe 
etc.  verschwanden«  und  in  14  Tagen  war  der  Husten 
ganz  weg.  —  China  leistete  mir,  aber  auch  nur 
in  diesem  einen  Falle,  bei  einem  Kinde  Ton  18  Wo- 
chen, welches  nach  etwa  Swöchentlichero  einfacheiii  Ho- 
sten den  wirklichen  Keuchhusten  bekam,  wogegen  lell 
erst  Cqprum  umsonst  gegeben  hatte,  und  wo  gleich- 
zeitiges Brech würgen  und  Schleimabgang  Statt  fand) 
eben  so  schnell  Hilfe,  denn  nach  dem  9.  Einnehmen 
verloren  die  Anfälle  an  Intensität  und  Häufigkeit  und 
nach  einigen  Tagen  fand  nur  noch  ein  einfacher  Hasten 
Statt.  (Bei  einem  so  jungen  Kinde  kann  wohl  von  keineir 
Abortivform  des  Keuchhustejis  die  Rede  seyn).  Von  Bei- 
lad, könnte  ich  mehrere  Fälle  der  Art  anföhren;  in  einen 
Falle  waren  Cönium  und  Cuprnm  ohne  alle  Erleichterung 
Torher  in  Anwendung  gekommen,  nicht  einmal  die 
nächtlichen  heftigen  Anfälle  mit  Erbrechen  etc.  milder- 
ten sich  nach  Conium,  wahrend  Beilad.  Alles  so  um- 
gestaltete, dass  das  auf  12  Dosen  berechnete  Pulver 


Orijfmalaöäandlunsien. 

nicht  ganz  für  nölbi;  eraehlet  worde.  Der  Knabe  hatte 
kein  3.  Stadium  zu  bestehen  und  blieb  gesund^  — 

Ich  gab  die  Mittel  insgesammt  in  niedern  Verdünnun- 
gen, 6--1S  Tropfen  unter  IMilclizuekep,  und  Uess  mei- 
stens nach  jedem  starken  Paroxysmus,  mitunter  auch 
alle  4  Stunden,  selten  nur  tüglicli  2— Smal,  etwa  den 
lt.  Theil  dnvon  reichen.  — 

Es  will  mir  überhaupt  scheinen,  als  könne  man  nur 
im  x\nfange  des  Stadii  convulsivi  bisweilen  den  Cha- 
rakter des  Hustens  umwandeln  und  die  weitere  Entfal- 
tung hemmen.  Hat  dieses  Stadium  schon  längere  Zeit 
bestanden  und  eine  gewisse  Höhe  erreicht,,  so  lassen 
sich  heftigere  Paroxysmcn  wohl  mitunter  etwas  ermlis- 
sigen,  die  Krankheit  macht  aber  alsdann  doch  ihren 
weitern  Verlauf,  und  scheint  sich  hier  analog  zu  ver- 
halten den  acuten  Exanthemen.  Bezweifeln  möchte  ich 
indessen,  'ob  ein  besonderer  Nachtheil  erwachsen  wurde, 
wenn. wir  auf  dem  specifischen  Wege  die  Uustenparo- 
xysmen  selbst  in  ihrer  höchsten  Entfaltung  zu  bemäch*- 
tigen  und  ganz  zu  ertödten  vermöchten. 

Ein  Uebelstand  in  der  Behandlung  kommt  noch  bei 
Säuglingen  ins  Spiel,  und  dieses  macht  uns  wohl  um 
manchen  bessern  Erfolg  ärmer,  ich  meine  nämlich  den 
Einfluss  der  säugenden  Mutter;  denn  ich  habe  mehr- 
mals reclit  deutlich  bemerkt,  wie  sehr  das  Befinden  der 
säugenden  Mutter  auf  die  Hustenanfälle  des  Kindes  in- 
flttirt,  so  dass  schon  Erkältungen  der  Ersteren  die 
im  Abnehmen  begriffenen  Anfälle  wieder  zu  einer 
frühem  Heftigkeit  zurückführten.  Gemüthsaffetce  der 
Mutter  und  die  während  des  Säuggeschäfts  eintretenden 
Katamenien  waren  jedesmal  von  heftigen  Paroxysmea 
des  Hustens  begleitet.  —  Mehrere  Säuglinge,  auch 
aus.  dem  zartesten  Kindesalter ,  litten  am  Kenchhu* 
sten,  selbst  solche,  die  nicht  mit  andern  Kindern  in  Be« 
rührung  gekommen  waren  und  keine  Geschwister  hat- 
ten. Uebrigens  dürfte  es  gar  nicht  in  Abrede  zustel- 
len seyn,  dass  nach  hom,  Behandlung  das  letzte  Sta- 


OrigiHalabhaiuUuH^en* 

diom  schneller  verlaoft^  —  ähnlich  wie  acute  Exan- 
theme, nAchhom.  Behiincllunjp,  von  wenigeren  Nach« 
krankheilea  htf\tiiti  werden.  — 

CoinplicHtiooen  bildeten  in  der  diesjährigen  Epidemie 
häufig  der  Croup  und  entzündliche  Brusifieber.  Häufig 
^ieng  der  Croup  voraus  und  unmittelber  darauf  erschien 
der  Keuchhusten  ^3,  so  dass'  also  die  katarrhalischen 
Prodronalerscheinungen  den  Kruchtkeim  für  beide  Krank- 
heiten in  sich  bargen.  Möglich  wäre  es,  dass  der  Keim 
»um  Keuchhusten  früher  gelegt  wurde  und  in  seinem 
Stadin»  catarrhale  sich  erst  der  Croupzunder  noch  hin«« 
gesellte,  dass  aber  der  ausgebildete  Croup  früher  auf- 
tritt, als  der  Keuchhusten  in  seiner  charakteristischen 
Gestalt,  weil  letzterer  wohl  ein  längeres  Keimstadium 
erheischen  dürfte.  —  Analoges  finden  wir  ini  Beiche 
der  Exantheme.  —  Wo  eine  entzündliche  Brosiaffcc- 
tion  während  des  Keuchhustens  sich  entwickelte,  reich- 
ten einige  schnell  auf  einander  gegebene  Gaben  Acon. 
hin,  das  Fieber  so  weit  zu  bescli wichtigen,  dass  Beilad« 
als  beiden  entsprechend  gegeben  werden  konnte  und 
dann  fneistens  herrlich  wirkte.  Diesem  Mittel  verdanke 
ich  namentlich  die  Rettung  eines  früher  schon  kränk- 
lichen, scrophulösen  Mädchens,  welches  durch  dies« 
CoinpUcation  so  heftig  erkrankt  war,  dass  die  Eltern 
es  schon  verloren  gegeben  hatten.  —  Manchmal  be- 
durfte dieses  Mittel  gar  nicht  der  Beihilfe  des  Acon«, 
in  solchen  Fällen,  wenn  nur  der  Husten  nicht  trocken 
und  das  entzündliche  Fieber  nicht  sehr  heftig  war  -— 

Ob  Bellad.  und  Ipecac.  in  den  Fällen,  wo  ein  ziem- 
lich regelmässiger  Typus  Statt  findet,  vorzügliche  An- 
wendung verdienen  oder  wohl  gar  auf  solche  Fälle  sii-h 
beschränken? —  dieses  mussich  zur  Zeit  unbeantwor-' 
tet  lassen,  aufmerksam  wollte  ich  aber  darauf  machen.  — ? 
Bei  einem  kleinen  Kinde  fanden  sich  die  Paroxysmen 
ganz  regelmässig  alle  9  Stumien  ein«  ich  musste  aber 


UYQU  w.  X.  ^^ 


IKCXCS  aaderweitise  Erseheioun^en  za  hiafi|; 
als  4&BB  ich  daraus  etwas  schliessen  därfte*  — 

Die  nahe  Verwandtschaft  zwischen  Keachbusten  and 
■asera  aet/cte  sich  auch  in  dieser  Epidemie  wieder, 
4eaa  wihread  hier  der  Keuchhosten  Kiemlich  alI;openiein 
herrsehtet  waren  in  Giessen,  nicht  /s:anz  8  8tonden  von 
liier,  die  Masera  (nach  der  Angabe  eines  Arztes  von 
da).  —  Dmgegtm  seilte  mir  ein  Beispiel  recht  deutlich, 
dasa  porri|:iatse  Haatkrankheiten  keinen  absoluten  Ge- 
ipeasatz  za  dem  Contai^iom  des  Keochhostens  bilden. 
Neben  dem  porrij^inösen  Exantheme  bildete  sich  der 
Keaehhastea  za  einer  ziemlich  bedeutenden  Hohe  aus, 
and  erst  aaf  der  Akme  des  Keuchhustens  trocknete 
zwar  das  Bxaathem  ab,  was  auch  vorher  schon  mehr- 
mals Kescheken  war,  aber  es  efflorescirte  auch  wieder 
wihread  de^  Stadii  nervosi  pertussis»  — 

Das  letzte  Stadium  kommt  selten  zur  Beobachtung: 
des  Arztes,  weil  der  Arzneijs^ebrauch  /"gewöhnlich  aus- 
ftesetzt  wird,  sobald  die  Paroxysmen  ihre  schreckende 
Gestalt  verloren  haben ;  den  ein/^ezogenen  Erkundi/g^un- 
Iten  nach  war  es  (nach  meiner  Behandlung  dieser  Krank- 
heit) sehr  kurz,  im  Yer^leieh  zu  andern.  —  Ein  Kind  im 
1.  Jahre  hatte  den  Keuchhusten  lan/s^e  und  heftig  /ge- 
habt, war  mehrmals  f^anz  schcintodt.  Ich  hatte  einige- 
mal sichtliche  Besserunfr  erzielt,  trotz  mancherlei  Com- 
plieationen,  ErkraakuuKen  der  singenden  Mutter  ver- 
eitelten diese  aber  immer  bald  wieder.  Nach  dem  Nach- 
lasse der  charakt.  Paroxysmen  gab  ich  gegen  Hant- 
sehirfe  einigte  Gaben  Sulph.,  und  das  Kind  hatte  nur 
((anz  kurze  Zeit  noch  etwas  Schleimhusten ,  wihrend 
andere  —  sonst  fcesunde  Kinder  —  lange  Zeit  ein  Nach- 
stadium zu  bestehen  hatten,  obschon  das  vorherige  Er- 
kranktseyn  viel  geringer  war.  —  In  einzelnen  Bei- 
spielen kam  ein  8.  Stadium  gar  nicht  vor,  namentlich 
bei  solchen^  wo  frühzeitig  die  Paroxysmen  besiegt  wor- 
den waren.  — 
Die  Sterblichkeit  war  geriog^  denn  bis  jetzt,  im  er- 


(hijfinaiadlumdkm^m.  9fl 

stell  Drittel  des  April  ^  sturben  nur  einige  Kinder  (ook 
ter  Anderer  Behandlon^),  angeblich  dnrch  Ersticken  jfi 
den  Anfällen ;*«-  ieh  liabe  das  Glück,  noch-  nicht  den 
Verlost  eines  keachhastenkranken  Kindes  an  betrauern.'^ 
Bei  dem  nan  schon  seit  einiger  Zeit  iierrschendea 
Ost-  und  Nordost  winde  scheint  der  Keachbnsten  ins 
Weichen  zn  kommen  und  an  seine  Slelie  der  Croop  sui 
treten,  der  mir  in  letzten  Tagen  hikifiger  zur  Beband* 
long  kommt.  *) 


6J  Schreiben  an  den  Herrn  Redacteur  der  Hpgea, 
vom  Hofr^  Dr.  Rav  in  Giessen. 

Ihre  Privat-Mittheilungen  wegen  des  Anstosses,  des 
der  Titel  meiner  neusten  Schrift:  Organon  der  spedft« 


.* 


*")  Geroe  habe  ich  die  Note  Aen  Hrn.  Dr.  K.  (pg.  349}  anfgesomasi, 
weil  ich  Jedem,  der  sich  verJetzt  glaubt,  daa  Wort  gdnoen  werde 
und  gebe  ea  auch  gegen  mich  aelbat»    In  eine  Kritik  der  von  mir 
gestrichenen  Kranhheitsgeschiehten  einzugchen,  iat  hier  gar  nickt 
der  Ort.  Ich  habe  jene  Geaehicbten  mehrBiala  durchgedeaen  und  fand 
sie  nicht  au fnahms fähig;  mehr  kann  ich  nicht  aagen.  Ich  weise  aber^ 
dasa  Aerzte  mir  apftter  achrieben,  ich  möge  doch  strenger  aejn  In 
der  Aufnahme  von  Kranken -Geschichten  —  man  bezelehnete  mir 
diese  und  jene.  —  Die  Klagen  über  nichtaaagende  Geschichten  aiaa 
in  unaeren  Zeitschriften  nicht  so  selten;  ein  Arzt,  der  Kranke  »ach 
Boten-Berichten,  Briefen  etc.  behandelt,  kann  von  dem  Verlauf  dei* 
Krankheit  nichta  sagen.  —  Was  ferner  die  Anscultation  betriifl,  ao 
wird  Jeder,  der  damit  umzugehen  verateht,  wiaaen,  daaa  aie  toii 
grossem  Werth  ist.  —  Das  Begehren,  dasa  ein  Arzt  oder  Hilfamittel 
zur  Feststellung  der  Diagnose  sich  bediene,  ist  gerecht  und  billig, 
und  keine  Mode^  ^    Wie  steht  ea  denn  nun  mit  der  Diagnese  bei 
Conrad  DraudV9  Tochter  (pg.  9^5  des  KfiaBMANN*aehea  Anfaatzea 
oben)?  Ich  habe  diese  Geschichte  nur  aufgenommen,  nm  ein  Bxempel 
hinzustellen ,  wie  weit  man  ohne  Piagnoatik  kommt.  — -    Von  de» 
eingeschlagenen  Weg  in  der  Aufnahme  von  Krankheita-Geachichcea 
wird  mich  niemand  abbringen  und  ich  habe  Ursache  su  glauben, 
dieae  |Iaaasregel  von  guten  Folgen  aejn  wird«  —    Gm. 

«4. 


Mhea   Beflkvnst^    bin    md    wieder    Temrsaeht    luit, 
wtnnläutü  sieh  sn  folgender  kaixen  Erkliniai^.  Ami- 
•T0TBU8  bat  einer  Snnmliin;  verschiedener  pbtloso- 
phieeher  Abbandlnn^^en  den  Titel:  OrguMn  gegebem, 
nnd   dadoreh  demselben  ein  gewisses  Birj^rrecht  in 
der  f  elebrten  Welt  verscbafft.    Kritiker ^'welehe  sieb 
Ton  einem  Orj^noo  einen  andern  Bei^riff  bilden,  nln  den 
einer  Zosammeostelluni;  Ton  Materialien,  welehe  bei 
der  kflnftifen  Construction  eines  sehalgerecbten ,  voll- 
stindi|(en  Systems  zu  benntsen  seyn  durften,  werden 
eine   solcbe  Schrift  gewiss  sebief  beortbeilen.     Wer 
•briKcns  meinen  Bemerkongen  ober  Systeme  der  Heil- 
knnst,  namentlich  Aber  die  Versoche,  aas  dem  Princip 
des  Liebens  ein  System  derselben  za  entwickeln,  ei- 
nige Aofmerksamkeit  geschenkt  hat,  wird  leicht  be- 
greifen, dass  ich  die  Absicht  nicht  haben  konnte,  ein 
solches  Ideal  zü  verwirklichen,  und  wird  wenigstens 
billig  genug  seyn,  der  genannten  Schrift  keine  fixier- 
spannte  Tendenn  andichten  zu  wollen. 


II. 


Kritisches  Repertorium  der  Joumalistik  und 

Literatur. 

i)  Ansichten  über  die  specifische  Curmetkode  oder 
Homöopathie  und  ihr  VerhdUmee  zu  anderen  Heil^ 
arten,  gestützt  auf  die  Ergebnisse  einer  mehrjäk» 
rigen  Praxis,  mit  einem  Anhange  vieler  als  JB#* 
lege  dienender  Krankengeschichten,  von  W*  Diem, 
Dr.  der  Med.  und  Chir.  in  Ehningen  a.  d.  A. 
Stuttgart  1839.  18  Bogen  in  8. 

• 

Nach  der  Vorrede  ipg.  VI.)  sachte  Verf.  ,,dareh  aa^ 
^CCAchniiokte  und  alle  Polemik  aosschliessende  Darstel« 
lung  die  Ergebnisse  seiner,  in  einem  Zeiträume  von  4 
Jahren  am  Krankenbette  gemachten  Beobachtungen  aber 
die  Vorzäge  und  M Angel  dieser  Heilmethode  und  durch 
Nachweisung  des  Einklangs  derselben  mit  allgemein  als 
wahr  anerkannten  Erfahrungen,  so  wie  durch  niheres 
Bezeichnen  der  Veränderungen,  welche  die  Hahnimamm*« 
sehen  Lehrsitze  im  Laufe  der  Jahre  erlitten  haben,  und 
Hervorheben  dessen,  was  sich  als  tbatsichlich  und  we- 
sentlich in  der  Hom.  zum  Unterschiede  von  willkährli« 
eben  und  unwesentlichen  Bestimmungen  und  unstatthaf- 
ten oder  doch  nicht  genägend  begrdndeten  Folgerungen 
erwiesen  hat,  etwas  dazu  beizutragen,  die  unter  den 
Aerzten  noch  herrschenden  Vorurtheile  gegen  dieselbe 
bis  zu  dem  Grade  von  Unparteilichkeit  herabzustimmen, 
bei  welchem  ruhige  Untersuchung  und  Besprechung  der 
Thatsachen  möglich  ist.'^  « 


9f4  KrU.  Eeperiarktm. 

Die  Sehrift  serMIIt  in  3  Abschnitte;  der  erste  handelt 
TOn  den  ^^all^cemeinen  Bedin/^angen  der  Krankheitshei- 
long^^  (etwas  xu  kors  and  unvollständig),  der  C  voe 
den  Heilmethoden,  der  3.  enthält  die  Belege  aas  der 
Praxis. 

Erster  AbschnilL  —  Als  Grundlage  und  erste  Be- 
dingung aller  iürstlichen  Wirksamkeit  spricht  Verl  den 
Selbsterhaltungstrieb  (im  gesunden)  und  die  Natarheik- 
kraft  (im  kranken  Zustande)  an;  beide  sind  ihm  dem 
Wesen  nach  gleich«  —  Unter  Natur,  nächster  Ursache 
oder  Wesen  der  Krankheit,  könne  man  nur  die  erkeno«> 
bare  Reihe  von  Erscheinungen  am  lebendigen  und  todten 
Organismus  öezeichnen,  welche  sich  als  nothwendige 
Aeusserungen  des  veränderten  Lebensprocesses  mani- 
festiren,  und  Welche  als  die  unterscheidenden  aod  cba- 
rakterisirenden  Uerkmale  eines  bestimmten  Krankheits- 
Processen  angesehen  werden  müssen.  —  Die  Symptome 
•teilten  sich  theils  als  Veränderungen  der  Thätigkeit, 
theils  als  Uodificationen  des  StolTes  dar;  keine  Krartäus- 
serung  bestehe  ohne  StolTveränderung*  —  Die  Symp- 
tome mässten  nach  ihrem  natürlichen  Zusammenhange, 
ihrer  Aufeinanderfolge  und  physiolog.  Bedeutung  ge- 
würdigt, die  primären  von  den  secundären,  die  allge- 
meinen von  den  individuellen  9  die  eigentlichen  Krank- 
beits«  Symptome  von  den  reactionären  Erscheinungen 
getrennt  werden*  —  Kenntniss  in  Berücksichtigung  der 
Äussern  und  Innern  Krankheits  -  Ursachen  sei  unent- 
befarlich  zur  vollständigen  Erkenntniss  der  Krankheit. 
Letztere  müsse  als  Individuum  aufgefasst  und  beluiQ- 
delt  werden.  — 

Auf  den  physiatrischen  Process  geht  Verf«  nicht  oji- 
ber  ein  und  verweist  nur  auf  F.  Jahn,  Schbön  u.  A*  — 
Neben  Diagnostik  und  Physiatrik  stellt  dann  Verf.  als 
dritte  wichtige  Aufgabe  die  Erkennlnüs  der  Arsmei" 
kräfte^  worfiber  er  sich  dann,  so  wie  über  Prüfungen 
am  Gesunden,  unter  Anerkennung  der  wahren  Verdienste 
Bahmshabin's  und  Zugeständniss  seiner  Schwächen  in 


hrii,  Bsperiorium.  Sli 

der  A*  M*  Lehre,  mit  Umsieht  etwas  weiter  verbreitet ; 
über  die  durch  das  Componiren  ^ereträbte  Haoptqaelle  der 
seitheri/B^en  Arznei wirkiinf^s-Erkenntnisf  CPrüfan/;  an 
Kranken)  sa^t  er,  was  die  Aohän^cer  der  specif.  Schule 
neuerer  Zeit  anerkennen  und  schliesst  dann  den  Ab« 
schnitt,  indem  er  auf  die  Wichtigkeit  und  ünentbehi*- 
lichkeit  tächtic:er  Kennthisse  in  den  propädeut  Wissen- 
schaften und  in  den  theoret.  Fächern  der  Med.  hinweisir 

Zweiter  Abschnitt.  —  1.  Unterabtheilung.  Darstel-» 
lunf:  der  Methoden  nach  ihren  Principien  (im  AII|^emei<- 
nen  ebenfalls  zu  kurz  und  nnvollstündij;). —  Unter^ 
werfe  man  das  jc^wöhniiche,  fillschlich  sog.  allop.  Heil- 
verfahren einer  umsichtigen  Präfung,  so  finde  man,  dass 
es  aus  3  Heilmethoden  znsimmengesetat  sei,  dem  oii- 
Upmthhcheny  allO"  oder  heteropathisehen  imrf  dem  epe» 
cifiechen.  —  In  einer  Note  erwähnt  Verf.  die  exciti- 
rende  oder  perturbirendo  Martim's  (Uygea  VIH.  6.  Hft.) 
nnd  erkennt  aie  nur,  als  bald  dem  antipathischen,  bald 
dem  allopathischen  angehörend  an.  —  Die  antipathische 
erkennt  der  Verf.  als  eine  direete^  die  allopathische  als 
eine  indirecte. 

In  der  nun  folgenden  t.  Unterabtheiinng  des  t.  Ab« 
«chnittes  zählt  der  Verf.  in  extenso  die  Krankheitsformen 
auf,  in  welchen  er  die  specif.  Methode  hilfreich  fand. 
Schlicht  und  offen  referirt  er,  wo  er  nicht  zum  Ziele 
kam  und  giebt  uns  dabei  zahlreiche  prakt.  Notizen,  darr 
unter  Bestätigungen  seitheriger  Erfahrungen  etc.  -^  In 
entzändlichen  Formen  leistete  die  specif.  Methode  iii 
Allgemeinen  „vorzögliche  Dienste.^^  Die  Krankheitssta« 
dien  liefen  schneller  ab  nnd  die  Reconvalescenz  war 
ebenfalls  schneller.  Aconit  hält  Verf.  fdr  ein  „überaus 
kräftiges,  allgemeines  Antiphlogisticum.^  Vorboten  des 
Bydroeeph.  acta,  wichen  innerhalb  weniger  Tage;  Au-' 
genentzündungen  (katarrh.,  arthrit,  serophul.,  psor.  und 
traumat.);  Anginen  (katarrh.,  rheum.  und  erysipel.); 
Croup^  Pneumonie  und  Pleuritis  und  Reste  der  erste«* 
ren;   Entrundungen^  Verhärtungen  und  VereHerumg 


tn  Eni»  Rtpertorium. 

der  weiblichen  Brägle ;  Wundi^  und  Schrunden  an 
den  Brusiwarzen  Säugender  (Aroicmiiirtur,  oder  InfuH. 
der  Wiiry.el  ausserlich);  »u  starke  und  lange  Milchee" 
crelion  bei  Wöijinerinnen ;  ent%ündliche  ZtU falle  de»  Ün^ 
terleibs  bei  Wöchnerinnen;  Folgen  von  (/uelschungen; 
acuter  und  chron.  HautrolMauf^  MelafihlogoJte  am  JuaU^ 
»eiigewebe  (s.  Hy^ea  V.  227  die  Arbeit   von  Dr.  Kam- 
»iicReit;  Verf.  glaubt,  nicht  alle, von  Dr.  K«  an/sre^ebenen 
Fälle  böten  die  pathoisfnoaiiArhen  Zeichen  dar;  —  Verf. 
schlug  ein  gemischte«  Verfahren   ein,  da  er  nir/»:eiida 
einen  gehörigen   Anhaltspunkt  fand;  —  Hautreize  und 
Bryonia);   Scarlatina  (uiiL   und  lavig.)  kamen  an  ein 
und  demselben  Individuum  vor;  Nachkrankheiten  sei- 
gen  sich  bei  J^ecif   Behandlung  seltener^  um  den  fc^ 
wünschten  Erfolg  %n  er/Jelen^  mussten  Acon^  B^lUd., 
Mercurete.  um  so  stärker  und  häufiger  gegeben  werden. 
Je  intensivei^er  KrankheitS'Process  war  —  reine  Tinc* 
tor,    ^k  Gran  des  Extractes  und  Mercars);  Maeem^ 
Grippe f  Keuchhusten  C Drosera  nicht  immer;  Beilad. , 
Hyosc  ,  Puls.,  Cina,  Uulram.  etc.,  von  der  l.'-^SL  Dil.); 
acuter  und  chronischer  Katarrh;  Phthieis  (drohende 
und  bereits  entwickelte ;-—  der  tödtliche  Ausgang  konnte 
Kuweilen  länger  hinausgeschoben  werden;  in  gewissen 
Fällen  Heilung);  übler  Geruch  des  Athems;  Rheumai. 
und  Gicht   (bei  Rheumat.  acut,   waren  Hautreize   und 
Blutentziehungen  ,,imroer  entbehrlich^^);  acute  Durch-' 
fälle ^  Ruhr;  chron.  Durch/alle  und  chron.  Erbrechen ; 
Cholera  der  Kinder;  sog.  Zahndurchfälle  der  Kinder; 
Aphthae;  Stomacace;  gastr.  Fieber'^  scrophul.  undrAa-' 
chit.  üebel;  crusta  lad. ;  favus  und  achor. ;  herpetische 
Formen;  Psoriasis;  Scabies  (Verf.  stellte  keine  Ver* 
suche  mit  hom«  Mitteln  in  den  kleinen  ,,hom.  Arznei- 
gaben^^  an;  die  Schmierseife  scheint  ihm  am  besten;  wo 
diese  nicht  angewendet  werden  kann,  sehr  warme  Bä- 
der und  täglich  1— B  Gaben  von  8ulphur  zu  1 — 2  Gran.  — 
Ist  das  etwa  kein  hom.  Mittel?  den  Ausdruck  9,hom. 
Gabe,^^    ^hom»   kleine   Gabe^^  gebraucht    Verf.  öfters, 
aber  eben  so  irrthümlich;  und  doch  ist  er  gar  sehr  zu 
vermeiden);  Intertrigo;  Hämorrhoidalleiden;  Syphilis 
(diese 9  Sycosis  und  Gonorrhöe  ist  Verf.  geneigt,  für 
Aasstrahlungen  eines  und  desselben  Krank heitsproces-» 
ses  zu  halten;  Gebärmutterblutßüsse  (die  specif.  Mittel 
zu  ^1%—^h  Gran  und  ganzen  Tropfen  der  Urtinetur);  Unre- 
gelmässigkeiten der  Periode  •^  Bleichsucht  (Verf.  ist  mit 
dem  Erfolg  der  Mittel  nicht  zufrieden;  sehr  häufig  sei 
Eisen   specifisch);   Schtoangerschaftsbeschioerden  (die 
Mittel  faud  Verf.  „sehr  wirksam^^);  Irregularitäten  der 
Wehen  (meist  sclineiler  Erfolg;  Arnica  gegen  schmerz- 


KrU.  Repertorium.  897 

hafte  und  %o  lan^  iffttiipjinde  Nach  wehen  fand  Verf.  ,,in 
vielen  Fällen ^^  hüfreieli;  andermals  Puls,  und  Cham.  — 
Arnica  kann  Ref.  in  manchen  Fällen  auch  nur  loben« 
Bei  dieser  Gelegenheit  muss  Ref.  bemerken,  wie  anf- 
faliejid  es  ihm  war,  Arnica  von  Dr.  Gross  so  sehr  in 
HiHler/S^nind  /gestellt  zu  sehen  —  Archiv  17.  Bd,  t.  Hfl. 
pg.  68;  sie  heile  allxu  schmerzhafte  und  lange  Nach- 
wehen nicht,  vielmehr  nur  die  Folgen  des  mechan. 
Druckes  der  Gebnrtstheile  durch  die  Frucht  bei  schwie- 
rigen, zögernden  Entbindungen.  ^  Unttr  dem  Artikel 
,.Jiiterboji:^^  in  meinen  Skizzen,  pg.  45,  wird  man  finden^ 
dass  Dr.  Gross  mir  selbst  angab,  Arnica  leiste  bei 
Nach  wehen  treflTliche  Dienste;  Dr.  Gross  empfehle  sii 
aber  nicht  desshalb,  weil  Arnica  die  Symptome  der 
Quetschunie:  beseitige.  Habe  ich  unrecht,  so  bescheide 
ich  mich  gerne«);  Sehdndel  und  Vorboten  der  Apo^ 
plexie;  Neuralgieen;  Epilepsie;  Hysterie.  —  Im  3.  Ab« 
schnitt  sind  nun  eineJMenge  biezu  gehörender  einzelner 
Krankheitsfalle  erzühlt,  in  welches  Detail  Ref.  na* 
lurlich  nicht  eingehen  kann.  Nach  einer  genauen 
Durchsicht  ergiebt  sich  aber  als  allgemeines  Ergeb- 
uiss,  dass  der  Verf.  auch  hier  in  der  Darstellung 
einfach  und  schlicht  zu  Werk  geht,  selbst  aus  Miss- 
ghffen  kein  Hehl  macht;  die  Art  der  Erzählung  der 
Thatsachcn  erweckt  ein  günstiges  Vorurtheil  für  ihn. 
Zuweilen  kam  er  mit  den  specif.  Mitteln  nicht  surecht ^ 
oder  gab  vorher  andere,  oder  auch  nachher.  —  In  meh- 
reren Fallen  hat  Ref.  die  schärfere  Bezeichnung  der 
Krankheitsbilder  vermisst;  im  Allgemeinen  aber  sind 
die  Diagnosen  befriedigend  (so  enthalten  z.  B.  die  Fälle 
von  Periton.  puerper.  keine  zweifelhaften  Zeichen,  wie 
man  sie  anderwärts  von  Febris  puerp.  findet,  worunter 
Endometritis  und  Metrophlebitis  steckt);  —  Verf.  hat 
auch  Percussion  und  Auscultation  zu  Rathe  gezogen, 
wenigstens  bei  den  acuten  Brustübeln ;  warum  aber  nicht 
auch  bei  den  chronischen?  — 

In  der  3.  Unterabtheilung  spricht  Verf.  von  den  „ab- 
soluten und  relativen  Gegenanzeigen  und  HindemisMen 
für  die  Anwendung  der  hom.  Methode.^^  —  Der  allo- 
path.  und  antipath.  ihre  Rechte  vindicirend,  hält  es 
Verf.  im  Allgemeinen  für  noch  ),sehr  schwierig,  wo 
nicht  unmöglich,  die  Grenzen  des  Wirkungskreises  der 
einzelnen  Methoden  richtig  und  genau  abzumessend^  — 
In  der  4.  Unterabtheilung  kommen  die  „Vorzüge 
der  hom.  vor  anderen  Heilmethoden  in  prakt.  Hinsicht^^ 
zur  Sprache.  Wie  überall,  so  urtheilt  der  Verf.  auch 
hier  mit  Ruhe  und  Unbefangenheit  nach  dem,  was  er 
selbst  erlebt.    Die  „Beleuchtung  der  gegen  die  Ratio- 


Mlilil  Art  Hom.  erhokeacii  Einwärfe^^  bildet  äie  1  ai* 
l«raklheilunjr;  «rhr  f^ui  weint  Verf.  diese  EüiMnirr  » 
rück,  (icbl   liirr  wir  an  andern  Urien  den   vob 
pern   ^ct^lrivbcni-n    Miü^braueh,   der  aber    der 
nelbM  nicht  /.um  Nrbadrn  erreichen  könne,  sto  wie  üftiD- 
Ihilmer  den  Oricnnona  »h«  und  sieht  den  ächlaaa« 
na  den  narh  honi  (# rundHnlxen  handelnden  Arzt 
lieh  der  llia^cnone,  der  kenntnina  der  Arznei 
nnd  der  Nnlurheil|iroreHae|  ao  wie  hinaiehi lieh 
lio  raaent«  and  causal   bei  der  Behnndlun/^  die  ^i 
Anforderungen  ku  machen  iiind,  wie  an  den  Arzt  der 
lern  ^ichull^  der«ielbe  in  den  anmntlieben  Vor— 
wiaarnaeharicn  der  «Med.  eben  ao  erfahren    neyn  bhi. 
•In  diener*'.  —  Rationell  inl  dem  Verf.  aber  jeder  Jim. 
der  aich  der  tiriinde  aeinea  Handelan  bewannt  isL  — 
Die  6.  Unterabtheilung  enihiilt  eine  „Beleoehlaae  ö- 
niffer  weiteren  Sätxe,  Behauptungen  und  VorsrhnAn 
Hahnrmann'9  und  einea  Theil«  neiner  Anhinjrer.^  Vm 
kommen   denn  die  Ge/^cnslande  nur  Spraehe,   wekkr 
die  «peeif.  Methode  no  nahe    angehen   and   in  neacn 
Zdten  XU  lebhaften  Controvernen  führten.    Verf.  atcckt 
frei  die  Kahne  der  apecif.  Methode  auf,  missbilli/^C  Uai- 
ifB!HAi«ya  Invectiven  gegen  Allen,   was   nicht   von  iln 
kommt,  anerkennt  den  Notxen  des  ,.antip.^   aljop.  «< 
dea    gewöhnlirlien   geniiachlen  Verfahrens*^    als  that- 
aAchlieh  begrdndet,  aetxt  die  Niiturheilkrnft  an  ihre  /re- 
hörige   fStelle,     behauptet    die    Unentbehrlichkeit    der 
Krankheitn-Namen,  bekennt  die  Unhallbarkeit  der  vm 
Hahnemann    nufgenteltten    Theorie    vom    Heilan^vor- 
gange,  der  PHoratheorie  (und  des  Namens  „antipsori- 
acher*^  Mittel),  spricht  dann  von  der  unzweifelhafte! 
Wtrkaamkeit  der  kleinen  Gaben,  beschränkt  sehr  die 
,, sogen,   homöop.    Verschlimmerung^'  C^velcher   er  die 
gleiche  Bedeutung  mit  der  perturbatio  erit.  vindidrt), 
acandalisirt   sich  dabei  in  einer  Note  nicht  ohne  Gtmi 
Aber  die  Ultra  Verdiinnerei  bis  zu  150t)  and  sprieht  ge- 
legentlich von  den  Gaben  überhaupt;  die  grösseren  hilt 
er  im  Allgemeinen  für  rnthsamer  nnr.nwenden  —  PjT-^ 
^^allop.  Dosen^'  C*^)  und  unverdünnte  Tincturen  besciiränkt 
er  auf  bestimmte  Fälle  (die  Krankengeschichten  sei- 
gtn^  dass  Verf.  im  Durchschnitt  selten  aber  ^ie  6l  Ver- 
dünnung hinausgeht,  öfters  aber  die  ä.  retchl;    Arsca. 
0.  a.  giebt   Verf.   gerne  in  hoher  VerdA  —    Dje  F»- 
tenKirtheorie  bestreitet  Verf.;  er  erkennt  aar 
lungen  und  Verdünnungen  der  Stoffe.  wcMm 
aMMimitirbar  würden;   Arzneiprufungea  nit  M. 
verbannt  u.  s.  f.   Ref.  bemerkt  nur  noch, 
teren  Materien  zu  berühren,  dass  Verf.  sich 


neoeren  Jahres  gAtaiA 
neo  aDscbliesst 
^Uie  EiBfMhbdt 

S€iDi8€lie  ua4  Vi 
en  in  der  7. 
kennt,  aaweika  C 
knngMpluirea  _ 
4ig^  ulkfißtam  das 
kSane  aber 
aÜMit  Verf.  Bit  X 
aeaen  f.  Tfaeiie 
aitia  aar  bediajj^t  4aa  Wait 
^Die  hoai.  Kraakcadülr 
terabtheilnaff 
jedem  eoacrrlea 
fiat  abrij^^eas  Tiele  llrihm^ra 
Diät  keiae  Veriainaajtta 
fort^cesetzl  warde, 
l^bliebea  Bebaadlaajp  — 
Oeai  (aaeatj^cldidhts) 
Aerzte"^  wiedact  Verl  dfe  fll 
naa,  achliesat  der  Verf., 
aua  aar  Aaaiebl  jsdaaccflu 
des  aaeat/eceldlicbca 
laai^,  als  die  lliai 

dea  Aerztca  jcrfaad<»  !•(  Ti ^ 

Graad!)  aad  die  T ararthofe  Vnpn  dbe^te  bat 

Tbcile  dea -    '^^^ 

a^waadea 

niebt  dea 

Erfoljc  dea 

BMcbea  walle;  —   dmaämMniim  n^  %^ 

Wort 

lai  3.  AbadHHtt  My^ft 
autaater  aehr  ialevtMaaler riiXe  Ma  db^  t n^.  ttM^T^ 
Die  Kraalrbrifg  Wdir  bdtttau  «je  mm  r»M«t  «wraftd 
da  sehirf er  jcexeidbMt  areirdgai  «i^Im.    Ciai«^  ffaijua 

Seracheiaea  itmtUL$im  mm  5Ma«^^£m»<  1« 
bei  areneai  awiitai  Ma  dtr  f^inijr  >i4Mft  *a€^' 
weiabaraaddeaipemrikaiaiJfaMbM^^  INm« 

ea  NalarMM«M.  agin  tm  fc«iw^  m  i^d  r-wf .  >- 
dealaJIa,  ine  F.  Xu»  mgl  ^rrj^^Mk  %  tU ^  Um^ 
pj?.«9)dcaiberMmaierMMau  I^mm  Tm«  f  i^«^i^4M 
aiidTerateiai5«£nMMlbm&,^  ..^^mntH^ii^f^^M^ 
mU  aamm  „Mmiitkiimmm  d«a  llaiy  afar »l.a»#ra/^  »>« 
Jaaa  tm  4er  Iml  IfdUle«  dM  m^M;.  Aki^^ttm^mMU 

dtrfc  iMiiiirt.  —    X*  aaai^  «Mer  f^r/f^  Maip 
>  ~  ah»$  Iwae  4HNwiar  ¥lm  Sk^  Mmtnmtktf 


Sai  ErU.  Bepenofmm. 

irt  80  oft  eine  Abla^eniDf:  nach  aossen  and  wird  sich 
dann  nnr  heilen  Jaosen,  wenn  die  ihr  zu  Grande  lie- 
j^^ende  Krankheit  sich  heilen  lüsst.  —  Dem  üahmbihann'- 
schen  Krälzbilde  buldi/i^t  Verf.  nicht  and  slimmt  in  der 
Cor  der  Scabies  Rau  bei.  —  9^)  Ein  Beilrag  %ur  Zoa^ 
phannakodynamik.  Von  Hofthierarzt  iSchumamn  in 
Braunschwei^.  —  Betrifft  die  schädliche  Wirkung  der 
Mcrcurialis  annua  (des  jcewöhnlichen  Binfi^eilirautes), 
wenn  es  von  Wiederliauern  f^eff essen  wird,  nach  den 
Beobachtan/a^en  des  französ.  Veterinär-Arztes  Papin.  — 
Der  Gegenstand  verdient  gewiss  Beachtung,  da  Mer*- 
.carialis  einer  Pflanzenfamilie,  den  Eophorbiaceen,  «nge* 
hört,  welche  gewiss  grosse  Wirkungen  enthält.  Pflan- 
zenpräfer  mache  ich  auf  unsere  Buxus  aufmerksam, 
deren  Prüfung  unzweifelhaft  ein  bedeutendes  Resultat 
geben  wird. 

Beobachlungen  über  die  eigenthümlichen  Wirkungen 
der  Herba  Vincae  Pervincae  und  der  Branca  urmna. 
MUgelheiU  als  Atiszug  aus  einem  später  erscheinen-- 
iten  Werke  über  die  Heilung  der  Plica  polonica^  von 
Dr.  ^Ueinr.  Rosenberq^  Gräfl,  Balhyany^schem  JLeib^ 
ar»te.  —  Verf.  hat  die  Vinca  minor  und  das  Hera^ 
eleum  Sphondylium  (Branca  ursina)  an  sich  und  Ande- 
ren geprüft.  Von  dem  Sinnsgrün  wurden  die  Blatter 
der  Pflanze  im  April  und  Mai  genommen  und  zur  E^ 
«enz  gemacht.  Verf.  nahm  nüchtern  SO  Tropfen,  stei- 
gend bis  zu  36;  die  Anderen  (darunter  ein  Arzt  and 
ein  Wundarzt)  nahmen  von  30--60  Tropfen.  Unter  den 
aufgezeichneten  Symptomen  finden  sich  „fressendes 
Jucken  am  Uaarkopfe  mit  dem  unwiderstehlichen  Ge* 
fahl  zum  Kratzen;  weichselzopfähnliche  Verfiizung  der 
Haupthaare  ^^  —  Bei  Heracleum  finden  sich  verschie- 
dene Kopf besch werden,  z«  B»  heftiges  Jucken  der  Kopf- 
haut; beim  Kratzen  derselben  werden  die  Pingerspitzen 
fett;  übermässige  ölige  Ausdünstung  am  Kopfe.  —  RefL 
liat  unterdessen  Gelegenheit  gehabt,  den  Hrn.  Verf. 
bei  seiner  Durchreise  im  Mai  d.  J.  zu  sprechen  und 
erfuhr  von  ihm,  dass  sein  Werk  über  die  Plica  poloii. 
unter  der  Presse  sich  befinde.  Ich  hatte  gerade  Lss« 
siiiG^s  Handbuch  der  Geschichte  der  Medicin  vor  mir^ 
worin  die  Plica  ausfährlieh  abgehandelt  ist«  Hr.  Dr. 
R.  hofft  die  Angaben  Lessino's  vervollständigen  za 
können. 

Praktische  Beobachtungen  von  Dr.  G.  W.  Gross^  Die 
ausgezeichnete  Wirkung  des  Teplitzer  Schlangenbades 
bei  einem  gichtischen  Leiden  (auf  scrophuL  Boden) 
betreffend;  bom.  MUtol  waren  lange  natzlos  gebraucht 
worden. 


'  Aus  einem  Schreiben  an  den  Dr,  Gnoes.  —  Bandelt 
voraüglich  von  den  jc>^s^rn  Gaben  hom.  Arzneien,  de- 
nen der  Verf.  wenij^er  crenei;;!  ist.  — 

Betchreibung  einer  Nervenfieberepidemie  in  Sonne-^ 
berg.  Von  dem  Phys.  Dr,  Scbusicbeb  dasetb^t  ~ 
JKachdem  Verf.  verschiedenes  ober  die  La^e  und  Oert- 
lichkeit  der  Stadt,  über  die  Lebensweise  der  Einwoh- 
ner, herrsehende  Krankheiten  ete.  gesagt  hat,  gabt  er 
za  der  Nervenfieberepidemie  (febr.  nerv,  stopid»)  des 
Jahres  1834  über;  sie  dauerte  ein  volles  Jahr.  Anfan/ra 
waren  die  Erkrankon/rsfälle  seltener  und  gelinder  als 
in  der  Mitte  und  zu  Ende  der  Epidemie.  Die  Zahl  der 
vom  Verf.  Behandelten  war  84;  davon  starben  6;  bei 
diesen  hat  Verf.  die  Seetion  gemacht;  „es  fanden  sieh 
allzeit  organische  Fehler,  besonders  Lon/renknoten  und 
Lungengeschwnre,  vor.  Darmgeschwüre  zeigten  sich 
niemals^.  —  Diese  Angabe  ist  sehr  schwankend, 
ebenso  ist  das  Krankheitsbild  durchaus  nicht  vollstän- 
dig und  gewahrt  keinen  Blick  auf  das  Verhalten  der 
Epidemie  aU  eines  Ganxen.  —  Verf.  äussert  zwar,  „eine 
wahre  Gehirnumnebelung  fand  durch  die  ganze  Krank« 
heit  hindurch  Statt,  wesshalb  sie  auch  als  ein  wahrer 
Typhus  zu  betrachten  war'^  Die  Richtigkeit  dieses 
jywesshalb^  ist  aber  sehr  za  bei^weifeln ;  es  ist  „Gehirn- 
umnebelung^^ kein  pathognomonisches  Zeichen  des  „rei- 
nen Typhus^^.  —  Ueberhaupt  ist  aber  durch  die  zahl- 
reichen Untersuchungen  deutscher  und  franz.  Aerzte  er- 
mesen^  dass  die  alte  Eintheiinng  des  Typhus  in  versa^ 
Uten  und  stupiden  etc.  ganz  unhaltbar  und  dass  nur  jene 
Krankheit  Tj^Aia  zu  nennen  ist,  welche  die  charakteri- 
stischen Darmgeschware  (Typh.  abdom.)  aufweist ;  alles 
Andere  ist  kein  reiner  Jkfphusj  sondern  etwas  Anderes 
nnd  zwar  etwas  sehr  vielgestaltig  Anderes.  —  Wer  des 
Verf.'s  Cwenige  und  kurz  erzählte)  Krankh.*  Geschichten 
aufmerksam  liest,  wird  geneigt  seyn,  diesen  (Pseudo-) 
Typbus  für  eine  aeuie  Lungentuberculose  (wenigstens 
in  vielen  Fillen  des  Hrn.  Dr.  Schleicher)  zu  erklären, 
was  leichter  zu  beurtheilen  gewesen  wäre,  wenn  der 
Hr.  Verf.  die  Beschaffenheit,  den  Sitz  etc.  der  Tuber- 
keln nnd  Lungengeschwäre,  die  er  bei  den  6  Sectionen 
fand,  wenn  er  femer  die  Qualität  des  Darmsecrets  und 
des  Urins  besehrieben  hätte»  —  Ich  selbst  sab  einen 
solchen  Fall  bei  meiner  letzten  Anwesenheit  in  Wien; 
Die  Leiche  eines  Mädchens  kam  mit  dem  Zeddel  Typhus 
heninter-*>,  acute  Lungentuberculose  war  es  nach  der 
Seetion;  die  Krankheit  hatte  in  einem  serophulösen  8ob- 
ject  ihr  Fundament.  —    Was  noch  mehr  darär  spricht  t 

^    B.Mjg.X.SM. 


188  Hhnvib  MUp^riüritutu 

Orte  wie.Leipsiir,  Berlui  ete.  sind  iia|;e|^ii  viel  besser 
daran  and  deashalb  eraoebe  ich  die  Colle/cen  in  diesen  Stid- 
ten,  aich  der  Sache  anannehmea.  Der  GemeingeiU  ist  eine 
gar  Mchöne  Sache  und  nimmt  iieh  gar  MtaUUch  auf  dem 
Papier  ati«,  im  Leben  trotten  aber  die  Meieten  ihren 
Weg  unbekümmert  um  Andere  so  vor  neh  hin  —  und 
das  ist  dae  Traurige  an  der  Saehe^  dau  man  dieses 
Trotten  j^Praxis^^  nennt  fmd  darüber  ein  gemein^ 
sehaflUehes  Wirken  versäumt.  Klage  darüber  mu  fuh^ 
ren  ist  gerecht  und  Absteilung  notkwendig. 

Bei  manchen  Artikeln  (z.  Beilad*,  Nux  vom.  nad  Va« 
leriaea,  Epilepsie  betreffend)  fehlen  die  Indicntionen ; 
allein  die  Artikel  bieten  doch  eiuijcen  Stoff  and  daram 
nahm  ich  iie  kut  ^^  Toxikoloj^«  Yersoche  an  Thieren 
habe  Ich  öfters  f^estrichen,  da  sie  sich  sehr  übnlieh  sa^ 
ben  und  öfters  kein  bedeatendes  ResoUat  gaben;  Ar- 
tikel wie  y^Transßudo^  u.  a.  sind  allau  iateressnat,  als 
dass  sie  entfernt  werden  dflrften,  and  ander«^  wie 
„OtimüiitcAuAe^S  konnten  aias  nahelieg^endem  Gmnde 
nicht  attsjpelaosen  werden«  Bein  chirurgisd^  Mmnifn^ 
ludiinten  können  dagei^en  keine  Aufnahme  finden.  «* 

Dr.  L.  GniEssEiiicM. 


Aeetnnk  tIiiI^  —  mit  KläckUchem  EtMge  bei  ei*> 
ner  von  einer  tollen  Katae  gebissenen  Frau  an^wendet 
Die  Frau  eines  Landmannes  wurde  1837  von  ihrer  Katne 
Itiibissen.  Indem  die  Frau  in  den  Stall  ^hen  wollte,  war 
Ihr  die  Kati&e  von  der  Hausitreppe  entfrei^ng^kommea,  Mss 
sie  in  die  Wade,  har  mit  Mähe  konnte  sich  die  Fran 
dei>  von  ihr  fVei  machen.  Als  sie  aas  dem  Stalle 
sarilekkehrte,  kam  ihr  die  Kstse  wieder  entgegen  ond 
blas  sie  in  dasselbe  Bein.  Nor  durch  die  Hilfe  der 
Naeh  barin  konnte  sie  sich  von  dem  wfithenden  Thiew 
befreien.  Der  Wundarat  fand  den  reebten  Ober«»  nnd 
Unterschenkel  sehr  stark  aerft'essen  and  an/teschwul- 
len,  so  dass  es  aieht  ttiöje:lich  war,  die  n^ebissenen 
SteHea  aasaosebnetden«   Da  6—6  Standen  seit  dem 


Pkamt.  SeperiariUm.  88f 

Bisse  verflossen  waren  und  die  AntsMgung  des  Woth* 
giftes  in  den  Körper  zu  beförehten  war,  so  Hess  der 
Wandarzt  die  Fraa  alle  Standen  eine  Tasse  voll  Wein« 
essi/(  mit  einem  EsslölTel  friseher  Butter  einnehmen  | 
zugleich  auch  die  gebissenen  Stellen  damit  verbinden» 
Hierauf  stellte  sich  sehr  starker  Schweiss  ein,  so  dass  die 
Frau  tiglich  mehrere  Male  die  Hemden  wechseln  mnsste* 
Nach  einigen  Tagen  hatte  sich  die  Geschwulst  an  dem 
Ober-  und  Unterschenkel  verloren,  und  ohne  ein  ande? 
res  Mittel  war  die  Frau  in  vier  Wochen  hergestellt. 
Sie  lebte  noch  10  Jahre,  ohne  die  Wasserscheu  bekom- 
men zu  haben.  (Casper's  Wochenschrift  t.  d.  ges,  Heilb 
1888.  Nr.  «1.    Dr.  Noack.)  — 

Aeld.  nturlat.  —  1.  Yorzäglich  wenn  bei  steh 
schnell  entwickelnden,  mit  grosser  Hitze  verbünde^ 
nen  gasirüchen  Fiebern  (naeb  Emeticis  und  Salmiak) 
das  Fieber  stets  sich  mehrt,  mit  Schlifrigkeit,  weichen 
Pdls,  Ohrenklingen,  troekener,  zuweilen  heisser  Haut, 
besonders  am  Bauche,  bei  kahlen  £xtremitAten ,  selbst 
wenn  Durchfall  da  ist,  giebtes  kein  so  sicheres,  auffallend 
wirksames  Mittel  als  Acid*  mur.  (in  Decoet.  Alth.  unc  vj» 
stündlich  1  Esslöffel  voll).  -^  (Naumann  v.  d.  Krkh.  dL< 
Mensch.  Bd.  1.  96.  —    Dr.  Kurtz). 

2.  Das  specifische  (?)^  höchst  zuverlässige  Mittel, 
die  8cku)ämmchen  der  Kinder,  zum  schnelleren  Abfallen 
zu  bringen  und  ihr  Wiederkehren  zu  verhüten,  ist  Add* 
mar.  (gtt.  vj.  -«-  Scr.  j.  auf  DecoctI  Alth«  une.  j.)  (Nzo» 
KANN,  ib.  198).      Knz. 

8.  Bei  Peleehialfiebem  ist  Acid*  mur.  zwar  in  allen 
Fillen  Hauptmittel,  besonders  aber  dann  wirksam^  wenn 
gastrische  Symptome  ein  Leiden  der  Schleimhaut  den 
Darmkanals  anzeigen ;  dies  hebet  es  mit  Sicherheit  spe«* 
ciflsch.  Nichts  verhfitet  sicherer  den  Uebergang  de0 
erstem  (erethisehenD  Stadiums  in's  zweite.  (Niükann  I* 
e.90S.).    Kbz. 

4.  CflOMiLhat  (im  Abdoaunaltypbus)  die  Anwendung  den 
Acid.  nur.  versneht    Aach  ich  that  es  ond  ansi  g»^ 


168  Pharm.  ReperiorUtm. 

«tehen,  dass  oft  Bessernng  und  Ueilan^  erfolgte.  Man 
•etzt  sa  Jedem  Becher  Qetfänk  8—10,  sa  jedem  Kly- 
•tier  etwa  80  Tropfen,  kann  aocb  die  auf  den  Unter«- 
leib  i^eleKten  Kataplasmen  dainit  befeuchten.  CAndral, 
apeeielle  Pathoiojc«  —  Dr.  Kurtz).  ^) 
Aeldmn  pyroUgnos.  ^^}  <^)  —  1.  Einem  alten 

*)  Ich  aehme  diese  Notix  desawegeD  auf,  um  so  sagen^  daas  dM 
▲cid*  man  in  vielen  Fällen  vom  Abdom.-T^phus  von  mir  aelbat  reta 
für  sieh  angewendet  worden  ist;  allein  der  Erfolg  entsprach  der  Er- 
wartung dnrchaos  nichts  wie  dies  bei  so  allgemeinen  Empfehlungen  auch 
Bie  anders  der  Fall  seyn  wird.  Die  Krankheiten  lassen  sich  nun  eia- 
pal  nicht  über  einen  Leisten  schlagen !  —    Gr. 

*^  Aus  der^Inangural-Dissertation  zur  Erlangung  der  Doctorwurde 
^a  der  Medicin  un(er  dem  Präsidium  von  F.  v.  Gbielin  ,  Dr«  und  Prof. 
der  Med.  —  1898|  von  Ludw.  Fr.  H aller  von  Tübingen.  (MItgetheill 
von  Med.  Pract.  6.  Fr.  Möllrr  in  Tnbiogßn.) 

**^  Ber  Hohtgeist  (unö  die  Producta  der  trockenen  Destillation  dei 
Bolaes,  besonders  des  Buchen-  und  Birken -Holaes)  seichnet  sich  durch 
die  so  merkwürfiige  Analogie  aus,  die  er,  bei  einer  so  verschiedenen 
Sntstehungsarty  in  seinem  ganzen  chemischen  Verhalten  mit  dem  aal 
den  Wege  der  gewöhnlichen  geistigen  Gährung  gewonnenei^  Wein- 
^dste  (Alkohol)  zeigt.  Bei  der  Kohlenbrennerei  lässt  sich  bekanntlich 
dnroh  passende  Vorrichtungen  leicht  an  Menge  und  ohne  besondere 
Kosten  eine  saure,  braune ,  stinkende  Flüssigkeit  als  Nebenproduct 
gewinnen,  welche  unter  dem  Namen  „roher  Holzessig^^  bekannt  ist, 
und  ein  Gemisch  der  verschiedenen,  hauptsächlich  aus  Wasser,  Essig- 
säure und  brenzlichtemOel  bestehenden,  flüssigen  Producte  der  trocke- 
nen Destillation  des  Holzes  darstellt,  woraus  der  in  geringer  Menge 
darinnen  vorkommende  Holzgeist  durch  Destillation,  wie  etwa  dt^ 
Weingeist  aus  gegohrenen  Flüssigkeiten,  abgeschieden  wird.  Döbsr- 
■iNBR  machte  zuerst  hierauf  aufmerksam,  ohne  ihn  jedoch  von  dem 
gßwöhnlichen  Weingeist  zu  unterscheiden.  Als  einen  selbststandigen 
und  eigenthü milchen  Stoff  hat  ihn  zuerst  Philipp  Taylor  im  Jahr  162S 
unter  dem  Namen  Aether  pylorignicus  aufgestellt;  sodann  Macairb 
and  Marcbt  der  jüngere,  L.  Gmblin  und  J.  Libbio.  Eine  richtigere 
Kenntniss  der  wahren  Natur  des  Holzgeistos  verdanken  wir  aber  erst 
den  neueren  Untersuchungen  von  Dumas  und  Pjkliuot.  Nach  ihnen 
ist  nämlich  der  Holxgeist  eine  sehr  dünnflüssige,  farblose  Flüssigkeit 
von  eigenthümlicheni ,  geistigem,  aromatischem  und  dem  Essigäther 
ähnlichem  Geruch  und  beissend-gewürzhaflem  Geschmack.  Sein  spe- 
eillsch^s  Gewicht  ist  =  0.  798  bei  -f-  20,  also  dem  des  Alcohols  (=z  0. 
TM)  fast  gleich.    Er  siedet  bei  66*  5 ,  brennt  entzündet  mit  einer 


Pharm.  Bepertorium.  989 

kleiaen  Hunde  wurden  vorsichti/g:  i  Drachmen  reiner 
Uol/i^eist  von  18^  B.  in  den  Magen  ein/i^espritzt,  mit 
etwa  der  dreifachen  Menge  Wasser  verdännt  Der 
Hund  erbrach  sich  mehrere  Tage  hindurch  öfters,  war 
sehr  niedergeschlagen  und  frass  nicht.  Noch  in  S  fol- 
genden Tagen  wurden,  je  3  Drachmen  und  Vt  Unze 
Holzgeist  injicirt,  worauf  wieder  Erbrechen  folgte.  Von 
Berauschung  war  keine  ^$pnr  ku  bemerken.  , 

2.  Einem  Kaninchen  wurde  1  Unze  reiner  Holzgeiait 
von  20^  B«  in  den  Magen  eingespritzt.  Nach  V«  Stande 
bedeutende  Unbehilflichkeit,  Schwerfälligkeit  im  Ganges 
bisweilen  ein  Zittern  der  Lippen;  nach  1  Stunde  vjMr 
lige  Unempfindlichkeit  und  Bewegungslosigkeit  |  amce] 
strengte  und  seltene  Respiration,  schwacher  Hera» 
schlag,  erweiterte  Pupillen,  Ohren  und  Extremitäten 
kalt.  3  Stunden  nach  der  Einspritzung  Tod«  Sectioni 
die  Gefässe  der  pia  mater  ziemlich  blutreich;  Liingeif 
gesund,  der  rechte  Ventrikel  und  Vorhof  des  Herzens 
und  die  Vena  cava  voll  von  geronnenem  schwärzet^ 
Blut,  der  linke  Herzventrikel  leer;  in  der  Pleuraboble 
etwas  blutiges  Serum.  Der  volle  Magen  zeigte  von 
aussen  ein  starkes  Gefassnetz,  die  ganze  iniiere  Ober- 
fläche stark  entzündet^  mit  aschgrauen)  von  einem  dnn- 


der  dem  Alkohol  ganz  ähnlieheii  Flamme;  ebenso  besitai  er  UM 
das  -  gleiche.  Losungsvermogeo  wie  der  Weingeist,  und  ist  mU 
Wasser,  Weingeist  etc.  nach  allen  Verhältnissen  mischban  Der  Holi^ 
geist  ist,  wie  der  Weingeist,  zusammengesetzt  aus  KohlenstoiE^  Was- 
serstoff und  Sauerstoff.  Der  Holzgeisc  wird  besonders  in  Sehwedeli 
und  England  in  grosser  Menge  bereitet  und  dort  beniHzt  alt  Brennmi^ 
terial  für  Spirituslampen,  als  Losemittel  fnr  Harze,  bei  BereUnng  rmk 
Firnissen  u.  s.  w.  statt  Alkohol,  und  in  England  soll  er  nir  Nachbil- 
dung von  Rum  jetzt  schon  im  Gebrauche  seyn.  Das  Ergebniss  des 
Yerf/s  Untersuchungen  ist  jedoch  der  Anwendung  des  Holzgeistes 
statt  des  Weingeistes  zum  Getränk  oder  innerlichen  Öebraoch  über* 
baupt  keineswegs  gunstig,  denn  die  Kosten  der  umstftndlichei»  Belal« 
gung  sind  sehr  gross,  und  auf  der  andren  Seite  ist  dessea  WiirkaUff 
▼OB  der  des  Weingeistes  zu  verschieden,  als  dassTon  eiaereoMea 
Anwendung  des  Holzgeiates  die  Rede  seyn  kdaate^ 


kdrothen  Hof  omKebenen  brandi^n  Flecken  veraehen, 
die  Scbleimhaot  gunz  erweicht,  die  Gallenblase  voll 
von  Krflner  Galle,  Harnblase  leer,  das  Rfiekenmark  nomuü. 

8*  Einem  sehr  f^rossen  and  alten  Kaninehen  wurde 
1  Unze  Holsj:eist  von  nor  10*  B.  in  den  Magien  injicirt. 
Der  Herssehlaf:  wurde  merklich  beschleanig^ ,  die  Re- 
spiration hiuflf^er,  der  Athem  seilte  aber  keinen  Ge- 
roch  nach  Holzf:el8t;  nach  V«  Stunde  Unbehilfiichkeit 
des  Gan/pes,  besonders  in  den  hintern  Pässen;  das 
Thierchen  bleibt  traurig:  und  unbewejcHch  auf  derselben 
filtelle  sitzen;  die  An^en  sind  matt  und  trab,  und  trie- 
fen; bisweilen  ein  convulsivisches  Zittern  der  Oberlippe 
und  Nase;  nach  5  Stunden  sehr  f^rosse  Sch'wiche,  eine 
Art  Lihmung;  derHerzschlaji^  ward  j^anz  klein,  schwach 
und  häufig i  am  2.  Morgen  Tod.  Seciion;  Magen  ent- 
zfindet ;  entzöndete  Stelle  am  lieber j^anf:  des  Dfinndams 
In  den  Blind-  und  Dickdarm;  sonst  Alles  normsL 

4.  Chemisehe  Wirkung  des  HohgeüteM  auf  das  am 
'der  Ader  gelassene  BluL  Holz^eist  zu  frisch  aus  der 
Ader  gelassenem  Blute  zugejrossen,  macht  dasselbe  so- 
'H^leich  gerinnen;  es  bilden  sich  weisse  Klämpchen  — 
jl^onnener  EiweissstolT  des  Brntsernms»  —  Ganz  die- 
selbe Verfinderung  bewirkte  Spir.  vini  rectificatissimus 
in  einer  andern  Menge  desselben  Blutwassers.  Wird 
aber  Holzgeist  oder  Weingeist  in  verdänntem  Zustand 
zugegossen,  so  bemerkt  man  erst  nach  1  Stunde  die 
kleinen  weisslichen  Flocken  und  Klämpchen  von  ge- 
ronnenem EiweissstolT.  Durch  Holzgeist  oder  Wein- 
geist wird  die  Gewinnung  des  flössigen  Faserstoffs  6e- 
addeunigt.  Auf  den  Cruor  aber  scheint  weder  der 
Holzgeist  noch  der  Weingeist  eine  besondere  Wirkung 
SU  haben. 

&  Einem  jungen  Hunde  wurden  2  Drachinen  reiner 
Bolzgeist  von  SO®  B.  in  die  linke  Vena  jng.  externa  ein- 
gespritzt. Beschleunigter  und  ungleicher  Puls  und 
Herzschlag,  taumelnder  Gang  kurze  "^t,  beim  Athmen 
kein  Geruch  nach  Holzgeist;  schon  nach  10  Minaten 


b»l(9  3ich  4er  HiuhI  vallMmni^p  erb^lt;  fraas  wieder, 
zeigte  keinen  Darst.  -* 

6.  Demselben  Bande  wqrde  9  Wochen  9p4ter  Vi 
Unze  reiner  Uolzffeist,  von  S20^  B.  in  die  rechte  Vena 
ju^t  ext*  injicirt;  hiofi|;er,  sphwacher)  ungleicher  Hers- 
schlag^,  ach  wankender  Gan;;,  Traariffkeit ;  nach  1  Stunde 
Erbrechen  mit  heftigem  Würgen^  alle  6-^15  Minuten, 
Onrat,  kleiner,  frequenter  Puls,  iuaserate  Schwäche  am 
andern  Tage,  will  nicht  fressen  und  nicht  saufen,  kalte 
Extremitäten,  matter  Blick,  seltene  und  erschwerte 
Respiration,  zuletzt  war  die  erbroct^ene,  zfihe,  gallige 
Flüssigkeit  mit  etwas  Blut  vermischt;  der  Hund  ver* 
schied  sanft,  ohne  Convalsionen,^19  Stundeii  nach  der 
Injeetion«  Sectipn:  Gehirn  nnd  Lunge  ganz  gesiuid* 
Die  Hohivenen  und  die  rechte  Herzbdfte  waren  gan» 
voll  von  geronnenem,  schwarzem  Plqte;  auch  in  dem 
linken  Vorhofe  und  der  linken  Herzkammer  fand  sich 
etwas  Blut  von  derselben  Beschaffenbeit.  Die  Aorta 
war  leer,  die  innerste  Haut  der  GeCIsse  in  der  Aorta, 
dem  Herzen  und  der  Vena  cava  snp.  nnd  inf.  weiss, 
nicht  entzfindet.  Nerv*  vag.  und  symp.  und  ihre  Ge« 
flechte  normal;  Leber  normal,  Gallenblase  strotzend  von 
Galle,  Milz  normal,  Magen  zusammengezogen,  leer;  die 
Magenschleimhaut  heftig  entzfindet  (purpurroth),  beson- 
ders gegen  denPylorus  zu;  Duodenum  war  mit  galligem, 
zähem  Schleime  angefällt,  nicht  entzfindet;  sonst  AU 
les  normal* 

7.  Einem  7  Wochen  alten  Hunde  wurde  V»  Unze  reiner 
Holzgeist  von  80^  B.  in  die  Vena  jug.  ext«  injidrt;  so- 
gleich asphyktischer  Zustand;  —  starb  nach  9  Minu- 
ten. SedJoii  sogleich  vorgenommen:  Lungen  normal, 
zeigten  beim  Durchschneiden  starken  Holzgeistgerucb , 
das  Blut  in  der  rechten  Herzkammer  schwarz,  klum- 
pigy  geronnen,  ebenso  in  Vorhof  und  Hohlader;  im  lin- 
ken Ventrikel  noch  hellrotbes,  flfissiges  Blut  Das  Blat 
im  Henen  roch  stark  aaeb  Holzgeist«  Sonst  Alles  nar* 
■aL  ~   Daaaelbe  ReanUat  sah  GantA  von  Alkobal; 


er  leitet  den  pUMslieheit  Tod  besonders  von  der  Con- 
gttlation  des  Blates  her  a.  s.  w.  — 

8.    Vermche  am  Verf.  selb^.    Er  trank  öfters,  mit 
mehr  oder  weni^^r  Wasser  Terdfinnt,  8  Drachmen  bis 
V>  Unze  reinen  Holz|^eist  von  15—28^  B.  Die  Wirknni; 
war  im  Allg^emeinen  Jedesmal  die  nämliche.    Der  Holz- 
gtl»t  hatte  im  Monde  einen  ei/ipentharolichen ,  nach  dem 
Grad  der  Verddnnun^  mehr  oder  weniger  brennenden 
Geschmack,  ein  Ähnliches  Geffihl  erregte  er  im  Schlünde. 
Darauf  stellte  sich  ebi  onan^nehmes  Brennen  in  der 
Mägengegend  ein,  zu  dem  sich  dann  noch  ein  wider- 
liches, von  JBrechreizung  und  stärkerer  Speichelabson- 
ierung  begleitetes  Aafstossen  gesellte,  weiches   bis- 
weilen 8  Standen  lang  fortdauerte.    Dieser  unbehag- 
liche Zustand  verlor  sich  allmählig,  ohne  eine  länger  dau- 
ernde Störung  zu  hinterlassen.    Auch  wenn  der  Holz- 
geist in  sehr  kleiner  Menge,  und  mit  so  viel  Wasser 
verdünnt  getrunken  wurde,  dass  sein  brennender  Ge- 
schmack gar  nicht  mehr  wahrgenommen  werden  konnte, 
hatte  er  doch  vermehrte  Speichelsecretion,  leichte  Uebel- 
keit,  und  von  Zeit  zu  Zeit  erfolgendes  Aofstossen  zur 
Folge.    Neben  dieser  nauseosen  Wirkung,  und  der  in 
ihrem '  Gefolge  erscheinenden  Müdigkeit  und  Neigung 
zum  Schwitzen,  konnte  Verf.  nichts  von  der  allgemein 
belebenden  und  excitirenden,  und  noch  viel  weniger  von 
der  berauschenden  Wirkung  —  selbst  bei  einer  Dosis 
von  V2  Unze  —  bemerken,  die  der  Weingeist  hervor- 
zubringen pflegt  — 

Aeldum  smlpliurleniii.  —  Vergiftung.  —. 
(Vgl.  Hygea  IX.  pg.  118).  Ein  kräftiger  Arbeitsmann 
von  80  Jahren  verschluckte  absichtlich  gegen  6  Loth 
cohcentrirter  Schwefelsäure  und  zog  sich  dadurch  eine 
heftige  Entzündung  der  die  Mundhöhle,  die  Fauces,  den 
Larynx,  Pharynx,  Oesophagus  und  Magen  bekleidenden 
Schleimmembran  zu.  Die  Entzündung  verlief  äusserst 
acut  und  tödtete  schon  am  Ende  des  2*  Tages  nach  ge- 
schehener Toxication  durch  Soffocafion.    Die  Obduction 


die  ganze  Sehleimbaat  des  Mundes  und  der  Frni- 
ces  aaf/(eIockert  und  weiss  und  die  leiastern  so  hngp^ 
sehwollen,  dass  ihre  PermeabllHit  fast  j^Annfich  aofge-^ 
hoben  war*  Die  Anscbwellon/D:  erstreckte  sieh  aueb 
nach  dem  Pharynx  und  dem  Kehlkopfe  hin,  der  Kehl» 
decket  war  weiss  und  so  dick  und  auf^lockert,  dass 
er  die  rima  ^lottidis  fast  ganz  versehloss.  Eine  ihU'» 
liehe  Beschaffenheit  zeigten  die  ventriculi  Morgagni 
nebst  der  den  Schildknorpel  begleitenden  Schleimhaut; 
An  dem  obern  Ende  des  Oesophagus  fiel  eine  schwarze^ 
brandige  Stelle  von  der  Grösse  eines  Viergroschen- 
Stucks  in  die  Augen.  Im  Uebrigen  war  die  Schleimhaut 
desselben,  wie  die  der  obern  Hälfte  des  Magens,  sehr 
geröthet  und  aufgelockert,  die  untere  Hälfte  des  letz^ 
tern  dagegen  zeigte  sehr  verdickte,  ausserhalb  dun- 
kelrothe  und  auf  der  innem  Fläche  mit  dicken,  schwär- 
zen, brandigen  Massen  bedeckte  Wäride.  Der  Pylorus 
war  völlig  geschlossen.  Im  ganzen  tractus  intestino-^ 
rum  war  nichts  Abnormes  wahrzunehmen.  —  Rust's 
Magaz.  für  die  gesammte  Heilk.,  58.  Bd.  S.  Hft.  pg.  968 

Dr.  Frank.  ' 
Aeonitiim  IVapelliu*  —  Vergiftung.  —  Die 
Gazette  des  höpilanx,  S6«  März  1889,  enthält  einen  In- 
teressanten und  merkwärdigen  Aufsatz,  von  Dr.PsRSTBA 
zu  Bordeaux ;  verschiedene  Vergiftnngsfälle  mit  Extract 
Aconit.  Nap.  betreffend.  Diese  Fälle  sind  besondere 
desswegen  bemerkenswerth ,  weil  sie  die  R.  A.  M*  h. 
bereichern  und  im  Ganzen  die  HAHNBMANM'schen  Erfahr 
rungen  bestätigen.  —  Im  Mai  1888  wurde  ein  Mann 
von  46  Jahren,  mit  acutem  Rheumatismus  behaftet,  im 
St.  Andreas-Spitale  zu  Bordeaux  aufgenommen ;  am  19» 
Dee.  Calso*  7  Monate  später)  litt  der  Mann  noch  an  sei^ 
nem  Gliederweh,  welches  der  Beschreibung  nach  ein 
einfacher  Rbeum.  war;  alle  Mittel  waren  vergeblich 
gebraucht  worden;  ungeheilt  kam  der  Leidende  in  el* 
nen  andern  Krankensaai  unter  die  Pflege  des  Dr.  Pn» 
bitra;  die  Krankheit  schien  ihren  Sitz  vorzäglieh  • 


Kaiegeleiik    autgeBcMugen    sa    haben;    der    Kranke 
sehieppte  sieh  nor  mit  Muhe  an  Krfieken  fort.  Dr.   Pb- 
nsTBA.  behandelte  ihn  nan  mit  E^tr.  Aeon.  aleohoL^ 
Morias  and  Abend«  t  Gran,    Naeh  und  naeh  stieg:  ^ 
Ma  auf  10  Gran  tflg'Iieh.  Schon  10  Tage  lang  war  man 
bei  dieser  Dose  {c^blieben,  der  Kranke  war  viel  f^ebes- 
aert,  er  'ieng  ma,  besser  einhersn^hen,  die  Artieaiatlon 
whien  auf  den  Normalasustand  zorick^kehrt  an  seyn^  als 
aaf  einmal  die  Provision  des  Aconit-Extracts  erschöpft 
war  und  man  bei  dem  Lieferanten  eine  neue  Qnantltfit 
bestellen  musste*    Von  diesem  neuen  Extract  erhielt 
Pat;  verschiedene  Kranke  in  einem  andern  Service  hat- 
ten auch  davon  erbalten,  als  an  einem  Morgen  mehrere 
Vergiftnnicsfille  im  Spitale  beobachtet  wurden.    Fol- 
l^de  Zeichen  erschienen  bei  unserm  Kranken.  —  Um 
ft  Uhr  Morgens  hatte  er  5  Pillen  vom  neuen  Extracte 
genommen.    Nach  V«  Stunde  empfand  er  wie  gewöhn- 
lich ein  gewisses  Zittern  und  Kriebeln  in  den  Gliedern^ 
von  stechenden  Schmerzen   begleitet.    Diese  Zeichen 
verschwanden  sonst  nach  Vi  Stunde,  jetzt  aber  wurden 
die  stechenden  Schmerzen  immer  stärker,  das  Zittern 
der  Glieder  gieng  in  wahre  Convulsionen  ober.  Im  Hals 
■nd  Mund   ein  heftiger  Pfeffergeschmack.    Bald  dar- 
auf auch  Erbrechen  alles  Genossenen.    Wihrend  der 
Convulsionen  verlor  der  Kranke  das  Bewusstseyn ;  kam 
er  wieder  zu  sich,  so  waren  seine  Augen  geblendet; 
ein  fixer  Kopfschmerz,  wie  wenn  ein  heisses  Stuck  Ei- 
sen um  den  Kopf  herum  gespannt  würe  (s.  Hahnbmaiin, 
B.  A.  M.  L.  pg.  S7— 44).    Auf  die  Convulsionen  folgte 
«in  häufiger,  starker  Schweiss ;  Puls  ungleich  und  lang- 
sam (malt  giebt  ein  Caffee^Infumm  als  Antidot).    Um 
10  Uhr,  5  Stunden  nach  der  Einnahme  der  Pillen,  er- 
schien der  Arzt  Dr.  Psrbtra  ;  bis  dahin  waren  die  Zei- 
chen von  einem  Interne  beobachtet  worden.  Dr.  P.  fand 
den  Kranken  in  folgendem  Zustande:  Bleiches  Gesicht, 
sehr  bewegliche  Augen;  Ausdruck  von  Angst  und  Un«- 
nM  im  Gesicht,  —  der  Kranke  ist  ungeduldig,  wirft 


sldi  annibif  henm  miil  vertodert  n^erne  seine  Lftge. 
Er  spricht  ^rn  «nii  schnell,  was  gegen  seine  Gewohn- 
heit ist;  kalte  Zanj^e  wie  bei  Choleralinuiken,  Gefähl 
von  Brennen  in  Schlünde,  Erbrechen  von  schleimigen 
Materien.  Reiirirmtio  alta^  S5  Athnungssäge  in  der  BU- 
nnte,  Pais  64,  angleicb,  weich  nnd  voll,  wie  wenn  die 
BlatoMisse  die  Arterie  nicht  aasfdllte.  Aoscnlfation: 
vorne  natärliehes  Atbmen,  hinten  aber  mocöses  Bas- 
sein ;  das  Hers  neigte  einige  auffallende  Symptone,  die 
Spitze  des  Hersen^  schlug  nur  einnal  an  die  Brostwand 
an,  wflhrend  der  Pols  doch  3  deutliche  Schlige  fOblen 
liess,  nwar  waren  die  Schiige  der  linken  Hen&kaniHier 
gieichneitig  mit  den  Pulsschligen ,  das  rechte  Hera- 
ohr  schien  in  einem  bestindigen  convolsivisclien  Zn- 
stand nn  seyn;  denn  seine  Bewegungen  waren  sehr 
schnell,*  unordentlich  nnd  in  keinem  Verhiltnisse  nu  den 
Schligen  der  Herskammera  —  Die  Glieder  ilengen  an 
sich  allmihlig  zn  erkflUen;  kein  Stuhlgang;  Synapismen 
nnd  warme  Glasglocken  erwfirmen  die  Glieder  nicht— 
Ein  anderer  Hovnker  war  wihrend  dieser  Zeit  an  den 
Folgen  der  neuen  Aconit -Pillen  gestorben,  nnd  »war 
wie  es  scheint,  an  allmShUgem  Erstarren  der  Circula- 
tion  nnd  Bespiration.  *—  Um  diesem  fatalen  Besultate 
yorsabeugen,  gab  Dr.  Persyba  ein  Guaeo  -  Decoct ,  in 
der  Absicht,  die  Hernschlige  nnd  die  Bespiration  nu 
erwecken  nnd  zu  bekriftigcn.  Guaco  hatte  dem  Dr. 
Pootha  herrliche  Dienste  geleistet  in  der  allgem.  Pe- 
riode der  Cholera«  *>  Neben  dem  Gtioco»  Decoct  gab 
P.  eine  Portion  mit  >  Drachmen  Ammon.  liq.  —  Am 
Abend  entstand  eine  heilsame  Beaction  und  am  andern 
Morgen  war  der  Kranke  gesund,  ja  von  seinem  Bhen- 
auitismos  war  auch  keine  Spur  mehr  da.  —  Die  Gasette 
de  aante  unterhfilt  uns  nun  mit  langen  Betrachtungen 
fiber  die  Verschiedenheit  der  Wirkungen  der  verschie- 
den-bereiteten  Extracte.   In  wiefern  aber  das  neue, 

•I  «.  flürfea  DL  w  Sü 


M  heftiit  wirkende  Extniet  verschieden  war  von  den 
friher  i^ebninehten  un  8l.  Andreas-Spitale,  das  konnte 
nicht  ernittell  werden.  —  Fir  ons  erheilt  es  aber  klar 
nnd  denliich,  daaa  Extracte  schlechte,  unKaverldasi/re 
Arzneimittel  sind;  dass  ein  höherer  oder  niederer  Grad 
der  Tenperatur  wfihrend  den  Abdanpfen  die  Qoalltat 
des  Extracts  verändern  kann«  Wann  werden  die  Aerzte 
es  einsehen,  dass  Succos  recens  mit  Weingeist  die  ein- 
fachste nnd  zuverlässigste  aller  Arzneifornen  ist?  — 
Uebrig^ns  ist  es  auch  nöfrlich,  dass  in  gewissen  Lo- 
calitäten  mehr  oder  weniger  Aconitin  in  der  Pflanze 
verarbeitet  wird.  —  Die  medicinisehe  Gesellschaft  za 
Bordeaux  unterhielt  sich  in  einer  ihrer  Sitzun/D:en  mit 
diesen  Aconit- Ver/B^'ftungen,  und  Dr.  Perrin,  auch  Arzt 
am  St.  Andreas -Spitale,  erzahlte  die  Yergiftungsge- 
schichte  des  Mannes,  der  nach  Einnahme  der  frischen 
Aconit -Pillen  ^^estorben.  Dieser  hatte  auch  an  rheom. 
Beschwerden  gelitten,  war  schon  ziemlich  durch  den  Ge^ 
brauch  des  Sturmhnt  -  Extracts  gebessert,  als  er  auch 
am  IS*  Vebr.  1838  vom  frischen  Extract  erhielt.  Der 
Tod  trat  nach  4stöndigen  Schmerzen  ein.  Die  Haupt- 
Symptome  waren:  ein  ungeheurer  Brennschmerz  im  Halse, 
Brechen,  später  kalte  Schweisse,  Bangigkeiten,  ängstli«- 
ches Umherwerfen,  Ohnmächten,  allmähliges  Aufhören  der 
Respiration  und  Circulation,  kleiner  Pols  etc.  Das  Ergeb- 
niss  der  Autopsie  war  folgendes:  das  Gesicht  trägt  noch 
die  Spuren  von  Schreck,  die  Hirnadern  sehr  injicirt, 
die  Hirnmasse  mit  schwärzlichen  Punkten  bezeichnet* 
Das  Lungenparenchym  von  Blut  strotzend,  und  beinahe 
nicht  mehr  knisternd;  die  linke  Herzkammer  leer,  die 
raohte  mit  einem  gallertartigen  Blutklumpen  angefüllt. 
Leber  nnd  Milz  mit  vielem  schwärzlichen  Blute  erfüllt; 
der  Magen  trägt  auch  Spuren  von  bedeutender  Conges- 
tion;  Nieren,  Harnblase  und  Rückenmark  wurden  nicht 
untersucht.—  In  dieser  medicinischen Sitzung  wurde  viel 
KMtritten  über  die  Anwendungsart  des  Aconit- Extrac- 
tea;  allein  ausmitleln  konnte  man  nicht,  warum  das  frische 


Extract  so  njrelMsre  Wirki 
Mtn  betn/gte  4cm  Apstheb 
dieser  behauptete,  es  ass 
zo  haben,  voa  Plaasea«  iKe  fmch  i 
jl^omiiieiL 

•  Ref.  beaerkt  aach,  ^ass  die  Aatapsi 
Aconit  beaaodera  aaf  He  aeapiritiaai 
Organe  wirkte  aai  daas  seiae  Haaptwvki 
Or^ne  eine  Stockaafs:  des  Blatea  ia 
zo  seyn  scheint.  —    Die  hcftiipai  Sfmfimme  mmä  tm 
die  R.  A.  M.  L.  aiBder  wichti|r,  «rc3  ana  sie  ab 
aas  heftijfe  Zeichen  eiacr  Bcsctioa  des  Oieaaisaaa 
sehea  kann;  Zelcbea,  die  far  die  apcoC  ürnifaaif 
keineai  hohen  therapeatische»  Werthe 

CDr. 


Ao{i:enthraaea  veraraacheader  Gemeb,  sowohl 

mes,  —    Nach 
presstea  Schwaanaea, 
scharfes  Breaaea  im  Mwmie^ 
pfer,  sich  stets 
lang:. 

Abwd  (Dr.  J):  Kaeh  >/b  Stande  ortaocrzhaftM  Slaxiea- 
drfieken,  daaa  Mor  AaTstasoea,  wiederholte  Sr«ehaei* 
gon^,  anhaltende  Aajceaochwiehe. 

Gekoehier^  mugepreMtler  Hekmmmm  (Dr.  diät).  Xaeh 
eiaigen  Minnten  acieadicb  heftiger,  hreaaeader  MMtgem^ 
Schmers,  der  ia  die  Esipiadaai:  obergieag«  als  dricke 
eia  sich  bewegeader,  stumpfer  Kirprr  ha  Slaxren,  ihn 
bald  da,  bald  dort  scheinbar  aas  einander  dehnend,  mit 
Uebelkeit  nnd  grossen  Ekel,  starkem  Aofstossen,  Au- 

geaschwiche. 

JVocA  dem  Oermm  einee  Gerichtes  des  (mit  Oel,  Pfef- 
fer nnd  Zwiebeln)  bereiteten  Schwammes:  Nach  V4 
Stande  plötzlich  grosse  Schwücbe  and  immer  wach- 
sende Beingstigong  im  Magen;  nach  einigen  Minuten 


318  PjMWI*  M0p€ti9rtMtll^ 

M  befti|:er  Sebwindel,  dMs  Pat  ins  Bett  gieituf^n  wer* 
den  masste,  da  er  weder  ko  eitzeo  noch  zu  isrtehen  ver- 
mochte«   Zugleich  heftiges  Erbrechen  mit  der  angst- 
vollen Empfindung,  als  hienge  der  Magen  an  einem  Fa«t 
den,  der  alle  Aagenblicke  abreissen  wollte)  dabei  eis- 
kalter Gesichtsschweiqs  und  stets  erneuerte  Ohnmach- 
.ten,  schon  vom  Bewegen  des  Kopfes  oder  durch  Reden- 
bdren,  noch  gemehrt  durch  wohlriechende  Geister,  ja 
selbst  durch  Essig,  der  Pat«  unerträglich  war;  Panch 
aufgetrieben,  gespannt;  Durchfall.  Puls  schnell,  höchst 
schwach.  Bei  den  heftigen  Beängstigungen  plötzliches, 
heftiges  Verlangen   nach  eiskaltem  Wasser.    Genuss 
desselben  bewirkte  allmählige  Abnahme  aller  Zufälle, 
selbst  der  Durchfall  hielt  nur  noch  einige  Stunden  an. 
Acht  Tage  hindurch  hielt  jedoch  noch  ein,  gleichsam 
geringerer  Schmerz  im  Bauche  an,  mit  solcher  Empfind- 
lichkeit desselben,  dass  Pat  ihn  weder  berühren  noch 
hosten  konnte.    Auch  dauerte  mehrere  Tage  lang  Ekel 
vor  Wein  und  Fleisch  und  der  widrige  Geschmack  des 
Sehwammes.  —    Der  Oenuss  von  kaltem  Wasser  üH" 
derie  stets  rasch  wid  dauernd,    (v.  Krapf,  bei  Lenz, 
die  nützlichen  und  schädlichen  Schwämme.  —  Dr.  Kurtz. 
AloC.  —  In  einer  Stadt,  wo  man  angefangen  hatte, 
das  Bier, mit  Aloe  zu  würzen,  wurde  das  BIntbrechen 
gleichsam  endemisch.  .(Der  Gebrauch  von  Alaunmolken 
half  stets  sicher.)    Nsumann  v.  d.  Krkhtn.  des  Mensch, 
f.,  616  —    Dr.  KunTz). 

Almneii  erud.  —  1.  Angina.  —  Dr.  Schbodt 
lisst  häufig  bei  beginnender  Angina  eatarrhalis  Pulver 
▼M  AI.  auf  Tonsillen  und  Zäpfchen  streichen,  und  ver- 
bitete  dadurch  in  vielen  Fällen  die  Ausbildung  der 
Entzündung.  (Conf.  Hyg.  IX.  1S4.  10.  Sachs,  Hand* 
wörterb.  d.  prakt.  A.  M.  L.  I.  S58).  —  (Prov.  San.  Ber. 
▼.  Pommern.    1687.    L  198. 

t.  Bei  einem  starken,  anhaltenden  Herzklopfen  ei- 
nes 8jährigen  Mädchens,  höchst  wahrscheilnlich  mit  Er- 
w^Urmg  des  Herzens,  sah  S.  nach  mehrtägiger  An- 


Pkmm.  MUperiorium.  809 

wendoog  des  AL  grotme  Erleichteronf^.  Sknvliii,  Htadb. 
d.  spec.  H.  U.  L«  Conf.  Hy/f^.  IX«  lt4.  8.  —  Or  Kurm. 

Ammoniuiii  murlatleuiii.  —  1.  Hypertraphia 
uteri.  —  Eine  starke,  wohl^^^enährte,  in  kinderloser 
Ehe  bebende  Fraa  von  einigen  40  Jahren,  bis  dahin 
stets  gesund,  fien^;  an,  an  profuser  Menstmation  zu  lei- 
den. Mit  der  Zeit  beschränkten  sich  diese  Blatausson- 
deronf^en  nicht  auf  die  Periode  der  Menstruation,  son- 
dern kamen  j^anz  nnrej^elmassii^,  worden  immer  er- 
schöpfender und  zogen  einen  allgemeinen  kachektisehea 
Zustand  herbei*  Hoher  Grad  von  Magerkeit,  mattes 
Auge,  schmutzig  gelbes  Aogenweiss^  fixer,  brennender 
Schmerz  in  der  linken  Höfte  und  anhaltende .  Brustbe- 
klemmungen. Die  von  Dr.  Mass  in  Anclam  vergenom- 
mene  Untersuchung  zeigte  einen  tiefen"  Stand  des  Ute- 
rus^ das  Collum  und  die  Winde  desselben^  so  weit  sie 
erreicht  werden  konnten,  stark  intumescirt,  jedoch  ohne 
scirirhöse  Hirte.  Diese  Hypertrophie  des  Uterus  wurde 
als  die  Ursache  der  Blutungen  angenommen  und  der 
Salmiak  in  Pillen  in  grosseren  Dosen  dagegen  in  Ge- 
brauch gezogen.  Nach  zweimonatlichem  Gebrauch  des 
Mittels,  unter  strenger  Diät,  möglichst  vieler  Bewe- 
gung im  Freien  und  wöchentlich  dreimaligem  Baden  in 
Laugenbädem  war  der  hypertrophische  Zustand  des  Ute- 
rus fast  bis  auf  jede  Spur  versehwunden*  Die  Blutun- 
gen hörten  auf  und  mit  ihnen  alle  übrigen  Beschwer- 
den. «)  Casper's  Woehenschr.  N.  48.  1838.  Dr.  Noack. 

t.  Satmiak-Intowieathn.^  Hn  Hofr.  Gumpkrt  hat  die 
bekannten  Yersoehe  wiederholt,  nach  denen  durch  Salmiak 
in  Leberieiden,  bei  Gallensteinen,  Fettgesehwölsten, 
Hamblasenblennorrhöen,  Strictoren  und  Verengemng  der 
Harnröhre,  inveterirtem  Tripper,  selbst  in  desperaten 
Fällen  ganz  entschiedene  Hilfe  geleistet  wurde.  WeM 


•)   Brlnnert  an  die  Wirkoas  des  Salmlake  bei  B|yf«rtre|Ue  iar 
^reeiata.—   6s. 


400  Pktnrm.  Reperlorkm. 

Terf.  mit  kleinem  Dosen,  z.  B.  V<  — 1  Drachme  in  S4 
.Standen,  beginnen  liess  and  den  Salmiak  (den  er  am 
liebsten  rein  in  Solution  oder  mit  Succos  Liquirit.,  oder 
eadfich  mit  ir^^end  einem  wfissrij[^en  Extract  CO  ei^^t)^ 
allmäbli^^  durch  Zusatz  von  einer  Drachme  von  3  zu  3 
oder  4  Tagen  dergestalt  steigerte,  dass  endlich  Jbinnen 
•4  Stunden  4^6  Drachmen  verzehrt  worden  (welche 
Anwehdongsart  ihm  gänstigere  Resultate  geliefert  hat, 
als  wenn  er  längere  Zeit  hindurch  eine  and  dieselbe 
Quantität  in  einer  bestimmten  Zeit  consumiren  liess), 
so  beobachtete  Verf.  folgenden  Complex  von  Ersehet- 
Bangen,  den  er  als  Salnüak '- Intoxicätion  bezeichnen 
mSchte.  Wird  n&mlich  der  Gebrauch  des  Mittels  in  oben 
angegebener  Weise  nur  mit  einiger  Regelmfissigkeit 
durchgeführt,  so  hat  der  Kranke  gegen  den  Scblnss 
der  4»  Woche  mindestens  ein  halbes  Pfund  und  mehr 
Salmiak  consumirt  —  Ist  dies  geschehen,  so  stellt 
sich,  zuweilen  früher,  manchmal  auch  später,  ein 
Symptomen -Verein  heraus ,  der  in  jeder  Beziehung 
dem  Status  pituitosus  gleicht,  in  Folge  dessen  sich  der 
Kranken  ein  kaum  zu  überwältigender  Widerwillen  ge- 
gen dies  Mittel  bemächtigt,  so  dass  zuweilen  der  Ge- 
danke daran  schon  Ekel  erregt.  Das  Auge  wird  matt 
und  bekommt  einen  eigenthumlichen,  gläsernen,  wiss- 
rigen  Schein;  Mattigkeit,  Trägheit  nnd  Abgeschlagen- 
heit befällt  dön  ganzen  Körper;  die  Zunge  wird  weiss 
belegt ;  die  Kranken  fühlen  fortwährendes  Rieseln  zwi- 
schen Fell  und  Fleisch,  räuspern  sich  beständig,  fcräeh- 
fien^.weil  es  sie  im  Schlünde  kitzelt,  ohne  indess  viel 
SeUeim  heraufzubringen,  fühlen  Leere  im  Magen, 
•hne  sich  jedoch  Nahrungsmittel  zu  nehmen  entschlies- 
seo  so  können.  Die  Transpiration  ist  gewöhnlich  ver- 
mehrt; Seh  weiss  bricht,  so  zu  sagen,  bei  jeder  Be- 
wegong  aas.  Es  wird  viel  Harn,  der  stark  ammonia- 
kalisch,  zuweilen  auch  moderig  riecht,  meistentheils 
aber  klar  bleibt,  ausgeschieden.  Durch  den  Stuhl  ent- 
leeren die  Kranken  bisweilen  glasigen,  zähen  Schleim; 


Pharm.  Repertorhtm.  401 

Jedoch  ist  dies  nicht  constant,  so  wie  Verf.  aach  Durch*- 
fälle  selten  wahr^renommen  hat.  Bei  diesem  Zustande 
verbleibt  es  gewöhnlich  nicht  lan^e:  den  Kranken  wirft 
ein  Fieberanfali  adfs  La^erV  welcher  mit  Frost  und 
Hitze  anfängt  ^nd  mit  sehr  profusem  Schweisse  endi/g^t 
Nach  dem  Paroxysmus,  der,  wie  ^esa^t,  gleich  jedem 
^anz  /gewöhnlichen  Wechselfieberanfalle)  ohne  beson« 
dere  Erscheinnnjsfen  verläuft,  tritt  sehr  bald  vollsten-* 
iige  Interroission  ein,  in  welcher  die  obigen  Prodromal- 
Erscheinungen,  was  bezeichnend  ist,  bald  schwinden ^ 
nur  der  Ekel  gegen  den  Salmiak  längere  Zeit  anhält,  und 
in  welcher  sich  auch  eine  sichtbare  Erleichterung  aller 
vorhandenen  Krankheitsbeschwerden  bemerk  lieh  machte 
wo  diese  fehlt,  da  pflegt  sie  in  der  Regel  nicht  minder 
bei  allen  nachherigen  Paroxysmen  auszubleiben,  die 
(Verf«  hat  5  dergleichen  Fälle  aus  einem  Zeiträume  von 
IV2  Jahren  vor  sich)  ganz  charakteristisch  den  ^eben^ 
tägigen  Typus  hatten.  Sie  kehren  wieder  und  stellen 
sich  regelmässig  ein,  so  lange  der  Organismus  noch  mit 
Salmiak  hinlänglich  gesättigt  ist,  bleiben  aus  und  werden 
schwächer,  sobald  der  Sättigungszustand  sich  verliert: 
ein  Kunstproduct ,  das  man  so  lange  willkfihrlich  her« 
vorrufen  kann,  als  man  es  zum  Wohle  des  Kranken  für 
nöthig  erachtet  (!?).  Den  zur  Erläuterung  beigefügten 
merkwürdigen  Krankheitsfall  glaubt  Ref.  nicht  ubergehn 
zu  dürfen.  Man  denke  sich  einen  fast  50jährigen  Mann 
von  mittlerer  Grösse,  mit  breitem  Gesichte,  dessen 
Breite  durch  ein  starke»,  unter  dem  Kinne  herabhän- 
gendes Fettpolster  noch  vermehrt  wurde;  man  denke 
sich  einen  starken  Kopf  mit  breitem  Nacken,  welchen 
eine  runde,  von  einem  Ohr  zum  andern  reichende  Fett- 
wulst zierte,  —  zwei  kleine,  durch  die  Wulst  nach 
vorn  gedrängte,  abstehende  Ohren,  dazu  gelb  schat- 
tirte  Augen,  fahle  Gesichtsfarbe,  laxe  Wangen,  spär- 
liches Haar  und  man  hat  ein  treues  Bild  des  Kopfes 
von  des  Verf.'s  Kranken.  Man  stelle  ferner  diesem 
Kopfe  ein  fein  construirtes  Knochengebände  unter, 


Mt  Pluurm.  Bepertarium» 

nui/Kere  EMnde  und  Ffisse,  dürftig  genährte  Arme  und 
Schenkel,  bringe  damit  naf  jedem  Arme  ein  vom  Delta- 
maskel  anfangendes,  ober  die  Schalter  fortlaufendes, 
bis  in  den  Nacken  und  auf  die  Brust  reichendes,  die 
Achselhöhle  füllendes,  starkes  Fettpolster,  einen  laxen 
Schmcerbauch ,  endlich  B  Hinterbacken  in  Verbindung, 
um  deren  Fülle  ihn  so  manche  Dame  unserer  Zeit  be- 
neiden möchte,  und  man  hat  eine  lebendige  Vorstellung 
von  der  possierlichen  Figur,  die  unser  Kranker  darbot, 
ato  er  entkleidet  war  (=  Fettsucht).    Derselbe  wurde 

der    Salmiakcur    unterworfen,    da    Verf.   dies    jähre« 

« 

lange  Uebel  nur  mit  einem  specif,  Leiden  des  Leber- 
und Gallensystems  in  Beziehung  setzen  konnte.  In  der 
%.  Woche  stellte  sich  die  Septimana  ein,  die  4  Wochen 
hindurch  an  jedem  Donnerstage  regelmassige  Anfalle 
machte.  Der  5.  Paroxysmos  war  schwach,  der  6.  blieb 
aus,  der  7.  wurde  durch  wiederholte  Gaben  Salmiak 
hervorgerufen*  Die  nächstfolgenden  erschienen  Bicbt, 
da  mittlerweile  die  Cur  durch  äussere  Umstände  unter- 
brechen  wurde.  Als  aber  der  Kranke  aus  der  Behand- 
Inng  schied,  war  der  Bauch  zusammengefallen,  von  der 
Wulst,  im  Nacken  nur  noch  eine  Spur  vorhanden,  die 
Nates  waren  gesunken,  so  dass  die  Kleider  um  ein  gut 
Slfick  enger  gemacht  werden  mussten,  und  in  gleicher 
Art  halten  auch  die  Schultern  und  deren  Polster  abge- 
nommen. Nach  jedem  Paroxysmus  war  das  Schwinden  der 
fieschwülste  zu  sichtbar  und  zu  auffallend,  als  dass  es  in 
Zweifel  gezogen  werden  konnte,  so  wie  nicht  minder 
das  Allgemeinbefinden  des  Kranken  eben  so  sichtbar  sich 
lieaserle.  Vor  der  Salmiakcur  war  das  Verdauungsge- 
•chfift  unregelmässig  vorsieh  gegangen: Appetitlosigkeit 
wechselte  mit  Heisshunger,  Verstopfung  mit  Durchfall» 
INese  Erscheinungen  vorloren  sich  gänzlich,  die  fahle 
Gesichtsfarbe  machte  einer  lebendigem,  gesundern  Plats, 
das  Fleisch  wurde  fester,  die  Conjunctiva  entfärbte  sieh, 
die  Respiration,  welche  froher  sehr  beengt  war,  weil 
Jadenfalls  Fetlauanttalangeii  auch  innerhalb  dee  Thima 


Pharm.  BfpertwrinMk 

obgewaltet  hatten,  wurde  f^ans  frei,  so  daaa  es  in  der 
That  za  bedauern  war,  dass  die  Behaadlaiif  nicht  wel--» 
ter  fort;g^esetzt  werden  konnte*  C?J) 

Gleiches  gestaltete  sich  bei  einem  Blasenkatarrh  mit 
höchst  bedeat^hder  Harnröhrenrerhaltnnjf,  einem  Ueb^i^ 
welches  in  Fol|;e  von  häafl|^eM  syphil,  Trippem  eine 
lan^e  Reihe  von  Jahren  hindurch  ^dauert  hatte.  An-« 
fönglich  miss^lückte  jeder  Versuch,  auch  die  dfinnste 
Darmsaite  einzuführen;  nur  tropfenweise  oder  im  Strahle 
des  dünnsten  Zwirnfadens  sickerte  der  Urin  aus,  dabei 
floss  ein,  hinsichtlich  der  Consistens  sehr  verschiedener^ 
Schleim  ununterbrochen  aus,  der  die  Harnröhre  zuwei- 
len nur  unter  den  heftigsten  Schmerzen  passiren  konnte. 
Die  L#eiden  erreichten  dann  wirklich  den  furchtbarsten 
Grad.  Erst  nach  dem  ersten  Fieberanfalle  gelang  es^ 
eine  Saite  weni/sr^tens  bis  in  die  Ge/e^end  des  Bulbus 
urethrae  zu  bringen;  nach  jedem  Paroiysmns  rutschte 
sie  weiter,  so  dass  der  Kranke  freudig  erschrak,  als 
sie  ihm,  der  die  Application  selbst  zu  verrichten  gelernt 
hatte,  unverhofft,  wie  Verf.  es  prophezciht,  zwischen 
den  Fingern  hinweggleitete  und  in  die  Blase  drang. 
Auffallend  war  auch  hier  die  Laxitüt  des  Gewebes  | 
welches  der  Salmiak  in  dem  ganzen  Gliede  hervorge« 
rufen  hatte«  Der  Kranke  meinte,  es  käme  ihm  bei  Ein« 
bringung  der  Satte  vor,  als  ob  er  in  ein  Stück  fri- 
scher Butter  steche«  Jetzt  ist  voltständige  Genesonjf 
von  beiden  Uebefn  eingetreten,  die  schon  seil  einem 
halben  Jahre  anhält  und  daher  wohl  als  radical  ange^ 
nommen  werden  kann.  — 

Wie  lange  der  Inloxicaitonszustand  (die  Wirknngs« 
daucr  des  Salmiaks.  Ref.)  anzuhalten  vermag,  will 
Verf.  vorläufig  unentschieden  lassen.  Die  Vorsicht  ge-* 
bot,  in  den  Fällen,  wo  der  8.  Paroxysmus  der  Septimaaa 
intensiv  geringer,  als  die  frühern,  war^  die  einmal  ge« 
gebene  Richtung  durch  wiederholtes  Darreichen  des 
Salmiaks  sn  erhalten;  indess  kann  man,  glaubt  er,  auf 
8  nml  4  Fieberanfälle  eicher  Rechnirog   machen  und 


IM  Pkmrn.  Bepertorium.       ^ 

braociit  sich  in  wenij^er  dringenden  Fällen  nicht  za 
fibereilen,  sobald  die  Abneigang  gegen  das  Amnion, 
mar.  lange  anhält. 

Uritaös  riechende  Schweisse  hat  Verf.  nie  beobachtet, 
starke  Schleimabsonderimgen  durch  den  After  seltener 
gefunden  und  besondere  Einwirkung  auf  das  Röcken- 
mark niemals  wahrnehmen  können,  noch  weniger  Auf- 
regung im  Blutgefäss^  oder  Cerebralsysteme.  Die  Quan- 
tität des  Salmiaks  anlangend,  so  hat  keiner  von  des 
Verf.'s  Kranken  mehr  als  8—9  Unzen  nöthig  gehabt, 
um  bis  zum  Grade  der  Sättigung  zu  gelangen,  wobei 
jedoch  nicht  in  Anschlag  gebracht  ist,  was  zu  Einrei- 
bungen, Umschlägen  und  im  zweiten  Falle  zu  Bädern 
des  Penis  verwendet  worden.  (Berliner  med.  Vereins- 
zeitung, 7.  Jahrgang  Nr.  36,  pg.  179— 180.)  ♦)  Dr.  Frank. 

Anthrakokall.  —  Es  besteht  in  einer  Auflö- 
sung der  Steinkohle  im  kaustischen  Kali.  Dr.  Polta  be- 
dient sich  der,  bei  Fünfkirchen  in  Ungarn  gegrabenen, 
schwarzen  Steinkohle.  Er  wendet  das  einfache  und  das 
geschwefelte  Anthrakokali  an.  Das  erstere  wird  auf 
folgende  Art  bereitet:  *).    Es  ist  von  etwas  scharfem 

^)  In  Bezug  auf  die  eben  so  merkwürdige  als  constante  Erschei- 
nung der  SeptJmana  fällt  dem  Ref.  bei,  was  er  hier  nicht  unangd- 
merkt  lassen  mag,  dass  der  selige  Himly  immer  zwischen  den  ersten 
Parozysmen  aller  Wechselfieber  (deren  8  erste  nach  den  Vorschrif- 
ten der  alten  Schule  bekanntlich  erst  abgewartet  wsrden  sollen  — 
d.  h.  ohne  Chinin  oder  China)  regelmässig  Salmiak  in  Infus«  Cham, 
gab.  —     Fb. 

**)  Man  löst  kohlensaures  Kali  in  10—12  Theilen  siedendem  Waaaer 
anf^  setzt  der  aufwallenden  Lösung  allmählig  so  viel  gelöschten  Kalk 
zu,  als  zur  Entziehung  der  Kohlensäure  vom  Kali  nöthig  ist.  Sobald 
dies  geschehen,  braust  die  erhaltene  Flüssigkeit  >\  eder  mit  eingetrö- 
pfelter Säure  auf,  noch  trübt  sie  sich  bei  zugesetztem  Kalkwasser* 
Diese  möglichst  schnell  geseihte  und  auf  das  Feuer  gebrachte  Flua- 
aigkeit  witd  so  lange  abgedampft,  bis  sie  zu  schäumen  aufhört 
und  geschmolzen  gleich  dem  Oele  mit  ebener  Oberfläche  fliesst.  Hier- 
auf mischt  man  7  Unzen  des  so  bereiteten  kaustischen  Kali  unter 
beständigem  Reihen  mit  5  Unzen  alkoholisirtem  SteinkohlenpuWer, 
und,  nachdem  das  Gefäss  vom  Feuer  weggenommen ,  reibt  man  das 


Pharm,  Repertorium.  406 

Geschmacke)  erregt  aii&  der  Zunfi^e  eine  Empfindang 
von  Brennen  und  löst  sich  leicht  und  ^rösstcntheils  ia 
destillirtem  Wasser  auf.  —  Ein  /«gesunder  Mensch  nahm 
bei  einer  aus  3  Suppen  des  Tngs  bestehenden  Di&t 
binnen  10  Stunden  JO  Gran  davon.  Es  folgte  ein  nam- 
hafter Orgasmus  mit  Brennen  der  Haut,  beschleunig^« 
tem  Puls  und  Abgeschlagenheit  der  Glieder.  Diese  Er* 
scheinungen  liessen  bei  der  Nacht  in  der  Bettwärme 
unter  Erscheinung  starken  Schweisses  nach.  Am  Mor- 
gen folgten  unter  fortwährendem,  klebrigem  Schweisse 
zwei  schwärzliche  Stuhlentleerungen.  Die  Haut  blieb 
noch  durch  2  Tage  unausgesetzt  feucht.  —  Kranken 
gab  Verf.  3— 4roal  täglich  2  Gran.  Einige  wurden  gleich 
in  der  ersten  Nacht  auf  vorhergegangene  flächtige  Hitze, 
beschleunigten,  vollen  Puls,  vom  allgemeinen  Schweiss 
in  höherm  oder  geringerm  Grade  mit  Gefühl  von  Bren- 


Präparat  mit  einem  erwärmten  Pistill  «o  lange^  ^is  es  sich  zn  einem 
schwarzen ,  gleichmässigen  Pulver  verwandelt.  Dieses  Pulver  fulU 
man  in  gewärmte  gläserne  Fläsohchen  von  1  Unzo  und  bewahrt  es  an 
einem  trockenen  Orte  auf.  — 

Das  geschwefelte  Anthrakokali  erhält  man,  wenn  man  zu  5  Unzen 
alkoholisirter  Steinkohle  eine  halbe  Unze  gewaschene  Schwefelblu- 
men  mischt,  beides  zu  einem  gleichmässigen  Pulverreibt  und,  nach- 
dem man  übrigens  wie  beim  einfachen  Präparat  verfuhr,  dieselben 
dem  kaustischen  Kali  dann  zusetzt,  wenn  es  ölähnlich  fliesst. 

^  Zusatz  von  Dr,  Grisbbeuch.  —  Nach  Dr.  K.  L.  Sigmund  in  Wien 
(BucHNBii's  Repert.  für  die  Pharm«,  zweite  Reihe,  Bd.  13>  Heft  8) 
muss  das  Präparat  durchaus' aus  der  Funfkircher  Steinkohle  berei- 
tet seyn.  Diese  Kohle  ist  nach  Bvchnkr  bestimmt  keine  Schwarz- 
kohle  im  engem  Sinne.  B.  Hess  eine  Kohle  aus  der  Nähe  von 
München  zu  dem  Anthrakokali  verwenden  und  stellte  damit  ein 
Präparat  her,  ganz  gleich  dem  von  Dr.  Polya.  -^  B.  bleibt  übri- 
gens bei  seiner  früher  ausgesprochenen  Meinung,  dass  man  mit 
Glanzkohle  Fullgo  (splendens)  wahrscheinlich  auch  ein  wirksames 
Anthrakokali  erzielen  werde.  —  Ich  habe  ein  Präparat  vor  mir, 
welches  ein  geschickter  Pharmaceut  in  Mainz  bereitete.  Es  Ist  ein 
feines,  schwarzes,  kiMim  ins  Bräonliohe  hinübergehendes,  brennend- 
scharf  sehneokendes  Pnlver. 


mh  in  der  Haot  ergriten.  — -  ^i  Anderen  luuncn  diese 
JEreciieinoD/i^en  ersl  den  5.,  7»,  14.,  95^  —  Ja  erst  den 
90l  Tsf:*  Dieser  Sehweiss  kehrte  längere  oder  kor« 
sere  Zeit  hindsreh  endlieh  jede  Nsrht  soröek.  Es 
folipte  ein  Gefähl  von  Leiehti/Bfkeit  und  Rejefsamkeit,  die 
erdlihle  Gesichtsfarbe  verwandelte  sieh  in  eine  ge-- 
snade,  endlich  in  eine  blöhende.  Nach  den  Anfhdrea 
des  nächtlichen  allj^emeinen  Sehweisses  blieb  bei  vie- 
len Kranken  noch  durch  eini^  Ta^e  ein  örtlicher,  an 
den  vom  Aossehla^  befallenen  Stellen  sorick.  Aens«- 
serst  selten  folgte  weder  ein  all/B^meiner,  noch  ein  ört- 
licher Seh  weiss.  Sobald,  die  nächtlichen  Seh  weisse  er- 
scheinen, verschlimmert  sich  der  Herpes;  ja  es  befällt 
die  Kranken  selbst  ein  Nesselaosschlsj;  oder  psorisehes 
firysipelas.  Manche  bekommen  bei  der  Nacht  an  ver- 
schiedenen Stellen  knötchenförmijce,  heftig:  jöekende, 
morgens  aber  verschwindende  Pusteln.  Während  diese 
örtliche  Reaction  unbestimmte  Tage  hindurch  dauert, 
vermindert  sich  das  nächtliche  Jicken,  die  Röthe  des 
Ausschlags  nimmt  sb,  die  Absonderung  krankhafter 
Materie  wird  beschränkt,  und  ist  einfache  Flechte  2u- 
^ gegen,  so  folgt  offenbare  Besserung.  Ist  die  Krank- 
heit aber  sehr  stark,  so  erscheint  das  Uebel  trota  dem 
Nachlasse  dieses  ersten  Reactionsanfalles  beim  Voll- 
mond neuerdings  und  kehrt  allmählig  in  den  frähem 
Znstand  zurück  oder  es  bessert  sich.  Die  beschriebene 
allgemeine  sowohl  als  örtliche  Reaction  genügt  cur 
Vernichtung  der  Krankheit  nicht;  man  muss  das  An- 
thrakokali  so  lange  fortsetzen,  bis  ein  deutliches  Fie- 
ber, welches  allein  die  hinreichende  Reaction  zor  Ver- 
tilgung der  herpetischen  Materie  anzeigt,  eintritt*  Die- 
ses Fieber  erscheint  im  günstigen  Falle  in  S  Monaten, 
oft  aber  erst  in  1— -2  Jahren.  Nur  im  Beginn  der  Re- 
aetion  gewahrt  man  Beeinträchtigung  der  Verdauung; 
später ,  obwohl  das  Leben  des  Blutgefässystems  bald 
im  grössern,  bald  im  geringem  Grade  erhöht  bleibt , 
mtsprechen  die  Verrichtungen  der  äbrigen  (kgßmn  ih« 


Phmrm.  Mepettorimm.  40t 

rer  Bestimiiunff.    Den  Appetit  verdirbt  es  nicht,  viel«^ 

mehr  bessert  es  den  schlechten«    Die  Galien«bsonde« 

runf^  vermehrt  es;  denn  es   folgt  auf  eine  f:rösser# 

Gabe  als  8  Gran  binnen  24  Stunden,  und  asf  DiMfehler 

leicht  ^in  heftiges  Fieber  mit  Erbrechen  gelber  odef 

grüner  Galle,  wie  auch  gallige  Stuhlentleening«    Den 

Stahl  beschränkt  es  nicht   Die  Aussonderung  drs  ITrina 

vermehrt  es  in  einigen  Fällen,    Bei  etlichen  Kranken 

setzte  der  Urin  ein  reichliches,  er^liges,  blaues^  deffi 

Wänden   «nhMngendes  Sediment  ab.  —    Das  einfädle^ 

Anthrakolali  Äussert  seine  Wirkung  langsamer  als  das 

geschwefelte«  —  Letzteres,  welches  fär  die  Krfit£fleebta 

passen  kann,  trägt  aber  durch  schnelle  Wirkung  leicht 

sowohl  itn  Kranken,  der  nach  dem  Verschwinden  der 

Krankheit  von  der  Haut  sich  gesund  wfihnt,  als  auch 

den  Arf«t,  der  die  Ueilung  gläcklich  vollendet  sn  ha* 

ben  glaubt.    Der  Verf.  warnt  sehr  vor  der  Unterdrdk« 

kung  4er  Flechte,  der  Krätze,  der  Syphilis  durch  drt« 

Kche  Mittel.    Während  der  ganzen  Cur  müssen  sieh 

die  Patienten  gänzlich  vom  Fleisch  enthalten,  alle  6e-* 

würze  und  Säuren  meiden  und  nur  Wasser  trinken. 

Der  E6rper  muss  warm  gehalten  werden.  —  Die  Flechte 

kann  sich  nach  Verf.  mit  Krätze,  Syphilis,  Carcinoma 

Erysjpelas  (Pseudoerysipelas,  nach  Rust)  und  mit  Le^ 

pra  lompliciren.    £r  unterscheidet  femer  eine  äussercf 

und  «ine  innere  Flechte»    tiii  kann  nach  der  Meinung 

des  Terf.  verschiedene  Organe  und  Systeme  befallen 

and  diselbst  eigenthümliche  Krankheiten  hervorbringen 

z.  B.  auf  die  Haare  ( Weichselzopf),. die  Zähne  (Ab* 

brftckdn   derselben),   die   Nasenschleimhaut,  jauf  das 

Zahnfleisch,  die  Sehleimhaut  des  Rachens,  des  Magens 

(Gastriis  chronica);  des  Mastdarms,  der  Scheide  (chro-» 

Bische  llennorhde),  ferner  auf  die  Venen  <Blutaderkno« 

ten,  weehe  auch  in  einem  Organe  vorkomaien  können: 

Hämorrbiden ) ,  auf  die  Drusen  (Scropheln),  auf  die 

Lange  (Tuberkeln)  ete.  «tc.  —    Es  iat  hier  nicbt  der 


4U8  Pharm.  Bepertorium. 

Ort,  diese  Ansicht  des  Verf.  einer  genauen  Prüfung:  zu 
unterwerfen,  (fit.  Polta,  Beob.  über  die  Flechte  etc., 
Leipzig  1837.  —    Dr.  Hampb). 

.  Aqua  firlsldfl.  *)  1.  Chorea.  —  Dr.  Kirchner 
wandte  bei  einer  Chorea  stündliche  Waschungen  der 
Wirbelsäule  mit  einem  in  kaltes  Wasser  getauchten 
Badschwamme  an  (4—5  Minuten  lang);  in  der  Zwi- 
schenzeit wurde  oft  und  vid  kaltes  Wasser  getrunken. 
COestr.  med.  Jahrb.  XVI.,  216.  —    Dr.  Hampe). 

S.  Kolhbrechen.  Dn  Lucas  in  Erkelenz  berichtet, 
dass  ein  junger  Mann  von  «crophulöser  Dsithese  in 
Folge  eines  Diätfehlers  Verstopfung  mit  vorübprgeben- 
den  krampfhaften  Schmerzen  im  Unterleib  bekommen 
habe,  wogegen  5  Tage  lang  eine  Menge  von  Mitteln 
vergeblich  verbraucht  worden  waren.  Pat.  halte  hef- 
tigen, nicht  zu  löschenden  Durst,  kalte  Extreonitäten 
und  brach  öfters  Koth  aus.  Mit  kaltem  Wasser  ange- 
feuchtete Tücher  wurden  nun  über  den  Unterleib  {elegt 
nnd  stündlich  erneuert,  dabei  aber  alle  3  Stundm  ein 
Klystier  von  liLaltem  Wasser  gesetzt  und  zum  Getränk 
ebenfalls  kaltes  Wasser  gereicht.  —  Kaum  war  dies 
zehn  Stunden  lang  fortgesetzt  worden  ^  als  sich  das 
Erbrechen  stillte^  ein  kothiger  Stuhlgang  eintrat,  der 
sich  bald  mehrmals  wiederholte  und  die  Besserung  dann 
von  Stunde  zu  Stunde  fortschritt.  (Casper's  Wodien- 
schrift  f.  d.  ges.  Ueilk.    1838.  Nr.  11). 

8.  Angina  habitualis.  —  Ein  kraftiger,  leblafter 
Mann  in  den  Vierzigen  litt  seit  mehreren  Jihren 
fast  alle  4  Wochen  an  Angina  faucium  et  toisilla- 
rum,  die  trotz  aller  Behandlung  jedesmal  in  Eilsrung 
der  Tonsillen  übergieng.  Im  Monat  Novembe/  18 — 
wurde  derselbe  wieder  von  einer  solchen  Entztadung 
befallen,  in  dem  Grade,  dass  er  keinen  Laut  von  seh  g^e- 
ben  und  kaum  mehr  Flüssigkeiten  verschlucken  kovite.  £s 


*)    Die  Mittheilaiigen  ana  der  „Wasserzeitong^^  von  In  Waisa 
^Jjid  zu  unvollkommen,  um  aufgenommen  zu  werden.  -*-  Red* 


Pharm.  Eepertarhm.  409 

wurden  von  Dr«  Pripnow  kalte  Umschläge  von  Eis  ver- 
anistaltet  und  nach  3  Stunden  konnte  Pat.  schon  wieder 
sprechen»  Es  wurde  mit  den  Umschlägen  fortgefahren 
und  am  andern  Tage  war  die  Entzündung  verschwun- 
den. Ein  Rückfall  ward  eben  so  behandelt  (allein  auch 
einige  ,, Deri vantien ^^  angewendet),  das  Resultat  \var 
dssselbe.  Seit  5  Monaten  hat  sich  keine  Spur  einer 
neuen  Halsentzündung  gezeigt.  Während  der  letzten 
Behandlung  bildete  sich  auf  dem  Scheitel  ein  brennen- 
der, stechender  Schmerz^  der  sehr  empfindlich  wurde, 
sich  aber  auch  nach  Application  einer  mit  Eis  gefüllten 
Blase  gänzlich  verlor.  (Casper's  Wochenschr.  Nr.  49. 
1838.  Dr.  NoACK.) 

4.  Ufsbergiessungen  mit  kaltem  Wasser  bei  DeÜT'- 
Potator.  In  einem  heftigen  und  vorgeschrittenen  Falle  von 
delirium  potatorum  bei  einem  kräftigen  Manne,  der  täg- 
lich 3  Quart  Branntwein  zu  trinken  pflegte,  waren  in- 
nerhalb 24  Stunden  bereits  18  Gran  Opium  ohne  Erfolg 
angewendet  worden.  Da  es  darauf  ankam,  Schlaf  her<- 
beizuführen,  so  wurden  kalte  Uebergiessungen  bis  znr 
vollkommenen  Ermattung  des  Kranken  angewendet. 
Erst  50"  Eimer  führten  zum  Ziele  und  es  war  interes- 
sant, noch  während  des  Bades  eine  plötzliche,  voll- 
kommene Rückkehr  der  gestörten  Geisteskräfte  zu  ih- 
rer Norm  und  dann  einen  fast  ISstündigen  ununterbro- 
chenen Schlaf  zu  beobachten,  in  dessen  Folge  völlige 
Genesung  eintrat.  (Bust's  Magaz.  f.  d^ges.  Heilkunde, 
Bd.  53,  Hft.  2.  pg.  305.    Dr.  Frank). 

5.  Vlcera  atonica  pedis.  ^3  —  Unter  den  zahllosen 
Mühen  der  ärztlichen  Praxis  ist  eine  der  grössten  un- 
streitig, atomsche  Fus^geschwüre  gründlich  und  dauer- 
haft zu  heilen.    Verf.  meint  biemit  solche,  welche  ohne 


*)  Der  Aufsatz,  aas  dem  wir  die  folgenden  MittheUungen  ent- 
nehmen, fuhrt  die  Ueberschrift :  „Ueber  die  Wirksamkeit  \le8  kal- 
ten Wassers  in  Form  der  herabfallenden  Pouche  gegen  veraltete 
Fussgeschwure  etc.  von  Dr.  Butzkx.—    Ref. 


mtfptt  OTt  ■BCMWCferiMI  KCmnMMM  BrairtHSi 

IMl}ffc#it  Md  atrM  mUcb  mcIi  wej^  «rjp 
SiMlirtMiCM  4«r  HmI  nrf  Zdlha*t  ia  der  U« 
4ir  linMfciNiAcs  BcniiitMlicIiB  fMlbcatckn. 
MnM|r  Idbre  «bcr,  da«  «fl«  •otbcrijrrM  Hill« 
Ma4«  elc  fir  rfi«  DweriMAIgfccit  4er  Ucümi 
WdferliHt  «rewibm,  wie  Vcrt  erfahrem.  \ 
NMMntkni  iker  eine  «tebere  Beburilaacsweif 
Um  Mf  f^^w  AoOe  IFmacr  In  Fwm  der  A«ia<>/i 
OMfcAe«,  •>  Verf.  Mick  Am  aidit  bei  den  ati 
Oeaehwircn  atchen,  aoadeni  waarfte  das  Wasi 
bd  den  ibri^ea  flewhwirkraiikni  Miner  Ar» 
M,  M  gaeMiUigket;  Diät  und  mtfreebter  JStei 
Dm  IVanerr  fiel  6  Faas  in  einen  snunterbi 
«tarkm  Strahle  %ar  Erde  herab,  aad  der  Krank< 
demaclticn  in  gtwihnUehn  Pillen  eine  halbe, 
bdaarlliicn  selbst  eine  gtitt/e  Stunde  VlgHth 
Biekaleht  anf  Wlltemoji;)  M«f(esetxt.  —  Als 
WlrkuBfcen  der  DoDctie  aeij^en  sich  bei  allen 
daen  ennftcbat  ein  lebhafter,  achrinff ender  Seh 
GeaehwAft  welcher  zawellcD  so  aaerirAglid 
ward«,  daaa  die  Proccdar  »ehon  nach  10  Minul 
im  elttfrestellt  werden  musstef  demnAehnt  al 
danhle^  phle^meafoe  lUtlie  der  Haut  in  der  Vt 
dta  üeaehwfirs  und  nicht  acUen  auch  eine  gtrb 
tunjc  nas  denselben.  Nach  beendigter  Appliea 
Dnnehe  traten  als  teomtUr*  Wirkaa/ic«  her 
liltentkUmliehea  GenM  von  Kriebela  nd  Jicke 
OtaekwfirUehef  MerkUek  erk«h(a  Wtra«,  Aa 
hMilf  and  rosearstbe  Vithumg  der  «ambcadci 

*)  Bkr  m,  wto  N»  lelctt  licht,  du  & 
le  Mia  <aa  |[ew4lMnck 
■•gHlh  M  «ft  I 


dem  Gesdiwir 

kranken 

zen  bei  tS  Genck 

tcn:  an 

Weiber;  an 

S  Knaben;  an 

Die  Rendüde  der  V 
B^iedenen  Geack 


a.  Bei  den  herpel.  l\riifr irirnrm  bewfriie  £e  Pancfcn 
swar  mitantec-  timgt  Bfiacraag,  dacli  üb  keüicB  Failn 


eine  volblindife  BeOanjr.  Ehecaa  erf^t^o»  Uietea 
Versoehe  aarb  bei  S  cnlassalen  Färsen  Yon  Elepb«^ 
tiasis  des  Unlerscbenkeb.  welche  »tefc  bei  t  Jansen 
Mädchen  dareb  eine  trirbawalaic  Jkuataae  ^einldas 
hatten.  Von  aiebrercn  Krankes  warde  die  Daaehe 
nicht  ertrajcen,  indes  sich  bei  jeder  JlppUafiim 
gemein  heftij:e.  reisaende  Sebaierxea  in  iem  leidende» 
Gliede  einstellten.  Bei  den  ibri^i^en  Fat.  auehce  die  a»- 
fan Jülich  ein|^etretene  Besaenni;  aiehrentheils  wieäer 
Rfickschritte  and  die  Tersnche  warden  daher  aach 
ner  vierwöcbenlliehen  Daaer  wieder  aaf^e^ben. 

Wenn  fibrigena  diese  Resnltate  fremden  Erfahma 
xn  widersprechen  scheinen^  ae  erinnert  Verf.  wieder- 
holt daran,  dass  die  Anstalt  i^wissermaasflen  der  .jnm 
melplats  aller  helkolojpsehen  Monstra  der  Provinz  WesI» 
prenssen  ist  und  dass  aaaientlieh  die  herpetischen  Ge- 
aehwurfonnen  we;;en  ihrer  hiaijircn  Compiication  aül 
einem  trichomatösen  Gmndleiden  hier  zn  den  bosartiie* 
aten  Uebeln  i^hdren«  Jenseits  der  Oder,  wo  diese  pro* 
tensarti/^  Kacheiiie  unter  hnnderten  Ton  herpetischen 
Geschworen  kaum  einmal  vorkommt,  msj:  ihre  Heilani^ 
durch  die  kalte  Dooche  auch  eher  /c^iin;^n,  und  Verl 
erinnert  sich  selbst,  bei  seinem  frühem  Aufenthalte  in 
Berlin  eine  arme  alte  Frau  dadurch  von  ihrem  herpeti* 
achen  Geschwibre  befreit  su  haben,  dass  er  ihr  anrieth. 


41t  Pharm.  Reperfarium. 

alle  Abende  an  einen  Bronnen  zu  gehen  und  ihren  Fass 
fleissiir  mit  Wasser  zu  bepumpen. 

b.  Ungleicli  /günstiger  waren  dagegen  die  Rrfol/g^e  des 
Dottche  bei  2  an  &cropbulöser  Caries  leidenden  Knaben. 

]•  Atubreas  Javorskiy  14  Jahr  alt,  aaf/i:enomnien  in 
die  Anstalt  am  89.  Jan.  1836  mit  caries  scrophalosa  am 
mittlem  Tlieile  der  Tibia  des  linken  Unterschenkels, 
welche  bereits  seit  3  Jahren  bestand  und  die  Uaotr  an 
4  Stellen  durchbrochen  hatte.  Die  Eiterabsondernng 
war  äusserst  copiös,  die  Tibia  ihrem  ganzen  Verlaufe 
nach,  wie  bei  der  Spina  ventosa,  angeschwollen  und 
ao  schmerzhaft  beim  Auftreten,  dass  Pat  nur  mit 
Hilfe  eines  Stockes  gehen  konnte.  Nach  6wöcheot- 
liehem  Gebrauche  der  Uonche  waren  bereits  2  Ge- 
•ebwdrs&ffhnnjcen  völlig  vernarbt,  die  Geschwulst  der 
Tibia  hatte  sich  beträchtlich  vermindert  und  Pat 
kMate  ohne  Beihilfe  eines  Stockes  wieder  mit  Leich- 
ti|tkeit  geben«  Indessen  vermochte  die  Donche  d«ch 
keine  vollstindige  Ueflung  zu  bewirken,  uigeachtrt 
fiieselbe  noch  4  Wochen  fortgesetzt  wurde. 

f.  J^kmtm  irnrMe/^  17  Jzhr  alt,  aufgenomuMs  am 
tl«  Mira  1^36  aüt  Caries  scrophulosa  am  unter«  Tl^dc 
des  rechte«  Oberschenkelknochens  von  djährigcr  Daaer. 
Am  der  iussena  and  innerm  Seite  des  OhersdMmkcls, 
fichl  iher  dem  Kniegelenk,  hefaudea  sich  3  rarii>se  Gc^ 
mliwate  mit  starker ^  sehr  ihelfiechemder  Eiirri^j— 
dervng.  Das  Kniegelenk  war  theils  durch  Asschvel- 
iHg  der  nntera  ExUemilat  des  Os  femor».  th^s 

kiankhafte 

HäJAe  des 


%kfioit  des  Kniegcleaks  iisllk 
«MMrti&e  «hme  nlie 
Ais  KmitiBramiks  kniar 


vermindert  uod  von  den  Gesehwircs  war  kercits 
gänzlich  vernarbt  Die  nbri^a  beiileii  Geschwire 
serten  sich  ebenfallsi,  konnten  jedoch  selbst  dardi 
nen    4wöchentliehea   Portgebraach    der    Doaehe 
a^ur  Heilonjc  ^bracht  werden. 

c.  Am  wirksamsten  erwies  sieh  die  Doaehe  jr^irca 
atonisehe  FuugeMcheüre  j  indem  von  8  damit  heham- 
delten  Fällen  die  Ualfle  vollstindijr  geheilt  warde. 

1«  Johann  Biets ^  46  Jahr  alt,  Matrose,  aafjreaim 
mcn  in  die  Anstalt  am  3.  Aug.  183S  mit  alcrrih.  atao. 
beider  Untersehenkel,  welche  sich  vor  13  Jahren  aaa 
unbekannten  Grfinden  entwickelt  halten  und  seit  dieser 
Zeit  nie  gänzlich  vernarbt  waren.  Die  Geschwire^  i 
an  der  Zahl,  in  der  Gegend  der  Fassknöehel,  sind  vom 
rundlicher  Figar  mit  dicken,  scharf  begrenzten  Raadera, 
über  denselben  prominirendem,  unreinem,  sehwaauaigem 
Grunde,  und  copiöser,  wasseriger  Absonderaag.  Fiat» 
war  in  der  Anstalt  bereits  nach  der  GzaDT'sehen  Weise 
behandelt  worden,  welche,  ungeachtet  ihres  mehr- 
wöchentlichen Gebrauchs,  die  Geschwüre  zwar  gebes- 
sert, doch  nicht  zu  einer  vollständigen  Heilung  geführt 
hatte.  Die  Douche  wurde  hierauf  vom  1.  Juni  bis  zoa 
21»  Juli  applicirt  und  bewirkte  in  etwa  7  Wochen  eiae 
vollkommene  Vemarbnng  aller  Geschwüre,  so  daas 
Bless  nach  einer  etwa  Swöchentlichen  Beobachtung  am 
18.  Aug.  1837  entlassen  werden  konnte.  Flussbäder  wa* 
ren  während  der  Cur  nicht  gebraucht 

8.  Joh.  LeiMOy  55  Jahr  alt,  Arbeitsm.,  aufgenommen 
am  89.  Jan.  1837,  mit  einem  vor  etwa  15  Jahren  durch  einen 
Stoss  entstandenen  Geschwüre  am  untern  vordem  Theile 
des  linken  Unterschenkels,  welches  bei  der  Aufnahme  des 
Kranken,  vermuthlich  in  Folge  unz  weck  massigen  Ver- 
haltens, einen  phagadänischen  Charakter  angenommen 
hatte.  Durch  ruhige  Lage,  Chlorkalkauflösang,  spä- 
terhin Charoillenänfguss  mit  Bleiessig,  besserte  sich 
das  Geschwür  allmählig  und  der  frühere  atonische  Cha- 
rakter trat  wieder  hervor.   Da  das  Geschwür  jetzt  vom 


414  Pharm.  Bepmiarkm. 

Uflifinxe  beinahe  einer  halben  Hannshand,  lfinji:lieii« 
runder  Pifriir,  mit  aehr  ealiösem  und  vertieften,  anrei- 
nem  Orunile,  l^eine  weitem  Fortachritte  siir  Besserang^ 
machte,  «o  wurde  am  9.  Jani  die  Dooche  in  Gebraoch 
Keaoffon  und  bis  Kum  18.  Juli,  also  etwa  &  Wochen 
hindurch,  fortf^eselzt.  Pat  nahm  ausserdem  noch  6 
PluaabJIder  und  wurde  in  Fol^e  dieser  Behandlan/p 
ItAnalieh  wiederher^restellt,  ao  dass  er  nach  einer  noch 
IStAf  ixen  Beobachtung  die  Afistalt  am  31.  JoU  1837  wie- 
der verlaasen  konnte. 

8»  JPeler  ZokoUy  SO  Jahr  all,  Dieastkneeht ,  wäfgt^ 
lommeii  den  t&  Mars  1837  mit  einem  atonischen  Fuss-* 
^IK^aehwär  über  dem  iassem  Fassknochel  des  rechten 
Unterschenkels.  Das  Geschwir  hatte  eine  mndiiche 
l%iir^  die  Grdsse  etwa  eines  Thalcrstiekes  aod  cal* 
Hae^  aarxewarfeaa  Riader  mit  eiwNa  vertiefteB,  nnrei« 
UM  Grande  and  spirlicher  lym|ihnlischcr  Eiteralisnn- 
detnaijt.  Ga  entwickelte  sich  vnr  etwa  7  Jahren  aus 
mhtkannten  ITrsarhen  nnd  wideralnnd  seil  dieser  Zeil 
ai»lhfwcn^  achan  nasser  der  Anslnll  j^ehmnchlen  Cnrcn 
aMU  ct%ft^)ier  Hnrlnickij^keit  FiaL  heahnchlete  vom  Tag« 
aaiinirr  AnAiahme  an  eine  nnnnsgtesttmle  rahi;re  Rocken- 
|%jp^  jm  Ikll^i)  wahei  das  Gesiriiarir  bmI  aastrockaea- 
4itn  MJIleln,,  JUnk^alian,  Efehenrindendecact  nad  festen 
|£hi>0iC^^M^ren  hehandcH  wnrde.  Da  dies  Vcrfnhrcn 
nJMit  an  «in^r  valMind^en  Builmm  fnhrte,  so  worde 

om  ^  ^op  'K^r  ipooi^iv  qp^wnNiiie«^  oeom  irctcocr  i^i* 
ÜHKilh  A  l<>«aAh**fir  jBciwnnthtti>  AmtSw  Anji^.,  ahn 
«|>0ii'n  %  W^M^Kt^s  war  das  tBemliarir  hereils  xU&g^ 
aiaiHMt  nwa  Npm*  'wn^^cfiPtno  vevaiena  mo  Ansiau 
HM^tWe^  lliNtlka^M«^  nm  9i  Sefpl.  1S37. 

4    V^mi^  V^^mmm^  IS  Jahr  all,  Arbeilsmaam, 
jioiaNrrmw^rn  nPiÄ  ^n.  •^mn  Sosr  bbw  ocooiscBeB  oesco' 
Ml  t»««i#M  l1M«l«dhMlodK  ^if^Mie  sich  vor  etwa  5 
fn  X'waiMillShilJ^  aNRSi  «hMa  hetpclischen  Grandleidea 


eines  Thalers  ^  befanden  sich  in  der  Geilend  der  Fass- 
knöchei,  hatten  eine  länglieh  runde  Fij>:ar,  dicke,  fest 
anliegende  5  scharf  bekränzte  Ränder  und  einen  promi- 
nirend^n,  schwammigen  Grund,  mit  copiösei',  jauchiger 
Eliterabsonderuiig.  Der  Kranke  gebrauchte  vom  9i. 
Juli  bis  %nnk  30*  August,  im  Ganzen  also  etwa  5  Wo- 
chen, die  Douche  und  nebenher  noch  6  Flussbäder, 
worauf  sämrotliche  Geschwüre  vollsländig  vernarbtea 
und  die  Entlassung  des  Genesenen  nach  einer  lOtigi- 
gen  Beobachtung  am  9.  Sept.  1837  erfolgen  konnte.  ^) 
(Berliner  med«  Zeitung,  7.  Jahrg.  Nr.  3S«  pg.  159-^18S« 
Dr*  Frank). 

Argrentiint  nltrleum  ftusum.  —  1.  Asthmm 
convuU.  —  Frau  U.,  82  Jahre  alt,  war  bis  in  ihr  ho- 
hes Alter  von  eigentlichen  Krankheiten  frei  geblieben ^ 
bis  sie  vor  wenigea  Jahren  von  den  heftigsten  Brost* 


*)  Bei  den  uhrigen  4  GeschwursIcranIceD  dieser  Gattung  blieb  die 
Doiiche  ohne  den  gewünschten  Erfolg,  indem  sie  zwar  Besserung, 
al>er  ungeachtet  Ihres  beinahe  Swochentlichen  Gebrauchs  keine  Ter- 
narhung  bewirkte.  Ein  Fall  gehörte  su  den  desperateaten  im  Go» 
biete  der  Hclkologie.  Von  den  übrigen  3  Kranken^  sämmtlich  ge- 
sunden, rüstigen  Arbeitsleuten  von  resp.  40— 4S  und  45  Jahren  litten 
8  an  atonischen  Geschwuren  gerade  am  vordem  Winkel  des  Schien- 
beins, welche  durch  traumatische  Einwirkungen  entstanden  waren. 
Verf.  meint,  dass  viellelchl  In  der  Localirat  des  Uebels  hier  die 
Ursache  des  Misslisgens  gelegen,  da  bekanntlich  dergleichen  Ge* 
schwüre  niebc  selten  mit  einem  versteckten  KnoehenleMen  vtfw 
bunden  und  desshalb  äusserst  schwer  su  heilen  sind.  —  Bei  den 
vierten  Kranken  endlich,  welcher  mit  einem  atonischen  Geschwir 
des  linken  Unterachenkeli^,  etwa  2  Zoll  über  dem  äussern  Fusn- 
kn/Schel,  behaftet  war,  Hess  sich  eine  bestimmte  Ursache  des  man* 
gclhanen  Erfolges  der  Deuche  nicht  auffinden.  Das  Geschwir 
vrar  von  ovaler  Figur,  der  Grösse  eines  Viergroscbensinqfcs  and 
hatte  einen  blassen,  odematdsen,  wenig  empfindlicben  Band,  einen 
laxen,  schwammigen  Grund  mit  Absonderung  eines  sehr  copiösen, 
lymphatischen  Eiters.  Beim  Gebrauche  der  Douche  verschwand  dl^ 
ddematAse  Beschaffenheit  des  Raodes,  das  Geschwur  ssog  sich  bis  SEua 
Vmftinge  einer  Bohne  zusammen,  blieb  dann  aber  unverändert|  oi- 
anhon  die  Cnr  a  WnelMn  foüf  «Mlsi  wnrdn;        Fn, 


416  tkarm.^Reperlarium. 

krtmpfen  befallen  wurde.  Als  Dr.  Olzewski  zq  K5« 
nigsber/^  in  Preossen  die  Frau  kennen  lernte,  traten 
die  Krämpfe  wöchentlich  1 — Smal  ohne  alle  Vorböten 
«in  und  verschwanden  najch  einer  Viertelstande  ohne  alle 
andern  Folgen,  als  grosse  Ermattung  zurücklassend.  Un- 
ter plötzlichen,  heftigen  Bruststechen  horte  die  Respi- 
ration auf,  der  Pulsschlag  cessirte  und  Eisk&}te  trat 
an  Händen  und  im  Gesichte  ein.  Nach  einigen  Minnten 
fieng  der  Puls  an,  sich  allmählig  zu  heben ^  das  Ge- 
sicht wurde  nach  und  nach  toth,  die  Frau  schrie  eini- 
gemal heftig  auf,  worauf  ein  so  heftiges  Arbeiten  und 
Poltern  in  der  Brust  begann,  dass  man  furchten  musste, 
es  könne  in  derselben  etwas  zerreissen;  gleichzeitig 
zitterte  und  bebte  der  ganze  Körper  wie  im  Frostanfall 
eines  kalten  Fiebers.  Nach  und  nach  Hess  dieser  Ta- 
malt  nach,  es  trat  reichlicher,  warmer  Schweiss  ein^ 
Pat.  versank  in  Schlaf,  womit  der  Anfall  ein  Ende 
hatte.  Eine  Menge  Mittel  waren  fruchtlos  gebrancbt 
worden.  0.  verordnete  8  Gran  Höllenstein  in  60  Pillen, 
stundlich  deren  eine  zu  nehmen.  Am  8.  Tage  erlitt  die 
Pat.  einen  neuen  Krampfanfall,  der  alle  vorherge- 
gangenen an  Heftigkeit  und  Dauer  übertreffen  haben 
soll.  Die  Pillen  wurden  fortgenommen,  zusammen  4 
Gran  Höllenstein  verbraucht  und  der  Anfall  kam  nicht 
wieder,  wenigstens  ist  bis  jetzt,  VU  Jahr  hindurch, 
Pat.  von  ihrem  Uebel  nicht  heimgesucht  worden.  (Cas- 
PKR^s  Wochenschr.  Nr.  46.  1838.    Dr.  Noack). 

S.  Verbrennung.  —  Ein  kräftiger  Arbeltsmann  von  43 
Jahren  war  durch  Unvorsichtigkeit  rücklings  in  einen  zum 
Theil  noch  gefüllten  Braukessel  gefallen  und  hatte  sich 
dadurch  eine  weit  verbreitete  Verbrennung  zugezogen. 
Dieselbe  nahm  den  ganzen  Rücken  vom  Halse  bis  znr 
Lumbaigegend,  beide  Arme  mit  wenigen  Ausnahmen, 
und  das  rechte  Kniegelenk  ein^  und  verursachte  die 
wüthendsten  Schmerzen;  an  einzelnen  Stellen  entstan- 
den nur  Blasen,  an  den  meisten  jedoch  war  die  Hant 
in  einen  trockenen  Brandschorf  umgewandelt    Die  er« 


I 
« 


Pharm»  Bqifertoriuau  417 

sten  8  Tage  bedieote  sich  der  Mann  eines  ^'*'^*^fT$n 
von  Leinöl  und  Kreide.    Am  &,  Tag  fand  Dr.  Komb  in 
Königsberg  in  Prenssen  den  Pat  mit  heftigem  Eito- 
rungsfieher  bei  massig  vollem  nnd  beschleunigtem  Pulse 
mit   bedeutenden  abendh*chen  Exacerbationen,   g&nnli- 
chem  Appetitmangel,  Schlaflosigkeit  nnd  grosser  Unrnlie* 
(Das  obige  Liniment  ward  fortgesetzt;  Nitrum-Emnl- 
sion  mit  Magnesia  sniphurica).    Nach  S  Tagen  konnte 
ein  grosser  Theil  der  brandigen,  stfick weise  gelösten 
Haut  durch  die  8cbeere  entfernt  werden,  und  nun  wur- 
den alle  wunden  Stellen  mit  einer  Auflösung  von  Höl- 
lenstein (Grana  X.  auf  j  j.)  mittelst  eines  Federbartes 
betopft«    Darnach  entstanden  sehr  lebhafte  Schmerzen) 
die  sich  jedoch  in  einer    halben  Stunde  glnzlich  ver« 
loren.    Nach   Ittigiger  Behandlung  auf  diese  Weise 
(wobei  aber  zugleich  auch  Qin  nicht  angegebenes  toni« 
sirendes  (?)  Verfahren  emgeschlagen  worden  warl) 
nahmen  die  frfiher  unbedeutenden  Bespirationsbeschwer- 
den  in  dem  Grade  zu,  als  die  Vemarbung  vorschritt) 
der  Athem  wurde.  tigUeh  mehr  keuchend  und  beschwer- 
lich, der  Puls  war  hart  und  gross,  es  gesellten  steh 
Angst  nnd  Herzklppfen  binzn  und  K.  sah  sich  genö- 
thlgl,  einen  starken  Aderlass  zu  machen  und  wiederum 
znm  Nitrum  znräckzukehren*    Dieser  Zustand  wurde 
innerhalb  weniger  Tage  beseitigt  und  mit  dem  Arznei- 
mittel (das.  allmühiig  immer  st&rker  eingerfihrt  wurde  — 
Bj.  auf  g  j.  — )  fortgefahren.    Appetit  und  Schlaf,  wie 
gute  Nahrung  und  der  Gebranch  der  China  erhoben  die 
Krftfte,  so  dass  4  Wochen  nach  geschehener  Verletzung 
der  Bücken  bis  auf  sehr  wenige  nnd  nur  kleine  nis- 
sende  Stellen ,  die  mit  dem  Höllenstein  selbst  berährt 
wurden,  ebenso .  die  Arme  mit  Ausnahme  der  Ellenbo- 
gengelenke vernarbt  waren.    Jetzt  zeigten  sich  aber 
wiederum  Athmungsbeeehwerdenj  aber  mehr  pleuriti^ 
Mcher  Arty  mit  heftigem  Seitemtechen,  welche  sich  auf 
einen  Aderlass  bald  verloren.    In  der  6.  Woche  war 
Alles  geheilt,  —    [Einer  kdnftigen  Ermittelung  der  po- 

■TQSA  Bi.Z.  17 


418'  Mmtm.  EeperlaHum. 

sÜffCV  Wirkmigcn  de»  Salpeters.  Silbers  liejct  es  ob, 
db  Wtngt  7stt  entscbeitleD,  welchM  Ambeil  da»  salpe- 
tenr.  Silber  an  jenen  pneamonisch-plearitisebeii  Znfillleo 
hatte.  '^   Ref.].    (CAsPis's  Weehensebr.  Nr.  50.   1888. 

Dl*.  NöACK> 

8.  Ophlh.  neenat.  —  1—8  Gran  in  eiMr  Unxe  Aqua 
anfi^löst,  und  davon  2— Smal  tü/^Iieb  einige  Tropfen 
iffi  Auge  fallen  a&ir  lasseir,  empfteblt  BusoBt  (v.  ABunnr 
M:  9.  1.  2.  pg.  191.  Refy  kann  ans  inebreren  eigenen 
Beobaditongen  die  VörtrefflietikeÜ  dieses  Verfahrens 
bevUtigen.    Dr.  Pauu.    leb  ebenfalls.    CIb.). 

4»  TyphM  abdwminalUi  — '  (Vergl.  ^yg.  IX.  185> 
Im  Sept  1835  herrschte  za  Marseille  epidemiseh  ein 
typhöses  Fieber,  \voj:e^ii  die  sewöbniicheB  CurmethcM 
den  erfolglos  angewendet  warden.  Der  Militirarxt  Bou- 
DI»,  welcher  die  fieberkranken  Soldaten  im  HospÜale 
so  bebandeln  hatte,  versachle  die  Anwendung  des  BM-* 
leitttelns  bei  der  Efflsefindung  der  DaraMebleimhaat  im 
Typhus,  jedoeh  mit  der  grdssten  Umsieht  un4  Anfang» 
nof  In  dett  fWlen,  wo  amferd  Mittel  erfolglos  blldben 
nttd  die  Fatlenten  rettungslos  verloren  so  seyn  schienen. 

Der  erste  Fall  betraf  einen  Man»  von  83  Jabreo,  der 
in  dem  typhdsen  Fieber  «nsserst  Mtkrlftet,  mit  leicben-« 
artilfetti  Ausgehen,  erloschener  Stimme,  unbesehMiblicIi 
stitfkeadem  Athem ,  Decubitus  des  Krennbeins  und  der 
Trotfliranteren  and  mit  beattodiger  stinkender  Diarrbte 
iä  lag,  sd  das»  jeden  Augenblick  sein  Tod  erwarte« 
wloMtt.  Uhter  diesen  Umstünden  Versehrieh  ihm  Bounut 
eilt  Ülystier  von  8  Gran  HUIenstein  in  6  Unsen  deatil- 
lirf^tf  Wassers.  Diese  Injeetiön  blieb  zwar  nur  ft-^B 
SfAniten  bei  dem  Pat,  dessen  ungeachtet  folgte  tarn 
m^rkll^he  Veränderung  im  Durchfalle«  Brmathigt  durch 


rt*i** 


*)  Me  ADweDdttog  de»  Argent  nitr.  bei  Verbrennmf en  ist  neuer- 
^mfßß  »ehrfHch  zur  Sprache  gekomoien.  —  Die  pleorititchen  eic. 
Beschwerden  tCellen  sich  im  Yerlaure  Ausgeinreheter  VerbreDDungea 
nicht  selten  ein,  wesshalh  das  Argent.  nitr.  IM  TOrHiegendini  9*11« 
kanril  ScttnM  getresea  scya  diriHB.    Sa. 


MlehM  Klytftier  vM  S-r4  G«M  tVMmnUnn  golmi  Mitf 
deo  T#|r  übar  1  €mft  in  PiUmfarm  ilHKirllf h  ^«^luw» 
Naohdem  ifiese  ileimiidliifi|r  t  Tage  Urngt^SP^ß^^ 
warden  war^  va^naehwwid  die  Oiarrhöa,  4er  StqlillpuiMt 
wurda  eoQsisteot  «Hd  das  Aasjicih^  dM  KrankirUy  i|a 
wie  ibarliaapt  sein  allgeaielnev  Zffatawd,  batte  aieb  f«^ 
besaert)  Zunn^e  mid  ZAhne  wardaütraiii^  .der  Appetit 
kehrte  Mrick  ond  Pät  geoas. 

Von  diesem  ZettpiiBlcte  aa  werde  4^  aalpetaraaiae 
Silber  bei  «ehr  ab  fiO  TypIiasbraBhen  aUfewendel) 
von  denon  mir  S  ittarben,  und  dtn  linirftnntMhai;  deiv- 
eelben  seilte  awei  wiehlii^e  Data;  1)  daaa  die  iuiaakr 
haue  Eataüadmii^  nieht  dareh  daa/Aräneinilttel  veDr 
mehrt  worden  war^  ea  bftten  viehnehr  aiehrere  Cklh 
eehwäre  bereits  ko  veriarbea  aageiao|peii ;  9)  daaa  die 
Klystiere  vea  aaipeteraaor^m  Silber  ihre  Wirlumnf  dhar 
die  Talvala  tkeeeecaUs  bia  te  den  aotem  Theil  das 
dünnen  Darms  fort/^epflaiiat  hallen,  indem  die  SehWa»» 
liant  in  der  gianaen  AnadehnaBg>  dies  dicken  Oanna  eine 
solche  graae  Fiirbonn;  angenommen  haHe^  wie  die  4m 
Afters.  ,      '      :  .< 

CALBAimns  wmi  PLoemi,  Ae»ste  Mn  am  IMtet  IMettlii 
Marseille,  haben  eiaier  Katze  die  Selntio«  des  HdHenN 
stehis  in  die  HöhlaaK  des  Banehfells  ipespritst  oho^^ab» 
lea  Nachtheil  ttr  die  Ocaandheit  des  Tbieres«  — 

BouDiN  verordnete  das  aalpetevsaur^  SHber^bald  in 
Klystierea,  niadiVh  »-«  dran  deaselben  in  daattlHflem 
Wasser  anfgel6st  hnd  auf  einmal  eder  in  ^ebrifheiiali 
0aben  «pplleirt,  wenn  die  Diarrhoe  das  ▼erbenracUend» 
Symptom  war;  bald  gab  er  Jenes  Mittel  inaerlleh  «e 
^h-^i  Gran,  wenn  vocber  die  Schloimhaiit' dea  Magend 
nnd  des  Dfinndarms  litt^  bald  vereini|pte  er  beide  Aa^ 
wendnngaarten,  wenn  nämlich  der  fände  Darmkaaal 
mkgtgrUkn  war.  Zor  innem  An wendong  wlUle  dr  die 
Plllenform^  weil  die  wdsser^  Solation  des  Hölleaateiaa 
die  Zabae  ediwara  färbt  nad  einen  sehr  aabaltead  wider«* 

17« 


'Mo  -Mcm.  EUperiorkm. 

Hehen  MetaHjpesdimack  hat.    Pflanaenextniete  soll  man 
W^ht-  nU  ConatMom»  wihlen,  weil  es  tu  Silberaals 
Ü^aetM. '  FblKende  Forikiel  hat  sieh  als  die  sweckmia- 
«i|^te  empfohlen.   Rp*  Ar^nt  oitr.  eryst.  gr.  vj.  solv. 
in  ««  q.  Aq.  dest.  adv.  Palv*  Ganm.  Tragaeant.  s.  AmyL 
%  s.  ot  f.  Pllal.  Nr.  xij.  S.  Sländlieh  1—6  Pillen  Zs  g. 
-Du  aber  auch  das  Ganmi  und  Stirkemehl  laof^san  ser- 
4eiMid  auf  den  Höllenstein  einwirken,  so  mässen  die 
Pillen  tä;2;licb  frisch  bereuet  werden.    Bocdin  hat  fiber 
10 Gran  in  der  ganzen  Dosis  gegeben;  nur  in  seltenen 
mien  Jedoch  warde  an  dieser  Gabe  geschritten.  — 
■Ungeachtet  der  BddeatsaoEikeit  in  Bestimnnngder  Do^ 
sis  jehes  Mittdis  liatBouniN  doch  Kranke  gehabt  and 
geheilt,  die  wihrenddes  ganzen  Verlanfs  der  Krank- 
heit Über  eine  Drachme  salpetersaares  Silber  erhalten 
hatten,  aber  in  den  meisten  Fällen  verschwanden  die 
«ntzdndlichen  Symptome  bald  nach  der  Anwendung;  der 
ersten  Dosis  des  Höüeusteins,  so  dass  man  das  Mittel 
flieht  lange  fortinsetaen  braaehte» 
"Die  oft  erwähnte  braune  Firbang  der  Haut  beobaeh- 
4ete  B.  nie  darnach. 

Zu  Klystieren  muss  man  die  einfache  Solution  des 
'Hötteasteias  in  destillirtem  Wasser  ohne  alle  Zusätze 
wählen.  Man  nimmt  1—8  Gran  des  Silbersalzea  auf  6 
Ifazen  destillirten  Wassers  zu  einer  Injection.  C Jour- 
nal der  Chirurgie  und  Augenheilkunde  von  v.  QnAwm 
and  V«  WALTHsa.  XXVI.  Bd.  pg.  706—709.  Dr.  FaAMK). 
r.i  Aanlca. —  ürinfiHel^  durch  die  Natur  geheilt,  vom 
fiKeisphysicoa  Dr*  Wolft.  —  Im  Fallen  wurde  einem 
f;gndnuinne  durch  den  Stiel  einer  Hacke  das  PerinAum 
gequetscht.  Die  Theile  waren  schwarz,  stark  geschwol- 
len-und  schmerzhaft  Urin  gieng  nicht  ab  und  ein  Ka- 
theter' konnte  nicht  eingefährt  werden.  Tinct*  Am., 
atfindlieh  au  1  Tropfen,  und  äusserlich  mit  Wasser  ver^ 
ddnnt,  angewandt,  halfen  so  schnell,  dass  nach  6  Stunden 
der  Katheter  eingeführt  werden  konnte«  Die  Besaer- 
nag  gieng  unter  dem  missigeren  Part^ebraucke,  der 


Arniea  immer  weiter;  gleith%eil^  iihrlf;eB»  4Ui4>rJekeite> 
sicii  durch  die  Verletzanf  der  Ur^ra  in  der.Nite  4m 
Blasenhalses  ein  Abscess  im  Periaflam^der  :von  seibat: 
viel  Elter  ergo^s  and  eine  Urinfistel  anräckliessi  welcbis. 
sich  aber  binnen  14  Taipen  ebenfatU  .Yon  selbst  C?> 
schloss.  (Cbirorjf.  Almanach  fär  das  jFahr  1838«  Voa 
Fn  Ernst  BAuMeAanN  etc.  pn^.  79-*80. .  Dn  FaAiaC}  . 

Arsenlemm»  —  1.  Besonders  nach  Araenikcaren 
entsteht  Blutbrechen  sehr  oft,  nicht  ji^eieh,  solidem  am 
einif^e  Hinaten  spiter.  Ueberhanpt  veranlasst  der  Arr 
sen.  Blut  brechen  und  blutigen  Stuhl  gana  ei|tenthds^ 
lieh ,  und  die  kleinsten  Dosen  dieses  llittels  kSnneri 
nach  mehreren  Wochen  noch  diese  Foljj^. haben,  wobei 
dann  eine  bedeutende  Verdickung  and  Auflockerung 
der  Schleimhaut  an  einEelnen  Stellen  im  Darmkanala 
angetroffen  wird.  (Nsumamm,  v.  d.  Krkhtn«  dt  Mensch« 
S.  617.    Dn  Kcan> 

2.  Vergiflung.  —  Loren»  lu  (Angabe  des  Alters, 
der  Constitution  etc*  fehlt  I)  hatte  am  16.  Jan«,  nachdem 
er  unmittelbar,  zuvor  Holz  gehauen  hatte  und  keine 
Krankheit  an  ihm.  bemerkt  worden  war,  auf  das  in 
Mehlklössen  bestehende,  von  seiner  Ehefrau  ihm  berel-*~ 
tete  Abendessen  heftige  Leibschmerzen,  Durst  nnd 
anhaltendes  Erbrechen  bekommen.  Der  am  Colgendett 
Tage  hinzugerufene  Kreischirurgus  S.  fand  den  Kran- 
ken bleich,  kalt,  mit  Seh  weiss  bedeckt,  in  heftigen 
Convulsionen  und,  häufigem  Erbrechen,  mit  unertrfigli«« 
eben  Schmerzen  im  Unterleibe,  kleinem,  krampfhaft  zu- 
sammengezogenem Pulse  und  zitternden  Gliedmassen* 
In  der  folgenden  Nacht  kamen  die  Schmerzen  nur  pe- 
riodisch, aber  die  Gliedmaasen  blieben  kalt  und  der. 
Puls  war  nicht  mehr  zu  fühlen.  Der  Tod  erfolgte 
Abends  6  IThr,  ungefähr  48  Stunden  nach  dem  Anfang« 
der  Krankheit.  Bei  der  Obduction  fand  man  gcfinlicbei 
Streifen  am  Unterleibe  und  blaue  Flecke  an  den  Glied-, 
maasen;  das  Blut  in  simmtlichen  Gefisaen  diaafiiMig 
nnd  aufgelöst;  die  dfinnen  Ditme  von  Luft  atisgedehal;. 


df«  ShtgMmm^  liiüt  njllcli  iMe  Vcnei^  an  itan  Magca» 
«Sil  Nfifce  ind  d«M  €MIrtM  von  IMat  Mralzenii;  eat* 
nlttdete  SteHtn  m  4ot  inwcfn  Flache  des  Umgm^j 
&n'lMet^  und  KrolMMtoraii»  mi  an  dessen  Gekröse; 
den  oMeim  TMI  der  läfpeiser&hre  lisd  den  obeni  Thtil 
dos  Mdgoas  d^taikol  goHrbt,  etwas  Mdsliek;  dunkle 
Fledie  >in  der  Sdileionhanl  des  gaaaen  Ma^^ens^  des 
SwtUlInfordaiOai  und  des  KrimmdaraHit  sohmierlKe 
IltssiKkolt  ottd  Uotijtony  braobon  Sehleioi  Im  Umgn 
nnd  ZwölMmfOfdaiin^  eadlieft  die  SeMemiliaat  des  Leer^ 
damis^  des  Kruniiidsrais  and  d*r  weiten  Dürme  geti^^ 
tbot^  die  fiOSKen  dakikoHilai,  adt  dläneni,  ÜUsig^m 
BNite  goMll«  und  ,fim  ihrem  Innren  Zwnmtmemhmige 
«eAreMAMU  ginm  ktmuüg  vnd  S9kmmr»f^  Die  Yewmm^ 
tbani^  ebitf#  YergUUmg  wird  hier  aar  aiemUeben  Oe- 
wiBskell  Md  iel  dtr  Aasiaittlanit:  deis  Oifles  wurde  der 
Arsenikgebalt  in  den  Mehlklössen,  weleiio  vinder  AlbeUd-^ 
nMMaOit  des  lioreda  L.  iMg  jcoblieben  w^ren,  do#eh 
die  Ohemiseb*  Ahalyso  auf  das  enisebMenste  erwie- 
^eeU)  ulid  sooril  ensser  Zweifel  geeint,  dass  der  Ted 
elnadi;  dorcli  Atsenikverjciftung^  verorsaebt  wordoi  ist  h^ 
Der  GrviMl^  WaMm  Leber  und  MiM  nertnal  foraaden 
«rurdMiv  Ibt  **^  mmk  dts  Verf.  Aasieht  -^  (wobl  aut 
Beebtj  darin  zu  budien^  dass  wabrsebelblieh  der  Tod 
80  Aribe  Oiagetreten  war,  als  ilass  das  Gift  seine  Wir-i» 
lianit  ia  diesen  Orji^nen  bitte  entwiokeki  können.  ~ 
Die  Dose  war  niebt  ansu|teben. 

Bet  Terunxläefcte  halte  40  StandM  ianfr  an  ankmi- 
toadeai  firbreeben  jeelitten^  reichliche  Getränke  mms 
SMcb^  LeinU  und  Haferschleim  )3;«aösseB  und  15  Kly- 
Stiere  Cworaws?)  hekemaien.  — 

BüRDACH  wgt  ia  sejoeia  Saperarbitriuia  t  Wirklieb  etit-* 
Stahl  bei  der  Arsenik ver/tiftünj:  eftnaits,  wenn  auch 
keine  whrkitehe  Lonfi^eacalaütidang^  so  doch  ein  ent« 
aiadiither  2ostaM  der  Athmongserj^ane^  der  während 
des  bMens  durch  Ht^iserkelt  und  En|;hri8tigkeit ,  nnil 
ndeA  lleai  Tode  •  durch  lUMhunic  dirr  fikhkiariiaot  der 


Luftwege  and  domkki  Fätbimg  4kr  Immgn  mA  offl»- 
halt ,  80  dttss  «r  jnt  so  4em  MerfcMih^  tiMr  atlchM 
Arsenikvergitiümg  %ü  sililes  ist.  >*>   . 

BuROACH  liebt  bd  einer  mideffi  YergHlttnj^sgeflehidite 
mit  Arsenik  neeh  als  vreheve  Eig-entiifiniHGhkett  4ts 
Arsenik«  herver,  tiass  er  die  Pimlme«  des  Lefefmanui 
anfan^  be^nsti^  und  naebmais  hennie.-^  Eine  liier 
veranstahete  Ansf^mbini^  des  Leiehnams  nacfi  5  He- 
natten  zeij^te  a)  dass  der  LeMman  anffaHend  ^wcttiig 
dnwh  Fikilniss  verändert  «war.  Mos  ^dle  weieben  Tlicfile 
der  Nase  waren  nerifldrt ;  die  naeh  der  f rflhem  Seelion 
«arärfcgebliebenen  Bfn^eweide  ^der  Brost-  and  Baoeh- 
hfihle  bildeten  eine  ferikirilicfbe,  tmfBnnliche)  halb  ver- 
Iroeknete,  lederarrti|^  Teste  Masse;  die  Baut  war  gmO) 
Mienttifi  verdickt  und  verbülrtet ,  rteif  und  fealt  cnsn- 
fflhlen ,  nnd  zeigte  'Ireini  Einsehneiden  «ine  cügenthttm- 
liehe  Derbheit  ond  Zihigfkeit;  die  Muskeln  waren  auf- 
fallend derb,  trocken,  in  Mrer  Form  wiverindert,  und 
nor  etwas  hlflsser  nie  bei  einem  frischen  liöichname.  — 
B.  'sa;g^  in  'dieser  Beziehim|^  -pttg.  *99  etc. :  Affe  chenii- 
sdien  Potenzen  wirken  auf  den  lebenden  OrKanismbs 
anders  ein,  als  anf  vlen  todten.  Der  Arsenik  greift  tft6- 
rend  mid  vernichtend  in  die  LebensfliStigkeSt  ein,  ond 
hei  dem  Ankimpfen  derselben  gegen  die  tfbermdchfi^ 
feindliche  Gewalt  entsteht  cte  gShtungBurtiger  Process, 
der  in  der  ersten  Zeit  nach  dem  Tode  in  sdhndl  dber- 
handnehmender  Ffiolniffii  sieh  fortsetzt;  hat  der  Arsenik 
die  Oberherrschaft  (gewonnen  nnd  die  dibranj^  been- 
^{jct,  so  wirkt  er  rcHn  Chemisch  nnd  setzt  in  der  todteh 
Substanz  ein  Mischonf^sverhältniss ,  \ermige  dessen 
sie  der  Ftelniss  nicht  mcJhr  rniterliejjct*    Ein  ähnliches 

ünden  wir  beim  Quecksitbersoblimate:   er 


*}  In  dem  Physicats-GaCachten  war  aftmlloh  gesagt,  ea  wäre  m  der 
iAraeMcvergtftaeg  eine  Pneaaoale  liliiBagekfMaBen  wMl  diese  sei 
•üMriaiehe'des'Vaiea  fpswesen,  was  «hro  «lier  Spsmiai  »ssiffeltct  -^ 
jait  Ol— i.    -Oa.  ' 


494  Iniiipnn*  äUpcftcntiK^ 

fit  in  oMHeni  Matoiiisciien  Anstalten  das  keste  Mittel, 
die  Fiulniss  der  Organe  su  hemmen,  and  in  dieser  Hin- 
sicht nnKleich  krätliger  als  der  Arsenik;  gleichwohl 
tritt  nach  einer  Sablimatvergiftann;  die  Fiolniss,  we- 
n^stens  suweüen,  angewAbiilich  frfib  ein,  wie  nach 
AvGUSTiM  aas  Klakk's  Tersachen  and  aas  Christisoii's 
Qeobachtangen  hervorjceht.  Nor  die  völlig:  abf^eator- 
bsiie  Sobstans  iceht  mit  Sablimat  and  Arsenik  eine 
Yerbindang  ein,  vermftge  deren  sie  jinver^veslich  wird.— 
Ist  der  Arsenik  nicht  in  den  Kreislauf  äberg^gan|;en, 
nnd  der  Tod  blos  darch  seine  Einwirkang  aaf  die  Ver- 
danangsorgane  berbeigefährt  worden,  so  bleiben  nach 
diese  allein  vor  der  Füulniss  geschätzt;  so  fand  Boa- 
oss  bei  einem  Thiere,  welches  10  Gran  Arsenik  bekom- 
men hatte  und  noch  an  demselben  Tage  gestorben  war, 
nach  einem  vollen  Jahre  den  Verdaaungskanal  vom 
Scblande  bis  zam  After  völlig  anversehrt,  und  schied 
5  Gran  ArsenikmetaU  ab,  indess  alle  anderen  weichen 
Theile  in  Verwesung  abergegangen,  so  dass  blos  Kno- 
chen und  Haare  fibrig  waren.  —  Elndlich  kann  auch 
eine  allgemeine  Verwesung  eintreten,  wenn  der  Arse- 
nik durch  Erbrechen  und  Purgiren  ausgeleert  worden 
ist,  wihrend  seine,  das  Leben  zerstörende,  Wirkung 
fortgedauert  hat.  «)  (Aus  BuaoACH,  gerichtsllratliche 
Arbeiten,  1839.  —    Dr.  KAssmannO 

8.  Vergiftung.  —  Des  Hrn.  Verf/s.,  Dr.  ScHiKOLBn^ 
Bruder,  Rudolph  Schindler,  entwickelte  am  Nachmit- 
tage des  14.  April  1836  gegen  6V2  Uhr  Arsenikwasser- 
stoffgas in  einem  kleinen  WouLr'schen  Apparate.  Die 
Entwickelungsröhre  war  im  Lichten  nur  eine  halbe  Linie 
und  die  za  dem  Versuche  verwendete  Menge  des  Ar- 
senikzinks betrug  10  Gran.  Schindleb  fand  sich  ver- 
anlasst, durch  die  circa  3  Linien  im  Umfange  haltende 


^  Ob  diese  mamifidrende  Klgenacbaf  t  des  Arsenik«  gleich  nicht  mu 
den  pbarjBAkodjrnamischen  Eigenschaf  len  desselben  iai  engern  Sinne 
gebörtf  so  döif  te  es  doch  Mn  Orte  sejrn,  ihrer  hier  sn.  erwähnen.     K. 


Pkmm.  Eaperimim^  416 

Oefhon/;  der  Entwieklunffsflascbe  eine  Seeasde  linjr  an 
dem  sich  eben  entwickelnden  Gas  zu  riechen.  Dareb  vieles 
Experimentiren  mit  Arsenik  sind  seine  Oeracbsnerven 
so  aosserordentlich  empfindlich  für  den  ihm  höchst  nn- 
anf^enehmen  Gerach  des  Arseniks,  dass  er  ein  mit 
8chmalte  i^efärbies  Papier  nicht  zam  Fidibns  so  ver- 
brauchen vermafi^,  ja  dass  er  selbst  weissen  Arsenik, 
wenn  derselbe  ifcpalvert  in  hölzernen  Gefüssen  an 
feuchten  Orten  verwahrt  ist,  Je  nach  der  vorhandenen 
Henf^e  schon  einige  Schuh  weit  riecht  ^)  Da  das  ent- 
bundene Gas  aber  gar  keinen,  mit  dem  verdampfenden 
Arsenikmetall  oder  dem  von  ihm  bemerkten  Geroch  des 
Oxyds  vergleichbaren,  Geruch  entwickelte,  so  wurde 
S«,  vielleicht  eben  so  wie  Gchlen,  veranlasst,  die  Se^ 
cunde  etwas  zu  verlAngem.  —  Da  er  hierauf  an  40 
Minuten  vollkommen  wohl  blieb,  ohne  die  |(eringste 
Unbequemlichkeit  zu  empfinden,  so  verleitete  ihn  dies, 
nach  der  oben  bemerkten  Zeit  noch  einmal  an  die  Oeff- 
nung  der  Flasche  zu  riechen,  um  so  mehr,  da  er  sich 
erinnerte,  dass  bei  Gzhlbm's  bekannter  Vergiftung  die 
verderbliche  Wirkung^  des  Giftes  sogleich  nach  ge- 
schehenem Riechen  eingetreten  war.  Das  im  Ganzen 
eingeathmete  Gas  konnte,  nach  Verf.'s  Berechnung,  so 

f;enau  sie  sich  hiebei  nur  anstellen  Hess,  und  wie  sie 
reilich  nur  annühemd  seyn  kann,  einen  halben  Kubik- 
zoU  kaum  erreichen,  und  da  der  KubikzoU  nach  Trobihs- 
DOBF  0«S436,  nach  SouBBiRAN  0,t479  Gran  metallischen 
Arsenik  enthält;  so  konnte  die  Quantität  des  in  der 
eingeathmeten  Luft  enthaltenen  metallischen  Arseniks 
höchstens  0,1<39,  also  etwa  Vt  Gran  betragen«  — 
Während  der  Entwickelung  des  Gases  setzte  sich  S. 
absichtslos  bei  einer  eben  vorgenommenen  andern  Ar- 
beit dem  Hydrothiongase  aus  und  roch  und  aihmete  von 
demselben  eine  nicht  unbedeutende  Menge.  Nach  t 
Stunden  nahm  er  den  Apparat  aus  einander,  ferneres 
Einathmen  des  Arsenik  wasserst  offgases  möglichst  ver- 
meidend. Um  8Vt  Uhr  begab  er  sich  in  Geschäften  in 
den  Keller  und  bemerkte,  da  er  einigemal  herauf  und 
herunter  gehen  musste,  beim  Treppenaufsteigen  hefti- 
gen Schwindel,  so  dass  er  an  die  Wände  der  Treppe 
taumelte;  auf  der  Ebene  war  der  Schwindel  gar  nicht 
bemerkbar  und  beim  Absteigen  der  Treppe  gar  nicht 

*)  SoDit  wird  hekannilloh  das  Oxyd  de«  Arsen ikmeUlla  von  Jede« 
ffiM^rnobJos  gehalten.  S.  riecht  den  weissen  Arsenik  blos,  wenn  er 
Mwer  mn  feuchter  Luft  )iefft,  doch  weder  mit  Wasser  ubersosaea-, 
noch  In  ganx  trockenem  Zuatande*  Er  beschreibt  den  Cternch  als  nnao- 
fi:enehm ,  ftut  mudcrartiff ,  sein  Gerucbaorgan  sehr  nnanceneha  af- 
Mrend.^    V. 


4SB  Hkcfflk  Ai|Mrf0ffwiil. 

«rAhnsMlNMft.  GcffM  «  Ulir,  Aber  4  Stande«  mwdti 
dMm  ersten  Biecheo^  stellte  sich  ein  nnann^enehmes, 
iträekendee  OefMl  in  rfcr  Nierengegend  ein,  welches 
flohnell  Eonalim,  eieli  von  der  Nterengegend  aber  den 
Rficl(en  Jieranf  bie  swisclien  die  SchulterMütter  yer- 
breitete ,  iedeeh  nieht  «m  hefMgen  Schmerz  worden  ^ 
Za  gleicher  Zeit  «lellten  sieb  Frost  über  ilen  «Jansen 
Kör|mr,  giebtiech-reissende  SebmenBen  in  den  Kniege*- 
lenken  «nd  KiUa  der  Extrenit&ten  ein.  Beim  Aus- 
kleiden  (10  Ubr)  war  der  FiMt  so  heftig,  daas  S.  sich 
eines  übalichen  wie  erinnert,  und  gleiche  Schmerabea, 
Arie  in  den  Knieen,  wurden  in  den  Oberaraen  nnd  El- 
fenbogen  sehr  enpindlicb.  Ysn  nan  an  steigerten  sich 
dis  ZafAUe  mit  furchtbarer  Heftirkeit.  Die  Hände  bis 
in  die  Mkte  des  Vorderarmes,  «e  Fasse  bis  beinahe 
an  die  Kniee,  die  Nase,  die  Aogenbranngegend  starben 
ab  und  es  sebwand  bei  Anfhöran  des  Pulses  jede  Le- 
bensempindnng  in  Ihnen,  obsehon  die  Bewegongsli- 
bigkeit  Mieb.  Dabti  stellten  steh  in  koraen  Zwischen- 
riuiaen  heftige,  schneidende  Sebmersen  in  der  Oeffend 
des  Magens  und  onter  denselben  ein,  aber  ohne  alte 
Unterbrechung  wnrde  dareb  kraronfhaftes  Anfstosaen 
eine  nageheare  Menge  geschmaekloser  Lnft  «ns  den 
Magen  entleert,  ohne  dass  dies  erleichternd  amt  die 
zum  Wimmern  swingendea  Leibsebnieraen  wirkte.  Jetat 
fand  sieb  aocb  sweimaliges  Erbrechen  mit  Lethschmer- 
Ken  eiaq  was  Pat.  aieht  sngstvoll  genug  beschrei- 
hen  kann;  er  glaubte  wibrend  dessen  dem  Tode 
oabe  an  seyn  and  hoffte  keine  Besserung  mehr,  dach 
stellte  sich  der  Moth  sehr  bald  wieder  ein,  als  das  Er- 
brechen sich  nicht  wiederholte,  und  Pat.  wurde  ao  angst- 
voll, wie  vor  demselben.  Das  Erbrocheae  war  gelb- 
grfiner  Sehleim  von  bitterm  Geschmack.  Das  lästigste 
Oefähl  von  allen  war  der  nun  heftig  gewordene  Sehmera 
in  der  Nierengegend ,  welcher  ohne  Unterbreehjuig 
aAbielt  und  den  Ort  aeines  Sitaes  verrieth ,  als 
Pat.  Drang  aum  Uriniren  bekam  und  der  Urin  eine 
dunkle,  rothschwaree  Farbe  aeigte;  derselbe  war  ao 
reines  Blut,  dass  sich  im  Nachtgeschirr  ein  dickes  Blnt- 
■eoagolnm  bildete.  In  dieser  ganzen  Zeit  fühlte  dPat. 
eine  glühende  Hitse  im  Unterieibe  bei  Kalte  4er  lEx- 
tremititen.  Der  Habitus  hatte  sich  in  Zelt  von  wenigen 
Stunden  auffallend  gelindert;  die  Hautfarbe  des  ganzen 
Körpers  war  dunkelbraun  geworden,  die  gelbgefarbten 
Angen  lagn  eingefallen  tief  in  ihren  Höhlen,  mit  brei- 
ten, Manen  Ringen  nmgeben,  und  die  Gesichtszuge  wa-* 
ten  sehmer^flieh  yerzogen-  Pat.  war  fast  unkenntlich 
g:eworden.    Die  Nacht  war  schlaflos.  —    Ter  dem  Er- 


brechen  hatte  Pat  mehrere  Tassen  ifrinen  Thee  ge^ 
tmnken,  nach  demselben  wagte  er  aber,  ans  Fnrckt  es 
zn  erreicen,  nichts  als  reines  Wasser  zu  trinken,  se 
wie   er  aas   gleichem  Grunde  jedes   ihm  verordnete 
Mittel    Euräckwies.    Pst.    hatte    seine    HoiTtaunf:  se^ 
^eich  auf  Ableitnnir  doreh  Schweiss  nnd  Urin  f^esetzt, 
welche  er  vorläafi/Ec  durch  den  CSenttss  vieler  warmen 
Getränke  za  befördern  hoifte.    fis  ffelanfi:  nnch,  nach 
einijsren  Stunden  einen  reichlichen  Schweiss  herrorzn- 
mfen.    Mit  demselben  trat  wieder  Lebens/srerehl  in  die 
vorher  abg^cstorbenen  Theile  unter  dem  GefOhie  eines 
unangenehmen  Kriebelns,  besonders  in  der  Nase,  wo 
es  hefti2:es  Niesen  und  eine  so  empfindliche  Kilte  er« 
re^te,  Ass  warme  Tücher  auf/K^ele^sit  werden  mmislen,  -^ 
Alle  erwähnten  Zufalle  dauerten  den  foljcenden  Tag  in 
gleicher  llertij:keil  an,  nnr  war  der  Urin  blos  noch  vef» 
der  Farbe  dicken  Blutes^  bildete  aber  kein  Coan^uhira 
mehr,  obschen  die  Nierenschmemen  noch  eben  so  hef- 
tig waren.  Alle  Haare  auf  den  abj^esiorben  gewesenen 
Theilen  waren  achneeweiss  /geworden  und  die  weissen 
Angenbraunen  bildeten  auf  dem  dunkelbraunen  Gesichte 
einen   merkwfirdif^en  Anblick.    Der  Durst   war  gross 
nnd  Pat.  trank  Haferschleim,  Mandelmilch,  Eibischin- 
fnsam  in  grossen  Quantitäten.  —    Eine  Auflesun/t  von 
Magnesia  sulphurtca  and  einigemal  6-^8  gtt.  Tinet.  Op« 
croeat.  —    Den  nächsten  Tag  C^en  8.)  hielten  die  pe- 
riodischen Unterlribschmerzen,  obschon  Mreniger  heftig, 
noch  immer  an;  Erbrechen  folgte  einmal,  dodi  nieht  so 
angstvoll  nnd  convulsivisch ,  wie  froher;  das  Erbre-» 
chene   bestand   aus  Schleim   und  Galle.    Die  Nieren^ 
schmerzen  waren  minder  heftig  nnd  die  Farbe  des  Urins 
wurde  heller,  obschon  er  noch  blutig  war.    Das  A«f- 
stessen  war  massiger  geworden  nnd  liess  dem  l^t.  oft 
eine  Viertelstunde  Ruhe,  dagegen  trat  ein  sehr  Iftstiges 
Schluchzen  ein,  welches  beinahe  ohne  alle  Unterbre- 
chung anhielt«  Blähungen  wurden  reichlich  entleert  und 
Leibestffnung  erfolgte.    Ein  auf  die  Herzgrube  geleg- 
tes Vesirator  zog  donkelrothes  Blut.  Der  Schlaf  fehlte 
ganz  und  eine  grosse  gemäthliche  Aufregung  liess  den 
Pat.  bemahe  fort  wahrend  sprechen.  Die  Schwäche  war 
wohl  bedeutend,  doch  konnte  Pat.  ohne  Hilfe  aufstehen 
nnd  einige  Schritte  gehen.    Die  Furcht  vor  dem  Tode 
war  in  dem-  Pat.  ganz  geschwunden,  obschon  die  Um- 

Sehenden  noch  an  der  Lebenserhaltung  zweifelten.  *— 
»er  4.  Tag  war  ziemlich  ebenso,  doch  ein  wenig  bes- 
ser. —  Am  5.  Tage  war  die  Gesichtsfarbe  nur  noch 
dunkelgelb,  das  Gesicht  aber  noch  entstellt,  ein  tiefes 
inneres  Leiden  verrathead,  der  Harn  bhitig,  das  Leib- 


flchMideB  Ott  den  Nabel  in  seltenen  AnfAllen  wiederkeb- 
reiid,  des  Seblechzen  periodiseh,  steiidenleBf:  anlial- 
teod,  die  Loflentwickeloiic  eas  den  Magen  seltener. 
Leibesöfnans  erTolgte  mehrere  Blale.  —  Bisher  nsr 
dinnes,  sehTeimiji^s  Getrink.  —  See/uter  Tag.  Es 
trat  ein  nnbestimmtes  and  höchst  onsnffenehmes  Gefibl 
ein.  als  ob  ein  Stein  im  Leibe  läge;  Pat.  sMrte  wie- 
dernoit,  der  stutze  Unterleib  wire  wie  sa  ^eiii  ge^ 
worden.  Er  bat  drinn^end  um  Leibesoffonni;,  aber  we* 
der  Lavements,  noch  die  aof  Magnesia  snlph.  mehrmals 
erfolge  Entleerong  des  Leibes  änderten  dies  GefAhL 
Aach  das  Aofstossen  erleichterte  nicht  Dem  ange- 
achtet  hatte  der  Kranke  hente  som  erstenmal  Terlan- 
gen  nach  etwas  Compacterem  und  genoss  etwas  Reis 
mit  gutem  Appetit.  Urin  ohne  blatige  Firbon^.  — 
Siebenter  Top.  Ernstliche  Besserung;  Gesichtsfarbe 
weiss,  Zöge  Ireandlich  and  die  weissen  Aogenbrannen 
fangen  wider  Erwarten  an,  ihre  natfirliche  braune  Farbe 
aaxnnehmen.  Die  Beschwerden  un  Unterleibe  hatten  gan^ 
aufgehört,  das  Aofstossen  kam  nur  sehr  selten,  dage- 
gen stellte  sich  ein  onangenehmes  Kriebeln  in  Händen 
und  Ffissen  and  fluchtige  Stiche  in  Armen  und  Beinen 
ein;  Ja  gegen  Abend  fand  sich  der  Räckenschmers  der 
ersten  Tage  ein,  zwar  minder  heftig,  aber  beinahe  na« 
ertriglich.  Die  Scb wiche  war  gross,  Neigana:  aam 
Schlaf  zugegen,  aber  der  Schalf  war  unruhig  una  durch 
das  leiseste  Gerinsch  zu  onterbrechen.  In  der  nich- 
sten  Nacht  wurde  derselbe  aber  durch  ein  drückendes^ 
betiubendes  Gefähl  im  Kopfe,  wie  von  einer  Last,  mit 
Baissen  verbunden,  vollkommen  verscheucht.  Die  ganm 
Nacht  kalte  Umschläge,  doch  Hess  der  Schmers  erst 
g^gen  Morgen  nach.  *-  Achter  Tag.  Besser;  unbe- 
deutendes  Drücken  im  Unterleibe;  gegen  Abend  hefti- 
gerer Rflckenschmerz,  der  sich  in  der  Nacht  zu  den 
unerträglichsten  Schmerzen  steigerte:  lautes  Jammern ; 
Sitzen  erleichterte  etwas,  konnte  aber  wegen  Schwache 
nicht  lange  aosgehalten  werden.  Einreibungen,  Wfirme 
ete.  halfen  nichts.  Der  ganze  folgende  Tag  vergieng 
unter  heftigen  Schmerzen  und  nur  die  am  AbeniTmit, 
in  warme  Milch  getauchten,  Tächern  gemachten  Um- 

BbMge  brachten  im  Verlauf  einiger  Standen  so  viel  Er-* 
[chterung,  dass  Schlaf  und  den  Tag  darauf  die  sehnlichst 
gehoffte  Besserung  eintrat.  —  Von  nun  an  gieng  es 
tiglich  erträglicher.  Die  Kräfte,  welche  besonders  in 
der  letzten  Zeit  sehr  gesunken  waren,  hoben  sich ;  der 
Appetit  war  gut,  der  Schlaf  erquickte,  aber  dessen 
•^geachtet  schritt  die  Reepnva lescenz  langsam  vor  und 
f»  vefgiengen  7  Wochen,  ehe  Pat.  $\ß  vollkommen  ge^* 


Pi^rm.  Heperlarium.  4t9 

nesen  anj^esehen  werdeo  konnte.  Noch  in  der  dritten 
Woche  zeigte  sich  indessen  eine  nene  Wirlcon^^  des 
Arseniks.  Die  gän%e  Vorhaut  und  Eichel  nberzof^n 
sich  mit  eiterhaltigen  BiAschen,  welche  platzten  and 
kleine  ronde,  flache  Geschwurchen  hinternessen.  Pat. 
zahlte  an  der  Äussern  Fläche  der  Vorhaut  allein  85; 
sie  heilten  nach  10—18  Ta^en.  Es  blieben  keine  der 
sehr  geffirchteten  Folgen  der  Vergiftung  zurück  und 
Pat  ist  wieder  ganz  in  statu  pristino.  —  Schliesslich 
macht  Verf,  aur  die  Aehnlichkeit  der  Symptome  des 
Arsenik  wasserstofff^ases  mit  den  von  Hahnbxann  ge^ 
sammelten  des  weissen  Arseniks  aufmerksam.  (Jour- 
nal der  Chirurgie  und  Augenheilkunde  von  v.  GrAfb 
und  V.  Walthka.    XXVI.  Bd.  4.  Ilft.  pg.  6«6  sqq.  188& 

Dr.  VfLAKK). 

Amm  maealatmii.  -*  Lähmung  der  unteren 
Extremitäten  (wie  geartet?).  In  Buchnbr's  Reperto* 
,  rinm  für  die  Pharmaeie,  8.  Reihe,  lt.  Bd.,  &  Hft.,  pg. 
384  (1^8)  wird  diesem  Mittel  ß:egen  Lähmung  der  unte- 
ren Extremitäten  eine  beachtenswerthe  Wirksamkeit 
nachgesagt*  Ich  habe  keine  Erfahrung  hierüber,  wän- 
sche  aber  gleichwohl  dieses  Mittel  zur  Prüfung  um  so 
mehr  empfehlen,  als  uns  in  dergleichen  Leiden  noch 
recht  viel  zu  wänschen  übrig  ist.  —  Buchneb  erzihlt, 
diese  Wirkung  des  Arum  maculatum  betreffend,  einen 
merkwürdigen  Fall  Er  ist  wörtlich  folgender!  „Bin 
angesehener,  sehr  glaubwürdiger  Herr  aus  der  Schweiz 
erziihlte  mir  vor  ziemlich  langer'  Zeit  folgende  Ge- 
schichte, welche  ein  nicht  uninteressanter  Beitrag  zur 
Arzneimittellehre  zu  seyn  scheint. ^^  —  „Ein  armes 
Mädchen  arbeitete  bei  einem  Bergwerke,  um  das  Erz  ans 
dem  Schachte  heraufhaspeln  zu  helfen,  als  sie  zufüllig 
hinabstürzte.  Zum  GlAck  für  sie  hatte  sich  der  Schacht 
unten  so  weit  mit  Wasser  gefällt,  dass  sie  in  dieses 
fiel  und  bald  wieder  gerettet  werden  konnte,  ohne  eine 
Zerschmetterung  oder  auch  nur  eine  bedeutende  Con- 
tnsion  erlitten  zu  haben.  Allein  da  sie  eben  menstruirt 
war,  so  blieb  ihre  Periode  aus,  und  es  traten  eonvuü 
sivische  NervenzufAlle  ein.  Aerztliche  Hilfe  und  die 
gewöhnlichen  pharmaceutischen  Mittel,  die  man  dage« 

En  suchte  und  anwandte,  blieben  fruchtlos.  Endlich 
m  ein  Arzt  auf  den  Einfall,  den  Lebensmagnetismus 
bei  dieser  Pat«  zu  versuchen,  aber  anstatt  zu  helfen, 
machte  er  damit  das  Uebel  noch  schlimmer;  das  Mäd- 
chen wurde  zur  Somnambule  und  Clairvoyante.  In  die- 
sem Zustande  sagte  sie  manche  Dinge,  welche  die  Um- 
stehenden in  Erstaunen  versetzten;  auch  fieng  sie  an, 
Kranken   Ai:zneien  an  verordnen,   wovon  m»  vorher 


ideiito  wiMeR  konnte ,  and  «war  mit  m  viele«  Olfleke, 
dtes  die  Seehe  grosBen  Aufsehen  erregte  nnd  Viele, 
weiehen  aaf  dem  frewOhniiehen  We/a^e  nieht  jceholfen 
werden  konnte,  von  ihr  itilfe  haben  wellten.  Zur 
ielben  Zeit  litt  ein  reicher  vornehmer  Herr  in  der  Stadt 
sehen  lange  an  Lfihmanjf  der  unteren  GUedmansen)  und 
seine  Aerzte  bemähten  eich  vergebene,  das  Uebel  sa 
lieben.  In  diesem  hoAThongslosen  Zustande  wollte  die- 
ser Herr  endlich,  um  nichts  onversucht  zu  lassen,  nach 
die  Somnambule  zu  Rat  he  ziehen;  sein  Hausarzt,  wel- 
chem er  die  Absieht  mittheilte,  hatte  nichts  entgegen.  — 
Die  Clairvoyante  verordnete  frische  Anmmmtr^el  In 
einer  Gabe,  die  nur  mein  Freund  nicht  sagen  k«Hinte, 
nebst  ^Selterwasser    Ich  weiss  auch  nicht,  ob  die  Ap- 

{ilication  dieses  Mittels  nur  innerlich  oder  nach  Snsserw 
ieb  geschehen  sollte;  nur  so  viel  konnte  mir  mein  Freund 
sagen)  die  verordnete  Dosis  war  so  gross,  dass  sich 
der  Hansarzt  des  Pat.  fdr  sich  nicht  ^traute,  aeine 
Zustimmung  zu  geben  und  dass  desshaib  eine  iretliciie 
Consultation  veranstaltet  wurde,  wobei  indessen  die 
Meinungen  der  Aerzte  widersprechend  ausfielen«  End^ 
lieh  entsebied  der  Pat.  in  seinem  Vertrauen  aar  die 
Somnambule  selbst  für  die  volle  Dosis.^  —  ,,Daä  Mittel 
wirkte  höchirt  Aberraschend  wunderbar;  die  Bewef  angs^ 
ÜUgkeit  der  gelihmten  Glieder  kehrte  allmftbli|jr  wle^ 
der  zurflek,  so  dass  der  Pat  bald  im  Stande  war,  fM 
so  gehen  und  endlich  als  vollkommen  gebeilt  erklirt 
werden  musste.^^ 

Wiewohl  dieses  Mittel  sehen  zu  DiosKoaiDKs  und  Oa- 
unüs  Zeiten  im  Gebranehe  gewesen,  gegen  VerseMef- 
aMmgen,  hartaiekige  Brustoesch werden ,  chroniseheii 
BKeaaMitismns ,  Kachexie  u.  s.  w.,  so  ist  es  doeh  ans- 
ser  Gebrauch  gekommen.  Als  Grund  wird  vorzägtieh 
der  angegeben,  dass  es  bald  keine,  bald  eine  zu  starke 
Wirksamkeit  hat  Diese  Beschuldigung  ist  zum  TheR 
aregrfindet  Der  wirksame  Hauptbestandtheil  ist  sehr 
»Behtig  und  veränderlich,  so  dass  er  sich  beim  Trock- 
nen des  Krautes  und  der  Wurzel  grdftstentheils  ver«- 
iiert«  Daher  der  Unterschied  zwischen  der  Wirksam-» 
iMifr  des  Mittels  im  getrockneten  und  im  frischen  Zu- 
stande« Um  daher  das  wirksamste  und  gieichmSssig«ie 
PrAparat  zu  erhalten,  ist  die  Tinctur  zu  empfehlen,  ans 
dem  frischen  Gewächse  bereitet  Das  Kraut  soll  uoeh 
krtfliger  als  die  Wurzel  seyn*    (Dr«  6*  Hcbmsd). 

Aspldlaiia  flllx  mas.  —  Gegen  Bandhcurm 
wendete  Dn  ULLBnaBERoan  das  Pulver  qer  Wurzel  voa 
Aspidiam  Allx  mas  zu  S — 4  Drachmen,  nfichtem  g^e- 
ooMnin,'  mit  gutem  Brfbige  an.    Der  Kranke ,  der  €wm 


PkmtMk.  Rtpertarium,  4M. 

Polvte  H^nömmen  bat,  mass  das  Bett  hüten  und  wo  Mg^ 
lieh  das  Ausbreehen  des  ffenooiiDeneii  Polvers  sa  ver- 
hüten eacben.  Za  den  Ende  liest  Dt.  UuMBsmeBLomm 
den  Pat  voii  der  Citroaen-  oder  Pomeraazeaeehale 
kauen.  Wenn  Erbreeben  folgt,  soll  die  Cur  als  miaa- 
lun^n  anauaeben  ae^^n  und  moas  nach  einem  Verlaofe 
von  etwa  8  Ta^^n  wiederholt  werden.  Ist  aber  2  Stan- 
den lang  kein  Erbrechen  erfol/irti  und  empfindet  Pal« 
starkes  Grimmen  und  heftige  Bewegung  des  Wormea 
in  der  Nabelgegend  mit  Uebelkeiten,  so  soll  anauneh- 
men  seyn,  dass  der  Wurm  gestorben  sei,  und  Dr.  U. 
giebt  zn  seiner  Entfernung  ein  Laxans.  Nach  Abgang 
des  Warmes,  Mittags  zwischen  1  und  8  Uhr,  nimmt 
Pat.  eine  leichte  Mahlzeit  zu  sich.  (Jahrb.  des  ArztL 
Vereins  in  München^  11.  Jahrg.  pg.  885«  —  Dr.  ScbrönX 
AiinuBi  marlatleiiiii.  —  L  Bei  HamAautflek^ 
ken  fand  ea  Dr.  äcniNDUui  in  örtlicher  Anwendung  ge- 
gen Hornhaotflecken  hilfreich,  (v.  Ammon,  Moa.-äcbn 
h  4.  pg.  448.    Dr.  Pauu). 

Jknr.  naur.  passt  8.  bei  WoMienudU  aai  beaten, 
wenn  sie  deleterischen  Ursprungs  (waa  solMis  heiaaen  9)^ 
die  Kräfte  nicht  zu  tief  gesunken,  die  Diorese  schon 
vorbereitet,  gar  nicht,  wo  sich  achon  Zehrfieber  gebil- 
det. So  oft  das  Aur.  mar.  bei  Ascites  und  Hydrocele 
ältlichen  Mannern  gegeben  worde,  versicherten  sie  meist) 
dass  dis  schon  seit  länger  schluaunernden  Wollnslge-* 
fohle  sich  häufiger  und  kräftiger  eingestellt  haben.  «« 
(Wkmdt,  Wassersucht.  107.    Dr.  Kubtz). 

BalMUBttiM  C#m1tw.  —  1.  Bei  Bioienkalmtk 
des  hohem  Alters  (Harnen  langsam,  schmerzhaft,  mit 
Abgang  vielen  Schleims,  der  bald  fadenförmig,  bald 
flockig,  bald  ala  atarker  Satz  im  Gefäase,  zuweilen  et^ 
waa  blutig,  nicht  aelten  noch  nach  dem  Harnen  abfliesst, 
sogen  Hämorrhoidaltripper)  habe  ich  den  Oebraoch  des 
B.  Cop«  jedesmal  hdcnat  wohlthätig  gefunden,  wenn 
periodisch  nicht  heftiger  Reizzustand  eintritt.  (Ksu^ 
MANN,  V«  d.  Krkhtn.  d.  Mensch.  S.  649.  •--  Conf.  Hygen 
IV.  7.  —    Dr.  Kubtz). 

t.  Dasa  em  intensiver  Gebrauch  desselben  einen  Nea- 
selausschlag  zu  Stande  bringe,  ist  schon  öfter  berährt 
worden.  «^  Dr.  Eck  in  Berlin  sah  auf  seine  Anwendung 
einen  masernähnlichen  Ausschlag,  der  sich  ober  di# 
oberen  Extremitäten  verbreitet  hatte  und  nach  wenigen 
Tagen  bei  weggesetztem  Copaiv- Balsam  wieder  veiw 
schwand.  Dr.  Levinstein  in  Berlin  beobachtete  aaeh 
nach  dem  Gebrauche  Jenen  Mittels  einen  Aossehlag  nnd 
zwar  eine  Urticaria  auf  dem  rechten  Vorderarm,  die 
Quaddeln  gicngen  bald  ina  Gelblicha  über.    Sh^  ■bhm 


in  Bromberf:  sah  nach  dem  Gebraaehe  dea  Copaiv-Bal- 
aams  eioen  peiaifrenden  Aosschlair  and  swarnarzwiachen 
den  Fingern  and  auf  beiden  Unteral'men  bia  aar  Ellen- 
bo^^enbeofce  entstehen*  Die  kritzarti/(en  Pasteln  hatten 
einen  rötbUehen  Ualo  and  enthielten  eine  Idare  wAase- 
Fi|i:e  Feachtif^lceit.  Der  juckende  Schmera  hatte  Pat. 
beetimmt,  mehrere  dieser  Pasteln  aafaokrataen«  Nach 
Weglassanjc  des  Copaiv-Balsams  verblich  der  kritzear- 
lige  Aosscbla^  in  wenijpen  Ta^en  and  trocknete  ab*  — 
Bei  ähnlichen  Exanthemen  wfre  das  Mittel  wohl  aa 
versuchen*    (Dr*  Schrön). 

BmlMuniu  peruT.  —  Es  ^ebt  wohl  nicht  leicht 
aaf  Erden  ein  Araneimittel,  das  eine  bestimmtere  Tvirk- 
aamkeit  auf  das  Mierenj^eflecht  (d*  h;  hinsichts  der  Ge» 
acblechtsorgane)  ausübt,  als  dieses*  Nichts  erhebt  bei 
Mfonern  den  Geschlechtstrieb  kriftijfer;  es  iat  das 
kr£ftif:ste  Palliativ  bei  jeder  Hysterie  mit  Leiden  der 
Geschlechtsorgane,  bei  Diabetes.  (Neumann,  v«  den 
Krkhtn.  d.  Mensch*  etc.  4.  p^.  608  a*  a.  m.   Dr.  Kurtz). 

Baimawelle^  kardftteehto^  fand  Dr*  Koch  in 
Laichinf^en  bei  Wanden  %'on  Vesicantten  aus^pezeiebnet, 
anmal  bei  empfindlichen  Kranken,  oder  wenn  der  Theil 
öfteren  Bewegungen  ausgesetzt  war*  (v*  Asimon,  Mta^ 
Sehr.  Le.pg.6S8.  Dr  Pauli)* 
.  Belladoima.  •*  1.  Verjfiflun^.  —  Em  fijibrigea 
Midehea  aas  angeblich  nur  einQ  Beere  der  Belladoona* 
Das  Kind  zeigte  von  Abends  4  Uhr,  wo  es  die  Beere 

gegessen,  bis  Nachts  1  Uhr  nichts  Ungewöhnliches, 
[an  wurae  es  anruhig,  bekam  nach  einiger  Zeit. all- 
Semeine  Convulsionen ,  welchen  Opisthotonoa  folgte. 
larauf  war  es  abwechselnd  ruhig,  wobei  es  trillerte. 
Inetig  war.  tolles  Zeug  sang,  viel  Durst  äusserte  und 
die  Arme  heftig  bewegte*  Dann  ward  es  roth,  wollte 
entlaufea ,  schlug  um  sich,  delirirte  und  zeigte  grosse 
Unruhe*  Die  Mutter  gab  ihm  Ziegenmilch,  und  ein  be- 
nachbarter Arzt  ein  Brechmittel  Beide  wirkten  nichts* 
Es  wechselten  Wahnsinn  und  Krumpfe  bis  bis  früh  10 
Uhr.  Da  ward  es  still,  delirirte  leise,  bekam  Schaam 
vor  den  Mund  und  starb  um  IS  Uhr,  SO  Stunden  nach 
dem  Genüsse  der  Beere* 

18  Stunden  nach  dem  Sterben  ergoss  sich  (bei  SO^ 
Wurme  R.)  viel  übelriechende,  wassrige,  braune  Fiäa- 
aigkeit  aus  Mund,  Nase  und  Genitalien  der  steif  aaa« 
gestreckten  Leiche*  Die  Gesichtszöge  drdckten  Furcht 
und  Sehen  aus ,  Pupille  weit ,  Cornea  trübe  qnd*  achiU 
ferig,  Backen  schwach  geröthet.  Obren  blau,  ebenao 
die  Lippen,  Mund  festgeschlossen,  Unterleib  hart  und 
aofgttriaben.,  Genitalien  dunkel«  blauroth.    Der  ^fltum 


Pkand.  Beperiorüan*  43S 

Körper  war  ttiit  blaurothen  Flecken  verschiedener  Grösse 
bedeckt,  Finger  krampfhaft  ein/n^ezo/n^en.  Die  Gedfirme 
von  Luft  sehr  ausgedehnt;  im  Magen  fanden  steh  4  Un- 
zen eines  weissen  dünnen  Breies  mit  noch  unverdauter 
Speise,  der  halben  Nchale  einer  Belladonna-Beere  und 
90—40  Belladonna -Körnern.  Ebenso  fanden  sich  im 
Duodenum  eine  halbe  feichaie  und  Körner  von  Bella- 
donna-Beeren. Im  hintern  Theile  des  Magens,  unter* 
halb  der  Cardia,  ein  2 V2  Q"  grosser  entzündeter  Fleck, 
mit  bleifarbenem  Centrum.  An  ihr  trennte  sich  die  Tii- 
nica  mucosa  leicht  von  der  vasculosa.  Auf  der  gros-, 
sen  Curvatur  noch  mehrere  ähnliche  Flecken.  Das  In- 
testinum jejunum  und  ileum,  so  wie  das  Coecum,  das 
Pancreas  und  der  linkn»  Lieberlappen-  zeigten  viele 
entzündete,  bleifarbene  und  mürbe  Flecken.  Alle  Ve- 
nen des  Unterleibes  strotzten  von  Blute.  Weiter  watd 
die  JSection  nicht  gemacht.  (Dr.  Bkthmann  in  der  allg. 
hom.  Zeit. «Bd.  14  pg.  90  u.  f.    Dr.  8chrön). 

8.  Vergißung.  —  Ein  6jähriger  gesunder  Knabe 
klagte  am  1.  Juli  1838  Abends  über  heftigen  Leibschmerz. 
Er  sprang  aus  dem  Bette  und  fieng  an  zu  deliriren:  er 
sprach  beständig,  war  heiter  und  lachte  oft,  das  Be- 
wusstscyn  fehlte  ganz,  so  dass  er  seine  Eltern  nicht 
erkannte.  Am  folgenden  Morgen  fand  Dr.  GoLDscHanDT 
zu  Oldenburg  den  Knaben,  der  die  ganze  Nacht  nicht 
geschlafen  hatte,  scheinbar  gesund  und  heftig  laci>end 
in  der  Stube  herumlaufen,  er  verlangte  weder  zu  essen 
noch  zu  trinken  und  warf  ein  »Stück  Brod^  welches  er 
für  einen  Stein  hielt,  weit  von  sich.  Der  Puls  war  sehr 
langsam,  voll:  der  Kopf  nicht  heiss,  das  Gesicht  nicht 

Eeröthet,  die  Pupillen  übermässig  weit,  doch  ^eg^en  das 
licht  durchaus  nicht  empfindlich;  der  Leib  etwas  auf- 
getrieben* Die  Veranlassung  zu  dieser .  plötzlichen 
Krankheit  konnte  man  nicht  auffinden.  (5  Blutegel  an 
jede  Schläfe;  nachdem  sie  ausgeblutet,  kalte  Fomenta- 
tionen  auf  den  KopO*  Abends  fand  G.  den  Knaben  im 
Bette  bei  vollkommener  Besinnung;  die  Pupille  war 
noch  weit,  doch  zeigte  sich  etwas  (^ntraction  durch  den 
Lichtreiz.  Bald  nach  dem  beträchtlichen  Blutverlost 
war  der  Knabe  matt  geworden  und  hatte  mehrere  Stun- 
den anhaltend  geschlafen.  Beim  Erwachen  war  er  ru- 
hig und  bei  Besinnung,  und  klagte  nur  über  Schmerz 
im  Kopfe  und  in  den  Beinen.  Es  war  reichlicher  Stuhl- 
gang erfolgt.  Zwischen  den  Faeces  zeigten  sich  meh- 
rere kleine  Körperchen,  die  man  als  Belladonna- Beeren 
erkannte.  Jetzt  erfuhr  6.,  dass  der  Knabe  die  Beeren 
gegessen  hätte,  die  er  nebst  der  Pflanze  ans  den 
Fldssehen  gefischt,  in  welche»  sie  wahrscheinlich  der 

UYGKA,  BL  X.  ^^ 


4B4  Pkmrm.  BeptrtMiaim. 

Apollieker  geworfen  biittc«  Kiich  nehrercn  Klystieren 
voa  Honijc  on^i  Kssi^^  wurden  noch  eini|:e  Beereo  ent- 
leert. Die  kttiten  Umsehlii^e  wurden  fortgesetzt  und 
ansserdem  Wasser  und  Essi^  /(^reicht,  worauf  ^e^en 
Morg^en  2malige9  Erbrechen  einer  schwarzen,  schlei- 
inif:en  Masse  erfolgte,  worin  sich  aber  keine  Beeren 
mehr  fanden.  Der  Knabe  war  bald  wieder  gesund. 
(Caspbr's  Wochenschr.  f.  d.  g^s.  Heilk.  183&  Nr.  42. 
Dr.  NoACK). 

8.  Hernia  incareeraia,  in  Klystieren  und  innerlich 
an^cewendet 

1)  In  einer,  allen  öblichen  Mitteln  widerstehenden, 
Einklemman/e:  eines  Inguinalbruches  mit  Kothbrechen 
ete*  wurde  ein  Klystier  aus  einem  Infusum  7  hb.  Beilad., 
8£  (und  2  Drachmen  Chamillenlj  mit  Erfol/g:  angewen- 
det. Schon  2  Stunden  später  traten  narcotische  M'^ir- 
können  ein;  Patient  verlor  Sprach-  und  Sehvermö- 
gen, zitterte  und  schwitzte  bei  aufgetriebenem,  blau- 
rothem  Gesichte.  Nach  etwa  15  Stunden  verminderten 
sieh  diese  Zustände,  die  klare  Besinnung  kehrte  zu- 
rück und  jetzt  gelang  der  erneuerte  Versuch  der  Ta- 
xis. Die  nach  etwa  4  Wochen  in  Folge  des  nicht  ge- 
hörig passenden  Bruchbandes  sich  wiederholende  Ein- 
klemmung wurde  ebenfalls  nur  mit  Hilfe  eines  Bella- 
donna-Kly  st  iers  gehoben. 

8)  Die  Frau  eines  Unterofficiers  litt  schon  seit  län- 
gerer Zeit  an  einem  Schenkelbruche  der  rechten  Seite, 
Hess  das  Hebel  aber  unbeachtet  und  trug  kein  Bruch- 
band. Eine  Erkältung  der  Füsse  bei  vorgetretenem 
Bruche  verursachte  Mittags  die  Einklemmung.  Als  Dr. 
Bonorden  Abends  5  Uhr  zur  Hilfeleistung  herbeigerufen 
wurde,  fand  er  den  Hals  des  Bruches  sehr  hart  und 
schmerzhaft,  ebenso  den  Unterleib  in  der  nächsten 
Umgebung  desselben.  Patientin  brach  fast  anhaltend, 
sah  sehr  blass  und  collabirt  aus  und  bot  also  die  Zei- 
chen der  Incarceration  dar.  Die  Reposition  misslang. 
Der  genannte  Arzt  verordnete  nunmehr  sogleich  und 
aUein  das  Extr.  Beilad.  stündlich  zu  einem  Gran  in 
Auflösung.  Bereits  nach  der  3.  Gabe  waren  alle  Krank- 
heitserscheinungen verschwunden  und  der  Bruch  von 
selbst  zurückgetreten,  so  dass  der  kleine  liest  der 
Auflösung  bei  Seite  gesetzt  werden  konnte. —  3j  We- 
nige Tage  nachher  ereignete  sich  derselbe  Fall  bei 
einer  andern  Unterofficiers -Frau«  —  Sie  hatte  der 
Schwangerschaft  wegen  das  Bruchband  weggelassen 
und  sich  sehr  angestrengt.  Auch  hier  waren  3  Gran 
Extr.  Bellad.  ohne  alle  andern  Hilfsmittel  als  ein  er- 
weichendes Klystier  zur  Beseitigung  der  gefährlichen 


Phmm.  Beperiorimik  485 

Zaf&IIe  hinreichend.  In  beiden  PMten  erfolgen  nMh 
fi^ehobener  Incnreeration  von  selbst  reichliche  Stuhl» 
^än^e.  (Preosii.  med.  Vereinssselt.,  7.  JisAitg.  Nr.  40. 
^g.  802.    Dr.  Frank). 

4.  Epilepsie.  —  Das  Mittel  worde  bei- Epileptischen, 
die  za^leich  irre  waren,  angewandt.  *—  lieber  ihre 
Wirkung  will  Dr.  Ferrus  fol^^ende  llesaltate  erhalten 
haben.  1)  die  Beilad.  bringt  unter  {gewissen  Umstän- 
den (?)  einen  müchti^en  Effect  auf  die  hefti^rsten  Zu- 
stände der  Epilepsie  hervor.  S)  Besontlers  bei  äubjecten^ 
welche  von  dem  höchsten  Grad  der  K.*ankheil  berall^a 
sind,  und  bei  welchem  die  convulsivischen  Zufälle 
noch  von  Verstandes- Verwirrun^s:  bejB:leitet  werden,  ist 
die  Anwendun/s:  dieses  Mittels  sehr  /srdnsti^.  3)  Die 
Einwirkung  der  Belled.  in  diesen  Fällen  erreget  eine 
ein;s:reifende  Perturbation  in  der  Oekonomie,  und  beson- 
ders in  der  ersten  Zeit  ihrer  Anwendung  hat  sie  einen 
merkwdrdigen  Einfluss  auf  das  Gefäss-iiJystem.  4)  Man 
kann  ohne  merkliche  Nachtheile  das  Extract  der  Bel- 
ladonna bei  besagten  Kranken  anwenden,  wenn  man 
nur  die  Vorsicht  hat,  gradweise  mit  der  Dosis  zu  stei- 
gen. 5)  Die  Epileptischen,  die  zugleich  alienirt  sind, 
scheinen  dieses  Medicament  besser  zu  ertragen,  als  die 
Anderen!  (Diese  Anzeigen  sind  nun  aber  freilich  sehr 
VHg^  und  geben  für  die  praktische  Anwendung  eines 
solchen  heroischen  Mittels  sehr  schwache  und  unsichere 
Leitungspunkfe!  W.).  —  Merkwürdiger  ist  der  anee» 
führte  Brief  eines  Arztes,  M.  Guyault  in  Marseille: 
Dieser  wählte  sich  It  Epileptische^  6  männl.  und  6  weibl., 
zu  seinem  Experiment  mit  Beilad.  aus.  Sie  waren  alle 
ohne  Irrsinn  Ihr  Alter  war  von  13 — 50  Jahren;  die 
Dauer  ihrer  Krankheit  war  wenigstens  6  Jahre;  eine 
Ursache  der  Krankheit« -Entstehung  war  bei  einigen 
von  ihnen  unbekannt,  bei  anderen  war  sie  in  einem 
lebhaften  Schrecken,  in  einem  heftigen  Zorn-Ausbruch,  ^ 
mit  einem  Wort,  in  eiver  moralischen  Aufregung  ver- 
routhet;  bei  Allen  waren  die  Anfälle  sehr  heftig,  lange 
dauernd  und  täglich,  und  bei  8  männlichen  Subjecten 
wiederholten  sie  sich  oft  3mal  des  Tags;  übrigens  be- 
fanden sich  sonst  Alle,  ausser  einer  nervösen  Reizbar- 
keit, ganz  wohl.  (Dies  ist  nun  die  ganze  ansmnes- 
tische  und  diagnostische  Beschreibung  des  ätstns 
morbi!)  —  Den  15«  October  18S7  fieng  nun  M.  Guy- 
ault an,  diesen  Kranken  den  rohen,  ungereinigten 
Saft  der  Belladonna^  welchen  er  für  wirksamer  hielt 
als  den  gereinigten,  zu  reichen,  und  zwar  in  Pillen,  de- 
ren Jede  einen  Gran  dieses  Medicaments  enthielt,  nnd 


48B  PAtfm«  tiitp€fi9riiuw^ 

wovon  er  Jeden  Kranken  ohne  Unterschied  3  Pillen  jeden 
Morgen  nehmen  lieoo.  Das  Reanltat  war  folgendes:  ^) 
A*  Epilepsie.  —  Von  M.  Jules  Picard.  Interne  am  Bi- 
edtre*  Derselbe  behandelte  damit  2t  kranke  kürzere 
nnd  längere  Zeit;  bei  einigen  mnsste  er  bald  damit 
aufhören   wegen    verschiedener    ungünstiger    Zufälle, 


>  ,,*)E«  sollte  ntcb  fehwer  ankomnieD,  werrhestor  Hr.  College! 
■chreibt  M,  Guyault  an  M.  Fbrbus,  mein  Ersuunen  und  meine 
Freude  zu  schildern,  welche  ich  empfand,  als  ich  am  3.  Tag  dea  Ge- 
brauchs der  Beilad.  bei  allen  meinen  It  Kranken  die  taglichen  Anf&lle 
f  Idtsllch  aufgehoben  sali  I  '  Bs  war  rührend  ansusehen,  wie  diese  Uo- 
glückiicben  den  i,  Tag  bei  neiner  Morgen-VUite  sen  mir  kamen, 
die  Hände  faltend,  mit  nassen  Augen,  mi(  von  Freude  strahlendem 
Gesicht,  wie  sie  in  ihrem  sädllchen  Enthuslavm  mich  mit  zärtlichen 
Segeos wünschen  überschnttc^tenl' —  Einer  von  ihnen,  seit  15  Jahren 
epileptisch,  und  gewöhnlich  Smal  des  Tags  von  diesem  Uebei  nie- 
dergestreckt, warf  sich  mir  zu  Füssen,  umklammerte  sie  so  heftig, 
dass  er  mir  wehe  that  und  äusserte  so  seinen  glühenden  Dank!*'  — 

Diese  Scene  war  gar  ku  schon,  gar  zu  berauschend,  mein  lieber 
Hr,  College!  SO  Tage  dauerte  schon  dieses  so  schnell  herbeigezau- 
berte Gluck,  während  welcher  lob  immer  die  3  Gran  Beilad.  tag- 
lich fortnehmen  he%%*  Aber  am  Ende  dieser  20  Tage  kehrte,  «t 
meinem  grossen  Leidwesen,  das  alte  Uebel  bei  all*  meinen  I2  Epi- 
leptischen mit  seiner  gewohnten  Frequenz  und  Heftigkeit  zurück!  — 
Umsonst* erhöhte  ich  die  Dosis  der  Bellad.  bei  den  Kindern  nach  und 
naoh  zu  i5  GranI  Bei  den  Aelteren  zu  Sft  Gran.  Ich  konnte  nlchls 
erreichen  als  Ekel,  Ohnmächten,  Nervenkrämpfe,  und  indem  die  An- 
fälle air  meiner  Kunst  trotzten,  wurden  bei  Allen  die  Pupillen  so  er- 
weitert und  das  Gesicht  so  geschwächt,  dass  ich  genöthigt  iprar, 
meine  weiteren  Versuche  aufzugeben.  (!!) 

Am  Ende  dieses  Schreibens  bittet  nun  der  Verf.  den  M.  Ferrvb  um 
Aufklärung,  besonders  darüber,  ober  gut  oder  übel' gelban,  während 
des  SOtagigen  Stillstands  der  Anfälle  die  Dosis  der  Beilad.  nicht 
erhöht  zu   haben?  — 

Was  M.  Fbhrus  antworten  wird,  weiss  ich  nicht,  Ich  aber  wurde 
dem  Verf.  antworten:  a.  dass  es  zwar  um  des  Experimentes  willen 
verzeihlich  wäre,  die  nämliche  Arznei  (es  wird  nie  ein  Mittel^  daa  für 
alle  Epileptischen  passend  wäre,  aufgefunden  werden)  bei  1;!,  vwwt 
von  der  nämlichen  Krankheit  befallenen,  aber  doch  gewiss  bei  diesen 
verschiedenen  Individuen  mit  verschiedenen,  nicht  bedeutungalwsen 
Kuancen  auftretenden,  dargereicht  zu  haben;  b.  dass  es  aber  nichts 
weniger  als  rationell  gewesen  sei,  die  nämliche  Dosis  des  Mittel«  bei 
Kindern  und  Alten,  bei  weiblichen  und  männlichen,  angewandt  zu 
haben;  c.  dass  es  endlich  ganz  irraiionell  gewesen  sei,  beim  g&nzll- 
chen  Aufliören  der  Anfälle  noch  mit  dem  Heilmittel,  und  zwar  In 
gleich  starker  Dosis,  fortgefahren  zu  sejnl  Was  sollte  denn  die 
Belladonna  noch  heben,  wenn  nichts  mehr  von  Zufällen  vorhanden 
war?  Was  konnte  sie  anders  thun,  als  ihre  giftartigen  Wirkungen 
allein  auftreten  zu  lassen,  und  so  den  beruhigten  Organismus  auFs 
neueszu  bekämpfen  und  in  demselben  neueSturme  und  neue  Leiden,  die 
nur  der  Belladonna  eigen  sind,  und  die,  nach  Angabe  des  Dr.  G.  niehk 
ausblieben,  hervorzubringen!  Er  hätte  ruhig  die  Folgen  der  Paoificn- 
tion  abwarten  sollen.  Wären  die  Anfälle  bei  ruhigem  Zuwarten 
wieder  aufgetreten ,  so  hätte  er  billig  weiter  nachforschen ,  auf  die 
Urquelle  der  Krankheit  zuruckgelfen  und  dem  gemäss  ein  anderen, 
PMjenderen  Mittel  aufsuchen  aoUen.  —   Dr*  Wonikajik. 


Andere  hielten  (I)  dieee  Bebandlnn/t  länger  aus*  Drei 
Kranke  erhielten  von  der  Bellad.  tilg!*  4  Gr.,  vierzehn 
6  Gran,  einer  9  Gran  und  die  anderen  drei  12  Gran.  Die 
/[^rösste  Dosis,  wjiehe  angewendet  worde,  waren  18 
Gran!   (Ob  diese  Dosen  auf  einmal  oder  ab^etheilt  ge^ 

?reben  worden,  ist  leider  nicht  angeführt).  Die  physio^ 
ogischen  Wirkungen  dieses  Mittels  waren  folgende: 
1)  Erhöhung  der  Blut-Circnlation,  vermehrte  Geschwin- 
digkeit des  Pulses  bei  allen  Kranken,  am  auffallend- 
sten bei  den  jüngeren,  die  aber  in  keinem  Fall  lAn^er 
dauerte  als  14  Tage,  auch  trotz  der  Steigerung  der 
Gabe.  8)  Aufregung  des  Nervensystems;  nur  bei  6 
Kranken,  wovon  der  Älteste  kaum  2t  Jahre  hatte,  wur«« 
den  Delirien,  mentaler  Aufruhr,  Faseleien  bemerkt.  3} 
Die  Pupillen  waren  bei  Allen  erweitert  4)  Der  Ver- 
dauungsapparat blieb  unangefochten,  nur  bei  einigen 
und  bei  starken  Dosen  wurde  die  Zunge  trocken  und 
bekam  einen  braunen  Streifen  in  der  Mitte.  Die  the^ 
rapeti/2>cAen  Wirkungen  waren  von  wenig  Bedeutung; 
alles ^  was  man  in  dieseh  Experimenten  wahrnehmen 
konnte,  war,  dass  bei  manchen  epileptisch  Kranken 
durch  Darreichung  der  Bellad.  die  Zahl  der  Anfälle 
vermindert  wurde.  (L'Experience  Nr.  64.  30.  Juli  1838. 
Dr.  Widnmann) 

Bolettu  filatanas.  —  Nach  Kauen  ^  aber  nicht 
VerectUucken  eine»  IStückchensy  Z  Stunden  darauf  plöts- 
lich  Durchfahren  in  allen  Gliedern,  als  rühre  ihn  der 
Schag.  —  Beim  zweiten  gleichen  Versuche  Va  Stunde 
vor  dem  Genüsse  von  Reisbrei,  nach  Vh  Stunden  plöts- 
liehe  Uebelkeit  und  geschmackloses  Speiseerbrechen, 
dann  aber  eine  Stunde  lang  ziemlich  wohl.  Hierauf 
durch  8  Stunden  wohl  SOmal  »lel»  »ehr  ,plöi%Uehe»  Er^^ 
brechen  von  sehr  bitterer  Flü»»igkeit^  das  letztemal  mit 
Blut,  inde»»in  der  !Swi»chefi»eit  nur  wenig  Uebelkeit  und 
keine  Sclanerzen;  Ab»cheu  vor  kaltem  Wa»»er.  Dar- 
auf 4  Stunden  lang  recht  munter,  dann  abei'  solche 
Mattigkeit,  dass  er  kaum  gehen  und  stehen  konnte 9 
erst  am  3.  Tage  ganz  nachlassend. 

Bei  3  Personen,  die  ein  Gericht  des  Schwammes  ge- 
nössen: nach  8  Stunden  eben  solches  oftmaliges  Er- 
brechen, durch  6  Gran  Kohle  mit  Milch  durchaus 
nicht  gelindert;  völlige  Kraftlosigkeit;  Puls  kaum  fähl- 
bar;  Glieder  kalt;  Leib  ganz  eingefallen,  furchtbar 
schmerzend;  starker,  anhaltender  Durchfall  von  Blut  und 
sehleimhAutigen  Massen;  höchst  schmerzhafte  Muskel- 
krflmpfe  in  den  Gliedern  und  dem  Gesichte.  (Schlei- 
miges Ausspucken).  Nach  8  Tagen  gesund.  (Laius, 
die  nfltzl.  und  sehidl.  Schwftmme*  —    Dr.  Kuhtz).  . 


488  Fkwtm.  Eepertarhtm. 

Brom.  *)  ~  A.  —  1.  Eine  92jährige  Fraa  hatte 
seit  7  Jahren  mehrere  Scrophelk^oten  an  j^der  &$eite 
deti  Halees,  Dr.  PovrchjA  zu  Montpeiliier  ^rafo  ihr:  Kp» 
Bromi  s^t  vj.  Aq»  dest  $  iij.  D.  S.  Smai  binnen  24 
Standen  %u  nehmen.  Man  vermelirte  den  Brom  bis  auf 
SO  Tropfen.  Zu  j^leicher  Zeit  wurden  anf  den  Knoten 
Kataplasmen  von  einer  wä$seri;o^en  Bromsoiution  in  fol- 
li;endeni  VerhAltniss  übergeschlagen:  Rp.  Bromi  ^tt. 
xij— XXX*  Aq.  deat.  3  iij— iv.  Naeh  einer  ämonatl.  Be- 
handlnn/i;  waren  alle  Sympt.  der  Seroph.  verschwunden. 

t.  Die  nun  erzählten  3  Fülle  von  serophulöser  Au- 
Kenentzöndun^,  Anschwellun<i^  der  Epididymis  (in  Feiere 
von  Gonorrhöe)  iind  Kropf,  deren  erstere  ^ehefli  wur- 
den, während  der  Kropf  zur  Zeit  der  Bekanntmarhung^ 
,,bereit8  um  2  Drittheile  vermindert  worden  war^%  Fälle 
die  für  die  Heilkraft  des  hydrobramsauren  Kaü^s  zeu- 

fen  sollen,  theilt  Ref.  nicht  mit,  da  ^leichzeitio^,  um 
illen  zu  formiren,  auch  ein  weni^  Lyeopodium  ^enom* 
Dien  wurde,  und  zwar  18  Uran  auf  6  Gran  des  hydro- 
bromsauren  Kali's.  —    (Versal.  Hy^.  Vi II,  p^.  55t). 

3.  Proiobromür  des  QtieclUübers  (Quecksilberbromör 
VO  ifi^  unauflöslich  in  Wasser  und  Alcohol  und  bringt 
za  1—2  Gran  beim  gesunden  Me^ischcn,  selbst  nüchtern 

genommen,  /srar  keine  Wirkun;^:  hervor..  In  stärkerer 
losis,  zu  4—5  Gran,  führt  es  massig  ab  und  vermehrt 
zugleich  die  Urinsecretion.  In  frischen  syphilitischen 
Kraiikbeiten,  als  Einreibuno:  in  das  Zahnfleisch,  oder 
in  Pillen  innerlich  angewendet,  hatte  es  diese  Krank- 
heiten geheilt.  Dieses  Mittel  gleiche  in  seiner  Wir« 
kung  dem  Calomel,  nur  errege  es  nicht  so  schnell,  wie 
letzteres,  denSpeichelfluss  und  wirke  zugleich  stärkerauf 
die Urinsecretlon.  (Vgl  Hyg.  VIII.  pg.  547—648;  552 etc.). 

4.  Das  Deulobramür  des  Quecksilbers  (Quecksilber- 
bromid.  F.)  hat  einen  sehr  starken  styptischen  Ge- 
schmack, ist  schmelzbar  und  sublimCrt  leicht.  Vom 
Walser  wird  es  aufgelöst,  aber  weniger,  als  der  8n- 
blimat;  das  beste  Auflösungsmittel  ist  der  Aelher.  £s 
greift  in  etwas  grossen  Dosen  den  Darrakanal  sehr  an, 
verursacht  Durchfall  und  Erbrechen,  mit  Kolik  und  Ma- 
genkrämpfen verbunden;  auch  erregt  es  Salivation.  iis 
verhält  sich  beinahe,  wie  der  Sublimat,  nur  greift  es 
nicht  so,  wie  dieser,  den  Kopf  und  die  Brust  an.  las 
Ist  bei  frischer  Syphilis  Anfangs  zu  'As  Gran  in  Pillen 
gegeben  worden,  dann  stieg  man  alle  Tage  um  Vis 
Gran.  Zu  gleicher  Zeit  wurden  die  Schanker  mit  Com- 


i*» 


*)    Gleich  den  folgeoden  BeobachtiiDsen  von  BrompräparateD,  von 


Pharm.  Mteperiorütm.  4SB 

pressen  bedeckt,  welche  mit  einer  Anflösun^  aos  1 
Gran  des  Mittels  auf  1  Pfund  destillirten  Wassers  be- 
feuchtet waren.  Uie  syphilitischen  Geschwüre  gewan- 
nen schon  nach  einigen  Tagten  ein  besfieres  Ansehen, 
und  20 — 30  'laj^e  waren  zu  ihrer  j^an/Jichen  Vernar- 
bun^s;  hinreichend.  Die  MetUfre  des  Meutoliromür  a^ur 
Beseiti^o^uno:  des  Uebels  betrug  meist  5  Gran^  selten 
darüber. 

Uasselbe  wurde  auch  in  Solution  angewendet,  als:  Rp. 
Dcutobromuret.  Mercur.  ^r.  vj.  Aquae  dest.  libram.  JMan 
fänjct  mit  20  Tropfen  an  und  steigt  allmähli;g:  auf  SOG 
Tropfen.  Die  primäre  und  8ecnndiire\  Syphilis  ist  dmrch 
diese  Auflösung;  /»;eheilt  worden.  Am  besten  lasst  steh 
aber  das  Deutobromür,  in  Aether  aufjpelöst,  in  folj^n- 
4ler  Form  nehmen:  Rp.  Dcutobromuret.  JU^rcur.  gr.  j. 
Aether.  sulph.  dr.  J.  Man  nimmt  tüglich  nach  dem  Mit- 
tagessen 10,  15-^20  Tropren  von  dieser  Solution  in 
einer  kleinen  Mengte  reinen  Wassers  oder  in  Haferu 
schleim.  (Journal  der  Chirurjg^ie  und  Auirenheilkunde 
von  V.  GrAfs  und  v^  Walther.  Bd.  XXVI.  pg.  708 
sqq.     Dr.  Frank). 

U.  *)  *<*)  1.  Wirkung  des  Bronis  bei  seiner  EiU'^ 
Verleihung  in  die  Mwulhöhle  an  Thieren.  Nach  einer 
Menge  von  Versuchen  an  Hunden  und  Na^thieren  er- 
hielt H.  fol/rcnde  Resultate:  das  Brom  wirkt  tropfen« 
weise  in  die  Mundhöhle  eines  lebenden  Thieres  gebracht, 
wobei  es  bei  der  Temperatur  des  Körpers  schnell  in 
Gasform  sich  verwandelt^  als  ein  heftiger  Reiz«  auf  alle 
Theile  der  Schleimhaut,  mit  denen  es  in  Berührun]^ 
kommt,  es  entsteht  starke  Schleimabsonderun^  una 
Salivation;  ähnlich  irritirend  wirkt  es  auf  die  geffiss- 
reiche  Nasenschleimhaut,  und  von  da  rückwärts  auf  die 
Conjunctiva  und  Thränendrüse,  daher  der  Ausfluss  von 
wässerigem,  im  Verlaufe  oft  eiterartigem  Schleim  aus 
der  Nase,  d>is  Niessen,  die  mehrmal  beobachtete  Röthe 
der  Conjunctiva  und  das  Thränen  der  Augen.  Ebenso 
entsteht  Irritation  und  Entzündung  der  Schleimhaut  der 
Luftwege  und  der  Lungen.  Meistens  hat  die  Entzün- 
dung der  Schleimhaut  im  Larynx  und  der  Trachea  ei* 
nen  transsuddativen  Charakter,  und  geht  somit  ana- 
log der  durch  Chlor  und  Amoniak-Gas  bedingten  Irri- 
tation   dieser    Theile    auf   Bildung    von    Pseudomem- 


*)    Ein  Au9%ug  ans  einer,  von  der  med.  FaouU&t  s«  Tubin|[en_fi 
Jabr  1837  gekrönten  Preisschrin,   Inaugural  -  Dissertation  zur 
Jaoisung  der  Doctorwürde  in  der  Medicin  und  Chirurgie  unter 
Präsidium  von  F.  v«  Gmrlin  von  Fr.  Hribmrdingbb  aus  LudwigsbiUTf. 
aS88.  —    (MitiKetheiK  von  Med.  Pract.  G.  F»  Mullah  in  Tübingen). 

•*)  S.  Hyg.  Vm.  pg.  bi%.  —    D.  Red. 


ItO  Pkarm.  jßeperiarium. 

branen  los;  bisweilen  findet  offenbar  bei  der  Ein  Wirkung 
des  Bromdsinpfes  auf  die  Luriwe^c  eine  vorQber^e- 
hende  Jiraropfhafte  Verschliesdon^  der  Glottis  Statt, 
daher  wohl  die  anfängliGlien ,  öfters  beobachteten,  lief- 
tiiC^n  sijffocatorischen  Erscheinungen«  In  Fol^e  der 
Reizung  der  llespirationsorgane  wurden  beobachtet:  er- 
schwerte, bald  verlanjETsamte  suffocatorische^  bald  be- 
schleunigte, oberflächliche  Respiration,  mit  Niessen 
verbundener,  hartnäckiger  Hosten,  der  meist  Croup- 
ton  zeigte  (bei  den  mK  Nagethieren  angestellten  Ver- 
Sachen  fehlte  der  Husten  vollkommen)  and  ver- 
nebrte  Schleimabsondernng,  daher  Schlei mgerassel  bei 
der  Respiration.  Meistens  erfolgt  der  Tod  in  einem 
Znstande  von  grosser  Schwäche,  an  Lungenentzündung 
und  Lungenlähmung.  Bei  der  Section  trifl't  man  die 
Rachenhöhle  und  die  Respirationsorgane  entzündet.  Die 
Schleimhaut  des  obern  Theils  des  Darmkanals  war  meist 
nnbedeutend  irritirt 

2.  Bei  seiner  Einverleibung  in  den  Magen  der  Tläere. 
4.1s  Vehikel  des  Broms  wurde  das  destillirte  Wasser 
benutzt,  welche  Bromlösung  immer  durch  einen  eiasti- 
sieben  Katheter  in  den  leeren  Magen  injicirt  wurde.  2!uai 
Versuch  wurde  ein  V4Jähriger    Kattenfänger  gewählt, 
dessen   beide  glandulae  thyreoideae  zur  Grösse  eines 
Hühnereies  angeschwollen  waren.    Demselben  wurden 
vom  14.  April  bis   10.  Mai  täglich  4  Tropfen  Brom  in 
Vi  Unze  Wasser  injicirt;  unmittelbar  darauf  beobach- 
tete man  unruhiges  Hin-  und  Herbewegen  der  Zang^e, 
vorübergehend  vermehrte   Sehleimabsonderung  in    der 
Mundhöhle  und  Salivation,  der  Herzschlag  anfangs  be- 
achleunigt,   den  übrigen  Theil  vom  Tag  normal,    die 
Urinexcretion  etwas   vermehrt,    die   Oeffnung   normal;' 
vom  19.  April  an  öfteres  Anfstossen  nach  der  Injeetion; 
den  87.  April  Abends  diarrhöeartige  Oeffnung;  bis  zum 
88.  April    hatten   keine  Respsrationsbeschwerden    noch 
Husten  Statt  gefunden,  an  diesem  Tage  aber  wurde 
nach    der  Injeetion    t\n  Theil   der  •  Bromlösung   in    die 
Mundhöhle  heraufgewurgt,  kurz  darauf  trat  trockener 
Husten  ein,  den  Tag  über  sich  öfters  wiederholend  und 
Croupton  annehmend.    In  den  folgenden  Tagen  stellten 
sich  mit  dem  Aufstossen  immer  auch  leichte  Vomitu- 
ritionen  ein,  öfterer  Husten;  vom  4—6.  Mai  waren  die 
Darmexcretionen  vermehrt ,  breiig,  der  Appetit  gestei- 
gert, DursI  gering,  Munterkeit  nicht  vermindert;  Zu* 
nehmen    an  Volumen;   am   Kropf   keine   Veränderung; 
vom  10—80.  Mai  wurden  täglich  8  Tropfen  in  Vs  Unse 
VITasser  gelöst,  injicirt  un^  dabei  folgende  Symptome 
beobachtet;  Aufstossen,  vermehrte  Schleimabsondernng 


Pharm.  Beperi&rkm.  441 

und  Sali  vation,  besclileonigter  Pols  .Hasten ;  der  Hund 
schlief  öfter  bei  Täg^  aber  ohne  Betäubung^  Zan^e 
rein,  bisweilen  schwach  wetsslich  nach  hinten  belef^t, 
Appetit  normal,  Oeffnunj^  öfters  breiijBT;  den  14.  Mai  nach 
der  Injection  linaii;»;es  Erbrechen  von  Schleim,  die  Schild- 
drüsen-Partie der  rechten  Seite  wurde  merklich  kleiner, 
als  die  der  linken  Seite,  die  unverändert  blieb;  auch 
fühlte  sich  die  erstere  etwas  weicher  an.  Vom  SO— 86. 
Mai  wurden  tä/2:lich  IS  Tropfen  in  Vt  Unse  Wasser  ge- 
geben. Die  angeführten  Symptome  wurden  wieder  be- 
obachtet, beschleunigter  Herzschlag,  erhöhte  Hauttem- 
peratur,  Husten  mit  Vomituritionen,  öfteres  Niessen, 
meist  unveränderte  Oeffnung,  die  Oarmexcretionen  aber 
vermehrt,  der  Durst  war  stärker  als  früher;  den  26. 
Mai  16  Tropfen  Brom  in  6  Drachmen  Wasser;  diesel- 
ben Symptome  wurden  beobachtet.  Vom  27.  Mai  an 
wurden  jeden  andern  Tag  84  Tropfen  Brom  in  1  Unze 
Wasser  injicirt;  ausser  den  angeführten  Symptomen  be» 
obachtete  man  blasse  Färbung  der  Mundschleimhaut, 
beschleunigten  Herzschlag,  vermehrte,  reichliche  una 
breiige  Darmexcretionen,  mit  denen  bisweilen  eine  grosse 
Quantität  Schleim  aii.sgeleert  wurde;  der  Husten  hatte 
aufgehört;  leichte  Niedergeschlagenheit,  Appetit  nor- 
mal; den  S9.  Mai  fand  nach  der  Injection  Erbrechen 
von  Sehleim  Statt,  und  einmalige  reichliche  breiige 
Oeffnung  mit  einigen  Blutpunkten;  die  Schilddrüse  der 
rechten  Seite  hatte  bisher  am  Volumen  abgenommen, 
die  der  linken  schien  im  Gegentheil  etwas  vergrössert; 
den  31.  Mai  wurde  das  Maul  nach  der  Injection  zuge- 
bunden, Va  Stunde  nachher  wurde  es  wieder  aufge- 
bunden, worauf  einmaliges  Erbrechen  von  weissltchen 
schleimigen  Stoffen  erfolgte;  die  Respiration  war  frei, 
Kollern  im  Bauche,  2malige  reichliche,  breiige,  gelblich 
braune  Oeffnung;  den  1.  Juni  wurde  der  Hund  gewo- 
gen, er  hatte  1  Pf.  an  Gewicht  zugenommen,  und  wog  13  Pf^ ; 
am  linken  Auge  stellte  sich  eine  starke  Conjunctivitis 
ein^  die  aber  am  10.  Juni  wieder  verschwunden  war;  die 
in  den  folgenden  Tagen  eintretenden  Symptome  waren 
immer  wieder  Salivation,  Aufstossen,  Erbrechen  von 
zähem  Schleim;  das  Erbrochene  zeigte  meist  saure  Re- 
action,  reichliche,  breiige,  braune  Darmexcretionen,  in 
denen  die  Stoffe  oft  blos  halbverdaut  schienen,  be« 
schleunigter  Puls;  den  6.  Juni  nach  der  Injection,  den 
Tag  über  wiederholter  Husten  mit  Croupton;  den  8. 
Juni  w*nrden  30  Tropfen  Brom  injicirt,  dabei  keine  neuen 
Symptome  beobachtet;  den  10.  Juni  48  Tropfen  in  V/% 
Unzen  Wasser;  den  18.  Juni  60  Tropfen  in  8  Unzen 
Wasser;  der  Hund  worde  anfangs  unruhig,  der  Puls 


44t  Pkmrm.  Bveriarüim, 

be8chleoni|[^t,  nacli  einer  Minate  kurze  Zeit  hindoreli 
verlttnj^eanit,  aosselKend;  als  weitere  Symptome  be- 
merkte man  Saiivation,  Thränen  der  Angen^  voruber- 
geliende  Erweiterun/e:  der  Pupillen,  /B:ro88e  Nieder;s:e- 
8chlaf:enheit,  öftere  Vomituritionen;  ^e^en  Druck  in  der 
Ma^en^ejscend  war  der  Hund  empfipntilieh;  fras8  mit  Ap- 

Setit;  einmali^Bfe,  niit  Tene^roua  verbundene,  sehleiuii^e 
fcffnnn^;  den   14.   Juni   wurde  dieselbe   Dosis    beige- 
bracht, und   dieaelben  Symptome   beobachtet;   ^d^n   16. 
Juni  iniieirte  man  70  Tropfen  theils  suspendirt,    theiU 
relöst  in  9Vs  Linien  Wasser;  es  erfolgte  Dyspnoe,  8a- 
Jivation,  Thronen  der  Au/g^en,  vorübergehende  lärwei- 
tcrun^Bf  der  Pupillen,   heftiji^e  Vomituritionen ;   Puls  fre- 
quent;  nach  3  Stunden  wurde  das  Maul  auf^febunden, 
worauf  einmalijres,  starkes  Erbrechen  von  einem  blo- 
tii^en  Schleime  Statt  fand;   Abends  mehrmaliges  bluti- 
ges Erbrechen;  den  17.  Juni  einroalij2;e  Darmexcretion 
von  einer  karrenschmierähnlichen,   aashaft  stinkenden 
Materie;   seit  dem  Juni  magerte  der  Hund  auffallend 
ab,  die  Glandula  thyreoidea  der  rechten  Seite  war  seit 
dem  14.  April  um  ein  llriitheil  kleiner  /gpeworden,  an  der 
linken  Seite  blieb  sie  unverändert;  den  18.  Juni  wnrdea 
«ofs  Neue  70  Tropfen   in   IVa  Unzen  Wasser   injicirt; 
die  Symptome  stimmten  im  Wesentlichen   mit  den  frä- 
heren  überein;  saures  Erbrechen  (nach  chemischer  Un- 
tersuchun;^  durch  Bromwasserstotfj^änre  bedin;i<;t).     Den 
20,  22.  und  24.  Juni  wurden  je  80  Tropfen  Brom  in  S'/i 
Unzen  Wasser  in  den  Ma;i^en  injicirt;  die  dabei  beob- 
achteten Symptome  waren   hauptsächlich   wieder    Auf- 
stossen,  Vomituritionen,  Erbrechen  von  blutigem  Schleim; 
die  flarmexcretionen  waren  bisweilen  mit  blnti<3:em  Schleim 
vermischt,  oder  fest,  schwarzbraun  j^efärbt;  Appetitio* 
si/z^keit,  beschleunigter  Puls,  Dyspnoe,  einigemal  Hu- 
sten,  Niessen,  Ausfluss  von  zähem,  gelbem   Schleim 
aus  der  Nase,  grosse  Abmajcerun/g^,  unstäter,  wanken- 
der Gan^.    Den  28.  Juni  injicirte  man  90  Tropfen  in  S 
IJnzen  destill.  Wasser;  es  erfolg^te  darauf  grosse  Nie- 
der/e:eschlaffenheit,  der  Puls  wurde  beschlcuninrt,  faden- 
förmig; Brechneigung  stellte  sich  ein^  rasselnder  Ha- 
sten, einmalifire  feste,  dunkelgrüne  Oeffnun^,   Ausfluss 
von  zähem  Schleime  aus  der  Nase,  der  Hund  wankte 
mit  den  hinteren  Extremitäten  und  stürzte  höchst  er- 
mattet zusammen;  den  27.  Juni  fand  einmaliges  bluti- 
ges Erbrechen  Statt,   der  Hund  konnte  sich  von   der 
Stelle  nimmer  we;r  bewehren,  auf  leichten  Druck  in  die 
Ma^en^end  floss   eine  chocoiudefarbige  Plussiffkeit   in 
grosser  Quantität  aus  Mund-  und  Nascnhöle.    Der  Tod 
erfolgte  in  einem  Zustande  äusserster  Erschöpf ang  ohne 


Phmrm.  B^pertartimi  44S 


Convttlsioneit    Bei  der  Seetion  wigte  sich  alle  Irrits« 
biiitat  erloschen,  der  Hund  bis  zum  Skelett  «b^ema- 

Sert,  das  Kett  verschwunden,  die  Muskeln  blass.  Im 
iute  des  Herxens  und  der  /e:r6sseren  Oefasse  halten 
sich,  wie  feste  Gelatina  mussehende,  Kaserstoffconcre« 
mente  gebildet,  die  Lun^enflii^el  der  rechten  Seite  wa*- 
ren  blass,  anämisch,  fAia  beiden  unteren  Lsppen  der 
linken  Seite  in  con^^estionellem  Zustande;  beide  Par« 
thieen  der  Glandula  Ihyreoid.  einfach  hypertrophirt,  ihr 
Gewebe  zeigte  ein  speckig -röthliches  Aussehen.  Der 
Oesophagus  war  entzündet,  erodirt,  der  iMagen  zusam- 
mengezogen und  enthielt  2  Ümchmen  einer  chocolade- 
farbenen  Flüssigkeit»  Die  Schleimhaut  entzündet,  ihr 
Aussehen  an  verschiedenen  Stellen  verschieden,  im 
Fundos  dicht  entwickelte  Gefassnetze^  in  der  Mitte 
des  Magens  viele  Erosionen,  die  Schleimdrüsen  waren 
an  verschiedenen  Stellen  hypertrophirt^  in  der  Nähe 
des  Pylorus  viele  braune  Flecken  und  9  glatte,  boh- 
nengrosse  Narben;  die  Schleimhaut  in  derobeirn  Hftifle 
des  Dünndarms  war  verdickt,  blass,  nur  an  wenigen 
Stellen  gerölhet.  —  In  dem  aus  dem  Herzen  und  den 
grossen  Gefassen  gesammelten  Blute  gelang  es,  durch 
chemiche  Untersuchung  das  Brom  nachzuweisen.  — 

3.  Versuche  an  sieh  selbst,  Morgens  nüchtern  ver- 
schluckte H.  5  Tropfen  Brom  in  Vt  Unze  destill.  Was- 
ser gelost;  beim  Niederschlocken  bekam  er  augenblick- 
lichen Husten  mit  suffocatorischen  Zufallen,  die  Respi- 
ration wui^de  sehr  beengt«  er  musste  nach  Luft  schnap- 
pen, im  Rachen  hatte  er  anfangs  ein  widriges,  zusam- 
menschrumpfendes Gefühl  mit  dsrauf  folgender  Empfin- 
dung von  Brennen  und  Wundseyn,  V4  Stunde  an- 
dauernde Salivation  und  vermehrte  Schleims bsondernng 
in  Mund-  und  Nasenhöhle,  öfteres  Aufstossen  mit  Vo- 
mituritionen,  wobei  viel  Schleim  in  den  Oesophagus 
heraiifgewürgt  wurde,  im  Unterleib  empfand  er  ein  an- 
genehmes Gefühl  von  WArme,  der  Puls  zühlte  70 
Schläge  (normal  64);  nach  6  Minuten  leichter,  mit  Ekel 
verbundener  Schwindel  und  fortdauernde  Brechneigung, 
ohne  dass  jedoch  wirkliches  Erbrechen  eintrat;  die 
Zunge  blieb  feucht,  die  Pupillen  normal.  Puls  nach  Vt 
Stunde  wieder  normal.  Nach  einer  Stunde  war  blos 
noch  ein  leichter  nauseoser  Eindruck  mit  dem  widrigen 
Bromgeschmack  zurückgeblieben.  In  den  Excretionen 
zeigte  sich  den  Tag  über  keine  Veränderung,  Appetit 
normal. 

4.  Ein  andermal  nahm  er  nüchtern  8  Tropfen  Brom 
in  1  Unze  Wasser  gelöst;  die  Nase  wurde  beim  Ver- 
selilncken  zugehalten;  es  trat  eine  lebhafte,  bis  som 


444  Pkmm.  Bqferf0rtitm. 

Breooen  sich  steigernde,  Empfindonii:  von  Wime  doreh 
den  /[ganzen  Oesophagus  bis  in  den  Magtn  hinein  ein, 
besonders  Msti^r  war  dieselbe  Im  Seblunde;  die  8pei- 
eheU  und  SehleirosecreHon  in  Monde  wurden  voröber- 
j^ehend  vermehrt,  ein  paarmal  raoher  Hasten,  die  Ile- 
spiration  frei,  blos  bei  tieferem  Einatbmen  leichter 
llrock  auf  der  Brost,  der  Puls  zilhlle  70  Sdili/sre,  öf- 
teres Aofstossen,  nach  IS  Minuten  Schwindel  mit  Ekel 
verbanden,  Gesichtsfarbe  blass,  nach  V4  Stunde  hatte 
der  Puls  62  Schläge;  leichte  Vomitnritioncn  ohne  ei- 
f:entliches  Erbrechen.  Nach .  einer  Stunde  waren  aus- 
ser leichtem  Schwindel  und  wiederholtem  Anfstossea 
alle  Symptome  verschwunden,  Vormittags  einmalige 
Urinexcretion ,  der  Appetit  vermindert,  der  widrige 
Bromgeschmack  dauerte  den  ganzen  Tag  ober  fort; 
Nachmittags  Durst,  einmalige  regelmissige,  mit  leich- 
tem Tenesmus  verbundene  Oelfnung.  —  Magnesia  und 
noch  mehr  schleimige  Getränke  milderten,  wie  er  bei 
anderen  Ver8uchen  fand,  die  Einwirkung  des  Broms.  — 
5.  Das  Brom  vollbringt,  in  den  Magen  einverleibt, 
seine  Hauptuirkung  im  vegetativen  System,  es  wirkt 
in  kleinen  Gaben  als  ein  gelindes  Reizmittel  anf  die 
Theile  der  Schleimbaut,  mit  denen  es  in  Beröhrung 
kommt,  die  Schleim-  und  Speichelsecretion  im  Mande 
werden  voräbergehend  vermehrt,  im  Schlund  erre/^t  es 
ein  unangenehmes  Gerolil  von  Zusammenschrumpfen 
und  Rauhigkeit  mit  nachfolgendem  leichtem  Brennen; 
auf  die  Wandungen  des  Magens  wirkt  es  als  gelinder 
Beiz,  es  erregt  vermehrte  Congestionen  nach  diesem 
Organe  und  dadurch  ein  Gefühl  von  Wurme,  das  sieh 
in  höherem  Grade  zu  einer  brennenden  Empfindung  stei- 
gert; es  entsteht  Aufstossen^  die  Schleimsecretioii  wird 
vermehrt,  der  Appetit  zeigt  sich  wenig  verändert;  die 
verschiedenen  Excretionen  zeigen  sich  normal,  die  Br- 
nShrung  der  Organe  ist  nicht  beeinträchtigt ,  der  Kör- 
per nimmt  an  Masse  zu.  In  mittleren  Gaben  beige- 
bracht, steigert  das  Brom  die  angeführten  Symptome, 
es  entsteht  ein  nanseoser  Eindruck,  Ekel,  wiederholtes 
Aufstossen,  Vomitoritionen,  selbst  wirkliches  Erbrechen 
von  weisslichem,  mit  Speichel  vermischtem  und  öfter 
sauer  reagirendem  Schleime;  längere  Zeit  fortgegeben, 
werden  die  Darmexcretionen  vermehrt,  breii/s:,  mit  viel 
Schleim  vermischt  (die  Urinexcretion  normal),  Appetit 
wenig  gestört,  Durst  nur  massig,  allmählifi:e  Abmage- 
rung. In  grossen  toxischen  Gaben  wirkt  das  Brom  als 
ein  heftig  irritirendes,  corrosives  Gift,  um  so  heftiger, 
je  concentrirter  es  gegeben  wird;  es  entsteht  Anfstos- 
sen  von  Bromdimpfen^  in  kurzer  Zeit  Iretsii  Vomitori- 


Pharm.  Repertorüim.  445 

lionen  und  heftif^es  Erbrechen  von  weissliehem,  mit 
Speichel  vermischtem,  im  spätem  Verlanf  bluti;i^  j|^e- 
firbtem  Schleim  ein,  eine  heftige  Majenentznndunjp 
entwickelt  sich,  an  der  die  Thiere  in  einigen  Taften 
in  einem  Zustand  der  f:rös8ten  Schwäche  und  all^e*- 
meiner  Abmaj^erong,  biswellen  leichter  convalsivischer 
Zustände,  sterben;  der  Appetit  lie^t  bei  diesen  Gaben 
\6\lig  darnieder,  der  Durst  nur  massig:,  es  findet  Ver- 
stopfung oder  Ab^an^  von  dunkelbraunen,  aasbaft  stin- 
kenden, Kaeces  in  sparsamer  Quantität  Statt.  —  Die 
Einwirkung  des  Brom  aufs  Gefäss-System  und  die  He- 
spirations*Or/e:ane  betreffend:  unmittelbar  nach  seiner 
Einverieibunfc  wurde  der  Puls  immer  beschleunigt, 
welcher  aber  nach  kurzer  Zeit  schon  seine  normale 
Frequenz  wieder  annimmt,  in  eini/e:en  Fällen  wurde  er 
sogHv  Verlan j^samt  uip  einij^e  Schläge,  z.  B.  bei  Verf. 
selbiit,  wo  er  einen  Tag  hindurch  jede  Stunde  8  Tro- 
pfen Brom,  in  Vs  Unzen  Wasser  gelöst,  verschluckte: 
eine  eigentlich  antiphlo^ristische,  die  Gefässthäti^keit 
nachhaltig  heräbstimmende,  Wirkun/»:  konnte  aber  bei 
der  Anwenduni^  des  Brom  nie  beobachtet  werden.  Ob- 
gleich H ,  gestützt  auf  chemische  Untersuchung  der  er- 
brochenen Stoffe,  sich  überzeugt  hat,  dass  sich  das 
Brom  bei  seiner  Einverleibung  in  den  Magen  dadurch, 
dass  es  der  thieri^chen  Materie  Wasserstoff  entzieht, 
in  Bromwasserstoffsäure  verwandelt,  und  in  dieser  Be^ 
Ziehung  mit  dem  Chlor  die  höchste  Analogie  zeigt,  so 
müssen  doch  di^  antiphlogistischen  Wirkungen  der  Brom- 
wasserstoffsäure höchst  unbedeutend  seyn,  und  bei  grös- 
seren Gaben  des  Brom^  wurde  nach  einiger  Zeit  immer 
ein^  über  das  Maas  beschleunigter  Puls  beobachtet;  bei 
der  erst  später  eingetretenen,  auffallenden  Frequenz  des 
Pulses,  i^obei  derselbe  immer  klein,  zusammengezogen 
beobachtet  wurde,  darf  eine  sesundäre,  durch  die  pri- 
mitive Locaiirritation  des  Magens  bedingte  Steigerung 
der  Gefässthätigkeit  nicht  ausser  Acht  gelassen  wer- 
den. Dass  das  Brom  ins  Blut  übergeht,  ist  durch  die 
Untersuchung  des  Blutes  aufs  Entschiedenste  bewie- 
sen; in  welcher  Verbindung  es  sich  aber  befinde,  kann 
H.  nicht  angeben;  auch  geläng  es  ihm  nie,  dasselbe  in 
einem  Auswurfsstoffe  nachzuweisen.  Als  freies  Brom 
oder  Bromwasserstoffsäure  findet  sich  das  Brom  nicht 
im  Blute.  —  Zu  den  Respirationsorganen  steht  das 
Brom  in  einer  näheren  Beziehung;  es  erregt  Conges- 
tlonen  gegen  die  Lungen,  erschwerte,  bald  beschleu- 
nigte, bald  verlangsamte  Respiration  mit  grossem  Aa- 
theil  des  Zwerchfells  und  der  Bauchmuskeln  am  Re- 
spiFationsgeachäfte ,  Niessen  mit  Husten ,  der  öfters 


44S  Pkmrm.  Biepertorütm. 

Croopton  Beigste;  er  war  beinahe  immer  Folge  von  nn- 
Bilielbar,  entweder  |i:ieich  beim  Kiederechlucken  oder 
doreh  naehheri|cc8  Aofslossen  mit  den  Respimlionsor- 

Sanen  in  Berührunf  gekommenen  Bromdämpfen*  —  .Das* 
[ervensyslem  wird  bei  kleinen  Gaben  des  Broms  nar 
weni^  alterirt,  in  grösseren  Gaben  entsteht  äichwiii- 
del  nnd  ein  nausebser  Eindruck;  Betäubung  findet 
Statt.  In  den  grössten  Gaben  ist  der  läindruck 
aafs  Nervensystem  ein  mehr  lähmender,  es  entsteht 
höchste  Nieder^eschia<i:enlieit,  vorüber/efehende  Erwei- 
terung der  Pupillen,  auch  der  Puls  /«eigte  sich  in  eini- 
gen Fällen  vorübergehend  verlangsamt;  im  weitern  Ver- 
Jauf  Kcigt  sich  das  Nervensystem  wenig  beeinträchtigt; 
die  Thiere  bleiben  blos  niedergeschlagen,  und  sterben 
zuweilen  ohne  alle  nervösen  ^Symptome,  bisweilen  nach 
■leichten  Convulsionen  in  einem  Zustande  grosser  ISr- 
schöpfung«  —  Das  Brom  steht  analog  dem  Jod  in  ei« 
ner  zur  Vegetation  der  Schilddrüse  specitisciien  Bich- 
tung.  —  Auf  dtn  menschlichen  Organismus  scheint  das 
Brom  gnn»  ähnlich  ku  wirken,  wie  auf  Hunde.  — 

6  Wirkung  des  Branis  hei  seiner  h^jection  in^s 
Venensystem.  Es  wurden  hiezu  die  Vena  jugulares 
gewählt.  Zum  Vehikel  wurde  immer  das  destillirte 
Wasser  (Isuwarm)  genommen.  Durch  unmittelbare  Be- 
rührung mit  dem  Blut  wirkt  das  Brom  am  heftigsten 
unter  den  verschiedenen  Einverleibungsarten  auf  den 
thierischen  Organismus;  es  coagulirt  die  Blutmasse, 
daher  die  plötzlichen  asphyktischen  Zufälle,  bedingt 
durch  die  heftigen  Störungen  im  kleinen  Kreislaufe, 
welche  sich  besonders  durch  den  äusserst  verlangsam- 
ten, unregelmässigen,  aussetzenden  Puls  und  die  auf- 
focatorische  Respiration  zu  erkennen  geben;  dabei  wer- 
den die  Augen  vorgetrieben,  die  JMundschleimhaut  seigt 
meist  einen  bläulichen  feJrhein,  die  Zunge  hängt  zwischen 
den  Zähnen  heraus,  die  Tliicre  sterben  schnell,  bisweilen 
wie  vom  Blitz  getroffen.  Bei  kleineren,  nicht  tödtlichen 
Dosen  entsteht  Dyspnoe,  Husten  in  Einem  i^'alle  bei  eiaem 
Pferde.  Bei  den  toxischen  Gaben  findet  man  bei  den 
Sectionen  constant  die  ganze  rechte  Herzabtheilanjef  mit 
einem  coagulirten,  kirschbraunen  Blute  bis  zum  Zer^ 
bersten  ausgedehnt,  ebenso  die  Venen  der  Brusthöhle 
von  Blut  strotzend.  Die  Magenschleimhaut  ond  die 
Schleimhaut  des  Dünndarms  fand  sich  meistens  in  einem 
mehr  oder  weniger  hyperämischen  Zustande.  Im  Doreh- 
schnitte  reichten  4  —  8  Tropfen  Brom,  in  hiareichender 
Menge  Wasser  gelöst,  hin,  mittlere  bis  grosse  Uaade 
höchstens  nach  einigen  Minuten  zu  tödtea;  die  Erschei- 
nungen waren  im  Wesentlichen:  kliglirhfo  Gcsdupai, 


Pharm.  Bepertorinm.  4Alt 

VerlAnffsamniig*  und  [Jnreji;eliiiä8sif:keit  des  HerMclilaj^s, 
sQffocatoriscbe  Respiration,  onwillktihrlicher  AbganiB; 
von  Urin  und  Excrementen,  starke  Erweiternnic  der 
Pupille,  schneller  Tod;  die  Irritabilitätsiasserun/^en  der 
rechten  Abtheilon;i^  des  Hersens  bei  der  Section  oft 
noch  10  Minuten  lan^  oscillatorisch  andauernd,  der  mo« 
torische  Einffoss  des  N.  phrenicus  aufs  Zwerchfell  nicht 
erloschen.  — 

7*  Bei  der  Einverleibung  des  Branis  in  den  MMtdarm^ 
Luftröhre^  Vagina^  Conjunctiva  des  Auges^  die  serösen 
Membranen y  übt  dasselbe  meist  eine  locale  Wirkung; 
aus  und  erre;2:t  eine  Entzündunn^  dieser  Theile.  Auch 
\  auf  das  Zellgewebe,  Muskelgewebe  und  die  allgemeinen 
Bedeckungen  angewandt^  erre/B^t  es  blos  eine  EntKündunf( 
dieser  Theile;  nuf  isolirte  molorisehe Nerven  an jr® wandt, 
erregt  es  keine  Zuckungen,  selbst  die  Leitunj^sfähi^i^keit 
der  Nerven  wird  nicht  aufgehoben,  blos  /2:eschwacht. 

8.  Das  gasförmige  Brom  wirkt,  wie  Verf.  an  sieh 
selbst  fand,  hauptsüchltch  auf  die  Organe  der  Respira- 
tion; er  bekam  starke  Beklemmung  auf  der  Brost,  Ho- 
sten, ausserdem  lästiges  Brennen  in  den  Augen  mit 
krampfhafter  Zosammenschliessung  des  Muse,  orbie. 
palpebr.  und  vermehrter  Thrltnensecretion,  Eingenom- 
menheit des  Kopfes.  Nach  12  Minuten  Nasenblaten 
mit  Erleichterung,  Puls  um  einige  SchlAge  beschleu- 
nigt; nach  IVs  Stunden  verspürte  er  keine  krankhaften 
Symptome  mehr. 

9.  Wirkung  des  Broms  gegen  Stryehmn^Vergifhmg. 
Verf.  fand  bei  seinen  Versuchen,  dass  Brom  kein  An*- 
tidot  gegen  Strychnin  ist  (gegen  DoNNe),  und  erhielt 
also  dasselbe  Resultat,  wie  sein  Vorgänger  in  Tübin- 
gen, HArikq  (s   Hyg.  VlIL  563,  Nr.  8,  4,  5). 

10.  Das  BrfMigas  wriU  bei  Vögeln^  die  unter  eine 
Glasglocke  gebracht  wurden^  unter  der  Verf.  Brom  ver- 
itampft  hatte,  nicht  blos  durch  Negation  von  Sauer- 
stoff, sondern  durch  seinen  positiven  Reiz  auf  die  Re- 
apirutionsorgane  als  ein  schädliches  Gas;  es  entsteht 
erschwerte,  ängstliche  oberflächliche  Respiration,  hef- 
tiger, mit  Niessen  verbundener  Husten,  Ausfluss  von 
wässerigem  ächleim  aus  Schnabel  und  Nasenlöchern, 
tödet  unter  suffocatorischen  Zufällen;  der  sehr  concen- 
trirte  Bromdampf  tödtet  schnell,  suffocatorisch ,  wie  es 
acheint,  unter  Verschliessung  der  Stimmritze.  ~  In 
kleineren  Gaben  längere  Zeit  in  den  Kropf  eines  le- 
benden Vogels,  z.  JB.  einer  Henne,  injicirt  (anfangs 
4,  später  selbst  18  Tropfen,  in  hinreichender  Menge 
Wasser  gelöst),  wirkt  das  Brom  ähnlich,  wie  von  Bla- 
ipea  der  Säogethiere  ans;  vermehrte  Sebleimabaaii- 


448  Pkmm.  Repertartum. 

» 

Aerung  im  Schnabel,  vermehrte  Darmexeretionen,  ver- 
minderter Appetit  bei  /icrSsseren  Gaben,  Breehneij^on^; 
Ü^esteiji^erter  ätoffwechael  und  Kes9rplion  in  den  Or- 
dnen, bedeutendere  8törun^n  im  respiratorischen  Sy- 
stem als  bei  den  SAn;o;thieren.  Bei  der  Section  trifft  man 
entzündete  Lungen^  entzündete  und  erodirte  Schleim- 
haut des  Kropfes,  die  Schleimdrusen,  besonders  im  Pro- 
ventriculo  hypertrophirt,  die  Schleimhaut  des  Dünn- 
darms sehr  heftij^  entzündet.  — 

11.  Auf  niedere  Thiere^  Mollusken,  Anneliden  ete. 
wirkt  das  Brom  als  lebhaftes  Reizmittel,  es  vermehrt 
die  Beweg^un^en  dieser  Thiere,  die  Secretionen  werden 
vermehrt,  die  Thiere  verfallen  allmählijr  in  Torpor  und 
sterben  meist  in  kurzer  Zeit,  indem  die  Irritabilität  im- 
mer mehr  und  mehr  erlischt.  — 

12.  Wirkung  des  Bromkaliunis  bei  seiner  Einverld" 
bung  in  den  Magen  Bei  einem  IVajähri^en  jSpitzerr 
hunde,  dem  den  7.  Mai  2  Drachmen  Bromkalium  in  IVi 
Unzen  destillirtes  Wasser  /ofelöst,  in  den  Ma^en  injicirt 
wurden,  beobachtete  man  foig^ende  Symptome:  wieder- 
holte, hefti/2:e  Vomituritionen,  äusserst  heftiges  JKrbre- 
ehen,  8  Stunden  nach  der  Injection  blutiges  Erbrechen, 

5 rosse  Nieder^eschiao^enheit,  häufijces  Winseln;  den 
ag  darauf  Niedergeschlagenheit,  beschleuni;s^ter  Pols, 
einmalijD:es  Erbrechen  von  aufgelöstem  Blute,  Appetit« 
losiffkeit,  reichliche  IJrinexcretion,  keine  Oeffnun^. 
9.  Mai  Appetitlosigkeit,  starker  Uurst,  einmalige  Oelf- 
nung  in  ziemlicher  Quantität  von  einer  aashaft  stin- 
kenden, theerartigen  Materie  (zersetztes  Blut}  anter 
Tenesmus.  Abends  einmalige,  mit  Blut  gefärbte,  Urin- 
entleerung. Die  Niedergeschlagenheit  und  Appetitlo- 
sigkeit dauerten  in  den  folgenden  Tagen  fort,  die  Ma- 
gengegend  war  empfindlich;  noch  am  1?.  Mai  wurden 
die  Speisen,  mit  blutigem  Schleim  vermischt,  ausf^ebro- 
ehen;  der  Urin  wurde  reichlich  ausgesondert;  in  den 
ersten  Tagen  war  er  braungelb  und  aashaft  stinkend; 
den  II.  Mai  einmalige  Oeffnung  von  iehmartigen,  mit 
dunklem  Blut  gefärbten  Stoffen;  den  13  Mai  wieder 
heftiges,  blutiges  Erbrechen  ohne)  äussere  Veranlas- 
sung, einige  Tage  lang  wurde  eine  grosse  Menj^e 
eines  stark  saturirten^  röthlich  gelben  Lirines  gelassen, 
der-  den  Zimmerboden  stark  gelb  färbte;  den  83.  Mai 
hatte  sich  der  Hund  wieder  erholt,  blos  noch  etwas 
empfindlicher  Magen;  es  wurde  dieselbe*  Dosis  Brom- 
kalium in  den  Magen  gespritzt,  und  dieselben  iSymp- 
tome,  nur  intensiv,  beobachtet;  den  Tag  darauf  starb 
der  llund  in  einem  Zustande  grosser  Erschöpfung.  Die 
Secüon  zeigte   die  rechte   Herzabtheilung  mit  eiaem 


Pkarwi.  a^pertorium.  ' .  4^ 

meist  coagulirten  Blute  uAaaig  gefüllt,  die  lamgw  voll- 
kommeo  uoroial)  der  Magen  zasamioeoge&Offen,  mit  ei- 
ner kleinen  Quantität  blutigen  Schleims,  die  Scbleim* 
haut  entzändet,  wie  ein  mit  Blut  getränktes  Tuch  aus- 
sehend^ an  vielen  Stellen  oberflächliche  Erosionen,  die 
Schleimfollikeln  hypertrophirt,  die  Schleimhaut  des  Uuuii^ 
darms  mit,  nach  unten  abnehmender,  Intensität  entzün^ 
det.  Bei  weiteren  Versuchen  erhielt  Verf»  ähnliche  lle* 
sultate. 

13.  Verbuche  an  Verf.  telbtt.  Er  nahm  nüchtern  Vs 
Drachme  Bromkalium  in  Vi  Unze  destill.  Wasser  auf 
einmal;  die  Speichel-  und  Schleimsecretion  im  Munde 
wurde  vorübergehend  vermehrt,  den,  dem  Bromkalium 
eigenthümlichen,  stechend  salzigen  Geschmack  behielt 
er  längere  Zeit  im  Munde;  im  Unterleib  Gefühl  von 
Wärme;  nach  einigen  Stunden  starker  Schwindel  mit 
Eingenommenheit  des  Kopfes;  Erweiterung  der  Fupil« 
len;  wiederholtes  Aufstossen,  zweimalige  leichte  An- 
fälle von  Kolik,  Abgang  von  Blähungen,  leichte  Be- 
engung beim  Athmen,  nach  dem  Mittagessen  lästiges 
Magendrücken,  Nachmittags  leichter  Schwindel,  Mat-. 
tigkeit,  Durst,  mehrmalige  Urinexcretion ,  einmalige, 
vollkommen  regelmässige  Oeffnung.  —  8  Tage  nachr 
her  nahm  er  eine  Drachme  Bromkalium,  in  6  Theilc  ge- 
theilt,  den  Tag  ober:  beschleunigter  Puls,  einige  Zeit 
nach  dem  Einnehmen  wurde  er  bisweilen  um  einige 
Schläge  langsamer,  Schwindel,  Gefühl  \'on  Wärme  im 
Unterleib,  öfteres  Kollern,  Aufstossen,  Abgang  von 
Blähungen,  Naehmittsgs  traten  einigemal  Kopfschmer- 
zen ein,  die  Respiration  blieb  frei,  Durst,  Smalige  re- 
gelmässige Oeffnung.  Den  andern  Morgen  noch  leich- 
ter Schwindel,  der  Magen  blieb  längere  Zeit  geschwächt. 
Vom  lU— S6.  März  nahm  er  täglich  4  Gran  Bromka- 
lium, vom  S6.  März  bis  8.  April  die  doppelte  Dosis,  die 
Urinexcretion  schien  ihm  in  dieser  Zeit  vermehrt,  die 
Oeffnung  normal,  sonst  kein  auffallendes  Symptom. 

Im  Allgemeinen  fand  H.  das  Bronikalium  als  ein  ^jvei^ 
zend  auflösendes*^  Mittel,  dem  Brom  in  seiner  Wirkung 
sehr  nahe  stehend,  blos  durch  die  fixere  und  salzar- 
tige Natur  dieses  Mittels  treten  einige  Modificationen 
in  seiner  Wirkung  em.  Das  Bromkalium  wirkt  reizen- 
der als  die  meisten  übrigen  salzartigen  Mittel,  in  klei- 
nen Gaben  scheint  es  eine  digestive  Wirkung  zu  ha- 
ben; sein  primärer  Eindruck  ist  ein  reizender,  erst  spä- 
te^ wird  die  Gefässthätigkeit  etwas  heruntergestimmt, 
doch  scheint  diese  Wirkung  noch  schwächer  als  bei  Sal- 
miak, so  dass  das  Bromkalium  eher  neben  das  Brom, 
als  unter  die  Neutralsalze  in  seinen  Wirkungen  zo  setzen 

HTGXA,  Ri.  X.  fO 


460  Pharm.  HeperiorUm^ 

ist;  eine  dinretische  Wirkonc:  kommt  den  Bromkaliiun 
offenbar  za,  bei  f:rö8sereii  Gaben  ^elan/BT  es  U»,  aen 
nen  Uebergan^  in  den  Urin  nachzuweisen.  In  mittle- 
ren Gaben,  längere  Zeit  fort^cebrauclit,  wirkt  es  rei- 
zend auflösend  auf  die  Schleimhäute,  die  Dsrinexcre- 
tianen  werden  häufiger  und  breiig.  In  grossen. Gaben 
erregt  das  Bromkaliam  starke  Congestionen  «regen  den 
Magen,  es  entstehen  bald  Vomitnritionen,  heftiges  Er- 
brechen, im  Verlauf  von  blutigem  Schleime,  bisweilen 
Zittern  der  Glieder,  es  bildet  sich  eine  Magenent'^on- 
dang  ans,  Appetitlosigkeit  stellt  sich  ein,  dabei  Durst, 
beselüeunigter  Pulsschlag,  die  Thiere  magern  ab  und 
sterben  sehr  erschöpft.  Bromkalium  wirkt  aufs  Ner- 
vensystem deprimirend,  Schwindel,  nanseoser  Eindruck. 
Eine  besondere  Beziehung  des  Bromknlioms  zum  re- 
spirat.  System  konnte  nicht  beobachtet  werden.  Bei  den 
Sectionen  trifft  man  eine  Magenentzündung  ohne  Ge- 
schwdrbildung,  bisweilen  zeigt  die  Schleimhaut  ober- 
flächliche Erosionen. 

14.  Wirkung  bei  der  Injeclion  in  die  Venen.  Wie 
das  Brom,  so  wirkt  auch  das  Bromkaliuro  am  heftig- 
sten durch  unmittelbare  Injection  ins  Blut;  «s  tödtet 
durch  chemische  Veränderung  der  Säftemasse  und  Hem- 
mung des  kleinen  Kreislaufes;  merkwürdig  ist's,  dass 
das  Bromkalium,  während  es  Hunde  schon  in  der  Do- 
sis von  Gr.  vj.  so  schnell  tödtet,  auf  Pferde  selbst  ia 
der  Dosis  von  8  Drachmen  eine  nur  geringe  Einwirkung 
zeigt. 

15.  Therapeutische  Versuche  mit  Bromkalium.  II. 
wandte  dieses  Mittel  blos  gegen  den  endemischen  Kropf 
an,  [und  zwar  meist  in  Salbenform  (Vi  Drachme  auf 

't  Unze  Fett).  In  einem  Falle,  in  welchem  der  rechte 
Lappen  der  Schilddrüse  bis  zur  Grösse  einer  kleinen 
Faust  angeschwollen  und  der  linke  Lappen  bis  zum 
Umfang  eines  Hühnereis  vergrössert  war,  wobei  die 
Geschwulst  gleicnmässig  fest  und  hart  war,  wurde  tig- 
lich  eine  Bohne  gross  von  der  Salbe  eingerieben; 
die  Smalige  Repetition  der  Salbe  bewirkte  keine  be- 
merkbare Volomensverminderung,  aber  einzelne  Stellen 
der  Drüse  w*urden  weicher,  deutlicher  zu  unterschei- 
den, erst  nachdem  die  Salbe  zum  drittenmal  gebrancht 
war,  hatte  der  Kropf  um  Vt  an  Volumen  abgenommen« 
In  einem  andern  Fall,  wo  innerlich  Morgens  4  Gran 
Bromkalium  in  Pillenform  gegeben  wurdea«  so  dass  im 
Ganzen  8  Drachmen  Bromkalium  vom  8.  A|Nril  bis  lt. 
Mai  verbraucht  worden  waren,  wurde  eia  jcaaseeigros- 
ser  Kropf  nur  wenig  verkleinert,  um  Vs  sctaer  frühern 
Grösse  wurde  er  aber  allmiblig  venaiadkH)  als  eins 


Pharm.  RepertoHum.  451 

weitere  Urachme  Uromkaliam  1n  Pillen  j^e/B^cben,  und 
%ng\t\e\\  die  öusserliche  Anwendan/s^  desselben  in  Sal- 
benforin  damit  verbunden  wurde.  In  einem  weitern  Fall, 
wo  die  Bromkalium-iSalbe  bei  Smalijcer  Anwendung  nur 
unbedeutend  einen  Kropf  vermindert  hatte,  wurde,  naeli- 
deni  einjore  Zeit  aus^eset^t  worden  war,  Jodkuliu»» 
salbe  mit  auffallendem  Erfolge  angewandt;  in  einem 
andern  umgekehrten  Kall  zeigte  die  Bromkalium-Salbe 
keine  auffallende  Wirkung  mehr*  Bei  einem  fernem 
Versuche  wählte  H.  96ur  vergleichenden  Wirkung  des 
Jods  und  Broms  gegen  Kröpfe  aus  einer  Menge  von 
Fällen  2,  bei  denen  die  Personen  in  ziemlich  gleichem 
Alter  und  die  Kröpfe  einander  möglichst  gleich  waren; 
sie  hatten  kaum  (^'le  Grösse  eines  Hühnereis;  die  Jod- 
kalium-Salbe brachte  ii^n  für  die  Heilung  etwas  ungün- 
stigem Kropf  schon  nach  4  Wochen  74um  Verschwin- 
den, während  der  andere  in  dieser  Zeit  erst  um  V«  ver- 
kleinert, und  erst  durch  nochmalige  Anwendung  der 
Bromkaliumsalbe  geheilt  wurde.  —  Am  wirksamsten 
7.eigte  sicii  das  Kromkalium  gegen  Kröpfe  von  mittlerer 
Consistenz,  die  Texturveränderungen  der  älteren  Kröpfe 
vermag  es  eben  so  wenig,  als  das  Jod,  %u  heben;  es 
wirkt  dem  Jod  ähnlich,  aber  schwächer. 

16.  Wirkung  des  Queck$überbromidM.  Dasselbe  wirkt 
schon  in  kleinen  Gaben  sehr  heftig  und  tödtlich  auf  df?ft 
Organismus;  das  respirator.  System  und  in  höherem 
Grad  der  Darmkanal  xeigen  sich  vorzugsweise  ergrif- 
fen, es  entsteht,  wie  H  auch  an  sieh  selbst  theil weise- 
auf  '/s  Gran  desselben  beobachtete,  äusserst  widriger  IMe- 
tallgeschmack,  vermehrte  Salivation,  bnennende  Schmeir- 
sen  im  Schlünde  und  Alagen,  in  grösseren  Gaben  Auf* 
stossen,  heftige  Vomiturilionen  und  hartnäckiges  Gr- 
hrechen  von  zähem,  spätei;  blutigem  Schleim;  in  BäMe 
ruhrartige  Darmentleerongen,  oft  blos  von  xähem^  blv- 
tigem  Schleim  unter  heftigem  Tenesmus;  bescbwerli- 
ches  Athmeo,  bisweilen  Zittern  des  Körfners  odf^r  der 
Glieder;  der  Puls  frequent,  klein,  Appetitlosigkeit^  Durat, 
grosse  Niedergeschlagenheit,  der  Bauch  ist  meist  ein** 
gezogeci,  die  Thiere  winseln  kläglich,  die  Urinexcretion 
ist  vermehrt,  Tod  erfolgt  unter  Convolsionen  schnell, 
oder  mit  Abmagerung  narh  längerer  Zeit.  Bei  der  Section 
zeigt  sich  die  Schleimhaut  des  Magens  bei  grossem 
Gaben  oft  furchtbar  entzündet,  in  ihr  Gewebe  findet  sich 
Blut  ergossen,  bisweilen  ist  sie  emphysematös  aufge- 
schwollen; nie  Geschwärbildung,  Die  Schleimhaut  des 
übrigen  Darmkannis,  besonders  auch  die  des  Mastdarms, 
findet  man  an  verschiedenen  Stellen  entzündet,  die  Lan- 
gen meist  zusammengesanken ,  schmutzig  rotb,  teiji^ 


-4St  Pkarm.  Beperiorhtm. 

aiiKufflhleii.  -^  In  das  Zellgewebe  gebracht,  tSdtet  es 
sehneil;  es  kommen  diarrhöeartige,  mit  Tenesmus  ver- 
bundene Uarmenlleerungen  schonr  nach  V/%  aStondea, 
Salivation,  öfteres,  heftiges  Erbrechen  von  weisslich- 
schaUmigem  Schleim,  im  Verlaufe  freqoenter  Pols,  grosse 
Niedergeschlagenheit,  häafiges  Winseln,  Respiration 
wenig  erschwert.  8ection  zeigte  die  Lungen  zasammen- 
gCKOgen,  blas«,  teigig;  die  Darmscbleimbaat  an  ver- 
schiedenen Stellen  schwach  entzündet.  — 

Calcarea  Iiydromlphiirata.  —    Unter  den 
NUmen  Rusma  Turcamm  ist  eine  aas  Auripigment, 
Calc.    usta    und  Wasser    bestehende   Masse    bekannt, 
welche  die  Haare  sicher  an  Stellen  wegnimmt,  wo  m$ü 
jene  Masse  anwendet;  da  aber  das  Arsenik  ein  übler 
Beisatz  ist^  so  hat  ür.  llod.  Böttger  ein  Scbwefolwas- 
serstoff-SchwefelcnIcium    ohne   Arsenik    %u    ^leiclieoi 
Zweck  vorgeschlagen.  Gebrannter  Kalk  wird  mit  Was- 
ser gelöscht,  bis  zum  Zerfallen  in  feines  Pulver;  das 
Hydrat  wird  in  einem  hohen  Cylinderglase  mit  so  viel 
'Wasser  verdünnt,  dass  ein  dicklicher  Brei  entsteht;  in 
'diesen  lässt  man  langsam  so  lange  Schwefel- Wasser- 
stoffgas treten,   bis   der  Kalk  damit  gesättigt   ist..— 
Dieser  Brei  wird  an  Stellen»  wo  man  die  Haare  we;; 
'liab<;n  will,  aufgestrichen;  nach  ein  paar  Minuten  ge- 
'lien    die    Haare    aus.  —  Gewöhnliche    offic«    Calcar. 
^«nlphur.  that  dies  nicht,   auch  Kalk-Hydrat    fär  sich 
^,schien  nicht  zu  wirken^*.    (Buchnbr's  Repertoriiira  der 
Pharm.,  >.  Reihe,  Bd.  15,  Hft.  3.  1839.    Dr.  Griesseucb). 
Cale  sttlphnrata     Dr.  Betumann  erzahlt  (Allg. 
hom.  Zeit  Bd.  14.  pg.  110}  eine  Heilung  von  ,,£lm?ff 
$erott^  (Psoriasis  scrotalis)  durch  Anwendung  des  Hep. 
Stfiph.  calc.  Pat ,  in  den  mittleren  Lebensjahren  stehend, 
'  fitt  liereits  dber  Jahr  und  <  Tag  an  dem  Uebei.    Nach 
heftigem  Jücketi,  so  dass  Pat.  gewöhnlich  bis  zum  Blu- 
-tigWerden   kratzte,   entstand    (vermuthlich   nach  dem 
^Piarzfen  kleiner  Bl&schen.  Ref.)  eine  Ausschwitzang  von 
r^aisrserheller  Lymphe,  die  sich  nach  einigen  Tagen  in 
-dicke  gelbe^  zersprungene  Kruste  verwandelte,  welche 
<%ii^h"hac<h  und  nach  in  grossen  Schuppen  ablöste.    Alle 
')'4-21  Tage  pflegte  sich  diese  Bildung  zu  wiederholen. 
^'Das  Jacken  hinderte  den  Pat.  am  Schlafen  und  in  Ge- 
sellschaft musste  er  desshalb  die  Zähne  übereinander 
beissen.    Petroleum,    Rhus   Tox.,    Sulph.   und    andere 
Mittel  hatten  in  verschiedenen  Gaben  nichts  gefruchtet. 
Verf.  gab  nun  Hep.  sulph.  in  den  ersten  Verdünnungen 
alle  3—4  Tage.   Es  trat  Besserung  ein.    Derselbe  löste 
hierauf  Vi  Gran  der  1.  Verreibung  ded  Hep.  sulph.  calc. 
in  6  Unzen  Regen wasser  auf  und  Hess  das  oerotom 


Phttrm^  RepertorHim.  458 

einmal  damit  waschen.  Darauf  wurde  die  Haat  des 
ganzen  Gebildes  dick,  starr  und  bei  Bertihrnn^c  schmers- 
lieh.  Da^e^en  minderte  sich  das  Jöcken  ^sa^leich  be- 
deutend and  dauernd,  und  die  Heilung  machte  schnel- 
lere Fortschritte.  Später  liess  Verf.  alle  3  'tnge 
einen  Tropfen  ähnlicher  Solution  auf  die  Innseite  der 
^[^esnnden  Schenkel  einreiben.  (Ob  die  Ueiluns:  voll- 
kommen ^elun^en,  hat  Verf.  nicht  bemerkt.  Der  Fall 
int  indess  wichtige,  weil  diese  Form  äusserst  schwer  zq 
lieilen  ist.  —    Dr.  Schrön). 

Caniphora.  —  Milfnbrand  der  Meruchen.  —  1.  Der 
Zufall  hat  einmal  wieder  sein^  wie  es  scheint,  recht 
^utes  Spiel  getrieben,  indem  er  den  Dr.  Bitscher  in* 
Lauterber/s:  in  dem  Kampher,  ausserlich  angewendet, 
ein  „Specificum^^  S^g^f^  die  Milzbrand -Krankheit  der 
Menschen  finden  liess.  Im  Februar  1834  kamen  deiii 
Dr.  R.  3  Fälle  bald  nach  einander  eur  Behandlung", 
a)  Der  erste  betraf  einen  Waldarbeiter  von  30  Jahren, 
der  das  Fleisch  einer  milzbrandigen  Kuh  ^(enossen  hatte. 
Für  die  Wirksamkeit  des  Kamphers  spricht  der  Fall 
nicht,  da  viele  andere  Mittel  zu|r|eich  angewendet 
wurden. 

b)  Der  fol^nde  Fall,  der  am  7.  Febr.  in  des  Verf.'s 
Behandlung  kam,  betraf  die  Mutter  des  erwähnten 
Kranken.  Bis  zum  84.  wurde  die  j^anze  Reihe  der  ge^ 
gen  dies  Uebei  empfohlenen  äuttertichen  Mittel  mit  bald 
/s:rösserm,  bald  icerin;a:erm  Anschein  von  Besserunf^,  die 
selbst  aber  in  der  That  durchaus  nicht  eintrat,  durch- 
probirt  und  dann  endlich  der  Kampher  zu  einer  Unze 
auf  4  Unzen  Spec.  aromat.  im  Kräuterkissen  anf:ewen- 
det.  —  Den  26.  Febr.  Die  Wirkun^e:  des  Mittels  war 
wirklich  erstaunlich.  Schon  nach  halbständi/g^er  An- 
«  Wendung  desselben  waren  gestern  Abend  alle  Schmerzen 
verschwunden,  so  dass  die  ganze  Nacht  in  ruhigem  und 
erquickendem  Schlummer  zugebracht  werden  konnte.  Die 
Geschwulst  des  Armes  hatte  nicht  mehr  den  halben 
Umfang  wie  gestern,  die  Randröthe  eine  weit  natürli- 
chere, Alles  versprechende  Farbe,  keine  Hitze  oder  Auf- 
wulstung  mehr,  der  Grund  der  Brandfläche,  welcher 
bisher  hart,  trocken,  unempfindlich,  wie  Leder  und 
schwarzbraun  erschien,  zeifirte  jetzt  an  vielen  Stellen 
Risse,  durch  die  eine  erfreuliche  Granulationsfläche 
durchschimmerte,  die  Demarcationslinie  sonderte  guten 
Eiter  ab,  der  ganze  Brandfleck  war  feucht  und  schmieg- 
sam und  die  genaueste  Empfindh'chkeit  aller  Theile  zu- 
rückgekehrt. Der  Kampher  wurde  nochmals  im  Kräu- 
terki^sen  wiederholt  und  Pat.  genas  bald  vollständig 
bis  auf  einige,  von  der  enormen  Hautnarbe  herrührende, 


451  Pharm.  Meperlarmm* 

8Ceifij:keit  des  Armes.  —  Diese  Beobaclitnn;]:  bietet 
miinninrrache  interessante  Punkte  dar  und  ist  sehr  werth- 
voll.  Innere  Arzneien  waren  ausser  einem,  gleich  An- 
fanjETs  (nin  7.  Kebr.)  verordneten  Vuiniliv  s:«r  nicht  xur 
AnwendunjT  £:ekommeny  weil  Pat.  sie  obstinat  perhor- 
rescirle.  iDiü  zuletzt  noch  veronlnete  und  ^enouiinese 
China  mit  Mpir.  sulpli.-ather.  fiel  in  die  lieconvales- 
renz  nach  bereits  durch  Kampher  bewirkter  Heilun«:. 
RefO*  Pfit.  war  zudem  schwüehiich  und  schon  65 
Jahre  alt. 

e)  Der  letzte ,  den  Halbmcisterknecht  (der  jenes  an 
Milzbrand  einjB:e^anf:ene  Vieh  abgeledert  und  nri  seinen 
Ort  a:ekarrt  hatte)  betreffende  Kall  wurde  am  22.  Kebr. 
jl^emeldet  und  wird  als  bedeutend  geschildert«  l}en  S3, 
Kampher  äusaerlich.  AbetidM:  Pat.  klu/^te  dnrchautf 
nichts  mehr;  keine  neue  Pustel  hatte  sich  erzeu|r|,  der 
rothe  Brandboden  im  Umkreise  der  Wunde  eine  firiin- 
stijce  Umfärbun^  erfahren,  nüherte  sich  fast  der  Norm; 
die  Stellen  der  geöffneten  Blasen  verhielten  sich,  wie 
die  von  einem  Vesic.  Cantharid.,  das  trocknen  will. 
Am  folgenden  Ta^e  arbeitete  Pat.  schon  wieder  in  Be- 
rufs/u^eschaften.  (Hannoverische  Annalen  etc.  von  Hol- 
SCHER,  Bd.  111.  Hft.  8.  p/!:.  301-319«    Dr.  Krank). 

t.  Wenn  nach  längerer  Dauer  von  fieberhaftem  Rheo- 
matismus  die  Haut  in  Schweisse  zerfliesst,  der  £:ro8se, 
wellenförmijTC  Puls  fortdauert,  die  Remissionen  am  Mor« 

Sen  eher  gemindert,  die  örtlichen  Leiden  aber  die  frä« 
eren  bleiben,  —  dann  hebt  der  Kampher  (tüglich  bis 
20  Gran)  die  feichweisse  und  auch  das  Kieber  Tast  auf 
der  Stelle.  Das  grösste  diaphoretische  Mittet  mindert 
die  Diaphorese.  (Nkumann,  v.  d.  Krkhtn.  d.  Mensch. 
Bd.  1.  pg   106.    Dr.  Kurtz). 

8.  Ge/ren  die  Nachkrankheiten  der  Masern  Ctrorke« 
nen  Husten  oder  solchen  mit  viel  Schleimauswnrf,  wenn 
nicht  bedeutender  Erethismus,  Asthma,  Anschwelhin|ren 
der  Parotiden,  rheumatische  Schmerzen,  besonders  in 
Kacken  und  Schultern,  verschieden  geartete  Hautaus- 
schläge} bewährt  sich  der  Kampher  als  wahres  Speci- 
ficuffi.    (NsuMANNy  1.  c.  636  ff.  —    id.). 

4.  Kin  an  Rheumatismus  leidender  Mann,  der  Kampher 
(Vs  Drachme)  auf  einmal  genommen,  glaubte  plötzlich 
in  der  Luft  zu  schweben  und  äusserte,  er  gehe  mit 
dem  Kopfe  an  der  Decke  des  Zimmers.  (Bartbls  d. 
ges.  nerv.  Kieber.  Bd.  II.  pg.2l.  —  Cf.Hyg.lX.  p^.  144. 
Dr.  Kurtz). 

&  Bei  Puerperalmanien  (mit  Kisciven  Phantasien} 
rfihnt  ihn  (nebst  warmem  Bade)  Neuman»  auanehmend 


Pharm.  JUperiorium.  465 

(SU  einer  Dosis  selbst  von  ^  j)  (v.  i.  K«  d«  M.  Bd.  IIT. 
p^.  451.    Dr.  Kurte). 

Caiitharldes.  —  Furor  uterinus.  Ich  weiss  sehr 
wollig  dass  der  Name  einer  Krankheit  nof  h  lün^st  nicht 
iiie  KrankheÜ  selbst  ist  —  und  dasselbe  dürren  wir  von 
dem  Hrn.  Verf.  der  folgenden  Kranken/cescliiclite,  der 
kein  anderer,  als  der  Herausgeber  der  unten  /genannten 
Zeitschrift  ist,  ^pewiss  mit  Hecht  voraussetzen  —  ob- 
wohl es  ihm  hier  beliebt  hat,  uns  kaum  eine  Sylbe  mehr 
als   den  Namen   zu  ^eben.    Kehlt   demnach  nun  auch 
eine  toesenitiche  Uedin^scun^,  die  Mittheilun/s^cn  Anderer 
als  qualifieirt  für  unsere  Relation  erscheinen  zu  lassen, 
so  werde  ich   den  Fall  dennoch  wörtlich  hier  wieder- 
geben und  jclAube,   dieserhalb  keiner  Entsehuldi^unji: 
zu  bedürfen,  da  ihn  die  Leser  demunjfcachtet  in  man- 
cher Beziehung  sicher  interessant  und  lehrreich  genug 
finden  werden.    „Da  wir  uns  eben  in  der  Nähe  befin- 
den (Verf.  hat  eben  von  Blasenentzündun/s:  /i^esiirochen), 
80  wollen  wir  auch  einen  Fall  von*  Furor  uterinus  ein- 
schieben,  bei  dem  wir  den  alten  Satz:  Similia  SimilibnjB 
curantur,  einmal  recht  in  voller  Kraft  angewendet  har 
ben.    Ein  Mädchen  von  26  Jahren,  also  schon  in  dem 
Alter,  wo  der  Horizont  der  unverheirathct  gebliebenen 
Mädchen  anfängt,  etwas  dunkel  zu  werden,  hatte  eine 
Reihe  von  Jahren  in  einem  Laden  gedient,  in  dem  Her- 
renhüte verkauft  wurden,  sich  stets  sittsam  betragen 
upd  sich  einer  trefflichen  Gesundheit  zu  erfreuen  ge- 
habt.   Im  Jahr  1829  wurde  »ie,  die  sonst  heiter  und 
unbefangen  war,  einsilbig,  stiller  und  zurückgezogener. 
Man  vermuthete,  dass  sie  eine  Neigung  für  einen  Herrn 
gefasst  hatte,  der  für  sie  unerreichbar  war;  vielleicht 
hatte  das  sonst  unverdorbene  Mädchen  aber  demunge- 
achtet  die  ^$timme  ihrer  Vernunft  zu  wenig   beachtet 
und  ihrer  Einbildungskraft  zu  viel  Raum  gegeben  — 
kurz  sie  verfiel  in  einen  isolchen  Furor  uter.,  dass  wir 
sie  auf  das  Lazareth  nehmen  und  dort  sehr  sorgfältig 
beachten  und   bewachen  lassen  mussten,  weil  sie  die 
obscönsten  Dinge  beging  und  schamhaft,  wie  sie  frü- 
her war^  nun  um  so  nchamloser  sich  benahm.  Nament- 
lich  trieb  sie  die  Masturbation    auf   eine    freventliche 
Weise.    Wir  wandten  8  Monate  lang  eine  Reihe  von 
Heilmitteln,  galb»,  asa  foet.,  Kampher,  kühlende  und  auf- 
lösende Mittel,  Tart.  tart.  mit  Lxtr.  gramiii.,  laue  Bä- 
der, Sturzbäder,  topische  Biutentziehungen,  Cauterisa- 
lion  der  Clitoris  *)  etc.  an  und  suchten  auf  das  Gemüth 
der  Kranken  einzuwirken,  und  durch  den  Geistlichen 


*}    Hini  sie  etwa  auch  kühlend  gewetea?    Gii. 


4M  Phmm.  tLtpertotium. 

des  Lazareths  einwirken  zu  lassen;  wir  traben  ihr  Ar- 
beit und  Zerstreuuno:  —  aber  alles  ohne  Nutzen:  da 
nehien  es  uns  billig  (11),  dass  wir  auch  die  Tinct.  Can- 
thar.  ^)  zu  Hilfe  nahmen,  und  damit  begannen  wir  nit 
Sroal  täglich  10  §^\X.  in  Haferschleim.  Sie  fruchtete 
nichts  und  erregte  auch  kein  Harnbrennen  etc.  Wir 
stiegen  und  stiegen,  bis  wir  zu  der  Gabe  von  Smai 
täglich  90,  sage  neunzig  Tropfen,  gelangt  waren.  Wir 
stiegen  so  hoch,  weil  mit  der  höhern  Do^iis  bei  der 
der  Kranken  immer  mehr  Rnhe  einzutreten  beg:ann,  and 
haben  nur  kurz  zu  berichten,  dass  wir  nach  einem  vier- 
wOchentlichen  Gebrauche  der  Tinctnr  die  Kranke,  ge- 
heilt von  ihrem  Furor,  entlassen  konnten.  Wohl  blieb 
bei  ihr  noch  einige  Zeit  eine  gewisse  Scheu  vor  Men- 
schen zurück,  wohl  behielt  sie  noch  mehrere  Monate 
jenen  eigenthüirilichen,  stieren,  suchenden,  aufforderndea 
Blick  dieser  Unglücklichen,  —  aber  sie  konnte  doch 
ruhig  im  Schosse  ihrer  Familie  bleiben  und  sicti  dort 
nätyJich  machen«^^  (Hannoverische  Anjialen  für  die  ges. 
Heilkunde  von  Holscüer.  Bd.  111.  Heft  2.  p^.  S81— S8t. 
für»  Frank). 

Carbo  veff.  —  1.  Cholera.  —  Guenau  de  Mussr 
und  Byett  wollen  sich  ihrer  im  Kültestadium  der  asia- 
tischen Cholera  init  Krfolg  bedient  haben.  Letzterer 
gab  sie  stündlich  zu  Vs— 1  Drachme.  Nach  4ständigem 
Gebrauch  soll  sich  in  der  Ausleerung  wieder  Galle  ge- 
funden haben.  (Andral,  specielle  Pathologie.  —  Conf. 
Hyg.  IV.  pg.  230.  VI.  33.  Vll.  398.  538.    Hr.  Kurtz). 

t*  ..  Jinen,  Knecht  bei  einem  Gutsbesitzer,  fiel  im  Mo- 
nat Juni  1837  ans  dem  ersten  Stock  eines  Hauses  auf 
einen  Haufen  geharkten  Holzes;  ein  spitzes  Stuck  ver- 
wandele ihn  hn  der  rechten  Hinterbacke,  ganz  nahe 
am  Rand  des  Afters.  Er  wurde  3  Wochen  hindurch 
von  einem  Knnstverst«indigen  zu  Hause  behandelt,  nnd 
hierauf  ins  Hospital  gebracht.  Ich  fand  folgenden  Zu- 
stand. Die  Wunde  halte  grosse  Verwüstungen  in  der 
Umgegend  des  Afters  und  der  Schleimhaut  des  Rec- 
toms  angerichtet.  Sie  war  brandig,  hatte  eine,  3  qner- 
fingerbreite,  Ausdehnung  und  verbreitete  einen  nner- 
trfiglichen  Gestank.  Er  wurde  mit  warmem  Wein  ge- 
waschen, mit  China-Pulver  die  Wnnde  bestreut  und  der 
Verband  alle  4  Stunden  erneuert.  8  Tage  hindurch 
wurde  dies  Verfahren  fortgesetzt  und  Mineral  -  Limo- 


*)  Nach  der  Pbarmacopoa  Hannoverana  nova  wlr<  eine  halbe  Uux0 
zerntuBnener  Canthariden  mit  einem  Pfunde  höchst  rectlficirten  AVein- 
feistes  übergössen,  8  Tage  luns  kalt  macerirt  und  filtrirt.  Der  Cnn- 
tharidengehalt  ist  demnach  =  Vai.    F. 


fiade  ssam  Getrfinke  gegeben^  ohne  alle  Bennenng. 
Ich  liess  nun  die  Wunde  mit  einer  dichten  Schichte 
Kohlenpul vtT  verbinden,  liess  3nial  des  Tn/g^es,  jedes- 
mal eine  Drachme  desselben  Pulvers,  in  gewässertem 
Weine  aufgelöst,  nehmen,  und  gleich  den  ersten  Tac 
verschwand  der  unertrü^ciic^he  Gestank  und  nach  It 
Ta/ren  WNr  die  Wunde  geheilt.  (Dr.  Py,  de  Narbonne,  im 
Bulletin  de  TAcademie  royale  de  Med.,  Vol.  8.  p^.  81.— ^ 
Dr.  Roth). 

China.  —  Dass  sie  ein  sehr  wirksames  Mittel  ge^ 
gen  hartnäckig  AogenentKändnn^en  von  verschiedenen 
Ursachen  sei,  hat  Dr.  Ebdmann  in  Dresden  in  mehreren 
Füllen  bestätigt  ^c^funden,  als:  a)  bei  einem  Sjährijafen 
Mädchen,  welches  an  scrophulös- rheumatischer  Aa- 
j^enentKändun/^  litt,  wobei  die  Conjunctiva  und  Albn- 
fl^inea  bhitroth  erschien  i,  der  höchste  Grad  der  Lichte 
scheu  und  eine  solche  Geschwulst  der  oberen  Auf^en- 
lider  eingetreten  war,  dass  selbige  den  Umfanj?  eines 
halben  Höhnereies  erreicht  hatten,  welches  man  beson- 
ders der  ehemaligen  Methode,  in  entKändete  Au^en  rei- 
zende An^enwasser  7.U  tröpfeln,  zuschreiben  musste.— 
Als  mehrere  Wochen  hindur^rh  antiphlojs^istische,  ablei- 
tende Mittel,  auch  Antimonial-  und  Quecksilbermittel, 
Bahun/^en,  verji^eblich  versucht  worden  waren,  zeigte 
sich  nur  der  innere  Gebrauch  eines  concentrirten  China- 
decocts  wirksam,  wobei  das  Kind  in  kurzer  Zeit  voll- 
kommen her^stellt  ward. 

b)  Ein  Mann  von  circa  40  Jahren  hatte  durch  Unvor- 
sichtiickeit  Tripper^ift  ins  Aof:e  gebracht.  Es  entstand 
darauf  eine  sehr  hefti^re  Entzündung,  nicht  nur  der 
Aufirenhaute,  sondern  selbst  der  Iris,  welche  allen  an- 
gewendeten ableitenden,  antiphlog^istischen,  innerlich  and 
iusserlich  angewendeten  Mittein,  besonders  Bluteg^eln^ 
Vesicatoren  und  Mercur  bis  zur  8alivation  u.  s.  w. 
hartnacki|^  widerstand.  Bei  der  excessiven  Lichtschen 
des  entzündeten  Au{ifes,  von  Iritis  ergriffen,  welehe 
sich  aueh  dem  andern  Auge  mittheilte,  fuhren  ihm  4 
Wochen  hindurch,  als  er  im  Dunkeln  mit  verhangenen 
Augen  zubrachte.  Blitze  in  Form  von  Strahlen,  welche 
aus  dem  Centro  gegen  die  Peripherie  zu  schössen,  eine 
strahlende  Sonne  vorstellten  und  Tag  und  Nacht  mit 
dumpfen  Schmerzen  in  der  Stirngegend  verbunden  wa- 
ren, durch  die  Augen.  Die  Reizbarkeit  des  Pat.  war 
so  gross,  dass,  wenn  in  einem  Augenwasscr  von  eini- 
gen Unzen  Flüssigkeit  der  Zusatz  von  wasserigem 
t)piumextract  nur  um  einige  -Gran  überschritten  wurde, 
dieser  robuste,  abgehärtete  Pat.  sogleich  narcotische 
Kopfaffectionen  empfand.     Belladonna,   ins   Auge  ge- 


458  Fhmm.  Beperimium. 

triiprelt,  war,  wie  die  Anwendung  aller  fioaserlichen  qnd 
innem  Mittel,  verj^eblich,  und  die  heftiice  Eotsflndoof; 
des  linken  Aii^es  mit  dem  dumpfen  Kopfs cli inerte,  der 
Lichtscbeu,  nachtliehen  Unruhe  und  den  Phantasieen, 
als  ob  Pat.  in  hell  beleuchteten  GesellschaftsKinimeni 
sich  befände,  dauerte  ununterbrochen  fort,  bis  der  Ver- 
such gemacht  wurde,  ihm  die  Chinarinde  in  starker 
Abkochung  nehmen  zu  lassen.  (Das  Chinin«  aulph.  war 
ebenfalls  schon  vergebens  versucht.).  Nach  dem  Ge- 
brauche einiger  ünaien  dieses  Uecocts  fohlte  er  schon 
alsbald  Linderung  seiner  dumpfen  KopfschmerzeB, 
welche  mit  der  sich  dabei  vermindernden  Augeiientzun- 
dnng  von  nun  an  gleichen  «Schritt  hielten.  Er  j^ewano 
das  Mittel  so  lieb,  dass  er  es  täglich  in  Pulverfora 
Aber  eine  Unze  nach  und  nach  in  schwarzem  Kaffee  (1) 
nahm  und  bei  seinem  alleinigen  Gebrauche,  einig:e  Wo- 
chen lang  fortgesetzt,  verlor  sieh  diese  heftige  Ent^ 
sändung  der  Iris  und  die  äussere  schwammi/s^e  Aaftrei- 
bong  der  Häute  des  Au«rapfels  gänzlich«  ( Journal  der 
Chirurgie  und  Augenheilkunde  von  v.  GrAFs  und  y.  1 
Walter.  Bd.  XXVI«  Heft  1.  1837.  pg*  163.  sqq«  -  | 
Dr.  Krank). 

Chlor.  — •  Gegen  Kopf-  und  FiMäuse.  —  Man 
legt  Vi  irnze  Chlorkalk  in  4  Unzen  Wasser,  während  einer 
Vs  Stunde  passirt  die  Klüssigkeit  durch  ein  Mtückchea 
-Leinwand  und  legt  eine  hiemit  angefeuchtete  Corapresse 
auf  den  von  diesen  liisecten  belästigten  Theil  an.  8o^ 
bald  die  Compresse  zu  trocknen  beginnt ,  löst  man  sie 
ab  und  ersetzt  sie  durch  eine  andere,  die  mnn  aber 
vorher  in  scharfen  Essig  eintaucht.  Nachdem  man  die- 
ses 7*-8mal,  und  zwar  jede  halbe  Stunde,  wiederholt 
bat,  kämrot  man  den  afficirten  Theil  aus  und  Pat«  ist 
auf  die  einfachste  und  leichteste  Art  von  diesem  abscheu- 
lichen Ungeziefer  befreit.  (I^AfAel  Napoli,  Apotheker 
in  Neapel.  Revue  med.  Avril  1838.  pg.  113. —  Dr.  Roth). 
Chrom.  —  Kinige  mit  Chrompr/iparaten  angestellte 
Vergiftungsversuche.  *)  —  Die  folgenden  Versuche 
stellte  Berndt  mit:  1)  dem  sauern  chromsanern  Kali, 
f)'  dem  chrumsauren  Kali  und  3)  dem  Chromoxvdnl  sn. 
Als  lleagentien  auf  die  ersteren  beiden  hat  er  Blei  und 
Quecksilbersalze  angewendet. 

1.  Vergiftungen  mit  Mureni  chromtaurem  Kali.  1) 
Einem  ausgewachsenen  Kaninchen  gab  B.  15  Gran  mil 

*)  AusfsiiiK  aus  Dp.  A.  Brrndt's  fnaugurafdiBserlarioD:  „de  Doonwliii 
Chruinii  praeparatis.  Dias,  ioaugur.  tuxicoloff^,  quam  io  Academla 
Vraüül.  pro  suinmis  Med.  et  Chir.  honoribua  rite  capcaaendia  die  5. 
Septeuibri»  MDCCCXXXYII.  palam  defendel  Aoctor  Albertus  Bkrkdt 
9prottavieo8i8^S    Dr*  Frank. 


Pharm,  ttepertarium»  4M 

t  Unzen  Wasser.  Nach  6  Hinaten  frass  es  noeh,  nach 
20  Minuten  stellte  sich  jedoch  schon  unre/^elmässij:es 
Athmen  und  Durst  ein.  Nach  einer  halben  Stunde  er- 
hielt das  Tliier  dieselbe  Dosis.  Die  Respiration  wurde 
nun  ängstlich  9  der  linterleib  bewerte  sich  einia:emale 
80,  als  wenn  Urechen  eintreten  wurde,  welches  den 
Kaninchen  unmö;3:lich  ist;  dabei  zeiji^te  sich  grosse  Mat* 
ti^keit  und  Trübung  der  Au^cen.  Nach  fünf  Viertel- 
stunden /«itterten  die  Vorderfdsse  und  nach  2  Stunden 
waren  die  Kräfte  on/i^einein  fi^esunken,  verbunden  mit 
Schwäche  der  Uinterrüsse.  Nach  2  St.  20  Min.  erfolge 
der  Tod  unter  Convulsionen,  Untleeren  von  Koth  und 
Urin  und  Ausstossen  eines  ei^enthümlichen  Geschreies^ 
nach  welcheni  noch  einige,  in  a^rösseren  Zwischen- 
räumen erfolgende,  Bewe^un^en  der  Brust  Statt  faa* 
den.  —  Nach  dem  Tode  war  ein  Au^e  /Eceschlossen, 
das  andere  offen,  das  Maul  fest  geschlossen,  so  dasa 
es  nur  mit  der  gro^Men  Uewalt  areoffnet  werden  konnte. 
Die,  t  Stunden  nach  dem  Tode  anfrestellle,  Section 
zei/^te  Fol/grendes.  Das  Gehirn  war  sehr  blutreich  und 
etwas  weicher,  als  gewöhnlich;  ebenso  das  kleine  Ge- 
hirn und  das  Hückenmark.  Luftröhre  und  Longen 
strotzten  von  Blut.  Der  rechte  Vorhof  des  sonst  schlaf- 
fen Herzens  war  mit  fliissi/rem  Blute  überfüllt.  Der 
Majicen  erschien  ruth,  einige  Punkte  ^ien^en  so/s:ar  ins 
Schwärzliche  über;  seine  Schleiroraembran  war  fton 
Theil  zerstört.  Der  Ma;e:en  enthielt  eine  schmatzifr* 
j^rän^elbe  Masse,  welche  auf  Chrom  reaf^irte.  Duo- 
denum und  Jejunum  waren  voll  Schleim,  ebenso  dan 
verenarte  Colon;  die  Leber  erschien  erweicht. 

8)  Einer  Taube  ^ab  B.  30  Gran,  welche  sie  in  Do- 
sen von  10  Gran  halbstündlich  erhielt.  Hier  braorhCe 
er  eine  Pillenma««se  aus  weicher  Brodkrume.  Bald 
nach  der  letzten  Dosia  trat  eine  /ere wisse  Steifheit  ein, 
verbunden  mit  Wära:en  und  vergeblichem  Brechen,  so 
dass  das  Thier  nach  4  Stunde  unter  f:erin^en  Convol- 
sionen  starb.  Die  Section  wurde  3  i9||pnden  nach  dem 
Tode  anji^esteJIt.  Der  aranze  Körper  war  starr;  das 
Hirn  war  so  mit  Blut  überfüllt,  dass  so^ar  der  Schä- 
del aussen  schwarzblan  erschien;  auch  war  es,  so  wio 
das  Hückenmark,  erweicht.  Im  Kröpfe,  welcher  beson- 
ders nach  oben,  sehr  a^reröthet  erschien,  waren  fast  alle 
Pillen  noch  in  ihrer  Gestalt  vorhanden.  Die  im  Magien 
enthsltene  Müsse  reu^irte  auf  Chrom.  Der  ^anze  Darm«- 
kanal  war  ^eröthet ,  das  Herz  schlaff  und  die  Landen 
mit  Blut  überfüllt. 

3)  Einer  mittelmässi;r  grossen  Hündinn  streute  B.  90 
Gran  in  eine  Hals  wunde,  die  er  dann  sanähte.    Beim 


^pstLii 


Hilf  t  HL     4tt 

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•  ii 


Pkßrm.  BeperiarHsm,  461 

6)  Einem  Frosche  gab  B.  3  Gran  in  Polverrom.  So« 
£^ieh  erbrach  er  sich  mehreremale,  wobei  er  aodi  noch 
unaof/i^elösCea  Polver  entleerte.  Das  Erbrechen  kehrte 
immer  wieder  and  nach  einer  Stunde  starb  er  un- 
ter Zackanjfcn.  CDie  Frosche  setzte  B.  immer  bis 
an  den  Kopf  ins  Wasser.)  Die  Section  wurde  so/Ej^leich 
unternommen.  Der  Körper  war  schlaff  und  ^anz  be* 
wejQ^lich,  Hirn  und  Rückenmark  weich,  die  von  Luft 
aus)B:edehnten  Lunten  mit  rothen  Gef&ssen  durchzojren, 
das  Herz  schlaff  und  blutreich,  eben  so  die  Leber.  Der 
Ma^en,  dessen  schleimiger  Inhalt  auf  Chrom  reaj^irte, 
war  weniger  roth,  ebenso  der  öbrige  Darmkanal. 

6)  Einem  Hunde  von  4  Monaten  spritzte  B.  in  die 
äussere  Jugularvene  eine  Auflösung  von  10  Gran  auf 
3  Drachmen  Wasser.  Soffleich  schrie  er  heftig:  und 
nach  einigen  Athemzugen  starb  er.  Sogleich  stellte 
B.  die  Section  an  und  fand  Folgendes.  Alles  Blut  in 
der  Brusthöhle  war  geronnen,  das  Herz  ungemein  aus- 
gedehnt und  seine  rechte  Hälfte  pulsirte  noch  länger 
fort,  als  seine  linke.  Im  ünterieibe  war  das  Blut  gar 
nicht,  im  Gehirn  theilweise  geronnen. 

II.  Vergiflungcn  mit  chramsauretn  Kali.  1)  Ein  Ka- 
ninchen, welchem  B.  5  Gran,  in  einer  Drachme  Wasser 
aufgelöst,  gab,  war  nach  einer  halben  Stunde  etwas 
unruhig.  Nach  einer  Stunde  gab  B.  lU  Gran,  und  SO 
Minuten  später  stellten  sich  Zittern,  Unruhe  und  be- 
schleunigte Respiration  ein;  Durst  war  nicht  da.  Nach 
2  Stunden  wurden  wiederum  10  Gran  gegeben,  nach 
denen^as  Zittern  und  Athemholen  noch  vermehrt  wurde. 
Nach  3  Stunden  endlich  noch  einmal  5  Gran.  Die  Re- 
spiration wurde  nun  unregelmässig.  Nach  4  Stunden 
wieder  10  Gran,  so  dass  das  Kaninchen  im  Ganzen  40 
Gran  erhalten  hat.  Es  erfolgten  nun  öfters  Ausleerun- 
gen von  Koth  und  Urin,  die  aber  durch  die  gewöhnli- 
chen Reagentien  keine  Spar  von  Chrom  zeigten.  Nach 
5  Stunden  traten  einigemal  solche  Bewegungen  des  Un- 
terleibes ein,  wie  bei  dem,  durch  saures  chromsaures 
Kali  vergifteten;  zugleich  sanken  die  Kräfte.  Nach  6 
Stunden  ernchienen  einige  Zuckungen.  Zittern  der  Vor- 
derfässe;  die  Sinne  waren  stumpf.  Nach  6  Stunden  40 
Minuten  trat  Lähmung  der  Hinterfnsse  ein;  zugleich 
gitterte  der  freie  Vorderfnss  ungemein  heftig.  Der  Tod 
erfolgte  ziemlich  ruhig  nach  8Vi  Stunden.  Section  nach 
einer  Stunde.  Das  ManI  fest  geschlossen,  die  Venen 
des  Halses  ungemein  mit  Blut  überfallt,  ebenso  das 
erweichte  Gehirn  und  das  Rückenmark.  Die  Luftröhre 
und  die  Lungen,  die  fast  schwarz  aussahen,  sehr  blut- 
reich.   Der  Herzbeutel  enthielt  mehr  Wasser,  als  ge- 


46t  Pharm.  Reperiorittm. 

wohnlich;   das  Herz  von  Blut  aatigedelint  and  sonst  f 
schlaff.  —    Der  Slawen  war  in    der   kleinen   Carvatv  \ 
bei  der  Cardia  fast  braun  we^^en  der  vielen   GefisM, 
auch  der  übri/{:e  Darrokanal  und  die  Blase   erschieneii 
geröthet.    Das  Rectum  und  Colon  erschienen  an  eini- 

6en  Stellen  K>usammen^e%o^en ;  die  Leber  war  nornal 
lie  Contents  des  Maj^ens  und  Darmkanals  rea;;irten  aif 
Chrom. 

t)  Eine  Taube  erhielt  SO  Gran  in  Pillenrorm  und  schoi 
nach  einer  halben  Stunde  traten  Uebelkeiten  ein,  deaci 
öfteres  Erbrechen  folj2:te,  durch  das  der  ^rösste  TheU 
der  Pillen  aus/gfeleert  wurde,  so  dass,  rechnet  man  das 
durch  die  Feuchtigkeiten  des  Kropfes  aufgelöste  chroBF- 
saure  Kali  nicht  mit,  die  Taube  nur  noch  5  Gran  be- 
hielt.   Dies  Brechen  kehrte  in  g;rösseren  Zwisclienrio« 
loen  einen  ganzen  'Vag  wieder  und  B.  ^ab  dann,  ab 
es  mit  dem  Vo^el  besser  %u  ^ehen  schien^   noch  eia- 
mal  dieselbe  Dosis,  worauf  sojsrieich,  ob  zwar  schon 
nach  einer  halben  Stunde  alle  Pillen  we«cgebroclien  wur- 
den, Schwäche  der  Fasse,  ängstliches  Athroen  und  naeh 
6  Stunden  (30  Stunden  nach  dem  Eingeben  der  ersten 
Dosis)  unter  Convulsionen  der  Tod  erfolgte*  —     See* 
tion  nach  einer  Stunde,    Der  ^anze  Körper  steif.     Das 
Gehirn  so  mit  Blut  überfüllt,  dass  schon  die  Schidel- 
decken  bläulich  schienen,  ausserdem  gleich  dem  Ruk- 
kenmark  erweicht.   Die  äusseren  Bedeckungen  des  Hal- 
ses roth,  fast  schwür/Jirh,  die  Schleimhaut  des  Kro^ 
pfes  g^eröthet,  im  obern  Theile  mit  blauen  Flecken  be- 
setzt.   Im  Kropf  (in  seinem  untern  Theile)  noch  etwas 
chromsaures  Kali,  ebenso  in  dem  weniger  ^erötheten 
Schlund  und  Ma^en;  der  Darmkanal  nur  schwach  |>:e- 
röthet.    Die  rechte  H/ilfte  des  sonst  schlaffen  Herzens 
strotzte    von    Blut,   ebenso   die  grossen  Gefasse   der 
Brust*  pnd  Bauchhöhle.    Die  Leber  weich. 

3)  Einem  3monatlichen  Hunde  streute  B.  30  Gran  in 
eine  Halswunde,  die  er  dann  zunähte.  Das  Thier  schrie 
gleich  heftig  auf.  Nach  einer  halben  Stunde  trat  Er- 
brechen ein,  welches  mit  geringen  ZwischenraBmen 
fast  eine  halbe  Stunde  dauerte  und  zuerst  das  zuvor 
Gefressene,  und  dann  eine  schaumige  Masse  entleerte. 
Spater  wurden  die  Zwischenräume  zwischen  den  einzelnen 
Brechanfälien  grösser.  Nach  6  St.  war  das  Thier  sehr 
schwach  und  konnte  kaum  laufen.  Früh  war  das  Äth- 
anen besciUeunigt;  fressen  mochte  das  Thier  %war 
nicht,  wohl  aber  saufen.  Bis  jetzt  waren  die  Koth- 
ausleerungen regelmassig,  nach  16  Stunden  aber  wur- 
den sie  zuerst  weissbreiig  und  hierauf  folgte  eine  dem 
Blutwasser  ähnliche  Masse.  Die  Ausleerungen  zeigten 


Pharm.  Repertorium.  463 

kein  Chrom.  Die  Wunde ^ sonderte  viel  Lymphe  ab,  so 
dass  der  ganze  Hals  /^eib  j^efärbt  war.  Eiter  konnte 
man  nicht  wahrnehmen,  auch  war  die  Wunde  nicht  roth 
nnd  doch  schmerzte  sie  sehr  bertig  bei  Berührung.  Nach 
19  Stunden  trat  eine  gewisse  Schwäche  der  Hinter- 
füsse  ein,  häufiges  Aechzen  und  grosser  Durst..  Die 
öfters  erfolgenden  Kothausleerungen  begleitete  immer 
ein  ängstliches  Stöhnen;  das  Thier  wurde  zugleich 
traurig  und  unruhig  und  nach  SlVi  Stunden  traten 
Krämpfe  der  Hinterfiisse  ein,  die  längere  Zeit  andauer- 
ten; zugleich  wurde  auch  die  Berührung  des  Unterlei- 
bes schmerzhaft  nnd  das  Thier  krümmte  sich  zusam- 
men. Nach  34  Stunden  wurden  auch  die  vordem  Ex- 
tremitäten schwach.  Das  ilthmen  wurde  nun  ängstlich 
und  schwer,  schon  seit  6  Stunden  war  kein  Erbrechen 
mehr  erfolgt,  doch  die  blutigen  Stublausleerungen  dauer- 
ten fort.  Die  Zuckungen  kehrten  immer  wieder  und 
nach  38  Stunden  erfolgte  der  Tod.  —  Section  3  Stun- 
den nachher.  Der  ganze  Körper  war  steif  und  rocti 
sehr  bedeutend.  In  der  fast  gar  nicht  entzündeten 
Wunde  zeigte  sich  nur  noch  sehr  wenig  chromsaores 
Kali.  Die  Hirnhäute  enthielten  hier  mehr  Blut  als  das 
erweichte  Hirn  und  Rückenmark.  Die  Lungen  voll  Blut, 
ihr  unterer  Lappen  schwarzlieh.  Die  Luftröhre  nicht 
so  roth,  als  sonst.  Die  venöse  Seite  des  Herzens  mit^ 
zum  kleinsten  Theile,  geronnenem  schwarzem  Blute  an- 
gefüllt; sonst  weniger  schlaff.  Der  Grund  des  Mageut; 
roth,  weniger  die  (jegend  um  die  Cardia;  er  enthielt 
eine  serös-blutige  Flüssigkeit,  gleich  dem  übrigen  Darm- 
kanal, der  an  der  innern  Oberfläche  gelbroth  aussah* 
Diese  Flüssigkeit  zeigte  durch  die  gewöhnlichen  R,e^ 
agentien  keinen  auf  Chrom  deutenden  Niederschlag; 
Die  Leber  war  blutreich  und  weich.  *) 

HI.  Verbuche  mil  dem  ChromoacyduL  1)  Einem  Ka« 
ninchen  gab  B.  in  halbstündigen  Zwischenräumen  Smal 
15,  also  im  Ganzen  45  Gran  Chromoxydui,  konnte  aber 
darauf  an  demselben  in  SO  Tagen  nichts  Krankhaftes 
wahrnehmen. 

3)  Eine  Taube  erhielt  auf  einmal  36  Gran  in  Pillen. 
Zweimal  erbrach  sie  sich  darnach,  blieb  aber  sonst  gana 
gesund. 

3)  Ein  Frosch,  welcher  3  Gran  in  Pulverform  erhal- 
ten hatte,  zeigte  durchaus  nichts  Krankhaftes. 

Mehrere  Versuche  hat  B.  hier  nicht  anstellen  wollen« 

IV.    Gegengifte.    Gmelin  führt  als  Gegengift  gegen 


*)  Die  Versuche  an  Fröachea  kdnaen  wir  uliergelieB,  4ii  sie  aiehla 
beeeaäera  voa  des  vorlftcn  Abn'viclicsdet  djurblecea.  -—    6b. 


Pharm.  Hepertorium.  M5 

^Ffirbunjc  Bogar  bisweilen  ins  Schwarze  äberp^enj;.  Den 
?von  Gmelin  anj^effibrten  bluli/sren  Schlejm  in  der  Lnfl- 
[^  röhre  habe  ich  nicht  immer  |!;efunden»    Das  Herz,  weU 
^'ches  meist  viel  nicht  /Eceronnenes  Blat  enthielt,  war  in 
**der  Mehrzahl  der  Fülle  schlaff,  die  j:rossen  Gefisse  mit 
'VBlut  überrüllt.    Die  Schleimhaut  des  Marens  war  bei 
""localer  Anwendun/s:  zerstört;  überhaupt  zeigte  sich  im 
"ll'  Unterleibe  ein  bedeutender  Con^srestiv*.  bisweilen  so^ar 
^  Entz|Elndungszustand/^  Leber  und  Harnblase  waren  nicht 
W  immer  an/gre^riffen.  —  Schndles  und  reichliches  Erbre» 
^  eben ,  welches  den  grössten  Theil  des  Giftes  entlerrte  ^ 
ir>  verminderte  die  Lebensgefahr*  —    Beide  chromsaoem 
Kalisalze  wirken  einander  sehr  ähnlich,  nur  scheint  das 
H]  saure  stärker  zu  sevn.  —    Je  concentrirter  die  Auflö« 
fi  sung  war^   in  welene  B.  die  Frösche  setzte^   um  so 
of  schneller  trat  der  Tod  ein.  —    Chromox^'dul  scheint^ 
it  als  ein  ganz  unlöslicher  Körper,  keine  giftigen  Wirkun- 
a  gen  hervorzubringen,  denn  das  Smalige  Erbrechen  der 
li  Taube  ist  wahrscheinlich  von  einer  Ueberfällung  des 
Kropfes  herzuleiten,  da  sie  sich  später  ganz  wotu  be* 
V  lEana.  —    Ueber  Gegengifte  hat  B.  leider   nichts  Ge« 
M  wisscs  ermitteln  können^  obgleich  der  erste  Versudl 
i   mit  dem  schwefelsauren  Eisenoxydul  als  gelungen  an« 
I    xusehen  ist.. —    (Dr.  Frank). 
i      Coelilearia  Armorarla.  —  Wassermehten, '^ 
I    Die  DD.  Berg  und  Grell  bemerken,  dass  Wassersuch« 
ten,  die  mit  eiweisshaltigem  Urin  auftreten '  (die  Exi- 
stenz des  Ei  weisses  wurde  mit  Acid.  nitr.  erwiesen)  9 
auf  Armoracia  schnell  weichen  (Infus,  von  rad.,  1 — S 
Unzen  mit  1  Ü  Wasser,  alle  1  —  IVr  Stunden  1  Ess- 
Idffel  voll):  mehrere  Pat.  waren  in  5  Tsgen  gieheilt 
CSwENSKA  Lakaresällskap.  nya  Handl.  2.  Bd.  pg.  131.— 

itr.  LiBOBECKj.  * 

ColPea.  —  BleikoUk.  —  Dr.  Kirchner  wandte  Kaf«* 
fee  (alle  3  Stunden  t  Obertasse  Kaffeeabsud,  V/i  Loth 
auf  die  Tasse)  gegen  Bleikolik  an.  (Oestr.  med.  Jahrb.. 
XVI,  278.  —    Dr.  Hasips). 

CToleliiemii.  —  Vinum  Coleb,  (e  radice)'  hat  oft 
bei  Hydrops  saccatus,  wo  alle  anderen  Mittel  nichts 
leiateten,  zwar  nicht  gründlich  geheilt,  aber  die  Was- 
aermenge  auf  ein  Minimum  redudrt.  (Wsiidt,  die  Was« 
sersucht.  97.  —    Dr.  Kurts). 

C^onluiii.  —  Der  Fall  ist  von  Dr.  Gottcl  in  Elbing 

beobachtet  worden  und  trAgt  die  Ueberschrift:  jyMerk* 

würdige  Heilung  einer  bösen  und  langwierigen  Opb* 

thalroo-Blepharopyorrhoea  scrophulosa  ^^  und  kam  dem 

Verf.  im  Jahre  1824  bei  einem  ISJiihrigen  Knaben  Tor. 

Der  serophnldse  Knabe ,  welcher  sehen  von  ^er  tra^a 
aroKA^Mix.  jQ 


4M  MtfTM,  Rcp^r/oriuifu 

Kindheit  an  Dräaen/cescbwälsteii,  soropliulösen  Aim- 
BtlMgtm^  AajrenlidereutzüBdanf^en,  Yecstopfimjt^n  der 
Meseoterialdräsen  i^eliUen,  bekam  im  FfühUnge  rfes  g^ 
namiten  Jahres  eine  so  heftige,  bösartige,  iMild  in  eo- 
ptftse  Eiterung  äbergebende  scrophalöse  Entsöndaog  der 
Augenlider  beider  Augen,  dass^  als  Verf.  nach  etwi 
lOtUgiger  Dauer  zu  ihm  gerufen  wurde«  er  ihn  aehr  lei- 
dend fand.  Die,  gleich  grossen  Polstern  auf^eachwol- 
Ifhen,  rothen  und  entzündeten  obern  Augenlider  bieii- 

Jen  weit  über  die  untei^en  herab,  sie  fast  gänalicb  be- 
eekend ;  ein  starker  Biterstrom  lloss  beständiff  ans  des« 
selben  aber  die  aufgedunsenen  Wangen  herab  und  er- 
seugte  auf  diesen  einen  fressenden  herpetischen  Aus- 
sehlag;   starke  Sebaperzen   und   heftiges,   brennendet 
Jacken  folterten  gleichzeitig  den  Pat.  unaufhörlich  and 
BMit  die  mindeste  Oeffnung  der  Augen  war  zu  bewir- 
ken.   Die  sorgfültigste  Behandlung,  sowohl  In  diAteti- 
sehc^r  Beziehung  als  hinsichtlich  der  bekannten  inner- 
Koben  und  üusserlichva  Mittel,  3  Monate  lang*  fortge- 
setzt; blieb  ohne  allen  Erfolg.    Nachdem  nun  bereits 
fast  4  Monate  verflossen,  ohne  dass   ausser   einigen 
Naehlass  der  Schmerzen  eine  Spur  von  Besserung^  sich 
gezeigt,  der  Knabe  bei  nomöglicher  Oeffnung  der  Aa« 
genlider    während    der   ganzen   Zeit   kein   Tageslicht 
sehimmem  gesehen,  und  für  die  Erhaltung  der  Angeo 
selbst  bei  so  langer  Dauer  der  Krankheit  in   diesem 
Grade  zu  fürchten  war,  las  Verf.  in  einem  medicinischea 
Journale  (in  welchem,  ist  ihm  entfallen)  die  interes- 
aatite  Mittheilnng  vollständiger  Heilungeines  ihnlichea, 
eben  so  bösartigen  und  hartnäckigen  ralles  von  Oph- 
thalmop-Blepharopyorrhöa  scrophulosa  durch  den  allei- 
nigen innerlichen  Gebrauch  des  Extracti  Conii  nacnlati, 
und  zwar  in  der  besondern  Art  gegeben,  dass  Pat.  den 
ersten  Tag  des  Morgens  1  Gran  desselben  in  Pillen- 
fbrni,  den  zweiten  t,  den  dritten  8,  den  vierten  4,  den 
fönfken  5  Gran  pro  dosi  u.  s.  w.,  täglich  um  1  Gran  pro 
dosi  steigend,  nahm,  und  auf  diese  Weise  es  allmAlilig 
Ins  zu  einer  ungemein  grossen  Gabe  braehte,  ohne  dass 
die  mindesten  ubeln  Kebenwirkungen  bei  so  staFkem  Oe^ 
braüirlie  des  Mittels  entstanden,  bis  völlige  Genesuasr  Cdie 
sehen  bei  den  kleineren  Dosen  sichtbar  zu  werden  anfieng) 
eingetreten  war,  und  zwar  ohne  weitere  Anweadunf^ 
Irgend  eines  andern innerifchen  eder  änsserlichea  Madiaa- 
»ents.   Diese,  dem  Verf.  neue  Miltheilang  beweg  ihn,  in 
degi  vorliegenden  Palle,  wo  alles  sehen  vergebene  mmge» 
wendet  war,  was  irztiiohe  Erfahrung  vorschreibt^   so 
versachen.  ob  er  auf  dieselbe  Weise  hier  zu  einem  ebea 
«e  glfifkkchen  Reonltate  getengea  kdnnte.    Er  llesa 


Pharm*  Bßpertwium.  4/K 

eiai;3:e  Tuffe  vorher  mit  jeder  medictnisctheii  imiftrIirbA» 
^Il4  üu^seriiebeq  BahnAilians  Mfhöreob^  sQ^ar  die  Fm-n 
tanellen  eing^ehen  ofid  üwg  dann  i»  der  •ngej^beneö^ 
4rt  «lit.  1  Gran  K^etraft^  Cwüy  dea  Morgens  geruht, 
an,  «tiegr  tä|[:lioti  1491  1  Qran  und  mefkto  scbon,  als  v 
etwa  ^u  15  Gran  pro  dosi  js^ekooiaien  war,  sichtiieli  be-* 
^janende  ftessernng;  vQUständijg^e  Heilao^  trat  aber  er#t 
ein,  nU  ^  die  4aff^t^MPQ  Oosia  von  ^  Gr«n  erri^bi 
hat (9,  worauf  ^y  tü^Ueh  «oi  $  Gran  abnebmend)  die 
Pillen  ^^zurSiobe^^t^^  (sq  lang'e  fnrt|cebravcben  liessi  bh| 
er  auf  5  Gran  pro  4^  «MucHg^kowoen  w^mt*  Hifr. 
Knab#  b^kaoi  anarkiwurdi/irer  Weisn  wührend  di^aer 
^an^n  Q4|ä^ijren  Car,  in  welcher  er  aber  1990  Grm» 
Extfaqt.  Conii  vefbf «achte »  aiaht  die  fferifi/o:fi(ten  nbeln 
Zufalle  und  Symptpioa  nareotieteher  Ver^iftunff«  wiirde 
aneb  imaier  wehler>  so  gesund  and  blnhead)  wie  qifi 
vorber,  and  erlangte  ao  veltständiir  ^ctsqode  Anffei^i 
wie  ar  9ie  vqn  ei?aler  Jugend  M  nicht  gehabt  kutu^ 
In  d^at  päob^sten  ö  -*-  6  Jahren  sah  Veri  ihn  oft  aoetl  1 
atet»  jipeämid,  wi^d^r«,  Nach  diesem  ersten^  ao  aaff|^liep4 
glöcklicheii  Falle  hat  Verf.  dieselbe  Curia  aweien>  zwnr 
wcni/g:er  besartigen  und  hnrtnUckigen)  sonst  aber  guns 
äbnli^ben  Fällen  mit  eben  so  gatem  nnd  aar  qiM4t 
ai^hn^ilereiia  E^rfol/re  ananwenden  Gelegenheit  gehabt; 
bei  eiaean  aerophuläseo  Midehen  in  einer  der  Vorstldt^ 
und  bai  eiaem  Idjährigen  Knaben«  Den  vierten,  g^W 
ühnlichen,  reeM  bösartigen  und  hartnückigen  Fall  na^ttf}; 
Verf.  %nr  2eit  bei  eineai  l^^ährigen  screphylosen  Mi4<-. 
eben  in  derselben  Cur,  und  ist  aucli  hier  durch  si9  bnl4 
74VL  völliger  Genesung  der  elenden  Pat«  gelangt  (Refy 
hat  einen  auleben  Fall  unter  anderen  noch  neoerlicn  1^. 
einem  Kinde  durch  Ceninm  geheilt,  nachdem  ein  Ara^t 
18  WocheA  Inng  gana  fruchtlos  sich  bemäht  und  de^ 
ßelbe  endlich  auf  die  Selbethilfe  der  Natur  vertr^s^et 
hatte.)*  (Jearnal  der  Chir.  und  Augenbeilk.  von  v* 
Grats  aad  v.  Waltwu.  XXVI.  1.  1837.  pg«  |4ft-^l«tf 
Ilr.  FaAaK). 

C^nUii«  Alkaloid  des  Cenium  maculutam.  9r.  P$ni<- 
MANN  *)  ntellte  damit  an  Thieren,  dann  ancli  an  [|ieb 
Versncne  an;  mit  Uebergehnng  der  an  ersteren  ange« 
atellten,  gehe  ich  hier  aar  die  anderen,  und  lasse  dann  dea 
Verf.  ,,Schlussbemerknngen^^  folgen.  (Dr.  Gniassiuc»). 

^^VITährend  der  Bereitung  der  bei  der  Beschreibung 
der  Verauehe  an  Thieren  verwendeten  Coniinlöaungen 
vemraachte  der  eigentbSmIicbe,  dnrchdringende  Gerqcli 


"»»■ 


*1   nyakiDlofi-toalhoIog.  Vaten»  über  AwGoaUa,  Briufm  Mtt 

30. 


486  Pharm.  EfperioHym. 

in  Coniin  mehreren  dabei  Anwesenden  einen  drficken^ 
den  Kophehioerzen  in  der  Supraorbitalg^egend,  der  bd 
mir  aelbsC  mehrere  Standen  anhielt. 

,,Ich  verdünnte  einen  Tropfen  Coniin  mit  99  Tropfei 
90  proc.  Alcohols  nnd  nahm  davon  einen  Tropfen,  ohne 
ausser  dem  widerlichen  Geseiimaclc  des  Coniins  die  ge- 
rin^ien  Beschwerden  darauf  zu  fühlen.  Vier  Tropfai 
dieses  Dilats,  nach  einigen  Tagen  genommen^  hatten 
ebenfalls  keine  Folgen;  S5  Tropfen,  abermals  einige 
Tage  nach  den  vorigen  genommen,  verursachten  mir 
einen  leichten  Schwindel  mit  dem  Gefühle  auffallender 
Schwere  der  Beine  und  Arme,  besonders  des  linken 
Arms.  Der  Schwindel  verschwand  nach  eini^ren  Slina- 
ten  wieder,  das  Gefühl  der  Schwere  aber  daaerle  lin- 

£er  als  eine  Viertelstunde  an.  Der  Puls,  welcher  vor- 
er  voll  und  kräftig  war  und  70  Schläge  in  der  Minute 
Semachrt  halte,  war  10  Minuten  nach  Verschlucknai; 
es  Giftes  auffallend  klein  und  machte  nur  59  Schlage^ 
nach  S4  Minuten  wieder  68  in  der  Minute  und  nach  eig- 
ner halben  Stunde  hatte  er  in  Völle  und  Zahl  wieder 
«eine  vorherige  Normalität. 

„Zwei  Tage  darauf  nahm  ich  50  Tropfen  der  nAmli- 
cheri  Lösung  und  schon  nach  6  Minuten  kehrte  das  Ge- 
ffihl  der  Schwere,  besonders  des  linken  Arms,  zuräek 
und  ein  eigenes  Gefühl  des  Missbehagens  stellte  sich 
ein*  Der  Puls ,  welcher  vorher  7S  Schlage  in  der  Mi- 
nute gemacht  hatte,  war  nach  6  Minuten  auf  02  und 
nach  8  Min.  auf  60  Schläge  in  der  Minute  gefallen,  stieg 
aixer  von  nun  an,  bis  er  nach  einer  halben  Stnnde  die 
vorige  Volle  und  Zahl  wieder  hatte.  Das  Gefühl  der 
Schwere  uud  des  Missbehagens  verliess  mich  erst  nach 
und  nach,  und  war  nach  einer  halben  Stunde  noch  nicht 
ganz  verschwunden.  Nach  3  Stunden  empfand  ich  ei- 
nen Schmerz  in  der  linken  Lumbaigegend,  ähnlich  den 
durch  einen  leichten  Rheumatismus,  der  über  8  Slnn^- 
den  andauerte  und  ailmählig  verschwand«  Ob  dieser 
Schmerz  Folge  der  Coniinwirkrng  war,  kann  ich  nicht 
verbürgen,  gewiss  aber  ist  es,  dass  ich  diesen  Schmerz 
in  jiener  Gegend  des  Körpers  nie  vorher  empfanden 
hatte* 

„Eine  Erweiterung  der  Pupille  bemerkte  ich  bei  allen 
diesen  Beobachtungen  und  Versuchen  nicht. 

„Zur  Zeit  dieser  Versuche  war  ich  gesund  und  kräftig. 

„1)  Die  giftige  Wirkung  des  Coriiins  stimmt  nach  den 
Versuchen  Geiger's,  Foder^'s  und  Chrlstison's  mit  der 
des  gefleckten  Schierlings  oder  wenigstens  des  iiaa 
ihm  auf  zweckmässige  Weise  bereiteten  Extractes 
fiberein. 


Pharm.  Bepertorium.  M0 

2)  Alle  Thiere,  an  denen  bis  jetzit  Am  Coniin  versacfct 
wurde,  al80  der  Hund,  die  Katze,  der  Zicj3:enbock,  das 
Kaninchen,  die  Maus,  der  Geier,  der  Sperling,  die  Taube, 
der  Frosch,  die  Blindschleiche,  die  Natter,  die  KliejBre, 
der  Floh,  der  Regenwurm  können  durch  Coniin  ver» 
giftet  werden«  Der  von  mir  vor/cenouiroene  Versuch 
mit  einem  Zie/scenbock  xei^t  doch  deutlich,  obfckich  er 
we^^en  der  theilweisen  Zersetzung  des  Giftes  den  Tod 
des  Thieres  nicht  zur  Folge  hatte,  dass  auch  dieses 
Tbier  von  den  vergiftenden  Wirkungen  des  Coniina 
nicht  ausgenommen  ist.  Dass  es  auch  für  den  Men- 
schen ein  höchst  feines  und  schnell  tödtendes  Gift  sei, 
beweisen  die  Wirkungen  des  gefleckten  Schierlings 
auf  den  Menschen,  und  die  analogen  Wirkungen  des 
Coniins  auf  Thiere,  besonders  Säugethiere« 

3j  Das  Coniin  wirkt  schon  in  sehr  kleinen  Dosen 
(von  einigen  Tropfen)  tödtlieh  und  seine  Salze  sind 
nicht  minder  wirksam. 

4)  Schwäche,  klonische  Krämpfe  und  Lähmung  der 
hintern  und  vordem  Extremitäten,  Lähmung  der  Atb« 
mungsmuskeln  der  Brust  und  des  irnterleibs,  Lähmung 
des  Zwerchfells  und  Tod  unter  Zuckungen  sind  die 
hauptsächlichsten  Sjrmptome  der  Coniinwirkong.  Chri- 
sTisoN  sah  nur  zuweilen  schwache  Convulsionen,  FoDsne 
telanische,  Geiger  zuweilen  tetanische,  zuweilen  kloni- 
sche Krämpfe,  ich  hingegen  in  den  bei  weitem  meisten 
Fällen  starke,  klonische,  nie  tetanische,  der  Strychnin« 
Wirkung  ähnliche  Krämpfe. 

5)  Der  Tod  erfolgt  durch  Aufhören  der  Thätigkeit 
aller  Nerven.  Man  könnte  annehmen,  dass  der  Tod  zu- 
nächst durch  Erstickung  nach  Lähmung  der  Äthmungs« 
muskeln  eintritt,  wenn  man  die  Bemühung  vergifteter 
,Thiere  zu  athmen  beachtet;  aber  Frösche  sterben  an 
Coniin  schon  in  einigen  Minuten,  und  doch  können  sie 
nach  Johannes  Müller  12  Stunden  im  reinen  Wasser- 
stoffgas, also  ohne  zu  athmen,  leben. 

6)  Durch  künstlich  unterhaltenes  Athmen  scheint  daii 
Leben  nach  Coniinvergiftung  noch  einige  Zeit  erhalten 
werden  zu  können.  Die  Erklärung  dieses  von  Chri- 
sTisoN  entdeckten  Phänomens  ist  wohl  in  der  Wech- 
selwirkung des  Blutes  und  der  Nerven  auf  einander  ea 
suchen.  Indem  die  chemische  Umwandlung  des  Blutes 
in  den  Lungen  und  die  Circulation  fortdaaert,  wird  die 
drohende  Lähmung  des  Nervensystems  noch  einige  Zeit 
hinaasgeschoben« 

7)  Der  Heerd  der,  Wirkung  des  Coniins  Ist  vorzOg- 
lieh  das  Rfickenmark,  und  insbesondere  der.Tbeil  «m 
Bdckennarks,  welcher  der  Bewegung  vorstehti./DM 


9B  PüiffTR.  Rgperfßirium.  i 

EMpfindon jf  ist  nach  vorhanden ,  wenn  Jede  Bewe^inj; 
«choB  Butgehirt  bat^  die  Gehirnbewe/^an/B^soerveii  blei-  . 
ben  Ifini^er  in  ThAtigkeit,  als  die  Röekenmarksbew»-  > 
gnnj^snerven  nnd  die  iussern  Sinne  scheinen  der  Go- 
niinwirfcnni^  am  fernsten  zu  stehen.  [ 

8)  Die  Reizbarkeit  der  willktihrlichen  und  anwillkähr- 
licben  Muskeln  ist  nach  dem  Tode  durch  Coniin  notk  | 
vorhanden,  und  am  längsten  dauert  die  Reizbarkeit  des  j 
Herzens,  welches  von  selbst  noch  lange  fortschlü^, 
fiachdeui  oft  die  Reizbarkeit  anderer  Muskeln  schon  asf- 
^ört  hat. 

9)  Die  Papille  wird  durch  jedwelche  Art  der  AppK- 
eation  des  Coniins  nicht  erweitert  FoDEne  will  Erwei- 
terunji:  der  Pupille  nach  Coniinver^iftun«|;en  wahr^ 
nommen  haben,  nnd  in  der  medieinischen  Vereinszeilatig 
Nr.  5S.  1837,  ist  angegeben,  Hr.  Apotheker  'ÄioMBfs- 
DORFF  in  Erfurt  habe  bei  der  Bereitun<D^  des  Conikit 
durch  die  blosse  Ausdünstun/s:  desselben  eine  grosse 
Erweiteronj^  der  Pupille  erlitten.  Geigek^s  nnd  Chri- 
stison's  Beobachtungen  sind  dem  ^aaz  ent^e/s^en,  nnd  itft 
■ah  nit  Ausnahme  der,  bei  jeder  Todesart  vor  dem  Tod^ 
vorkommenden  nnd  nach  demselben  wieder  verschwin-* 
d^nden  Erweiterung  der  Pupille,  nie  diese  Erscheinasj; 
Meh  Coniinverjß^ftun^. 

lU)  Die  Schnelli|rkeit  der  ffiftijcen  Wirkun/g:eA  des 
Coniin  steht  im  i^raden  Verhiltniss  mit  der  /Schtoetli^- 
keit  der  Aufnahme  desselben  in  die  Biutmasse.  Blitz* 
ähnlich  tödtet  es,  nach  Christison,  wenn  es  unmittelbar 
In  die  Venen  o;elanj8:t,  sehr  schnell,  wenn  es  von  der 
Brusthöhle  aus  absorbirt  wird,  weiii^er  schnell,  wenn 
es  zuerst  in  den  Ma^en  M4  in  das  Zell^webe  uatei^ 
dei*  Haut  ^elan^t. 

CiewisB  ist,  dass  das  Coniin  erst  nach  seinef  Auf- 
nahme in  das  Blut  ^irtijB^  wirkt.  Wer  daran  %weif\eft^ 
den  verweise  ich  auf  Christison's  nnd  meine  Erfahrün- 

fen  über  die  verschiedene  Schnelligkeit  der  Coniinwir- 
on/B^  Je  nach  der  kürzer  oder  länger  danertaden  Ab- 
irorplion  and  Aufnahme  des  Giftes  in  das  Blut  nnd  be-^ 
sonders  anf  meinen  9.  Versuch,  nach  weldkein  nach 
Uaterlirechunjk^  des  Blutumlauf^  keine  Verg^iftung  Statt 
inden  kann>^ 

CTMtnwe^sches  Plilrer.  Ile^imentsarzt  Dr.  CViAihBti 
zt  Aschersleben  machte  daüiit  an  Kaninehea  folgende 
Versuche«  Einem  alten  nfid  S  haibaus^B^wnchSenen  Ka- 
ninehen durchschnitt  er  links  vom  Ritek^rath  in  der 
NAe  4es  Halses  4a^  f^H ,  trennte  t»  Elften  Zoll  nfach 
mien  v$m  setner  Uioßf^ehnn^s  l^nichie  4tM  WUehi  9  Giwi 
tiMkeMO  OoMHE^iches  Pulver  («^  t  Gtvn  At«Mlk} ,  a^n 


letBteren  jedem  4Vs  Gfän  (—  1  tvmn  AHseivik)  Ih  diwO 
Tischen,  liihte  m  »n  und  refrtfji^e  AWeä  «orftniltig^k  ^ 
Zwei  Tnge  waren  die  Ttiiere  iMiiiter  wte  Vorher^  dal<« 
liessen  sie  vom  Fressen  ab^  bewegten  sich  iMtt  ilnd 
schleppend  und  sausen  hiefstens  i&nfiHibroenftehockt  M 
einem  Winkel  ihres  fieh&ltnisses.  -^  Vier  TN)(e  s|»t^ 
ter  creiiirte  das  eine,  IS  Stunden  nacfthei*  das  aiHlmi 
junge  Ihier,  das  alte  aber  7  Taj^e  nach  Appficatiota  Ati 
Giftes  unter  ängstlichem  Aufschreiea  otid  ZuckMftBä^ 
Alle  waren  balcT  starr  und  steif.  Bei  der  Untersü<ihüd^ 
tiel*  Cadaver  zeigten  sfcft  die  Rändet  der  Wunden  ein-» 
/gfctrocknet)  das  beijs:ebrachte  PuU*«r  durch  Keariitf^*' 
keit  iin  eine  halbflüss{j(e  Masse  ver\vanriielt)  nicht  merk^ 
lieh  Verringert:  das  Kellgewebe  nebst  der  Maskd<- 
Schicht,  woranr  das  Pulver  gelej^en  hatte,  bot  kektp 
auffallende  Abnormität  dar.  Der  Darmkanal  war  gt^ 
sund;  das  Herz  blass,  in  den  Vorkammern  schwarM^ 
Blut,  im  Herzbeutel  Wasser.  (Caspkr^s  WochenäcAhi'i 
f.  d.  ges.  Heilk.  Nr.  31.  1888.  —  Dri  Noack)* 

Cosmetien  mit  Sublimat  etc.  —  Unter  den  910« 
menten,  welche  die  rhenaiatiisiche  Form  des  GesfcMiu 
Schmerzes,  namentlich  bei  weiblichen  Individuen  in  tfM 
zwanziger  Jahren  bedingen^  führt  Dr.  Sc^AUEa,  Artt 
in  Bamberg,  den  Gebrauch  metallischer  Waftchwamei' 
aas  Subtimal^yj  Wi^mulh  bereitet,  all.  Auch  Theedic. 
wird  unter  den  veranlassenden  Momenten  der  genaAntM^ 
Kankheitsfarm  namhaft  gemacht.  (Caspba's  Wecfkeh^« 
sehr.  f.  d.  gea.  Heilk.  18S8.  Nr.  (6.  —    Dr.  NoaCk)» 

Creesot  in  Lungenleiden.  —  Dn  M abipe  fand  m 
bei  Lungenleiden  ilnsserst  wirksam,  fadem  es^  vnUs  be( 
üusseriicher  Anwendung,  ancb  hier  die  Qualität  det  kb^ 
sonderung- verbessert ,  die  Quantität  vermindert.  Uiii* 
cirt  ist  es  bei  Hunten  mit  reichlichem  AumdUrfe^  Mi 
oder  ohne  eiterartige  Beschaffenheit,  mit  odtr  ohne  hek- 
tischem Fieber.  Bei  entzöndlichen  «Symptomen  ist  ea 
za  meiden.  Auffallend  gute  Dienste  leidKet^.  efei  bei  ^ 
nach  Grippe  zarückbieibendem  Hasten  tail  copiöseiA 
Auswurfe,  oft  eiterähnlich,  mit  deutlfeh  heklischem  lie- 
ber und  erschöpfenden  Nachtschweissen»  Nicht  mindw 
gänstig  wirkte  es,  wenn  nach  Brustkatarrhen  nnninehr 
ohne  entzindliche  iSynptome  eopidser  Atts^^vuif,  oft  W^ 
verdächtigen  Aassehens,  zurück bUeft.  Auch  VomikvM 
aus  Tuberkeln  geben  Grelegenheit ,  die  gate  Wirkanjt 
zu  beobachten.  —  Die  Verdatfangakraft^  leiden  hH 
dessen  Gebraoche  nie,  im  Gegentheil  findel  bei  deA 
Meisten  bald  Zanatiitie  4et  Easlasl  at^h  <0in.   xfiWt^ 


I 


491  PkaroL  Repertohum» 


San.  Ber«  v.  Pommerii.  I.  1837.  pa;:.  215).  —  [Han 
darf  die  oben  anj^effebenen  lodicationen  für  Creoa.  woU 
als  eioen  Aasspracii  annebmen«  der  in  den  bi8beri/i:ei 
firfahrnngen  an  Kranken  volle  Bestätigung  fand  (conf. 
Hyg.  IV.  507,  Archiv  XV.  3  71,  Ail^.  hom.  Zeit  XllL 
tW,  Schmidt  Jahrb.  XIV.  13,  XVU.  158,  XVUL  14 
Naeh  XV.  IS  soll  Theerwaner  fast  den  unbedin^teB 
Yorza/(  verdienen.  Aber  zwei  Kraben  drin;2:en  sich  den 
weiteren  Forschungen  dabei  ghn'/»  unwillkuhriich  auf. 
1)  Ist  Creosot  Heilmittel  bei  /gewissen  Verhältnissen  der 
lebten  eitrigen  Lun^enschwindsocht  mit  Vomiken  oder 
der  Scbleimschwindsucht  (nach  L.  W.  Sautsr  viel  rich- 
tiger wohl  Biennorrhöa  bronchialis  bezeichnet)?  Fir 
letzteres  scheint  mehr  zu  sprechen.  8)  Wo  wirkt  Creo* 
sot  homöopathisch  und  wo  antipathisch,  bei  vermehrter 
Secretion  oder  geminderter,  wie  Hyg.  IX.  150  Erfah- 
rungen angeführt  werden?  Mir  scheint  es  im  erstem 
Falle  homöopathisch.  ^    Dr.  Kurtz]. 

CTupniiu.  —  r,le\\  habe  bemerkt,  dass  nach  des« 
sen  Gebrauch  (bei  Epileptischen)  junge  Personen  häufig 
nächtliche  Samenergiessungcn  hatten  Ueberhaupl  war 
dach  dessen  Gebrauch  der  Schlaf  selten  recht  ruhig. 
(Neumamn,  v«  d.  Krkhtn.  d.  Mensch.  Bd.  4.  fg.  715.  — 
Conf.  Hyg.  VIL  80.  —    Dr.  Kurtz). 

Cuprunt  arsenle.  —  Vergiftung.  —  Dr.  Pikd- 
UBB  berichtet  folgenden  Fall.  Am  26.  Sept.  1837  ver- 
schluckte  ein  Sjähriges  Mädchen  von  schwächlicher 
Constitution  eine  Portion  gewöhnlicher  grüner  Farbe  und 
erbrach  sich  darauf  8mal  nach  Darreichung  mehrerer 
Tassen  fetter  Milch.  Eine  Stunde  darauf  beobachtete 
F.  Folgendes  an  dem  Kinde:  lebhafte  Angst  und  Ver- 
störtheit in  den  Gesichtszügen,  Blässe  des  Gesichts, 
heisse  Stirn,  so  wie  überhaupt  erhöhte  Temperatur  der 
Haut,  kleinen,  schnellen,  sehr  gereizten  Puls,  leicht  mit 
weissem  Schleime  belegte  Zunge,  lebhaften  Durst,  har- 
ten Unterleib,  grosse  Empfindlichkeit  der  Regio  epi- 
gastrica  bei  der  leisesten  Berührung.  Es  erfolgte  noch 
2maliges  Erbrechen,  wobei  jedesmal  unter  halbverdau- 
ten Speisefragmenten  Stücke  einer  grünen  Farbe  in 
reichlicher  Menge  zum  Vorschein  kamen.  (Oeleinulsion, 
reichliches  Trinken  von  Zuckerwasser).  Bei  Untersa- 
chung  eines  Stückchens  der  genossenen  Farbe  er^ab 
sich,  dass  dieselbe  ausser  dem  Kupfer  unbedingt  Ar- 
senik enthalte,  da  sie  vor  dem  Löthrohre  einen  star- 
ken, unverkennbar  knoblauchartigen  Geruch  entwickelte 
und  bei  dem  Glühen  in  der  Glasröhre  ein  deutlicher  Me- 
tallspiegel sich  anlegte.  Hierauf  wurden  STheel.  voll  Ei- 
senoxydulhydrat, in  einem  massigem  Glase  Wasser  auf- 


/ 


PharnL  Bepertarium.  4lS 

^löst,  £:ereieht^  und  die  Emalsion  allmfihlig  Ketnifiketp« 
Am  andern  Ta^^  lief  das  Kind  munter  in  der  Stube 
herum.  (Oriffinalmittbeilnn^  im  Summarium  v.  Knischiui. 
Bd.  VIU.  Hfr.  1.  —    Dr.  NoACK). 

Cimriim  acetieiun.  —  Vergiftung.  ^  Ein  jun- 
ger Mann  %'on  30  Jahren  hatte  ans  Lebenüberdruss  etwa  , 
Vi  Loth  Grönspan  zu  sich  genommen.  £s  war  ein 
freiwilliges,  grün  gefftrbte  Magencontenta  ausleerendes 
Erbrechen  erfolgt  Pat.  klagte  über  heftiges  Leibweh 
und  öftern  Stuhlzwang;  die  Magengegend  war  bei  der 
Berührung  äusserst  empfindlich,  der  Durst  heftig.  0er 
Puls  schlug  klein,  schnell,  krampfhaft,  die  Resphrattoo 
war  gleichfalls  beschlennigt;  das  Gesieht  hatte  den 
«  Aufdruck  eines  tiefen  Schmerzes,  ohne  verfallen  zu 
seyn;  die  Temperatur  der  Haut  war  ziemlich  normal 
ohne  Seil  weiss.  Pat.  hatte  sich  dem  Einnehmen  von 
warmem  Wasser  und  Od  bisher  widersetzt.  Ailmöhlig 
traten  nun  heftige  Wadenkrämpfe  ein;  die  beiden  gros« 
snn  Zehen  wurden  tetanisch  und  unter  den  heftigsten 
Schmerzen  nach  der  ^usssohle  hingezogen.  —  Ei  weiss 
von  10  Eiern ;  darauf  „möglichst^^  warmes  Wasser  und 
Milch.  —  Durch  das  bald  erfolgende  starke  Erbrechen 
ward  nun  eine  Müsse  coagulirtes  Eiweiss  ausgeleert; 
die  einzelnen  Klumpen  desselben  zeigten  sich  wie  in 
Grünspan  gewalzt.  Die  ganze  Procedor  ward  noch* 
mala  vorgenommen,  und  bei  dem  nun  durch  Kitzeln  des 
Schlundes  bewirkten  Erbrechen  kein  Grünspan  mehr 
bemerkt.  Nach  Verlauf  einer  Stunde  hatten  sich  hier- 
auf sämmtliche  Krankheitserscheinungen,  bis  auf  eine 
.   berhafte  Mattigkeit  und  einige  Neigung  zum  Krämpfe  ' 

Jen  grossen  Zehen,  verloren.  Es  ward  Gries^  dick 
r.  Milch  gekocht  und  mit  vielem  Zucker  überstreut, 
'^  n  Pat.  zu  essen  gegeben,  und  nach  einer  ruhigen 
)  f'ht  konnte  derselbe  sclioii  wieder  2  Stunden  weit  zä 
h  BS  gehen.  (Med.  Zeit.  f.  d.  Verein  f.  Heilk.  in  Preus« 
se ».  7.  Jahrg.  Nr.  25.  pg.  129.  —    Dr.  Frank). 

CTuprum  siilphurieiim  wird  von  Ammon  als 
treffliches  Cauterium  bei  IMcerib.  mercorialih»  gelobt, 
(V.  AmAOxN,  Mts.-Schr.  I.  3.  pg.  304.  —    Dr.  Pauij). 

Daphne  mezereum«  —  1)  Periostitis  der  Ti- 
bia  mit  nüchtiiclien  Schmerzen.  Mitgetheilt  von  Dr.  Am 
NoACK.  Eine  Krau  von  SO  Jahren,  grosser  Stator,  san- 
guinischen Temperaments,  schon  zum  drittenmal  Wittwe^ 
leidet  seit  15  Jahren  an  einem  Geschwüre  unten  am 
Schenkel,  welches  sich  cnet  seit  etlichen  Jahren  bin 
auf  eine  kleine,  eine  helle  Flüssigkeit  absondernde  Qeff«^ 
nung  geschlossen  hatte.  Dabei  hatte  sie  zo  Jener  Steitr 
heftige  Schmerzen  in  der  Tibia  des  Beines,  veraAglifh 


194  Pharm,  »efiierioriuak 


des  Nachts.  Um  die  Oeffniiiljt:  whr  die  Haat  bran, 
trocken  and  mit  blaorDthlicheil  Flecken  besetat  Uar 
leiseste  Fin^i^erdritck  \neriir8aehte  die  heftijrstefi  fiichMier- . 
zen  brennender  Art«  Die  Beinhaut  war  an/|^schMrolMi , 
ond  das  Auftreten  dorch  heftiffe  Schmerzen  verhfndM  ; 
Ueftiffer  Schmerz  und  Wadenkrämpfe  raubten  den  Schill  | 
Mezereum  1.,  zu  einem  Tropfen  ^e/^eben,  versehliitimcrte  / 
das  Leiden  aafan^a,  aber  schert  in  den  nüchsten  NiclK»  \ 
ten  kehrten  die  WadenkriSipfe  nicht  wieder  Und  dil| 
Knoehenschmerzen  minderten  sich  so,  dass  die  Pat  nidi 
14  Ta/B^en  wieder  ohne  allen  Sbhmerz  auftreten  konnte 
Der  Ausfloss  ans  der  Apertur  hatte  bereits  aafjB;vhMi 

S)  Rhypia  prominem  (Ecthyma  pr.)-  Eine  alte  DiM 
von  schwächlicher  Constitution  bekam  nach  angeMrenf' 
ter  Krankenpflei^e  einer  ihr  theaern  Person  auf  den 
Röcken  der  jNase  eine  kleine  Gruppe  stark  jöckender 
Bläsehen,  welche  aufplättend  eine  blasse,  etwas  f^ 
trübte  Lymphe  ergfossen  und  ^elbbnäonliche,  sieh  iber 
einander  thärmende  Krusten  bildeten.  Diese  fielen  sehr 
leicht  ab  9  ersetzten  sich  aber  immer  von  neuen.  IM 
Flechte  verj^rösserte  sich  und  die  Kruste  erreichte  4i€ 
Grösse  einer  Bohne.  Auch  die  (]uillenden,  jückendei 
Schmerzen  nahmen  zu.  Calc,  Spi^elia  und  Aurom^  iv« 
nerhalb  8  Monaten  anjs^wendet,  halfen  nichts.  Eint 
Gabe  Mezereum,  dil.  15  ic^t.  j.,  entfernte  das  ilebel.  Dc^ 
Schorf  fiel  ab  und  es  bildete  sich  kein  neuer.  Die  leiciit 
entzündete,  nässende  Basis  trocknete  in  eini^o^en  Ta;irM 
/Cänzlich  ab  und  binterliess  weder  einen  Fleck  noch  eint 
Narbe. 

8)  Pilyrituis  vernicolar.  (Wohl  Chloasma  nferinuih? 
Ref.).  Eine  Biondine  von  18  Jahren,  mit  schwacher  Periode, 
an  Drfisen/i^eschwnlsten  leidend,  von  denen  die  Axilar- 
dräsen  so^ar  abscedirten.  Nachdem  sich  die  A bscesse 
geschlossen^  zei/2:ten  sich  kupferbraiine^  grosse,  zart 
Theil  zusaroroenfliessende,  unre;e:elmäs8ixe,  etwas  ranhe^ 
jedoch  nicht  über  die  Haut  erhabene  Flecken  von  dent^ 
lieber  Be^renzun^  an  den  Schenkeln^  mehr  an  der  ih- 
nern  Seite,  welche  sich  bis  an  die  Weichen  erstreckten 
und  keinid  Nei^un^,  in  Eitcnin/e:  überzugehen ,  vefrie- 
theh.  Vofl  Ephelis  unterschieden  sie  sich  durch  hMhst 
Usti^esi,  zum  Kratzen  nöthigendes  Brennjäckcn^  besont->- 
ders  des  Nachts,  welches  zur  Zeit  der  Periode  zunafrin. 
Dabei  nUhmen  die  Fiecken,  besonders  nach  deh  ilfin-^ 
decn  hi»,  eine  dunkle  Farbe  an.  Zh  Zeiten  kla/i^te  Pat. 
ib^r  Kopfweh^  Milzstechen,  häufiges  Frösteln  und  bis- 
wfribn  «tt^n  der  Glieder.  Graphit,  Acidum  Aitri^  Cs- 
flJatt  warto  ohne  dani^rnden  Nutzen  gegeben  worden. 
1^8.5  alle  8  Ta^e  zu  einem  Trapfen  f^egebtn^ 


JNUiril*  üeperiartitm.  ;AS 

vermehrte  die  Memiwatioo  ond  machte  dfe  ileMcen 
verschwinden.  cAll^efen.  «homSep«  Zetig.  Bd.  14.  Nr.  Itw 
Dr.  Schrön). 

Eleetricitas.  —  Tetanus,  ^  ^Lhnfg^  seb^n  er- 
wartete ieti  mit  Ung^edald  die*  Gdef:enheit,  teim  Starre 
fcrampfe  Eleetricität  anwendet  zn  k5nrre4i.  (Jng'IÄifkli^ 
<eber  Wei»e  aber  konnte  ich  ....  den  Experimenten  nicM 
lieiwehnen,  weiche  Dr.  Farina  bei  einem  mit  dieser 
KranJcheit  Behafteten  mittelst  Ifileetricrtfit  vornahm«  tStt 
Ursache  der  Entstehunjsr  des  Slarirkrainpfes  vra^  bie^ 
eine  ^osse  Anzahl  von  Bleikugeln,  die  tlaridh  eiwMI 
Flintenschass  10  Tage  vorher  in  die  Muskeln  einflran«- 
gen.  Die  Eiectrieitftt  wntde  erst  2  tage  vor  iiem  Tilde 
Angewendet,  als  der  Starrkrampf  sCAvon  aaf  äetä  bW^ 
sten  Gipfel  der  Entwickettfng  ww.  Der  -avi^wabdVI^ 
Electricitlit^leiter  war  eine  »ftale  auü  2}t,  M,  •to  p^M^ 
Platten,  7  Centfmeter  breit  Mid  mit  g^^ateeaett,  "eitt  it«^ 
mig  gesftnertem  Wasser  gefnltt.  i!»ne  %a(be  St^ntfe  lahü: 
wurde  die  Leitung  der  EleMridY^tsliassigkett  foH^ 
aetftt,  indem  man  von  dem  iwssersten  Ende  des  Rök« 
kenmarkes  am  Halse  begann,  ond  in  dieser  ^it  Hiebt 
mehr  als  einmal  wiederholte.  In  8  Tagen  wurde  di^ 
filectricität  6mal  angewandt,  ond  sobald  jedesmal  dei* 
Flosa  im  Gange  war,  bemerkten  die  zahlreich  anSve«^ 
aenden  Aerzte  •mit  gtossem  Erstaanen ,  dass  iPat.  rtt<L 
htger  wurde,  ^er  Mond  sich  dffnete,  alle  Muskeln  sich 
aosdehnten,  die  Haat  feucht  wurde  und  die  CireulatloH 
ihren  natürlichen  Lauf  antoahtt.  Der  wohHhtieiHl\&  BHi«^ 
flnss  der  Electrieitat  war  so  gross,  däss  Pat.  itnabläsMj^ 
darum  bat.  Doch  imglöcklicher  Weise  War  die  Besi»e*« 
rung  nicht  von  langer  Dauer  und  jede  Mdhe  t^aT  veiM« 
geben».  Idi  habe  sehr  bedauert,  nicht  persdniich  Üti 
ganze  Operation  leiten  zu  können ;  doch  wie  dein  tiuill  budh 
seyn  mag,  die  Einwirkung  des  Mittels  war  s^  stki'rk, 
dass  ich  nicht  zweifle,  dass  alle  aofgekifirtett  Aelra^te 
in  ahnlichen  Fallen  zu  demselben  ihre  Zuflucht  nehtneik 
werden.'^  (Dr.  Matteucci;  Revüe  med.,  Juin  18S8.  *- 
Dr.  Rotr). 

Eleetropiunetftr.  —  Dr.  Emmerich  zu  Motterstadi  Hi 
Rheinbaiern  gedenkt  der  Electropiinetur,  als  desjeirijSeii 
Mittels,  das  der  ITrticatton  <^)  sehr  nahe  steht  end  die«' 
selbe  in  derjenigen  Jahreszeit,  wo  keine  Urtitt^a  isa 
haben  ist,  vertreten  ^olle. 

„Auf  Befehl  des  Köaf^ti.  Prenssifielien  Mint^teVidn^i 
der  Geistlichen,  Unterrichts-  und  Medicinalangelegeii-> 
heiten,  wurde  dieses  Mittel  im  Charite  -  Krankeabaoae 

*)   S.  dleseo  Artikel  in  der  Folge. 


Fk0fm.  Repertorium.  477 

gelöst.  Zerseliniltene,  mit  Wasser  ansj(exo|;ene 
n  aos^epresste  Schwarome  sind  nicht  mehr  gif- 
uchnbr's    Uepertor.,   Bd.  16;  Uft.  1*    1889.  — 

CSSELICH}. 

Jaeum.  —  In  den  so  häufigen  und  höchst 
iigen  Hauteruptionen  und  Geschwüren  der  Ne- 
\  meist  syphilitischen  Ursprungs  sind.,  hat  J* 
m  keinem  Mittel  so  guten  Erfolg  gesenen,  a  s 
trken  Decuet  des  Guajacholzes ,  aber  nicht  des 
?n  loder  Harzes),  sondern  des  frischen  (gleich 
r  Regenzeit  gesammelten.  (Jamaica  pbys.  Journ. 
Dr.  KuRTzj. 

imil-Sebiilie.  —  Das  Tragen  derselben  em« 
Ir.  Ammok  als  bewährtes  Mittel,  um  unterdrückte 
iweisse  hervorzurufen.  Die  Schuhe  werden 
bei  Tag  und  Macht  auf  blossen  Füssen  getra- 
uter nur  noch  bei  Tag.  (v.  Ammom,  Mon.*Schr. 
•  306.  —    Dr.  Pauli). 

ippa.  —  Habituelle  Diarrhöe,  blos  von  Er* 
(Ig  der  Schleimmembran,  hebt  Jalappaharz  zu- 
augenblicklich.  (Neumann,  v.  d.  Krkhtn.  d.  M. 
%.  282.  —    Dr.  KuRTz). 

ine  9  besonders  Kali  hydriodicum.  ^J.  —  Die 
I  lahge  Abhandlung  des  Hrn.  Dr.  Asmus  über 
ist,  nach  Art  ihrer'<  Vorfahren,  ziemlich  allgemein 
n.  Ref.  wird  daraus  nur  diejenigen  Punkte  im 
e  mittheilen,  die  eine  bestimmte  Einwirkung  auf 
;  Systeme  und  Organe  bekunden,  dann  die  Er- 
ngen  ausheben,  die  sich  bei  Anwendung  des 
an  Gesunden  oder  Kranken  als  dessen  bestimmte 
herausstellten,  und  endlich  wird  jer  die  Mitthei* 
des  Hrn«  Asmus  durch  eigene  und  fremde  Er- 
en  ergänzen  und  vervollständigen. 

betrachtet  zunächst  „die  Wirkung  der  Jodpri* 
im  Allgemeinen^^  und  nimmt  die  auf  die  vegeta- 
häre  als  die  erste  und  Hauptwirkung  in  Anspruch, 
ben  folgendes  aus.  „Vogel  sah  vom  innern  Ge- 
I  der  Jodine  eine  dunklere  Färbung  der  Haut  (s. 
lANN  chron.  Krkhtn.  2.  Aufl.  Bd.  Ul.  pg.  363. 
181.  „Braunwerden  des  früher  gelbi'n  Gesich- 
schnell, dass  in  wenigen  Tagen  die  Haut  einer 
i:en  Frau  wie  geräuchert  au8snh>^  Ref.)  und  nach 
,NN  sollen  schmutzige  und  trockene  Haare  weich 
nzend,  rothe  aber  schön  rastanienbraun  werden.^^ 
z  auffallend  ist  seine  Wirkung  auf  die  Knochen. 

rcl.  in  der  Folge  dietcB  ArC  —    Gr, 


478  Pharm.  Rep^riortim. 

Kein  Mittel  wirkt  so  speciik  dea  Lebensjivocn«  tiit- 
hend;  daher  fan4  es  Buchanan  so  wirksam  bei  aictt 
vereinten  Fractureo,  daher  heilte  Trusbn  damit  ein  fl- 
aches Gelenk^^ 

Das«  das  Jod  in  kleinen  Dosea  keine  siebtiieheB  At^ 
neisymptoine  hervorbrächte,  dem  widerspricht  Verf.,  dordi 
Versuche  an  sich  selbst  belehrt.  Stets  bemerkte  er  d« 
allgeoMiB  /g;erühnite  Symptom,  das  auch  Ref.  b^ohaehtet 
bat:  „Aufblähen  der  Lebenskraft/^  Verf.  bat  wperi- 
nenti  causa  kleine  (?)  und  g^rosse  (?)  Doaeo  ^eaoa^ 
men,  versichert  aber,  sich  ni^  so  wohl,  so  beiter,  19 
nnternehmungslustig  gefühlt  za  habea.,  wie  iqi  Anfai^gt 
der  Jodwirkunff. 

Bei  anhaltendem  Kort|(ebrauche  entfaltet  d^s  Mitfd 
seine  Wirkunj^en  auf  den  Nahrun/^^skanal  und  seine  Ai- 
h&nj^e.  Uei  einem  Drittel  von  Ryan's  Kraakeii  erfolgte 
Darchfall;  Verfasser  hat  dasselbe  /°;efuuden:  selM 
wenn  er  ^anz  kleine  Dosen  gebrauchen  lieaa,  entwik- 
kelte  sich  späterhin  eine  solche  Diarrhöe,  dass  er  ge- 
nöthi;;t  war,  anhaltende  Mittel  lanjo^ere  Zeit  fort^bran- 
chen  zu  lassen.  Mitunter  hat  ihm  das  Mittel  Versto- 
pfung bewirkt  und  häufig  in  den  ersten  Ta^en,*  wofv 
eine  hernach  eintretende  Diarrhöe  schadlos  hielt.  ,,Nidit 
selten  finden  wir  schon  am  ersten  Tage  aaeh  kleiaei 
und  grossen  Dosen  die  Oallenabsonderung  so  vermehrt, 
dass  sich  alle  Symptome  eines  galligen  Saburralzostaa- 
des  entwickeln. ^^  „Giebt  man  Kranken,  die  an  einer 
trägern  Circolation  in  der  Leber  und  dem  Pfortadersy- 
stem leiden,  die  Jodine  wegen  irgend  eines  andern  Lei* 
dens,  so  empfinden  sie  bald  einen  Druck  in  der  Lieber; 
Kranke,  welche  früher  an  Wechselfiebern  gelitten  ba- 
ben,  klagen,  selbst  wenn  sie  sich  frei  von  krankhaften 
Empfindungen  in  der  Leber  und  Milz  fühlen,  bald  dber 
diese,  wenn  sie  Jodine  nehmen>^ 

LuGOL,  BREaA,  Uldal,  Wau^acb  u.  m.  A.  haben  Spei- 
chelfloss  darauf  beobachtet:  dasselbe  sah  Verf.  öflerai 
so  wie  er  in  mehreren  Fällen  Auflockerung  dea  ifiaba^n 
fleisches  mit  dem  eigenthümlichen  seorbattseben  Gernoht 
ans  dem  Munde  wahrgenommen  hat  Aach  die  Secre-i 
tion  der  Thranen  wird  vermehrt  und  Verf.  beobaebteta 
einmal  einen  förmlichen  Thränenfluss  darnaefa  Ca.  IIab- 
NEMANN  a.  a.  0.  äympt.  93  und  34.  Ref ). 

Was  Verf.  von  dem  Einflnss  der  Jodine  auf  die  £r% 
nährung  sagt,  ist  eben  so  wahr,  als  es  dea  Beweia  lie- 
fert, dass  er  die  physiologische  von  der  Heilwirfcoag^ 
nicht  nnterscheidet.  „Steigert  maa^^  —  heiast  ea  nlm- 
lich  —  „die  Dosen,  oder  fährt  man  su  lange  fort,  ao 
geräth  das  Lymphsysten  io  eine  pravaliraado  TkÄt^ 


keit,  dcp  ErAfitz  gerktk  in  ein  Missverbfiltnis«  in  item 
YerlnraHfhe  dersalbeO)  d.  b.  €kr  Körper  wird  mager. 

Üas  Geauth  anlan/gj^eDd,  bekum  ein  lebensntider  Hy*« 
dropiscber  nach  Jod\  ohne  davon  geheilt  su  werden^ 
neue  Lebenslust  (»  Heüwirlvun^;  ver/(L  Uahnmianm  a« 
a.  0.  »ympt  1-S6.  Ref.). 

Wendet  man  das  Mittt;!  unverändert  ferner  an,  so  ent? . 
sieben  die  j^ymptome  der  fiüttig^nnjc  mit  Jod:  Jodwnues 
Irritabilität  und  Sensibilität  werden  in  Milleidensohafl 
li:ezo4(en,  der  Pnis  wird  besohleunigi,  es  tritt  Hers« 
ktopfen  ein ,  ebenso  ein  kurzer,  häufiger  Husten,  selbst 
Bluthusten,  die  Abmafcerung  nimat  zu,  Pat  leidet  an 
Insomnien,  zittert,  in.  allen  seinen  Bewegungen  giebt 
sieh  eine  gewisse  Hastigkeit  kund,  die  Sinne  werden 
aiienirt  und  fassen   Eindrüeke   falsch  i^qf:  vorzfiglich 
leidet  das  Auge.  Wallaca  bemerkte  eine  Erweiterung 
der  Pupillen  mit  beständiger  Bewegung  der  Augen^  wie 
sie  bei  einem  Kinde  mit  angeborenem  grauem  £ltaap 
Statt  zu  finden  pflegt«   (P«t.  quaest.  war  durehaus  aus- 
ser Stande,  die  Augen  auf  einen  Gegenstand  zu  fix!«* 
reo;   er   hielt  stets  die  Uiind  über  ihnen,  als  wollte 
er    sie  vor    dem    liiclite    schützen   und    doch    sehieil 
ea  picbt,  fils  wem  dea  laicht  ihm  besonders  reizend 
j^ei.    Aliwer4eni   tiaUe   er   heftigen  Kopfscbmerz   und: 
Indignation,    wonmf  |bald    hal^miifie   Lähmsrng    mik 
vgfunag^heqdefii  Mu^kelaitlern  folgte.    Alles  ijiie^  tmtAk 
^j^rkein  Gebriiuch  von  ^Q^aüwm.    Pat* '  genpa  apJMeis 
im  wieder  (P£Hn£.Ws  Syphilidologie.  Bd.  I.  Hft  1*  pg* 
144»  U^f*>*    Verf.  beobachtete  hei  einem  HaqptmaiB«* 
^ip  er  wegen  Urinb^schwerden  bydriodigaaures  Kiü 
verordiiet  hutte,  liacb  längerer  Zeit  einen  Druck  in  dnt 
tiitjr^bölilje  mA  auch  folgendes  Symptom:  Pat.  konnte 
ifnm  M9<^  <IMf  der  Stelle,  wohin  er  sah,  »ichts  «U 
^eistsea  Papier  erkennen;  l^s  er  weiter,  so  wnrden  ikiA 
^r^t  die  vermiesten  Buchstaben  bemerklich,  so  daaa  ec» 
am  ^ode  der  Zeilen  verweilend,  den  Anfang  derselbe« 
las.—  Das  Svmptom  verschwand  nach  dem  Aiissetsten 
des  MiUe|s.    biege  partielle  Blindheit  bestätigt  Scnnö^ 
DJB.R^s  Behauptung,  n^ch  welcher  die  Jodine,  in  der  Näbf^ 
d^r  Sinnesorgane  eingerieben,  die  Empfänglicjikek  füf 
4n8ser0  Sinneseindrücke  vermindern  solK^^ 

Nun  ist's  noch  ein  kleiner  Schritt  zur  Jodkachexie; 
„die ^4cb wache  nimmt  überhand,  das  Athmen  wird  be-% 
schl.ennigt,  der  Geist  wird  mürrisch,  die  Fasse  werden 
ddematös,  der  Körper  wird  gelähmt  und  Pat.  stirbt/^ 
(Jahn,  Lugol,  Wallacz). 

Hiernach  kommt  Verf.  auf  die  Jodpräparate  zu  spre- 
^htn,  dpren  er  nur  dreier  Brwähouag  tnnt,  oimlieli  der 


I 

480  Pharwk  Eepeiiarium.  \ 

Jodtindor,  des  Jodkaliums  ond  des  bvdriodi|^am 
KaU'9.  Die  Jodtinclur  isl  das  ffefährlienste  Pripant 
mIh  den  Mafien  ji^bracht,  verursacht  sie  in  geringai 
QuantitätErbrechen ;  Hunde,  welche  dr« j  bekommen  bit- 
ten, und  deren  Speiseröhre  hernach  unterbanden  X99h 
den  war,  starben  in  4  — 5  Ta^^en;  grössere  Gaben  v« 
( — 3  Drachmen  tödeten  ohne  linterbindung*,  selbst  wea 
ein  Theil  durch  Stuhlgangs  und  Erbrechen  fort/feschil 
wurde>^  Nach  Nordhoff  fand  man  bei  einer  im  Bi- 
spital  zu  Lausanne  —  nach  Jodgebrauch  gegen  Kropf - 
verstorbenen  Person  den  Magen  angefressen.  Dahin» 
gen  sah  BIagbnoib  ein  4jähriges  Kind  einen  glänzen  lüt 
feelöffel  voll  verschlucken,  ohne  dass  die  gut  bereiten 
Tinctur  einen  andern  Nachtheil  bewirkt  halte,  als  dm 
Zunge  und  Lippen  gelb  gefärbt  wurden,  worauf  er  sdht 
eine  gleiche  Dosis  nahm  und  nur  einen  stnndenlaojsa 
unangenehmen  Geschmack  davon  trog;  er  gab  sieDrad- 
menweise  mehreren  HunJen,  welche  sich  blos  darnad 
erbrachen ;  er  spritzte  sie  Hunden  zu  3  j  in  die  Veia 
und  sah  keine  Wirkung. 

,,Auf  die  äussere  Haut  applicirt,  entsteht  eine  ^elbe  Fär- 
bung des  berührten  Theils,  welche  bei  fortgesetzter  Ai- 
Wendung  braun  oder  rothbraun  wird,  ein  vermehrtes  Wi^ 
megefdhl,  Jucken  und  Prickeln  findet  sich  ein,  endlich  kd 
fortgesetzter  Anwendung  verdickt  sich  die  Stelle  nd 
schuppt  sich  ab/'  Ricoud  lAsst  bei  Hydrocelen  — anch  sd- 
chen,  die  ganz  unabhängig  von  syphil.  Ansteckuna:  üai 
—  das  ganze  Scrotum  in  Compressen  höllcn,  welene  nit 
Jodtinctur  angefeuchtet  sind,  und  steigt  von  I  Drachne 
derselben  in  1  Unze  destiliirten  Wassers  bis  zu  i 
Drachmen  der  Tinctur.  Er  beobachtete  davon  folgende 
Wirkungen:  lebhafte  Wärme,  die  Haut  des  Scrotoas 
wird  rothbraun,  verdickt  sich  pergamentartig  oder  stösd 
sich  in  Schuppen  los,  unter  welchen  eine  Art  fetter 
Ausdänstung,  jedoch  ohne  Schmerz,  zu  Stande  komnty 
mit  der  sich  die  Ansammlung  im  Scrotum  vermindert 

Bei  der  Anwendung  der  Tinctur  in  Bädern  bemerkt  mao 
gleich  nach  dem  Eingiessen  derselben  aufsteigende  vio- 
lette Dämpfe,  die  das  Athmen  verhindern  und  selbst  eine 
Art  Jodtrnnkenheit  zuwege  bringen.  In  geriogenn  Grade 
zeigen  sich  auf  der  Haut  die  Symptome  der  ertlicbea 
Application;  sind  die  Bäder  zu  stark,  so  bewirken  sie 
topische  Entzündungen  und  selbst  fieberhafte  Zufälle. 

Antidote  sollen  Milch,  besonders  von  EIseKanea.  lao- 
warine  Bäder,  Valer.,  China,  flüchtiges  Lasgessals  und 
Antipasmodica  seyn. 

Dem  ungeachtet  wird  aber  eine  MilehdiiC 


Pharm»  Reper/orium.  481 

was  nur  derjenige  gut  heissen  kann,  der  die  Sache  mit 
Befangenheit  betrachtet.         n< 

-  Das  Kali  hydriodicam  ist  das  mildeste,  dem  mensch*- 
lichen  Organismus  am  freundlichsten  zusagende  Pr4i^ 
parat.  Cantu  und  Lbmasson  fanden  in  Seh  weiss  ^ 
Urin,  Speichel,  Blut  und  der  JHilch  derer,  die  Jod  ge«» 
nommen  hatten,  dasselbe  als  bydriodsaure  Verbindung) 
woraus  der  Schluss  sich  ergiebt,  dass  das  Jod  aus  der 
tbierischen  Substanz  Wasserstoff  ausscheiden  müsse, 
um. einverleibt  und  wieder  excernirt  zu  werden.  Wal- 
i«ACfi  führt  an,  dass  dies  Präparat  öfters  ein  unbehag-« 
liches  Gefühl  längs  der  Nase  und  Stirn,  mit  vermehrter 
Absonderung  auf  der  ScHNEiDER'schen  Membran  errege. 
Verf.  beobachtete  in  einem  Falle  nach  2  Drachmen 
solche  Kopfschmerzen  (?),  dass  er  nicht  umhin  konnte, 
zur  Linderung  derselben  Blut  entziehen  zu  lassen,  ein- 
mal auch  einen  lästigen  Thränen-  und  Speichelfluss,  ein 
lästiges  Brennen  im  Magen  und  Schlünde,  und  Bluthu- 
sten; letztes  Symptom  aber  nur  einmal  da,  wo,  bevor 
das  Jod  gegeben  wurde,  das  Gefässsvstem  schon  auf- 
geregt war.  CoRRiGON  in  Dublin  beobachtete  nach  ei- 
ner Dosis  über  8  Gran  gewöhnlich  Hitze  im  Munde  und 
dysp^l^sche  Zufälle,  die  er  ,,etwas  Gastritis^^  nennt 
(Nach  Wallace  führt  diese  Arznei  nicht  selten  einen 
Krankheitszustand  im  Halse  be*i;j>ei,  den  Fat.  gewöhn- 
lich einen  schlimmen  Hals  nennt  und  behauptet,  er  habe 
sich  erkältet;  aber  auch  wohl  einen  Krankheitszustand 
im  Magen,  den  Pat.  als  sogenanntes  Herzbrennen  schil- 
dert und  mit  dem  zugleich  Symptome  von  Indigestion 
und  Flatulenz  verbunden  sind.  Chinin,  sulph.  —  gr. 
ij  —  iij,  in  Wasser  aufgelöst  und  mit  etwas  Schwefel- 
säure gesäuert,  1  oder  2  Stunden  nach  Jodkalium  ge- 
geben —  beseitigte  diese  Beschwerden  meistens  in  ei- 
nigen Tagen  so  sicher,  dass  sie  bei  weiterm  Gebrauche 
des  Jodkaliums  nicht  wiederkehrten.  (Behrends  a.  a.  0« 
Bd.  I.  Uft.  1.  pg.  111.  RefO-  Nach  Wallack  entstand 
bei  (weiblichen  Pat,  die  3j  Jodkalium  pro  dosi  (muss 
heissen  .,an  einem  Tage^^  während  W.  nur  'A  Dr.  tägl. 
nehmen  lässt,  s.  Behrends  a.  a.  0.  L  1.  pg.  HS.  Ref.)  ge- 
nommen hatten:  ,,grosses  Unwohlseyn,  Empfindlichkeit 
Im  Hunde  und  Rachen^  Kolikschmerz,  Erbrechen,  geringes 
Pnrgiren,  häufiger  Puls  and  Erschöpfung.^^  Derselbe 
beobachtete  oft  während  des  Gebrauchs  des  Jodkaliums 
vorn  und  unten  an  den  falschen  Rippen  linker  Seite  ei- 
nen acuten  Schmerz  mit  etwas  Husten  und  Athmnngs* 
Jbesch werden,  verbunden  mit  starkem  Fieber,  wo|;*egen 
Blutentziehungen  und  Blasenpflaster  angewendet  wer- 
den nussten.    Welches  Organ  ergriiTen  war,  weiss  er 


N         ?• 


482  Pkarm.  Beperlarium.  , 

nicht,  der  Ma^en  war  es  nach  ihm  nicht.  —    ([Bia-  \ 
RBNOs  a.  a.  0.  1«  1.  u/EC*  HS.    Ich  meine  die  Schleimburt 
der  Lun/2:?.  RefO-   Verf.  bemerkte,  so  oft  er  Jodkalioi  , 
einnahm,  sofort  denselben  Schmerz,  der  die  4i:anze  Ge- ; 
brauchszeit  anhielt,  aber  ohne  die  ubrig^en  fiSymptoae)  i 
and  ohne  Arzneien  nöthi/s:  zd  machen.    C^uch  Schilf- ' 
losigkeit  mit  einer  ei^enthämlichen,  nicht  Schmers  n  j 
nennenilen  und  nicht  zu  beschreibenden  Empfindanc  ii  i 
Kopfe    beobachtete  Wallack.    (  Bkhremds    a.  a.  0*  l  j 
p^.  11t.  Ref.)«    In  einer  sehr  schwachen  Aiiflö8nii|^  ii  [ 
die  Venen  gespritzt,  veranlasste  es  den  Tod  in  kurier 
Zeit  durch  Convulsionen  (Devergie). 

Diät  ftoll  dabei  nach  Wallace  eine  kräftij^e,  nAbrenft 
seyn,  nach  Verf.  aber  nach  dem  Krank heltssnstiile 
bestimmt  werden.  Vor  allen  Dingen  r&th  derselbe  aber, 
so  viel  ir/2:end  thunlich,  den  Genuss  der  freien  Loftn 
(bei  jedem  WeUer) ;  beginnenden  Jodismus  bat  er  dank 
recht  viel  Bewegung  in  freier  Luft  zum  8chwei j^en  ^ 
bracht.  — 

Die  Anwendung  der  Jodine  gegen  den  Kropf  ist  ali- 
bekannt; ob  aber  blos  die  sogenannte  Struma  lympki- 
tica,  und  diese  immer  durch  Jodine  geheilt  werde  wA 
ihre  Anwendung  hier  ober  alle  Skepsis  erhaben  sOj 
wie  Verf.  meint ,  möchte  Ref.  sehr  bezweifeln. 

Dass  das  Jod  in  der  Scropheikrankheit,  wie  in  sm- 

{»hulösen  und  andersartigen  Knochenkrankheiten  viel  u 
eisten  vermöge,  beweisen  ausser  anderm  einige  sehr 
interessante  Krankengeschichten,  die  Ref.  gleich  nit- 
theilen  wird.  Derselbe  kann  dem  Hrn.  Verf.  nur  voll- 
kommen beistimmen,  wenn  dieser  sich  beklagt«  dass  die 
die  Anwendung  dieses  Mittels  in  gedachten  Krankhei- 
ten zur  Zeit  noch  einer  sichern  Basis  ermangle,  oad 
wenn  er  noch  hinterher  die  Lehre  giebt:  „Eine  Regel 
möge  man  festhallen,  nümlich  die,  sich  fücht  in  gros- 
sen Dosen  zu  gefallen,  um  bald  sichere  Wirkung  w 
erzielen.  Soll  die  Jodine  sich  wirksam  zeigen^  so  moss 
sie  in  kleinen  Gaben  mit  müssigen  Pansen,  lange  ond 
consequent  gereicht  und  die  passende  Diüt,  besonders 
aber  die  sehr  nöthige  Bewegung  im  Freien,  nicht  ver- 
säumt werden. 

1)  Ein  ISjahriger,  scrophulöser  Knabe  stellte  das  BOd 
einer  torpiden  Scropholosis  dar.  Sein  ganzer  Habitus', 
seine  dicken,  aufgeworfenen  Lippen,  sein  Ganj^y  seine 
Bewegungen  zeigten  auf  der  einen  Seite  die  wabr^ 
scheinliche  Grundkrankheit,  auf  der  andern  aber  dea- 
tete  sein  Abgezehrtseyn,  sein  blasses,  erdfahles  Ge- 
sicht, sein  gereizter  Puls  und  das  sichtliche  Zerfallen- 
seyn  des  ganzen  Körpers  auf  ein  consumtives  Leiden. 


Pharm.  Eeperiwkmi.  488 

Als  solches  fand  sich  wirklich  Caries  des  rechten  Ober- 
schenkels. Der  ^anse  Oberschenkel ,  vom  Knie  an  bis 
in  sein  oberes  DriUheil,  war  bedeutend  inlamescirt,  das 
Knie  selbst  durch  die  Auftreibang^  der  beiden  Kondyli 
des  Oberschenkels  /B^eschwollen,  so  dass  eine  Ausstrek- 
kun/D^  der  jscanzen  Extremität  nicht  möglich  war;  an  der 
Innern  Seite  des  Oberschenkels,  dicht  ober  dem  Knie, 
befand  sich  die  Oeffnonfi:  eines  fistulösen  Geschwüres, 
welches  eine  schlechte  Knochenjauche  in  solcher  Menge 
entleerte,  dass  der  Gestank  die  Zimmer  des  Verf. 
in  weniger  als  einer  Minute  durchdrungen  hatte.  Die 
Sonde,  welche  mehrere  Zoll  weit  hinaufgefährt  und 
schwarz  zurückgezogen  wurde,  zeigte  eine  aosgebrei- 
tete  cariöse  Zerstörung.  Seit  2  Jahren  hatte  das  Uebei 
bestanden  und  war  eine  Zeit  lang  vergebens  behandelt, 
endlich  der  Natur  überlassen  worden.  —  Verf.  verord- 
nete eine  Einreibung  von  Ungt  Kali  hydrojod.  im  Ver- 
laufe des  ganzen  Oberschenkels,  innerlich  aber  gab  er 
ein  jodinehaltiges  Hydriodat,  und  h'ess  den  Pat.  sich 
töchtig  der  freien  Luft  exponiren.  —  In  14  Tagen  war 
des  Pat«  Aussehen  so  verändert,  dass  Verf.  ihn  noch 
kaum  kannte;  er  kam  jenem  gerade  gehend  entgegen,  fie- 
berte nicht  mehr,  die  Fuiel  war  geheilt  und  eine  nur  noch 
unbedeutende  Anschwellung  des  Knochens  zeigte  den 
Sitz  des  frühem  Leidens.  Nach  4  Wochen  brach  die 
Fistel  wieder  auf,  weil  Pat.  sofort  alle  weitern  Medi- 
camente eingestellt  hatte.  Nach  der  darauf  auf  dieselbe 
Weise  erfolgten  Heilung  liess  Verf.  die  Jodsalbe  noch 
eine  Zeit  lang  einreiben*  —  Wieken  zieht  Verf.  lange 
nicht  mehr  in  Gebrauch.  — 

S.  Ein  ISjAhriger,  äusserst  graciler  Knabe  mit  einer 
sehr  zarten  Haut,  feiner  Stimme  und  einem  ungemein 
beweglichen  Gefüsssysteme  begabt,  der  Sohn  wohlha- 
bender Eltern,  der,  ausser  an  Helminthiasis,  noch  an 
keiner  chronischen  Krankheit  gelitten  hatte,  bekam  eine 
Geschwulst  in  der  Gegend  der  rechten  Mamma,  welche 
allmälig  weich  wurde,  endlich  sich  ölTnete  nnd  eine 
Menge  chocoladefarbener  Jauche  entleerte.  Die  OelT- 
nung  war  dicht  aber  dem  Brustbeine  in  der  Gegend  der 
4ten  Rippe.  Verfolgte  man  den  fistulösen  Gang  mit  der 
Sonde,  so  glitt  diese  auf  dem  obern  Rai^de  der  genann- 
ten Rippe  gegen,  die  Achselhöhle  hin,  wo  die  Fistel 
aufhörte,  bedeckt  im  ganzen  Verlaufe  von  den  Brust- 
muskeln, die  gänzlich  unterminirt  waren;  die  ganze 
rechte  Brosthälfte  ragte  bedeutend  hervor  und  zeigte 
bis  zu  den  falschen  Rippen,  deren  Knorpel  aufgetrieben 
und  schmerzhaft  waren,  hinab  eine  undeutliche  Fluc- 
toatlon.    Drfickte  man  an  dieser  Stelle  anhaltend,  so 


iB4  Pkam*  Beperlarium. 

drfinf^te  man  aus  der  oben  befindlichen  OeffooDjt  «um 
nicht  unbeträchtliche  Quantität  dünnen  Eiters.  DasBriut- 
bein  war  cariös ,  wahrscheinlich  auch  eine  oder  mek- 
rere  Rippen.  Die  Eiterabsonderan;^  war  so  stark,  da« 
täglich  Smal  ^e/eren  einen  Tassenkopf  voll  ans^edrdckt 
wurde  und  der  Knabe  so  reizbar  nnd  zu  Nervenzafil- 
len  j^eneitft,  dass  Verf.  nichts  mehr  fürchtete  als  eiM 
GegenöffnnnjB:,  deren  Tiefe  er  gar  nicht  berechnen  koiiotii 
indem  keine  Sonde  den  Gang  abwärts  auffinden  koanii ' 
and  eine  «einnrespritzte  Flüssigkeit  in  der  Tiefe  eine  u-  [ 
deutliche  Fluctuation  verrieth,  ohne  die  Haiitdecka 
auszudehnen.  Diesen  Pat.  behandelte  Verf.  als  Ant 
und  Freund  des  Hauses  5  Monate  lang!  Compressi«- 
nen,  ein  Heer  von  Einspritzungen,  lapis  infi^rnalis  nicU 
aasgenommen,  leisteten  gnr  nichts.  Pat.  litt  an  Appe- 
titlosigkeit, fieberte  lebhaft,  die  rechte  Wanj;^e  glähti 
des  Abends,  die  Eiterung  wurde  immer  profuser,  jao- 
chigter,  von  brauner,  mitunter  schwärzlicher  Farbe  uwi 
penetrantem  Geruch.  Aciisserliche  und  innerliche  Mit- 
tel hatten  Verf.  verlassen  und  mit  schwerem  Herzen  er- 
wartete er  die  Colliqoation.  Durch  Einspritzen  einer 
verdünnten  Jodinelösung  gelang  es  zuerst,  die  profuse 
Absonderung  zu  vermindern,  ja  sogar  sie  wochenlang; 
ganz  zu  beseitigen.  Aber  an  eine  Heilung*  war  gar 
nicht  zu  denken,  vielmehr  hatte  sich,  als  Verf.  einer 
Reise  wegen  das  Verfahren  V/%  Tage  auf/s^eschoben 
hatte,  der  alte  Zustand  mit  allen  seinen  filchreckeo 
wieder  eingestellt.  Nunmehr  verordnete  er  innerlieh  ein 

{odinehaitiges  Hydriodat  und  liess  täglich  einmal  das 
Jngt.  Kali  hydrojod.,  jedesmal  eine  Haselnuss  ^ross^ 
in  die  rechte  Brustseite  einreiben.  Eine  ra^ch  sbttnehr 
mende  Abmagerung  nöthigte  den  Verf.,  den  innerlichen 
Gebrauch  der  Jodine  aufzugeben,  die  Einreibung*  aber 
liess  er  2mal  täglich  wiederholen.  Zu  seiner  Freude 
fand  er  bald  die  Absonderung  geringer,  das  Aassehen 
des  Pat.  verbessert,  der  Appetit  kehrte  zurück  und  in 
kaum  4  Wochen  war  das  Leiden  dauernd  beseitigt. 
Der  Knabe  blähte  empor  und  ist  noch  gesund.  (Seit 
wann?  Ref*). 

Aber  nicht  allein  bei  fistulösen  Geschwüren,  denen 
Caries  zum  Grunde  liegt,  sondern  auch  bei  solchen,  die 
schon  organisch  geworden,  d.  h.  die  mit  einer  Schleim- 
haut ausgekleidet  sind,  ist  das  Mittel  am  rechten 
Platze. 

3)  Bei  einer  Frau  eröffnete  Verf,  einen  unter  der  Sehen- 
kelbinde  gelegenen  Abscess.  Der  Eiter  hatte  sich  zwi- 
schen die  Massen  des  Oberschenkels  gesenkt  und  es  quoll 
täglich   in  Menge  aus   der  gemachten  Oeffnnng.     Die 


Krifte  hoben  sieh  wieder,  Pat  versuchte  su  Mhe^iilnefc 
{gelang  es  auch  der  sorgsamsten  Entwicklung,  Ans«', 
spritzang  und  öfters  erneuertem  Verbände  nicht,  dfr 
Eiterung  ein  Ziel  zu  setzen.  Der  Schenkel  schwoll 
immer  von  neuem  an,  und  glaubte  man  auch,  am  Ziele 
zu  seyn,  so  zeigte  ein  abermals  ausfliessender  Eiter  ^ 
dass  dieses  noch  weit  entfernt  sei«  Kaum  eine  Woche 
nach, der  methodischen  Einreibung  der  Jodkaliumsalbe 
war  die  Fistel  geschlossen  und  dauernd  geheilt 

IIL  6egen  Mercorialkrankheit,  namentlich  gegen  mefr 
curiellen  8peichelflu99  wurde,  die  Jodine  erst  in  neue^ 
rer  Zeit,  aber  mit  eijoem  so  entschiedenen  Glucke  an- 
gewandt, dass  die  Wirksamkeit  derselben , bei  JPtyaliVi 
mus  jetzt  schon  über  allem  Zweifel  erhaben  ist  (Knod. 
V*  HixMEiisTRBiT);  —  doch  muss  Verf.  bemerk^,  danjS 
er  vom  Jodkaliom  gegen  diese  Krankheit  wenig  ]S(utzen 
gesehen  hat  und  die  Heilung  immer  um  so  viel  eher  er^ 
folgte,  je  mehr  reine  Jodlne  die  Mischung  enthielt  —. 
Einst  kam  Verf.  in  die  Verlegenheit,  bei  bestehender 
sehr  heftiger  Pneumonie,  die  Tags  zuvor  noch  3  starke 
Venasectionen   erforderlich  gemacht   hatte,   gegen  die 
durch  Mercur  entstandene  Salivation  Jodine  verordnen ^ 
zu  müssen«   Gegen  seine  Erwartung  bemerkte  er  keine, 
Vermehrung,  weder  der  phlogistis^en  Erscheinungen 
noch  dcr.Brnstaffectionen  überhaupt|  vielmehr  vertheilte 
sich    die  Entzündung  gleichmässig   mit   dem   lastigen 
Speichelflüsse  —  (ein  Umstand,  der  aus  Wallace's  und 
des  Vert's  eigener  Beobachtung  allen  denen  leicht  err 
klüriich  ist,  die  das  Aehnlichkeitsprincip  zu  würdigen 
wissen  und  sich  besser  in  einer  einfachen  Wahrheit, 
als  in  reich  ausgeschmückten  Hypothesen  gefigill^n.  ReO* 

IV.  Auch  in  der  MundfUole  (d.  h.  der  nicht  mercü- 
riellen.  Ref.)  hat  die  Jodine  ihren  durch  Knod  v.  Uelt 
MBNsTREiT  erlangten  Ruf  behauptet.  —  C^olgt  eine 
Krankheitsgeschichte;  um  aber  ja  keine  reine  Erfahrung  ; 
zu  haben,  gab  Verf.  mit  Jod  gleich  auch  Acid.  pyrox- 
alicum)!  -- 

V.  Die  mit  fiusserstem  Fleisse  und  Scharfsinn  zu- 
sammengestellten (14S3  Beobachtungen  von  Wali4AC1 
haben  das  Jodkai.  zu  einem  bedeutenden  Antisyphiiiticum 
hervorgehoben,  das  nach  ihm  in  allen  Formen  von  secund«. 
Syphilis,  welche  mit  Substanzwucherung  verbunden 
sind,  also  bei  Hautausschlägen,  Knochen-  und  anderen 
Geschwülsten,  Kondylomen  sich  äusserst  heilkräftig  er- 
weist Ebers  in  Breslau  hat  die  WALLACE'schen  Er- 
fahrungen auf  unsern  deutschen  Boden  verpflanzt  und 
die  gelungensten  Heilungen  mitgetheilt  Wo  Substanz- 
verlust war,  also  bei  alten  Bubonen  u.  dgl.,  zeigte  sich 


486  Pkarm^  B^perimium. 


ihn  das  HiHel  unwirksam,  gegentheite  aber  benerlte 
er  schon  nach  elni|^en  Tagen  eine  sichtliche  ^nwir« 
knng,  sowohl  aaf  die  bohrenden  Enocbenschnierzea  ah 
aof  den  hyoertrophischen  Process  und  dma  AUg^meia- 
befinden«  Des  Verf.'s  College«  Kreisphysisas  Dr.  Tho- 
BiAs,  hat  eine  syphilitische  Cfaries,  die  lan^^e  den  b^ 
wihrtesten  HiUeln  Trotz  geboten  hatte,  mit  Jodkalin 

E heilt,  und  man  kann  noch  die  Fing^erspitze  in  die 
lochennarben  des  Schädels  legen,  um  sich  xa  fibo- 
zeogen ,  welche  Verwfistangen  me  Syphilis  an^^erichtct 
hatte,  bevor  sie  ihr  Mittel  gefanden.  — 

1)  K.  L.,  45  Jahr  alt,  hatte  in  froheren  Jahren  öf- 
ters eine  Wände  aaf  dem  Felde  der  Venus  davon2^ 
tragen,  später  jedoch  geheirathet  ond  ziemlich  i^esoade 
Kinder  erzeugt  Er  selbst  aber  klagte  seitdem  hin  md 
wieder  über  Hals-  und  andere  Bescnwerden,  die  theib 
einer  Erkfiltung,  mitunter  noch  einem  zuruck^^eblietc- 
nen  Reste  von  Syphilis   zugeschrieben  worden.    8dt 
Jahren  klagte  Pat*  über  reissende  und  bohrende  Schmer- 
zen in  den  Sch&delknochen;  gleichzeitig  cntwickeftea 
sich  Hfimorrhoidalzufülle  und  ein  chronischer  Liingen- 
katarrh  ohne  sichtliche  Abnahme  der  Kräfte.  Gleiehmassig 
mit  den  angegebenen  Schmerzen  etwickelte  sich  eine 
kleine,  harte  Geschwulst  auf  dem  rechten  os  temporon, 
offenbar  vom  Knochen  ausgehend,  späterhin  aueh  meh- 
rere kleine  auf  den  Scheitelbeinen.    Die  erstere  nahm 
zu,  und  als  Verf.  sie  sah,  war  sie  über  den  ganzen 
Scnuppentbeil  des  Schlafenbeins  ausgedehnt,  hatte  sieb 
wie  eine  Halbkugel  erhoben  und  entstellte  den  Pat.  be- 
deutend.   Früher  hatte  diese  Geschwulst  keine  weitem 
Umstfinde  im  Gefolge,  als  bohrende  Knochenschmerzen, 
jetzt    aber    traten    bedenklichere    Erscheinungen    ein. 
Wollte  Pat.  schreiben  oder  angestrengt  lesen,  so  wurde 
ihm  schwarz  vor  den  Augen  und  er  mnsste  sich  fest- 
halten, um  nicht  zu  fallen.    Aderlüsse  brachten  keine 
wesentliche  Veränderung  hervor,  desshalb  wandte  Pat 
sich  nun  an  den  Verf.  —    Ungt.   Kali   bydrojod»  Ph. 
bor.  zum  Einreiben,  und  innerlich  Rp.  Kali  hydrojod  9.  j, 
Jodii  puriss.  gr.  iij,  Aq.  Cinnam.  |  iv,  Syr.  Aurant,  g  j. 
MDS.  4mal  täglich  1  Esslöffel  voll.   Mit  der  reinen  Jo- 
dine steigend   und   dem   Jodkalium   fallend ,    gelangte 
Verf*  nach  Smaliger  Reiteration  zu  2  Dr.  Jodkalinm, 
worauf  er  eingetretenen  Jodismus  wegen  eine  Paoae 
machen  musstc.    Pat.  klagte  nämlich  über  Supraorbi- 
taldruck,  abendliches  Aufgeregtseyn,  Insomnien,  Hasten 
mit  Engbrüstigkeit  und  ein  Gefühl,  als  sollte  die  Brust 
heruntergezogen  werden,  allgemein  katarrhaliseh-rheo* 
matische  Symptome,  Zerschlagenseyn,  KreozschmenBen, 


Pharm*  Repertarium,  487 

besoaders  aber  ober  einen  höchst  enpfiadlicben  Schmers 
längs  dem  rechten  Saamenst ränge.  <^  EÜn  Abfährmit« 
tel  und  dann  eine  Emulsion  mit  Aqua  Laorocerasi  tilgte 
die  genannten  Symptome  recht  bald.  —  Mittlerweile 
war  in  der  Geschwulst  folgende  Veränderung  vorge*- 
gangen.  Zuerst  wurde  sie  auf  ihrer  Oberfläche  weich| 
dann  theilte  sie  sich  in  mehrere  Theile,  so  dass  tiefe 
Einschnitte  fühlbar  wurden.  In  gleichem  Maasse  nahm 
das  Volumen  ab  und  in  nicht  14  Tagen  war  schon  mehr 
als  die  Hälfte  resorbirt  Als  der  Jodismus  «in trat,  fuhr 
Verf.  zwar  mit  den  Einreibungen  fort  und  setzte  die 
innerlichen  Mittel  aus,-^doch  blieb  der  Heilungsproeesa 
stehen  und  es  zeigte  sich  nicht  eher  eine  Veränderung 
in  dem  liCiden ,  als  bis  er  wieder  Jodkalium  gab.  Da 
die  oben  angegebenen  apoplektischen  Anfälle  nicht 
mehr  eintraten,  liess  er  blos  «ine  kleinere  Dosis  (?) 
Morgens  und  Abends  nehmen  und  gelangte  damit  voll* 
kommen  zum  Ziele.  Die  Cur  dauerte  kaum  4  VITochen, 
die  Geschwülste  waren  verschwunden,  Pat.  fühlte  sich 
tbatkräftig  und  lebensfroh  und  hatte  noch  dazu  den 
Lungenkatarrh  verloren,  der  zwar  nicht  dauernd  ent» 
femt  war,  aber  in  seinen  Anfällen,  besonders  unmittet- 
bar  nach  dieser  Cur,  dass  man  ad  einer  günstigen  Ein- 
wirkung auf  dieses  letztere  Uebel  nicht  länger  zwei- 
feln konnte. 

S)  E.  1.,  m  Jahr  alt,  wurde  vor  mehrere  Monatea 
svphilitisch  inficirt.  Es  zeigte  sich  am  Frmulum  eia 
Ulcus,  das  nach  einem  durch  Calomel  lange  unterhalte- 
nen Speichelflusse  endlich  geschwunden  seyn  soll.  Oef- 
tere  nun  eingetretene  Halsbeschwerden,  SubmaxHIar- 
und  Halsdrüsenanschwellungen ,  so  wie  Schlingbe- 
schwerden erklärte  sein  Arzt  für  VITirkungen  einer  er- 
höhten Reizbarkeit.  Als  sich  Pat.  an  den  Verf.  wandte, 
fand  er  die  Schleimhaut  der  Lippen,  mehrere  Stellen 
des  Mundes,  besonders  aber  das  Velum  palatinum  und 
die  linke  Mandel  exuleerirt;  es  waren  flache,  wie  zer- 
rissen ausssehende  Geschwnrchen  mit  speckigem  Grunde, 
wie  man  sie  wohl  manchmal  nach  Trippern  bemerkt. 
Gleichzeitig  fand  sieh  an  der  Eichel  ein  Geschwür. 
Letzteres  wich  der  Entziehnngscnr  binnen  14  Tagen, 
doch  die  im  Munde  und  Halse  befindlichen  Geschwür- 
chen widerstanden  hartnäckig  sowohl  den  bei  einer  sehr 
strengen  Diät  angewandten  Abführmitteln,  als  auch  €^ 
ner  örtlichen  Behandlung.  —  Jodii  gr.  ii.  feali  hydrojod. 
3  j.  Aq.  Cinnam.  %  iv  ß  Syr.  simpl.  $  P.  S.  4mal  Üb- 
lich 1  Esslöffel  voll.  Der  katarrhalische  Husten,  woran 
Pat  währenddem  litt,  versehwand  schon  naen  einem 
Tage  gänzlieb.  Nach  8  Tagen,  wo  die  Arznei  verbraaeht 


war,  fanden  sieh  EapfachmerK,  Drack  fiber  der  Ksmi- 
warzel  ond  den  AQ/B:enbrannen,  Insomnien  (vf^l.  vorijse . 
Geechiehte);  aof  die  Geschwöre  Ansaerte  sich  dÄ 
keine  Einwirkanf:.  —  Dieselbe  Dosis ,  aber  selteier  | 
genommen,  —  worauf  Pak  gut  schlief  und  die  acces- 
aorisehen  Beschwerden  verlor.  Verf.  bemerkle  jetit 
kleine  speckif^e  Geschwfirchen  am  Orificiam  ani,  die 
vielleicht  schon  MnjB:er  vorbanden  gewesen  ond  die  nit 
alneni,  mit  Jod  befeachteten  Läppchen  bedeckt  wnrdaL 
Nach  war  die  zweite  Portion  nicht  verbraocht,  als  aoel 
schon  die  Geschwöre  der  Heilun/si^  sehr  nahe  warei. 
DaMr  erschien  ein  anderes  Symptom,  nimlich  ein  Jök- 
lien  auf  dem  behaarten  Theile  «les  Kopfes  und  donkd- 
rothe  Flecken  mit  Abschilfernn^  der  Epidermis.  Beva 
aber  die  dritte  Portion  verbraucht  werden,  war  Pat.  g^ 
heilt  Derselbe  war  froher  9tet$  hypochondrueh  veN 
stimmt  gewesen ,  fohlte  sich^  nun  aber  viel  lebend^ 
ond  lebensfroher:  sein  sonst  retardirter  S^hl  war  r^ 

Sulirt  und  alle  Functionen  in  Ordnung.  Naeh  etaea 
ahre  sah  Verf.  ihn  wieder  und  fand  a&war  ein  vn 
Stockungen  im  Pfortadersystem  ausgehendes  hypocbsn- 
dHsohes  Leiden  vor,  aber  keine  Spur  von  Syphuis  oder 
llereurialkrankbeit. 

(Bi  folgt  Im  nftohften  Bande  die  FortaeisiniK  und  der  ScUuss  im 
R^rtort  in  einem  Hefte«  da  des  Stoffes  zuviel  Ist,) 


,  •• 


l 


Originalabhandlungetii 


i)  Befruclituikf  der  t^roscheyer  durch  verdünnten 
Froschsamen*  Versuche  van  Spallanbani, 
geprüft  und  bestätigt  durch  Dr*  J.  WUh,  Arnold, 
Prof.  der  Med.  in  Zürich. 

m 

Spallanzabii  sa/a^t  in  seinein  Werke  aber  Slteugnngt  *) 
),So  wunderbar  alle  hier  erzählten  Umstünde  klingen^ 
»0  sind  deren  doch  noch  immer  mehrere  nachzuholen« 
Ich  habe  j^ezeifft,  dass  die  8amenfeuchtigkeit  ihre  be^ 
fruchtende  Kraft  nicht  verliert,  wenn  man  sie  jc'eieh 
mit  Wasser  vermischt  Diesen  Versuch  wollte  ich  gern 
zu  meiner  Belehrung:  recht  genau  anstellen.  Hier  sind 
dessen  Resultate*  Ich  vermischte  Froschsamen  mit  glei^ 
chen  Theileu  Wasser  Diese  Mischung  war  eben  recht 
geschickt,  Larven  zu  befruchten:  nun  nahm  ich  zwei 
Tbeile  Wasser  zu  einem  Theile  Samen,  und  der  fin» 
folg  blieb  einerlei;  denn  es  entwickelten  sich  zwei  DriU 
tel  von  den  Larven.  Zu  jedem  Versuch  nahm  ich  des 
Samen  aus  den  Samenblüschen  eines  Frosches  ^  der 
ohngefähr  3  Gran  betrug;  das  Wasser  aber  hat 
darum  für  sich  keine  Befrucbtongskraft^  sondern  es  lö^ 
set  nur  den  Samen  auf,  und  ein  jeder  Tneil  enthült  auch 
eine  gewisse  Menge  in  sich«  Ja^  nachdem  ich  das  Was« 
ser  in  vierfacher  Menge  mit  dem  Samen  vermischt 
hatte,  so», -kamen  doch  900  Larven  zum  Leihen,  da  in« 
dessen  bei  einer  Vermischung  des  Samens  mit  Was«- 
ser  zu  gleichen  Theilen  kaum  100  zum  Vorscheui  ka« 
men.    Der  glückliche  Erfolg  dieses  Versuchs  brachte 


*)  SPALLANZANt'a  Versuche  aber  die  tttieugutg  4ef  Tliete  and 
Pflanzen.  Ana  dem  Franzffaiaehen  von  Dr*  Cb.  Fr«  MiCHABMa*  Lelfirif 
1786.    8.    pg«  183«  §.  14S.  ff« 

UTGKA,  Bd.  X.  ^ 


490  OriginaiabhandUmgen. 

mich   auf  den  Einfall,   Dar  3  Gran   Samen  mit  einea 
Pfände  Wasser  zu  vermischen;  in  dieser  Mischuo/p 8ik 
ich  eine  ganze  Colonie  Larven,  die  ich    ans   der  Ge- 
bftrmatter  zweier  Froschweibchen  genommen  hatte,  sich 
beleben  und  lustig  bewegen.    Allein  da   die  Verwu- 
derung,  von  der  man  eingenommen  wird,  oftmals  der 
Richtigkeit  der  Beobachtung  Eintrag  thnt,   so  sachte 
ich  selbige  durch  folgende  Bemerkung  zu  verminden. 
Wenn  ich  die  Larven  in  1  Pfund  Wasser  legte,  so 
giengen  sie  wie  gewöhnlich  za  Boden  and  blieDen  im- 
ten   vermittelst   ihres   Schleimes   kleben:    wörde  dem  { 
nicht  also  auch   die   Samenfeachtigkett    der    Frösche, 
welche  vermuthlich  schwerer  als  das  Wasser  ist,  aodi 
SU   Boden   gefallen   seyn,   wo   selbst  die  Frdchte  der 
Frösche    beisammen  sind?    Auf  diese  Art  würde  die 
Befnichtong  der  Larven  nicht  durch  Verbreitatig  dies 
Samens  in  der  grossen  Menge*  Wassers,  somieni  ddrdi 
seine,  ins  Kleine  zusammeagesogese  Kraft   erfelgei; 
wenn  die  Voraussetzung  wahr  ist^  so  fällt  nasere  Ver« 
wunderung  weg.   Davon  nun  gewiss  and  öberz^ogtii 
werden,   erfand    ich  folgendes  Mittel.    Ich   vermischte 
wiederum  den  Samen  von  einem  andern  Frosebartna- 
ehen  mit  einem  Pfund  Wasser,  und  liess  diese  MischoB/; 
eine  Stunde  ruhig  stehen:  wenn  nun  die  speiHfische 
Schwere  des  Samens  die  Schwere  des  Wassers  tber- 
wöge,  so  wurde  derselbe  auch  gewiss  im  Boden  ge- 
ffillen  seyn:  nach  Verlauf  einer  Stunde  sftelMe  ich  an- 
befruchtete  Larven  nach  einer  gewissen  nateFsehiede» 
nen  Höhe  im  Wasser  fest,  einige  ganz  unten  anf  des 
Boden,  andere  bestrichen  ihn  kaum,  und  noeh  andere 
stonden  noch  etwas  höher,  bis  endlich  die  letzte  Parthic 
dem  Wasser  gleich  stand;  ich  fand  hierbei  nicht,  dassdfüe 
Befruchtung   bei   den  untersten   Larven  grösser   oder 
hiafiger,  als  bei  den  äbrigen  gewesen  w&re,  sewfdera 
sie  schien  mir  bei  allen  gleich  zn  seyn.    Hieraus  abar 
lisst  sich  schlressen,  dass  der  Samen  auch  durch  das 
Wasser  auf  gleiche  Weise  mässe  verbreitet  werden; 
dass  diesem  zufolge  3  Gran  Samen  sich  in*  einem  Pfand 
Wasser  gleich  durch  so  verbreiten  könne,  dass  von  sei^ 
ner  Befruehtungskraft  nichts  verloren  geftU'-  > 

, Jlan  wird  leicht  errathen,  dass  ich  aoeh  hierbei  nicht 
stehen  bleiben  konnte,  sondern  dass  ich  auch  den  Versuch 
durch  Vermehrung  des  Wassers  bei  dieser  Mischung 
so  weit  getrieben  habe,  bis  das  Verhältniss  des  Sa- 
mens so  geringe  war,  dass  er  endlich  seine  befrucb« 
tende  Kraft  g&nzlioh  verlor.  Indem  ich  alle  Umstände 
des  vovigen  Versuchs  vollkommen  beobachtete,  ver- 
mehrte ich  blos  die  Menge  des  Wassers,  and  nahm 


UrijfPMiMIMMPMiWnifVfl«  4111 

jetzt  statt  eine»  PAnide«  tS  Uiiseii;  allein  die  Larven 
entwickelten  sich  in  jeder  Höbe  des  Wassers  sc  gat^ 
als  bei  dem  vorij^en  Ywsoche.  Diese  Men^re  ven  18 
Unzen  schien  mir  aber  die  grbaBtt  für  8  Gran  (tenen 
za  sevn^  die  man,  ohne  die  befrachtende  Ei/scenschaft 
zu  schwächen,  nehmen  dorfte,  weil  in  dem  Falle 5  wo 
ich  9  Pfand  Wasser  za  8  Gran  Samen  mischte,  die 
Anzahl  der  sich  entwickelnden  LarTcn  abnahm,  a»d  noch 
schwieber  wnrde  die  Zahl,  wenn  ich  8  Pfond  Wasser 
zu  8  Gran  Samen  that ;  4-  Pfond  Wasser  aber  vermin- 
derten allerdinji^  die  Menfe  der  sich  entwickelnden 
Larven  noch  weit  mehr*  Bndh'ch  war  es  hftchst  be- 
wandemsw#rdi|[f ,  dass  sich  noch  immer  einige  Larven 
entwickelten^  wenn  auch  schon  die  Menge  Wasser 
«oei  und  fnoan%ig  Pfkmd  gegen  drei  Oran  Samen« 
feachtigkeit  betrag«^^ 

„Wir  haben  mm  gesehen,  wie  wenig  Samen  erfor«* 
dert  wird,  die  Befrochlang  za  bewirken.    Ein  Trdpf« 
eben  von  laaterm  Samen  an  einer  Nadelspitze  ist  sehen 
daza  hinlänglich  genng.    Aber  noch  nar  8  Gran  in  18, 
ja  in  18  Unzen  Wasser  aafgelöst,  behalten  immer  noch 
ihre  befrachtende  Kraft    Hier  folgen  neae  Erscheinna- 
gen, weldhe  aber  diese  Wahrheit  noch  mehr  Verwon« 
dernng  erregen.    Man  wird  leicbt  begreifen,  dass  die 
Partikelchen  Samen,  die  in  einem  kleinen^  kaam  sicht-> 
baren  Tropfen  von  diesem  gemischten  Wasser  stecken, 
äusserst  geringe  and  kaam  merklich  seyn  mttssen:  awi 
dennoch  sind  auch  die  fast  onendltch   kleinen  Tbeüe 
ZOT  Befrachtnng  hinlänglich  genag.    Ich  tanchte  mmi 
in  diese  Mischang  eine  Nadelspitze  and  berdhrte  damit 
nar  an  einem  Pankte  verschiedene   schleimige  anbe^ 
fluchtete  Kfigelchen.    Als  ich  die  Fläche  dieses  an  der 
Nadelspftae  hängenden  Tröpfchens  aasmass,  betrog  ^ 
meinem  Bedenken  nach  kaam  V<o  von  einer  Linie;  iiH 
dessen  entwickelten  sich  dennocb  viele  Larven  ans  den 
Kigelehen,  die  ich  aril  dem  an  einer  Nadelspitze  hä»- 
gendcfi  Tröpfchen  berührt  hattc^  ja  ich  fand  sogar^  daM 
diese  ftftcts  eben  so  geschwino  zam  Vorschein  kamen, 
als  diefenigen,  die  ieh  za  einer  Zeit  gänzlich  in  reinen 
Samen  eingetaacht  hatte^^^ 

„Da  ich  verschiedene  Pfände  Wasser  stehen  hatte, 
wo  in  ein  jedes  8  Gran  Vroschsamen  genrischt  war^ 
SO'  wollte  ich  dieselbe,  ohne  folgende  Versache  znvor 
damit  angestellt  zo  haben,  nicht  wegschMten.  lehr  veiu 
sachte,  od  dieses  Wasser  seine  Befrocbtangskraft  ver«* 
leren  hätte ,  indem  ich  eine  Men/^ e  Larven  hmeintfaak ' 
So  viel  als  Mi  Schleimkigelchen  in  ein  Pfand  von  sol-> 
ehern  Wasser  than  konnte,  thal  ich  zasammengereehnet 


488  Ori^kuiiaöhandkingen, 

eine  Minute  in  diese  Mischunf;,  und  viele  tausend  ka- 
men darinnen  /.ur  Entwicklung;  ich  legte  noch  andere 
hinein,  und  zu  meiner  Verwunderung;  entwickelten  sidi 
noch  die  Larven  dieser  hinzugethanen  Küg^elchen  eben 
so  gut,  als  die  ersten;  diesen  Versach  wiederholte  ich 
vielmals  und  ich  wurde  eher  von  dieser  Wiederbolui/i; 
ermüdet,  als  die  Befruchtung  aufhörte.    Ich  will  nur  50 
Parthien  von  Larven,  die  ich  aus  60  Gebärmuttern  vm 
Fröschen  genommen  und  in  dieses  Wasser  gelebt  habe, 
anführen  und  zugleich  anzeigen,  dass  das  Wasser,  nadi 
der  Befruchtung  der  50sten  Parthie,  noch  eben  so  kräf- 
tig zu  dieser  Absicht  war,  wie  zuvor,   wie  ich  dareb 
Befruchtung  noch  anderer  Larven  gefunden  habe.  Her- 
nach untersuchte  ich,  ob  denn  die  Befruchtung  mit  nocb 
grösserer  Geschwindigkeit  vor  sich  gienge,    wenn  die 
kleinen  Kügelchen  in  dem  befruchtenden  Wasser  lünger 
liegen  blieben,  als  wenn  sie  darinnen  nur  wenige  Standen 
lügen.    Ich   tbeilte  also  ein  Pfund  von  diesem  Wasser 
in  gleiche  Thcile,  tauchte  in  die  eine  Hälfte  viele  voa 
diesen  kleinen  Kügelchen  nur  eine  JSecunde  lan^,  und 
legte  sie  sogleich    darauf  in    reines   Wasser,    andere 
aber  liess  ich  in  dem  gemischten;  die  Länge  der  Zeit 
hatte  auf  die  geschwindere  Entwicklung    der   Liarvea 
keinen  Einflass,  denn  ich  fand,  dass  sie  sich  In  beiden 
Fallen  zu  gleicher  Zeit  entwickelten/^ 
.    „Endlich  war  der  Umstand  höchst  bewundernswür- 
dig, zu  sehen,  wie  lange  diese  Mischung  von  Wasser 
und  Samen  ihre  befruchtende  Kraft  behielte,   and  ich 
fand,  dass  dieselbe  sogar  noch  langer  als  bei  dem  läu- 
tern Samen  dauerte;    dieses   Wasser  konnte   die  Be- 
fruchtung der  Larven,  welche  man  darein  tauchte,  85 
Stunden  nach   der  Mischung  eines  Pfundes  mit  3  Gran 
Samen  noch  immer  bewirken.    Diesen  Versach  machte 
ich  in  einem  Zimmer,  wo  das  Thermometer  zwischea 
17  und  19  Grad  stand    In  einer  Eisgrube  aber,  wo  das 
Thermometer  3  Grad  unterm  Eispunkt  stand,  erhielt  sich 
die  befruchtende  Kraft  so^ar  57  Stunden.  Ich  habe  frü- 
her erinnert,  dass  die  Samenfeuchtigkeit  durch  Faul- 
niss  Hire  befrachtende  Kraft  verliere,  und  dass  dieselbe, 
in  einer  grossen  Menge  Wasser  verbreitet,  viel  schwe- 
rer in  Faulniss  übergeht,  und  also  auch  weit  länger 
fruchtbar  bleibt.^^ 

„In  den  Versuchen,  die  ich  bisher  angeführt,  habe  ich 
nur  von  den  künstlichen  Befruchtungen  mit  dem  b  rosch- 
Samen  geredet,  und  noch  nichts  davon  erwähnt,  wenn 
man  den  Hodensaft  anwendet;  allein  ich  habe  nur^  nm 
Verwirrung  zu  vermeiden,  geschwiegen,  denn  ich  machte 
mit  diesem  Safte  zu  gleicher  Zeit  Vertncbe,  die  den 


Originaiabhanditmgen^  498. 

aiBj^eföhrten  ibnlich  waren;  ich  konnte  aidodie-Hchül«* 
täte  beider  Feuchtigkeiten  and  ihre  Abweichungen  lei^M 
bemerken,  aber  ich  muss  bekennen,  dass  ich  nie  ein^ 
gefunden  hatte,  die  nur  im  mindesten  betrflchtlicA  '^- 
wcsen  w^re;  beide  Feuchtigkeiten  zweigten  imitier. MND^ 
liehe  Wirkungen^^  ,  • 

Ich  habe  die  Versuche  von  Spallankani  hier  aiit  der 
Ausföhrlichkeit  roitgetheilt,  wie  sie  sich  in  dem  »beii 
genannten  Werke  finden,  weil  die  Beobachtungen  tn^ifr^ 
ren  Einzelheiten  so  manches  Interessante  bieten,  niiU 
weil  gerade  die  Art  der  Mittheilung  den  nüchternen^ 
unbefangenen  Beobachter  erkennen  Ifisst. 

Zur  Prüfung  der  Angabe  von  8palla^zani  wurdeii 
von  mir  folgende  Versuche  angestellt.  Am  8.  April  189t 
öffnete  ich  einen  kräftigen,  muntern,  männlichen  Frosch, 
nachdem  ich  ihm  den  Kopf  abgeschnitten  hatte,  und 
nahm  einen  der  stark  entwickelten  und  strotzenden  Ho- 
den aus  der  Unterleibsböhle.  Nach  Durchschneidnng 
desselben  sammelte  sich  auf  der  Schnittfläche  ein  dicker, 
weiss-gel blicher  Saft.  Von  diesem  nahm  ich  1  Gran 
und  vermischte  ihn  in  einem  Glas  Nr.  1  mit  99  Gran 
frischem  Brunnenwasser.  Zur  innigen  Mischung  des 
Wassers  mit  dem  Hodensaft  wurde  das  Glas  wieder- 
derholt,  aber  nur  sanft,  hin  und  her  bewegt  und  öfters 
um  seine  Achse  gedreht.  Von  dieser  Mischung  brachte 
ich  einen  Tropfen  in  ein  anderes  Glas  Nr.  S,  und  goss 
langsam  99  Tropfen  Wasser  hinzu,  wornach  auch  durch 
sanfte  Bewegungen  und  durch  Drehungen  des  Glases 
die  Mischung  gleichförmig  und  innig  gemacht  wurde. 
Auf  diese  Weise  fuhr  ich  fort  zu  verdünnen,  bis  ich  9 
Verdünnungen  erhalten  hatte ,  von  denen  eine  jede  mit 
der  entsprechenden  Nummer  bezeichnet  wurde.  Nun 
schnitt  ich  einem  muntern  Frosch-Weibchen  den  Kopf 
ab|  öAaete  es  sogleich  und  brachte  von  erhaltenen  Eyem 
in  jedes  der  9  Gläser  einige  (4—10).  Es  schwollen  die- 
selben wie  gewöhnlich  durch  Einsaugen  von  Wasser 
bald  an.  Die  Glaser,  welche  den  verdünnten  Frofseh- 
samen  mit  den  Eyem  enthielten,  worden,  damit  das 


4M  (MgkuaabhanOkmgen. 

Litht  nicht  «i  stark  einwirke,  in  den  Schrank  eiaei 


I 


i 


Znmiers  gebracht,  das,  weil  das  Weiler  sehr  nnfineiml-    [ 
lieh  and  kalt  war,  zuweilen  geheizt  wurde.    Die  Hei-    | 
w$mg  war  jedoch  nicht  regelniasif:,  sondern  bald  tig- 
lieh,  bald  mir  alle  S— 3  Tage,  and  da  wurde  das  Feaor 
nnr  toiaige  Standen  lang  unterhalten,  so  daaa  die  T^a-   | 
peratur  des  Zimmers  auf  8—10®  stieg,  während  aie  ge- 
wAhalich  nur  S— 8®  betrug.  Bemerkt  muss  npeh  w^rdica, 
dass  der  Schrank  in  einer  dicken  Mauer  sieh  befand  und 
gewMmlieh  sehr  kalt  war.  —  Am  SO.  April,  also  IS  Tags 
nach  der  ersten  Einwirkung  des  Samens  anf  di^  JByor, 
bemerkte  ich,  nachdem  mehrere  warme  Ta^re  eingetre- 
ten waren,  an  denen  ich  verhindert  war,  nachsaMb^m 
ia  den  Glisern  Nr.  8  und  3  Froschembryonen ,   die  na 
folgenden  Tage  nicht  mehr  durch  die  Dotterhaqt  ein- 
geschlossen waren.    Es  fand  sich  in  dem  Glaa  Nr.  % 
nur  eine  Larve,  in  dem  Nr.  t  waren  aber  3  Liarven  aa 
sehen.  Ausserdem  hatte  sich  in  einem  Ey  dieses  Glases 
aia  Embryo  zum  Theil  entwickelt    Die  IfUrven  mach-* 
tan  für  sich  keine  Bewegung,  wenn  sie  aber  mit  einer 
Ntdel  gereist  wurden,  so  bogen  sie  sich  iuq.    Am  St. 
bewegte  sich  eine  Larve  im  Glas  Nr.  t  lebhaft^  mid  am 
•4*  fand  ich  alle  Larven  in  demselben  Gla^e  in  leb- 
bafter  Bewegung.    Der  halb  entwickelte  Eimbryo  war 
aber  in  seiner  Entwicklung  noph  nicht  weiter  fortge* 
sdiritten.    Am  85.  bemerkte  ich  zuerst  eine,  und  «war 
recht  lebhafte  Bewegung  der  Larve  im  Glase  Nr.  S. 
In  mehreren  Gläsern  fiengen  4J9  Eyer  an,  in  Verderb* 
niss  äberzngebeni  namentlich  und  am  auffallendsten  im 
Glase  Nr.  1,  in  anderen  Gläsern  waren  nur  einaelne 
Eyer  zerfallen,  in  noch  anderen,  wie  in  Nr.  4  und  8  wa« 
ren  alle  noch  ganz»    Acht  Tage  spftter  hatte  ia  allen 
Glisern  die  Fäulnlss  begannen  oder  war  schon  ^twaa 
fortgeschritten,  und  es  konnte  durchaus  keine  weitere 
Entwicklung  eines  Eyes  bemerkt  werden,  so  dass  ich 
den  Versnch  als  vollendet  betrachtete. 
Ich  wollte,  um  das  Frihjahr  noch  zu  benutzen^  den 


Versiicb  wieilerliote«;.als  ich  ali«r  wieii  mcmyn  ¥ir&^ 
sehen  s|ib,  hatte  der  Diener  die  ülUnnehen  ond  AVaüh» 
chen ,  welche  trühßf  zwm  Zweck  meines  V^eursnchs  g9r 
trennt  wArem  sdion  seit  iBini^en  Tß^g^nim  eineiil  Gefin 
vereuii^t»  OiQse,  des  langen  Cölihots  «ide^  siaaiten 
nicht»  mk  W  hegiitten,  so  4ssii.ifih  unter  tiner  i^ro»- 
sen  Menge  nar  noch.  W  W«ibehen  telid^  dm  %«ritbei 
s^ph  tr^gi  ^^A  «i«  jUi^ndien,  hei  dMi  aa  den  WSoKfer- 
fossen  die  dDpALein£rhabeaheiteQv4>0  ^rfie/enttm^pr«- 
jißü  iich  finden,  noch  nebr'sichthir. waren,  als  Mdeii 
Qhri£jm9  das  aber  Jiichl;  wehr  so  iabbalt  und  kriftig  sloh 
b»w0tcbd^  wie  das  wm  frabarn^VMaachi'temitete.^'  inh 
wie4erholiie  deo  V#rsaeh  aitf  idiaaolbe.  Weiae .,  jwie  M^ 
her«  n«r  mU  dem  Unterschifikd,  daaa  ich't  Gnan  üodaaS- 
aßtt  »it  ^9$:  Gran  Waaaer  verai^hta,  oaid  «bau  sabii 
iien  fol(!:eiiden  Verdonnungen  verfahr,  aa  <wie  dasa^ifk 
nicht  Arnnnenwasaer ,  sondern  deatillirtea  Wasser  ȟai 
Versaeh  banntata«  Bei  diesem  Varsoch  kam  aacb  niolft 
em  oinaigea  JBy  rar  Eatwiekloag,  obscfaos  daa  Watüiir 
laild  1  MtS9ut  warm  war,  was  wohl  sekMn  Grand  in  daii 
Mangel  an  befruchtender  Kraft  des  Hadansaftea,  «rM«- 
leicbt  auch  in  der  Aüw.endnng  van  destülirtem  WasMr 
hatte.  . 

Ans  dieaea  Veraaehea,  die  ich  apiter  an  wiederhakm 
and  in  einiger  B^ehwg  asa  erweitern  denke,  lasse« 
sidh  wohl  jetat  sehen  fönende  tfchläase  ziehen." 

1)  0er  Froaefasamen  ist  bei  eifern  gewissen  Grade 
von  Verdüanang  wirksamer,  ala  anverddnat  Nodi 
mehr  gilt  dies  vm  dem  Safte  der  Hoden,  weil  hier  4tt 
Saaah^a  mit  anderen  organiaciien  Stoffen  venniseht'ist*^ 
dorch  4ie  «er  in  anverdnnntem  oder  aar  wenig  yerdfind" 
tem  Zastande  za  aehr  aiagehtUlt  and  ae  in  seiner  Wirk*^ 
samkeit  gehemmt  wird. 

9)  Wird  der  Samen  oder  Hodensaft  mit  viel  Was- 
ser vermischt,  so  verliert  er^  entsprechend  der  Ver- 
dünn ang,  an  Wirksamkeit  Nach  Spallanzani  ent- 
wickeln sich  immer  noch   einige  Larven  in  einer  Mi- 


uhumg  voB  ft  Ptuni  Wasser  uod  S  Gran  Samen,  wo 
alaO)  wenn  aan  das  PAind  nar  za  18  Unsen  ansehligt, 
Jeder  Tropfen  Waaaer  den  4f,t40«  Theil  von  eineiB 
Gran  Saaien  enlMUt  Nach  nieinem  Versuch  wirkt  de 
iL  Verddnnnng,  von  der  ein  jeder  Tropfen  ein  MÜlioii- 
Ikefl  von  I  Gran  Saa^n  enthalt,  noeh  befrachtend,  dock 
aehwichcr,  als  die  f.  Verddnnans. 

ID  Lisat  mu^  ehie  Analogie  in  der  Wirfcsnmlceit  dn  | 
SaBMna,  der  Contagien^  Gifte  and  gewisser  Arudcn 
lltllen,  wofir  anuiehe  Grfinde  sprechen,  so  kann  iub 
ana  den  Veraachen  als  wahrscheinlich  entnehmen,  dm 
nnch  diese  bei  eineai  gewissen  Grade  der  Vertbeilmg 
and  Verddnnaag,  besonders  bei  grosser  Reizempfing- 
liebkeit  des  C^rganismus  ffir  sie,  noch  wirksam  sied, 
was  bei  den  Contagien  dorcb  anderweitigen  Erhib- 
rnngen  erwiesen  ist,  und  was  in  Benag  nnf  die  spe- 
aifisehen  Araneien  von  oabefangenen  Beobachtern  niebt 
ipalongnet  werden  kann.  Man  wird  nun  ferner  anch  in 
diesen  Versaeben  einen  Beweis  mehr  dafär  erkennes, 
daaa  die  niederen  Verdännangen  der  spedfischen  Ara- 
neien die  wirksaaisten  and  daher  aoeh  die  nnwendbar- 
aten  aind,  wiewohl  aodereraeits  die  Vertheidiger  der 
böberen  Verdiinnungeo  hier  die  Analogie  nicht  so  weit 
werden  gelten  lassen.  Mancher  wird  vielleicht  nach 
aMinem  Versacho  anaonebmen  geneigt  seyn,  dnss,  so 
wie  in  der  eraten  Verdonnang  des  Hodensaftes  keioe 
ISyer  aar  Bat wicklong  kommen,  so  aaeh  anverdännteoder 
nur  wenig  verdünnte  specifiscfae  Arzneien  weniger  wirk- 
aam  seien,  als  die  der  weiter  verdünnten,  und  er  wird 
M  In  diesem  Veraach  einen  Beweis  ffir  die  Potenzir- 
Ihaorle  erkennen»  Oaaa  kann  er  aber  nicht  dienen,  weil 
ür  an  Isolirt  dasteht,  und  weil  für  diese  Theorie  sonst 
MM  wenige  Grande  sprechen. 


■p^^" 


Off^naiabhandiungen.  iVf 

2)  Mittheilungen  aus  der  Praxis.     Von 

.  Dr.  Krämer  zu  Rastatt. 

■      ■ 

^        Oesichisschmens.    Ich    glaube,    dass    geK^n  keine 
I     Krankheit  der  volklsthäinliche  Aassprach:  bösmussbös 
I     vertreiben^   in  grösserer  Aasdehnung  in  Anwendang 
gebracht  worden  ist,  als  gegen  den  FoTHSRGiLL'scbeo 
Gesichtsschmers.  So  schrecklich  und  qualvoll  die  Krank- 
heit, so  qualvoll  und  unsuverlässig  sind  die  Heilmittel 
dagegen.  —  Yielfach  waren  die  Bemühungen  der  Aerzte, 
das  Wesen  und  die  Ursachen  dieser  Krankheit  aufzu-^ 
finden  und  zu  ermitteln,  eine  Unzahl  von  Medicamenten 
wurde  gegen  sie  empfohlen  und  angewendet,  so  dass 
man  zu  dem  Glauben  hätte  berechtigt  seyn  dürfen,  die 
Krankheit  müsse  sich  den  Anstrengungen   denkender 
Minner   bequemen;   allein  gerade  die  Verschiedenheit 
der  Meinungen  und  die  Masse  von  Arzneimitteln  sind 
der  sicherste  Beweis/  von  welch  geringem  Erfolg  die 
bisherigen  Behandinngsweisen  begleitet  gewesen.  War 
man  auch  so  glficklich ,  den  Ungeheuern  Schmerz  nach 
Wochen  und  Monate  langer  Behandlang  verschwinden 
zu  sehen,  und  glaubte  man  das  Uebel  mit  Sicherheit 
und  Dauer  gehoben,  so  enttiiaschte  eine  oft  nur  bald 
erfolgende  Rockkehr  desselben,  und  man  musste  sich 
zufrifden  geben,  nur  einige  Linderung  verschaffen  zu 
kMinen. 

Der  Sitz  der  Krankheit  ist  in  den  Verzweigungen 
des  nerv,  trigeminus,  als  dem  Empfindungsnerven  des 
grössten  Theiles  des  Kopfes  und  der  ganzen  Hautober- 
fläche des  Gesichtes.  Wo'  immer  im  Gesicht  der  Schmerz 
sich  äussert,  trifft  er  Ramificationen  des  dreiästigen 
Nerven,  die  Haut  der  Scheitel-,  Stirn-  und  Schläfe- 
gegend, die  der  Augendeckel,  der  Nase,  der  Wangen, 
der  Lippen,  die  des  äussern  Ohres,  die  des  Rinn»,  alle 
erhalten  sie  von  ihm  ihre  Empfindlichkeit.  —  befällt 
der  Gesichtsschmerz  diese  Partieen,  so  ist  ein  charak- 
teristisches Zeichen :  die  urplötzliche,  sehr  schmerzhafte 


1 

ErscbätteroDK,  welche  sich  gleich  elektrische  Scbligei 
in  auregeliDiissiffen  Zwischenriainen  au  einer  gpw- 
sen,  bestiminteD  Stelle  des  Gesichts  fühlbar  macht,  ui 
voo  da  ans  nach  verscbiedenea  Ricbtim^ en  sich  «u*  \ 
breitet,  mit  dem  GefAhl,  als  wflrde  Alles  zerrissen  mt 
iperschnitten.  Den  rafften  ZahnfleuchUreifen ,  der  di 
aicberes,  diai^ostisches  Kennzeichen  aeyn  sqU,  hake 
ieb  nieamls  bemerkt.  —  Die  Art  des  Eracheineasi  da 
«rplitaliche  Eintreten  eines  Paraxysmoa,  den  keine  mu- 
anlassende  Ursache  herbeigerofen,  oder  der  enlstandci 
ist  dnrch  das  leichte  Anwehen  eines  Läftcheoa,  durdi 
Berähren  mit  einem  Haar,  einer  F^der  il  dg;\.^  dirtk 
Riuspern,  Lachen,  As/aüehen  beim  Tabakrauchen  etc, 
die  Unregelmiissigkeit  in  den  Zeiträumen  lassen  iki 
nicht  leicht  mit  Schmerzen  anderer  Art  verwecbaela 

Als  Ursachen  des  Gesichtsschmeraes  ie:iebt  man  n*. 
Gicht,  rheamatische  Dyskrasie,  verborgene  Krebsschirft, 
gastrische  Reize,  Flechtenscb&rf^,  Syphilis,  all^^emeiae 
Plethora,  asthenischen  Zustand»   Byst^erie.     'dm^  ^ 
Halford  soll  dieses  Uebel  immer  mit  nnaatiirli^if^er  K^»r 
eben  Vegetation,  oder  mit  Ablagerung  von  Knoeheassk» 
stanz  an  einem  Theile  der  thierischen  Oekongapie)  wo 
man  dergleichen  im  gesunden  Zustand  nicht  trjffit,  ofiff 
mit  einem  kranken  Knochen  verbunden  seyn.  —    \i^^ 
doch  werden  Menschen  davon  befallen,  an  deneii  fs^ 
Spur  solcher  Ursachen  zu  entdecken  ist,  so  wenig  w\% 
Form  und  Vegetation  eines  Orgaus  durch  diese  Krank- 
heit   umgeändert   wird.     Dr.    Sachs    behauptet,    der 
Schmerz  sei  ein  reines  Nervenleiden,   weil  er   anab- 
hftagig  sei  von  solchen  Einflössen,  die  Rheuma  erzeu- 
gen, und  weil  Antirrbeomatica  gegen  ihn  nichts  lei- 
sten. ^  !  ^  ?  ♦) 


*)  Man  hat  gegen  den  FoTHBRGiLL'schen  GesichtsBChmerz  em- 
pfohlen : 

1.  Alle  AnthrrhetmOUca  und  AntiarthrUica^  die  nodi  je  angewendel 
worden  alnd. 


^  1)  Gin  Herr,  M— 60  Jabre  alt^  von  ktmig^  Con- 
^titation,  leidet  scboii  84  Jahre  an  Geaicbtasehmers. 
'^ar  seiner  Ju^nd  fmnsöaiseher  Blilitäri  später  Caki*^ 
*%et8G0Qrier  bei  Napoleon,  befand  er  sieh  im  Jabr 
''"ISOS  in  Neapel.    Eines  Tages   trat   er  barhaapt  auf 


^     9.    ÄdtrUUse  und  MUute§ei^  is  solcher  Mesge,  dmw  et  »ae  Faiel- 

il^af  IB  grfoet 

kä     8.    QuecksiUf^sublkiuU  is  groeten  Gaben,   ble  6peichelfliiM  er- 

gfTolgte. 

4.    Hyoscyamm  in  groesen  Gaben.  Ubrmon  empfiehlt:  Rp.  Alcohol. 
Pn^osc.  dr.  ij  undRp.  Alcohol.  Gu^j.  dr.  j,  Morgens  und  Abends  SQTro- 
■-^fen  in  Wasser, 
b      5.    Gleiche  Theile  tJq.  c.  c.  9uec,  nad  li^.  «notf^.  st.  fl^ff.  aaeb 

Il      6.    Arsenik:  der  Liq.  Wowkri^  Früh  und  Abende  6  Tropf ea,  bis  a« 
M  Tropfen. 

7.    Das  KaU  mtariaUcum  oaygenatum, 
^       8.    il»s  ikcAfensotire  Ei»^,  in  Pillen  und  PulTom. 
|i       9.    CHm  nad  CMnin.    Dr.  RacranT  will  ja  durch  Schaupfen  tob 
i  1  Gnui  CUaapnlver  mU  a  Graa  96hnapftabak  la  #  oder  8  Tagea  Hei* 
ij    lung  aawege  gebrachl  haben} 

10,  Das  2Hnc.  chtoraium  nach  Hankb.  1  Gran  wird  in  2  Drachmen 
Salzatber  gelöst  und  alle  4  Stunden  5  Tropfen  in2— Sfisslöifeln  Zucker- 
wasser genommen ;  vertr&gt  es  der  Pat.,  so  soll  man  damit  steigen. 

11.  Das  blausaure  KaU  nach  Dr.  Lombard.  1—4  Gran  in  1  Unz. 
descUlirtem  Wasser  aufgelöst,  oder  mit  1  Unze  gereinigtem  Schmeer 
verrieben,  werden  mit  Baamwollebftuschea  auf  die  leidende  Stellt 
eiagerleben»  Es  soll  schon  binnen  1*— ü  Bflnotea  BrleichteruBg 
bringen.    ObHeUnng? 

IS.    DeUadotma,  dcuta^  Opmmy  Morph,  acet. 

13.  Das  Verairin,  von  Dr.  Tubnbvll  empfohlen.  15— SO  Gran 
Veratrin  werden  mit  1  Unze  Schweinefett  zu  einer  Salbe  gemacht  und 
davon  nussgross  Morgens  und  Abends  jedesmal  12—15  Minuten  lang 
eingerieben,  ^ 

14.  Dr.  Skby  bedient  sich  einer  Salbe  aus  5GranitroitflJfi  und  6  Dr. 
Cerat.  ♦*) 

15.  Stramonum.    Vaydy  giebt  täglich  Abends  1  Pille  aus  1  Gran 


*)    AMk   Sitfnrl»  Brück,  Kkert, 
i».BjismUi,tiB,)^    er. 
.  **)  8.  Hjift  IX.  ffll.  ~    Or. 


Magntiü  mhm  dM  VenUiia  ia  ProMpalfM 


100  ihtgmaiabhanikmgenm 

eine  Terasse  vor   den  königlichen   Scbloss,  wo  üi  n 

«eine  Wohnung  iingewiesen  war,  ale  er,  dareh  die  8a  s 

nenhiCze  angegriffen ,  halb  ohnmächtig  niedersaftk  m)  d 

Aor  mit  M^he  sein  Zimmer  erreichen  konnte.    Di»;  2 

gekommen,  Hess  er  sich  kaltes  Waaser  aber  des  Ki|f  ^ 

giessen,  und  im  Moment  verspürte  er  einen  angehewk  i 

iSchmers  in  der  linken  Wange ,  der  virie  ein  Blita  li^'  J 

■ 

der  verschwand.  Dieser  Schmerz  kehrte  wieder,  voi        ' 
eine  gewisse  Bewegang  mit  dem  Munde  gemacht  wuq        ' 
heim  leichten  Darnberhinfahreu  über  die  Wange  mit 
Rasiermesser  und  in  der  Bett  wärme.     Die  A  erste 
«eine  Cameraden  fuhren  ihm  öfters,  wenn  er  seUicIi 
mit  einem  Haar  aber  die  leidende  Seite,  nnd  er  erwidK 
unter  den   fürchterlichsten  Schmerzen.     Ranbe  Witk' 
rung,  Kälte,  Nüsse  konnte  er  ganz  gut  ertragen - 
Die  höchsten  Personen  interessirten  sich  ffir  ihn,  üi 
alle  mögliche  Sorgfalt  und  die  grösste  Aafmerksaakcit 
von  Seiten  der  Aerzte  waren  ihm  zugewandt.    Es  ke- 
bandelten  ihn  damals  Barbabbssb,  Leibarzt  des  Kinp 
von  Neapel,  Hoffmann,  Leibarzt  des  Kaisers  Fm* 
und  DuBois.  —    Aderlässe  wurden  verordnet,  188  Mit- 
egel  innerhalb  84  Stunden  gesetzt,  109  Schwefelbiikt 
nach  einander  genommen,  eine  Menge  Donche-,  Danpf- 
und  Sandbader,  Haarseile  ge^^ogen,  Brenncylinder  ge- 
setzt, ohne  die  geringste  Erleichterung.     Die   Dnrck- 
sehneidung  des  Nerven  wurde  von  dem  Arzt  des  di- 


Extr.  Stram.     Dr.  WsNDBLSTäDT  empfiehlt  es  in  grossen,  mehrere 
Tuge  nach  einander  gereichten,  Gaben.  *) 

16.  Nach  Dr.  Scott  soll  man  1  Dr.  Tart.  emet.  mit  1  Gr.UDgeit. 
neapolit.,  mittelst  Flanell  einreiben,  und  so  oft  ernenern,  als  et 
▼ortragen  wird. 

17.  Ableitungsmittel ^  Vesicatore,  Caustica,  Gluheiseo,  Moxa* 

18.  PicTONieRB  schlug  die  Electropunctur  vor. 

19.  Das  Ditrchschneiden  der  Nerven.   Kr. 


*)    S.  Hyg.  IX.  155.  —  Mir  ist  ein  Eall  von  entwickellUB  Foth^r^l'adMm 
bei  einer  Dame  bekannt,  den  der  verstorbene  Hofrath  Dr.  Siffel  na  Brachial  mit  SlruiMMiti» 
dwtrhaft  heute.  ^    Gr. 


■  nalixen  Roiiigs  vod  Holland  (Louis  Napdeaa)  varj^e- 

■  schlagen,  allein  Pal.  willigte  nicht  ein.  So  dauerte 
fe  dieses  qualvolle  .Leiden,  mil  bald  längeren ,  bald  kär* 
t  zeren  Intervallen,  bis  »um  Jo/ir  i837.  In  diesem  Jabr 
r  erreichte  es  einen  Grad,  wie  es  früher  niemals  der  Fall 
I  gewesen.  Der  kräftige,  schmerzgewohnte  Mann  unter* 
I  lag  fast  der  Verzweiflang  und  dem  Hungertod.  Tage- 
r  lang  war  er  nicht  im  Stande,  auch  nur  einen  einzigen 
i  Löffel  voll  Speise  zu  sich  zu  nehmen ,  denn  jeder  Ver-> 
I    such,  die  Zunge  zu  bewegen,  oder  zu  schlingen,  ver* 

mehrte  die  Schmerzen  ungeheuer.  Einsam  in  einer  Ecke 
des  Zimmers,  oft  S4  Stunden  an  einem  Teller  voll 
Suppe  sitzend,  den  Löffel  in  der  Hand,  musste  er  ei- 
nen Moment  abwarten,  wo  er  es  wagen  durfte,  das 
Essen  in  den  Mund  zu  fuhren,  und  geschab  es,  so 
musste  Pat.  weit  hinten  auf  den  Grund  der  Zunge  die 
Speisen  bringen,  um  so  schnell  wie  möglich  schlingen 
zu  können.  —  Unter  solchen  Umstanden  magerte  Pat* 
stark  ab,  die  Kr&fte  schwanden  zusehends,  Fieber  war 
jedoch  keines  zugegen.  —  Hie  Rhodus,  hie  saltal  — 
Linderung  des  Uebels  (Heilung  fiel  mir  gar  nicht  ein), 
das  jetzt  schon  über  eiu  halbes  Jahr  anhaltend  fort- 
gewüthet,  musste  zuwege  gebracht  werden,  sonst  un- 
terlag Pat.  seinen  Leiden.  Ich  wandte  die  folgen- 
den Mittel  an:  Belladonna,  Opium,  Morpli.  acel.  (auch 
endermatisch  applicirt),  Strychnin,  alles  in  massiven 
Gaben,  vergebens.  Nun  wandle  ich  das  Extr.  Stram. 
an  ^i,  mehrere  Tage  nach  einander,  als  ich  plötzlich 
gerufen  wurde.  Ich  traf  Pat»  mit  allen  ^Symptomen  von 
Stramonium- Vergiftung.  Er  sass  wie  gelShmttilli.  einem 
Sessel,  das  Gesicht  blanruth,  die  Augen  halb  gMchl^i- 
sen,  den  Mund  offen,  die  Zunge  heraushängend,  den 
Kopf  auf  die  Brust  herabgesunken;  halb  besinnungslos, 
nichts  hörend,  nichts  sehend,  über  und  über  in  kaltem 
Seh  weiss  gebadet.    So  dauerte  dieser  ZuitandS  Tage 


*}    Nach  Voraehrirt  von  Wsndxlst&dt.     Hjrg«  IX«  15^ 


Umf.  —  VlUfft  flieh  Jeder)  der  diese  w%mig^  Zdi 
Nest,  vor  WindblutAdt^s  VorBchrIfl  hüttm.  -^  leb  In 
PM.  aa  Bette  briBgeo,  and  da  da»  ScMiiiffen  wmk^ 
UeK  war,  Eeei/^-Klystiere  i^^ben.  --^  Jet£t  verwhM 
ieb  aof  jedee  Gelinxen ,  aaeh  nur  lÄnd^rtUkg  ii  i» 
eehaffen.  —  Deeh  f^laoMe  ich,  Morph,  aeet.  aetiHi 
das  Beate,  ebjcleich  ieh  ea  iti  ^roaien  Ctaben  so  'A- 
Gr.  pro  doai,  verj^eblieb  xebraocht  hatte«  Ich  vei 
nete:  Morph,  acet.  Vat  6raa;  Jeden  jllfer|[;eii  ein 
aa  nehmen.  ~  Beim  Sr  Pulver  schwandeir  so  nMiinl 
nieM  ^erinf  en  Erslaanen  die  Sehmerzen  nach  ond  md, 
und  noch  ehe  das  3.  f^enommen  war,  waren  sie  jple 
tentheiJ»  yerschwiiaden.  -^  Drohen  sie  ansaoiMmilRii 
ao  nimait  Pat  ein  Palver,  ond  dieaea  iat  nun  hiaUtatr* 
Heb,  sie  anm  Sebwei/(en  aa  brin/g^ea;  Es  'hat  sieh  aa 
bis  aam  Jahr  1880  diese  Wirkan;  des  Morph,  acä 
bewiesen. 

t)  Eine  Dame,  aehön  und  btfihend,  von  äoaaerst  f» 

barem  Nervensystem,  bekam  vor  4  Jahren  in  der  äi* 

kea  Wangen/^/grend  Schmerzen,  die  sieh  naeh  sHca^ 

was  ich  darfiber  erfahren  konnte,  als  nervftse  Prai^ 

palgia   beorkondeten.    Ein   saspekter,    Abelriecbenda 

Sehleimfluss  aas  der  Nase  soll  aoeh  »i^ex^n  ii^wmi 

seya,  wesshalb  das  Uebei  v<m  den  behaadelmien  Aei»- 

ten  für  Leiden  der  Hif^hmorsbMile  gehalten ,  mid  d6#* 

IpemSss  auch  bebandelt  wurde.   Die  vietfaeb  ^(ereleMei 

Mittel  blieben  erfol|(los,  bis  nach  Statt  frehafoter  fiat* 

Mndan/s  Schmerz  und  Ausflnss  sich  j^AizNcb 'Verloren.  — 

Im  Mftra  d.  J.  18S9  bekam  Pat.  nach  ehier  lelehtea 

Terkattunif  efhen  Schmerz  in  der  Knkea  Geaiehtshllfle, 

dep  feitesmal   an  derselben  Steife  ~  der  Ge^^ead  dei 

Inflraorbitalnerven  —  be^nn«  iber  die  Nase,  die  Lippe 

lami  Zihne  des  Oberkiefers  sieh  ausbreitete^  scfaaell  aaf 

die  des  Unterkiefera  äbersprang,  und  so  endete.    Er 

kam  in  der  Regel  um  11  Uhr  und  dauerte  U»  g%gm  t 

Uhr.  Dabei  war  ein  gelblicher,  dicker  Sehleimfluss  aus 

der  Naae  zugegen,  der  nach  Äi^abe  äw  Pat.  Abel  roeb; 


OHpinalMhanäktn^en.  808 

ich  konnte  weder  in  der  Beschaffenheit  des  NMeni> 
Schleims  etwas  finden,  nöeh  einen  Gerach  an  demselben 
entdecken,  das  anf  irji^end  ein  Leiden  hindeutete.  Pal. 
war  jedoch  darüber  ontröstlich,  fflaabte  an  Caries 
der  Hi^hmorshöhle  zu  leiden,^  and  dieser  Gedanke  ver- 
setzte sie  in  eine  aasserordentiich  gereizte,  empfind-^ 
Kche  Stimmang.  Der  Schmerz  nahm  von  Ta^^  sa  T^ 
^n ,  leichte  Zackan^^en  des  ganzen  Körpers  begleiteten 
ihn,  er  hielt  jetzt  keine  bestimmte  Zeit  mehr,  sondern 
machte  mehrere  Anfälle  des  Tages,  in  der  Nacht  war 
er  bei  weitem  nicht  so  heftig.  Alf  der  Wange  der  lei- 
denden Seite  war  stets  eine  umschriebene  Röthe  wahr- 
zunehmen, die  sich  weiter  ausdehnte,  intensiver  färbte ; 
die  Stelle  intomescirte  etwas,  je  nach  der  Heftigkeit 
des  Schmerzanfalls.  Diese  leichte  Anschwellnng  er- 
streckte sich  bis  zum  innrem  Augenwinkel  und  zur  Nase«  — 
Ich  verordnete  mit  Uebereinstimmung  des  Arztes ,  der 
sie  früher  lange  Zeit  behandelt  hatte,  Fern  carb.,  As. 
foetid.,  Chinin,  sulphur«  ohne  Erfolg.  Ich  baute  viel  auf 
die  Bellad.  (t.  Verd.)  vergebens.  Um  schadhafte  Zähne 
der  leidenden  Seite,  von  denen*  man  glaubte,  dass  sie 
den  Schmerz  unterhielten,  herausnehmen  zu  lassen*, 
reiste  Pat.  in  die  Residenz.  t>er  Zahnarzt  nahm  dte 
Zähne  heraus,  die  Schmerzeit  Mieben  dieselhen.  Zu- 
gleich aber  erklärte  derselbe,  der  Schmerz  habe  seinen 
Sitz  in  der  OberkieferhShIe  und  erfordere  die  Anbohrung 
derselben,  und  Entfernung  des  dort  angesammelten  Et- 
ters,  denn  der  Schleimfluss  der  Nase  zeuge  aufs  BestimoK 
teste  hierfAr.  Der  Hausarzt  widersprach,  e^  wurde  ein 
dritter  besehieden,  welcher  der  Ansicht  des  Zahnver- 
ständigen beipflichtete.  Zum  GlOck  unterblieb  die  Ope- 
ration, und  Fat.  kehrte  zurück ,  wie  sie  abgereist.  — 
Ich  verordnete  noch  einmal  die  Tra.  Bellad.  (6.  Verd.), 
sie  half  nichts,  die  Urtinctur  der  Belladonifa  half  eben* 
falls  nichts,  und  doch  war  das  Mittel  ganz  vortrefflich 
hier  passend.  —  Ich  Hess  nun  V«  Gran  der  Blätter  der 
Belladontia  mit  t  Serupel  Zucker  verreiben,  in  4  gleiche 


S04  Ori^maiaöhaniUungen. 

Theile  theilen  und  jeden  Morien  ein  Pulver  nehneii' 
Pat.  besserte  sich;  ehe  die  zweite  Portion  genommk.. 
waren  die  Schmerzen  entfernt;  machten  sie  Anstalta,; 
wiederzukehren  9  so  liess  ein  Pulver  sie  nicht  zum  A»! 
broch  kommen.  —  Pat  blüht  nun  wieder  in  frisck. 
Kraft  der  Gesundheit. 

Magenkrampf.    Ein   Frauenzimmer    von    einigeil 

Jahren^  früher  stets  gesund,  leidet  schon  drei  Vierdi' 

jähren  an  Magenkrampf.  Pat«  verspürt  in  der  Henj»  j 

begebend  ein    unbeschreibliches  Gefühl    zusammeii' 

henden  Schmerzes,  der  längs  des  Sternnms  sichkt-l 

aufzieht,   die  ganze  Brust  einnimmt  und  das  Atksii 

erschwert.  Nachmittags  3  Uhr  wird  er  jedesmal  so  hd*! 

tig,  dass  sie  sich  zu  Bett  legen  muss,   und  wenisl 

dieses  vers&nmt,  in  Ohnmacht  fallen  würde,  lassen  vo*' 

mehrt   den  Schmerz   nicht,   oft   setzt   er  auch  1,1 

3  Tage  aus    und    kommt    dann    heftiger    wieder.  - 

Patientin    hatte   ein    bleichsüchtiges  Aussehen,   bM 

Ringe  um  die  Augen  und  war  sehr  abgemartert, 

Appetit  war  schlecht,  der  Stuhlgang  träge,   die  Hi 

struation   gering  und  wässerig.  —    Der  frühere 

verordnete  Thee  aus  Baldrian  und  PomeL^anzenblitt 

Tra»  Valer  und  Tra.  Castor.,  Magister.  Bismuth.  and  Of«! 

Pillen  aus  As.  foetid.  und  Extr.  Rhei,  Pulver  aus  SchYt* 

fei  und  Rhabarber^  kohlensaures  Eisen  und  Aloe.  Eil' 

reibungen   von  Opiatsalbe  —  kleine  Vesicatorien  vi 

die  leidende  Stelle.  Alles  ohne  Nutzen;  das  Uebei  blick 

unverändert  dasselbe,  ja  es  nahm  immer  mehr  za.    Ick 

wurde  den  1.  Jan.  gerufen  und  fand  die  angegebenes 

Umstände.    Das  Leiden  hatte  nun  schon  drei  Viertel« 

jähre  angedauert.   Morph,  acet«,  Magister.  Bismuth.  etc. 

blieben  ohne  Erfolg.   Ich  liess  nun  Vi«  Gi'.  Hb«  BcUai 

(8  solche  Dosen)^  jeden  Morgen  1  Pulver,  und  wenn  die 

Schmerzen  nicht  nachlassen  sollten,  Abends  noch  eines 

nehmen.    Pat.  besserte  sich  von  Tag  zu  Tag,  die  Bei 

lad.  wurde  repetirt,  und  im  Febr.  war  Pat.  so  krüftif ! 

und  gesund,  dass  sie  am  Carneyal,  oit  allen  seinen 


Ortginaktöhändlungen.  SOS 

'  Tollheiten  und  Genüssen,   Theil  nehmen  konnte.    Sie 

'  blieb  auch  his  jetzt  /o^esund,  und  ist  blühender  und  kräf- 

'  tiger,  als  lan^e  vorher. 

I  Enizündücher  Oelenksrheumatismus  kam  in  diesem 
Frühjahr  (1839)  häufig  vor,  in  Folge  der  wechselvollen^^ 
nasskalten  Witterung^  und  befiel  vorzugsweise  Kinder 
von  8-— 12  Jahren.  Das  Fieber  war  jedesmal  sehr  be- 
ilentend,  die  Gelenke  glänzend  weiss  angeschwollen, 
hfiss  und  höchst  schmerzhaft.  Bald  waren  alle  Ge- 
lenke, der  oberen  wie  der  unteren  Extremitäten,  gleich- 
zeitig afficirt,  bald  nur  das  eine,  oder  das  andere,  oder 
das  Leiden  wanderte  heute  von  den  obern  auf  die  un- 
tern, und^ffiorgen  von  den  untern  auf  die  obern.  Em- 
pfindliches Stechen  hinderte  die  freie  Respiration,  der 
Herzschlag  war  ungemein  heftig,  schnell,  und  weit  ver- 
breitet. Der  Durst  p-ehr  gross,  der  Harn  blutroth.  — 
Wurden  Blutegel  gesetzt,  „Antiphlogistica^^  und  „Dia- 
pboretica^^  gegeben,  so  zog  sich  die  Krankheit  bis  in 
die  3*,  4.  Woche  ^  und  machte  häufige  Recidive.  Nach 
der  specifischen  Heilmethode  musste  hier  Aconit  s^ine 
Stelle  finden;  ich  gab  von  einer  Infusion  der  Hb.  Aeo^ 
niti  —  fruchtlos*  Dagegen  half  die  Tinctur,  und  zwar 
Morgens  und  Abends  5  Tropfen  in  1  Esslöffel  voll 
Znckerwasser ;  am  3.,  4.  Tag  befanden  sich  die  Pat 
schon  wieder  ausser  dem  Bett. 

Aneuryima  aortae.  Ein  Herr  von  4S  Jahren,  schwäch- 
lichem Körperbau,  phthisiscber  Architectur,  litt  schon 
seit  mehreren  Jahren  an  Husten,  mit  einem  eigenen 
Gefühl  im  Hals ,  als  wenn  Staub ,  Federn  n.  dgh  darin 
hafteten,  und  mit  Schmerzen  im  Luftröbrenkopf.  Der 
Auswurf  war  ein  z&her,  weisslicher  Schleim;  schlei- 
chendes Fieber  entkräftete  sehr.  Die  in  Menge  gebrauch- 
ten Mittel  fruchteten  wenig,  aber  auf  den  Gebrauch  der 
Thermen  in  Baden  erholte  sich  Pat.  recht  ordentlich. 
Als  er  einige  Zeit  wieder  zu  Hause  war,  befiel  ihn 
mehreremal  ein  Wecbselfieber,  welches  äusserst  hart- 
nickig  sich   erwies,   Recidive  machte   und  den  Pat 


MTOSA  BJ.  X. 


fl06  Or^fiiutiabhandkm^en. 

ungemein  scliwüclite.  Vor  einem  Jfibre  klagte  er  sekr 
Ober  reissende,  ziehende  Schmerzen  in  den  Gelenken  kt 
Oberarme  und  den  ScholterbUitlem ,  so  das«  er  wtt 
mehr  liegen  und  steh  nicht  mehr  röhren  kennte)  ui 
man  ihm  die  Speisen  in  den  Mind  geben  nusete*  Di-| 
bei  war  ein  starkes  Zusammenliessen  eines  nAhen,  ml  \ 
wie  Pat  sagte,  stinkenden  Sehleimes  im  Munde,  derh-j 
sonders  Nachts  sich  sehr  ansammelte  nmi  ans  im 
Monde  floss,  was  Pat  stark  belirstigte.  Der  Appetit  wv 
ginzlieh  versehwanden,  der  Stahl  trige,  die  Aboakm 
der  Kräfte  wurde  tiglich  stürker;  gegen  Abend  leieUe 
Pieberbewegungen ;  Schmerz  im  Halse  oder  der  Brnl, 
so  wie  auch  Husten  war  nicht  verhauden,i  —  Bie  n- 
gewandten  Mittel  brachten  wenig  Besserimg;  Pat.  h- 
suchte  zum  zweitenmal  Baden,  erholte  8ich  dn  nan- 
liends  und  kehrte  sehr  gebessert  nacb  Haaae«  Alks 
die  Besserung  war  von  keiner  Hauer,  beim  Eintrilt  ia 
rauhen  Jahreszeil  meldeteu  sich  die  aitea  Schmenm 
wieder,  und  zwar  vehementer,  als  sie  je  gwresen.  f  d, 
7  Stunden  von  mir  entfernt,  selzte  mich  «nnliindlidt 
von  seinem  Leiden  in  Kenntniss;  die  verordneten  Mit«* 
tet  waren  vergeblich.  Am  besten  bekamen  ihtn  nsdi 
Einreibungen  von  Ol.  jecor.  asell«  —  Im  Anfanj^;  dn 
Monats  März  schrieb  er,  er  bemerke  auf  der  reohtA 
Brust  eine  Geschwulst ,  und  halte  sie  für  eine  Gich^ 
beule;  was  er  dagegen  anwenden  sollte.  —  Ich  be* 
sachte  ihn  den  18.  Mär«  und  fand  eine  Geschwulst  vsi 
der  Grösse  eines  Hühnereies,  am  Stemalende  der  % 
und  b.  Rippe  der  rechten  Brnst;  sie  hatte  die  gewöh»» 
liehe  Hautfarbe  und  pulsirte  synchronisch  mit  den 
Herzen,  den  Carotiden  und  Redialarterten ;  die»  mvaate 
ich  als  ein  Aneurysma  der  Aorta  erkennen.  Die  Oe^ 
schwulst  schmerzte  nicht  beim  DefDhlen,  ailein  an  de« 
ihr  entsprechenden  Gegend  d^r  Ruckensaulc^  hemnf  bis' 
ins  Genick,  klagte  Pat.  über  ausserordentifahe  Schmeiß 
zen,  und  konnte  nur  einige  Ruhe  finden  in  sitzender 
Stellung.  —    Den  96,  Man  hatte  die  Gdschwulst  eine 


(Mginalabhandiungen,  SXfi 

Länge  von  9''  ond  eine  Höhe  von  8'^  erreicht,  sie  war 
heiss,  js^espaimi,'  von  blaarothlicher  Farbe ,  und  pulsirte 
heftig.    Die  Kräfte  sfnfken  immer  mehr,  das  Li^en^  änf 
deibt  Jlüc^keh  ist  anniögiich  geworden,  ond  das  auf  der 
8^(e  höehiät  beschwerlich /nur  im-  Sitzen  einige  fir- 
(tfichflerM^.  —  Üen  6:  April  hatte  die  Geschwulst  ein^ 
Länge  von  iV^  iind  eine  Höhe  von  9'>  und  den  19^ 
jipril  betrag  die  Hohe  lOVü^'  unter  dem  rechten  SchlOs- 
selbein  beginnend  .und  sich  bis  an  den  obern  Rand  der 
5t  Rippe  erstreckend,  und  die  Länge  von  der  linken 
Brustwarze   bis   in   die  rechte  Achselhöhle  13^^    Sie 
ivar   dunkelblanrotb,   glänzend,   auf  den  erhabensten 
Stellen  löste  sich  die  Oberhaut  in  Brandblasen  ab,  die 
Geschwulst  bildete  S  Höcker,  von  denen  der  bpchste 
nuf  dem  Sternum,  der  andere  am  Achselgelenk  sich 
beftind.  —    Pat.  war  aufs  höchste  abgemagert,  konnte 
nicht  mehr  sprechen,  verfiet  von  einer  Ohnmacht  in  die 
addiere  und  starb  den  81.  April.  —    Section.    Die  Ge- 
lichwulst  kam  vom  Bogen  der  Aorta.  Oas'  Lumen  der- 
selben betrog  über  CVs^,  ihrd  Haute  waren  spröd,  brä- 
chig,  von  graugelblicher  Farbe.   Der  Costalknorpel  der 
S.,  3.  und  4.  Rippe  war  völlig  resorbirt,  die  Knocben- 
anbstanz  der  genannten  Rippen,  wo  sie  aii  den  Knor- 
pel stössjt)  ebenfalls  im  Process  der  Resorption  begrif-* 
feti.  Auf  diiteem  geöffneten  Wege  drang  die  Geschwuslt 
zwischen  Muskeln  und  Zellgewebe  der  rechten  Brust- 
6eite  hinein^  wandelte  jene  in  eine  fast  unkennbare  Sub- 
stanz um»  zerstörte  dieses,  und  es  blieb  nur  die  äussere 
Baut  als  Ueberzog.    Der   Sack    des  Aneurysma  war 
gebildet  aus  den  eigenen  Häuten  der  Aorta,  welche 
durch   die   enoilne  Ausdehnung   und   den  gewaltigen 
Druck  endlich  theii weise  dur<jh  Brand  zerstört  wurden, 
die  nicht  zerstörfeii  aber  und  die  äussere  Haut  hielten 
die  Blutmasse  zusammen,  so  dass  nach  dem  Tode  die 
Geschwulst  dieselbe  Form,  wie  im  Leben  Statt  fand,  bei« 
behielt  nnd  nur  wenig-  zusammensank.    Der  labalt  des 
Sackes  bestand  in  grossen  Stucken  coagoUrten  Bltftes, 

33. 


508  OHffinaiabhandhm^en. 

r 

und  in  abj^eiösten,  brandif^en  Hanptpartieen.  Die  UMtif 
des  Sackes,  welche  der  ,brandi|ceB  Zerstörung  eit- 
giengen^  waren  so  dann  and  so  weich ,  daas  maa» 
Bwischen  den  Fingern  zu  einem  Brei  serreiben  kwA 
Ich  kann  nicht  umhin,  hier  einiges  ober  Oabengrii' 
gen  zu  b^m^rken.  Obgleich  in  der  Hyi^^ea  und  aiito-; 
Wirts  schon  ,  so  manches  Beherzigenswertbe  darikaj 
niedergelegt  worden ,  so  giebt  es  doch  noch  eine  nidt 
kleine  Zahl^  die  da  glauben,  das  Wesen  der  specifisckci 
Heilmethode  bestehe  einzig  und  allein  in  der  Dami- 
cbong  der  kleinsten  Ärzneigaben,  in  der  Anweadii{ 
von  Streukilgekhen  und  höchsten  Verdänooo^^en.  Da 
ist  so  lächerlich,  wie  beklagenswerth.  Es  versteht  sU 
von  selbst,  dass  atff  die  Reizempfänglichkeit  des  Piti 
auf  Lebensalter,  Constitution,  auf  die  Natar  der  Kraik- 
heit  von  dem  Arzte  Rücksicht  genommen  werden  m» 
Aber  die  Behauptung  ist  erfahrungsgemtes ,  dass  es 
Mittel,  wenn  anders  es  als  das  specifische  befaadci 
worden,  in  massiverer  Gabe  gereicht ^  schnellere  ol 
sicherere  Heilung  bewirke,  als  wenn  es  in  hoben  vd 
höchsten  Verdünnungen  angewendet  wird.  FaUch  aber 
ist  meiner  Meinung  nach  der,  selbst'bis  in  die  letzten  Zei* 
ten  aufgestellte  Satz,  welcher  lautet:  es  kommt  auf  die 
.Gabe  nicht  an,  wenn  nur  das  Mittel  richtig  ^ewäbtt 
ist  *3  Auf  die  Gabe  kommt  es  allerdings  sehr  vielai)^ 
und  in  ihr  liegt  oft  das  Gelingen  oder  Misslin/o^en  einer 
Heilung,  wo  im  concreten  Fall  das  Medicament  stets 
sich  bewährt  gefunden.  In  der  Applications  weise  lie|;t 
es  auch,  dass  oft  so  viele  Arzneistoffe  an  die  Reihe 
kommen,  wozu  der  vorliegende  Fall  gar  nicht  auffor- 
dert, aber  weil  er  immer  derselbe  bleibt,  und  Grenesaag 
vergeblich  erwartet  wird,  so  glaubt  man  eben  in  der 
Mannigfaltigkeit  einmal  das  rechte  zu  finden,  während 

*}  Uobegreiflicherweise  hat  man  selbst  im  „freien  Verein*^  ii 
Leipzig  die  Gabesgrdsse  als  ,,NebeBsache^'  proelanirt  C^lgeai.  ho«. 
Zeit.  Bd.  15.  pg.  184).  Sie  i»t  ao  gut  wie  die  MlUdwaU  ,,  Haupt- 
saoiie*^  —    6a. 


Ori^alabhandlungen^  609 

Amin  vielleicht  das  wirklich  passende,  das  wirklieh  spe- 

icifisehe  Arzneimittel  schon  gebraucht  hat,  aber  nur  nicht 

in  der   «>;ehörij2;en  Gabe  und  Dauer.    Ist  man  von  der 

virtuellen  Wirkung  eines  Arzneimittels  überzeugt,  so 

£;gdarf  man,   wenn  es  in  den  ersten  Tagen  auch  nicht 

^gleich   eine  gunstige  Veränderung  hervorbringt,  nicht 

^  80  schnell  davon  abgehen,  nicht  zaghaft  werden,  und 

g  l^^leich  zu  anderen  greifen;  eine  consequente  Fortsetzung 

pn  desselben   bringt  oft  zu  Wege,  woran  man  schon  hat 

if  j  verzweifeln  wollen«  —    Es  ist  aber  die  Anzahl  derer 

1^  nicht  gering;  welche  die  specifische  Heilmethode  nim- 

^  mermehr  für  eine  solche  halten,  wenn  grössere  Gab^n 

1^  verordnet  werden;  dieses  geht  über  ihr  Begriffsvermö- 

^  gen,   indem   sie  schon  von  einzelnen  Streukügelchen 

p|  Verschlimmerungen,  von  Riechenlassen  die  schönsten 

g^  Erfolge   sehen  wollen«    Man  kann  sich  einen  —  oder 

^  vielmehr  keinen  —  Begriff  machen  von  solchen  Homöo- 

^  pathikern,  die  von  einzelnen  StrenkägelchenNatr.  muriat 

behaupten,  beim  Typhus  abdomin.  glückliche  Resultate 

^    erhielt  zu  haben,  und  den  einen  oder  den  andern  Tag^ 

I     darauf  bei  zögerndem  Stuhl  Esslöffelvollweis  OK  RicinI 

^     geben.  —  Homöopathie,  wie  specifisch  wirst  du  maltri* 

tirt,  damit  ein  Junger  Aesculap's  einen  neuen  Fetzen 

an  sich  heften  kann,  zum  Zeichen,  wie  er  mit  der  Wis«-^ 

cTenschaft  fortgeschritten! 

Ich  muss  noch  auf  einen  Umstand  aufmerksanr  ma» 
chen,  der,  wie  es  scheint,  bisher  gänzlich  ausser  Be- 
tracht geblieben.  Man  giebt  in  der  Regel  die  Arzneien 
in  Tincturen,  und  ich  glaube  auch^  dass  die  Tioctur  ini 
Allgemeinen  die  zweckmassigste  Form  ist,  indem  in  ihr 
.  das  Essentielle  eines  Stoffes  enthalten^  die  Bereitung 
eiii%  gleichmässige  ist,  dieTinctur  lange  aufbewahrt  wer- 
den  kann,  ohne  dassr  sie  in  ihrer  Kraft  verliert  oder 
sonst  verdirbt.  Allein  ich  habe  die  Erfahrung  gemacht, 
dass  man  doch  mit  ihr  nicht  immer  ausreicht,  dass  e» 
auch  darauf  ankommt,  ob  das  Extract,  die  Tinctnr 
oder  die  Blätter  etc.  eines  Arzneimittels  ihre  Anwendung 


^10  Originaiabhandiungen. 

finden.    Der  Erfolg  ist  sehr  überraschend,  wenn  in  isj 
Form,  in  welcher  das  Mittel  in  der  Rcji^el  g^e/cebea  watj 
eine  Veränderun/r  Statt  findet;  ich  habe  Ta^  iMKil 
Wochen  lang  die  Tinctar  eines  Mittels,   welches  nt 
specifisch  passend  schien,  ohne  allen  Nalzen  g^p^\ 
mich  hoch  verwundert,  dass,  ohneraebtet  massive  fr 
ben  mehrmals  des  Tags  verabreicht  worden,  ancb  aifk: 
die  geringste  Verfinderang  sichtbar  wurde,  die  Kraik- 
beit  steif  und  fest  auf  einem  Punkte  verharrte.  Ich  p^ 
stehe,  dass  die  Verlegenheit  nicht  f^ering  ist  md  mä 
stets  eine  traurige  Stimmung  befällt,   wenn  mich  cii| 
Arzneimittel^   von  dessen  hoher  Wirksamkeit  in  gt' 
wissen  krankhaften  Zustünden  des  Organismus  ich  ii 
meinem  Innersten  überzeugt  bin ,  verlaset ,  ohne  das 
ich  mir  auch  nur  den  geringsten  Aufscblass  zq  geht 
im  Stande  bin.    Ich  bin  nicht  gewohnt ,  piit  vielen  ii' 
vielerlei  Mitteln  zu  manövrirea,  mein  Geschütz  iat  nickt 
zi^hlreich;  aber  ich  weiss  damit  umzngehen,  uii4  ea  trill 
desto  sicherer.    Desswegen  beschranke  ich  mict^  niekt 
allein  auf  die  Tincturen,  ich  brauche  je  nach  den  Ua- 
standen  bald  Extr.^  bald  Blätter  etc.  und  mosis  beken- 
nen, dass  sijch  in  dieser  Applicationsweise  das  Medi- 
cament,  flem  schon  das  Verdammungsurtheil  zq^daelity 
oft  in  seinem  vollen  Glänze  zeigte.  —    Ich  wänsehe 
dass  von  Anderen  eben  so  verfahren  wvrde  and  biq  be- 
gierig, die  Resultate  zu  erfahren. 


3)  Einige  Worte  über  die  Stellung  der  Medi^ 
ein  zur  Wissenschaft  und  Gesetzgebung.  Vom 
Professor  Dr.  Werber  zu  Freiburg  im  Brm- 
gau.  *) 

Die  Medicin  hat  ein  eigenes  Schicksal  darch  ihre 
Stellung  zu  den  Forderungen,  welche  an  sie  ipemacbt 

^^    Den  Lesern  wird  es  angenehm  seyn,  den  Verf.,  der  leliler  durek 


Onginaktbhandluugen.  511 

^  I  werden,  die  sie  doch  nicht  erfälien  kann,  weil  es  ent- 
-cy  weder  ihrer  Natur  zuwider  ist  oder  weil  die  Bedin^un«» 
\  js;en,  welche  die  Erfulion/o;  der  an  sie  gestellten  E'or- 
■K  derungen  erheischt,  nicht  gestattet  werden.  In  gegen« 
91  wärtiger  Zeit,  wo  eine  unerhörte  Umwälzung  die  Me* 
^  dicin  ergriffen,  dass  sie  wie  ein  schwaches  Schiff  auf 
sturjD bewegter  See  hin  und  her  geschleudert  wird, 
möchten  zweckmässige  Erörterungen  ihrer  Stellung jwr 
Wissenschaft  und  zur  Gesetzgebung  nicht  ohne  Nutzeo 
erscheinen.  Jedoch  werde  ich  mich  auf  wenige  Punkte 
beschränken. 

1.    Die  Medicin  ist  keine  positive  Wissenschaf ty  son^ 

dem  eine  freie. 

Der  Angriff  des  Positiven  und  Freien  ist  vor  Allem 
klar  zu  machen  und  festzustellen.  Positiv  und  histo*' 
risch  dürfen  nicht  mit  einander  verwechselt  werden. 
Das  Positive  hat  seinen  Begriff  vom  Festgesetztseyn 
durch  eine  anerkannte  Gewalt  in  der  Gesellschaft;  bq 
ist  die  jJnrisprudenz  wie  die  Theologie  eine  positive 
Wissenschaft,  weil  ihre  Institutionen  durch  eine  aner« 
kannte  Gewalt  in  der  Gesellschaft  festgesetzt  und  er«* 
halten  werden.  Die  Institutionen  der  Theologie  imd 
Jurisprudenz  wurzeln  in  den  durch  die  Vernunft  er^ 
kannten  und  festgestellten  sittlich-religiösen  and  poli*- 
tiseh'burgerlichen  Interessen  der  in  Gesellschaft  leben* 
den  Menschen. 

Die  Medicin  aber  ist  keine  positive  Wissenschaft,  soo* 
dern  eine  freie.  Ihre  Institutionen  können  nicht  von  ei* 
nem  Gesammtwillen  ausgehen,  können  nicht  von  einer 
sittlich  -  religiösen  oder  politisch  -  bürgerlichen .  Gewalt 
dictirt  werden,  wornach  sich  jeder  Staatsburger  u 
achten  und  zu  richten  hätte.  -* 


Krankheit  von  dem  nterarlschen  Btarkte  eatfemt  gebalteft  wiri,  ein- 
fluil  wledensiiflndea  und  Iha  dieseUiea  Ideen,  welebe  er  ia  einem  treff- 
liehen  Aufsätze  vortrnig,  der  in  v.  Rottxck^»  und  WxLOiuui^^Staaia« 
lexicon  entluilten  iat,  entwickeln  an  sehen.  —    Gju 


51S  OriginalabhanMungen. 

die  •  gesetzi^ebende  Gewalt  für  die  Medidn  ist  m 
bevrasstrose  und  willenlose  Natur;  sie  mass  erfonekl 
und  aus^efraj^t,  Jahrhunderte  lang  mass  sie  beobteUd} 
und  belauscht  werden  ^  bis  der  menschliche  VersHiil 
Naturgesetze  gewonnen  hat.  ^ 

Diese,  durch  lange  Forschungen  der  Natur  abgew»: 
nenen  Gesetze  können  vom  Staate  politische  Bedeatnii 
erhalten,  wodurch  die  Staatsarzneikunde  entsteht  Akt 
freien   Wissenschaften   haben    eine   praktische   8eite,l 
wodurch  sie  in  das  Leben  der  Gesellschaft  eingreffiil 
und  daher  eine  politische  und  positive  Färbung  annek-l 
mttky  so  wie  umgekehrt  alle  an  sich  positiven  Wisfl 
Schäften  ein  freies  Element  in  sich  tragen,  wodurch  aej 
fähig  werden,   sich  fortzuentwickeln  und  anszubilta 
nach  dem  Fortschreiten  der  Menschheit«    Beschrinku; 
erleiden  also  die  freien  Wissenschaften,  mithin  die  li^ 
dicin  in  ihrer  positiven  Seite,  aber  nur  in  sofern,  ab 
sie  sich  durch  ihre  eigene  Gesetzgebung^  beschräoU, 
innerhalb  welcher  sie  die  freieste  Bewegung^  und  EBt- 
Wicklung  hat    Die  Medicin  darf  z.  B.  Niemanden  w^ 
der  negativ  noch  positiv  schaden;  negativ  durch  Un- 
terlassung allgemein  zweckmassig  bekannter  und  gebo- 
tener Kunsthilfe,  positiv  durch  Anwendung  als  allgemein 
schädlich  bekannter  und  verbotener  Behandinngsweise. 
Wie  also  die  an  sich  freie  Medicin  eine  Beschrinkun/C 
erleidet  durch  ihre  praktische  Ausübung  und  ihren  le- 
bendigen Eingriff  in  die  Gesellschaft,  durch  ihre  poli- 
tische Seite,  so  erhalten  die  an  sich  positiven  Wissen- 
schaften, wie  die  Theologie  und  die  Jurisprudenz,  eine 
freie  Richtung  und  Bewegung  in  der  Theorie,  in  der 
wissenschaftlichen  Entwicklung  und  Ausbildonj^» 
9,    Die  Medicin  ist  keine  apodiktische  WiMsenMchaft^ 
sondern  sie  beruht  auf  bioser  Wahrscheinlichkeit* 

Auf  Gewissheit  in  ihren  praktischen  Erfolgen  kann 
die  Medicin  niemals  Anspruch  machen,  denn  sie  hat  es 
mit  dem  Leben  zu  thun,  welches  eine  grosse  Breite 
in    der   Mannigfaltigkeit    seiner   Empfänglichkeit    und 


Originalabhandiungen.  518 

'URflckwirkangskraft  darbietet,  daher  eine  mathenatische 
■  Berechnun/s:  nicht  /g^estattet.  Schon  Celsus  saj^te:  Jfe- 
*t  dieina  est  ars  coiyecturalis,  and  die  neuere  Zeit  lehrt  9 
^  dass  sie  auch  eine  ars  experimenlalis  ist.  Es  ist  zu 
bedauern,  dass  die  experimentale  Methode  in  der  Me- 
"  diein  nicht  früher  angewendet  wurde,  indem  wir  jetzt 
A  bessere  Fruchte  hätten.  Die  gedankenlose  empirische 
ü  Medicin  ist  so  traurig  als  die  bodenlose  speculatifre; 
*  beide  sind  unfruchtbar.  Mancher  Arzt  ist  zu  grauen 
I  Haaren  gekommen,  ohne  wirkliche  fruchtvolle  Erfah- 
F  rung  gewonnen  zu  haben,  denn  um  Erfahrungen  und 
I    Beobachtungen  zu  machen,  ist  Geist  erforderlich. 

'  Weil  die  Medicin  keine  Gewissheit  hat,  so  kann  die 
Gesetzgebung  keine  Vorschriften  zur  Behandlang  der 
Kranken  geben  und  wenn  ein  gewisser  Eromann  den 
Vorschlag  der  Regierung  wicklich^  machte,  sie  solle 
Vorschriften,  wie  man  die  Kranken  zu  behandeln  habe, 
als  verbindliche  Gesetze  herausgeben,  so  muss  diess  nar 
als  eine  Ironie  aufgefasst  werden,  oder  der  Vorschlag- 
macher ist  seinem  Namen  nach  ein  irdischer  Geist,  in 
dem  kein  himmlischer  Athem  weht. 

3.    Die  Medicin  ist  keine  reine  Wissenschaft^  sondern 

sie  beruht  auf  Erfahrung. 

Man  wärde  vergeblich  sich  bemuhen,  die  Medicin  zo 
einer  reinen  oder  Vernunftwissenschaft  erheben  zn  wol- 
len; umsonst  wird  man  ihr  Gesetze  a  priori  untersteP 
len  wollen,  wie  sie  den  wirklich  speculativen  Wisseq- 
Schäften  zukommen. 

Das  Gedeihen  der  Medicin  kann  nur  durch  sorgfältige 
Beobachtungen  und  Erfahrungen  gefördert  werden;  ihre 
Gesetze  können  nur  durch  Analogie  und  Induction  ge- 
wonnen werden ;  aber  zu  diesen  Förderungen  and  Vor- 
schriften gelangt  man  nur  durch  vernünftiges  Beob« 
achten  und  Erfahren,  durch  Vergleichen  der  Erschei- 
nungen nach  Ursache  und  VlTirkung,  nach  Notbwendig- 
keit  und  Zufälligkeit  etc. 


514  Originalabhandlungen. 

Um  diesen  Zweck  zn  erreichen,  mass  dem  ArztFrfr' 
heU  der  Praxis  f^esihXiet  seyn ;  der  Arzt  noss  m 
Boden  haben,  worauf  er  Erfahrong^en  sammeln  kui:! 
der  Boden  ist  das  Krankenbette.  Am  Krankenbetteil 
der  licenzirte  Arzt  nach  bestem  Wissen  and  mit  refi- 
chem  Sinne  handeln  dürfen;  nur  auf  diese  Weise  la«l 
sich  Fortschritt  der  medieinischen  VTissenschaft  ai 
daraus  wieder  sichere  Besorgung  des  Wohls  der  Kra- 
ken erwarten.  ; 
4.    IHe  Medicin  iai  keine  blose  Wüsenschafl^  «(mdenl 

auch  eine  Kunst.  \ 

Sie  hat  die  «hohe  Bestimmung,   die   Krankheiten  u- 
verhüten  oder  dieselben,  wenn  sie  schon  eingebrochei [ 
sind,  zu  heilen^  oder,  falls  sie  nicht  heilbar  sind,  doek! 
zu  mildern*  Die  Kunst  bewahrheitet  oder  widerlegt  die  | 
Systeme  und  Theorieen  der  Medicin,  woraus  schon  die! 
Nothwendfgkeit  einer  frei  sich  bewegenden  Praxis  her- 1 
vorgeht;  denn  die  praktische  Medicin  soll  die  theore- 
tische bestätigen  oder  widerlegen.  — 
6.    Die  Medicin  ist  keine  fertige  Wissenschaft^  sondern 

stets  eine  werdende. 

Nur  für  die  mittelmässigen  Köpfe  ist  die  Medicin  eine 
fertige,  endliche  und  beschränkte  Wissenschaft,  weil  der 
Geist  ersterer  selbst  eine  beschränkte  Kraft  ist ;  für  dea 
fortschreitenden  Geist  ist  die  Medicin  eine  unendliche 
Wissenschaft,  stets  in  Verbesserungen,  in  Entwicklun- 
gen und  Fortschritten  begriffen ;  von  Zeit  zu  Zeit  macht 
die  Medicin  wie  jede  andere  Wissenschaft,  die  nicht 
vorzugsweise  positiv  ist,  grossartigere  Anstreng^ungen 
und  ruft  machtigere  Umwälzungen  hervor,  wenn  sie 
von  einer  neuen  Idee  ergriffen  ist;  die  ruhigeren  Zeiten 
sind  geeignet,  die  ins  Leben  der  Wissenschaft  und 
Kunst  hereingebrochenen  neuen  und  gewaltigen  Ideen 
ZQ  verarbeiten,  auszugleichen  und  zu  versöhnen  mit  dem 
schon  früher  Bestehenden. 

Wir  leben  in  einer  Zeit,  wo  die  Medicin  gerade  eine 
ihrer  grossartigsten  Erschütterungen  und  (Jmw&lzungen 


Originalabhandlungen.  5|ft 

erleidet,  wo  das  Alte  umgestürzt  wd  ein  aeues  Pfin^p 
7äUm  Aufbaue  der  Wissenschaft  und  Kiwst  ein^fäfift 
werden  soll. 

Der  gemeine  Tross  der  Aerzte  alter  »^liul^  «rfc^nnt 
den  unvolikoDimenen  Bau  der  Vesjte  niehU  in  welcher 
sie  hausen;  der  gemeine  Tross  der  Aerzte  neuer  Seliale 
fühlt  sich  behaglich  in  dem  luftigen  Gebäude,  welches 
die  genialem  Acrzte  der  Neuschule  aufgeführt  haben 
und  halten  sich  geborgen. 

Die  Wahrheit  ist,  dass  in  den  altbestehenden  Bau 
der  Medicin  ein  Neubau  gefugt  werde,  aber  der  Art» 
dass  sie  zusammen  ein  wohnliches  (JebiüQdß  der  Mediein 
in  Wissenschaft^ und  Kunst  darsjiellen.  Iß^  gii^bt  onr 
eine  Medicin ,  aber  diese  besteht  in  pn^r^ren  ausfähr 
renden  Heilarten,  welche  zusammen  des  Ganze  der  Me« 
dicin  ausmachen.  — 


4)  lieber  falsche  Krisen,  zu  Hivpokbateb'  wie 
«  zu  unserer  Zeit.     Von  Dr.  ScHnöN  zu  Hof  in 
Baiem. 


Die  Monate  Februar  und  M£rz  nehmen  bekanntNeh 
ausser  den  bereits  designirten  Todescandidalen  in  acuten 
Krankheitsformen  nicht  selten  auch  noch  eine  Menge 
vorher,  wie  es  schien,  gesunder  Leute  schnell  hinweg^ 
und  mit  Recht  versichert  desshalb  ein  sehr  alter,  aber 
wohlconservirter  Geistlicher:  „nun  ich  wieder  den  Fe- 
bruar und  März  überstanden  habe,  lebe  ich  wohl  auch 
noch  die  anderen  9  Monate  des  Jabres^^  80  denkt  aber 
nicht  der  Geistliche  allein,  sondern  die  ErAihrnng  bat 
die  Ansicht  zu  einer  sehr  allgemeinen  gemacht.  Die  Ur- 
sache der  Geführlicbkeit  dieser  Monate  liegt  wohl  n«r 
in  der  Unregelmässigkeit  und  Unbestindigkeit  der  Wit-> 
ternng.    Denn  die  verschiedenen  JahreseonstitatioM0 , 


516  Qrifinaimblumdiungen. 

voa  denen  Stdchham  sairt-  ^^neqne  calori,  Beqoefri-r 
l^rif  Bon  sicco  honidove  orhini  sauoi  debens,  sedilj 
oceolta  potias  et  in  explicabili  qaadam  altemtione  isf-f 
als  terrae  viseeribas  pendent^^,  werden  nicht  voraiji;!-' 
weise  so  bestimmten  Abschnitten  des  Jahren  besolden  > 
fahlbar,  sondern  machen  sich  in  ji^rSsseren  Zeitriiaa. 
geltend. 

Im  Schatzkfistlein  der  f:locklichen  medicinischeo  B^! 
obachtonjET,  im  Hipvokeatbs,  finden  wir  die  oben  ao9^l 
sprochene  Ansicht  schon  anbezweifelt  aosjV'esprochea:  ^  j 

xoun  xa&8CT9€iHrt  xcuQotai  xtu  dgcumg  ra  iuqcuoi  anoÖtdmnf  i^^)  i 
iiitta&tti,  xai  BvxQtvBtjfaxot  ol  rwoty  h  di  vounv  Mcarcurvaroißii^  \ 
nxarflMrroToi  Jtcu  dvcxQirot^^  (InitoxQOVovg  imSrjfi,  ro  derri^M 

SSwar  waren  anter  ^en  Lebensverhältnissen  des  Ver-l 
fassers  jenes  Baches  die  Monate  gegen  das  Frfihjikr ' 
hin  nicht  die,  in  welchen  die  Krankheiten  ,,anre/(el-{ 
m&ssijc  verlieren  ond  sich  nor  schwer  entschieden^*,  sm-  [ 
dem  es  war  der  Herbst  die  gefahrlichere  Zeit,  wess- 
halb  HippoKnATKs  den  schönen  Gedanken  in  Bezug  ai( 
ihn  ausspricht,  dass  er  äberhaapt  der  Exacerbation  der 
Abendseit  gleiche,  da  er  sich  zom  ganzen  Jahre,  weU 
ches  den  ganzen  Umlauf  der  Krankheiten  in  sieh  fas^e 
wie  die  Exacerbation  znr  Abendzeit  za  einem  Tag  der 
Krankheit  verhalte  (in  dem  oben  genannten  Buche> 
Könnte  sieh  in  dieser  Idee  nicht  ein  philosophischer 
Arzt  onserer  Zeit  recht  wohl  gefallen? 

In  unserm  Schatzkästlein  finden  wir  aber  noch  eine 
weitere  Beobachtong  ansgesprochen ,  die  über  die  Art 
einer  Unregelmässigkeit  der  Krankheiten  selbst  Auf- 
schluss  giebt,  welche  ich  in  den  Monaten  Febrnar  und 
März  dieses  Jahres  zu  meinem  grossen  Leidwesen  ei- 
nigemal habe  erfahren  mässen,  die  indess  vielleicht  leicht 
übersehen  werden  dürfte. 

Die  Beobachtung  laatet:  yyTa  de  xQivoifxa  im  xo  ßslnor, 
m  avTixa  imqiouvec^m^^*  In  mehreren  Fällen,  deren  ich 
noch  erwähnen  werde,  trat  das  günstige  Zeichen,  das 
sonst  die  eintretende  Krise  zo  verkünden  und  so  be« 


V 


(Mgmalabhandlun^i.  517 

i*'  gleiten  pflegt  (es  war  ein  heller,  nalürlicb  gefärbter 
^  Urin  mit  oder  ohne  eine,  am  Boden  ruhende,  Wolke), 
i  zu  Anfang  der  Krankheit  ein  und  es  bestätigte  sich  die 
rt  weitere,  von  Hippokratbs  gemachte  Beobachtung,  de- 
I   ren  zu  Folge  kritische  Anzeigen,  die  keine  Krise  her- 
!i    beiführen,  einen   baldigen  Tod   oder  wenigstens  eine 
schwer  eintretende  Entscheidung  der  Krankheit  andeo- 
r     ten:  ^^Ta  itgicifia^^,  sagt  er,  yyfiri  xQifovra^  ra  fiBv  'duvavoideaf 
T«  dB  dvaxQna^^.    Beides  habe  ich  erfahren  müssen.    Die 
höhe  Gefahr  wird  durch  Rückfälle  bedingt,  wie  ich  sie 
ohne  nachweisliche  Veranlassung  von  aussen  unter  soU 
eben  Umstünden  habe  auftreten  sehen.    Und  auch  die- 
sen Umstand  hatte  der  scharfe  Beobachter  aufgefasst 
und  es  leicht  gemacht,  ihm  nachzubeobachten.  yyTanQo- 

HQivofMvay  riv  w/juog  XQi&ißy  vnocTQoqsai,  r[v  de  firi,  axQKTiou^^* 

Mit  wie  wenig  Worten  hat  hier  Hippokratbs  eine 
Lehre  klar  und  gründlich  vorgetragen,  welche  nur  die 
feinste  Beobachtung  auffassen  und  mit  solcher  Bestimmt- 
heit hinstellen  konnte!  In  solchen  Dingen  liegt  die 
Grösse  und  der  Werth  der  Hippokratisehen  Schriften. 

Man  ist  uneinig,  ob  das  Buch,  ans  dem  obige  Stellen 
genommen  sind  {^EmdinjLuaif  xo  Sevregof,')^  ein  achtes  Hip- 
pokratisches  Buch  sei,  und  während  Erotian,  Spon  und 
Trilijcr  es  zu  den  ächten  zählen,  hält  Galen  es  für  ein 
Opus  zweier  Autoren,  den  Hippokratbs  nämlich  selbst, 
und  seines  Sohnes  Thessalus,  und  FOsius,  Uallbr, 
Grüner  und  Gruim  sprechen  es  fftr  ein  unächtes  an. 
Für  den  Werth  der  Beobachtungen  ist  es  gleichgiltig , 
we^  sie  gemacht  hat,  aber  die  Beobachtungen  selbst  stem-. 
pein  den,  der  sie  anfgefasst  und  festgestellt  ^  zum  na- 
turgetreuen, tüchtigen  Beobachter  und  grossen  Arzte. 

Häufig  sprechen  sich  die  Aerzte  unserer  Zeit  dahin 
ans,  dass  von  Hippokratbs  bezüglich  der  Krisen  und  ihrer 
chronischen  Verhältnisse  gemachte  Beobachtungen  bei 
«ler  jetzigen  Constitution  der  Menschen  nicht  mehr  von 
grossem  Werthe  seien,  da  die  Krisen  weder  ihrer  Qua- 
lität nach,  noch  bezüglich  ihrer  Zeitverhältnisse  sich 


il8  Orijfimmlmbkmidhm^enm 

BOfb  8d,  wie  zü  HippoKRATis'  Zeiten  9  verhielteo.  U| 
luibe  schoD  einigemtkl  daniaf  aarmerksam  gemmdUi  tm 
bei  einer,  den  natfirliehen  Kranicheitsverlaor  weoifjtr 
iieeiiitriehfi|i:endeii  Behandhiiiipi weise ,  miBienUidi  U; 
Vermeidcm^  iierti;>:er  antipathiseher  Proeedoren,  stchfe! 
Natarheilkraft  auf  ji^anz  äbnlieiie,  ja  meist  ||:aiis  gfciek' 
Weiae,  wie  zn  Hifpokeatis'  Zeilea  i^^ltead  nacbe  mi , 
die  Kranitheit  beende*  Der  Hippokratlselie  Aoaspnd: 
CintSripuof  to  inroi)  „die  Natar  thot,  ohne  CJiiterrieht  g^ 
BOsseD  am  babea^  ohne  dareh  Stadiom  i^eleitet  sa  wer* 
den,  daa,  was  nützlich  ist^  (in  Krankheiten  nimlidi), 
maelit  sieh  noch  ganz  anf  dieselbe  Weise  g^Hend,  wk 
zu  Jener  Zeit,  da  er  ausgesprochen  worden,  so  Ikiige 
der  Arzt  naturae  minister  bleibt  Wo  er  di^cf  sese 
Pflicht  vergisst  und  durch  heftige  Eingriffe  die  Heu- 
Operationen  der  Natur  alterirt,  tritt  natürlich  der  andeit 
Fall  ein,  der  ein  Abweichen  der  Erscheinungen  vn 
denen-  des  natärlicben,  von  Hippokrates^  so  trenlich  nf- 
gefassten  und  beschriebenen  Krankheitsverlanfes  noth- 
wendig  bedingt. ' 

Nun  einige  Belege  zu  den  oben  mitgetheilten  Beob- 
achtungen. 

Die  Monate  Februar  und  März  dieses  Jahres  wäret 
von  höchst  wechselnden  klimatischen  Verhältnissen  bo- 
gleitet. Fast  täglich  änderte  sich  das  Wetter,  und  wenn 
heute  Schnee  vom  Himmel  fiel  und  es  gefror,  so  warea 
morgen  wieder  einige  Grade  Wärme  und  es  regnete 
auch  wohl.  Der  Wind  blies  fast  täglich  aus  einer  •an- 
dern Himmelsgegend  und  das  Eis  anf  unserer  Saale 
gieng  dreimal  fort  und  ersetzte  sich  dreimal  wieder. 
Dazu  harmonirte  der  Barometerstand  durchaus  nicht 
mit  der  Qualität  der  Witterung,  so  dass  nicht  selten 
bei  hohem  Stande  des  Quecksilbers  schlechtes  Wetter 
obwaltete,  und  umgewendet  schöne  Witterung  eintrat^ 
wenn  nach  dem  Stande  des  Barometers  schlechtes  Wet-^ 

4 

ter  wäre  zu  erwarten  gewesen.    Es  waren  mit  einem 


Worte:   y^dHataarecTet  xcagat^^.     Die    yyVßfföi  dxwcactoi   xai 

9vaxQixoi^  fehlten  auch  nichts 

Ein  Müdche»  von  9  JahFen,  krafli^r  Leibescon«ti- 
tation,  wurde  Abends  nach  mebrständigem,  allgettdnem 
Unwoblseyn  von  hefti|;eni  Froste  überfallen,  der  meh- 
rere Standen  anhielt.  Zagieich  bekam  Pat.  Stichschmers 
unter  der  rechten  Brustwarze,  der  beim  Athmen  und  bei 
Bewegung  sich  um  vieles  vermehrte.  Während  der 
Nacht  wechselte  die  Kalte  mit  Hitze.  Der  Kopf  wurde 
beiss,  der  Athem  kurz,  der  Schlaf  nur  höchst  weptg 
und  sehr  unruiiig.    Dabei  vrar  grosser  Durst  zugegen. 

Als  ich  am  nächsten  Morgen  das  M&dchen  besuchte, 
fand  !ch  dasselbe  sehr  heiss,  mit  aufgetriebenem  Ge- 
sichte und  glänzenden  Augen.  Der  Athem  war  kurz, 
nicht  selten  von  Klagetonen  begleitet.  Es  klagte  Pa- 
tientin über  heftiges  Stechen,  das  ihr  den  Athem  be- 
nahm. Der  Kopf  schmerzte.  Die  kranke  Stelle  reso- 
nirte  bei  angewendeter  Percussion  sowohl  nach  vorne, 
wie  nach  hinten  fast  gar  nicht.  Das  Atbemgerfiuscfa 
vernahm  man  mit  dem  Stethoskop  nur  selten  und  leise 
in  d^r  kranken  Stelle:,  und  die  Stimme  hallte  agopho-^ 
nisch  im  Rohre  wieder.  Selten  erfolgte  ein  kurzer, 
trockener  Husten  ohne  allen  Auswurf,  der  den  Schmerz 
in  der  Brust  sehr  vermehrt«.  Der  Puls  machte  IfO 
SeblKge'  und  war  kräftig  umt-  voll.  Der  Durst  war  sehr 
greesi  Die  Häuf  war  trocken  —  der  Urin  war  wie 
der  ein€f9  6es«nden^  hell"  und'  weingelb. 

Dtese  hier  eine  Pfieuresie  obwalte,  war  ausser  Zwei<- 
feV;  aber  es  fiel  mir  der  Urin  auf,  der  unter  ähnlf- 
(Atetv  umständen  sonst  sehr  dunkel,  jumentSs  zu' seyn 
pflegt;  Ich  wefss-  gar  wohl,  dass  dfe  Uroskopie  von'  gar 
vielev  Aerzten  gänzlich  verachtet  wird,  allein  ich  ge- 
traue- mir*  ohne  diese  Beihilfe  nie  aber  den  Gang  einer 
fiebferhaften  Krankheit  mit  Bestimmtheit  zu  urtheiltai 

Ich  behandelte  Pat.  mit  Aconit  und-  Bryonia-,  und* 
gab^  die  adrengsten  Verhattungsmaasregeln.  Am  zrwei- 
ten  Itvrgen  fand  leh  aHe  Sympttaie,  vri»  am  ersten, 


Originaiabhandlungen.  ,  591 

Anfall  erlitten  hatte.  Seit  jener  Zeit  geschah  es  nieht 
selten,  dass  er  über  einen  dröekenden  Schmerz  in  nnd 
ober  der  Herzgrube  klagte. 

In  den  ersten  Tagen  des  verflossenen  Febr.  hatte^ sieh 
derselbe  bei  anstrengender  Arbeit  in  einer  warmen  Stube 
sehr  erhitzt  und  sich  darauf  erkältet,  worauf  er  sich  einige 
Tage  nicht  ganz  wohl  fühlte-   Am  7.  Nachmittags  über- 
fiel ihn  ein  Schüttelfrost,  und  Paf.  Hess  mich  Abends  zu 
sich  rufen.    Ich  fand  Pat.  in  heftigem  Fieber  liegend 
und  über  den  ganzen  Körper  bereits  schwitzend.    Er 
klagte  über  Eingenommenheit  des  Kopfes,  die  höchste 
Abgeschlagenheit  des  ganzen  Körpers,  namentlich  der 
unteren  und  oberen  Extremitüten,   und  Druck  in  und 
über  der  Herzgrube.  Sein  Kopf  war  heiss,  seine  Zunge 
weiss  belegt,  der  Mund-Geschmack  nicht  verändert.  Die 
Respiration  war  ziemlich  kurz  und  als  Hinderniss  für  tie- 
fes Einathmen  gab  Pat  den  gemeldeten  Druck  an.  Die 
ganze  drust  resonirte  bei  angestellter  Percussion  gut,' 
bis  auf  eine  Stelle  zwischen  der  rechten  Brustwarze 
und  dem  Brustbeine,  an  der  der  Ton  ganz  dumpf  war. 
Mit  dem  Stethoskope  hörte  ich  an  jener  Stelle  nur  zu- 
wiBilen  Bronehialrespiration  mit  feuchtem  Rasseln,  ge- 
wöhnlich vernahm  ich  gar  keinen  Ton.    Bei  Untersa- 
chnng  des  Unterleibes  fand  ich  keine  Anomalie.    Der 
Puls  machte  100— 1Q4  nicht  eben  starke  Schläge.   Der 
Durst  war  sehr  heftig.    (Urin  war  nicht  da>.   Pat.  war 
fiosserst  kleinmüthig  und  verzagt. 

Es  war  mir  nicht  klar,  welche  Krankheit  ich  vor  mir 
hatte.  Ich  Hess  die  nasse  Wäsche  ^wegnehmen  uiid 
den  Pat.  mit  gewärmter  frisch  bekleiden  und  massig 
warm  halten,  empfahl  frisches  Wasser  zum  Getränke 
so  viel  dem  Pat.  beliebte,  und  gab  bis  zum  nächsten 
Morgen  Aconit  1.,  mit  Milchzucker  verrieben,  allstnnd- 
lich  zu  einer  Messerspitze.  Die  Nacht  vergieng  ohne 
Schlaf  bei  heftiger  Angst,  vielem  Herumwerfen  und 
kläglichem  Jammern.    Ich  hatte  vermuthet,  es  werde 

sich  am  nächsten  die.  Krankheit  Morgen  als  Pnenmonie 
mroii,  B^  X.  :  84 


kernosstellen,  alleia  es  war  nicht  so«  Pat.  müi  aaiick-; 
ft^il  ]l|arj(eii  sehr  blass  abs,  klagte  über  j^roaaellK- 
tigkeit  und  Abgescblagenheit.  Seine  ▲thmosphire  ImI 
eiaeo  eigeolhiiiiiUclieii  lau^^enartii^eii ,  scharfen  GtaA^ 
wie  niaii  ihn  zuweilen  bei  Faulfieberkranken  findet  Db' 
Kopf  eingenommen,  Zonge  sieh  som  Troeknen  net^aii 
aamentlich  in  der  Mitte,  Respiration  kurv,  der  Dnd 
wmr  auf  einer  grösseren  Stelle  nach  dem  reefatea  L» 
genlappen  fühlbar,  Auscultationston  dort  dnaipf,  iBd« 
Respirationsgerioseh  nahm  ich  gar  nieht  mehr  wik 
Pat«  hostete  an  weilen  schwach  und  förderte  einen  hm* 
nen,  leberfarbenen  Auswarf  zu  Tage,  der  anffiUd 
scharf  roch.  Die  Haut  war  heute  ebenfalls  feacht  Dq 
Puli  machte  wieder  gegen  100  nicht  starke  Sebllgi, 
päd  der  Urin  war  wie  der  eines  Gesnndea ,,  aar  etwi 
ipa  9lMarotbe  fallend. 

Es  war  mir  klar,  dass  ich  eine  gewöhnliche  Poer 
monie  nicht  vor  mir  hatte,  im  Gegentbeil  g^Iaabte  Mi 
Wk^  beginnende  Pqtrescenz  der  rechten  Long^  (LiAiuubA 
Typhus  pleuriticus)  furchten  zu  mässen.  Beeoaders » 
Hilgf  nehm  war  mir  aber  der  Urin,  da  er  so  keine  Eriie 
Tsrsprach  und  die  Haut  bereits  aaginag  schwifate.  Ick 
verordnete  Carbo  veget.  3»,  mit  Zucker  verrieben,  tk- 
wechselpd  mit  Aconit,  und  liesf  die  Arme  and^Beiie 
4ea  Pat  mit  warmem  Essig  wasefien* 

So  verlief  die  Krankheit  bei  höchster  Abgeaehlagei- 
heit  und  Muthlosigkeit,  gio^lichem  Appetitmaag;el  asd 
iipg^tMchen,  meist  schlaflosen  NicJiten,  meist  feaehter 
Haut  upd  ganz  hellem  Urioe  bis  sum  7.  Tage«  Der 
acditffe  (Semch  hatte  sich  etwas  gemindert,  auefa  der 
An^worf  war  manchen  Tag  seltener  und  gerachleser. 
P^  Ucock  hatte  aber  nicht  abgenommen.  Oeftiong  hat- 
ten Litvements  geschafft.  Am  7.  Tag  wurde  der  um 
trübe,  Pat.  heilerer,  die  Respiration  etwas  freier,  der 
Druck  geringer  und  Pat.  fassts  einigen  Huth,  and  ich 
mit  ihm  einige  Hoffnung.  Allein  die  Remission^war  von 
l^nraer  Pfiuer.    Am  &  Tage  befand  sieh  Pat.  leidUeh, 


'aber  die  Aascaltation  gab  kein  besseres  Resultat,  im 
Gegentheil  schien  die  kranke  Stelle  g^sser  ond  der 
Urin  war  wieder  hell,  aber  wie  mit  Blat  roth  getärht  Di» 
Nach  t  war  angstvoll  ond  am  9.  Tag  befand  sich  Pat.  schleeh* 
ter,  als  alle  vorhergehenden*  Der  scharfe,  jetzt  mehr  fau- 
lige Geruch  stellte  sich  wieder  ein,  die  Respiration  kir- 
ser,  die  Prostration  der  Kräfte  grösser.  Ich  interpo- 
nirte  den  vorigen  Mitteln  einige  Gaben  Arsenik  1«,  and 
Kess  den  Pat*  mit  warmem  Wein  waschen. 

Noch  einigemal  schien  Besserung  eintreten  und  sich 
die  äbeln  Symptome  vermindern  zu  wollen,  allein  das 
Resultat  der  örtlichen  Untersuchung  wurde  insofern  Im- 
mer schlechter,  als  die  nicht  athmende  Stelle  sich  ver- 
grösserte  and  der  Auswurf  sich  vermehrte.  Es  kam 
nie  eine  Urinkrise  au  Stande.  Die  Zange  wurde  trok- 
kener,  gegen  den  80.  Tag  hin  der  Athem  keuchend,,  der 
kleine  Puls  zagend,  der  Urin  immer  blutrother,  dabei 
aber  hell.  Am  tl.  Tag  erfolgten  2  blutige,  äusserst 
abelriechende  Durchfälle  und  gegen  Abend  der  Tod, 
nachdem  Pat.  noch  einige  Minuten  vorher  mit  Bewasst- 
neyn  etwas  gesprochen  hatte»  Die  Seetion  wurde  mir, 
selbst  bei  dringendsten  Bitten,  nicht  erlaubt.  Die  kranke 
Stelle  resonirte  im  Leichnam  gar  nicht  mehr,  und  ich 
bin  fest  überzeugt,  daers  (primfire)  GangrAn  eines 
Theils  der  rechten  Lunge  vorhanden  war. 

Schweiss  und  heller  Urin  hatten  die  Krankheit  vom 
Anbeginn  bis  zu  Ende  begleitet^  der  ^^poaog  aHutactog^ 
wurde  auch  noch  „Acpfro^^  und  die  y^KQunfut  fiti  x^iyotraf^ 
wurden  yy^avaradMa^. 

Dieser  Fall  war  fibrigens  der  einzige  derartige,  den 
ich  bisher  zu  sehen  Gelegenheit  gehabt 

Am  8.  Mirz  Abends  bekam  eine  junge,  zwar 
schwichliche^  indess  doch  relativ  gesunde  Dame  Schdt- 
telArost  mit  Kopfweh  und  Mattigkeit.  Nach  einiges 
Stunden  kehrte  statt  der  Kilte  Hitze  bei  ihr  ein,  mit 
heftigem  Durste,  Hustenreiz  and  scharfen  Stichen  an- 
ter der  rechten  Brust  Noch  jenen  Abend  gab  ich  Aconit 

84. 


St4  Oriffinalabhandlungen. 

ood  Bryonia  weciiscliid  (4  Tropfen  in  ein  Schoppenghi 
Wasser,  wovou  alle  2  Stunden  ein   fisslöffel  voU  p- 
geben  wurde).    Die  Nacht  vergieng  mit  Angst,  Wck* 
klagen  und  lauten  Delirien.    Am  9.  früh  sah  dasGe* 
sieht  der  Pat.  sehr  rolh  aus,  mit  gläna&eiideni  unmkjgtif 
Blicke.    Der  Kopf  that  in  der  Stirne    Mreh   nnd  m\ 
dräckend.    Die  Zunge  war  weiss  belebt ,  aber  sdii: 
feocht*    Der  Geschmack  war  pappig,   der  Dorst  gn^i 
Die  Respiration  war  kur%,  der  Husten  nicht  hfiofig,  ikcrl 
er  vermehrte  das  heftige  Siechen  mn  Vieles  nnd  forderfci 
wenig  weisse,  schleimige  ISputa  zu  Tag'e.    Die  Steh 
unter  der  rechten  Brust  resonirte  am  vordem  ^  wien 
hintern  Thorax  sehr  dumpf,  und  gab  fast  ^ar  kein  Be- 
spirationsger&usch.    Die  Stimme  hallte   im  Stethoskif 
agophonisch.    Puls  180  Schlüge.    Im  Unterleib  klagte 
Pat.  nichts.    Die  Mattigkeit  war  gross,  die  Haut  trok- 
ken  und  der  Urin  gan%  weingelb  und  klavy  mit  ebm 
leiehCen  nebelarägen  Wolke  in  der  Miiie.    Nor  dies 
eine   letzte  Symptom,    das   ich   in  jener    Zeit   öften 
beobachtet  hatte,  machte  mich   sorglich.     In   der  0^ 
dination    bezugs   der  Medicamente    wurde    nichts  g^ 
lindert,  nur  wurde  auf  die  kranke  Stelle   ein  Vesio- 
tor  gelegt.    Der  Tag  vergieng  fast  um  niehts  besser, 
als  die  Nacht.    Die  einigermassen  gegen  Morgen  ein- 
getretene   Remission    hörte    schon    früh    10    Uhr   auf. 
Die  Nacht  war  noch  ängstlicher,  und  voll  Unruhe  nnd 
Delirien.  Am  Morgen  des  dritten  Tages  hatte  sich  zna 
Stechen  auch  noch  drückende  Schwere  in  der  kranken 
Stelle  eingefunden.   Der  Husten  war  heute  heftiger  und 
hittfiger,   und  die  Sputa   blutstreifig  und  blasig.    Die 
Stelle  resonirte  nicht  und  gab  kein  Athemgeräusch^  die 
Stimme   resonirte   summend   agophonisch.    Puls  jagte 
mit  mehr  als  120  schwachen  Schlägen,  Pat.   keuchte 
und  bewegte  beim  Athmen  die  Nasenflügel.    Die  Hitze 
war  gross,   die  Haut  aber  stellenweise  etwas  feacht 
und  der  Urin  weingelb  und  hell.    Die  Ordination  blieb, 
aber  gegen  Abend  ward  der  Husten  äusserst  kraftlos 


Ori^aiabhimdiungen.  St6 

Smnd    matty    die    Sputa    konnten   nicht   herauf^ebracht 
i^verden  .-—  ich    fürchtete   Lan^enparalyse.    Dabei  [be« 
Ifhaoptete. Patientin,  es  müsse  Jemand  in  der  Stabe  Ni- 
i^el  in  ein  Brett  schlafen.    Ich  liess'^  kalte  Umschläge 
H  auf  den  Kopf  machen  und  interponirte  den  vorlf^en  Mit- 
I  lein  einige  Gaben  Tart.  emet  1.  git  j.    Es  hatte  sich 
I  hier  zur  Pleuresie  auch  Pneumonie  gesellt  und  der  Kopf 
I  schien   bedenklich  am   Leiden  Theil   zu  nehmen*    Die 
I  Nacht  gieng  unter  stillen  Delirien  und  einer  Art  Be- 
I  täobnng  hin,  während  welcher  Pat.  mit  offenem  Munde, 
,  halboffenen  Augen   und    blassem  Gesichte  kurzatbmig 
zu  schlafen  schien.    Am  Morgen  des  5.  Tages  schien 
etwas  Ruhe  eingetreten  zu  seyn.  Der  Puls  machte  100 
schwache  Schlüge,  die  Haut  war  feucht  —  allein  der 
Husten  war  matt  und  kurz,  die  wenigen  Sputa  blutig, 
Athemgeräusch  und  Resonanz  fehlten  an  der  kranken 
Stelle,  auf  welcher  der  Druck  nicht  nachgelassen  hatte, 
der  Kopf  war  äusserst  eingenommen,  Pat.  hörte  noch 
bisweilen  das  beschriebene  Klopfen,  die  Mattigkeit  war 
sehr  gross  und  der  Urin  helly  aber  rSther  ah  bisher^ 
die  Zunge  schien  mitten  trocken  werden  zu  wollen.  Es 
wurde  Aconit  in  Trinkwasser  gegeben,  dann  aber  Tart« 
emet.  wechselnd  mit  Senega  1.  gtt.  j  verabreicht  und 
die  Umschläge  fortgesetzt  Nachmittags  stellte  sich  bei 
etwas   kräftigerm  Husten  aufs  Neue  Stichschmerz  in 
der  kranken  Stelle  ein  und  es  wurde  nun  während  der 
Nacht  zwischen  Bryunia  und  Tart.  emet  gewechselt, 
vorher  aber  aufs  Brustbein  ein  neues  Vesicator  gelegt 
Die  Nacht  vergieng  ohne  grosse  Aufregung,  aber  schlaf- 
los ,  bis  gegen  Morgen  einige  Stunden  Schlaf  eintrat. 
Morgens  den  6*  Tag  wenig  verändert,  nur  der  Stich- 
schmerz vermindert  und  der  Druck  geringer«  Die  Stelle 
tönte  noch  nicht,  aber  ich  hörte  zuweilen  Bronchial- 
Respiration  mit  feuchtem  Rasseln ;  Husten  kräftiger,  der 
Puls  96  Schläge,   die  etwas  kräftiger  schienen*    Die 
Zunge  war  reiner,   aber   noch  etwas  trocken  in  der 
Mitte  (vielleicht  vom  offenen  Munde  während  der  Naeht> 


Der  Kopf  war  freier,  ohne  Bopfgcrlagch,  itoHrij 
feMht,  der  Urin  jumetUt§.   Es  ward  wieder  AmI 
md  BryoBie  gegehen.  Dtr  Tmg  Terliaf  leidlieh.  AM 
werde  mittelet  LeTemente  aee  frieehem  W^Meer  8l# 
gmg  hervor jperafen,  da  Fat  fber  Qmmi  «ad  SchM 
im  Unterleib  klagte.    Der  Hasten  war    wdhiead  iij 
Nacht  hAaii^er  und  sehr  beseh weriieh ,  indeas  waa- 
die  Sputa  hiofiger  und  weniger  gefärbt.    In  dei  ta*! 
atenfreien  Z wischenriumen  sehlief  Fat,  aber  iauaer  Md| 
onerqoicklieb. 

Der  Morjf^ea  des  7.  Tmges  versptach  Goten.  Fat  m\ 
wenif^er  aufgeregt)  der  Fois  96—96  8chU]|^,  dhirBnli 
feacbt,  kein  Stiehschmerz,  wenij^er  Druck ,  ReapirtGa 
BHt  Sebleimrasseln  deotlicher,  die  kranke  Stelle  ra^ 
nirt  etwas  deotlieher,  Spata  vrenig  getttthi^  die  Zaip 
fast  rein  and  wieder  ^anz  feneht,  Blick  heiterer,  le- 
vregung  freier,  Hast  feocht  —  aber  der  Unit  weiagcft. 
dorcbsiebtig:  ond  ohne  Wolke  oder  Bodensats.  fNeOi^ 
diaation  bestand  in  Aconit  ond  Bryonia.  Ohne  dassM 
ir|;end  einen  Fehler  begangen^  stellte  sich  Nachmittip 
gegen  5  Uhr  ein  farcht barer  Krampfhosten  ein,  4er 
ausserordentlich  lange  anhaltende  Paroxysmen  mit  ad 
brachte.  In  Folge  dieses  Hastens  entstand  wieder  brf* 
tiger  Stichschmerz  in  der  ursprunglich  kranken  Oegeoii 
sa  wie  unter  der  Clavicula  der  rechten  Seite  and  in  der 
obern  Lebergegend,  der  Puls  steigerte  sich  wieder  aaf 
108  Schlüge,  es  zeigte  sich  wieder  blutgestreifter  Aus- 
wurf und  im  Kopfe  begann  es  wieder  zn  klopfen.  Ich 
sah  mich  Abends  genöthigt,  ausser  den  innerlieh  an- 
gewendeten Mitteln  3  Meerrettigpflast er  auf  die  3  schmerz- 
haften Stellen  und  kalte  Umschlüge  auf  den  Kopf  le- 
gen zu  lassen«  Coccnlus  stillte  den  wdthenden  Hnsteo, 
die  Neerrettigpflaster  verminderten  den  Stiehschnerz 
um  Vieles.  Indessen  blieb  die  Nacht  schlecht  ond  vn« 
ruhig,  mit  sehr  kurzer  Respiration.  Auch  anr  Beaeüi- 
gang  dieses  neuen  Anfalles  that  der  Urin  nichts,  da  er 
noeli  bis  zum  14.  Tag  der  Krankheit  hell  blieh.    Dm 


nrttfrfttMfufliärttffiiiitfJfrt  MÜ 

• 

«pMhirfeil  der  Pal.  wttrde  WAbrend  dieeiir  Seit  i#ltr  et«- 
ijlwM  beswef^  aber  €to  kotinte  das  Itette  ntehi  verlAMeft» 
i§Am  14  Taf  worde  der  Urla  erst  wieder  jameAtM  Ml 
hl»  den  BiehstM  Tanten  hell,  einen  wolkigen  Bodeneati 
g  faUen  lassend.  Jetnt  entsehied  er  aacb  dte  KrankM^ 
d  und  jregen  den  18.  Tag  hin  konnte  Vät.  das  Be(M  i^M««' 
^  lassen.  Die  kranke  Stelle  fieng  wieder  an  m  i^SdU^ 
I  ren  ond  gab  deotlieh,  wenn  Aach  mit  Rasseln  itntetw 
^  nasehtes  Respirations|terfiuseh.  Der  Auswurf  wnrdi 
knollig  (gekocht)^  bSufig  ond  leicht  beweglich.  Dte 
Zange  aeigte  sich  rein,  der  Appetit  stellte  sieh  wieder 
ein ,  der  Schlaf  worde  erqaicklich  ond  die  KMftb  nah- 
men zu.  Es  blieb  indess  eine  gewisse  Empfindlichkeit 
der  urspränglich  krank  gewordenen  Stelle^  ohne  daSS 
Percussion  oder  Anscoltalton  eine  Abnormität  wS;hräeU« 
men  konnten. 

So  kamen  mir  in  diesen  Monaten  noch  mehrere,  den 
eraihlten  ähnliche  Fälle  vor,  in  denen  sümmtlidi  dcir 
Urin  hell  blieb,  Fälle,  die  sich  schwer  und  erst  nseh  Rddt- 
fällen  unter  grossen  Schwierigkeiten  endeteft.  Di^ 
Monate  ond  ihre  Krankheitsformen  gaben  ein  laüttt 
Keogniss  davon,  dass  des  1Iippokra5^bS  äebMdbluhjJlf^n 
besöglich  der  Krisen  auch  heute  noch  wahr  sind  und  daüi 
die  menschliehe  Natur  seit  jener  {Seit  doth  dicielbe  g^ 
blieben  ist. 


/ 


6)  Es  giebt  drei  Heüprincipe.     Van  Dr.  ScbröS 

gegen  Dr.  HelMb.  ^) 

h 

Wer  eine  neue   Idee  zu   Tage  gefördert  hat   nad 
für   sie  Anerkennung  zu  erwerben   sucht,   der  muss 


*)  S.  Hjg.  vn.  926,  Note,  allg.  hom.  Zeftang  B4«  XIV.  Nr.  S,  Hjfg* 
iX,  S5S  o.  f.  und  Jahrbücher  der  Homöopathie  tob  Dr^ViRtaiiBTiB, 
Il,e0a.  f.    8. 


fin  Orijfinaiabhandhmgen. 

vor  Allem  Grande,  wo  möf^lich  uiminstössHche  Beircfai 
ffir  die  Wahrheit  seiner  Idee  entwickeln»  Nur  M 
8tichhalti||:e,  apriorische  Gründe  oder  dnrch  feststehcalt, 
sprechende  Facta  kann  er  seiner  neuen  Idee  m 
Bedeutung  geben,  wodurch  sie  dann  fiber  eine  blaw 
sobjective  Ansicht,  über  eine  Meinong^^  ein  Daförbiltn  \ 
erhoben  wird.  — 

Sätze  aber,  die  da  eingeleitet  sind  mit:  „weimi 
sollte  B  nicht  auch  machen  können,  so..'^;  „ 
sollte  denn  Blasenpflaster  nicht  auch  etc.  erzeogen 
nen^^?  CPyg-  VII.  226)  oder:  „gäbe  man  10  Trippe^ 
kranken  ein  Brechmittel,  warum  würde  nicht  bei  Eim-l 
gen  eine  Versetzung  auf  die  Hoden  erfol^g^en  ^^  ?  (allg. 
hom.  Zeit  Bd.  XIV.  Nr.  2)  oder:  „wenn  ein  Brechnit- 
tel  80  sehr  erschütternd  wirkt,  warum  soll  es  denn  ^ 
nicht  auch  etc.  eine  Gonorrhöa  unterdrücken  können^l 
n.  s.  w.;  dies  sind  keine  Beweise^  da  letztere  zb  zei- 
gen hatten,  dass  Dies  oder  Jenes  so  seyn  mösse  aa4 
nicht  anders  seyn  könne,  und  dass  eben  desshalb  em 
Drittes  und  Viertes  so  und  wieder  nicht  anders  seyn 
könne  u.  s.  w.  ^ 

Mit  Vermuthungen  begründet  man  nichts;  insofeme 
man  sich  aber  beikommen  lässt,  Sätze  damit  begrönden 
zu  wollen^  muss  man  sich  gefallen  lassen,  dass  ein 
Zweiter  und  Dritter  sage:  was  du  da  vermuthest, 
scheint  mir  aus  den  und  den  Gründen  nicht  haltbar  und 
ich  kann  meine  frühere  Ansicht  von  der  Sache  nicht 
aufgeben,  weil  die  Sätze,  welche  du  mit  den  deinigen 
stürzen  willst, |.nicht  nur  besser  als  die  deinigen,  son- 
dern sogar  wirklich  begründet  sind. 

Unter  solchen  Umständen  hätte  dann  der  Prodacent 
der  neuen  Idee  auch  keine  Ursache  oder  kein  Recht, 
ungehalten^zu  seyn  und  wie  toll  um  sich  zu  schlafen, 
um  so  mehr,  wenn  seine  Idee  neu,  und  erst  durch  die 
Untersuchungen  Anderer  über  sie  geläutert  und  wo  mög- 
lich approbirt  werden  kann.  Das  „  infallibilis  ille^^  ist 
bis  dato  nur  Eigenschaft  des  Papstes. 


Orijfinaiaähandiun^en.  SU 

tt  f  Qer  Prodocent  endlich  mwa  die  Wahrheit  sdner  Idee 
«  kijcht  'dadurch  zu  erharten  suchen,  dass  er  von  denen , 
ktdiQ  anders  denken,  Beweise  für  ihre  Sätze  fordert,  denn 
ildas  könnte  höchstens  zur  Ermittlung  der  Unstichhaltig* 
■Jkeitder  Ansicht  des  Anderen,  nicht  aber  zur  Erhärtung^ 
M «1er Wahrheit  der  eigenen  Idee  führen,  sondern  es  ist 
an  lAitt,  seine  Idee  zu  begründen,  da  eine  dnrchgrei-' 
j  fende  und  tüchtige  Begründung  der  eigenen  Idee,  die 
;,  ihr   widersprechenden    Ideen  an   sich   und   durch   sieb 
^  Mriderlegt.    Es  kann  so  nur  eine  Wahrheit  geben.    So 
I    hat  Galilei  (da  Dr.  Helbig  sich  auf  dessen  Entdeckung 
1    beruft  und  nicht  üble  Mine  macht,  seine  von  Dn  Trink» 
tu   adoptirte  Idee  mit  der  Entdeckung  des  Galilei  zusam- 
n    menzustellen)  von  seinen  Widersachern  nicht  Beweise 
^    für  ihre  Ideen  gefordert,  sondern  ei*  hat  die  seinige  be- 
g    gründet,  nicht  mit  „wenn^^,  „sollte^^  und  Fragezeichen, 
I    sondern  mit  tüchtigen  Beweisen,  und  somit  die  ihr  win 
I    dersprechenden  in  den  Sand  gesetzt 
y       So,  dachte  ich  mir,  müsse  es  der  machen,  der  eine 
^    neue  Idee  zu  begründen  sucht,  und  noch  denke  ich 9 
dass  er  es  so  machen  müsste.    So  konnte  es  mir  denn 
c     auch  nicht  in  den  Sinn  kommen,  gegen  Dr.  Helbig  zu 
Gunsten  der  vor  seiner  Idee  vielseitig  ausgesprochenen 
und  neuerdings  von  mir  in  meinen  ;,Naturheilprocessen 
und  Heilmethoden^^  nicht  mit  „wenn's^^  und  Fragezei- 
chen, sondern  wo  möglich  wissenschaftlich  begründeten 
Idee  über  die  Principien  des  ärztlichen  Handelns  ein 
Wort  zu  verlieren,  da  nicht  ich,  sondern  Dr.  Helbig  an 
der  Reihe  war,  die  Beweise  für  seine  Ansicht  zu  lie* 
fern.  Der  meinige  lag  und  liegt  für  den,  der  ihn  lesen 
will,  ja'  bereits  vor. 

Nun  findet  aber  der  Leser  und  Dr.  Helbig  am  Schlüsse 
meines  Aufsatzes  über  Dr.  HEiiSio's,  in  der  Versamm- 
lung des  Centl'alvereins  am  10.  Aug.  1838  zu  Dresden 
gehaltenes,  Prolegomenon  (Hygea  IX.  pg.  361)  die 
Worte:  ,,Was  ich  hier  sagte,  diene  denn  zugleich  als 
Antwort  auf  das,  was  Dr.  Helbig  in  seinem  Aufsatze 


1 


CliffM  VIL  Pf.  tKI,  Note)  gegtm  auch  w«g«i  In 

^UoiM^  iusterte'^  Wmb  diese  %Vart0  tob  ab  II-  t 
■an 9  so  bitte  man  allerdinfo  ein  Recht,  des  AdUij  i 
«It  Antwort  aof  Dn  Hsuno'n  Oeoaeh  x«  betrscMii  i 
Allein  jenen  Soeats  hat  nein  Freund,  Dr.  flniiiwiin,  i 

ohne  irjcend  eine  Veranlaesnnjr  Ton  meiner  Seite  nl  i 

ohne  nein  Vorwiseen  dem  Anfeatze  an^hAnipt,  vieBddt 
weil  er  i^laobte,  ich  hilte  jener^  von  mir  absiehtlidi »  1 

beantwortet  gelassenen,  Note  Dr.  HnrnG^s  veri^essai^ 

Ich  adoptire  jene  Worte  aber  niehl^  denn  ieh  mi 
Dr.  Hblbig  nichts  entgegnen,  weil  es  an  ihm  ist,  fl 
beweisen ,  nicht  an  mir  —  ich  h&tte  sonst  kein  Jib 
lang  aaf  meine  Antwort  warten  lassen,  am  wenigste« 
wenn  #o  gefragt  wird.  j 

Wie  natfirlich,    hat  Dr.  Hauue  jenen   Aofsata,  iß' 
abermals  nur  der  Unstichhaltigkeit  seiner  Ideen  rAk . 
und  im  Sinne  und  Interesse  der  Wissenschaft  entgegn- 
trat, als  theil weise  Antwort  auf   seine    besproebne, 
schon  nicht  mehr  ruhig  verabfasste,  Note  g^enonsnt 
die  er  eben  so  wenig  seyn  soll,  als  er  „ein  verongfidk- 
ter  Versuch,  mir  aus  der  Verlegenheit  za  helfen^ist^ 
^ie  Dr.  Helbig  meine  Kritik  pg.  94  betrachten  möckte, 
und  ich  sehe  mich  nun  leider  in  einen  Streit  verwickelt, 
in  welchem  Dr.  Helbig  bereits,  wie  sein  allegirter  Alf- 
sats  in  Vbhsbmeybr's  Jahrbüchern  genugsam  zeigt,  du 
Deeomm  von  sich  geworfen  und  das  Schick  liehe  sB 
Füssen  tritt,  indem  er  statt  gegen  meine  Ansichten,  urie 
ieh  gegen  die  seinen,  gegen  meine  Persönlichkeit  Bai 
zwar  auf  eine  ungeziemliche,  gemeine,  mit  Schimpfre- 
den und   Unpassentheiten  aller   Art   pikant    gemachte 
Weise  zu  Felde  zieht    Er  mag  sehen,  ob  das  gni  ist! 

*}  Dies  iUt  bochst&bHch  wahr.  Der  Fehler  liegt  an  »ir  und  bealeM 
iarlD,  dass  der  ganze  Satz  als  Note  unceDhin,  und  nicht  io  den  Text 
gedruckt  werden  sollte,  mit  meiner  Chiffre,  als  komme  er  von  mir  und 
weise  auf  den  Streitpunkt  hin.  Ich  bin  noch  jetzt  der  Ansicht,  wie 
damals,  dass  das  wenige,  was  Schrön  1.  c.  gegen  Hblbig  wegen  des 
Alloion  sagt,  so  roUkommen  aasreicht.  —    6a. 


OriglnalablUmdkmfen*  SM 

I     Wihrend  ieh  Dr  Bblbio  nie  fm  OeringstcB  n  mko 

I  trat,  sondern  Hin  ins  Besondere  iHjg.  IX*  SSI)  als  ei- 

'  iien  Mann,  „den  ich  sehr  sebitze^S  ersaehte,  diese,  der 

Sache  weg^en  g^emachlen  Einwfirfe  „nicht  anflre«MHch 

aateonehnen^S  biof*^  Or.  Hsuhii  Invectiven  auf  laTee» 

tiven  j^ejcen  mich*    Wessbalb  denn  wohl? 

Es  scheint  mir  aus  Allem  hervorzojf^ehen,  dass  Or» 
Ibuno  sich  beleidigt  fühlt,  dass  man  es  wa|(t,  seine 
Vermothungen  nicht  fär  wahr  zu  halten  nnd  so  frei  ist, 
dies  zu  äassern. 

Wahrscheinlich  nun  wollte  er  darch  einen  recht  mas^ 
siven  Ausfall  (darch  „Zaschlagen^S  Jahrbficher  von 
Vehskaieyer,  Bd.  IL  pg.  1 14,  oder  „Todtschlagen^S  Hyg^. 
Bd.  YU.  pg.  887)  sich  den,  riihij:  Schritt  vor  Schritt 
folj:enden,  Beobachter  und  Kritiker  vom  Halse  schaffen, 
hoffend,  auf  solche  Weise  ihn  müde  oder  unwilH/;  zu 
machen.  Oder  glaubte  er  vielleicht  durch  diese  Art  auf- 
zutreten,  mir  zu  imponiren?  mich  einzuschüchtern?  Dass 
er  selbst  fohlte,  der  Ausfall  sei  zu  stark,  beweist  der 
Satz:  „Wenn  eine  Wagschaale  zu  niedri/p  steht^S  '^U" 
tet  er  pg.  104,  „und  ich  lege  auf  die  andere  das  Gleieh- 
gewicht,  80  stellt  sich  der  Balken  nicht  sogleieh  in  die 
Balance,  sondern  er  schwankt  erst  hinäber  und  herfibdt^ 
etc.,  nnd  wenn  die  Kritik  zu  scharf  und  zu  lobhudelnd 
ist,  und  ich  stimme  sie  nun  in  das  juste  Milien,  so  zie- 
hen die  Hodler  sie  doch  wieder  nach  ihrer  Partei  und 
nicht  in  die  Mitte,  mache  ich  sie  aber  zu  streng  fflr 
den  Augenblick,  so  kommt  sie  durch  Widerpart  am  Ende 
doch  ins  rechte  Gleis ^^  Wir  wollen  sehen,  ob  siek 
Dr.  HzLBiG  nicht  etwa  geirrt  und  ob  er  seinen  Zweck 
erreicht  hat,  wenn  er  die  Kritik  gegen  die  „Hudler  fflr 
den  Augenblick  zu  streng^^  (der  Ausdruck  ist  fSr  die 
Art  der  Ausführung  des  Planes  viel  zu  milde)  ge- 
macht hat. 

Wie  dem  nun  sei,  so  versichere  ich  Dr.  Hklbig,  daM 
ich  weder  „schreie^S  noch  dass  ich  „schweigen  werdb^. 
Ruhig,  vor  wie  nach,  werde  ich  seinen  Schritten  folgen. 


Origmüiaöhandiungen.  S83 

ri  darlegen  lissi.    Unzalässig  ist  daher  ihre  Anweiidang 
■  aof  den  zu  beweisenden  8atz. 

k      Mit  Rheum,  Mercur,  Senna,  Jalappa,  Coloeynthe  ete. 
B  heilen  wir  Darchfälle,  wenn  wir  jene  Mittel  in  kleinen 
i  Gaben  reichen,  und  umgewendet  heilen  wir  mit  Rheom^ 
j  Mereor,  Jalappa,  Senna,  Coloeynthe  etc.  Verstopfung 
I   und  trfigen  Stuhl,  wenn  wir  sie  in  grosser  Gabe  ond 
\    wiederholt  anwenden.    Ferner:  mit  Opium ,  Plumbum^ 
<    Nux,  Bryonia,  Sulphur  etc.,  in  kleiner  Gabe  gegeben ^ 
heilen  wir  Verstopfung  und  Trägheit  des  Stuhls,  und 
ongewendet  beseitigen  wir  mit  Opium;,  Nux,  Bryonia, 
Sulphur,  Plumbom  etc.,  in  grösserer  Gabe,  Durchfalle, 
aber  nicht  umgewendet    Mit  Tart  emet,  Ipecacuanha, 
Asarum,  Cuprum,  Sulph.  etc.  heilen  wir  in  kleinen  Ga- 
ben Erbrechen,   und  mit  grossen  Gaben  Tart.  emet, 
Ipecacuanha,  Asarum,  Cuprum  sulph.  etc.  verursachen 
wir  Erbrechen,  aber  nicht  umgewendet    Mit  Sabina, 
Seeale  cornutnm,  Coloeynthe,  Pulsatilla  verursacht  sich 
das  Volk  Genitalblutflösse  und  Abortus,  und  die  Aerzte 
operiren   damit  gegen  Menostasie,  Amennorrhöe  und 
Wehenmangel,  und  zwar,  indem  sie  solche  Mittel  in 
grosser  Gabe  reichen,  wir  aber  heilen  mit  Sabina,  Se- 
eale cornntum,  Coloeynthe,   Pulsatilla  etc.,  in  kleiner 
Gabe,    Blutflusse  aus  den  Genitalien,    bevorstehenden 
Abortus  und  Nach  wehen  u.  s.  w.    Aber  grosse  Gaben 
Rheum,   Mercur,  Senna  etc.  heilen  keinen  Durchfall, 
sondern  sie  vermehren  ihn,  und  kleine  Gaben  davon 
heilen  keine  Verstopfung*  Grosse  Gaben  Plumb.,  Opium 
etc.  heben  keine  Verstopfung,  und  kleine  keinen  Durchr 
fall.    Grosse  Gaben  Sabina,  Seeale  heben  keine  Blut« 
flässe  und  Aborten,  und  kleine  keine  Menostasie. 

Muss  denn  nun,  wenn  ein  Mittel,  je  nach  der  Art  un- 
serer Application,  so  verschieden  wirkt,  diese  Wirkung 
wohl  nicht  nach  verschiedenem  Principe  geschehen? 
Wenn  Senna  und  Jalappa  Durchfälle  und  Verstopfung, 
Opium  und  Plumbum  Stuhlgang  und  Verstopfung  ma- 
chen und  heben,  wenn  Sabina  and  Seeale  Blutungen 


Btehra  ud  beseitig;«,  so  können^  sie  ja  doeh  mtk\ 
Eine  nach  Aehnäehkeit  bewirken.  Die  Biehtnog;  eini 
der  i^enannten  Mediesmente  an  sieh  kann  doeh  mir«! 
seyo,  entweder  zo  verstopfen  oder  so  ölTnen,  Blotsogti' 
hervorzarafen  oder  za  stillen.  Ein  Medieament  km 
sieht  kalt  and  heiss,  nieht  troeken  und  nass,  nicht  ül 
nend  und  verstopfend,  nicht  kohlend  und  erhitzend ■: 
sieh  seyn,  in  seinem  Wesen  kann  nur  das  eine  lieg:«,; 
•eine  Biebtunj^  nar  die  eine  seyn*  Ja  —  wie  ktari 
es  denn,  dass  diese  Mittel  doch  sich  ganz  entgeg»\ 
gesetzte  Zustünde  beben?  Die  Sache  liegt  darin,  disl 
das  hom*  Heilprincip,  das  nach  Aehnlichkeit  auf  derBe-l 
aetion  des  Organismus  gegen  die  aufgedrungenen  An- 
ueimittel  beruht,  und  dass  eine  Heilolig  nor  so  luge 
auf  dieses  Heilpriacip  basirt  seyn  kann ,  als  der  Anl 
durch  die  Anwendungsart  des  Medicaments  der  Ntlv- 
heilkraft  das  Zustandebringen  einer  Beaction  mögGek 
iisst  Wo  das  Medieament  nach  Quantität  ond  Zdt- 
■laass  auf  eine  Weise  ai(gewendet  wird,  dass  eine  B^ 
aetion  unmöglich  wird,  ist  die  Heilung  nicht  neb 
durch's  Sinäley  sondern  darch's  Confraritim  beweik* 
stelligt.  Wie  die  Seele  selbst  durch  Verabreichung  des 
Simile  zum  Krankheitsprocesse  zu  einem  Contrarin 
gegen  diesen  veranlasst  wird,  und  durch  solches  det 
letztern  neutraiisirt ,  also  neutralisirt  in  einem  Verfah- 
ren, in  welchem  der  Arzt  das  Contrarium  des  Krank- 
heitsprocesses  auf  eine  Weise  anwendet^  dass  eine  Ni- 
turreaetion  gegen  das  Medieament  nicht  zu  Stande  kom- 
men kann,  er  selbst  mittelst  seines  Mittels  den  Krank- 
heitsprocess ,  soferne  er  denselben  so  lange  niederhilt, 
bis  die  Natnrheilkraft  die  Indiiferenz  ausgeglichen  hat 
Z.  B.  hAlt  der  Arzt  einen  entzündeten  Theil  mittelst 
Eisumsehligen  trotz  der  Entzändung  kalt,  und  thnt  er 
dies  so  lange,  bis  der  normale  Zustand  in  ihr  anrück- 
kehrt,  so  heilt  er  durch^s  Contrarium.  Es  tfant  nichts 
zur  Sache,  wenn  auch  Kilte  Entzündung  durch  Natur- 
reaction  hervorzurufen  im  Stande  ist,  denft  es  bedfent 


Originalabhandhmgen^  S35 

^ch  hier  der  Arzt  der  Wirkung  des  Mittels,  nicht  der 
^  Natorreaetiofl,  welche  er  nicht  zu  Stande  kommen  lüsst 
n  Maturreaction  und  Mitteiwirkunjc  aber  sind  Contraria. 
\  Das  hat  Dr.  Hklbig  übersehen,  und  dessbalb  sich  con- 
I  fundirt  lo  diesem  Momente  liegt  wahrscheinlich  auch 
.  das  Gesetz  für  die  Arzneigabe,  von  dem  Dr.  Helbig 
als  von  einem  noch  unbekannten,  uns  „zum  Ergreifen^^ 
aabe  liegenden  spricht  (Hyg.  VII.  231),  und*  es  scheint 
keinem  Zweifel  zu  unterliegen,  dass  bei  Anwendung 
grosser  Gaben  der  Medicamente  dieselben  mittelst  ihrer 
Erstwirkung  stets  als  Contraria,  bei  Anwendung  aber 
in  kleiner  Gabe  mittelst  Naturreaction  immer  als  Similia 
heilen*  Darum  ist  es  keine  Zufälligkeit,  dass  die  Ho- 
BÖopathie,  als  Heilmethode  nach  Aehnlichkeit,  mit  klei- 
iten,  die  Antipathie  aber,  als  Heilmethode  nach  dem  Ge- 
gensatze, mit  großen  Gaben  operirt.  Die  Antipathie 
bedient  sich  eines  Arzneistoffes  zur  Beseitigung  des  Ge- 
gensatzes von  dem  Zustande,  zu  dessen  Heilung  die 
Homöopathie  sich  des  Heilmittels  bedient,  und  durch  die 
Grösse  der  Gabe  wird  das  «Mittel  bestimmt ,  hier  als 
Gontrarium,  dort  als  Simile  in  Wirksamkeit  zu  treten. 
Wendet,  der  Arzt  gegen  eine  im  Blute  obwaltende  Kei» 
gung  zu  Entzündungen,  bewirkt  durch  zu  grosse  Pla- 
aticit&t  desselben,  in  grosser  Gabe  Mittel  an,  welche 
durch  ihre  Wirkung  das  Leben  des  Blutes  und  der  Fa- 
serstoff-Bildung untergraben,  z.B.  Quecksilber,  Mittel- 
salze, reichliche  91oteotziehuiigen ,  so  heilt  er  durch 
Hervorrufung  eines,  dem  obwaltenden  Zustande  con- 
triren,  gleiehgiltig.  Ob  Quecksilber,  Mittelsalze,  reich- 
liche Blutentziehungen  vermittelst  der  Naturreaction 
entzündliche  Zustände  hervorrufen  können  oder  nicht 
Durch  die  Art  der  Anwendung  des  Mittels  kann  das 
Simile  der  Reäction  nicht  zu  Stande  kommen 

Giebt  der  Arzt  dem,  durch  eine  Base  Vergifteten 
eine  Saure  und  neutralisirt  er  so  die  Base,  so  heilt  er 
ohne  Zuthun  der  Naturreaction,  gleiehgiltig,  ob  Dr.  Hzl- 
Mfi^aae  und  Siure  fär  Gegensitze  oder  ffir  sich  höchst 


SM  OrigüuUahkßndkmgen. 

ibnliche  Potensen  b&IL  Ffir  deD  Ao^^nblick,  wi  Ml 
die  Wirkonn:  der  einen  Potenz  die  der  aodern  ulp>| 
hoben  wird,  ist  die  eine  fär  die  andere  G^gviiMk. 
gleichviel,  ob  beide  mit  einander  eine  chemischem 
bindanjc  ein^^ehen,  oder  nicht,  (lieber  Ebuume's  Amii^l 
ten  von  Simile  und  Contrariiun  später). 

Dr.  Hklbio  sehe  sich  nnr  in  der  Praxis  der  Acdk 
Älterer  Schule  um,  damit  er  sich  ja  äberzeng^e,  wie  viek 
und  verschiedenartige  Entzöndun/j^en  darch  Calofflelw 
Einreibunf:en  von  grauer  Salbe  geheilt  werden«  lup*! 
halb   der  kürzesten   Zeit  lassen  Aerzte    eine  gnm 
Menge  graner  Quecksilbersalbe  (innerhalb  S4  Stukta 
bis  zu  mehreren  Unzen)  einreiben  und  dabei  Calondi 
schnell  wiederholten  Gaben  verabreichen.   Ich  habe» 
nen  Primararzt  zu  Wien  im  grossen  Krankenbause  ak 
halbe  Stunden  2  Gran  Calomel  und   V«  Gran  Digitilii' 
ganze  Tage  lang  fortgeben  sehen,  so  dass  Pat  nicK 
selten  während  eines  Tages  bis  zu  einer  Drachme  da- 
von bekam«  Dabei  sah  ich  entzündliche  Kranken  sdudl 
genesen.    Von  den  toeiteren  Folgen  dieser  Procedud 
spreche  ich  hier  nicht 

Wenn  Mercor  Entzündungen  hervorzurufen  vermaiSf 
wie  mir  Dr.  Helbig  entgegnen  wird,  so  müsste  bei  sol- 
cher Anwendung,  wo  eine  Naturreaction  nicht  zu  Stande 
kommen  kann^  ja  die  Entzündung  gesteigert  werde,  so- 
bald Mercur  als  Simile  in  Wirkung  käme.  Ich  vertreie 
den  genannten  Heilweg  nicht  —  aber  seine  JEhustesi 
ist  unleugbar,  möge  Dr.  Helbig  auch  noch  8o  erfior 
dorisch  bezüglich  des  Simile  und  Contrarium  seyn,  nod 
den,  die  Heilmethoden  unterscheidenden  Umstand  des 
Zustande-  oder  des  NichtZustandekommens  der  Reac- 
tion  ganz  übersehen.  Wenn  Rheum,  Mereur,  nament- 
lich Sublimat,  Jalappa  u.  s.  w.  in  kleinen  Gaben  Dnrchr 
fAlIe  heilen,  so  wirken  sie  als  Similia  und  die  Natnr- 
reaction  bringt  vermittelst  des  Contrarinms,  nämlich  der 
Verstopfung,  eine  Neutralisation  des  Krankheitspro- 
cesses  zu  Stande.    Bewirkt  aber  der  Arzt  einem,  an 


OHjfinalaöhandhmgen.  ÜUt 

Chronischer  Stohlverstopfnnjc  Leidenden,  durch  Jene  obi- 
gen Mittel  tätlich  seine  nötbigen  Stöhle,  so  zwingt  er 
mittelst  der  Contraria  dem  Or^^anismas  einen  Zustand  anf, 
kder  seinem  bisheri/i^en  ^e^enäbersteht  und  thnt  dies 
doi'ch  quantitative  and  zeitliche  Verhältnisse  aof  eine 
Weise,  dass  nie  eine  Reaction  zu  Stande  koinmen  und 
dareh  sie  ein  Simile  hervorgerufen  werden  könnte*  Dr. 
Helbiq  soll  es  nur  versuchen,  ob  er  durch  Calomel, 
Jalappa,  Senna,  Rheum  u.  s.  w.,  in  /^rossen  und  wie- 
derholten Gaben  gereicht,  einen  Durchfall  beenden,  oder 
durch  ihre  Verabreiclinng  In  kleiner  Gabe  Stfihie  her- 
vorrufen könne«  Aof  der  andern  Seite  möge  er  nur  zu« 
sehen,  ob  er  durch  Plurobum,  Opium  o.  s.  w.,  in  grosser 
Gabe  gereicht,  eine  Verstopfung  heben,  oder,  wo  er  sie 
in  kleiner  Gabe  giebt,  einen  Durchfall  heilen  könne. — 
Wenn  er  will,  so  wird  er  sich  äberzeugen,  dass  die 
Mittel  das  eine  Mal  als  Contraria,  das  andere  Mal  als 
Similia  wirken.  Dr.  Hslbig  mag  dabei  ganz  ruhig  an 
seinem  Tische  sitzen  bleiben,  wie  ich  auch^  er  braucht 
wegen  Tetragonolobus  bifloros  Seringn  nicht  nach 
Afrika  zu  laufen  -^  seine  Poesie  hat  umsonst  sich  er-^ 
gössen.  Es  ist  mit  der  Wirkung  jener  Pflanze^  wienit 
der  jeder  andern.  Operiren  wir  mit  Ihrer  Erst^  odar 
Selbstwirkung,  so  benutzen  wir  sie  nach  dem  Gmiidk 
satze  Contraria  Confirariis,  heilen  wir  mit  der  ^  durch 
ihre  Wirkung  hervorgerufenen,  Naturreaction,  i;o  ope- 
rjren  wir  nach  dem  Grundsatze  Similia  Similibus«  Aber 
Dr.  Helbiq  weiss  ja ,  dass  ich  ^,  starr  auf  die  Möglich- 
keit der  Heilung  durchs  Contrarium  und  AUoioii  be- 
harre, ohne  zu  wissen  warum 4  ohne  einen  einzigen, 
sich  bewährenden  Beleg  dafür  hervorgebracht  zu  ha^ 
ben^^  (pg.  103).  So  möge  er  jene  Erfahrungen^  die  je- 
der Arzt  wohl  schon  gemacht  hat  und  HaLiiu  sdch  tig^ 
lieh  verschaffen  kann,  nur  anders  erkUtren,  wenn  er 
kann. 

Wenn  wirklich  Ideine  Aderl&we  tilgen,  Blutmangel 
dienlieb  seyn  könnten^  so  wOrden  aie  nach  dem  Grand- 

UTOBA,  IM.  X.  ^ 


&88  ffntofcifl/flftAflfidfiiiiiPflji.  ^ 

satze  SiiDÜiA  Siinilibiis  wirkeo,  aber  es  gehSrtnitai; 
lieb  ein   bis  zum  Wanderliehen  getriebenes  Behma' 
bei  seinem  Irrlhame  dasn,  um  nur  auf  den  Eiafidla. 
kommen,  es  könnten  Blatentziehang^en  gegen  Blilie« 
vielleieht  helfen  wie  Dr.  UaLBio  a*  a.  O«  p^.  TS  thiL 
Solche  Reflexe  sind  die  Krone  der  HKuiio'sehen  Mt 
eipien,  und  kommen  vom  alleinigen  Betrachten  der  Aa- 
senseite der  Dinge ,  mit  Vernachl&ssig^unjp  jeder  ut^ 
>  ren,  durch  die  Bemühungen  der  Aerzte  aller  Zeitcs  (l' 
wonnecen,  durch  den  Fleiss  der  nenerea  und  neneiki 
Zeit  80  sehr  geförderten  Einsichten.  Ea  beisstdieAi' 
gen  uidrückcn  und  absichtlich  im  Finstern  tappen,  wei; 
man  einzig   bei  der  Ausscnseite  des   Kranken  steks 
bleibt,    und  von    dem,   was   im  Organismua  vorgdt) 
nichts  wissen  will.  Sectionen  sind  Hsijbjg  eine  uailts 
Sache,  denn  ihm  hat's  „Gott  schon  so  eingerichtet'*, 
dass  er  an  ,Jedem  Schweine'^  lernen  kann,  se  vlelerä- 
thig  bat  —  doch  wohl  um  Schweine  za  enriren?  —  aai! 
so  viel  er  immer  als  Arzt  überhaupt  nöthi^  hat  (pgifl^ 
8.  Jahrbücher)  1    Aerzte,  die  sich  durch  Sectionen  ikr 
die  normalen  Zustände  der  einzelnen  Organe,  so  wh 
über  deren  Krankheiten  und  die  Veründernnipen,  welche 
sie  hervorbringen,  unterrichten,  sind  fär  Dr.  U,  die  „noste^ 
giltigen  Aerzte^^  nicht    Die  Schifer  und  Sebinder  wd 
alten  Weiber  scheinen  ihm  höher,  als  die  Aerzte  n 
stehen,  denn  „die  Aerzte,  die.  A-Bf-C-Scbätaen,  habet 
alles  Nötziiche  in  der  Medicin  dem  Volke  abf  elentf 
gesammelt  und  verhunzt  (a.  a.  O,  pg*  79  und  81),  nnl 
der  gesunde  Menschenverstand  ist  nur  beim  Volke  sa 
auchen^^  Ob  wohl  das  Volk  auch  weiss,  „was  die  Sede 
der  Senna  sagen  wilP^?  (a.  a.  0.  pg,  80)«     Und  wie 
mag  es  denn  kommen,  dass  Dr.  Hblbig  (so  viel  mir  be- 
kannt^ doch  auch  ein  Arzt  und  A-B-C-Schfita^J  so 
ausserordentlich  viel  Verstand  besitzt? 

Warum  sucht  denn  Hzuno  so  ängstlich  in  der  pbar» 
makodynamischen  Hinterlassenschaft  der  Aerate^  da  er 
so  wenig  auf  letztere  bült.   und  diese  Hinlerlaaaaa- 


i 


Or$fiMMhtmdhmfm,  ^ 

Itehaft  doch  sicherlich  schon  inrnffüfM  iäfi  Schle^hteMi^'' 
br«n  Aiiem  ist,  «Its^  nie  mit  einein  Mittel  operirt,  die  ^- 
iMiltenen  Resoltate  aber  immer  einem  Mittel  insMtfiri- 
t^urden?  Das  Pathologische)  was  in  der  «Iteik  MeAeiff 
Bfi  fludefi  ist  5  hat  gewiss  weit  grossem  Wetthy  Als^ 
JMfl Pharaitf kodynantische.  B»  ist  fär H.  ein  grosser  PuM^' 
M^emv  er  eine  Stelle  citireff  kftnn,  in  der  Irgend  eMriMI. 
ein  Arzt  ein  Mittel  gegen  diese  oder  jene  KraAkhilfs-Ä^ 
r&rm  empfiehtl,  and  er  weiss  doch^  eirinail,  dass'voil^j^n 
Aerzt€fft  kaam  je  ein  Mittel  attein  ^gel^eil /Wttrde^^iittii' 
daisis  zweitens  jedes  bekannte  Mitlei  (CkadniiibenttlMl' 
die  Hereeri  der  ulten  Medicin)  wenigsten^  elhnf«f  vtfttt 
Siegend  einem  Arzte  in  jedei'  Mr  tork^mmenden  Kimik^ 
lt«itsform  emprohlen  rnid  als  itfverNMsig  gerahmt  warde* 
£k>  gewonnene  Beweise  haben  af^  keinen  Werfh^  aü 
vrevrigsten^  aber,  wen«  sie  eine  nette,  jfroi^e  Ide0  solleti 
IregrAnNien  heUeri. 

8eetfenen,  ttfeint  er  dagegen',  werden  Jw  nicht  aar 
Paiemnonischen  selbst,-  sondern  ail  deren^  CAdavem^  ge^ 
macht,  dareh  deur  Todeskampf  imdnAeh  deal  T^e  oielM  ^ 
erleide  diss  Organ  grosse  Verfiaderaügenv  genüt  ditf^ 
was  man  bei  S>ectioneii  njeht  findeik  kStfäe,  iei  en^  Wd^ 
neseh'  wir  Arzneien  verordnen  u«  s»  w.  CA/  aJ  0i  pg«  6^4 
Das  hlmg«  wirklich  tecM  ^htvach!  -^  Ein  KraiiKer 
leidet  an  kurser,  molisMier  Resphratim^  bei  der  er  ddfr 
jedem  Atheiiitiige  einen  domp^en  Scbamm  anter  ifer 
reehfetf  Brastwarze  empfindet  Er  hat  heftiges  FiebeTy 
brennende  liitze>  argeit"  DiiMt,  eine  belegte  Zonge,  kef-« 
nen  Appetif,  flhisteitv  der  forehtbnr  qnftlt  ond  eineii 
schmutzigen;  graubraanen,  dicken  Aaswarf«  Da  kommt 
Dr.  HsLBiO'  and  engt,  der  Mann-  hat  eiae  Laagenent- 
zDndang.r  Nnn  kdmmt  aiier  noch  ein  anderer  Arzt,'  der 
sicfr  «Hl  die^  Portsehritte  der  Medicin  was  kdmmert.  Br 
perentirt  die  kranke  Stelle  mit  oder  ohne  Instrameat, 
sie^  reeonirt  ganz  dumpf«  Er  legt  das  Hörrohr  an  andT 
fiadet  giazliehett  Mangel  des  Reapirationsgeriasebea  faa' ' 
gaMett^anteni  Theil  des  rechten  Longenlappeas,  gleielli^ 

85. 


510  Origlnalabhandkm^en. 

viel,  ob  er  die  entspreehende  Tboraxi^ei^end  voneofa 
hioten  aascultirt.  Nor  bisweilen  hört  er  einen  gnka 
Bbonchus  mocosos.  Die  Stimme  iciebt  dort  noch  km\ 
Widerhall.  Da  8af:t  dieser  Ar^t,  der  untere  mh 
LwKenlappen  ist  ii:raa  hepatisirt ,  d.  h.  es  hat  berdi 
eine  Infiltration  eines  pathiscAen  grauen  SeerebSt 
igefundcn»   Aber  Dr.  Hilbig  versteht  das  ja  nicht  (ti 

HJa.  ^ebt  4er  Arzt,  kopfschfittelnd  aber  des  goteiDt 
UaiOiio'j  wirkliche  oder  simniirte  Unwissenheit,  sieh  k 
IfAbe,  den  Thorax  des  Gestorbenen  asu  öffhen,  da  beüi| 
den  Fat»  nicht  hatten  retten  können,  und  steigt  daiDil 
HaLBi«,  %vie  der  untere  Theil  der  rechten  Lun^e  branogm 
aussiebt,  an.  Conslstens  und  Umfange  die  Norm  iber- 
steigt  und  schwerer  ist   Er  schneidet  mit  dem  Messet 
ein ,  ohne  dass  Luftknistern  entstünde  9  und  druckt « 
einem  abgeschnittenen  Stöckchen  eine  dickliche,  bran- 
graue,  mitunter  schaumige  Flüssigkeit,  aber  keinBlä 
Er  ühentugi  den  Dr.  HelbIg,  dass  selbst  die  grösseiti 
QronchialaKvveige  mit  .diesem  „pathischen  Secrete  iA 
tdrt  sind^S  „Mein  Gott^S  ^g^  ^^*  Helbig,  „das  koiuit 
nicht  von  der.  Krankheit,  das  kommt  vom  Todeskanpfe 
und  Tpnt  Todtseyn^^  —  Da  nimmt  der  Doctor  den  oberi 
reohten  Lungenlappen  heraus  und  zeigt  dem  Dr.  fliun, 
vHlOi  er  weit  blasser. aussehe,  weit  leichter  sei,  sidi 
viel  schwammiger  angreifen  lasse,  wie  beim  Elnschnei- 
den  ein  Luftgeräusch  entstehe,  wie  die  Bronchiallst- 
chen:  leer  erscheinen,  urid  wie  sich  keine  iBTranbranne 
Flüssigkeit,   wohl  aber  etwas   Qlnt  heraus    dröckea 
lasse. 

„Nun^^,  sagt  Dr.  Helbig,  „wesshalb  haben  Sie  des 
Pat  nicht  geheilt^  da  Sie  seinen  Znstand  kannten?'^ 

lieber  dies  Unvermögen  druckt  der  andere  Doctor 
sein  Bedauern  aus,  hoflft  aber,  dass  durch  ein  fleiss^ges 
Zusammenhalten  der  pathologischen  Zustünde  und  ihrer 
Erscheinungen  mit  dem  Charakter  der  Mittel,  mit  dem 
„das  ihre  Seele  sagen  will^S  K^^  manche  Krankbeit 


OHginaiaöhandkm^en»  541 

I 
■iönne  heilbar  gemacht  werden,  die  es  jetat  nieht  ist 

Der  Doctor  meint  dabei,  dass  es  die  Pflicht  des  Anstes 
«ei,  eben  so  gewissenhaft  jeden  Weg  zar  Kemitnlss 
der  pathologischen  Zustände,  als  ssa  der  der  Mittelwir- 
jLnng  zu  benötzen,  und  dass  eben  nar  durch,  gteich- 
miäsiges  Fortschreiten  der  Kenntnis«  beider  Heilob- 
f ecte,  des  Heilenden,  wie  des  zu  ^  Heilenden,  eine  Fdr-^ 
dernng  der  Medicin  zu  erwarten  sei.  Dri.  Helbio  aber 
sagt  stolz:  ,^van  Aussen  sind  wir.  angewiesene^  (a.  a. 
O«  PK*  77),  und  alles  Andere,  das  ihr  da  treibt, 
sind  „gelehrte  Phrasen,  Sectiönen,  chemische  Un- 
tersuchungen, ist  unnutzer,  hindernder  Ballast^  ärzt- 
liche. After  Weisheit,  womit  die  A-B^C- Schätzen  alles 
Nätzliche  verhuntzen.  „Dafür  sind  sie  auch  mit  Blind- 
heit geschlagen^^ 

Dr.  Helbig  kann  die  nöthige  Pathologie;,  wie  er  (1.  o.) 
sagt,  am  Schweine  lernen  —  man  muss  ihm  wohl  glau- 
ben, weil  zwischen  Perlen  und  Schweinen  schon  im 
Sprich  Worte  ein  gewisser  Zusammenhang  besteht,  so 
ISsst  es  Dr.  Helbig  bei  seiner  grSndlichen  Ansicht  Ich 
aber  muss  doch  bekenüen,  dass  der  mitgetheilte  FVilI 
bezuglich  seiner  Erscheinungen  ein  von  mir  beobach- 
teter ist,  dass  ich  aber  das  nicht  am  Schweine  bitte 
lernen  können,  und'  dass  die  Folgen  der  Krankheit^  wie 
wir  sie  in  den  unteren  Lungenlappen  beschrieben  fin-^ 
den,  nicht  vom  Todeskampf  oder  vom  Todtseyn  selbst 
herleiten  k&nnen,  sondern  von  der  Krankheit,  die  gerade 
jene  Stelle  befallen  hatte.  Dr.  HsLbio  weiss  aber,  „dass 
die  Aerzte  aus  den  Sectionen  gar  mehts  wissen  ^^  (pgi 
B8),  dass  „anatomische  und  chemische  Zergliederungen 
^on  der  Natur  mit  Blindheit  bestraft  werden^^  (pg.  79). 
Daffir  bildet  er  sich  ein,  dass  bei  Lungenentzündung 
sine  Ueberfullnng  mit  Blut  Ursache  der  Erscheinungen 
lei,  und  fragt  Andere,  die  das  nicht  glauben  wollen, 
Mrelches  Compendium  der  Pathologie  sie  denn  hätten. 
Dass  er  kein  über  die  Fortschritte  der  Zeit  ihn  nn- 
lerrichtendes  benfitze,  möchte  schwer  za  bezweifebt 


fleyn.  —  Hahmxasm  hafs  weit  x^trieben  im  Wegwois 
urisMotchaftlieher  Hilbmittel,  so  weit,  dass  sdieii 
hiofer  dies  Verfahren  gegen  innsere  Angriffe  bcsd^l 
Kgen,  ja  leagnen  so  muaaen  glaubten^  Dr.  HiumhA' 
Weiler,  sowohl  in  der  sehroffea    Einseiligkeit  m 
Prindpes,  als  ioi  Ahsprechen  und  Verwerfen  der  IHk 
aüttel  der  allem  Median.   Hahnkm ann  selbst  wirf  i 
iber  die  Dreistigkeit  wandern,  mit  der  über  seine  cigv 
hinausgegangen  wird,  wo  es  gilt,  eine  ohne  tustiif 
sehe  und  wissensehafüiehe  Gmndlag'e  hiof^eslellte  IbU 
homiade  sn  verlheidigen. 

Der,  der  Hsuuo'schen  Behaoptunn^  als  erster  Bmi^ 
sn  Grande  gelegte  Salz  ist  ferner  desshalb  falsch,  tni| 
gewisse  Heilungen  mit  geprüften,  wie  nngepriSBi- 
Mitleln,  nach  dem  Princip  des  Aiioion,  na  8tuli 
konunen.  i 

BsLniG  ninunt  an,  ich  bitte:  keine  weitere  Heta[ 
anf  diesem  Weg  als  Beweis  für  dessen  EIxistens  ki-i 
gebraeht,  als  dass  zuweilen  ein  Vesicans  ein  OIm| 
stechen,  und  ein  Abfuhrmillei  ein  Zahnweh  geheilt  lak| 
Abgesehen  davon,  dass  selbst  8  Beispiele,  falls  sie  Bi 
anders,  als  mit  Vernuthungen  angegriffen,  nicht  iktj 
widerlegt  werden,  namentlich  wenn  sie  sich  oft  wiodtf-l 
holen,  schon  fär  eine  Heilmethode  zengen  könnten)  m' 
habe  ich  in  meinen  Naturheilprocessen  nnd  Heilnetk»- 
den  (Bd.  U.  %.  SIS  u.  f.)  wohl  ein  Mehrerea  und  iM' 
Beispiele  daffir  gegeben.  Erst  in  der  jetst  obwaltendci 
Kindbettfieberepidemie  *)  habe  ich  raehrnuils  j^esehei) 
dass  die  Erzeugung  von  Peritonialexsndat  sog^leieb  lof- 
hörte,  sobald  durch  rothmachende  und  blasenaiehenle 
Mittel  die  Äussere  Haut  des  Unterleibs  zn  erhöhter  Thi* 
tigkeit  gezwungen  war.  Kein  anderes  Mittel  scbciat 
diese  Secretionsthitigkeit  so  beehitrfichtigen  xn  kBs- 
nen ,  wo  einmal  die  vorbereitenden  Procesae  begonnei 


'*')    Dai  betreffende  Msnuseript  Hegt  mAob  seil  Wooken  bei  mir, 
und  kernte  noch  Dicht  sm  AbdnA  kemmen.  —    Gr. 


OHgkioiabhandhm^en^  548 

igliAbeii.  Mit  voller,  am  Kränkenbette  gewonnener  lieber- 

^zeugang  möchte  ich  desshalb  NkuMAim's  Worte  be- 

^«tttigen,  wenn  er  sa^t:  ,;6iebt  es  ir^rend  etwas,  die 

u  innere  Secretion  beim  Puerperalfieber  zu  hemmen,  so 

^  ist  es  ein  grosses  Vesieator  auf  den  ganzen  Unterleib  ^\ 

Er  hat  es  gewiss  erfabreil,  wenn  er  versichert:  „je 

.    eher  man  bei  Paerperalfieber  Speichelfluss  (durch  grosse 

Gaben  Calomel)   hervorbringt,  desto  sicherer  ist  der 

Kranke  gerettet  (Spec.  Path.  und  Therap.  Bd.  I.  §.  314). 

Dr.  Helbig  wird  sagen,  die  Heilung  war  Ja  nach  Aebn- 

lichkeit.    Ja,  ja,  das  ist  richtig!  Aber  es  wird  hier  ein 

noch  gesundes  Organ  krank  gemacht,  um  die  ThAtig- 

keit  in  einem  andern  aufzuheben.    y^Jvo  ^ovfav,  äfm  yir 

yifoiMfCiiv  firi  xara  rov  avrov  ronov^  6  (JcpoÖQOTsqog  d(iavQot  tov 

iuQov*^  Das  wusste  schon  Hippokrates  richtig  zu  deu- 
ten, was  man  Jetzt  ballhomisiren  will. 

Vielleicht  fällt  Dr.  GfELmo  noch  ein,  es  könne  ja  mög- 
licher Weise  die  Application  rothmachender  und  blasen- 
ziehender Mittel  auf  die  Äussere  Baucbhaut  Exsudat  im 
Unterleibe  herverrufen. 

Das  siedende  Wasser,  die  Moxa,  die  verschiedenen 
Tesieantien^  das  GIfiheisen  n.  s.  w.  wirken  zu  gleichem 
heteropath.  Zwecke.  Sie  beschränken  pathische  Thätig- 
kelten  fast  in  jedem  Orgkne,  während  sie  nur  auf  ei- 
nes^ auf  das  allgemeine  Hautsystem  zunächst  wirken. 
Besonders  auf  dieses  Organ  erstrecken  sich  die  Heil- 
operationen nach  heteropathischem  Priricip.  PmEsums 
benutzt  vorzugsweise  dieses  Organ  nach  heteropathi- 
schem Princip  zur  Heilung  der  iverscbiedensten  Krank- 
heiten. Meint  etwa  Dr.  HEuno,  dass  man  mit  Wasser 
allen  jeüen  damit  geheilten  Zuständen  ähnliche  bewir- 
keD'kölfne?  Oder  weisen  ihn  die  Badeausschläge  nicht 
darauf  hin,  dass  Im  noch  gesunden  Organe  zu  Gunsten 
bereits  erkrankter  ein  Kränkheitsprocess  hervorgerufen 
werde?  Dr.  Helbig  wird  sagen:  Wasser  vermag  wahr- 
seheinlich  allen  jenen  geheilten  ähnliche  Kraukheits- 
predaiM  hervonenbrlngen.  Ja,  ja!  er  wird  es  sagen!  •— 


} 


l 

544  Qriglnalabkandiwi^n.  \ 

Ich  kenne  einen  alten  Apotheker ,  der   veraichert:  a; 
'Irinme  ihm  Nachts  von  Toden  nnd  er  bekomme  \m\ 
im  Magen,  wenn  er  Waaaer  trinke*    Der  Hana  trii 
Wein  und  Bier  eben  viel  lieber.    Pn  Uklbig  kana  «k 
indeaa  die  Symptome  notiren,  ihm  moss  es  um  Tkkl 
Symptome  zu  tbun  seyn ,  sonst  wird  er  seine  fiiafll^ 
immer  nur  mit  Fragen  und  Vermuthnn/iC^n  unterstitiaL 
kSnnen.  Es  will  ihm  gar  nicht  gefalleo^  dass  miDai| 
Beweise  mehr  verlangt ,  und  er  hat   die  liebliclMto 
Apsdräcke  für  die,  seine  Wasserschässe  beschneidenie, 
Kritik.    Der  Rock  des  ruhigen  Denkens  virlfd  ihm  m 
Zwangsjacke,  gegen  welche  ersieh  gewaltig^  wehrt.  Ate 
sie  ist  ihm  eip  nothweqdiges  ^leid,  und  ateht  ihm  redt 
wohl  hxi !  — 

Allein  Dr.  H^lbio  hat  von  geprüften  Mitteln  gespn-l 
eben.     Nun   dazu    gehört  ja   wohl   das    Quecksilber.: 
Wahrscheinlich  hat  auch  er  gesehen,  dass  namentlkk; 
Himentzündnngen  bei  Kindern  durch  grosse  Gab^nCi-i 
Ipmel,  welche  häufige  iStuhlongen  hervorrufen,  geheilt 
wurden.    Das  Factum  wird  er  wohl  nicht  in   Abrede 
stellen,  sonst  mössten  wir  ihm  rathen,  sich  doch  nodi 
ein  Bischep  in  der  Sltern  Schule  umzusehen.     Wie  hit 
denn  nvn  das  Quecksilber  die  Hirnentzündun^f  jg^eheütt 
etwa  nach  Aehnlichkeit?  Wird  ^u  Helbig  nicht  sagen: 
„wahrscheinlich    bringt  Quecksilber   unter  Umstanden 
Hirnentzdnduqg  zu  Stande^^,  od^r  „warum  in  aller  Welt 
sollte  denn  Quecksilber  keine  Hirnentzändung  za  Stande 
bringen  können  ?^^   und   wie  dergleichen  Redensarten 
mehr  lauten. 

Hi|^  Dr.  Uelbig  fioch  nie  gesehen,  dass  an  chroni- 
schen $  bedenklichen  Katarrhen  Leidende,  namentlich 
jungp  Menschen,  durch  das  Tragen  einer  Fontanelle 
ihrer  Leiden  quitt  wurden?  Wenn  er's  nicht  gesehen  hat, 
sp  kann  er's  noch  erfahren,  er  ist  meines  Wissens  zum 
Lernen  noch  nicht  zu  alt  —  nnd  es  wird  ihm  auch  sonst 
gut  thun.  Bei  Professor  Schönlein  ^  damals  zu  Wärz- 
^^^S'i  >^Prden  ip  der  Klinik  Individuen  aus  versohiedeiien 


Ori^naiabhändkmjien^  Uft 

Jahrgängen  vor/;estelU,  deren  Geaesmig  von  stethos- 
iLopisch  nacfa^ewiesenen,  tiefen  Longenleiden^  namentlich 
beginnender  tnbercnlöser  Phthise,  allein  der  mehrfach 
an/t^ewendeten  Moxa  zugeschrieben  wurde..  Wo  ist  die 
Keilnng  nach  Aehnlichkeii?  Sollte  Dr«  Hbiani  aueh 
nur  eine  beginnende  Coxarthrocace  durch  die  finstere 
Anwendung  des  Gluheiseas  haben  beenden  sehen?  Er 
mag  nach  Berlin  gehen,  da  wird  man  es  ihm  zeigen^ 
Phrasen,  welche  er  auch  hier  wieder  gebrauchen  wird, 
sind  uns  schon  bekannt,  und  schon  mehrfach  angedeu- 
tet, aber  ^,plappem  nur  plappern^^ 

Von  einem  meiner  Lehrer,  dem  verehrten  Hofrathe 
Koch  zu  Erlangen »  habe  ich  es  oft  gesehen,  wie  er 
jungen  Minnern,  welche  an  Symptomen  von  chronischer 
Congestion  nach  den  Lungen  und  chronischer  Tuberkel- 
bildung  in  jenen  Organen  litten,  mit  dei^  besten  Er- 
folge Pillen  aus  Aloe  in  einer  solchen  Quantität  nehmen 
liess,  dass  sie  täglich  2—3  breifge  Stuhle  davon  hat- 
ten. Er  suchte,  wie  er  sich  ausdruckte,  die  Congestio- 
nen  nach  dem  Mastdarme  von  der  Lunge  hinwegzolei* 
ten.  Er  machte  also  ein  anderes  Organ  zu  Gunsten 
eines  vom  Blute  insultirten  krank.  Er  sagte  dabei :  „es 
ist  besser,  der  junge  Mann  bekommt  Hämorrhoiden,  als 
die  Lungenschwindsucht^^  Ohne  Zweifelaber  wird  nach 
BsLBiG^s  Theorie  Aloe  jene  durch  sie  bekämpften  Zu- 
stände hervorrufen  können.  Abe^  es  entstanden  in  dein 
einen  und  andern  Falle  fliessende  Hämorrhoiden.  Aller- 
dings ist  die  Heilart,  wenn  es  eine  bessere  giebt,  nicht 
preis  wordig  —  aber  es  handelt  sich  nicht  um  die  Preis- 
wfirdlgkeit  einer  Heilmethode,  auch  nicht  um  den  Um- 
fang ihrer  Anwendbarkeit,  in  welcher  Hinsicht  sich 
keine  andere  Methode  mit  der  homöopathischen  messen 
darf,  sondern  um  die  Existenz  eines  andern  Heil- 
principes,  als  des  homöopathischen.  Dr.  Helbig  weiss 
jedoch  abermals,  ^,das  sich  starr  auf  der  Möglichkeit  der 
Heilung  durchs  Contrarium  und  AUoion  beharre,  ohne 


einxigenj  sieb  bewikm- 
sa  haben^'  ipg.  Vt^ 

4em  VbuMta  tthr  seiMiSik 

• 

I**  aafipestellt  nnd  laiMo^^ 
mird  Mckm^er  seyn,  irgaA  fr' 
Mmgtr  ^kannten  AmeistilB 
■irht  tiieUweise  nchwtiiB 
Zafille  bewirkt ,  als  er  wktr 
acbliesse  ich ,  dass  er  die  1^) 
IdtGSOt.  ««kbe  n  bdlea  er  im  Bofe  steht,  iiil 
ia  AeteLcl^eii  bewirkea  werde*^. 

b<s»i   bU  aaderea  Worten:    9,  Ich  Dr.  Hua* 
lir  eia.  dass  jeder  Anweiatoff  irgend  ein  {fk^ 
f)  Snipcaa  benrerbria|^  werde ,  das  (oder  &][ 
ZafalL  dea  es  heilt,  ähnlich  ist  Caum  merke:  ^^ 
HoaK^sche  \MmIidc'y.  WeU  ich  mir  das  nun  einbiMe,i 
aa  hOde  ich  mir  femer  ein,  dass  das  Mittel  alle  aiA*; 
rea  Zafälle,  die  es  heilt  ^  ohne  dass  es  ihnen  ihnlickt 
Svmptame  hervorbrini^t,  aoch  nach  Aehnliehkeit  heile^.-l 
Bei  solchen  Beweisen  bleibt  doch  nicht  leicht  ein  Zw» 
fd  nbri|^!  Den  Vordersatz  kann  ich  nicht  bestimmt  an- 
sprechen, weil  ich  nicht  gewiss  weiss,  dass  er  wik 
ist  —  aber  nichts  desto  weniger  folgere  ich  daran, 
dass  per  analogiam  mit  dem  einen  9  niehi    öeMtimd 
gewuMiten  Falle  hundert  andere  bestimmtestens  so  seyi 
mossen,  wie  ich  mir  einbilde,  dass  der  erste  seyn  dfirfte. 
Ob  wohl  Kant  and  Bachmann,  die  Dr.  UaLBiG  bezogt 
lieh  des  Beweisens  nach  Analogie  allegirt,  auch  lehren, 
dass  man  so  per  analogiam  za  schliessen   habe?  kb 
dichte,  man  könnte  hier,  gleichgiltig  ob  der  Schloss 
richtig  wäre  oder  nicht,  eher  schliessen:  weil   dieses 
oder  jenes  Medicament  alle  mir  bekannten  Heünngen 
nicht  nach  dem  Aeh nlichkeitsgesetze   heilt,    d.  h.  io 
seinen  Symptomen  keine  Aehnliehkeit  mit  den  Fällen 
an  finden  ist,  die  es  heilte,  es  aber  doch  wahrscheinlich 
i  st,  dass  es  irgend  einige  Symptome  hervorrufen  könne, 
die  einem  der  geheilten  Zofülle  Shnlich  sind,  so  ist  wohl 


*  anziiMhmeiiy  dass  awh  diese  reine  Zufall,  mit  welchem 
möflicberweise  eines  seiner  Symptome  Aehnliehkeit  lia- 
ben  l&innte,  nfebt  nach  dem  Aebnliehkeits/t^eseta  von 
■  den  Medieament  /B:eheilt  worden.  ^— 
^  Dr.  HsuNG  liennt,  wie  wir  ans  seinem  Anfsatse  in  den 
'  Jahrbäcbem  ersehen,  die  Nator  der  Schwalben,  und 
I  weiss,  dass  ein  Vogel,  der  m5j>:licherweise  eine  Schwalbe 
seyn  könnte,  noch  keinen  Sommer  macht,  dass  aber 
Xüge  von  ScbneejgfSnsen  den  nahenden  Winter  ver- 
ktnden.  Bei  dem  Grossen,  das  Dr.  Uslbig  in  Be80|^ 
anf  das  „Aehnlich^  sa  leisten  vermag^  wondere  ich 
mkh,  dass  er  seinm  Vordersatz  nicht  bestimmter  aus- 
gesprochen, denn  wer  j^t  und  bdse  zu  sich  ibniichen 
Be^lTen,  Feuer  und  Wasser,  Sfinre  und  Base  zu  sieh 
ihnlieben  Dinffon  machen  kann  Cpg.  88),  „hat  sieher  ans 
Hiekerling  Gold^^  oder  auch  ans  Gold  Hickerling  schon 
gemacht,  und  findet  gewiss  in  der  Wirkungssphäre  oder 
in  der  Naturgeschichte  eines  jeden  Mittels  Aehnlichkei- 
ten  mit  Zuständen,  welche  nach  irgend  einem  Heilprin- 
etpe  mit  dem  Mittel  gemacht  worden  sind.  Es  ist  gut, 
dass  mir  Dr.  Hblbio  die  Widerlegung  des  Satzes  aus 
sieh  selbst  so  leicht  gemacht  hat,  denn  wenn^s  bis  zom 
„ähnlich^  gekommen  wäre,  würde  es  schlecht  um  mich 
ausgesehen  haben. 

Glebt  es  denn  einen  schlagendem  Beweis,  als  diese 
sogenannte  Analogie f  Es  wird  schwer  seyn,  dass  In 
einem  Regimente  Soldaten,  das  man  lange  und  sorgw 
sam  genug  beachtet,  nicht  Einer,  der  Hfihneraugeii 
hätte,  zn  finden  wäre  und  der  desshalb  schlecht  marschire. 
Daraus  aber  scbMsse  man  nach  Hslbio's  trefflicher  Ana- 
togie  mit  allem  Rechte,  es  hätten  sämmtliche  Soldaten 
des  beobachteten  Regimentes  Hfihnerangen ,  sobald  sie 
scbteeht  marschiren.  Die  Sache  ist  ja  klar,  und  liegt 
ausser  Zweifel!  Käst  und  Baghbiann  werden  Dr.  Hel- 
Bw^s  Analogieen  -  Fabrication  gut  heissen  mfissen!  — * 

e}  Dr.  HsLBio^s  dritter  Beweis  daffir,  dass  jede  Hei- 
lung eine  hom.  sei,  soll  darin  zu  finden  sejm^  dass  nur 


548  <hi^alm6hmklhm§^e9u 

die  AehnüehkeÜ  dorchfälirbar   Mi,    Biemals  iberft 
Gleichheit  und  ebeu  so  wenif;  der  Ctegeneatm  (a.i(l. 
PS-  79)-    Dabei  ist  nnr  za  bemericen,  einnuil  dass  mi 
gar  nicht  bewiesen  ist,  jede  Heilang^  sei  eine  hoaif 
patbiscbe,  wenn  wir  auch  nnr  die  Aehnlichkeit,  nie  ik 
die  Gleichheit  oder  den  Gegensatz  dorcbffihren  i^fioita 
da  jene  Begriffe  keine  absolate,  sondern  nur  von  ■ 
anfi^tellte,  daher  relative  sind,  nnd  was  Aehnlickkdl 
and  Ge/censatz  anbelani^t,  die  verschiedeiiste  Dei- 
tnn/tf   erleiden   können,   die  Natorprocesse  aber  mä 
ihren  Gesetzen^  nicht  nach  unseren  Ansdrficken,  •p^| 
riren.    Bs  ist  gar  im  Entferntesten  nicht  .einanselNi}: 
was  damit  far  die  Behaoptong  gewonnen  wire,  jjßk- 
Heilong  ist  nach   Aehnlichkeit^S  wenn    auch   wefa 
Gleichheit  noch  Gegensatz  durchzufahren   wAren.  B 
solchem  Argumente  könnte  man  höchstens  fär  die  Nickt- 
existenz  gewisser  anderer  Heilprincipe  streiten,  keines- 
wegs aber  fär  die  Richtigkeit  und  Allgemein/nltigkci 
des  einen  nach  Aehnlichkeit    Gegen  das  Prineip  ta 
Heteropathismus  ist  damit  gar  nichts  gethan,  nnd  eba 
so  wenig  gegen  tausend  andere  Principe  ^  die  es  mög- 
licher Weise   geben   könnte.    Mit  abstractem   Denk« 
sollte  sich  Dr.  Helbig  nicht  befassen,  im   Vermutkoi 
ist  er  schwerer  zu  erreichen.  —    Zweitens  ist  zu  er- 
wähnen, dass  Hzlbig's  Aehnlichkeit  das  wunderlichste 
Ding  ist^  das  je  aufgestellt  worden,  so  zwar,  dass  es 
nicht  2  Dinge  gfibe,  die  einander  nicht  ähnlich  wiren. 
Daraus  folgt ,  dass  der  Begriff  „fihnlich^^  nach  Hkims^s 
Durchfuhrung  jede  Bedeutung  verliert,   da  nach    ihm 
selbst  das  Unähnlichste  einander  ähnlich  ist.    Daraus 
folgt  wieder,  dass  ein  Medicament  alle  Krankheiten  hei- 
len müsse,  denn  eine  Aehnlichkeit  (nach  Helbig)  zwi- 
schen der  Krankheitsform,  welche  das  Mittel  hervor- 
ruft, nnd  den  Erscheinungen  jeder  beliebigen  Krankheiti 
oder  wenigstens  zwischen  einigen  oder  einem  Momente 
aus  der  Naturgeschichte  des  Mittels,  mit  irgend  einem 
solchen  des  erkrankten  Individuums,  kann  nie  fehlen. 


^Die  anihnlicbsten  Dioge  haben  nach  Uslbio  ja  wieder 
4ie  Shnlichsten  Symptome.  Das  j^eht  so  weit,  dass  (nach 
P£«  83)  Winter  und  Sommer,  Feuer  und  Wasser,  Base 

.    ond  Säure  einander  ähnlich  sind«  Natürlich  mfissen  alle 

.  zwischen  diesen  Gegensätzen  gelegenen  Dinge  andi 
Aebniichkeit  haben.  Was  wird  sich  demnach  nicht 
ähnlich  seyn?  „Ich  gebe  zu^S  sagt  er,  „dass  die  an- 
derseitige  Ansicht,  die  Aebniichkeit  sich  unähnlicher 
Dinge,  oft  versteckt  liegt,  aber  mangeln  kann  sie  nie'^. 

.  Da  haben  wir's  ja!  Alles  in  der  Welt  muss  sich  ähn- 
lieh  seyn.    Ein  beliebiges  Arzneimittel  muss  mit  jeder 

'   Krankheitsform  Aebniichkeit  haben.    Hslbig  hilft  uns 

'  auf  den  Weg.  „Um  sie  zu  sehen^S  ^^S^  ^9  j^^^^  m 
'  mehrere  Mittel.  1)  Wir  betrachten  die  Sache  von  allea 
Seiten;  2)  wir  sehen  auf  das,  «was  vorausgieng;  3)  was 
durch  sie  bewirkt  wird ;  4)  was  auf  sie  folgt^^  (pg.  81)« 
Da  kann  es  uns  und  Hxlbio  nicht  fehlen  1  Ich  erbiete 
mich,  in  diesen  Hilfsmitteln  zwischen  nur  einer  Arznei« 
.  potenz  und  jeder  beliebigen  Krankheitsform  eine  Aebn- 
iichkeit oder  mehrere  aufzufinden.  Aber  ich  zweifle 9 
dass  ein  Mittel  alle  Krankheitsformen  heilen  werde.  So 
viel  weiss  aber  denn  Helbig  gewiss,  dass  es  die  For- 
men, welche  es  heilt,  nach  Aebniichkeit  heile.  Freilich! 
Und  diese  Aehnlichkeit  soll  einen  Anhaltspunkt  zur  Er- 
läuterung eines,  sage:  „des  einzigen ^^  Heilprincipea 
geben I  Dr.  Helbio  thut  sich  was  darauf  zu  gute,  das« 
er  diese  Aehnlichkeiten  aufzofinden  verstehe  und  for^ 
dert  (pg.  84}  auf:  ich  solle  ihm  ausserhalb  des  Orga- 
nismus recht  nnähnlicbey  ausgeprufte  Arzneien  nennen, 
die  Aehnlichkeit  ihrer  Kräfte  wolle  er  schon  nachwei- 
sen. Ja,  daran  ist  nicht  zu  zweifeln!  Nach  dem ^Bri^ 
BiG^schen  ^^dhnUch^  kann  ich  »wischen  allen  und  Jeden 
Dingen  eine  Aehnlichkeit  herausbringen^  Es  mag  ihn 
über  sein  Ingenium  beruhigen,  dass  ich  ihm  recht  viele 
Aehnlichkeit  zwischen  einem  amerikanischen  Pflanzer 
und  einem  europäischen  Dachfenster,  zwischen  einem 
Mikroskop  und  einer  Gurke,  zwischen  dem  Missisippi 


SSO  OHgkuOmbkMdlui^en^ 

imd  eioen  Gallapfel  u.  n.  w.  aofsiblen  köODfe^  weniel 
nichts  Besseres  za  tbiin  hätte.  Wenn  Dr.  HcLns  avdi  k 
Meiounjc  ist,  dass  ^^nur  an  das  Lieherliche,  Absurde  a»  j 
gearteter  Wita  nnd  Satyre  gesetzt   and  dareh  sie  b  [ 
Rande  gewiesen  werden  dürfen^*,  so  wird  er  zn/^eta 
dass  obige  Aehnlichkeiten  hier  am  rechten  Orte  mi  ^ 
Da  ist  leicht  reich  seyn  an  Ideen,  wenn  AlbemhcHa 
fnr  geistreiche  Ideen  passiren.    Unter  aoleben  UmsUi-i 
den  bat  Dr.  Hubio  ganz  recht,  wenn  er  sagt:  ^M 
wie  viel  nässte  ich  schreiben,  wenn  ich  die  Unzahl  va 
Gegensätzen  alle  asffährea  und  die  anderaellige  Gldck- 
heit  zwischen  ihnen  nachweisen  wollte,  und  wörde  M I 
nur  Scherben  flicken^.   Das  ftllt  aber  dem  gaten  Ihn  1 
sehr  spit  ein,  denn  er  hat  im  vorlieji>:enden  Aofsatie 
bereits  reichlich  zur  Hülfte  des  Inhaltes  solche  Scko^ 
ben  geflickt.  Alt,  wie  Hahxbmanit,  wenn  er  würde,  ori 
zehnmal  Alter,  sein  Leben  wörde  dazu  nicht  ansreicha,  | 
denn  alle  Dinge  bilden  so  Gegensätze  und  Aehnlicbkeitei. 
Indess  könnte  man  bei  so  geistreicher  Arbeit  nicht  woU 
alt  werden  —  das   möge  Dr.  -Helbig  ja   bedenkea  - 
Dass  er  seine  Aehnlichkeit  wirklich  so  geistreich'  dnrdi- 
führt,  beweisen  seine  im  Aufsätze  gegebenen  praktlscbci 
Beispiele.    So  spricht  er  (pg.  107)  vom   Schötlkravt: 
„Wenn    ich    die    Naturgeschichte   des   Schöllkrautei 
kenne,    so   kenne  ich   auch   das^  Urtbnm',   den    Cha- 
rakter der  Schöllkraotseele  und  des  Sehöllkrants  An- 
neikr&fte  (II??).   Das  Schöllkraut  ist  gelb«'  (ieh  dächte 
grün  mit  gelber  Blüthe),  ,,hat  orangengelben  Saft 
„„Gelb"",  sagt  der  Maler,  „^,gelb  and  roth   tretet 
hervor,   fordern  auf  zum  Kampf  etc.""   (wirklich?), 
y,also  wirkt  das  Schöllkraut  auflösend  gleich  der  Galle 
und  dem  Zorne,  es  wirkt  auf  die  Leber,  e»  wirkt  ro^ 
solvendo,   es   heilt  den  Icterus  hepaCiem,   die  Crelb- 
sucht  etc>^    Ist  das  nicht  eine  herrliche  Medicin ,  die 
ÜKLBiG'sche  nach  Aehnlichkeit?  Da  sehe  ich  eine  Eu- 
phorbia Cyparissias  am  Wege.    Siehe,  die  Pflanae  hat 
eine  gelbliche  Blnthe  und  einen  weissen  Saft    Weiss 


\' 


uipd  Kelb  81^  kh,  d«r  ^^cbinesiBcbe  Haler ^  (a.  tu  O; 
ip£^  111,  denn  des  BibMür,  des  Uklbi«  sprechen  lisat, 
weiss  ich  nicht  an  finden,  er  wjrd?8  auch  schon  eorri» 
Kiren^  wenn  ich  nicht  nach  seineai.  Sinn  sprechen  sollte}, 
bezeichnen  Fareht  ond  Schreck,  Schwache,  Sorge  ond 
Gram.  Also  heilt  Eophorbia  die  Folgen  des  Schreckes* 
Wie?  das  wird  der  Dr.  Uelbio  wisaen,  ob  resolvendo 
oder  roborando,  oder  dilnendo^  oder  adstringende,  oder 
temperando.    Sie  heilt  ferner  Bleichsacht,  Milchflassi 
Phlegmasia  alba»  dolea«!>  JüencorrhSa  n.  s*  w.   Da  fAhrt 
Hbkjuo  in  feierlichem  Tone  fortt  ^^Das  ist  aber  nicht 
etwa  die  ganze  Nalmgeschiehte  desSchillkrants,  da 
mjiMte  ich  noch  viel,  davon  schreiben,   davon  nnsere 
sogenannte  Botanik  sieh  nichts  trflamen  Msst.  *}  Schöll- 
kraut blüht  aaf ,  wenn  die  Schwalbe  kömmt  (Ich  denke 
verschiedene  Wochen  später,,  aber  dass  es  im  Frähjahr 
aof bläht,  wie  so  viele  Blumen,  ond  dass  die  Schwalbe 
Im  Frühjahr   kömmt,   wie   die  Staaren,   Grasmücken^ 
Bothkeblchen,  Aothschwfinachen  nnd  viele  andere  Vö- 
gel, die  nicht  bei  uns  überwintern,  das  ist  richtig)  and 
vergebt,:  wenn  die  Sebwalbe  geht  (ganz  richtig  im 
Herbste,  wie  viele  „ttnliehe^  Kriater),  danim  heisst  es' 
auch^  Schwalbenkrao^^  (eben  darum  könnte  es  aoeh 
Staarenkrant,  odec  Rothsohwünzchenkraot  oder  Graa^ 
nückenkraot  n^  Si  wu  hetssen).    „,,010'  Schwalbe  heilfc 
sich  niit  SchöUfcrant  die  bösen  Angen^^^  sagen  die  Ad«- 
tea    „  „  Schwalbenkoth.  auMdit  Angenflecken^  ond  heM 
Angenflecken^^  ^S  sagen:  die  Alten.  ^    Die  Sebwalbe 
nistet  an  Maaern   und.  menschlichen   Wohnunge»  im 
Schatten;,  Schöllkimat  wiehat  an>  Mauern  und  mensch- 
lichen Wohnungen  nnd  imiSchatten.  Also  theilt  Scholl- 
kraat  der.  Schwalbe  Natur  und  sein  Name  Schielkraot 


*)  Eil  wahre«  Gluck  für  die  Botanik  und  für  die  Botanikeiy  daas 
•le  MO  nloht  mehr  trfiumen.  Die  au^geartetf  te  Naiurphiloiophie  hal 
et  kaum  sum  ABC  darin  gebracht.  —    €(a. 

^  Wamwi  den»  kein  flMmalheDkiiih  den  nnglftnMgea  Thomas  vtr- 
gessiuf  —    Gr. 


601  OrtikuOahlumdhmffen. 

deutet  auf  seiiie  Heilkraft  in  Aog^enleiden.  lodeakl 
alMO  der  Sehwalbe  Natar  verfolfi^e  ond  erkenne,  so  er- 
kenne ich^^  (oder  lese  ich  ans  einem  allen  Böchkii) 
,,aacb  des  Schöllkrautee  nrthfimliche  Nafnr,  d.  Lfaf 
Willen  und  Charakter  seiner  ^j  Seele^' ,  und  inden  kt ' 
ihn  simile  simili  an  eine  Krankheit  (wahrseheinlieh  M: 
der  Schwalbe?)  halte,  so  habe  ich,  Dr.  Hklbig,  ta: 
Sehlflssel  vom  andern  Theile,  den  VkAsswanA^s  wef^liei 
ans  seinem  Evangelio.  Wie  bilb>  fahre  aoeh  ich,  Dr. 
ScHBöN,  fort;  Das  ist  noch  lange  nicht  Alles,  wuiek 
von  der  Wolfsmilch  erzählen  könnte.  Auf  der  Wett. 
milch  lebt  ein  Thier^  die  Raupe  von  Sphinx  Eopk»! 
biae,  die  m'ch  allein  von  ihr  nihrt.  Die  Raupe  istTkkrt 
/[gewordene  Wolfsmilch,  sie  ist  Wolfsmilch- Urthumd 
Wille.  Ich  darf  nor  ihre  Nator  stndiren,  so  kenne  id 
den  Sinn  der  Wolfsmilch.  Aus  ihr  wird  ein  gnier 
Sehmetterlinj^,  der  im  Gran  der  Abenddlimmerun^  ^t^ 
Älto  heilt  Wolfsmilch  Melancholie,  ebenso  alle  & 
Formen,  welche  in  der  Dimmemng  exacerbiren.  Oki 
ibt'S  anders  V 

Ist  da  nicht  Reichtham  an  Ideen,  an  Narrheit  oiid  al- 
bernem Gerede?  Solcher  Aberwitx  soll  ein  Heilprindp 
«nd  Ewar  das  allein  wahre  begprOiiden  I  Hklbig  bat  vor- 
her gefihlt,  dass  man  die  Nätslichkeit  solcher  -Exca* 
sieaf n  besweifeln  werde.  Er  meint  zwar,  es  werde  tf 
aar  ein  solcher  Kriticos,  wie  ich,  thon,  (a.  a.  O.  pg.  lOS), 
alleia  es  thnn  es,  wie  ich  weiss^  schon  mehr  Leute.  Di 
Itiebl  er  uns  nun  weitern  Aufschluss.  Beim  Prufa 
hat  man  das  Alles  vom  Chelidoniom  nicht  heransge- 
hraeht  ivon  der  Euphorbia  auch  nicht),  weil  g^erade  kebi 
VtittT  Stigüüg  itt  Homhautflecken^  Thräneafistels, 
Kcawm  Staar,  Leberauftreibung,  Gelbsucht,  Gallenstei- 
ut»a  elr.  jcehabt  habe  (aber  im  Bachlein  steht's  j^e- 
tt($hri0bea).  Was  man  also  durch  Mittelprufang*  nicht 
fiiiiiut,  hfiügt  man  nach  HoLma  so  heraus,  dass  man, 
VMU  Aouiuierlichkeiten  schliessend,  sich  einbildet,  diese 
^(It^r  jcuo  Pflanae  wärde  wohl  dieses  oder  jenes  Symptom 


Onffinalßbhandlmifen^     '  653 

licrvorbriN^cii)  wenn  es  nur  an  die  rechte  Person  kävie, 
Einen  sicherern  VVe|;)  die  Eigenthumlichkeit  eines  Mit- 
lels  f^u  finden,  giebt's  wohl  nicht I!  HfiLoi«  stellt  ihn 
tlessbaib  in  der  obigeii  Stelle  auch  neben  Uahnjbbiank^s 
lYeg^  der  Mittelpröfun^,  als  den  Schlüssel  ziim  andern 
^heile«  den  ÜAHNBaiANN  we/o^jEreiasscn^  —  £r  kennt  seine 
T'erdienste  und  weiss  sie  auch  2u  schätseii,  so  wie  er 
-MreisS)  dass  andere  Leute  gar  nichts  nützen«    bei  mI^ 
eher  Gelegenheit  kömmt  Hblbio  immer  auf  Gall  and 
seine  äussertiche  Untersuchung  der  Schädel!  Ja,  bester 
Herr  Uoctor!  Gall  konnte  doch  die  Leute  nicht  todt«^ 
schlagen,  um  ihre  Gehirnbildung  eii  untersuchen  und 
daraus  ihre  Eigenthümlichkeit  zu  eutKiffern  —  er  un* 
tersuchte  übrigens  die  üntwicklungsgeschichte  des  Ge- 
birn*  und  Nervensysteatis  an  sehr  vielen  Cadavern^  wie  scia 
and  seines  Freundes  G.  Spurzheih  grosses  Werk:  Ana<- 
tomie  und  Physiologie  des  Nervensystemes  und  des  Ge* 
liirnes  insbesondere^  hinlänglich  beweisen,    Onreh  Un» 
tersuchung  der  inneren  Gehirndrgaae  kam  er  auf  die 
durch  sie  bestimmte  Formation  des  Kopfes«    Von  ihn 
stammt  ja  auch  die  neuere  Zergliederungsart  des  Ge* 
birnes  hern  davon  wahrscheinlich  Hklbiq  nichts  weiss. 
Also,  bester  Hr.  Doctorl  kam  Gall  "öon  Innen  nach 
Aussen^  und  von  Kenntniss  des  Innern  auf  die  Bedeo"^ 
tung  des  Aenssern  und  nicht  umgewendet.  Dabei  kaatfl 
ich  auch  nicht  umhin,  zu  vermuthen,  dass  Gall  zu  sei* 
nen  Untersuchungen  über  den  Bau  und  die  Bedeutung 
des  menschlichen  Gehirnes  bezuglich  seiner  einzelaen 
Organe  wahrscheinlich   JMenschenköpfe  gewühlt,    und 
keine  Scbweinsköpfe.  ^)    Wir  wollen  dessbalb  zu  un- 
seren Untersuchungen  auch  menschliche  Leichname  wäh- 
len.) und  die  Schweine  onserm  Collegen  HaLmo  über- 
lassen. 

*)  Et  ist  ein  höchst  sonderbares  Zusammentreffen,  dassTnDKMANN, 
cur  Beit,  ala  icH  in  BeiMberg  stntfirte  (1820—24),  die  Seh&deliehre 
verdiunnrte  und  Gall*s  Tiieorie  an  etaem  —  — -Schwelaikopf e  ad  ab- 
eurduai  deaMttsirirte.  —  Ga« 

HTOBA  BA  X.  36 


8&I  iM§im^mblmnähmfem. 

Noch  ein  anderes  Beispiel,  wie  man  durch  ScUieiM 
TOB  iosserer  Erseheinonf;  aof  den  Charakter  der  Mi 
g^Xwikgtn  könne,   giebt  uns  Dr.   Hbuug  (pf.  111>- 
An  einer  Kolik  konnte  Hslbig  nichts   weiter  hem- 
briojTsn,  als  dass  das  Kneipen  um   Mittag;  naeUa« 
nnd  das  Zahnfleisch  leicht  blute.    Da   kein  Mittel  ia 
Nachlass  seiner  Symptome  am  Mittag  hat,  er  aach  Nu 
oder  Kohle  nicht  j^ben  ma^^   (meinet %ve/B^en  hat  cA 
wohl  nicht  unterlassen,  und  ich  bitte  den  Versuch  ad 
nicht  als  nach  antipathischem  Principe  eing^eleitet  a- 
gesehen),  dachte  Helbig,  „da  alle  Mittel  LieibkDeipa 
haben,  so  wird  es  das  Centaariam  minus  wohl  auch  habof. 
Ohne  Zweifel,  Hr.  Doctor!  oder  doch  wenigstens  etv« 
„Aehnliches^S  vielleicht  Jucken  hinter  den  Ohren,  v» 
mit  Leipkneipen  auch  £:rosse  Aehnlicbkeit   hat«^  Co* 
taurium  aber  wählt  Dr«  Helbig^   weil   es   Mittags  <t 
Bläthen  schliesst.    Das  Medicament  hatte  der  Apotlw- 
ker  aber  nicht,  und  so  ist  es  nicht  ang:ewendet  wordOi 
was  um  der  grossen  Entdeckung  willen,   die  hieriä 
80   ingeniöse  Weise   hätte,  gemacht  werden    konaa. 
wirklich  sehr  zu  bedauern  ist.  — 

Aber,, frage  ich,  muss  ein  solches. Aufnehmen  va 
Indicationen  tiioht  das.  hajjlloseste  JBxperimentiren,  du 
bodenloseste  Herumlappen  in  .dem  Jffittelvorrathe  n 
Wege  bringen?  Helbig's  Aehnlichkeitsprincip ,  wie  er 
es  entwickelt  hat,  öffnet  der  ungebundensten,  rechei* 
schaftlosesten  Willkühr  Thür  und  Thore. 

Wohin  will  Helbig  die  Homöopathie  fahren,  zu  wel- 
chem Undinge  sie  umgestalten?  Und  wessbalb  will  er 
es  denn  wohl?  Wahrscheinlich,  um  in  seiner  Weisheit 
noch  weit  über  Hahnemann  hinausgehend,  amniian  hamÖO' 
pathissimua  zu  seyn.  Nun,  die  Ehre  sei  ihm  vergönnt^ 
aber  seine  Erfindungen  und  Entdeckungen  können  wir 
uns  nicht  aufhängen  lassen. 

Der  Versuch,  die  Wirkung  der  Mittel,  aus  ihren 
Aeussern  und  den  eigenthümlichen  Moment  aus  ihrer  Na- 
turgeschichte zu  errathen,  ist  einer  der  iltesten  Miss- 


OH^inatabhandtungen,  5U 

ipiriffe,  die  in  der  Medicin  js(eniAcht  worden,  ond  nach 
Uahnkmann  kömnit  Einer,  nnd  will  ons  solchen  Aber- 
witz von  neuem  auftischen,  ond  diesen  alten,  durch  die 
Erfabrunjf^  als   solchen  bezeichneten,   Miss^riff  neben 
Hahnbmamn's  Mittelpräfuoji^en  stellen!  Das  kWnf^i  fast 
fabelhaft    Aber  der  Eij^endönkei  ist  ein  übles  Kräot- 
lein  ond  der  Müller  von  BrasMenheim  hat's  erfahren, 
ivle's  geht,  wenn  man  dasselbe  im  Herzen  sich  aos- 
breiten  lAssi«  —    Schwalbenkoth    macht   nach   Hblbio 
nicht  allein  Flecken  im  AD;2:e,  sondern  er  heilt  sie  noch, 
aber  das  Krlotlein  Ei/s:endänkel  heilt  die  fibeln  Symp- 
tome nicht,   die   es  herx'orbrin^t.    Die   hohen  Herren 
aber,  die  mit  ihrer  eif^enen  Grösse  und  MaJestAt  in  dea 
Palais  wohnen,  in  denen  man  sie  residiren  lässt,  damit 
sie  weder  sich,  noch  Andeien  schaden  können,  glau- 
ben das  nicht    Auf  William  Hogarth's  8cenerie  einer 
solchen  Assemblee  macht  der  mit  der  Papierrolle  vor 
dem  rechten  Auge  grössere  Entdeckungen  an  der  Zim- 
merdecke, als  Hkrschbl  Je  am  weiten  Sternenhimmel  ma- 
chen   mag.     Wollen-s   ihnen    die    Leute    widerlegen, 
80  sagen  sie:  „das  verstehst  du  nicht^^  (pg.  109),  „der 
Sache  bist  du  nicht' gewachsen^^  (pg.  114),  „das  hast 
do  nicht  tiefer-  togfiffen^^  (^%  97  und  100)  u.  s.  w.,  und 
es  ist  ihnen  glefchgihig^  ob  sie  einen  Schusterjungen 
oder  einen  Mann 'vor  sich  haben,  der  die  Sache  wohl 
noch    verstehen    mag.    Es    will    fast   bediinken,    als 
seien  manche  hom.  Schriftsteller  diese  Ausdrücke  ge- 
gen Aerzte  der  filtern  Schule  zu    handhaben  so  ge- 
wohnt worden,  dass  es  selbst  Einem  und  dem  Andern 
einfallt,  sie  auch  gegen  hom.  Aerzte  in  Bewegung  zu 
setzen«    Da  fragt  es  sich  wohl,  ob  ausser  Helbig  iauch 
nur  Einer  noch  den  Sinn  der  hom«  Heilmethode  auf- 
zofassen  im  Stande  ist.    Das  ist  wenigstens  für  Jene 
rein HAUNEMANN'sche Homöopathie  schlimm,  sehr  schlimm! 
Widerspreche  aber  nur  Einer  so  einem  Manne!  Da  sagt 
z.  B.  nach  Helbio  der  Kriticus  zu  dem,  der  den  Satz 
anfstellt.  Jede  Krankheit  hat  ihr  Heilmittel  in  der  Nihe ; 

86. 


5S6  OriptmhikkaHMmgen. 

riSüx  ist  aber  ein  Polyehrest,  «iid  ivielist  doch  Birii| 
OsUfidien'^  (p^.  114).  ,,UDd  denkt  noich  obendrein, vk 
Bu^Bie  ihm  ansieht,  ,,er  habe  was  Rechten  fresijitv 
An  ihn  wird  ein  Exempel  statairt,  er,  Hblbiq,  crkdt 
seine  8ümme  und  sai^t :  ^^Er  bat  aber  nicht  bedacht,  im 
die  Contorten  Aber  die  xanne  Erde  verbreitet  sial,  d 
dass  schon  die  Gent ianeea ,  eine  Unterfamilie  der  C» 
tortcn,  von  den  Polarlandern  bis  zum  Aequator  imd  m 
den  Ueereskusten  bis  nur  Schneej^rense  der  Uocbgebtfxer 
sich  verbreiten,  er  denkt  nicht  daran,  dann  Tsased' 
Isolden  jichtdeutsch  so  viel  heisst,  als  Polycbrestn 
verdorben  griechisch,  er  denkt  nicht  an  Spi^elia,  Hiudi' 
gift,  Oleander»  VineetoxicoiD  und  die  Aselepiadeea  0.8.1^. 

Sieht  diese  Rede  nicht  dem  Manne  mit  der  Ptpi»! 
rolle  ganz  ahnlich,  und  erinnert  sie  nicht  an  jene  ml 
HsBBL  erzählte  Antwort  des  Eineü  der  beiden  Jusgo,' 
die  sich  vor  das  Fenster  wohlhabender  Lente  setita, 
und  ihr  Stückchen  trockenes  Brod  zu  dem  aas  demZit' 
mer  dringenden  lieblichen  und  einladenden  Speisegendi 
assen^  weil  der  eine  Junge  dem  andern  versieherieJ 
das  sei  Kalbsbratengeroch?  Auf  die  Frage:  hast  A 
denn  schon  einmal  Kalbsbraten  gegessea?  antwortet 
der  Junge:  „Nein,  aber  mein  Bruder  hfitte  einmal  fut 
welchen  bekommen^^ 

Wir  Leute,  die  wir  die  Sache  nicht  tiefer  anfgefant 
haben  und  nicht  zum  gehörigen  Verständnisse  der  Ifo- 
möopathie  gelangen  konnten,  waren  der  Meinong,  nit 
der  Anwendung  von  Surrogaten  habe  es  sein  Bewen- 
den, und  sie  sei  nur  ein  Missbrauch  der  altern  Schale* 
aber  Helbig,  der  tief  ins  Innerste  Wesen  der  Heilne- 
thode  gedrungen,  setzt  uns  Leuten  den  Kopf  znrecht! 
Spigelia,  Hundsgift,  Oleander,  Vincetoxicam  und  die 
Asclepiadeen  sind  der  Nux,  die  moschusartijs^n  Prodode 
einer  grossen  Anzahl  von  Thieren,  so  wie  eine  Blende 
Pflanzen  der  verschiedensten  Familien  sind  den  Mo- 
schus Sibiriens  und  dem  Kampher  Japans  „snrregirt^ 
Wcr's  nicht  glauben  will  —  Hr.  Dr.  Hblsio^  bat's  ver- 


ii  .fiebert  (j»f.  114)«   Vielleicht  meint  auch  et  „obendreüi, 
k  ^r  habe  v/m  Recbt's  geshgt^K 
t  •  U. 

i  .  Das  Contrarian^  sa^t  Hblbig,  ist  nicht  dorcbfäbrbar* — 
I  ^oferne  er  %'erlangt,  dass  zwei  Dinjf^e,  wie  er  sich  ans-» 
\  dräckt)  „omnibos  ex  numeris^^  einander  conträr  seyn 
I  «ollen,  hat  er  Hecht,  allein  am  einen  solchen  Gegensatz 
.  bändelt  si^h's  in  der  Medicin  nicht,  sondern  nur  um  ei- 
nen Gegen^ats  für  gewisse  Lebenssustände,  in  so  weit 
sie  Anomalieen  des  gesunden  Lebens  sind.  Dn  Hslbio 
fragt  mich-  (pg«  88)  9,ganK  ernstliches  v*s  l^h  wohl  dem 
JüSwillichtf  dem  Kngrosbändler,  dem  Wanduhrmacher 
ie:egenäberstelle  ?  Ich  aber  antworte  Dr.  Hklbiq  „ganse 
ernsUich^S  ^^^  seine  Frage  eine  ganz  unnütze  Spitz- 
findigkeit sei,  die  zu  gar  nichts  führt.  Für  das  Contra- 
rium,  das  uns  beschäftigt,  giebt  es  keinen  Zwillicht, 
keinen  fingrosbindler,  keinen  Wanduhrenmacher,,  denn 
sie  kommen  im  Organismus  nicht  vor,  sondern  allge- 
meine LebensBost&nde,  für  welche  sich  ungezwungen 
€in  Gegensatz  hinstellen  lüsst.  Aus  dem  Grunde  aber, 
dass  die  Zahl  dieser  allgemeinen  Zustände,  den^n  sich 
ein  Gegensatz  gegenüber  finden  lässt,  nur  eine  kleine 
ist,  muss  auch  »der  Wirkungskreis  d^rantipathischen 
Methode  ein  beschränkter  seyn,  und  eawird  nicht  schwer 
fallen,  die  daraus  resulttrenden  Indioationen,  d.  h.  Ein- 
leitungen des  Gegensatzes,  kurz  aufzuzählen. 

Der  Antipatluker  hat  kein  Contrarinm  für  den  Stich- 
schmerz der  Pleuresie^  den  Druck  der  Pneumonie,  die 
brennend-reissenüen  Schmerzen  der  Enteritis  u.  s.  w., 
aber  er  hat  ein  Contrarinm  für  den  allgemeinen  Zustand 
des  an  Entzündung,  als  an  einem  abnorm  gesteigerten 
Lebensprocess  mit  qualitativer  Veränderung  des  Blutes' 
(abnormer  Cruorbildung)  Leidenden,  abgesehen  vom  to- 
pischen Processe.  Ein  Zustand  verminderter  Lebens- 
.thätigkeit  mit  vorherrschender  lymphatischer  Qualität 
des  Blutes  ist  ein  Gegensatz  für  jenes  Quäle.  Der  heis«- 
sen,   brennenden  Haut,   der  allgemeinen  Hitze,   der 


I   nieht  der  angesehene  Maller,  bin  ich  nicht  der  unan- 
i  tastbare  Malier,  bin  ich  nicht  der  Maller  aller  Maller, 
ii    wenn  meine  Mahle  schweigt,  hört  alles  Mahlen  anf,  steht 
%   ja  wohl  der  Müller  von  Kieinhausen  als  Gegensatz  ge- 
r!    genöber,  der  in  seiner  Bescheidenheit  dem  Brassenhei- 
\    iner  schön  aasweicht,  sich  für  unbedeatend,  übersehen, 
I    arm  o.s.  w.  haltend.  Einem  eingebildeten,  selbst  durch  be^ 
flcheidenen  Widerspruch  beleidigten  und  dann  roitUnpas- 
sentheiten  und  ordinären  Persönlichkeiten  zu  Felde  zie- 
henden Autor,  stellt  sich  wohl  ein  auf  die  Gründe  An- 
derer hörender  und  nur  mit  der  Schärfe  der  Wissenschaft 
seine  Ansicht  vertheidigender  gegenüber.    Einem  Au- 
tor, der  sich  einbildet,  dass  er  mit  den  oben  genannteil 
schlechten  Waffen  seiner  unstichhaltigen  Idee,  Eingang 
nnd  Glauben   verschaffen  und   den  Widerspruch   zum 
Schweigen  bringen  werde,  stellt  man  wohl  einen  an- 
dern Autor  gegenüber,  der,  wenn  er  Unrecht  hat,  ein- 
sieht, dass  ihm  Ausfälle  nichts  helfen  werden,  sondern 
dass  es  Leute  geben  würde,  die  ihn  widerlegen  und 
seine  Gemeinheiten  zurückweisen« 

Sehen  Sie,  bester  Herr  Doctor,  da  fehlt's  ja  selbst 
im  gewöhnlichen  Leben  nicht  an  Gegensätzen,  und 
zwar  an  wirkifchen  gar  nicht,  wie  Sie  sich  auch  fer- 
nerhin überzeugen  werden.  Und  so  könnte  ich  Ihnen, 
ohschon  „pauvre  wie  eine  Kirchenmaus^^  (pg.  113),  doch 
noch  eine  Menge  Gegensätze  aufzählen,  die  der  ge- 
sunde Menschenverstand,  den  Sie,  obschon  selbst  Arzt, 
den  Aerzten,  vielleicht  auf  besondere  Argumente  ge- 
stützt, absprechen  (pg.  81),  nicht  allein  für  notliwendig 
halten,  sondern  für  vorliegend  ansprechen  wird.  Und 
Sie  wissen  das  selbst  röcht  gut,  Sie  hatten  im  Eifer 
nur  vergessen,  dass  Sie's  wissen.  Sagen  Sie  ja  pg.  110: 
Wo  wir  in  der  Natur  auch  hinsehen,  überall  ist  ein 
Schwanken  zwischen  Gegensätzen;  sie  sind  der  Grund 
aller  Spannung,  alles  Strebens  und  Lebens,  jeder  Thü- 
Ügkeit  und  jeder  Bewegung,  sie  finden  sich  in  allen 
nar  denkbaren  Richtungen  u.  s«  w.   Und  weiter:  „Ohne 


fi0O  Orijinuiabkmnälungfn. 

GegeoMta^ist  keiae  Bewegmc^  kein  ForUchreiteD  mi^ 
lich^  80  wcoiic  iB  der  fflecbanischen  and  or/rafliseltci, 
al«  in  der  geifUxen  und  wiaAenecbafUichen  Weli^*,  S^ 
ben  JSie,  lieber  Herr  Ooctor,  da  habe  ich  Sie  ja,  ,,e  coi- 
ceesi^^^  Und  dabei  sind  Sie  über  die  Kritik  so  kii, 
die,  weil  sie  nicht  nach  Ihrem  Wunsche,  „nichts  taugt  iil 
dam  Weitergehen  der  Wissenschaft  nnr  Fesseln  anlegt^ 
während  Sie  doch  lehren  ^  dass  ohne  Ge/B^iisat2b  asch 
in  der  ceistigf^n  und  wissenschaftlichen  Welt  keiu  Fort- 
schreiten möglich  ist.  Sehen  Sie,  Herr  Doctor,  Sie 
müssen  sich  nicht  so  argern,  es  wird  sich  schon  jcebc» 
„Es  handelt  sich  ja^S  ^^^  ^^^  PK*  ^^^  wissen:  „UelKir- 
all  in  der  Welt  um  weise  Benntzung  von  Gleichiiat 
und  Gea:ensatz^^ 

Würde  zur  Handhabung;  de^  antipatbiscben  HeilppS' 
cipes  die  Feststellung  von  Gegensätaen  in  der  Art 
nötbig  seyn,  wie  der  Homöopath,  besonders  Dr. 
Haubig,  die  Aehnlichkeit  auffa^st,  d.  h«  einzig  nir 
nach  der  äussern  Erscheinung,  ao  wäre  für  viele  fi^ 
scheinungen  gar  kein  Gegensatz  zu  finden;  aber  es  ist 
ja  Eigenthnmh'chkeit  der  antipathischen  Methode^  lU- 
gemeUie  Zustände  aufzufassen,  und  allgemeine  Indici: 
tionen  zu  stellen.  Das  müssen  Sie  im  Auge  behaltei) 
wenn  Sie  sich  Einsicht  in  diese  Heilmethode  und  in  ihr 
Princip  verschaffen  wollen.  Aber  Sie  müssen  ja  immer 
Neues  erfinden  und  haben  keine  Zeit  zum  liernen  des- 
sen, das  da  gefunden  ist.  Ihnen  wird  es  doch  hoffent- 
lich nicht,  wie  C«  Hebino  geben,  der  auch  vor  lauter 
Neues- Erfinden  nichts  erfanden  hat,  da  Sie  „wenig  Zeit 
haben,  und  die  Sie  haben,  lieber  zur  Schaffung  von  et- 
was Neuem  verwenden  ^^  Cpff*  104)*  Es  ist  was  Schö- 
nes um  einen  Dr.  Uelbig,  der  Neues  schaffen  kann,  so- 
bald er  nur  ein  Bischen  Zeit  übrig  hat!  Schöpfer  za 
seyn,  fst  die  höchste  Ehre,  ihm  gehört,  dem  Gottabo- 
liehen,  die  erste  Stelle!! 

Oa  ist's  denn  auch  natürlich,  dass  die  Leistungen 
Anderer  gegen  die  seinigen  gänzlich  in  nichts  zerfallea. 


OrHfinaMhandhmgen.  86t 

K  So  geht  es  unter  Anderen  dem  armen  Dr.  Louthal^ 
I  .der  in  dem  Walin  aiand,  er  tra^e  auch  das  Seme  bei, 
'  wenn  er  bereits  Gefqndenes  weiter  ^ronstatire,  Manches 
i  nüher  kq  bestimmen  sache,  and  oberhaopt  Hittiieilonjir 
i  mache  von  dem,  was  er  erfahren^  j;Ieicli£iltij^9  ob  es 
ii   Nenes  s^i,  oder  nicht» 

i       Der  arme  Maan  ^^eiss  von  all  den  Mittein  nichts,  von 

I    denen  Andese  nichts  Jaat  werden  liessen^S    „Niemand 

hat  auch  noch  Heilnngen  mit  Salpeter  and  Schöllkraat 

er;(ahlt,  ausser  Helbio^S  <<nd  weil  Niemand  sie  en&ählt, 

darum  weiss  auch  I^oBKTUiiL  atcbts  von  ihnen* 

Wie  ich  das  lese,  nehme  ich  zufällig,  oder  auch  nicht 
2nf|lli£,  ein  Kleines  Büchlein  vom  Bücherbrett  herab, 
fast  das  einsi^e,  was  ich  aus  dem  pharmakodynami- 
aehea  Naehlass  der  Alten  habe,  da  ich  dieser  Seite  der 
Allern  Medicin  meine  Aufmerksamkeit  nicht  zugewen- 
det «^  und  siehe  —  da  finde  ich  Helbig's  ganse^e  Weis- 
heit und.  Scböpfnng  oberes  Schöllkraat,  ,, davon  unsere 
8Q|penannte  Botanik  sich  nichts  trUumen  lässt^^,  und 
über  seine  Wirkuog*,  ,,von  der  noch  Niemand  erzählt 
l^at^^  Hblbiq  sagt:  ,> Schöllkraut  bläht  auf,  wenn  die 
Schwalbe  kommt,  und  vergebt,  wenn  die  Schwalbe 
geht,  darum  heisst  es  auch  Schwalbenkrant  Cx^hdotr, 
Hirnndo,  „„Die  Schwalbe  heilt  sich  mit  Schöllkraat  die 
bösen  Augen^^^S  ^agen  die  Alten^^  In  dem  Büchlein 
lese  ich:  „Chelidonio  autem,  vel  si  mavis  Hirundinariae, 
avis  hirundo,  quae  Graecis  x^^^^^ov  vocatur,  nomen  indi- 
dit,  vel  at  autor  est  Punius,  quod  hanc  primum  invenit, 
et  ea  oculis  pullorum  in  nido  reslituit  visum,  ut  quidam 
tradunt,  etiam  erulis  (?3,  vel  quod  floret  adventu  hi- 
rundinum,  discessuque  commareessit:  id  quod  de  minore 
vere  dicitur^^  IJnd  „chelidonium  hinindinum  adventu 
florem  excitat,  atque  adeo  deinceps  toto  vere  et  aestate 
Aoret^^  HifiLBiG:  „Schöllkraut  wächst  an  Mauern  und 
nar  in  der  Nahe  menschlicher  Wohnnngen^^  ;,Nascitur 
in  opacis  et  parietinis^^  I1elbig:'„Es  wirkt  auf  die 
Leher,  es  wirkt  resolvendo;  es  heilt  den  Icterus  hepa- 


tins,  die  Gdbraeht  etc.^^  und  ,,Zwiinsi^  können  du 
Miltel  nehmen  nnd  bekommen  keine  Hornhnutfleckeo, 
Tiirinenfistel,  prnnen  Slnnr,  Lebernnflreibnn/B:,  Gelb- 
sucht, Gallensteine  n.  s.  w/^  Aber  im  Büchlein  steht 
an  lesen  (nnd  eben  darom  nveiss  es  Dn  Hei^big!):  ^Sa^ 
cos  Chelidonii  —  contra  ocalorum  calig^inem  potest  Ra- 
dix —  refi:iu  morbo  medetor'^,  und  ^,Succns  ejus  ad  acoen- 
dum  Visum  commodus  est,  ntique  in  qnibus  crassum  qai- 
dam  in  pupilla  collig^itur  diseussione  indio^es.  Usi  sunt 
quidam  radice  ejus  ad  raorbum  regium  e  jecoris  obstro^ 
tione  proficiscentem  (ex  Galbno)^S  nnd  „Saccus  ejos 
cum  melle  calices,  nubecnlas,  bbscnritatemqae  discotit, 
cicatriees  extenuat.  Albu/s:ines  etiam  jumentomm  (ex 
Plinio)^^  Trösten  Sie  sich,  Herr  Doctor  Lobuthal, 
der  Schöpfer  hat  auch  nichts  Neues  geschaffSen !  Er  hat 
nur  einen  alten  Rock  aus  der  Höstkammer  g^eholt,  ihn 
ein  Bischen  modernisirt^  und  ihn  uns  als  etwas  gani 
Neues^  von  ihm  Geschaffenes,  verschacherii  wollen.  Das 
Bdchlein  aber,  wo  man  Hblbig's  Weisheit  findet,  heisst: 
„De  historia  slirpium  commentarii  insig^nes ;  Leonharto 
Fuchsig  medico  aotore.  Lngduni  MDXLVll^S  Aach 
noch  in  Ldtni&'s  Mat.  med.,  herausgegeben  von  Schreber 
im  Jahre  1787,  finde  ich  bei  Chelodonium:  ,,Usus^*:  Jc- 
teru»^  Cachexia,  Hydrops,  Tabes,  Oedema,  Herpes, 
Pterygiufiu 

Also  ffiebt  uns  auch  Helbig  manchmal  etwas  Altes 
fär  etwas  Neues.  Es  unterscheidet  sich  indess  JLobe- 
THAL^s  Mittheilung  von  der  ÜELBiG'schen  durch  zwei 
Umstände.  Einmal,  dass  Lobetual  schon  Dagewese- 
nes nicht  für  Neues  ausgiebt,  was  Helbig  thut,  und 
dass  das  Mitgetheilte  einen  sicherern  Grund  hat,  als 
das  HELBiG^sche,  das  auf  das  „veteres  dicunt^^  basirt 
ist.  Am  Ende  passt  auf  Helbig's  schaffenden  Geist  das 
bekannte  Motto:  ^,Was  wahr  ist,  ist  nicht  neu,  and 
was  neu  ist,  das  ist  nicht  wahr^^ 

Was  die  Beweisfäbruns:  Dr.  Helbig's  für  seinen  Lieb- 


OriginälabhaniUunyen.  568 

lings-Satz  betrifft,  so  habe  ich  g^ezelgi^  üass  seine. 3 
Beweise  keine  sind,  und  zwar: 

1)  Weil  alle  geprüften  Mittel  je  nach  der  Anwen- 
dnngsweise  entweder  nach  Aehnlichkeit  oder  nach  Ge* 
^ensatz,  oder  auph  wohl  nach  dem  heteropathischen 
Principe  heiled;  die  Annahme  also,  als  heilen  sie  nar 
nach  Aehnlichkeit,  falsch  ist; 

2)  weil  sich  ferner  der  8chluss  nicht  rechtfertigen 
l£sst,  dass,  Falls  auch  wirklich  jedes  Medicament  ein 
oder  einige  Symptome  hervorbringen  könne,  die  einem 
Falle  ähnlich  sind,  den  es  geheilt^  desshalb  aach  alle 
übrigen  Fälle,  in  denen  es  geholfen,  nach  Aehnlichkeit 
gehoben  habe; 

3)  weil  das  Contrarium^  wie  bei  Heilungen  in  Frage 
kömmt^  recht  wohl  durchführbar  ist,  das  Aehnlich  aber, 
wie  es  Helbig  hinstellt,  von  nichtssagender,  grenzen- 
loser Weite  und  Leere  ist,  das  aller  charakteristischen 
Merkmale,  daher  auch  jeder  Begrenzung  ermangelt» 

Oa  werden  Sie,  mein  lieber  Herr  Doctor,  für  IJur 
neues  Evangelium,  wenn  Sie  es  nicht  blos  durcb 
Glauben  fundiren  wollen,  andere  Beweise  beibringen 
müssen,  sonst  werden  Sie  kaum  einen  Anhänger,  ge- 
schweige denn  einen  Apostel  finden  —  und  das  wäre 
doch  Schade  fuFa  Opus  operatu^n«  Ich  aber  habe  mir 
diesmal  die  Muhe  gegeben,  Ihr  Evangelium  e  concesHi 
in  den  Sand  zu  setzen. 

(ScMuss  folgt  im  nächsteo  Hefte.) 


564 


Gefälligit  w  beaehteuIII 

Meine  jc^'chrten  Correspondenten  im  Köniofreicli  Preus- 
sen  ersuche  ich  höflichst,  aaf  Briefen  an  mich,  der 
Adresse  zu  ^^KarUruhe^^y  j^efälii^st  ^jim  Grovk 
Baden'*'  bei%ufüxen,  indem  sonst,  wie  mehrmals  j^esclie- 
hen,  die  Briefe  nach  CarlMruh  in  SctUeHen  laufen.  - 

Dr.  CrBiESSELICB, 


Die  sammtlichen,  zum  pharmakodynamischen  Reper- 
torium  zu  benätzenden  Zei/«drAr{/7en  sind  nun  besetzt. - 


Ans  der  Verlasi^ensehaft  des  verstorbenen  Assisleat* 
arztes  Badmann  za  Appenweier  im  CTrossh.  Baden  \M 
eine  Anzahl  Bficher  dem  Verkaufe  aus^t^setzt ;  daroiHer 
Hahnemann's  ehron.  Krankheiten  (1.  Aus/etO?  Orgmf 
(4te),  Hartlaub  syst.  Darstellung  (9  Bde.j,  dcM 
Tabellen,  Hartlaub  und  Trinks  r.  A.  M.  Lehre,  Rat- 
manm's  Therapie  acuter  Krankheitsformen  C1-  Aus;;.)i 
Jahres  Handbuch  (Ite),  Rückert's  verschiedene  Werke, 
Raü's  Werth  (1824),  Rummel,  die  Hom.  von  der  Licbt- 
und  Sehattenseite,  Weber's  Darstellunji^en,  Archiv  von 
Stapf,  Bd.  1  — 15,  Hartlbub  und  Trinks  Annalen,4 
Bände,  Hy^ea,  10  Bde.^  Universallexicon  von  Andral 
etc.,  Werke  von  Conradi,  Bertbold,  Burdach,  Gbigir, 
CooPER,  Reil,  Sprengel,  dann  verschiedene  Journale.  — 
Auskunft  ertheilen  Asse^ssor  Eimer  zu  Lahr  im  Breis« 
^au  und  Dr.  Griesselicu  in  Karlsruhe,  an  welch  letz- 
tern alle  dessfallsigeu  Briefe  durch  BachhSndlernfelef  en- 
beit  j^erichtet  werden  wollen.  Die  Bucher  werden  sehr 
wohlfeil,  und  in  Partieen  noch  wohlfeiler  verkauft. 


B 


REGISTER. 


i.    Allgemeines, 


^cid.  pyrolignosam,  Versnche 
des  Dr.  F.  Haller  damit,  388. 
—  finlphnr.^  Vergiftung,  392. 

Jkoonit.  Nap.:  Vergiftung,  393. 

Jkderlass,  Aber  ihn  in  acuten 
Krankh.)  S9Ö^ 

Agaricus  moacar« ,  Wirkungen 
dessen  nach  v.  Kbapf,  398. 

Algier,  Untersuchungen  der  en- 
dem*  etc.  i^ankheiten  daselbst ; 
Auftrag  fär  die  Algier^sche 
vrissenschaftl.Commission,  64. 

Aloe  in  Bier  bewirkte  Bluter- 
brechen^  398. 

Ainblyopia :  Rutä,  93. 

Ammen,  mur. :  Intoxication  da- 
mit nach  Dr.  Ocmpeet,  399, 

Anatomie,  pathologische)  ihr 
Verhftltniss  zu  der  specif. 
Methode^  nach  Dr.HAMPE,  1  ^ — 
989. 

Anenr^rsma  aort»,  605. 

Angina  oat:  Alumen,  398. 

—  babit«:  Kaltes  Wasser,  408. 

Anthraeokali,  nach  Dr.  Polta 
in  Flechten^  404. 


Anthrax  bei  Menschen:  Cam- 
pher, 453. 

—  bei  einem  Ochsen,  mit  An- 
tbracin  geheilt,  348. 

—  bei  Schweinen^  durch  An- 
thraxstoif  geheilt,  348» 

Apoplexie,  zur  Diagnostik  und 

pathoL  Anatomie  ders.^  nach 

Dr.  Hampe,  124. 
Aphthä  Infant.:  acid.  mur«  387. 
Arsenik- Vergiftung,  421,  424. 
Arsenik,    Wirkung   desselben 

nach  Dr.  Neumann,  421. 
Arthritis,    Ansichten    des  Dr. 

Hampe  darüber,  113. 
Arzneibereit.  nachApoth.  Gbu- 

NER,  Vorschi.,  die  Verreib,  etc. 

mit  6  oder  10  zu  9Ö  oder  90 

zu  machen,  267. 
Asthma  convuls.:  argent.  nitr«, 

415. 
Atrophia  medullae  spin.,  71. 
Auscultation  bei  l^hthisis;  Er- 

gebnissnachDr.FouRNET,  109. 
Balsam»  peruv«,  Wirkung  nach 

Necmann,  432. 


ses 


Regiifer. 


Baam wolle,    kardfitschte,    bei 
Wanden  von  Vesicantien,  432. 

Belladonna,  zu  ihrer  Pbarmako- 

dyn.,  nach  Dr.  Mabtjn,  322. 
— :  Vergiftung^  439,  ff. 

Blas  einer  tollen  Katze:  Wein- 
eaaig,  386. 

Boletus  Satan. :  Wirkung  nach 
I^ENz,  437. 

Brom ,  Wirkung  nach  Dr.  Hbi- 

MERDINGER,  439. 

Bnbo  sypbil.:  Garbo  an.,  62. 

Caloarea  hydroanlpbnrata,  als 
Mittel,  Haare  wegzunehmen, 
462. 

— snlphurata^  zu  ihrer  Pharma- 
kodyn.,  nach  Dr.  Martin,  323. 

—  zu  ihrer  Wirkungssphäre, 
869. 

Cardialgia:  Bellad.,  604. 
Catarrhus   vesic*    urin.:    Bals. 

Cop.,  431. 
Cephalalgia:  Arsen.:  66;  bis. 
Cerebri    affectiones,    von   Dr. 

RuFZ  in  Paris  beob.,  74. 
Cholera  as.:  Garbo  veg.  466. 

—  infant.:  Arsen.,  64* 
Chorea :  kaltes  Wasser,  408. 
Chrom,  Versuche  von  Berndt, 

468. 
Colica  Saturn.:  Kaffee,  466. 
Combustio  t  Argent.  nitric,  416. 
Cordis  morbi:  Pulsatilla,  366. 
Coniin,  Versuche  von  Dr.  Pohl- 

MANN,  467. 

Conium,  zu  s.  Wirkungssphäre 
nach  Dr*  Käsemanit,  369» 


Convulsiones  bei  einer  Fm. 

Wochen  nach  der  Niederi» 

Belladotina,  347. 
GusME^sches  Pulver,  Vena 

an  Kaninchen   von  Dr.  Ki 

MER,  470. 

Gosmetica  aus  Sablimat^  H 

muth ;  Schaden  derselben,  4 
Greosot;    Wirkangsspbire 

Brustkrankheiten      nach   1 

Mampe,471. 

Cuprum  acet,  Vergiftung,  I 
— ,  s.  auch  Kupfer. 
— ,  zu  seiner  Wirknngssplril 

362. 

—  erregt  nach  Nechanii  1 
Epileptischen  hanfig^nächtik 
Samenergiessungen,  472. 

—  sulph.,  zu  seiner  Pharmak 
dynam.,  nach  Dr.  Martin,  H 

Datnra  Stramonium,  zu  seil 
Pharmakodyn.,  nach  Dr.  l« 

BETHAL,  260. 

Delirium  Potator. :  kaltes  Wa 

ser,  Übergossen.  409. 
Diarrhöa  habit.:  Jalappa,  477. 
Dysenterie,  zur  Diagnostik  ■ 

patholog.  Anatomie  ders.  na 

Dr.  Hampe^  118. 
^lectropunctur,  Versuche  in  i 

Gharite  zu  Berlin,  475. 
Entzündung;  Bemerk«  darflt 

nach  Dr.  Bicking,  268. 
Epilepsie;  ihre  Ursachen  na 

Dr.  Hampe,  303. 
-- :  Beilad.,  434  ff. 
—  i  Ignatia,  62. 
Febris  gastr,:  Acid.  mur.,  387. 


Begister. 


5«? 


Febris  intcfrm.,  Ansicht  des  Dn 
Hampb  über  daal.,  103. 

—  —  vern.  atypioa:  Sabad.^  93. 

—  nervosa  stnpida^  Bpidemie  in 
8onneberg,  naoh  Dr.  Schlbit 
CHE&,  383« 

,  —  petedüalis:  aoid.  mar.^  387. 
,   Fistel  naeh  einem  Abscess  am 

8ehenkel :  Jod,  484, 
Fis^tala  scrofnl.  an  der  äussern 

Brost:  Jod,  483. 

—  nria.,  4f  0. 

Flaor  albufl^  beding  durch  ein 
eisemes  Pesaarinm,  131^.  ^ 

Froacheyer,  Versache  über  Be- 
fhichtong  derselben  mit  ver- 
dünntem Frosohsamen,  490. 

Fuchs  crispus;  EsEas  sah  dar- 
nach in  Hek^k  die  schnellste 
Brsohdpflnng,  476. 

Fnngi  venen«,  Antidot  nach 
Ghaübarbl,  476. 

Foror  aterin.:  Canthar«:  465. 

Gaben^Össe,  flber^  nach  Dr. 
KrAmbb,  608. 

Gattfraena  palmmi.,  590,  C 

Gastro-entoritls,  znr  Diagnost 
und  palhel.  Anatomie,  nach  Dr. 
Hampb^  07. 

ßastrit»  chron«,  zurDiag.  o.  pa- 
thoLAnat,  n.  Dr.  Hampb,  107. 

Ofanatbanm,  ••  Punica. 

Granati  Cort«^  bei  Bandwurm, 
oaeb  Dr.  MOBLsinBiN,  380. 

Grippe,  Epidem.  in  Lidb,  349  ff. 

Guajae,  Wirkvng  bei  Hantemp- 
tlMcn  und  Geschwüren  (meist 
sjrphil«)  der  Neger,  477. 

IIYGBA,  ML  X. 


Gummischuhe  rufen  unterdr. 
Fnssschweisse  hervor^  477. 

Haemoptysis  der  Pbthislker: 
MUlefol.,  88. 

Hämorrhoidalbildungen  in  der 
Lungcnschwinds.  sind  meist 
secnnd.  Folgen  des  Lungen- 
leidens^  287. 

H&morr  holdes,  entzündete  Kno- 
ten :  Nux  vom.^  340. 

Hautkrankheiten  und  ihrespe- 
cif.    Behandlung,    nach    Dr* 

SCHRÖN,  150. 

Heilanstalt,  über  die  Leipzi- 
ger; was  Dr.KcBTZ  davon  auf 

der  Versammlung  am.10.  Aug. 

1838  sagte ,  961. 
Heilmetboden  und  ihr  Verhält- 

niss'zu   einander;    nach   Dr. 

Martin  gegen  Dr.  Scnndiv,  314. 
Heilprincipe^  die  drei,  naeh  Dr. 

ScHRÖN  gegen  Dr.  Helbig,  597. 
HeradeumSpbond.  beimWeieh- 

selzopf^  nach  Dr.  Rosenberg, 

389. 

Hernia  incarc«:  Bellad«,  433. 
Herpes,  von  gestörter  Menstr.: 

Beilad.,  841. 

—  scroti:  Hepar  sulph.,  459. 
Herpesform. :  Antbracokali,  404. 
Homöodynamik,nach  Dr.  Weiss, 

968. 
Homfiopathie,  Princip  derselben 

nach  Dr.  G.  Schmid,  91  ff. 
— ,  die,  und  die  Homöopathen  in 

Wien,  940  ff. 
— y  ihr  Verhftltniss  nach  Dr. 

Frank  geg.  Dr.  Arnold,  307  ff. 

37 


568 


RegiMter. 


Hydrargyrofiis :  Jod,  485« 
Hydrocepbalua  acutos,  von  Dr. 

Dance,  76. 
Hydrops,  über  die  ihm  zq  Grunde 

liegenden  Krankh.  -  Zustande, 

nach  Dr.  Hampe,  304. 
— :  Aomm  mar,  nach  Wendt, 

431, 

—  renom:  Cochlearia  Armor.^ 
465« 

—  aaccat.:  Colchicum,  466. 
Hypertroph«  uteri :  8almiak,  399« 
Heas :  kaltes  Wasaer,  408. 
Indaratio  ond  Hypertroph,  me- 

dnlL  spin.,  71. 
Jodismns,  479. 
Jodiom^  Wirkungssphäre  nach 

Dr.  LOBRTHAL,  84. 

Jodiom,  zn  seiner  Wirknngs- 
sph&re,  477. 

Iptoao.,  Wirkungssphäre  nach 
Dr»  Lobethal,  84. 

— ,  zu  ihrer  Wirkungssphäre, 
369. 

KaU  hydrojod. ,  Wirkungs- 
sphäre, 481. 

Kopf-  u.  Filzläuse :  Chlor,  468. 

Krankheit,  über,  nach  Dr.  G. 

SCHMID,  36. 

Krisen,  über  falsche,  nach  Dr. 

SCHBÖN,  516. 

Kupferarsen.:  Vergiftung,  472. 
Lachesis,    zu    ihrer*  Wirkung 

nach  Dr.  Lobbthal,  86. 
Laryngitis  chron«,  174  ff. 
Leber,  Krankheiten  derselben; 

Antheil  der  Blutbildung  dabei, 

986« 


Luftentwicklan^^  in  den  Wcpi 
des  Blatamlanfefi,  plötzlkke 
Todesf&Ile  dadurch^  nach  Ol- 
LiviEB  etc.,  83. 

Lycopod.,  zn  dessen  Wirkungi- 
sphäre  nach  Dr.  Lobby&al,  8& 

Magengeschwüre,  runde,  sack 
Dr.  Hampb,  181^,  Nota. 

Magnesia  mar«,  Wirkungs- 
sphäre nach  Dr.  Lobbthal,  86. 

Maul-  und  KlaaenBeache  )m 
Rindvieh  und  den  Schweinei: 
Schwefelsäure,  349* 

Medicin,  Stellang^  derselben  nr 
Wissenschaft  und  Gesetag«- 
bung,  610. 

.MeduUa  spin.,  Krankheiten  der- 
selben, 70. 

Menstruation ,  die  verspätet« 
Entwickl.  ders.  als  ursäebL 
Moment,  288. 

Menstruatio  nimia :  Bellad.  und 
Arn.,  ^S. 

Mercur«,  Wirkungssphäre,  68. 

Metrorrhagia;  Pulsat.,  86. 

Morbi  psyehici,  ihre  Ursadiea 
nach  Dr.  Hampb,  303. 

Morbilli  in  Tübingen,  333. 

— ,  Ergebnisse  von  Leichenöff- 
nungen^ 337. 

Morphium  acet,  endermatiseh 
gegen  Keuchhusten  angewen- 
det, 266. 

Neuralgiainfiraorhitalis:  Pnlsa- 
tiUa,  82. 

Neuralgiaischiad« :  Arsen»,  57. 

Nubecul.  corneae:  Aur«  mnr«, 
431. 


Nn  vomioa,   Wirkungsspbftre 
nach  Dr.  Lobethal,  .88. 

—  — ,  zu  ihrer  Pbarmaködyn. 
nach  Dr.  Martin,  391. 

Odontalgia  gravidar.:  Magoes. 

carb.,  86. 
Opbth;  gonnorrh«:  China,  457. 

—  neonat:  Argent.  ni(r.,  418« 
— ;  scrof.:  China,  457. 

—  sorof.:  Conium,  465. 
Opinm,   Wirkungssphäre   nach 

Dr«  LOBETHAL^  89. 

Palpitatio  cord.:  Alunien,  399. 
Paralysen,  ihre  Ursachen^  nach 

Dr.  Hampe^  309. 
Paralysis  extrem,   inf.:    Arum 

macul.  (?);  499. 
Paralyse  einer  Gesichtshälfte: 

Cansticum  in  starkem  Gaben, 

von  Dr.  Vehsemeyer  gegeben, 

81. 
Pericarditis ;     znr    Diagnostik 

und  pathol.  Anatomie  dersel- 
ben, 17. 
Periostitis  der  Tibia:  Mezer., 

473. 
Peritonitis ;  zur  Diagnostik  und 

pathoL  Anatomie  ders.,  19. 
— « tubercni.^  zur  Diagnost.  und 

pathol*   Anatomie   ders.  nach 

Dr.  Hampe,  193. 
Pessarien,     über,     nach    Dr. 

8chrOn,  139. 
Petrol.,   Wirkungssphäre  nach 

Dr.  Lobethal,  89. 
Pharmakopoe,  neue  hom.;  Co- 

mitö  zur  Ausarbeitung  ders« , 

967. 


Regkier.  S69 

Pharmakotechnik^  zur,  nach 
Dr.  Krämer;  ausser  Tinctu- 
ren  sind  auch  Extract. ,  Blit« 
tcr  etc.  anzuwenden,  609. 

Phosphor,  Wirkungssphäre  nach 
Dr.  Lobethal,  89. 

Phthisis  laryngea,  nach  Taocs- 
SEAU  und  Belloc,  174. 

—  pulmonal.,  bei  Brastbe- 
klemmung  Phthisischer  pal- 
liativ Nitrum.,   nach  Dr.  Lo- 

BETUAL,  88. 

—  tubercul. :  Kali  carb.,  nach 
Dr.  Lobethal,  85. 

nach  Dr.  Libebt,  69, 167. 

Pityriasis  versic:  Mezer.,  74. 
Piatina,  Wirkungssphäre  nach 
Dr.  Lobethal,  90. 

Pleuritis  5  zur  Diagnostik  und 
patholog.  Anat«  ders.,  15. 

Pleuresie,  619,  693. 

Pneumonie ;  zur  Diagnost.  und 
patholog.  Anatomie  ders.,  11. 

— ,  60  ff. 

Polysarcie  mit  Anasarca,  nach 
Dr.  Centamori,  166. 

Prolapsus  uteri,  Hamilton's  und 
ScHRöxx's  Vorschlag,  131  ff« 

Prosopalgia  Foth.,  versch.  Mitr 
tel,  498  ff. 

Psoriasis  scrot«:  s.  Herpes. 

Psoric»,  Wirkungssphäre  nach 
Dr.  Lobrthal^  91. 

Pulsat.,  Wirkungssphäre  nach 
Dr.  Lobbthal,  90, 


•MUtt.    In. 


iiHUNniht«4ilii«iiiil. :.      $tiJI|<icr- 
VHrtKü  K^iMnit^  Iftmir^  I74. 


;  ^'rlvt^pREfU^  «ach 


$^NrWt :  etwa  «fti  Arte«.,  ei. 

$eoaIe  coniL«  Wirkaa^^phire 
■ach  Dr.  LoasTttAU  t^ 
Sepia.    \Virk«Bj^$spluUre   nach 

Dr.  LORKTBAL«  91» 

«— ^  xa  ihrer  \Virkaoj[8sphire, 

ftilieea,  Wirkoagssphire  nach 

Dr.  Lobethal,  9&. 

-^1  ÄU  ihrer  Wirkaa^^piiire, 
900. 


Sfiiffelia,  WirkBogsapfairemdk 

Dr.  IjaaxTtuLLj  96. 
Spoogia,   jEQ   ihrer  Pharmako- 

dyo.  naeb  Dr.  L<obbthal,  259. 
— ,  an  ihrer  Wirknug^ssphare, 

361. 
Sqallla  marit,  zu  ihrer  Pbar- 

■akodyn.  nach  Dr.  Losethal, 

t59. 
StaDBom,  JBQ  seiner  Wirknngs- 

sph&re,  360. 
Stomacaee:  Jod,  485. 
Stma :  Brom,  460. 
Solphur,  Wirknngaspliftre  naca 

Dr.  LOBKTHAL,  95. 

— <i  %n  seiner  Wirkongssphare, 

359. 

Syphilitische  und  Merourialge- 
I   schwöre,  Diagnose  ders.  naefa 

Dr.  8AGBSK9  ±28. 
8yphilis  5  Jod  in  syphil.  Krank- 
heiten, 485  ff. 
Tahes  mesenter«:  Arsen.^  349. 
Taenia:  Aspid.  filix  mas,  430. 
Tapirfett,  nach  Dr.  Mchlkäbkik, 

381. 
Tetanns  :Electricitas,  475. 
Terebinth.  ol.,  zu  seiner  Phar- 

makodyn.  nach  Dr.  Lobsthal, 

260. 
Thnja  occid.,  zn  ihrer  Pharma- 

kodyn.    nach   Dr.   Lobkthal, 

960. 
Tnbercnlosis,    zar  Diagnostik 

nnd  patbol.  Anatomie   ders«, 

Bach  Dr.  Uampe,  119. 
Taa3is  convalaiva^  Epidemie  in 

Lieh ;  verschied.  Mittel,  369« 


Typhus  und  verwtndte  Krank* 
heitszostinde  nach  Dn  Hamfb, 

ao4. 

—  abdomin.,  zar  Diagnostik  nnd 
pathol.  Anat.  dess.  nach  Dr. 
Hampe,  116, 

—  —  mit  Darmblutung,  339. 

:  aoid.  mur.,  387. 

•—  — :  argent«  nitr.^  418. 

—  — t  Bryon.  und  Arsen,  im 
Wechsel,  338. 

.. —  nach  Dr.  Vehsemkteb^ 
Phosphor,  Carbo  und  Arsenik 
die  Haaptmittel,  77* 

Vlcera  aton.  pedis:  herabfal- 
lende Donche  mit  kaltem  Was« 
ser,  409. 

—  mercur:  Cnprum  sulph«  als 
Kauter.^  473. 

Ulcus  pbagad.  oris:  Arsen.,  57. 

Urticaria,  von  Bals.  Cop.  be- 
dingt^ 431. 

Vaooination  mit  Pockenlymphe 
von  Schaafen,  nach  Dr.  Iva- 
Novics,  Ä67. 

Yaccinestoff,  von  Dr.  Lbnormanu 
einem  Kinde  innerlich  gegeben, 
68. 


Yario^M.  .1 

Yenüseotio  bei  Pneumonie,  fii* 

Yeratrum  album,  seu  seiner 
Pharmakodyn.^  naoh  Dr.  Lobb^ 

THAL^  260. 

Yerein,  schlesischer,  für  sperif. 
Heilk«,  264. 

Yersammlung  hom.  Aerzte  in 
Leipzig,  Einladung  dazu  a^ 
10.  Aug.  1839,   384. 

Yinca  minor,  ihre  Wirknngan 
beim  Weichselzopf,  nach  Dr* 

lioSBNBBBG,  382. 

Yods  morbi,  174  ff. 

YolvuljDs^  20* 

Yulnus  gangraen.:  Carbo  vcg.| 
456. 

Weben,  falsche:  Seeale  corn., 
68. 

WiBSECKB,  Dr.  in  Paris,  wegen 
Selbstdispensiren  vor  die  Po- 
lice correct.  gestellt^  ^ß, 

Zink ,    die    HABNBMANN^sohen 
Symptome    bei    Gelbgiessern 
von  Dr.  Hampb  bemerkt,  118» 

Zona  auf  der  Brust :  Rhns^  8t; 


//•    Der  angezeigten  und  recensirten  Schriften  und 

Journale^ 


Allgem.  hom.  Zeitg.  Bd.  XIII., 

Dr.  Lobbtbal's  pbarmakodyn. 

Arbeit,  Krit.  von  Dr.  Schbän, 

Bd.  XIY:  150. 
Bd.  XIIL  und  XIV., 

Krit.  von  Dr.  Scurön,  $^59. 


Archiv  von  den  DD.  Stapf  und 

Gross,  XYIL  2.  Heft,  Krit.  v. 

Dr»  Gbibssblicu,  380. 
Arohivcs  de  la  m^d.  homöop^^ 

Krit.  von  Dr.  KIBSGBLBUF.R,  64, 

166,  269. 


ne§IMw. 


Duji,  Dr.,  Andohtea  über  die 
«peeli;  CnnMÜiode,  Krit.  von 

Dr.  GmiBMBLIGH,  87d»    . 

CNwTtoHALK  ondNASis,  Samm- 
loBg  snr  KenntiÜM  der  C^- 
him  -     und    Bflokenmarks* 

Hackka  and  Hohl,  DD.,  med. 
Argoe,  Ans.  v»  Dr  GnixesK- 
UCB,  tSl, 

imä»MM,  Dr.,  HomOop.  pmctiee 
•f  Medioine,  Anzeige  v.  Dn 
GniBMKUcH,  t78. 

Kbonska,  V*  N^*  DiMertatio  in- 
nng.  med.  de  medico  eectli 
tribne«..,  Anz.  v.  Dr.  Ghibs- 
•SUCH,  978« 

KoHTZ,  Dr,  etc.,  Offenes  Send- 


eehreibea  an  Hrn.  Dr.  Jus, 
Ans«  ■  V«  lir»  Obiuskligb,  171. 

OsTEBRiEDER,  Dr.,  Quaestio  ifl- 
aognr.  über  den  Geist  nnd  Sinn 
des  HAHNBMANN^schen  Heil- 
princips,  Aius.  v,  Dr.  Griks- 

8ELICH,  f78. 

Sachs,  Dr«  J.  J.,  med.  Alma- 
nach  für  1889,    Anz.  v.  Dr« 
'  Griessbuch,  184. 

Troüssbau  and  Belloc,  praJU. 
Abliandlangen  über  die  Kebl- 
kopfschwindsacht  eta,  Krit  v. 
Dr.  ScHRöN,  104. 

Vbhsbmbter,  Dr.,    Jahrbücher 
für  Hom.,  Bd  Lf  Hft  »,  Ifrit, 
'  von  Dr.  Koch,  77. 


HL    Der  Originalartikel  tmd  Origitialnotizen. 


Arnoli»,  Prof.  Dr..,  Befk'achtang 
der  Froscheyer  durch  ver- 
dünnten Froschsamen,  490. 

Blwbbt,  Dr.,  Berichtigung,  188. 

g'iUkNK,  Dr.,  2U  dem  Aufsatze 
des  Hrn.  Prof.  Dr.  Arnold  in 
Hygea  VIII.  361 ;  —  307. 

GRIB8SBL1CH,  Dr.,  Offener  Brief 
an  Dr*  Bisbnmann,  189. 

Brief  an  Dr.  Schbön,  «40. 

Hampb,  Dr.Ci.,  über  Vereini- 
gug  der  pathologisch-anato- 
giiM)ben   Diegnostilc    mit  der 
\ifML  Heilmethode  j  1,  97. 


Hampe,  Dr.  €1.,  über  die  Noth- 
wendigkeit  der  pathol.  -  anat. 
Diagnostik  etc.^  989. 

KlsEMANN,  Dr.^  Miscellen,  98^. 

— ,  Mittheil,  aus  der  Praxis,  349. 

KrAmer,  Dr.,  Mittheil,  aus  der 

Praxis,  495. 
Martin,  Prof.  Dr.,  Erwiederung 

auf  die  Bemerkung  des  Hrn. 

Dr.  ScHRöN  etc.,  314. 

Müller,  G.  Fr.,  Mittheil.  aus 
der  Praxis^  333. 

— ,  Magister  J.  0.,  die  Wur- 
zelrinde des  Granatbaums,  137, 
193. 


Rejfiiter. 


WS 


Rau^  Hofirath  Dr.,  Sendschrei- 
ben an  den  Hrn.  Red«  der  Hjrg., 
37i. 

RicHTEB^  Dr.  C.  A.  W.,  Schrei- 
ben an,  die  Red.  der  Hy^ea, 
187. 

ScHsvE,  6.,  yerstfindigang,211. 

ScHMiD,  Dr«  6.^  Gmndzüge  des 
Princips'der  Hom.  etc.,  1^1« 

ScHRÖN,  Dr.^  kleiner  Beitrag 
zur  vergleichenden  Therapie, 
60. 


ScbbOn,  Dr.^  MimeUen  ana  dg.' 

und  fremder  Brfkhr.  etc.,  ItSi» 
— >  üb.  falsche  Krisen  etc.,  51ft.. 
— 9  es  giebt  drei  Heilprindpo; 

gegen  Dr.  Helbig,  597. 
Sbgin,  Dr.,  verschiedene  Iffit- 

tlieilnngen  aus  der  irztliöheA 

Praxis,  64« 
Wbbbbr^    Prof.    Dr.,    einige 

Worte  über  die  StelliiBg  der 

Medicin  zur  Wissensdmft  nnil 

Gesetzgebung,  610« 


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