Skip to main content

Full text of "Handbuch der praktischen Genealogie"

See other formats


HEYDENREICH 

HANDBUCH  DER  PRAKTISCHEN 
GENEALOGIE 

I.  BAND 


Druck  von  Oscar  Brandstetter  in  Leipzig 


SEINER  MAJESTÄT 

FRIEDRICH  AUGUST  III. 

KÖNIG  VON  SACHSEN 

ALS  BEITRAG  ZUR  FÖRDERUNG  DES  FAMILIENSINNES 
BEI  ADEL  UND  BÜRGERTUM  IN  EHRERBIETUNG  VOM 

HERAUSGEBER  UND  VERLEGER 
GEWIDMET 


ZWEITE,  SEHR  VERMEHRTE  UND  UMGEARBEITETE  AUFLAGE 

DER 

FAMILIENGESCHICHTLICHEN  QUELLENKUNDE 

HERAUSGEGEBEN 
AUF  VERANLASSUNG  DER  ZENTRALSTELLE  FÜR  DEUTSCHE 
PERSONEN-    UND    FAMILIENGESCHICHTE,    SITZ    LEIPZIG 


L  BAND 

MIT  XI  TAFELN 


Motto:  Wohl  dem,  der  seiner  Väter  gern  gedenkt, 
Der  froh  von  ihren  Taten,  ihrer  Größe 
Den  Hörer  unterhält  und  still  sich  freuend 
Ans  Ende  dieser  schönen  Kette  sich 
Geschlossen  sieht.  Goethe. 


f 


HANDBUCH 

DER  PRAKTISCHEN 

GENEALOGIE 


VON 


OBERREGIERUNGSRAT  PROFESSOR 

DR.  phil.  EDUARD  HEYDENREICH 

KGL.  SACHS.  KOMMISSAR  FÜR  ADELSANGELEGENHEITEN  A.  D. 

IN  VERBINDUNG  MIT 


DR.  JUR.  OTTO  FREIHERRN 
VON  DUNGERN 

PROF.  AN  DER  UNIVERSITÄT  CZERNOWITZ 

ARCHIVRAT  DR.  KARGE 

KOL.  PREUSS.  STAATSARCHIVAR 
IN  KÖNIGSBERG 

GEH.    MEDIZINALRAT    DR.    MED. 
ET  PHIL.  K.  ROBERT  SOMMER 

PROF.  DER  PSYCHIATRIE  AN 
DER  UNIVERSITÄT  GIESSEN 


OTTO  FORST-BATTAGLIA 

IN  WIEN 

PROF.  DR.  PHIL.  MUCKE 

KONREKTOR  AM  OYMNASIUMALBERTINUM 
FREIBERG  I.  SA. 

DR.  PHIL.  ARMIN  TILLE 

LANDTAOSBIBLIOTHEKAR  IN  DRESDEN 


UND  ZAHLREICHEN  ANDEREN  GELEHRTEN  DES  IN-  U.  AUSLANDES 


MIT  EINER  EINLEITUNG  VON 


dr.  phil.  et  ll.  d.  KARL  LAMPRECHT 

OEH.    HOFRAT  ORD.   PROFESSOR   DER   GESCHICHTE    AN    DER   UNIVERSITÄT, 


I.  BAND 

MIT  XI  TAFELN 


LEIPZIG 

H.  A.  LUDWIG   DEGENER 

1913 


Heil  dem  Manne,  der  die  Blicke 
Gern  zu  seinen  Ahnen  kehrt, 
Seiner  Väter  soll  sich  freuen, 
Wer  sich  fühlt  der  Väter  wert 


H  e  s  e  k  i  e  1. 


Am  Baum  der  Menschheit  drängt  sich  Blut'  an  Blüte, 

Nach  ew'gen  Regeln  wiegen  sie  sich  drauf; 

Wenn  hier  die  eine  matt  und  welk  verglühte, 

Springt  dort  die  andre  voll  und  prächtig  auf; 

Ein  ewig  Kommen  und  ein  ewig  Gehen 

Und  nun  und  nimmer  träger  Stillestand, 

Wir  sehn  sie  auf  — ,  wir  sehn  sie  niedergehen; 

Und  ihre  Lose  ruhn  in  Gottes  Hand. 

Freiligrat  h. 


Copyright  1913  by  H.  A.  Ludwig  Degener. 


Alle  Rechte  vorbehalten,  auch  das  der  Übersetzung  und  einschließlich 
der   Länder,    welche   der    Berner    Konvention   nicht   angehören. 


THE  LIBRARY 

BRIGHAM  YOUNG  UNIVERSITY 

PROVO,  UTAH 


Einleitung. 


Von  Autor  und  Verlag  bin  ich  gebeten  worden,  diesem  Buche  eine  kurze 
Einführung  vorzusetzen. 

Ich  tue  dies  gern  aus  dem  Gesichtspunkte  her,  die  Wichtigkeit  der  ge- 
nealogischen Studien  einmal  stärker  hervorheben  zu  können.  Alle  soge- 
nannten Hilfswissenschaften  unterliegen  ja  in  der  kulturgeschichtlichen  Auf- 
fassung einer  bestimmten  Umbildung  dahin,  daß  sie  statt  bloßer  Disziplinen 
philologischen  Charakters  im  eigentlich  hergebrachten  hilfswissenschaftlichen 
Sinne,  vielmehr  zu  Teildisziplinen  der  historischen  Forschung  selbst  erwachsen. 
Die  früheste  der  historischen  Hilfsdisziplinen,  die  diese  Wandlung  durch- 
gemacht hat,  ist  die  Urkundenlehre  gewesen.  Man  weiß,  wie  sie  jetzt  ein 
wichtiger  Teil  der  verfassungsgeschichtlichen  Studien  ist,  und  es  ist  das  Ver- 
dienst vor  allen  Dingen  der  österreichischen  Schule  der  deutschen  Geschichts- 
wissenschaft gewesen,  diese  Entwicklung  glänzend  durchgeführt  zu  haben. 

Die  zweite  Disziplin,  die  diesen  Weg  gehen  wird,  wird  die  Genealogie 
sein.   Mit  ihr  verknüpfen  sich  die  wichtigsten  historischen  Probleme,  welche 
unter  dem  Niveau  der  Verfassungsgeschichte  in  den  tiefen  und  mehr  elemen- 
taren Stockwerken  gleichsam  des  historischen  Geschehens  verborgen   sind; 
jene  Probleme,  welche  die  künftige  geschichtliche  Forschung,  je  mehr  sie  in 
elementare  Gebiete  vordringt,  um  so  stärker  in  Anspruch  nehmen  werden: 
die  Probleme  der  Blutsvererbung,  überhaupt  des  physiologischen  Zusammen- 
hangs der  Menschheit,  und  damit  die  Probleme  der  natürlichsten  mensch- 
lichen Gemeinschaften,  insbesondere   des  Geschlechtes.     Von  den  Entwick- 
lungsformen des  Geschlechtes  wird  für  ein  Lehrbuch   der  deutschen  Genea- 
logie besonders  Sippe  und  Familie  von  Bedeutung  sein.     Die  allgemeinen 
Übergangsformen,  welche  von  der  Sippe  der  Urzeit  zu  der  strenggebundenen 
Familie  des  Mittelalters  und  von  dieser  herüber  zu  der  Familie  der  Neuzeit 
führen,  sind  allerdings  im  allgemeinen   bekannt.     Aber  sehr  viel  fehlt,  daß 
sie  schon  im  Detail  erörtert  worden  wären,  und  noch  mehr  ist  zu  bedauern, 
daß  die  Kenntnis  der  Vorgänge  auf  diesem  Gebiete  eine  verhältnismäßig  ge- 
ring verbreitete  ist,  wie  sie  denn  auch  in  dem  Vortrag  wie  in  der  schriftlichen 
Darstellung  der  Verfassungsgeschichte  regelmäßig  zu  kurz  kommt. 

Noch  viel  stärker  in  den  allgemeinen  historischen  Zusammenhang  tritt 
der  Betrieb  der  Genealogie  und  der  verwandten  Fragen  mit  jener  Zeit,  in 
der  sich  aus  dem  engen  Kreis  der  Familie  das  Individuum  immer  mehr  zu 
emanzipieren  beginnt;  auf  dem  wirtschaftlichen  Gebiete  durch  Teilungen  und 


VIII 

Abschichtungen  des  Familienvermögens,  auf  dem  geistigen  durch  Emanzi- 
pation von  Sitte  und  Auffassungsweise  der  Eltern  und  Ahnen.  Die  feinen 
Prozesse,  welche  sich  auf  diesem  Gebiete  in  der  deutschen  Geschichte  etwa 
vom  vierzehnten  Jahrhundert  ab  vollziehen,  sind  in  ihren  gröbsten  Zügen 
allerdings  auch  noch  durch  die  Untersuchung  des  Fortschritts  auf  dem  Rechts- 
gebiete zum  Verständnis  zu  bringen.  Alle  feineren  Zusammenhänge  dagegen 
fallen  der  nunmehr  zur  Familiengeschichte  erweiterten  Genealogie  anheim. 
Über  die  Umwandlungen,  welche  bei  diesen  Vorgängen  schon  seit  dem  fünf- 
zehnten Jahrhundert,  dann  aber  wiederum  vornehmlich  und  in  viel  verstärk- 
terer Weise  seit  der  Mitte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  die  Familie  erlebt 
hat,  ist  so  wenig  bekannt  und  vor  allen  Dingen  so  wenig  in  den  Bestand 
der  allgemeinen  historischen  Kenntnisse  übergeführt,  daß  hier  eine  energische 
Vertiefung  dringend  geboten  erscheint. 

Übersieht  man  die  soeben  gemachten  Beobachtungen,  denen  sich  bei 
einer  über  Deutschland  hinweg  erstreckten  Betrachtung  noch  eine  Reihe  an- 
derer gleich  wichtiger  hinzufügen  ließe,  so  versteht  man,  wie  ein  Lehrbuch 
der  Genealogie  heute  in  aller  Breite  unterrichten  muß.  Soweit  das  Indivi- 
duum in  Betracht  kommt,  sind  es  namentlich  bei  den  kulturgeschichtlichen 
Problemen  die  physiologischen,  die  Vererbungsfragen,  welche  einer  Erwei- 
terung bedürfen.  Soweit  die  natürlichen  menschlichen  Gemeinschaften  in 
Frage  stehen,  handelt  es  sich  um  Probleme  der  Soziologie  vom  entwicklungs- 
geschichtlichen Standpunkte.  Es  ist  dringend  zu  wünschen,  daß  auf  allen 
diesen  Gebieten  und  in  all  diesen  Richtungen  eingehend  im  Sinne  von  Bei- 
trägen zur  Kulturgeschichte  des  deutschen  Volkes  gearbeitet  werde,  und  es 
besteht  dem  Schreiber  dieser  Worte  kein  Zweifel  darüber,  daß  das  vorliegende 
Handbuch  zur  Einführung  in  die  genannten  Probleme  von  außerordentlicher 
Wichtigkeit  sein  kann. 

K.  Lamprecht. 


Aus  dem  Vorwort  der  ersten  Auflage. 

In  gotis  namen  amen.  Wenn  alle  ding,  so  gesehen  in  der  zeit, 
sich  verrücken  und  verlaufen,  dieweil  das  menschliche  gedechtnus  mit 
manch  geschieht  und  sorgnis  gehindert  ist:  dorumb  hat  des  menschen 
synn  erdacht,  was  do  geschiet  von  den  vorderen,  daß  man  daz  beveste 
mit  der  schrift  oder  mit  warem  gezygnisse  den  nachkomelingen  zu 
irkennen.    So  bleibet  es  bey  der  warheit  und  ewiglichen  ungeletztheit. 

Anfang  einer  alten  Urkunde  nach  Bernhard  Koerner 

im  Vorwort  zum  7.  Bande  (1900)  des  Genealogischen 

Handbuches  bürgerlicher  Familien. 

Wie  man  familiengeschichtliche  Forschungen  unternehmen  soll  und 
schließlich  zu  einer  das  gesammelte  Material  zusammenfassenden,  lesbaren 
Darstellung  gelangen  kann,  ist  in  neuerer  Zeit  wiederholt  in  Kürze  aus- 
einandergesetzt worden.  In  besonders  glücklicher  Weise  geschah  dies  in  der 
kleinen,  sehr  populär  gehaltenen  Schrift  von  W.  L.  Freiherrn  von  Lütgen- 
dorff-Leinburg,  „Familiengeschichte,  Stammbaum  und  Ahnenprobe.  Kurz- 
gefaßte Anleitung  für  Familiengeschichtsforscher",  Frankfurt  a.  M.,  Verlag  von 
Heinrich  Keller. 

Eine  einigermaßen  erschöpfende,  die  einschlagenden  Fragen  kritisch  er- 
örternde familiengeschichtliche  Quellenkunde  gab  es  bis  jetzt  nicht.  Die 
Zahl  der  Familienforscher  ist  in  den  letzten  Jahren  sehr  gestiegen,  das  Be- 
dürfnis nach  umfassenden  Quellennachweisen  und  brauchbaren  bibliographi- 
schen Zusammenstellungen  sowie  nach  kritischen  Orientierungen  immer 
dringender  geworden;  wenn  nicht  alle  Zeichen  trügen,  wird  sich  in  Zukunft 
die  Zahl  der  Familienforscher  namentlich  aus  bürgerlichen  Kreisen  noch 
stark  vermehren.  Der  Unterzeichnete  hat  daher  einen  Versuch  gewagt,  diese 
Lücke  auszufüllen.  Er  hat  sich  bestrebt,  keine  für  den  Familienforscher 
irgendwie  wichtige  Quellenart  zu  übergehen;  denn  es  ist  völlig  richtig,  was 
von  Schlechta-Wssehrd  im  Monatsblatt  der  K.  K.  Heraldischen  Gesellschaft 
„Adler"  III,  1891,  Seite  49,  bemerkt:  „Für  den  genealogischen  Forscher  ist 
die  Benutzung  möglichst  vieler  Hilfsquellen  die  wesentlichste  Bedingung 
einer  gediegenen  Facharbeit."  Dem  Unterzeichneten  lag  es  ganz  fern,  bloß 
für  einen  einzelnen  Stand,  z.  B.  etwa  nur  für  den  Adel,  zu  schreiben,  dessen 
Bedürfnissen  er  allerdings  ausführlich  Rechnung  getragen  hat.    Vielmehr  will 


er  die  Quellen  der  Familiengeschichte  für  alle  Stände  angeben;  er  bietet 
daher  auch  für  bürgerliche  und  bäuerliche  Geschlechter  alle  nötige  die 
Quellen  betreffende  Auskunft,  wie  er  andererseits  über  die  regierenden 
Herrscherhäuser  die  genealogische  Literatur  in  größerem  Umfang  nachweist, 
als  dies  bisher  irgendwo  geschehen  ist.  Im  Mittelpunkte  der  Darstellung 
stehen  Deutschland  und  Österreich-Ungarn.  Aber  auch  die  übrigen  euro- 
päischen Staaten  sind  ausführlich  behandelt,  und  selbst  über  außereuropäische 
Verhältnisse,  die  für  den  Familienforscher  in  Betracht  kommen,  finden  sich 
Nachweise. 

Speziell  habe  ich  alle  Quellen  und  Hilfsmittel  berücksichtigt,  welche  der 
im  Königreich  Sachsen  Staatsangehörige  Adel,  einschließlich  des  aus  Polen 
stammenden,  in  die  Lage  kommen  kann  zu  dem  Zwecke  zu  gebrauchen,  daß 
er  gemäß  dem  Gesetze  vom  19.  September  1902  seinen  Adel  zur  Eintragung 
in  das  sächsische  „Adelsbuch"  (Adelsmatrikel)  nachweist. 

Die   folgenden  Erörterungen  und  bibliographischen  Nachweise  sind  in 
erster  Linie  für  diejenigen  bestimmt,  welche  eingehendere  historische  Studien 
nicht  getrieben  haben.    Doch  wird  auch  der  Historiker  von  Fach  gar  manches 
bequem  zusammengestellt  finden,  was  er  sich  erst  mit  großem  Zeitaufwand 
suchen  müßte.     Denn   sowohl    meine  gegenwärtige  öffentliche  Stellung,  als 
auch   mein   früheres   archivalisches   Amt   gaben    mir   Gelegenheit,  aus  dem 
Vollen  zu  schöpfen  und  auch  zu  dem  geistreichen,  noch  immer  klassischen 
Werke   von   Ottokar   Lorenz,  Lehrbuch    der  gesamten  wissenschaftlichen 
Genealogie   (Berlin   1898)   Ergänzungen  zu  bieten.     Insbesondere  enthalten 
die  bibliographischen  Angaben  Nachträge  zu  Dahlmann-Waitz-Branden- 
burgs    Quellenkunde   zur    Deutschen    Geschichte,   die  bei  vielen  Vorzügen 
doch  gerade  über  Familiengeschichte,  wie  ich  in  meiner  Anzeige  der  neuesten 
Auflage  in  der  Berliner  Zeitschrift  für  das  Gymnasialwesen,  herausgegeben 
von   H.  J.  Müller,    Jahrgang    1905,    Seite    440—446    und    Jahrgang    1906, 
Seite  736—738  näher  begründet  habe,  äußerst  lückenhaft  ist.    Es  war  mein 
Bemühen,   durch   Rücksicht  auf  kulturgeschichtliche  Momente  und  dadurch, 
daß    ich    die  Quellen   gelegentlich  selber  sprechen  ließ,  den  an  sich  etwas 
trockenen   Gegenstand   möglichst  zu   beleben.     Die  eingelegten   Proben  des 
Wortlautes   einzelner   interessanter   Quellenstücke   sollen    dem    Neuling   auf 
diesem  Gebiet  die  Orientierung  erleichtern.     Die  Auswahl  des  Stoffes,  ins- 
besondere der  bibliographischen   Nachweise  ist  in  der  Weise  getroffen,  daß 
auch  diejenigen  Familienforscher,  welche  fern  von  Bibliotheken  und  Archiven 
wohnen,  durch  die  vorliegenden  Zusammenstellungen  in  ihren  Studien  ge- 
fördert werden.     Man   wird   aus  meiner  Arbeit  entnehmen  können,  welche 
Bücher   man   sich    von    einer   Bibliothek  oder  einem  Buchhändler  bestellen 
bzw.  welche  archivalischen  Quellen  man  einsehen  muß,  um  in  den  familien- 
geschichtlichen Studien  vorwärts  zu  kommen.    Aus  der  Geschichte  einzelner 
Familien  habe  ich  zur  Charakterisierung  des  quellenkundlichen  Materials  und 
der  familiengeschichtlichen  Methode  eine  Anzahl  Spezialitäten  aufgenommen; 
diese  waren  zum  Teil  bisher  nicht  gedruckt. 

Zum  Schlüsse   dieser  Vorbemerkungen   möchte  ich  die  Worte  wieder- 


XI 

holen,  die  einer  unserer  bedeutendsten  Historiker,  der  selbst  um  Familien- 
geschichte rühmlichst  verdiente  Geheime  Archivrat  Dr.  H.  Grotefend  in 
Schwerin,  in  seiner  Arbeit  über  Stammtafeln  (Jahrbücher  des  Vereins  für 
mecklenburgische  Geschichte  und  Altertumskunde,  70.  Jhrg.,  Schwerin  1905, 
Seite  1  ff.)  hinsichtlich  des  Wertes  der  Geschlechtserforschung  gesprochen  hat: 

„Es  ist  ein  erfreuliches  Bild,  daß  in  einer  Zeit,  die  voll  ist  von  zer- 
setzenden gesellschaftsfeindlichen  Bestrebungen,  sich  überall  der  Familien- 
sinn geltend  macht,  und  daß  in  adligen  wie  in  bürgerlichen  Familien  der 
Wunsch  hervortritt,  sich  fester  aneinander  zu  schließen,  um  in  der  Familie 
den  festen  Halt  zu  gewinnen,  den  bei  der  größeren  Zerstreuung  über  das, 
gottlob!,  geeinte  Deutsche  Reich  das  einzelne  Familienmitglied  leicht  zu  ver- 
lieren Gefahr  läuft." 

„Gerade  in  unserer  Zeit,  wo  durch  einseitiges  und  übermäßiges  Hervor- 
heben des  Einzelwesens  und  seiner  vermeintlichen  Rechte  das  Gesamtleben 
in  seinen  Wurzeln  mehr  und  mehr  verletzt  wird,  in  einer  Zeit,  wo  mehr 
als  jemals  die  Selbstsucht  über  den  Gemeinsinn  zu  siegen  sucht,  ist  die 
Flucht  in  die  Familie  und  die  Einkehr  in  ihre  Geschichte  gewiß  die  reinste 
und  ergiebigste  Quelle  des  Mutes  für  den,  der  noch  selbstlos  genug  ist,  die 
Interessen  einer  Gemeinschaft  über  die  Interessen  der  sie  bildenden  Einzel- 
wesen zu  stellen." 

„Die  Familie  ist  die  erste  und  ursprüngliche  Gemeinschaft  im  Leben, 
sie  ist  die  Grundlage  und  das  Vorbild  aller  gesellschaftlichen  und  staat- 
lichen Gemeinsamkeitsgebilde.  Sie  ist  daher  auch  am  ersten  geeignet,  wenn 
nur  der  gute  Wille  nicht  fehlt,  dem  Menschengeiste  auf  dem  Fluge  zum 
Idealen  die  Schwingen  zu  stählen,  ihn  stark  zu  machen  für  den  Kampf  mit 
dem  einzelnen  Ich,  das  sich  groß  zu  machen  sucht  gegenüber  dem  doch 
zumeist,  wenn  nicht  allein  berechtigten  Wir  der  Gemeinschaft,  in  die  es 
gestellt  ist." 

„Man  sehe  daher  nicht  mit  spöttischem  Lächeln,  wie  es  so  oft  in  den 
Kreisen  der  sogenannten  Gebildeten  geschieht,  auf  das  Treiben  derer  hin, 
die  sich  bestreben,  das  Dunkel  zu  klären,  das  etwa  über  der  Herkunft  ihrer 
Familie  ruht,  die  Glied  um  Glied  ihre  Vorväter  und  deren  Abkömmlinge 
aneinander  reihen,  um  zu  wissen,  mit  wem  zum  gemeinsamen  Kampf  des 
Lebens  das  Schicksal  sie  am  meisten  verbunden  hat." 

„Alle  die  sich  so  bestreben,  wollen  ja  teil  haben  an  dem  Segen,  den 
Goethe  durch  den  Mund  der  Iphigenie  über  sie  ausspricht": 

„Wohl  dem,  der  seiner  Väter  gern  gedenkt, 
Der  froh  von  ihren  Taten,  ihrer  Größe 
Den  Hörer  unterhält  und  still  sich  freuend 
Ans  Ende  dieser  schönen  Reihe  sich 
Geschlossen  sieht." 


Vorwort  zur  zweiten  Auflage. 

Rühmlich,  christlich,  auch  tröstlich  ist, 
Daß  man  zu  keiner  Zeit  vergißt 
Der  alten,  lieben  Vorfahren, 
Die  vor  uns  in  dem  Leben  waren. 

Die  erste  Auflage  des  vorliegenden  Buches  war  nach  zwei  Jahren  ver- 
griffen. Dieser  Erfolg  mußte  mich  antreiben,  es  immer  mehr  zu  vervoll- 
kommnen. 

Vor  allem  suchte  ich  einem  von  den  Familiengeschichtsforschern  seit 
langer  Zeit  lebhaft  empfundenen  Bedürfnis  abzuhelfen,  indem  ich  eine  Zu- 
sammenstellung der  familiengeschichtlichen,  genealogischen,  sphragistischen 
und  heraldischen  Sammlungen  in  Bibliotheken,  Museen  und  Archiven  be- 
schaffte. Die  sehr  zahlreichen  Zirkulare  und  Briefe,  welche  ich  an  die 
einschlagenden  Sammelstellen  versandte,  wurden  von  deutschen  und  aus- 
ländischen Gelehrten  in  mehr  oder  weniger  ausführlicher  Weise  durch  Nach- 
richten über  meist  unbekanntes  Material  beantwortet.  So  habe  ich  besondere 
Abschnitte  über  die  familiengeschichtlichen  Materialien  in  Bibliotheken, 
Museen  und  Archiven  aufgenommen.  Das  auf  solche  Weise  dargebotene 
Archivlexikon,  welches  die  familiengeschichtlichen  Materialien  in  den  Archiven 
nachweist,  kann  als  eine  Neubearbeitung,  soweit  im  weitesten  Sinne  Familien- 
geschichte irgendwie  in  Betracht  kommt,  von  Burkhardts  Hand-  und  Adreß- 
buch der  deutschen  Archive  (Leipzig  1887)  angesehen  werden;  es  berück- 
sichtigt aber  über  den  Bereich  des  Burkhardtschen  Buches  hinaus  auch  die 
übrigen  Länder  Europas. 

Durch  das  liebenswürdige  Entgegenkommen  hervorragender  Gelehrter 
wurde  ich  ferner  in  die  Lage  versetzt,  einige  neue  größere  Abschnitte  auf- 
zunehmen. Herr  Freiherr  Dr.  von  Dungern,  Professor  an  der  Universität 
Czernowitz,  steuerte  einen  solchen  über  Genealogie  und  Rechtswissenschaft, 
Herr  Otto  Forst  in  Wien,  der  während  der  Drucklegung  dieses  Buches  den 
Namen  Forst-Battaglia  annahm,  einen  über  genealogische  Tabellen  bei.  Herr 
Archivrat  Dr.  Karge,  Kgl.  Preußischer  Staatsarchivar  in  Königsberg,  behandelte 
die  Literatur  über  die  Geschichte  des  Adels  in  Rußland;  Herr  Konrektor  Prof. 
Dr.  Mucke  in  Freiberg,  slawische  Wörterbücher,  Glossare  und  Genealogien. 
Herr  Geheimer  Medizinalrat,  Universitätsprofessor  Dr.  Sommer  in  Gießen 
stellte  eine  Arbeit  „Familiengeschichtliche  Quellenkunde  in  der  Psychiatrie  und 


XIII 

Anthropologie"  und  Herr  Landtagsbibliothekar  Dr.  Tille  eine  solche  über 
Genealogie  und  Sozialwissenschaft  zur  Verfügung.  Ich  selbst  fügte  das  neue 
Kapitel  „Familiengeschichte  und  Topographie"  hinzu.  Ganz  besonders  wertvoll 
ist  es,  daß  Herr  Geheimer  Hofrat  Dr.  Lamprecht,  Ord.  Prof.  der  Geschichte 
an  der  Universität  Leipzig,  die  Güte  hatte,  eine  Einleitung  zu  dem  vorliegenden 
Werke  zu  schreiben.  Allen  diesen  hervorragenden  Gelehrten  sage  ich  für 
ihre  wertvolle  Unterstützung  auch  an  dieser  Stelle  meinen  besten  Dank. 

Außerdem  habe  ich  diese  zweite  Auflage  vermehrt  durch  Abschnitte 
über  Königs-  und  Echte-Briefe,  Partezettel,  Patenzettel,  Totenzettel,  Konzil- 
und  Synodalakten,  Vasallentabellen,  Subskribentenlisten,  Eidbücher,  Lehnsakten, 
Deduktionsschriften,  ferner  durch  einen  Abschnitt  über  Familienfideikommiß- 
akten,  dem  die  Literatur  über  Familienfideikommisse  vollständiger,  als  irgend- 
wo sonst  geschehen  ist,  beigegeben  wurde,  durch  eine  parallel  zu  den  die 
Universitäten  betreffenden  Nachweisen  gearbeitete  Zusammenstellung  der 
Verzeichnisse  von  Schülern  und  Lehrern  an  deutschen  Mittelschulen,  durch 
eine  Liste  von  Alten-Herren-Verzeichnissen,  durch  einen  Abschnitt  über 
Standesbücher  der  deutschen  Fürstenhäuser.  Wesentlich  erweitert  ist  ferner  der 
Abschnitt  über  die  Kirchenbücher,  insbesondere  durch  Nachweise  über  die 
Buchungen  der  Juden  sowie  überhaupt  aller  Personen  in  nicht  christlichen 
Gebieten  und  die  Abschnitte  über  die  Kalender  und  über  das  Porträt.  Stark 
vermehrt  sind  ferner  in  dem  Kapitel  über  Heroldsämter  und  verwandte  Be- 
hörden die  Abschnitte  über  Württemberg,  Italien  und  Ungarn.  Gänzlich 
umgearbeitet  wurde  der  Abschnitt  über  Polen,  wobei  der  in  Sprache  und 
Literatur  Polens  wohlbewanderte  Herr  Otto  Forst  in  Wien  mich  gütigst 
unterstützte.  Die  Übersicht  über  die  Dialektwörterbücher  wurde  auf  die 
außerdeutschen  Staaten  germanischer  Zunge  und  auf  die  romanischen  und 
slawischen  Länder  ausgedehnt.  Die  Sammlung  familiengeschichtlichen  Materials 
habe  ich  durch  einen  neu  hinzugekommenen  Anhang  an  der  Hand  eines 
konkreten  Beispieles:  „Familie  Heydenreich,  von  Heydenreich"  erläutert. 

Bei  den  zahlreichen  Beziehungen  der  Familiengeschichte  zur  Orts-  und 
Landesgeschichte  bieten  die  im  Text  und  in  den  Anmerkungen  zusammen- 
gestellten zahlreichen  bibliographischen  Nachweise  auch  für  Orts-  und  Landes- 
geschichte vielfache  Fingerzeige.  Dies  wird  namentlich  dem  Lokalhistoriker 
erwünscht  sein.  Denn  während  für  die  deutsche  Landesgeschichte  in  der 
soeben  von  Herre  neu  herausgegebenen  Quellenkunde  von  Dahlmann- 
Waitz  ein  ausgezeichnetes  bibliographisches  Hilfsmittel  vorliegt,  fehlt  ein 
für  die  deutsche  Ortsgeschichte  umfassendes  bibliographisches  Werk;  nur 
für  eine  geringe  Anzahl  von  Orten  sind  einzelne  brauchbare  Bibliographien 
erschienen.  Das  alphabetische  Register  des  vorliegenden  Werkes  verweist 
auf  die  Stellen,  wo  für  ortsgeschichtliche  Studien  einschlagende  Literatur 
verzeichnet  ist. 

Die  Anordnung  des  massenhaften  Stoffes  ist  verbessert.  Es  empfiehlt 
sich  für  den  Familienforscher,  ehe  er  an  die  handschriftlichen  Quellen  heran- 
tritt, sich  aus  der  gedruckten  Literatur  zu  überzeugen,  was  über  sein  Ge- 
schlecht bereits  durch  den  Druck  veröffentlicht  ist.     Auf  solche  Weise  ver- 


XIV 

meidet  er  es,  eine  schon  von  einem  anderen  geleistete  Arbeit  unnötigerweise 
abermals   vorzunehmen.     Mit   Rücksicht   hierauf  ist    das   Kapitel   über   die 
bibliothekarischen  Hilfsmittel  an  den  Beginn  des  Buches  gestellt.     Dagegen 
ist  das  Kapitel  über  Kirchenbücher  und  Standesamtsregister,  sowie  der  Ab- 
schnitt über  Gebetsverbrüderungen,  Nekrologien  und  verwandte  Quellen  des 
Mittelalters  den  Erörterungen  über  die  archivalischen  Hilfsmittel  eingereiht. 
Außerdem  wurde  eine  Anzahl  Umstellungen  vorgenommen,  so  ist  z.  B.  der 
Abschnitt  über  Mittelnamen  jetzt  nicht  mehr  als  Anhang  zu  der  Besprechung 
der  Kirchenbücher,  sondern  als  Teil  des  Kapitels  über  die  Eigennamen  ge- 
geben.   Bei   einer   Reihe   von  Werken   boten  sich  mehrere  Kapitel  dar,  in 
denen  sie  erwähnt  werden  konnten;  doppelte  Zitierung  war  aber  mit  Rück- 
sicht auf  den  verfügbaren  Raum  tunlichst  zu  vermeiden.     So  werden  z.  B. 
archivalische  Hilfsmittel,  wenn  sie  durch  den  Druck  bekannt  gegeben  sind, 
zu   bibliothekarischen   und   können  an  beiden  Stellen  gesucht  werden.     Im 
Zweifelsfalle  sorgt  das  ausführliche  Register,  welches  für  beide  Bände  dem 
zweiten  beigegeben  ist,  für  das  rasche  Auffinden  von  Einzelheiten. 

Das  Buch  ist  aus  der  Praxis  hervorgegangen  und  für  die  Praxis  be- 
stimmt. Ein  Handbuch  der  theoretischen  Genealogie,  das  wir  in  dem 
„Lehrbuch  der  gesamten  wissenschaftlichen  Genealogie"  von  Ottokar 
Lorenz  (Berlin  1898)  bereits  besitzen,  will  mein  „Handbuch  der  prak- 
tischen Genealogie"  nicht  sein.  Zu  einer  streng  theoretisch-systematischen 
Anordnung  konnte  ich  mich  nicht  entschließen,  weil  die  gute  Aufnahme  der 
ersten  Auflage  bewiesen  hat,  daß  ich  im  allgemeinen  für  den  Zweck  meiner 
Arbeit  den  richtigen  Weg  eingeschlagen  habe,  und  weil  ich  fürchtete,  daß 
eine  rein  theoretisch-systematische  Anordnung  des  vielgestaltigen  Stoffes  die 
praktische  Brauchbarkeit  meines  Buches  beeinträchtigen  würde. 

Die  Übersichtlichkeit  ist  durch  Inhaltsangaben  auf  dem  oberen  Rande 
jeder  Seite  und  auf  dem  Seitenrande  bei  Beginn  eines  neuen  Abschnittes  erhöht 
worden.  Der  Übersichtlichkeit  dient  auch  der  Wechsel  von  größerer  und 
kleinerer  Schrift,  durch  den  ein  Werturteil  nicht  ausgesprochen  sein  soll. 

Die  gesamte  erste  Auflage  der  Familiengeschichtlichen  Quellenkunde  ist 
einer  gründlichen,  allen  Bemerkungen  der  Kritik  gewissenhaft  nachgehenden 
Umarbeitung  unterzogen  worden.  Im  Zweifelsfalle,  z.  B.  wenn  der  eine 
Kritiker  das  volle  Gegenteil  von  dem  wünschte,  wie  ein  anderer,  habe  ich 
mich  nach  dem  Urteile  genealogischer  Fachleute  von  anerkanntem  Ruf  und 
langjähriger  praktischer  Erfahrung  gerichtet.  Die  inzwischen  erschienene 
Literatur  habe  ich  in  den  Text  hineingearbeitet  und  an  den  zuständigen 
Stellen  nachgetragen. 

Durch  alle  diese  Änderungen,  Umarbeitungen  und  Erweiterungen  ist 
ein  ganz  neues  Buch  entstanden,  dem  daher  auch  ein  neuer  Haupttitel  ge- 
geben wurde. 

Die  Erfahrungen,  die  ich  als  Archivar  der  Stadt  Mühlhausen  in  Thüringen, 
als  Kommissar  für  Adelsangelegenheiten  im  Kgl.  Sächsischen  Ministerium  des 
Innern,  als  Generalsekretär  der  Zentralstelle  für  deutsche  Personen-  und 
Familiengeschichte  in  Leipzig  und  als  Dozent  für  Genealogie  an  dem  von 


XV 

Herrn  Geheimen  Hofrat  Prof.  Dr.  Lamprecht  geleiteten,  der  Universität 
Leipzig  angegliederten  Kgl.  Sächsischen  Institut  für  Kultur-  und  Universal- 
geschichte gesammelt  habe,  sind  dem  vorliegenden  Werke  nützlich  gewesen. 
Folgende  Herren  hatten  die  Güte,  zur  2.  Auflage  meines  Buches  mir 
Material  zur  Verfügung  zu  stellen:  Archivrat  Prof.  Dr.  Albert  in  Freiburg  i.  Br. 
—  Das  Amt  der  evangelischen  Gemeinde  in  Aachen.  —  Oberpfarrer 
Dr.  Arndt  in  Halberstadt.  —  Archivar  v.  Arnswaldt  in  Leipzig.  —  Stadt- 
archivar Prof.  Dr.  Ar  ras  in  Bautzen.  —  Zweiter  Direktor  der  kgl.  preußischen 
Staatsarchive  Geheimer  Archivrat  Dr.  Bailleu  in  Charlottenburg. —  Direktor 
des  Landesarchivs  der  grod-  und  landesgeschichtlichen  Akten  Dr.  Balzer  in 
Lemberg.  —  Archivrat  Prof.  Dr.  Bangert  in  Rudolstadt.  —  Bibliothekar 
Dr.  Barth  in  Zürich.  —  Archivdirektor  Geheimer  Archivrat  Dr.  Bär  in 
Coblenz.  —  Staatsarchivar  Prof.  Dr.  Bärwinkel  in  Sondershausen.  —  Ver- 
lagsbuchhändler Freiherr  von  Berchem  in  München.  —  Bibliothekar  Dr. 
Bemmann  in  Dresden.  —  Amtsgerichtsrat  Dr.  Beringuier  in  Berlin.  — 
Archivrat  Dr.  Berkemeier  in  Bückeburg.  —  Stadtarchivar  Dr.  Berns  in 
Leeuwarden.  —  Archivrat  Staatsarchivar  Dr.  Beschorner  in  Dresden.  — 
Prof.  Dr.  Bess  an  der  Universitätsbibliothek  in  Halle  a.  S.  —  Stadtbiblio- 
thekar und  Stadtarchivar  Prof.  Dr.  Binz  in  Mainz.  —  Staatsarchivar  Dr. 
Bippen  in  Bremen.  —  Pfarrer  Dr.  Blanckmeister  in  Dresden.  —  Ober- 
bibliothekar Geheimrat  Dr.  von  Bojanowski  in  Weimar.  —  Amtsgerichts- 
rat Bötti  eher  in  Frankfurt  a.  O.  —  Geheimer  Hof  rat  Direktor  der  Uni- 
versitätsbibliothek in  Leipzig  Dr.  Boysen.  —  Archivrat  Staatsarchivar  Dr. 
Brabant  in  Dresden.  —  Archivdirektor  Dr.  Breitenbach  in  Amberg.  — 
Geheimer  Archivrat  Landesarchivdirektor  Prof.  Dr.  Bretholz  in  Brunn.  — 
Direktor  des  Ritterschaftsarchivs  Baron  Bruiningk  in  Riga.  —  Archivdirektor 
Dr.  von  Buchwald  in  Neustrelitz. —  Prof.  Dr.  Cascorbi  in  Hann.-Münden. — 
Amtsgerichtsrat  Conrad  in  Berlin.  —  Prof.  Dr.  Crallis  in  Hermannstadt  in 
Siebenbürgen.  —  Augenarzt  Dr.  Crzellitzer  in  Berlin.  —  Bibliotheksdirektor 
Prof.  Dr.  Curtius  in  Lübeck.  —  Verlagsbuchhändler  Herrn.  A.  L.  Degener 
in  Leipzig.  —  Archivrat  Dr.  Destouches,  Direktor  des  Stadtarchives  in 
München. — Archivar  Dr. De vrient  in  Leipzig.  —  Archivdirektor  Dr.Dieterich 
in  Darmstadt.  —  Stadtarchivar  Dr.  D  irr  in  Augsburg. — Stadtarchivar  Gymnasial- 
Oberlehrer  Dreher  in  Friedberg. —  Landesbibliothekar  Dr.  Dunckelmann  in 
Rostock.  —  Bruno  Emmert  in  Arco.  —  Direktor  D.  G.  v.  Epen  des  Centraal 
Bureau  vor  Genealogie  en  Heraldiek  in  s'Gravenhage.  —  Geheimer  Regierungsrat 
Bibliotheksdirektor  Dr.  Ermisch  in  Dresden.  —  Bibliothekar  Dr.  Fabricius  in 
Marburg  a.L. —  Reichsarchivar  Dr.  Feith  in  Groningen.  —  Bibliothekar  Fey 
in  Kassel.  —  C.  H.  A.  Finster  in  Düsseldorf-Oberkassel.  —  Bibliothekar  Dr. 
Finster-Benzon  in  Kiel  f.  —  Rechtsanwalt  Dr.  Fischer  in  Berlin.  — 
Dr.  Flodmark  vom  Stockholmer  Staatsarchiv.—  Otto  Forst-Battaglia  in 
Wien.  —  Stadtgemeinde  Frankenthal  (Rheinpfalz).  —  Dr.  Friberg  in  Lin- 
köping.—  Geheimer  Archivrat  Archivdirektor  Prof.  Dr.  Friedensburg  in  Magde- 
burg.—  Reichsarchivar  Archivdirektor  Dr.  Fruin  in  Middelburg.  —  Ritter- 
schaftliches Mitglied  der  Ersten  Kammer  und  des  Denkmalrates  für  Württemberg 


XVI 

Friedrich  Freiherr  von  Gaisberg-Schöckingen  auf  Schöckingen.  —  A.  Frei- 
herr von  Gemmingen  in  Bingen  a.  Rh.  —  Baron  A.  von  Ger net  in  St.  Peters- 
burg. —  Staatsarchivar  Dr.  Glück  in  Würzburg.  —  Fritz  Ginsberg  in  Berlin.— 
Fabrikant  Maximilian  Graff  in  Iserlohn.  —  Geheimer  Regierungsrat  Grimm 
in  Kassel.— Regierungsrat  Dr.Gritzner,  Kommissar  für  Adelsangelegenheiten 
in  Dresden.  —  Stadtarchivar  Dr.  Gundlach  in  Kiel.—  Stadtarchivar  Gutbier, 
Ehrenbürger  der  Stadt  Langensalza.  —  Oberst  a.  D.  Freiherr  von  Gutten- 
berg  in  Steinenhausen.  —  Pfarrer  Lic.  theol.  Hackmann  in  London.  — 
Staatsarchivdirektor  Dr.  Hagedorn  in  Hamburg.  —  Schriftsteller  und  Re- 
dakteur Hager  in  Basel.  —  Generalmajor  d.  R.-St.  Handel-Mazetti,  Kon- 
servator der  K.  K.  Zentralkommission  in  Linz.  —  Dr.  Handwerker  von  der 
Universitätsbibliothek  in  Würzburg.  —  Direktor  des  Dansk  Genealogisk  Institut 
Th.  Hauch-Fausboll  in  Kopenhagen.  —  Abt  Willibald  Hau  thaler  in  Salz- 
burg. —  Archivdirektor  Dr.  Hauviller  vom  Staatsarchiv  in  Metz.  —  II.  Staats- 
archivar Dr.  Hegi  vom  Staatsarchiv  in  Zürich.  —  Stadtarchivar  Heineck  in 
Nordhausen.  —  Archivrat  Staatsarchivar  Dr.  Heinemann  in  Magdeburg. — 
Ritterschaftssekretär  Baron  von  Heller  in  Mitau.  —  Redakteur  Dr.  Helmolt 
in  Bremen.  —  Staatsarchivar  Dr.  Henne  am  Rhyn  in  St.  Gallen.  —  Arzt 
Dr.  Her  dt  mann  in  Senftenberg.  —  Kantonsbibliothekar  und  Staatsarchivar 
Dr.  Herzog  in  Aarau.  —  Carl  von  Hesse  in  St.  Petersburg.  —  Rechtsanwalt 
Dr.  Ernst  Hey  den  reich  in  Leipzig.  —  Oberstleutnant  Heye  in  Straßburg  i.E. — 
Vorstandsmitglied  des  Vereins  „Herold"  Prof.  Hildebrandt  in  Berlin.  — 
Schriftführer  der  K.  K.  Gesellschaft  „Adler"  Dr.  Höfflinger  in  Wien.  — 
Prof.  Dr.  Hölscher  in  Goßlar.  —  Archivrat  Staatsarchivar  Dr.  Hoogeweg 
in  Hannover.  —  Bibliothekar  Dr.  Hoppe  in  Berlin.  —  Dr.  Aug.  Hub  er  vom 
Staatsarchiv  in  Basel.  —  Archivrat  Dr.  Jacobs  in  Wernigerode.  —  Prof.  Dr. 
Jecht  in  Görlitz.  —  Geheimer  Archivrat  Archivdirektor  Dr.  Joachim  in 
Königsberg.  —  Archivdirektor  Prof.  Dr.  Jung  in  Frankfurt  a.  M.  —  Archiv- 
direktor Dr.  Kaiser  in  Straßburg.  —  Baron  von  Kapherr-Lockwitz  auf 
Lockwitz.  —  Wirklicher  Hofrat  Archivdirektor  Dr.  Kärolyi  in  Wien.  — 
Städtischer  Bibliothek-  und  Archivdirektor  Dr.  Kunz  von  Kauffungen 
in  Metz.  —  Kammerherr  Dr.  jur.  et  phil.  Kekule  von  Stradonitz  in 
Berlin-Lichterfelde.  —  Dr.  Anton  Kern  in  Graz.  —  Direktor  Prof.  Dr. 
W.  von  Ketrzynski  in  Lemberg.  —  Bibliothekdirektor  Prof.  Dr.  Keysser 
in  Köln.  —  Prof.  Dr.  Khull-Kholwald  in  Graz.  —  Postsekretär  Kieskalt 
in  Nürnberg.  —  Geheimer  Archivrat  Archivdirektor  Dr.  Kiewning  in  Det- 
mold. —  Major  a.  D.  Kirchenpauer  von  Kirchdorff  in  Meißen.  — 
K.  K.  Staatsarchivdirektor  Dr.  Klaar  in  Innsbruck.  —  J.  G.  Klamroth  in 
Halberstadt.  —  Prof.  Dr.  Knauth  in  Freiberg  i.  S.  —  Museumsdirektor 
Dr.  Koetschau  in  Berlin.  —  Dr.  Kohfert  an  der  Rostocker  Universitäts- 
bibliothek. —  Geheimer  Archivrat  Archivdirektor  a.  D.  Dr.  Könnecke  in  Mar- 
burg a.  L.  —  Prof.  Dr.  Koppel  in  Dresden.  —  Staatsarchivar  Dr.  Kretzsch- 
mar  in  Lübeck.  —  Amtsgerichtsrat  Krieg  in  Sangerhausen.  —  Oberbiblio- 
thekar Prof.  Dr.  Kroker  in  Leipzig.  —  Archivdirektor  Dr.  Kruse h  in  Osna- 
brück. —  Archivdirektor  Dr.  Krzyganowski  in  Krakau.  —    Stadtarchivar 


XVII 

Prof.  Dr.  Kubo  in  Frankfurt  a.  O.   —   Stadtarchivar  Prof.  Dr.  Langer  in 
Zwickau.  —  Dr.  Längin  von  der  Großherzoglichen  Hof-  und  Landesbibliothek 
in  Karlsruhe.   —  Bibliothekar    Dr.  Sigrid  Leijonlmfoul  in  Stockholm.  — 
J.  F.  Lentz-Spitta  in  Iserlohn.  —  Stadtbibliothekar  und  Stadtarchivar  Dr. 
A.  Löckle  in  Ulm.  —  Prof.  Dr.  Loebe  in  Putbus.  —  Staatsarchivar  Dr.  Loewe 
in  Breslau.  —  Bibliothekar  Dr.  Lüdtke  an  der  Universitätsbibliothek  in  Kiel. 
—  Hofrat  Universitätsprofessor  Dr.  Luschin  von  Ebengreuth  in  Qraz.  — 
Konsistorialsekretär  Machholz  in  Magdeburg.  —   Stadtarchivar  Dr.  Mack 
in    Braunschweig.    —    Staatsarchivdirektor  Dr.  Malagola  f  in  Venedig.  — 
Geheimer  Archivrat  Archivdirektor  Dr.  Meinardus  in  Breslau.  —  Geheimer 
Regierungsrat  Prof.  Dr.  Menadier  in  Berlin.  —  Archivdirektor  Dr.  Mentz 
in  Colmar.  —  Prof.  Dr.  Meyer  von  Knonau  in  Zürich.  —  Dr.  Mönch  in 
Basel.  —  Archivdirektor  Dr.  Muller  in  Utrecht.  —  Oberstaatsarchivar  Dr.  Nagy 
vonTasnädin  Budapest.  —  Oberarchivar  Nanav  in  Wien.  —  Bibliothekar  und 
Archivar  Dr.  Neubauer  in  Magdeburg.  —  Geheimer  Regierungsrat  Nitzsche 
in  Altenburg.  —  Das  Nürnberger  Nationalmuseum.  —  Studienrat  Ob  er  mai  er 
in  Regensburg.  —  Major  a.  D.  von  Obernitz  in  Potsdam.  —  Kreisarchivar 
Dr.  Oberseider  in  Speier.  —  Dr.  Obner  von  der  K.  K.  Studienbibliothek 
in   Klagenfurt.    —    Geheimrat  Archivdirektor    Dr.  Obs  er   in    Karlsruhe.    — 
Bibliothekdirektor    Dr.    Freiherr    von    Orgies-Rutenberg    in    Berlin.    — 
Freiherr   von  Pack    in  Wesel.   —    Prof.  Dr.  Pfaff    von    der  Universitäts- 
bibliothek zu  Freiburg  i.  Br.  —  Geheimer  Archivrat  Archivdirektor  Prof.  Dr. 
Philippi  in  Münster.  —   Direktor  des  Münzkabinetts  Universitätsprofessor 
Dr.  Pick  in  Gotha.  —  Stadtarchivar  Dr.  Pick  in  Aachen.  —  Die  Museums- 
verwaltung   in    Pilsen.    —    Geheimer    Archivrat    Archivdirektor   Prof.  Dr. 
Prümers  in  Posen. —  Der  Magistrat  der  Kreishauptstadt  Regensburg.  — 
Haalschreiber  Reichert  in  Schwäbisch-Hall.  —  Staatsarchivar  Dr.  Richter 
in    Koblenz.    —    Das    K.  K.  Gymnasium    in    Ried.    —    Archivrat    Staats- 
archivar   Dr.  Rieder   in   München.    —    Konservator   Rooses   am   Museum 
Plantin-Moretus  in  Antwerpen.  —  Museums-  und  Archivdirektor  van  Rooyen 
in    s' Gravenhage.    —    Archivdirektor    Prof.  Dr.  Rubel    in    Dortmund.    — 
Archivrat    Dr.  Rübsam    in    Regensburg.    —    Stadtarchivar    und    Biblio- 
thekar  Dr.  Schiess    in    St.  Gallen.    —    Oberlandesgerichtsrat    Schilling- 
Trygophorus    in    Darmstadt.    —    Dr.  Schindler   vom   Zentralarchiv   des 
deutschen  Ritterordens    in  Wien.  —    Prof.  Dr.  Schlecht    in  Dillingen.    — 
K.  K.  Bezirkshauptmann  a.  D.    von  Schlechter    in  Lomnitz  (Popelka).   — 
Prof.    Dr.    Schmertosch    von    Riesenthal    in    Leipzig.    —    Pastor    em. 
Dr.  Schmidt  in  Halle.  —  Pfarrer  Schmidt  in  Kailehne  (Altmark).  —  Archiv- 
direktor  Archivrat   Dr.  Schmidt   in    Schleiz.  —   Archivdirektor   Geheimrat 
Dr.  Schneider    in  Stuttgart.  —   Vorsitzender   des  Vereins   für  Hamburger 
Geschichte    Dr.  Schrader   in    Hamburg.    —    Archivrat   Dr.  Schreiber   in 
Amorbach.  —  Praktischer  Arzt   Dr.  med.   E.  Schrempf  in  Gumbinnen.  — 
Prof.  Dr.  von  Schubert-Soldern  in  Dresden.  —  Dr.  von  der  Schulen- 
burg  in    Hamburg.    —   Archivdirektor   Schulz    in  Prag.    —    Direktor  der 
Universitätsbibliothek   Dr.  Schulze    in  Königsberg  i.  Pr.  —  Archivdirektor 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  jj 


XVIII 

Dr.  Schuster  in  Charlottenburg.  —  Pastor  Lic.  theol.  Seh  wen  in  Freiberg  i.  Sa. 

—  Kreisarchivar  Dr.  Sebert  in  Bamberg.  —  Prof.  Dr.  Seedorf  von  der 
Stadtbibliothek  in  Bremen.  —  Geheimer  Archivrat  Archivdirektor  Dr.  Sello 
in  Oldenburg.  —  Vorsitzender  des  Mannheimer  Altertumsvereins  vonSeubert. 
_  Oberbibliothekar  Prof.  Dr.  St  ei  ff  in  Stuttgart,  —  Rabbiner  Dr.  Stein 
in  Dresden.  —  Georg  Thi  er  er  in  Ulm.  —  Der  Magistrat  der  Stadt  Thor n, 

—  Ernst  Tode  in  München.  —  Staatsarchivar  Prof.  Dr.  Tür ler  in  Bern, 
_  Stadtarchivar  Prof.  Dr.  Uhle  in  Chemnitz.  —  Niederösterreichischer 
Landesarchivar  Dr.  Vancsa  in  Wien.  —  Dr.  Adolf  von  den  Velden  in 
Weimar.  —  Kgl.  Staatsarchivar  Geheimer  Archivrat  Dr.  Veltman  in  Wetzlar, 

—  Das  Staatsarchiv  in  Venedig.  —  Prof.  Dr.  Julius  Vogel,  Direktor  des 
Museums  der  bildenden  Künste  in  Leipzig.  —  Archivdirektor  Dr.  Wächter 
in  Aurich.  —  Stadtarchivar  Dr.  Wagner  in  Göttingen.  —  Geheimer  Archiv- 
rat Archivdirektor  Dr.  Wagner  in  Wiesbaden.  —  Archivar  Dr.  Hans  Walter 
in  Berlin.  —  Geheimer  Archivrat  Archivdirektor  Prof.  Dr.  Wäschke  in 
Zerbst.  —  K.  Wilh.  Weber  in  Hannover.  —  Archivar  Dr.  Wecken  in 
Leipzig.  —  Stadtarchivar  Prof.  Dr.  Weckerling  in  Worms.  —  Prof.  Dr, 
Weerth  in  Detmold.  —  Rechtsanwalt  Dr.  Weiß  in  Baden-Baden.  —  Direktor 
des  Stadtarchivs  Prof.  Dr.  Wen  dt  in  Breslau.  —  Prof.  Dr.  Weyhe  in 
Dessau.  —  Der  Stadtrat  von  Wiener-Neustadt.  —  Archivar  Dr.  Wiersum 
in  Rotterdam.  —  Rabbiner  Dr.  Winter  in  Dresden.  —  Stadtarchivar  Dr. 
Wintruff  in  Mühlhausen  in  Thüringen.  —  Geheimer  Regierungsrat  Direktor 
der  Universitätsbibliothek  Dr.  Wolfram  in  Straßburg  i.  E.  —  Landesarchivar 
Dr.  Zibermayr  in  Linz. 

Die  Anregungen   der   Kritik   wurden   gewissenhaft   verwertet.     Bekannt 

geworden    sind    mir   die  Rezensionen   von:    Arndt    in   der  Zeitschrift   des 

Vereins   für  Kirchengeschichte   in    der  Provinz  Sachsen,  Jahrgang  6,  Heft  2 

und  in  der  Halberstädter  Zeitung,  95.  Jahrgang,  Nr.  141,    19.  Juni  1909.  — 

Prof.   Dr.  Bauer   im  Monatsblatt  der   K.  K.  Gesellschaft    „Adler"   in  Wien 

1911  S.  39,  40.  —  G.  von  Below  in  der  Zeitschrift  für  Sozialwissenschaft 

1909   S.  771.  —    Bemmann,   Mühlhäuser   Geschichtsblätter,   Jahrgang    11, 

1910,  S.  142.  —  Blanckmeister,    Das    Pfarrhaus  1910,    Nr.  1,    S.  12  und 

Sächsischer    Gustav-Adolf-Bote,    September    1909,    S.  23;     Devrient,    Mit- 

teilungen    der  Zentralstelle   für  deutsche  Personen-   und  Familiengeschichte, 

Heft  4,   S.  98,    99;    Leipziger    Zeitung,    Wissenschaftliche    Beilage     1909, 

7.  Juli   und  Zeitschrift   für   das    Gymnasialwesen,    Berlin  1909,   S.  690 ff.  — 

Ermisch   im  Neuen  Archiv   für   Sächsische  Geschichte    1911,    S.  158ff.  — 

Eschebach   in  den  Altonaer  Nachrichten   vom  13.  Nov.  1909.  Fieker, 

Familiengeschichtliche  Blätter  1909,  7  und  Burschenschaftliche  Blätter  vom 
15.  Okt.  1909.  —  Forst  in  den  Mitteilungen  des  Instituts  für  österreichische 
Geschichtsf.  1910,  S.  466  bis  469.  —  G.,  Deutsches  Lehrer-Blatt,  3.  Jahrgang, 
Nr.  287.  —  Gritzner,  Historische  Zeitschrift,  herausg.  v.  Meinecke  1910, 
Heft  4,  S.  181  ff.  —  Hashagen  in  der  Westdeutschen  Zeitschrift  für  Ge. 
schichte  und  Kunst  XXVIII,  1909,  S.  542ff.  —  Th.  Hauch-Fausb0ll, 
Genealogisk  Tidsskrift  1911,   S.  126.    —    H(elmol)t,    Dresdner    Anzeiger 


XIX 

179.  Jahrg.,  Nr.  202,  23.  Juli  1909,  S.  12.  —  Heinemann  im  Korrespondenz- 
blatt des  Gesamtvereins  der  deutschen  Geschichts-  und  Altertumsvereine 
1910.  —  Heldmann,  Thüringisch-Sächs.  Zeitschr.  f.  Gesch.  und  Kunst,  Bd.  1, 
Heft  2,  S.  277 ff.  —  Alois  John,  Unser  Egerland  XIV,  1909.  —  B.  K., 
Sauerländisches  Familienarchiv,  Paderborn  1909,  Nr.  9.  —  F.  K.,  Tagespost 
Graz  1909  vom  30.  Nov.  —  Kunz  von  Kauffungen  in  der  1.  Beilage  zu 
Nr.  3  der  neuen  Preußischen  (Kreuz-)Zeitung,  Berlin,  4.  Jan.  1910  und  in 
den  von  Prof.  Dr.  Hirsch  herausgegebenen  Mitteilungen  aus  der  historischen 
Literatur,  38.  Jahrg.  (1910),  Nr.  184,  S.  371  ff.  —  Kekule  von  Stradonitz 
im    Deutschen  Herold  1909   und   im  Berliner  Lokal-Anzeiger   vom  12.  Dez. 

1909.  —  Khull-Kholwald,  Grazer  Tagespost  vom  30.  Nov.  1909.  — 
Kiefer,  Familiengeschichtl.  Blätter,  7.  Jahrg.  1909,  Juli,  S.  227.  —  Klaar 
im  3.  Heft  der  Forschungen  und  Mitteilungen  zur  Geschichte  Tirols  und 
Vorarlbergs  1909,  S.  146.  —  Klotz  im  Neuen  Sächsischen  Kirchen-  und 
Schulblatt  1909,  Nr.  50.  —  Laue,  Jahresbericht  der  Geschichtswissenschaft, 
Jahrg.  33  1910.  —  Loewe,  Forschungen  zur  brandenburgischen  und  preußi- 
schen Geschichte  1909.  —  Nentwig,  Jahresbericht  der  Geschichtswissen- 
schaft, 32.  Jahrg.,  1909,  II 416. —  Obser,  Zeitschrift  für  die  Geschichte  des 
Oberrheins  1909,  S.  531.  —  Prümers,  Historische  Monatsblätter  März/April 

1910.  —  (Baron)  A.  von  R(ahden)  im  Jahrbuch  für  Genealogie,  Heraldik 
und  Sphragistik  1907/8,  herausg.  von  der  Genealogischen  Gesellschaft  der 
Ostseeprovinzen  zu  Mietau.  —  RenevanRhyn  (Ph.  Freiherr  von  Blittersdorf) 
in  der  Linzer  Tagespost  1 909,  1 5.  Aug.,  S.  1 9.  —  E.  S.,  Jahrb.  d.  Gesch.-Ver. 
f.  Göttingen  1910,  S.  142,  143.  —  H.  S.  in  der  Neuen  freien  Presse,  Wien 
25.  Dezember  1910.  —  J.  S.,   Hamburger  Nachrichten    vom  13.  Febr.    1910. 

—  Sommer,  Deutsche  Literaturzeitung,  18.  Sept.  1909.  —  Tb.,  Deutsches 
Adelsblatt,  27.  Jahrg.,  1909,  15.  August,  Nr.  33.  —  Th.  in  Reclams 
Universum,  25.  Jhrg.  1909,  29.  Juli,  Heft  44.  —  Tille  in  den  Leipziger 
Neuesten  Nachrichten  1909  und  in  seinen  Deutschen  Geschichtsblättern, 
Bd.  10,  Heft  2,  S.  53  ff.  —  Uhl,  Daheim,    46.  Jahrg.,  Nr.  6,   6.  Nov.   1909. 

—  C.  von  Zepelin,  Militär-Literatur-Zeitung  1910,  Nr.  1,  S.  30.  Dazu  un- 
genannte Referenten  im  Jahrbuch  der  Zeit-  und  Kulturgeschichte,  Freiburg 
1909.  —  Quellen  und  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte  V  2.  —  Bullet, 
histor.  archeol.  et  herald.  Paris  1911,  3.  4.  —  Rivista  Araldica,  Juni  1909. 

—  Arkiv  for  genealogi  og  Heraldik,  Aarhus  1909,  S.  122,  123.  —  Heraldisch- 
genealogische Blätter  1909,  Juni.  —  Volckmars  Weihnachtskatalog  1909.  — 
Chemnitzer  Allgemeine  Zeitung  16.  Sept.  1909.  —  Hamburger  Fremdenblatt 
1909,  Nr.  167.  —  Literarischer  Ratgeber  f.  d.  kathol.  Deutschi.  1909.  — 
Deutsches  Armeeblatt  V  1909,  Nr.  26. 

Für  alle  Mitteilungen  und  Anregungen  sagt  der  Unterzeichnete  hierdurch 
den  besten  Dank. 

Eine  Druckkorrektur  beider  Bände  las  Herr  Archivrat  Staatsarchivar  Dr. 
Heinemann  in  Magdeburg,  eine  Korrektur  einzelner  Abschnitte  aber  die 
Herren  Archivrat  Prof.  Dr.  Albert  in  Freiburg  i.  Br.,  Archivar  Dr.  Devrient 
in  Leipzig,  Prof.  Dr.  Freiherr  von  Dungern  in  Czernowitz,  Bruno  Emmert 

b' 


XX 

in  Arco,  Direktor  van  Epen  in  s'Gravenhage,  Otto  Forst-Battaglia  in 
Wien,  Regierungsrat  Dr.  Gritzner  in  Dresden,  Direktor  Hauch-Fausbell 
In  Kopenhagen,  Staatsarchivar  Dr.  Hegi  in  Zürich,  Archivrat  Dr.  Karge  in 
Königsberg,  Sekretär  Kiesskalt  in  Nürnberg,  Geheimer  Hofrat  Prof.  Dr.  phil. 
et  L.  L.  D.  Lamprecht  in  Leipzig,  Konrektor  Prof.  Dr.  Mucke  in  Freiberg  i.  S., 
Pastor  Lic.  theol.  Seh  wen  in  Freiberg  i.  S.,  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr. 
Sommer  in  Gießen,  Landtagsbibliothekar  Dr.  Tille  in  Dresden.  Allen  diesen 
Herrn  sage  ich  für  ihre  liebenswürdige  Unterstützung  den  besten  Dank. 

Möge  von  dieser  zweiten  Auflage  in  erhöhtem  Maße  gelten,  was  Dr. 
Helmolt  von  der  ersten  sagt,  sie  sei  „eine  wahre  Fundgrube  für  die  über- 
aus zahlreichen,  geschulten  wie  dilettantenhaften  Freunde  familiengeschicht- 
licher Forschungen,  eine  rasche  Bereitschaft  für  die  mit  der  Methode  Ver- 
trauten, ein  kräftiger  Stecken  und  Stab  für  die  auf  diesem  manchmal  recht 
schlüpfrigen  Feld  noch  strauchelnden  ,Liebhaber',  eine  nur  selten  versagende 
Rüstkammer  für  alle  Genealogen  vom  Fach,  jedenfalls  die  erste  wirklich 
familiengeschichtliche  Quellenkunde  schlechthin  und  überhaupt".  Durch  die  neu 
hinzugekommenen  Abschnitte,  insbesonders  das  Archivlexikon  mit  einer  Fülle 
bisher  ungedruckten  Stoffes  wird  diese  zweite  Auflage  auch  dem  Historiker 
vom  Fach  mehr  bieten  als  die  erste,  von  welcher  Erich  Gritzner  in  der 
Historischen  Zeitschrift,  herausg.  von  Fr.  Meinecke,  1910,  Heft  4,  S.  182 
rühmt,  sie  enthalte  „viel  Neues  oder  doch  bisher  nur  durch  umständliches 
Nachfragen  Erreichbares"  und  welche  von  Nentwig  im  Jahresbericht  der 
Geschichtswissenschaft,  32.  Jahrgang,  1909,  II  416  „eine  ausgezeichnete  Ein- 
führung in  familiengeschichtliche  Studien,  ein  sicherer  Wegweiser  und  eine 
gute  Quellenkunde"  genannt  wird. 

Leipzig,  Sommer  1913. 

Eduard  Heydenreich. 


Inhaltsverzeichnis. 

Band  I. 


Seite 

Die  bibliothekarischen  Hilfsmittel  des  Familienforschers  .  .  1 

Allgemeines:  Die  für  den  Familienforscher  wichtigsten  Bibliotheken  und  die  Lite- 
ratur über  dieselben.    Historische  Bibliotheken:  Deutschland 1 

Historische  Bibliotheken:  Österreich-Ungarn     3 

Bibliotheken  über  polnische  Familien 5 

Enzyklopädien  und  Bücherlexika 5 

Allgemeine  Quellenwerke  zur  deutschen  Geschichte 7 

Bibliographien  über  einzelne  deutsche  Länder 8 

Bibliographien  über  nichtdeutsche  Staaten 8 

Allgemeine  familiengeschichtliche  Nachschlagewerke 8 

Geschichts-  und  Altertumsvereine     9 

Praktische  Winke  zur  Arbeit  in  Bibliotheken 10 

Fälschungen  von  Büchertiteln.    Erfindungen  von  Genealogien 11 

Die  ältere  familiengeschichtliche  Literatur  bis  gegen  Ende  des  18.  Jahrhunderts. 

Das  „alte  Buch" 12 

Turnierbücher     13 

16.  Jahrhundert 15 

17.  „            17 

18.  „            18 

Österreich • 23 

Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser 24 

Haus  Habsburg 34 

Genealogien  außerdeutscher  Herrscherhäuser 35 

Zusammenfassende,  gedruckte  Arbeiten  über  die  Familien  einzelner  Städte    ...  36 

Genealogische  Tafeln.  Von  Otto  Forst 42 

Die  beiden  Grundtypen  genealogischen  Denkens 42 

Die  Deszendenztafel 43 

Die  Stammtafel 43 

Regententafel 44 

Ahnentafel 44 

Der  Deszent 45 

Deszentorium 45 

Ahnenbezifferung 45 

Implex  (Ahnenverlust) 46 

Konsanguinitätstafel 48 

Sippschaftstafel 49 

Konsanguinitätstafelauszüge 51 


)> 
»» 

1> 


XXII 

Seite 

Beispiele  genealogischer  Tafeln 52 

Tafel     I:  Deszendenztafel  des  Kaisers  Wilhelm  I.,  in  Textform. 
II:  Ahnentafel  des  deutschen  Kronprinzen,  in  Textform. 
III:  Deszendenztafel  des  Kaisers  Wilhelm  I.,  in  tabellarischer  Form. 
IV:  Ahnentafel   des   deutschen  Kronprinzen,   in  tabellarischer  Form 
von  links  nach  rechts. 
„       V:  Ahnentafel    des   Kronprinzen    von   Spanien    (von   Kammerherrn 
Dr.  Kekule  von  Stradonitz),  halb  in  tabellarischer  Form  von 
unten  nach  oben,  halb  in  Textform. 
„     VI  a,  b,  c :  Deszendenztafeln  der  Urgroßeltern  des  deutschen  Kronprinzen, 
im  Verein  mit  Tafel  I  und  Tafel  II  eine  Konsanguinitätstafel  bildend. 
„     VII:  Ahnentafel  der  Kaiserin  Maria  Theresia. 

„    VIII :  Sippschaftstafeln  nach  Dr.  Crzellitzer:  Schematische  Sippschafts- 
tafel.    Sippschaftstafel   mit  Sippschaftsbezifferung.     Sippschafts- 
tafel des  Kaisers  Wilhelm  II.    Sippschaftstafel,  auf  musikalische 
Veranlagung  verarbeitet. 
„      IX:  Deszent  des  Erzherzogs  Franz  Ferdinand  von  Österreich. 
„       X:  Konsanguinitätstafelauszug  für  Kaiser  Franz  Joseph  I.  und  Kaiser 

Wilhelm  II. 
„      XI:  Stammtafel  der  Hohenstaufen. 

Leichenpredigten 53 

Trauergedichte 57 

Ordnungen  bei  Trauungen,  Einholungen,  Begräbnissen  und  anderen  Feierlichkeiten  58 

Hochzeitseinladungen 59 

Urkundenbücher  und  Regestensammlungen 59 

Stammbäume • 61 

Kalender  und  Almanache     63 

Kaiendarien  der  Domstifter 64 

Berufskalender 65 

Münchener  Kalender 65 

Hof-  und  Staatskalender 66 

Adreßbücher 66 

Adreßkalender 67 

Periodische  Behördenverzeichnisse 67 

Staatshandbücher ...  67 

Schlesische  Instanzien-Notizen 69 

Staatskalender 71 

Jubiläumsschriften 72 

Verzeichnisse  der  Berufsangehörigen 72 

Konzilien-  und  Synodalbücher 75 

Arbeiten  über  Visitationen 76 

Schüler-  und  Lehrerverzeichnisse 77 

Universitätsmatrikeln 84 

Korpstafeln gg 

Burschenschaftslisten jqI 

Landtagsmatrikeln '  jq2 

Bürger-  und  Ratslisten 103 

Bürgerbücher '..'..'.  104 

Steuerlisten ,Qe 

Innungsverzeichnisse *q* 

Ranglisten 107 

Regimentsgeschichten '..'.■',  .... 

Offizierstammlisten 108 

Literatur  über  Orden  und  Stifter '  10g 


XXIII 

Seite 

Exulantenliteratur 113 

Auswanderungen  nach  fremden  Erdteilen 117 

Biographische  Literatur 118 

Memoiren  und  Selbstbiographien  . 129 

Deduktionsschriften 131 

Gelegenheitsgedichte 133 

Schmähgedichte  und  Pasquille 134 

Theaterzettel 135 

Zeitungen 136 

Familiengeschichtliche  Materialien  in  Bibliotheken 136 

Aarau  136.  —  Bamberg  136.  —  Berlin  136.  —  Bologna  137.  —  Braun- 
schweig 137.  —  Bremen  137.  —  Breslau  138.  —  Dresden  138.  —  Frank« 
fürt  139.  —  Freiburg  139.  —  Genf  139.  —  Gießen  139.  —  Görlitz  139.  — 
Göttingen  140.  —  Groningen  140.  —  Halle  140.  —  Hamburg  140.  —  Hannover 
141.  —  Jena  142.  —  Karlsruhe  142.  —  Kassel  142.  —  Kiel  142.  —  Klagenfurt 
143.  —  Köln  143.  —  Königsberg  143.  —  Leipzig  144.  —  Linköping  144.  — 
Lübeck  144.  —  Mainz  145.  —  Metz  145.  —  München  145.  —  Paris  146.  — 
Prag  147.  —  Regensburg  147.  —  Reims  147.  —  Rom  147.  — -  Rostock  147.— 
Salzburg  148.  —  Sankt  Gallen  148.  —  Stralsund  148.  —  Straßburg  148.  — 
Stuttgart  148.  —  Turin  149.  —  Ulm  149.  —  Weimar  149.  —  Wien  149.  — 
Wolfenbüttel  150.  —  Würzburg  150.  —  Zürich  150. 

Anhang 150 

1.  Literatur  über  Siegelkunde 150 

2.  Siebmachers  Wappenbuch 157 

3.  Die  genealogischen  Taschenbücher 161 

4.  Familiengeschichtliche  Zeitschriften 162 

5.  Genealogische  Antiquarrate 164 

Die  monumentalen  Quellen  der  Familiengeschichte 165 

Burgen  und  Schlösser 165 

Allgemeines      165 

Burgen  als  Ort  für  Geschlechtstage 166 

Wappen  an  Burgen 166 

Literatur  über  Burgen  und  Schlösser 166 

Kirchen  und  Klöster 174 

Häuser 175 

Häusernamen   .   .   . 176 

Hausinschriften 176 

Haus  und  Volksstamm 178 

Steinmetz-  und  Künstlerzeichen 179 

Glasmalerei 179 

Hausgerät 181 

Grabdenkmäler 182 

Das  Grabdenkmal  bei  Griechen  und  Römern 182 

Das  christliche  Grabdenkmal 183 

Inschriften  auf  Grabdenkmälern 185 

Fälschungen  von  Grabinschriften 186 

Wappen  auf  Grabdenkmälern     187 

Ahnenproben  auf  Grabdenkmälern 188 

Literatur  über  Grabdenkmäler 189 

Ahnenproben  auf  Werken  der  bildenden  Kunst 198 

Kirchenglocken 200 


XXIV 

Seite 

Familiengeschichte  und  Heraldik 201 

Quellen  der  Heraldik 201 

Nationale  Kennzeichen *[JJ 

Kennzeichen  des  Standes jjj* 

Das  Lehenverhältnis  und  die  Wappengruppen ^U» 

Wappengleichheit  und  Genealogie 210 

Heraldische  Andeutungen  unehelicher  Geburt 216 

Wappen  und  Besitzverhältnisse 218 

Symbolik  der  Wappenfiguren 220 

Namenwappen 222 

Hausmarken 223 

Wappen-Comptoirs 224 

Verzeichnis  von  Wappenmalern  und  Graveuren 227 

Familiengeschichte  und  Numismatik     228 

Familienmünzen 229 

Selbstporträts  auf  Münzen  der  Römer  und  Griechen 229 

Münzfälschungen 229 

Numismatische  Sammelwerke 230 

Legende 234 

Porträt 236 

Wappen 239 

Die  Museen  als  familiengeschichtliche  Hilfsmittel 242 

öffentliche  Museen 242 

Familienmuseen 243 

Vereinsmuseen     .   .    .  • 245 

Das  Germanische  Museum  in  Nürnberg 246 

Das  Hohenzollern-Museum  in  Berlin 246 

Das  Bayerische  Nationalmuseum  in  München 247 

Das  Grüne  Gewölbe  in  Dresden 248 

Familiengeschichtliche  Materialien  in  Museen 248 

Antwerpen  249.  —  Bautzen  249.  —  Berlin  249.  —  Breslau  249.  —  Budapest 
249.  —  Celle  250.  —  Detmold  250.  —  Dresden  250.  —  Frankfurt  251.  — 
s'Gravenhage  251.  —  Halberstadt  251.  —  Hermannstadt  251.  —  Kloster- 
neuburg 252.  —  Köln  252.  —  Leipzig  252.  —  Lemberg  252.  —  London 

253.  —  Lüneburg  254.  —  München  254.  —  Münster  254.  —  Nordhausen 

254.  —  Nürnberg  254.  —  Prag  256.  —  Stockholm  256.  —  Stuttgart  256.  — 
Wien  257.  —  Wiener  Neustadt  257.  —  Worms  257.  —  Zürich  258. 

Das  Porträt 258 

Wichtigkeit  des  Porträts  für  Staat  und  Familie 258 

Anfänge  bildnisartiger  Schöpfungen  in  der  deutschen  Malerei 259 

Plastische  Menschenbildungen 260 

Totenmasken 262 

Streben  nach  Wirklichkeit 262 

Stifterfiguren 263 

Rosenkranzbilder 263 

Schutzmantelbilder 263 

Franzosen 264 

Holländer 264 

Anton  Graff 264 

Miniaturen 265 

Silhouetten 265 

Engländer 266 

Reaktion  gegen  die  englische  Malerei  in  Deutschland ]  267 

Das  Porträt  und  die  Vererbungslehre ,.,,'.'.  268 


XXV 

Seite 

Der  habsburgische  Familientypus     268 

Porträtausstellungen 274 

Porträtsammlungen 275 

Porträtliteratur 280 

Physiognomische  Deutung  des  Porträts 281 

Die  mündliche  Tradition 282 

Die  Personennamen  und  der  Gebrauch  des  Wortes  „von". 

Mit  einer  Übersicht  über  die  Dialektwörterbücher  ....  285 

Alter  und  Geschichte  der  Namen     285 

Das  Wort  „genannt"  bei  Familienbezeichnungen 288 

Beinamen 288 

Doppelte  Vornamen 289 

Berufsbezeichnungen  und  Personennamen 290 

Hausnamen  und  Familiennamen 290 

Hofnamen  und  Familiennamen 291 

Alte  Verwandtschaftsbezeichnungen 292 

Personenbenennung  in  Skandinavien 293 

Mittelnamen 293 

Rückbildung  von  Familiennamen  zu  Vornamen 294 

Das  Wort  „von" 295 

Familiennamen  des  Briefadels 297 

Die  Adelsmatrikel  im  südlichen  Europa 297 

Literatur  über  deutsche  Namenkunde 298 

Sprachliche  Schwierigkeiten 300 

Dialektwörterbücher 304 

I.  Deutschland 304 

Hochdeutsches  Gebiet 304 

Niederdeutsches  Gebiet 308 

II.  Außerdeutsche  Länder 311 

A.  Deutsches  Sprachgebiet     311 

Dänemark 311 

Schweden 311 

Finnland     312 

Norwegen 312 

England 312 

B.  Romanisches  Gebiet 312 

Frankreich 312 

Italien 313 

Die  Schweiz 313 

C.  Slawische  Wörterbücher,  Glossare,  Genealogien  von  Konrektor  Prof.  Dr. 

Mucke  in  Freiberg  i.  Sa 313 

1.  Altslawisch,  bezw.  allgemeinslawisch 313 

2.  Westslawische  Sprachen 314 

a.  Sorbenwendisch  (oberwendisch  —  niederwendisch) 314 

b.  Polabisch  —  pomeranisch  —  kaschubisch     314 

c.  Polnisch 314 

d.  Tschechisch 315 

e.  Slowakisch 316 

3.  Ost-  und  südslawische  Sprachen 317 

a.  Russisch 317 

b.  Slowenisch 317 

c.  Serbisch-kroatisch 318 

d.  Bulgarisch     318 


*xvl 

Familiengeschichte  und  Topographie 318 

318 

Ortsnamen  als  Familiennamen .   •   •   •   • 

In  einer  bestimmten  Gegend  besonders  beliebte  Familiennamen 320 

Historisch-geographische  Wörterbücher *" 

Nach  Wüstungen  genannte  Familien f» 

Flurnamen  und  Familiennamen £** 

Familiennamen  und  Kirchenbücher .   •   •   •   •    •   ■•••■■    '    " 

Wahrscheinlichkeitsschlüsse  über  die  Herkunft  einer  Familie  aus  der  Art  der  Formen- 

bildung  des  Familiennamens 326 

Kartographische  Illustrierung  von  Familiengeschichten J3U 

Identitätsnachweise  bei  Auswanderungen 332 

Genealogie  und  Rechtswissenschaft. 

Von  Otto  Freiherrn  Dr.  von  Dungern,  Professor  an  der  Universität  Czernowitz  335 

Einleitung •   • ^ 

Die  Genealogie  im  germanischen  Recht 33° 

Genealogie  und  deutsche  Rechtsgeschichte 342 

1.  Die  karolingische  Periode 342 

2.  Die  Aristokratie  der  Kaiserzeit  bis  zur  staufischen  Periode 344 

3.  Die  Genealogie  in  der  staufischen  Periode 349 

4.  Die  Genealogie  und  das  Ständerecht  des  späteren  Mittelalters 354 

5.  Die  adelsrechtliche  Entwicklung  seit  Ausgang  des  Mittelalters 358 

Die  rechtliche  Lage  des  heutigen  hohen  Adels 361 

Die  rechtlichen  Verhältnisse  des  heutigen  deutschen  niederen  Adels 364 

Adelsmatrikeln  —  Adelsämter 3&5 

Adelsrechte 366 

Der  Adelsbeweis 3&8 

Schlußbetrachtung 370 

Genealogie  und  Sozialwissenschaft.  Von  Landtagsbibliothekar  Dr.  Armin 

Tille  in  Dresden 371 

Sozialwissenschaften  und  Soziologie 371 

Genealogie  und  Soziologie 373 

Stände  und  Klassen  unter  genealogischen  Gesichtspunkten 378 

Das  Bürgertum 382 

Die  Mittelschichten 383 

Die  Handarbeiterschaft i 384 

Sozialwissenschaftliche  Aufgaben  der  Genealogie 386 

Familiengeschichtliche  Quellenkunde  im  Gebiete  der  Psychiatrie  und 
Anthropologie.     Von   Geheimen    Medizinalrat    Dr.  med.   et   phil.  K.  Robert 

Sommer,  Professor  der  Psychiatrie  an  der  Universität  Gießen   .   .   .    388 

Bedeutung  derfamiliengeschichtlichen  Quellenkunde  für  Psychiatrie  und  Anthropologie  388 

Persönliche  Vorgeschichte  von  Krankheitserscheinungen 389 

Familiäre  Vorgeschichte  von  Krankheitserscheinungen 389 

Psychologische  Kritik  von  Krankheitsberichten 390 

Biologisch-familiengeschichtliche  Betrachtungsweise 391 

Psychiatrische  Familienforschung 393 

Vorschlag  einer  psychiatrischen  Abteilung  des  Reichsgesundheitsamtes 394 

Anthropologische  Auffassung  der  menschlichen  Gesellschaft 396 

Anthropologisches  und  sozialpsychisches  Familienstudium 397 

Biogenetisches  Grundgesetz 397 


Inhaltsverzeichnis. 

Band  IL 


Seite 

Die  archivalischen  Quellen  des  Familienforschers    ....  1 

Archive  und  familiengeschichtliche  Forschungen 1 

Archivbenutzungsordnungen    .   .   .   .    • 6 

Preußen  6.  —  Bayern  7.  —  Königreich  Sachsen  7.  —  Württemberg  7.  — 
Baden  8.  —  Hessen  8.  —  Mecklenburg  8.  —  Sachsen-Weimar  8.  —  Olden- 
burg 9.  —  Herzogtümer  und  Fürstentümer  9.  —  Hansestädte  9.  —  Elsaß- 
Lothringen  9.  —  Städtische  Archive  9.  —  Adelsarchive  9.  —  Wien  9.  — 
Schweiz  9.  —  Luxemburg  9.  —  Rußland  10.  —  Dänemark  10.  —  Schweden 
10.  —  England  10.  —  Niederlande  10.  —  Ungarn  10.  —  Frankreich  10.  — 
Italien  11.  —  Vatikanisches  Archiv  12. 

Archivalische  Inventarisationsarbeiten 13 

Preußen  13.  —  Bayern  15.  — Württemberg  15.  —  Baden  16.  —  Anhalt  16.  — 
Elsaß-Lothringen  16.  —  Nichtstaatliche  Archive  16.  —  Schweiz  18.  —  Öster- 
reich 18.  —  Dänemark  20.  —  Die  Niederlande  20.  —  Belgien  20. 

Praktische  Winke  für  Forschungsarbeiten  in  Archiven.   Provenienzprinzip  ....  21 

Deponierung  von  Familiennachrichten  in  Staatsarchiven 23 

Die  wichtigsten  Handbücher  der  historischen  Hilfswissenschaften 24 

Paläographie 24 

Chronologie 24 

Historische  Geographie 27 

Urkundenlehre 27 

Geschichte  der  Kirchenbücher 28 

Duplikate  der  Kirchenbücher     35 

Kirchenbuchnotizen  auf  Zetteln  und  in  Handbüchern 35 

Praktische  Ratschläge  für  Forschungen  in  Kirchenbüchern 36 

Genealogische    Abkürzungen    und    Zeichen    insbesondere  zur   Verwendung   bei 

Kirchenbuchauszügen 37 

Literatur  über  Kirchenbücher 37 

Kirchenlagerbücher 46 

Verkündbücher 46 

Totengeläutbücher 46 

Königs-  und  Echte-Briefe 48 

Geburts-  oder  Herkunftszeugnisse 49 

Partezettel  (Partes) ...  50 

Patenzettel 50 

Hochzeitseinladungen 50 

Totenzettel 51 

Kirchenzettelsammlung  in  Leiden     51 

Kirchliche  Buchungen  über  uneheliche  Kinder 52 

Zentralisation  der  Kirchenbücher 55 

Registrierung  der  Kirchenbücher 59 

Familienbücher 60 


)1 


» 


XXVIII 

Seite 

Familienregister  in  Württemberg 60 

Die  Ministerialbücher  in  Schweden 62 

Die  Personalbuchungen  in  der  russisch-orthodoxen  Kirche,  in  Armenien,  in  den 

Ländern  des  Islam  und  des  Buddhismus 63 

Die  jüdischen  Personalbuchungen 64 

Die  jüdischen  Memorbücher 65 

Staatliche  Buchungen  über  die  Personenstandsverhältnisse 67 

in  Frankreich 68 

„  Belgien 69 

den  Niederlanden 69 

der  Schweiz 69 

Italien 70 

„  Spanien 71 

„  England 71 

„  Österreich •    •  73 

„  Deutschland 76 

Standesbücher  der  deutschen  Fürstenhöfe      80 

Falsche  Angaben  in  Standesregistern 80 

Familienstammbücher 81 

Gebetsverbrüderungen,  Nekrologien  und  verwandte  Quellen  des  Mittelalters     .   .  83 

Mittelalterliche  Totenbücher 83 

Seelbücher 85 

Gebetsverbrüderungen 85 

Bruderschaften 87 

Breve 88 

Rotuli 88 

Nekrologien 89 

Anniversarien 90 

Toten-Annalen 90 

Schlußbetrachtung 92 

Register 95 

Lehnbücher      96 

Lehn-  oder  Mutscheine,  Lehn-  oder  Mutzettel,  Vigilanzscheine 98 

Lehnbriefe 99 

Lehnkopiale 100 

Lehnsakten 101 

Gerichtsakten 103 

Testamente 104 

Ehestiftungen 106 

Grundakten 106 

Schöffenbücher 108 

Grodbücher 109 

Kölner  Schreinsakten HO 

Metzer  Bannrollen ,  H3 

Stadtbücher H5 

Grundbücher jjg 

Landtafeln 123 

Achtbücher 125 

öffentliche  Protokolle t  127 

Ordinationsprotokolle ,  128 

Eigentumsübertragungen  auf  dem  Lande    .............[.,  129 

Steuerübersichten 129 

Rechnungen ,qq 

Bewerbungsschreiben 131 

Stipendienakten 131 


XXIX 

Seite 

Schuldbücher  der  Landschaft     133 

Schuldbücher  der  Städte 133 

Listen 135 

Subskribentenverzeichnisse 147 

Volkszählungszettel 147 

Melderegister 149 

Schiffahrtsregister 149 

Eidbücher     149 

Huldigungs-  und  Vasallentabellen      150 

Wappen-,  Adels-,  Freiherrn-  und  Grafen-Diplome 152 

Adel  ohne  und  mit  Adelsdiplom 152 

Wappenfähigkeit 153 

Wappenverleihungen 154 

Vikariats-  und  Palatinatsdiplome 155 

Große  und  kleine  Komitive 156 

Universitäten 157 

Übertragenes  Nobilitationsrecht 157 

Freiherrn-  und  Grafendiplome 158 

Reichstaxamts-Rechnungen  und  -Vermerke 158 

Familiengeschichtliche  Angaben  in  Diplomen 158 

Beurkundung  von  etwas  Falschem 160 

Unrichtige  Wappenmalereien  in  Diplomen 161 

Wiedereinführung  von  Wappenbriefen  im  Königreich  Sachsen 163 

Ahnentafeln  und  Stammtafeln 163 

Ahnenproben 167 

Aufschwörbücher 168 

Protokolle  von  Ritterbänken 169 

Adelsmatrikeln 169 

Stadtchroniken 170 

Klosterchroniken 174 

Familien-  und  Hauschroniken 175 

Memoiren  und  Tagebücher 178 

Reisebeschreibungen 178 

Kürzere  genealogische  Zusammenstellungen 178 

Fälschungen  von  Chroniken 179 

Familienfideikommißakten 182 

Literatur  über  Fideikommisse 182 

Briefe.   Briefbücher 184 

Formularbücher 186 

Titularbücher 187 

Furierzettel 187 

Reisepässe 187 

Stammbuchblätter  und  Stammbücher 188 

Willkommen-  und  Gästebücher     193 

Siedensbücher 193 

Gefängnisjournale 194 

Autogramme.  „Handschriftendeutungskunde"  (Graphologie) 194 

Traditionsbücher 196 

Urbarien  und  urbariale  Aufzeichnungen 201 

Fürbitten  in  mittelalterlichen  Urkunden 205 

Fälschung  von  Urkunden 209 

Familiengeschichtliche  Materialien  in  Archiven 212 

Aachen  212.  —  Aarau  213.  —  Adelsheim  213.  —  Ahaus  213.  —  Alfeld  213.  — 
Allenstein  214.  —  Altenburg  214.  -  Altlublau  214.  —  Altstätten  214.  —  Am- 


XXX 


Seite 

berg  214.  -  Amorbach  215.  -  Andernach  215.  -  Anklam  215.  -  Augsburg  214 
216.  —  Aurich  216.  —  Bacharach  216.  —  Baden  (im  Großh.  Baden)  216.  — 
Baden  (bei  Wien)  216.  —  Bamberg  217.  —  Bartfeld  217.  —  Barth  217.  — 
Basel  217.  -  Bautzen  218.  —  Bela  219.  —  Berlin  219.  —  Bern  221.  — 
Biel  222.  —  Billerbeck  222.  —  Bingen  222.  —  Birnbaum  222.  —  Bludenz 
222.  —  Bnin  222.  —  Bocholt  222.  —  Bonn  222.  —  Borek  223.  —  Borna 
223  —  Bräunungen  223.  —  Braunsberg  223.  —  Braunschweig  223.  — 
Bregenz  223.  —  Bremen  224.  —  Breslau  224.  —  Bretten  225.  —  Brixen 
225.  —  Bromberg  225.  —  Brügge  225.  —  Bruneck  225.  —  Brunn  225.  — 
Brüssel  226.  —  Bückeburg  227.  —  Budapest  227.  —  Buk  232.  —  Burgstein- 
furt 233.  —  Charlottenburg  233.  —  Chemnitz  233.  —  Coblenz  233.  —  Coes- 
feld 233.  —  Colmar  234.  —  Cottbus  234.  —  Crempe  235.  —  Danzig  235.  — 
Darmstadt  235.  —  Detmold  235.  —  Donaueschingen  236.  —  Dortmund  236. 

—  Dresden  236.  —  Duisburg  237.  —  Dülmen  237.  —  Düren  237.  —  Durlach 
237.  —  Düsseldorf  237.  —  Eberbach  239.  —  Eger  240.  —  Eggenburg  240.  — 
Elberfeld  240.  —  Elbing  241.  —  Endingen  241.  —  Eperies  241.  —  Erfurt 
241.—  Falkenau  242.—  Felka  242.  —  Felsö-Szud  242.  —  Flensburg  242.  — 
Florenz  242.  —  Fogaras  242.  —  Fordon  242.  —  Frankenthal  242.  —  Frank- 
furt a.  M.  243.  —  Frankfurt  a.  O.  244.  —  Frauenburg  244.  —  Fraustadt  244. 

—  Freckenhorst  245.  —  Freiberg  i.  S.  245.  —  Freiburg  i.  Br.  245.  —  Frei- 
burg i.  Schw.  245.  —  Freistadt  246.  —  Friedberg  246.  —  Fritzlar  247.  — 
Fulnek  247.  —  Gelnhausen  247.  —  Genf  247.  —  Gent  247.  —  Georgen- 
berg 247.  —  Gladbach  248.  —  Gnesen  248.  —  Goch  248.  —  Görlitz 
248.  —  Goslar  248.  —  Gotha  249.  —  Göttingen  249.  —  Graz  250.  — 
Greifswald  250.  —  Greiz  252.  —  Grimmen  252.  —  Gronau  252.  —  Gro- 
ningen 252.  —  Gutzkow  252.  —  Haag  253.  —  Hagenau  253.  —  Halber- 
stadt 253.  —  Hall  253.  —  Halle  253.  —  Haltern  253.  —  Hamburg  254.  — 
Hannover  254.   —   Heidelberg  256.   —   Heilbronn   256.   —   Hermannstadt 

256.  —  Herrnhut  256.  —  Hildesheim  256.  —  Hoetmar  257.  —  Hofgeismar 

257.  —  Hohenmauth  257.  —  Homburg  257.  —  Innsbruck  257.  —  Jarostaw 

259.  —  Jena  259.  —  Jülich  260.  —  Kaikar  260.  —  Karlsruhe  260.  —  Kesmärk 

260.  —  Kassel  260.  —  Kempen  (Posen)  261.  —  Kempen  (Rhein)  261.  — 
Kiel  261.  —  Kitzbühel  261.—  Kitzingen  261.  —  Klagenfurt  262.  —  Klausen 

262.  —   Klausenburg  262.  —   Köln  262.  —   Königsberg  262.  —  Konstanz 

263.  —  Kopenhagen  263.  —  Krakau  263.  —  Kremnitz  263.  —  Krems  264.  — 
Kreuznach  264.  —  Kriewen  264.  —  Kristiania  264.  —  Kronstadt  264.  — 
Krummau  264.  —  Kufstein  264.  —  Kunewald  265.  —  Lahr  265.  — 
Laibach  265.  —  Langensalza  265.  —  La-Valetta  265.  —  Leipzig  265.  — 
Leeuwarden  266.  —  Leitomischl  266  —  Lemberg  266.  —  Leoben  267.  — 
Leutschau  267.  —  Lienz  267.  —  Limburg  267.  —  Linz  a.  D.  267.  — 
Linz  a.  R.  270.  —  Lissa  270.  —  Lobsens  270.  —  London  271.  —  Lübben  271. 
—  Lübeck  271.  —  Lucca  272.  —  Ludwigsburg  272.  —  Lüneburg  272.  — 
Luxemburg  272.  —  Luzern  272.  —  Madrid  272.  —  Magdeburg  272.  —  Mai- 
land 274.  —  Mainz  274.  —  Malchin  274.  —  Mantua  274.  —  Marburg  a.  L. 

274.  —  Marosväsächely  275.  —  Marseille  275.  —  Mautern  275.  —  Mecheln 

275.  —  Meersburg  275.  —  Meiningen  275.  —  Memmingen  276.  —  Meseritz 

276.  —  Meßkirch  276.  —  Metz  276.  —  Middelburg  277.  —  Mitau  278.  — 
Modena  278.  —  Montjoie  278.  —  Moskau  278.  —  Mühlhausen  i.  Thür.  279.  — 
Mülhausen  i.  E.  280.—  München  280.  — Münster  281.  — Münstereifel  281.  - 
Murau  281.  —  Namur  282.  —  Nancy  282.   -    Nantes  282.   —    Naumburg 

282.  —  Neapel  282.  —  Neuburg  283.  —  Neuchätel  283.  —  Neusohl  283.  — 
Neuß  283.  —  Neustrelitz  283.  —  Nimes  283.  —  Nizza  283.  —  Nordhausen 

283.  —  Nürnberg  283.  —  Nymegen  284.  —  Oberwesel  284.  —  Ochsen- 
furth  284.  —  Oedenburg  284.  —  Oldenburg  284.  —  Olmütz  285.  — 
Osnabrück  285.    —    Palermo  286.    —    Pardubitz    286.   —    Paris  287.    —    287 


XXXI 

Seite 

Parma  287.  —  Pau  287.  —  Pavia  288.  —  Petersburg  288.  —  Pforzheim  287 
288.  —  Philippsburg  288.  —  Pilsen  288.  —  Pisa  289.  —  Pleschen  289.  — 
Polieka  289.  —  Posen  289.  —  Prag  292.  —  Preßburg  293.  —  Przemyiä 
293.  —  Pudlein  294.  —  Punitz  294.  —  Rapperswil  294.  —  Rastatt  294.  — 
Rattenberg  294.  —  Ravensburg  295.  —  Rawitsch  295.  —  Rees  295.  — 
Regensburg  295.  —  Reims  296.  —  Reisen  296.  —  Rennes  296.  —  Reval 
296.  —  Rheinberg  297.  —  Rheinegg  297.  —  Ried  297.  —  Riga  297.  — 
Roermond  299.  —  Rom  299.  —  Rosenau  299.  —  Rostock  299.  — 
Rothenburg  300.  —  Rotterdam  300.  —  Rudolstadt  300.  —  Saalfeld  301. 
Salzburg  301.  —  Sankt  Gallen  301.  —  Sankt  Paul  303.  —  Scharf enort 
303.  —  Schäßburg  303.  —  Schemnitz  303.  —  Schleiz  303.  —  Schleswig  303.  — 
Schroda  304.  —  Schweidnitz  304.  —  Schwerin  i.  M.  304.  —  Schwerin  a.  W. 
305.  —  Senftenberg  305.  —  Siegburg  305.  —  Sigmaringen  305.  —  Sobern- 
heim  305.  —  Sondershausen  305.  —  Speyer  305.  —  Stadthagen  306.  — 
Stadtlohn  306.  —   Stans  306.  —  Staufen  306.  —   Sterzing  307.  —   Stettin 

307.  —    Steyr  307.  —   Stockholm   307.  —  Stralsund   308.   —    Straßburg 

308.  —  Stuttgart  309.  —  Sulmierzyce  309.  — Tarnöw  310.  —  Thorn  310.  — 
Tirnau  310.  —  Tournai  310.  —  Trier  310.  —  Triest  310.  —  Troppau 
310.  —  Turin  311.  —  Überlingen  311.  —  Ulm  312.  —  Utrecht  312.  — 
Venedig  312.  —  Viersen  313.  —  Villingen  313.  —  Waibstadt  313.  — 
Warendorf  314.  —  Warschau  314.  —  Weimar  314.  —  Weinheim  316.  — 
Wemding  317.  -  Wernigerode  317.  —  Wertheim  317.  —  Wesel  317.  — 
Wesen  317.  —  Wetter  317.  —  Wetzlar  317.  —  Wien  319.  —  Wiener-Neu- 
stadt 325.  —  Wiesbaden  326.  —  Wildungen  326.  —  Will  326.  —  Windsheim 

326.  —  Wolfenbüttel  327.  —   Wolgast  327.  —  Worms  327.  -  Würzburg 

327.  —  Zabern  329.  —  Zerbst  329.  —  Zistersdorf  330.  —  Zürich  330.  — 
Zwickau  332. 

Heroldsämter  und  verwandte  Behörden  nebst  Nachweisen 

adelsgeschichtlicher  Literatur 332 

Allgemeines  nebst  Literatur  über  die  Ebenbürtigkeit 332 

A.  Deutschland.   Allgemeine  adelsgeschichtliche  Literatur 334 

Das  Königreich  Preußen 336 

Das  Kgl.  Preußische  Heroldsamt 336 

Gedruckte  Literatur  über  den  Adel  des  Kgr.  Preußen 340 

Das  Königreich  Bayern 342 

Das  Kgl.  Bayrische  Reichsheroldsamt 342 

Gedruckte  Literatur  über  den  Adel  des  Kgr.  Bayern 343 

Das  Königreich  Sachsen 344 

Das  Adelsgesetz  vom  19.  September  1902 344 

Gedruckte  Literatur  über  den  Adel  des  Kgr.  Sachsen .  346 

Das  Königreich  Württemberg 348 

Die  Adelsmatrikulierung 348 

Gedruckte  Literatur  über  den  Adel  des  Kgr.  Württemberg 351 

Adelsgeschichtliche  Literatur  der  übrigen  deutschen  Länder:     351 

Baden 351 

Mecklenburg 352 

Hessen 352 

Thüringen 352 

Braunschweig-Lüneburg 353 

Lippe 354 

Elsaß 354 

Lothringen 354 


XXXII  Seite 

355 

B.  Die  außerdeutschen  Staaten 355 

Die  Schweiz 358 

England ]    !   !  363 

Frankreich ^ 

Italien yjo 

Spanien  und  Portugal     371 

Niederlande '   '   '  373 

Belgien o7t 

Dänemark,  Schweden  und  Norwegen    .   .   .   .  .   .   •   •   •   •       ■   •   •   •.  •  J'3 

Rußland   und  Polen    (zum  Teil   von   Herrn   Archivrat   Dr.  Karge   m 

Königsberg  bearbeitet) *'' 

Österreich-Ungarn 

Anhang. 

Sammlung  familiengeschichtlichen  Materials,  angedeutet  durch  ein  Beispiel:  Familien 

Heydenreich,  von  Heydenreich '"  '  "  22 

Personen-,  Orts-  und  Sachregister  zu  beiden  Banden *" 


Abkürzungen.*) 

I.  Allgemeine  Abkürzungen. 


a.  a.  O. 

=  am  angeführten  Orte. 

Beil. 

=  Beilage. 

Abb. 

=  Abbildung. 

Beitr. 

=  Beitrag. 

Abdr. 

==  Abdruck. 

Bern. 

=  Bemerkung. 

Abg. 

=  Abguß. 

Ber. 

=  Bericht. 

abgedr. 

==  abgedruckt. 

Beschr. 

=  Beschreibung. 

Abh. 

=  Abhandlung. 

betr. 

=  betreffend,  betreffs. 

Abt. 

=  Abteilung. 

Bez. 

=  Bezirk. 

AH. 

sa  Auflage. 

BGB. 

=  Bürgerliches  Gesetzbuch. 

Ak.,  ak. 

=  Akademie,  akademisch. 

Bibl. 

=  Bibliothek. 

alph. 

=  alphabetisch. 

bibliogr. 

=  bibliographisch. 

Alt. 

=  Altertum. 

Biogr. 

=  Biographie,  biographisch 

Anh. 

=  Anhang. 

Bl. 

=  Blatt. 

Anm. 

=  Anmerkung. 

bm. 

=  Baum. 

Anz. 

=  Anzeiger. 

Br. 

=  Brief. 

Arch. 

=  Archiv. 

bs. 

=  besonders. 

Aufschw 

=  Aufschwörung. 

c. 

=  circa. 

Auftr. 

=  Auftrag. 

d. 

=  der,  die,  das. 

Aufz. 

=  Aufzeichnung. 

Darst. 

=  Darstellung. 

Ausg. 

=  Ausgabe. 

Denkm. 

=  Denkmal. 

Ausk. 

=  Auskunft. 

Dipl. 

=  Diplom. 

Ausz. 

ei  Auszug. 

drs. 

=  derselbe. 

B. 

=  Buch. 

dsgl. 

=  desgleichen. 

Bd. 

=  Band. 

E. 

=  ein,  eine,  eins. 

Bde. 

=  Bände. 

ebd. 

=  ebenda. 

Bdl. 

b=i  Bündel. 

f. 

=  für. 

Bdn. 

=  Bänden. 

Fasz. 

=  Faszikel. 

bearb. 

=  bearbeitet. 

%. 

=  folgend. 

•)  Die  Abkürzungen  mit  großen  Buchstaben  gelten  auch  für  dieselben  Abkürzungen  mit  kleinen  Buch- 
staben und  umgekehrt.  Auch  gelten  die  gewählten  Abkürzungen  nicht  nur  für  das  betreffende  Wort  im 
nom.  sing.,  sondern  für  alle  Flexionsformen,  also  z.  B.  „Beitr."  nicht  nur  für  „Beitrag",  sondern  auch  für 
„Beitrags",  „Beitrage",  „Beiträge",  „Beiträgen". 


XXXIII 


Forsch. 

=  Forschung. 

Nr. 

=  Nummer. 

Forts. 

=  Fortsetzung. 

od. 

=  oder. 

Fst. 

=  Fürst 

o.  J. 

=  ohne  Jahresangabe 

geg. 

=  gegeben. 

o.  O. 

=  ohne  Ortsangabe. 

Geneal. 

=  Genealogie. 

Or. 

=  Original. 

genealog 

.  =  genealogisch. 

österr. 

=  österreichisch. 

Ger. 

=  Gericht. 

Prn. 

=  Prinzessin. 

Gesch. 

=  Geschichte. 

Progr. 

=  Programm. 

Geschl. 

=  Geschlecht. 

Prot. 

==  Protokoll. 

Gfn. 

=  Gräfin,  Grafen. 

Protb. 

=  Protokollbuch. 

Gsft. 

=  Gesellschaft. 

Prov. 

=  Provinz. 

Gymn. 

=  Gymnasium. 

Proz. 

=  Prozeß. 

H. 

=  Heft. 

Prz. 

=  Prinz. 

Handschr.    =  Handschrift. 

Q. 

=  Quelle. 

Heimatsch.  =  Heimatschein. 

Qtt. 

=  Quittung. 

herald. 

==  heraldisch. 

Rechn. 

=  Rechnung. 

Herz.,  Hzg.,  Hrz.  =  Herzog. 

Reg. 

=  Register. 

histor. 

=  historisch. 

Rev. 

=3  Revers. 

hrsg. 

=  herausgegeben. 

S. 

=  Seite. 

Hrzn. 

=  Herzogin. 

Sa. 

=  Separatabdruck. 

Inv. 

=  Inventar. 

Sehr. 

=  Schrift. 

J. 

=  Jahr. 

Schrb. 

=  Schreiber. 

Jb. 

=  Jahrbuch. 

SI. 

=  Siegel. 

Jg. 

==  Jahrgang. 

Slabdr. 

=  Siegelabdruck. 

Jge. 

=  Jahrgänge. 

Slabg. 

=  Siegelabguß. 

Jht. 

=  Jahrhundert. 

Slg. 

—  Sammlung. 

K. 

=  Kirche. 

Sign. 

=  Sammlungen. 

Kai. 

=  Kalender. 

Slslg. 

=  Siegelsammlung. 

Kap. 

=  Kapitel. 

snm. 

=  seinem. 

Kart. 

=  Kartular. 

snr. 

—  seiner. 

Kat. 

=  Katalog. 

soc. 

=3  societe. 

Kg. 

=  König. 

Sp. 

=  Spalte. 

Kgl. 

=  Königlich. 

sphrag. 

=  sphragistisch. 

Kgr. 

=  Königreich. 

Spl. 

—  Supplement. 

Kl. 

=  Klasse. 

Spie. 

=  Supplemente. 

Kom. 

=  Kommission. 

St. 

=3  Stück. 

Kontr. 

=  Kontrakt. 

Stb. 

==  Stammbuch. 

Korresp. 

=  Korrespondenz. 

Stbm. 

=  Stammbaum. 

Kr. 

=  Kreis. 

Stbme. 

=  Stammbäume. 

ku; 

=  künde. 

Stbmn. 

=  Stammbäumen. 

Kurf. 

=  Kurfürst. 

Stbr. 

=  Stammbücher. 

L. 

=  Liste. 

Stftg. 

=  Stiftung. 

Leichenr. 

=  Leichenrodt. 

Stip. 

=  Stipendium. 

Lex. 

=  Lexikon. 

Sttfl. 

=  Stammtafel. 

Ma. 

=  Mittelalter. 

Sttfln. 

==s  Stammtafeln. 

Mat. 

=  Material,  Materialien. 

Test. 

=  Testament. 

Mise. 

=  Miscellaneen. 

Tfl. 

=  Tafel. 

Mskr. 

=  Manuskript. 

Tl. 

=  Teil. 

Mtlg. 

=  Mitteilung. 

u. 

=  und. 

Mtr. 

==  Matrikel. 

ü. 

=  über. 

Mus. 

=  Museum,  Museen. 

ÜB. 

=s  Urkundenbuch. 

Nachr. 

=  Nachricht. 

Univ. 

=  Universität. 

Nachtr. 

=  Nachtrag. 

Urb. 

=  Urbar. 

Nekr. 

=  Nekrologien. 

Urf. 

=  Urfehde. 

NF. 

=  Neue  Folge. 

Urk. 

=  Urkunde. 

Heydenreicl 

i,  Handbuch  der  praktischen  Genealog 

ie  I. 

c 

XXXIV 


u.  zw. 

v. 

vaterl. 

Ver. 

Verf. 

Veröff. 

Vers. 

Verz. 

vgl. 

Vrh. 


A 

AF 

AO 

AHS 

AKDV 

ANR 

AÖG 

AÖR 

ARG 

ASG 

ASGA 

ASL 

ASW 

AU 

AVN 

AZ 

B 

BAW 

BD 

BJ 

BM 
BS 

BW 

DGB 

DH 

DR 

DZG 

FB 

FBF 

FBP 

FDG 

FG 

FGN 

FMT 


FuB 


und  zwar. 

von,  vom. 

vaterländisch. 

Verein. 

Verfasser. 

Veröffentlichung. 

Versammlung. 

Verzeichnis. 

vergleiche,  zu  vergleichen. 

Verhandlung. 


Vrl.  ==  Verlag. 

Wb.  =  Wappenbuch. 

Wbr.  =  Wappenbücher. 

Wft.  ss  Wissenschaft. 

Wtfln.  s=  Wappentafeln. 

z.  s=  zu,  zur,  zum. 

z.  T.  =  zum  Teil. 

Zeugn.  =  Zeugnis. 

Ztschr.  =  Zeitschrift. 


II.  Abkürzungen  von  Zeitschriften. 

Archiv  der  Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde. 

Archiv  für  Frankfurter  Geschichte  und  Kunst. 

Zeitschrift  des  Aachener  Geschichtsvereins. 

Archives  heraldiques  Suisses  =  Schweizer  Archiv  für  Heraldik. 

Anzeiger  für  Kunde   der  deutschen  Vorzeit   (Organ   des  Germanischen 

Museums  in  Nürnberg). 

Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niederrhein. 

Archiv  für  Österreichische  Geschichte. 

Archiv  für  öffentliches  Recht. 

Archiv  für  Kassen-  und  Gesellschafts-Biologie. 

Archiv  für  Sächsische  Geschichte. 
:  Anzeiger  für  schweizerische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

Anzeiger  des  Vereins  für  siebenbürgische  Landeskunde. 

Archiv  für  Stamm-  und  Wappenkunde. 

Archiv  für  Urkundenforschung. 
:  Annalen  des  Vereins  für  Nassauische  Altertumskunde. 
:  Archivalische  Zeitschrift. 

:  Der  Bär.    Berlinische  Blätter  für  vaterländische  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde. 

Berichte  und  Mitteilungen  des  Altertumsvereins  zu  Wien. 
:  Beiträge  zur  Geschichte  Dortmunds  und  der  Grafschaft  Mark. 

Bremisches  Jahrbuch,  herausgegeben  von  der  Historischen  Gesellschaft 

des  Künstlervereins. 
:  Braunschweigisches  Magazin. 
=  Baltische  Studien,  herausgegeben  von  der  Gesellschaft  für  Pommersche 

Geschichte  und  Altertumskunde 
=  Burgwart,  Organ  der  Vereinigung  zur  Erhaltung  deutscher  Burgen. 
=  Deutsche  Geschichfsblätter,  herausgegeben  von  Tille. 
=  Der  deutsche  Herold,  Zeitschrift  für  Wappen-,  Siegel-  und  Familienkunde. 
=  Dresdner  Geschichtsblätter. 
=  Deutsche  Zeitschrift  für  Geschichtswissenschaft. 
=  Familiengeschichtliche  Blätter. 
b  Frankfurter  Blätter  für  Familiengeschichte. 

=  Forschungen  zur  Brandenburgischen  und  Preußischen  Geschichte. 
=  Forschungen  zur  Deutschen  Geschichte. 
=  Friedberger  Geschichtsblätter. 
=  Forschungen  zur  Geschichte  Niedersachsens,   herausgegeben   von   dem 

Historischen    Verein  für  Niedersachsen. 
=  Forschungen  und  Mitteilungen  zur  Geschichte  Tirols   und  Voral 
herausgegeben   durch  die  Direktion    des   K.  K.  Statthalterei-Archivs    in 
Innsbruck. 
=  Fuldaer  Geschichtsblätter. 


XXXV 


GGA  =  Qöttinger  Gelehrte  Anzeigen. 

GWP  ==  Geschichtsblätter  für  Waldeck  und  Pyrmont. 

HGB  =  Hansische  Geschichtsblätter. 

HGBAB      =  Heraldisch-genealogische  Blätter  für  adlige  und  bürgerliche  Geschlechter. 

HMK  =  Heraldische    Mitteilungen,     herausgegeben    vom    Verein    Kleeblatt    in 

Hannover. 

HMP  =  Historische  Monatsblätter  für  die  Provinz  Posen. 

HT  =  Historisches  Taschenbuch  (Leipzig). 

HV  =  Historische  Vierteljahrsschrift  (Leipzig). 

HZ  =  Historische  Zeitschrift  (München). 

HZJ  =  Hohenzollern-Jahrbuch,  Forschungen  und  Abbildungen  zur  Geschichte 

der  Hohenzollern  in  Brandenburg-Preußen. 

JAW  =  Jahrbuch  der  k.  k.  Heraldischen  Gesellschaft  „Adler"  in  Wien. 

JBL  =  Jahrbuch  der  Gesellschaft  für  Lothringische  Geschichte  und  Altertums- 

kunde. 

JD  =  Jahrbuch  des  Historischen  Vereins  Dillingen. 

JG  =  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft. 

JGE  =  Jahrbuch  der  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Alter- 

tümer zu  Emden. 

JGM  =  Jahrbuch  für  Genealogie,  Heraldik  und  Sphragistik  (Mitau). 

jSs  =  Jahresbericht  der  schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur. 

JT  =  Jahresbericht  des  Thüringisch-Sächsischen  Vereins  für  Erforschung  des 

vaterländischen  Altertums  (Thüringisch-Sächsischen  Geschichtsvereins). 

JVH  =  Jahresberichte    des    Vogtländischen    altertumsforschenden    Vereins    zu 

Hohenleuben. 

JVM  =  Jahresbericht  des  Vorarlberger  Museums-Vereins. 

KGV  =±=  Korrespondenzblatt  des   Gesamtvereins  der  deutschen  Geschichts-  und 

Altertumsvereine. 

MaG  =  Mannheimer  Geschichtsblätter. 

MAGZ        =  Mitteilungen  der  Antiquarischen  Gesellschaft  in  Zürich. 

MAW  =  Monatsblätter  der  k.  k.  Gesellschaft  „Adler"  in  Wien. 

MBK  =  Mitteilungen  der  badischen  historischen  Kommission. 

NCh  =  Mitteilungen  des  Vereins  für  Chemnitzer  Geschichte. 

MDGL  =  Mitteilungen  der  deutschen  Gesellschaft  für  Erforschung  vaterländischer 
Sprache  und  Altertümer  in  Leipzig. 

ME  =  Mitteilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Altert,  von  Erfurt. 

MF  =  Märkische  Forschungen. 

MFA  =  Mitteilungen  des  Freiberger  Altertumsvereins. 

MG  =  Magdeburger  Geschichtsblätter. 

MGDB        —  Mitteilungen  des  Vereins  für  die  Geschichte  der  Deutschen  und  Böhmen. 

MGB  =  Mühlhäuser  Geschichtsblätter. 

MGBn        =  Mitteilungen  des  Vereins  für  die  Geschichte  Berlins. 

MGH  =  Monumenta  Germaniae  historica. 

MGN  =  Mitteilungen  aus  dem  Germanischen  Nationalmuseum. 

MGSL        =  Mitteilungen  der  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde. 

MGSS         ===  Monumenta  Germaniae,  Abteilung  Scriptores. 

MJÖG        =  Mitteilungen  des  Instituts  für  Österreichische  Geschichtsforschung. 

MNE  =  Mitteilungen  des  Nordböhmischen  Exkursions-Klubs. 

Mon.  Boic.  =  Monumenta  Boica. 

MPA  =  Mitteilungen  der  Kgl.  Preuß.  Archivverwaltung. 

MRK  =  Monatshefte  für  rheinische  Kirchengeschichte. 

MRWG  =  Monatsschrift  für  Rheinisch -Westfälische  Geschichtsforschung  und  Alter- 
tumskunde. 

MSK  =  Mitteilungen  aus  dem  Stadtarchiv  Köln. 

MSV  =  Mitteilungen  des  Vereins  für  sächsische  Volkskunde. 


XXXVI 


MZK 

NA 

NASG 

NBV 

NL 

NLM 

NM 

OBA 

OR 

PfQ 

PPA 

SGV 

SHL 

TA 

TVQ 

TZGK 

UTA 

VAG 

VGG 

VGL 

VJH 

VKR 

VLG 
VMG 

VMSA 

VNS 

WJb  oder 

WZ 

ZB 

ZBG 

ZF 

ZGAW 

ZHbG 

ZHG 

ZHGP 

ZHV 

ZHW 

ZKu 

ZLG 

ZOG 

ZOR 

ZPF 

ZR 
ZTG 
ZVGS 
ZWG 

Also  heißt 

Die  üb 


=  Mitteilungen  der  dritten  (Archiv-)  Sektion  der  k.  k.  Zentralkommission  in  Wien. 

=  Neues  Archiv  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde. 

=  Neues  Archiv  für  Sächsische  Geschichte. 

=  Verhandlungen  des  historischen  Vereins  für  Niederbayern. 

=  Nederlandsch  Leeuw. 

=  Neues  Lausitzer  Magazin. 

es  Niederlausitzer  Mitteilungen. 

=  Oberbayrisches  Archiv  für  vaterländische  Geschichte. 

=  Verhandlungen  des  historischen  Vereins  von  Oberpfalz  und  Regensburg. 

=  Pfälzische  Geschichtsblätter. 

=  Publikationen  aus  den  Kgl.  Preuß.  Staatsarchiven. 

=  Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur. 

=  Zeitschrift  der  Gesellschaft  für  die  Geschichte  der  Herzogtümer  Schles- 
wig, Holstein  und  Lauenburg. 

=  Das  Triersche  Archiv. 

=  Taschenbuch  für  vaterländische  Geschichte,  herausgegeben  von  Hormayr. 

=  Thüringisch-Sächsische  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst. 

==  Archiv  des  historischen  Vereins  für  Unterfranken  und  Aschaffenburg. 

=  Mitteilungen  des  Vereins  für  Anhaltische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

es  Aus  der  Heimat.    Blätter  des  Verins  für  Gothaische  Geschichte. 

=  Schriften  des  Vereins  für  die  Geschichte  Leipzigs. 

b=  Vierteljahrsschrift  „Herold"  für  Heraldik,  Sphragistik  und  Genealogie, 
(später)  für  Wappen-,  Siegel-  und  Familienkunde. 

BS  Mitteilungen  des  Vereins  für  Geschichte  und  Altertumskunde  zu  Kahla 
und  Roda. 

s=  Mitteilungen  des  Vereins  für  Lübecker  Geschichte. 

bs  Jahresberichte  des  Vereins  für  Mecklenburgische  Geschichte. 

bs  Verein  für  das  Museum  schlesischer  Altertümer. 

ss  Zeitschrift  des  historischen  Vereins  für  Niedersachsen. 

WVL  =  Württembergische  Jahrbücher  für  Statistik  und  Landeskunde. 

bs  Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und  Kunst. 

=B  Zentralblatt  für  Bibliothekswesen. 

bs  Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsvereins. 

sb  Zeitschrift  des  Ferdinandeums  für  Tirol  und  Vorarlberg. 

=  Zeitschrift  für  vaterländische  Geschichte  und  Altertumskunde,  herausge- 
geben von  dem  Verein  für  Geschichte  und  Altertumskunde  Westfalens. 

—  Zeitschrift  des  Vereins  für  Hamburger  Geschichte. 

=  Zeitschrift  des  Vereins  für  hessische  Geschichte. 

sb  Zeitschrift  der  historischen  Gesellschaft  für  die  Provinz  Posen. 

=  Zeitschrift  des  Harzvereins  für  Geschichte  und  Altertumskunde. 

bs  Zeitschrift  für  Historische  Waffenkunde. 

=  Zeitschrift  für  Kulturgeschichte. 

=  Zeitschrift  des  Vereins  für  Lübeckische  Geschichte. 

=  Zeitschrift  für  osteuropäische  Geschichte. 

=  Zeitschrift  für  die  Geschichte  des  Oberrheins. 

=  Mitteilungen  der  Zentralstelle  für  deutsche  Personen-  und  Familien- 
geschichte. 

sb  Zeitschrift  für  Rechtsgeschichte. 

=s  Zeitschrift  des  Vereins  für  thüringische  Geschichte  und  Altertumskunde. 

=  Zeitschrift  des  Vereins  für  Geschichte  und  Altertumskunde  Schlesiens. 

s=  Zeitschrift  des  Westpreußischen  Geschichtsvereins. 

z.  B.  AZ  NF  8,  10:  Archivalische  Zeitschrift,  Neue  Folge,  Band  8,  Seite  10. 
rigen  Zeitschriften  sind  ohne  derartige  Abkürzungen  zitiert. 


Die  bibliothekarischen  Hilfsmittel  des  Familien- 
forschers. 

Allgemeines:  Die  für  den  Familienforscher  wichtigsten  Bibliotheken 

und  die  Literatur  über  sie. 

UR  Anstellung  familiengeschichtlicher  Forschungen  empfiehlt  es  Historische 
sich,  solche  Bibliotheken1)  um  Übersendung  von  einschlagenden  Deutschend 
2SJ|$$I  Hilfsmitteln  anzugehen,  welche  sich  zahlreicher  Anschaffungen 
vsf — gg  historischer  Publikationen  befleißigen.  Aus  den  Jahresberichten 
der  Geschichtswissenschaft  (Berlin,  früher  Gärtners,  jetzt  Weidmanns  Verlag) 
ist  zu  entnehmen,  daß  für  ein  einzelnes  Gebiet,  wie  Sachsen-Thüringen, 
jährlich  etwa  1000  Veröffentlichungen  historischen  Inhalts  kommen.1)  Auch 
nur  die  wichtigsten  derselben  wird  in  einem  Land  oder  einer  Provinz  im 
allgemeinen  nur  je  eine  Bibliothek  anzuschaffen  in  der  finanziellen  Lage 
sein.  Im  Königreich  Sachsen  z.  B.  ist  die  Anschaffung  des  neuerschienenen 
philologisch-historischen  Materials  so  geordnet,  daß  in  der  Hauptsache  die 
historischen  Werke  von  der  Königlichen  Öffentlichen  Bibliothek  in  Dresden- 
Neustadt  (im  Japanischen  Palais),  die  philologischen  von  der  Universitäts- 
bibliothek in  Leipzig  angeschafft  werden.  Soweit  die  Namensforschung  und 
das  Gebiet  der  deutschen  Altertümer  für  familiengeschichtliche  Forschung  in 
Betracht  kommt,  ist  auf  germanistische  Bibliotheken  zu  verweisen.  Seit 
Frühjahr  1905  ist  in  Berlin  ein  Auskunftsbureau  der  deutschen  Bibliotheken 
ins  Leben  getreten;  über  die  Benutzungsbedingungen    vgl.  ZB  XXII  (1905), 


x)  Qräsel,  A.,  Grundzüge  der  Bibliothekslehre,  Leipzig  1890;  drs.,  Handb.  d. 
Bibliothekslehre,  1902.  —  Kleemeier,  F.  J.,  Handb.  d.  Bibliographie,  Wien,  Pest, 
Leipzig  1903.  —  Hortzschansky,  Adalbert,  Bibliographie  des  Bibliotheks-  u.  Buch- 
wesens. Erscheint  als  Beiheft  z.  ZB,  Leipzig  1905  und  wird  fortgesetzt.  —  Serapeum, 
Zeitschrift  f.  Bibliothekswissenschaft,  Handschriftenkunde  und  ältere  Literatur,  hrsg.  v. 
R.  Naumann,  Jg.  1—31,  Leipzig  1870—71.  (Reg.  z.  Bd.  1—12,  13—26.  Vgl.  R.  Proc- 
to r,  A  classified  Index  to  the  Serapeum,  London  1897).  —  Zentralblatt  f.  Bibliotheks- 
wesen, Jg.  1—2,  hrsg.  v.  O.  Hartwig  und  K.  Schulz,  Jg.  3 — 20  von  O.  Hartwig, 
Jg.  21—27  v.  P.  Schwenke,  Leipzig  1884 ff.,   dazu  „Beihefte",  ebd.  1885 ff. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  \ 


2  Historische  Bibliotheken:  Deutschland. 

S.  196.  Über  den  Inhalt  unserer  größeren  deutschen  Bücherbestände  gibt 
Paul  Schwenke,  Adreßbuch  der  deutschen  Bibliotheken  (10.  Beiheft  z. 
ZB  1893)  eine  übersichtliche  kurze  Auskunft.1)  Außerdem  kommt  in  Betracht: 
G.  Hedeler,  Verz.  d.  Privatbibliotheken.    III.  Deutschland.  Leipzig  1895. 

Als  besonders  umfangreiche  Bibliotheken  seien  hier  auf  historischem 
Gebiete  beispielsweise  genannt:  Die  königliche  Bibliothek  in  Berlin2),  die 
Bibliothek  des  deutschen  Reichstags3),  die  Kgl.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in 
München4),  die  Bibliothek  des  Germanischen  Nationalmuseums  in  Nürn- 
berg5), die  Kaiserl.  Universitäts-  und  Landesbibliothek  in  Straßburg ß),  die 
Kgl.  öffentlichen  Bibliotheken  in  Hannover7),  Dresden8)  und  Stuttgart9),  die 
Stadtbibliotheken  in  Leipzig10)  und  Trier11),  die  Fürstl.  Stolberg-Wernige- 
rodische  Bibliothek1-),  die  Herzoglich  Braunschweig-Lüneburgische  Bibliothek 
in  Wolfenbüttel13),  die  Ratsschulbibliothek  in  Zwickau14),  die  Stadtbibliothek 
in  Breslau1'1),  die  Fürstl.  Fürstenbergische  Hofbibliothek  in  Donaueschingen16), 
die  Stadtbibliothek  in  Frankfurt  a.  M.17),  die  Universitätsbibliotheken  in  Er- 


x)  Vgl.  auch  Minerva,  Jahrb.  der  gelehrten  Welt,  seit  1882  jährlich  herausgeg., 
K.  Trübner  u.  Fr.  Mentz  in  Straßburg. 

2)  Frdr.  Wilkens,  Gesch.  d.  Kgl.  Bibl.  zu  Berlin,  B.  1828.  Seit  Anfang  1892  wird 
der  Druck  der  Akzessionen  aus  der  neu  erscheinenden  Literatur  bogenweise  ausgegeben. 

3)  Kat.  der  Bibl.  d.  deutschen  Reichstags,  hrsg.  v.  Aug.  Potthast,  Berlin  1882. 
—  Kat.  der  Bibl.  d.  Reichstags,  hrsg.  v.  Ed.  Blömeke,  Berlin  1890.  —  Der  3.  Bd.  d. 
Kat.  d.  Reichstagsbibl.  enthält  reiche  Angaben  ü.  d.  Literatur  der  deutschen  Territorial- 
u.  Ortsgesch.  Berlin  1896. 

*)  Keinz,  Fr.,  Der  Journalsaal  u.  d.  neuere  Periodische  Literatur  an  d.  Hof-  u. 
Staatsbibl.  zu  München,  München  1879.  Catalogus  codicum  manuscriptorum  biblio- 
thecae  regiae  Monacensis,  München  1868  ff.  Hier  liegt  massenhaft  aufgestapelt,  was 
die  Säkularisation  den  geistlichen  Stiftern  u.  Klöstern  1803  abnahm. 

5)  Druckschriften  des  Germanischen  Nationalmus.  Bd.  1,  Abt.  1.  Nürnberg  u. 
Leipzig  1856,  S.  171—484  (auch  unter  d.  Titel:  Bibl.  d.  German.  Nationalmus.  1855. 
Zuwachsverzeichnisse  im  AKDV  und  seit  1884  im  Anz.  des  German.  Nat.-Mus.). 

«)  Hottinger,  Chr.  G.,  D.  Kaiserl.  U.  u.  L.  Bibl.  in  Straßburg.  2.  Afl.  Straß- 
burg 1875. 

7)  Ed.  Bodemann,  D.  Handschr.  d.  Kgl.  öff.  Bibl.  zu  Hannover,  Hannover  1867; 
drs.,  D.  Briefwechsel  des  G.  W.  Leibniz  u.  d.  Kgl.  öff.  Bibl.  zu  Hannover,  ebd.  1889. 

8)  F.  A.  Ebert,  Gesch.  u.  Beschr.  d.  Kgl.  öff.  Bibl.  zu  Dresden,  Leipzig  1822.  — 
Karl  Falkenstein,  Beschr.  d.  Kgl.  öff.  Bibl.  zu  Dresden,  Dresden  1839. 

9)  Stalin,  C.  F.,  Z.  Gesch.  u.  Beschr.  alter  u.  neuer  Büchersammlungen  im  Kgr. 
Württemberg.    Württemberg.    Jb.  f.  vaterländ.  Gesch    1837. 

10)  Hier  die  Slg.  z.  sächs.  Gesch.  v.  G.  Ch.  Kreyssig  (f  1758)  u.  des  Prof.  Pölitz, 
vgl.  Wagner,  Kat.  d.  Pölitzschen  Bibl.  Leipzig  1839. 

")  M.  Keuffer,  Verz.  d.  Handschr.  d.  Stadtbibl.  zu  Trier.    Trier  1888  ff. 

12)  Förstemann,  E.,  Die  Gräfl.  Stollberg.  Bibl.  zu  Wernigerode,  Nordhausen  1866. 

")  Schoenemann,  C.  P.  O.,  Umrisse  z.  Gesch.  u.  Beschr.  d.  Wolfenbüttler 
Bibliothek,  Serapeum  IV,  1843,  V,  1844,  XVIII,  1857. 

")  Buchwald,  G.,  Die  Bedeutung  d.  Zwickauer  Ratsschulbibl.  f.  d.  Studium  d. 
Reformationszeit,  Ztschr.  f.  kirchl.  Wissensch.  IV,  1883,  S.  658—662. 

»)  Neigebaur,  Die  Stadtbibl.  in  Breslau,  N.  Anz.  f.  Bibl.  1865,   S.  246  ff,  293  ff. 

")  Barack,  K.  A.,  Die  Handschriften  der  Fürstl.  Fürstenbergischen  Hofbibl.  zu 
Donaueschingen,  Tübingen  1865. 

17)  Gercken,  Ph.  W.,  Reisen  durch  Schwaben,  Tl.  4,  1788,  S.  174 ff. 


Historische  Bibliotheken:  Deutschland.  3 

langen1),  Gießen2),  Greifswald3),  Halle4),  Heidelberg5),  Jena6),  Kiel7), 
Leipzig8),  Würzburg9),  die  Ständische  Landesbibliothek  in  Kassel.10)  —  Als 
wichtige  Büchersammlungen  seien  noch  erwähnt  die  Stadtbibliothek  in  Hannover 
(hierin  das  „Wäteken-Buch"  des  Herrn  von  Bergkhusen,  eine  Art  Stammbuch 
der  hannoverschen  Stadtfamilien,  wovon  2  Abschriften  in  der  „Königl.  Biblio- 
thek" sind),  die  Landschaftsbibliothek  in  Aurich,  die  Oberbergamtsbibliothek 
in  Clausthal  (Hackesche  Chronik)  und  die  großen  Kirchenbibliotheken  in 
Celle,  Emden  (Große  Kirche)  und  Zellerfeld  (Calvörsche  Bibliothek);  dazu 
die  Raczynskische  Bibliothek  (Bücher  und  Handschriften  aus  Klosterbiblio- 
theken der  Provinz  Posen)11),  die  Bibliothek  der  Historischen  Gesellschaft 
für  die  Provinz  Posen  im  Kgl.  Staatsarchiv  (Posensche  Provinzialgeschichte). 
Auf  germanistischem  Gebiete  sind  außer  den  bereits  genannten  hervor- 
ragend: die  Stadtbibliotheken  in  Braunschweig  und  Bremen12),  die  Freiherr- 
lich Karl  von  Rothschildsche  öffentliche  Bibliothek  in  Frankfurt  a.  M.13)  und 


x)  Irmischer,  J.  K.,  Diplomat.  Beschr.  der  Mss.,  welche  sich  in  der  Kgl.  Univ.- 
Bibl.  zu  Erlangen  befinden.  Nebst  d.  Gesch.  dsr.  Bibl.  Erlangen  1829.  Drs.,  Hand- 
schriftenkatalog  der  Kgl.  Univ.-Bibl.  zu  Erlangen.     Frankfurt  a.  M.  u.  Erlangen   1852. 

2)  Heuser,  E.,  Beitr.  zur  Gesch.  der  Universitätsbibl.  Gießen,  6.  Beiheft  des 
ZB  Leipzig  1891. 

•3)  Dähnert,  J.  C.,  Academiae  Grypiswaldensis  bibliotheca.  Greifswald  1757f. 
Zuwachsverzeichnisse  seit  1836. 

*)  Boehmer,  Ber.  über  d.  v.  Ponickausche  Bibl.  d.  Universität  Halle-Wittenberg. 
Halle  1867. 

6)  Katalog  der  Handschriften  der  Univ.-Bibl.  Heidelberg,  bearbeitet  v.  J.  Wille, 
Bd.  1,  2,  1887,  1903. 

6)  Mylius,  John  Chrph.,  Memorabilia  bibl.  acad.  Jenensis,  Jenae  1736.  —  A  III. 
u.  VIII.  —  In  dieser  Bibliothek  ist  viel  Material  zur  thüringischen  Geschichte  vorhanden. 

7)  Ratjen,  H.,  Verz.  d.  Handschriften  d.  Kieler  Univ.-Bibl.,  welche  die  Herzog- 
tümer Schleswig  u.  Holstein  betreffen.     Bd.  1 — 3.     1858 — 66. 

8)  Schulze,  Joh.  Dan.,  Abriß  d.  Gesch.  d.  Leipziger  Univers.  Leipzig  1802. 
S.  128  ff. 

9)  Reuss,  Kurzer  Abriß  einer  Gesch.  d.  Bücher-  u.  insbes.  Hdss.-Sammlungen  im 
vorm.  Hochstifte  Würzburg.  Serapeum  VI,  1845,  S.  161—174,  177—186.  —  Zugangsver- 
zeichnisse seit  1850.  —  Reuss,  Kurze  Beschr.  d.  merkwürdigsten  altdeutschen  Hdss.  d. 
K.  Univ.-Bibl.  zu  Würzburg.  Arch.  d.  hist.  Ver.  v.  Unterfranken.  Bd.  IV,  H.  3,  1838, 
S.  152—160.  Vgl.  dess.  Beitr.  z.  dtsch.  Hdss.-Ku.,  Ztschr.  f.  dtsch.  Altert.  III,  1843, 
S.  432  — 446;  V,  1845,  S.  453-463  u.  Serapeum  XIII,  1852,  S.  11-16.  —  Arch.  VII, 
1839,  S.  108—111.  —  Manuskriptenkat.  d.  vorm.  Dombibl.  zu  Würzburg.  Mitget.  v. 
Reuss.  Arch.  d.  hist.  Ver.  v.  Unterfranken.  Bd.  VII,  H.  2,  1842,  S.  166  —  176.  Ab- 
gedr.  Serapeum  III,  1842,  S.  376-382.  —  Die  Pergam.-Hdss.  der  K.  Univ.-Bibl.  Würz- 
burg in  alphabetischer  Reihenfolge  verzeichnet.  Würzburg  1886.  —  Handwerker,  O., 
Gesch.  d.  Würzburger  Univ.-Bibl.  bis  zur  Säkularisation.     Diss.  Würzburg  1904. 

10)  Hirsching,  F.  K.  G.,  Versuch  e.  Beschr.  sehensw.  Bibl.  II,  1787,  S.  231—272; 
Spl.  S.  222-224. 

u)  Sosnowski,  M.  E.,  u.  Kurt z mann,  L.,  Kat.  d.  Raczyfiskischen  Bibl.  in  Posen. 
Bd.  1—4.     Posen  1885. 

12)  Rump,  H.,  Alphabet.  Verz.  sämtl.  Bücher  d.  Bremischen  öffentl.  Bibl.,  Bremen 
1833—34.    Forts.  1859. 

13)  Berghöffer,  Ch.,  Die  Einrichtung  u.  Verwaltung  d.  Frhrl.  Karl  v.  Rothschild- 
schen  öffentl.  Bibliothek  während  d.  Jahre  1867—1890.  Frankfurt  a.  M.  1891.  Zugangs- 
verz.  seit  1891. 

r 


4  Historische  Bibliotheken:  Österreich-Ungarn. 

die  Göttinger  Universitätsbibliothek.1)  Da  die  Familienforschung  häufig 
juristische  Werke,  besonders  solche  über  Privatrecht,  herbeiziehen  muß,  so 
sei  auf  die  juristischen  Büchersammlungen  aufmerksam  gemacht,  die  sich 
in  der  Bibliothek  des  deutschen  Reichsgerichts2),  und  in  der  Gehestiftung 
in  Dresden,  Kleine  Brüderstraße3),  befinden,  sowie  auf  die  Stadtbibliothek 
in  Köln.4) 
Österreich-  Über  die  Bücherbestände  Österreich-Ungarns  orientiert  das  in  den 
Ungarn.  scnrjften  des  „österreichischen  Vereins  für  Bibliothekswesen"  erschienene 
„Adreßbuch  der  Bibliotheken  der  Österreich-ungarischen  Monarchie"  von 
Johann  Bohatta  und  Michael  Holzmann  (Wien  1900).  Hier  seien  als 
historisch  hervorragende  Bibliotheken  erwähnt:  Die  Bibliothek  des  Mährischen 
Landesarchivs  in  Brunn5).  Daselbst  sind  vertreten  größtenteils  historische 
Quellenwerke,  Geschichtswerke  und  geschichtliche  Hilfswissenschaften,  soweit 
sie  Mähren,  Böhmen,  Schlesien,  die  österreichischen  Länder  und  Deutschland 
betreffen.  —  Die  Mährische  Landesbibliothek  in  Brunn,  Museumsgasse,  im 
Gebäude  des  Landesmuseums  (Franzensmuseum)8)  pflegt  in  erster  Linie  die 
auf  die  mährische  Landeskunde  bezügliche  Literatur.  —  Die  Steiermärkische 
Landesbibliothek  am  Joanneum  in  Graz,  Kalchberggasse7)  bevorzugt  steier- 
märkische Landeskunde,  Geschichte  und  Hilfswissenschaften.  —  Die  Uni- 
versitätsbibliothek in  Lemberg8)  bevorzugt  besonders  die  Landesliteratur  von 
Galizien.   —    Das  Museum    des  Königreiches  Böhmen  in   Prag9),  bevorzugt 


*)  Mein  er  s,  C,  Beiträge  z.  Qesch.  uns.  Univ.-Bibl.,  in  dess.  Qött.  akad.  Annalen. 
Bdchen.  1,  1804,  S.  1—95.  —  Akzessionen  1844—47  s.  in  Nachrichten  v.  d.  Ges.  d.W. 
1845—54.  —  Die  Akzessionen  d.  Kgl.  Univ.-Bibl.  in  Gott.  währ.  d.  J.  1854—68.  Göt- 
tingen (seit  "1857  Braunschweig)  1856— 69  (13  Hefte). 

2)  Schulz,  K.,  Katalog  der  Bibliothek  des  Reichsgerichts,  Leipzig  1882.    1890. 

*)  Katalog  der  Gehestiftung  in  Dresden,  seit  1888. 

*)  Veröffentlichungen  der  Stadtbibl.  in  Köln.  H.  1 :  die  Stadtbibl.  in  Köln,  ihre 
Organisation  u.  Verwaltung  v.  A.  Keysser.  Köln  1886,  H.  3,  I.  Der  Büchererwerb 
d.  Kölner  Stadtbibl.,  v.  A.  Keysser.  2.  Bestimmungen  ü.  d.  Verwaltung  u.  Benutzung. 
1890,  H.  4.  Zur  geschichtl.  u.  landeskundl.  Bibliographie  d.  Rheinprovinz.  Von  A. 
Keysser,  1891.    Zugangsverz.  d.  Stadtbibl.  in  Köln  seit  1890. 

6)  Dudik,  Beda,  Mährens  Geschichtsquellen.  Brunn  1850.  —  Wattenbach,  W., 
Handschr.  d.  ständischen  Sg.  in  Brunn  aus  Corwei's  Nachlaß,  in:  Arch.  f.  alt.  deutsche 
Gesch.  10,  1851,  S.  685.  -  Chlumetzky,  Peter  v.,  u.  Chytil,  J.,  Ber.  ü.  d  mäh- 
rische Landesarchiv.    1857. 

8)  Kat.  d.  Bibl.  d.  Franzensmuseums  mit  8  Nachträgen,  verfaßt  v.  Custos  Mo- 
ritz Trapp,  Brunn  1868—79,  u.  v.  Bibliothekar  W.  Schräm,  Brunn  1835  —  96.  — 
Katalog  d.  Handschr.  des  Franzensmuseums,   verfaßt  v.  W.  Schräm,  Brunn  1890    — 

f^^™;   QeSCh-    der    BibL    des   Franzensmuseums    (Annales   musei   Franciscei 
MDCCCXCVI,  p.  41—77). 

7)  Göth,    D.  Joanneum  in  Graz,  geschichtl.  dargestellt.     Graz  1861.    -    Zwie- 

?flo-f      iUu      uhor!t'  ?'  V"   °-  Steierm-  La"desbibl.  am  Joanneum  zu  Graz,    Graz 
189J.  —  Jahresber.  des  Joanneums  Graz,  seit  1812 

•)  Catalogus  bibliothecae  Leopold.  1795.  -  Dudik,  Beda,  Archive  im  Kgch. 
Galizien  u.  Lodomenen,  AÖG  33,  113.  K 

•)  Pertz  Aus  d.  Handschriftenverz.  d.  Böhmischen  Mus.  zu  Prag,  AG  477.  - 
aI  'u'  b  ^UutS?e  Handschr-  in  Pra2.  AKD  2,  30.  141.  165.  _  Kelle  J  Alt- 
deutsche  Handschriften  aus   Prager  Bibl.   im-  Serapeum   1868;    Zeitschi *f    deutsches 


Bibliotheken  über  polnische  Familien.  —  Zeitschriftenliteratur.  —  Enzyklopädien.    5 

hauptsächlich  böhmische  Literatur,  Bohemica  und  Geschichte.  • —  Die  Biblio- 
thek und  das  historische  Museum  der  Stadt  Wien  in  Wien,  Rathaus1) 
bevorzugt  Geschichte  und  Topographie  von  Wien,  österreichische  Geschichte, 
Theatergeschichte  und  Literatur,  Städtegeschichte  und  Städteverwaltung.  —  • 
Bibliothek  der  K.  K.  heraldischen  Gesellschaft  ,Adler'2),  Wien  I,  Rosen- 
gasse 4.  —  K.  K.  Hofbibliothek.  Wien  I,  Josefsplatz,  K.  K.  Hofburg.3) 
Besonders  gepflegt:  Bibliographie,  Geschichte.  ■ —  Wiener  Universitäts- 
bibliothek.4) —  Die  Bibliothek  des  Ungarischen  Nationalmuseums  in  Buda- 
pest.5) —  Die  K.  ungarische  Universitätsbibliothek6);  vertreten  besonders 
Geschichte  und  Rechtswissenschaft.  —  Die  Bibliothek  des  Baron  Bruken- 
thal'schen  Museums  in  Hermannstadt  in  Siebenbürgen,  Baron  Brukenthal'sches 
Palais,  Großer  Ring  10.  ■ —  Bibliothek  des  Siebenbürgischen  Museumsvereins 
in  Klausenburg. 

Bibliotheken  über  polnische  Familien  sind:  in  Warschau  die  Universitäts-  Bibliotheken 
Bibliothek    und    die    Krasinskische   Bibliothek;    in  Lemberg:    Ossolinskisches u  Gammen*  C 
Nationalinsitut.    —    Universitätsbibliothek    Krakau,    Jagellonische    Bibliothek, 
Czartoryskische  Bibliothek,  Bibliothek  der  Akademie  der  Wissenschaften.  — 
Die  an  polnischen  Drucken  reichste  nichtpolnische  Bibliothek  ist  die  Wiener 
Hofbibliothek. 

Zur  allgemeinen  Orientierung  in  der  fast  erdrückenden  Fülle  gedruckter 
Bücher  dienen: 

Bibliographie    der    deutschen   Zeitschriften-Literatur  mit  Einschluß    von  Bibliographie 
Sammelwerken    und    Zeitungsbeilagen.     Alphabetisches,    nach    Schlagworten  Zeitschriften- 
sachlich  geordnetes  Verzeichnis   von  Aufsätzen,   die  in   etwa  2000  zumeist     Mteratur. 
wissenschaftlichen  Zeitschriften,  Zeitungsbeilagen  und  Sammelwerken  deutscher 
Zunge  erschienen  sind,  mit  Autoren-Register,  herausgegeben  von  F.  Dietrich. 
Leipzig,  F.  Dietrich. 

Großes,    vollständiges    Universal-Lex.  aller    Wissenschaften    u.  Künste.  Enzyklopädien. 
Bd.  1—64.    Halle  u.  Leipzig,   hrsg.  v.  J.  H.  Zedier,   1732—50  u.  S.  Bd.  1—4. 


Altertum  XVIII.  —  Vokrosenskij,  G.,  Die  slavischen  Handschr.  d.  Bibl.  in:  Abh.  d. 
Petersburger  Ak.  XXXI,  1883,  S.  16. 

!)  [Weiß,  K.,]  Kat.  der  Bibl.  der  Reichshaupt- und  ResidenzstadtjWien.  Wien  1865. 

2)  Bibliothekskat.,  erschien  Wien  1890.  Die  früheren  Jg.  d.  Jahrb.  d.  Ver.  „Adler" 
enthalten  wertvolle  Ber.  ü.  Erscheinungen  familiengeschichtl.  Inhaltes,  bes.  auch  aus  d. 
Auslande. 

8)  Chmel,  J.,  Die  Handschr.  der  K.  K.  Hofbibl.  in  Wien  im  Interesse  d.  Gesch., 
bes.  der  österreichischen,  verzeichnet  u.  exzerpiert.  Wien  1840  —  41.  —  Hoffmann 
von  Fallersleben,  Verz.  d.  altdeutschen  Handschr.  d.  K.  K.  Hofbibl.  in  Wien.  Leipzig 
1841.  —  Wattenbach,  W.,  Handschriften  d.  K.  K.  Hofbibl.  in:  A.  X,  1851,  S.447.  — 
Beer,  Rudolf,  Die  K.  K.  Hofbibl.|1848— 1898.  In:  Schnitzer,  Ign.,  Franz  Joseph  I. 
u.  seine  Zeit.    Wien  1898,  Bd.  I. 

*)  Leithe,  Fr.,  Die  K.  K.  Universitätsbibl.  in  Wien.  Wien  1877.  — |Grassauer, 
Ferd.,  Generalkat.  d.  laufenden  Druckschr.  an  d.  österr.  Universitäts-  u.  Studienbiblio- 
theken, hrsg.  im  Auftrage  des  K.  K.  Ministeriums  f.  Kultus  u.  Unterricht  v.  d.  K.  K. 
Universitätsbibl.  in  Wien.   Wien  1898. 

6)  Kataloge  in  lat.  Sprache  erschienen  1799 — 1815. 

6)  Lateinische  Kataloge  der  Handschriften  1889.  1894. 


ß  Bücherlexika. 

Leipzig  1751—1754.  —  Allgemeine  Encyklopädie  der  Wissenschaften  u. 
Künste.  Hrsg.  von  J.  S.  Ersch  u.  J.  G.  Gruber.  Leipzig  1818—1889.  — 
P.  Larousse,  Grand  Dictionnaire  universel  du  XIX  siecle.  Paris  1866ff.  — 
La  grande  Encyclopedie.  Inventaire  raisonne  des  sciences,  des  lettres  et  des 
arts.  Paris  1884ff.  —  Nuova  Enciclopedia  italiana,  6  Afl.  v.  Boccardo. 
Torino  1875  ff.  —  The  Encyclopaedia  Britannica,  9.  ed.  Vol.  1—24.  Edinburgh 
1875—89.  —  The  Encyclopaedia  Americana.  New  York,  Philadelphia, 
London  1883  ff.  —  Enciclopedia  universalis  (Barcelona,  seit  1908,  auf  25  Bde. 
berechnet,  hauptsächlich  auch  Spanisch-Amerika  behandelnd).  —  The  Catholic 
Encyclopedia  (seit  1907,  bis  jetzt  4  Bde.,  auf  15  berechnet).  New  York.1) 
Bücherlexika  Brunet,   Manuel   du   libraire    et  de  Tamateur  de  livres,  1810.     5.  Afl. 

1860—65  (hierüber  vgl.  Wolf,  Einführung  in  d.  Studium  der  neueren  Gesch. 
1910,  S.  83).  Nachahmungen  u.  Ergänzungen  zu  Brunet  boten  Friedrich 
Adolf  Ebert  in  snm.  Allgemeinen  bibliographischen  Lex.,  2  Bde.,  Leipzig 
1821 — 30,  u.  Grässe  in  snm. Tresor  de  livres  rares  et  precieux  ou  nouveau 
dictionnaire  bibliographique.    Dresden  1859 — 69. 

Kaiser,  Ch.  H.,  Vollständiges  Bücherlex.  I.   1750.    Leipzig  1834.    Mit 
Sach-  u.  Schlagwörter-Reg.  1893/94  ff. 

Carl  Georgs  Schlagwort-Katalog.    Verz.  der  im  deutschen  Buchhandel 
erschienenen  Bücher  u.  Landkarten.  Hannover  1889  ff. 

Georgi,  Th.,  Allgem.  Europäisches  Bücherlex.     5  Bde.  u.  3  Siegel-Bde. 
Leipzig  1842—58. 

Heinsius,  Wilh.,  Allg.  deutsch.  Bücher-Lexikon  usw.  Leipzig  1812. 
Hinrichs'  Fünfjahrs-Kat.  der  im  deutschen  Buchhandel  erschienenen 
Bücher,  Zeitschr.,  Landkarten  usw.  Herausgeg.  u.  verlegt  v.  d.  J.  C.  Hinrichs- 
schen  Buchhandlung  in  Leipzig.  Als  Ergänzung  dazu  dient  Hinrichs 
Wöchentliches  Verz.  d.  erschienenen  u.  d.  vorbereiteten  Neuigkeiten  d.  deutschen 
Buchhandels. 

Der  zuverlässigste  Ratgeber  f.  d.  literarischen  Neuigkeiten  in  Frankreich 
ist  die  Bibliographie  de  la  France,  welche  Bestandteil  des  Journal  general 
de  rimprimerie  et  de  librairie  ist  u.  seit  1811  herauskommt.  Ferner  vgl. 
Querard,  La  France  litteraire  ou  dictionnaire  bibliographique.  Paris 
1837—39,  9  Bde.;  umfaßt  die  verstorbenen  Gelehrten  und  Schriftsteller  des 
18.  u.  19.  Jhdt.  und  greift  vielfach  über  die  französischen  Grenzen  hinaus. 
Ders.,  La  litterature  francaise  contemporaine,  Paris  1842 — 57,  ist  als  Fort- 
setzung des  erstgenannten  Unternehmens  gedacht,  aber  weit  ausführlicher, 
die  Jahre  1827—49  umfassend;  ders.,  Supercheries  litteraires  devoilees, 
1845—53,  5  Bde. 

Das  vollständigste  englische  Bücherlex.  ist  Low,  The  English  Catalogue 
of  Books.   London  1864  ff. 

Die  Literatur  auf  bibliographischem  Gebiete  ist  allmählich  so  groß  ge- 
worden, daß  sich  Bibliographien  über  die  Bibliographien  als  nötig  erwiesen 

»)  Über  Enzyklopädien  vgl.  Wolf,  Einführung  in  d.  Studium  der  neueren  Gesch. 
S.  406  ff. 


Allgemeine  Quellenwerke  zur  deutschen  Geschichte.  7 

haben.  Vgl.  Grundtvig,  Gedanken  üb.  Bibliographie,  im  ZB  XX,  S.  405 ff., 
u.Wolf,  Einführung  in  d.  Studium  d.  neueren  Gesch.  1910,  S.  75  ff.  Hier 
sei  genannt: 

Stein,  Henri,  Manuel  de  Bibliographie  generale.    Paris  1897.    Dies  ist 
eine  von  kritischen  Bemerkungen  begleitete  Bibliographie  der  Bibliographien 

1  alle  Gebiete  der  Wft.  u.  alle  Länder.  S.  401 — 466:  Gesch.  u.  Hilfswissen- 
schaften. Der  Anhang  enthält  u.  a.  ein  Verz.  d.  Reg.  zu  den  wissenschaftlichen 
Zeitschriften  der  Welt  und  ein  Verzeichnis  der  gedruckten  Kataloge  der 
wichtigsten  Bibliotheken.  —  Noch  immer  mit  Nutzen  zu  gebrauchen  ist: 
J.  Petzholdt,  Bibliotheca  Bibliographica,  Leipzig  1866.  Mangelhaft  gearbeitet 
ist:  L.  Vallee,  Bibliographie  des  Bibliographies.  Paris  1884.  —  Ein  gutes 
Verzeichnis  neuerer  Bibliographien  enthält:  A.  Gräsel,  Bibliothekslehre. 
2.  Aufl.  Leipzig  1902  (Anhang).  —  Montarolo,  Battista,  Biblioteca  bibliogra- 
fica  italiana.  Parte  I  (unica).  Modena  1885. —  Ottino,  Giuseppe,  e  Fu- 
magalli,  Giuseppe,  Bibliotheca  bibliographica  italica.    Roma  1889 — 1895. 

2  Bde.  Supplement  hierzu  für  das  Jahr  1895  und  1896.  Torino  1896  u. 
1897.  —  Pohler,  Joh.,  Bibliotheca  historico-militaris  (bis  1880).  Cassel 
1887  —  Leipzig  1899.  4  Bde.,  der  4.  Bd.  enthält  nur  Lebensbeschreibungen, 
Denkwürdigkeiten  und  Briefwechsel. 

Die   besten   zusammenfassenden,  darstellenden  Werke  über  die  Quellen    Allgemeine 
zur  deutschen  Geschichte  sind:  Quellenwerke 

zur  deutschen 

Wattenbach,  W.,  Deutschlands  Geschichtsquellen  im  MA  bis  z.  Mitte   Geschichte, 
des    13.  Jhrh.    Stuttgart   u.  Berlin.    I6    1893.    II6    1894.    I7    umgearbeitet  v. 
Ernst  Dümmler  1904. 

Lorenz,  O.,  Deutschlands  Geschichtsquellen  seit  der  Mitte  des  13.  Jahr- 
hunderts.   3.  Afl.    Berlin  1886/7.    2  Bde. 

Potthast,  A.,  Bibliotheca  historica  medii  aevi.  Wegweiser  durch  die 
Geschichtswerke  des  europäischen  MA  bis  1500.  2.  Aufl.  2  Bde.  Berlin  1896. 

Oesterley,  G.,  Wegweiser  durch  die  Literatur  der  Urkundensammlungen 
Berlin  1886.  Brauchbar  trotz  mancher  Mängel.  Zeitgrenze  1500. 

Wegele,  v.  Franz  X.,  Gesch.  der  deutschen  Historiographie,  seit  d. 
Auftreten  des  Humanismus.  Auf  Veranlassung  Sr.  Maj.  des  Königs  von  Bayern 
hrsg.  durch  d.  histor.  Komm,  bei  der  Kgl.  Ak.  der  Wftn.  München  und 
Leipzig,  1885  (=  Geschichte  der  Wissenschaften  in  Deutschland.  Neuere 
Zeit.  20.  Bd.).  Sehr  angenehm  zu  lesen,  aber  unvollständig,  f.  d.  neueste 
Zeit  nicht  genügend. 

Dahlmann-Waitz,  Quellenkunde  der  deutschen  Geschichte.  7.  Afl. 
Erich  Brandenburg.    Leipzig  1906.  8.  Afl.  v.  Paul  Herre.   Leipzig  1912. 

Wichtigstes  Hauptwerk.  Wer  weitere  bibliographische  Belehrung  u.auch  d. kleineren 
Beitr.  in  d.  immer  unübersichtlicher  werdenden  Zeitschriftenliteratur  kennen  zu  lernen 
wünscht,  der  sei  hingewiesen  auf  die  von  Oscar  Maßlow  bearbeitete  Bibliographie 
z.  deutschen  Gesch.  in  der  Historischen  Vierteljahrsschrift,  herausgegeben  von  Ger- 
hard Seeliger  in  Leipzig  u.  auf  d.  „Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft  im  Auf- 
trage der  Historischen  Gesellschaft  zu  Berlin  herausgegeben". 

Loewe,  Victor,  Bücherkunde  d.  deutschen  Gesch.  Kritischer  Wegweiser 
durch  die  neuere  deutsche  hist.  Literatur.  Berlin  1903. 


8         Bibliographien  usw.  —  Allgemeine  familiengeschichtliche  Nachschlagewerke. 

Das  kritische  Urteil,  das  über  die  einzelnen  Bücher  rasch  orientiert,  ist  maßvoll. 
Ausführlich  behandelt  ist  außer  der  allgemeinen  deutschen  Geschichte  die  preußische. 

Bibiioffr.Phien  Richter,  P.  E.,    Literatur    der    Landes-  u.  Volksku.  des  Kgr.  Sachsen. 

^deuuche"6  Dresden  1889  (Nachträge  1892ff.).  —  W.  Schul tze,  Die  Geschichtsqu.  der  Prov. 
Länder?  Sachsen  im  MA  u.  in  der  Reformationszeit.  Im  Auftrag  der  histor.  Com.  der  Prov. 
Sachsen.  Halle  1893.— Bibliographie  d. Württemberg. Gesch.  Bd.  1  unbearbeitet 
v.W.Heyd,Bd.3u.  4,1  v.Th.  Schön,  Stuttg.  1895— 1909.—  Loewe,V.,  Biblio- 
graphie d.  Hannoverschen  u.  Braunschweig.  Gesch.  Posen  1908.  —  J.  Marx,  Tre- 
virensia.  Lit.-Ku.  z.  Gesch.  d.  Trierer  Lande,  Trier  1909.  — Kletke,  Quellenku. 
d.  Gesch.  d.  preußischen  Staates.  Berlin  1858 — 61.  —  Grünhagen,  Wegweiser 
durch  d.  schlesischen  Geschichtsq.,  2.  Afl.  1889.  —  Partsch,  J.,  Literatur 
der  Landes-  u.  Volksku.  der  Prov.  Schlesien.  Breslau  1 893  (auch  als  Ergänzungsh. 
z.  Jb.  d.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Kultur  70).  —  Keys  er,  A.,  Z.  geschichtl.  u.  landes- 
kundlichen Bibliographie  der  Rheinprovinz,  1891  ff.  —  Bingner,  Literatur 
ü.  d.  Großherzogtum  Baden  in  allen  seinen  staatlichen  Beziehungen  v.  1750 
bis  1854.  Karlsruhe  1854.  —  Badische  Bibl.  Systematische  Zusammenstellung 
selbständiger  Druckschriften  ü.  d.  Markgrafschaft,  d.  Kurfürstentum  u.  Groß- 
herzogtum Baden.  1.  Abt.  Staats-  u.  Rechtsku.  Bd.  1.  Karlsruhe  1897.  2.  Abt. 
Lands  u.  Volksku.,  bearb.  v.  O.  Kienitz  u.  K.  Wagner.  Ebd.  1901.  —  Bach- 
mann, F.,  Die  landskundliche  Literatur  ü.  d.  Großherzogtümer  Mecklenburg. 
Güstrow  1889.  —  Marckwald-Mentz,  Kat.  d.  elsaß-lothringischen  Ab- 
teilung der  kaiserlichen  Universitäts-  und  Landesbibl.  Straßburg  1908.  — 
Quellen  u.  Erörterungen  z.  bayr.  u.  deutschen  Gesch.  9  B.,  München  1856 — 64. 
N.  F.  C.  1 — 2,  2,  eb.  1903 — 09.  —  Württembergische  Geschichtsquellen.  Hrsg. 
v.  D.  Schäfer.  B.  1—8.  Stuttg.  1894—1905.  —  Quellenslg.  d.  badischen 
Landesgesch.  Hrsg.  v.  F.  J.  Mone.  4.  B.  Karlsr.  1848 — 67.  —  Quellen  z. 
Lothr.  Gesch.  Hrsg.  v.  d.  Gesellsch.  f.  lothr.  Gesch.  u.  Altert.  B.  1 — 5.  Metz 
(u.  Leipz.)  1901 — 10.  —  Ackermann,  Bibliotheca  hassiaca,  Kassel  1884 
bis  1899  Nachträge.  —  Weerth  u.  Anemüller,  Bibliotheca  Lippiaca,  Det- 
mold 1886. 

ScbÄtechhe"  Für  die  nichtdeutschen  Staaten,  einschließlich  der  auße. europäischen  gibt 

Staaten.  eine  gute  Orientierung  der  wichtigsten  Werke:  „Quellenkunde  zur  Welt- 
geschichte". Ein  Handbuch  unter  Mitwirkung  von  Adolf  Hofmeister  u. 
Rudolf  Stube,  hrsg.  v.  Paul  Herre.  Leipzig  1910.  Vgl.  auch  die  Literatur- 
nachweise weiter  unten  unter  „Heroldsämter  und  verwandte  Behörden". 
Für  deutsche  Familien  in  den  russischen  Ostseeprov.  ist  bes.  wichtig  Winkel- 
mann, E.,  Bibliotheca  Livoniae  historica.  Systematisches  Verz.  d.  Hilfsmittel 
z.  Gesch.  Esthlands,  Livlands  u.  Curlands.  2.  H.  St.-Petersburg  1869—70.  2.  Afl. 
Berlin  1878. 

Allgemeine  Gundlach,    O.,    Bibliotheca    familiarum    nobilium.      Repertorium    ge- 

Kes'chkhuLe druckter  Familiengeschichten  u.  Familiennachrichten.    Ein  Handb.  f.  genealog. 
Nachschlage-  Forscher  u.  Bibliothekare.    Erster  Bd.  A  bis  L.  Zweiter  Bd.  M  bis  Z.    Nachtrag. 
werUe-      Neustrelitz  1897. 

Dieses  Werk  enthält  ein  alphabetisches  Verz.  nach  Familiennamen  mit  Hinweisen 
auf  das  Vorkommen    in   der    Literatur.    Für  Deutschland  u.  Österreich   ist  es  d.  voll- 


Geschichts-  und  Altertumsvereine.  9 

ständigste  Nachschlagegelegenheit,  die  es  gibt.  Das  nichtdeutsche  Ausland  ist  nur 
sehr  mangelhaft  vertreten.  Doch  finden  sich  auch  f.  deutsche  Familien  empfindliche 
Lücken.  Es  ist  vor  dem  Irrtum  zu  warnen,  daß,  wenn  in  diesem  Buch  über  eine 
Familie  nichts  enthalten  ist,  es  über  sie  überhaupt  nichts  Gedrucktes  gäbe. 

Prittwitz  u.  Gaffron,  Hans  v.,  Verz.  gedruckter  Familiengeschichten 
Deutschlands  u.  d.  angrenzenden  Länder  u.  Landesteile.  Zuerst  VJH  X,  1882, 
auch  als  selbständige  Schrift  erschienen. 

Auch  noch  heute  neben  Gundlach  nicht  entbehrlich,  vortrefflich  angelegt  u.  mit 
großer  Sachkenntnis  gearbeitet.  Außer  d.  selbständigen  gedruckten  Familiengeschichten 
ist  auch  die  Zeitschriftenliteratur,  allerdings  recht  unvollständig,/herangezogen. 

Eberstein,  Hand-  u.  Adreßb.  der  Genealogen  u.  Heraldiker  unter  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  Familiengeschichtsforscher.  Erste  Abt.  d. 
Handb.  f.  d.  deutschen  Adel.     Berlin  1889.  1900. 

Die  erste  Hälfte  dieses  Werkes,  bearbeitet  von  Alfred  vonEberstein,  180  Seiten, 
weist  Berufsgenealogen  nach  f.  d.  Deutsche  Reich  u.  f.  Deutsch-Österreich.  Die  zweite 
Hälfte,  bearbeitet  von  Botho  Freiherrn  von  Eberstein,  394  Seiten,  behandelt  die 
Berufsgenealogen  des  Auslandes,  nämlich:  1.  Russische  Ostseeprovinzen,  2.  Böhmen  u. 
Mähren,  3.  Ungarn  u.  Siebenbürgen,  4.  Polen,  5.  Die  Niederlande,  6.  Belgien,  7.  Frank- 
reich, 8.  Die  Schweiz,  9.  Italien,  10.  Finnland,  11.  Schweden,  12.  Norwegen,  13.  Däne- 
mark, 14.  England,  15.  Amerika,  16.  Griechenland,  17.  Spanien,  18.  Rußland.  E.  Namen- 
reg, f.  beide  Teile  ist  der  zweiten  Hälfte  beigefügt.  Wenn  die  angeg.  Adressen  zufolge 
Todes  nicht  mehr  stimmen,  wende  man  sich  an  einen  unserer  familiengeschichtlichen 
Vereine,  am  besten  an  die  großen,  über  das  meiste  Material  verfügenden,  d.  i.  für 
Deutschland  an  den  Deutschen  Herold  (Schriftführer  desselben  ist  Gerichtsassessor 
Lignitz,  Berlin  W50,  Prager  Straße  35)  oder  an  die  Zentralstelle  für  deutsche  Personen- 
und  Familiengeschichte  (Vorsitzender  derselben  ist  Rechtsanwalt  Dr.  Breymann,  Leipzig, 
Thomasring  6,  Kanzlei  Universitätsstraße  2  III),  für  Österreich  an  die  K.  K.  Heraldische 
Gesellschaft  „Adler"  in  Wien  (Schriftführer  ist  Dr.  Heinrich  W.  Höflinger,  Wien  18/1, 
Colloredogasse  22). 

Index  to  American  Genealogies  and  to  genealogical  Material  con- 
tained  in  all  Works  such  as  Town  Histories,  County  Histories,  Local 
Histories,  Historical  Society  Publications,  Biographies,  Historical  Periodicals, 
and  Kindsed  Works,  alphabetically  arranged  enabling  the  reader  to  assertain 
wether  the  Genealogy  of  any  Family,  or  any  past  of  it,  is  printed,  either 
by  itself  or  embodied  in  other  works.  Fifth  Edition,  revised,  improved 
and  enlarged,  containing  nearly  50000  References  (First  and  second  Editions 
were  Edited  by  Daniel  S.  Durrie).  Copyrighted  1900.  Albany,  N.  Y.,  Joel 
Munsell's  Sons,  Publishers  1900. 

Dieses  Werk  ist  das  wichtigste  und  umfangreichste  der  in  den  Vereinigten 
Staaten  von  Nord-Amerika  vorhandenen  genealog.  Nachschlagewerke  u.  zufolge  der 
Einwanderungen  auch  f.  europäische  Genealogie  v.  Bedeutung.  Vgl.  Kekule  von 
Stradonitz,  Der  Handapparat  des  Ahnenforschers  JAW  NF  16  u.  wieder  abgedruck 
in  seinen  Ausgewählten  Aufsätzen  N.  F.  Berlin  1907.  S.  61  ff. 

Eine  außerordentlich  große,  kaum  übersehbare  Fülle  familiengeschichtlichen  oeschichts-  und 
Materials  ist  in  den  Sammlungen  und  Veröffentlichungen  unserer  Geschichts-     Av'*ert.ums- 
und  Altertumsvereine  niederlegt.    Über  diese  orientieren  folgende  Werke: 

Stoehr,HansAdam,  Allgemeines  Deutsches  Vereins-Handb.  Statistisches 
Repertorium  der  gelehrten  Gesellschaften  u.  wissenschaftlich-gemeinnützigen 
Vereine  der  Staaten  des  Deutschen  Reichs.  Frankfurt  a.  M.  1 872  (hrsg.  vom 
freien    deutschen    Hochstifte    zu    Frankfurt    a.  M.).    —  Müller,      ohannes 


jq  Praktische  Winke  zur  Arbeit  in  Bibliotheken. 

Die  wissenschaftl.  Ver.  U.Gesellschaften  Deutschlands  im  19.  Jht.  Bibliographie 
ihrer  Veröffentlichungen  seit  ihrer  Begründung  bis  auf  die  Gegenwart.  Berlin 
1883—87.  Walther,  Th.  A.  F.,  Systematisches  Repertorium  über  die 
Schriften  sämtlicher  historischen  Gesellschaften  Deutschlands.  Darmstadt  1845. 
Koner,  W.,  Repertorium  ü.  d.  v.  J.  1800  bis  z.  J.  1850  in  akademischen  Ab- 
handlungen, und  Gesellschaftsschriften  u.  wissenschaftl.  Journalen  auf  d. 
Gebiete  d.  Gesch.  u.  ihrer  Hilfswissenschaften  erschienenen  Aufsätze.  2  Bde. 
Berlin  1852 — 56.  Hettler,  August,  Jahrb.  der  deutschen  historischen  Kom- 
missionen, Institute  u.  Vereine  des  Deutschen  Reichs  u.  des  deutschen  Sprach- 
gebiets d.  Auslands.  I.  J.  1903.  Halle  a.  S.  1904.  Diese  Veröffentlichung  ist 
zwar  unvollständig  und  ungleich  gearbeitet,  aber  trotzdem  nützlich  durch 
Personalangaben  über  die  Vorstände  einzelner  Vereine. 

Nicht  selten  sind  die  Vereinshefte  im  Buchhandel  vergriffen  und  schwer 
zu  haben.  Dann  empfiehlt  es  sich,  die  Vermittelung  des  jeweiligen  Vereins- 
vorstandes behufs  Entleihung  oder  Kopierung  zu  erbitten.1) 

Das  Zentralorgan  der  einschlagenden  Vereine  ist  das  „Korrespondenz- 
blatt des  Gesamtvereins  der  deutschen  Geschichts-  und  Altertumsvereine". 
Es  wird  herausgegeben  von  dem  Verwaltungsausschusse  des  Gesamtvereins 
in  Berlin  und  redigiert  von  Geh.  Archivrat  Dr.  P.  Bailleu,  zweitem  Direktor 
der  preußischen  Staatsarchive  in  Berlin,  und  ist  im  Vertrieb  bei  E.  S.  Mittler 
&  Sohn,  Kgl.  Hofbuchhandlung  in  Berlin  SW  68,  Kochstraße  68—71. 

Die  Vermittlung  zwischen  den  historischen  Vereinen  und  der  Geschichts- 
wissenschaft suchen  als  ihr  Programm  durchzuführen  die  „Deutschen  Ge- 
schichtsblätter, Monatsschrift  zur  Förderung  der  landesgeschichtlichen  For- 
schung", hrsg.  von  Dr.  A.Tille  (Gotha,  F.A.Perthes). 

Die  MIÖG  wenden  der  Genealogie  besondere  Aufmerksamkeit  zu.  Otto 
Forst  wird  hier  alljährlich  im  Dezember  eine  Übersicht  über  die  genealogi- 
schen Neuheiten  veröffentlichen. 

Im  übrigen  sei  verwiesen  auf:  Jahresberichte  der  Geschichtswissenschaft 
(seit  1878).  Berlin  1880«.  Jg.  1—3,  hrsg.  v.  F.  Abraham,  J.  Hermann, 
E.  Meyer.  Jg.  4  u.  5  v.  J.  Hermann,  J.  Jastrow,  E.  Meyer.  Jg.  6  v. 
J.  Hermann  und  J.  Jastrow.  Jg.  7—17  v.  J.  Jastrow.  Jg.  18 ff.  v.  E.  Berner; 
gegenwärtig  hrsg.  von  G.  Schuster  und  auf  die  Jahresberichte  von  Ernst 
Devrient  in  den  „Mitteilungen  der  Zentralstelle  für  deutsche  Personen-  und 
Familiengeschichte"  (Verlag  von  H.  A.  Ludwig  Degener  in  Leipzig). 
mSütÜ  '"  Rücksicht  auf  vielfache  Erfahrungen,  wie  sie  z.  B.  in  den  Grenzboten 

Arbeit  in  Bibiio- 1878,  Jg.  37,  Bd.  I,  1  S.  251  ff.  mitgeteilt  werden,  erscheint  es  nicht  über- 
flüssig, darauf  aufmerksam  zu  machen,  daß  jeder,  der  Bücher  auf  Biblio- 
theken verlangt,  die  Titel  so  angeben  möge,  daß  sie  ohne  Schwierigkeit 
zu  finden  sind.     Man  gebe,  wenn  es  irgend  möglich  ist,  die  Jahreszahl  des 

»)  Familiengeschichtlich  wertvoll  sind  auch  die  Vereinsgeschichten,  die  teils  in 
den  Vereinsheften,  teils  separat  erschienen  sind:  Die  „Geschichte  der  Hamburgischen 
Uesellscnaft  zur  Beförderung  der  Kunst  und  nützlichen  Gewerbe  (historische  Gesell- 
schaft ,  gestiftet  im  Jahre  1765.  Im  Auftrage  der  Gesellschaft  verfaßt  von  Gustav 
Cowalewski«  (Hamburg  1867)  enthält  z.  B.  zahlreiche  Personennachrichten  und  Porträts. 


Fälschungen  von  Büchertiteln.  11 

Erscheinens  und  auch  die  Vornamen  des  Verfassers  an.  Nicht  selten  sind 
auch  unter  anscheinend  seltenen  Familiennamen  mehr  Schriftsteller  vertreten 
als  man  annimmt.  Also  notiere  man  wenigstens  die  Anfangsbuchstaben  der 
Vornamen,  z.  B.  H.,  wenn  man  nicht  weiß,  ob  der  Verfasser  Heinrich  oder 
Hermann  heißt.  Der  Titel  des  Buches  ist  dem  genauen  Wortlaut  nach  an- 
zugeben. Wenn  man  diesen  nicht  weiß,  so  empfiehlt  es  sich,  die  Unwissen- 
heit besonders  anzugeben;  eine  gefällige  Bibliotheksverwaltung  wird  einer 
höflichen  Bitte,  die  Ungenauigkeit  richtig  zu  stellen,  zu  entsprechen  suchen. 
Wesentlich  für  die  Genauigkeit  des  Titels  ist  namentlich,  daß  das  Schlag- 
wort, das  für  die  alphabetischen  Zettelkataloge  der  Bibliotheken  maßgebend 
ist,  nicht  etwa  fehlt.1) 

Bei  umfangreicheren  familiengeschichtlichen  Arbeiten  ist  es,  wenn  man 
nicht  eine  große  Bibliothek  am  Wohnort  benutzen  kann,  sehr  zu  empfehlen, 
eine  Zeitlang  die  Reise  nach  einem  solchen  aufzuwenden.  Durch  persön- 
lichen Verkehr  kann  man  alsdann  am  Bibliotheksort  in  kurzer  Zeit  viel 
mehr  erreichen,  als  durch  weit  längeres  Hin-  und  Herschreiben  von  Ort 
zu  Ort.  Auch  versuche  man  gegebenenfalls  die  Erlaubnis  zur  Benutzung 
der  Repertorien  und  Zettelkataloge  zu  erlangen.  Man  kann  dann  leicht  in 
die  Lage  kommen,  die  gedruckten  Literaturnachweise  zu  ergänzen  und 
familiengeschichtliche  Seltenheiten  zu  finden.  Man  versäume  auch  nicht, 
sich  um  die  handschriftlichen  Schätze  zu  kümmern,  die  neben  den  gedruckten 
Büchern  auf  einer  Bibliothek  verwahrt  werden.2) 

Büchertitel  wurden  erfunden,  um  familiengeschichtliche  Fälschungen  Fälschungen  von 
zu  unterstützen.  Demetrius  Rhodocanakis  hat  in  seinen  Veröffentlichungen  Bucnertite,n- 
nicht  weniger  als  24  angeblich  seltene  Werke  aus  älterer  und  neuerer 
Zeit  angeführt,  die  es  in  Wahrheit  nie  gegeben  hat  und  deren  Titel 
von  ihm  frei  erfunden  sind.  Die  Zwecke,  zu  denen  Rhodocanakis  diese 
Titel  erfand  und  sie  in  seinen  eigenen  Schriften  anführte,  sind  aus  ihnen 
selbst  ziemlich  überall  ersichtlich.  Kurz  läßt  sich  sagen,  daß  entweder  der 
Titel  selbst  die  Führung  der  „Kaiserlichen  Hoheit"  oder  des  Titels  „Prinz" 
durch  einen  Träger  des  Namens  Rhodocanakis  beweisen  sollte,  oder  daß  der 
ebenso  fingierte  Inhalt  des  betreffenden  Werkes  für  einen  genealogischen 
oder  geschichtlichen  Nachweis  gebraucht  wurde.  Daß  alle  diese  Büchertitel 
freie    Erfindungen    des    Adelsabenteurers    sind,    hat    Legrand    auf    das    ein- 


x)  Vgl.  Instruktion  für  die  aiphabet.  Kataloge  der  preuß.  Bibliotheken  usw.  Berlin  1899. 

2)  Verz.  d.  Handschriftenkataloge  d.  deutschen  Bibl.  v.  A.  Blau  im  ZB  1886. 
Bd.  III,  H.  1  u.  2;  der  schweizer  Bibl.  v.  G.  Meyer,  ebd.  1887,  Bd.  IV;  der  öster- 
reichischen v.  A.  Qoldmann,  ebd.  1888,  Bd.  V;  betreffs  Frankreichs  vgl.  Catalogue 
general  des  manuscripts  des  bibliotheques  publiques  de  France  1885  ff.,  auch  Deutsche 
Zeitschr.  f.  Geschichtswft.  1892,  Bd.  VII,  S.  342,  G.  Hu  et,  Catalogue  des  manuscripts 
Allemands  de  la  Bibliotheque  Nationale.  Paris  1895;  betr.  Spaniens  vgl.  R.  Beer, 
Handschriftenschätze  Spaniens,  in:  Sitzungsber.  der  K.  Ak.  d.  Wftn.  zu  Wien,  phil.- 
histor.  Kl.  1891  ff.,  Bd.  124ff.;  betr.  Italiens  vgl.  Mazzatinti,  G.,  Inventari  dei  mano- 
scritti  delle  biblioteche  d'Italia  1885ff.;  betr.  Englands  vgl.  R.  Priebsch,  Deutsche 
Handschr.  in  England,  Bd.  1.  2.    Erlangen  1896,  1901. 


12  Die  ältere  familiengeschichtliche  Literatur.   Das  „alte  Buch". 

gehendste  nachgewiesen.1)  Auch  macht  Kekule  von  Stradonitz  in  der  Zeit- 
schrift für  Bücherfreunde  darauf  aufmerksam2),  daß  in  der  Büchersammlung 
des  Rhodocanakis,  die  bei  Rossi  in  Rom  versteigert  wurde,  kein  einziges 
jener  von  dem  Abenteurer  zitierten  Bücher  sich  vorfand.  Rhodocanakis  hat 
außerdem  drei  alte  anonyme  Werke  eingebildeten  oder  erfundenen  Mitgliedern 
seines  Geschlechts  zugeschrieben.  Er  beruft  sich  auf  zwei  alte  Hand- 
schriften freier  Erfindung.  Seine  eigenen  Arbeiten,  die  er  in  Druck  gab, 
sind  voller  Fälschungen:  Es  werden  geschichtliche  Personen  anderer  Ge- 
schlechter mit  erfundenen  Personen  des  Namens  Rhodocanakis  verheiratet; 
es  werden  geschichtliche  Träger  des  Namens  Rhodocanakis  mit  erfundenen 
Personen  anderer  Geschlechter  verheiratet;  es  werden  Nachweise  erfunden 
oder  gefälscht,  die  einer  wirklichen  oder  erfundenen  Person  des  Namens 
Rhodocanakis  die  Titel  König,  Fürst,  Kaiserliche  Hoheit,  Hoheit  usw.  bei- 
legen; es  werden  Stücke  tatsächlich  erwiesener  Genealogien  durch  erfundene 
Zwischenglieder  oder  durch  Fälschungen  genealogisch  miteinander  verbunden 
(VJH  1910). 

Die  ältere  familiengeschichtliche  Literatur  bis  gegen  Ende 

des  18.  Jahrhunderts.3) 

Die  ältere  In  genealogischen  Dingen   ist  das  sogenannte  „alte  Buch"  gewöhnlich 

esdiichttk-he  ^'e  unDraucribarste  Sache  von  der  Welt.4)  Als  ein  abschreckendes  Beispiel 
Literatur.  Das  jener  Lügenhistoriographen,  die  sich  dem  Adel  gegenüber  in  Schmeichelei 
"a  e  uc  '  und  Unterwürfigkeit  überboten,  sei  der  aus  Lauban  gebürtige  Abraham 
Hosemann  erwähnt  (gräzisiert  Knemiander  1561 — 1617);  hungrige  Literaten 
seines  Schlages  fertigten  teils  auf  Bestellung,  teils  um  ein  literarisches  Trink- 
geld zu  erhaschen,  jeder  beliebigen  adeligen  Familie  einen  bis  in  die  ent- 
fernteste Vorzeit  reichenden  Stammbaum  an  und  erhoben  dabei  die  einzelnen 
Familienglieder,  nicht  nur  solche,  die  einst  wirklich  gelebt,  sondern  auch 
rein  erdichtete,  bis  in  den  Himmel. 

Da  sich  die  der  genealogischen  Nachweisungen  bedürftige  Stiftsmäßig- 
keit bis  zu  einem  gewissen  Grade  mit  der  Hoffähigkeit  und  selbst  mit  der 
Landstandschaft  kombinierte,  so  gewannen  im  ganzen  Deutschen  Reiche 
völlig  kritiklose  Kompilationen  von  der  Geltung  eines  Bürgermeisters  hohes 
Ansehen.  Heute  noch  kann  der  auf  dem  Gebiete  der  Adelsgeschichte  tätige 
Forscher  dazu  verurteilt    sein,  die  künstlich  angelegten  Irrgänge,  mit  denen 


*)  Emilie  Legrand,  Dossier  Rhodocanakis,  Etüde  critique  de  Bibliographie  et 
d'histoire  litteraire,  Paris  1895. 

2)  Kekule  von  Stradonitz,  Ein  „bibliophiler"  Adelsabenteurer  der  Neuzeit, 
Zeitschr.  f.  Bücherfreunde,  12.  Jg.  1908/1909. 

3)  Ü.  d.  außerdeutsche  familiengeschichtl.  Literatur  älterer  Zeit  orientiert  man  sich 
am  raschesten  aus  Wachler,  Gesch. d. histor.  Wftn.,  Göttingen  1812— 1820,  dem  ich  auch 
im  folgenden  teilweise  mich  angeschlossen  habe.  Vgl.  auch  Mayer,  M.,  Versuch 
einer  geschichtl.  Entwickl.  der  Genealogie  HGBAB.  1909. 

*)  Lorenz,  Lehrbuch  der  Genealogie  S.  150. 


Turnierbücher.  13 

ihn  tendenziöse  Skribenten  des  17.  und  18.  Jahrhunderts  beglückt  haben, 
durchwandern  zu  müssen;  und  es  mag  die  Klage  Roths  von  Schreckenstein 
nicht  unbegründet  sein,  daß  viele  Leute  eitle  Sagengeschichte  der  Wahrheit 
vorziehen  und  es  übelnehmen,  wenn  man  sie  darauf  aufmerksam  macht,  daß 
ihre  mit  Vor-  und  Zunamen,  zuweilen  auch  mit  Wappen  ausgerüsteten  Vor- 
fahren, die  in  Werken  der  genannten  Art  dem  12.,  11.,  wohl  gar  dem 
10.  Jahrhundert  zugewiesen  werden,  völlig  aus  der  Luft  gegriffen  sind.1)  Es 
muß  nachdrücklich  betont  werden,  daß  in  allen  auf  genealogische  Buch- 
literatur bezüglichen  Angelegenheiten  der  neuere  und  neueste  Darsteller  fast 
stets  eine  größere  Glaubwürdigkeit  in  Anspruch  nehmen  kann  als  der  alte, 
wenn  man  von  demselben  eine  gewissenhafte  Arbeitsweise  voraussetzen 
darf,  weil  das  heute  zur  Verfügung  stehende  urkundliche  Material  in  genea- 
logischen Dingen  erheblich  größer  ist  als  dasjenige,  welches  selbst  den 
besten  Schriftstellern  älterer  Zeit  vorgelegen  hat. 

Gerade  die  Genealogien  sind  von  jeher  ein  wahrer  Tummelplatz  teils 
sagenhafter,  teils  ganz  bewußt  erfundener  Fälschung  gewesen.  Familien-  und 
Nationaleitelkeit  haben  in  der  Zurückführung  der  Stammbäume  auf  Heroen 
und  Helden  das  Unglaublichste  geleistet.  Der  Wunsch,  lückenlose  Ahnen- 
reihen zu  besitzen,  das  Bestreben  der  Gelehrten,  unbestimmte  Verwandt- 
schaftsbeziehungen sicherzustellen  und  recht  vollständige  genealogische  Linien 
zu  gewinnen,  sind  kaum  minder  verhängnisvoll  geworden.  Als  ein  Beispiel 
großer  Entstellung  der  tatsächlichen  Überlieferung  können  die  fränkischen 
Königslisten  angeführt  werden,  welche  Joh.  Hübner  in  seinen  „Genealogischen 
Tabellen"  (1708,  später  öfter  neu  aufgelegt)  veröffentlicht  hat.  Nicht  selten 
suchte  man  genealogische  Fälschungen  durch  gefälschte  oder  erfundene 
Quellennachweise  zu  unterstützen.  Als  ein  Beispiel  hierfür  diene  das  genea- 
logische Werk  von  Jeröme  Vignier,  La  veritable  origine  des  tres-illustres 
maisons  d'Alsace,  de  Lorraine,  d'Autriche  etc.  1649,  worin  der  Vater  der 
heiligen  Odilia  als  Stammherr  hingestellt  und  zum  Nachweise  angeblich  vom 
Verfasser  entdeckte  Fragmente  einer  Biographie  der  Heiligen  erfunden  sind, 
vgl.  Julien  Havet,  Questions  merovingiennes,  in  Bibliotheque  de  Pecole  des 
chartes  1885,  Bd.  XXXXVI,  261  ff.2) 

Besonders  bedürftig  einer  kritischen  Nachprüfung  sind  die  Angaben  der  Turnierbücher. 
Turnierbücher.3)    Daß  in  diesen  namentlich  in  heraldischer  Beziehung,  wenn 


x)  v.  Wegele,  Geschichte  der  deutschen  Historiographie  1885,  S.  558 ff. 

8)  Bernheim,  Lehrb.  d.  histor.  Methode.   5.  u.  6.  Afl.,  S.  365. 

3)  Hefner-Alteneck,  J.  H.  v.,  Hans  Burgkmaiers  Turnierbuch  (28  kolorierte  T. 
mit  Text).  —  Hans  Burgmair  des  Jüngeren  Turnierbuch  von  1529  mit  erklärendem 
Text,  hrsg.  von  Heinrich  Pallmann,  Leipzig  1911.  —  Freydal,  Des  Kaisers 
Maximilian  I.  Turniere  u.  Mummereien,  hrsg.  v.  Quir  in  von  Leitner.  Wien 
1880—82  (vgl.  MAW  1881  Nr.  3,  S.  10).  —  Clamorinus,  Barthol.,  Thurnierbüchlein, 
darinnen  36  Thurnier  sind  gehalten  worden  u.  sampt  Register  vber  360  Deutsche  vom 
Adel,  wie  sie  in  alten  Thurnieren  vor  700  Jahren  gefunden  werden.  Dresden  1591.  — 
Der  sächsischen  Kurfürsten  Turnierbücher,  hrsg.  v.  Erich  Haenel,  Frankfurt  a.  M. 
1910  (Festschr.  d.  V.  f.  historische  Waffenku.  in  seiner  Hauptvers,  in  Coburg),  vgl. 
auch  Erich  Haenel,   Das  Turnier  am  sächsischen  Hofe  im  16.  Jht.    Vortrag  auf  der 


14 


Turnierbücher. 


die  kritische  Sondierung  das  Echte  vom  Falschen  geschieden  hat,  manch 
interessante  Überlieferung  verborgen  ist,  soll  nicht  geleugnet  werden.  Daß 
aber  die  Literatur  unseres  deutschen  Turnierwesens  noch  manchen  Wunsch 
unerfüllt  läßt,  wird  hauptsächlich  durch  die  dem  einst  hochberühmt  ge- 
wesenen, nun  aber  mit  Fug  und  Recht  verrufenen  Turnierbuche  des  pfälzischen 
Herolds  Georg  Rüxner  beschiedenen  Erfolge  verschuldet.  Durch  dieses 
opulent  ausgestattete  und  sich  schon  hierdurch  empfehlende  Werk  ist  den 
Ritterspielen  und  den  Familien,  die  sie  besucht  haben,  im  Gegensatze  zu 
anderen  Geschlechtern  eine  viel  zu  große  Bedeutung  beigemessen  worden. 
Die  Ritterschaft  nahm  leider  die  der  Eitelkeit  Tür  und  Tor  öffnenden,  dreisten 
Erfindungen  eines  Schwindlers  so  begierig  auf  und  berief  sich  so  selbst- 
gefällig auf  dieselben,  daß  sie  lange  Zeit  als  historische  Wahrheit  galten 
und  der  Verbreitung  richtiger  Ansichten  hemmend  entgegenwirkten.  Was 
Rüxners  Schrift  in  gewissen  Kreisen  besonders  empfahl,  ist  absolut  un- 
stichhaltig: die  Vorstellung  nämlich,  daß  der  kleine  Reichsadel  im  10.  und 
11.  Jahrhundert  mit  Fürsten  und  Herren  auf  der  Stechbahn  und  auch  außer- 
halb derselben  beinahe  wie  mit  seinesgleichen  verkehrt  hätte.  Turniere  hat 
es  bekanntlich  im  10.  und  11.  Jahrhundert  nicht  gegeben.  Erwägen  wir, 
daß  die  Erteilung  des  Druckprivilegiums  (1527)  für  das  Turnierbuch  nur 
wenige  Jahre  nach  dem  1522  von  Franz  v.  Sickingen  zu  Landau  abgehaltenen 
Rittertage  erfolgte,  so  ist  es  gewiß  sehr  begreiflich,  daß  die  politisch  er- 
regten, sich  bis  zum  Untergänge  Wilhelms  v.  Grumbach  mit  großen  Dingen 
tragenden  Reichsritter,  die  es  dem  hohen  Adel  gleichtun  wollten,  sehr  dazu 
geneigt  waren,  alles  zu  glauben,  was  ihrem  Größenwahn  den  Schein  historischer 
Berechtigung  verlieh.  Zwar  wurden  schon  im  16.  Jahrhundert  wohlbegründete 
Bedenken  hinsichtlich  der  Zuverlässigkeit  des  Turnierbuches  mehrfach  aus- 
gesprochen. Aber  diesen  Bedenken  fehlte  die  erforderliche  Verbreitung  haupt- 
sächlich in  jenen  Schichten,  die  sich  hätten  belehren  lassen  sollen,  während 


Hauptvers.  d.  V.  f.  historische  Waffenku.  in  Nürnberg  1906,  Sonntagsbeil.  d.  Dresdner 
Anz.  1906,  31,32,33.  —  Vgl.  auch:  Nachrichten  ü.  d.  Turniere  zu  Würzburg  u.  Bamberg 
in  d.  J.  1479  u.  1486.  Würzburg  1867.  —  Über  Rüxner,  dessen  Turnierbuch;  Sim- 
mern 1527,  1530,  1532 f.  u.  oft  erschien,  vgl.  Roth  v.  Schreckenstein,  Ritterwürde 
u.  Ritterstand,  S.  619;  Wachler,  Gesch.  d.  histor.  Wftn.  I,  304f.  —  Appendix  Joannis 
Hollandi  et  Jacobi  Pütrichii  rythmi  saec.  XV  de  familiis  Bojoariae  quae  ludis 
equestribus  (vulgo  Torneamentis)  interfuerunt  ex  MSS  editi  praemissis  illarum  ex 
iisdem  MSS  scutis  gentilieiis  in:  Raymundi  Duellii,  Excerptorum  General.  Histor., 
Leipzig  1725,  S.  249  ff.  Johann  Hollandt  v.  Eykhenfelden  war  „bayrischer  Ehrenhold 
zu  Zeiten  Herzog  Ludwigs  v.  Bayern,  Grafen  zu  Martani".  —  Bellica  progymnasmata 
duce  Joachimo,  S.  R.  d.  Marchione  Brandenb.,  et  Heinrico  Magnopolitano  duce  No- 
virupini  celebrata  et  a  P.  Vigilantio  latinitati  donata  Frankf.  a.  O.  (Hochtrabende  Be- 
schr.  e.  zu  Neuruppin  v.  obigen  Fürsten  1512  gehaltenen  Turniers.  Mit  Benennung 
aller  Teilnehmer).  —  Turnierbuch  Herzog  Wilhelms  IV.  v.  Bayern  (1510—45)  nach  d. 
Originale  der  Kgl.  Staatsbibl,  hrsg.  v.  Schlichtegroll  u.  Sennefelder,  München 
1817.  —  Turnier  bei  Hochzeit  des  Churprinzen  1722.  Von  solchen  im  Turnierhaus 
zu  München  gehaltenen  Hoffesten,  sog.  Turnieren,  gibt  es  e.  große  Anzahl  von  Sepa- 
ratbroschuren  v.  1717-63.  Vgl.  auch  v.  Gumpenberg,  Die  Gumpenberger  auf 
Turnieren,  1862. 


16.  Jahrhundert.  15 

das  Turnierbuch  von  1530 — 1750  eine  Reihe  von  Auflagen  erlebte  und  zu 
weiterem  Überflusse  durch  eine  Übersetzung  ins  Lateinische  sowie  auch  durch 
gedruckte  und  handschriftliche  Auszüge  fortwährend  im  Kurs  blieb  und 
heute  noch  in  manchen  Werken  gespensterhaft  erscheint,  die  sich  ein  ge- 
lehrtes Ansehen  geben  möchten.  Nur  wenige  Edelleute  der  sogenannten 
guten  alten  Zeit  besaßen  die  erforderlichen  Kenntnisse  und  die  nötige  Un- 
befangenheit, um  das  Turnierbuch  nach  seinem  wahren  Werte,  will  sagen 
Unwerte,  beurteilen  zu  können.  Was  sie  in  Pagenhäusern,  auf  Ritter-  und 
Jesuitenschulen  gelernt  hatten,  diente  gewiß  nicht  zur  Weckung  kritischer 
Bedürfnisse.  Auch  auf  den  Universitäten  herrschte  die  Methode  des  sich 
besonders  im  theologischen  und  juristischen  Gebiete  breitmachenden  Pro- 
babilismus,  bei  dem  es  bekanntlich  mehr  auf  die  Häufung  von  Aussprüchen 
anerkannter  Autoritäten  als  auf  Gründe  ankommt.  Wer  sollte  aber,  wenn 
es  sich  um  das  wie  ein  Palladium  der  Ritterschaft  angestaunte  Turnier- 
wesen handelte,  ein  Autor  probabilis  sein,  wenn  es  der  durch  kaiserliche 
Druckprivilegien  geschirmte  Vater  Rüxner  nicht  war? 

Man  würde  den  genealogischen  Schriftstellern  des  16.  Jahrhunderts  un- 16. jahrhundert- 
recht tun,  wenn  man  sie  alle  für  so  minderwertig  wie  Rüxner  halten  wollte. 
Schon  bei  Franz  Irenicus  aus  Ettlingen  (Exegesis  Germaniae  Hagenau 
1518  fol.)1),  offenbart  sich  eine  richtige  Ansicht  und  Methode  der  genealo- 
gischen Untersuchung  und  eine  angemessene  Benutzung  ihrer  Resultate;  aber 
im  ganzen  ist  doch  die  mühsame,  oft  geräuschvolle,  mit  beträchtlichem  Kosten- 
aufwande  verbundene  Kraftanstrengung  der  damaligen  deutschen  Genealogen 
von  einem  unverhältnismäßig  geringen  Erfolg  begleitet  gewesen.  Kein 
deutsches  Fürstenhaus  kam  dem  österreichischen  in  Begünstigung  und  tätiger 
Unterstützung  der  genealogischen  Studien  gleich;  schon  unter  K.  Friedrich  III. 
fingen  sie  an  zu  gedeihen,  aber  weit  angelegener  läßt  sich  Maximilian  I. 
ihre  Förderung  sein.  Johann  Stabius  (f  1510)  und  Ladislaus  Suntheim 
mußten  Deutschland  und  andere  Teile  Europas  bereisen,  um  für  die  Ge- 
schichte des  Habsburgischen  Geschlechtes  Materialien  und  Urkunden  zu 
sammeln,  wovon  vieles  in  dem  unruhigen  Zeitalter  gegen  das  Ende  des  16. 
und  im  Anfange  des  1 7.  Jahrhunderts  untergegangen,  zerstreut  und  verfälscht 
worden  ist;    Suntheims  Schriften  bleiben   als  Denkmäler  gelehrter  Emsigkeit 


!)  Was  die  Gesch.  des  MA  betrifft,  so  läßt  sich  die  Überlieferung,  der  Mönch 
Alberich  im  13.  Jht.  sei  der  erste  gewesen,  der  e.  Versuch  mit  Qeschlechtsregesten 
machte,  vgl.  Rose,  Artikel  Genealogie,  bei  Ersch  und  Gruber,  Allgem.  Encyklopädie. 
I.  Sektion,  57.  T.  speziell  S.  366,  nicht  aufrecht  erhalten.  Ein  genealogisches  Interesse 
knüpfte  sich  im  MA  zuerst  an  das  eigene  Geschlecht,  weiterhin  an  bedeutende,  außer- 
halb des  Geschlechtes  stehende  Personen.  Der  daraus  entstehenden  genealogischen 
Überlieferung  liegen  zwei  seelische  Anlagen  oder  Grundstimmungen  zugrunde,  die 
idealistische  und  die  naturalistische.  Eine  Hauptart  der  idealistisch  gerichteten  Genea- 
logie findet  sich  in  der  Edda,  eine  solche  der  naturalistisch  bestimmten  bei  Jordanes. 
Vgl.  Alfred  Hönger,  Die  Entwickelung  der  literarischen  Darstellungsform  der  Genea- 
logie bei  den  germanischen  Stämmen  bis  in  die  Karolingerzeit.  Leipziger  Dissertation 
1912  u.  ZPF,  11.  H.  1912. 


Ig  16.  Jahrhundert. 

achtungswert1),  und  die  Aufklärungen,  welche  Cuspinian  unter  Anschluß  an 
Suntheim  über  mehrere  Probleme  des  Mittelalters  verbreitete,  verdienen 
dankbare  Erwähnung;  ohne  vielfache  mühsame  Vorarbeiten  hätte  Hans 
Jakob  Fugger  sein  ungedrucktes  prachtvolles  Werk3)  nicht  zustande  bringen 
können. 

O.  Spalatins  genealogische  Forschungen,  die  er  im  Dienste  und  auf 
Begehren  des  Kurfürsten  Friedrichs  des  Weisen  von  Sachsen  1514  begann 
und  bis  zu  seinem  Tod  mit  Unterbrechungen  fortführte,  sind  noch  sehr 
unreif.  Über  den  Ursprung  der  alten  Landgrafen  von  Thüringen  und  der 
Markgrafen  von  Meißen  verbreitete  er  am  kursächsischen  Hofe  falsche  An- 
sichten, die  als  Haustraditionen  bis  tief  in  das  19.  Jahrhundert  hinein  nicht 
zu  tilgen  waren.  Vorsichtiger  ging  er  beim  Studium  der  adeligen  Geschlechter 
zu  Werke,  wobei  er  Urkunden  zur  Hand  nahm.  Ebenso  ermangelt  des 
Straßburgers  Hieronymus  Gebwiler  Epitome  regii  ac  vetustissimi  ortus 
Caroli  V.  et  Ferdinandi  omniumque  Archiducum  Austriae  et  comitum  Habs- 
burgensium  (Straßburg  1527,  mit  Holzschnitten,  vollständiger  1530,  in  4° 
und  Löwen  1650  in  8°,  ohne  Holzschnitte),  sowie  des  Flamländers  Jacob 
Meyer  Flandricarum  rerum  tomi  X  de  origine  antiquitate  nobilitate  ac 
genealogia  comitum  Flandriae  (Brügge  1531,  in  4°  und  Antwerpen  1531 
in  8°)  der  Sicherheit  und  Glaubwürdigkeit.  Sie  enthalten  alle  noch  Märchen 
und  Legenden  der  Geschlechter.  Unsicherheiten  und  Fabeleien  behielten 
auch  in  Ph.  Melanchthons  Theatrum  genealogicum  (Magdeburg  1598),  in 
den  genealogischen  Versuchen  Kasp.  Peucers  und  Lazius  (Latzens)  Schrift: 
De  aliquot  gentium  migrationibus  (1555  und  Frankfurt  1600)  und  in  Chyträus 
Chronicum  Saxoniae  die  Oberhand.  Der  Pfälzer  Kurfürst  Ludwig  VI.  spielte 
mit  den  Geschlechtsregistern  seiner  Familie  derart,  daß  er  Reime  mit  Prosa 
vermengte.3) 

Erst  Reiner  Reineccius  (Reineck)  aus  Helmstedt  brachte  mehr  wissen- 
schaftliche Methode  in  die  Genealogie,  die  er  in  ihrem  ganzen  Umfange  zu 
bearbeiten  unternahm.  Er  erregte  unter  seinen  Zeitgenossen  Aufsehen  durch 
sein  Syntagma  de  familiis  quae  in  monarchiis  tribus  prioribus  rerum  potitae 
sunt  (Basel  1574— 1580,  4  Bde.)  und  durch  seine  Historia  Julia  seu  syntagma 
heroicum  (Helmstedt  1594—1597,  3  Bde.).  Wie  Reineccius  erwarben  sich 
auch  Hermann  Hammelmann  und  Andreas  Engel  unleugbares  Ver- 
dienst um  die  Geschlechterkunde.  Die  Genealogie  der  bayrischen  Fürsten 
fand  an  Aventin  und  Hund  treffliche  Bearbeiter. 

l)  Bauer,  Josef   Ritter  v.,   Ladislaus   von  Suntheim   u.  d.  Anfänge  genealog. 

uCcg'ol«  erreich|  JAW  NF  14'  60ff-  -  ASYd  Kopriva,  Die  Suntheimer  T. 
ebd  S.  84 ff.  Hier  auch  ü.  d.  Ausg.  dieser  T.  bei  Hieron.  Pez,  Scriptores  rerum 
Austnacarum,  T.  i.  1721. 

*)  Wahrhaftige  Beschreibung  zweier  in  einem  der  alleredelsten  uralten  und  hoch- 
tobhchsten  Geschlechter  der  Christenheit  des  Habsburgischen  und  Österreichischen 
Okt    S   49  f      mit   Wen'gStens   1000°  WaPPen!   s.  v.  Aretin,  Beyträge.     Leipzig  1803, 

8)  Herausgegeben  v.  Fischer  in  derNovissima  scriptorum  ac  monumentorum  rerum 
germanicarum  collectio  zu  Halle  1781.   4<>.    2  Bde. 


17.  Jahrhundert.  17 

Unter  denen,  welche  mehrere  Teile  der  deutschen  Spezialgeschichte  be- 
handelt haben,  ist  seines  seltenen  patriotischen  Fleißes  wegen,  und  weil  er 
anderen  den  Weg  bahnte,  beachtenswert:  Cyriacus  Spangenberg1)  aus 
Nordhausen  (geb.  1528,  gest.  1604);  dieser  war  unermüdet  tätig,  um  sich 
über  einzelne  Gegenden,  Orte  und  Geschlechter  urkundliche  Nachrichten  zu 
verschaffen  und  dieselben  in  Chroniken  zusammenzustellen;  besonders  ließ 
er  sich  die  Aufklärung  der  Genealogie  angelegen  sein.  Sein  Erzählungston 
ist  treuherzig  und  kräftig,  die  Sprache  rein  und  wohlklingend.  Auch  Johann 
Letzner2),  Prediger  zu  Iber  im  Grubenhagischen,  aus  Hardegsen  (geb.  1531, 
gest.  1613),  sah  viele  Handschriften,  Diplome  und  Familienpapiere  ein  und 
klärte  manches  auf.  Beider  Männer  Sammlungen  sind  aber  zu  unkritisch, 
sodaß   man   ihren  Angaben   nicht  ohne  strengste  Nachprüfung  folgen  kann. 

Alles  in  allem  war  noch  immer  im  einzelnen  viel  zu  wenig  vorge-  n. Jahrhundert, 
arbeitet,  um  allgemeine  genealogische  Werke,  wie  solche  von  Hieronymus 
Henninges8)  aus  Lüneburg  (starb  1598)  und  von  dem  Jenaischen  Professor 
Elias  Reusner4)  unternommen  wurden,  gelingen  zu  lassen.  Bei  beiden  ist 
die  Anlage  fehlerhaft  und  die  Ableitung  der  neueren  Familien  voll  willkür- 
licher Voraussetzungen  und  unerweisbarer  Kombinationen;  die  Observanz 
hatte  Behauptungen  geheiligt,  deren  Beibehaltung  alles  Streben  nach  genea- 
logischer Wahrheit  vereiteln  mußte.  In  Reusners  Bahnen  arbeitete  auch 
Andreas  Hiltebrand  (starb  1638)'.  Seine  Tabulae  genealogicae  continentes 
Pomeranorum  ducum  modernorum  progenitores  (Sedini  1618)  besitzen  die 
Königl.  Bibliothek  zu  Berlin  und  die  Königl.  und  Universitätsbibliothek  zu 
Breslau,  das  Stamm-  und  Geburtsregister  der  Könige  von  Schweden  (Stettin 
1632)  die  Universitätsbibliothek  zu  Greifswald.  Sehr  selten  scheinen  seine 
Genealogia  illustrissimorum  Pomeraniae  ducum  (Sedini  1622),  über  die 
Otto  Heinemann  in  den  Monatsblättern,  herausgegeb.  von  der  Gesellschaft 
für  Pommersche  Geschichte  und  Altertumskunde,  1905,  S.  11  Off.,  berichtet, 
und  seine  Genealogia  comitum  ab  Eberstein  (Stettini  1623)  zu  sein.  In 
Deutschland  wurde  die  Genealogie  zuerst  von  Nikolaus  Rittershausen5), 


*)  Leukfeld,  S.  J.  Q.,  Hist.  Spangenbergensis  etc.  Quedlinburg,  1712.  4°.  Adel- 
spiegel.   Schmalkalden  das.  1591. 

2)  Stammb.  der  von  Berlepsch.  Erfurt  1593.  4°.  Plessisches  Stammb.  in  Joach.  Meier 
Origg.  Pless. 

*)  Qenealogicarum  Tabularum  T.  1.  2.  Uelzen  1584 — 1587;  umgearbeitet:  The- 
atrum  genealogicum,  ostentans  omnes  omnium  aetatum  familias  etc.  Magdeburg  1598. 
4  Folianten.  —  Qenealogiae  aliquot  familiarum  nobilium  in  Saxonia  etc.  Uelzen  1587. 
verm.  Hamburg  1590f. 

*)  Genealogicum  Romanum  de  familiis  praecipuis  Regum,  Principum  Caesarum 
Rom.,  Frankfurt  1589  f.  Opus  genealogicum  catholicum  das.  1592  f.  Stemma  Wittichin- 
deum.     Jena  1592.     1597f. 

5)  Genealogiae  imperatorum,  regum,  ducum,  comitum  praecipuorumque  aliorum 
procerum  orbis  christiani.  Altdorf  1653,  Tübingen  1658;  1664;  1674,  1683f.  —  Brevis 
exegesis  hist.  genealogiarum  imp.  etc.  Tübingen  1674 f.  —  XIV.  Tabulae  chronologicae, 
quibus  exhibentur  praecipuae  familiae  hodiernorum  Principum  Imperii.  Tübingen  1661; 
1668;  1670;  1684 f.  —  Imhof,  I.  W.  v.,  ergänzte  u.  erweiterte  diese  Schriften  u.  legte 
sie  bei  seinen  Arbeiten  zugrunde. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie.  I.  2 


lg  17.  Jahrhundert. 

Professor  der  Rechtsgelehrsamkeit  zu  Altorf  (geb.  1597,  gest.  1670),  nach 
den  Regeln  der  historischen  Kritik  wissenschaftlich  bearbeitet  und  von  aben- 
teuerlichen Sagen  und  Grillen  gereinigt;  er  ging  bei  der  Ableitung  der  Ge- 
schlechter vom  15.  christlichen  Jahrhundert  aus  und  ließ  ein  höheres  Alter- 
tum der  Familien  nur  als  seltene  Ausnahme  zu;  sein  Verfahren  ist  vorsichtig 
und  auf  Zeugnisse  gestützt.  Positive  Aufstellungen  für  die  dunkleren  Jahr- 
hunderte lagen  außerhalb  seines  Gesichtskreises. 

Der  ehrwürdige  Theolog  Philipp  Jacob  Spener1)  aus  Rappoltsweiler 
im  Elsaß  (geb.  1635,  gest.  1705)   brachte  wissenschaftliche  Methode  in  die 
von  ihm   aus  historischem   Gesichtspunkte   betrachtete   und   mit   der  Gene- 
alogie  in  engere  Verbindung  gestellte  Heraldik;  seine  Schriften,  besonders 
das  System  der  Heraldik,  haben  durch  Vollständigkeit,  Klarheit  in  der  An- 
ordnung  und    technische    Präzision    Epoche   gemacht    und    genossen    lange 
klassisches  Ansehen.    Spener  gab  dem  heraldischen  Mystizismus  den  Todes- 
stoß, er  erläuterte  die  einzelnen  Teile  des  Wappens  historisch,  indem  er  sie 
selbst  als  geschichtliche  Gebilde  betrachtete.    Die  erste  Frucht  seiner  heral- 
dischen Studien  war  der  Kommentar  zum  sächsischen  Wappen  (1660).    Eine 
vollständige  theoretische  Übersicht  über  die  Wappenwissenschaft  und  Wappen- 
kunst ist  die  Historia  insignium,  deren  pars  specialis  1680,  deren  pars  gene- 
ralis 1690  erschien.    Auch  sein  Theatrum  nobilitatis  Europeae  ist  ein  monu- 
mentales Werk,  das  für  sich  allein  genügen  würde,   den  Verfasser  zum  be- 
rühmten Manne  zu  machen.     Speners  Werke  werden   auch   noch  heute  mit 
Nutzen  zu  Rate  gezogen  und  dürfen  in  keiner  Fachbibliothek  fehlen2). 
i8. Jahrhundert.         Äußerst  unkritisch  und  pflichtgemäßer  Treue  und  Sicherstellung  der  oft 
willkürlich  hingeworfenen  Angaben  ermangelnd  sind  die  bändereichen  Kom- 
pilationen des  Benediktiners  Gabriel  Bucelin3)  zu  Weingarten  (geb.  1599, 
gest.  1681).     Wie  ungereimt  man   noch  zu  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  in 
genealogischen  Dingen  nicht  selten  verfuhr,  beweist  eine  sauber  gearbeitete 
Stammtafel  der  Landgrafen  von  Hessen,  die  deren  Ursprung   bis  auf  Adam 
zurückführt   und   die   angibt,    daß   der   erste   Landgraf    Heinrich    das    Kind, 
welcher   1306  starb,   im   91.  Gliede  von  Adam   abstammt.     Nachdem   dann 
Joh.  Ehrenfr.  Zschackwitz  aus  Kosen  mit  seinem  historisch-genealogischen 
Schauplatze   usw.   (Lemgo   1724,   4)   einen    unglücklichen   Versuch   gemacht 
hatte,  trat   Joh.  Hübner   zu   Hamburg   mit   seinem   Lexicon  genealogicum 

*)  Insignia  serenissimae  familiae  Saxonicae,  1660.—  Historia  insignium  Illustrium 
s.  Operis  Heraldici.  Pars  specialis.  Frankfurt  1680.  Pars  generalis,  das.  1690;  1717. 
—  De  insignibus  familiae  Saxoniae,  das.  1668.  4.  —  Theatrum  nobilitatis  Europeae, 
das.  1668  f.  —  Sylloge  genealogico-historica,  das.  1675.  8.  —  Sanctitas,  Majestas  po- 
tentia  et  Nobilitas,  Frankf.  1680.  -  Illustriores  Halliae  stirpes  tab.  geneal.  compre- 
hensae  das.  1689 f.  -  Henry  Schwieger,  Philipp  Jacob  Speners  Familie.  Ham- 
burg 1911. 

2)  Kekule  von  Stradonitz,  Die  Qrenzboten,  60.  Jg.,  Nr.  13  v.  28.  März  1901, 
wieder  abgedr.  in  seinen  Ausgewählten  Aufsätzen  aus  d.  Gebiete  d.  Staaatsrechts  u. 
der  Genealogie.   I.    1905,  S.  181  ff. 

s)  Zu  seinen  wichtigsten  Schriften  gehört  die  Germania  topo- chrono -stemmato- 
graphica  sacra  et  profana.    3  Teile.    1662-65.    Dazu  ein  Index  JAW  1878. 


18.  Jahrhundert.  19 

portatile  (Hamburg  1729)  und  den  genealogischen  Tabellen  auf,  die  zwar 
allgemein  verbreitet  und  bekannt  wurden,  die  Wissenschaft  aber  an  Gründ- 
lichkeit und  Zuverlässigkeit  der  Forschung  wie  an  Vollständigkeit  des  Stoffes 
um  keinen  Schritt  weiter  brachten  und  außerordentlich  vieles  noch  zu  wün- 
schen übrig  ließen.  Die  Tabellen  erschienen  in  Leipzig  1708 — 1730,  Quer- 
fol.,  4  Bände,  nebst  den  kurzen  Fragen  aus  der  Genealogie,  ebendaselbst 
1719 — 1737,  12°,  4  Bände,  neue  Auflage  beider  Werke  durch  Krebel  eben- 
daselbst 1737—1766. 

Hieran  schließen  sich  Sam.  Lenz's  (aus  Stendal)  historisch-genealo- 
gische Untersuchungen  und  Erläuterungen  dieser  Hübnerschen  Tabellen 
(Köthen  1756,4°)  und  der  Königin  Sophie  von  Dänemark  mit  Fleiß  und 
Zuverlässigkeit  ausgearbeitete  Supplemente  zu  jenen  sechs  Lieferungen 
(Kopenhagen  1822 — 1825,  Querfol.).  Hierzu  kommen  noch  Cp.  Saxii  Ta- 
bulae  genealogicae  (Utrecht  [Leipzig]  1783  fol.),  die  wieder  in  Faseleien 
zurückfielen,  mit  mehr  Verdienst  aber  Gatterers  Stammtafeln  zur  Welt- 
geschichte, wie  auch  zur  europäischen  Staaten-  und  Reichshistorie  (Göttingen 
1790,  gr.4). 

Im  emsigen  und  vorsichtigen  Sammeln  und  historischen  Anordnen  und 
Benutzen  der  Materialien  zur  allgemeinen  neueuropäischen  Geschlechterkunde 
versuchte  sich  Jacob  Wilhelm  von  Imhof1).  Sein  Hauptwerk  beschränkt 
sich  verständigerweise  auf  Deutschland  und  behandelt  mit  Sachkunde  und 
Einsicht  die  Genealogie  der  großen  und  vornehmen  Fürsten  und  Herren  vom 
Kaiser  bis  zu  den  reichsfreien  Grafengeschlechtern;  auch  die  geistlichen 
Fürsten  sind  berücksichtigt.  Die  übrigen  genealogischen  Schriften  Imhofs, 
die  sich  mit  den  Stammbäumen  der  großen  und  kleinen  Geschlechter  in 
England,  Frankreich,  Italien,  Spanien  usw.  beschäftigen,  beruhen  auf  unzu- 
länglichen Hilfsmitteln. 

Von  entschiedenem  Gewinn  war  die  schriftstellerische  Tätigkeit  des  be- 
rühmten Johann  David  Köhler  aus  Colditz.  Auf  eine  dankbare  Nachwelt 
hat  Köhler  um  deswillen  gerechte  Ansprüche,  weil  er  der  erste  war,  der  alle 
wissenschaftlichen  Bedingungen,  unter  welchen  die  historische  Forschung  ge- 
lingen kann,  zum  Gegenstand  des  Unterrichts  erhob,  in  Lehrbüchern  und 
Vorträgen  bearbeitete  und  durch  einzelne  Erörterungen  und  Untersuchungen 
oder  Folgerungen  auf  gelungene  Weise  veranschaulichte.  So  bearbeitete  er 
die  Genealogie  kritisch,  führte  sie  auf  Urkunden  und  authentische  Zeugnisse 


*)  Spicilegium  Rittershusianum.  Tübingen  1683—85.  fol.  —  Notitia  Procerum 
S.  R.  G.Imperii,  das.  1684.  2.  Bd.  8°;  1687,  4°;  1693;  1699f.;  verm.  herausgeg.  v.  I.  D. 
Köhler  1732.  —  Genealogiae  familiarum  Bellomaneriae,  Claromontanae,  de  Galle- 
rande et  Memmiae.  Nürnberg  1688.  —  Histor.  Regum  Pariumque  M.  Brittanniae, 
Nürnberg  1690;  c.  Append,  das.  1691.  —  Genealogiae  XX  illustr.  Italiae  familiarum. 
Amsterdam  1700;  1710f.  —  Hist.  Ital.  est  Hisp.  geneal.  Nürnberg  1701.  —  Genea- 
logiae hist.  caesarearum,  regiarum  et  principalium  familiarum,  quae  in  terris  Europaeis 
post  romanae  extinctionem  monarchiae  hucusque  imperarunt.  Frankfurt  und  Leipzig 
1701.  8.  —  Stemma  regum  Lusit.  Amsterdam  1708  f.  —  Recherches  Hist.  et  geneal.  des 
Grands  d'Espagne.  Amsterdam  1707.  12.  —  Genealogiae  XX.  illustr.  in  Hisp.  famil. 
Leipzig  171 2f.  u.a.m. 

2* 


9Q  18.  Jahrhundert. 

zurück  und  setzte  die  Heraldik  damit  in  angemessene  Verbindung.  Von 
seinen  Werken  seien  genannt:  Der  durchlauchtigsten  Weltgeschichts-,  Ge- 
schlechts- und  Wappen -Kalender  (Nürnberg  1722—55),  Historische  Münz- 
belustigungen usw.  (Nürnberg  1727—65,  22  Teile),  eine  Reihe  von  Disser- 
tationen über  die  Genealogien  römisch-deutscher  Kaiser  (Altdorf  1721—31). 
Er  gab  Weberi  Examen  artis  heraldicae  (Göttingen  1753,  8)  mit  vielen  Ver- 
mehrungen heraus. 

Die  ersten  genealogischen  Veränderungen  verzeichnete  der  rüstige 
Sammler  Michael  Ranft1),  Prediger  zu  Gr.-Stechau  im  Altenburgischen 
(geb.  1700,  gest.  1774),  im  Genealogisch-Historischen  Archivarius,  „welcher 
alles",  wie  es  auf  dem  Titelblatt  heißt,  „was  sich  unter  den  jetzt  lebenden 
in  der  Welt  an  Geburten,  Vermählungen,  Avancements  und  Todes -Fällen 
veränderliches  zuträgt.  Mit  Einrückung  vieler  Lebens-Beschreibungen  sorg- 
fältig anmerket"  (Leipzig  1731 — 38,  8  Bände,  8°;  Geneal.-histor.  Nachr. 
L.  1739  ff.,  126,  8,  und  Neue  Geneal.-histor.  Nachr.,  1752  ff.,  12  Bände,  8°); 
von  anderen  fortgesetzt  bis  1772.  Ein  Generalregister  zu  allen  Bänden  des 
vorgenannten  „Genealogischen  Archivarius"  steht  am  Schluß  des  8.  Bandes. 
Aus  dem  mannigfachen  genealogischen  und  biographischen  Inhalt  dieses 
Werkes  seien  hier  noch  eine  Reihe  von  Listen  hervorgehoben,  die  man  hier 
nicht  sucht:  Band  VI:  „Vollständiges  Verzeichnis  aller  heutigen  Ritter  des 
Heiligen  Geistes,  samt  einigen  neu  ernannten",  „Die  heutigen  Österreichi- 
schen Ritter  des  güldenen  Vließes",  „Verzeichnis  aller  Marschalle  von  Frank- 
reich", „Die  Herren-Meister  des  Johanniter-Ordens  in  der  Marck,  Sachsen, 
in  Wendenland,  samt  denen  unter  den  jetzigen  Herrenmeistern  zu  Sonnen- 
burg geschlagenen  Ordensrittern".  Band  VII:  „Die  jetzigen  Kayserl.  würckl. 
Geheimbden  Räthe  nach  dem  Alphabet";  „Die  jetzigen  Mitglieder  des  neuen 
königlich  dähnischen  Ritter-Ordens  de  la  Fidelite  wie  auch  die  jüngst  er- 
nannten sowohl  als  jüngst  verstorbenen  Stern-Creutz-Ordens-Damen". 

Die  Wappenkunde  fand  zwar  mehrere  Bearbeiter2),  welche  Lehrbücher 
verfaßten  und  sich  zum  Teil  in  unsicheren  Überlieferungen  und  in  dreisten 
Voraussetzungen  und  Vermutungen  gefielen,  aber  an  den  wackeren  Spener 
schlössen  sich  nur  Eucharius  Gottlieb  Rink,  Professor  zu  Altdorf  (gest. 
1745),  und  Joh.  D.  Köhler  in  der  historischen  Behandlung  und  Benutzung 
des  heraldischen  Studiums  an;  der  letztere3)  besorgte  auch  die  erste  größere 
Wappensammlung. 

Gatterer,  Johann  Christoph  (1727—1799),  entrollte  in  seiner  „Ge- 


*)  Mich.  Alb.  Ranft,  Magister  Michael  Ranft,  FB  1910;  drs.,  Geschichte  der 
Familie  Ranft.    Leipzig  1911. 

*)  Am  bekanntesten:  Trier,  J.  W.,  Einl.  z.  Wappenkunst.  Leipzig  1714;  vermehrt 
v.  C.  J.  Feustel,  Leipzig  1744.  8.  —  Schmelzl,  M.,  Einleit.  z.  Wappenlehre.  2.  Afl. 
Jena  1734.  8.  —  Zschackwitz,  J.  E.,  Heraldica.  Leipzig  1735.  8;  voll  unhaltbarer 
Behauptungen. 

8)  Das  große  und  vollständige,  anfangs  Siebmachersche,  dann  Weigelsche 
Wappenbuch  in  17  Teilen,  nebst  einer  Vorrede  J.  D.  Köhlers,  Nürnberg  1734.  Q.-F.; 
Supplemente  1755-56;  neue  Afl.  das.  1776—91.    6  Bd.  u.  8  Spl. 


18.  Jahrhundert.  21 

nealogischen  Geschichte  der  Herren  von  Holzschuher"1),  eines  Nürnberger 
Patriziergeschlechtes,  die  Vergangenheit  einer  bedeutenden  Familie  wohl  zum 
erstenmal  auf  urkundlicher  Grundlage  und  in  erschöpfender  Weise;  er  er- 
örtert dabei  die  Entstehung  des  städtischen  Adels  mit  spezieller  Beziehung 
auf  das  Nürnberger  Patriziat,  allerdings  inbetreff  der  Turnierfähigkeit  des- 
selben in  der  früheren  Zeit  eine  zu  nachsichtige  Kritik  übend.  Besondere 
Verdienste  erwarb  er  sich  um  die  Diplomatik2).  Für  den  Familienforscher 
kommen  namentlich  seine  genealogischen  und  heraldischen  Arbeiten8)  in 
Betracht.  Er  hatte  bereits  1767  eine  Sammlung  von  etwa  18000  Wappen 
zusammengebracht. 

Die  Theorie  Gatterers  wird  durch  eine  unglückliche  Art  von  mathe- 
matischer Betrachtung  wesentlich  beeinträchtigt.  Nach  Gatterer  besteht 
der  Kern  der  Heraldik  in  der  Austüftelung  der  geometrisch-mathematischen 
Grundlagen  der  Heroldsbilder.  Gatterer  selbst  schreibt:  „Die  ganze  Theorie 
der  Wappen  und  insbesondere  des  Wappenschildes  gründet  sich  vermöge 
der  Erfahrung  fürnämlich  auf  die  Veränderungen,  welche  der  Gebrauch  der 
geraden  und  krummen  Linien  verursacht."  Diese  „Theorie"  wird  mit  einer 
Feinheit,  Gründlichkeit  und  mit  einer  Geduld  durchgeführt,  die  einer  für 
solche  Theorie  weit  besser  geeigneten  Sache  würdig  wäre. 

Zu  den  Zeitgenossen  Gatterers  gehörten  Damian  Hachard  von 
Hattstein,  Die  Hoheit  des  teutschen  Reichs-Adels  etc.  Das  ist:  Voll- 
ständige Probe  der  Ahnen  unverfälschter  Adlicher  Familien,  ohne  welche 
keiner  auf  Ertz-,  Dhomb-,  hoher  Orden-  und  Ritter-Stiffter  gelangen  kann  oder 
angenommen  wird.  3  Bände  (Fulda  1729 — 40,  Großfol.),  Johann  Ludwig 
Levin  Gebhardi4)  aus  Braunschweig  (geb.  1699,  gest.  1764),  Professor  in 
Lüneburg,  ein  behutsamer  und  vielbelesener  Forscher,  dem  die  Geschichte 
der  deutschen  Fürstenhäuser  mannigfaltige  Aufklärung  verdankt,  und  sein 
Sohn  Ludwig  Albrecht  Gebhardi  (geb.  1735,  gest.  1802),  welcher  mit 
noch  schärferem  Blicke,  nach  des  Vaters  Grundsätzen,  in  demselben  Fache 
fortarbeitete. 

Die  Braunschweigischen  Annalen  besaßen  mehrere  treffliche  Forscher 
von    anerkannter  wissenschaftlicher,    fruchtbarer   Gründlichkeit.      Christian 


J)  Historia  genealogica  dominorum  Holzschuherorum  etc.  Patriciae  gentis  etc. 
(Nürnberg  1755;  Text  neben  einem  umfassenden  Codex  diplomaticus). 

8)  Wegele,  Franz  X.  v.,  Gesch.  der  deutschen  Historiographie,  1885,  S.  760. 

8)  Handb.  d.  neuesten  Genealogie  u.  Heraldik.  Nürnberg  1759 — 1760.  —  Abriß 
der  Genealogie  1788.  —  Von  d.  Evidenz  d.  Genealogie  (1769)  in  d.  allgemeinen  histor. 
Bibl.,  12,  3 — 17.  Dazu  in  unmittelbarem  Anschluß  ein  Beispiel  (S.  46)  z.  Erläuterung 
Gattererscher  Methode  in  d.  Genealogie.  —  Abriß  der  Heraldik  1773.  —  Praktische 
Heraldik.    Nürnberg  1791. 

*)  Meusel,  Lex.,  Bd.  4,  S.  52.  —  Der  europäischen  Kaiser-  u.  Königl.  Häuser 
historisch-genealog.  Erläuterung  (nach  Gg.  Lohmeier,  Lüneburg  1731,  3  fol.  —  Reges 
Francorum  Merovingici  documentorum  auctoritate  asserti,  das.  1736.  4.  —  Historisch- 
genealogische Abhandlungen,  das.  1747  f.,  4.  Th.  8;  den  3.  u.  4.  hat  sein  S.  heraus- 
gegeben. Dieser  ließ  auch  mit  Benutzung  des  väterlichen  Nachlasses  erscheinen:  Ge- 
nealogische Gesch.  der  erblichen  Reichsstände  in  Deutschland.  Halle  1776—1785, 
3  Bd.,  4. 


22  Über  famil Jengeschichtliche  Literatur.   18.  Jahrhundert. 

Ludwig  Scheidt1)  aus  Waidenburg  im  Hohenlohischen  (geb.  1709,  gest.  1761), 
Bibliothekar  in  Hannover,  begründete  mit  kritisch -gelehrter  Benutzung  der 
Leibnitz-Eccardschen  Vorarbeiten  die  Geschichte  des  uralten  Guelfen- 
Geschlechts  urkundlich  und  legte  in  diesem  Werke  einen  für  das  ganze 
Mittelalter,  besonders  Deutschlands,  reichen  Schatz  tiefer  Forschungen  nieder. 
Mehrere  andere  genealogische  und  staatsrechtlich -historische  Arbeiten  ver- 
folgte er  mit  deutscher  Beharrlichkeit,  umfassender  Belesenheit,  reifem  Scharf- 
blicke und  folgerechter  Prüfung. 

Auf  bayrischem  und  vogtländischem  Gebiete  arbeitete  mit  emsigem 
Fleiße  Joh.  Gottfr.  Biedermann,  dessen  Bücher  zwar  nur  mit  steter  Kritik, 
aber  doch  auch  noch  jetzt  mit  Nutzen  benutzt  werden  können.2) 

In  Kursachsen  gab  seit  1727  der  königlich  polnische  und  kurfürstlich 
sächsische  Akziseinspektor  zu  Kohren,  Valentin  König,  eine  dreibändige 
genealogische  Adelshistorie  heraus  „derer  im  Chursächsischen  und  angrenzen- 
den Ländern  —  zum  Theil  ehemals,  allermeist  aber  noch  jetzt  in  gutem  Flor 
stehenden  adelichen  Geschlechter".  Es  sind  in  diesem  großen  Werke  gegen 
200  Familien  abgehandelt,  also  nur  ein  ziemlich  kleiner  Teil  der  im  Kurfürsten- 
tum und  in  den  Herzogtümern  Sachsen,  sowie  im  Fürstentum  Anhalt,  das  auch 
hineingezogen  ist,  damals  noch  vorhandenen  Adelsgeschlechter.  Die  Un- 
zuverlässigkeit  der  Königschen  Arbeiten,  insbesondere  ihrer  die  ältesten 
Zeiten  behandelnden  Abschnitte,  ist  durch  Vergleichung  mit  urkundlichen 
Daten  leicht  zu  erweisen;  vornehmlich  sind  die  Ahnentafeln,  die  er  in  über- 


*)  Meusel,  Lex.,  Bd.  12,  S.  120 f.  —  Origines  Guelficae,  quibus  potentissimae 
gentis  primordia,  magnitudo  variaque  fortuna  usque  ad  Ottonem  .  .  deducuntur  etc. 
Hannover  1750  flg.,  5  fol.;  den  5.  gab  J.  H.  Jung  1780  heraus.  Später  ist  der  ge- 
waltige, mit  Exkursen  und  Vermutungen  durchflochtene  Apparat  zu  festeren  u.  an- 
schaulicheren Ergebnissen  verarbeitet  worden  in:  Eichhorn,  J.  G.,  Urgesch.  d.  erl. 
Hauses  der  Weifen  etc.  Hannover  1817,  gr.  4.  —  Histor.  u.  diplomat.  Nachricht  v. 
d.  hohen  u.  niederen  Adel  in  Deutschland,  das.  1754;  dazu  Mantissa  documentorum 
etc.    1755.  4. 

*)  Biedermann,  Joh.  Gottfr.,  Genealogie  der  hohen  Grafen-Häuser  im  frän- 
kischen Creyse.  Erlangen  1745;  drs.,  Genealogie  d.  hohen  Fürsten -Häuser  im  frän- 
kischen Creyse.  I.  Tl.  Bayreuth  1746;  drs.,  Geschlechts-Reg.  d.  Reichsfrey  unmittel- 
baren Ritterschaft,  Landes  zu  Franken  Löblichen  Orts  an  d.  Altmühl.  Bayreuth  1748; 
drs.,  Geschlechts-Reg.  d.  Reichsfrey  unmittelbaren  Ritterschaft,  Landes  zu  Franken  Löb- 
lichen Ortes  Braunach.  Bayreuth  1747;  drs.,  Geschlechtsreg.  d.  Reichs-Frey  unmittel- 
baren Ritterschaft,  Landes  zu  Francken  Löblichen  Orts  Gebürg.  Bamberg  1747;  drs., 
Geschlechts-Reg.  d.  Reichs-Frey  unmittelbaren  Ritterschaft,  Landes  zu  Franken  Löblichen 
Ortes  Steigerwald.  Nürnberg  1748;  drs.,  Geschlechtsreg.  d.  Hochadelichen  Patriciats 
zu  Nürnberg.  Bayreuth  1748;  drs.,  Geschlechtsreg.  d.  Reichs-Frey  unmittelbaren  Ritter- 
schaft Landes  zu  Franken  Löblichen  Ortes  Rhön  u.  Werra.  Bayreuth  1749;  drs.,  Ge- 
schlechts-Reg. d.  Reichs-Frey  unmittelbaren  Ritterschaft,  Landes  zu  Franken  Löblichen 
Ortes  Ottenwald.  Culmbach  1751;  drs.,  Geschlechts-Reg.  der  löblichen  Ritterschaft  im 
Vo.gtlande^  Culmbach  1752.  -  Volckamer,  Christof  Friedrich  Wilh.  v.,  Johann 
Cjottfried  Biedermanns  Geschlechts-Reg.  d.  Patriciates  d.  vormaligen  Reichsstadt  Nürn- 
m  ulS  „'  J'J!?4  fortgesetzt-  Nürnberg  1854.  -  (Will,  Georg  Andreas)  Ge- 
schlechts-Reg. d.  Nürnbergischen  adlichen  Familien  der  Herrn  v.  Pruan,  v.  Wölckern  u.  d. 
ausgestorbenen  Herrn  Schiandersbach.  Beytr.  zu  d.  Biedermannschen  Tabellen  des  Hoch- 
adelichen Patriciats  zu  Nürnberg.    Altdorf  1772. 


Ältere  familiengeschichtliche  Literatur  in  Österreich.  23 


aus  großer  Zahl  aufgestellt,  geradezu  als  Produkte  krasser  Unwahrheiten 
und  heilloser  Erdichtungen  konstatiert  worden.  Wir  nehmen,  was  die 
Stemmatographien  anlangt,  wahr,  daß  nicht  etwa  die  Urkunden  der  Archive 
ihm  bei  dem  Entwürfe  seiner  Stammtafeln  gedient  haben,  sondern  bei  einzelnen 
Familien  selbst  befindlich  gewesene  handschriftliche  genealogische  Nach- 
richten und  meistens  Leichenpredigten.  König  beginnt  die  meisten  seiner 
Genealogien  mit  dem  15.  Jahrhundert  und  hat  hierbei  nicht  selten  früher 
gedruckte  Vorgänge  nur  reproduziert;  und  die  hier  und  da  in  völlig  in- 
korrektem Abdrucke  eingestreuten  Urkunden  des  13.  bis  16.  Jahrhunderts 
dürfen  nicht  den  Schein  erwecken,  daß  er  sie  sämtlich  den  Privatarchiven 
selbst  entlehnt  habe;  vielmehr  sind  sie  Publikationen  aus  den  nur  mit 
großer  Vorsicht  zu  benutzenden  handschriftlichen  „Familienchroniken"  und 
aus  den  bei  den  betreffenden  Familien  selbst  entstandenen  schriftlichen 
Aufzeichnungen,  als  deren  Urheber  sich  nicht  selten  ein  Candidatus  ministerii 
oder  Pastor  loci  zu  erkennen  gibt.  Ganz  besonders  sieht  der  nach  archi- 
valischen  Quellen  Arbeitende,  daß  jede  der  Ahnentafeln,  von  denen  Königs 
Werk  strotzt,  zum  größeren  oder  geringeren  Teile  auf  willkürlicher  Erfindung 
und  Erdichtung  beruht.  König  wollte  jedem  der  von  ihm  behandelten  Ge- 
schlechter eine  großartige  Ahnenprobe  zuteil  werden  lassen;  und  wo  für  die 
in  die  letzten  Fächer  der  Ahnentafeln  hineinragende  Generation  die  Quellen 
versiegten,  da  nahm  er  zu  Erfindungen,  um  nicht  zu  sagen  Lügen,  seine 
Zuflucht.1) 

Für  Österreich  sei,  der  Fabeleien  Heinrichs  von  Gundelfingen  (1476),  Ältere  geneaio- 
Schönlebens  D.  Lequile's  und  anderer  zu  geschweigen,  aus  der  älteren  Literatur  ^österreichT 
die  unreife  Leistung  von  Wolfgang  Latz  in  seinen  Commentationum  in 
genealogiam  Austriacam  libri  II  (Basel  1564  Fol.)  genannt.  Bereits  Gerhard 
von  Roo  (Annales  rerum  belli  domique  ab  Austriacis  Habsburgicae  gentis 
principibus  a  Rudolpho  I.  usque  ad  Carolum  V.  gestarum,  Innsbruck  1592) 
verwarf  die  genealogischen  Fabeleien  seiner  Vorgänger.  Ferner  sind  zu  er- 
wähnen Abrah.  Hosmann  in  seiner  Genealogia  Austriaca  (Leipzig  1612,  4), 
Sigm.  v.  Birkens  Ehrenspiegel  des  Erzhauses  Österreich  (Nürnberg  1668  Fol.); 
ferner  des  Pater  Marq.  Herrgott,  seine  Vorgänger  übertreffende  Genealogia 
diplomatica  aug.  gentis  Habspurgica  (Wien  1737,  3  Bde.  Fol.)  mit  Fried. 
Kopp's  Vindiciis  actorum  Mur.  (Münser  1 750,  4),  und  außer  dem  Werke  des 
Fürsten  Lichnowsky  (1836)  noch  Jac.  A.  F.  Hyrtl's  Fürstliche,  gräfliche 
und  freiherrliche  Familien  des  österreichischen  Kaiserstaates  (Wien  1851). 
An  Leupolds  Allgemeines  Adelsarchiv  in  Österreich  (zu  Wien  in  3  Bänden 
1789  erschienen)  schloß  sich  Megerle's  v.  Mühlfeld  Österreichisches  Adels- 
lexikon des  18.  und  19.  Jahrhunderts  (Wien  1822—1824,  2  Bde.).2) 

Die  Öffnung  zahlreicher,  früher  dem  Forscher  unzugänglicher  Archive, 
die   Rankesche   Schule,   sowie   zahlreiche  andere  Gelehrte,   unter   ihnen   vor 

x)  Mülverstedt,  NASQ  26,  48 ff . 

8)  Über  die  weitere  ältere  genealogische  Literatur  in  Deutschland  u.  Osterreich 
unterrichtet  gut  Rose  in  Ersch  u.  Gruber,  Allgem.  Encyklopädie  der  Wissenschaften 
u.  Künste,  1.  Sektion,  57.  Tl.  Leipzig  1853,  Artikel  „Genealogie",  speziell  S.  366  ff. 


24  Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser. 

allem  O.  Lorenz,  die  Herausgabe  der  Monumenta  Germaniae  Historica  und 
vieler  anderer  Werke  brachten  der  Genealogie  mannigfache  Anregungen.1) 

Insbesondere  war  es  Ottokar  Lorenz,  der  in  einer  Reihe  von  Schriften 
die  Genealogie  wieder  zu  Ehren  gebracht  hat.2)  Man  wird  zwar  nicht  ver- 
kennen können,  daß  gegen  manche  von  Lorenz'  Aufstellungen  sich  gewichtige 
Einwendungen  machen  lassen.3)  Aber  soviel  steht  fest:  In  den  Jahren,  seit 
seine  Aschenurne  auf  dem  Jenaer  Friedhofe  steht,  ist  die  Bedeutung  seiner 
vielseitig  anregenden  Arbeit  in  größerem  Umfange  gewürdigt  worden,  als  er 
wohl  selbst  erwartet  hat;  und  die  Forschung  ist  auf  den  von  ihm  an- 
gedeuteten Bahnen  ein  gutes  Stück  fortgeschritten.4) 
Neuere  Arbeiten  Die  neueren  Arbeiten  über  die  deutschen5)  Fürstenhäuser. 
"Herrscher^  Adlersfeld-Ballestrem,Eufemiav.,  Ahnentfln.  z.  Gesch.  europäischer 

häuser.      Dynastien,    Großenhain    1901    (enthält   viele    Druckfehler,   Versehen    u.  Un- 
genauigkeiten,  vgl.  Fr.  Wecken,  HV  1902,  S.  561). 

Behr,    K.  v.,   Genealogie    der    in    Europa    regierenden    Fürstenhäuser. 
Leipzig  1854.    2.  Afl.  1870.     Dazu:  Wappenb.  1871.    Spl.  z.  2.  Afl.  1890. 

Broemmel,   Genealogische  Tabellen   z.  Gesch.  des  MA  bis  z.  J.  1273 


J)  Otto  Forst,  Die  Renaissance  der  Genealogie,  in:  Die  Kultur,  1909. 

2)  Ottokar  Lorenz,  Lehrbuch  der  gesamten  wissenschaftl.  Genealogie.  Stamm- 
baum und  Ahnentafel  in  ihrer  geschichtlichen,  sociologischen  und  naturwissenschaft- 
lichen Bedeutung.  Berlin  1898.  Drs.,  Die  Geschichtswissenschaft  in  Hauptrichtungen 
u.  Aufgaben,  zweiter  Teil:  Leopold  von  Ranke,  Die  Generationenlehre  und  der  Ge- 
schichtsunterricht, Berlin  1891.  Drs.,  Genealogischer  Hand-  und  Schulatlas.  Berlin  1892. 
2.  Afl.  u.  d.  Titel :  Genealogisches  Handb.  der  Europäischen  Staatengeschichte. 
Ebd.  1895.   3.  Afl.  v.  Ernst  Devrient.    1908. 

3)  Vgl.  z.  B.  Wilhelm  Weinberg,  Vererbungsforschung  und  Genealogie.  Eine 
nachträgliche  Kritik  des  Lorenzschen  Lehrbuchs.  ARG  VIII,  1911,  S.  753  ff;  Ht.  in  der 
Wissenschaftl.  Beilage  der  Münchener  Neuesten  Nachrichten  v.  24.  Juli  1908,  Roller  HV 
1910,  S.  378 ff;  Kunz  von  Kauffungen  ASW  1908. 

*)  Heydenreich,  Eduard,  Genealogie  als  Wissenschaft,  Allgemeine  Zeitung, 
München  27.  Juli  1912;  Kekule  von  Stradonitz,  Stephan,  Ziele  U.Aufgaben  der 
wissenschaftl.  Genealogie,  VJH  1900,  H.  1/2,  besondere  Beilage,  wiederabgedruckt  in 
d.  Ausgewählten  Aufsätzen  aus  d.  Gebiet  d.  Staatsrechts  u.  d.  Genealogie  1, 1905,  S.  101  ff.; 
Keutgen,  Frdr.,  D.  Aufgaben  der  Genealogie,  ZKu  VI,  1899. 

6)  Für  Frankreich  sei  erwähnt:  Le  Sage  (Graf  Las  Casas),  Atlas  historique 
genealogique,  chronolog.,  geograph.  Paris  1803,  1804,  1826.  Dieses  Werk  ist  ins 
Deutsche  übersetzt  und  vermehrt  von  A.  v.  Dusch  u.  J.  Ey  sei  ein.  Karlsruhe  1831. 
Vgl.  auch  Koch,  Chr.  G.  de  et  Schoell,  F.,  Tables  genealogiques  des  maisons 
souveraines  de  l'Europe  2  vols.  Straßb.  et  Paris  1780—1815  (deutsch  Berlin  1808).  Hiort- 
Lorenzen,  Livre  d'or  des  souverains.  Paris  1895.  2.  Ausg.  1908  (p.  719—868  mariages 
morganatiques,  enfants  legitimes  et  naturels).  —  Tableaux  genealogiques  de  la  Dynastie 
Capetienne  .  .  par  le  Comte  Jules  Boselli.  Paris,  Klincksieck.  Das  Buch  kann 
denjenigen,  welche  französische  Geschichte  studieren,  bestens  empfohlen  werden,  weil 
es  sie  der  Mühe  überhebt,  in  den  unhandlichen  Folianten  von  Sainte-Marthe,  Anselme, 
Moren  nachzuschlagen.  Außerdem  enthält  es  die  unehelichen  Seitenlinien,  die  in 
den  sonst  vorzüglichen,  jedoch  schon  selten  gewordenen  Tableaux  genealogiques  des 
souverains  de  France  et  de  ses  grands  feudataires  (1863)  von  Garnier  fehlen.  Nur 
die  portugiesische  Linie  ist  nicht  enthalten;  sie  ist  allerdings  für  das  Studium  der 
Geschichte  Frankreichs  ohne  Belang. 


Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser.  25 

mit  sorgfältiger  Angabe  d.  Zeit  u.  d.  Besitzes.    Basel  1846;  drs.,  Fürstenb.  d. 
europäischen  Staaten.    Regensburg  1846. 

Co hn,  L.  A.,  Stammtafeln  z.  Gesch.  der  deutschen  Staaten  u.  der  Nieder- 
lande. Braunschweig  1871  (neue  Bearbeitung  des  Deutschland  betreffenden 
Teils  von  Tr.  G.  Voigtel  unter  dem  Titel:  „Genealogische  Tabellen  zur 
Erläuterung  der  Europäischen  Staatengeschichte".    Halle  1811.    Spl.  1829). 

Crailsheim,  Max  Freiherr  v.,  Unmittelbare  Abstammung  im  Mannes- 
stamm der  Dynastien  von  Baden,  Bayern,  Belgien,  Bulgarien,  Dänemark, 
Griechenland,  Großbritannien,  Hessen,  Hohenzollern,  Norwegen,  Österreich, 
Rußland,  Königreich  Sachsen,  Sachsen-Altenburg,  -Coburg  und  Gotha, 
-Meiningen,  -Weimar  und  Württemberg.  Mit  Wappen  und  Erläuterungen 
dargestellt  und  gezeichnet.    Görlitz,  Verlag  von  C.  A.  Starke  1908. 

Damberger,  J.  F.,  Sechzig  genealogische,  auch  chronologische  u.  sta- 
tistische Tabellen  zu  Fürstentafel  u.  Fürstenb.  d.  europäischen  Staatengesch. 
Regensburg  1831  (jetzt  veraltet). 

Dungern,  Otto  Freiherr  v.,  Thronfolgerecht  u.  Blutsverwandtschaft 
der  deutschen  Kaiser  seit  Karl  dem  Großen,  Papiermühle  S.-A.;  drs.,  Der 
Herrenstand  im  Mittelalter.  1.  Bd.  Papiermühle,  S.-A.,  1908.  Hier  S.  28  ff. 
Verschwägerungen  dynastischer  Familien  in  d.  Zeit  v.  1150 — 1450.  a)  Heute 
regierende  Familien,  b)  Heute  standesherrliche  Familien.  —  S.  57  ff.  Die 
Stellung  der  einzelnen  verschwägerten  Familien  ehemals  unfreien  Standes.  — 
S.  107  ff.  Andere  gleichgestellte  ehemals  dienstmännische  Familien.  Ver- 
schiedene Grade  der  Annäherung  dienstmännischer  Familien  an  den  hohen 
Adel.  —  S.  151  ff.  Übergang  v.  hohen  z.  niederen  Adel.  —  S.  251  ff.  Die 
Neubildung  d.  Herrenstandes  während  d.  staufischen  Periode.  Verwandten 
Inhalts  ist:  Borch,  Frhr.  L.  v.,  Ritter  u.  Dienstmannen  fürstl.  u.  gräfl.  Her- 
kunft.    Lindau  1877,  vgl.  auch  unten  unter:  Genealog.  Tafeln. 

Einen  Beitrag  zu  den  von  Freiherrn  v.  Dungern  in  seinem  Buch  über 
den  Herrenstand  behandelten  Gegenständen  bietet  Kurd  v.  Strantz,  Die 
dynastische  Frage,  DH  1909  Nr.  12. 

Friedrich,  F.  A.  Freiherr  v.,  Die  jetzt  herrschenden  christl.  europ. 
Regenten-Stämme,  Darmstadt  1857. 

He  11  mann,  Die  Heiraten  d.  Karolinger.  Festgabe  f.  v.  Heigel.  München 
1903.    S.  1— 99. 

Hopf,  K.,  Historisch-genealogischer  Atlas.    Bd.  1,  2,  1 — 4.    Gotha  1858. 

Lorenz,  O.,  s.  o.  Seite  24. 

Oertel,  Fr.  Max,  Genealog.  Tafeln  z.  Staatengesch.  des  19.  Jht.  2.  Afl. 
1857.  3.  Afl.  m.  genealog.  Einl.  v.  Fr.  Th.  Richter.  Leipzig  1877. 

Kekule  von  Stradonitz,  Stephan,  Ahnentafel-Atlas.  Ahnent.  d.  Re- 
genten Europas  u.  ihrer  Gemahlinnen.  Berlin  1898 — 1904  (grundlegendes 
Hauptwerk). 

Richter,  F.,  Geschlechtstafeln  z.  Erläuterung  der  allgemeinen  Gesch. 
Leipzig  1853— 56.1) 


*)  Scheftlein,  H.,  Genealogischer  Schulatlas  1899.  —  Hölscher,  F.,  Genealogi- 
sche Tafeln  f.  d.  Geschichtsunterricht.    Leipzig  1894. 


25  Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser. 

Herb.  Koch,  Regententafeln.     Halle  a.  S.  1910. 

Schenk  zu  Schweinsberg,  G.Freiherr,  Genealog.  Studien  z.  Reichs- 
Gesch.,  Arch.  f.  hessische  Gesch.  N.  F.  3,  separat,  Darmstadt  1905. 

Hiort-Lorenzen,  Hans  Rudolf,  1.  Genealogie  des  maisons  princieres 
regnantes  dans  l'Europe  depuis  le  congres  de  Vienne  en  1815.  Leipzig, 
Alb.  Fritsch,  1871.  2.  Annuaire  genealogique  des  maisons  souveraines  en 
Europe  depuis  le  commencement  du  XIX.  siede  I — V.    Kopenhagen  1882 — 86. 

Max  Kemmerich,  D.  Lebensdauer  u.  d.  Todesursachen  innerhalb  d. 
deutschen  Kaiser-  und  Königsfamilien.  Erweiterter  Sonderdruck  aus  Alfred 
v.  Lindheim,  „Saluti  senectutis".  Leipzig  u.  Wien  1909,  vgl.  dazu 
B.  Schmeidler,  HVJ  1910,  S.  133 ff. 

Berner,  F.,  Die  Abstammung  u.  älteste  Genealogie  d.  Hohenzollern,  FBK  6. 

Bertouch,  Ernst  v.,  Ahnent.  Ihrer  Maj.  Auguste  Viktoria,  Kaiserin  u. 
Königin  d.  Deutschen  Reiches  u.  v.  Preußen.  Mit  historisch-genealog.  Er- 
läuterungen. Wiesbaden,  Verlag  von  Bechthold  &  Co. 

Dungern,  Otto  Freiherr  v.,  Ahnen  deutscher  Fürsten,  I.  Haus 
Zollern,  Ahnen  d.  Deutschen  Kaiser,  Könige  u.  Herzoge  v.  Preußen,  Kur- 
fürsten v.  Brandenburg  aus  d.  Hause  Zollern  u.  ihre  Gemahlinnen.  Papier- 
mühle S.A.  1906.1) 

Ahnentafel  Kaiser  Wilhelms  IL,  Extrabeil,  des  Jg.  16,  H.  2  der  Zeitschr. 
„Vom  Fels  zum  Meer".2) 

Grossmann,  J.,  Berner,  E.,  Schuster,  G.,  Ziegeler,  K.  Th.,  Genea- 
logie d.  Gesamthauses  Hohenzollern.     Berlin  1905. 

Kekule  von  Stradonitz,  Stephan,  Die  Ebenbürtigkeit  d.  preußischen 
Königshauses,  Grenzboten,  59.  Jg.  Nr.  6  v.  8.  Febr.  1900;  abgedruckt  in  des- 
selben Ausgew.  Aufs,  aus  d.  Gebiete  d.  Staatsrechts  u.  d.  Genealogie,  I,  1905, 
33 ff.  —  Die  Ebenbürtigkeit  der  Kaiserin,  Die  Zukunft,  8.  Jg.,  Nr.  50  v. 
15.  Sept.  1900,  abgedruckt  in  dess.  Ausgew.  Aufs,  aus  d.  G.  d.  Staatsrechts  u. 
Geneal.  I,  1905,  43 ff.  —  Die  Abstammung  d.  Kaisers  v.  Admiral  Coligny, 
Berliner  Tagebl.,  Nr.  528  v.  17.  Okt.  1902,  abgedruckt  in  dess.  Ausgew.  Aufs, 
aus  d.  G.  d.  Staatsrechts  u.  d.  Geneal.  I,  1905,  137ff.  —  Kaiser  Wilhelms  Ab- 
stammung v.  Cid,  Berl.  Tagebl.  Nr.  616  v.  31.  Dez.  1903,  abgedruckt  in  dess. 
Ausgew.  Aufs,  aus  d.  Geb.  d.  Staatsr.  u.  d.  Geneal.  I,  1905,  149 ff.  —  Die  Ahnen 
des  Prinzen  Georg  v.  Preußen,  Jahrbücher  d.  Königl.  Ak.  gemeinnütziger  Wftn. 


!)  Dungerns  Werk  ist  e.  Slg.  v.  Ahnentafeln  aller  Kurfürsten,  Herzöge,  Könige  u. 
Kaiser  aus  d.  Hause  Hohenzollern  u.  ihrer  Gemahlinnen  u.  zw.  zu  je  32  Ahnen.  Das 
ganze  ist  mit  größter  Genauigkeit  unter  sorgfältiger  Benutzung  aller  Sonderliteratur  u. 
unter  Anwendung  peinlichster  Kritik  zusammengestellt  u.  infolgedessen  ein  erfreuliches 
Zeichen  des  hohen  Standes  der  genealog.  Forschung  in  Deutschland  im  letzten  Jahr- 
zehnt.    DH  1912,  S.  165. 

2)  Streng  genommen  nur  d.  Ahnentafel  zu  128  Ahnen.  DH  1912.  S.  165.  Über  die 
Autorschaft  vgl.  J.  O.  Hager  ebd.  S.  203.  Den  ersten  Versuch,  e.  weit  hinaufgehende 
Ahnentafel  des  brandenburgisch-preußischen  Königshauses  aufzustellen,  machte  e.  Un- 
genannter mit  seinen  „Tables  genealogiques  des  1024  quartiers  de  Leurs  Altesses  Royales 
es  Pnnces  de  Prusse,  petits-fils  du  Roi  Frederic  Guillaume  II".  Berlin  1796  (eigent- 
lich nur  e.  „Ahnentafel  zu  256  Ahnen"). 


Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser.  27 

zu  Erfurt,  N.  F.  H.  XXIX,  Erfurt  1903,  abgedruckt  in  dess.  Ausgew.  Aufs,  aus 
"d.  Geb.  d.  Staatsr.  u.  d.  Genealogie,  II,  1907,  S.  153  ff. 

Kekule  von  Stradonitz,  Ahnentafeln  zu  32  Ahnen  d.  Königs  Friedrich  I. 
in  Preußen  u.  seiner  drei  Gemahlinnen.  DH  1901,  S.  2.  Drs.,  Ü.  diejenigen 
Ahnen,  welche  d.  Kronprinz  Wilhelm  d.  Deutschen  Reiches  u.  v.  Preußen  mit 
seiner  hohen  Braut,  d.  Herzogin  Cecilie  v.  Mecklenburg,  gemeinsam  hat. 
DH  1904,  S.  174.  Drs.,  Bedeutende  Ahnfrauen  Friedrichs  d.  Gr.  DH  42,  S.  27. 
Drs.,  Hohenzollern  als  Ritter  des  Ordens  v.  Goldnen  Vlies  in  alter  Zeit. 
HZJ  1907. 

Maercker,  Die  Stammütter  der  deutschen  Herrschergeschlechter  vom 
Blute  der  Hohenzollern.    Berlin  1856. 

Maltzahn,  Axel  Albrecht  Freiherr  v.,  Die  4096  Ahnen  Sr.  Maj.  des 
deutschen  Kaisers,  Königs  v.  Preußen  Wilhelm  II.  Berlin  191 1.1) 

W.  C.  v.  Arnswaldt,  Von  den  Ahnen  des  Kaisers,  Leipziger  Neueste 
Nachrichten,  24.  Aug.  1912,  Feuilleton. 

Riedel,  Die  Ahnherren  d.  Preußischen  Königshauses,  Berlin  1854 
(Stzungsber.  der  Ak.  der  Wissenschaften). 

Rottenhoff,  A.  v.,  Stammfolge  d.  glorreichen  Hohenzollernschen  Hauses 
v.  Friedrich  I.,  Markgraf  zu  Brandenburg,  bis  auf  d.  heut.  Tag.  3.  Afl. 
Berlin  1839. 

Schuster,  Georg,  Stammtfl.  d.  Kurfürsten  v.  Brandenburg,  d.  Markgrafen 
v.  Ansbach  u.  Bayreuth  u.  d.  Herzöge  in  Preußen,  HZJ  5.  —  Konsanguinitätstfl. 
d.  Häuser  Hohenzollern  u.  Mecklenburg,  HZJ  8.  —  D.  Urstamm  Zollern  u.  d. 
Burggrafen  v.  Nürnberg-Zollern,  ebd.  —  Konsanguinitätstfl.  der  Häuser  Hohen- 
zollern u.  Braunschweig,  HZJ  9.  —  Konsanguinitätstfl.  d.  Häuser  Hohenzollern 
u.  Schleswig-Holstein,  HZJ  10.  —  Die  Verwandtschaft  d.  Häuser  Hohenzollern 
u.  Wettin,  hierzu  3  Konsang.-Tafeln,  HZJ  1907.  —  Drs.,  Verwandtschaft  d. 
Häuser  Hohenzollern  u.  Hessen,  HZJ  1909.  —  D.  Verwandtschaft  d.  Häuser 
Hohenzollern  u.  Askanien,  HZJ  15,  245—286. 

Schwartz,  E.,  Stamm-Tafel  des  preußischen  Königshauses.  Breslau  1898. 

Ütterodt  zu  Scharffenberg,  Vom  Hohenstaufen  zum  Hohenzollern,  deutsche 
Kaiserstammtfl.  v.  Kaiser  Friedrich  Barbarossa  bis  auf  S.  M.  Kaiser  Wilhelm  II.  41  Bl. 
heraldische  Tafeln  mit  begleitendem  genealogischen  Texte.  Dresden,  v.  Qrumbkow,  1888. 

Nordenskjöld,  O.  v.,  Genealogie  d.  deutschen  Kaiserpaares  Wilhelm  I.  u.  Augusta, 
zurückgeführt  auf  d.  Kaiser  Sigismund.    Hrsg.  v.  Wiese.    Berlin  1871. 

Stillfried,  R.Graf,  Stammtfl.  d. Gesamthauses  Hohenzollern.  Berlin  18691 

Vgl.  Schmid,  L.,  Der  Urstamm  der  Hohenzollern  u.  seine  Verzweigungen. 
Tübingen  1884.  —  Drs.,  Die  Könige  von  Preußen  sind  Hohenzollern,  nicht  Aben- 
berger. Berl.  1892  (richtet  sich  gegen  Ch.  Meyer,  Die  Herkunft  d.  Burggrafen 
v.  Nürnberg,  der  Ahnherren  d.  Deutschen  Kaiserhauses.  Ansb.  1889).  —  Märcker, 
Albrecht  d.  Schöne.  Mit  Stammbaum  u.  Biographie.  Dazu  Anhang:  Genealogische  Über- 
sicht derOranien-Stuart-Welfisch-Hohenzollerischen  Alliancen.  Berlin  1858.  —  Schmid,  L., 


*)  Dieses  mangelhafte  Werk  reicht  lediglich  bis  zur  Reihe  der  „128  Ahnen",  die 
Bezeichnung  „4096  Ahnen"  ist  irreführend.  „Vom  hohen  Stand  der  genealog.  Wissen- 
schaft, namentlich  in  Deutschland,  erhält  man  durch  Maltzahns  Werk  bedauerlicher- 
weise ein  ganz  falsches  Bild."  „Die  Anerkennung  der  Fachgenossen  muß  ihm  versagt 
bleiben."    DH  1912,  166.    Vgl.  auch  die  vernichtende  Kritik  von  D  in  MAW  1912. 


28  Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser. 

D.  Stammutter  d.  deutschen  Herrscher-Geschlechter  v.  Geblüt  d.  Hohenzollern.  Berlin 
1856.  —  Borges,  O.,  D.Ursprung  d.  Hohenzollerngeschlechts.  Leipzig  1911.  —  Die 
älteste  Gesch.  d.  erlauchten  Gesamthaus  d.  Königl.  u.  Fürstl.  Hohenzollern.  3  TL    Tüb. 

1834 — SS. 

Soltau,  W.,    Ist   unser    Kaiserhaus   aus  Zollernstamm    entsprungen?     ZOR  XLV 

=  N.  F.  VI. 

Reiner,  J.,  Genealogie  d.  hochfürstl.  Hauses  Hohenzollern.  Stuttgart  1893.  — Der 
oberrheinische  Adel  unter  d.  Ahnen  d.  Kaisers.  HGBAB  1908,  Nr.  9.  —  Scheuff  ler,  Aus 
d.  Ahnentafel  Wilhelms  II.,  Jubiläumsschrift  des  Ver.  Roland,  1912. 

Zingeler,  Th.,  Carl  Anton  v.  Hohenzollern  u.  d.  Beziehungen  d.  Fürstl.  Hauses 
Hohenzollern  zu  d.  Hause  Zähringen-Baden.    Sigmaringen  1884. 

Haeutle,  Genealogie  des  erlauchten  Hauses  Witteisbach,  München  1870.1) 

Leidinger,  Georg,  Chronik  u.  Stamm  d.  Pfalzgrafen  bei  Rhein  u.  Herzöge 
in  Bayern  1501.  Straßburg,  J.  H.  Ed.  Heitz  (Heitz  &  Mündel)  1902.2)  Vgl. 
auch  Ar  et  in,  CM.  Freiherr  v.,  Altertümer  u.  Kunst-Denkm.  d.  bayerischen 
Herrscherhauses.    München  1853 ff. 

Hofmeister,  E.,  Das  Haus  Wettin  von  seinem  Ursprung  bis  zur 
neuesten  Zeit  in  allen  seinen  Haupt-  und  Nebenlinien.    Leipzig  1889. 

Posse,  O.,  Die  Wettiner.    Leipzig  1897. 

Witzleben,  M.  E.  J.  v.,  Stamm-Baum  des  erlauchten  Hauses  Wettin.  Meißen  1855. 

Weiland,  L.,  Handschriftliches  zur  Genealogie  der  Wettiner,  NASG  8. 

Lippert,  W.,  Zur  Genealogie  d.  Wettiner  im  15.  Jahrh.,  NASG  15,  317 — 321. 

Ermisch,  H.,  Noch  einige  Berichtigungen  z.  Stammbaum  d.  Hauses  Wettin, 
ebd.  Seite  322. 

von  Stieglitz,  Über  den  ältesten  Ursprung  des  durchlauchtigsten  Hauses  zu 
Sachsen,  Mitteilungen  d.  Kgl.  Sachs.  Altertumsvereins  IV,  28 — 85. 

Burkhardt,  C.  A.  H.,  Stammtafeln  der  Ernestinischen  Linien  des  Hauses 
Sachsen -Weimar  1885. 

Devrient,  Ernst,  Die  älteren  Ernestiner.  Eine  genealogische  Charakte- 
ristik.    VJH  25,  1.     Vgl.  dazu  meine  Besprechung,  NASG  18. 

Velden,  A.  v.  d.,  Die  sechzehn  Ahnen  der  Durchl.  Braut  Sr.  K.  H.  d. 
Großh.  v.  Sachsen -W.-E.,  Ihrer  Hoheit  der  Prinzessin  Karola  Feodora  v. 
Sachsen-Meiningen.     DH  1909. 

Kekule  von  Stradonitz,  Stephan,  Die  Thronfolge  in  Sachsen-Coburg 


l)  Vgl.  über  dieses  Werk  JAW  1871,  S.  11.  —  Vgl.  Böhmer,  Wittelsbachsche 
Regesten  bis  1340  (Stuttgart  1854).  —  Wittmann,  Monumenta  Wittelsbacensia  (Ur- 
kundenb.,  München  1857—61,  2  Teile).  —  Denkm.  u.  Erinnerungen  d.  Hauses  Wirtels- 
bach  im  bayerischen  Nationalmuseum  (=  Kataloge  des  bayerischen  Nationalmus.,  XI. 
Bd.  Wittelsbacensia,  mit  42  Tfln.  u.  79  Textabb.).   München  1909. 

»)  Das  von  den  Münchener  Jesuiten  zu  Ehren  d.  Kurf.  Maximilian  II.  Emanuel  ge- 
schriebene u.  ebd.  1680  herausg.  „Theatrum  Virtutis  et  Glorie  Boicae"  ist  mit  61  Bild- 
nissen bayerischer  Herrscher  ausgestattet;  die  Stammreihe  wird  v.  Herzog  Theodor 
abgeleitet.  —  Gottfr.  Fcrd.  Buckisch  schrieb  Historia  genealogica  Palatino  -  Neo- 
burgica-Bavanca,  welche  zu  Glatz  1687  in  deutscher  Sprache  erschien;  hier  wird  der 
Ursprung  d.  Hauses  Scheyern-Wittelsbach  von  Karl  d.  Großen  abgeleitet  der  erste  Tl. 
behandelt  d.  bayerischen  Fürsten,  d.  zweite  d.  Pfalzgrafen  bei  Rhein.  Von  letzteren 
handelt  ferner  „Linea  Electoralis  Palatina  Simmerensis  extineta.  Schaffhausen  1693,  be- 
arbeitet v.  Karl  Ludw.  Nik.  Reiger.  In  d.  Buche  Formula  Successionis  Domus  Pala- 
t.nae  (Jena  1726)  des  Burkhard  Gotthelf  Struve  sind  d.  Kurlinie  u.  d.  Linien  zu  Sim- 
mern-veldenz  u.  Zweibrücken  behandelt. 


Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser.  29 

und  -Gotha.    Die  Grenzboten,  58.  Jahrg.,  Nr.  40  vom  5.  Okt.  1899,  abgedruckt 
in  dess.  Ausgew.  Aufsätzen  a.  d.  Gebiet  d.  Staatsrechtes  u.  d.  Genealogie.  I,  4  ff. 

Pick,  B.,  Stammbaum  der  älteren  Ernestiner  in  Münzen  und  Medaillen  (mit  einer 
Tafel).  Heimatblätter.  Aus  dem  coburg-gothaischen  Lande.  Hrsg.  v.  R.  Ehwald, 
H.  4.    Gotha  1906.*) 

Apfelstedt,  F.,  D.  Haus  Kevernburg-Schwarzburg  v.  dessen  Ursprünge 
bis  auf  unsere  Zeit.  Dargestellt  in  d.  Stammtfl.  der  Haupt-  u.  Nebenlinien 
u.  mit  biograph.  Notizen  über  d.  wichtigsten  Glieder  derselben.  Sonders- 
hausen 1890. 

Erichsen,J.,  Die  Anfänge  d.  Hauses  Schwarzburg.  Sondershausen  1909. 
Vgl.  Devrient,  HV  1913,  S.  131  f. 

Hellbach,  Joh.  Christian,  Grundriß  der  zuverlässigeren  Genealogie  des 
Fürstl.  Hauses  Schwarzburg.     Rudolstadt  1820. 

König,  Hnr.  Oskar,  Genealogie  des  hochfürstl.  Hauses  Schwarzburg. 
Rudolstadt  1865. 

Vater,  Oskar,  Das  Haus  Schwarzburg.     Rudolstadt  1894. 

Werneburg,  A.,  Beitr.  z.  Genealogie  u.  Gesch.  d.  fürstlich.  Hauses 
Schwarzburg.  Nebst  e.  Anhange:  Ü.  d.  Kevernburg-Schwarzburgische  Wappen. 
Erfurt  1877.2) 

Werneburg,  A.,  Beitr.  z.  Genealogie  d.  Grafen  v.  Henneberg  bis  z.  Aus- 
gang d.  13.  Jht.     ZTG  9  Nf.  1. 

Rein,  W.,  Berichtigte  Stammtfl.  d.  Grafen  v.  Weimar-Orlamünde.  Mit 
historischen,  genealogischen,  monumentalen  u.  heraldischen  Zusätzen,  ZTG  6. 

Haeutle,  Christian,  Landgraf  Hermann  I.  v.  Thüringen  u.  seine  Fa- 
milie, ZTG  5. 

Die  mar,  H.,  Stammreihe  d.  thüring.  Landgrafenhauses  u.  d.  hessischen 
Landgrafenhauses  bis  auf  Philipp  d.  Großmütigen,  JHG  NF  27. 

Knetsch,  Carl,  Beiträge  z.  Genealogie  d.  hess.  Fürstenhauses  bis  auf 
Philipp  d.  Großmütigen,  JHG  NF  30. 


!)  Gottfr.  Siegfr.  Megan  der  gab  zu  Altenburg  1655  das  „Geschlechtsregister 
Christians  II.  Hertzogs  zu  Sachsen  in  68  Tabellen"  heraus.  Das  Wittenberg  1672  er- 
schienene Buch  „Witekindus  Magnus  publicae  luci  expositus"  des  Konrad  Samuel 
Schurzfleisch  enthält  e.  Stammtafel  der  Nachkommen  Wittekinds.  Kleine  genealog. 
Tabellen  v.  Hause  Sachsen  finden  sich  in  Joh.  Geo.Wilcken's  „Der  Sächsische  Nepos" 
(Leipzig  1682).  „Des  Chur-  und  Fürstlichen  Hauses  Sachsen  Stammbaum"  von  Israel 
Claude n  enthält  keine  Tabellen,  sondern  nur  e.  Verz.  d.  Namen,  Geburts-,  Vermäh- 
lungs-  u.  Sterbetage  d.  Herzöge  u.  Kurfürsten.  Mit  Verwertung  selbstgesammelter  Q. 
schrieb  Andreas  Reyher  seine  Monumenta  Landgraviorum  Thuringiae  et  Marchionum 
Misniae  Historico  -  Genealogica  descriptione  illustrata  (Kiel  1692).  Den  Inhalt  d. 
selten  gewordenen  Buches  hat  Mencke  in  seine  Scriptores  rerum  Saxonicarum  II 807 ff. 
aufgenommen.  E.  Reihe  v.  Fehlern  sächs.  Genealogen  verbesserte  Georg  Paul  Hönn, 
„Chur-  u.  d.  Fürstl.  Hauses  Sachsen  Wappens-  u.  Geschlechts-Untersuchung"  (Leipzig 
1708).  Das  bedeutendste  Werk  ü.  sächs.  Genealogie  aus  jener  Zeit  ist  Joh.  Geo. 
von  Eckard,  Historia  Genealogica  Principum  Saxoniae  superioris  (Leipzig  1722). 

2)  Von  älteren  Werken  ist  noch  immer  wegen  d.  zahlreichen  Abdrücke  v.  Ur- 
kunden gut  zu  gebrauchen:  Heydenreich,  Lebrecht  Wilh.  Hnr.,  Historia  des  ehe- 
mals gräflichen  nunmehr  Fürstlichen  Hauses  Schwartzburg.    Erfurt  1743. 


30 


Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser. 


Giefel,  J.,  Schön,  Th.,  und  Kolb,  H.,  Stammbaum  des  württem- 
bergischen Fürstenhauses.     Nebst  Textheft.     Stuttgart  1895. 

Gaisberg-Schöckingen,  Friedrich  Freiherr  von,  Das  Königshaus 
u.  d.  Adel  v.  Württemberg,  unter  Mitwirkung  v.  Theodor  Schön  u.  G.  A. 
Cloß,  seit  1909.  Vgl.  auch  Spittler,  Z.  Gesch.  d.  Mißheiraten  im  würt- 
tembergischen Fürstenhause  1837.1) 

Bertouch,  E.  v.,  D.  badische  Fürstengeschi.  d.  Zähringer.     Wiesbaden 

1885. 

Seh  all  er,  Das  fürstl.  Haus  Zähringen-Baden.     Stammtafeln.    Karlsruhe 

1906. 

Chrismar,  E.  v.,  Genealogie  d.  Gesamthauses  Baden  v.  16.  Jht.  bis 
heute.     Gotha  1892. 

Heyck,  Ed.,  Geschichte  der  Herzöge  von  Zähringen.   1891. 

Gisi,  W.,  D.  Ursprung  d.  Häuser  Zähringen  u.  Habsburg,  'ASGA. 
V.  Bd.,  Jg.  1886—89,  Bern,  S.  265. 

Leichtlen,  E.  J.,  Die  Zähringer.     Freiburg  1831. 

Krüger,  Zur  Herkunft  der  Zähringer,  ZOR  NF  6,  7. 

Roller,  O.  K.,  Ahnentafeln  der  letzten  regierenden  Markgrafen  von 
Baden-Baden  und  Baden-Durlach.     Heidelberg  1902. 

Vgl.  Dungern,  Otto  Frhr.  v.,  DH  1908,  141  ff.  —  Roller,  O.  K.,  DH  39,  60, 
DH  1908,  Nr.  3,  u.  Witte  im  Register  zu  Festers  Regesten  der  Markgrafen  v.  Baden 
u.  Hochberg  (Innsbruck  1892  ff.). 

Hoffmeister,  J.,  Histor.-genealog.  Handbuch  über  alle  Linien  d.  hes- 
sischen Regentenhauses.    1861,  3.  Aufl.    1874.2) 

Knetsch,  Beitr.  z.  Genealogie  d.  hessischen  Fürstenhauses.  1907.  — 
Drs.,  Wilde  Triebe  am  Stammbaum  d.  hessischen  Landgrafen.  Hessenland, 
25.  Jhrg.,  1911.   1912. 

Schenk  zu  Schweinsberg,  Gustav  Frhr.,  Angebliche  Seitenzweige 
d.  Hauses  Brabant  in  d.  Niederlanden.     DH  1909.3) 


x)  Württembergische  Stamm-  u.  Namensquelle.  Stuttgart  1675.  Von  Joh.  Georg 
Waltz.  —  Anonym  erschien  Kurtze  Historische  Ephemerides  des  Hochfürstl.  Hauses 
Würtemberg.  Ulm  1706.  —  Pregitzer,  U.,  Wirttembergischer  Cedern-Baum  oder 
vollständige  Genealogie  des  Hauses  Wirttemberg.  Stuttgart  1734.  —  Esbach,  Fr.  L, 
Das  herzogl.  Haus  Württemberg  zu  Carlsruhe  u.  Schlesien.    Stuttgart,  W.  Kohlhammer. 

8i  Die  Landgrafen  von  Hessen  haben  in  Maximilian  Precellus  „Grünende  Cedern" 
oder  Landgraf  Karls  zu  Hessen  und  der  Landgräfin  Maria  Anna  geb.  Herzogin  von 
Curland  Herstammung  u.  Verwandtschaft  mit  allen  hohen  Häusern  in  Europa  (Mar- 
burg 1684)  und  in  Joh.  Just  Winckelmann,  „Hessen  und  Herßfeld"  (Bremen  1697), 
ihre  Genealogen.  In  dem  zuletzt  genannten  Buche  findet  man  noch  fünf  weitere  Ta- 
bellen der  Grafen  von  Cazenelnbogen,  Ohstein,  Münzenberg,  Ziegenheim  und  Schoen- 
burg.  —  Herget,  Das  landgräfliche  Haus  Hessen-Homburg,  1903. 

»)  Diese  Abhandlung  kommt  zu  d.  Ergebnis:  „Weder  die  Grafen  v.  Looz,  noch 
die  familien  v.  Corswarem  und  de  Block  gehen  die  Genealogie  des  Hauses  Brabant, 
dessen  Mannesstamm  im  hessischen  Fürstenhause  blüht,  etwas  an."  Vgl.  auch  Prince 
p  •  Uiadi  de  J?lock'  Armorial  des  Princes  du  sang  roval  de  Hainaut  et  de  Brabant. 
Fnr  io  "I r  C"He£el'  Die  Grafen  von  Rieneck  und  Looz  als  Burggrafen  von  Mainz, 
T  vanderkindere  in:  La  Formation  territoriale  des  prineipautes  Beiges 
au  moyen  age,  tome  II,  Bruxelles  1902. 


Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser.  31 

von  Bippen,  Genealogie  der  älteren  Grafen  von  Oldenburg,  BJ  9. 

Kekule  von  Stradonitz,  St.,  Das  Haus  Oldenburg.  Neue  Preußische 
(Kreuz-)  Zeitung,  Nr.  133  v.  19.  März  1904,  abgedruckt  in  dess.  Ausgew.  Auf- 
sätzen a.  d.  Gebiet  d.  Staatsrechts  u.  d.  Geneal.     II,  1907,  11  ff. 

Tezner,  Friedrich,  Die  Successions-  u.  Verwandtenrechte  d.  Prinzen  Alexander 
v.  Oldenburg,  genannt  Graf  v.  Welsburg,  auf  Grund  d.  derzeitigen  Oldenburgischen 
Staats-  u.  Hausrechtes.    Berlin  W.  8,  Carl  Heymanns  Verlag. 

Lisch,  G.  C.  F.,  Stammtafeln  d.  Herzöge  v.  Mecklenburg-Schwerin,  1857. 

Wigger,  F.,  Stammtafeln  d.  großherzogl.  Hauses  von  Mecklenburg, 
VMG  50.  —  Ü.  d.  Stammtfl.  d.  alten  Grafen  v.  Schwerin,  VMG  34.  —  Ü.  d. 
Verwandtschaft  d.  Mecklenburgischen  Fürstenhauses  mit  d.  Königen  v.  Schott- 
land, VMG  41. 

Tee  he  n,  F.,  Die  Geburtstage  der  Herzöge  Ulrich  u.  Georg,  VMG  76. 

Beyer,  W.  G.,  König  Kruto  u.  sein  Geschlecht.  Eine  histor.  Unter- 
suchung ü.  d.  Abstammung  d.  großherzogl.-mecklenburgischen  Fürstenhauses, 
VMG  13. 

Lisch,  Ü.  d.  Verbindungen  d.  fürstl.  Hauses  Werle  mit  d.  herzogl. 
Hause  Braunschweig-Lüneburg,  VMG  18.  —  Genealogische  u.  chronologische 
Forschungen  z.  Gesch.  d.  mecklenburgischen  Fürstenhäuser,  VMG  23.  — 
Ü.  d.  Töchter  u.  Schwiegertöchter  des  Fürsten  Johann  II.  v.  Werle-Güstrow, 
VMG  26. 

Lisch,  Mooyer  u.  Masch,  Zur  Genealogie  d.  Grafen  v.  Schwerin, 
VMG  15.  —  Witte,  Hans,  VMG  72. 

Feske,  C,  D.  Wappen  d.  Großherzogl.  Hauses  Mecklenburg  in  geschichtl.  Ent- 
wicklung. Mit  23  Tfl.  u.  vielen  Textabb.  Dazu  e.  Anlage:  Stammtfl.  d.  Großherzogl. 
Hauses  Mecklenburg.     Schwerin  1893. 

Von  älteren  Arbeiten  seien  genannt:  Courcelles,  Chev.  de,  Genealogie  de  la 
maison  de  Mecklenbourg.  Paris  1823.  —  Steiner,  D.,  Verwandtschaften  d.  großherzogl. 
Häuser  Hessen  u.  Meckl.-Schwerin.    Darmstadt  1864. 

Behne,  C.  A.  J.,  Genealog.  Tabelle  d.  Hauses  d.  Guelphen.  Hannover  1850. 

Böttger,  H.,  Die  Brunonen,  Vorfahren  u.  Nachkommen  d.  Herzogs  Lu- 
dolf  in  Sachsen  (775 — 1117)  nebst  Voreltern  überhaupt  von  ca.  450  an.  Han- 
nover 1865. 

Zimmermann,  Paul,  Stammtafel  d.  Hauses  Braunschweig  mit  einigen 
kognatischen  Beziehungen.  Braunschweig  1909.  —  Drs.,  D.  Haus  Braun- 
schweig-Grubenhagen,  e.  genealogisch-biographischer  Versuch.  Wolfenbüttel 
1911. 

Krüger,  Emil,  D.  Ursprung  d.  Weifenhauses  u.  seine  Verzweigung  in 
Süddeutschland.  Wolfenbüttel  1899  (vgl.  Devrient,  DH  1900,  S.  173 f.). 

Schmidt,  Friedrich,  D.  Anfänge  d.  weifischen  Geschl.  T.  I.  D.  wei- 
fischen Grafen  d.  westl.  u.  d.  östl.  Bar.  T.  II.  Vier  Exkurse.  Hannover 
1900  (vgl.  Roller,  HV  1901,  440 ff.). 

A.  Mn.,  Beitr.  z.  Genealogie  d.  weifischen  Fürsten  v.  Beginn  d.  Karo- 
lingischen bis  z.  Salischen  Zeit.     Leipzig  1901. 


32  Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser. 

Eichhorn,  J.  G.,  Urgeschichte  d.  erlauchten  Hauses  d.  Weifen  v.  449—1055 
Mit  Anhang:  regierende  Häuser  weif.  Abstammung  vor  1055  in  sieben  Geschlechts- 
tafeln.    Hannover  18161). 

Wäschke,H.,  DieAskanier  inAnhalt2).  Dessau  1904  (vgl. Suhle,  L.414ff.). 

Hagelgans,  Nassauische  Qeschlechtstfl.     1753. 

v.  Witzleben,  Genealogie  u.  Geschichte  des  Fürstenhauses  Nassau.  Stutt- 
gart 1855. 

Schliephake,  Von  d.  Ursprung  d.  Hauses  Nassau.    Stuttgart  1857. 

Vorsterman  van  Oyen,  Het  Vorstenhuis  Orange-Nassau,  1882. 

Schmidt,  B.,  Die  Reußen.  Schleiz  1903.  —  Drs.,  Arnold  v.  Quedlin- 
burg u.  d.  ältesten  Nachrichten  z.  Gesch.  d.  Reußischen  Hauses,  ZTG  NF  3, 
401 — 498,  u.  in:  Vogtländische  Forschungen,  Dresden  1904.  S.  1  ff.  (mit  e. 
Stammtfl.);  Berichtigungen  u.  Zusätze  z.  Genealogie  d.  Reußischen  Hauses, 
JVH  56.  57.  —  Drs.,  D.  Blutsverwandtschaft  d.  Fürstenhauses  Reuß  mit  d. 
Kaiserhause  d.  Hohenstaufen,  ASW  1912. 

Cohn,  A.,  Beitr.  z.  älteren  deutschen  Geschlechtsku.:  Die  Vorfahren  d. 
fürstl.  Häuser  Reuß  z.  d.  staufisch.  Zeit,  FDG  9,  529. 

Voß,  v.,  D.  Ahnen  d.  Reußischen  Hauses  mit  bes.  Rücksicht  auf  Weida 
u.  d.  Voigtswürde.  Lobenstein  1882,  vgl.  dazu  Ernst  Wülcker,  ZTG  NF  3, 
S.  397  f. 

Hoffmeister,  Histor.-geneal.  Handb.  ü.  alle  Grafen  u.  Fürsten  v.  Wal- 
deck u.  Pyrmont.     Kassel  1883. 

Vorsterman  van  Oyen,  Het  Vorstenhuis  van  Waldeck  en  Pyrmont, 
benevens  de  uitsgestorven  en  grafelijke  takken  van  dit  stamhuis.  Utrecht  1876. 

Glogau,  Hnr.,  Stammtafeln  d.  Schleswig -Holsteinschen  Fürstenhauses  v.  1460 
bis  auf  d.  Gegenwart.    Kassel  1864. 

Lisch,  Ü.  d.  letzten  Herzöge  v.  Holstein-Sonderburg  v.  d.  Linie  Franz- 
hagen, VMG  31. 

Buchwald,  G.  v.,  Beiträge  zur  Geschichte  der  letzten  Schauenburger, 
SHL  10. 


*)  Joh.  JustusWinckelmann,  Preißwürdiger  Stamm-  u.  Regentenbaum  d.  Her- 
tzoge  zu  Braunschweig-Lüneburg.  Bremen  1688.  —  Heinrich  Meibom,  Commen- 
tatio  Historica  de  Serenissimae  Domus  Brunsvicensis  et  Lüneburgensis.  Helmstädt 
1699.  —  Siegmund  von  Bircken,  Quelfiß  oder  Nieder- Sächsischer  Lorbeerhayn, 
dem  Hochfürstlichen  Uhralten  Hause  Braunschweig  u.  Lüneburg  gewidmet,  auch  mit 
dessen  alten  u.  neuen  Stammtfl.  bepflanzet.  Nürnberg  1669.  —  Joh.  Feller,  Genea- 
logische Historie  d.  Hauses  Braunschweig-Lüneburg.     Leipzig  1717. 

2)  Von  älteren  Werken  zur  Genealogie  des  Hauses  Anhalt  sei  das  Buch  „Staat 
von  Anhalt"  von  Hnr.  Ldwg.  Gude  (Halle  1706)  genannt,  dessen  genealog.  Tabellen 
der  alten  u.  neuen  Linien  d.  anhaltischen  Hauses  zu  Bernburg,  Köthen,  Zerbst  u.  Dessau 
gerühmt  werden. —  Joh.  Christoph  Beck  man  hat  zu  seiner,  im  Auftrage  des  Fürst- 
lichen Hauses  geschriebenen  „Historie  des  Fürstentums  Anhalt",  Zerbst  1710,  3  Teile, 
die  fürstlichen  Archive  fleißig  benutzt.  Der  erste  Band  enthält  Beschreibungen  und  Por- 
trats der  fürstlichen  Personen,  der  zweite  behandelt  den  Adel  des  Landes,  im  dritten 
sind  die  genealogischen  Tabellen  vereinigt.  Beckman's  Accessiones  historiae  Anhaltinae, 
von  unterschiedenen  das  Hoch-Fürstl.  Hauß  und  Fürstenth.  Anhalt  belangenden  Ma- 
terien (Zerbst  1716)  enthält  außer  Stammtafeln  des  Hoch-Fürstl.  Hauses  Anhalt  von 
ö.  583  ff.  „Beschreibung  etlicher  Adelicher  zu  dem  Fürstenthum  Anhalt  gehörigen  Ge- 
schlechter". 


Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser.  33 

Schmidt,  Q.,  Stammbaum  d.  fürstlichen  Häuser  Lippe  u.  Schaumburg- 
Lippe,  sowie  d.  gräfl.  Häuser  Lippe -Biesterfeld  u.  Lippe -Biesterfeld -Weißen- 
feld.   1900.     Dazu  Ergänzungen  u.  Verbesserungen,  DH  1901,  S.  49. 

Weerth,  O.,  Z.  Genealogie  d.  lippischen  Fürstenhauses.  Mtlg.  aus  d. 
lippischen  Gesch.  u.  Landesk.    VI,  1908. 

KekulevonStradonitz,  Stephan,  Untersuchungen  z.  Lippischen  Thron- 
folge. Angestellt  im  Auftrage  d.  Fürstlich  Schaumburg-Lippischen  Staatsregierung. 
Berlin,  Carl  Heymanns  Verlag  1897.  I.  H.:  Der  Fall  Fontanier.  II.  H.:  D.Ahnen 
d.  Modeste  v.  Unruh.  III.  H.:  Der  Status  d.  Modeste  v.  Unruh.  —  Drs., 
D.  staatsrechtliche  Stellung  d.  Graten  zu  Dohna  am  Ende  d.  17.  u.  Anfang 
d.  18.  Jhts.  Rechtsgutachten,  der  Fürstl.  Schaumburg -Lippischen  Staats- 
regierung erstattet.  Berlin,  Carl  Heymanns  Verlag  1896.  —  Drs.,  D.  Reichs- 
verfassung u.  d.  Lippesche  Thronfolgestreit.  Drei  Entgegnungen  gegen  Prof. 
Max  von  Seydel.   Berlin,  Carl  Heymanns  Verlag. 

Reuling,  W.  G.,  Das  Ebenburtsrecht  d.  Lippeschen  Hauses  nach  Haus- 
gesetzen u.  Hausobservanz.  Rechtsgutachten  Sr.  Durchl.  d.  Fürsten  zu 
Schaumburg-Lippe  erstattet.  Mit  e.  Anlagehefte.  Vgl.  Triepel,  Der  Streit 
um  d.  Thronfolge  im  Fürstentum  Lippe.     Leipzig  1903. 

Klempin,  R.,  Stammtafeln  d.  Pommersch-Rügenschen  Fürstenhauses  u. 
snr.  Nebenlinien,  herausgeg.  v.  G.  v.  Bülow.  Stettin  18761).  (Vgl.  O.  Heine- 
mann, Zur  Geschichte  Herzog  Barnims  III.  Ein  Beitrag  z.  Genealogie  d. 
Pomm.  Herzoghauses.  Balt.  Stud.  NF.  VI,  1902,  S.  133— 148.) 

Grotefend,  H.,  Stammtafeln  d.  Schlesischen  Fürsten  bis  1740.  Breslau 
1875.  2.  Aufl.  Ebd.  18892). —  Über  polnische  Genealogien  vgl.  weiter  unten. 

Doerr,  August  v.,  Die  legimitierten  Nachkommen  der  letzten  Her- 
zöge v.  Teschen  aus  Piastischem  Geblüt,  JAW  NF  Bd.  18,  1908,  S.  242ff. 

Wutke,  Konrad,  Stamm-  u.  Übersichtstafeln  der  schlesischen  Fürsten. 
Breslau  1912. 

Suhle,  Beitr.  z.  Genealogie  d.  Grafen  v.  Stolberg.  Mit  1  Tabelle  zu 
d.  verwandtschaftlichen  Beziehungen  d.  Grafen  v.  Stolberg,  Hohnstein  u. 
Beichlingen,  ZHV  XLI,  1908,  S.  27— 68. 

Heinemann,  O.  v.,  Z.  Genealogie  u.  Gesch.  d.  Billungischen  Herzogs- 
hauses.   Ztschr.  d.  hist.  Ver.  f.  Niedersachsen.    1865,  138  ff.. 

Chestret  de  Haneffe,  Hist.de  la  maison  de  la  Marck.  Lüttich  1898  (hier 
genaue  Genealogien  der  Grafen  v.  d.  Mark  u.  Herz.  v.  Cleve). 

II gen,  Th.,  D.  ältesten  Grafen  v.  Berg  u.  deren  Abkömmlinge,  d.  Grafen 
v.  Altena,  ZBG  36. 


*)  Eine  Seitenlinie  d.  alten  Rügenschen  Fürsten  ist  d.  Geschl.  d.  Herren  zu  Put- 
bus. Vgl.  Viktor  Loebe,  Mitlg.  z.  Genealogie  u.  Gesch.  d.  Hauses  Putbus.  Beil.  z. 
Jahresber.  d.  Kgl.  Pädagogiums  zu  Putbus.  1895.  —  Drs.,  Z.  Erinnerung  an  S.  Durchl. 
Wilhelm,  Fürsten  u.  Herrn  zu  Putbus,    Putbus.    Druck  von  Rieh.  Decker  1907. 

2)  Selten  ist:  Zepke,  D.,  Gynaeceum  Silesiacum  Ligio-Bregense.  Kurze  histo- 
rische Beschreibung  u.  Ausführung  der  Stamlinien  von  den  hochlöbl.  Ahnen  etlicher 
fürstlicher  Frewlin  in  Schlesien.  Mit  2  Stammbäumen,  60  Ahnentafeln  auf  8  Ahnen. 
Breslau  1626. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  3 


34  Neuere  Arbeiten  über  deutsche  Herrscherhäuser.    Haus  Habsburg. 

Oidtman,  E.  v.,    Die   letzten   lebenden   direkten  Nachkommen  d.  Her- 
zogs Wilhelm  v.  Jülich  u.  Berg,  DH  1909,  235. 

Forst,   Otto,   Die   Ahnentafel    d.   letzten   Herzogs  v.   Cleve,  Jülich  ik 

Berg,  ZBG  1911. 

Dachenhausen,  Alex.  Freiherr  v.,  Stammtfl.  d.  Grafen  v.  d.  Mark  iu 
Herz.  v.  Cleve.    Brüssel  1908  (nach  Chestret  de  Haneffe  gearbeitet). 

Wertner,  Moritz,  Glossen  z.  fränkischen  Kaisergenealogie,  VJH  1886. 

Z.  Genealogie  d.  Karolinger,  JAW  1884. 

Haus  Habsburg         Schulte,  A.,  Studien  zur  ältesten  und  älteren  Geschichte  der  Habsburger 

und  ihrer  Besitzungen,  vor  allem  im  Elsaß  (MJÖG  7.  8).  Erweit.  Abdr.  u.  d.  T.: 

Geschichte  der  Habsburger  in  den  ersten  drei  Jahrhunderten.  Innsbruck  1887.1} 

H.  v.  Liebenau,  D.  Anfänge  d.  Hauses  Habsburg.  Wien  1883.  —  E.  Krüger,. 
Zur  Herkunft  d.  Habsburger  (Jb.  f.  Schweizer  Gesch.  13).  —  W.  Gisi,  D.  Ursprung  d. 
Häuser  Zähringen  u.  Habsburg  (Anzeiger  f.  Schweiz,  9.  Jg.  1888).  Dagegen:  A.  Schulte,. 
Zur  Herkunft  der  Habsburger  (MJÖG  10).  —  H.Witte,  Zur  Abstammung  des  Österr. 
Kaiserhauses  (ebd.  17).  —  H.  Bloch,  Ü.  d.  Herkunft  d.  Bischofs  Werner  I.  v.  Straß- 
burg u.  d.  Quellen  z.  ältesten  Gesch.  d.  Habsburger  (ZOR  NF  23). 

Steinacker,  H,  Z.  Herkunft  u.  ältesten  Gesch.  d.  Hauses  Habsburg 
(ZOR  58,  NF  19). 

Dinzenhofer,  W.,  XXVIII  genealogische  Tafeln  d.  böhmischen  Fürsten, 
Herzöge  u.  Könige,  nebst  e.  chronolog.  Tfl.  d.  böhm.-mähr.  Fürsten  u.  Mark- 
grafen.    Prag  1806. 

Hacker,  V.,  Der  Familientypus  der  Habsburger  (Zeitschr.  f.  indukt.  Ab- 
stammungs- u.  Vererbungslehre  6,  1911).  —  Drs.,  Die  Habsburger  Unterlippe 
(Verhandl.  der  D.  zool.  Ges.  1911). 

Strohmayer,  Die  Vererbung  des  Habsburger  Familientypus,  ARG  191 1„ 
H.  6  u.  1912,  H.  2. 

Forst,  Otto,  Ahnentafel  Sr.  Kaiserl.  u.  Königl.  Hoheit  d.  durchlauch- 
tigsten Herrn  Erzherzogs  Franz  Ferdinand  von  Österreich -Este.  Wien  u. 
Leipzig  1910.  —  Drs.,  Die  Abstammung  d.  heute  regierenden  Dynastien  v. 
Kaiser  Ferdinand  I.,  FB  1910.  —  Drs.,  Ahnenverlust  u.  nationale  Gruppen 
auf  d.  Ahnentafel  d.  Erzherzogs  Franz  Ferdinand.  Wien  1912. 

l)  Eckard,  Joh.  G.  v.,  Origines  Familiae  Habspurgo-Austriacae  ex  monumentis 
veteribus  demonstratae.  Leipzig  1721.  —  Herrgott,  Genealogia  diplomatica  s.  o. 
S.  23.  —  Röpell,  Die  Grafen  von  Habsburg.  Halle  1832.  —  Fürst  Lichnowsky, 
Gesch.  des  Hauses  Habsburg.  8  Bde.  Wien  1836—44.  —  Ferner  Regesta  Habsburgica. 
Regesten  der  Grafen  v.  Habsburg  u.  der  Herzöge  v.  Österreich  aus  d.  Hause  Habs- 
burg. Hrsg.  v.  Institut  f.  österreichische  Geschichtsforschung  unter  Leitung  v.  Os- 
wald Redlich.  I.Abt.:  D.  Regesten  d.  Grafen  v.  Habsburg  bis  1281,  bearbeitet  v. 
Harold  Steinacker,  Innsbruck  1905. —  Vgl.  auch  Belrupt,  Carl  Graf,  D.Regenten- 
Familien  in  Österreich.  Bregenz  1899  (XXXVII.  Jb.  d.  Vorarlberger  Museum -Vereins 
f.  d.  J.  1898,  S.  1—36).  —  Unbedeutend  sind  Gen  sau,  Geschlechtsfolge  d.  Beherrscher 
Österreichs,  1796;  Gluckselig,  Studien  ü.  d.  Ursprung  d.  österr.  Kaiserhauses,  Prag 
1860;  Wöber,  Franz-Xaver,  Genealogie  d.  Hauses  Habsburg  v.  d.  ältesten  Zeiten  bis 
z.  Aussterben  d.  Mannesstammes  1740,  Wien  1883  (nicht  im  Handel);  Hoernes, 
Österreich-Ungarn  u.  d.  Haus  Habsburg.  Geographisch  u.  statistisch,  geschichtlich  u. 
genealogisch  in  Umrissen  dargestellt,  Teschen  1892;  Weihrich,  Franz,  Stammtafel 
z.  Gesch.  d.  Hauses  Habsburg,  Prag  1893;  Köhler,  C.,  Stammtafeln  d.  Hauses  Habs- 
burg u.  Habsburg-Lothringen,  Wien  1900. 


Genealogien  außerdeutscher  Herrscherhäuser. 


35 


Genealogien  außerdeutscher  Herrscherhäuser.1) 

Berlien,  Stammtfl.  d.  Oldenburgischen  Königshauses.  Kopenhagen  1849.  Oeneaiogien 


Koch,  M.  de,  Tables  genealogiques  des  maisons  souveraines  du  Nord 
et  de  l'Est  de  l'Europe,  publ.  par  F.  Schoell,  Paris  1815/18. 

Königsfeld,  Geneal.  hist.  Tab.  over  de  Nord.  Rigers  Konigerslaegter. 
Kopenhagen  1856. 

Rosenhane,  S.,  Freih.,  Svea  rikes  Konunga-laugd.     Stockholm  1789. 

Wertner,  A  Kozepkori  delizlöv  uralkodök  genealogiai  törtenete  (Genea- 
logische Gesch.  d.  südslavischen    herrschenden   Familien    im  MA),   Temesvar 
1891;    Drs.,    Familiengesch.  d.  Arpaden   (ungarisch),    Nagy  Becskerek    1892 
Drs.,  Die  Allianzen  d.  Arpaden.  Politisch-genealogische  Studien,  JAW  1886 
Drs.,    Glossen    z.  Genealogie    d.  Arpaden,  VJH   1887    (teilweise   im  Turul) 
Drs.,  Die  letzten  Arpaden,  JAW  1888  (zugleich  mit  e.  Abschrift  ü.  d.  Grafen 
de  Champagne,  aus  JAW  1888  separat  erschienen,   mit  zahlreichen  Stamm- 
tafeln    älterer    französischer   Dynastenhäuser);     Drs.,    Schlesisch-ungarische 
Allianzen,  JAW  NF  III,  1893. 

Dussieux,  Genealogie  de  la  maison  de  Bourbon.    2.  Afl.    Paris  1872. 

V(idal),  L(udwig),  Genealogya  domu  krölewskiego  de  Bourbon  oraz 
domöw  krölewsk  hiszpansk,  Obojga-Sycylit  i  xiazecego  Parmenskiego.  War- 
szawa  1857. 

Anselme,  Genealogie  de  la  maison  de  France.    (Zahlreiche  Ausgaben.) 

Grenser,  A.,  Die  Ahnen  d.  Bonaparte,  JAW  1. 

Seh  allern,  H.  v.,  Bemerkungen  ü.  d.  Ursprung  d.  Hauses  Bonaparte. 
MAW1911. 

Nagel,  Die  Napoleoniden.    Leipzig  1860. 

Angel i,  Storia  de  la  casa  Savoia.    Mailand  1906. 

Carutti,  Regesta  comitum  Sabaudiae,    Turin  1889. 

Guichenon,  Histoire  de  la  maison  de  Savoye.    Lyon  1660,  2  Bde. 

Esteban,  Arbol  genealögico  de  los  sobranos  de  Espafia  1898. 

Sousa,  G.  C.  de,  Hist.  geneal.  da  Casa  Real  Portugueza.  Lissabon, 
20  Bde.,  1735—1749. 

Thornston,  The  Stuart  dynasty.   1906. 

Searle,  Anglosaxon  bishops,  Kings  and  nobles.  Cambridge  1899  (grund- 
legend). 

Schenti,  Rodoslobnija  zarej  i  knasej  Russkich  i  litowskich  i  mongolskich 
chanow,  Tiflis  1888  (grundlegend:  Stammtafeln  des  Zaren2),  der  russischen 
und  litauischen  Fürsten  und  der  Mongolenkhane). 


außerdeutscher 
Herrscher- 
häuser. 


*)  Zumeist  nach  Mitteilungen  des  Herrn  Otto  Forst  in  Wien. 

2)  AlmanachdeSt.  Petersbourg.  Cour,  Monde  et  Ville  1912,  hrsg.  v.  Frederik 
vonderHoeven;  Verlag  v.  M.  O.Wolff  in  St.  Petersburg;  Generalvertrieb  f.  d.  Länder 
außerhalb  Rußlands :  H.  A.  Ludwig  Degener,  Leipzig.  Enthält  u.  a.  eine  Genealogie  des 
Kaiserhauses  v.  Rußland,  der  e.  Genealogie  d.  Hauses  Romanowsky-Leuchtenberg  un- 
mittelbar angeschlossen  ist. 

3* 


35  Qenealogien  außerdeutscher  Herrscherhäuser. 

Wlasjew,  G.  A.,  Potomstwo  Riuryka  (Die  Nachkommenschaft  Ruriks). 
6  Bde.   St.  Petersburg  1906—1907. 

Eksempljarskij,  Die  Groß-  u. Teilfürsten  des  nördlichen  Rußlands  in  der 
tartarischen  Periode  1238—1505.  Hrsg.  v.  Graf  Tolstoi.  Petersburg  1889 
u.  1891  (russisch). 

Wolff,  Josef,  Kniaziowie  litewsko-ruscy  (Die  russisch-litauischen  Fürsten), 
Warschau  1895  (behandelt  die  in  Litauen-Polen  zwischen  1400  und  1600 
lebenden  Nachkommen  Ruriks  u.  Gedymins,  dann  die  litauischen  Teilfürsten 
vorgedyminisch -dynastischer  Abkunft  (Holszanski  etc.)  u.  Tartarenfürsten 
(Glihski  etc.);  Drs.,  Röd  Gedymina  (Das  Haus  Gedymin).  Krakau  1886  (d.  i. 
eine  Monographie  ü.  d.  Gedyminiden,  ausführlicher  als  die  Kniazowie  und 
bietet  eine  gute  Genealogie  des  litauischen  Fürstentums  bis  etwa  1500;  die 
Jagelionen  sind  nicht  mit  behandelt). 

Balzer,  o  Genealogia  Piastöw.    Lemberg  1895.1) 

Du  Cange,  Illyricum  vetus  et  novum.  Preßburg  1789;  Drs.,  Familiae 
Byzantinae.  Paris  1860;  Drs.,  Les  familles  d'Outre-Mer,  hrsg.  v.  Rey.  Paris 
1869  (enthält  die  Kreuzzugsdynastien  des  Orients). 

Lecca,  Octave-George,  Familie  le  boere^ti  romäne  (Rumänische 
Bojaren-Geschlechter).    Bukarest  1899;  2.  Aufl.  Bukarest  1911. 

R[angabe],  E.  R.,  Livre  d'or  de  la  noblesse  Phanariote  et  des  familles 
princieres  de  Valachie  et  de  Moldavie.     Athenes  1904  (2.  Aufl.). 

Stanley,  Lane-Pole,  The  Mohammadan  Dynasties,  Westminster  1894. 

Lethbridge,  The  golden  book  of  India.    London  1893. 

Justi,  Iranisches  Wörterbuch  1895  (enthält  Stammtafeln  der  Dynasten  von 
Armenien,  Syrien,  Persien,  Kaukasus, Transozeanien  aus  Altertum,  MA  u.  Neuzeit). 

Eine  Stammtafel  des  chinesischen  Herrscherhauses  ist  DH  1904  ver- 
öffentlicht. 

Bahnson,  Wilh.,  Stamm-  u.  Regententafeln  zur  politischen  Geschichte. 
I.  Bd.:  Asien,  Afrika,  Amerika,  Ozeanien,  Europa,  Balkan-Halbinsel.  Berlin 
1912.  (3  weitere  Bände  sollen  folgen.  Ohne  Quellenangaben.  Nur  mit  Vor- 
sicht zu  benutzen). 

zusammen-  Zusammenfassende,  gedruckte  Arbeiten  über  die  Familien 

lassende,  ge-  ° 

druckte  Arbeiten  einzelner  Städte.2) 

über  die  Familien  _ 

einzelner stidte.         v-  Daumgarten,   Genealogische   u.  heraldische   Notizen   über   Regensburger 
Bürgergeschlechter,  Regensburger  Tageblatt  1888. 

Beck,  Aus  der  Qeschlechtergeschichte  Ravensburgs.  FB  1912. 

*)  Die  beste  genealogische  Orientierung  über  Polen  ist  die  „Kritische  Bibliographie 
der  polnischen  Literatur  über  Genealogie"  von  Otto  Forst,  MJÖG  1911,  S.  697—724. 
Vgl.  außerdem  den  zweiten  Band  des  vorliegenden  Werkes  unter:  Heroldsämter  und 
verwandte  Behörden.  Über  die  Arbeiten  von  v.  Doerr,  Grotefend,  Wutke  u.  Zepke 
vgl.  oben  Seite  33.  Hier  sei  noch  verzeichnet  Forst,  Wywöd  przodköw  Maryi 
Leszczynskiej,  erweiterte  Ausgabe  1913. 

2)  Wer  zu  wissen  wünscht,  was  über  die  Familien  einer  bestimmten  Stadt  im  Druck 
erschienen  ist,  sei  auf  das  Gesamtregister  zu  dem  vorliegenden  Werke  hingewiesen. 
Daselbst  sind  unter  den  Namen  der  einzelnen  Städte  diejenigen  Seiten  des  vorliegenden 


Zusammenfassende,  gedruckte  Arbeiten  über  die  Familien  einzelner  Städte.      37 

Berger,  Otto,  Bürger-Rolle  der  Stadt  Staßfurt  v.  J.  1576  bis  z.  J.  1854.  Staßfurt  1884. 
Blavignac,   J.  D.,   Armorial  Genevois.    Essai  hist.  sur  les  armoiries,   sceaux, 
bannieres  et  monnaies  de  Geneve.    Orne  de  290  fig.  sur  46  planches.    Gen.  1840. 

Bosizio-Thurnberg,  Alexander  von,  Goritiensia  (Landesfürstliche  Verwalter 
in  Görz;  die  Verwalter  der  gefürsteten  Grafschaft  Gradisca;  d.  autonome  Landesver- 
waltung; die  Bürgermeister  der  Landeshauptstadt  Görz;  die  Kirchen-  u.  Justizverwalter; 
Görzer  Adelsgeschl.  u.  Patrizierfamilien  etc.)  JAW  NF  XIX  1909. 

Braakenburg,  Lambertus  Johannes  Apollonius,  Aanteeckeningen  omtrent  de 
Wapens  van  eenige  Amsterdamer  Familien,  Nederlandsche  Leeuw,  1886,  Nr.  7. 

Buek,  F.  G.,  Genealog,  u.  biogr.  Notizen  ü.  die  seit  d.  Reformation  verstorbenen 
Hamburg.  Bürgermeister.    Hamb.  1840. 

Bursian,  Gustav,  Die  Freiberger  Geschlechter.  MFA  2  (die  sonstige  Lite- 
ratur ü.  d.  Familien  der  Bergstadt  Freiberg  in  Sachsen  habe  ich  zusammengestellt  in 
meinem  Bibliographischen  Repertorium  ü.  d«  Gesch.  der  Stadt  Freiberg,  ebd.  1885, 
Nr.  813—1280). 

Büttner,  Genealogie  oder  Stamm-  u.  Geschlechtsregister  der  vornehmsten  Ad- 
lichen  Lüneburgischen  Patriziergeschlechter.    Lüneburg  1704. 

Calvi,  F.,  1.  II  Patriziato  Milanese,  secondo  nuovi  documenti  depositi  negli 
archivi  publici  e  privati.  Milano  1865.  2.  Familie  notabili  Milanesi.  4  voll.  Milano 
1875—85. 

Du  Chastel  de  la  Howarderies-Neuvireuil,  Paul  Armant  comte  du,  Notices 
genealogiques  Tournaisiennes  (drei  Bände  mit  Porträts,  Siegel-  u.  Wappenbildungen). 
Tournai  1881—87. 

Choisy,  Albert,  Livres  de  famille  genevois  [alph.  Verz.  v.  Genfer  Familien- 
geschichten] AHS  25  (1911)  S.  119. 

Chatelin,  Victor,  Etat  de  la  Noblesse  de  Metz  et  de  la  Lorraine  Allemande 
aux  elections  pour  les  Etats  generaux  (1789)  vgl.  JBL  8. 

Christomanos,  Genealog.  Studien  ü.  d.  Archontengeschl.  Athens  im  späteren 
MA.    Athen  1887. 

Covelle,  A.  L.,  Le  Li  vre  des  Bourgeois  de  l'ancienne  Republique  de  Geneve, 
publie  d'apres  les  registres  officiels  1339—1792.    Geneve  1897. 

Deeke,  Historische  Nachrichten  von  dem  Lübeckischen  Patriziat,  VMG  10. 

Dellion  et  de  Mandrot,  Armorial  historique  du  canton  de  Fribourg.  Neuf- 
chätel  1865. 

Deneke,  Günther,  Beitr.  z.  Gesch.  einiger  alter  Ratsgeschl.  in  Magdeburg. 
MG  46,  103—113. 

Dieth-Locher,  F.,  Bürgerbuch  der  Stadt  St.  Gallen  bis  1886.  St.  Gallen.  1887. 

Dietz,  A.,  Frankfurter  Bürgerbuch.  Gesch.  Mitteil,  über  600  bekannte  Frank- 
furter Familien  aus  der  Zeit  vor  1906.    Frankfurt  a.  M.  1897. 

Dittmar,  Genealogische  und  biographische  Nachrichten  über  Lübeckische 
Familien  aus  älterer  Zeit.    Lübeck  1859.     Dazu  Wehrmann,  ZLG  5. 

Dony,  Pierre,  Les  sceaux  de  Verdun.    Verdun,  Laurent  1888. 

Dreher  und  Kiefer,  Wappen  der  ältesten  Friedberger  Familien.    FG  IV. 

(Dreh mann),  Die  ältesten  Giengener  Familien,  in:  Der  Brenztalbote,  Giengen 
an  der  Brenz  (Württemberg)  1902  ff. 

Eggers,  H.  K.,  Der  Stadt  Hamburg  Bürgermeister,  Ratsherren,  Oberalte,  Syndici, 
sowie  Secretaire  des  Raths  u.  der  Oberalten,  v.  d.  ältesten  Zeiten  bis  z.  J.  1820. 

Egli,  J.,  Der  ausgestorbene  Adel  von  Stadt  u.  Landschaft  Zürich.    Zürich  1865. 


Werkes  zusammengestellt,  wo  einschlagende  Literatur  verzeichnet  ist.  Aus  diesen  ver- 
streuten Stellen,  namentlich  aber  aus  den  Zusammenstellungen  über  die  in  den  einzelnen 
Stadtarchiven  hinterlegten  Archivalien,  denen  häufig  Verweise  über  die  gedruckte  Literatur 
beigefügt  sind,  ergeben  sich  Ergänzungen  zu  der  in  obigem  Text  abgedruckten  Liste. 


38      Zusammenfassende,  gedruckte  Arbeiten  über  die  Familien  einzelner  Städte. 

Ehrsam,  N.,  Der  Stadt  Mülhausen  privilegiertes  Bürgerbuch  bis  zur  Vereini- 
gung dieser  Republik  mit  Frankreich  i.  J.  1798.     Mülhausen  1850. 

Engelhard,  J.  Fr.  L,   Der  Stadt  Murten  Chronik  u.  Bürgerbuch.    Bern  1828. 

Feith  H.  O.,  Kort  verhaal  van  de  afkomst  der  prinsipaalste  Edelen  van  de  stad 
Groningen  en  Ommelanden  tot  op  deze  tegenwoordige  eeuwe,  insonderheid  hare 
dappere  dooden,  wapens,  namen  en  toenamen,  bij  een  vergadert  uit  onderscheidene 
auteuren,  geschreven  boeken  en  brieven  door  Wilhelm  Conders  van  Heipen.  Anno 
1660.    's-Qravenhage,  1886. 

Ferry,  Edouard,  et  Save,  Gustav,  Sigillographie  de  Saint-Die,  Bulletin  de 
la  Societe  philomatique  Vosgienne  1889. 

Feyerabend,Sigism.,  Augspurg,  Der  löblichen  Kais.  Reichsstadt  Geschlechter- 
buch.   Frankfurt  a.  M.,  1580. 

Fricke,  Chronik  Bielefelder  Familien.    Bielefeld  1887. 

Frise,  W.,  Einbecker  Familien  im  15.  u.  16.  Jht.,  FB  VI,  1908. 

Fritsch,  Alte  Görlitzer  Geschlechter  u.  die  Wappen  derselben,  nebst  einem 
Verz.  aller  bisherigen  Bürgermeister  von  Görlitz.    Görlitz  1891  (auch  NLM  68,  1892). 

Fürth,  Hermann  Ariovist,  Freiherr  v.,  Beiträge  und  Material  zur  Geschichte 
der  Aachener  Patrizier-Familien.    2  Bände.     1882. 

Galiffe,  J.  B.  G.  et  A.  deMandrot,  Armorial  historique  Genevois.  Genf  1859. 

Galiffe,  J.  A.,  Notices  genealogiques  sur  les  familles  genevoises  depuis  les 
Premiers  temps  jusqu'  ä  nos  jours.    2m*  edition.     Geneve  1892. 

Galiffe,  J.  A.,  et  J.  B.  G.  Dufour,  L.  Ritter,  Eug.  etc.,  Notices  genealogiques 
sur  les  familles  genevoises.     Geneve  1892ff. 

Gallandi,  Königsberger  Stadtgeschl.  1883  (in  der  Altpreuß.  Monatssch.  Bd.  XIX 
u.  XX). 

Gautier,  A.,  Familles  genevoises  d'origine  italienne.  Giornale  araldico  di 
Pisa  t.  21,  Nr.  7.     1893  und  Bari  1893. 

Gradl,  Hnrch.,  Die  Chroniken  der  Stadt  Eger  (=  Deutsche  Chroniken  aus 
Böhmen,  hsg.  v.  Schlesinger  II)  Prag  1884,  S.  61  flg.  Verz.  der  Egerer  Geschl.,  hierzu 
S.  390  ff.    Daten  zum  Verz.  d.  Egerer  Geschl. 

Hahn,  G.,  Ueberlinger  Geschlechter  Buch  1225  bis  1595.  Nach  d.  Hs.  in  d. 
Hausbibl.  S.  M.  d.  Königs  v.  Württemb.,  hsg.  von  H.  Levin.  Mit  120  Wappentfln. 
Ueberlingen  1889. 

Haller,  Berchtold,  Bern  in  seinen  Ratsmanualen  1465 — 1565.  3  Bde.  Bern 
1900 — 1902.  Der  Herausgeber  hat  nicht  die  vollständigen  Ratsmanuale  gegeben,  son- 
dern das,  was  er  nach  eigener  Auswahl  für  kulturhistorisch  interessant  erachtete.  Bd.  I 
behandelt  u.  a.  Wappen  u.  Siegel.  In  Bd.  II  sind  Stellen  ü.  e.  Reihe  v.  Adelsgeschl. 
zusammengestellt.    In  Bd.  III  findet  sich  e.  Personenverz.  aller  drei  Teile. 

Hartmann-Franzenshuld,  Ernst  E.  v.,  Geschlechterbuch  der  Wiener  Erb- 
bürger.   Wien,  Verlag  von  Georg  Paul  Faesy  (vorzüglich,  leider  unvollendet  geblieben). 

Heer,  Gottf.,  Zur  Gesch.  der  glarnerischen  Geschlechter.  Jb.  d.  hist.  Ver. 
d.  Kts.  Glarus.    23  Hefte.    Glarus  1878  ff, 

v.  Hefner,  O.T.,  Die  Siegel  u.  Wappen  der  Münchener  Geschlechter;  historisch, 
heraldisch  erörtert,  OBA  11. 

Höfflinger,  Heinr.  W.,  Ein  offizielles  Verz.  d.  Stadtadels  von  St.  Polten  aus 
d.  J.  1643.    JAW  NP  XIX,  1909,  S.  98. 

Jäcklin,  D.,  Wappen  d.  anno  1887  leb.  Bürg.  d.  Stadt  Chur.    Chur  o.  J. 

Jenni,  Fr.,  Wappen  der  anno  1857  lebenden  Geschlechter  der  Stadt  Solothurn. 
Zürich  (selten,  o.  J.). 

Just  de  la  Paisieres,  Jonkheer  H.  A.,  Les  citoyens  nobles  de  Perpignan  et 
de  Barcelone  et  leur  noblesse  transmissible.    NL  1912. 

Kaindl,  Weißenburger  Familien  in  Galizien,  6.  Jahresber.  d.  Ver.  z.  Erhaltung 
der  Altertümer  in  Weißenburg  in  B. 


Zusammenfassende,  gedruckte  Arbeiten  über  die  Familien  einzelner  Städte.      39 

Kauffungen,  Kunz  v.,  Das  Engelhart'sche  Mühlhäuser  Wappenbuch  (hier 
u.  a.  Wappen  und  Hausmarken  von  Familien  der  Stadt  Mühlhausen  i.  Th.)  MQB,  V, 
79—91. 

Kiefer,  Karl,  Herborner  Familienwappen.    Frankfurt  a.  M.  1910. 

Kindler  von  Knobloch,  Das  goldene  Buch  v.  Straßburg.  2  Teile,  Wien 
1885/86. 

Kleemann,  S.,  Familiennamen  Quedlinburgs.    Quedlinburg  1891. 

Klose,  Sam.  Benj.,  Darstellung  d.  innern  Verhltn.  d.  Stadt  Breslau,  hsg.  v. 
Gust.  Ad.  Stengel  (—  Scriptores  rerum  Silesiacarum  Band  3,  1847)  bietet  S.  399 ff. 
eine  Zusammenstellung  um  Breslau  verdienter  Männer.  Vgl.  Bruch  und  Neefe,  Bres- 
lauer Bürgerbuch,  1878—1896. 

Knüfli,  C,  Wappen  der  Ortschaften  u.  Rhoden  des  Kantons  Appenzell,  1881. 

Koch,  Ernst,  Saalfelder  Familiennamen  und  Familien  aus  d.  16.  u.  17.  Jht. 
Saalfeld.   Progr.  A— K  1877,  L— Q  1878.  Drs.,  Pößnecker  Familiennamen. 

Koerner,  Bhd.,  Hamburger  Geschlechterbuch,  I.  Bd.  zugleich  18.  Bd.  des 
Genealogischen  Handbuches  bürgerlicher  Familien.  Mit  Zeichnungen  von  Ed.  L.  Lorenz- 
Meyer.    Görlitz  1910. 

Kolar,  Martin,  Die  Siegel  der  Patrizier-Geschlechter  der  Stadt  Tabor,  Progr. 
der  Taborer  K.  K.  Staatsmittelschule  1867. 

Krenner,  J.  N.  G.  von,  Siegel  Münchener  Geschlechter,  Historische  Abhand- 
lungen der  k.  bayer.  Akad.  d.  Wftn.    München  1813.    S.  1—202. 

Lambert,  E.  M.,  Das  Hallische  Patriziat.    Halle  1866. 

Lehmann,  H.,  Namenbüchlein  der  bürgerlichen  Geschlechter  der  Stadt  Zof  ingen 
seit  d.  J.  1200.    Zofingen  1884. 

Lisch,  Ü.  d.  Rostocker  Patriziat,  VMG  11.  13.  Drs.,  Patrizier  u.  Rittergeschi. 
d.  Stadt  Plau,  VMG  17. 

Lozinski,  Ladislaus  Ritter,  Das  Lemberger  Patriziertum  im  16.  u.  17.  Jht., 
nach  ausschließlich  unbek.  handschriftl.  Quellen  bearb.    Lemberg  1890. 

(Lutz,  M.),  Baslerisches  Bürgerbuch,  enth.  alle  gegenwärtig  in  der  Stadt  Basel 
eingebürgerten  Geschlechter  nebst  der  Anzeige  ihres  Ursprungs.    Basel  1819. 

Macco,  Herrn.  Frdr.,  Aachener  Wappen  u.  Genealogien.  Ein  Beitrag  zur 
Wappenkunde  u.  Genealogie  Aachener,  Limburgischer  und  Jülicher  Familien. 
1.  Bd.   Aachen  1907.    2.  Bd.   Aachen  1908. 

Mandrot,  A.  de,  et  G.  du  Bois-de  Pury,  Armorial  historique  de  Neu  f  chatel. 
Neuchatel  1864. 

Meier,  H.,  Z.  Genealogie  d.  Braunschweigischen  Stadtgeschl.    BM  XI,  1905. 

Meininger,  E.,  Les  anciennes  armoiries  bourgeoises  de  Mulhouse.  Mulhouse  1911. 

Meyer,  Dietrich,  Waapenbuch  der  wolgebornen  Edlen  u.  Bürgerlicher  Ge- 
schlächter  so  Anno  1605  entweder  mit  einer  loblichen  Statt  u.  Herrschaft  Zürich 
durch   Burgrecht  verwandt  oder  daselbst  geregiert  u.  gewonet  haben.    Zürich   1605. 

Mey  e  r,Ed.Lor.,u.Tesdorpff,  Hamburgische  Wappen  u.Geneal.  Hamburgl890. 

Meyer-Kraus,  B.,  Wappenbuch  der  Stadt  Basel.    Basel  1880. 

Montgrand,  Godefroy  comte  de,  Armorial  de  la  ville  de  Marseille,  recueil 
officiel  dresse  pas  les  ordres  de  Louis  XIV.,  publie  pour  la  premiere  fois  d'apres  les 
manuscrits  de  la  Bibliotheque  imperiale.    Marseille,  Gueidon  1864. 

Müller,  E.,  Le  Magistrat  de  la  ville  de  Strasbourg,  les  stattmeistres  et  am- 
meistres  de  1674 — 1790,  les  preteurs  royaux  de  1785 — 1790  et  notices  geneal.  des  fa- 
milles.    Straßburg  1862. 

Mushard,  Luneberg,  Monumenta  nobilitatis  antiquae  familiarum  illustrium  im- 
primis  ordinis  equestris  in  ducat.  Bremen  &  Verden.  Bremen  1708.  Von  diesem 
noch  heute  lehrreichen  Buch  erschien  Bremen  1720  e.  2.  Afl.  unter  d.  Titel:  Brehmisch- 
Verdischer  Ritter-Saal,  oder  Denkmahle  d.  uhralten  Hochadl.  Geschlechter  in  denen 
Hertzogthümern  Bremen  u.  Verden,  und  Anfang  des  20.  Jahrhunderts  ein  Neudruck. 


40      Zusammenfassende,  gedruckte  Arbeiten  über  die  Familien  einzelner  Städte. 

Neupert,  Plauische  Familiennamen.  Das  Geschlecht  der  Canise— Canse — Kanze 
durch  sechs  Jahrhunderte  u.  andere  Beitr.  z.  Gesch.  Plauischer  Familien.  Druckerei 
Neubert,  Plauen  i.V. 

Nottbeck,  Eugen  v.,  Die  älteren  Ratsfamilien  Revals.  Reval  1875.  Siegel 
aus  d.  Revaler 'Ratsarchive  nebst  Sammlung  von  Wappen  d.  Revaler  Ratsfamilien. 

Ondrusch,  Die  Familiennamen  in  Neustadt  (O.-S.).     1894. 

Pratje,  H.  J.,  Altes  und  Neues  aus  den  Herzogtümern  Bremen  u.  Verden.  Stade 
1769 1781.    Bd.  II,  120:  „Allgemeine  Nachrichten  von  dem  Bremischen  Adel". 

Praun,  M.,  Ausführliche  Beschreibung  d.  Herrlichkeit,  Ehr,  Stand,  Würden,  auch 
Alterthum  der  Adelichen  und  erbaren  Geschlechtern  in  den  vornehmsten  Freyen 
Reichs  Städten.    Ulm  1667. 

v.  Prittwitz  und  Gaffron,  Breslauer  Ratsfamilien.  „Schlesiens  Vorzeit", 
42.  Bericht. 

Pyl,  Theod.,  Stralsunder  u.  Greifswalder  Patrizierfamilien  in:  Pommersche 
Geschichtsdenkmäler.    3.  Bd.  hrsg.  v.  Th.  Pyl,  Greifswald  1870,  S.  122ff. 

Rei chert,Laubaner  Bürgermeister  u.Ratsherrenl222— 1845,  ASWXII,Nr.6,S.82 ff. 

Reinwald,  G.,  u.  J.  Rieber,  Beitr.  zur  Gesch.  d.  Geschl.  u.  d.  Bürgertums  in 
Lindau  (mit  Wappentafel),  in:  Gesch.  d.  Stadt  Lindau  am  Bodensee.  Im  Auftrag  der 
Stadtgemeinde  hrsg.  von  Wolfart,  Bd.  II  1909,  S.  103ff  (wieder  abgedruckt  aus  den 
Schriften  d.  Ver.  f.  Gesch.  des  Bodensees,  Bd.  XIII,  1884). 

Roller,  vgl.  Register. 

Schalch,  Fr.,  Wappen  der  löblichen  Bürgerschaft  in  Schaffhausen,  o.  J.  (ca. 
1840).  Sehr  viele  genealog.  Angaben  u.  Stammbäume  ü.  Familien  v.  Schaffhausen  gibt 
Rueger,  J.  J.,  Chronik  der  Stadt  u.  Landschaft  Schaff  hausen,  hrsg.  v.  d.  historisch- 
antiquarischen Gesellschaft.    2  Bde.    Schaffhausen  1884 — 92. 

Schenk  zu  Schweinsberg,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  in  Frankfurt  begütert 
gewesenen  Adelsfamilien.    Frankfurt  a.  M.  1878. 

Schmidt,  G.,  Hallische  Geschlechter.  Hallischer  Kalender,  1912.  1913. 

Schön,  Th.,  Nachr.  ü.  adlige  Geschlechter  ...  der  Reichsstadt  Reutlingen  seit 
1500,  VJH  1910. 

Schoenhaupt,  Louis,  Livre  d'or  de  la  bourgeoisie  de  Mulhouse,  1883. 

Schott,  Sgm.,  Alte  Mannheimer  Familien.  Ein  Beitr.  zur  Familienstatistik  des 
XIX.  Jht.    Mannheim,  Bensheimer. 

Schumacher,  K.,  Verz.  der  in  Baar  verpf rundeten  Geistlichen,  sowie  aller  aus 
Baar  stammenden  Kapuziner  und  Aebtissinnen.    Zug  1885. 

Seelig,  G.,  Geschichtliche  Entwickelung  der  Hamburger  Bürgerschaft  u.  der 
Hamburger  Notabein.    Hamburg  1900. 

Sprecher  v.  Bernegg,  Wappen  d.  anno  1854  leb.  Geschlechter  d.  Stadt  Chur. 
Zürich. 

v.  Steiger-Münsingen,  Über  die  erblichen  Gesellschaften  im  alten  Freistaat 
Bern  und  Über  Adelsverhältnisse  im  alten  Freistaat  Bern,  JAW  1882.    1888. 

Stetten,  P.  v.,  Geschichte  der  adelichen  Geschlechter  der  freyen  Reichsstadt 
Augsburg.    Mit  228  in  Kupfer  gestochenen  Wappen  und  Siglen.    Augsburg  1762. 

Stocker,  F.  A.,  Basler  Stadtbilder.    Alte  Häuser  u.  Geschlechter.    Basel  1890. 

Strombeck,  Hilmar  v.,  Alter  Braunschweigischer  Stadtgeschlechter  Er- 
löschen, VNS  Jhr.  1867,  S.  216  ff.    Hannover  1868. 

Stromer  v.  Reichenbach,  Genealogisches  Handbuch  d.  z.  Z.  lebenden  Raths- 
und  gerichtsfähigen  Familien  d.  vormaligen  Reichsstadt  Nürnberg.  Nürnberg  1878. 
Für  Nürnberg  sind  die  sogenannten  Nürnberger  Diptychen  eine  besonders 
wertvolle  Quelle.  Der  volle  Titel  dieses  umfangreichen  u.  ziemlich  seltenen,  in  Nürn- 
berg selbst  vorhandenen  Werkes  lautet:  Diptychorum  ecclesiarum  Norimbergensium 
succincta  enucleatio  d.  i.  Ausführl.  Beschr.  aller  u.  jeder  Kirchen,  Klöster,  Kapellen  u. 
der  annoch  in  denenselben  befindl.  merkwürdigen  Monumenten  usw.  in  Nürnberg,  als 
ein  kurzer  Ausz.  aus  d.  großen  Werke  des  Herrn  Karl  Christian  Hirsch,  Diac.  Laur., 


Zusammenfassende,  gedruckte  Arbeiten  über  die  Familien  einzelner  Städte.      41 

fortgesetzt  u.  vollendet  v.  Andreas  Würfel,  Pfarrer  in  Offenhausen.  Nebst  beygefügten 
benöthigten  Kupfertafeln.  Nürnberg  1756.  57.  59.  4°  mit  Kupfern.  Es  enthält  der  I.  Bd. 
die  Beschr.  d.  Sebalder  u.  Lorenzer  Hauptkirchen  mit  den  Lebensläufen  u.  Bildnissen 
ihrer  Prediger  u.  Diakonen;  der  II.  Bd.  beschreibt  die  übrigen  Kirchen,  Klöster  u.  Ka- 
pellen in  Nürnberg;  der  III.  Bd.  enthält  die  eingepfarrten  Vorstädte  u.  Dörfer.  Als 
IV.  Bd.  ist  die  v.  d.  Nürnberger  Juden-  oder  Hospitalprediger  G.  E.  Waldau  in  zwei 
Teilen  herausgeg.  Fortsetzung  dieses  Werkes:  Diptycha  ecclesiarum  Norimbergensium 
continuata  u.  Dipl.  eccl.  in  oppidis  et  pagis  Norimbergensibus  zu  betrachten,  die  mit  d. 
J.  1778  bzw.  1779  abschließen  u.  in  d.  J.  1779/80  gleichfalls  in  Nürnberg  im  Druck  er- 
schienen. Hierzu  kommt:  Nürnbergisches  Zion  oder  Nachr.  v.  allen  Nürnbergischen 
Kirchen,  Kapellen,  Klöstern  u.  lateinischen  Schulen  in  und  außer  d.  Stadt  u.  d.  daran 
bedienten  Personen,  verbessert  und  bis  auf  unsere  Zeiten  fortgesetzt  v.  G.  E.  Waldau. 
Nürnberg  1787.  —  Genealog.  Handb.  d.  lebenden  Raths-,  Gerichts-  u.  Aemterfähigen 
Adels  zu  Nürnberg,  1795.  —  Ferner  vgl.  oben  S.  22  unter:  Biedermann. 

Tobler-Meyer,  W.,  Gesch.  d.  65  Schilde  d.  Schildnerschaft  z.  Schneggen  seit 
1559  nach  den  von  G.  v.  Wyss  bearb.  Übersichten  ergänzt  u.  hrsg.  v.  Tobler-Meyer 
u.  eingel.  d.  e.  kurze  Nachricht  über  die  Anfänge  d.  Schildnerschaft  von  H.  Zeller- 
Werdmüller.    Zürich  1900. 

Tournon,  Comte  de,  Le  livre  d'or  du  Capitole.  Catalogue  officiel  de  la 
noblesse  r omaine.    Paris  1864. 

Tribolati,  F.,  Gli  stemmi  Pisani.  Giorn.  Arald.  geneal.  dipl.  II,  Pisa  1875. 

Vallardi,  Antonio,  Famiglie  Notabili  Milanesi  4  vol. 

Vannerus,  Les  armoiries  et  les  anciens  seigneurs  de  Latour-en-Ardenne  (Publi- 
cations  de  l'institut  archeologique  de  Luxembourg  1904,  T.  XXXIX  des  Annales). 

Velden,  A.  v.  d.,  Genealogische  Nachrichten  über  einige  d.  ältesten  Familien  d. 
Neustadt  Hanau.    Weimar  1901. 

Verz.  d.  Ingolstadter  Bürgerfamilien.    Ingolstadt  1877. 

Vi  vis,  G.  v.,  Die  Wappen  der  noch  lebenden  „Geschlechter"  Luzerns.  Sep. 
Abdr.  1899  aus  dem  Schweizer.  Archiv  f.  Heraldik,  m.  interesssanten  familiengeschichtl. 
Notizen. 

Vlaminck,  Alph.  de,  Het  guldenboek  van  Dendermonde.  Geslachtsboomen 
van  eenige  familien  van  Viaanderen.    Gent  1872. 

Weiß,  J.  H.,  Verzeichnis  d.  seit  dem  J.  1700—1821  mit  ihren  Frauen  u.  Kindern 
neu  angenommenen  als  ausgestorbenen  Bürger -Geschlechter  in  Basel.  Basel  1822 
(ebensolche  Verzeichnisse  erschienen  von  demselben  Verfasser  1829  u.  1836). 

Weyermann,  Neue  biographisch-historisch-artistische  Nachrichten  von  Familien 
der  vormaligen  Reichsstadt  Ulm.    Ulm  1829. 

Weyersberg,  Solinger  Schwertschmiede-Familien,  ZHW,  5.  Bd.,  4.  H.;  drs., 
Steyrer  u.  Solinger  Meisternamen,  ZHW,  5.  Bd.,  7.  H. 

Widmann,  J.,  Bürger- Familienbuch  von  Liestal.  Alphabetisch  und  nach  den 
Verwandtschaften  geordnet.    Liestal  1860. 

Wikart,  Paul  Anton,  Die  Geschl.  der  Stadt  Zug,  nach  ihrem  Ursprung  od. 
Herkommen.     Geschichtsfreund  XXIII,  1868. 

Wimmer,  Eduard,  Sammelbl.  zur  Gesch.  der  Stadt  Straubing.  Straubing 
1882/4.  H.  1—4  (enthält  u.  a.  e.  Beschr.  v.  Wolf  Freymann's  Wappenbuch  der  Strau- 
binger Geschl.  u.  e.  Zusammenstellung  der  im  Karmeliterkloster  zu  Straubing  befind- 
lichen zahlreichen  wertvollen  alten  Grabdenkm.  angesehener  bayerischer  Geschl.  aus 
d.  15—19.  Jht.). 

Zillner,  F.  V.,  Salzburgische  Geschlechterstudien,  MGSL  XVII.  XIX.  XXI.  XXII. 

Ferner  mögen  noch  folgende  anonyme  Schriften  verzeichnet  werden:  Wappen  d. 
löbl.  Bürgerschaft  Baden.  Zürich  1855.  —  Wappenb.  sämtl.  in  der  Stadt  Bern  ver- 
bürgerten Geschl.,  1829.  —  Wappenb.  gesamter  Bürgerschaft  der  Stadt  Bern  aus  d. 
J.  1836.  —  Livre  d'or  du  Canton  de  Fribourg.  Nomenclature  des  bourgeois  de  la 
ville  de  Fribourg,  des  anciennes  familles  patriciennes  et  des  notabilites  et  celebrites 
du  canton.    Fribourg  1898.  —  Alph.  Verz.  d.  lebenden  u.  ausgestorb.  Bürgergeschi.  c'. 


42 


Die  beiden  Grundtypen  genealogischen  Denkens. 


Stadt  Solothurn.    Solothurn.  4°.   —   (Sprecher,  A.  v.),  Slg.  rhätischer   Geschl. 

Chur  1847.  Triesener  Adels-  u.  Bürgergeschi,  werden  behandelt  im  Jb.  d.  histor. 

Ver.  f.  d.  Fürstent.  Liechtenstein.  2.  Bd.  1Q02.  —  Wappen  der  löbl.  Bürgerschaft  von 
Winterthur.  Zürich  1855.  —  Neues  histor.  Wappenb.  d.  Stadt  Zürich.  Nach  den 
besten  Quellen  bearbeitet.  Zürich  1860.  Hierzu  Spl.:  Die  seit  1859  in  d.  Stadt  Zürich 
eingebürgerten  Geschl.  4°.  Neues  histor.  Wappenb.  d.  Stadt  Zürich,  2.  Afl.  Zürich 
1869.  —  Ferner  sei  erwähnt,  daß  v.  Arx  u.  Tatarinoff,  D.  histor.  Ver.  d.  Kantons 
Solothurn,  Festschr.  zur  Erinnerung  an  sein  50 jähriges  Jubiläum,  1853  — 1903,  Solo- 
thurn 1903,  auf  e.  Reihe  v.  Vorträgen  über  Solothurner  Geschl.  verweisen,  die  nicht 
im  Drucke  erschienen  sind  u.  z.  Tl.  im  Archiv  des  genannten  Ver.  liegen  od.  im  Prot, 
d.  Ver.  teilweise  Aufnahme  gefunden  haben.  —  Armorial  Neufchatelois,  Galerie 
historique  du  chäteau  de  Neuchatel  cont.  les  armoiries  des  comtes  et  princes  de  Neuf- 
chatel,  des  gouverneurs  qui  ont  administre  le  pays  en  leur  nom,  ainsi  que  les  quatre 
Bourgeoisies  acc.  de  notes  histor.  et  heraldiques.    Berne  et  Neufch.  1857. 


Genealogische  Tafeln 

von  Otto  Forst. 


Die  beiden 

Orundtypen 

genealogischen 

Denkens. 


ede  genealogische  Betrachtung  der  Menschheit  muß  von  der  natür- 
lichen genealogischen  Qrundtatsache  ausgehen,  daß  zwischen  zwei 
Personen  das  Verhältnis  von  Erzeuger,  resp.  Gebärerin  einerseits, 
Erzeugtem  resp.  Geborenem  andererseits  besteht.  Von  diesem  Ur- 
phänomen  der  Genealogie,  wonach  aus  einem  Individuum  der  Species  Mensch 
im  Wege  der  geschlechtlichen  Fortpflanzung  ein  neues  Individuum  hervor- 
geht, muß  jeder  Versuch,  Systematik  in  die  Fülle  von  Erscheinungen  zu 
bringen,  welche  das  Leben  als  Folge  der  zwischen  den  Menschen  bestehen- 
den, auf  ihrer  gegenseitigen  Abstammung  voneinander  oder  von  einem  gemein- 
samen Dritten  beruhenden  Beziehungen  hervorruft,  seinen  Anfang  nehmen. 
Zwei  Personen  sind  also  im  wechselseitigen  Verhältnis  Erzeuger  und 
Erzeugter.  Betrachten  wir  die  aktive  Seite  dieser  Beziehung,  nehmen  wir 
vom  Erzeuger  den  Anfang  und  suchen  wir  alle  Personen  zu  ermitteln,  die 
er  unmittelbar  oder,  als  Nachkommen  seiner  eigenen  Deszendenz,  mittelbar 
erzeugt  hat,  so  erhalten  wir  die  eine  Form  der  Darstellung  genealogischen 
Denkens:  die  Deszendenztafel. 

Die  Deszendenztafel  umfaßt  alle  Personen,  die  von  einer  anderen  Person, 
dem  Stammvater  oder  der  Stammutter,  abstammen,  in  gerader  Linie,  wie 
der  treffende  juristische  Ausdruck  lautet.  Es  macht  dabei  keinen  Unterschied, 
ob  diese  Abstammung  eine  rein  agnatische  ist,  nur  durch  Zeugungen  ver- 
mittelt wird,  ob  die  Bindeglieder  zwischen  dem  Deszendenten  und  seinem 
Stammvater  nur  Männer  bilden;  oder  ob  die  Abstammung  auch  durch  Ge- 
burten vermittelt  wird,  ob  also  auch  Frauen  als  Bindeglieder  zwischen 
Stammvater  und  Nachkommen  erscheinen. 

Der  zweite  Grundtypus  genealogischen  Denkens  ergibt  sich,  wenn  wir 
die  passive  Seite,  das  Erzeugtwerden,  in  den  Vordergrund  stellen.    Suchen 


Die  Deszendenztafel.    Stammtafel.  43 

wir  zu  ermitteln,  von  wem  ein  Mensch  abstammt,  wobei  es  wiederum 
keinen  Unterschied  macht,  ob  die  betreffenden  Vorfahren  Frauen  oder  Männer 
sind,  so  haben  wir  die  Azendenztafel,  die  Darstellung  aller  Personen,  von 
denen  jemand  in  gerader  Linie  abstammt. 

Um  das  bekannte  Bild  vom  Blut  zu  gebrauchen,  die  Deszendenztafel 
umfaßt  alle  Personen,  in  denen  das  gemeinsame  Blut  einer  anderen  Person, 
des  Stammvaters,  fließt;  die  Aszendenztafel  umfaßt  alle  Personen,  deren 
Blut  in  einer  anderen  Person,  dem  Probanten,  fließt. 

Wenden  wir  uns  der  näheren  Charakterisierung  der  beiden  Grundtypen 
und  dann  ihrer  zahlreichen  Abarten  zu,  um  dann  die  beiden  Arten  ge- 
meinsame Erscheinung  des  Implexes  zu  besprechen. 

Die  Deszendenztafel  in  ihrer  theoretischen  Reinheit  wird  praktisch  fast  Die  Deszendenz- 
nie  vorkommen.  Eine  Darstellung  aller  Nachkommen  einer  Person  hat  für 
die  historische  Seite  der  Genealogie  keinen  besonderen  Wert  und  ist  mit 
großen  Schwierigkeiten  verbunden.  Anders  steht  es  vom  naturwissenschaft- 
lichen Standpunkt  aus.  Hier  ist  die  Darstellung  der  gesamten  Nach- 
kommenschaft von  größter  Wichtigkeit,  weil  es  sich  darum  handelt,  die 
Spuren  einer  vererbten  Anlage  auch  über  den  Kreis  der  Familie  im  engeren 
Sinn,  der  agnatischen,  zu  ermitteln.  Ebenso  ist  in  jenem  Zweig  der  Genea- 
logie, wo  uns  diese  Wissenschaft  praktisch  am  häufigsten,  wenn  auch  un- 
bewußt, vor  Augen  tritt,  im  Rechtsleben,  die  Deszendenztafel  von  großer 
Bedeutung.  Unser  Erbrecht  fordert  im  Gegensatz  zur  altrömischen  und 
altgermanischen  Agnatensukzession,  die  also  auf  der  Stammtafel  basiert  (wie 
gleich  später  zu  zeigen  sein  wird),  die  Erbberechtigung  aller  Deszendenten, 
auch  derjenigen  der  weiblichen  Linie.  Die  Gesamtheit  der  im  Sinne  des 
geltenden  Rechts  berufenen  (gesetzlichen)  Erbfolgeberechtigten  findet  sich  also 
in  der  Deszendenztafel.  Weit  häufiger  aber  als  die  reine  Deszendenz- 
tafel ist  bis  vor  kurzem  die  Stammtafel  gewesen.  Bis  in  die  jüngste  Zeit  Stammtafel, 
hat  man  diesen  Ausdruck  in  völlig  unklarer  Terminologie  für  sämtliche  Arten 
genealogischer  Darstellung  verwendet,  ohne  sich  des  Gegensatzes  bewußt 
zu  werden,  der  zwischen  den  einzelnen  Typen  besteht. 

Da  bisher  die  Genealogie  meist  nur  als  Hilfswissenschaft  der  Geschichte 
fungierte  oder  als  „Part  pour  Part"  Selbstzweck  der  Genealogie  eines  Ge- 
schlechts, eben  die  Genealogie  dieses  Geschlechts  war,  so  ist  es  natürlich, 
daß  die  Stammtafel  in  der  Literatur  dominiert.  Was  ist  die  Stammtafel 
theoretisch?  Es  ist  ein  Auszug  aus  der  Deszendenztafel,  der  nur  jene 
Personen  umfaßt,  die  von  einem  gemeinsamen  Stammvater  durch  Zeugung 
in  gerader  Linie  abstammen,  wo  also  nur  Männer  als  Bindeglieder  zwischen 
Stammvater  und  Nachkommen  fungieren.  Für  den  Juristen  ist  die  Ab- 
grenzung klar  gegeben,  die  Stammtafel  ist  die  tabellarische  Darstellung  der 
Agnaten.  Für  Nichtjuristen  bildet  sich  ein  Anhaltspunkt  im  äußerlichen 
Charakteristikum,  daß  —  heutzutage  —  die  Glieder  einer  Stammtafel  den 
gleichen  Familiennamen  führen  müssen.  Die  Stammtafel  ist  daher  die  ta- 
bellarische Darstellung  der  Nachkommen  einer  Person,  von  welcher  dieselben 


44  Regententafel.    Ahnentafel. 

durch  Zeugung  in  gerader  Linie  abstammen.  Die  Stammtafel  ist  für  das 
Rechtsleben  nur  bei  Familienfideikommissen  und  beim  Lehensrecht  von  Be- 
lang, da  heute  das  Agnationsprinzip  sonst  nirgends  mehr  praktische  Geltung 
im  Privatrecht  hat.  Die  größte  Rolle  kommt  der  Stammtafel  in  der  Ge- 
schichte und  im  Thronfolgerecht  zu,  da  ja  die  Erbfolgeordnung  in  unseren 
modernen  Monarchien  auf  der  Stammtafel  beruht,  den  Thron  stets,  bis  zum 
Aussterben  des  Mannesstammes,  bei  einer  agnatischen  Familie  beläßt. 

Nicht  zu  leugnen  ist  ferner  das  Überwiegen  der  sozialen  Bedeutung  der 
Stammtafel.  Im  gesellschaftlichen  Leben  der  unteren  und  mittleren  Schichten 
spielt  die  Herkunft  des  Vaters,  also  die  Stammtafel,  die  ausschlaggebende 
Rolle,  weil  man  ja  die  verschiedenen  weiblichen  Ahnen  nur  in  den  selten- 
sten Fällen  kennt.  Anders  steht  es  freilich  auch  heute  noch  im  Kreise  des 
Hoch-  und  Hofadels. 
Regententafel.  Spielarten  der  Stammtafel  sind  die  Regententafel,   welche   nur  die  zum 

Thron  gelangten  Glieder  eines  Herrscherhauses  verzeichnet,  ferner  ein  noch 
des  Namens  entbehrender  Typus,  der  nur  die  männlichen  Glieder  einer 
Familie  berücksichtigt. 

Ein  wesentliches  Charakteristikum  der  Deszendenztafel  und  all  ihrer 
Unterarten,  natürlich  auch  der  Stammtafel,  ist  ihre  vollständige  Unregel- 
mäßigkeit. Keine  Deszendenztafel  gleicht  der  andern,  die  fortwährend 
wechselnde  Zahl  der  Glieder  einer  Generation  läßt  dem  Aufbau  der  De- 
szendenztafel sein  individuelles  Gepräge,  während  die  Ahnentafel  in  ein  festes 
Schema  gepreßt  ist. 

Äußeres  Kennzeichen  der  Deszendenztafel  ist  ferner  die  Tatsache,  daß 
hier    von    der    ersten   Generation,    vom  Stammvater    an,    zeitlich    vorwärts- 
geschritten wird,   ganz   natürlich,    da  ja  die  Nachkommen   immer  späteren 
Zeiten  angehören  als  ihre  Vorfahren. 
Ahnentafel.  Das  Gegenstück  zur  Deszendenztafel  bildet  die  Aszendenztafel.    Für  sie 

ist  der  deutsche  Ausdruck  Ahnentafel  üblich.  Die  Ahnentafel  nimmt  ihren 
Ausgangspunkt  von  einer  Person,  dem  sogenannten  Probanten,  zählt  dann 
dessen  Eltern  auf,  dann  die  (4)  Großeltern,  die  (8)  Urgroßeltern  usw.  Das 
erste  Charakteristikum  der  Ahnentafel  ist  ihr  streng  gesetzmäßiger  Aufbau. 
Da  jeder  Mensch  zwei  Eltern,  vier  Großeltern  usw.  hat,  gleicht  im  äußeren 
Habitus  eine  Ahnentafel  vollständig  der  anderen.  Mit  jeder  Generation  ver- 
doppelt sich  die  Zahl  der  Ahnen.  Wir  erhalten  als  erste  Regel  für  die  Ahnen- 
tafel: die  Ahnenzahl  in  jeder  Generation  ist  gleich  2  zur  Potenz  der  betreffen- 
den Generation  erhoben  (wobei  also  der  Koeffizient  der  Potenz  gleich  der 
Zahl  der  jeweiligen  Generation  ist).  Z.  B.  jedermann  hat  acht  Urgroßeltern, 
nach  unserer  Regel  (die  Urgroßeltern  bilden  die  3.  Generation)  23  =  8. 

Die  Ahnentafel  beruht  auf  der  Betrachtung  der  passiven  Seite  des 
Ahnenverhältnisses.  Wir  wollen  wissen,  von  wem  eine  Person  abstammt. 
Die  Ahnentafel  läßt  das  Zusammenfließen  der  einzelnen  Vererbungsmassen 
erkennen,  als  deren  Resultat  der  Probant  erscheint,  die  Deszendenztafel,  sie 
löst  die  Gesamtheit  der  von  einer  Person  vererbten  Masse  in  ihre  einzelnen 
Bestandteile  und  in  ihrer  Verteilung  auf  die  Deszendenz  auf. 


Deszent.    Deszentorium.    Ahnenbezifferung.  45 

Ein  äußeres  Merkmal  der  Ahnentafel  bildet  der  Umstand,  daß  wir,  vom 
Probanten  ausgehend,  natürlich  zeitlich  rückwärtsschreiten  müssen,  da  wir  vom 
Nachkommen  zu  den  Vorfahren  uns  wenden. 

Die  Ahnentafel  spielt  in  allen  Teilen  der  Genealogie  eine  gleich  wich- 
tige Rolle.  Sie  hat,  gleich  der  Stammtafel,  praktische  genealogische  Be- 
deutung und  eine  literarische  Tradition. 

Naturwissenschaftlich  überragt  die  Ahnentafel  an  Bedeutung  auch  die 
Deszendenztafel,  da,  beim  streng  gleichmäßigen  Schema  der  Ahnentafeln, 
hier  viel  leichter  aus  dem  an  vielen  Einzelfällen  gewonnenen  Tatsachen- 
material allgemeine  Schlüsse  gezogen  werden  können.  Juristische  Bedeutung 
hat  die  Ahnentafel  im  Erbrecht,  da  bekanntlich  unser  gesetzliches  Erbrecht 
zur  Grundlage  seiner  Erbfolgeordnung  nach  Stämmen  die  Ahnentafel  macht. 
Weit  größer  war  die  Rolle  der  Ahnentafel  im  deutschen  Recht  des  Mittel- 
alters. Da  war  für  die  Zugehörigkeit  zu  einem  Geburtsstand  direkt  die 
Ahnentafel  entscheidend.  Die  Ritterbürtigkeit  ist  ja  nichts  anderes  als  der 
Nachweis  einer  qualifizierten  Ahnentafel.  Die  Spiegier  fordern  für  die  Zu- 
gehörigkeit zu  den  Geburtsständen  Ahnentafeln  von  gewissen  Qualitäten, 
und  es  ist  bekannt,  wie  von  der  großen  Rolle,  welche  die  Stammtafel  im 
deutschen  Recht  als  Kriterium  der  Standeszugehörigkeit  bildete,  in  späteren 
Zeiten  die  Institution  der  Ahnenprobe,  d.  h.  des  Vorweisens  einer  Ahnentafel, 
bei  der  alle  erscheinenden  Glieder  gewisse  Voraussetzungen  erfüllen  mußten 
(adlige,  eheliche  Geburt  usw.),  übrig  blieb.  Heute  noch  eröffnet  nur  die 
Ahnenprobe  den  Zutritt  zum  österreichischen  Hof,  zu  den  adeligen  Stiftern, 
zur  Kämmererwürde,  zu  den  Ritterorden;  nicht  geringer  ist  die  Bedeutung 
der  Ahnenprobe  im  volkswirtschaftlichen  und  sozialen  Sinn,  die  ihr  die  Be- 
stimmungen vieler  Fideikommißstiftungsurkunden  und  hochadligen  Haus- 
gesetze sichern,  welche  für  die  volle  Rechtsfähigkeit  Ahnenprobe  verlangen. 

Auch  von  der  Ahnenprobe  gibt  es  Unterarten.  Die  wichtigste  ist  das  Deszent. 
Deszentorium.  Darunter  verstehen  wir  einen  Auszug  aus  der  Ahnentafel, 
welcher  uns  die  ein-  oder  mehrmalige  Abstammung  des  Probanten  von  einer 
der  in  der  Ahnentafel  erscheinenden  Personen  dartut.  Die  einzelnen  Ab- 
stammungsreihen nennen  wir  Deszente.  So  ist  im  Beispiel  IX  die  Abstam-  Deszentorium. 
mung  des  Erzherzogs  Franz  Ferdinand  von  Ostyk,  dem  Stammvater  des 
Fürstenhauses  Radziwill,  dargestellt,  das  Ganze  bildet  ein  Deszentorium,  die 
einzelnen  Abstammungsreihen,  die  Ostyk  und  den  Erzherzog  verbinden,  sind 
die  Deszente. 

Bei  der  Ahnentafel  ergibt  sich  noch  ein  Problem,  das  durch  ihre  streng  Ahnen- 
gesetzmäßige  Konstruktion  bedingt  ist.  Es  liegt  nahe,  der  Einfachheit  halber  bezifferune- 
die  einzelnen  Ahnen  mit  Ziffern  zu  belegen,  zwischen  denen  dann,  bedingt 
durch  den  merkwürdigen  Aufbau  der  Ahnentafel,  gewisse  mathematische 
Beziehungen  bestehen.  Es  gibt  da  verschiedene  Systeme.  Die  wichtigsten 
sind  die  Systeme  Kekule  und  Hager,  deren  Unterarten  durch  die  Systeme 
Roller,  Sommer  und  Seyler  gebildet  werden.  Dem  System  Lorenz  kommt 
heute  keine  praktische  Bedeutung  mehr  zu. 

Kekule  gibt  dem  Probanten  Nr.  1,  seinem  Vater  Nr.  2,  der  Mutter  Nr.  3, 


46  Ahnenbezifferung.    Implex  (Ahnenverlust). 

dem  Großvater  väterlicherseits  Nr.  4  usw.  Dieses  System  hat  den  gewaltigen 
Vorzug  der  Einfachheit  und  Klarheit.  Man  vermeidet  das  Schreiben  von 
zwei  Ziffern,  das  den  anderen  Systemen  charakteristisch  ist,  was  bei  größeren 
Arbeiten  viel  Raum  und  Zeit  erspart.  Auch  fehlen  dem  System  Kekule  nicht 
die  Vorzüge  anderer  Systeme.  Zunächst  läßt  die  Ahnenziffer  sofort  erkennen, 
welchem  Geschlecht  der  betreffende  Vorfahre  angehört.  Die  Männer  führen 
gerade,  die  Frauen  ungerade  Nummern.  Auch  die  Generation  ist  leicht  zu 
erkennen,  denn  man  erhält  sie  sofort,  wenn  man  die  der  betreffenden  Nummer 
nächstniedere  Potenz  von  2  nimmt  und  aus  ihr  die  Wurzel  zieht.  Praktisch 
wird  man  ja  nach  kurzer  Übung  sofort  wissen,  welcher  Generation  eine 
Nummer  angehört,  da  ja  die  Potenzen  von  2  jedem  Ahnenforscher  in  Fleisch 
und  Blut  übergehen.  Ferner  besteht  im  System  Kekule  die  Beziehung,  daß 
der  Vater  immer  die  doppelte,  die  Mutter  die  um  eins  vermehrte  doppelte 
Nummer  ihrer  Kinder  führt.  Auf  unserem  Beispiel  Tafel  II  führt  Kaiser 
Friedrich  Nr.  4,  sein  Vater  Wilhelm  I.  2x4  =  8,  seine  Mutter,  Kaiserin 
Auguste  2  x  4  -(-  1  =  Nr.  9. 

Das  System  Hager  operiert  mit  römischen  und  arabischen  Ziffern. 
Jeder  Ahne  erhält  zwei  Ziffern.  Die  römische  bezeichnet  die  Generation, 
der  er  angehört,  die  arabische  Nummer  gibt,  in  jeder  Generation  neu  be- 
ginnend und  dann  fortlaufend,  die  Stelle  an,  die  der  betreffende  Ahne  in 
dieser  Reihe  einnimmt.  Obwohl  das  System  Hager  für  eine  rein  wissen- 
schaftliche Behandlung  viele  Vorteile  bietet,  ist  es  doch  bei  nicht  streng 
wissenschaftlichen  kleinen  Ahnentafeln  lieber  nicht  zu  verwenden.  Für  die 
darstellende  praktische  Genealogie  empfiehlt  sich  unbedingt  das  System 
Kekule.  Der  Verein  „Herold"  und  die  Zentralstelle  für  deutsche  Personen- 
und  Familiengeschichte  haben  es  auch  angenommen  und  es  wurde  seither  in 
allen  größeren  Publikationen,  vor  allem  von  Dungern  und  Forst,  angewendet. 
Interessant  ist,  daß  schon  230  Jahre  vor  Kekule  der  große  spanische  Genea- 
loge Sosa  in  seiner  vortrefflichen  Riesenahnentafel  „Noticia  de  la  gran  casa 
de  Villafranca"  dieses  System  angewandt  und  verteidigt  hat,  daß  also  hier 
wieder  ein  bedeutender  Forscher,  wie  so  oft,  alte  Wahrheit  neu  entdeckt  hat. 

Die  anderen  Systeme  hier  einzeln  zu  schildern,  würde  zu  weit  führen. 
Über  die  Systeme  Roller  und  Seyler  findet  sich  eine  zusammenfassende  Übersicht 
im  „Deutschen  Herold"  1905  Nr.  10,  über  das  System  Lorenz  vergleiche  man 
dessen  Lehrbuch,  über  das  System  Sommer,  dem  für  medizinische  Zwecke 
große  Vorzüge  innewohnen,  das  aber  für  rein  genealogische  Zwecke  weder  in 
Betracht  kommt,  noch  in  Betracht  kommen  will,  siehe  das  ausgezeichnete  Werk 
des  Gießener  Psychiaters:   „Familienforschung  und  Vererbungslehre"  (1907). 

(AhnmvM  ES  iSt  nUn  einef  Erscheinung  zu  gedenken,  welche  bei  allen  Arten  der 

>•  genealogischen  Tafeln  gleichmäßig  vorkommt,    speziell  aber  bei  der  Ahnen- 
tafel bedeutsam  ist:  der  sogenannte  Implex. 

Jede  praktische  Beschäftigung  mit  genealogischen  Dingen  zeigt,  wie 
rasch  der  Kreis  der  miteinander  in  verwandtschaftlichen  Beziehungen  stehen- 
den Menschen  wächst,  wenn  wir  vom  bloßen  Mannesstamjn  abgehen  und 
auch  alle  weiblichen  Verwandten  ins  Auge  fassen. 


Implex  (Ahnenverlust).  47 

Betrachten  wir  die  Nachkommenschaft  einer  Person,  und  nehmen  wir 
an,  daß  jeder  Mensch  im  Durchschnitt,  die  Menschen  ohne  Nachkommen- 
schaft sind  da  schon  eingerechnet,  je  zwei  lebensfähige,  fortpflanzungsfähige 
Nachkommen  hinterläßt,  die  ihrerseits  natürlich  wieder  je  zwei  Nachkommen 
am  Leben  lassen  —  in  Wirklichkeit  ist  natürlich  diese  Zahl,  besonders  bei 
günstigen  hygienischen,  sittlichen  und  sozialen  Verhältnissen  viel  größer  — 
so  werden  wir  nach  dem  Gesetze  der  geometrischen  Progression  bald  zu 
ungeheuren  Zahlen  kommen. 

Rechnen  wir  die  Generation  zu  30  Jahren,  so  wird  der  supponierte 
Stammvater,  wenn  wir  einen  Menschen  aus  der  Zeit  Christi  als  Beispiel 
annehmen,  im  Jahre  30  zwei  Kinder  haben,  im  Jahre  60  vier  Enkel,  im 
Jahre  90  acht  Urenkel  usf.  Im  Jahre  990,  also  33  Generationen  später, 
müßte  er  schon  233  Nachkommen  haben,  im  Jahre  1880  also  266,  das 
wären  ungefähr  300  Billionen  x  1  Million  x  1  Million  Deszendenten.  Nun 
ist  es  ganz  klar,  daß  es  nie  so  viele  Menschen  gab,  auch  nie  so  viele  geben 
kann,  andererseits  lehrt  die  vielfältige  Erfahrung,  daß  eine  Zahl  von  zwei 
Kindern  weit  unter  dem  Durchschnitt  bleibt.  Es  taucht  hier  das  Problem 
auf,  das  einem  russischen  Gelehrten  so  viel  Kopfzerbrechen  machte:  Er 
sagte,  jeder  Stör  legt  unleugbar  jedes  Jahr  Millionen  Eier;  wenn  nur  ein 
geringer  Bruchteil  davon  zu  ausgewachsenen  Tieren  wird,  und  diese  in  der 
Progression  fortschreitend  weiter  laichen,  müßte  schon  längst  das  ganze 
Schwarze  Meer  in  einen  Berg  von  Kaviar  verwandelt  sein.  Warum  geschah 
dies  nicht? 

Ebenso  stellt  sich  das  Problem  beim  Menschen.  Der  scheinbare  Wider- 
spruch zwischen  der  ungeheuren  theoretischen  Nachkommenzahl  und  der 
beim  heutigen  Bevölkerungsstand  der  Erde  höchstmöglichen  erklärt  sich  durch 
folgende  Erscheinung.  Es  muß  einmal  der  Fall  eintreten,  daß  Personen  die 
von  dem  gemeinsamen  Stammvater  abstammen,  einander  ehelichen.  Je  mehr 
wir  uns  vom  Stammvater  entfernen,  je  größer  die  Zahl  seiner  Nachkommen 
wird,  desto  größer  wird  die  Wahrscheinlichkeit,  daß  zwei  Personen,  die 
miteinander  in  geschlechtliche  Verbindung  treten,  schon  durch  ihre  gemein- 
same Abstammung  von  dem  Ahnherrn  miteinander  verwandt  sind.  Die 
Nachkommen  dieser  Verbindung  erscheinen  dann  zweimal  in  der  Deszendenz- 
tafel des  Stammvaters,  da  sie  von  ihm  doppelt  abstammen.  Je  weiter  wir 
uns  vom  Ahnherrn  entfernten,  um  so  häufiger  werden  dann  die  Verwandten- 
ehen, so  daß  dann  einzelne  Personen  immer  öfter,  zum  Schluß  hunderte 
und  tausende  Male  als  Nachkommen  des  betreffenden  Ahnherrn  erscheinen. 
So  erklärt  sich  dann  die  theoretisch  große  Zahl.  Der  Zeitgenosse  Christi  hat 
heute  eine  unfaßbar  große  Zahl  Nachkommen,  aber  das  sind  nicht  lauter 
von  einander  verschiedene  Personen,  sondern  einzelne  Personen  erscheinen 
tausende  Male  auf  dieser  Deszendenztafel. 

Ähnlich  wirkt  dieses  Phänomen,  das  wir  Implex  nennen  wollen,  bei  der 
Ahnentafel.  Auch  hier  finden  wir  umgekehrt,  daß  bald  die  sich  stets  ver- 
doppelnde theoretische  Ahnenzahl  nicht  mehr  lauter  verschiedene  Personen 
als  Ahnen  zuläßt.    Auch  hier  stoßen  wir  auf  die  Wirkung  der  Heiraten  von 


48  Konsan  guinitätstafel. 

Personen,  die  schon  von  einem  gemeinsamen  Vorfahren  abstammen,  der 
dann  2  mal  in  der  Ahnentafel  der  Kinder  dieses  Paares  erscheint.  In  der 
beigegebenen  Tafel  Via  findet  sich  als  Beispiel  für  den  Deszendentenimplex 
die  Prinzessin  Elisabeth  von  Hessen,  die  von  der  Königin  Viktoria  2  mal 
abstammt.  Beispiel  für  Ahnenimplex  zeigt  die  Tafel  VII,  wo  in  der  Reihe 
der  32(  Ahnen  Erzherzog  Karl  und  Gattin,  Wilhelm  V.  von  Bayern  und 
Gattin,  Rudolph  von  Anhalt  und  Gattin  je  2  mal  vorkommen.  Man  hat 
diese  Tatsache  des  Implexes  lange  nicht  beachtet.  Lorenz  hat  zuerst  auf 
der  Ahnentafel  diese  Erscheinung  besprochen  und  ihr  den  nicht  glücklichen 
Namen  Ahnenverlust  gegeben.  Hager  brachte  den  richtigen  Ausdruck  Ahnen- 
implex. Die  Allgemeingültigkeit  dieser  Erscheinung  auch  für  die  Deszendenz- 
tafel wird  zum  ersten  Male  hier  nachgewiesen.  Ein  Beispiel  für  die  Größe 
des  Ahnenimplexes  bietet  die  untenstehende  Anmerkung.1) 

Der  Implex  bei  der  Ahnentafel  ist  von  besonderer  Wichtigkeit,  weil 
man  früher,  ohne  natürlich  das  Kind  beim  richtigen  Namen  zu  nennen,  der 
Größe  des  Implexes  schädlichen  Einfluß  für  die  Nachkommenschaft  zuschrieb 
und  damit  die  angebliche  Abneigung  der  Naturvölker  vor  der  Blutschande 
und  die  Berechtigung  der  Verwandteneheverbote  in  der  Manier  des  Natur- 
rechts dartat.  Heute  wissen  wir,  daß  das  bloße  Vorhandensein  eines  größeren 
Ahnenimplexes  gar  nichts  schadet,  ebensowenig  wir  das  Nichtvorhandensein 
nützt2),  daß  sogar  die  Ehe  von  Verwandten  von  Vorteil  sein  kann,  wenn 
der  gemeinsame  Ahne  günstige  Vererbungsmassen  mitbringt  (Rassenreinzucht). 
Es  erübrigt  noch,  jener  Arten  tabellarischer  Darstellung  zu  gedenken, 
welche  die  genealogische  Grundtatsache  der  Verwandtschaft,  das  heißt  gegen- 
seitige Abstammung  oder  gemeinsame  Abkunft  von  einem  Dritten,  in  keiner 
der  beiden  Grundformen  zum  Ausdruck  bringen. 
Konsanguinitäts-  Da  ist  vor  allem  die  Konsanguinitätstafel.  Sie  umfaßt  Ahnentafel  und 
Deszendenztafel  zugleich.  Sie  ist  die  tabellarische  Darstellung  aller  Ver- 
wandten einer  Person  (diese  Begriffe  im  Sinne   des  §  1589   des  deutschen, 


x)  Ahnenimplex  (Ahnenverlust)  des  Erzherzogs  Franz  Ferdinand  aus  Forst,  Ahnen- 
verlust und  nationale  Gruppen  auf  der  Ahnentafel  des  Erzh.  Franz  Ferdinand.  Wien  1912. 

Generation  Theoretische  Ahnenzahl  Wirkliche  Ahnenzahl 

2 

4 

8 

12 

18 

30 

58 

101 

174 

234 

341 

526 

867 

1514 

2)  Vgl.  meinen  Aufsatz  ZBG  1911. 


I 

2 

II 

4 

III 

8 

IV 

16 

V 

32 

VI 

64 

VII 

128 

VIII 

256 

IX 

512 

X 

1024 

XI 

2048 

XII 

4096 

XIII 

8192 

XIV 

16348 

Sippschaftstafel.  49 

des  §  40  des  österr.  bürgerlichen  Gesetzbuches).  Man  nimmt  eine  Person 
zum  Ausgang,  stellt  alle  deren  Nachkommen  dar,  entwirft  dann  die  Ahnen- 
tafel dieser  Person,  und  verzeichnet  schließlich  alle  Nachkommen  der  in 
der  Ahnentafel  erscheinenden  Vorfahren.  Die  Konsanguinitätstafel  ist  die 
genealogische  Grundlage  unseres  gesetzlichen  Erbfolgerechts  (siehe  oben). 
Sie  umfaßt  alle  Personen,  die  zur  gesetzlichen  Erbfolge  aus  dem  Titel  der 
Verwandtschaft  berufen  sind. 

Für  die  praktische  Genealogie  hat  diese  Darstellungsform,  schon  aus 
äußeren  Gründen,  dann  wegen  der  ungeheueren  Schwierigkeiten  einer  er- 
schöpfenden Bearbeitung  geringe  Bedeutung.  Das  einzige  Beispiel  einer  un- 
geheueren Konsanguinitätstafel  ist  das  Monstrewerk  der  „Tabulae  Jablonovianae", 
(1747)  Konsanguinitätstafeln  der  Kinder  des  berühmten  Mäzens  der  Genealogie 
und  Ideals  aller  genealogischen  Schwindler,  des  Fürsten  Joseph  Jablonowski. 
Ein  kleineres  Paradigma  bildet  die  hier  beigegebene  Konsanguinitätstafel  des 
Kronprinzen  Wilhelm  von  Preußen.  Sie  besteht  aus  der  8-Ahnen-Tafel,  die 
zugleich  diese  Gattung  darstellen  soll,  und  aus  den  Deszendenztafeln  jedes 
der  4  Urgroßelternpaare,  schließlich  umfaßt  sie  noch  die  Nachkommen  des 
Kronprinzen  selbst. 

Die    zweite   Art    besonderer    genealogischer   Tabellen    bilden    die   von  sippschaftsufei. 
Crzellitzer  erfundenen  Sippschaftstafeln.    Sie  stellen  ein  wichtiges  Hilfsmittel 
für  die  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Vererbungslehre  dar,  für  die  reine 
Genealogie  kommen  sie  nicht  in  Betracht. 

Die  Sippschaftstafeln  stellen  eine  Konsanguinitätstafel  dar,  bei  der  von 
jeder  einheiratenden  Person  noch  deren  Konsanguinitätstafel  aufgestellt  wird.1) 

Zur  Sippschaft  eines  Neugebornen  im  Sinne  der  Crzellitzerschen  Sipp- 
schaftstafeln gehören:  seine  Eltern,  deren  Geschwister  (also  Onkel  und 
Tanten)  samt  Kindern  (also  Vettern  und  Basen),  die  Großeltern  und  deren 
Geschwister  (also  Großonkel  =  Onkel  der  Eltern  und  Großtanten  =  Tanten 
der  Eltern)  samt  Kindern  (Großeltern);  schließlich  die  Urgroßeltern.  Außer- 
dem die  Geschwister  des  Neugeborenen,  die  aber,  da  für  sie  dieselbe  Sipp- 
schaftstafel gilt  wie  für  jenen,  logischerweise  nicht  auf  die  Tafel  placiert 
werden,  sondern  unter  dieselbe,  wo  auf  einer  horizontalen  Liste  alle  Besitzer 
derselben  Sippschaftstafel  oder,  um  mit  Crzellitzer  zu  reden,  „die  im  Sipp- 
schaftszentrum stehenden  Personen"  dargestellt  sind. 

Zur  Erläuterung2)  dieser  Art  tabellarischer  Darstellung  sei  auf  die  bei- 
gegebene Tafel  Nr.  VIII  verwiesen :  Figur  1  stellt  eine  schematische  Sippschafts- 
tafel dar,  welche  sich  als  die  zeichnerische  Vereinigung  von  vier  Deszendenz- 


J)  Vgl.  Devrient,  Familienforschung,  S.  102ff.  Die  dort  gegebene  Definition 
wird  richtig,  wenn  man  statt  „Stammtafel"  den  allgemeinen  Begriff  „Deszendenztafel-' 
einfügt. 

2)  Das  Folgende  nach  Crzellitzer,  Methodik  der  graphischen  Darstellung  der 
Verwandtschaft  mit  besonderer  Berücksichtigung  von  Familien -Karten  und  Familien- 
Stammbüchern,  im  Bericht  über  den  II.  Kurs  mit  Kongreß  für  Familienforschung,  Ver- 
erbungs-  und  Regenerationslehre,  in  Gießen  vom  9.  bis  13.  April  1912,  hrsg.  von 
R.  Pommer,  Halle  a.  S.  1912. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  4 


50  Sippschaftstafel. 

tafeln  darstellt.  An  den  vier  Enden  stehen  die  vier  Urgroßelternpaare,  in 
der  Mitte  das  „Sippschaftszentrum"  oder  die  „Zentralperson",  für  welche 
die  Tafel  gelten  soll.  Links  über  der  Zentralperson  steht  deren  Vater,  rechts 
darunter  die  Mutter,  über  dem  Vater  und  unter  der  Mutter  die  vier  Groß- 
eltern so,  daß  diese  vier  Personen  ein  Quadrat  bilden.  Nur  diese  Form  der 
Zeichnung  gibt  die  Möglichkeit,  neben  jedes  Sippschaftsglied  seine  Ge- 
schwister zu  stellen,  und  zwar  in   der  Geburtenfolge  von  links  beginnend. 

Die  von  Crzellitzer  vorgeschlagene  Sippschaftsbezifferung  der  Sippschafts- 
tafel schließt  sich  eng  an  die  von  Kekule  von  Stradonitz  an;  nur  beginnt 
Crzellitzer,  da  niemand  sein  eigener  Verwandter  sein  kann,  mit  1  nicht  bei 
der  Ausgangsperson,  sondern  bei  deren  Vater.  Die  Mutter  ist  2,  Vaters- 
vater 3,  Vatersmutter  4,  Muttersvater  5  und  sofort.  Zur  Bezeichnung  der 
Geschwister  fügt  Crzellitzer  zu  jeder  Zahl  einen  Buchstaben  (a,  b,  c),  und 
zwar  vor  die  Zahl  gesetzt,  wenn  es  sich  um  ältere  Geschwister  handelt, 
dahinter,  bei  jüngeren.  Die  ganze  Chiffre  steht  in  Klammern,  und  zwar 
in  eckigen,  wenn  sie  einen  Mann,  in  runden,  wenn  sie  ein  weibliches  Wesen 
bedeutet.  So  gibt  [a  2]  =  ältester  Bruder  von  2,  d.  h.  der  Mutter,  ist  also 
=  Onkel  der  Ausgangsperson.  Entsprechend  bedeutet  (4  c)  eine  jüngere 
Schwester  von  4,  d.  h.  d.  Vatersmutter,  also  =  Großtante.  Zugleich  kann 
man  aus  der  Chiffre  ersehen,  daß  diese  Großtante  das  vierte  Kind  ihrer 
Eltern  war,  da  ihr  „4"  selbst,  sowie  a  und  b  vorausgehen  müssen.  Die 
Kinder  dieser  Personen  werden  durch  Anfügen  eines  griechischen  Buch- 
stabens gekennzeichnet;  so  ist  z.B.  [[a2]a]  der  älteste  Sohn  von  [a2].  Meine 
([3  b]y)  ist  das  dritte,  und  zwar  weibliche  Kind  von  [3  b];  sie  ist  also  die 
Tochter  des  jüngeren  Bruders  meines  Großvaters,  mit  anderen  Worten:  eine 
Kusine  meines  Vaters  väterlicherseits. 

Figur  3  stellt  die  Sippschaftstafel  des  Kaisers  Wilhelm  II.  dar,  die  75 
Personen  umfaßt.  Da  bei  dieser  tabellarischen  Darstellungsform  die  Ge- 
schwister mit  dargestellt  sind,  läßt  sich  bereits  in  wenigen  Generationen  ein 
Bild  der  „Reinrassigkeit"  geben.  Trägt  z.  B.  die  ganze  linke  und  obere 
Hälfte  der  Tafel  ein  und  dieselbe  Kolorierung,  so  können  wir  sagen:  in 
diesem  Punkte,  d.  h.  in  bezug  auf  die  Eigenschaft,  die  durch  die  Kolorierung 
angedeutet  ist,  sei  der  Vater  reinrassig.  Ist  nur  das  linke  Viertel  einfarbig, 
so  ist  nur  der  Vatersvater  von  reiner  Rasse  und  so  fort. 

Figur  4  zeigt  die  tabellarische  Darstellung  für  die  Vererbung  von  Eigen- 
schaften. Auf  dieser  Crzellitzer'schen  Sippschaftstafel  bedeutet  |  J  unmusi- 
kalisch, ^  sehr  musikalisch,  ^  etwas  musikalisch,  [J  unbekannt.1) 

Den  von  Dr.  Crzellitzer  veröffentlichten  Sippschaftstafeln  macht  Dr.  De- 
vrient2)  den  Vorwurf  der  Unvollständigkeit:  es  genüge  nicht,  Eltern,  Groß- 
eltern, Geschwister  und  Geschwisterkinder  des  Probanten  zu  kennen;   man 

x)  Zur  Kategorie  der  „Unbekannten",  resp.  Unbestimmbaren  gehören  vor  allem, 
und  zwar  für  alle  Eigenschaften,  diejenigen  Sippschaftsglieder,  die  als  Säuglinge  ge- 
storben sind;  aus  praktischen  Gründen  hat  daher  Crzellitzer  für  diese  Individuen  ein 
besonderes  Zeichen,  ein  Kreuz  mit  zwei  Querbalken,  vorgeschlagen. 

*)  Vgl.  Devrient,  Famüienforschung,  S.  102. 


Konsanguinitätstafelauszüge. 


51 


müsse  auch  die  Sippen  der  Gatten  berücksichtigen,  um  diejenigen  Be- 
lastungen ausscheiden  zu  können,  welche  Eltern  von  Ahnen  erstehen, 
die  mit  dem  Probanten  nicht  blutsverwandt  sind.  Aufzunehmen  seien  „die 
Ahnen  etwas  bis  zu  8,  die  sämtlichen  Nachkommen  der  8  Ahnen,  die  Gatten 
dieser  Nachkommen,  deren  Ahnen  bis  zur  gleichen  Generation  und  wieder 
von  diesen  Ahnen  sämtliche  Nachkommen  mit  Gatten  usw."  Eine  solche 
vollständige  Sippschaftstafel  nennt  Devrient  das  Ideal  für  die  Darstellung 
der  ganzen  genealogischen  Stellung  einer  Person.  Von  der  auf  solche  Art 
erweiterten  Sippschaftstafel  bringen  wir  ein  Beispiel:  die  Sippschaftstafel 
Ottos  von  Bismarck  und  verweisen  zur  Erläuterung  auf  die  ausführliche  Be- 
gründung bei  Devrient,  Familienforschung,  Seite  103  ff. 


Sippschaftstafel  Ottos  von  Bismarck,  nach  Devrient. 

Aus  Devrient,  Familienforschung  (Aus  Natur  und  Geisteswelt,  Nr.  350), 
Verlag  von  B.  G.  Teubner,  Leipzig  und  Berlin  1911. 


Der  Begriff  der  Sippschaftstafel  ist  also  bei  Devrient  und  Crzellitzer1)  ver- 
schieden. Tatsächlich  haben  ja  beide  Typen  ihre  Berechtigung.  Der  Deutlich- 
keit halber  wird  man  jeweils  die  einzelnen  Typen  als  restringierte  Sippschafts- 
tafel (Crzellitzer)  und  komplette  Sippschaftstafel  (Devrient)  sondern. 

Einer  kleinen   Gruppe  von  genealogischen  Tabellen  wäre  noch  zu  ge-  Konsanguini- 
denken,  der  Konsanguinitätstafelauszüge,  welche  die  Verwandtschaft  zweier  tätstafeiauszüge. 


*)  Vgl.  „Jahresbericht  üb.  soziale  Hygiene,  Demographie  u.Medizinalstatistik"l  1,1 45 f. 

4* 


52  Beispiele  genealogischer  Tafeln. 

Personen  darstellen  sollen  und  aus  zwei  oder  mehreren  Deszenten  der 
betreffenden  Personen  auf  den  gemeinsamen  Ahnen  gebildet  sind.  Diese  Art 
von  Tabellen  hat  ihre  wichtigste  Bedeutung  bei  der  Berechnung  der  Ver- 
wandtschaftsgrade, die  in  mittelalterlichen  Ehedispensen  angegeben  sind. 

Für  alle  Arten  der  hier  besprochenen  genealogischen  Darstellungsweise 
sind  nunmehr  Beispiele  zu  geben. 
Beispiele  Es  geschieht  dies  in  einfacher  Weise.     Zunächst  werden  zwei  Arten  in 

eene^^cher  Textform  vorgeführt,  ein  Vorgehen,  das  sich  bei  großen  Tafeln  empfiehlt  und 
hei  sehr  großen  unbedingt  nötig  ist;  dann  wird  die  hergebrachte  und  un- 
leugbar für  kleinere  Tafeln  weit  bessere  tabellarische  Form  gezeigt.  Tafel  VII 
bildet  ein  Paradigma  für  eine  größere  Ahnentafel.  An  ihr  kann  man  auch 
den  Ahnenverlust  studieren  (s.  oben).  Als  Ahnenbezifferungssystem  ist  hier 
das  System  Kekule  gewählt,  die  Zahlen  des  Systems  Hager  stehen  bei  den 
ersten  drei  Generationen  in  Klammern  unter  denen  des  Systems  Kekule. 
Tafel  XI  bringt  eine  typische  Stammtafel  in  der  hergebrachten  Form,  aller- 
dings ohne  ausführliche  Daten. 

Am  Ende  dieses  Abschnittes  wäre  noch  zu  erwähnen,  was  eigentlich  an 
Angaben  und  Daten  von  jeder  Person  in  den  genealogischen  Tafeln  zu  er- 
wähnen ist.  Bei  all  den  Tafeln,  die  mehr  naturwissenschaftlichen  Zwecken 
dienen,  sind  jene  Momente  hervorzuheben,  die  eine  Person  genealogisch  be- 
sonders zu  Untersuchungen  über  Vererbungslehre  charakterisieren.  Das  sind 
also  Titel  (abgekürzt),  Vor-  und  Zuname,  Ort  und  Tag  der  Geburt,  des 
Todes  und  der  geschlechtlichen  Verbindung.  Vermählungsdaten  per  pro- 
curationem  sind  hier  ebensowenig  von  Belang,  wie  die  Legitimität  oder  Illegiti- 
mität der  Verbindung;  es  ist  vielmehr  nach  Möglichkeit  Ort  und  Tag  des 
ersten  geschlechtlichen  Verkehrs  zu  ermitteln.  Die  eben  geforderten  Daten 
gehören  also  in  die  Ahnen-  und  Deszendenztafel,  eventuell  in  die  Sippschafts- 
und Konsanguinitätstafel.  Bei  der  Stammtafel,  als  dem  Typus  staatsrechtlich 
historischer  Hilfstabellen,  gehören  zu  den  oben  erwähnten  Daten  noch  der 
volle  Titel,  alle  Vornamen,  Ort  und  Tag  der  Taufe  und  des  Begräbnisses, 
Name  und  Stand  der  beiden  Eltern  der  Ehegattinnen;  illegitime  Deszendenten 
sind  in  der  Regel  bei  Stammtafeln  nur  unter  Hervorhebung  ihrer  Unehe- 
lichkeit selbst  anzuführen,  ihre  Deszendenz  ist  beiseite  zu  lassen. 

Bei  «Deszenten  endlich  und  anderen  kleinen  Spielarten  ist  die  Angabe 
von  Daten  nur  zur  Identifizierung  der  Personen  nötig. 


Der  vorstehenden  Abhandlung  von  Otto  Forst  über  genealogische  Tafeln  füge 
ich  noch  einige  diesbezügliche  Literaturangaben  hinzu: 

Lorenz,  Lehrbuch  der  Genealogie.  Berlin  1808.  Drs.,  Die  Geschichtswissenschaft 
In  Hauptrichtungen  u.  Aufgaben.  Berlin  II  1891,  S.  272 ff.  —  Kekule  von  Stradonitz, 
U.  e.  zweckmäßige  Bezifferung  der  Ahnen,  VJH  1898,  S.  64; ff.;  drs.,  Genealogische 
Abkürzungen  u.  Zeichen.  Görlitz  1912;  drs.,  Literarische  Hilfsmittel  f.  d.  Aufstellung 
von  Ahnentafeln,  VJH  1910.  —  v.  Schoenermarck,  Familienverbindungen  innerhalb 
einer  Ahnentafel,  VJH  1910.  —  Schulz,  Hans,  Kulturgeschichtliche  Streifzüge  auf 
einer  Ahnentafel,  FB  1913.  —  Otto  Frhr.  v.  Dungern,  Über  Ahnenforschung,  ASW 
1910  —  Dehms  zerlegt  in  der  Schrift  „Stammbuch,  Stammbild  u.  anderes.  Mit  e. 
Tafel"  (Potsdam  1910)  die  Stammtafel  in  einzelne  Gruppen  oder  engere  Familien,   be- 


Tafel  I. 


Deszendenztafel  Kaiser  Wilhelms  I.  in  Textform. 


Wilhelm  I.,  Kg.  von  Preußen,  Deutscher 
Kaiser  oo  Prn.  Auguste  von  Sachsen- 
Weimar,  Tochter  des  Großherzogs  Karl 
Friedrich. 

Kinder  I,  II. 

I.  Friedrich  III.,  Kg.  von  Preußen,  Deut- 
scher Kaiser  oo  Prn.  Viktoria  von  Groß- 
britannien und  Irland,  Tochter  der 
Königin  Viktoria. 

Kinder  1—8. 

1 .  Wilhelm  II.,  Deutscher  Kaiser  oo  Auguste 
Viktoria  von  Holstein,  Tochter  des 
Herzogs  Friedrich. 

Kinder  a — g. 

a)  Wilhelm,  deutscher  Kronprinz  oo 
Herzogin  Cäcilie  von  Mecklenburg, 
Tochter  des  Großherzogs  Friedrich 
Franz  III. 

Kinder  o — 8. 
a)  Wilhelm. 
ß)  Louis  Ferdinand. 
y)  Hubert. 
6)  Friedrich. 

b)  Eitel  Friedrich  oo  Herzogin  Sophie 
Charlotte  von  Oldenburg,  Tochter 
des  Großherzogs  August. 

c)  Adalbert. 

d)  August  Wilhelm  oo  Prn.  Alexandra 
zu  Schleswig-Holstein-Sonderburg- 
Glücksburg,  Tochter  des  Herzogs 
Friedrich  Ferdinand. 

Kind  ct. 
a)  N. 

e)  Oskar. 

f)  Joachim. 

g)  Viktoria  Luise. 

2.  Charlotte  oo  Erbprinz  Bernhard  von 
Sachsen-Meiningen. 

Kind  a. 
a)  Feodora    oo   Prz.   Heinrich    XXX., 
Reuß  j.  L. 

3.  Heinrich  oo  Irene  von  Hessen,  Tochter 
des  Großherzogs  Ludwig  IV. 

Kinder  a — c. 

a)  Waldemar. 

b)  Sigismund. 

c)  Heinrich. 


4.  Sigismund. 

5.  Viktoria  oo  Prz.  Adolf  zu  Schaum- 
burg-Lippe. 

6.  Waldemar. 

7.  Sophie  oo  König  Konstantin  von  Grie- 
chenland. 

Kinder  a — e. 

a)  Georg. 

b)  Alexander. 

c)  Helene. 

d)  Paul. 

e)  Irene. 

8.  Margarete  oo  Frz.  Friedrich  Karl  von 
Hessen. 

Kinder  a — f. 

a)  Friedrich  Wilhelm. 

b)  Maximilian. 

c)  Philipp. 

d)  Wolfgang. 

e)  Richard. 

f)  Christoph. 

II.  Luise   oo   Großherzog    Friedrich    von 
Baden. 

Kinder  1—3. 

1.  Friedrich  Wilhelm  oo  Prn.  Hilda  von 
Nassau,  Tochter  des  Großherzogs  Adolf 
von  Luxemburg. 

2.  Viktoria  oo  Kg.  Gustav  V.  von  Schweden. 

Kinder  a — c. 

a)  Kronprinz  Gustav  Adolf  oo  Prn. 
Margarete  von  Großbritannien,  Toch- 
ter des  Herzogs  Arthur  von  Con- 
naught. 

Kinder  a — y. 
a)  Gustav  Adolf. 
ß)  Sigvard. 
y)  Ingrid. 

b)  Karl  Wilhelm  oo  Großfürstin  Marie 
von  Rußland,  Tochter  des  Groß- 
fürsten Paul  von  Rußland. 

Kind  a. 
a)  Lennart. 

c)  Erich. 

3.  Ludwig  Wilhelm. 


Tafel  II. 


Ahnentafel  des  deutschen  Kronprinzen  in  Textform. 

1.  Kronprinz  Wilhelm,  *  1882. 

2.  Kaiser  Wilhelm,  *  1859,  oo  1881. 

3.  Prn.  Auguste  Viktoria  von  Holstein-Augustenburg,  *  1857. 

4.  Kaiser  Friedrich,  *  1831,  f  1888,  oo  1858. 

5.  Prn.  Viktoria  von  Großbritannien,  *  1840,  f  1901. 

6.  Herzog  Friedrich  von  Holstein-Augustenburg,  *  1829,  f  1880,  oo  1856. 

7.  Prn.  Adelheid  zu  Hohenlohe-Langenburg,  *  1835,  f  1900. 

8.  Kaiser  Wilhelm  I.,  *  1797,  f  1888,  oo  1829. 

9.  Prn.  Auguste  von  Sachsen -Weimar,  *  1811,  f  1890. 

10.  Prz.  Albert  von  Sachsen-Coburg-Gotha,  *  1819,  f  1861,  oo  1840. 

11.  Kgn.  Viktoria  von  Großbritannien  und  Irland,  *  1819,  f  1901. 

12.  Herzog  Christian  von  Holstein-Augustenburg,  *  1798,  f  1869,  oo  1820. 

13.  Prn.  Luise  von  Danneskjöld-Samsöe,  *  1796,  f  1867. 

14.  Fst.  Ernst  zu  Hohenlohe-Langenburg,  *  1794,  f  1860,  oo  1828. 

15.  Prn.  Fedora  zu  Leiningen,  *  1807,  f  1872. 


Deszendenztafel  des  Deutschen  Kaisers  Wilhelm  I.  in  tabellarischer  Form. 


Wilhelm  l„  Kg.  von  Preußen,  Deutscher  Kaiser, 

•  Berlin  22.111.  1797,   t  Berlin  9.111.  1888, 

Prn.  Auguste  von  Sachsen-Weimar,  T.  des  Großherzogs  Karl  Friedrich  und  der  Großlstn.  Maria  von  Rußland, 

•  Weimar  30.  IX.  1811,   t  Berlin  7.  I.  1890    


Friedrich  III.,  Kg.  von  Preußen,  Deutscher  Kaiser, 

•  Potsdam  18.  X.  1831,    f  Potsdam  15.  VI.  188S, 

Prn.  Viktoria  von  Großbritannien  und  Irland,  T.  des  Prinzgemahls  Albert,  Herzog  von  Sachsen-Coburg-Gotha,  und 
der  Königin  Viktoria  von  Großbritannien  und  Irland 

•  London  21.  XI.  1840,    t  Friednchshof  5.  VIII.  1901 


Luise 

•  Berlin  3.  XII.  1838 
eo  Berlin  20.  IX.  1856 
Großherzog  Friedrich  von  Baden 

•  Karlsruhe  9.  IX.  1826,   t  Mainau  28.  IX.  1907 


Wilhelm  11., 
Kg.  von  Preußen, 
Deutscher  Kaiser, 
•  Berlin  27.  I.  1859, 
oo  Berlin  27.11.  1881 
Prn.    Auguste    Viktoria 
v.  Schleswig-Holstein- 
Sonderburg  -Augusten- 
burg, T.  des  rferzogs 
Friedrich  und  der  Prn. 
Adelheid     zu     Hohen- 
lohe-Langenburg, 
•  Dolzig  22.  X.  1858 


Charlotte  Heinrich  Slrismund 

"  Potsdam  24.  VII.  1860,  '  Potsdam  14.VIII.  1862,  •  Potsdam 
co  Berlin  18.  II.  1878  ocChar1ottenburg24.V.  15.  IX.  1864, 
Erbprz.  Bernhard  von  1888  Prn.  Irene  von  t  Potsdam 
Sachsen-Meiningenund    Hessen  und  bei  Rhein,      18.  VI.  1866 

Hildburghausen,  T.  d.  Großherzogs  Lud- 

•  Meiningen  l.  IV.  1851     wie  IV.  und   der  Prn. 
Alice  von  Großbritan- 
nien und  Irland, 
*  Darmstadt  11.VH.  1866 


Viktoria 

"  Potsdam 

12.1V.  1866, 

oo  Berlin 

19.  IX.  1890 
Prz.  Adolf  zu 
Schaumburg- 
Lippe, 

•  Bückeburg 

20.  VII.  1859 


Waldemar 

•  Berlin 

10.  11.  1868, 

t  Berlin 
27.111.  1S79 


Sophie 
•  Potsdam 
14.  VI.  1870, 

oo  Athen 
27.X.  1S89 

König 
Konstantin  v. 
Griechenland, 

■  Athen 
2.  VIII.  I86S 


Maritareihe 

*  Potsdam 

22.  IV.  1872, 

co  Berlin  25.  1. 

1893  Prz  Friedr. 

Karl  von  Hessen 

und  bei  Rhein, 

*  Panker 

1.  V.  1868. 

I 


Friedrich  Wilhelm 

•  Karlsruhe  7.  VII.  1657, 

OO  Hohenburg  20.  IX. 
I8S5  Prn.  Hilda  von 
Nassau,  T.  des  Groß- 
herzogs Adolf  von 
Luxemburg,  und  der 
Prn.  Adelheid  von  An- 
halt. 

•  Biebrich  5.  XI.  1864 


Viktoria 

•  Karlsruhe 
7.  VIII.  1862, 
oo  Karlsruhe 
20.  IX.  1881 

Kg.  Gustav  V. 
von  Schweden, 

•  Drottning- 
holmlö.VI.  1858 


Lndwlg  Wilhelm 
*  Baden  12.  Vi.  1865. 
f  Freiburg  23.  IL  1888 


1 


Feodora 

■  Potsdam  12.  V.  1879, 

co  Breslau  24.  IX.  1898 

Prz.  Heinrich  XXX. 

Reuß  ].  I  . 

'  Neuhoff  25.  XL  1864 


Waldemar 

•  Kiel 
20.  IM. 1889 


Sigismund 

'  Kiel 
27.IX.1896 


Heinrich 

•  Kiel 

9.  1.  1900 

f  Kiel 
26.  II.  1904 


Georg  Alexander  Helene  Paul        Irene 

*  Tatoi  •  Tatoi  ■  Athen  •  Athen  •  Athen 

19. VII.  1. VIII.  1893  ZV.  14.  XII.       13.11. 

1890  1896  1901          1904 


Friedrich  Maximilian 
Wilhelm  •  Rumpen- 
•  Frank-  heim 

fürt  a.M.     20.X.  1894 
23.  XL  1893 


Philipp  u 
Wolfraog 
Zwillinge 
•  Rumpen- 
heim 


Richard  u. 
Christoph 
Zwillinge 
■  Frank- 
furt a.  M. 


6.  XL  1896    14.  V.  1901 


Kronprinz 

Gustav  Adolf. 

Herzog  v.  Schonen, 

•  Stockholm  13.  XI. 

1882,    co  Windsor 

15  VI.  1005 


Karl  Wilhelm. 

Herzog  von  Söder- 
manland,  •  Tullgarn 

17.  VI.  1884, 

co  St.  Petersburg 

3.  V.  1908  Großfstn. 


Wilhelm,  Kronprinz, 

•  Potsdam  6.  V.  1882, 
oo  Berlin  6.  VI    1905 
Hzn.  Cecilie  zu  Meck- 
lenburg, 

T.  des  Großherzogs 

Friedrich  Franz  IM.  und 

der  Großfstn.  Anastasia 

von  Rußland, 

•  Schwerin  20.11.  1886 

I 


Eitel  Friedrich 

•Potsdam  7.  VII.  1883, 
Co  Berlin  27.  II.  1906 
H*n    Sophie  Charlotte 

von  Oldenburg, 
T.  des  Großherzogs 
August  und   der  l'rn. 
Elisabeth  von  Preußen, 
•  Oldenburg  2.  IL  1879 


Adalbert 
•  Potsdam 
14.  VII.  1884 


August  Wilhelm 
•  Potsdam  29.1.1887, 
oo  Berlin  22.  X.  1908 
Prn.  Alexandra  zu 
Schteswig-Holstcin- 
Sonderburg-Glücks- 
burg,  T.  des  Herzogs 
Friedrich  Ferdinand 
und  der  Prn  Mathilde 
zu  Schleswig-Holstein, 
•  Grünholz  21. IV.  1887 


Oskar 

•  Potsdam 
27.  VII.  1888 


Joachim 

•  Berlin 

12.  XII.  1890 


Viktoria  Luise 
•  Potsdam 
13.  IX.  1892 


.  ihevon     Maria  von  Rußland 
Großbritannien  und      T.  des  Großfstn. 


Erich, 
Herzog  von 
Westman- 
land, 
•  Stockholm 
20.IV.  1SS" 


Irland.  T.  des  Her- 
zogs Arthur  von 
Connaught  und  der 
Pm.  Luise  Marga- 
rethe   von   Preußen 


Gustav  Adolf» 
Herzog  von 
Vestcrbotten, 
•  Stockholm 
22.  IV.  1906 


Sigvard. 

Herzog  von 

l'ppland, 

'  Drotlningholm 

7.  VI.  1907 


Ingrid 

•  Stockholm 

2S.  III.  1910 


Paul   und    der   Prn. 
Alexandra  von  Grie- 
chenland, 
•  St.  Petersburg 
18.  IV.  1890 

Lcouart, 

Herzog  v.Snuland, 
•  Stockholm 
8.  V.  1909 


Wilhelm        Louis  Ferdinand 
•  Potsdam  •  Potsdam 

4.  Vit.  1906  9.  XL  1907 


Hubertus 
•  Potsdam 
30. IX. 1909 


Friedrich 
•  Potsdam 
19.  XII.  1911 


•  Potsdam  26.  XU.  1912 


c  c 


>       SS 


4> 


co 
o 


o 

c 

co 

c 


c 
o 
> 


CD      V 

CQ  03 


1-  # 


38 

4>      « 

CQ    00 
3   00 

cu  oo 


3  SS 
o  """ 

>  c> 

tf.g 

u 

«  cu 

—  oa 

8  4- 

"*>     > 
£  r- 

SS  Oi 


CU  ■— ■ 

eo  — 

3  «n 

^  CN 

od 


cd 
& 
'53 


cd 
g 

'S 


o 
co 


i— i  "TT 


<u     . 

co  t~- 

■P    _ 
cd   ^3 

gQQ 

>  -1— 

aas 

>:* 

n    Cli    CO 
C> 


cd  O  © 
J2  i—  ■*)• 
-~    00    CO 

O      1-1      T-« 

o  _.  -• 

ba~o 


3 
X) 

o 

U 
■ 

s 
<u 

CA 

Xi 
CJ 


CN     O 

•a 

3    3 
cd    O 

3   — J 

CU 

.,|8 

es   CK   i-i 


C 

ca 


CO 


O 
CO 


O  ^: 

CO      Tf 

•+■>   s  i-1 

fe  o  ■_ 

<u    u    Js 

ja        S 

—  CO 

<    1>   "3 

I-      Q. 

0.     »+- 


s  ?* 

3 

•v    C 

'S   ° 

-   "3 

s 

'S  J 

X)    _ 
OQ    # 

O        -  i-I 

,h  b TS 
=3  — 

3    3   „• 
O  ~      . 

>   n  cn 

O    CN 

.2  >  <u 

o  .5    >- 

J4     CU     o 
"^     «    O 

ISS 

x52 


bfl»  x 

u.   cr>   _ 

X)    *-    CO 


cu  ~  _,        *•'  r* 


cu 

■a 

s 
o 


5  - 


t«  2  "« 

CO 

g  o 

bß  n 

i  8 


cu 


o 

r 

3 
O 

> 


J3 

3  «r 

g-  co 

^  1 


.2  o 

CO 


a  *  ss 
cd 

*  t»^ 
'S  33 
ja  5  cd 

»"§   g 
00 'S    P 

£  |£a 


CN 


1*  1—1 

CD  « 

:0  • 

co  n 

H  ~ 

V?     cd 

2  g 

:0    -^ 

&  E 

co  'C 

cd-»- 

Q  o~ 

>  i 

«  X 

Cfl    — 

3   CN 

-J   <N 


öS 

CU    O 

bo  co 

3  '- 

cd  « 

-J  > 

*  ■* 

S2CN 
1-   ii 

5  3 
c   Ä 

c  CQ 
cd  • 
_1     8 

S2    T3    CO 
"5     «    CN 

g  "»-^ 

o  ** 


J3 

u 

cd 

X 

*    — « 

bo  g 

c    cd 
.3   QQ 

_J     8 
<U 

N    cq 


EO>    CO 
t»    i-i 

to    3 

U.   X) 


,4»    ^i 


8  £ 


3    X 


CO 


m 


£ 


J3 
O 

.52 


t— <     00 

co  oo 
oo  oo 


'S    u  —■ 

41     u- 

■CO. 


cu 


s 

cd 
T3 
co 


cd    bfl 


E 

es 
"O 

CO 

O     O 

o.  o. 


00 

m 

oo 


CN 

B* 

O 
TJ 

3 
O 

-4 

8 


CQ   "3   o"  SS 


—  —  £2  Q-Cn 

.■1  ^^    — 1 

5  ^c*  r-  .  3        « 


1  T3  X 

>     3       . 

.2  3?3 


ose 

~  3  T 

>   S    c 

3   ."3   - 

0.  .a  * 


m 

o 

co 

o 

■  -H 

X) 

cu 

'C 


o 


3 
O 

> 

J3 


.2 
'C 

a. 


bfl 

o 

N 
ll 

tu 

E 


bo 

w 
3 
-Q 


O 

E 


3    O  O 

^    CN  00 

"*•  oo  oo 

i—i  i— • 

•  _;  ■-! 

i— «  • 


T3 

hl) 

. 

3 

ii 

<o 

C 

O 

3 

bfl 

Im 

■3 

i 

3 

-1 

cd 

'S 

cn 

co 

3 

X) 

3 
CU 

X) 

CO 

bfl-S  i 
<    bfl  ■ 


X 


cu 
X> 
3 
CU 

bfl 

3 
cd 

82 


in  . 

cn  o 

oo  o 

ii  C3> 


■        I 

3  3 

cu  cd 

J3  -J 

5  * 

E  _~   M 

"t"  bfl  SS 

3  5   " 

N  3 

•■i  3 

CU  CU 

ja  bfl 

4»  S 

£  -p 

et  o 


m 

CN 


CN 


c 

cu 

bfl  "3 

V.       CO 

3     cu 

3   Q 
<U 

bfl  -i— 


m 


o 


C 
<U 
N 

*n 

C 

o 


c 

-c 
o 

<u 

CO 

&> 

"O 

c 
<u 

c 


bo.S 

^  'S 

cu 

•  CQ 

* 

a   . 

»    3 

-  ca  _• 

^"    3    C> 

^  lS  CO 

«-  Q,  —• 

<u  . 

.!2  c  ~ 

Ä     >    CN 
SN 


CO 

oo 


CN 

_s 

cu 
CQ 

8 


.2    3 
j-,     O 

>E 

<u    bfl 

M  £ 

3    co 

W>    4> 

■<     CJ 
CO 

3  5 
q.  > 

CO 


X 


co    CN 

I3  bfl 

<  B. 

'    o 

3 
X)  * 

cu 

"3    bo  od 
S    3.  S 

O     3    00 
CO   X)    i-> 


3    ^J 

o  > 
>  o 

E  E 
t:  ca 


^  0. 

N  * 

u  cu 

3  3    CN 

P  CU    CO 

sb  A"  co 

iai  0»    i- 


Ahnentafel  des  Kronprinzen  von  Spanien, 

halb  in  tabellarischer  Form  von  unten  nach  oben,  halb  in  Textform. 

Von  Kammerherrn  Dr.  Kekule  von  Stradonitz  in  QroBlichterfelde  bei  Berlin. 


Tafel  V. 


16. 


17 


8.  Franz. 

Titularkönig 

von  Spanien, 

t  1002. 


ia 


IQ. 


9.  Isabella  II., 

Königin 

von  Spanien, 

t  1004. 


4.  Alpboos  XII., 
König  von  Spanien,  t  1885. 


20. 


21. 


22. 


23. 


10.   Karl   Ferdi- 
nand, Erzherzog 
von  Österreich, 
t  1874. 


11.  Elitabeth 
von 

Österreich, 
t  1003. 


5.   Maria  Christine  usw. 
von  Österreich. 


2.   Alfons  XIII.,  König  von  Spanien, 
•  Madrid,  17.  Mai  1886. 


21. 


25. 


26. 


27. 


28. 


20. 


30 


31. 


12.  Alexinder,  13.  Julie  Therese,         14.  Albrecht  15  Viktoria  I., 

PrinzvonHessen  Gräfin   von   Hauke,  (Albert), Prz. von  Königin  von 

und  bei  Rhein,  Prn.  von  Battenberg,  Sachsen- Coburg  England  usw., 

t  1888.  t  1805.  u.  Gotha,  t  1861.  t  1901. 


6.  Heinrieb, 
Prinz  von  Battenberg,  t  1806. 


7   Beatrice 
von  Großbritannien  und  Irland. 


)    Viktoria  Eugene  Christine  von  Battenberg. 
•  Baimoral,  20.  Oktober  1887. 


1    Alfons,  Prinz  von  Asturien,   •  Madrid  10.  Mai  1007. 


16.  Franz  Anton  Maria  von  Spa- 
nien, t  1865. 

17.  Luise   Cbarlotte   Maria   Isa- 
bella von  Sizilien,  t  1844. 

18.  Ferdinand   VII.,    König   von 
Spanien,  t  1833. 

10.  Maria  Christine  Ferdinande 
von  Sizilien,  f  1878. 


20.  Karl    Ludwig    Jobann    usw. 
von  Österreich,  t  1847. 

21.  Henriette  Alexandrine  usw. 
von  Nassau-Weilburg,  1 1820. 

22.  Joseph  Johann  Anton   usw. 
von  Osterreich,  t  1847. 

23.  Maria  Dorotbee  Wllhelmlne 
usw.  von  Württemberg,  1 1855. 


Ludwig  IL,  Großherzog  von 

Hessen  und  bei  Rhein,  t  1848. 

Wilhelmine  Luise  von  Baden, 

t  1836. 

Hans  Moritz.  Gral  von  Hauke, 

t  1830. 

Sophie  Lafontaine,  f  1831. 


28.  Ernst  I.,  Herzog  von  Sach- 
sen-Coburg-Gotna,  t  1844. 

20.  Luise  von  Sachsen-Gotha- 
Altenburg,  f  1831. 

30.  Eduard,  Herzog  von  Kent, 
t  1820. 

31.  Viktoria  usw.  von  Sachsen- 
Coburg-Saalfcld,  t  1861. 


32.  Karl  IV.,  König  von  Spanien, 
t  1810. 

33.  Maria    Luise   Theresia    von 
Parma,  f  1819. 

34.  Franz  I.,  König  beider  Sizi- 
lien, t  1830. 

35.  Maria  Isabella  von  Spanien, 
t  1848.') 

36.  Siehe  Nr.  32. 

37.  Siehe  Nr.  33. 

38.  Siehe  Nr.  34. 
30.  Siehe  Nr.  35. 

40.  Leopold  II.,   Römischer  Kai- 
ser, t  1702. 


41.  Maria  Ludovika  von  Spanien, 
t  1792.«) 

42.  Friedrich  Wilhelm,  Fürst  von 
Nassau-Weilburg,  f  1816. 

43.  Luise  usw.  von  Sayn-Hachen- 
burg-Kirchberg,  t  1827. 

44.  Siehe  Nr.  40. 

45.  Siehe  Nr.  41. 

46.  Ludwig    usw.,    Herzog    von 
Württemberg,  t  1817. 

47.  Henriette  von  Nassau-Weil- 
burg, t  1857.') 

48.  Ludwig    X-,    Landgraf    von 
Hessen-Darmstadt,  t  1830. 


■)  Nr.  35  ist  Tochter  von  Nr.  32  und  Nr.  33. 
»)  Nr.  41  ist  Schwester  von  Nr.  32. 
•)  Nr.  47  ist  Schwester  von  Nr.  42. 
»)  Nr.  51  ist  Schwester  von  Nr.  48. 


40.  Luise  Karoline  Henriette  von 
Hcsscn-Darmstadt,  t  1820. 

50.  Karl   Ludwig,   Erbprinz  von 
Baden,  t  1801. 

51.  Amalle  Friederike  von  Hes- 
sen-Darmstadt, t  1832.*) 

52.  Johann     Friedrieb     Michael 
Hauke,  t  ? 

53.  Maria    Salome    Schweppen- 
bluser,  !  1833. 

54.  Leopold  Lafontaine,  t  1812. 

55.  Maria  Tbereiia  Cornely.  t  '•' 
5b.  Franz  Friedrieb  Anton,  Her- 
zog   von    Sachsen-Coburg- 
Saalfeld,  t  1806. 


57.  Auguste    Karoline    Sophie 
ReuB  zu  Ebersdorf,  f  1831. 

|  58.  Emil  Leopold  August,  Her- 
zog von  Sachsen- Altenburg, 
t  1822. 

59.  Luise  Charlotte  von  Mecklen- 
burg-Schwerin, t  1801. 

60.  Qeorg  III.,  König  von  Groß- 
britannien, f  1820. 

61.  Sophie  Charlotte  von  Meck- 
lenburg-Strelitz,  t  1818. 

62.  Siehe  Nr.  56. 
i  63.  Siehe  Nr.  57. 


Aus:  Deutscher  Herold  1907,  Seite  117. 


Deszendenztafeln  der  Urgroßeltern  des  deutschen  Kronprinzen,  im  Verein  mit  Tafel  1  und  Tafe!  II  eine  Konsanguinitätstafel  bildend. 

Alaart.  l-nni-OrmaJil,   Hrrroj   lon  Sie-Hmt.  .CM.nr j-Ooüvi,   i   IKI, 


Ai.i.a.ia         Vlatarta   Lai» 
■   l»lt 

■an  Bjtttfib'n      5> 


lOtitln  Mafia  von 

■ 


Maria     Ana.  Uta.     Aiti.l 

Tfcra» 


INuHK     Ma;la 


Hn    AHrM  von  EdlnNirgti  an 
SAChacn-Coburf-Ooltia,  *   1W 
■■V  OraOltl.   Mini  ton   Rufll.n 
I,  d«   KÜMT1  Alc.aadcr  IJ    u 

Urathmof 

t  v    Hrt.cn, 

ollt,i   Kj'lll 
9  Rotland 

ai.nniiin. 

Ungrtiu 

im 

■fWrtH     Maria 

Altrad 

tt~ 

(1)  fllNtaU  t. 

. . «  Mar^arrlt  »c 


I  »rtnian       «tun  viattrat 


MfuJ«.,  T    Je.   F 


Hn    i   ■   uban 

3  Ab..  Mel«,  MW 


ArUar     Vi*i«ia 


.'nCob»(t-  UHrl        I.r.aia 

X.   K» 

UtoM  «in 

res  Spanin 


■ 
M.thiUe  .on  Holaltm 


■dar.  •  IKJ    La  Im  * 


f rttarltx  Cirl.tla* 
H^hcnlohr-Ian^rnhurc. 


r.i.artt*  OarliUu 

V     I    .11     M     In 


I     »urg-Oelh«       NWirrlMrltk   . 


Karalla.  MitM.i 


all  lliDtr     v 

r   Pni    Lu,.c  im  fc«iBicn 


Lall,  fatale,    v    Pn 

Friedrich  Leopold  « 

Pieuuen 


C    Nif     k. 

■ 


Halaaa      AdMaald     r(l.«rUa     Kar. IM.  MalMla.      Vlaiarla         F.i.arK«        rn.lrlca        'rlMrtaa 
K    i  Maifarna      Ihjkaiaa«  Karl  Liaaall 

M 

Dänemark 


n  Sataaca-Saalltld.  | 


I  I4DJ,   T    de.   MVrfn 

■*  ill.tlm     ui.  | 

Eliaabeth  100  Wanicm- 


Vltlar   Atari.   ■   1*01, 

Ol   um  Olrlchrn, 

(X   Laura  Savmour, 

T   ton  Oeorf  atnua 


Alill.lt  Vltlrrla.   v 

■ 

Holalaia-Sofld  tibcrf- 

AugvtXtalmrg 


In  rf  Bauen 


Call     tt.llfln,     MliMtl 


Reull  |.  L    ScbltU   , 


Marl*         Frani     Alapla     Aaaa 


<iln.  und  Oradriarn 


i        LaUi        . 

AlaU.K 
■    XLIII         " 


Vl.lt'M  Aaeaitf     Iraal   -v  1 

■ 


«MI     eilaak.ta      trau 
MMI       MHa.lea 
Freiarrrcn  U  I 


MUH,   X   Adelheid,  Oln 

|    UfBt,    T     im  Hin     I  najl 

.1.!   dar   Oh    Kiratwt   tob 

WarlnaJrbat 


Ahnentafel  der  Kaiserin  Maria  Theresia. 


Tafel  VII. 


Mit  Genehmigung  des  Verfassers  und  des  Verlegers  aus  dem  Werke:  Ollo  Forst:  „Ahnentafel  des  Erzherzog»  Franz  Ferdinand  von  Osterreich  Este".    Wien  und  Leipzig,  Halm  &  Ooldmann,  1910.    Band  1  Tafel  Nr.  3  entnommen. 

Einige  Ergänzungen  wurden  von  Otto  Forst  für  dieses  Werk  eingefügt. 


2.      Kaiser  Karl  VI., 
"  Wien  1.  X.  1685, 
t  Wien  20.  X.  1740, 
Uli 


I. 
Königin    Maria    Theresia 
von  Ungarn  und  Böhmen, 
Ehn.  von  Osterreich, 
•  Wien  13.  V.  1717, 
t  Wien  29.  XI.  1780, 
30  Wien  12.  II.  1736 


oo  Matcro  1.  VIII.  1708 


3.  Hn   Elisabeth  Christine 
von  Braunschweig- 
Wolfenbüttel, 
•  Braunschweig 

7.  IX.  1691, 
t  Wien  21.  XII.  1750 
(II) 


1.      Kaiser  Leopold  I., 
•  Wien  9.  VI.  1640, 
t  Wien  5.  V.  1705, 
(HD 


oo   Passau  14.  XII    1676 


5.  Pfgn.  Eleonore  Magda- 
Jene  von  Neuburg, 
•  Düsseldorf  6. 1.  1655, 
t  Wien  19.  I.  1720 
(IUI 


6.   H.  Ludwig  Rudolf   von 
Braunschweig- Wolfen- 

büttel, 
•  Wolfenbultcl 

I.  VIII.  1671, 
t  Braunschweig 
(II))  1.  III.  1735, 


oo  Aurich  22.  IV.  1690 


7.  Prn.  Christine  Luise  zu 
öttingen, 
•  Ottingen  30.  III.  1671, 
t  Blankenburg 

h. 


(II « 


.  X.  1747 


8.  Kaiser  Ferdinand  III., 

•  Graz  13.  VII.  1608, 
t  Wien  2.  IV.  1657, 
(III  l) 

oo  Wien  20.  IL  1631 

9.  Prn.    Maria    Anna    von 

Spanien, 

•  Escurial  18.  VIII.  1606, 
t  Linz  13.  V.  1646 

(NU) 


Hipp  W 
von  der  Pfalz, 

•  Neuburg  4.  X.  1615, 
t  Wien  12.  IX.  1690, 
(III  3) 

oo  Langenschwalbach 
3.  IX.  1653 

11.    Ldgfn.  Elisabeth 
Amalie  von  Hessen 
Darmstadt, 

•  QieBcn  30.  III.  1635, 

t  Neuburg  4.  VIII.  1709 
(IIUI 

12    H.   Anton   Ulrich   von 
Braunschweig- Wolfen- 
büttel, 

•  Hitzacker  14.  X.  1633, 
tSalzdahlum  27.111.  1714, 
(III  51 

oo  Wolfenbüttel 

27.  VIII.  1656 
13.  Hn.  Elisabeth  Juliane 
von  Holstein-Norburg. 

•  Norburg  3.  VI.  1634, 
t  Wolfenbultcl 

(IM  «  4.  IL  1704 


14.  Fst.  Albrecht   Ernst 

zu  Ottingen, 
•  Ottingen  14.  V.  1642, 
t  Schrattenhofen 
(III  7)  8.  II.  1683, 

oo  Stuttgart  7.  VI.  1665 

15.  Hn.  Christine  von 

Württemberg, 
"  Stuttgart  9.  III.  1644, 
t  Stuttgart  9.  XI.  1674 

(1118) 


(32.  Eh.  Karl  von  Österreich,  •  Wien  3.  VI.  1540,  f  Graz  10.  VII.  1590 
i  Wien  26.  VIII.  1571 

Maria  von  Bayern,  •  München  21.  IM.  1551,  f  Graz  29.  IV.  1608. 


(32.  Eh. 

7i         °°  V 
'•  1. 33.  Hn. 

i  l  35. 


16.  Kaiser  Ferdinand  IL. 

•  Graz  9.  VII.  1578,  t  Wien  15.  IL  1637, 
oo  Oraz  23.  IV.  1600 

17.  Hn.  Maria  Anna  von  Bayern,  ( 34.  H.  Wilhelm  V.  von  Bayern,  •  Landshut  29.  IX.  1548,  t  Schlei6heim  7.  IL  1626, 

•  München  8.  XII.  1574,   t  Graz  8.  III .1         oo  München  21.  II.  1568 
1616  l  35.  Prn.  Renale  von  Lothringen,  •  Nancy  20.  IV.  1544,  t  München  22.  V.  1602. 


18.  König  Philipp  IM.  von  Spanien, 

•  Madrid  14.1V.  1578,  f  Madrid 

oo  Valencia  18.  IV.  1599 

19.  Ehn.  Margarethe  von  Osterreich, 

•  Graz  25.  XII.  1584,  t  Escurial  3.X.  161 


I   III 
1621,1 

! 


36.  König  Philipp  IL  von  Spanien,  •  Valladolid  21.  V.  1527,  t  Escurial  13.  IX.  1598, 
oo  Segovia  12.  XL  1570 

37.  Ehn.  Anna  von  Osterreich,  •  Cigales  2.  XL  1549,  f  Madrid  26.  X.  1580. 

38.  Eh.  Karl  von  Osterreich,  •  Wien  3.  VI.  1540,  t  Graz  10.  VII.  1590, 
oo  Wien  26.  VIII.  1571 

39.  Hn.  Maria  von  Bayern,  •  München  21.  III.  1551,  t  Graz  29.  IV.  1608. 


Neuburg  4.  XL  1578, 


1632. 
Landshut  29.  IX.  1548,  t  SchleiBheim  7.  IL  1626, 


(20.  Pfgf.  Wolfgang  Wilhelm  zu  Neuburg,  (40.  Pfgf.  Philipp  Ludwig  von  Neuburg,  •  Zweibrücken  2.  X.  1547,  t  Neuburg  22.  VIII.  1614, 
■  XL  1578,    t  Düsseldorf (        oo  Neuburg  27.  IX.  1574 

20.  IM.  1653,  (41.  Hn.  Anna  von  Jülich,  •  deve  1.  IM.  1552,  t  Höchst!«  16.  X. 
oo  München  11.  XL  1613 

21.  Hn.  Magdalene  von  Bayern,  (42.  H.  Wilhelm  V.  von  Bayern, 

•  München  4.  VII.  1587,    t  Neuburg    i         oo  München  21.  IL  1568 

25.  IX.  1628  (43.  Prn.  Renale  von  Lothringen,  •  Nancy  20.  IV.  1544,  f  München  22.  V.  1602. 

22.  Ldgf.  Oeorg  II.  von  Hcssen-D.irmstadt,  (44.  Ldgl.  Ludwig  V.  von  Hesscn-Darmstadt,  •  Darmstadt  24.  IX.  1577,  f  Darmstadt  6.  VIII.  1626, 

•  Darmstadt  17.  III.  1605,   t  Oarmstadt^         oo  Berlin  15.  VI.  1598 

21.  VI.  1661,  (  45.  Mkgfn.  Magdalene  von  Brandenburg,  •  Berlin  7.  I.  1582,  t  Darmstadt  14.  V.  1616. 
oo  Torgau  11.  IV.  1627 

23.  Hn    Sophie  Eleonore  von  Sachsen,        (46.  Kurfst.  Johann  Oeorg  I.  von  Sachsen,  •  Dresden  15.  IM.  1585,  f  Dresden  18.  X.  1656, 

•  Dresden  3.  XII.  1609,    t  Darmstadt    I         oo  Torgau  29.  VII.  1607 

12.  VI.  1671  (  47.  Hn.  Magdalene  Sibylle  von  PreuBen,  •  Königsberg  9.  I.  1587,  t  Dresden  22.  II.  1659. 

24    Augost  v.  Braunschwcig-Wolfenbüttel,  (48.  H.  Heinrich  von  Braunschweig-Dannenbcrg,  •  Celle  4.  VI.  1533,  f  Dannenberg  29.  I.  1598, 

•  Dannenberg  10.  IV.  1579,  t  Wolfen- j         oo  Artlcnburg  30.  Ml.  1569 


'  Lauenburg  ?  1545,  t  Scharnebeck  22.  X.  1620. 


büttel  17.  IX.  1666,  ( 49.  Hn.  Ursula  von  Sachsen-Lauenburg, 
oo  Zcrbst  5.  XI.  1623 

25.  Prn.  Dorothea  von  Anhalt-Zerbst,  (  50.  Fst.  Rudolf  von  Anhalt-Zerbst,  •  Harzgerode  28.  X.  1576,  t  Zerbst  30.  VIII.  1621, 

•  Zerbst  5.  X.  1607,  t  Hitzacker  26.  IX.  I         oo  Wolfcnbüttel  9.  I.  1606 

1634  (51.  Hn.  Dorothea  Hedwig  von  Braunschwcig-Wolfenbüttel,  •  Wolfcnbüttel  3.  IL  1587,  t  Zerbst  26.  X.  1609. 

26.  H.  Friedrich  von  Holstein-Norburg,      (  52.  H.  Johann  von  Holstein-Sonderburg,  •  Koldinghus  25.  IM.  1545,  f  Glücksburg  8.  X.  1622, 

•  Sonderburg  26.  XL  1581,  t  Norburg  l         oo  Kolding  19.  IX.  1568 

1.  VIII.  1658,  [  53.  Hn.  Elisabeth  von  Braunschweig-Grubenhagen,  •  Salzderhelden  20.  IM.  1550,  f  Osterholm  12.  II.  1586. 
oo  Norburg  15.  IL  1632 

27.  Prn.  Eleonore  von  Anhalt-Zerbst,  (54.  Fst.  Rudolf  von  Anhalt-Zerbst,  •  Harzgerode  28.  X.  1576,  t  Zerbst  30.  VII.  1621, 

•  Zerbst  10.  XL  1608,    t  Osterholm     l         oo  Wolfenbüttel  9.  I.  1606 

12.  XL  1680  l  55.  Hn.  Dorothea  Hedwig  von  Braunschweig-Wolfenbüttel,  •  Wolfenbüttel  3.  II.  1587,  t  Zerbst  26.  X.  1609. 

28.  GL  Joachim  Ernst  zu  Ottingen,  (56.  GL  Ludwig  Eberhard  zu  Ottingen,  •  Schillingsfürst  9.  VII.  1577,  t  Heidenheim  4.  VII.  1634, 

•  Ottingen  10.  IV.  1612,    t  Harburg     >         oo  Oltingcn  17.  V.  1598 

18.  VIII.  1659,  l  57.  Gfn.  Margarethe  zu  Erbach,  •  Erbach  17.  V.  1576,  f  Ulm  5.  VI.  1635. 
00  Neuenstein  15.  XII.  1638 

29.  Gfn.    Anna   Dorothea    zu    Hohenlohe-  (  58.  Gf    Kraft  zu  Hohenlohe-Neuenslein,  •  Langenburg  14.  XL  1582,  t  Regensburg  11.  IX.  1641, 
Neucnstein,    •   Neuenstein  5.11.  1621,1         oo  Neuenstein  17.  V.  1615 

t  Ottingen  26.  IX.  1643  (59.  Pfgfn.  Sophie  von  Birkenleld,  •  Ansbach  29.  IM.  1593,  f  Neuenstein  16.  XI.  1676.) 


51 

13 1 

erg,  ( 
jllgart  l 
.  1674,  | 


60.  H.  Johann  Friedrich  von  Württemberg,  •  Mömpelgard  5.  V.  1582,  t  Stuttgart  28.  VII.  1628, 
oo  Stuttgart  15.  XL  1609 

61.  Mkgfn.  Barbara  Sophie  von  Brandenburg,  •  Halle  26.  XI.  1584,  f  StraBburg  23.  II.  1636. 


30.  H.  Eberhard  III.  von  Württemberg, 
•  Stuttgart  26.  XII.  1614,    t   Stuttg 

12.  VII.  •*' 

31.  Anna  Dorothea  Wild-  und  Rheingräfin  ( 62  Johann  Kasimir  Wild-  und  Rheingraf  zu  Salm-Kyrburg,  •  Kyrburg  ?  1577,  t  Finstmgen  ?  1651, 
zuSalm-Kyrburg.'Finstingenö.ll.  1614,1         oo    ?     1607 

t  Stuttgart  7.  VII.  1655  (63.  Gfn.  Dorothea  zu  Solms-Laubach,  •  Laubach  31.  I.  1579,    t    ?     1631. 


I 


s 


c 


<B 


® 

E 


= 


</) 


(D 

m 

<D 

Hl 
GQ 


—  < 


©42 


Tafel  IX. 


Deszentorium  des  Erzherzogs  Franz  Ferdinand  von  Österreich  auf  Ostyk,  den  Ahnherrn  der  Radziwitt. 

Ostylt,  t  1444 
RadivH.  t  1477 


Nikolaus  I.  Kadziwittowkz,  t  1510 


Anna,  t  1522, 

oo  Herzog  Konrad  von  Masovjen,  f  1503 

Anna  von  Masovien,  t  1557, 
00  Stanislaus  Odrowqz,  |  1545 

Sophie  Odrowii*.  +  1580, 
oo  Johann   Kostka,  t  1581 

Anna  Koslka,  t  1635, 

oo  Fst.  Alexander  Ostrogski,  f  1603 

PrnTsophieOstroeska,  t  1622, 

oo  Fst.  Stanislaus  Lubomirski,  f  1649 

Gfn.  Konstanze  Lubomirska,  t  1646, 
oo  Franz  Kasimir  Czarnkowski,  f  1662 

Adam  Uryel  Czarnkowski,  f  1675 

Sophie  Anna  Czarnkowska,  t  ,7nl. 
oc  Johann  Karl  Opalinski,  f  1695 

Katharina  Opaliiiska,  t  1747, 

oo  Kg.  Stanislaus  Leszczynski  von  Polen,  t  1766 

Prn.  Maria  Leszczyüska  von  Polen,  t  1768, 
oo  Ludwig  XV.  von  Frankreich,  |  1774 

Prä  Luise  Elisabeth  von  Frankreich,  t  1759, 
oo  Herzog  Philipp  von  Parma,  t  1765 
Prn.  Luise  von  Parma,  t  1819, 
oo  Kg.  Karl  IV.  von  Spanien,  t  1819 

Prn.  Maria  Isabella  von  Spanien,  f  1848, 
Kg.  Frani  I.  beider  Sizilien,  t  1830 

Kg.  Ferdinand  II.  beider  Sizilien,  t  1859 

Prn.  Maria  Aanunziata  beider  Sizilien,  t  1871 


Fst.  Nikolaus  IL  Radziwitt,  t  1522 

Fst.  Johann  Radziwitt.  t  1542 

Prn.  Anna  Radziwitt,  t  1600, 
oo  Stanislaus  Kiszka,  t  1554 

Stanislaus  Kiszka,  t  1613 


Qeorf  Radziwitt,  t  1541 

Fst.  Nikolaus  Kadziwltt,  t  1534 

. |__ 

Fst.  Christoph  Radziwitt,  1603 


Anna  Kiszka,  t  nach  IM»      Fsi.  Christoph  Radiiwitt,  +  1640      Fst.  Janusz  Kadziwilt.  t  1620 
Fst.  Janusz  Radziwitt,  t  1655  


Prn.  Anna  Maria  Radziwitt,  1 1667 


Fst  Bogislaw  Radziwitt,  t  1669 


Prn.  Luise  Charlotte  Radziwitt,  t  1695, 

oo  Kurist.  Karl  Philipp  von  der  Pfalz,  t  1742 


Pfgfn.  Elisabeth  Sophie  von  Neuburg,  t  1728, 

00  Pfgf.  Joseph  Karl  Emanuel  von  Sulzbach,  f  1729 


Pfgfn.  Fraoziska  von  Sulzbach,  t  1794, _   

oo  Pfgf.  Friedrich  Michael  von  Zweibrücken-BirkenfeldTT"'7" 


Kg.  Max  Joaeph  von  Bayern,  t  1825 


Prn.  Sophie  von  Bayern,  t  1872, 

oo  Erzherzog  Franz  von  Österreich,  t  1878 


Erzherzog  Karl  Ludwig  von  Österreich,  t  1896 


Erzherzog  Franz  Ferdinand  von  Osterreich. 


Tafel  X. 


Konsanguinitätstafelauszug  für  Kaiser  Franz  Joseph  I. 
und  Kaiser  Wilhelm  II. 


Amalie  Friederike  von  Hessen, 
oo  Karl  Ludwig  von  Baden 


Ldgf.  Ludwig  IX.  von  Hessen-Darmstadt 

I 


Karoline  von  Baden, 
oo  Kg.  Max  Joseph  von  Bayern 


II 


-v    III 


Sophie  von  Bayern, 
oo  Erzhzg.  Franz  Karl  von  Österreich 


Kaiser  Franz  Joseph  I. 


IV 


IL 


Friederike  von  Hessen, 
oo  Kg.  Friedrich  Wilhelm  IL  v.  Preußen 


111 
IV 

V 


Kg.  Friedrich  Wilhelm  III.  v.  Preußen 


Kaiser  Wilhelm  I. 

Kaiser  Friedrich 

Kaiser  Wilhelm  II. 


Stammtafel  der  Hohenstaufen. 

Die  Tafel  dient  nur  zu  Illustrationszwecken  und  macht  keinen  Anspruch  auf  selbständige  Verwertung  der  Originalquellen.    Sie  ist  lediglich  Kompilation  aus  der  neueren  Literatur  und  den  Regesta  Imperii 

N 


lafel   XI. 


Friedrieb  von  Büren 


Berti, 

oo  Of.  Berchtold  im  Breisgau,  t  1005/6 


Friedrich  von  Büren, 
oo  Hildegard,  T.  des  Gf.  Gerhard  von  Egisheim,  t  1094, 


Otto,  t   1100, 
Bischof  von  Straßburg 


Friedrich,  t  1105,  Herz,  von  Schwaben, 

oo  Agnes,  T.  des  Kaisers  Heinrich  IV., 

t  1143 


Ludwig.  Pfalzgraf,  t  ca.  1102      Walther       Konrad.  t  1094       Adelheid 


Friedrich,  t  1147,  Herz,  von  Schwaben, 
oo  1.  Judith,  T.  des  Herz.  Heinrich  des  Schwarzen  von  Bayern,  t  1126, 
2.  Agnes,  T.  des  Gfn.  Friedrich  von  Saarbrücken 


Konrad  III..  t  1152,  Rom.  König. 

oo  Gertrud,  T.  des  Gfn.  Beringer  von  Sulzbach, 

t  1146 


(1)  Friedrich  I.  Barbarossa,  Rom.  Kaiser,  t  1190, 
oo  I.  Adelheid,  T.  Diepolds,  Mkgfn.  v.  Vohburg, 
2.  Beatrix,  T.  Rainalds,  Gfn.  v.  Burgund,  t  "84 


(I)  Judith,  t  "95, 
oo  Herz.  Mathias  von  Lothringen,  f  1176 


(2)  Konrad,  t"95,  Pfalzgral,         (2)  Jutta,  t  1191, 
oo  Imgard,  T.  des  GL  oo  Ldgf.  Ludwig  IL 

Berthold  von  Henneberg         v.  Thüringen,  1 1172 


Heinrich,  t  1150, 
Rom.  König 


Friedrich,  t  "91, 
Herz,  von  Schwaben 


sämtliche  Kinder  2.  Ehe 
Heinrich  VI.,    t  "97,  Otto,  t  1200, 

Rom.  Kaiser,  Gf.  von  Burgund, 

oo  'Konstanze,  T.  Kg.  oo  Margarethe, 

Rogers  IL  von  Sizilien,  Gfn.  von  Blois 

t  "97 


Konrad,  t  "96. 

Herz.  v.  Rotenburg 

und  Schwaben 


Philipp,  t  1208, 

Rom.  König, 

x  Irene  von  Byzanz, 

T.  des  Kaisers  Isaak, 

t  1208 


i  Töchter. 
t  jung 


Sohn,  t  "86 


Agnes,  t  1204, 
oo  Heinrich,  Pfalz- 
graf, t  1227 


Friedrich,  t  "67,  Herz,  v- 
Rotenburg  und  Schwaben, 
oo  Gertrud,  T.  des  Herz. 
Heinrich  des  Löwen  von 
Bayern,  f  "96 


Friedrich  IL,  Rom.  Kaiser,  t  1250, 
00  1.  Konstanze,    T.  des  Kg.  Alfons  IL  von 
Arragonien,  f  1222 

2.  Isabella,  T.  des  Kg.  Johann  I.  von  Jeru- 

salem, t  1228 

3.  Elisabeth,  T.  des  Kg.  Johann  von  Eng- 

land, t  1241 

4.  Bianca,  T.  des  Mkgfn.  Bonifaz  von  Lancia 


Beatrix,  t  1231, 

oo  Gf.  Otto  von 

Meran,  Pfalzgf.  von 

Burgund 


Beatrix,  t  1212, 

oo  Kaiser  Otto  IV., 

t  1218 


Kunlgunde.  1 1248, 

oo  Kg.  Wenzel  von 

Böhmen 


Maria,  t  1239, 

oo  Herz.  Heinrich 

von  Brabant 


Beatrix,  t  1235, 
oo  Kg.  Ferdinand 

von 
Sizilien-Kastilien 


(1)  Heinrich  VII., 

t  1242,  Rom.  König, 

oo  Margarethe, 

T.  Leopolds  VI., 

Herz.  v.  Österreich, 

t   1267 


Heinrich, 
t  1247 


(2)  Tochter,          (2)  Konrad  IV..  (3)  Jordan,       (3)  Margarethe, 

t  1227            f  1254,  Rom.  König,  f  1237                   f  1270, 

oo  Elisabeth,  oo  Mkgf.  Albrecht 
T.  des  Herz.  Otto  von  Meißen, 
von  Bayern,  t  1273  f  1314 
| 

Friedrich,  Konradln,  t  1268, 

t  1251  oo  Sophie,  T.  des  Mkgf.  Dietrich  von  o 

Meißen,  t 


(3)  Heinrich,      (4)  Manfred,  t  1266,  (4)  Katharina,     (4)  Konstanze    Friedrich  (nat.) 

t  1253              Kg.  von  Sizilien,  ooMkgf.Jakob           (nat.), 

oo  1.  Beatrix,  T.  d.  Gfn.  von  Caretto      oo  Kais.  Johann 

Amadcus  von  Savoyen,  Vatatzes  von 

2.  Helene,  T.  des  Dcspo-  Nikäa 

ten  Michael  von  Epirus  Deszendenz 


Enzlo  (nat.),      Frledrlchfnat.),    Gerhard,     i  nat. 
t  1272,  t  1258,  Töchter 

Kg.  v.  Torre, 


(I)  Konstanze,  1 1302,      (2)  Beatrix 
>  Kg.   • 


.  Peter  von  Aragonien- 
Siziüen 


(2)  Heinrich      (nat)  Heinrich      (nat.)  Friedrich      (nat.)  Anselm 


Leichenpredigten.  53 

ruhend  auf  einer  Art  von  Zettelkatalog  mit  zweckmäßigen  Verweisungen.  Das  Ganze 
nennt  Verf.  ein  Stammbuch.  Dieses  Verfahren  ermöglicht  das  Auffinden  aller  mög- 
lichen genealogischen  Beziehungen  für  jede  im  Stammbuch  enthaltene  Person,  ist  aber 
unübersichtlich,  so  daß  man  auch  neben  dem  Stammbuch  eine  schnell  zu  übersehende 
Tafel  nicht  wird  entbehren  wollen.  —  W.  Graebner,  Ü.  Ursprung  u.  Art  bildlicher 
Darstellungen  von  Stammtafel  u.  Ahnentafel  mit  besonderer  Berücksichtigung  d.  deut- 
schen genealogischen  Kunst  des  16.  bis  19.  Jhts.,  VJH  1902.  —  J.  O.  Hager,  Über 
Ahnenbezifferung,  DH  1905,  184ff.;  drs.,  Ein  Kapitel  aus  der  Deszentorik,  ASW  1907, 
65ff.  Hager  rühmt  besonders  DH  1905,  S.  188  das  System  Felsmeer;  dasselbe  ist  in 
einer  zehnstufigen  Ahnentafel  (Kaiser  Wilhelm  II.)  angewandt,  welche  als  Extrabeilage 
zum  2.  Heft  des  XVI.  Jgs.  der  Zeitschrift  „Vom  Fels  zum  Meer"  hrsg.  worden  ist.  — 
A.  von  den  Velden,  Wert  u.  Pflege  der  Ahnentafel,  ZPF  1;  drs.,  Ahnentafeln  einst 
u.  jetzt,  ZPF  3.  —  J.  Gröber,  Die  Bedeutung  d.  Ahnentafel  für  biologische  Erblichkeits- 
forschung, Archiv  f.  Gesellschafts-Biologie,  1.  Jg.,  5.  Heft.  Berlin  1904.  —  W.  Graebner, 
Genealogie  u.  Politik.  Danzig  1910.  Hierin:  Der  Baum  als  genealogisches  Bild,  profane 
Stamm-  u.  Ahnentafeln.  —  Außer  den  im  vorliegenden  Buche  anderwärts  genannten  Werken 
üb.  spez.  Geschlechter  oder  Länder  seien  hier  noch  vermerkt:  Forst,  Otto,  Die  Ahnen- 
proben der  Mainzer  Domherren  (^Quellen  u.  Studien  z. Genealogie  I).  Wien  u.Leipzigl913. 
—  Hierüber  Frh.  v.  Dungern.  FB  1913. —  Wegele,  Ahnentafeln  der  Trierer  Domherren 
i.d.Beitr.  z.  Spezialgesch.  d.  Rheinl.  2.  Bd.  —  Nedopil,  Deutsche  Adelsproben  aus  d. 
deutschen  Ordens-Zentral-Archiv.  4  Bde.  Wien '1868 — 81.  —  Feh  rentheil  u.Gruppen - 
berg,  Ahnentafeln  d.  gesamten  jetzt  lebenden  stiftsfähigen  Adels  Deutschlands.  Regens- 
burg 1864.  —  Estor,  J.  G.,  Praktische  Anleitung  zur  Ahnenprobe,  so  bei  den  teutschen 
Erz-  u.  Hochstiften,  Ritterorden  u.  Ganerbschaften  gewöhnlich.  Marburg  1750.  — 
v.  Stoj entin,  Ahnentfln.  d.  Domherren  d.  Stifts  Naumburg,  DH  17,  485 ff.  —  A.  von 
den  Velden,  Die  Ahnentafeln  v.  Schiller,  Moltke,  Werner  Siemens  als  dekorative  Wand- 
teppiche, FB  1910.  —  W.  C.  von  Arnswaldt,  Die  Ahnentafel  des  Philosophen 
G.  W.  Leibniz,  ZPF  8.  —  E.  Devrient,  Das  Problem  der  Ahnentafel.  Pol.  anthr.  Rev. 
1903.  —  Das  Werk  von  Le  Laboureur  „Tableaux  Genealogiques  ou  les  Seize  Quartiers 
de  nos  roys.  Paris  1673"  enthält  Ahnentafeln  zu  16  Ahnen  der  Könige  von  Frankreich, 
u.  zwar  von  Ludwig  dem  Heiligen  bis  auf  Ludwig  XIV.  u.  von  einer  Anzahl  hoher 
geistlicher  u.  weltlicher  Würdenträger,  alle  mit  Wappen,  und  ist  wichtig  wegen  des 
grundlegenden  traite  preliminaire  von  Menestrier.  Weitere  Literatur  über  die  Ahnen- 
tafeln findet  sich  in  Forsts  Arbeit  über  Genealogie  in  Meisters  Grundriß  der  Geschichts- 
wissenschaft (unter  der  Presse). 

Für  praktische  Arbeiten,  die  die  Herstellung  von  Ahnentafeln  bezwecken,  empfiehlt 
sich  die  Benutzung  gedruckter  Formulare.  Ahnentafel-Formulare  gibt  es  im  buchhänd- 
lerischen Verkehr  mehrere:  solche  nach  dem  Entwurf  Graebner,  in  8  verschiedenen 
Ausführungen  (zu  8,  16,  32  und  64  Ahnen),  Görlitz,  Verlag  von  C.  A.  Starke;  Ahnen- 
tafeln zu  16  Ahnen  mit  Wappenschildern,  gezeichnet  von  L'Estocq,  Görlitz,  ebd.; 
Ahnentafel-Formular  Kiefer,  entworfen  v.  K.  Kiefer,  d.  i.  eine  256 stellige  Ahnentafel  in 
Heftform,  mit  einer  Haupttafel,  16  Nebentafeln  u.  Register,  jede  Tafel  mit  Schablonen- 
wappen bedruckt,  einzelne  Blätter  zu  16  Ahnen,  Verlag  von  Gebr.  Vogt  in  Papier- 
mühle (S.-A.);  E.  Weißenborn,  Ahnentafel-  u.  Stammtafelvordrucke  ebd.;  kreisrunde 
Formulare  (ein  Beispiel  bei  Devrient,  Familienforschung,  S.  72)  sind  bei  Rieh.  Leon- 
hardt  in  Elberfeld  (Humboldtstr.  25)  erschienen.  Erläuterungen  zum  Gebrauch  von 
Ahnentafel- Formularen  sind  verfaßt  von  W.  Graebner,  Wegweiser  zur  Benutzung  der 
Ahnentafeln,  Görlitz  1900,  und  von  Weißenborn,  Anleitung  zur  Aufstellung  von 
Stamm-  und  Ahnentafeln,  Verlag  von  Gebr.  Vogt  in  Papiermühle  (S.-A.). 

Leichenpredigten.    Schon  im  16.  Jahrhundert  entstand  bei  den  Prote-    Lejchen- 

r  ö  J  r>    j  predigten. 

stanten1)  der  Gebrauch,  von  verstorbenen   Personen  von  einiger  Bedeutung 


*)  Leichenpredigten  werden  von  der  katholischen  Kirche  nur  geduldet.  Doch  finden 
sich  auch  in  katholischen  Ländern  dank  dieser  Duldung  zahlreiche  Leichenpredigten, 


54  Leichenpredigten. 

nicht  nur  eine  weitläufige  Trauer- (Lob-)  Rede  oder  Parentation  zu  halten, 
sondern  solche  auch  dem  Drucke  zu  übergeben.  Dieser  Gebrauch  erreichte 
während  des  17.  Jahrhunderts  seine  größte  und  allgemeinste  Ausdehnung, 
verlor  sich  aber  alsdann  nach  und  nach.  Solchen  Leichenpredigten  wurden 
regelmäßig  sogenannte  Personalien  angehängt,  die  den  Lebenslauf  des  Ver- 
storbenen, seine  Familienverhältnisse,  insbesondere  auch  seine  Abkunft,  seine 
Vorfahren,  seine  Ahnen  beibrachten;  ja  oft  dehnten  sich  diese  Predigten  zu 
einer  völligen  Genealogie  der  betreffenden  Familie  aus.  In  der  sächsischen 
Oberlausitz  war  es  noch  vor  einigen  Jahrzehnten  allgemein  üblich,  daß  der 
Geistliche  am  Grabe  den  Lebenslauf  des  Verstorbenen  vorlas.  Solche  Lebens- 
läufe finden  sich  handschriftlich  an  einzelnen  Orten,  z.  B.  in  den  Pfarrarchiven 
von  Frankenthal  und  Mülsen-St. Michael.  Daß  die  Sitte,  bei  Beerdigungen  Lebens- 
läufe vorzulesen,  eine  ziemlich  allgemeine  war,  beweist  das  Erscheinen  eines 
Schriftchens  mit  dem  Titel:  „Noth-  und  Hülfs-Büchlein  für  Schuldiener  auf  dem 
Lande,  welche  in  Abfassung  der  gewöhnlichen  Lebensläufe,  so  nach  gehaltenen 
Leichenpredigten  pflegen  abgelesen  zu  werden,  nicht  allzu  geübt  sind,  auf 
Verlangen  herausgegeben  von  Friedrich  Wilhelm  Baumelburg,  Pastore  zu 
Reurieth  und  Beinerstadt.  Hildburghausen,  bey  Johann  Gottfried  Hanisch,  1796." 
Die  größte  und  bekannteste  Sammlung  von  Leichenpredigten  ist  die 
sogenannte  „Funeralien-Sammlung"  auf  dem  Schlosse  Stolberg  a.  H.  Sophie 
Eleonore  von  Stolberg -Stolberg  (1669 — 1745)  brachte  aus  Interesse  für  die 
Behandlung  der  Predigttexte  gegen  40000  Leichenpredigten  zusammen.  Nach 
1870  hat  Heinrich  Beyer  die  Sammlung  neu  und  zweckmäßig  katalogisiert. 
Doppelstücke  sind  den  Bibliotheken  zu  Roßla  —  dort  sind  jetzt  9000 
Stück  — ,  zu  Wernigerode  —  dort  befinden  sich  6635  —  sowie  elf  an- 
deren öffentlichen  Bibliotheken  der  Provinz  Sachsen  überwiesen  worden;  vgl. 
die  näheren  Angaben  in  ZHV,  10.  Jg.  1877,  S.  343  bis  352.  Die  drei  Samm- 
lungen sind  vollständig  katalogisiert,  und  die  Kataloge  gestatten  eine  bequeme 
Benutzung  der  Bestände.  Ein  „Register  zu  den  adeligen  Leichenpredigten  auf 
der  gräflichen  Bibliothek  zu  Stolberg  a.H."ist  gedruckt, VJH,  12. Jg.  1884,  S.  159 
bis  214;  es  werden  darin  die  Predigten  für  3810  Personen  und  2346  Fa- 
milien behandelt.  Eine  andere  beträchtliche  Sammlung  befindet  sich  in  der 
Stadtbibliothek  zu  Braunschweig:  katalogisiert  sind  8279  Stück;  doch  sind 
dies  noch  nicht  alle  vorhandenen.  Sie  stammen  zum  größten  Teile  aus 
Mittel-  und  Norddeutschland  und  umfassen  die  Jahre  1560  — 1747.  Einen 
Katalog  dieser  Sammlung  hat  Freiherr  von  Eschwege,  VJH,  7.  Jg.  1879, 
S.  21  ff.,  99ff.,  und  15.  Jg.  1887,  S.  97 ff.,  bearbeitet.  Auf  die  Sammlung  in 
der  Bibl.  des  Gymnasiums  z.  grauen  Kloster  in  Berlin  hat  zuerst  Schwebel 
1889  aufmerksam  gemacht;  vgl.  MGBn  6,   86.     Hermann  Nohl  hat  dann 


z.  B.  in  d.  Stadtbibl.  zu  Augsburg,  vgl.  Zapf,  „Augsburger  Bibliothek"  1795,  I.  Bd., 
S.  202  —  539  (in  demselben  Werke  finden  sich  S.  539—553  Beschr.  d.  Augsburger  Epi- 
taphien, ferner  Geschlechtergesch.  u.  Stammbäume).  In  Polen  gab  es  im  17.  u.  18.  Jht. 
eine  riesige  Leichenpredigtliteratur.  Diese  ist  in  Estreichers  Bibliografia  polska  ver- 
zeichnet. Den  größten  Bestand  an  Leichenpredigten  über  polnische  Familien  haben  das 
Ossolineum  in  Lemberg  und  die  Jagellonische  Bibliothek  in  Krakau. 


Leichenpredigten.  55 

in  der  Beil.  z.  Jahresber.  d.  Berlinischen  Gymnasiums  z.  grauen  Kloster, 
Ostern  1902,  den  ersten  Teil  eines  alphabetischen  Katalogs  veröffentlicht. 
Dieser  Druck  ist  antiquiert,  nachdem  Nohl  das  um  100  neu  aufgefundene 
Nummern  vermehrte  Register  vollständig  VJH.,  31.  Jg.  1903,  S.  191  ff.,  mit- 
geteilt hat.  Die  älteste  der  aufgeführten  rund  2600  Predigten  ist  von  1546. 
Die  Bibliothek  der  Marienkirche  zu  Frankfurt  a.  O.  besitzt  eine  Sammlung, 
die  Amtsgerichtsrat  Arno  Bötticher  VJH,  35.  Jg.  1905,  S.  21  ff.,  bezüglich 
aller  vorkommenden  Namen  beschrieben  hat.  Von  den  rund  1000  Leichen- 
predigten ist  die  älteste  aus  dem  Jahre  1585;  wenige  gehen  über  1740 
herab.  Über  eine  Anzahl  Leichenpredigten  dieser  Sammlung  handelt  Böt- 
ticher, ZHGP,  19.  Bd.,  1904,  S.  61—74.  Eine  kurze  Übersicht  über  die 
in  der  Bibliothek  des  Gymnasium  Albertinum  zu  Freiberg  im  Königreich 
Sachsen  enthaltene  Sammlung  von  Leichenpredigten  habe  ich  veröffent- 
licht in  meinem  Bibliographischen  Repertorium  über  die  Geschichte  der  Stadt 
Freiberg  und  ihres  Berg-  und  Hüttenwesens  (Freiberg  in  Sachsen  1885) 
Nr.  935 — 1199;  ebenso  veröffentlichte  Rantzau  ein  „Register  der  in  der 
ehemaligen  Universitäts  -  Bibliothek  zu  Wittenberg  befindlichen  Leichen- 
predigten" VI,  1875,  S.  110 ff.  Über  „Leichenpredigten  an  der  Frankfurter 
Stadtbibliothek"  handelt  Karl  Kiefer,  FBF  1908,  Nr.  7.  —  In  der  Kgl.  und 
Provinzialbibliothek,  dem  Staats-  und  Stadtarchiv  in  Hannover  befinden 
sich  etwa  20000  hannoverscher  Leichenpredigten,  über  die  ein  Gesamtkatalog 
von  Wilhelm  Linke  bearbeitet  ist  unter  dem  Titel:  „Niedersächsische 
Familienkunde.  Ein  biographisches  Verzeichnis.  Auf  Grund  der  Leichen- 
predigten und  sonstigen  Personalschriften  der  Kgl.  Bibliothek  zu  Hannover 
und  anderer  hannoverscher  Sammlungen  herausgegeben"  (Hannover  1912). 
Über  einen  Band  Leichenpredigten  in  der  Freiherrlich  von  Bredow'schen 
Bibliothek  zu  Schloß  Wagenitz  in  d.  Mark  vgl.  DH  1909,  239.  —  O.  Frhr. 
v.  Rodde,  Verzeichnis  von  Leichenpredigten  aus  dem  16. — 18.  Jahrhundert, 
betreffend  adelige  und  bürgerliche  Personen  mit  umfangreichen  Personalien, 
welche  den  Abonnenten  auf  Wunsch  zugänglich  gemacht  werden.  FB,  III.  Bd. 
—  Die  Bibliothek  der  Gesellschaft  für  Pommerische  Geschichte  u.  Altertums- 
kunde in  Stettin  (deponiert  im  Kgl.  Staatsarchiv)  besitzt  eine  ansehnliche 
Sammlung  von  Leichenpredigten  und  Hochzeitsgedichten.  Im  Staatsarchiv  zu 
Magdeburg  ist  die  v.Gustedtsche  Sammlung  zu  erwähnen.  Über  die  Leichen- 
predigten in  der  Bibliothek  des  Domkapitels  zu  Merseburg  handelt  Rob. 
Win  ekler  FG  10.  Ein  „Verzeichnis  der  in  dem  a.  d.  Winckel'schen  Fa- 
milienarchiv befindlichen  Leichenreden"  wird  von  A.  aus  dem  Winckel,  DH 
1912  vorgelegt.  —  Zu  nennen  ist  in  diesem  Zusammenhange  auch  das  Buch 
von  Edmund  Lange:  Die  Greif swalder  Sammlung  Vitae  Pomeranorum, 
alphabetisch  nach  Geschlechtern  verzeichnet  (Greifswald,  Julius  Abel,  1898, 
406  S.).  Eine  „Ergänzung"  dazu  ist  erschienen  in  den  „Baltischen  Studien", 
Neue  Folge,  9.  Bd.  Stettin  1905),  S.  55  ff.  Auf  der  Leipziger1)  Stadtbibliothek 

x)  Unter  d.  Titel:  „Weinrich,  O.,  Bethanisch  Wunderwerck  oder  historia  v.  d. 
seligen  Absterben  vnnd  fröhlicher  Aufferweckung  d.  Lazari  zu  Bethania,  Leipzig  1601 
(ca.  700  Seiten  4°)"  sind  Leichenreden  auf  28  Leipziger  Bürger  vereinigt. 


56  Leichenpredigten. 

sind  die  sämtlichen  Leichenpredigten,  deren  Zahl  sich  auch  nicht  annähernd 
bestimmen  läßt,  katalogisiert  und  der  Katalogabteilung  „Biographien"  ein- 
geordnet. In  der  Ratsbibliothek  zu  Zwickau  ist  der  Katalog  zu  den  über 
die  ganze  Bibliothek  zerstreuten  Leichenpredigten  noch  in  der  Entstehung  be- 
griffen. In  der  Landesbibliothek  zu  Kassel  ist  die  Zahl  sehr  beträchtlich,  aber 
nicht  genau  festgestellt.  Hier  finden  sich  bemerkenswerterweise  auch  nicht 
wenige  Stücke  aus  dem  19.  Jahrhundert;  und  die  Bestände  der  dortigen 
Stadtbibliothek  besitzen  ebenfalls  eine  größere  Anzahl  solcher  jüngeren 
Leichenpredigten.  In  der  Stadtbibliothek  zu  Nürnberg  befindet  sich  eine 
697  Stück  umfassende  Sammlung,  die  der  Altdorfer  Professor  Will  angelegt 
hat,  aber  außerdem  sind  in  anderen  Abteilungen  eine  Menge  einzelner  Pre- 
digten, im  ganzen  wenigstens  noch  einmal  soviel  zu  finden,  die  nicht  sämt- 
lich nürnbergischen  Ursprungs  sind.  1614  gab  Jo.  Eichhorn  eine  Samm- 
lung der  von  M.  Christophorus  Neander  gehaltenen  Leichenreden  heraus 
unter  dem  Titel:  Orationum  funebrium  in  illustri  Marchiae  Brandenburgicae 
Academia  a  M.  Christophoro  Neandro  philosophiae  moralis  professore  habi- 
tarum  decades  quinque  ed.  Jo.  Eichhorn.  Schließlich  sei  noch  auf  eine  Samm- 
lung von  etwa  700  Stück  in  der  Gymnasialbibliothek  zu  Zerbst  hingewiesen, 
die  von  Professor  Sickel  inventarisiert  ist. 

Was  die  Beurteilung  der  in  den  Leichenpredigten  enthaltenen  Personal- 
angaben betrifft,  so  ist  zu  unterscheiden  zwischen  denjenigen  Personen, 
die  der  Prediger  persönlich  kannte  oder  über  die  er  doch  wenigstens  von 
Zeitgenossen  Mitteilung  empfing,  und  zwischen  den  Personen  der  vorher- 
gehenden Generationen. 

Bisweilen  läßt  sich  der  Todestag  nicht  erkennen,  sondern  nur  der  Be- 
gräbnistag. Nicht  ohne  Interesse  ist,  daß  nicht  eben  selten  neben  dem 
Trauungstage  auch  der  Verlobungstag1),  und  zwar  als  der  wesentliche,  ge- 
nannt wird.  Bei  Auszügen  ist  da  Sorgfalt  anzuwenden,  damit  nicht  ein 
falscher  Tag  exzerpiert  wird.  Was  die  chronologischen  Angaben  betrifft,  so 
ist  zu  beachten,  daß  die  Menschen  der  früheren  Jahrhunderte  die  uns  heute 
geläufige  Genauigkeit  bei  derartigen  Angaben  überhaupt  nicht  kannten.  In 
einer  von  Tille  besprochenen2)  Leichenpredigt  des  Jahres  1650  wird  als 
Todestag  der  Elisabeth  Lindner  „am  vergangenen  Dienstag  früh  um  8  Uhr" 
angegeben;  der  Begräbnistag,  der  15.  September,  fiel  1650  auf  einen  Sonntag, 
mithin  war  der  vorhergehende  Dienstag  der  10.  September.  Trotzdem  lesen 
wir  in  dem  lateinischen  Nachruf  des  Rektors  der  Universität,  der  Todestag 
sei  „Montag,  der  neunte  laufenden  Monats",  gewesen,  und  dieselbe  Angabe 
findet  sich  auf  dem  Titel  der  beigefügten  Trostgedichte.    An  einer  Stelle  muß 


x)  Über  das  Verhältnis  zwischen  Verlobung  und  Trauung  nach  älterem  deutschen 
Rechte  vgl.  Geffcken,  „Die  Zivilehe  im  Mittelalter",  in  d.  Halbmonatsschr.  „Deutsche 
Stimmen"  (Köln  1900),  S.  472ff.,  u.  ebenso  die  lehrreichen  Mtl.  ü.  d.  in  d.  Reichsgraf- 
schaft Wartenberg  in  dieser  Hinsicht  im  18.  Jht.  geltenden  Bestimmungen  in  d.  Aufsatz 
„Verlobt,  Ausgerufen,  Verheiratet"  v.  Klein  berger  in  PfG  2  (Kaiserslautern  1906), 
S.  21  ff. 

»)  Tille,  ZPF  2,  77. 


Trauergedichte.  57 

ein  Irrtum  vorliegen;  denn  an  eine  Unsicherheit  in  den  Tagesangaben,  wie 
sie  verständlich  ist,  wenn  der  Ted  um  Mitternacht  erfolgt,  ist  hier  nicht  zu 
denken.  Auch  die  Schreibung  der  Eigennamen  war  in  den  früheren  Jahr- 
hunderten von  der  heutigen  Genauigkeit  weit  entfernt.  Schwankungen  in 
der  Schreibweise  der  Namen  kamen  früher  fortwährend  vor.  So  ist  z.  B.  in 
einer  von  Tille  an  der  zuletzt  angeführten  Stelle  behandelten  Leichenpredigt 
des  17.  Jahrhunderts  von  Frau  Barbara  geborenen  Leidnerin  die  Rede,  aber 
ihr  Vater  wird  13  Zeilen  weiter  als  Adam  Leutner  bezeichnet.  Daß  es  sich 
in  diesen  beiden  Fällen  um  denselben  Namen  handelt,  ist  in  diesem  Zu- 
sammenhang ohne  weiteres  klar.  Ebenso  schwankt  die  Schreibung  der  Vor- 
namen von  Matthias,  Matthäus,  Matthes  etc. 

Während  es  sich  bei  den  Angaben  der  Leichenpredigten  über  den  Ver- 
storbenen, seine  Ehefrauen  und  Kinder  im  allgemeinen  für  den  Prediger  um 
Zeitgenossen  handelte,  war  er  über  die  Vorfahren  des  Verstorbenen  auf  Nach- 
richten angewiesen,  die  ihm  zum  Ruhme  der  betreffenden  Familie  zugetragen 
wurden  und  über  deren  Glaubwürdigkeit  der  Prediger  ein  Urteil  häufig  gar 
nicht  haben  konnte  und  bei  seiner  nicht  seltenen  Abhängigkeit  von  dem 
Verstorbenen  oder  seiner  Familie  gelegentlich  auch  nicht  zu  haben  wünschen 
konnte.  Was  in  den  Leichenpredigten  über  die  womöglich  bis  in  das 
graueste  Altertum  zurückreichende  Ahnenreihe  gesagt  wird,  ist  entweder 
naive  Familiensage  oder  auch  bewußte  lobhudelnde  Fälschung,  im  günstigsten 
Falle  kritiklose  Kompilation  von  mündlichen  Mitteilungen  und  etwa  vorge- 
fundenen schriftlichen  Aufzeichnungen.  Durch  die  gläubige  Benutzung  solcher 
Leichenpredigten  ist  mancher  Irrtum  in  die  Genealogie  vieler  Familien  ge- 
bracht worden. 

Die  Trauergedichte  (Epicedien)1),  die  bei  dem  Begräbnis  hervor- Trauergedkh 
ragender  Persönlichkeiten  teils  separat,  teils  als  Beigabe  zu  den  Leichen- 
predigten erschienen,  wurden  auch  gesammelt.  Und  wenn  natürlich  viele 
dieser  poetischen  oder  poetisch  sein  wollenden  Ergüsse  sich  nur  in  Allgemein- 
heiten ergehen,  so  finden  sich  doch  gelegentlich  auch  speziell  familien- 
geschichtliche oder  biographische  Beziehungen  verwendet.  Deshalb  soll  man 
auch  dieses,  allerdings  recht  kritisch  zu  prüfende  Hilfsmittel  nicht  unbesehen 
beiseite  werfen,  wenn  man  solcher  Trauergedichte  habhaft  werden  kann. 
Als  ein  Beispiel  von  Sammlungen  derselben  nenne  ich:  Taurellus,  Nie, 
Carmina  funebria,  quae  magnorum  aliquot  clarorumque  virorum  felici  me- 
moriae  dieavit  (Nürnberg  1602).  Diese  Sammlung  enthält  unter  anderen 
Gedichte  auf  Phil.  Geuder  f  1581,  Wolfg.  Haller  f  1591,  Barth.  Poemer 
f  1590,  Andr.  Duditius  f  1589,  Seb.  Welser  f  1589,  Geo.  Palm  f  1591, 
Karl  Chr.  v.  Ortenberg  f  1591  usw.  Eine  gute  Sammlung  von  Trauer- 
und Hochzeitsgedichten  befindet  sich  in  der  „Koninklijke  Bibliotheek"  im 
Haag. 


x)  In  Polen  „carmina  na  wesele".    Alle  bedeutenden  Autoren  des  16.  Jht.  ver- 
faßten drgl. 


58  Ordnungen  bei  Trauungen,  Einholungen,  Begräbnissen  usw. 

Ordnungen  Ordnungen   bei   Trauungen,    Einholungen,    Begräbnissen    und 

Einhoiungln"' anderen   Feierlichkeiten1).      Bei   wichtigen    familiengeschichtlichen   Vor- 
Begräbnissen kornmnissen  fürstlicher  Häuser  oder  vornehmer  Familien   pflegte  seit  alter 

und  anderen  ,  _. 

Feierlichkeiten.  Zeit  ein  großer  Prunk  entfaltet  zu  werden.  Bei  Trauungen,  Einholungen, 
Begräbnissen  und  sonstigen  feierlichen  Gelegenheiten  wurde  ein  genaues 
Programm  aufgestellt,  welches  allen  Teilnehmern  des  Festes  eine  bestimmte 
Stellung,  ein  spezielles  Geschäft  zuwies.  Es  wurden  nach  Namen  und  Stand 
die  Personen  verzeichnet,  welche  z.  B.  den  Sarg  oder  die  Fahne  oder  die 
Fackeln  tragen  sollten.  Hierbei  wurde  eine  große  Anzahl  von  Personen, 
häufig  unter  Angabe  auch  der  Vornamen,  als  adelig  bezeichnet,  wodurch 
für  solche  Familien,  deren  Adelsstand  zweifelhaft  ist,  eine  Zeitbestimmung 
gewonnen  wird,  wann  sie  von  der  betreffenden  Behörde  und  dem  betreffen- 
den Landesherrn  für  adelig  angesehen  worden  sind.  Aber  auch  bürgerliche 
Familien  werden  in  dergleichen  „Prozessionen",  wie  sich  solche  Programme 
gelegentlich  nennen,  aufgezählt,  z.  B.  bei  der  Dienerschaft,  besonders  häufig 
aber  wurden  viele  Geistliche  aufgeführt,  die  dem  Sarge  folgten.  Eine  wie 
reichhaltige  Quelle  für  familiengeschichtliche  Forschungen  solche  „Ordnungen" 
oder  „Prozessionen"  sind,  zeigt  folgendes  Werk:  „Die  Personalien  und 
Leichen-Prozessionen  der  Herzoge  von  Pommern  und  ihrer  Angehörigen  aus 
den  Jahren  1560  bis  1663.  Gesammelt  von  Ulrich  Grafen  Behr-Negen- 
dank-Semlow  und  Julius  Freiherrn  von  Bohlen-Bohlendorf.  Halle, 
Druck  der  Buchdruckerei  des  Waisenhauses,  1869."  Während  die  hier  ab- 
gedruckten Leichenpredigten  Material  über  die  Pommerschen  Herzöge  und 
ihre  Angehörigen  bieten,  haben  die  Herausgeber  durch  zahlreiche  Anmer- 
kungen wertvolle  Beiträge  zur  Geschichte  der  bei  den  Prozessionen  be- 
teiligten Familien  geliefert,  leider  aber  ein  Register  zu  diesem  lehrreichen 
Quartanten  nicht  beigefügt. 

Eine  nützliche  Sammlung  solcher  „Ordnungen"  veranstaltete  Hans  von 
Schwein ichen,  geboren  1552,  der  sich  als  Fürstlich  Liegnitzscher  Rat, 
Marschall  und  Hofmeister,  als  Autobiograph  und  Sittenschilderer  einen  wohl- 
bekannten Namen  erworben  hat.  Wie  die  Tagebücher2)  dieses  Mannes  für 
die  schlesische  Genealogie  von  großer  Bedeutung  sind,  so  nicht  minder  seine 
Sammlung  von  Ordnungen  und  Prozessionen.  Auf  seinen  Wanderfahrten 
mit  Herzog  Heinrich  XI.  durch  das  deutsche  Reich,  Polen  usw.  sah  er  vieles 
Merkwürdige    an    fremden    Höfen.      Er    interessierte    sich    dabei    besonders 


1)  Diese  Quellenart  kommt  häufig  in  den  Archiven  und  Bibliotheken  vor,  so  z.  B. 
in  besonders  reicher  Anzahl  in  den  Archiven  zu  Bamberg  und  Nürnberg.  Im  erst- 
genannten Archiv  lagert  auch  eine  beträchtliche  Bändezahl  sogenannter  „Hofdiarien", 
in  denen  alle  das  Hofleben  berührende  Vorkommnisse,  wie  Reisen,  Empfänge,  Feste, 
ganz  eingehend  geschildert  werden  und  sehr  viele  Personen  genannt  sind. 

2)  Hans  von  Schweinichens  Tagebücher  wurden  zuerst  von  Büsching  heraus- 
gegeben unter  d.  Titel:  Lieben,  Lust  und  Leben  der  Deutschen  des  16.  Jahrh.,  3  Bde., 
Breslau  1821 — 23,  jedoch  in  unvollständiger  und  mangelhafter  Weise;  dann  von  Her- 
mann Oesterley:  Denkwürdigkeiten  des  Hans  von  Schweinichen,  Breslau  1878;  eine 
populär  gehaltene  Überarbeitung,  bis  zur  Gefangennahme  Herzogs  Heinrichs  XI.  rei- 
chend, gab  Ernst  von  Wolzogen,  Leipzig  1885,  heraus. 


Hochzeitseinladungen.    Urkundenbücher  und  Regestensammlungen.  59 

für  Festlichkeiten.  Als  fürstlicher  Marschall  und  Hofmeister  konnte  er  ja 
selbst  in  die  Lage  kommen,  eine  solche  Festlichkeit  arrangieren  zu  müssen. 
Um  solche  Solennitäten  recht  geschmackvoll  und  glänzend  zu  veranstalten, 
legte  er  sich  ein  Verzeichnis  von  solchen  Prozessionen,  die  ihm  vorkommen- 
den Falles  zur  Richtschnur  dienen  könnten,  an.  Wenn  er  auch  nicht  alle 
Prozessionen  aufnahm,  bei  denen  er  beteiligt  war,  so  brachte  er  doch  ein 
stattliches  Material  zusammen.  Dasselbe  ist  zum  ersten  Male  von  Konrad 
Wutke  unter  dem  Titel  „Merkbuch  des  Hans  von  Schweinichen"  (Berlin, 
Stargardt  1895)  herausgegeben.  Gleich  die  erste  Ordnung1)  dieser  Samm- 
lung aus  dem  Jahre  1582  bietet  eine  Fülle  von  Namen  sowohl  aus  dem 
Adel,  der  die  Trinkmarschälle,  Vorschneider,  die  „Trucksassen  von  der  Fr. 
Tafel"  stellte,  die  Stühle  bei  der  Fr.  Tafel  anwies  und  bei  den  Tischen  auf- 
wartete, als  auch  aus  dem  Bürgerstand,  den  wir  im  Bier-  und  Weinkeller 
bedienstet  finden  und  „auf  der  Fürsten  und  Herren  Zimmer  zu  Aufwärtern 
bestellt  worden".    Als  eine  besondere  Art  der  Quellen,  die  Hans  von  Schwei- 


nichen benutzte  und  gelegentlich  abdruckte,  seien  die  „Futterzettel"  erwähnt, 
die  nicht  nur  Wagen  und  Rosse  der  höchsten  Herrschaften  verzeichneten, 
sondern  auch  angaben,  wieviel  Pferde  für  die  einzelnen,  mit  ihren  Vornamen 
verzeichneten  „Landjunker"  zu  füttern  waren.2)  Das  „Personen-,  Orts-  und 
Sachregister"  der  Wutke  sehen  Ausgabe,  Seite  240  —  273,  gibt  eine  für  den 
Familienforscher  sehr  nützliche  Übersicht  über  die  in  diesen  Ordnungen  vor- 
kommenden Personen. 

Eine  beachtliche  Quelle  sind  Hochzeitseinladungen.   Diesen  pflegen    Hochzeits- 
genaue   Personalangaben    über    die    Brautleute    und    den    Hochzeitstag    zu  eina  unger" 
verzeichnen.     Der  Reichtum  dieser  Quellenart  ist  ersichtlich  aus  Emerich 
v.  Zen egg,    Hochzeitseinladungen   der   steirischen    Landstände,    JAW  1910 
u.  1912. 

Für  die  ältesten  Zeiten,   in   die  eine  rationelle   Familienforschung,  von     urkunden- 
der  Gegenwart  ausgehend,  vordringen  kann,  sind  von  den  bibliothekarischen    bücI»er  und 
Hilfsmitteln   die  Urkundenbücher  und  Regestensammlungen  die  wichtigsten.       lungen. 
Sie  pflegen,  von  den  Staatsverträgen  abgesehen,  zumeist  höchstens  bis  etwa 
1600  zu  gehen;   der  größte  Teil  endigt    wenn  nicht  früher,   etwa  mit  dem 
Jahre    1500.     Eine  gute   Zusammenstellung   solcher  Werke   findet   sich   bei 
Dahlmann-Waitz,  Quellenku.  d.  deutschen  Geschichte.  8.  Afl.,  hrsg.  v.  P.  Herre. 
Leipzig  1912,  S.  68  ff.    Hier  seien  von   dieser  Quellenart  beispielshalber  die 
folgenden  verzeichnet: 

J.  Ch.  Lünig,  Deutsches  Reichsarchiv,  24  Bde.,  Leipzig  1710—22  (hiervon  Bd.  24 
Register).   —   (E.  Birk),  Verzeichnis  der  Urkunden  zur  Geschichte  des  Hauses  Habs- 

!)  „Ordnung  wie  es  auf  des  Durchlauchten  Hochgebornen  Fürsten  und  Herrn 
Herrn  Johann  Georgen  Herzog  in  Schlesien,  zur  Liegnitz  und  Brieg  etc.  hochzeitlichen 
Ehrenfest  so  mit  Durchlauchten  Hochgebornen  Fürstin  und  Fräulin  Anna  gebornen 
Herzogin  zu  Wirttenberg  etc.  den  löten  Septemb.  Ao.  1582  zum  Brieg  gehalten  wor- 
den." —  Knetsch,  Von  d.  Hochzeit  des  hessischen  Landgrafen  Wilhelm  d.  Mittleren 
zu  Kassel  am  20.  Okt.  1500,  VJH  1901. 

a)  Auf  des  Herzog  Friedrichs  Hochzeit  1594  waren  1157  Roß  zu  füttern  „ohne 
d.  F.  G.  eigene  Roß"  (Ausgabe  von  Wutke  S.  145). 


60  Urkundenbücher  und  Regestensammlungen. 

bürg   (bis  1493);   als  Beilage  zu  v.  Lichnowsky,  Geschichte  des  Hauses  Habsburg.   — 
Monumenta  Boica,  ed.  academia  scientiarum  Maximil.-Boica.   München  1763  ff. —  Monu- 
menta  Zollerana.  ÜB.  z.  Gesch.  d.  Hauses  Hohenzollern,  7  Bde.  u.  Reg.,  hrsg.  v.  R.  v.  Still- 
fried  u.  T.  Märker.     Berlin   1852 — 66.     Dazu  Ergänzungsbd.  v.  J.  Großmann  u. 
M.  Scheins,  ebd.  1890.  —  Wirtembergisches  ÜB.,  hrsg.  v.  Kgl.  Staatsarchiv  in  Stutt- 
gart. Stuttgart,  seit  1849.  —  Regesten  der  Markgrafen  von  Baden  u.  Hachberg,  hrsg.  v.  d. 
Badischen  hist.  Korn.,  bearbeitet  v.  R.  Fester  u.  H.Witte.  Bd.  lff.  Innsbruck  1892ff. — 
Urkunden  und  Akten   der  Stadt  Straßburg.     1.  Abt.  ÜB.  Bd.  1—7.    2.  Abt.  Politische 
Korrespondenz  Straßburgs  aus  der  Reformationszeit.     Bd.  lff.     Straßburg  1897  ff.   — 
Hessisches  Urkundenbuch.    Leipzig  1879ff.   —    Regesta  diplomatica  necnon  epistolaria 
historiae  Thuringiae,  hrsg.  v.  O.  Dobenecker.   Jena,  seit  1896.  —  Westfälisches  ÜB. 
Münster  1847  ff.  —  ÜB.  zur  Gesch.  d.  Herzöge  v.  Braunschweig  u.  Lüneburg  u.  ihrer 
Lande,  hrsg.  v.  H.  Sudendorf.    10  Bde.    Dazu  Registerbd.  v.  C.  Sattler.    Hannover 
1859 — 83.  —  Codex  diplomaticus  Saxoniae  regiae,  hrsg.  v.  E.  G.  Gersdorf,  K.  F.  v.  Po- 
sern-Klett,  O.  Posse  u.  H.  Ermisch.     Leipzig,   seit   1864.   —   Mecklenburg.  ÜB. 
Bd.  1 — 23.  Schwerin  18631t.  —  Geschichtsquellen  d.  Prov.  Sachsen  u.  angrenz.  Gebiete. 
Hrsg.  v.  d.  hist.  Komm.  d.  Prov.  Sachsen.   Bd.  1—36,  38—43.    Halle  1870 ff.  —  Codex 
diplomaticus    Lusatiae   superioris,    hrsg.  v.  G.  Köhler.     Görlitz    1851  ff.    Fortsetzung 
unter  d.  Titel:    Codex   diplomaticus    Lusatiae   superioris   II,    hrsg.  v.  R.  Je  cht,    ebd. 
1896  ff.  —  Codex  diplomaticus  Brandenburgensis,   hrsg.  v.  A.  F.  Riedel.    1.  Haupttl. 
25  Bde.  2.  Haupttl.  6  Bde.  3.  Haupttl.    3  Bde.    4.  Haupttl.  (Chroniken).    1  Bd.  1  Splbd. 
Berlin    1838 — 65.     Chronolog.    Register,   2    Bde.    Namensverzeichnis,    bearbeitet   v.  A. 
W.  Heffter.    3  Bde.   Ebd.  1867—69.  —  Codex  Pomeraniae  diplomaticus.  Ed.  K.F.W. 
Hasselbach  u.  J.  G.  L.  Kosegarten.  Bd.  1.  Greifsw.  1862.  —  Pommersches  ÜB.,  hrsg. 
v.  K.  Staatsarchiv   zu  Stettin.    Bd.  I,1:    R.  Klempin,  Regesten,  Berichtigungen  u.  Er- 
gänzungen zum  Codex  Pomeraniae.    Bd.  I,2.  2.  3.  hrsg.  v.  R.  Prümers;  Bd.  4  hrsg.  v. 
G.Winter.    Bd.  5.  6.  hrsg.  v.  O.  Heinemann.    Stettin  1868— 1907.  —   Codex  diplo- 
maticus Silesiae,  hrsg.  v.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Altert.  Schlesiens.  Bd.  1 — 24,   Breslau  1857  ff. 
—  C.  Grünhagen  u.  H.  Markgraf    Lehns-  u.  Besitzurkunden  Schlesiens  u.  snr.  ein- 
zelnen Fürstentümer  im  MA.    Leipzig  1881,  83.  —  Regesta  diplomatica  necnon  episto- 
laria  Bohemiae   et   Moraviae  (ed.  C.  J.  Erben  et  J.  Em ler).   4  Bde.    Prag  1855 ff.   — 
P.  Georgisch,  Regesta  chronologico-diplomatica,  in  quibus  recensentur  omnis  generis 
monumenta  et  documenta  publica.    4  Bde.    Leipzig  1740 — 44.   —   Codex   diplomaticus 
anecdotorum  res  Moguntinas  illustrantium,  hrsg.  v.  V.  F.  de  Gudenus.    5  Bde.  (5.  Bd. 
hrsg.  v.  F.  C.  v.  Buri  u.  J.  D.  v.  Olenschlager).  Göttingen  1743.  Frankfurt  u.  Leipzig 
1747 — 58.  —  Hansisches  Urkundenbuch  (hrsg.  v.  Höhlbaum,  Kunze,  Stein).    Halle 
1 876 ff.  — ÜB.  d.  Stadt  Lübeck.  Lübeck  1843—1905.  11  Bde.—  Hamburger  ÜB.  Hamburg 
1842-1911.  11  Bde.  — ÜB.  der  Stadt  Hildesheim,  hrsg.  v.R.  Doebner.  8  Bde.  Hildes- 
heim 1887—1901.  —  Liv-,  Esth-  u.  Curländisches  ÜB.  nebst  Regesten,  Bd.  1—6,  hrsg. 
v.  F.  G.v.Bunge;  Bd.  7— 9  fortgesetzt  v.  H.  Hildebrand;  Bd.10u.ll  v.  Ph.  Schwartz 
(bis  1499).    Bd.  12  v.  Ph.  Schwartz  u.  A.  v.  Bulmerincq.    Reval  1852—73;  Riga  1881 
bis  1909.    2.  Abt.  von  dens.  u.  L.  Arbusow,  Bd.  1—2  (1494—1500).  Ebd.  1900—5.— 
ÜB.  z.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Siebenbürgen,  hrsg.  v.  F.  Zimmermann,  C.Werner 
u.  G.  E.  Müller.   Hermannstadt   1892ff.   —   Niederösterreich.  ÜB.    Wien    1851  ff.   — 
Oberösterreich  ÜB.    Linz  1852 ff.  —  Salzburger  ÜB.  v.  W.  Hauthaler,  seit  1898.  — 
Schweiz:  Monuments  de  l'hist.  de  Bäle,  Porrentruy  1852 — 1867.  5  Bde.  —  Recueil  dipl. 
du  cant.  de  Fribourg.  7  Bde.  Freib.i.S.  1839— 1863.  —  ÜB.  d.  Landsch.  Basel.  Bas.  1881, 
1883.  2  Bde.—  ÜB.  d.  Stadt  Basel.  Bas.  1890—1910.  11  Bde.  —  ÜB.  d.  Abtei  St.  Gallen. 
St.  Gallen.    5  Bde.    1863—1911.  —   ÜB.  d.  Stadt  u.  Landsch.  Zürich.    Zur.  1888—1912. 
9  Bde.  —  Die  großen  Urkundenwerke  über  die  allgemeinen  Angelegenheiten  von  Staat 
und  Kirche  (z.  B.  die  Acta  imperii,  die  Regesta  regum  atque  imperatorum,  Stumpfs 
Reichskanzler,  die   Regesta  pontificum  Romanorum  u.  a.  vgl.  Dahlmann-Waitz-Herre 
1912.  S.  68,  324)  bieten  für  die  spezielle  Geschichte  einzelner  Familien  verhältnismäßig 
wenig.  Ertragreicher  sind  in  dieser  Beziehung  diejenigen  vatikanischen  Urkunden,  welche 
die  Dispense  enthalten,  und  die  aus  vatikanischen  Urkunden  geschöpften  Urkundenbücher 


Stammbäume.  61 

einzelner  Provinzen   oder   Länder,   vgl.  z.  B.  Sauerland,  Urkunden   und  Regesten  z. 
Gesch.  der  Rheinlande  aus  dem  vatikanischen  Archive.   Bonn  1902 — 1912. 

Von  den  Stammbäumen1)  aus  alter  und  neuer  Zeit  sind  sehr  viele  Stammbäume. 
mehr  oder  weniger  unzuverlässig.2)  Urkundliche  Belege  für  die  Richtigkeit 
der  einzelnen  Angaben  eines  Stammbaumes  sind  durchaus  notwendig;  denn 
da  erfahrungsgemäß  bei  Stammbäumen  sehr  leicht  Irrtümer  unterlaufen,  so 
hat  der  Benutzer  eines  Stammbaumes  das  volle  Recht,  zu  verlangen,  daß 
ihm  auch  von  Autoritäten  auf  genealogischem  Gebiet  für  jede  Angabe  die 
Quelle  angegeben  wird.  Stammbäume  ohne  Quellenangabe  sind  für  eine 
exakte  Familienforschung  so  gut  wie  wertlos  und  können  höchstens  durch 
die  wissenschaftliche  Autorität  ihres  Verfassers  relativen  Wert  erhalten.  Was 
im  allgemeinen  über  den  Wert  der  meisten  Stammbäume  zu  halten  ist, 
mögen  die  der  freiherrlichen  Familie  von  Friesen  dartun.  Unter  den  zahl- 
reichen Stammbäumen  dieser  Familie  ist  der  im  Jahre  1853  gelegentlich  der 
Feier  des  200jährigen  Freiherrnjubiläums  derer  von  Friesen  von  Dr.  Leo 
Bergmann  verfaßte  im  Druck  erschienen.  Er  war  seinerzeit  der  reich- 
haltigste und  ausführlichste  Stammbaum,  den  es  in  der  genannten  Familie 
gab,  deckte  sich  auch  mit  den  Angaben  in  Valentin  Königs  Adelschronik 
und  reichte  bis  zum  Jahre  1488  zurück.  Aber  bei  der  Mehrzahl  der  darin 
angeführten  Mitglieder  waren  Angaben  über  ihren  Geburts-,  Verheiratungs- 
und Todestag  nicht  vorhanden.  Eine  urkundliche  Kontrolle  der  Stammbaum- 
arigaben fehlte.  Als  nun  Ernst  Frhr.  von  Friesen,  der  Verfasser  der  be- 
rühmten „Geschichte  der  reichsfreiherrlichen  Familie  von  Friesen"  (Dresden, 
Verlag  von  Heinrich,  2  Bde.),  von  mehr  als  100  Geistlichen  und  Kirchenbuch- 
führern des  In-  und  Auslandes  das  einschlagende  urkundliche  Material  herbei- 


*)  Hildebrand,  T.  H.,  De  probatione  per  stemmata  genealogica  sive  vom  Be- 
weiss durch  Stamm-Bäume  u.  Geschlechts-Reg.  Nürnberg  1719.  —  Über  Stammbäume 
handelt  näher  Rose  in  d.  Allgemeinen  Encyklopädie  d.  Wftn.  u.  Künste  v.  Ersch  u. 
Gruber,  1.  Sektion,  57.  Tl.  1853,  S.  336ff.  —  Max  Conrat  (Cohn),  Arbor  juris  des 
früheren  Mittelalters  mit  eigenartiger  Kompilation.  Abhdl.  d.  Kgl.  Preuß.  Ak.  d.  Wftn. 
1909.  Phil.  hist.  Kl.  Anhang,  Abh.  II;  drs.  im  Archivio  storico  italiano  1911.  —  Vgl. 
auch  Hölscher,  Franz,  Genealogische  Tafeln  f.  d.  Geschichtsunterricht.  Progr.  Gymn. 
Attendorn  1894.  —  Scheftlein,  H.,  Genealogischer  Schulatlas.  1899.  —  Nützlich  zu 
lesen,  weil  auf  jahrzehntelanger  Archivpraxis  beruhend,  ist  Grotefend,  [H.,  Über 
Stammtafeln,  mit  e.  Beispiel:  Familie  Wachenhusen,  VMG.  — -  Beringuier,  Die  Stamm- 
bäume d.  Mitglieder  d.  französischen  Kolonie.    Berlin  1887. 

2)  Hörschelmann,  Slg.  zuverlässiger  Stamm-  u.  Ahnentafeln  verschiedener 
jetzt  florierenden  adligen  u.  freiherrl.  Familien.  Coburg  1774.  —  Humb rächt,  Joh. 
Maxin.,  D.  höchste  Zierde  Deutschlands  u.  Vortrefflichkeit  d.  Teutschen  Adels,  vor- 
gestellt in  d.  Reichs -Freyen  Rheinischen  Ritterschaft,  Auch  auss  derselben  entspros- 
senen u.  angränzenden  Geschlechtern,  so  auff  hohen  Stifftenn  aufgeschworen  od.  vor 
150  Jahren  Löblicher  Ritterschafft  einverleibt  gewesen,  Stammtafeln  u.  Wapen. 
Frankfurt  a.  M.  1707L  —  Seifert,  Joh.,  Hochadlige  Stammtafeln.  4  Bde.  Regensburg 
1721.  —  Weltrich,  Rieh.,  Schillers  Ahnen.  E.  familiengeschichtl.  Untersuchung.  Mit 
6  Stammtfln.  u.  4  in  den  Text  gedruckten  Wappen.  Weimar  1907.  (Dazu  „Schillers 
Ahnen".  Wiss.  Beil.  d.  Leipziger  Zeitung  1907,  Nr.  52.)  —  Wie  man  Stammbaum- 
bestrebungen verspottet  hat,  berichtet  Rieb  er,  Wachstum  u.  Altersentwicklung  unserer 
Familien,  HGBAB  V  1908,  S.  157. 


62  Stammbäume. 

zog,  ergab  sich,  daß  Bergmanns  Stammbaum  so  viel  Fehler  enthielt,  daß  er 
eigentlich  unbrauchbar  war.  Einer  war  zum  Sohne  seines  Bruders  gemacht, 
wodurch  dessen  Sohn  wieder  zu  seinem  Enkel  verwandelt  wurde;  ein  jüngerer 
Bruder  zum  älteren  verwandelt,  wodurch  dessen  Nachkommenschaft  die  ältere 
Linie  wurde,  und  dergleichen  mehr;  Geburts-  und  Todesdaten  waren  aber 
nur  selten  richtig.  Infolgedessen  war  Ernst  Freiherr  von  Friesen  genötigt, 
auf  Grund  von  Kirchenbuchnachrichten  einen  vollständig  neuen  Stammbaum 
aufzustellen.1) 

Als  ein  Muster,  wie  Stammtafeln  zu  bearbeiten  sind,  sei  empfohlen  das 
klassische  Werk:  Die  Wettiner.  Genealogie  des  Gesamthauses  Wettin  Er- 
nestinischer  und  Albertinischer  Linie2),  im  Auftrage  des  Gesamthauses  heraus- 
gegeben von  Otto  Posse.  Leipzig  und  Berlin  1897.  Posse  begnügt  sich 
hier  nicht,  auf  Grund  eines  mit  unendlichem  Fleiße  zusammengebrachten, 
weitverstreuten  und  oft  schwer  zugänglichen  Materials  die  Zeit  der  Geburt, 
der  Heirat  und  des  Todes  der  verschiedenen  Glieder  des  Hauses  genau,  so- 
weit irgend  möglich  war,  festzustellen,  sondern  er  gibt  auch  in  einem  An- 
hange die  Quellen  für  sämtliche,  auf  der  Stammtafel  enthaltenen  Daten  an. 
„Diese  Neuerung,  welche  in  dieser  Weise  meines  Wissens  noch  nie  vorher 
bei  Herstellung  der  Stammtafeln  eines  souveränen  Hauses  eingeführt  worden 
ist,  sollte,"  wie  Theodor  Schön  (DH  XXIX,  1898,  Nr.  12,  S.  168)  sehr  richtig 
bemerkt,  „fortan  bei  ähnlichen  Publikationen  zur  Regel  werden.  Mit  dem 
gleichen  Rechte,  wie  der  Leser  eines  historischen  Werkes  vom  Verfasser  den 
Nachweis  der  Quellen  verlangt,  kann  der  Leser  einer  Stammtafel  von  dem 
Verfasser  eine  genaue  Angabe  verlangen,  woher  derselbe  etwaige  neue,  von 
den  bisher  bekannten  abweichende  Daten  geschöpft  hat.  Erst  wenn  der 
Autor  diesem  nachgekommen  ist,  kann  der  Leser  entscheiden,  was  auf  Rech- 
nung der  Kombinationsgabe  des  Autors  und  was  auf  wirklich  neue  For- 
schungen bei  diesen  neuen  Daten  zu  setzen  ist."3) 

*)  Familiennachrichten  und  Stammbaummaterialien  in  d.  Zittauer  Ratsbibl.,  NLM 
XXXI,  80.  Vgl.  auch:  Magnus'  genealogische  Collectaneen,  Inhaltsangabe  zweier 
Bände,  v.  Fr.  Schneider  ebd.  XVII,  294. Unbescheid,  H.,  Chronik  u.  Stamm- 
baum in  Originalbeitr.  deutscher  Dichter,  1908  (vgl.  auch  die  nette  Gesangssammlung: 
Heroldslieder  zum  40jährigen  Stiftungsfest  [des  Vereins  „Herold"  in  Berlin]  gesammelt. 
Berlin  1909.  Druck  v.  C.  A.  Starke,  Görlitz);  drs.,  Chronik  u.  Stammbaum  in  hundert 
Sprüchen  (beide  Arbeiten  im  Vrl.  Gebr.  Vogt  in  Papiermühle  [S.-A.];  drs.,  Chronik 
u.  Stammbaum  im  Bürgerhause  in:  „Aus  d.  Akten  einer  deutschen  Familie.  Ein  Mahn- 
wort an  Haus  und  Herd",  I,  1900,  S.  lf.     Kahla,  A.  Wellers  Verlag. 

8)  Ältere  Darstellungen  von  Bircken  (s.  Register)  u.  Hönn,  S.  R,  Des  chur-  u. 
Fürstl.  Hauses  Sachsen  Wappen-  u.  Geschlechts -Untersuchung.  Mit  T.-Kupf.,  48  Abb. 
(Siegel)  u.  Stammtfl.     Leipzig  u.  Coburg  1704. 

3)  Sehr  gute  Muster  von  Stammtafeln  sind  neben  Posse  die  in  Balzers  Genealogia 
Piastöw  und  die  Arbeiten  von  Wertner  (vgl.  Register).  —  Eine  beachtenswerte  Art, 
Stammbäume  drucken  zu  lassen  u.  zu  erläutern,  ist  die,  jeder  Person  eine  Ziffer  bei- 
zugeben, unter  der  dann  im  erläuternden  Text  die  biographischen  Einzelheiten  dar- 
gelegt werden,  sowie  die,  die  Träger  des  Familiennamens,  rot,  die  übrigen  (ange- 
heirateten, verschwägerten)  aber  schwarz  zu  drucken.  So  ist  der  Stammbaum  behan- 
delt z.  B.  in  dem  als  Manuskript  gedruckten  Heft:  „Erläuterungen  zum  Stammbaum 
der  im  18.  Jahrhundert  aus  Johanngeorgenstadt  (Chur-Sachsen)   ins  Siegerland  (Hanau 


Kalender  und  Almanache.  63 

Kalender  und  Almanache.  Eine  für  den  Familienforscher  sehr  be- Kalender  und 
achtenswerte  Quelle  sind  die  Kalender  und  Almanache.1)  Der  älteste  ge-  Almanache 
druckte  deutsche  Kalender  wurde  1439  von  Johannes  de  Gamundia  heraus- 
gegeben (Holztafeldruckwerk,  vgl.  Gottfr.  Zedier  in  Nr.  I  der  Veröffent- 
lichgn.  der  Gutenberg -Gesellschaft).  Ihm  folgten  bald  eine  Menge  anderer. 
In  diese  Kalenderausgaben  trug  man  hier  und  da  Aufzeichnungen  über  Dinge 
ein,  die  dem  Besitzer  des  Kalenders  wichtig  erschienen.  Durch  leer 
gelassene  Blätter  wurde  von  vornherein  dafür  gesorgt,  daß  für  solche  Nieder- 
schriften Raum  vorhanden  war.  So  trug  z.  B.  in  das  Exemplar  des  „Calen- 
darium  historicum"  vom  Jahre  1559  (Wittenberg  in  officina  haeredum  Ge- 
orgii  Rhann),  das  auf  der  Hofbibliothek  in  Wien  aufbewahrt  wird  und 
die  Signatur  49,  M.  13  trägt,  der  steierische  Landschaftssekretär  Caspar  Hirsch 
verschiedene  Aufzeichnungen  ein.2)  Seinem  Beispiele  folgte  sein  Sohn  Sieg- 
fried. Diese  Eintragungen  betreffen  teils  die  Familie  Hirsch,  teils  allgemeine 
Angelegenheiten.  Hier  eine  Probe:  „22.  Jänner.  Anno  1579  nata  est  mihi 
prima  filia  Dorothea  ex  Susanna  uxore.  Compatres  dominus  pastor  D.  Horn- 
berger, dominus  de  Sarau  Erasmus,  Ordinarius  et  d.  Joh.  Leib,  uxor  domini 
Wagneri,  uxor  domini  Wilhelmi  Ratmanst(orffer)  archigrammatici  Graecensis, 
Pangriessers  uxor  ...  16.  Februar.  Hohenberterin  Pragam  profecta  est.  Anno 
1578  duxi  secundam  meam  uxorem  Susannam  Pragensem.  17.  Februar.  Ven- 
didi  meas  aedes,  quas  in  urbe  Vienna  habui,  Stephano  Wolf  pro  1500  Fl. 
Anno  1567.  19.  Februar.  Imp.  Ferdinandus  accepit  coronam  et  gladium  dono 
datum  a  papa  in  templo  Augustini.  1600  Pastor  Eferdicensis  me  accusavit 
apud  dominum  Erasmum  de  Starhemberg  propter  sanam  doctrinam  univer- 
salis electionis  et  excommunicavit." 

Die    ältesten  Kalender3)    enthalten    die    sogenannten    Kalenderpraktiken, 
d.  h.  Angaben,  an  welchen  Tagen  man  zu  purgieren,  Ader  zu  lassen,  Medizin 


a.  d.  Sieg)  eingewanderten,  jetzt  meist  im  Bergischen  (Rheinland)  verbreiteten  Familie 
Heinrich.  Hrsg.  1908  von  Christian  Qottlieb  Heinrich,  Bürgermeister  in  Wald 
(Rheinl.)."  —  Eine  beachtliche  Weise,  Stammbäume  für  Druckwerke  herzustellen,  findet 
sich,  wie  Kekule  von  Stradonitz:  „Die  Geschichte  des  Geschlechts  von  Berg", 
Neue  Preußische  Zeitung,  13.  Spt.  1904,  richtig  bemerkt,  in  dem  Werke:  „Geschichte 
des  uradligen  Hauses  Berg  1223 — 1903"  (von  Ebrard  u.  v.  Nathusius-Neinstedt,  Frank- 
furt a.  M.  1904).  Die  sehr  ausgedehnten  5  Stammtafeln  des  Geschlechtes  teilweise  von 
ganz  außergewöhnlichem  Umfang,  da  sich  die  Berg  in  der  Neuzeit  ungewöhnlich  stark 
verbreitet  u.  verzweigt  haben,  sind  in  technischer  Beziehung  musterhaft.  Auf  gutes 
Papier  gedruckt,  in  der  Weise  von  Landkarten  aufgezogen,  sind  sie  in  das  Buch  ein- 
gebunden, und  zwar  derart,  daß  man  die  herausgeklappte  Stammtafel  neben  dem  auf- 
geschlagenen Buche  hat,  also  beides  gleichzeitig  benutzen  kann.  Durch  starke  Papier- 
falze wird  der  Raum  im  Einband  für  die  zusammengeklappten  Stammtafeln  gewonnen. 
—  Ein  großes  Material  (ca.  1500  Stück)  von  Stammbäumen  erliegt  bei  dem  Centraal 
Bureau  voor  Genealogie  en  Heraldiek  in  s'  Gravenhage  sowie  bei  allen  Heroldsämtern. 

!)  Menöik,  Ferd.,  Sitzungsber.  d.  K.  böhm.  Gsft.  d.  Wftn.    Prag  1885,  S.  67. 

2)  Meneik,  Ferd.,  Caspar  Hirsch  u.  seine  Familienaufzeichnungen,  Jb.  d.  Gsft.  f. 
d.  Gesch.  d.  Protestantismus  in  Österreich,  22.  Jg.  1901,  S.  18ff. 

»)  Die  Braunschweigischen  Anzeigen  v.  Jahre  1743  u.  1744  enthalten  Nachrichten 
v.  d.  ältesten  Kalendern.  Bayrische  Ordens-Almanache  u.  Ordens-Kalender  sind  zu- 
sammengestellt OBA  29,  S.  256  f.    Der  Wappen- Almanach  d.  K.  B.  Haus-Ritter-Ordens 


54  Kalender  und  Almanache. 

zu  nehmen,  zu  baden  usw.  habe.  Eine  wesentliche  Erweiterung  ihres  In- 
haltes weisen  die  Kalender  seit  dem  Ende  des  1 8.  Jahrhunderts  auf.  Man 
erkannte  im  Kalender  das  geeignete  Mittel,  gemeinnützige  Kenntnisse  und 
Aufklärung  unter  den  niederen  Volksschichten  zu  verbreiten.  Es  bildete 
sich  mit  der  Zeit  eine  förmliche  Kalenderliteratur  aus,  welche  allgemeine 
Belehrung  und  Unterhaltung  als  Hauptzweck  verfolgte.  Diese  Belehrung 
erstreckte  sich  auch  auf  gewisse  Beamtengruppen,  z.  B.  auf  die  Geistlichen, 
Stadtväter  und  Stadtverordneten  eines  bestimmten  Ortes  oder  einer  be- 
stimmten Gegend.  Es  können  solche  Angaben  dem  Familienforscher  ge- 
legentlich recht  gute  Dienste  leisten. 

Almanache  nannte  man  kalenderartige  Tafeln  mit  astrologischen  und 
sonstigen  Notizen.  Der  erste  gedruckte  war  der  von  Regiomontan  1474  für 
die  Jahre  1475 — 1506  herausgegebene  und  später  bis  1551  fortgesetzte  Al- 
manach,  der  in  Nürnberg  in  lateinischer  Sprache  erschien.  Jährliche  Alma- 
nache scheinen  erst  im  16.  Jahrhundert  aufgekommen  zu  sein.  Im  17.  Jahr- 
hundert fing  man  an,  den  astrologischen  und  meteorologischen  Kalender- 
notizen anderweitige  Nachrichten  hinzuzufügen.  So  gab  der  A.  royal,  der 
seit  1679  in  Paris  erschien,  Notizen  über  den  Postenlauf,  die  Hoffeste,  die 
Messen  und  Märkte  usf.,  seit  1679  wurden  auch  die  Genealogie  des  König- 
lichen Hauses,  ein  Verzeichnis  der  höheren  Geistlichkeit  u.  dgl.  hinzugefügt. 
Hiermit  ist  familiengeschichtliches  Material  gegeben.  In  Deutschland  fand 
dies  bald  Nachahmung  und  seit  1730  auch  in  England.1) 
Kaiendarien  Einer   besonderen  Hervorhebung   wert  sind    die  Kaiendarien   aer  Dom- 

der  Domsüfter  stifter  .^  In  früheren  Zeiten  pflegten  mehrere  deutsche  und  ausländische 
Stifter,  bei  denen  die  Präbendare  adeliger  Abkunft3)  sein  mußten,  alljährlich 
Kalender  oder  Almanache  herauszugeben,  die  zu  den  interessantesten  und 
zugleich  auch  authentischsten  heraldischen  Dokumenten  gehören.  Diese 
Almanache,  in  der  Form  von  mehr  oder  minder  großen  Tafeln  gedruckt, 
geben  nämlich  stets  außer  dem  Kalendarium  und  einigen  damit  zusammen- 


v.  heil.  Michael  enthält  nicht  nur  Wappen  u.  Porträts,  sondern  auch  Ahnenproben  der 
Ritter  u.  genealogische  Notizen;  1769 — 93  war  der  Titel:  Nouveau  Calendrier  du  tres 
illustre  ordre  equestre  de  Baviere  sous  le  titre  .  .  de  Saint  Michael-Archange.  Von 
1794  an  fiel  das  Nouveau  weg.  —  Frhr.  v.  Bruselle-Schaubeck,  Wappenkalender 
der  freien  Reichs-Ritterschaft  in  Schwaben,  HQBAB  1910. 

x)  Champier,  Victor,  Les  anciens  almanachs  illustres,  histoire  du  calen- 
drier depuis  les  temps  anciens  jusqu'ä  nos  jours,  ouvrage  accompagne  de  50  planches 
hors  texte  en  noir  et  en  couleur,  reproduisant  les  principaux  almanachs  illustres  ou 
graves  par  Leonard  Qaultier,  Crispin  de  Passe,  Abraham  Bosse,  de  Larmessin,  Lepautre, 
Cl.  Audran,  Qravelot,  Corhin  Queverdo,  Dorgez,  Debucourt,  Deveria  etc.  etc.  Paris, 
bibliotheque  des  deux  mondes.  E.  Frinzine  et  Cie.,  editeurs.  Rue  Bonaparte  1,  1886. 
—  Welschinger,  Les  almanachs  de  la  Revolution.  Paris  1834.  —  Orand-Carteret, 
Les  almanachs  francais,  edits  ä  Paris  1600 — 1895,  Paris  1896. 

2)  Bormanns,  Stanislaus,  Über  die  Kaiendarien  der  Domstifter,  JAW  4,  8. 

s)  In  einigen  Domstiftern  finden  sich  neben  adligen  auch  nichtadelige  Domherren; 
diese  mußten  aber  Doktoren  sein  und  galten  als  personaladelig  dem  Stiftsadel  gleich, 
sie  legten  sich  ein  (oft  sehr  unheraldisch  zusammengestelltes)  Wappen  bei,  falls  ihre 
Familie  nicht  schon  früher  ein  solches  geführt  hatte. 


Kalender  und  Almanache.  65 

hängenden  Beisätzen  die  Wappen,  Namen  und  Titel  sämtlicher  zur  Zeit  in 
dem  betreffenden  Stifte  lebender  Glieder  an,  und  zwar  in  der  Regel  mit 
großer  Genauigkeit.1)  Als  ein  Beispiel  solcher  Stiftskalender  sei  der  für 
Osnabrück  vom  Jahre  1758  erwähnt.  Der  Antiquariatskatalog  von  Ferdi- 
nand Schöningh  Nr.  97,  1908,  der  diesen  Kalender  für  50  Mark  anbietet, 
beschreibt  ihn  wie  folgt: 

„Calendarium  Cathedralis  Ecclesiae  Osnabrugensis.  Stifts-Calender  a.  d.  J.  1758. 
Kupferstich  J.  W.  Baumgartner  del.,  Klauber  sc.  mit  reich,  figürlichen  und  ornamentalen 
Darstellungen.  Oben  in  Wolken  die  hl.  Dreifaltigkeit,  darunter  der  hl.  Joseph,  Petrus, 
Paulus,  Bischof  Wiho,  Crispinus,  Crispinianus,  Karl  d.  Gr.  u.  d.  Wappen  d.  Bischofs 
Clemens  August.  In  der  Mitte  befindet  sich  das  Kalendarium,  umgeben  von  den 
Wappen  der  derzeit.  Domherren.  Unten  in  reicher  Cartouche  eine  hübsche  Ansicht 
von  Osnabrück.  Höhe  123  cm.  Breite  64  cm.  Die  Wappen  sind  die  derer  v.  d. 
Asseburg,  zur  Hindenburg,  v.  Spies,  v.  u.  z.  Weichs,  Stael  zu  Sutthausen  (3 mal), 
v.  Wachtendonk,  v.  Oer,  v.  d.  Eggelborg,  v.  Meschede  z.  Alme,  Wolfr.  Metternich  z. 
Werden  u.  Gracht,  v.  Roll,  v.  Beververde-Stockum,  v.  d.  Bussche-Hunnefeld,  v.  Hacke, 
v.  u.  z.  Weicht  z.  Wenne  (3 mal),  v.  Korffgen,  Schmising-Patenhausen,  v.  Ketteier  z. 
Harcotten,  v.  Landsberg,  v.  Galen  zu  Dincklage,  v.  u.  z.  Weichs  z.  Roesberg,  Droste  z. 
Hülshoff,  v.  Kerckerinck  z.  Stapel." 

Es  gibt  jetzt  für  alle  möglichen  Berufsarten  Kalender,  von  denen  einige,  Berufskalender. 
wie  z.  B.  der  Universitätskalender  und  der  Kalender  für  Eisenbahntechniker, 
zum  Teil  mit  Beiheften  versehen,  durch  die  Bearbeitung  des  Materiales  und 
die  Gediegenheit  ihrer  Beiträge  wissenschaftliche  Bedeutung  gewonnen  haben. 
Die  hier  dargebotenen  Personenstandvermerke  sind  dem  Familienforscher  ge- 
legentlich nützlich.2)  Wegen  der  zahlreichen,  scharf  und  gut  ausgeführten 
Photographien,  die  in  Verbindung  mit  Biographien  alljährlich  von  Mitgliedern 
der  sächsischen  Geistlichkeit  in  ihm  veröffentlicht  werden,  verdient  eine  be- 
sondere Erwähnung  der  „Amtskalender  für  evangelisch-lutherische  Geistliche 
im  Königreich  Sachsen"  (40.  Jhrg.  1910).  Herausgeg.  v.  d.  Niedererzgebirgi- 
schen  Predigerkonferenz. 

Eine  Besonderheit  in  der  Kalenderliteratur  ist  der  seit  1885  unter  dem  Münchener 
Einfluß  der  Wiederbelebung  der  deutschen  Renaissance  erscheinende  „Mün- 
chener Kalender"  von  O.  Hupp,  der  sich  in  seinem  farbigen  Bildschmuck,  in 
der  Form  der  Typen  und  in  der  Anordnung  des  Satzes  an  die  deutschen 
Druckwerke  des  16.  Jahrhunderts  anschließt.  Seit  1895  bringt  er  regelmäßig 
Wappen,  nachdem  er  schon  (nicht  in  der  heutigen  Größe  und  Ausstattung) 
1890  die  Wappen  der  deutschen  Staaten  und  1894  die  des  Papstes  und  des 
bayerischen  Episkopates  gebracht  hatte. 


x)  Interessantes  Material  ist  in  den  Kapitular-Protokollen  enthalten.  Den  Inhalt 
solcher  Protokolle  (conclusions  capitulaires)  aus  Lüttich  hat  Stan.  Bormanns  teilweise 
veröffentlicht  in  den  Analectes  pour  servir  ä  l'histoire  ecclesiastique  de  la  Belgique 
Tom.  VI— XII  (1869—1875).  Es  existiert  davon  auch  ein  Separatabdruck  unter  dem 
Titel :  Repertoire  chronologique  des  conclusions  capitulaires  du  chapitre  de  St.  Lambert 
ä  Liege,  Tom.  I,  1427—1650,  Liege  1875.  Die  Wappen  der  dortigen  Domherren  be- 
finden sich  in  dem  Werke  von  F.  X.  de  Theux,  Le  chapitre  de  St.  Lambert  ä  Liege. 
4  vols.  4.  Brüssel  1871. 

2)  Knobloch,  Die  wichtigsten  Kalender  der  Gegenwart.  Wien  1885.  —  von 
Reinsberg-Düringsfeld,  Katechismus  der  Kalenderkunde.    Leipzig  1876. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  5 


56  Kalender  und  Almanache.     Adreßbücher. 

Hof- und  Staats-  Eine  besondere  Gattung  bilden  die  Hof-  und  Staatskalen  der,  deren 
kaiender.  erster  der  „Status  particularis  regiminis  Ferdinandi  II"  (Wien  1637)  war. 
Sie  enthalten  auch  Angabe  der  Personen,  die  bei  Hoffesten  Dienst  getan 
haben,  und  fügen  nicht  selten  auch  Stand  und  Vornamen  derselben  hinzu. 
Viele  Geschlechter  finden  daher  in  diesen  Hof-  und  Staatskalendern  eine 
Reihe  ihrer  Mitglieder  vertreten.1)  Beispielshalber  sei  der  Königlich  Preu- 
ßische Genealogische  Kalender  genannt,  der  durch  C.  v.  Bardeleben  eine  vor- 
zügliche Wertschätzung  erfahren  hat.2) 

Adreßbücher.  Von  den  sächsischen  Adreßbüchern  bringt  das  Leipziger  die  Behörden 

seit  1701,  die  Haushaltungen  seit  1730.  Der  „Dresdener  Residenz-Kalender" 
hat  kürzlich3)  sein  100  jähriges  Jubiläum  gefeiert.  Schon  1797  gab  G.W.  Ferber 
„Dresden,  zur  zweckmäßigen  Kenntnis  seiner  Häuser  und  deren  Bewohner" 
heraus,  ein  nach  den  Stadtteilen  und  Straßen  geordnetes  Verzeichnis  der 
Einwohnerschaft  mit  besonderer  Aufzählung  der  Ratsbeamten,  Geistlichen, 
Innungen,  Fabrikanten  und  Boten.  Beigegeben  war  ein  alphabetisches  Ver- 
zeichnis der  Einwohner.  1799  folgte  eine  zweite  Ausgabe,  deren  Inhalt  ge- 
rade umgekehrt  angeordnet  war:  dem  Verzeichnis  der  Ratsbeamten  u.  dgl. 
folgte  ein  alphabetisches  Verzeichnis  der  Einwohner  mit  Wohnungsangaben ; 
eine  Zusammenstellung  der  Hof-,  Staats-  und  Militärbeamten  fehlte.  Nun 
gab  es  zwar  schon  seit  1728  den  regelmäßig  erscheinenden  Kgl.  Polnischen 
und  Churf.  Sächsischen,  seit  1765  den  Churf.  Sächsischen  Hof-  und  Staats- 
Kalender,  aus  dem  1807  der  Kgl.  Sächsische  wurde;  doch  waren  diese  Quart- 
bände zu  teuer.  Für  das  Dresdner  höhere  Publikum  war  ein  Verzeichnis 
der  in  Dresden  lebenden  Hofbeamten  erwünscht.  Daher  ließ  der  Buch- 
händler Arnold  1809,  trotz  der  schlimmsten  Kriegsjahre  seinen  Dresdner 
Adreß-Kalender  nach  Ständen  geordnet  erscheinen,  ein  Staatshandbuch  für 
Dresden.  Eigentliche  Hofnachrichten  fügte  Josef  Friedrich  Dorn  hinzu,  der 
von  1804  bis  mit  1808  den  „Dresdner  Residenz-Kalender"  erscheinen  ließ 
und  ihm  1809  bis  mit  1822  den  Titel  „Kalender  zum  Gebrauche  der  Resi- 
denz" gab.  Der  Kalender  enthielt  außer  unterhaltenden  Aufsätzen  eine 
Genealogie  des  gesamten  Chur-  und  Sächsischen  Hauses  und  seit  1808  die 
Genealogie  der  Kaiser  und  Könige.  Das  Erscheinen  des  Kalenders  war 
nicht  regelmäßig:  es  finden  sich  Lücken  und  falsche  Zählungen.     Seit  1876 


i)  Als  bes.  reichhaltig  verdient  der  Württemberger  Hof-  u.  Staatskai.  1879  in  WJB 
hervorgehoben  zu  werden,  da  er  sich  über  eine  lange  Reihe  von  Jahren  erstreckt 
(LXX  Seiten  Großquart).  Man  findet  hier  ein  Verz.  der  Präsidenten  d.  Geheimen 
Rates  u.  d.  Staatsministeriums,  der  Minister-  u.  Departementchefs  seit  d.  8.  Nov.  1816; 
Verzeichnis  der  Mitglieder  der  konstituierenden  Versammlungen  von  1815 — 1819;  ein 
Verz.  d.  Mitglieder  der  Kammer  der  Standesherren  seit  1820  nach  Aufzeichnungen  von 
Bullinger  u.  Widmann;  ein  Verz.  d.  Mitglieder  d.  Kammern  d.  Abgeordneten  seit 
1820  nach  Aufzeichnungen  v.  Bullinger  u.  Hartmann. 

2)  Vgl.  C.  v.  Bardeleben,  Die  Kgl.  preußischen  Genealogischen  Kai.  von  1724 
bis  1850,  VJH  1908  (auch  separat  Berlin  1909). 

•)  Dresdner  Residenz-Kalender  auf  d.  J.  1911.  100.  Jg.  Hierin  P.  E.  Richter, 
E.  Rückblick  auf  d.  Gesch.  d.  Dresdner  Residenz-Kalenders,  dem  der  obige  Text  ge- 
folgt ist. 


Adreßkalender  und  Staatshandbücher.  67 

hat  den  Residenz-Kalender  die  Kgl.  Sachs.  Hofbuchhandlung  H.  Burdach 
(Warnatz  &  Lehmann)  in  eigenen  Verlag  übernommen  und  bis  jetzt  fort- 
geführt. Der  Jahrgang  1827  enthält  auf  Seite  131 — 199  ein  „Genealogisches 
Verzeichnis  des  im  Königreich  Sachsen  bediensteten  und  ansässigen  Adels. 
Mit  Angabe  der  resp.  Rittersitze  desselben".  Seit  1886  hat  Frhr.  v.  Zedt- 
witz  die  Wappen  der  Adelsfamilien  des  Königreichs  veröffentlicht  mit 
kurzen  Erläuterungen,  die  1899  zu  einem  Sächsischen  Wappenbuch  zusammen- 
gestellt wurden.    Die  Jahrgänge  seit  1900  brachten  hierzu  Ergänzungen. 

Die  preußischen  Adreßkalender1)  sind  durch  ihre  authentischen  Behörden- Die  preußischen 
und  Beamten  Verzeichnisse  für  die  Familienforschung  von  hohem  Wert,  be_Adreßkalender 
sonders  dann,  wenn  der  gegenwärtige  Bestand  der  Personalakten  lücken- 
haft ist.  Dann  aber  leisten  sie  uns  zuweilen  auch  mit  ihren  Wohnungsan- 
gaben willkommene  Hilfe;  für  alle  diejenigen  jüngeren  Beamten,  die  bei 
ihren  Eltern  wohnten,  gibt  uns  die  Adresse  unverzüglich  erwünschten  Auf- 
schluß über  ihre  Herkunft;  so  manches  interessante  Verwandtschaftsverhältnis 
ist  uns  lediglich  aus  einer  derartigen  Notiz  bekannt. 

Das  erste  periodische  Behördenverzeichnis  ist  der  „L'Etat  de  la  France",  Periodische 
der  seit  1650  bis  in  den  Anfang  des  1 8.  Jahrhunderts  erschien.  Wichtig  ist  zeichmsse. 
das  päpstliche  Handbuch  „La  gerarchia  cattolica". 

Mehr  Qlück  als  das  bald  sehr  voluminöse  Jahrbuch  L'Etat  de  la  France  staa„ts- 
hatte  der  „Almanagh",  den  der  Buchhändler  Laurent  d'Honay  seit  1684 
jährlich  neu  herausgab.  Er  stellte  das  älteste  wirkliche  Staatshandbuch  dar. 
Dem  Büchlein  widerfuhr  1699  das  Glück,  daß  der  König  nach  ihm  verlangte; 
seitdem  führte  es  den  Titel  „Almanach  Royal".  Mit  jeder  Verfassungsände- 
rung wechselte  es  seinen  Titel:  aus  dem  „Almanach  Royal"  wurde  in  der 
großen  Revolution  ein  „Almanach  National",  aus  diesem  nach  der  Krönung 
Napoleons  ein  „Almanach  Imperial"  und  nach  der  Februarrevolution  von  1848 
wiederholten  sich  diese  Umnennungen  in  derselben  Weise.  Auch  das  noch 
heute  bestehende  österreichische  Hof- und  Staatshandbuch  reicht  ins  17.  Jahr- 
hundert zurück ;  es  ist  hervorgegangen  aus  dem  Wiener  „Staats-  und  Standes- 
Calender"  und  führte  seit  1776  den  Titel  „Hof-  und  Staatsschematismus  der 
röm.  Kais,  auch  Kais.  Königlich  und  ertzherzoglichen  Haupt-  und  Residenz- 
stadt Wien  etc.  etc."  Hier  findet  man  eine  Übersicht  über  alle  Hof-,  Zivil- 
und  Militärbehörden  nicht  nur  in  Wien,  sondern  überhaupt  im  ganzen  Bereich 
der  Monarchie. 

Wie  es  die  Gleichartigkeit  ihres  Zweckes  mit  sich  brachte,  zeigten  alle 
diese  Staatskalender,  die  deutschen2)  sowohl  wie  die  außerdeutschen,  unter- 
einander eine  mehr  oder  weniger  weitgehende  Übereinstimmung  in  der 
äußeren  Einrichtung  und  der  Anordnung  des  Inhalts.  Teilweise  entsprechen 
sie  schon  ganz  unseren  modernen  Staatshandbüchern;  vielfach  war  aber  dieser 
Begriff  noch  nicht  so  scharf  ausgebildet  wie  heute:  wo  die  Residenz  schon 


J)  Das  Folgende  aus  Martin  Haß,  Die  preußischen  Adreßkal.  u.  Staatshandb. 
als  historisch-statistisches  Lexikon.  FBP  20.  Drs.,  Der  älteste  Berliner  Adreßkal.  FBP  22 
(1909). 

2)  Das  Staatshandb.  f.  d.  Kgr.  Sachsen  erscheint  im  Verl.  v.  C.  Heinrich. 

5* 


58  Adreßkalender  und  Staatshandbücher. 

damals  eine  ansehnliche  und  weitläufige  Stadt  war,  pflegte  man  mit  dem 
eigentlichen  Behördenverzeichnis  zugleich  ein  Adreßbuch  für  die  Residenz 
zu  verbinden,  indem  man  auch  einige  Privat-  und  Geschäftsleute  aufnahm 
und  durchgängig  die  Wohnungen  angab.  Dies  Moment  tritt  nirgends  stärker 
hervor  als  bei  den  preußischen  Adreßkalendern.  Bei  ihnen  kommt  außerdem 
hinzu  —  und  darin  stehen  sie  vollkommen  allein  — ,  daß  sie  sich  niemals 
und  in  keiner  ihrer  Arten  auf  das  ganze  Staatsgebiet  erstreckten.  Sie  können 
aus  diesen  Gründen  nicht  den  Anspruch  machen,  als  eigentliche  Staatshand- 
bücher zu  gelten;  wenn  sie  auch  für  diese  ein  brauchbares  Surrogat  bilden, 
so  tragen  sie  ihrer  Entstehung  und  ihrem  Inhalt  nach  doch  mehr  den  Cha- 
rakter eines  systematisch  angelegten  städtischen  Adreßbuches.  Sie  gehören 
in  diesem  Sinne  einer  seit  dem  Beginn  des  18.  Jahrhunderts  in  Deutschland 
weit  verbreiteten  Literaturgattung  an.  Für  eine  ganze  Reihe  größerer  Städte 
besitzen  wir  solche  Bücher,  die  gewöhnlich  den  Titel  „Das  itztlebende . . ." 
oder  das  jetztflorierende . . ."  führten.  Obwohl  vorzugsweise  die  öffentlichen 
Ämter  und  Kollegien  berücksichtigend,  waren  sie  doch  weniger  für  den  Ge- 
brauch der  Behörden  als  vielmehr  für  die  „polite  Welt",  insbesondere  die 
durchreisenden  Fremden  bestimmt,  die  nicht  nur  über  „die  Verfassung 
des  Regiments  und  Kirchenstaats",  sondern  auch  über  den  genauen  Namen 
und  Titel  der  berühmtesten  Persönlichkeiten  einer  Stadt  unterrichtet  sein 
wollten.  Das  Beispiel,  das  diese  oder  jene  besonders  bedeutende  Stadt  in 
dieser  Hinsicht  gab,  fand  in  anderen  Städten  bald  Nachfolge.  Der  schon 
erwähnte  Wiener  Kalender  wurde  nicht  nur  für  den  Berliner  Adreßkalender, 
sondern  auch  für  verschiedene  andere  ähnliche  Bücher,  wie  namentlich  das 
„itztlebende  Breslau",  vorbildlich,  dessen  direkte  Fortsetzung  die  „Schlesische 
Instanzien-Notiz"  bildet.  An  das  Muster  des  „Itztlebenden  Leipzig"  schloß 
sich  das  1701  erschienene  „jetztlebende  Halle"  an,  das  wahrscheinlich  als  das 
älteste  Adreßbuch  einer  preußischen  Stadt  überhaupt  zu  betrachten  ist. 

Die  Anfänge  des  Berliner  Adreßkalenders  gingen  von  der  brandenbur- 
gischen Sozietät  der  Wissenschaften  aus,  der  durch  das  Patent  vom  10.  Mai 
1700  die  Herausgabe  aller  Kalender  im  ganzen  Umkreis  des  Staatsgebietes 
übertragen  worden  war.  Ein  erster  Versuch  erschien  1704  unter  dem  nicht 
völlig  zutreffenden  Titel  „Das  jetztlebende  Königlich-Preußische  und  Cur- 
fürstlich-Brandenburgische  Haus",  ein  zweiter  im  Anschluß  an  den  Wiener 
Hofkalender  und  an  das  in  Hamburg  erscheinende  europäische  genealogische 
Handbuch  „Die  durchlauchtige  Welt".1)  In  der  1704  erschienenen  Form  ist 
dann  der  Berliner  Adreßkalender  bis  auf  die  Gegenwart  fortgeführt  worden. 
1838 — 1846  entwickelte  er  die  Tendenz,  sich  zu  einem  brandenburgischen 
Provinzial-Adreßkalender  auszuwachsen:  nicht  nur  daß  1843 — 1845  und  1847 
ein  Verzeichnis  der  Patrimonialgerichte  der  Mark  Brandenburg  hinzutrat, 
vor  allem  wurde  von  Jahr  zu  Jahr  eine  Stadt  nach  der  anderen  hinzugezogen, 


»)  Die  Durchlauchtige  Welt,  oder  Kurtzgefaßte.  Genealogische,  Historische  und 
Politische  Beschreibung  meist  aller  jetzt  lebenden  Durchlauchtigen  Hohen  Personen, 
sonderlich  in  Europa..    Hamburg,  bei  Benjamin  Schiller,  1701  und  1704. 


Adreßkalender  und  Staatshandbücher.    Schlesische  Instanzien-Notizen.  69 

zuerst  1 838  Charlottenburg,  im  nächsten  Jahre  Frankfurt  a.  O.,  dann  Neu- 
Ruppin  usw.,  bis  schließlich  von  1842 — 1845  der  Adreßkalender  außer  den 
drei  Residenzen  noch  Frankfurt,  Neu-Ruppin,  Prenzlau,  Spandau,  Oranienburg 
und  Schwedt  umfaßte.  1848  wurde  der  Adreßkalender  in  einen  Provinzial- 
Adreßkalender  für  die  Regierungsbezirke  Potsdam  und  Frankfurt  verwandelt 
und  in  zwei  Bände  zerlegt,  von  denen  aber  in  den  folgenden  Jahren  nur 
der  erste,  Berlin  und  Potsdam  enthaltende  fortgesetzt  wurde.  Neben  dem 
Berliner  wurden  noch  Provinzial-Adreßkalender  von  der  Akademie  heraus- 
gegeben. Doch  erschienen  diese  nicht  regelmäßig  und  gingen  ein,  als  1794 
ein  Staatshandbuch  geschaffen  wurde.  Die  Adreßbücher  standen  in  dem  Ruf, 
höchst  unzuverlässig  zu  sein.  Die  Akten  sind  voll  von  Klagen  und  Be- 
schwerden nicht  nur  über  die  vielen  Druckfehler  und  die  Mangelhaftigkeit 
des  Registers2),  sondern  vor  allem  über  die  zahlreichen  unzutreffenden  und 
irrigen  Angaben.  Da  gab  es  falsch  geschriebene  Namen,  unrichtige  Vor- 
namen, Titel  und  Dezernate;  manche  Beamten  waren  schon  bei  der  Herstellung 
des  Manuskripts  verstorben  gewesen,  andere  fehlten  ohne  Grund  und  wieder 
andere  waren  vorzeitig  befördert  worden.  Umgekehrt  ereignete  sich  auch  oft 
der  peinliche  Fall,  daß  jemand  in  seinem  Rang  und  Titel  herabgesetzt  wurde. 

Neben  den  von  der  Akademie  der  Wissenschaften  herausgegebenen  schleiche 
Adreßkalendern  gehen  in  völliger  Selbständigkeit  die  unter  dem  Namen  ^otizrau 
„Schlesische  Instanzien-Notizen"  bekannten  besonderen  Behördenverzeichnisse 
für  Schlesien  her.3)  Das  „itztlebende  Breslau",  das  1701  von  Christian  Runge 
herausgegeben  wurde,  war  der  unmittelbare  Vorläufer  der  Instanzien-Notiz; 
es  ist  während  der  österreichischen  Zeit  zu  wiederholten  Malen,  später 
unter  dem  veränderten  Titel:  „Schlesischer  Almanach  oder  Tagregister"  in 
neuer  Bearbeitung  erschienen.  1710  erhielt  der  Breslauer  Buchhändler  Brach- 
vogel ein  kaiserliches  Privileg  zur  Herausgabe  des  „itztlebenden  Breslau" 
und  eines  „Instanzien-  und  Titulaturen-Buches"  für  ganz  Schlesien.  So  er- 
schienen für  das  letzte  Jahr  der  österreichischen  Herrschaft  1741  zwei  ge- 
sonderte Handbücher,  die  sich  zwar  äußerlich  sehr  ähnlich  sahen  und  auch 
in  den  Anfangsworten  ihres  Titels,  „Schlesischer  Almanach  oder  Tagregister", 
übereinstimmen,  von  denen  jedoch  das  eine  nur  das  „florierende  Breslau", 
das  andere  sämtliche  kaiserliche  Behörden  für  Schlesien  enthält,  und  zwar 
nicht  nur  die,  welche  im  Lande  selbst  ihren  Sitz  haben,  sondern  auch  die 
sonst  für  Schlesien  in  Betracht  kommenden,  wie  vor  allem  die  böhmische 
Hofkanzlei.  1742  erschien  ein  preußisches  Privileg,  das  den  Fortbestand 
der  Brachvogelschen  Behördenverzeichnisse  sicher  stellte.  Doch  traten  in 
jenen  unruhigen  Zeiten  allerhand  Unregelmäßigkeiten  ein.  Erst  als  1780  ein 
neues  Privileg  für  Korn  erschien,  wurde  die  Instanzien-Notiz  immer  aufs 
neue  aufgelegt.    Seit  1861  hieß  das  Buch  „Handbuch  der  Provinz  Schlesien". 


2)  Man  kann  darum  auch,  wenn  eine  Person  im  Register  fehlt,  nicht  mit  unbe- 
dingter Sicherheit  den  Schluß  daraus  ziehen,  daß  sie  überhaupt  nicht  in  dem  betreffen- 
den Jahrgang  enthalten  ist. 

3)  Vgl.  d.  Aufsatz:  Ü.  d.  Gesch.  der  Schlesischen  Instanzien-Notizen,  in  d.  Schles. 
Provinzialbl.    Bd.  26  (1797),  11.  St.  S.  408—418. 


70  Staatshandbücher  für  Deutschland  und  Österreich. 

1794  erschien  mit  königlicher  Autorisation  die  erste  Ausgabe  des  „Hand- 
buchs über  den  preußischen  Hof  und  Staat";  es  war  das  erste  wirkliche 
Staatshandbuch  in  Preußen.  Zwar  gab  es  nirgends  Vornamen  und  Woh- 
nungen an  und  verzichtete  auf  Anführung  der  Unterbeamten,  war  aber  sehr 
übersichtlich  und  umfaßte  das  ganze  Staatsgebiet  einschließlich  der  neu- 
erworbenen Provinzen.  Daneben  kamen  neue  provinzielle  Staatshandbücher 
auf,  so  für  Ansbach  und  Bayreuth,  so  für  Erfurt  und  das  Eichsfeld.  Die 
Bücher  sind  noch  heute  zum  Nachschlagen  nützlich,  und  zwar  die  branden- 
burg-pommerschen *)  hauptsächlich  wegen  der  vollständigen  Aufzählung  aller 
auf  dem  Lande  angesessenen  adligen  und  bürgerlichen  Familien,  das  magde- 
burgische2) wegen  seiner  genauen  Angaben  über  Patrimonialgerichtsbarkeit  und 
Patronat  in  jeder  Ortschaft.  In  einigen  Provinzen  kamen  solche  Provinzial- 
handbücher  erst  später  zur  Ausgabe,  zuletzt  in  Posen  1901.  Freilich  wurden 
diese  Bücher  nicht  regelmäßig  fortgeführt,  bieten  aber  teilweise  Ergänzungen 
zu  der  Reihe  der  Staatshandbücher.  Nur  in  Hannover  ist  in  Anschluß  an 
das  ehemalige  Staatshandbuch  des  Königreichs  auch  seit  1866  ein  preußisches 
Provinzial-Staatshandbuch  ununterbrochen  jährlich  erschienen. 

Ein  bibliographisches  Verzeichnis  der  preußischen  Adreßkalender  und 
der  schlesischen  Instanzien-Notizen  hat  Martin  Haß  FBP  29  Seite  325ff., 
ein  Verzeichnis  der  Jahrgänge  des  „Hof-  und  Staatshandbuches"  Conrad 
DH  37  (1906),  Seite  68  ff.  veröffentlicht.  Eine  ältere,  noch  immer  brauch- 
bare Zusammenstellung  bietet  Schwarzkopf,  Über  Staats-  und  Adreßkalender, 
Berlin  1792.  Eine  ansehnliche  Sammlung  deutscher  Staatskalender  befindet 
sich  in  der  Handbibliothek  des  königlichen  Hausarchivs  in  Charlottenburg. 
Staate  Für    das    heutige   Deutsche    Reich    ist    in    diesem    Zusammenhang    zu 

Deutschland,  nennen:  Handbuch  für  das  Deutsche  Reich,  Berlin,  Carl  Heymanns 
Verlag,  und  Kürschners  Staats-,  Hof-  und  Kommunalbuch  des  Reichs  und 
der  Einzelstaaten  (nebst  Anhang:  Die  außerdeutschen  Staaten),  nach  Kürschners 
Tod  von  Gerhard  Reuter  fortgesetzt,  jetzt  Verlag  von  E.  Ertel  in  München. 
Für  das  alte  deutsche  Reich  hat  die  Varrentrappsche  Buchhandlung  in  Frank- 
furt a.  M.  seit  1742  ein  Genealogisches  Reichs-  und  Staatshandbuch 
herausgegeben,  das  bis<  1 805  regelmäßig  jedes  Jahr,  danach  aber  nur  in  größeren 
Zwischenräumen  erschien.  Der  zweite  Teil  enthält  ein  ziemlich  ausführliches 
Beamtenverzeichnis  der  zahlreichen  großen  und  kleinen  deutschen  Territorien. 
Österreich.  In  Österreich  existieren  Amtskalender  der  einzelnen  Kronländer  und 

ein  Staatshandbuch  für  ganz  Österreich-Ungarn  (siehe  oben  S.  67)  sowie  ein 
Handbuch  des  Kaiserlichen  Hofes  (Ordensbesitzer,  Geheimräte,  Kämmerer  etc., 
Hofstaaten,  Hofbeamte  und  Genealogie  des  Kaiserhauses,  dazu  ein  alpha- 
betisches Register).  Ferner  erscheint  in  Wien  der  „Lehmann"  in  2  Bänden, 
56.  Jg.  1913  (Adreßkalender  aller  Einwohner  U.Behörden). 


»)  Berlin  1802«. 

*)  Magdeburg  1803.  Vrl.  der  Zeitungs-Expedition  und  in  Kom.  d.  Buchhändlers 
Creutz.  —  In  Schleswig-Holstein  erschien  das  erste  Provinzial-Handb.  1868,  in  Hessen- 
Nassau  auf  d.  J.  1867.  Das  große  Staatshandb.  berücksichtigt  diese  neuen  Provinzen 
erst  vom  J.  1871  ab. 


Staatskalenderwesen  in  Holland  und  England.  71 

Am  vielgestaltigsten  ausgebildet  war  das  Staatskalenderwesen  in  Holland  Staatskalender- 

^^  Wesen  in 

und  England.  In  Holland  hatte  jede  Provinz  und  jede  Landschaft,  ja  fast  Holland 
jede  größere  Stadt,  selbst  mehrere  überseeische  Kolonien,  wenigstens  in  der  und  Eng'and- 
zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  ihr  eigenes  „Naamregister".  Das  wich- 
tigste war  das  „Naamregister  van  alle  de  Heeren  Leeden  der  Regeering  in 
de  Vereenigde  Provincien",  das  sich  auf  sämtliche  europäische  Provinzen 
erstreckte;  hinsichtlich  der  Zentralbehörden  ist  man  aber  auf  den  „Almanach 
de  la  Cour"  angewiesen.  In  England  konkurrierten  eine  Anzahl  privater 
Unternehmungen.  Das  bedeutendste  Werk  in  England  war  der  etwa  1730 
begründete  „Royal  Kalendar  or  complete  and  correct  annual  Register 
for  England,  Scotland,  Ireland  and  America",  der  in  seinem  ersten  Teile 
auch  ein  statistisch-chronologisches  Taschenbuch  und  in  einem  seit  1747 
hinzugefügten  Supplementband  unter  anderm  das  Wichtigste  für  und  über 
die  Parlamentsmitglieder  enthielt.  Zu  den  Staatshandbüchern  gehört  auch 
der  seit  1765  herausgegebene  russische  „Adreßkalender  von  den  ver- 
schiedenen Gouvernements"  und  der  1761  begründete  schwedische  „Historisk 
Almanach".  Am  üppigsten  schoß  die  Einrichtung  der  Staatskalender  in  dem 
bunten  Staatengewirr  des  alten  deutschen  Reiches  ins  Kraut.  Hier  besaßen 
um  die  Mitte  des  18.  Jahrh.  fast  alle  irgendwie  nennenswerten  reichsständischen 
Territorien,  weltliche  sowohl  wie  geistliche,  als  Abbild  ihrer  Souveränität 
solch  einen  Staatskalender. 

Was  verfing  es  auch,  wenn  das  Land  nur  klein  und  winzig  war;  man 
ließ  dann  eben  —  besonders  in  den  Krummstabslanden  —  das  „grimmige 
Kriegsvolk"  womöglich  bis  zum  Unteroffizier  recht  stattlich  paradieren  und 
führte  im  Hof-  und  Zivilstaat  jedes  Schneiderlein,  ja  jeden  Lakaien  und 
Stallburschen  mit  Namen  auf. 

Der  berühmteste  unter  allen  Kalendern  ist  der  „Gothaische  genealogische 
Hofkalender  nebst  diplomatisch-statistischem  Jahrbuch".  In  stetiger  Vervoll- 
kommnung ist  er  bis  zum  149.  Jahrgang  (1912)  vorgeschritten.  Nach  dem 
eigentlichen  Kalender  nebst  kalendarischen  Beigaben  bringt  dieser  Kalender 
ein  genealogisches  Jahrbuch  in  drei  Teilen:  1.  Genealogie  der  europäischen 
Regenten  in  alphabetischer  Reihenfolge,  2.  Genealogie  der  deutschen  Standes- 
herren in  alphabetischer  Reihenfolge,  3.  Genealogie  von  anderen,  nicht  souve- 
ränen fürstlichen  Häusern  Europas  in  alphabetischer  Reihenfolge.  Darauf 
folgt  ein  diplomatisch-statistisches  Jahrbuch;  Reihenfolge  der  Staaten  und 
Verzeichnis  der  obersten  Zivil-  und  Militärbehörden  der  wichtigsten  Staaten 
der  Welt,  einschließlich  der  diplomatischen  Vertreter,  sowie  statistische  Nach- 
richten über  diese  Länder.  Die  hier  dargebotenen  Beamtennamen,  denen 
auch  Vornamen  beigegeben  sind,  stellen  ein  weitverzweigtes  Material  dar 
zur  Geschichte  bürgerlicher  und  adeliger  Familien.  Der  neueste  Jahrgang  zählt 
allein  1167  Seiten  mit  engem  Drucksatz.  Daneben  erscheint  auch  eine 
französische  Ausgabe  unter  dem  Titel:  „Almanach  de  Gotha.  Annuaire 
genealogique  diplomatique  et  statistique.  Gotha,  Justus  Perthes."  Die  Ein- 
richtung und  Reichhaltigkeit  ist  dieselbe  wie  bei  der  deutschen  Bearbeitung. 


72  Jubiläumsschriften.  Verzeichnisse  der  Berufsangehörigen. 

Jubiläums-  Eine    namentlich    in    neuerer  Zeit   stark  vermehrte  Literaturgattung,  die 

sehr  wertvolle  genealogische  Mitteilungen  enthält,  sei  hier  besonders  hervor- 
gehoben: die  Jubiläumsschriften,  die  gelegentlich  des  25-,  50-  und 
100jährigen  Bestehens  von  kaufmännischen  und  industriellen  Firmen  ver- 
öffentlicht werden.  In  ihnen  spielen  die  Personen  der  Besitzer  und  ihre 
Herkunft  eine  große  Rolle.  Ein  Verzeichnis  von  60  solchen  Festschriften 
hat  Tille  in  seinem  Buche  „Wirtschaftsarchiv"  (Berlin  1905,  S.  41  ff.)  ver- 
öffentlicht. Als  Beispiel  einer  derartigen  Arbeit  sei  genannt:  Denkschr.  z. 
Feier  des  hundertjährigen  Bestandes  der  Firma  P.  A.  Schlechta  &  Sohn  in 
Lomnic  a.  d.  Pop.  Traditionen  e.  alten  Geschl.  verfaßt  v.  dem  gewesenen 
k.  k.  Bezirkshauptmann  Schlechta.  Prag  1908. 
Verzeichnisse  £rjne  andere  Art  von   Druckschriften,   die  für  den   Genealogen  wertvoll 

der  Berufs-  '  ° 

angehörigen.  ist,  sind  Verzeichnisse  der  Beruf  sangehörigen,  d.  h.  periodisch  er- 
schienene Listen  aller  Vertreter  eines  Berufes  mit  näheren  Angaben  über  ihre 
Persönlichkeit,  z.  B.  für  Ärzte,  Apotheker,  Geistliche,  Bibliothekare.  Nament- 
lich die  älteren  Jahrgänge  sind  besonders  wertvoll.  Auch  zusammenfassende 
Werke  dieser  Art  und  entsprechende  Abhandlungen  in  Zeitschriften  gibt 
es,  z.  B.: 

Arbusow,  Leonid,  Livlands  Geistlichkeit  v.  Ende  d.  12.  bis  ins  16.  Jht.  JQM 
1900  (1902)  bis  1902  (1904). 

Arnold,  Daniel  Heinrich,  Kurz  gefaßte  Nachr.  v.  allen  seit  d.  Reformation  an 
den  Lutherischen  Kirchen  in  Ostpreußen  gestandenen  Predigern,  hrsg.  v.  Friedrich 
Wilhelm  Benefeld,  Königsberg  1777. 

Biederstaedt,  Herrn.,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Kirchen  u.  Prediger  in  Vorpommern. 
T.  1—4.     Greifswald  1818;  ders.,  Nachtr.  z.  d.  Beiträgen.     Ebd.  1818. 

Blanck,  A.,  Die  Mecklenburgischen  Ärzte  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegen- 
wart. Schwerin  1874.  Eine  Neuausg.  unter  gleichem  Titel,  veranstaltet  von  Axel 
Wilhelmi,  erschien  Schwerin  1901. 

Bösken,  W.,  Die  Prediger  d.  luth.  Gemeinde  zu  Cleve  1612—1831,  MRK  I  1907. 

Brennsohn,  J.,  Die  Ärzte  Kurlands  1825 — 1900,  in  d.  Sitzungsber.  d.  Kurland. 
Gft.  f.  Literatur  u.  Kunst  v.  J.  1901;  Die  Ärzte  Livlands  v.  d.  ältesten  Zeiten  bis  z. 
Gegenwart.  E.  biogr.  Lex.  nebst  e.  histor.  Einleitung  ü.  das  Medizinalwesen  Liv- 
lands 1905. 

Cleemann,  F.  J.  C.,  Syllabus  Parchimensium  od.  biogr.  Verz.  d.  Parchimschen 
Superintendenten  u.  sämtl.  geistl.  u.  kirchl.  Beamten  1809;  Historisches  u.  hauptsäch- 
lich genealogisch-biographisches  Archiv-Lex.  d.  Geistlichkeit  u.  Kirchen  in  Mecklenburg. 
Parchim  1819. 

Diehl,  Beitr.  z.  Gesch.  hessischer  Pfarrer-Familien  Jg.  3,  H.  1,  1910. 

Dietmann,  Die  gesamte  der  ungeänderten  Augspurgischen  Confession  zugethane 
Priesterschaft  in  d.  Churfürstent.  Sachsen  bis  1752  (5  Bde.  Dresden  u.  Leipzig  1752 
bis  1763). 

Dreves,  A.,  Gesch.  d.  Kirchen,  Pfarren,  geistl.  Stiftungen  u.  Geistlichen  d.  Lippi- 
schen Landes.     Lemgo  1881. 

Ehrhardt,  Siegm.  Justus,  Schlesische  Presbyterologie.    Liegnitz  1780. 

El  vi  us,  Sofus,  Danmarks  Praestehistorie  i  Aarene  1869 — 1884.  Kopenhagen 
1885—87. 

Elze,  Th.,  Die  evangelischen  Prediger  Krains  im  16.  Jht.  Jb.  d.  Gft.  f.  d.  Gesch. 
des  Protestantismus  in  Österreich  21,  159  ff.,  22,  53  ff. 

Ferchl,  Georg,  Bayerische  Behörden  u.  Beamte  1550—1804.  München  1908/1912. 

Gonzenbach,  Wlh.  Eugen,  Mtlg.  z.  G.  Sulzbergers  biograph.  Verz.  d.  Geist- 
lichen aller  evangel.  Gemeinden  des  Kantons  Thurgau.    Frauenfeld  1865. 


Verzeichnisse  der  Berufsangehörigen.  73 

Hartmann,  Georg  Karl,   Die  Ulrichsteiner  Pfarrer  von  1569—1877.    FBF  1911. 

Hirsch,  C.  Chr.,  Lebensbeschr.  aller  Herren  Geistlichen,  welche  in  Nürnberg 
seit  d.  Reformation  gedienet.  Fortgesetzt  v.  A.  Würfel.  Nürnberg  1756  (mit  Titel- 
kupfer, 4  Ansichten  v.  Kirchen  u.  219  Porträts). 

Kalimeyer,  Die  evangelischen  Kirchen  u.  Prediger  Kurlands,  ergänzt,  bis  zur 
Gegenwart  fortgesetzt  u.  im  Auftrag  d.  Kurländischen  Gft.  f.  Literatur  u.  Kunst  be- 
arbeitet v.  Otto.     Mitau  1890.    2.  Ausg.    Riga  1910. 

Kayser,  Die  hannoverschen  Pfarren  und  Pfarrer  seit  d.  Reformation.  Braun- 
schweig, seit  1905.  Unter  Leitung  des  Göttinger  Superintendenten  Kayser  sind  er- 
schienen: Inspektion  Clausthal,  bearbeitet  v.  G.  Schreiber  1905;  Stadt  u.  Inspektion 
Einbeck  v.  Th.  Wedekind  1905;  Inspektion  Springe  v.  Th.  Warnecke  1906;  In- 
spektion Osterode  v.  Karl  Kayser  1907;  Inspektion  Groß  Berkel  von  demselben  1908, 
vgl.  ZPF  5. 

Kiefer,  Ldw.  Alb.,  Pfarrerbuch  der  Grafschaft  Hanau-Lichtenberg.  Straßburg 
1890.    Dazu  ein  Reg.  v.  Ludw.  Alb.  Kiefer  u.  Karl  Kiefer  1907. 

Kobolt,  A.  M.,  Bairisches  Gelehrten-Lex.  Landshut  1795;  drs.,  Lex.  bairischer 
Gelehrten  u.  Schriftsteller,  hrsg.  Ende  des  18.  Jht.  Mit  Nachtr.  v.  Gandershofer. 
Landshut  1825. 

Könnecke,  G.,  Hessisches  Buchdruckerbuch.    Marburg  1894. 

Krause,  Schlesische  Priesterquelle. 

Kreyssig  u.  Wilsdorf,  Album  der  evang.  luther.  Geistlichen  im  Kgrch.  Sachsen 
v.  d.  Reformationszeit  bis  z.  Gegenwart.    2.  Afl.  Crimmitschau  1898. 

Krüger,  G.,  Die  Pastoren  im  Fürstentum  Ratzeburg  seit  d.  Reformation.  Schön- 
berg 1899.  Drs.,  Die  Pastoren  im  Lande  Stargard  seit  d.  Reformation.  JM  69  (1904). 
8°.    1—270. 

Lipowsky,  F.  J.,  Bairisches  Künstler-Lex.   2  Bde.   München  1810. 

Machholz,  Ernst,  Die  in  d.  Kgl.  Schloßkirche  zu  Königsberg  i.  Pr.  in  d.  Jahren 
1721 — 1854  ordinierten  evangelischen  Geistlichen,  VJH  1909.  Drs.,  Materialien  z.  Gesch. 

d.  Reformation  in  Altpreußen  u.  im  Ermlande.   Lötzen  (Ostpr.)  1912.  Enth.  S.  129—174 
Biographien  der  ref.  Prediger. 

Mantzel,  J.,  Schediasma  historico-literarium  de  Superintendentibus  Parchimensi- 
bus  iu  ducatu  Megapolitano.  Edidit  vitamque  auctoris  et  praefationem  adjecit  G.  Cas- 
par i.    Rostock  u.  Leipzig  1717. 

Niehenck,  G.  V.  H.,  Die  v.  d.  Schulen  z.  Kirchen  berufene  Rostocksche  Pre- 
diger in  kurze  Lebensbeschr.  derselben  entworfen.    Rostock  1765. 

Otto,  G.,  Kurländisches  Ärzte-Lex.  v.  J.  1570 — 1825  in:  Sitzungsber.  d.  Kurland. 
Gft.  f.  Lit.  u.  Kunst,  I.  Bd.  1897.   Fortgesetzt  v.  Brennsohn  (s.  unter  diesen). 

Paulus,  Nachr.  v.  Hess.  Schaumburg.  Superintendenten.  Rinteln  1786.  —  Vgl. 
Historie  d.  Herren  Superintendenten  u.  Diakone  zu  Oschatz  1722.  —  Histor.  Lebens- 
beschr. d.  Merseburger  Superintendenten.  Zeibisch  1732.  —  Lebensbeschr.  Nürnberger 
Geistlicher  1756—89.    Hirschberg.    3  Bde. 

Personalstatus  der  evangel.-luth.  u.  der  evangel.-ref.  Kirche  in  Rußland.  St. 
Petersburg,  Vrl.  v.  Eggers  u.  Co.  1907. 

Die  evangelischen  Geistlichen  Pommerns  v.  d.  Reformation  bis  z.  Gegenwart. 
Auf  Grund  des  Steinbrück(-Berg)schen  Mskr.  bearb.  Tl.  1:  D.  Reg.-Bez.  Stettin,  v.  Hans 
Moderow,  Stettin  1903,  Tl.  2:  D.  Reg.-Bez.  Köslin,  v.  Ernst  Müller,  ebd.  1912. 

(Ramming)  Handb.  d.  Kirchenstatistik  f.  d.  Kgr.  Sachsen.  Vrl.  d.  Rammingi- 
schen  Buchdruckerei  in  Dresden  (21.  Aug.  1910).    In  demselben  Verlag  erscheint  auch 

e.  Handb.  d.  Schulstatistiken  f.  d.  Kgr.  Sachsen. 

Reershemius,  Ostfriesländisches  Prediger-Denkmahl,  Aurich  1796.  Nachtr.  1823. 

Rhesa,  Ldw.,  Kurzgefaßte  Nachr.  v.  allen  seit  1775  an  d.  evangel.  Kirchen  in 
Ostpreußen  angestellten  Predigern  als  Forts,  d.  Arnoldschen  Presbyterologie.  Königs- 
berg 1834;  Nachr.  v.  allen  seit  d.  Reformation  an  d.  evangel.  Kirchen  in  Westpreußen 
angestellten  Predigern.    Königsberg  1839. 


74  Verzeichnisse  der  Berufsangehörigen. 

Rische,  A.,  Verz.  d.  Bischöfe  u.  Domherren  v.  Schwerin  mit  biogr.  Bemerkungen. 
Ludwigslust  1900. 

Roth,  F.  W.  E.,  Oesch.  u.  Bibliographie  der  Heidelberger  Buchdruckereien  1485 
bis  1510.    Neues  Archiv  f.  d.  Gesch.  der  Stadt  Heidelberg  IV,  4,  1901,  S.  197ff. 

Rotscheidt,  W.,  Bergische  Prediger  seit  d.  Gründung  der  Provinzialsynode 
MRK  1,  1907. 

Schlichthaber,  Ant.  Gottl.,  Mindischer  Prediger  Gedächtnis.  3  T.  Frankfurt 
u.  Leipzig  1749. 

Schmid,  Ferd.,  Katalog  der  Pfarrer  zu  Ernen  1214 — 1848.  Walliser  Monats- 
schrift f.  vaterl.  Gesch.   Sitten  1864. 

Schröder,  O.,  Wismarische  Prediger-Historie  od.  Verz.  d.  Prediger,  so  v.  An- 
fang d.  Reformation  d.  Pabsttums  in  Wismar  d.  Evangelium  geprediget.  Vormahlen 
aufgesetzt  von  D.  Springinsguth.    Wismar  1734. 

Steinmetz,  Rudolf,  Die  Generalsuperintendenten  v.  Calenberg,  in  d.  Zeitschr.  d. 
Gft.  f.  niedersächsische  Kirchengesch.,  XIII.,  Braunschweig  1908. 

Sulzberger,  Gust.,  Verz.  d.  Geistlichen  aller  evangel.  Gemeinden  des  Kantons 
Thurgau.    Thurgauische  Beitr.  z.  vaterl.  Gesch.  H.  4  u.  5.  1863. 

Verzeichnis  d.  Pfarrherren  z.  St.  Martin  in  Chur  vor  der  Reformation.  Bündner 
Monatsbl.  1896,  dgl.  v.  d.  Reformation  bis  1778.     Ebd.  1897. 

Volbehr,  Friedr.,  Die  Prediger  d.  schleswigschen  General-Superintendentur 
1848—1865.     Kiel  1866. 

Walther,  Frdr.,  Unsere  Landesgeistlichen  1810 — 68.  Biographische  Skizzen  sämt- 
licher Mecklenburg-Schwerinischen  Geistlichen.    Penzlin  1889. 

Werner,  A.,  Gesch.  d.  evangel.  Parochien  in  d.  Provinz  Posen  (mit  zahlreichen 
Pastorenreihen)  überarbeitet  v.  J.  Steffani.  Posen  1898.  Vgl.  hierüber  H.  Kleinwächter 
ZHGP  13. 

Will  oh,  K.,  Gesch.  d.  kath.  Pfarreien  im  Herzogtum  Oldenburg.  5  Bde.  Köln 
1898. 

Winkel  mann,  L.  v.,  Neues  Malerlex.  nebst  d.  Monogrammen.  2.  Afl.  v.  Jos. 
Heller.    Augsburg  1830. 

Zahn,  W.,  Die  altmärkischen  Dorfkirchen  u.  ihre  Geistlichen  im  MA.  (34.  Jahres- 
ber.  d.  altmärk.  Ver.  f.  vaterl.  Gesch.  zu  Salzwedel.    Magdeburg  1907,   S.  33  bis  116). 

Zimmermann,  Das  sogenannte  „Rote  Buch".  Ein  kurpfälzisches  Pfarrer-  u. 
Lehrerverz.  aus  d.  Ausgang  des  16.  Jht.  (=  Q.  u.  Studien  z.  hessischen  Schul-  u.  Uni- 
versitätsgesch.,  hsg.  v.  Diehl,  H.  7. 

Über  Dänemark  sind  zu  nennen:  Den  danske  civile  Centraladministrations  Em- 
bedsetat  1660—1848.  Kopenhagen  1889.  —  Über  Juristen:  V.  Richter,  Juridisk  og 
statsvidenskabelig  Stat.  Kopenhagen  1881;  drs.,  Juridisk  Stat.  Odense  1902;  drs., 
Meddelelser  om  Examinati  juris  1820 — 94.  Odense  1903.  —  Über  Postbeamte: 
V.  Richter,  Danske  Postembedsmaend  1750—1906.  Odense  1907.  —  Über  Forst- 
beamte: Poul  Bredo  Grandjean,  Kgl.  danske  Forstembeds  maend  1660 — 1790. 
Kopenhagen  1907.  —  C.  S.  de  Roepstorff,  Meddelelser  om  danske  Forstkandidater 
1798—1897.  Kopenhagen  1898.  —  Über  Ärzte:  V.  Ingerslev,  Danmarks  Laege  og 
Laegevaesen  I — II,  Kopenhagen  1873.  —  Caroe  Kristian,  I,  Den  danske  Laegestand. 
Kirniger  1738—85.  Kopenhagen  1906.  II.  Den  danske  Laegestand  1786—1838.  Kopen- 
hagen 1905.  —  Derselbe  u.  Gordon  Norrie,  Den  danske  Laegestand.  7.  Udgave. 
Kopenhagen  1901.  —  Caroe  Kristian,  Den  danske  Laegestand,  Supplementband.  7. 
Udgaue.  Kopenhagen  1904.  —  John  Johnsson  u.  Karl  Dahlholm,  Den  danske 
Laegestand  1901—7.  Kopenhagen  1907.  —  Über  Apotheker:  Holger  Bördam,  Apo- 
theker vaesenets  Oprindelse  og  Udvikling  saerlig  i  Danmark.  Kopenhagen  1899.  — 
Historisches  Taschenbuch  über  die  Entstehung  der  Apotheken  in  dem  Königreich 
Dänemark  und  den  Herzogtümern  Schleswig-Holstein-Lauenburg,  von  Schmidt.  Flens- 
burg 1835.  —  C.  L.  Erichsen,  Pharmaceutik  Stat.  Kopenhagen  1843.  —  F.  S.  Lassa, 
Pharmaceutisk  Stat.  Kopenhagen  1856.  —  Über  Polytechniker:  J.J.Voigt,  Statistiske 
Aplysninger  angaaende  den  polytekniske  Laereanstaltskandidater  samt  Fortegnelse  over  dens 


Konzilien-  und  Synodalbücher.  75 

Laerere  1829—90.  Kopenhagen  1899.  —  Über  Geistliche:  S. V.Wiberg,  Personalhistoriske, 
statistiske  og  genealogiske  Bidrag  til  en  almindelig  dansk  Praestehistorie  I — III,  Odense  1870. 

—  Über  Küster  und  Volkslehrer:  Anders  Petersen:  Sjaellands  Stifts  Degnehistorie. 
Kopenhagen  1899.  Drs.,  Den  jonstrupske  Stat.  Kopenhagen  1884. —  C.  M.  C.  Kools- 
gaard,  Seminariet  i  Snedsted  (1812—48)  og  Ranum  (1848—98).  Aalborg  1898.  — 
Über  Doctores  theologiae,  juris,  medicinae  et  philosophiae:  F.  E.  Hundrup,  Biographiske 
Efterretninger  om  dem,  der  ved  Kjebenhavns  Universitet  have  erholdt  de  hoieste  aka- 
demiske  Vaerdigheder.  Roeskilde  1854—59.  —  Levnedsbeskrivelser  af  de  ved  Kjeben- 
havns  Universitets  Firehundredaarsfest  promoverede  Doktorer  og  Licentiater  meddelte 
af  dem  selv.  Kopenhagen  1879.  —  Über  Buchhändler:  Andreas  Dolleris:  Danmarks 
Boghandlere.  Odense  1906. 

Norwegen.  Über  Geistliche:  Andreas  Erlandsen,  Biographiske  Efterretninger 
om  Geistligheden  i  Trondhjems  Stift.  Christiania  u.  Levanger  1844 — 55.  Drs.,  Bio- 
graphiske Efterretninger  om  Geistligheden  i  Tromsö  Stift.  Christiania  1857.  — 
P.  J.  F.  Lampe,  Bergens  Stifts  Biskoper  og  Praester  efter  Reformationen  I — II. 
Christiania  1895 — 96.  —  S.  H.  Finne-Grönn,  Arendals  Geistlighed.  Christiania 
1897 — 98.  —  Gabriel  Smith  Faye,  Bidrag  til  Hölands  Menigheds  og  Praesters 
Historie.  Christiania  1866.    Drs.,  Stange  Menighed  og  dem  Praester.  Christiania  1869. 

—  Thorvald  Boeck,  Geistlig  Stat  og  Kalender  for  Kongeriget  Norge.  Christiania 
1868.  —  F.  C.  Kix,  Norges  Laeger  i  det  nittende  Aarhundrede  (1800—1886).  Christiania 
1887—90. 

Konzilien-  und  Synodalbücher  enthalten  durch  die  Anwesenheits-  Konzilien-  un 
listen  familiengeschichtliches  Material.  So  bietet  z.  B.  das  Werk:  Acta  et Synoda,büche 
decreta  sacrorum  conciliorum  recentiorum.  Collectio  Lacensis.  Friburgi  Bris- 
goviae,  Sumtibus  Herder.  I.  1870  in  den  Präsenzlisten  nicht  nur  die  Namen 
von  Erzbischöfen  und  Bischöfen,  sondern  auch  von  judices  querelarum  et 
excusationum,  promotores  secretarii,  praefecti  hospitiorum  et  disciplinae, 
coadjutores,  oratores,  theologi,  patres,  decretalistae,  historici  et  chronologici 
sacri  (z.  B.  S.  610:  Perillust.  et  Adm.  R.  P.  Bartholomaeus  Adami  canon. 
eccl.  Metrop.;  Adm.  R.  P.  Nicolaus  Bardi  soc.  Jesu;  Adm.  R.  P.  Joannes 
Hieronymus  Paccaroni  Cong.  Orat.  S.  Philippi  Nerii),  magistri  caeremoniarum. 
Wie  zahlreich  die  in  diesen  Konzilsakten  vorkommenden  Eigennamen  sind, 
erhellt  aus  dem  index  personarum  am  Ende  der  einzelnen  Bände.  Von  den 
Personenlisten,  die  auf  den  Konzilien  aufgeschrieben  wurden,  sei  hier  nur 
noch  eine  kleine  Probe  aus  den  Präsenzlisten  des  synodus  provincialis  Ru- 
thenorum  1720   mitgeteilt  (das  genannte  Werk  II  1876,  S.  10): 

Episcopatus  Luceoriensis.  Pater  Nicolaus  Rasowiecki,  decanus  Luceoriensis.  Pater 
Matthaeus  Hostylewski,  decanus  Lesnioviensis.  Pater  Theodorus  Czeszkiewicz,  decanus 
Lancoviensis.    Pater  Basilius  Zarubkiewicz,  decanus  Zukoviensis  etc. 

Sammlungen  von  Konzilienakten  verzeichnen  Scheeben  in  Wetzerund 
Weite,  Kirchenlex.  III2,  S.  810  und  Hauck  in  Herzog-Hauck  Realencyklopädie 
für  protestantische  Theologie  und  Kirche  IQ3,  S.  262.  Auch  die  nicht  ka- 
tholischen Synodalbücher  enthalten  Präsenzlisten.  Als  Beispiel  diene  eine 
kurze  Probe  aus  dem  „Synodalbuch,  Die  Akten  der  Synoden  und  Quartier- 
konsistorien in  Jülich,  Cleve  und  Berg  1570 — 1610"  hrsg.  v.  Eduard  Simons 
(Neuwied  1909,  Seite  704): 

„Anno  Domini  1594  den  siebenden  junii  ist  der  neunzehende  synodus  zu  Elber- 
feldt  gehalten  worden.  Die  anwesende  brüder  seind  gewesen  Theodorus  ab  Hörn, 
Joannes  Apothecarius,  Fridericus  Keppell,  Fridericus  Hollwegius,  Joannes  Kalmannus, 
Joannes   Eilbrachti,  Joannes  Viti,   Casparus  Luneslath,   Richardus  Badenöel,   Lutgerus 


76  Arbeiten  über  Visitationen. 

Cullerus,    Joannes   Gossmannus,    Thomas    Kollhagius,    Henricus   Leplerus,    Conradus 
Velthusius,   Wilhelmus    Burensis.    Absentes   der   Zeit   Joannes   Plangenius,   Adolphus 
Idiander  und  Arnoldus  Pollichius. 
Arbeiten  über  Auch  die  Arbeiten  über  Visitationen  einzelner  Berufsstände  liefern 

Visitationen.  famjijengeschichtliches  Material.  Vielec  hiervon  liegt  ungedruckt  in  den 
Archiven.  Besonders  interessant  sind  die  Akten,  die  sich  auf  die  Pfarrvisi- 
tationen beziehen;  diese  sind  „eine  Fundgrube  für  Lokal-,  Spezial-  und 
namentlich  Kulturgeschichte"1).  Insbesondere  ist  auch  das  in  ihnen  ent- 
haltene familiengeschichtliche  Material  sehr  wertvoll.  Schon  das  älteste,  uns 
erhaltene  Visitationsprotokoll  des  Bischofs  Erchambert  von  Freising  (835  bis 
854)  enthält  auch  eine  eingehende  Beschreibung  des  Pfarrhauses  mit  seinen 
Bewohnern2).  Insbesondere  zur  Gelehrtengeschichte  bieten  die  Visitations- 
berichte ein  prächtiges  Material.  So  konnte  z.  B.  auf  Grund  der  Zschopauer 
Visitationsberichte  festgestellt  werden,  daß  der  „Schwärmer"  Valentin  Weigel 
in  seiner  Amtstätigkeit  zu  Ausstellungen  bezüglich  der  Kirchenlehre  keine 
Veranlassung  gab  und  als  völlig  korrekt  geschildert  wurde.  Eine  sehr  reich- 
haltige Literaturübersicht  über  die  kirchlichen  Visitationen,  alphabetisch  nach 
Landschaften  geordnet,  hat  Georg  Müller  DGB  VIII  (1907)  S.  305  ff.  ver- 
öffentlicht. Hierzu  kommt  K.  Hahn,  Visitationen  und  Visitationsberichte 
aus  d.  Bistum  Straßburg,  ZOR  NF  XIII  1911. 

Für  den  Familiengeschichtsforscher  kommen  in  diesen  Visitationsbe- 
richten nur  die  Abschnitte  über  die  Personalien  in  Betracht.  Zwei  Proben 
mögen  den  Reichtum  dieser  Quellengattung  erläutern.  Über  Salzfurt  in  der 
Ephorie  Bitterfeld  heißt  es  bei  Pallas,  Die  Registraturen  der  Kirchenvisitationen 
im  ehemals  sächs.  Kurkreise  (=  Geschichtsqu.  d.  Prov.  Sachsen,  Bd.  41),  Abt.  2, 
Teil  2,  S.  80: 

„Saltzfurt,  Filial  von  Cappel  in  Anhalt.  Erbherren:  Die  Junker  Christopf  und 
Jobst  Zantires.  Pastor  Casparus  Pauli,  1577:  24  Jahre  hier,  1578:  von  Eisleben,  52  Jahre 
alt:  ein  alter,  gelehrter  und  wohlberedter  Mann.  Kustos  Laurentius  Dratzschke 
(Trantschke)  von  Henichen  (1578:  wohnet  auch  in  Cappell)  ist  fleißig  etc.,  soll  aber 
seines  zänkischen  Weibes  wegen,  wenn  die  sich  nicht  bessert,  seines  Amtes  entlassen 
werden." 

Über  Gräfenhainichen  meldet  die  Registratur  unter  anderen  (Magdeburg, 
St.-Arch.  Rep.  A  29 b  Cap.II,  alte  Nr.  19,  Bl.  422  fg.,  bei  Pallas  Seite  104. 105): 

„Pfarrer  Magister  Christophorus  Wustehof  Westvalus,  ein  wolbetagter,  gelarter, 
gotfurchtiger  man,  hat  9  iar  in  universitate  Witebergensi  studirt  und  in  der  latinischen 
schul  doselbst  fast  2  iar  der  iugent  gedienet  und  ist  nachmals  anno  40  zu  Witeberg 
ordinirt  uf  das  diaconat  zu  Grevenhenichen,  doselbst  er  bei  dem  alten  pfarrer  Antonio 
Ottone  Hertzbergensi,  der  ietziger  Zeit  zu  Northausen  ad  D.  Nicolaum  pfarrer  ist, 
dritthalb  iar  gedienet  und  ist  nach  desselben  abziehen  von  dem  radt  und  der  gemein  zum 
pfarrampt  berufen,  welchem  er  bis  uf  diese  Zeit  treulich  vorgestanden  ist,  hat  im 
sterben  weib  und  alle  seine  kindle  verlohren,  und  von  der  andern  frawen  wider  einen 
söhn  bekommen.  Diaconus  Magister  Johannes  Niderstetter  von  Torgau,  ist  ein  iunger, 
wolberedter,  sittiger  man,  hat  in  die  8  iar  zu  Witteberg  studirt,  ist  anderthalb  iar  uf 


J)  M.  Lingg,  Gesch.  d.  Institutes  d.  Pfarrvisitation  in  Deutschland,' Kempten  1888, 
S.  4.  Georg  Müller,  Visitationsakten  als  Geschichtsq.  DGB  VIII  (1907)  11.  u.  12.  Heft, 
S.  287.     G.  Liebe,  Die  Herausgabe  v.  Visitationsprotokollen.    KGV  51  (1903)  S.  48. 

2)  C.  Meichelbeck,  Historia  Frisingensis,  Augsburg  1724,  Bd.  I,  S.  126. 


Schüler-  und  Lehrerverzeichnisse.  77 

diesem  dienst  gewesen  und  doruf  zu  Witteberg  ordinirt;  hat  2kinder;  bald  aber  nach  der 
gehaltenen  Visitation  ist  er  gen  Freiberg  zu  einer  pfarr  berufen.  Schulmeister  Johannes 
Kraus  von  Querfurt,  ein  zimlich  betagter  mann,  der  ein  guter  grammaticus  und  musicus 
ist  und  wolgeubt  in  lingua  latina,  daneben  wolberedt  und  vorstendig,  ist  vier  und  zwentzik 
iar  zum  Henichen  Schulmeister  gewesen  und  der  iugent  wol  vorgestanden,  ist  vor  einem 
iar  vom  radt  und  der  gemeine  umb  seiner  geschickligkeit  willen  zum  bürgermeister  er- 
korn  und  hat  diß  iar  das  regiment,  hat  4  kinder.  Cantor  Johannes  Hopf,  des  stat- 
schreibers  zum  Heinichen,  eins  frommen  mans  söhn,  ist  selb  auch  frum  und  sittig,  aber 
noch  iung  und  ungeübet,  ist  zwey  iar  am  dienst  gewesen,  hat  wenig  ansehens  bei  der 
iugent,  derhalb  bitt  er,  desgleichen  der  vater  und  die  gemein:  man  wolle  in  anderswo 
versorgen  und  die  schul  mit  einem  eidern  und  ansehlichern  cantor  bestellen.  Custos 
Christoff  Sommerstein,  ein  bürger  und  curßner,  muß  zugleich  das  dorf  Gremin  helfen 
versorgen." 

Warm  empfohlen  werden  darf  Wilhelm  Schmidt,  Die  Kirchen-  und 
Schulvisitationen  im  sächsischen  Kurkreise  vom  Jahre  1555  (=  Schriften  des 
Vereins  für  Reformationsgeschichte,  Heft  90  u.  92).  Halle,  in  Komm.  v. 
Rudolf  Haupt  1906.  Vgl.  auch  H.  Volk,  Visitationsprotokolle  von  41  Pfar- 
reien des  Niederstiftes  Trier  aus  den  Jahren  1772  bis  1773  in:  „Das  Trier- 
sche  Archiv",  Heft  12.  —  W.  Fabricius,  Visitationsregister  des  Archidiako- 
nus  Johann  von  Vinstingen  in:  „Das  Triersche  Archiv",  Heft  9. 

Die  Schüler-  und  Lehrerverzeichnisse  unserer  Gelehrtenschulen1),  Schüler- und 
denen  sich  einige  ähnliche  Arbeiten,  besonders  in  den  Veröffentlichungen  der 
historischen  Vereine  anschließen,  sind  ein  nicht  zu  verachtendes  Hilfsmittel. 
In  neuerer  Zeit  sind  diesbezügliche  Listen  gedruckt  worden,  wobei  mancher 
Herausgeber  nach  Kräften  bemüht  gewesen  ist,  Nachrichten  über  die  späteren 
Lebensschicksale  der  Betreffenden  zu  sammeln.  Von  derartigen  Arbeiten 
seien  in  alphabetischer  Reihenfolge  der  Orte,  wo  sich  die  betreffenden  Schulen 
befinden,  genannt: 

Altenburg.  Geyer,  Mor.,  Verz.  d.  Abiturienten  d.  Gymn  in  Altenburg  seit  1808. 
Altenburg,  Progr.  1891. 

Anklam.  Sander,  Max.,  Stammb.  d.  Anklamer  Gymn.  1847 — 97  z.  50jährigen 
Stiftungsfeier  herausgeg.    Anklam,  Gymn.  Progr.  1897. 

Arnstadt.  Kroschel,  Joh.,  Verz.  d.  seit  1867  entlassenen  Abiturienten  d.  Arn- 
städter  Gymn.  Arnstadt,  Progr.  1896.  —  Drs.,  D.  Erziehungsanstalt  zu  Arnstadt  u. 
Arnstädter  Abiturienten  d.  16.  u.  17.  Jht.    Arnstadt,  Gymn.  Progr.  1890. 

Bautzen.  Totenschau  ü.  d.  i.  d.  Schuljahren  1896  ff.  verstorbenen  ehemaligen 
Schüler  d.  Anstalt.  Bautzen,  Gymn.  Progr.  1897 ff.  —  Needon,  R.,  Die  ältesten  nach- 
weisbaren Schüler  der  Bautzener  neuen  Realschule.  Bautzener  Geschichtsbl.  III  (1911), 
S.  3f.,  12 f.,  22f..  30f.    Dazu  Ergänzungen  von  Joh.  Scheuffler,  ebd.  S.  31,  35 f. 

Berlin.  Schüler-  u.  Lehrerverzeichnisse.  Beil.  z.  Festschr.  Berlin,  Friedrich-Wil- 
helm Gymn.  1891.  —  Bahn,  Ernst,  Die  Abiturienten  d.  Joachimsthalschen  Gymn.  Tl.  1: 
1789—1870.  Berlin,  Progr.  1902,  Tl.  2:  1871—1904,  ebd.  1905.  Nachtr.  u.  Erg.,  ebd. 
1907.  —  Fritze,  Ernst,  Biographisch-bibliographisches  Verz.  d.  Lehrer  d.  Joachimsthal- 
schen Gymn.  v.  d.  Gründung  der  Anstalt  bis  1826.  1900.  —  Simon,  O.,  Verz.  d. 
Schüler  d.  Kgl.  Realschule  u.  d.  Kgl.  Realgymn.  zu  Berlin,  welche  1861—1892  das  Schul- 
zeugnis d.  Befähigung  z.  einjährig-freiwilligen  Militärdienst  erhalten  haben.  Berlin  1893. 


Lehrerverzeich- 
nisse. 


x)  Über  Schulschriften  orientiert  man  sich  aus^Rud.  Klußmann,  Systematisches 
Verz.  d.  Abhandlungen,  die  in  d.  Schulschriften  sämtlicher  an  dem  Programmtausche 
teilnehmenden  Lehranstalten  erschienen  sind  (Leipzig,  Teubner,  4.  Bd.  1903,  wird  fort- 
gesetzt). 


78  Schüler-  und  Lehrerverzeichnisse. 

—  Todt,  Carl,  Biographisch-bibliographisches  Verz.  d.  Lehrer  d.  Joachimsthalschen 
Gymn.  seit  1826.  Berlin,  Progr.  1899.  Nachtr.  u.  Erg.  im  Progr.  1907.  —  Zelle, 
Klosteralbum  des  19.  Jht.,  Verz.  d.  Lehrer  u.  Schüler  d.  Berlinischen  Gymn.  z.  grauen 
Kloster  1804—1903.   Berlin  1904. 

Bingen.  Walter,  Theod.,  Verz.  d.  Binger  Realschüler  v.  Ostern  1889  bis  Ostern 
1894.    Bingen  a.  Rh.,  Progr.  1894. 

Brandenburg.  J.  D.  Arnold,  Gesch.  d.  Ritterakademie  zum  Dom  Brandenburg 
1704—1805.    Brandenburg  1805;  darin  Schülerverzeichnis  des  märkischen  Adels. 

Brassö  vgl.  Kronstadt. 

Braunsberg.  (Braun),  Geschichte  d.  Kgl.  Gymn.  zu  Braunsberg.  Braunsberg, 
Progr.  1865.  Enth.  Abit.-Verz.  v.  1816—64  (S.  135—151).  —  Lühr,  Georg,  D.  Schüler 
d.  Rößeler  Gymn.,  nach  d.  Album  d.  Marianischen  Kongregation  1631 — 1748.  1906. 
2.  Tl.:  1749—1797.    Anhang:  Nachtr.  z.  1.  Tl.     1908.     Braunsberg. 

Braunschweig.  Koldewey,  Karl  Friedrich  Ernst,  Verz.  d.  Direktoren  u.  Lehrer 
d.  Gymn.  Martino-Katharineum  zu  Braunschweig  seit  d.  J.  1828.  Biographisch  u.  biblio- 
graphisch zusammengestellt.     Braunschweig  1894. 

Bremen.  Entholt,  Die  Bremische  Hauptschule  v.  1817—1858.  BJ  1911.  — 
Wellmann,  Das  Privatinstitut  d.  Dr.  W.  C.  Müller  in  Bremen.     BJ  1911. 

Breslau.  Stief,  Ldw.,  Chronolog.  Verz.  d.  Direktoren  u.  Lehrer  d.  Anstalt  v. 
Ostern  1849  bis  Ostern  1899.  Festschr.  Breslau  1899.  —  Drs.,  Verz.  d.  Abiturienten 
1855—99.    Festschr.  Breslau  1899. 

Cösiin.  Steinbrück,  Franz,  Verz.  d.  a.  d.  hiesigen  Gymn.  (Ost.  1825  bis  Mich. 
1897)  entlassenen  Abiturienten.    Cösiin,  Progr.  1898. 

Dorpat.    Schüler-Album  d.  Dorpatischen  Gymn.  1804—1879.   8°.   310  Seiten. 

Dresden.  Ver.  alter  Vitzthümer  u.  (Bernhard),  Rektor  d.  Gymn.,  Entwurf,  e. 
Verz.  d.  ehemaligen  Zöglinge  d.  Blochmann-Bezzenbergerschen  Erziehungsanstalt  u.  d. 
Vitzthumschen  Gymn.  aus  d.  Jahren  1824—1890.  Dresden  1901.  —  Menzel,  Paul, 
D.  Schüler  d.  Kgl.  Gymn.,  in:  Das  Kgl.  Gymn.  zu  Dresden-Neustadt  1874 — 99.  Dres- 
den 1899. 

Erfurt.  Brünnert,  Gust.  Otto,  Verz.  d.  Abiturienten  seit  1870.  Gymn.  Progr. 
1896.  —  Festschr.  z.  350jährigen  Jubiläum  d.  Kgl.  Gymn.  zu  Erfurt  1911.  Umschlagtitel: 
Kgl.  Gymn.  Erfurt  1561—1911.  Erfurt.  Hierin  u.a.:  Wolterstorf f,  Gottfr.,  D.Lehrer 
d.  Erfurter  Gymn.  1561—1820;  Cramer,  Adolf,  D.  Lehrer  d.  Kgl.  Gymn.  zu  Erfurt 
1820—1911;  Lange  u.  Goldmann,  D.  Abiturienten  1820—1911.  —  Verz.  derjenigen 
Schüler,  die  in  d.  Zeit  v.  1.  Jan.  1861  bis  Ende  Juni  1911  in  d.  Kgl.  Gymn.  zu  Erfurt 
aufgenommen  worden  sind.  Hrsg.  vom  geschäftsführenden  Ausschuß  f.  d.  Feier  des 
350jähr.  Jubiläums  (Karl  Wittsack).   Erfurt  1911. 

Eschwege.  Pontani,  Bhd.,  Schülerverz.  u.  vergleichende  Zusammenstellungen. 
Festschr.  1890. 

Essen.  Welter,  Franz,  Verz.  d.  Abiturienten  d.  Realschule  u.  derjenigen  Schüler, 
die  mit  d.  Zeugnis  f.  d.  einjährigen  Dienst  d.  Realschule  u.  d.  Realgymn.  verlassen 
haben.    Festschr.  1890. 

Frankfurt  a.  0.  Bachmann,  Ottomar,  D.  Abiturienten  d.  Friedrichsschule  u.  d. 
Friedrichs-Gymn.  Ostern  1789  bis  Ostern  1904.  Frankfurt  a.  O.,  Kgl.  Friedrichs-Gymn. 
Progr.  1904. 

Fredriksbald.  Arnes en,  Martin,  Biogr.  Nachr.  ü.  830  Schüler,  welche  v.  1823—72 
d.  Lateinische  u.  Realschule  in  Fredrikshald  besuchten.     Fredrikshald  1874. 

Freiberg.  Preuß,  Frdr.  Emil,  Die  im  Kirchenjahr  1894/95  verstorbenen  früheren 
Angehörigen  der  Anstalt.     1896.    Ebenso  f.  d.  späteren  Kirchenjahre  1897  ff. 

Freiburg  I.  Br.  Rebmann,  Edm.,  Verz.  d.  Lehrer  d.  höheren  Bürgerschule  u. 
späteren  Realschule  während  der  ersten  50  J.  ihres  Bestehens  1841 — 94.  Freiburg  i.  B. 
1892. 

Friedberg  LH.  Augustinerschule,  Prätorius,  Ehemalige  Schüler  1548ff. 
FG  HL  — Abiturientenliste  d.  Augustinerschule  (Gymn.  u.  Realschule)  zu  Friedberg  1851 
bis  1902.    Hsg.  v.  d.  Direktion  d.  Augustinerschule.    Friedberg  1912. 


Schüler-  und  Lehrerverzeichnisse.  79 

Fulda.  Koerber,  Jos.,  Die  Lehrer  d.  Anst.  v.  1835—1885.  Fulda,  Gymn. 
Progr.  1885.  —  Rathmann,  Hnr.,  D.  Abiturienten  d.  Anstalt  v.  1835—85.  Fulda,  Gymn. 
Progr.  1885. 

Qernsheim.  Familien-  u.  Gemeindenbuch  der  Realschule  Gernsheim  a.  Rhein.  Z. 
Einweihung  d.  neuen  Realschulgebäudes,  26.  April  1911. 

Gießen.  Buchen,  Otto,  u.  Otto  Bindewald,  Verz.  d.  Lehrer  u.  Schüler  d.  Real- 
schule u.  d.  Realgymn.     Gießen,  Progr.  1887. 

Goslar.  Hör  mann,  G.,  Übersicht  ü.  d.  Lehrer  d.  Realschule  I.  O.,  d.  Realgymn. 
u.  d.  Gymn.  zu  Goslar  seit  1868.  Progr.  —  Leimbach,  Karl  Ldw.,  Album  d.  1.  u. 
2.  Klasse  d.  Progymn.  (1840—1868),  der  Realschule  1.  O.  (1868—1883),  des  Realgymn. 
(seit  1883)  u.  d.  Gymn.  (seit  1884)  mit  biogr.  Skizzen.     Goslar,  Progr.  1888. 

Gotha.  Schneider,  Max,  Die  Abiturienten  d.  Gymnasium  illustre  zu  Gotha  1768 
bis  1859.  Gymn.  Gotha,  Progr.  1905/06.  —  Ders.,  Die  Abiturienten  d.  Gymn.  Erne- 
stinum  zu  Gotha  1859 — 82.  Gymn.  Gotha,  Progr.  1908.  —  Ders.,  Neue  Studien  z.  älteren 
Gesch.  d.  Gymn.  zu  Gotha  P.  II.  Mtlg.  d.  Ver.  f.  Gothaische  Gesch.  u.  Altertum 
1908/9.  1911. —  Ders.,  Die  Abiturienten  d.  Gymnasium  illustre  zu  Gotha  aus  M.Andreas 
Reyhers  u.  Georg  Hessens  Rektorat  1653 — 1694.  Progr.  d.  Herzogl.  Gymn.  Ernestinum 
zu  Gotha  1911. 

Göttingen.  Pauer,  Philipp,  Schülerliste  des  Gymn.  u.d.  Realgymn.  in  Göttingen.  1886. 

Greifswald.  Lehmann,  H.,  Geschichte  d.  Gymn.  zu  Greifswald.  Gr.  1861,  enth. 
Verzeichnisse  u.  Biographien  d.  Rektoren  u.  Lehrer  v.  1561 — 1861. —  Cantzler,  R.  F.  B., 
Verz.  d.  Abiturienten  d.  Gymn.  zu  Greifswald  (1821—61).  Gr.  1861.  —  Wildenow, 
Eugen,  Verz.  d.  Lehrer  u.  Abiturienten  s.  1861.  Festschr.  z.  Feier  d.  350jähr.  Bestehens 
d.  Gymn.  zu  Greifswald,  ebd.  1911,  S.  61—124. 

Greiz.  Zippel,  Ldw.  Verz.  derj.  Schüler,  die  d.  Zeugnis  ü.  d.  wissenschaftl. 
Befähigung  f.  d.  einjährig-freiwilligen  Dienst  auf  d.  Anstalt  erhalten  haben.  —  Schlund, 
Aug.,  Verz.  d.  Abiturienten.    Greiz,  Festschr.  1897. 

Grimma.  Porschel,  Felix  Johannes,  D.Kollegium  der  Fürsten-  u.  Landesschule 
Grimma  1849  bis  1900.    Z.  Feier  d.  350jährigen  Bestehens  der  Anstalt.   1900. 

Guben.    Wagler,  Schüler  d.  Gubener  Gymn.  1710—1721  ASW  1910.  November. 

Halberstadt.  Verz.  d.  Abiturienten  des  Stephaneums  in  Halberstadt  in  der  zwei- 
ten Hälfte  d.  XIX.  Jht.  Überreicht  v.  d.  Vereinigung  ehemaliger  Schüler  d.  Domgymn. 
Halberstadt  (geht  von  1851—1900). 

Halle.  Lange,  Adalbert,  Verz.  sämtl.  Lehrer  d.  Lateinischen  Hauptschule  u.  d. 
Kgl.  Pädagogiums  seit  Ostern  1833  u.  Lange,  Adalbert,  Merklein,  Theodor,  Weiske, 
Karl,  Verz.  d.  Abiturienten  d.  Lateinischen  Hauptschule  u.  d.  Kgl.  Pädagogiums  in  d. 
Frankeschen  Stiftungen  zu  Halle  a.  S.  seit  Ostern  1848,  sowie  d.  Abiturienten  aus 
früherer  Zeit,  welche  als  noch  lebend  ermittelt  worden  sind.  In  d.  Festschr.  der  Lateini- 
schen Hauptschule  z.  200jährigen  Jubelfeier  d.  Frankeschen  Stiftungen  1898. 

Hamburg.  Friedländer,  Konr.  Tob.  Sam.  Eberhard,  Verz.  sämtl.  Schüler,  die  v. 
Ostern  1875  bis  Mich.  1895  an  d.  Realgymn.,  früher  Realschule  I.  O.,  d.  Johanneums 
zu  Hamburg  d.  Zeugnis  der  Reife  erhalten  haben.  Hinzugefügt  ist  d.  Angabe,  in 
welcher  Stellung  sich  d.  hier  verzeichneten  ehemaligen  Schüler  gegenwärtig  befinden. 
Hamburg,  Realgymn.  d.  Johanneums.  Progr.  1896.  —  Sillem,  Die  Matrikel  d.  Aka- 
demischen Gymn.  in  Hamburg  1613—1883.  Herausgabe  d.  Bürgermeister  Kellinghusen- 
Stiftung.     Hamburg  1891,  238  S.  fol. 

Hanau,  Braun,  Philipp,  Illustris  Scholae  Hanoviensis  leget  et  album  civium  aca- 
demicorum  inde  ab  anno  1665  usque  ad  annum  1812.  Particula  II  1724—1812.  Gym- 
nasium, vordem  „die  hohe  Landesschule"  genannt.  Hanau,  Progr.  1896.  —  Drs.,  Z. 
Gesch.  d.  Han.  Gymn.  Mtlg.  ü.  d.  Matricula  illustris  paedagogii  Hanoviensis  von  1648 
bis  1748.     Hanau  1907. 

Hannover.  Ramdohr,  Ernst,  Verz.  d.  Lehrer  v.  1874 — 1899  u.  d.  Abiturienten 
1883/4  bis  1898/9.    Städtische  Leibnizschule.    Hannover  1899. 


80  Schüler-  und  Lehrerverzeichnisse. 

Herford.  Festschrift  z.  350jähr.  Jubelfeier  d.  evang.  Friedrichs -Gymn.  Herford 
1890.  Enth.  auch  Biographien  der  Lehrer  (S.  31 — 45)  u.  Verz.  d.  Abiturienten  v.  Mich. 
1826  bis  Ost.  1890  (S.  46—67). 

Herlufsholm.  Wad,  G.  L.,  Meddelelser  om  Rektorerne  paa  Herlufsholm  (Mtlg.  ü. 
d.  Rektoren  auf  Herlufsholm).     Nästved  1878. 

Hiidesheim.  Fischer,  G.  O.,  Gesch.  d.  Gymn.  Andreanum.  Hildesh.  1862.  Enth. 
Biographien  d.  Rektoren. 

Holzminden.  Lentz,  Franz  Frdr.  Uffo  Herrn.,  Album  d.  Herzogl.  Gymn.  zu  Holz- 
minden 1826 — 94.  Holzminden,  Progr.  1894.  Dazu  Ergänzungen  u.  Berichtigungen  von 
F.  Neukirch.    Progr.  1895. 

Meld.  Meyer,  Georg,  Verz.  d.  Ilfelder  Schüler  1853— 1903.  Göttingen  1903.  — 
Mücke,  Rudolf,  Die  Feier  d.  Erinnerung  an  jüngst  verstorbene  Angehörige  d.  Kloster- 
schule am  19.  Nov.  1898,  am  25.  Nov.  1899.    Kgl.  Klosterschule  Ilfeld  1899.  1900. 

(Coburg.  Einladungsschr.  d.  Gymn.  Casimirianum  zu  Koburg  z.  Schlußfeier  am 
26.  März  1907.    Hierin:  Verz.  d.  Lehrer  d.  Gymn.  v.  d.  Gründung  an. 

Königsberg  i.  N.  Devanter,  Verz.  d.  s.  Gründung  d.  Gymn.  bis  Ostern  1827 
entlassenen  Abiturienten.    Königsberg  i.  d.  Neumark  1892. 

Königsberg  i.  Pr.  Babucke,  Hnr.,  Verz.  d.  Abiturienten  v.  1814 — 1889.  Festschr. 
Königsberg  1889.  —  Große,  Hnr.  Frdr.  Emil,  Lehrer  u.  Abiturienten  d.  Kgl.  Wilhelms- 
gymn.  zu  Königsberg  i.  Pr.  in  den  ersten  25  Jahren.  1874 — 1899.  Kgl.  Wilhelmsgymn. 
Königsberg  i.  Pr.  1900. 

Kronstadt.  Groß,  Chronistische  Aufzeichnungen  aus  d.  Matrikel  d.  Honterus 
gymn.  in:  Quellen  z.  Gesch.  der  Stadt  Brassö.  5.  Bd.  (Chroniken  u.  Tagebücher 
2.  Bd.)    Brassö  1909. 

Leipzig.  Bischoff,  Ernst  Friedrich,  D.  Lehrerkollegium  d.  Nicolaigymn.  1816 
bis  1896/7.  Biographisch-bibliographische  Beitr.  z.  Schulgesch.  Nicolaigymn.,  Leipzig 
1897.  —  Richter,  Max,  Verz.  d.  1871 — 1896  an  der  I.  Realschule  tätig  gewesenen  Lehrer. 
1896. —  Sorgenfrey,  D.  Abiturienten  d.  Rektors  J.  H.  Lipsius  1866 — 77.  Beitr.  z.  Gesch. 
d.  Nikolaischule  zu  Leipzig  (Leipzig  1904).  —  K.  Tittel,  Die  Nikolaischule  1512—1912. 
1912.  — Voigt  u.  Scholze,  Die  Abiturienten  d.  Nikolaischule  1830—1911.  —  Die  Lehrer 
d.  Thomasschule  zu  Leipzig  1832 — 1912,  die  Abiturienten  d.  Thomasschule  zu  Leipzig 
1845—1912.  In  Verbindung  mit  Rieh.  Sachse  u.  Karl  Ramshorn  zusammengestellt 
von  Rnht.  Herz.    Leipzig  1912. 

Leitmeritz.  Ankert,  Hnch.,  Sächsische  Studenten  am  ehemaligen  Jesuitengym- 
nasium.  NASG  1910,  145. 

Lippstadt.    Schröter,  Fr.,  Verz.  sämtl.  Abiturienten  d.  Anstalt.   1883. 

Lissa.   Wotschke,  Theod.,  D.  Lissaer  Gymn.  a.  Anfang  des  17.  Jht.  ZHGP21. 

Magdeburg.  Paulsiek,  Karl,  Verz.  sämtl.  Schüler,  welche  an  d.  ehemaligen  höheren 
Gewerbe-  u.  Handelsschule  in  Magdeburg,  sowie  an  d.  ehemaligen  Realschule  I.  Ord- 
nung u.  d.  gegenw.  Realgymn.  d.  Reifeprüfung  bestanden  haben.  Nebst  Mtlg.  ü.  d. 
Nationale  u.  d.  späteren  Lebensstellungen  derselben,  soweit  sie  sich  haben  ermitteln 
lassen.  Magdeburg,  Progr.  1891.  —  Gebier,  Hrm.,  König  Wilhelm-Gymn.  Verz.  d. 
Abiturienten  v.  Ostern  1889—1911.  Magdeburg,  Progr.  Ostern  1911.  —  Urban,  Karl, 
Verz.  d.  Abiturienten  d.  Klosters  (1780—1897).  Dazu  Nachtr.  u.  Berichtigungen.  Jahrb. 
d.  Pädagogiums  z.  Kloster  U.  L.  Fr.  Magdeburg,  Heft  62  u.  63.  1898.  99.  —  Laeger, 
Otto,  Lebensskizzen  d.  Lehrer  d.  Kgl.  Dom-Gymn.  zu  Magdeburg.  Tl.  1:  1675—1704, 
Tl.  2:  1705—26,  Tl.  3:  1727—52,  Tl.  4:  1753—66.    Magdeburg,  Progr.  1702—05. 

Marburg  i.  H.  Aly,  Friedr.,  D.  Album  d.  akadem.  Pädagogiums.  Jahresber.  d.  Kgl. 
Gymn.  Philippinum  LXX.  Marburg  1905.  —  F.  Engelhardt,  Verz.  d.  Direktoren  u. 
Lehrer  d.  Marburger  Gymn.  (1833—1910).  JB.  LXXVII,  ebd.  1910.  —  Drs.,  Die  Abi- 
turienten d.  Marb.  Gymn.  (1833—1910).   JB.  LXXVIH,  ebd.  1911. 

Meiningen.  Emmrich,  Lehrer-  u.  Schülerverzeichnisse.  Festschr.  Realgymn.  Mei- 
ningen, Progr.  1888. 

Neustettin.  Beyer,  Th.,  D.  ältesten  Schüler  u.  Gönner  d.  Neustettiner  Gymn. 
Neustettin  I  1893.    II  1894.    III  1896.    IV  1898.  V  (dazu  Reg.  ü.  alle  Teile)  1902. 


Schüler-  und  Lehrerverzeichnisse.  81 

Nordhausen.  Forst emann,  E.G.,  Mittlgn.  zu  e.  Gesch.  d. Schulen  in  Nordhausen. 
Nordhausen  1824.   Enth.  Biographien  d.  Rektoren  u.  Lehrer. 

Osnabrück.  Bohle,  Steph.  A.,  Verz.  d.  in  d.  ersten  fünfzig  Jahren  (1830— 7Q) 
seit  Erlaß  d.  Hannoverschen  Maturitätsprüfungsordnung  am  Karolinum  entlassenen 
Abiturienten.  Osnabrück,  Progr.  1880.  —  Jaeger,  J.,  Verz.  d.  Schüler  d.  Gymn.  Karo- 
linum zu  Osnabrück  1625—1804.    Osnabrück  1903. 

Paderborn.  Hense,  Jos.,  Verz.  d.  Direktoren  u.  Lehrer  d.  Kgl.  Gymn.  Theodoria- 
num  (1802—1912).  Festschr.  z.  Feier  d.  300 jähr.  Jubil.,  S.  82—95.  —  Drs.,  Verz.  d. 
Abiturienten  (1821—1912).   Festschr.  usw.,  Beil.  I. 

Patschkau.  Adam,  Franz,  Verz.  d.  Abiturienten  d.  Gymn.  Patschkau  mit  Angabe 
d.  beim  Abgange  gewählten  Studiums.  Verz.  d.  Lehrer,  die  an  d.  Anstalt  bis  z.  Jubi- 
läum unterrichtet  haben.    Stadt.  Kath.  G.  Patschkau  1896. 

Pforta.  Bittcher,  C.  F.  H.,  Pförtner  Album.  Verz.  sämmtl.  Lehrer  u.  Schüler 
1543—1843.  Leipzig  1843.  —  M.  Hoffmann,  Pförtner  Stammbuch  1543—1893.  Berlin 
1893.  Dazu  2  Nachtr.  —  Angermann,  Vogtländische  Schüler.  Schulpforta  1564—1648 
in:  Bunte  Bilder  aus  d.  Vergangenheit  d.  Vogtlandes  v.  A.  Reupert  gewidmet  z. 
19.  März  1911,  S.  33—36. 

Putbus.  Loebe,  Viktor,  Lehrer  U.Abiturienten  d.  Kgl.  Pädagogiums  zu  Putbus 
1836—1911.   Putbus,  Schulpr.  1912. 

Quedlinburg.  Di  hie,  August,  Verz.  d.  Lehrer  u.  Abiturienten  1840—90.  Qucalin- 
burg  1890. 

Recklinghausen.  Uedinck,  G.,  Verz.  d.  seit  Oktober  1829  v.  Gymn.  zu  Reck- 
linghausen entlassenen  Abiturienten.    Recklinghausen  1880. 

Remscheid.  Petry,  Otto,  Personalnachr.  aus  d.  Gesch.  d.  Anstalt  1870—95.  Real- 
prog.  mit  Realschule  Remscheid.    Progr.  1895. 

Reval.  Hai ler,  Bernh.,  Album  d.  Estländischen  Ritter-  u.  Domschule  zu  Reval. 
Reval  1893. 

Riga.  Bienemann,  Die  Matrikel  d.  Rigaischen  Lyceums  1675—1709.  JGM  1901 
(Milau  1902)  S.  161  ff.  —  5.  Jahresber.  d.  Albertschule  d.  deutsch.  Ver.  in  Livland  zu 
Riga  f.  d.  Schulj.  1910/11,  hierin  u.  a.  Verz.  d.  Schüler  d.  Albertschule  v.  August  1906 
bis  August  1911. 

Rochlitz.  Wolf,  Friedrich  Franz,  Totenfeier  f.  d.  seit  1878  verstorbenen  ehe- 
maligen Lehrer  u.  Schüler  d.  Anstalt.    Rochlitz,  Realgymn.  mit  Progymn.   Progr.  1896. 

Rössel.  Lühr,  Georg,  Die  Schüler  d.  Rösseler  Gymn.  nach  d.  Album  der  Ma- 
rianischen Kongregation.  Ein  Beitr.  z.  Gesch.  der  einzelnen  Nation  etc.  in  Ermland. 
Braunsberg  1911. 

Roßleben.  (J.  G.  L.  Hesekiel),  Album  der  Schüler  zu  Kloster  Roßleben  v.  1742 
bis  1854.  Halle  1854.  —  Heilmann,  Jon.  August,  Die  Vigilie  f.  d.  verstorbenen  ehemaligen 
Klosterschüler.  Klosterschule  Roßleben,  Progr.  1896—98.  —  Knobloch,  Rieh.,  Vigilie 
z.  Andenken  ehemaliger  Klosterangehöriger.  Klosterschule  Roßleben,  Progr.  1899.  — 
Matthes,  Karl  Christian  Aug.,  Verz.  d.  Lehrer  u.  Schüler  1554 — 1639.  Klosterschule 
Roßleben,  Progr.  1896.  —  Sorof,  Gustav  Johann  Franz,  Vigilie  f.  verstorbene  ehe- 
malige Angehörige  der  Klosterschule.    Roßleben,  Progr.  1900. 

Saaz.  (Katzerowsky,  Wenzel),  Abiturienten  d.  Saazer  Gymn.  1853 — 1872. 
Saaz  1890. 

Sagan.  Nieberding,  Robert  Adolf,  Verz.  derjenigen  Schüler,  die  das  Gymn. 
m.  d.  Zeugnis  d.  Reife  verlassen  haben.    Kgl.  kathol.  Gymn.  Sagan  1896. 

Schleiz.  Böhme,  Gesch.  d.  Fürstl.  Gymn.  Ruthenum  zu  Schleiz  (Schleiz  1901), 
verzeichnet  Seite  131—166  d.  Lebensgang  der  Leiter  u.  Lehrer  der  Anstalt  und  S.  169 
bis  196  die  Abiturienten  v.  1658—1906. 

Schleusingen.  Bader,  Th.,  Verz.  d.  Abiturienten  d.  Hennebergschen  Gymn.  zu 
Schleusingen  aus  d.  letzten  50  Jahren.    Schleusingen,  Progr.  1877. 

Schwerin.  Latendorf,  Frdr.,  Nekrologium.  Gymn.  Fridericianum.  Progr. 
1892ff.  —  Münnich,  Fr.,  Verz.  d.  Abiturienten  1879—87.    Schwerin  1886. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Oenealogie  I.  g 


g2  Schüler-  und  Lehrerverzeichnisse. 

Segeberg.  Jellinghaus,  Herrn.,  Verz.  d.  Schüler  seit  1869.  Realprogymn.  Sege- 
berg, Progr.  1895. 

Sonneberg.  Martin,  Rieh.,  Verz.  d.  bisher  mit  d.  Zeugnis  d.  Reife  v.  hier  ent- 
lassenen Schüler.    Rsch.  mit  Handelsabtlg.,  Sonneberg  1893. 

Stettin.  (Lehrer  der  Anstalt),  Verz.  d.  Abiturienten  d.  Kgl.  Marienstift-Oymn.  in 
Stettin  aus  d.  letzten  50  Jahren,  sowie  d.  Abiturienten  aus  früherer  Zeit,  die  noch  als 
lebend  ermittelt  sind.     Festschr.  Stettin  1894. 

Trarbach.  Barlen,  Karl,  Verz.  d.  Schüler,  die  die  Anstalt  seit  ihrer  Verstaat- 
lichung Ostern  1888  bis  jetzt  besucht  haben.    Progr.  Trarbach  1893. 

Wasselnheim.  Plattner,  Phil.  Alph.,  Verz.  über  sämtl.  Schüler  seit  Gründung  d. 
Realschule.    Wasselnheim  1890. 

Wernigerode.  Friedel,  Wilh.  Otto,  Lehrer  d.  Qymn.  1863—1900.  Die  Seminar- 
mitglieder M890— 1900.  Die  Abiturienten  1864—1900.  Festschr.  Gymn.  Wernige- 
rode 1900." 

Wetzlar.  Verz.  d.  Lehrer  d.  Oberschule  u.  d.  Gymn.  1799—1899.  Kgl.  Gymn. 
Wetzlar,  Progr.  1900. 

Wien.  Eder,  Georg,  Catalogus  rectorum  et  illustrium  virorum  archigymnasii 
Viennensis.  Wien  1859.  —  Gemmelt- Flischbach,  Max,  Freiherr  v.,  Album  d.  K.  K. 
Theresianums  1746  bis  1880.    Wien  1880. 

Wiener-Neustadt.  Svoboda,  Joh.,  Die  Theresianische  Militärakademie  zu  Wiener- 
Neustadt  u.  ihre  Zöglinge  v.  d.  Gründung  d.  Anstalt  bis  auf  unsere  Tage.    Wien  1894. 
.2  Bde. 

Wiesbaden.  Fries  u.  a.,  Verz.  d.  Abiturienten  1847—95.  Festschr.  Realgymn. 
Wiesbaden  1895.  —  Spiess,  Bernh.,  Verz.  aller  Lehrer  d.  Pädagogiums  (1817—1844) 
u.  d.  Gymn.  (1844—94).    Festschr.  Gymn.  Wiesbaden  1894. 

Wittenberg.  Bernhardt,  Wilh.,  Verz.  d.  Abiturienten  d.  Gymn.  Wittenberg  1817 
bis  1888.    Festschr.  Gymn.  Wittenberg.  1888. 

Zittau.  Friedrich,  Album  d.  Gymn.  zu  Zittau.  Zittau  1886.  Dazu  e.  Nach- 
trag. —  Schütze,  Joh.,  Die  Gedächtnisfeier  f.  d.  1897/98  gestorbenen  ehemaligen 
Schüler.  Realgymn.  Zittau.  Progr.  1898.  —  Seeliger,  Frdr.  Konr.,  Zur  Erinnerungs- 
feier der  verstorbenen  ehemaligen  Schüler  d.  Anstalt.    Seit  1896.    Gymn.  Zittau. 

Vgl.  auch  Mone,  Zur  Gelehrten-  u.  Schulgeschichte  14.  bis  17.  Jhrt.  ZOR  8.  — 
J.  R.  Grunert,  Lehrer-Schematismus  Böhmens  (Prag  1879),  enthält  die  Bezirksschul- 
räte u.  Lehrer  an  d.  Volks-  u.  Bürgerschulen. 

Ecce.  Die  neuerdings  an  einer  Anzahl  von  Schulen  aufgekommene  schöne  Sitte,  den 

verstorbenen  früheren  Lehrern  und  Schülern  einmal  im  Jahre  ein  sogenanntes  Ecce  zu 
halten,  d.  i.  eine  Gedächtnisfeier  mit  ausführlicher  Biographie,  hat  manche  Schulverwal- 
tung  in  den  Besitz  eines  umfangreichen  biographischen  Materials  gesetzt.  Eine  aller- 
dings nur  geringe  Anzahl  Schulen  findet  ihre  verstorbenen  ehemaligen  Lehrer  und 
Schüler  in  solcher  Weise  auch  im  Druck  alljährlich  dargestellt.  Das  Afranische  Ecce 
(St.  Afra,  Fürstenschule  Meißen)  gibtRuss,  das  Grimmaische  (mit  Porträts)  Scheuffler, 
das  Pförtner  ein  Lehrer  der  Landesschule  Pforta  heraus  (alle  drei  käuflich  in  der  Ge- 
schäftsstelle des  Vereins  ehemaliger  Fürstenschüler,  Dresden,  Altmarkt  611  bei  Rechts- 
anwalt Brückner  &  Hientzsch).  Für  die  Fortsetzung  und  Ergänzung  dieser  Arbeiten  ist 
durch  Einsetzung  eines  Stammbuchführers  seitens  des  Vereins  ehemaliger  Fürsten- 
schüler gesorgt  worden;  der  „Stammbuchbote"  (jährlich  4  Nummern,  hsg.  v.  Pfr.  Kühn,. 
Hof  bei  Stauchitz,  Selbstverlag  des  Vereins,  gedruckt  bei  Philipp  in  Dresden,  auch 
durch  die  Buchhandlung  von  G.  Gensei  in  Grimma  zu  beziehen)  teilt  die  neu  bekannt 
gewordenen  Tatsachen  mit,  aber  vor  allem  wird  auf  die  unter  den  einzelnen  Zöglingen 
der  Anstalten  bestehende  Verwandtschaft  aufmerksam  gemacht,  wodurch  unmittelbar 
eine  große  Fülle  von  Tatsachen  erschlossen  und  bei  gleichnamigen  Personen  sofort  die 
richtige  verwandtschaftliche  Beziehung  aufgedeckt  wird.  Ein  „Ecce  derCrucianer"  (Schüler 
des  Gymn.  z.  heiligen  Kreuz  in  Dresden)  erscheint  seit  1910.  Über  die  drei  sächsischen 
Fürstenschulen  existieren  außerdem  folgende  Werke :  Lorenz,  Grimmenser  Album  1850. 


Schüler-  und  Lehrerverzeichnisse.  83 

Im  Jahre  1900  erschien  als  Neubearbeitung  und  Fortsetzung  das  „Grimmenser  Stamm- 
buch", bearbeitet  von  Fraustadt.  Das  Afraner  Album  von  Aug.  Herrn.  Kreyßig 
erschien  1876  (Meißner  Afraner- Album.  Verz.  aller  Schüler  d.  Landesschule  von  1543 
bis  1875  an  der  Zahl  8422.  Meißen  1876).  Dazu  liegen  zwei  Nachtr.  aus  d.  Jahren 
1893  u.  1900  vor.  Das  „Pförtner  Stammbuch  1543—1893",  bearbeitet  v.  Hoffmann, 
wurde  1893  veröffentlicht;  hierzu  erschienen  zwei  Nachträge. 

Andere  Gymnasien  bringen  wenigstens  kurze  Personalien  verstorbener  Schüler. 

Es  kommt  auch  vor,  daß  die  ehemaligen  Schüler  einer  und  derselben  Anstalt  sich 
zu  Vereinen  zusammentun  und  Drucksachen  veröffentlichen,  die  personengeschichtliches 
Material  enthalten.  Dahin  gehört  z.  B.  der  Jahresbericht  des  Vereins  ehemaliger  Schüler 
des  Kgl.  Gymnasiums  zu  Schneeberg  1908/09  ff. 

Eine  Fundgrube  personalgeschichtl.  Notizen  ist  das  Verz.  der  an  d.  Gymnasien 
u.  d.  Realgymnasien  d.  Kgr.  Sachsen  tätigen  wissenschaftl.  u.  technischen  Lehrer  sowie 
d.  Lehrer  im  Ruhestande.  Nach  der  Lage  vom  1.  Juli  1909  hrsg.  v.  Vorstande  d.  Säch- 
sischen Gymnasiallehrervereins,  Dresden  1909  (95  Seiten  in  Quart).  Es  werden  hier 
über  jede  einzelne  Persönlichkeit  die  Vornamen,  Ort  u.  Angabe  d.  Schule,  der  sie  zu- 
gehört, Geburtszeit  u.  Angaben  üb.  d.  Lehrerlaufbahn  angegeben. 

Über  den  germanischen  Norden  seien  hier  noch  verzeichnet:  F.  E.  Hundrup, 
Biographiske  Efterretninger  om  de  Candidater,  som  have  underkastet  sig  philologisk 
Embedsexamen.  Roeskilde  1849  u.  51.  —  C.  H.  Sthyr  u.  H.  F.  011gaard,  Filolog- 
og  Magister-Stat.  Kopenhagen  1907.  —  C.  G.  Koefoed,  Alfabetisk  Fortegnelse  over 
de  danske  laerde  Statsskolers  Laererpersonale  siden  1818.  Renne  1906.  —  F.  E.  Hun- 
drup, Skole-Calender.  Kopenhagen  1845.  Drs.,  Laererstanden  ved  de  laerde  Skoler 
i  Nakskov,  Nysted  og  Ranne.  Roeskilde  1866.  Drs.,  Laererstanden  ved  de  nedlagte 
Latinskoler  i  Ebeltoft,  Grenaa,  Hobro,  Mariager  og  Skive.  Randers  1876.  Drs.,  Laerer- 
standen ved  de  nedlagte  Latinskoler  i  Hjerring,  Nykjebing  paa  Mors,  Skagen,  Saeby 
og  Thisted.  Aalborg  1871.  Drs.,  Laererstanden  ved  Aalborg  Kathedralskole.  Aal- 
borg 1869  u.  70.  —  j.  N.  Schultz,  Personalhistoriske  Optegnelser  om  Rectorerne  ved 
Frederiksborg  laerde  Skole.  Frederiksborg  1897. —  F.  E.  Hundrup,  Laererstanden  ved 
Helsingars  laerde  Skole.  Roeskilde  1860.  Drs.,  Laererstanden  ved  Metropolitan- 
skolen  (in  Kopenhagen).  Kopenhagen  1872,  73  u.  75.  Drs.,  Laererstanden  ved  Randers 
laerde  Skole.  Randers  1871  u.  1872.  —  P.  N.  Thorup,  Blandede  Efterretninger  an- 
gaaende  Ribe  Cathedralskole.  Ribe  1824 ff.  —  F.  E.  Hundrup,  Laererstanden  ved 
de  nedlagte  Latinskoler  i  Korser,  Nestved,  Nykjebing  i  Odsherred,  Praeste,  Skjel- 
skor,  Slangerup,  Storehedinge  og  Stege.  Roeskilde  1871.  —  S.  N.  J.  Bloch,  Bidrag  til 
Roskilde  Domskoler  Historie.  Roskilde  1842—1844  u.  46.  —  F.  W.  Wiehe,  Kort 
Tilbageblik  paa  Slagelse  lcerde  Skoles  Historie.  Kopenhagen  1852. —  F.  E.  Hundrup, 
Laererstanden  ved  Viborg  Kathedralskole.  Viborg  1875.  —  Sämling  af  biografiske 
Notitser  om  nogle  af  de  fra  Aalborg  Kathedralskole  til  Universitetet  dimitterede  Disciple. 
Kopenhagen  1840.  Studenten  aus  der  Schule  zu  Aarhus  1805 — 36  im  Schulprogramm 
für  1836.  —  J.  F.  Lampe,  Fortegnelse  over  de  Kandidater,  der  ere  dimitterede  fra 
Bergens  laerde  Skoler  1756—1780  u.  1781—1825.  Bergen  1868  u.  69  (Bergen  in  Nor- 
wegen). —  P.  F.  J.  Dahl,  Historiske  Efterretninger  om  den  kgl.  laerde  Skole  ved 
Frederiksborg.  Kopenhagen  1836  (als  Beilage:  Fortegnelse  over  Disciple,  der  ere 
dimitterede  fra  den  Kongelige  laerde  Skole  i  Frederiksborg  1690 — 1835).  In  den  Schul- 
programmen für  1892,  1893,  1895  u.  1896  sind  alle  Studenten  aus  der  Frederiksborg- 
Schule  1634—1883  angeführt.  —  J.  N.  Schultz,  Personalhistoriske  Optegnelser  om 
Realdimittender  fra  Frederiksborg  laerde  Skole  1869—1891.  Frederiksborg  1892.  — 
Albert  Leth  u.  G.  L.  Wad,  Meddelelser  om  Dimitterede  fra  Herlufsholm  1565—1875. 
Naestned  1875.  —  G.  L.  Wad,  Meddelelser  om  Dimitterede  fra  Herlufsholm  (Ergän- 
zungen bis  1886).  Naestved  1882 — 87.  —  S.  Hennings,  Meddelelser  om  Dimitterede 
fra  Herlufsholm  1887—1905.  Kopenhagen  1907,  1820—1866.  Kopenhagen  1908,  1867 
bis  1886.  Kopenhagen  1909.  —  S.  Hennings  u.  Otto  Jensen,  Meddelelser  om  Her- 
lovianere,  der  ikke  ere  dimitterede  fra  Herlufsholm  1849—1900.  Kopenhagen  1904—08.  — 

6* 


84  Schüler  und  Lehrerverzeichnisse.    Universitätsmatrikeln. 

C.  Jergensen,  Meddelelser  om  Studenterne  fra  Horsens  Skole  1780—1851  u.  1852 
bis  1881.  Horsens  1882  u.  83.  —  H.  N.  H.  Müller,  Meddelelser  om  de  Disciple,  der 
have  taget  Realexamen  eller  almindelig  Forberedelsesexamen  ved  Horsens  laerde  Skole 
1864—88.  Horsens  1889.  —  V.  Bloch  u.  N.  E.  011gaard,  Personalhistoriske  Oplys- 
ninger  om  de  af  Ribe  Katedralskole  i  det  19.  Aarhundrede  dimitterede  Studenter.  Ribe 
1902.  —  S.  N.J.  Bloch,  Bidrag  til  Roskilde  Domskoles  Historie.  Roskilde  1844  u. 
1846.  —  Körte  Efterretninger  om  Disciple  fra  Renne  Skole  i  Tiden  fra  1823 — 93.  Renne 
1894.  —  F.  E.  Hundrup,  Biographiske  Efterretninger  om  de  fra  Slagelse  laerde  Skole 
til  Universitetet  dimitterede  Disciple.  1612—1852.  Roeskilde  1862  u.  63.  —  Paul 
Hennings,  Fortegnelse  med  ved  fejede  biografiske  Notitser  over  de  fra  Sore  Aka- 
demis  laerde  Skole  siden  dens  Genoprettelse  d.  9.  Marts  1821  dimitterede  Studenter. 
Kopenhagen  1901 — 09.  —  Aug.  Jergensen  u.V.  C.  Petersen,  Examinati  praeliminarii 
fra  Sore  Akademi  1854—68.  Kopenhagen  1896.  1869—85,  mit  V.  C.  Petersen,  For- 
tegnelse over  de  fra  1886 — 97  fra  4'-Klasserne  dimitterede.  Kopenhagen  1899.  — 
B.  M.  Jensen,  Meddelelser  om  de  Elever  som  i  Tidsrummet  1870 — 95  ere  udgaaede 
fra  Vejle  Latin  og  Realskole.  Vejle  1900. 

Für  den  Familienforscher,  der  sich  mit  dem  Leben  von  Personen  der 
gelehrten  Stände  beschäftigt,  gehört  deren  Bildungsgang  auf  den  Universitäten 
unbedingt  zu  den  wissenswerten  Daten,  die  unter  Umständen  auf  andere  Vor- 
gänge schließen  lassen  oder  hinweisen.  Im  allgemeinen  haben  die  Personal- 
Angaben  in  den  Universitätsmatrikeln1)  folgenden  Inhalt: 

^ril?"  *'  Datum  der  Aufnahme  (dabei  oft  Angabe  des  Rektorats). 

2.  Vor-  und  Zunamen  des  Studenten  (Stand  des  Vaters  selten). 

3.  Vaterland,  bisweilen  Datum  und  Ort  der  Geburt. 

4.  Angabe,  ob  Handschlag  oder  Eid  über  Befolgung  der  akademischen 
Vorschriften  geleistet  worden  ist. 

5.  Bisweilen  Fakultät  und  Abgang  in  der  Exmatrikel,  desgl.  Doktor- 
promotion. 

6.  Nachträgliche  zufällige  Eintragungen  über  spätere  Tätigkeit. 

Es  fragt  sich,  was  man  aus  diesen  Bemerkungen  schließen  kann?  Es 
ist  zunächst  die  Sicherheit,  daß  der  Betreffende  sich  studienhalber  vom  ge- 
gebenen Zeitpunkt  bis  auf  weiteres  in  der  Universitätsstadt  aufgehalten  hat. 
Die  Exmatrikel  ist  nämlich  sehr  selten  angegeben. 

Ferner  ist  man  berechtigt,  an  seinem  Geburtsort,  nota  bene  wenn  er 
richtig  und  genau  angegeben  ist,  auf  den  10  bis  30  Jahre  vor  der  Immatri- 
kulation zurückliegenden  Geburtstag  forschen  zu  lassen  und  auf  Angabe  der 
Eltern  und  Paten  zu  hoffen. 

Bei  Unterlassung  des  Eides  kann  auf  ein  sehr  jugendliches  Alter  des 
Immatrikulierten  geschlossen  werden  und  bei  Nachholung  des  Eides,  daß  er 
dann  das  eideswürdige  Alter  (ca.  16  Jahre)  erreicht  hatte. 


*)  Eine  Übersicht  über  die  bereits  gedruckten  Universitätsmatrikeln  hat  W.  Falcken- 
h einer  in  den  Beitr.  z.  Kenntnis  des  Schrift-,  Buch-  u.  Bibliothekswesens  VII  (1902) 
23 ff.  gegeben.  —  Weissenborn,  E.,  Die  Universitätsmatrikeln  als  genealogische  Quellen. 
DH  1907,  wieder  abgedruckt  in  FB  1907.  Hier  teilweise  wiederholt  u.  mit  Zusätzen 
vermehrt.  —  Vgl.  E.  Qritzner,  Nachtr.  u.  Berichtigungen  zu  Universitätsmatrikeln 
als  genealogische  Quellen,  DH  1906,  S.  91. 


Universitätsmatrikeln.  85 

Die  Fakultät  und  Randbemerkungen  über  späteres  Amt  geben  einen  An- 
halt für  das  spätere  Leben,  wenn  der  Betreffende  nicht  anderswo  weiter 
studierte  oder  umsattelte. 

Die  Exmatrikel  über  den  Abgang  von  der  Universität  gewährt  einen 
Hinweis  auf  die  Zeit,  von  der  man  den  Gesuchten  auf  einer  anderen  Uni- 
versität oder  an  einem  andern  Ort  im  Amt  zu  finden  hoffen  darf. 

Zur  Erleichterung  für  Forscher  ist  hierunter  eine  alphabetische  Auf- 
zählung der  deutschen  und  benachbarten  Universitäten  erfolgt,  die  für  deutsche 
Geschlechterforschung  in  Frage  kommen  können.  Sie  enthält  das  Stiftungs- 
jahr oder  die  Stiftungsjahre  bei  Unterbrechung  des  Bestehens  oder  ver- 
zögerter Eröffnung  und  bei  Aufhebung  das  Schlußjahr,  damit  der  Forscher 
sofort  erkennen  kann,  ob  nach  der  Studienzeit  eine  Immatrikulation  an  der 
betreffenden  Universität  möglich  war.  Die  Daten  der  Aufhebung  mittel- 
alterlicher und  selbst  neuzeitlicher  Universitäten  haben  nicht  immer  nach 
der  Jahreszahl  festgestellt  werden  können ;  ein  Teil  litt  zuerst  an  chronischem 
Schwund  der  Hörer,  so  daß  schließlich  nur  ganz  wenige  übrig  blieben,  weil 
die  Lehrer  nichts  leisteten  und  nichts  für  die  Unterhaltung  und  Neubelebung 
geschah.  Sie  erloschen  dann  bisweilen  ohne  Sang  und  Klang,  die  Kollegien- 
häuser und  sonstiger  Besitz  fiel  dem  Fiskus  anheim  und  wurde  anderweitig 
verwertet. 

Es  folgen  ferner  Angaben  über  das  Erscheinen  der  gedruckten  Matrikeln 
nebst  Verfasser,  Druckort  und  Jahr,  um  durch  das  Heranziehen  dieser  in 
den  Bibliotheken  vorhandenen  Bücher  die  Feststellung  zu  erleichtern.  Da- 
nach ist  angegeben,  ob  in  der  Neuzeit  gedruckte  Personenverzeichnisse  er- 
schienen sind.  Zuletzt  folgen  die  Behörden,  bei  denen  die  geschriebenen 
Matrikeln  der  früheren  Zeit  aufbewahrt  werden  und  die  Auskunft  bzw.  Ab- 
schrift von  der  Eintragung  erteilen,  damit  der  Forscher  sich  mit  seinen 
Bitten  um  Auskunft  gleich  an  die  richtige  Stelle  wenden  kann. 

Aus  der  zahlreichen,  allgemeinen  Literatur  über  unsere  Universitäten  sei 
genannt: 

Die  deutschen  Universitäten.  Für  die  Universitätsausstellung  in  Chicago 
1893,  hrsg.  von  W.  Lexis.  2  Bde.  Berlin  1893  (in  Bd.  1:  F.  Paulsen, 
Wesen  und  geschichtliche  Entwicklung  der  deutschen  Universitäten). 

Eulenburg,  Franz,  Die  Frequenz  d.  deutschen  Universitäten  v.  ihrer 
Gründung  bis  z.  Gegenwart.     Leipzig  1904. 

Paulsen,  Geschichte  d.  gelehrten  Unterrichts.  2.  Aufl.  Leipzig  1896 
u.  97.    2  Bde.1) 

Falckenheiner,  Bibliographie  der  im  Druck  erschienenen  Universitäts- 
matrikeln. I.  Die  deutschen  Universitäten,  sowie  die  deutschen  Nationen  des 
Auslandes,  in  Heft  15  d.  „Sammlung  bibliothekswissenschaftlicher  Arbeiten", 
hrsg.  von  Carl  Dziatzko.     Leipzig  1902. 

Bibliographie  der  deutschen  Universitäten  von  W.  Er  man  u.  E.  Hörn, 


x)  Weitere  Literatur  bei  Dahlmann-Waitz,  Quellenkunde  d.  deutschen  Gesch. 
8.  Afl.  v.  P.  Herre,  Leipzig  1912,  Nr.  2935-60,  2987—3035,  7296—7311,  9103—9116, 
10798—10813,  12974—12812,  13341—1342. 


85  Universitätsmatrikel-. 

Leipzig  u.  Berlin  1904/05.  1.  Band.  Allgemeiner  Teil  (Kapitel  11:  Universitäts- 
lehrer, 12:  Universitätsbeamte,  13:  Der  Student  als  akademischer  Bürger) 
2.  Band,  die  gesamte  Literatur  über  50  deutsche  Universitäten  inkl.  ihrer 
Literatur,  über  Personal  und  Matrikel  enthaltend.  3.  Band,  Register  u.  Nach- 
träge enthaltend.  Es  finden  sich  in  Bd.  2  Series  rectorum  et  professorum, 
Catalogus  professorum,  Liste  des  professeurs,  Nachrichten  über  Lehrerpersonal, 
Studenten  und  ihre  Verbindungen:  Landsmannschaften,  Korps,  Burschen- 
schaften, andere  schlagende  und  nichtschlagende  Vereinigungen,  Personal- 
stand, Gelehrtengeschichte,  Selbstbiographien  ehemaliger  Universitätsange- 
höriger und  außer  den  Drucken  der  hierunter  aufgeführten  ganzen  Matrikeln 
noch  folgende  Matrikelauszüge,  deren  voller  Titel  in  der  Bibliographie  selbst 
aufgesucht  werden  muß,  da  der  Raum  hier  nicht  dazu  ausreicht: 

Aachener  in  Basel,  Erfurt,  Heidelberg,  Marburg  und  Wittenberg. 

Altenburger  in  Wittenberg. 

Altmärker  in  Erfurt. 

Anhaltiner  in  Heidelberg,  Frankfurt  a.  O.,  Erfurt,  Tübingen. 

Augsburger  in  Heidelberg. 

Badener  in  Wittenberg. 

Balten  in  Gießen  und  Rostock. 

Baseler  in  Tübingen. 

Braubacher  in  Erfurt. 

Czechen  in  Wittenberg. 

Eichstädter  in  Heidelberg. 

Einbecker  in  Erfurt. 

Elberfelder  in  Heidelberg. 

Elsasser  in  Heidelberg. 

Erfurter  in  Köln. 

Esthländer  in  Göttingen,   Greifswald,    Frankfurt  a.  O.,   Jena,   Königsberg   und 

Wittenberg. 
Frankfurter  in  Erfurt,  Köln,  Tübingen,  Wittenberg. 
Gemündener  in  Erfurt. 
Hallenser  in  Basel  und  Tübingen. 

Hamburger  in  Erfurt,  Frankfurt  a.  O.,  Greifswald,  Wittenberg. 
Harzer  und  Nachbarn  in  Heidelberg. 
Hessen  in  Erfurt,  Köln  und  Prag. 

Horber  in  Erfurt,  Heidelberg,  Marburg  und  Wittenberg. 
Konstanzer  in  Heidelberg  und  Prag. 

Kurländer  in  Halle,  Greifswald,  Frankfurt  a.  O.,  Königsberg. 
Lahnsteiner  in  Erfurt  und  Heidelberg. 
Lausitzer  in  Wittenberg. 
Livländer  in  Erfurt,  Heidelberg,  Göttingen,  Greifswald,  Frankfurt  a.  O.,  Jena,  Köln, 

Königsberg,  Marburg,  Prag,  Rostock  und  Wittenberg. 
Lübecker  in  Erfurt. 
Mähren  in  Wittenberg. 
Märker  in  Wittenberg. 

Magdeburger  in  Heidelberg,  Prag,  Tübingen  und  Basel. 
Meininger  in  Wittenberg. 
Mühlhäuser  in  Basel. 
Nassauer  in  Heidelberg  und  Prag. 
Niederländer  in  Heidelberg. 
Norweger  in  Erfurt,  Prag  und  Rostock. 
Oberschwaben  in  Wittenberg. 


Universitätsmatrikeln.  87 

Österreicher  in  Wittenberg. 

Pommern  in  Heidelberg  und  Straßburg. 

Reutlinger  in  Erfurt,  Heidelberg,  Tübingen  und  Wittenberg. 

Rheinländer  in  Prag. 

Schlesier  in  Erfurt. 

Schwaben  in  Göttingen. 

Schweizer  in  Köln. 

Sechsstädter  in  Frankfurt  a.  O. 

Siebenbürger  in  Frankfurt  a.  O.,  Heidelberg,  Jena  und  Wittenberg. 

Steinacher  in  Tübingen. 

Ulmer  in  Frankfurt  a.  O.,  Straßburg  und  Wittenberg. 

Ungarn  in  Heidelberg,  Jena,  Prag  und  Wittenberg. 

Urner  in  Freiburg  i.  Br.  und  Basel. 

Westfalen  in  Erfurt,  Marburg  und  Wittenberg. 

Württemberger  in  Frankfurt  a.  O.,  Heidelberg,  Bamberg,  Straßburg  u.  Wittenberg. 
An  einzelne  bestimmte  Herkunftsorte  knüpfen  ferner  an: 

Dotter,  K.,  Studierende  aus  Alsfeld  vor  1700.    Darmstadt  1909. 

Fabricius,  W.,  Umstädter  Studenten  in  früheren  Jahrh.;  drs.,  Siegener  Studenten 
in  früheren  Jahrh.    Siegen  1898. 

Festi,  Cesare  [conte]  de,  Studenti  trentini  alle  Universitä  italiane.   Roma  1888. 

Hantsch,  Dresdener  auf  deutschen  Universitäten  vom  14. — 17.  Jht.  in  d.  Mtlg.  d. 
Ver.  f.  Gesch.  Dresdens.     19.  H.  1906 x). 

Außerdem  sind  zu  beachten:  M.  Heraeus,  Hamburger  Studenten  auf  deutschen 
und  ausländischen  Hochschulen  1290 — 1650,  ZHbG  9.  —  A.  Stölzel,  Studierende  aus 
Hessen  1368—1600.   Kassel  1875. 

H.  J.  Böthfuhr,  Livländer  an  auswärtigen  Universitäten  (Prag,  Köln,  Erfurt, 
Rostock,  Heidelberg,  Wittenberg,  Marburg,  Leyden,  Erlangen).   Riga  1884. 

Jahresbericht  f.  Mecklenburg.  Gesch.  u.  Altertumsk.,  48.  Jahrg.,  Schwerin  1883, 
enth.  u.  a.  Mecklenburger  auf  ausw.  Universitäten. 

M.  Perlbach,  Prussia  scholastica.  Die  Ost-  und  Westpreußen2)  an  mittelalter- 
lichen Universitäten.  Braunschweig  1895  (=Monumenta  hist.Warmiensis  Bd.  6,  S.  XXX  ff.). 
—  G.  Erler,  Nachträge  zu  Perlbachs  Prussia  scholastica  aus  den  Leipziger  Matrikeln, 
Altpreuß.  Monatsschrift  35,  vgl.  R.  Toppen  ebenda  34. 

ibo  (Finnland),  Cathedralschule  1326—1630.  Gymn.  1630— 1640;  Privatschule,  nach 
Helsingfors  verlegt  u.  z.  Univ.  gestaltet  1829.  —  Lagus,  Album  studios.  Academiae 
Aboensis  MDCXL— MDCCCXXVII.  1.  Teil,  Helsingfors  1891,  2.  Teil  1895.  —  Lein- 
berg, Skolstaten  i  nuvarande  Äbostift.    Jyvaskyla  1893. 

Agram  (Zagreb),  alte  Jesuitenschule,  1776  regia  scientiarum  academia,  1850  Rechts- 
akademie, 1871,  1874  Universität  in  kroatischer  Sprache.  Die  alten  Mtr.  sind  nicht  ge- 
druckt. Personal-Verz.  seit  1874/75.  Ausk.  ü.  d.  ungedruckten  Mtr.  erteilt  d.  Univer- 
sitätssekretär. 

Altdorf,  Gymn.  1576,  ak.  Gymn.  1578—1622.  Univ.  1623,  mit  Erlangen  vereinigt 
1810. —  Georg  Andreas  Wills,  Gesch.  u.  Beschr.  d.  Nürnbergischen  Univ.  Altdorf, 
2.  Ausg.  v.  Christ.  Conr.  Nopitsch,  Altdorf  1801.  —  Die  Matrikel  der  Universität 
Altdorf,  hrsg.  v.  Dr.  Elias  v.  Steinmeyer,  gedruckt  bei  Stürtz  in  Würzburg  1912  (vgl. 
Frhr.  v.  Waldenfels'  Anzeige  FB  1913). 

Amsterdam  1632,  Mr.  N.  de  Roever,  Album  Academicum  van  het  Athenaeum 
Illustre  et  van  de  Universiteit\Amsterdam.  Amsterdam,  Erven  H.  Munster  &  Zoon,  1882, 
enthält  Professoren  1632—1882  (alphabetisch  geordnet),  Studiosi  1799—1822,  Studiosi 


*)  In  der  folgenden  Übersicht  sind  diejenigen  Universitäten  nicht  berücksichtigt, 
über  die  spezielle  personengeschichtliche  Nachweise  nicht  zu  beschaffen  waren. 

8)  Vgl.  auch  Körner,  Beitr.  z.  Stammku.  nichtpreußischer  Bürger-Geschlechter 
ASW  1910. 


gg  Universitätsmatrikeln. 

des  Seminariums  der  Wiedertäufer,  1692 — 1799,  Liste  d.  Studiosen,  welche  versäumten, 
Namen  anzugeben  1879 — 1881.     Kolleglisten  des  Professors  M.  H.  L.  Cras  jur.  doct. 

1771 1802,  Kollegliste  1795  des  Professors  J.  H.  von  Swinden.    Keine  Personalverz. 

d.  Neuzeit.    Ausk.  erteilt  d.  Pedell  d.  Univ.  v.  Amsterdam. 

Bamberg  1585,  aufgehoben  1803,  Mtr.  sind  nicht  gedruckt.  Ausk.  erteilt  das  Kgl. 
Lyzeum  u.  das  Kgl.  Kreisarch.  zu  Bamberg. 

Basel  1460.  Vischer,  W.,  Gesch.  d.  Univ.  Basel  v.  d.  Qründg.  1460  bis  z.  Re- 
formation 1529.  Basel  1860.  —  Thommen,  R.,  Gesch.  d.  Univ.  Basel  1532—1632. 
Basel  1889.  —  Festschr.  z.  Feier  des  450jährigen  Bestehens  d.  Univ.  Basel.  Hrsg.  v. 
Rektor  u.  Senat.  Basel  1910  (hierin  u.  a.  Thommen,  R.,  Rektoren  d.  Univ.  Basel  v. 
1460—1910).  —  Mtr.  sind  nicht  gedruckt.  Personalverz.  seit  1872.  Ausk.  erteilt  die 
Universitätsbibl. 

Berlin  1810.  Mtr.  sind  nicht  gedruckt.  Personalverz.  seit  1821.  —  Verz.  der  Per- 
sonen, welche  sich  als  Teilnehmer  an  d.  50jähr.  Jubelfeier  d.  Univ.  Berlin  eingezeichn. 
haben.  Berlin  1860.  —  Lenz,  M.,  Gesch.  d.  Kgl.  Friedr.  Wilh.-Univ.  zu  Berlin.  4  Bde. 
Halle  1910.  —  H.  43  d.  Schriften  d.  Ver.  f.  d.  Gesch.  Berlins  1910,  d.  Univ.  Berlin  zu 
ihrem  lOOjähr.  Stiftungsfeste  dargebracht  (mit  vielen  biogr.  Nachr.  aus  dem  literarisch- 
künstlerischen Berlin  im  1.  Drittel  des  19.  Jhts).  —  Liebmann,  Otto,  Die  juristische 
Fakultät  d.  Univ.  Berlin  v.  ihrer  Gründung  bis  z.  Gegenwart  in  Wort  u.  Bild,  in  Ur- 
kunden u.  Briefen.  Mit  450  handschriftl.  Widmungen.  (Festgabe  der  deutschen  Juristen- 
zeitung). Berlin  1910.  —  Ak.  Auskunftsstelle  zur  Erteilung  v.  Ausk.  auf  Anfragen  wissen- 
schaftl.  Art.  Vorsteher:  Prof.  Wilh.  Paszkowski.  Außerdem  erteilt  d.  Sekretariat  d. 
Univ.  Ausk. 

Bern  1834.  Mtr.  sind  nicht  gedruckt.  Personalverz.  seit  1840.  Ausk.  erteilt  die 
Universitätskanzlei. 

Bologna  1119.  Acta  Nationis  Germanicae  Bononiensis  Universitatis  (1289  — 1543) 
v.  E.  Friedlaender  u.  C.  Malagola.  Berlin  1887,  mit  aiphabet.  Reg.  —  Deutsche  Stu- 
denten in  Bologna  (1289 — 1562).  Biogr.  Index  zu  d.  Acta  nationis  Germanicae  univer- 
sitatis Bononiensis.  Im  Auftrage  der  Kgl.  Preuß.  Ak.  d.  Wiss.  bearbeitet  v.  Gustav 
C.  Knod.  Berlin,  R.  v.  Decker,  1899.  —  C.  Malagola,  I  libri  della  nazione  tedesca 
presso  Io  studio  bolognese.  Modena  1884.  —  I  Roduli  dei  lettori  legisti  e  artisti  dello 
studio  Bolognese  dal  1384 — 1799  pubbl.  dal  Umberto  Dallari.  Bologna,  Tip.  Mer- 
lani  Vol.  1,  1888;  Vol.  2,  1889;  Vol.  3,  1,  1891  =Monumenti  istorici  pertinenti  alle  pro- 
vincie  della  Romagna,  Serie  2.  —  A.  Luschin  von  Ebengreuth,  Vorläufige  Mtlg.  ü. 
d.  Gesch.  deutscher  Rechtshörer  in  Italien  (bis  1630).  Wien  1893  (Sitzungsber.  der 
Wiener  Ak.  127,  1892.  Hier  S.  87  ff.  ein  alph.  Verz.  v.  7542  Familiennamen  der  bis- 
her v.  ihm  ermittelten  14303  Scholaren). —  H.  Grotefend,  Mecklenburger  a.  d.  Univ. 
Bologna,  VMG  1888.  —  Pfotenhauer,  Schlesier  a.  d.  Univ.  Bologna,  Zeitschr.  d.  Ver. 
f.  Gesch.  u.  Altert.  Schlesiens,  Bd.  38,  S.  433ff.;  Bd.  39,  S.  268ff.  —  Suster,  Guido, 
I  Trentini  all'  universitä  di  Bologna  nei  secoli  XVI  e  XVII.     Roma  1884. 

Bonn,  Kurkölnische  Ak.  1777—78,  Univ.  1786,  aufgehoben  1797,  neu  errichtet 
1818  als  Ersatz  f.  Duisburg,  Köln  u.  Trier.  Mtr.  sind  nicht  gedruckt.  Personalverz. 
seit  1821/22.    Ausk.  erteilt  d.  Universitätssekretariat. 

Braansberg,  Lyceum  Hosianum  1568 — 1807,  erneut  1818.  Mtr.  sind  nicht  gedruckt. 
Personalverz.  nicht  vorhanden.  Ausk.  erteilt  mit  vorheriger  Genehmigung  d.  Kurators 
d.  Hochschule  (d.  Oberpräsidenten  d.  Prov.  Ostpreußen)  d.  Rektorat  od.  ein  v.  dem- 
selben beauftragter  Kandidat. 

Breslau,  städtisches  Gymn.  1505,  1702  Universität  mit  2  Fakultäten,  neu  errichtet 
1811  (vgl.  Frankfurt  a.  O.).  Mtr.  sind  nicht  gedruckt.  Personalverz.  seit  1825.  Ausk. 
erteilt  d.  Universitätssekretariat  (auch  für  Frankfurt  a.  O.). 

Cambridge  1218—31.  Book  of  Matriculations  and  Degrees  1851—1900  University 
Press.  Cambridge.  Cambridge  university  Calender,  jährlich  veröffentlicht  von  Deigthon, 
Beck  8t  Co.,  enthält  die  Namen  fast  aller  lebenden  Graduierten  und  Untergraduierten. 
Ausk.  erteilt  the  Registrary  of  the  University. 


Universitätsmatrikeln.  89 

Cassel,  Univ.  1633—1653,  dann  mit  Marburg  vereinigt.  Dr.  C.  Fr.  Webel,  Gesch. 
d.  städtischen  Gelehrtenschule  zu  Cassel,  Cassel  1846;  Beilage  A:  Verz.  derjenigen 
Casselaner,  die  in  d.  Albums  d.  Univ.  Erfurt  (1392—1528),  Wittenberg  (1502—1528)  u. 
Marburg  (1527—1538)  als  Studiosen  eingetragen  sind.  —  Wilh.  Falckenheiner,  D. 
Annalen  u.  d.  Matrikel  d.  Univ.  Cassel  1633—1652,  in  ZHG,  Bd.  18,  1893.  S.  auch 
Marburg. 

Christiania  1811.  Det  Kgl.  Norske  Frederiks  Universitets  Aarsberetning  samt 
Universitäts-Matrikel,  seit  1842.  Dies  Buch  verzeichnet  die  in  die  Matr.  aufgenommenen 
Studenten  mit  Geburtsdaten  u.  Eltern  nebst  Prüfungszeugnissen. 

Czernowitz  1875.  Anton  Norst,  Alma  mater  Francisco-Josephina,  Festschr. 
Czernowitz  1900.  Personalverz.  d.  ak.  Lehrkörpers  seit  1875.  Ausk.  erteilt  d.  K.  K. 
Quästur  der  Univ. 

Deventer,  Ak.  d.  niederländischen  Prov.  Overyssel.  D.  G.  van  Epen,  Haag,  Prak- 
tizijushoek,  erteilt  Ausk.  gegen  Portovergütung. 

Diilingen,  Kollegium  1548—49.  St.  Hieronimus-Univ.  1551,  1803  aufgelöst.  — 
Thomas  Specht,  Gesch.  d.  ehemal.  Univ.  Dillingen  1549—1804.  Freiburg  i.  Br.  1902, 
Bd.  I.  —  Th.  Specht,  Quellen  z.  Gesch.  d.  Univ.  Dillingen  (Jb.  d.  hist.  Ver.  Dillingen  12). 
—  Mtr.  d.  Univ.  Dillingen.  Bearb.  v.  Th.  Specht  1551—1645.  Dillingen  1910/11 
(=Arch.  f.  d.  Gesch.  d.  Hochstifts  Augsburg,  Bd.  2),  vgl.  J.  Schlecht,  im  Arch.  f. 
d.  Gesch.  d.  Hochstiftes  Augsburg  1909. —  Karl  M.Mayer,  Rektoren  d.  Univ.  Dillingen 
1550  bis  1650  JD  9;  Th.  Specht,  Rektoren  d.  Univ.  Dillingen  1650—1803  JD  13.  Ausk. 
erteilt  d.  Kgl.  Lyceum  Dillingen. 

Dole.  Ernst  Friedlaender,  Annalen  der  Univ.  Dole  aus  d.  J.  1580,  VJH,  31. 
Diese  Annalen  sind  Aufz.  eines  Herrn  v.  Rechberg  ü.  d.  Immatrikulationen  u.  Promo- 
tionen u.  einige  andere  Vorkommnisse  d.  J.  1580.  Die  Univ.  Dole  in  Burgund  ge- 
hörte damals  z.  deutschen  Reiche. 

Dorpat,  ursprünglich  schwedische  Univ.  1632—1665  u.  1690—1710.  Neu  errichtet 
1802,  jetzt  Jurjew  genannt.  —  Hasselblatt  u.  Otto,  Album  acad.  d.  Kaiserl.  Russi- 
schen Univ.  Dorpat.  Dorpat  1889.  —  Die  in  Bd.  8  der  Mtl.  aus  d.  Gebiete  d.  Gesch. 
Liv-,  Esth-  u.  Kurlands  v.  Th.  Beise  nach  zwei  verschiedenen  Vorlagen  veröffentlichte 
Mtr.  der  schwedischen  Univ.  Dorpat  umfaßt  nur  die  Jahre  1632 — 1665.  Weitere  Lite- 
ratur-Nachweise in  Winkelmanns  „Bibliotheca  Livoniae  Historica"  Nr.  3465  ff.  —  Von 
den  14000  Immatrikulierten  Dorpats.  Streifzüge  in  das  Album  academicum  d.  Kais.  Univ. 
Dorpat  v.  G.  Otto  u.  A.  Hasselblatt,  Dorpat,  Mattiesen  1891.  —  Die  Ehrenlegion 
der  14000  Immatrikulierten.  Weitere  Streif züge  in  d.  Album  academicum  d.  Kais.  Univ. 
Dorpat  v.  A.  Hasselblatt.  Dorpat  1893  u.  Leipzig,  K.  F.  Köhler  in  Korn.  —  Dorpater 
Gedenktage  1802—1902.  Z.  Erinnerung  an  d.  Hundertjahr-Feier  der  Alma  mater  Dorpa- 
tensis.    St.  Petersburg  1902. 

Duisburg  1653—55,  aufgehoben  18./10.  1818.  W.  Varges,  Die  Univ.  Duisburg 
(Germania,  Zeitschr.  f.  Kult.-Gesch.  1,  1894/95).  Mtr.  ist  nicht  gedruckt.  Ausk.  erteilt 
die  Universitätsbibl.  zu  Bonn.  S.  Bonn.  Über  d.  Matrikelb.  u.  die  Studenten  handelt 
Werner  Hesse,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  früh.  Univ.  in  Duisburg,  F.  H.Nieten  1879,  S.  39ff. 

Ellwangen,  Kath.  Landes-Univ.  1812—1817,  dann  als  kath.  theol.  Fakultät  mit  Tü- 
bingen vereinigt. 

Erfurt  1392,  aufgehoben  1816.  Herrn.  Weißenborn,  Akten  der  Erfurter  Univ., 
nebst  Univ.-Mtr.,  1.  Tl.  1392—1492,  2.  Tl.  1492—1636.  3  Bde.  Halle  1881—1899.  — 
G.  Bauch,  D.  Univ.  Erfurt  im  Zeitalter  d.  Frühhumanismus.  —  Oergel,  Georg,  Das 
Collegium  Beatae  Mariae  Virginis  (Juristen-Schule)  zu  Erfurt.  E.  Beitr.  z.  Erfurter 
Universitätsgesch.  ME  XXII.  —  Jordan,  Verz.  d.  in  Erfurt  studierenden  Mühlhäuser 
(1392—1636),  MGB  5.  —  Wilh.  Sillem,  Studenten  aus  Hamburg  u.  d.  Nachbarge- 
bieten in  Erfurt  1492—1686,  ZHbG  8.  —  H.  Gutbier,  Erfurter  Studenten  des  MA  aus 
Salza  u.  Umgegend.  Jahresber.  der  Kgl.  Ak.  zu  Erfurt,  NF  XXXIV  1908.  Ausk.  erteilt 
d.  Kgl.  Bibl.  zu  Erfurt. 

Erlangen  1743.  Keine  gedruckte  Mtr.  —  Personalstand  der  Friedrich-Alexander- 
Univ.  Erlangen   1743—1843.    Erlangen   1843.   —  Augsburger  Studenten  an  der  Univ. 


90 


Universitätsmatrikeln. 


Erlangen  (1743—1827).  Zeitschr.  d.  hist.  Vereins  für  Schwaben  u.  Neuburg  XIII 
(1886).  —  P.  Bahlmann,  Westfälische  Studenten  zu  Erlangen  1743—1818.  Ravens- 
burger Bl.  f.  Geschichts-,  Volks-  u.  Heimatk  X.  Bielefeld  1910.  —  Theodor  Kolde, 
Die  Univ.  Erlangen  unter  d.  Hause  Witteisbach  1810 — 1910.  Festschr.  z.  Jahrhundert- 
feier der  Verbindung  der  Friderico-Alexandrina  mit  d.  Krone  Bayern,  im  Auftrage 
des  akademischen  Senats  verfaßt.  Erlangen  u.  Leipzig  1910.  Hierin:  Die  Prorektoren 
u.  Syndici  seit  1810,  S.  514.  515.  Alph.  Liste  d.  ak.  Dozenten  U.Bibliothekare  1810—1910 
(mit  Lebensdaten).  —  Personalverz.  seit  1830  bzw.  1835 — 36.  Ausk.  erteilt  das  Univer- 
sitätssekretariat, auch  wird  Einsicht  an  Ort  u.  Stelle  gestattet. 

Franeker,  niederländische  Prov.  Friesland,  Univ.  v.  1585—1811.  D.  gedruckte 
Mtr.  ist  bei  Herrn  D.  Q.  van  Epen  in  Haag,  Praktizijushoek,  in  Bearbeitung.  Ders. 
erteilt  Ausk.  gegen  Portovergütung. 

Frankfurt  a.  O.  1506,  nach  Breslau  verlegt  1811.  Acten  u.  Urkunden  d.  Univ. 
Frankfurt  a.  O.  Hrsg.  v.  G.  Kaufmann  u.  G.  Bauch.  Breslau  1897 ff.  Mtr.  im  Uni- 
versitätsarch.  in  Breslau.  —  E.  Friedlacnder,  Mtr.  d.  Univ.  Frankfurt  a.  O.  3  Bde. 
Leipzig  1887 — 91.  —  G.  Bauch,  Das  älteste  Decanatsbuch  der  philosophischen  Fakultät 
an  d.  Univ.  Frankfurt,  JSs  74,  Abt.  3,  1896,  S.  13,  1897,  S.  17.  —  Becmann,  J.  C, 
Notitia  Universitatis  Francofurtanae    una    cum   iconibus  personarum  aliquot  illustrium. 

c.  38  tab.  aeneis  professorum.    Frankf.  a.  O.  1707,  fol.   —  Söhnel,  Niederlausitzer  auf 

d.  Univ.  Frankfurt  a.  O.,  in:  Niederlausitzer  Mtlg.  XI,  1910,  S.  35 ff. 

Freiburg  i.  Br.  1460.  H.  Schreiber,  Gesch.  d.  Albert-Ludwigs-Univ.  zu  Frei- 
burg i.  Br.  3  T.  Freiburg  1857—60.  —  Mayer,  Herrn.,  D.  Mtr.  d.  Univ.  Freiburg.  i.  B. 
v.  1460—1656.  Im  Auftr.  d.  ak.  Arch.-Komm.  bearbeitet.  2  Bde.  Der  2.  Bd.  enthält 
Tabellen,  Personen-  u.  Ortsregister.  Freiburg,  seit  1907.  —  Im  XIII.  Bd.  der  Zeitschr. 
d.  Ges.  f.  Bef.  d.  Geschichtsku.  v.  Freiburg  (1897)  ist  enthalten:  Mtg.  aus  d.  Mtr.-B. 
d.  Univ.  1501 — 1584.  —  J.  König,  Die  Professoren  der  theologischen  Fakultät  zu  Frei- 
burg i.  Br.  1470 — 1870  (Freiburger  Diözesanarch.  Bd.  27).  —  Amoenitates  literariae 
Friburgenses  (von  Riegger),  Ulmae,  A.  L.  Stettinius  1775.  —  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Univ. 
Freiburg:  Rektorat  u.  Prorektorat  v.  König,  in:  Freiburger  Diözesanarch.  Bd.  23,  1893, 
S.  61  ff.  —  M.  Gmelin,  Verz.  d.  Studirenden  zu  Freiburg  u.  Heidelberg,  aus  Orten,  die 
jetzt  z.  Kgr.  Württemberg  gehören,  WVL  3,  177ff.  —  Gerola,  Giuseppe,  Gli  stu- 
denti  trentini  all'  universitä  di  Friburgo  in  Brisgovia,  in  „Archivio  trentino"  anno  XV. 
—  Personalverz.  seit  1822 — 23.  Ausk.  erteilt  Dr.  Hermann  Mayer,  Professor  am  Bert- 
holdsgymn.  in  Freiburg  i.  Br. 

Freiburg  i.  d.  Schweiz  1886.     Ausk.  erteilt  die  Universitätskanzlei. 

Genf  1559,  erneut  1873.  Le  livre  du  recteur,  Catalogue  des  etudiants  del'academie 
de  Geneve  de  1589—1859.  Ed.  de  Fort,  Revilliod  et  Fick.  Geneve  1860.  Liste 
des  Etudiants,  seit  1875  erscheinend. 

Gießen  1607.  Ernst  Klewitz  und  Karl  Ebel,  D.  Mtr.  d.  Univ.  Gießen  1608  bis 
1707.  Gießen  1898  (aus  Mtlg.  d.  Oberhess.  Gesch.-Ver.  N.  F.  Bd.  2—6,  1890—96).  — 
Becker,  Wlh.  Mtn.,  Studentenschaft  in  d.  Frühzeit  d.  Univ.  Gießen  (mit  Studenten- 
listen), in:  Beitr.  z.  hessischen  Schul-  u.  Universitätsgesch.,  hrsg.  v.  Diehl  u.  Messer, 
1,4,  Gießen  1906,  S.  55 ff.  —  Diehl,  Wlh.,  Die  Abiturientenlisten  d.  hessischen  Päda- 
gogien aus  d.  Zeit  v.  1666—1700  u.  die  Gießener  Universitätsmtr.  I,  2.  1907.  Die  un- 
gedruckten Mtr.  liegen  auf  der  Universitätsbilbl.  Personalverz.  seit  1822.  Ausk.  erteilt 
d.  Universitätskanzlei. 

Göttingen  1734—37.  J.  St.  Pütt  er,  Versuch  e.  ak.  Gelehrtengesch.  d.  Univ.  Göttingen, 
fortges.  v.F.Saalfeldu.Oesterley.  4T.  Göttingen  1765— 1838.  —  Göttinger  Professoren, 
Gotha  1872.  —  Beitr.  z.  Gelehrten-Gesch.  Göttingens  (Festschr.  z.  Feier  d.  150jähr. 
Bestehens  d.  Kgl.  Gesellsch.  der  Wissensch.  zu  Göttingen).  Berlin  1901.  Mtr.  sind 
nicht  gedruckt.     Personalverz.  seit  1763.     Ausk.  erteilt  d.  Universitätssekretariat. 

Graz,  Stiftung  1585,  Eröffnung  1586,  von  1782—1826  Lyceum,  1826  neue  Uni- 
versität mit  drei  Fakultäten,  seit  1863  Volluniv.  Mtr.  ist  nicht  gedruckt.  Personalverz. 
erscheint  nicht.  Ausk.  erteilt  d.  Rektorat.  —  Catalogus  Alumnorum  pontificiorum  Graecii 
ab  a.  1578  usque  ad  a.  1635  in  Laur.  Forer,  Grammaticus  Proteus.  Ingolstadii  1636  S.  251  f. 


Universitätsmatrikeln.  91 

Greifswald  1456.  J.  O.  L.  Kosegarten,  Gesch.  d.  Univ.  Greifswald.  Greifswald 
1857.  —  E.  Lange,  Greifswalder  Professoren  i.  d.  Slg.  derVitae  Pomeranorum.  BS  44, 
1—42.  —  E.  Friedlaender,  Mtr.  d.  Univ.  Greifswald  1456—1700.  2  Bde.  Leipzig 
1893/94.  Mtr.  bis  1826  in  der  Univ.-Bibl.,  die  späteren  Bde.  in  d.  Univ.-Kanzlei.  Per- 
sonalverz.  seit  1844.    Ausk.  erteilt  d.  Universitätsbibl.,  bzw.  Univ.-Kanzlei. 

Halle  1694.  Damit  vereinigt  Wittenberg  1817.  W.  Schrader,  Gesch.  d.  Fried- 
richs-Univ.  zu  Halle.  2  T.  Berlin  1894.  —  J.  Conrad,  D.  Statistik  d.  Univ.  Halle 
während  d.  200  Jahre  ihres  Bestehens  (in:  Festschr.  d.  Univ.  Halle).  Jena  1894.  — 
Schilling,  Rud.  Freiherr  v.,  Die  an  d.  Kgl.  preußischen  Friedrichs-Univ.  zu  Halle  a.  S. 
1690—1785  immatrikulierten  baltischen  Edelleute.  JGM  1897,  S.  50f.  —  Z.  Feier  d. 
50 jähr.  Vereinigung  d.  Univ.  Halle  U.Wittenberg,  1867  (nicht  im  Handel),  hierin  u.  a.: 
Boehmer,  Gesch.  d.  v.  Ponickauischen  Bibl.  —  Mtr.  ist  nicht  gedruckt.  Personalverz. 
seit  1822.    Ausk.  erteilt  d.  Universitätsbibl. 

Harderwijk  (Niederlande)  1600 — 1818.  D.  G.  van  Epen  im  Haag,  Praktizijushoek, 
Album  studiosorum  academiae  Gelro  Zutphonicae  2648—1818.  Haag  1904.  D.  G.  van 
Epen  besitzt  das  Liber  doctorum  und  erteilt  Auskunft  darüber  gegen  Portovergütung. 
(Man  promovierte  gegen  —  Zahlung.) 

Heidelberg  1386,  ern.  1803.  G.  Toepke,  Die  Mtr.  d.  Univ.  Heidelberg  v.  1386 
bis  1870.  6  Bde.  (Bd.  5u.6  bearb.  v.  P.  Hintzelmann.)  Heidelb.  1884— 1907.  Anhang  zu 
Bd.  4:  1.  Album  promotorum  in  facultate  philosophica  ex  parte  catholicorum  1705 — 1805. 
Bd.  4:  2.  Catalogus  auditorum  juris  canonici  et  promotorum  in  jure  tarn  canonico  quam 
utroque  1726 — 1770.  3.  Matricula  et  studiosorum  et  promotorum  in  facultate  theologica 
ex  parte  reformatorum  1706 — 1800. —  J.  F.  Hautz,  Gesch.  d.  Univ.  Heidelberg.  2  Bde. 
Mannheim  1862,  64.  —  A.  Thorbecke,  Gesch.  d.  Univ.  Heidelberg,  Abt.  I,  1386  bis 
1449.  Heidelberg  1886.  —  Ed.  Winkelmann,  Urkundenb.  d.  Univ.  Heidelberg. 
2  Bde.  Heidelberg  1886.  —  Kurt  Klemm,  Die  Helvetia  in  Heidelberg  von  1811, 
Ak.  Monatsh.  Nr.  272  vom  1.  Dezember  1906.  —  O.  Schnettler,  Studierende  aus  d. 
Grafschaft  Mark  auf  d.  Univ.  Heidelberg  (1386—1870)  BD  XX.  —  Personalverz.  seit 
1818/19.    Ausk.  erteilt  d.  Großhzgl.  Universitätsbibl.  Vgl.  auch  unter  Freiburg. 

Helmstedt,  Stiftung  1575,  Eröffnung  1576—1809.  VI.  Jg.  des  handschriftl.  Jb.  d. 
Ver.  f.  Gesch.  u.  geschichtl.  Hilfswft.  a.  d.  Universität  Leipzig  „Roter  Löwe",  S.  211 — 226 
enthält  Ausz.  d.  Mtr.  d.  Univ.  Helmstedt  v.  Paul  Georg  Herold,  stud.  jur.  —  Das 
sog.  Album  von  Helmstedt  wird  von  dem  Herzogl.  Landeshauptarchiv  zu  Wolfenbüttel 
aufbewahrt,  das  auch  Auskunft  erteilt. 

Herbora  1584,  1817  aufgehoben.  Die  Nassauer  Drucke  der  Kgl.  Landesbibl.  in 
Wiesbaden  v.  A.  v.  d.  Linde.  I.  Bd.  S.  340—496,  Wiesbaden  1882,  enthalten  die  Her- 
borner  Hochschul-Mtr.  v.  1584 — 1726.  Matricula  studiosorum  scholae  Herbornensis.  — 
Zedier,  Gottfried,  u.  Sommer,  Hans,  D.  Mtr.  d.  Hohen  Schule  u.  d.  Pädagogiums 
zu  Herborn  (=  Veröff.  d.  Histor.  Komm.  f.  Nassau  V).  Wiesbaden  1908.  —  Ausk. 
erteilt  d.  Direktion  d.  Kgl.  theol.  Seminars  zu  Herborn. 

Ingolstadt  1472,  1782—92  Lyceum,  nach  Landshut  verlegt  1800,  von  hier  nach 
München  1826.  Fr.  X.  Freninger,  D.  Matrikelbuch  d.  Univ.  Ingolstadt-Landshut- 
München.  Rektoren,  Professoren,  Doktoren  1472 — 1872,  Kandidaten  1772 — 1882.  Mün- 
chen 1872.  In  alphab.  Folge.  —  Der  ältere  Teil  der  Ingolstädter  Mtr.  ist  1906  im  Druck 
erschienen.  —  Annales  Ingolstadiensis  Academiae  emend.  J.N.  Mederer.  Ingolstadt  u. 
München  1782—1859.  Verzeichnis  der  Studierenden  u.  Namen  der  nobiles  u.  and. 
illustren  Personen.  —  General-Repertorium  über  sämtliche  an  der  Ludwig  Maximilian- 
Universität  zu  Landshut  1800—1826  immatrikulierten  Studierenden.  Für  d.  Landshuter 
Studiengenossen-Fest  am  22.  Juli  1860  zusammengestellt.  Friedberg  1861.  —  Personalverz. 
seit  1826.    Ausk.  erteilt  d.  Universitätsarchiv  in  München. 

Innsbruck  1672,  Ak.  mit  vier  Fakultäten,  1782—1792  Lyceum,  1792—1810  Univ. 
mit  drei  Fakultäten,  1810  aufgehoben,  1826  mit  zwei  Fakultäten  neu  eröffnet,  1857 
theologische  Fakultät  wieder  eröffnet,   1869  Volluniv.   —   Vgl.  J.  Probst,  Gesch.   d. 


Q2  Universitätsmatrikeln. 

Univ.  i.  Innsbruck  seit  ihrer  Entstehung  bis  1860.  Innsbruck  1869.1)  A.  v.  Wretschko, 
Gesch.  der  juristischen  Fakultät  an  d.  Univ.  Innsbruck  1671—1904  (in  d.  Beitr.  z. 
Rechtsgesch.  Tirols  1904).  Dazu  desselben  Verf.  Abhandlung  ü.  d.  ak.  Grade.  Inns- 
bruck 1910  (Rektoratsber.  1908/9)  u.  Kaspar  Schwarz,  D.  Hofpfalzgrafenwürde  der 
juristischen  Fakultät  Innsbrucks  (Beitr.  z.  Rechtsgesch.  Tirols  1904).  D.  Mtr.  sind 
nicht  gedruckt  u.  befinden  sich  im  Universitätsarchiv.  In  der  Zeit  der  tirolischen  Be- 
freiungskriege u.  später  bestehen  Lücken.  Personalverz.  seit  1827,  enthalten  nur  die 
Professoren.    Ausk.  erteilt  das  Sekretariat. 

Jena  1548,  Privileg  1558.  D.  Univ.  v.  Ende  Juli  1578  bis  9.  März  1579  wegen 
d.  in  d.  Umgegend  herrschenden  Pest  nach  Saalfeld  verlegt.  S.  unter  Saalfeld.  — 
Schwarz,  J.  C.  E.,  Das  erste  Jahrzehnd  der  Univ.  Jena.  Denkschr.  zu  ihrer  dritten 
Säkular-Feier.  Jena  1858.  —  Günther,  Joh.,  Lebensskizzen  der  Professoren  der  Uni- 
versität Jena  s.  1558 — 1858.  Jena  1858.  —  Piltz,  Ernst,  Dozenten-Album  d.  Univ.  Jena 
1858 — 1908.  Jena  1908.  —  Jenaische  Stadt-  und  Universitäts-Chronik  von  Martin 
Schmeizel,  herausgeg.  v.  Ernst  Devrient.  Jena  1908.  —  H.  Koch,  Adrian  Beier's 
Athenae  Salanae,  ASW  1909,  91.  92:  Koch  stellt  die  Namen  derjenigen  Professoren  zu- 
sammen, ü.  die  d.  handschriftl.  Nachlaß  des  Diakonus  M.  Adrian  Beier  (17.  Jht;  acht 
starke  Quartbände  mit  fast  8000  Seiten)  auf  der  Universitätsbibl.  in  Jena  handelt.  Es 
ist  ein  bis  zum  Jahre  1826  reichendes  alph.  handschriftl.  Namensverz.  vorhanden. 
—  Keine  gedr.  Mtr.   Personalverz.  s.  1826.   Ausk.  erteilt  d.  Universitätsbibl. 

Kiel  1665.  —  Chronik  d.  Univ.  Kiel  u.  d.  Gelehrtenschulen  in  Schleswig-Holstein, 
mit  alph.  Verz.  d.  Stud.  Kiel,  seit  1826.  H.  Ratjen,  Gesch.  d.  Univ.  Kiel  (s.  1665). 
Kiel  1870.  Mit  alph.  Reg.  —  Personalverz.  s.  1854.  Ausk.  erteilt  d.  Registratur  d.  Uni- 
versitätskanzlei. 

Köln  a.  Rh.,  1388/89,  städtische  Univ.,  aufgehoben  1797  resp.  1813  u.  in  ein  Ly- 
zeum verwandelt.  F.  J.  v.  Bianco,  D.  alte  Univ.  Köln.  Köln  1855.  —  H.  Keussen, 
Beitr.  z.  Gesch.  d.  Kölner  Univ.  WZ  18  (1899).  —  D.  Mtr.  d.  Univ.  Köln  1389—1559,  bearb. 
v.  H.  Keussen,  B.  1  (1389—1466).  1.  Hälfte  unter  Mitwirkung  v.  W.  Schmitz. 
2.  H.  Reg.  Bonn  1892.  —  Die  Rotuli  der  Kölner  Univ.  (Mtlg.  a.  d.  Stadtarch.  v.  Köln. 
B.  20.)  —  Crecelius,  W.,  Aus  d.  III.  Mtr.  d.  Univ.  Köln,  VJH  8.  —  Ausk.  erteilt  d. 
Universitätssekretariat  Bonn. 

Königsberg,  15.  8.  1544.  D.  H.  Arnoldt,  Historie  der  Königsbergischen  Univ. 
2  B.  Königsberg  1746.  —  D.  Mtr.  d.  Univ.  Königsberg  i.  Pr.  Hrsg.  v.  Georg  Erler, 
1544—1829.  2  Bde.  Leipzig  1908—12.  (Publikationen  desVer.  f.  Gesch.  v.  Ost-  u.  West- 
preußen. —  Die  Zeitschr.  f.  d.  Gesch.  u.  Altertumsku.  Ermlands.  Bd.  11.  Braunsberg  1894, 
enthält  u.  a.:  Die  Ermländischen  Studenten  an  der  Albertina  zu  Königsberg  von  Fr. 
Hipler. —  Außerdem  s.  K.  Bogun,  Stammbuchs,  i.  d.  Stadtbibl.  zu  Königsberg,  SA 
a.  d.  VJH  1901.  — Ak.  Erinnerungsb.  f.  die,  welche  in  d.  J.  1787—1817  d.  Königsberger 
Univ.  bezogen  haben.  Hrsg.  ist  G.  F.  Härtung.  Königsberg  1825.  Enthält  S.  8—14 
die  Namen  der  Rektoren  u.  Prorektoren,  sowie  die  Anzahl  der  jährlich  immatrikulierten 
Studierenden  1544—1787,  S.  17—226  e.  Verz.  d.  Studierenden  v.  1787—1817  mit  Index 
S.  227  ff.  —  Ak.  Erinnerungsb.  f.  die,  welche  in  d.  J.  1817 — 1844  d.  Königsberger  Univ. 
bezogen  haben.  Hrsg.  bei  Gelegenheit  der  3.  Säkularfeier  d.  Univ.  Königsberg  (Hrsg. 
G.  F.  Härtung)  1844.  Enthält  S.  1—174  e.  Verz.  d.  Studierenden  v.  1817—1844  mit 
Index  S.  175—186  u.  e.  alph.  Verz.  d.  Lehrerpersonals  auf  der  Albertina  v.  1825—1844, 
S.  187—194.  —  Personalverz.  s.  1787,  als  Manuskript  gedruckt.  Ausk.  erteilt  d.  Uni- 
versitätssekretariat. 

Kopenhagen  1475,  erneuert  1611.  Kjöbenhavns  Universitets  Mtr.  v.  S.  B.  Smith. 
Kopenhagen  1890—94.  Bd.  I  (1611—67),  Bd.  II  (1667—1740),  Bd.  III  (1740—1828). 
Kopenhagen,  Hagerups  Forlag  1911.  —  Holger  Fr.  Rerdam,  Fyenske  Studenter  ved 
Kjebenhavns  Universitet  1479—1611.  —  S.  Birket-Smith,  Kjebenhavns  Universitets 
Matrikel  I  (1611—67),  II  (1667—1740),  III  (1740—1828,  dieser  Band  ist   noch   nicht  ab- 

x)  Tiroler  und  Vorarlberger  studierten  vor  Errichtung  der  Innsbrucker  Universität 
gewöhnlich  in  Freiburg,  Ingolstadt,  Dillingen  und  Bologna. 


Universitätsmatrikeln.  93 

geschlossen).  Kopenhagen  1890  ff.  —  H.  P.  Selmer,  Akademiske  Tidender  I— IV,  Kopen- 
hagen 1833—41  (enthält  Studenten  1824—36),  danach  sind  die  Studenten  verzeichnet 
in  „Kjebenhavns  Universitets  Aarboger"  (Jahrbücher  der  Kopenhagener  Universität).  In 
Norwegen  und  Dänemark  ist  es  gebräuchlich,  jedes  Jahr  ein  Buch  über  die  Studenten, 
die  ihre  25  jährige  Jubelfeier  halten  können,  herauszugeben. 

Krakau.  Gegründet  1364,  erneuert  1400.  —  Album  studiosorum  universitatis  Cra- 
coviensis.  Tom.  1  (ab  a.  1400  ad  a.  1489)  ed.  Zegota  Pauli  et  Boleslaus  Ula- 
nowski.  Cracoviae  1887.  Tom.  2  (ab  a.  1490  ad  a.  1551)  ed.  Adam  Chmiel.  Ebd. 
1892.  —  Auszüge:  Das  älteste  Matrikelbuch  der  Universität  Krakau.  Beschr.  u.  Ausz., 
mitgeteilt  durch  Heinrich  Zeissberg.  Festschr.  z.  400 jähr.  Jubelfeier  der  Ludwig- 
Maximilians-Universitätzu  München.  Innsbruck,  Wagner  1872.  —  Deutsche  Scholaren 
in  Krakau  in  der  Zeit  der  Renaissance,  1460—1520,  v.  Q.  Bauch.  Breslau  1900 
=  78.  Jahresber.  der  Schlesischen  Gft.  f.  vaterl.  Kultur.  1900.  3.  Abt.  S.  1  ff.  Dazu 
Kasimir  von  Morawski,  Historya  Uniwersytetu  Jagiellonskiego  (Geschichte  der 
Universität  Krakau).  Krakau  1900.  —  Personalverz.  s.  1850.  Ausk.  erteilt  die  Universi- 
tätskanzlei. 

Kulm  1366.  Die  Stiftung  wurde  erst  1554  ausgeführt,  aber  ist  nicht  weit  gediehen. 
Verbleib  der  Matrikel  ist  unbekannt. 

Landshut  1800,  wurde  1826  nach  München  verlegt,  siehe  das  für  Ingolstadt  Ge- 
sagte. —  General-Repertorium  über  sämtliche  an  der  Ludwig-Maximilian-Universität 
Landshut  1800—1826  immatrikulirte  Studirende.  Friedberg  1861.  —  Ausk.  erteilt  d. 
Universitäts-Archiv  in  München. 

Leiden  (Leyden)  1575.  Album  studiosorum  Lugduno-Bataviae  acad.  1575—1875 
von  G.  de  Rieu.  Haag  1875,  mit  alph.  Reg.  Personalverz.  s.  1877  im  Jaarboek  d. 
Ryks-Universiteit  te  Leiden.    Ausk.  erteilt  der  Sekretär  des  Senats. 

Leipzig  1409.  F.  Zarncke,  Die  urkundl.  Quellen  z.  Gesch.  d.  Univ.  Leipzig 
(Abh.  d.  Ges.  d.  Wft.  zu  Leipzig  1857)  u.  in  Kl.  Schriften  B.  2.  —  M.  W.  Drobisch, 
Beitr.  z.  Statistik  d.  Univ.  Leipzig  (Ber.  üb.  d.  Verhandl.  d.  Kgl.  Gft.  d.  Wft.  zu  Leipzig 
1848,  60ff.  u.  1849,  69ff.).  —  Die  Anfänge  der  Univ.  Leipzig.  Personalverz.  v.  1409—1419. 
Aus  den  ältest.  Mtr.  d.  Univ.  zusammengestellt  v.  Paul  Wilh.  Ullrich,  Leipzig  1895. 
—  Mtr.  d.  Univ.  Leipzig,  Ausz.  aus  derselben  a.  d.  J.  1537—1877  v.  Max  Schmidt,  stud. 
med.,  u.  Paul  Wilhelm  Ullrich,  stud.  hist.  VI.  Jg.  (1881)  des  handschr.  Jb.  d.  Ver. 
f.  Gesch.  u.  geschichtl.  Hilfswft.  an  d.  Univ.  Leipzig  „Roter  Löwe".  S.  227—288.  — 
(Wimpina,  Cr.),  Scriptorum  insignium,  qui  in  celeberr.  praesertim  Lipsiensi,  Witten- 
bergensi,  Francofordiana  ad  Oderam  academiis  a  fundat.  usque  ad  annum  1515  florue- 
runt,  centuria  ab  auctore  eius  temp.  anonymo,  ed.  a.  J.  J.  Madero.  1660.  —  Georg  Erler, 
Die  Mtr.  d.  Univ.  Leipzig:  1.  Bd.  Die  Immatrikulationen  v.  1409—1559.  Leipzig  1895 
(=  Codex  diplomaticus  Saxoniae  Regiae,  2.  Haupttl.,  XVI.  Bd.).  2.  Bd.  Die  Promotionen 
v.  1409—1559,  Leipzig  1897  (=  Cod.  dipl.  2.  Haupttl.,  XVII.  Bd.).  3.  Bd.  Reg.  1902 
(=  Cod.  dipl.  2.  Haupttl.,  XVIII.  Bd).  —  Georg  Erler,  Die  jüngere  Mtr.  d.  Univ. 
Leipzig  1559 — 1809  als  Personen-  u.  Ortsreg.  bearbeitet  u.  durch  Nachtr.  aus  d.  Pro- 
motionslisten  ergänzt.  I.  Bd.  Die  Immatrikulationen  \y.  Wintersemester  1559  bis  z. 
Sommersemester  1634.  Leipzig  1909.  II.  Bd.  Die  Immatrikulationen  v.  Wintersemester 
1634  bis  z.  Sommersemester  1709.  Leipzig  1909.  III.  Bd.  Die  Immatrikulationen  v. 
Wintersem.  1709  bis  z.  Sommersemester  1809.  Leipzig  1909.  Vgl.  über  dieses  hoch- 
wichtige Werk  Paul  Rachel,  Die  jüngere  Matrikel  der  Universität  Leipzig  1559 — 1809 
in:  Dresdner  Anzeiger,  Sonntags-Beilage  1910,  Nr.  4,  S.  12ff.  —  Die  in  Leipzig  von 
1409—1600  studierenden  Aachener  v.  Loersch,  AG  13.  1891.  —  Die  theologischen  Pro- 
motionen an  d.  Univ.  Leipzig  (1428— 1539)  v.  Th.  Brieger.  Leipzig  1890.  — H.  Wuttke, 
Collegium  beatae  virginis  in  Universitate  Lipsiensi.  Leipzig  1859.  —  E.  G.  Gersdorf,  Die 
Rektoren  der  Univ.  Leipzig.  Denkschr.  z.  2.  Juni  1869,  MDGL  5.—  P.  Pfotenhauer, 
Schlesier  als  Rektoren  d.  Univ.  Leipzig  in  dem  ersten  Jahrh.  ihres  Bestehens,  ZVGS  XVII, 
1883,  S.  177 ff.  —  Herrn.  Freytag,  Die  Beziehungen  der  Univ.  Leipzig  zu  Preußen  v.  ihrer 
Begründung  bis  z.  Reformation  (mit  zahlreichen  biogr.  Nachr.)  ZWG  44.  Bd.  1902.  — 
Th.  Wotschke,  Posener  Studenten  in  Leipzig  bis  1560,  HMPIV(1903),  Nr.  9.  — Meier, 


g4  Universitätsmatrikeln. 

Frdr.,  Annaberger  Studenten  auf  den  Universitäten  Leipzig  u.  Wittenberg  im  16.  Jht. 
Mtlg.  d.  Ver.  f.  d.  Gesch.  Annabergs  XI.  —  Alois  John,  Egerer  Studenten  an  d.  Leip- 
ziger Univ.  (1413—1556).  Eger,  Selbstverlag  1907.  — Die  Schrift  „Chronik  der  ,Canitz- 
Gesellschaft'  zu  Leipzig",  die  anläßlich  des  35.  Stiftungsfestes  der  Leipziger  „Canitz- 
Gesellschaft"  von  Bert  hold  Graf  zu  Lynar  verfaßt  ist,  enthält  rund  350  kurzgefaßte 
Personalien  der  Mitglieder  dieser  Studentenvereinigung.  —  Kreussler,  H.  G.,  Beschr. 
d.  Feierlichkeiten  am  Jubelfeste  der  Univ.  Leipzig  am  4.  Dezember  1809  nebst  kurzen 
Lebensbeschr.  der  Herren  Professoren.  Mit  27  Bildnissen  u.  11  andern  Kupfern. 
Leipzig  1810.  —  Von  der  Jubiläumsliteratur  des  Jahres  19091):  (abgesehen  von  der 
bereits  genannten  Herausgabe  der  jüngeren  Matrikel)  als  vornehmste  u.  auch  d.  Fa- 
milienforscher äußerst  nützliche  zu  nennen:  Festschr.  z.  Feier  des  500jährigen  Bestehens 
d.  Univ.  Leipzig,  herausgeg.  v.  Rektor  u.  Senat  (4  Bde.).  Hiervon  enthält  der  1.  Bd.: 
Die  Leipziger  theologische  Fakultät  in  fünf  Jahrhunderten,  von  Otto  Kirn;  der  2.  Bd.: 
Die  Leipziger  Juristenfakultät,  ihre  Doktoren  u.  ihr  Heim,  v.  Emil  Friedberg.  Diese 
beiden  Bände  enthalten  ein  reiches  personengeschichtliches  Material.  —  Außerdem  sei 
erwähnt:  Kat.  d.  Universitäts-Jubiläums- Ausstellung  Leipzig  1909  (S.  36ff.  Medaillen; 
S.  119ff.  Studentenstammbücher,  mit  Angaben  d.  Besitzer;  S.  175 ff.  Porträts,  mit  An- 
gabe d.  Besitzer).  —  Vgl.  KarlBinding,  Die  Feier  des  500jährigen  Bestehens  d.  Univ. 
Leipzig.  Amtlicher  Ber.  im  Auftr.  d.  ak.  Senats.  Leipzig  1910.  (Die  Glückwunsch- 
adressen zeigen  zahlreiche  Unterschriften.)  Die  Liste  der  ehemaligen  Leipziger  Studenten 
aus  der  Schweiz  S.  333  ff.  —  Personalverz.  s.  1830.   Ausk.  erteilt  der  Universitätsrat. 

Lemberg  (Lwöw,  Galizien,  Österr.-Ung.)  gegr.  1784,  reorg.  1817,  früher  mit 
deutscher,  seit  1871  mit  polnischer  Unterrichtssprache.  Es  besteht  ein  Personalverz. 
d.  Professoren  u.  Dozenten.    Ausk.  erteilt  die  Kanzlei  der  Univ. 

Loewen  (Louvain),  1426,  erneut  1793,  ausgesprochen  katholisch  seit  1835.  LeMatricule 
de  l'universite  de  Louvain  (1426 — 1453)  v.  E.  Reusens.  Bruxelles  1903.  Mit  alph.  Reg. 

—  E.  Laloire,  L'Union  des  etudiants  anversois  ä  Louvain.  Histoire  des  nobles  et  doctes 
juristes  anversois  ä  l'Universite  de  1687  ä  1794,  in  den  Annales  de  l'academie  royale 
d'Archeologie  de  Belgique.  5.  Serie,  1  1898,  S.  585 ff.  —  V.  Brandts,  La  faculte  de  droit 
de  l'universite  de  Louvain  ä  travers  cinq  siecles.  Louvain  1906.  —  L.  Boone,  Een 
turnhoutsche  Studenten  Kring  in  de  oude  Hoogeschool  van  Leuven,  in:  Taxandria, 
Annales  du  Cercle  historique  et  archeologique  de  la  Campine  III  (1906 — 1907),  S.  135  ff. 

—  Chanoine  Laenen,  Les  origines  de  la  nouvelle  universite  de  Louvain,  in:  La  vie 
diocesaine  (Malines)  III  1909,  S.  194ff.  —  Jos.  Wils,  La  congregation  des  theologiens 
campinois  de  l'ancienne  Universite  de  Louvain,  in  den  Analectes  pour  servir  ä  l'hi- 
stoire  ecclesiastique  de  la  Belgique:  3*  Serie  I  (XXXI.  der  ganzen  Slg.)  1905,  S.  360ff. ; 
drs.,  Les  etudiants  *  des  regions  comprises  dans  la  nation  germanique  ä  l'universite  de 
Louvain  I  1642—1776.  Louvain  1909.  II  1834—1909.  Louvain  1910.  —  Im  Jb.  d.  Univ. 
werden  s.  1837  die  Ergebnisse  der  Examina  veröffentlicht.  Ausk.  erteilt  d.  Kgl.  Archiv 
in  Brüssel  oder  die  Kgl.  Bibl.  in  Louvain. 

Lund  (Schweden)  1666.  M.  Weibull  och  E.  Tegner,  Lunds  universitet  historia. 
2  Bde.,  1868.    Publ.  Acta  universitatis  Lundensis. 

Mainz  1477.  F.  W.  E.  Roth,  Niederrheinische  Gelehrte  an  der  Mainzer  Univ.  v. 
15.— 17.  Jht.  (Beitr.  z.  Gesch.  des  Niederrheins  14);  drs.,  Z.  Gesch.  der  Juristenfakultät 
zu  Mainz  im  15.  u.  16.  Jht.  (Jb.  d.  Savigny-Stiftg.  f.  RG.  Germ.  Abt.  1902).  —  E.  Verz. 
graduierter  Philosophen  v.  1565  bis  1618  findet  sich  in:  Nomina  reverendorum  .  .  do- 
minorum  qui . .  suprema  eiusdem  laurea  vel  condecorati  vel  academico  calculo  ea  digni 
iudicati  fuerunt.  Moguntiae  1618.  —  Ausz.  aus  d.  Mtr.  bei  Henr.  Knodt,  De  Moguntia 
litterata  commentationes  historicae  (Mainz  1751).—  Die  ungedruckten  Mtr.,  soweit  sie 
erhalten,  werden  im  Großh.  Haus-  u.  Staatsarchiv  in  Darmstadt  aufbewahrt.  Teile  der 
Mainzer  Mtr.  liegen  im  Allgemeinen  Kgl.  Reichsarchiv  in  München. 

*)  Vgl.  Verz.  d.  z.  Feier  des  500jährigen  Bestehens  der  Univ.  Leipzig  erschienenen 
Veröff.:  Leipziger  Kai.  VII  (1910),  273—277. 


Universitätsmatrikeln.  95 

Marburg  1527.  K.  W.  Justi,  Grundzüge  einer  Gesch.  d.  Univ.  Marburg.  Mar- 
burg 1827.  —  Mirbt,  D.  katholisch-theologische  Fakultät  zu  Marburg.  Marburg  1905. 
—  Catalogus  studiosorum  scholae  Marpurgensis  per  annos  1527 — 1628  descriptus,  ed 
Julius  Caesar.  Marburgi,  Elwert,  1875—1887.  Pars  I,  1527—1547,  ebd.  1875.  Pars  II 
1547  —  1571,  ebd.  1877.  Pars  III,  1571  —  1604.  Accedunt  Guilelmi  et  Ludovici  Land 
graviorum  edicta  a.  1575  emissa.  ebd.  1882.  Pars  IV,  1605—1628,  ebd.  1887.  Diese 
Teile  erschienen  zuerst  als  Marburg.  Universitätsprogr.,  Particulae  1 — 14,  z.  Feier  d. 
Geburtstages  Kaiser  Wilhelms  I.  in  d.  J.  1872—1886.  Die  Mtr.  d.  J.  1629—1636  er- 
schien als  Universitätsprogr.  z.  Einführung  d.  neuen  Rektors  1888  (hrsg.  v.  W.  Falcken- 
heiner)  u.  d.  T.:  „Catalogi  studiosorum  Marpurgensium  cum  brevibus  annalibus  con- 
iuncti  fasciculus  decimus  quintus  annos  ab  1629  ad  usque  1636  complectens.  Marburg, 
C.  L.  Pfeil  1888.  —  Personen-  u.  Ortsreg.  zu  den  Mtr.  aus  d.  Annalen  d.  Univ.  Mar- 
burg v.  1572  —  1652  v.  Wilhelm  Falckenheiner,  Marburg  1904.  Die  neueren 
Jahrg.  1653 — 1769  seit  1903  durch  Th.  Birt  in  den  Universitätsprogr.  veröffentlicht. — 
Die  Stipendienreform  d.  Landgrafen  Philipp  i.  J.  1560  u.  d.  älteste  Marburger  Stipen- 
diatenalbum v.  Wilh.  Diehl  in:  Philipp  d.  Großmütige.  Beitr.  z.  Gesch.  s.  Lebens  u. 
s.  Zeit.  Hrsg.  v.  d.  Histor.  Ver.  f.  d.  Großherzogtum  Hessen.  Marburg  i.  H.  1904. 
S.  229 — 296.  —  Stipendiatenbuch  d.  Hessen-Darmstädt.  Univ.  Gießen  u.  Marburg  v.  1605 
bis  1774,  hrsg.  v.  W.  Diehl  (auch  als  hess.  Pfarrerbuch).  Hirschhorn  a.  N.  1907  (Quellen 
u.  Studien  z.  hess.  Schul-  u.  Univ.-Gesch.  H.  4).  —  Stipendiatenbuch  d.  Univ.  Marburg 
v.  1564—1624,  hrsg.  v.  W.  Diehl  (auch  als  hess.  Pfarrerbuch).  Marb.  1902  (ebd.  H.  6) 
Ausk.  ü.  d.  ungedr.  Mtr.  erteilt  d.  Kgl.  Staatsarchiv  Marburg.  Personalverz.  seit  1823  (31). 

Montpellier  1181.  1289.  Einzelne  Namen  in:  Cartulaire  de  l'universite  de  Mont- 
pellier. Publie  sur  les  auspices  du  conseil  generäl  'des'  "facultes  de  Montpellier.  T.  1 
(1181—1400).     Montpellier  1890. 

München,  von  Landshut  hierher  verlegt  1826.  C.  Prantl,  Gesch.  der  Ludwig- 
Maximilians-Univ.  in  Ingolstadt,  Landshut,  München.  2  Bde.  München  1872.  Vgl.  o. 
S.  93.     Personalverz.  seit  1826.    Ausk.  erteilt  d.  Universitätsarchiv. 

Münster,  gest.  1773,  eröffnet  1780  mit  drei  Fakultäten,  1818  Ak.  mit  zwei  Fakul- 
täten, 1902  Univ.  mit  drei  Fakultäten.  Mtr.  sind  nicht  gedruckt.  Ausk.  erteilt  d.  Uni- 
versitäts-Sekretariat geg.  entspr.  Entschädigung. 

Neuenburg-Neucbätel  1866,  neu  organisiert  1894.  Personalverz.  erscheint  a.  Ende 
jedes  Semesterprogr.     Ausk.  erteilt  le  secretaire  de  l'academie. 

Olmütz,  1566  gestiftet,  1581  eröffnet,  v.  1779  —  1783  in  Brunn,  1827  reorganisiert, 
1855  aufgehoben,  jetzt  nur  kath.-theol.  Fakultät  daselbst. 

Orleans.  Fournier  in  Nouvelle  Revue  historique  de  droit  Fran<j.  et  etranger  12, 
386—431.  Liste  der  Mitglieder  d.  deutschen  Nation  v.  J.  1378  (58  Namen).  Die  Stu- 
denten d.  deutschen  Nation  bearbeitet  Prof.  Knod  in  Straßburg. 

Oxford.  Register  of  the  University  of  Oxford,  Parts  1—4  Oxford  (1884—1889). 
Personalverz.  siehe:  Alumni  Oxfordienses  bei  J.  Foster,  seit  1800.  Ausk.  erteilt  The 
registrar  of  the  University  of  Oxford. 

Paderborn,  gegr.  1615,  aufgehoben  1844  u.  in  e.  phil.-theol.  Lehranst.  verwandelt. 
J.  Freisen,  D.  Univ.  Paderborn.  T.  1.  Qu.  u.  Abh.  v.  1614—1808.  Paderborn  1898. 
Mtr.  sind  nicht  gedruckt.  Prof.  Dr.  Freisen  in  Würzburg  ist  mit  d.  Bearbeitung  be- 
schäftigt. 

Padua  1222.  Matrikel  noch  unediert.  Auszüge:  Rheinländer  Studenten  im  16.  u. 
17.  Jht.  auf  d.  Univ.  Padua  v.  Gustav  C.  Knod,  ANR  68,  133 ff.  —  Oberrheinische 
Studenten  im  16.  u.  17.  Jht.  auf  d.  Univ.  Padua  v.  Gustav  C.  Knod,  ANR  1899.  Vgl. 
ferner  Monumenta  della  Universitä  di  Padova  1222 — 1405,  raccolti  da  Andrea  Gloria. 
Vol.  1,  2,  3.  Padova,  1884.  1888.  Tip.  del  Seminario  =  Studi  editi  della  Universitä  di 
Padova  a  commemorare  l'ottavo  centenio  dalla  origine  della  Universitä  di  Bologna. 
Vol.  1,  2.  1899.  (D.  Bd.  ü.  d.  J.  1222—1318  ist  auch  als  Bd.  XXII  der  Memorie  del 
Istituto  R.  Veneto  de  Scienze,  Lettere  ed  arti  ausgegeben  worden.)  —  Giano,  Giu- 
seppe, L'archivio  antico  della  universitä  di  Padova.    Venezia  1893.    Die  Herausgabe 


Q5  Universitätsmatrikeln. 

der  Akten  der  deutschen  Nation  (Proben  daraus  hat  Luschin  von  Ebengreuth  in 
snr.  Abh.  ü.  Österreicher  an  italienischen  Universitäten  geboten)  wird  vom  R.  Istituto 
storico  di  Scienze  usw.  in  Venedig  geplant.  Erschienen  ist:  Rotulus  et  Matricula  Ju- 
ristarum et  Artistarum  Qymnasii  Patavini.  A.  MDXCII — III  im  J.  18Q2. —  I.A.  Andrich 
und  Bl.  Brugi,  De  natione  Anglica  et  Scota  juristarum  universitatis  Patavinae  ab  a. 
MCCXXII  usque  ad  a.    MDCCXXXVII. 

Paris  1200  bzw.  1257.  Dr.  Budinski,  D.  Univ.  Paris  u.  d.  Fremden  an  derselben 
im  MA.  Berlin  1876.  Auctuarium  zu  d.  zahlreiche  Namen  enthaltenden:  Cartularium 
Universitatis  Parisicae  ed.  H.  Denifle  et  Aem.  Chatelain,  T.  1 — 4  (1260  — 1452), 
Paris  1889 — 97,  welches  den  über  Procuratorum  nationis  Anglicanae  (Alemanniae)  ab 
anno  1333—1466,  Vol.  I,  II  (1894—97),  enthält.  Da  es  sich  über  eine  Zeit  erstreckt,  in 
der  in  Deutschland  erst  Universitäten  entstanden,  so  ist  diese  Matrikel  d.  in  Paris  wie 
in  Orleans  besonders  begünstigten  Deutschen  Nation  v.  großem  Wert.  Die  gesamten 
Mtr.  sind  nicht  gedruckt.  Personalverz.  werden  nicht  herausgeg.  Doch  gibt  es  im 
Druck  wenigstens  eine  Veröff.  solcher  Art:  Personalverz.  der  Pariser  Univ.  von  1464 
und  die  darin  aufgeführten  Handschriften-  u.  Pergamenthändler  von  Max  Spirgatis 
=  1.  Beiheft  z.  ZB.  1888.  —  P.  Ferret,  La  faculte  de  Theologie  de  Paris  et  ses  doc- 
teurs  les  plus  celebres  (Epoque  moderne,  Vlle  tome,  XVIII  siecle,  revue  litteraire,  Paris 
1910).  —  Auskunft  erteilen  die  Sekretariate  der  Fakultäten,  bei  denen  die  Mtr.  verwahrt 
werden.     Dem  Publikum  sind  sie  nicht  zugänglich. 

Parma  1025.  Schriften  ü.  diese  Univ.  finden  sich  verzeichnet  auf  S.  182 — 186 
der  „Bibliografia  delle  provincie  parmensi,  compilata  da  Raimondo  di  Soragna. 
Parma  1886". 

Perugia.  Gegründet  1308.  Adolf  Stölzel,  Die  in  Perugia  von  1515 — 1656  im- 
matrikulierten Deutschen,  in  seiner  Schrift:  „Die  Entwickelung  des  gelehrten  Richter- 
tums  in  deutschen  Territorien",  II,  1872,  S.  9ff. 

Pisa  1343.  Dal  Borgo,  Cav.  Flaminio,  Dissertazione  epistolare  sulF  origine  dell' 
Universitä  di  Pisa.  Pisa  1765.  —  Storia  dell'  Universitä  di  Pisa  dal  1737  al  1859  scritta 
per  Everardo  Micheli  Scolopio  in  continuazione  dell'  altra  publicata  da  Angelo 
Fabroni  (Padua  1877).  Es  erschien  nur  Bd.  I  (1737  —  1799).  Fabroni,  Angelo,  Hi- 
storiae  academiae  Pisanae.    Paris  1791 — 1795    3  vol.   4°. 

Pont  ä  Mousson.  Univ.  v.  1571bis  zur  franz.  Rev.,  von  Westdeutschen  stark  besucht. 

Posen,  Kgl.  Ak.  1903.    Keine  Personalverz.    Ausk.  erteilt  das  Rektorat. 

Prag  1348.  W.  W.  Tomek,  Gesch.  der  Prager  Univ.  Prag  1849.  —  Monumenta 
historica  Universitatis  Prag.  Bd.  I,  Prag  1830/32,  enth.  d.  Dekanatsbuch  d.  phil.  Fakultät 
mit  sämtl.  Graduierten  von  1367—1585.  Bd.  II  ff.,  Prag  1834—48,  enthält  Teile  d.  Mtr. 
—  Personalverz.  seit  1826.  Die  k.  k.  Universitätskanzlei  gestattet  Einsichtnahme  u.  Ab- 
schrifterhebung aus  d.  ungedruckten  Mtr. 

Rinteln  1619,  eröffnet  1620,  aufgehoben  10. 12.  1809.  Verbleib  d.  Mtr.  war  weder 
in  Rinteln,  Kassel,  Göttingen,  Marburg  noch  im  Kloster  Fischbeck  zu  ermitteln. 

Rostock  1419—31.  1439 — 43  hatte  wegen  d.  vom  Baseler  Konzil  über  Rostock 
verhängten  Interdikts  d.  Univ.  ihren  Sitz  in  Greifswald.  1760  wurde  sie  nach  Bützow 
verlegt.  Da  indessen  die  vom  Rat  angestellten  Professoren  in  Rostock  ihre  Vorlesungen 
fortsetzten,  so  bestanden  damals  zwei  mecklenburgische  Universitäten,  bis  1789  ihre 
Wiedervereinigung  in  Rostock  erfolgte.  —  O.  Krabbe,  D.  Univ.  Rostock  im  15.  u. 
16.  Jht.  2  T.  Rostock  1854.  —  Die  Mtr.  d.  Univ.  Rostock,  hrsg.  v.  Adolph  Hof- 
meister. LT.  (1419  —  1499),  Rostock  1889;  IL  T.  (1499  — 1611),  ebd.  1891;  III.  T. 
(1611  —  64),  ebd.  1895;  IV.  T.  (1694-1789).  Anh.:  Die  Matrikel  d.  Univ.  Bützow  (1760 
bis  1789),  ebd.  1904.  V.  T.  (1879—1831),  bearb.  v.  Ernst  Schäfer,  ebd.  1912.  Ohne 
alph.  Reg.  Personalverz.  seit  1831.  Ausk.  erteilt  d.  Sekretariat  d.  Univers,  auch  üb.  d.  Mtr. 
v.  Bützow.  Regierungsbibliothekar  Prof.  Dr.  Schäfer  in  Schwerin  erteilt  aus  dem  von 
ihm  bearbeiteten  Register  Ausk.  gegen  geringe  Gebühren. 

Saalfeld.  D.  Univ.  Jena  verweilte  hier  v.  Ende  Juli  1578  bis  9.  März  1579  wegen 
der  in  d.  Umgegend  von  Jena  herrschenden  Pest.  S.  Sagittarius,  Saalfeldische  Hi- 
storie, Handschr.  des  Herzogl.  Archivs  zu  Koburg,  S.  594 f.  (jetzt  v.  Devrient  hrsg.). 


Universitätsmatrikeln.  97 

Prof.  Eulenburg  in  Leipzig  hat  sich  damit  beschäftigt  (Frequenz  der  deutschen  Uni- 
versitäten, 1904).  Auskunft  erteilt  d.  Stadtbibl.  Trier,  falls  nicht  zu  umfangreich.  Zu 
größeren  Arbeiten  müßte  Übersendung  d.  Mtr.  an  e.  öffentl.  Bibl.  erfolgen. 

Salzburg  1620 — 1810.  Auszüge  gedruckt  in  den  Triennialberichten  (1697  — 1794). 
Anton  Hittmair,  Aus  der  Salzburger  Universitäts-Matrikel,  MGSL  35  (1895),  S.  145. 

—  F.  V.  Zillner,  Aus  der  Salzburgischer  Univ.-Mtr.,  MGSL  23  (1883),  S.  40. 

Straßburg  i.  Eis.,  Ak.  Gymn.  1536,  Univ.  1566—1621,  reorganisiert  1872.  H.  Ho- 
seus,  D.  Kaiser-Wilhelms-Univ.  zu  Straßburg.  E.  Festschr.  z.  1.  Mai  1897.  Straßburg 
1897.  —  S.  Hausmann,  D.  Kaiser-Wilhelms-Univ.  Straßburg.  Ihre  Entwickig.  u.  ihre 
Bauten.  Straßburg  1897.  —  Gustav  C.  Knod,  D.  alten  Mtr.  d.  Univ.  Straßburg  v. 
1621—1793,  Straßburg,  3  Bde.,  1897,  1901  (=  Urkunden  u.  Akten  d.  Stadt  Straßburg, 
Abt.  3).  Vgl.  auch  O.  Berger-Levrault,  Annales  des  professeurs  des  academies  et 
universites  alsac.  1525 — 1872.  Nancy  1891.  —  Personalverz.  seit  1872.  Ausk.  erteilt 
Prof.  Dr.  Knod,  Straßburg  i.  Eis. 

Trier  1472.  Nach  Kaufmann  begann  d.  Dekanatsbuch  1473,  zeigte  aber  nach 
wenigen  Jahren  vollständigen  Stillstand.    Aufgehoben  1798.    Mtr.  sind  nicht  gedruckt. 

Tübingen  1477.  K.  Klüpfel,  Gesch.  der  Univ.  Tübingen.  Tübingen  1849.  — 
Heinrich  Hermelink,  Die  Theologische  Fakultät  in  Tübingen  vor  d.  Reformation 
1477—1534.  Tübingen  1906.  —  (R.  v.  Roth),  Urkunden  zur  Gesch.  d.  Univ.  Tübingen 
aus  d.  J.  1476—1550.  Tübingen  1877.  Mit  alph.  Reg.  (hierin  d.  Mtr.  v.  1477—1545).— 
Die  Matrikeln  d.  Univ.  Tübingen.  Im  Auftr.  d.  Württembergischen  Komm.  f.  Landesgesch. 
hrsg.  v.  Hnr.  Hermelink.  Stuttgart.  I.  Bd.  Die  Matrikeln  v.  1477—1600.  Stuttgart  u. 
Berlin  1906.  —  Elze,  Die  Univ.  Tübingen  u.  d.  Studenten  aus  Krain.    Tübingen  1877. 

—  v.  Pusikan,  Fürsten,  Grafen,  Herren  u.  Ritterbürtige,  welche  v.  1477 — 1628  zu  Tü- 
bingen studiert  haben,  nach  Ramslers  Palmenzweig  mitgeteilt,  VJH  4, 55  ff.  —  Personalverz. 
seit  1817.    Ausk.  erteilt  d.  Universitätsbibl.,  soweit  Zeit  vorhanden  ist. 

Upsala  1477.  1593 — 95  neu  errichtet.  Aksel  Andersson,  Upsala  Universitets 
Matrikel  1—4  1595  —  1680,  Upsala  1900— 1904,  wird  fortgesetzt.  Claes  Annerstedt, 
Upsala  Univ.  Historia.  Bd.  I  (1477—1654)  1877.  Bd.  II  (1655— 1718)  1908.  — Rnh.  Geijer, 
Ups.  Universitet  1872 — 1897,  Ups.  1897.  (Systematische  Übersicht  ü.  deren  Vorstände, 
Lehrer  und  Beamte  nebst  Bibliographie  S.  1 — 183.)  Personalverz.  vor  1818  in  einzelnen 
Jahren,  seit  1818  regelmäßig.    Ausk.  erteilt  die  Universitätsbibl.  resp.  Kopisten. 

Utrecht  1636.  Album  studiosorum  Academiae  Rheno-Trajectinae  1636  — 1886. 
Ultrajecti  1886  mit  alph.  Reg.  (soll  schlecht  bearbeitet  sein).  Personalverz.  jährlich  in 
dem  Jaarboek  der  Ryks-Universiteit  te  Utrecht,  seit  1878.  Ausk.  erteilt  der  Archivar 
des  Senats. 

Wien  1365  —  84.  Erman  u.  Hörn,  Bibliographie  d.  Deutschen  Universitäten  II. 
Leipzig  1904,  Nr.  18994—18999.  —  Rektorenliste  v.  1365  an,  siehe  Erman  u.  Hörn  II, 
Nr.  18  890  ff.  Professorenlisten  in  dem  Universitäts- Schematismus  von  1787  an,  1.  c.  II 
18415ff.  u.  in  d.  Übersicht  d.  ak.  Behörden  v.  1850  an,  1.  c.  II  19008  f.  u.  Nachtr.  S.313. 

—  D.  Wien.  Univ.  u.  ihre  Gelehrten  1520—1565.  Wien  1888  (=J.  Aschbach,  Gesch. 
d.  Wiener  Univ.  Bd.  3).  Dazu  Nachträge  von  W.  Hartl  u.  K.  Seh  rauf.  Wien  1898. 
2  T.  —  D.  Mtr.  d.  Wiener  Univ.  Bd.  1.  V.  d.  ältesten  Zeit  bis  inkl.  Sommersemester 
1420.  Hrsg.  v.  Wenzel  Hartl  u.  Karl  Seh  rauf.  Wien  1889.  —  Mtlg.  aus  d.  Ma- 
trikelbuche d.  rhein.  Nation  bei  der  K.  K.  Univ.  Wien  (v.  R.  Kink)  1852.  —  D.  Mtr. 
d.  Ungarischen  Nation  an  d.  Wiener  Univ.  1453 — 1630.  Hrsg.  v.  K.  Schrauf.  Wien 
1902.  —  K.  Schrauf,  Z.  Gesch.  d.  Studentenhäuser  an  d.  Wiener  Univ.  (Mtlg.  d.  Gs. 
f.  dt.  Erziehung,  Bd.  5).    Kurze  Ausk.  erteilt  das  Universitätsarchiv. 

Wittenberg  1502,  wegen  d.  Pest  v.  August  1527  bis  z.  April  1528  u.  v.  Juli  1535 
bis  z.  Februar  1536  in  Jena,  nach  Halle  verlegt  1817.  J.  Bolte,  Aus  der  Wittenberger 
Universitätsmtr.  1560—1660  in  d.  Zeitschr.  f.  deutsche  Philol.,  Bd.  20,  1888,  S.  80ff.  — 
Mtlg.  d.  Ver.  f.  Gothaische  Gesch.  u.  Altertumsk.,  Jg.  I.  Zusammenstellung  d.  Gothaer 
Studenten  a.  d.  Univ.  Wittenberg,  J.  IV.    Die  i.  W.  z.  Pfarramt  ord.  Gothaer  1536—72. 

—  J.  Köstlin,  Die  Baccalaurei  u.  Magistri  d.  Wittenberger  philosophischen  Fakultät 
1503—1576  (Osterprogr.  d.  Univ.  Halle  1873  ff.).  —  Album  academiae  Vitebergensis  ab 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  7 


Qg  Universitätsmatrikeln. 

a.  Chr.  1502  usque  ad  1602.  Vol.  1  (1502—60),  ed.  K.  E.  Förstemann.  Lipsiae  1841  (in 
anastat.  Neudr.  Halle  1906).  Vol.  2  (1560—1602).  Halis  1895.  Vol.  3  (Indices)  ib.  1905 
(vgl.  Luschin  von  Ebengreuth,  Göttinger  Gelehrte  Anzeigen,  1897,  S.  663). —  Liber 
decanorum  facultatis  Theologicae  Academiae  Vitebergensis,  ex  autographo  ed.  Carl 
Ed.  Förstemann.  Leipzig  1838.  —  G.  Buchwald,  Wittenberger  Ordiniertenbuch, 
Bd.  I  1537  —  1560,  Bd.  II  1560—1572.  Leipzig  1894—95.  Mit  alph.  Reg.  —  G[ärtner], 
Die  in  Wittenberg  von  1539—1572  ordinierten  Zittauer.  Mtlg.  d.  Gsft.  f.  Zittauer  Gesch., 
Nr.  5  1908).  —  Zahlreiche  Personalien  z.  Gesch.  d.  Univ.  Wittenberg  im  16.  Jht.  bei 
Karl  Pallas,  Die  Registraturen  d.  Kirchenvisitationen  im  ehemals  sächsischen  Kur- 
kreise 2,  1.    Halle  1906,  S.  53  ff.    Ausk.  erteilt  d.  Universitäts-Sekretariat  in  Halle. 

Würzburg  1402.  F.  X.  v.  Wegele,  Gesch.  d.  Univ.  Würzburg.  2  T.  Würzburg 
1882.  Die  Mtr.  beginnen  mit  d.  J.  1582;  sie  sind  nicht  gedruckt.  Personalverz.  seit 
1831.    Ausk.  erteilt  die  Kanzlei  des  Rektorates. 

Zürich  1832—33.    Personalverz.  seit  1864  im  Ak.  Taschenbuch.     Die  Universitäts- 
kanzlei erteilt  Ausk.  ü.  d.  ungedruckten  Mtr. 

Im  Jahresbericht  f.  Mecklenburgische  Gesch.  u.  Altertumsk.  49.  Jahrg.  1884 
u.  50.  Jahrg.  1885  sind  2723  Mecklenburger  verzeichnet,  die  von  der  Grün- 
dung der  betreffenden  Universitäten  an  bis  zur  Zeit  des  30jährigen  Krieges 
auf  den  Universitäten  Basel,  Dorpat,  Erfurt,  Frankfurt  a.  O.,  Greifswald,  Heidel- 
berg, Helmstedt,  Jena,  Köln,  Königsberg,  Leyden,  Marburg,  Prag,  Straßburg, 
Tübingen,  Upsala,  Wittenberg  immatrikuliert  gewesen  sind.  Die  Nach- 
weisungen sind  teils  direkt  aus  gedruckten  Matrikeln  geschöpft,  teils,  so- 
weit ein  Abdruck  der  letzteren  noch  nicht  erfolgt  war,  auf  Kosten  des 
Vereins  von  Professoren  und  Universitäts-Sekretären  geliefert.  Auch  ist 
jedem  einzelnen  Musensohn  seine  spätere  Lebensstellung  beigefügt,  soweit 
dies  möglich  war.  —  Kolb  behandelt  die  Beteiligung  des  Zabergäus  und 
Leintales  am  akademischen  Studium  im  Mittelalter  in  den  „Vierteljahrsheften 
des  Zabergäuvereines"  1904  und  1905.  —  Leiß,  Studierende  aus  Waldeck 
vom  13. — 19.  Jahrh.,  GWP4 — 6.  —  H.  v.  Petersdorff,  Pommersche  Stu- 
dierende auf  der  Universität  Heidelberg  1386—1668,  VJH  15  (1887).  —  Vieles 
einschlagende  Material  enthält  das  erste  Buch  des  1.  Bandes  (S.  33 ff.)  des 
Werkes  von  Adolf  Stölzel  „Die  Entwicklung  des  gelehrten  Richtertums  in 
deutschen  Territorien"  1872  (Das  Rechtsstudium  bis  zum  Beginn  des 
17.  Jahrh.  §  2.  Beziehungen  Deutschlands  zu  ausländischen  Hochschulen, 
§  3.  Rechtsstudium  auf  deutschen  Hochschulen.  §  4.  Verbreitung  der 
Hessen  auf  deutschen  und  außerdeutschen  Hochschulen  —  mit  zahlreichen 
Listen).  —  Ulrich,  A.,  Niedersächsische  Studenten  auf  fremden  Universi- 
täten, VNS  1889.  —  A.  Luschin  von  Ebengreuth,  Österreicher  an  italie- 
nischen Universitäten  zur  Zeit  der  Rezeption  des  römischen  Rechts  (in  den 
Bl.  des  Vereins  für  Landeskunde  von  Niederösterreich  Jahrg.  1880 — 85  mit 
biographischen  Nachweisen  über  1452  Scholaren)  (vgl.  oben  S.  88).  Dazu  die 
Arbeiten  von  Sundermann,  Bartels,  Crecelius,  Friedlaender,  van  Kleffens  und 
Tannen  über  die  Ostfriesen  auf  Universitäten  in  d.  Jb.  d.  Gft.  f.  bildende 
Kunst  u.  vaterl.  Altert,  in  Emden  u.  im  Ostfriesischen  Monatsblatt.  —  Lein- 
berg, K.  G.,  „Om  Finske  Studerende  i  Jesuitcollegien".  Helsingfors  1890.— 
Album  academicum  der  3  Corporationen  Baltia  in  Zürich,  Livoriia  und  Baltia 
in  Karlsruhe  hsg.  v.  H.  Stavenhagen.  Dorpat  1900.  (Ausfuhr!.  Personalien 
über  die  meist  von  den  russischen  Ostseeprovinzen  stammenden  Mitglieder.) 


Korpstafeln.  99 

Außer  den  Universitätsmatrikeln  gibt  es  noch  eine  Anzahl  Drucksachen, 
die  auch,  und  besonders  in  neuerer  Zeit,  auf  die  Studienzeit  hinweisen.1) 
Dies  sind  besonders  die  Alten-Herren-Verzeichnisse  der  Korps,  Burschen- 
schaften, Landsmannschaften  und  sonstigen  schlagenden  und  nichtschlagen- 
den Verbindungen  und  Vereine,  ebenso  Korps-  usw.  Zeitungen  aller  Jahr- 
gänge. 

Im  folgenden  werden  aus  dem  „Katalog  der  Bibliothek  des  Verbandes  Korpstafeln, 
alter  Korpsstudenten  Ostern  1909"  (Marburg  a.  L.  1909),  welchen  der  Mar- 
burger Universitätsbibliothekar  Dr.  Fabricius  verfaßt  und  an  alle  öffentlichen 
Bibliotheken  Deutschlands  verschickt  hat,  die  auf  die  deutschen  Korps  be- 
züglichen Personal-Verzeichnisse  zusammengestellt.  Im  Buchhandel  sind  die 
wenigsten  von  diesen  Sachen  zu  haben.  Die  meisten  Korpsgeschichten  ent- 
halten auch  ausführliche  Mitgliederlisten,  was  meist  im  Titel  nicht  bemerkt 
ist.  Die  Bezeichnung  „Korpstafel"  bedeutet  nichts  anderes  als  Korpsliste. 
Durch  zusammenfassende  Arbeiten  sind  die  Einzellisten  nicht  überflüssig 
geworden,  weil  diese  ausführlichere  Angaben  auch  über  die  Familien  ent- 
halten. Sämtliche  im  folgenden  angeführte  Drucksachen  sind  in  der  Biblio- 
thek des  Verbandes  alter  Korpsstudenten  vorhanden.  Die  Bibliothek  wird 
vom  Verfasser  des  genannten  Katalogs  geleitet  und  steht  nicht  nur  den  Mit- 
gliedern des  Kösener  SC-Verbandes  zur  Verfügung,  sondern  überhaupt  allen, 
die  sich  ernstlich  mit  der  Geschichte  des  Deutschen  Studententums  befassen, 
wenn  sie  sich  mit  gehöriger  Legitimation  —  am  besten  durch  Vermittlung 
einer  öffentlichen  Bibliothek  —  an  den  Verwalter  der  Bibliothek  wenden. 
Vertrauenswürdige  Nichtkorpsstudenten  können  zu  wissenschaftlichen  Zwecken 
die  Sammlung  ebenfalls  benutzen. 

Kösener  Almanach.  Verz.  sämtl.  Angehöriger  des  KSCV.  München  1887/88. 

Rügemer,  Karl,  Kösener  Korpslisten  v.  1798 — 1904.  Starnberg  b.  München  (1905). 
2.  Afl.  1910.    (Für  die  Korps  des  Kösener  SC  das  maßgebendste  Werk.) 

Zander,  Leonh.,  Namentliches  Verz.  d.  Alten  Herren,  welche  d.  .  .  .  1881  ver- 
handelten Anträge  gestellt  bzw.  unterstützt  haben.    Posen  1882. 

Koch,  John,  Alph.  Verz.  v.  d.  KSCV  angehörigen  Mitgliedern  des  Verbandes  alter 
Korpsstudenten  1901.    Nachtrag  1903. 

Mitglieder-Liste  der  dem  Verband  alter  Korpsstudenten  angehörenden  Bez.-Verbde 
Januar  1908  Dresden. 

Adreßbuch  der  alten  Korpsstudenten  Schlesiens.  Hrsg.  (v.  Dr.  Veith).  Breslau 
1903.    2.  Afl.  Breslau  1905. 

Liste  der  Korpsphilister  v.  Augsburg  u.  Umgebung.    Stand  v.  15.  II.  1900. 

Adreßbuch  alter  Korpsstudenten  v.  Berlin  u.  Umgegend.  Berlin,  Janke  i.  Komm. 
Häufig  erschienen  z.  B.  1908. 

Mitgliederliste  des  Korpsphilister-Verbandes  München.    Stand  v.  15.  XI.  1896. 

Staub,  F.  L.,  Korpsliste  des  Weinheimer  SC  von  1821—1906.    Dresden  1906. 

Korpsliste  der  Vandalia  zu  Berlin  1888/9. 

Devens,  Fr.,  Biogr.  Korpsalbum  der  Borussia  zu  Bonn  1827  bis  1902.  Bonn  1902. 


x)  Ausführliche  Nachweise  über  d.  Literatur,  welche  d.  Gesch.  d.  deutschen  Stu- 
dententums behandelt,  findet  man  in  d.  Buche  v.  Friedr.  Schulze  u.  Paul  Ssymank, 
Das  deutsche  Studententum.    2.  Afl.   Leipzig  1910. 

7* 


■i  qq  Korpstafeln. 

Korpsreg.  d.  Questphalia  zu  Bonn  v.  18.  V.  1820  bis  15.  VII.  1900  (v.  van  Hees) 

Düsseldorf  1900. 

Mitgliederliste  d.  Korps  Palatia  zu  Bonn  vom  10.  VIII.  1858  bis  XII.  1906.     Bonn 

(1906). 

Moldenhauer,F.,  Korpsgesch.  u. Mitglieder-Verz.  d. Rhenania  zu  Bonn.  Bonn  1 895. 

Verz.  d.  Korpsburschen  d.  Saxonia  in  Bonn  1832—88.    Köln  1888. 

Mitglieder-Verz.  d.  Korps  Teutonia  (zu  Bonn).   Köln  1893. 

Alte-Herren-Liste  d.  Marcomannia  zu  Breslau  1895. 

Müller,  Hrm.,  Oesch.  d.  Korps  Silesia  1837—97.    Breslau  1897. 

Philister-Verz.  d.  Korps  Baruthia  in  Erlangen  nach  d.  Stand  v.  12.  VII.  1893  (v.  J.). 

Rügemer,  K.,  Oesch.  d.  Baruthia  zu  Erlangen  1803—1893.    München  1893. 

Teicher,  H.,  Das  Korps  Baruthia  zu  Erlangen  (1803—1903).     Erlangen  1903. 

Onoldias  Philister  nach  ihren  Wohnorten  zusammengestellt  u.  Aktive.  Ausg.  Jan. 
1904  o.  O.,  neue  Ausg.  1909. 

Verz.  d.  Band-  u.  Korpsschleifeninhaber  d.  Hasso-Borussia  zu  Freiburg.  Aufgestellt 
am  20.  Nov.  1898.    Freiburg  1898. 

Mitgliederliste  des  Korps  Suevia  1815—96.   Freiburg  i.  B.  1896. 

(Flegler,  W.),  Die  Hassia  zu  Gießen.  Ihre  Geschichte  u.  ihr  Korpsbestand. 
H.  1—2.    Gießen  1897  ff. 

Die  Mitglieder  des  Korps  Starkenburgia  in  Gießen.  1840—1900. 

Z.  Erinnerung  an  d.  Feier  d.  50  jährigen  Stiftungstags  des  Korps  Teutonia.  Gießen 
1889  (Geschichte  des  Korps). 

Die   Mitglieder   der   Bremensia   zu   Göttingen  v.  19.  VI.  1812  bis  z.  Gegenwart. 

Berlin  1900. 

Reinbeck,  C,  Gesch.  d.  Korps  Brunsviga  zu  Göttingen  1824—89.  Göttingen 
1889.    (S.  1889  fortgeführt  v.  A.  Hampe.) 

Mitglieder-Verz.  d.  Korps  Hanno vera  zu  Göttingen.    Hannover  1893. 

Korpstafel  der  Hildeso-Guestphalia.    Hrsg.  v.  W.  Ahrens.    Göttingen  1898. 

v.  Behr-Pinnow,  K.,  Verz.  d.  m.  Bd.  inaktiv  gewordenen  Mitglieder  des  Korps 
Saxonia  zu  Göttingen.    Neue  Aufl.   Göttingen  1900. 

Mitglieder-Verz.  d.  Korps  Borussia  zu  Greifswald  1841—93  o.  O.  u.  J. 

Schweitzer,  G.,  Mitglieder-Verz.  d.  Korps  Guestphalia  zu  Greifswald  1852 
bis  1902. 

Hagemann,  G.,  Album  des  Korps  Borussia  zu  Halle  a.  S.  1836—99.  Halle  1899. 

Verz.  d.  Mitglieder  d.  Landsmannschaft  (sp.  Korps)  Neoborussia  zu  Halle.     1894. 

Verz.  d.  Korpsburschen  der  z.  Zt.  bestehenden  fünf  Heidelberger  Korps.  Heidel- 
berg 1886. 

Verz.  d.  Mitglieder  d.  Korps  Saxoborussia  in  Heidelberg  1820—1883  von  Werner 
o.  O.  u.  J.    Dasselbe  bis  1896.    Von  E.  v.  Wagenhoff  o.  O.  u.  J. 

Mitglieder-Verz.  d.  Suevia  in  Heidelberg.    Heidelberg  1897. 

Die  Mitglieder  des  Korps  Guestphalia  zu  Jena.    Wiederholt  gedruckt  z.  B.  1907. 

Mitglieder-Verz.  d.  Korps  Thuringia  zu  Jena  1820—80.     Dresden. 

Andree,  R.,  Gesch.  d.  Korps  Lusatia  zu  Leipzig  1807—98.    Leipzig  1898. 

Verzeichnis  der  AH.  des  Korps  Lusatia  o.  O.  u.  J. 

Beneke,  Fr.,  Gesch.  d.  Korps  Saxonia  in  Leipzig.     Leipzig  1896. 

Korpstafel  des  Korps  Guestphalia  zu  Marburg.    Marburg  1900. 

(Lepsius,  Rieh.),  Korpstafel  der  Hasso-Nassovia  (Korps)  zu  Marburg  1839— 1909. 
Frankfurt  1909. 

(Buss,  Chr.),  Gesch.  d.  Korps  Teutonia  zu  Marburg  1825— 1905.  (Marburg  1907.) 

Mitglieder  des  Korps  Teutonia  zu  Marburg  1825—1900.    Marburg. 

Weigl,  Max,  Gedenkbuch  des  Korps  Bavaria.    München  1868. 

Festgabe  zur  Erinnerung  an  d.  Feier  d.  50  jähr.  Bestehens  der  Franconia  zu  München. 
München  1886. 

Verzeichnis  der  Philister  des  Studenten-Korps  Palatia  von  dessen  Gründung  zu 
Landshut  am  20.  Juni  1813   als  Lehensverbindung   bis  zu   dessen  Umwandlung  in  ein 


Korpstafeln.    Burschenschafterlisten.  101 

Waffenkorps  zu  München  am  18.  Mai  1877.  Passau,  F.  W.  Kupplersche  Buchdr.  1877. 
Dazu:  Berichtigungen  zu  dem  im  Jahre  1877  ausgeg.  Phil.-Verz.  Palatias  o.  J.  (Druck 
von  Dr.  C.  Wolf  &  Sohn.) 

(Spatz,  Rud.),  Zur  Erinnerung  an  das  75jährige  Stiftungsfest  des  Korps  Isaria. 
München  1898. 

Korps  Makaria.    München  1848—98.     München  1898. 

Neumann,  Qesch.  d.  Korps  Borussia  zu  Tübingen.    Tübingen  1888. 

(Klein,  Friedr.),  Qesch.  d.  Korps  Borussia  zu  Tübingen  1870—1905.  Stuttgart 
1904. 

Korpsliste  der  Rhenania  zu  Tübingen  1827 — 97.    Stuttgart  1897. 

Verz.  d.  Angehörigen  des  Korps  Bavaria  nach  d.  Stande  v.  1.  V.  1900  (Würzburg). 

Winkel,  G.  G.,  Mitglieder-Verz.  d.  Franconia  zu  Würzburg  1805—1899.  Würz- 
burg 1898. 

Winkel,  G.  G.,  Personal-Nachrichten  der  Franconia  zu  Würzburg.  Würzburg 
1897—1900. 

Fröhlich,  Karl,  Chronik  des  Korps  Moenania  zu  Würzburg  1814—98.  Würz- 
burg 1899. 

Sohlern,  E.  v.,  Gesch.  d.  Korps  Nassovia  1836—96.    Würzburg  1896. 

Becker,  Karl,  und  Mayer,  Ph.  O.,  Gesch.  d.  Korps  Rhenania  zu  Würzburg 
1842—92.  Ludwigshafen  1893. 

Mitglieder-Verz.  d.  Korps  Rhenania  nach  d.  Stand  v.  15.  XII.  1895.     Landau  1896. 

Neuwirth,  J.,  Das  ak.  Korps  Saxonia  in  Wien  1850—1900.    Wien  1890. 

Blumenthal,  Gesch.  d.  Korps  Alemannia  zu  Hannover.    Dresden  1899. 

Geschichte  des  Korps  Saxonia  (zu  Hannover)  bis  zum  50.  J.  sns.  Bestehens.  Han- 
nover (1902). 

Schueler,  H.,  Chronik  des  Korps  Frisia  Karlsruhe  (ehemals  Teutonia  Zürich) 
1860—1900.     Hamburg  1900. 

Verzeichnisse    alter  Burschenschafter   finden  sich    in   den  Burschen-    Burschen- 
schaftlichen Blättern,    in    den  Akademischen  Blättern   und  in    den  seit  1891  schafterIisten- 
erscheinenden  Jahresberichten  der  Vereinigung  alter  Burschenschafter.    Außer- 
dem seien  an  der  Hand  des  Werkes  von  Erman  und  Hörn  (vgl.  Register)  genannt: 

Verz.  der  in  Berlin  u.  der  Prov.  Brandenburg  wohnenden  Aiten  Burschenschafter. 
1.  Ausg.  Juni  1887.    Hrsg.  v.  Berliner  D.  C.  Berlin  1887,  wiederholt  ausgegeben. 

Verz.  d.  in  Mecklenburg,  Pommern  u.  Preußen  ansässigen  a.  H.  a.  H.  der  A.  D.  C. 
Burschenschaften.    Hrsg.  vom  D.  C.  zu  Greifswald.    S.  S.  1885.    Greifswald  1885. 

Verz.  d.  bislang  ermittelten  Alten  Burschenschafter  in  Hessen-Nassau,  Hessen-Darm- 
stadt u.  angrenzender  Gegend.  Festgabe  f.  d.  Teilnehmer  am  Fest-Kommers  v.  18.  Okt. 
1885  zu  Marburg.    Marburg. 

Verz.  d.  alten  A.  D.  C.-Burschenschafter  der  Reichslande,  von  Baden,  der  Pfalz  u. 
der  Schweiz.    Straßburg  1886. 

Verz.  d.  Alten  Burschenschafter  im  Kgr.  Sachsen  u.  in  der  Prov.  Sachsen.  Hrsg. 
v.  Leipziger  D.  C.     1.  Ausg.  Juli  1887.    Leipzig. 

Verz.  der  in  der  Prov.  Sachsen  ansässigen  alten  Burschenschaften  o.  O.  u.  J.  4  Bl. 
(Archiv  d.  D.  Burschensch.) 

Verz.  der  in  Schlesien  u.  Posen  ansässigen  648  alten  Burschenschafter.  Hrsg. 
von  dem  D.  C.  zu  Breslau  S.  S.  1887.    Breslau. 

Verz.  alter  Burschenschafter  Rheinlands  u.  Westfalens.  Hrsg.  v.  Bonner  D.  C. 
Bonn  1887. 

Verz.  d.  in  Ost-  u.  Westpreußen  wohnhaften  alten  Herren  des  A.  D.  C.  Königsb. 
i.  Pr.  1887. 

Verz.  der  in  d.  thüringischen  u.  mitteldeutschen  Staaten  lebenden  Alten  Herren  u. 
Ehrenmitglieder  d.  deutschen  Burschenschaften  (hsg.  v.  Jenenser  D.  C).  Jena  1885. 

Verz.  der  in  Hannover,  Oldenburg  u.  Braunschweig  wohnhaften  Alten  Herren  v. 
A.  D.  C.  Burschenschaften.    Göttingen  1886. 


1 02  Burschenschafterlisten.    Landtagsmatrikeln. 

Verz.  d.  alten  Burschenschafter  nach  dem  Stande  v.  August  1893.  Im  Auftrag  der 
Vereinigung  alter  Burschenschafter  gesamm.  u.  hrsg.  v.  Vorort  Marburg  (Verf.:  Gust. 
Schaum.    Vorrede:  Theobald  Fischer).     Leipzig  1893. 

Verz.  der  alten  Burschenschafter  nach  d.  Stande  v.  März  1899.  Im  Auftrag  des 
Verbandes  alter  Burschenschafter  gesamm.  u.  hrsgg.  v.  Vorort  Berlin.  Berlin  1899. 
(Wiederholt  hrsg.,  zuletzt  1907.) 

Verzeichnis  der  alten  Herren  der  Bonner  Burschenschaft  Franconia  von  1845 — 83. 
Ohne  Ortsangabe. 

Verzeichnis  der  Philister  und  Aktiven  der  Burschenschaft  Bubenruthia  zu  Erlangen. 
1887.    Nürnberg.    Gedr.  bei  A.  E.  Sebald. 

Verzeichnis  der  Philister  und  Aktiven  der  Burschenschaft  Germania  zu  Erlangen. 
W.-S.  1877/78.  (Nürnberg,  W.  Tümmels  Buchdr.,  in  den  folgenden  Jahren  wiederholt). 

Verzeichnis  d.  alten  Herren  und  Ehrenmitglieder  der  F.  B.  Franconia.  Sommer- 
Semester  1896.    Druck  v.  Chr.  Ströcker,  Freiburg  i.  B. 

Delius,  F.,  Mitglieder-Verz.  d.  Burschenschaft  Brunsviga  zu  Göttingen.  Wies- 
baden 1890. 

Verzeichnis  der  Alten  Herren  der  Burschenschaft  Hannovera  zu  Göttingen.  Göt- 
tingen, Buchdr.  L.  Hofer  o.  J. 

Verzeichnis  der  Alten  Herren  und  Ehrenmitglieder  der  Burschenschaft  Germania 
zu  Greifswald.    Greifsw.,  Dr.  v.  J.  Abel  1886. 

Verzeichnis  der  Philister  u.  Aktiven  der  Burschenschaft  Allemannia  zu  Heidelberg 
1879/80.    (Nürnberg,  W.  Tümmels  Buchdr.) 

Verzeichnis  der  Philister  und  Aktiven  der  Burschenschaft  Teutonia  zu  Kiel. 
Ostern  1882.    Kiel,  Buchdr.  des  „Norddeutschen  Landwirt". 

Heer,  G.,   Die  Marburger  Burschenschaft  Arminia  v.  1860 — 95.     Marburg  1895. 

Wie  die  Korps  und  Burschenschaften,  so  führen  auch  die  übrigen  studentischen 
Vereine  gedruckte  Mitgliederlisten.1)  Das  gilt  auch  von  den  konfessionellen  Vereinen.2) 
Der  Wingolf  gibt  die  Personalien  seiner  Mitglieder  bekannt.  Ebenso  erscheint  alljähr- 
lich das  Generalregister  der  „katholisch  deutschen  Studentenverbindungen  in  Deutsch- 
land, Österreich  und  der  Schweiz".  Auch  die  Monatsschrift  „Academia"  enthält  eine 
Fülle  familiengeschichtlicher  Notizen. 

Landtags-  Wie  die  Universitätsmatrikeln,  so  bieten  auch  die  Landtagsmatrikeln 

matnkein.  (jem  Farnjijenforscher  erwünschtes  Material.  Als  Beispiel  diene  die  badische 
Landtagsmatrikel  im  Generallandesarchiv  zu  Karlsruhe  (Breisgau  Generalia 
1084),  welche  die  Überschrift  trägt:  [14J68,  lanndtleut  Zedel  jn  dem  Elsaß 
Sunggaw  Brysgaw  und  auff  dem  Swartzwald  vmb".  Bader  hat  sie  ZOR  XII, 
465  ediert,  jedoch  willkürlich  verändert  und  einige  Male  Mitglieder  aus- 
gelassen. Ein  sehr  nachahmenswertes  Beispiel,  wie  Landtagsmatrikeln  in 
familiengeschichtlichem  Interesse  bearbeitet  werden  können,  zeigt  die  Ver- 
öffentlichung dieses  selben  Zettels  über  die  Landleute  im  Elsaß,  Sundgau, 
Breisgau  und  auf  dem   Schwarzwald  des  Jahres   1468  von  H.  J.  Schwarz- 

x)  Wegen  biographischer  und  literaturgeschichtlicher  Angaben  hervorragend  ist 
Erich  Gritzner,  Verzeichnis  der  Alten  Herren  des  Vereins  für  Geschichte  und  ge- 
schichtliche Hilfswissenschaften  an  der  Universität  Leipzig  „Roter  Löwe"  mit  bio- 
graphischen und  bibliographischen  Angaben.  2.  Auflage.  Weimar  1909,  abgedruckt 
in:  Der  Verein  für  Geschichte  und  geschichtliche  Hilfswissenschaften  an  der  Universität 
Leipzig  „Roter  Löwe"  im  Jubiläumsjahre  der  Universitätsstadt  Leipzig  1909,  Seite  67 
bis  153. 

2)  Verzeichnis  der  Philister  des  Kartellverbandes  der  kathol.  deutschen  Studenten- 
Verbindungen.  1896.  Hrsg.  v.  Ernst  Heitzmann.  Als  Manuskr.  gedr.  Fulda,  Fuldaer- 
Aktiendruckerei  1896.  —  Herausgeber  der  Personalien  des  Wingolf  ist  Prof.  Dr.  Sarges 
am  Gymnasium  zu  Mühlhausen  i.  Thür. 


Ratslisten. 


Bürger-  und  Ratslisten.  103 

weber,  Die  Landstände  Vorderösterreichs  im  15.  Jahrhundert,  FMT  V,  1908, 
S.  230  ff.,  wo  den  einzelnen  Namen  der  Landschaftsmatrikel  eine  stattliche 
und  lehrreiche  Menge  biographischer,  genealogischer  und  topographischer 
Anmerkungen  beigegeben  ist. 

Gedruckte  Bürger-  und  Ratslisten  finden  sich  häufig  in  unseren  Bürger-  und 
Urkundenbüchern.1)  Dergleichen  Listen  wurden  handschriftlich  schon  frühzeitig 
aus  Urkunden  und  Akten  zusammengestellt.  So  sind  Verzeichnisse  der  Rats- 
personen und  Schöffen  für  Eisenach  von  Quirin  Bissander  (f  1608)  und 
für  Gotha  von  Caspar  Sagittarius  (f  1694)  aufgestellt  worden.  Bissanders 
Arbeit,  als  Eisenacher  Ratsfesten  bekannt,  ist  in  mehreren  Abschriften  nebst 
Fortsetzungen  erhalten,  hrsg.  v.  Rein,  ZTG  II,  174 ff.  und  III,  164 ff.;  die 
Fortsetzungen  v.  Kühn  in  d.  Jahresber.  d.  Gymn.  zu  Eisenach  1886  u.  1904. 
Sagittars  Zusammenstellung  findet  sich  in  seiner  v.  Tentzel  hrsg.  Hist.  Gothana 
1713,  S.  372  ff.  Von  separat  erschienenen  Bearbeitungen2)  dieser  Art  von 
Listen  sind  folgende  zu  nennen: 

Berger,    Otto,    Bürger-Rolle  der  Stadt  Staßfurt   1576—1854.     Staß- 
furt  1884. 

Beyerle,  Die    Konstanzer   Ratslisten   des    MA,  Heidelberg   1898  (fort- 
geführt bis  1548). 

Crull,  Frdr.,  Die  Ratslinie  d.  Stadt  Wismar,  Halle  1875  =  Hansische 
Geschichtsquellen,  hrsg.  v.  Ver.  f.  Hansische  Gesch.  II. 

Deecke,  E.,  V.  d.  ältesten  Lübeckischen  Ratslinie.    Lübeck  1842. 


i)  Über  d.  Braunsberger  Bürgerbuch  vgl.  Cod.  dipl.  Warm.  II,  305.  Über  d.  Dan- 
ziger  Kürbuch  vgl.  Hirsch,  Script,  rer.  Pruss.  IV,  S.  315 — 34. 

8)  Aufsätze  in  Zeit-  und  Gelegenheitsschriften  seien  erwähnt:  van  Dam,  Ausz. 
aus  den  Bürgerbüchern  V.Amsterdam  1655—1725,  NL  XXVIII,  1910,  H.  2.— Eggers, 
Der  Stadt  Lübeck  Bürgermeister  u.  Ratsherren,  sowie  auch  verschiedene  Syndici  u- 
Sekretäre  des  Rats  v.  d.  ältesten  Zeiten  bis  auf  unsere  Tage,  VJH  13.  —  Ermisch, 
H.,  Ratslinie  d.  Stadt  Chemnitz  bis  1484,  MCh  2.  —  Grotefend  u.  Fiedeler, 
Nachtr.  z.  ÜB  d.  Stadt  Hannover,  VNS  1870:  Bürgerbuch  1303—69,  S.  26  ff.  — Fiedeler, 
G.  F.,  Mtlg.  aus  d.  alten  Bürgerbuche  u.  d.  alten  Stadtb.  d.  Stadt  Hannover,  VNS  1876, 
S.  lff.  —  Geo.  v.  Freymann,  Das  Felliner  Bürgerbuch  (1728—1889),  Jahresber.  d. 
Iiterar.  Gesellsch.  in  Fellin  1901/2.  — Gundlach,  Das  Kasseler  Bürgerbuch  1520—1699, 
Kassel  1895.—  Hempel,  F.,  Ratslinie  d.  Stadt  Chemnitz  v.  1485—1618,  in  d.  Festschr. 
z.  750 jähr.  Jubiläum  d.  Stadt  Chemnitz.  —  Hostrup-Schultz,  Genealogiske  Efter- 
retninger  om  Heisinger  Embeds  og  Bestillingsmaend.  Kopenhagen  1904 — 7.  —  Kar- 
tet J.,  Rats-  u.  Bürgerlisten  der  Stadt  Fulda.  Fulda  1904.  —  Mallinckrodt,  G.,  Die 
Dortmunder  Ratslinie  seit  d.  J.  1500.  Dortmund  1895.  —  Merk,  G.,  Das  Ravensburger 
Bürgerbuch,  FBF  1910,  H.  10.  —  Nielsen,  A.  H.,  Embedsmaend  og  Bestillingsmaend  i 
Aalborg.  Aalborg  1879— 80.  — Pyl,  Th.,  Die  Genealogie  d.  Greifswalder  Ratsmitglieder 
v.  1382—1697.  Greifswald  1896.  —  Reichert,  Laubaner  Bürgermeister  u.  Ratsherren  1222 
bis  1845,  ASW  XII,  82.  —  Rubel,  K.,  Bürgerlisten  der  Frei-  u.  Reichsstadt  Dortmund 
(1411—1802),  in  d.  Beitr.  z.  Gesch.  Dortmunds  u.  d.  Grafschaft  Mark.  12.  Bd.  Dort- 
mund 1903.  —  Seuberlich,  Ausz.  aus  d.  Bürgerb.  d.  Stadt  Riga  in  Livland  1657/72. 
Verz.  d.  neuen  Bürger,  soweit  deren  Geburtsorte  nach  d.  Ratsprotokollen  feststellbar 
waren,  ASW 7.  —  Stein,  W.,  Z.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Stockholm  im  MA,  HGB  32, 
S.  81  ff.,  bietet  S.  101  ff.  Rats-  u.  Amtslisten  seit  1419.  —  „Visby  Stads  Rädslängd  under 
Medeltiden",  in  Lindström,  Anteckningar  om  Gotlands  Medeltid.  Stockholm  1895, 
S.  456— 79.  —  Nachr.  a.  d.  hallischen  Bürgerrolle  [1522—1747].  Hallischer  Kalender  1911. 


104  Bürgerbücher. 

Diese  gedruckten  Listen  beruhen  zumeist  auf  den  archivalischen  Bürger- 
listen.    In   diese  wurde  jeder  neu   aufgenommene  Bürger,  nachdem  er  vor 
Bürgermeister   oder   Rat   den  Bürgereid   geleistet   hatte,   eingetragen.     Diese 
Bürgerbücher  wurden,  da  sie  die  urkundliche  Grundlage  für  den  späteren 
Nachweis    des  Bürgerrechtes    bildeten,    sehr    sorgfältig   aufbewahrt;   und    so 
kommt  es,  daß  sie  sich  für  manche  Städte  durch  viele  Jahrhunderte  hindurch 
in  fortlaufender  Reihenfolge  (für  Hamburg  von  1278,  für  Frankfurt  von  1312 
ab)  bis  auf  die  neueste  Zeit  erhalten  haben.1)  Die  Bürgerbücher  von  Frank- 
furt a.  M.  gehören  nach  Bücher,  Die  Bevölkerung  von  Frankfurt  a.  M.  1,314, 
noch  heute  zu  den  am  meisten  benutzten  Materialien  des  Stadtarchivs.  Geben 
sie  doch  fast  vom  Beginn    der    politischen  Selbständigkeit   der  Stadt  bis  zu 
deren  Untergang,  also  durch  mehr  als  sechsthalb  Jahrhunderte,  Kunde,  anfangs 
bloß  von  der  Aufnahme  jedes  Fremden  in  die  Bürgerschaft,  später  auch  vom 
Eintritte  jedes  Bürgersohnes  in  sein  angestammtes  Recht.  In  schier  endloser 
Reihe  ziehen  sie  da  an  uns  vorüber,  Jahrhunderte  hindurch,  alle,  die  in  der 
Stadt  gelebt  und  gewirkt  haben,   Mann  für  Mann,   jeder  mit  Angabe  seines 
Namens,    Gewerbes,  Titels,    seiner    Herkunft,    den    Bedingungen    seiner    Zu- 
lassung zum  Bürgerrechte,    oft  auch    mit  Erwähnung  seiner  Verwandtschaft, 
seines  Neck-  und  Spottnamens,  seiner  Vermögensverhältnisse.    Und  die  Per- 
sonen   reihen    sich    zu  Geschlechtern,    von  denen    jedes  wieder    ein  anderes 
Gesicht   zeigt   als    das  vorhergehende.     Die  mannigfachen  Wandlungen,  die 
der  Begriff  und  das  Recht  des  Bürgers  in   dieser  langen   Zeit  erlitten  hat, 
der  Wechsel  der  Grundsätze]  in  bezug  auf  die  Behandlung  des  Zuzugs  von 
außen,    die   größere  Strenge    oder  Milde    in    ihrer  Handhabung  —   all    dies 
spiegelt  sich  in  den  trockenen  Einträgen  jener  Folianten  wieder  und  damit 
ein  gut  Stück  städtischer  und  allgemeiner  Geschichte. 

Nicht  nur  die  mit  Bürgerrecht  versehenen,  sondern  alle  Einwohner  oder 
doch  wenigstens  solche,  die  eigene  Wohnungen  haben,  werden  in  den  Adreß- 
büchern vereinigt.  Daß  die  Adreßbücher  eine  wichtige  historische,  ins- 
besondere auch  familiengeschichtliche  Quelle  sind,  ist  längst  anerkannt. 
Unsere  öffentlichen  Bibliotheken,  soweit  sie  die  Geschichte  pflegen,  sammeln 


l)  Bücher,  Karl,  Die  Bevölkerung  von  Frankfurt  a.  M.  im  14.  u.  15.  Jahrh.,  I. 
1886,  S.  25.  —  Uitterdijk,  Nanninga,  Het  burger  boek  der  stad  Kampen,  Alg. 
Nederl.  Farn.  Blad  15,  1902.  —  Sehr  nützlich  können  gelegentlich  Bibliographien 
über  die  Geschichte  einzelner  Städte  werden.  Mancherlei  Material,  wenn  auch 
zerstreut,  enthalten  in  diesen  Beziehungen  die  Veröffentlichungen  der  Qeschichts-  und 
Altertumsvereine,  soweit  sie  Jahresberichte  über  ihre  Bezirke  enthalten.  In  größerem 
Umfange  ist  das  bibliographisch-historische  Material  nur  für  wenig  Städte  gesammelt. 
Beispielsweise  seien  genannt:  E.  Heydenreich,  „Bibliographisches  Repertorium  über 
die  Geschichte  der  Stadt  Freiberg  und  ihres  Berg-  und  Hüttenwesens".  Freiberg  im 
Kgr.  Sachsen,  Gerlachsche  Buchdruckerei  1885.—  Karl  Herrmann,  Bibliotheca  Erfur- 
tina. Erfurt  1863.  —  Zapf,  Georg  Wilhelm,  Augsburg.  Bibliothek  oder  Historisch- 
Kritisch-literarisches  Verzeichnis  der  Schriften,  welche  der  Stadt  Augsburg  angehen 
und  deren  Geschichte  erläutern.  2  Bde.  4«  (1118  S.).  —  Lacombe,  Bibliographie 
parisienne.  Tableaux  de  mceurs  1600—1880.  1886.  —  Calvi,  Bibliografia  generale 
di  Roma  nel  medio  evo.  1906.   Supplemento  I.  Roma,  E.  Loescher  1908. 


Steuerlisten.  105 

sie,  ebenso  unsere  Altertumsvereine.  Je  vollständiger  die  Reihe  der  für  eine 
einzelne  Stadt  im  Laufe  der  Zeit  gedruckten  Adreßbücher  in  einer  Bibliothek 
vorhanden  ist,  um  so  größer  ist  dieser  Quellenwert.  Auch  können  dem 
Familienforscher  solche  Adreßbüchersammlungen  nützlich  werden,  die  in 
modernen  Lesehallen  oder  Geschäftsräumen  aufgestellt  sind.  In  der  Dresdner 
Lesehalle  (Dresden-Altstadt,  Waisenhausstraße)  findet  man  Adreßbücher  aller 
wichtigeren  Städte  Deutschlands;  sie  ist  gegen  eine  Gebühr  von  30  Pf.  täglich 
geöffnet.1)  In  manchen  Städten  haben  einzelne  Geschäfte  größere  Samm- 
lungen von  Adreßbüchern  angelegt.  In  Frankfurt  a.  M.  sind  beispielsweise 
in  den  Geschäftsräumen  der  Firma  Mahlau  &  Waldschmidt  etwa  3000  Adreß- 
bücher deutscher  und  ausländischer  Städte  zum  öffentlichen  Gebrauch  gegen 
eine  Gebühr  von  20  Pf.  für  das  erste  und  je  10  Pf.  für  jedes  weitere  Adreß- 
buch ausgestellt  (vgl.  oben  S.  66). 

Führen  die  Listen  über  die  Aufnahme  der  Bürger  immer  nur  einen  Teil  steuerlisten, 
der  Bevölkerung   auf    und    überdies   nur  einmal,    nämlich  in  dem  Jahre,   in 
dem  das  Bürgerrecht  erworben  wird,  so  beschäftigen  sich  die  Steuerlisten, 
für    die    auch    die   Benennungen    „Beedbücher"  und   „Geschoßregister"  vor- 
kommen, mit  der  gesamten  erwerbstätigen  Einwohnerschaft,    wenn  auch  im 
wesentlichen   nur  mit  den  Haushaltungsvorständen.     Aber  sie  schildern  uns 
diese    in   regelmäßigen  Zwischenräumen,   oft   Jahr   für  Jahr   und   lassen  uns 
damit  Einblicke   tun  in  die  kleinen  Veränderungen,   die  sich  auch  bei  einer 
sehr  seßhaften  Bevölkerung  während  eines  Jahres  vollziehen.  Bestimmte  genea- 
logische Beziehungen  lassen  sich  aus  diesen  Rechnungen   häufig  mit  Wahr- 
scheinlichkeit erschließen.    Wenn  zwei  Leute  gleichen  Namens  und  gleichen 
Berufs  der  Zeit  nach  genau  aneinander  anschließend  in  den  Steuerregistern 
derselben  Stadt,  womöglich  an  derselben  Stelle  (zwischen  denselben  Namen) 
verzeichnet  auftreten,  so  daß  sie  sich  also  in  Wohnung  und  Beruf  ablösen, 
so  würde  es  einen  mehr  als  sonderbaren  Zufall  bedeuten,  wenn  diese  beiden 
verwandtschaftlich  sich  gar  nichts  angingen.     Nimmt  man  dann  die  übrigen 
archivalischen  Quellen   hinzu,   so  wird  sich   die  Wahrscheinlichkeit  des  be- 
stimmten  genealogischen   Verhältnisses   mehr   oder   weniger   zur   Gewißheit 
steigern.2)   Diese  Steuerlisten  sind  häufiger  benutzt3),  als  herausgegeben  wor- 
den.   Eine  einschlagende  Veröffentlichung  liegt  für  Leipzig  vor:  Wustmann 
hat  in  den  „Quellen  zur  Geschichte  Leipzigs",  l.Bd.  (Leipzig  1889),  S.  48 — 189 
die  ältesten  vorhandenen,  die  gesamte  Bevölkerung  Haus  für  Haus  nament- 


x)  In  München  kann  man  dieselben  kostenlos  auf  dem  Polizeiamt  einsehen. 

a)  Joh.  Hohlfeld,  Stadtrechnungen  als  historische  Quellen.  Ein  Beitrag  zur 
Quellenkunde  des  ausgehenden  Mittelalters.  Dargelegt  an  dem  Beispiele  der  Pegauer 
Stadtrechnungen  des  14./15.  Jahrhunderts.  Leipziger  Dissertation  1912,  174  S.  (=  Biblio- 
thek der  Sächsischen  Geschichte  u.  Landeskunde,  hrsg.  v.  Gustav  Buchholz  u.  Rudolf 
Kötzschke,  Bd.  4,  H.  I).  Hohlfeld  behandelt  die  Stadtrechnungen  auch  als  literarische, 
wirtschafts-,  sozial-,  siedelungs-  und  verfassungsgeschichtliche  Quellen. 

3)  So  beruht  z.  B.  das  Buch  von  Arno  Vetter,  Bevölkerungsverhältnisse  Mühl- 
hausens i.  Th.  im  XV.  u.  XVI.  Jht.,  Leipzig  1910  (=  Leipziger  histor.  Abh.,  hrsg.  v. 
E.  Brandenburg,  G.  Seeliger,  U.  Wilken,  Heft  XVII)  auf  den  Geschoßbüchern  der  ge- 
nannten Stadt. 


1 06  Steuerlisten.    Innungsverzeichnisse. 

lieh  vorführenden  Listen,  nämlich  die  von  1466,  1481,  1499  (1502,  1506) 
und  1529  veröffentlicht.  Das  Göttinger  Wortzinsbuch  von  1334  und  1364, 
d.  h.  das  Verzeichnis  der  Eigentümer  der  Worte  (Worde,  Hausgrundstücke) 
und  deren  Abgaben,  hat  Georg  Meyermann  veröffentlicht,  HGBAB  4, 
25 ff.  Ein  Freiberger  Steuerregister  von  1546  ist  gedruckt  in  den  „Mit- 
teilungen des  Freiberger  Altertumsvereins",  19.  Heft,  S.  25 — 60  mit  alpha- 
betischem Verzeichnis  der  Einwohner;  im  20.  Hefte,  S.  45 — 58  folgen  die 
Bewohner  der  Hospitäler  und  Rätsdörfer  aus  demselben  Jahre. 

In  der  Schweiz  kommen  in  dieser  Richtung  in  Betracht: 

Keller-Escher,  C,  Das  Steuerwesen  der  Stadt  Zürich  im  13.,  14.  und 
15.  Jahrhundert  (67.  Neujahrs-Bl.  z.  Besten  d.  Waisenhauses  in  Zürich  f.  1904). 
Zürich.  In  Vorbereitung  ist  eine  neue  Publikation:  Die  völlige  Veröffent- 
lichung der  Steuerbücher  von  1357 — 76  wird  einen  Band  umfassen,  die  Fort- 
setzung für  die  späteren  Jahre  soll  in  Auswahl  geschehen.  Herausgeber: 
Dr.  Hans  Nabholz  und  Dr.  Friedr.  Hegi. 

Welti,  Frdr.  Emil,  Die  Tellbücher  d.  Stadt  Bern  a.  d.  J.  1389.  Bern  1896. 

Jecklin,  Fritz  von,  Das  älteste  Churer  Steuerbuch  v.  J.  1481  (S.A. 
aus  Jahresbericht  d.  histor.  antiq.  Gft.  v.  Graubünden,  1908). 

Eine  ganz  eigentümliche  und  nachahmenswerte  Bearbeitung  haben  die 
Steuerlisten  von  Eisenach  aus  d.  J.  1636 — 39  gefunden,  indem  sich  Hugo 
Peter  die  Mühe  genommen  hat,  unter  Heranziehung  der  Kirchenbücher  unter 
dem  Titel  „Eisenacher  Bewohner  1630 — 40"  (Beitr.  z.  Gesch.  Eisenachs  X. 
Eisenach  1901,  120  S.  8°),  eine  Art  Adreßbuch  f.  jene  Zeit  herzustellen.  In 
diesem  Buche  liegt  f.  e.  Forscher,  der  sich  mit  Eisenacher  Familiengesch. 
beschäftigen  will,  ein  ganz  einzigartiges  Material  in  vorzügl.  Ordnung  vor. 

Zu  den  Steuerlisten  gehören  auch  die  Übersichten  über  die  Einrichtungen 
von  Kreuzzugs-  und  Türkensteuern  früherer  Jahrhunderte.  Sowohl  die  ein- 
sammelnden Personen  als  auch  die  zahlenden  werden,  wenn  auch  keineswegs 
immer  alle  zusammen,  in  solchen  Übersichten  genannt.  So  sind  z.  B.  in 
der  „Übersicht  der  vom  Collector  Aliron  eingehobenen  Zehntgelder"  ge- 
legentlich der  Einhebung  des  Lyoner  Zehnten  im  Erzbistum  Salzburg  1282 
bis  85  eine  ganze  Reihe  von  kirchlichen  Beamten  genannt,  welche  die  ge- 
sammelten Beträge  zahlten.1) 
hinungg-  Die   Zünfte   führten    eigene  Akten.2)     Wir   ersehen  aus  den  Innungs- 

verzeichnissen die  Namen  sowohl  der  Meister  als  auch  der  Gesellen.  Auch 
die  durchreisenden  Fremden  wurden  gebucht.  Die  Söhne  von  Mitgliedern 
zahlten  ein  geringeres  Einzugsgeld  als  Fremde,  was  für  genealogische  Zwecke 
wichtig  werden  kann.  In  den  Innungsbüchern  findet  man  auch  oft  unmittel- 
bare Angaben  über  Verwandtschaftsverhältnisse,  wenn  z.  B.  ein  Meisterssohn 
aufgenommen  wird  oder  ein  Geselle  die  Witwe  oder  die  Tochter  eines 
Meisters  heiratet.  Gedruckt  ist  von  einschlagendem  Material  nicht  viel.  Es 
seien  erwähnt: 


Verzeichnisse. 


x)  Steinherz,  MIÖG  14,  51  ff. 

2)  A.  v.  Gülich,   Ü.  d.  Versteigerung  der  „deutschen  Zunftabteilung"  des  Nor- 
dischen Museums  zu  Stockholm  ASW  1910. 


Ranglisten.    Regimentsgeschichten.  1 07 

Moltke,  „Die  Leipziger  Kramerinnung  im  15.  und  16.  Jahrhundert" 
(Leipzig  1901),  S.  112— 131  bietet  ein  Verzeichnis  der  1477  —  1548  neu  ein- 
getretenen Mitglieder.  Derselbe  Verfasser  hat  ein  ähnliches  Verzeichnis,  aller- 
dings nicht  von  Innungsmitgliedern,  sondern  ein  solches  der  Angehörigen 
eines  Handlungsgehilfenvereins,  der  Zwölfer-Gesellschaft,  1737 — 1811  in  den 
„Urkunden  zur  Entstehungsgeschichte  der  ersten  Leipziger  Großhandlungs- 
vertretung. Der  erste  Leipziger  Handlungsgehilfenverein."  (Leipzig  1904), 
S.  73 — 108  herausgegeben  und  die  in  dem  Verzeichnis  enthaltenen  biogra- 
phischen Angaben  überdies  noch  nach  anderen  Quellen  ergänzt. 

Dietz,  Das  Frankfurter  Zinngießergewerbe  u.  seine  Blütezeit  im  18.  Jht. 
(=  Festschr.  z.  Feier  des  25jährigen  Bestehens  d.  Städtischen  histor.  Mus. 
in  Frankfurt  a.M.,  1903,  S.  175—179)  verzeichnet  188  Meister  v.  14.  bis  19.  Jht. 
u.  die  Zeit,  wann  sie  Meister  geworden  u.  wann  sie  gestorben  sind. 

In  diesem  Zusammenhang  weisen  wir  auch  auf  die  Schützenbrüder- 
schaften hin.  So  gibt  z.  B.  Petiscus,  Halberstadts  Schützenbrüderschaft 
anno  1634/35,  1663/64  u.  1672/73  (ASW  7,  60ff.),  familiengeschichtliche 
Ausz.  aus  d.  Einnahmen-  u.  Ausgabenverz.  d.  Halberstädter  Schützenbrüder- 
schaft. Hermann  Heineck,  Urkundl.  Gesch.  d.  Schützen-Compagnie  zu 
Nordhausen.  Nordhausen,  Selbstverlag  des  Städtischen  Museums  1896.  Ernst 
Kelchner,  Drei  Frankfurter  Schützenfeste  1582, 1671, 1707  FBF  1912.  Rieber, 
Zur  Geschichte  der  Schützengesellschaft  von  „Isay",  Festschr.  z.  400  jähr. 
Jubelfeier  1503—1903.  Karl  Kiefer,  Das  älteste  Zunftbuch  der  Wollen- 
weber- u.  Tuchmacherzunft  zu  Lambrecht  i.  d.  Pfalz.    FBF  1912,  H.  9. 

Die  modernen  Ranglisten  haben  keinen  großen  Wert  für  familienge-  Ranglisten. 
schichtliche  Zwecke,  weil  in  der  Regel  Vornamen  und  Geburtsdatum  fehlen. 
Alte  Ranglisten  vermeiden  vielfach  diesen  Fehler  und  bringen  deshalb  den 
Genealogen  größeren  Nutzen.  Diesbezüglich  seien  erwähnt:  Neubauer  in 
den  „Mitteilungen  des  Vereins  für  Anhaltische  Geschichte  u.  Altertumskunde", 
7.  Bd.  (Dessau  1898),  S.  546—548;  hier  wird  eine  Rangliste  des  Kgl.  preußi- 
schen Alt-Anhaltischen  Regimentes  von  1752  dargeboten,  in  der  für  jeden 
Offizier  das  genaue  Alter,  das  Datum  des  Patents  und  das  Vaterland  an- 
gegeben ist.  „Personalauszüge"  aus  der  in  Halle  1767 — 1772  erschienenen 
„Vollständigen  Geschichte  aller  Königlich  Preußischen  Regimenter"  hat  H.  v. 
Voß,  VJH  15,  223ff.  16,  421  ff.  mitgeteilt.1) 

Die  jetzt  häufig  erscheinenden  Regimentsgeschichten  und  Geschichten  Regimems- 
ganzer   Kontingente2)    enthalten    in    ihren   Offizierstammlisten  ein  familien-  seschlchten- 
geschichtliches  Material,  das  in  einzelnen  Fällen  an  Wert  noch  dadurch  ge- 
gewinnt,   daß   auch   die    späteren  Schicksale  jedes  einzelnen  Offiziers  nach 


*)  Sammlungen  von  Ranglisten  seit  dem  18.  Jahrhundert  befinden  sich  in  der 
Zentralstelle  für  deutsche  Personen-  und  Familiengeschichte  in  Leipzig  und  im  Centraal 
Bureau  voor  Genealogie  en  Heraldiek  in  's  Qravenhage. 

2)  Kriegsgeschichtliche  Literatur  findet  sich  vornehmlieh  in  der  Großherzoglichen 
Bibliothek  in  Weimar  und  in  den  militärischen  Bildungsanstalten,  besonders  in  der 
Militärtechnischen  Akademie  zu  Berlin. 


108  Regimentsgeschichten.    Offizier-Stammlisten. 

Möglichkeit  verfolgt  werden.1)  So  enthält  z.  B.  die  „Geschichte  der  stehenden 
Truppen  im  Herzogtum  Braunschweig -Wolfenbüttel"  von  Elster  (Leipzig 
1899 — 1901,  2  Bde.)  eine  bis  1806  reichende  Offiziersliste,  die  1700  Namen 
umfaßt.  In  diesem  Zusammenhange  sei  auch  Blanckmeisters  Schrift  „Die 
sächsischen  Feldprediger"  genannt  (Leipzig  1893).  in  der  S.  40 — 51  ein  Ver- 
zeichnis sämtlicher  sächsischen  Militärgeistlichen  sich  findet.  Vgl.  Schild,  E., 
Der  preuß.  Feldprediger.  I.  Eisleben,  O.  Mähnert  1888.  —  Ich  nenne  noch: 
Geschichte  der  Kgl.  deutschen  Legion  1803 — 1816  von  B.  Schwertfeger. 
Hannover  und  Leipzig  1907. —  Über  mehr  als  800  Familien  in  alphabetischer 
Anordnung  gibt  das  auf  langjährigen  Forschungen  beruhende,  aber  ungleich 
gearbeitete  und  deshalb  der  Nachprüfung  bedürftige,  umfangreiche  Werk 
Auskunft:  Stammregister  und  Chronik  der  Kur-  und  kgl.  Sächsischen  Armee 
von  1670  bis  z.  Beginn  des  20.  Jht,  bearbeitet  v.  Hnr.  Aug.  Verlohren,  hrsg. 
v.Franz  Verlohren.  Leipzig,  Carl  Beck. —  Eine  Schwierigkeit  stellt  sich  für  den 
einzelnen  Forscher  durch  den  Wechsel  ein,  den  die  Namen  eines  und  desselben 
Regiments  im  Laufe  der  Zeiten  aufweisen.  In  dieser  Beziehung  leistet  gute 
Dienste  die  Schrift  von  Wilh.  v.  Voß,  Die  Regiments-Namen  der  Altpreußi- 
schen Armee,  Berlin  1904.  —  Über  Dänemark  vgl.  V.  Richter,  Den  danske 
Landmilitaeretat  1801—94.  I.  II.  Kopenhagen  1896/97.  —  H.  S.  Garde,  Efter- 
retninger  om  den  dansk-norske  S0emagt  I — IV.  Kopenhagen  1832 — 35.  — 
V.  Richter,  Den  danske  Soetat  1801  —  1890.  Kopenhagen  1894.  —  Über 
norwegische  Generale  vgl.  C.J.Anker,  Generalspersoner  1628 — 1885.  Kri- 
stiania 1885.  Besonders  hervorgehoben  zu  werden  verdienen  die  selbstän- 
Offizjer-  digen  Off  izier-Stammlis ten.  Beispielsweise  sei  genannt:  „Offizier-Stamm- 
'"  liste  des  Grenadier-Regiments  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  (1.  Pommersches) 
Nr.  2",  auf  Befehl  des  Regimentskommandeurs  Oberst  Bock  von  Wülfingen 
zusammengestellt  von  v.  Priesdorff  (Berlin,  Mittler  &  Sohn  1906,  746  S.  80).2) 
Im  übrigen  findet  man  das    einschlagende  gedruckte  Material  zusammenge- 


*)  Das  Buch  von  Pres  er,  C,  Der  Soldatenhandel  in  Hessen.  Versuch  einer  Ab- 
rechnung, Marburg  1900,  enthält  S.  65  ff.  Offizierslisten  aus  adeligen  Häusern  vom 
Jahre  1779.  —  Bodemann,  Ed.,  Der  braunschweigische  Soldatenhandel  nach 
Amerika  1776.  VNS  1878  (hier  S.  311  „Liste,  wie  die  erste  Division  der  am 
22.  Februar  1776  aus  Wolfenbüttel  nach  Amerika  marschierten  Fürstl.  Braunschweigi- 
schen Truppen  zu  Stade  auf  die  Schiffe  vertheilet  worden"  (mit  zahlreichen  Familien- 
namen). —  J.  C.  W.  Hirsch  hat  im  Laufe  mehrerer  Jahrzehnte  mit  unermüdlichem 
Fieiße  ein  Verzeichnis  sämtlicher  Offiziere,  Oberbeamten,  Ärzte,  Feldprediger  usw. 
nach  ihrer  Dienstlaufbahn,  die  in  der  Zeit  von  1648—1814  der  dänisch-norwegischen 
Armee  angehört  haben  (Fortegnelse  over  Danske  og  Norske  Officerer  m.  f.  fra  1648 
til  1814),  angefertigt.  Vorläufig  noch  in  Handschrift  bildet  es  in  der  stattlichen  Reihe 
seiner  zwölf  starken  Foliobände  für  jeden  Forscher,  der  das  Königliche  Reichsarchiv 
zu  Kopenhagen  besucht,  um  genealogische  oder  sonst  Personalverhältnisse  aus  der 
dänischen  Geschichte  zu  durchforschen,  eine  wahre  Goldgrube  für  seine  Zwecke. 
Unter  den  über  32000  Personen,  deren  Dienstlaufbahn  in  dem  genannten  Werke  Auf- 
nahme gefunden,  befinden  sich  mehrere  tausend  Glieder  deutscher,  namentlich  preußi- 
scher, mecklenburgischer,  schleswig-holsteinischer  Adelshäuser.  Von  dem  branden- 
burgischen Adel  des  17.  Jahrhunderts  ist  hier  fast  kein  Geschlecht  unvertreten.  DH  39,  60 

2)  Näheres  über  dieses  Werk  bei  Tille,  ZPF  2,  62/. 


Offizier-Stammlisten.    Literatur  über  Orden  und  Stifter.  109 

stellt  von  Paul  Hirsch,  „Bibliographie  der  deutschen  Regiments-  und  Ba- 
taillonsgeschichten" (Berlin,  Mittler  &  Sohn  1906,  169  S.),  das  nicht  weniger 
als  869  solche  Bücher  verzeichnet.  Vgl.  auch  Schwertfeger,  Hannoversche 
Regimentsgeschichten  seit  dem  24.  Januar  1899,  VNS  1905.  Die  zusammen- 
fassende Arbeit  „Bredow-Wedel.  Historische  Rang-  und  Stammliste  des 
deutschen  Heeres,  bearbeitet  von  Claus  v.  Bredow.  Berlin  1905  (XXI  u. 
1442  S.)  ist  mit  Vor  sieht  zu  benutzen,  vgl.  Wiegand,  HZ  97.  Bd.  (3.  Folge, 
l.Bd.)  1906,  S.  460  und  v.  Leszczynski,  Militär -Wochenbl.  Nr.  100,  130,  131 
u.  FBP  18,  232  ff.  —  Offizierslisten  sind  enthalten  in  den  beiden  Arbeiten 
von  H.  Helmes:  Übersicht  z.  Gesch.  d.  fränkischen  Kreistruppen  1664  bis 
1714  (Darst.  aus  d.  bayerischen  Kriegs-  u.  Heeresgesch.  H.  14  oder  Einzel- 
druck. München  1905);  Kurze  Gesch.  d.  fränkischen  Kreistruppen  1714 — 1756 
u.  ihre  Teilnahme  am  Feldzug  von  Roßbach  1757  (Darst.  etc.  H.  16  oder 
Einzeldruck.  München  1907).  —  Martinien,  A.,  Tableaux  par  corps  et  par 
batailles  des  officiers  tues  et  blesses  pendant  les  guerres  de  l'Empire  (1805 
ä  1815).  Paris  o.  J.  gr.  8.  (vgl.  bes.  IX,  Troupes  alliees).  —  Hirsch,  Paul, 
Bibliographie  der  französ.  Truppengeschichten.  Berlin  1906. 

Mannigfache  Belehrung  findet  der  Familienforscher  in  der  Literatur  Literatur  über 
über  die  Orden  und  Stifter.  Wie  viele  Mitglieder  der  Familien  aller 0rdenuStifter' 
Stände  sind  in  einen  Orden  eingetreten  und  mit  dessen  Geschichte  verwachsen. 
Diesbezüglich  ist  insbesondere  auf  die  zahlreichen  Ordens-Schematismen  der 
Jesuiten,  Franziskaner,  Kapuziner,  Benediktiner,  Redemptoristen  usw.  zu  ver- 
weisen. Eine  nützliche  Zusammenstellung  der  auf  Orden  und  Stifter  bezüg- 
lichen Literatur  findet  sich  bei  Dahlmann-Waitz,  Quellenkunde  der  deutschen 
Geschichte,  8.  Aufl.  v.  P.  Herre,  1912,  S.  175  ff.  u.  181  ff.  Ich  nenne  hier  bei- 
spielsweise einige  Werke: 

d'Albaing  von  Qiessenburg,  De  Duitsche  Orde  of  geschiedenis  derbroeders 
van  het  duitsche  huis  van  S.  Marie  van  Jerusalem.    Haag  1857. 

Bachern,  K.J.,  Versuch  einer  Chronologie  der  Hochmeister  des  teutschen  Ordens 
vom  Jahre  1190 — 1802  mit  synchron.  Übersicht  der  Ordensmeister.    Münster  1802. 

Beckmann,  J.  G.,  Beschr.  d.  ritterl.  Johanniterordens  in  der  Mark,  Pommern  u. 
Wendland.    Frankfurt  1726. 

Bertouch,  Ernst  v.,  Kurzgefaßte  Geschichte  d.  geistl.  Genossenschaften.  Würz- 
burg 1888. 

Biedenfeld,  Gesch.  u.  Verfassung  aller  geistl.  u.  weltl.  Ritterorden.  Weimar 
1841.    2  Bde. 

Chiffletius,  J.,  Historie  d.  weltberühmten  Toison-Ordens  v.  Güldenen  Vlüss. 
Nürnberg  1741. 

Cretineau-Joly,  Histoire  de  la  compagnie  de  Jesus.  3.  Afl.  6  Bde.  1856; 
in  deutscher  Bearbeitung.     Wien  1845 — 52. 

Danjas,  Etudes  sur  les  temps  primitifs  de  l'ordre  de  St.  Dominique.  3  Bde. 
Poitiers  1874—75.    N.  F.  2  Bde.    Paris  1885—88. 

Daviti,  P.,  Liste  et  origine  de  tous  les  ordres  de  chevaleries  militaires  et  civils, 
publ.  par  J.  Gay.    Turin  1876. 

Delaville  le  Roulx,  J.,  De  prima  origine  Hospitalariorum  Hierosolymitanorum, 
Paris  1885;  drs.,  les  Statuts  de  l'Ordre  de  l'Höpital  de  St.  Jean  de  Jerusalem.  Paris 
1887;  drs.,  Cartulaire  general  de  l'ordre  des  Hospitaliers  de  St.  Jean  de  Jerusalem, 
Paris,  Leroux. 


HO  Literatur  über  Orden  und  Stifter. 

Dienemann,  J.  G.,  Nachr.  v.  Johanniterorden  nebst  Beschr.  der  gehaltenen  Ritter- 
schläge.   Berlin  1767. 

Diethmar,  J.  Ch.,  Oenealogisch-histor.  Nachr.  v.  Herrenmeistern  des  Johanniter- 
ordens.    Frankfurt  a.  O.  1733—1737. 

Duellius,  Raym.,  Historia  ordinis  equitum  Teutonicorum  hospitalis  S.  Mariae 
Hierosolymitani.     Cum  7  tabulis  sigillorum  et  34  tabulis  genealog.     Wien  1727. 

Falkenstein,  K.,  Gesch.  d.  3  wichtigsten  Ritterorden  d.  MA:  Templer,  Johan- 
niter u.  Marianer  (od.  Deutsch-Herren).  Dresden  1822 — 42;  drs.,  Gesch.  des  Johan- 
niterordens.    Zeitz  u.  Leipzig  1867. 

Finck,  Übersicht  d.  Gesch.  d.  souveränen  ritterl.  Ordens  St.  Johannis  vom  Spital 
zu  Jerusalem  u.  d.  Balley  Brandenburg.     Leipzig  1890. 

Fritz,  H.,  Die  geistlichen  Ritterorden.    Berlin  1908. 

Gelbke,   Abb.  u.  Beschr.  d.  Ritterorden.    Berlin  1832—39,  mit  44  Kupfertafeln. 

Giucci,  G.,  Iconographia  storica  degli  ordini  religiosi  e  cavallereschi.  9  Tle.  in 
5  Bdn.    Rom  1836—47  (mit  430  Kupfertafeln,  die  Ordenstrachten  darstellend). 

Gottschalck,  Frdr.,  Almanach  der  Ritterorden.  Tl.  I.  Die  deutschen  Ritterorden. 
Tl.  II.  Die  Ritterorden  außer  den  deutschen.     Leipzig  1817 — 18. 

Gritzner,  Handbuch  der  Damenstifter.    Frankfurt  a.  M.  1893. 

v.  Gumppenberg,  Das  bayrische  Großpriorat  des  Johanniterordens.  OBA  9. 

Hammer,  Die  Franziskaner  in  den  Vereinigten  Staaten  Nordamerikas.  Köln  1892. 

Harteck,  E.,  Histor.  Bilder  a.  d.  deutschen  Ordenslande.  111.  m.  35  Abb.  d. 
Wappen  sämtl.  Hochmeister.    1875. 

Heldmann,  C,  Gesch.  der  deutschen  Ordensbailei  Hessen.   ZHG  NF  XX  (1895). 

Hermann,  R.,  Verzeichniß  der  in  Thüringen  bis  zur  Reformation  vorhanden  ge- 
wesenen Stifter,  Klöster  u.  Ordenshäuser.  ZTG  VIII,  (1871),  S.  1—176. 

Herrlich,  Die  Balley  Brandenburg  des  Johanniterordens.    2.  Aufl.  1891. 

Hess,  C.  J.  Ign.  Seb.,  Discursus  inauguralis  de  potissimis  personarum  tarn  im- 
perantium  quam  parentium  in  imperio  juribus  succincta  equestris  ordinis  Teutoniae 
historia  nee  non  eiusd.  48  magnorum  magistrorum  iconibus  atque  XI  balliviarum  Prussi- 
carum  et  Allemannicarum  archicommendatorum  illustratus  (Würzburg  1720). 

Hinschius,  R,  Die  Orden  u.  Kongregationen  der  katholischen  Kirche  in  Preußen. 
Berlin  1874. 

Jaksch,  R.  v.,  u.  Wartenhorst,  A.,  Die  Einführung  des  Johanniter-Ritterordens 
in  Kärnten  u.  dessen  Commende  u.  Pfarre  Pulst  daselbst.  AÖG  76,  90. 

Koch,  Ad.,  Die  frühesten  Niederlassungen  der  Minoriten  im  Rheingebiete.  Leip- 
zig 1881. 

Ladurner,  Justinian,  Urkundl.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  deutschen  Ordens  in  Tirol. 
ZF  3.  Folge,  10.  H. 

Lies,  Beschrijving  van  de  Koniklijk  Nederlandsche  en  groothertogelijk  Luxem- 
burgsche  ridderorden.     Delft  1889. 

Lindner,  Die  Schriftsteller  des  Benediktinerordens  in  Bayern.  2  Bde.  Regens- 
burg 1880;  Nachträge  1884. 

Lindner,  Gallia  Benedictina  oder  Übersicht  der  am  Beginn  des  18.  Jht.  bis  z. 
Ausbruch  d.  franz.  Revolution  noch  bestandenen  Männer-  u.  Frauenabteien  des  Bene- 
diktinerordens.   Kempten,  Kosel. 

Midtelstorf,  Genealogische  Nachrichten  über  die  bei  dem  Setheschen Fräulein- 
stift zu  Aurich  beteiligten  Familien,  Aurich  1883;  dazu  Zusätze  u.  Berichtigungen. 
Aurich  1887. 

(Musson),  Pragmatische  Gesch.  d.  vornehmsten  Mönchsorden.  10  Bde.  Leipzig 
1774—84. 

Pappenheim,  Gustav  Rabe,  Frhr.  v.,  Mittlgn.  ü.  e.  unediert  gebliebenes 
Verz.  d.  deutschen  Ordens-Ritter  der  Balley  Hessen.    VJH  1892. 

Perrot,  Collection  historique  des  ordres  de  la  chevalerie.  Paris  1828,  wichtig 
wegen  der  erloschenen  Orden. 

Pöckel,  P.  Maxim.,  Die  Kapuziner  in  Bayern.    Sulzbach  1826. 


Literatur  über  Orden  und  Stifter.  111 

Prutz,  Entwickelung  u.  Untergang  d.  Tempelherrenordens.    Berlin  1888. 

Ratisbona,  Giovanni  Maria  da,  Catalogus  scriptorum  ordinis  minoris  S.  Fran- 
cisco ab  anno  1747  ad  annum  1852.     Roma  1852. 

Reiffenberg,  Baron,  Histoire  de  la  Toison  d'or  depuis  son  institution  jusqu*  ä 
la  cessation  des  chapitres  generaux  et  des  ecrivains  qui  en  ont  traite.  Bruxelles  1830. 
Vgl.  Kekule  v.  Stradonitz.  DH  1908  u.  Hartmann-Franzenshuld,  Edler  v., 
JAW  1883. 

Reimer,  H.,  Verfall  der  Deutschordensballei  Koblenz  im  15.  Jht.    TA  H.  11. 

Reu m ont,  A.  v.,  Die  letzten  Zeiten  des  Johanniterordens.    Leipzig  1844. 

Salles,  Felix,  Annales  de  l'ordre  teutonique  depuis  son  origine  jusqu'  ä  nos 
jours.   Wien  1887. 

Schaefer,  K.  Heinrich,  Die  Kanonistenstifter  im  deutschen  MA.  43.  u.  44.  H. 
d.  Kirchenrechtl.  Abh.,  hrsg.  v.  Ulrich  Stutz,  Stuttgart  1908. 

Schlager,  P.  Patricius,  Gesch.  d.  Kölnischen  Franziskaner- Ordensprovinz 
während  des  Reformationszeitalters.    Regensburg  1909. 

Schlözer,  K.  v.,  Die  Hansa  u.  d.  deutsche  Ritterorden  in  den  Ostseeländern. 
Berlin  1851. 

Schubert,  F.  W.,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  deutschen  Ordens  in  Preußen.  Königs- 
berg 1831. 

Schuster,  M.,  Der  deutsche  Ritterorden  bis  z.  Tode  Hermanns  v.  Salza.    1868. 

Spencer- Northcote,  Gesch.  d.  Johanniterordens  (aus  d.  Englischen  v.  St u de- 
in und).    Münster  1874. 

Vertot,  Histoire  des  Chevaliers  hospitaliers  de  S.  Jean  de  Jerusalem,  appellez 
depuis  Chev.  de  Rhodes  et  aujourdhui  Chevaliers  de  Malthe.    5  vols.    Paris  1726. 

Wahlen,  Ordres  de  chevalerie  et  marques  d'honneur.    Brüssel  1854;  2  Spl. 

Wietz,  Die  geistl.  u.  weltl.  Ritter-  u.  Damenorden.  Prag  1821—27.  (Kostüm- 
bilder.) 

Wilcke,  Gesch.  des  Ordens  der  Templer.    2  Bde.    2.  Ausg.    Halle  1860. 

Winterfeld,  Gesch.  des  ritterl.  Ordens  St.  Johannis  vom  Spital  zu  Jerusalem. 
Berlin  1859. 

Von  besonderem  Wert  für  familiengeschichtliche  Zwecke  sind  auch 
heraldische  Werke  über  Ritterorden.     Diesbezüglich  seien  genannt: 

Briesen,  A.  v.,  Wappenbuch  des  ritterlichen  Ordens  St.  Johannis  vom  Spital  zu 
Jerusalem,  Balley  Brandenburg.     Leipzig  1856. 

Chiffletius,  J.  J.,  Insignia  gentilicia  equitum  ordinis  velleris  aurei  ferialium  verbis 
renuntiata.    Antwerpen  1632. 

Dithmar,  J.  Chr.,  Commentatio  de  honoratissimo  ordine  militari  de  balneo. 
Accedunt  statuta  idiomate  Anglico  et  latine  versa,  c.  20  tabb.    Frankfurt  1729. 

Goussancourt,  M.  de,  Martyrologue  des  Chevaliers  de  S.  Jean  de  Jerusalem 
dits  de  Malte  cont.  leurs  armes  blasons  preuves  de  chevalerie  et  descente  geneal. 
Paris  1654. 

Lacchey,  Loredan,  Ancien  armorial  equestre  de  la  Toison  d'or  et  de  l'Europe 
au  15  siecle.  Facsimile  contenant  942  ecus  et  64  figures  equestres  en  114  planches 
chromotypographiques  reproduits  pour  la  premiere  fois.    Nancy  und  Paris  1890. 

Maurice,  Jean  Baptiste,  heraut  et  roy  d'armes  de  sa  Majeste  Catholique,  Le 
blason  des  armoiries  de  tous  les  Chevaliers  de  l'ordre  de  la  Toison  d'or  depuis  la 
premiere  institution  jusques  ä  present.    A  la  Haye  1665. 

Wapenboek  de  Ridders  der  Duitsche  Orde,  Balge  van  Utrecht  sedert  1581, 
Haag  1871. 

Eine  besondere  Art  der  Ordensliteratur  stellt  die  Mitglieder  der  einzelnen 
Orden  durch  die  Jahrhunderte  zusammen,  wobei  tunlichst  biographische  und 
literarische  Angaben  den  einzelnen  Namen  beigegeben  werden. 

Schon  im  18.  Jht.  begann  man  mit  der  Herausgabe  solcher  Werke,  so  für  St.  Em- 
meran  in  Regensburg:  Catalogus  Religiosorum  professorum  (Regensburg  1744);   dann 


\\2  Literatur  über  Orden  und  Stifter. 

für  Niederaltaich:  Memoriale  seu  Altahae  inferioris  memoria  superstes  v.  Joh.  Bpt.  Lack- 
ner (Passau  1779);  für  Kremsmünster:  Historico-chronologica  Series  Abbatum  et  Reli- 
giosorum  v.  Marian  Pachmayr    (Styrae    1772—82),    die    beste   u.  reichhaltigste  Arbeit 
dieser  Art;  ähnlich  für  Banz  in  Franken  durch  P.  Ildephons  Schatt  in  der  ersten  Bei- 
lage  zum    Leben    des    letzten  Abtes  Qallus  Dennerstein,    die    ein   vollständiges  Ver- 
zeichnis sämtlicher  Äbte  und  Konventualen  des  Stiftes  von  der  Stiftung  bis  zur  Auf- 
hebung enthält  (Bamberg  1821).     Die  einzige  derartige  Arbeit  früherer  Zeit  über  ein 
Zisterzienserkloster  betr.  Saar  in  Mähren,  nämlich  Otto  v.  Steinbach  (letzter  Abt),  Nomina 
Religiosorum  inM.Fontis  s.MariaepropeZarany  ord.  Cist.abanno  1255 — 1781  (Pragae47p.) 
Über  Salzburg  sind  erschienen:   Catalogi  impressi  annorum  1756  u.  1759.    Salisburgi 
(Einblattdrucke).    Catalogus  venerabilis  et  antiquissimi  conventus  S.  Petri  intra  Salisbg 
ordinis  SS.  Patris  Benedicti,  seit  1782  von  Zeit  zu  Zeit  gedruckt.  —  (Jung,  Arn.),  Se 
ries  Abbatum  Monasterii  ad  S.  Petrum  Salisburgi,   1864  (Appendix  zu  dem  1864  hrsg 
Catalogus  Religiosorum  Monasterii  S.  Petri  a.  1864   viventium).   —   (Keuslin,  Alb. 
abbas),  Catalogus  cum  historiae  compendio  abbatum  monasterii  S.  Petri   Salisburgi  ex 
antiquis  Chronicis,  litteris  et  monumentis  authenticis.    Salisburgi  1646  (83  S.,  4).    — 
(Seeauer,  Beda),  Saecularis    memoria  defunctorum  sive  compendium  vitae  et  mortis 
Religiosorum  qui   in  monasterio  ad  S.  Petrum  Salisburgi  ordinis  S.  Benedicti  ab  anno 
1682  usque  ad  annum  1782  in  domino   obierunt.   Salzburgi  1782.     Das  gesamte   ein- 
schlagende Handschriftenmaterial,  einschließlich  der  Roteln-Sammlungen,  hat  P.  Firmin 
Lindner  benutzt  zu  dem  sehr  reichhaltigen,  eine  Masse  biographischen  Materials  dar- 
bietenden „Profeßbuch  der  Benediktiner-Abtei  St.  Peter  in  Salzburg  1419 — 1856",  MGSL 
XLVI,  1906,  S.  1—328,  wozu  Willibald  Hauthaler  e.  Einführung  geschrieben  hat.  P.  Fir- 
min Lindner   hat    viele  ähnliche  Arbeiten    geliefert,   so   über   Rheinau   im   Freiburger 
Diözesan-Archiv  (1878)  XII,  251—288  u.  (1881)  XIV,  1—62,  297—304;   über  Ettal  OBA 
(1887)  XLIV,  247—285;  über  St.  Ulrich  in  Augsburg  1610  —  1857  Diözesan-Archiv  v. 
Schwaben  (1891)  VIII  u.  (1898)  XVI;  über  Nerresheim  1424—1854  ebd.  (1895)  XIII.  u. 
(1896)  XIV;  über  Tegernsee  OBA  (1897)  L,  18—130  u.  (1898),  S.  1—318;  über  Ochsen- 
hausen  1392  —  1861   Diözesan-Archiv  f.  Schwaben  (1899)  XVII  u.  (1900)  XVIII;   über 
Wiblingen  1099  —  1864  ebd.  (1901)  XIX  u.  (1902)  XX;  über  Mehrerau  1097  —  1856  im 
Bericht  des  Vorarlberger  Museums  Bregenz  (1904)  XLI,  30—107;  über  Ottobeurn  764 
bis  1858  Zeitschr.  d.  histor.  Ver.  v.  Schwaben,  Augsburg  (1904)  XXX  u.  (1905)  XXXI; 
über  Niederaltaich  Verhdl.  d.  hist.  Ver.  v.  Niederbayern  (1903)  XXXIX;  über  Heiligen- 
kreuz in  Donauwörth  1342  —  1853  in  d.  Ztschr.  d.  hist.  Ver.  v.  Donauwörth  II  1905; 
über  Wessobrunn  OBA  (1905)  LH   —   die  genannten  gehörten  dem  Benediktinerorden 
an  — ;  über  Stams  1272—1898  Album  Stamsense,  Salisburgi  1898;  über  Neuberg  1327 
bis  1846  Cistercienser-Chronik  (1904)  XVI  (Bregenz  1904);  über  Fürstenfeld  1258—1837 
ebd.  (1905)  XVII.   Von  neueren  Beiträgen  zur  Personalgeschichte  der  Orden  nenne  ich 
noch  Ernst  Graf  von  Mirbach-Harff,  Beitr.  z.  Personalgesch.  d.  deutschen  Ordens 
JAW  NF  1890,  lff.  —  Bonani,  Phil.,  S.  J.,  Verz.  d.  geistl.  Ordenspersonen  und  der 
streitenden  Kirchen.     Nürnberg  u.  Würzburg  1711.  —  Das  Buch  vom  Schwanenorden, 
Ein  Beitr.  zu  d.  Hohenzollerischen  Forschungen,  von  Graf  Stillfried  u.  S.  Hänle. 
Berlin  1881   (der  3.  Teil  dieses  Werkes  gibt  e.  alph.  Verz.  der  einzelnen  Ordensritter, 
die   zu  ermitteln  waren,  mit  biogr.  Nachr.,  über  600).  —  Hierzu    kommen  noch    die 
Ranglisten  u.  Personalverzeichnisse.    Ich  nenne  beispielsweise:    Catalogue  des   Cheva- 
liers de  Malte,  appelles  successivement  Chevaliers  de  l'ordre  militaire  et  hospitalier  de 
Saint-Jean  de  Jerusalem,  de  Rhodes,  de  Malte  (1099—1800).     Paris  1889.  —  Rangliste 
u.  Personalstatus  d.  deutschen  Ritterordens.   Wien  1873ff.  —  Das  Mitgliederverzeichnis 
der  Balley  Brandenburg   des   Johanniterordens  (Berlin  1859,  1870)    enthält  Vornamen, 
aber  keine  Geburtsdaten. 

Der  deutsche  Orden  und  fast  noch  mehr  sein  Vorgänger,  der  sogenannte 
Schwertbruderorden,  haben  erfahrungsgemäß  viele  Familienforscher  bei  ihren 
Anfragen  an  die  Archive  irregeführt.  Nicht  selten  wurde  behauptet,  daß  der 
Briefschreiber  von  einem  Ritter,  womöglich  Komtur,  dieses  oder  jenes  Ordens 


Exulantenliteratur.  113 

abstamme.  Schonend,  aber  eindringlich  mußten  die  Archive  erwidern,  daß 
solches  hoffentlich  nicht  der  Fall  sei,  da  ja  die  Ritter  jener  Orden  das 
Zölibatgelübde  ablegen  mußten.  Die  Folge  solcher  Anfragen  ist,  daß  sehr 
zahlreiche  Archivbeamte  alle  familiengeschichtlichen  Anfragen  über  einen 
Kamm  scheren  und  sie  so  kurz  wie  möglich  abfertigen.  Es  ist  daher  dem 
Familienforscher  dringend  zu  empfehlen,  daß  er  sich  vor  einer 
Anfrage  an  die  Archive  in  Ordenssachen  erst  um  die  Ordens- 
satzungen  bekümmere  und  den  Archiven  keine  törichten  Wünsche 
unterbreite,  welche  nur  geeignet  sind,  die  Archivbeamten,  die  so- 
wieso, überlastet  mit  anderen  Arbeiten,  die  genealogischen  An- 
fragen vielfach  als  eine  schwere  Plage  empfinden,  den  familien- 
geschichtlichen Studien  noch  unfreundlicher  zu  stimmen. 

Exulantenliteratur. 

Mit  dem  Beginn  der  religiös-kirchlichen  Reformation  des  16.  Jahrhunderts  Exulanten- 
setzte  in  den  europäischen  Ländern  ein  Ab-  und  Zufluten  der  Bevölkerung 
ein,  wie  es  das  späte  Mittelalter  nicht  gesehen  hatte.  Zu  den  vielen  sonstigen 
Beweggründen  der  Übersiedlung  von  einem  Staat  zum  andern  trat  nunmehr 
die  Religion  als  ein  Hauptmotiv  hinzu.  Indem  nämlich  durch  das  Mißlingen 
einer  Reformation  der  ganzen  Kirche  die  abendländische  Christenheit  in  drei 
sich  heftig  bekämpfende  und  verfolgende  Separationskirchen  zerfiel,  mußten 
bei  der  damaligen  Auffassung  der  Religion  als  Staatsangelegenheit  die  Be- 
klagenswerten, deren  Landesherr  einer  der  ihrigen  entgegengesetzten  Kirche 
angehörte,  oft,  wenn  sie  unbehelligt  ihrer  Religion  leben  wollten,  Volk  und 
Vaterland,  Familie  und  Verwandtschaft,  Vermögen  und  Wohlstand  aufgeben 
und  nach  Ländern  flüchten,  in  denen  ihre  Religion  gehegt  und  gepflegt 
wurde. 

In  den  vierziger  Jahren  des  16.  Jahrhunderts  waren  es  auf  Seiten  der 
Neugläubigen  vor  allem  Franzosen,  Niederländer,  Italiener  und  Polen,  die 
durch  die  erbarmungslose  Durchführung  grausamer  Inquisitionsvorschriften 
genötigt  wurden,  ihre  Heimat  zu  verlassen  und  in  der  Fremde  freie  Übung 
ihrer  Religion  zu  suchen.  Sie  wandten  sich  zunächst  nach  den  evangelischen 
Gebieten  der  Schweiz  und  Deutschlands,  wo  sie  besonders  in  den  größeren 
Städten  bereitwillige  Aufnahme  fanden.  Später,  als  auch  in  England  unter 
dem  frommen  Eduard  VI.  die  Sonne  der  Reformation  goldig  aufgegangen 
war,  zu  gleicher  Zeit  aber  Deutschland  durch  das  vom  Kaiser  aufgezwungene 
Interim  die  Freiheit  evangelischen  Glaubens  und  Lebens  verloren  hatte, 
flüchteten  die  um  des  Bekenntnisses  Auswandernden  vor  allem  nach  England. 
Hier  wurden  sie  als  eine  schätzbare  Hilfstruppe  gegen  Rom  und  römisches 
Wesen  gern  aufgenommen  und  erhielten  durchweg  das  Recht  eigener  Ge- 
meindebildung. So  erhoben  sich  hier  binnen  kurzer  Zeit  blühende  „Flücht- 
lings-" oder  „Fremden"- Gemeinden,  in  denen  sich  bald  ein  reges  religiös- 
kirchliches Leben  entfaltete.  Doch  nur  wenige  Jahre  war  ihnen  das  Glück 
freier  Religionsübung  vergönnt:  mit  dem  Tode  Eduards  VI.  bestieg  die 
katholische  Maria  den  englischen  Thron,  und  damit  setzte  eine  blutige  pa- 
pistische  Reaktion   ein.     Die   Folge   davon   war,    daß    die  Welle  der  Aus- 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  g 


114  Exulantenliteratur. 

wanderer  nach  dem  Festlande  zurückflutete;  denn  nicht  nur  einheimische 
Engländer  verließen,  soweit  sie  entschiedene  Protestanten  waren,  das  Land, 
sondern  auch  jene  in  England  konstituierten  Flüchtlingsgemeinden  kehrten 
eiligst  ihrer  zweiten  Heimat  den  Rücken.  Die  einen  suchten  in  Dänemark, 
das  jetzt  von  einem  entschieden  protestantischen  Fürsten  beherrscht  wurde, 
andere  in  Nord-  und  Süddeutschland,  andere  wieder  in  der  Schweiz  ihre 
Zuflucht.1) 

Von  den  in  ihren  Einzelheiten  oft  erschütternden,  von  zäher  Festigkeit 
des  Glaubens  und  seltenem  Opfermute  zeugenden  blutigen  Kämpfen  um  den 
Fortbestand  des  österreichischen  Protestantismus2)  ist  den  evangelischen 
Norddeutschen  besonders  die  Aufnahme  der  15000  Salzburger  und  ihre  An- 
siedlung  an  der  östlichen  Grenze  des  preußischen  Staates  als  eine  der  denk- 
würdigsten Taten  des  vielverkannten  Königs  Friedrich  Wilhelm  I.  am  ge- 
läufigsten. Die  Literatur  über  diese  Kolonisation  größten  Stiles  ist  ungeheuer 
groß.  Noch  heute  bilden  die  grundlegenden  und  unter  dem  frischen  Ein- 
druck der  großen  Tat  geschriebenen  Werke  des  Pastors  zu  Warnstedt  Ger- 
hard Gottlieb  Günther  Göcking8)  eine  Hauptquelle.  Für  den  Familien- 
forscher kommen  Erbauungsschriften  einschlagenden  Inhalts  nicht  in  Betracht, 
auch  kaum  das  Buch  des  Breslauer  Professors  der  Kirchengeschichte  Ar- 
nold*),   das   nicht   sowohl    darauf   ausgeht,    den  Tatsachenbestand    neu    zu 


*)  Gust.  Ad.  Besser,  Geschichte  der  Frankfurter  Flüchtlingsgemeinden  1554  bis 
1558,  Hallische  Abhandlung  zur  neueren  Geschichte.  Heft  XLIII.  Halle  1906.  S.  1  u.  2. 
Die  Hauptquellen  für  dieses  Thema  sind:  1.  Die  auf  dem  historischen  Archiv  d.  Stadt 
Frankfurt  a.  M.  befindlichen  Bürgermeister-,  Ratsprotokoll-  u.  Ratschlagungsprotokoll- 
bücher  der  Jahre  1554 — 58.  2.  Die  ebendort  in  dem  Aktenbündel  „Acta  reformata  I? 
vereinigten  Schriftstücke,  von  denen  ein  großer  Teil  bereits  im  18.  Jht.  in  den  Bei- 
lagen der  „Franckfurtischen  Religionshandlungen,  Bd.  I  u.  II,  1735  veröffentlicht  wurde. 
3.  Zahlreiche  Briefe  d.  „Thesaurus  epistolicus  Calvinianus"  im  Corpus  Ref ormatorum  : 
Calvini  Opera  X— XXI,  1872 ff. 

2)  Gasteiger,  Gust.,  Die  Zillertaler  Protestanten  u.  ihre  Auswanderung  aus  Tirol. 
Meran  1892.  —  Alois  Flir,  Die  Manharter.    Innsbruck  1852. 

8)  Vollkommene  Emigrations-Gesch.  v.  denen  aus  d.  Ertz-Bistum  Saltzburg  ver- 
triebenen u.  größtentheils  nach  Preußen  gegangenen  Lutheranern.  2  Tle.  Frankfurt  u. 
Leipzig  1734  u.  1737.  Das  Buch  bedarf  im  Einzelfalle  kritischer  Nachprüfung:  die 
Namen  sind  teilweise  verstümmelt,  der  frühere  Wohnsitz  ist  häufig  falsch  angegeben. 
Familienforschern  Salzburgischer  Abkunft  wird  von  Herrn  prakt.  Arzt  Dr.  E.  Schrempf 
in  Gumbinnen  (O.-Pr.)  und  von  Herrn  Rendant  Hundtsdörf  er-Gumbinnen  Auskunft 
erteilt.  Im  Salzburger  Hospital  zu  Gumbinnen  wird  nämlich,  wie  Herr  Dr.  med. 
Schrempf  die  Freundlichkeit  hat  mitzuteilen,  eine  Menge  amtlicher  Akten  aufbewahrt, 
welche  über  die  einzelnen  Salzburgischen  Familien  und  deren  frühere  Besitzungen  in 
Salzburg  genauen  Aufschluß  geben.  Herr  Dr.  Schrempf  schreibt  diesbezüglich:  „Sie 
[die  genannten  Akten]  sind  auf  Veranlassung  Friedrich  Wilhelms  I.  und  Friedrichs  II. 
in  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  entstanden  behufs  Verkaufs  der  von  den  Ausge- 
wanderten verlassenen  Besitzungen.  Mir  ist  bekannt,  daß  verschiedene  Familien  auf 
Grund  dieser  Akten  die  Besitzungen  ihrer  Vorfahren  festgestellt  und  auch  aufgesucht 
haben."  Vgl.  auch  „Verzeichnis  d.  zu  freiem  Kauf  feilstehenden  Güter  der  Emigranten". 
Salzburg  1733  in  der  Studienbibliothek  zu  Salzburg. 

*)  Arnold,  C.  Fr.,  Die  Vertreibung  der  Salzburger  Protestanten  und  ihre  Auf- 
nahme bei  den  Glaubensgenossen.     Leipzig  1900. 


Exulantenliteratur.  115 

ergründen,  als  vielmehr  die  kultur-  und  religionsgeschichtliche  Bedeutung 
des  Vorganges  näher  zu  erfassen.  Dagegen  sind  die  Bücher  von  Beheim- 
Schwarzbach,  von  denen  das  eine  sich  ausschließlich  mit  den  Salzburgern 
befaßt  und  die  Resultate  ausgedehnter  und  mühseliger  archivalischer  For- 
schungen zieht,  während  das  zweite  Buch  die  Ansiedlungen  im  großen 
Rahmen  der  gesamten  Hohenzollernschen  Kolonisation  darstellt1),  auch  dem 
Familienforscher  zu  empfehlen. 

Gleichzeitig  mit  dem  vorgenannten  Buche  Arnolds  erschien  im  „Histo- 
rischen Jahrbuch  der  Görresgesellschaft"  ein  Aufsatz  über  die  im  engsten 
Zusammenhange  mit  der  salzburgischen  stehende  protestantische  Bewegung 
in  der  gefürsteten  Propstei  Berchtesgaden. 2)  Die  große  Mehrzahl  der  evan- 
gelischen Berchtesgadener  hat,  nachdem  sie  gleich  ihren  salzburgischen  Nach- 
barn das  Land  ihrer  Väter  verlassen  mußte,  in  Hannover  eine  neue  Heimat 
gefunden.  Die  Geschichte  dieser  Auswanderung  wurde  lange  Zeit  kurz  ab- 
gemacht, so  von  Göcking  und  von  der  hannoverschen  Landesliteratur  und 
selbst  von  Havemann.3)  Erst  Viktor  Loewe  hat  das  vor  ihm  gänzlich 
unbenutzte,  im  hannoverschen  Staatsarchive  beruhende  einschlägige  Material 
durchgearbeitet  und  das  Ergebnis  seiner  eindringenden  Forschungen  in  dem 
Aufsatze;  „Die  Einwanderung  der  Berchtesgadener  in  Kurhannover  1733" 
vorgelegt,  auch  (Seite  77)  ein  Verzeichnis  der  Familiennamen  dieser  Emi- 
granten veröffentlicht. 

Schon  vorher,  zur  Zeit  des  Kaisers  Ferdinands  IL,  gingen  Auswande- 
rungen Evangelischer  aus  Österreich  massenhaft  vor  sich.  Selbst  von  Hurter 
muß  sich  im  Angesichte  der  zahlreichen  Angaben  entschließen,  die  Zahl  der 
Auswanderer  auf  30000  zu  bestimmen  und  berichten,  daß  aus  Leitmeritz 
allein  500  in  das  benachbarte  Pirna  flohen,  muß  185  flüchtige  Individuen 
des  Herren-  und  Ritterstandes  zugeben.  Spärliche  Auswandererverzeichnisse 
finden  sich  bei  Raupach,  Fortsetzung  des  evangelischen  Österreich  III,  439, 
sowie  bei  Waldau,  Geschichte  der  Protestanten  in  Österreich,  II.  Bd.  Ein 
älteres,  von  Sauber  tu  s  entworfenes  Register  erschien  unter  dem  Titel:  Liber 
Providentiae  divinae  specialis,  d.  i.  Denkzettel  Gottes,  darinnen  die  recht  Gottes- 
fürchtigen  aufgezeichnet  zu  finden.  Nürnberg  1643.  Dazu  kommen  noch  Götzii 
Diptycha  Exulum.  Vgl.  AKDV,  V.  Jahrg.  1855,  Sp.  161  ff.,  193fi,  217ff.,  336. 
Ein  „Catalogus  Exulum  Styrorum  Carinth.  et  Carniol.  ex  numero  provincialium 
1629"  in  dem  Codex  8830  der  Wiener  Hofbibliothek  zählt  mit  aller  Genauigkeit 


x)  Beheim-Schwarzbach,  M.,  Friedrich  Wilhelms  I.  Colonisationswerk  in  Lit- 
thauen, vornehmlich  die  Salzburger  Colonie.  Königsberg  1879;  drs.,  Hohenzollersche 
Colonisationen.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Preußischen  Staates  und  der  Coloni- 
sation  des  östlichen  Deutschland.    Leipzig  1874. 

2)  Linsenmayer,  A.,  D.  protestantische  Bewegung  in  d.  Fürstpropstei  Berchtes- 
gaden bis  z.  Mitte  d.  18.  Jht.  (Histor.  Jb.  der  Görresgft.  Bd.  22,  München  1901,  S.  37 
bis  84). 

3)  Gesch.  d.  Lande  Braunschweig  u.  Lüneburg  Bd.  3.  Göttingen  1857,  S.  660. 
Einige  nützliche  Notizen  hat  Th.  Röscher  zusammengestellt:  Böhmische  u.  salz- 
burgische Exulanten  in  Hannover  (Hannov.  Geschichtsbl.  1899,  S.  157 — 159,  163 — 164, 
170—172). 

8* 


116 


Exulantenliteratur. 


714  Personen  des  Herren- und  Ritterstandes,  sowie  46  „nobilisierte"  Personen 
auf  (Adalbert  Heinrich  Horand  in  Wien,  Österreichische  Exulanten,  AKDV, 
NF  9,  31 6 ff.).  Zur  Charakterisierung  dieser  Quelle  diene  der  Anfang: 
„Herr  Bartholomäus  von  Dietrichstain  freyherr,  seine  frau  gemahlin  frau 
Elisabetha  geborene  von  Franckhingen  freyin  mit  4  Söhnen  und  4  Töchtern. 
Herr  Georg  Albrecht  von  Dietrichstain  freyherr,  seine  frau  gemahlin  frau 
Anna,  geborene  herrin  von  Welcz,  Freyin  mit  4  Söhnen  und  2  Töchtern. 
Herr  Georg  Hainrich  von  Dietrichstain,  Freyherr,  seine  frau  gemahlin,  frau 
Susanne,  geborene  Praunfalckhin,  mit  2  Söhnen  und  2  Töchtern.  Herr 
Rudolph  von  Dietrichstain,  Freyherr,  seine  frau  gemahlin  Frau  Anna  Elisa- 
betha geborene  von  Eckh,  Freyin.  Darzu  daß  Fräulin  Anna  Catharina, 
Fräulin  Maria,  und  fräulin  Juditha  von  Dietrichstain  Freyine,  In  allem  Per- 
sonen 29." 

Im  übrigen    sei   hier  noch    die  folgende  Exulantenliteratur  verzeichnet: 

Aufnahme  Glaubensflüchtiger  in  der  Schweiz  =  Neujahrsblatt,  hrsg.  v.  d.  Feuer- 
werker-Gesellschaft in  Zürich  Nr.  45.    1845. 

Berg  er,  J.,  Gesch.  d.  Hugenotten  u.  Waldenser  Ansiedlungen  in  Hessen-Darm- 
stadt (Hessenland  1903,  Nr.  15—20). 

Beringuier,  R.,  Die  Stammbäume  der  Mitglieder  der  französischen  Kolonie 
in  Berlin,  herausgeg.  z.  Feier  des  200jährigen  Bestehens  des  Ediktes  v.  Potsdam.  1885. 
1886.  1887.  Drs.,  Die  Kolonieliste  v.  1699.  Röle  general  des  francois  refugiez  dans  les 
estats  de  sa  serenite  electorale  de  Brandenbourg,  comme  ils  se  sont  trouvez  au 
31  Decembre  1699.  Berlin  1888.  Vgl.  auch  „Die  Französische  Kolonie,  Zeitschr.  f. 
Vergangenheit  u.  Gegenwart  der  französischen  reformierten  Gemeinden  Deutschlands", 
hrsg.  v.  Rieh.  Beringuier  (Berlin,  E.  S.  Mittler  &  Sohn).  Vgl.  auch  das  Register  unter 
Beringuier. 

Bode,  K.  H.,  Urkundl. Nachr.  ü.  d.  wallon.-reformierte  Kirchengemeinde  zu  Magde- 
burg.   Magdeburg  1889. 

Brandes,  F.  H.,  D.  Große  Kurfürst  u.  d.  Hugenotten  (Gbll.  d.  dt.  Hugenotten- 
Ver.  11). 

Burkhardt,  C.  A.  H.,  D.  französ.  Kolonie  f.  Gewerbe  u.  Industrie  in  Weimar 
ZKu6. 

Chambrer,  Madame  Alexandre  de,  Henri  de  Mirmand  et  les  Refugies  de  la  Re- 
vocation  de  l'edit  de  Nantes  1650—1721,  Neuchätel  und  Paris  1910. 

Dietsch,  F.,  u.  Toll  in,  H.,  Gesch.  d.  Hugenotten  v.  Metz  (Gbll.  d.  Hugen.-Ver. 
10,  1—2.) 

Erman  et  Reclam,  Memoires  pour  servir  ä  l'histoire  des  Refugies  francais  dans 
les  Etats  du  roi.    Tome  I— IX.    Berlin  1782  ff.  i) 

France,  H.  de,  Les  Montalbanais  et  le  Refuge.    Montauban  1887. 

Götze,  L.,  Über  d.  französische  u.  Pfälzer  Kolonie  in  Magdeburg.  MG  VIII 
u.  XII. 

H ereile,  G.,  Documents  inedits  sur  le  Protestantisme  ä  Vitry-le-Frangois,  Epense, 
Heiltz-le-Maurupt,  Nettancourt  et  Vassy,  depuis  la  fin  des  Guerres  de  Religion  jusqu'ä 
la  Revolution  francaise,  Tome  III  Paris,  Librairie  universitaire  J.  Gamber,  7.  rue  Danton, 
1908,   enthält   S.  133—176   ein   alph.  Verz.  derer,  die   d.  reformierten   Glauben   abge- 


x)  Vgl.  auch  Eug.  et  Em.  Haag,  La  France  protestante.  Tome  VI— IX.  Paris 
1856—1859.  —  La  France  protestante,  deuxieme  edition  sous  la  direction  de  M.  Henri 
Bordier.  Tome  I— VI.  Paris  1877—1887.  —  J.  Crespin,  Histoire  des  martyrs  perse- 
cutez  et  mis  ä  mort  pour  la  verite  de  l'evangile  depuis  le  temps  des  apostres  jusqu'ä 
präsent.    Neudruck  v.  Benoit  u.  Lelievre.    (Bd.  3.    Toulouse  1899). 


Auswanderungen  nach  fremden  Erdteilen.  117 

schworen,  ferner  S.  226 — 483  ein  solches  v.  etwa  400  Familien,  die  d.  Flucht  nach  d. 
Ausland  versuchten,  u.  zahlreiches  Material  ü.  Emigrantenfamilien.  Vgl.  A.  von  den 
Velden,  ZPF  5,  S.  111. 

Jung,  Rud.,  Die  englische  Flüchtlingsgemeinde  in  Frankfurt  a.  Main  1554—1559 
(Frankfurter  histor.  Forsch.     Hsg.  v.  Q.  Küntzel,  H.  3.)     Frankfurt  a.  M.  1910. 

Kekule  von  Stradonitz,  Stephan,  Ein  Gedenkbl.  einer  böhmischen  Exulanten- 
familie in  d.  Herzogl.  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel.    DH   1908,  S.  97—98. 

Lochner,  Österreichische  Exulanten  in  Nürnberg,  AKDV  3,  161  ff. 

Meyhoffer,  J.,  Le  martyologe   Protestant  des  Pays-Bas  (1523 — 1597).  1907. 

Monte t,  Ed.,  Geneve  et  les  pasteurs  francais  refugies  en  1685.    Genf  1885. 

Muret,  E.,  Geschichte  der  französischen  Kolonie  in  Brandenburg-Preußen  unter 
besonderer  Berücksichtigung  der  Berliner  Gemeinde.    Berlin  1885. 

Pages,  G.,  Les  refugies  ä  Berlin  d'apres  la  correspondance  du  comte  de  Rebenac 
1681—88  (Bull.  hist.  de  la  Soc.  de  l'hist.  du  protest.  franc.  1902). 

Schelven,  A.  A.  van,  De  nederduitsche  vluchtelingenkerken.  1909. 

Schmertosch  von  Riesenthal,  R.,  Die  böhmischen  Exulanten  unter  d.  Kur- 
sächs.  Regierung  in  Dresden,  NASG  22;  Vertriebene  u.  bedrängte  Protestanten  in 
Leipzig  unter  d.  Schutze  Johann  Georgs  I,  NASG  16;  Adlige  Exulanten  in  Kursachsen 
nach  Urkunden  des  Dresdner  Hauptstaatsarchivs,  VJH  XXX. 

S  c  h  ö  1 1 1  e  r,  A.,  D.  französ.  Kolonie  in  Müncheberg  (Gbll.  d.  dt.  Hugenotten- 
Ver.  7.  9). 

Schwerin g,  Leo,  Die  Auswanderung  protestantischer  Kaufleute  aus  Köln  nach 
Mülheim  a.  Rh.  i.  J.  1714.  Bonner  Diss.  1907.  Gedruckt  als  Aufsatz,  WZ  XXVI, 
Heft  3,  1907. 

Stieda,  W.,  Hugenotten-Kolonie  in  Mecklenburg,  VMG  61.  Dazu  noch  mehrere 
Jahrgänge  der  Geschichtsblätter  des  deutschen  Hugenotten-Vereins. 

Toll  in,  H..  Gesch.  d.  französischen  Kolonie  v.  Magdeburg.  3  B.  Halle  1886  bis 
1894;  Drs.,  D.  Bürgerrecht  d.  Hugenotten  zu  Frankfurt  a.Oder  (Gbll.  d.  dt.  Hugenotten- 
Ver.  6). 

Velden,  A.  von  den,  Die  wallonischen  Familien  de  Lattre  in  Frankfurt  a.  M. 
FBF  1910,  Heft  10. 

Walter,  F.,  Sektenniederlassungen  in  Mannheim  unter  Karl  Ludwig  (MaG  1901). 

Wenz,  Reformations-Jubil.-Rede  nebst  Gesch.  d.  Französischen  Reformierten  Kirche 
zu  Emden.     Ebenda  1819. 

Wolf,  B.,  Einwanderung  böhmischer  Protestanten,  Mtl.  d.  Ver.  f.  Annaberg"  u. 
Umgegend  u.  dazu  Süß,  E.,^ASW.  6,  119ff. 

Sehr  viel  interessante  Mitteilungen  über  katholisch  geborene  oder  katho- 
lisch gewordene  Deutsche  bieten: 

Wetzer-Welte,  Kirchenlexikon  oder  Enzyklopädie  der  katholischen 
Theologie  und  ihrer  Hilfswissenschaften,  12  Bde.,  Freiburg  1847 — 56,  2.  Aufl., 
begonnen  von  J.  Kardinal  Hergenröther,  fortgesetzt  von  Fr.  Kaulen,  Frei- 
burg 1882—1901,  13  Bde.  u.  Registerb.,  ebenda  1903. 

Rass,  Die  Konvertiten  seit  der  Reformation  (13  Bde.),  Regensburg 
1866—80. 

Rosenthal,  Konvertitenbilder  aus  dem  19.  Jahrh.  (I.  Band  der  „Deut- 
schen Konvertiten"). 

The  Catholic  Encyclopedia.    New-York,  seit  1907. 

Macht   es   schon    Schwierigkeiten,   bei   Auswanderungen    innerhalb    des    Auswande- 
europäischen  Kontinents   den  in   der  alten  Heimat   abgerissenen  Faden    des  f™^",,"^. 
genealogischen  Zusammenhangs  anderwärts  anzuknüpfen,  so  sind  die  Schwierig-       teilen. 


118  Biographische  Literatur. 

keiten  bei  Auswanderungen  in  einen  fremden  Erdteil  noch  viel  größer.1) 
Zollamtsurkunden  und  Zollbücher2),  Passagierlisten,  Erlaubnisscheine  zum 
Benutzen  der  Seefahrt  und  Ausschiffungsurkunden  kommen  zu  den  übrigen 
Materialien  als  Quellen  der  Forschung  in  Betracht.  Die  Urkunden  zur  Er- 
forschung der  Auswanderer  nach  Amerika  sind  von  Gerald  Fothergill  im 
ersten  Kapitel  des  ersten  Bandes  des  Sammelwerkes  „The  Genealogist's 
Pocket  Library",  hrsg.  von  Chas.  A.  Bernau,  Walton-on-Thames,  England, 
im  Zusammenhang  erörtert.  Die  Studien  über  die  Auswanderung  werden 
jetzt  auch  von  denTJeutschamerikanern  getrieben.  Es  ist  eine  Bewegung  im 
Gange,  die  auf  systematische  Forschung  in  deutschen  Archiven  nach  Nach- 
richten über  Auswanderer  abzielt.  Es  handelt  sich  dabei  zunächst  um  eine 
Sammlung  von  Nachrichten  (Quellenauszügen),  die  zur  Verwertung  für  die 
deutsch-amerikanische  Forschung  in  der  Deutsch-amerikanischen  Samm- 
lung (New  York,  Lenox  Library  Building),  angelegt  von  Richard  E.  Heibig 
niedergelegt  werden  sollen.  Näheres  darüber  enthalten  die  Deutsch-amerika- 
nischen Geschichtsblätter3),  8.  Jahrg.  1908,  S.  138— 153,  bes.  139— 140.  Vgl. 
auch  Tille  DGB  10,  46f.  Seidensticker,  Oswald,  Die  erste  Deutsche 
Einwanderung  in  Amerika  u.  d.  Grund,  v.  Germantown.  Philadelphia  1883. 
Rudolf,  Rieh.,  Handelspolitische  Unternehmungen  der  Deutschen  in  Vene- 
zuela im  16.  Jht.  (Progr.  des  Ober-Realgymn.  in  Tetschen  1907).  Kapp, 
Friedrich,  Gesch.  d.  deutsch.  Einwanderung  in  Amerika.  I.  Bd.  Leipzig  1869. 
(Neue  Afl.  u.  d.  T.:  Die  Deutschen  im  Staate  New- York  während  d.  18.  jht. 
New-York  1884).  Bor  mann,  Her.,  Die  deutschen  Quinrys:  Deutsch-Amerika- 
nische Geschichtsbl.  Jg.  11  (1911);  ebd.  über  die  deutsch-russischen  katho- 
lischen Ansiedig.  in  Ellis  County  im  Staate  Kansas. 
Biographische  Schließlich    muß    auch    noch    auf    die    umfangreiche    biographische 

Literatur  hingewiesen  werden.  Diese  erstreckt  sich  jetzt  nicht  mehr  aus- 
schließlich auf  solche  Personen,  die  zu  den  höchsten  Staatsämtern  gelangten 
oder   in    Wissenschaft   und    Kunst   die    Führung   haben,    sondern    auch    auf 


*)  Auswanderungen  u.  Zerstreutheit  v.  Familiengliedern  finden  sich  bes.  häufig 
bei  jüdischen  Geschlechtern.  So  ist  z.  B.  die  Familie  Kimchi  über  Spanien,  Frankreich, 
England,  Italien  u.  d.  Orient  ausgebreitet.  Vgl.  Frankl,  Die  Familie  Kimchi  in  ihrer 
Ausbreitung  nach'Ländern  u.  Zeiten,  Monatsschr.  f.  d.  Gesch.  d.  Judentums,  33.  Jg.  1884. 
Ebenso  ist  d.  Familie  Aboab  in  Spanien,  Portugal,  Holland  u.  Italien  weitverzweigt. 
Vgl.  Leop.  Löwenstein,  Die  Familie  Aboab,  Monatsschr.  f.  d.  Gesch.  d.  Judent.  Jg.  48 
(NF  12)  1904.  Bei  den  jüdischen  Familien  wird  die  genealogische  Untersuchung  noch 
dadurch  erschwert,  daß  sich  bei  ihnen  selten  Stammbäume  aus  alter  Zeit  erhalten 
haben.  In  den  slawischen  Ländern  gibt  es  allerdings  Familien,  die  von  Raschi  oder 
mindestens  von  Salomo  Lusja  oder  anderen  berühmten  Autoren  abstammen  wollen; 
aber  sie  sind  nicht  imstande,  Dokumente  der  Abstammung  von  einem  Urahnen  vor- 
zulegen.   Vgl.  Graetz,  Die  Familie  Gradis,  in  ders.  Monatsschr.    Jg.  24.  1875. 

2)  vgl.  z.  B.  Hans  Nirrnheim,  d.  Hamburgische  Pfundzollbuch  von  1369.  Ham- 
burg 1910  (Veröff.  aus  d.  Staatsarchiv  d.  freien  u.  Hansastadt  Hamburg.  Hrsg.  von 
Anton  Hagedorn,  I.) 

•)  Die  Deutsch-Amerikanischen  Geschichtsblätter  werden  von  der  Deutsch-Ameri- 
kanischen historischen  Gesellschaft  von  Illinois  seit  1901  herausgegeben.  Vgl.  über 
diese  Zeitschr.  ZPF  7. 


Biographische  Literatur.  119 

schlichte  Leute  in  allen  Lebensstellungen.1)  Die  Biographien  berühmter 
Deutscher  werden  in  dem  kürzlich  abgeschlossenen,  bändereichen  und  vor- 
nehm ausgestatteten,  wenn  auch  keineswegs  erschöpfenden  Hauptwerk  zu- 
sammengefaßt: Allgemeine  Deutsche  Biographie,  herausgegeben  durch 
die  Historische  Commission  bei  der  Kgl.  Akademie  der  Wissenschaften  (zu 
München),  redigiert  von  R.  v.  Liliencron,  F.  X.  v.  Wegele  u.  a.  B.  1 — 56. 
Leipzig  1875—1912. 

Über  Biographie2)  im  allgemeinen  vgl.  Platzhoff-Lejeune,  Wert  u. 
Persönlichkeit  (Mind.  1903),  über  die  Selbstbiographie  Gl agau,  Die  moderne 
Selbstbiographie  als  historische  Quelle  (Marburg  1903).  Dazu  W.  Götz, 
Z.  Gesch.  d.  literarischen  Porträts.  Histor.  Zeitschr.  92  (N.  F.  56)  1904,  S.  61  ff. 
Die  biographischen  Sammelwerke  (meist  alphabetisch  angelegt)  sind  in  Hin- 
sicht auf  Ausführlichkeit  und  Stoffbegrenzung  sehr  verschieden  und  zwar 
teils  allgemeiner  Natur  (ausgezeichnete  Persönlichkeiten  aller  Zeiten  und 
Völker  umfassend),  teils  auf  gewisse  Zeiträume,  einzelne  Länder  oder  be- 
stimmte Berufsarten  (Künstler-,  Gelehrten-,  Schriftstellerlexika  usw.)  be- 
schränkt. Zu  den  namhaftesten  größeren  Sammlungen  der  allgemeinen 
Art  gehören,  von  einigen  älteren  Werken  abgesehen:  Bayles  Dictionnaire 
historique  (1697ff.,  zuletzt  Paris  1820,  16  Bände).  —  Chaudon  et  Delan- 
dine,  Digtionnaire  universel,  historique,  critique  et  bibliogr.  ou  histoire 
des  hommes  de  toutes  les  nations  qui  se  sont  rendues  celebres.  9e  ed. 
avec  1200  portraits  ou  medaillons.  20  voll.  Paris,  1810—1812.  —  Nice- 
ron,  anonym  erschienene  Memoires  pour  servir  ä  l'histoire  des  hommes 
illustres  dans  la  republique  des  lettres  (Paris  1724 — 45,  44  Bde.3)  — 
Michaud,  Biographie  universelle  (das.  1811— 62,  85  Bde.,  2.  Afl.,  1870ff.). 
—  Höfer,  Nouvelle  biographie  generale  (das.  1852 — 66,  46  Bände).  — 
Dezobry  u.  Bacholet,  Dictionnaire  general  de  biographie  et  d'histoire, 
(10.  Afl.  v.  Darsy,  1889ff.)  —  Phillips,  LB.,  The  dictionary  of  biographi- 
cal  reference,  together  with  a  classed  index  of  the  biographical  literature  of 
Europe  and  America,  3.  Afl.  1889.  —  Oettinger,  Moniteur  des  dates  conte- 
nant  un  million  de  conseignements  biograph.  genealog.  et  historiques.  6  vols. 
et  3  suppl.     Leipzig  1869— 82. 4)  —  Vapereau,  G.,   Dictionnaire  universel 

*)  Vgl.  L.  Stein,  Z.  Methodenlehre  der  Biographie  in:  Biogr.  Bl.  Jb.  für  lebens- 
geschichtl.  Kunst  u.  Forschung,  Bd.  I,  1895,  S.  S.  22 ff. 

2)  Vgl.  Meyer,  Konv.  lex.  Bd.  12  Art.:  Lebensbeschreibung,  u.  Wolf,  Einführung 
i.  d.  Studium  der  neuen  Gesch.   Berlin  1910. 

8)  Das  Werk  wurde  auch  ins  Deutsche  übertragen.  Doch  haben  die  „Nach- 
richten von  den  Begebenheiten  und  Schriften  berühmter  Gelehrten",  hrsg.  von  Baum- 
garten, Rambach,  Jani  (Halle  1749—1777),  verschiedene  Biographien  der  französi- 
schen Originalausgabe  weggelassen,  dafür  aber  wichtige  Zusätze  aufgenommen. 

*)  Vgl.  denselben,  Bibliographie  biographique  universerselle.  Dictionnaire  des 
ouvrages  relatifs  ä  l'histoire  de  la  vie  publique  et  privee  des  personnages  celebres. 
2  vols.  Brux.  1866.  —  Auf  die  Zeit  von  der  Gründung  der  christlichen  Kirche  bis 
1500  beschränkt  sich  Chevalier,  U.,  Repertoire  des  sources  historiques  du  moyen 
äge.  I.  Bio-Bibliographie.  Paris  1877—1888.  (2.  ed.  2  vol.  ebd.  1905—07.)  —  Verz. 
amerikanischer  Biographien  bei  E.  Channing  and  A.  B.  Hart,  Guide  to  the  study  of 
American  history  1896,  S.  86ff. 


120  Biographische  Literatur. 

des  contemporains.  Avec  Supplement.  Paris  1858 — 63  (jede  Ausgabe  des 
Vapereau  behält  ihren  Wert,  da  in  dieses  Werk  immer  nur  die  gerade  Le- 
benden aufgenommen  werden).  —  „Der  neue  Plutarch"  (hrsg.  v.  Gottschall, 
Leipzig  1874 — 88,  12  Bde.),  der  die  Zeit  von  der  Reformation  bis  zur 
Gegenwart  umfaßt.  —  Götten,  Das  jetzt  lebende  gelehrte  Europa.  3  T. 
Braunschweig,  1735 — 63.  —  Carpi,  II  risorgimento;  biografie  storico-poli- 
tiche  d'illustri  Italiani  contemporanei.  Milano  1883ff.  —  Garollo,  G[ot- 
tardo],  Dizionario  biografico  universale.  Milano  1907.  2  vol.  —  Gubernatis, 
Ang.  de,  Dizionario  biografico  degli  scrittori  contemporanei,  ornato  di  oltre 
300  ritratti.  Firenze  1879.  2  vol.  Drs.,  Dictionnaire  international  des  ecri- 
vains  du  jour.  Firenze  1888 — 91.  3  vol.  Drs.,  Piccolo  Dizionario  dei  con- 
temporanei italiani.  Roma  o.  J.  (1895).  —  Gubernatis,  Ang.  de,  et  Ma- 
tini,  Ugo,  Dizionario  degli  artisti  italiani  viventi.  Firenze  1889.  —  Ein 
sehr  wichtiges  Werk  ist  Moroni,  Dizionario  di  erudizione  storico-ecclesia- 
stica  da  S.  Pietro  ai  nostri  giorni.  Venedig  1840 ff.  (gegen  100  Bde.).  Für 
deutsche  Benutzer  kommt  vor  allem  bei  Moroni  die  Kenntnisnahme  der 
Lebensumstände  u.  Familienverhältnisse  von  Italienern  in  Betracht,  die  in 
Deutschland  gewirkt  oder  in  deutsche  Angelegenheiten  eingegriffen  haben.  — 
Sodann  von  Spezialwerken  für  einzelne  Länder:  für  England  das  von  L.  Stephen 
begründete  „Dictionary  of  national  biography"  (beendet  von  S.  Le£,  London 
1885—1900,  63  Bde.,  Supplement  1903,  3  Bde.;  Index  1903,  Errata  1904), 
das  periodische  „Who's  who"  (London)1);  für  die  Niederlande  und  Belgien 
A.  J.  van  der  Aa's  „Biographisch  woordenboek  der  Nederlanden"  (Haarl.  1852 
bis  79,  12  Bde.);  Nieuw  nederlandsch  biographisch  woordenboek,  redigiert 
v.  P.  C.  Molhuysen  u.  C.  J.  Blök,  Leiden,  seit  1911  und  die  „Biographie 
nationale"  (Brüssel  1866  ff.,  20  Bde.),  Dono's  „Nos  contemporains  (beiges)" 
(das.  1904),  das  periodische  „Wie  is  dat"  (Amsterdam);  für  Dänemark 
(und  Norwegen)  C.  F.  Bricka's  „Dansk  biographisk  lexikon"  (Kopenhagen 
1887—1905,  19  Bde.);  Caspar  Peter  Rothe,  Brane  Danske  Maends  og 
Qvinders  berömmelige  Eftermaele  I — II,  Kopenhagen  1753,  Friderich  Chri- 
stian Schönau,  Sämling  af  danske  laerde  Fruentimmer  I — II,  Kopenhagen 
1753,  H.  P.  Selmer,  Nekrologiske  Samlinger  1 — 2.  Kopenhagen  1849,  52. — 
Frederik  Thaarup,  Faedrenelandsk  Nekrolog,  Kopenhagen  1835/44;  für 
Schweden  Palmblads  „Biographiskt  lexikon  öfver  svenska  man"  (Ups.  1835 
bis  1857,  23  Bde.;  neue  Folge  Örebro  1857—1883,  9  Bde.),  Hofbergs 
„Svenskt  biographiskt  lexikon"  (Stockholm  1876,  2  Bde.);  für  Norwegen 
Anker,  Carl  J.,  Biographische  Daten  über  330  norwegische  Generale  von 
1628 — 1884.     Christiania,    Cammermeyers    Verlag,    Lassen,    Wilh.»     Bio- 


x)  Viele  Engländer  wechseln  während  ihrer  Laufbahn  den  Namen;  jedoch  ist  für 
den  in  die  britische  Geschichte  nicht  näher  Eingeweihten  die  Identität  nicht  in  allen 
Fällen  sofort  erkennbar.  Da  bestimmte  Familien  seit  Jahrhunderten  an  den  öffentlichen 
Angelegenheiten  mitwirken  und  dabei  die  gleichen  Vornamen  häufig  wiederkehren,  so 
ist  die  Gefahr  der  Verwechselung  zwischen  individuell  verschiedenen  Trägern  des 
gleichen  Namens  bei  den  Engländern  besonders  groß.  Von  älteren  Werken  sei  genannt: 
Biographia  Britannica.    London  1747—53.    6  Bde. 


Biographische  Literatur.  121 

graphische  Nachrichten  über  die  Studenten  des  Jahres  1831,  1881,  Hal- 
vorsen,  J.  B.,  Norsk  Forfatterlexikon  1814 — 1880  (Norwegisches  Schrift- 
stellerlexikon), Lassen,  Wlh.,  Norske  Stamtavler.  Christiania  1868,  Nielsen, 
Yngvar,  Om  nogle  middelalderske  Slaegter  i  det  vestlige  Norge,  Norst.  hist. 
Tidsskrift  II,  2;  für  Frankreich  d'Auvigny,  Vies  des  hommes  illustres  de 
la  France  depuis  le  commencement  de  la  monarchie  (Paris  1739 — 57), 
Mennechet's  „Le  Plutarque  francais"  (2.  Ausg.  v.  Hadot,  Paris  1844 — 47, 
6  Bde.),  Gläser's  „Biographie  nationale  des  contemporains"  (das.  1878).  „Les 
dictionnaires  departementaux"  (das.  1893 ff.;  umfaßt  bereits  die  Hälfte  der  De- 
partements). Das  hervorragendste  Nachschlagewerk,  um  auch  Personen  ge- 
ringeren Standes  nach  ihren  Lebensumständen  kennen  zu  lernen,  ist  für  die 
Zeit  um  1800:  Dictionnaire  historique  et  biographique  de  la  revolution  et  de 
l'empire  1789—1815  (Paris  ohne  Jahr  [18971]);  für  die  Schweiz:  Mon tet, 
E.  C.  A.  de,  Dictionnaire  biographique  des  Genevois  et  des  Vaudois.  Lausanne, 
G.  Bridel  1877/78;  für  Italien  Tipaldo's  „Biografia  degli  Italiani  illustri" 
(Venedig  1834 — 45,  10  Bde.),  Sorgato,  „Memorie  funebri  antiche  e  recenti" 
(Padua  1856—62,  6  Bde.),  Cantu's  „Italiani  illustri"  (3.  Aufl.,  Mail.  1876, 
3  Bde.)  und  aus  früherer  Zeit  Fabroni,  Vitae  Italorum  doctrina  excellentium 
qui  saeculis  XVII  et  XVIII  floruerunt.  Pisa  et  Lucca  1778 ff.;  für  Spanien 
Quin  tan  a's  „Vidas  de  Espafioles  celebres"  (Madrid  1807 — 33,  3  Bde.; 
deutsch  v.  Baudissin,  Berlin  1857),  Diaz  y  Cardena  „Galeria  de  Espafioles 
celebres  contemporaneos"  (Madrid  1841 — 1846,  9  Bde.);  für  Afrika  das  pe- 
riodische „The  Anglo  African  Who's  who"  (London);  für  Amerika  Spack's 
„Library  of  American  biography"  (Boston  1834 — 1848,  25  Bde.),  Appleton's 
„Cyclopaedia  of  American  biography"  (New  York  1887 — 89,  6  Bde.),  die 
„National  Cyclopaedia  of  American  biography"  (New  York  1892 — 1903, 
12  Bde.),  Lamb's  „Biographical  dictionary  of  the  United  States  (Boston 
1900 ff.),  R.  Johnson's  „The  twentieth  Century  biographical  dictionary  of 
notable  Americans"  (das.  1904,  10  Bde.);  das  periodische  „Who's  who  in 
America"  (Chicago);  für  Mexiko  Arronij'  „Manual  de  biografia  mejicana" 
(Paris  1857),  Sosa's  „Biografias  de  Mexicanos  distinguidos"  (Mexiko  1884); 
für  Brasilien  Pereira  da  Silva's  „Plutarco  brasileiro"  (1847,  2  Bde.)  und 
Manoel  da  Macedo's  „Brasilian  biographical  Annual"  (1876,  4  Bde.);  für 
den  Orient  Beale's  „Oriental  biographical  dictionary"  (Kalkutta  1881).1) 

Brauchbare  kleine  biographische  Handbücher  sind:  Cates'  „Dictionary 
of  general  biography"  (4.  Aufl.,  London  1885),  Godmins  „Cyclopedia  of 
biography"  (neue  Ausg.,  New  York  1878),  „The  men  and  women  of  the 
time"  (15.  Aufl.,  London  1899);  Gubernatis,  A.  de,  Dictionnaire  inter- 
national des  ecrivains  du  jour.  Florenz  und  Leipzig,  1891.  3  Bde.  u.  a. 
Ein  umfassendes  Sammelwerk,  bestehend  aus  24  einzelnen  Lexiken  über  Zeit- 
genossen wurde  1895  in  Paris  unternommen. 

Für  Deutschland  u.  Österreich:  Die  „Zeitgenossen"  (Leipzig  1816 — 1841, 


x)  Vgl.  Erich  Brandenburg,   Die   Bedeutung   der   Persönlichkeit  in    der  Ge- 
schichte, mit  besonderer  Rücksicht  auf  das  genealogische  Problem,  ZPF  3. 


122  Biographische  Literatur. 

17  Bde.),  Schlichtegrolls  „Nekrolog  (der  Deutschen)"  (Jg.  1790—1800  nebst 
Spl.,  23  Bde.),   fortgesetzt   als   „Nekrolog   der   Deutschen    für   das    19.  Jht." 
(5  Bde.,    Gotha    1791 — 1806)    und    Fr.  A.  Schmidts    „Neuer  Nekrolog  der 
Deutschen"  (Jg.  1 — 30,  Ilmenau  1824—34,  Weimar  1835—54).  —  Compen- 
diöses  Gelehrten-Lex.,    darinnen   d.  Gelehrten   als  Fürsten  u.  Staatsleute  be- 
schrieben werden,    denen  Liebhabern  der  Historie  der  Gelehrten  und  andern 
curieusen  Personen    zu    nützlichem  Gebrauch  z.  Druck  befördert.     Nebst  e. 
Vorrede  Hr.  D.  J.  B.  Menckens.     Leipzig    1715.    —    Allgemeines  Gelehrten- 
Lexicon  von  Christian  Gottlieb  Jöcher,  Leipzig  1750/51,  4  Bde.  4°.  Fort- 
setzung u.  Ergänzungen  zu  Christian  Gottlieb  Jöchers  Allgemeinem  Gelehrten- 
Lex.  v.  Joh.  Christoph  Adelung  (nur  bis  J),  2  Bde.,  Leipzig  1784/87;  neu 
herausgeg.  u.  fortgesetzt  v.  H.W.  Rotermund  (Bremen  1810 — 22,  6  Bde.; 
Bd.  7  v.  O.  Günther,  Leipzig  1897).  —  Hornberger,  G.  Ch.,  u.  Meusel, 
Joh.    Geo.,    Das   gelehrte   Teutschland.     Lex.    d.   jetzt    lebenden    deutschen 
Schriftsteller.  21  Bde.  Lemgo  1776—1834.  —  Meusel,  J.  G.,  Lexikon  der  v. 
J.  1750 — 1834  verstorb.  teutschen  Schriftsteller,  15  Bde.  Leipzig  1802 — 16. — 
Allgemeine    Deutsche   Biographie,    hrsg.  von  der  histor.  Kom.  bei  der 
K.  B.  Ak.  der  Wft.  (s.  o.).  —  Biogr.  Jahrb.  u.  deutscher  Nekrolog  hrsg.  v.  Anton 
Bettelheim.  Berlin,  seit  1897.  ZuBd.I — X(1896— 1905)  erschien  in  demselben 
Verlag  ein  Registerband,  bearbeitet  von  Georg  Wolf.  —  Biographische  Blätter. 
Vierteljahrsschr.  f.  lebensgeschichtl.  Kunst  u.  Forschung,  hrsg.  v.  A.  Bettel- 
heim.   2  Bde.    Berlin  1894—97.   —    Geisteshelden.  E.  Slg.  v.  Biographien, 
hrsg.  v.  A.  Bettelheim.   Dresden,  später  Berlin  1890ff.  —  Hormayr's  Öster- 
reichischer Plutarch.  —  Ausgewählte  Selbstbiographien   aus  d.  15. — 18.  Jht., 
hrsg.  v.  Chr.  Meyer,  Leipzig  1897.  —  Für  die  Länder  des  österreichischen 
Kaiserstaats  ist  ein  ausgezeichnetes  Mittel :  Wurzbach,  Constantv.,  Biogr. 
Lex.  d.  Kaisertums  Österreich,  enthaltend  die  Lebensskizzen  der  denkwürdigen 
Personen,    die  1750 — 1850   im  Kaiserstaate  u.  in  seinen  Kronländern  gelebt 
haben.  60  Bände.  Wien  1856 — 1891.1)  —  Unter  den  periodisch  erscheinenden 
Schriften  verdient   als   sehr   nützlich  hervorgehoben  zu  werden:    „Minerva, 
Jahrbuch   der  gelehrten  Welt."     (Straßburg,  Trübner);    es   erscheint  jährlich 
und  enthält  die  Mitglieder  der  Lehrkörper  der  Hochschulen  und  die  aktiven 
Beamten  von  Archiven,  Bibliotheken  und  Museen  in  allen  Ländern  der  Welt. 
—  Es  mögen  hier  angereiht  sein  das  Biogr.  Jb.  f.  Altertumsku.,   begründet 
v.  Conrad  Bursian,  hrsg.  v.  W.  Kroll;  es  bietet  von  hervorragenden  Ver- 
tretern   der    klassischen    Altertumswissenschaft    ohne    Berücksichtigung    des 
familiengeschichtlichen  Elementes  Biographien,   die  den  Wert  der  einzelnen 
Persönlichkeiten    für    die    von    ihnen    vertretenen  Wissensgebiete    eingehend 
darstellen.  Von  Germanisten  bietet  ausführliche  Lebensbeschreibungen  G.  Kön- 
necke, „Deutsche  Sprachforscher  und  Literaturhistoriker",  Bilderatlas  z.  Gesch. 
d.  deutschen  Nationalliteratur,  3.  Afl.,  Marburg  1909,  S.  XVII  ff. 


i)  In  Band  I  1856,  Vorrede,  S.  XII  ff.  und  in  Band  IX,  Vorrede,  S.  XVII  ff.,  dieser 
v.  Wurzbachschen  Sammlung  finden  sich  sehr  ausführliche  Literaturnachweise,  von 
denen  im  folgenden  nur  das  Wichtigste  mitgeteilt  werden  kann. 


Biographische  Literatur.  123 

Wegen  der  Beziehungen  der  katholischen  Hierarchie  zu  Deutschland 
und  Österreich  seien  genannt:  Ciacconius,  A.,  u.  Oldonius,  A.,  Vitae  et 
res  gestae  pontificum  Romanorum  et  cardinalium,  Romae  1677;  Garns,  P.  B., 
Series  episcoporum  ecclesiae  catholicae  quotquot  innotuerunt.  Ratisb.  1873, 
Nachtr.  1886;  Eubel,  K.,  Hierarchia  catholica  medii  aevi  (Päpste,  Kardinäle, 
Bischöfe,  Kirchenprovinzen)  1198—1600,  3  Bde.,  Münster  1898—1910  (mit 
Benutzung  des  Vaticanischen  Archivs  zuverlässig  gearbeitet);  hierzu  bietet 
Domarus  Histor.  Jb.  16,  1895  Berichtigungen  u.  Ergänzungen.  —  Unsere 
Altertumsvereine  bringen  teilweise  Nachrichten  über  Todesfälle  in  ihrem  Gebiet. 
In  einigen  unserer  Geschichtsvereine,  z.  B.  in  der  Zeitschrift  des  Vereins  für 
Geschichte  und  Altertum  Schlesiens  oder  in  den  Mitteilungen  des  Freiberger 
Altertumsvereins,  Heft  18 ff.1),  hat  sich  dieser  Gebrauch  zu  einer  Reihe  wert- 
voller Nekrologe  erweitert. 

414  teils  umfangreiche,  teils  nur  eine  Zeile  lange  Biographien  v.  Philo- 
sophen, Ärzten,  Mathematikern  u.  Astronomen  der  verschiedensten  Nationen, 
Bekenntnisse  u.  Zungen  (Griechen,  Römer,  Ägypter,  Juden,  Perser,  Syrer, 
Araber,  Christen  u.  Säbier)  von  der  mythologischen  Urzeit  bis  ins  13.  Jht. 
sind  in  Ibn  al-Qifti's  Gelehrtenlexikon  vereinigt.  Der  Verf.  lebte  1172  bis 
1248.  Das  Werk  ist  von  Julius  Lippert  herausgeg.  unter  d  Titel  „Ibn 
al-Qifti's  Ta'rik  al-hukama"  (Leipzig  1903).  Vgl.  darüber  Casiri,  Bibliotheca 
Arabico-Hispana.  Madrid  1760  u.  Samuel  Poznanski,  Die  jüdischen  Artikel 
in  Ibn  al-Qifti's  Gelehrtenlex.,  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wft.  d.  Judentums.  49.  Jg. 
1905,  S.  41  ff. 

Ich  stelle  im  folgenden  noch  eine  Anzahl  Arbeiten  zur  biographischen 
Literatur  in  alphabetischer  Ordnung  ihrer  Verfasser  zusammen; 

Alberti,  Ed.,  Lex.  der  Schleswig-Holstein-Lauenburgischen  u.  Eutinischen  Schrift- 
steller v.  1829  bis  Mitte  1866.  Kiel  1867—68.  Fortgesetzt  von  1866—1882  I.  II.  Kiel 
1885—86. 

Allgemeines  Lexikon  der  bildenden  Künstler  von  der  Antike  bis  zur  Gegenwart. 
Hrsg.  v.  Ulrich  Thieme.     Leipzig,  Seemann  (Bd.  V  u.  VI  1911/12). 


x)  Ebenda  bietet  Knebel  zahlreiches  familiengeschichtl.  Material  ü.  d.  Freiberger 
Goldschmiede  von  1361  bis  z.  Aufhebung  der  Innung  (H.  31,  S.  9  ff.)  u.  ü.  Künstler  u. 
Gewerke  Freibergs  1380—1700  (H.  34  ff.).  Inhaltlich  berührt  sich  mit  dieser  Arbeit, 
streift  aber  das  Künstlerische  nur  ganz  kurz  Ldw.  Schönach,  Beitr.  z.  Geschlechter- 
kunde tirolischer  Künstler  aus  d.  16. — 19.  Jht.  Innsbruck  1905.  —  Vgl.  ferner  Hans 
Boesch,  D.  Nürnberger  Maler,  ihre  Lehrlinge,  Probestücke  usw.  1596 — 1659  im  Jg.  1899 
der  Mtlg.  aus  d.  German.  Nationalmus.  —  A.  Weyersberg,  Solinger  Schwertschmiede- 
Familien  ZHW  Bd.  1;  drs.,  Solinger  Schwertschmiede  des  16.  u.  17.  Jht.  u.  ihre  Er- 
zeugnisse, in:  Monatschr.  d.  Bergischen  Geschichtsver.  Jg.  1896.  —  Weiss,  Aug., 
Das  Handwerk  d.  Goldschmiede  in  Augsburg.  Gotha  1897.  —  Carl  Knetsch,  Die 
Schmalkalder  Stahlschmiede  im  16.  Jht.,  Zeitschr.  d.  Henneberg.  Geschichtsver.  zu 
Schmalkalden  1911.  —  Erich  Seuberlich,  Fünfzig  Jahre  Goldschmiedemeister.  Ein 
Gedenkblatt  zum  50  jähr.  Meisterjubil.  Friedrich  Wlh.  Windisch's  nebst  e.  kurzen  Schil- 
derung der  histor.  Entwicklung  des  Amtes.  Riga,  Buchdruckerei  des  Rigaer  Tagebl. 
1912  (S.  19  flg.  Liste  der  Ältermänner  seit  1516).  —  Ein  dankenswertes  familienge- 
schichtliches Material  enthält  das  alph.  chronologische  Namenverz.  in:  „Cremona.  Eine 
Charakteristik  der  italienischen  Geigenbauer  u.  ihrer  Instrumente"  v.  Frdr.  Nieder- 
heitmann, 4.  Afl.  von  Emil  Vogel.     Leipzig,  Merseburger  1909. 


124  Biographische  Literatur. 

Ambrosi,  Francesco,  Profili  di  una  storia  degli  scrittori  ed  artisti  trentini. 
Borgo  1877.     Drs.,  Scrittori  ed  artisti  trentini.    Trento  1883.     2.  Afl.  1894. 

Baader,  Clemens  Alois,  Lex.  verstorbener  bayrischer  Schriftsteller  des  18.  u. 
19.  Jht.    Augsburg  u.  Leipzig  1824/25. 

B.albinus,  AloysBohuslaus,  Bohemia  docta,  opus  posthumum  editum  notisque 
illustratum  ab  Raphaelo  Ungar.     Prag  1876 — 80. 

Baur,  Samuel,  Allgemeines  historisch-biogr.  literarisches  Handwörterb.  aller 
merkwürdigen  Personen,  die  in  dem  1.  Jahrzehnt  des  19.  Jht.  gestorben  sind.  2  Bde. 
Ulm  1816. 

Bermann,  Moritz,  österr.  biogr.  Lex.  H.  1 — 3  (nicht  mehr  erschienen).  Wien 
1851,  S.  1—384  (A— Babenberger). 

Berner,  K.  G.  H.,  Schlesische  Landsleute  .  .  .  v.  1880  bis  z.  Gegenwart.  Leip- 
zig  1901. 

Blanck,  Aug.,  Die  Mecklenburgischen  Ärzte  von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur 
Gegenwart.    1874.    Neuausg.,  veranst.  v.  Axel  Wilhelm i.   Schwerin  1901. 

Born,  Ign.  v.,  Effigies  virorum  editorum  atque  artificum  Bohemiae  et  Moraviae. 
Prag  1773—75.    4  vol.  8. 

Brema  literata,  virorum  qui  hoc  seculo  vixerunt  spectabilium  maximam  Bremen- 
sium  etc.  vitas  et  honores  exhibens.     Bremen  1726. 

Bremische  Biographie  d.  19. Jht.  hrsg.  v.  d.Histor.  Gft.  d.  Künstlerver.  Bremen  1912. 

Bornmüller,  F.,  Biographisches  Schriftstellerlexikon  der  Gegenwart.    1882. 

Brummer,  Franz,  Lex.  der  deutschen  Dichter  u.  Prosaisten  bis  zu  Ende  des 
18.  Jht.    1884;  drs.,  Lex.  der  deutschen  Dichter  u.  Prosaisten  des  19.  Jht.    1895. 

Brunner,  H.,  Lebensläufe  von  Geistlichen  in  Kassel  u.  den  Dörfern  der  drei 
Kasseler  Gerichte  a.  d.  J.  1569,  Beitr.  z.  hess.  Kirchengesch.  (1911),  187  ff. 

Clarmund,  Vitae  clarissimorum  in  re  litteraria  virorum.    4  T.     1704—06. 

Czikann,  Joh.  Jac.  H.,  Die  lebenden  Schriftsteller  Mährens.    Brunn  1812. 

Dlabacz,  Gttfr.  Joh.,  Allgemeines  historisches  Künstler-Lexikon  für  Böhmen 
und  zum  Teil  auch  für  Mähren  und  Schlesien.    Prag  1815.    3  Bde.  4. 

Eckstein,  F.  A.,  Nomenciator  philologorum.    Leipzig  1871. 

Eisenberg,  Ludwig,  Das  geistige  Wien.  Künstler-  und  Schriftsteller-Lex. 
1.  Bd.:  Künstlerisch -belletristischer  Tl.  1889—1893.  2.  Bd.:  Medizinisch-naturwissen- 
schaftl.  Tl.     1893. 

Eisenberg,  L.,  Großes  biogr.  Lex.  d.  deutschen  Bühne  im  19.  Jht.  Leipzig  1903. 

Erslev,  Thomas  Hansen,  Almindeligt  Forfatter-Lexicon  for  Kongeriget  Dan- 
mark med  tilharende  Bilande  fra  1814—1840.  I— III.  Kopenhagen  1843.  47.  53.  Spl. 
dazu  I— III.   Kopenhagen  1858.  64.  68. 

Fabricius,  A.,  Memoriae  Hamburgenses  sive  Hamburgi  et  virorum  de  ecclesia, 
reque  publ.  et  scholastica  Hamburgensi  bene  meritorum  Elogia  et  vitae.  3  voll. 
1710—11. 

Fi  schiin,  M|elch.,  Memoria  theologorum  Wirtembergensium  resuscitata.  I.  II. 
Spl.    Ulm  1710. 

Foelkersam,  Armin  Frhr.  v.,  Biographische  Miscellaneen  aus  gedruckten 
russischen  Quellen:  1.  Eine  deutsche  Kolonie  in  Astrachan.  2.  Balten  im  Kaukasus. 
3.  Verz.  sämtlicher  Balten,  die  während  d.  18.  Jht.  (1711—1800)  Hofämter  am  russischen 
Kaiserhofe  bekleidet  haben.  4.  Deutsche  im  russischen  Generalstabe  während  d.  Re- 
gierung Katharina  II.    JGM  1902. 

Freher,  P.,  Theatrum  virorum  eruditione  clarorum.    Norimbergae  1688. 

Fürst,  M.,  Biogr.  Lex.  f.  d.  Gebiet  zwischen  Inn  u.  Salzach.    München  1901. 

Gerber,  Historisch-biogr.  Lex.  d.  Tonkünstler.    2  Tle.    Leipzig  1790. 

Gerber,  Neues  historisch-biogr.  Lex.  d.  Tonkünstler.    4  Tle.    Leipzig  1813. 

Haan,  Wilh.,  Sächsisches  Schriftsteller-Lexikon.    Leipzig  1875. 

Hallesches  Akademisches  Vademecum.  I.  Bd.:  Bio-Bibliographie  der  ak- 
tiven Professoren,  Privatdozenten  u.  Lektoren  d.  Univ.  Halle- Wittenberg.  Halle  a.S.  1909. 


Biographische  Literatur.  125 

Halvorsen,  J.  B.,  Norsk  Forfatter-Lexkion,  1814—1880.  I— VI.  Kristiania  1885 
bis  1902. 

Hegi,  Frdr.,  Die  geächteten  Räte  d.  Erzherzogs  Sigmund  v.  Österreich  u.  ihre 
Beziehungen  z.  Schweiz  1487 — 1499.  Innsbruck  1910  (mit  „Biographischen  Charakter- 
bildern"). 

Heyden,  E.,  Gallerie  berühmter  u.  merkwürdiger  Frankfurter.    1861. 

Hinrichsen,  Ad.,  Das  literarische  Deutschland.    2.  Afl.    Berlin  1891. 

Hirsch,  A.,  Biographisches  Lexikon  der  hervorragenden  Ärzte  aller  Zeiten  lind 
Völker.   6  Bde.   Wien  u.  Leipzig  1884—88. 

Hof  berg,  Herrn.,  Svenskt  biografiskt  Handlex.  2  Bde.  Stockholm,  Albert  Bonniers 
Förlag  1876. 

Horany,  Memoria  Hungariorum  et  provincialium  scriptis  editis  notorum.  Wien 
1775—77.    3  vol. 

Hurzer,  H.,  Nomenciator  literarius  theologiae  catholicae,  theologos  exhibens 
aetate,  natione,  disciplinis  distinctos.   3.  ed.   4  Bde.   Innsbruck  1903 — 10. 

Ikonnikow,  W.  S.,  Biograph.  Dtctionnaire  d.  Professoren  u.  Lehrer  d.  K.  Univ. 
d.  hl.  Wladimir  1834—84.    1884  (Russischer  Text). 

Das  jährlich  erscheinende  Jahrbuch  der  deutschen  Bibliotheken,  hrsg.  v.  Ver. 
deutscher  Bibliothekare  (Leipzig  1902 ff.)  bietet  in  seiner  Abt.  II  ein  Verz.  d.  wissen- 
schaftlichen Bibliotheksbeamten,  worin  ein  kurzer  Lebensgang  der  einzelnen  Personen 
enthalten  ist. 

Jaeck,  Pantheon  der  Literatur  und  Künstler  Bambergs.    2  Bde. 

Janozki,  Lex.  derer  itztlebenden  Gelehrten  in  Polen.    Breslau  1755. 

Jenichen,  Allerneuste  Nachrichten  von  juristischen  Büchern,  Leben  berühmter 
Rechtsgelehrten.    Leipzig  1839.    4  Bände. 

Jördens,  Karl  Hnrch.,  Lex.  deutscher  Dichter  u.  Prosaisten.  6  Bde.  u.  Spl. 
Leipzig  1808. 

Justi,  K.  W.,  Grundlage  zu  e.  Hessischen  Gelehrten-,  Schriftsteller-  u.  Künstler- 
Geschichte  von  1806—1830.     Marburg  1831. 

Ein  ungeheures  bio- bibliographisches  Material  ü.  die  deutsche  Literatur  findet 
man  bei  Goedeke,  K.,  Grundriß  z.  Gesch.  der  deutschen  Dichtung  aus  d.  Quellen. 
Zweite,  ganz  neu  bearbeitete  Afl.  v.  E.  Goetze  u.  a.    Dresden  1 884 ff. 

Kaiina  v.  Jaeten stein,  Matth.,  Nachr.  ü.  böhmische  Schriftsteller  u.  Gelehrte, 
deren  Lebensbeschreibungen  bisher  nicht  bearbeitet  sind.    Prag  1818 — 20. 

Kehrein,  Jos.,  Biographisch -literarisches  Lexikon  der  katholischen  deutschen 
Dichter,  Volks-  u.  Jugendschriftsteller  im  19.  Jahrh.    2  Bde.    1869. 

Keiters  Katholischer  Literatur-Kalender  (10.  Jhg.,  hrsg.  v.  Karl  Menne  1909). 

Keßlin,  Nachr.  v.  Schriftstellern  u.  Künstlern  der  Grafschaft  Wernigerode  vom 
J.  1074 — 1855,  hrsg.  auf  Kosten  d.  wissensch.  Ver.  zu  Wernigerode.    Magdeburg  1856. 

Klein,  Joh.  Sam.,  Nachr.  v.  d.  Lebensumständen  u.  Schriften  evangelischer  Pre- 
diger in  allen  Gemeinen  des  Kgr.  Ungarn.    2  Teile.    Leipzig  u.  Ofen  1789. 

Kobolt,  A.  M.,  Bayrisches  Gelehrtenlexikon.  Landshut  1795.  Erg.  u.  Berichtig,  v. 
Gaudenshofer,  ebd.  1824. 

(König,  A.  B.),  Biogr.  Lex.  aller  Helden  u. Militärpersonen,  welche  sich  in  preu- 
ßischen Diensten  berühmt  gemacht  haben.    Berlin  1788 — 91.    4  Bde. 

Kordes,  Berend,  Lex.  d.  jetzt  lebenden  Schleswig-Holsteinischen  u.  Eutinischen 
Schriftsteller.    Schleswig  1797. 

Kraft,  Jens  E.,  Norsk  Forfatter-Lexicon  1814 — 56.    Christiania  1863. 

Kreussler,  H.  G.,  Autobiographien  Leipziger  Gelehrten.  1810. 

Kukula,  Bibliographisches  Jb.  d.  deutschen  Hochschulen.  Innsbruck  1892  (Er- 
gänzungsh.  1893). 

Kunitsch,  M.,  Biographien  merkwürdiger  Männer  der  Österreich.  Monarchie. 
Grätz  1805—06.    3  vol. 


126  Biographische  Literatur. 

Kürschner,  Deutscher  Literatur- Kalender  (mit  angegebener  Adresse).  [Allge- 
meiner Deutscher  Literaturkai.  Herausgeg.  v.  Hnr.  Hart  u.  Julius  Hart.  Bremen 
1879 ff.  Später  Deutscher  Literatur-Kai.  Herausgeg.  v.  Joseph  Kürschner,  Berlin 
u.  Stuttgart  1883  — 1902;  sodann  Kürschners  Deutscher  Literatur- Kai.  auf  das  Jahr 
1903.  Herausgeg.  v.  Herrn.  Hillger.  Leipzig  1903;  zuletzt  Kürschners  Deutscher 
Literatur-Kai.     Herausgeg.  v.  Dr.  Heinrich  Klenz.    Leipzig  1907ff.] 

Langer,  A.,  Schlesische  Biographien.    Landeck  1902. 

[Lemmen,  Jak.  v.,]  Tirolisches  Künstlerlexikon.    Innsbruck  1830. 

Lindner,  Aug.,  Die  Schriftsteller  u.  die  um  d.  Kunst  u.  Wft.  verdienten  Mit- 
glieder des  Benediktinerordens  im  heutigen  Kgr.  Bayern.  2  Bde.  u.  Nachtr.  Regens- 
burg 1880. 

Lippe,  Ch.  D.,  Bibliogr.  Lex.  der  gesamten  jüdischen  Literatur  der  Gegenwart 
u.  Adreß-Anz.    Wien  1881—91. 

Lübker,  D.  J.,  u.  H.  Schröder,  Lex.  d.  Schleswig- Holstein- Lauenburgischen 
u.  Eutinischen  Schriftsteller  1796—1828.  Altona  1829/30.  H.  Schröder,  Nachtr.  u.  Reg. 
Schleswig  1831. 

Luca,  Ign.  de,  Das  gelehrte  Österreich  oder  Verzeichnis  aller  jetzt  lebenden 
österreichischen  Schriftsteller  u.  Künstler.    2  Teile.    Linz  1776 — 78. 

Mach  holz,  E.,  Materialien  z.  Gesch.  d.  Reformierten  in  Altpreußen  u.  im  Erm- 
lande.  300  Jahre  preußischer  Kirchengesch.  Königsberg  1912  (Biographien  der  Pre- 
diger S.  129  ff.), 

Mejer,  O.,  Biographisches.     Gesammelte  Aufsätze.    Freib.  1886. 

Melch,  Adam,  Vitae  germanorum  philosophorum,  jure  consultorum  et  medico- 
rum.    Heidelbergae  1615—20. 

Meyer,  F.,  Berühmte  Männer  Berlins  u.  ihre  Wohnstätten.   3  Bde.    1875—77. 

Mithoff,  Lex.  d.  mittelalterl.  Künstler  u.  Werkmeister  Niedersachsens  u.  West- 
falens.   Hannover  1866. 

Nagler,  Neues  allgemeines  Künstlerlexikon.    Bd.  I— XXII.    München  1835—1852. 

Napiersky,  Allgemeines  Schriftsteller-  u.  Gelehrten-Lex.  d.  Provinzen  Liv-,  Esth- 
u.  Kurlands.    Dazu  Nachtrag  v.  Napiersky  u.  Reise. 

(Neubert,  Frz.),  Deutsches  Zeitgenossen- Lexikon.  Biographisches  Handbuch 
deutscher  Männer  und  Frauen  der  Gegenwart.     Leipzig  1905. 

Nowack,  Schlesisches  Schriftsteller-Lexikon.    Breslau  1836. 

Nyerup,  R.,  u.  J.  C.  Kraft,  Almindeligt  Literatur-Lexicon  for  Danmark,  Norge 
og  Island.     Kopenhagen  1820. 

Oelrichs,  Joh.  Carl  Conr.,  Historisch -diplomatische  Beyträge  zur  Geschichte 
der  Gelahrtheit,  besonders  im  Herzogtum  Pommern.    Berlin  1767. 

Ostwald,  Wilh.,  Große  Männer.  Leipzig  1909  (hierüber  Hnr.  Liebmann, 
ZPF  8). 

Ouerskon,  Th.,  Den  danske  Skueplads.  I— V.  Kopenhagen  1854—64.  (Über 
Bühnenkünstler.) 

J.  C.  P.,  Biograph.-literar.  Handwörterbuch  z.  Gesch.  d.  exakten  Wftn.,  enth.  Nach- 
weise üb.  Lebensverhältn.  u.  Leistungen  v.  Mathematikern,  Astronomen,  Physikern  usw. 

Pagel,  J.,  Biogr.  Lexikon  hervorragender  Ärzte  d.  19.  Jahrh.    Wien  1901. 

(Pelzel,  F.  M.,  und  Ad.  Voigt),  Abbildungen  böhmischer  und  mährischer  Ge- 
lehrter, nebst  kurzen  Nachrichten  von  ihrem  Leben  und  Wirken.  Prag  1773—1782. 
4  voll.    Mit  116  Porträts. 

Petrich,  H.,  Pommersche  Lebens-  u.  Landesbilder.  T.  1:  Hamburg  1880.  T.  2: 
Stettin  1884—87. 

Pfau,  K.  F.,  u.  H.  Rösch,  Biograph.  Lex.  d.  deutschen  Buchhandels  d.  Gegen- 
wart.   Leipzig  1889. 

Pitter  v.  Rittersburg,  J.,  Biographien  d.  ausgezeichnetsten  verstorbenen  u.  le- 
benden Feldherren  d.  K.  K.  österr.  Armee  aus  d.  Epoche  d.  Feldzüge  1788—1821  nebst 
treuen  Abb.  ders.  u.  einer  kurzen  Kriegsgesch.  dieses  Zeitraumes.  Prag,  C.  W.  Enders, 
1827—29. 


Biographische  Literatur.  127 

Pommersche  Genealogien.  Bd.  1  v.  Carl  Qesterding.  Berlin  1842.  Bd.  2— 5 
v.  Theodor  Pyl.   Greif swald  1868—96. 

Rathlef,  E.  L.,  u.  J.  Chr.  Strodtmann,  Geschichte  jetzt  lebender  Gelehrter. 
Celle  1740ff.  (12  Bde.). 

Riccabona,  Jos.  A.  v.,  Nachr.  von  einigen  bildenden  Künstlern,  die  geborne 
Fleimser  waren,  im  Sammler  f.  Gesch.  u.  Statistik  v.  Tirol.    III,  S.  105 — 134. 

Rotermund,  Hnr.  Wilh.,  D.  gelehrte  Hannover  oder  Lex.  von  Schriftstellern, 
2  Bde.  (— K)  u.  2  Anh.   Bremen  1823. 

Sardagna,  G.  B.  de,  Cenni  sui  militari  trentini  che  furono  anche  scrittori  e  sopra 
altri  trentini  che  di  cose  militari  hanno  scritto,  tralli  dalla  inedita  „Biblioteca  Tirolese" 
del  padre  G.  Grisostomo  Torazzi  da  Volan  ed  annotati  da  — .     Brescia  1866. 

Scherschnik,  L.  J.,  Nachr.  v.  Schriftstellern  u.  Künstlern  aus  d.  Teschner  Fürsten- 
tum.    Teschen  1810. 

Schönach,  Ldw.,  Brixen  im  Bilde  kunstgewerblicher  u.  künstlerischer  Betätigung 
seiner  Ahnen  (XVI.— XIX.  Jht.),  nach  d.  kanonischen  Büchern  d.  Dekanalarchivs  Brixen, 
in:  Der  Sammler,  1909,  H.  lff.  Drs.,  Beitr.  z.  Geschlechterkunde  tirolischer  Künstler 
aus  dem  16.— 19.  Jahrhundert,  in:  Bote  für  Tirol  u.  Vorarlberg,  1909,  Nr.  28ff. 

Schrader-Hering,  Biogr.- literarisches  Lex.  d.  Tierärzte  aller  Zeiten  u.  Länder. 
Stuttgart  1863. 

Schröder,  H.,  Hamburger  Schriftstellerlexikon.  Bd.  1 — 8.  Hamburg,  1851—53. 

Schwarzer,  Biographie  zur  Galerie  berühmter  und  verdienter  Forstmänner. 
Brunn  1870. 

Schindel,  v.,  Die  deutschen  Schriftstellerinnen  d.  19.  Jhts.    Leipzig  1823 — 25. 

Schlözer,  A.  L.,  Schwedische  Biographie,  enth.  e.  Slg.  v.  Lebensbeschreibungen 
berühmter  schwed.  Kriegs-  u.  Staatsmänner.     Altona  u.  Lübeck  1760 — 68. 

Schujtte,  H.  V.,  Musik-Lexicon  I.  II.     Kopenhagen  1888—92. 

Schultz,  Alwin,  Die  Breslauer  Maler  des  16.  Jahrh.  Ztschr.  d.  Ver.  f.  Gesch.  u. 
Altert.  Schlesiens.   VIII.    1867. 

Scriba,  J.  E.,  Biograph.-literar.  Lex.  der  Schriftsteller  des  Großherzogt.  Hessen- 
Darmstadt.    I  1831.    II  1843. 

Secresan,  E.,  Galerie  suisse.    3  Bde.    Lausanne  1873 — 80. 

Seivert,  Nachr.  v.  siebenbürg.  Gelehrten  u.  ihren  Schriften.    Preßburg  1885. 

Seidel,  Martin  Friedrich,  Bildersammlung,  in  welcher  100  um  die  Mark 
Brandenburg  wohlverdiente  Männer  vorgestellt  werden  m.  Erläuterungen,  ders.  Lebens- 
umstände u.  Schriften  von  G.  G.  Küster.  Mit  100  Porträts  und  Wappen  in  Kupfer. 
Berlin  1751. 

Sitzmann,  B.,  Dictionnaire  de  biographie  des  hommes  celebres  de  l'Alsace.  2  Bde. 
Rixheim  1909—10. 

Stancovich,  Don  Pietro,  Biografia  degli  uomini  distincti  dell'  Istria.  Trieste 
1828—29.  3  Bde.  8«.  Mit  12  Tfln.  2.  Afl.  con  saggio  di  annotazioni.  Capodistria  1888.  4°. 

Strieder,  Fr.  Wilh.,  Grundlage  zu  einer  hess.  Gelehrten-  u.  Schriftstellergesch. 
Seit  d.  Reformation  bis  auf  gegenwärtige  Zeiten.  18  Bde.  Kassel  1771  ff.  Vgl.  über 
dieses  Buch  Karl  Knetsch,  Über  den  heutigen  Stand  der  genealogischen  Forschung 
in  Hessen,  Mitlgn.  des  Oberhess.  Geschichtsver.    N.  F.  XVII  1909,  S.  79. 

Tardieu,  Ambr.,  Grand  dictionnaire  biographique  des  personnages  historiques 
ou  dignes  de  memoire  nes  dans  le  departement  du  Puy-de-Döme,  avec  une  galerie  de 
160  portraits;  ouvrage  faisant  suite  au  grand  dictionnaire  historique  du  Puy-de-Döme. 
Moulin  1877. 

Tartarolti,  Giacopo,  Saggio  della  biblioteca  tirolese,  o  sia  notizie  istoriche 
degli  scrittori  della  provincia  del  Tirolo;  di  giunte  e  note  molto  accrescinto.  Scanzia 
prima  [unica].    Venezia  1777. 

Taufrath,  Kurze  Nachr.  ü.  d.  K.  K.  evangel.  theol.  Fakultät  in  Wien,  nebst  Bio- 
graphien ihrer  ehemaligen  Direktoren  u.  bisherigen  Professoren,  sowie  Verz.  aller  bis 
jetzt  an  ihr  immatrikulierten  Studierenden.    2.  verm.  Aufl.    Wien  1871. 


128  Memoiren  und  Selbstbiographien. 

Thieme,  Ulr.,  u.  Fei.  Becker,  Allgemeines  Lex.  der  bildenden  Künstler  v.  d. 
Antike  bis  z.  Gegenwart.  Unter  Mitwirkung  v.  320  Fachleuten.  (4.  Bd.  bis  Brevoort). 
Leipzig  1910. 

Thrane,  C,  Fra  Hofvielonernes  Tid.     Kopenhagen  1908. 

Tjaden,  E.  J.  H.,  Das  gelehrte  Ostfriesland.    Aurich  1785—90. 

Torazzi,  Paolo,  Artisti  trentini  o  che  lavorarono  nel  Trentino  [elenco  publicato 
da  Paoli  Orsi],  nell'  Archivio  storico  per  Trieste,  Istria  e  Trentino.    Bd.  III,  p.  96—98. 

Ungarischer  Plutarch  od.  Nachr.  v.  d.  Leben  merkwürdiger  Personen  d.  Kgr. 
Ungarn  und  der  dazu  gehörigen  Provinzen.     Bd.  I — IV.     Pesth  1816. 

Vasari,  Le  vite  de'  piü  eccellenti  pittori,  scultori  ed  architetti.  9  Bde.  Florenz 
1878—85. 

Veyth,  Bibliotheca  Augustana  (7  Bde.,  18.  Jahrh.). 

(Anonym),  Violoncellisten  der  Gegenwart  in  Wort  u.  Bild.     Heilbronn  1903. 

Volger,  Bruno,  Sachsens  Gelehrte,  Künstler  und  Schriftsteller  in  Wort  u.  Bild, 
nebst  einem  Anhang  „Nichtsachsen".    Leipzig-Gohlis  1907—08. 

Wätzold,  Stammliste  d.  Kaiser-Wilhelm-Akademie  f.  d.  militärärztliche  Bildungs- 
wesen. Im  Auftr.  d.  Medizinal -Abt.  d.  Kgl.  Kriegsministeriums  unter  Benutzung  amt- 
licher Quellen.     Berlin  1910  (enthält  3246  Biographien). 

Weech,  F.  v.,  u.  Krieger,  A.,  Badische  Biographien  ff.  5  Tle.  Heidelberg,  Winter, 
1875—1906. 

Weilbach,  Ph.,  Nyt  dansk  Kunstner-Lex.  I— II.  Kopenhagen  1896—97  (ü.  Maler 
u.  Bildhauer). 

Weisfert,  J.  N.,  Biographisch -literarisches  Lex.  f.  Königsberg  u.  Ostpr.  2.  Aus- 
gabe.    Königsberg  1898. 

Weyerman,  Albr.,  Neue  histor.-biogr.-artist.  Nachr.  v.  Gelehrten  u.  Künstlern. 
Ulm  1829. 

Wien,  D.geistige.  Künstler-  u.  Schriftsteller-Lex.,  hrsg.  v.  Eisenberg  u.  Gröner. 
Wien  1890. 

Will,  G.  A.,  Nürnberger  Gelehrtenlexikon.  Nürnberg  und  Altdorf  1755 ff.  Fort- 
gesetzt von  Chr.  Conr.  Nopitsch  vor  Chrph.  Gib.  von  Murr,  Beschr.  der  vor- 
nehmsten Merkwürdigkeiten  in  der  Reichsstadt  Nürnberg.    Nürnberg  1801. 

Wincklern,  Joh.  Bapt.  v.,  Biographische  u.  literarische  Nachrichten  von  den 
Schriftstellern  u.  Künstlern,  welche  in  dem  Herzogtum  Steyermark  geboren  sind.  Grätz 
1840—42. 

Wokaunius,  Peter  v.,  Chronolog.  Verz.  der  berühmtesten  Männer  Böhmens. 
Prag  1877. 

Worm,  Jens,  Forsag  til  et  Lexicon  over  danske,  norske  og  islandske  laerde 
Maend.  I— III,  Heisinger  1771.    Kopenhagen  1773.  84. 

Hierzu  kommen: 

Kurtze  Historia  d.  vormaligen  u.  gegenwärtigen  Gelahrtheit  derer  Hessen  1726. 

Bas ler  Biographien,  hrsg.  v.  Freunden  vaterländischer  Gesch.  Bd.  1—3.  Basel 
1900—06. 

Sammlung  Bernischer  Biographien,  hrsg.  v.  d.  Histor.  Ver.  des  Kantons  Bern. 
Bd.  1—5.  Bern  1884ff. 

Schwäbische  Biographien  (Diözesanarchiv  für  Schwaben  13,  14). 

Schließlich  seien  in  diesem  Zusammenhange  genannt: 

Zieler,  G.,  u.  Scheffer,  Das  akademische  Deutschland.    Leipzig.    2  Bde. 

Das  geistige  Deutschland  am  Ende  des  XIX.  Jhts.  1.  Bd.:  Die  bildenden 
Künstler.     Leipzig  u.  Berlin. 

Das  geistige  Berlin,  Enzyklopädie  d.  geistigen  Lebens,  hrsg.  von  R.  Wrede 
u.  H.  Reinfels.    3  Bde. 

Geistiges  Deutschland.  Deutsche  Zeitgenossen  auf  dem  Gebiet  der  Wft.  und 
Musik.     Berlin. 


Memoiren  und  Selbstbiographien.  129 

Literarisches  Jahrbuch.  Rundschau  ü.  d.  literarischen  Erzeugnisse  deutscher 
Zunge  auf  schöngeistigem,  dramatischem  u.  musikdramatischem  Gebiet.  Verbunden  m. 
e.  Lex.  d.  lebenden  deutschen  Schriftsteller  u.  Schriftstellerinnen.  Hrsg.  von  Peter 
Thiel.    Köln. 

Bote,  Adolph,  Adreßbuch  von  bildenden  Künstlern  der  Gegenwart.    München. 

Künstlerlexikon,  Allgemeines,  3.  Aufl.,  vorb.  v.  Alex.  Müller,  hrsg.  v. 
H.  Wolfgang  Singer.    5  Bde.    Frankfurt  a.  M. 

Poggendorf,  Biograph. -literar.  Handwörterb.  z.  Gesch.  d.  exakten  Wissensch., 
hrsg.  v.  A.  D.  von  Oettingen.    Leipzig.    4  Bde. 

Who  is  who  in  Amerika  (geb.  M.  15). 

Who  is  who  in  Canada  (geb.  M.  12). 

Who  is  who  in  London  (M.  7,50). 

Über  Holland  sei  erwähnt  die  vorzügliche  Arbeit  von'L,  Petit,  Repertorium  der 
Verhandelingen  en  bydragen  des  vaderlands  in  tydschriften  en  mengelmerken. 

Unter  den  lexikalischen  Zusammenstellungen  der  vorgenannten  Arten 
von  Büchern  ist  für  den  Familienforscher  am  nützlichsten:  Degen  er, 
H.  A.  Ludwig,  Wer  ist's?  Unsere  Zeitgenossen.  Zeitgenossenlexikon,  ent- 
haltend: Biographien  nebst  Bibliographien.  Angaben  über  Herkunft,  Familie, 
Lebenslauf,  Werke,  Lieblingsbeschäftigungen,  Parteiangehörigkeit,  Mitglied- 
schaft bei  Gesellschaften,  Adresse.  Andere  Mitteilungen  von  allgemeinem 
Interesse.  Dieses  Buch  erscheint  jährlich  seit  1905  im  Verlag  von  Ff.  A.  Ludwig 
Degener  in  Leipzig  und  bringt  auch  Mitteilungen  über  bemerkenswerte  Vor- 
fahren und  über  die  Kinder  der  einzelnen  Zeitgenossen.  Die  Angaben  be- 
ruhen fast  ausschließlich  auf  Selbstbiographien   der  betreffenden  Personen.1) 

Eine  besondere  Würdigung  innerhalb  der  biographischen  Literatur  ver-   Memoiren 
dienen  die  Memoiren2)  und  Selbstbiographien.3)  Während  der  Geschichts-  biographien. 
Schreiber  die  gesicherten  Tatsachen,   auf  die   es  ihm   ankommt,   am  liebsten 
für  sich  selber  sprechen  läßt,  sie  aber  in  ihrem  inneren  Zusammenhang  vor- 
führt und  seine  Person  dabei  möglichst  weit  zurückdrängt,  nimmt  der  Ver- 
fasser von  Denkwürdigkeiten  in  der  Mitte  der  Erzählung  seine  Stellung  und 


x)  A.  v.  Eberstein,  Hand-  u.  Adreßbuch  der  Genealogen  u.  Heraldiker.  Berlin 
1899.  —  Alfr.  Grenser,  Adreßbuch  f.  Freunde  d.  Münz-,  Siegel-  u.  Wappenkunde. 
Frankfurt  a.  M.  1884. 

2)  Wolf,  Einführung  in  d.  Studium  d.  neueren  Geschichte.  Berlin  1910,  S.  324 ff. 
—  Bezold,  F.  v.,  Ü.  d.  Anfänge  der  Selbstbiographie  u.  ihre  Entwickelung  im  MA., 
ZKu  1,  S.  45 ff.  —  Misch,  G.,  Gesch.  d.  Autobiographie.  I.  Bd.:  Das  Altertum.   Leipzig. 

3)  Vgl.  d.  Sammelwerk  (1907):  Bibliothek  wertvoller  Memoiren,  Lebensdokumente 
hervorragender  Menschen  aller  Zeiten  u.  Völker,  hrsg.  v.  Dr.  Ernst  Schultz e.  Hier 
sei  hervorgehoben:  2.  Bd.  Deutsches  Bürgertum  u.  deutscher  Adel  im  16.  Jht.  Lebens- 
Erinnerungen  d.  Bürgermeisters  Bartholomäus  Sastrow  u.  des  Ritters  Hans  von 
Schweinichen.  Bearbeitet  v.  Dr.  Max  Goos.  Sastrow  ist  „das  Juwel  aller  deut- 
schen Selbstbiographien".  —  Vgl.  ferner  d.!Selbstbiographie  d.  Burkhard  Zink,  welche 
in  desselben  Chronik  v.  Augsburg  (bis  1468)  enthalten  ist,  Johann  Butzbach,  Chronika 
eines  fahrenden  Schülers,  übersetzt  v.  D.  Becker  1869,  die  Selbstbiographien  d.  Konrad 
Pellikan  (ed.  Vulpinus  1892)  u.  Thomas  Plattner  (ed.  Düntzer  1882),  die  Selbstbiogr.  d. 
Burggrafen  Fabian  zu  Dohna  (hrsg.  nebst  Aktenstücken  z.  Gesch.  der  Sukzession  der 
Kurfürsten  von  Brandenburg  in  Preußen,  hsg.  von  C.  Krollmann,  Leipzig  1905,  vgl. 
Trefftz,  HV  1908,  S.  146ff.).  —  Serrano  y  Sanchez,  M.,  Autobiografias  y  Me- 
morias.  Madrid  1905.  —  Für  die  historische  Verwertung  von  Memoiren  finden  sich 
lehrreiche  Winke  bei  A.  Fournier,  Napoleon.    Bd.  22,  S.  403 ff. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  q 


130  Memoiren  und  Selbstbiographien. 

geht  auf  die  gleichzeitigen  allgemeinen  Ereignisse  und  Verhältnisse  nur  in- 
soweit ein,  als  er  sie  kennen  gelernt  hat  und  sie  irgendwie  auf  ihn  einge- 
wirkt haben.  Die  berichtende  Persönlichkeit  wird  also  immer  die  Hauptsache 
sein,  und  von  ihrer  Bedeutung  und  Stellung  muß  das  Maß  der  Belehrung 
und  des  Reizes  abhängen,  das  ihre  Erzählung  gewährt.  Die  Selbst- 
biographie berührt  sich  aus  diesem  Grunde  aufs  engste  mit  den  Memoiren. 
Nicht  bloß  Fürsten,  Staatsmänner  und  Feldherren,  sondern  auch  Gelehrte, 
Künstler  und  Dichter  usw.  haben  mit  Erfolg  zur  Feder  gegriffen,  ihr  Leben 
und  Wirken  mit  eigener  Hand  der  Nachwelt  zu  überliefern.  Auch  Frauen 
treffen  wir  in  diesen  Reihen,  in  Deutschland  allerdings  seltener  als  in  Frank- 
reich. In  „Dichtung  und  Wahrheit"  von  Goethe,  in  den  „Jugenderinnerungen 
eines  alten  Mannes"  von  v.  Kügelgen  oder  Ludwig  Richters  Selbstbiographie, 
in  Hases  „Idealen  und  Irrtümern"  und  Bosses  „Aus  der  Jugendzeit",  be- 
sitzen wir  köstliche  Muster.  Gustav  Freytag  hat  in  seinen  Bildern  aus  der 
deutschen  Vergangenheit  (Leipzig,  Hirzel)  die  Selbstbiographien  des  Götz 
von  Berlichingen,  des  Schärtlin  von  Burtenbach  und  des  Hans  von  Schwei- 
nichen  zur  Charakterisierung  des  16.  Jahrhunderts  benutzt,  das  Unheil  des 
30jährigen  Krieges  nach  biographischen  Aufzeichnungen  geschildert  und  die 
Zeit  des  Pietismus  in  der  Selbstbiographie  des  Theologen  Johann  Wilhelm 
Petersen  und  seiner  Gattin  Johanna  Eleonore  geb.  von  Merlau  weiten  Kreisen 
vorgeführt. 

Der  subjektive  Charakter  aller  solcher  Aufzeichnungen  darf  freilich  nie- 
mals vergessen  werden;  denn  die  apologetische  Absicht  herrscht  hier  in  der 
Mehrzahl  der  Fälle  vor  und  fordert  demnach  mehr  als  bei  anderen  Geschichts- 
quellen zur  Vorsicht  heraus,  so  daß,  was  für  den  harmlosen  Leser  die 
reichste  Quelle  des  ungemischten  Genusses  ist,  für  das  kritische  Urteil  leicht 
der  Grund  zu  abwägendem  Zweifel  wird. 

Das  Mittelalter  ist  der  Memoirenliteratur  nicht  günstig  gewesen.  Selbst 
bei  dem  Volke,  welches  das  meiste  Geschick  dazu  mitgebracht  hat,  bei  den 
Franzosen,  finden  wir  Anfänge  einer  solchen  nicht  vor  dem  Ablaufe  des 
13.  Jahrhunderts.  In  Deutschland  eröffnet  Kaiser  Karl  IV.  den  Reigen.  Aus 
den  Kreisen  der  fahrenden  Schüler  seien  genannt  Johannes  Butzbach,  dessen 
„Wanderbüchlein"  vor  einigen  Jahrzehnten  veröffentlicht  wurde,  und  Thomas 
Plattner,  der  bekannte  Basler  Drucker  und  Schulrektor,  dessen  Selbst- 
biographie aus  Gustav  Freytags  Bildern  der  deutschen  Vergangenheit  wei- 
teren Kreisen  bekannt  geworden  ist.  Lernen  wir  in  den  Aufzeichnungen  des 
Deutschen  Condottiere  Sebastian  Schertlin,  der  ein  ebenso  gewandter  Diplo- 
mat als  berufener  Feldhauptmann  war,  den  fähigen  und  glücklichen  Empor- 
kömmling, einen  „selfmade  man"  kennen,  der  nicht  besser  erscheinen  will, 
als  er  war,  so  stellt  sich  uns  Götz  von  Berlichingen  in  seinen  Denkwürdig- 
keiten als  der  ritterliche  Haudegen  dar,  der  im  Sturme  der  Zeit  und  dank 
seiner  eigenen  Unzulänglichkeit,  trotz  des  vielen  Geräusches,  das  er  ver- 
ursacht, zuletzt  ziemlich  ruhmlos  gescheitert  ist.  Seine  Denkwürdigkeiten 
sind  als  Werk  der  Literatur  unbedeutend  und  haben  nur  durch  die  berühmte 
Dazwischenkunft  Goethes  eine  Aufmerksamkeit  erregt,  die  sie  sonst  niemals 


Memoiren  und  Selbstbiographien.    Deduktionsschriften.  131 

gefunden  hätten.  Aus  der  langen  Reihe  der  Memoirenliteratur,  die  uns 
v.  Wegele  in  packenden  Zügen  lehrreich  vorgeführt  hat1),  heben  sich  von  selbst 
die  Arbeiten  des  geistesgewaltigen  Preußenkönigs  heraus;  aus  jeder  Zeile 
Friedrichs  des  Großen  spricht  der  gewissenhafte  Regent  seines  Staates,  der 
scharfblickende  Staatsmann,  der  durchdringende  Menschenkenner.  Das  Bei- 
spiel des  großen  Friedrich  mag  nicht  ohne  Einfluß  gewesen  sein  auf  den 
Plan  Schillers,  das  deutsche  Publikum  mit  den  wichtigsten  „Historischen 
Memoiren"  des  Mittelalters  und  der  neueren  Zeit  auf  dem  Wege  der  Über- 
setzung bekannt  zu  machen.  In  Goethes  „Dichtung  und  Wahrheit"  haben 
wir  ein  in  meisterhafter  Sprache  sicher  gezeichnetes  Bild  der  ersten  fünf- 
undzwanzig Jahre  des  Dichters  und  zugleich  eine  unübertroffene  Schilderung 
der  literarischen  Zustände  seiner  Zeit.  Von  den  zahlreichen  Memoiren 
deutscher  Staatsmänner  sind  die  Denkwürdigkeiten  des  Fürsten  Bismarck 
und  des  Fürsten  Hohenlohe  von  unmittelbarem  Einfluß  auf  das  politische 
Leben  der  Gegenwart.  Aus  dem,  was  unser  erster  großer  Kanzler  an  Er- 
innerungen seinem  Volke  hinterlassen  hat,  ist  es  auch  weiteren  Kreisen  be- 
kannt geworden,  daß  diese  gesamte  Literaturgattung,  mögen  die  Verfasser 
solcher  Denkwürdigkeiten  auch  die  allerbedeutendsten  Männer  sein,  doch 
eine  stark  subjektive  ist,  bei  der  Irrtümer  leicht  unterlaufen.2) 

Deduktionsschriften.3) 

Eine  wenig  bekannte  Art  familiengeschichtlicher  gedruckter  Quellen  sind  Dedukttons- 
die  Deduktionsschriften.  Deduktionen  sind  solche  Arbeiten,  worin  die  schnften- 
streitigen  Rechte  und  die  darauf  sich  gründenden  Ansprüche  streitender 
Parteien  untersucht  und  verteidigt  werden.  Eine  sehr  reichhaltige  Sammlung 
von  Titeln  solcher  Schriften  hat  Christoph  Siegmund  Holzschuher  mit 
großem  Fleiß  in  dem  Werke  zusammengebracht:  „Deduktions-Bibliothek  von 
Teutschland  nebst  dazu  gehörigen  Nachrichten".  Band  I  und  II,  Frankfurt 
und  Leipzig  1778—1779.  Band  III  und  IV,  Nürnberg  1781—1783.  Holz- 
schuher hat  nur  die  beiden  ersten  Teile  selbst  herausgegeben,  da  er  infolge 
Überarbeitung  1779  starb.  Joh.  Christian  Siebenkees  hat  das  verdienstvolle 
Werk  zu  Ende  geführt.  Bei  den  regierenden  Häusern  tragen  dergleichen 
Schriften  den  Charakter  von  Staatsschriften.  Aber  auch  bei  adligen  und 
bürgerlichen  Familien  kommen  z.  B.  zufolge  Todesfalles  bei  Erbschaftsange- 
legenheiten solche  Deduktionen  vor. 

Die  Überschriften  oder  Titelblätter  dieser  Deduktionen  belehren  den 
Leser,  um  was  es  sich  handelt.  So  lautet  z.  B.  die  Überschrift  bei  einer 
Cleve,  den  14.  Februar  1698  gedruckten  derartigen  Arbeit:  „Brevissima 
deductio   in  Causa  Le  Brün    contra   de  Beyer,   Eines   Manifesti   quintuplicis 


!)  Wegele,  F.  X.  v.,  Vorträge  u.  Abh.,  S.  192ff:  Die  deutsche  Memoirenliteratur. 

2)  Kämmel,  O.,  Kritische  Studien  zu  Fürst  Bismarcks  Gedanken  u.  Erinnerungen. 
Leipzig  1899  (auch  in  den  Qrenzboten  1899).  —  Ulmann,  H.,  Kritische  Streifzüge  in 
Bismarcks  Memoiren,  HV  5,  vgl.  R.  Fester  ebenda. 

s)  Wieder  abgedruckt  aus  ASW  XI. 

g* 


132 


Deduktionsschriften. 


spolii  evidentis  criminis  expilatae  haereditatis".  Es  entspricht  der  Umständ- 
lichkeit, mit  der  frühere  Zeiten  die  Büchertitel  zu  einer  sehr  unübersicht- 
lichen Länge  ausgestalteten,  daß  der  gesamte  Inhalt  des  Buches  auf  dem 
Titelblatt  einer  solchen  Deduktionsschrift  tunlichst  breit  geschlagen  wird. 
So  lautet  z.  B.  ein  solcher  Titel;  „Actenmäßige  deductio  Historico-Juridica  in 
Sachen  derer  Oevettern  von  Broitzem  contra  das  Dom-Capitul  des  Hoch- 
Stifts  zu  Hildesheimb.  Citationis  in  puncto  annuorum  redituum,  Worinnen 
mit  ohnwiderleglichen  Rechtsgründen  diesseitige  Rechts  Befugniß  derer  von 
dem  Hoch-Stift  zu  Hildesheimb  tempore  episcopi  Ernesti  von  denen  von 
Broitzem  titulo  oneroso  acquirirten  wiederkäuflichen  Zinsen,  und  hingegen 
der  Unfug  derer  von  Seiten  des  Hoch-Stifts  dargegen  eingewandten  Excep- 
tionum  legitimationis,  non  competentis  actionis  &  praescriptionis  immemoralis 
sonnenklar  vorgestellt,  und  vor  Augen  geleget  wird". 

Nicht  immer  führen  diese  Deductionsschriften  das  Wort  deductio  auf 
dem  Titelblatt.  Auch  hierüber  sei  ein  Beispiel  angeführt:  „Unterthänigste 
imploratio  pro  restitutione  in  integrum  contra  sententiam  d.  XVI.  Dec.  1748 
Iatam  in  Sachen  der  beiden  Familien  von  Breidenbach  zu  Breidenstein  und 
von  Breidenbach  genannt  Breidenstein  wider  des  regierenden  Herrn  Land- 
grafen zu  Hessen -Darmstadt  Hochfürstl.  Durchl.  und  angebl.  Consorten" 
(Wetzlar  1751). 

Die  Deduktionen  sind  auch  durch  den  in  ihnen  nicht  selten  dargebotenen 
Abdruck  von  Briefen,  Urkunden  und  Karten  wertvoll.     So    enthält    z.  B.  La 
deduction  de  l'innocence  de  Messire  Philippe,  baron  de  Montmorency  (ohne 
Ortsangabe    1568    erschienen)   eine  Reihe  Briefe   aus   den  Zeiten  Albas  und 
Egmonts.     So    enthält   ferner   z.  B.  die  „deductio  caussarum   restitutionis  in 
integrum",  die  als  Beilage  der  vorgenannten  Implorationsschrift  ebenfalls  zu 
Wetzlar  1751   erschien,  eine  Karte,  die  als  „Abris  des  Breydenbacher  Grunds 
mit  seinen  Dörffern,   Qerichtern  und  Graenzen"  bezeichnet  wird.     Urkund- 
liche Beilagen    finden    sich    besonders    häufig   am  Ende    der  Deduktion    zu- 
sammengestellt; so  enthält  z.  B.  die  „Kurtze  doch  gründliche  Deduction  und 
Demonstration  des  Gräflich-Leiningen-Dachsburgischen  ohnumstößlichen  Erb- 
folge-Rechts,    in  Weyland    Landgraf   Hessonis    von    Leiningen    des    Letzten 
seiner  Linie  im  Jahre  1467  erschienene  Verlassenschaft,  denen  so  genannten 
Rechtlichen  Auszügen,  wodurch  frustaneo  conatu  erwiesen  werden  wollen,  daß 
sothane  Verlassenschaft   denen    Herren    Grafen    von    Westerburg    als    einem 
fremden  Geschlecht  angefallen,  zur  Widerlegung  entgegengesetzt"  (Marburg, 
ohne  Jahr),  von  Seite  71   an  „Beylagen",  bestehend  aus  Urkunden  von  1237 
bis  1519.     Das  Beilagenverzeichnis  wird   gelegentlich    gleich    auf  dem  Titel 
vermerkt,  so  in  der  103  Folioseiten  starken  Schrift:   „Factum  ou  exposition 
simple,    sincere  &  vrai'e   des   injustices  &  des  cruautes    inoui'es  commises  ä 
Strasbourg  par  le  preteur  roial  Joseph  Klinglin  &  ä  son   instigation  par  le 
Gr.  Senat  contre  la  personne,  l'honneur  &  les  biens  de  F.  N.  L.  P.  Beck  etc. 
Avec  un  appendice  de  CXII  pieces  autentiques  et  justificatives".  (Amsterdam 
MDCCLII). 

Bildliche  Darstellungen  eines  Erbbegräbnisses,  einer  Ahnentafel  und  von 


Deduktionsschriften.    Gelegenheitsgedichte.  133 

Siegeln  weist  auf  die  „Summarische  deduction  von  dem  Alterthum,  Thurnier- 
Ritter-  und  Stifftsmäßigkeit  auch  Reichs  Imedietät  des  Geschlechts  der  Tucher 
von  Simmeisdorf  und  Winterstein"  von  J.  G.  T.  (Schwabach  1764,  180  Seiten 
Großfolio). 

Schließlich  sind  diese  Deduktionsschriften  auch  durch  die  nicht  selten 
in  ihnen  enthaltenen  Stammbäume  von  Interesse.  Hierzu  seien  folgende  Bei- 
spiele notiert:  Die  „Kurtz  begründete  Genealogische  Deduction  und  Acten- 
mäßige  Bewandnuss  In  Sachen  Carl  Wilhelm,  Freyherrn  von  Spiering,  contra 
Joseph  Clemens,  Freyherrn  von  Weichs  und  Consortes"  (ohne  Ortsangabe 
1730  erschienen)  bietet  einen  Stammbaum  vor  Beginn  der  ersten  Seite.  —  Die 
„Acten-  und  Geschichtsmäßige  auch  in  Jure  wohl  gegründete  deduction  In 
Sachen  Manssfeld  contra  Hahn"  (ohne  Ortsangabe  1712  erschienen)  bemerkt 
auf  dem  Titelblatt:  „cum  schemate  Geneal.  Comitum  Mansfeldensium  und 
Beylagen  sub  Num.  1  biss  53  inclus.".  Stammbäume  finden  sich  auch  in  der 
„Deduction  concernant  les  droits  de  succession  et  de  Substitution  de  la 
serenissime  maison  electorale  de  Baviere"  (München  1741  fol.)  und  in  der 
„Deduction  des  droits  de  la  maison  electorale  de  Baviere"  (2  Bände,  A  la 
Haye  1734,  8°). 

Da  die  modernen  juristischen  Handbücher  über  die  Deduktionsliteratur 
wenig  oder  nichts  berichten,  so  empfiehlt  es  sich  für  denjenigen  Familien- 
forscher, der  weder  aus  dem  vorgenannten  Werke  von  Holzschuher  noch 
aus  einer  anderen  Quelle  bereits  den  Titel  einer  einschlagenden  Arbeit  kennt, 
sich  persönlich  auf  einer  größeren  Bibliothek  einzufinden  und  daselbst  sich 
die  Vorlage  des  Zettelkataloges  über  die  Deduktionsliteratur  zu  erbitten.  Es 
bleibt  in  solchem  Falle,  wenn  nicht  etwa  alphabetisch  geordnete  Nachweise 
über  die  in  solcher  Literatur  vorkommenden  Familien  vorhanden  sind,  nichts 
anders  übrig,  als  Blatt  für  Blatt  durchzusehen,  ob  sich  eine  einschlagende 
Deduktion  daselbst  vorfindet.  — 

Eine  abgelegene,  aber  keineswegs  unergiebige  Quelle  sind  Gelegen-  Oeiegenheits- 
heitsgedichte.  Das  für  den  Familienforscher  Wichtige  in  diesen  poetischen  eedlchte- 
Veröffentlichungen  sind  die  Überschriften.  Als  ein  Beispiel  führe  ich  Mi- 
chael Kongehl,  Kurfürstlich  Brandenburgischen  Secretarius  zu  Königsberg 
in  Preußen,  an,  von  dem  zwei  Bändchen  Gedichte,  „Der  Belustigung  bey 
der  Unlust"  erster  und  zweiter  Teil,  zu  Königsberg  „gedruckt  bey  Friedrich 
Reußens  Chur-Fürstl.  und  Academ.  Buchdruckers  Erben",  ohne  Jahresangabe 
in  den  80  er  Jahren  des  17.  Jahrhunderts  erschienen.1)  Michael  Kongehl  war 
ein  sehr  fruchtbarer  Gelegenheitsdichter.  Hochzeiten  und  Begräbnisse,  Ge- 
burts-  und  Namenstage  ließen  ihn  das  Dichterroß  anspornen  zu  oft  ansehn- 
lichen Leistungen,  ansehnlich  wenigstens  dem  Umfange  nach.  Die  Leichen- 
gedichte, inhaltlich  an  biblische  Texte  anknüpfend,  lehnen  sich  in  der  Form 
meist  an  bekannte  Kirchenlieder.  Mehr  Persönliches  enthalten  die  Hochzeits- 
lieder,  jedoch  liegt   auch   bei   ihnen   das  Wertvollste  in   den  Überschriften. 


J)  Walter  Bösken,   Ein   verschollener  Dichter  und  seine  Werke  als  familien- 
geschichtliche Quelle.     ASW  VIII,  1908,  Nr.  7,  S.  97  ff. 


^34  Schmähgedichte  und  Pasquille. 

Wo  eine  Ortsangabe  in  der  Überschrift  fehlt,  handelt  es  sich  stets  um  Per- 
sonen in  Königsberg:  „Die  Herzens-Schmerzen  Frauen  Agnes  Paschkin,  Herrn 
Reinhold  von  Derschau,  Vornehmen  J[uris]  C[onsul]ti,  Erbherrn  uff  Wonnig- 
keim etc.  Churf.  Brandenb.  Pr.  Ober-Appellations  Gerichts-  und  Hoff-Rahts, 
Wittiben,  welche  den  3.  Aprilis  1678  der  Erden  einverleibet  worden"  (I,  288). 
—  „Das  Gleich-verpaarte  Paar.  Bei  dem  ansehnlichen  Myrten-Feste  der 
Edlen  und  Fürtrefflichen  Wolverlobten  Floridan  und  Florinden1),  welches 
den  3.  Christ-Monats-Tag  1673  in  Nürnberg  vollzogen  ward"  (II,  111). 
schmäiiKedichte  ffme  besonders  unzuverlässige  Quelle  sind  Schmähgedichte.  Meist 
niedrigen  Leidenschaften  entsprungen,  enthalten  sie  vielfach  Übertreibungen, 
soweit  ihr  Inhalt  nicht  gänzlich  erfunden  ist.  Im  Mittelalter  waren  es  die 
Spielleute,  welche  die  Verspottung  einer  Person  um  Lohn  zu  ihren  beruflichen 
Aufgaben  rechneten;  und  Bertold  von  Regensburg  vergißt  das  nicht  zu  er- 
wähnen, wenn  er  sie  in  den  zehnten  und  untersten  Chor  der  Christen  ver- 
weist.2) Selbst  vor  dem  Träger  der  Krone  machte  die  Kritik  nicht  halt, 
das  mußte  Rudolf  von  Habsburg  erfahren,  als  der  Meister  Stolle  in  einem 
boshaften  Spruch  seine  sämtlichen  löblichen  Eigenschaften  aufzählt  mit  dem 
jedesmaligen  Zusatz:  er  gibt  aber  nichts.  Neben  dem  Liede  begann  der 
anonyme  Schandbrief,  das  Pasquill,  zu  wuchern.  Man  schlug  dergleichen 
Briefe  zum  Zwecke  größter  Publizität  an  Kirchtüren,  aber  auch  an  unehr- 
bare Orte,  den  Kak  (Pranger),  Henker- und  öffentliche  Häuser  an.  1445  fand 
sich  ein  Brief  an  eine  Kirchtür  von  Halberstadt  geschlagen,  der  den  Dom- 
dechant  Dompnitz  beschuldigte,  einen  Totschlag  veranlaßt  zu  haben.  Das 
Gefährliche  solcher  anonymen  Anschuldigungen  wurde  früh  erkannt.  Ein  1475 
erschienenes  Rechtsbuch,  das  sich  die  Blume  von  Magdeburg  nannte,  be- 
drohte die  Schreiber  solcher  Schandbriefe  mit  dem  Tode.  In  einem  Falle 
allerdings  erlangte  jedoch  der  Anschlag  von  Schandbriefen  sogar  rechtliche 
Anerkennung,  aber  unter  der  Voraussetzung  der  Nichtanonymität,  nämlich 
säumigen  Schuldnern  gegenüber.  Seit  dem  15.  Jahrhundert  findet  sich  in 
den  Schuldverträgen  dieser  Angriff  auf  die  persönliche  Ehre  als  anerkanntes 
Rechtsmittel,  häufig  unter  Beifügung  von  bildlichen  Darstellungen,  deren 
drastischer  Charakter  uns  heute  mit  gelindem  Grausen  erfüllt.  Pasquille 
waren  besonders  in  der  Reformationszeit  häufig.  Wie  ein  Nachklang  aus 
den  Zeiten  des  Spielmannes  mutet  die  Erzählung  von  dem  wandernden  Tuch- 
macher an,  der  Luthers  Lieder  vor  dem  Bilde  des  Kaisers  Otto  auf  dem 
Markte  von  Magdeburg  sang  und  gedruckt  verkaufte.  Auch  als  dem  Auf- 
schwung der  nationalen  Kräfte  nach  dem  Augsburger  Religionsfrieden  von 
1555  ein  allgemeines  Erlahmen  folgte,  wurde  bei  lokalen  Begebenheiten 
noch  manches  Spottlied  gesungen.  Für  dergleichen  bilden  Prozeßakten  die 
ergiebigsten  Fundstätten.  Auf  dem  Boden  bösartiger  Klatschsucht  gewann 
das  Pasquill  auch  in  privaten  Angelegenheiten  eine  gefährliche  Ausbreitung. 

x)  Die  Schäfernamen  lassen  darauf  schließen,  daß  es  sich  um  Mitglieder  der  Ge- 
sellschaft der  Pegnitzschäfer  handelt. 

2)  Iwein  ed.  Benecke  und  Lachmann,  Anm.  zu  7162,  Bertold  ed.  Pfeiffer 
I  140f. 


Theaterzettel.  135 

Sogar  als  eine  leidenschaftliche  Anteilnahme  für  große  nationale  Fragen 
durch  die  Taten  Friedrichs  des  Großen  geweckt  wurde,  wucherte  das  Pas- 
quillenunwesen weiter.  So  erschienen  1798  zu  Osnabrück  Spottlieder  auf 
einen  Ratsherrn,  der  Erbschleicherei  getrieben  hatte.  In  den  Akten  des 
Zivilgouvernements  zur  Neubildung  der  Provinz  Sachsen  hat  sich  ein  Schmäh- 
gedicht aus  dem  Jahre  1813  auf  unsre  Zeit  gerettet.  Nach  diesem  hatte 
ein  vormals  „in  armseliger  Gestalt  aus  Polen  mit  einem  Packen"  eingewan- 
derter Jude  Cohn  in  Salzwedel,  Osterburg,  Werben  zahlreiche  Betrügereien 
verübt  und  des  Spionierens  verdächtig  100  Kantschuhiebe  auf  dem  Rathause 
erhalten.  Wegen  der  zahlreichen  hebräischen  Ausdrücke  aus  der  Gauner- 
sprache wurde  das  Gedicht  aufbewahrt.  Die  beiden  ersten  und  verständ- 
lichsten Strophen  mögen  von  dieser  Quellenart1)  eine  Vorstellung  geben: 

1.  Was  tönet  dort  vor  ein  Geschrei: 
Erbarmen,  ach  Erbarmen, 

Au  weih  geschrien,  au  weih,  au  weih, 

Ootts  Wunder,  helft  mir  Armen! 

wie  kümm'  ich  doch  in  solchen  Dreck, 

hilf  mer  Adonizedek, 

sunst  geh  ich  rein  verloren! 

2.  Der  Jude  wars,  Herr  Cohn  genannt, 
an  Leib  und  Seel  beschnitten, 

hier  in  der  Wische  wohlbekannt 

und  nirgends  gern  gelitten, 

er  hat  den  dicken  Bielefeld 

nicht  längst  um  Haus  und  Hof  geprellt 

und  hielt  sich  Equipage.2) 

Auch  Theaterzettel  können  gelegentlich  dem  Familienforscher  gute 
Dienste  leisten.  Es  ist  dabei  der  Unterschied  von  Künstler-  und  Familien- 
namen zu  beachten.  Es  kommt  auch  die  Verbindung  beider  Namenarten 
vor,  z.  B.  infolge  von  Heirat;  Prof.  Dr.  Friedrich  hat  zu  seinem  Zittauer 
Album  auch  die  Theaterzettel,  die  bei  der  Aufführung  von  Schuldramen  ge- 
druckt wurden,  benutzt.  Besonders  bei  der  Geschichte  von  Komödianten- 
familien kommen  die  Theaterzettel  in  Betracht.  Dieselben  werden  von  Bühnen- 
direktionen und  Altertumsvereinen  gesammelt.  Quellenangaben  zur  Geschichte 
des  Theaters  findet  man  bei  Eisenberg,  Großes  biogr.  Lexikon  der  deut- 
schen Bühne  1903,  am  Schluß  des  ganzen  Werkes.  Vgl.  auch:  Gallerie  v. 
teutschen  Schauspielern  u.  Schauspielerinnen  nebst  Johann  Friedrich  Schinks 
Zusätzen  u.  Berichtigungen.  Mit  Einleitung  u.  Anm.  herausgeg.  v.  Richard 
Maria  Werner  (=  Schriften  der  Gft.  f.  Theatergesch.  Bd.  13).  Berlin  1910.  — 
Archiv  für  Theatergeschichte,  hrsg.  v.  Hans  Devrient.     Berlin  1904  u.  1905 


x)  G.  Liebe,  Über  ältere  Schmähgedichte,  besonders  in  den  Landschaften  der 
Prov.  Sachsen,  KGV  1912,  297 ff.  —  Schade,  Satiren  und  Pasquille  aus  der  Refor- 
mationszeit 1856 — 1858.  —  Wustmann,  Leipziger  Pasquillanten.  (Aus  Leipzigs  Ver- 
gangenheit II.) 

8)  Staatsarchiv  Magdeburg. 


136      Zeitungen.   Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  Aarau,  Bamberg,  Berlin. 

(hierin    wertvolles    personen-    u.  familiengeschichtliches  Material,    z.  B.  „Die 
Künstlerfamilie    Lortzing    an    rheinischen  Bühnen"   von    Alfons  Fritz.   Bd.  I, 
S.  160  ff.). 
Zeitungen.  Schließlich    seien   auch    die  Zeitungen1)    erwähnt.     Sie    bringen    dem 

Familienforscher  allerhand  Familienanzeigen,  Nachrufe,  auch  solche  mit  Lebens- 
lauf und  allerhand  Beiträge  zum  Tun  und  Treiben  einzelner  Personen.  Zu 
beachten  sind  in  diesen  Zeitungen  außer  den  Anzeigen  über  Geburten,  Ver- 
heiratungen und  Todesfälle  besonders  auch  Vormundschaftsbestellungen, 
Kuratelverfügungen,  Nachlaß-,  Zwangs-  und  freiwillige  Versteigerungen,  Kauf- 
angebote, Todeserklärungen  und  sonstige  Nachrichten  mit  Namen. 
Familien-  Im    folgenden  stelle  ich  in  alphabetischer  Reihenfolge  von  Bibliotheken 

geschichtliche  noch  eine  Anzahl    der   von    diesen  verwahrten  familiengeschichtlichen  Mate- 
BibUotteken.  nahen  zusammen.    Soweit  gedruckte  Quellen  nicht  angegeben  sind,  beruhen 
die  nachfolgenden  Mitteilungen  auf  Angaben  seitens  der  betreffenden  Biblio- 
theken (vgl.  darüber  auch  das  Vorwort). 

Aarau.  Die  Kantonsbibliothek  verwahrt  die  viel  familiengeschichtl. 
Material  enthaltende  Slg.  des  Generals  Benfidel  Zaslaube,  die  aber  unvoll- 
ständig und  wenig  zuverlässig  ist. 

Bamberg.  Bs.  wichtig  sind  die  Hellerschen  Handschr.  Vgl.  Leitschuh, 
Kat.  d.  Handschr.  d.  Kgl.  Bibliothek  zu  Bamberg.  Bd.  I,  1. — 3.  Abt.  Leipzig 
1895—1908.  Bd.  II  (Helleriana)  Leipzig  1887.  Bd.  III  (Bambergensia).  Was 
Druckwerke  betrifft,  so  enthält  namentlich  die  i.  J.  1903  angefallene  von 
Marschalksche  Slg.  e.  große  Abt.  f.  Familiengesch.  Unter  d.  Handschr.  d. 
Hellerschen  Slg.  befinden  sich  u.  a.  e.  Geschlechtsbuch  der  Pömer  (in  Nürn- 
berg) mit  sorgfältigen  Abb.  der  Siegel,  Grabmonumente  u.  Totenschilder; 
Nürnberger  Bürgeraufnahmen  1335 — 1448;  „Lazarus  Holzschuhers  Beschrei- 
bung der  1511  lebenden  Personen  in  der  Nürnbergischen  familie";  ein  Hoch- 
zeitsregister der  Nürnbergischen  Geschl.  aus  d.  16.  u.  17.  Jht,  ein  „Necro- 
logium  der  Parfüsser  zu  Nürnberg"  mit  gemalten  Wappen  am  Rande;  Verz. 
d.  Gestorbenen,  „den  man  zu  sant  Sebolt  mit  der  großen  Glocken  geleutt 
hat"  1439—1517  v.  Seb.  Schreyer  Kirchenmeister  (f  1520)  zusammengestellt 
mit  späteren  Fortsetzungen;  e.  Faszikel  mit  3  verschiedenen  Handschr.  Joh. 
Neudörffers  Verz.  d.  Nürnbergischen  „Werkleute  u.  Künstler"  aus  d.  J.  1547 
(vgl.  die  v.  Heller  besorgte  Ausgabe  Neudörffers  u.  d.  Beitr.  z.  Kunst-  u. 
Literaturgesch.,  Nürnberg  1822)  u.  andere,  namentlich  auf  Nürnberg,  Schwein- 
furt u.  Würzburg  bezügl.  Materialien.  Vgl.  Kern,  Reise  durch  Franken  u. 
Bayern  HZ  1860,  Nachr.  a.  d.  histor.  Korn.  3,  S.  15 ff.:  „Handschriften  der 
Hellerschen  Sammlung  auf  der  Kgl.  Bibliothek  zu  Bamberg." 

Berlin.  In  der  Königlichen  Bibliothek  befinden  sich  die  Collectio 
Genealogica  ex  dono  Koehnii  VJH  XXVII,  1899,  S.  263 ff.;  die  von  Plotho- 
sche    genealogische    Slg.     DH    28,    S.  8;     Hasse,   J.  E.,    Slg.  genealogischer 

x)  Sperlings  Zeitschriftenadreßbuch,  enthaltend  die  Zeitschriften  und  hervor- 
ragenden politischen  Tagesblätter  von  Deutschland,  Österreich-Ungarn  und  der  Schweiz. 
Hand-  und  Jahrbuch  der  deutschen  Presse.  Stuttgart.  Kekule  von  Stradonitz, 
Über  Zeitungsmuseen  i.  d.  Zeitschr.  f.  Bücherfreunde  N.  F.  H.  1. 


Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  Berlin,  Bologna,  Braunschweig,  Bremen.     137 

Nachr.;  Acta  Koenigiana  des  Ordensrates  A.  B.  König.  Vgl.  auch  P.  Schwenke 
u.  A.  Hortzschansky,  Berliner  Bibliothekenführer,  Berlin,  Weidmann  1906.  — 
Im  Handschriften-Kabinett  befinden  sich  Namenbücher  von  Adam  v. 
Grutschreiber,  Sebaldus  Sauerma,  Georg  v.  Leuchtfuß,  Samuel  Czepke,  Bern- 
hard Hoser  zu  Urfaren,  v.  Logau,  v.  Dacheröden.  —  Die  Freiherrlich  v. 
Lipperheidesche  Sammlung  enthält  Stammbücher  von  Stephan  Bayr, 
Arnold  Buchelius,  Heinrich  v.  Einsiedel,  Joh.  Ad.  v.  Glauburg,  Leonh.  Löchel. 
—  Der  Verein  „Herold"  besitzt  e.  Bibl.  v.  rund  8500  Bänden,  worüber  e. 
gedruckter  Kat.  vorhanden  ist,  an  handschriftlichen  Sign.  d.  genealog.  Nachlaß 
d.  f  Majors  v.  Maltitz,  Nachr.  bs.  aus  d.  19.  Jht.  ü.  deutsche  Adelsfamilien; 
den  Nachlaß  des  f  Freiherrn  von  La  Roche,  Stammtafeln  v.  in-  u.  ausländischen 
Familien  des  hohen  u.  niederen  Adels;  den  des  f  Oberstleutnants  v.  Zitze- 
witz, pömmersche  Adelsgeschlechter  betreffend;  den  des  f  Freiherrn  v. 
Löffelholz,  allerlei  gesammelte  Notizen  ü.  süddeutsche  Adels-  u.  Patrizier- 
familien; e.  Slg.  v.  handschriftl.  Stammtafeln  mitteldeutscher  Adelsfamilien, 
größtenteils  Abschriften  aus  Druckwerken;  Abschriften  v.  adeligen  u.  bürgerl. 
Leichenpredigten,  d.  h.  nur  d.  Personalien,  aus  d.  Stolbergschen  u.  anderen 
Bibliotheken;  e.  nach  Wappenfiguren  geordnete  Slg.  v.  teils  gezeichneten, 
teils  gedruckten  Wappen,  ca.  100000  Nummern  in  fünf  Groß-Folio-Bänden 
aus  d.  Nachlaß  d.  Geh.  Reg.-Rates  Dielitz ;  das  v.  Geh.-R.  Seyler  unter  Mit- 
hilfe vieler  Vereinsmitglieder  angelegte  Wappenbilder-Lex.,  ebenfalls  nach 
Figuren  geordnet,  bestehend  aus  mehr  als  50000  Zetteln  mit  gemalten  und 
gezeichneten  adeligen  u.  bürgerlichen  Wappen.  —  Die  Sammlungen  des 
Vereines  für  Geschichte  der  Mark  Brandenburg  sind  dem  historischen 
Seminar  d.  Univ.  Berlin  angegliedert  u.  weisen  neben  einigen  Familienge- 
schichten auch  Leichenpredigten  des  märkischen  Adels  auf:  Drei  Bde.  Indices 
zu  kurmärkischen  Lehnskopiaren.  Adreßkal.  der  Kgl.  Preuß.  Haupt-  u.  Re- 
sidenz-Städte Berlin  u.  Potsdam,  bs.  d.  daselbst  befindl.  hohen  u.  niederen 
Kollegien,  Instanzien  u.  Expeditionen,  u.  zwar  f.  d.  J.  1728 — 1847  mit  nur 
wenig  Lücken.  Handbuch  ü.  d.  Kgl.  Preuß.  Hof  u.  Staat  v.  J.  1805,  1831.  32. 
1841.  44.  47.  Wohnungs-Anz.  v.  Berlin  v.  J.  1824—26.  28.  40—46.  48. 
51.  52.  Ranglisten.  Kalender.  Hassel,  Genealogisch-histor.-statist.  Almanach 
v.  J.  1827—29.  30—34.  37—38. 

Bologna.  Die  Biblioteca  communale  delP  archiginnasio  enthält 
folgende  Handschriften;  Cronologia  delle  famiglie  nobili  di  Bologna  di 
Pompeo  Scipione  Dolfi  con  la  continuazione  di  Domenico  Maria  Galeati.  — 
Memorie  genealogiche  delle  famiglie  nobili  di  Bologna  raccolte  da  B.  A.  M. 
Carrati.  —  Memorie  cronologiche  di  varie  famiglie  nobili  e  civile  del  me- 
desino. 

Braunschweig.  Die  Stadtbibliothek  besitzt  außer  der  oben  Seite  54 
bereits  erwähnten  Slg.  v.  Leichenpredigten  verschiedene  beträchtliche  Sign.  z. 
Gesch.  d.  braunschweigischen  Familien  in  Stadt  u.  Land.  Auch  Stammbücher 
des  18.  u.  19.  Jht.  sind  vorhanden. 

Bremen.  Stadtbibliothek:  H.  (von)  Post,  Fasti  Consulares  et  Senatorii 
inclutae  Reipublicae  Bremensis.  Bremae  1726  (Druck  mit  handschriftl.  Bern.). 


138  Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  Breslau,  Dresden. 

Reiche  Sign.  v.  Gelegenheitsgedichten,  Leichenprogrammen   u.  -reden   aus 

dem  16.  bis  19.  Jht.,  die  sich  auf  Angehörige  bremischer  Familien  beziehen. 
Verzeichnisse  bremischer  Bürgermeister  u.  Ratsherren  (Mskr.). 

Breslau.  Rats-  und  Stadtbibliothek.  30  000  Nachrichten,  Doktor- 
dissertationen, Hochzeitsgedichte,  Stammbäume,  Leichenpredigten  und  anderes 
familiengeschichtliches  Material.  Dies  alles  ist  in  dem  alphabetischen,  148  Bände 
starken  Kataloge  verzeichnet.  Die  Stadtbibliothek  besitzt  vor  allem  eine  sehr 
wertvolle  Slg.  gedruckter  Gelegenheitsschriften  des  16. — 18.  Jhts.,  vorwiegend, 
aber  durchaus  nicht  ausschließlich  Breslauer  u.  schlesischer  Herkunft.  Über 
alle  Eintragungen  u.  Wappenzeichnungen  der  umfangreichen  Stammbücherslg. 
gibt  e.  Namensreg.  Ausk.  Eine  wichtige  Q.  f.  d.  Gesch.  d.  oberschlesischen 
Adels  ist  die  sogenannte  Freih.  von  Schirndingsche  Slg.;  diese  enthält  viele 
Tausende  von  genealogischen  Notizen  aller  Art,  die  bs.  aus  Gerichtsbüchern 
entnommen  sind. 

Dresden.  Kgl.  öffentl.  Bibliothek  (im  Japanischen  Palais).  Krub- 
sacius,  Sächsische  Wappenbücher.  Wappenbücher  v.  Christian  Kayser  aus 
Freiberg,  bs.  die  Geschl.  in  u.  um  Freiberg  behandelnd  (hierüber  Heyden- 
reich,  FB  1911).  Turnierbücher.  Stammbäume.  Stammbücher.  Kupferstiche 
u.  Autographen  aus  Stammbüchern.  Lehnbriefe.  Ranglisten  d.  sächsischen 
u.  polnischen  Armee.  82  Bittschriften.  Gehaltsquittungen  von  sächsischen 
Staats-  u.  Hofbeamten.  Zahlungsanweisungen.  Titularbücher;  das  von  1638 
ist  mit  einem  kursächsischen  Staatshandbuch  verbunden.  Tagebücher,  Ge- 
dächtnis-Reden u.  Gedichte.  Genealogische  u.  biogr.  Notizen  von  Joh.  Fr. 
Ursinus.  —  Slg.  v.  Bildnissen  sächsischer  Fürsten,  mit  gereimtem  Text,  das 
sogenannte  Sächsische  Stammbuch,  früher  Lukas  Cranach  zugeschrieben,  aus 
d.  Zeit  1500 — 1546.  Vgl.  Schuchardt,  Lukas  Cranach  des  Älteren  Leben  u. 
Werke,  1851,  II,  49—53.  Th.  Distel  in  der  Kunstchronik  (Beibl.  z.  Ztschr. 
f.  bildende  Kunst),  XXIV,  1889,  S.  676.  Donadini,  Das  goldene  Buch  oder 
accurate  Abbildungen  d.  sächsischen  Fürsten  nach  Lukas  Cranach.  Dresden 
1889.  Lippert,  W.,  im  NASG  XII  (1891),  S.  64ff.  —  Knauth,  Joh.  Conr.,  Meiß- 
nische Helden- u.  Adels-Chronika  (17. — 18.  Jht.).  Eberts  Slg.  z.  Gesch.  sächs. 
Familien.  Ratslisten  von  Leipzig  (1546—1617)  u.  Grimma  (1379—1803). 
Exulanten -Register  derer  aus  Böhmen  nach  Sachsen  gekommenen  Familien, 
angefangen  von  F.  L.  Zacharias  (19.  Jht.).  Verzeichnisse  polnischer  Würden- 
träger. Sign,  von  Inschriften  aus  Schweidnitz,  Breslau,  Prausnitz,  Liegnitz, 
Neustadt,  Münsterberg.  Scripta  genealogica  Silesiaca  18.  Jht.,  darunter  Nachr. 
u.  Wappen  Breslauischer  Familien.  —  Georg  Friedrich,  Tittel  und  Nahmen 
aller  Graffen,  Freyherrn,  Ritter  vnnd  Adelichen  Geschlechter  im  Königreiche 
Böheimb,  nach  Ordtnung  d.  Alphabets.  —  Kat.  d.  Handschr.  d.  Kgl.  öffentl. 
Bibl.  z.  Dresden.  I  1882  u.  II  1883  v.  Franz  Schnorr  v.  Carolsfeld,  III  1906 
v.  Ludw.  Schmidt.  —  Der  „Roland",  Ver.  z.  Förderung  d.  Stamm-,  Wappen- 
u.  Siegelku.,  besitzt  e.  großen  Zettelkal.  u.  e.  reichhaltige  Fachbibl.,  aus  wel- 
cher der  Bücherwart,  Wirtschafts-Inspektor  a.  D.  Neefe  in  Dresden,  im  ASW 
Mtlgn.  zu  machen  pflegt.  Drs.  hat  auch  einen  gedruckten  Bücher-Kat.  des 
„Roland"  herausgeg. 


Familiengesch.  Matrin.  in  Biblioth.:  Frankfurt  a.O.,  Frei  bürg  i.  B.,  Genf,  Gießen,  Görlitz.     139 

Frankfurt  a.O.  Die  Marienkirchen-Bibliothek  besitzt  e.  sehr  reich- 
haltige Slg.  v.  Leichenpredigten.  Vgl.  oben  S.  55.  Gesuche  um  Versendung 
v.  Leichenpredigten  sind  an  den  dortigen  Magistrat  zu  richten. 

Freiburg  i.  Br.  Die  Universitäts-Bibliothek  besitzt  an  familien- 
geschichtlichen Sign.  1.  den  brieflichen  u.  z.  Tl.  dichterischen  Nachlaß  des 
Dichters  u.  Philosophen  Johann  Georg  Jacobi,  geb.  2.  Sept.  1740  zu  Düssel- 
dorf, gest.  4.  Jan.  1814  zu  Freiburg  i.  Br.  als  Professor  an  der  Hochschule; 
2.  den  Briefwechsel  u.  die  Sign,  des  Friedrich  Dominicus  Ring,  geb.  1726, 
seit  1759  Prinzenerzieher  in  Karlsruhe,  f  1809.  —  Der  Verein  „Badische 
Heimat"  f.  Volksku.,  ländl.  Wohlfahrtspflege  u.  Heimatschutz  besitzt  Sign. 
z.  Gesch.  d.  alten  u.  weitverzweigten  Familie  Pfaff. 

Genf.  Die  Societe  d'Histoire  et  d'Archeologie  de  Geneve  besitzt  ge- 
nealogische u.  heraldische  Manuskripte,  über  die  Henry  Deonna,  AHS 
1912,  H.  1,  S.  27 ff.  ausführlich  berichtet.  Unter  den  manuscrits  Dufour- 
Verne's  befinden  sich:  La  Colonie  genevoise  de  Constance,  analyses  d'actes 
des  notaires  1373 — 1535,  zahlreiche  Filiationen,  Ahnentafeln  usw.  franzö- 
sischer u.  deutscher  Familien,  deren  Namen  Deonna  in  alph.  Reihenfolge 
veröffentlicht  hat.  Von  anderen  Manuskripten  der  genannten  Gft.  seien  hier 
genannt:  Blasons  de  400  familles  genevoises  ou  etrangeres  admises  ä  la 
bourgeoisie  de  Geneve;  extraits  des  recueils  de  testaments,  minutaires  des 
notaires  et  autres  documents  publics  servant  de  preuve  aux  genealogies  des 
familles  genevoises;  mariages  et  baptemes  celebres  dans  les  Eglises  de 
St.  Pierre,  de  la  Madeleine  et  St.  Gervais  de  1550  ä  1720;  renseignements 
sur  les  titres  et  registres  des  principales  villes  du  Canton  de  Vaud,  contenant 
des  notes  et  fragments  de  tableaux  genealogiques  sur  diverses  familles  vaudoises. 

Gießen.  Zahlreiche  Leichenpredigten,  über  die  e.  besonderer  Kat.  ge- 
führt wird.  Adrian,  J.  Val.,  Catalogus  codicum  manuscriptorum  bibliothecae 
academicae  Gissensis.  Frankfurt  a.  M.,  1840,  weist  Nr.  168 ff,  einige  geneal. 
u.  heraldische  Handschr.  u.  Nr.  110 — 155  e.  Slg.  v.  Briefen  nach. 

Görlitz.  Oberlausitzer  Gesellschaft  der  Wissenschaften:  1.  Ge- 
nealogische Nachrichten  Oberlausitzer  adliger  Familien  von  Jakob  Gottlieb 
Kloss  (f  1789).  Slg.  18  Bde.  in  Folio  mit  ca.  6500  S.,  v.  höchstem  Werte, 
s.  Jecht,  NLM  75  (1899),  S.  46—50,  wo  d.  behandelten  Familien  aufgezählt 
sind.  —  2.  Slg.  v.  Oberlausitzischen,  Schlesischen,  Sächsischen  auch  Böh- 
mischen Altert,  u.  Denkm.  E.  Slg.  aus  169  Kirchen  mit  unendlich  vielen, 
größtenteils  mit  großer  Sorgfalt  ausgeführten  Zeichnungen  von  Grabsteinen, 
Wappen,  Fahnen  u.  sonstigen  Kunstaltert.,  mit  vielen  genealogischen,  heral- 
dischen u.  historischen  Erläuterungen.  2  Bde.,  s.  Pescheck,  NLM  11,  S.  1  ff., 
156 ff.,  12  S.,  168 ff.,  356 ff.,  507 ff.;  auch  Jecht,  Qu.  z.  Gesch.  d.  Stadt  Görlitz, 
bis  1600,  S.  218.  Der  Verf.  ist  Johann  Gottfried  Schultz  (f  1819).  Ähnliche 
Manuskripte  von  ihm  liegen  vor  unter  L  I  29  u.  L  I  30,  Ausz.  aus  Ober- 
lausitzer Kirchenbüchern,  Lehnbriefen,  Schloßarchiven  m.  viel.  Stammbäumen. 
—  3.  Adliger  Jugendspiegel  v.  Gottfried  Schmid  (f  1675),  717  Bl.  mit  92 
Wappenbriefen  Görlitzer  Geschl.,  s.  Jecht,  Qu.  z.  Gesch.  der  Stadt  Görlitz 
bis  1600,  S.  221. 


1 40     Familiengesch. Matrin.  in  Bibliotheken :  Göttingen,  Groningen,  Halle  a.S.,  Hamburg. 

QÖttingen.  In  der  Universitätsbibliothek  befindet  sich  (vgl.  Verz. 
d.  Handschr.  im  Preußischen  Staate.  I  Hannover,  II  Göttingen.  Berlin  1893, 
unter  Cod.  Manuscr.  Histor.  252b)  d.  Slg.  v.  Stammtafeln  u.  Verzeichnissen 
z.  Familien-  u.  Beamtengesch.  Nordwestdeutschlands,  bs.  d.  Hannoverschen 
Lande,  d.  1879  als  Universitätsrat  in  Göttingen  verstorbenen  Theodor  Wolff. 
Diese  Slg.,  in  54  Heften  aufbewahrt,  wurde  1890  von  Wolffs  Witwe  der 
Bibl.  geschenkt  u.  später  von  seinem  Sohn  ergänzt.  Diese  Hefte  enthalten 
Stammtafeln,  Namensverzeichnisse  einzelner  Stände,  nach  Ämtern  geordnete 
chronologische  Beamtenverzeichnisse  u.  andere  Zusammenstellungen.  Als 
Quellen  dienten  Manuskripte  von  Manecke  u.  Stockhausen,  Göttinger  Uni- 
versitätsakten, Familiennachrichten,  briefliche  Mitteilungen  u.  Druckwerke. 
Bs.  benutzt  sind  die  große  Slg.  v.  Leichenreden  u.  d.  Deduktionen  d.  Göttinger 
Bibl.  Vgl.  E.  Lehmann,  Inhalts-Verz.  der  Wolff  sehen  genealogischen  Slg.  in  der 
Universitätsbibl.  zu  Göttingen,  VJH  1910.  Hier  wird  auch  ein  alph.  Namensverz. 
dargeboten  der  in  dieser  Slg.  behandelten  Familien  mit  Angabe  d.  Jahre,  auf 
welche  sich  die  Aufzeichnungen  beziehen,  u.  der  einschlagenden  Hefte. 

Groningen.  Die  „Bibliotheek  der  Rijksuniversiteit"  enthält  an 
genealogischen  Manuskripten  nur  eins:  „Adelijk  Toneel  ende  Geslachte  Boo- 
men" (Nr.  347  des  „Catalogus  codicum  manuscriptorum  universitatis  Gro- 
ninganae  Bibliothecae,  Groningae  1898),  enthaltend  Genealogien  u.  Wappen 
verschiedener  Familien. 

Halle  a.S.  Die  Universitätsbibliothek  besitzt  sowohl  eine  Slg.  v. 
Familiengeschichten,  als  e.  Slg.  v.  auf  einzelne  Personen  bezügl.  Schriften. 
Beide  sind  im  Sach-Kataloge  katalogisiert,  und  zwar  alphabetisch  geordnet 
nach  d.  Namen  d.  behandelten  Personen,  bezw.  Familien.  In  d.  Personen- 
Slg.  nimmt  einen  großen  Raum  ein  eine  Zerbster  Slg.  v.  Personal-Schriften. 
Weit  umfangreicher  und  wertvoller  als  diese  beiden  Sign,  ist  die  in  sechs 
Folio-Bänden  katalogisierte  familien-  u.  personengeschichtl.  Slg.  der  mit  der 
Univ.-Bibl.  verbundenen  v.  Ponickau'schen  Bibliothek,  die  vorzugs- 
weise thüringisch-sächsische  Familien  des  17.  u.  18.  Jhts.  betrifft.  Vgl.  z.B. 
W.  Stammler,  Gellert-Briefe  in  der  Bibliotheca  Ponickauiana  zu  Halle,  TZGK 
1912.  Dazu  gehört  e.  ziemlich  große,  ebenfalls  übersichtlich  katalogisierte 
Slg.  v.  Porträts.  Außerdem  besitzt  die  von  Ponickau'sche  Bibl.  eine  schöne 
Siegeisig.,  die  aber  nicht  katalogisiert  ist.  Auch  sie  betrifft  vorzugsweise 
den  thüring.-sächs.  Adel  u.  die  thür.-sächs.  bürgerlichen  Familien  d.  17.  u. 
18.  Jhts.  Auch  handschriftliches  familiengeschichtliches  Material  ist  in  der 
v.  Ponickau'schen  Bibl.  vorhanden.  Es  ist  auf  89  Folio-Seiten  alphabetisch 
nach  den  Namen  d.  betreffenden  Personen  u.  Familien  katalogisiert.  Sonst 
kommt  für  familiengeschichtliche  Forschung  aus  d.  dortigen  Beständen  noch 
die  daselbst  aufbewahrte  Mtr.  d.  Univ.  Wittenberg  in  Betracht. 

Hamburg.  Der  „Verein  für  Hamburgische  Geschichte"  besitzt 
1.  zahlreiche  Geschichten  hamburgischer  Familien  (größtenteils  als  Manu- 
skript gedruckt),  2.  Slg.  v.  Stammbäumen  hamb.  Familien,  3.  e.  umfangreiche 
Slg.  v.  Hamburger  Bildnissen,  4.  Siegel  u.  Wappen  hamb.  Familien,  5.  hamb. 
Stammbücher  u.  6.  einige  Wappenbriefe. 


Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  Hannover.  141 

Hannover.     In  der  Königlichen  u.  Provinzialbibliothek  befindet 
sich  e.  ziemlich  wertvolle  Leichenpredigtslg.,  u.  unter  vielen  anderen  wertvollen 
Handschriften  „Ahnentafeln  der  Hildesheimer  Domherren",  zu  denen  Ed.  Bode- 
mann,  VNS  1903,  647  ff.  ein  alph.  Reg.  veröffentlicht  hat,  ferner  Manecke,  Genea- 
logischer Schauplatz,  enthaltend  Nachrichten  in  2  Teilen  über  858  adlige  und 
in  einem  Anhang  über  203  „sonstige  hübsche  Geschlechter";  Büttner,  Lüne- 
burger Stadtnachrichten;  E.  A.  C.  Culemann,  Denkmale  d.  Mindenschen  Adels 
u.  monumenta  nobilitatis  Mindensis;   Gebhardi,  Collectaneen  (große  Zahl  v. 
Bänden,  Luneburgensia).    Leibniz*  Briefwechsel,  alphabetisch  in  mehr  als  100 
Kasten  geordnet.  —  Ind.  Herzog-Ernst-August-Fideikommißbibliothek, 
Palais   in   der  Leinestraße,   befinden   sich  gegenwärtig   die  Sign,  des  Grafen 
Julius    v.  Oeynhausen.     Sie    sind  laut  Testament  Eigentum  d.  Herzogs  von 
Cumberland  u.  waren  früher  in  d.  Verwahrung  d.  Histor.  Vereins  f.  Nieder- 
sachsen.    Mit  dieser  Slg.  ist  der  handschriftliche  Nachlaß  d.  Göttinger  Pro- 
fessors Havemann  vereinigt.     Vgl.  H.  Ahrens,  Verz.  d.  in  d.  Slg.  d.  Grafen 
v.  Oeynhausen   vorkommenden   Namen  adliger  Familien,   DH   1902,  S.  11  ff. 
Die  Slg.  d.  Grafen  v.  Oeynhausen  besteht  aus  folgenden  sechs  Hauptteilen: 
1.  Stammbäume   u.  Notizen   z.  Gesch.  meist  niedersächs.  Adelsfamilien,    mit 
briefl.  Nachr.     29  Konvolute  in  Folio.     2.   Notizen  zur  Gesch.  niedersächs. 
Adelsgeschl.  im  MA.,   nach  d.  Familien  alph.  geordnet,  zusammengestellt  v. 
Prof.  Havemann,   mit  Ergänzungen  des  Grafen  v.  Oeynhausen.     13  Bde.  in 
Quartformat.     3.  Ausz.   aus  mittelalterl.  Urkunden  z.  Gesch.  u.  Kulturgesch. 
niedersächs.   Adelsgeschl.,   Klöster  und   Städte.     Gesammelt  von   Havemann. 
4  Konvolute  in  Futteralen.     4.  Stammtafeln  z.  Gesch.  d.  niedersächs.  Adels- 
geschl.    26  Hefte  in  Querfolio.     5.  Sign,  zur  Gesch.  einzelner  Adelsgeschl. 
10  Konvolute  in  Folio.     6.   Verschiedene  Notizen  u.  Drucksachen  zur  Ge- 
nealogie niedersächs.  Familien,    bestehend  aus  41  Nummern.     Der  „Katalog 
der  Bibliothek  des  historischen  Vereins  für  Niedersachsen.     Im  Auftrag  des 
Vereinsausschusses  bearbeitet  von  Dr.  Adolf  Ulrich,  Hannover  1888"  ent- 
hält auch  e.  Repertorium  der  Urkunden,  Akten,  Handschriften,  Karten,  Por- 
träts, Stammtafeln,   Gedenkblätter,   Ansichten  der  gräflich  Oeynhausenschen 
Handschriften.     Sehr  nützlich  ist  d.  Buch  v.  Wilh.  Linke:  Niedersächsische 
Familienkunde.     Ein  biographisches  Verzeichnis.     Auf   Grund   der   Leichen- 
predigten  u.  sonstigen  Personalschriften  d.  Kgl.  Bibl.  zu   Hannover  u.  and. 
hannoverschen   Sign,   herausgegeben   (Hannover  1912).     Das  Verz.,  welches 
hier  der  Öffentlichkeit  übergeben   ist,   umfaßt  in  erster  Linie  die  in  d.  Kgl. 
Bibl.  zu  Hannover  befindliche  Slg.  von  Leichenpredigten,  Hochzeits-  u.  son- 
stigen Gelegenheitsgedichten.     Außerdem   sind  noch  aus  den  Beständen  der 
Stadtbibl.  u.  d.  Kgl.  Ernst- August- Fideikommißbibliothek  zu  Hannover  die- 
jenigen  Personalschriften   in  dieses  Verz.   mitaufgenommen,   die    sich    in   d. 
Slg.  d.  Kgl.  Bibl.  nicht  vorfinden.  —  Der  historische  Verein  f.  Nieder- 
sachsen hat  durch  Prof.  Dr.  K.Kunze  e.  Systematisches  Inhaltsverzeichnis 
zu   den   Jahrgängen    1819  — 1910   seiner   Zeitschrift    (früher  Vaterländisches 
Archiv  genannt)  erscheinen  lassen  (Hannover  1911). 


142  Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  Jena,  Karlsruhe,  Kassel,  Kiel. 

Jena.  Nach  Achatius  Ludwig  Karl  Schmid,  Zuverlässiger  Unterricht  von 
der  Verfassung  der  Herzoglich  Sächsischen  Gesamtakademie  zu  Jena,  Jena 
1772,  S.  103 ff.,  enthält  die  der  Universitätsbibliothek  einverleibte  Biblio- 
thek des  verstorbenen  Fürstlich  Sächsischen  Obergeleitsmannes  Paul  Christian 
Birkner  französische,  italienische  und  englische  Lebensbeschreibungen  und 
Memoiren.  Die  Universitätsbibliothek  enthält  auch  zahlreiche  Handschriften, 
darunter  den  literarischen  Nachlaß  des  genealogischen  Fälschers  Hans  Basilius 
Güpner,  genannt  von  Gleichenstein,  die  Archive  der  Grafen  von  Gleichen 
zu  Remda  und  der  Schenken  zu  Tautenburg,  auch  viele  Briefe  und  Personal- 
akten von  Professoren.  Sämtliche  Einlaufe  werden  überwiesen  vom  Verein 
für  Thüringische  Geschichte,  teilweise  vom  Literarischen  Museum.  Pflichtliefe- 
rungen der  Verleger  und  Drucker  nur  bis  1873;  dagegen  ist  jeder  „Professor" 
der  Universität  verpflichtet,  alles  abzuliefern,  was  er  „zum  Druck  befördert". 

Karlsruhe.  Großherzogl.  Hof-  u.  Landesbibliothek.  Mehrere  Sign, 
v.  zusammen  1135  Schriften  über  Beerdigung  u.  Hochzeit  fürstlicher  wie 
bürgerlicher  Personen  aus  d.  J.  1577  — 1813.  Die  badischen  Adreßbücher 
u.  Schulschriften  sind  vorhanden,  die  Zeitungen  in  6970  Bänden  gebunden 
u.  versendbar.  Eine  Bibliographie  d.  Werke  ü.  d.  Fürstenhaus  u.  badische 
Personen  wird  ständig  auf  dem  laufenden  gehalten.  Der  Kat.  d.  Bibl.  er- 
schien 1876,  1877,  1886  in  3  Abt.  Hierzu  als  4.  Abt.  e.  Fachübersicht  der 
Jahrgänge  v.  1.  Oktober  1885  — 1907;  e.  Übersicht  ü.  Gesch.  u.  ihre  Hilfs- 
wftn.  erschien  1910.  Jährliche  Zugangsverzeichnisse.  Die  Handschriften  d. 
Großh.  Badischen  Hof-  u.  Landesbibl.  in  Karlsruhe  1 — 5  (bearb.  v.  A.  Holder) 
Karlsr.  1891  ff. 

Kassel.  Die  Landesbibliothek  besitzt  folgende  handschriftliche 
Sammelwerke:  Msc.  Hass.  fol.  460:  Chronik  der  N.  G  (d.  i.  der  Namenlosen 
Gft.  in  Kassel,  enth.  Mitgliederverz,  Aufsätze,  Zeitungsausschnitte).  —  Msc. 
Hass  fol.  456:  Landau,  Collectaneen  z.  familiären  Orts- u.  Landesgesch.  Ori- 
ginale, Abschriften,  Ausg.  in  alph.  Reihenfolge.  —  Msc.  Hass  fol.  450:  v.  Butt- 
lars Collectaneen,  die  hess.  Ritterschaft  u.  Adel  betreffend.  Genealogisches 
u.  Heraldisches,  alph.  geordnet.  —  Msc.  Hass.  fol.  409 :  Barckhuis,  Slg.  v.  hessi- 
schen Wappen,  auf  Veranlassung  des  Landgrafen  Carl  gemalt.  —  Msc.  Hass. 
fol.  363:  Akten  d.  franz.  Gemeinde  zu  Karlshafen.  —  Msc.  Hass.  fol.  117 
Schmincke,  hist.  Collectanea  von  Städten  und  Ämtern  in  Hessen.  —  Msc. 
Hass.  fol.  118:  Schmincke,  hist.  Collectanea  v.  ehemaligen  Klöstern  in  Hessen. 
—  Msc.  Hass.  fol.  108:  Schmincke,  Collectanea  u.  Fragment  vom  hess.  Adel.  — 
Msc.  Hass.  fol.  74:  Kalckhoff,  Collectanea  u.  Fragmente  v.  hessischen  Adel. 
Außerdem  noch  eine  große  Anzahl  v.  Kollektaneen.  —  Msc.  Hass.  fol.  86: 
Casseler  Superintendenten.  —  Msc.  Hass.  fol.  88:  Marburger  Superintendenten. 
Msc.  Hass.  fol.  90:  Inspectoren,  Decane.  —  Msc.  Hass.  fol.  91:  Professoren 
Theologiae  Marb.  —  Msc.  Hass.  fol.  92 :  Professoren  Theolog.  Rintelienses.  — 
Msc.  Hass.  fol.  94:  Professoren  jur.  Marburg.  —  Msc.  Hass.  fol.  99:  Professoren 
Philosoph.  Marburg.  —  Msc.  Hass.  fol.  101:  Hess.  Casseler  Canzler,  Räthe. 

Kiel.  Universitäts-Bibliothek.  Der  größere  Teil  d.  einschlägigen 
handschriftl.  Materials,    das    die  Bibl.  besitzt,  ist   verzeichnet  in  H.  Ratjent 


Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  Kiel,  Klagenfurt,  Köln,  Königsberg.       143 

Verz.  der  Handschriften  der  Kieler  Universitäts-Bibliothek,  welche  die  Herzog- 
tümer Schleswig  u.  Holstein  betreffen.  Bd.  1 — 3,  Nachtrag.  Kiel  1858 — 75. 
Seitdem  ist  wenig  hinzugekommen.  Da  Ratjen  sehr  ausführliche  Beschreibungen 
gibt  u.  gute  Register  hat,  kann  man  leicht  finden,  ob  die  gesuchte  Familie 
vorkommt.  In  der  Druckschriftenabt.  besitzt  d.  Bibl.  außer  einer  familien- 
geschichtl.  Abt.  im  Kat.  f.  Schleswig-Holsteinische  Gesch.  eine  Slg.  v.  Leichen- 
predigten, in  der  bei  den  engen  Beziehungen  der  Prov.  zu  Dänemark  auch 
Dänen  sehr  stark  vertreten  sind.  Andere  familiengeschichtliche  Schriften 
sind  in  den  „Libri  minores  Cimbrici"  enthalten;  darin  ist  eine  Reihe  von 
Sammelbänden  nach  dem  Alphabet  der  Familien  geordnet.  Die  Slg.  v.  Bild- 
nissen v.  Schleswig-Holsteinern  treibt  die  Kieler  Historische  Landes- 
halle als  Spezialität.  Vgl.  (A.  Rosenkranz)  Historische  Landeshalle  für 
Schleswig-Holstein.  Kat.  der  Porträtslg.  mit  kurzen  Biographien.  Gruppen- 
bilder Kiel  1903.  —  Die  Prov.  unterhält  in  Kiel  eine  Landesbibliothek 
z.  speziellen  Pflege  der  Literatur  ü.  d.  Prov.  R.  v.  Fischer-Benzon,  Kat.  d. 
Schleswig-Holsteinischen  Landesbibl.  Schleswig  1898.  Nachtr.  1.  ebd.  1907 
(hier  eine  besondere  Unterabt.  f.  Biographie  u.  Familiengesch.). 

Klagenfurt.  K.  K.  Studienbibliothek.  Sign.  13222— 90  a  72.  Verz. 
der  protestantischen  Prediger  in  Klagenfurt  1560 — 94.  —  Sign.  1297 — 13 
h  81.  Breve  Ragguoglio  delle  Famiglie  piu  antiche  e  piu  nobili  Romani. 
Hs.;  geschrieben  1691—1700.  —  Sign.  4230— 43  f  8.  Hund  zu  Sultzenmos, 
Triguleus,  Bergrisch  Stammenbuch.  Ingolstadt,  bei  Adam  Sartorius  1598. 
—  Ferner  eine  Reihe  genealogischer  Aufsätze  über  kärntische  Geschlechter 
in  der  „Carinthia"  (seit  1811).  Im  Besitze  des  dortigen  Geschichts- 
vereins befinden  sich  die  v.  Benediktschen  handschriftl.  Kollektaneen. 

Köln.  Die  Stadtbibliothek  besitzt,  außer  einer  Reihe  von  Hand- 
büchern u.  Nachschlagewerken,  mehrere  hundert  meist  ältere  Druckschriften 
aus  d.  Bereiche  d.  genealogischen,  sphragistischen  u.  heraldischen  Literatur. 
Bs.  gepflegt  werden  auf  diesen  Gebieten  die  als  Unterabt.  der  großen  Haupt- 
gruppe „Geschichte  und  Landeskunde  der  Rheinprovinz"  angelegten  Spezial- 
slgn.,  gegenwärtig  rund  180  Nummern,  darunter  zahlreiche  seltene  Privat- 
drucke. Die  hierher  gehörigen  bis  1907  erschienenen  Druckschriften  sind 
übersichtlich  verzeichnet  in  dem  Werke :  Kat.  d.  Stadtbibl.  in  Köln.  Abt.  Rh. 
Geschichte  u.  Landesku.  d.  Rheinprov.  Bd.  IL  Köln  1907  S.  1 — 15.  Nachtr. 
werden  in  den  Handexemplaren  der  Stadtbibl.  handschriftlich  eingetragen. 
Druckschriften  werden  auf  schriftliches  Gesuch  leihweise  versandt,  Selten- 
heiten u.  bs.  wertvolle  Stücke  nur  an  öffentl.  Bibliotheken  z.  Benutzung  in 
deren  Amtsräumen.  Einschlagendes  Material  wird  fortgesetzt  u.  planmäßig 
gesammelt.  Vgl.  Adolf  Keysser,  Die  Rheinische  Landesliteratur.  Denkschr. 
ü.  d.  Sammeln  v.  Drucksachen  z.  Gesch.  u.  Landesk.  d.  Rheinprov.  Köln 
1907.  Gesammelt  werden  unter  anderen  auch  Stammbäume,  Familien- 
geschichten, Biographien,  Nekrologe  u.  Totenzettel.  Die  Slg.  v.  Totenzetteln 
ist  reichhaltig. 

Königsberg  i.  Pr.     In  der  seit    kurzem  mit  d.  Kgl.  u.  Universitäts-Bibl. 
vereinigten   gräflich  Wallenrodtschen  Bibl.  befindet   sich    die  Genealog.  Slg. 


144      Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  Königsberg,  Leipzig,  Linköping,  Lübeck. 

des  1753  verstorbenen  Hofgerichtsadvokaten  Chr.  Rabe  mit  Stammtafeln, 
Wappen  u.  anderen  Nachrichten  ü.  ca.  500  alte  preußische  Adelsfamilien.  — 
A.  Seraphim  u.  P.  Rhode,  Handschriften-Katalog  d.  Stadtbibliothek. 
Königsberg  1909. 

Leipzig.  Die  Universitätsbibliothek  besitzt  e.  Ex-libris-Slg.  u.  e. 
Menge  Leichenpredigten,  aber  nicht  als  Slg.,  sondern  sie  sind  einzeln  kata- 
logisiert, die  beiden  Kataloge  Familiae  nobiles  und  Familiae  civiles  vergrößern 
die  entsprechende  gedruckte  Literatur.  Vgl.  auch:  Katalog  der  Handschriften 
der  Universitätsbibl.  zu  Leipzig.  Leipzig  1898 ff.  —  In  der  Bibliothek  des 
Kgl.  Sachs.  Instituts  für  Kultur-  u.  Universalgeschichte  ist  eine  vom 
Ersten  Assistenten  des  Instituts  Dr.  Arthur  Köhler  zusammengebrachte  u. 
deponierte  Briefsammlung  vorhanden.  Aus  dieser  Sammlung  entstand  die 
Veröffentlichung:  Otto  von  Wedeil  und  Clementine  von  der  Goltz.  Briefe 
eines  Deutschen  Offiziers  an  seine  Braut  aus  den  Jahren  1799  u.  1800  mit 
biographischer  Einleitung  u.  zeitgeschichtl.  Erläuterungen.  Hrsg.  v.  Arthur 
Köhler.  Leipzig  1911.  Ferner  entstand  aus  dem  umfangreichen  Briefwechsel 
Lutteroth -von  Legat  folgende  Briefveröffentlichung:  Preußens  Fall  und  Tief- 
stand in  den  Jahren  1806 — 1807.  Briefnotizen,  ausgewählt  und  erläutert  von 
Dr.  Köhler.  Zeiten  und  Völker,  Jahrgang  1912,  S.  66  ff.  u.  109  ff.  Außerdem 
befindet  sich  im  Institut  eine  aus  dem  Archiv  des  früheren  Verlegers  Wilhelm 
Friedrich  stammende  Briefsammlung.  Sie  enthält  etwa  30  000  Briefe  und 
Manuskripte  von  Schriftstellern,  die  sich  in  den  80er  und  90er  Jahren  um 
die  von  M.  G.  Conrad  gegründete  Gesellschaft  geschart  hatten,  fast  das  ganze 
Archiv  des  genannten  Verlags.  Mit  Rücksicht  auf  etwa  noch  bestehende  Ur- 
heberrechte müssen  jedoch  diese  Briefe  für  längere  Zeit  von  jeder  Veröffent- 
lichung oder  schriftstellerischen  Benutzung  ausgeschlossen  bleiben,  werden 
jedoch  nach  Öffnung  des  Archivs  später  einmal  ohne  Zweifel  eine  reiche 
Ausbeute  für  familiengeschichtliche  Forschung  bilden.  —  Stadtbibliothek: 
Reichhaltige  Sign,  zu  d.  Gesch.  einzelner  Leipziger  Familien.  Bs.  reichhaltig 
ist  das  genealogische  Manuskript  von  J.  J.  Vogel.  Vereinzeltes  über  die 
Familien  anderer  sächsischer  Städte.  Über  nichtsächsische  Familien  ist  wenig 
vorhanden.  Die  Bestände  sind  katalogisiert.  —  Die  Pädagogische  Zentral- 
bibliothek, Leipzig,  Schenkendorfstr.  34,  enthält  eine  Slg.  von  35 — 40  000 
Programmen.  Vgl.  oben  S.  77  ff.  u.  Devrient,  E,.  Schulberichte  als  genealogische 
Quellen,  FB  IX,  1911,  S.  2. 

Linköping  in  Schweden.  Die  Stifts-  oder  Läroverksbibliotek  enthält 
e.  Slg.  handschriftlicher  „Biographica". 

Lübeck.  Stadtbibliothek.  Druckwerke:  Memoriae  Lubecenses,  sive 
Biographiae  consulum,  senatorum,  pastorum,  medicorum  etc.  [1668—1790]. 
2  Sammelbände.  Lub.  fol.  1720,  1721.  —  Scripta  Lubecensia  funebria  [Lebens- 
läufe 1649— 1797].  5  Sammelbände.  Lub.  fol.  1722— 1726.  —  Slg.  v.  Lebens- 
läufen, Hochzeits-  u.  Trauergedichten  [1690 — 1800].  In  Mappen.  —  B.  Mid- 
dendorpfs,  Eines  edlen,  hoch-  und  wohlweisen  Rates  Linie,  1669.  Lub.  fol. 
4270.  —  Verz.  v.  denen  Adelichen  Familien  der  Zirkel-Gesellschaft  in  Lübek. 
Lübeck.    Schmalhertz  1689.    Lub.  4°,  1750.  —  G.  W.  Dittmer,  Genealogische 


Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  Lübeck,  Mainz,  Metz,  München.       145 

u.  biographische  Nachrichten  über  Lübeckische  Familien  aus  älterer  Zeit. 
Lübeck  1859.  Lub.  8°,  1760.  —  Handschriften:  Jacob  v.  Melle,  Familiarum 
Lubecensium  clariorum  Syntagma.  4°  [um  1740].  —  Joh.  Hermann  Schnobel, 
Collectio  inscriptionum,  quae  adhuc  Lubecae  in  epitaphiis,  sacellis  ac  lapidi- 
bus  sepulcralibus  templorum  leguntur.  8°  [um  1780].  —  [Joh.  Herrn.  Schnobel] 
Genealogie  der  Geschlechter  in  der  Stadt  Lübeck,  nebst  Matrikel  u.  Nach- 
richten. 4°  [um  1770].  —  Über  d.  Circul-  od.  Junkern-Compagnie. —  Herrn. 
Schröder,  Lübeckische  Familien.  Fol.  1827.  —  G.P.Schmidt,  Lübeckische 
Genealogie.  Fol.  [um  1840].  —  Verschiedene  Ratslinien  (Verzeichnisse  der 
Ratsherrn)  mit  gemalten  Wappen,  Fol. 

Mainz.  Die  Stadtbibliothek  besitzt  unter  anderen  eine  sehr  große 
Zahl  v.  gedruckten  Personalschriften,  welche  Glieder  fürstlicher,  adliger  u. 
bürgerlicher  Familien  (z.  B.  der  Pfalzgrafen  bei  Rhein,  der  Grafen  v.  Schön- 
born, der  Freiherren  v.  Hütten,  v.  Buseck,  v.  Buttlar,  der  Varrentrapp)  be- 
treffen. Sie  entstammen  dem  17.  und  18.  Jht.  Die  wichtigste  Quelle  für 
die  zweite  Hälfte  des  18.  u.  d.  Anfang  d.  19.  Jht.,  welche  die  Stadtbibliothek  be- 
sitzt, ist  die  aus  4  Bänden  bestehende  Slg.  [Etat  des  Services  des  fonction- 
naires  .  .  .]  der,  auf  Formularbogen  gemachten,  biographischen  Selbstangaben, 
die  der  Commissaire  du  Gouvernement  dans  les  nouveaux  departements  de 
la  Rive  gauche  du  Rhin  im  Jahre  VIII  der  französischen  Republik  hat  ausstellen 
lassen.  —  Sehr  viele  Einzelheiten  besitzt  die  Bibliothek  zur  Geschichte  der 
Familie  v.  Dalberg. 

Metz.  Stadtbibliothek.  Besonders  wichtig  für  die  familiengeschicht- 
lichen Studien  sind  folgende  Handschriften:  (Fonds  Messin)  Msc.  106 — 108. 
Observations  seculaires  de  Paul  Ferry  (Genealogie).  —  Msc.  111.  Miscellanea, 
par  Paul  Ferry  (Genealogie,  Heraldik).  —  Msc.  1 53.  Memoires  sur  Metz,  par 
D.  Seb.  Dieudonne  (Nekrolog  verschiedener  geistlicher  Orden).  —  Msc. 
155.  Memoires  sur  Metz,  Z.V.  (Einige  histor.  Notizen  über  Familien.)  — 
Msc.  159  u.  Msc.  160.    Memoires  sur  Metz.  III.  IV.  (Epitaphien  u.  Heraldik.) 

—  Msc.  162.  Extrait  de  chroniques,  etc.  (Heraldik.)  —  Msc.  164.  Recueil  de 
pieces  historiques.  (Sphragistik.)  —  Msc.  166 — 167.  Recueil  de  notes.  (Genea- 
logie.) — •  Msc.  180.  Lettres  de  convenances  ou  engagements  militaires.  — 
Msc.  185.  Necrologe  de  l'höpital  St.  Nicolas.  —  Msc.  204 — 210.  Genealogie, 
armoiries.  —  Msc.  211 — 214.  Sceaux  et  armoiries.  —  Msc.  215 — 217.  Epi- 
taphes  et  inscriptions,  armoiries.  —  Ferner  folgende  Handschr.  aus  der  Biblio- 
thek des  Barons  de  Salis:  2.  (1148)  Nobiliaire  de  Lorraine,  par  Dom.  Pelletier. 

—  6.  (1152)  Nobiliaire  de  Lorraine,  par  Didier  Richier,  dit  Clermont.  — 
10.  (1156)  Necrologe  du  Saint-Mont.  —  28.  (1174)  Necrologium  Sancti 
Petri  Montis.  Ferner:  Msc.  1128.  Genealogie  de  la  famille  Le  Payen.  — 
Msc.  1145 — 1146.  Nobiliaire  de  Lorraine.    (Kurze  Notizen.    Heraldik.) 

München.  Kgl.  Hof-  u.  Staatsbibliothek.  Alphabet.  Katalog  über 
den  ganzen  Bestand  der  Bibl.  in  67  Bdn.  u.  von  1840  an  auf  Zetteln.  Histo- 
rische Spezialkataloge.  Sammlungen  von  Hartmann  Schedel,  Joh.  Alb.Widman- 
stad,  Joh.  Jak.  Fugger,  J.  H.  Hörwart,  Wig.  Hund,  J.  G.  v.  Werdenstein,  Petrus 
Victorius  aus  Florenz.  Einverleibt  u.  a.  der  größte  Teil  der  Mannheimer  Hof- 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  ]0 


146  Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  München,  Paris. 

bibliothek  mit  der  Camerarischen  Hds.-  u.  Autographenslg.    Vgl.  oben  S.  2 
Handschriftliche  Nachlässe  u.  Kollektaneen  von  B.  J.  Docen,  Fr.  J.  v.  Klöckel, 
J.  A.  Schindler,  J.  H.  Voss.  —  Handschriftliches  Grabsteinbuch  Bischof  Franz 
Eckers  von  Freising  (f  1727).  —  Pflichtexemplare  von    allen    in  Bayern  er- 
scheinenden Werken  u.  Ztschr.  —  Kgl.  Universitätsbibliothek.   Spezial- 
kataloge  für  Porträts  u.  Biographien.    Einverleibt  die  Privatbibliotheken  von 
Joh.  Egolph  v.  Knöringen,  Sim.  Thadd.  Eck,  Rud.  Clenck,  Mart.  Eisengrein  u.  a. 
—  Die    Bilderchronik    der    Kgl.  Haupt-  u.  Residenzstadt   München 
(Mail linger-Slg.),  St.  Jakobsplatz  1,  enthält  Monacensia  vom  15.  Jht.  ab,  bs. 
Porträts u. Autographen.  —  Die  Bibliothek  desErzbi schöfl. Metropolita n- 
kapitelsMünchen-Freising  enthält  u.  a.  die  Slg.  von  Joh.  Evang.  Ruedorfer, 
v.  Domkap.  Lorenz  v.Westenrieder,  Domdech.  Jos.  v.  Heckenstaller,  Dompr.  Dr. 
Mart.  v.  Deutinger,  Hofr.  Hoheneicher  u.  große  hdschr.  Slg.  v.  Frisingensia. 
Paris.     Nationalbibliothek.      Die    Handschriftenslg.  d.  NationalbibL 
besitzt   vortreffliche  Kataloge.     Die  meisten    derselben  sind  publiziert,  doch 
weisen    noch   nicht   alle    Reg.  auf.     Ein  Verz.  d.  f.  deutsche  Gesch.  in   Be- 
tracht  kommenden    Kataloge    hat    K  n  i  p  p  i  n  g    veröffentlicht    (Mtlg.  d.  K. 
Preuß.  Archivverw.,  H.  8,  1904).     Ein  Verz.  aller  gedruckten  Handschriften- 
kataloge   gibt    L.  Delisle,    Catalogue    des    manuscrits    francais.     Tome  V 
(Ancien   fonds    No.  5526—6170)    1902    S.  XIVff.  u.  in    d.  Bibliotheque    de 
l'Ecole    des   chartes  LXIV  (1903)   S.  69  ff.     Von  Einzelheiten    seien  bemerkt 
die   handschriftlichen  Genealogies    des    maisons  de  Cleves,  Gueldre,  Juliers 
et  Mons  par  les  freres  de  Sainte-Marthe  (fonds  francais  No.  20202).    Genea- 
logien    der    Grafen    von   Altena,    Mark    und    von    Cleve    in    den    Papieren 
des  Historikers  Mezeray   saec.  XVII  (fonds   francais  No.  20780,   fol.  233ff.), 
Wappenslg.  saec.  XVI  mit   blasons  colories  des  chanoines  de  Cologne  1569 
(ebd.  No.  22485,    fol.  1),    e.  Slg.  v.  Wappen    u.  Porträts    verschiedener   Mit- 
glieder des  Hauses  Cleve   saec.  XVI— XVII   (ebd.  No.  24182—24183),  Slg. 
v.  Wappen  d.  Deutschordensritter  u.  deutscher  Stiftsherren  saec.  XVII.  (ebd. 
No.  31778,  fol.  19  Marienstift  Aachen;  fol.  39  Domstift  Köln;  fol.  58  Stift 
Essen);  e.  Wappenslg.  d.  17.  u.  18.  Jht.  (ebd.  No.  31996;  fol.  167:   Armes  de 
notables  bourgeois  de  la  ville  de  Cologne).    Ferner  e.  Slg.  v.  kurkölnischen 
Lehnsprozessen    (fonds    Allemand    No.  2).     Vgl.   G.  Hu  et,    Catalogue    des 
manuscrits  Allemands  de  la  Bibliotheque  Nationale.     Paris  1895.  —  In  der 
Bibliotheque  municipale  du  XVI«  arrondissement   de  Paris  befindet 
sich  e.  Autographenslg.  berühmter  Männer  des  15.,  16.  u.  17.  Jht.,  ferner  sol- 
cher des  18.  u.  19.  Jht.     Ferner:    habitants    notables    d'Auteuil  18.  u.  19.  Jht. 
u.  aus  derselben  Zeit  habitants  notables  de  Passy.    Unter  den  Handschriften 
de  la  faculte   de  medecine    de  Paris    ist   bemerkenswert   „Liste  funebre 
des  chirurgiens  de  Paris,  qui  sont  morts  depuis  l'annee  1315  jusqu'ä  l'annee 
1722".     Unter   den    manuscrits  des    archives    de  l'assistance  publique 
befinden  sich  Testamente  1644—1783  u.  „registres  des  fondations  faites  en. 
faveur   de   l'Hötel-Dieu    et    chargees    d'etudes,   de   mariages  et    d'apprentis- 
sages«  (1703—1792).  —  Vgl.  Catalogue  general  des  manuscrits  des  biblio- 
theques  publiques   de  France.     Paris.     Tome  I.     Paris,   librairie  Plön  1909. 


Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  Prag,  Regensburg,  Reims,  Rom,  Rostock.     147 

Prag.  Die  K.  K.  Universitätsbibliothek  enthält  außer  Büchern  auch 
zahlreiche  Urkunden  u.  Handschriften  sowie  handschriftliche  Regesten  und 
alph.  Reg.  zu  diesen  Urkunden.  Das  Manuskript  XVII  A8  aus  d.  J.  1625 
enthält  168  Wappen.  In  der  hdschr.  Beschr.  des  Konstanzer  Konzils  v. 
Ulrich  v.  Riechental  befindet  sich  ebenfalls  heraldisches  Material. 

Regensburg.  Die  Kreisbibliothek  enthält  zahlreiche  genealogische 
Werke.  Beispielsweise  seien  erwähnt:  Genealogies  historiques  des  rois.  4  vols. 
Paris  1736/38.  —  Hoffmann,  G.  F.,  Über  die  Wappenschildhalter.  Tübingen 
1779.  —  Pregitzer,  J.  U,  Wirttembergischer  Cedernbaum  od.  Genealogie 
des  Hauses  Wirttemberg.  Stuttgart  1734.  —  Rudolphi,  J.  A.,  Heraldica 
curiosa.  Mit  Kupfern.  Nürnberg  1698.  Drs.,  Neue  vermehrte  Heraldica 
curiosa.  Frankf.  u.  Lpg.  1718.  —  Seifert,  Joh.,  Thurniermäßige  Geschlechter. 
Regensburg  1716;  drs.,  Geneal.  Tabelle  versch.  Hsr.  Rgsbg.  1725;  drs., 
Stammtafeln  gelehrter  Leute.  Rgsb.  1717;  drs.,  Hochadlige  Stammtafeln. 
Rgsbg.  1721;  drs.,  Ahnentafeln,  5  Tle.  Rgsbg.  1716;  drs.,  Hoher  Familien 
hist.  u.  geneal.  Beschr.  7  Bde.  Regensburg  1707 — 26.  —  Sommerus,  F.  W., 
Genealogia  ducum  Silesiae.  Breslau  1724.  —  Tables  geneal.  des  maisons 
d'Autriche  et  de  Lorraine.  Paris  1770.  —  Tablettes  de  tous  les  ministres 
des  cours  de  PEurope.     Amsterd.  1728. 

Reims.  Unter  den  manuscrits  de  la  bibliotheque  de  Reims  ist  familien- 
geschichtlich e.  Slg.  v.  Genealogien  und  Grabinschriften  zu  bemerken,  die 
sich  in  den  „melanges  biographiques  et  genealogiques"  befinden,  e.  genea- 
logie  de  la  famille  Colbert,  d'oü  est  sorti  le  grand  Colbert  (Jean-Baptiste), 
ministre  sous  Louis  XIV,  depuis  1479",  ein  nobiliaire  de  Champagne, 
ferner  „recueil  d'armoiries  des  Chevaliers  de  l'ordre  du  Saint-Esprit,  depuis 
son  institution  par  Henry  3  en  1578  continuee  sous  Henry  4  et  Louis  13,  avec 
un  abrege  manuscrit  de  leurs  vies,  alliances  et  genealogies,  tire  des  plus 
celebres  autheurs".  Dazu  „Dissertation  sur  les  anciennes  sepultures  rhenoises 
et  description  de  tous  les  cimetieres  anciens  et  nouveaux,  avec  les  epitaphes 
les  plus  curieux".  Zahlreiche  Listen  hoher  u.  niederer  Kleriker  v.  Reims. 
Listen  der  capitaines  de  la  ville  u.  der  lieutenants  des  habitants.  Vgl.  Cata- 
logue  general  des  manuscrits  des  bibliotheques  publiques  de  France.  Departe- 
ments tome  XXXIX  1906.  Hier  S.  1073  Verz.  d.  reichen  Autographensammlung. 
Rom.  Die  Bibliothek  der  R.  Accademia  dei  Lincei  enthält  unter 
den  Mss.  Corsiniani:  Pirro  Ligorio,  Notizie  e  memorie  di  famiglie  romane  e 
fiorentine  disposte  per  ordine  di  alfabete  in  3  voll.  —  Arme  miniate  di 
pontefici  cardinali  Napoletani,  famiglie  Napoletane,  famiglie  pisane,  famiglie 
nobili  diverse  d'Italia  e  oltramontane.  —  Armi  di  famigli  diverse  sovrane  e 
private  del  l'Europa. 

Rostock.  Die  Universitätsbibliothek  besitzt  große  Mengen  familien- 
geschichtl.  Materials.  Das  meiste  ist  unkatalogisiert.  Alles,  was  mecklen- 
burgische Familien  betrifft,  ist  alph.  geordnet  u.  füllt  e.  lange  Reihe  v.  Folio- 
Kapseln.  Die  mecklenburgischen  Funeralien  belaufen  sich  auf  zirka  5000  Stück. 
Ein  Verz.  der  mecklenburgischen  Personalien  in  der  Art  v.  Langes  Vitae 
Pomeranorum  ist  geplant.    Über  d.  Landes-Bibliothek  orientiert:  Kat.  der 

10* 


1 48    Familiengesch. Matrin.  in  ßiblioth. :  Salzburg,  St.Gallen,  Stralsund,  Straßburg,  Stuttgart. 

Landes-Bibl.  —  Bibl.  d.  Mecklenb.  Ritter-  u.  Landschaft  —  zu  Rostock,  be- 
arbeitet v.  F.  H.  Dunckelmann,  Tl.  I.  Mecklenburgica,  Rostock  1905.  Tl.  II. 
Rostock  1909.  Unter  den  Manuskripten  dieser  Bibl.  sind  die  vom  Landrat 
H.  A.  v.  Plüskow  auf  Trechow  verfaßten  Verzeichnisse  der  Einwohner  u. 
ihrer  Steuerbeträge  u.  die  v.  demselben  angelegten  Listen  v.  adeligen  Familien 
bemerkenswert,  ferner  Bestallungen  der  Deputierten  z.  Engeren  Ausschusse, 
der  Kloster-Hauptleute  u.  -Provisoren,  der  Syndici,  der  Landes-Bedienten  usw. 
aus  d.  J.  1659 — 1722.  Dazu  kommt  e.  Anzahl  V.Katastern,  von  denen  z.B. 
das  „Alphabetische  Landes-Cataster"  von  1772  e.  Verz.  aller  adeligen  Land- 
Begüterten  enthält.  Hierzu  kommt  e.  Siegeisig,  aus  dem  1 8.  Jht.  Unter  den 
Druckwerken  ist  e.  Slg.  ü.  d.  Ritterschaft  u.  d.  eingeborenen  Adel  auch  v. 
familiengeschichtl.  Interesse.  Reichhaltig  ist  auch  die  Slg.  ü.  Familienfidei- 
kommisse,  die  vom  Präsidenten  des  Oberlandesgerichts  Freiherrn  v.  Maltzan 
der  Landes-Bibliothek  geschenkt  wurde,  sowie  die  Abt.  v.  Druckwerken  ü. 
Adels-  u.  Familiengesch.  D.  Slg.  französischer  Memoiren  werke  enthält  manche 
Seltenheit,  ebenso  die  Abt.  ü.  d.  Genealogie  der  Mecklenburgischen  Fürsten. 

Salzburg.  K.  K.  öffentliche  Studienbibliothek.  Manuskriptenabt. 
umfassend  1300  Werke  mit  1172  Vol.,  von  denen  900  geschichtlichen  In- 
haltes: 37  Vol.  Chroniken.  223  Vol.  Akten  u.  Urk.  über  die  Benedictiner- 
Univ.  Salzburg,  17. — 19.  Jht.  50  Vol.  Personalakten  16.— 19.  Jht.  Autographen. 
Briefe.     Burkhardt,  Handb.  der  Archive2,  193. 

Satict  Gallen.  Stadtbibliothek  (Vadiana).  Die  genealogischen  u. 
sonstigen  Sign,  aus  dem  Nachlaß  v.  Georg  Leonh.  u.  Dan.  Wilh.  Hartmann, 
insbs.  die  stadt-sanctgallischen  Wappenbücher  beider  u.  e.  Slg.  st.-gallischer 
Wappen  in  schönster  Ausführung  vom  Sohn  (Dan.  Wilh.).  Dazu  e.  Abschrift 
d.  im  Stadtarchiv  verwahrten  Stemmatologia  Sangallensis.  F.  Geschl.,  die 
der  Stadt  St.  Gallen  angehören,  ist  also  hier  meistens,  dagegen  f.  solche  aus 
d.  Landschaft  nur  ausnahmsweise  Ausk.  zu  finden. 

Stralsund.  In  der  Ratsbibliothek  stemmata  Strudensium  von  Alb. 
Dinnies,  d.  i.  e.  handschriftl.  Slg.  von  Stammtafeln  von  230  Stralsunder  Familien. 

Straßburg.  In  der  Kaiserlichen  Universitäts-  und  Landes- 
Bibliothek  ist  von  familiengeschichtlichen  Sammlungen  lediglich  der  Brief- 
wechsel des  Grafen  Gobineau  mit  seiner  Familie  vorhanden.  Im  übrigen 
vgl.  A.  Barack,  Elsaß-Lothringische  Handschriften  u.  Handzeichnungen.  (Kata- 
log d.  Univ.-  u.  Landesbibl.  in  Straßburg).  Straßburg  1895.  —  Über  die 
Stadtbibliothek  vgl.  R.  Reuß,  Les  manuscrits  Alsatiques  de  la  biblio- 
theque  de  la  ville  de  Strasbourg  (Rev.  d'Alsace  N.  5.  11).  »  j 

Stuttgart.  Die  Königliche  Landesbibliothek  besitzt  Joh.  Friedr. 
Blum's  genealog.  Slg.  württemb.  Familien  (alph.  geordnet),  40  Bde.  mit 
mehr  als  3250  Familien,  cod.  hist.  O.  65,  Belege  dazu  cod.  hist.  fol.  591/593. 
—  Em.  Leop.  Keller's  genealog.  Notizen  über  württemb.  Familien.  10  Kapseln. 
Cod.  hist.  Q  286,  dazu;  Belege  cod.  hist.  fol.  727.  —  Friedr.  Wilh.  From- 
mann's  Wappenkollektion,  33  Foliobände,  meist  mit  gemalten  Wappen.  — 
Handschriften  der  Kgl.  Bibliothek  zu  Stuttgart.  Abt.  1.  Die  historischen 
Handschriften  Bd.  1.  2.     Stuttgart  1889  ff. 


Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  Turin,  Ulm,  Weimar,  Wien.  149 

Turin.  Die  „Bibliotheca  nazionale  di  Torino"  besitzt  v.  ihren  zahl- 
reichen genealog.  u.  herald.  Werken,  sowie  solcher  ü.  d.  Ritterorden  einen 
alten  Kat.  Die  neuesten  Erwerbungen  v.  genealog.  Werken  sind  im  General- 
Kat.  u.  im  Kat.  nach  Stichworten  verzeichnet. 

Ulm.  Stadtbibliothek.  1.  Eine  große,  vor  einigen  Jahren  begründete 
Personalienabt.  (Leichenpredigten,  Hochzeitsgedichte,  Diplome  u.  a.),  alph. 
nach  Familien  geordnet.  —  2.  In  der  Handschriftenabt.  einige  Handschr.  ü. 
Ulmer  Patrizierfamilien.  —  3.  Eine  von  Dr.  A.  Löckle  angelegte,  noch  nicht 
abgeschlossene  Wappenslg.  —  4.  Eine  aus  älterer  Zeit  stammende,  gegen- 
wärtig noch  völlig  ungeordnete  Siegeisig.  —  5.  Eine  Anzahl  jüngerer  Stempel 
(Stadt-  u.  Zunftstempel;  ältere  Stempel  befinden  sich  im  Ulmer  Gewerbemus.). 

—  6.  Porträtslg. ;  soweit  Ulmer  betreffend,  alph.  geordnet  (der  ziemlich  um- 
fangreiche Rest  gegenwärtig  noch  ganz  ungeordnet).  —  7.  Familienchroniken 
im  eigentlichen  Sinne  besitzt  die  Stadt  Ulm  nicht;  dagegen  finden  sich  in 
Ulm  gelegentliche  Einträge  in  handschriftl.  Chroniken  aus  mittelalterlicher 
Zeit,  die  einen  ähnlichen  Charakter  tragen,  aber  ziemlich  unwesentlich  sind. 

—  8.  18  Stammbücher. 

Weimar.  Großherzogliche  Bibliothek.  Wappen  der  in  d.  Palmen- 
orden Aufgenommenen  (F219b).  Hortleders  sächsisches  Wappenbuch  (Q  332, 
Q  396).  Sächsisches  Wappenbuch  (Q  316).  Schumanns  Slg.  ü.  35  Adels- 
geschlechter Thüringens  (Q  303).  Über  die  große  Sammlung  von  Stamm- 
büchern vgl.  Bd.  II  unter:  Stammbücher  (VJH  1901).  Wir  nennen  beispiels- 
weise die  Stammbücher  von  v.  Trüffel,  David  Wirsing,  Gr.  Delmenhorst, 
Weiße,  v.  Beulwitz,  Hans  Christoph  Voith,  v.  Neidhardt,  v.  Knörring,  v.  Dien- 
heim, v.  Pfinzing,  Baumgarten,  Sebald  Welser,  Saubert,  Joh.  Jakob  Benz. 

Wien.  Den  im  gedruckten  Kat.  v.  1890  verzeichneten  Sign,  der  herald. 
Gft.  „Adler"  in  Wien  sind  folgende  Stücke  zugewachsen :  1.  Brünner  Toten- 
buch (Adel)  v.  1771 — 1890,  ausgezogen  aus  der  amtl.  „Brünner  Zeitung" 
v.  Hans  Welzl,  Konservator  des  mähr.  Landesmuseums.  Ms.  1  H.  4°.  — 
2.  Adeliger  Hausbesitz  in  Brunn  v.  14. — 20.  Jht.  (1902)  nach  Losungs- 
registern u.  Schematismen  zusammengestellt  v.  Hans  Welzl.  Ms.  2  Hefte 
4°.  —  3.  Quellen  zu  einer  mähr.  Adelsbiographie  nach  Autoren  alph. 
zusammengestellt  (bis  mit  1898)  v.  Hans  Welzl.  Ms.  2  Hefte  4°.  — 
4.  Quellen  zu  Biographien  mähr.  Adeliger.  Nach  Familien  alph.  ge- 
ordnetes Verz.  einschlägiger  gedruckter  und  ungedruckter  Quellen  verfaßt 
(1898)  v.  Hans  Welzl.  Ms.  3  Hefte  4°.  —  5.  Quellen  zu  einer  Gesch. 
der  Kunst  u.  des  Kunstgewerbes  in  Mähren.  Literaturangaben  aus- 
schließlich ü.  adelige  Künstler  —  auch  Dilettanten  —  u.  nach  diesen  alph. 
geordnet  v.  Hans  Welzl.  Ms.  1  H.  4°.  —  6.  Wanderungen  neben  d. 
Gräbern  der  Friedhöfe  von  Prag  u.  Umgebung,  Krems  u.  Stein  in 
Nieder-Osterreich,  Gries  u.  Triest  in  Tirol  u.  Schandau  in  Sachsen 
mit  Grabschriften  adeliger  u.  nichtadeliger  Personen  aufgenommen  v.  Fer- 
dinand Fillunger-Battaglia.  Ms.  1  Bd.  fol.  —  7.  Wappenbuch  der 
Pröpste  des  Stiftes  Klosterneuburg  zusammengestellt  v.  Alfred  Gren- 
ser  (t  17.  April    1891).     1  Heft  4°.  —  8.  Von   den  Friedhöfen  Wiens. 


150     Familiengesch.  Matrin.  in  Bibliotheken:  Wolfenbüttel,  Würzburg,  Zürich.   Anhang. 

Wappenskizzen  u.  Inschriften  v.  Grabsteinen  Adeliger,  aufgenommen  v.  Al- 
fred Grenser.  Ms.  4  Hefte  4°.  —  9.  Wappenbuch  der  Stadt  Trau  in 
Dalmatien.  In  Skizzen  gezeichnet  u.  mit  hist.-genealog.  Text  nach  Heyers 
Kopie  versehen  v.  Alfred  Grenser  (1866).  Ms.  1  Heft  4°.  —  10.  Zunft- 
wappen. Berichtigungen  u.  Nachträge  zu  einer  etwaigen  2.  Afl.  v.  Alfred 
Grenser.  Ms.  H.  gr.  4°.  —  11.  Grabschriften  v.  adeligen  Personen 
auf  mehreren  Wiener  Friedhöfen  (bis  inkl.  1880)  aufgenommen  v.  Josef 
Maria  Kaiser  (f  6.  Mai  1893)  auf  Zetteln  nach  Friedhöfen  u.  innerhalb 
dieser  alph.  geordnet.  —  12.  Sammlung  von  700  Wappensiegeln  böhmischer 
Provenienz.    Angelegt  u.  gewidmet  v.  Ferdinand  Fillunger-Battaglia  in  Prag. 

Wolfenbüttel.  Herzoglich  Braunschweig.-Lüneburgische  Biblio- 
thek. Unter  d.  Handschr.  befindet  sich  auch  J.  Fr.  Pfeffinger  Collectio  Ge- 
nealogica  in  12  Bänden  ü.  adlige  Geschl.,  wobei  die  v.  Bülow  allein  Band  VIII 
bis  XI,  die  von  Heimburg  Band  XII  in  Anspruch  nehmen.  Stammbücher 
von  Erhard  Reding,  Philipp  v.  Heinhofer,  Julius  v.  Sachs,  Jobst  v.  Boms- 
dorff,  Gr.  Jobst  v.  Barby.  O.  v.  Heinemann,  Die  Handschriften  d.  herzogl. 
Bibl.  zu  Wolfenbüttel.    Bd.  1—8.    Wolfenbüttel  1884  ff. 

Würzburg.  K.  Universitäts-Bibliothek.  Besitzt  an  familiengeschicht- 
lichen Handschriften:  1.  Joannis  Wolfgangi  Fabricii  (s.  XVII),  Familiarum 
nobilium  secundum  ordinem  alphabeti  I»  pars  (270  Bll.,  hauptsächlich  kurze 
Ausz.  aus  d.  Würzburgischen  Lehenhof-Protokollen).  Signatur:  M.  eh.  f.  57/1. 
—  2.  Joannes  Wolfgangi  Fabricii  (s.  XVII),  Familiarum  nobilium  secundum 
ordinem  alphabeti  IIIa  pars.  (159  Bll.).  Signatur:  M.  eh.  f.  57/11.  —  3.  Frän- 
kische Ehebriefe  u.  Familienverträge  (s.  XV. — XVII.).  676  Bll.  Signatur: 
M.  eh.  f.  89.  —  4.  Repertorium  ü.  Lehen,  Lehen-Revers  u.  Lehenmachung  des 
Hochstifts  Würzburg  (s.  XVI).  479  Bll.  Signatur:  M.  eh.  f.  103.  —  5.  Ma- 
terialien z.  Gesch.  der  Reichsritterschaft  in  Franken  (s.  XVI. — XIX.)  378  Bll. 
Signatur:  M.  eh.  f.  592. 

Zürich.  Die  Stadtbibliothek  verwahrt  die  Familienarchive  der  Zü- 
richer Familien  Hirzel,  v.  Wyss,  Lavater,  Escher  u.  Ziegler. 


Anhang. 

1.  Literatur  über  Siegelkunde.1) 

Albrecht,  Jos.,  Die  Münzen,  Siegel  u.  Wappen  des  fürstl.  Gesamthauses  Hohen- 
lohe-Oehringen.    1865. 

Baumann,  Siegelbittzeugen  in  den  Urkunden  des  Stiftes  Kempen,  AZ  NF  7. 

B eissei,  Aus  d.  Gesch.  d.  deutschen  Siegel,  „Stimmen  aus  Maria-Laach".  Freiburg 
1890,  6.  H. 

Blanchet,  Adrien,  Sigillographie  frangaise.    Paris  1902. 

Breßlau,  Berichte  in  den  Jahresber.  der  Geschichtswft.,  hrsg.  im  Auftr.  d.  histor. 
Gsft.  zu  Berlin,  seit  dem  zweiten  Bande  (Berlin  1879).  —  Drs.,  D.  Siegel  d.  deutschen 
Könige  u.  Kaiser  aus  d.  Salischen  Periode,  NA  6. —  Drs.,  Über  Elektensiegel,  HV  1900. 


x)  Freiherr  von  B  er  ehern  in  München,  der  auch  eine  Slg.  v.  etwa  6000  Adels- 
siegeln besitzt,  arbeitet  an  einer  Bibliographie  der  gesamten  deutschen  Siegelliteratur. 


Literatur  über  Siegelkunde.  151 

Brose,  F.,  Siegel  d.  Berliner  Urkunden  des  Geheimen  Staatsarchivs.  (Nicht  im 
Handel).   1877. 

Chassant,  A.,  et  Delbarre,  P.J.,  Dictionnaire  de  sigillographie  pratique.  Paris  1860. 

Dassel,  O.  v.,  Beiträge  zur  niedersächsischen  Siegel-  u.  Personenkunde.  FBAB  4. 

Demay,  G.,  Inventaire  des  Sceaux  de  la  Flandre.  Tome  I,  II.  Paris  1863.  Drs., 
Inventaire  des  Sceaux  de  l'Artois  et  de  la  Picardie.  Paris  1877.  Drs.,  Inventaire  des 
Sceaux  de  la  Normandie.    Paris  1881.    Drs.,  La  Paleographie  des  sceaux.    Paris  1881. 

Diekamp,  Sphragistisches,  WZ  5,  270 ff. 

Dony,  Monographie  des  sceaux  de  Verdun.   Eveques.  Verdun,  Laurent  1890. 

Dudik,  Sphragistik  Mährens  nach  Siegeln  der  Bischöfe  von  Olmütz  u.  der  mähri- 
schen Markgrafen,  Mtlg.  des  K.  K.  österr.  Mus.  f.  Kunst  u.  Industrie  Nr.  94,  wurde  ab- 
gedruckt JAW  1873. 

Dufour  et  Rabat,  Sigillographie  de  la  Savoie.  Turin,  Löscher  1882.  (Separat- 
abdruck aus  den  Memorie  della  R.  Academia  delle  Scienze  di  Torino). 

Endrulat,  B.,  Niederrheinische  Städtesiegel  des  12.  bis  16.  Jhts.  Düsseldorf  1882. 

Engel,  Recherches  sur  la  numismatique  et  la  sigillographie  des  Normands  de 
Sicile  et  d'Italie.    1882. 

Engel,  B.,  Die  mittelalterlichen  Siegel  des  Thorner  Ratsarchivs.  T.  I.  Ordensbeamte 
u.  Städte.  Thorn  1894.  T.  II.  D.  mittelalterl.  Siegel  d.  Fürsten  u.  Geistlichkeit  u.  d.  poln. 
Adels.    Danzig  1902. 

Ewald,  W.,  Siegel  der  Erzbischöfe  von  Köln  948—1795.  Bonn  1905  (=  Rheinische 
Siegel  Bd.  1);  Drs.,  Siegel  der  Erzbischöfe  V.Trier,  ebd.  1910  (=  Rhein.  S.  Bd.  2); 
vgl.  Drs.,  Die  Siegel  des  Erzbischofs  Anno  IL  von  Köln,  WZ  24.  Die  Siegel  d.  Grafen 
u.  Herzoge  v.  Kleve,  in  Alfred  Herrmann,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Herzogtums  Kleve 
(=Veröff.  d.  histor.  Vereins  für  den  Niederrhein  II).    Köln  1909,  S.  276  ff . 

de  Farcy,  Sigillographie  de  la  Normandie.    Caen  1876. 

Feuereisen,  Arnold,  Geschichte  des  Siegels  der  Stadt  Dorpat.  Aus  dem  Nachlaß 
des  weil.  Stadtarchivars  H.  Lichtenstein.    Dorpat  1907. 

Foltz,  K.,  D.  Siegel  d.  deutschen  Könige  u.  Kaiser  aus  d.  sächs.  Hause,  NA  3. 

Geib,  Die  Siegel  deutscher  Könige  und  Kaiser  von  Karl  dem  Großen  bis  Fried- 
rich I.  im  Allgemeinen  Kgl.  Bayer.  Reichsarchiv,  AZ  NF  2,  3. 

Gercken,  Anm.ü.d. Siegel  z. Nutzen  d.Diplomatik.  Augsburgl781.  2.T.  Stendall786. 

Glafey,  Ad.  Frid.,  Specimen  decadum  sigillorum  complexum.    Lpz.  1749. 

Graf,  J.  B.,  Siegelmäßigkeit  in  Bayern,  OBA  3. 

Grotefend,  Herrn.,  Über  Sphragistik.    Breslau  1875. 

Gümbel,  Beiträge  zur  pfälzischen  Sphragistik  in:  „Das  Bayerland",  14.  Jahrg.,  1903. 

Günther,  Das  Siegelrecht  des  MA,  erläutert  aus  d.  Formeln,  welche  die  sogenannte 
Siegelkarenz  bezeichnen.  Lateinische  Dissertation.  Leipzig  1813,  übers,  v.  Dr.  K.  L.  1870. 

Hafner,  A.,  Amtl.  Siegel  d.  Stadt  Winterthur  i.  Neujahrsbl.  der  Bürger- (Stadt-) 
bibliotheken  zu  Winterthur  1883. 

Hanthaler,  Recensus  diplomatico-genealogicus  archivii  Campiliensis.    2  Bde.  mit 
49  Siegeltafeln.    Wien  1819—1820  Fol.    Vgl.  Tangl,  MIÖG  19,  1  ff.,  vgl.  Reg. 

Hauviller,  Die  Erhaltung  der  Siegel,  ihre  Bedeutung  f.d.  histor.  Hilfswftn.,  ihr 
kunst-  und  kulturgeschichtl.  Wert,  Metz  1910;  Drs.,  Was  bedeuten  Sign.  v.  Siegel- 
abgüssen f.  unsere  Archive?    KGV  1909,  463.  Vgl.  VJH  1910. 

Heffner,  Fränkisch -Würzburgische  Siegel.   Würzburg  1872. 

Heffner,  Die  deutschen  Kaiser-  u.  Königssiegel  nebst  denen  der  Kaiserinnen, 
Königinnen  und  Reichsverweser.   Würzburg  1875. 

Hegi,  Fried r.,  Bastardsiegel  Montfort  u.  Hewen  im  Staatsarchiv  Luzern.  Schweizer 
Arch.  f.  Heraldik  1909. 

Heineccius,  J.  M.,  De  veteribus  Germanorum  aliarumque  nationum  sigillis, 
Francof.  et  Lips.  1709.    Neue  Afl.  das.  1719. 

Heinemann,  Otto  v.,  Die  älteren  Siegel  des  Anhaltischen  Fürstenhauses.  Bern- 
burg 1867  (Festschr.  z.  50  jähr.  Jubiläum  d.  Herzogs  Leopold  Friedrich). 

Heyck,  Ed.,  Urkunden,  Siegel  u.Wappen  d. Herzöge  v.Zähringen.  Freiburg  i.B.  1892. 


^52  Literatur  über  Siegelkunde. 

Hildebrand, BrorEmil,  Svenska  Sigiller  f  ran  medeltiden.  Stockholm  1867.  2  Bde. 

Hohenlohe-Waldenburg,  F.  K.  Fürst  zu,  Sphragistisches  Album.  Mittelalterl. 
Siegel  gegenwärtig  noch  blühender  Geschl.  d.  deutschen  hohen  Adels.  4  H.  Stuttgart 
u.  Frankf.  1859 ff.  Drs.,  Slg.  interessanter  mittelalterlicher  Frauensiegel.  Stuttgart  1861. 
Drs.,  Die  Siegel  d.  Pfalzgrafen  v.  Tübingen.  Stuttgart  1862.  Drs.,  Das  heraldische 
Pelzwerk.  1867.  Drs.,  Ü.  d.  Gebrauch  der  Helm-Zierden  im  MA.  Stuttgart  1868. 
Drs.,  Z.  Gesch.  d.  heraldischen  Doppeladlers.  Stuttgart  1871.  Drs.,  Verkehrt  stehende 
Inschriften  auf  mittelalterlichen  Siegeln,  Münzen  u.  Denkm.,  ZAW  3.  Drs.,  Über  die 
gemeinschaftl.  Siegel,  AZ  8.  Drs.,  Mein  sphragistisches  System  z.  Klassifikation  aller 
Siegel  nach  ihren  Haupttypen,  als  Manuskript  gedruckt  1877.  Drs.,  Z.  Beschr.  d.  Siegel, 
AZ  6.  Drs.,  Sphragistische  Aphorismen.  300  mittelalterliche  Siegel  systematisch  klassi- 
fiziert u.  erläutert.  Heilbronn  1882.  Drs.,  Ü.  Siegel-Karenz,  AZ  7.  Drs.,  Ü.  d.  ge- 
meinschaftlichen Siegel,  AZ  8. 

Hupp,  O.,  D.Wappen  u.  Siegel  d.  deutschen  Städte,  Flecken  u.  Dörfer.  Lfg.  1—3. 
Frankfurt  a.  M.  1896—1903. 

Ilgen.Th.,  Sphragistik,  im  Grundriß  d.  Geschichtswft.,  hrsg.  v.  A.  Meister.  Leipzig. 
Mit  reichen  Literaturangaben. 

Jacob,  Heraldisch-sphragistische  Notizen  ü.  d.  Wappen  d.  Herren  v.  Torgau.  1879. 

Jacobs,  Kleine  Beiträge  zur  Wappen-  und  Siegelkunde,  ZHV  20. 

Jaksch,  A.  v.,  Die  ältesten  Siegel  d.  Bischöfe  u.  d.  Kapitels  v.  Gurk,  MC,  Sektion  II, 
127—140. 

Jeiler,  Josef,  Die  Siegelkammer  der  Bischöfe  von  Münster,  ZGAW  1905. 

Kindlinger,  Nik.,  Nähere  Nachrichten  vom  ältesten  Gebrauche  der  Siegeloblaten 
und  des  Siegellacks  in  dem  16.  u,  17.  Jahrhundert.   Dortmund  und  Essen  1799. 

Klinkenborg,  M.,  D.  Siegel  d.  Landesherren  d.  Mark  Brandenburg  1415 — 1688, 
HZJ  8.    Drs.,  Die  Siegel  der  preußischen  Könige  bis  zum  Jahre  1806,  HZJ  9. 

Knothe,  H.,  Die  ältesten  Siegel  des  oberlausitzischen  Adels.  Mit  7  Tafeln  Siegel- 
abbildungen, NLM,  Bd.  67,  1891. 

Kolar,  D.  ältesten  Siegel  d.  böhmischen  Adels,  zuerst  erschienen  in  tschechischer 
Sprache  i.  Progr.  d.  Taborer  K.  K.  Mittelschule  auf  d.  J.  1883,  ins  Deutsche  übersetzt 
u.  mit  Anm.  versehen  v.  Rud.  Joh.  Grafen  Meraviglia-Crivelli,  JAW  X,  1883, 
S.  84  ff. 

Koopmans,  J.  A.,  Die  Zegelkunde  in  verband  met  de  geschiedenis.  's-Gravenhage 
1900.    Drs.,  Het  teekenen  en  kleuren  van  Wapens,  Heraldieke  Bibliotheek  1875. 

Küch,  F.,  Die  Entwickelung  des  Bergischen  Wappens  mit  Abbild,  d.  Siegel  d. 
Grafen  v.  Berg  bis  1361,  Jb.  d.  Düsseldorfer  Geschichtsver.  XV,  1900,  1—35. 

Lecoy  de  la  Marche,  Les  Sceaux.  Paris,  Maison  Quantin  320  d.  mit  136  Abb. 
handelt:  I.  Origine  des  sceaux;  les  pierres  gravees.  II.  Usage  et  legislation  du  sceau. 
III.  Les  matrices.  IV.  Les  empreintes.  V.  Sceaux  des  Souverains.  VI.  Sceaux  des 
seigneurs.  VII.  Sceaux  des  bourgeois,  des  villes  et  des  metiers.  VIII.  Sceaux  ecclesias- 
tiques.  IX.  Les  legendes.  X.  Cachets  et  timbres  modernes.  XI.  Les  collections  des 
sceaux. 

Lepsius,  Sphragistische  Aphorismen.   1.  u.  2.  Heft.   Halle  1842,  1843. 

Leyser,  Polycarp,  Commentatio  de  contra-sigillis  medii  aevi.  Helmstedt  1726. 
Drs.,  Vollständiges  Braunschweigisches  und  Lüneburgisches  Siegel-Cabinet.   1779. 

Liebenau,  Th.  v.,  Die  Siegel  der  luzernerischen  Landschaft,  AHS  1897. 

Lind,  Blätter  für  ältere  Sphragistik,  hrsg.  v.  d.  K.  K.  Zentralkommission.  Wien  1878. 

Lind,  Sphragistische  Denkm.  Albrechts,  des  ersten  habsburgischen  Herzogs  v. 
Österreich  u.  s.  Gemahlin  Elisabet  in:  Festschr.  z.  600 jähr.  Gedenkfeier  der  Belehnung 
des  Hauses  Habsburg  mit  Österreich,  Wien  1882,  S.  213  ff. 

Löher,  Franz  von,  Das  Geheimnis  des  Röckischen  Metallabgusses  von  Siegeln 
u.  Medaillen  u.  deren  Sammlgn.  im  Kgl.  Bayer.  Reichsarchiv  zu  München,  AZ  3,  S.  246  ff. 
Drs.,  Bedeutung,  Recht  u.  Geschichte  der  Helmkleinode,  AZ  10—13. 

Siegel  des  Mittelalters  aus  den  Archiven  der  Stadt  Lübeck,  hrsg.  v.  d.  Ver.  f. 
Lübecker  Gesch.,   10  H.    Lübeck   1856—79.     Darin  Städtesiegel:  Schleswig-Holstein 


Literatur  über  Siegelkunde.  153 

H.  1.  3;  Mecklenburg  H.  2.  4.  5;   Adelssiegel   Schleswig-Holstein  H.  3.  6.  7;   Lübecker 
Bürger  H.  7.  9.  10;  Siegel  d.  Holst.-Schauenburger  Grafen  H.  8.  9. 

Lüneburgisches  Siegel-Kabinet.   Braunschweig  1789. 

Luschin  v.  Ebengreuth,  A.,  Sphragistische  Beitr.  z.  Gesch.  v.  Tyroler  Geschl. 
Wien  1873. 

Maltitz,  Emil  v.,  Ü.  d.  Abdrucken  v.  alten  Siegeln  u.  Stempeln,  JAW  XII,  1885, 
S.  125  ff.  —  Drs.,  Siegel  und  Wappen  der  Familie  von  Maltitz.   Berlin  1888. 

Mandrot,  A.  de,  Sceaux  historiques  du  Canton  de  Vaud,  Mtlg.  d.  antiquar.  Gsft. 
in  Zürich,  Bd.  XIII.,  H.  4,  Zürich  1860. 

Masch,  Die  Siegel  des  Dom-Capitels  zu  Ratzeburg.   Schönberg  1866. 

(Masse,  J.,)  Armoiries  et  sceaux  de  la  Republique  et  Canton  de  Geneve,  Mtlg.  d. 
antiquar.  Gsft.  in  Zürich,  Bd.  XIII.,  H.  2,  Zürich  1858. 

Matt hi essen,  C.  M.A.,  Slesvigske  Herresegel,  in:  Slesvigske  Provindsial  efferret- 
ninger,  Bd.  4,  Haderslev  1863,  S.  209—212,  mit  1  Tafel. 

Mecklenburgische  Siegel  d.  MA  aus  d.  Archiven  d.  Stadt  Lübeck.  Gezeichnet 
von  Milde,  erläutert  von  Masch,  hrsg.  v.  Verein  f.  Lüb.  Geschichte.  2  Hefte.  Lübeck 
1857.  1860. 

Melly,  E.,  Beiträge  zur  Siegelkunde  des  MA.  T.  1.  Wien  1846. 

Merz,  W.,  Siegel  u.  Wappen  d.  Adels  u.  d.  Städte  des  Kantons  Aargau.  Aargau  1907. 

Mich  eisen,  A.  L.  J.,  Siegelsammlung  des  Herzogtums  Coburg,  ZTG  3,  1859. 

Milde,  J.  C,  Holstein-Lauenburger  Siegel  adeliger  Geschlechter.  Lübeck  1859 ff. 

Monumenta  boica,  München  1763  ff.,  mit  vielen  Siegelabbildungen  (unzuverlässig). 

Mülverstedt,  G.  A.  v.,  Mittelalterl.  Siegel  aus  d.  Erzstift  Magdeburg.  Mit  heral- 
dischen u.  histor.  Erläuterungen.   Magdeburg  1869 — 72  (Schäfer). 

Nottbeck,  E.  v.,  Siegel  aus  dem  Revaler  Ratsarchiv.  1880. 

Abbildungen  Oberrheinischer  Siegel,  hrsg.  von  d.  histor.  u.  antiquar.  Gesell- 
schaft zu  Basel.  1.  Reihe  Taf.  1—14.  Basel  1890.  2.  Reihe  Taf.  15—16.  Ebenda  1893. 
3.  Reihe  Taf.  17—19.    Ebenda  1896. 

Petersen,  Danske  geistlige  Sigiller  1886. 

Petersen,  Danske  adelige  Sigiller  1892. 

Pettenegg,  E.  G.  Graf  v.,  Sphragistische  Mitteilungen  aus  d.  Deutsch-Ordens- 
Zentralarchiv.    Frankf.  a.  M.  (erweiterter  Sonderabdruck  aus  MAW). 

Pflugk-Harttung,  Jul.  v.,  Specimina  selecta  chartarum  pontificum  Romanorum 
Teil  3,  1887:  Die  Siegel  der  Päpste  bis  ins  12.  Jahrhundert  in  chronologischer  Folge: 
Drs.,  Über  Münzen  und  Siegel  d.  älteren  Päpste,  Quellen  u.  Forschungen  aus  Italien. 
Arch.  u.  Bibl.  V,  Rom  1903,  lff. 

Pfotenhauer,  P.,  Die  Schlesischen  Siegel  von  1250—1300.    Breslau  1879. 

Posse,  O.,  Die  Siegel  der  Wettiner  bis  1324  u.  d.  Landgrafen  v.  Thüringen  bis 
1247.  Leipzig  1889.  —  Drs.,  Die  Siegel  der  Wettiner  von  1324— 1486  u.  der  Herzöge  von 
Sachsen -Wittenberg  u.  Kurfürsten  v.  Sachsen  aus  Askanischem  Geschl.,  nebst  e.  Abh. 
ü.  Heraldik  u.  Sphragistik  der  Wettiner  (Siegel  d.  Wettiner,  II.  Teil).  Leipzig  1893.  — 
Drs.,  Typarfälschungen  in  der  von  Smitmerischen  Siegeisig,  des  K.  u.  K.  Haus-,  Hof- und 
Staatsarchivs  zu  Wien1),  MIÖG  14.  —  Drs.,  Die  Siegel  der  deutschen  Kaiser  u.  Könige  v. 
751—1806.  Bd.  I.  751—1347.  Von  Pipin  bis  Ludwig  d.  Bayern.  Bd.  II.  Von  Karl  IV. 
bis  Friedrich  III.  1909—10.  Bd.  III.  Von  Maximilian  I.  bis  Josef  I.  1912.  (Vgl.  hier- 
über H.  Wibel,  NA  35  u.  36.)  —  Die  Siegel  des  Adels  d.  Wettiner  Lande,  T.  1—4. 
Leipzig  1903  ff.,  vgl.  unter  Heroldsämter  (im  Erscheinen  begriffen). 

v.  Praun,  Anmerkungen  von  den  Sigillis  pedestribus.  Braunschweig  1779.  — 
Braunschweig-Lüneburgisches  Siegel-Kabinet  mit  diplomatischen,  genealogischen  und 
histor.  Erläuterungen.    Hrsg.  v.  Jul.  Aug.  Remer.    Braunschweig  1789. 


*)  Diese  Siegelsammlung  ist  genannt  nach  dem  Domherrn  zu  St.  Stefan  Franz  Pau 
Edlen  von  Smitmer  (geb.  1740,  gest.  1796).  Sie  war  ursprünglich  von  dem  Paduaner 
Sartorio  Ursato  angelegt  und  hatte  mannigfache  Schicksale,  v.  Smitmer  schrieb  Kom- 
mentare zu  ihr  und  machte  sie  durch  Register  besonders  nutzbar. 


154  Literatur  über  Siegelkunde. 

Primbs,  K.,  Eine  Wanderung  durch  d.  Slg.  v.  Siegelabgüssen  im  K.  Bayer.  Allgem. 
Reichsarchiv  zu  München,  AZ  10—12.  —  Slg.  von  Siegel-  u.  Medaillen -Abgüssen  im 
Reichsarchiv  zu  München,  AZ  2.  —  Siegel  d.  Witteisbacher  in  Bayern  bis  auf  Max  III. 
Joseph,  AZ  NF  2.  —  Nachlese  z.  d.  Siegeln  d.  Hauses  Witteisbach  im  Allgem.  Reichs- 
archiv, AZ  NF  3.  —  Nachtr.  zu  den  drei  Abt.  d.  in  V,  VI,  VII  behandelten  Siegel, 
AZ  NF  3,  Fürstensiegel  S.  257 ff.,  Siegel  des  deutschen  u.  namentlich  bayrischen  Adels 
S.  260ff.,  Siegel  v.  Gerichten,  Städten,  Genossenschaften,  S.  274ff.,  Anhang  279 ff.  — 
Die  Siegelstempel-Slg.  im  bayrischen  Allgemeinen  Reichsarchiv,  AZ  NF  4.  —  Mtlgn. 
ü.  Papstbullen  mit  heraldischen  Andeutungen,  AZ  NF  5.  —  Nachtr.  zu  den  Mtlgn.  ü. 
die  Slg.  v.  Siegelabgüssen  des  K.  Allgemeinen  Reichsarchivs,  AZ  NF  8,  9.  —  Beitr.  z. 
Gesch.  des  altbaierischen  Adels,  snr.  Güter  u.  Wappen,  AZ  NF  10.  Drs.,  OBA  39: 
Philipp  Apians  Wappensammlung  der  altbayr.  Landschaft,  wie  des  zu  seiner  Zeit  ab- 
gegangenen Adels.  Anhang  zu  Apians  Topographie  von  Bayern,  z.  Feier  d.  700jähr. 
Herrscherjubiläums  des  erlauchten  Hauses  Witteisbach  herausgeg.  Mit  60  Abbildungs- 
tafeln (660  Wappen  mit  etlichen  Unternummern). 

Prud'homme,  Les  sceaux,  leur  origine,  leur  usage  principalement  dans  le  Hainaut. 
Mons  1881. 

de  Raadt,  J.  Th.,  Sceaux  armories  des  Pays-Bas  et  des  pays  advoisinants.  Re- 
cueil  historique  et  heraldique.    Bruxelles  1897. 

Raffaeli  Marchese  Filippo,  Catalogo  di  sfragistografia  della  sua  privata  col- 
lezione.    Fermo  1878.  > 

Robert,  Ch.,  Sigillographie  de  Toul.    Paris  1868. 

Roemer-Büchner,  Die  Siegel  der  deutschen  Kaiser,  Könige  u.  Gegenkönige. 
Frankfurt  a.  M.  1851. 

Roever,  Nicolaus  de,  Het  aanleggen  van  verzamelingen  van  handschriften  en 
Zegels.    Leiden,  A.  W.  Sythoff,  1881. 

Roth  von  Schreckenstein,  D.  Beschr.  v.  Wappensiegeln,  AZ  V,  1880,  S.  lff. 
Drs.,  Beitr.  z.  Siegelrechte,  insb.  zu  d.  Lehre  v.  d.  Siegelmäßigkeit,  ZOR  32,  369 ff. 

R.  v.  R.,  Zur  Geschichte  d.  deutschen  Wappenbilder,  AZ  9. 

Sachsendahl,  J.,  Siegel  u.  Münzen  d.  weltl.  u.  geistl.  Gebietiger  ü.  Liv-,  Est-  u. 
Kurland  bis  z.  J.  1561  nebst  Siegeln  einheimischer  Geschl.  Aus  d.  Nachlaß  v.  Baron 
R.  v.  Toll.    Reval  1887. 

Sava,  K.  v.,  Die  Siegel  d.  Österreichischen  Regenten.  Wien  1864ff.,  MZK  9.  11 
bis  16.  19;  Drs.,  Die  mittelalterl.  Siegel  der  Abteien  u.  Regularklöster  im  Erzherzogt. 
Österreich  ob  u.  unter  d.  Ems.  Wien  1859;  Drs.,  Die  Siegel  der  Landes-Erbämter  d. 
Erzherzogtums  Österreich  u.  d.  E.,  LAW  5. 

Schenk  zu  Schweinsberg,  Gust.  Freiherr,  Unbekannte  Siegel  des  Markgrafen 
Friedrich  I.  von  Brandenburg,  DH  23. 

Schlosser,  Jul.  v.,  Die  sphragistische  Sammlung  des  A.  H.  Kaiserhauses, 
MIÖG  12. 

Schlumberger,  Sigillographie  Byzantine.     Paris  1884. 

Schmidt-Phiseldeck,  C.  v.,  Die  Siegel  d.  herzogl.  Hauses  Braunschweig  u. 
Lüneburg.  Verz.  der  dem  hzl.  Landeshauptarchiv  zu  Wolfenbüttel  gehörigen  Slg.  v. 
Gipsabgüssen.  Wolfenbüttel  1882. 

Schöppe,  Siegel  aus  dem  Stifte  Naumburg-Zeitz.  VJH  1903. 

Schultz,  A.,  Die  schlesischen  Siegel  bis  1250.     Breslau  1871. 

Schweizer,  D.,  u.  Zeller-Weidmüller,  H.,  Siegelabbildungen  zu  Escher  u. 
Schweizer,  Urkundenbuch  der  Stadt  u.  Landschaft  Zürich.    Lfg.  1  ff.   Zürich  1898  ff. 

Sello,  G.,  Die  Siegel  d.  Markgrafen  von  Brandenburg  askanischen  Stammes,  MF  20. 
Drs.,  Siegel  der  Alt-  u.  Neustadt  Brandenburg,  Beitr.  z.  alt.  Gesch.  d.  St.  Branden- 
burg.    1886. 

Seyler,  Abriß  der  Sphragistik,  JAW  1884.  —  Drs., Geschichte  d. Siegel.  Leipzig  1894. 

Siegenfeld,  Ritter  Anthony  von,  Innenösterreichische  Rosensiegel  (mit  4  Tf. 
u.  1  Textillustration),  JAW  NF  5.  6. 

Spieß,  Phil.  E.,  Von  Reuter-Siegeln.    Halle  1784. 


Literatur  über  Siegelkunde.  155 

Stetten,  Paul  v.,  Gesch.  der  adel.  Geschl.  in  der  fr.  R.-St.  Augsburg  1762,  ent- 
hält 12  Kupfertafeln  mit  Wappen-  u.  Siegelabbildungen  nebst  Register  dazu. 

v.  Stillfried,  R.  Graf,  Die  älteren  Siegel  u.  das  Wappen  der  Grafen  von  Zollern, 
sowie  die  Zollerischen  Burggrafen  zu  Nürnberg.   Berlin  1881. 

Stölzel,  Adolf,  Urkundliches  Material  aus  d.  Brandenburger  Schöppengerichts- 
akten  I,  1901,  Siegelung,  S.  536  ff.,  dazu  eine  Siegeltafel. 

Ströhl,  Wappen  und  Siegel  der  Orte  Vorarlbergs  (mit  22  Textillustrationen), 
JAW  NF  3. 

Thiset,  A.,  Danske  adelige  Sigiller  fra  det  15.,  16.  og  17.  Aarhundrede.  Kopen- 
hagen 1898. 

Voßberg,  F.  A.,  Münzen  u.  Siegel  d.  preußischen  Städte  Danzig,  Elbing,  Thorn, 
sowie  d.  Herzöge  v.  Pomerellen  im  MA.  Berlin  1841.  —  Gesch.  d.  preußischen  Münzen 
u.  Siegel  bis  z.  Ende  d.  Herrschaft  d.  deutschen  Ordens.  Berlin  1842.  —  Siegel  des 
MA.  v.  Polen,  Lithauen,  Schlesien,  Pommern  u.  Preußen.  Berlin  1854.  —  Die  Siegel 
der  Mark  Brandenburg.    Berlin  1868.  1887. 

Wailly,  M.  Natalis  de,  Elements  de  paleographie  Band  II  (Paris  1838)  behan- 
delt die  Siegel  und  zwar  ein  überwiegend  außerdeutsches  Material. 

Walter,  Die  Siegeisig,  d.  Mannheimer  Altertumsver.    Mannheim  1897. 

Wartmann,  H.,  Die  Siegel  der  Stadt  St.  Gallen,  der  Landschaften  u.  Landstädte 
des  Kantons.     Mtlg.  d.  antiquar.  Gft.  in  Zürich  XIII,  1.    Zürich  1858. 

Weech,  F.  v.,  Siegel  v.  Urkunden  aus  d.  großherzogl.  badischen  Generallandes- 
archiv. Frankf.  a.  M.  1883.  1886.  Ein  3.  Heft  erschien  mit  Text  v.  Fritz  Frankhauser 
mit  Albert  Krieger  u.  mit  Zeichnungen  v.  Fritz  Held,  Heidelberg  1899—1909.  — 
Siegel  der  badischen  Städte  in  chronologischer  Reihenfolge,  hrsg.  von  der  Badischen 
histor.  Korn.  Heidelberg  1899  ff.  H.  3  (Kreise  Freiburg,  Villingen  u.  Lörrach),  mit 
Erläuterungen  v.  Fr.  Frankhauser  u.  A.  Krieger.   1909.  —  Über  Maltha-Siegel,  AZ  7. 

Weissenbach,  Placid,  Die  Siegel  d.  Städte  des  Kantons  Aargau.  Mtlg.  der 
antiquar.  Gft.  Zürich  XIII,  1.     Zürich  1858. 

Wichner,  Kloster  Admont  in  Steiermark  u.  seine  Beziehungen  zur  Kunst.  Wien 
1888  (hier  Seite  174ff.  über  Siegel  d.  Stiftes  u.  d.  Äbte  v.  Admont). 

Wiggert,  F.,  Sphragistische  Abhandlungen.     Teil  1—6.     Halle  1837—41. 

Winkel,  G.,  Die  Wappen  u.  Siegel  der  Altmark  u.  Prignitz.  Magdeburg  1894 
(mit  30  färb.  Wappen  u.  46  Siegelabb.). 

Wittmann,  Dr.  Pius,  Monumenta  Castellana  (ÜB  z.  Gesch.  d.  fränk.  Dynasten- 
geschi, d.  Grafen  u.  Herren  —  jetzt  „Fürsten"  —  zu  Castell),  München  1890  (gibt  auf 
7  Tafeln  46  Siegelabb.,  darunter  verschiedene  Allianzwappen;  beachtenswert  ist  hier  d. 
starke  Wechsel  d.  Helmzierde  bei  einem  u.  demselben  Geschlecht). 

Wyss,  G.  de,  Sceaux  historiques  du  canton  de  Neuchätel.    Zürich  1888. 

Wappen  und  Siegel  der  Fürsten  von  Siebenbürgen  und  der  einzelnen  Nationen. 
Hermannstadt  1838. 

Das  größte  und  beste  Werk  über  die  Siegel  einer  bestimmten  Landschaft,  das 
bis  jetzt  komplett  geworden  ist,  führt  den  Titel:  Die  westfälischen  Siegel  des  Mittel- 
alters. Mit  Unterstützung  der  Landstände  der  Provinz  herausgegeben  vom  Verein  für 
Geschichte  und  Altertumskunde  Westfalens.  I,  1.  Die  Siegel  des  XI.  u.  XII.  Jhd.  und 
die  Rittersiegel,  bearbeitet  v.  F.  Philippi.  I,  2.  Die  Siegel  d.  Dynasten  v.  G.  Tum- 
bült.  II,  2.  Die  Siegel  der  Städte,  Burgmannschaften  u.  Ministerialräten  v.  G.  Tum- 
bült.  III.  Die  Siegel  der  geistlichen  Korporationen  und  der  Stifts-,  Kloster-  u.  Pfarr- 
geistlichkeit v.  Th.  II gen.  IV.  Die  Siegel  von  Adligen,  Bürgern  und  Bauern  v.  Th. 
Ilgen.  Münster  i.  W.,  1882  —  1900.  Die  Reproduktion  der  Siegel  ist  mit  allen  Fein- 
heiten der  modernen  Technik  hergestellt.  Die  erläuternden  Texte  stehen  auf  d.  Höhe 
der  sphragistischen  Wissenschaft  der  Gegenwart.  Wem  es  speziell  um  das  Studium 
der  mittelalterlichen  Geschichte  bürgerlicher  Familien  zu  tun  ist,  dem  sei  das  4.  Heft 
von  Ilgen  ganz  bs.  empfohlen.  Denn  der  die  Tafeln  erläuternde  Text  Ilgens  ist  das 
bei  weitem  Beste,  was  über  die  Siegelführung  bürgerlicher  Familien  Deutschlands  im 
MA.  bisher  überhaupt  geschrieben  ist,  sowohl  hinsichtlich  der  Zusammenfassung  und 


156  Literatur  über  Siegelkunde. 

Anführung  der  weit  zerstreuten  Spezialliteratur  als  auch  in  Rücksicht  darauf,  was  alles 
aus  den  Siegeln  f.  d.  Gesch.  mittelalterlicher  Familien  gefolgert  werden  kann.  Wem 
diese  mit  bewundernswerter  Klarheit  geschriebenen  Darlegungen  bei  d.  hohen  Preise 
des  Werkes  nicht  erreichbar  sind,  sei  hingewiesen  auf  desselben  Autors  Behandlung 
der  Sphragistik  in  A.  Meisters  Grundriß  der  Geschichtswft.,  Bd.  I,  1906.  Vgl.  auch 
Seibertz,  J.  S.,  Landes-  u.  Rechtsgeschichte  des  Herzogt.  Westfalen.  I.  Bd.,  2.  Abt. 
Diplomat.  Familiengesch.  d.  Dynasten  u.  Herren  im  Herzogt.  Westfalen.  Mit  Stamm- 
tafeln. Arnsberg  1855.  —  Denkwürdiger  u.  nützlicher  Rheinischer  Antiquarius, 
welcher  die  wichtigsten  und  angenehmsten  geogr.,  histor.  u.  polit.  Merkwürdigkeiten 
d. ganzen  Rheinstromes  . . .  dargestellt  von  e.  Liebhaber  in  histor.  Dingen  [Ch.  v.  Stram- 
berg].  I.  Abt.  4  Bde.,  II.  Abt.  20  Bde.,  III.  Abt.  14  Bde.,  IV.  Abt.  1  Bd.  und  Hand- 
weiser  =  39  Bde.  Coblenz  1845 — 71.  —  Strange,  J.,  Beiträge  zur  Genealogie  d. 
adligen  Geschlechter.  12  Hefte.  Köln  1864—77. 

Überdies  enthalten  unsere  Werke  über  Diplomatik  gewöhnlich  auch  Beiträge  zur 
Sphragistik.     Diesbezüglich  sei  hingewiesen  auf 

Breßlau,  Handbuch  d.  Urkundenlehre  für  Deutschland  u.  Italien.  Bd.  I.  Leipzig 
1889.    2.  Afl.  1912  (mehr  nicht  erschienen). 

Giry,  Manuel  de  Diplomatique.     Paris  1894  und 

Posse,  Lehre  von  den  Privaturkunden.     Leipzig  1887,  S.  126 ff. 

Außerdem  sei  hingewiesen  auf  die  Bücher: 

„Wappensiegelsammler.  Anleitung  zum  Anlegen,  Einrichten  und  Ordnen 
von  Wappensiegel- Sammlungen.  Mit  150  Siegelabbildungen  auf  10  Tafeln"  (Leipzig 
1861)  und 

von  Zollikofer,  Der  Siegelkünstler.  Anleitung  sehr  schöne  Siegelabdrücke  zu 
fertigen.    St.  Gallen  1833. 

(Anonyme)  Beschreibung  und  Abdruck  der  Grundgerichts-Siegel  sämtlicher  Vor- 
städte und  Gemeinden  der  K.  K.  Haupt-  u.  Residenzstadt  Wien.  1829.  4°. 

Bei  der  Herausgabe  von  Urkundenbüchern  hat  man  sich  die  Fortschritte 
der  neuesten  Vervielfältigungsmethoden  zunutze  gemacht  und  hier  z.T.  Ab- 
bildungen von  Siegeln  geliefert,  die  zu  den  besten  Leistungen  auf  diesem 
Gebiet  gezählt  werden  müssen.  Vgl.  Weech,  F.  v.,  Codex  diplomaticus 
Salemitanus,  Bd.  I — III,  Karlsruhe  1883 — 1895.  —  Janicke,  K.,  Urkunden- 
buch  des  Hochstiftes  Hildesheim,  Bd.  I,  PPA  Bd.  65,  Leipzig  1896,  fortge- 
setzt v.  H.  Hoogeweg,  Bd.  2 — 6  (Quellen  u.  Darstellungen  z.  Geschichte 
Niedersachsens,  Bd.  VI— XI,  XXII,  XXIV  u.  XXVIII),  Hannover  und  Leipzig 
1901—1911.—  Doebner,  R.,  Urkundenbuch  der  Stadt  Hildesheim.  Bd.  VII, 
Hildesheim  1899.  —  Urkundenbuch  des  Hochstifts  Merseburg,  I.  Teil,  hrsg. 
v.  P.  Kehr  (Geschichtsquellen  der  Provinz  Sachsen,  Bd.  36),  Halle  1899. 

Sammlungen  von  Siegeln  und  Siegelstempeln  befinden  sich  in  jedem 
größeren  Archive.  Auch  unsere  Altertumsvereine  haben  sich  der  Pflege  von 
Siegeln  angenommen;  ihre  Jahreshefte  enthalten  eine  Unmasse  kleiner,  zer- 
streuter Beiträge  zur  Siegelkunde. 

Eine  besondere  Erwähnung  verdient  noch  die  Melly-Pettenegg- Stiftung. 
Der  bedeutende  Sphragistiker  Eduard  Melly  (f  22.  Oktober  1854)  hatte  eine 
ansehnliche  Siegelsammlung  hinterlassen ,  die  nach  manchen  Wechselfällen 
in  den  Besitz  Sr.  Exzellenz  des  Herrn  Präsidenten  Dr.  Eduard  Gaston  Grafen 
von  Pettenegg  gelangte,  der  diese  Sammlung  der  K.  K.  Heraldischen  Gesell- 
schaft „Adler"  in  Wien  1889  zum  Geschenk  machte.  Zum  Andenken  an 
den  Gründer  und  in  dankbarer  Würdigung  dieser  hervorragenden  Schenkung 


Siebmachers  Wappenbuch.  157 

wurde  der  Name  „Melly-Pettenegg"- Stiftung  gewählt.  Die  Sammlung  ent- 
hält: 1.  Gipsabgüsse  sämtlicher  im  K.  u.  K.  Antiken  Kabinette  damals  vor- 
handenen geschnittenen  Steine.  2.  Gips-  und  Metallabformungen  von  ca. 
3000  mittelalterlichen  Siegeln  aller  Arten.  3.  Lackabdrücke  von  mittelalter- 
lichen Typaren.  In  diese  Stiftung  wird  auch  die  von  dem  Mitgliede  der 
K.  K.  Gesellschaft  „Adler"  in  Wien  Freiin  Elise  v.  König  auf  Warthausen, 
seinerzeit  geschenkte  Sammlung  sowie  alle  anderen  von  verschiedenen  Seiten 
an  die  genannte  Gesellschaft  gelangenden  Siegelabdrücke  aufgenommen. 

2.   Übersicht  über  den  Stand  des  großen   deutschen  Stamm-   und  siebmachers 
Wappenbuches,  welches  unter  dem  Titel  J.  Siebmachers  Wappen- Wappenbuch" 
buch  in  neuer,  reichvermehrter,  mit  historisch-genealogischen  Erläuterungen 
versehener  Ausgabe  bei  Bauer  &  Raspe  in  Nürnberg  erscheint. 

Abgeschlossen  sind  bis  jetzt  folgende  Bände:1) 

Seyler,  Q.  A.,  Gesch.  d.  Heraldik.  Enthält  auf  220  mit  520  Holzschnitten  ver- 
sehenen Texthalbbogen  u.  auf  14  Tafeln  eine  erschöpfende  Gesch.  dieser  Wft.    1890. 

Gritzner,  Max,  Grundsätze  der  Wappenkunst  (2.  Afl.).  Verbunden  mit  einem 
Handb.  d.  Herald.  Terminologie  u.  ein.  Herald.  Polyglotte.  Enthält  82  Texthalbbogen 
u.  36  Tafeln.     1890. 

Hefner,  Dr.  Tit.  v.,  Deutsche  Bundesstaaten.  Enthält  auf  10  Bogen  u.  115  Taf. 
die  Beschreibung  von  238  Wappen.    (Bd.  I,  Abt.  1).    1856. 

v.  Hefner,  Gritzner  u.  Hildebrand,  Außerdeutsche  Staatenwappen.  Enthält 
auf  15  Bogen  u.  162  Tafeln  die  Beschreibung  von  468  Wappen.   (Bd.  I,  Abt.  2).   1870. 

Seyler,  G.  A.,  Wappen  der  deutschen  Souveräne.  Enthält  auf  142  Seiten  und 
141  Tafeln  die  Beschreibung  von  681  Wappen  (Bd.  I,  Abt.  1,  II.  Tl.)    1909. 

v.  Hefner  u.  M.  Gritzner,  Die  mediatisierten  Fürstengeschlechter  Deutschlands. 
Enthält  auf  24  Bogen  u.  213  Tafeln  die  Beschreib,  v.  436  Wappen  v.  34  Familien  m. 
50  aufgeerbten  Familienwappen.  Mit  Anhang:  Fürstlich  Hohenzollernsche  Standes- 
erhöhungen.    Enthält  die  Beschreibung  von  20  Wappen  u.  27  Familien   (Bd.  I,  Abt.  3, 

I.  Reihe).    1878. 

Gritzner,  M.,  Die  erlauchten  Grafengeschlechter  Deutschlands.  Enthält  auf  38 
Bogen  u.  201  Tafeln  die  Beschreibung  von  523  Wappen  u.  71  Familien  (Bd.  I,  Abt.  3, 

II.  Reihe).     1878. 

Derselbe,  Die  Fürsten  des  Heiligen  Römischen  Reiches.  Enthält  auf  72  Bogen 
u.  391  Tafeln  die  Beschreibung  v.  883  Wappen  u.  156  Familien  (Bd.  I,  3  III  A).    1887. 

Derselbe,  Die  Fürsten  der  deutschen  Bundesstaaten  und  Österreichs.  Enthält 
auf  15  Bogen  u.  107  Tafeln  die  Beschreibung  v.  150  Wappen  u.  60  Familien  (Bd.  I,  3, 
III  B).   1888. 

Derselbe,  Die  europäischen  Fürstengeschlechter  nicht  römisch-kaiserlicher  oder 
deutsch -bundesfürstlicher  Extraktion.  Enthält  auf  78  Bogen  u.  416  Tafeln  d.  Beschr. 
v.  435  Wappen  u.  367  Familien  (Bd.  I,  3.  III  C).    1894. 

Hefner,  T.  v.,  Gautsch,  Clericus,  Städtewappen.  Enthält  auf  95  Bogen  und 
335  Tafeln  die  Beschreibung  v.  5359  Wappen  v.  3386  Städten  (Bd.  I,  Abt.  4).    1885. 

Seyler,  G.  A.,  Bistümer.  Enthält  auf  51  Bogen  u.  285  Tafeln  die  Beschreibung 
von  754  Wappen  von  220  Bistümern.  Mit  Anhang:  Englische  Bistümer.  Enthält  die 
Beschreibung  von  172  Wappen  von  121  Bistümern  (Bd.  I,  5,  1).    1881. 

Derselbe,  Klöster.  Enthält  auf  32  Bogen  u.  162  Tafeln  die  Beschreibung  von 
843  Wappen  von  450  Klöstern  (Bd.  I,  5,  II).    1882. 

Gritzner,  M.,  Flaggen.  Enthält  auf  7  Bogen  u.  91  Tafeln  die  Beschreibung  v. 
759  abgebildeten  Flaggen.  (Beigabe  1  Tafel  Farbenerklärung.)    (Bd.  I,  Abt.  6.)  1878. 

l)  Jeder  Band  ist  einzeln  käuflich. 


158  Siebmachers  Wappenbuch. 

Seyler,  G.  A.,  Corporationen  (Berufswappen).  Enthält  auf  29  Bogen  u.  161  Tafeln 
die  Beschreibung  von  1235  Wappen.     (Bd.  I,  Abt.  7.)     1898. 

Gritzner,  Dr.  E.,  Universitäten.  Enthält  auf  59  Seiten  und  51  Tafeln  die  Be- 
schreibung von  298  Siegeln  deutscher  Universitäten  (Bd.  I,  Abt.  8.)    1906. 

Hefner,  Titan  v.,  Bayerischer  Adel.  Enthält  auf  31  Bogen  und  156  Tafeln  die 
Beschreibung  von  1867  Wappen  von  1536  Geschlechtern  (Bd.  II,  Abt.  1).     1856. 

Hildebrandt,  A.  M.,  Braunschweiger  Adel.  Enthält  auf  3  Bogen  und  9  Tafeln 
die  Beschreibung  von  105  Wappen  von  90  Geschlechtern  (II,  2).     1869. 

Hef  ner,  Titan  v.,  Sächsischer  Adel  inkl.  der  Herzogtümer.  Enthält  auf  14  Bogen 
und  63  Tafeln  die  Beschreibung  von  752  Wappen  von  710  Geschlechtern  (II,  3).  1857. 
Hefner,  Titan  v.,  Schwarzburger  u.  Waldecker  Adel,  und  Gritzner  u.  Hilde- 
brandt,   Adel    der   Fürstentümer  Reuß.    Enthalten  auf  5  Bogen  u.  15  Tafeln  die  Be- 
schreibung von  176  Wappen  v.  168  Geschlechtern  (II,  4).     1860.     1873. 

Hefner,  Titan  v.,  Württemberger  Adel.    Enthält  auf  5  Bogen  und  25  Tafeln  die 
Beschreibung  von  294  Wappen  von  255  Geschlechtern  (II,  5).     1857. 

Graß,  Frhr.  v.,  Der  Adel  in  Baden.  (Mit  Anhang:  Die  Fürstlich  Fürstenberg- 
schen  Standeserhöhungen.)  Enthält  auf  40  Bogen  und  83  Tafeln  die  Beschreibung  von 
954  Wappen  und  676  Geschlechtern  (II,  6).     1878. 

Hefner,  Tit.  v.,  Nassauer  Adel.  Enthält  auf  4  Bogen  und  15  Tafeln  die  Be- 
schreibung von  168  Wappen  von  127  Geschlechtern  (II,  7).     1858. 

Derselbe,  Frankfurter  Adel.  Enthält  auf  3  Bogen  und  8  Tafeln  die  Beschrei- 
bung von  91  Wappen  von  79  Geschlechtern  (II,  8).     1856. 

Hildebrandt,  A.  M.,  Hannoverischer  Adel.  Enthält  auf  10  Bogen  und  36 Tafeln 
die  Beschreibung  von  419  Wappen  von  315  Geschlechtern  (II,  9).     1870. 

Gritzner,  M.,  Elsässer  Adel.  Enthält  auf  9  Bogen  und  36  Tafeln  die  Beschrei- 
bung von  415  Wappen  von  312  Geschlechtern  (II,  10).     1871. 

Derselbe,  Deutsch-Lothringer  Adel.  Enthält  auf  17  Bogen  und  46  Tafeln  die 
Beschreibung  von  513  Wappen  von  389  Geschlechtern  (II,  11).    1873. 

Hef  ner,  Titan  v.,  Preußischer  Adel.  Grafen.  Enthält  auf  8  Bogen  und  37  Tafeln 
441  Wappen  von  286  gräfl.  Geschlechtern  (III,  1).    1857. 

Derselbe,  Preußischer  Adel.  Freiherren.  Enthält  auf  10  Bogen  und  56  Tafeln 
die  Beschreibung  von  669  Wappen  von  553  Geschlechtern  (III,  1).     1857. 

Mülverstedt,  G.  A.  v.,  Preußischer  Adel,  Nachträge:  Grafen  u.  Freiherren.  Ent- 
hält auf  43  Seiten  und  30  Tafeln  die  Beschreibung  von  106  Wappen  von  83  gräflichen 
Geschlechtern,  sowie  die  Beschreibung  von  252  Wappen  von  174  freiherrlichen  Ge- 
schlechtern (III,  1 .  II.)    1906. 

Hefner,  Tit.  v.,  und  Mülverstedt,  G.  A.  v.,  Preußischer  Adel.  Edelleute.  Ent- 
hält auf  106  Bogen  und  419  Tafeln  die  Beschreibung  v.  5019  Wappen  v.  4788  Ge- 
schlechtern (III,  2  I).    1878. 

Mülverstedt,  G.  A.  v.,  Preußischer  Adel.  Nachträge:  Edelleute.  Enthält  auf 
230  Seiten  und  186  Tafeln  die  Beschreibung  von  2230  Wappen  und  1658  Geschlechtern 
(III,  2  II).   1906. 

Gritzner,  M.,  Hamburger,  Bremer  und  Lübecker  Adel.  Enthält  auf  6  Bogen  u. 
22  Tafeln  die  Beschreibung  von  264  Wappen  von  389  Geschlechtern  (III,  3).     1871. 

Hef  ner,  Titan  v.,  Hessischer  Adel,  Kurfürstentum  und  Großherzogtum.  Enthält 
auf  9  Bogen  und  36  Tafeln  die  Beschreibung  von  426  Wappen  v.  433  Geschlechtern 
(III,  4).     1859. 

Gritzner,  M.,  Oldenburger  Adel.  Enthält  auf  4  Bogen  und  10  Tafeln  die  Be- 
schreibung von  119  Wappen  von  110  Geschlechtern  (III,  5).     1872. 

Hefner,  Tit.  v.,  Mecklenburger  Adel.  Enthält  auf  6  Bogen  und  21  Tafeln  die 
Beschreibung  von  249  Wappen  von  267  Geschlechtern  (III,  6).     1858. 

Hildebrandt,  A.  M.,  Anhalter  Adel.  Enthält  auf  3  Bogen  und  9  Tafeln  die 
Beschreibung  von  108  Wappen  von  90  Geschlechtern  (III,  7).     1869. 


Siebmachers  Wappenbuch.  159 

Gritzner,  M.,  u.  Hildebrandt,  A.  M.,  Schleswig-Holsteiner  und  Lauenburger 
Adel.  Enthält  auf  10  Bogen  und  18  Tafeln  die  Beschreibung  von  216  Wappen  und 
154  Geschlechtern  (111,  8).    1877. 

Gritzner,  M.,  Luxemburger  Adel.  Enthält  auf  4  Bogen  und  14  Tafeln  die  Be- 
schreibung von  167  Wappen  von  132  Geschlechtern  (III,  9).    1871. 

Gritzner,  M.,  u.  Hildebrandt,  A.  M.,  Lippescher  Adel.  Enthält  auf  2  Bogen  u. 
7  Tafeln  die  Beschreibung  von  84  Wappen  von  73  Geschlechtern  (III,  10).   1872. 

Gritzner,  M.,  Adel  der  Russ.  Ostseeprovinzen.  I.  Teil.  Immatrikulierter  Adel. 
Enthält  auf  130  Bogen  und  217  Tafeln  nebst  53  Stammtafeln  die  Beschreibung  von 
1295  Wappen  von  1152  Geschlechtern  (III,  11  I).  1898. 

Derselbe,  Adel  der  Russ.  Ostseeprovinzen.  II.  Teil.  Nichtimmatrikulierter 
Adel.  Enthält  auf  70  Bogen  und  187  Tafeln  die  Beschreibung  von  1662  Wappen  von 
1965  Geschlechtern  (III,  11  II).     1901. 

Hefner,  Tit.  v.,  Tyroler  Adel.  Enthält  auf  6  Bogen  und  27  Tafeln  die  Be- 
schreibung von  324  Wappen  von  191  Geschlechtern  (IV,  1).    1857. 

Derselbe,  Krainer  Adel,  nebst  Görz  und  Gradiska.  Enthält  auf  8  Bogen  und 
29  Tafeln  die  Beschreibung  von  348  Wappen  von  264  Geschlechtern  (IV,  2).     1859. 

Rosenfeld,  Heyer  v.,  Dalmatiner  Adel.  Enthält  auf  44  Bogen  und  79  Tafeln 
die  Beschreibung  von  931  Wappen  von  690  Geschlechtern  (IV,  3).     1873. 

Reichenau,  C.  v.,  u.  Kirnbauer,  v.,  Niederösterreichischer  Adel,  B.  I.  Enthält 
auf  389  Seiten  und  217  Tafeln  die  Beschreibung  von  1798  Wappen  von  951  Ge- 
schlechtern (IV,  4. 1.)    1909. 

Starkenfels,  Frhr.  v.,  u.  Kirnbauer,  v.,  Oberösterreichischer  Adel.  Enthält 
auf  797  Seiten  und  166  Tafeln  die  Beschreibung  von  1785  Wappen  und  760  Geschlech- 
tern (IV,  5.)    1904. 

Weittenhiller,  M.  v.,  Salzburger  Adel.  Enthält  auf  21  Bogen  und  33  Tafeln 
die  Beschreibung  von  368  Wappen  von  310  Geschlechtern  (IV,  6).    1883. 

Göschen,  O.,  u.  Hildebrandt,  A.  M.,  Kärntner  Adel.  Enthält  auf  57  Bogen, 
3  Extrastammtafeln  und  29  Tafeln  die  Beschreibung  von  210  Wappen  von  203  Ge- 
schlechtern (IV,  8).    1879. 

Crivelli,  Dr.  R.  Graf  Meraviglia,  Böhmischer  Adel.  Enthält  auf  79  Bogen 
u.  144  Tafeln  die  Beschreibung  von  1696  Wappen  von  1273  Geschlechtern  (IV,  9).  1886. 

Kadich,  Dr.  v.,  u.  Blazek,  Konrad,  Mährischer  Adel.  Enthält  auf  81  Bogen 
u.  215  Tafeln  die  Beschreibung  von  2553  Wappen  von  1669  Geschlechtern  (IV,  10).  1899. 

Blazek,  Konrad,  Schlesischer  Adel.  Enthält  auf  37  Bogen  und  82  Tafeln  die 
Beschreibung  von  950  Wappen  von  643  Geschlechtern  (IV,  11).    1885. 

Reichenau,  C.  R.  v.,  Csergheö,  G.  v.,  Bärczay,  Oscar  v.,  Siebenbürger 
Adel.  Enthält  auf  75  Bogen  u.  212  Tafeln  d.  Beschr.  v.  2445  Wappen  v.  2058  Geschl. 
(IV,  12).     1898. 

Bojnieic,  Dr.  Iv.  v.,  Kroatisch-Slavonischer  Adel.  Enthält  auf  63  Bogen  und 
176  Tafeln  die  Beschreibung  von  2079  Wappen  von  1820  Geschlechtern  (IV,  13).    1899. 

Heyer  v.  Rosenfeld,  u.  Bojniciö,  Dr.  Js.  v.,  Galizischer  Adel.  Enthält  auf 
271  Seiten  und  316  Tafeln  die  Beschreibung  von  2972  Geschlechtswappen  (IV,  14.)  1906. 

Csergheö,  Geza  v.,  Ungarischer  Adel.  Enthält  auf  194  Bogen  und  504  Tafeln 
die  Beschreibung  von  6048  Wappen  von  5509  Geschlechtern  (IV,  15).     1893. 

Csergheö,  G.  v.,  und  Csoma,  J.  v.,  Ungarischer  Adel.  Spl.-Bd.  Enthält  auf 
38  Bogen  u.  102  Taf.  die  Beschr.  v.  1219  Wappen  v.  1298  Geschlechtern  (IV,  15).  1894. 

Hef  ner,  Tit.  v.,  Bürgerliche  Wappen.  Enthält  auf  15  Bogen  und  100  Tafeln  die 
Beschreibung  von  2000  bürgerl.  Familienwappen  (V,  1).     1857. 

Derselbe,  Bürgerliche  Wappen.  Enthält  auf  15  Bogen  und  100  Tafeln  die  Be- 
schreibung von  2000  bürgerl.  Familienwappen  (V,  2).     1873. 

Hildebrandt,  A.  M.,  u.  Seyler,  G.A.,  Bürgerliche  Wappen.  Enthält  auf  24  Bogen 
und  100  Tafeln  die  Beschreibung  von  2000  bürgerl.  Familienwappen  (V,  3).    1888. 

Seyler,  G.  A.,  Bürgerliche  Wappen.  Enthält  auf  24  Bogen  und  100  Tafeln  die 
Beschreibung  von  2000  bürgerl.  Familienwappen  (V,  4).    1890. 


160  Siebmachers  Wappenbuch. 

Derselbe,   Bürgerliche  Wappen.    Enthält  auf  23  Bogen  und  100  Tafeln  die  Be- 
schreibung von  2000  bürgerl.  Familienwappen  (V,  5).     1895. 

Derselbe,  Bürgerliche  Wappen.  Enthält  auf  27  Bogen  und  100  Tafeln  die  Be- 
schreibung von  1945  bürgerl.  Familienwappen  (V,  6).     1901. 

Derselbe,  Bürgerliche  Familienwappen.  Enthält  auf  106  Seiten  und  100  Tafeln 
die  Beschreibung  von  1867  bürgerl.  Familienwappen  (V,  7.)     1906. 

Derselbe,  Bürgerliche  Familienwappen.  Enthält  auf  94  Seiten  und  100  Tafeln 
die  Beschreibung  von  1526  bürgerl.  Familienwappen  (V,  8.)    1909. 

Derselbe,  Bürgerliche  Familienwappen.  Enthält  auf  91  Seiten  und  100  Tafeln 
die  Beschreibung  von  1559  bürgerl.  Familienwappen  (V,  9.)    1912. 

Derselbe,  Abgestorbener  Bayerischer  Adel.  Enthält  auf  52  Bogen  und  196  Tafeln 
die  Beschreibung  von  2402  Wappen  von  1855  Geschlechtern  (VI,  1).    1884. 

Derselbe,  Abgestorbener  Bayerischer  Adel,  II.  Teil.  Enthält  auf  183  Seiten  und 
108  Tafeln  die  Beschreibung  von  1271  Wappen  von  997  Geschlechtern  (VI,  1 .  II.)    1906. 

Derselbe,  Abgestorbener  Bayerischer  Adel,  III.  Teil.  Enthält  auf  207  Seiten  und 
144  Tafeln  die  Beschreibung  von  1622  Wappen  (VI,  1.  III.)    1911. 

Hefner,  Tit.  v.,  u.  Seyler,  G.  A.,  Abgestorbener  Württemberger  Adel.  Enthält 
275  Seiten  und  152  Tafeln  (VI,  2.)   1910. 

Mülverstedt,  G.  A.  v.,  Abgestorbener  Preußischer  Adel.  Provinz  Ost-  u.  West- 
preußen. Enthält  auf  31  Bogen  und  80  Tafeln  die  Beschreibung  von  980  Wappen  von 
982  Geschlechtern  (VI,  4).     1874. 

Derselbe,  Abgestorbener  Preußischer  Adel.  Provinz  und  Mark  Brandenburg. 
Enthält  auf  30  Bogen  und  72  Tafeln  die  Beschreibung  von  854  Wappen  von  823  Ge- 
schlechtern (VI,  5).     1880. 

Derselbe,  Ausgestorbener  Preußischer  Adel.  Provinz  Sachsen  (exkl.  d.  Altmark). 
Enthält  auf  51  Bogen  und  127  Tafeln  die  Beschreibung  von  1514  Wappen  von  1494 
Geschlechtern  (VI,  6).   1884. 

Göck  ngk,  H.  v.,  Abgestorbener  Nassauischer  Adel.  Enthält  auf  13  Bogen  und 
76  Tafeln  die  Beschreibung  von  879  Wappen  von  414  Geschlechtern  (VI,  7).    1882. 

Blaäek,  Konr.,  Abgestorbener  Preußischer  Adel.  Prov.  Schlesien.  I.  Bd.  Enthält 
auf  33  Bogen  u.  90  Tfl.  d.  Beschr.  v.  1074  Wappen  v.  483  Geschlechtern  (VI,  8  I).  1887. 
II.  Bd.  Enthält  auf  39  Bogen  u.  90  Tfl.  d.  Beschr.  v.  1076  Wappen  v.  753  Familien 
(VI,  811).  1890.  III.  Bd.  Enthält  auf  45  Bogen  u.  108  Tfl.  d.  Beschr.  v.  1296  Wappen  v. 
1028  Familien  (VI,  8  III).    1894. 

Mülverstedt,  G.  A.  v.,  Abgestorbener  Preußischer  Adel.  Prov.  Pommern.  Ent- 
hält auf  31  Bogen  u.  73  Tfl.  d.  Beschr.  v.  871  Wappen  v.  883  Geschlechtern  (VI,  9).  1894. 

Derselbe,  Ausgestorbener  Mecklenburgischer  Adel.  Enthält  auf  144  Seiten  und 
79  Tafeln  die  Beschreibung  von  948  Wappen  von  886  Geschlechtern  (VI,  10).    1902. 

Derselbe,  Ausgestorbener  Anhaltischer  Adel.  Enthält  auf  98  Seiten  und  55  Tafeln 
die  Beschreibung  von  652  Wappen  von  507  Geschlechtern   (VI,  11).  1905. 

Derselbe,  Ausgestorbener  Adel  der  sächs.  Herzogtümer.  Enthält  auf  118  Seiten 
und  88  Tafeln  die  Beschreibung  von  1039  Wappen  von  992  Geschlechtern  (VI,  12).  1907. 

Derselbe,  Ausgestorbener  Adel  der  Fürstentümer  Schwarzburg,  zugleich  als  Ent- 
wurf eines  Lex.  d.  früheren  Schwarzburgischen  Adels.  Enthält  auf  52  Seiten  und  28  Tafeln 
die  Beschreibung  von  334  Wappen  von  478  Geschlechtern  (VI,  13).    1908. 

Hef  ner,  Titan  v.,  Ergänzungsband.  Enthält  auf  15  Bogen  und  36  Tafeln  757  No- 
tizen nebst  338  Wappen  zu  den  Staatenwappen  von  Rußland  und  Baden,  zu  dem  Adel 
von  Bayern,  Sachsen,  Schwarzburg,  Waldeck,  Württemberg,  Mecklenburg  und  Tirol 
(VII,  1).     1859. 

Blaäek,  Konr.,  Ergänzungsband.  Enthält  auf  12  Bogen  und  34  Tafeln  360  No- 
tizen nebst  397  Wappen  zu  den  Preußischen  Grafen  und  Freiherren  (VII,  2).     1886. 

Mülverstedt,  G.  A.  v.,  Ergänzungsband.  Enthält  auf  29  Bogen  und  72  Tafeln 
die  Beschreibung  von  862  Wappen  von  862  Geschlechtern  des  Preuß.  Abgestorbenen 
Adels  und  zwar  der  Provinzen  Ost-  und  Westpreußen,  Brandenburg,  Pommern  und 
Sachsen  (VII,  3).    1901. 


Die  genealogischen  Taschenbücher.  161 

3.  Die  genealogischen  Taschenbücher. 

Genealogisches  Handbuch  bürgerlicher  Familien,  ein  deutsches  Geschlechterbuch,         Die 
herausgegeben   von  Bernhard  Koerner,    mit  Zeichnungen  von  Ad.  M.  Hildebrandt  genealogischen 
und   anderen.    Der   15.  Bd.  (1909)   enthält   auch    ein  Verz.  derjenigen  Geschl.,   deren  Taschenbücher. 
Stammbaum  in  den  bisher  erschienenen  Bänden  enthalten  ist  (wird  fortgesetzt). 

Genealogisches  Taschenbuch  der  adligen  Häuser,  Brunn,  1870 — 94.  19  Bände  in 
kl.  8.  Der  19.  Bd.  (1894)  dieses  zuletzt  von  Alexander  Freiherrn  von  Dachen- 
hausen bearbeiteten  Taschenb.  enthält  außer  e.  Anhang  „Verzeichnis  der  bayerischen 
Personal-Ritter"  e.  Verz.  sämtlicher  in  diesen  19  Jahrgängen  enthaltenen  Familien-Artikel. 

Genealogisches  Taschenbuch  des  Uradels.  Zwei  Bände  in  gr.  8.  Brunn  1891 
bis  1893.  Diese  zwei  Bände  sind  von  Alexander  Freiherrn  von  Dachenhausen 
bearbeitet.  Der  2.  Bd.  enthält  e.  Reg.  ü.  alle  in  diesen  zwei  Bänden  abgehandelten 
Familien. 

Jahrbuch  des  deutschen  Adels,  herausgegeben  von  der  Deutschen  Adelsge- 
nossenschaft. I  1896.  II  1898.  III  1899.  Berlin.  Ein  Verz.  der  in  allen  drei  Bänden 
behandelten  Geschl.  ist  dem  3.  Bd.  beigegeben. 

Gothaisches  Genealogisches  Taschenbuch  der  adligen  Häuser,  der  in  Deutschland 
eingeborene  Adel  (Uradel).    Gotha,  Justus  Perthes    (wird  fortgesetzt). 

Gothaisches  Genealogisches  Taschenbuch  der  freiherrlichen  Häuser.  Gotha, 
Justus  Perthes  (wird  fortgesetzt). 

Gothaisches  Genealogisches  Taschenbuch  der  gräflichen  Häuser.  Gotha,  Justus 
Perthes  (wird  fortgesetzt). 

Gothaisches  Genealogisches  Taschenbuch  der  briefadligen  Häuser.  Gotha,  Justus 
Perthes  (wird  fortgesetzt).1) 

Genealogisches  Taschenbuch  der  adeligen  Häuser  Österreichs.  Wien,  Otto  Maaß' 
Söhne.  Erscheint  seit  1905  und  ist  vollständiger  und  für  statistische  Fragen  und  Unter- 
suchungen über  Vererbungsfragen  eine  geeignetere  Grundlage  als  die  Gothaischen 
Taschenbücher.  Vgl.  H.  M.  Höfflinger,  Systematik  und  bisherige  Entwicklung  der 
genealogischen  Taschenbücher  der  adeligen  Häuser  Österreichs,  KGV  1911,  206.8) 

Danmarks  Adels  Aarbog.  Udgivet  af  en  forening,  redigeret  af  H.  R.  Hiort- 
Lorenzen  og  A.  Thiset.   Kopenhagen  (1913,  30.  Jhrg.).3) 


x)  Kekule  von  Stradonitz,  Z.  Gesch.  der  Gothaischen  genealogischenjTaschen- 
bücher,  Deutsches  Adelsbl.  XX,  1902,  S.  803 ff.  u.  Adhemar  Baron  vonYinden, 
Der  Uradel  u.  die  Gothaischen  genealogischen  Bücher,  MAW  3,  262 ff.  Perthes, 
Julius,  Geschichte  der  Gothaischen  genealogischen  Taschenbücher,  Gotha  1882. 

2)  Semigotha.  Histor.  geneal.  Taschenbuch  des  gesamten  Adels  jüdischen  Ur- 
sprunges (Hebraici,  conversi  et  de  genere  Juda).  Kyffhäuser-Verlag  in  Weimar.  Der 
erste  und  bisher  einzige  Band  ist  ein  wissenschaftlich  völlig  wertloses,  ja  direkt  schäd- 
liches Machwerk,  in  welchem  allerhand  Klatsch  mit  unglaublicher  Kritiklosigkeit  zu- 
sammengestoppelt ist.  Vor  seiner  Benutzung  ist  dringend  zu  warnen.  Vgl.  z.  B. 
E.  Heydenreich  FB  1912.  Kekule  von  Stradonitz,  „Die  Grenzboten"  1912,  3.  Juli, 
S.  38.  39:  „Den  Vorwurf  ,grober  Fahrlässigkeit'  bei  der  Aufnahme  vieler  einzelner 
Artikel  kann  man  gegen  das  „Redaktionskomitee"  mit  Ruhe  erheben,  weil  das  Gegen- 
teil des  Behaupteten,  nämlich  die  nicht-jüdische  Abstammung  der  betreffenden  Ge- 
schlechter, in  leicht  zugänglicher,  aber  allerdings  dem  „Semigotha"  unbekannter  Sonder- 
literatur schon  erwiesen  ist."  Den  Nachweis  zahlreichen  wissenschaftlichen  Unsinns 
im  „Semigotha"  führt  Kekule  von  Stradonitz  bei  einer  Reihe  von  Familien,  außer  an 
der  genannten  Stelle  noch  in  den  Grenzboten  1912,  3.  Juli,  17.  Juli,  31.  Juli,  7.  August, 
21.  August,  18.  Sept.,  16.  Okt.    W.  C.  v.  Arnswaldt,  Mitlgn.  des  St.  Michael  1912. 

3)  Über  das  dänische  Patriziat  vgl.  Danske  Patriciske  Slaegter  von  Sofus  Elvius 
og  H.  R.  Hiort-Lorenzen.  Kopenhagen,  I  1891;  II  1911,  hrsg.  v.  Th.  Hauch- 
Fausboll  og  H.  R.  Hiort-L  orenzen. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Oenealogie  I.  11 


162  Familiengeschichtliche  Zeitschriften. 

Svenska  släktkalendern  (1912  utgifven  af  Gustaf  Eigenstierna;  första  ärgängen. 
Stockholm,  Albert  Bonniers  förlag.) 

Kalender  öfver  i  Sverige  lefvande  introducerad  adel,  utgifven  af  Carl 
Herman  Tersmeden,  Stockholm,  Fahlcrantz  &  Co. 

Nederlandsch  adelsboek  (hrsg.  v.  D.  G.  van  Epen,  's-Gravenhage). 

Nederland's  Patriciat.  A°  1910,  1*  Jaargang.  Centraal  Bureau  voor  Genealogie 
en  Heraldiek,  's-Gravenhage.4) 

4.  Familiengeschichtliche  Zeitschriften. 

Familien-  1.  Der  deutsche  Herold.   Zeitschrift  für  Wappen-,  Siegel-  und  Familienkunde, 

geschichtliche  herausgegeben  vom  Verein  „Herold"  in  Berlin. 
Zeitschriften.  %  Vierteljahrsschr ift  Herold.   Vierteljahrsschrift  für  Heraldik,  Sphragistik  und 

Genealogie,   (später)   für  Wappen-,    Siegel-   und   Familienkunde,    herausgegeben    vom 

Verein  „Herold"  in  Berlin. 

3.  Heraldisch-genealogische  Zeitschrift  der  K.  K.  heraldisch -genealo- 
gischen Gesellschaft  „Adler"  in  Wien,  1871 — 73.  Alsdann  erschienen  als  Jahrbuch 
derselben  Gesellschaft  1874—90.  Neue  Folge  1891  ff. 

4.  „Monatsblatt"  der  K.  K.  heraldisch-genealogischen  Gesellschaft  „Adler"  in 
Wien,  1881  ff. 

5.  Mitteilungen  der  Zentralstelle  für  deutsche  Personen-  und  Familiengeschichte. 
Leipzig.    Seit  1906. 

6.  Familiengeschichtliche  Blätter  für  adlige  und  bürgerliche  Geschlechter,  heraus- 
gegeben von  O.  v.  Dassel  f  1908),  seit  Oktober  1908  fortgesetzt  von  C.  Frhr.  v. 
Rodde,  seit  1910  unter  dem  Titel:  „Familiengeschichtliche  Blätter.  Monatsschrift  zur 
Förderung  der  Familiengeschichtsforschung.  Begründet  von  O.  v.  Dassel.  Heraus- 
gegeben von  der  Dassel-Stiftung  bei  der  Zentralstelle  für  deutsche  Personen-  und  Fa- 
miliengeschichte. Verlag  von  H.  A.  Ludwig  Degener,  Leipzig".  Seit  1911  Organ  auch 
des  Vereins  St.  Michael.   Gegenwärtiger  Redakteur:  Eduard  Heydenreich. 

7.  Heraldisch -genealogische  Blätter  für  adlige  und  bürgerliche  Geschlechter. 
Monatsschrift,  herausgegeben  von  Oehlenheinz  und  Th.  von  Kohlhagen  in  Bamberg, 
seit  1909  von  Th.  v.  Kohlhagen  allein.  Organ  des  Vereins  St.  Michael.  1911  ein- 
gegangen. 

8.  St.  Michael,  Verein  Deutscher  Edelleute.  Vereins-Mitteilungen. 
Gegenwärtiger  Redakteur:  Werner  Constantin  v.  Arnswaldt. 

9.  Jahrbuch  des  Sanct  Michael,  Vereins  Deutscher  Edelleute.  Herausgeber: 
Fr.  Frhr.  v.  Gaisberg-Schöckingen. 

10.  Heraldische  Mitteilungen.    Organ  des  Vereins  „Zum  Kleeblatt"  in  Hannover. 

11.  Hessische  Chronik.  Monatsschrift  für  Familien-  und  Ortsgeschichte  in  Hessen 
und  Hessen-Nassau,  hrsg.  v.  Hermann  Bräuning-Oktavio  und  Wilhelm  Diehl,  seit  1912, 
Januar. 

12.  Frankfurter  Blätter  für  Familiengeschichte,  herausgegeben  von  K.  Kiefer. 
Frankfurt  a.  M.    Seit  1908. 

13.  Archiv  für  Stamm-  und  Wappenkunde.  A.  Wellers  Verlag.  Kahla  in 
Thüringen.  Herausgeg.  v.  Gebr.  Vogt,  Papiermühle  bei  Roda  S.  A.  Parallelausg.  f. 
d.  Mitglieder  des  Ver.  „Roland"  unter  dem  Titel:  Roland,  Monatsschrift  des  Roland- 
Vereins  zur  Förderung  der  Stammkunde  (Archiv  für  Stamm-  und  Wappenkunde),  nebst 
der  zugehongeu  Vereinsbeilage  „Roland,  Ver.  z.  Förderung  der  Stammkunde". 

14.  Deutsche  geschichtliche  Zeitschrift.  Offiziell.  Organ  des  St.  Georg-Vereins 
deutscher  Edelleute  und  Patrizier,  hrsg.  v.  Esbach.  Seit  1911  (nur  ganz  wenige  und 
unbedeutende  Hefte  erschienen). 


*)  Vgl.  auch  den  2.  Band  des  vorliegenden  Werkes  unter:  Heroldsämter  und  ver- 
wandte  Behörden. 


Familiengeschichtliche  Zeitschriften.  163 

15.  Jahrbuch  für  Genealogie,  Heraldik  und  Sphragistik  (der  Ostseeprovinzen). 
Mitau.     Seit  1893. 

16.  Sauerländisches  Familienarchiv.  Mtlgn.  z.  Gesch.  d.  westfälischen  Ge- 
schlechter. Herausgeg.  v.  Franz  Honseimann  in  Paderborn.  Druck  von  Ferdinand 
Schöningh  in  Paderborn. 

17.  „De  Wapenheraut".  Maandblad  gewijd  van  Geschiedenis,  Geslacht-,  Wapen- 
ond  Heidkunde  ens.,  onder  leiding  van  D.  G.  van  Epen.  s'Gravenhage. 

18.  Allgemeen  Nederlandsche  Familienblad,  Tijdschrift  vor  Geschiedenis 
Geslacht- Wapen  en  Zegelkonde,  s'Gravenhage. 

19.  Nederlands  Familie-archief.  Bew.  door  J.  H.  Scheffer.  Rotterdam. 
1878  ff. 

20.  Jaarboek  van  den  Neederlandschen  Adel.  Oisterwyk,  genealogisch  en  he- 
raldik  archief. 

21.  „De  Neederlandsche  Herauf.  Tijdschrift  op  het  gebied  v.  geslacht-, 
wapen-  en  zegelkunde.    s'Gravenhage. 

22.  Maandblad  van  het  geneal.-herald.  genootschap  de  Neaderlandsche  Leeuw. 
U'Gravenhage. 

23.  Personalhistorisk  Tidskrift,  udgivet  af  Samfundet  vor  Dansk-Norsk 
Genealogi  og  Personalhistorie,  K0benhavn,  früher  von  G.  L.  Wad,  jetzt  von  P.  Hen- 
nings hrsg.  In  Kommission  von  Hagerup  in  Kopenhagen  und  von  Lund  in  Christiania. 

24.  Genealogisk  Tidskrift  (Personalhistoriske  Samlinger)  udgivne  af  Dansk 
Genealogisk  Institut  ned  Th.  Hauch-Fausböll.  Kopenhagen. 

25.  Personalhistorisk  Tidskrift,  utgifven  af  Svenska  autograf  sällskapet, 
Stockholm  (vierteljährlich). 

26.  Arkiv  vor  Genealogi  og  Heraldik,  Samlinger  til  Dansk  Personal  og  Familie- 
Historie.   Aarhus.   Torkil  Baumgartens  Forlag. 

27.  Schweizer  Archiv  für  Heraldik,  Archives  Heraldiques  Suisses,  Neuchätel. 
Redaktion:  Maurice  Tripet. 

28.  The  Genealogist.  A  quarterly  Magazine  of  Genealogical,  heraldic  and  an- 
tiquarian  research.    Edited  by  H.  W.  Forsyth.     Harwood.    London. 

29.  Miscellanea  Genealogica  et  heraldica.  Edited  by  Mitchell  Hughes  & 
Clarke.    London. 

30.  Notes  and  Queries,  erscheint  Sonnabends  in  London  bei  Francis,  Breams  Build- 
ings, Chancery  Lane,  E.  C.  und  ist  durch  die  Post  zu  beziehen.  Hauptzweck  des 
Blattes  ist  Vermittelung  von  Auskünften  über  allerlei  Fragen,  besonders  auch  auf  dem 
Gebiete  der  Familiengeschichte,  zwischen  seinen  Abonnenten. 

31.  The  Association  for !  the  preservation  of  memorials  of  the  dead  in  Ireland. 
Seit  1888  (Dublin,  Kildare  Street  17).    Halbjahrsjournal. 

32.  Bulletin  de  la  societe  heraldique  et  genealogique  de  France,  Paris. 

33.  Revue  heraldique.  Paris.  —  Heraldica.  Revue  d'art  heraldique  et  d'histoire. 
Paris,  seit  1911. 

34.  L'indicateur  genealogique,  heraldique  et  biographique.  Bruxelles,  Rossignol 
&  van  den  Bril,  editeurs,  rue  du  Houblon  44. 

35.  Giornale  araldico-genealogico-diplomatico,  pubblicato  per  cura  della 
R.  accademia  araldica  italiana.    Pisa  1873  ff. 

36.  Le  Bulletin  historique,  archeologique  et  heraldique.    Seit  1911. 

37.  Rivista  araldica.     Organ  des  Collegio  araldico.     Roma.    Seit  1893. 

38.  Bolletino  araldico  storico  genealogico.  Pubblicazione  mensile  dell'  ufficio 
araldico  italiano  Firenze.    Seit  1911. 

39.  Bolletino  ufficiale  della  Consulta  Araldica.    Rom,  seit  1891. 

40.  Turul,  Organ  der  ungarischen  heraldischen  und  genealogischen  Gesell- 
schaft.   Budapest  (erscheint  in  ungarischer  Sprache). 

41.  Vistes  zowiö  mjeseönik  za  Genealogiju,  Biograf iju,  Heraldiku  i  Sfragistiku. 
Herausgegeben  von  Emil  Laszowski.  U  Zagrebu  (Agram). 

11* 


164  Familiengeschichtliche  Zeitschriften.    Genealogische  Antiquariate. 

42.  Oenealogiai  Füzetek  czalädtörteneti  folydicat.  Kolosvar  (Klausenburg). 

43.  Urkunden-Quelle,   hrsg.  v.  Brasch  &  Co.,  Berlin,  Königin  Augustastr.  13. 
1912.    (Ende  des  Jahres  1912  bereits  eingegangen.) 

44.  Het  Zoeklicht   voor   Genealogie  en   Heraldiek.    Redactie  en  Admini- 
stratie:  Carl  Köffler,  s'Gravenhage,  Suezkade  22. 

45.  The  Pennsylvania-German.    A  populär  magazine  of  Biography,    history 
genealogy,  folklore,  literature  etc.   Richard  E.  Heibig,  Lenox  library  BLOG,  New  York. 

46.  The  Utah  Genealogical  and   Historical^Magazine.    Published  quar- 
terly  by  the  Genealogical  Society  of  Utah.   60  east  south  temple  st.  salt  lake  city,  Utah. 

47.  Record,    The    New-York   Genealogical   and    Biographical  Record. 
(Devoted  to  the  interests  of  American  Genealogy  and  Biography.)    New  York  1911  ff. 

Von  älteren  derartigen  Zeitschriften  seien  noch  folgende,  jetzt  nicht  mehr  er- 
scheinende, genannt: 

48.  Mitteilungen  des  Vereins  für  Münz-,  Wappen-  u.  Siegelkunde  in  Dresden.  1869 
bis  1874  (mehr  nicht  erschienen). 

49.  Archiv  fürGeschichte,  Genealogie,  Dipomatik  und  verwandte  Fächer  c 
Stuttgart  1846/47. 

50.  Le  Heraut  d'armes,  revue  internationale  d'historie  et  d'archeologie  herald. 
Bruxelles  1869  ff. 

51.  Heraldieke  Bibliotheek.   Tijdschrift  ,voor  Wapen-,   geslacht-,   zegel-   en 
penningkunde,  v.  J.  B.  Rietstap,  Haag  1872  ff. 

5.  Genealogische  Antiquariate. 

oeneaiogische  Berlin.     Ernst  Frensdorff,  SW.  11,  Königgrätzer  Straße  44. 

Antiquariate.  Gsellius,  W.,  Mohrenstr.  52. 

Ernst  Haase,    vorm.  Haase  &  Muns,a  Inh.  Otto  Kling,   W.  35, 
Potsdamer  Str.  116. 

Max  Harrwitz,  Berlin-Nicolassee,  Normannenstr.  2. 

Kampfmeyer,  Th.,  SW.  48,  Friedrichstr.  20. 

Edmund  Meyer,  W.  35,  Potsdamer  Str.  27b. 

Siegismund,  W.  66,  Mauerstr.  68. 

J.  A.  Stargardt,  W.  35,  Lützowstr.  47. 

Heinr.  Süßenguth,  N.  24,  Oranienburger  Str.  65. 
Braunschweig.  Wilh.  Scholz,  Ehrenbrechtstr.  4. 
Dresden,    von  Zahn  und  Jaensch,  Waisenhausstr.  10. 
Greifswaid.    Ludw.  Bamberg,  jetzt  Franz  Leopold  v.  Wentzky. 
Haag.     Martinus  Nijhoff,  Nobelstraat  18. 

van  Stockum,  Buitenhof  36. 
Hannover.    Ernst  Geibel,  Haller  Str.  44. 
Heidelberg.    Bangel  &  Schmidt  (Otto  Peters),  Leopoldstr.  5. 
Leipzig.    Karl  Beck,  Inselstr.  18. 

Karl  W.  Hiersemann,  Königstr.  3. 

List  &  Francke,  Thalstr.  2. 

Friedrich  Meyer,  Teubnerstr.  16. 
München.    Ludwig  Rosenthal,  Hildegardstr.  16. 
Nürnberg.    A.  Schmalz,  Albrecht-Dürer-Platz  3. 


Monumentale  Quellen  der  Familiengeschichte.  165 

Osnabrück.    Ferd.  Schöningh,  Domhof. 

Stuttgart.    J.  Scheible,  Hauptstätterstr.  79. 

Wien.    Qilhofer  &  Ranschburg,  Wien  I,  Bognergasse  2. 

Kubasta  &  Voigt,  Wien  I,  Sonnenfelsgasse  15. 
Zürich.    Albert  Raustein,  Rämistr.  25. 


Monumentale  Quellen  der  Familiengeschichte.1* 

ONUMENTALE  Quellen    der   Familiengeschichte2)   sind    Burgen,  Burgen  und 

Schlösser 

Kirchen,    Klöster   und    Häuser,    insbesondere    die    kirchlichen  Allgemeines, 
und  profanen  Glasmalereien  und   die  Grabstätten  in  Gottes- 
häusern und  auf  Friedhöfen. 

Ein  Zauber  umschwebt  die  trutzigen  Mauern  der  altersgrauen  Burgen, 
deren  Türme  allerorten  in  Deutschlands  Gauen  an  die  entschwundenen  Zeiten 
der  Ritter  und  Sänger,  an  Fehde  und  Turniere,  an  holde  Burgfrauen  und 
Minnedienst  erinnern.  Die  Steine  geschwärzt,  von  Frost  und  Regen  zer- 
klüftet, von  stürmender  Kriegerfaust  gebrochen,  von  zehrenden  Feuersgluten 
geborsten,  dauern  sie  dennoch  durch  die  Jahrhunderte.  Wie  für  die  Ewig- 
keit gebaut,  bilden  sie  Merkzeichen  der  Landschaften,  Sage  und  Geschichte 
schlingen  einen  immergrünen  Kranz  darum  und  lassen  sie  —  die  Zeugen 
längstvergangener  Zeiten  —  noch    heute  vernehmlich  zu  uns  Enkeln  reden. 

Während  die  Trümmer  der  alten  Pracht  in  unseren  großen  Reichsstädten 
uns  durch  den  wahlverwandten  Geist  anheimeln,  der  immer  noch  jene  ver- 
blichene Handels-  und  Gewerbegröße  mit  unserer  modernen  Industriegröße 
verbindet,  bergen  die  gebrochenen  Burgen  des  Rittertums,  einsam  auf  pfad- 
los verwachsenen  Berghöhen  gelagert,  die  Poesie  des  Rätsels  für  uns,  und 
gerade  das  Fremdartige  an  diesen  Stein  gewordenen  „Märchen  aus  alten 
Zeiten"  ist  es,  was  als  ein  so  wunderbarer  Laut  'dichterischer  Romantik  in 
unserer  Seele  wiedertönt.3)  Es  wird  nicht  viele  unter  uns]7  Deutschen  geben, 
die  nicht  schon  den  eigentümlichen  Zauber4)  selbst  erfahren  hätten,  den  die 
malerischen  Burgen  des  Mittelalters  oder  ihre  moosbewachsenen  Trümmer 
auf  das  Gemüt  von  alters  her  ausübten.  Wie  wir  uns  die  römische  Cam- 
pagna  nicht  ohne  die  gewaltigen  Bogen  eines  antiken  Aquädukts,  eine  chine- 
sische Gegend  nicht  ohne  eine  vierstöckige  Pagode  denken  können,  so  ge- 
hört vor  unserem  geistigen  Auge  in  das  mittel-  und  süddeutsche  Landschafts- 
bild  eine    ragende  Burg   oder   eine   einsame  Ruine.     Was   wäre    der  Rhein 


*)  Die  Denkmalspflege.    Ztschr.,  verlegt  v.  Ernst  &  Sohn. 

2)  Elster,  Denkm.,  Denksteine  u.  Erinnerungszeichen  an  d.  Herz.  v.  Braun- 
schweig, 1888. 

»)  Riehl,  D.  bürgerl.  Gft.,  als  2.  Bd.  d.  Naturgesch.  d.  deutschen  Volkes  (2.Afl. 
1854). 

*)  Carl  Bader,  „Burgenzauber",  D.  Grenzboten  1907,  Nr.  34,  S.  399 ff.  u.  Nr. 35, 
S.  453  ff. 


1 66     Burgen  als  Ort  für  Geschlechtstage.  Wappen  an  Burgen.  Literatur  über  Burgen  usw. 

ohne  seine  Burgen,  was  die  Vogesen,  die  Bergstraße,  der  Schwarzwald,  was 
Tirol?  Es  ist  nun  eine  merkwürdige  Tatsache,  daß  man  gerade  in  der 
romantischen  Zeit,  als  man  mit  besonderer  Begeisterung  auf  den  Bergen  die 
Burgen  in  tausend  Liedern  feierte,  mit  diesen  Denkmälern  am  pietätlosesten 
umging,  die  Ruinen  mit  Vorliebe  dazu  benutzte,  Straßen  oder  Ställe  für 
Rinder  und  Schafe  zu  bauen.  Wenn  noch  irgendwo  ein  schöner  Burgbau 
in  die  Gegenwart  hineinragte,  so  deckte  man  ihn  ab,  beraubte  ihn  des 
schützenden  Holzwerkes  und  überließ  ihn  der  Vernichtung  durch  die  Witte- 
rung und  der  menschlichen  Zerstörungswut.  Die  Reste  eines  solchen  mut- 
willig zerstörten  Bauwerks  sahen  dann  um  so  malerischer  und  poetischer 
aus.  So  dankenswert  es  nun  auch  ist,  daß  in  diesen  Zeiten  der  Romantik 
manche  Geschichte  eines  Rittergeschlechtes  und  seiner  Burg  geschrieben 
wurde,  so  hat  doch  diese  gedankenlose  Romantik  die  Monumente  selbst 
teilweise  zerstört.  Erst  in  unseren  Zeiten  hat  das  Eingreifen  methodisch 
arbeitender  Gelehrten,  wie  Piper,  dessen  Burgenkunde  bereits  in  2.  Auflage 
erschienen  ist,  und  von  Fachleuten  'auf  dem  Gebiete  der  Baukunst,  wie 
Essenwein,  Steinbrecht,  Ebhardt  Besserung  hervorgerufen.  Es  hat  sich  eine 
„Vereinigung  zur  Erhaltung  deutscher  Burgen"  gebildet,  deren  Organ,  „Der 
Burgwart",  für  Erhaltung  und,  soweit  es  angängig  erscheint,  auch  für  die 
Wiederherstellung  dieser  Denkmäler  kräftig  ins  Hörn  stößt. 
Burgen  als  Ort  Burgen  sind  besonders  geeignete  Orte  zum  Abhalten  von  Geschlechts- 
für°^lecht8"tagen.  Wo  die  Burgen  bewohnt  sind,  ist  dies  selbstverständlich.  Sind  sie 
aber  eine  Ruine,  so  sollte,  wo  dies  irgend  möglich  ist,  ein  größerer  Raum 
für  diesen  Zweck  gebaut  werden.  Vorbildlich  in  dieser  Beziehung  ist  der 
Hanstein.  Die  Familie  von  Hanstein,  die  seit  Erbauung  der  Burg  ihre  Eigen- 
tümerin ist,  hat  in  den  Jahren  1838 — 40  in  der  Ruine  einen  Saalbau  her- 
richten lassen,  der  zu  den  Geschlechtszusammenkünften  benutzt  wird.  In  den 
letzten  Jahren  ist  die  Burg  noch  weiter  ausgebaut. 
Wappen  an  Oft  finden  sich  Wappen  an  Burgen  angebracht.     Hier  ist  zu  bemerken, 

Burgen.  jaß  ^  anbringen  von  Wappenbildern  keinen  zuverlässigen  Beweis  für  den 
Besitzstand  des  Adels  abgibt.  An  der  Burg  Kriebstein  befindet  sich  als 
einer  der  ältesten  Wappenschilde  des  Königreichs  Sachsen  der  der  Krähe 
oder  der  Honsperg.  Besessen  aber  haben  diese  Geschlechter  den  Kriebstein 
nie,  auch  waren  die  Frauen  der  drei  ersten  Besitzer  keine  Krähe  oder  Honsperg. 
Die  Literatur  über  Burgenkunde  ist  sehr  umfangreich.  Ich  stelle  hier 
eine  Reihe  von  Arbeiten  in  alphabetischer  Reihenfolge  zusammen,  wobei 
ich  rein  kunsthistorische,  keine  familiengeschichtlichen  Mitteilungen  enthal- 
tende Arbeiten  unberücksichtigt  lasse: 

Literatur  über  [Augschiller,  AI.],   Tiroler  Adels-Stammsitze.   Bozen  1907.    (Fehlerhafte  Kom- 

Burgen  und   pilationsarbeit  vgl.  Kaspar  Schwarz,  ZF  1908,  S.  343 ff.). 
Schlösser.  Äusserer,  Karl,  Schloß  Stenico  in  Judikarien  (Südtirol).    Seine  Herren  u.  seine 

Hauptleute.  (Mit  23  Textabbildungen).  JAW.  NF  XVIII,  1908.  Drs.,  D.Herren  v.  Schloß 
u.  Gericht  Castelcorno.    Ebd.  1911. 

Bader,  Josef,  Badenia;  od.  d.  badische  Land  u.  Volk  (Ztschr.  f.  vaterländ.  Gesch. 
u.  Landesk.).  Karlsruhe  u.  Freiburg  1839 ff.  (mit  vielen  Beschreibungen  u.  Abb.  badi- 
scher Burgen). 


Literatur  über  Burgen  und  Schlösser.  167 

Baillie-Qrohmann,  W.  A.,  Schloß  Matzen  im  Unterinntal.   1907. 

Bege,  C,  Gesch.  einiger  d.  berühmtesten  Burgen  u.  Familien  d.  Herzogt.  Braun- 
schweig.   Wolfenbüttel  1844. 

Benkert,  F.  G.,  D.  Osterburg  am  Rhöngebirge  u.  d.  Osterburg  an  d.  Werra, 
UFA  13. 

Berchtold,  L.  Graf,  Vergangenheit  u.  Gegenwart  der  Herrenburg  Buchlau  im 
mährischen  Marsgebirge.    Brunn  1893. 

Bergmann,  Wlh.,  Reste  deutscher  Ordensburgen  in  Siebenbürgen  nebst  e.  Gesch. 
d.  deutschen  Ritterordens  in  diesem  Lande,  1211—1225,  u.  e.  Anhange  v.  Registern. 
Freudenthal  1909. 

Biffart,  M.,  Gesch.  d.  Württembergischen  Veste  Hohenasperg  u.  ihrer  merk- 
würdigsten Gefangenen.    Stuttgart  1858. 

Bode,  G.,  Die  Heimburg  am  Harz  u.  ihr  erstes  Herrengeschlecht,  d.  Herren  v. 
Heimburg  (Forschungen  z.  Gesch.  d.  Harzgebiets,  hrsgeg.  v.  Harzver.  f.  Gesch.  u. 
Altertumsku.,  Bd.  1).  Wernigerode  1909. 

Bönhoff,  D.  Burgen  d.  sächsischen  Erzgebirges.    Glückauf  1908ff. 

Braakenburg,  Lamb.  Joh.  Apollonius,  Het  slot  Kinkelenburg  in  Geldern,  NL 
1884,  Nr.  8. 

Busch,  A.  E.,  Eppaner  Höhenburgen  u.  Schlösser.  1903. 

Büsching,  Das  Schloß  d.  deutschen  Ritter  zu  Marienburg.   Berlin  1823. 

Burgen  u.  Schlösser  im  Berner  Oberland.    Thun  1898. 

Chlingensberg,  M.  v.,  D.  Kgr.  Bayern  in  seinen  altertüml.,  geschichtl.,  artist.  u. 
maier.  Schönheiten,  enth.  in  e.  Reihe  v.  Stahlstichen  d.  interessantesten  Gegenden, 
Städte,  Klöster,  Burgen,  Bäder  usw.  mit  bezügl.  Text.  3  Bde.  =  60  Hefte.  München 
1843—54. 

Clemen,  Paul  Martin,  Tyroler  Burgen.  Wien  1894  (gleichzeitig  in  den  Mtlg.  d. 
K.  K.  Zentralkom.  XIX.  XX). 

von  Cohausen,  D.  Befestigungswesen  d.  Vorzeit  u.  d.  MA.  Wiesbaden  1898; 
Drs.,  D.  Burgen  in  Nassau,  AVN  22;  Drs.,  D.  Burgen  in  Rüdesheim,  AVN  20. 

Dellinger,  Joach.,  Igling,  Schloß  u.  Hof  mark  im  Kgl.  Landgericht  Landsberg, 
mit  dem  Stoffersberg  u.  Erpfling.  OBA  12. 

Devrient,  E.,  Gleissberg,  Gesch.  d.  Burg  u.  d.  Herren  von  Gleissberg,  ZTG.  NF. 
XII.  1902. 

Dilich,  Rheinische  Burgen  (1607),  hrsg.  v.  C.  Michaelis.    Berlin  1900. 

Dorfmüller,  T.,  Schicksal  u.  Beschr.  d.  zerstörten  Feste  Plassenburg.  Bai- 
reuth  1816. 

Duncker,  A.,  Posens  Schlösser  u.  Burgen.  In  naturgetreuen,  künstlerisch  ausge- 
führten farbigen  Darst.  nebst  begleitendem  Text.    Berlin  1857 — 84. 

Duncker,  A.,  Sachsens  Schlösser  u.  Burgen.  In  naturgetreuen,  künstlerisch  aus- 
geführten, farbigen  Darst.    Mit  begleitendem  Text.     Berlin. 

Duncker,  A.,  Westfalens  Schlösser  und  Burgen.    Berlin  1857 — 84. 

Duncker,  A.,  Die  ländl.  Wohnsitze,  Schlösser  u.  Residenzen  d.  preuß.  Monarchie. 
Berlin  1858  ff. 

Duval,  C.  u.  F.,  Das  Eichsfeld  1845.    (Sehr  reiches  Material,  mit  Abb.) 

Eb  erb  ach,  O.,  D.  deutsche  Höhenburg  d.  MA.  in  ihrer  baulichen  Anlage,  Ent- 
wicklung u.  Konstruktion.    Dissertation.    Stuttgart  1903. 

Ebhardt,  Bodo,  D.  Grundlagen  d.  Erhaltung  u.  Wiederherstellung  deutscher 
Burgen.  Berlin  1900;  Eine  Burgenfahrt.  Berlin  1901;  Deutsche  Burgen  in  Wort  u. 
Bild.  Berlin  1899ff.,  dazu  Ergänzungsh.  I:  D.  Hohkönigsburg.  Mit  geg.  100  Text- 
illustrationen, Extratafeln  u.  Farbendrucken  1908;  Ü.  d.  Frage,  ob  die  Hohkönigsburg 
richtig  hergestellt  ist,  vgl.  d.  Arbeiten  v.  Major  u.  Heitz  u.  darüb.  Paul  Schumann 
im  Dresdner  Anzeiger  6.  April  1910,  S.  3flg.;  Burgen  d.  Hohenzollern  HZJ  9;  d.  Burgen 
d.  Elsaß.  Berlin  1904;  Der  Väter  Erbe.  Beitr.  z.  Burgenk.  u.  Denkmalspflege.  Aus 
Anlaß  d.  zehnjährigen  Bestehens  d.  Vereinigung  z.  Erhaltung  deutscher  Burgen.  (Mit 
zahlreichen    Abb.)     Berlin    1909    (Inhalt:    A.  v.  Oechelhäuser,    Denkmalpflege    in 


158  Literatur  über  Burgen  und  Schlösser. 

alter  u.  neuer  Zeit;  Bodo  Ebhardt,  D.  Schwanenburg  zu  Kleve,  hierzu  e.  Tfl.  v.  Ad. 
M.  Hildebrandt,  Wappen  v.  Familien,  die  z.  Schwanenburg  in  Beziehung  standen 
[reproduziert  DH  1909,  Nr.  7].  A.  Naef,  Schloß  Chillon  am  Genfersee.  Vetter,  D. 
Herstellung  u.  Erhaltung  d.  Klosters  St.  Georgen  in  Stein  a.  Rh.  Dethlefsen,  Ü.  d. 
Wiederherstellung  alter  Bildwerke  u.  ihre  Grenzen.  B.  Ebhardt,  Neuenstein.  Jul. 
Gröschel,  Veste  Neuburg  a.  I.  M.  Stammnitz,  Hohentwiel.  Bodo  Ebhardt,  D. 
Kirche  d.  Veste  Coburg.  Georg  Voß,  Burg  Liebenstein  bei  Bad  Liebenstein  i.  Thür. 
Ad.  M.  Hildebrandt,  Burgen  u.  burgartige  Gebäude  in  Wappen  u.  Siegeln.  R.  Platz, 
D.  Burg  Ziesar.  Gradmann,  Burg  Lichtenberg  in  Württemberg.  Bodo  Ebhardt, 
Burg  Skopau  bei  Merseburg  a.  d.S.  Haupt,  E.  dänische  Burgkirche  auf  deutschem  Boden. 
K.  von  Radinger,  Wandmalereien  in  tirolischen  Schlössern  u.  Ansitzen.)  Ferner 
schrieb  Bodo  Ebhardt:  D.  Burgen  Italiens.    Verlag  v.  Wasmuth,  A.  G.,  Berlin  W.  8. 

Eckart,  Th.,  Geschichte  Südhannoverscher  Burgen  u.  Klöster.  2.  Afl.  Leipzig 
1894. 

Eltester,  L.  v.,  Chronik  d.  Burg  Cochem.  Gesch.  u.  Beschreibg.  d.  uralten 
Burg.  1878. 

Engelhardt,  Ew.,  D.  Arterner  Wasserschloß,  seine  Besitzer  u.  Sagen,  sowie  sein 
Untergang.    Ztschr.  d.  Ver.  Aratora  Bd.  I. 

Ensfelder,  Ed.,  D.  zwei  Schlösser  Bilstein,  JBL  1889. 

Erber,  O.,  Burgen  u.  Schlösser  in  der  Umgebung  v.  Bozen.    Innsbruck  1895. 

Erhard,  A.,  Burgen  u.  Schlösser  im  bayr.  Anteile  d.  ehemal.  Fürstent.  Passau, 
NBV  7. 

Ferchl,  G.,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Schlosses  Karlstein  bei  Reichenhall.  München  1891. 

Fontane,  Theod.,  Fünf  Schlösser.  Altes  u.  Neues  aus  der  Mark  Brandenburg 
1888.  2.  Afl.  Stuttgart  u.  Berlin  1905.  (Behandelt  Quitzöbel,  Plaue  a.  H.,  Hoppen- 
rade, Liebenberg  u.  Dreilinden.) 

Fugger,  E.,  Graf  v.,  Schloß  Biederstein,  OBA  49. 

Gautsch,  D.  alten  Burgen  u.  Rittersitze  um  Freiberg,  MFA  14. 

Geiß,  Ernst,  Gesch.  d.  Schlosses  Rein  u.  seiner  Besitzer,  OBA  3. 

Gerhardt,  F.,  Schloß  u.  Schloßk.  zu  Weißenfels.    Weißenfels  1898. 

Germiquet,  J.,  Le  Schloßberg  (ancien  chäteau  de  Neuveville),  Delemont  1877. 
u.  Actes  de  la  Societe  jurassienne  d'emulation.     Porrentruy.  XXVIII.  1877. 

Gesch.  d.  Burgen  u.  Klöster  d.  Harzes.     Leipzig  1896—98.     5  Bde. 

Gesch.  südhannoverscher  Burgen  u.  Klöster.     10  Bde.    Leipzig  (bis  1900). 

Gottschalck,  F.,  D.  Ritterburgen  u.  Bergschlösser  Deutschlands.  2.  Afl.  9  Bde. 
Halle  1815—35. 

Grotefend,  H.,  Burg,  Stadt  u.  Geschl.  Cronberg.    Frankf.  a.  M.   SA. 

Gurlitt,  Cornelius,  Schloß  Rochsburg,  Arch.  d.  deutschen  Adels,  Jg.  I,  1889, 
S.  71  ff.;  Drs.,  Bau  d.  Schlosses  Freudenstein,  MFA  15. 

Gutermann,  F.,  D.  alte  Rauenspurc  (Ravensburg),  d.  Stammschloß  d.  Weifen, 
s.  Umgebg.  u.  s.  Geschl.    Stuttg.  1856. 

Haenel,  Adam  u.  Gurlitt,  C,  Sächsische  Herrensitze  u.  Schlösser.  Dresden  1885. 

Happel,  E.,  Mittelalterl.  Befestigungsbauten  in  Niederhessen.  Kassel  1903;  Drs., 
Hessische  Burgenk.    Marb.  1905. 

Hauviller,  E.,  Bausteine  z.  Gesch.  d.  Hohkönigsburg.  Straßburg,  Trübner  1908. 

Hechfellner,  A.,  Gesch.  d.  Schlosses  Thaur.    Innsbruck  1901. 

v.  Hefner-Alteneck,  D.  Burg  Tannenberg  u.  ihre  Ausgrabungen.  Im  Auftrage 
Sr.  Kgl.  Hoheit  d.  Großherz.  v.  Hessen  u.  bei  Rhein  1850. 

Heise,  F.,  Album  d.  Schlösser  u.  Rittergüter  i.  Kgr.  Sachsen,  mit  hist.-stat.  u. 
topogr.  Text  v.  G.  A.  Pönicke,  Lpz.  1854. 

Herrliberger,  D.,  Vorstellung  lobl.  Standts  Zürich  Schlösser  oder  sog.  äussere 
Vogteyen,  Ausere  Amtheuser  u.  Adelichen  Schlösser.    3  Teile.    Zürich  1740—43. 

Hesse,  L.  F.,  Gesch.  d.  Schlosses  Rothenburg  (Schwarzb.-Rud.).   Naumburg  1823. 

Hessische  Burgen  Bd.  I— III.     Cassel  1892. 


Literatur  über  Burgen  und  Schlösser.  169 

Heydenreich,  E.,  Bau-  u.  Kunstdenkmäler  im  Eichsfelde  u.  in  Mühlhausen. 
Mühlhausen  i.  Thür.  1902. 

Hirsch,  J.,  D.  Burg  u.  d.  Pfarrei  Schönbrunn  bei  Wunsiedel.    Bayreuth  1863. 

Höffinger,  Carl,  Burg  Runkelstein  bei  Bozen.    Wien  1888. 

Hofberg,  Hermann,  „Genom  Sveriges  bygder".  (Mit  374  Illustrationen.)  Stock- 
holm 1882.  Vgl.  hierzu  d.  Publikationen  d.  „Schwedischen  Touristenvereins"  (Svenska 
Turistföreningens  ärsskrifter),  seit  1890  erscheinend;  hierin  e.  Menge  Abb.  u.  Beschrei- 
bungen schwedischer  Burgen. 

Hoff  mann,  Fr.,  Burgen  u.  Burgfesten  des  Harzes.  Quedlinburg  u.  Leipzig  1836. 

v.  Hollink,  Adlige  Schlösser  u.  Herrensitze,  im  Kai.  d.  deutschen  Adels-Ge- 
nossenschaft 1904,  S.  337  ff. 

Hormayer-Hortenburg,  J.  v.,  D.  goldene  Chronik  v.  Hohenschwangau,  d. 
Burg  d.  Weifen,  d.  Hohenstaufen  u.  d.  Scheyren.    Mit  vielen  Abb.    1842. 

Horst,  K.  A.  v..  Die  Rittersch.  d.  Grafschaft  Ravensberg  u.  d.  Fürstent.  Minden. 
Berlin  1894. 

Hottinger  u.  Schwab,  D.  Schweiz  in  ihren  Ritterburgen  (mit  Abb.)  Chur 
1828—30. 

Huth,  Rob.,  Die  Cyriaksburg  bei  Erfurt.    Erfurt,  Keil  1907. 

Hutzelmann,  C,  Gesch.  d.  Stadt  Beyersdorf  u.  d.  Schlosses  Scharfeneck. 
Fürth  1894. 

Ibell,  C.  v.,  Schloß  Schaumburg  bei  Balduinstein  a.  d.  Lahn  u.  Umgbg.  2.  Afl. 
Diez  1899. 

Ilg,  A.,  Schloß  Ambras  in  Tirol.    Stuttgart  1881. 

Kadich,  Hnr.  v.,  Schloß  Leopoldsdorf  u.  seine  Besitzer,  JAW  1887. 

Karl  Alexander,  Großherz.  v.  Sachsen,  D.  Wartburg.  E.  Denkm.  deutscher 
Gesch.  u.  Kunst  (Monographien  vom  Herausgeber,  Richard  Voß,  Karl  Wenck,  Paul 
Weber,  Ernst  Martin,  Wilh.  Oncken,  Max  Baumgärtel,  Otto  v.  Ritgen,  August  Trinius). 
Mit  706  Abb.  im  Text  auf  54  Tfl.     Berlin  1907. 

Kerber,  P.,  Gesch.  d.  Schlosses  u.  d.  freien  Standesherrschaft  Fürstenstein  in 
Schlesien.     M.  Abb.  u.  2  geneal.  Tfl.    Breslau  1885. 

Kestler,  J.  v.,  Die  Rabensburg,  UFA  13. 

Kiefer,  Karl,  Die  Reichsdienstmannen  u.  Ritter  v.  Vilbel  u.  ihre  Burg.    FBF  1909. 

Kirchner,  Ernst  Daniel  Martin,  D.  Schloß  Boytzenburg  u.  seine  Besitzer. 
Berlin  1860. 

Kleiner,  V,  Z.  Gesch.  d.  Schlosses  Feldkirch  1778—1825.    Feldkirch  1905. 

Klingspor,  C.  A.,  Svenska  Slott  och  Herresaeten.    Stockholm  1885. 

Koch,  A.,  Die  Ritterburgen  u.  Bergschlösser  im  Kgr.  Württemberg.  6  Bdchn. 
Cannst.  1828. 

Kohlhagen,  H.  Th.  v.,  Burg  Freyenfels,  HGBAB  1910. 

Kögl,  Jos.,  Burg  Hohenbregen  auf  d.  St.  Gebhardtsberge  bei  Bregenz.  Lindau  1885. 

Krage,  H.,  Schlösser  u.  Geschlechter:  Ziegesar-Helldorfs  u.  Drakendorf.  Daheim 
XLVII,  89. 

Krieg  G.  H.  v.,  Die  Veste  Habsburg  im  Aargau.    Zürich  1857. 

Krollmann,  Christian,  Burg  Stockelberg,  d.  Heimat  Ulrich  v.  Huttens,  Deutsche 
Warte  99;  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Burg  Stockelberg,  BW  99;  Die  Marksburg,  v.  d.  Hohkönigs- 
burg,  Moritzburg,  BW  1900;  Z.  Wiederherstellung  d.  Hohkönigsburg.  Leipziger  Illu- 
strierte Zeitung  1901  u.  Straßburger  Zeitung  1901;  Baumeisterrechnungen  v.  Schaum- 
burg in  d.  Ortenau  1438—1447  (Urkunden  z.  Burgenk.),  BW  02;  D.  Giebichenstein,  Erm- 
ländische  Burgen  ebd.;  d.  Dohnasche  Schlößchen,  BW  03. 

Kumar,  J.  A.,  Gesch.  d.  Burg  u.  Familie  Herberstein.    2  Tl.  in  1  Bd.  1817. 

Kunz,  Herrn.,  Das  Schloß  der  Piasten  z.  Breger.    Brieg  1885. 

Labarre,  F.,  Burg  u.  Domstift  Tangermünde  a.  Elbe.  B  1881,  S.  669. 

Landau,  G.,  Die  hessischen  Ritterburgen  u.  ihre  Besitzer.  4  Bde.  Mit  Ansichten 
u.  geneal.  Tafeln.  Cassel  1832—39;  Drs.,  Die  Gesch.  d.  Burg  Krückenberg  bei  Heimars- 
hausen.  Kassel  1851. 


170  Literatur  über  Burgen  und  Schlösser. 

Langbein,  Rob.,  D.  schönsten  Schlösser  u.  Burgen  Sachsens.  Zehn  Radierungen 
mit  beschreibendem  Text  von  Carl  v.  Metzsch-Reichenbach.     Dresden  1912. 

Langl,  Die  Habsburg  u.  die  denkwürdigen  Stätten  ihrer  Umgebung.  2.  Aufl. 
Wien  1895;Drs.,  D.  Kyburg,  d.  Stammburg  Heilwigs,  d.  Mutter  Rudolfs  v.  Habsburg. 

Wien  1898. 

Leber,  Fr.  v.,  Die  Ritterburgen  Rauheneck,  Scharfeneck  u.  Rauhenstein.  Mit 
geschichtl.  Andeutungen  ü.  d.  Vemgerichte  u.  Turniere.     Wien  1844. 

Lehner,  M.  J.,  Mittelfrankens  Burgen  u.  Herrensitze.     Nürnberg  1896. 

Leiningen-Westerburg,  Karl  Emich  Graf  zu,  Gesch.  u.  Beschr.  d.  Burg  Neu- 
Leiningen,  Mlg.  d.  histor.  Ver.  d.  Pfalz,  H.  1. 

Lenggenhager,  Joh.  Geo.,  D.  Schlösser  u.  Burgen  in  Baselland.  Liestal  1847. 
2.  Afl.     Ormalingen  1874  (Basel  1875). 

Lentner,  J.  F.,  Chronica  v.  d.  Geschlosse  u.  d.  Vesten  zu  Lebenberg.  Mit  ca.  200 
Aquarellen.    Meran  1870. 

Lepsius,  C.  P.,  Die  Ruinen  d.  Rudelsburg  u.  d.  Schlosses  Saaleck  in  ihren  histor. 
Beziehungen.     Naumburg  1824. 

Lingke,  Ritterburgen,  Bergschlösser  u.  Ruinen  in  der  sächs.-böhm.  Schweiz. 
Bischofswerda  1889. 

Lisch,  Gesch.  d.  Schlösser  zu  Schwerin,  Gadebusch,  Wismar.  Mit  e.  Exkurs  ü. 
d.  Baukünstler  des  16.  Jht.  in  Mecklenburg,  VMG  5;  Ü.  d.  wendischen  Fürstenburgen 
Mecklenburg  u.  Werle,  VMG  6  u.  21;  Ü.  die  Burgen  Ilow,  Neuburg,  Dobin,  Hohe 
Burg,  VMG  7;  Ü.  d.  wendischen  Burgen  Rostock  u.  Keissin,  VMG  9  u.  21;  Ü.  d. 
Schlösser  zu  Wismar  u.  Schwerin,  VMG  26. 

Lisch  und  Mann,  Burg  zu  Rostock,  VMG  21. 

v.  Loefen,  D.  Feste  Marienberg.    Würzburg  1896. 

Lüntzel,  H.  A.,  Gesch.  d.  Schlosses  Steinbrück  im  Fürstent.  Hildesheim  u.  Jürgen 
Wullenweber.    Hildesh.  1851. 

Macco,  Burg  Miel,  DH  1885,  127flg.;  Schloß  Kalkofen  u.  seine  Besitzer,  AG  26. 

Marck,  P.,  D.  Stammschloß  Hohenzollern,  s.  Gegenwart  u.  Vergangenheit.  He- 
chingen 1846. 

Max,  Die  Burgen  d.  Südwestseite  des  Harzes,  ZHV  II,  2.    1869. 

Mayr,  Die  Erbauung  d.  Stammschlosses  Tirol  u.  d.  Gründung  des  Klosters 
Steinach.    Ztschr.  d.  Ferdinandeums  III  43.] 

Mayr,  Gesch.  d.  alten  Schlosses  Haidecht.   Stadtamhof  1878. 

Mazegger,  Bernh.,  Chronik  von  Mais,  snr.  Edelsitze,  Schlösser  u.  Kirchen. 
Meran  1907.  Drs.,  D.  alte  Schloß  auf  d.  Pinichkopf.  Mais  Meran  1894;  drs.,  Burg- 
türme in  Vinschgau.     Meran  1905. 

Mehlis,  Von  den  Burgen  der  Pfalz.    Freiburg  i.  Br.  1902. 

M eiche,  Die  Burgen  der  sächsischen  Schweiz.  1907. 

Meininghaus,  Die  Herren-  u.  Rittersitze  der  Grafschaft  Dortmund  im  13.  u. 
14.  Jht.  BD  XVI. 

Mering,  F.  E.  v.,   Gesch.  d.  Burgen,    Rittergüter,   Abteien  u.  Klöster  in  d.  Rhein- 
landen.   Köln  1833  ff. 

Merz,  Die  Burgen  des  Sisgaus.  Im  Auftrage  d.  histor.  u.  antiquar.  Gsft  in  Basel 
in  Verbindung  mit  mehreren  Mitarbeitern  herausgeg.  Aarau  1909.  D.  mittelalterlichen 
Burgenanlagen  u.  Wehrbauten  des  Kantons  Aarau.  2  Bde.  Aarau  1905/6.  Die  Habs- 
burg.  Aarau  1896. 

Metzsch,  C  v.,  Geschichtl.  Nachrichten  ü.  d.  Burg  Altschaukls.  BW  VIII  (1907) 
Nr.  3. 

v.  Metzsch-Reichenbach,  Die  interessantesten  alten  Schlösser,  Burgen  u.  Ruinen 
Sachsens.    Dresden   1902.    2.  Afl.  unter  Mitwirkung  v.  Wilh.  Vogel.    1910.  ^ 

Meyer,  J.,  Die  Burgen  u.  älteren  Schlösser  am  Untersee.  Thurgauer  Beitr.  z. 
vaterländ.  Gesch.    31.  H.    1891. 

Michaelis,  C,  Rheinische  Burgen.  Nach  Handzeichnungen  Dilichs  (1607).  Mit 
Beitr.  v.  C.  Krollmann  u.  B.  Ebhardt.   1900. 


Literatur  über  Burgen  und  Schlösser.  171 

Möhring,  O.  F.,  Dohna.  Stadt  u.  Burg  v.  s.  Ursprung  bis  auf  d.  neueste  Zeit. 
Dohna  1843. 

Moser,  Otto,  Schlösser  u.  Rittergüter  im  Kgr.  Sachsen,  Leipzig,  Gustav  Pönicke. 

Mülinen,  W.  F.  v.,  Verzeichnis  d.  Burgen,  Schlösser  u.  Ruinen  des  Kantons  Bern. 
Bern  1894. 

Müller,  H.,  Die  Reyser  Burg.     Hermannstadt  1900. 

Müller,  K.  A.,  Vaterländische  Bilder,  in  e.  Gesch.  u.  Beschr.  d.  alten  Burgfesten 
u.  Ritterschlösser  Schlesiens  (beider  Anteile),  sowie  der  Grafschaft  Glatz.   Glogau  1837. 

Mummenhoff,  Ernst,  D.  Burg  zu  Nürnberg.  1896.  2.  Afl.  1899. 

Näher,  J.,  D.  deutsche  Burg,  ihre  Entstehung  u.  ihr  Wesen,  insbes.  in  Süd- 
deutschland. Berlin  1885;  Drs.,  D.  Burgen  in  Elsaß-Lothringen,  Straßburg  1886;  Drs., 
D.  Burgen  d.  Rheinischen  Pfalz.  Ebd.  1887;  Drs.,  Deutsche  Burgenk.  f.  Südwest- 
Deutschland.    München  1902. 

Näher,  J.  u.  Th.  Maurer,  D.  altbadischen  Burgen  u.  Schlösser  d.  Breisgaues. 
2.  Afl.    Emmendingen  1896. 

Nater,  Joh.,  Gesch.  v.  Aadorf  u.  Umgebung,  umfassend  d.  evangel.  Kirchen- 
gemeinden Aadorf  u.  Wängi-Rottfurt  als  Filialen,  Matzingen  u.  Aawangen,  d.  kathol. 
Kirchgemeinden  Aadorf  u.  Tänikon,  sowie  d.  Klosters  Tänikon  u.  d.  umliegenden 
Burgen.     Frauenfeld  1898. 

Nieden,  Zur,  Ist  Altena  e.  Stammburg  d.  Hohenzollern?  1907.  Vgl.  DH  1908, 
S.  116  ff.     D.  Wiederaufbau  d.  Burg  Altena.     VJH  1909. 

von  Obernberg,  Z.  Gesch.  d.  Schlosses  Burghausen.  Mit  e.  Beil.  D.  Verzeich- 
nis d.  Hauptmänner  u.  Vizedome  zu  Burghausen,  enthaltend,  NBV  2;  D.  Burgen  Hohen- 
waldeck  am  Schliersee  u.  Altenwaldeck  bei  Au,  OBA  3. 

Oesterreicher,  P.,  D.  Burg  Streitberg.  Bamberg  1819;  Drs.,  D.  Burg  Neideck. 
Bamberg  1849. 

Oidtman,  E.  v.,  D.  ehemalige  Rittersitz  Schloßberg  bei  Berkesdorf,  AG  13;  Drs., 
D.  Burg  zu  Stolberg  u.  ihre  Besitzer,  AG  15. 

v.  Ompteda,  Schloß  Thedinghausen  u.  sein  Gebiet.   VNS  1865,  151  ff. 

Ouix,  Ch.,  Schloß  u.  ehemal.  Herrschaft  Rienberg,  d.  Besitzer  derselben,  vorzüg- 
lich d.  Grafen  u.  Freiherrn  v.  Gonsfeld.    Aachen  1835. 

Pederzani-Weber,  J.,  D.  Marienburg.  E.  deutsche  Kulturstätte  im  Osten.  3.  Afl. 
1890. 

Perini,  Ag.,  Castelli  del  Tirolo  colla  storia  delle  relative  antiche  famlglie.  Trento 
1831—1841.    3  Bände. 

Peter,  A.,  Burgen  u.  Schlösser  im  Herzogt.  Schlesien.   1879. 

Pfau,  M.,  u.  G.  Klinkel,  Beschr.  d.  Burg  Kyburg.   Zürich  1870. 

Pfyffer  v.  Altishofen,  U.,  D.  Burgen  d.  Basler  und  Berner  Jura.  Histor.  Ein- 
leitung von  A.  Burckhardt-Finsler.    Basel  1891. 

Pick,  R.,  Z.  Gesch.  d.  Burgen  u.  Rittergüter  in  d.  Aachener  Gegend,  AG  12. 

Pillwachs,  Joh.  Carl,  Höhen-Salzburg.  Seine  Gesch.,  Baulichkeiten  U.Ausrüstung, 
MGSL  XVII  (1877). 

Pinkava,  Die  Burgen  Mährens.    Olmütz  1906. 

Piper,  Burgenkunde.  Forschungen  ü.  gesamtes  Bauwesen  u.  Gesch.  d.  Burgen 
innerhalb  d.  deutschen  Sprachgebiets,  mit  Burgenlex.  München  1895,  2.  Afl.  1905;  Ab- 
riß d.  Burgenku.  (Slg.  Göschen  119,  Leipzig,  2.  Afl.  1904);  D.  angebliche  Wiederher- 
stellung d.  Hohkönigsburg,  München  1902;  Österreichische  Burgen.  Wien  1903—1909. 

Plant,  Fridolin,  Alt-Meran  u.  Zensburg.    Meran  1883. 

Pontoppidan,  Erich,  Den  danske  Atlas  I— III.  Kopenhagen  1763—67,  fortge- 
setzt v.  Hans  de  Hof  man  IV— VII.   Kopenhagen  1768— 81. 

Prima vesi,  G.,  Die  Burg  Frankenstein  in  12  Abb.  dargestellt.  Nebst  geneal.  u. 
histor.  Nachr.  v.  d.  Burg  u.  d.  Herrschaft  aus  Urkunden  gesammelt  v.  K.  Dahl.  Darm- 
stadt 1819. 

Primbs,  K.,  Schloß  Hohenaschau  und  seine  Herren.    Mit  Stamml.  München  1888. 

Prokop,  A.,  D.  Schloß  Tratzberg  in  Tirol.    Meran  1889. 


172  Literatur  über  Burgen  und  Schlösser. 

Propst,  Burgen  i.  d.  nordwestl.  Schweiz,  BW  I  3ff. 

Rademaker,  A.,  Kabinet  van  Nederlandsche  en  Kleefsche  outheden  in  steden, 
dorpen,  sloten,  adelyke  huizen,  Kerken  etc.,  beschreven  d.  M.  Brouerius  van  Ni- 
dek  en  in  300  printtafereelen  vertoont  d.  A.  Rademaker.  Mit  300  kopere  platen. 
Amsterdam  1727—33. 

Rahn,  J.  R.,  Gesch.  u.  Beschr.  des  Schlosses  Chillon.  Mtlg.  d.  ant.  Gsft.  in  Zürich. 
1886—90.  Bd.  22,  23. 

Rajmbaldi,  K.  Graf  v.,  Gesch.  d.  Schlosses  Eurasburg  u.  seine  Besitzer,  OBA  48. 

Reich,  Desiderio,  I  castelli  di  Sporo  e  Belforte.  Trento  1901.  Drs.,  Castelli 
nella  vecchia  pieve  di  Mezocorona.     Archivio  Trentino  XII. 

Reimann,  W.,  Gesch.  d.  Burgruinen  im  Kreise  Waidenburg.    Waidenburg  1883. 

Rein,  W.,  Schloß  Berga  u.  seine  Besitzer,  ZTG  5  (1863),  399  ff. 

Reinhard,  C,  De  Ludovici  II  ex  arce  Giebichensteinensi  saltu.  Mit  Abb.  d. 
Burg  u.  geneal.  Tab.     Halle  1737. 

Renard,  E.,  Die  Schlösser  zu  Würzburg  u.  Bruchsal.    Berlin  1898. 

Richardt,  F.,  u.  T.  A.  Becher,  Prospecter  af  danske  Herregaarde,  1 — 8.  Kopen- 
hagen 1844 — 56.  9 — 20  mit  Namenreg.,  hrsg.  v.  F.  Richardt  u.  C.  E.  Secher.  Kopen- 
hagen 1857—70. 

Ried,  E.  H.  v.,  Burg  Brunnenberg  bei  Schloß  Tirol,  ihre  Erbauer  u.  ersten  Be- 
sitzer, ZT  1909. 

Ringler,  Deutsche  Burgen  u.  Schlösser,  nach  d.  Natur  gezeichnet.  1902ff. 

Ritgen,  H.  v.,  Gesch.  v.  Burg  Gleiberg  nebst  Reg.    M.  2  Tfl.    Gießen  1881. 

Rodt,  Ed.  v.,  Bernische  Burgen.   E.  Beitr.  zu  ihrer  Gesch.   Bern,  A.Franke  1909. 

Rosner,  K.,  Die  mittelalterlichen  Burgen  Ober-Österreichs.    Wien  1904. 

Röggel,  Jos.,  D.  Schloß  Greifenstein  im  Etschthal  u.  dessen  Besitzer.  Inns- 
bruck 1828. 

(Sartori,  Fr.),  Die  Burgen  u.  Ritterschlösser  der  österr.  Monarchie.  Brunn 
1819/20.    2.  vermehrte  Afl.    12  Teile  in  4  Bd.  mit  Bildern.    Wien  1839—40. 

Sauerländische  Burgen.    Heimchen  am  Heerd,  20.  Jhg.,  Nr.  232. 

Sauvageot,  Cl.,  Palais,  chäteaux,  hötels  et  maisons  de  France  du  XV«  au  XVIII» 
siede.    4  vols.    300  planches  avec  le  texte  explicatif  et  historique.    Paris  1867. 

Sc  harr  er,  F.  P.,  Neuere  Geschichte  des  Schlosses  Moos,  NCV  25,  26,  30. 

Schaumberg,  O.  v.,  Beitr.  z.  ältesten  Gesch.  d.  Stadt  Schalkau  u.  d.  Burg 
Schaumberg  vor  d.  Thüringer  Walde.     HGBAB  1909—1910. 

Scheiger,  J.,  Über  Burgen  u.  Schlösser  im  Lande  Österreich  unter  d.  Enns. 
Wien  1837. 

Schleucher,  F„  D.  Burg  zu  Gelnhausen.    Gelnhausen  1901. 

Schlicht,  Jos.,  Steinach  u.  dessen  Besitzer,  NCV  24. 

Schmid,  E.,  Gesch.  d.  Kirchbergschen  Schlösser  auf  d.  Hausberge  bei  Jena. 
Neustadt  a.  d.  O.  1830;  Drs.,  Die  Lobdeburg  bei  Jena.    Jena  1840. 

Schmid,  L.,  Belagerung,  Zerstörg.  u.  Wiederaufbau  d.  Burg  Hohenzollern  im 
15.  Jht.    Tüb.  1867. 

Schön,  Th.,  Die  Feste  Frundeck  (Aus  d.  Schwarzwald,  Bl.  d.  Württemberg. 
Schwarzwald-Vereins  1901,  Nr.  1  ff.) ;  Drs.,  Gesch.  v.  Höhen-Tübingen,  Tübinger  Bl., 
hrsg.  v.  Nägele,  Tübingen,  Jg.  1904  ff. 

Schönherr,  David  Ritter  v.,  D.  Schloß  Runkelstein  bei  Bozen.  Innsbruck 
1874;  Drs.,  D.  Schloß  Schenna.  Seine  Gesch.  u.  seine  Besitzer.  Meran  1886;  Drs., 
Gesch.  u.  Beschreibung  der  alten  landesfürstlichen  Burg  in  Meran.     Meran  1882. 

Schönhuth,  O.  F.  H.,  D.  Burgen,  Klöster,  Kirchen  u.  Kapellen  Württembergs 
mit  ihren  Geschichten,  Sagen  und  Mährchen.   5  Bde.   Reutlingen  o.  J. 

Schröter,  C.,  Aargauische  Burgen:  Königstein  bei  Küttigen.  Mit  Stammtfl.  d. 
v.  Kienberg-Küngstein.    Taschenb.  d.  hist.  Gsft.  d.  Kt.  Aargau.    Aarau  1896. 

Schubring,  P.,  Schloß-  u.  Burgbauten  d.  Hohenstaufen  inApulien.    Berlin  1901. 

Schulte  von  Brühl,  Taunusburgen.    Leipzig  1889. 

Schultz,  Fr.,  D.  Schloß  Rutzau.u.  seine  Besitzer,  ZWG,  45.  Bd.,  1903. 


Literatur  über  Burgen  und  Schlösser.  173 

Schuster,  E.,  Die  Burgen  u.  Schlösser  Badens.  Karlsruhe,  Hofbuchh.  Fr.  Gutsch. 

Schwab,  Gust.,  D.  Schweiz  m.  ihren  Ritterburgen  u»  Bergschlössern.  2. Ausg. 
Chur  1828  ff. 

Schwarz,  Kaspar,  Tirolische  Schlösser.  Mit  Abb.  v.  Frh.  v.  Myrbach.  1.  H. 
Innsbruck  1907. 

Scriba,  Heinrich  Eduard,  Gesch.  d.  ehem.  Burg  u.  Herrschaft  Frankenstein 
u.  ihrer  Herren.    Darmstadt  1853. 

Sedlacek,  Hrady,  Zämky  a  torze  Krälovstvi  öeskeho  (Die  Schlösser,  Burgen 
u.  Vesten  Böhmens),  Prag  bei  Franz  Simack  (mit  Wappentafeln  von  Kral  von  Dobra- 
Voda). 

Sedlmaier,  Frdr.  Chrst.,  Beschr.  u.  Gesch.  d.  Ritterschlosses  Trübenbach  bei 
Laufen,  OBA  3. 

Spörl,  Joh.,  Burgen  des  Bebratales,  NBV  1. 

Staffier,  Joh.  Jak.,  Tirol  u.  Vorarlberg  topographisch  beschrieben,  mit  ge- 
schichtl.  Bemerkungen.    2  Bde.    Innsbruck  1841—44. 

Stampfer,  P.  Cölestin,  Schlösser  u.  Burgen  in  Meran  u.  Umgegend.  Innsbruck 
1894;  Drs.,  Gesch.  d. Schlosses  Fürstenburg  im  Vintschgau.  Meran  1867;  Drs.,  Gesch. 
d.  Schlosses  Winkl.    Meran  1872. 

Stauber,  Ernst,  Schloß  Widen,  Neujahrsbl.  d.Stadtbibl.,  St.  245.  Winterthur  1910. 

Stein,  Frdr.,  Culmbach  u.  d.  Plassenburg  in  alter  u.  neuerer  Zeit.  Culmbach, 
Rehm. 

Steinbrecht,  Die  Ordensschlösser  Preußens.  Berlin  1888. 

Stein  itzer,  AI  fr.,  Geschichtl.  u.  kulturgesch.  Wanderungen  durch  Tirol  u. 
Vorarlberg.     Mit  ü.  100  Illustr.    Innsbruck  1905  (hierin  viel  ü.  Tiroler  Burgen). 

Stillfried,  R.  v.,  Altertümer  u.  Kunstdenkmale  des  Erlauchten  Hauses  Hohen- 
zollern.  3.  H.  (betr.  Burg  Hohenzollern  u.  die  St.  Michaelskapelle  auf  Hohenzollern). 
Görlitz  1841. 

Streit,  Arm.,  Die  Burgen,  Schlösser  u.  Ruinen  d.  Kantons  Solothurn.   Bern  1865. 

Stumpf,  „Bayern"  (mit  300  Illustrationen  u.  umfassenden  Quellenangaben).  Mün- 
chen 1852. 

v.  Süßmilch  genannt  Hörnig,  Burgen  im  Erzgebirge,  MDGL  8. 

Töpfer,  Frdr.,  Geschl.  d.  Schlosses  Partenstein,  OBA  8;  Gesch.  d.  Schlosses 
Seefeld,  OBA  9;  Gesch.  der  Schlösser  u.  Hofmarken  Winhering,  Frauenbühl,  Burgfried, 
Arbing  u.    Waldberg,  OBA  9. 

Trap,  J.  P.,  Kongeriget  Danmark,  bearbeitet  von  H.  Weitemeyer.  I — V.  Kopen- 
hagen 1898—1906. 

Usener,  F,  P.,  Beitr.  zu  der  Gesch.  d.  Ritterburgen  u.  Burgschlösser  in  d.  Um- 
gegend v.   Frankfurt  a.  M.    Frankfurt  1852. 

Vogel,  M.  A.,  Die  Stammburg  der  Frauenlobe,  OBA  9. 

Wagner,  E.,  Les  ruines  des  Vosges,  2  tomes  1910. 

Wagner,  J.Jos.,  Chronik  d.  Edelsitzes  u.  Schlosses  Greut  u.  Neugereut  zu 
Traunstein,   OBA  14. 

Weber,  Rob.,  Schlesische  Schlösser.  Verl.  des  Deutschen  Schlösser- Albums, 
Dresden-Breslau.    Vgl.  DH  1910,   S.  120. 

Weiß,  Franz,  Die  malerische  u.  romantische  Pfalz  (mit  Abb.  u.  Beschr.  d. 
pfälzischen   Burgen).    Neustadt  1840. 

Weittenhiller,  Moriz  Maria  v.,  Schloß  Gumpendorf  u.  seine  Besitzer,  JAW1886. 

Werneburg,  Burg  Gleichen  u.  deren  älteste  Besitzer,  ME  VI  (1873). 

Wernicke,  Ew.,  Gröditzburg,  Gesch.  u.  Beschr.  d.  Burg.   2.  Afl.    Bunzlaul884. 

Wiegand,  Z.  Gesch.  d.  Hohkönigsburg.  E.  histor.  Denkschr.  mit  ausgewählten 
urkundl.  Beil.     Straßburg  1901  (vgl.  hierüber  E.  v.  Borries,  HV  1902). 

Wiesend,  Georg,  Die  Burg  Weißenstein  im  Bayrischen  Walde,  NBV  15. 

Wolf  f,  F.,  Elsässisches  Burgen-Lex.    Straßburg  i.  E.  1908. 


174  Literatur  über  Burgen  und  Schlösser.   Kirchen  und  Klöster. 

Zahn.J.  v.,  Die  ältesten  Burgen  von  Steiermark1)  (in  dessen  Styriaca,  NF  2);  Drs., 
D.  deutschen  Burgen  inFriaul2).  1883;  Drs.,  Die  Feste  Sachsengang  u.  ihre  Besitzer.  1862. 

Zeller-Werdmüller,  H.,  Mittelalter!.  Burgenanlagen  der  Ostschweiz.  Leipzig 
1893  (auch  MAGZ  23).  Drs.,  Zürcherische  Burgen  (mit  zahlreichen  Notizen  ü.  d. 
Adel).   2  Hefte.   Mit  Abb.,  Ansichten,  Tafeln.    Zürich  1894—95. 

Zemplin,  A.,  Beschr.  u.  Gesch.  d.  Burg  Kynsberg  im  Schlesier  Lande.  Breslau 
1823;  Drs.,  Fürstenstein  in  Vergangenheit  u.  Gegenwart.     1838. 

Z ingeler,  K.  Th.,  Zollerische  Schlösser,  Burgen  u.  Burgruinen  in  Schwaben. 
Berlin-Wilmersdorf,  Verl.  v.  Franz  Ebhardt  &  Co. 

Zippet,  Eduard,  Festung  Kuf stein  Geroldseck.    Kuf stein  1904. 

Alphabet.  Verz.  aller  alten  Burgen  u.  Raubschlösser  in  Süd-Ober-Sachsen.  Leip- 
zig 1802. 

D.  Burgvesten  u.  Ritterschlösser  der  österreichischen  Monarchie.  Brunn  1819. 

D.  Denkmäler  des  Hauses  Habsburg  in  d.  Schweiz,  hrsg.  mit  Unterstützung  Sr.  Maj. 
d.  Kaisers  Franz  Josef  I.  von  Österreich  von  der  antiquar.  Gsft  zu  Zürich  1871  (Habs- 
burg, Kyburg,  Königsfelden). 

1888  stellte  zur  Feier  des  Kaiser-Jubiläums  das  Mährische  Gewerbemuseum 
unter  Leitung  des  Direktors  Prof.  Aug.  Prokop  ein  Album  zusammen,  das  die  photo- 
graphischen Abbildungen  fast  aller  Burgen  und  Schlösser  der  Markgrafschaft  Mähren 
enthält,  die  zu  diesem  Behufe  von  dem  Hof-Photographen  Freiherrn  von  Stillfried 
aufgenommen  wurden.  Die  einzelnen  Blätter  wurden  mit  den  Wappen  der  Besitzer 
der  abgebildeten  Schlösser  geschmückt  und  das  heraldische  Institut  des  Hof-Wappen- 
malers Karl  Krahl  in  Wien  mit  der  Ausführung  der  Zeichnungen  hierfür  betraut.  Die 
Klischees  dieser  Wappenzeichnungen  wurden  dann  zu  einem  besonderen  Album  benutzt 
(Wappenbuch  des  Mährischen  Adels.  Brunn  1889).  —  Eine  ganze  Reihe  von  Burgen 
sind  erörtert  in  Hormayrs  Taschenb.  f.  d.  vaterländ.  Gesch.  —  Sehr  viele  Abb.  und 
Beschreibungen  bayerischer  Burgen  sind  in  dem  68.  Jg.  d.  „Kalender  f.  kathol.  Christen" 
(Sulzbach,  Seidel)  enthalten.  —  D.  Burgen  u.  Wehrbauten  im  Taunus  und  im  untern 
Lahngebiet,  Beil.  z.  Jahresber.  d.  Taunusklubs  f.  1896  u.  1897.  —  Tiroler  Adels-Stamm- 
sitze. Kurze  Schlösser-  u.  Burgen-Chronik.  Von  einem  Alttiroler.  Bozen,  Verlag  der 
Tyrolia.  1908.  —  Eine  Art  Wallfahrtsort  u.  histor.  Museum  f.  d.  Kunde  Tirols  in  ver- 
gangenen Zeiten  ist  Schloß  Tratzberg  im  Unterinntale.  —  Chronik  d.  Burg  Wildegg 
1584—1684.  Zürich  1907.  —  Andere  Schriften  ü.  Burgen  verzeichnet  Joh.  Pohler, 
Bibliotheca  historico-militaris.    III.  Bd.    Leipzig,  o.  J.,  vgl.  S.  61 — 344. 

Kirchen  und  Zahlreiche  Kirchen  und  Klöster  bieten  in  ihren  Votivtafeln  und  Inschriften, 

Kloster 

ihrem  heraldischen  Schmuck,  ihren  Gemälden,  insbesondere  den  in  ihnen 
angebrachten  Bildern  verdienter  Geistlichen,  ihren  Glasfenstern  und  Grab- 
mälern  dem  Familienforscher  wertvolles  Material.  Die  einschlagende  Spezial- 
literatur3)  gibt  hierüber,  soweit  sie  sich  nicht  auf  die  religiösen  und  kunst- 
geschichtlichen Gesichtspunkte  beschränkt,  sondern  auch  die  Altertümer  in 
Betracht  zieht,  vielfach  Auskunft.    Manche  Einzelheit  ist  auch  in  den  Inven- 


a)  Andere  Schriften  ü.  d.  Burgen  der  Steiermark  findet  man  in:  Anton  Schlossar, 
D.  Literatur  d.  Steiermark.    E.  Beitr.  z.  österr.  Bibliographie.     Graz  1886. 

2)  Andere  Schriften  ü.  d.  Burgen  Friauls  findet  man  in  d.  „Bibliografia  friulana" 
von  Valentinelli  u.  in  d.  „Bibliografia  storica  friulana"  v.  Gius.  Occioni-Bonaff  ent, 
3  Bde. 

8)  Spezialwerke  über  einzelne  Kirchen  und  Klöster  sind  in  Dahlmann-Waitz- 
Brandenburgs  Quellenkunde  der  deutschen  Geschichte  nicht  verzeichnet.  Man  findet 
dergleichen  in  Karl  Georg,  Schlagwort-Katalog,  Bd.  I— V,  Hannover,  Jänecke,  an- 
gegeben. Werke  über  italienische  Klöster  findet  man  im  Catalogo  generale  della 
libreria  italiana,  compilato  dal  Prof.  Attico  Pagliaini.  Indice  per  materie  unter  Chiesa- 
Conventi. 


Kirchen  und  Klöster.    Häuser.  175 

tarisationswerken  der  Kunstdenkmäler  und  in  den  Geschichten  einzelner 
Städte,  in  denen  ja  die  Kirchen  eine  wichtige  Rolle  spielen,  verzeichnet. 
Da  aber  in  allen  diesen  Druckwerken  das  familiengeschichtliche  Moment  nur 
nebenher  zur  Geltung  kommt,  wird  es  häufig  sich  empfehlen,  daß  der 
Familienforscher  an  Ort  und  Stelle  eine  Nachlese  hält  oder  halten  läßt.  Von 
besonderer  Wichtigkeit  sind  die  Glasfenster  und  Grabdenkmäler,  worüber 
weiter  unten  noch  speziell  gehandelt  wird.  Vielfach  sind  Grabplatten,  die 
einen  Teil  des  Fußbodens  der  Kirche  ausmachen,  durch  das  Darauftreten 
der  Gläubigen  gröblichst  beschädigt.  Wo  es  unmöglich  ist,  dergleichen 
Monumente  von  ihrem  alten  Platze  zu  entfernen  und  dadurch  vor  weiterer 
Zerstörung  zu  retten,  sollten  sie  wenigstens  überall  in  genauen  Abbildungen 
der  Nachwelt  erhalten  werden.  Eine  besondere  Erwähnung  verdient  die 
Sitte  klösterlicher  Orden,  den  Wohltätern  ihrer  Gemeinschaften,  insbesondere 
ihrer  Kirchen,  in  letzteren  dadurch  ein  Denkmal  zu  sehen,  daß  man  die 
Wände  der  Gotteshäuser  mit  ihren  heraldischen  Zeichen  schmückte.  Reste 
solcher  Denkmäler  sind  uns  z.  B.  in  Maulbronn,  Kastl  und  Wimpfen  er- 
halten.1) Auch  die  Sitte,  im  Turmknopf  Nachrichten  niederzulegen,  hat 
manche  familiengeschichtliche  Materialien  auf  unsere  Zeit  gebracht.2) 

Die  Geschichte  des  Hauses  ist  auch  für  den  Familienforscher  gewinn-  Häuser 
bringend.  War  doch  einst  dem  Bürger  sein  Haus  von  ungleich  größerer  Be- 
deutung als  heute;  es  bot  ihm  mehr  als  eine  bloße  Wohnstätte;  Bürgerrecht 
konnte  nur  ausüben,  wer  Haus  und  Herd  sein  Eigen  nannte.  Das  Haus  war 
der  Sitz  von  Familie  und  Gesinde.  Dort  betrieb  der  Bürger  sein  Handwerk; 
in  den  Gewölben  speicherte  er  seine  Waren  und  Vorräte  auf;  in  die  Keller 
lagerte  er  den  Wein;  seine  höchsten  Rechte,  gar  häufig  die  Überlieferungen 
seines  Geschlechtes  und  die  Erinnerungen  seiner  Jugend  ketteten  ihn  mit 
festen  Banden  an  sein  Heim.  Herzog  Albrecht  IL  wußte  recht  wohl,  daß  er 
dieser  Anhänglichkeit  an  die  ererbte  Wohnstätte  Rechnung  trug,  wenn  er  ver- 
fügte: „daz  einem  igleichen  purger  sein  hous  sein  vest  sei  und  ein  sicheren 
zueflucht,  im  und  seinen  mitwesern."3) 


x)  Viktor  Würth,  Die  Wohltätertafel  in  der  Dominikanerkirche  zu  Wimpfen a. B., 
VJH  1912,  H.  3  (mit  Abbildungen  von  Wappen  und  Grabmälern). 

*)  Vgl.  z.B.  Nile.  Müller,  Die  Funde  in  den  Turmknäufen  der  Stadtkirche  zu 
Wittenberg.  Zeitschr.  d.  Ver.  f.  Kirchengesch.  der  Prov.  Sachsen.  Jhrg.  8,  1911  u, 
Jhrg.  9,  1912. 

s)  Tomaschek,  Die  Rechte  und  Freiheiten  der  Stadt  Wien  I,  108,  —  Staub  im 
Vorwort  zu  den  Quellen  der  Geschichte  der  Stadt|Wien,  Grundbücher,  I.  Bd.  —  Häuser- 
chroniken, welche  die  Besitzer  verzeichnen,  können  dem  Familienforscher  gelegentlich 
große  Dienste  leisten.  Derartige  Arbeiten  sind  z.  B.  D.  H  int  er  meiste  r,  Verzeichnis 
der  Namen  und  Nummern  aller  Wohnhäuser  der  Stadt  Zürich  mit  Angabe  ihrer  Eigen- 
tümer. Zürich  1859.—  B.  Härtung,  Häuser-Chronik  der  Stadt  Erfurt.  Erfurt  1861.  Ein 
Namenregister  dazu  ist  der  Artikel  „Erfurts  Eingesessene  durch  5l/2  Jahrhunderte",  ASW 
1909,  149 ff. —  Hermann  Gutbier,  Beiträge  zur  Häuserchronik  der  Stadt  Langensalza, 
H.  1,  Langensalza  1907,  H.  2,  o.  J.,  H.  3,  1910.  —  Gerlach  und  Penin,  Überlinger 
Häuserbuch.  Überlingen,  Schoy,  1890.  —  Geschichtliche  Ortsbeschreibung  der  Stadt  Frei- 
burg i.  B.  Teil  1:  Straßen  und  Plätze,  bearb.  v.  A.  Poinsignon.  Freiburg  1891.  Teil  2: 


1 76  Häuser. 

Häusemamen.  Schon   der  Name  des  Hauses   kann   dem   Familienforscher   gelegentlich 

Winke  geben.    Zur  Erläuterung  dieser  Behauptung  wähle  ich  die  Hausnamen 
der  oberschwäbischen  Dörfer.   In  diesen  Dörfern  führt  seit  Menschengedenken 
jedes  Haus  seinen  besonderen  Namen,  entweder  nach  dem  jetzigen  Besitzer, 
und  in  diese  Klasse  fallen  die  meisten  Häuser  der  sog.  Kleinen,  Kleinhäusler 
oder  Kuhbauern,  oder  nach  einem  früheren  Besitzer,  und  in  diese  Klasse  zählen 
die  meisten  Häuser  der  „Großen",  der  Hof-  oder  Roßbauern.  Alle  Hof-  und 
Hausnamen    stehen    im  Qenitiv   und   sind   unvollkommene  Namen,   weil    ihr 
Grundwort  „Haus",  „Hof"  weggelassen  wird  und  nur  das  Bestimmungswort 
im  Genitiv  den  Namen  repräsentiert.   Anstatt  Hanseshaus,  Jörgenhof  sagt  man 
daher  einfach  „Hansis,  Jörgen".  Wir  haben  1.  Hofnamen  nach  Familiennamen, 
letztere  bald  im  schwachen,  bald  im  starken  Genitiv,  z.  B.  Fricken,  Gluizen, 
Stotzen  neben  Frickes,  Gluizis,  Stotzes  aus  den  Familiennamen  Frick,  Gluiz, 
Stotz.     Auch  Doppelgenitive  kommen  vor,  z.  B.  Beckesen  von  Beck,  wo  der 
starke  Genitiv  Beckes  noch  einmal  schwach  gebeugt  ist.  2.  Hofnamen  nach 
dem  Familien-  und  Taufnamen  eines  früheren   Besitzers.     Der  Geschlechts- 
name geht   bald   voraus,   bald  folgt  er   nach,   daher  die  Hofnamen:  Appen- 
hausen,  Briementonis,  Buckenhänsis  (d.  i.  Hof  des  Hans  App,  Antoni  Briem, 
Hänsi  Bück);  Mangenwilmen  (Hof  des  Magnus  Wilm).     3.  Hofnamen   nach 
dem  einfachen  Taufnamen  des  Besitzers,  z.  B.  Brosis  (Ambrosii),  Tonis  (An- 
tonii).  4.   Hofnamen  nach  Vornamen  mit  dem  nachfolgenden  Zusatz  -bauren 
oder   dem    vorausgehenden  Prädikat  Baur,  z.  B.  Hansenbauren,   Baurhansen. 
5.  Häusernamen  nach  Spitznamen.  6.  Hausnamen  nach  der  Lage,  z.  B.  Berg- 
weber.    Hieß  ein  einstiger  Besitzer  „Brosi"  (Ambrosius),  so  heißt  das  Haus 
,/s  Brosis"  oder  „Brosis";  der  Besitzer  selbst  wird  nach  seinem  Hause  „Brosi" 
genannt,  wenn  er  schon  Michel,  Hans,  Kaspar  oder  Josef  getauft  ist.      Erst 
die  Neubauten  erhalten  den  Familiennamen  des  Erbauers.   Die  Familiennamen 
sind   jetzt    mehr   in  Gebrauch    gekommen,  seitdem   die  Geschworenen-  und 
Wählerlisten,  Stammrollen  und  Steuerzettel  auch  dem  Landbewohner  seinen 
Geschlechtsnamen  oft  genug  ins  Gedächtnis  zurückrufen.1) 
Hausinschriften.         Spezielles  über  die  Bewohner  der  Häuser  verkünden  die  Inschriften   an 
denselben.2)  Wir  besitzen  über  einzelne  Städte  Sammlungen  von  dergleichen 


Häuserstand  14Ü0-1806,  von  H.  Flamm,  Freiburg  1903.  —  Weber,  Ant.,  Die  Häuser 
u.  Geschlechter  in  Zug.  Zugersches  Neujahrsblatt,  Zug  1890.  —  P.  von  Radics,  Alte 
Häuser  in  Laibach.  Geschichtserinnerungen.  Laibach,  Selbstverlag.  I  1903.  II  1909. 
(Sonderabdrucke  aus  der  Laibacher  Zeitung.)  —  E.  Pudor,  Alte  Berliner  Privathäuser, 
Alt-Berlin,  Mittig.  des  Ver.  f.  d.  Geschichte  Berlins  1910.  —  C.  Knetsch,  Der  Forsthof 
u.  die  Hillerstraße  zu  Marburg.  Marburg  [Ende  1909].  —  G.  Thierer,  Ortsgeschichte 
auf  der  Schwäbischen  Alp,  S.  47  ff.  -  Unbescheid,  Herrn.,  Die  Gemeinde  Gier- 
stedt  bei  Großfahner  in  Gotha,  nach  d.  Wohnhäusern  geordnet  (mit  d.  Geburtsdaten 
der  Bewohner  versehen),  vom  Pfarrer  Ulrich  Oberegger  daselbst  zusammengestellt  u. 
abgeschlossen  24.  Nov.  1702,  ASW  IX,  Nr.  3. 

1)  Bück,  Die  Hausnamen  d.  oberschwäbischen  Dörfer,  WVL  9,  u.  Verhdlgn.  d. 
Ver.  f.  Kunst  u.  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben,  Neue  Reihe,  5.  H.,  S.  46  ff. 

2)  Vgl.  im  allgemeinen:  Inschriften,  deutsche,  an  Haus  u.  Gerät.    Zur   epigram- 
matischen Volkspoesie.   Berlin  1888. 


Häuser.  177 

Inschriften,  so  für  Leipzig  von  Stepner1),  für  Mühlhausen  in  Thüringen  von 
Jordan2),  für  Naumburg  von  Mitzschke3),  für  Wittenberg  von  Stier4); 
auch  die  Arbeiten  über  Volkskunde6)  haben  sich  der  Hausinschriften  an- 
genommen. Leider  kommt  die  schöne  Sitte  der  Haussprüche  immer  mehr 
ab;  diese  Sprüche,  die  früher  fast  an  jedem  Hanse  standen,  gehen  mit  den 
Neubauten  der  neuen  Zeit  immer  mehr  verloren.  Und  doch  wie  anheimelnd 
waren  und  erscheinen  uns  noch  heute  die  übrig  gebliebenen  Reste!  Sie  be- 
richten von  dem  Sinne  der  Bewohner  und  erzählen  uns  ein  Stück  Bau- 
geschichte, nennen  das  Jahr  der  Errichtung  des  Hauses  und  den  Namen  des 
Ehepaares,  das  hier  zuerst  Einzug  hielt.  Auch  der  Baumeister  ist  zuweilen 
genannt.  War  das  Haus  nach  einem  Brande  entstanden,  so  ist  oft  ein  Bericht 
über  den  Brand  hinzugefügt.  So  steht  z.  B.  an  der  Tür  des  Eulenspiegel- 
hauses in  Kneitlingen  (in  Braunschweig): 

Gott  schütze  die  verliehenen  Güter, 

Laß  uns  die  Gaben  wohl  gedeihn, 

Laß  Feuersglut  und  Ungewitter 

Entfernt  von  unsern  Grenzen  sein. 

Wir  bauen  nicht  aus  Stolz  und  Pracht, 

Sondern  die  Feuersglut  hat 

Uns  am  29.  November  1821  dazu  gebracht. 

Errichtet  am  20.  Juni  1822.   Friedrich  Fricke. 

Frau  Anna  Elisabeth  Fricken  geborene  Sticheln. 

Besonders  vielseitig  sind  die  oft  von  Humor  gewürzten  Hausinschriften 
Oberdeutschlands,  namentlich  in  den  Alpen.6) 


*)  Stepner,  Inscriptiones  Lipsienses  1675,  4°.  Zeitlich  fortgesetzt  wurde  d.  Slg. 
in  e.  anderen  Werke:  Heinrich  Heinlein,  Der  Friedhof  zu  Leipzig  in  seiner  jetzigen 
Gestalt.  Vollständige  Sammlung  aller  Inschr.  auf  d.  ältesten  u.  neuesten  Denkmälern 
daselbst.   Leipzig  1844.   Weitere  Literatur  findet  sich  unter  „Grabdenkmäler". 

2)  Jordan,  Inscriptiones  Mulhusinae,  D.  öffentl.  Inschr.  d.  Stadt  Mühlhausen  i. Th., 
gesammelt  von  W.  Bader,  neu  herausgeg.  Verlag  der  Dannerschen  Buchdruckerei  in 
Mühlhausen  i.  Th. 

3)  Paul  Mitzschke,  Naumburger  Inschr.  Naumburg  a.  S.  1877 — 81.  —  Rud 
Albrecht,  Die  Wappendenkm.  u.  Inschr.  in  Rothenburg  ob  d.  Tauber.  H.  1.  1907. — 
F.W.  Schubart,  Gernröder  Inschr.  u.  Denksteine,  VAG  9,  S.  33—41.  —  Timpel,  M., 
Erfurter  Hausinschriften,  Thüringer  Monatsblätter,  16.  Jg.,  Nr.  8. 

4)  Stier,  G.,  Corpusculum  inscriptionum  Vitebergensium.  Die  lateinischen  Inschr. 
Wittenbergs,  darunter  Luthers  95  Sätze.  Lateinisch  u.  deutsch  mit  e.  Anhang  deutscher 
Inschr.   Wittenberg  1860. 

6)  Rieh.  Andree,  Braunschweiger  Volksku.,  2.  Afl.  Braunschweig  1906,  S.  199 ff. 

8)  In  alten  Städten,  namentlich  freien  Reichsstädten,  herrschte  d.  Sitte,  alte  Kauf- 
briefe v.  d.  frühesten  Zeiten  bis  z.  Gegenwart  d.  neuen  Besitzer  zu  behändigen.  Der- 
gleichen Kaufbriefe  haben  sich  z.  B.  in  Augsburg  u.  Innsbruck  f.  e.  einzelnes  Anwesen 
bis  ins  15.  Jht.  zurück  erhalten.  Vgl.  „Hausbriefe"  in  Tübingen,  Tübinger  Bl.,  hrsg.  im 
Auftrage  d.  Bürgervereins  v.  Eugen  Nägele,  6.  Jg.  1903,  S.  44.  Eine  dem  Familienforscher 
gelegentlich  erwünschte  Quelle  sind  Häuserverzeichnisse.  Ein  solches,  umfassend  sämt- 
liche Häuser  v.  Frankfurt  a.  M.  mit  Angabe  ihrer  Besitzer  u.  Aufzählung  d.  Zinsen  u. 
Gülten,  mit  denen  sie  belastet  waren  (  wird  v.  Karl  Bücher,  D.  Bevölkerung  v.  Frank- 
furt a.  M.  I.  Bd.  1886,  S.  52  beschrieben. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  12 


178 


Häuser. 


Haus  und  Die  Geschichte   des    deutschen   Hauses    ist    in    den   letzten  Jahrzehnten 

voiksstamm.  vje|fach  erforscht  worden.  Wenn  man  schon  im  allgemeinen,  auch  vom 
Hause  in  der  Stadt,  bis  zu  einem  gewissen  Grade  sagen  kann,  daß  seine 
Erbauung  und  innere  Einrichtung  den  Geist  seines  Erbauers  und  seiner  Be- 
wohner kennzeichnet,  so  ist  es  für  das  ländliche  Haus  eine  brennende,  be- 
sonders durch  Heyne1)  und  Stephani2)  sowie  früher  namentlich  durch 
Landau3),  Henning4)  und  Meitzen5)  geförderte  Frage  der  wissenschaftlichen 
Forschung,  ob  und  inwieweit  der  Haustypus  als  Stammeszeichen  angesehen 
werden  kann.  Van  es a  hat  in  seinem  Werke  „Geschichte  Nieder-  und 
Oberösterreichs"  (I.  Bd.,  Gotha  1905)  die  Formen  der  Häuser  im  öster- 
reichischen Kolonialland  als  eins  der  Mittel  benutzt,  um  durch  die  glück- 
liche Verbindung  der  Ortsnamenforschung  und  Hausforschung  die  Herkunft 
derjenigen  zu  ergründen,  die  das  Land  zuerst  besiedelt  haben.  Die  Unter- 
suchungen über  das  deutsche  Bauernhaus  sind  mit  großem  Eifer  von  Histo- 
rikern, Geographen,  Germanisten  und  Architekten  geführt  und  haben  in  dem 
vom  Gesamtverein  der  deutschen  Architekten-  und  Ingenieurvereine  (Dresden 
1899 — 1906)  herausgegebenen  Werke  „Das  Bauwesen  im  Deutschen  Reich" 
einen  nach  der  technischen  und  künstlerischen  Seite  hin  mustergültigen  Er- 
folg hervorgebracht,  bedürfen  aber  noch  vielseitiger  Ergänzung,  insbesondere 
einer  genauen  geographischen  Statistik.8) 


*)  Heyne,  Fünf  Bücher  deutscher  Hausaltertümer.    Leipzig  1899 ff. 

2)  Stephani,  Der  älteste  deutsche  Wohnbau  u.  seine  Einrichtung.  Leipzig  1902 — 03. 

3)  Landau,  Der  Hausbau.  Beil.  z.  KGV  1857—58,  September  1859,  Dezember 
1860,  Januar  1862. 

*)  Henning,  D.  deutsche  Haus  u.  s.  histor.  Entwickelung.  Straßburg  1882  =  Q. 
u.  Forschungen  z.  Sprache  u.  Kulturgesch.  d.  germanischen  Völker,  47.  H.;  Drs.,  D. 
deutschen  Haustypen,  1885  (=  LV  2  derselben  Slg.). 

8)  Meitzen,  D.  deutsche  Haus  in  seinen  volkstümlichen  Formen.   Berlin  1882. 

•)  Pessler,  D.  Hausforschung,  vornehmlich  in  Norddeutschland,  DGB  7;  ders., 
D.  Haustypengebiete  im  Deutschen  Reiche,  in  ethnographisch.  Untersuchung,  Deutsche 
Erde,  1.  u.  2.  H.  mit  e.  Typenkarte;  ders.,  D.  niederdeutsche  Bauernhaus,  1906  u.  DGB 
1906,  u.  D.  Unterarten  d.  altsächsischen  Bauernhauses,  KGV  1909,  219.  E.  kurze  Über- 
sicht d.  Entwickelung  d.  niedersächsischen  Haustypus  u.  snr.  Unterarten  hat  Pessler 
in  der  Ztschr.  „Niedersachsen",  Jg.  12,  1907,  veröffentlicht.  Die  Spielart  des  nieder- 
rheinischen Hauses  ist  in  der  Ztschr.  für  rheinische  u.  westfälische  Volksku.,  Bd.  3, 
S.  272 ff.,  beschrieben.  Ü.  d.  sächsischen  Hausformen  in  Mecklenburg  handelt  Pessler 
in  der  Ztschr.  „Mecklenburg",  Jg.  1,  Nr.  3.  Vgl.  O.  Brenner,  Z.  geschichtl.  u.  geo- 
graph.  Hausforschung,  KGV  1908,  304.  —  Haupt,  Von  einigen  bestimmten  Aufgaben 
d.  Forschung  über  d.  Schleswig- holsteinsche  Bauernhaus,  KGV  1909,  212.  —  Julius 
Kohte,  D.  Bauernhaus  in  d.  Prov.  Posen,  ZHGP  14.  —  Erich  Schmidt,  Deutsche 
Dorfansiedlungen  im  Netzedistrikt  v.  16.— 18.  Jht.  in:  „Ostmark",  Monatsbl.  d.  deutschen 
Ostmarkenver.,  3.  Jg.,  S.  136.  —  Paul  Bröcker,  Mein  Heimatbuch.  Was  die  ham- 
burgischen Bauten  d.  Jugend  u.  d.  Volke  v.  unserer  Stammesart  erzählen.  Mit  59  Abb. 
u.  Federzeichn.  Hamburg  1910.  —  H.  Göbel,  Darst.  d.  Entwicklung  d.  süddeutschen 
Bürgerhauses  (411  S.  mit  311  Abb.  u.  Atlas  mit  30  Tfln.).  Dresden  1908.  —  Hans 
Vogts,  D.  Mainzer  Wohnhaus  im  18.  Jht.  Mit  50  Abb.  im  Text  u.  5  Tfln.  Mainz 
1910  (=1.  Bd.  der  Beitr.  zur  Gesch.  der  Stadt  Mainz,  hrsg.  mit  Unterstützung  der 
Stadt  Mainz). 


Steinmetz-  und  Künstlerzeichen.   Glasmalerei.  179 

Ein  weiteres  Hilfsmittel  für  familiengeschichtliche  Forschungen  sind  die  Steinmetz-  und 
Steinmetzzeichen.  Diese  kommen  zuerst  in  der  Afrakapelle  des  Speirer 
Doms  (seit  1190)  und  in  Algirsbach  (1089),  dann  massenhaft  seit  1150  bis 
ca.  1700  vor.  Im  Backsteingebiet,  wie  auch  in  einzelnen  Gegenden  und 
selbst  an  einzelnen  Bauwerken  und  Bauteilen  fehlen  sie  ganz.  Das  Steinmetz- 
zeichen ist  eine  Marke,  die  der  Steinmetz  als  verantwortlicher  Verfertiger 
auf  dem  von  ihm  bearbeiteten  Werkstücke  als  ein  ihn  persönlich  kennzeich- 
nendes Merkmal  anbrachte.  Es  wurde  daher  mit  dem  Namen  des  betreffen- 
den Gesellen  in  das  Hüttenbuch  eingetragen,  und  niemand  durfte  weder  ein 
anderes  Zeichen  führen,  als  das  ihm  von  der  Hütte  verliehene,  noch  das 
Zeichen  eines  anderen  Zunftgenossen  sich  aneignen.  Viele  dieser  Steinmetz- 
zeichen sind  zwar  mehr  oder  weniger  einander  ähnlich,  aber  in  ein  und  der- 
selben Bauhütte  niemals  gleich,  und  entwickeln  sich  aus  dem  Winkel,  Kreuze, 
Kreise  oder  Halbkreise.  Durch  jede  willkürliche  Zusammensetzung  konnten 
dieselben  bis  ins  Unendliche  vervielfältigt  werden.  Während  die  Gesellen- 
zeichen meist  aus  sich  schneidenden  Horizontal-  und  Vertikallinien  bestehen, 
sind  die  Meisterzeichen  in  einem  Wappenschilde  oder  an  sonst  hervorragen- 
der Stelle  und  in  größeren  Dimensionen  angebracht;  ihnen  gehört  ein  be- 
stimmter Grundtypus  an,  den  alle  derselben  Bauhütte  oder  Familie  an- 
gehörige  Meister  mit  geringen,  die  Individualität  bezeichnenden  Zusätzen 
getreu  bewahrt  haben.  In  Bezirken,  die  nach  Zeit  und  Ort  beschränkt  sind, 
läßt  sich  das  Material  der  Steinmetzzeichen  dazu  verwerten,  die  Genealogie 
der  Bauten  aufzuhellen.  So  läßt  sich  z.  B.  nachweisen,  daß  ein  und  derselbe 
Geselle  bei  dem  Bau  der  Untermarkts-  und  der  Georgikirche  in  Mühlhausen 
in  Thüringen  beschäftigt  war.1)  Da  nun  aber  ein  und  dasselbe  Zeichen  in 
den  verschiedenen  Gegenden  und  Zeiten  vorkommen  kann,  so  ist  bei  Ver- 
wertung von  Steinmetzzeichen  zu  familiengeschichtlichen  Zwecken  die  größte 
Vorsicht  dringend  anzuempfehlen.  Diese  Quelle  hat  man  mit  Fug  und  Recht 
mit  Urkunden  etwa  dritten  Ranges  verglichen.  Auch  die  Kleinkünstler,  z.  B. 
die  Goldschmiede2),  die  Kupferstecher,  zum  Teil  die  Maler  und  Teppich- 
wirker bedienen  sich  besonderer  Künstlerzeichen  und  Monogramme.  Die 
ganze  Erscheinung  hat  wohl  ihre  tiefere  Wurzel  in  den  gemeindeutschen 
Hausmarken.8) 

Eine  reiche  Quelle  für  familiengeschichtliche  Forschung  ist  in  den  Er-  Glasmalerei. 
Zeugnissen  der  Glasmalerei  gegeben.    Wenn  auch  die  kirchliche  Kunst  in 
der   älteren  Zeit  biblische  Stoffe  oder   die  Geschichte  der  Heiligen   als  ihr 
eigentliches  Gebiet   ansah,  finden   sich   doch   nicht  selten   auch  Stifter  von 


*)  Vgl.  meine  Schrift:  Bau-  u.  Kunstdenkmäler  im  Eichsfeld  u.  in  Mühlhausen. 
Mühlh.  1902,  S.  30. 

2)  Die  Merkzeichen  der  Berliner  Goldschmiede  sind  enthalten  in  dem  Buche: 
Sarre,  F.,  D.  Berliner  Goldschmiede -Zunft  v.  ihrem  Entstehen  bis  zum  Jahre  1800. 
Berlin  1895. 

3)  Bergner,  Grundr  d.  kirchl.  Kunstaltertümer  in  Deutschland,  1900,  S.  27ff.  — 
Winzer,  D.  deutschen  Brüderschaften  des  MA.,  insbes.  d.  Bund  d.  deutschen  Stein- 
metzen.   Gießen  1859. 

12* 


1 30  Glasmalerei. 

Kirchen  oder  Glieder  der  landesherrlichen  Familien  durch  die  Kunst  der 
Glasmalerei  im  Bilde  festgehalten.  So  wurde  1308  auf  ein  Chorfenster  der 
Pfarrkirche  zu  Wald  im  Gebiet  von  Zürich  ein  geharnischter  Ritter  in 
knieender  Figur  gemalt.  Es  ist  Ulrich  von  Frundsperg,  der  Stifter  dieser 
Kirche.  In  der  vormaligen  Abtei  Königsfelden  in  der  Schweiz  befanden  sich 
Abbildungen  einer  stattlichen  Reihe  von  Fürsten  aus  dem  habsburgischen 
Hause.  Ebenso  wurden  englische  Herrscher  und  ihre  Verwandten  in  den 
Kirchenfenstern  Englands,  Karl  V.,  Ferdinand  I.  und  andere  Fürsten  in  der 
Gudulakirche  zu  Brüssel  dargestellt.  Hervorragende  kirchliche  Glasmalereien, 
die  den  Familienforscher  interessieren,  befinden  sich  z.  B.  in  der  Lorenz- 
kirche zu  Nürnberg,  darunter  besonders  das  berühmte  Volk  mar  sehe  Fenster 
mit  dem  Stammbaum  Mariae  vom  Jahre  1493  und  in  der  St.  Sebalduskirche 
daselbst  das  Markgrafenfenster  von  Veit  Hirschvogel  1515.  Der  Stifter  des 
zuletzt  genannten  Fensters  ist  Markgraf  Friedrich  der  Ältere  von  Brandenburg- 
Ansbach  und  Kulmbach.  Er  hat  sich  hier  selbst  mit  seiner  Gemahlin  und 
seinen  acht  Söhnen  abbilden  lassen.  Für  die  Ikonographie  der  fränkischen 
Hohenzollern  ist  dieses  Nürnberger  Fenster  von  hervorragendem  Wert,  der 
noch  erhöht  wird  durch  die  Tatsache,  daß  einzelne  der  zehn  Porträts 
zweifellos  Unika  sind.1) 

Ein  Zweig,  der  seit  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  besonders  gepflegt 
wurde,  war  die  Darstellung  von  Wappen,  die,  teils  einzeln,  teils  zu  Reihen 
verbunden,  das  Andenken  an  ganze  Geschlechter  wie  an  einzelne  Männer 
und  Frauen  wach  halten  sollten,  die  Wohltäter  der  Kirchen  waren,  sich 
durch  Stiftungen  an  dieselben  verewigt  oder  dort  ihre  Ruhestätte  gefunden 
hatten.  Während  größere  Wappen  die  Kirchenfenster  füllten,  wurden  kleine 
Scheiben  mit  solchen  zwischen  die  Butzenscheiben  der  weißen  Verglasung 
eingesetzt  und  schmückten  so  außer  den  Kirchen  auch  die  Hauskapellen  wie 
die  Zunftstuben,  Rathäuser2)  und  Wohnstuben.     Diese  Wappendarstellungen 


*)  Friedrich  H.  Hofmann,  D.  Markgrafenfenster  in  Sankt  Sebald  zu  Nürnberg, 
e.  Beitr.  z.  Porträtkunde  d.  fränkischen  Hohenzollern,  HZJ  1905,  S.  67  ff.  —  D.  Meister- 
werke schweizerischer  Glasmalerei.  Hrsg.  v.  Antiquar.  Ver.  in  Winterthur.  60  Tfl. 
in  Großfol.  mit  Text.  Berlin,  Ch.  Claesen  &  Co.  (hier  handelt  es  sich  fast  nur  um 
Wappenscheiben,  bald  einzelner  Kantone  oder  Städte,  bald  der  Gilden  u.  der  hervor- 
ragenden adel.  od.  bürgerl.  Familien).  Vgl.  auch  A.  Lehmann,  D.  Bildnis  bei  den 
altdeutschen  Meistern  bis  nach  Dürer.  Leipzig  1900,  S.  201  ff.  —  Friedrich  H.  Hof- 
mann, Die  Donatoren  auf  Dürers  Paumgartneraltar,  „Die  christliche  Kunst"  I,  1905, 
S.  169  ff. 

2)  Vgl.  die  Abb.  „Glasgemälde  im  Rathause  zu  Reutlingen",  DH  32.  —  Frdr. 
Warnecke,  Gesch.  d.  Glasmalerei.  2.  Afl.  —  Wackernagel,  D.  deutsche  Glas- 
malerei. Leipzig  1855.  —  Gessert,  Gesch.  der  Glasmalerei.  Stuttgart  u.  Tübingen 
1839.  —  Katalog  der  im  germanischen  Museum  befindlichen  Glasgemälde  aus  älterer 
Zeit.  2.  Afl.  Mit  Abb.  Nürnberg  1898.  —  Camesina,  Glasgemälde  aus  d.  12.  Jht. 
im  Kreuzgange  d.  Zisterzienserstiftes  Heiligenkreuz  im  Wienerwalde.  Wien  1859.  — 
Glasfenster  mit  Wappen  im  Dom  zu  Havelberg  (mit  Tfl.),  DH  29.  —  Meisterwerke  d. 
schweizerischen  Glasmalerei,  mit  Text  v.  Hafner.  Berlin  1888.  —  A.  Grenser,  D. 
Glasscheiben  d.  Bürkischen  Slg.  schweizerischer  Altertümer,  MAW  I,  43ff.  —  Hans 
Dedekam,  Glasmaleriets  Esthetik  og  Historie.   Saetryk  af  „Norsk  Tidskrift  feer  Haand- 


Glasmalerei.    Hausgerät.  181 

bildeten  für  die  nicht  kirchlichen  Glasgemälde  von  Anfang  an  den  belieb- 
testen Inhalt  und  den  Hauptinhalt.  Zu  den  Wappen  fügte  man  auch  ein 
oder  mehrere  Bildnisse  des  Geschlechts  oder  aus  der  Zunft  oder  ein  ganzes 
figurenreiches  Geschichtsbild,  am  liebsten  ein  solches,  das  in  das  Genre 
hinüberglitt.  Diese  bürgerliche  Richtung  der  Glasmalerei  wurde  in  Deutsch- 
land besonders  von  allen  größeren,  namentlich  von  den  vielen  noch  in  Frei- 
heit und  Wohlhabenheit  stolzen  Reichsstädten  gepflegt.  Was  Paul  von 
Stetten  über  sein  Augsburg  sagt:  „Es  war  vor  Zeiten  keine  Kirche,  kein 
öffentliches  Gebäude,  kein  Haus  eines  vermöglichen  Mannes,  darin  man  nicht 
gern  alte  Fensterscheiben  erblickte",  das  gilt  nicht  von  Augsburg  allein,  vor- 
nehmlich aber  gilt  es  von  Nürnberg:  in  Nürnberg  wurde  die  Glasmalerei 
dadurch  befruchtet,  daß  hier  schon  um  das  Jahr  1400  sich  eine  eigentümlich 
strebende  und  schaffende  Malerschule  entwickelt  hatte,  daß  im  16.  Jahr- 
hundert hier  Albrecht  Dürer  wirkte,  der  größte  deutsche  Maler  für 
manches  Geschlecht,  daß  eben  hier  die  Bürgerschaft  von  einem  höheren 
Zuge  geistigen  Lebens  ergriffen  und  durchdrungen  war.  Um  so  natürlicher 
ist  es,  wenn  namentlich  zu  Nürnberg  die  heraldische  Glasmalerei  breiten 
Einzug  auch  in  die  Kirchen  gefunden  hat.  Zeugen  dessen  sind  z.  B.  ein 
Chorfenster  bei  St.  Lorenz  von  1490,  auf  dem  das  Wichtigste  die  Bildnisse 
Kaiser  Friedrichs  III.  und  seiner  Gemahlin  Eleonore  von  Portugal  nebst  all 
den  unzähligen  Wappenschilden  beider,  und  im  Chor  von  St.  Sebald  das 
Maximiliansfenster  von  1515  mit  ebensolcher  Wappenunzahl  und  den  Bild- 
nissen Kaiser  Maximilians  I.  und  anderer  seines  Hauses.  Die  Glasmalerei  ver- 
vollkommnete sich  derartig,  daß  sie  es  verstand,  auf  der  Fläche  eines  ein- 
zigen Feldes  die  reichste  Mannigfaltigkeit  der  Farben  spielen  zu  lassen  und 
auch  profane  Bauten  auf  das  prächtigste  zu  schmücken. 

Wie  das  Haus,  so  bietet  auch  das  Hausgerät1)  gelegentlich  dem  Hausgerät 
Familienforscher  Aufschluß.  Mit  Namen  (Anfangsbuchstaben)  und  Jahres- 
zahlen sind  auch  sehr  oft  die  Himmelbetten,  Wiegen,  Kästen,  Truhen  auf 
Bauernhöfen  bemalt.  In  ihnen  finden  sich  auch  noch  Tabaksdosen,  Pfeifen, 
Glocken  und  andere  bewegliche  Habe  mit  dem  Namen  oder  Monogramm 
des  Urgroßvaters  oder  Großvaters,  ebenso  Mörser  und  Spinnräder  mit  jenen  der 


vserk  og  Industri"  ved  Kristiania  Kunstindustriemuseum.  Kristiania  1908.  —  -Zemp, 
Jos.,  D.  schweizerische  Glasmalerei.  E.  kunsthistor.  Skizze.  „Monat-Rosen."  Luzern 
1890. —  Hans  Leh'mann,  Z.Geschichte  d.  Glasmalerei  in  d.  Schweiz.  Zürich  1908.  — 
W.  Lübke,  Ü.  d.  alten  Glasgemälde  der  Schweiz.  Zürich  1866.  —  H.  Oidtmann, 
D.  Glasmalerei.  I.  Tl.:  D.  Technik  d.  Glasmalerei,  Köln  1892;  II.  Tl.:  Die  Geschichte 
der  Glasmalerei,  Köln  1898;  Drs.,  Die  Glasmalerei  im  alten  Frankenlande.  Leipzig 
1907.  —  C.  Styger,  Glasmaler  und  Glasgemälde  im  Lande  Schwyz  (1665—1680). 
Einsiedeln  1878.  —  H.  Kasser,  D.  Kirche  von  Worb  u.  ihre  Glasgemälde.  Kirchl. 
Jb.  f.  d.  Kt.  Bern,  V,  1893.  —  A.  Huyskens,  Z.  Gesch.  d.  Glasgemälde  in  d.  Elisabeth- 
kirche zu  Marburg:  FuB  6.  —  Ü.  die  zahlreichen  Wappen  adel.  u.  bürgert.  Geschl. 
Niedersachsens  im  Vaterländischen  Mus.  in  Celle  vgl.  FB  II,  276.  —  G.  Arndt,  D. 
Glaswappen  d.  Schützengesellschaft  in  Halberstadt,  FB  1910,  S.  43  (Verzeichnis  d.  dort 
vertretenen  Familien)  u.  D.  Glaswappen  d.  Schützengesellschaft  zu  Halberstadt.  E.  Beitr. 
z.  Bürger-  u.  Wappenku.  (Selbstverl.  v.  Oberpfarrer  em.  Arndt  in  Wernigerode  a.  H.) 
*)  R.  v.  Damm,  Hochzeitsschüsseln,  mit  e.  Nachtrag  v.  Joh.  Hohlfeld,  FB  1912. 


jg2  Das  Grabdenkmal  bei  Griechen  und  Römern. 

Urgroß-  und  Großmutter,  desgleichen  Zinngeschirr,  alte  Tassen,  Gläser,  Krüge, 
Schlösser,  ja  selbst  Waffen  und  Tauf-  und  Firmgeschenke.  Ein  interessantes 
Eislebisches  Hohlmaß,  offenbar  ein  amtlich  geaichtes  Trockenmaß  für  die 
Stadt  Eisleben  und  die  Grafschaft  Mansfeld,  ist  mit  einer  Menge  von  Vor- 
und  Familiennamen  mit  beigesetzter  Zeitangabe  aus  den  Jahren  (15)93  bis 
mit  1677  bedeckt.  Die  eingeschnittenen  Namen  scheinen  die  von  amtlichen 
städtischen  Personen  zu  sein,  die  das  Normalmaß  in  ihrer  Verwahrung  hatten, 
um  in  Streitfällen  danach  zu  entscheiden  oder  die  Richtigkeit  der  beim  Ver- 
kaufe benutzten  Hohlmaße  damit  zu  prüfen.1)  Ebenso  kommen  das  Kirchen- 
gerät und  überhaupt  alle  für  gottesdienstliche  Zwecke  bestimmte 
Gegenstände  gelegentlich  für  den  Familienforscher  in  Betracht.  Für  diesen 
sind  unter  Umständen  die  Meßkelche,  Meßgewänder,  Monstranzen,  Kanzel- 
decken und  andere  Paramente  wertvoll,  da  sie  oft  Daten  über  die  Dona- 
toren liefern. 

Fälschungen  kommen  auch  bei  Geräten  aller  Art  vor.  Besonders  zu 
bemerken  ist,  daß  nicht  selten  Holztafeln  mit  einem  Reiter  zu  Pferde  und 
einem  Wappen  gefälscht  wurden.  Man  entnahm  irgend  einem  Turnierbuch 
die  Ritterfigur  und  fügte  ein  Wappen  bei,  das  den  Kundigen  unter  Um- 
ständen leicht  die  Fälschung  verrät. 
Das  Grabdenk-  Hervorragend   wichtige   Quellen   zur    Familiengeschichte    sind    zu    allen 

nfndeiSnerien Zeiten  die  Grabdenkmäler2)  gewesen. 

Die  Grabdenkmäler  der  Griechen  und  Römer  bieten  dem  Familien- 
forscher ein  reicheres  Material  zur  Geschichte  der  Familien,  als  die  alt- 
christlichen Monumente.  Die  Griechen  begruben  ihre  Verstorbenen  vor  den 
Toren  der  Stadt;  dort  errichteten  sie  ihnen  Monumente;  mit  heiterem  oder 
ernstem  Zurufe  begrüßten  die  Totenmale  den  sich  der  Stadt  nähernden 
Wanderer.  Feinsinnig  stellt  der  Grieche  den  Entschlafenen  dar,  in  seiner 
gewohnten  Beschäftigung  oder  ruhig  Abschied  nehmend  von  seiner  Familie. 
Auch  die  römischen  Kunststätten  bleiben  meist  befreit  von  alledem,  was  an 
den  bleichen  Tod  gemahnt. 


!)  H.  Größler,  Ein  Eislebisches  Hohlmaß  in:  Mansfelder  Bl.,  22.  Jg.  Eisleben  1908. 

2)  D.  folgenden  Erörterungen  im  Text  z.T.  nach  Heinrich  Bergner,  Grundriß 
d.  kirchl.  Kunstaltertümer  in  Deutschland.  Göttingen  1900.  —  Es  kommt  nicht  selten 
vor,  daß  alte  Grabmonumente  von  ihrem  ursprünglichen  Standort  weggekommen  sind. 
Manchmal  sind  sie  als  Baumaterial  zu  kirchlichen  od.  profanen  Bauten  benutzt  worden; 
auch  als  „Brückchen",  so  in  Wunsiedel,  Schirnding  usw.;  unter  Umständen  können 
dann  d.  betreffenden  Steine  noch  gefunden  werden.  Bei  Frankfurt  a.  M.  wurden  Grab- 
steine in  d°m  Fundament  einer  karolingischen  Kirche  vermauert;  zu  diesem  hat  man 
stellenweise  fast  ausschließlich  Sarkophagtrümmer  u.  hier  u.  da  auch  frühere  christi. 
Grabsteine,  die  d.  dortige  uralte  Friedhof  in  reicher  Zahl  als  willkommenes  Baumaterial 
darbot,  verwendet.  In  neuester  Zeit  haben  Nachgrabungen  Inschr.  v.  jenen  vermauert. 
Grabmonumenten  wieder  zutage  gefördert;  vgl.  E.  Neeb,  KGV  1908,  390 ff.  Zuweilen 
fristen  d.  Grabsteine  in  irgend  e.  Winkel,  z.  B.  in  e.  Keller  od.  auf  e.  Oberboden,  ein 
stilles  Dasein.  Man  lasse  es  sich  keine  Mühe  des  Suchens  verdrießen,  bis  man  alle 
Möglichkeiten  erschöpft  zu  haben  glaubt,  d.  vermißte  Monument  zu  finden.  In  pro- 
testantischen Gegenden  muß  man,  soweit  die  Gemeinden  lutherisch  sind,  auch 
nach  Altären,  Gemälden,  Grabsteinen  usw.  aus  kathol.  Zeit  auf  Böden  und  in  Kellern 


Das  christliche  Grabdenkmal.  183 

Der  Römer1),  der  neben  dem  eigentlichen  Zwecke  des  Grabmals  zugleich 
auch  den  Glanz  und  die  Macht  seiner  Familie  zeigen  will,  stellt  den  Toten 
dar,  umgeben  von  seiner  Klientel,  mitten  in  seinem  Berufe,  er  führt  uns  vor 
Augen,  was  alles  der  Verstorbene  geleistet  für  seine  Mitbürger  in  Krieg  und 
Frieden.  So  wird  das  Grabmonument  ein  Ruhmesdenkmal  des  Verstorbenen 
und  der  Hinterbliebenen,  eine  Art  Familienchronik  in  Stein.  Das  bekannteste 
Denkmal  römischer  Grabsteinkunst  diesseits  der  Alpen  ist  die  Igler  Säule. 
Diese  ist  von  der  Familie  der  Secundinier  von  Secundinius  Securus  und 
seinem  Bruder  Secundinius  Aventinus  ihrem  Vater  und  ihrem  Verwandten 
gesetzt.  Man  sieht  den  Abschied  des  alten  Secundinius  von  seinen  Söhnen 
dargestellt.  Der  ältere  derselben  hält  ein  Tuch  auffallend  präsentierend;  da 
auch  in  der  Attika  Personen  damit  beschäftigt  sind,  Tücher  aufmerksam  zu 
prüfen,  so  hat  man  schon  früh  deswegen  die  Secundinier  für  Tuchfabrikanten 
erklärt.  Schöne,  aussichtsfreie  Natur  war  offenbar  mit  maßgebend  für  die 
Wahl  des  Grabmonumentes. 

Anders  die  altchristlichen  Menschen.  Hier  ist  von  Anfang  an  der  Zug Das  christliche 
nach  der  geweihten  Stätte.  Wem  es  nur  irgend  die  Mittel  erlauben,  der 
sucht  eine  Ruhe  in  der  Nähe  des  im  Tabernakel  unter  Brotgestalt  verbor- 
genen Heilands.  Wie  der  Vornehme  in  der  Kirche,  gemäß  dem  spätantiken 
Klassensystem,  seinen  bestimmten,  bevorzugten  Platz  im  Leben  hatte,  so 
wollte  er  auch  im  Tode  in  oder  bei  der  Kirche  begraben  sein,  hier  am 
Gnadenorte  auch  für  das  Jenseits  möglichst  viel  für  sich  und  die  Seinen  zu 
gewinnen.  Beim  christlichen  Grabmal  herrscht  überall  der  Hinweis  auf  das 
künftige  Leben,  die  Ehrfurcht  vor  Gott  und  die  Heiligen. 

Die  ältesten  christlichen  Grabdenkmäler  auf  deutschem  Boden,  die  figür- 
liche Darstellung  zeigen,  sind  als  Schmuck  des  Sarkophages  selbst  zu  denken. 
Das  Volk  will  den  verehrten  Toten  sehen,  und  so  wird  sein  Bild  auf  dem 
Deckel  des  Sarkophages  ausgehauen,  oder  eine  Bronzeplatte  mit  dem  Bild 
des  Verstorbenen  wird  auf  die  Grabstätte  gelegt.  Der  Verstorbene  erscheint 
so  gleichsam  aufgebahrt,  mit  den  Abzeichen  seiner  Würde.  Natürlich  kommt 
auch  den  weltlichen  Herren  dieser  Erde  ein  solcher  Grabschmuck  zu.  Bald 
aber  wollen  auch  die  kleinen  Herren  nicht  zurückstehen,  mit  dem  gesteigerten 
Selbstbewußtsein  des  Eingeborenen  wächst  der  Wunsch,  sich  zu  verewigen, 
sein  Bild  in  möglichst  dauerhaftem  Material  den  kommenden  Geschlechtern 


suchen.  Ü.  d.  Entfernung  eines  Altarbildes  von  Lukas  Cranach  d.  Ä.  aus  d.  Kirche  zu 
Koswig  (Anhalt)  berichtet  H.  Wäschke  AQ  10,  143;  d.  Grund  f.  d.  Einschließung  war 
Furcht  v.  Abgötterei.  Wo  Zwingiis  od.  Calvins  Lehre  herrschend  wurde,  ist  meist 
alles  zerstört,  jetzt  also  nichts  zu  finden.  Als  e.  Beispiel  der  merkwürdigen  Schicksale, 
die  den  Grabdenkmälern  widerfahren  können,  sei  das  des  Königs  Rudolf  v.  Habs- 
burg angeführt.  Vgl.  Eduard  Freiherr  von  Sacken  in  d.  Festschr.  z.  600jährigen 
Gedenkfeier  d.  Belehnung  d.  Hauses  Habsburg  mit  Österreich,  Wien  1882,  S.  123 f.  — 
An  anderen  Beispielen  erläutert  den  Satz  „habent  sua  fata  tumuli"  die  Redaktion  des 
ASGA,  12.  Jg.  Nr.  1.  März  1866.  —  Götzinger,  Reallex.  der  deutschen  Altertümer, 
Artikel  „Grabdenkmäler". 

*)  Preuß,   Arthur,    Poetische  Grabschriften  auf  römische  Frauen  u.  Mädchen, 
Wissenschaftl.  Beil.  d.  Leipziger  Zeitung  1910,  Nr.  11,  19.  März. 


j  g4  Das  christliche  Grabdenkmal. 

zu  überliefern.  So  wird  die  Sitte,  das  Bild  des  Verstorbenen  auf  der  Grab- 
stätte auszuhauen,  allgemein;  wer  sich  einen  solchen  Luxus  nicht  gestatten 
kann,  läßt  wenigstens  die  Wappen  seines  Geschlechtes  auf  der  Platte  an- 
bringen. 

Aus  dem  Sarkophage  entwickelt  sich  die  Tumba,  das  Prachtgrabmal. 
Auf  der  oberen  Platte  liegt  der  Verstorbene,  die  Lang-  und  Schmalseiten 
sind  entweder  glatt,  oder  mit  Reliefs  geziert,  auch  mit  kleinen  Architekturen, 
in  und  an  welchen  Statuetten  angebracht  sind.  Eine  rechteckige,  horizontale 
Platte  mit  dem  Bilde  des  Verstorbenen  ruht  auf  zwei  vertikalen,  etwas  pro- 
filierten Platten;  an  Stelle  dieser  Platten  können  auch  kleine  Pfeiler  oder 
sitzende  Löwen  treten. 

Diese  Form  wird  oft  als  Doppelgrabmal  in  der  Gestalt  verwertet,  daß 
zu  ebener  Erde  eine  skulptierte  Platte  liegt  und  darüber  auf  Pfeilern  die 
getragene  Platte.  So  z.  B.  das  Grabmal  des  Grafen  von  Werd  und  S.  Wil- 
helm zu  Straßburg.  Die  untere  Platte  zeigt  das  Bild  des  Kanonikus  Philipp 
von  Werd  (f  1332)  und  die  obere,  von  Löwen  getragene  den  Landgrafen 
Ulrich  von  Werd  (f  1344). 

Im  Unterschiede  zu  den  liegenden  Grabmälern  bezeichnen  stehende 
Epitaphien  nicht  den  Begräbnisplatz  selbst,  sondern  erscheinen  als  direkte 
Fortsetzung  der  antiken  Marmorsteine,  deren  Geschichte  sich  von  den  Zeiten 
der  Römerherrschaft  bis  in  das  11.  Jahrhundert  am  Rhein  verfolgen  läßt. 
Die  Sitte  verliert  sich  zunächst,  tritt  aber  im  15.  Jahrhundert  wieder  nach- 
drücklich auf,  und  zwar  sind  es  kleine  Bronzeplatten,  die  kurz  die  Lebens- 
beschreibung enthalten  und  in  Wände,  in  Säulen  usw.  eingelassen  sind.  In 
diese  Klasse  gehören  ferner  die  Totenschilde  der  Ritterorden,  Gesellschaften, 
Patrizierfamilien,  die  in  Kirchen  und  Kapellen  zur  Erinnerung  aufgehäuft 
wurden,  meist  kreis-,  vierpaß-  oder  rautenförmig  aus  Bronze,  Holz-  bemalt 
oder  Leder-  gepunzt.  Doch  tritt  auch  eine  reichere  und  bildungsfähige  Form 
auf,  das  Andachtsbild,  eine  biblische  Szene,  meist  Christus  am  Kreuz,  mit 
dem  Verstorbenen  oder  der  ganzen  Familie  in  knieender  Stellung  darunter, 
wie  dieselben  von  dabei  stehenden  Heiligen  der  göttlichen  Barmherzigkeit 
empfohlen  werden. 

Die  Trennung  des  Epitaphs  vom  Grabmal  wird  seit  dem  30jährigen 
Kriege  vollständiger.  Erst  im  18.  Jahrhundert  gewinnt  das  Mal  auf  dem 
Friedhof  selbständige  Bedeutung,  doch  in  äußerst  wechselnder  Form. 

Neben  aufrechtstehenden  Porträtfiguren  von  Bürgern  und  Bauern  im 
Sonntagsstaat,  bei  dem  der  gute  Wille  meist  höher  zu  achten  ist  als 
die  Kunst,  sind  überaus  häufig  die  laub-  und  muschelumrahmten  Kartuschen 
und  Papierrollen  mit  den  Familiennachrichten  und  Leichentext,  die  an  Säulen, 
Pyramiden  und  Urnen  angelehnt  sind,  von  allerhand  Unholden,  Putten  und 
Todesengeln  umspielt,  andererseits  schmiedeeiserne  Grabkreuze  mit  Ranken- 
ornament, bei  denen  die  Bilder  und  Inschriften  in  einem  kleinen,  verschließ- 
baren Schrein  auf  Blech  gemalt  wurden.  Als  letzten  trübseligen  Nachklang 
der  Totenschilde  kann  man  die  zahllosen  Kränze  und  Kästchen  mit  Flitter- 
kronen ansehen,  die  seit  der  Zeit  der  Aufklärung  die  Emporebrüstungen  der 


Inschriften  auf  Grabdenkmälern.  185 

protestantischen  Dorfkirchen  verunzierten.  An  Stellen,  wo  ein  Mensch  durch 
Mörderhände  fiel,  wurden  in  alter  Zeit  Kreuze  errichtet.  Es  erscheint  ge- 
radezu als  mittelalterliche  Rechtsgewohnheit,  dem  Mörder  neben  dem  Wehr- 
geld die  Errichtung  eines  Sühnekreuzes  aufzulegen,  auf  dem  oft  die  Mord- 
waffen oder  die  Figur  des  Erschlagenen  oder  dessen  Standesabzeichen  und 
Handwerksgeräte  abgebildet  sind.  Noch  wohlerhalten  ist  zum  Beispiel  das 
Kreuz,  das  Graf  Heinrich  von  Schwarzburg  wegen  Ermordung  eines  Priesters 
Heinrich  von  Gispersleben  1313  bei  Erfurt  errichtete.  Aber  auch  Verun- 
glückten oder  plötzlich  Gestorbenen  wurde  an  der  Todesstelle  ein  Denkstein 
gesetzt,  eine  Sitte,  die  sich  in  den  „Marterln"  des  Hochgebirges  bis  auf  den 
heutigen  Tag  erhalten  hat. 

Alle  diese  Denkmäler,  die  über  die  Stätte  des  Todes  den  goldenen  Inschriften  auf 
Schein  der  Kunst  und  der  Religion  breiten,  sind  den  Familienforschern  eine  mütn. 
wertvolle  Quelle  der  Belehrung.  Die  Inschriften,  die  auf  diesen  Denkmälern 
angebracht  wurden,  geben  über  die  Genealogie  der  Verstorbenen  und  über 
den  Geist,  mit  dem  ihrer  von  den  Hinterbliebenen  gedacht  wurde,  mannig- 
fache Aufklärung.  Mit  Dank  ist  es  daher  zu  begrüßen,  daß  solche  Inschriften 
gesammelt  und,  wo  sich  die  finanzielle  Möglichkeit  dazu  fand,  auch  gedruckt 
wurden.  Sehr  reichhaltig  sind  die  Monumente  in  der  sächsischen  Berg- 
hauptstadt Freiberg1),  wo  auch  eine  stattliche  Anzahl  derselben  in  den  dor- 
tigen altehrwürdigen  Kreuzgängen  eine  schützende  Unterkunft  gefunden  hat.2) 
Besonders  wertvoll  sind  solche  Drucklegungen  dann,  wenn,  was  bei  der 
Entwicklung  unserer  Großstädte  jetzt  immer  häufiger  vorkommt,  ältere  Kirch- 
höfe durch  Säkularisation  verschwinden.  So  haben  sich  z.  B.  die  Inschriften 
des  ehemaligen  Gottesackers  an  der  Dresdner  Frauenkirche  in  dem  Druck- 
werk erhalten:  Joh.  Gottfr.  Michaelis  Dressdnische  Inscriptiones  und  Epi- 
taphia,  welche  auf  denen  monumentis  der  in  Gott  ruhenden,  so  all  hier  in 
und  außer  der  Kirche  zu  unser  Lieben  Frauen  begraben  liegen,  zu  finden. 
Anderwärts  werden  derartige  Abschriften  von  Kirchhofsinschriften  hand- 
schriftlich in  Bibliotheken  aufbewahrt;  so  existiert  z.  B.  ein  Recueil  d'epi- 
taphes  de  Tournai  in  der  Bibliothek  dieser  Stadt  (Gesch.  d.  uradl.  Hauses 
Bary  1223 — 1903,  unter  Mitwirkung  v.  F.  Cl.  Ebrard  zusammengestellt  v. 
Heinrich  v.  Nathusius-Neinstedt,  Frankfurt  a.  M.  1904,  S.  293).  — 
J.  Schmid,  Inscriptiones  monumentorum  quae  sunt  Stutgardiae,  1640  u.  1656, 
Ms.  Landesbibl.  Stuttgart.  —  M.S.Priester,  Monumentorum  sepulchralium 
Ansbach  1746.  Ms.  Probst.  Kirchenpflege  St.  Johann,  Ansbach.  —  Epitaphien- 
buch.    Hall,  um  1680  (Ms.,  Ratsarchiv,  Schw.-Hall). 

Bei  Ausbesserungen  oder  Erneuerungen  von  Grabsteinen  liefen  gelegent- 
lich falsche  Angaben  unter.     Man  muß  mit  derartigen  Möglichkeiten  immer 


x)  Grübler,  Joh.  Sam.,  Histor.  Beschr.  d.  Kurf.  Begräbnisses  u.  d.  gesamten 
fünf  Kirchen  zu  Freiberg  samt  denen  daselbst  befindlichen  epitaphiis,  Inscriptionibus 
u.  Monumentis,  nebst  beygefügter  kurzer  Lebensbeschreibung  d.  dasigen  Patriciorum 
u.  Geschl.  in  zwei  Teilen  1731.  1732  (der  zweite  Teil  unter  dem  Titel:  Ehre  der  Frey- 
bergischen Totengrüfte  usw.). 

a)  Gerlach,  D.  Freiberger  Domkreuzgänge  MFA  6.  10.  14.  15.  25.  29. 


186  Fälschungen  von  Grabinschriften. 

bei  alten  Grabsteinen  rechnen  und  deshalb  sorgfältig  prüfen,  ob  etwa  die 
einzelnen  Teile  der  Inschrift  zu  verschiedener  Zeit  eingemeißelt  sein  können. 
So  ist  z.  B.  die  Inschrift  auf  dem  Grabstein  der  Aichaimer  im  Kreuzgang 
zu  St.  Peter  in  Salzburg  nicht,  wie  Walz  annahm,  in  einem  einzigen  Zuge 
angefertigt,  sondern  zu  verschiedenen  Zeiten;  bei  der  einen  Jahrzahl  hat  der 
Steinmetz,  was  in  Dutzenden  von  anderen  Fällen  nachweisbar  ist,  einen 
Hunderter  unterschlagen,  statt  1303  muß  es  1403  heißen.1) 
Fälschungen  von         ^us  (jen  Arbeiten  von  Boeckh,  Mommsen,  Hirschfeld  und  anderen  Ge- 

Orabinschnften.  '  ' 

lehrten  ist  zu  ersehen,  daß  die  Epigraphik  mit  Fälschungen  zu  kämpfen 
hat.  Neben  den  Inschriftenfälschern  in  großem  Stil,  wie  Ligorio,  Boissard. 
Pratilli,  denen  es  durch  ihre  umfangreiche  Tätigkeit  gelungen  ist,  die  latei- 
nischen Inschriften  insgesamt  in  Mißkredit  zu  bringen,  haben  schon  seit 
Jahrhunderten  Lokalfälscher  ihr  Unwesen  in  bescheideneren  Grenzen  ge- 
trieben.2) Auch  Grabinschriften  wurden  gelegentlich  gefälscht.3)  Ich 
wähle  als  Beispiel  eine,  die  'auf  das  Fälschertreiben  ein  interessantes  Licht 
wirft.  Dieselbe  gehört  zu  den  Machwerken  des  von  bürgerlichen  Eltern 
geborenen  Demetrius  Rhodocanakis,  der  sich  und  seine  Vorfahren  männlicher 
Seite  an  die  englischen  Paläologen  anhängt.  Der  im  Jahre  1636  in  England 
gestorbene  Theodor  Palaeologos  hatte  fünf  Kinder,  drei  Söhne  und  zwei 
Töchter  Maria  und  Dorothea.  Rhodocanakis  läßt  ihn  aber  noch  eine  dritte 
Tochter  Theodora  haben,  diese  am  6.  Juli  1594  geboren  sein  und  sich  am 
10.  Oktober  1613  zu  Neapel  in  der  Peter-Paulskirche  mit  einem  Demetrius 
Franziskus  Rhodocanakis  vermählen.  Dieser  Demeter  Franz  Rhodocanakis 
hat  einen  angeblichen  Sohn  Konstantin,  und  dieser  ist  die  genealogische 
Brücke  für  die  Abstammung  des  Abenteurers  von  den  Paläologen.  Um  diese 
Brücke  zu  schlagen,  erfand  Rhodocanakis  eine  lateinische  Grabschrift,  die  in 
deutscher  Übersetzung  also  lautet: 

„Im  Namen  des  Allgütigen  und  Allmächtigen  Gottes.  Hier  ruht  der 
hochadlige  und  sehr  weise  Prinz  Konstantin  Rhodocanakis,  jüngerer  Sohn 
des  sehr  vornehmen  und  erhabenen  Prinzen  Demeter  Franz  Rhodocanakis 
aus  dem  Stamme  der  Kaiser  von  Byzanz  und  der  Durchlauchtigen  und  gott- 
seligen Herrin  Theodora  Palaeologo,  der  einzigen  Tochter,  Erbin  und  Nach- 
folgerin des  hochheiligen  und  gesalbten  Theodors  IV.  Palaeologos,  Erbkaiser 
des  Heiligen  Byzantinischen  Reiches.     Er   starb  im  54.  Jahre  seines  Lebens, 


x)  Leonhardt,  Ü.  Schwierigkeiten  bei  d.  genealog.  Verwertung  mittelalterlicher 
Grabsteine,  FB  1911. 

2)  Im  Corpus  inscriptionum  Graecarum  sowie  im  Corpus  inscriptionum  latinarum 
sind  die  gefälschten  Inschriften  den  echten  angehängt  oder  vorangeschickt.  Namentlich 
in  Italien  ist  die  Zahl  der  Fälschungen  erstaunlich.  Über  gallische  Inschriftenfälschungen 
handelt  speziell  O.  Hirschfeld  in  den  Sitzungsberichten  der  philosophisch-historischen 
Klasse  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Wien  1884  Bd.  167. 

8)  L.  Riedl  veröffentlicht  MAW  1911,  S.  2  e.  Wappen  Gensprunner,  das  völlig 
gleich  ist  demjenigen,  das  v.  Pantz  MAW  Nr.  340  an  e.  zu  Radstadt  befindl.  Grabmale 
des  Ruprecht  u.  Georg  Gensprugger  beschreibt,  in  e.  Falle  muß  e.  unrichtige  Ein- 
meißelung  d.  Namens  stattgefunden  haben. 


Fälschungen  von  Grabinschriften.    Wappen  auf  Grabdenkmälern.  187 

am    13.  August   im   Jahre    des    Heils    1689.     Diesen   Marmorstein   ließ,   als 
Zeugnis  ihrer  Liebe  die  trauernde  Gattin  setzen.     Er  ruhe  in  Frieden." 

Diese  Grabschrift,  die  sich,  wie  Rhodocanakis  in  seiner  Lebensbeschrei- 
bung des  Konstantin  Rhodocanakis  angibt,  auf  einem  Steine  in  der  Nieuwe 
Kerk  zu  Amsterdam  befinden  soll,  ist  seine  eigene  freie  Erfindung.  Weder 
Grabstein  noch  Inschrift  war  jemals  am  angegebenen  Ort  vorhanden.  Ein 
Konstantin  Rhodocanakis,  eben  derselbe,  dessen  Lebensbeschreibung  der 
Demetrius  herausgab  und  dessen  Grabinschrift  er  fälschte,  ist  eine  in  der 
englischen  Geschichte  bekannte  Persönlichkeit.  Er  war  Hofalchimist  und 
Leibarzt  des  Königs  Karl  II.  von  England.  Der  Abenteurer  mußte  trachten, 
seine  Abstammung  von  diesem  Konstantin  nachzuweisen.  Ihn  sodann  mit 
dem  englischen  Palaeologen  zu  verschwägern  lag  nahe  genug.  Unglück- 
licherweise waren  ihm  bei  diesem  Vorgehen  aber  diejenigen  englischen  Ver- 
öffentlichungen über  die  Paläologen  in  Cornwall  entgangen,  aus  denen  die 
Vermählung  des  Theodor  Paläologos  mit  Mary  Balls,  das  Vorhandensein 
von  fünf  Kindern  aus  dieser  Ehe  und  der  Tod  Theodors  auf  englischem 
Boden  (1636)  auf  Grund  kirchenbuchlicher  Eintragungen  klar  hervorgeht. 
Als  sie  ihm  vorgehalten  wurden,  half  er  sich  zunächst  damit,  daß  er  Mary 
Balls  nur  für  die  Geliebte  Theodors  erklärte,  dann,  als  er  sah,  daß  diese 
Ehe  als  eine  solche  nicht  in  Abrede  gestellt  werden  konnte,  indem  er  für 
die  byzantinischen  Kaiserfamilien  das  Vorhandensein  eines  Ebenburtsrechtes 
behauptete  und  die  Ehe  des  Theodor  Palaeologos  mit  Mary  Balls,  weil  diese 
nicht  einem  gleichen  Hause  entstammte,  als  eine  unebenbürtige  Ehe  hin- 
stellte. Nur  auf  diesem  Wege  konnte  ja  die  Behauptung  aufrecht  erhalten 
werden,  eine  Tochter  sei  seine  Erbin  und  Nachfolgerin  (haeres  et  successor) 
und  diese  Tochter  sei  dessen  einzige  Tochter  (unigenita),  wie  alles  auf  dem 
Amsterdamer  Grabsteine  stehen  sollte.  In  dieser  Amsterdamer  Grabschrift 
ist  auch  der  „sehr  vornehme  und  erhabene  Prinz  Demeter  Franz  Rhodocanakis" 
als  „aus  dem  Stamme  der  Kaiser  von  Byzanz"  bezeichnet.  Die  Frage,  wie 
der  Abenteurer  den  fürstlichen  Rang  seines  eigenen  Geschlechts  begründet, 
spitzt  sich  also  darauf  zu,  wie  er  die  vorstehende  Rhodocanakissche  Abstam- 
mung „aus  dem  Stamme  der  Kaiser"  rechtfertigt  und  herleitet.  Er  macht 
dies,  indem  er  einem  Andronikos  Dukas,  der  nur  einen  einzigen  Sohn  namens 
Konstantin  hatte,  einen  zweiten  Sohn  namens  Nikephoros  andichtet  und  zum 
Nachweis  von  dessen  Existenz  eine  Münze  fälscht.  (Emile  Legrand,  Dossier 
Rhodocanakis,  Etüde  critique  de  Bibliographie  et  d'histoire  litteraire.  Paris 
1895.)     (VJH  1910.) 

Bei  der  Beurteilung  der  Wappen  auf  Grabmälern *)  muß  man  die  Jahr-  Wappen  auf 
hunderte   verschieden   ansehen.     Man  gab  zuerst  dem  Wappen  des  Verstor-  °™JJjJtk" 


!)  D.  Beste  ü.  diesen  Gegenstand  findet  man  dargestellt  v.  Leonhard,  FB  1910 
u.  1912,  v.  Fürst  zu  Hohenlohe-Waldenburg  KGV  7,  20,  v.  Lütgendorff-Lein- 
burg,  Familiengesch.,  Stammbaum  und  Ahnenprobe,  Frankfurt  a.  M.,  2.  Afl.  1910  u. 
v.  Kekule  v.  Stradonitz,  Ahnenproben  auf  Kunstwerken,  D.Zukunft,  10.  Jg.,  Nr. 42 
v.  19.  H.  1902,  wieder  abgedruckt  in  seinen  Ausgewählten  Aufsätzen  I  1905,  S.  253  ff. 
Interessantes   hier  einschlagendes  Material  findet  man  in  Salvers  „Proben  des  hohen 


188  Ahnenproben  auf  Grabdenkmälern. 

benen  das  seiner  Gattin  und  seiner  Mutter  mit  oder,  wenn  er  unvermählt 
starb,  das  seines  Vaters.  Dieses  System  hat  man  schon  zu  Ende  des 
14.  Jahrhunderts  durch  Hinzufügung  weiterer  Schilde  angeheirateter  Frauen 
entweder  zu  einer  Filiation  im  Mannesstamme  oder  aber  zu  einer  Art  von 
Ahnenprobe  erweitert. 

Ahnenproben  Noch  schwieriger  wurde  die  Bestimmung  der  Reihenfolge  der  Wappen, 

dermalem.  als  man  anfing,  die  Wappen  von  8  oder  16  Ahnen  auf  Denkmälern  anzu- 
bringen. Zwar  die  Zählung  der  Ahnenquartiere  richtete  sich  nach  der  in 
den  Reichsstiftern.  Aber  es  gab  sehr  verschiedene  Arten,  nach  denen  man 
die  gezählten  Wappen  zu  stellen  pflegte.  Welches  die  häufigste  Stellung 
sei,  darüber  weichen  die  Angaben  von  Bucelin1),  Hattstein'2),  Estor3)  und 
von  Neumann4)  voneinander  ab.  Bei  8  Ahnen  war  hauptsächlich  diejenige 
Stellung  beliebt,  bei  der  links  vom  Sarg  die  ungerade  zu  zählenden  Wappen 
stehen  von  1 — 7,  gegenüber  die  von  2 — 8,  so  daß  die  Nummern  7 — 8  zu 
unterst  zu  liegen  kommen.  Auf  einzelnen  Denkmälern  ist  eine  ganz  eigene 
Reihenfolge  der  Ahnen  beobachtet.  Bei  anderen  ist  man  im  Zweifel,  ob 
dieselbe  absichtlich  gewählt  worden  ist  oder  ob  sie  auf  einem  Irrtum  beruht. 
Auf  anderen  stehen  die  Wappen  wie  willkürlich. 

Bei  16  Ahnen  nahm  man  gern  die  Nummern  1  und  2  über  das  Haupt 
der  Leiche,  Nr.  15  und  16  zu  Füßen,  die  ungeraden  Nummern  3 — 13  links, 
die  geraden  4 — 14  rechts  von  der  Leiche.  Doch  finden  sich  so  zahlreiche 
Abweichungen,  daß  die  richtige  Lektüre  einer  nicht  durch  Inschriften  erläu- 
terten gemeißelten  Wappentafel  oft  zu  den  größten  Schwierigkeiten  gehört. 
An  strenge  Regeln  scheint  sich  das  Kunsthandwerk  der  früheren  Jahrhunderte 
in  dieser  Richtung  nur  dann  gehalten  zu  haben,  wenn  es  unter  eine  genaue 
Aufsicht  genealogischer  Sachverständiger  gestellt  war.  Die  Erfahrung  lehrt 
leider,  daß  dies  nicht  allzuhäufig  der  Fall  war. 

Bei  Ahnenproben  auf  Grabmälern  ist  noch  ein  wichtiger  Unterschied 
zu  beobachten.  Die  ältesten  Darstellungen  beziehen  sich,  wenn  man  das 
übliche  Ahnentafelschema  anwenden  will,  nicht  etwa  auf  den  Verstorbenen, 
sondern  auf  einen,  vielleicht  nur  gedachten  Sohn  des  Stifters.  Einen  Um- 
schwung brachte  das  15.  Jahrhundert;    seitdem    handelte  es  sich  regelmäßig 


Teutschen  Reichs-Adels"  Würzburg  1775  u.  bei  Rudolphi,  Heraldica  curiosa  (2.  Afl. 
1718).  In  Betracht  kommen  ferner  u.  a.  Lorenz,  Lehrb.  d.  Genealogie  208 ff.  — 
Kr  oll  mann',  D.  Ahnen  d.  letzten  Grafen  v.  Hoya.  E.  Beitr.  z.  Beurteilung  v.  Ahnen- 
wappen auf  Grabdenkmälern  u.  v.  Ahnenproben  f.  Domstifte,  Jubiläumsschr.  des  Ro- 
land, yer.  z.  Förderung  der  Stamm-,  Wappen-  u.  Siegelku.  1912,  S.  35—54;  Macco, 
Saxa  loquuntur,  ebd.  S.  55—67;  Buhmann,  Fr.,  Wenig  bekannte  heraldische  Kunst- 
schätze in  der  Münsterkirche  zu  Hameln  a.  d.  W.,  HMK  1911. 

x)  Bucelini,  G.,  Germania  Topo-,  Chrono-,  Stemmatographica  sacra  et  profana. 
Pars  altera.    Genealogica  Germaniae  notitia.    Partis  «ecundae  pars  tertia. 

8)  Hattstein,  D.  H.  v.  u.  zu,  D.  Hoheit  d.  teutschen  Reichsadels  Explicationes  sd». 

3)  Estor,  J.  G.,  Praktische  Ahnenprobe  S.  457. 

4)  Neumann,  J.  F.  W.  de,  Meditationes  juris  principum  de  jure  personarum 
illustrium  earumque  ministris.     Lib.  II,  Tit.  XII,  S.  182  ff 


Literatur  über  Grabdenkmäler.  189 

um  Ahnenwappen    des  Verstorbenen    oder    um   eine  beiderseits  gleichmäßig 
ausgestaltete  Ahnenprobe  für  ein  Ehepaar.1) 

Die  gedruckte  Literatur  über  unsere  Grabdenkmäler  ist  so  groß,  daß  es 
unmöglich  ist,  Vollständigkeit  auch  nur  annähernd  zu  erreichen.  Trotz  dieser 
reichen  Literatur  ist  aber  viel  Material  noch  nirgends  veröffentlicht.  Ich 
verzeichne  die  folgenden  Arbeiten: 

Amrhein,  August,  Beitr.  z.  fränkischen  Epitaphienliteratur.  Arch.  d.  Histor. 
Ver.  v.  Unterfranken  u.  Aschaffenburg,  Würzburg  1904,  S.  187  ff. 

Ankert,  Hnr.,  Grabinschr.  v.  alten  Friedhof  in  Leitmeritz,  Mtlg.  d.  Ver.  f.  Gesch. 
der  Deutschen  in  Böhmen  XLVIII,  1910,  Nr.  3. 

Arnswaldt,  Werner  Constantin  v.,  Einige  Inschr.  u.  Wappen  v.  Epitaphien 
in  Stift  Obernkirchen  u.  Bückeburg,  DH  37 d.  Drs.,  Grabmal  des  Bartold  Busse,  FB 
1910,  1;  drs.,  Grabinschr.  d.  luth.  Kirche  in  Rinteln,  DH  41;  drs.,  Aufschr.  u.  Wappen 
d.  Särge  in  d.  Krypta  d.  Stiftsk.  zu  Fischbeck,  DH  41. 

As  coli,  Iscrizioni  inedite  o  mal  note,  Greche,  Latine,  Ebraiche  di  antichi  sepolcri 
Giudaici  edite  e  illustrate  da  G.  J.  Ascoli.  Con  otto  tavole  fotolitografiche.  Torino  e 
Roma  1880.  Dazu  H.  Graetz,  D.  alten  jüdischen  Katakombeninschr.  in  Süditalien, 
Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wft.  d.  Judent.    29.  Jg.  1880,  S.  433-451. 

Atlas,  Kunsthistorischer.  X.  Abt.  Sign.  v.  Abb.  mittelalterlicher  Grabdenkm. 
aus  d.  Ländern  d.  österreichisch-ungarischen  Monarchie.  Mit  108  Tfl.  Wien,  Anton 
Schroll  &  Co. 

Bach,  Max,  D.  fürstl.  Württemberg.  Epitaphien  u.  Denkm.  in  d.  Stiftsk.  zu  Stutt- 
gart, WJOB  7.  Drs.,  D.  Grabdenkm.  u.  Totenschilde  d.  Münsters  zu  Ulm,  WVL  1893; 
dazu  DH  30,  S.  41. 

Bar  big,  Fr.,  Grabstein  d.  Karl  Heinrichs  v.  Eickstedt  btr.  Leininger  Geschichtsbl. 
7,  9.    1908. 

Bardeleben,  C.  v.,  Einiges  ü.  d.  Grabdenkm.  d.  St.  Marien-Domk.  zu  Fürsten- 
walde an  d.  Spree,  DH  1902,  S.  170  ff. 

Bartels,  C.  v.,  Einiges  ü.  d.  Grabdenkm.  d.  St.  Mariendomk.  zu  Fürstenwalde 
an  d.  Spree,  DH  33. 

Becke-Klüchtzner,  E.  v.  d.,  Grabstätten  adel.  Personen  auf  d.  Gottesäckern  zu 
Baden-Baden  u.  Lichtenthai  bei  Baden-Baden,  VJH  13. 

v.  Beckh-Widmannstetter,  Grabsteine  der  christl.  Zeit  zu  Friesach  in  Kärnten, 
Wien  1882.  Ulrichs  v.  Lichtenstein  d.  Minnesängers  Grabmal  1871;  Studien  an  d. 
Grabstätten  alter  Geschl.  d.  Steiermark  u.  Kärntens.  Berlin  1871—78;  Ältere  Grab- 
denkm. in  Kärnten,  Wien  1892;  Ältere  Grabdenkm.  in  d.  Steyermark,  MZKNF  17; 
Trauttmansdorfsche  Grabsteine  zu  Trauttmansdorf,  Grazer  Zeitung  1878, 28.  u.  29.  August. 
Benndorf,  Paul,  D.  alte  Leipziger  Johannisfriedhof  u.  d.  Hospitalgruft.  E.  Beitr. 
z.  Stadtgesch.   Leipzig;  drs.,  D.  alte  israelitische  Friedhof  in  Leipzig,  VGL  1911. 

Berchem,  Freiherr  u.  Freifrau  v.,  Adelige  Begräbnis-Stätten  auf  dem  südlichen 
Friedhofe  in  München.   München  1913. 

Berg,  D.  Hohenzollerngruft  in  d.  Pfarrk.  zu  Küstrin,  HZJ  10. 
Bergau.  R.,  Bronze-Werke  a.  d.  Peter  Vischerschen  Gießhütte  zu  Nürnberg  in 
Posen  u.  Gnesen.  M.  2  Tfln.  u.  e.  Nachtr.  von  H.  Ehrenberg.  ZHGPII  (1886),  177—184, 
vgl.  dazu  J.  Kohte,  ebd.  VII  (1892),  485—488. 

Bergel,  Ältere  Grabsteine  an  d.  Friedensk.  zu  Schweidnitz,  ASW  8. 
Beyschlag  u.  Müller,   Die  nördlingischen  Epitaphien.    Beitr.  z.  nördling.  Ge- 
schlechtshistorie, mit  histor.  Anm.    Nördlingen  1801—3. 

Bezold,  G.  v.,  Zwei  Grabdenkmäler  aus  d.  Frühzeit  d.  14.  Jhts.  in  St.  Elisabeth 
in  Marburg,  MGV  1911. 


i)  Leonhardt,  FB  1910ff. 


iqq  Literatur  über  Grabdenkmäler. 

Blittersdorff,    Philipp   Freih.  v.,   Zwei   Epitaphien    (in  d.  K.  zu  Ranshofen), 

MAW  5,  300. 

Blore,  E.,  Monumentais  remains  of  noble  and  eminent  persons,  comprising  the 
sepulchral  antiquities  of  Oreat  Britain.  London  1826.  With  30  highly  finished  engravings 

by  Le  Kreuz. 

Borger,  H.,  Grabdenkm.  im  Maingebiet  v.  Anfang  d.  XIV.  Jht.  bis  z.  Eintritt  d. 
Renaissance.    Leipzig  1907. 

Bo  er  ekel,  Der  Mainzer  Friedhof,  seine  Geschichte  u.  seine  Denkm.  Z.  Erinne- 
rung an  sein  lOOjähriges  Bestehen,  im  Auftrage  d.  Stadt  Mainz  dargestellt.  Mainz  1903. 

v.  Bötticher,  Der  Grabstein  Helfrichs  von  Meckau  (im  Stieber-Museum  zu 
Bautzen)  DH  1898,  S.  149;  Grabsteine  u.  Epitaphien  in  d.  K.  zu  Göda.   NLM  68,  1892. 

Brann,  M.,  E.  Slg.  Fürther  Grabschr.,  in:  Gedenkb.  z.  Erinnerung  an  David 
Kaufmann,  hrsg.  v.  Brann  u.  Rosenthal.  Breslau  1900;  drs.,  D.  Grabinschr.  d. 
Familie  Spira  in  Prag,  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wft.  d.  Judentums  1902. 

Brehmer,  Wilhelm,  Lübecks  Messingene  Grabplatten  aus  d.  14.  Jht.,  HGB  1883, 

Leipzig  1884,  S.  9  ff. 

Brück,  Robert-,  Grabmälerfund  in  d.  Sophienkirche  zu  Dresden,  Dresdner  An- 
zeiger 1910,  Sonntags-Beil.  Nr.  23;  drs.,  Die  Sophienk.  in  Dresden,  ihre  Gesch.  u.  ihre 
Kunstschätze.     Dresden  1912,  vgl.  dazu  auch  Heydenreich,  FB  1912,  S.  41  f f . 

Bube,  Adolf,  Über  drei  Grabsteine  aus  d.  MA,  AKDV  1863,  S.  438 ff. 

Bub  er,  S.,  Ansehe  Sehern.  Biographien  u.  Leichensteininschr.  v.  Lemberger  Rab- 
binern 1500—1890  etc.    Krakau  1895  (hebräisch). 

Buch ler,  AI.,  D.  Grabschr.  d.  Mardochai  Mochiach,  in:  Gedenkbl.  z.  Erinnerung 
an  David  Kaufmann,  hrsg.  von  Brann  und  Rosenthal.    Breslau  1900. 

Büsching,  J.  G.,  Grabmal  d.  Herzogs  Heinrich  IV.  v.  Breslau.  Mit  5  Tfl. 
o.  O.  u.  J. 

Busch,  Nikolaus,  Grabsteine  im  Dom  (S.  A.),  Riga  1896. 

Busserote,  Carre  Joseph  Xavier  de,  Les  tombeaux  du  eimetiere  de  la  Salle 
ä  Saint-Symphorien,  pres  Tours;  guide  du  visiteur.    Tours,  Semeur-Laptaine.    1882. 

Cauer,  Grabdenkm.  in  d.  Kirchen  zu  Schlüchtern,  in:  Unsere  Heimat.  Mtlg.  des 
Heimatbundes,  Ver.  f.  Heimatku.  im  Kreise  Schlüchtern.     1908. 

Chajes,  H.  P.,  Jüdische  u.  jüdisch-indische  Grabinschr.  aus  Aden.  Mit  e.  Be- 
sprechung der  indischen  Texte  von  J.  Kirste.  Aus  d.  Sitzungsber.  d.  kaiserl.  Ak.  d. 
Wft.    Wien  1903. 

Clemen,  Otto,  Eulenspiegels  Epitaphium,  VNS  1904. 

Clermont-Ganneau,  M.  Ch.,  Epigraphes  hebraiques  et  grecques  sur  les  ossu- 
aires  juifs  inedits.    Paris  1883. 

Conrad,  Verzeichnis  d.  auf  d.  Friedh.  zu  Görlitz  ruhenden  Mitgl.  adel.  Familien, 
VJH  24.  25. 

Crain,  Meklenburgischer  Fürsten  Gräber  in  Wismar,  VMG  6. 

Crull,  Till  Eulenspiegels  Grab,  VMG  33. 

Crullu.  F.  Techen,  D.  Grabsteine  der  Wismarschen  Kirchen,  VMG  55,  56. 

Cserheö,Geza  v.,  u.  Josef  Gzoma,  Alte  Grabdenkm.  in  Ungarn.  Budapest  1890. 

Csoma,  v.,  Ungarische  Grabsteine.     Zürich  1887.  88.  90. 

Dachenhausen,  AI.  Frhr.  v.,  D.  Grabstein  d.  Markgräfin  v.  Baden  (f  1574), 
DH  39. 

Dassel,  O.  v.,  Die  Familiendenkm.  in  u.  bei  Lüneburg,  FB  3.  4;  Familiendenkm. 
in  Chemnitz  u.  Umgegend,  ebd.  4;  Familiengeschichtliches  u.  Heraldisches  aus  d. 
Kloster  Medingen,  ebd.  5;  Grabdenkm.  in  u.  an  d.  Stiftsk.  zu  Wunstorf  (bei  Hannover), 
veröffentlicht  u.  photographisch  aufgenommen,  ebd.  6;  Grabdenkmal  d.  im  J.  1725 
verstorbenen  Pastors  Mag.  Georg  Ernst  Bachrodt  u.  snr.  drei  Frauen  an  d.  Kirche  zu 
Clingen  in  Schwarzburg-Sondershausen,  ebd. 

Dassel,  O.  v.,  u.  August  Freih.  v.  Minnigerode-Allerburg,  Grabstein  d. 
Edlen  Rieme  v.  Allerburg  v.  J.  1300  an  d.  Kirchenruine  d.  Wüstung  Kirchdorf  bei 
Bockelnhagen  (Prov.  Sachsen).   E.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Freiherren  v.  Minnigerode,  FB  6.. 


Literatur  über  Grabdenkmäler.  191 

Dittrich,  H.,  Die  Epitaphien  u.  Grabsteine  d.  kathol.  Pfarrkirche  St.  Jakobi  zu 
Neiße.   Jb.  d.  Neißer  Kunst  u.  Altert.  Nr.  13,  S.  23—31. 

Donadini,  E.  A.,  u.  G.  Aarland,  D.  Grabdenkm.  d.  Wettiner  Fürsten  in  d.  kurf. 
Begräbniskapelle  d.  Domes  zu  Meißen.  22  Tfl.  in  Schwarz-  u.  Bronzedruck  u.  2  Tfl. 
in  Lichtdruck.    Mit  Textbl.  v.  W.  Loose.    Leipzig  1898. 

Dorst,  Leonhard,  Grabdenkm.  E.  Beitrag  z.  Kunstgesch.  des  MA.  Görlitz 
1846/47. 

Dreselly,  A.,  Grabschr.,  Marterl-,  Bildstöckl-,  u.  Totenbrett-Verse,  dann  Haus- 
inschr.,  Wohn-  u.  Trinkstubenreime,  Geräthe-Inschr.  u.  a.    2.  Afl.    Salzburg  1900. 

Duellius,  Raymundus,  Excerptorum  genealogicorum  historicorum.  Leipzig 
1725.  S.  350 ff.  bietet  epitaphia  ecclesiae.  B.M.V  in  Wüntzendorff,  epitaphia  in  ecclesia 
Lostorffensi. 

Einsiedel,  Ernst  Heinrich  v.,  Grabsteine  d.  Familie  von  Einsiedel  zu  Gnaud- 
stein,  FB  1910. 

Engel  und  v.  Hanstein,  Danzigs  mittelalterliche  Grabsteine.    Danzig  1893. 

Erhard,  Verzeichnis  der  Epitaphien  in  der  Herrenkapelle  am  Dome  zu  Passau. 
OBA  6. 

Eubel,  K.,  D.  in  d.  Franziskaner  Minoritenk.  z.  Würzburg  Bestatteten  aus  d. 
Adels-  u.  Bürgerstande.    Würzburg  1884. 

Feuchtwang,  Epitaphien  Mährischer  Landes-  u.  Localrabbiner  v.  Nikolsburg, 
in:  Gedenkb.  z.  Erinnerung  an  David  Kaufmann,  hrsg.  v.  Brann  u.  Rosenthal. 
Breslau  1900;  Drs.,  Epitaphien  d.  Gräberfeldes  zu  Nikolsburg.  Mtlg.  z.  jüdischen 
Volksku.    21.  H.,  N.  F.  Jg.  III,  H.  1,  Berlin  1907. 

Fr  an  kl,  Ldw.  Aug.,  Inschr.  d.  alten  jüdischen  Friedh.  in  Wien.  Beitr.  z.  Alter- 
tumsku.  Österreichs.    Wien  1855. 

Freytag,  L.,  E.  in  d.  Nikolaik.  zu  Berlin  wieder  aufgefundenes  Grabdenkmal  d. 
im  17.  Jht.  verstorbenen  Bürgermeisters  Heinrich  Straube  B  V  1879,  S.  138. 

Friedberg,  B.,  Neue  auf  d.  jüd.  Friedhof  in  Krakau  aufgefundene  Grabschr. 
Breslau  1900. 

Geiler,  L.,  Wittelsbachische  Grabstätten  im  Gebiete  d.  alten  Pfalz.  Zwei- 
brücken 1899. 

Gelder,  H.,  Genealog.  Notizen  v.  Grabdenkm.  auf  dem  Kirchhofe  zu  Itzehoe, 
DH  34;  drs.,  E.  heraldisch -genealog.  Denkm.  in  d.  Marienk.  z.  Gelnhausen,  DH  35 
[Epitaph  Johanns  v.  Lauter  u.  snr.  Ehefrau  geb.  v.  Colmar]. 

Gerbert,  Crypta  San-Blasiana  nova  principum  Austriae  translatis  eorum  cadaver. 
ex  cathedrali  etc.  Basil.  et  monast.  Koenigsfeldensi  in  Helvetia  a.  1770  ad  condit.  nov. 
monast.  S.  Blasii  in  Nigra  Silva,   c.  9  tab.  San-Blas.  4°. 

Gerlach,  Hnr.,  D.  mittelalterl.  gravierten  messingenen  Grabplatten  [in  Meißen 
u.  Freiberg  i.  Sa.],  MFA  4. 

Goetting,  Genealog.  Aufzeichnungen  v.  Grabdenkm.  auf  d.  alt.  Militär- Kirchhof 
zu  Königsberg  i.Pr.,  VJH  1911. 

Gottwald,  Eduard,  D.  Sagen  ü.  d.  Geschl.  d.  Edlen  v.  Theler  u.  deren  Erb- 
begräbnis.    Mtlg.  d.  Kgl.  Sachs.  Altert-Ver.,  XIII,  52—56. 

Grauert,  D.  Kaisergräber  im  Dom  zu  Speyer.  Sitzungsber.  d.  philolog.-histor. 
Klasse  d.  Kgl.  Bayr.  Ak.  d.  Wftn.  1900,  S.  539—619.  Dazu  ein  Nachtr.  im  histor.  Jb., 
XXII,  248ff. 

Grefe,  C.,  D.  alte  israelitische  Friedhof  in  Wien  im  IX.  Bezirk  aus  dem  16.  Jht. 
Wien  1891. 

Grenser,  Heraldisch -genealog.  Wanderungen  auf  d.  Wiener  evangel.  Friedhofe 
im  Jb.  d.  Gft.  f.  d.  Gesch.  d.  Protestantismus  in  Österreich.   4.  Jg.,  1.  H.    Wien  1883. 

Grienberger,  J.  R.  v.,  Freskomalerei  u.  Grabsteine  an  d.  St.  Valentinskirche  in 
Riej  im  Oberinntale  v.  Tirol.    HGBAB  1909,  S.  77  ff. 

Gritzner,  Grabdenkm.  adel.  Personen  auf  Kirchhöfen  Berlins  u.  snr.  Vororte, 
VJH  27.  28. 


ig2  Literatur  über  Grabdenkmäler. 

Groß,  Jakob,  Z.  Abb.  d.  Grabsteins  d.  Bischofs  u.  Kanzlers  Dr.  Frdr.  Maus- 
kirchen, OBA  10. 

Grünen feld,  Alte  Inschr.  und  Grabdenkm.  von  Neustadt  a.  H.  u.  Umgebung. 
Speyer  1908. 

Gutbier,  H.,  D.  Grabdenkmäler  der  Bergkirche  zu  Langensalza.  Langensalza  1901. 

Haeutle,  Christian,  Geneal.  d.  erlauchten  Stammhauses  Witteisbach,  München 
1870,  enthält  u.  a.  eine  Fülle  v.  Nachr.  ü.  Grabdenkm.  d.  Hauses  Witteisbach;  Drs., 
D.  Begräbnis  Herzogs  Ludw.  d.  Bärtigen  v.  Bayern-Ingolstadt  u.  s.  Epitaph  in  d.  ehe- 
mal. Klosterk.  zu  Raitenhaslach.     München  1891. 

Hahn,  D.  Grabsteine  d.  Klosters  Weida  bei  Algri,  WJH  25. 

Haken,  Roderich  v.,  Eisenbarts  Wappen  u.  Grabdenkm.,  ASW  1911. 

Halm,  Ph.  M.,  Wolfgang  Leb,  Ztschr.  d.  Münchener  Altertumsver.  XIV/XV,  1903/4; 
Drs.,  Jörg  Gärtner,  Ein  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Plastik  Altbayerns,  ebd.  XVII,  1907;  Drs., 
Sebald  Bocksdorffer,  Zur  Grabsteinplastik  der  Frührenaissance  in  Innsbruck.  Kunst  u. 
Kunsthandwerk  XIV,  Wien  1911;  Drs.,  Hans  Valkenauer  u.  d.  Salzburger  Marmorplastik, 
ebd.  XV,  Wien  1911. 

Handel-Mazzetti,  Viktor  Freiherr  v.,  D.  Grabstein  d.  Gregor  Rathalminger, 
f  1428,  JAW  NF  10. 

Hartmann-Franzenshuld,  Ernst  Edler  v.,  Die  Ennser  Hartmann  u.  d.  Augs- 
burger Breyschuch.     E.  Note  zu  d.  Ennser  Grabsteinen,  JAW  3. 

Hase,  K.  Wlh.,  u.  Fr.  v.  Quast,  D.  Gräber  in  d.  Schloßkirche  zu  Quedlinburg. 
Quedlinburg  1877. 

Haßlinger,  Felix  Frhr.  v.,  Die  Grabdenkmäler  in  d.  Kirche  v.  Altmünster  in 
Oberösterreich,  MAW  1912. 

Hausmann,  R.,  Grabfunde  aus  Estland.     Reval  1896. 

v.  Hefner,  Ü.  d.  Fürstengruft  u.  d.  Fürstenkapelle  zu  Scheyern,  OBA  2. 

Heideloff,  K.  A.  v.,  Deutsches  Fürsten-  u.  Ritteralbum  der  Marianischen  Ritter- 
Kapelle  in  Haßfurt,  mit  genealog.  Notizen  v.  A.  v.  Eye,  mit  15  Tafeln,  darin  enthalten 
278  fein  in  Farben,  Gold  u.  Silber  ausgeführte  Wappen.     Stuttgart  1868. 

Heinlein,  H.,  D.  Friedhof  zu  Leipzig  in  snr.  jetzigen  Gestalt  od.  vollst.  Slg.  snr. 
Inschr.  auf  d.  ältesten  u.  neuesten  Denkm.    4  Hefte.     1844. 

Henkel,  Deutsche  Grabschriften  in  dänischen  Kirchen,  DH  27;  Drs.,  D.  Grab- 
mal Moritz  v.  Donops  in  d.  Altstädter  Kirche  St.  Nicolai  zu  Lemgo,  DH  30. 

Herrmann,  Alte  Grabsteine  des  Wörther  Friedhofes.  7.  Jahresber.  d.  Ver.  zur 
Erhaltg.  d.  Altert,  v.  Weißenburg  u.  Umgegend. 

Hildebrandt,  Ad.  M.,  Die  Grabsteine  u.  Epitaphien  adel.  Personen  in  u.  bei 
d.  Kirchen  d.  Altmark.  I.  d.  Kreise  Salzwedel  u.  Gardelegen,  Gardelegen  1868;  Drs., 
Heraldisches  aus  Erfurt,  DH  34. 

Hock,  Simon,  D.  Familien  Prags  nach  d.  Epitaphien  d.  altjüdischen  Friedhofs 
in  Prag.  Aus  dem  Nachlaß  hrsg.,  mit  Anm.  versehen  u.  biographisch  eingeleitet  von 
David  Kaufmann.    1892. 

Hohenlohe-Waldenburg,  Frdr.  Karl  Fürst  zu,  Zwei  Grabsteine  im  Dorfe 
Tirol,  Zeitschr.  „Adler",  I,  1871,  S.  77 ff.;  Mittelalterl.  Grabsteine,  AKDV  NF  19,  177 ff. 

Holle,  J.  W.,  D.  Fürstengrüfte  d.  Hohenzollern  z.  Kulmbach-Bayreuth  u.  Himmel- 
kron,  mit  e.  Stammtfl.    Bayreuth  1885. 

Hörmann,  L.  v.,  Grabschriften  u.  Marterln.     Stuttgart  1905. 

Horovitz,  M.,  Die  Inschriften  des  alten  [jüdischen]  Friedhofs  [in  Frankfurt 
a.  M.J.   1901. 

Horst,  Freiherr  v.  d.,  Heraldisch-genealogische  Denkm.  in  d.  K.  zu  Oldendorf, 
DH  1898,  S.  113. 

(Hoverden,  Graf  v.),  Schlesiens  Grabdenkm.  u.  Grabinschr.  Alphabetisch.  Reg. 
d.  1.— 15.  Bd.  d.  Graf  Hoverden'schen  Slg.    Breslau  1870. 

Hüffer,  Hrm.,  Der  Grabstein  d.  Burggrafen  Heinrich  v.  Drachenfels  zu  Röhrs- 
dorf, ANR  1893. 


Literatur  über  Grabdenkmäler.  193 

Inscriptions  funeraires  et  monumentales  de  Ia  province  d'Anvers.  fasc.  1 — 144 
(mehr  nicht  erschienen).  Anvers  1856 — 93.  Avec  un  grand  nombre  de  figures,  d'ar- 
moiries  etc. 

Jahr,  Rieh.,  Beitr.  z.  Kenntnis  d.  Erfurter  Grabinschriften.  D.  Schicksal  d.  Grab- 
steine. Ihre  Bedeutung  als  Geschichtsqu.  D.  Inschriften.  Festschr.  z.  350jähr.  Jubiläum 
d.  Kgl.  Gymn.  zu  Erfurt,  1911. 

Jungnitz,  Jos.,  D.  Grabstätten  d.  Breslauer  Bischöfe.    1895. 

Kammerhauwer,  G.  Fr.,  Inscriptiones  monumentorum  quae  sunt  Tubingae.  1627. 

Katalog  der  im  germanisch.  Museum  befindl.  Bronzeepitaphien  d.  15. — 18.  Jhts. 
Nürnberg  1891. 

Kauffungen,  Kunz  v.,  Grabsteine  adeliger  Personen.  Gesammelt  auf  51  Fried- 
höfen Deutschlands  u.  Österreichs,  VJH  31. 

Kaufmann,  David,  D.  Grabstein  v.  Heinrich  Heines  Großmutter  Sarla  v.  Gel- 
dern, f  3.  Jan.  1779  in  Düsseldorf.  Monatsschr.  f.  Gesch.  u.  Wft.  d.  Judentums,  38.  ]g. 
1894,  S.  332 ff.;  Die  jüdischen  Friedhöfe  Ofens,  ebd.,  40.  Jg.;  Der  älteste  jüdische  Fried- 
hof Ungarns  (Ungarisch),  Archeologiai  Ertesitö  XV,  1895,  219ff.  u.  (Deutsch)  Monat- 
schrift f.  Gesch.  d.  Judent.  1895;  Inscriptions  tumulaires  de  Wiener  Neustadt.  Revue 
des  etudes  juives  1895,  XXX,  300—303;  Die  Grabsteine  R.  Meirs  von  Rothenburg  u. 
Alex.  Wimpfens  in  Worms.  Monatschr.  f.  d.  Gesch.  d.  Judentums,  1896;  Les  inscrip- 
tions des  tombeaux  de  Mardochee  et  de  Esther.  Revue  des  etudes  juives  1899, 
S.  274  ff. 

(Kiefer),  Die  Grabstätte  von  Goethes  Eltern  (mit  Abb.),  FBF  1908;  Grabsteine 
in  Dirmstein,  FBF  1910  (Juli). 

Kießkalt,  D.  alten  Grabdenkm.  d.  Stadt  Eger  in  genealog.  u.  herald.  Beziehung, 
JAW  NF  16;  Die  Grabdenkm.  d.  ehemal.  Benediktinerklosters  Paulinzella,  ZTG  NF  17, 
1907;  Die  altertüml.  Grabdenkm.  d.  Stadt  Rothenburg  o.  T.,  HGBAB  V,  1908,  S.  lff.; 
Die  Grabsteine  in  d.  K.  zu  Gräfenthal  (Sachsen-Meiningen),  ZTG  NF  1909,  480 ff., 
außerdem  noch  e.  Reihe  kleinerer  Abhandl.  ü.  d.  Grabdenkm.  u.  Gedächtnistfl.  d.  bayr. 
Städte  Lichtenfels,  Schwarzenbach  a.  S.,  Hof,  Kronach  u.  Staffelstein,  d.  Marktes  Eschl- 
kam  u.  d.  St.  Veitskirche  in  Ellwangen  (Württemberg),  sämtlich  erschienen  HGBAB 
1906/7  u.  d.  Grabdenkm.  in  d.  K.  zu  Marlesreuth,  ASW  1909;  Die  Grabdenkm.  d.  Stadt 
Amberg  bis  1800,  VJH  1911;  Die  altertüml.  Grabdenkm.  u.  Gedächtnistfl.  d.  kgl.  bayer. 
Bezirksämter  Cham,  Waldmünchen  u.  Burglengenfeld  (Oberpfalz)  in  geneal.  u.  herald. 
Beziehung,  VJH  1911/1913;  D.  Grabdenkm.  d.  Amtsger.-Bezirks  Kahla  (Sachsen-Alten- 
burg), VJH  1913. 

Kirchner,  H.,  Denkm.  d.  St.  Nikolaik.  in  Berlin,  ASW  1910. 

Klingspor,  K.  Arv.  v.,  Grabdenkm.  deutsch.  Adelsfamilien  in  Schweden,  DH6. 

Knetsch,  Carl,  Die  Kapelle  d.  Natio  Germanica  in  d.  K.  S.  Domenico  zu  Siena, 
DH  1900,  S.  102. 

Knoetel,  Paul,  Die  Figurengrabmäler  Schlesiens.     Kattowitz  1890. 

Koch,  Herbert,  Die  Johann-Georgs-Kirche  u.  d.  Johannis-Friedhof  in  Jena, 
Jena  1911;  Die  Grabdenkm.  in  Jena,  ASW  1910;  Verlorene  Grabdenkm.  v.  Adeligen  in 
Jena,  DH  1910,  ebd.  ü.  Grabsteine  v.  Adligen  im  Amtsbez.  Meiningen. 

Köhler,  G.,  Das  Kloster  d.  hl.  Petrus  auf  d.  Lauterberge  bei  Halle  u.  d.  ältesten 
Grabstätten  d.  erlauchten  sächs.  Fürstenhauses.   1857. 

Kohlhagen,  Zwei  Bamberg.  Fürstbischöfe  u.  ihre  Grabdenkm.  in  d.  St.  Michaels- 
kirche daselbst,  MAW  6,  85ff. 

Könnecke,  M.,  u.  Kutzke,  G.,  D.  Grabdenkmäler  d.  Mansfelder  Grafenhauses 
in  d.  St.  Andreask.  zu  Eisleben.    Mansfelder  Bl.  25,  S.  67 — 94. 

Koppelmann  (Lieben),  Grabsteininschr.  d.  Prager  israelitischen  alten  Friedhofes 
mit  biographischen  Skizzen.    Prag  1856. 

Krane,  Freiherr  von,  Verz.  d.  auf  d.  Friedhofe  zu  Görlitz  ruhenden  Mitglieder 
adeliger  Familien,  VJH  24. 

Kraus,  Franz  Xaver,  Die  Grabschrift  des  Erzbischofs  Heinrichs  II.  von  Fin- 
stingen  in  der  Domk.  zu  Trier,  JBL  12. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  13 


jg4  Literatur  über  Grabdenkmäler. 

Kroner,  D.  Erfurter  hebräischen  Grabschriften,  Monatsschr.  f.  d.  Gesch.  d. 
Judent.    33.  Jg.  1884,  S.  349-363. 

Kuefstein,  Karl   Graf,   Die  Monumente  in  d.  K.  v.  Röhrenbach,  MAW  1910, 

S.  463  ff. 

Kümmerle,  G.  Fr.,  Anzeige  derj.  Grabschriften  u.  Denkm.  zu  Tübingen  be- 
findlich, sowie  auch  Ausz.  aus  d.  hiesigen  Toten-Reg.  v.  1603—1827.    Tübingen  1827. 

Lang,  E.,  Alte  Grabsteine  und  andere  erwähnenswerte  Grabmäler  auf  d.  alten 
Friedhof  in  Heilbronn.    6.  Ber.  d.  histor.  Ver.  Heilbronn. 

Lang,  F.  W.,  Wanderungen  auf  österreichischen  Friedhöfen.     Linz  1905. 

Leonhardt,  K.  Fr.,  D.  Denkstein  der  Trenbecken  in  Raitenhaslach,  FB  1910; 
Drs.,  Über  Schwierigkeiten  bei  der  genealog.  Verwertung  mittelalterl.  Grabsteine,  FB 
1911;  Drs.,  Symmetr.  Ahnenproben  auf  Grabdenkm.,  FB  1912;  Drs.,  Spätgotische  Grab- 
denkmäler des  Salzachgebietes.  Ein  Beitrag  z.  Gesch.  der  altbayer.  Plastik.  Leipzig  1913. 

Lieben,  K.,  Grabsteininschr.  d.  Prager  israel.  alten  Friedhofes  mit  biogr.  Notizen. 
Prag  1856. 

Lindström,  Anteckningar  om  Gotlands  Medeltid.  2  Bde.  Stockholm  1892—95; 
der  2.  Band  enthält  Inschriften  aus  d.  2.  Hälfte  des  12.  Jht.  bis  1521,  wie  sie  sich  in 
Stadt-  u.  Klosterkirchen  Wisbys  u.  sonst  finden,  gibt  auch  Ratsherrenverzeichnisse. 
Bis  1471  bestand  in  allen  schwedischen  größeren  Städten  die  Hälfte  des  Rates  aus 
Deutschen. 

Lisch,  Ü.  d.  fürstl.  Begräbniskapelle  u.  d.  Grab  d.  Fürsten  Pribislav  in  d.  K.  zu 
Doberan,  VMG  19/22;  Leichensteine  zu  Dobbertin  u.  Rostock:  Peter  Vischers  Epi- 
taphien auf  d.  Herzogin  Helena  im  Dom  zu  Schwerin;  ü.  Grabplatten  u.  Messingschnitt. 
VMG  27. 

Litzel,  G.,  Histor.  Beschr.  d.  ksrl.  Begräbnisses  im  Dom  zu  Speyer  1030—1659, 
hrsg.  v.  J.  M.  König.   1825. 

Lorme,  Ed.  de,  Christoph  Wahrendorffs  Epitaphium  in  d.  K.  zu  Adensen  u.  d. 
Genealogie  seines  Geschlechtes,  Hannoverland  1911,  Novbr.  u.  DH  1912. 

Luchs,  H.,  Schlesische  Fürstenbilder  des  MA.    Mit  47  Bildtafeln.    Breslau  1872. 

(Luchs,  H.),  Die  Denkmäler  d.  St.  Elisabethkirche  zu  Breslau.    Breslau  1860. 

Lücke,  Karl,  Der  alte  Neuruppiner  Kirchhof  u.  seine  Grabdenkm.  Neuruppin  1906. 

Luschin  v.  Ebengreuth,  Grabstätten  deutscher  Studenten  in  Italien,  a)  Siena, 
b)  Bologna,  MZK  1887—89  (=  NF  Bd.  13—15);  Drs.,  I  sepolcri  degli  Scolari  tedeschi 
in  Siena,  nel  „Bulletino  Senese  di  Storia  Patria"  III— V,  Siena  1896—97. 

Mayer,  J.,  Die  Grabstätte  d.  Pfalzgrafen  bei  Rhein  U.Herzogs  in  Bayern  Johann 
in  Neuburg  vor  d.  Walde.    Regensburg  1850. 

Mazgon,  A.,  Grabstein-Inschr.  i.  d.  Kirchen  u.  auf  d.  Friedhöfen  der  gefürsteten 
Grafschaft  Görz-Gradiska,  MAW  1907  u.  1908. 

Menges,  O.,  Englische  Königsschlösser  u.  Adelsburgen.  Geschichtliche  Erinne- 
rungen.   Beil.  z.  Jahresber.  d.  Kgl.  Dom-  u.  Realgymn.  zu  Kolberg.  1910. 

Mentz,  Syntagma  epitaphiorum  quae  in  inclyta  Metropoli  Witeberga  diversis  in 
locis  etc.  conspiciuntur.    Magdeburg  1604. 

Merk,  Alte  Ravensburger  Grabstätten  nach  d.  Aufzeichnungen  1680—1723  des. 
Dr.  med.  Johann  Ludwig  Schlapperitz,  FBF  1911. 

Michahelles,  Merkwürdigkeiten  d.  St.  Johannis-Friedhofes  1830  (ü.  Dürer's 
Grab  u.  die  in  ihm  später  erfolgten  Beerdigungen  vgl.  Der  Sammler  f.  Kunst  u.  Altert. 
1826,  III.  H.,  S.  32  flg.).  Vgl.  — c— ,  Zur  Erhaltung  d.  alten  Nürnberger  Friedhöfe,  Die 
Denkmalpflege  XI,  12,  1909,  S.  96  ff. 

Minnigerode-Allerburg,  Aug.  Frhr.  v.,  Was  Fleckensteiner  Leichensteine 
erzählen.  7.  Jhrsber.  d.  Ver.  z.  Erhaltg.  d.  Altertümer  in  Weißenburg  i.  E.  (Grabsteine 
in  Sulz  S.  46,  in  Wimpfen  S.  55,  in  Hagenau  S.  58,  in  Selz  S.  62). 

Mithof,  Grabsteine  u.  Inschriften  zu  Marienwerder  bei  Hannover,  VNS  1861. 

Montet,  E.  C.  A.  de,  Les  tombeaux  d'eveques  de  la  Cathedrale  de  Lausanne. 
Lausanne  1881. 


Literatur  über  Grabdenkmäler.  195 

Moos,  D.  v.,  Thuricum  sepultum,  d.  i.  Sammlung  alter  u.  neuer  Grabschriften, 
welche  in  d.  Kirchen  d.  Stadt  u.  Landschaft  Zürich  teils  längst  verblichen,  teils  noch 
leserlich  vorgefunden  werden,  samt  einigen  kurzen  Nachrichten  v.  d.  Lebens  Umständen. 
5  Bde.  o.  O.  [Zürich]  1778—80. 

Mörath,  A.,  Deutsche  Grabdenkm.  b.  d.  St.  Veitskirche  in  Krummau,  MGDB  36,  98. 

Müller,  H.,  Beschr.  d.  Grabdenkm.  auf  Schloß  Comburg,  HGBAB  1910. 

Mülverstedt,  G.  A.  v.,  Walkenrieder  Grabsteine,  Festschr.  z.  3.  ord.  Hauptverslg. 
d.  Harzver.  f.  Gesch.  u.  Altertumsku.  zu  Nordhausen  1870,  S.  48 ff.;  Zur  Kritik  d. 
Wappen  auf  e.  Moltkeschen  Grabsteine,  VH  32,  102;  Ein  [von  Plothoscher]  Grabstein 
aus  d.  letzten  Drittel  d.  12.  Jht.  in  der  K.  zu  Alten-Plathow,  Neue  Mtlg.  a.  d.  Gebiet 
hist.-antquar.  Forsch.  1909,  S.  47. 

Nath,  Frdr.,  Inschr.  u.  Wappen  des  v.  d.  Malsburgschen  Epitaphs  in  d.  K.  zu 
Westuffeln  im  Kr.  Hofgeismar,  DH  1906,  S.  163. 

Nikolaus,  Michailowitsch,  Großfürst,  Die  Moskauer  Nekropolis.  St.  Petersburg 
1907/8.  Hochquart  (russisch).  3  Bde.  Bd.  1  540  S.,  Bd.  II  486  S.,  Bd.  III  429  S.  (zirka 
23000  Grabinschriften  enthaltend). 

Nordmann,  Achilles,  Der  israelitische  Friedhof  in  Hegenheim  in  geschichtl. 
Darst.     XVI  u.  207  S. 

v.   Obernberg,  Ü.  zwei  sich  widersprechende  Grabschriften  zu Wilparting,  OBA 1 . 

Obser,  Die  Grabstätte  d.  Markgr.  Geo.  Frdr.  v.  Baden-D.,  ZOR  1898. 

Oettrich,  Gottlob,  Verz.  der  Verstorbenen  nebst  ihren  Monumenten  u.  Epi- 
taphien, welche  inwendig  in  hiesiger  K.  zu  St.  Sophien  ihre  Ruhe  gefunden,  wobey 
die  Inscriptiones.    Dresden  1711. 

Oeynhausen,  Graf  v.  d.,  Grabsteine  u.  Epitaphien  in  d.  K.  zu  Lübbecke,  VJH 
13,  424 ff.;  Grabsteine  u.  Epitaphien  der  Stiftsk.  zu  Bassum,  VNS  1870. 

Oidtman,  E.  v.,  D.  Grabstein  Stephans  v.  Werth,  e.  Bruders  d.  Feldmarschalls 
Jan  von  Werth,  AG  11;  Bildnisse  d.  Reitergenerals  Jan  v.  Werth.  Grabstein  d.  kur- 
bayrischen Rittmeisters  Stephan  v.  Werth,  gefallen  im  Gefecht  bei  Beutelsbach  1643, 
ANR  78.i) 

v.  Oppell,  Die  von  Raußendorff sehen  Grabsteine  auf  d.  Kirchhofe  zu  Tillen- 
dorf bei  Bunzlau,  DH  27;  D.  genealog.  Schätze  d.  evangel.  K.  zu  Heyersdorf,  Kr. 
Fraustadt,  DH  27;  Drei  Grabdenkm.  aus  schlesischen  u.  niederlausitzischen  Kirchen, 
DH  32. 

Ow,  Anton  Frhr.  v.,  Einige  Grabinschr.  aus  Deggendorf  u. Umgegend,  NBV31. 

v.  Pantz,  Herald.-genealog.  Denkm.  aus  d.  Ennstale,  MAW  1909.  1910:  Grab- 
denkm. in  d.  Stadtpfarrk.  zu  Steyr,  JAW  1911.  1912. 

Pappenheim,  Gustav  Frhr.  v.,  Wappen-  u.  Grabdenkm.  in  d.  Elisabethk.  zu 
Marburg,  VJH  1892. 

Perschmann,  Theodor,  Nordhausens  mittelalterl.  Grabdenkm.  gez.  v.  Eugen 
Duval,  Nordhausen  1880. 

Petak,  A.,  Grabschriften  aus  Österreich.    Wien  1904. 

Pettene gg,  Graf  v.,  Zu  d.  Grabdenkm.  zu  St.  Peter  u.  Nonnberg  zu  Salzburg, 
JAW  1873,  54,  75;  „Zur  Epitafik  von  Tirol",  JAW  1:  Heraldisches  aus  Rom  (ü.  Grab- 
denkm. u.  andere  Q.),  JAW  NF  3;  Das  Grabmal  der  Gertrud  Heustadlin  von  Kag 
(t  1506),  ebd.  4. 

Piaget,  S.,  D.  Grab  d.  letzten  Stauffacherin.   Alpenrosen,  XXI,  Bern  1861,  S.  267. 

Plass,  D.  Wappen  in  d.  K.  v.  Fronau,  Verhdlg.  d.  histor.  Ver.  v.  Oberpfalz  u. 
Regensburg.  Regensburg  XXV  (N.  F.  XVII)  1868,  S.  127ff.  Von  diesem  Plass  be- 
finden sich  etwa  ein  Viertelhundert,  die  Oberpfalz  betreffende  Kollektaneenbände  i.  d. 
Bibl.  des  Cassianeums  zu  Donauwörth.    Sie  enthalten  sehr  viel  genealog.  Material. 


!)  Vgl.  Macco,  D.  jülichsche  Geschl.  v.  Werth  (mit  Stammtfln.),  ANR  78.  — 
Kaspar  Keller,  Zur  Familiengesch.  des  Johann  v.  Werth,  ANR  75.  — E.  v.  Oidtman, 
Das  Linnicher  Geschl.  van  Weyrdt.  Einleitung  z.  Familiengesch.  des  Johann  v.  Werth, 
ANR  73. 

13* 


196 


Literatur  über  Grabdenkmäler. 


v.  Plieningen,  Grabdenkm.  zu  Schaubeck,  DH  38. 

Pontoppidan,  E.,  Marmora  Danica  I.  II.     Hafniae  1739  u.  1741. 

Popper,  L.  M.,  Die  Inschriften  d.  alten  Prager  Judenfriedhofes.  Braunschweig  1893. 

Praun,  J.,  Die  Kaisergräber  im  Dom  zu  Speyer,  ZOR  NF  14. 

(Pressentin,  C.  v.),  D.Grabstein  des  Darguner  Abtes  Johann  Billerbeck.  Öffentl. 
Anz.  f.  Dargun  1893. 

Pusch,  A.,  Von  einigen  alten  Grabsteinen  auf  dem  Friedhof  Groß-Salze,  FB  1910. 

Quast,  Die  Gräber  d.  Äbtissinnen  in  d.  Schloßk.  zu  Quedlinburg,  ZHV,  Er- 
gänzungsheft zum  9.  Jg.  1877. 

Reimann,  F.,  D.  Grab  d.  Gräfin-Regentin  Katharina  i.  d.  Nikolaik.  zu  Lemgo 
u.  seine  Wiederauffindung,  Mtlg.  aus  d.  lippischen  Gesch.  u.  Altertumsku.  VII  1909. 

Resenius,  Petrus  Joh.,  Inscriptiones  Hafnienses.     Hafniae  1668. 

Richter,  O.,  Gräber  in  d.  Sophienk.     DR  II  1893,  N.  4,  S.  103. 

R  i  e  d  1 ,  L.,  Notizen  ü.  Grabsteine  u.  Gedenksteine  im  Salzkammergut,  MA W 191 1 ,  S.  2  ff. 

Ritter,  Frdr.,  Die  Grabdenkm.  d.  ehemaligen  Reichsstadt  Dinkelsbühl,  DH  1912. 

Rodde,  C.  Frhr.  v.,  Grabdenkm.  auf  Friedhöfen  Hildesheims,  FB  III  1909, 
S.  272ff.;  Familiendenkm.  in  d.  Stadt  Hannover:  Grabdenkmal  d.  Anna  v.  Windheim, 
geb.  vom  Hagen,  f  1588,  aufgenommen  v.  O.  v.  Dassel,  FB  1908,  Okt. 

Rogge,  Th.,  Inschr.  d.  Leichensteine  in  d.  Kloster  z.  heil.  Kreuz  zu  Rostock,  DH  17. 

Rosen,  Karl  v.,  Das  Grabmal  Herzog  Barnims  VII.  von  Pommern  in  der  Wall- 
fahrtskirche zu  Kentz.    BS  20,  Heft  1  (1864),  84  ff. 

Rosenfeld,  F.,  Ein  Grabstein  aus  der  Kirche  zu  Altenplathow.  Nr.  1  Abb.  MG  41 
(1906),  365  ff. 

Rosner,  J.,  Grab-Steine  Welche  i.  Der  Kays.  Stift-Kirch  zu  St.  Dorothea  sich  be- 
finden 1751,  bearb.  v.  Drexler.     Mit  17  Abb.     Wien  1898. 

Roth,  Das  Nassauer  Epitaphienbuch  des  Malers  Dorsen  von  Altweilnau,  VJH  19. 

Ruland,  D.  Epitaphium  des  Geschichtschreibers  v.  dem  Bischoftum  Würzburg, 
UFA  13. 

Schack,  Robert,  Nachrichten  ü.  d.  in  d.  K.  zu  Hohenleuben  befindliche  Fa- 
miliengruft des  vormals  gräflichen,  jetzt  fürstlichen  Hauses  Reuß-Köstritz,  JVH  56  u.  57. 

Schmidt,  Berth.,  Die  Grabsteine  mit  dem  Kreuze,  NASG  29,  1908. 

Schönberg,  Bernh.  v.,  Die  v.  Schönbergschen  Grabdenkm.  zu  Freiberg,  MFA  14. 

Schosser,  Ch.  Th.,  Inscriptiones  Nobiliores  totius  Europae  tarn  antiquae  quam 
novae  ut  plurimum  funerales.     Halberstadt  1620. 

de  Schoutheete  de  Tervarent,  Amedee  Jean  Victor  Marie,  L'epitaphies 
Wasien,  collection  d'inscriptions  tombales  recueillies  dans  les  eglises  et  cimetieres. 
Pays  &  Waes.    A.  Nicolas. 

Schröder,  A.,  Monumente  d.  Augsburger  Domkreuzganges,  JD  X.  XI. 

Schuch,  Grabdenkm.  adeliger  Personen  auf  d.  alten  Militärfriedhofe  zu  Breslau, 
VJH  27. 

Schulz,  Fritz  Traug.  H.  Werner,  E.  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Plastik  d.  deutschen 
Spätrenaissance,  MGN  1909  (Grabdenkm.  97—104). 

Schwab, Joh.,  Die  Franziskaner-Kirche  in  Andernach  als  Begräbnisstätte  vornehmer 
Andernacher  Familien  im  17.  u.  18.  Jht.    Andernach,  Jahresber.  d.  Gymn.  1907. 

S[chwebel,  Oskar],  Grabstätten  u.  Denkm.  im  grauen  Kloster  zu  Berlin,  B  10, 
1884,  S.  702. 

Schweitzer,  H.,  Die  mittelalterl.  Grabdenkm.  mit  figürl.  Darst.  in  d.  Neckar- 
gegenden.   Straßburg  1899. 

Semrau,  Die  Grabdenkm.  d.  Marienk.  in  Thorn,  Thorn  1892  7.  H.  d.  Mtlg. 
des  Copernikus-Ver.  in  Thorn. 

Siegl,  K.,  Die  ältesten  christl.  Grabdenkm.  in  Eger.    MZK  VI,  2,  1906,  S.  235 ff. 

Skladny.A.,  Grabdenkmal  des  Königs  Boleslaus  Chrobry  in  Posen,  ZHGP4,  437 ff. 

Sommerfeldt,  Gustav,  Die  Lehndorff-Gräber  in  d.  K.  zu  Haffstrom  b.  Königs- 
berg, Ostpr.,  DH  37;  D.  Grabstein  des  Georg  v.  Eichicht  in  d.  K.  zu  Neuhausen  bei 
Königsberg  (t  1602),  DH  1907. 


ober  Grabdenkmäler  i  Q 


Sponsel,  Fürsten-Bildnisse  am  d.  Hanse  Wettin  (TgL  unter  Porträt), 
Grabdenkmäler. 

Steche,  Rieh.,  Das  Hüügerscbe  Epitaph  in  der  Thomasknrae  zn  Leipzig, 
NASG 

Steiomann,  Die  Grabstätten  der  Fürsten  des  Wetfenhanses. 

Stoesser,  Grabstätten  u.  Grabinschr.  d.  badischen  Regenten  in  1 
v.  Berthold  I.  Herzog  von  Zähringen  1074—1311.    Heidelberg  1903. 

Stotzingen,  Othmar  Frhr.,  D.  Grabdenkm.  d.  IC  zu  Schwaigern,  JAW  1910. 

Stubenrauch,  iL,  D.  Wedeische  Epitaph  v.  Cremzow,  DH  1904,  S.  27. 

Stückel  berg,  E.  A,  Die  nuttelalterL  Grabdenkm.  des  Basler  Münsters.  Basel  1896. 

Suchier,  R,  Die  Grabdenkm.  d.  in  Hanau  bestatteten  giäflkheM  u.  SisQkniM 
Personen  aus  den  Häusern  Hanau  u.  Hessen.   1879. 

Techen,  Grabsteine  im  Dom  von  Lübeck,  JLG  7. 

Thiem,  W.  E.  Paul,  Inschx.  auf  Porträts  u.  Epitaphia  in  d.  Nicolai-Domk.  zu 
Grerfswald,  DH  1911. 

v.  Thüna,  Eine  Saatfelder  Grabschrift,  ZTG  NF  4,  1384,  277 ff. 

Uhlhorn,  W,  D.  alten  Kirchhöfe  in  Wflkenburg,  Bothfeld  u.  Kirchhorst,  Nieder- 
sachsen 1911,  153  ff. 

Usinger,  R^  D.  Grabsteine  der  Grafen  v.  Hova  in  d.  K.  zu  Nienburg,  VNS, 
Jg.  1S53,  Hannover  1836. 

Voigt,  Paul,  Ahe  Lissaer  Grabdenkmäler,  ZHGP,  20,  1905. 

Voss,  G.,  Grabdenkmäler  in  Berlin  u.  Potsdam.    Berlin  1905. 

Wagner,  Eduard,  Die  alten,  nunmehr  verschwundenen  Grabdenk,  an  tLSdüofic 
zu  Kremnitz  (Körmöczbinya),  MAW  1911. 

Walter,  Th.,  Die  Grabschriften  d.  Bez.  Oberelsaß  v.  d.  ältesten  Zeiten  b.  1320. 
Gebweüer  1904. 

(1  "alz,  Michael,  u.  v.  Frey,  K.),  Die  Grabdenkmäler  von  St  Peter  u.  Nonn- 
berg zu  Salzburg.  Verlag  <L  Gft  f.  Salzburger  Landeskunde.  Salzburg  1867—1875. 
3  Bde. 

Weddigen,  O.,  Die  Ruhestätten  u.  Denkm.  unsrer  deutschen  Dichter.  Halle  1904. 

Weyhe-Eimke,  Arn.  Frhr.  v.,  D.  Grabdenkm.  u. Wappenfenster  der  Freiherren 
von  Vaux  aus  dem  Hause  Longueval  in  d.  K.  zu  Vaux  in  der  Picardie.  Mit  6  Tön. 
JAW  5. 

Nigger,  Verz.  d.  Grabstätten  d.  grofiherzogL  Hauses  v.  Mecklenburg,  VMG 
50,  327. 

Wilmowsky,  J.  N.  v,  D.  historisch-denkwürdigen  Grabstätten  d.  Erzbischöfe 
im  Dome  zu  Trier.     Trier,  Lintz. 

Wingenroth  u.  Gröber,  Die  Grabkapelle  Ottos  DL  v.  Hachberg,  Bischofs  t. 
Konstanz,  u.  die  Malerei  während  des  Konstanzer  Konzils  (mit  13  Abb.).  Schau-ins- 
Land  1909. 

Winkler,  A^  Grabdenkm.  d.  Stadrpfarrk.  zu  Enns,  JAW  3. 

Zimmermann,  P.,  Zu  d.  Grabdenkm.  d.  Grafen  v.  Honstein,  ZHV  23;  Grab- 
stätten der  Wehen,  BM  5  (1899)  u.  6  (1900). 

Zitzlaf f,  Die  Begräbnisstätten  Wittenbergs  u.  ihre  Denkmäler.  Wittenberg  1896. 

Zürcher,  K.,  Die  Botenlaubischen  Grabdenkm.  in  d.  Klosterkirche  zu  Frauenroda, 
Neue  Beitr.  z.  Gesch.,  hrsg.  v.  Hennebergischen  attertnmsf.  Ver.  zn  Meniingen,  1909, 
Lieferung  22. 

Zahlreiche  „Friedhof-Notizen"  finden  sich  in  allen  Bänden  des  Monats- 
blattes der  K.  K.  Herald.  Gesellscn.  „Adler4  in  Wien.  Ober  Holland  existiert 
ein  allerdings  mangelhaftes  Inventar  der  noch  jetzt  vorhandenen  Grabsteine: 
„Nederland  in  steen  en  beeld"  veröffentlicht  von  R.  P.  van  den  Bosch. 
Die  Werke  über  die  Geschichte  oder  Altertümer  einzelner  Städte  oder  Gegen- 


1 98  Ahnenproben  auf  Werken  der  bildenden  Kunst. 

den  enthalten  manches  einschlagende  Material.  Beispielsweise  sei  genannt 
Cesnola,  L.  di,  Cypern,  seine  alten  Städte,  Gräber  und  Tempel.  Deutsch 
mit  Vorwort  von  G.  Ebers.  2  Bde.  Mit  über  500  Holzschn.,  96  Tafeln 
usw.    Jena  1879. 

Viele  Grabsteine  sind  in  staatliche  Museen  oder  in  die  Sammlungen 
von  Geschichts-  und  Altertumsvereinen  gelangt.  Eine  Menge  derselben  ist 
in  den  Veröffentlichungen,  insbesondere  in  den  Jahresschriften  dieser  Vereine 
besprochen;  häufig  sind  diese  Denkmäler  in  dieser  periodischen  Literatur 
auch  abgebildet. 
Ahnenproben  Nicht  selten  findet  man  auf  Werken  der  bildenden  Kunst  Ahnenproben1) 

bildenden  Kunst,  dargestellt,  aber  meist  nur  den  heraldischen  Teil  derselben,  also  nur  die 
Wappen,  manchmal  unter  Hinzufügung  des  Familiennamens.  Die  Vornamen 
der  Personen  wurden  gewöhnlich  weggelassen.  In  einem  solchen  Fall  findet 
man  also,  entsprechend  der  Zusammensetzung  der  Ahnenproben,  die  Familien- 
wappen stets  in  bestimmter  Anzahl,  nämlich  2,  4,  8,  16,  32  usf.  Denn 
jeder  Mensch  hat  bekanntlich  2  Eltern,  4  Großeltern,  8  Urgroßeltern,  16  Ur- 
urgroßeltern,  32  Urururgroßeltern  usf.  Diese  dem  Heraldiker  ganz  geläufige 
Erscheinung  ist  den  Kunstverständigen  und  Kunsthistorikern  heutzutage  meist 
ziemlich  unbekannt;  und  doch  bieten  solche  Wappengruppen  die  Möglich- 
keit, die  Herkunft  und  Entstehungszeit,  aber  auch  die  Fälschung  eines  Kunst- 
werkes festzustellen. 

Wenn  auf  einem  Werk  der  bildenden  Kunst  und  des  Kunstgewerbes 
älterer  Zeit  Wappen  in  der  Zahl  4,  8,  16,  32  usw.  auftreten,  so  ist  in  erster 
Linie  zu  vermuten,  daß  auf  dem  Kunstgegenstand  das  Ahnenwappen  des 
Stifters  oder  Herstellers  bis  zu  einer  gewissen  Ahnenreihe  hinauf  angebracht 
sind.  Bei  Kunst-  und  Lokalhistorikern  findet  man  nicht  selten  die  irrige 
Annahme,  das  Vorkommen  von  z.  B.  8  Ahnenwappen  auf  einem  solchen 
Kunstwerk  lasse  darauf  schließen,  daß  dieses  auf  Kosten  von  8  verschiedenen 
adeligen  Personen  hergestellt  sei,  deren  Nachbarschaft  alsdann  vermutet  wird. 
Dabei  bleibt  es  dann  oft  rätselhaft,  wie  Mitglieder  der  8  adeligen  Familien 
in  die  Gegend,  um  die  es  sich  handelt,  gekommen  sein  sollen.  Sobald 
man  aber  erkannt  hat,  daß  es  sich  um  eine  Ahnenprobe  handelt,  entfällt 
der  Gedanke,  es  handle  sich  um  Personen  einer  und  derselben  Gegend,  von 
selbst. 

Die  Ermittelung  der  Personen,  deren  Ahnenprobe  auf  dem  Kunstgegen- 
stande durch  die  Wappen  zum  Ausdruck  gebracht  ist,  und  der  Namen  all 
dieser  Ahnen  gehört  zu  den  schwierigsten  Aufgaben  der  wissenschaftlichen 
Genealogie.  Vorbildlich  ist  sie  gelöst  worden  von  Hermann  Hahn  in  einer 
Abhandlung  „Die  Brunnenschale  in  der  Burgruine  Nannenstein  bei  Landstuhl" 
VJH,  26.  Jahrg.,  1898,  S.  154ff.  Nannenstein  ist  die  Feste,  in  der  am 
7.  Mai  1525  Franz  von  Sickingen  starb.  Da  gibt  es  eine  Brunnenschale  mit 
8  Wappen.     Die  Formen   der  Schale  und  der  Wappen  zeigen,  daß  sie  der 


')  Das  Folgende  nach  Kekule  von  Stradonitz,  Ahnenproben  auf  Kunstwerken. 
L>.  Zukunft,  Jg.  10  (1902),  Nr.  42,  wieder  abgedr.  in  Ausgew.  Aufs.  I,  1905,  S.  253  ff. 


Ahnenproben  auf  Werken  der  bildenden  Kunst.  199 

letzten   Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  angehört.     Abgesehen  von   der  Zahl  8, 
wird  schon  deshalb,  weil  die  8  Wappenschilde  sich  bei  näherer  Betrachtung 
als    4   Paare  von  Wappenschilden    darstellen,   ersichtlich,   daß   es   sich   auf 
dieser  Brunnenschale  um  eine  heraldische  Ahnenprobe  zu  8  Ahnen  oder  um 
zwei  solche  zu  je  4  Ahnen  handelt.     Hahn  hat  mit  einem  großen  Aufwand 
von  Gelehrsamkeit  auf  das  scharfsinnigste  den  Beweis  geführt,  daß  es  sich 
auf   der   Brunnenschale  von   Nannenstein  um  die  Ahnenwappen   des   Franz 
Konrad   von   Sickingen    und    seiner   zweiten    Gemahlin   Alverta   von 
Milendonk   dreht.     Hier  liegen   also  tatsächlich  zwei  Ahnenproben   zu  je 
4  Ahnen  vor.    Da  dieses  Paar  im  Jahre  1556  die  Ehe  schloß,  so  ergibt  sich, 
daß  der  Brunnen   sicher   nicht  vor  diesem  Jahre   errichtet  worden   ist.     Da 
aber  Alverta  Konrads  zweite  Ehefrau   war   und   diese  zweite  Ehe  kinderlos 
blieb,  während  Franz  Konrad  aus  erster  Ehe  lebende  Kinder  hatte,  so  ergibt 
sich  weiter  der  Schluß,   daß  er  aus  Rücksicht   auf  seine  Kinder   erster  Ehe, 
sobald   die   zweite   Frau   verstorben   war,   keinen    Brunnen    mehr    herstellen 
lassen  konnte,  der  nur  mit  den  Ahnenwappen   seiner  zweiten  Gemahlin  ge- 
schmückt war  und  nicht  auch  die  Ahnenwappen  der  ersten  Frau  trug.     Da 
jene  am  25.  September  1564  starb,  kann   der  Steinmetz  nicht  mit  der  Her- 
stellung des  Brunnens   nach   ihrem  Todestage  beauftragt  worden  sein.     Die 
Brunnenschale  ist  also  zwischen  1556  und  dem  25.  September  1564  in  Auf- 
trag gegeben  worden.     Das  lehren  uns  die  Wappen  und  deren  Anordnung. 
Nicht  allzuschwer  wird  es  in  der  Regel  sein,  zu  erhärten,  wo  die  Ahnen- 
probe anfängt.     Sind  8  Wappen  auf  einer  Abendmahlskanne  angebracht,  so 
wird  man   annehmen  können,   daß   die  Ahnenprobe   an    der  einen  Seite   des 
Henkels  beginnt  und  an  der  anderen  Seite  endigt.    Denn  der  Künstler  wird 
die   Wappen   nicht   so   angeordnet   haben,   daß   der   Henkel   der   Kanne   die 
Ahnenprobe  zerschneidet.    Einen  weiteren  Fingerzeig  gibt  der  Umstand,  daß 
man  die  Wappen  eines  Ehepaares  und  die  darüberstehenden  Helme,  wenig- 
stens  in   der  guten   Zeit   der   Heraldik,    einander  zuzuneigen   pflegte.     Die 
Wappenbilder  durften  einander  nicht  den  Rücken  zukehren.    So  erkennt  man 
wenigstens   die   zueinander  gehörenden  Wappenpaare,    also    Ehepaare,   und 
kann  bald  feststellen,  daß  8  oder  16  Ahnenwappen  aus  4  oder  8  Ehewappen- 
paaren  bestehen  und  welchen  Familien  diese  Ehepaare  angehören.    Hat  man 
weiter  keinen  Anhaltspunkt,  so  muß  man  nun  allerdings  an  die  Genealogien 
der  Familien   herantreten   und   aus   der   nach   dem  Stil  des  Kunstwerkes  in 
*  Betracht  kommenden  Zeit  zu  schließen  versuchen,  welche  ehelichen  Verbin- 
dungen es  zwischen  je  zwei  der  Familien  gab. 

Wenn  2  Wappen  auf  einem  Kunstwerk  durch  Anordnung,  Gegeneinander- 
stellung, Unterbringung  unter  denselben  Helm  oder  unter  dieselbe  Krone 
zweifellos  als  Ehewappen  gekennzeichnet  sind,  und  wenn  es  sich  nachweisen 
läßt,  daß  es  eine  eheliche  Verbindung  zwischen  den  beiden  Familien,  deren 
Wappen  vorliegt,  nie  gab,  dann  liegt  eine  Fälschung  vor.  So  wurde  vor 
einiger  Zeit  in  Berlin  eine  gemalte  Glasscheibe  mit  den  beiden  Wappen 
zweier  sehr  vornehmer  Adelsfamilien  zu  hohem  Preise  versteigert.  Das 
Wappenpaar  mußte  nach  der  Anordnung  ein  Ehewappen  sein.    Eine  eheliche 


200  Kirchenglocken. 

Verbindung  war  zwischen  den  beiden  Familien  nachweislich  niemals  ge- 
schlossen worden.  Die  Genealogie  beider  Familien  kann  als  völlig  aufge- 
klärt gelten,  so  daß  es  sich  um  ein  unbekanntes  Ehepaar  nicht  handeln  kann. 
Die  Wappenscheibe  war  also  unzweifelhaft  eine  Fälschung. 

Vor  einigen  Jahren  wurde  dem  Kammerherrn  Dr.  Kekule  von  Stradonitz  ein 
Messingkasten  zur  Prüfung  der  Echtheit  vorgelegt.  Auf  dem  Deckel  war 
ein  großes  Wappen  der  bekannten  Familie  von  A.,  auf  den  vier  Seiten  waren 
zusammen  8  andere  Wappen  eingegraben.  Aus  dieser  Anordnung  war  zu 
schließen,  daß  die  8  kleineren  Wappen  eine  Ahnenprobe  zu  8  Ahnen  eines 
Mitgliedes  der  Familie  von  A.  sein  sollten.  Kekule  von  Stradonitz  konnte 
feststellen,  daß  in  der  Familie  von  A.  eine  Ehe,  welche  die  aus  den  8  an- 
gebrachten kleinen  Wappen  ersichtliche  Ahnenprobe  ergeben  konnte,  nie  ge- 
schlossen war.  Alle  denkbaren  Möglichkeiten  wurden  berücksichtigt.  Ver- 
gebens. Da  das  Messingkästchen  selbst  echt  schien,  mußte  also  wenigstens 
die  Gravierung  gefälscht  sein.  Durch  diese  Gravierung  wäre,  wenn  sie  echt 
war,  der  Wert  des  Kästchens  verzehnfacht  worden.  Kekule  von  Stradonitz 
gelangte  auf  diesem  rein  genealogisch-heraldischen  Wege  zu  der  Überzeugung, 
daß  eine  Fälschung  vorliege,  und  konnte  die  Familie  von  A.,  der  das  Käst- 
chen zu  hohem  Preis  zum  Kauf  angeboten  wurde,  vor  beträchtlichem 
Schaden  bewahren.  Bald  darauf  hatte  er  die  Genugtuung,  daß  ein  Kenner, 
Professor  Emil  Doepler  der  Jüngere,  auf  Grund  der  übrigen  Ornamente,  die 
in  das  Kästchen  eingraviert  waren,  die  Fälschung  als  zweifellos  erkannte. 
Diese  Ornamente  waren  nämlich  nach  einer  Ornamentvorlage  getreulich 
kopiert,  die  erst  in  unseren  Tagen  entdeckt  worden  und  in  der  Zeit,  aus  der 
das  Messingkästchen  selbst  stammte,  völlig  unbekannt  war. 
Kirchengiocken.  Auch    die   K irchengloc ken1)   bieten   durch   ihre   Inschriften   Material, 

das  dem  Familienforscher  nützlich  werden  kann.    So  heißt  es  auf  der  Rück- 
seite der  Jesus-Glocke  in  der  katholischen  Kirche  zu  Weimar2): 

1891 
In  Gottes  Namen  floß  ich, 
Heinrich  Ulrich  in  Apolda  goß  mich, 
Pfarrer  Jüngst  in  Weimar 

kaufte  mich 
von  frommen  Gaben, 
Und  taufte  mich. 

i)  Otte,  H.,  Glockenku.,  1858.  2.  Afl.  Leipzig  1884.  Vgl.  bs.  S.  80ff.  —  Schu- 
bart, F.W.,  D.  Glocken  im  Herzogt.  Anhalt.  Beitr.  z.  Gesch.-  u.  Altertumsku.  Anhalts.  Mit 
300  Abb.  Dessau  1896.  —  Herrn.  Wrede,  Die  Glocken  d.  Landkr.  Lüneburg.  Lüne- 
burger Museumsbl.  1909  (Lüneburg).  —  Hnr.  Bergner,  Zur  Glockenku.  Thüringens 
(Jena  1896,  SA  aus  VKR  V,  127 ff.)  enthält  auch  ein  alph.  Glockengießer-Verz.  —  Smed- 
dingk,  Erste  chronologische  Glockengießer- Reihe,  im  Organ  f.  christl.  Kunst,  1858, 
Nr.  13 — 21.  —  Wernicke,  E.,  Lothringische  Glockengießer  in  Deutschland,  JBL  III, 
401  u.  IV,  2.  —  de  Marsy,  Lothringische  Glockengießer  in  Holland,  im  Journal  de 
la  societe  d'archeologie  lorraine.  Nancy  1886.  —  Hamburger  Glockengießer,  in  Mtlg. 
d.  Ver.  f.  Hamburger  Gesch.,  Bd.  II  u.  IV.  —  Liebeskind,  Literatur  z.  Glockenku., 
DGB  IV,  232  ff. 

9)  Habbicht,  H.,  Weimars  Kirchenglocken  in  „Deutschland.  Weimarische  Landes- 
zeitung".  57.  Jg.  1905,  Nr.  162  ff. 


Kirchenglockcn.   Familiengeschichte  und  Heraldik.   Quellen  der  Heraldik.     201 

Allerdings  finden  sich  historische  Notizen  keineswegs  auf  allen  Glocken. 
Gebetsformeln,  Bibelsprüche,  Namen  einzelner  Heiligen,  magische  Zeichen, 
durch  die  man  die  Kraft  der  geweihten  Glocken  zu  verstärken  meinte, 
und  Inschriften,  die  sich  auf  die  Bestimmung  der  Glocken  beziehen  und 
worin  letztere  redend  eingeführt  werden,  meist  in  Versen,  entbehren  des 
familiengeschichtlichen  Momentes.  Die  geschichtlichen  Notizen  auf  Glocken 
beschränken  sich  in  ältester  Zeit  auf  die  Namen  oder  die  Dedizierung  der 
Glocke  und  etwa  den  Namen  des  Donators.  Auf  einer  Glocke  zu  Gilching 
in  Oberbayern  steht  außer  den  zauberkräftigen  und  vielleicht  absichtlich  ver- 
kehrt geschriebenen  Namen  der  vier  Evangelisten:  Arnoldus  sacerdos  de 
Giltekin  me  fundi  fecit,  und  dieser  Priester  findet  sich  in  Urkunden  von 
1162 — 1194  erwähnt.1).  Die  Glockengießer  nennen  sich  seit  dem  14.  Jahr- 
hundert. Im  Laufe  des  15.  Jahrhunderts  kommen  die  ersten  Beispiele  sehr 
ausführlicher  historischer  Inschriften  vor,  welche  die  früheren  Schicksale  der 
Glocken  erzählen,  die  Namen  der  Paten,  der  Regenten  und  Kirchenpatrone, 
des  Ortsgeistlichen,  der  Kirchen-  und  Gemeindevorsteher  mit  allen  Titeln 
enthalten.  Auch  in  den  östlichen  Gebieten  fand  die  Sitte,  außer  Bibelsprüchen 
und  Heiligen  gelegentlich  auch  profane  Personen  zu  nennen,  Eingang.  So 
erwähnt  Heinrich  Kleinwächter,  Die  Glockeninschriften  in  der  Provinz  Posen, 
ZHGP  15,  1900,  S.  39,  die  Inschriften:  „Generosus  dominus  Kristoforus 
Micielski  me  fieri  fecit  Generosa  Anna  de  Solkowo  Micielska"  (1604)  und: 
„Generosi  Stanislai  Bronikowsky  cura  et  sumtibus"^(1635). 


Familiengeschichte  und  Heraldik. 


EICH  und  mannigfaltig  sind  die  Quellen  der  Heraldik.2)  In  Siegeln,     Quellen 
auf  Münzen,  auf  Grabsteinen3),  in  Fenstern4),  an  den  Toren  der der  Henüdik- 
Burgen  und  Häuser,  an  Pfeilern  der  Hallen  oder  im  Schmuck  der 
Decken,  kurz,  auf  den  verschiedensten  Gegenständen  brachte  man 
das  Wappen,  das  in  seiner  farbenprächtigen  Erscheinung  auch  eine  beliebte 
Dekoration   bildete6),   zur  Darstellung,   bald  vollständig,   bald  nur  einzelne 


J)  Auf  mittelalterl.  Glocken  sind  Angaben  von  Namen  deutscher  Familien  selten. 
So  kommt  z.  B.  auf  d.  v.  Größler,  „Glocken  des  Mansfelder  Seekreises  u.  die  älteste 
mit  der  Jahreszahl  ihrer  Entstehung  versehene  Glocke  Deutschlands"  (ZHV  11,  26  ff.) 
behandelten  Glocken  keine  einzige  deutsche  Familie  vor. 

2)  Z.  Einführung  in  d.  Heraldik  sind  zu  empfehlen:  Hildebrandt,  Ad.  M., 
Wappenfibel,  wiederholt  aufgelegt,  z.  B.  7.  Afl.,  Frankfurt  a.  M.  1909.  —  Sacken,  Ed. 
Frhr.  v.,  Grundzüge  der  Wappenkunde,  in  Webers  Illustrierten  Katechismen,  desgl., 
z.  B.  7.  Afl.  1905.  —  F.  Warnecke,  Herald.  Handb.  Mit  318  Abb.  nach  Handzeich- 
nungen v.  E.  Doepler  d.  J.,  8.  Afl.,  Frankfurt  a.  M.  1893.  —  H.  G.  Ströhl,  Heraldi- 
scher Atlas,  e.  Sammlung  v.  herald.  Musterbl.  f.  Künstler,  Gewerbtreibende  sowie  f. 
Freunde  d.  Wappenkunde,  Stuttgart  1899.  —  E.A.  Stückelberg,  D.Wappen  in  Kunst 
u.  Gewerbe  (2.  Afl.,  Leipzig  1906);  d.  erste  Teil  enthält  e.  allgemeine  Darst.  d.  Grund- 

[Fortsetzung  der  Anmerkungen  auf  S.  202  u.  203.] 


202  Quellen  der  Heraldik. 

Teile,  Schild  oder  Helm  oder  auch  nur  das  Wappenbild.  Die  Heraldik  ist 
jetzt  nicht  mehr,  wie  früher,  nur  ein  Zweig  der  Diplomatik  oder  eine  histo- 
rische Hilfswissenschaft;  sie  gehört  auch  nicht  nur  als  ein  wichtiger  Be- 
sätze d.  Wappenkunde.  —  Der  Artikel  „Heraldik"  von  Erich  Gritzner  im  „Grund- 
riß der  Geschichtswissenschaft",  hrsg.  von  Aloys  Meister  (Leipzig,  Teubner),  I2 
1912.  —  Carl  Ritter  von  Mayer,  Herald.  ABCb.,  München  1857  (in  d.  Kritik  zu 
weit  gehend).  —  K.  E.  Graf  zu  Leiningen-Westerburg,  Herald.  Sitten  u.  Un- 
sitten usw.  1884.  —  Meine  Arbeit:  Ü.  Heraldik,  in  d.  Wissenschaftl.  Beil.  d.  kgl.  Leipziger 
Zeitung  1908.  —  Ströhl,  H.  G.,  Deutsche  Wappenrolle,  Stuttgart  1897.  Drs.,  Öster- 
reichisch-ungarische Wappenrolle,  Wien  1890.  Drs.,  Herald.  Vorlagen,  Stuttgart  1900. 
Drs.,  Staatsheraldik,  in  Kunst  u.  Kunsthandwerk  hrsg.  v.  K.  K.  Österr.  Museum  f.  Kunst 
u.  Industrie,  vgl.  DH  1910,  S.U.  —  Bernd,  Chr.  Sam.  Theod.,  Allgemeine  Schriften- 
kunde d.  gesamten  Wappenwft.,  mit  beurteilenden  u.  anderen  z.  Bücher-  u.  Gelehrten- 
gesch.  gehörenden  Bemerkungen  u.  Nachweisungen.  4  Teile.  Bonn  1830 — 41.  — 
Gritzner,  M.,  Handb.  d.  herald.  Terminologie  in  zwölf  (germanischen  u.  romanischen) 
Zungen,  enthaltend  zugleich  d.  Hauptgrundsätze  d.  Wappenkunst.  Nürnberg  1890 
(=  Siebmachers  Wappenb.,  Einleitungsbd.,  Abteilung  B)  325  Seiten,  groß-4  mit  36  Tafeln. 
Dieses  Werk  ist  d.  beste  d.  Lexika  d.  heraldischen  Kunstsprache  alter  u.  neuer  Zeit 
u.  bringt  insbes.  auch  e.  Erläuterung  derj.  Ausdrücke,  die  durch  d.  Ver.  „Herold"  jetzt 
d.  größte  Verbreitung  gefunden  haben.  D.  gut  ausgeführten  Tafeln  sind,  zusammen 
mit  d.  beigeg.  „Erklärungen"  u.  d.  ausführlichen  Text  d.  Buches  selbst,  geeignet,  auch 
d.  Laien  auf  herald.  Gebiete  in  dasselbe  näher  einzuführen.  D.  Ver.  „Herold"  gebührt 
d.  Verdienst,  durch  jahrelang  fortgesetzte,  konsequente  Bemühungen  wesentlich  z. 
systematischen  Ausbildung  d.  Terminologie  beigetragen  zu  haben.  Hierdurch  ist  e. 
überaus  wertvolle  Grundlage  f.  d.  einheitliche  Ausgestaltung  u.  Rezeption  d.  herald. 
Kunstsprache  geschaffen  worden.  Es  läßt  sich  indessen  nicht  verkennen,  daß  diese 
Terminologie  teilweise  gekünstelt,  allgemein  gar  nicht  u.  nur  d.  wohlbewanderten  Spe- 
zialisten verständlich  ist.  Es  wird  daher  neuerdings  von  mehreren  Seiten  auf  e.  wirk- 
lich praktische  Blasonierungsmethode  u.  e.  allgemeinverständliche  Terminologie  unter 
Aufgabe  eines  Teiles  der  durch  den  Verein  „Herold"  eingeführten  Kunstausdrücke  be- 
sonderes Gewicht  gelegt.  Vgl.  Josef  Ritter  v.  Bauer,  Ü.  d.  notwendige  Planmäßig- 
keit heraldisch-genealogischer  Forschung  u.  Quellenpublikation,  MAW  1907,  wiederholt 
nachgedruckt,  z.  B.  als  besondere  Beilage  z.  DH  1907,  Nr.  12.  —  Kürzere  herald.  Lexika 
sind:  Querfurth,  C.  O.  v.,  Kritisches  Wörterb.  d.  herald.  Terminologie,  Nördlingen 
1872.  —  A.  u.  G.  Ortlei,  Handwörterb.  d.  mehr  od.  weniger  gebräuchl.  herald.  Aus- 
drücke. —  Wappenbeschreibungen  findet  man  in:  Kneschke,  E.  H.,  D.  Wappen  d. 
deutschen  freiherrl.  u.  adeligen  Familien  in  genauer,  vollständiger  u.  allgemein  ver- 
ständl.  Beschreibung.  4  Bde.  Leipzig  1855—57.  Aus  früherer  Zeit:  Meding,  Chr. 
F.  A.  v.,  Nachr.  v.  adelichen  Wapen  [sie!].  3  Bde.  Hamburg  1786—1791.  Estor, 
Jo.  Geo.,  V.  d.  kunstmäßigen  Beschreibung  der  adelichen  Wapen  [sie!];  mit  Wappen- 
beschreibungen, in  seiner  Practischen  Anleitung  zur  Ahnenprobe.  Marburg  1750, 
S.  325 — 391.  D.  besten  Blasonierungen  in  d.  heute  üblichen  Form  findet  man  in  Gritz- 
ners  Standeserhebungen  u.  Gnadenakte  deutscher  Landesfürsten. 

3)  Wie  reich  das  hier  einschlagende,  zum  Teil  noch  nicht  veröffentlichte  Material 
ist,  kann  man  beispielsweise  ersehen  aus  d.  Arbeiten:  D.  Bronzeepitaphien  d.  Friedhöfe 
v.  Nürnberg  von  Gerlach  und  Bosch,  Wien  1896ff.  —  Bosch,  Katalog  d.  im 
Germanischen  Museum  befindl.  Bronzeepitaphien  d.  15.— 18.  Jht.  Nürnberg  1891.  — 
Lind,  Atlas  kirchl.  Denkmäler  im  österreichischen  Kaiserstaat,  Wien  1872  (Abteilung  10 
enthält  566  verschiedene  Grabmäler  von  1142  ab).  —  Gerlach,  Totenschilder  u.  Grab- 
steine, Wien  1896.  —  Lind,  D.  Totenschilde,  im  Österr.  Jb.,  hrsg.  v.  österr.  Volks- 
schriften-Verein in  Wien  I,  Salvatorgasse  12,  VIII.  Jg.  1884.  —  E.  A.  Stückelberg, 
D.  Wappen  in  Kunst  u.  Gewerbe,  Zürich  1901,  2.  Afl.,  Leipzig  1906.  —  Ad.  M.  Hilde- 
brandt,   Heraldisches    Musterb.  f.  Edelleute,    Kunstfreunde,    Architekten  usw.,    Berlin 


Quellen  der  Heraldik.  203 

standteil  der  Ornamentik  nur  der  bildenden  Kunst  an;  die  Industrie,  dieser 
Angelpunkt  unseres  nationalökonomischen  Zeitalters,  hat  sich  ihrer  bemächtigt 
und  verwendet  sie  mit  Gewinn.6) 


1897;  drs.,  Heraldische  Meisterwerke  in  d.  Heraldischen  Ausstellung  zu  Berlin,  Berlin 
1882.  Katalog  der  Heraldischen  Ausstellung  in  Milau  1903.  Mitau,  gedruckt  bei 
J.  F.  Steffenhagen  u.  Sohn.  —  Lion,  I.  M.,  Heraldieke  Modellen,  'sGravenhage  1899 
(vgl.  DH  XXVI,  1895,  S.  38).  —  H.  Th.  vonKohlhagen,  D.  Heraldik  an  äußeren  Bam- 
berger Bauten,  u.:  D.  Bedeutung  d.  Heraldik  (beides  zu  beziehen  vorn  Verfasser).  — 
Streit,  A.,  Album  histor.-herald.  Altertümer  u.  Baudenkmäler  d.  Stadt  Bern.  Bern 
1848—52.  —  Reiches  Material  enthalten  auch  d.  Inventarisationswerke  d.  Bau-  u. 
Kunstdenkmäler.  Ü.  diese  Werke  gibt  e.  gute  Übersicht  E.  Polaczek,  DGB  I,  1899, 
S.  270  ff.  Weitere  spezielle  Literatur  wird  in  d.  Abschnitt  ü.  d.  monumentalen  Q.  d. 
Familiengesch.  verzeichnet.  —  E.  gute,  knappe  Übersicht  ü.  d.  geführten  Wappen  gibt 
Rietstap,  J.  B.,  Armorial  general. 

4)  H.  Meyer,  D.  schweizerische  Sitte  d.  Fenster-  u.  Wappenschenkung  v.  15.  bis 
17.  Jht.,  1884.  —  W.  Wortmann,  Oberdeutsche  Wappenscheiben,  in  Archives  Heral- 
diques  Suisses,  XXI,  1907,  Zürich,  Schultheß  &  Co. 

5)  Hausen,  Freiherr  v.,  D.  Heraldik  im  Sinne  v.  Ornamentik,  1879.  Drs., 
D.  Heraldik  u.  d.  modernen  Fälschungen  auf  d.  Gebiete  des  Waffenwesens,  ZHW  Bd.  2 
(führt  aus,  inwiefern  d.  Heraldik  z.  Aufdeckung  v.  Fälschungen  auf  d.  Gebiete  d.  Waffen- 
wesens gedient  hat  od.  dienen  kann).  —  Zell  er,  D.  herald.  Ornament  in  d.  Baukunst, 
Berlin  1903.  —  H.  Luchs,  D.  Heraldik  e.  Hilfswft.  d.  Kunstgesch.,  Breslau  1864.  — 
Lüdecke  u.  Schultz,  in  d.  Zeitschr.  f.  Bauwesen,  Berlin  1864.  —  Biedermann, 
Frhr.  v.,  Anleitung  z.  praktischen  Darst.  u.  Ausführung  herald.  Ornamente  f.  d.  gesamte 
Kunstgewerbe  (Zeitschr.  d.  Kunstgewerbever.  in  München,  1885).  —  Grenser,  Alfred, 
D.  Künstler  im  Dienste  d.  Heraldik,  Wien  1876.  Drs.,  Ü.  d.  gewerbl.,  ornamentale 
u.  dekorative  Anwendung  d.  Wappen  (Bl.  f.  Kunst  u.  Wft.,  Wien  1866,  Nr.  1—3).  — 
Hildebrandt,  Herald.  Alphabet,  2.  Afl.,  Frankfurt  a.  M.,  Heinrich  Keller.  Drs., 
Herald.  Musterb.  (44  Seiten  Text  mit  48  Tafeln,  Berlin  1897).  —  Doepler  d.  j.,  E., 
Herald.  Formenschatz,  Herald.  Kunstbl.  aus  d.  15.  Jht.  bis  in  d.  neueste  Zeit,  Berlin 
1898.  —  Hohenlohe-Waldenburg,  F.  K.  Fürst  zu,  D.  herald.  Styl,  Kupferzell  1881. 
—  Hrachowina,  Karl,  Wappenb.  f.  Kunstjünger  u.  Kunsthandwerker,  Wien  1883.  — 
Otto,  R.,  Herald.  Skizzen,  Berlin,  Selbstverlag  d.Verf.  —  Warnecke,  Kunstbl.,  2.  Afl., 
Görlitz  1891,  u.  Warnecke,  Musterbl.  (heraldische)  f.  Künstler  u.  Kunstgewerbtreibende, 
2.  Afl.,  Berlin  1880,  enthalten  Reproduktionen  d.  schönsten  heraldischen  Stiche  u.  Hand- 
zeichnungen aus  d.  15.  bis  17.  Jht.  —  Stiassny,  R.,  H.  Baidung  Grien.  Wappenzeich- 
nungen in  Coburg.  E.  Beitr.  z.  Biographie  d.  oberrhein.  Meisters.  Wien  1896.  — 
Clericus,  Ludwig,  Vorlagen  f.  Wappenstickerei  auf  Canevas,  Dresden  1887.  —  Über 
das  ungarische  Wappenwesen  hat  das  groß  angelegte  Werk  begonnen  zu  erscheinen: 
Magyarorszäg  Cimeres  Könyve  (über  armorum  Hungariae).  Ungarisches  Wappenbuch. 
Verlag  von  Gebr.  Vogt,  Papiermühle  S.A.  Es  ist  beabsichtigt,  nach  und  nach  sämtliche 
Wappen  Ungarns  (ca.  25000)  in  Fünffarbendruck  erscheinen  zu  lassen.  —  Ü.  d.  japa- 
nische Heraldik  sind  zu  vergleichen:  Ströhl,  H.  G.,  Japanische  Familien-Zeichen,  DH 
41;  drs.,  Einiges  ü.  d.  Wappenwesen  d.  Japaner,  DH  35;  drs.,  Japanische  Stempel 
(Siegel)  m.  Handzeichen,  JAW  1910;  drs.,  Imitationsfiguren  der  japanischen  Heraldik 
(Mtlg.  d.  Seminars  f.  orientalische  Sprachen  zu  Berlin,  Jg.  XIII,  Abt.  I.  Ostasiatische 
Studien,  Berlin  1910).  Vgl.  auch  Spörry,  Hans,  D.  Stempelwesen  in  Japan.  Zürich 
1901.  —  „Bunsei  bukan"  (Spiegel  der  Büke  od.  Krieger  aus  d.  Nengo  od.  d.  Periode 
Bunsei,  1818—1829).  „Kayei  bukan"  (Spiegel  d.  Krieger  aus  d.  Nengo  Kayei,  1849  bis 
1859).  „Irohabiki  moncho"  (Wappenb.  nach  d.  Iroha,  d.  h.  nach  d.  japanischen  Al- 
phabet geordnet),  mit  1314  Wappen  (1881).  „Kodai  moyo.  Koeki  moncho"  (Muster 
aus  alter  Zeit.    Vermehrtes  Wappenb.)  mit  2340  Wappen  (1891). 

«)  Grote,  Münzstudien  3,  1863,  S.  408. 


204  Quellen  der  Heraldik. 

Während  im  1 8.  Jahrhundert  allenfalls  Petschaftstecher  und  Maler  der 
Ahnentafeln  sich  mit  Darstellung  der  Wappen  beschäftigten,  wird  jetzt  die 
Tätigkeit  nicht  bloß  etwa  der  Graveure  und  etwa  noch  der  Steinmetzen, 
sondern  auch  der  Emaillemaler  für  Ordenszeichen  und  Bijouterien,  der  Por- 
zellanmaler für  Vasen,  Tassen  und  Pfeifenköpfe,  der  Lackierer  für  Wagen 
und  Firmenschilder,  der  Gürtler  für  Livreeknöpfe  der  Stempelschneider  für 
Stempel  zum  Stempeln  des  Briefpapiers,  der  Weber  für  Wandteppiche,  Tisch- 
decken und  Servietten,  der  Posamentierer  für  Livree-  und  Kutscherborten,  der 
Buchbinder  für  Prachtbände,  der  Zinngießer  für  Sargverzierungen,  der  Litho- 
graphen für  Visitenkarten,  der  Stickmusterzeichner  für  zahllose  Hochzeits- 
und  Geburtstags-  geschenke  an  Rückenkissen  oder  Portefeuilles,  der  Maler 
zur  Anfertigung  von  Fahnen  für  jede  Stadt,  jeden  Flecken,  jedes  Dorf,  dessen 
Deputierte  an  irgend  einem  Kongresse  teilnehmen  sollen,  der  Architekten 
zur  äußeren  und  der  Tapezierer  und  Dekorateure  zur  inneren  Verzierung 
der  Gebäude  aller  Art  und  vieler  anderer  Gewerbtreibender  von  der  Heraldik 
in  Anspruch  genommen. 

Früh  war  man  bestrebt,  heraldische  Darstellungen  zu  kopieren.  Von 
dem  löblichen  Bestreben,  Siegel  abzuzeichnen,  gibt  manches  Kopialbuch 
Zeugnis.  Ein  Abt  des  Klosters  Waldsassen  ließ  sogar  die  ältesten  und  wich- 
tigsten Wappensiegel  in  Farben  ausführen.  In  glücklicher  Stunde  traf  man 
in  Waldsassen  diese  Vorsichtsmaßregel;  denn  jetzt  fehlt  der  eine  Teil  der 
Siegel,  der  andere  aber  ist  meist  in  einem  Zustande,  der  Bild  und  Le- 
gende nur  schwer  mehr  erkennen  läßt.  Das  Bestreben,  wertvolle  Hand- 
schriften zu  illustrieren,  hat  manch  wichtige  heraldische  Überlieferung  be- 
wirkt. So  begegnen  wir  z.  B.  zahlreichen  Wappenschilden  und  Bannern 
mittelalterlicher  Geschlechter  im  Codex  Balduini  Trevirensis  über  die  Rom- 
fahrt des  Kaisers  Heinrich  VII.  Die  bunte  Pracht  der  Wappen  brachte  diesen 
viele  Liebhaber  und  auch  Sammler.  Unter  den  ältesten  Wappensammlungen1) 
ist  die  Züricher  Wappenrolle  besonders  berühmt.  Sie  stammt  entweder  aus 
dem  Ende  des  13.  Jahrhunderts  oder  erst  aus  der  ersten  Hälfte  des  14.  und 
ist  nicht  nur  ein  kostbarer  Schatz  für  alle  Freunde  der  „edlen  Heroldskunst", 


*)  E.  Übersicht  ü.  d.  Wappenrollen  bis  z.  Beginn  d.  16.  Jht.  hat  E.  Gritzner  ver- 
öffentlicht in  seiner  Abhandlung  „Heraldik"  in  A.  Meisters  Grundriß  d.  Geschichtswft., 
la  1912.  Vgl.  Bach,  Ü.  einige  Wappenhandschr.  d.  15.  Jht.  u.  ihr  Verhältnis  zu- 
einander, DH.  1900,  S.  120 ff.  Die  vollständigste  Übersicht  ü.  d.  Wappensammlungen 
d.  14.  u.  15.  Jht.  bietet  F.  K.  (d.  i.  Fürst  F.  K.  v.  Hohenlohe-Waldenburg)  in  d.  Beil. 
zu  seinem  Buche:  D.  herald.  Pelzwerk  (1867)  u.  in  d.  Abhandlung  Verzeichnis  gemalter 
Wappen  aus  d.  Zeit  vor  1500  im  Anz.  f.  Kunde  d.  deutschen  Vorzeit,  1867,  S.  172ff.  — 
Herzberg-Fränkel,D.  Brüderschafts-  u.Wappenb.v.  St.  Christof  auf  d.  Arlberg,  MIÖG, 
6.  Ergänzungsbd.  1901.  Vgl.  dazu  V.  Rabers  Wappenb.  d.Arlberg-Bruderschaft  in  Weimar, 
DH  1909,  S.  153.  —  Weit  ü.  d.  Grenzen  Englands  reicht  d.  Bedeutung  d.  Wappen,  welche 
Matthäus  Parisiensis  im  13.  Jht.  aufzeichnete.  Publiziert  hat  diese  Wappen  bereits 
Madden  in  seiner  Ausg.  d.  Historia  minor  (Matthaei  Parisiensis  historia  Anglorum  sive 
ut  vulgo  dicitur  Historia  minor.  3  Bde.  London  1866—69).  Eine  ausführl.  Würdigung 
dieses  Materials  bietet  Felix  Hauptmann,  D.  Wappen  in  d.  Historia  minor  d.  Mat- 
thäus Parisiensis.  (Mit  6  Tafeln.)  JAW  NF  XIX,  Wien  1909.  —  C.  Fischnaler,  Das 
Selbachsche  Wappenb.,  ZF  1901.  —  Dazu  kommt  d.  Literatur  üb.  die  Turnierbücher. 


Quellen  der  Heraldik.  205 

sondern  auch  eine  reiche  Quelle  der  Belehrung  für  die  Kulturgeschichte  un- 
seres deutschen  Mittelalters.1)  Eine  Reihe  anderer  Sammlungen  folgte.  Die 
moderne  Technik  polychromer  Vervielfältigungskunst  hat  einige  derselben 
reproduziert  und  durch  den  Buchhandel  weiteren  Kreisen  zugänglich  ge- 
macht, so  insbesondere  das  Wappenbuch  des  Conrad  Grünenberg  von  1483.*) 
Die  umfangreichste  heraldische  Sammlung,  die  es  gibt,  zu  deren  Erläu- 
terung eine  weit  zerstreute  Literatur  herangezogen  werden  kann,  erscheint 
unter  dem  Titel:  „J.  Siebmachers  Wappenbuch"  im  Verlag|  von  Bauer  &  Raspe 
in  Nürnberg  und  umfaßt  gegenwärtig  bereits  weit  über  100  starke  Quart- 
bände.3)    Dieses  reiche  Material  ist  allerdings  nur  mit  Kritik  zu  benutzen. 


x)  D.  Wappenrolle  v.  Zürich.  E.  herald.  Denkm.  d.  14.  Jht.,  hrsg.  v.  d.  antiquar. 
Gsft.  in  Zürich,  im  Selbstvl.  d.  Gsft  Ü.  sie  vgl.:  Ernst  Edler  von  Franzens- 
huld in  MZK,  11.  Jg.,  Wien  1866,  S.  LIff.  —  A.  Weiß,  JAW  1872,  S.  175ff.  — 
Fürst  zu  Hohenlohe-Waldenburg,  JAW  1881,  1  f .  —  P.  Ganz,  D.  Wappenb. 
des  Stadtschreibers  Rennward  Cysat  v.  Luzern  1581,  Schweizer  Archiv  f.  Heraldik, 
1000. 

*)  Ausg.  in  Farbendruck  v.  Graf  Stillfried-Alcantara  u.  Ad.  M.  Hildebrandt 
mit  Ergänzungsbd.,  Görlitz  1875 — 83. 

3)  Neben  Siebmacher  sind  d.  Wappenb.  v.  J.  A.  Tyroff  gegenwärtig  d.  voll- 
ständigsten Slg.,  nämlich:  Wappenb.  d.  Österreich.  Monarchie,  30  Bde.,  Nürnberg  1831 
bis  72:  Wappenb.  d.  preuß.  Monarchie,  35  Bde.,  1844—72;  Wappenb.  d.  Königr. 
Bayern,  27  Bde.,  1818-72;  Wappenb.  d.  Kgr.  Württemberg,  Bd.  1—3,  1833  ff.,  Wappenb. 
d.  Sachs.  Staaten,  14  Bde.,  1852—71.  Vgl.  Siebenkees,  Joh.  Christian,  Geschl.- 
u.  Wappenbeschreibung  zu  dem  Tyroffschen  Wappenwerke,  15  Hefte,  Nürnberg  1702 
bis  1808.  —  Da  auch  d.  Exlibris  Material  zur  Heraldik  enthalten,  sei  verwiesen  auf 
Warnecke,  D.  deutschen  Bücherzeichen  (Ex-libris)  v.  ihren  Ursprüngen  bis  z.  Gegen- 
wart, Berlin  1880,  J.  A.  Stargard  (255  S.  mit  e.  Titelbl.  v.  E.  Doepler  d.  j.,  zahlreichen 
Textillustrationen  u.  26  photographischen  Tfln).  —  Seyler,  G.  A.,  Illustriertes  Handb. 
d.  Ex-libris-Kunde,  m.  60  Abb.,  Berlin  1805.  —  Aus  d.  Ex-libris-Slg.  d.  Bibliothek  d. 
Börsenvereins  d.  deutschen  Buchhändler,  Leipzig  1807.  —  Gerster,  D.  schweizer. 
Bibliothekszeichen.  Kappelen,  im  Kanton  Bern.  —  Zur  Westen,  W.  von,  Ex-libris. 
Bielefeld  1001.  —  Firma  C.  G.  Boerner  in  Leipzig,  Katalog  d.  Ex-libris-Slg.  Heinrich 
Eduard  Stiebeis  zu  Frankfurt  a.  M.,  vgl.  MAW  1010,  S.  404.  —  K.  E.  Graf  zu 
Leiningen-Westerburg,  Deutsche  u.  Österreich.  Bibliothekszeichen,  Exlibris.  Ein 
Handb.  f.  Sammler,  Bücher-  u.  Kunstfreunde,  Stuttgart  1001.  Drs.  Verfasser  hat  kurz 
in  populär-wissenschaftlicher  Weise  ü.  „Exlibris  (Bibliothekzeichen)"  gehandelt  im  Jb. 
f.  Genealogie,  Heraldik  u.  Sphragistik,  1805  (Mitau  1896),  S.  122ff.  —  Paul  Heitz, 
Elsassische  Büchermarken,  Straßburg  1892;  drs.,  Die  Züricher  Büchermarken,  Zürich 
1895;  Die  Baseler  Büchermarken,  Straßburg  1895;  drs.,  Die  Frankfurter  und  Mainzer 
Drucker-  u.  Verlegerzeichen  bis  in  d.  17.  Jht.,  1891.  —  Heine  mann,  O.  v.,  Ex-libris- 
Slg.  d.  Herzogl.  Bibliothek  zu  Wolfenbüttel.  160  ausgewählte  Bücherzeichen  d.  15.  bis 
19.  Jht.  Mit  160  Tfln.  Berlin  1895.  —  Albert  Treier,  Lorenz  M.  Rheude  u.  seine 
herald.  Exlibris,  HGBAB  1910,  März.  —  Krahl,  Ernst,  Exlibris,  MAW  5,  220 ff.  — 
Ex  libris,  Zeitschr.  f.  Bibliothekzeichen,  Bücherkunde  u.  Gelehrtengesch.  Organ  des 
Exlibris-Vereins  zu  Berlin.  Mit  d.  J.  1907  beginnt  d.  17.  Jg.  in  veränderter  Ausgabe, 
u.  zwar  umfaßt  diese  jährlich  3  H.  unter  d.  Titel:  Zeitschr.  f.  Exlibris,  Buchkunst  u. 
angewandte  Graphik,  sowie  5  H.  Mtlg.  d.  Exlibris -Ver.  zu  Berlin.  —  Schweizerische 
Blätter  f.  Exlibris -Sammler.  Feuilles  suisses  pour  collectionneurs  d'ex  libris.  Zürich 
1901  ff.  —  Buchkunst.  Zeitschr.  f.  Exlibris-Sammler  u.  Bücherfreunde.  Zürich,  seit  1906. 
—  Journal  of  the  Ex  libris  Society,  London.  —  Vorsterman  v.  Oyen,  A.  A.,  Les 
destinateurs  neerlandais  d'ex-libris.    Ryswyk,   Les  Lahage.    Archives   genealogiques  et 


206  Heraldische  Kennzeichen  der  Nation. 

Denn  zahlreiche  Wappen  sind  seit  den  Zeiten  der  Kreuzzüge1)  im  Laufe  der 
Jahrhunderte  willkürlich  entstellt  worden.  Häufig  bedarf  es  zur  Richtig- 
stellung des  alten,  unverfälschten  Wappens  sehr  langwieriger  und  schwieriger 
archivalischer  Forschungen.  Aber  trotz  dieses  Übelstandes  bietet  das  vor- 
handene heraldische  Material,  wie  es  teils  durch  den  Buchhandel  veröffent- 
licht ist,  teils  noch  ungehoben  in  den  Archiven  lagert,  eine  wichtige  Quelle 
für  die  Familiengeschichte. 

Die  Heraldik  als  familiengeschichtliche  Hilfswissenschaft  ist  leider  nicht 
so  bekannt,  als  wünschenswert  ist.  Kommt  sie  doch  selbst  in  Knothes  sonst 
so  mustergültigen;  Arbeiten  nicht  zu  ihrem  vollen  Rechte.2).  Und  doch  bietet 
sie  gelegentlich  die  Möglichkeit,  Nationalität,  Stamm,  Lehnsverhältnisse  und 
Amt  eines  Geschlechts  zu  erkennen,  gleichnamige  Geschlechter  und  Linien 
desselben  Geschlechtes  zu  scheiden,  uneheliche  Geburt,  Besitz  und  genealo- 
gische Verhältnisse  sowie  besondere  Vorkommnisse  aus  der  Geschichte  ein- 
zelner Familien  zu  erforschen  und  die  Namen  des  Geschlechtes  aus  dem 
Wappen  abzulesen. 
Heraldische  Es  gibt  gewisse  Wappentypen,   die  für  eine  einzelne  Nation  charakte- 

Ken  Nation" der ristisch  sind.  So  sind  die  ungeteilten  Schilde  mit  einfachen,  den  Rand  des 
Schildes  nicht  berührenden,  frei  schwebenden  Wappenfiguren  und  einem 
Helme  (meist  ohne  Decken),  auf  dem  wiederum  einfache  Helmzierden  sich 
befinden,  für  den  heraldischen  Gebrauch  beim  altpolnischen  Adel  typisch.3) 
Frei  über  dem  Helme  schwebende  Helmzierden  ohne  Helm,  die  mit  dem 
Schilde  in  gar  keiner  Verbindung  stehen,  sind  charakteristisch  für  die  eng- 
lische Heraldik  und  finden  sich  außerhalb  Englands  nirgends.4)  Die  fran- 
zösische, auch  in  Rußland  gebräuchliche  Baronskrone  ist  ein  mit  Perlenschnur 
mehrfach  umwundener  goldener  Reifen  ohne  Zacken.  Die  schwedische  Frei- 
herrnkrone hat  acht  Perlen,  auf  welcher  an  der  Seite  und  in  der  Mitte  noch 


heraldiques  1908.  —  Publikationen  d.  österr.  Exlibris-Gsft.  Jg.  I — III.  Red.  von  Ed. 
Dillmann.  Mit  vielen  Abb.  Wien  1903  ff.  —  Bertarelli,  Achille,  Qli  exlibris: 
appunti  bibliografici.  Milano  1899.  —  Galli,  J.,  3500  exlibris  italiani,  illustrati  con 
755  fig.  Milano  1908  (in  d.  Slg.  Manuali  Hoepli).  —  Modern  book-plates  and  their  de- 
signers,  London  1899.  —  Isacko,  Russische  Exlibris.  Moskau  1909.  —  Pierron,  Les 
destinateurs  beiges  d'Ex-libris.  Liege  o.J.  —  Vorsterman  v.  Oyen,  Les  destinateurs 
Neerlandais  d'Ex-libris.   Arnhem  1910. 

!)  Z.  Frage  ü.  d.  Einfluß  d.  Kreuzzüge  auf  d.  Wappenwesen  vgl.  Jacoub  Artin 
Pascha,  Contribution  ä  l'etude  du  blason  en  Orient.    London  1902. 

2)  v.  Mülverstedt,  NASG  8,  349ff. 

3)  D.  Vermehrung  e.  Wappens  od.  d.  Vereinigung  zweier  geschah  in  Polen  nicht 
auf  d.  in  allen  übrigen  Ländern  übl.  Wege  d.  Schildteilung  in  mehrere  Felder,  sondern 
dadurch,  daß  mit  d.  jeweiligen  Hauptwappen  andere  Wappen  oder  sonstige  Zutaten, 
also  doch  andere  Schildgegegenstände,  organisch  zu  e.  Ganzen  in  demselben  gemein- 
schaftlichen Schilde  verbunden  wurden.  —  Graf  Stanislaus  von  Mieroszowice- 
Mieroszowski,  D.  polnische  Wappenwesen,  VJH  XI,  1883.  Gegen  d.  Ansicht,  daß 
d.  polnischen  Heraldik  ursprünglich  d.  Helmdecken  gefehlt  haben,  spricht  das  Vor- 
kommen v.  Decken  in  späteren  Stamm-  u.  Wappenbüchern  nicht,  vgl.  DH  1909,  S.  113. 

4)  Ü.  deutsche  u.  englische  Heraldik,  DH  34. 


Heraldische  Kennzeichen  des  Standes.  207 

drei  weitere  Perlen  ruhen.1)     Heraldische  Unterschiede  durch  abweichende 
Schildeinfassungen  weisen  nach  Spanien.2) 

Kann  man  also  in  einzelnen  Fällen,  insbesondere  in  neuerer  Zeit3)  aus  Heraldische 
dem  Wappen  die  Nationalität  erkennen,  so  viel  häufiger  insbesondere  auf  ^"standes" dCS 
deutschem  Gebiete  den  Stand.  Am  bekanntesten  sind  in  dieser  Hinsicht  die 
verschiedenen  Kronen.  Freilich  herrscht  gerade  hier  viel  Mißbrauch.  Auf 
wie  manchem  Grabstein  unserer  heutigen  Friedhöfe  prangt  z.  B.  eine  Frei- 
herrnkrone bei  einer  dem  untitulierten  Adel  angehörenden  Persönlichkeit,  die 
doch  nur  auf  die  einfache  sogenannte  Helmkrone  Anspruch  hat!  Der  offene 
Turnier-  oder  Spangenhelm4)  gibt  für  gewisse  Zeiten  einen  Wahrscheinlich- 
keitsgrund für  adligen  Stand.  Wir  finden  nämlich,  daß  von  der  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  an  der  Turnierhelm  den  Bürgerlichen  abgesprochen  wird. 
Bei  Erhebung  von  Wappenbürgern  in  den  Adelsstand  wurde  seitdem  häufig 
der  Stechhelm  zum  Zeichen  der  Standeserhöhung  „eröffnet",  d.  h.  in  einen 
Spangenhelm  verwandelt.  Den  Bürgerlichen  aber  wurde  fortan  regelmäßig 
der  Stechhelm  verliehen.  Wenn  man  auch  nicht  behaupten  kann,  daß  allen 
Bürgerlichen  der  Turnierhelm  verboten  war,  so  bestand  doch  die  Absicht, 
die  Bürgerlichen  auf  den  Stechhelm  zu  beschränken,  zweifelsohne  in  den 
maßgebenden  Kreisen.  Auf  deutschem  Gebiete  weist  ein  einfaches  Wappen 
auf  alte  Zeit6),  ein  kombiniertes,  mit  zahlreichen  Einzelheiten  überladenes 
auf  späte  Zeit.  Eine  uradlige  Familie  führte  z.  B.,  wie  das  große,  mit'Unter- 
stützung  der  Landstände  der  Provinz  Westfalen  herausgegebene  Siegelwerk 
im  Bilde  darstellt,  ein  Kammrad  im  Schild,  also  ein  sehr  einfaches  Wappen, 
auch  eine  einfache  Helmzier,  nämlich  zwei  mit  Pfauenfedern  besteckte 
Scheiben,  oder  das  Kammrad  wiederholt.  Dagegen  führt  eine  andere  gleich- 
namige, von  Grote,  Geschlechts-  und  Wappenbuch  des  Königreichs  Hannover 
und  des  Herzogtums  Braunschweig  (Hannover  1843),  zum  „Brief adel  und 
erblich  gewordenen  Dienstadel"  gerechnete  Familie  folgendes  Wappen:  In 
Blau  eine  goldene  Sturzbrücke,  begleitet  oben  von  je  einer  roten,  gold- 
besamten Rose,  unten  von  einem  viereckigen,  an  den  Rändern  eingebogenen, 
goldenen  Schnallenrand  ohne  Heftel  und  Dorn  und  belegt  mit  goldenem 
Herzschild,  in  welchem  ein  schwarzer  Löwe  mit  rot  ausgeschlagener  Zunge. 


*)  Die  Kronenbildung  bei  Schweden  ist  so  aufzufassen,  daß  auf  dem  Reifen  drei 
Gruppen  von  je  drei  Perlen  stehen  und  dazwischen  noch  zwei  einzelne  Perlen,  also 
gewissermaßen  auch  fünf  Teile.  Es  gehören  drei  Perlen  immer  zusammen  und  sind 
eigentlich  als  eine  einzige  aufzufassen. 

2)  Lorenz,  Lehrb.  d.  Genealogie,  1898,  S.  186. 

3)  Häufig,  aber  keineswegs  immer,  weist  die  Lilie  nach  Frankreich;  hier  nahmen 
nicht  nur  alle  Nebenlinien  des  Königshauses,  sondern  auch  zahlreiche  Städte,  endlich 
viele  fremde  Söldner  dieses  Zeichen  in  ihren  Schild.  —  Malderghem,  Jean  van, 
Les  fleurs  de  lis  de  l'ancienne  monarchie  fran^aise,  leur  origine,  leur  nature,  leur  sym- 
bolisme  (Annales  de  la  societe  d'archeologie  de  Bruxelles.    T.  VIII.    Bruxelles  1894). 

4)  Suttner,  Gustav  Freiherr  v.,  D.  Helm  v.  seinem  Ursprünge  bis  gegen  d. 
Mitte  d.  17.  Jht.  Wien  1878.  —  Fortunat  v.  Schubert-Soldern,  D.  mittelalterl. 
Helm  u.  seine  Entwicklung,  ZHW,  Bd.  5,  H.  2. 

6)  Leesenberg,  A.,  Ü.  Ursprung  u.  erstes  Vorkommen  unserer  heutigen  Wappen. 
Berlin  1877. 


208  Das  Lehnsverhältnis  und  die  Wappengruppen. 

Helm:  Wulst  von  Gold  und  Blau.  Zwei  Büffelhörner,  übereck  schräg  von 
Oold  und  Blau  geteilt.  Helmdecken:  Golden  und  Blau.  Bei  einer  Familie 
solchen  Wappens  kann  von  „Uradel"  nicht  die  Rede  sein,  es  sei  denn,  daß 
vorliegend  der  Herzschild  das  Stammwappen  bildete  und  der  Rückschild  die 
Zutat  einer  Wappenvermehrung  sei. 
Das  Lehns-  Eine  wichtige  Stelle  in  dem  Kapitel  „Familiengeschichte  und  Heraldik" 

Vd^w!ippen-  betrifft  das  Verhältnis  des  Wappenwesens  der  Dienstmannen  zu  dem  Wappen 
gruppen.     ihrer  Herren.    Wolfram  v.  Eschenbach  beschreibt  uns  am  Anfange  des  13.  Jahr- 
hunderts das  aus  zwölf  Fürsten  bestehende  Gefolge  Josweizes,  welche  alle 
dessen  Wappen  führen': 

also  was  ouch  Josweizes  art: 

durch  daz  die  selben  hervart 

Josweizes  dem  swanen  truoc 

und  landes  herrn  mit  im  genuoc 

mit  dem  wäpen  was  bevangen. 

ze  halse  gehangen 

zwelf  fürsten  sine  schilte 

truogen  durch  sin  milte.1) 

Häufig,  zumal  in  späterer  Zeit,  waren  die  Dienstmannen  indessen  nicht  ganz 
ebenso  wie  ihr  Herr  gewappnet,  sondern  sie  trugen  entweder  nur  einen  Teil 
des  Herrenwappens,  etwa  den  Schild  oder  den  Helm  oder  einen  Teil  des 
Wappenbildes,  oder  sie  führten  es  in  anderen  Farben,  so  daß  meist  ein 
Unterschied  zwischen  Herr  und  Gefolge  bestehen  blieb.  Wolfram  v.  Eschen- 
bach läßt  die  bretagnischen  Ritter  das  Wappen  des  Königssohnes  Ilynot, 
das  Gampilun,  entweder  auf  dem  Schild  oder  auf  dem  Helm  führen: 

ouch  hat  jeglich  Bretun 

durch  bekanntnisse  ein  gampilun 

eintweder  uf  heim  oder  uf  den  schilt 

nach  Ilynotes  wapne  gesilt 

daz  was  Artus  werder  suon.2) 
In  abweichender  Tingierung  läßt  der  Pleier  (um  1280)  die  Ritter  Eski- 
labons  das  Wappen  ihres  Herrn  führen.     Eskilabon  selbst  trägt   einen  gol- 
denen Adler  in  Blau: 

sin  schilt  was  von  lasure  bla, 

von  arabischem  golde  da 

was  drufe  erhaben  ein  richer  ar. 
Seine  Ritter  dagegen   reiten  unter  weißen  Bannern   mit  schwarzen  Adlern: 

nach  de  fuor  des  wirtes  schar 
unde  vier  banieren  licht  gevar: 
die  waren  wiz  snevar, 
dar  innen  swebete  ein  zöbelin  ar.3) 

!)  Wilhelm  v.  Oranse,  386,  22. 

2)  Parzival,  383,  1. 

3)  Garel,  3467. 


Das  Lehnsverhältnis  und  die  Wappengruppen.  209 

Auch  aus  Courtoisie  oder  bei  vorübergehenden  Dienst-  oder  Genossenschafts- 
verhältnissen wurde  dieser  Brauch  geübt.  Ulrich  v.  Liechtenstein  erzählt, 
daß,  als  er  auf  das  Turnier  zu  Neuburg  zog,  der  Domvogt  von  Regensburg 
und  fünfzig  Ritter  ihm  zu  Ehren  seinen  Schild  trugen.1) 

Ähnlich  trugen  die  von  Wildon,  die  Marschälle  von  Steiermark  waren, 
zuweilen  den  steiermärkischen  Panther  im  Schilde,  bei  anderen  Gelegenheiten 
aber  ihr  eigenes  Wappen,  die  drei  Seeblätter.  Schon  Herrand  von  Wildon 
führt  1195  oben  im  Schilde  den  steirischen  Panther,  unten  die  drei  See- 
blätter, Ulrich  von  Wildon  1223  nur  die  Seeblätter,  Marschall  Hartnid  1278 
nur  den  Panther. 

In  einer  Reihe  von  Fällen  können  wir  aus  dem  Wappen  das  Amt  er- 
kennen, mit  dem  eine  Familie  belehnt  war.  So  führten  z.  B.  die  Schenk 
von  Basel  einen  roten  Doppelbecher  in  weißem  Schild.  Dasselbe  Wappen 
führten  die  v.  Liebenberg,  die  Schenken  der  Grafen  von  Kyburg  waren. 
Berthold,  Schenk  von  Kyburg,  siegelte  so  1258  mit  einem  Doppelbecher  im 
Schilde.  Die  Schenk  von  Bromgarten  führten  ein  goldenes  Schenkgefäß  in 
Blau,  die  Schenk  von  Roßberg  einen  goldenen,  mit  schwarzen  Hahnenfedern 
besteckten  Becher  als  Helmkleinod,  die  Truchseß  von  Diessenhofen  einen 
schwarzen  Becher  in  Silber,  die  Truchseß  von  Ytlingen  einen  goldenen  Kessel 
in  Schwarz,  die  Truchseß  von  Lentzburg  eine  silberne  Schüssel  in  Rot.  Bei 
anderen  Familien  ist  das  Amt  aus  den  nach  Art  der  Beizeichen  den  Wappen 
hinzugefügten  Emblemen  zu  erkennen.  So  legten  die  Schenk  von  Limburg, 
die  schon  in  der  goldenen  Bulle  als  mit  dem  Reichserbschenkenamte  belehnt 
genannt  werden,  und  die  von  Erbach  einen  goldenen  Becher  auf  die  Herz- 
stelle ihres  Wappens  wegen  des  Reichsschenkenamtes.  Die  Grafen  von 
Weinsberg,  die  vor  den  Hohenzollern  das  Reichserbkämmereramt  besaßen  und 
selber  von  den  Herren  von  Falkenstein,  die  schon  in  der  goldenen  Bulle 
damit  belehnt  erscheinen,  am  Anfange  des  15.  Jahrhunderts  es  überkommen 
hatten,  führten  in  einer  der  Fahnen,  mit  denen  ihr  Helmkleinod  besteckt  war, 
ein  goldenes  Zepter  in  Blau.  Die  Spaur  gaben  dem  roten  Löwen  in  Silber, 
den  sie  als  Wappen  führten,  einen  goldenen  Becher  in  die  Tatzen,  seitdem 
sie  1450  das  Erblandmundschenkenamt  von  Tirol  erhalten  hatten. 

Aus  dem  14.  und  15.  Jahrhundert  liegen  in  Westfalen,  wie  wir  aus  Ilgens 
Untersuchungen2)  wissen,  sichere  Beispiele  vor,  daß  Beamte  die  Wappen- 
figuren ihrer  fürstlichen  Herren  oder  Herrinnen  ganz  oder  teilweise  in  ihre 
Siegel  aufnahmen.  Der  Richter  der  Neustadt  Osnabrück,  Everhard,  genannt 
Cocus,  der  einen  Sparren  im  Schilde  führte,  auf  dessen  Spitze  ein  Rabe 
kauert,  brachte  in  der  Siegelumschrift  deutlich  sein  früheres  Verhältnis  zum 
Osnabrücker  Bischof  Ludwig  von  Ravensberg  zum  Ausdrucke.  Nicht  minder 
interessant  sind  die  Siegel  des  abteilichen  Richters  in  Herford,  Levolds  von 
dem  Hove,  aus  dem  15.  Jahrhundert.    Unter  zwei  Äbtissinnen,  Mathilde  von 


*)  Vrouwendienst,  hrsg.  v.  Lachmann,  Berlin  1841,  S.  297,  7. 
"2)  D.  westfälischen  Siegel  d.  Mittelalters,  1.  H.  v.  F.  Philippi  u.  Q.  Tumbült, 
2.  H.  v.  Q.  Tumbült,  3.  u.  4.  H.  v.  Th.  Ilgen.    Münster  1882—1900. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  |4 


210  Wappengleichheit  und  Genealogie. 

Waldeck  und  Margarete  von  Gleichen,  hat  er  seines  Amtes  gewaltet.  Er  ent- 
stammt offenbar  bürgerlichen  oder  bäuerlichen  Kreisen;  denn  in  der  unteren 
Hälfte  des  Schildes  sieht  man  seine  Hausmarke,  über  dieser  hat  er  nun,  so- 
lange er  der  Äbtissin  Mathilde  diente,  aus  deren  Wappen  den  halben  acht- 
strahligen  Stern  angebracht,  während  er  als  Richter  unter  Margarete  von 
Gleichen,  deren  Geschlecht  einen  gekrönten  Löwen  im  Schilde  trug,  diesen 
an  Stelle  des  halben  Sterns  setzte  und  ihn  zwar  nicht  aufgerichtet,  aber  mit 
Rücksicht  auf  den  verfügbaren  Raum  des  Schildes  schreitend  darstellte. 
(Ilgen,  S.  26,  27.) 

Anspielungen  auf  die  Lehnsverhältnisse  und  Aufnahme  des  lehnsrecht- 
lichen  Wappens  mit  veränderten  Farben  oder  Beizeichen  oder  einzelne  Teile 
desselben  kommen  überhaupt  häufig  vor.  Im  Aar-,  Thur-  und  Zürich-Gau 
ist  das  Bild  des  Löwen  deshalb  so  zahlreich  vertreten,  weil  die  Grafen  von 
Kyburg  und  Habsburg,  die  großen  Landesherren,  Löwen  im  Schilde  führten. 
Den  Habsburger  Löwen  zeigen  die  Wappen  ihrer  Dienstmannen  von  Reinach 
(in  Gelb  roter  Leu  mit  blauem  Kopf),  von  Iffenthal  (in  Gelb  roter  Leu  mit 
blauem  Querbalken),  von  Eschenz  auf  dem  Hauenstein  (gespalten:  1.  v.  Habs- 
burg und  2.  dreimal  schräg  geteilt  blauweiß). 

Die  von  Erlach  führten  als  Kastellane  der  Grafen  von  Nidau  (gelber 
Pfahl  mit  drei  schwarzen  Sparren  in  Rot)  einen  weißen  Pfahl  mit  schwarzem 
Sparren  in  Rot.  Als  Dienstleute  der  Grafen  von  Rapperswil  (in  Gelb  drei 
rote  Rosen)  führen  die  von  Dübelstein  bei  Zürich  in  Rot  zwei  weiße  Rosen» 
die  vom  Rambach  im  Amt  Grüningen  in  rot-weiß  gespaltenem  Schilde  eine 
weiße  und  eine  rote  Rose,  die  Marschälle  von  Rapperswil  in  Schwarz  eine 
weiße  Rose.  Der  Freiherren  von  Regensburg  Wappenbild  (gepfählt  von  Blau 
und  Weiß  mit  roten  Querbalken)  erscheint  im  Schilde  der  von  Lunkhofen 
(Zürich)  nur  gedreht  (sechsmal  geteilt  von  Blau  und  Weiß1)  mit  rotem  Pfahl), 
was  sich  durch  ein  Ministerialenverhältnis  erklärt. 

Im  Uri  haben  die  Vorsteher  des  Freistaates  bis  ins  späte  Mittelalter 
das  Wappenbild  des  Landes,  den  Stierkopf,  als  Familienwappen  erwählt.  Die 
Meyer  von  Erstfelden  führen  in  Weiß  einen  roten  Stierkopf  mit  gelbem 
Stern,  ebenso  die  Meyer  von  Silinen  und  die  zur  Frauen  in  Gelb  einen 
schwarzen  Stierkopf  von  zwei  schwarzen  Sternen  begleitet.2) 
Wappen-  Man  hat  dementsprechend  auch  in  anderen  Gegenden  die  Wahrnehmung 

gOMMiogie?d  £emacnt>  daß  einzelne  Familien  des  niederen  Adels,  die  in  Abhängigkeits- 
verhältnis zu  dynastischen  Geschlechtern  —  und,  selbstverständlich  in  diesem 
Falle,  Herrschafts-  und  Schloßbesitzern  —  standen,  Schilde  oder  Helmfiguren 
führen,  die  eine  größere  oder  geringere  Ähnlichkeit  mit  den  heraldischen 
lnsignien  ihrer  Lehnsherren,  d.  h.  dieselben  ganz  oder  teilweise  zeigen.  So 
sehen    wir   z.  B.,    daß    die   von  Veitheim   dasselbe  Wappen   führen   wie  die 

x)  Gelb  u.  Weiß  als  Wappenfarben  gibt  es  eigentlich  nicht,  wenn  man  sich  auch 
dieser  Ausdrucksweise  zu  bedienen  vielfach  gewöhnt  hat.  Es  ist  eigentlich  überall 
Gold  u.  Silber  gemeint.  Nur  weil  Gold  u.  Silber  nicht  immer  zu  beschaffen  waren, 
wurde  zur  Aushilfe  Gelb  u.  Weiß  genommen. 

8)  Ganz,  Paul,   Gesch.  d.  herald.  Kunst  in  d.  Schweiz  im  12.  u.  13.  jht.     1899. 


Wappengleichheit  und  Genealogie.  211 

Grafen  von  Veitheim;  ferner  im  Wappen  der  von  Osterburg,  die  Rauten, 
die  ihre  Lehnsherren,  die  Grafen  von  Osterburg,  in  der  Fünfzahl  führen, 
in  der  Dreizahl,  die  von  Ritterbeck,  deren  gleichnamiger  Stammsitz  im  Ge- 
biete der  Grafen  von  Lichow  liegt,  führen  im  Schilde  die  später  in  drei 
Würfel  verwandelten  Rauten  aus  dem  Wappen  ihrer  Lehnsherren.  Eins  der 
Burgmannengeschlechter  von  Salza  führt  das  gleiche  Schildzeichen  wie  die 
Dynasten  desselben  Namens.  Die  von  Zerbst,  niederen  Adels,  führen  Kopf 
und  Hals  eines  Löwen  dreimal  im  Schilde,  offenbar  eine  Variante  des  ein- 
fachen wachsenden  Löwen  im  Wappen  ihrer  Oberherren,  der  Dynasten  von 
Zerbst. 

Diese  Wappengleichheit,  bzw.  Ähnlichkeit  hat  in  vielen  Fällen  zu  un- 
bewiesenen Behauptungen  hinsichtlich  einer  Stammesgemeinschaft  zwischen 
gleichnamigen  Dynasten-  und  Burgmannengeschlechtern  Veranlassung  gegeben. 
Diese  Behauptungen,  abgesehen  von  der  Mangelhaftigkeit  der  betreffenden 
genealogischen  Deduktionen,  zerfallen  in  nichts,  sobald  es  gelingt,  festzu- 
stellen, welchen  Einfluß  überhaupt  das  Ministerialenverhältnis  auf  die  Gestal- 
tung des  Wappens  eines  Geschlechtes  ausgeübt  hat. 

Es  scheint  sich  beweisen  zu  lassen,  daß  die  Burgmannenfamilien  und 
Ministerialen  einer  größeren  landesherrlichen  Burg  —  wie  z.  B.  Salzwedel, 
Spandau  und  Mühlhausen  —  zur  Kennzeichnung  dieses  Verhältnisses  und 
gewissermaßen  als  ein  Erkennungs-  und  Abhängigkeitszeichen  bezüglich  ihrer 
Schloß-,  Landes-  und  Lehnsherren,  deren  Schildzeichen  ganz  oder  teilweise 
führen  durften  oder  vielleicht  auch  mußten,  ja  es  sogar  oft  allein  an  Stelle 
ihres  altväterlichen  Schildzeichens  setzten.  Es  werden  hierher  zu  rechnen 
sein  die  zahlreichen  Familien  der  Mark  Brandenburg,  die  einen  roten  Raub- 
vogelfuß (Adlerfuß,  nicht  wie  meistens  blasoniert  zu  werden  pflegt,  Greifen- 
klaue) im  Schilde  führten,  wie  die  von  Kerkow,  Gladow,  Jeetze,  Welstawe, 
Knesebeck,  Schulenburg,  Groben,  Barth.1) 

Der  verewigte  Freiherr  von  Ledebur  hat  in  seiner  verdienstlichen  Ab- 
handlung über  Wappengruppen  in  den  Märkischen  Forschungen,  Band  III, 
versucht,  diesen  Geschlechtern  mit  gleichem  oder  ähnlichem  Wappenbilde 
eine  gemeinsame  Abstammung  zu  vindizieren,  die  bei  verschiedenen  Namen 
durch  die  Gleichheit  des  heraldischen  Emblems  zum  Ausdruck  gebracht  sein 
soll.  Jedoch  hat  der  Beweis  für  eine  tatsächliche  Stammesgemeinschaft  jener 
Familien  bisher  nicht  geführt  werden  können;  es  ist  irrig,  wenn  noch  vor 
kurzem  A.  von  Schlippenbach  (Entstehung  des  deutschen  Adels,  in  den  Ar- 
beiten des  Uckermärkischen  Museums-  und  Geschichts-Vereins  Heft  5)  sich 
der  Theorie  des  Freiherrn  von  Ledebur  rückhaltlos  als  einer  richtigen  an- 
schließt. Es  liegt  vielmehr  nahe,  anzunehmen,  daß  das  gemeinsame  Schild- 
zeichen jener  Familien  der  Mark  Brandenburg  nichts  anderes  ist,  als  der 
heraldische  Ausdruck  ihres  gemeinschaftlichen  Verhältnisses  zur  Burg  Salz- 
wedel, der  Residenz  ihrer  markgräflichen  Lehnsherren  und  zu  diesen  selbst, 


*)  Vgl.  auch  Seyler,   D.  herald.  Lehnsrecht,  Vierteljahrsschr.  f.  Wappenkunde  I 
1873,  S.  1  ff. 

14* 


2J2  Wappengleichheit  und  Genealogie. 

insofern  als  in  dem  roten  Adlerbein  ein  Teil  des  markgräflichen  Wappen- 
tieres, des  roten  Adlers,  zu  erblicken  ist.  Es  wird  hierdurch  zugleich  die 
auffallende  Tatsache  Erklärung  finden,  daß  wir  bei  einzelnen  Familien,  wie 
denen  von  Veitheim,  von  dem  Knesebeck,  zwei,  ganz  verschiedene  Wappen 
gleichzeitig  in  Gebrauch  finden.  Man  hat  bisweilen  angenommen,  daß  es 
sich  in  solchem  Falle  um  verschiedene  Familien  gleichen  Namens  handle. 
Die  Wappenduplizität  dürfte  sich  vielmehr  darauf  zurückführen  lassen,  daß 
ein  Mitglied  des  betreffenden  Geschlechtes  infolge  seines  Burgmannen-  und 
Ministerialenverhältnisses  das  lehnsherrliche  Wappen  ganz  oder  teilweise  an- 
nahm oder  vielleicht  annehmen  mußte,  und  daß  dessen  Nachkommen  dasselbe 
weiter  führten,  während  die  nicht  im  Burgmannenverhältnis  stehenden  Ge- 
schlechtsvettern das  ursprüngliche  Stammwappen  beibehielten.1) 

Es  ist  hierbei  nicht  außer  acht  zu  lassen,  daß  in  ähnlicher  Weise  auch 
in  späterer,  ja  selbst  noch  in  neuester  Zeit  die  vom  römischen  Kaiser,  bzw. 
sonstigen  Landesherren  (Brandenburg,  Kurpfalz  usw.)  geadelten,  baronisierten 
oder  gegraften  Familien  in  den  ihnen  verliehenen  oder  verbesserten  Wappen 
häufig  die  Insignien  ihrer  Landes-  und  Lehnsherren  ganz  oder  teilweise  er- 
hielten. So  erblicken  wir  in  den  Wappen  zahlreicher  preußischer  Geschlechter 
bisweilen  den  ganzen  preußischen  Adler,  bisweilen  einzelne  Körperteile  des- 
selben, den  Kopf,  die  Flügel,  oder  einen  derselben,  oder  selbst  auch  nur 
ein  Bein. 

Nicht  minder  sind  jedem  Heraldiker  die  zahlreichen  Städtewappen  be- 
kannt, in  denen  das  Wappenbild  ihrer  Landes-  oder  Grundherren  ganz  oder 
teilweise  enthalten  ist.  Da  die  Grundherren  oft  Adlige  waren,  so  lassen 
sich  in  den  Wappen  vieler  einst  abhängiger  Städte  adlige  Wappen  nachweisen. 
Oft  sogar  ist  beim  Fehlen  anderer  Nachrichten  das  Vorkommen  eines  solchen 
in  einem  Stadtwappen  der  einzige  Beweis,  daß  die  Stadt  dem  betreffenden 
Geschlechte  einmal  gehört  hat. 

Noch  verdient  ein  altes  Zeugnis  angeführt  zu  werden,  wonach  es  den 
Burgmannen  gestattet,  wenn  nicht  zur  Pflicht  gemacht  wurde,  die  Helme 
ihrer  Wappen  mit  dem  Zimier  ihrer  Burgherren  zu  zieren.  Hierher  könnte 
es  gehören,  wenn  das  bekannte  Adelsgeschlecht  Sack,  das  im  Lüneburgischen 
wohnte  und  hier  von  den  Herzögen  von  Braunschweig  Lehen  besaß,  im 
H.Jahrhundert,  zur  Zeit,  als  u.  a.  einer  des  Geschlechts  Vogt  zu  Lüchow 
war,  die  braunschweigischen  Helmsicheln  als  Zimier  führte,  eine  von  der 
ihrer  neumärkischen  Vettern  völlig  abweichende  Helmzier.  Wir  können 
hierbei  aber  auch  mit  Fug  an  die  zahlreichen  Fälle  denken,  in  denen  die 
Helme  geadelter  Personen  z.  B.  mit  dem  brandenburgischen  oder  preußischen 
Helmschmuck,  dem  offenen  Fluge,  unter  ausdrücklicher  Kennzeichnung  des- 
selben als  solchen  geziert  wurden.  Herr  und  Diener  führten  denselben 
Helmschmuck.2) 


*)  Vgl.  dazu   auch    Hauptmann,   Zehn  mittelrheinische  Wappengruppen,  JAW, 
2)  Ad.  M.  H[ildebrandt],  KGV  25,  6 ff . 


Wappengleichheit  und  Genealogie.  213 

Auch  Ganerbschaften1)  scheinen  oft  Anlaß  zur  Bildung  von  Wappen- 
gruppen gegeben  zu  haben.  Die  Erforschung  des  Ursprungs  und  der  Ab- 
stammung der  Geschlechter  des  niederen  Adels  im  Mittelalter  wird  besonders 
durch  den  Umstand  erschwert,  daß  viele  Familien  von  einem  Ganerbenhause 
einen  gemeinschaftlichen  Namen,  ja  auch  ein  gemeinschaftliches  Siegel  ge- 
führt haben,  ohne  unter  sich  in  der  mindesten  Geschlechtsverwandtschaft 
gestanden  zu  haben.  So  gibt  es  am  Rhein  eine  Reihe  von  Beispielen  dafür, 
daß  die  Ganerbenhäuser  ihr  eigenes  Hauswappen  haben,  daß  die  Hausgenossen 
dieses  Hauswappen  bald  ganz,  bald  zum  Teil  als  ihr  Geschlechtswappen  auf- 
nahmen und  auf  ihre  Nachkommen  vererbten.  Diese  Geschlechter  behielten 
ein  derartiges  Wappen  selbst  dann  bei,  wenn  sich  das  alte  ganerbschaftliche 
Verhältnis  gelöst  hatte.2) 

Noch  mag  nicht  unerwähnt  sein,  daß  nicht  alle  sich  gleichenden  Wappen 
eine  Wappengruppe  bilden,  sondern  ein  Zusammenhang  vorhanden  sein  muß. 
So  bilden  z.  B.  die  Manteuffel,  die  französischen  Bethune  und  die  Schweizer 
Sukenriet  keine  Wappengruppe,  obschon  sie  nicht  nur  ähnliche,  sondern 
sogar  das  gleiche  Wappen  führen,  nämlich  den  roten  Balken  in  Silber.  Wohl 
aber  bilden  die  Wappen  Württemberg,  Veringen  und  Neuenbürg,  die  alle 
drei  Hirschstangen  zeigen,  eine  Gruppe,  da  die  Familien,  die  sie  führten, 
gemeinsamen  Ursprungs  sind  und  die  Verschiedenheit  der  Wappen  durch 
Veränderung  der  Tinkturen  des  gemeinsamen  Stammwappens  entstanden  ist.3) 

Es  sind  nicht  nur  die  Ministerialen,  die  unfreien  Dienstmannen,  die  das 
Wappen  ihres  Herrn  führten,  auch  bei  Freien,  die  von  einem  andern  ein 
Lehn  trugen,  konnte  dieses  Abhängigkeitsverhältnis  durch  Tragen  des  Wap- 
pens des  Herrn  zum  Ausdrucke  gebracht  werden.  Hieraus  hat  Hauptmann 
in  seinem  klassischen  Werke  über  das  Wappenrecht  (Bonn  1896),  dem  ich 
im  vorstehenden  wiederholt  gefolgt  bin,  es  gut  erklärt,  daß  zahlreiche  Reichs- 
fürsten einen  Adler  im  Wappen  führen. 

Wollte  man  mit  Seyler  (JAW  1893,  S.  144)  die  symbolische  Bedeu- 
tung des  Adlers  (Großmut,  Milde,  Freigebigkeit)  für  den  Grund  zu  der 
häufigen  Wahl  dieses  Wappenbildes  halten,  so  ist  nicht  einzusehen,  weshalb 
dann  nicht  ebensoviele  andere  Tiere  mit  ähnlichen  Bedeutungen  —  Löwe: 
Großmut;  Hund:  Treue;  Stier  und  Bär:  Stärke  —  gewählt  worden  sind. 
Vielmehr  war  offenbar  oft  das  Lehnsverhältnis  vom  Herrn  des  Reiches,  vom 
Kaiser,  die  Ursache,  aus  der  die  Reichsfürsten,  die  ja  ihr  Fürstentum  von 
ihm  zu  Lehn  trugen,  beim  Aufkommen  des  Wappenwesens  so  oft  mit  einem 
Adler  uns  entgegentreten.  Es  ist  dieses  nicht  etwa  das  älteste  Wappen  des 
betreffenden  Fürstenhauses,  sondern  es  ist  der  kaiserliche  Adler,  den  sie  als 


*)  D.  Hochadlige  Qanerbschaft  d.  Hauses  Alten-Limpurg  (mit  Wappentafel),  FBF 
1909.  —  Wippermann,  Ü.  Qanerbschaften,  1873. 

2)  Bodmann,  Rheingauische  Altertümer,  Mainz  1819,  S.  369. 

*)  Hauptmann,  Zehn  mittelrheinische  Wappengruppen,  JAW  NF  X.  Zu  der 
Gruppe:  Württemberg-Veringen-Nellenburg  gehört  auch  Landau,  s.  u.  a.  Alberti  unter 
Veringen  u.  Friedrich  Freihr.  v.  Gaisberg-Schöckingen,  D.  Königshaus  u.  d. 
Adel  v.  Württemberg,  S.  4. 


214  Wappengleichheit  und  Genealogie. 

Lehnsmannen  des  Reichs  auf  dem  Schilde  trugen.1)  So  führte  z.  B.  einen 
Adler  Ottokar  I.  von  Böhmen  1199,  Herzog  Berthold  IV.  von  Zähringen 
1157,  Herzog  Heinrich  Jasomirgott  von  Österreich  1170,  Herzog  Berthold 
von  Dälmatien  1184,  Herzog  Adalbert  von  Teck  1190,  Graf  Konrad  von 
Heiligenberg  1208,  Markgraf  Heinrich  V.  von  Baden  1207.  Auch  in  der 
Geschichte  der  Wettiner  kommt,  wenn  auch  nur  vorübergehend,  ein  solcher 
Adler  vor.  Dedo,  der  Sohn  Konrads  des  Großen,  führte  noch  kein  Wappen 
im  Siegel.  Erst  das  Siegel  seines  Sohnes  Dieterich  (f  1207)  zeigt  ein  mono- 
grammatisch zusammengesetztes  Wappen:  den  halben  Löwen  und  den  halben 
Adler.  Graf  Dieterich  nahm  nämlich  als  Schildschmuck,  gleich  seinem  Bruder 
Konrad,  den  Löwen  der  Meißner  Hauptlinie  an,  vereinigte  aber,  nachdem  er 
Pfalzgraf  von  Sommerschenburg  geworden,  durch  monogrammatische  Zu- 
sammenstellung den  Löwen  mit  dem  Adler  der  Pfalzgrafen  von  Sachsen  zu 
einem  Wappen.  Daß  aber  der  Adler  das  Familienwappen  der  ausgestorbenen 
Pfalzgrafen  von  Sachsen  war,  ist  nach  den  Untersuchungen  von  Posse 
(Siegel  der  Wettiner,  1893,  S.  8)  nicht  zu  bezweifeln. 

Die  Veränderungen  eines  Wappens  zur  Unterscheidung  verschiedener 
Glieder  oder  Linien  des  gleichen  Geschlechtes2)  werden  unter  der  Bezeich- 
nung Brisüren  zusammengefaßt.  Sie  stammen  aus  Frankreich  (Archives 
heraldiques  1896.  Bouty  de  Lesdain,  Les  brisures  d'apres  les  sceaux)  und 
sind  daselbst  mit  den  Wappen  zugleich  im  12.  Jahrhundert  nachzuweisen. 
Die  Sitte  der  Unterscheidung  hat  sich  in  allen  Ländern  eingebürgert,  aber 
eine  ganz  verschiedene  Ausbildung  erhalten.  Mehr  oder  weniger  der  Willkür 
des  einzelnen  anheimgestellt  bleiben  die  Brisüren  in  Frankreich  und  in 
Deutschland.  Einzig  in  England  haben  sie  sich  zu  einem  äußerst  geregelten 
und  leicht  verständlichen  Systeme  ausgereift.  In  Frankreich  ist  die  Ver- 
änderung im  Schilde  vorgenommen  worden,  und  zwar  durch  Hinzufügung 
eigens  erfundener  Beizeichen,  wie  des  Turnierkragens  (Lambel),  des  Ortes 
(Canton),  des  Schildrandes  (Bordüre),  des  Fadens  (bände  oder  bäton)  usw. 
In  der  Schweiz  scheint  die  Unterscheidung  vorerst  durch  Farbenwechsel  im 
Schilde  gemacht  worden  zu  sein,  und  später,  nach  Verbreitung  der  Helm- 
zierden, durch  diese,  wie  überall  in  deutschen  Landen.8) 

Je  spärlicher  zeitweise  die  übrigen  Quellen  zur  Familiengeschichte 
fließen,  um  so  wichtiger  ist  das  Wappen  oder  das  dieses  enthaltende  Siegel. 
Mit  Recht  bemerkt  Posse  in  dem  Vorwort  zu  seinem  klassischen  Werke 
über  die  Siegel  des  Adels  der  Wettiner  Lande  bis  zum  Jahre  1500  (I.  Band, 
Dresden  1903):  „Für  die  Erforschung  der  Geschlechtergeschichte  des  Mittel- 

*)  E.  Gritzner,  Heraldik,  in  A.  Meisters  Grundriß  d.  Geschichtswft.  I,  1906, 
S.  372. 

2)  Vgl.  Ganz,  Paul,  Gesch.  d.  herald.  Kunst  in  d.  Schweiz  im  12.  u.  13.  Jht.,  1899. 

3)  v.  Löher,  Ü.  der  Helmkleinode  Bedeutung,  Recht  u.  Gesch.  (Sitzungsber.  d. 
Kgl.  Bayr.  Ak.  d.  Wft.,  philos.-philol.  Kl.,  Sitzung  v.  7.  März  1885). —  Fürst  zu  Hohen- 
lohe-Waldenburg,  Ü.  d.  Gebrauch  d.  herald.  Helmzierden  im  MA,  Stuttgart  1868.  — 
Zangemeister,  K.,  Wappen,  Helmzierden  u.  Standarten  d.  großen  Heidelberger 
Minnesänger-Handschr.  (Manesse-Codex).  Görlitz  1892.  —  H.  Th.  v.  Kohlhagen, 
Beitr.  z.  Gesch.  u.  Gebrauch  herald.  Helmzierden.    HGBAB  1910. 


Wappengleichheit  und  Genealogie.  215 

alters  ist  die  Sphragistik  eine  der  wesentlichsten  Hilfswissenschaften.  Oft 
wird  hierbei  dem  mit  dieser  vertrauten  Forscher  das  Siegel,  in  Anbetracht 
seiner  großen  Bedeutung,  die  es  im  Rechtsleben  des  Mittelalters  ge- 
habt hat,  wertvolleren  Aufschluß  geben,  als  der  oft  recht  dürftige  Rechts- 
inhalt der  Urkunde,  z.  B.  die  Schenkung  von  einigen  Schock  Groschen  u.  a." 
Freilich  das  Wappen  allein  beweist  die  Identität  verschieden  benannter 
Familien  noch  nicht;  das  folgt  schon  daraus,  daß,  als  die  Wappen  aufkamen, 
Händler,  die  für  Geld  Wappen,  und  zwar  oft  Wappen  mit  denselben  Figuren 
oder  Heroldsbildern,  an  jedermann  verkauften,  von  Ort  zu  Ort  zogen.1) 
Vielmehr  ist  auf  die  Wappengleichheit  mehrerer  Familien  nur  dann  Wert 
zu  legen,  wenn  sich  bei  ihnen  dieselben  Vornamen  wiederholen,  oder  wenn 
die  Familien,  sei  es  auch  nur  in  der  ersten  Zeit  ihres  Vorkommens,  in  der- 
selben Gegend  wohnen  und  zusammenstoßende  oder  gemeinsame  Güter  be- 
sitzen. So  darf  man  z.  B.  die  alten  Dynasten  von  Frankenstein  mit  den 
Grafen  von  Gleichen  trotz  des  gemeinsamen  Leoparden  nicht  zusammen- 
werfen, da  beide  ganz  getrennte  Stammgüter  besitzen  und  verschiedene 
Namen  tragen.  Dagegen  sind  die  Herren  von  Baumbach  in  Hessen  identisch 
mit  den  Herren  von  Farnroda,  so  genannt  von  dem  gleichnamigen  Dorfe 
bei  Eisenach,  das  an  die  Burggrafen  von  Kirchberg  überging,  während  die 
Heren  von  Farnroda  nach  Wenig-Lupnitz  übersiedelten  und  dort  1607  er- 
loschen. Das  Wappen  ist  ein  Halbmond  mit  aufwärts  gekehrten  Enden,  an 
deren  jedem  ein  Stern  glänzt;  gemeinsame  Taufnamen  sind  Helmrich,  Lud- 
wig, Hermann  u.a.  Am  südlichen  Laufe  der  Werra  begegnen  uns  seit  1320 
die  Schrimpf  und  die  Herren  von  dem  Berge  oder  am  Berge  (de  Monte) 
als  reiche  hennebergische  Vasallen  mit  gemeinsamen  Wappen  und  Namen, 
wie  Hertnid,  Heinrich,  Hermann,  Conrad.  Der  letzte  Schrimpf  starb  kurz 
vor  1600  und  nannte  sich  Schrimpf  von  Berg.  Derselben  Gegend  gehören 
die  Herren  von  Allendorf  an,  so  genannt  von  einem  Dorfe  nahe  bei  Sal- 
zungen (Conrad  1289,  Heinrich  1304),  von  wo  ein  Zweig  sich  nach  der  Rhön 
wandte  und  sowohl  in  als  um  Kaltennordheim  Güter  erwarb.  Dieser  Zweig 
nannte  sich  Fasolt,  Vasold  oder  Fasant.  Einer  von  ihnen,  Heinrich,  wurde 
1313  Burgmann  in  Tonna  bei  Gotha,   wo   sich   die   Familie   lange   erhielt, 


J)  Außer  d.  Zufall,  der,  insbes.  bei  weit  voneinander  entfernten  Orten  leicht  z. 
Wahl  e.  u.  dess.  Wappenbildes  bei  durchaus  nicht  verwandten  Familien  führen  konnte, 
gab  ferner  auch  d.  gleiche  natürl.  Beschaffenheit  Veranlassung,  dasselbe  Wappenbild 
zu  wählen,  ohne  daß  deshalb  auch  nur  d.  geringste  Grad  genealog.  Verwandtschaft 
angedeutet  werden  sollte.  In  bergreichen  Gegenden,  wo  zahlreiche  Städte,  Dörfer  u. 
Familiennamen  nach  d.  Berg  benannt  sind,  tritt  d.  Bild  desselben  in  zahllosen  Varia- 
tionen u.  Farben  auf.  In  d.  Schweiz  dürften  Berge  fast  in  e.  Fünftel  aller  Wappen- 
schilde zu  finden  sein.  Auf  d.  Wappentafel  d.  Talschaft  Lötschen  beim  Prior  zu  Kippel 
enthalten  15  von  40  Schilden  je  einen  Dreiberg,  auf  d.  Tafel  v.  Zöfingen  41  v.  80.  — 
Sehr  richtig  behauptet  schon  1868  A.  Frei h.  v.  Hoiningen-Huene,  Notizen  in  betreff 
d.  geographisch-heraldischen  Gruppen,  AKDV,  N.  F.  XV,  S.  55 ff.,  daß  die  Entstehung 
solcher  heraldisch-geographischen  Gruppen  mit  gemeinsamen  Wappenbildern  nicht 
immer  auf  demselben  Grunde  beruht.  Vgl.  Andreas  de  Roever,  Kan  heraldiek  ver- 
wantschap  nit  maken?  Haag  1887.  Meine  Arbeit,  Familiengeschichte  u.  Heraldik, 
Jb.  d.  Kgl.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften  in  Erfurt,  1908. 


216     Wappengleichheit  und  Genealogie.  Heraldische  Andeutungen  unehelicher  Geburt. 

während  der  ältere  Stamm  an  der  Rhön  schon  im  1 6.  Jahrhundert  erlosch. 
Dem  Wappen  zufolge  waren  die  auf  dem  Eichsfelde  wohnhaften  Geschlechter 
von  Lengefeld,  Weidensee  und  Bodungen,  Geze  und  Schierbrand  mit  den  im 
15.  Jahrhundert  erloschenen  Herren  von  Ammern  verwandt,  wie  auch  gleiche 
Besitzungen  dies  bezeugen.  Einige  dieses  Stammes  wandten  sich  nach 
Mühlhausen  i.  Th.  und  nannten  sich  nach  diesem  Orte;  denn  zweifellos  ge- 
hört Ernst,  der  sich  in  der  Urkunde  von  1238  dei  gratia  prefectus  in  Mule- 
husen  und  in  der  Siegelunterschrift  de  Molehusen  nennt,  dem  Schildzeichen 
nach  zu  der  Ammernschen  Familie.1) 

Es  kann  vorkommen,  daß  der  genealogische  Faden  des  die  Geschichte 
einer  Familie  rückwärts  verfolgenden  Forschers  durch  Versagen  der  Quellen 
(Verbrennen  der  Kirchenbücher,  fehlender  Ersatz  durch  andere  schriftliche 
oder  monumentale  Quellen)  abbricht  und  lediglich  das  Wappen  als  Aus- 
gangspunkt zu  weiterem  Suchen  übrig  bleibt.  Hier  ist  zu  bedenken,  daß 
häufig  ein  und  dasselbe  Wappen  von  Familien  gleichen  oder  verschiedenen 
Namens  geführt  wird,  die  nicht  im  geringsten  miteinander  verwandt  sind. 
Immerhin  kann  das  Verfolgen  heraldischer  Spuren  dazu  führen,  daß  man 
wieder  auf  Quellen  stößt,  die  dieselben  Vornamen  aufweisen.  Dieser  Fall 
kann  z.  B.  leicht  bei  ausgewanderten  Familien  eintreten.  Es  ist  darum  für 
den  Genealogen  wichtig,  festzustellen,  welche  Familien  das  gleiche  Wappen 
führen.  Diesen  Nachweis  zu  liefern  ist  Aufgabe  eines  Wappenbilderlexikons. 
Ein  erschöpfendes  derartiges  Lexikon  ist  nicht  vorhanden.  Der  Verein 
„Herold"  in  Berlin  bereitet  ein  solches  Werk  vor  und  besitzt  umfangreiche 
Sammlungen  und  Vorarbeiten  dazu.  Das  vollständigste  bisher  erschienene 
Wappenbilderlexikon  ist  das  siebenbändige  Werk  von  Ren  esse,  Comte 
Theod.  de,  Dictionnaire  des  figures  heraldiques,  Brüssel  1894 — 1902. 
Heraldische  An-  Die  heraldischen  Andeutungen  unehelicher  Abstammung  sind  für  die 
eheHchefoeburtFammenSescnichte  mit  Vorsicht  verwertbar.  Den  unehelichen,  legitimierten 
Kindern  erteilte  man  das  unveränderte  väterliche  Wappen  nur  dann,  wenn 
die  Familie  ausgestorben  war.  Blühte  die  Familie  selbst  weiter,  dann  ver- 
änderte man  das  Wappen  für  den  Legitimierten  durch   ein  Beizeichen    oder 


i)  Posse,  D.  Siegel  d.  Adels  d.  Wettiner  Lande,  I,  1903,  S.  46ff.  Vgl.  ü.  d.  Ver- 
wandtschaft u.  Verzweigung  der  v.  Rodau,  v.  Machwitz,  v.  Mylin,  v.  Reinolsdorf, 
v.  Faßmann  u.  v.  Neiperg:  Gradl,  VJH  XII,  1884,  S.  20ff.  Dazu  C.  v.  R[aab],  Beitr.  z. 
Gesch.  d.  vogtl.  Adels,  in  d.  Mtlg.  d.  Plauener  Altertumsver.  1883,  S.  28f.  —  Rud.  Frhr. 
v.  Reitzenstein  in  d.  Vhlg.  d.  histor.  Ver.  d.  Oberpfalz  XXXIII  und  Biedermann, 
Geschl.-Regesten  der  löblichen  Ritterschaft  im  Vogtlande,  Kulmbach  1752.  Die  Röder 
führten  d.  nämlichen  Wappenschild  wie  die  v.  Feilitzsch,  v.  Zedtwitz,  v.  der  Heyde, 
v.  Mach witz,  v.  Jeßnitz  (Gößnitz),  v.  Perglas  u.  die  Zwinnenberge  (v.  Quingenberg). 
Alle  diese  Familien  gebrauchten  e.  in  d.  Farben  Rot,  Schwarz  und  Silber  dreifach 
quergeteilten  Schild,  nur  daß  bei  d.  Rödern  die  Reihenfolge  d.  Farben  e.  andere  war, 
als  bei  d.  Mach  witz.  Von  letzterer  Familie  stammen  auch  die  Tussel,  später  Thussel 
v.  Taltitz  genannt,  ab,  die  jedoch  mit  der  Zeit  sich  e.  anderen  Wappens  bedienten. 
Aus  d.  Geschl.  v.  Mylin  gingen  wiederum  mit  gleichem  Wappenschilde  die  v.  Wieders- 
berg  u.  v.  Heilsdorf,  aus  d.  Vasman  die  v.  Dobeneck  u.  v.  Falkenstein  u.  endlich  aus 
denen  v.  Reinoldsdorf  die  Thossen  u.  die  Weischals  (v.  Weischlitz)  hervor. 


Heraldische  Andeutungen  unehelicher  Geburt.  217 

sonstwie,  oder  gab  ihm  ein  neues  Wappen.  Das  heraldische  Beizeichen  für 
Uneheliche  war  ein  Schrägbalken  (Bastardfaden)  oder  nur  das  mittlere  Stück 
desselben,  ein  sog.  „mittlerer  Einbruch".  Doch  werden  auch  andere  Bei- 
zeichen genommen,  da  die  vorgenannten  bei  ihrer  Bedeutung  wohl  nur  un- 
gern geführt  wurden.  Der  nach  der  linken  Seite  absteigende  Balken  wird 
in  der  Regel  für  das  Beizeichen  Nachgeborener  vom  Blute,  der  nach  der 
rechten  Seite  absteigende  als  Beizeichen  der  Bastards  angenommen.  Doch 
gibt  es  zahlreiche  Beispiele,  daß  man  hierbei  nicht  besonders  ängstlich  war; 
es  finden  sich  Bastardfäden  auch  schräglinks,  und  umgekehrt.  Ist  doch  im 
Grunde  schräglinks  und  schrägrechts  heraldisch  ganz  gleich:  es  ist  nur  ein 
Schrägbalken  das  Wesentliche.  Den  Bastardfaden  als  Zeichen  unechter  Ab- 
stammung führten  u.  a.:  Johann  v.  Broich,  ein  natürlicher  Sohn  Herzogs 
Wilhelm  I.  v.  Jülich,  siegelte  1361  mit  dem  Jülicher  Löwen,  den  Schild  über- 
deckt mit  einem  Bastardfaden.  Johann  Georg,  natürlicher  Sohn  des  Herzogs 
Ludwig  von  Württemberg,  führte  den  ihm  vom  König  Friedrich  I.  von 
Württemberg  1807  verliehenen  Titel  eines  Grafen  von  Sontheim  und  als 
Wappen  in  Gold  die  drei  württembergischen  schwarzen  Hirschstangen  unter 
einem  roten  Bastardfaden.  Karl  Ludwig  Ferdinand  Ruknik  von  Mengen, 
natürlicher  Sohn  des  Herzogs  Ludwig  von  Württemberg,  wurde  1806  vom 
König  Friedrich  I.  von  Württemberg  in  den  Freiherrnstand  erhoben  und  ihm 
als  Wappen  zwei  goldene  Hirschstangen  in  Schwarz  (aus  dem  württem- 
bergischen Wappen),  überdeckt  durch  einen  blauen  Bastardfaden,  gegeben. 
Er  erhielt  also  nicht  nur  das  Beizeichen  des  Bastardbalkens,  sondern  es 
wurde  auch  die  Schildfigur  verändert  (zwei  Hirschstangen  statt  drei)  und 
die  Tinkturen  verwechselt.  Statt  des  Bastardfadens  wurden  oft  andere  Bei- 
zeichen der  verschiedensten  Art  dem  Wappen  zugefügt.  Die  Dynasten  von 
Ochsenstein  führten  zwei  weiße  Balken  in  Rot,  die  v.  Landeck,  ein  ochsen- 
steinsches  Bastardgeschlecht,  zwischen  den  Balken  drei  goldene  Sterne. 
Kaiser  Friedrich  IN.  legitimierte  1455  den  Heinrich  v.  Beinheim  und  verlieh 
ihm  das  Wappen  seines  Vaters  Heinrich  v.  Finkenstein  mit  dem  Buchstaben  H 
in  der  Mitte  als  Beizeichen. 

Der  Turnierkragen  in  Form  eines  Balkens  mit  drei  bis  sieben  abwärts 
stehenden  Orten  (Lätzen)  diente  in  einzelnen  Fällen  als  Unterscheidungs- 
zeichen der  jüngeren  Linie  eines  Geschlechtes.  Aber  gerade  hier  zeigt  es 
sich,  mit  wie  großer  Vorsicht  man  aus  derartigen  heraldischen  Momenten, 
verschieden  je  nach  Gegend  und  Zeit,  familiengeschichtliche  Schlüsse  ziehen 
muß.  Im  Anschluß  an  die  französische  und  englische  Heraldik  vermutet 
zwar  Tumbült  (Westfäl.  Siegel  I  2,  S.  5),  daß  Ansewin  von  Gemen  seinen  Schild 
um  einen  Turnierkragen  deshalb  1313  vermehrte,  weil  er  der  jüngste  Sohn 
war.  Daß  aber  der  Turnierkragen  Zweit-,  Dritt-  usw.  Geburt  anzeigen  solle 
(L.  v.  Ledebur,  Archiv  f.  deutsche  Adelsgeschichte  I,  4),  läßt  sich  für  Westfalen, 
wie  Ilgen  in  seinen  bahnbrechenden  Untersuchungen  (Westfäl.  Siegel  IV,  S.  32) 
bemerkt,  nicht  beweisen.  Der  Schultheiß  Heinrich  von  Soest,  bei  dem  er 
uns  am  frühesten  begegnet,  ist  der  älteste  von  drei  Brüdern.  Auch  bei  Albert 
von  Horde,  bei  Albert  Droste  ist  nicht  zu  sagen,  ob  der  Turnierkragen  zur 


Besitzverhält- 
nisse, 


218  Wappen-  und  Besitzverhältnisse. 

Geburtsabstufung  gedient  hat.  Sein  häufiges  Vorkommen  als  selbständige 
Wappenfigur  in  Westfalen  läßt  sich  nicht  gut  mit  einer  solchen  Nebenrolle 
vereinbaren.  Hierzu  kommt,  daß  nach  Freih.  v.  Ledebur  (Archiv  f.  deutsche 
Adelsgeschichte  I,  S.  57 f.)  der  Turnierkragen  da,  wo  er  als  Hauptstück  auf- 
tritt, stets  die  Gerichtsbank  vorstellen  soll.  Aber  wie  läßt  sich  wiederum 
damit,  so  fragt  mit  Recht  Ilgen  (a.  a.  O.  S.  18),  die  enge  örtliche  Begrenzung 
—  die  einen  Turnierkragen  in  Westfalen  führenden  Familien  waren  mit  ge- 
ringen Ausnahmen  in  der  Gegend  südlich  von  Münster  angesessen  —  in 
Einklang  bringen?  Wie  ist  es  ferner  zu  erklären,  fragt  Ilgen  weiter,  daß 
uns  z.  B.  aus  Soest  keine  Richtersiegel  mit  dem  Turnierkragen  überliefert 
sind,  trotzdem  hier  das  städtische  Gericht  ausdrücklich  die  Bezeichnung 
„vor  den  vier  Bänken"  trägt? 
Wappen-  und  Auch   auf   Besitzverhältnisse   geben    die  Wappen  Rückschlüsse   an    die 

Hand.  Der  Erwerb  neuer  Besitzungen  wurde  die  Veranlassung  zur  Annahme 
eines  von  den  bisherigen  Familienwappen  abweichenden  Zeichens.  Simon 
von  Gemen,  der  im  Jahre  1259  den  Hof  Raesfeld  von  dem  Edlen  Adam  von 
Berge  gekauft  hat,  gilt  als  der  Stammvater  der  von  Raesfeld,  die  statt  des 
Gemenschen  Balkens  mit  den  Pfahlstücken  einen  gegitterten  Balken  führten. 
Jüngere  Linien,  die  sich  von  dem  Hauptstamm  abzweigten  und  einen  neuen 
Burgsitz  errichteten,  modelten  in  alter  Zeit  das  ursprüngliche  Familienzeichen 
in  verschiedener  Weise  um.  Das  sehen  wir  anschaulich  an  den  Siegeln  der 
Brüder  Johann  und  Gottschalk  von  Padberg,  die  das  väterliche  Erbteil  unter 
sich  geteilt  haben.  Johann,  der  ältere  von  beiden,  erhält  den  Stammsitz  des 
Geschlechts  und  wird  auch  vom  Vater  das  Wappenbild,  zwei  Fehreihen  im 
Schildeshaupt,  übernommen  haben.  Gottschalk  hingegen  gründet  auf  dem 
neuen  Haus  Padberg  die  Seitenlinie,  die  sich  dann  später  noch  in  die  Fa- 
milien von  Adorf  und  Scharfenberg  verzweigt,  und  zieht  den  Fehschmuck 
statt  im  Schildeshaupt  auf  einem  Rechtbalken  über  den  Schild.  Die  Rosen, 
mit  denen  er  den  Rechtbalken  beseitet  hat,  entstammen  wahrscheinlich  der 
Wappenfigur  der  Familie  seiner  Frau  (Ilgen  28*).  Mit  dem  Besitz  einer 
ausgestorbenen  Familie  konnte  deren  Wappen  an  den  Besitznachfolger  ver- 
liehen werden.  Ein  Beispiel  dafür  bietet  Wäschke,  Regesten  usw.  Nr.  823: 
1476  Sept.  4  bestätigt  Fürst  Woldemar  der  Ältere  zu  Anhalt,  daß  sein  Vater 
Georg  I.  seinem  in  40  jährigem  Dienst  erprobten  Kanzler  Hans  Buchener 
„den  sperber  zcu  wapen  gegeben  hat  das  wapen  yn  unszer  herrschafft  von 
den  von  Salegast  verstorben". 

Söhne  von  Adligen  gaben,  wenn  sie  Erbtöchter  heirateten,  entweder  das 
väterliche  Wappenbild  völlig  auf  und  adoptierten  das  der  Familie  ihrer  Frau, 
wie  uns  das  Beispiel  Friedrichs  von  Horde  lehrt,  oder  aber  sie  vereinigten 
beide  Siegel,  wie  wir  das  bei  dem  Grafen  Engelbert  II.  von  der  Mark,  bei 
Engelbert  von  Gemen,  der  Bernhard,  gen.  Paschedags,  älteste  Tochter  zur  Frau 
hatte,  und  bei  Rabolo  von  Schele,  der  1396  der  Gemahl  der  einzigen  Tochter 
Sveders  von  Schiedehausen  wurde,  bemerken  (Ilgen  28*,  29*). 

Für  familiengeschichtliche  Forschungen  ist  der  bei  Domherren  im  13. 
und  14.  Jahrhundert  bisweilen  vorkommende  Brauch  bemerkenswert,  in  ihren 


Wappen-  und  Besitzverhältnisse.  219 

Siegeln  das  Siegelbild  oder  die  Wappenfigur  des  Vaters  mit  dem  oder  der 
der  Mutter  zu  verbinden.  Der  Domkellner  Werner  von  Volmestein  ist,  den 
Lebensumständen  nach  zu  schließen,  ein  Sohn  Heinrichs  III.  von  Volmestein 
und  der  Sophia  von  Isenberg,  der  Tochter  des  Mörders  Erzbischofs  Engel- 
bert I.  von  Köln.  Von  der  Mutter  hat  er  die  Rose  überkommen,  die  er  mit 
dem  Volmesteinschen  Schild  belegt  hat.  Ein  Seitenstück  zu  dem  Siegel 
Werners  von  Volmestein  ist  das  des  Propstes  Bernhard  von  Schildesche,  des 
Sohnes  Ottos  III.  von  Ravensberg  und  der  Hedwig  zur  Lippe  von  1325. 
Im  runden  Siegelfelde  sieht  man  die  lippische  Rose,  bedeckt  mit  dem  ravens- 
bergischen  Sparrenschild,  worauf  die  Schüssel  mit  dem  Kopf  Johannis  des 
Täufers  gelegt  ist.  Dieser  heraldische  Brauch  wurde,  wie  es  scheint,  dadurch 
veranlaßt,  daß  die  Domherren  zum  Gerade,  dem  Nachlaß  der  Mutter,  bevor- 
rechtet waren  und  infolgedessen  Anlaß  fanden,  die  Abstammung  von  ihr  auch 
äußerlich  zu  bekunden.  Er  verschwindet  im  15.  Jahrhundert  mehr  und  mehr; 
die  Siegel  der  Domherren,  in  denen  nur  die  Wappenfigur  des  Vaters  wieder- 
gegeben ist,  werden  von  dieser  Zeit  ab  die  gebräuchlicheren  (Ilgen  30*). 

Auf  Frauensiegeln1)  kommen  im  Mittelalter  neben  den  regelmäßigen 
Allianzwappen  in  zwei  Schilden  und  den  sehr  häufigen  monogrammatisch 
zusammengeschobenen  in  einem  Schilde  bisweilen  ganz  eigentümliche  heral- 
dische Kombinationen  vor.  Derartige  heraldische  Kombinationen  auf  mittel- 
alterlichen Siegeln  dienen  oft  zur  Aufklärung  genealogischer  Probleme  oder 
zur  Unterstützung  familiengeschichtlicher  Hypothesen.  Als  Beispiel  hierfür 
diene  das  von  Fürst  zu  Hohenlohe-Waldenburg  in  seinen  „Sphragistischen 
Aphorismen"  (1882,  Tafel  IV,  Nr.  41)  veröffentlichte  Siegel  der  Elisabeth  von 
Hohenlohe-Brauneck  aus  dem  Jahre  1331.  Dasselbe  zeigt  ein  Hifthorn  über 
einem  Leoparden.  Obwohl  es  urkundlich  nicht  nachzuweisen  gewesen,  aus 
welchem  Geschlecht  Elisabeth,  Gemahlin  Gebhards  von  Hohenlohe-Brauneck, 
stammt,  so  ist  doch  die  Vermutung  des  Verfassers  sehr  wahrscheinlich,  daß 
sie  eine  geborene  Neifen  war  und  von  den  drei  Hifthörnern  ihres  ange- 
stammten Wappens  ebenso  nur  eines  in  diesem  Siegel  führte,  wie  von  den 
beiden  Leoparden  ihres  angeheirateten  Wappens  nur  einen. 

Wie  in  diesem  Falle,  so  kommt  es  auch  sonst  gelegentlich  vor,  daß 
eine  heraldische  Einzelheit  Licht  über  die  Geschichte  eines  Geschlechtes  in 
einer  Zeit  wirft,  aus  der  dasselbe  Urkunden  nicht  aufzuweisen  vermag:  Ist 
schon  der  stehende  Löwe,  der  in  der  älteren  Zeit  von  den  Pentzen  im 
Schild  geführt  wurde,  eine  nicht  eben  häufig  vorkommende  heraldische  Figur, 
so  ist  die  Pentzische  Helmzier  durchaus  ungewöhnlich.  Die  gleichen  Wappen- 
zeichen, mit  den  Pentzischen  in  Schild  und  Helm  genau  übereinstimmend, 
finden  sich  bei  dem  Bremischen  Geschlecht  von  Marssei,  genannt  von  Keding. 
Nachweislich  sind  Glieder  bremischer  Adelsgeschlechter  am  Ausgange  des 
13.   und    zu   Beginn    des    14.  Jahrhunderts   in    Mecklenburg    eingewandert. 


*)  L.  v.  Ledebur,  Ü.  d.  Frauensiegel  d.  deutschen  MA,  Berlin  1859.  — -  Melly, 
Ü.  Siegel  u.  Siegelweise  österr.  Damen,  in  seinen  Beiträgen  z.  Siegelkunde  d.  MA  (I.  T. 
Wien  1846).  —  Ilgen,  Sphragistik,  in  A.  Meister's  Grundriß  d.  Geschichtswft.  I. 


220  Symbolik  der  Wappenfiguren. 

Während   aus   den  gegenwärtig  bekannten  Urkunden  der  Ursprung  des  Ge- 
schlechtes von  Peutz  sich  nicht  bestimmen  läßt,  ist  es  lediglich  die  Heraldik, 
die  uns  Bremen  als  Heimat  desselben  nachweist.1) 
Symbolik  der  Die   Symbolik    der  Wappenfiguren    bietet   Gelegenheit,    besondere  Vor- 

wapPenfig^ren.jtommnjsse  aug  ^  Qeschjchte  einzelner  Familien  zu  erforschen.  Über  die 
Wahl  der  Wappenbilder  bemerkt  Bernd  S.  68  seiner  allgemeinen  Wappen- 
wissenschaft: „Bei  welcher  Gelegenheit,  zu  welches  Geschehenen,  welcher 
Tat  Andenken  diese  Bilder  —  dienen,  —  können  nur  die  wissen,  welche 
diese  Wappen  und  Wappenbilder  wählten  oder  erteilten,  und  können  andere 
nur  durch  Mitteilung  von  demselben  erfahren.  Es  ist  daher  eine  sonderbare 
Zumutung  und  unbillige  Forderung,  wenn  man  von  einem  Wappenlehrer 
verlangt,  daß  er  jedes  vorgelegte  Wappen  deuten  und  erklären  soll."  Diese 
Zumutung  wird  von  Laien  beständig  gestellt,  sie  sehen  in  solcher  Deutung 
den  einzigen  Gegenstand  der  Heraldik,  und  Anfänger  in  der  Wissenschaft 
fühlen  sich  in  dieser  Hoffnung  fast  immer  getäuscht.  Ob  die  Bilder,  die 
man  wählte,  wirklich  den  Sinn  hatten,  den  zahlreiche  Wappensagen  ihnen 
gegeben  haben,  ist  vielfach  zweifelhaft.  Das  reiche  Material,  das  Pusikan 
(Oskar  Göschen)  in  seiner  Schrift  „Ü.  d.  Bedeutung  der  Wappenfiguren" 
(Nürnberg  1877)  und  in  seiner  hinterlassenen  lehrreichen  Arbeit  „Entstehung 
u.  Bedeutung  d.  Wappenbilder«  (JAW  NF  Bd.  16,  Wien  1906,  S.  1  ff.)  zu- 
sammengestellt hat2),  mag  immerhin  Veranlassung  geben,  den  Traditionen 
der  einzelnen  Familien  an  der  Hand  von  Urkunden  und  Akten  weiter  nach- 
zugehen. So  können  z.  B.  die  häufig  vorkommenden  Schafscheren  nach 
Fürst  Karl  Friedrich  v.  Hohenlohe  erbliches  Schäfereirecht  andeuten.  Auf  Fisch- 
fang deuten  die  Fischwappen  von  Schweizer  Geschlechtern,  deren  Stammsitze 
an  Seen  liegen,  oder  der  Familien  Gloucester,  aus  deren  Grafschaft  die  schön- 
sten Fische  kamen,  so  daß  man  bei  dem  Namen  Gloucester  sogleich  an 
Salmen  dachte.  Zu  den  wichtigsten  Bodenschätzen  gehörte  das  Salz.  Salz- 
pfannen führten  die  Erb-Sälze  zu  Werl  in  Westfalen,  Brandis,  Crispin,  Meilin, 
wohl  in  ähnlicher  Bedeutung  die  Celle,  Burgmänner  zu  Rüden,  Salzhaken 
nach  Herrn  von  Mayrfels  auch  die  salzverwandten  Saurzapf  in  Bayern. 

Schon  die  Heraldiker  des  16.  und  17.  Jahrhunderts  haben  auch  den 
Heroldsbildern  eine  symbolische  Bedeutung  untergelegt.  So  sollten  nach 
Rudolphi3)  die  von  Ehningen  einen  oder  zwei  goldene  Sparren  im  schwarzen 
Schild  geführt  haben,  „weil  sie  unter  den  alten  Kaisern  der  Zimmer-Leute 
Vorgesetzte    sollen    gewesen   seyn".     Daß  derartige  Auslegungen  willkürlich 


*)  F.  v.  Meyenn,  Urkundliche  Gesch.  d.  Familie  v.  Pentz,  Bd.  I,  S.  45 ff. 

»)  Vgl.  auch  A.  M.  Mensinga,  D.  Abzeichen  d.  Religion  in  d.  Wappen,  VJH  7, 
u.  d.  Artikel  ü.  „Religiöse  Symbolik"  in  d.  Werke  v.  F.  Cadet  de  Gassicourt  u. 
Baron  du  Rouve  de  Paul  inj,  L'Hermetisme  dans  l'Art  [heraldique  1907,  Paris  bei 
Daragon.  Vgl.  auch  Hnr.  Gust.  Thierl,  Z.  Symbolik  d.  Abzeichen  alter  Ritterorden 
JAW  NF  XIII  (1903)  undDuRouvedePaulin,  L'heraldique  ecclesiastique,  Paris  1911. 
—  Dictionnaire  de  numismatique  et  de  sigillographie  religieuses  par  M.  Z.***.  Publie 
par  l'abbe  Migne.    Paris  1852.  —  Paul  Gründel,   Wappensymbolik.    Leipzig  1907. 

3)  Rudolphi,  Heraldica  curiosa,  2.  Aufl.  1718.  Vgl.  v.  Hoverden,  H.  Graf, 
Z.  Wappen-Symbolik;  Ü.  d.  Bedeutung  d.  Herold-Stücke.    München  1870.    OBA  30. 


Symbolik  der  Wappenfiguren.  221 

sind,  liegt  auf  der  Hand.  Doch  scheint  nach  neueren  Untersuchungen  einigen 
Heroldsfiguren  wenigstens  in  einzelnen  Fällen  eine  symbolische  Bedeutung 
zuzukommen.  Diejenige  achtfache  Teilung  eines  Wappenschildes,  die  in  der 
Heraldik  „Ständerung"  genannt  wird,  gibt  gleichsam  den  Grundriß  einer 
nach  dem  Jus  in  Silvis,  Achtwort  genannt,  vorgenommenen  Waldteilung.  Da 
ist  es  nun  sehr  merkwürdig,  daß  nach  L.  v.  Ledebur  (Allgem.  Archiv  f.  d. 
Geschichtskunde  d.  preuß.  Staates  I,  1830,  S.  158  ff.)  alle  Geschlechter,  soviel 
sich  deren  bis  jetzt  mit  diesem  Wappenbilde  haben  auffinden  lassen,  in  ihrem 
Amte  eine  gemeinsame,  auf  Wald  sich  beziehende  Bedeutung  hatten.  Zu 
diesen  Geschlechtern  gehören  die  Waldboten,  die  von  Waldeck,  die  von 
Ardey  (synonym  mit  Ardenne  und  Hard,  eine  gewöhnliche  Bezeichnung  für 
Waldgebirge),  die  Grafen  von  Bruchhausen,  die  das  Holzgrafenamt  über  die 
Desemer  Mark  bekleideten,  u.  a.  Mehrmalige  Längs-  und  Querteilung  des 
Schildes  ergibt  eine  Heroldsfigur,  die  seit  den  ältesten  Zeiten  als  Schachierung 
bezeichnet  wird.  Das  redende  Wappen  der  v.  Dachenhausen,  die  einen  von 
Silber  und  Schwarz  geschachteten  Schild  mit  rotem  Schildeshaupt  als  Wappen 
führen,  bewirkte  die  Entdeckung,  daß  die  Schachierung  in  einer  Reihe  von 
Fällen  das  heraldische  Bild  von  Mauerwerk  ist.  In  allen  solchen  Fragen  der 
Wappensymbolik  hat  man  sich  aber  vor  Verallgemeinerung  zu  hüten.  Nicht 
jede  geistreiche  Wappendeutung  entspricht  der  historischen  Wahrheit.1) 

Bei  dem  Überhandnehmen  des  Briefadels  begann  man  nach  dem  dreißig- 
jährigen Kriege  auch  in  deutschen  Landen  Figuren  zu  verleihen,  die  auf 
Beruf  oder  Verdienste  des  in  den  Adelsstand  erhobenen  Untertanen  anspielten: 
Dem  Standhaften  wird  eine  Säule,  dem  Sieger  ein  Lorbeerkranz,  dem  Flei- 
ßigen eine  oder  mehrere  Bienen,  dem  Bergmann  ein  Stollen  verliehen.  In 
neuester  Zeit  treten  die  modernen  Ergebnisse  der  Technik  hinzu:  dem 
Eisenschmelzer  wird  ein  Hochofen,  dem  Eisenbahner  gekreuzte  Signalfahnen, 
wo  nicht  gar  eine  Lokomotive  in  das  Wappen  gegeben.  Das  Eiserne  Kreuz 
findet  sich  in  allen  Wappen  der  für  Verdienste  im  Kriege  1870 — 71  ge- 
adelten preußischen  Offiziere. 

Eine  Reihe  von  Wappenzeichen  entsprang  religiöser  Gesinnung.  War 
doch  die  Symbolik  der  Kirche  um  1200  den  Geistern  geläufig.  Engel  z.  B. 
führen  als  Namenwappen  die  von  Seraphin,  de  Angeli,  die  französischen 
Langelerie,  die  Livländer  Nothelfer,  letztere  einen  als  Helfer  in  der  Not  her- 
beifliegenden Engel;  die  ausgestorbenen  Kärntner  Litzelhofen  hatten  einen 
Engel  mit  Anker  (hoffen).    Die  Pascall  und  Paschal  in  Frankreich,  die  Pas- 


1)  Ü.  d.  Entstehung  d.  Wappenwesens  haben  das  Beste  veröffentlicht  Anthony 
Ritter  v.  Siegenfeld,  Das  Landeswappen  d.  Steiermark,  III.  Bd.  d.  Forschungen 
z.  Verfassungs-  u.  Verwaltungsgesch.  d.  Steiermark,  Graz  1900  u.  Erich  Gritzner  in 
Meisters  Grundr.  d.  Geschichtswft.  I.  Dagegen  besteht  die  angeblich  neue  Grundlage, 
die  Guido  List  in  seiner  Schrift  „Die  Bilderschrift  der  Ario-Germanen"  (als  „For- 
schungsergebnisse Nr.  5"  im  Verlag  der  Guido  von  List-Gesellschaft  1910  erschienen) 
der  Wappenkunde  zu  geben  versucht  hat,  aus  einer  unwissenschaftlichen  Aneinander- 
reihung willkürlicher  mystischer  Deutungen.  Selbst  wenn  man  die  Möglichkeit  einer 
heraldischen  Geheimlehre  grundsätzlich  zugeben  will,  fehlt  den  Erfindungen  Lists  die 
sprachliche  u.  historische  Begründung. 


222  Symbolik  der  Wappenfiguren. 

call  in  England,  die  Nördlinger  Ostertag  führen  das  Lamm  mit  der  Sieges- 
fahne: Auferstanden  ist  der  Herr!  Tauben  sind  Zeichen  des  heiligen  Geistes, 
wie  die  zu  Chateilmerveil,  das  Wappenbild  des  St.  Gral  oder  sang  real,  für 
König  Titurel  redend.  Eine  Taube  in  diesem  Sinne  haben  die  Geist  von 
Wildeck,  Siebmacher  III,  110.  Anders  gemeint  ist  die  Wandertaube  mit  oder 
ohne  Ölzweig,  die  nachweislich  von  mehreren  ausgewanderten  Geschlechtern 
in  späterer  Zeit,  doch  schon  unter  Kaiser  Karl  V.,  zum  sinnbildlichen  Helm- 
schmuck genommen  worden  ist,  so  von  den  Grafen  Thurn-Valsassina.  Das 
Bild  uns.  lieb.  Frau  mit  dem  Jesuskind  sieht  man  im  Strahlenglanz  auf  dem 
Helm  der  bayrischen  Rohr.  Ein  echt  heroldkünstlerisches  Bild  der  Himmels- 
königin führen  die  westfriesischen  Roorda:  Die  Jungfrau-Mutter,  über  dem 
Haupt  die  Sternenkrone,  stehend  auf  dem  Halbmond,  wie  sie  der  Katholik 
unzähligemal  dargestellt  sah. 

Beim  fünfstrahligen  Stern  mag  man  häufig  an  die  Stella  maris  ge- 
dacht haben.  Auch  die  Rose  gehört  in  einer  Reihe  von  Fällen  hierher. 
Sonst  ist  die  Lilie  die  Blume  der  heiligen  Gottesgebärerin  und  reinen  Magd. 
In  diesem  Sinne  wird  wohl  das  Lilienwappen  den  Fugger  von  der  Gilgen 
gegeben  worden  sein;  denn  unter  Kaiser  Friedrich  III.  war  die  alte  Bedeutung 
der  Figuren  noch  nicht  ganz  vergessen;  es  passen  dazu  der  Wahlspruch: 
„Gott  und  Maria"  und  die  Engel  als  Schildhalter.  Die  Lilie,  teils  wappen- 
künstlerisch, teils  mit  dem  Stengel,  teils  als  Stab,  war  zuweilen  Schildbefesti- 
gung, ein  andermal  die  zierliche  Besäumung  eines  kostbaren  Stoffes,  der 
auf  den  Schild  gelegt  oder  als  Überzug  genommen  worden;  sie  kann  auch 
wohl  erbliches  Herrscher-,  Richter-,  Statthalteramt  angedeutet  haben,  mag 
auch  aus  einem  Roch  verzeichnet  worden  sein,  ist  häufig  aus  dem  Schilde 
der  Lehnsherren  gekommen;  öfter  aber  als  all  das  zusammen,  liegt  bei  den 
ältesten  deutschen  Lilienwappen  der  Marienkultus  zugrunde.  Als  Mahnung 
zum  Besuche  und  zur  Befreiung  des  heiligen  Grabes  können  Pilgerstäbe 
und  -Haschen,  dann  die  englischen  Waterbudgets,  bei  Reisen  durch  die  Wüste 
über  den  Saumsattel  zu  legen,  auch  vielleicht  ein  oder  der  andere  Stern 
gedeutet  werden;  das  meiste  Derartige  ist  aber  unter  die  Namenwappen 
einzureihen,  so  die  Pilgerstäbe,  französisch  bourdon,  des  schachberühmten 
de  la  Bourdonnaye  und  der  altenglischen  Bourdon,  sowie  der  noch  heute 
in  Sachsen  blühenden  Römer  (Römerfahrt). 
Namenwappen.  Das  deutsche  Wappenwesen  ist  sehr  reich  an  Namenwappen.  Dies  gilt 
besonders  vom  Mittelalter,  da  es  unsern  aufgeweckten,  aber  nicht  schrift- 
gelehrten Vorfahren  besonders  daran  gelegen  sein  mußte,  ihren  Namen  rebus- 
artig in  gemeinfaßlicher  Weise  von  Schild  und  Helm  herab  auszudrücken. 
Die  Steiner  Donnersperg  führen  Schwarz  (vom  Gewitter):  aus  blauem  zu  vier 
gewölkten  Haupte  (dem  schon  reinen  Himmel)  drei  goldene  Flammen  strahlen 
nebeneinander  in  einen  goldenen  (erleuchteten)  Dreiberg  herabfahrend. 

Viele  Wappen  reden  in  einer  anderen  als  der  neuhochdeutschen  Schrift- 
sprache. Die  Staufen  in  Schwaben  führen  drei  Kelche,  vom  mittelhoch- 
deutschen stouf,  Kelch.  Die  von  Olvenstedt  im  Magdeburgischen  führen 
ein  Kamel  als  redendes  Wappen,  z.B.  Bernhard  V.O.,  Ritter  im  Jahre  1299; 


Namenwappen.  Hausmarken.  223 

im  Mittelalter  nannte  man  nämlich  das  Kamel  „olbent".1)  Das  Wappen  der 
v.  Carow  erklärt  sich  nach  Pusikan  aus  dem  französischen  carreau  (Viereck). 
Die  Zanotti  von  Ravenna  führen  Fledermäuse;  le  Zä  nott,  landschaftlich,  es 
ist  schon  Nacht.  Nicht  selten  reden  die  Wappen  in  slawischer  Sprache.  So 
erklärt  sich  das  Wappen  der  v.  Schwerin,  eine  Raute,  aus  dem  Wendischen 
czwerin;  der  Lindenast  des  Freiherrn  Gottfried  Wilhelm  von  Leibnitz  aus 
dem  wendischen  lipa,  Linde;  der  Ziegenhahn  der  Schlesier  Kokorsch  aus  dem 
polnischen  Kokorykac,  krähen;  der  goldengehörnte,  schwarze  Stier,  wütig,  in 
Silber  der  Kärntner  Warlreß  von  volvo  rosh,  Ochsengestrüpp,  wo  die  Siegel- 
umschrift Waldres  oder  Wudris  den  Zusammenhang  noch  mehr  verbirgt, 
zumal  die  Trümmer  jener  Burg  in  einem  Landesteile  liegen,  der  seit  600  Jahren 
völlig  deutsch  ist.  Auch  die  Bubna  brachten  ihr  Trommel-bubna  aus  der 
böhmischen  Heimat.2) 

Nicht  unerwähnt  mögen  schließlich  noch  die  Hausmarken3)  sein,  da  sie  Hausmarke:: 
vielfach   in   deutschen  Bürgersiegeln  vorkommen   und   auch  sonst  z.  B.  von 


J)  Lexer,  Mittelhochdeutsches  Handwörterb.  II,  151. 

2)  Da  einzelne  Familien  e.  bestimmten  Sinnspruch  als  Wappendevise  führen,  so 
kann  e.  solche  Devise  unter  Umständen  d.  Forscher  e.  zuverlässigen  Anhaltspunkt 
geben.  Ü.  d.  Devisen  vgl.:  Chassant,  Alph.  et  H.  Tausin,  Dictionnaire  des  De- 
vises  historiques  et  heraldiques.  3  vols.  Paris  1878 — 1895.  —  Cris  de  guerre  et  De- 
vises,  par  le  comte  de  C.  Paris  1852.  —  Dielitz,  Wahl-  u.  Denksprüche,  Feld- 
geschrei, Losungen  usw.  Görlitz  1882  f.  —  Wahl-  u.  Wappensprüche.  E.  Beitr.  z. 
Sprachpoesie.  Berlin  1880.  —  Radowitz,  J.  v.,  D.  Devisen  u.  Motto  d.  späteren  MA. 
Stuttgart  u.  Tübingen  1850.  —  Scheffler,  Wahl-  u.  Waffensprüche  deutscher  Studenten. 
E.  Beitr.  z.  geistigen  Eigenart  deutschen  Studentenlebens,  Leipzig  1896.  —  Krebs,  G., 
Mottos  u.  Devisen  d.  Kriegerstandes.  Wahl-,  Wappen-  u.  Denksprüche.  Wien  1896.  — 
(Fürst  Hohenlohe -Waidenburg,  F.  K.),  40  Hohenlohesche  Mottos  u.  Devisen. 
Kupferzell  1880;  drs.,  Hohenlohesche  Mottos  u.  Devisen  u.  Verschiedenes  ü.  d.  Phönix. 
Heilbronn  1882.  —  Lobe,  M.,  Wahlsprüche,  Devisen  u.  Sinnsprüche  deutscher  Fürsten- 
geschi, d.  16.— 17.  Jht.  Leipzig  1883;  drs.,  Wahlsprüche,  Devisen  u.  Sinnsprüche  d. 
Kurfürsten  u.  Herzöge  v.  Sachsen  Ernestinischer  Linie,  Leipzig  1877.  —  Mühler,  H.  v., 
Wahlsprüche  d.  Hohenzollern.  29  Tfl.  u.  Text.  Breslau  1883.  —  Leiningen-Weste  r- 
burg,  Graf  Karl  Emich  zu,  Leiningensche  Wahl- u.  Denksprüche  aus  4  Jht.  Pfälzisches 
Museum  1884,  Nr.  8. 

3)  Leopold  Becker,  Ü.  d.  Salzburger  Haus-  u.  Hofmarken  (mit  8  Tfln.),  MGSL 
41.  Bd.,  1901,  S.  197ff.  —  Sammlung  v.  Hausmarken  auf  d.  Grabsteinen  zu  St.  Rochus 
u.  zu  St.  Johannes  zu  Nürnberg.  AKDV  1863.  —  Knothe,  Die  Hausmarken  in 
der  Oberlausitz.  NLM  LXX  (1894),  S.  lff.  —  Conrad,  Georg,  Ü.  Hof  marken 
im  Kr.  Preuß.- Holland  (SA,  Königsberg  1890).  —  Conrady,  L.,  Nassauische 
Hausmarken,  AVN  33,  34.  —  Friedlaender,  E.,  Westfälische  Hausmarken  u.  ver- 
wandte Zeichen  (SA,  Münster  1872).  —  Friedlaender,  Ostfriesische  Hausmarken 
im  Jb.  d.  Gsft.  f.  bildende  Kunst  u.  vaterl.  Altert,  in  Emden.  Bd.  1,  H.  2,  S.  lff. 
—  Grueber,  Hauszeichen,  Aus  Kärnten  22,  S.  169.  —  Heyne,  M.,  Ü.  Basler  Gold- 
schmiedezeichen, AKDV  1883,  209 ff.  —  Homeyer,  D.  Haus-  u.  Hofmarken.  Mit 
XLIV  Tfln.  Berlin  1870  [noch  immer  d.  Ausgangspunkt  dieser  Studien,  bahnbrechende 
Arbeit,  vgl.  auch  Hantgemal  u.  Hausmarke,  VJH  2 ff.].  —  Janner,  Ferd.,  D.  Bau- 
hütten des  deutschen  Mittelalters.  Leipzig  1876.  —  Drs.,  Die  Bauhütten  des  Mittel- 
alters. Jahresbericht  d.  Königl.  Lyceums  in  Regensburg  für  1870/71.  —  Karl  Kiefer, 
Haus-  u.  Siegelmarken  aus  der  Stadt  Lindau  am  Bodensee.  Frankfurt  a.  M.  1908.  — 
Frankfurter   Hausmarken,   FBF   1908.   —    Klemm,   Interessante   Steinmetzzeichen    an 


924  Hausmarken. 

polnischen  Adelsfamilien  noch  heutigen  Tages  in  den  Wappen  geführt  werden; 
sie  werden  häufig  heraldisiert,  d.  h.  in  den  Schild  gesetzt.  Mit  den  Haus- 
marken  verwandt    sind   die   Steinmetzzeichen.      Die   Meisterzeichen    wurden 


der  Marienkirche  zu  Reutlingen,  Reutlinger  Geschichtsbl.  1896,  S.  1  ff.   —   Klemm, 
WVL  5,  11 — 32.   —   Klemm,  Runen,  Steinmetzzeichen  und  Hausmarken,  WVL  8.   — 
Klemm,   Meister-   und  Bildhauerzeichen   und    Namen,    WVL   8.    —    W.  Boeheim, 
Über  den  Wert  der  Meistermarken,  ZHW,  Bd.  2.    Die  beste  und  zahlreichste  Samm- 
lung steirisch- kärntnerischer  Klingenmarken  findet  man  in  F.  Q.  v.  M.  (=  Franz  Graf 
v.  Meran),  D.  steirische  Landeszeughaus  in  Graz.  —   Kurze  Erklärung  d.  Zeichen  alter 
berühmter  Künstler,  welcher  sie  sich  bey  Verfertigung  der  Bildnisse  berühmter  Männer 
bey  ihren  Arbeiten  verdient  haben.    Wien  o.  J.  (18.  Jht.),  mit  11  Tfln.  —   Lisch,  Ü. 
d.  Hausmarken  u.  d.  Loosen  in  Mecklenburg,  VMG  20.  —  Losch,  Frdr.,  Runen  unter 
den  Steinmetzzeichen,  WVL  8.    —    Lüthi,  E.,    D.  Steinmetzzeichen  als  Geschichtsq. 
(Pionier,  Organ  d.  schweizerischen  permanenten  Schulausstellung  in  Bern,  27.  Jg.  1906, 
Nr.  2/3)   [gibt  zunächst  e.  Gesch.  d.  Steinmetzzeichen  überhaupt  u.  verbreitet  sich  so- 
dann ü.  d.  Steinmetzzeichen  an  zähringischen  Burgen].  —  Meli,  Zu  d.  Bürger-,  Haus-, 
Hof-  u.  Siegelmarken,  MZK  22,  21  ff.   —   v.  Münch hausen,   Ü.  d.  gothischen  Stein- 
metz- u.  Wappenzeichen,  Vaterländisches  Arch.  f.  Hannover-Braunschweigische  Gesch., 
Jg.  1833.   Lüneburg  1833,  236ff.  -  Nüesch,  A.,  u.  H.  Bruppacher,  D.  alte  Zollikon. 
Kulturhistor.  Bild  e.  Züricher  Landgemeinde.    Zürich  1899  [dieses  Buch  bildet  S.  445 
d.  Hausmarken  der  an  d.  Holzkorporation  beteiligten  Bürger  d.  Gemeinde  ab   (Holz- 
rodel v.  1844)  m.  Angabe  d.  Eigentümer  u.  Ausführungen  ü.  d.  Institut  dieser  Zeichen; 
S.  393  —  444  werden  zahlreiche  Geschl.  behandelt].    —    Pantz,  Anton  v.,  Beitrag  zur 
Gesch.  d.  Innerberger  Hauptgewerkschaft.     Graz  1904  (aus  d.  Veröffentlichungen  der 
histor.  Landeskomm.  f.  Steiermark.    Graz  1903,  XIX).    —    Pfaff,  Z.  Gesch.  d.  Stein- 
metzen u.  ihrer  Zeichen  in  „Der  Sammler",  XIX,  1897,  Nr.  4.    —    Ris-Paquot,  Dic- 
tionnaire  des  poingons,  symboles  etc.  des  orfevres.   Paris  1890.  —  Rosenberg,  Marc, 
D.  Aachener  Goldschmiede,  ihre  Arbeiten  u.  ihre  Merkzeichen,  AG  15;  drs.,  D.  Gold- 
schmiede Merkzeichen.  Frankfurt  a.  M.  1889.  —  Rziha,  Graphik  der  Steinmetzzeichen, 
KGV    1880;    drs.,   Instruktion   f.  d.  Slg.  v.   Steinmetzzeichen,  Zeitschr.  d.  Deutschen 
Palästinaver.,  IV.,  H.  1  u.  2,  S.  93  bis  96;  drs.,  Studien  ü.  Steinmetzzeichen,  MZK.  — 
Max  Sauerland,   Fabrikmarken  u.  Malersignaturen  der  Thüringischen  Fayencemanu- 
fakturen d.  18.  Jhts.,FZGK  1912.  —  Schneider,  F.,  Ü.  d.  Steinmetzzeichen  u.  insbes. 
die  d.  Mainzer  Doms,  in  d.  Organ  f.  christl.  Kunst,  hrsg.  v.  J.  van  Endert  in  Köln, 
Nr.  5 ff.   —   Schneider,  F.,  u.  Rud.  Redtenbacher,  KGV  1877.   —    Seckendorf, 
Frhr.  von,  D.  herald.  Marken  in  der  Porzellanmanufaktur  Deutschlands,  HMK  1910.  — 
Seemann,  Arthur,  Deutsche  Kunstgewerbezeichen.    E.  Adreßb.  deutscher  Künstler. 
Leipzig  1843.  —  Seyler,  Gesch.  d.  Heraldik.  1885,  333 ff.  —  Stiperger  u.  Größer, 
MZK  20,  98.  —  Styger,  Wappen  u.  Hauszeichen  auf  den  Trinkgeschirren  zu  Arth  u. 
Steinen,  Mtlg.  d.  histor.  Ver.  d.  Kantons  Schwyz,  4.  H.,  1885,  73ff.  —  Walderdorff, 
Graf  H.  v.,  Steinmetzzeichen  u.  Hausmarken,  Verhdlg.  d.  histor.  Ver.  f.  Oberpfalz  u. 
Regensburg.  —  Wernicke,  Schlesische  Steinmetzzeichen,  Ber.  33,  34,  39  d.  VMSA.  — 
Wippermann,  Eduard,  Hausmarken  u.  Hausnamen  in  d.  Schweiz,  Ztschr.  f.  deut- 
sches Recht,  15.  Bd.,  Tübingen  1855,  S.  455 ff.—  Zahn,  W.,  Tangermünder  u.  Stendaler 
Wappen  u.  Hausmarken,  DH  22;  drs.,  Altmärkische  Wappen  u.  Hausmarken,  DH  23; 
drs.,  Wappen  u.  Hausmarken  aus  Werden  in  d.  Altmark,  DH  26.    —    Hofmarken  d. 
Kirchspieles  Herzhorn,  DH  1909.  —  Hausmarken  in  Mecklenburg  u.  im  Fürstent.  Ratze- 
burg, VMG  60  (Ber.  2,  26  u.  3,  36).   —   Slg.  v.  Hausmarken  auf  d.  Grabsteinen  zu  St. 
Rochus  u.  zu  St.  Johannes  zu  Nürnberg,  AKDV  1863.   —   G.  S.,  Ü.  Steinmetzzeichen, 
Herald.  Mtlg.,  hrsg.  v.  Ver.  z.  Kleeblatt,  XIX,  1908,  S.  26ff.  —  K.v.Löwis  of  Menar, 
Haus-  u.  Hofmarken  v.  Kunö,  DH  1909.    —    Rußwufm,  Eibofolke,   Reval  1855,  teilt 
Hausmarken  d.  ostländischen  Schweden  mit.     Aus  d.  Umgegend  Rigas  sind  Marken  an 
Honigbäumen  aus  d.  14.  Jht.  mitgeteilt  S.  58—61  d.  „Libri  redituum  der  Stadt  Riga". 


Wappen-Comtoirs.  225 

seit  dem  14.  Jahrhundert  schildartig  umzogen  und  kommen  so  auch  auf 
Siegeln  vor.  Die  Geburt  verlieh  den  Anspruch  auf  eine  gewisse  Basis  der 
Hausmarke,  das  Erbrecht  aber  den  auf  eine  nähere  Gestaltung  dieser  Grund- 
lage. Homeyer  hat  gezeigt,  daß  die  Hausmarke  des  Stammvaters  zunächst 
durch  eine  Anzahl  von  Geschlechtsfolgen  unverändert  blieb,  daß  aber  bei 
Abweigungen  neuer  Linien  Beistriche  hinzugesetzt  wurden. 

Zahlreiche  Wappen  gingen  im  18.  Jahrhundert  dadurch  zugrunde,  daß 
der  Zeitgeschmack  auf  Petschaften,  Siegelringen  und  in  Stammbüchern  Alle- 
gorien und  Symbole  bevorzugte.  Dazu  kam  der  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Jahrhunderts  auftauchende  Gebrauch  der  gummierten  Briefhüllen,  wodurch 
Petschaft  und  Siegelring  mehr  und  mehr  außer  Kurs  gesetzt  wurden.  Vor 
allem  aber  sah  der  auf  dem  Boden  der  französischen  Staatsumwälzung  von 
1789  erwachsene  Liberalismus  des  19.  Jahrhunderts  mit  der  ihm  eigentüm- 
lichen Verkennung  des  geschichtlich  Gewordenen  in  den  Wappen  nur  Sym- 
bole des  als  besonderer  sozialer  Stand  zu  Grabe  getragenen  Adels.1)  Und 
doch  kommen  bürgerliche  Wappen  schon  seit  dem  Mittelalter  vor. 

Ein  Wappen  sich  zu  wählen,  das  von  einer  anderen  Familie  nicht  be-  Wappen- 
reits  geführt  wird  und  dabei  doch  durch  geschmackvolle  Komposition  den Comtoirs' 
Kunstsinn  befriedigt,  ist  nicht  ganz  einfach.  Diesbezüglich  kann  gar  nicht 
nachdrücklich  genug  vor  den  sogenannten  „Wappen-Comtoirs",  die  fast  in 
allen  größeren  Städten  bestehen,  gewarnt  werden.2)  Hunderte  von  Fällen 
beweisen,  daß  diese  Geschäftsinhaber  zumeist  Leute  sind,  denen  jede  Kenntnis 
der  Heraldik  abgeht.  Aus  diesem  Grunde  entnehmen  sie  dem  sogenannten 
Oroßen  Siebmacher  (dem  Fürst -Weigelschen  Wappenbuch),  das  gewöhnlich 
als  „Europäische  Wappensammlung"  bezeichnet  wird,  entweder  kurzweg  das 
Wappen  irgend  einer  adligen  Familie  gleichen  Namens  mit  derjenigen,  die 
um  Ausstellung  „ihres  Wappens"  ersucht  hat,  oder  sie  greifen,  falls  dieser 
Name  sich  im  Siebmacher  nicht  findet,  das  einer  ähnlich  klingenden,  oder 
aber  auch  das  einer  ganz  beliebigen  Adelsfamilie  heraus. 

Dieses  Wappen  wird  nun  in  Quartgröße,  in  bunten  Farben,  mit  Gold 
und  Silber  (gewöhnlich  auf  Glacepapier)  gemalt,  mit  der  Unterschrift  „Wappen 
der  Familie  N.  N."  bezeichnet  und  der  Sendung  eine  fabelhafte,  gewöhnlich 


Leipzig  1881  (offizielle  Eintragungen).  Auch  an  der  Nordküste  Kurlands  finden  sich 
Hofmarken  im  Gebrauch.  Vgl.  A.  Bielenstein,  D.  Holzbauten  d.  Letten.  I,  St.  Pe- 
tersburg 1907,  S.  207 — 210.  Drs.,  64  Zeichen  v.  Birnenbäumen  aus  Ansen  u.  Popen  in 
Nord-Kurland,  nach  e.  Verz.  v.  10.  Sept.  1714.  Ferner  S.  206  d.  Mtlg.,  daß  Fischer  auf 
ihren  Rudern,  Flotthölzern  usw.  dort  Eigentumsmarken  zu  setzen  pflegen.  —  Eine  be- 
sondere Art  v.  Hauszeichen  sind  die  auf  d.  Teßlen  d.  Alpengemeinden.  Teßlen  sind 
mehr  oder  weniger  lange,  viereckige  Stäbe;  auf  ihnen  hat  jeder  Beteiligte  der  Reihe 
e.  Hauszeichen,  die  d.  Besitzrecht  an  e.  Gegenstand  angeben  u.  d.  Rangordnung  von 
gewissen  Pflichten  im  Gemeindedienst  fixieren.  Diese  Teßlen  heißen  deshalb  auch 
Kehrteßlen  od.  Listenteßlen.  Mehr  über  diese  Teßlen  findet  man  bei  Stebler,  F.  G., 
Das  Gorns  u.  d.  Gornser.    Zürich,  F.  Amberger,  1903  (Beil.  z.  Jb.  S.  A.  C.,  Bd.  38). 

i)  Knötel,  Bürgerl.  Heraldik,  Tarnowitz,  Kothe,  1902,  S.  22. 

2)  Das  Folgende  nach  M.  Gritzner,   Ü.  bürgerliche  Wappen  u.  deren  Führung, 
_ASW  6,  1906,  Nr.  10,  dem  ich  mich  nur  vollständig  anschließen  kann. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  15 


226  Wappen-Comtoirs. 

mit  den  Kreuzzügen  beginnende  Geschlechtserzählung  hinzugefügt,  die  selbst- 
redend zu  irgend  einem  Adelsgeschlecht  gehört  und  zumeist  wörtlich  aus 
einem  beliebigen  Adelslexikon  abgeschrieben  ist. 

Es  gibt  in  Nord-  und  Süddeutschland  nachweisbar  zahllose,  auch  bäuer- 
liche Familien,  die  auf  die  Annoncen  oder  die  Anpreisungen  von  Agenten 
oder  Reisenden  derartiger  Wappenbureaus  (das  „Geschäft"  muß  also  lohnend 
sein)  hereingefallen  sind  und  für  ihr  teures  Geld  sich  im  Besitze  einer  meist 
ganz  unheraldisch  gefertigten  Wappenzeichnung  und  einer  gestohlenen  ge- 
nealogischen Beschreibung  befinden.  Wenn  das  betreffende  Adelsgeschlecht,, 
dessen  Wappen  hier  gemißbraucht  wird,  durch  Zufall  davon  Kenntnis  erhält 
und  Strafantrag  stellt,  so  zieht  sich  der  durch  ein  solches  „Wappen-Comtoir" 
oder  „Wappen-Bureau"  Hereingefallene  außer  den  Kosten,  die  diese  Geschäfts- 
stellen berechnen,  noch  eine  gerichtliche  Bestrafung  zu.  Will  irgend  eine 
Familie  sich  ein  Wappen  zulegen,  das  mit  keinem  der  vorhandenen  Adels- 
wappen kollidieren  soll,  so  empfiehlt  sich  in  allen  Fällen,  daß  die  Betreffen- 
den sich  mit  dem  Vorstande  oder  einem  erfahrenen  Mitgliede  eines  der  be- 
stehenden heraldischen  Vereine1)  in  Verbindung  setzen.  Freilich  gibt  es 
gegen  die  Nachahmungen  bürgerlicher  Wappen  einen  Schutz  nicht;  es  sei 
denn,  daß  der  Besitzer  den  gesetzlichen  Schutz  der  Eintragung  in  das  Waren- 


x)  Vereine  f.  Heraldik  u.  Familienkunde  sind:  „Herold",  Ver.  f.  Heraldik,  Sphra- 
gistik  u.  Genealogie  in  Berlin.  Nähere  Auskunft  durch  Prof.  Hildebrandt  in  Berlin  W., 
Schillstraße  3.  —  „Adler",  K.  K.  heraldische  Gesellschaft  in  Wien.  Schriftführer:  Dr. 
Höfflinger,  Wien  18/1,  Colloredogasse  22.  —  Zentralstelle  f.  Deutsche  Personen- 
u.  Familiengeschichte  in  Leipzig.  Vorsitzender:  Rechtsanwalt  Dr.  Breymann,  Thomas- 
ring 6.  —  „Roland",  Ver.  f.  Stammkunde.  Vorsitzender:  Studienrat  Prof.  Dr.  Un- 
bescheid  in  Dresden,  Lüttichaustr.  11.  —  „Roter  Löwe",  Ver.  f.  Gesch.  u.  geschichtl. 
Hilfswissenschaften  an  der  Universität  Leipzig.  —  „Zum  Kleeblatt",  Ver.  z.  Pflege 
d.  Heraldik  für  kunstgewerbliche  Interessen  in  Hannover.  —  „St.  Michael",  Verein 
Deutscher  Edelleute  zur  Pflege  der  Geschichte  u.  Wahrung  historisch  berechtigter 
Standesinteressen.  I.  Vorsitzender:  Friedrich  Freiherr  v.  Gaisberg-Schöckingen,  Schloß 
Schöckingen,  Württemberg,  O.-A.  Leonberg.  —  Hamburgischer  Verein  f.  Familien- 
gesch.,  Siegel-  u.  Wappenkunde.  Vorsitzender:  Landrichter  Dr.  Lutteroth.  —  St.  Georg- 
Verein  Deutscher  Edelleute  u.  Patrizier.  I.  Vorsitzender:  Friedr.  Carl  Esbach  a.  d.  H.^ 
Ritterbürtiger  Patrizier  zu  Soest.  —  Dänische  Ver.  f.  Heraldik  u.  Familienkunde  sind: 
1.  Dansk  Genealogisk  Institut.  Kopenhagen,  Brandesallee  7.  Vorsitzender:  Baron  C.  Zyt- 
phen- Adeler.  Direktor:  Th.  Hauch-Fausbell.  2.  Samfundet  for  Dansk-norsk  Genealogi  og 
Personalhistorie.  —  Personhistoriska  Samfundet  in  Stockholm.  —  Academia  Heraldica  in 
Madrid.  —  Genealogische  Gsft.  d.  Ostseeprovinzen  (seit  1893).  —  Dazu  d.  ausgezeich- 
nete polnische  Organ  „Miesi^cznik  heraldyczny"  („Heraldisches  Monatsblatt"),  hrsg.  v. 
Wladystaw  Semkowicz  in  Lemberg.  Lemberg  1908 ff.  —  Genealogisch-heraldiek  Genoot- 
schap  „de  Nederlandsche  Leeuw"  te  's-Gravenhage.  —  „De  Nederlandsche 
Heraut",  genealogisch-heraldische  Gesellschaft  zu  's-Gravenhage.  —  Convention  inter- 
nationale d'Heraldique  (sämtliche  Korrespondenzen  sind  zu  richten  an  d.  Vize- Kanzler 
Rene  Droz  in  Basel,  109  Freie  Straße).  —  „Societe  heraldique  et  genealogique 
de  France"  in  Paris.  —  „Societe  heraldique  de  Suisse",  Schweizerische  heral- 
dische Gesellschaft  zu  Neuchätel.  —  „Reale  accademia  araldo-genealogica"  zu 
Pisa.  —  „Collegio  araldico"  in  Rom.  —  „Magyar  heraldikaies  genealogiai 
Tärsasäg"  in  Budapest.  —  „New-England",  historische  u.  genealogische  Gesellsch.. 
zu  Boston. 


Wappenmaler  und  Wappenzeichner.   Graveure.  227 

Zeichenregister   nicht  verschmäht,   wozu   allerdings   wohl   nur  Kaufleute  be- 
rechtigt sind.1) 

Es  ist  zu  wünschen,  daß  recht  viele  bürgerliche  Familien  statt  des  lang- 
weiligen nichtssagenden  und  sehr  leicht  zu  Verwechslungen  führenden  „Mono- 
gramms" sich  ein  hübsches  Wappen  konstruieren  lassen,  sintemal  noch  heute 
der  alte  Spruch  gilt: 

„Ain  Wapen  ist  ein  guotes  Ding,  voll  achtem  Prunk  und  Wesen!"2) 
Zum   Schluß   dieser   Erörterungen   über  Heraldik   mögen   die  Adressen  wappenmaler 
einer  Anzahl  bekannter  Wappenmaler  und  -Zeichner  folgen:  ""feichner6" 

Ad.  Cloß,  Berlin-Friedenau,  Lenbachstr.  11. 

E.  Döpler  d.  j.,  Prof.,  Berlin,  Dörnbergstr.  2. 

H.  Heling,  Hofwappenmaler,  Berlin  N,  Wörther  Str.  8. 

R.  von  Haken,  Berlin  SW,  Königgrätzer  Str.  67. 

Ad.  M.  Hildebrandt,  Prof.,  Berlin  W,  Schillstr.  3. 

Jantzen,  Freiburg  in  Baden. 

Ernst  Krahl,  K.  K.  Hof  wappenmaler,  Wien  III,  Am  Heumarkt  9. 

Max  Lehmann,  Dresden-A.,  Falkenstr.  14,111. 

H.  Nah  de,  Hofwappenmaler,  Berlin  S,  Prinzenstr.  21. 

Georg  Otto,  Berlin,  Unter  den  Linden  40. 

Lor.  M.  Rheude,  München,  Augustenstr.  109,  III. 

O.  Roick,  Berlin  S,  Dresdener  Str.  106. 

Chr.  Zacharias,  Hannover,  Gr.  Aegidienstr.  7. 

Während  noch  bis  vor  etwa  dreißig  Jahren  die  Gravierkunst  sehr  im  Graveure, 
argen  lag  und  den  Graveuren  vielfach  die  Schuld  an  der  Mißgestaltung  der 
Wappen  beigemessen  werden  mußte,  hat  sich  in  neuerer  Zeit  ein  bedeuten- 
der Umschwung  auf  diesem  Gebiete  vollzogen.  Es  ist  heutzutage  leicht, 
tadellose  Petschafte  in  beliebigen  Stilen  zu  erhalten.  Es  werden  hier  eine 
Anzahl  von  Graveuren  verzeichnet: 

1.  Robert  Fritz,  Suhl  i.  Thür. 

2.  Gustav  Hanneck,  Braunschweig. 

3.  M.  Haseroth  jun.,  Berlin. 

4.  H.  Held,  Hofgraveur,  Magdeburg. 


!)  Hugo  Gerard  Ströhl,  Schutzmarken  u.  Fabrikzeichen.  Wien  1890.  —  Speck- 
ler, Heraldik  und  Schutzmarke.  Hamburg  1883.  —  J.  A.  Koopmans,  Handels-  en 
fabrieksmerken  in  verband  met  de  heraldiek.  's-Gravenhage.lSSS.  —  De  l'heraldisation 
de  la  marque  de  propriete  et  des  origines  du  blason,  in:  La  Revue  Heraldique,  Histo- 
rique  et  Nobiliaire,  fondee  en  1862.  Tome  XXIII.  4.  Serie.  Tome  VI.  —  Josef  Ritter 
v.  Bauer,  Das  Wappen  als  gewerbliche  Marke,  JAW,  N.  F.  13.  —  K.  E.  Graf  zu 
Leiningen-Westerburg,  Ü.  Warenzeichen-Heraldik,  DH  36.  —  Ü.  d.  Warenzeichen 
orientiert  das  v.  kaiserl.  Patentamt  herausgeg.  „Warenzeichenblatt"  (Verlag  P.  Stankie- 
wicz,  Berlin  SW.). 

2)  Im  Verlag  von  Gebr.  Vogt,  Papiermühle  (S.-A.),  sind  erschienen:  Wappen- 
schablonen, fertig  geprägt,  auf  weißem  starken  Karton,  „gut  heraldisch  ausgeführt". 
50  Pf!  pro  Stück  (fünf  verschiedene  Muster).  Größere  Anzahl  billiger.  Die  Größe  d. 
Kartons  ist  38x30  cm.  Dgl.  auf  gewöhnl.  Papier,  in  Blockform,  100  Stück  1  M.,  „auf 
besserem  Kolorierpapier"  50  Stück  M.  1,20.  Papiergröße  9x12  cm.  Drs.  Vrl.  bietet 
an:  Wappenschablonen  von  Osk.  Roick,  Berlin,  entworfen,  7  verschiedene  Muster,  in 
Blockform  auf  Zeichenpapier,  100  Stück  2  M.  (einzeln  nicht  unter  25  Stück).  Papier- 
größe 12x20  cm.    Höhe  d.  Schablonenwappens  8,5  cm. 

15* 


228 


Familiengeschichte  und  Numismatik.   Familienmünzen. 


5.  Jauner,  Wien. 

6.  H.  Flügge,  Dresden-A.,  Taschenberg  1  pt. 

7.  Armand  Lamm,  Berlin. 

8.  Karl  Lubig,  Berlin. 

9.  Renton  Warner,  London. 

10.  G.  Schupp  an,  Hofgraveur,  Berlin. 

11.  J.  Schwerdtner,  Wien. 

12.  Reinh.  Tips,  Berlin. 

13.  P.  Wedel,  Augsburg. 


Familiengeschichte  und  Numismatik.1* 


^|IE   Wichtigkeit   der   Numismatik2)   für  familiengeschichtliche   For- 
schung  ist   besonders  aus  dem  alten  Rom  bekannt.     Nennt    man 
doch  (vgl.  Schmiede,  Nachtrag  zu  dem  Handwörterbuch  der  ges. 
Münzkunde   1815,  S.  54)    diejenigen   Römermünzen,    die  während 
der    republikanischen   Verfassung    mit    der   Aufschrift    vornehmer,    zu    den 
höheren  Würden   aufgestiegener  Familien  geprägt  wurden,    schlechthin  „Fa- 
milienmünzen".    Drei  Beamte  waren  als  Aufseher  über  das  Münzwesen  ge- 
setzt, die  Triumviri  auro  argento  aere  flando  feriundo  genannt  wurden.    Ihr 
jähriges  Münzrecht  benutzten  sie,  um  sich  während  desselben  bei  dem  Volk 
durch  verbesserte  Gepräge  beliebt  zu  machen  und  das  ehrenvolle  Andenken 


x)  Wiederabdruck  aus  d.  Dresdner  Journal  1905. 

a)  Z.  Einführung  in  d.  Numismatik  zu  empfehlen:  Halke,  Einleitung  in  d.  Studium 
d.  Numismatik,  2.  Aufl.  Berlin,  Georg  Reimer  1905.  Dannenberg,  Grundzüge  der 
Münzku.  Leipzig  1891.  Halke,  Handwörterb.  d.  Münzku.  Berlin,  G.  Reimer  1909. — 
Luschin  von  Ebengreuth,  Allgemeine  Münzku.  u.  Geldgesch.  München  1904  (bildet  e. 
Bd.  v.  v.  Below-Meinecke's  Handb.  d.  mittelalterl.  u.  neuern  Gesch.);  drs.,  D.  Münze, 
Leipzig  1906  (bildet  das  91.  Bändchen  d.  bei  Teubner  erscheinenden  Reihe:  Aus  Natur 
u.  Geisteswelt).  —  F.  Friedens  bürg,  D.  Münze  in  d.  Kulturgesch.  Berlin  1909.  — 
Drs.  in  Meisters  Grundriß  d.  Geschichtswft.  I.  Bd.  2.  Afl.  Bibliographie  bei  A.  Giry, 
Manuel  de  diplomatique  1894,  S.  428ff.;  ü.  d.  Literatur  v.  1889—1897  A.  Blanchet 
in:  Congres  bibliographique  usw.,  1900,  Bd.  2,  S.  1 — 26.  —  Zeitschriften  für  Münzku. 
sind:  Ztschr.  f.  Numismatik.  Bd.  1—  20]  hrsg.  v.  A.  v.  Sallet.  Berl.  1874—95.  Bd.  21 
bis  24  hrsg.  v.  H.  Dannenberg,  H.  Dressel,  J.  Menadier.  Ebd.  1893ff.  —  Numis- 
matische Ztschr.,  hrsg.  v.  der  Numismatischen  Gsft.  in  Wien.  Bd.  1 — 35.  Wien  1869  ff. 
—  Arch.  f.  Brakteatenku.,  hrsg.  v.  R.  v.  Höfken.  Bd.  1—4.  Wien  1885 ff.  —  Mtlg. 
d.  Bayerischen  Numismatischen  Gsft.  Jg.  1 — 22.  München  1882ff.  —  Numismatisch- 
Sphragistischer  Anzeiger.  Ztschr.  f.  Münz-,  Siegel-  u.  Wappenkunde,  hrsg.  v.  F.  Tewes. 
Jg.  1893 ff.  (Hannover).  —  Mtlg.  d.  Oesterr.  Gsft.  f.  Münz-  u.  Medaillenku.  Hrsg.  v. 
V.  v.  Ron n er.  —  Berliner  Münzbl.,  Monatsschr.  z.  Verbreitung  d.  Münzkunde,  hrsg.  v. 
A.  Weyl  u.  E.  Bahrfeldt  (mit  Beibl.:  Numismatische  Korrespondenz).  —  Blätter  für 
Münzfreunde,  hrsg.  v.  Gersdorf,  Grote,  Erbstein,  Buchenau  1 865 ff.  —  Blätter  für 
Münzku.,  hrsg.  v.  H.  Grote.  1835 ff.  —  Wiener  Numismatische  Monatshefte,  hrsg.  v. 
G.  A.  Egger.  Wien  1865—68.  —  P.  Stroehlin,  Revue  Suisse  de  Numismatique. 
Geneve  1891  ff.  —  Ztschr.  f.  Münz-,  Siegel-  u.  Wappenku.,  hrsg.  v.  B.  v.  Koehne. 
Berlin  1841  ff.  — Ztschr.  f.  Münz-,  Siegel-  u.  Wappenku.  N.  F.  Berlin  1859ff.  —  Memoires 
de  la  Societe  d'Archeologie   et   de  Numismatique  de  St.  Petersbourg.    Petersb.  1847ff. 


Selbstporträts  auf  Münzen  der  Römer  und  Griechen.   Münzfälschungen.      229 


ihrer  Familien  zu  erneuern,  indem  sie  die  merkwürdigen  Taten  der  Be- 
rühmtesten ihrer  Geschlechter  zum  Inhalt  der  Gepräge  wählten.  Die  dadurch 
hervorgerufene  Mannigfaltigkeit  der  Gepräge  wurde  noch  dadurch  vermehrt, 
daß  die  Magistratspersonen,  wenn  sie  erst  einmal  Ädilen  gewesen  waren, 
das  jus  denarios  flandi  et  feriundi  für  ihre  Lebenszeit  behielten,  vermöge 
dessen  sie  Geld  mit  ihrem  Stempel  fortprägen  lassen  durften,  wenn  sie  das 
Silber  dazu  anschaffen  konnten.  Diesen  republikanischen  Münzen  reiht  sich 
eine  Serie  von  Bildnissen  senatorischer  Statthalter  zur  Zeit  des  Augustus  an. 
Dieser  gab  in  denjenigen  Provinzen,  deren  Statthalter  vom  Senat  ernannt 
wurden,  diesen  Statthaltern  das  Recht,  neben  ihre  Namensinschrift  auch  ihr 
Bildnis  auf  die  Münzen  zu  setzen.  Dieser  Anordnung  verdanken  wir  Deut- 
sche das  Bildnis  des  P.  Quinctilius  Varus.  Ehe  dieser  im  Teutoburger  Walde 
fiel,  war  er  Prokonsul  der  Provinz  Afrika.  Sein  in  der  Stadt  Achulla  ge- 
prägtes Bildnis  ist  in  Alfred  v.  Sallets  „Münzen  und  Medaillen"  ver- 
öffentlicht.1) 

Der  erste,  der  das  Recht  erhielt,    sein  eigenes  Bildnis  auf  die  Münzen  Selbstporträts 
zu  setzen,  war  bei  den  Römern  Julius  Cäsar;  er  erhielt  dies  Recht  erst  im    der  Römer1 
Jahre  seines  Todes,    hat    aber  in  der  kurzen,   ihm  noch  gegönnten  Lebens- und  °riechen- 
zeit    von    diesem    Rechte    aufs    reichlichste    Gebrauch   gemacht.     Vor  Cäsar 
durften    nur    die  Köpfe   berühmter  Verstorbener  auf  römischen  Münzen  ge- 
prägt werden.    Ehe  der  geistlose,  schematische  byzantinische  Münzstil  herein- 
brach,   haben  wir   zahlreiche  Porträts  römischer  Herrscher  auf  Münzen   er- 
halten.    Der    Mangel    einer    hinreichenden  Anzahl   von   Kontrollbildern    und 
Nachrichten  erschwert  allerdings  das  Urteil,    inwieweit    auf  römischen   oder 
griechischen  Münzen  Porträtähnlichkeit  vorliegt. 

Aus  der  Betrachtung  des  Verhältnisses  der  Numismatik  zur  Familien-  Münz- 
geschichte scheiden  im  allgemeinen  die  Münzfälschungen  aus.  Wie  bei  faIschun£en- 
Siegeln,  Urkunden  und  Altertümern  aller  Art,  so  begegnen  auch  bei  den 
Münzen  Falsifikate.  Ich  erinnere  beispielsweise  an  die  „Paduaner",  Münzen, 
die  nach  neueren  Stempeln  innerhalb  und  außerhalb  Italiens  mit  Kunst  und 
Geschmack  verfertigt  wurden  und  das  Ansehen  antiker  Münzen  nachahmten. 
Auch  gibt  es  insbesondere  von  Julius  Cäsar  bis  Hadrian  viele  unechte  Me- 
daillen (Krosch,  Kennzeichen  unechter  Münzen,  Ein  Beitrag  zur  Münzkunde. 
Aus  den  rheinischen  Provinzialblättern  besonders  abgedruckt:  Cöln  am 
Rhein  1838).  Wie  oft  gefälscht  wurde,  deutet  z.  B.  auch  Köhler  (Münzbel.  I 
1729,  S.  234)  an,  indem  er  sagt:  „Die  Kuriosität  und  Begierde  einiger  Münz- 
liebhaber ist  so  groß  und  unersättlich,  daß  sie  auch  dem  falschen  Ruf  von 
einigen  Münzen  glauben,  die  doch  niemals  in  der  Welt  zu  gehöriger  Zeit 
gewesen  und  damit  Selbsten  Anlaß  geben,  daß  die  Gewinnsucht  und  Arglist 
böser  Leute  sie  mit  erdichteten  und  unechten  Stücken  zu  äffen  und  ihnen 
ein  Blendwerk  vorzumachen  suchet."  Auch  die  Reproduktionen  angeblicher 
Münzen  müssen  genau  auf  ihre  Echtheit  hin  angesehen  werden,  ehe  sie  zu 
familiengeschichtlichen  Forschungen  verwendet  werden  können.     Es  kommt. 


*)  Handbücher  der  Kgl.  Museen  zu  Berlin,  Berlin  1898,  S.  52. 


230  Münzfälschungen.    Numismatische  Sammelwerke. 

hier  sehr  viel  auf  die  Zuverlässigkeit  des  publizierenden  Autors  an.  Viel- 
leicht gibt  es  von  niemand  so  viel  Medaillen  als  von  Luther.  Aber  in 
Christian  Junkers  Buch  „Das  goldene  und  silberne  Ehrengedächtnis 
Martini  Lutheri"  (Frankfurt  und  Leipzig  1706,  80)1)  finden  sich  doch  auch 
viel  Holzstiche  zweifelhafter  Richtigkeit,  wie  schon  Joubert  in  seiner  Ein- 
leitung zur  Medaillen- Wissenschaft  (Nürnberg  1738)  bemerkt  hat.  Der  Ge- 
sichtspunkt der  persönlichen  Zuverlässigkeit  des  Autors  sei  beispielshalber 
noch  im  Anschluß  an  Grotes  Münzstudien  (VI,  1865,  S.  lf.)  durch  Hinweis 
auf  Beischlag  erläutert. 

Beischlag  lieferte  in  seiner  schätzbaren  „Münzgeschichte  Augsburgs" 
(Stuttgart  1835)  eine  vollständige  Übersicht  über  die  schwäbische  Münz- 
kunde im  Mittelalter,  namentlich  des  jetzigen  bayrischen  Schwabens.  Er  war 
aber  vorzugsweise  Urkundenforscher;  die  Kenntnis  der  Münzen  selbst  war 
ihm  so  gut  wie  ganz  fremd,  und  ihm  fehlte  die  Gelegenheit,  sich  auch  nur 
behufs  seines  Buches  damit  bekannt  zu  machen.  Sein  kritischer  Standpunkt 
wird  am  besten  durch  die  Entstehungsart  einiger  seiner  Abbildungen  cha- 
rakterisiert. In  Michels  „Öttingischer  Bibliothek"  findet  er  eine  Öttingische 
Münze  von  1499 ^beschrieben;  bei  Adam  Berg  findet  er  eine  Fratze  ohne 
Umschriften  mit  der  Jahreszahl  1525,  deren  Typen  der  Michelschen  Be- 
schreibung ähnlich  sein  könnten.  Nach  diesem  Material  läßt  er  Tafel  VIII, 
Figur  3  mit  Abbildung  der  Münze  von  1499  zusammenphantasieren!  — 
Aus  Rottweil  bekommt  er  Siegelabdrücke  alter  Münzstempel  —  bloß  Averse  — 
zugeschickt;  daraus  setzt  er  Tafel  VIII,  Figur  2  eine  Münze  zusammen,  deren 
eine  Seite  dem  15.,  die  andere  dem  17.  Jahrhundert  angehört. 
Numismatische  im  systematischen  Zusammenhang  sind  die  Münzen  für  familiengeschicht« 

'  liehe  Forschungen  zuerst  im  Lande  alten  Adels  und  früher  reich  entwickelter 
Heraldik,  d.  i.  in  Frankreich,  verwandt  worden.  Es  kommt  hier  insbesondere 
in  Betracht  das  Werk  von  Jacques  de  Bie,  Les  familles  de  la  France 
illustrees  par  les  monumens  des  medailles  anciennes  et  modernes,  tirees  des 
plus  rares  et  curieux  cabinetz  du  Royaume  sur  les  metaux  d'Or,  Argent  et 
Bronze.  Paris  1636.  Folio.  245  Seiten.  Dies  Buch  bietet  medailles  des  papes 
franeois,  medailles  des  cardinaux  franeois,  medailles  des  princes  et  princesses 
du  Sang,  autres  Princes  &  grands  Seigneurs,  medailles  des  chanceliers,  gardes- 
des-Sceaux,  Premiers^Presidens,  conseillers  d'Estat  et  autres.  Die  Abbildungen 
zeigen  auffälligerweise  keine  Wappen.  Das  Werk  darf  freilich  nur  mit 
größter  Vorsicht  benutzt  werden.  Denn  in  ihm  werden,  wie  G.  E.  v.  Hai ler, 
Schweizerisches  Münz-  und  Medaillenkabinett  I,  1780,  S.  505,  bemerkt,  „ver- 
schiedene Münzen  beschrieben  und  abgebildet,  an  deren  Dasein  man  aller- 
dings zweifeln  soll,  da  sie  zum  Teil  sonst  niemand  gesehen  hat,  und  da 
der  Verfasser  offenbar  falsche  anzuführen  sich  nicht  schämt." 


*)  Vgl.  auch  Lesser,  Fr.  Ch.,  Besondere  Müntzen,  welche  sowohl  auf  Gelehrte 
Gesellschaften,  nemlich  Universitäten,  Societäten,  Seminaria  u.  Gymnasia,  als  auch  auf 
gelehrte  Leute,  nemlich  Theologos,  Jure-Consultos,  Medicos  u.  Philosophos,  sonderlich 
auf  den  theuren  D.  Martin  Luthern,  nach  Junckers  herausgegebenen  güldenen  u.  silbernen 
Ehren-Gedächtniß  desselben  gepräget  worden.    Frankf.  u.  Lpz.  1739. 


Numismatische  Sammelwerke.  231 

Das  Beispiel  von  Jacques  de  Bie  fand  bald  Nachahmung.  So  ver- 
wertete Evelyns  die  Münzen  in  englischer  Sprache.1)  Die  portugiesischen 
Münzen  aber  behandelte  Sousa  im  Zusammenhang  mit  der  Geschichte  des 
portugiesischen  Königshauses  und  anderer  vornehmer  Familien.2)  Eine 
Histoire  de  Louis  le  Grand  par  les  medailles  enblemes  devises  jettons  ver- 
öffentlicht Mene  tri  er  in  einem  wiederholt  aufgelegten  Buche.8)  Die  Münzen 
schwedischer  Männer  und  Frauen  stellte  Berch  zusammen4)  usf. 

Lange  Zeit  stand  Frankreich  an  der  Spitze  der  Bestrebungen,  Münzen 
zu  veröffentlichen  und  zu  erklären.  Dies  zeigt  sich  noch  in  dem  großen 
Werke  von  Duby,  das  in  Paris  am  Ende  des  18.  Jahrhunderts  erschien,  die 
Münzen  aller  Größen  und  Gewalthaber  in  Frankreich  darstellen  und  erläutern 
und  damit,  wie  der  umständliche  Titel  angibt,  eine  Ergänzung  zu  den  histo- 
rischen Denkmalen  Frankreichs  bieten  wollte.6) 

Veröffentlichungen  von  Medaillen  auf  berühmte  Privatpersonen  aller 
Art,  als  Kriegshelden,  Staatsmänner,  Kardinäle,  Gelehrte,  Künstler,  Patrizier 
und  auch  von  Vertretern  des  weiblichen  Geschlechts  gibt  es  jetzt  viele. 
Köhler  hat  in  seinen  Münzbelustigungen  in  22  Teilen  und  Lochner  in  seiner 
Sammlung  von  acht  Bänden,  sowie  auch  Joachim,  van  Loon  usw.  haben  ver- 
schiedene, Haller  die  schweizerischen,  Langermann  hamburgische,  Spieß 
brandenburgische,  der  von  Cörnlein  und  Negelein  herausgegebene  Thesaurus 
numism.  die  von  1700  bis  1710  zum  Vorschein  gekommenen,  Snelling 
(London  1776fol.)  englische,  Kundmann  schlesische  berühmte  Männer  vor- 
gestellt oder  beschrieben.  J.  C.W.  Moehsen,  hat  in  seiner  Beschreibung 
einer  Berliner  Medaillensammlung  (Berlin  1773,  4°)  mit  den  Ärzten  ein 
gleiches  getan.  In  den  Jahren  1761  ff.  kam  das  Museum  Mazzuchellianum 
zu  Venedig  in  zwei  Foliobänden  zum  Vorschein,  das  auf  208  Tafeln  eine 
große  Anzahl  hierhergehöriger  Medaillen  in  Kupferstich  lieferte,  mit  einer 
lateinischen  Beschreibung  vom  Grafen  Gaetani,  wozu  ein  Ritter  Cosmus 
Meo  die  italienische  Übersetzung  beigefügt   hat.6)     Epochemachend  war  die 

*)  Evelyns,  To.,  Numismata.  A  Discourse  of  medals,  antient  and  modern.  To- 
gether  with  some  account  of  heads  and  effigies,  of  illustrious  and  famous  Persons, 
in  sculps  and  Taille  douce,  of  whom  we  have  no  Medals  extant;  and  of  the  use  to 
be  derived  from  them.  To  which  is  added  a  Digression  concerning  Physiognomy. 
Lond.  1697  f. 

2)  Sousa,  Historia  genealogica  da  casa  real  Portugueza,  desde  a  sua  origem  ate 
o  presente,  com  as  familias  illustres  etc.    Lissabon  1745 — 48.    gr.  4. 

3)  Paris  1691  f.    2.  vermehrte  Afl.    Paris  1693f.  u.  ebd.  1700f. 

4)  Berch,  CR.,  Celebrium  Suecorum  virorum  feminarumque  nummi  memoriales 
adiunctis  vitis.  2  Fase.  Holmiae  1777.  4°. 

5)  Duby,  Traite  des  monnaies  des  Barons  ou  representation  et  explication  de 
toutes  les  monnaies  d'or,  d'argent,  de  billon  et  de  cuivre,  qu'ont  fait  frapper  les 
possesseurs  de  grands  fiefs,  pairs,  eveques,  abbes,  chapitres,  villes  et  autres  Seigneurs 
de  France,  pour  servir  de  complement  aux  monuments  historiques  de  la  France  en 
general  et  de  chaeune  de  ses  provinces  en  particul.    2  Bände.    Paris  1790. 

6)  Mazzuchellianum  Museum,  numismata  virorum  doctrina  praestantium  quae 
apud  Jo.  Mar.  Comitem  Mazzuchellum  Brixiae  servantur  a  Pet.  Ant.  de  comitibus 
Caetanis  Brixiano  Presbytero  et  Patricio  Romano  edita  et  illustrata.  T.  I.  II.  Venet. 
1761—1763. 


232 


Numismatische  Sammelwerke. 


Veröffentlichung  der  Medaillensammlung  von  Hedlinger,  erläutert  von  Chretien 
de  Mechel  in  Basel  17761),  und  zwei  Jahre  darauf  wurde  von  demselben 
Verfasser   eine    historische    und   kritische  Erläuterung   dazu    veröffentlicht.2) 

Der  große  Münzkenner  und  Sammler  Lengnich,  weil.  Archidiakonus  zu 
Danzig,  hat  im  Journal  von  und  für  Deutschland  im  Jahrgang  1791  und  im 
folgenden  Jahrgang  eine  deutliche  Beschreibung  von  900  Medaillen  bekannt 
gemacht. 

Die  Sammlungen  Tentzels3)  und  des  Tresor  de  numismatique4)  sind  für 
die  familiengeschichtlichen  Forschungen  in  früheren  Jahrhunderten  nützlich. 
Dagegen  enthält  der  Katalog  der  Hauschildschen  Sammlung  von  Medaillen 
und  Schaustücken  auf  Privatpersonen  —  er  erschien  gedruckt  bei  Joh.  Frdr. 
Hauschild,  Beytrag  zur  neueren  Münz-  und  Medaillengeschichte  vom  1 5.  Jahr- 
hundert bis  jetzo,  Dresden  1806,  S.  463  ff.  —  die  Legenden  nur  unvoll- 
ständig und  die  Wappen  gar  nicht.  Im  übrigen  darf  auf  die  bekannten 
numismatischen  Bibliographien  von  Lipsius5)  und  Leitzmann6)  verwiesen 
werden. 

Von  neueren  Sammlungen  mögen  hervorgehoben  werden  die  Arbeiten 
von  Armand7),  Beierlein8),  Donnebauer9),  Erbstein10),  Fiala11),  Friedländer12), 


1)  Oeuvre  du  Chevalier  Hedlinger  ou  Recueil  des  Medailles  de  ce  celebre  artiste, 
gravees  en  taille  douce,  accompagnees  d'une  explication  historique,  et  critique  et  pre- 
cedees  de  la  vie  de  l'Auteur.    Par  Chretien  de  Mechel  ä  Basle.    1776  fol. 

2)  Explication  historique  et  critique  des  Medailles  de  l'oeuvre  du  Chevalier 
Hedlinger,  precedees  de  l'Eloge  historique  de  ce  celebre  artiste  par  Chretien  de 
Mechel.  1778. 

3)  Tentzel,  Saxonia  Numismatica  oder  Medaillen-Cabinet  von  Gedächtnismünzen. 
Dresden  1705  ff.   4  Bde.   4°. 

4)  Tresor  de  numismatique  et  de  glyptique.  Choix  de  medailles  executes  en 
Allemagne  aux  XVI  et  XVII  siecles.   Paris  1841,  fol. 

6)  J.  Q.  Lipsii  Bibliotheca  numaria  sive  Catalogus  auctorum  qui  usque  ad  finem 
seculi  XVIII  de  re  monetaria  aut  numis  scripserunt,  praefatus  est  Chr.  Gottl.  Heyne. 
Leipzig  1801. 

e)  Leitzmann,  J.  J.,  Verzeichnis  sämmtlicher  seit  1800  bis  jetzo  erschienenen 
numismatischen  Werke,  als  Fortsetzung  der  Bibliotheca  numaria  von  J.  Q.  Lipsius. 
Weißensee  1841.  Vgl.  auch  Brückmann,  F.  E.,  Bibliotheca  numismatica  oder  Ver- 
zeichnis der  meisten  Schrifften,  so  von  Müntz- Wesen  handeln.    Wolfenbüttel  1729. 

7)  Armand,  Les  medailleurs  italiens  des  XVe  et  XVP  siecles.  Paris  1883—87. 
3  vols. 

8)  Beierlein,  D.  bayerischen  Münzen  d.  Hauses  Wittelsbach  1180—1550.  Mit 
201  Münzabb,  auf  9  Tfl.  München  1869.  Hierzu  vgl.  Kuli,  J.  V.,  Studien  z.  Gesch. 
d.  oberpfälz.  Münzen  d.  Hauses  Wittelsbach  1329—1794.  Mit  2  Stammtfl.  Regensburg 
1890/91. 

•)  Donnebauer,  Beschreibung  (6122)  böhmischer  Münzen  u.  Medaillen  in  numis- 
matisch-geschichtl.  Bearbeitung. 

10)  J.  u.  A.  Erbstein,  Die  Ritter  v.  Schultheß-Rechbergsche  Münz-  u.  Medaillen- 
Slg.     Dresden  1868—69. 

u)  Fiala  in  Prag  (Selbstverlag),  1888—89.  2  Bde.  Lex.  VIII,  714  Seiten  mir  etwa 
1500  Abb.  auf  83  lithographischen  Tfl.  u.  genealog.  Tabellen. 

12)  Friedländer,  J.,  Die  italienischen  Schaumünzen  des  15.  Jht.    Berlin  1880—82. 


Numismatische  Sammelwerke.  233 

Gutekunst1),  Heiß2),  Jaeckel3),  Menadier4),  Miltner6)  und  Neumann6), 
Rüppel7)  und  Weyl8).  Insbesondere  haben  die  in  deutschen  Bundesstaaten 
bestehenden  Kommissionen  f.  Landesgesch.  auch  d.  Slg.  u.  Bearbeitung  nu- 
mismatischen Materials  nach  anderen  Grundsätzen  in  die  Hand  genommen. 
So  veranlaßte  die  Württembergische  Korn.  d.  Erscheinen  d.  Werkes:  „Würt- 
temberg. Münz-  u.  Medaillenku.  v.  Chr.  Binder,  neu  bearbeitet  v.  Julius 
Ebner",  Stuttgart  seit  1904.  Ü.  d.  Medaillen  vgl.  auch  K.  D omanig,  D. 
deutsche  Privatmedaille  d.  älteren  Zeit.  Wien  1893.  Eine  besonders  reich- 
haltige Münzsammlung  veröffentlichte  König  Viktor  Emanuel  III.  von  Italien. 
Ihm  standen  hierfür  seine  Privatsammlung  von  mehr  als  65000  Münzen, 
die  königliche  Sammlung  von  Turin,  neun  italienische  und  zwölf  ausländische 
Münzkabinette  zur  Verfügung.  So  schuf  er  das  im  Erscheinen  begriffene 
Werk:  Corpus  nummorum  Italicorum.  Fato  compilare  da  Vittorio  Erna- 
nuele  III.  Primo  tentativo  di  un  catalogo  generale  delle  monete  medievali  e 
moderne  coniate  in  Italia  e  da  italiani  in  altri  paesi.  vol.  I.  Casa  Savoia. 
vol.  II.  Piemonte-Sardegna.     Milano,  seit  1900. 

Als  ein  vorzügliches  Beispiel,  wie  Münzen  für  familiengeschichtliche 
Studien  zu  verwenden  sind,  kann  das  mit  Unterstützung  der  kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften  herausgegebene,  dem  Erzherzog  Albrecht  Fried- 
rich Rudolph  von  Österreich  gewidmete  Werk  von  Josef  Bergmann  gelten 
Medaillen  auf  berühmte  und  ausgezeichnete  Männer  des  österreichischen 
Kaiserstaats  vom  16.  bis  zum  19.  Jahrhundert.  In  treuen  Abbildungen  mit 
biographischen  Notizen.  (Wien  1858.  681  Seiten  in  gr.  4°,  dazu  25  Münz- 
tafeln.) .,Ich  wollte",  sagt  der  Verfasser  in  der  Vorrede,  „nicht  mehr  als 
ein  Zeichen  geben,  daß  sich  manchem,  äußerlich  ganz  unscheinbarem  Me- 
daillchen, wie  die  auf  Lasla  v.  Edlasberg,  von  Gendorf,  Gewardt,  Hirsvogel, 
Schallantzer  usw.  sind,    eine    historische  Seite    abgewinnen   lassen,    und  daß 


x)  Gutekunst,   Katalog  d.  Slg.  d.  Marchese  P.  in  Mailand  u.  e.  gewählten  Slg. 
deutscher  u.  italienischer  Medaillen  des  15.  u.  16.  Jht.    Stuttgart  1882. 

2)  Heiß,  Les  medailleurs  de  la  renaissance.    Paris  1881. 

3)  Jaeckel,   Fr.,   Reg.  zu  sämtl.  8  Bdn.  v.  Lochners  Slg.  merkwürd.  Medaillen 
1737—44.    Dresden  1889. 

*)  Menadier,  Schaumünzen  d.  Hauses  Hohenzollern.    Berlin  1901. 
8)  Miltner  und  6)  Neumann,   Beschreibung  d.  bisher  bekannten  böhmischen 
Privatmünzen  u.  Medaillen.    Prag  1852. 

7)  Rüppel,  Beschreibung  u.  Abb.  v.  Schaumünzen,  die  zum  Angedenken  v.  Be- 
wohnern Frankfurts  gefertigt  wurden.    Frankfurt  a.  M.  1855. 

8)  Weyl,  Die  Paul  Henckelsche  Slg.  Brandenburg-Preußischer  Münzen  u.  Medaillen. 
Berlin  1876. 

Weitere  wichtige  Münzkataloge  sind  verzeichnet  bei  Halke,  Einleitung  in  das 
Studium  der  Numismatik,  Seite  192.  Gute  Münzkataloge  [E.  große  Anzahl  von  Münz- 
katalogen verzeichnet  d.  Lager-Katalog  Nr.  10  von  Jos.  Grünfeld,  Wien  I,  Boznergasse  7] 
können  den  Familienforscher  recht  nützlich  werden.  Denn  sie  bringen  teilweise  Abb. 
ganzer  Münzen  mit  Porträts  usw.  u.  v.  d.  übrigen,  nicht  abgebildeten,  häufig  d.  Le- 
gende. So  enthält  z.  B.  der  XIV.  Verkaufskatalog  v.  Münzen  u.  Medaillen,  hrsg.  v. 
Brüder  Egger,  Wien  I,  Opernring  7,  Porträts  des  Dichters  Paul  Heyse,  des  Feldzeug- 
meisters Arth.  Frhr.  v.  Bolfras,  des  Hof  Schauspielers  Lewinsky,  des  Mineralogen  Tscher- 
mak  u.  anderer  Persönlichkeiten. 


234  Legende  auf  Münzen. 

sie  als  Bausteine,  wenn  auch  als  kleine,  für  die  vaterländische  Geschichte 
benutzt  werden  können."  An  die  Münzabbildungen  und  Münzbeschreibungen 
hat  Bergmann  biographische  und  genealogische  Darlegungen  geknüpft;  die 
zerstreutesten  Notizen  über  manchen  verschollenen  Namen  mußten  dabei 
mühsam  gesammelt  werden,  um  demselben  Halt  und  Gestalt,  kurz  wieder 
Leben  zu  verleihen.  Was  Bergmann  f.  Österreich  leistete,  hat  Joh.  Christian 
Kundmann  schon  e.  Jht.  früher  f.  Schlesien  in  ähnlicher  Weise  mit  Glück 
versucht  in  d.  Buche:  Silesia  in  nummis  od.  berühmte  Männer  in  Müntzen. 
Breslau  u.  Leipzig  1738  (Neudruck  Breslau  191 1).  Dieses  Werk  bietet  zahl- 
reiche Biographien,  Stammbäume  u.  Münzabbildungen. 

Zahlreich  ist  auch  das  noch  vielfach  ungedruckte  Material,  das  in  den  Münz- 
kabinetten zu  Breslau,  Dresden,  Gotha,  Karlsruhe,  München,  Stuttgart  und  in 
anderen  Städten  aufbewahrt  wird.  Ein  Führer  durch  diese  Münzsammlungen 
ist  Fr.  Gnecchi,  Guida  numismatice  universale.  4.  Ausgabe,  Milano  1903. 
Ü.  Bayern  ist  zu  verweisen  auf  J.  V.  Kuli,  Repertorium  z.  Münzkunde  Bayerns, 
als  Slg.  zu  d.  Mtlg.  d.  bayer.  numismatischen  Gsft.  seit  1894  herausgegeben. 

Wenn  wir  nun  das  umfangreiche  numismatische  Material1),  wie  es  in 
der  gedruckten  Literatur  oder  in  öffentlichen  und  privaten  Sammlungen  vor- 
liegt, nach  seiner  Verwendbarkeit  für  familiengeschichtliche  Forschung  über- 
schlagen, so  ergibt  sich  eine  solche  Verwendbarkeit  in  Rücksicht  auf  Le- 
gende, Porträt  und  Wappen. 
Legende.  Die  Legende2)   ist    im    allgemeinen   bei  Begräbnis-  oder  Sterbemünzen 

umfangreich,  weil  sie  die  Summe  eines  ganzen  Lebens  zieht.  Die  Auf- 
schriften des  Reverses  pflegen  aufzuweisen  1.  Geburtsjahr  und -tag,  oft  auch 
den  Ort,  2.  die  Zeit,  wann  der  Verewigte  zur  Regierung  oder  zu  geistlichen 
Würden  oder  Staatsämtern  gelangt  ist,  3.  Todesjahr  und  -tag,  auch  Ort, 
4.  das  erreichte  Alter  und  Regierungsjahr,  5.  endlich  besondere  Umstände, 
wie  z.  B.  auf  der  Sterbemünze  des  Grafen  von  Mansfeld  J.  Georg  III  1710: 
Evangelicae  stirpis  ultimus.  Mit  solchen  Daten  ist  zuweilen  bei  Spärlichkeit 
anderweiten  Materials  schon  recht  viel  für  die  Familiengeschichte  an  einer 
lückenreichen  Stelle  gewonnen.  Aber  freilich  die  bloßen  Lebens-  und  Amts- 
jahre mögen  vielleicht  gestatten,  die  betreffende  Persönlichkeit  in  den  Stamm- 
baum einzurangieren.  Viel  weiter  werden  wir  gewöhnlich  durch  solche  Le- 
gende nicht  geführt,  und  doch  bleibt  dem  Familienforscher  als  goldener 
Wahlspruch  der  Satz  von  Lipsius  in  treuem  Gedächtnis:  „Nee  nuda  genea- 
logia  sit,  sed  facta  et  dieta  interdum  inserat,  quod  ego  probo:    nee  me  ce- 

x)  Gute  Literaturübersichten  über  die  numismatische  Literatur,  auch  ü.  die  d. 
Auslands,  enthält  d.  stattliche  Band  v.  Engel  u.  Serrure,  Traite  de  numismatique 
moderne  et  contemporaine.    Paris  1897. 

2)  W.  Rentzmann,  Numismatisches  Legendenlexikon  des  Mittelalters  u.  d.  Neu- 
zeit, Berlin  1881  (enthält  eine  alphabetisch-chronologische  Tabelle  der  Münzherren,  ein  Ver- 
zeichnis der  auf  Münzen  vorkommenden  Heiligen,  eine  Ergänzung  der  auf  Münzen  vor- 
kommenden Titelabbreviaturen  und  ein  Verzeichnis  der  den  Münzen  aufgeprägten 
Länder-  und  Städtenamen).  —  H.  Dannenberg,  Deutsche  Inschriften  auf  Münzen  d. 
MA,  AKDV,  N.  F.  9,  S.  236 ff.  —  Schmid,  G.  V.,  Clavis  numismatica  od.  Handbuch  z. 
Verständnis  d.  auf  Münzen  vorkommenden  Sprüche  und  Abbreviaturen.  Dresden  1840. 


Legende  auf  Münzen.  235 

perint  sola  stemmata  et  sine  alio  fructu  familiarum  rami".  Umfangreichere 
Legenden,  die  entweder  weitere  Einzelheiten  aus  dem  Leben  der  Persönlich- 
keit, zu  deren  Gedächtnis  die  Münze  geschlagen  ist,  enthalten,  oder  Sprüche, 
die  den  Charakter  dieser  Persönlichkeit  beleuchten,  sind  daher  sehr  erwünscht. 
Die  Medaille  auf  Kardinal  Schrattembach  bei  Köhler,  Münzbelustigungen  4, 
265,  zeigt  innerhalb  der  Umschrift  auf  19  Zeilen  eine  Biographie,  wie  sie 
unsere  Zeitungen  beim  Tode  bedeutender  Persönlichkeiten  bringen.  In  dem 
für  die  Geschichte  dänischer  Familien  sehr  wichtigen,  mit  Porträts,  Wappen, 
Grabdenkmälern  und  Stammbäumen  ausgestatteten  Werke  von  Tycho  Hofman, 
Portraits  historiques  des  hommes  illustres  de  Dannemark,  remarquables  par 
leur  merite,  leurs  charges  et  leur  noblesse  avec  leurs  tables  genealogiques, 
6  Teile  (ohne  Orts-  und  Verlegerangabe,  1746)  II,  7  (in  der  histoire  de  la 
famille  de  Rantzau)  findet  sich  eine  Medaille  von  1567  auf  Daniel  Rantzo- 
vius,  deren  Revers  auf  23  Zeilen  eine  ganze  Feldzugsbeschreibung  enthält. 
Es  gibt  Tausende  von  Inschriften  in  Stein  und  Erz,  nicht  alle  Inschriften 
sind  echt;  über  die  Kriterien  ihrer  Echtheit  ist  im  Corpus  inscriptionum  I 
S.  XXIX  f.  und  in  Boeckhs  Encyklopädie  und  Methodologie  der  philologischen 
Wissenschaften  1877  S.  188  ff.  gehandelt.1)  Auch  die  Inschriften  auf  Münzen2) 
verraten  durch  ihre  Fehler,  daß  sie  mitsamt  den  Münzen  unecht  sind.  So 
steht  auf  den  Abbildungen  einer  Ehrenmedaille  (nummus  Tymeus  [Ti/ueiog]) 
in  Luckii  Sylloge  numismatum  elegantiorum  (Argentinae  1620)  pag.  78  und 
in  Mieris  Histori  der  nederlandsche  Vorsten  Tom.  III  p.  94,  über  das  von 
Sebastian  Schortlin  von  Burtenbach  erreichte  Alter  fälschlich  SEINS  ALTERS 
87  IAR.  Die  richtige  Ziffer  SEINES  ALTERS  82  IAR  steht  auf  einer  Me- 
daille, die  beschrieben  ist  in  Binders  Württembergischer  Münz-  und  Me- 
daillenkunde, Stuttgart  1846,  S.  581.  Ein  sog.  Mönchschrifttaler  auf  Bogislaw  X., 
Herzog  von  Pommern  1474 — 1523,  aus  dem  Jahre  1498  verrät  seine  Un- 
cchtheit  ebenfalls  durch  die  Legende;  diese  Legende  zeigt  die  Namensform 
BOGESLAVS  mit  E  in  der  zweiten  Silbe  an  Stelle  der  allein  richtigen  Form 
mit  I.  Das  Falsifikat  ist  zusammen  mit  noch  anderen  Fälschungen  in  Arends 
Münzbuch  herausgegeben,  und  in  Grotes  Münzstudien  I  1857,  S.  41 3  ff.  ist 
seine  Unechtheit  nachgewiesen.  Dieses  durch  seine  Fälschungen  berüchtigte 
„Münzbuch"  von  Arend  gehört  zu  der  Gattung  illustrierter  Münzbücher  für 
Reisende,  Bankiers  und  Geldwechsler,  in  denen  die  kursierenden  Münzen  der 
verschiedenen  Staaten  mit  Hinzufügung  ihres  Wertes  nach  inländischem  Gelde 
abgezeichnet  'sind.  Unter  derartigen  Münzbüchern  ist  das  in  den  Nieder- 
landen erschienene,  von  Parys  gezeichnete  Buch  besonders  berühmt.  Nach 
Köhlers  Münzbelustigungen  XIII  S.  168  ist  das  Arendsche  Buch  (Hamburg 
1636)  identisch  mit  denen  von  Zitter  (Frankfurt  1631)  und  Wolders  (Ham- 
burg 1631). 


x)  Vgl.  auch  Larfeld  im  Handb.  d.  klassischen  Altertumswft.,  hrsg.  v.  I.Müller. 
2/Afl.  1892.   Bd.  I,  S.  491  ff. 

2)  Ü.  d.  Inschriften  auf  antiken  Münzen  vgl.  Eckhel,  Doctrina  numorum  veterum 
vol  I.,  prolegomena  generalia  pag.  LXXXVII  ff. 


235  Porträts  auf  Münzen. 

Porträts  Die  Wichtigkeit   des    Porträts   für   familiengeschichtliche  Forschung  ist 

auf  Münzen.  erst  neuerc|jngS  in  Lorenz'  berühmtem  Handbuch  der  Genealogie  und  ander- 
wärts (s.  u.)  hervorgehoben  worden.  Die  Zahl  der  auf  Münzen  überlieferten 
Porträts  ist  sehr  groß.  Viele  Münzen  bieten  mehr  als  ein  Bildnis  dar;  drei 
Bilder  z.  B.  findet  man  auf  den  Münzen  mit  den  jungen  Herzögen  Christian  II., 
Johann  Georg  und  August,  die  in  Erbsteins  Erörterungen  auf  dem  Gebiet 
der  sächsischen  Münz-  und  Medaillengeschichte  II  1890,  S.  97  ff.,  besprochen 
sind.  Sieben  Porträts  von  Kirchenfürsten  finden  sich  wiederholt  auf  eng- 
lischen Münzen  bei  Evelyn,  Numismata  p.  155.  Ein  Taler  Herzog  Friedrichs  II. 
zu  Sachsen-Gotha,  in  Köhlers  Münzbelustigungen  VII,  1735,  S.  105,  erörtert, 
zeigt  auf  dem  Avers  das  Bildnis  des  Herzogs,  auf  dem  Revers  die  Bilder 
der  sieben  Prinzen.  Der  Häufigkeit  der  Porträtdarstellungen  auf  Münzen 
steht  leider  die  Seltenheit  guter  und  verbürgter  Ähnlichkeit  der  Porträts  mit 
der  abgebildeten  Person  gegenüber.  Ob  ein  Porträt  auf  einer  Münze  ähn- 
lich sei  oder  nicht,  wird  in  der  numismatischen  Literatur  verhältnismäßig 
nur  selten  bemerkt.  So  heißt  es  bei  Will,  Nürnbergische  Münzbelustigungen  I, 
1764,  35.  Stück  vom  29.  August  1767,  über  eine  Wermuthsche  Medaille  auf 
den  kursächsischen  Oberhof prediger  D.  Bernh.  Walter  Marperger:  „Das  Bild 
hat  nicht  die  geringste  Ähnlichkeit  mit  der  Person,  die  abgebildet  werden 
soll.  Wer  Marpergern  entweder  gekannt,  oder  den  Windterischen  Kupfer- 
stich oder  auch  die  schöne  Vestnerische  Medaille  gesehen  hat,  wird  meinem 
Urteil  beipflichten."  Dasselbe  Werk  (I  Nr.  18,  8.  Mai  1765)  bringt  betreffs 
eines  Jettons  auf  den  Münz-Eisenschneider  Valentin  Maler  die  Bemerkung: 
„Das  Bildniß  Valentin  Malers  auf  dem  Avers  mag  ihm  sehr  ähnlich  sein. 
Ich  habe  ihn  im  Kupferstich  von  Matthia  v.  Sommer,  in  welchem  nicht 
nur  die  Vorstellung,  wie  er  mit  der  einen  Hand  nach  dem  Fußgestelle  der 
Bildsäule  greift  und  mit  der  andern  den  doppelten  Zirkel  hält,  sondern  auch 
die  Gesichtsbildung  mit  unserem  Jetton  übereintrift."1)  Hnr.  Bolzenthal 
(Skizzen  zur  Kunstgeschichte  der  modernen  Medaillon-Arbeit  [1429 — 1840], 
mit  30  Kupfertafeln,  Berlin  1840)  rühmt  Faltz  und  Crocker  wegen  seiner 
Porträtähnlichkeit.  Raimund  Faltz,  geboren  1658,  war  korrekt  in  der  Zeich- 
nung, tüchtig  in  der  Technik  und  erreichte  dabei  eine  seltene  Ähnlichkeit. 
Die  meisten  seiner  Medaillen  beziehen  sich  auf  das  königl.  preußische  und 
auf  das  kurfürstlich-braunschweigische  Haus  (Bolzenthal,  S.  215  f.).  Johann 
Crocker,  geboren  1670  zu  Dresden,  wurde  1705  Obergraveur  der  englischen 
Münze.  Ungefähr  von  dieser  Zeit  ab  bis  einige  Jahre  vor  seinem  Tode 
(1741)  gingen  aus  seinen  Händen  viele  Medaillen  hervor,  die  größtenteils 
auf  das  königliche  Haus  in  England  sich  beziehen  und  ihren  Wert  haupt- 
sächlich in  dem  tüchtig  ausgeführten  und  mit  Ähnlichkeit  ausgestatteten 
Porträt  haben  dürften  (Bolzenthal,  S.  264). 

Für    den    Familienforscher   ist   bei   einem  Porträt   auf  einer  Münze  die 
Ähnlichkeit  das  Wichtigste.    Diesbezüglich  ist  das  Urteil  von  Spon  interessant, 


*)  Ü.  d.  „unverkennbare  Lebenswahrheit"  Pisanos  vgl.  Halke,  Einleitung  in  das 
Studium  der  Numismatik,  1889,  S.  171. 


Porträts  auf  Münzen.  237 

das  er  in  einer  auf  römischen  Kaisermünzen  aufgebauten  Abhandlung  „de 
l'utilite  des  Medailles  par  l'etude  de  la  physionomie"1)  veröffentlicht  hat. 
Spon  sagt:  „il  faut  demeurer  d'accord  que  rien  n'est  plus  propre  ä  nous 
representer  les  portraits  fidelles  des  Princes  et  des  grands  hommes  de  l'an- 
tiquite  que  les  medailles.  Car  comme  elles  ont  este  faites  de  leur  temps 
et  par  d'excellens  graveurs  elles  nous  les  depeignent  bien  plus  fidellement 
que  les  historiens  qui  d'ailleurs  negligent  assez  souvent  les  particularitez  des 
traits  du  visage  de  ceux  dont  ils  ecrivent  l'histoire.  Elles  nous  les  represen- 
tent  mesme  plus  sürement  que  les  statues  et  les  gravures  antiques  qui  sont 
ordinairement  sans  nom  et  qui  ne  se  reconnaitroient  pas  mesme  sans  le 
rapport  qu'elles  ont  aux  Medailles."  Diese  Sätze  von  der  größeren  ikono- 
logischen  Zuverlässigkeit  der  Medaillen  gegenüber  der  Literatur  können  für 
die  römische  Kaiserzeit  ganz  im  allgemeinen  eine  gewisse  Berechtigung  be- 
anspruchen. Aber  so  große  Künstler,  wie  sie  sich  im  kaiserlichen  Rom  zur 
Prägung  von  Münzen  zusammengefunden,  haben  den  Münzherren  der  späteren 
Zeiten  keineswegs  immer  zur  Verfügung  gestanden.  Das  Verhältnis  der 
Münzprägungen  zu  Holz-  und  Kupferstich,  sowie  zur  Literatur  ist  hinsicht- 
lich der  Porträtähnlichkeit  im  Laufe  der  Jahrhunderte  ein  verschiedenes  ge- 
wesen . 

In  den  älteren  Zeiten  der  deutschen  Münzgeschichte  wird  die  Porträt- 
ähnlichkeit der  Prägungen  häufig  durch  einen  gewissen  typischen,  starren, 
der  Individualisierung  entgegenstehenden  Zug  der  Münzen  beeinträchtigt. 
Wir  sind  keineswegs  immer  in  der  Lage,  eine  genaue  ikonologische  Kontrolle 
der  Münzen  vorzunehmen.  Eine  solche  hat  Eduard  Frhr.  von  Packin  in 
seiner  Arbeit  über  die  authentischen  Porträts  König  Rudolfs  von  Habsburg 
veröffentlicht,  die  in  der  Festschrift  zur  600  jährigen  Gedenkfeier  der  Be- 
lehnung des  Hauses  Habsburg  mit  Österreich  (Wien  1882)  erschienen  ist. 
Die  Sitte2)  sich  medaillenartige  Bildnisse  anfertigen  zu  lassen  und  sie 
mit  Freunden  ebenso  auszutauschen,  wie  wir  heute  unsere  Photographien 
austauschen,  wird  um  1510  aus  Italien  nach  Süddeutschland  gekommen 
sein.3)     Die  Kunst  selbst  hat  sich  bei  uns  in  ganz  selbständiger  Weise  ent- 


l)  Spon,  Recherches  curieuses  d'antiquite,  contenues  en  plusieurs  dissertations 
sur  des  medailles,  Bas-reliefs,  statues,  mosaiques  &  inscriptions  antiques.  Lyon  1683, 
p.  353  ff. 

8)  Erman,  Deutsche  Medaillen  S.  7ff.  Vgl.  denselben  in  Bd.  XII  d.  Zeitschr.  f. 
Numismatik  v.  A.  v.  Sallet. 

8)  Vgl.  auch  Hartmann-Franzenshuld,  Deutsche  Personen-Medaillen  im  16.  Jht., 
besonders  einiger  Wiener  Qeschl.  (Wien  1874,  SA  aus  d.  Archiv  f.  österr.  Gesch.).  — 
J.  G.  Beierlein,  Medaillen  auf  ausgezeichnete  u.  berühmte  Bayern,  in  Abb.  u.  mit 
biographisch-histor.  Notizen,  OBAlOff.  —  Die  Medaillen  und  Münzen  d.  Gesamthauses 
Witteisbach,  München  1897—1901,  2  Bde.  (Prachtwerk,  hrsg.  v.  Konservatorium  d.  K. 
Münzkabinetts).  —  C.  Laverrenz,  D.  Medaillen  u.  Gedächtniszeichen  d.  deutschen 
Hochschulen  Bd.  1.  2.  Berlin  1885—87.  —  Jo.  Geo.  Hagelgans,  Orbis  literatus  aca- 
demicus  Germanico-Europaeus,  Frankfurt  a.  M.  1737.  —  Musica  in  nummis.  Beschrei- 
bung d.  Medailleurarbeiten  auf  Musiker  (Komponisten,  Virtuosen,  Musikschriftsteller, 
Instrumentenmacher  usw.),  ferner  Sänger  u.  Sängerinnen  v.  15.  Jht.  bis  auf  d.  heutige 
Zeit,   hrs.  v.  Karl  Andorfer  u.  Richardt  Epstein,   Wien,   Verlag  von  Gilhofer  & 


238 


Porträts  auf  Münzen. 


wickelt  und  beruht  auf  einem  anderen  Boden  als  in  Italien.  Sie  beruht  auf 
der  Bildschnitzerei  und  ist  aus  ihr  erwachsen;  deutlich  erkennt  man  noch, 
wie  zunächst  das  Portrait  in  Holz  oder  Stein  Selbstzweck  ist  und  wie  erst 
allmählich  der  Abguß  in  Metall  mehr  in  den  Vordergrund  tritt.  Aber  auch 
dann  noch  bleibt  das  Modell  das  Hauptstück;  man  bemalt  und  vergoldet  es 
gern  und  bewahrt  es  sorgfältig  in  einem  zierlichen  Holzkästchen  auf.  Die 
älteren  Medaillen  sind  zum  großen  Teil  einseitig,  die  Rückseite  bleibt  ganz 
leer  oder  trägt  nur  einige  Zeilen  Schrift;  kleine  Wappenbilder  oder  figürliche 
Darstellungen  finden  sich  nur  selten.  Erst  bei  den  kleineren  Arbeiten  des 
Medailleurs  von  1526  werden  die  Reverse  zur  festen  Regel  und  in  bestimmter 
Weise  gestaltet;  erst  damit  trennt  sich  die  eigentliche  Medaillentechnik  von 
der  Bildschnitzerei  ab. 

Man  wird  gut  tun,  bei  der  Beurteilung  des  Stiles  der  deutschen  Me- 
daillen und  ihrer  Porträtähnlichkeit1)  stets  im  Auge  zu  behalten,  inwieweit 
die  Arbeit  durch  das  Material  des  Modells  beeinflußt  ist.  Gerade  bei  dieser 
Kleinplastik  zeigt  sich  das  Material  tyrannisch;  ein  Künstler,  der  seine  Mo- 
delle in  Buchsbaum  ausführt,  wird  notwendig  anders  arbeiten  wie  der,  der 
den  weichen  Kehlheimer  Stein  benutzte.  Und  wenn  bei  Valentin  Maler  und 
seinen  Nachfolgern  die  äußerliche  Mache  immer  mehr  hervortritt,  so  hat  das 
gewiß  nicht  zum  wenigsten  seinen  Grund  darin,  daß  sie  ihre  Modelle  in 
Wachs  bossierten. 

Daß  ein  Künstler  bald  in  einem,  bald  in  anderem  Material  seine  Mo- 
delle anfertigte,  mag  ja  auch  wohl  vorgekommen  sein;  doch  ist  zu  bemerken, 
daß  bei  Medailleuren,  von  denen  mehrere  Modelle  bekannt  sind,  wie  bei 
Hagenauer  und  Wolff,  diese  stets  das  gleiche  Material  zeigen. 

Holzmodelle  haben  schon  angefertigt  Hans  Schwarz  (151 8  ff.),  Friedrich 
Hagenauer  (1526  bis  1544),  der  Nürnberger  von  1526  (wenigstens  bei  seinen 


Ranschburg.  —  Domanig,  K.,  Porträtmedaillen  d.  Erzhauses  Österreich  v.  Kaiser 
Friedrich  II.  bis  Kaiser  Franz  II.  (I.).  Hrsg.  mit  Genehmigung  d.  Oberstkämmereramtes 
Sr.  k.  u.  k.  Apost.  Majestät.  5  Bogen  Text  nebst  e.  großen  Stammtafel  u.  359  Me- 
daillenabb.  auf  50  Lichtdrucktfl.  Wien  1896.  —  Drs.,  D.  deutsche  Medaille  in  kunst- 
u.  kulturhistor.  Hinsicht  nach  d.  Bestand  der  Medaillenslg.  d.  A.  H.  Kaiserhauses.  Wien 
1907.  —  Ernst  Schroeter,  Die  Münzen  u.  Medaillen  d.  Weißenfelser  Herzogshauses. 
Weißenfels  1909.  —  Argelatus,  Ph.,  De  monetis  Italiae  variorum  illustrium  virorum 
dissertationes.    3  Bde.    Mediol.    1750.    Mit  111  Tfl. 

x)  Vgl.  auch  d.  große  Sammelwerk  Heraeus,  Bildnisse  d.  regierenden  Fürsten  u. 
berühmter  Männer  v.  14.  bis  18.  Jht.,  in  e.  Reihenfolge  v.  Schaumünzen.  Wien  1828. 
—  Widmer,  M.  J.  v.,  u.  Zimmermann.  J.  A.,  Domus  Wittelsbachensis  numismata  od. 
Sammlung  aller  existierenden  Münzen  und  Medaillen  der  wittelsbacher  Stammhäuser. 
München  1784.  —  Tentzel,  W.  E.,  Sächsisches  Medaillen- Cabinet  von  Gedächtniß- 
Münzen  u.  Schau -Pfennigen,  welche  d.  Durchl.  Chur-  u.  Fürsten  zu  Sachsen  Ernesti- 
nisch-  u.  Albertinischen- Hauptlinien  seit  200  Jahren  haben  prägen  lassen.  Frankfurt 
1705.  1714.—  Württembergische  Münz-  u.  Medaillenku.  v.  Chr.  Binder,  neubearbeitet 
v.  Julius  Ebner,  Stuttgart,  Kohlhammer  1904  ff.  —  Mar  kl,  M.,  D.  Münzen,  Medaillen 
u.  Prägungen  mit  Namen  u.  Titel  Ferdinand  I.  Prag  1896.  —  Liebe,  G.  S.,  Gotha 
Numaria  sistens  thesauri  Fridericiani  numismata  antiqua  aurea  argentea  aerea  ea  ratione 
descripta.    Amstel.  1730. 


Wappen  auf  Münzen.  239 

großen  Arbeiten),  die  unbekannten  Augsburger  Medailleure  der  Jahre  1519 
bis  1541  u.  a. 

Ein  Steinmodell  wurde  bereits  zu  der  bekannten  Medaille  vom  Jahre 
1514  mit  dem  Dürermonogramm  benutzt.  In  Stein  haben  ferner  schon  ge- 
arbeitet Peter  Flötner  und  wohl  die  meisten  Nürnberger  Künstler  bis  gegen 
1570.  Die  Steinmodelle  wurden  von  den  Wachsmodellen  verdrängt,  nur  in 
Schlesien,  Sachsen  und  Brandenburg  hat  man  sie  noch  länger  benutzt. 

Das  älteste  Wachsmodell  ist  (nach  Erman,  S.  9)  das  zu  der  Medaille 
Andreas  I.  von  Valentin  Maler  vom  Jahre  1569.  Es  ist  nicht  zu  bezweifeln, 
daß  Maler,  Carl,  sowie  fast  sämtliche  Medailleure  des  17.  Jahrhunderts  ihre 
Modelle  in  Wachs  bossiert  haben;  von  einigen,  wie  Knopf,  Pfründt,  Braun, 
wird  uns  dies  übrigens  ausdrücklich  überliefert. 

Wenn  schon  im  allgemeinen  die  Porträtähnlichkeit  auf  Münzen  nicht 
eben  hoch  eingeschätzt  werden  kann,  so  ist  dieses  dem  Familienforscher  so 
fatale  Verhältnis,  wenn  besondere  Schwierigkeiten  hinzutreten,  noch  übler. 
Aus  Schwierigkeiten,  die  im  Charakter  Friedrichs  des  Großen  begründet 
sind,  ergibt  es  sich,  daß  die  zahlreichen  Münzen  und  Medaillen  des 
großen  Königs  in  bezug  auf  Porträtähnlichkeit  sehr  viel  zu  wünschen  übrig 
lassen.1) 

Ein  auf  Grund  von  Medaillen  gearbeitetes  Porträt -Prachtwerk  erschien 
1909  im  Verlag  von  B.  Kühlen  in  M.- Gladbach  unter  dem  Titel:  „Album 
pontificale.  Die  Bildnisse  der  Päpste  nach  den  Papstmedaillen,  mit  einer 
kurzen  Papstgeschichte  von  Joseph  Kardinal  Hergenroether  und  einer 
Wappenrolle  der  Päpste,  gezeichnet  und  erläutert  von  Hugo  Gerard  Ströhl". 
Dem  Werk  ist  eine  von  Dr.  von  Bilgner  in  Rom  verfaßte  Geschichte  der 
Papstmedaillen  beigegeben,  wie  solche  seit  Martin  V.  aus  dem  Hause  der 
Colonna  (1418 — 1431)  alljährlich  zur  Ausprägung  gelangten. 

Münzen  und  Medaillen  mit  Wappendarstellungen  gehen  nicht  so  weit  Wappen 
im  Alter  zurück  wie  Wappensiegel;  denn  während  letztere  bereits  vom  auf  Münzen. 
13.  Jahrhundert  ab  prächtige  Kunstschöpfungen  aufweisen,  lag  die  Münzpräge 
noch  ganz  im  argen,  und  höchstens  einzelne  Wappenfiguren,  wie  Löwen  und 
Adler,  lassen  sich  aus  den  Münzen  jener  Zeit  für  heraldische  Kunstgeschichte 
verwerten.  Erst  mit  dem  Jahrhundert  und  in  den  Jahrzehnten  der  großen 
Erfindungen  der  Ölmalerei,  der  Kupferstecherkunst,  der  Buchdruckerei,  kommen 
uns  aus  Italien  die  ersten  Meisterwerke  der  modernen  Medailleurkunst  zu, 
während  in  Deutschland  nicht  früher  als  unter  Kaiser  Maximilian  I.  bedeu- 
tendere Schöpfungen  dieser  Art  auftauchen.  Freilich  nimmt  sie  hier  sofort, 
unterstützt  durch  den  Reichtum  der  Nürnberger  und  Augsburger  Patrizier 
und  die  Geschicklichkeit  der  Goldschmiede  des  16.  Jahrhunderts,  in  deren 
Händen  die  Graveurkunst  damals  lag,  großartige  Dimensionen  an;  und  die 
Reihen  von  Familienmedaillen  jener  Zeit,  fast  alle  auch  wappengeschmückt, 


*)  Menadier,  HZJ  V,  1901,  S.  143 ff.  Koser  u.  Seidel,  D.  äußere  Erscheinung 
Friedrichs  d.  Großen,  ebd.  I,  1897,  S.  87  ff. 


240  Wappen  auf  Münzen. 

zählen  noch  heute  zu  den  kostbarsten  Denkmälern  altdeutschen  Kunstfleißes 
auf  diesem  Gebiete.1) 

Verkürzungen  und  sonstige  Abweichungen  von   der  gewöhnlichen  He- 
raldik bieten  gerade  die  Münzen  besonders  vielfach.    Die  bekanntesten  Bei- 
spiele liefern  die  brandenburgischen  Pfennige,  auf  denen  häufig  der  mark- 
gräfliche Adler,  durch  den  halben  Adler,  den  Kopf  oder  den  Flug  allein  ver- 
treten ist.     Die  schlesischen   Brakteaten   des  13.  Jahrhunderts   tragen   außer 
dem  ganzen  Adler  auch  den  wachsenden  Adler,  einen  oder  zwei  Adlerköpfe, 
den  Adlerflug  oder  gar  die  Adlerklaue.    Auf  den  Nordhäuser  Hohlpfennigen 
des  14.  Jahrhunderts  treffen  wir  bald  einen  ganzen  Adler,  bald  einen  halben 
Adler  nebst  seiner  Krone,  bald  nur  zwei  Adlerköpfe   unter  der  Krone.     Die 
Mühlhäuser  Pfennige  zeigen  bisweilen  den  ganzen  Adler  mit  dem  Mühleisen 
auf  der  Brust,   bisweilen  den  wachsenden  Adler  über  dem  Mühleisen;   doch 
begnügte  man  sich  dort  auch  damit,  das  Mühleisen  mit  Adlerflügeln  zu  ver- 
sehen.2)    Auch  auf  den  Goslarer  Arenköppen  des  15.  Jahrhunderts  wird  der 
Adler  lediglich  durch  den  Kopf  vertreten.    In  gleicher  Weise  zeigen  die  han- 
noverschen Kreuzpfennige  die  weifischen  Herzöge  in  den  Kreuzwinkeln  um 
den  Löwenkopf  an  Stelle  des  ganzen  herzoglichen  Wappens,  und  ebenso  die 
Göttinger  Pfennige   Herzogs   Albrecht  des  Fetten;    auch   tragen  in  späterer 
Zeit   die  Vierlinge   der  Stadt  Braunschweig   nur   einen   wachsenden   Löwen. 
Die  Laufenburger  Münzen  bringen  den  habsburgischen  Löwen  bald  in  voller 
Gestalt  zur  Anschauung,   bald  als  wachsenden  Löwen,  bald  nur  als  Löwen- 
kopf.   Auf  den  Arnstedter  Hohlpfennigen  wechseln,  abgesehen  von  den  Adler- 
köpfen,  der   schreitende   Löwe,   der  wachsende   Löwe   und    der   Löwenkopf. 
Dasselbe  ist  der  Fall  auch  bei  den  landgräflich  hessischen  Münzen.    Ebenso 
zeigen  die  Schleizer  Pfennige  der  Herren  von  Lobdeburg  bald  den  ganzen 
Ochsen,   bald   nur   den   Ochsenkopf.     Wohin   wir   auch   immer  blicken,  all- 
überall  zeigt   sich   dieselbe   Ungebundenheit    und   Freiheit   von    dem    heral- 
dischen   Zwange    der    neueren    Zeit.3)     Außer    dieser   Ungebundenheit    der 
Wappen  begegnen  uns  aber  auf  Münzen  auch  direkte  heraldische  Fehler,  und 
vor  solchen   hat  sich  der  Forscher  auf  dem  Gebiete  der  Familiengeschichte 
besonders  zu  hüten.    Denn  da  häufig  sich  einzelne  Linien  einer  Familie  nur 
durch  kleine  Variationen  des  Wappens  unterscheiden,  kann  eine  falsche  Prä- 
gung leicht  zu  starken  familiengeschichtlichen  Irrtümern  führen. 

Im  einzelnen  bieten  zum  Studium  der  Heraldik  auf  Münzen   Rentz- 


x)  Grenser,  Die  Numismatik  auf  d.  heraldisch-genealogisch-sphragistischen  Aus- 
stellung zu  Wien  1878.  JAW  1881,  S.  159.  —  Friedensburg,  F.,  Adelswappen  auf 
schlesischen  Bracteaten,  Wien  1885;  drs.,  Schlesiens  Münzgeschichte  im  MA,  Breslau 
1887—88.     Ergänzungsbd.  1904. 

2)  A.  Erb  st  ein,  Numismatischer  Beitrag  zur  Geschichte  d.  Doppeladlers.  AKDV, 
N.  F.  XI  (1864)  Sp.  28.  Meine  Schrift:  Aus  der  Gesch.  d.  Reichsstadt  Mühlhausen, 
1900,  S.  XVII  u.  T.  V,  Nr.  8. 

3)  J.  Menadier,  Deutsche  Münzen.  Gesammelte  Aufsätze  III,  1895,  S.  7  ff.  Vgl. 
dazu  auch  Grote  im  Numismatischen  Anz.  1872,  S.  49  u.  Seyler,  Gesch.  d.  Heraldik, 
S.  746. 


Wappen  auf  Münzen.  241 

mann,  Numismatisches  Wappenlexikon  des  Mittelalters  und  der  Neuzeit 
.(Berlin  1876)  und  Kau tzsch,  Wappenbüchlein  zur  Erklärung  von  einfachen 
und  zusammengesetzten  Schildern  und  Kleinoden  deutscher  Gebietswappen, 
hauptsächlich  auch  solcher  auf  Münzen  (2.  Aufl.,  Leipzig  1903)  nützliches 
Material.  Wie  sehr  Numismatik  und  Heraldik  Hand  in  Hand  gehen,  lehrt 
ein  Blick  in  die  Literatur.  So  erschien  ein  Aufsatz  über  „Alte  und  neue 
Heraldik"  in  Grotes  Münzstudien.  Eine  unserer  numismatischen  Zeitschriften, 
die  von  Köhne,  führt  den  Titel  „Zeitschrift  für  Münz-,  Siegel-  und  Wappen- 
kunde". Ebenso  nennt  sich  die  in  Haag  erscheinende  „Heraldieke  Biblio- 
theek"  von  Rietstap:  „Tijdschrift  voor  wapen-,  geslacht-,  zegel-  en  penning- 
kunde".  Prägungen  der  Edlen  Herren  v.  Querfurt  sind  von  den  Brüdern 
Erbstein  im  Gerbstedter  Schatz  auf  Grund  heraldischer  Untersuchungen  nach- 
gewiesen.1) Die  Numismatik  ist  für  die  Heraldik  auch  deshalb  ganz  beson- 
ders wichtig,  weil  die  Münzen  datiert  sind,  was  man  von  sonstigen  heral- 
dischen Darstellungen  keineswegs  immer  sagen  kann.  Dadurch  können 
brauchbare  Bausteine  zur  Spezialgeschichte  einzelner  Wappen  gewonnen 
werden.  So  wird  die  Devise  der  Herren  v.  Salza  „virtute  paratur  honor" 
zuerst  vom  Fürstbischof  Jakob  v.  Salza  auf  Münzen  geführt.  Eine  solche 
Münze  ist  abgebildet  bei  Friedensburg  u.  Seger,  Schlesiens  Münzen  und  Me- 
daillen der  neueren  Zeit,  Breslau  1901,  S.  43. 

Monographische  Veröffentlichungen  von  Münzen  einer  einzigen  Familie 
sind  innerhalb  Deutschlands,  von  den  Familien  fürstlichen  Geblüts  abgesehen, 
freilich  nur  ganz  wenige  publiziert.  So  erschien  Nürnberg  1787  ein  Numo- 
phylacium  Welserianum,  d.  h.  ein  Verzeichnis  aller  Münzen  und  Schaustücke, 
die  der  Welsern  zu  Ehren  geprägt  wurden  und  auf  denen  Weiserische  Namen 
oder  Wappen  stehen. 

In  der  Wiener  numismatischen  Zeitschrift  erschienen  u.a.  durch  Adolf 
Meyer:  D.  Münzen  d.  Freiherren  Schutzbar,  genannt  Milchling,  Bd.  XII.; 
D.  Münzen  u.  Medaillen  der  Herren  v.  Rantzau,  Bd.  XIV,  XVI.;  von  Karl 
von  Ernst,  D.  Schaumünzen  der  Familie  Bachofen  v.  Echt,  Bd.  XXX.  — 
W(ibel),  F.,  Zur  Münzgesch.  d.  Grafen  v.  Wertheim  u.  d.  Gesamthauses 
Loewenstein-Wertheim  v.  d.  Verleihung  d.  Münzrechtes  (1363)  bis  zum  Er- 
löschen desselben  (1806),  nebst  geschichtl.  Exkursen  u.  Verzeichnis  d.  sämt- 
lichen, diesen  Geschlechtern  u.  ihren  Besitzungen  angehörenden  Münzen  u. 
Medaillen.     Hamburg  1880. 


l)  Julius  und  Albert  Erbstein,  Z.  mittelalterl.  Münzgesch.  d.  Grafen  v.  Mans- 
feld  u.  d.  Edlen  Herren  v.  Querfurth.  Dresden  1876,  S.  19  ff.  Z.  Genealogie  d.  Edlen 
-Herren  v.  Querfurt  vgl.  Holstein  u.  v.  Arnstedt  in  MG  VI,  1871,  S.  33 ff.,  459 ff. 


Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Oenealogie      I.  |5 


242  öffentliche  Museen. 


Die  Museen  als  familiengeschichtliche  Hilfsmittel. 

öffentliche  ~^^^^niE  Archive  und  Bibliotheken,  so  sind  auch  Museen1)  für  den 
Museen,  fl^fffifa  Familienforscher  Fundgruben  ersten  Ranges,  und  zwar  in  der  Gegen- 
wart in  weit  höherem  Grade,  als  dies  früher  der  Fall  war.  Denn 
seitdem  die  Museen  den  Übergang  von  der  Kuriositätenliebhaberei 
zur  wissenschaftlichen  Systematik  und  der  lehrhaften  Grundrichtung  durch- 
gemacht haben,  sind  sie  Volksbildungsstätten2)  geworden,  die  auch  für  die 
Familienforscher  eine  Fülle  der  Belehrung  darbieten.  Auch  die  Grundsätze 
der  Aufstellung  in  den  Museen  haben  sich  in  den  letzten  Jahrzehnten  ge- 
klärt. Man  hat  aufgehört,  die  Museen  nur  als  Speicher  anzusehen,  welche  die 
Gegenstände  so  gut  wie  möglich  sichtbar  machen.  Auch  dienen  die  Museen 
in  den  großen  Städten  jetzt  nicht  allein  der  Repräsentation.  Die  Aufstellung 
soll  zum  Verweilen  und  Betrachten,  nicht  zum  Durcheilen  einladen.  Diese 
mehr  auf  das  Studium  gerichtete  Aufstellung  kommt  auch  demjenigen,  welcher 
der  Geschichte  seines  Geschlechtes  nachgeht,  zustatten.  Zahlreiche  Kata- 
loge3), die  von  Jahrzehnt  zu  Jahrzehnt  praktischer  und  nützlicher  eingerichtet 
worden  sind,  erleichtern  die  Benutzung.  Freilich  darf  der  Familienforscher 
in  den  Museen,  wie  dies  ja  auch  von  den  Bibliotheken  und  Archiven  gilt,, 
nicht  erwarten,  daß  der  Stoff  nach  seinem  persönlichen  Bedürfnisse  geordnet 
sei.  Diese  Bedürfnisse  können  sich  wohl  gelegentlich  mit  den  Grundsätzen 
decken,  nach  denen  die  Aufstellung  der  einzelnen  Stücke  im  Museum  erfolgt. 
Aber  in  der  Regel  wird  der  Familienforscher  aus  der  kultur-  oder  kunst- 
historischen oder  chronologischen  Aufstellung  sich  für  seine  Spezialarbeit 
den  Einzelstoff  erst  zusammensuchen  müssen.  Für  familiengeschichtliche 
Studien  besonders  ergiebig  sind  die  Altertumsmuseen;  aber  auch  die  kunst- 
historischen und  volkstümlichen  Museen  verdienen  eingehende  Berücksich- 
tigung. 

Eine  geschickte  Museumsleitung  läßt  die  Museen  nicht  versteinern.  Je 
nach  den  neuen  Aufgaben,  die  jede  neue  Generation  ihnen  stellt,  wandeln 
sie   sich.     Unter   den   neuen  Museumstypen,   die   auf  solche  Art   entstanden 


x)  Adreßbuch  der  Museen,  Bibliotheken,  Sammler  u.  Antiquare  v.  R.  Forrer  u. 
H.  Fischer.    Straßburg  i.  E.  1897. 

2)  Die  Museen  als  Volksbildungsstätten.  Ergebnisse  d.  12.  Konferenz  d.  Zentral- 
stelle für  Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen.  Mit  42  Abb.  (=  Sehr.  d.  Zentralstelle  für 
Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen.  N.  25).  Berlin  1904.  —  Wagner,  E.,  Ü.  Museen  u.. 
ü.  d.  Großh.  Staats- Slg.  f.  Altertums-  u.  Völkerku.  in  Karlsruhe  (Veröff.  d.  Karlsruher 
Altertumsver.).     Karlsruhe  1906. 

8)  ü.  Kataloge  u.  die  sonstige  museographische  Literatur  findet  man  am  besten 
verzeichnet  in  d.  Museumskunde,  Zeitschr.  für  Verwaltung  u.  Technik  öffentlicher  u. 
privater  Slg.,  herausgeg.  von  Karl  Koetschau,  Berlin  (seit  1905).  Für  den  Westen 
Deutschlands  ist  auf  die  „Museographie"  der  WZ  zu  verweisen. 


Familienmuseen.  243 

sind,  haben  die  Heimatmuseen1)  ein  besonderes  Anrecht  auf  die  Aufmerk- 
samkeit der  Familienforscher.  Wie  sie  die  gesamte  Geschichte  der  Heimat 
zur  Vorführung  bringen,  so  auch  die  der  in  derselben  alteingesessenen  und 
später  in  sie  eingewanderten  Geschlechter.  Die  wissenschaftliche  Bearbeitung 
der  Sammlungsgegenstände,  die  den  Museen  einen  Rang  neben  den  Akade- 
mien verschafft  haben,  sind  vielfach  auch  dem  Familienforscher  direkt  zugute 
gekommen. 

Diejenigen  Museen,  die  der  Aufbewahrung  von  Werken  einzelner  Meister 
dienen  (Goethe-Museum  in  Weimar2),  Schiller-Museum  in  Marbach3),  Körner- 
Museum  in  Dresden4),  Schubart-Museum  in  Aalen5),  Thorwaldsen-Museum 
in  Kopenhagen6),  Rauch-Museum  in  Berlin,  Rietschel-  und  Schilling-Museum 
in  Dresden,  Ingres-Museum  in  Montauban  u.  a.),  sind  selbstverständlich  Aus- 
gangspunkte des  gründlichsten  Studiums  der  Meister,  deren  Werke  sie  ver- 
wahren, enthalten  aber  auch  über  die  Familien  dieser  Meister  gelegentlich 
erwünschtes  Material. 

Neben  den  Landes-,  Provinzial-  und  Stadt-Museen  stehen  die  beschei- Familienmuseen, 
denen,  aber  gerade  für  den  Familienforscher  besonders  lehrreichen  Familien- 
museen. Ich  meine  da  nicht  nur  die  umfangreichen  Sammlungen  über 
Geschlechter,  die  auf  den  Höhen  der  Geschichte  wandeln7),  sondern  auch 
die  bescheidenen  Sammlungen  bürgerlicher  Familien8).  Ein  einziges  Beispiel 
mag  diese  kleinen  Sammlungen  charakterisieren.  Als  Theodor  Körners  Eltern 
nach  dem  frühen  Tode  ihrer  beiden  Kinder  in  Berlin  lebten,  da  hatten  sie 
in  ihrer  Wohnung  ein  abgelegenes  Zimmer,  in  dem  die  Erinnerungen  an 
die  früh  entschlafenen  Lieben,  Theodor  und  Emma,  aufbewahrt  waren,  die 
Bücher,  die  sie  gelesen,  die  Briefe,  die  sie  geschrieben,  die  Gebrauchsgegen- 
stände, die  sie  benutzt  hatten,  nicht  zuletzt  die  Andenken  an  das  kurze, 
ehrenvolle  und  tief  tragische  Kriegerleben  des  jungen  Dichters.  Von  Zeit 
zu  Zeit  schlössen  die  Eltern  die  Tür  zu  dem  geweihten  Gemache  auf  und 
erneuerten  im  Anblick  jener  Zeugen  vergangener  Tage  das  Gedächtnis  der 
Unvergeßlichen. 


!)  Vgl.  z.  B.  Behn  über  d.  Heimatsmus.  auf  Föhr,  Museumskunde  1998. 
2)  Die   Schätze   des   Goethe-Nationalmus.  in  Weimar.    60  photographische  Auf- 
nahmen in  Lichtdruck.    Text  von  Ruland.    Leipzig  1887—1888. 
»)  Das  Schiller-Mus.  in  Marbach.    Stuttgart  1906. 

4)  Mirus,  D.  Körner-Mus.  Weimar  1898.  —  Peschel,  Körner-Bibliographie. 
Leipzig  1890. 

5)  A.  V.,  Das  Schubart-Museum  in  Aalen,  Stuttgarter  Neues  Tageblatt,  26.  Nov.  1907. 

6)  Einen  Katalog  des  Thorwaldsen-Mus.  verfaßte  Müller  (5  Sektionen,  Kopen- 
hagen 1849—51).  E.  Slg.  v.  Lithographien  (120)  sämtl.  Werke  Thorwaldsens  in  d.  Ord- 
nung, wie  sie  im  Mus.  aufgestellt  sind,  gab  Holst  im  „Musee  Thorwaldsen"  (Kopen- 
hagen 1852). 

7)  Kurt  Roeder,  Das  Fugger-Museum  in  Augsburg,  Illustrierte  Zeitung  1908, 
Nr.  3370. 

8)  Das  Folgende  nach  Franz  Blanckmeister,  Familienku.  u.  ihre  Pflege  im 
Bürgerhause,  Leipzig,  Verl.  v.Arwed  Strauch.  Vgl.  auch  Accelin,  Adrien,  Les  archives 
domestiques  et  les  livres  de  famille.  Paris  1878.  —  C.  M.  [=Oraf  Carl  Montjoye], 
Einrichtung  u.  Ordnung  v.  Familienarchiven.    Wien,  St.  Norbertus-Druckerei  1901. 

16* 


244  Familienmuseen. 

An  Gelegenheiten,  das  Haus  mit  des  Hauses  Geschichte  bekannt  zu 
machen  und  den  Kindern  ein  Kolleg  über  die  Schicksale  der  Väter  zu  lesen, 
fehlt  es  nicht,  sie  bieten  sich  von  selbst.1)  Wie  man  das  macht,  das  schil- 
dert Frommel  in  seiner  heitern  Weise:  „Alles,  was  sich  von  Wissenswürdigem 
aus  alter  und  neuer  Zeit  im  Jahre  sammelt,  kommt  zusammen  in  eine  blaue 
Schachtel,  die  am  Silvester  umgestürzt  wird.  Am  Familientage,  an  dem  aus 
Ost  und  West  die  Kinder  und  Geschwisterkinder  väterlicher«  und  mütterlicher- 
seits zusammenkommen,  wird  der  Stammbaum  ergänzt,  ein  alter  Fund  mit- 
geteilt oder  in  seiner  Echtheit  nachgewiesen  oder  als  Familiensage  in  einen 
rosenroten  Kasten  gelegt.  Daneben  halte  ich  auch  ein  besonderes  Fach  mit 
Schwarz  überzogen,  darin  sind  die  Erinnerungen  an  die  Heimgegangenen, 
Leichenreden  und  Andenken,  getrocknete  Blätter  und  letzte  Briefe.  Bei 
diesem  Fache  kommen  dem  Verfasser  freilich  manchmal  Tränen  in  die  Augen, 
aber  das  Memento  mori  auf  dem  Deckel  tut  allezeit  Dienste."  Und  es 
braucht  nicht  Familientag  zu  sein,  die  Höhepunkte  des  Lebens  laden  einen 
Hausvater  von  selbst  dazu  ein,  auf  die  Erinnerungen  aus  der  Väter  Tagen 
zurückzugreifen.  Es  ist  Hochzeit  im  Hause,  und  ein  altes  Hochzeitskarmen 
aus  den  Tagen  „als  der  Großvater  die  Großmutter  nahm"  wird  bei  Tafel 
herumgereicht  und  belustigt  die  Gäste.  Es  ist  Kindtaufe,  und  das  greise 
Oberhaupt  der  Familie,  der  würdige  Großvater,  bringt  die  Rede  auf  die 
lange  Geschichte  des  alten  Geschlechts,  dem  im  Neugeborenen  ein  neues 
Reis  entsprossen  ist. 

Es  ist  oft  nicht  ganz  leicht  gewesen,  Familienreliquien  zu  sammeln, 
und  das  ist  nur  gut;  denn  was  Mühe  gekostet  hat,  das  bewahrt  man  um 
so  sorgfältiger  auf.  Hat  man  nur  Briefschaften  und  andere  Papiere  zu- 
sammengebracht, so  legt  man  das  am  zweckmäßigsten  in  geeignete  Mappen2), 


J)  Eine  vortreffliche  Grundlage,  den  Familiensinn  innerhalb  der  Familie  zu  pflegen, 
sind  Familienchroniken,  in  die  handschriftlich  die  wichtigeren  Ereignisse  der  Familie 
eingetragen  werden.  Hierfür  gibt  es  eine  Anzahl  von  Vordrucken  mit  freigelassenem 
Papier,  welche  die  Eintragung  erleichtern  und  übersichtlich  machen.  Aus  dieser  Literatur 
seien  genannt:  Illustrierte  Familien-Chronik,  Verlag  v.  Graft,  Braunschweig,  2.  Afl.  — 
Mein  Stammbuch.  Begründet  von  Carl  Göhler,  Leipzig.  Unter  Mitwirkung  der  Zentral- 
stelle für  deutsche  Personen-  und  Familiengeschichte,  Leipzig,  Degener.  —  Familien- 
Chronik,  hrsg.  v.  Wilpert.  3.  Afl.  Groß-Rochlitz,  Wilpert.  —  Blanckmeister,  Familien- 
chronik. —  Leuschner,  B.,  Familien-Genealogie.  Ein  Buch  für  Familiengeschichte  u.  f.  d. 
Erziehung  der  folgenden  Generationen.  3.  Afl. —  Dr.  theol.  Blanckmeister  ist  evangelischer 
Pfarrer  in  Dresden;  Mitarbeiter  des  Buches  von  Leuschner  ist  Fürstbischof  Kardinal 
Dr.  Kopp  in  Breslau. 

2)  Der  Mentor -Verlag,  G.  m.  b.  H.,  Berlin-Schöneberg,  Bahnstr.  29/30,  versendet 
ein  „Mentor-Familien-Archiv"  komplett  20  M.  Dieses  besteht  aus  einer  Kassette  zum 
Aufbewahren  der  sämtlichen  Formulare;  „Stammtafelformulare",  10  für  Söhne,  10  für 
Töchter,  10  für  Ehefrauen;  Muster  einer  Stammtafel;  10  Ahnentafeln  zum  Ausfüllen; 
Frage-  und  Konzept-Formulare  und  zwar  10  Exemplare  für  männliche  und  20  Exem- 
plare für  weibliche  Familienmitglieder;  15  Mappen  zur  Aufbewahrung  von  Dokumenten; 
weiter  10  Stammtafel-Formulare  und  eine  „Anleitung  zur  Anlage  eines  Familienarchivs 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Mentor-Familienarchiv-Formulare"  (8  Seiten  8°). 
Die  einzelnen  Abteilungen  dieses  „Mentor-Familien-Archivs"  sind  auch,  je  zu  mindestens 
10  Stück,  einzeln  käuflich. 


Vereinsmuseen.  245 

andere  Gegenstände,  z.  B.  Photographien,  von  denen  eine  jede  auf  der  Rück- 
seite deutlich  Namen  und  Zeit  aufweisen  sollte,  in  passende  Kästchen.  Für 
größere  Bilder  empfiehlt  es  sich,  sie  im  Zimmer  aufzuhängen.  Verfügt  man 
über  reicheres  Material,  so  birgt  man  seine  Schätze  vielleicht  in  einer  Truhe, 
wie  sie  jetzt  wieder  modern  geworden  sind,  oder  man  läßt  sich  ganz  nach 
eigenem  Bedürfnisse  einen  Schrank  aus  Eichenholz  machen  mit  der  Auf- 
schrift „Familienarchiv",  der  dem  Wohnzimmer  oder  dem  Studierzimmer  oder 
gar  dem  Salon  zur  Zierde  gereicht.  Nimmt  die  Sammlung  noch  größere 
Ausdehnung  an,  dann  räumt  man  wohl  ein  kleines  oder  großes  Zimmer  des 
Hauses  zum  Hausmuseum  ein  und  richtet  es  nach  dem  Vorbild  unserer 
öffentlichen  Sammlungen  und  Museen  ein.  Oder  ist  der  Gedanke  zu  kühn? 
Die  Schiösser  und  Villen  der  vornehmen  Welt  sind  geräumig  genug,  und 
als  Haus-  und  Familienmuseum  dürfte  mancher  Raum  eine  vorzügliche  Ver- 
wendung finden.  Ich  sollte  meinen,  es  müßte  ein  stolzes  Gefühl  für  einen 
Hausherrn,  eine  Hausfrau  sein,  einen  Gast  in  die  Familienhalle  zu  führen, 
und  nirgends  müssen  sich  Jubiläen  und  sonstige  Hochfeste  der  Familie 
weihevoller  begehen  lassen,  als  in  solch  einem  Raum,  wo  man  von  den 
Geistern  der  Ahnen  umgeben  ist. 

Von  diesen  kleinen  Familienmuseen  bis  zu  den  großen  Fürsten-  und  veretasmuseen. 
Staatsmuseen  ist  ein  weiter  Weg.  Zahlreiche  Zwischenstufen  ergeben  sich, 
die  je  nach  der  Anlage  für  den  Familienforscher  von  größerem  oder  ge- 
ringerem Interesse  sind.  Von  besonderem  Wert  sind  die  Sammlungen  der 
Altertumsvereine,  auch  wenn  sie  nicht  so  umfangreich  sind,  daß  sie  zur 
Gründung  eines  Museums  führen.  Diese  Vereine  umfassen  meist  nur  einen 
kleineren  Landesteil  (Provinz,  Gau)  und  gehören  zu  den  lokalgeschichtlichen 
Gesellschaften.  1852  schufen  sich  diese  Altertumsvereine  ihren  Mittelpunkt 
in  dem  „Gesamtverein  der  deutschen  Geschichts-  und  Altertumsvereine", 
dessen  Geschäftsleitung  seit  1885  zu  Berlin  ist,  und  begründeten  das  „Ger- 
manische Museum"  in  Nürnberg,  sowie  das  „Römisch-Germanische  Zentral- 
museum" in  Mainz.  Neuerdings  traten  diesen  Vereinen  die  Anthropologi- 
schen Gesellschaften  und  die  Vereine  für  Volkskunde  tatkräftig  zur  Seite. 
Besonders  reich  an  Altertums-  und  Museumsvereinen  ist  Österreich.  Erwähnt 
seien  das  Johanneum  in  Graz  (seit  1810),  das  vaterländische  Museum  zu 
Prag  (1816),  das  Ferdinandeum  zu  Innsbruck  (1823),  das  Francisceum  zu 
Brunn,  der  kärntnerische  Provinzialverein  zu  Klagenfurt  und  der  steirische 
zu  Graz,  vor  allem  aber  die  durch  ihre  zahlreichen  wertvollen  Veröffent- 
lichungen hervorragende  „K.  K.  Zentralkommission  zur  Erhaltung  und  Er- 
forschung der  Baudenkmäler"  in  Wien,  deren  Tätigkeit  sich  neuerdings  auf 
die  gesamten  Kunst-  und  Altertumsdenkmäler  ausgedehnt  hat.  In  dem  an 
Altertümern  überreichen  Skandinavien  ist  zu  nennen  die  „Kgl.  Gesellschaft 
für  Nordische  Altertumskunde"  in  Kopenhagen  (seit  1825).  Die  ältesten 
Altertumsvereine  hat  England  aufzuweisen,  wo  bereits  1572  die  „Society  of 
antiquaries"  gestiftet  wurde.  Unter  den  zahlreichen  Vereinen  Frankreichs 
ragt  die  „Societe  des  antiquaires  de  France"  (seit  1814)  hervor. 


246     Das  Germanische  Nationalmuseum  in  Nürnberg.   Das  Hohenzollern  museum. 

DasOermanische  im  Germanischen  Nationalmuseum  zu  Nürnberg1)  interessieren  den 
Nf„ri0NümbUergmFami,ienforscher  insbesondere  die  über  25000  Exemplare  umfassende  Siegel- 
sammlung, die  1902  durch  die  von  Kaiser  Wilhelm  II.  angekaufte  und  dem 
Museum  geschenkte  Posse'sche  Sammlung  deutscher  Kaisersiegel  einen  wert« 
vollen  Zuwachs  erhielt,  ferner  die  Sammlungen  der  Münzen  und  Medaillen 
(etwa  21500  Stück),  die  zu  den  glänzendsten  Teilen  des  Museums  gehören, 
sowie  der  Kupferstiche  (30000  Stück),  die  Glasgemälde  und  Grabdenkmäler. 
Was  die  Siegelsammlung  betrifft,  so  wird  sich  der  Familienforscher  nicht 
sowohl  an  die  erste  Abteilung  wenden,  die  in  chronologischer  Ordnung  den 
Entwickelungsgang  der  formellen  Seite  der  Sphragistik  zeigen  soll,  als  viel- 
mehr an  die  zweite  Abteilung.  Diese  soll  mit  möglichster  Rücksicht  auf 
Vollständigkeit  die  Siegel  der  einzelnen  Familien  und  ihrer  Glieder,  der 
Serien  der  Fürsten,  Bischöfe,  Äbte  und  Städte  aufweisen.  Auf  die  stattliche 
Reihe  der  Kaisersiegel  folgen  die  verschiedenen  größeren  und  kleineren 
Reihen  der  Dynastensiegel,  wobei  die  Familien  in  alphabetischer  Reihenfolge, 
die  Siegel  innerhalb  der  Familie  teils  nach  Linien,  teils  einfach  chronologisch 
gelegt  sind.  Die  weltlichen  Fürsten  schließen  sich,  wiederum  in  alphabeti- 
scher Reihenfolge,  die  Bischöfe  und  reichsunmittelbaren  Äbte,  innerhalb  jeder 
einzelnen  Serie  gleichfalls  chronologisch  geordnet,  an;  dann  der  niedere 
Adel,  die  Patrizier  und  die  Bürgerlichen,  einfach  alphabetisch  geordnet  und, 
wo  sich  von  einer  Familie  Serien  finden,  diese  in  chronologischer  Reihen- 
folge. Zu  der  Sammlung  der  Grabdenkmale  gehören  auch  etwa  100  Ori- 
ginalbronzeepitaphien, die  auf  Nürnberger  Friedhöfen  aufgestellt  waren,  aber 
von  ihrer  Stelle  weichen  mußten,  um  neuen  Denkmälern  Raum  zu  gewähren. 
Diese  ganze  Sammlung  soll  in  ihrer  chronologischen  Ordnung  den  Ent- 
wicklungsgang der  Grabmonumente  zeigen,  zugleich  aber  auch  eine  „Wal- 
halla" werden,  in  der  sich  die  ganze  Geschichte  Deutschlands  und  seiner 
großen  Männer  treulich  wiederspiegelt.  Die  Benutzung  aller  dieser  Schätze 
wird  durch  einen  „Wegweiser"  durch  das  ganze  Museum  und  außerdem 
durch  Spezialkataloge  für  mehrere  Abteilungen  erleichtert. 
Das  Hohen-  Der    Direktor    des    Hohenzollern-Museums    und    Dirigent    der    Kunst- 

ZO,inrBe,rUiin!im  Sammlungen  in  den  königlichen  Schlössern  Prof.  Dr.  Paul  Seidel  in  Berlin 
hat  in  dem  von  ihm  redigierten  Hohenzollern-Jahrbuch  eine  stattliche  Reihe 
von  Schaustücken  jenes  Museums  veröffentlicht,  die  augenfällig  zeigen,  eine 
wie  reiche  Fundgrube  familiengeschichtlichen  Stoffes,  namentlich  für  das 
Geschlecht  der  Hohenzollern,  daselbst  vorhanden  ist.  Außer  allerhand  Ge- 
brauchsgegenständen, wie  Bechern,    Dosen,  Gläsern,  Petschaften,    Pokalen, 


*)  Vgl.  außer  den  Jahresberichten  des  Germanischen  Nationalmus.  zu  Nürnberg 
Hektor,  Gesch.  d.  Germanischen  Nationalmus.  v.  seinem  Ursprung  bis  z.  J.  1862 
(Nürnberg  1863);  Essenwein,  D.  Germanische  Nationalmus.,  dessen  Bedarf  usw.  (ebd. 
1884);  Leitschuh,  Franz  Friedrich,  D.  Germanische  Nationalmus.  in  Nürnberg. 
Illustrationen  nach  Photographien  v.  Christoph  Müller.  Bamberg  1890  (=  Bayerische 
Bibl.,  begründet  u.  herausgeg.  v.  Karl  v.  Reinhard,  Pattner  8:  Karl  Trautmann,  9.  Bd.).  — 
Hampe,  D.  Germanische  Nationalmus.  v.  1852—1902.  Festschr.  z.  Feier  seines  fünfzig- 
jährigen Bestehens.     Leipzig  1902. 


Das  Hohenzollernmuseum  in  Berlin.  Das  Bayerische  Nationalmuseum  in  München.     247 

Schlüsseln,  Waffen  usw.,  die  uns  die  einzelnen  Mitglieder  des  Geschlechts 
menschlich  näher  bringen  und  die  im  Laufe  der  Zeit  sich  immer  zahlreicher 
eingefunden  haben  und  neuerdings  neu  aufgestellt  worden  sind  (Seidel, 
Paul,  Veränderungen  und  neue  Erwerbungen  im  Hohenzollern  -  Museum 
HZJ  1899,  258ff.),  kommen  zahlreiche  Ölgemälde,  Kupferstiche,  Miniatur- 
bildnisse, Marmorbüsten,  Bronzeplaketten,  Schaumünzen  und  Medaillen  in 
Betracht.  Beispielsweise  sei  eine  vergoldete,  mit  Diamanten  besetzte  Tafel 
mit  28  Miniaturbildnissen,  darunter  denen  Friedrichs  des  Großen  und  meh- 
rerer seiner  Geschwister,  erwähnt,  abgebildet  HZJ  1899,  262.  Die  Sammlung 
der  Miniaturbildnisse  im  Hohenzollern-Museum,  über  die  Paul  Seidel  im 
HZJ  1904,  231,  handelt,  hat  in  den  letzten  Jahren  bedeutende  Vermehrungen 
durch  Überweisungen  der  Königlichen  Museen  erfahren.  Es  handelt  sich 
dabei  um  Mitglieder  unseres  Kaiserhauses  und  um  solche  Personen,  die  sich 
um  dasselbe  verdient  gemacht  haben.  Auch  die  eigenhändigen  Nieder- 
schriften einzelner  Hohenzollern,  die  Grundrisse  und  Abbildungen  der  von 
ihnen  benutzten  Wohnstätten,  Schlösser  und  Parkanlagen  sind  dem  Familien- 
forscher von  Interesse.  Besondere  Erwähnung  verdienen  noch  die  Miniatur- 
malerei zu  einer  Genealogie,  abgebildet  mit  dem  Titel  „triomphe  genealogique 
de  l'Auguste  Maison  de  Nassau"  HZJ  1898,  S.  189,  und  die  Totenmasken, 
auf  die  ich  als  auf  beachtenswerte  Beiträge  zur  Porträtkunde  besonders  auf- 
merksam machen  möchte  (vgl.  die  Abbildungen  HZJ  1905),  sowie  die  Ver- 
mehrung des  porträtkundlichen  Materiales  durch  die  Deutung  eines  Öl- 
gemäldes von  Lukas  Cranach  d.  J.  (vgl.  Seidel,  Paul,  Die  Taufe  Christi 
mit  den  Bildnissen  des  Markgrafen  Johann  von  Brandenburg-Küstrin,  seiner 
Gemahlin  und  seiner  Freunde,  HZJ  1907,  275 ff.).  Die  Sammlungen  zur 
Geschichte  der  Hohenzollern  sind  so  reichhaltig,  daß  sie  wiederholt  Ver- 
anlassung gegeben  haben,  Ausstellungen  zu  veranstalten,  so  die  der  Sammlung 
Friedrichs  des  Großen  in  den  Repräsentationsräumen  des  deutschen  Hauses 
auf  der  Pariser  Weltausstellung  und  die  von  der  Königlichen  Akademie  der 
Künste  in  Berlin  in  ihrem  Gebäude  veranstaltete  historische  Ausstellung  zur 
Feier  des  königlich  preußischen  Kronjubiläums  im  Jahre  1901.1) 

Im  Bayerischen  Nationalmuseum  zu  München  ist  an  familiengeschicht-  Das  Bayerische 
lichem  Material  zunächst  eine  große  Fülle  von  Bildnissen  zu  erwähnen. "ftSKT 
Hier  steht  das  Geschlecht  der  Witteisbacher  naturgemäß  obenan;  aber  auch 
andere  Porträts  aus  allen  Ständen  schließen  sich  an.  Neben  einer  langen 
Reihe  von  Ölgemälden,  die  uns  die  Vertreter  des  Hauses  Witteisbach  aus 
allen  Epochen  der  Weltgeschichte  vorführen,  befindet  sich  „das  kostbare 
Denkmal,  das  Carl  Albert  der  Genealogie  der  verschiedenen  Herrscherhäuser 


J)  Paul  Seidel,  Französische  Kunstwerke  des  XVIII. Jht.  im  Besitze  Seiner  Majestät 
des  deutschen  Kaisers  und  Königs  von  Preußen;  Geschichte  der  Erwerbung  u.  Verz. 
mit  14  Radierungen  u.  zahlreichen  Zeichnungen  v.  Professor  Peter  Halm.  Berlin  u. 
Leipzig  1900.  Ebendort  Paul  Seidel,  Die  Kunstsammlungen  Friedrichs  d.  Gr.  auf  d. 
Pariser  Weltausstellung  1900.  Beschreibendes  Verz.  mit  45  Abb.  nach  Radierungen  u. 
Zeichnungen  v.  Peter  Halm.  —  Paul  Seidel,  Zwei  Hohenzollern-Ausstellungen, 
HZJ  1901,  211  ff. 


248     Das  „Grüne  Gewölbe"  in  Dresden.   Familiengesch.  Materialien  in  Museen. 

in  Bayern  ließ.  Wir  haben  hier  in  architektonischer  Umrahmung  63  Intaglios 
in  blauen  Bergkristall  geschnitten,  welche  die  Brustbilder  der  Regenten  Bayerns 
von  Theodo  I.  bis  auf  Carl  Albert  darstellen".  Es  ist  bekannt,  daß  die 
Künstler  bei  Darstellungen  von  Vorkommnissen  der  Geschichte  des  Reiches 
Gottes  die  Physiognomien  gelegentlich  ganz  bestimmten  Personen  entnahmen; 
solche  Kunsterzeugnisse  bieten  dem  Familienforscher  hocherwünschte  Beiträge 
zur  Porträtkunde.  Ein  im  Bayerischen  Nationalmuseum  aufbewahrtes  Bei- 
spiel hierfür  ist  ein  Abguß  des  Abendmahles  von  A.  Kraft  (1501)  mit  Porträt- 
figuren von  Nürnberger  Patriziern.  Erwähnenswert  sind  ferner  die  Medaillen 
von  Silber,  Bronze,  Perlmutter,  Gips  und  ganz  ausgezeichnete  Ölminiaturen 
von  fürstlichen  und  anderen  auf  dem  Gebiete  des  Geistes  oder  des  politi- 
schen Lebens  hervorragenden  Persönlichkeiten,  dazu  als  Gebilde  der  Bossier- 
kunst  in  Wachs  die  sehr  schönen,  im  Jahre  1593  im  Geschmacke  der 
Jamnitzer  gearbeiteten  Brustbilder  der  Nürnberger  Patrizier  und  Ratsherren 
Hieronymus  Paumgartner,  Andreas  Imhoff,  Bartholomaeus  Pömer,  Julius 
Geuder  von  Heroltzberg,  Hans  Welser,  Joachim  Nützel,  Christof  Fürer  von 
Hamendorf  und  Paulus  Harsdorffer.  Die  Fenster  sind  von  Familienwappen 
geschmückt;  besonders  schön  sind  die  Wappen  des  bayerischen  Herzogs 
Ernst,  Bischofs  von  Freysing,  Hildesheim,  Lüttich,  Münster  und  Erzbischofs 
und  Kurfürsten  von  Köln,  vom  Jahre  1589,  ferner  das  des  Octavian  Schrenkh 
von  Nozing  1585,  des  Bartholomäus  Vischer  von  Regensburg,  des  Hans 
Ludwig  Trainer  von  Regensburg  usw. 
Das  „Grüne  Zu  den  Museen  gehört  auch  das  „Grüne  Gewölbe",  d.  i.  die  Königliche 

°Dresden  "  Schatzkammer  in  Dresden,  eine  seit  nun  bald  zweihundert  Jahren  Weltruf 
genießende  und  im  vollsten  Sinne  des  Wortes  unschätzbare  Sammlung  von 
Juwelen,  Geschirren  aus  Gold,  Silber  und  edlen  Steinen,  Prunkstücken  aller 
Art,  kostbaren  Waffen,  Emaillen,  Mosaiken,  Elfenbeinarbeiten,  Holzschnitze- 
reien und  Bronzen. 

Eine  lange  Reihe  von  Gegenständen  ist  hier  vereinigt,  die  von  den  ein- 
zelnen Mitgliedern  des  fürstlichen  Hauses  Sachsen  Albertinischer  Linie  gebraucht 
oder  als  Geschenke  und  Andenken  aufbewahrt  worden  sind.  Ich  erwähne 
beispielsweise  eine  Folge  der  besten  Porträtsmedaillen  der  sächsischen  Fürsten 
Albertinischer  Linie  von  Herzog  Albrecht  dem  Beherzten  an  und  eine  Reihe 
schönster  Medaillen  italienischer  und  anderer,  besonders  deutscher  Meister 
des  16.  und  17.  Jahrhunderts.  Bei  einer  Sammlung  wie  dem  Grünen  Ge- 
wölbe kommt  nicht  nur  ein  reiches  Material  zur  Geschichte  des  Fürsten- 
hauses zusammen,  dem  die  Sammlung  gehört,  sondern  auch  zahlreiche  Stücke, 
die  das  Verhältnis  des  Fürstenhauses  zu  seinen  Untertanen  erläutern.  So 
finden  sich  im  sogenannten  Silber-  oder  Buffetzimmer  unter  anderem  auch 
zwei  silberne  Ehrenschilde,  deren  einer  dem  1871  aus  Frankreich  siegreich 
heimkehrenden  Kronprinz  Albert  von  den  Landständen  des  Meißner  Kreises, 
deren  anderer  ihm  von  den  Landständen  des  Bautzner  Kreises  gewidmet  wurde. 
Familien-  Im  folgenden  stelle  ich  in  alphabetischer  Reihenfolge  von  Museen  noch 

Materialien0  in  eine  Anzahl  der  von   diesen  verwahrten   familiengeschichtlichen  Materialien 
Museen,      zusammen. 


Familiengesch.  Matrin.  in  Museen:  Antwerpen,  Bautzen,  Berlin,  Breslau,  Budapest.  249 

Antwerpen.  Das  Museum  Plantin-Moretus  besitzt  eine  vom  Konser- 
vator Max  Rooses  katalogisierte  Sammlung  von  Porträts  nach  Rubens,  eine 
Sammlung  von  allen  Regenten  und  Prinzen  von  Brabant,  e.  recueil  de  por- 
traits:  ducs  de  Brabant,  forestiers  et  comtes  de  Flandre,  Lusitaniae  regum, 
comtes  de  Hollande,  veterum  medicorum,  des  peintres  de  l'ecole  flamande 
en  phototypie,  publ.  p.  Jos.  Maes,  sowie  e.  Slg.  v.  inscriptions  funeraires 
et  monumentales  de  la  province  d'Anvers,  dazu  e.  Anzahl  alter,  gedruckter 
Porträtsammlungen,  hierüber  zahlreiche  genealogische  Arbeiten,  darunter 
Martin,  Les  Genealogies  des  forestiers  et  comtes  de  Flandre.  —  Ch.  de 
l'Epinoy,  Recherches  des  antiquit.  et  noblesse  de  Flandre. 

Bautzen.  Stiebermuseum:  Hypothekenbuch  (von  1424 — 1504);  Lei- 
chenpredigten, Hochzeitsgedichte;  Stammbücher;  Gersdorff'sche  Familien- 
Nachrichten,  Quedlinburg  1818  (am  Schluß  Nachträge  mit  Tinte  zu  S.  68, 
Nr.  149,  und  zu  S.  88);  Dr.  Probst's  Testament,  17.  Oktober  1792;  8.  März 
1793. 

Berlin.  Über  das  Hohenzollernmuseum  vgl.  oben  Seite  246.  Das 
Kaiser -Friedrich -Museum  enthält  in  seinen  Bildnissen  einen  reichen 
familiengeschichtlichen  Stoff.  Mit  Bezug  auf  die  dargestellten  Personen  (nicht 
der  Künstler)  seien  hervorgehoben  3  Augsburger,  4  kölnische,  12  sächsische 
und  9  würzburgische  Bildnisse  aus  d.  16.  Jht,  23  Amsterdamer  aus  d.  16. 
u.  17.  Jht.,  9  Haarlemer,  6  Antwerpener  aus  d.  16.  u.  17.  Jht,  10  floren- 
tinische  aus  d.  15.  Jht.,  11  florentinische,  18  venezianische  aus  d.  16.  Jht. 
Dazu  zahlreiche  Miniaturen,  z.  B.  3  sächsische  u.  3  Wiener,  u.  Plastiken, 
z.  B.  28  florentinische  u.  23  bolognesische.  Zu  den  Sammlungen  des  in 
diesem  Museum  verwahrten  Kgl.  Münzkabinetts  zählen  außer  den  Münzen, 
die  nur  für  genealogische  Fragen  der  Fürsten  und  Dynastengeschlechter,  und 
andererseits  der  Stempelschneider,  Münzmeister  und  sonstigen  Beamten  in 
Frage  kommen,  die  jettons  und  Rechenpfennige,  die  zunächst  auch  Münz- 
und  Finanzbeamte  bekunden,  aber  darüber  hinaus  das  Andenken  zahlreicher 
anderer  Beamtenreihen  (Bürgermeister,  Universitätsdekane)  und  einzelner 
Privatpersonen  festhalten,  die  Ratsmedaillen  verschiedener  Städte  (z.  B.  Ham- 
burg, Emden,  Nürnberg,  Augsburg),  die  zahlreichen  Privatmedaillen  seit  Be- 
ginn des  1 6.  Jahrhunderts  und  eine  geringere  Anzahl  von  Siegelstempeln  und 
Siegelsteinen  vom  Beginn  des  14.  Jahrhunderts  an.  —  Clemen,  Paul  Martin, 
D.  Kaiser- Friedrich -Museum  zu  Berlin  (in  Gemeinschaft  mit  Adolf  Gold- 
schmidt, Ludwig  Justi  und  Paul  Schubring.  Leipzig  1904  (zugleich 
als  Heft  2  der  Zeitschrift  für  bildende  Kunst,  NF  XVI,  1905). 

Breslau.  Das  Schlesische  Museum  f.  Kunstgewerbe  u.  Alter- 
tümer besitzt  e.  sehr  bedeutende  Slg.  v.  Siegeln,  Siegelabdrücken  u.  Pet- 
schaften, sowie  eine  heraldisch-sphragistische  Bibl.  Ziemlich  vollständig  ver- 
treten sind  darunter  d.  Siegel  d.  schlesischen  Adels. 

Budapest.  Ungarisches  Nationalmuseum.  Deponiert  sind  die  Ar- 
chive der  Familien  Bekassy,  Grafen  Berenyi,  Grafen  Bethlen,  Bossänyi,  Bükk, 
Dancs,  Graf  Daniel  Esterhäzy,  Grafen  Forgäch,  Hamvay,  Ibranyi,  Barone 
Jeszenäk,  Källay,  Kisfalady,  Mariässy,  Motesiczky,  Graf  Karl  Pongräcz,  Grafen 


250  Familiengeschichtl.  Materialien  in  Museen:  Celle,  Detmold,  Dresden. 

Rhedey,  Soos,  Szily,  Torma,  Just  von  Neczpäl,  Görgei,  Beniczky,  Dobos, 
Barone  Hellenbach,  Kapy,  Kende  von  Kölcse  und  Meski.  ASL  NF  XXIII. 
Ü.  d.  Urkundenslg.  vgl.  MIÖO  IX,  461  ff. 

Celle.  Vaterländisches  Museum.  Hier  eine  Sammlung  von  Wappen- 
fenstern, gestiftet  von  167  Hannoverschen  Adelsfamilien,  dann  weitergeführt 
für  adlige  u.  bürgerliche  Geschlechter.  Vgl.  DH  1909,  Nr.  6.  Diese  Samm- 
lung wird  fortdauernd  vermehrt.  Vgl.  hierzu  auch  Stephan  Kekule  von  Stra- 
donitz,  Die  Wappenku.  in  den  Museen  als  Hilfsmittel  kunstgeschichtlicher 
Forschung,  Museumsku.,  Bd.  IV. 

Detmold.  Für  d.  Mus.  hat  Prof.  Dr.  Weerth  e.  Slg.  v.  Siegelstempeln 
zusammengebracht,  die  fast  ausschließlich  solche  v.  Mitgliedern  d.  regieren- 
den Hauses  u.  v.  Behörden  sind.  Wappen  v.  Adels-  u.  Bürgergeschi,  kom- 
men im  Mus.  vereinzelt  —  auf  gemalten  Fenstern,  an  Möbeln,  Füllungen, 
Kaminen  usw.  —  vor.  Prof.  Dr.  Weerth  hat  privatim  seit  Jahren  e.  Slg.  von 
Notizen  z.  Genealogie  vorwiegend  lippischer  Geschl.  angelegt,  in  d.  bis  jetzt 
etwa  700  Familien  vertreten  sind.  Diese  Slg.  besteht  aus  Kirchenbuchaus. 
zügen  u.  archivalischen  Notizen.  Wo  es  möglich  war,  hat  Prof.  Dr.  Weerth 
auch  Stammbäume  zusammengestellt,  die  bisher  nicht  veröffentlicht  sind. 

Dresden.  Über  d.  Grüne  Gewölbe  im  Königlichen  Schloß  vgl.  oben 
Seite  248.  —  Das  Museum  des  Königlich  Sächsischen  Altertums- 
vereins und  die  damit  verbundenen  Sammlungen  des  Vereins  für  säch- 
sische Volkskunde  im  Palais  des  Königlichen  Großen  Gartens  enthalten 
e.  Anzahl  v.  Grabdenkmälern  aller  Arten,  darunter  auch  Totenschilde,  sowie 
Wappen,  teils  als  Tonbildnereien,  teils  auf  Altarflügeln,  Glas,  Stickereien, 
Ofenkacheln  u.  Hausgerät,  Siegel,  Münzen,  Medaillen.  Einen  Führer  durch 
dieses  Museum  schrieb  Otto  Wanckel,  neubearbeitet  von  A.  v.  Eye.  Dresden 
1895.  —  D.  Stadtmuseum  im  neuen  Rathaus  bietet  eine  reiche  Slg.  von 
Photographien,  Büsten  u.  Bildnissen  v.  Personen,  die  sich  um  Dresden  Ver- 
dienste erworben  haben,  ferner  e.  ganze  Reihe  in  Holz  geschnitzter  u.  be- 
malter Totenschilde  v.  d.  Begräbnisstätten  sächsischer  Adliger  aus  d.  Sophien- 
kirche: v.  Carlowitz,  Hoe  v.  Hoenegg,  Pflug,  Trotha,  Vitzthum  v.  Apolda, 
Vitzthum  v.  Eckstädt  usw.  Hierzu  kommen  Grabdenkmäler,  wie  d.  Familien 
Martinsen  u.  Benad  vom  alten  Eliasfriedhof,  des  Dresdner  Chronisten  Anton 
Weck  aus  d.  Petrikirche  zu  Bautzen  u.  d.  Grafen  Günter  v.  Bünau  (f  1 562). 
—  D.  Kunstgewerbemuseum  besitzt  e.  reichhaltige  Siegelabgußslg.  sowie 
einzelne  Gegenstände  wie  Glasfenster,  Porzellane,  Fayencen,  Stickereien,  Holz- 
schnitzereien mit  Wappen.  —  Körnermuseum  u. -Stiftung  s.o.  S.  243.  — 
Der  Katalog  der  Kgl.  Gemäldegalerie  zu  Dresden  von  Karl  Woermann 
(Dresden,  wiederholt  aufgelegt)  nennt  u.  a/ folgende  Bildnisse:  Maler  Bernard 
van  Orley  (gemalt  von  Albr.  Dürer),  Chr.  Fürchteg.  Geliert,  Chr.  Hnr.  Voigt, 
C.  G.  Hommeyer,  Jean  Jacques  Mesmer,  C.  W.  Ferd.  v.  Funck,  J.  G.  Boehme, 
E.  Platner  (sämtl.  v.  Anton  Graff),  Karl  Foerster  u.  Frau  Louise  Förster  (v.  Karl 
Vogel  v.  Vogelstein),  Franz  u.  Anna  Poppe,  Joh.  Fr.  Dinglinger  u.  Joh.  Melchior 
Dillinger  (sämtl.  v.  Sophie  Fried.  Dinglinger)  u.  d.  Selbstbildnisse  v.  Rem- 
brandt,  Anton  Graff,  Traug.  Leber.  Pochmann  u.  d.  Sophie  Friederike  Dinglinger. 


Familiengeschl.  Matrl.  in  Museen :  Frankfurt,  s'Gravenhage,  Halberstadt,  Hermannstadt.  251 

Frankfurt  a.  M.  Das  Städtische  Historische  Mus.  besitzt  reiches  heral- 
disches Material  z.  Frankfurter  Familiengesch.  u.  eine  große  SIg.  v.  Porträts 
Frankfurter  Persönlichkeiten. 

s'Gravenhage  (Haag).  Ü.  d.  Schätze  des  Gemeindemus.  orientiert  gut 
A.  J.  Servaas  van  Rooyen,  Catalogus  der  Geschied-  en  Oudheidkundige  Voor- 
werpen  van  het  Gemeente-Museum  van  's-Gravenhage  (Selbstverlag  d.  Mu- 
seums 1908).  Den  Familienforscher  interessieren  besonders  d.  Abteilungen: 
„Huis  van  Oranje- Nassau"  u.  „Beroemde  mannen  en  bijzondere  personen". 
Wertvoll  ist  auch  die  von  Raoul  Tissot  angelegte  u.  dem  Mus.  geschenkte 
Schöffensiegelsammlg.  (Namen  der  Schöffen  mit  Zeitangabe,  S.  14ff.  des  Ka- 
talogs). 

Halberstadt.  Architektur-Museum  in  dem  Kreuzgang1)  d.  Liebfrauen- 
kirche: bes.  Grabsteine  u.  Bruchstücke  d.  vor  einigen  Jahren  abgebrannten, 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jhts.  stammenden  Fachwerkbaues.  Namen, 
Wappen  u.  Hausmarken  hieraus  stellte  Petiscus,  ASW  VIII  1908,  S.  146  ff., 
zusammen. 

rlertnannstadt  in  Siebenbürgen.  D.  Baron  Brukenthalische  Mus. 
besitzt  A)  e.  Handschriftensammlung,  die  viel  familiengeschichtliches 
Material  enthält,  z.  B.  1.  Das  Brukenthalsche  Hausarchiv,  18.  u.  19.  Jht., 
einzelne  Stücke  auch  aus  früherer  Zeit;  viele  Briefe.  —  2.  Die  Freiherr  L. 
v.  Rosenfeld'sche  Slg.;  sehr  reich,  viel  Genealogisches.  —  3.  J.  K.  Schullers 
SIg.;  darin  viele  Briefe  an  u.  von  deutschen  Gelehrten,  19.  Jht.  —  4.  Baron 
Oeringers  Slg.;  enth.  auch  viele  Briefe,  18.  Jht.  —  5.  Joh.  Filtschs  Slg. ;  enth. 
viele  Briefe,  bes.  d.  Korrespondenz  des  Göttinger  Dozenten  Hißmann,  eines 
Freundes  Dohms;  18.  Jht.  —  6.  Steph.  Ludw.  Roths  Slg.;  darin  mancherlei 
Mitteilungen  u.  Briefe  betr.  die  Einwanderung  von  Württembergern  nach 
Siebenbürgen,  Mitte  des  19.  Jhts.  —  7.  Mehrere  Sammlungen  betr.  d.  Her- 
mannstädter Freimaurerloge,  18.  Jht.  —  8.  Akten  u.  Verzeichnisse  ü.  d.  Ein- 
wanderung österr.  Protestanten  nach  Siebenb.  (Transmigranten,  Exulanten), 
18.  Jht.  —  9.  Stammbücher  v.  Studenten,  die  deutsche  Hochschulen  im  17., 
18.,  19.  Jht.  besuchten.  —  10.  Hausbücher,  18.,  19.  Jht.  —  11.  Hochzeits- 
karmina  u.  Todesanzeigen,  17.,  18.,  19.  Jht.  —  12.  J.A.Zimmermanns  u.  F. 
J.  Zimmermanns  reiche  Handschriftenslg. ;  darin  viel  familiengeschichtl.  Ma- 
terial, auch  eine  Slg.  v.  Stammbäumen  siebenbürgisch- sächsischer  Familien. 
(J.  A.  Z.  war  zuletzt  Präsident  des  Wiener  ev.  Oberkirchenrates,  sein  Sohn 
F.  J.  Zimmermann  war  Archivar  der  sächs.  Nation  u.  der  Stadt  Hermann- 
stadt.) —  13.  Zunftbücher  u.  Zunfturkunden,  16.,  17.,  18.,  19.  Jht.  —  14. 
Kirchenbücher  u.  a.  m.  —  B)  eine  Münzsammlung,  darin  u.  a.  auch  viele 
Denkmünzen.  —  C)  eine  größere  Bibliothek;  in  den  älteren  Büchern 
finden  sich  viele  familiengeschichtl.  Notizen  auf  d.  Deckblättern  u.  Vorsteh- 
blättern; sie  betr.  natürlich  vornehmlich  Siebenbürger,  aber  auch  Ungarn, 
-Österreicher,  Deutsche  (im  politischen  Sinne  verstanden)   und  andere  Aus- 

l)  Wie  in  Halberstadt,  so  haben  sich  auch  in  anderen  Städten  wie  Augsburg, 
Freiberg  i.  Sa.,  Leipzig,  Nürnberg,  die  Kreuzgänge  der  Gotteshäuser  als  geeignete 
-Sammelräume  erwiesen. 


252     Familiengesch.  Matrin.  in  Museen:  Klosterneuburg,  Köln,  Leipzig,  Lemberg. 

länder;  selbstverständlich  finden  sich  auch  viele  Ex  libris- Zeichen  in  den 
Büchern ;  der  Gründer  der  Bibliothek  u.  des  ganzen  Mus.,  Gouverneur  S.  v. 
Brukenthal,  vermehrte  seine  Bücherbestände  insbes.  im  Wege  der  Wiener 
Antiquariate;  später  kamen  durch  Schenkung  die  dortige  alte,  ins  15.  Jht. 
zurückreichende  Ratsbibl.  u.  viele  private  Bücherslgn.  hinzu.  —  D)  e.  Ge- 
mäldeslg.,  1290  Bilder  umfassend.  —  E)  e.  Altertumsslg.,  d.  u.  a.  auch 
Grabdenkmäler  enthält. 

Klosterneuburg.  Das  Mus.  besitzt  e.  Siegeisig,  v.  zirka  500  St.  in 
6  Hauptgruppen:  1.  Regenten,  2.  Klerus,  3.  Adel  u.  Bürger,  4.  Städte  u. 
Mächte,  5.  Universitäten,  6.  Ämter,  Zünfte,  Gesellschaften.  Vgl.  d.  Katalog: 
Die  Schatzkammer  u.  d.  Kunstslg.  im  Chorherrnstifte  Klosterneuburg.   Wien 

1889. 

Köln.  Städtisches  Museum  Wallraf-Richartz.  Von  den  Bildnissen 
seien  beispielsweise  genannt  die  von  Heinrich  Cornelius  Agrippa  v.  Nettes- 
heim,  geboren  zu  Köln  1486,  von  Wallraf,  d.  Begründer  d.  Slg.  (*  1748, 
f  1824),  von  Aloys  Senefelder  (1771 — 1834),  von  Regierungs-Präsident  Hnr. 
v.  Wittgenstein  (*  20.  April  1797,  f  29.  März  1869),  von  Kommerzienrat 
Joh.  Hnr.  Richartz,  dem  Stifter  d.  Museumsgebäudes  (f  17.  Nov.  1797).  E. 
Verz.  d.  Gemälde  erschien  Köln  1906. 

Leipzig.  Das  Museum  der  bildenden  Künste  auf  dem  Augustus- 
platz  enthält  Porträtbüsten  z.  B.  von  dem  Bildhauer  Ernst  Julius  Hähnel 
über  Dr.  Karl  Lampe,  Dr.  Herrn.  Theobald  Petschke  u.  a.  u.  Porträts  z.  B.  v. 
d.  Porträtmaler  Anton  Graff  ü.  Joh.  Hnr.  Küstner,  Hans  Gotth.  v.  Globig, 
Frau  Katharina  Kanne  (Käthchen  Schönkopf).  In  der  „Gedächtnishalle  von 
Wohltätern  Leipzigs"  sind  u.  a.  aufgestellt  Ölgemälde  d.  Bürgermeisters  Dr. 
Otto  Koch  u.  d.  Oberbürgermeisters  Geh.-Rat  Dr.  Otto  Georgi  u.  Justizrat 
Dr.  Bruno  Tröndlin.  Nähere  Angaben  in  d.  v.  Theod.  Schreiber  geschriebenen 
„Verzeichnis  der  Kunstwerke  im  Museum  der  bildenden  Künste  zu  Leipzig", 
Leipzig  1903.  Das  Museum  im  alten  Rathaus  enthält  e.  wertvolle  Por- 
trätslg.,  sowohl  Gemälde,  als  auch  Kupferstiche;  zahlreich  sind  Werke  Ant. 
Grafts  vertreten.  Als  Glasgemälde  ist  d.  Bildnis  v.  Hieron.  Lotter  1556  in 
ganzer  Figur  zu  erwähnen.  Bes.  stattlich  ist  d.  Reihe  v.  Gemälden,  welche 
Leipziger  Stadtrichter  darstellen.  Außerdem  gibt  es  eine  Anzahl  von  Me- 
daillen z.  B.  auf  Cornelius  Stockmann,  Dichter  in  Leipzig  1 802,  auf  Christiane 
Mariana  v.  Ziegler,  Dichterin  1733  u.  auf  d.  Leipziger  Professoren  Georg  v. 
Breitenbach  (Jurist,  Mitte  des  16.  Jht.)  u.  Joh.  B.  Carpzow  (Theolog,  1639 
bis  1699). 

Lemberg.  Ossolineum.  Das  Ossolifiskische  National-Institut  in  Lem- 
berg besitzt  4798  Bände  Handschriften,  in  denen  ein  sehr  reichhaltiges  fa- 
miliengeschichtliches Material  enthalten  ist,  das  wohl  einige  hundert  Bände 
umfassen  dürfte;  dasselbe  bezieht  sich  vorwiegend  auf  polnische  Geschlechter. 
Der  dortige  Direktor  Prof.  Dr.  W.  Ketrzynski  besitzt  zirka  50  Genealogien 
westpreußischer  Familien,  deren  Verfasser  der  Kulmer  Landrichter  Lorenz 
von  Dzialowski,  gest.  um  1763,  gewesen  ist,  außerdem  reichliches  archivali- 
sches  Material  aus  der  Zeit  des  deutschen  Ordens  und  der  polnischen  Herr- 


Familiengesch.  Matrin.  in  Museen:  London.  253 

schaft  aus  den  Archiven  der  Provinzen  Ost-  und  Westpreußen,  das  nur  teil- 
weise in  des  genannten  von  Keirzynski  polnischen  Werke  „Über  die  polnische 
Bevölkerung  im  Ordenslande  Preußen"  (Lemberg  1882,  S.  XXIII  u.  639)  ver- 
wertet worden  ist. 

London.  Britisches  Museum.  Die  Manuskriptenslg.  d.  Britischen 
Mus.  umfaßt  mehr  als  40000  Handschr.  u.  etwa  55000  Urk.,  wobei  unter 
d.  einzelnen  Handschriftennummern  sich  wieder  größere  u.  kleinere  Urkunden- 
sammlungen verbergen,  u.  ist  neben  der  vatikanischen  wohl  die  bedeutendste, 
die  es  gibt.  Das  Material  ist  teils  englischer,  teils  fremder  Abstammung. 
Das  erstere  besteht  zum  großen  Teil  aus  amtlichen  Korrespondenzen  u.  Akten, 
die  man  nach  deutscher  Auffassung  eher  in  e.  Zentralarchiv  als  in  d.  Hand- 
schriftenslg.  e.  Mus.  od.  e.  Bibl.  vermuten  würde.  Bes.  bilden  einen  Haupt- 
bestandteil dieses  Stoffes  die  Archive  vornehmer  englischer  Familien,  die  mit 
Vorliebe  ihre  handschriftl.,  meist  aus  der  öffentl.  Tätigkeit  ihrer  einzelnen 
Mitglieder  hervorgegangenen  Sammlungen  dem  Britischen  Mus.  überlassen 
haben.  Hierzu  gehören  z.  B.  die  sogenannten  Mitchell-Papers,  d.  h.  die  di- 
plomatische u.  private  Korrespondenz  des  englischen  Gesandten  am  preußi- 
schen Hofe,  Sir  Andrew  Mitchell,  58  Bde.,  die  Newcastle  Papers  in  548  Bdn. 
u.  3483  Urk.,  d.  h.  die  Korrespondenz  des  Thomas  Pelham  Holles,  Herzogs 
von  Newcastle,  der  1724 — 54  Staatssekretär  von  England  u.  dann  Lordschatz- 
meister war,  u.  die  Hardwicke-Papers  in  930  Bdn.,  die  mit  den  beiden  oben 
genannten  Sammlungen  ein  für  die  allgemeine  politische  Geschichte  der  Neu- 
zeit und  die  Beziehungen  Englands  zu  allen  Staaten  wichtiges  Material  dar- 
bieten. Überraschender  wirkt  auf  d.  Benutzer  die  Reichhaltigkeit  der  in 
England  nicht  heimstättischen  Handschr.  Ü.  die  hauptsächlichsten  geschlos- 
senen Sign.,  die  d.  Mus.  nach  u.  nach  erwarb  u.  als  Sondereinheiten  behan- 
delt hat,  registrieren  Einzelkataloge  u.  e.  Übersicht  in  Warschauers  Schrift, 
„Mitteilungen  aus  der  Handschriftensammlung  des  Britischen  Museums  zu 
London,  vornehmlich  zur  polnischen  Geschichte"  (=Heft  13  der  Mittlgn.  der 
Preuß.  Archivverw.,  Leipzig,  Hirzel),  der  auch  die  vorstehenden  Notizen  ent- 
nommen sind.  Der  große  Sachkatalog  (Class-Catalogue)  besteht  aus  110  statt- 
lichen Bänden  in  Großfolio.  Die  ersten  Bde.  desselben  sind  der  Geschichte  ge- 
widmet. Hervorgehoben  sei  Band  X,  ü.  d.  einzelnen  Staatspapiere  fremder  Staaten 
(State-Papers,  Foreign,  Single).  D.  Material  f.  Deutschland  ist  bes.  reich- 
haltig betreffs  der  Reformationsgesch.  Bd.  XV  bis  XXVIII  verzeichnen  Briefe 
in  Staatsangelegenheiten  einzeln  nach  den  Verfassern.  Bd.  XXIX  führt  For- 
melb.,  Sign.  v.  Privatbriefen  u.  Albums  auf.  Von  familiengeschichtl.  Interesse 
ist  insbes.  die  nach  Hunderten  zählende  Menge  deutscher  Studentenalbums, 
die  das  Britische  Mus.  besitzt.  Bes.  Nürnberg  ist  gut  vertreten.  Die  folgen- 
den Bände  des  Katalogs  verzeichnen  die  Privatbriefe  nach  dem  Alphabet. 
Bd.  LI,  der  Biographie  gewidmet,  bietet  in  den  deutschen  Teilen  viel  über 
bayerische  und  Nürnberger  Familien.  Unter  den  Taufregistern  befindet  sich 
eines  der  St.  Theodoricuskirche  zu  Basel  1490 — 1737,  unter  den  Testamenten 
das  des  Jean  Jacques  Rousseau.  Band  LH — LVII  über  Tagebücher  und  Ge- 
nealogie (Notes  and  Genealogies)  weisen  hinsichtlich  Deutschlands  bes.  großen 


254     Familieng.  Matrln.in  Museen:  Lüneburg,  München,  Münster, Nordhausen,  Nürnberg. 

Reichtum  ü.  Nürnberg  auf.  Bd.  LVIII  ü.  Geographie  enthält  Nummern  ü. 
deutsche  Spezialgeschichte,  so  Add.  21220  e.  Mainzer  Stadtbuch:  Fremde 
Urtels  Buch  1398 — 1430  (über  dieses  Zeitschr.  der  Savigny-Stiftung  für  Rechts- 
gesch.  Germ.  Abt.  Bd.  24,  S.  3907).  Band.  LXIII— LXV  verzeichnet  manches 
f.  deutsche  Verhältnisse  Interessante,  so  Add.  15684  e.  Nürnberger  Schön- 
bartbuch 1449—1539.  Band  LXVI— LXVIII  handeln  über  die  Wappen  (Arms). 
Der  letzte  führt  in  d.  Abteilung  für  Deutschland  mehrere  alte  deutsche  Wappen- 
bücher, bes.  aus  d.  16.  Jht.,  auf.  0.  die  Bestände  z.  polnischen  Heraldik 
orientiert  Warschauer  S.  15.  Ü.  d.  Siegeisig,  d.  Britischen  Museums  ist  e. 
besonderer  Katalog  erschienen:  Catalogue  of  Seals  of  the  Department  of 
Manuscripts  in  the  Br.  M.  by  W.  de  Gray  Birch.  6.  Bd.  1900).  Was  einem 
Gesuch  um  Benutzung  des  Britischen  Mus.  beizufügen  ist,  findet  man  in 
Warschauers  genannter  Schrift  S.  2.  —  Vgl.  auch  R.  Priebsch,  Deutsche 
Handschriften  in  England.     2  Bde.     Erlangen  1896.  1901. 

Lüneburg.  Porträtsammlung  (meist  Kupferstiche)  des  Museumsvereins. 
Stammbäume  mit  Wappen.  Wappenbücher.  Heraldische  Skulpturen  von  Epi- 
taphien u.  Grabsteinen.     Gemalte  Fensterwappen. 

München.  Das  Bayerische  Nationalmuseum  besitzt  eine  Urkunden- 
slg.  (Katalog  v.  M.  J.  Neudegger  AZ  NF.  XII  1905),  handschriftliche  Münchener 
Zunftbücher,  einzelne  genealogische  handschriftliche  Werke,  wie  bes.  d.  Augs- 
burger Geschlechterbuch,  Wappenbücher, Stammbäume  bayerischer  Geschlechter, 
außerdem  zahlreiche  gedruckte  genealogische  Werke,  bes.  v.  bayerischen  Fa- 
milien. 

Münster.  Landesmuseum.  Die  Gemäldeslg.  enthält  e.  Reihe  v.  Bild- 
nissen, z.  B.  des  Goldschmieds  Dietrich  Kostede  1570  v.  Ludger  tom  Ring 
dem  Jüngeren,  des  Bürgermeisters  v.  Lennep  Engelbert  Therlaen  v.  Bartholo- 
maeus  Bruyn  d.  Ä.,  des  Fürstbischofs  Clemens  August  1756  v.  F.  H.  Pletten- 
berg  u.  des  Bischofs  Peter  v.  Hatzfeld  1795  v.  Joh.  Chr.  Rincklake.  F.  Koch, 
Verz.  d.  Gemäldeslg.  d.  Westfälischen  Kunstvereins  im  Landesmus.  zu  Münster 
Münster  o.  J. 

Nordbausen.  Städtisches  Museum.  Reiche  Siegel-  u.  Stempeisig. 
Der  „codex  Fabriciorum"  enthält  380  Autographe  v.  Briefen  aus  d.  Jahren 
1547—1577,  darunter  266  Briefe  der  Gebrüder  Fabricius.  D.  große  Münzslg. 
enthält  auch  e.  stattliche  Anzahl  v.  Denkmünzen,  Bronzegrabplatten  aus  der 
abgebrochenen  Martinikirche.  Porträts  der  Bürgermeister  u.  Pastoren.  Sal- 
vaguardien  (Schutzbriefe)  aus  d.  Zeit  d.  Schmalkaldischen  u.  dreißigjährigen 
Krieges.  Festschr.  z.  25  jähr.  Jubelfeier  d.  Städtischen  Mus.  in  Nordhausen. 
I.  Urkundl.  Gesch.  des  Städtischen  Mus.  v.  Hermann  Heineck.  II.  Führer 
durch  d.  Städtische  Mus.  von  Paul  Rausch.    Nordhausen,  C.  Haacke,  1901. 

Nürnberg.  Germanisches  Nationalmuseum.  Archiv.  Gegen 
12  000  Pergament-,  rund  2000  Papierurkunden,  Regesten  und  Personenregister 
vorhanden;  mindestens  1100  Aktenfaszikel,  aus  denen  zum  großen  Teil  die 
Personennamen  ausgezogen  sind,  Archive  mehrerer  Nürnberger  Patrizier- 
geschlechter, Teile  mehrerer  Stadtarchive  (Culmbach,  Schweinfurt,  Winds- 
heim u.  a),  Archivalien  aus  dem  15.,  16.  u.  17.  Jht.  enthaltend,  ein  Teil  des 


Familiengesch.  Matrin.  in  Museen:  Nürnberg.  255 

Wolkenstein-Archives,    14500  Autographen.     Ober   die  Siegelsammlung  vgl. 
oben  S.  246. 

Bibliothek.  I.  Handschriftlicher  Nachlaß  des  Heraldikers 
Friedrich  Heyer  von  Rosenfeld.  1.  Auszüge  betitelt:  „Die  in  den  Reichs- 
Akten  des  Edel-Archives  im  k.  k.  Ministerium  des  Innern  zu  Wien  enthaltenen 
Palatinats-Diplome,  ausgezogen  durch  Friedrich  Heyer  von  Rosenfeld,  k.  k. 
Hauptmann,  Wien  im  August  1877."  1  Band  in  4°  mit  einzelnen  Wappen- 
zeichnungen und  der  Signatur  HR  105,  I.  2.  dgl.,  betitelt:  „Verzeichniß 
der  von  den  verschiedenen  Kaisern  ertheilten  Palatinats-Diplomen  a.  d.  Ori- 
ginal-Concepten  im  k.  k.  Adels-Archiv  gezogen  von  Frdr.  Heyer  v.  Rosenfeld 
in  Wien  1886."  1  Band  in  4°  und  der  Signatur  HR  105,  II.  3.  dgl.:  Kaiser- 
liche Reichs-Adelserhebungen  aus  dem  Adels-Archive  zu  Wien.  7  Bände  in 
4°  und  der  Signatur  HR  105. 

I.  Namen  mit  Anfangsbuchstaben  A — B  1868 


III. 

IV. 

V. 

VI. 


C— D  1869 
E  — F  1869 
G  1870/71 

H— Ho  1873 
Ho— J    1875—77. 


K — T  fehlen,  weil  diese  Teile  von  Heyer  nicht  mehr  ausgearbeitet  worden 
sind.  In  einem  weiteren  Quartband  sind  die  Familiennamen  U — Z  vereinigt 
(1877 — 82).  Dazu  4  umfängliche  Pakete  mit  noch  ungesichteten  Notizen 
u.  Wappenskizzen. 

II.  Unter  den  für  die  familiengeschichtliche  Forschung  in  Betracht  kom- 
menden Handschriften  seien  erwähnt:  Das  sog.  große  Totengeläute,  vgl. 
Register.  Weiter  zahlreiche  Geschlechter-  u.  Wappenbücher  u.  ähnliche 
Kollektaneen,  sowie  eine  ansehnliche  Sammlung  (nicht  nur  Nürnbergischer) 
Stammbücher. 

II.  Ein  wichtiger  Bestandteil  der  Bibliothek  ist  die  durch  Vermächtnis 
ihr  zugefallene,  besonders  aufgestellte  Heyer  von  Rosenfeldsche  Sammlung 
von  Werken  auf  dem  Gebiete  der  Heraldik  und  Genealogie,  die  durch  die 
Zinsen  eines  dem  Museum  testamentarisch  übermachten  Kapitals  ständig 
vergrößert  wird.  Außerdem  stehen  im  Lesezimmer  der  Bibliothek  1  Exem- 
plar des  großen  Siebmacher,  so  ziemlich  alle  familiengeschichtlichen  bzw. 
heraldischen  Zeitschriften,  nicht  wenige  Nachschlagewerke  (für  die  Nürn- 
berger usw.  Personen-  und  Familiengeschichte,  Adels-  und  Gelehrtenlexika, 
Epitaphiensammlungen  usw.)  und  eine  seltene  Folge  von  Arbeiten  auf  dem 
Gebiete  der  deutschen  Ortsgeschichte  zu  allgemeiner  Benutzung  bereit.  End- 
lich sei  auf  ein  in  der  Bibliothek  aufgestelltes  Wappenrepertorium,  nach 
Figuren  und  nach  Familiennamen  geordnet,  hingewiesen. 

Kupferstichkabinett.  Von  den  Abteilungen  des  Kupferstichkabinetts 
kommen  in  Betracht:  Die  reichhaltige,  alphabetisch  geordnete  Porträtsamm- 
lung, dann  die  Sammlungen  von  Stammtafeln  und  Wappendarstellungen,  für 
die  ebenfalls  die  alphabetische  Anordnung  maßgebend  ist.    Hier  und  da  kann 


256  Familiengcschichtl.  Matrin.  in  Museen:  Prag,  Stockholm,  Stuttgart. 

auch  eine  Nachforschung  in  der  Abteilung  „Biographien,  Geschlechts-  und 
Regententafeln"  Aussicht  auf  Erfolg  haben.  Über  die  Epitaphien  vgl.  oben 
S.  246. 

Prag.  Böhmisches  Museum.  Für  die  ältere  Geschichte  und  Ge- 
nealogie des  böhmischen  Adels  ist  von  außerordentlicher  Bedeutung  die  von 
Franz  Palacky  angelegte  historisch-genealogische  Sammlung.  Sie  besteht  in 
einem  alphabetisch  geordneten  Zettelkataloge  und  enthält  Zitate  aus  allen 
möglichen,  von  Palacky  bei  seinen  historischen  Studien  benutzten  Quellen. 
Ferner  befindet  sich  im  Böhmischen  Museum  die  Wratislawsche  Sammlung 
(14960  Stück),  so  benannt  nach  ihrem  Begründer,  dem  K.  K.  Hofrate  Rudolf 
Grafen  Wratislaw  von  Mitrowic  (f  1860).  Jede  böhmische  Familie  (im 
ganzen  4087  Familien)  hat  in  dieser  Sammlung  ihren  eigenen  Faszikel  und 
in  den  letzteren  sind  die  verschiedensten,  auf  Wappen,  Genealogie  und  Ge- 
schichte der  einzelnen  Geschlechter  bezugnehmenden  Notizen,  Broschüren, 
Karten  und  Zeitungsausschnitte  hinterlegt.  Die  Stammbäume  erweisen  sich 
größtenteils  als  Kopien  von  jenen  aus  der  Wunschwitzschen  Sammlung,  doch 
sind  dieselben  zumeist  bis  auf  die  jüngsten,  gegenwärtig  noch  lebenden 
Generationen  ergänzt  und  daher  recht  brauchbarer  Behelfe.  Das  Archiv  des 
Museums  des  Königreichs  Böhmen  besitzt  ferner  unter  seinen  1997  Original- 
Pergamenturkunden  aus  den  Jahren  1160 — 1902  viele,  die  sich  auf  den  Adel 
beziehen,  mit  anhängenden  Siegeln,  darunter  98  Adelsdiplome  aus  den  Jahren 
1463 — 1902.  Die  26291  Original-Papierurkunden  des  böhmischen  Adels  aus 
dem  15. — 19.  Jahrhundert  beziehen  sich  auf  2513  Familien.  Die  Dr.  Joseph 
Hlävkasche  Autographen-  und  Siegelsammlung  zählt  8789  Stück,  die  Wappen- 
sammlung des  böhmischen  Adels  3771  Stück,  die  allgemeine  Siegelsammlung 
beinahe  60000  Stück.  Ferner  sind  zu  nennen  die  269  Register  des  Kammer- 
gerichtes aus  d.  J.  1471 — 1783,  deren  genaue  Beschreibung  Archivdirektor 
Schulz  in  Nummer  24  des  Historischen  Archivs  der  böhmischen  Kaiser  Franz 
Josephs-Akademie  veröffentlicht  hat,  und  136  Register  des  Burggrafen-Gerichtes 
aus  d.  J.  1497 — 1783,  beschrieben  in  Nummer  27  desselben  Archivs. 

Stockholm.  Statens  Historiska  Museum  (kungl.  vitterhets  hi- 
storie  och  antikvitets  Akademien).  Genealogisches:  Handschriftliche 
Sammlungen  der  Forscher  C.  R.  Berch,  G.  W.  af  Tibell,  K.  A.  af  Schmidt 
und  andere.  —  Sphragistisches:  1.  Eine  große  Sammlung  von  Hand- 
stempeln zum  Siegeln  schwed.  adeliger  Familien.  2.  Abbildungen  (Zeich- 
nungen) schwedischer  mittelalterlicher  Siegel,  a)  Eine  Sammlung  aus  dem 
18.  Jahrhundert,  b)  Zeichnungen  unter  Urkundenkopien  aus  dem  17.  u. 
18.  Jahrhundert.  3.  Abdrucke.  Sammlungen  der  Herren  B.  Risberg, 
C.  Stolpe  und  andere.  Heraldisches:  1.  Schwedisches  Wappenbuch  für 
das  Mittelalter.  Zeichnungen  aus  dem  19.  Jahrhundert.  2.  Eine  große 
Sammlung  von  Abbildungen  (Photographien,  Zeichnungen  usw.),  kirchlicher 
Denkmäler  (auch  Grabdenkmäler)  in  Schweden,  nach  Landschaften  und  Kir- 
chen geordnet. 

Stuttgart.  Die  Staatssammlung  vaterländischer  Altertümer  besitzt  eine 
große,    noch    nicht  ganz  geordnete  Sammlung  von  Siegelabdrucken,   Siegeln 


Familiengesch.  Matrin.  in  Museen:  Wien,  Wiener  Neustadt,  Worms.     257 

und  Siegelstöcken  württembergischer  Zugehörigkeit,  ferner  eine  Anzahl  alter 
künstlerisch  ausgeführter  Stammbäume  und  etliche  Stammbücher  mit  Wappen, 
auch  zahlreiche  Bildnisse. 

Wien.  Eine  Abteilung  der  Münz-  und  Antikensammlung  des  kunst- 
historischen Hofmuseums  bildet  die  sphragistische  Sammlung  des  A.  H. 
Kaiserhauses.  Eine  Übersicht  über  dieselbe  gibt  Julius  v.  Schlosser 
MJÖG  XII  1891,  Seite  297ff.  Die  familiengeschichtlich  wichtigste  Abteilung 
dieser  Sammlung  ist  die  Dietzsche  Sammlung,  zumeist  Lack-  und  Papiersiegel, 
Abdrücke  aus  Originaltyparen  usw.,  eingeklebt  in  Rahmenbänden,  21  327  Stück; 
sie  ist  alphabetisch  geordnet;  zur  Orientierung  dient  ein  genauer  handschrift- 
licher Katalog  mit  drei  Nachträgen.  Besonders  reich  ist  diese  Abteilung 
an  Wappensiegeln  deutscher  Adelsgeschlechter.  Einen  besonderen  Wert  haben 
die  großenteils  vollständigen  Siegelserien  regierender  Fürsten  oder  ehemals 
souveräner  Geschlechter.  In  Beziehung  auf  das  reichliche  genealogisch- 
heraldische Material  der  Dietzschen  Sammlung  verwandt  ist  die  Siegelsamm- 
lung Kaiser  Ferdinands  I.  Sie  ist  nach  den  damaligen  Provinzen  des  Kaiser- 
tums geordnet  und  enthält  fast  ausschließlich  die  Wappensiegel  der  ein- 
heimischen Adelsgeschlechter  mit  Angabe  des  Stammlandes.  Ein  alphabetischer 
und  ein  Ladenkatalog  fördern  die  Benutzung  der  Sammlung.  Außerdem 
besitzt  das  Hofmuseum  noch  die  Sammlung  von  Gipsabgüssen  von  Siegeln 
des  Wiener  Stadtarchivs  (österreichische  Städte,  Wiener  Geschlechter  usw., 
ca.  600  Stück)  aus  Formen,  die  der  verstorbene  Kustos  Dr.  Hartmann  von 
Franzenshuld  seinerzeit  für  die  historische  Ausstellung  der  Stadt  Wien  im 
Jahre  1873  hat  anfertigen  lassen.  Über  die  Kollektion  genealogischer  Kopien 
von  deutschen  Kaiser-  und  Königssiegeln  erschien  1851  der  gedruckte  Katalog 
von  Roemer-Büchner,  die  Siegel  der  deutschen  Kaiser,  Könige  und  Gegen- 
könige zu  Frankfurt  a.  M.  Aus  der  Neumannschen  Münzsammlung  rühren 
die  Bronzeabgüsse  böhmischer  Königssiegel  von  Przemysl  Ottokar  bis 
Wladislaw  II.  her.  —  Das  Wiener  Jüdische  Museum  hat  1913  sein  neues 
Lokal,  II  Malzgasse  16,  bezogen.  Wir  tragen  bei  dieser  Gelegenheit  zu  oben 
Seite  197  nach:  Die  Inschriften  des  alten  Judenfriedhofes  in  Wien.  Im  Auf- 
trag der  histor.  Kommission  der  israelitischen  Kultusgemeinde  in  Wien  be- 
arbeitet von  Dr.  Brnh.  Wachstein.  Mit  202  Textabbildungen,  15  Tfln.  u. 
e.  Friedhofsplan.  1.  TL  1540(?)— 1670.  Wien  u.  Leipzig  1912.  In  der  Ein- 
leitung dieses  Werkes  werden  allgemeine  Gesichtspunkte,  wie  Phraseologie, 
Chronologie,  Sprache  und  Stil  der  Inschriften,  erörtert. 

Wiener  Neustadt.  Neuklostermuseum.  Eine  Anzahl  Wappenbriefe. 
Einige  Wappensteine.  450  Porträts;  über  150  derselben  stellen  Personen 
dar,  die  mit  der  Stadtgeschichte  in  direktem  Zusammenhange  stehen. 

Worms.  Das  Paulusmuseum  und  die  verschiedenen  Kirchen  der 
Stadt  Worms  enthalten  zahlreiche  Grabdenkmäler,  und  wenn  auch  im  An- 
fang des  vorigen  Jahrhunderts  sehr  viele  und  zwar  großenteils  gerade  die 
ältesten  vernichtet  worden  sind,  so  reichen  doch  noch  immer  manche  bis 
ins    13.  Jahrhundert   zurück.     Einige    Stammbücher   und    mit   Wappen    ge- 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie.  I.  17 


258     Familiengesch.  Matrin.  in  Museen:  Zürich.  Wichtigkeit  des  Porträts  für  Staat  usw. 

schmückte  Gegenstände  im  Paulusmuseum  bieten  verhältnismäßig  nur  wenig 
familiengeschichtliches  Material. 

Zürich.  Das  Schweizer  Landesmuseum  enthält  eine  Fülle  von  Wappen, 
die  für  die  Geschichte  von  Schweizer  Familien  wichtig  sind.  Über  diesen 
Stoff  vgl.  das  „Schweizer  Archiv  für  Heraldik".  Die  größte  Masse  dieser 
Wappen  ist  auf  Glasscheiben  angebracht  (Wappenscheiben),  doch  findet  sich 
heraldischer  Schmuck  auch  hier  auf  Glasgemälden,  Ofenkacheln,  Trinkschalen, 
Teppichen,  Gerät-  und  Möbelstücken  aller  Art,  insbesondere  Schränken, 
Truhen,  Chorstühlen.  Außerdem  verwahrt  das  Museum  Totenschilde, 
Grabplatten,  Grabsteine  und  größere  Epitaphe,  Wappentafeln,  Medaillen 
und  Bildnisse.  Nähere  Nachweise,  besonders  über  die  Wappenscheiben  und 
Glasgemälde,  enthält  der  „Führer  durch  das  Schweizerische  Landesmuseum 
in  Zürich",  hrsg.  v.  d.  Direktion.  Zürich,  Verlag  des  Schweizerischen  Landes- 
museums 1910. 

Das  Porträt.1) 

Wichtigkeit  des  Das  Porträt  ist  hinsichtlich  des  Publikums  zweifach  wichtig:    für   das 

stwtu!^ Familie.  Staatsleben  und  für  das  Familienleben.  Der  Staat  bedarf  der  Porträtstatuen 
und  Gemälde  nicht  nur  des  Ruhmes,  sondern  auch  der  Selbsterhaltung 
wegen;  denn  er  braucht  seine  Geistesheroen,  seine  Staatsmänner  und  Feld- 
herren als  geistige  Stützen  und  die  Erinnerung  an  dieselben.  Es  handelt 
sich  sowohl  darum,  die  Toten  zu  ehren,  als  auch  die  Lebenden  zu  erinnern, 
daß  das  staatliche  Gebäude,  in  dem  sie  wohnen,  die  Frucht  der  Bemühungen 
jener  Männer  sei,  deren  Leben  Jahrhunderte  zurückreicht  und  auch  Jahrhunderte 
nachwirkt.  Alle  gebildeten  Nationen  haben  daher,  solange  sie  ein  Bewußt- 
sein ihrer  Größe,  und  Würde  sich  erhalten  haben,  das  Andenken  solcher 
Männer  nach  ihrem  Tode  durch  Porträtstatuen  zu  ehren  gesucht. 

Noch  viel  bedeutsamer  aber  ist  die  Stellung  der  Familie  zum  Porträt. 
Es  hat  in  ihr  einen  noch  größeren  Rückhalt;  denn  jede  echte  Kunst  muß 
auf  wirklichen,  nicht  erkünstelten  Bedürfnissen  aufgebaut  sein  und  in  diesen 
mächtige  Wurzel  schlagen  können.     Das  Porträt  als  solches  ist  der  Familie 


*)  Waetzoldt,  Wlh.,  'Die  Kunst  des  Porträts.  Leipzig  1908.  —  Janitschek, 
Geschichte  der  deutschen  Malerei.  Berlin  1890.  —  Kemmerich,  Die  frühmittelalterliche 
Porträtplastik  in  Deutschland  bis  z.  Ende  d.  13.  Jht.;  drs.,  D.Anfänge  d.  deutschen 
Porträtmalerei.  Leipzig  1906;  drs.,  Die  Porträts  deutscher  Kaiser  u.  Könige  bis  auf 
Rudolf  v.  Habsburg,  NA  33.  —  Eitelberger,  Kunsthistorische  Schriften  III.  —  Leh- 
mann, Alfr.,  D.  Bildnis  bei  d.  altdeutschen  Meistern  bis  auf  Dürer,  1900.  —  Wolt- 
mann,  Holbein  und  seine  Zeit.  Leipzig  1874.  —  Leischnig,  D.  Bildnis  im  78.  u.  19.  Jht. 
Wien  1906;  drs.,  D.  Bildnis-Miniatur  in  Österreich  1750—1850.  Wien  1907.  — 
O.  v.  Bezold,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Bildnisses,  MGN  1909 f.  —  Burckhardt,  D. 
Porträt  in  d.  Malerei,  in  d.  Beitr.  z.  Kunstgesch.  in  Italien,  Basel  1898.  —  Schaeffer, 
Die  Frau  in  der  venetian.  Malerei.  München  1900;  drs.,  Das  Florentiner  Bildnis. 
München  1903.  —  Woermann,  D.  italienische  Bildnismalerei  d.  Renaissance.  Eß- 
lingen  1905.  —  Collies,  J.,  The  art  of  portrait  painting.  London  1905.  —  Dayos, 
Arm.,  L'image  de  femme.  Paris  1900.  —  Williamson,  History  of  portrait  miniatures. 
London  1904,  2  Bde. 


Anfänge  bildnisartiger  Schöpfungen  in  der  deutschen  Malerei.  259 

ein  Bedürfnis;  es  ist  nicht  geschaffen,  in  dieser  der  menschlichen  Eitelkeit 
zu  frönen,  sowenig  wie  im  öffentlichen  Leben  der  Wohldienerei.  In  der 
Familie  hat  das  Porträt  neben  seinem  absoluten  Kunstwerte  noch  eine  be- 
sondere edlere  Mission  zu  erfüllen.  Es  hält  die  Pietät  in  der  Familie  und 
die  fortlaufende  Erinnerung  an  die  Familie  aufrecht.  Der  bürgerlichen  und 
der  adligen  Familie,  den  Hohen  wie  den  Niedrigen  müssen  diese  Erinne- 
rungen heilig  sein.  Die  alten  deutschen  und  holländischen  Bilder  z.  B.,  die 
wir  kennen,  mit  den  Zügen  voll  Treue,  voll  Ehrbarkeit  und  Kraft,  zeigen 
uns  deutlich,  daß  in  den  vergangenen  Jahrhunderten  diese  moralischen 
Mächte  in  der  Gesellschaft  lebendig  gewesen  sind,  und  wir  sehen,  daß  diese 
guten  Eigenschaften  des  Lebens  auf  die  Kunst,  auf  die  Künstler  förderlich 
eingewirkt  haben  und  daß  diese  Bilder  in  erster  Linie  nicht  der  bloßen 
Eitelkeit,  der  müßigen  Schaulust  der  Salons  gedient  haben. 

Die  Anfänge  bildnisartiger  Schöpfungen  auf  dem  Gebiete  der  deutschen  Anfänge  widnis- 
Malerei  sind  in  den  Handschriften  zu  finden.     Bereits  die  ältesten  der  uns  Schöpfungen  in 
bekannten    Buchillustrationen    enthalten    figürliche    Darstellungen.      Anfangs  der  deutschen 
in  roher  und  kindlicher  Auffassung,  später  in  seltsamen  Verschnörkelungen, 
sind    sie  nichts  anderes   als   ein   häufig  wiederkehrendes,    ein    ornamentales 
Schema,  das  Symbol  einer  menschlichen  Gestalt,  und  selbst  da,  wo  in  den 
besseren  Arbeiten  aus  charakteristischen  Attributen  oder  einem   beigeschrie- 
benen Namen  ersichtlich  ist,    daß   mit  diesem  Symbol  eine  ganz  bestimmte 
Persönlichkeit  gemeint  ist  (Dedikationsbild,  Autoren-  und  Schreiberporträt), 
kann  von  einem  menschlich-individuellen  Zug  noch  nicht  gesprochen  werden. 
So    hat   sich,    um   nur  eines  der  zahlreichen  Beispiele  aus  früherer  Zeit  zu 
nennen,  in  einer  Handschrift  des  8.  Jahrhunderts  (St.  Gallen,  Stiftsbibl.  Hand- 
schrift 736)  der  Schreiber  derselben,  Wandelgarius,    abkonterfeit,    aber   die 
Linien,  die  seine  Physiognomie  bezeichnen  sollen,  unterscheiden  sich  schlechter- 
dings nicht  von  denen  der  anderen  Köpfe  dieser  Handschrift.1) 

Noch  in  die  Lebenszeit  Karls  des  Großen  fallen  die  ersten  schüchternen 
Versuche,  der  Realität  der  Physiognomie  ein  wenig  nahe  zu  kommen,  so 
z.  B.  in  den  kleinen  Porträtköpfen  der  Alcuinbibel  in  Bamberg,  und  augen- 
fälliger wird  der  Fortschritt  in  den  Bildnissen  der  leges  barbarorum,  die  in 
prächtig  ausgestatteten  Handschriften  die  kurz  nach  dem  Tode  des  Kaisers 
gesammelten,  im  karolingischen  Reiche  geltenden  Volksrechte  enthalten.  In 
dem  ihnen  beigegebenen  Bilderschmuck  sind  die  einzelnen  Gesetzgeber  in 
großen  Vollbildern  dargestellt,  unter  ihnen  auch  Karl  der  Große.  In  den 
ältesten  dieser  Handschriften,  in  der  820  bis  832  in  einer  Schreibstube  zu 
Fulda  angefertigten  Sammlung,  stimmt  das  Bildnis  des  Kaisers  mit  der  aus- 
führlichen Personalbeschreibung  Einhards  überein:  ein  runder  dicker  Kopf, 
glattes  Kinn  und  Schnurrbart,  auffällige  Merkmale,  die  in  noch  schärferer 
Ausprägung  die  berühmte  Reiterstatuette  im  Museum  Carnavalet  zu 
Paris  zeigt. 


x)  Vgl.  D.  Studie  u.  d.  deutsche  Porträt  von  Karl  Lamprecht  im  3.  Jahrg.  des 
Museums,  S.  21,  wo  dieses  Beispiel  durch  Abbildungen  erläutert  wird. 

17* 


260    Anfänge  bildnisartiger  Schöpfungen  i.d. deutsch. Malerei.  Plast. Menschenbildungen. 

In  den  ersten  Jahrzehnten  des  11.  Jahrhunderts  beginnt,  bei  steigender 
Produktion,  der  Verfall  der  künstlerischen  Buchillustration.  Die  fränkiscneh 
Kaiser  erscheinen  bei  ganz  schwacher  Individualisierung  als  derbe,  leiden- 
schaftliche, aber  recht  plumpe  und  ungeschlachte  Gestalten,  fast  ohne  eine 
Spur  der  alten  Imperatorenwürde,  und  selbst  in  der  Zeit  des  abermaligen 
Aufschwunges  der  Buchmalerei  nach  der  Mitte  des  12.  Jahrhunderts,  der 
dem  neuerwachten  geistigen  Leben  auf  dem  Fuße  folgte,  wo  die  Heldensagen 
germanischer  Vorzeit  gesammelt  und  zu  dem  mächtigen  Sänge  der  Nibelungen 
vereinigt  wurden,  wo  die  Blüte  des  Volksepos  und  der  höfischen  Dichtung 
sich  zu  entfalten  begannen,  schreitet  die  Entwickelung  des  Bildnisses  nur 
wenig  vorwärts. 

Wir  sind  mit  dieser  Periode  der  Buchmalerei  bei  jener  für  das  gesamte 
Mittelalter  so  bedeutungsvollen  Zeit  angelangt,  wo  die  starre  Gebundenheit 
der  Geister  einer  freieren  Gestaltung  des  Kulturlebens  weicht,  bei  jenem 
Scheidepunkte,  der  das  Mittelalter  in  zwei  Hälften  gliedert,  von  denen  die 
zweite  bei  ihren  künstlerischen  Darstellungen,  um  mit  Karl  Lamprecht 
(Deutsche  Geschichte  III,  S.  6 ff.)  zu  sprechen,  „gleichsam  die  Mitte  hält 
zwischen  der  massiven  Typik  der  Vergangenheit  und  dem  ausgeprägten 
Individualismus  des  16.  Jahrhunderts".  Und  wenn  auch  das  eigentliche 
Bildnis  in  dieser  Epoche  keine  wesentliche  Förderung  erfährt,  so  wird  doch 
von  nun  an  der  Gesamteindruck  der  Handschriften-Illustration  ein  ganz 
anderer,  indem  in  den  schlanken  Figuren,  den  jetzt  wieder  mehr  rundlich 
werdenden,  nicht  mehr  manieriert  ovalen  Köpfen,  dem  kleinen  Mund  mit 
den  vollen  Lippen  und  dem  hellblonden,  bis  auf  die  Schultern  herabwallenden 
Haupthaar,  wenigstens  scheinbar,  eine  ganz  entschiedene,  bisher  unerhörte 
Zuwendung  der  Maler  zur  Naturbeobachtung  zum  Ausdruck  kommt. 

Nachdem  die  Maler  einmal  begonnen  hatten,  mit  der  überlieferten 
typischen  oder  konventionellen  Darstellung  des  Menschen  bzw.  des  Heiligen 
zu  brechen  und  ihn  mit  Zügen  aus  dem  wirklichen  Leben  zu  begaben,  lag 
der  Versuch  nahe,  auch  eine  ganz  bestimmte  Persönlichkeit  auf  dem  Altar- 
bilde erscheinen  zu  lassen,  so  wie  sie  leibt  und  lebt,  mit  ihren  individuellen 
Eigenarten  und  mit  all  den  Zufälligkeiten  ihrer  äußeren  Gestalt:  ein  folge- 
rechter und  ruhiger  Schritt  in  der  Entwickelung  der  Bildnismalerei,  der  uns 
heute  natürlich  und  selbstverständlich  erscheint  und  der  doch  den  Menschen 
des  15.  Jahrh.  als  ein  ganz  unerhörter  Wagesprung  in  Erstaunen,  manche 
wohl  auch  geradezu  in  Erschrecken  versetzt  haben  muß.  Welch  ein  selt- 
sames Gefühl  mag  der  Meister  gehabt  haben,  dem  ein  solches  Porträt- 
experiment einigermaßen  gelungen  war,  und  wie  mag  der  Beschauer  über- 
rascht gewesen  sein,  als  er  sich  selbst  oder  einen  seiner  Freunde  auf  den 
ersten  Blick  im  Bilde  wiedererkannte, 
piwtische  Men-  Die  in  Deutschland  während  des  13.  Jahrhunderts  entstandenen   plasti- 

«:h«biidungen.schen  Menschenbildungen  verdienen  in  einer  Reihe  mit  den  größten  künst- 
lerischen Leistungen  aller  Zeiten  und  aller  Völker  genannt  zu  werden,  nicht 
eben  in  ihrer  Eigenschaft  als  Abbilder  des  wirklichen  Lebens,  wohl  aber 
als  freie,  ideale  Schöpfungen  von  gewaltigster  Kraft  und  zwingender  Wirkung. 


Plastische  Menschenbildungen.  261 

Schon  seit  dem  Beginn  des  11.  Jahrhunderts,  seit  den  Tagen  Bernwards 
von  Hildesheim,  war  in  den  alten  sächsischen  Landen  Erzguß  und  Stein- 
bildnerei  lebhaft  betrieben  worden,  und  aus  diesen  Anfängen  einer  noch 
wesentlich  zu  dekorativen  Zwecken  arbeitenden  Kunst  entwickelte  sich  um 
die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  ein  großer  monumentaler  Stil,  dessen  Ruf 
bald  die  lokalen  Grenzen  überschritt  und  dessen  Schöpfungen  in  alle 
Lande  gingen. 

Im  östlichen  Sachsen  entstanden  zum  Beginn  des  13.  Jahrhunderts  die 
großartigen  Triumphkreuze  von  Wechselburg  und  Freiberg,  die  Statuen 
Heinrichs  des  Löwen  und  seiner  Gemahlin  Mathilde  im  Dome  zu  Braun- 
schweig und  gegen  1270  die  Stifterfiguren  im  Dome  zu  Naumburg.  Mit 
einem  Schlage  erscheint  hier  all  das  Kindlich-Rohe  und  Unbeholfene  über- 
wunden, das  uns  in  den  gleichzeitigen  Darstellungen  der  menschlichen  Ge- 
stalt im  Buche  wie  an  der  Kirchenwand  entgegengetreten  war.  Mit  freiem 
Blicke  haben  diese  Künstler  ins  Leben  geschaut  und  das,  was  sie  dort  fanden, 
mit  tüchtigem  technischen  Können  im  Bildnisse  wiedergegeben,  oft  auch, 
wie  die  Braunschweiger,  mit  einem  großen  Zug  idealer  Verklärung. 

Streben  nach  typischer  Schönheit  zeigen  auch  die  berühmten  Meister, 
die  an  dem  steinernen  Bilderschmuck  des  Bamberger  Domes  gearbeitet  haben. 
In  den  machtvollen  Prophetenköpfen  der  älteren  Gruppe  ist  zudem  bei  aller 
Idealität  eine  Naturwahrheit  und  Schärfe  der  Charakteristik  erreicht  worden, 
wie  man  sie  sonst  in  der  gesamten  deutschen  Kunst  romanischer  Periode 
vergeblich  suchen  wird. 

Müssen  wir  auch  die  Bamberger  Skulpturen  künstlerisch  höher  be- 
werten als  die  Naumburger,  so  kommt  doch  bei  diesen  die  Annäherung 
an  das  nüchtern  Porträthafte  mehr  zum  Ausdruck  als  bei  jenen,  wie  das 
ja  auch  der  den  Bildwerken  zugrunde  liegende  Gedanke  rechtfertigt:  hier 
ein  realistisch-monumentaler,  dort  ein  ideal-kirchlicher.  Vor  den  Markgrafen 
und  Edelfrauen  im  Naumburger  Dom  haben  wir  das  Gefühl,  vor  einem 
einfachen,  tüchtigen,  bodenwüchsigen  Menschengeschlecht  zu  stehen,  das  in 
seiner  wahren,  ein  wenig  hausbackenen  Alltagserscheinung  im  Gedächtnis 
der  Nachwelt  fortzuleben  wünscht. 

Teils  der  Richtung  der  Bamberg^  Meister,  teils  jener  der  sächsischen 
Schule  folgen  eine  große  Anzahl  von  Grabsteinen  der  nämlichen  Zeit,  die 
einen  mit  geringerer,  die  anderen  mit  stärkerer  Neigung  zum  Porträtartigen ; 
die  letztere  gewinnt  im  14.  und  noch  mehr  im  15.  Jahrhundert,  der  materia- 
listischen Strömung  in  allen  Künsten  folgend,  die  Oberhand,  freilich  auf 
Kosten  des  künstlerischen  Inhaltes,  jedoch  sind  es  jene  Grabfiguren,  in  denen 
uns  die  ersten  wirklichen  Porträts  begegnen.1) 

Einzelbildnisse,  die  nicht  als  Grabfiguren,   sondern  als  Ehrendenkmäler 


*)  Lichtenberg,  Reinhold  Frhr.  v.,  D.  Porträt  an  Grabdenkmalen;  seine  Ent- 
stehung u.  Entwickelung  v.  Altertum  bis  z.  italien.  Renaissance.  Straßburg  1902.  — 
Buchner,  O.,  D.  mittelalterlichen  Grabstätten  in  Nord-Thüringen  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Erfurter  Denkmäler.  Studien  z.  deutschen  Kunstgesch.,  H.  37, 
Straßburg  1902. 


252  Totenmasken.   Streben  nach  Wirklichkeit. 

im  modernen  Sinne  bestimmt  waren,  sind  auch  noch  im  15.  Jahrhundert 
verhältnismäßig  selten;  als  eines  der  vorzüglichsten  sei  die  Büste  des  großen 
Baumeisters  Peter  Parier  von  Gmünd  in  der  Chorgalerie  des  Prager  Domes 
aus  dem  Jahre  1390  genannt,  die  erste  ganz  lebenswahre  Porträtdarstellung 
eines  deutschen  Künstlers. 

Daß  man  im  späten  Mittelalter  Grabmäler  zu  Lebzeiten  oder  bei  Ehe- 
leuten nach  dem  Tode  eines  Gatten  bestellte,  erhellt  auch  daraus,  daß  zu- 
weilen die  Todesdaten  nicht  ausgefüllt  sind.  Allgemeine  Sitte  war  dies 
jedoch  nicht,  die  meisten  Grabmäler  sind  erst  nach  dem  Tode  ausgeführt 
worden,  gewiß  zumeist  nach  Erinnerungsbildern,  oft  ohne  solche. 
Totenmasken.  Totenmasken  wurden  bei  Aufbahrungen  vornehmer  Personen  angewandt, 

ja  Abformungen  nach  dem  Leben  wurden  schon  früh  gemacht.  Die  früheste 
Nachricht  stammt  aus  dem  14.  Jahrhundert:  1350  wurden  das  Gesicht  und 
die  Hände  Philips  VI.  von  Valois  abgeformt,  damit  der  Künstler,  der  das 
Denkmal  des  Königs  machen  sollte,  eine  vollkommene  Ähnlichkeit  erreichen 
möchte.  1422  wurde  die  Abformung  des  Gesichts  Heinrichs  V.  von  England 
in  gekochtem  und  dadurch  erweichtem  Leder  ausgeführt  und  reich  bemalt. 
Später  wurde  Wachs  angewandt, 
streben  nach  Die  Tafelmalerei    hat,   in   der  Hauptsache  für  Antependium  und  Altar- 

Wirkhchkeit.  aufsafz  bestimmt  und  beschränkt  auf  das  religiöse  Stoffgebiet,  gleich  der 
Wandmalerei  und  zäher  als  die  beweglichere  Kunst  der  Illuministen,  bis 
etwa  zum  3.  Jahrzehnt  des  15.  Jahrhunderts  an  den  altherkömmlichen  Typen 
festgehalten.  Nur  gegen  das  Ende  dieser  Epoche  hin  macht  sich,  dem  Vor- 
gange der  Buchmalerei  folgend,  eine  Vorfrühlingsstimmung  der  neuen  Zeit 
auf  ihren  Tafeln  bemerklich:  mit  einem  gleichsam  schüchtern  auf  die  Natur 
schielenden  Blicke  bahnt  sich  eine  neue  Darstellung  zunächst  des  mensch- 
lichen Umrisses  an  — ,  sowie  sie  gefunden  ist,  wird  sie  allerdings  sofort 
ihrerseits  wieder  zur  Konvention.  Diese  Neuerung  erstreckt  sich  nur  auf 
die  Gestalt,  vor  dem  Physiognomischen  macht  sie  Halt:  im  Schwünge  des 
Körpers,  in  einer  künstlichen  Biegung  der  Hüften,  einer  seitlichen  Neigung 
des  Kopfes  und  in  der  Gebärde  suchen  die  Maler  Leben  und  innerliche 
Empfindung  der  Dargestellten  zum  Ausdruck  zu  bringen.  In  jenem  denk- 
würdigen dritten  Dezennium  wendet  sich  der  Blick  der  Maler  ab  von  den 
Typen  der  älteren  Buchillumineure  und  den  alten  Vorbildern  auf  der  Kirchen- 
wand und  geht  mit  voller  Entschiedenheit  auf  den  Urquell  aller  Kunst,  auf 
die  Natur,  zurück.  An  allen  Orten,  fast  gleichzeitig  und  unabhängig  von- 
einander, gleichsam  aus  unsichtbaren  Keimen  einer  neuen  Luftströmung  sich 
entwickelnd,  treten  die  individuellen  Gestalten  mit  individuellen  Gesichts- 
zügen in  den  Tafelbildern  auf,  wie  man  sie  vordem  nie  geschaut  hatte,  in 
Köln,  in  Niedersachsen,  am  Oberrhein,  in  Schwaben,  Franken,  Tirol,  hier 
vereinzelt  wie  ein  schüchterner,  unbeholfener  Versuch,  dort  zahlreicher  und 
in  vollendeten  Persönlichkeiten  von  Mark  und  Bein. 

Von  nun  an  wächst  das  Streben  nach  Wirklichkeit  mehr  und  mehr, 
verwandelt  in  Gestalten  von  leibhaftiger  Lebensform  die  aus  Überlieferung 
und   Konventionen   geborenen  Schemen  und   führt  schließlich,   mächtig  ge- 


Stifterfiguren.  Rosenkranzbilder.  Schutzmantelbilder.  263 

fördert  durch  die  Kunst  Italiens  einerseits  und  die  Flanderns  andererseits, 
zur  vollen  Aufnahme  der  äußeren  Natur,  wie  sie  sich  dem  neuerschlossenen, 
aber  mit  Bewußtsein  auswählenden  und  aus  Neigung  komponierenden 
Künstlerauge  darbot,  bei  der  einen  Stammesgröße  mit  stärkerer  Betonung 
des  ästhetisch  Anmutenden,  bei  der  anderen  mit  gleichartiger  Wiedergabe 
aller  Zufälligkeiten,  oft  gerade  mit  Hervorhebung  des  Herben  und  Häßlichen, 
ja  selbst  zuweilen  des  Grausigen  und  Abstoßenden,  —  führt  zu  dem  großen 
Phänomen  der  Wiedergeburt  der  Natur,  zu  dem  mehr  oder  minder  ver- 
klärten sogenannten  Realismus  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts,  aus 
dem  heraus  die  nach  dem  höchsten  Idealismus,  im  reinsten  Sinne  des  Wortes, 
ringende  Kunst  eines  Dürer  und  eines  Holbein  sich  erheben  sollte. 

So  gering  die  Zahl  der  als  Porträts  gemeinten  Zuschauer  oder  Han-  Stifterfiguren, 
delnden  auf  den  bildlichen  Darstellungen  des  15.  Jahrhunderts  ist,  so  un- 
ermeßlich ist  auf  Votivgemälden,  Kirchen-  und  Hausaltären  die  Gesamtsumme 
der  Stifterfiguren.  In  allen  Größen,  in  allen  Lebensaltern,  in  jeder  Art 
stümperhafter,  selten  künstlerischer  Ausführung,  treten  sie  uns  dort  entgegen: 
Insekten  vergleichbar  an  Wuchs,  als  Däumlinge,  Zwerge,  in  halber  bis  zur 
vollen  Menschengestalt,  Kinder,  Jünglinge  und  Jungfräulein,  Männer  und 
Frauen,  Greise  und  Matronen,  vom  kaum  lesbaren  kakographischen  Schnörkel 
oder  Monogramm  einer  menschlichen  Figur  bis  zum  mehr  oder  minder 
lebensgleichen  Konterfei. 

In  der  Regel  erscheint  der  Stifter  knieend  und  betend,  den  Rosenkranz 
mit  den  Fingern  abzählend,  ohne  Pathos  in  Gebärde  oder  Ausdruck,  mit 
dem  Kleide  seines  Standes  angetan,  der  Ritter  in  seiner  Rüstung,  die  Frau 
in  der  Kirchentracht.  Brustbilder,  die  von  unten  her  aus  dem  Rahmen 
emportauchen,  sind  seltene  Ausnahmen.  Zuweilen  werden  bandartige,  flat- 
ternde Streifen  mit  einer  kurzen  Gebetformel  oder  einem  frommen  Spruch 
beigegeben,  die  oft,  besonders  in  der  Frühzeit,  geschickt  als  Ornament  ver- 
wertet werden,  ferner  auch  das  Familienwappen.  Namensbeischriften  sind 
sehr  selten. 

Der  künstlerische  Wert  der  deutschen  Stifterbildniswelt  ist  im  großen 
und  ganzen  sehr  gering.  Selbst  die  besseren  Meister  haben,  ganz  im 
Gegensatz  zu  italienischem  oder  niederländischem  Kunstgebrauch,  die  Dona- 
toren auffällig  flüchtiger  behandelt,  als  die  übrigen  Personen  der  Darstellung. 
Auf  Porträtähnlichkeit  scheint  es  selbst  da,  wo  ein  größerer  Maßstab  an- 
gewendet worden  ist,  kaum  abgesehen  zu  sein. 

Das  Rosenkranzbild  zeigt  in  der  Regel  die  heilige  Jungfrau  von  einem  Rosenkranz- 
Ring  roter  und  weißer  Rosen  umgeben,  ein  Sinnbild  der  Freuden  und  Leiden     bilder* 
Maria,  welcher  Repräsentanten  aller  Stände  den  Rosenkranz  überreichen,  ein 
Gedanke,  der  mit  der  Stiftung  der  Rosenkranz-Brüderschaften  in  Verbindung 
steht.    In  recht  guten  Bildnissen  der  männlichen  Ständevertreter  werden  wir 
Porträts  erkennen  dürfen. 

Die  Mater  Misericordiä,  auch  Maria  Schutz  oder  Schutzmantelbild  ge-  schutznwntd- 
nannt,  zeigt  die  Madonna,  wie  sie  ihren  weiten,  oft  von  Engeln  oder  Hei-       bi,dcr* 
ligen  gehaltenen  Mantel  über  die  ihrer  Obhut  sich  Anvertrauenden  ausbreitet. 


264  Franzosen.  Holländer.  Anton  Graff. 

Der  schöne  Gedanke,  der  einer  solchen  Auffassung  der  Königin  des  Himmels 
zugrunde  liegt,  ist  der  nämliche,  der  in  dem  Gebete  seinen  Ausdruck  findet: 
sub  tuum  praesidium  confugimus.  Als  etwas  Neues  mag  dann  später  das 
Porträtelement  hinzugetreten  sein.  Die  Gelegenheit,  sich  selbst  und  seine 
geistlichen  und  weltlichen  Oberherren  an  so  bevorzugter  Stelle  zu  sehen,  war 
doch  zu  verlockend,  als  daß  man  sie  hätte  unbenutzt  vorübergehen  lassen, 
und  so  erscheinen  denn  bald  hin  und  wieder  ganz  bestimmte  Persönlich- 
keiten an  Stelle  der  typischen  Standesvertreter  unter  dem  himmlischen 
Gnadenmantel.1) 

Franzosen.  Die  Wirklichkeitsforderung   des    italienischen    Publikums    wurde    modi- 

fiziert durch  das  die  Renaissance  durchziehende  tiefe  Verlangen  nicht  bloß 
nach  dem  Menschen,  sondern  nach  dem  „schönen"  Menschen.  Das  Ähnlich- 
keitsbedürfnis des  französischen  Auftraggebers  unter  Ludwig  XIV.  und  Lud- 
wig XV.  wurde  bezeichnet  und  eingeschränkt  durch  das  allgemeine  Streben, 
jedes  Gesicht,  auch  das  des  kleinbürgerlichsten  Individuums,  soweit  zu  ver- 
gewaltigen bzw.  zu  erhöhen,  bis  es  dem  herrschenden  Menschentypus,  dem 
Fürstenkopfe,  angeähnelt  war.  Man  wollte  porträtiert  werden,  ähnlich  sich 
selbst,  aber  in  sich  ähnlich  dem  vollkommenen  Menschen. 

Man  darf  infolgedessen  von  diesen  französischen  Porträts  nur  sehr  vor- 
sichtig Rückschlüsse  ziehen  auf  das  wirkliche  Aussehen  der  Menschen; 
stellte  die  Kunst  doch  weit  weniger  die  Menschen  dar  als  die  Ansprüche 
der  Menschen  an  sich  selbst. 

Holländer.  Der  nüchterne,  praktische  Sinn  einer  bürgerlichen  Generation,  die  stets 

in  irgend  einer  Form  des  Rationalismus  die  ihr  gemäße  Weltansicht  findet, 
ist  tief  durchdrungen  von  der  unantastbaren  Gültigkeit  und  Vernunft  alles 
Wirklichen.  Diese  Gesinnung  verlangt  von  der  Welt  nicht  mehr  als  sie 
bietet,  und  erwartet  auch  von  der  Kunst  nur  ein  getreues,  ein  wirklichkeits- 
gemäßes Abbild  des  Seienden  —  aber  das  fordert  sie  auch  ganz.  So  kann 
das  Porträt  solchen  Geschlechtern,  wie  z.  B.  den  Holländern  des  17.  Jahr- 
hunderts, nicht  wahrheitsgetreu,  nicht  ähnlich  genug  sein.  Ohne  innere 
Schwungkraft,  den  Alltagsboden  zu  verlassen,  ohne  Bedürfnis  nach  irgend 
einem  Ideal,  im  Sinne  eines  Vorbildes,  nach  dem  man  sich  in  bewußter 
Arbeit  an  sich  selbst  bildet,  stellt  man  auch  der  Kunst  das  uralte  Bürger- 
verlangen, im  Lande  zu  bleiben  und  sich  redlich  zu  nähren.  Mit  solcher 
Genügsamkeit  verbindet  sich  aber  stets  ein  reichliches  Maß  von  Selbst- 
zufriedenheit. Man  begnügt  sich  deshalb  damit,  so  zu  sein  und  so  auszu- 
sehen, wie  man  ist,  weil  jeder  völlig  zufrieden  mit  sich  selbst  ist. 
Anton  Graff.  In  Deutschland  ist  Anton  Graff  durch  seine  bürgerliche  Porträtmalerei 

berühmt.  Wir  sind  über  diesen  Künstler  unterrichtet  durch  das  Werk  von 
Prof.  Dr.  Julius  Vogel:  Anton  Graff,  Bildnisse  von  Zeitgenossen  des  Meisters 
in   Nachbildungen  der  Originale,   ausgewählt   und    erläutert   (Leipzig   1898, 


x)  Ein  solches  Schutzmantelbild  ist  abgebildet  bei  Karl  Graf  Kuef stein.  Stu- 
dien zur  Familiengesch.,  II.  Teil.  Wien  u.  Leipzig  1911,  zu  Seite  103  (Reproduktion 
aus  Bd.  I). 


Miniaturen.   Silhouetten.  265 

erste  Veröffentlichung  der  Kgl.  Kommission  des  Königreichs  Sachsen  für  Ge- 
schichte, Snr.  Majestät  dem  König  von  Sachsen  gewidmet).  Für  den  Ruhm 
Graffs  war  es  von  entscheidender  Bedeutung,  daß  er  1766  eine  Stellung  in 
Dresden  antrat.  Man  muß  sich  die  Bedeutung  Dresdens,  die  Jahrhunderte 
alte  Kunstliebe  der  sächsischen  Fürsten,  das  Streben  nach  glanzvoller  Ent- 
faltung ihrer  Hofhaltung,  den  Umfang  und  die  Pracht  der  Bauten  des  18.  Jahr- 
hunderts, die  allein  der  Stadt  einen  unvergänglichen  Reiz  verliehen  haben, 
sowie  endlich  das  ganze  große  Kapitel  kursächsischer  Kunstpflege,  der  alles 
Kleinliche,  alles  Minderwertige  fremd,  dagegen  alles  Großartig -Prächtige, 
Kostbar-Luxuriöse,  künstlerisch  Bedeutsame  Bedürfnis  war;  man  muß  all  diese 
Erscheinungen  sich  vor  Augen  führen,  um  zu  verstehen,  welcher  Glanz  es 
war,  der  diese  Stadt  wie  ein  Nimbus  umstrahlte. 

Die  Zahl  der  Bildnisse,  die  aus  Graffs  Hand  hervorgegangen  sind,  ist 
sehr  bedeutend.  Nach  einem  vom  Meister  selbst  geführten  Verzeichnis  hat 
er  etwa  1240  Bildnisse  gemalt.  Ihrem  künstlerischen  Werte  nach  waren 
naturgemäß  diese  Bildnisse,  von  denen  z.  Z.  nur  etwa  300  nachweisbar  sein 
dürften1),  sehr  verschieden.  Neben  Meisterwerken  finden  wir  mittelmäßige 
Leistungen,  wie  sich  leicht  erklären  läßt:  bald  waren  diejenigen,  die  seine 
Kunst  auf  die  Leinwand  bringen  sollte,  Leute  vom  Schlage  derer,  von  denen 
Hagedorn  sagte,  an  gewissen  Seelen  würde  auch  der  beste  Bildnismaler 
nichts  auszudrücken  finden,  bald  waren  es  geistig  bedeutende  Menschen  und 
solche,  die  dem  Künstler  persönlich  nahe  standen.  So  begreifen  wir,  warum 
gerade  die  Porträts  von  Lessing,  Sulzer,  Chodowiecki,  Reich,  Hagedorn, 
Körner,  um  nur  einige  zu  nennen,  Meisterwerke  der  Porträtkunst  ersten 
Ranges  sind. 

Das  Geben  und  Nehmen  kleiner  Porträts  gehörte  für  die  Gesellschaft  Miniaturen, 
des  18.  Jahrhunderts  zu  den  Bedingungen  und  Freuden  des  Lebens.  Man 
ließ  sich  gerne  malen,  immer  für  andere,  für  Eltern  und  Kinder  und  Freunde. 
Die  Großen  zeichneten  durch  Übersendung  ihres  Bildnisses  jene  aus,  denen 
sie  Dank  und  Anerkennung  erweisen  wollten.  Miniaturen  wurden  verliehen 
wie  Orden,  und  manchmal  wurden  sie  wie  Orden  am  Bande  getragen.  Häufig 
ließen  die  Damen  sie  in  ihren  Schmuck  ein.  Dosen  wurden  bis  ins  19.  Jahr- 
hundert damit  geschmückt.  Man  zierte  Schreibpulte  und  Tische  mit  Minia- 
turen. Überall  war  man  umgeben  von  ihnen  und  hütete  sie  als  kostbare 
Erinnerungen  an  teure  Menschen  und  als  Schöpfungen  bedeutender  Künstler, 
die  man  unaufhörlich  in  Tätigkeit  setzte. 

Die  Silhouette  ist  französischen  Ursprungs  und  benannt  nach  dem  fran-  Silhouetten, 
zösischen  Finanzminister  Etienne  de  Sylhouette,   dessen   wenig  erfolgreiche 


*)  Eine  wesentliche  Ergänzung  des  bisher  bekannten,  von  Graff  geschaffenen 
Porträtmaterials  bietet  das  für  Porträtstudien,  insbesonders  über  Leipziger  Familien 
höchst  wichtige  Werk:  Stadtgeschichtliches  Museum  zu  Leipzig.  Das  Bildnis  in  Leipzig 
vom  Ende  des  17.  Jahrhunderts  bis  zur  Biedermeierzeit.  Aus  Anlaß  der  vom  Stadt- 
geschichtlichen Museum  zu  Leipzig  1912  veranstalteten  Porträtausstellung  herausgegeben 
von  Prof.  Dr.  Albrecht  Kurzwelly,  unter  Mitwirkung  von  Dr.  Eugen  Eysson, 
A.  Walther  Biel  und  Hildegard  Heyne.   Leipzig  1912. 


266  Silhouetten.   Engländer. 

Finanzreformen  man  lächerlich  zu  machen  suchte.    Von  Frankreich  kam  die 
Silhouette  nach  Deutschland  und  sie  hat  hier  mehr  als  zwei  Menschenalter 
neben    der  Miniatur    eine   große    Rolle  gespielt,    nicht    nur  in   bürgerlichen 
Kreisen,  für  welche  die  Miniatur  zu  teuer  war,  auch  in  den  hohen  Familien  fand 
sie  Eingang.    Der  Klassizismus  mit  seiner  Strenge  und  seinem  Streben  nach 
Einfachheit   leistete  ihr  Vorschub.     Und  es  ist  sehr  glaublich,  daß  auch  die 
Entdeckung  der  schwarzfigurigen  antiken  Vasen   hier  mitgewirkt  hat.1)     Ich 
möchte  mit  Lei  sc  hing2)   meinen,   daß  auch  Lavaters  physiognomische  Stu- 
dien, die  bekanntlich  wie  auf  Goethe,   so  auf  die  ganze  Epoche  einen  un- 
geheuren Eindruck  machten,  an  der  Verbreitung  des  Schattenrisses  ebenfalls 
Anteil  haben.     Wertvolle  Silhouettensammlungen  sollten  häufiger,  als  bisher 
geschehen   ist,  veröffentlicht  werden.     Vorbildlich  für    solche  Publikationen 
ist  das  Buch  von  Ernst  Kroker,   Die  Ayrerische  Silhouettensammlung.     Eine 
Festgabe  zu  Goethes  hundertundfünfzigstem  Geburtstag,  Leipzig  1899.     Die 
Silhouettensammlung  von  Georg  Friedrich  Ayrer,  über  dessen  Familie  Kroker 
wertvolle  Mitteilungen  macht,  enthält,  zahlreiche  Dubletten  eingerechnet,  1370 
Stück.    Die  meisten  sind  von  seiner  eigenen  Hand  umrissen  und  geschnitten 
und  auf  der  Rückseite  mit  dem  Namen  der  dargestellten  Persönlichkeit,  zu- 
weilen auch  mit  der  Jahreszahl  bezeichnet,  einige  wenige  sind  geschenkt  oder 
gekauft.    Die  Silhouette  war  damals,  was  jetzt  die  Photographie  ist.    Freunde 
schickten    sich    ihre  Schattenrisse  zu;    die  Schattenrisse   berühmter   Männer 
wurden  für  Liebhaber  und  Sammler  mit  dem  Storchschnabel  oder  durch  den 
Kupferstich  vervielfältigt.    Georg  Friedrich  Ayrer  war  ein  eifriger  Silhouetten- 
schneider.   Diese  Ayrerischen  Silhouetten  gehören  der  glanzvollsten  Zeit  der 
deutschen  Literatur  und  zugleich  der  Blütezeit  der  Silhouette  an.    Die  Technik 
der  Silhouette  hat  ihrem  Ursprung  und  ihrem  Wesen  nach  etwas  Schlichtes 
und  Ernstes,  sie  verfällt  aber  bald  der  Spielerei   und  Künstelei.     Dem  ein- 
fachen Umriß,  wie  er  mit  dem  Federmesser  ausgeschnitten  wird,  wurden  die 
Haare,  die  Spitzen  der  Halskrausen  und  andere  Einzelheiten  in  Tusche  oder 
Farbe  hinzugemalt;  es  wurden  sogar  Innenlinien  eingezeichnet,  und  die  Ge- 
schicklichkeit  der  Silhouettenschneider  macht  sich   in    aufdringlicher  Weise 
geltend.    Die  bei  Kroker  abgebildeten  Schattenrisse  halten  sämtlich  den  Cha- 
rakter der  ersten  strengen  Zeit  der  Silhouette  fest.3) 
Engländer.  Wo  das  Bildnis    nicht  gepflegt  wird,    oder  wo    es    leichtsinnig,    ober- 

flächlich oder  im   niederen  Sinne  liebedienerisch  ist,  da  dürfen  wir  auf  ein 
mangelhaft  entwickeltes  Selbstbewußtsein   des   Staates  und  des  Individuums 


*)  Lichtwark,  Das  Bildnis  in  Hamburg,  I,  172. 

2)  Leisching,  Die  Bildnis-Miniatur  in  Österreich  1750—1850.  Wien  1907,  S.  50. 

3)  Zur  Literatur  über  die  Silhouette  vgl.  F.  Schwarz.  E.  Danziger  Silhouettenslg., 
ZWG  51.  —  Ü.  d.  Schubertsche  Silhouettenslg.  handelt  Nutzhorn  in  d.  Hannoversch. 
Geschichtsbl.  1901,  S.  312ff.  —  Ü.  d.  Silhouettenslg.  Chr.  H.  Esmarchs  vgl.  Lang- 
guth,  Christian  Hieronymus  Esmarch  u.  der  Göttinger  Dichterbund.  Berlin  1903.  — 
Ü.  J.  A.  Leisewitzens  Silhouettenslg.  berichtet  Paul  Zimmermann  im  Jb.  d.  Gesch.- 
Ver.  f.  d.  Herzogt.  Braunschweig.  —  Neuerdings  hat  L.  Grünstein  (Wien  1909)  Sil- 
houetten der  Goethezeit  aus  dem  Nachlaß  Joh.  Hnr.  Mercks  herausgegeben. 


Engländer.   Reaktion  gegen  die  englische  Malerei  in  Deutschland.  267 

schließen.  Ein  Blick  auf  England  zeigt  uns  ansprechende  Zustände.  Seit 
Jahrhunderten  ist  dort  die  Bildnismalerei  der  feste  Pol  der  heimischen  Kunst. 
In  den  Epochen,  wo  die  politischen,  kommerziellen,  wissenschaftlichen  und 
literarischen  Interessen  derart  überwogen,  daß  eine  englische  Malerei  großen 
Stils  sich  nicht  entwickelte,  zog  man  vom  Kontinent  die  großen  Porträtisten 
herüber.  Holbein,  Moro,  Rubens,  Van  Dyck,  Lely,  Kneller  bis  auf  die  Ham- 
burger Denner  und  van  der  Smissen  bilden  eine  lange  Kette,  an  die  sich 
schließlich  die  großen,  einheimischen  Bildnismaler  anreihen.  In  der  Ge- 
schichte der  Malerei  in  England  trat  der  Import  fremder  Kräfte,  der  auf 
musikalischem  Gebiet  ein  Seitenstück  hat,  überall  ein,  wo  die  eigene  Pro- 
duktion eine  Lücke  ließ.  Aber  es  waren  in  der  Malerei  wie  in  der  Musik 
in  erster  Linie  Künstler  der  verwandten  germanischen  Stämme,  die  dort  hoch 
kamen,  und  es  ist  ein  Zeichen  von  der  Kraft  des  Bodens,  daß  die  zugewan- 
derten Künstler  nicht  nachließen,  sondern  ihre  Kräfte  so  frei  und  groß  ent- 
wickelten, wie  es  ihnen  in  ihrer  Heimat  nicht  in  jedem  Falle  möglich  ge- 
wesen wäre.  Es  ist  ein  schöner  Zug  im  englischen  Volkscharakter,  daß  der 
Träger  einer  großen  Leistung,  einerlei,  welchem  Gebiet  sie  angehört,  von 
allen  Ständen  hochgehalten  wird.1)  Der  gefeiertste  Führer  für  die  englische 
Porträtkunst  wurde  Reynolds  (1723 — 92).  Kein  Schmeichler,  aber  auch  kein 
Henker,  ein  schulmeisterlich  veranlagter  Pastorssohn,  aber  ohne  falsches 
Pathos,  nicht  bloß  ein  begeisternder  Lehrer  und  Verkünder  überlieferten 
Kunstvermögens,  sondern  selbst  ein  ebenso  gewaltiger  Arbeiter  wie  gewandter 
und  geistvoller  Redner,  dem  es  keine  Anstrengung  verursachte,  in  einem 
Jahrfünft  vierhundertachtzehn  Bildnisse  zu  malen.  Sein  großer  Nebenbuhler 
Gainsborough  (1727 — 1788)  machte  dem  theatralischen  Repräsentationsstil, 
der  Anlehnung  an  geschichtliche  und  allegorische  Überlieferungen,  von  denen 
sich  Reynolds  noch  nicht  hatte  befreien  können,  ein  Ende.  Gainsborough, 
Romney,  Peters,  Opie,  Hoppner,  Raebnon,  Lawrence  —  eine  unübersehbare 
Fülle  lieblicher  Gesichter  in  ihrer  ungeschminkten  Frische,  wie  der  Garten 
in  der  Obstblüte,  umgibt  uns  bei  diesen  Namen,  ein  Preislied  der  Natur  und 
Schönheit,  strenge  und  sittige,  lose  und  lockende,  immer  uns  bannende  Augen, 
duftige  Farben,  Frühling  in  Schleiern,  [in  leicht  und  leise  die  »Gestalt  ver- 
hüllenden Stoffen,  Frühling  in  der  Landschaft  des  Hintergrundes.  Es  ist  der 
ersehnte  Rückschlag  gesunden  Landlebens  gegen  städtische^Überkultur,  die 
erfrischende  Seeluft  der  Insel,  die  alle  theatralische  Zutat  verweht  hat. 

Von  Englands  Vormundschaft  begann  man  auf  dem  Kontinent  sich  los-  Reaktion  gegen 
zuarbeiten.     Es  trat   eine   kräftige  Abwendung   ein    von   der   überzuckerten  ^f",!^^6 
Liebenswürdigkeit  der  hochgestellten  Lawrencemodelle. 'i  An  Stelle  des  bisher  Deutschland, 
allein  Kunst  fördernden   Hofes  und  Adels,   oder    doch  gleichgewichtig  ihm 
zur  Seite,  tritt  die  Bürgerschaft  in  innigere  Beziehung  zur  Kunst  denn  je  zu- 
vor.   Aus  ihrem  urkräftigen  Boden  erwachsen  führende  Männer  wie  Schwind, 

x)  Auch  der  Amerikaner  hält  etwas  auf  berühmte  Leute,  vgl.  Chappel,  AI., 
National  Portrait  Gallery  of  eminent  Americains  including  orators,  statesmen,  naval  and 
military  heroes,  jurists,  authors,  etc.  from  original  füll  length  paintings,  with  biogr.  and 
hist.   narratives  by  Ev.  A.  Duyckinck.  2  vols.  With  151  engraved  portraits  (New-York). 


268       Das  Porträt  und  die  Vererbungslehre.  Der  Habsburgische  Familientypus. 

Danhauser,  Steinte,  Schindler,  Waldmüller.  Man  hatte  andere  Ideale  als  zur 
Zeit  Napoleons.  Jetzt  ließ  man  Griechen  Griechen  sein  und  begeisterte  sich 
für  Schiller  und  Raimund,  Schubert  und  Lanner.  Man  forderte  vom  Por- 
trätisten  sachliche  Darstellung,  nicht  ohne  Hinweis  auf  des  Lebens  beste 
Güter,  auf  die  Liebe  zur  Natur,  zu  literarischem  und  musikalischem  Schwung, 
auf  die  Verehrung  guter  Sitte  und  auf  Frömmigkeit. 
Das  Porträt  und  Die  Bildnisse  setzen  uns  in   den  Stand,  besondere  Eigenschaften  einer 

dieVfer^ungs*  einzelnen  Person  zu  erkennen  und  auch  einen  Familientypus  durch  die  Jahr- 
hunderte zu  verfolgen.  Hierdurch  ist  auch  die  Wichtigkeit  des  Porträts  für 
medizinische  Untersuchungen  begründet.  Allerdings  läßt  sich  bei  nur  man- 
chen Familien  ein  erblicher  Typus  feststellen,  nicht  bei  allen.  Diesbezüglich 
ist  der  Vortrag  interessant,  den  Graf  Theodor  Zichy,  ein  Schüler  von  Ottokar 
Lorenz,  über  „Familientypus  und  Familienähnlichkeiten"  gehalten  hat  (Korre- 
spondenzblatt der  deutschen  anthropologischen  Gesellschaft  1898,  N.  6  ff.). 
Auf  Grund  einer  Sammlung  von  4000  Bildnissen  ist  Graf  Zichy  zu  dem 
Schluß  gekommen,  daß  in  manchen  Familien  sich  ein  durch  längere  Geschlechts- 
folgen erblicher  Typus  feststellen  läßt,  in  anderen  nicht.  Zu  denen,  wo  es 
der  Fall  ist,  gehören  die  Habsburger,  die  Württemberger,  Zähringer,  Oranier, 
zu  den  anderen  die  Bourbonen,  die  Hohenzollern,  die  Witteisbacher.  Mit  Recht 
bemerkt  Friedrich  Keutgen  in  seinem  noch  heute  lesenswerten  Aufsatz  über 
die  Aufgaben  der  Genealogie  (Zeitschrift  für  Kulturgesch.,  VI.,  1898,  S.  169), 
daß  „Ahnenverlust"  zur  Erklärung  dieser  Erscheinung  nicht  ausreicht.  Die 
Porträtkunst  kann  ohne  Kenntnis  anatomischer,  physiologischer  und  patho- 
logischer Tatsachen  nicht  erfaßt  werden;  die  Ärzte  sind  daher  ausgezeichnete 
Kritiker  und  Kenner  des  Porträts.  Ein  Nachteil  der  Porträtkunst  für  den 
Arzt  liegt,  wie  Dr.  Kronfeld  in  der  K.  K.  Gesellschaft  der  Ärzte  in  Wien  aus- 
führte, darin,  daß  die  Porträtkunst  das  individuelle  Relief  des  Gesichts  und 
pathologische  Details  nicht  selten  unterdrückte.  Trotzdem  ist  die  Ausbeute 
an  pathologischen  Porträts,  welche  kranke,  leidende  Menschen  zum  Objekt 
haben,  sehr  groß.  Doch  muß  man  sich  hüten,  stilistische  Eigentümlichkeiten 
als  pathologische  zu  deuten.  Eine  große  Rolle  in  der  Porträtkunst  spielt 
der  Gesichtsausdruck  bei  Wucherungen  im  Nasenrachenraum;  an  Porträts 
kann  man  die  sichere  Diagnose  auf  dessen  Zustand  stellen.  Auch  finden 
sich  unter  berühmten  Porträts  Darstellungen  von  Ohren-  und  Nierenkranken, 
von  Blutarmen  und  Tuberkulösen,  sowie  von  Geisteskranken.  In  den  Kreis 
merkwürdiger  Erscheinungen  im  Gesicht  gehört  auch  die  sogenannte  Habs- 
burger Lippe.  Dieser  Habsburger  Typus  ist  eines  der  wichtigsten  Beispiele 
der  Vererbung  eines  menschlichen  Merkmales,  sowohl  was  die  Zahl  der  be- 
troffenen Individuen  als  auch  die  Möglichkeit  ihres  Nachweises  durch  glaub- 
würdige Abbildungen  betrifft. 
Der  Habsbur-  Bei   einer  großen  Anzahl  von  Gliedern  des  Habsburgischen  Hauses  ist 

typuT.""1  der  vorstehende  Unterkiefer  (Prognathismus  inferior)  und  die  herabhängende 
Unterlippe  zu  bemerken.  Das  erkennt  man  ausgezeichnet  aus  dem  mit  zahl- 
reichen Porträts  ausgestatteten  Werke  von  Osw.  Rubbrecht,  Torigine  du  type 
familial  de  la  maison  de  Habsbourg  (Bruxelles  1910).    Beide  Erscheinungen 


Der  Habsburgische  Familientypus.  269 

waren  vielfach,  was  aber  nicht  so  bekannt  ist,  verbunden  mit  halbgeöffnetem 
Munde  und  auch  besonders  dicker  Zunge.1) 

In  deutlich  nachweisbarer  und  ausgeprägter  Form  findet  sich  die  Habs- 
burger Unterlippe  bekanntlich  bei  dem  Kaiser  Maximilian  und  seinem  spa- 
nischen Enkel  vor.  Zwar  gibt  es  eine  Vermutung,  daß  auch  schon  Rudolf 
von  Habsburg  eine  starke  Unterlippe  gehabt  hätte;  doch  ist  weder  bei  ihm 
noch  bei  seinen  Nachkommen  von  einer  Anomalie  im  eigentlichen  Sinne  die 
Rede,  wie  sie  seit  Maximilian  allerdings  als  solche  bezeichnet  werden  kann. 

Dieses  Lippenkennzeichen  ist  ausführlich  behandelt  in  dem  umfang- 
reichen Werke  von  Galippe,  L'heredite  des  Stigmates  de  Degenerescence  et 
les  familles  Souveraines,  Paris  1905.  In  deutscher  Sprache  würde  der  Titel 
etwa  so  lauten:  „Die  Vererblichkeit  der  Kennzeichen  der  Entartung  und  die 
regierenden  Familien".  Die  vorstehende  Unterlippe  und  der  hervortretende 
Unterkiefer  sind  für  Galippe  ein  Kennzeichen  der  Entartung  überhaupt.  Wie 
beim  Hunde  im  Typus  der  englischen  Bulldogge,  so  beim  Menschen.  Schon 
in  dieser  Einleitung  offenbaren  sich  Methode  und  Ziel!  Galippe  verfolgt 
die  „Habsburger  Lippe"  von  ihrem  ersten  Auftreten  durch  die  Jahrhunderte 
bis  zur  Gegenwart.  Er  untersucht  ihre  Herkunft  und  ihre  Verzweigung  in 
die  von  den  Habsburgern  im  Weiberstamm  sich  ableitenden  Familien.  Auch 
abgesehen  von  den  Fehlern  in  der  Methode  und  dem  Gewimmel  der  tat- 
sächlichen Irrtümer  in  genealogischer  Beziehung  verdient  dieses  umfangreiche 
Buch  nach  keiner  Richtung  hin  als  eine  wissenschaftliche  Leistung  ange- 
sehen zu  werden.  Es  ist  einfach  ein  Pamphlet  gegen  die  regierenden  Häuser 
Europas.  Überall,  wo  Galippe  die  Habsburger  Lippe  findet,  und  er  findet 
sie  überall,  liegt  nach  seiner  Ansicht  Entartung  vor.  Immerhin  hat  Galippe 
ein  gewisses  Verdienst  in  zwei  Richtungen.  Einmal  darin,  daß  er  einen 
außerordentlich  großen  Stoff  an  Bildnissen  beigebracht  hat.  Zwar  ist  dieser 
Stoff  nicht  gründlich  gesichert.  Es  ist  nicht  unterschieden  zwischen  gleich- 
zeitigen und  späteren  Bildnissen,  zwischen  verläßlichen  und  unverläßlichen. 
Aber  es  ist  doch  auf  diese  Weise  auf  eine  Unzahl  von  Bildnissen  aufmerk- 
sam gemacht,  die  allerdings  in  getreuer  Nachbildung  durch  Photographie 
dem  Leser  vor  Augen  geführt  sein  müßten,  nicht  durch  Klischees,  bei  denen 
man  nicht  ohne  weiteres  wissen  kann,  inwieweit  sie  mit  den  Originalen  über- 
einstimmen. Das  zweite  Verdienst  Galippes,  und  dieses  ist  ein  wirkliches, 
ist,  aufmerksam  gemacht  zu  haben  auf  eine  Stelle  in  Brantomes  „Memoiren", 
die  von  der  Herkunft  der  Habsburger  Unterlippe  spricht  und  den  Bearbeitern 
dieses  Gegenstandes  bisher  entgangen  war. 

Über  die  Herkunft  der  Habsburger  Lippe  gibt  es  mehrere  Theorien. 
Nicht  ernst  zu  nehmen  ist  diejenige  Theorie,  die  sie  auf  Margarete  Maultasch, 
die  letzte  Herrin  von  Tirol,  f  1369,  zurückführt,  und  ebenso  diejenige 
Theorie,  die  von  einer  „Jagellonen-Lippe"  spricht  und  sie  als  durch  Anna 
Jagello,  f  1547,  die  Gemahlin  Ferdinands  I,  auf  die  Habsburger  vererbt  hin- 


*)  Jahresbericht  des  Thüringisch -Sächsischen  Vereins  f.  Erforschg.  d.  Vaterland. 
Altert.    Halle  1912,  Seite  107. 


270  Der  Habsburgische  Familientypus. 

stellen  will.  Margarete  Maultasch  nämlich  hatte  nur  einen  Sohn,  Meinhard, 
dieser  starb  1363  kinderlos,  und  Margarete  trat  darauf  Tirol  durch  Erb- 
vertrag an  die  Habsburger  ab.  Durch  Erbvertrag  kann  sie  aber  die  Unter- 
lippe doch  nicht  an  die  Habsburger  gebracht  haben.  Ebensowenig  kann  die 
Jagellonin  die  Urquelle  der  Unterlippe  sein;  denn  diese  findet  sich  bereits 
ganz  ausgeprägt  bei  ihrem  Schwager:  Kaiser  Karl  V.,  dem  Bruder  ihres  Ge- 
mahls Ferdinands  I. 

Scheinbar  begründeter  ist  es,  wenn  Ottokar  Lorenz  (Handb.  S.  403)  die 
Habsburgische  Unterlippe  von  Cimburgis  von  Masovien,  f  1429,  der  Ge- 
mahlin Ernst  des  Eisernen  von  Steiermark,  -f  1408,  der  Mutter  Kaiser  Fried- 
richs III.,  herleiten  will. 

Seine  Ansicht  stützt  sich  auf  eine  Stelle  im  „Spiegel  der  Ehren  des 
Erzhauses  Österreich",  den  Johann  Jakob  Fugger  im  Jahre  1555  geschrieben 
und  Siegmund  von  Birken  1662  zu  Nürnberg  in  Druck  gegeben  hat. 

Hier  wird  von  Cimburgis  von  Masovien  berichtet,  sie  sei  von  außer- 
gewöhnlicher Größe,  Kraft  und  Stärke  gewesen,  und  hinzugefügt:  „Auch  soll 
die  starke  Unterlippe  durch  sie  in  die  Familie  gekommen  sein". 

Nun  liegt  es  auf  der  Hand,  daß  das,  was  selbst  ein  Gelehrter,  wie  Jo- 
hann Jakob  Fugger,  126  Jahre  nach  dem  Tode  der  betreffenden  Person  in 
dieser  Art  berichtet,  namentlich  wenn  er  es  mit  einem  „soll"  versieht,  nicht 
gerade  als  erwiesen  gelten  kann,  wenn  keinerlei  Bildnisse  nach  dem  Leben 
zur  Nachprüfung  der  Angabe  überliefert  sind.  Solche  fehlen  aber  bei  der 
Cimburgis  durchaus. 

Nun  hat  allerdings  Graf  Theodor  Zichy  in  seinem  geistvollen  Vortrage 
„Familientypus  und  Familienähnlichkeiten",  erschienen  im  29.  Jahrgang  des 
„Korrespondenz-Blattes  der  Deutschen  Gesellschaft  für  Anthropologie,  Eth- 
nologie und  Urgeschichte"  Nr.  6  vom  Juni  1898,  die  Vermutung  aufgestellt, 
die  Habsburger  Lippe  rühre  von  den  zwei  Portugiesischen  Urgroßmüttern 
Karls  V.  her,  nämlich  von  Eleonore  von  Portugal,  f  1467,  der  Gemahlin 
Friedrichs  III.,  f  1493,  und  Isabella  von  Portugal,  f  1496,  der  Gemahlin 
des  Königs  Johann  II.  von  Castilien  und  Leon,  f  1454.  Allein  Graf  Zichy 
hat  für  die  Richtigkeit  dieser  seiner  Annahme  überhaupt  keine  Überlieferung 
zur  Unterlage,  sondern  nur  Ähnlichkeiten  auf  Bildern,  so  daß  man  auch  hier 
von  einer  unbewiesenen  Hypothese  sprechen  kann. 

Die  Stelle  bei  Brantöme,  die  Galippe  ans  Licht  gezogen  hat,  lautet  in 
deutscher  Übersetzung  wörtlich: 

„Um  nun  zu  unserer  großen  Königin  Marie  zurückzukehren,  so  blieb  sie,  nach 
dem  großen  Unglück  des  Königs,  ihres  Gemahls,  als  sehr  junge  und  schöne  Witwe 
zurück,  wie  ich  es  von  mehreren  Personen  habe  erzählen  hören,  und  wie  es  auch  ihre 
Bildnisse  ausweisen,  die  ich  gesehen  habe  und  die  sie  als  solche  vorstellen.  Sie  hat 
auf  diesen  Bildern  nichts  Häßliches  oder  woran  man  Anstoß  nehmen  könnte,  es  sei 
denn  der  große  und  vorstehende  Mund  auf  österreichische  Art,  der  aber  nicht  von  dem 
österreichischen  Hause  kommt  und  herrührt,  sondern  von  dem  Burgundischen;  wie 
ich  es  habe  von  einer  Dame  des  Hofes  aus  jener  Zeit  erzählen  hören,  daß  einmal  die 
Königin  Eleonore  auf  der  Durchreise  durch  Dijon  ihre  Andachten  im  dortigen  Kar- 
täuserkloster verrichten  ging.  Bei  dieser  Gelegenheit  besuchte  sie  auch  die  verehrungs- 
würdigen Grabstätten  ihrer  Vorfahren,   der  Herzöge  von  Burgund,   und  begehrte,  sie 


Der  Habsburgische  Familientypus.  271 

öffnen  zu  lassen,  wie  es  ja  auch  mehrere  Könige  mit  den  Grabstätten  ihrer  Ahnen  ge- 
macht haben.  Sie  fand  einzelne  davon  so  wohl  und  ganz  erhalten,  daß  sie  die  Formen 
genau  erkennen  konnte,  darunter  auch  die  Mundform  ihres  Angesichts.  Worauf  sie 
plötzlich  ausrief:  ,Ha!  Ich  glaubte,  daß  wir  unsere  Mundform  von  den  Österreichern 
hätten,  aber,  wie  ich  sehe,  haben  wir  sie  von  Marie  von  Burgund,  unserer  Ahnfrau, 
und  den  anderen  Burgundischen  Herzögen,  unseren  Ahnen.  Wenn  ich  den  Kaiser, 
meinen  Bruder,  wiedersehe,  werde  ich  ihm  das  erzählen,  auch  werde  ich  es  ihm  mit- 
teilen'.   Jene  Dame,  die  damals  dabei  war,  sagte  mir,  daß  sie  das  selbst  gehört  habe." 

Brantöme  ist  um  1540  geboren  gewesen  und  f  1614.  Die  große  Königin 
Marie  mit  dem  Habsburgischen  Gesicht,  von  der  er  spricht,  ist  Marie  aus 
dem  Geschlechte  der  Medici,  Witwe  König  Heinrichs  IV.  von  Frankreich,  der 
bekanntlich  1610  einem  Mörder  zum  Opfer  fiel.  Sie  selbst  -f  1642.  Sie 
war  eine  Enkelin  Kaiser  Ferdinands  I.  Die  Königin  Eleonore,  Schwester  des 
Kaisers,  von  der  Brantöme  spricht,  ist  die  Tochter  Philipps  des  Schönen, 
Schwester  Kaiser  Karls  V.,  Enkelin  also  der  Maria  von  Burgund,  im  J.  1530 
mit  Franz  I.  von  Frankreich  vermählt,  der  1547  f.  Sie  selbst  f  1558. 
Brantöme  kann  also  sehr  wohl  eine  Dame  des  Hofes,  die  bei  der  Gruft- 
öffnung in  Dijon  Ohren-  und  Augenzeugin  war,  persönlich  gekannt  haben. 
Daß  jedenfalls  Philipp  der  Schöne,  der  Sohn  der  burgundischen  Maria,  ent- 
gegen der  in  diesem  Punkte  völlig  irrtümlichen  Ansicht  des  Grafen  Zichy 
ganz  außergewöhnlich  starke  Lippen  gehabt  hat,  geht  aus  mehreren  zeit- 
genössischen Gemälden  und  Miniaturen  erster  Meister  hervor. 

Es  wäre  ein  bemerkenswertes  Zusammentreffen,  wenn  dem  Habsburgi- 
schen Hause  von  dem  Burgundischen  nicht  nur  der  gewaltige  Reichtum  und 
die  Ländervermehrung,  nicht  nur  die  ganze,  feine  niederländische  Kultur, 
nicht  nur  das  Hofzeremoniell,  nicht  nur  das  „Goldene  Vlies",  sondern  auch 
ein  Familientypus  überkommen  wäre,  dessen  Spuren  sich  bis  in  die  Gegen- 
wart deutlich  verfolgen  lassen. 

Das  bereits  genannte  Buch  von  Rubbrecht,  L'origine  du  type  familial  de  la 
maison  de  Habsbourg  bestreitet  die  burgundische  Herkunft  des  vorgeschobenen 
Unterkiefers. 

Auch  der  Haller  Universitätsprofessor  Haecker,  Verfasser  eines  Werkes 
über  Allgemeine  Vererbungslehre  (2.  Aufl.,  Braunschweig  1912)  sowie  eines 
Aufsatzes  „Der  Familientypus  d.  Habsburger"  (Zeitschr.  f.  induktive  Abstam- 
mungs- u.  Vererbungslehre,  Bd.  6,  1911)  und  eines  Vortrages  über  die  Habs- 
burger Unterlippe  (Verhdlgn.  d.  deutschen  zoologischen  Gsft.,  1911)  ist  der 
Ansicht,  daß  die  „Habsburger  Lippe"  nicht  von  der  burgundischen  Verwandt- 
schaft stammt,  sondern  eine  ausschließlich  habsburgische  Eigenschaft  ist. 
Schon  ein  Bild  Ernsts  des  Eisernen,  des  Vaters  des  römisch -deutschen 
Kaisers  Friedrich  III.,  weist  die  beiden  besonders  hervortretenden  Merkmale, 
die  dicke  Unterlippe  und  den  starken  Unterkiefer,  auf.  Von  ihm  ab  findet 
sich  dieser  Familientypus  mehr  oder  minder  deutlich  bei  allen  männlichen 
Habsburgern  bis  ins  19.  Jht.  hinein;  besonders  stark  trat  er  hervor  bei  den 
spanischen  Habsburgern,  bei  Kaiser  Leopold  I.  (1658 — 1705)  und  bei  dem 
Erzherzog  Albrecht,  dem  Sieger  von  Custozza  (1866). 

Im  Gegensatz  zur  Annahme  von  Lorenz  zeigen  auch  zahlreiche  weib» 


272  Der  Habsburgische  Familientypus. 

liehe  Mitglieder  der  Dynastie  den  Familientypus  und  zwar  als  verfeinerte, 
abgeschwächte  Kopie  des  männlichen  Typus,  so  z.  B.  Eleonore,  Tochter  Phi- 
lipps des  Schönen  und  Gemahlin  Franz'  I.  von  Frankreich  und  Maria  von 
Österreich,  Tochter  Karls  V.  und  Gemahlin  Maximilians  II. 

Auch  fand  durch  die  weiblichen  Familienglieder  vielfach  eine  Übertragung 
in  andere  Dynastien  statt,  so  durch  Anna,  Tochter  Ferdinands  I.,  in  das 
Haus  Bayern,  durch  ihre  Schwester  Maria  in  das  Haus  Jülich -Cleve,  durch 
Eleonore  Maria,  Tochter  Ferdinands  III.,  und  durch  Maria  Theresia  in  das 
Haus  Lothringen,  durch  Maria  Luise,  Tochter  Franz'  I.,  in  das  Haus  Bona- 
parte. 

Die  Ursache  dieser  Gesichtsbildung  bleibt  vorläufig  noch  unklar.  Nach 
einigen  Forschern  (Wilh.  Meyer,  Bloch)  würde  es  sich  um  Vererbung  eines 
skrophulösen  bezw.  adenoiden  Habitus  handeln,  nach  anderen  (Galippe)  um 
eine  milde  Form  von  Akromegalie  als  Wirkung  einer  erblichen  Hypophysen- 
störung. Nach  der  Ansicht  anderer  Forscher  sind  neuere  Versuche  Torniers 
über  künstlich  erzeugte  Mopsbildung  bei  Fischen  zur  Erklärung  heranzu- 
ziehen. Auch  von  seiten  dieser  Forscher  werden  die  Bilder  Karls  V.,  ins- 
besondere das  berühmte  Porträt  Ambergers  im  Berliner  Kaiser-Friedrich-Mu- 
seum als  besonders  gute  Illustrationen  für  diese  Bildungen  herangezogen. 

Die  z.  B.  von  Galippe  verteidigte  Ansicht,  daß  die  beiden  Charaktere 
(Lippe  und  Unterkiefer)  nur  Glieder  einer  ganzen  Kette  von  Stigmen  oder 
Degenerationszeichen  darstellen  und  also  das  Wahrzeichen  einer  abnormen, 
die  Degeneration  der  Familie  fast  unabänderlich  herbeiführenden  Gesamt- 
konstitution seien,  ist  nach  Haecker  vom  Boden  der  neueren  Erblichkeits- 
forschung aus  als  unwahrscheinlich  zu  bezeichnen. 

Haecker  erklärt  die  sogenannte  Habsburger  Lippe  auf  Grund  der  soge- 
nannten Mendelschen  Vererbungsregeln.  Diese  beherrschen  seit  etwa  10 
Jahren  die  zoologische  und  botanische  Erblichkeitsforschung.  Nach  Haecker 
sind  zur  Erklärung  der  habsburgischen  Gesichtsbildung  die  beiden  letzten 
Mendelschen  Vererbungsregeln  zu  berücksichtigen,  die  Spaltungs-  und  Un- 
abhängigkeitsregel, denen  zufolge  der  Habsburger  Typus  sich  als  selbstän- 
diges, unabhängig  „wandelndes"  Merkmal  verhält  und  daher  nicht  notwendig 
mit  einer  Degeneration  der  Familie  zusammenzuhängen  braucht. 

Gleichzeitig  mit  Prof.  Dr.  Haecker  in  Halle  hat  Prof.  Dr.  Strohmayer1) 
in  Jena  auf  Grund  der  überaus  reichhaltigen  Porträtsammlung  Sr.  Exzellenz 
des  Grafen  Theodor  Zichy  in  Budapest,  der  Porträtsammlung  des  Erz- 
herzogs Ferdinand  und  der  Medaillensammlung  des  Erzhauses  Österreich 
im  kunsthistorischen  Museum  zu  Wien  die  Vererbung  des  Habsburger 
Typus  untersucht.  In  manchen  Punkten  ist  Strohmayer  anderer  Ansicht  als 
Haecker;  und  das  ist  natürlich,  wo  es  sich  um  Urteile  des  Auges  dreht,  die 
sich  von  Subjektivität  nicht  losmachen  können.  Über  den  Begriff  einer 
dicken  Unterlippe  und  den  Punkt,  wo  man  ein  Gesicht  bereits  als  prognath 


x)  W.  Strohmayer,  Die  Vererbung  des  Habsburger  Familientypus,  Archiv  für 
Rassen-  u.  Gesellschafts-Biologie  1911,  6.  H.,  S.  775«.,  u.  1912,  2.  H.,  S.  150«. 


Der  Habsburgische  Familientypus.  273 

ansprechen  darf,  läßt  sich  ja  streiten.  Wie  weit  man  gehen  kann,  dafür  ist 
Galippe  ein  Beispiel,  der  die  Anwendung  des  Prädikats  „prognath"  auf  eine 
unsinnige  Spitze  trieb.  Aus  den  Strohmayerschen  Arbeiten  mögen  hier  noch 
folgende  Einzelheiten  erwähnt  werden: 

Bereits  bei  KarlV.  erreicht  die  Prognathie  und  Üppigkeit  eine  geradezu 
aus  dem  Rahmen  jeglicher  Ordnung  fallende  Höhe.  Nach  Strohmayer  liegt 
die  Vermutung  nahe,  daß  hier  ein  erblicher  Familientyp  durch  pathologische 
Prozesse  (adenoide  Wucherungen)  zur  vollständigen  Mißbildung  des  Gesichts 
gesteigert  worden  ist.  Sein  Bruder  Ferdinand  I.,  nicht  viel  weniger  „ade- 
noid" und  offenmäulig  als  Karl  V.,  ist  wenig  prognath,  aber  ungemein 
lippig.  Die  Erhaltung  des  Habsburger  Typus  hat  sich  nicht  in  unveränderter 
Form,  sondern  in  offenbarer  Abwandlung  der  Merkmalsausprägung  vollzogen. 
Die  erste  Hauptetappe  umfaßt  die  spanischen  Habsburger  und  reicht  bei  den 
Österreichern  bis  auf  Leopold  I.  Seine  Kinder-  und  Enkelgeneration  mar- 
kiert sich  durch  den  weittragenden  Einfluß  von  Frauen  blutsfremder  Herkunft 
als  die  zweite  Etappe.  Die  dritte  wird  inauguriert  durch  die  Vereinigung 
habsburgischen  und  lothringischen  Blutes.  In  ihrem  Mittelpunkte  steht  Leo- 
pold II.,  dessen  gleichartige  Deszendenz  in  die  Augen  springt. 

Der  verwandtschaftliche  Zusammenhang  zwischen  den  Habsburgern  und 
Witteisbachern  ist  ein  alter,  und  besonders  im  16.  und  17.  Jahrhundert  sehr 
enger.     Zwischen  beiden  besteht  eine    Inzucht,  die  nur  in  der  im  Erzhause 
Habsburg   selbst    geübten   ein   vollwertiges   Seitenstück   besitzt.      Überblickt 
man  die  lange  Reihe  wittelsbachischer  Bildnisse,  so  ergibt  sich,  daß  sich  die 
älteren  Bayern  in  ihrem  Familientypus  so  eng  an  die  Habsburger  anlehnen, 
daß  man  sie  als  eine  physiognomische  Untergruppe  dieser  Dynastie  bezeichnen 
darf.     Mit  der  Einheirat  der  ersten  Habsburgerin  Anna,   der  Tochter  Ferdi- 
nands, erscheint  anstatt  des  bisherigen   der  habsburgische  Gesichtstypus  in 
eindeutiger  Stärke.     Dann  können  wir  den  Typus  durch  sechs  Generationen 
verfolgen.    Nach  langer  Pause  haben  neuerdings  die  Wechselheiraten  zwischen 
den  Häusern  Habsburg  und  Witteisbach  wieder  begonnen ;  und  wieder  sehen 
wir  die  Herrschaft  der  Merkmale  des  Habsburger  Typus.     Die  „Habsburger 
Lippe"  hat   sich   auch   heute   noch   als  stark  genug  erwiesen,  sich   bei   der 
Übertragung  durch  eine  Frau  in  eine  andere  Familie  dort  geltend  zu  machen. 
Auch  bei  den  Wettinern  ist  die  Wirkung  des  Habsburger  Typus  zu  be- 
merken.   Maria  Josepha,  Tochter  Josephs  I.  und  Gattin  Friedrich  Augusts  II. 
von  Sachsen  war,  obwohl  selbst  nicht  prognath,  sondern  nur  Lippenträgerin, 
doch  imstande,  bei  fünf  Söhnen  Physiognomien  zu  schaffen,   die  auf  Habs- 
burg deuten.     Darunter  ist  ein  Vollblut-Habsburger,  Clemens  Wenzel,  Kur- 
fürst von  Trier.    Zwei  weitere  Brüder  (Franz  Xaver  und  Albert)  haben  ihren 
analogen  Habsburger  Vertreter  in  Joseph  II. 

Auch  nach  Strohmayer  unterliegt  es  „wohl  keinem  Zweifel,  daß  der 
Familientypus  der  Habsburger  ein  Hauptkriterium  für  mendelnde  dominierende 
Charaktere  erfüllt:  er  wird  nur  durch  affizierte  Individuen,  hauptsächlich  durch 
stark  affizierte  männliche,  aber  auch  durch  schwächer  gezeichnete  weibliche 
übertragen".     Dabei  verschweigt  Strohmayer  keineswegs  die  Schwierigkeiten 

Heydenrcich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  jg 


274  Porträtausstellungen. 

dieser  Untersuchung.  So  bleibt  es  unklar,  ob  sich  Prognathie  und  Unter- 
lippe als  ein  Komplex  oder  als  zwei  Erbeinheiten  vererben.  Erschwerend 
kommt  der  Umstand  hinzu,  daß  starklippige  Frauen  in  die  Familie  einhei- 
rateten und  daß  man  nicht  weiß,  ob  ihre  Lippen  vererbungsgeschichtlich  der 
Habsburger  Unterlippe  gleich  zu  setzen  sind.  Sehr  beachtlich  ist,  was  Stroh- 
mayer S.  785  sagt:  „Hier,  wo  wir  es  nicht  mit  einem  eindeutigen  Merkmal, 
wie  bei  Spalthand,  Hypophalangie,  Daltonismus  oder  Hämophilie  zu  tun 
haben,  gibt  es  so  fließende  Übergänge,  daß  uns  das  Problem  aus  den  Hän- 
den gleitet,  wenn  wir  uns  ernstlich  daran  machen,  nach  Mendelschen  Pro- 
portionen zu  suchen."  Damit  sind  zugleich  die  Grenzen  der  Bedeutung  des 
Porträts  für  die  Vererbungslehre  angedeutet.  Es  gibt  Fälle,  wo  das  Bild, 
insbesondere  das  nicht  durch  Photographie  hervorgebrachte,  nicht  ausreicht, 
wo  vielmehr  am  Körper  selbst  Messungen  notwendig  werden,  wenn  die 
Untersuchung  zu  einem  zuverlässigen  Abschluß  gebracht  werden  soll. 

Ganz  neuerdings  ist  Kekule  von  Stradonitz  (Leipziger  Neueste  Nach- 
richten vom  23.  Febr.  1913)  dafür  eingetreten,  daß  die  Vererbung  der  Habs- 
burger Lippe  nicht  in  der  von  den  Medizinern  behaupteten  Weise  einfach 
nach  Mendelschen  Proportionen,  sondern  in  einer  komplizierteren  Art  vor 
sich  gegangen  ist.  Es  müssen  weitere  Untersuchungen  über  diesen  Gegen- 
stand unternommen  werden,  ehe  er  einigermaßen  als  wissenschaftlich  ab- 
geschlossen gelten  kann. 
Porträt-  Wie  wertvoll  aber  immerhin  das  einzelne  Porträt  vom    künstlerischen 

jiuss teil  untren. 

Standpunkt  oder  vom  Standpunkt  der  Vererbungslehre  aus  ist,  im  Interesse 
der  Pietät  mag  die  Familie  auch  das  minder  wertvolle  emsig  sammeln  und 
treulich  behüten !  Unglücksfälle  aller  Art,  schwierige  Verhältnisse  in  der  Ge- 
sellschaft und  Unverstand  haben  den  Schätzen,  die  in  den  Bildnissen  vor- 
handen sind,  oft  sehr  übel  mitgespielt.  Darum  ist  ihnen  ein  schützendes 
und  bleibendes  Heim  von  Staats-  oder  Stadtwegen,  wie  es  unsere  Museen 
bieten,  dringend  zu  wünschen.  Man  möchte  auf  diese  oft  wandernden  Zeugen 
der  Familiengeschichte  das  Wort  aus  Schillers  Huldigung  der  Künste  anwenden : 

Wir  kommen  von  fernher, 

Wir  wandern  und  schreiten 

Von  Völkern  zu  Völkern, 

Von  Zeiten  zu  Zeiten; 

Wir  suchen  auf  Erden  ein  bleibendes  Haus. 
Es  ist  daher  mit  heller  Freude  zu  begrüßen,  daß  unsere  Museen  ange- 
fangen haben,  durch  Sonderausstellungen  von  Porträts  auch  aus  den  Kreisen 
der  einzelnen  Familien  das  Interesse  an  diesen  Kunstschöpfungen  anzuregen. 
Von  größtem  Erfolge  ist  z.  B.  die  Sonderausstellung  gewesen,  die  der  Di- 
rektor des  Leipziger  Stadtgeschichtlichen  Museums,  Prof.  Dr.  Kurzwelly,  mit 
den  Werken  Leipziger  Bildnismaler  veranstaltet  hat.  Der  erschienene  Kata- 
log1) weist  deutlich  nach,  welch  ein  Reichtum  an  Porträts  in  unseren  Bürger- 

x)  Stadtgeschtl.  Museum  z.  Leipz.  Katalog  d.  Sonderausst.  „Die  Leipz.  Bildnismalerei 
von  1700— 1850".  Mit  18  Abb.  Leipzig,  Altes  Rathaus,  9.  Juni  bis  28.  Juli  1912.  Stadtgeschtl. 
Mus.  zu  Lzg.  Das  Bildnis  i.  Leipz.  v.  Ende  des  17.  Jht.  bis  zur  Biedermeierzeit.  Aus  Anlaß 


Porträtsammlungen.  275 

häusern  noch  vorhanden  ist.  Der  langandauernde  Andrang  des  Publikums 
zu  der  genannten  Ausstellung  und  den  sie  erläuternden  Vorträgen  ihres  Ver- 
anstalters hat  offenkundig  gezeigt,  wie  empfänglich  die  gebildeten  Kreise 
unseres  Volkes  für  Belehrung  in  dieser  Richtung  sind.  Durch  solche  Sonder- 
ausstellungen wird  hoffentlich  auch  die  schändliche  Unsitte  verdrängt  werden, 
wonach  bisher  vielfach  gute  Porträtbilder  über  das  Weltmeer  verkauft  wur- 
den, damit  sie  in  Amerika  den  Salon  irgend  eines  Parvenüs  schmücken. 
Möge  unser  deutsches  Volk  festhalten,  was  es  an  Porträts  besitzt  und  sich 
durch  diese  Bilder  allezeit  antreiben  lassen,  vorbildlichem  Wirken  der  Ahnen 
nachzueifern,  zum  Segen  der  Familie,  zum  Heil  des  Vaterlandes! 

Sammlungen  von  Porträts  berühmter  Personen  des  griechischen  und  Porträt- 
römischen  Altertums,  namentlich  von  Büsten  und  geschnittenen  Steinen,  sind  Sammlungen, 
schon  im  Anfang  der  Renaissancezeit  in  Italien  angelegt  worden.  Von  da 
verbreitete  sich  diese  Liebhaberei  nach  dem  Norden,  und  im  16.  Jahrhundert 
fertigten  Kupferstecher  und  Holzschneider  bereits  ganze  Reihen  von  Bild- 
nissen geschichtlicher  Personen  der  Vergangenheit  und  hervorragender  Zeit- 
genossen an.  Die  künstlerisch  bedeutendste  Sammlung  dieser  Art  ist  die 
„Ikonographie"  des  van  Dyck  (um  1630  bis  1640).  Van  Dyck  gab  nämlich 
eine  Sammlung  seiner  Porträts  heraus,  wozu  er  elf  eigenhändig  radierte, 
während  die  andern  von  den  besten  Stechern  Antwerpens  ausgeführt  wurden. 
Das  Werk  erschien  zuerst  von  1632  an  bei  M.  van  den  Enden  in  84  Blättern, 
dann  1645  bei  Gillis  Hendricx,  der  die  Zahl  der  Blätter  auf  100  brachte, 
unter  dem  Titel:  „Icones  principum,  virorum  doctorum  etc.  numero  centum 
ab  Antonio  van  Dyck  pictore  ad  vivum  expressae  eiusque  sumptibus  aere 
incisae".  Es  erlebte  später  noch  verschiedene  Auflagen  (vgl.  F.  Wibiral, 
L'iconographie  d'Antoine  van  Dyck  d'apres  les  recherches  de  H.  Weber, 
Leipzig  1877).  In  neuerer  Zeit  ist  das  Sammeln  von  Porträts  und  ihre 
wissenschaftliche  Bearbeitung  wieder  sehr  in  Aufnahme  gekommen.  Vgl. 
Visconti,  Iconographie  grecque  (Par.  1808,  3  Bde.)  und  Iconographie  ro- 
maine  (das.  1818 — 33,  4  Bde.);  Bernoulli,  J.  J.,  Römische  Iconographie  (Stutt- 
gart 1882— 94,  3  Tl.);  Winter,  Ü.  d.  griechische  Porträtkunst  (Berlin  1894); 
Gudeman,  Imagines  philologorum,  Leipzig  1911;  Marquet  de  Vasselot» 
Histoire  du  portrait  en  France  (Paris  1880);  Pinset  et  d'Auriac,  Histoire 
du  portrait  en  France  (Paris  1884);  Imhof-Blumer,  Porträtköpfe  auf  rö- 
mischen Münzen  (Leipzig  1879)  und  auf  antiken  Münzen  hellenischer  und 
hellenisierter  Völker  (Leipzig  1885). 

Eine  ansehnliche  Galerie  von  Porträts  aus  den  Jahren  1740  — 1790  ist 
in  der  Benediktinerabtei  zu  Kremsmünster  vorhanden.  Als  die  Kaiserin  und 
Königin  Maria  Theresia  durch  ein  aus  Wien  den  14.  September  1744  erlas- 
senes Diplom  in  Kremsmünster  eine  adelige  Akademie  gegründet  hatte,  mehrte 
sich  in  der  Abtei  der  Besitz  von  Porträts,  und  es  entstand  eine  bedeutende 


d.  v.  Stadtgesch.  Mus.  z. Leipzig  1Q12  veranstalteten  Porträtausstellung  hrsg.  v.  Kurzwelly, 
unter  Mitwirkung  von  Dr.  Eyßon,  Dr.  Biel  und  Hildeg.  Heyne.  Leipzig  1912  — 
R.  Ehwaldt,  Ausstellung  von  Gothaer  Porträts  aus  der  Zeit  von  1640 — 1850.  Veranstaltet 
vom  Kunstverein  zu  Gotha  vom  19.  April  bis  10.  Mai  1908. 

18* 


276  Porträtsammlungen. 

Sammlung  in  Öl  gemalter,  lebensgroßer  Brustbildnisse,  welche  die  adeligen  Jüng- 
linge der  Akademie  darstellten.  Diese  meist  gut  ausgeführten  Gemälde,  etliche 
Hunderte  an  der  Zahl,  von  denen  manche  mit  Familienwappen  geziert  sind, 
zeigen  uns  einen  nicht  unbedeutenden  Teil  des  damaligen  österreichischen 
Adels  aus  allen  Ländern  des  Reichs  in  jener  mit  Spitzen  und  Tressen  reich 
geschmückten  Tracht,  wie  sie  in  jener  Zeit  bei  den  Gala-  und  Staatskleidern 
eines  jungen  Edelmannes  der  Sitte  und  Mode  nach  üblich  war.1) 

Eine  Porträtsammlung  von  etwa  2000  Tafeln  befindet  sich  auf  Schloß 
Gripsholm  bei  Mariefred  unweit  Stockholm.  Auch  im  damals  Wrangeischen 
Schlosse  Skoklosten  unweit  Upsala  sind  sehr  viele  interessante  Porträts  vor- 
handen. Ähnlich  steht  es  mit  anderen  schwedischen  Rittersitzen.  —  Die 
Porträtsammlung  des  Erzherzogs  Ferdinand  von  Tirol  ist  in  d.  Jb.  d.  kunst- 
histor.  Slg.  des  öst.  Kaiserhauses,  Bd.  XIV,  XV,  XVII,  XVIII  u.  XIX  (Wien 
1893 — 98,  mit  vielen  Tfln.  u.  mehreren  100  Abbild,  im  Text)  beschrieben  worden. 

Im  Fürst-Otto-Mus.  zu  Wernigerode  (Burgstraße  37)  befindet  sich  in  e. 
gesonderten  Räume,  der  mit  den  übrigen  Räumen  nicht  in  Verbindung  steht, 
eine  Porträtsammlung  (vgl.  d.  v.  Harzklub,  Zweigver.  Wernigerode,  herausgeg. 
Büchlein  „Wanderung  durch  Wernigerode",  8.  Afl.,  S.  38)  von  etwa  30000 
Stück.  Man  kann  etwa  folgende  Gruppen  unterscheiden:  Glieder  regierender 
Häuser,  deutsche  Fürsten  und  Grafen,  deutsche  Edelleute  (meistens  17.  bis 
19.  Jahrh.),  außerdeutsche  Edelleute  (namentlich  englische  und  französische), 
Hofleute,  Geistliche  der  Reformationszeit,  Nürnbergische  Porträts,  Theologen, 
Juristen,  Agronomen,  Forstmänner,  Buchdrucker,  Buchhändler,  Kaufleute,  Hand- 
werker, Techniker,  Militärs,  Staatsbeamte,  deutsche  Volksmänner,  Magistrats- 
beamte (Augsburg,  Breslau,  Danzig,  Frankfurt,  Leipzig,  Lübeck,  Lüneburg, 
München,  Nürnberg,  Osnabrück,  Regensburg,  Rostock,  Straßburg  und  andere 
Städte),  Professoren  der  evangelischen  und  katholischen  Theologie,  Kardinäle, 
Kurfürsten  von  Mainz,  Bischöfe  und  Erzbischöfe,  Schulmänner,  Schriftsteller, 
Bibliothekare,  Archivare,  Mediziner,  Musiker,  Maler,  Kupferstecher,  Frauen- 
bildnisse (adelige,  fromme  und  gelehrte  Frauen). 

Eine  Porträtgalerie  aus  allen  Ständen  ist  die  Holtzmannsche  Bilder- 
sammlung im  König-Albert-Museum  neben  dem  Dom  zu  Freiberg  im  König- 
reich Sachsen,  angelegt  von  dem  Dresdner  Maler  Karl  Friedrich  Holtzmann 
in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  und  beschrieben  von  Wappler  in 
den  Mitteilungen  vom  Freiberger  Altertumsverein,  43.  Heft  1907.  —  Das 
Sammeln  von  Porträts  kann  als  eine  besonders  lohnende  Aufgabe  unserer 
Altertumsvereine  bezeichnet  werden.  Als  mustergültig  für  historische  Mu- 
seen ist  das  Beispiel  des  Dresdner  Stadtmuseums  zu  bezeichnen;  dieses  hat 
sich  von  vornherein  eine  Sammlung  von  Porträts  bedeutender  Dresdner  zur 
Aufgabe  gemacht.     Auf  dieser  Sammlung  beruht  das  vorbildliche  Werk  von 

x)  Verzeichnis  der  Bilder  bei  Pachmeyr,  Historico-chronologica  series  abbatum 
et  religiosorum  monasterü  Cremifanensis,  Pars  III,  1780,  S.  747,  und  in  der  Herald. 
Geneal.  Zeitschrift  des  Vereins  „Adler"  II,  1872,  S.  161.  Ebenso  enthält  das  seltene 
Buch  „Series  abbatum  Mellicensium"  (Wien  1701)  53  Porträts  d.  Äbt.  v.  Melk,  denen 
Biographien  beigegeben  sind. 


Porträtsammlungen.  277 

Georg  Beutel,  Bildnisse  hervorragender  Dresdner  aus  fünf  Jahrhunderten. 
Mit  kurzen  Lebensbeschreibungen  (1.  Reihe  =  Veröffentlichung  des  Vereins 
für  Geschichte  Dresdens.     Dresden  1908). 

Ähnlichen  Bestrebungen  dient  F.  Schwarz,  Verzeichnis  der  in  der  Stadt- 
bibliothek Danzig  vorhandenen  Porträts  Danziger  Persönlichkeiten,  ZWG  50 
(1908).  Vgl.  auch  Weiss,  E.,  Ausstellung  v.  Bildnissen.  (Verz.  der  Darge- 
stellten auf  d.  vom  Mannheimer  Altertumsverein  1909  veranstalteten  Sonder- 
Ausstellung  v.  Werken  d.  Kleinporträtkunst.) 

In  der  Schweiz  hat  man  folgende  Sammlungen  veranstaltet:  Galerie  be- 
rühmter Schweizer  der  Neuzeit.  In  Bildern  von  Fr.  und  H.  Hasler  mit 
biogr.  Text  von  A.  Hartmann.  2  Bände  mit  100  Porträts  in  Stahlstich  u. 
3  Tafeln  Autographen.  Baden  1868 — 71.  Neue  Ausg.,  Zürich  1882.  — 
Portrait-Galerie,  Schweizerische,  Zürich  1888ff.  Bereits  1797  erschien  in 
Zürich:  David  Herrliberger,  Bildnisse  berühmter  Schweizer.  Vgl.  dazu: 
Neujahrsbl.  d.  Stadtbibl.  in  Zürich  1875,  Slg.  von  Bildnissen  Züricher  Ge- 
lehrter, Künstler  usw.  d.  Stadtbibl.  Zürich. 

Veröffentlicht  sind  außer  den  Porträts  gewisser  verdienter  Persönlich- 
keiten, die  schon  lange  unsere  gedruckte  Literatur  zieren,  auf  Grund  ein- 
gehender Nachforschung  neuerdings  eine  Anzahl  einzelner  Personen  aus  fürst- 
lichen, adeligen  und  bürgerlichen  Familien.  Eine  Reihe  Hohenzollernbildnisse 
hat  zuerst  Georg  Friedrich  Kasimir  von  Schad  gesammelt,  meist  jedoch 
nur  Stiche  und  andere  Schwarz-Weiß-Reproduktionen  (veröffentlicht  in  dessen 
Versuch  einer  brandenburgischen  Pinakothek,  Nürnberg  und  Leipzig  1792). 
Einzelne  im  Lande  verstreute  oder  in  preußischen  Schlössern  versteckte  Por- 
träts hat  dann  Graf  Stillfried  in  seinen  Kunstdenkmälern  und  Altertümern 
des  erlauchten  Hauses  Hohenzollern  (Berlin  1839ff.)  reproduziert,  allerdings 
in  einer  Technik,  die  den  heutigen  Ansprüchen  nicht  mehr  genügt.  Neuer- 
dings hat  Paul  Seidel  außerordentlich  dankenswerte  Studien  veröffentlicht 
über  die  ältesten  Bildnisse  der  brandenburgischen  Hohenzollern,  HZJ  1902, 
ebensolche  Koser,  Die  historischen  Denkmale  in  der  Siegesallee  des  Berliner 
Tiergartens,  HZJ  vom  2.  Jahrgang  (1898)  an,  Koser  und  Seidel  über  „Die 
äußere  Erscheinung  Friedrichs  des  Großen"  im  HZJ  1897,  Seidel  über  die 
„Bildnisse  der  brandenburgischen  preußischen  Herrscher  vom  Großen  Kur- 
fürsten bis  zu  Kaiser  Wilhelm  II.",  HZJ  8,  Bailleu  über  Königin  Luise  von 
Preußen,  HZJ  3.  5.  6,  Campbell  Dodyson,  in  „The  Buslington  Magazine" 
(A  newly  discovered  portrait  drawing  by  Dürer,  II,  VI,  1903,  Seite  286 ff.)  und 
Friedrich  H.  Hofmann  (HZJ  1905,  S.  67  ff.)  über  Porträt- Darstellungen 
der  fränkischen  Hohenzollern.  Die  Arbeiten  von  Beierlein,  Kuli,  Widmer  und 
Zimmermann  bieten  Material  zur  Kritik  der  Porträts  von  Mitgliedern  des  Hauses 
Witteisbach  (vgl.  oben  S.  232.  238).  Es  mögen  ferner  verzeichnet  werden; 
Bildnisse  von  Herzögen  und  Herzoginnen  des  neuen  Hauses  Braunschweig. 
Biogr.  Text  von  H.  Mack.  Braunschweig  1896.  —  Frankenberg  und 
Ludwigsdorf,  E.V.,  Anhaltische  Fürstenbildnisse,  B.  1.2.  Dessau  1894 — 96. — 
Über  die  Bildnisse  anßerdeutscher  Fürstenhäuser  vgl.  F.  U.  v.  Wrangel,  Die 
souveränen  Fürstenhäuser  Europas.    Porträtsammlung  nebst  geneal.  Notizen. 


278  Porträtsammlungen. 

2  Bde.  Stockholm  1899.  —  Porträtgalerie  der  regierenden  Fürsten  und 
Fürstinnen  Europas,  herausgegeben  von  K.  F.  von  Schlichtegroll  u.  E.  von 
Zoller.  Berlin  1889 — 92.  —  Alhard  v.  Drach  und  Gustav  Könnecke, 
D.  Bildnisse  Philipp  d.  Großmütigen.  Festschr.  z.  Feier  seines  400.  Geburts- 
tages (13.  Nov.  1904).    Marburg  1905. 

Eine  beachtenswerte  Porträtsammlung  ist:  „Iconographie  francaise  ou 
portraits  de  personnes  les  plus  illustr.  qui  ont  paru  en  France  depuis 
Francois  I.  jusqu'ä  1790".  Paris  1828  gr.  fol.  Die  Porträts  sind  von  Da- 
vid, Gerard,  Guerin,  H.  Vernet  u.  a.  gezeichnet  und  von  Hesse,  Dupre  und 
Maurin  meisterhaft  lithographiert.  Das  Werk  erschien  in  50  Lieferungen, 
jede  zu  je  4  Porträts  und  Faksimiles.  Ein  alphabetisches  Inhaltsverzeichnis 
findet  sich  bei  Joh.  Günther  u.  Otto  Aug.  Schulz,  Handb.  f.  Autographen- 
sammler, Leipzig  1856,  Seite  60ff.  Eine  andere  Porträtsammlung  führt  den 
Titel:  Thane,  J.,  British  Autography.  A  collection  of  Fac-Similes  of  the 
Handwritings  of  Royal  and  illustrious  personages,  with  their  authentic  Por- 
traits. 3  vols.  London  1788.  4.  Dieses  Werk  umfaßt  250  gut  ausgeführte, 
auf  rötlichem  Grund  gedruckte,  mit  einer  Randleiste  umgebene  Porträts  in 
Kupferstich  und  darunter  befindlichen  Faksimiles  der  Namen,  zum  Teil  auch 
einigen  Worten  und  mehrfach  beigefügten  Wappen.  Die  Sammlung  erschien 
im  Selbstverlag  des  Herausgebers  und  kommt  selten  in  den  Handel. 

Ein  treffliches  Vorbild,  wie  das  Portrait  wissenschaftlich  zu  behandeln 
ist1),  hat  über  das  Geschlecht  der  Wettiner  der  frühere  Direktor  des  Kgl. 
Sachs.  Kupferstichkabinetts,  jetzige  Direktor  des  Grünen  Gewölbes  in  Dres- 
den, Professor  Sponsel,  aufgestellt,  in  dem  durch  größte  Gediegenheit  der 
Vorstudien  und  durch  Vornehmheit  der  allen  modernen  Anforderungen  ge- 
recht werdenden  Reproduktionstechnik  ausgezeichneten  Werke:  „Fürsten- 
bildnisse aus  dem  Hause  Wettin.  Herausgegeben  vom  Königlich  Sächsischen 
Altertumsverein.  Bearbeitet  von  Jean  Louis  Sponsel."  (Mit  100  Tafeln  in 
Lichtdruck  und  74  Abbildungen  im  Texte,  Dresden,  Wilhelm  Baensch,  1906). 
Die  Bedeutung  dieses  Werkes8)  für  sächsische  und  deutsche  Geschichte,  für 
Kunstgeschichte  und  Kostümkunde  kann  hier  nur  leise  angedeutet  werden. 
Für  den  Genealogen  ist  die  Erhaltung  des  Familientypus  im  Mannesstamme 
sehr  merkwürdig,  noch  merkwürdiger  aber  die  trotz  gemeinsamer  Züge  sehr 
bald  eintretende  Verschiedenheit  zwischen  Ernestinern  und  Albertinern.3) 


*)  Könnecke,  Bilderatlas  zur  Gesch.  d.  deutschen  'Nationalliteratur.  2.  Afl.  Mar- 
burg 1895.  —  Hans  Holbeins  exquisite  original  coloured  drawings  for  the  portraits  of 
illustrious  persons  of  the  court  of  Henry  VIII.  engraved  by  F.  Bartolozzi  with  bio- 
graphical  notes  by  E.  Lodge.   90  coloured  portraits  with  text.    London  1884. 

2)  Vgl.  d.  Besprechung  dieses  Werkes  v.  Ermisch  in  d.  Wissenschaftl.  Beil.  der 
Leipziger  Zeitung  1906,  Nr.  4  u.  v.  Devrient,  NASG  27,  152ff. 

3)  Ältere  Porträtdarstellungen  Wettinischer  Fürsten  finden  sich  in  folgenden  Bü- 
chern: Abb.  der  Durchlauchtigsten  Hochgeborenen  Herrn  Hertzogen  zu  Sachsen  etc. 
(Friedrich  III.  bis  Kurprinz  Johann  Georg  III.)  ohne  Angabe  v.  Jahr  (ca.  1665)  u.  Ort. 
Die  Porträts  sind  von  Weishun  gestochen.  —  Albinus,  Petr.,  New  Stammbuch  u. 
Beschr.  d.  Uralten  etc.  Geschl.  u.  Hauses  zu  Sachsen.  Mit  108  Porträts  u.  59  Wappen. 
Leipzig  1602.  —  (Bircken,  S.  v.),  Chur-  u.  Fürstl.  Sachs.  Helden-Saal  od.  Beschr.  der 


Porträtsammlungen.  279 

Eine  besonders  reichhaltige  Fundgrube  sind  die  Porträtschätze,  welche 
die  großen  deutschen  und  außerdeutschen  Kupferstichkabinette1)  als  ein  wert- 
volles Erbteil  früherer  Jahrhunderte  bewahren.  Es  ist  eine  dankbare  Auf- 
gabe, diese  Bildnisse  und  namentlich  die  berühmter,  in  die  Geschicke  der 
Welt  kräftig  eingreifender  Männer  und  Frauen  zu  studieren  und  psycho- 
logisch zu  analysieren,  mit  der  dargestellten  Physiognomie  den  überlieferten 
Charakter  in  Zusammenhang  zu  bringen  und  aus  dem  letzteren  die  erstere 
zu  erklären  und  zu  begründen.  Wenn  man  dabei  nicht  ausschließlich  die 
porträtierte  Person,  sondern  auch  die  Künstler,  die  sie  dargestellt  haben,  im 
Auge  behält,  so  wird  man  gewahr,  daß  in  bezug  auf  die  Auffassung  von 
Bildnissen  bestimmte  Anschauungen  herrschten,  von  denen  der  Künstler  voll- 
ständig beeinflußt  wurde.  Mit  Hilfe  der  zu  einer  hohen  Vollkommenheit  ge- 
brachten Phototypie  hat  es  Friedr.  Bruckmanns  Verlag  in  München  unter- 
nommen, eine  Sammlung  von  Porträts  von  berühmten  Personen  aller  Völker 
und  Stände  seit  1300  in  Faksimile- Reproduktionen  herauszugeben  und  zu 
jedem  Porträt  kurze  biographische  Daten  hinzuzufügen.  Das  Werk  erschien 
seit  1883  unter  dem  Titel:  „Allgemeines  Historisches  Porträtwerk.  Eine 
Sammlung  von  600  Porträts"  und  umfaßt  6  Bände  in  Großquart.  Die  Aus- 
wahl leitete  Woldemar  von  Seidlitz.  Das  verdienstvolle  Werk  bedarf 
der  Nachprüfung.  W.  von  Seidlitz  bemerkt  im  Nachwort  im  Schlußband 
(1890)  selbst,  daß  seit  Beginn  des  Werkes  „für  manche  der  Dargestellten 
sich  bessere  Vorbilder  haben  auffinden  lassen".2) 

Mit  Recht  haben  zahlreiche,  in  neuester  Zeit  veröffentlichte  Familien- 
geschichten adliger  und  bürgerlicher  Geschlechter  auf  eine  Beigabe  einer 
Reihe  guter  Porträts  Wert  gelegt.  Ich  nenne  in  dieser  Beziehung  beispiels- 
halber die  Geschichten  der  Familien  von  Altrock3),  Baetke4),  der  Grafen  von 
Hohenthal  und  Bergen5),  v.  Klitzing5),  der  Lentze6),  Luther7),  Reepmaker8),  von 
Schönberg9),  Seinsheim10),  von  Tümpling11),  von  Wulffen12)  und  von  Wuthenau13). 

Ankunft  etc.  u.  vornemster  Geschichten  dieses  höchst  löblich.  Hauses,  samt  deßen  Ge- 
nealogie, Wappen  u.  Kupfer-Bildnissen  als  eine  Sachs.  Chronik  zusammengetragen  durch 
e.  Mitglied  d.  Fruchtbringenden  Gesellsch.  Nürnberg,  2.  Afl.,  1678  (neue  Auflage  von 
J.  F.  Fellern  u.  J.  G.  Hörn,  Nürnberg  1755). 

*)  Beckh-Widmanstetter,  Leopold  v.,  Die  Porträts  in  Kupferstichen  der 
Steirischen  Herren  und  Grafen  von  Stubenberg.    Wien  (Separatabdruck)  1883. 

2)  Vgl.  auch  Allgemeines  historisches  Porträtwerk.  Neue  Ausg.  nach  Zeitaltern 
geordn.  —  von  etwa  1300  bis  etwa  1840.  Nach  Auswahl  von  W.  v.  Seidlitz.  München 
1895 — 97  und  Manuel  de  bibliographie  et  d'iconographie  des  femmes  celebres,  par 
un  vieux  bibliophile.  Paris  1892.  Das  Manuel  de  bibliographie  ist  v.  Ungherini, 
Aglauro,  (anonym)  herausgeg. 

3)  Altrock,  Const.  v.,  Gesch.  d.  Geschl.  v.  Altrock.    Berlin  1901. 

4)  Baetke,  A.  J.,  Geschichte  der  Familie  Baetke.    Hamburg  1898. 

6)  Schmidt,  G.,  Die  Familie  der  Grafen  von  Hohenthal.  Halle  1896;  Drs.,  Die 
Familie  v.  Klitzing.   3  Bände.   Charlottenhof  u.  Berlin  1891—1907. 

6)  Kypke,  Chronik  d.  alten  Adelsgeschl.  der  von  dem  Lentcze  nebst  d.  bürger- 
lichen Abzweigungen  der  Lenz  (Lentze,  Lentz).    Halle  a.  S.  1904. 

')  Richter,  D.,  Genealogia  Lutherorum  od.  histor.  Erzählung  v.  D.  Mart.  Lutheri 
heutigen  Anverwandten. 

[Fortsetzung  der  Anmerkungen  auf  S.  280.] 


2gn  Porträtsammlungen. 

■  • 

Ich  stelle  hier  Porträtwerke  zusammen,  die  bisher  nicht  erwähnt  wurden: 
Barlandius,  Hollandiae  comitum  historia  et  icones.  Multis  cum  figuris.  Frank- 
furt 1585.  —  Bech stein,  L.,  Zweihundert  deutsche  Männer  in  Bildnissen  u.  Lebens- 
beschr.  Leipzig  1854.  —  Benavides,  Illustrium  juris  consultorum  imagines  ex  museo 
Marci  Mantuae  Benavidii.  Romae  1566.  —  Blanckmeister,  Ahnenbilder.  Z.  Pflege 
d.  Familienkunde  in  „Das  Pfarrhaus"  1908,  Nr.  2,  wieder  abgedr.  ASW  VIII  1Q08.  — 
Boissardus,  J.  J.,  Bibliotheca  chalcographica  illustrium  virtute  atque  eruditione  in  tota 
Europa  clarissimorum  virorum.  Frankf.  1650—52  (mit  vielen  Porträts).  —  G.  v.  Böse. 
Verz.  d.  auf  d.  Rittergute  Ober- Frankleben  befindl.  Porträts  u.  sonstigen  Kunstwerke 
aus  d.  17.  u.  18.  Jht.,  DH  1903,  94.  —  D.  Castos,  Icones  X  illustr.  baronum  ex  Fug- 
gerorum gente  qui  domicilia  Augustae  Vind.  constituta  habent.  Aug.  Vind.  1592;  drs., 
Fuggerorum  et  Fuggerarum  quae  in  familia  natae  quaeve  in  familiam  transierunt.  Aug. 
Vind.  1618.  —  Dethier,  Ph.  A.,  Historisch -chronologische  Galerie  od.  Porträts  -  Slg. 
d.  berühmtesten  Männer  aller  Zeiten  u.  Völker,  enthaltend:  in  24  großen  Tfln.  an  1500 
echte  Porträts  nach  Jhtn.  geordnet.  Cöln  1832.  —  Erithraeus,  J.  Nicius  (Jo.  Victor 
Rossi),  Pinacotheca  imaginum  illustrium  doctrinae  vel  ingenii  laude  virorum  qui  auc- 
tore  superstite  diem  suum  obierunt.  Köln  1643—48.  —  Frankfurter  Bildnisse.  Eine 
Slg.  von  Porträts  Frankfurter  Persönlichkeiten.  Bd.  I,  16  Bildnisse  mit  biographischen 
Notizen  auf  Mattkunstdruck  in  eleganter  Mappe  mit  Schnur.  Die  Reproduktionen  meist 
nach  Originalaufnahmen  von  Hofphotograph  Ad.  Krauth,  Text  von  Hans  Lafrenz. 
Frankfurt,  H.  Nimjow  Verlag.  —  Gädecke,  300  Bildnisse  u.  Lebensabrisse  berühmter 
deutscher  Männer.  5.  Afl.  1891.  —  Gerstmann,  B.  E.  Hugo,  Beitr.  z.  Kulturgesch. 
Schlesiens,  14. — 20.  Jht.  Aus  den  Familiengeschichten  d.  Mentzel-  u.  Gerstmannschen 
Nachkommenschaft  usw.  (Leipzig  1909..Selbstverl.  Mit  Porträts).  —  Graff,  A.,  Bild- 
nisse v.  Zeitgenossen.  Ausgewählt  u. '"erläutert  v.  J.Vogel.  Leipzig  1898.  —  Gre- 
ving,  Korrespondenzbl.  WZ  1899,  2  u.  3,  üb.  Bildnisse  d.  Pfarrers  v.  S.  Columban.  — 
Hart,  Charles  Henry,  Thomas  Sullys  Register  of  Portraits,  1801  —  1871,  in:  The 
Pennsylvania  Magazine  of  history  and  biography,  vol.  XXXIII,  1909.  —  Hasler,  Ga- 
lerie berühmter  Schweizer  d.  Neuzeit.  Mit  Text  v.  Hartmann.  Zürich  1884.  —  Hess, 
Discursus  inauguralis  de  pot.  personarum  . .  equestr.  ordinis  Teuton.  historia  nee  non 
48  magnorum  magistrorum  iconibus.  Herbipoli  1720.  —  Hofstede  de  Groot, 
Meisterwerke  d.  Porträtmalerei  auf  d.  Ausstellung  im  Haag.  1903.  —  Holbein,  H., 
Bildnisse  v.  berühmten  Persönlichkeiten  d.  englischen  Gesch.  aus  d.  Zeit  Heinrichs  VIII. 
Mit  e.  geschichtl.  Einleitung  von  R.  R.  Holmes.  München  1895.  —  Jouin,  Henry, 
Musee  de  portraits  d'artistes.  Paris  1888.  —  Kilian,  Wolfg.,  Pinacotheca  Fuggero- 
rum, ed.  nova.  Ulm  1754.  —  Krones  v.  Marchland,  Galerie  historischer  Porträts 
mit  biograph.  Text.  Wien  1882  ff.  —  Lallier,  J.,  Album  contemporain  europeen; 
biogr.  histor.,  avec  portraits  photographiques  des  personnages  illustres  du  XIXe  siecle. 
Avec  403  photographies  en  format  de  timbre-post.     Paris  1865.   —   Landmann,  O., 


•)  Genealogie  der  Familie  Reepmaker  samengesteld  door  Jacob  Reepmake r. 
A.  Aazn.  Niet  in  den  Handel.  (Gebr.  Tuinging- Rotterdam  1905);  dies  Buch  ist  auch 
durch  eine  anderweite  Illustrierung  (Wappen,  Grabdenkmäler,  Gebäude)  in  selten 
schöner  Weise  ausgestattet. 

9)  Fraustadt,  Geschichte  des  Geschl.  von  Schönberg  meißnischen  Stammes. 
Leipzig  1878. 

10)  Fugger,  E.  v.,  Die  Seinsheims  und  ihre  Zeit.  E.  Familien-  u.  Kulturgesch. 
von  1155—1890.  Mit  25  Porträts,  vielen  Siegelabbildungen,  Grabsteinen  usw.  Folio. 
München  1893. 

"j  Tümpling,  Wolf  v.,  Gesch.  d.  Geschl.  v.  Tümpling,  3  Bde.  Weimar  1888 
bis  1894. 

1S)  Wulffen,  F.  v.,  Nachr.  v.  d.  Familie  v.  Wulffen  vormals  auf  Haus-Neindorf 
im  Halberstädt'schen.   Frankfurt  a.  O.  1900. 

")  Schmidt,  G.,  Die  Familie  von  Wuthenau.   Berlin  1893. 


Porträtsammlungen.   Physiognomische  Deutung  des  Porträts.  281 

Bach-Porträts.  D.  Musik  XXVII,  1907(8),  216—228.  —  Lenbach,  F.  v.,  Zeitgenössische 
Bildnisse  in  Photogravüre.  München  1895.  —  Letzner,  Joh.,  Stammb.  od.  Chronik 
d.  Uhralten  Adelichen  u.  Gedenkwürdigen  Geschl.  d.  v.  Berlebsch  [Berlepsch]  1593.  — 
Lund  u.  Andersen,  Danske  malede  Portraeter.  Kopenhagen  1899ff.  —  Mack,  H., 
Bildnisse  v.  Herzögen  u.  Herzoginnen  d.  neuen  Hauses  Braunschweig.  Braunschweig 
1895.  —  Mädl,  K.  B.,  21  Porträt-Büsten  im  Tresorium  d.  St.  Veit-Domes  zu  Prag.  Prag 
1894.  —  Matejko,  J.,  Polens  Könige  u.  Herrscher.  Porträtgalerie  nach  Originalzeich- 
nungen. Wien  1889ff.  —  Medig,  K.,  Aus  der  Residenz  Dresden.  25  Zeitgenössische 
Porträts  (in  Gravüre).  Eingeführt  von  W.  v.  Sei  dl  itz.  Dresden  1896.  —  Memorie  imprese, 
e  ritratti  de  signori  academici  gelati  di  Bologna.  Raccolta  nel  principato  del  signor 
conte  Valerio  Zani  il  ritardato.  Bologna  1672.  406  pagg.  4°.  Mit  33  blattgroßen  Por- 
träts. —  Memorie  istoriche  per  servire  alla  vita  di  piu  nomini  illustri  della  Toscana. 
(Mit  Porträts.)  Livorno  1757/58.  —  Mertens,  K.,  Bildnisse  d.  Fürsten  u.  Bischöfe  v. 
Paderborn  v.  1498  —  1891.  Mit  erläuterndem  Text.  Paderborn  1892.  —  Moehsen, 
J.  C.  W.,  Verz.  einer  Slg.  v.  Bildnissen,  größtenteils  berühmter  Ärzte.  Berlin  1771.  — 
Müller,  H.,  Badische  Fürstenbildnisse.  Karlsruhe  1888.  —  Sauerhering,  Vademecum 
f.  Künstler  u.  Kunstfreunde.  Tl.  3.  Stuttgart  1904.  (Hierin  ein  Verz.  d.  hervorragend- 
sten Bildnisse.)  —  Schrenk  v.  Notzing,  J.,  D.  Kayser,  Königen,  Erzherzogen,  Fürsten, 
Grafen,  Herren  u.  Adel,  Kriegshelden  usw.  wahrhaftige  Bildnissen,  Waffen  u.  Rü- 
stungen v.  Ferdinanden  Ertzherzogen  von  Österreich  in  der  Rüstkammer  von  Schloß 
Ambras  aufgehalten,  in  d.  teutsche  Sprach  transfer.  v.  J.  E.  Noysev.  Campenhouten. 
Innsbruck  1601.  —  Schröckh,  J.,  Abb.  u.  Lebensbeschr.  berühmter  Gelehrten.  Mit 
49  Portr.  Leipzig  1764/9.  —  Seidel,  M.  F.,  Bilder-Slg.,  in  welcher  100  größtenteils  in 
der  Mark  Brandenburg  gebohrene  wohlverdiente  Männer  angestelet  werden,  mit  bey- 
gefügter  Erläuterung,  in  welcher  desselben  Lebens-Umstände  u.  Schriften  erzehlet  wor- 
den. (D.  Porträts  sind  d.  Wappen  vieler  hervorragender  Familien  beigegeben.)  Berlin 
1751.  —  Seyfried,  Philos.  Herbipol.  aeter.  episcop.  1712.  (Mit  70  Porträts).  —  Sie- 
bert, G.,  Porträts  berühmter  Naturforscher.  Wien,  PichlersJWitwe,  1892.  —  Strunk, 
A.,  Samlinger  til  en  beskrivende  Catalog  over  Portraiter  af  Danske,  Norske  og  Hol- 
stenere.  1 — 2  (Bd.  2  nur  d.  Kgl.  Haus).  Kopenhagen  1865 — 82.  —  Tardieu,  Diction- 
naire  iconographique  des  Parisiens,  c'est-ä-dire  liste  generale  des  personnes  nees  ä  Paris 
dont  il  existe  des  portraits  graves  et  lithographies,  avec  une  biographie  interessante 
de  chaque  nom  cite.  —  Tomasinus,  J.  P.,  Illustrium  virorum  elogia  iconibus  illustrata. 
(Mit  Wappen  u.  Medaillen-Abb.)  4.  Patavii  1630.  —  Ursin us,  F.,  Illustrium  imagines 
ex  antiquis  marmoribus,  numismatibus  et  gemmis  expressae  quae  extant.  Romae,  major 
pars  apud  Fab.  Ursinum:  editio  altera  aliquot  imaginibus  et  J.  Fabri  commentario  auc- 
tior.  Antverpiae  ex  officina  Plantin  1606  (mit  168  Porträts  v.  Galle).  —  Verheiden, 
J.,  Imagines  et  elogia  praestantium  aliquot  theologorum.  Mit  50  Porträts  in  Kupfer- 
stich. Hagae  1725.  —  Vosmer,  M.,  Principes  Hollandiae  et  Zelandiae,  domini  Frisiae 
(mit  36  Porträts).  Antwerpen  1578.  —  Warnecke,  F.,  Sammlung  histor.  Bildnisse  u. 
Trachten  aus  dem  Stammb.  d.  Katharina  v.  Canstein.  Berlin,  H.  S.  Hermann,  1886.  — 
Werckmeister,  R.,  Das  19.  Jht.  in  Bildnissen.  5  Bde.  (mit  600  Porträts  nebst  biogr. 
Text).  Berlin  1898 — 1901.  —  Woods,  F.  A.,  Mental  and  moral  heredity  in  royalty,  a 
Statistical  study  in  history  and  psychology,  with  104  portraits.  New -York  1906.  — 
Hierzu  noch  folgende  anonyme  Schriften:  Porträt-Galerie  d.  akademischen  Lehrkörper 
Deutschlands,  Österreichs  u.  d.  Schweiz.  Mit  biogr.  Text.  Leipzig,  Warnecke,  1895.  — 
Helden  d.  d.  Reformation.  Antike  historische  Porträt-Slg.  Klausenburg  1887.  —  Por- 
träts berühmter  Pädagogen.  2.  Afl.  Wien  1892.  —  Porträtkatalog  z.  Gesch.  d.  Theaters 
u.  der  Musik.  München  1894  ff.  —  Porträts  berühmter  Österreicher.  Wien  1898.  — 
Bildnisse  aus  d.  Fürstenhause  Schwarzburg-Rudolstadt.    Dessau,  Kahle,  1897. 

Betreffs  der  physiognomischen  Deutung  des  Porträts  ist  vor  Lavaters  vPhysiogno- 
Werk  „Schweizerische  Fragmente  zur  Beförderung  der  Menschenkenntnis  und  "defp^träts!* 
Menschenliebe"  (Leipzig  1775 — 78)  zu  warnen.     Nicht  sowohl  die  Schädel- 
lehre  als    das   Studium   der   Mimik    ist   wichtig.     Mimische,    durch    Leiden- 


282  D'e  mündliche  Tradition. 

schaften  und  Stimmungen  hervorgerufene  Züge  werden  durch  häufige  Wieder- 
holung allmählich  zu  bleibenden  physiognomischen  Zügen.  Doch  liegen 
falsche  Schlüsse  nahe,  da  Krankheiten,  Art  der  Lebensbeschäftigung  und  an- 
dere Ursachen  den  physiognomischen  Ausdruck  beeinflussen.  Vgl.  Piderit, 
Mimik  u.  Physiognomik.  2.  Aufl.  Detmold  1886.  —  Mantegazza,  Physio- 
gnomik und  Mimik  (Deutsch,  Leipzig  1890.  2  Bde.).  —  Ledos,  Traite  de 
la  physionomie  humaine.  Paris  1894.  —  Boree,  Physiognomische  Studien 
(deutsche  Ausgabe,  Stuttgart  1900;  119  Autotypien).  —  Gessmann,  Kate- 
chismus der  Gesichtslesekunst.    Berlin  1896. 


Die  mündliche  Tradition. 

IE  mündliche  Tradition  ist  diejenige  Geschichtsquelle,  die  vermöge 
ihres  Charakters  den  stärksten  Trübungen  ausgesetzt  ist.  Eine 
Tradition,  die  durch  keine  urkundlichen  Unterlagen  gestützt  wird, 
erweist  sich  häufig  als  eine  schädliche  Nebelgestalt  oder,  um  mit 
Niebuhr  zu  reden,  als  eine  Fata  Morgana,  deren  Urbild  uns  unsichtbar  bleibt. 
Wahr  bleibt  das  Wort  W.  v.  Humboldts,  daß  nichts  so  selten  ist  als  eine 
buchstäblich  wahre  Erzählung.  Schon  bei  ursprünglicher,  einfacher  Über- 
lieferung mischen,  wenn  nicht  die  größte  Vorsicht  im  Wählen  und  Abmessen 
der  Ausdrücke  geübt  wird,  kleine  Bestimmungen  über  das  Vorgegangene 
hinaus  sich  ein,  woraus  Falschheiten  und  Unrichtigkeiten  entstehen.  Selbst 
die  Sprache  trägt  dazu  bei,  da  ihr,  die  aus  der  ganzen  Fülle  des  Gemütes 
quillt,  oft  Ausdrücke  fehlen,  die  von  allen  Nebenbegriffen  frei  sind.  Außer 
der  Ungenauigkeit  der  Auffassung  einer  mitgeteilten  Erzählung,  die  bis  zu 
völligem  Mißverständnis  derselben  gehen  kann,  spielt  bei  der  Entstellung  der 
historischen  Treue  einer  mündlichen  Tradition  die  Phantasie  und  ein  gewisses 
damit  verbundenes  ästhetisches  Bedürfnis  eine  vielgestaltige  Rolle.  Dazu 
kommen  die  mannigfaltigsten  Affekte  der  Subjektivität  hinzu:  persönliche  und 
korporative  Eitelkeit  und  Ruhmsucht,  patriotische  Begeisterung  und  partei- 
ischer Haß,  religiöse  Schwärmerei  und  konfessioneller  Fanatismus.  Endlich 
bewirken  auch  der  Verstandestrieb,  Neugier  und  Wißbegier  starke  Entstellungen 
im  Nacherzählen. 


J)  Wolf,  Einführg.  i.  d.  Studium  d.  neueren  Gesch.  Berlin  1910,  S.  23  ff.  — Bern- 
heim, Lehrb.  d.  Histor.  Methode,  5.  u.  6.  Aufl.,  Leipzig  1908,  S.  494  ff.  —  Engel,  Ü.  d. 
Arten  d.  unbewußten  Geschichtsentstellung,  Progr.  d.  städtischen  höheren  Bürgerschule 
zu  Nauen  1879.  —  Steinthal,  Die  Sage  v.  Simson,  in:  Ztschr.  f.  Völkerpsychologie  u. 
Sprachwft.  1862,  Bd.  2,  S.  168 ff.  —  Wachsmuth,  Ü.  d.  Q.  d.  Geschichtsfälschung,  in: 
Ber.  ü.  d.  Verhandlungen  der  Kgl.  Sachs.  Gsft.  der  Wft.  zuJLeipzig,  philol.-histor.  Kl.  1856, 
Bd.  VIII,  S.  125  ff. —  Zeller,  Wie  entstehen  ungeschichtl.  Überlieferungen?  in:  Deutsche 
Rundschau,  herausgeg.  v.  J.  Rodenberg  1893,  Februarh.  S.  201  ff.  —  Loebell,  J.  W., 
Das  reale  u,  d.  ideale  Element  in  d.  geschichtl.  Überlieferung  u.  Darst.,  1859,  S.  311  ff. 
Vgl.  d.  Kritik  d.  hebräischen  Stammbäume  bei  B.  Stade,  Gesch.  d.  Volkes  Israel  1887, 
Bd.  I,  S.  28  ff. 


Die  mündliche  Tradition.  283 

Die  Anfänge  der  Geschlechter  waren  entstellender  Legende  besonders 
ausgesetzt.  So  hat  die  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  von  Levold  von 
Northof1)  erfundene  Legende,  als  ob  das  Geschlecht  von  Altena  der  Stamm 
gewesen  sei,  aus  dem  der  Zweig  der  Grafen  von  Berg  hervorgewachsen  wäre, 
ein  halbes  Jahrtausend  die  Literatur  beherrscht.  Jetzt  wissen  wir  aus  der 
kritischen  Untersuchung  von  Ilgen2),  der  an  der  Hand  der  Urkunden  alle 
sonstigen  einschlagenden  Quellen  scharf  beleuchtete,  daß  das  genealogische 
Verhältnis  in  Wahrheit  das  umgekehrte  war. 

Wie  unzuverlässig  die  Berichte  über  die  Anfänge  unserer  Adelsgeschlechter 
sind,  dafür  bietet  ferner  das  Geschlecht  derer  von  Carlowitz  einen  schlagen- 
den Beweis.  Die  einen  führen  dasselbe  auf  einen  der  vornehmsten  Räte 
Karls  des  Großen  zurück,  andere  auf  Karl  I.  von  Anjou,  König  von  Neapel 
und  Sizilien,  noch  andere  auf  den  bulgarischen  Helden  Marko  Carlowigo 
oder  Kraljewitsch,  über  den  noch  viele  Heldenlieder  existieren.  Und  doch 
gibt  es  für  keinen  dieser  Berichte  einen  Anhalt.  Die  von  Carlowitz  standen 
wahrscheinlich  in  einem  Abhängigkeitsverhältnis  zu  den  Burggrafen  von  Dohna, 
und  mögen  wohl  ältere  Nachweise  bei  der  Zerstörung  der  Burg  von  Dohna 
verloren  gegangen  sein.3) 

Das  ehrgeizige  Bestreben  zahlreicher  Adelsgeschlechter,  ihre  Ahnen  min- 
destens bis  in  die  Zeit  der  Kreuzzüge,  wenn  irgend  möglich  aber  bis  auf 
Karl  den  Großen  oder  gar  noch  weiter  zurück  zu  verlegen,  hat  die  Adels- 
geschichte stark  in  Verruf  gebracht.  Unglaubhaft  ist,  daß  der  Ahnherr  derer 
von  Loben,  wie  die  Familientradition  meldet,  von  der  Mohrenkönigin  Pelusa 
in  ihrer  Residenzstadt  Meroe  733  zum  Ritter  geschlagen  wurde  (Graesse 
S.  96),  oder  daß  die  von  Schönburg  ihr  Wappen  deshalb  führen,  weil  Karl 
der  Große  mit  dem  Blute  seines  Lebensretters  über  dessen  Wappenschild 
zwei  rote  Streifen  gezogen  habe  (Graesse  S.  151).  Vollends  die  Anknüpfung 
an  die  Römer  ist  völlig  abzulehnen,  so  die  Behauptung,  daß  das  Geschlecht 
der  Grafen  und  Freiherren  von  Flemming  von  der  römischen  Adelsfamilie 
der  Flaminier  herstamme,  oder  die  Anschauung,  die  Herren  von  Anhalt  wie 
die  Stammer  seien  aus  Italien  eingewandert,  die  Askanier  oder  Bäringer, 
nach  ihrem  Wappentier,  dem  Bären  (ursus),  Ursinier  genannt,  stammten  von 
den  Orsini,  die  Stammer  aber,  auch  Stammeier  genannt,  von  dem  altrömischen 
Geschlecht  Baibus  ab 4),  oder  der  Bericht,  daß  das  Geschlecht  derer  von  Sal- 
hausen  ihren  Namen  von  der  Stadt  Saluzzo  habe,  die  der  Kaiser  Julian  II. 
einem  Mitgliede  dieses  Geschlechtes  zur  Belohnung  dafür  geschenkt,  daß  er 
ihn,  als  er  einst  auf  der  Flucht  in  einem  Flusse  in  Lebensgefahr  geraten 
war,  rettete  und  auf  sein  Pferd  hob. 


*)  Northof,  L.  v.,  Chronik  d.  Grafen  von  der  Mark,  veröffentl.  v.  Troß,  Hamm  1859. 

a)  Ilgen,  Th.,  Die  ältesten  Grafen  von  Berg  und  deren  Abkömmlinge,  die  Grafen 
von  Altena  (Isenburg-Limburg  und  Mark).  Ein  Beitrag  zur  Legendenbildung,  ZBG  NF 
26,  14  ff. 

8)  Graesse,  Geschlechts-,  Namen-  und  Wappensagen,  S.  29.  „Aus  dem  Archiv 
der  Familie  v.  Carlowitz".   Dresden  1875,  S.  IV. 

4)  Die  Anschauung  ist  im  Tageb.  d.  Fürsten  Christian  II.  v.  Anhalt  (1630 — 1656) 
überliefert. 


284 


Die  mündliche  Tradition. 


Die  Familiensage  arbeitet  nicht  nur  auf  dem  Gebiete  der  Zeit,  indem 
sie  Familien  älter  macht  als  sie  sind,  sondern  auch  räumlich,  indem  sie 
fremden,  ausländischen  Ursprung  behauptet,  wo  sich  vielmehr  die  Auto- 
chthonie  der  betreffenden  Familie  nachweisen  läßt.  Die  noch  heute  im  Rhein- 
land blühende,  aus  dem  Limburgischen  stammende  Familie  Hoesch  z.  B.  soll 
nach  einer  Legende  aus  der  Schweiz  stammen.  Dieser  Überlieferung  muß 
aber  „jede  Art  von  Glaubwürdigkeit  abgesprochen  werden".  „Die  Nachricht 
über  den  Züricher  Ursprung  der  Familie  Hoesch  ist  weiter  nichts  als  die 
ahnen-  und  wappensüchtige  Erfindung  eines  frisch  Geadelten."1) 

Die  Gefahr  falscher  Übertragung  von  einer  Familie  auf  die  andere  liegt 
bei  mündlicher  Tradition  nahe.  Ein  Beispiel  bildet  die  Sage,  daß  die  von 
Nostitz  fünf  rote  Linksschrägbalken  im  silbernen  Schilde  seit  der  Schlacht 
auf  dem  Marchfelde  besitzen.  Hier  soll  nämlich  nach  vollbrachtem  Kampfe 
Rudolf  von  Habsburg  einem  Nostitz  die  Hand  gereicht  haben.  Ehe  dieser 
mit  seiner  von  Wunden  blutigen  Rechten  dieselbe  ergreifen  konnte,  habe  er 
sie  eilig  über  seinen  weißen  Waffenrock  gezogen,  und  die  fünf  von  seinen 
blutigen  Fingern  herrührenden  roten  Streifen,  die  sich  auf  diesem  zeigten, 
blieben  fortan  das  Wappen  dieses  Geschlechtes.  Hier  liegt  eine  Verwechs- 
lung mit  dem  Wappen  der  Familie  v.  Aiswein  vor,  die  das  letztgedachte 
Wappen  führt.  Die  von  Nostitz,  auch  die  Freiherren  und  Grafen  dieses 
Namens,  führen  vielmehr  im  blauen  Schilde  zwei  rot  und  weiß  abgeteilte, 
auswärts  gekehrte  Hörner.2) 

Manche  falsche  Familientradition  mag  im  16.  und  17.  Jahrhundert 
durch  die  Informatoren  der  jungen  Edelleute  entstanden  sein,  die  nach  der 
Rückkehr  von  der  üblichen  Kavalier-Reise  in  den  adeligen  Häusern  die 
Stelle  der  geistlichen  Beistände,  Schreibverständigen  und  Hausfreunde  aus- 
füllten, in  ihren  Mußestunden  die  Geschichte  der  Familie  bearbeiteten  und 
das,  was  sie  nicht  fanden,  den  Ursprung  des  Geschlechtes,  dazu  erfanden.8) 

Daß  es  auch  richtige  Familienüberlieferungen  gibt,  selbst  wenn  die  be- 
treffende Familie  darüber  nichts  Schriftliches  in  Händen  hat,  dafür  diene 
als  Beispiel4)  die  dem  ältesten  irischen  Adel  angehörige,  im  Staatsdienst 
des  großbritannischen  Reiches  und  in  der  Literatur  hochangesehene  Familie 
Baron  O'Byrn,5)  deren  Angehörige  seit  1724  im  kurfürstlich  bzw.  königlich 

*)  Justus  Hashagen,  Gesch.  d.  Familie  Hoesch,  I.  Bd.,  unter  Mitwirkung  von 
Fritz  Brüggemann,  Köln  1911,  S.  13. 

2)  Die  Gestaltung  der  Schildfigur  derer  von  Nostitz  bedarf  noch  genauer  sphra- 
gistischer  Festlegung.  In  der  Literatur  wird  sie  bald  als  Elefantenzähne,  bald  als 
Steinbock-  oder  Gemsenhörner,  bald  als  Wildschweinszähne,  bald  als  musikalische 
Zinnhörner  angesprochen.  Kneschke,  Adelslex.  VI,  533;  v.  Hefner,  Sachs.  Adel, 
S.  40.  Vgl.  auch  die  theologisch-mystische  Betrachtungsweise  des  Wappens  bei  Leonh. 
Dav.  Hermann  in  seinem  geistlichen  Wappenbrauch,  „denen  Christ-Edlen  Gemütern, 
so  solche  (Wappen)  führen,  kürtzlich  und  zufällig  entworfen"  (Jauer  1724). 

3)  H.  v.  P.-G.,  Geschichten  schlesischer  Familien,  VJH,  III,  1875,  S.  32.  Hier 
S.  46ff.  Literaturnachweise  zur  Gesch.  des  schles.  Adels. 

«)  Das  Folgende  aus  d.  Wissenschaftl.  Beil.  d.  Leipziger  Zeitung  1905,  Nr.  104. 
5)  Das  O  im  Namen  O'Byrn  ist  irische  Familienpartikel.    Es    bestand   in   Irland 
die  Sitte  „de  prendre  le  nom  de  quelque  homme  illustre  parmi  leurs  ancetres   et  qui 


Personennamen.   Alter  und  Geschichte.  285 

sächsischen  Kriegs-  und  Hofdienst  stehen.  In  den  heutigen,  im  Königreich 
Sachsen  lebenden  Vertretern  dieser  Familie  hat  sich  die  Tradition  erhalten, 
daß  während  des  Mittelalters  Glieder  der  Familie  bis  zur  bischöflichen 
Würde  aufgestiegen  sind.  Aus  dem  großen  Werke  von  Garns  über  alle 
bekannten  Bischöfe  der  katholischen  Kirche  lernen  wir,  daß  diese  Tradition 
vollständig  richtig  ist,  ja  daß  sogar  die  Jahre  der  Amtierung  jener  Bischöfe 
aus  dem  Geschlecht  O'Byrn1)  bekannt  sind.2) 


Die  Personennamen  und  der  Gebrauch  des  Wortes 

„von". 

Mit  einer  Übersicht  über  Dialekt -Wörterbücher. 


IE  Namen  haben  etwas  Dauerndes.  Sie  reichen  in  Zeiten  zurück  Alter 
und  sind  unter  Verhältnissen  entstanden,  über  die  vielleicht  garun^er°^ecnhte 
keine  oder  doch  nur  spärliche  Nachricht  auf  uns  gekommen  ist. 
So  ist  der  Reiz,  aus  den  Namen  selbst  Kunde  aus  jenen  Zeiten 
und  Verhältnissen  zu  erhalten,  groß;  und  mannigfache  und  erfolgreiche 
Unternehmungen  dieser  Art  liegen  vor.  Solche  Deutung  der  Namen  ist 
aber  immer  schwierig;  und  so  konnte  es  nicht  wohl  ausbleiben,  daß  durch 
vorschnelle  und  unrichtige  Deutung  der  Namen  vielfach  auch  Irrtum  verbreitet 
wurde.     Die  Verwertung  unserer  Personen-  und  Ortsnamen  für  die  familien- 


servait  ä  exprimer  l'honneur  d'en  etre  descendu";  diese  Sitte  „s'introduisit  sous  Brien- 
Boicoimbe,  monarque  au  onzieme  siecle,  c'est  ainsi  que  les  6  Neills  expriment  leur 
origine  de  Nial-le  Grand,  monarque  de  File  au  quatrieme  siecle"  etc.  (R.  comte  O'Kelly 
d'Aghrim,  Essai  historique  sur  l'Irlande,  Bruxelles  1837  p.  2).  Wenn  auch  o  (6)  viel- 
fach den  Ausdruck  einer  gewissen  Würde  verleiht,  weil  der  Ahnherr  und  sein  Ge- 
schlecht sehr  angesehen  waren  („O  is  equivalent  to,  son  of;  and  denotes  progeny,  or 
is  a  character  of  dignity",  Webster),  so  kommt  dieses  o  (6)  auch  bei  Leuten  aus 
dem  Volke  vor. 

*)  R.  comte  O'Kelly  d'Aghrim,  Essai  historique  sur  l'Irlande,  Bruxelles,  1837, 
S.  2.  Dod,  Peerage,  Baronetage  and  Knightage  of  Great  Britain  and  Ireland  for  1893, 
S.  592.  —  Garns,  Series  episcoporum  ecclesiae  catholicae  quotquot  innotuerunt.  Ratis- 
bonae  1873.  Ein  Mitglied  der  Familie  O'Byrn,  das  lange  in  Indien  gedient  hatte,  war 
1881 — 88  Gouverneur  von  Helgoland.  Ein  anderes  Mitglied  der  Familie  schrieb 
„Parliamentary  history  of  the  Irishland  question",  London  1881.  Nach  der  Reduktion 
Irlands  gab  es  nur  noch  fünf  privilegierte  Familien,  die  im  Besitz  ihrer  Güter  blieben; 
und  zu  ihnen  gehörten  auch  die  O'Brien  (=  O'Byrn).  —  Nach  Murray,  The  eccle- 
siastical  history  of  Ireland,  London  1848,  S.  128,  genoß  die  Familie  einen  speziellen 
gesetzlichen  Schutz. 

2)  Graesse,  Th.,  Geschlechts-,  Namen-  und  Wappensagen  des  Adels  deutscher 
Nation.  Mit  178  Wappenbildern  von  H.  Brückner,  Dresden.  —  Gaudy,  Freiherr 
Franz  v.,  Schildsagen,  1834.  —  Hesekiel,  Wappensagen.  Berlin,  o.  J.  —  Weininger, 
Hans,  Deutschlands  Schild-  und  Wappensagen.  Herald,  gnealog.  Zeitschr.  I,  1871, 
S.  99  ff.    Realis,  Heraldische  Blumen.    Gesch.  u.  Sage.    Wien  1840. 


286  A'ter  unci  Geschichte  der  Namen. 

geschichtliche    Forschung   erfordert   genaue    Kenntnis    der    Lautgesetze    und 
gründliches  Studium  der  einschlagenden  germanistischen  Literatur. 

Die  Tatsache,  daß  uns  die  Bedeutung  zahlreicher  Familiennamen  gegen- 
wärtig entschwunden  ist,  liegt  vor  allem  in  ihrem  Alter.  Dieselben  sind 
vor  einem  halben  Jahrtausend  festgeworden.  Die  Namen  aber,  die  sich  da- 
mals als  Familienbezeichnungen  festsetzten,  sind  nicht  erst  damals  auch 
entstanden,  sondern  gehen  als  Personennamen  meist  höher  hinauf,  bis  in 
die  Zeiten  der  Völkerwanderung.  Nun  haben  aber  die  Eigennamen  mit  der 
stetigen  Weiterentwicklung  der  Sprache  nicht  gleichen  Schritt  gehalten,  sie 
sind  je  länger,  je  weniger  mitgegangen,  zumal  seit  sie  als  Familiennamen 
fest  geworden.  Die  Veränderungen,  welche  die  Sprache  zu  erleiden  gehabt, 
haben  sie  als  das  geheiligte  Eigentum  des  einzelnen  nicht  gleichzeitig  mit- 
gemacht, sie  sind  stehen  geblieben;  die  Stürme  der  Zeiten,  welche  die  alten 
Sitten  und  Weisen  hinweggefegt,  haben  sie  nur  wenig  berührt.  So  stehen 
die  Namen  da,  gleich  den  Ruinen  der  Ritterburgen,  als  Zeugen  einer  längst 
vergangenen  Zeit.  Als  die  Namen  sich  bildeten,  waren  die  verschiedenen 
Mundarten  Deutschlands  noch  in  voller  Blüte,  eine  allgemein  herrschende 
Schriftsprache  war  noch  nicht  vorhanden.  So  setzten  sich  die  Familien- 
namen für  jede  Landschaft  zunächst  in  der  dort  verbreiteten  Mundart  fest. 
Dazu  kommen  bei  den  deutschen  Familiennamen  zahlreiche  slavische  und 
romanische  Einflüsse. 

Seit  dem  Ende  des  10.  Jahrhunderts  wurden  in  Deutschland  und  Frank- 
reich die  Personen  in  den  Urkunden  oft  durch  Anmerkung  ihrer  Heimat, 
meist  mit  de,  selten  im  Adjektiv,  näher  bestimmt,  z.  B.  Herbertus  Britto, 
Thomas  de  Maila.  Dieser  Zusatz  wurde  zuerst  in  den  oberen  Kreisen  all- 
gemeiner, wo  er  nicht  nur  den  Wohnsitz,  sondern  auch  die  Herrschaft  be- 
zeichnet und  mit  dieser  auf  die  Nachfolger  überging. 

Diese  neue  Sitte  der  Zunamen  machte  zunächst  eine  Zeit  des  Tastens 
und  Suchens  durch.  Der  Markgraf  von  Este  wird  mit  de  Italia  als  einzigem 
Zunamen  bezeichnet,  natürlich  nur,  wenn  er  nicht  in  Italien  weilt;  ebenso 
heißt  Graf  Theobald  von  Champagne:  comes  de  Francia  und  Albrecht  der 
Bär  comes  de  Saxonia.  Die  Benennung  nach  Ländern,  Gegenden  oder 
Städten  wird  im  12.  Jahrhundert  durch  die  Benennung  nach  Burgen  ver- 
drängt. Herzog  Otto  von  Schwaben  nannte  sich  nach  seinem  Hauptsitz 
Markgraf  von  Schweinfurt,  sein  Schwiegersohn  und  Erbe  in  der  Markgraf- 
schaft Markgraf  von  Hildryhausen,  seinem  heimatlich  schwäbischen  Burgsitz 
(f  1078).  Neben  der  Bezeichnung  nach  Burgsitzen  kommen  andere  indi- 
vidualistische Zunamen  auf,  wie  Weiso,  Pris,  Luegel.  Seltenere  Vornamen 
wurden  zu  Zunamen,  so  Welfo  bei  den  Weifen,  so  Espin  im  uradeligen 
Hause  derer  von  Haag.  Persönliche  Zunamen  und  Burgnamen  wurden 
kombiniert.  Häufig  wird  in  den  Urkunden  des  12.  Jahrhunderts  ein  Zeuge 
ohne  Zunamen,  aber  als  Sohn  eines  anderen  erwähnt,  der  mit  Zunamen  an- 
geführt wird;  Chonradus  filius  Adelberonis  de  Feistriz.  Da  ist  der  Zunamen 
noch  nicht  zum  erblichen  Zunamen  geworden,  sondern  es  herrscht  noch  der 
Gedanke,    daß  nur  der  tatsächliche  Herr  von  Feistriz  (der  Vater  Adelberos) 


Alter  und  Geschichte  der  Namen.  287 

darnach  bezeichnet  werden  kann.  Vergleiche  zeigen,  daß  diesbezüglich  das 
persönliche  Empfinden  des  Kanzlisten  maßgebend  war.1) 

Wenn  man  erwägt,  daß  sehr  viele  Burgnamen  in  verschiedenen  Gegenden 
Deutschlands  vorkommen  und  oft  ein  Name  von  zwei,  drei  und  mehr  Fa- 
milien angenommen  wird,  daß  selbst  nur  entfernt  ähnlich  klingende  Namen 
infolge  der  unsicheren  Schreibweise,  in  die  sich  gern  der  Dialekt  der  be- 
treffenden Kanzlisten  mischt,  gleichartig  geschrieben  erscheinen,  daß  endlich 
jeder  Burg-,  Stadt-  oder  Landname,  den  ein  Dynast  übernahm,  wohl  aus- 
nahmslos einem  oder  mehreren,  oft  einer  ganzen  Gruppe  von  Dienstmannen, 
Burgmannen  usw.  als  Zuname  diente,  so  ergibt  sich  klar,  daß  irgendwelche 
Arbeit  aus  urkundlichen  Quellen  des  12.  und  13.  Jahrhunderts,  die  sich  an 
Zunamen  hält  und  mit  der  modernen  Idee  der  Namenfamilien  operiert,  un- 
rettbar Irrtümern  verfallen  ist.  Die  Genealogie  findet  im  12.  und  noch  bis 
in  das  13.  Jahrhundert  in  Zunamen  nur  ein  bedingtes,  sekundäres  Mittel  für 
die  familienmäßige  Gruppierung  der  Menschen.2) 

Man  muß  beachten,  daß  es  Familien  gleichen  Namens  gab,  die  keine 
Verwandtschaft  miteinander  hatten.  Noch  im  1 1 .  Jahrhundert  begnügten  sich 
in  den  Urkunden  sehr  viele  mit  Titel  und  Taufnamen,  auch  Grafen  und 
Edle.  Erst  seit  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  waren  Familiennamen  bei  diesen 
die  Regel.3)  Doch  war  ein  solcher  die  Örtlichkeit  bezeichnender  Familien- 
name ursprünglich  noch  nicht  so  befestigt,  daß  bei  einem  Wechsel  des  Be- 
sitzes die  Familie  ihn  beibehalten  hätte;  vielmehr  wurde  in  solchen  Fällen 
auch  der  Name  vertauscht.  So  führten  z.  B.  die  Freiherren  von  Attinghausen 
diesen  Namen  erst  seit  ihrer  Übersiedelung  nach  Uri;  vorher  hießen  sie  nach 
ihrer  Stammburg  im  Emmental  die  Freien  von  Schweinsberg.  So  hießen 
die  von  Löwenstein  früher  Bischofshausen  von  Bischofshausen,  jetzt  Bisch- 
hausen an  der  Schmalm;  als  sie  aber  im  13.  Jahrhundert  ihre  neue  Burg 
erbauten,  nahmen  sie  ebenfalls  die  neumodische  Benennung  an.  Diese  Weise 
wurde  aber  auch  von  Leuten  nicht  ritterlichen  Standes  frühzeitig  befolgt, 
indem  sie  sich  nach  ihrem  Stammorte  oder  ihrem  Wohnsitze  benannten. 
Wer  aus  einem  fremden  Orte  zuzog,  wurde  beim  Eintragen  in  die  Bürger- 
rollen am  einfachsten  nach  dem  Orte  bezeichnet,  aus  dem  er  kam.  So  sind 
in  den  Bürgerrollen  von  Nordhausen  aus  dem  13.  und  14.  Jahrhundert  Per- 
sonennamen, aus  von  (oder  lateinisch  de)  und  einem  Ortsnamen  gebildet, 
die  gewöhnlichste  Bezeichnung,  z.  B.  Henri cus  de  Erfordia,  Ludovicus  de 
Molhusen.  Das  „von"  fiel  später  nach  und  nach  weg.  In  Nordhausen  z.  B. 
hatten  von  27  Mitgliedern  des  Rates  im  Jahre  1385  noch  13  das  „von" 
mit  einem  Ortsnamen,  dagegen  1401  nur  7,  1421  nur  2,  1475  noch  einer, 
endlich  1484  keiner,  obwohl  nicht  weniger  als  sieben  einen  Ortsnamen  als 
Familiennamen  führten. 


x)  Mehr  ü.  d.  Aufkommen  d.  Zunamen   bei   Otto  Frhr.  v.  Dungern,   Die  Ent- 
stehung d.  Landeshoheit  in  Österreich,  Graz  1Q10.  S.  96f. 
a)  Otto  Frhr.  v.  Dungern,  Ebd.  S.  107f. 
3)  Lorenz,  Lehrb.  d.  Genealogie,  S.  177 f. 


288  Das  Wort  „genannt"  bei  Familienbezeichnungen.   Beinamen. 

Seit  dem  frühen  Mittelalter  herrscht  in  Deutschland  vielfach  die  Ge- 
wohnheit, daß  die  einzelnen  Geschlechter  bestimmte  Namen  immer  wieder 
ihren  Sprossen  geben.  Man  hat  diese  Namen  leitende  Namen  genannt.  Ein 
Forseher,  der  in  Aufzeichnungen  des  12.  Jahrhunderts  auf  einen  bayrischen 
Grafen  Otto,  einen  schwäbischen  Grafen  Hugo,  einen  rheinfränkischen  Grafen 
Emicho  stößt,  wird  in  erster  Reihe  den  ersten  für  einen  Witteisbacher,  den 
zweiten  für  einen  Tübinger,  den  dritten  für  einen  Leininger  halten.1) 
Das  Wort  Hauptsächlich  vom  12.  bis  16.  Jahrhundert  war  das  Wort  „genannt"  bei 

"Gammen- "  Familienbezeichnungen  üblich.  Viele  der  damals  blühenden  Familien,  die 
Bezeichnungen.  es  führten,  sind  ausgestorben,  andere  ließen  „genannt"  ohne  weiteres  fallen 
oder  ersetzten  es,  wenn  es  zwischen  zwei  Familiennamen  stand,  durch  einen 
Bindestrich,  was  zu  der  Entstehung  von  Doppelnamen  führte.  Im  allge- 
meinen fällt  die  Einführung  der  Familiennamen  zusammen  mit  dem  häufig- 
sten Vorkommen  des  Wortes  „genannt"  und  das  letztere  findet  seine  haupt- 
sächlichste Erklärung  daher  in  der  Einführung  der  Familiennamen.  Wie 
heute  das  Wort  „sogenannt"  vor  allen  möglichen  Substantiven  steht,  so  in 
der  Zeit  des  Aufkommens  der  Familiennamen  das  Wort  „genannt",  „geheten", 
„anders  geheten",  „anders  geheißen",  „heten",  „geheißen",  „dictus",  „dit". 
Diese  Fälle  sind  daran  erkennbar,  daß  der  ganze  Name  besteht  aus  den 
Vornamen,  dem  Worte  „genannt",  das  dem  Vornamen  unmittelbar  folgt,  und 
dem  Familiennamen,  dem  mitunter  noch  der  Gutsname  folgt. 

Die  nicht  völlig  richtige  Meinung,  daß  „genannt"  als  Prädikat  alten 
Adels  aufzufassen  sei,  findet  ihre  einfache  Erklärung  darin,  daß  die  Familien- 
namen zuerst  beim  Adel  Eingang  fanden,  dessen  Gutsname  meist  Familien- 
name wurde.  Der  Adel  bedurfte  der  Familiennamen  zur  öffentlichen  Be- 
urkundung und  Bezeugung  häufig,  was  vom  unteren  Volke  nicht  behauptet 
werden  kann.  Wurde  einmal  ein  bürgerlicher  Name  schriftlich  gebraucht, 
so  wurde  ihm  in  der  ersten  Zeit  des  Entstehens  der  Familiennamen  für 
gewöhnlich  ebensogut  das  Wort  „genannt"  eingeschoben,  wie  den  adligen, 
wobei  zu  berücksichtigen  ist,  daß  es  sich  dabei  meistens  um  Namen  höherer 
Bürgerlicher,  freier  Bauern,  städtischer  Bürgerlicher  handelt,  also  solcher 
Volksgenossen,  die  dem  Adel  verhältnismäßig  nahe  standen.  Als  aber  dann 
die  bürgerlichen  Familiennamen  zu  einem  großen  Teil  gesetzlich  zur  Ein- 
führung kamen,  ging  diesen  der  Charakter  des  Neuartigen  bereits  ab,  die 
Blütezeit  des  „genannt"  war  vorüber.  Wenn  somit  „genannt"  ein  eigent- 
liches Adelzeichen  nie  gewesen  ist,  so  kann  doch  nicht  in  Abrede  gestellt 
werden,  daß  in  vielen  Fällen  aus  seinem  Vorkommen  bei  dem  Träger  auf 
die  Adelseigenschaft  geschlossen  werden  darf,  um  so  sicherer,  je  weiter  die 
Zeit  zurückliegt,  die  in  Betracht  kommt.2) 
Beinamen.  Die  Beifügung  von  unterscheidenden  Beinamen  verdrängte  mitunter  den 

Familiennamen.     So   entstanden    Bezeichnungen  wie    Burkhard  von  Secken- 


»)  Franz  Ludw.  Baumann,  Z.  Gesch.  d.  deutschen  Personennamen.  AZ  NF  7, 1897. 
*)  Franz  Schacht,  D.  Partizip  „genannt",  „dictus"  in  Familiennamen,  DH  1910, 
dazu  Court  von  Scheven,  DH  1911. 


Beinamen.  Doppelte  Vornamen.  289 

dorf  1349  (Looshorn,  Geschichte  des  Bistums  Bamberg  III,  215)  oder  Konrad 
von  Seckendorf,  Abardar  genannt,  Landrichter  zu  Nürnberg  1380.  Ferner 
Johannes  Rosenthal  dictus  de  Plesse  1306  (Riedel,  Codex  dipl.  Br.  I,  2,  371), 
Johannes  Hildebrand  alias  dictus  Duvel  1404  (ebd.  I,  6,  360),  Haintz  Klemm 
genannt  Kläbsattel  1380  (Reutl.  Gesch.-Bl.  1892,  S.  41),  Henne  von  Ocken- 
heim,  den  man  nennt  Heiseweck  1403  (Reg.  Ruperti  Nr.  1471).  Eine  zu- 
nächst ohne  Zutun  des  Beteiligten  entstandene  Namensänderung  ist  bei  dem 
ersten  Rektor  der  Universität  Frankfurt  a.  O.  festzustellen.  Dieser,  Konrad 
Koch,  wurde  nach  seiner  Heimat  Wimpfen  als  Konrad  Vimpina  bezeichnet 
und  1517  ließ  er  selbst  seinen  Sohn  als  Sebastian  Heinrich  Vimpina  in  die 
Matrikel  eintragen. 

In  Gegenden,  in  denen  die  Zahl  der  seit  Urzeiten  angesiedelten  Ge- 
schlechter eine  beschränkte  blieb,  wurde  man  dazu  gedrängt,  die  einzelnen 
Familien  durch  Beifügung  des  Wappenbildes  oder  der  Heimstätte  auseinander 
zu  halten.  So  finden  wir  in  Zürich  nach  dem  Wappen:  Escher  vom  Luchs, 
Escher  vom  Glas,  Keller  vom  Schlüssel  (jetzt  Steinbock),  Wolken-Keller, 
Rosen-Meyer  und  Hirschen-Meyer,  oder  nach  der  Zunft:  Weggen-Meyer. 
Nach  dem  Hause  unterschied  man  dann  weiter:  Escher  im  Brunnen,  Escher 
im  Wollenhof,  v.  Muralt  im  Schwarzen  Garten,  Pestalozzi  in  Thalhof, 
v.  Schultheß-Rechberg,  Stocker  im  Brag,  Ziegler  im  Pelikan. 

Ähnlich  wie  die  Familiennamen  ist  auch  ein  zweiter  Vorname  zum  Teil  DoPPel*e  vor- 
ganz    unbeabsichtigt    hervorgerufen    worden.      Man    bezeichnete    Söhne    be- 
kannter Männer  gern  durch  Zufügung  von  ihres  Vaters  Namen.     Looshorn, 
Geschichte  des  Bistums  Bamberg  3,  159  gibt  eine  Liste  adliger  Knaben,  die 
1339  Kanoniker  von  Bamberg  wurden;  wir  nennen  daraus: 

Eberard,  Sohn  Eberhards  v.  Randeck, 

Ludwig,  Sohn  Ludwigs  v.  Hohenloch, 

Albert,  Sohn  Leupolds  v.  Wolfstein. 
Hierdurch  mag  mancher  doppelter  Vorname  entstanden  sein.  Nicht 
selten  mögen  ferner  Erbnamen  oder  Namen,  die  in  einer  bestimmten  Familie 
besonders  häufig  vorkommen,  die  Zufügung  eines  zweiten  Vornamens  an 
erster  oder  zweiter  Stelle  herbeigeführt  haben.  Solche  Namen  sind  Otto  bei 
dem  Straßburger  Geschlecht  Friedrich,  Eitel  bei  den  Hohenzollern,  Heinrich 
bei  den  Fürsten  von  Reuß,  Eitel  und  Bilgeri  bei  den  Hödorff,  Blicker  bei 
den  Landschaden  u.  a.  m.1) 

Zum  Entstehen  der  Doppelvornamen  trug  ferner  der  Wunsch,  alte 
Lieblingsnamen  der  Familie  fortzuführen,  und  die  Notwendigkeit,  die  ver- 
schiedenen Familienmitglieder  im  täglichen  Leben  auseinander  zu  halten,  bei. 
Auch  die  Rücksicht  auf  die  Vornamen  der  Paten  war  vielfach  maßgebend.2) 

*)  Klemm,  Curt,  Ü.  doppelte  deutsche  Vornamen,  Ztsch.  d.  Ver.  f.  Volksku. 
H.  4,  1897;  Ebengreuth,  A.  Luschin  v.,  Z.  Gesch.  unserer  mehrfachen  Vornamen, 
MAW  NF  6,  173;  Hackemann,  A.,  in  der  Dezember-Nummer  1906  der  Ztschr.  d. 
allgemeinen  deutschen  Sprachvereins. 

2)  Vgl.  Karl  Heinrichs,  Studien  ü.  d.  Namengebung"d.  XVI.  Jht.  =  Q.  z.  Sprach- 
u.  Kulturgesch.  d.  germanischen  Völker.    Straßburg  1908. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Oenealogie  I.  in 


290         Berufsbezeichnungen  und  Personennamen.    Haus-  und  Familiennamen. 

Auch  dieselben  doppelten  Vornamen  kehren,  wie  die  einfachen,  häufig  in 
einer  und  derselben  Familie  wieder.  Bei  der  Familie  von  Einsiedel  z.B.  begegnen 
wir  häufig  den  doppelten  Vornamen1)  „Hans  Haubold".  Noch  vor  kurzem 
hat  Alexander  Graf  von  Einsiedel,  Leutnant  im  1.  Garde-Dragoner-Regiment, 
seinen  Erstgeborenen  so  getauft. 
Berufsbezeich-  Berufsbezeichnungen  und  Personennamen  auseinander  zu  halten,  ist  in 

Personenn^tn.  älteren  Archivalien  häufig  recht  schwierig.  Eine  Zusammenstellung  wie  z.B. 
Arnold  becker  läßt  verschiedene  Deutungen  zu.  Arnold  kann  sowohl  Tauf- 
name als  auch  der  ohne  Vornamen  gebrauchte  Familienname  sein.  Der 
Zusatz  des  bestimmten  Artikels  gibt  kein  Kriterium,  da  das  Setzen  und 
Weglassen  des  Artikels  unwillkürlich  geschieht.  Die  Behauptung  Büchners 
(Bevölkerung  Frankfurts  im  14./1 5.  Jahrhundert  I,  S.  73/74),  wirkliche  Familien- 
namen von  Berufsnamen  gebildet,  seien  höchst  selten,  unterliegt  den  schwersten 
Bedenken  (Reichert,  Die  deutschen  Familiennamen,  Breslau  1908,  S.  109). 
Hausnamen  und  Zugleich    mit   der   Entstehung   der  Hausnamen   kommt   in   den   älteren 

Städten  der  Brauch  auf,  den  Besitzer  nach  seinem  benannten  Haus  zu  nennen; 
gerade  so  wie  die  Adelsgeschlechter  nach  ihren  Rittersitzen  heißen  und  der 
Bauer  vielfach    nach   seinem  Hof   benannt   wird.     Der    äußeren  Form    nach 
zerfallen  diese  Namensbildungen  in  zwei  Gruppen.    Hier  wird  die  Präposition 
„von"  (bzw.  „van")  bevorzugt,  dort  überwiegt  „zu",  der  Besitzer  wird  als  zu 
dem  Haus  gehörig  bezeichnet,  das  seinerseits  durch  den  Hausnamen  reprä- 
sentiert wird.    Die  erste  Gruppe  ist  in  Nordwestdeutschland,  die  andere  be- 
sonders   in    Oberdeutschland    verbreitet.     Bezeichnungen  wie  in  Trier  1363 
„Katharina  in  der  Montzen;  Katrine  Londewichs  wijff  was  von  dem  Spairwer; 
Mathise,   der   da   waint   zu   dem  Han"  bleiben  teils  auf  dieser  Stufe  stehen, 
teils  bilden  sie  sich  durch  längeren  Gebrauch  schließlich  zu  Familiennamen 
aus.     Viele   dieser  Benennungen  neigen  gleich  zu  Beginn  ihres  Erscheinens 
stark  nach  dem  Familiennamen  hin,  besonders  wenn  Patrizier  Träger  solcher 
Namen    sind.     Als    Geschlechternamen    zeigen    diese  Namenbildungen   auch 
eine  größere  Dauer  und  Festigkeit,  wie  als  einfache  Bürgernamen,  besonders 
wenn    der   dem    betreffenden  Familiennamen    zugrunde   liegende    Hausname 
einem  Patrizierhaus  angehört,  das  dem  Stadtbild  Jahrhunderte  hindurch  un- 
verändert verbleibt,  und  dessen  Inwohner  längere  Zeit  in  der  Stadt  eine  be- 
deutende Stellung   einnehmen.     Doch    stehen    diese  Geschlechtsnamen  noch 
lange  zum  Hause  in  engerer  Beziehung  als  zur  Familie,  indem  sie  sich  vielfach 
nicht  vererben,  sondern  nur  dem  Familienglied  anhaften,  welches  das  Stamm- 
haus bewohnt;  während  die  anderen  Zweige  der  Familie  sich  je  nach  ihren 
eigenen  Häusern  neu  benennen.    Die  Vielheit  der  Namen  in  einer  und  der- 
selben Familie  ist   besonders  augenfällig  in  der  Familie  Wiss  zu  Limpurg, 
die   sich   freilich  auch  durch  eine  große  Zahl  von  Mitgliedern  auszeichnete. 
In  ihr  kommen  folgende  Familiennamen  vor,  nach  denen  sich  einzelne  Spröß- 
linge meist  ohne  wirkliche  Beifügung  des  Familiennamens  benannten:  „zum 


*)  Hans  Haubold  v.  Einsiedel,  Herr  auf  Syhra  u.  Hopfgarten,  geb.  1570  u.  Hans 
Haubold  v.  Einsiedel,  geb.  1676. 


Hofnamen  und  Familiennamen.  291 

Wedel,  zum  Frommelin,  zum  Gissübel,  zur  Landskrone,  zum  Wissen,  zum 
Wetterhahn,  zum  Hirschhorn,  zum  Knobelauch,  zum  Löwenstein,  zum  Läm- 
chen,  zu  Weißenfels,  zum  Kranich".  Zur  Scheidung  der  einzelnen  Linien 
eines  zahlreichen  Geschlechtes  kam  es  in  Mainz  häufig  vor,  daß  die  Kinder 
den  Geschlechtsnamen  ihrer  Mutter  als  Beinamen  annahmen,  und  besonders 
dann,  wenn  die  Mutter  von  vornehmer  Herkunft  war  oder  eine  bedeutende 
Mitgift  mit  einbrachte.  Diese  Sonderbenennung  geschah  meist  auf  Grund 
eines  Hausnamens,  zumal  wenn  die  Mitgift  auch  den  Besitz  eines  bekannten 
und  benannten  Hauses  in  sich  schloß.  Das  bekannteste  Beispiel  bietet  der 
Name  Gutenbergs,  der  eigentlich  „Henne  Gensfleisch"  hieß,  der  aber  den 
uns  geläufigen  Namen  nach  dem  Hause  trug,  das  nach  dem  Familiennamen 
seiner  Mutter  benannt  war.  Schon  früh  begegnet  uns  das  Streben,  die 
Präpositionen  „von"  und  „zu"  wegzulassen  und  den  Hausnamen  selbst  als 
Familiennamen  zu  übernehmen.  Auf  dem  Lande  hat  sich  der  Gebrauch,  den 
Hausnamen  auf  den  Hausbewohner  zu  übertragen,  bei  Gasthausnamen  bis 
in  die  neuere  Zeit  erhalten,  So  wird  in  Roseggers  „Adlerwirt  von  Kirch- 
brunn" der  junge  Wirt  wiederholt  mit  dem  Namen  seines  Gasthauses  „der 
schwarze  Adler"  genannt.1) 

Von  erheblichem  Einfluß  auf  die  Geschichte  der  Familiennamen  sind  Hofnamen  und 
auch  die  Hofnamen  gewesen.  Mit  Vorliebe  übernahmen  Einzelhöfe  den  ur-  anu  ieanau'en- 
sprünglichen  örtlichen  Flurnamen  als  Hofbenennung.  Diese  Hofbenennungen 
besitzen  eine  Lebenskraft  und  Zähigkeit,  an  welche  die  bürgerlichen  Hausnamen 
nicht  heranreichen.  Sie  gleichen  darin  ganz  den  Namen  der  Burgen  und 
Rittersitze.  Wie  diese  dem  Geschlecht,  das  darin  haust,  den  Familien-  und 
Heimatsnamen  geben,  der  von  vornherein  eine  größere  Festigkeit  besitzt  als 
ähnliche  Namenerscheinungen  bei  den  Bürgern,  so  benennt  sich  auch  der 
Bauer  nach  seinem  Hof.  Geht  der  Hof  an  einen  andern  Besitzer  über,  so 
gibt  dieser  in  vielen  Gegenden  seinen  alten  Familiennamen  auf  und  benennt 
sich  fortan  nach  dem  Hof.  So  wird  im  Lüneburgischen  der  Hofname  un- 
veränderlich beibehalten  und  der  Bauer  danach  benannt,  während  sein  eigent- 
licher Familienname  im  gemeinen  Leben  oft  ganz  unbekannt  ist.  Ebenso 
trägt  im  Oldenburgischen  das  Haus  einen  feststehenden  Eigennamen,  den  der 
Hausbewohner,  auch  der  neue  Erwerber,  als  den  seinigen  führt.  Er  ist  meist 
von  einem  Männernamen  abgeleitet.  In  der  Schweiz,  in  Tirol  und  West- 
falen zeigt  die  Beeinflussung  der  Familiennamen  jedesmal  ein  ganz  verschie- 
denes Bild.  In  Westfalen,  insbesondere  der  Gegend  von  Dortmund  und 
Soest  wird  insgemein  der  Hofname  direkt  als  Familienname  übernommen, 
in  der  typischen  Zusammensetzung  mit  ,,-haus";  so  in  Dortmund  Bernh. 
Grotehuys  1400,  Hilb.  Hiddinghus  1361,  Dietr.  Nederhus  1500,  Herrn.  Roden- 
huse  1319,  Herrn.  Waterhues  1430  und  in  Soest  N.  Appelhus  1480,  Th. 
Walthus  1480,  Ant.  Withus  1500.     In  Niedersachsen  begegnet   uns  dieselbe 


x)  Ernst  Grone,  Die  Hausnamen  und  Hauszeichen,  ihre  Geschichte,  Verbreitung 
und  Einwirkung  auf  die  Bildung  der  Familien-  und  Gassennamen,  Göttingen  1912, 
S.  113  ff. 

19* 


292  Alte  Verwandtschaftsbeziehungen. 

Namenserscheinung,  aber  mit  ,,-hof"  zusammengesetzt,  wie  Althoff,  Aschhoff, 
Grasshoff,  Sandhoff,  Müllenhoff,  Fehrhoff  usw.  In  der  Schweiz  und  in  Tirol 
sind  diese  Namenbildungen  nicht  anzutreffen,  dafür  überwiegt  die  Ableitung 
von  Flurbezeichnungen.  Diese  können  direkt  übernommen  sein  oder  durch 
Vermittelung  eines  Hofnamens,  auf  den  der  Flurname  vordem  übergegangen 
war.  Ein  charakteristisches  Beispiel  dafür  findet  sich  in  der  Lebensbeschrei- 
bung des  Schweizers  Thomas  Platter,  eines  Zeitgenossen  Zwingiis  und  Calvins. 
„Mein  Vater",  so  heißt  es  da,  „hieß  Antoni  Platter  von  dem  alten  Geschlecht 
der  Platter.  Sie  haben  ihren  Namen  von  einem  Haus  auf  einer  breiten 
Platte,  genannt  das  ,Haus  an  der  Platten',  das  ist  ein  Felsen  auf  einem 
hohen  Berg".1)  Ferner  heißt  Roseggers  Vater  volkstümlich  der  „Waldbauer" 
und  sein  Hof  der  „Waldhof",  und  in  Jeremias  Gotthelfs  Erzählung  „Uli  der 
Knecht"  wird  der  Hof  des  Bodenbauers  als  Bodenhof  bezeichnet. 
Alte  verwandt-  Es  ist  nicht  immer  und  zu  allen  Zeiten  notwendig  gewesen,  daß  die 
schaftsbezeich-  verheiratete  Frau    nach  dem  Manne  und  die  unverheiratete  nach  dem  Vater 

nungen. 

genannt  wird;  auch  die  verheiratete  konnte  den  Vatersnamen  behalten.  So 
findet  sich  z.  B.  Heinrich  Felleberg,  Anne  Thomas  Krichinne  seine 
Frau  (vgl.  unser  „geborene").  Es  kommt  auch  vor,  daß  eine  Frau,  die  sich 
zum  zweiten  Male  verheiratet,  weiter  nach  ihrem  ersten  Manne  heißt:  Mathis 
gurtelers  Frau  Jutte  wird  nach  seinem  Tode  als  Frau  des  Heinrich  de  Hawils- 
werde  noch  Jutte  gurtelerinne  genannt;  die  Frau  des  Heynke  clugil  heißt 
Katharina  Gysmeisterinne,  weil  ihr  erster  Mann  gysmeister  hieß  (vgl.  unser 
„verwitwet  gewesene"),  Durch  solche  Willkürlichkeiten  läßt  sich  gelegent- 
lich erklären,  daß  bei  Mutter  und  Sohn  verschiedene  Namen  auftreten  (Rei- 
chert, Die  deutschen  Familiennamen,  S.  158).  Bemerkenswert  ist  ferner  die 
auffallende  Erscheinung,  daß  noch  im  17.  Jahrhundert  der  Jungfername  der 
Mutter  zuzeiten  auf  eheliche  Kinder  übergeht.  Die  sozialgeschichtliche  Be- 
deutung des  Schwankens  der  Familiennamen  ist  noch  vielfach  unerforscht. 
Man  kann  z.  B.  beobachten,  daß  bei  einem  Familienzweig,  der  wirtschaftlich 
und  sozial  eine  Blütezeit  erlebt,  auch  der  Familienname  verhältnismäßig  früh 
fest  wird,  während  andere  minder  begünstigte  Linien  derselben  Familie  unter 
den  alten  Schwankungen  noch  fortgesetzt  zu  leiden  haben.  Diese  Vorgänge 
waren  zeitlich  und  örtlich  verschieden.  Daß  namensgeschichtliche  Studien 
für  den  praktischen  Genealogen  von  allergrößter  Bedeutung  sind,  lehrt  bei- 
spielsweise die  Tatsache,  daß  noch  im  16.  Jahrhundert  für  zweifellose  An- 
gehörige einer  und  derselben  Familie  in  den  verschiedenen  Quellen  ein  halbes 
Dutzend  verschiedene  „Familiennamen"  in  Gebrauch  sind,  daß  also  ein 
Stammbaum,  der  etwa  nur  die  heute  erhaltenen  „Familiennamen"  berück- 
sichtigen würde,  sich  als  durchaus  lückenhaft  herausstellt.  (Hashagen  WZ 
1910,  S.  544.) 

Bezüglich    der  Geschichte   der  Namen  sind  alte  Kulturstätten  vor  jün- 
geren ein   gutes  Stück  in   der  Entwicklung  voraus.     So  ist  z.  B.  der  ganze 


x)  Aus  Thomas  und  Felix  Platters  Lebensbeschreibung,   hrsg.  von  Otto  Fischer 
in  „Erlebnis  und  Bekenntnis",  München  1911,  S.  18  u.  288. 


Personenbenennung  in  Skandinavien.    Mittelnamen.  293 

Zuschnitt  des  Namenwesens  in  Basel  schon  im  13.  Jahrhundert  so,   wie  in 
Breslau  erst  im  14.  Jahrhundert.1) 

Die  in  Skandinavien  volkstümliche  Art  der  Personenbenennung,  die  noch  Personen- 
uralte  Züge  aufweist  (oft  Taufname  -f  Spitzname),  und  neben  der  im  tag-  |SSS5«. 
liehen  Leben  die  „offiziellen"  Namen  (früher  Taufname  -f-  des  Vaters  Tauf- 
name im  Genetiv  mit  -son  oder  -dotter,  nunmehr  Taufname  -j-  Geschlechts- 
name) fast  nicht  zur  Geltung  kamen,  ist  von  Lundell  (S.  v.  Landsm.  LX  1889), 
Djurklou  (Om  vedernamn  och  Känningsnamn,  Fornn.  Tidskr.  IX  1896), 
Feilberg  (Navnestik,  Dan.  III  1896),  Olrik  (Falsterske  tilnavne  fra  Idestrup 
sogn.  Dan.  V  1898)  behandelt.  Seit  1828  wurde  in  Dänemark  (schon  seit 
1771  in  Schleswig)  laut  Gesetz  bei  der  Taufe  auch  der  Geschlechtsname 
genannt,  der  Regel  nach  des  Vaters  Vornamen  mit  -sen  (aus  son).  Das  gab 
zu  unerträglicher  Verwirrung  Anlaß;  es  gibt  eine  Anzahl  von  Sorensen,  Pe- 
dersen,  Jensen  usw.  Im  Jahre  1898  wurde  von  der  Regierung  eine  Kom- 
mission eingesetzt  zum  Begutachten  der  Frage,  inwiefern  die  Aufnahme  der 
nicht  offiziellen  Namen  als  Geschlechtsnamen  zu  fördern  sei.  Das  Gutachten 
der  Kommission:  Dansk  Navnestik.  1899  (von  Fr.  Nielsen,  A.  Olrik,  J.  Steen- 
strup)  gibt  ausführlichen  Aufschluß  über  die  gegenwärtig  und  früher  in  ver- 
schiedenen Teilen  des  Reiches  obwaltenden  Gewohnheiten.2) 

Die  Amerikaner  geben  ihren  Kindern  sogenannte  Mittelnamen,  die  Mitteinamen. 
weder  Vornamen  noch  Familiennamen  sind,  die  aber  dem  Gesamtnamen 
Rundung  und  Fülle  verleihen.  Ein  Kind  mag  den  Familiennamen  der  Mutter 
erhalten,  ein  anderes  den  eines  geschichtlichen  Helden,  in  welchem  Falle 
meist  Vorname  und  Familienname  des  Helden  dem  eigenen  Familiennamen 
des  Kindes  vorgesetzt  werden:  etwa  Theodore  Roosevelt  Brown,  George 
Washington  Bings  u.  dergl.  Der  Vater  des  Georg  von  Lengerke  Meyer,  des 
amerikanischen  Botschafters  (früher  in  Rom),  der  als  Generalpostmeister  in 
Roosevelts  Kabinett  berufen  wurde,  hatte  einen  Geschäftsteilhaber  des  Namens 
von  Lengerke,  und  diesen  Namen  gab  er  seinem  Sohn  als  Mittelnamen.1) 
Dabei  ergibt  sich  aber  eine  Schwierigkeit:  Der  Mittelname  wird  meist  nur 
mit  dem  Anfangsbuchstaben  geschrieben  und  so  kommt  es,  daß  der  genannte 
Meyer  jun.  meistens  als  Georg  von  L.  Meyer  erscheint.  Auf  diese  Weise 
können  die  ältesten  und  stolzesten  Namen  in  amerikanischer  Verjüngung 
nach  Europa  zurückgelangen;  jeder  Schmidt  kann  seinem  Sohn  ein  „von 
Bismarck"  als  Mittelnamen  geben.    Auch  dem  Hochstaplertum  eröffnen  sich 


J)  Herrn.  Reichert,  D.  deutschen  Familiennamen  nach  Breslauer  Q.  d.  13.  u. 
14.  Jht.  Berlin  1908  (=  Wort  u.  Brauch.  Volkskundliche  Arbeiten,  hrsg.  v.  Giebs  u. 
Hippe,  1.  H.). 

8)  Paul,  Grundr.  d.  germ.  Philo!.  I2,  1500. 

s)  Zwei  Gebrüder  Meyer,  Kaufleute  in  New  York,  hatten  je  e.  Fräulein  v.  Lengerke 
geheiratet.  Minister  Georg  v.  Lengerke  Meyer  schreibt  hierüber:  „Mein  Großvater 
Georg  August  Meyer  hat  sich  am  18.  Juli  1809  mit  Johanne  von  Lengerke  verheiratet; 
derselbe  hat  seinem  Namen  nicht  den  seiner  Ehefrau  hinzugefügt,  ich  aber  wurde,  wie 
das  hierzulande  häufig  geschieht,  .George  von  Lengerke'  Meyer  getauft,  um  auszu- 
drücken, von  wem  ich  abstammte,  da  das  der  Name  meiner  Großmutter  vor  ihrer 
Verheiratung  war." 


294  Mittelnamen.    Rückbildung  von  Familiennamen  zu  Vornamen. 

hierdurch  neue  Möglichkeiten.  Hier  liegt  offenbar  eine  Lücke  im  amerikani- 
schen Naturalisierungsgesetz  oder  doch  in  seiner  Handhabung  vor. 

Das  Gesetz  verlangt,  daß  adelige  Einwohner  auf  erbliche  Titel  und  ihren 
Adel  verzichten,  ehe  sie  das  Bürgerrecht  erhalten.  Kein  naturalisierter  Deut- 
scher kann  sich  also  als  Amerikaner  Graf  oder  Baron  nennen,  wohl  aber 
behält  er  häufig  das  Adelsprädikat  „von"  bei,  als  ob  es  wie  das  holländische 
„van"  nur  ein  Teil  des  Familiennamens  wäre,  nicht  schon  an  sich  den  Namen 
adelte.  Wüßten  die  amerikanischen  Gerichte  oder  der  Kongreß,  daß  in  solchen 
Fällen  kein  völliger  Verzicht  auf  den  Adelsstand  geleistet  wurde,  so  würden 
sie  vermutlich  einschreiten. 

Mittelnamen  sind  auch  in  England,  bei  den  Skandinaviern  und  in  Ost- 
friesland gebräuchlich.  So  findet  sich  z.  B.  in  „Slaegtstavle  over  Familien 
Klem.  d.  Udgave,  Kristiania  1889",  S.  61:  Sophie  Magdalena  Lewetzau  Scha- 
falitzky  de  Muckadd  Klem,  die  sich  Schaffa  nennt  und  mit  ihrem  Vetter 
Peter  Grönbach  Klem  verheiratet  ist.  Den  Mittelnamen  hat  sie  von  ihrer 
Großmutter  Sophie  Magdalena  (v.)  Lewetzau  und  von  deren  Mutter  Gräfin 
Schafalitzky  de  Muckadd,  1749 — 1786,  erhalten.  Sehr  häufig  sind  die  Mittel- 
namen in  Dänemark  z.  B.  Paludan-Müller,  Grove-Rasmussen,  Dorph-Petersen ; 
auf  diese  Weise  sind  die  meisten  dänischen  Doppelnamen  mit  Bindestrich 
entstanden.  Bei  Adelserhöhungen  und  Fideikommissen  entstehen  adelige 
Doppelnamen;  aber  im  Gegensatze  zu  den  bürgerlichen  Namen  wird  der 
neue  Name  hier  angehängt,  nicht  vorgesetzt,  z.  B.  Bille-Brahe-Selby,  wo  Bille 
der  ursprüngliche  Name  ist. 
Rückbildung  von  Ein  interessantes  Gebiet  ist  die  Rückbildung  von  Familiennamen  zu  Vor- 
Famiiiennamen  nameni\      In    einem   großen  Teile    Norddeutschlands   findet   sich    die    Sitte, 

zu  Vornamen.  /  e»  » 

Familiennamen,  auch  wenn  sie  ursprünglich  keine  Vornamen  gewesen  sind, 
Kindern  als  Rufnamen  beizulegen.  Diese  Sitte  findet  sich  auch  in  England. 
In  den  meisten  derartigen  Fällen  handelt  es  sich  darum,  daß  ein  Sohn  den 
Familiennamen  der  Mutter  als  Rufnamen  erhält,  wenn  diese  die  letzte  ihres 
Geschlechts  oder  wenigstens  ihrer  Linie  war  und  dem  Sohne  ihr  väterliches 
Gut  vererbte.  Es  laufen  hier  zwei  ähnliche  Erscheinungen,  die  namentlich 
in  Westfalen  stark  hervortreten,  nebeneinander  her.  Der  Bauernstand  ver- 
erbt den  Hofnamen,  wenn  die  Mutter  eine  Erbtochter  des  Hofes  ist,  in  den 
meisten  Fällen  auf  den  Sohn,  der  eigentlich  einen  anderen  Familiennamen 
trägt,  als  Familiennamen;  der  Adel  aber  hält  den  alten  Familiennamen  bei 
einer  solchen  Erbschaft  fast  stets  aufrecht  und  vererbt  den  Familiennamen 
der  Mutter  als  Vornamen  auf  die  Nachkommenschaft.  Albert  von  Haxt- 
hausen  (1370 — 1383)  war  mit  Jutta  von  Elmeringhausen  vermählt,  eine 
Schwester  Alberts  heiratete  einen  Bruder  Juttas.  Infolge  dieser  doppelten 
Verschwägerung  beider  Familien  schlössen  sie  untereinander  einen  Erbvertrag, 
nach  dem  die  Familie,  welche  die  andere  überlebte,  deren  Güter  erbte  und  den 
Familiennamen  der  zuerst  erloschenen  als  Vornamen  annehmen  sollte.  Die 
Emeringhausen  starben  erst  nach  1470  aus,  infolgedessen  wurde  ein  Ururenkel 


*)  W.  C.  v.  Arnswaldt,  Familiennamen  als  Vornamen,  FQB  1911,  S.  5. 


Rückbildung  von  Familiennamen  zu  Vornamen.   Das  Wort  „von".  295 

Alberts  Eimerhaus  von  Haxthausen  (f  1587)  genannt,  der  Vorname 
Eimerhaus  hat  sich  noch  bis  in  die  Jetztzeit  bei  den  Haxthausen  erhalten 
und  ist  durch  Heirat  auch  vorübergehend  in  einige  andere  Familien,  in 
die  Haxthausensche  Töchter  geheiratet  haben,  übergegangen. 

Werner  Todrank  (1427—1470)  starb  als  Letzter  seines  Namens  und 
hinterließ  nur  eine  Tochter,  Leneke  Todrank,  die  1479  mit  Jürgen  Spiegel 
zu  Peckelsheim  verheiratet  war.  Ihr  Sohn,  der  1520—1522  urkundlich  er- 
wähnt wird,  hieß  Todrank  Spiegel  zu  Peckelsheim.  Aus  derselben  Familie 
Spiegel  war  Hermann  Spiegel  zum  Desenberg  um  1435  mit  Jutta  Edlen 
von  Schöneberg  verheiratet.  Ihr  Sohn  Schöneberg  Spiegel  zum  Desen- 
berg (1454 — 1472)  brachte  den  Vornamen  Schöneberg  in  die  Spiegeische 
Familie,  der  sich  dort  lange  Zeit  erhalten  hat. 

Johann  Völschow,  Ratsherr  zu  Greifswald  1552,  heiratete  Anna  Ste- 
ve lin.  Deren  zweiter  Sohn  Stevelin  Völschow  starb  als  Ratsherr  in 
Stralsund  1591.  Nach  ihm  wurden  Mitglieder  der  Familie  Völschow  häufiger 
Stevelin  getauft.  Der  Bürgermeister  Thomas  Brandenburg  in  Stralsund 
(f  1619)  heiratete  in  erster  Ehe  Gertrud  Stevelin,  deren  Sohn  und  später 
auch  der  Enkel  Stevelin  Brandenburg  genannt  wurde. 

Eine  Erscheinung,  die  zwar  nicht  so  häufig  ist,  aber  doch  Beachtung 
verdient,  ist  die,  daß  Söhne  einer  Familie  ihren  eigenen  Familiennamen  als 
Vornamen  tragen.  Kanne  Kanne  kommt  1371  — 1430  in  Paderborner  Ur- 
kunden, sein  Enkel  Kanne  Kanne  1448  — 1474  vor;  dieser  hatte  eine 
Schwester  Elisabeth  Kanne,  die  1467  mit  Friedrich  Schwartz  (von 
Braunenbruch)  verheiratet  war  und  deren  Sohn  Kanne  Schwartz  auf  From- 
hausen  1494 — 1547  lebte.  Raven  Raven,  Hans  Ravens  Sohn,  wurde  1491 
und  1496  bei  Einbeck  belehnt.1). 

Für  den  Adel  war  es  durchaus  unmaßgeblich,  ob  sein  Name  mit  oderDas  wort  „von' 
ohne  „von"  gebildet  war.  Es  gab  eine  große  Anzahl  adeliger  Geschlechter, 
die  dieses  Prädikat,  der  Bedeutung  ihres  Namens  gemäß,  nicht  führten,  ohne 
daß  deshalb  der  geringste  Zweifel  an  ihrer  adeligen  Stellung  entstanden  wäre. 
Seit  etwa  1350  ward  es  langsam  üblich,  daß  auch  diejenigen  Geschlechter, 
die  ein  „von"  vor  ihrem  Namen  führten,  dies  wegließen  und  sich  einfach 
mit  ihrem  Vornamen  und  direkt  nachgestelltem  Nachnamen  nannten.  Die 
Ursache  hierzu  war  vermutlich  das  Aufblühen  des  Bürgertums  und  Städte- 
wesens zu  jener  Zeit,  die  Übersiedlung  altadeliger  Geschlechter  in  die  Städte 
und  Übernahme  der  städtischen  Regierung  durch  dieselben.  Beispiele  für 
ein  solches  Nichtführen  ihres  Adelsprädikates  bieten  z.  B.  folgende  Ge- 
schlechter, deren  Namen  sinngemäß  das  „von"  verlangten:  Carlowitz,  Eichen- 
dorff,  Gersdorff,  Miltitz,  Nauendorff,  Seidewitz,  Wolfersdorff,  Zeschau  und 
viele  andere.    Dieser  Umstand  trug  dazu  bei,  daß  der  Unterschied  zwischen 


»)  Inwiefern  das  Studium  der  Familiennamen  genauere  Einblicke  in  die  Zusammen- 
setzung der  Einwohnerschaft  gewährt,  haben  Karl  Friedrich  von  Strenge  u.  Ernst 
Devrient,  Thüringische  Geschichtsquellen,  NF  VI  (D.  Stadtrechte  v.  Eisenach,  Gotha 
u.  Waltershausen,  Jena  1909,  S.  64  ff.),  an  den  Städten  Eisenach  u.  Gotha  gezeigt. 


296  Das  Wort  „von". 

dem  niederen  Adel  und  dem  vornehmen  Bürgerstande,  dem  Patriziate1),  eine 
Zeit  lang  fast  aufgehoben  war.  Zur  Reformationszeit  trat  eine  Reaktion  ein. 
Nach  und  nach  nahmen  während  der  folgenden  200  Jahre  nicht  nur  viele 
derjenigen  Familien,  die  sich  vor  1350  des  Prädikates  „von"  bedient  hatten, 
dieses  wieder  auf,  sondern  überhaupt  fast  alle  Familien,  die  sich  zu  dem 
Adel  gerechnet  wissen  wollten,  selbst  wenn,  das  Prädikat  „von",  das  doch 
den  Besitz  eines  Ortes  oder  die  Herkunft  von  einem  Orte  ausdrückt,  wider- 
sinnig vor  ihrem  vielleicht  einen  bürgerlichen  Beruf  bezeichnenden  Namen 
war.  Die  Ursache  zu  dieser  Reaktion  lag,  abgesehen  von  der  ohne  Zweifel 
vorhandenen  Überzeugung  des  Adels,  daß  sie  zur  Selbsterhaltung  notwendig 
sei,  noch  besonders  in  der  Initiative  der  Höfe.2) 

Heutzutage  scheint  vielen  das  Prädikat  „von"  als  die  zuverlässige  und 
vollkommene  internationale,  weil  bereits  vor  den  Namen  fast  aller  Nationali- 
täten, die  rumänische,  griechische  und  japanische  nicht  ausgenommen,  zu 
findende  Adelsbezeichnung.  Allein  diese  Anschauung,  als  beweise  das  Wört- 
chen „von"  den  Adel,  ist  durchaus  irrig.  Wie  das  französische  „du"  und 
„de  la"  und  das  niederländische  „van"  äußerst  häufig  bei  rein  bürgerlichen 
Familien  vorkommt,  so  gibt  es  auch  in  Deutschland,  besonders  in  den  nord- 
westlichen Gegenden,  gegenwärtig  nicht  weniger  als  100000  bürgerliche 
Familien3)  mit  dem  Wörtchen  „von".  In  Chemnitz  gibt  es  zum  Beispiel 
eine   bürgerliche  Familie  „von   der  Horst",  in   Berlin  eine   adelige  gleichen 


x)  Roth  v.  Schreckenstein,  D.  Patriziat  in  d.  deutschen  Städten,  bes.  Reichs- 
städten. 2.  Ausg.  Freiburg  1886.  —  Foltz,  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Patriziates  in  d.  deut- 
schen Städten.  Marburg  1899.  —  Rieh.  Schröder,  Lehrbuch  d.  deutschen  Rechts- 
gesch.  5.  Afl.  1907,  S.  654.  —  Nathusius-Neinstedt,  H.  v.,  Ritterbürtige  Familien 
unter  d.  Geschlecht,  d.  deutschen  Städte  im  MA.  Berlin  1889.  —  Wehrmann,  Das 
lübeckische  Patriziat,  insbes.  dessen  Entstehung  u.  Verhältnis  z.  Adel,  HGB  1872,  S.  90 
bis  135.  —  Ohlendorf,  L.,  D.  niedersächsische  Patriziat  u.  sein  Ursprung.  Hannover 
1910.  —  Ernst  Hartmann  Edler  v.  Franzenshuld,  Über  Patrizier,  Erbbürger  u. 
Wappengenossen,  K.  K.  Zentral-Komm.  1870,  p.  X— XVI.  —  Siegmund  Keller,  Der 
Adelsstand  d.  süddeutschen  Patriziates.  Gierke-Festschrift,  S.  741  ff.  —  G.  A.  v.  Mül- 
verstedt,  Ritter  an  d.  Spitze  d.  Stadträte  im  13.  Jht.,  mit  besonderer  Beziehung  auf 
Halberstadt  u.  andere  Harzstädte.  Über  d.  Begriff  v.  miles,  ZHV  1869.  —  Nederland's 
Patriciaat.   I.   Haag  1910. 

2)  v.  Braunsdorff,  Ü.  d.  Nichtgebrauch  d.  Adelsprädikates  seitens  d.  niederen 
sächsischen  Adels.    Dresden  1896. 

3)  Dieses  „von"  bei  bürgerlichen  Familien  ist  nur  Namensbestandteil.  Die  Ver- 
treter der  Ansicht,  daß  die  Bezeichnungen  „von",  „auf",  „aus",  „zu"  dies  auch  bei 
adeligen  Familien  oder  wenigstens  bei  denen  d.  Uradels  seien,  vgl.  insbes.  v.  Bülow, 
Über  d.  Erwerb  e.  adeligen  Familiennamens  durch  Annahme  an  Kindesstatt  nach  dem 
bürgerlichen  Gesetzbuche  in  der  Deutschen  Juristenzeitung  1896,  S.  132  u.  in  d.  Deut- 
schen Juristenzeitung  1900,  S.  373  v.  Bülow,  Krückmann  u.  Opet,  Gutachten  zum 
24.  Juristentag,  Bd.  III,  S.  177  ff.  stehen  u.  a.  gegenüber  von  Staudinger,  Juristen- 
zeitung 1898,  S.  362.  —  Sohm,  Juristenzeitung  1899,  S.  8.  —  Bornhak  in  Schulzen- 
stein und  Keil's  Verwaltungsarchiv,  Bd.  8,  S.  48;  der  25.  Juristentag  hat  sich  im  Jahre 
1900  nach  sehr  eingehender  Befürwortung  von  Gierke,  Wilke,  Kekule  von  Stra- 
donitz  u.  anderen  mit  großer  Mehrheit  dafür  entschieden,  daß  überwiegende  Gründe 
dafür  sprechen,  bei  adeligen  Familien  auch  das  einfache  „von"  heute  als  bloßes  Adels- 
zeichen zu  betrachten. 


Familiennamen  des  Briefadels.   Die  Adelspartikel  im  südlichen  Europa.       297 

Namens.  Die  Ranglisten  der  Preußischen  und  Sächsischen  Armee  bezeichnen 
das  Adelsprädikat  mit  „v.",  schreiben  dagegen  bei  bürgerlichen  Familien  das 
Wort  „von"  aus,  z.  B.  „von  Aspern"  (vgl.  Genealog.  Handbuch  bürgerlicher 
Familien,  Band  IV,  Berlin  1896).  Es  kommt  auch  vor,  daß  das  Wort  „von" 
mit  dem  darauf  folgenden  Wort  zu  einem  neuen  Wort  zusammengenommen 
wird,  so  bei  der  bürgerlichen  Familie  „Vonhof",  die  sich  auch  durch  die 
Schreibweise  am  Ende  des  Namens  von  der  adeligen  Familie  „von  Hoff" 
unterscheidet.  Dies  ist  speziell  in  Bayern  Praxis.  Bei  den  Ladinern  in  Tirol 
bestand  die  Sitte,  sich  des  Wörtchens  „de"  zu  bedienen.  In  der  Zeit  von 
ca.  1780 — 1815  wurden  aber  die  Bewohner  Ennebergs  usw.  durch  Zutun  der 
politischen  und  Gerichtsbehörden  bewogen,  das  „de"  oder  „von"  entweder 
wegzulassen  oder  es  mit  dem  Hauptnamen  zu  einem  Worte  zusammenzu- 
ziehen, also  z.  B.  statt  de  Metz  zu  schreiben  Demetz  oder  nur  Metz.1) 

Eine  besondere  Erwähnung  verdient  der  Brauch,  der  bei  der  Erteilung  Familiennamen 
von  Briefadel  von  der  Wiener  Kanzlei  geübt  wurde,  da  ohne  Kenntnis  dieses 
Brauches  jemand  leicht  bei  dem  Bestreben,  seine  Familiengeschichte  aufzu- 
hellen, auf  Irrwege  geraten  kann.  Es  war  nämlich  Praxis,  daß,  wenn  Per- 
sonen geadelt  wurden,  ihrem  Namen  ein  Ortsname,  ich  möchte  lieber  sagen 
ein  örtlicher  Name,  angefügt  wurde.  Und  zwar  galt  die  Bestimmung,  daß 
das  immer  ein  erdichteter  Ortsname  sein  mußte.  Auf  diese  Weise  sollte 
einer  Verwechslung  vorgebeugt  werden.  Also  z.  B.  wenn  ein  Müller  geadelt 
wurde  und  wünschte  den  Namen  Müller  von  Rosenberg,  so  ging  das  nicht, 
weil  es  Orte  dieses  Namens  gab;  wenn  er  aber  Müller  von  Rosenstein  heißen 
wollte,  so  wäre  das  bewilligt  worden,  wenn  Orte  dieses  Namens  im  Reiche 
nicht  existierten.  Es  war  sehr  gebräuchlich,  solche  erdichteten  Ortsnamen 
dem  Familiennamen  anzuhängen.  Diese  Idee  des  erdichteten  Herrschafts- 
und Ortsbegriffes  ist  freilich  in  der  Praxis  der  Wiener  Kanzlei  so  weit  ge- 
schwunden, daß  man  dazu  gekommen  ist,  Namen  wie  „Kadich  Edler  von 
Pferd"  zu  bilden,  weil  der  Betreffende  sich  für  Pferdezucht  interessierte; 
wenn  aber  ein  Ort  „Pferd"  zufällig  in  dem  Bereiche  der  österreichisch- 
ungarischen Monarchie  vorhanden  gewesen  wäre,  so  würde  man  auch  diese 
Namensform  vermieden  haben.2) 

Im  südlichen  Europa  ist  zwar  die  Adelspartikel  dieselbe  wie  im  übrigen  Die  Adeis- 
Europa:  de,  di,  aber  sie  kommt  hier  offiziell  beinahe  aus  dem  Gebrauch.  ^'J^™^" 
1890  bedienten  sich,  nach  dem  Gothaischen  Hofkalender,  von  den  70  Pro- 
vinzialpräfekten  in  Italien  nur  2  des  Vorwortes,  in  Spanien  von  den  51  Gou- 
verneurs 5.  Was  Italien  angeht,  kann  man  hier  Venedig  als  Spiegel  für  das 
ganze  Land  annehmen,  teils  weil  hier  der  Begriff  von  Adel  durch  das  Gol- 
dene Buch  scharf  bestimmt  war,  teils  weil  hier  die  Data  hoch  hinaufreichen. 
Die  Namen  der  12  nobili,  die  im  Jahre  692  den  ersten  Dogen  wählten, 
waren  alle  einfach.     Wohl  führten   mehrere  von    ihnen  während   der  Blüte 


!)  E.  v.  Baerle,  Das  Prädikat  ,.von"  oder  „van"  von  adeligen  und  bürgerlichen 
Familiennamen  in  Deutschland  u.  den  Niederlanden.    DH  1912,  S.  224  ff. 

3)  Mitis,  Oskar,  Frhr.  v.,  Die  diplommäßige  Verleihung  d.  Ortsnamenprädikate 
an  d.  niederen  Reichsadel  im  16.  u.  17.  Jht.,  MAW  1910  (Januar). 


298  Literatur  über  deutsche  Namenkunde. 

Venedigs  auch  auswärts  hohe  Titel,  Catharina  Cornaro  war  sogar  Titular- 
königin  von  Zypern.  In  Venedig  blieb  aber  der  Name  einfach,  wenn  die 
Familie  auch  noch  so  angesehen,  wenn  sie  auch  mehrmals  bis  zur  Herzogs- 
würde aufgestiegen  war.  Und  so  oder  ähnlich  war  es  auch  in  Genua  und 
in  den  anderen  Republiken  und  auch  bei  den  Dynastien  im  mittleren  Italien; 
das  de,  di  kommt  wohl  vor,  aber  niemals  als  Zeichen  des  Adels,  sowohl  bei 
den  Medici  als  bei  den  Visconti  usw.  Auch  noch  heute  legen  die  Nach- 
kommen, wenn  auch  hoch  in  Rang  und  Ehre,  Wert  darauf,  die  einfachen 
Namen  ihrer  Vorfahren  unverändert  zu  behalten.  Es  heißt  einfach:  Don  Gio- 
vanni Doria  Pamphili  Landi,  Fürst  von  Molfieto,  Don  Philippo  Orsini,  Her- 
zog von  Gravina,  Don  Giovanni  Antonio  Colonna,  Herzog  von  Cesaro,  ebenso 
all  die  höchsten  Familien. 

In  Frankreich  finden  wir  für  das  Mittelalter  dasselbe  Verhältnis.  Die 
Namen  der  alten  normannischen  Ritter  waren  alle  einfach,  aber  am  Ende 
des  Mittelalters  kam  das  Vorwort  mehr  und  mehr  auf,  es  ward  Privilegium 
des  Adels. 

In  Spanien  sind  die  mittelalterlichen  Namen  einfach:  Maurique,  Henrique; 
auch  der  Cid,  in  dem  im  12.  Jahrhundert  das  Rittertum  seinen  Gipfel  er- 
reichte, führte  keinen  weiteren  Namen  als  Ruy  (Rodrigo)  Diaz;  das  hinzu- 
gefügte de  Bivar  bedeutet  nur  seinen  Geburtsort,  den  Flecken  dieses  Namens. 
In  der  Neuzeit  findet  sich  hier,  ebenso  wie  in  Frankreich,  der  Gebrauch, 
die  Adelsqualität  der  Familien  durch  ein  dem  Namen  angehängtes,  und  zwar 
vorgesetztes  Zeichen  auszudrücken,  und  zwar  mit  demselben  Vorwort,  dem 
modernen  de,  das  im  Latein  sowohl  mit  ab  als  mit  de  korrespondierte.  Die 
Sitte  hat  sich  hier  so  festgesetzt,  daß  selbst  die  Kaiserin  Eugenie  sich  nicht 
Guzman,  sondern  „de  Guzman"  unterschrieb.1) 
Literatur  über  Die  sehr  ausgebreitete  Literatur  über  deutsche  Namenkunde  findet  man 

deuts^ndeamen "verzeichnet  an  folgenden  Stellen,  die  sich  gegenseitig  ergänzen: 

Förstemann,  E.,  Altdeutsches  Namenbuch.  H.  I.  Personennamen.  2.  Afl. 
Bonn  1900,  Vorwort. 

So  ein,  A.,  Mittelhochdeutsches  Namenbuch.  Basel,  Hilbing  &  Lichten- 
hahn,  1903. 

Bahder,  H.  v.,  Die  deutsche  Philologie  im  Grundriß.    Paderborn  1883. 

Jahresbericht  über  die  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  germani- 
schen Philologie,  herausgegeben  von  der  Gesellschaft  für  deutsche  Philologie 
in  Berlin.     Dresden  und  Leipzig.     Verlag  von  Reissner. 

Richter,  Bibliotheca  geographica  Germaniae.  Literatur  der  Landes- und 
Volkskunde  des  Deutschen  Reiches.     Leipzig  1896,  S.  462  ff. 

Unter  den  Zeitschriften,  die  einschlagende  Arbeiten  bringen,  ragen 
hervor:2) 


*)  Mensinga,  Die  Adelspartikel  im  südlichen  Europa,  VJH  20,  15ff. 

9)  Aus  der  übrigen  Zeitschriftenliteratur  seien  noch  erwähnt:  Steinhausen, 
Vornamenstudien,  in:  Zeitschr.  f.  d.  dtsch.  Unterricht  1893,  S.616ff.  —  Tille,  Weibliche 
Vornamen,  ZKu  5,  173ff.  —  Z.  Gesch.  d.  dt.  Personennamen  in  AZ  1897,  S.  243ff.  — 
Köcher,  Die  Taufnamen,  in:  Pfarr-Haus  1891,  S.  1 1 3 f f .  —  Zehntbauer,  Richard  J., 


Literatur  über  deutsche  Namenkunde.  299 

Zeitschrift  für  deutsches  Altertum  und  deutsche  Literatur, 
herausgegeben  von  E.  Schroeder  und  G.  Roethe. 

Zeitschrift  für  deutsches  Altertum,  herausgegeben  von  Haupt. 
Leipzig  1841  ff. 

Zeitschrift  für  deutsche  Philologie,  herausgegeben  von  Höpfner 
und  Zacher.     Halle  1869«. 

Zeitschrift  für  deutsche  Sprache,  herausgegeben  von  D.  Sanders. 
Hamburg  1887  ff. 

Beiträge  zur  Geschichte  der  deutschen  Sprache  und  Literatur 
von  Paul  und  Braune.     Halle  1874ff. 

Bericht  über  die  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  germanischen 
Philologie.     Leipzig,  Reisland. 


österreichische  Verwaltungsmaßregeln  auf  d.  Gebiet  d.  Namenwesens  in  d.  2.  Hälfte  d. 
18.  Jht.  MAW  V,  253 ff.  —  Witte,  Hans,  Wendische  Zu-  u.  Familiennamen  aus  meck- 
lenburg.  Urkunden  gesammelt  u.  mit  Unterstützung  d.  Herrn  Prof.  Dr.  Mucke  in  Frei- 
berg (Sachsen)  bearbeitet,  VMQ  1906.  —  F.  Thudichum,  D.  Vornamen  d.  deutschen 
Bürger  u.  Bauern,  Allg.  Zeitung  1886,  Beil.  10.  —  v.  Löher,  Dauer  u.  Wandlungen  der 
deutschen  Personennamen,  Allg.  Zeitung,  Beil.  137.  138.  —  Edw.  Schröder,  D.  deut- 
schen Personennamen.  Festrede.  Göttingen  1907.  —  O.  Schütte  u.  H.  Menges,  D. 
Doppelvornamen,  Ztschr.  d.  Allg.  deutschen  Sprachvereins,  22.  Jg.  (1907),  März.  — 
Grotefend,  Handwerksnamen,  KGV  1911.  —  Von  darstellenden  Büchern  nenne  ich: 
Heintze,  Alb.,  D.  deutschen  Familiennamen  geschichtlich,   geographisch,   sprachlich. 

3.  Afl.,  hrsg.  v.  P.  Cascorbi.  Halle  a.  S.  1909.  —  A.  Bähnisch,  D.  deutschen  Per- 
sonennamen (=Aus  Natur  u.  Geisteswelt,  Leipzig,  Nr.  296)  1910.  —  Arnold,  Die 
deutschen  Vornamen.  Wien  1901.  —  Schnack,  Vollständige  Slg.  v.  Vor-  u.  Taufnamen 
mit  Angabe  d.  Ursprungs  u.  d.  Bedeutung.  Hamburg  1901.  —  Adamek,  Die  Räthsel 
unserer  deutschen  Schülernamen.  Wien  1894.  —  Ernst  Grone,  Die  Hausnamen  und 
Hauszeichen  u.  Verbreitung  u.  Einwirkung  auf  d.  Bildung  d.  Familien-  u.  Gassennamen. 
Göttingen  1912.  —  Ferdinand  Khull,  Deutsches  Namenbüchlein.  Ein  Handbuch 
z.  Mehrung  d.  Verständnisses  unserer  heimischen  Vornamen  u.  z.  Förderung  deutscher 
Namengebung  (=  Verdeutschungsbücher   des   Allgemeinen   Deutschen  Sprachver.  IV). 

4.  Afl.  Berlin  1909.  Drs.,  Vornamen -Verzeichnis  in  d.  neuen  Rechtschreibung,  im 
Auftrage  d.  Allgem.  deutschen  Sprachver.  zusammengestellt,  Berlin  1910.  Dieses  Vor- 
namen-Verzeichnis wurde  nach  Vorlage  durch  d.  Gesamtvorstand  d.  Allgem.  deutschen 
Sprachver.  zunächst  v.  Preuß.  Ministerium  des  Innern,  sodann  v.  sämtlichen  deutschen 
Staatsregierungen  als  Wegweiser  u.  Grundlage  f.  d.  Matrikelführer  angenommen  u.  d. 
Standesämtern  z.  Darnachachtung  empfohlen.  Beachtlich  sind  die  Zusammenstellungen 
von  Namenzusammenstellungen  für  einzelne  Orte.  Diesbezüglich  seien  folgende  bei- 
spielsweise genannt:  Hoffmann  von  Fallersleben:  Braunschweigisches  Namens- 
buch. Braunschweig.  Hannoversches  Namensbuch.  Hannover  1852.  Casseler 
Namensbuch.  Cassel  1863.  Breslauer  Namensbuch.  Leipzig  1843.  —  Kleemann,  L., 
Die  Quedlinburgischen  Familiennamen.  Quedlinburg  1891.  —  E.  Koch,  Saalfelder 
Familiennamen.  Saalfeld  1877.  78.  —  Vgl.  auch  oben  S.  36  ff.  —  Ü.  d.  Niederlande  vgl. 
Winkler,  J.,  De  nederlandsche  geslachtsnamen  in  oorsprong,  geschiedenis  en  be- 
teekenis.  Haarlem  1885;  Bloys  von  Treslong  Prins,  P.  C,  Over  namen,  naams- 
verandering  enz.  in  Nederlandsch-Indie,  NL  1912.  Ü.dänische  Namenku.  vgl.:  O.Nielsen, 
Olddanske  Personnavne,  Kopenhagen  1883.  Joh.  Steenstrup,  De  danske  Stednavne, 
Kopenhagen  1908;  drs.,  Dansk  Navnestik,  Kopenhagen  1910.  Über  norwegische  Na- 
menkunde O.  Rygh,  Gamle  Personnavne  i  norske  Stednavne,  Christiania  1901. 


300  Sprachliche  Schwierigkeiten. 

Korrespondenzblatt  des  Gesamtvereins  der  deutschen  Geschichts- 
und Altertumsvereine,  herausgegeben  von  P.  Bai  Heu.     Berlin.1) 

Zahlreiche  Beiträge  zur  Namenkunde  sind  auch  in  den  Veröffentlichungen 
der  Altertumsvereine  enthalten.2) 
sprachliche  Hier  soll  noch,  im  Anschluß  an  Lorenz,  Lehrbuch  der  gesamten  wissen- 

Schwierigkeiten- schaftlichen  Genealogie,  S.  180ff.,  auf  einige  sprachliche  Schwierigkeiten  hin- 
gewiesen werden,  die  sich  dem  Genealogen  bei  der  Aufstellung  seiner 
Stammtafeln  besonders  häufig  ergeben.3) 

1.  Die  Geistlichen  führen  nicht  nur  in  den  Klöstern  lediglich  einen 
Vornamen,  der  oftmals  beim  Eintritt  in  den  geistlichen  Stand  erst  angenom- 
men worden  ist.  Weltgeistliche  führten  auch  im  Mittelalter  zuweilen  einen 
Familiennamen,  aber  der  hohe  Klerus  bediente  sich  in  der  neuesten  Zeit 
offiziell  lediglich  des  geistlichen  Vornamens. 

2.  Der  Mangel  an  Interpunktion  in  Urkunden  führt  leicht  zu  dem  Irr- 
tum, daß  zwei  oder  drei  Namen  als  einer  Person  zugehörig  betrachtet 
werden.  Doppelte  Vornamen  sind  aber  in  Deutschland  bis  zum  13.  Jahr- 
hundert sehr  selten,  etwas  häufiger  schon  im  13.  Jahrhundert,  so  begegnet 
in  Mühlhausen  in  Thüringen  1220  Heinrich  Bote  von  Frauenstein,  1286 
Hermann  Wolf  von  Hagen,  1296  Berthold  Gulo  von  Eckardsberge.  Nach 
dem  deutschen  Norden  verbreitet  sich  der  Gebrauch  zweier  Vornamen  nur 
ganz  allmählich.     So    liefert   uns   das  Verzeichnis  der  pommerschen  Stände, 


*)  Vgl.  z.  B.  51.  Jg.  Nr.  8:  Wäschke,  H.,  Orts-,  Flur-  u.  Personennamenforschung. 

2)  Vgl.  oben  S.Qu.  10. —  Schwerdfeger,  Jos.,  Die  historischen  Vereine  Wiens  1848 
bis  1908.  Wien  1908  (Festschrift  zum  60jährigen  Kaiserjubiläum).  —  R.  de  Lasteyrie 
et  F.  Lefevre-Pontalis,  Bibliographie  des  travaux  historiques  et  archeologiques  pu- 
blies par  les  societes  savantes  de  la  France.    T.  1 — 3.    Paris,  seit  1888. 

3)  Über  latinisierte,  beziehentlich  gräzisierte  Namen  vgl.  Körner,  DH  1900, 
S.  31ff.,  und  Sembritzki,  ebenda  1901,  S.  120f.  —  Körner,  Polonisierte  Familien- 
namen, DH  1905,  S.  71;  1906,  S.  88;  1909,  S.  145.  —  Über  Pseudonyme  gibt  es 
folgende  Orientierungsmittel:  Zirka  3000  häufiger  vorkommende  Pseudonyme  vor- 
nehmlich deutscher  und  österreichischer  Schriftsteller,  in:  Wer  ist's?  Unsere  Zeit- 
genossen. Zeitgenossenlex.  II  1906,  S.  84 ff.,  seitdem  wiederholt  in  neuer  Auflage  er- 
schienen.—  Holzmann,  M.,  u.  H.Bohatta,  Deutsches  Pseudonymenlex.  Wien  1906. — 
Rassmann,  F.,  Kurzgefaßtes  Lex.  deutscher  pseudonymer  Schriftsteller,  hrsg.  mit  Vor- 
rede v.  J.  W.  S.  Lindner.  Leipzig  1830.  —  Sintenis,  F.,  Die  Pseudonyme  der  neueren 
deutschen  Literatur.  Hamburg  1899.  —  We  Her,  Lex.  pseudonymorum.  Wörterb.  d.  Pseudo- 
nymen aller  Zeiten  u.  Völker.  2.  Afl.  Regensburg  1886.  —  Über  Anonyme  vgl.  M.  Holz- 
mann u.  H.  Bohatta,  Deutsches  Anonymen-Lex.  Weimar  1909.  —  Barbier,  Diction- 
naire  des  ouvrages  anonymes.  3.  ed.  Paris  1882  (sogenannte  edition  Daffis). —  Querard, 
Fcrivains  Pseudonymes  et  autres  mystificateurs  de  la  litterature  francaise  pendant  les 
quatres  derniers  siecles  restitues  ä  leurs  veritables  noms.  Paris  1854 — 56.  Neue  Aus- 
gabe von  Brunet  und  Jannet.  Paris  1869 ff.  —  E.  Co  11  in,  Anonymer  og  Pseudonymer 
i  den  danske,  norske  og  islandske  Litteratur.  Kopenhagen  1869.  —  Halkett  und  Laing, 
a  Dictionary  of  the  Anonymous  and  Pseudonymous  Literature  of  Great  Britain.  4  Bände 
1882—88.  —  Melzi,  Dizionario  di  opere  anonime  ed  pseudonime  di  scrittori  italiani, 
3  Bde.  Milano  1848 — 59.  —  Passano,  Dizionario  di  opere  anonime  et  pseudonime. 
Ancona  1887.  —  Placcius,  De  scriptis  et  scriptoribus  anonymis  atque  pseudonymis 
syntagma.  Hamburg  1674.  Drs.,  Theatrum  Anonymorum  et  Pseudonymorum. 
Hamburg  1708. 


Sprachliche  Schwierigkeiten.  301 

die  im  Jahre  1500  dem  Kurfürsten  Joachim  von  Brandenburg  und  seinem 
Hause  die  Erbfolge  sicherten,  auch  nicht  ein  einziges  Beispiel.  Aus  Sachsen 
finden  wir  die  neue  Sitte  beim  Adel  befolgt  in  folgenden  Namen:  um  1500 
Hans  Sigmund  von  Feilitzsch,  1510  Hans  Georg  von  Reitzenstein  und 
Thomas  Otto  von  Schönberg,  1517  Georg  Friedrich  und  Hans  Heinrich  von 
Krockow,  1519  Josef  Levin  Metzsch,  Meissnischer  Rat,  später  Pastor  in 
Milau.1) 

3.  In  den  älteren  Urkunden  werden  die  Taufnamen,  selbst  die  der 
höchsten  Personen,  meist  nur  als  Sigle  verzeichnet.  Auch  die  Zeugen  wer- 
den nur  nach  ihrem  Standescharakter  unter  bloßer  Anführung  eines  Anfangs- 
buchstabens als  Bezeichnung  für  den  Namen  mitgeteilt.  Hierüber  kann  nur 
die  Spezialdiplomatik  und  die  aus  sonstigen  Quellen  und  Schriftstellern  zu 
schöpfende  Familiengeschichte  Aufschlüsse  geben.2) 

4.  Das  immer  wiederholte  gleichmäßige  Vorkommen  desselben  Vornamens 
in  vielen  Familien  hat  sehr  viele  Irrtümer  in  den  Genealogien  veranlaßt,  die 
nur  durch  die  größte  Sorgfalt  vermieden  werden  können.  Es  genügt,  auf 
die  Namen  Berthold  bei  den  Zähringern,  Hermann  bei  den  älteren  Badensern 
und  Heinrich  bei  den  Reußen  hinzuweisen. 

5.  Schwankende  Schreibart  der  Tauf-  und  Familiennamen,  Anwendung 
von  Abkürzungen  und  zahlreiche  Koseformen  machen  die  genealogische  Über- 
lieferung oft  so  schwierig,  daß  sich  Gatterer  veranlaßt  gesehen  hat,  ein 
„Alphabetisches  Verzeichnis  von  gekürzten  oder  auf  andere  Weise  entstellten 
und  unkenntlichen  Taufnamen"  zusammenzustellen.  Dasselbe  genügt  den  heu- 
tigen Anforderungen  und  dem  jetzt  vorliegenden  Quellenmateriale  nicht  mehr. 

Der  Vorname  war  schon  im  Mittelalter  nicht  immer  der  des  Taufpaten.3) 
In  manchen  Familien  waren,  wie  noch  jetzt,  einzelne  Vornamen  vorzugsweise 
beliebt  und  kamen  daher  immer  wieder  vor.  Dies  war  jedoch  im  Mittelalter 
mehr  als  heutzutage  der  Fall.  Damals  konnte  in  amtlichen  Schriften  ein 
Mann  bloß  mit  seinem  Vornamen  genannt  werden.  So  erscheint  in  Frank- 
furt a.  M.  bei  den  Knoblauchs  in  vier  Generationen  nacheinander  der  Vor- 
name Jakob,  bei  denen  von  Schwarzenberg  in  sieben  Generationen  Walther, 
bei  denen  von  Rückingen  in  vier  Generationen  Claus,  bei  den  Stalburgern 
in  sechs  Generationen  nacheinander  ebenderselbe  Vorname,  bei  denen  vom 
Rhein  in  ebensovielen  Heinrich,  bei  den  Neuhaus  in  sechs  Generationen  Ul- 
rich, bei  den  Frosch  in  ebensovielen  Wicker,  bei  den  Orths  endlich  in  sechs 
Generationen  Philipp. 

Nicht  selten  kommt  es  vor,  daß  zwei  Geschwister  einen  und  denselben 


*)  Klemm,  DH  26,  1895,  S.  106ff.,  111  ff. 

2)  Z.  Gesch.  d.  Familiennamen  bieten  d.  Urkundenb.  insbes.  d.  städtischen  u.  d. 
Traditionsbücher,  hervorragendes  Material.  Sehr  beachtenswert  ü.  d.  Entwicklung  der 
Namen  ist  Arnold,  Gesch.  d.  deutschen  Freistädte  II,  S.  197 ff.,  u.  über  die  zeitliche 
Folge  d.  Vorkommens  d.  Namen  Hoeniger,  Kölner  Schreinsurkunden  d.  12.  Jhts.  I, 
21  =  Publikationen  d.  Gsft.  f.  Rheinische  Geschichtsku.  I,  1884. 

3)  Das  Folgende  nach  Kriegk,  Deutsches  Bürgertum  im  Mittelalter,  N.  F.  Frank- 
furt a.  M.  1871.    Hierin:  „Die  Vornamen  und  Zunamen",  S.  199ff. 


302  Sprachliche  Schwierigkeiten. 

Vornamen  erhielten,  und  zwar  gab  man  einem  Sohne  nicht  bloß  den  Vor- 
namen eines  bereits  gestorbenen  Bruders,  sondern  auch  den  eines  noch  leben- 
den. Man  unterschied  solche  Geschwister  durch  Zusätze,  wie  der  alte  und 
der  junge,  der  erste  und  der  andere  voneinander.  So  kommen  z.  B.  in  der 
Familie  der  Herren  von  Kronberg  um  1400  zwei  Brüder  Hartmuth  vor.  An- 
dere Beispiele,  aus  der  Frankfurter  Patriziergeschichte  entnommen,  sind  fol- 
gende: Der  Stadtschultheiß  Sifried  zum  Paradies  hatte  einen  gleichnamigen 
jüngeren  Bruder,  der  fast  ebensolange  lebte  als  er;  Jakob  Knoblauch,  der 
Freund  der  Kaiser  Ludwig  IV.  und  Karl  IV.,  hatte  unter  seinen  Söhnen  zwei, 
die  wie  er  Jakob  hießen,  und  beide  ihn  um  mehrere  Jahrzehnte  überlebten; 
in  der  Familie  Schwarzenberg  kommen  im  15.  Jahrhundert  zwei  Brüder 
Walther  vor;  in  der  Familie  Rorbach  gab  es  1471  zwei  Schwestern,  die 
Anna  die  Erste  und  Anna  die  Andere  hießen;  sogar  noch  im  18.  Jahrhundert 
hießen  drei  Brüder  Orth,  welche  die  letzten  Sprößlinge  dieser  Familie  und 
alle  drei  Rechtsgelehrte  waren,  Johann  Philipp. 

Der  im  deutschen  Mittelalter  bei  Leuten  aller  Stände  am  häufigsten  vor- 
kommende Vorname  war  Johann.  Bei  ihm  war  deshalb  auch  oft  die  Hinzu- 
fügung eines  Vorworts  üblich,  nicht  bloß  um  Brüder,  sondern  auch  um 
Nichtverwandte,  die  diesen  Namen  trugen,  voneinander  zu  unterscheiden. 
Man  bediente  sich  hierzu  meistens  der  vorgesetzten  Wörter  „groß"  und 
„klein",  und  aus  diesem  Gebrauche  sind  dann  die  Familiennamen  Groß- 
johann, Großhenne  und  Kleinhenne  entstanden. 

Die  Vornamen  hatten  im  Mittelalter  eine  größere  Wichtigkeit  als  heut- 
zutage, weil  es  damals  in  den  Städten  ebenso  wie  noch  unlängst  in  vielen 
Dörfern  üblich  war,  daß  die  Leute  einander  nicht  mit  den  Familien-,  son- 
dern mit  den  Vornamen  anredeten,  ja  sogar,  wenn  sie  vor  einer  dritten  Per- 
son jemand  erwähnten,  sich  des  letzteren  bedienten.  Beides  war  nicht  bloß 
in  den  unteren  und  mittleren,  sondern  auch  in  den  höheren  Ständen  ge- 
bräuchlich. Sogar  in  amtlichen  Schriften  und  in  den  Korrespondenzen 
städtischer  Regierungsbehörden  findet  sich  diese  Sitte.  In  den  Frankfurter 
Bürgerbüchern  des  14.  Jahrhunderts  z.  B.  werden  die  regierenden  Bürger- 
meister zuerst  bloß  mit  ihren  Vornamen  angeführt.  Noch  im  16.  Jahrhundert 
findet  sich  in  den  Frankfurter  Ratsprotokollen  der  Syndikus  Doktor  Adolf 
Knoblauch  stets  nur  als  Doktor  Adolf  angeführt.  In  seinen  Briefen  redete 
der  Frankfurter  Rat  bis  zum  Schlüsse  des  Mittelalters  die  Adressaten,  wenn 
diese  nicht  etwa  Fürsten,  Grafen  oder  Edelleute  waren,  stets  mit  ihrem  Tauf- 
namen und  dem  vorgesetzten  Worte  „Lieber"  an.  Noch  auffallender  zeigt 
sich  die  damalige  Bedeutung  des  Vornamens  darin,  daß  man  auch  die  alpha- 
betischen Namensverzeichnisse,  die  zum  Nachschlagen  amtlicher  Bücher  an- 
gefertigt wurden,  nicht  nach  den  Familiennamen,  sondern  nach  den  Vor- 
namen (natürlich  mit  Beifügung  von  jenen)  machte.  In  den  alphabetischen 
Registern  der  Frankfurter  Beedbücher  von  1600 — 1608  sind  die  Leute  nach 
ihren  Vornamen  eingetragen.  Ja  noch  im  18.  Jahrhundert  findet  sich  alpha- 
betische Anordnung  nach  den  Vornamen  in  amtlichen  Büchern,  z.  B.  in  den 
Stettiner  Kirchenbüchern. 


Sprachliche  Schwierigkeiten.  303 

Die  Verwandtschaftsverhältnisse  der  einzelnen  waren  den  Menschen  des 
Mittelalters  bei  ihrem  beschränkten  Gesichtskreise  so  bekannt,  daß  sie  mit- 
unter einen  Mann,  der  keinen  Familiennamen  hatte,  nicht  etwa  durch  An- 
führung einer  individuellen  Eigentümlichkeit  bezeichneten,  sondern  durch 
Angabe  seiner  Verwandtschaft  mit  irgend  einer  anderen  Person.  So  nennt 
z.  B.  in  einer  Urkunde  von  1318  sogar  der  Reichs-  und  Stadtschultheiß  zu 
Frankfurt  die  beiden  Verkäufer  bloß  „Harplo  genannt  der  Reynhern  Eidam 
und  Hedwig  seine  Gattin".  Es  gab  aber  damals  und  selbst  noch  über  hun- 
dert Jahre  später  gar  manche  Leute,  die  keinen  Familiennamen  hatten,  son- 
dern bloß  ihren  Taufnamen  führten.  Sogar  in  einem  Frankfurter  Ratsprotokoll 
von  1453  kommt  inbetreff  zweier  Männer,  die  städtische  Söldner  zu  werden 
wünschten,  der  so  abgefaßte  Beschluß  vor:  „den  czweien  knechten,  die  nit 
namens  han,  den  dienst  abeslagen". 

Selbst  Brüder  kommen  mit  verschiedenen  Zunamen  vor,  weil  jeder  von 
ihnen  sich  nach  seinem  Wohnhause  benannte.  Manche  behielten,  sogar  nach- 
dem sie  ihr  Haus  verkauft  hatten,  den  Namen  desselben  bei,  während  auch 
der  neue  Besitzer  sich  nach  diesem  benannte. 

Noch  ist  zu  bemerken,  daß  die  Feststellung  des  Wortbegriffes  und  der 
Herleitung  vieler  mittelalterlicher  Namen  durch  den  Umstand  erschwert  wird, 
daß,  weil  man  damals  nicht  so  viel  wie  jetzt  schrieb,  die  Form  eines  Na- 
mens im  Munde  der  Menschen  sich  leicht  umwandelte.  Am  Schluß  des 
14.  Jahrhunderts  befand  sich  unter  den  weltlichen  Richtern  in  Frankfurt  einer, 
dessen  Name  in  folgenden  drei  Formen  vorkommt:  Krauesel,  Krauweyse, 
Krauisen.  Ferner  ist  im  Beedbuch  von  1495  ein  Schreiner  mit  dem  Namen 
Hans  von  Castel  eingetragen,  in  denen  der  nächsten  zwei  Jahre  aber  heißt 
er  Hans  im  Casten.  Der  Frankfurter  Gastwirt,  bei  dem  Luther  1521  ein- 
gekehrt war,  führte  die  beiden  Namen  Wolf  Parentes  und  Johann  Bronner, 
und  in  zwei  vorhandenen  Briefen  desselben  ist  der  eine  mit  Johann  Bronner, 
der  andere  mit  Johann  Bronnel  unterschrieben,  welche  doppelte  Schreibung 
Sprachkennern  leicht  erklärlich  ist.  Noch  sei  erwähnt,  daß  ein  im  Beginn 
des  15.  Jahrhunderts  oft  genannter  Kustos  des  Bartholomäus-Stiftes,  der  jahre- 
lang mit  dem  Rat  in  erbittertstem  Streite  lag,  bald  Clas  Gerstung  (wie  er 
eigentlich  hieß),  bald  Clas  Gerstenesel  heißt.  Die  letztere  Benennung  be- 
ruhte offenbar  nicht  auf  Mißverständnis,  sondern  auf  Haß  und  auf  der  am 
Ende  des  Mittelalters  herrschenden  Neigung  zum  Spotte. 

Wie  häufig  bei  Nachforschungen  sprachgeschichtlicher  Art,  so  ist  ganz 
besonders  bei  der  Namenforschung,  wie  schon  kurz  bemerkt  wurde,  auf  die 
Verschiedenheiten  der  Dialekte  ein  sorgsames  Studium  zu  verwenden.1)  Wenn 
festgestellt  ist,  wo  die  Heimat  der  Familie  lag  und  wie  die  ursprüngliche  Ge- 
stalt ihres  Namens  beschaffen  gewesen  ist,  wird  man  sich  die  Frage  vorzu- 


J)  Schröder,  Edw.,  MIÖG  16,  20.  Zeitschrift  f.  deutsche  Mundarten.  Im  Auf- 
trage des  Vorstandes  des  Allgemeinen  Deutschen  Sprachvereins  hrsg.  v.  Otto  Heilig 
und  Philipp  Lenz.  Berlin,  Verlag  des  Allgemeinen  Deutschen  Sprachvereins  (F_ 
Berggold  1907  ff.). 


Deutschland. 


304  Dialektwörterbücher:  Deutschland. 

legen  haben,  welchem  Dialekte  die  Namengebung  zuzuweisen  ist.  Dann  wird 
sich  an  der  Hand  des  einschlagenden  Dialektwörterbuches  und  unter  genauer 
Beachtung  der  Gesetze  der  Lautverschiebung  die  ursprüngliche  Bedeutung 
des  Namens  mit  mehr  oder  weniger  großer  Sicherheit  feststellen  lassen.  Wie 
notwendig  das  Studium  der  Dialekte  für  den  Familienforscher  ist,  möge  fol- 
gendes Beispiel  andeuten:  Ein  eingewanderter  Kolberger  Schulrektor  bemerkte 
zu  den  Worten:  „Henrik  van  dages  decanus"  einer  Urkunde,  eine  Familie 
van  Dages  könne  er  nicht  nachweisen.  Er  wußte  nicht,  daß  „van  (wan) 
dages"  im  Niederdeutschen  soviel  bedeutet  wie  „weiland"  oder  „vor  Zeiten".1) 
Die  Dialektwörterbücher  gehören  also  zu  dem  notwendigsten  Handwerks- 
zeug des  Familienforschers.  Deshalb  folgt  hier  eine  Zusammenstellung  der 
einschlagenden  Literatur. 

Dialektwörterbücher. 

I.  Deutschland. 

Dialektwörter.  Mentz,  Ferd.,  Dialektwörterbücher  und  ihre  Bedeutung  für  den 

Historiker,  DGB  5. 

Mentz  hat  auch  ein  möglichst  vollständiges  Verzeichnis  der  Literatur  über  die 
deutschen  Mundarten  („Bibliographie  der  deutschen  Mundartenforschung")  1892  als 
2.  Band  der  von  Otto  Bremer  herausgegeb.  „Sammlung  kurzer  Grammatiken  deutscher 
Mundarten"  (Leipzig,  Breitkopf  &  Härtel)  erscheinen  lassen  und  in  der  Zeitschrift 
„Deutsche  Mundarten"  (Wien,  Fromme)  fortgesetzt.  Vgl.  auch  Diefenbach,  Lor., 
u.  Wülcker,  Ernst,  Hoch-  und  niederdeutsches  Wörterbuch  der  mittleren  u.  neueren 
Zeit.  Zur  Ergänzung  der  vorhandenen  Wörterbücher,  insbesondere  des  der  Gebr. 
Grimm.    Basel  1885. 

Hochdeutsches  Gebiet. 
(Ober-  und  mitteldeutsche  Mundarten.) 

Über  hochdeutsche  Lexika  sei  auf  Dahlmann-Waitz-Herre,  Quellenkunde  der 
deutschen  Geschichte,  Leipzig  1912,  Nr.  267  ff.,  verwiesen.  Hier  nenne  ich  nur  die 
beiden  großen  epochemachenden  Werke:  Mittelhochdeutsches  Wörterb.  Mit  Benutzung 
des  Nachlasses  v.  Georg  Friedrich  Benecke  ausgearbeitet  v.  Wilhelm  Müller. 
I  1854.  II  u.  III  v.  Wilh.  Müller  u.  Frdr.  Zarncke.  II  1863.  III  1866.  Leipzig.  — 
Math.  Lexer,  Mittelhochdeutsches  Handwörterbuch.  Zugleich  als  Suppl.  u.  alpha- 
betischer Index  zum  mittelhochdeutschen  Wörterb.  v.  Benecke-Müller-Zarncke.  Leipzig 
1872—78. 

Schweiz.  Schweizerisches  Idiotikon.  Wörterbuch  d.  Schweizer-Deutschen 
Sprache.  Gesammelt  auf  Veranstaltung  d.  Antiquarischen  Gsft.  in  Zürich  unter  Beihilfe 
aus  allen  Kreisen  d.  Schweizervolkes.    Frauenfeld  1882  ff. 

Dieses  umfangreichste  aller  bis  jetzt  vorhandenen  mundartlichen  Wörterbücher 
umfaßt  das  Gebiet  der  deutschen  Schweiz  und  ihre  Kolonien  im  Süden  des  Kantons 
Wallis.  Außer  der  gegenwärtigen  schweizerischen  Volkssprache  ist  auch  die  ältere 
schweizerdeutsche  Literatur  berücksichtigt.  Das  Werk  sammelt  u.  a.  auch  solche  Eigen- 
namen, deren  appellative  Natur  noch  deutlich  erkennbar  ist,  sowie  die  Kose-  oder 
Kurzformen  der  Personennamen. 

Stalder,  Frz.  Jos.,  Versuch  eines  Schweizerischen  Idiotikon  mit  etymologischen 
Bemerkungen  untermischt.  Samt  Skizze  e.  schweizerischen  Dialektologie.  I,  II  (Basel 
und  Aarau  1806;  Aarau  1812).  —  Hunziker,  J.,  Aargauer  Wörterb.  in  d.  Lautform  d. 


*)  Jahrbuch  d.  Ver.  f.  niederdeutsche  Sprachforschung  XIII,  1887,  S.  35. 


Dialektwörterbücher:  Deutschland.   Hochdeutsches  Gebiet.  305 

Leerauer  Mundart.  Im  Auftrage  der  Kantonalkonferenz  verfaßt.  Aarau  1877.  —  Tob- 
ler,  Titus,  Appenzellischer  Sprachschatz.  Eine  Slg.  appenzellischer  Wörter,  Redens- 
arten, nebst  analogischer,  historischer  u.  etymologischer  Bearbeitung  einer  Menge  v. 
Landeswörtern.  Zürich  1837.  —  Schmidt,  Sam.,  Idioticon  Bernense.  Mitgeteilt  von 
Titus  Tobler.  Nürnberg  1857.  Erschien  zuerst  in  der  Zeitschrift  „Die  deutschen  Mund- 
arten", Bd.  II— IV.  —  Bühler,  V.,  Davos  in  seinem  Walser  Dialekt  I.  Lexikographischer 
Teil.  Heidelberg,  Selbstverlag,  Aarau  1870.  —  B.  Brandstetter,  D.  Luzern.  Kanzlei- 
sprache 1250—1600,  Geschichtsfreund  XLVII,  227.  —  Ad.  So  ein,  Wie  man  zu  Basel 
vor  600  Jahren  geredet  hat.  Allgemeine  Schweizer-Zeitung  1893,  290—300. 

Elsaß-Lothringen.  Martin,  E.,  u.  Lienhart,  H.,  Wörterb.  d.  elsässischen 
Mundarten.  Im  Auftrage  der  Landesverwaltung  von  Elsaß-Lothringen.  Straßburg  1897  ff. 
—  Scherzius,  Johannes  Georgius,  Glossarium  Germanicum  medii  aevi  potissimum 
dialecti  Suevicae,  ed.  Jer.  Jac.  Oberlinus.  Argentorati  1781,  1784.  Fleißige  Benutzung 
der  damaligen  Straßburger  Handschriften. 

Schmidt,  Charles,  Histor.  Wörterb.  d.  elsässischen  Mundart  mit  bes.  Berück- 
sichtigung d.  früh-neuhochdeutschen  Periode.    Aus  d.  Nachlaß.    Straßburg  1901. 

Trotz  großer  Lücken  und  trotzdem,  daß  der  Verf.  kein  geschulter  Germanist 
war,  ist  das  Werk  für  jeden,  der  sich  mit  älteren  elsässischen  Texten  beschäftigt,  un- 
entbehrlich. 

Schmidt,  Charles,  Wörterb.  d.  Straßburger  Mundart.  Aus  d.  Nachlaß.  Straß- 
burg 1896. 

Mit  reichlicher  Zuziehung  älterer  Schriftsteller  und  Urkunden.  Ergänzungen  zu 
Schmidts  Wörterbuch  bei  Ed.  Halter,  Die  Alemannische  Mundart  Hagenau- Straßburg 
(Straßburg  1901,  Wörterverzeichnis,  S.  135  — 197).  Vgl.  auch  das  Glossar  zu  den 
Straßburger  Chroniken  von  C.  Schröder  (Die  Chroniken  d.  deutschen  Städte  IX, 
S.  1079—1134). 

Henry,  Victor,  Le  dialecte  alaman  de  Colmar  (Haute-Alsace)  en  1870.  Gram- 
maire  et  Lexique.  (Universite  de  Paris.  Bibliotheque  de  la  Faculte  des  lettres  XI.) 
(Paris  1900.) 

M.F.  Follmann,  Wörterbuch  der  deutsch-lothringischen  Mundarten.   Leipzig  1 909. 

Baden.  Heilig,  Otto,  Beitr.  zu  e.  Wörterb.  d.  ostfränkischen  Mundarten  des 
Taubergrundes.  Progr.  d.  Großherzl.  Bad.  Realsch.  zu  Heidelberg  (Leipzig  1894).  — 
Lenz,  Der  Handschuhsheimer  Dialekt,  I.  Wörterverzeichnis  (Progr.- Beilage  Konstanz 
1887).    Nachtrag  in  Progr.- Beil.  v.  Heidelberg  (Darmstadt  1892). 

Württemberg.  Fischer,  Herrn.,  Schwäbisches  Wörterb.  Auf  Grund  der  v. 
Adalbert  v.  Keller  begonnenen  Sign.  u.  mit  Unterstützung  d.  Württembergisch.  Staates 
bearbeitet.    Tübingen.    Seit  1901. 

Das  Wörterbuch  umfaßt  das  Königreich  Württemberg,  die  Hohenzollerischen 
Fürstentümer  und  Teile  von  Baden,  Bayern  und  Tirol  und  verzeichnet  neben  der  heu- 
tigen Mundart  dieser  Gegenden  auch  die  ältere  Sprache  vom  13.  Jahrh.  an.  Diejenigen 
Mitlaute,  die  in  der  Mundart  zusammenfallen,  z.  B.  anlautendes  b  und  p,  werden  zu- 
sammen behandelt:  die  mundartliche  Form  hochdeutsch  mit  p  beginnender  Wörter  ist 
unter  b  zu  suchen. 

Schmid,  Joh.  Chrph.  v.,  Schwäbisches  Wörterbuch,  mit  etymologischen  und 
historischen  Anmerkungen.    2.  Ausg.    Stuttgart  1844. 

Berücksichtigt  auch  die  ältere  Mundart. 

Birlinger,  Anton,  Schwäbisch-Augsburgisches  Wörterb.    München  1864. 

Hier  hauptsächlich  älteres  Material  zum  Sprachschatz  derjenigen  schwäbischen 
Lande,  die  jetzt  unter  bayer.  Krone  stehen  oder  des  alten  Augsburger  Bistumgebietes. 

Für  Augsburg  ist  auch  zu  vergleichen  das  Glossar  zu  den  Augsburger  Chroniken 
von  Math.  Lexer  (Die  Chroniken  der  deutschen  Städte  IV,  357—400;  V,  441—488) 
und  Fr.  Roth  (Bd.  XXII,  530—549;  XXIII,  471-513;  XXV,  410—442). 

Bayern.  Schmeller,  J.  Andr.,  Bayerisches  Wörterb.,  Slg.  v.  Wörtern  u.  Aus- 
drücken, die  in  d.  lebenden  Mundarten  sowohl  als  in  d.  älteren  u.  ältesten  Provinzial- 
literatur  des  Kgr.  Bayern,  bes.  snr.  älteren  Lande,  vorkommen  u.  in  d.  heutigen  allge- 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  20 


306  Dialektwörterbücher:  Deutschland.   Hochdeutsches  Gebiet. 

mein-deutschen  Schriftsprache  entweder  gar  nicht  oder  nicht  in  denselben  Bedeutungen 
üblich  sind,  mit  urkundlichen  Belegen.  Stuttgart  u.  Tübingen  1827 — 37.  2.  Aufl.,  be- 
arbeitet von  G.  Karl  Frommann.  München  1872 — 77.  Vgl.  F.  Keinz,  Ergänzungen 
z.  Bayerischen  Wörterb.,  bes.  aus  der  Gegend  v.  Passau.  Sitzungsber.  der  Akademie. 
München  1887.  Die  Akademien  der  Wissenschaften  in  Wien  und  München  haben  den 
Plan  gefaßt,  Schmellers  Werk  bedeutend  zu  erweitern  u.  als  österreichisch-bayrisches, 
also  bajuvarisches  Wörterbuch  herauszugeben;  die  Oberleitung  der  Neuredaktion  er- 
hielt Prof.  Dr.  Lassiak  an  der  Prager  Universität.  Vgl.  über  den  Plan  Georg  Queri  in 
der  Wochenschrift  „März"  vom  12.  Dzbr.  1911  (V.  Jg.,  H.  50),  S.  441—443. 

Rockinger,  Ludw.,  Wörterb.  zu  d.  Urkundenwerke  „Die  altbaierischen  land- 
ständischen Freibriefe  mit  den  Landesfreiheitserklärungen".    München  1853. 

Wichtig  für  die  juristisch-technische  Ausdrucksweise  des  Mittelalters. 

Stocker,  P.  Bernh.,  Erklär,  altdeutscher  Wörter  vom  12. — 17.  Jahrh.  Donau- 
wörth 1798. 

Westenrieder,  Laur.  de,  Glossarium  Germ.-Lat.  vocum  obsolet,  primi  et  medii 
aevi,  in  primis  Bavaricarum.    Monachii  1816. 

Ferner  kommen  für  Bayern  in  Betracht  die  Glossare  zu  den  Chroniken  v.  Nürn- 
berg (von  Math.  Lexer  in:  Chroniken  d.  deutschen  Städte  I,  477 — 501;  II,  535 — 574; 
HI,  417—442;  IV,  821—859),  Regensburg,  Landshut,  Mühldorf,  München  (von  Albr. 
Wagner,  ebd.,  XV,  584—607). 

Pfalz.  Autenrieth,  Pfälzisches  Idiotikon.  Ein  Versuch.  Zweibrücken,  Lehmann, 
1899.  Ein  Wörterbuch  der  pfälzischen  Mundarten  stellt  Prof.  Dr.  Küffner  in  Ludwigs- 
wigshafen  a.  Rh.  zusammen. 

Österreich.  Höfer,  M.,  Etymologisches  Wörterb.  d.  in  Oberdeutschland,  vor- 
züglich aber  in  Österreich  üblichen  Mundart.  I— III  Linz  1875.  —  Mareta,  H.,  Probe 
e.  Wörterb.  d.  österreichischen  Volkssprache  mit  Berücksichtigung  d.  älteren  deutschen 
Mundarten.  Progr.  d.  Schottengymn.  in  Wien  (1861,  1865).  —  Scheuchenstuel,  C.  v., 
Idiotikon  d.  österreichischen  Berg-  u.  Hüttensprache.    Wien  1856. 

Tirol.  Schöpf,  J.  B.,  Tirolisches  Idiotikon.  Nach  dessen  Tod  vollendet  von 
Anton  J.  Hofer.  Hrsg.  auf  Veranl.  u.  durch  Unterstützung  d.  Ferdinandeums.  Inns- 
bruck 1866.  Hierzu  kommt  d.  Glossar  v.  Jos.  Egger  in:  Die  tirolischen  Weistümer, 
im  Auftr.  d.  Kais.  Ak.  d.  Wiss.  hrsg.  von  Ignaz  V.  Zingerle  u.  K.  Theodor  von 
Inama-Sternegg,  Bd.  4.    Wien  1888. 

Salzburg.  Ein  Salzburgisches  Idiotikon  von  K.  E.  Frhr.  v.  Moll  findet  sich  in 
L.  Hübners  Beschr.  des  Erzstiftes  u.  Reichsfürstenthums  Salzburg  III  (Salzburg  1796), 
S.  955—984.  Hierzu  kommt  d.  Glossar  zu:  D.  Salzburgischen  Taidinge  (österr.  Weis- 
tümer I).  Im  Auftrage  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  hrsg.  v.  Hnrch.  Siegel  u.  Karl  Toma- 
sch ek  (Wien  1870). 

Niederösterreich.  Castelli,  J.  F.,  Wörterb.  d.  Mundart  in  Österreich  unter 
der  Enns.    Wien  1847. 

Eine  Sammlung  der  Wörter,  Ausdrücke  und  Redensarten,  die,  von  der  hoch- 
deutschen Sprache  abweichend,  dem  niederösterreichischen  Dialekte  eigentümlich  sind, 
samt  beigefügter  Erklärung  und  so  viel  möglich  auch  ihrer  Abstammung  u.  Verwandt- 
schaft, beigegeben  sind  grammatische  u.  dialektologische  Bemerkungen  über  diese 
Mundart  überhaupt. 

Kärnten.  Lexer,  M.,  Kärntisches  Wörterb.  Leipzig  1862.  Dazu  d.  Glossar  v. 
Ant.  Schönbach  zu:  Steirische  u.  kärnthische  Taidinge,  im  Auftrage  d.  K.  Ak.  d. 
Wiss.  hrsg.  v.  Ferd.  Bischoff  und  Ant.  Schönbach  (Österr.  Weist.  VI,  Wien  1881). 
Steiermark.  Unger,  Theod.,  Steirischer  Wortschatz,  als  Ergänzung  zu  Schmel- 
lers bayerischem  Wörterb.  gesammelt,  für  den  Druck  bearb.  u.  hrsg.  v.  Ferd.  K hüll. 
Graz  1903. 

Mit  reicher  Benutzung  auch  der  älteren  Literatur  u.  bes.  der  handschriftl.  Materialien 
des  Steiermark.  Landesarchivs. 

Über  deutsche  Sprachinseln  im  italienischen  Sprachgebiet  handeln: 


Dialektwörterbücher:  Deutschland.  Hochdeutsches  Gebiet.  307 

Schmeller,  Joh.  Andr.,  Sogenanntes  Cimbrisches  Wörterb.,  d.  i.  deutsches  Idio- 
tikon der  VII.  u.  XIII  communi  in  d.  venetianischen  Alpen.  Mit  Einleitung  u.  Zusätzen 
im  Auftrage  der  Kais.  Ak.  d.  Wiss.  hrsg.  v.  J.  Bergmann.  Wien  1855  u.  Zingerle, 
Ignaz  V.,  Lusernisches  Wörterb.    Innsbruck  1869. 

Qottschee.  Schröer,  Karl  Julius,  Wörterb.  d.  Mundart  von  Gottschee  (aus 
dem  Oktoberhefte  d.  Jg.  1868  u.  d.  Maihefte  d.  Jg.  1870  der  Sitzungsber.  d.  philos.- 
hist.  Kl.  der  Kais.  Ak.  d.  Wiss.  bes.  abgedruckt.    Wien  1879. 

Ungarn.  Schröer,  Karl  Julius,  Beitrag  zu  e.  Wörterb.  d.  deutschen  Mund- 
arten d.  ungrischen  Berglandes.  Sitzungsber.  der  Kais.  Ak.  d.  Wiss.  in  Wien  25,  1857, 
S.  213—272;  27,  1858,  S.  174—218;  auch  bes.  ersch.  Wien  1858;  Nachtrag  dazu  ebd. 
31,  1859,  S.  245—292,  u.  bes.  ersch.  Wien  1859. 

Siebenbürgen.  Siebenbürgisch- sächsisches  Wörterbuch,  mit  Benutzung  der 
Sammlungen  Joh.  Wolffs  hrsg.  v.  Ausschuß  d.  Ver.  f.  siebenb.  Landesku.,  bearbeitet 
v.  A.  Schullerus.  Straßburg  1908ff.  —  Keintzel,  Gg.,  Nösner  Idiotismen.  Festgabe 
d.  Stadt  Bistritz  1897,  S.  45— 80.  —  Kisch,  Gust.,  Nösner  Wörter  u.  Wendungen. 
Ein  Beitrag  zum  siebenbürgisch-sächsischen  Wörterb.  Progr.  des  ev.  Obergymn.  Bistritz 
1909;  drs.,  Vergleich.  Wörterb.  d.  Nösner  u.  moselfränk.-luxemb.  Mundart  (F.  Z.Volks- 
kunde in  Siebenbürgen,  H.  1).  Hermannstadt  1906.  —  Kramer,  Frdr.,  Idiotismen  des 
Bistritzer  Dialektes.  Beitr.  zu  e.  siebenbürgisch-sächsischen  Idiotikon.  Progr.  d.  ev. 
Obergymn.  in  Bistritz  1876—77. 

Böhmen.  Neubauer,  Joh.,  Altdeutsche  Idiotismen  d.  Egerländer  Mundart. 
Mit  e.  kurzen  Darst.  d.  Lautverhältnisse  dieser  Mundart.  E.  Beitr.  zu  e.  Egerländer 
Wörterb.    Wien  1887.    Neue  [Titel-]  Auflage  1898. 

Rheinland.  Müller,  Jos.,  u.  Weitz,  Wilh.,  D.  Aachener  Mundart.  Idiotikon 
nebst  e.  poetischen  Anhange.  Aachen  u.  Leipzig  1836.  —  [Wegeier,  J.,]  Wörterb.  d. 
Coblenzer  Mundart  (Rhein.  Antiquarius  III,  14,  1869,  698—759,  auch  bes.  ersch.  Cob- 
lenz  1869).  —  Tonnar,  Aug.,  u.  Evers,  Wilh.,  Wörterb.  d.  Eupener  Sprache,  mit 
sprachvergl.  Worterklärungen  v.  W.  Altenburg.  Eupen  1899. —  Honig,  Fritz,  Wörterb, 

d.  Kölner  Mundart.  Nebst  Einleitung  v.  F.  W.  Wahlenberg.  Köln  1877.  Hierzu 
kommt  das  Glossar  von  Ant.  Birlinger  zu  den  Kölner  Chroniken.  (D.  Chroniken  d. 
deutschen  Städte  XII,  S.  388— 430  u.  XIV,  967—1007.)  —  Heinzerling,  Jak.,    Probe 

e.  Wörterb.  d.  Siegerländer  Mundart.  Beil.  z.  54.  Jahresber.  des  Realgymn.  zu  Siegen 
1891.  —  Schmidt,  Karl  Chrn.  Ldw.,  Westerwäldisches  Idiotikon  od.  Slg.  d.  auf  d. 
Westerwalde  gebräuchlichen  Idiotismen,  mit  etymologischen  Anm.  u.  d.  Vergleichung 
anderer  alten  u.  neuen  german.  Dialekte.    Hadamar  &  Herborn  1800. 

Hessen.  Vilmar,  Aug.  Frdr.  Chrn.,  Idiotikon  v.  Kurhessen.  Marburg  u. 
Leipzig  1868.  Neue  billige  Ausg.  Marburg  1883.  Als  Ergänzungen  dazu  sind  erschie- 
nen: Bech,  Fedor,  Beiträge  zu  Vilmars  Idiotikon  v.  Kurhessen.  Progr.  d.  Kgl.  Stifts- 
gymn.  zu  Zeitz  1868.  —  Pf  ister,  Herrn,  v.,  Mundartliche  u.  stammheitliche  Nachträge 
zu  A.  F.  C.  Vilmars  Idiotikon  v.  Hessen  (Marburg  1886)  u.  Vilmar  u.  Pfister,  Idio- 
tikon v.  Hessen,  1.  u.2.  Erg.-H.  durch  Herrn,  v.  Pfister.  Marburg  1889— 94.  — Kehr  ein, 
Jos.,  Volkssprache  u.  Volkssitte  in  Nassau.  E.  Beitr.  zu  deren  Kenntnis  (Weilburg 
1860);  drs.,  Volkssprache  u.  Wörterb.  v.  Nassau.  Leipzig  1891.  —  Crecelius,  Wilh. , 
Oberhessisches  Wörterb.  Darmstadt  1897.  Nachträge  dazu  v.  A.  Roeschen  (in: 
Quartalsbl.  d.  histor.  Ver.  f.  d.  Großh.  Hessen  1901,  S.  857—860).  —  Schröner,  Gust., 
Spezialidiotikon  d.  Sprachschatzes  v.  Eschenrod  (Oberhessen).  (Gießner)  Inaug.-Diss. 
Heidelberg  1903.  SA  aus:  Zeitschr.  f.  hochd.  Mundarten  1902  u.  1903.  —  D.  Saul, 
E.  Beitr.  z.  Hessischen  Idiotikon.    Marburg  1901. 

Thüringen.  Schultze,  Martin,  Idioticon  d.  Nord -Thüringischen  Mundart. 
Nordhausen  1874.  —  Hertel,  L.,  Thüringer  Sprachschatz.  Slg.  mundartlicher  Aus- 
drücke aus  Thüringen,  nebst  Einleitung,  Sprachkarte  u.  Sprachproben.  Weimar  1895. 
—  Reinwald,  W.  F.  H.,  Hennebergisches  Idiotikon  od.  Slg.  d.  in  d.  gefürsteten  Graf- 
schaft Henneberg  gebräuchlichen  Idiotismen,  mit  etymologischen  Anm.  u.  Vergleichung 

20* 


308  Dialektwörterbücher:  Deutschland.  Hochdeutsches  Gebiet. 

anderer  alten  u.  neuen  german.  Dialekte.  Berlin  u.  Stettin  1793,  1801.  —  Frank,  Ju- 
lius, D.  Frankenhäuser  Mundart.  Leipziger  Mundart.  Dissert.  Halle  a.  S.  1898.  — 
Kürsten,  Otto,  Phonetik  u.  Vokalismus  d.  nordostthüringischen  Mundart  v.  Burtel- 
stedt  bei  Weimar.  Diss.  Leipzig  1901.  —  Regel,  K.,  Die  Ruhlaer  Mundart.  Weimar 
1868.  —  Hentrich.,  Knr.,  Wörterb.  der  nordwestthüringischen  Mundart  d.  Eichsfeldes. 
Göttingen  1912. 

Provinz  Sachsen  (vgl.  auch  Niederd.  Gebiet).  Jecht,  Rieh.,  Wörterb.  d. 
Mansf eider  Mundart.  Im  Selbstvrl.  d.  Herausgebers.  Görlitz  1888.  —  Hennemann, 
H.,  D.  Mundart  d.  sogen.  Grunddörfer  in  d.  Grafschaft  Mansfeld.  Dissert.  Heidelberg 
1901.  —  Bruns,  Karl,  Volkswörter  d.  Prov.  Sachsen  (Ostteil)  nebst  vielen  geschicht- 
lich merkwürdigen  Ausdrücken  d.  sächsischen  Vorzeit.  Hrsg.  im  Auftr.  des  Zweigver. 
Torgau  d.  Allg.  Dt.  Sprachvereins.  Torgau  1901.  —  Hierher  gehört  auch  das  von 
Hertel  bearbeitete  Glossar  z.  2.  Bd.  d.  Magdeburger  Chroniken  (D.  Chron.  d.  deutschen 
Städte  XXVII,  S.  237—265). 

Königreich  Sachsen.  Albrecht,  Karl,  D.  Leipziger  Mundart.  Grammatik 
u.  Wörterb.  d.  Leipziger  Volkssprache.  Zugleich  e.  Beitr.  z.  Schilderung  d.  Volks- 
sprache im  allgemeinen.  Mit  e.  Vorwort  v.  Rud.  Hildebrand.  Leipzig  1881,  S.  1 — 69 
Grammatik,  S.  71—243  Wörterb.  —  Anton  ,  Karl  Gottlieb,  Alphabetisches  Verz. 
mehrerer  in  d.  Oberlausitz  üblichen,  ihr  z.  Tl.  eigenthümlichen  Wörter  u.  Redensarten, 
Stück  1—9.  Görlitzer  Progr.  1824,  29,  32—33,  35—39,  42,  48.  Görlitz.  Spie,  dazu 
v.  Dornick  NLM  44.  Bd.  (1868),  S.  46—66.  —  Böhme,  O.,  Beitr.  z.  e.  vogtländischen 
Wörterb.  38.  Jahresber.  des  Progymn.  zu  Reichenbach  i.  V.  1888.  —  Göpfert,  E., 
Dialectisches  aus  d.  Erzgebirge.  29.  u.  30.  Ber.  ü.  d.  Progymn.  Annaberg,  1872,  73.  — 
Karl  Mülle r-Fraureuth,  Wörterb.  d.  obersächsischen  u.  erzgebirgischen  Mundarten. 
Dresden  1908ff. 

Schlesien.  [Berndt,  Joh.  Georg,]  Versuch  zu  e.  slesischen  Idiotikon,  nebst 
e.  großen  Anzahl  anderer  veralteten  Worte,  welche  in  Documenten  u.  sonderlich  bey 
alten  slesischen  Dichtern  angetroffen  werden.  Stendal  1787.  Zusätze  in  der  Lit.  Beil. 
z.  d.  Schles.  Prov.-Bibl.  1787.  —  Weinhold,  Karl,  Beitr.  zu  e.  schlesischen  Wörterb. 
Sitzungsber.  d.  K.  Ak.  d.  Wiss.  in  Wien  14,  1855,  Beil.  S.  1—56,  u.  15,  1855,  Beil.  S.  57 
bis  110.  Auch  bes.  ersch.  Wien  1855.  —  Petters,  J.,  Lexikalisches  im  Anschlüsse  an 
Weinholds  Beitr.  etc.  in:  D.  Deutschen  Mundarten  5,  1858,  S.  472—479.  —  Wein  hold, 
Karl,  Proben  aus  d.  schlesischen  Wörterb.  Mtl.  d.  schles.  Ges.  f.  Volkskde.  VII,  2, 
1900,  S.  19—26.  —  Hoffmann  v.  Fallersleben,  [H.],  Beitr.  zu  e.  schlesischen 
Wörterb.  (D.  deutschen  Mundarten  4,  1857,  S.  163—192  [vgl.  auch  6,  1859,  83—84, 
372 — 373],  auch  bes.  erschienen,  Nürnberg  1857).  —  Kl  esse,  A.,  Aus  d.  Wortschatze 
d.  Grafschafters.  Mundartliches  Vokabularium.  Vierteljahrsschr.  f  Gesch.  u.  Heimatsk. 
der  Grafsch.  Glatz  3,  1883—84,  224—235,  311—320;  4,  1884—85,  152—160,  245—253; 
5, 1885-86,  39—44,  113—121,  212—215;  6,  1886—87,  38— 46.  —  Knothe,  Fr.,  Wörterb. 
d.  schlesischen  Mundart  in  Nordböhmen.  Hohenelbe  1888.  —  Erich  Jäschke,  Lateinisch- 
romanisches Fremdwörterb.  d.  schlesischen  Mundart.  Breslau  1908  (=  Wort  u.  Brauch, 
Volksmundliche  Arbeiten  hrsg.  v.  Siebs  u.  Hippe,  2.  H.). 

Posen.  Bernd,  Chr.  Sam.  Theod.,  Die  deutsche  Sprache  in  d.  Großherzogt. 
Posen  u.  e.  Tl.  d.  angrenzenden  Kgr.  Polen  mit  Vergleichungen  sowohl  d.  Mundarten, 
als  auch  anderer  Sprachen,  u.  mit  eigenen  Forschungen.  Bonn  1820.  Sprachwissen- 
schaft!. Einleitung  u.  Wörterb. 

Niederdeutsches  Gebiet. 

Ein  den  wissenschaftlichen  Anforderungen  entsprechendes  neuniederdeutsches 
Gesamtwörterbuch  fehlt. 

Kosegarten,  J.  G.  L.,  Wörterb.  d.  Niederdeutschen  Sprache  älterer  u.  neuerer 
Zeit.   Greifswald  1855—60.   Nur  A— Angetoget  erschienen.  Verfasser  tot. 


Dialektwörterbücher:  Deutschland.  Niederdeutsches  Gebiet.  309 

Berghaus,  H.,  Der  Sprachschatz  der  Sassen.  E.  Wörterb.  d.  Plattdeutschen 
Sprache  in  d.  hauptsächlichsten  ihrer  Mundarten  I,  A— H.  Brandenburg  1880;  II  I— N 
Berlin  1883. 

Nicht  recht  zuverlässig,  daher  mit  Vorsicht  zu  benutzen. 

Schiller,  Karl,  u.  Lübben,  Aug.,  Mittelniederdeutsches  Wörterb.,  6  Bde. 
Bremen  1875—81.  D.  Werk  umfaßt  d.  Wörterschatz  d.  niederdeutschen  Sprache  etwa 
von  1300—1600.  Vergriffen.  Bei  historischen  Nachforschungen  in  mittelniederdeutschen 
Quellen  unentbehrlich.  —  Eine  kleinere  Bearbeitung  ohne  Quellenbelege  erschien  unter 
dem  Titel:  Mittelniederdeutsches  Handwörterbuch  von  Aug.  Lübben.  Nach  dem  Tode 
des  Verfassers  vollendet  von  Christoph  Walther  (Wörterbücher,  hrsg.  v.  Verein  f. 
niederd.  Sprachforschg.  II.  Norden  u.  Leipzig  1888).  Sehr  praktisch  zum  Handgebrauch. 
—  Hierher  gehört  auch  d.  Glossar  v.  P.  Feit  z.  1.— 3.  Bde.  d.  Hansischen  Urkundenb., 
enthalten   im   3.  Bd.  des   Hans.  Urkundenb.,  S.  533— 585.1) 

Niederlande.  Hier  ist  zunächst  zu  nennen  das  große  Woordenboek  der 
nederlandsche  taal.  Bewerkt  door  M.  de  Vries  en  A.  Kluyver,  met  medewerking 
van  A.  Beets,  J.  W.  Muller,  W.  L.  de  Vreese  en  G.  J.  Boekenoogen.  's  Graven- 
hage  en  Leiden  seit  1864.  Entspricht  für  das  Niederländische  dem  Wörterbuch  der 
Gebr.  Grimm,  berücksichtigt  die  Schriften  seit  dem  Erscheinungsjahre  1637  der  unter 
der  Autorität  der  Generalstaaten  verfaßten  niederländischen  Bibelübersetzung.  — 
Verwijs,  E.,  en  Verdam,  J.,  Middelnederlandsche  woordenboek.  's  Gravenhage  seit 
1885.  —  Umfaßt  die  Niederländische  Sprache  etwa  von  1200—1500.  —  Stallaert,  K., 
Glossarium  van  verouderde  rechtstermen,  kunstwoorden  en  andere  uitdrukkingen  uit 
vlaamsche,  brabantsche  en  limburgsche  oorkonden.  Leiden,  seit  1886.  —  Cornelissen, 
P.  Jozef,  en  Vervliet,  J.  B.,  Idioticon  van  het  Antwerpsch  dialect  (stad  Antwerpen 
en  antwerpsche  kempen  [Gent  1899 — 1900]).—  Draaijer,  W.,  Woordenboekje  van  het 
Deventersch  dialect  (Haag  1896).  —  Dijkstra,  W.,  Friesch  woordenboek  (Lex.  Frisi- 
cum).  Leeuwarden  1900,  1903.  Das  Werk  umfaßt  die  heutige  Volkssprache  der 
niederl.  Provinz  Friesland.  —  Gallee,  J.  H.,  Woordenboek  van  het  Geldersch-Over- 
ijsselsch  dialect.  's  Gravenhage  1895.  —  Molema,  H.,  Wörterb.  d.  Groningenschen 
Mundart  im  19.  Jht.  (=  Wörterb.,  hrsg.  v.  Ver.  f.  nd.  Sprachforschg.,  III  [Norden  u. 
Leipzig  1888]).  —  Schuermans,  L.  W.,  Algemeen  Vlaamsch-Idioticon  (Leuven  1865 
bis  70).  Dazu  ein  Bijvoegsel  1883.  —  De  Bo,  L.  L.,  Westvlaamsch  Idioticon.  Brügge 
1873.  Ein  neuer  Abdruck  in  kleineren  Typen,  hrsg.  v.  Jos.  Samyn,  unter  Verwen- 
dung der  Zusätze  aus  De  Bo's  Handexemplar,  erschien  1892  in  Gent  bei  Siffer.  — 
Boekenoogen,  G.  J.,  De  Zaansche  volkstaal.  Bijdrage  tot  de  kennis  van  der  woorden- 
schat  in  Noord-Holland.   Leiden  1897. 

Westfalen.  Woeste,  Fr.,  Wörterb.  d.  Westfälischen  Mundart.  [Nach  d.  Tode 
d.  Verf.  hrsg.  v.  Crecelius  u.  Lübben.]  (Wörterb.,  hrsg.  v.  d.  Ver.  f.  niederdeutsche 
Sprachforschung  I.  Norden  u.  Leipzig  1882.  Bezieht  sich  vorwiegend  auf  die  Mundart 
der  Grafschaft  Mark.  —  Koppen,  Heinr.,  Verz.  der  Idiotismen  in  plattdeutscher 
Mundart,  volkstümlich  in  Dortmund  u.  dessen  Umgegend.   Dortmund  1877. 

Waldeck.  Bauer,  Karl,  Waldeckisches  Wörterb.  nebst  Dialektproben,  hrsg.  v. 
Herrn.  Collitz  (Wörterb.,  hrsg.  v.  Ver.  f.  ndrd.  Sprachf.  IV.  Norden  und  Leipzig 
1902). 

Braunschweig.  Damköhler,  Ed.,  Probe  e.  nordostharzischen  Idiotikons.  Wiss. 
Beil.  z.  d.  Schulnachr.  des   Herz.  Gymn.  zu   Blankenburg  a.  H.  1893.   —  Beck,   H., 


*)  Das  Mittelniederdeutsche,  d.  i.  der  Vorläufer  des  heutigen  Platt,  ist  der  für 
archivalische  Studien  in  Nord-  und  Mitteldeutschland  wichtigste  deutsche  Dialekt.  Zur 
Einführung  ist  zu  empfehlen:  A.  Lübben,  Mittelniederdeutsche  Grammatik  nebst 
Chrestomathie  und  Glossar  (Leipzig  1882).  Zum  weiteren  Einlesen  in  archivalisches 
Material  ist  vortrefflich  das  kulturgeschichtlich  interessante  Buch:  Mittelniederdeutsche 
Beispiele  im  Stadt- Archive  zu  Braunschweig,  gesammelt  von  Ludwig  Hänselmann 
(Wolfenbüttel  1892  [=  Überlieferungen  zur  Literatur,  Geschichte  und  Kunst,  hrsg.  von 
Milchsack  und  Zimmermann.    4.  Band]). 


310  Dialektwörterbücher:  Deutschland.  Niederdeutsches  Gebiet. 

Idiotikon  von  Nordsteimke  bei  Vorsfelde.  Jb.  d.  Ver.  f.  niederd.  Sprachforschg.  23, 
1897,  131—154  u.  24,  1898,  113—128.  —  Vgl.  auch  die  Glossare  zu  den  Chroniken  von 
Braunschweig  von  Karl  Schiller  (Die  Chroniken  der  deutschen  Städte  VI,  482—510) 
und  von  Hänselmann  (ebd.  XVI,  567 — 640). 

Hannover.  Schambach,  G.,  Wörterb.  d.  niederdeutschen  Mundart  d.  Fürsten- 
tümer Göttingen  u.  Grubenhagen  od.  Göttingisch-Grubenhagensches  Idiotikon.  Han- 
nover 1858.  Nachträge  dazu  von  Sprenger  im  Jb.  d.  Ver.  f.  niederdeutsche  Sprach- 
forschg. 8,  1882,  27—32,  ferner  im  Korrespondenzbl.  desselben  Vereins  14,  1889—1890, 
77—78,  u.  18,  1894—1895,  26—27.  —  Hierzu  kommt  d.  Glossar  v.  Herrn.  Brandes  ü.  d. 
ersten  vier  Bde.  d.  Urkundenb.  d.  Stadt  Hildesheim  in  Bd.  IV  [Hildesheim  1897]. — 
Strodtmann,  Joh.  Chr.,  Idioticon  Osnabrugense.  Leipzig  u.  Altona  1756.  —  Sturen - 
burg,  C.  H.,  Ostfriesisches  Wörterbuch  (Aurich  1862).  —  Doornkaat-Koolman, 
J.  ten.,  Wörterb.  d.  ostfriesischen  Sprache  etymologisch  bearbeitet.  Norden  1879 — 84. 
Ergänzungen  dazu  v.  W.  Lüpkes  Jb.  d.  Ges.  f.  bild.  Kunst  u.  vaterl.  Altertümer  zu 
Emden  11,  1895,  157—171.  —  Richthofen,  Karl  Frhr.  v.,  Altfriesisches  Wörterb. 
Göttingen  1840. 

Bremen.  [Tiling  u.  Dreyer],  Versuch  eines  Bremisch-Niedersächsischen  Wörter- 
buchs, hrsg.  von  der  brem.  deutschen  Gesellschaft.  6  Bde.  Bremen  1767 — 1869. 
Hierin  sind  nicht  nur  die  in  und  um  Bremen,  sondern  auch  fast  in  ganz  Nieder- 
sachsen gebräuchlichen  mundartlichen  Eigentümlichkeiten  nebst  den  schon  veralteten 
Wörtern  und  Redensarten  in  bremischen  Gesetzen,  Urkunden  und  Diplomen  gesammelt, 
zugleich  auch  nach  einer  behutsamen  Sprachforschung  und  aus  Vergleichung  allerhand 
neuer  verwandter  Dialekte  erklärt.  Vor  Erscheinen  des  mittelniederdeutschen  Wörter- 
buches von  Schiller  und  Lübben  das  beste  Hilfsmittel  zum  Verständnis  des  Mittel- 
niederdeutschen. 

Lübeck.  C.  Schumann,  Wortschatz  v.  Lübeck  (Z.  f.  dt.  Wortforschung  Beih. 
zu  B.  9).  Straßburg  1907. 

Hamburg.  Richey,  Michael,  Idioticon  Hamburgense  od.  Wörterb.  z.  Er- 
klärung d.  eigenen,  in  u.  um  (sie!)  Hamburg  gebräuchlichen,  Nieder-Sächsischen  Mund- 
art. Hamburg  1754.  Neue  Ausg.  1755.  Diese  ohne  Anhänge  abgedruckt  in:  Thesaurus 
iuris  provincialis  et  statutarii  illustrati  Germaniae  I.     Giesen  (!)  1756. 

Schleswig-Holstein.  Schütze,  Joh.  Frdr.,  Holsteinisches  Idiotikon,  e.  Beitr. 
z.  Volkssittengesch.  od.  Slg.  plattdeutscher,  alter  u.  neugebildeter  Worte,  Wortformen, 
Redensarten,  ...  der  alten  u.  neuen  Holsteiner.  Bd.  1—3.  Hamburg  1800—1802,  Bd.  4. 
Altona  1806. 

Mecklenburg.  [Chytraeus,  Nathan,] '  Nomenciator  Latino-saxonicon.  Lati- 
nisch vnde  Pladdütsch  Vokabelnboek  (Rostok  1582  u.  öfter).  Berücksichtigt  besonders 
die  Mecklenburger  Mundart.  Über  die  versch.  Ausg.  vgl.  Lisch  23,  1858,  139—142. 
—  Mi  [Pseudonym  für  Sibeth,  C.  G],  Wörterb.  d.  Mecklenburgisch-vorpommerschen 
Mundart.   Leipzig  1876. 

Pommern.  Dähnert,  Joh.  Carl,  Platt-Deutsches  Wörterb.,  nach  d.  alten  u. 
neuen  Pommerschen  u.  Rügischen  Mundart  (Stralsund  1781).  Für  damalige  Zeit  vor- 
trefflich. 

Altmark.  Danneil,  Joh.  Frdr.,  Wörterb.  der  altmärkisch-plattdeutschen  Mund- 
art. Salzwedel  1859.  —  Parisius,  L,  Zusätze  zu  J.  F.  Danneils  Wörterb.  d.  altmärkisch- 
plattdeutschen  Mundart  (Jahresber.  d.  altmärk.  Ver.  f.  vaterl.  Gesch.  u.  Industrie,  Abt. 
fTTJesch.  19,  1879,  37—80). 

Provinz  Sachsen  (vgl.  auch  Hochdeutsches  Gebiet).  Sprenger,  R.,  Versuch 
e.  Quedlinburger  Idiotikons  (Jb.  d.  Ver.  f.  niederd.  Spracht.  29,  1903,  139—160).  —  Hier- 
her gehört  auch  das  Glossar  von  Janicke  zum  1.  Bd.  der  Magdeburger  Chroniken 
(Die  Chron.  der  deutschen  Städte  VI,  434—484). 

Mark  Brandenburg.  Meyer,  Hans,  Der  richtige  Berliner  in  Wörtern  u. 
Redensarten,  5.  Afl.  (Berlin  1904).  —  Kollatz,  C,  und  Adam,  P.,  Berliner  Wortschatz 
zu  d.  Zeiten  Kaiser  Wilhelms  I.  (Schriften  des  Ver.  f.  d.  Gesch.  Berlins  33,  1897,  69—196). 


Dialektwörterbücher:  Deutschland.  Niederd.  Gebiet.  Dänemark.  Schweden.     311 

Preußen  (Provinz).  Frischbier,  H.,  Preußisches  Wörterb.,  Ost-  u.  westpreu- 
Bische  Provinzialismen  in  alphabetischer  Folge.  2  Bde.  Berlin  1882,  83.  —  Hennig, 
G.  E.  S.,  Preußisches  Wörterb.,  worinnen  nicht  nur  d.  in  Preußen  gebräuchliche,  eigen- 
tümliche Mundart  u.  was  sie  sonst  mit  d.  niedersächsischen  gemein  hat,  angezeigt, 
sondern  auch  manche  in  preußischen  Schriftstellern,  Urkunden,  Dokumenten  u.  Verord- 
nungen vorkommende  veraltete  Wörter,  Redensarten,  Gebräuche  u.  Altertümer  erklärt 
werden,  im  Namen  der  Kgl.  Deutschen  Gsft.  zu  Königsberg  herausgeg.  Königsberg  1785. 
—  Trautmann,  R.,  D.  altpreuß.  Sprachdenkmäler.  Einleitung,  Texte,  Grammatik, 
Wörterbuch,  2  T.  Göttingen  1909—10.  —  Fischer,  E.  L,  Grammatik  und  Wortschatz 
der  plattdeutschen  Mundart  im  preußischen  Samlande.   Halle  1895. 

Russische  Ostseeprovinzen.  Gutzeit,  W.  v.,  Wörterschatz  d.  deutschen 
Sprache  Livlands.    Riga  1859  ff. 

[Hupel,  Aug.Wilh.,]  Idiotikon  d.  deutschen  Sprache  in  Lief-  u.  Ehstland.  Riga  1795. 

Abgedruckt  aus  Hupeis  Neuen  Nordischen  Miscellaneen  St.  11,  12,  1795.  Nach- 
träge ebd.  Stück  17,  225—235,  und  in  J.  C.  Petri,  Esthland  und  die  Esthen,  II  (Gotha 
1802,  82—104). 

Sallmann,  Karl,  Lexikalische  Beitr.  z.  deutschen  Mundart  in  Estland  (Leipzig 
1877);  drs.,  Neue  Beitr.  z.  deutschen  Mundart  in  Estland.  Gedruckt  mit  Unterstützung 
der  estl.  literar.  Gsft.  (Reval  1880);  drs.,  E.  Nachlese  zur  deutschen  Mundart  in  Est- 
land (Baltische  Monatsschr.  34,  1888,  463—471). 

Über  die  Erforschung  der  deutschen  Dialekte  verweise  ich  behufs  weiterer 
Orientierung  auf  Paul,  Grundriß  der  germanischen  Philologie,  Straßburg  I,  1896, 
2.  Afl.  1901.  Dieser  Band  enthält  außer  anderen  Beiträgen  die  folgenden:  Kluge, 
Vorgesch.  d.  altgermanischen  Dialekte;  Behaghel,  Gesch.  d.  deutschen  Sprache; 
Jan  te  Winkel,  Gesch.  d.  niederländischen  Sprache;  Theod.  Siebs,  Gesch.  d.  friesi- 
schen Sprache;  Anhang:  D.  Bearbeitung  der  lebenden  Mundarten.  Allgemeines  von 
Philipp  Wegener;  Skandinavische  Mundarten  v.  J.  A.  Lundell;  Deutsche  u.  nieder- 
ländische Mundarten  v.  Fried r.  Kauffmann. 

F.  Kluge,  Seemannsprache:  Wortgeschichtl.  Handb.  deutscher  Schifferausdrücke 
alt.  u.  neuer  Zeit.  Halle  1908  ff.—  H.  Klenz,  Schelten -Wörterbuch.  D.Berufs-  bs.  Hand- 
werkerschelten u.  Verwandtes.   Straßburg  1910. 

II.   Außerdeutsche  Länder. 

A.   Deutsches  Sprachgebiet. 

Dänemark.    C.  Molbech,   Dansk  Dialect-Lexikon.    Kopenhagen  1841.  —  H.  F.  Dänemark. 
Feilberg,  Bidrag  til  en  Ordbog  over  jyste  Ahmuesmäl  I,  A— H.    Kopenhagen  1886 
bis  1893.   II,  I— P.   Kopenhagen  1894—1904. 

Hager up,  Om  det  danske  Sprog  i  Aagel  1854  (Gramm,  u.  Wörterb.  2.  Aufl. 
1867  von  Lyngby  hrsg.  mit  Sprachproben.  —  Kok,  Det  danske  Folksprog  i  Sander- 
jylland  I.  IL  1863—67  (Gramm.,  Wörterb.,  Personen-  u. Ortsnamen).—  Seit  1890  erscheint 
im  Verlage  von  „Universitets-Jubilaeets  danske  Samfund"  die  Zeitschrift  „Dania",  der 
Erforschung  der  dänischen  Sprache  und  Literatur,  der  dänischen  Mundarten  und 
Folklore  gewidmet.  —  Weitere  Literatur  über  dänische  Mundarten  bei  Paul,  Grundriß 
der  german.  Philol.  Ia  1489  ff. 

Schweden  hat  unter  den  skandinavischen  Ländern  die  größte  Menge  von  Dialekt-  Schweden, 
monographien  aufzuweisen,  vgl.  Paul,  Grundr.  d.  germ.  Philol.  I2  1494 f.  Lexikographi- 
sche Zusammenfassungen  sind:  v.  Möller,  Wörterb.  des  Halländ.  (1858).  —  Gadd, 
Wörterb.  d.  Mundart  v.  Östra  Härad  in  Smaland  (Progr.-Abh.  1871).  —  Rääf's  v.  d. 
schwed.  Ak.  belohntes  Wörterverz.,  aus  Ydre  in  Östergötland  (1859)  u.  Nilson's, 
Wörter  u.  Redensarten  aus  Bleking  1907.  —  Ein  Wörterb.  d.  helsingschen  Mundart 
(1873)  ist  v.  Ver.  f.  Helsinglands  Altertümer  herausgeg.  —  Rietz,  Ordbok  öfver 
svenska  allmoge-spräket  1867.  Wörterbücher  mit  phonetischer  Schrift  wurden  von 
Noreen  (Wermländ.  aus  Fryksdalen  1878)  und  Nilen  (Bohuslänisch  aus  Sörbygden 
1879)   veröffentlicht.  —  Die  Zeitschrift  Nyare   bidrag  tili   kännedom   om  de  svenska 


312  Dialektwörterbücher:  Finnland.  Norwegen.  England.  Frankreich. 

Landsmälen  ock  svenskt  folklif  (von  Bd.  XI  ab:  Bidrag  etc.),  hrsg.  v.  J.  A.  Lundell  mit 
Subvention   der  Regierung,   bildet  den  Mittelpunkt   der   dialektologischen   und   folk- 
loristischen Studien  in  Schweden. 
Finnland.  Finnland.    Freudenthal   und   Vendell,   Wörterb.  d.  estländisch-schwedischen 

Mundarten  (hrsg.  v.  der  schwedischen  Literaturgsft.)  1887.  —  Eine  Übersicht   der  ost- 
schwed.  u.  finnländ.  Dialekte  gibt  O.  F.  Hultman,  De  östsvenska  dialekterna.    1894. 
Norwegen.  Norwegen.    Aasen,  Ordbog  over  dat  norske  Folkesprog.  1850,  2.  Afl.  u.  d.  T.: 

Norsk  Ordbog  med  dansk  Forklaring.  1873.  —  H.  Ross,  Norsk  Ordbog  1890—95.  — 
Über  dialektologische  Einzelschriften,  Norwegen  betreffend,  vgl.  Paul,  Qrundr.  d.  germ. 
Philol.  Ia  1498  f. 
England.  England.  J.  Wright,  The  English  Dialect  Dictionary.  London  1896ff.  —  W.  E.  A. 

Axon,  English  Dialectic  Words  of  the  Eighteenth  Century.  London  1883.  —  Ety- 
mological  Dictionary  of  the  Scottish  Language  von  Joh.  Jamieson,  4.  Bde.  Edinburgh 
1808 — 25,  neue  Auflage  besorgt  von  J.  Longmuir  und  J.  Donaldson  1880—82;  e. 
verkürzte  Ausg.  v.  J.  Johnston,  revidiert  v.  J.  Longmuir.  Edinburgh  1867.  —  A 
General  Dictionary  ot  Provincialisms  von  W.  Holloway.  Leues  1839.  —  A  Olossary 
of  Provincial  and  Local  Words  used  in  England  v.  F.  Orose  mit  e.  Spl.  v.  S.  Pegge. 
London  1859.  —  A  Dictionary  of  Archaic  and  Provincial  Words,  obsolete  Phrases  etc. 
v.J.  O.  Halliwell.  London  1847,  2.  Afl.  1850  (die  folgenden  Ausgaben  sind  Wieder- 
abdrucke der  zweiten;  durch  Vollständigkeit  ausgezeichnet).  —  A  Dictionary  of  Obsolete 
and  Provincial  English.  London  [1857.  Ältere  Werke  und  Dialektwörterbücher  über 
einzelne  Teile  Englands  hat  J.  Wright,  „Englische  Mundarten"  in  Herrn.  Paul, 
Grundriß  der  germanischen  Philologie  I  1896,  S.  1532  ff.  veröffentlicht. 

B.    Romanisches  Gebiet. 

Frankreich.  Frankreich.    Die  ersten  Beiträge  zur  französischen  Mundartenkunde   in  lexikali- 

scher Form1)  kommen  aus  Südfrankreich.    Sie  beabsichtigten  aber  lediglich  die  Land- 
schaftsgenossen  über   den   schriftgemäßen   französischen  Ausdruck   zu   belehren.    So 
Andre    Pellas    im    Dictionn.  provenc.   fran?.  (1722),  Pierre  Sauvages  (f  1795)  im 
Dictionn.  languedoc.-fran?.  (1756),   J.  Cambresier   im    Dictionn.  walon.-fran?.  (1787). 
Die  von  dem  Konventmitglied  Henri  Gregoire   seit  1790  gesammelten   Berichte  über 
Frankreichs  Patois  (s.  Rev.  des  Lang.  rom.  Bd.  5  ff.)   bezweckten   nicht   sowohl   deren 
Kenntnis  zu  verbreiten,  als  festzustellen,  wo  das  Patois  noch  zu   bekämpfen   und   die 
französische  Sprache  durch  Regierungsgewalt  einzuführen  sei.    Jene  Bekanntschaft  zu 
vermitteln,  schrieb  zuerst  der  Straßburger  Professor  Johann  Oberlin  (f  1806)  seinen 
nach  vielen  Seiten   umblickenden   und   gründlichen  Essai  sur  le  patois  lorrain  du  Ban 
de  la  Roche  (1775)  und  Gabriel  Hecart  (1775—1838)   sein  mit  großem  Verständnis 
der   Aufgabe   ausgeführtes   Vocab.  rouchi-fran;.    (1812;    1826   etc.).     Einer   Anregung 
Napoleons  I.  (1807)  zur  Erforschung  der  französ.  Mundarten  verdanken  des  Geschichts- 
forschers Jacques  Champollion-Figeac  (f  1867)  Recherches  sur  les  patois  de  la 
France  (1809)  ihre  Entstehung  (hierin  auch  ein  Wörterbuch  u.  e.  Erörterg.  der  sprach- 
gesch.  Verhltn.  der   Dauphine).     Unter    den   älteren   Dialektwörterbüchern   über  die 
französische   Sprache   ragt   ferner   hervor  des  Grafen  Hippolyte  Jauberts  Vocab.  du 
Berry  (1838)    und   Glossaire    du    Centre    (1855).     Ferner   sind  zu  nennen:    F.  Avrii, 
Dictionn.  prov.-fran?.   (1839);   E.  Gar  ein,   Nouv.  dictionn.  prov.-fran^.   (1841);    das 
Wörterbuch    des   Abbe   Gary  (Dict.  pat.-fran?.    1845)    für  Tarn;    Simon  Honorat, 
Dictionnaire  prov.-fran?.  (1846)  für  Languedoc;   die  normannischen  Wörterbücher  von 
Du  Meril  (Dictionn.  du  pat.  norm.  1849),  von  Eugene  Decorde,  Dictionn.  du  pat. 
du  pays  de  Bray  1852),   von   Louis  Dubois  (Gloss.  du  pat.  norm.  1856),  die  Samm- 
lung für  Castres   in  Südfrankreich  vom  Abbe  P.  Couzinie  (Dictionn.  de   la  langue 
rom.  Castraise  1850);  Tarbe,  Recherches  sur  l'hist.  du  pat.  de  Champagne  (1851);  des 
Abbe  J.  Corblet,  Gloss.  du  patois  picard  (1851);  des  Orientalisten   Jean   Humbert 


!)  G.  Gröber  in  seinem  Grundriß  d.  roman.  Philol.  I2,  Straßburg  1904/6  S.  50. 87 f. 


Dialektwörterbücher:  Italien.  Die  Schweiz.  Altslavisch  bez.  Allgemeinslavisch.     313 

(1792—1851)  Nouv.  gloss.  genevois  (1851),  dem  eine  ältere  Arbeit  (1820)  des  Genfers 
Gaudy  zugrunde  liegt,  P.  Legrand,  Dictionn.  du  pat.  de  Lille  (1853),  Jaclot  de 
Saulny,  kleines  Vocab.  pat.  du  pays  messin  (1854),  Th.  Mignard,  Histoire  de  I'idiome 
bourguignon  (1856),  R.  de  Montesson,  Vocab.  des  mots  usites  dans  la  Haut-Maine 
(1857),  R.  Monnier,  Wörterb.  d.  gemeinen  Sprache  zwischen  Jura  u.  Vogesen  (Vocab. 
de  la  lang,  de  Sequanie  1857). 

Italien.1)  Kunstmäßige  Erzeugnisse  in  mailändischer  (Collezione  delle  opere  Italien. 
scritte  in  dial.  mil.,  1816)  und  venezianischer  Mundart  (Collez.  usw.  in  dial.  venez.  1817) 
stellte  in  großer  Reihe  B.  Gamba  nebst  einer  Übersicht  (Serie  degli  scritti  impressi 
in  dial.  ital.  1832)  über  die  Mundartliteratur  zusammen.  Die  Mundartwörterbücher,  die 
z.  T.  auf  Sammlung  des  gesamten  landschaftlichen  Sprachschatzes  aller  Bevölkerungs- 
klassen aus  sind,  ordneten  den  Stoff  auch  wohl  nach  Begriffen,  wagen  sich  auf  das 
etymologische  Gebiet,  berücksichtigen  landschaftliche  Eigennamen  usw.  In  großer 
Zahl  sind  solche  Wörterbücher  vorhanden  für  den  Norden.  Das  Piemontesische  be- 
arbeiteten L.  Capello  (1814),  der  Priester  Casimiro  Zalli  (1815)  und  Michele  Ponza 
(1830);  das  Mailändische  Francesco  Cherubini  (1814);  das  Brescianische  Giovan- 
battista  Melchiori  (1817);  das  Bolognesische  Claudio  Ferrari  (1820);  das  Mantua- 
nische  F.  Cherubini  (1827);  die  Sprache  von  Parma  Ilario  Peschieri  (1828)  und 
Carlo  Malaspina  (1856);  von  Pavia  Carlo  Gambini  (1829),  des  venezianischen  Gebiets 
Giuseppe  Boccio  (1829),  von  Reggio  G.  Ferrari  (1832),  von  Sardinien  der  Priester 
Vissentu  Porru  (1832)  und  Giovanni  Spano  (1851);  die  Sprache  Piacenzas  Lo- 
renzo  Foresti  (1836);  die  Siziliens  Vincenzo  Mortillaro  (1838)  und  Giuseppe 
Biundi  (1851);  die  der  Romagna  Antonio  Morri  (1840);  die  von  Cremona  Angelo 
Peri  (1847),  von  Genua  Giovanni  Casaccia  (1851),  von  Crema  Bonifazio  Sama- 
rani  (1852),  von  Bergamo  Gabriele  Rosa  (1855);  von  Ferrara  Carlo  Azzi 
(1857)  usw. 

Die  Schweiz.2)    Die  franko -provenzalischen  Mundarten  der  Schweiz  behandelten  Die  Schweiz. 
F.  Häfelin  (Rom.  Mundarten  der  Südwestschweiz  1872;  Le  Patois  du  canton  de  Fri- 
bourg  1879),  dessen  Arbeiten  später  J.  Girardin  durch  eine  Untersuchung  der  Frei- 
burger Mundart  im  15.  Jht.  (1900),  früher  J.  Cornu  in  Phonologie  du  Bagnard  (1879), 
J.  Gillieron  in  Le  Patois  de  Vionnaz  (1880)  u.  a.  ergänzten. 

Slavische  Wörterbücher,  Glossare,  Genealogien. 
Von  Konrektor  Prof.  Dr.  Mucke  in  Freiberg  i.  Sa. 

Bei  den  slavischen  Sprachen  sind  für  den  vorliegenden  Zweck  neben  den  Gene- 
alogien und  Heraldiken  die  hauptsächlichsten  Wörterbücher  der  Literatursprache  eben- 
so wichtig  und  notwendig  wie  die  Dialektwörterbücher,  Speziallexika  und  dergl.  Aber 
auch  mehrere  größere  slavische  geographische  Lexika  und  Ethnographien  bilden  eine 
Fundgrube  für  die  slavische  Familiengeschichte.  Die  hier  gegebene  Zusammenstellung 
ist  ein  erster  Versuch  und  macht  keinen  Anspruch  auf  auch  nur  annähernde  Vollstän- 
digkeit, da  derselben  große  Schwierigkeiten  entgegenstanden. 

I.  Altslavisch  bzw.  Allgemeinslavisch. 

1.  Fr.  Miklosich,  Lex.  Palaeoslovenico-Graeco- Latinum.    Vindobonae  1862     Altslavisch 

,  .     io,_  bez.  Allgemew- 

blS   1865.  slavisch. 

2.  Fr.  Miklosich,  Etymologisches  Wörterb.  d.  slavischen  Sprachen.   Wien  1886. 
Im  Erscheinen  begriffen: 

3.  Erich  Berneker,  Slavisches  Etymologisches  Wörterb.  (In  der  Indogerma- 
nischen Bibl.,  1.  Abt.,  2.  Reihe:  Wörterbücher  2.  Heidelberg  1908— 1912.  9  Hefte  A— L). 

4.  V.  Jagiö,  Arch.  f.  Slavische  Philologie.    Berlin  1877—1912.    34  Bde. 

*)  G.  Gröber,  Grundr.  d.  rom.  Philol.  I2,  98. 

2)  G.  Gröber,  Grundr.  d.  rom.  Philol.  I2  130.  Über  die  deutschredenden  Teile 
der  Schweiz  vgl.  oben  S.  304.  305. 


314     Sorbenwendisch.  Polabisch.  Polabisch-pomeranisch-kaschubisch.  Polnisch. 

IL  Westslavische  Sprachen. 
a)  Sorbenwendisch  (Oberwendisch,  Niederwendisch). 

Sorbenwendisch.  1.  Pfuhl,   Euziski -Serbski    Slownik  (Oberlausitzisch -Wendisches  Wörterbuch). 

Budyäin  —  Bautzen  1866. 

2.  Zwahr,  Niederlausitzisch -Wendisch-Deutsches  Wörterbuch.    Spremberg  1847. 

3.  E.  Muka,  Statistika  a  ethnografija  luiiskich  Serbow  (Statistik  u.  Ethnographie 
der  Lausitzer  Wenden).    Budy§in  —  Bautzen  1884—86. 

4.  E.  Mucke,  Historische  und  vergleichende  Laut-  und  Formenlehre  der  nieder- 
sorbischen (niederlausitzisch-wendischen)  Sprache.    Leipzig  1891. 

5.  Casopis  Ma6icy  Serbskeje.  Budyein.  (Zeitschr.  d.  Macica  Serbska  in  Bautzen.) 
1847—1912.    65.  Jg.  in  11  Bänden. 

Im  Druck: 

6)  E.  Mucke,  Vollständiges  Wörterbuch  der  niederwendischen  Volks-  und  Schrift- 
sprache.   Im  Verlag  der  Kais.  russ.  Ak.  d.  Wftn.  i.  St.  Petersburg. 

b)  Polabisch-Pomoranisch-Kaschubisch. 

Polabisch-  1.  Paul  Rost,  D.  Sprachreste  d.  Draväno-Polaben  im  Hannoverschen  gesammelt, 

pomoranisch-  herausgeg.  u.  mit  Wörterverz.  versehen.    Leipzig  1907.    (Wörterverz.  S.  370 — 451). 
kaschubisch.  2.  K.  E.  Muka,  Szczatki  j§zyka  polabskiego  Wendöw  Lüneburskich.     Krakow. 

Nakladem  Akademii  Umiej§tno6ci.    1903.    (Reste  d.  polabischen  Sprache  d.  Lüneburger 
Wenden.    Krakau  1903).    Familiennamen  besonders  auf  S.  408 — 420. 

3.  A.  Schleicher,  Laut-  u.  Formenlehre  d.  Polabischen  Sprache.  St.  Petersburg, 
Ak.  d.  Wftn.,  1871. 

4.  Bur  meist  er,  Ü.  d.  Sprache  d.  früher  in  Mecklenburg  wohnenden  Obotriten- 
Wenden.  Rostock  1840.  (Ins  Russische  übersetzt  in  den  „Arbeiten  der  russ.  Akad." 
1841,  IV.) 

5.  Stef.  Ramult,  Slownik  j§zyka  pomorskiego  czyli  Kaszubskiego.  W  Krakowie. 
Nakladem  Akademii  Umiej§tnoäci.  1893.  (Wörterbuch  der  pommerschen  oder  kaschu- 
bischen  Sprache.    Krakau  1893.) 

6.  Friedr.  Lorentz,  Slovinzisches  Wörterb.  I.  Tl.  A — O.  St.  Petersburg  1908. 
Der  2.  Teil  ist  unter  der  Presse.  Slovinzisch  bedeutet  hier  soviel  wie  pommersch- 
kaschubisch. 

7.  Mongrovius,  Slownik  polsko-niemiecki  i  niemecko-polski  (polnisch-deutsches 
und  deutsch-polnisches  Wörterb.    Danzig  1823. 

8.  Florian  Cenöa,  Sbornik  osnovnych  slov  kasebskago  nareöija  (Sammlung  der 
besonderen  Wörter  des  Kaschubischen  Dialekts).    St.  Petersburg  1853. 

9.  Fl.  Cenöa,  Skörb  kaszebskoslovjenskje  möv£  (Wortschatz  der  Kaschubisch- 
slovenischen  Sprache).    1 — 3.    1866 — 68. 

10.  LeonBiskupski:  1.  Beiträge  zur  slavischen  Dialektologie.  I.  Die  Sprache 
der  Brodnitzer  Kaschuben  im  Kreise  Karthaus.  Leipzig  1883.  —  2.  Slownik  kaszubski 
poröwnawczy  (Vergleichendes  kaschubisches  Wörterbuch)  in:  Prace  filologiczne  t.  III 
(Philol.  Arbeiten,  Bd.  3).    Warschau  1891. 

11.  G.  Poblocki,  Slownik  Kaszubski  z  dodastkiem  idyotyzmöw  chelminskich  i 
kociewskich.  Chelmno  1887.  (Kaschubisches  Wörterb.  mit  e.  Anhang  d.  Culmer  u. 
Kotschewer  Idiotismen.  Culm  1887.) 

12.  G.  Bronisch,  Kaschubische  Dialektstudien.   1896. 

13.  Baltische  Studien.  Zeitschr.  d.  Gft.  für  Pomm.  Gesch.  u.  Altertumsku.  in 
Stettin. 

14.  Roczniki  towarzystwa  naukowego  w  Toruniu  (Jahrb.  d.  Gesellsch.  d.  Wftn. 
in  Thorn). 

c)  Polnisch. 

Po'nisch  '•  Sam.  B.  Linde,  Slownik  j^zyka  polskiego  (Wörterbuch  d.  polnischen  Sprache). 

'  6  Bde.   2.  Afl.   Lemberg  1854—60. 

2.  Maur.  Orgelbrand,  Slownik  jijzyka  polskiego.    2  Bde.    Wilna  1861. 


Polnisch.  Tschechisch.  315 

3.  F.  Booch-Arkossy,  Nowy  dokladny  slownik  polsko-niemiecki  i  niemiecko- 
polski  (Neues  vollständiges  polnisch-deutsches  u.  deutsch-polnisches  Wörtern.).  2  Bde. 
Leipzig  1866—67. 

4.  Kartowicz,  Slownik  Gwar  Polskich  (Wörterb.  d.  polnischen  Dialekte).  2  Bde. 
Krakau  1900  ff. 

5.  Bronistaw  Chlebowski,  Slownik  Geograficzny  Krölestwa  Polskiego  i  in- 
nych  Krajöw  stowianskich  (Geographisches  Lex.  d.  Kgr.  Polen  u.  d.  anderen  slavischen 
Länder).  15  große  Bde.  in  Lex.-Oktav.  Warschau  1895  ff.  E.  Fundgrube  f.  polnische 
Familiengesch.  u.  Heraldik. 

6.  S.  Orgelbrand,  Encyklopedyja  powszechna  (Universal-Encyklopaedie  v.  S. 
Orgelbrand).    Warschau.    1877ff. 

7.  Fr.  Piekosinski,  Czasopismo  naukowe  ilustrowane  po6wi§cone  heraldyce  i 
sfragistyce  polskiej  wychodza,ce  w  zeszytach  kwartalnych  (Wissenschaftliche,  illustrierte 
Zeitschrift,  gewidmet  der  polnischen  Heraldik  u.  Sfragistik,  erscheinend  in  Vierteljahrs- 
heften).   Krakau.    1897  ff. 

8.  J.  Bystron,  Wokabularz  Jacinsko-polski  z  polowy  wieku  XVI-go.  (Lat.-poln. 
Vokabular  aus  der  Mitte  des  16.  Jht.)  Aus  d.  Zeitschr.:  Prace  filologiczne  (Philol. 
Arbeiten),  hrsg.  v.  Baudouin  de  Courtenay,  Kartowicz,  Krynski  u.  Malinowski,  v.  J.  1885 
ab  in  Warschau  erscheinend,  die  überhaupt  viele  wichtige  Arbeiten  betr.  polnische 
Dialektologie  u.  Wortforschung  enthält. 

9.  Ziemba,  Slownik  prowincyjonalizmöw  powiatu  B^dzinskiego  (Wörterb.  d. 
Provincialismen  d.  Kr.  Bendzin).    Prace  filol.  1889—90,  Bd.  3. 

10.  Z.  Glogez,  Slownik  gwary  ludowej  w  Tykociriskim  (Wörterb.  d.  Volkssprache 
im  Kr.  Tykocin).    In  Prace  filol.  1893,  Bd.  4,  Heft  3. 

11.  Jungfer,  Stowniczek  do  Kroniki  St.  Chwalczewskiego  (Wörterbüchlein  zur 
Chronik  d.  St.  Chwalczewski).  In  d.  Ber.  d.  sprachwiss.  Komm.  d.  Ak.  d.  Wftn.  in 
Krakau,  Bd.  4.    1891. 

12.  Br.  Dembowski:  a)  Spis  wyrazöw  i  wyrazeö  uzywanych  na  Podhalu  (Ver- 
zeichnis der  Ausdrücke  u.  Redensarten  von  Podhale  [in  der  Tatra]).  —  b)  Slownik 
gwary  podhalskej  (Wörterbuch  der  podhalschen  Mundart)  in  d.  Ber.  d.  sprw.  Komm. 
Bd.  4  u.  5.    Krakau  1894. 

13.  Kar.  Matyas,  Stowniczek  gwary  ludu  z  okolic  Nowego  Sazcza  (Wörterbüch- 
lein der  Volksmundart  aus  der  Gegend  von  Neu-Sandez)  in  d.  Ber.  d.  sprw.  K. 
Bd.  4.    1891. 

14.  Siarkowski,  Stowniczek  gwary  ludowej  z  okolic  Pinczowa  in  d.  Ber.  d. 
sprw.  Komm.  d.  Ak.  d.  Wftn.  in  Krakau,  Bd.  4.    1891. 

15.  Ztoza,  Zbiör  wyrazöw  uzywanych  w  okolicach  Chocholowa  (Slg.  v.  Aus- 
drücken aus  d.  Gegend  von  Chocholow)  in  d.  Ber.  d.  sprw.  Komm.d.  Ak.  d.  Wftn.  in 
Krakau,  Bd.  4.    1891. 

16.  Rzezowski,  Spis  wyrazöw  ludowych  z  okolycy  Zywca  (Verz.  v.  Volksaus- 
drücken aus  d.  Gegend  v.  Zywec)  in  d.  Ber.  d.  sprw.  Komm.  d.  Ak.  d.  Wftn.  in  Krakau, 
Bd.  4.    1891. 

17.  Mattakowski,  Slownik  wyrazöw  ludowych  zebranych  w  Czerskiem  i  na 
Kujawach  (Wörterb.  d.  Volksausdrücke,  gesammelt  in  d.  Landschaft  Czersk  u.  in 
Kujavien)  in  d.  Ber.  d.  sprw.  Komm.  d.  Ak.  d.  Wftn.  in  Krakau,  Bd.  4.    1891. 

18.  Wasilewski,  Stowniczek  wyrazöw  ludowych  we  wsi  Jaksicach  (Wörter- 
büchlein von  Volksausdrücken  aus  Jakschitz)  in  d.  Ber.  d.  sprw.  Komm.  d.  Ak.  d.  Wftn. 
in  Krakau,  Bd.  5.    1891. 

19.  Pracki,  Przyczynek  do  slownictwa  ludowego  z  okolic  Krakowa  (Beitr.  z. 
Dialektwörterb.  aus  d.  Gegend  v.  Krakau)  in  Prace  filol.   Bd.  5.   1895. 

d)   Tschechisch. 
1.   J.  Jungmann,   Slovnik  desko-nömecky  (Tschechisch-deutsches  Wörterb.).    V  Tschechisch. 
Praze  (Prag).    5  Bde.    1835—39. 


316  Tschechisch.    Slovakisch. 

2.  J.  Rank,  Novy  slovnik  kapesni  jazyka  öeskeho  i  nömeckeho  (Neues  Taschen- 
wörterb.  d.  böhmischen  u.  deutschen  Sprache).  3.  verbesserte  u.  vermehrte  Afl 
Prag  1875. 

3.  V.  B  ran  dl,  Glossarium  illustrans  bohemico-moravicae  historiae  fontes. 
Pragae  1876. 

4.  Fr.  Kott,  Cesko-nömecky  slovnik  zvlastö  grammaticko-fraseologicky (Böhmisch- 
deutsches, hauptsächlich  grammatisch-phraseologisches  Wörterb.).  7  Teile.  Prag. 
1878—93. 

5.  V.  Kotyska,  Uplny^  Mistopisny  Slovnik  Krälovstvi  ßeskeho  (Vollständiges 
topographisches  Wörterb.  d.  Kgr.  Böhmen).  Prag  1895.  Fundgrube  bes.  f.  Gesch.  d. 
Adelsgeschl.  in  Böhmen. 

6.  Jan  Gebauer,  Slovnik  Staroöesky  (Alttschechisches  Wörterbuch).  Nakla- 
dem  öeske  graficke  spoleönosti  „Unie"  (Verl.  d.  tschechischen  graphischen  Gsft.  „Union"). 
Prag.    1.  Bd.  A— J.  1903.    Der  2.  Bd.  im  Druck. 

7.  Ottüv  Slovnik  nanöny.  Illustrovanä  encyklopaedie  obecnych  vödomosti 
(Otto's  Reallexikon.  Illustrierte  Enzyklopaedie  der  allgemeinen  Wissenschaften).  Prag. 
1888  ff. 

8.  Fr.  Bartog,  Dialektologie  moravskä  (Mährische  Dialektologie).  1.  Bd.  Brunn 
1886.    2.  Bd.  Brunn  1895. 

9.  V.  J.  Du  Sek:  a)  Hläskoslovi  närööi  jihoöeskych  (Lautlehre  der  südböhmischen 
Volksdialekte).    Prag  1894. 

10.  Fr.  Bartos,  Dialektologicky  slovnik  moravsky^  (Wörterb.  d.  mährischen  Mund- 
arten).   Näkladem  Öeskö  Akademie  (Vrl.  d.  tschechischen  Ak.  d.  Wftn).    Prag  1906. 

11.  Fr.  Hruska,  Dialektologicky  slovnik  Chodsky  (Wörterb.  d.  Böhmerwald- 
mundarten).   Vrl.  d.  tschech.  Ak.  d.  Wftn.     Prag  1904. 

12.  V.  Prasck,  Sbireöka  slov  moravskych  (Slg.  mährischer  Ausdrücke).  Ol- 
mütz  1873. 

13.  J.  Smola,  Provincialismy  z  Blatenska.  Skola  a  2ivot  öo.  6  (Provinzialismen 
aus  d.  südböhmischen  Marschland.    Aus  „Schule  u.  Leben"  Nr.  6).    Prag  1886. 

14.  J.  Soukal,  Nöktere  provincialismy  z  okoli  PernStyna  (Einige  Provinzialismen 
aus  d.  Gegend  v.  Pernstein)  in  „Svötozor"  1875. 

15.  Fr.  Prusik,  Mistopisne  vyklady  (Topographische  Erklärungen).  In  den 
„Pamätky  archaeologicke  a  mistopisne  (Archäol.  u.  topogr.  Denkmäler)",  Bd.  XIII. 

16.  Tomää  V.  Bilek,  Döjiny  konfiskaci  v  Cechäch  po  roku  1618  (Gesch.  d. 
Konfiskationen  in  Böhmen  nach  d.  J.  1618).  Prag.  In  Komm.-Vrl.  v.  Fr.  ßivnäö  1882. 
Dieses  1468  S.  umfassende  u.  mit  vollständ.  alphab.  Namenregister  versehene  Werk 
enthält  sehr  viel  Nachrichten  über  (besonders  nach  Deutschland)  ausgewanderte  tsche- 
chische Adels-  und  Bürgerfamilien. 

17.  Cenök  Zibrt,  Bibliografie  Ceske  Historie  (Bibliographie  der  böhmischen 
Geschichte).    4  Bde.  Vrl.  d.  tschechischen  Ak.  d.  Wftn.    Prag  1900—1909. 

Dieses  treffliche,  weitschichtig  angelegte  Werk  enthält  im  1.  Bd.,  S.  275 ff. 
(„Genealogie")  u.  S.  242  ff.  („Heraldika")  e.  vollständiges  Verzeichnis  aller  hierher- 
gehörigen, auf  Böhmen  bezüglichen  Werke  u.  im  4.  Bd.  S.  544—571  e.  alphabetisches 
Verz.  aller  hervorragenderen  geistig  u.  literarisch  tätigen  böhmischen  Exulanten. 

18.  Libri  citationum  et  sententiarum  (Knihy  pühonne  a  nälezov£).  Tomus  I — VI 
(1872—1895),  edidit  V.  Brandl;  tomus  VII  (1911),  edidit  B.  Bretholz.  Brunae  (Brunn 
in  Mähren).  Im  ganzen  bisher  10  Bde.  Eine  unschätzbare  Fundgrube  für  Genealogie 
und  Topographie. 

e)   Slovakisch. 
Slovakisch.  1.   Ant.  Bernoläk,  Slovär  Slovenski  Cesko-Latinsko-Nömecko-Uherski  seu  Lexi- 

con    Slavicum    Bohemico-Latino-Germanico-Ungaricum.     Budae    (d.   i.   Buda-Pest). 
6  Bde.     1825—27. 

2.  J.  Palkoviö,  Böhmisch-deutsch-lateinisches  Wörterb.  mit  Beifügung  d.  d. 
Slovaken  u.  Mährern  eigenen  Ausdrücke  u.  Redensarten.  I.  Bd.  Prag  1820.  II.  Bd. 
Preßburg  1821. 


Russisch.   Slovenisch.  31 7 

3.  Jos.  Loos,  Slovnik  slovenskej,  madärskej  a  nemeckej  reöi  (Wörterb.  d.  slo- 
vakischen,  madjarischen,  deutschen  Sprache).    Pest  1871. 

4.  J.  Victorin,  Grammatik  d.  slovakischen  Sprache.  Mit  ausführt.  Wörterverz 
u.  e.  Chrestomathie.    4.  Afl.    Budapest  1878. 

III.    Ost-  und  südslavische  Sprachen, 
a)   Russisch. 

1.  B.  Dalb,   Tolkovyj   slovan,   üvago   russkago   jazyka   (W.  Dahl,   Erklärendes  Russisch. 
Wörterb.  d.  lebenden  russischen  Sprache).    4  Bde.    Moskau  1866.    2.  Afl.    St.  Peters- 
burg 1908. 

2.  A.  W.,  Slovan,  cerkovno-slavjanskago  i  russkago  jazyka' (Wörterb.  d.  kirchen- 
slavischen  u.  russischen  Sprache).  Hrsg.  v.  d.  Kais.  Ak.  d.  Wftn.  4  Bde.  St.  Peters- 
burg 1867. 

3.  I.  J.  Pawlowsky,  Russisch-Deutsches  u.  Deutsch-Russisches  Wörterb.  3.  vollst, 
neu  bearb.  Afl.  v.  Semberg.   2  Bde.   Riga.  Verlag  v.  N.  Kymmel.    1911. 

4.  I.  I.  Sreznewsky,  Slovan,  Drevne-russkago  jazyka  po  pismennym  pamjatni- 
kam  (Wörterb.  d.  altruss.  Sprache  nach  d.  schriftl.  Denkm.).  St.  Petersburg.  Vrl.  d. 
Kais.  russ.  Ak.  d.  Wftn.    1.  Bd.  1893.  2.  Bd.  1902.  Der  3.  u.  letzte  Bd.  ist  im  Druck. 

5.  Jankoviö  de  Mirievo,  Sravnitelnyj  Slovan,  vsöch  jazykov  i  narööij  (Ver- 
gleichendes Wörterb.  aller  Sprachen  u.  Dialekte).  2  Bde.  2.  Afl.  St.  Petersburg  1790/91. 

6.  Opyt  oblastnago  velikorusskago  Slovarja  (Versuch  e.  großrussischen  Spezial- 
wörterb.),  hrsg.  v.  d.  Kais.  russ.  Ak.  d.  Wftn.    St.  Petersburg  1852. 

7.  Ealechovskyj,  Malorusko-nimeckyj  slo var  (Kleinrussisch-deutsches  Wörterb.). 
2  Bde.    Lemberg  1886. 

8.  M.  Moroschkin,  Slavjanskij  Imenoslov  ili  Sobranie  slavjanskich  liönych  imen 
v  alfavitnom  porjadkö.  Onomasticon  Slavicum  seu  Collectio  personalium  slavicorum 
nominum.    Elaboratum  a  Sacerdote  M.  Moroschkin.    St.  Petersburg  1867. 

9.  N.  D.  Ceöulin,  Liönyja  imena  v  piscovych  knigach  XVI  v.  (Personennamen 
in  den  Grundbüchern  des  16.  Jht.).    St.  Petersburg  1890. 

10.  N.W.  Gogol,  Sbornik  slov  prostqnarodnych,  starinnych  i  malonpotrebitelnych 
(Slg.  v.  volkstümlichen,  altertümlichen  u.  wenig  gebräuchlichen  Wörtern).  Moskau  1890. 

Hauptwerke  zur  russischen  Genealogie  (vgl.  Register): 

11.  Polovzov,  Russkij  biografiöeskij  slovan»  (Russisches  biographisches  Wörter- 
buch), hrsg.  unter  Aufsicht  des  Vorsitzenden  der  Kais.  russ.  historischen  Gft.  A.  A. 
Polovzov.    St.  Petersburg  1 896 ff.    Großschichtig  angelegtes,  vielbändiges  Werk. 

12.  W.  I.  Meäov,  Russkaja  istoriöeskaja  Bibliografija  (Russ.  histor.  Bibliographie). 
St.  Petersburg  1885  ff.  Im  5.  Bd.,  S.  211—222  Zusammenstellung  der  genealogischen 
Werke  u.  Schriften  in  russ.  Sprache. 

13.  P.  N.  Petrov,  Dlja  nemnogich:  Sbornik  sluöajnych  zamStov  po  genealogiji 
i  geraldikö,  topografiji,  istoriji,  archeologiji,  slovesnosti  i  iskusstvij  (Für  Wenige:  Maga- 
zin für  Genealogie,  Heraldik,  Topographie,  Geschichte,  Archäologie,  Literatur  u.  Kunst). 
St.  Petersburg  1871  ff. 

14.  Die  Zeitschriften:  Russkij  Archiv  (Russisches  Archiv)  u.  Russkaja  Starina 
(Russ.  Archäologie)  enthalten  in  den  einzelnen  Jahrgängen  verschiedene  genealogische 

Artikel. 

b)   Slovenisch. 

1.  O.  Gutsmann,   Deutsch-windisches   Wörterb.  mit   e.  Slg.  d.   verdeutschten  slovenisch. 
windischen   Stammwörter  u.  einiger  vorzüglicheren   abstammenden  Wörter.    Klagen- 
furt 1789.  <o,n 

2.  Valentin  Vodnik,  Deutsch-Slovenisch-Lateinisches  Wörterbuch.  Laibach  1860. 

3.  Murko,    Slovenisch-deutsches    u.   deutsch-slovenisches    Wörterbuch.      Graz 

1832/33. 

4.  Pletergnik,    Slovensko-nemSki    slovar    (Slovenisch-deutsches    Wörterbuch). 

2  Bde.    Laibach  1894/95. 


318 


Serbisch  und  Kroatisch.  Bulgarisch.  Ortsnamen  als  Familiennamen. 


5.  Janeziö-Hubad,  Slovensko-nömgki  slovar.    3.  Afl.    Klagenfurt  1893. 

6.  Hieronymi  Megiseri  Annales  Carinthiae.  Landshandvest  des  Ertzhertzog- 
thums  Khärndten.  Gedruckt  zu  Leipzig  durch  Abraham  Lamberg.  Im  Jahr  1612. 
Enthält^die  Genealogie  vieler  slovenischer  Adelsfamilien. 

c)   Serbisch  und  Kroatisch  (Serbo-Kroatisch). 

Serbisch.  1.   Mathiae  Petri  Katancsich,   Etymologicon  Illyricum  ad  calcem  index  latino- 

Kroatisch.  ülyricus  et  quaedam  grammaticae  observationes.     Budae  1815. 

2.  Vuk  Stef.  Karadsiö,  Lexicon  serbico-germanico-latinum.  Vindobonae  1852. 
Neue  Afl.  Belgrad  1898. 

3.  Daniöiö,  Rjeönik  iz  knjiaevnih  starina  srpskih  (Wörterb.  aus  d.  altserbischen 
Schriftdenkm.).    3  Bde.    Belgrad  1863—64. 

4.  Lavrovskij,  Serbsko-russkij  i  russko-serbskij  slovar  (Serbisch-russisches  u. 
russisch-serbisches  Wörterb.    2  Bde.    St.  Petersburg  1870  u.  1880. 

5.  Daniöiö-Budmani,  Rjeönik  hrvatskoga  ili  srpskoga  jezika.  Na  svijet  izdaje 
Iugoslavenska  Akademija  znanosti  i  umjetnosti  (Wörterb.  d.  kroatischen  od.  serbischen 
Sprache,  hrsg.  v.  d.  Südslavischen  Ak.  d.  Wftn.  u.  Künste).    Agram  1880 — 95. 

6.  Zora,  Paljetkovanje.  Alfabetiski  ukazatelj  maloizvöstnyh  ili-trebujugöih  slov 
(Nachlese.    Alph.  Verz.  wenig  bekannter  od.  wenig  gebrauchter  Wörter).  Agram  1892. 

7.  Filipoviö,  Novi  Rjeönik  hrvatskoga  i  njemaökoga  jezika  (Neues  Wörterb. 
d.  kroatischen  u.  deutschen  Sprache).     2  Bde.     Agram  1875  u.  1877. 

8.  A.  Leskien:  a)  Ü.  d.  Dialekt  der  „Narodne  pripovietke  iz  hrvatskoga  primorja", 
im  Slav.  Archiv  V,  181.  —  b)  Zur  kroatischen  Dialektologie  Dalmatiens,  in  d.  Sitzungs- 
ber.  der  Kgl.  Sachs.  Gft.  d.  Wftn.  1888. 

9.  Strohal:  a)  Osebine  danaSnjega  rieökoga  narjeöja  (Eigentümlichkeiten  der 
heutigen  Fiumaner  Mundart).  Agram  1883.  —  b)  Osebine  danasnjega  stativskoga 
narjeöja.    Agram- Karlowitz,  5  Programme  1887—91. 

d)   Bulgarisch. 

Bulgarisch.  1.   A.  Bogorov,  Bulgarski  röönik  (Bulgarisches  Wörterb.).    Russe  1881. 

2.  A.  Duvernois,  Slovart  bolgarskago  jazyka  (Wörterb.  der  bulgarischen 
Sprache).    Moskau  1885—89. 


Ortsnamen  als 
Familiennamen 


Familiengeschichte  und  Topographie. 

S  gibt  eine  sehr  große  Anzahl  von  Familiennamen,  die  mit  Orts- 
namen identisch  sind,  z.  B.  Leipzig,  Mühlhausen,  Weimar.  Man 
wird  in  der  Regel  zu  der  Annahme  berechtigt  sein,  daß  eine  solche 
Familie  aus  dem  Orte  stammt,  dessen  Namen  sie  trägt.  Eine  der 
ältesten  Adelsfamilien  des  Königreichs  Sachsen  ist  die  Familie  von  Leipzig, 
eine  Zeitlang  von  Leipziger  geheißen,  jetzt  mit  Allerhöchster  Genehmigung 
den  alten  Namen  „von  Leipzig"  führend. 

Im  Adreßbuch  der  Stadt  Dresden  begegnen  die  Familiennamen  Alten- 
berger,  Altenburger,  Arnstadt,  Aurich,  Berlin,  Bodenstein,  Braunsdorf,  Danzig, 
Danziger,  Delitzsch,  Eger,  Freiberg,  Freiberger,  Frankenthal,  Frankfurter, 
Hartenstein,  Hirschberg,  Hirschberger  und  viele  andere  derselben  Art.  Ähn- 
liche Ortsnamen  begegnen  als  Familiennamen  in  allen  Adreßbüchern. 


Ortsnamen  als  Familiennamen.  319 

Bei  Orten,  deren  Namen  in  verschiedenen  Gegenden  wiederkehren,  wird 
man  natürlich  zunächst  bei  gleichlautenden  Familiennamen  im  allgemeinen 
nicht  ohne  weiteres  bestimmt  wissen,  welcher  Ort  als  Heimat  der  betreffen- 
den  Familie  anzunehmen  sein  wird.  So  gibt  es  z.  B.  mehrere  Berge  und 
Orte  des  Namens  „Freiberg"  in  Deutschland  und  Österreich;  man  kann  den 
Namen  als  den  freigelegenen  Berg  oder  als  den  von  Grundlasten  freien  Berg 
oder  als  den  heiligen  Berg  der  Freya  deuten;  auf  die  Berghauptstadt  Frei- 
berg des  Königreichs  Sachsen  z.  B.  passen  die  zwei  ersten  Deutungen,  auf 
den  Freiberg  bei  Meran  wohl  am  besten  die  dritte  Deutung.  Wenn  nun  in 
Freiberg  i.  Sa.  eine  Familie  Freiberger  seit  den  ältesten  Zeiten  vorkommt,  so 
ist  damit  natürlich  noch  keineswegs  gesagt,  daß  diejenigen  Familien  „Frei- 
berger", die  nach  Siebmachers  Wappenbuch  in  Gries,  Bozen,  Kempten  und 
Graz  vorkommen,  zu  der  sächsischen  Familie  Freiberger  irgend  eine  verwandt- 
schaftliche Beziehung  haben. 

Es  ist  bekannt,  daß  die  adligen  Geschlechter  des  Mittelalters  sich  mit 
Vorliebe  nach  ihrem  Stammsitz  nannten.1)  So  taten  es,  um  nur  wenige 
Beispiele  anzuführen,  die  Herren  von  Salzwedel,  von  Krakau  [dieses  Cracau 
liegt  in  der  Nähe  von  Magdeburg  auf  der  slavischen  Eibseite,  vgl.  von  Lede- 
bur,  Märkische  Forschungen,  3.  Bd.  1847],  von  Jagow  [„der  Name  ist  ohne 
Zweifel  dem  in  der  Uckermark  zwischen  Prenzlau  und  Strasburg  gelegenen 
Städtchen  und  Schlosse  entlehnt",  Ledebur  a.  a  o.  S.  333 ff.].  Eine  große  Er- 
schwerung der  Forschung  ist  es,  daß  schon  in  früherer  Zeit  zahlreiche  gleich- 
namige Ortschaften  existierten.  Mit  Recht  klagt  Leopold  von  Ledebur:  „Die 
Namen  der  Topographie,  der  die  Mehrzahl  der  adligen  Geschlechter  ihre 
Namen  zu  verdanken  hat,  wiederholen  sich  so  oft." 

Wie  schwierig  solche  Herkunftsfragen  häufig  sind,  dafür  mag  die  Fa- 
milie von  Wedel  als  Beispiel  dienen,  die  uns,  zumal  im  14.  Jahrhundert,  in 
den  Landen  über  der  Oder  in  einer  Mächtigkeit  und  Bedeutung  entgegen- 
tritt, die  ihresgleichen  in  den  Marken  nicht  findet.  Die  Orte  Wedel  bei 
Königsberg  i.N.,  Alten-Wedel  bei  Reetz  und  Neu- Wedel  sind  ohne  Zweifel  nach 
ihnen  benannt  und  auch  von  ihnen  gegründet  worden.  Der  Name  selbst 
kann  aber  seinen  deutschen  Ursprung,  das  Sachsenland,  als  seine  eigentliche 
Heimat  nicht  verleugnen.  Wir  wenden  uns  jedoch  nicht  an  das  im  Holstei- 
nischen an  der  Elbe  gelegene  Städtchen  Wedel  als  die  Wiege  des  Ge- 
schlechtes, wiewohl  auch  diesem  Orte  eine  gleichnamige  ritterliche  Familie 
entsprossen  ist.  Nach  Ledebur  a.  a.  O  S.  109  ist  das  unfern  Stendal  gelegene 
Dorf  Welle  als  Stammsitz  des  Wedeischen  Geschlechtes  festzuhalten.  Jeden- 
falls finden  wir  in  dieser  Gegend  den  Namen  des  Geschlechts  in  den  va- 
riierenden Formen  Welle,  Weddele,  Wedele  zuerst  vor. 

Selbstverständlich  dürfen  in  solchen  Herkunftsfragen  nicht  die  heutigen 
Formen  der  Familien-  und  Ortsnamen,  sondern  nur  deren  älteste  Gestaltung 
maßgebend  sein,  wie  wir  solche  in  Urkunden  und  sonstigen  alten  Nieder- 
schriften finden. 

x)  Auch  bürgerliche  und  bäuerliche  Familien  nannten  sich  nach  dem  Wohnsitz. 
Das  gilt  z.  B.  von  den  meisten  alteingesessenen  Bauernfamilien  in  der  Altmark. 


320  In  einer  bestimmten  Gegend  besonders  beliebte  Familiennamen. 

in  einer  be-  £s  jst  eine  Tatsache,  daß  gewisse  Familiennamen  in  einer  bestimmten 

besonders  be-  Gegend  besonders  beliebt  waren.     Wenn  sich  daher  solche  Namen  an  an- 
tiebte  Familien-  derer  Stelle  finden,  so  wird  die  Annahme  einer  Auswanderung  wahrschein- 
lich.   Wie  sehr  sich  dergleichen  Namen   auch  in  sehr  entfernten  Orten  er- 
halten, dafür   bieten    die  nach  Georgia  ausgewanderten  Salzburger  ein  klas- 
sisches Beispiel.1) 

Zufolge  nämlich  des  Emigrationsediktes  vom  31.  Oktober  1731  wanderten 
zahlreiche  Salzburger  über  den  atlantischen  Ozean  nach  Georgia  aus  und 
gründeten  im  nordamerikanischen  Urwalde  bei  Savannah  den  Ort  Ebenezer, 
zu  deutsch  Helfenstein.8)  Die  Niederlassung  ist  jetzt  längst  verlassen,  die 
Häuser  sind  eingestürzt,  Gras  und  Gestrüpp  überwuchern  die  wenigen  Reste, 
nur  die  Kirche,  in  der  die  Nachkommen  der  alten  Ansiedler  sich  aus 
den  Farmen  des  Waldes  versammeln,  ist  erhalten.  Auch  die  Sprache  ist  ver- 
gessen, man  spricht  dort  jetzt  überall  englisch.  Wie  aber  in  der  Bauart  der 
Häuser  im  Urwald  sich  der  Salzburger  Typus  erhalten  hat,  so  auch  die  hei- 
mischen Eigennamen  der  Bewohner.  Der  stimmungsvolle  Berichterstatter, 
der  den  Spuren  dieser  Salzburger  nachging  und  seine  Eindrücke  in  den  Mit- 
teilungen der  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde  veröffentlichte,  sagt: 
„Auf  den  grasbewachsenen  Straßen  weiden  die  Rinder,  und  die  halbnackte 
schwarze  Jugend  balgt  sich  johlend  im  selben  Pfuhl  mit  Feder-  und  Borsten- 
vieh. So  beschaffen  waren  meine  ersten  Eindrücke  von  Savannah,  und  sie 
waren  so  neu  und  fremdartig,  daß  mir  mein  (Salzburger)  Vaterland  nie  zu- 
vor so  ferne  erschienen  war.  Allein  bald  blieben  meine  Blicke  hier  und  da 
an  den  Firmentafeln  der  Häuser  haften,  und  meine  Gedanken  wurden  un- 
willkürlich mit  Erinnerungen  aus  der  fernen  Heimat  verknüpft.  Da  fanden 
sich  Namen,  die  auf  den  ersten  Blick  ihre  Abstammung  aus  unsern  süd- 
deutschen Alpengauen  erkennen  ließen,  andere  in  wälscher  Verkleidung,  die 
sich  aber  leicht  von  dem  unverfälschten  Kern  abschälen  ließ.  Und  wenn 
noch  ein  Zweifel  an  meiner  Entdeckung  übrig  blieb,  dann  wird  er  sich  zer- 
streuen, wenn  ich  hier  eine  Blumenlese  jener  Namen  folgen  lasse,  die  ich 
bei  meinen  Wanderungen  durch  die  Straßen  Savannahs  aufzeichnete.  Da 
fanden  sich  Brandner,  Haberfellner,  Hasenecker,  Herzog,  Lackner,  Lienlberger, 
Madreiter,  Riedelsperger,  Schappacher,  Spielbichler,  Stegmaier,  Zittrauer." 
(XXII.  Vereinsjahr  1882,  S.  24.) 

Ehe  die  heutige  Leichtigkeit  des  Verkehrs  und  die  Freizügigkeit  exi- 
stierten, war  es  noch  viel  häufiger,  als  jetzt,  daß  gewisse  Namen  im  wesent- 


*)  A.  Prinzinger,  Die  Ansiedlung  der  Salzburger  im  Staate  Georgia  in  Nord- 
amerika, MSL  XXII  (1882),  S.  lff. 

2)  Sam.  Urlsperger,  Ausführt.  Nachr.  v.  d.  Salzburger  Emigranten,  die  sich  in 
Amerika  niedergelassen  haben,  worin  nebst  e.  histor.  Vorher,  v.  d.  ersten  u.  anderen 
Transport  derselben  die  Reisediarien  usw.  2  Bde.  Halle  1735 — 1743.  —  Rev.  P.  A. 
Strobel,  The  Saltzburgers  and  their  descendants,  beeing  the  history  of  a  colony  of 
German  Lutheran  protestants,  who  emigrated  to  Georgia  in  1734  and  settled  ad  Eben- 
ezer, 25  miles  above  the  city  of  Savannah.  Baltimore  1855.  —  Weitere  Literatur  bei 
Prinzinger,  D.  Ansiedl.  d.  Salzburger  im  Staate  Georgia,  S.  1,  2. 


Historisch-geographische  Wörterbücher.  321 

liehen  auf  gewisse  Gegenden  beschränkt  blieben.    Man  hat  daher  mit  vollem 
Recht  die  Topographie  eine  „genealogische  Hülfswissenschaft"  genannt.1) 

Sehr    häufig    kommt    daher    der    Familienforscher    in    die    Lage,    sich    Historisch- 
historisch-geographischer Wörterbücher  bedienen  zu  müssen.    Im  allgemeinen  Wörterbuch«. 
muß  für  das   deutsche   Sprachgebiet   diesbezüglich   auf  die  reiche   Literatur 
verwiesen    werden,   die   bei    Dahlmann-Waitz,   Quellenkunde   der   deutschen 
Geschichte,   8.  Aufl.  von  Herre,  S.  8  ff.  verzeichnet  ist.    Hier  sei  nur  auf  fol- 
gende Werke  aufmerksam  gemacht: 

Neumann,  G.,  Geographisches  Lex.  d.  deutschen  Reichs,  Leipzig,  4.  Afl. 
2  Bde.  1905,  die  neueste  Auflage  erschien  u.  d.Tit.:  Meyers  Orts-  u.  Verkehrs- 
Lexikon  des  Deutschen  Reiches.  5.  Aufl.,  hrsg.  v.  E.  Uetrecht.  2  Bde.  Leipzig 
U.Wien  1912—13;  Brunkow,  O.,  D. Wohnplätze  d.  deutschen  Reichs,  8  Bde., 
Berlin  1880  —  1885,  2.  Afl.,  Bd.  1  —  3,  ebenda  1889;  Ritter's  Geographisch- 
statistisches Lex.,  9.  Afl.  v.  Johann  Penzier,  I.  1905;  II.  1906,  vgl.  auch  den 
Index  zu  R.  Andrees  Allgemeinem  Handatlas;  H.  Oesterley,  Historisch -geo- 
graphisches Wörterbuch  d.  deutschen  MA,  Gotha  1881 — 83  (unvollständig); 
Beschorner,  Hans,  Stand  u.  Aufgaben  d.  histor.  Topographie  in  Sachsen, 
1900,  S.  138 ff.;  Allgemeines  Ortschaftsverzeichnis  der  im  Reichsrate  ver- 
tretenen Königreiche  u.  Länder  nach  d.  Ergebnissen  d.  Volkszählung  vom 
31.  Dez.  1900,  hrsg.  von  d.  K.  K.  statist.  Zentralkomm.,  Wien  1902«.; 
Topographie  von  Niederösterreich,  hrsg.  v.  Ver.  f.  Länder ku.  v.  Nieder- 
österreich, Wien  1871  ff.;  Vancsa,  Max,  Histor.  Topographie  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  Niederösterreichs,  DGB  III  (1902),  S.  97 ff.;  129 ff. 

Außer  den  genannten  allgemeinen  Handbüchern,  die  viele  kleine  Ört- 
lichkeiten nicht  mitverzeichnen,  gibt  es  auch  territoriale  Wörterbücher  topo- 
graphischen Inhaltes.  Das  ausführlichste,  das  in  Deutschland  existiert, 
sind  die  64  Bände  der  Oberamtsbeschreibungen  Württembergs,  die  vom  Jahre 
1824 — 1886  erschienen  sind.  Die  meisten  anderen  derartigen  Unternehmungen 
wollen  nur  knapp  gefaßte  Handbücher  bieten.  Vorbildlich  wurde  Frankreich 
mit  seinem  Dictionnaire  topographique  de  la  France,  das  einerseits  nach  ein- 
zelnen Departements  geordnet  die  Örtlichkeiten  mit  ihren  urkundlich  nach- 
weisbaren Namensformen,  andererseits  diese  Namensformen  mit  Rückverweis 
auf  die  ihnen  heute  entsprechenden  Örtlichkeiten  verzeichnet.2)  Einen  Band 
dieses  Werkes  bildet  das  Topographische  Wörterbuch  des  Ober-Elsaß 


!)  Hashagen, W.Z.'XXVIII  (1909),  S.544.  Hier  seien  auch  erwähnt:  R.Kötzs'chke, 
Quellen  u.  Grundbegriffe  d.  histor.  Geographie  Deutschlands  u.  snr.  Nachbarländer,  in 
Meisters  Grundriß  d.  Geschichtswft.  I  1906;  K.  Kretschmer,  Histor.  Geographie  von 
Mitteleuropa  (Handb.  d.  mittelalterlichen  u.  neueren  Gesch.,  hrsg.  von  G.  v.  Below  u. 
F.  Meinecke,  Abt.  IV,  Bd.  6),  1904,  überall  mit  reichlichen  Literaturangaben;  A.  Wer- 
minghoff,  Neuere  Literatur  ü.  histor.  Geogr.,  KGV  Jg.  53,  1905,  S.  109  ff.;  Robert 
Sieger,  Z.  Behandlung  d.  histor.  Länderku.,  MIÖG  XXVIII  (1907),  S.  209ff. 

2)  Dictionaire  topographiqu|e  de  la  France,  compren.  les  noms  de  lieu 
anciennes  et  modernes.  Publ.  p.  ordre  de  Ministre  de  l'instruction  publique  1861—1907. 
(E.  Merlet,  Departement  d'Eure  et  Loire.  —  M.  Quantin,  Dep.  de  L'Yonne.  —  P. 
Raymond,  Departement  des  Basses-Pyrenees.  —  E.  Thomas,  Departement  de  PHe- 
rault  etc.) 

Heyden reich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  21 


322  Historisch-geographische  Wörterbücher. 

von  G.Stoffel.  2.  Aufl.  Mülhausen  1876,  das  wieder  die  badische  historische 
Kommission  im  November  1885  zur  Herausgabe  eines  Topographischen 
Wörterbuches  des  Großherzogtums  Baden  anregte.  Dieses  ist  1898 
von  Albert  Krieger  herausgegeben,  wobei  auch  Angaben  über  adelige 
Geschlechter  aufgenommen  wurden  (2.  Aufl.  1903 — 05).  In  Bayern  erschien 
das  elfbändige  Sammelwerk:  Bavaria,  Landes-  und  Volkskunde  des  König- 
reichs Bayern,  bearbeitet  von  einem  Kreise  bayrischer  Gelehrter.  München, 
literar.-artist.  Anstalt  (J.  G.  Cotta)  1860 — 1868.1)  Für  Preußen  ist  zu  nennen: 
Gemeindelexikon  f.  d.  Kgr.  Preußen.  Auf  Grund  der  Materialien  der  Volks- 
zählung vom  2.  Dezember  1895  bearbeitet  vom  k.  statist.  Bureau.  13  H.  u. 
2  B.  Generalregister.  Berlin  1897 — 98.  Desgl.  auf  Grund  der  Materialien 
der  Volkszählung  vom  1.  Dezember  1905  und  anderer  amtlicher  Quellen  be- 
arbeitet vom  Kgl.  Preuß.  Statist.  Landesamt.    Berlin  1908  ff. 

In  Sachsen  ist  die  historische  Topographie,  wie  Beschorner  („Stand  und 
Aufgabe  der  historischen  Topographie  in  Sachsen",  NAS  XXI.  [1900],  S.  138ff.) 
mit  Recht  hervorhebt,  auffällig  vernachlässigt  worden.  Mit  den  vorgenannten 
Werken  über  andere  Territorien  können  die  alten  geographischen  Beschrei- 
bungen Sachsens  von  Merkel,  Leonhardi,  Schiffner  u.  a.  ebensowenig  ver- 
glichen werden,  wie  einzelne,  häufig  erschienene  Ortsverzeichnisse.  Einzig 
nennenswert  ist  das  sogenannte  Postlexikon,  das  in  den  zwanziger  Jahren 
des  19.  Jahrhunderts  von  A.  Schumann  angelegt,  von  A.  Schiff n er  über- 
arbeitet und  unter  Hinzufügung  fünf  besonders  wichtiger  Supplementbände 
zu  Ende  geführt  wurde.  „In  Ermangelung  von  etwas  Besserem",  sagt  Be- 
schorner a.  a.  O.  S.  139,  „ist  dieses  mit  bewundernswertem  Fleiß  und  großer 
Sachkenntnis  zusammengestellte  Nachschlagewerk  immer  noch  von  großem 
Werte,  da  es  nicht  nur  das  äußere  aller  Städte  und  Dörfer,  sowie  die  Natur- 
schönheiten ihrer  Lage  und  Umgebung  anschaulich  zu  schildern  versucht, 
sondern  auch  eine  reiche  Fülle  historischen  Stoffes  in  gedrängter  Form  bietet". 

Sehr  nützlich  sind  dem  Familienforscher  die  zum  Dienstgebrauch  der 
deutschen  Postanstalten  bestimmten  Ortsverzeichnisse,  die  zum  billigen  Selbst- 
kostenpreise abgegeben  werden.  Dieselben  nennen  jede  Wohnstätte  (einzelnes 
Haus,  Wirtschaft,  Försterei,  Grube,  Hütte  usw.),  die  einen  besonderen  Namen 
führt.  Der  größte  Teil  dieses  Ortsverzeichnisses  ist  in  der  Reichsdruckerei 
hergestellt.2) 


x)  Nicht  in  der  Quellenku.  v.  Dahlmann-Waitz-Herre  erwähnt  ist:  Melchinger, 
J.  W.,  Qeogr.- statist. -topogr.  Lexikon  von  Bayern,  oder  vollständ.  alph.  Beschr.  aller 
Städte,  Klöster,  Schlösser  usw.  mit  genauer  Angabe  v.  deren  Ursprung,  ehemaligen  u. 
jetzigen  Besitzern  usw.    Ulm  1796 — 97. 

2)  Beispielshalber  seien  genannt:  Verzeichnis  sämtlicher  Ortschaften  der  Provinz 
Hessen-Nassau,  des  Großherzogtums  Hessen  (ausschließlich  des  Amtsgerichtsbezirkes. 
Wimpfen),  des  Fürstentums  Waldeck  und  des  Kreises  Wetzlar.  Zum  Dienstgebrauche 
für  die  Postanstalten  bearbeitet.  Frankfurt  (Main)  1892.  Berlin  1892.  —  Verzeichnis 
sämtlicher  Ortschaften  der  Provinz  Posen  mit  Angabe  des  Kreises,  des  Amtsgerichts- 
bezirkes, des  Polizei-Distriktsamtes  und  der  Postanstalt,  durch  welches  die  Bestellung 
der  Postsendungen  ausgeführt  wird.  Zum  Dienstgebrauche  d.  Postanstalten  bearbeitet. 
Posen  1894.    Berlin  1894. 


Historisch-geographische  Wörterbücher.  Nach  Wüstungen  genannte  Familien.     323 

Für  Österreich  sind  zu  nennen  die  von  Martin  Zeiller  u.  Matthäus 
Merian  gearbeitete  Topographia  provinciarum  Austriacarum  Austriae  Illyriae 
Carinthiae  Carniolae  Tyrolis  1649  (2.  Aufl.  1656);  Reiffenstuel,  Germania 
Austrica  seu  Topographia  Austriae  Styriae  (Wien  1752,  2.  Aufl.  von  Brabeck 
1759).  Rein  praktische  Zwecke  verfolgte  der  1795  in  zwei  Bänden  erschie- 
nene Topographische  Landschematismus.  Dieser  fand  eine  Fortsetzung 
in  dem  Schematismus  von  Steinius  1822,  von  Gochnat  1838  und  1849 
sowie  in  den  modernen  Ortsrepertorien,  welche  die  statistische  Zentralkom- 
mission herausgibt.  Auch  das  Topographische  Postlexikon  aller  Ort- 
schaften der  K.  K.  Erbländer  ist  in  diesem  Zusammenhange  zu  nennen. 
Von  Werken  provinziellen  Charakters  nenne  ich:  Gielge',  Topographisch- 
histor.  Beschr.  aller  Städte,  Märkte,  Schlösser,  Pfarren  usw.  d.  Landes  Öster- 
reich ob  d.  Enns  bis  z.  Wiener  Friedensschluß  (3  Bde.,  Wels,  1809  u.  1814) 
u.  Topographisch-histor.  Beschr.  d.  Landes  Österreich  ob  der  Enns  (3  Bde., 
Wels,  1814 — 15);  Pillwein,  Gesch.,  Geographie  u.  Statistik  d.  Erzherzog- 
tums Österreich  ob  d.  Enns  u.  d.  Herzogtums  Salzburg  (6  Bde.,  Linz  1827 
bis  1839);  Schmutz,  Histor.-topograph.  Lex.  v.  Steiermark  (4  Bde.,  Graz 
1822 — 23);  Janisch,  Topograph. -statistisches  Lex.  v.  Steiermark  mit  histor. 
Notizen  u.  Anm.,  Graz  1878 — 1885;  Staffier,  Tirol  u.  Vorarlberg,  statist.- 
topographisch  mit  geschichtl.  Bemerkungen,  2  Bde.,  Innsbruck  1839 — 1844; 
Jaroslaw  Schaller,  Topographie  d.  Königr.  Böhmen,  Wien  u.  Prag  1775 
bis  1791  (17  Bde.);  Wolny,  Die  Markgrafschaft  Mähren,  Brunn  1835—42 
(6  Bde.). 

Für  die  Geographie  von  Polen  besitzen  wir:  Slownik  geograficzny  krö- 
lestwa  polskiego,  herausg.  von  Chlebowski,  14  Bde.,  Warschau  1880 — 97. 
Suppl.    1900  ff. 

Es  kann  sehr  leicht  der  Fall  eintreten,  daß  ein  Familienname  nach  einerNachWüstungen 
untergegangenen  Ortschaft  genannt  ist.  Solche  jetzt  nicht  mehr  vorhandene  f^,™* 
Lokalitäten  werden  gewöhnlich  Wüstungen  (solitudines)  genannt.  Die  neueste 
Geschichtsforschung  ist  mit  großem  Eifer  daran  gegangen,  Wüstungsverzeich- 
nisse anzulegen.  Diesbezüglich  sei  hier  auf  folgende  Literatur  verwiesen: 
Wintzingeroda-Knorr,  L.  v.,  Die  Wüstungen  des  Eichsfeldes,  Halle  1903 
(=  Bd.  40  d.  Geschichtsqu.  d.  Prov.  Sachsen  u.  angrenzender  Gebiete,  hrsg. 
von  d.  histor.  Komm.  d.  Prov.  Sachsen);'  Hertel,  G.,  D.  Wüstungen  im  Nord- 
thüringgau,  Halle  1899  (=  Bd.  38  d.  Geschichtsq.  d.  Prov.  Sachsen);  Werne- 
bürg,  A.,  D.Namen  d.  Ortschaften  u.  Wüstungen  Thüringens,  im  Jb.  d.  Kgl. 
Ak.  gemeinnütziger  Wftn.  zu  Erfurt,  NF  XII  (1884),  S.  1—213;  Gerbring, 
Luise,  D.Flurnamen  d.  Herzogtums  Gotha  u.  d.  Forstnamen  des  Thüringer 
Waldes,  Jena  1910  (hier  sind  auch  die  Wüstungen  eingehend  berücksichtigt); 
Wagner,  D.Wüstungen  im  Großherzogt.  Hessen,  Darmstadt  1854;  Wagner, 
Wüste  Marken  im  Herzogtum  Sachsen-Altenburg,  in  d.  Mtlgn.  d.  Osterländ. 
Gsft.  III  (1853),  209— 280;  Lobe,  ebd.  IX  (1887),  S. 78— 118;  Lobe,  Wüstungen 
d.  Amtsbezirkes  Roda,  in  den  Mtlgn.  d.  Kahla-Rodaer  Geschichtsver.  III  (1885), 
315—330;  Jungesbluth,  Verzeichnis  wüst  gewordener  Ortschaften,  Burg- 
stellen, Umwallungen  u.dergl.  1887.  Vgl.  auch  den  Aufsatz  v.  H.  Beschorner, 

21* 


324         Nach  Wüstungen  genannte  Familien.   Flurnamen  und  Familiennamen. 

Wüstungsverzeichnisse,  DGB  VI  (1904),  S.  lff.  und  die  Literaturübersicht  bei 
A.  Grund,  Die  Veränderungen  der  Topographie  im  Wiener  Walde,  Leipzig 
1901,  S.  191  ff.;  K.  Kretschmar,  Historische  Geographie  von  Mitteleuropa, 
1904,  S.  540  ff. 

Zu  den  nach  Wüstungen  genannten  Familien  gehörten  z.  B.  die  Herren 
von  Berwinkel,  die  sich  nach  einem  jetzt  wüsten  Dorfe  Berwinkel  unfern 
Osterwiek  nannten  und  in  der  Mark  Brandenburg,  im  Magdeburgischen  und 
an  der  Ohre  vorkommen,  und  besonders  um  Letzlingen  reichen  Güterbesitz 
erwarben.1)  Das  Geschlecht  von  Blankenowe,  1269 — 1338,  nach  einer  Burg 
und  einem  Dörfchen  Blankenau  genannt,  sah  seine  Heimstätte  schon  während 
der  Kämpfe  Friedrichs  des  Freidigen  verwüstet.8).  Das  uradlige  mecklen- 
burgische Geschlecht  der  Pentz,  das  bereits  1194  erwähnt  wird,  hatte  ein 
Stammhaus,  das  schon  bald  nach  dem  ersten  Auftauchen  des  Geschlechtes 
vom  Erdboden  verschwand.3)  Papperzhain  (Papirczan),  einst  zwischen  dem 
Gottesacker  und  dem  Roten  Vorwerke  bei  Grimma  gelegen,  jetzt  ver- 
schwunden, war  der  Stammsitz  eines  gleichnamigen,  aber  bereits  im  H.Jahr- 
hundert erloschenen  Rittergeschlechtes.4)  Nicht  weit  von  Dessau  bezeichnen 
halb  oder  ganz  zerfallene  Mauerreste  den  Ort,  wo  einst  Dorf  und  Schloß 
Waldersee  standen.  Als  das  alte  Geschlecht  der  Herren  von  Waldersee  aus- 
starb, ließen  die  Fürsten  von  Anhalt  das  Schloß  vollständig  abtragen.  Der 
der  Vergessenheit  fast  völlig  anheimgefallene  Name  des  einstigen  Rittersitzes 
sollte  aber  wieder  aufleben.  Leopold  Franz  Fürst  von  Anhalt-Dessau  schloß 
einen  morganatischen  Bund  zur  linken  Hand  mit  einer  Dame  seines  Hofes, 
Johanna  Eleonore  v.  Neitschütz.  Dem  Sohne,  den  sie  ihm  schenkte,  gab  er 
den  Namen  „von  Waldersee".  Diesem  neuen  Geschlechte  entstammte  in  un- 
serer Zeit  der  Oberbefehlshaber  der  gegen  China  ausgesandten  Truppen.5) 
Flurnamen  und  Es  empfiehlt  sich  für  den  Geschlechtsforscher,  auch  die  Literatur  über 

Familiennamen.   «•       ,—.  ........  ...  .     ,,  .....  .  . , 

die  Flurnamen  zu  berücksichtigen,  wofür  auf  die  vorzuglichen,  ein  weit  aus- 
gedehntes Material  verarbeitenden  Berichte  von  Beschorner  in  den  letzten 
Jahrgängen  des  Korrespondenzblattes  des  Gesamtvereins  der  deutschen  Ge- 
schichts-  und  Altertumsvereine  zu  verweisen  ist.6) 

Um  nur  ein  Beispiel  anzuführen:  NO  von  Dessau  am  rechten  Elb-Ufer, 


*)  1295  kommt  z.  B.  Borchardus  miles  de  Berwinkele  vor:  von  Ledebur  in  den 
Märkischen  Forschungen  III  334. 

2)  Herzog,  Sachsens  wüste  Marken,  ASQ  II  63.  Die  Burg  und  das  Dörfchen 
Blankenau,  wonach  der  von  der  Chemnitz  durchströmte  Blankenauer  Grund  seinen 
Namen  hat,  lagen  zwischen  Borna  und  Heinersdorf.  Die  Herrschaft  Blankenau,  die 
Dörfer  Glösa,  Fürth,  Borna,  Draisdorf  und  Heinersdorf  umfassend,  fiel  1338  an  das 
Chemnitzer  Benediktiner-Kloster. 

3)  Gothaisches  Uradl.  Taschenbuch  1910,  S.  549. 

*)  Lorenz,  Grimma  308,  495.     Cod.  diplom.  Sax.  reg.  II,  1,  S.  190. 

5)  Dresdener  Anzeiger  vom  21.  August  1900. 

«)  Vgl.  z.  B.  LH  (1904)  S.  3ff.  Vgl.  Beschorner  Mtlg.  d.  Ver.  f.  sächs.  Volksku. 
III  (1904)  S.  197ff.  u.  in  „Über  Berg  und  Tal"  1905,  Beil.  zu  Nr.  3.  In  größerem 
Zusammenhang  behandelt  diesen  Gegenstand  Beschorner  durch  seinen  Aufsatz  „Wesen 
und  Aufgaben  der  historischen  Geographie"  HV  IX,  1906,  S.  lOff. 


Familiennamen  und  Kirchenbücher.  325 

N  Vorkerode,  SW  Klieken  finden  sich  in  der  von  der  Elbe  gebildeten  Schleife 
die  Flurbezeichnungen  Vor-Seidlitz  (zwischen  d.  Oberhöfer  und  Unterhöfer 
Vorwerk),  Hinter-Seidlitz.  Inwieweit  der  Familienname  Seidlitz  hiermit  zu- 
sammenhängt, bedarf  noch  der  Untersuchung.  Ebenso  steht  es  bei  einem 
Namen  wie  von  Wiese  (de  Prato).  Selbst  wenn  man  annimmt,  die  Familie 
stamme  von  einem  Orte  Wiese  oder  Wiesa,  so  kann  man  weiter  annehmen, 
daß  dieser  Ort  nach  einem  Flurnamen  benannt  sei. 

Nicht    nur    die    weltlichen  Distrikte,    sondern  auch  die  kirchlichen  Ein-  Familiennamen 
teilungen    erfordern    die    Aufmerksamkeit    des    Familienforschers.      Gewisse,,.  .""i  u 

xt  i-.»«.  «p-       ....  ,  Kirchenbuche:'. 

Namen,  z.  B.  Maria  auch  für  Manner  werden  von  den  Katholiken  bevorzugt, 
während  sie  von  den  Protestanten  mehr  gemieden  werden.  Die  Geschichte 
der  Vornamen  hängt  mit  den  konfessionellen  Verhältnissen  eng  zusammen. 
So  hören  z.  B.  in  Steiermark  mit  der  Beseitigung  des  Protestantismus  die 
jüdisch-biblischen  Vornamen  ganz  auf,  und  die  humanistischen  nehmen  ab. 
Dafür  kamen  eine  Menge  früher  nie  gekannter  Heiligennamen1)  in  Gunst, 
namentlich  Ignaz,  Cajetan,  Dismas,  Liborius.2)  Die  protestantischen  Gegen- 
den bevorzugen  überhaupt  alttestamentliche  Namen,  und  zwar  bis  ins  19.  Jahr- 
hundert hinein  (Nathan  Chyträus,  Josua  Stegmann,  Ahasverus  Fritsch,  Gott- 
hold Ephraim  Lessing,  Justine  Salome  Lessing,  seine  Mutter,  Dorothea  Salome 
Lessing,  seine  Schwester,  Rebekka  Claudius,  Abraham  Voß,  Methusalem  Müller, 
David  Friedrich  Strauß).  Die  katholischen  Gegenden  meiden  jene  spezifisch 
hebräischen  Namen  ebenso  ängstlich  wie  ihre  Gegner  die  Jesuitennamen 
Ignaz  und  Xav(i)er;  auch  Namen  wie  Urban,  Sylvester,  Benedict,  Dominik, 
Alois,  Gregor,  Augustin  finden  sich  jenseits  der  katholischen  Grenzen  selten. 
Bei  den  Frauennamen  scheint  sich  eine  solche  Scheidung  allerdings  nicht 
oder  wenigstens  nicht  so  deutlich  ausgeprägt  zu  haben,  doch  ist  wenigstens 
Veronica  als  ziemlich  exklusiv  katholisch  anzusprechen.3)  Mit  Rücksicht  auf 
diese  Umstände  seien  hier  die  folgenden  Werke  genannt:  St.  J.  Neher, 
Kirchliche  Geographie  und  Statistik  mit  steter  Rücksicht  auf  die  frühere  Zeit. 
1864ff.;  Theologisches  Hilfslex.,  Gotha,  Vrl.  v.  F.  A.  Perthes,  1894,  Bd.  2, 
die  Abteilung:  Kirchengeschichtl.  Ortslex.,  S.  1 — 419;  Grote,  Lex.  deutscher 
Stifter,  Klöster  u.  Ordenshäuser.  Osterwiek  1881 — 84;  H.  Hoogeweg,  Verz. 
d.  Stifter  u.  Klöster  Niedersachsens  vor  d.  Reformation.  Hannover  u.  Leipzig 
1908;  Wolny,  Kirchl.  Topographie  v.  Mähren.  Brunn  1855—1866,  9  Bde. 
Weitere  Nachweise  bei  Comte  de  Mas  Latrie,  Tresor  de  Chronologie, 
d'histoire  et  de  geographie  pour  l'etude  et  l'emploi  des  documents  du  moyen 
äge.     Paris  1889,  S.  1841  ff. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Kirchenbücher,  die  ja  für  die  Aufstellung  eines 
Stammbaumes  als  Ausgangspunkt  der  archivalischen  Forschung  dienen,  muß 
es   dem   Familienforscher   hochwichtig  sein   zu  erfahren,   wohin  die  für  ihn 


*)  Stadler,  Vollständiges  Heiligenlexikon.    Augsburg  1856. 

2)  Karl  Heinrichs,  Studien  über  die  Namengebung  im  Deutschen.  Quellen 
und  Forschungen  zur  Sprach-  u.  Kulturgesch.  der  german.  Völker,  102.  Heft,  Straßburg 
1908,  S.  8. 

3)  Robert  Franz  Arnold,  Die  deutschen  Vornamen.    Wien  1901,  S.  18. 


326     Wahrscheinlichkeitsschlüsse  üb.  d.Herkunft  einerFamilie  a.  d.Art  d. Formenbildung. 

in  Betracht  kommende  Ortschaft  eingepfarrt  ist.  Als  Hilfsmittel  sind  zu 
nennen:  Das  evangelische  Deutschland,  Jahr-  und  Adreßb.  d.  kirchl.  Be- 
hörden u. d. gesamten  evangel. Geistlichkeit.  Nebst  e.  Anhang:  Die  evangel. Kirche 
in  Österreich.  M.Unterstützung  d.  kirchl.  Behörden  hrsg.  (6.  Jhrg.  Leipzig  1907); 
Arthur  Kolbe,  rHandb.  d.  Kirchenstatistik  f.  d.  Kgr.  Sachsen.  Nach  handschrift- 
lichen Angaben  und  amtlichen  Quellen  (N.  F.  16.  Ausg.,  Dresden  1894,  seitdem 
wiederholt  neu  aufgelegt).  Mit  Hilfe  des  alphabetischen  Ortsverzeichnisses 
am  Ende  dieses  Werkes  kann  man  für  jede  Ortschaft  das  zuständige  Pfarr- 
amt sofort  feststellen.  Vgl.  ferner  Bundschuh,  Geographisch-historische 
Beschreibung  Bayerns,  Schwabens  und  Frankens  (letztere  allein  5  Bde.); 
Roppelt,  Histor.  top.  Beschr.  d.  Fürstentums  Bamberg;  Steichele,  A.  v., 
Das  Bistum  Augsburg,  historisch-statistisch  beschrieben,  fortgesetzt  von 
A.  Schröder,  Bd.  1 — 7,  Augsburg  1861 — 1910.  Dazu  kommen  die  Diö- 
zesanschematismen  Deutschlands,  Österreichs  und  der  Schweiz.  Auch  eine 
größere  Anzahl  unserer  Kalender  leistet  in  dieser  Hinsicht,  wenn  auch  nur 
für  einen  je  nach  der  Art  des  Kalenders  beschränkten  Umkreis,  brauchbare 
Dienste.  Wenn  es  nicht  gelingt  festzustellen,  an  welchem  Ort  die  einschla- 
genden Kirchenbücher  lagern,  dann  versuche  man  durch  ein  Gesuch  an  die 
für  den  betreffenden  Ort  zuständigen  Amtsgerichte  den  einschlagenden  Pfarrort 
zu  erfahren.  Das  zuständige  Amtsgericht  aber  erfährt  man  am  besten  aus 
dem  Buch  von  Lehnardt,  Alphabetisches  Ortsverzeichnis  des  deutschen 
Reiches.  Auf  Grund  der  neuen  Gerichtsorganisation  nach  amtlichen  Quellen 
bearbeitet.  3  Bde.  1881,  1882.  Hier  werden  zu  jedem  Orte  angegeben: 
Staat,  Regierungsbezirk  bzw.  Kreis,  Oberlandesgericht,  Landgericht,  Amts- 
gericht, bestellende  Postanstalt.  Für  das  Königreich  Sachsen  ist  auch  sehr 
praktisch  der  alljährlich  erscheinende  „Königl.  Sachs.  Kanzlei-  und  Judizial- 
oder  Expeditions-Kalender",  der  unter  anderem  auch  enthält  ein  „Alpha- 
betisches Verzeichnis  der  im  Königreich  Sachsen  belegenen  Stadt-  und  Land- 
gemeinden mit  den  zubehörigen  besonders  benannten  Wohnplätzen,  mit  An- 
gabe der  ihnen  vorgesetzten  Amtshauptmannschaften  und  Amtsgerichte  und 
der  Postanstalten,  deren  Bestellungsbezirk  die  betr.  Orte  zugewiesen  sind." 
Wahrscheinlich-  Aus  der  Art  der  Formenbildung  der  Namen  lassen  sich  über  die  Her- 

fibwdleH«-  kunft   einer    Familie  Wahrscheinlichkeitsschlüsse  ziehen.     Voraussetzung  ist 
kunft  einer    dabei,    daß    über    das  Vorkommen  der  Geschlechtsnamen   einer  Gegend  ge- 
Ar^der  Formet- nügende    statistische  Unterlagen  vorhanden   sind,   was  allerdings  keineswegs 
biidung.      überall  zutrifft.     Auch   in   dieser  Beziehung  ist  die  Topographie  eine  Hilfs- 
wissenschaft  der  Familiengeschichte.     Im  Folgenden   soll  an  einigen  haupt- 
sächlichen Formenbildungen  im  Anschluß  an  das  bekannte  Buch  von  Heintze, 
Die   deutschen  Familiennamen,    3.  Aufl.  von   Cascorbi   (Halle  1908,   S.  74ff.) 
diese  Beziehung  von  Topographie   und  Familiengeschichte   erläutert  werden. 
Patronymische  Geschlechtsnamen  entstanden  am  häufigsten  in  den  vom 
Weltverkehr   abgelegenen    Gauen.     In  Ostfriesland  bilden  die  genetivischen 
Namen,   wie  Reiners,    Gerdes,    Gerjets  —  Focken,   Rippen,   Tjaden  mit  An- 
schluß der  selteneren  auf  -sen  (Bohlsen)  in  den  Kreisen  Aurich  und  Emden 
die  Hälfte  aller  Namen,  in  Leer  noch  ein  Drittel.    Als  ganz  besonders  cha- 


Wahrscheinlichkeitsschlüsse  üb.  d.  Herkunft  einer  Familie  a.  d.  Art  d.  Formenbildung.     327 

rakteristisch,  nur  hier  vorkommend,  sind  dabei  die  Namen  auf  a  (Oen.  plur.) 
hervorzuheben:  Wiarda,  Ebbinga,  Ukena.  Jene  genitivischen  Patronymika 
treten  auch  am  nördlichen  Küstenrande  stark  hervor,  am  stärksten  (80  v.  H.) 
im  Kreise  Jever,  sie  treten  in  Hannover  merklich  zurück.  Ihre  Zahl  wächst 
erst  wieder  in  Holstein  (Ditmarschen:  mindestens  40  v.  H.).  An  der  schles- 
wig-holsteinischen Küste  treten  die  bis  dahin  mehr  vereinzelten  Zusammen- 
setzungen auf  -sen,  je  weiter  nach  Norden,  desto  stärker  hervor,  namentlich 
im  Herzogtum  Schleswig,  bis  in  den  Kreisen  Husum  und  Tondern  die  Han- 
sen, Thomsen  usw.  alles  so  überwuchern,  daß  sie  fast  90  v.  H.  aller  Familien- 
namen füllen.  Doch  diese  Bildungen  greifen  auch  nach  der  Ostseite  des 
meerumschlungenen  Landes  hinüber,  zum  Stamme  der  Angeln  und  bilden 
dort  ebenfalls  die  Mehrheit,  im  Kreise  Flensburg  wiederum  90  v.  H.,  im 
Kreise  Schleswig  noch  die  Hälfte,  bis  sie  im  daran  grenzenden  Kreise  Eckern- 
förde plötzlich  nahezu  verschwinden.  Genitivische  Patronymika  bilden  das 
Charakteristische  auch  am  preußischen  Niederrhein;  von  Kleve  nach  Aachen 
machen  sie  ungefähr  die  Hälfte  aller  Namen  aus. 

Für  die  westfälische  Namengebung  sind  Bildungen  mit  hovel  (Hügel), 
brink  (hochliegende  Grasfläche),  diek  (Teich),  brok  (Brüche),  hörst  (Gebüsch), 
kamp  (umhegtes  Feld),  kennzeichnend,  z.  B.  Windhövel,  Hasenbrink,  Budden- 
dieck,  Uhlenbrock,  Hasselhorst,  Lohkamp.  Diese  Bildungen  reichen,  wenn 
auch  weniger  zahlreich,  bis  an  die  slawische  und  hochdeutsche  Sprachgrenze. 

Im  niederdeutschen  Nordosten  Deutschlands,  der  Heimat  Fritz  Reuters, 
sind  die  Familiennamen  im  allgemeinen  auch  niederdeutsch,  so  Pieper  statt 
Pfeifer,  Voß  statt  Fuchs,  ebenso  die  von  Ortsnamen  entlehnten  auf  -beck 
(statt  -bach),  -husen  (statt  hausen).  Selbst  der  ursprüngliche  niederdeutsche 
Name  von  Salzwedel :  Soltwedel,  als  Ortsbezeichnung  längst  verhochdeutscht, 
hat  sich  noch  als  Familienname  erhalten.  Dazu  treten  die  Verkleinerungen 
auf  -ke  (Lüdicke,  Lemke,  Wilke,  Jahnke),  die  hier  so  recht  ihre  Heimat  und 
Geburtsstätte  haben.  Doch  überwiegt  das  Niederdeutsche  hier  im  Osten, 
von  Holstein  und  Mecklenburg  abgesehen,  nicht  so  wie  im  Westen.  Es  ist 
gerade  in  den  Namen  nicht  mit  solcher  Entschiedenheit  festgehalten  worden, 
der  Übergang  in  das  Hochdeutsche  ist  merklich  weiter  vorgeschritten.  Als 
ein  auffallender  Beweis  bietet  sich  der  Name  Schulz,  der  in  Westfalen  meist 
noch  Schulte  lautet  (auch  in  Mecklenburg  häufig  Schult),  während  dies  in 
Brandenburg  und  Pommern  eine  seltene  Form  ist.  Andererseits  sind  ent- 
schieden hochdeutsche  Formen  hier  nicht  selten,  namentlich  die  Diminutiv- 
bildungen mit  z  und  1:  wie  Barz,  Kunze,  Wetzel,  Neitzel.  Solche  Namen 
auch  in  der  Landbevölkerung  weisen  wohl  darauf  hin,  daß  die  deutsche  Ein- 
wanderung in  diese  dem  Slawentum  allmählich  wieder  abgenommenen  Gaue, 
wenn  auch  überwiegend  aus  Niederdeutschland,  doch  teilweise  auch  aus 
oberdeutschem  Sprachgebiet  erfolgt  ist. 

Im  oberdeutschen  Sprachgebiet  nehmen  die  Ortsnamen,  um  Familien- 
namen zu  werden,  häufig  die  Endung  -er  an:  Morschbacher,  Straßburger, 
Dillinger.  Je  weiter  nach  Süden  verdrängen  diese  Bildungen  die  einfache 
Übertragung    der   Ortsnamen    fast   vollständig.     Den    Reigen   führt   -inger: 


328     Wahrscheinlichkeitsschlüsse  üb.  d.  Herkunft  einer  Familie  a.  d.  Art  d.  Formenbildung. 

Götzinger,  Hottinger,  Zähringer,  demnächst  -berger.  Beide  zusammen  bilden 
zwei  Drittel  aller  Namen  im  südlichen  Baden.  Das  Suffix  1  nimmt  in  Baden 
die  eigentümliche  Form  -le  an,  die  im  Unterrheinkreis  (auf  fränkischem  Boden) 
noch  gegen  -el  zurückstehend,  je  weiter  nach  Süden  desto  mehr  an  Zahl 
wächst,  so  daß  südlich  der  Murg  (auf  alemannischem  Boden)  namentlich 
aber  im  Seekreise  die  Merkle  und  Bürkle,  die  Enderle  und  Eberle  usw.  eine 
fast  unbestrittene  Alleinherrschaft  üben.  Ähnliche  Verhältnisse  herrschen  in 
Württemberg.  Auch  hier  überwiegt  als  Verkleinerungsform  -le.  Schon  im 
Nordosten,  im  Jagstkreise  (auf  fränkischem  Boden)  mindestens  die  Hälfte 
der  Verkleinerungsformen  mit  dem  Kern  1  bildend,  füllt  es  im  südlichen 
Württemberg  (auf  schwäbisch-alemannischem  Boden)  über  75  v.  H.  Schier 
endlos  ist  die  Reihe  dieser  Schmelzle  und  Schwämmle,  Bäuerle  und  Mayerle, 
Endele  und  Bendele  usw. 

In  Bayern  erscheint  wie  im  Schwäbischen  in  gewaltigen  Mengen  das 
Suffix  -1,  hier  ohne  e:  Atzl,  Hutzl,  Simmerl.  Ganz  Bayern  eigentümlich  sind 
die  vielen  -eder  (auch  -öder  geschrieben)  Leute,  die  einst  in  der  Öde  wohnten, 
z.  B.  Amersöder,  Hocheder,  Kantensieder  (Kantensöder),  Obernetter,  Scharf- 
etter usw.  In  der  Einleitung  zu  dem  zweiten  soeben  (1910)  erschienenen 
Bande  der  von  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien  her- 
ausgegebenen Sammlung  österreichischer  Urbare  hat  Dopsch  über  diese 
Namen  auf  öder  ein  neues  und  interessantes  Material  besprochen. 

Durch  das  Zusammentreffen  von  Oberdeutsch  und  Slawisch  werden  in 
Namen  deutschen  wie  auch  slawischen  Ursprungs  harte  Zischlautverbindungen 
erzeugt:  zsch,  tzsch,  nicht  allein  im  Auslaute:  Fritzsche,  Klotzsch,  Pietzsch, 
sondern  auch  im  Anlaut:  Zschinsky,  Tzschachel. 

Da  Schlesien  wie  eine  langgestreckte  Halbinsel  in  das  slawische  Sprach- 
meer, zwischen  Tschechenland  und  Polen,  hinausragt,  so  ist  es  natürlich, 
daß  fast  überall  slawische  Elemente  auch  in  den  Familiennamen  hervortreten. 
Im  Innern  der  Provinz  ist  dies  freilich  nur  in  geringem  Maße  der  Fall,  in 
desto  größerem  aber  an  den  Rändern,  besonders  im  Osten,  wo  Preußisch- 
Schlesien  unmittelbar  an  das  Polnische  (in  Posen  und  Russisch-Polen)  und 
im  Südosten,  wo  es  an  das  sogenannte  Wasserpolnische  (in  Oberschlesien) 
stößt,  während  im  Westen  noch  ein  Streifen  deutscher  Bevölkerung  (in  Öster- 
reich) vorgelagert  ist.  Am  stärksten  ist  diese  slawische  Beimischung  in  der 
Ecke  zwischen  dem  Posenschen  (Rawitsch)  und  Oberschlesien  (Kreuzburg), 
besonders  in  den  Kreisen  Namslau  und  Wartenberg,  wo  die  -ek  (Adamek) 
und  -ak  (Stepaniak),  die  -owski  und  -inski  usw.  40  bis  50  vom  Hundert 
ausmachen. 

In  neuester  Zeit  hat  sich  das  gedruckt  vorliegende  Quellenmaterial  zur 
Erkenntnis  der  adligen  Namensverhältnisse  stark  vermehrt.  Eine  ungeheure 
Fülle  von  Namen  ist,  um  nur  auf  eine  Quellenart  hinzuweisen,  in  den  Aus- 
gaben von  Urbaren  weiten  Kreisen  zugänglich  geworden.  Von  den  Urbar- 
editionen der  letzten  Jahre  nenne  ich  hier  beispielsweise  nur  die  von  Ru- 
dolph Kötzschke  in  den  Publikationen  der  Gesellschaft  für  rheinische  Ge- 
schichte herausgegebenen  Urbare  der  Abtei  Werden  an  der  Ruhr  (Bonn  1 906). 


Wahrscheinlichkeitsschlüsse  üb.  d.  Herkunft  einer  Familie  a.  d.  Art  d.  Formenbildung.     329 

Diese  Art  von  Quellen  ist  sehr  zahlreich.  Für  den  Niederrhein  verweise  ich 
auf  das  „Verzeichnis  niederrheinischer  Urbarialien,  eine  Vorarbeit  zur  Her- 
ausgabe der  Rheinischen  Urbare",  das  Karl  Lamprecht  im  Programm  der 
Marburger  Universität  1890  veröffentlicht  hat.  Wie  inhaltreich  nicht  nur  für 
die  Wirtschaftsgeschichte,  der  diese  Quellen  in  erster  Linie  zugute  kommen, 
sondern  auch  für  die  Familiengeschichte  die  Urbare  sind,  kann  man  aus  dem 
106  Spalten  langen  Namenregister  am  Ende  des  3.  Bandes  (Seite  537 — 590) 
von  Lamprechts  „Deutsches  Wirtschaftsleben  im  Mittelalter"  (Leipzig  1885) 
entnehmen. 

Bei  Familiennamen,  die  von  Ortsnamen  hergeleitet  sind,  lassen  sich, 
nach  Maßgabe  der  im  Vorstehenden  geltend  gemachten  Gesichtspunkte,  Wahr- 
scheinlichkeitsschlüsse auf  die  Herkunft  einer  einzelnen  Familie  aus  einer 
bestimmten  Gegend  ziehen.  Man  hat  aber  versucht,  aus  solchen  Ortsnamen 
noch  weiteres  zu  ergründen.  Es  ist  zweifellos  in  den  Ortsnamen  ein  wich- 
tiges und  unentbehrliches  Hilfsmittel  zu  Feststellungen  über  die  Stammessitze 
der  einzelnen  Völkerschaften  und  deren  Verschiebungen  gegeben;  allerdings 
die  sorgsame  Beobachtung  von  Personen-  und  Flurnamen,  Rechtsgewohn- 
heiten u.  a.  muß  hinzukommen.  In  neuerer  Zeit  hat  besonders  Wilhelm 
Arnold  mit  seinem  Buche  „Ansiedelungen  und  Wanderungen  deutscher  Stämme" 
(Marburg  1875)  nachhaltigen  Einfluß  ausgeübt.  Er  glaubte  aus  dem  Studium 
namentlich  hessischer  Ortsnamen  die  Erkenntnis  schöpfen  zu  können,  daß 
uns  diese  gleichsam  schichtenweise,  wie  geologische  Formationen,  die  ver- 
schiedenen Völker  und  Stämme  anzeigen,  die  sich  im  Lande  niedergelassen 
haben.  Für  die  zweite  von  ihm  aufgewiesene  Periode  glaubte  Arnold  eine 
Scheidung  der  in  den  Ortsnamen  häufig  begegnenden  Endungen  nach  den 
Volksstämmen  vornehmen  zu  können,  indem  er  die  auf  -weiler,  -bronn,  -brunn, 
auch  -ingen,  -hofen  u.  a.,  wo  sie  häufiger  vorkommen,  für  alemannisch,  die 
auf  -bach,  -hein  u.  a.  für  fränkisch,  die  auf  -büttel  und  -leben  für  sächsisch 
und  thüringisch  erklärte.  Man  hat  indessen  neuerdings  eingewendet,  daß 
die  Ortsnamen  nicht  Merkmale  eines  Stammes,  sondern  einer  Zeit  seien,  daß 
sie  schon  in  den  alten  Stammesgebieten  entstanden  und  dann  auf  Eroberungs- 
land übertragen  sein  können.  Es  ist  diesbezüglich  auf  die  feinsinnigen  Be- 
merkungen von  Rudolf  Kötzschke  (Quellen  u.  Grundbegriffe  der  histori- 
schen Geographie  Deutschlands  u.  snr.  Nachbarländer,  in  Alois  Meisters 
Grundriß  der  Geschichtswft.  I)  zu  verweisen.  Kötzschke  sagt  hier  unter 
anderem:  Die  „Ortsnamentheorie  Arnolds  ist  nicht  in  ihren  wesentlichen 
Einzelergebnissen  aufrecht  zu  erhalten.  Indes  enthält  sie  gewisse  Grund- 
wahrheiten: eine  gewisse  Gliederung  der  Ortsnamen  nach  Hauptperioden  und 
der  Gedanke,  sie  zur  Aufhellung  der  Besiedelungs-  und  Stammesgeschichte 
zu  verwerten,  bestehen  zu  Recht.  In  Verbindung  mit  Forschungen  über 
Siedlungsformen,  Hausbau,  Flurverfassung,  Rechtsordnung  und  Mundart  können 
sie  dazu  beitragen,  Verbreitungsgebiete  der  Kolonisation  abzugrenzen,  wo 
nämlich  Eigentümlichkeiten  der  Namengebung  in  weiteren  Landstrichen  gleich- 
mäßig und  zahlreich  auftreten.  Auf  die  Stammeszugehörigkeit  der  Siedler 
allein  aus  der  Ortsnamenbildung  zu  schließen,   wäre  irrig;   wohl   aber  wird 


330  Kartographische  Illustrierung  von  Familiengeschichten. 

es  möglich  sein,  festzustellen,  daß  in  bestimmten  Zeiten  bei  einzelnen  Stäm- 
men gewisse  Arten  der  Ortsnamen  bevorzugt  waren.  Für  die  Zeiten,  wo 
Grundherrschaft  ausgebildet  und  eine  monarchische  Staatsgewalt  kolonisierend 
tätig  war,  hat  man  sich  klar  zu  halten,  daß  die  Herrschaft  so  gut  wie  das 
Volkstum  der  Siedler  für  die  Namengebung  maßgebend  gewesen  sein  kann. 
Das  [gilt  insbesondere  auch  für  die  Gegenden,  wo  Germanen  und  Volks- 
fremde einander  gegenüberstanden."  „Für  die  feineren  Probleme  der  Ge- 
schichte der  Ausbreitung  von  Völkern  und  Stämmen  ist  es  nötig,  die  Unter- 
suchung auf  die  Flurnamen  und  die  Personen-,  insbesondere  Familiennamen 
zu  gründen,  die  gesicherte  Schlüsse  auf  das  Volkstum  der  Siedler  und  seine 
Wandlungen  gestatten." 
Kartographische  Die  rein  topographische  Betrachtungsweise  erweitert  sich  durch  Hinzu- 

niustnerung  nahme  historischer  Gesichtspunkte  zur  historischen  Geographie.  Das  Leben 
geschieht«!  innerhalb  der  wechselnden  Verwaltungsbezirke  zeigt  deutlich,  wie  wichtig 
die  Geschichte  einer  einzelnen  Familie  für  die  Orts-  und  Landesgeschichte 
werden  kann.  Bei  der  kartographischen  Illustrierung  von  Familiengeschichten, 
besonders  wenn  sie  sich  auf  ältere  Zeiten  erstrecken,  empfiehlt  es  sich  daher, 
auch  die  ehedem  so  zerklüfteten  territorialen  Verhältnisse  deutscher  Klein- 
staatenbildungen, soweit  diese  von  Einfluß  auf  die  Geschicke  der  betreffen- 
den Familie  waren,  darzustellen.  Ferner  empfehlen  sich  Flurkarten,  besonders 
dort,  wo  in  den  archivalischen  Quellen  die  Bezeichnungen  des  Güterbesitzes 
mit  Flurnamen  gegeben  sind.  Bei  den  Besitzkarten  ist  anzuraten,  für  Lehens- 
und Allodialgüter  verschiedene  Farben  zu  wählen  und  je  nach  den  beson- 
deren Geschicken  der  Familie,  z.  B.  bei  drohenden  Konfiskationen,  für  syste- 
matische Verkäufe,  besondere  Farbenbezeichnungen  zu  wählen.  Als  ein  gutes 
Vorbild  kartographischer  Illustrierung  empfiehlt  sich  das  Buch:  „Geschichte 
der  Familie  Hoesch,  Karten  zum  ersten  Bande  entworfen  von  Fritz  Brügge- 
mann, Köln  1912."  Die  hier  von  Brüggemann  dargebotene  Einleitung  gibt 
über  die  methodische  Beschaffung  des  Materials  zu  derartigen  Karten  sehr 
beherzigenswerte  Darlegungen.  Die  Anfertigung  von  Besitzkarten  aus  ver- 
schiedenen Zeiten  für  einzelne  Familien  ist  von  besonderem  Reiz,  wenn  es 
sich  dabei  um  Grund  und  Boden  auf  einem  Kolonisationsgebiet  handelt. 
Die  Kapitalsanlage  in  den  östlichen  Kolonialgebieten  Deutschlands  war  so 
gut,  daß  kaum  besiedelte  Länder  nach  ein  oder  zwei  Generationen  schon 
wieder  ihrerseits  von  ihrem  Kräfteüberschuß  abgeben  und  neue  Kolonisatoren 
weiter  nach  Osten  senden  konnten.  Hierbei  ist  zu  bemerken,  daß  es  auch 
zum  Teil  dieselben  Familien  sind,  die  diese  Expansionsfähigkeit  zeigen.  Die 
Pak  und  die  Kamenz  treten  in  der  Lausitz,  in  Schlesien  und  in  Preußen  als 
Kolonisatoren  auf,  der  Probst  Heinrich  von  Sonnenberg  im  Ermland  hat 
seine  Eltern  in  Schlesien,  die  Großeltern  in  Zeitz;  die  von  Heselech  wandern 
aus  Schlesien  'ins  Kulmerland,  aus  dem  Kulmerland  ins  Land  Sassen,  die 
Fullsteins  von  Niedersachsen  nach  Mähren,  von  Mähren  nach  Schlesien,  von 
Schlesien  nach  Polen.  Bei  manchen  alten  Geschlechtern,  z.  B.  bei  den  Don- 
nas und  Eulenburgs,  bei  denen  ein  reiches  urkundliches  Material  gesammelt 
ist,    läßt   sich   die  kolonisierende  Ausbreitung  der  Familie  von  Westen  nach 


Kartographische  Illustrierung  von  Familiengeschichten.  331 

Osten  leicht  kartographisch  darstellen.  Wenn  man  sich  einmal  die  Mühe 
machen  wird,  an  der  Hand  der  Familienforschung  dieses  etappenmäßige  Vor- 
rücken nach  Osten  weiter  im  einzelnen  zu  verfolgen,  wird  man  zu  höchst 
merkwürdigen  Ergebnissen  für  die  gesamte  Kolonialgeschichte  kommen.  Der 
Vormarsch  der  askanischen  Macht  über  die  Oder,  die  deutsche  Durchdringung 
der  slawischen  Länder  an  der  Ostseeküste,  die  meißnischen  Einflüsse  bei  der 
Besiedelung  der  Lausitzen,  Schlesiens,  Böhmens  und  Mährens  werden  in 
ganz  anderer  Weise  wie  bisher  klargestellt  werden  können.1) 

Es  ist  ein  häufig  begegnender  Irrtum,  daß  aus  gleichem  Familiennamen 
und  gleichem  Wohnsitz  auf  Verwandtschaft  geschlossen  wird.  Wie  verfehlt 
ein  solcher  Schluß  ist,  geht  schon  aus  der  ungeheuren  Verbreitung  einzelner 
Familiennamen  wie  Müller,  Schulze  oder  Lehmann  hervor.  Kein  vernünftiger 
Mensch  wird  behaupten,  daß  alle  Personen  mit  Namen  Müller,  die  z.  B.  in 
Leipzig  wohnen,  auch  nur  entfernt  miteinander  verwandt  sein  müßten.  Das 
trifft  aber  auch  auf  kleine  Orte  zu,  in  denen  ja  auch  von  jeher  gleichnamige, 
aber  nicht  verwandte  Personen  nebeneinander  gewohnt  haben,  zu  denen 
dann  später  weitere  gleichnamige  Personen  aus  noch  anderen  Familien  hin- 
zugekommen sein  können.  So  ist  z.  B.  im  sächsischen  Erzgebirge  der  Name 
„Böhme"  sehr  verbreitet,  der  aber  lediglich  einen  Hinweis  auf  die  ge- 
meinsame Herkunft  aus  dem  Lande  Böhmen,  nicht  aber  eine  Andeutung  von 
Verwandtschaft  enthält.  Besondere  Schwierigkeiten  bieten  in  diesen  Bezieh- 
ungen die  Gegenden  mit  polnischer  Bevölkerung.  Es  saßen  dort  seit  sehr 
langer  Zeit  10,  20  und  noch  mehr  verschiedene  Familien  in  einem  und  dem- 
selben Dorfe  und  nahmen,  der  Sitte  folgend,  nach  dem  Dorfe  den  gleichen 
Namen  an.  Leider  sind  die  Wappen  des  polnischen  Klein-Adels  den  for- 
schenden Heraldikern  fast  gar  nicht  bekannt  geworden.  Dieser  Umstand 
erschwert  es  sehr,  eine  zutreffende  Gruppierung  der  Familien  herauszufinden.2) 

Die  familiengeschichtliche  Forschung  wird,  je  mehr  sie  sich  mit  den 
Zeiten  des  alten  deutschen  Reiches  vor  1806  befaßt,  um  so  mehr  Anlaß 
haben,  mit  der  territorialen  Zerstückelung  des  alten  Reiches  zu  rechnen  und 
daher  jene  kleinstaatlichen  Gebilde  zu  studieren,  die  der  gegenwärtigen  Ge- 
neration angesichts  der  Einheit  des  deutschen  Reiches  und  der  Größe  der 
meisten  Einzelstaaten  nur  schwer  begreiflich  sind.  Dabei  aber  kommen  wir 
so  recht  eigentlich  auf  das  Gebiet  der  Topographie  und  historischen  Geo- 
graphie. Ein  einziges  Beispiel  anstatt  vieler  möge  genügen.  Ich  folge  dabei 
der  vortrefflichen  Abhandlung  von  Karl  Heldmann,  „Geschichte  der  Deutsch- 
ordensballei  Hessen  nebst  Beiträgen  zur  Geschichte  der  ländlichen  Rechts- 
verhältnisse und  der  Deutschordenscommendur  Marburg  und  Schiffenberg" 
(in  der  Zeitschrift  des  Vereins  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde, 
N.  F.  20,  Kassel  1895).  In  dieser  Abhandlung,  welche  durch  die  mit  biographi- 
schen Notizen  versehenen  Listen  der  Landcomthure  der  Bailei  Hessen,  der 
dortigen  Pfarrer,  Vögte,  Priore,  Pächter,  Guts-,  Hufen-,  Haus-  und  Garten- 
inhaber   auch    für    die   Genealogie  sehr  beachtenswert  ist,  werden  die  Teil- 

*)  C.  Krollmann,  Die  Herkunft  der  deutschen  Ansiedler  in  Preußen,  ZWO,  Heft  54. 
2)  E.  v.  Zernicki,  Der  polnische  Klein- Adel,  Seite  7 ff. 


332  Identitätsnachweise  bei  Auswanderungen. 

gebilde,  welche  die  Besitzungen  der  Deutschordensballei  Hessen  begrenzten, 
wie  folgt  charakterisiert: 

„Werfen  wir  kurz  mit  der  Betrachtung  der  damaligen  Territorialverhältnisse  des 
Oberjahngaus  einen  orientierenden  Blick  auf  den  Hauptschauplatz  der  Ordensgeschichte 
in  Hessen.  Ein  Landstrich  von  der  nördlichen  Abdachung  des  Vogelsbergs  bis  ins 
Wohrathal  war  altes  Königsgut.  Davon  war  Seelheim  mit  Mardorf  und  Roßdorf  ful- 
disch,  Amöneburg  Stadt  und  Amt  mainzisch,  das  Gericht  Kaldern  nebst  der  Marburg 
mit  ihren  sog.  4  Hausdörfern,  das  Gericht  Grünberg  mit  Niederohmen  und  Burg  und 
Gericht  Homberg  a.  d.  Ohm  zum  Teil  aus  der  gisonischen  Erbschaft  als  Allod  an  die 
Landgrafen  von  Thüringen  gefallen.  Fronhausen  mit  einigen  benachbarten  Dörfern 
gehörte  dem  Reichsstift  Essen.  In  Kirchhain  (Werflo)  hatte  sich  eine  Reichsvogtei 
erhalten.  Allen  diesen  Sonderbildungen  stand  die  gräfliche  Gerichtsbarkeit  zu.  Im 
Südwesten  begrenzte  dieses  trennende  und  zerstückelte  Gebiet  die  Grafschaft  Rucheslo 
(Reuschel)  mit  der  Dingstätte  bei  Oberweimar;  sie  gehörte  den  Dynasten  von  Meren- 
berg.  Die  Cent  Reizberg  reichte  bis  an  den  Burgberg  von  Marburg,  das  Gericht 
Ebsdorf  schloß  sich  an  dieselbe  auf  dem  jenseitigen  Lahnufer  an.  Die  westlich  und 
nordwestlich  anstoßende  Grafschaft  Stift  war  1234  (April)  von  den  Grafen  von  Wittgen- 
stein und  Battenberg  an  Mainz  verkauft  worden.  Von  ihren  10  Orten  hatten  die  Land- 
grafen die  dem  Gericht  Kaldern  zunächst  gelegenen  Lixfeld,  Dautphe,  Laasphe  und 
Wetter  an  sich  gerissen.  Im  Osten  und  Nordosten  endlich  grenzt  die  Grafschaft 
Jürgenhain  an." 

identitätsnach-  Häufig  kommt  der  Familienforscher  in  die  Lage,  die  Geschichte  einer  und 

weise  bei  Aus- 

Wanderungen,  derselben  Familie  in  räumlich  von  einander  sehr  entfernten  Gegenden  ver- 
folgen zu  müssen.  Dies  trifft  bei  Auswanderungen  regelmäßig  zu.  Selten 
genug  lassen  sich  dann  Abgangsgebühren  in  dem  früheren  Wohnort  und 
Aufnahmegebühren  in  dem  neuen  einwandfrei  nachweisen,  da  einschlagende 
Bücher  nicht  überall  geführt  wurden  und,  wo  dies  der  Fall  war,  sich  keines- 
wegs immer  dergleichen  erhalten  haben.  Vor  allem  tritt  hier  die  Heraldik 
helfend  ein,  wenn  sich  nachweisen  läßt,  daß  die  gleichnamige  Familie  in  der 
alten  und  neuen  Heimat  dasselbe  Wappen  führte.  Wenn  sich  einschlagende 
Siegel  nicht  erhalten  haben,  müssen  alle  sonstigen  Hilfsmittel  familienge- 
schichtlicher Forschung  in  Betracht  gezogen  und  oft  auf  großen  Umwegen 
das  Beweismaterial  herbeigebracht  werden.  Hier  mögen  zur  Erläuterung, 
wie  solche  Nachweisungen  geführt  werden,  zwei  Beispiele  folgen: 

Die  Identität  des  in  Breslau  1613  geborenen  Georg  Kirchpauer  mit  dem 
in  Hamburg  in  der  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  auftretenden  Johann  George 
Kirchenpauer  läßt  sich  einwandfrei  auf  folgende  Art  nachweisen:  Zunächst  be- 
scheinigt das  Archiv  der  freien  und  Hansestadt  Hamburg  (unter  dem  11.  No- 
vember 1909),  daß  Georg  Kirchenbauer,  der  nach  Ausweis  des  Hamburger 
Bürgerbuchs  am  14.  Januar  1648  das  Großbürgerrecht  erworben  hat  und 
nach  Ausweis  des  Proklamationsregisters  von  St.  Katharinen  mit  Elisabeth 
von  Jerusalem  aufgeboten  worden  ist,  nicht  aus  Hamburg  stammte.  Denn 
in  der  vorerwähnten  Eintragung  im  Bürgerbuch  fehlt  der  Vermerk,  daß  er 
als  civis  filius  Bürger  geworden  ist.  Daß  die  Angabe  nicht  gemacht  wurde, 
kann  als  sicherer  Beweis  dafür  gelten,  daß  der  genannte  Georg  Kirchenbauer 
außerhalb  Hamburgs  geboren  ist.  Herr  Major  Kirchenpauer  von  Kirchdorff 
in  Obermeisa  bei  Meißen  besitzt  ein  Familienbuch,  das  die  Bezeichnung 
trägt:  „Das  Kirchenpauersche  Geschlecht-Register,  aufgezeichnet  von  den  vide 


Identitätsnachweise  bei  Auswanderungen.  333 

dieses  Buchs  Pag.  8  erwehnten  Johann  David  Kirchenpauer  nebst  Nachricht 
von  ein  und  anders  Anno  1776  den  31.  May."  Dieses  Buch  enthält  unter 
anderem  folgenden  Eintrag:  „Anno  1613  d.  25.  Sept.  alten  Stiehls  ist  mein 
Aelter  Vater  Johann  George  Kirchenpauer  in  Breslau  gebohren,  seine  Eltern 
sind  gewesen  Hans  Kirchenpauer  und  Anna  Lantzolterinn.  Ao.  1629  nach 
Hamburg  gereiset  und  d.  26.  Novbr.  desselben  Jahres  bey  Herr  Hans  von 
Jerusalem  in  Diensten  gekommen  ....  1640  d.  244/j*"ru"  ist  obiger  Johann 
George  Kirchenpauer  in  Hamburg  Bürger  geworden,  und  dafür  50  Rh  Species 
bezahlt,  ao  1647  d.  ^  Novbr.  hat  er  sich  in  Hamburg  mit  Jungfer  Elisabeth 


von  Jerusalem  ehelich  verlobt.    Ao  1748  d.  ±  Fbr.  haben  vorgedachte  beyde 


20. 


Hochzeit  gehalten."  Das  Archiv  der  freien  und  Hansestadt  Hamburg  be- 
merkt hierzu,  daß  das  Datum  des  Erwerbs  des  Bürgerrechtes  im  Familien- 
buche verschrieben  ist  (nicht  24.  Januar  1640,  sondern  14.  Januar  1648), 
aber  in  der  Angabe  über  den  Betrag  des  Bürgergeldes  zwischen  dem  Fa- 
milienbuche und  dem  amtlichen  Bürgerbuche  Übereinstimmung  besteht.  Denn 
50  Reichstaler  Species  entsprechen  150/?.  „Hiernach  kann",  bemerkt  das 
genannte  Staatsarchiv,  „über  die  Identität  des  im  Familienbuche  genannten 
Johann  George  Kirchenpauer,  der  angeblich  am  24.  Januar  1640  Bürger 
geworden  ist  und  dafür  50  Reichstaler  Species  bezahlt  hat,  mit  dem  im 
Bürgerbuche  genannten  Georg  Kirchenbauer,  der  am  14.  Januar  1648  Bürger 
geworden  ist  und  dafür  150/?  bezahlt  hat,  ein  Zweifel  nicht  bestehen." 

Es  soll  ferner  bewiesen  werden,  daß  der  im  Jahre  1822  in  Schneeberg  i.  S. 
wohnhafte  Bergmagazinverwalter  Maximilian  Graff  mit  dem  am  22.  Juni  1786 
zu  Freiberg  i.  S.  geborenen  Maximilian  Graff  identisch  ist. 

Diese  Identität  wird  schon  von  vornherein  durch  das  bergrechtliche 
Verhältnis  von  Schneeberg  zu  Freiberg  wahrscheinlich.  Der  Rat  zu  Freiberg 
galt  als  der,  wie  es  in  einem  Schreiben  von  1476  heißt,  „bey  den  man  sich 
in  uwer  gnaden  furstenthum  obirsts  und  entlichs  berkgerichts  pfleget  zu  er- 
holen" (Ermisch,  Das  sächs.  Bergrecht  des  Mittelalters,  1887,  S.  CLXIII). 
Damit  hängt  es  zusammen,  daß  die  sächsischen  Bergleute  in  Freiberg  prak- 
tisch und,  seitdem  1765  die  Freiberger  Bergakademie  gegründet  wurde,  auch 
theoretisch  vorgebildet  wurden  und  vielfach  dann  im  Lande  Stellung  suchten 
und  fanden.  Und  gerade  der  Schneeberger  Bergbau  lockte  zahlreiche  Per- 
sonen von  Freiberg  nach  Schneeberg.  Es  findet  noch  heutzutage  ein  be- 
ständiger Zuzug  von  Personen,  die  in  Freiberg  berg-  und  hüttenmännisch 
vorgebildet  sind,  von  Freiberg  nach  Schneeberg  statt.  Es  ist  nicht  der  ge- 
ringste Grund  vorhanden  zu  der  Annahme,  daß  dies  bei  dem  am  22.  Juni  1786 
zu  Freiberg  geborenen  Maximilian  Graff  nicht  der  Fall  gewesen  ist.  Es 
liegen  aber  auch  mehrere  positive  Beweise  für  die  genannte  Identität  vor. 
Zunächst  in  den  Acten  des  Rates  der  Stadt  Leipzig,  Cap.  36,  G.  Nr.  1  vol.  IX 
(Acta  das  Graffsche  Legat  betreffend)  Blatt  163:  Hier  bezeichnet  Johann 
Maximilian  Graff,  Obersteiger  in  Neustädtel  bei  Schneeberg,  am  1.  Fbr.  1855 
in  einem  Brief  an  den  Rat  zu  Leipzig  den  Vizebergmeister  Graff  zu  Marien- 
berg, durch  dessen  Tod  die  Kollatur  über  das  Graffsche  Familiengestifte  zur 


334  Identitätsnachweise  bei  Auswanderungen. 

Erledigung  gekommen  sei,  als  seinen  Vater.  Am  28.  Sept.  1853  unterzeich- 
nete sich  dieser  als  „Maximilian  Graff,  K.  S.  Vizebergmeister,  d.  Z.  Collator 
der  Graff'schen  Stipendien"  (die  genannten  Akten  Bl.  153).  Er  war  nach 
denselben  Akten  Bl.  149  der  Bruder  des  Kgl.  Polnischen  pens.  Bergraths 
Johann  Jakob  Graff,  dieser  wiederum  war  der  Bruder  Friedrich  Wilhelm 
Graff's  zu  Freiberg,  Sohnes  des  Kaufmanns  Joh.  Jak.  Graff  zu  Freiberg  (die- 
selben Akten  Bl.  148,  82).  Also  war  dieser  Kaufmann  Johann  Jakob  Graff 
in  Freiberg  der  Vater  des  Vizebergmeisters  Maximilian  Graff  in  Schneeberg 
und  der  Großvater  des  Obersteigers  Joh.  Maximilian  Graff  in  Neustädtel  bei 
Schneeberg.  Einen  anderen  Beitrag  zu  dieser  Identitätsfrage  lieferte  der  Stadtrat 
von  Freiberg.  Im  Freiberger  Einwohnerbuch  für  Nicolai  und  Jacobi  (1752 
bis  1815)  ist  unter  „Hausgenossen"  im  Hause  Nr.  649  folgender  Eintrag 
gefunden  worden:  „Herr  Johann  Jakob  Graf,  Markscheider,  und  Bergscholar 
Maximilian  Graf  d.  23.  Mart.  1805."  In  dem  1816  angelegten  neuen  Ein- 
wohnerbuche sind  aber  die  Namen  nicht  eingetragen.  Daraus  kann,  wie  der 
genannte  Stadtrat  mit  Recht  bemerkt,  geschlossen  werden,  daß  beide  Personen 
zu  dieser  Zeit  verzogen  waren.  Kirchenbuchführer  Niemeyer  in  Schneeberg  be- 
scheinigt, daß  ein  Maximilian  Graff,  Schichtmeister  in  Schneeberg,  der  hinter- 
lassene  Sohn  des  weiland  Johann  Jacob  Graff,  Kaufmanns  in  Freiberg  war. 
Wie  der  stellvertretende  Bürgermeister  von  Schneeberg  weiterhin  mitteilte,  ist 
dieser  Maximilian  Graff  in  der  Zeit  1815  bis  1819  in  Schneeberg  Bürger 
geworden:  er  findet  sich  im  Repertorium  zu  den  Listen  eingetragen,  während 
die  Listen  selbst  für  die  Jahrgänge  1815  bis  1819  fehlen.  Diese  Auskunft 
aus  Schneeberg  stimmt  vorzüglich  zu  der  des  Rates  von  Freiberg,  daß  Maxi- 
milian Graff  im  Jahre  1816  sich  nicht  mehr  in  Freiberg  aufhielt. 

Schließlich  kann  für  die  genannte  Identität  auch  noch  angeführt  werden, 
daß  eine,  in  der  ersten  Hälfte  des  19.  Jahrhunderts  aufgestellte,  allerdings 
urkundlich  nicht  beglaubigte  Stammtafel  der  Nachkommen  des  Stipendien- 
stifters Johann  Jacob  Graff,  die  den  „Acta  familiaria  der  Graffschen  Stipen- 
dien und  milden  Familiengestifte  s.  w.  d.  a.  betreffend,  ergangen  von  dem 
Collator  de  anno  1837 — 1861"  beiliegt,  als  Sohn  des  Johann  Jacob  Graff  (des 
jüngeren)  eingetragen  ist:  „Maximilian  Graff,  geb.  z.  Freiberg  d.  22.  Jun.  1786, 
Obereinfahrer  und  Bergamts-Assessor  z.  Schneeberg." 

Es  erhellt  aus  den  vorstehenden  Ausführungen,  wie  sehr  der  Familien- 
forscher auf  die  Unterstützung  der  Topographen  angewiesen  ist,  wie  viel 
Hilfe  ihm  die  Kunde  der  jetzigen  und  früheren  menschlichen  Einrichtungen 
und  Verhältnisse  in  den  verschiedenen  Gegenden  gewährt.  Nichts  ist  ver- 
kehrter, als  das  bei  genealogischen  Dilettanten  so  häufig  vorkommende  Be- 
streben, mit  den  allernotdürftigsten  historischen  Kenntnissen  aufs  geratewohl 
eine  Familiengeschichte  zusammenstoppeln  zu  wollen.  Es  bleibt  durchaus 
richtig,  was  Beschorner  in  seinem  inhaltreichen,  schönen  Aufsatz  über  „Wesen 
und  Aufgaben  der  historischen  Geographie"  (HV  1906,  S.  14)  bemerkt:  „Orts- 
namen- und  Flurnamenkunde,  Flur-,  Dorf-,  Haus-,  Dialektforschung  und 
Genealogie  verirren  sich  nur  zu  leicht,  wenn  sie  allein  ihre  Wege  verfolgen, 
unbekümmert  um  verwandte,  den  gleichen  Zielen  zustrebende  Wissenschaften." 


Genealogie  und  Rechtswissenschaft:  Einleitung.  335 


Genealogie  und  Rechtswissenschaft. 

Von  Otto  Freiherrn  von  Dungern,  Professor  an  der  Universität 

Czernowitz. 

ENSCHEN,  die  miteinander  blutsverwandt  sind,  stehen  sich  näher  Genealogie  und 
wie  die  nächsten  Freunde,  wie  Schicksalsgenossen  oder  langjährige  Rechtj^s.sen" 
nahe  Nachbarn.  Das  ist  eine  uralte,  allen  Völkern  fest  einge-  Einleitung. 
wurzelte  Empfindung.  Wenn  uns  das  Leben  vor  irgendeinen  Fall 
stellt,  in  welchem  diese  Empfindung  überwunden  wird  durch  entgegengesetzte 
Maßnahmen  —  etwa  daß  ein  Kaufmann  seinen  Teilhaber  oder  ein  Kranker 
seine  Pflegerin  zur  Erbin  einsetzt  und  die  Verwandten  leer  ausgehen  — ,  so  regt 
sich  in  uns  bei  allem  Verständnis  für  derartige  Rücksichtnahme  doch  immer 
etwas  Widerspruchssinn;  und  wenn  umgekehrt  etwa  der  Tod  einen  Menschen 
aus  einem  intimen  Hausgenossen-  oder  Freundeskreis  herausnimmt  und  ent- 
fernte Verwandte  erscheinen  und  den  ganzen  Nachlaß  an  sich  nehmen,  so 
scheint  uns  das  gar  nicht  auffallend.  Selbst  im  modernen  Leben  der  Kultur- 
völker, das  die  nächsten  Angehörigen  je  nach  ihrem  Beruf  mitunter  weit  aus- 
einander bringt  und  einander  entfremdet,  herrscht  doch  der  Gedanke  der 
Zusammengehörigkeit  dem  Blute  nach.  Jedenfalls  tragen  alle  modernen  Güter- 
rechtsordnungen diesem  Gedanken  bis  heute  genau  so  deutlich  Rechnung 
wie  in  früheren  Zeiten,  da  eine  Familie  auch  stets  eine  Besitz-  und  Wirt- 
schaftsgemeinschaft bildete,  da  Verwandtschaft  stets  Nachbarschaft  und  In- 
teressengleichheit zur  Folge  hatte. 

Auch  strafrechtlich  ist  Verwandtschaft  heute  genau  wie  in  ältesten  Zeiten 
von  Bedeutung;  bald  als  Milderungsgrund,  bald  als  erschwerendes  Moment. 
Nicht  minder  nimmt  das  Prozeßrecht  in  einer  Reihe  von  Bestimmungen  auf 
Verwandtschaftsverhältnisse  Rücksicht. 

Endlich  spielen  die  Beziehungen  des  Blutes  eine  große  Rolle  im  gelten- 
den Verfassungsrecht  der  monarchischen  Staaten.  Das  Thronfolgerecht  ist 
heute  überall  aufgebaut  auf  Abstammung  von  einem  bestimmten  Souverän, 
Abstammung  in  männlicher  oder  wenigstens  in  weiblicher  Linie.  Auch  für 
das  Regentschaftsrecht  ist  meist  die  Zugehörigkeit  zum  regierenden  Hause 
maßgebend.  Selbst  für  die  jüngeren  Mitglieder  des  Hauses  alle  miteinander  hat 
das  moderne  Staatsrecht  vieler  Staaten  eine  Sonderstellung  geschaffen:  Sitz  im 
Parlament,  Recht  auf   besondere   finanzielle  Bezüge,   besonderen  Rang  usw. 

Überall,  wo  in  dieser  Weise  Familienzugehörigkeit  Rechte  begründet, 
spielt  die  Genealogie  eine  Rolle.  Sie  lehrt  uns  ja  nicht  nur  Filiationsnach- 
weise  aufzustellen  und  Verwandtschaftsgrade  zu  berechnen;  sie  sagt  uns 
auch,  wann  eine  Filiation,  eine  Verwandtschaft  rechtsbegründend  in  Betracht 
gezogen  werden  muß,  wann  nicht;  sie  sagt  uns  dies  in  manchen  Fällen,  in 
denen  der  Wortlaut  unserer  Gesetze  nicht  genügen  würde,  um  auftauchende 
Zweifel  zu  beheben.    Zwar  ist  heute  durch  die  deutsche  bürgerliche  Gesetz- 


336  Genealogie  und  Rechtswissenschaft:  Einleitung. 

gebung  und  ebenso  durch  die  Gesetzgebung  wohl  aller  zivilisierten  Staaten 
scharf  und  unzweideutig  festgestellt,  wann  wir  es  mit  einer  zivilrechtlichen 
vollkommenen,  wann  mit  einer  sogenannten  natürlichen  außerehelichen  un- 
vollkommenen Verwandtschaft  zu  tun  haben.  Allein  schon  im  allgemeinen 
Adelsrecht  tauchen  dabei  Fragen  auf,  die  das  bürgerliche  Recht  nicht  über- 
all entscheidet.  Bei  uns  steht  es  fest,  daß  Adoption  die  besonderen  Adels- 
prädikate eines  Namens  nicht  ohne  weiteres  überträgt,  aber  im  Ausland  ist 
das  mitunter  der  Fall.  Wie  nun,  wenn  der  Nichtadlige,  der  im  Ausland 
durch  Adoption  ein  Adelsprädikat  erworben  hat,  in  Deutschland  für  sich  den 
Adel  beansprucht?  Und  ganz  allgemein:  ist  das  wohlerworbene  ausländische 
Adelsprädikat  unter  allen  Umständen  bei  uns  ein  Titel  für  den  Anspruch  auf 
Zugehörigkeit  zum  Adel?  Das  sind  Fragen,  die  heute  viel  häufiger  als  all- 
gemein bekannt  zur  Entscheidung  kommen ;  z.  B.  wo  für  eine  Fideikommiß- 
nachfolge  adelige  Ahnen  verlangt  sind,  wo  die  Ehrenstellung  eines  Käm- 
merers, eines  Johanniterordensritters  u.  dergl.  Adel  oder  adelige  Ahnen  er- 
fordert. Nur  die  Genealogie  kann  da  an  der  Hand  ihres  reichen  historischen 
Vergleichsmaterials  und  mit  Hilfe  ihrer  Kenntnis  jahrhundertealter  bestimmter 
Übung  bei  uns  und  im  Ausland  die  Rechtswissenschaft  mit  entscheidenden 
Gesichtspunkten  und  Maßstäben  auf  den  rechten  Weg  führen. 

Unentbehrlicher  noch  sind  genealogische  Forschung  und  genealogische 
Kritik  für  das  Fürstenrecht.  Schon  durch  die  vielumstrittene  Einrichtung  der 
Ebenbürtigkeit,  die  in  jedem  modernen  Monarchenrecht  eine  Rolle  spielt  und 
in  vielen  Staatsverfassungen  ausdrücklich  aufgenommen  ist,  sieht  sich  die 
Fürstenrechtswissenschaft  auf  die  Genealogie  als  wegweisende  Hilfswissen- 
schaft angewiesen;  denn  nur  die  Forschungen  der  Genealogen  können  hier 
den  Rechtsgelehrten  und  den  Richter  vor  Urteilen  bewahren,  die  sich  mit 
der  traditionellen  Rechtsüberzeugung,  dem  Rückgrat  allen  Adelsrechts,  in 
Widerspruch  setzen:  im  Adelsrecht  sind  eben  heute  noch  Anschauungen  und 
Grundsätze  rechtserheblich,  die  das  moderne  Recht  im  übrigen  durch  die 
formelle  Gleichstellung  und  Gleichbehandlung  aller  Staatsbürger  vor  dem  Ge- 
setz hinweggeräumt  hat. 

In  allen  diesen  modernen  Rechtsfragen  ist  die  Genealogie  immerhin  nur 
ein  methodisches  Hilfsmittel  der  Rechtswissenschaft.  Sie  ist  heute  nicht  mehr 
berufen,  Rechtsregeln  aufzubauen,  sondern  hilft  nur  die  Sätze  des  geltenden 
Rechts  richtig,  sinngemäß  anzuwenden;  so  vor  allem,  wenn  sie  hilft,  einen 
gesetzlich  verlangten  Filiationsbeweis  oder  Verwandtschaftsbeweis  aufzustellen 
in  Fällen,  in  denen  ein  einfaches  Zusammenstellen  von  Geburts-  und  Heirats- 
urkunden nicht  ausreicht,  um  Rechte  über  alle  Zweifel  sicher  zu  begründen. 
Eine  viel  wichtigere  Rolle  spielt  die  Genealogie  in  der  Rechtsgeschichte. 
Für  die  Verfassungsgeschichte  ganzer  Jahrhunderte,  und  zwar  ganz  beson- 
ders für  die  deutsche,  liefert  die  Genealogie  heute  die  Grundlage  der  histo- 
rischen Rekonstruktion  ehemaliger  öffentlicher  Rechtszustände.  Man  kann 
geradezu  sagen,  daß  die  ganze  Entwicklung  der  deutschen  Staatsverfassung 
bis  weit  über  das  Mittelalter  hinaus  eine  fortwährende  Verschiebung  der 
ständerechtlichen  Verhältnisse    ist.     Um  zu  sehen,    wie   diese  Verschiebung 


Genealogie  und  Rechtswissenschaft:  Einleitung.  337 

Schritt  für  Schritt  vor  sich  gegangen  ist,  müssen  wir  für  alle  einzelnen 
Epochen  unserer  Geschichte  die  verschiedenen  Ständegruppen  genau  unter- 
scheiden. Und  dabei  sind  wir  ganz  und  gar  auf  die  Genealogie  angewiesen. 
Sie  zeichnet  uns  das  Bild  der  Geschlechter,  die  irgendeinmal  in  privilegierter 
Stellung  waren;  zeigt  uns,  wie  das  eine  Geschlecht  seine  Privilegien  stei- 
gerte, das  andere  sie  verlor;  lehrt  uns  die  Anzahl  der  Familien  in  gleicher 
ständischer  Lage  je  für  eine  bestimmte  Zeit  übersehen.  Und  auf  dem  Grund 
solcher  Erkenntnisse  müssen  wir  unsere  Verfassungsgeschichte  aufbauen; 
denn  die  präzisen,  gesetzlich  normierten  Rechtsregeln,  die  heute  unser  Ver- 
fassungsleben beherrschen,  gab  es  früher  bei  uns  nicht.  Wir  haben,  um  zu 
sehen,  was  früher  bei  uns  Verfassungsrecht  war,  keine  alten  Verfassungs- 
urkunden und  kaum  einmal  eine  dürftige  reichsgesetzliche  Bestimmung  oder 
gerichtliche  Entscheidung,  auf  die  wir  uns  stützen  könnten.  Aus  der  Er- 
kenntnis der  lebendigen  Verkehrsregeln  in  den  verschiedenen  Jahrhunderten 
müssen  wir  die  Gewohnheiten  herauslesen,  die  mit  der  Kraft  des  Rechts  das 
Leben  der  vergangenen  Tage  beherrschten.  Die  ganze  deutsche  Verfassungs- 
geschichte ist  wie  kaum  eine  andere  auf  subtile,  indirekt  folgernde,  unge- 
mein komplizierte  Auslegungskunst  angewiesen.  Und  diese  Auslegungskunst 
ist  nicht  nur  unmöglich  ohne  genealogische  Beobachtungen  und  Anhalts- 
punkte: sie  ist  für  wichtige  Epochen  geradezu  identisch  mit  einer  Durch- 
forschung des  überlieferten  Quellenmaterials  nach  genealogischen  Zusammen- 
hängen. Die  Genealogie  ist  für  die  deutsche  Rechtsgeschichte  nicht  nur  ein 
formeller  Behelf,  sondern  materielle  Grundlage. 

Diese  wichtige  Rolle  der  Genealogie  im  Rahmen  der  deutschen  Rechts- 
wissenschaft ist  lange  verkannt  worden.  Die  Genealogie  hatte  bei  uns  sich 
selbst  zu  sehr  wissenschaftlich  diskreditiert.  Erst  in  den  allerletzten  Jahren 
ist  es  in  Deutschland  wieder  möglich  geworden,  mit  dem  vollen  Anspruch 
auf  Wissenschaftlichkeit  rein  genealogische  Gesichtspunkte  für  die  Erfor- 
schung unserer  Verfassungsgeschichte  zu  verwerten,  die  so  unendlich  reich  an 
Gestaltungsformen  ist;  die  viel  mehr  als  heute  der  Fall  grundlegend  für  unsere 
modernen  Anschauungen  vom  Sinn  und  vom  Wert  bestimmter  Verfassungsformen 
sein  könnte;  die  aber  erst  gründlich  aufgebaut  und  umfassend  dargestellt  wer- 
den muß,  damit  der  ganze  geschichtliche  Beispielswert  deutlich  hervortritt, 
der  in  dieser  unserer  deutschen  Verfassungsgeschichte  für  uns  verborgen  ist. 

Die  folgenden  Abschnitte  sollen  in  kurzem  Überblick  zeigen,  inwiefern 
während  der  verschiedenen  Perioden  der  deutschen  Vergangenheit  die  gene- 
alogische Wissenschaft  rechtsgeschichtliche  Untersuchungen  leiten  muß.1) 
Eine  Umschau  über  die  positive  Rechtslage  des  modernen  Adels  in  Deutsch- 
land wird  sich  abschließend  anreihen. 


x)  Wegen  näherer  Ausführungen  und  tieferer  wissenschaftlicher  Begründung  der 
hier  dargelegten  Gesichtspunkte,  die  für  die  Fortentwicklung  der  deutschen  Rechts- 
geschichte einschneidende  Bedeutung  haben,  muß  ich  auf  meine  Programmschrift 
„Staat  und  Volk  durch  die  Jahrhunderte"  (1911),  auf  mein  „Thronfolgerecht  der  deut- 
schen Kaiser"  (1910)  und  auf  die  Abhandlung  „Die  Staatsreform  der  Hohenstaufen" 
(Festschrift  für  Zitelmann,  1913)  verweisen. 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie.  I.  22 


; 


338  Die  Genealogie  im  germanischen  Recht. 


I.   Die  Genealogie  im  germanischen  Recht. 

Die  Genealogie  Zu  der  Zeit,  wo  die  Germanen  für  uns  Rückblickende  auf  dem  Schau- 
""  ßeRTcht.SC  C"  platz  der  Geschichte  auftauchen,  waren  in  ihrem  staatlichen  Ordnungszustand 
bereits  bestimmte  genealogische  Regeln  maßgebend.  Es  gab  privilegierte 
Geschlechter,  aus  denen  die  germanischen  Völkerschaften  ihre  Präsidenten 
im  Frieden,  ihre  Herzöge  im  Kriege  wählten.  Inwiefern  diese  Geschlechter 
eine  rechtliche  Sonderstellung  einnahmen,  läßt  sich  aus  den  dürftigen  Quellen, 
vor  allem  den  Bemerkungen  Cäsars  über  die  Germanen,  nicht  mit  voller  Be- 
stimmtheit herauslesen.  Wenn  Cäsar  von  „principes"  spricht,  so  haben 
manche  daraus  auf  einen  besonderen  Adelsstand  geschlossen;  andere  Ge- 
lehrte haben  vorsichtiger  übersetzt:  die  „ersten",  die  „vornehmsten"  der 
Völkerschaft.  Ein  wenig  Tendenz  spielte  da  oft  bei  der  Übersetzungskunst 
mit.  Unter  dem  Einfluß  der  Ideen  Rousseaus  glaubte  man  zu  Anfang  des 
vorigen  Jahrhunderts,  als  man  begann,  kritisch  rechtshistorische  Maßstäbe  an 
die  Nachrichten  vom  altgermanischen  Leben  anzulegen,  im  Staatswesen  der 
germanischen  Völkerschaft  eine  Art  idealer  Demokratie  verwirklicht  zu  sehen: 
eine  fortdauernd  gleichmäßige  Aufteilung  der  privaten  und  öffentlichen  Rechte 
an  die  Volksgenossen.  Unter  dem  Eindruck  dieser  Anschauungen  kam  man 
dazu,  den  Ursprung  der  im  Mittelalter  auftauchenden  Markgenossenschaft  in 
die  älteste  germanische  Zeit  zurückzuverlegen :  in  der  Markgenossenschaft 
wollte  man  Reste  einer  solchen  ideal -demokratischen  Gütergemeinschaft  er- 
kennen.    Für  einen  Adel  in  der  ältesten  Zeit  blieb  dann  kein  Raum. 

Neustens  ist  nun  diese  Theorie  der  alten  Markgenossenschaft  mehrfach  als 
irrig  angegriffen  und  (das  Verdienst  gebührt  dem  Wiener  Historiker  Dopsch) 
im  wesentlichen  als  unhaltbar  widerlegt  worden.  Damit  wäre  von  neuem 
Platz  geschaffen  für  einen  Adel  im  germanischen  Völkerschaftsstaat.  Allein 
an  eine  juristische  Struktur  dieses  Adels  wird  man  deshalb  doch  nicht  den- 
ken dürfen.  Einen  Adel,  der  an  der  Hand  genealogischer  Verknüpfung 
bestimmte  Menschen  (eben  die  Abkömmlinge  der  adeligen  Geschlechter)  in 
eine  bestimmte,  privilegierte  Rechtslage  brachte,  bildeten  jene  germanischen 
principes  gewiß  nicht.  Was  wir  als  eigentlichen  Inhalt  des  Adelsbegriffes 
heute  (und  seit  langem  schon  und  allgemein  bei  allen  Völkern)  ansehen: 
daß  die  genealogische  Zugehörigkeit  zu  bestimmten  Familien  genügt,  um 
den  Abkömmlingen  von  Geburt  an  eine  privilegierte  Rechtsstellung  zu 
geben,  das  ist  eine  Einrichtung,  die  einen  kompliziert  geordneten  Rechts- 
staat mit  starkem  Rechtsformalismus  voraussetzt.  Einen  solchen  Staat  bil- 
deten die  wenig  zivilisierten  germanischen  Völkerschaften  vor  der  Zeit  ihrer 
festen  Ansiedelung,  als  sie  noch  Hirten-  und  Jägerstämme  waren,  nicht. 
Solange  die  wirtschaftliche  Konsolidation,  die^ privates  Grundeigentum  oder 
wenigstens  regelmäßigen  Ackerbau  voraussetzt,  noch  nicht  durchgeführt  ist, 
fehlen  auch  die  materiellen  Grundlagen  für  einen  öffentlich-rechtlich  an- 
erkannten und  gesicherten  Adelsstand.  Wo  immer  sich  eine  Standesschicht 
mit   besonderen,    allgemein   anerkannten  Vorrechten   ausbildet,   geht  voraus 


Die  Genealogie  im  germanischen  Recht.  339 

die  Bildung  einer  Gruppe  in  irgend  einer  Weise  materiell  gleich  privilegierter 
Familien.  Bei  der  Entstehung  des  deutschen  niederen  Adels  im  12.  und 
13.  Jahrhundert,  des  französischen  Militäradels  unter  Napoleon  I.,  der  nord- 
amerikanischen Millionärsaristokratie  in  letzter  Zeit  —  überall  ist  der  Anfang 
eine  gesellschaftliche  gleiche  Sonderstellung  irgendwie  tatsächlich  privile- 
gierter Menschen,  die  sich  bald  als  Familiengruppe  fühlen  und  verbinden 
und  gegen  andere  Volksgenossen  möglichst  abschließen.  Die  öffentlich- 
rechtliche Zuerkennung  besonderer  Rechte  für  alle,  die  aus  einem  solchen 
Kreise  stammen,  folgt  nach;  erst  wenn  sie  erfolgt,  kann  man  von  einem 
wirklichen  Adel  sprechen.  Bis  sie  erfolgt,  ist  es  nur  die  Genealogie,  die 
als  formelle  Handhabe  dient,  um  zu  bestimmen,  wer  zu  der  besonderen 
Gruppe  gehört.  Die  Genealogie  ist  aber  Kenntnis  der  Vergangenheit.  Sie 
verkörpert  die  Tradition.  Sie  hält  fest  und  verbindet  mit  bestimmten  leben- 
den Menschen,  was  die  Vorfahren  einst  geleistet  und  erreicht  haben.  Wo 
die  formelle  Abschließung  zum  gesetzlich  anerkannten  Adel  fehlt,  ersetzt 
die  Genealogie  geradezu  die  anerkennende  Staatsgewalt,  bildet  also  einen 
wichtigen  und  mächtigen  Faktor  im  Leben  des  Volkes;  denn  ohne  Tradition 
und  ohne  fortwährendes  Zurückblicken  auf  die  eigene  Vergangenheit  und 
die  Männer,  die  in  der  Vergangenheit  bedeutend  waren,  kann  kein  Volk 
leben.  In  den  ältesten  deutschen  Rechtsquellen  ist  Genealogie  geradezu 
gleichbedeutend  mit  Geschlecht;  oder  besser  mit  Abstammung;  denn  auch 
die  Söhne  weiblicher  Nachkommen  eines  bedeutenden  Mannes  gehörten  bis 
in  das  Mittelalter  hinein  zu  seiner  Genealogie.  Und  „Genealogien"  bildeten 
nur  die  bedeutenden  Männer.  Es  ist  ja  ganz  natürlich,  daß  in  Perioden, 
die  einen  formalrechtlich  ausgezeichneten  Adelsstand  nicht  kennen,  wirkliches 
und  allgemein  anerkannntes  Verdienst  dazu  gehört,  um  als  adelig  zu  gelten. 
Erst  durch  den  Ritterschlag  oder  den  Briefadel  oder  andere  formelle  Er- 
hebungszeichen wird  es  dem  Rechtsstaat  möglich,  ohne  allgemeine  Berufung 
und  ohne  die  bereits  als  adelig  Anerkannten  zu  fragen,  Menschen  in  die 
privilegierte  Adelslage  einzuführen.  Wenn  also  die  germanische  Aristokratie 
der  Principes  und  ihrer  Genealogien  noch  nicht  ein  Adelsstand  in  der 
modernen  rechtlichen  Bedeutung  war,  so  kann  man  doch  auch  wieder  sagen, 
daß  diese  germanischen  „Vornehmsten"  und  „Ersten"  des  Volkes  in  besserem 
Sinne  einen  Adel  darstellten:  sie  waren  notwendig  Abkömmlinge  von  Män- 
nern, die  sich  für  den  Stamm  verdient  gemacht  hatten.  Soweit  war  die 
Konsolidation  des  Adels  schon  fortgeschritten,  daß  die  Völkerschaft  ihre 
Führer  im  Frieden  und,  soweit  irgend  möglich,  auch  im  Kriege  aus  den 
Abkömmlingen,  den  Genealogien  ihrer  früheren  Anführer  und  Häuptlinge 
auswählte.  Es  war  nicht  jeder  dieser  Abkömmlinge  zu  einer  besonderen 
Ehrenstellung,  zu  Rang  oder  Würde  berufen;  aber  aus  der  Zahl  der  so 
traditionell  qualifizierten  Männer  wählte  man  die,  denen  man  gehorchen 
wollte. 

Es  wird  uns  vielleicht  heute  schwer,  uns  in  eine  solche  Anschauung 
hineinzudenken.  Wir  verbinden  zu  unwillkürlich  Genealogie  mit  Erbrecht. 
Jeder  Thron  hat  einen  „Erben".    Der  Adel  „stirbt  aus",  wenn  es  an  Erben 

22* 


340  Die  Genealogie  im  germanischen  Recht. 

fehlt.  Die  älteste  Form  der  Aristokratie  bei  unseren  germanischen  Vorfahren 
dachte  daran  nicht.  Der  germanische  Adel  ergänzte  sich  —  immer  wieder. 
Er  beruhte  geradezu  auf  der  beständigen  Erneuerung  der  genealogischen 
Tradition  durch  neue  Glieder  der  ausgezeichneten  und  allbekannten  Familien, 
nahm  auch  sicherlich  mitunter  neue  Mitglieder  auf:  der  Herzog  im  Kriege 
war  nicht  immer  der  König;  er  wurde  besonders  gewählt  und  da  konnte 
persönliche  besondere  Tüchtigkeit  auch  genealogisch  Unbekannte  in  die  Lage 
bringen,  sich  und  den  Nachkommen  den  Ruhm  adeliger  Qualität  zu  ver- 
schaffen. 

In  der  Zeit  da  wir  zuerst  imstande  sind  einzelne  Geschlechter  und 
Familienbeziehungen  zu  unterscheiden,  das  ist  auf  Grund  der  Berichte  des 
Tacitus,  finden  wir,  vielleicht  infolge  römischer  Einflüsse,  schon  gewisse 
Herrscherneigungen  bei  den  Mächtigsten  im  Volke,  die  mit  der  älteren 
Stellung  der  Aristokratie  nicht  mehr  vereinbar  sind.  Es  ist  kein  Zufall,  daß 
Tacitus  zuerst  einige  germanischen  Häuptlinge  „reges"  nennt:  dem  Römer 
war  „König"  schon  ein  Begriff,  der  verknüpft  war  mit  der  Vorstellung  von 
einer  erblichen  Sonderlage  des  Königshauses  hoch  über  allen  anderen  Fa- 
milien. Aber  die  Familien  des  „Königs"  Armin  und  der  anderen,  die  sich 
damals  so  nannten,  hielten  sich  nicht  in  ihrer  privilegierten  Stellung.  Die 
germanischen  Könige,  von  denen  wir  in  den  folgenden  Jahrhunderten  hören, 
sind,  soweit  es  möglich  ist  auf  Grund  der  dürftigen  Nachrichten  zu  ur- 
teilen, wieder  aus  edlen  Geschlechtern  gewählte  Häuptlinge.1) 

Erst  in  der  Periode  der  Völkerwanderung  tritt  bei  den  germanischen 
Stämmen  die  alte  Bedeutung  der  „Genealogie"  zurück.  Bei  jedem  der 
einzelnen  Stämme  brachte  ein  Geschlecht  die  Obergewalt  an  sich.  Die 
Ursache  lag  nahe.  Diese  Könige  der  Völkerwanderungszeit  gingen  hervor 
aus  den  Herzögen;  die  Herzöge  brachten  bei  den  Eroberungen  einen  be- 
sonders großen  Teil  der  Beute  (an  Landbesitz,  unfreien  Leuten  und  an 
Schätzen)  in  ihren  persönlichen  Besitz.  Es  bildete  sich  geradezu  ein  Recht 
des  Erobererkönigs  heraus,  einen  Löwenanteil  der  Beute  zu  behalten.  So 
war  eine  materielle  Grundlage  für  ein  Königtum  geschaffen:  der  König  hatte 
eine  Masse  Leute,  die  ihm  als  Sklaven  gehorchen  mußten  und  hatte  einen 
Schatz,  aus  dem  er  belohnen  konnte.  Und  diese  Möglichkeit,  die  ihn  hoch 
über  alle  anderen  Volksgenossen  stellte,  übernahm  sein  Erbe. 

Ganz  deutlich  sehen  wir  diese  Wurzeln  einer  neuen  Königsgewalt  bei 
den  Franken.  Chlodwig  stammte  aus  einem  edlen  Häuptlingsgeschlecht. 
Es  gelang  ihm,  andere  edle  Häuptlinge  in  anderen  Frankenstämmen  mit 
Gewalt  zu  beseitigen.  Er  usurpierte  überall  die  Häuptlingsstellung.  Auf 
seinen  Eroberungszügen  brachte  er  dann  ungeheure  Schätze  und  Güter  an 
sich.  Von  diesem  Grundstock  konnten  seine  Nachkommen  jahrhundertelang 
verschwenden. 


*)  Das  Doppelkönigtum,  das  einige  Forscher  als  spezifisch  germanische  Einrichtung 
aus  den  Quellen  herauslesen  wollen,  scheint  mir  recht  problematisch.  Eine  eingehende, 
fast  unbekannt  gebliebene  Untersuchung  der  Frage  hat  Eduard  Heyck  geliefert 
(Heidelberger  Jahrbücher,  1899). 


Die  Genealogie  im  germanischen  Recht.  341 

Die  ältesten  erhaltenen  fränkischen  Gesetze  stammen  aus  der  Zeit  der 
merowingischen  Dynastie.     Es  ist  darin  den  Königen  und  ihrem  Geschlecht 

—  und    zwar    ist   offenbar    ausschließlich    an  den  Mannesstamm  gedacht 

eine  exzeptionelle  Stellung  eingeräumt.  Durch  äußerliche  Kennzeichen  schon 
sind  die  Königssöhne  vom  übrigen  Volk  unterschieden.  Man  wird  gut  tun, 
diese  gesetzlichen  Merkmale  nicht  für  zu  ursprünglich  zu  halten.  Ebenso 
wie  die  Überlieferung  vom  göttlichen  Ursprung  der  germanischen  Dynastien 
ist  die  rechtlich  fest  umrissene  Sonderlage  des  Königshauses  ein  Produkt 
der  tyrannischen  Herrschaft,  die  das  merowingische  Geschlecht  usurpiert 
hatte.  Das  lehren  uns  rechtsvergleichende  Untersuchungen;  jede  Usurpation 
eines  Thrones  stützt  sich,  wenn  irgend  möglich,  auf  besonders  vornehme 
Abstammungskonstruktionen  oder  wird  von  gleichzeitigen  oder  späteren 
Schriftstellern  durch  solche  Konstruktionen  unterstützt,  aus  denen  sich  in 
primitiven  Epochen  leicht  eine  Tradition  nachträglich  entwickelt.  Die  alt- 
germanische Anschauung  vom  Adel  der  Abkömmlinge  ausgezeichneter  Männer 
ist  trotzdem  nicht  ganz  ausgestorben.  Wir  finden  Spuren  davon  wieder  in 
der  deutschen  Kaiserzeit;  in  anderen  germanischen  Staaten  sogar  noch  später. 
In  gewisser  Weise,  kann  man  sagen,  blüht  sie  noch  heute  fort  in  Island  und 
einigen  Gegenden  Norwegens,  wo  bis  auf  unsere  Tage  Bauernfamilien,  allein 
auf  die  Kenntnis  weit  zurückreichender  genealogischer  Blutszusammenhänge 
gestützt,  sich  als  Adel  fühlen,  untereinander  verbinden  und  gegen  andere 
Familien  streng  abschließen. 

Es  scheint  und  liegt  ja  auch  nahe  anzunehmen,  daß  Chlodwig  mit  den 
etwa  außer  ihm  selbst  bei  den  Franken  vorhandenen  Abkömmlingen  edler 
Genealogien  gründlich  aufräumte;  jedenfalls  bekamen  solche  Aristokraten 
in  seinem  Reich  (in  den  übrigen  Germanenreichen  ging  es  ähnlich  her) 
keine  privilegierte  Stellung  vor  dem  neuen  Adel,  den  er  schuf:1)  einen  Be- 
amten- und  gleichzeitig  Militäradel,  den  er  erblich  mit  überaus  stattlichem 
Grundbesitz  dotierte.  Schon  für  das  6.  und  7.  Jahrhundert  können  wir  ver- 
einzelt bei  Franken,  Angelsachsen  und  Langobarden  einige  solche  Magnaten- 
familien durch  Generationen  verfolgen  und  dabei  feststellen,  daß  sie  einen 
sehr  deutlich  über  die  Masse  der  Volksgenossen  hervorragenden  Stand 
bildeten,  wenn  auch  ihre  Sonderstellung  rechtlich  noch  nicht  fest  umrissen 
erscheint;  denn  die  Nachrichten  von  einem  besonderen  Wergeid  des  Adels 
sind  sehr  mit  Vorsicht  auszulegen.  In  der  Form,  wie  die  Überlieferung  sie 
uns  zeigt,  sind  sie  sicher  nicht  wörtlich  zu  nehmen.  Es  ist  unmöglich,  sich 
vorzustellen,  daß  die  Bestimmungen  etwa  des  salischen  oder  bayrischen 
Gesetzbuchs  über  Wergeidstufen  im  frühen  Mittelalter  unter  den  damaligen 
Kulturzuständen  praktisch  hätten  durchgeführt  werden  können.     Tatsächlich 


*)  Wenn  man  immer  noch  hie  und  da  liest,  daß  es  in  karolingischer  Zeit  oder 
gar  noch  später  in  Deutschland  Nachkommen  des  germanischen  „Volksadels"  gegeben 
(vorzüglich  für  die  Sachsen  wird  das  gern  behauptet),  so  ist  das  einfach  aus  der  Luft 
gegriffen.  Genealogisch  ist  der  Nachweis  eines  derartigen  Zusammenhangs  auch  nur 
für  ein  einziges  Geschlecht  ganz  ausgeschlossen.  Institutionell  ist  die  Verbindung 
erst  recht  undenkbar. 


342         Die  Genealogie  im  germanischen  Recht.    Die  Karolingische  Periode. 

waren  alle  jene  Aristokraten  in  allen  Germanenstaaten  bis  zur  Zeit  Karls 
des  Großen  überaus  mächtige,  sehr  selbständige  Grundherren  mit  einer 
großen  Menge  von  ihnen,  nicht  direkt  vom  König  abhängiger  Leute  hinter 
sich,  und  oft  genug  mußte  der  König  mit  ihnen  kämpfen  oder  verhandeln 
und  Kompromisse  schließen,  weil  seine  Befehle  nicht  beachtet  wurden.  Vor 
allem  waren  sehr  selbständig  die  stammfremden  oder  im  fremden  Stammes- 
gebiet eingesetzten  Herzöge  und  Grafen,  deren  Untertänigkeit  unter  dem 
Frankenkönig  die  Herrschaft  des  Franken  über  entfernte,  nur  oberflächlich 
unterworfene  Völkerschaften  sicherstellen  sollte:  die  Herzöge  der  Thüringer, 
Bayern,  Wiemannen  und  einiger  Stämme  in  Frankreich. 


II.  Genealogie  und  deutsche  Rechtsgeschichte. 

1.  Die  Karolingische  Periode. 

Genealogie  und  Aus    dem   mächtigen  großgrundherrlichen  Beamtenadel  der  Merowinger 

geschkhte.  Die  ist  das  Haus  der  Karolinger  hervorgegangen.  Die  direkten  Vorfahren  waren 
Kap0lin?sche  schon  im  7.  Jahrhundert  ein  bedeutendes  Magnatengeschlecht.1)  Die  Karo- 
linger schufen  sich  bis  zum  Ende  des  8.  Jahrhunderts  überall,  wo  sie  erobernd 
und  unterwerfend  ihre  Königsherrschaft  durchsetzten,  eine  allen  anderen 
Familien  überlegene  Sonderstellung  zunächst  wieder  dadurch,  daß  sie  etwa 
traditionell  ebenbürtige  Häuser  radikal  aus  dem  Wege  räumten,  so  die 
Agilolfinger  in  Bayern,  die  Langobardenkönige.  Die  privilegierte  Stellung 
der  fränkischen  Königsdynastie  wurde  bewußt  und  bestimmt  an  den  Mannes- 
stamm gebunden;  so  sehr,  daß  Söhne  aus  ebenbürtigen,  aber  von  der  Kirche 
nicht  als  Ehe  anerkannten  Verbindungen  prinzipiell  den  entfernteren  Stammes- 
abkömmlingen in  der  Nachfolge  vorgezogen  wurden  (Arnulf;  die  Nachkommen 
Lothars  IL  von  Frankreich).  Das  rein  agnatische  —  also  absolut  auf  den 
genealogischen  Zusammenhang  dem  Mannesstamme  nach  gegründete  Ver- 
wandtschaftssystem drang  allerdings  doch  noch  nicht  ganz  durch,  wie  die 
Ausschließung  der  Karolinger  durch  weibliche  Nachkommen  in  Deutschland, 
Italien,  Burgund,  zuletzt  sogar  in  Frankreich  unter  dem  letzten  aller  Karolinger, 
Karl  von  Lothringen  (durch  die  Capetinger,  Deszendenten  in  weiblicher 
Linie),  zeigt.  Ein  Fortschritt  in  dem  System  der  rechtlichen  Trennung  des 
Königsgeschlechts  von  der  übrigen  Aristokratie  ist  also,  trotz  der  deutlichen 
Bemühungen  insbesondere  Karls  des  Großen  nach  dieser  Richtung,  eigentlich 
nicht  zu  verzeichnen. 

Dagegen  wurden  die  Magnaten  des  Reiches  durch  die  Karolinger  und 
zwar  speziell  durch  Karl  den  Großen  in  eine  rechtliche  Sonderlage  neuer 
Art  gebracht. 


x)  Die  alte  Erzählung  vom  merowingischen  Ursprung  der  Karolinger  in  weiblicher 
Linie  wie  von  ihrem  südfranzösisch-lateinischen  Ursprung  in  männlicher  Linie  dürfte 
allerdings  ebenso  wie  die  Nachricht  vom  göttlichen  Ursprung  der  Merowinger  ein 
später  entstandenes  dynastisches  Märchen  sein.  Vgl.  darüber  neuerdings  Saltat,  L'ori- 
gine  meridionale  des  fausses  genealogies  carolingiennes.    Toulouse  1902. 


Die  Karolingische  Periode.  343 

Unter  den  Merowingern  war  es  selbstverständlich  gewesen,  daß  der 
mächtige  und  reich  dotierte  Beamte  Magnat  blieb  und  seinen  Reichtum  be- 
hielt, wenn  er  auch  sein  Amt  wechselte  oder  verlor  (was  bei  den  merowin- 
gischen  Herzögen  und  Grafen  oft  vorkam).  Karl  der  Große  scheint  es  mit 
einem  neuen  System  versucht  zu  haben —  ganz  genau  sehen  wir  da  nicht; 
denn  gerade  die  bestimmtesten  Verordnungen  und  Berichte  sind  mit  Vor- 
sicht zu  behandeln:  so  völlig  uniform  und  glatt  können  die  Einrichtungen 
unter  den  mannigfaltig  verschiedenen  Verhältnissen  des  ungeheuren  Kaiser- 
reichs nicht  gewesen  sein.  Immerhin  berechtigen  mancherlei  Nachrichten 
zu  der  Annahme,  daß  Kaiser  Karl  sich  die  Schöpfung,  Sicherstellung  und 
Behandlung  einer  machtvollen  Beamtenaristokratie,  die  er  brauchte,  so  aus- 
gedacht hatte,  daß  er  überall  an  und  für  sich  reiche  und  einflußvolle  Männer 
persönlich  zu  Grafen  (dem  höchsten  Beamtenposten)  ernannte.  Der  Graf 
war  höchster  königlicher  Richter  und  militärischer  Führer  in  einem  Gau. 
Der  Einfluß,  den  der  Graf  brauchte,  um  für  den  König  im  Gau  zu  gebieten, 
sollte  ihm  gesichert  werden  durch  Besitzungen,  die  ihm  als  Amtsdotation 
gegeben  wurden.  Dadurch,  daß  man  zu  solchen  Grafen  die  Männer  gerade 
ernannte,  die  so  wie  so  mächtig,  angesehen  und  reich  an  Grundbesitz  waren, 
und  zwar  womöglich  in  ihrem  Gau  selbst,  wurden  gerade  die  Elemente  in 
den  Dienst  der  Krone  hineingezogen,  mit  denen  man  schwer  hätte  fertig 
werden  können,  wenn  man  ihnen  einen  reinen  Amtsgrafen  in  ihren  Heimats- 
gau setzte.  Man  brauchte  nun  niemand  mehr  mit  soviel  Macht  auszustatten, 
daß  er  über  ihnen,  den  an  und  für  sich  schon  Mächtigen  im  Lande,  stand. 
Man  machte  die  selbst  zu  den  höchsten  Beamten.  Es  lag  darin  entschieden 
theoretisch-staatsmännisch  ein  Fortschritt  dem  merowingischen  Zeitalter  gegen- 
über, das  erfüllt  gewesen  war  von  Kämpfen  der  oft  versetzten  königlichen 
Herzöge  und  Grafen  mit  Großen  des  gräflichen  oder  herzoglichen  Amts- 
bezirks. Eine  Kontrolle  der  in  dieser  Weise  außerordentlich  gut  ausgestatteten 
gräflichen  Reichsbeamteji  wurde  eingerichtet.  Besondere  zu  diesem  Zweck 
eigens  delegierte  Machthaber,  die  Kammerboten,  die  wieder  aus  den  alier- 
mächtigsten  weltlichen  und  geistlichen  Großen  ausgewählt  wurden,  sollten 
eine  Oberaufsicht  durchführen. 

Die  Kehrseite  dieser  Einrichtung  war,  daß  es  nun  sehr  schwer  wurde, 
überhaupt  einen  Grafen  abzusetzen.  Der  Graf  war  ja  der  Mächtigste  in 
seinem  Gau;  schickte  man  ihn  unfreiwillig  auf  seine  Güter  in  den  Ruhe- 
stand, wie  dann  einen  Nachfolger  finden,  der  dem  unzufriedenen  Abgesetzten 
überlegen  gewesen  wäre?  In  der  Tat  hören  wir  viel  von  Klagen  über  Miß- 
regierung und  Gewalttaten  der  Grafen  und  wenig  von  einem  energischen 
Einschreiten  der  Krone  durch  Kammerboten  oder  den  König  selbst.  Und 
schon  bald  nach  dem  Tode  Karls  des  Großen  ist  es  klar,  daß  der  Posten 
eines  Grafen  —  dem  Sinn  und  Zweck  der  Einrichtung  ganz  zuwider  — 
erblich  in  einer  Familie  bleibt;  und  das  Gegengewicht  der  Missi  verschwindet 
schon  im  9.  Jahrhundert. 

Die  karolingische  als  reiner  Amtsadel  gedachte  Aristokratie  ist  auf 
diesem    nicht   vorhergesehenen   und  doch  so  natürlichen  Wege  sehr  schnei! 


344  Die  Aristokratie  der  Kaiserzeit  bis  zur  staufischen  Periode. 

zu  einer  Geburts-  und  Besitzaristokratie  geworden,  die  ganz  bestimmte  und 
zwar  höchst  bedeutsame  Rechte  ausschlieslich  in  ihrer  Hand  hielt.  Natür- 
lich wurde  nicht  von  Anbeginn  der  unmündige  Sohn  Gaugraf  als  Nach- 
folger seines  Vaters,  sondern  zunächst  ließ  man  in  solchen  Fällen  —  das 
altgermanische  System  der^  Genealogie  wachte  wieder  auf  —  einen  anderen 
tauglichen  Sohn  des  Geschlechts  nachfolgen.  Ob  später  eine  Auseinander- 
setzung dieses  Nachfolgers  mit  den  nächsten  Erben  stattfand,  mochten  die 
Umstände  Fall  für  Fall  entscheiden. 

Genealogisch  wichtig  ist  diese  karolingische  Aristokratie  für  uns  nicht 
nur  rechtshistorisch,  sondern  noch  aus  einem  andern  Grunde:  Auf  Familien, 
die  in  dieser  Zeit  zu  hohen  Ämtern  und  fürstlicher  Macht  kamen,  lassen 
sich  die  ältesten  unsrer  deutschen  Fürstenhäuser  im  Mannesstamm  zurück- 
verfolgen. Die  Vorfahren  der  Häuser  Capet,  Lothringen,  Hessen,  Wittels- 
bach,  der  Weifen  und  des  Hauses  Salm-Reifferscheidt  sind  schon  um  das 
Ende  des  9.  Jahrhunderts  als  Grafen  in  recht  imposanter  Stellung  nachzu- 
weisen; und  wenn  wir  die  übrigen  modernen  Fürstenhäuser  dynastischen 
Ursprungs  auch  nicht  urkundlich  ganz  so  weit  —  z.  T.  lange  nicht  so  weit  — 
zurückverfolgen  können,  so  läßt  sich  doch  mit  ziemlicher  Bestimmtheit  sagen, 
daß  sie  alle  genealogisch  in  männlicher  Linie  von  Grafenhäusern  der  Karo- 
lingerzeit stammen.  Anstatt  einen  Beamtenadel  zu  schaffen,  hat  Kaiser  Karl 
eine  Menge  lokal  mächtiger  kleiner  Dynastien  gegründet,  die  zum  Teil  später 
in  der  deutschen  Reichshälfte  ihre  gleichzeitig  grundherrliche  und  Amtsge- 
walt dazu  benutzten,  sich  eine  souveräne  Stellung  zu  gründen. 

Während  in  dieser  Weise  die  rein  genealogische  Konsolidation  des  neuen 
Beamtenadels  schon  unter  Kaiser  Karl  dem  Großen  begann,  ist  von  einer 
bestimmten  rechtlichen  Abgrenzung  dieser  adeligen  Familien  anderen  gegen- 
über noch  nicht  die  Rede.  Die  „Genealogie"  wieder  und  nun  in  erhöhtem 
formelleren  Maße  zur  Trägerin  besonderer  Privilegien  zu  machen,  blieb  der 
nachkarolingischen  Zeit  vorbehalten. 


2.  Die  Aristokratie  der  Kaiserzeit  bis  zur  staufischen  Periode. 

Die  Aristokratie  Vom  Beginn  des  eigentlichen  deutschen  Reiches  bis  in  die  Zeit  der 
bh  zur'steuf!-  stauiiscnen  Kaiser  hinein  war  der  ganze  Grund  und  Boden  der  ganzen  damals 
sehen  Periode,  deutschen  Lande  aufgeteilt  zwischen  dem  König,  den  geistlichen  Grundherren, 
der  weltlichen  Aristokratie  und  bäuerlich  lebenden  kleinen  Grundbesitzern. 
Dabei  bildeten  König,  Kirche  und  Aristokratie  im  Grunde  eine  einzige  Gruppe; 
denn  der  König  war  seit  Konrad  I.  einer  von  den  Aristokraten,  primus  inter 
pares,  dem  allerdings  zu  seinem  Hausbesitz  noch  das  bedeutende  Krongut 
zufiel,  über  das  die  Kaiser  bis  in  das  11.  Jahrhundert  noch  überall  in  Deutsch- 
land direkt  verfügten;  und  von  den  ursprünglich  jedem  zugänglichen  Bischof- 
sitzen, Stiftern  und  Abteien  waren  die  meisten  im  9.  Jahrhundert  schon  derart 
von  der  Aristokratie  in  Beschlag  genommen,  daß  nur  ein  Abkömmling  des 
großgrundherrlichen  Adels  dort  die  leitende  Stelle  einnehmen  oder  gar  über- 


Die  Aristokratie  der  Kaiserzeit  bis  zur  staufischen  Periode.  345 

haupt  dort  eintreten  konnte;  eine  ganze  Anzahl  alter  Klöster  sind  Familien- 
stiftungen  der  Aristokratie,    ihren   Mitgliedern    von    vornherein   vorbehalten. 
Außerdem  waren  alle  geistlichen  Herren  für  ihre  Hintersassen  von  weltlichen 
Machthabern  bevogtet,  auf  die  damit  zum  Teil  die  Herrschaft  überging.   Die 
kleinen  selbständigen  Grundbesitzer  bewirtschafteten  zwar  nicht  wie  einfache 
Bauern  selbst  ihren  Acker  und  ihre  Weiden,  sondern  hatten  wieder  abhängige 
Hörige    als    Knechte  im  Haus  und  regelmäßig  wohl  auch  als  Zinsleute  auf 
Vorwerken.     Sie    waren  bis  in   die  staufische  Zeit  hinein  zum  Militärdienst 
für  das  Reich  verpflichtet  und  wurden  vom  Grafen  als  Vertreter  des  Kaisers 
aufgeboten.    Sie  hatten  auch  urspünglich  wohl  überall  im  Grafengericht  ihren 
Sitz  als  Schöffen.    Aber  die  Kluft,  die  sie  von  den  Großgrundherren  —  dem 
Adel  —  schied,   war   doch   viel   wesentlicher   für  die  Gestaltung  ihrer  wirt- 
schaftlichen und  gesellschaftlichen  Lage,  als  die  „landrechtliche"  Gleichstellung 
durch  gleiche  Militärpflicht,  Freizügigkeit  und  Unterwerfung  unter  ein  glei- 
ches Zivil-  und  Strafrecht.    Und  das  um  so  mehr,  als  sich  gerade  in  diesen 
landrechtlichen  Beziehungen    praktisch    der  größte  Unterschied   zeigte.     Die 
Dynasten  (so  nennt  die  rechtsgeschichtliche  Forschung  die  adeligen  Großgrund- 
herren dieser  Zeit  und  ihre  Nachkommen  bis  in  das  spätere  Mittelalter  ohne 
Rücksicht  auf  etwaige  besondere  Titel  —  Graf,  Markgraf  — ,  die  sie  haben 
mochten)    zogen    zu  Felde    als  Führer  einer  Schar  von  freien  oder  unfreien 
Leuten;  der  kleine  freie  Grundbesitzer  dagegen  war  seinem  Grafen  zur  Folge 
im  Krieg  für  den  König  verpflichtet.    Der  Dynast  war  reich  genug,  um  auf 
eigene    Kosten    in    Deutschland    zu    reisen    oder   auch   in   den  Kreuzzug  zu 
ziehen;  sein  Besitz  war  oft  weit  verstreut;   seine  Verwandtschaft  reichte  bis 
ins  Ausland.     Der  kleine  Freie  war  wehrlos  und  hilflos,  wenn  er  sein  Gut 
verließ,  war  auf  Klostergastlichkeit  angewiesen,  hatte  außerhalb  seiner  engen 
Heimat    nichts    zu    suchen  und  war  froh,    wenn  ihn  der  Reichsdienst  nicht 
zwang,  fortzugehen.     Das  Recht  für  Mächtige  wie  für  kleine  Freie  war  das 
Landrecht,  aber  Gerichtsherr  war  für  den  kleinen  der  Graf,  für  den  großen 
Herrn    der    König    oder    doch    ein  Gerichtsherr,    der  in  anderer  besonderer 
Weise  den  König  vertrat:    der  Herzog,   der  Markgraf,   der  Pfalzgraf.     Auch 
die  Schöffen  waren  andere:  ganz  naturgemäß  ließ  sich  der  mächtige  Grund- 
herr nur  von  seinesgleichen  Recht  weisen.     In   die  Reihe  der  kleinen  freien 
Grundbesitzer  konnte  der  freigelassene  Hörige  treten  —  die  Kaste  der  Dy- 
nasten  schloß   sich   ab;    ich   habe  nicht  die  Spur  eines  Hinweises  dafür  ge- 
funden, daß  irgend  ein  Dynastengeschlecht  der  vorstaufischen  Zeit  ursprüng- 
lich   unfreier  Herkunft   gewesen    wäre.     Auch  später  noch  unterschied  man 
ziemlich  streng  die  Dynastenfamilien  als  „Herren"  von  den  ursprünglich  un- 
freien Geschlechtern,  mochten  die  auch,  wie  das  im  späten  Mittelalter  mehr- 
fach vorkam,   ganz  und  gar  in  die  Stellung  eines  Dynasten  aufgerückt  sein. 
Nur    selten    und    spät   verwischte   sich   die  Erinnerung  an  derartig  mindere 
Herkunft:  bei  den  mächtigen  Herren  von  Bolanden  erst  im  15.  Jahrhundert; 
bei    anderen,  wie    den  Waldburg,    Dohna  usw.  noch    später,    so    daß    nicht 
ohne  Berechtigung  die  moderne  verfassungsgeschichtliche  Theorie  den  Begriff 
Dynast  nur  für  Familien  verwendet,  die  von  Anbeginn  frei  und  großgrund- 


346  Die  Aristokratie  der  Kaiserzeit  bis  zur  staufischen  Periode. 

herrlich  waren.1)  Weniger  streng  könnte  wohl  die  Grenze  zwischen  diesen 
Dynastenhäusern  und  den  kleinen  Freien  gewesen  sein,  so  daß  Übergänge 
durch  Verarmung  resp.  durch  Reichwerden  denkbar  wären;  aber  auch  Bei- 
spiele dafür  sind  meines  Wissens  nicht  überliefert,  oder  sind  abzulehnen, 
wie  die  angeblich  ärmliche" Herkunft  der  Billunger. 

Eine  Verschärfung  der  Sonderstellung  der  aristokratischen  Kaste  vollzog 
sich  seit  dem  9.  Jahrhundert  dadurch,  daß  zahlreiche  Familien  kleiner  freier 
Gutsbesitzer  als  Zinsbauern  in  die  Abhängigkeit  des  dynastischen  Adels  oder 
der  Klöster  traten.  Die  Zahl  der  übrig  gebliebenen  freien  Großbauern  war 
infolgedessen  bis  Anfang  des  12.  Jahrhunderts  außerordentlich  zusammen- 
geschmolzen; hier  mehr,  dort  weniger.  In  Friesland  allein  kamen  diese  Be- 
völkerungselemente geradezu  zu  einer  Art  Landeshoheit.  Sie  hatten  durch 
Aussterben  der  eingeborenen  Dynastenstämme,  die  es  hier  wie  überall  gab, 
eine  große  Selbständigkeit  gewonnen,  die  glücklich  bis  in  das  spätere  Mittel- 
alter herübergerettet  wurde,  gegen  die  Unterdrückungsversuche  mächtiger 
Nachbarn  sich  mit  Erfolg  allmählich  auf  angebliche  kaiserliche  Privilegien 
berief  und  erst  einer  neuen  Unterordnung  unter  fürstliche  Gewalt  wich,  als 
aus  dem  Kreise  der  bäuerlichen  Geschlechter  selbst  heraus  im  15.  und  16. 
Jahrhundert  Häuptlingsfamilien  sich  emporhoben,  von  denen  eine  schließlich 
fürstlichen  Rang  und  Gebietshoheit  über  Ostfriesland  davontrug. 

Während  die  Dynasten  der  vorstaufischen  Periode  verfassungsgeschichtlich 
lange  wenig  beachtet  worden  sind  —  wie  überhaupt  die  an  öffentlich-recht- 
lichen Bildungen  sehr  fruchtbare  nachkarolingische  Zeit  bisher  ein  Stief- 
kind der  rechtsgeschichtlichen  Forschung  war  — ,  haben  sie  für  den  Gene- 
alogen seit  langem  ein  ungemein  interessantes,  wenn  auch  äußerst  schwie- 
riges Arbeitsgebiet  gebildet.  Bestimmte  Rechtssätze  über  die  Sonderlage  der 
damaligen  Aristokratie  sind  nicht  überliefert  oder  nur  indirekt  und  unsicher 
etwa  aus  der  Formulierung  der  Friedensgesetze  oder  aus  der  Größe  der 
königlichen  Schenkungen  herauszulesen.  Die  Adelsprädikate  der  Klasse  (liber, 
ingenuus,  nobilis  und  ähnlich)  wurden  auch  für  einfache  freie  Leute  ange- 
wendet, sodaß  die  Klassifikationen  der  Zeugen  in  Urkunden  zu  Gruppen  von 
liberi  usw.  nicht  absolut  brauchbar  sind.  Daß  die  Titel  und  damit  die 
Ämter  Graf,  Markgraf,  die  Stellung  als  Klostervogt,  als  Heerführer  den  Ari- 
stokraten vorbehalten  waren,  steht  nirgends  geschrieben,  gehört  vielmehr 
gerade  zu  den  Erkenntnissen,  die  uns  die  rechtsgeschichtliche  Forschung  erst 
erringen  muß,  und  das  kann  sie  nur  mit  Hilfe  der  Genealogie. 

Es  ist  in  diesem  Punkte  wohl  noch  sehr  viel   zu  tun.2)     Immerhin   hat 


*)  In  den  Gothaer  Taschenbüchern  erscheinen  dagegen  eine  Anzahl  unzweifelhaft 
ehemals  unfreie  Geschlechter  als  ehemalige  Dynasten  (Waldburg,  Rechberg,  Schönburg). 
Bei  einigen  Familien  ist  der  Ursprung  zweifelhaft  und  bestritten  (Hunolstein). 

2)  Vor  allem  müßten  und  könnten  wohl  endlich  einmal  die  deutschen  Urkunden 
des  Mittelalters  für  ganz  Deutschland  kritisch  herausgegeben  werden.  Das  gilt  ganz 
besonders  für  Bayern  und  für  den  größten  Teil  des  Rheinlandes.  Es  ist  doch  traurig, 
daß  man  z.  B.  für  die  Kaiserurkunden  Kaiser  Friedrichs  II.  auf  eine  ältere  französische 
Publikation  angewiesen  ist. 


Die  Aristokratie  der  Kaiserzeit  bis  zur  staufischen  Periode.  347 

die  Genealogie  (genau  wie  übrigens  auch  in  Frankreich,  England,  Italien  für 
die  gleiche  Epoche)  schon  Tüchtiges  geleistet.  So  ungemein  schwierig  es  ist, 
genealogische  Beziehungen  festzustellen  für  eine  Periode,  in  der  es  noch 
keine  nach  agnatischen  Stämmen  unterschiedenen  Familiennamen  oder  Wappen 
gegeben  und  aus  der  keine  Grabsteine  und  wenig  spezielle  Literaturdokumente 
erhalten  sind,  so  ist  es  doch  neuerdings  gelungen,  einiges  überraschende 
Licht  auf  die  Familienbeziehungen,  den  Familienaufbau  und  damit  mittelbar 
auf  Besitzvererbung  und  Erblichkeit  der  Sonderstellung  bei  diesem  vorstau- 
fischen  Adel  fallen  zu  lassen.  Die  eingehenden  Forschungen  der  älteren 
Genealogen  des  18.  und  auch  des  19.  Jahrhunderts,  die  sich  mit  diesem  Ge- 
biet befassen,  müssen  wir  allerdings  heute  durchweg  ablehnen:  sie  arbeiten 
mit  zu  vielen  Urkunden,  die  sich  inzwischen  als  Fälschungen  erwiesen  haben. 
Die  Verfassungsgeschichte  war  also  mit  ihrer  großen  Abneigung  vor  gene- 
alogisch begründeten  Ergebnissen  bisher  ganz  im  Recht;  auch  heute  ist  noch 
manche  Spreu  im  Weizen,  der  für  diese  Zeit  von  Genealogen  geerntet  wird. 
Aber  es  geht  nicht  mehr  an,  die  genealogischen  Resultate  samt  und  sonders 
beiseite  zu  lassen. 

Verfassungsrechtlich  wichtige  Schlußfolgerungen  aus  den  bereits  vor- 
liegenden genealogischen  Arbeiten  über  die  ersten  nachkarolingischen  Jahr- 
hunderte ergeben  sich  aus  Beobachtungen  folgender  Art:  es  wird  z.  B.  ge- 
nealogisch festgestellt,  daß  ein  Vorname,  der  in  Verbindung  mit  Grundbesitz 
in  ganz  verschiedenen  Teilen  Deutschlands  auftritt,  eine  und  dieselbe  Person 
bezeichnet.  Mehrere  derartigen  Ergebnisse  lassen  unter  Umständen  schon 
verschiedene  bestimmten  Schlüsse  zu:  dahin,  daß  der  großgrundherrliche  Adel 
Streubesitz  hatte  —  nicht  geschlossene  Latifundien;  daß  er  entlegenen  Besitz 
festhielt,  nicht  (wie  in  späterer  Zeit)  abzustoßen  suchte;  daß  er  vom  Kaiser 
sich  nicht  vorzugsweise  in  der  Heimat,  sondern  in  der  Fremde  —  in  Italien 
oder  im  slawischen  Kolonisationsgebiet  —  dotieren  ließ.  Es  kann,  je  nachdem 
ein  und  derselbe  Besitz  bei  mehreren  Generationen  einer  Familie  nachweis- 
bar ist  oder  sich  nach  einiger  Zeit  bei  anderen  Familien  findet,  festgestellt 
werden,  inwiefern  die  Töchter  mit  den  Söhnen  erbten;  oder  auch  ob  ein 
Großer,  der  sich  gegen  den  König  aufgelehnt  hatte,  alles  verlor,  oder  etwa 
nur  Lehnsbesitz,  dagegen  Eigenbesitz  nicht.  Es  läßt  sich  häufig  nachweisen, 
daß  die  Nachkommen  des  Stifters  eines  Klosters  die  Vögte  des  Klosters 
waren,  woraus  wir  erkennen,  daß  Klosterstiftung  den  weggegebenen  Besitz 
doch  nicht  unbedingt  der  Familie  entzog.  Nur  auf  dem  Grunde  einer  Re- 
konstruktion von  Familienverbänden  in  Verbindung  mit  einer  Feststellung 
der  Besitzverhältnisse  läßt  sich  zeigen,  wie  das  Lehnrecht  praktisch  ausge- 
staltet war.  Die  Lehnsverhältnisse  in  Deutschland  vom  9. — 13.  Jahrhundert 
sind  noch  gar  nicht  methodisch  untersucht  worden.  Ich  kann  auf  die  unge- 
mein wichtigen  Fragen,  um  die  es  sich  da  handelt,  hier  natürlich  nicht  ein- 
gehen. Es  sei  nur  darauf  hingewiesen,  daß  es  sehr  wertvoll  wäre,  zu  wissen, 
wer  alles  in  vorstaufischer  Zeit  Vasall  sein  konnte.  Unfreie  sicher  nicht. 
Vermutlich  war  der  Kreis  der  zum  Lehnrecht  befähigten  ein  recht  kleiner. 
Eine   der  wichtigsten  Reformen   der  frühen  staufischen  Zeit  war  jedenfalls, 


348  Die  Aristokratie  der  Kaiserzeit  bis  zur  staufischen  Periode. 

daß  die  Lehnsfähigkeit  auf  größere  Volksbestandteile  ausgedehnt  wurde. 
Ohne  genealogische  Anhaltspunkte  werden  wir  da  nicht  klarer  sehen  lernen. 
Ebenso  wichtig  ist  die  Frage  nach  der  Vererbung  der  öffentlichen  Ämter, 
vor  allem  des  Grafen-  und  des  Vogtamtes.  Wann  war  die  Erblichkeit  so 
weit  durchgedrungen,  daß  auch  der  Unmündige  die  Stellung  des  Vaters 
(natürlich  unter  Vormundschaft)  einzunehmen  pflegte?  Auch  da  wird  allein 
die  Genealogie  uns  aufklären.  Aber  weiter:  Vergleicht  man  die  rekon- 
struierten Familien  und  ihren  Grundbesitz  und  ihre  Ämter  mit  der  höchst- 
möglichen Zahl  von  Großgrundherrschaften,  die  es  im  dünnbevölkerten  da- 
maligen Deutschland  überhaupt  gegeben  haben  kann,  so  stellt  sich  heraus, 
daß  der  Kreis  der  dynastischen  Grundherren  recht  klein  war.  Und  dann 
rücken  plötzlich  die  vielen  Nachrichten  in  ein  besonderes  Licht,  die  uns 
sagen,  daß  der  und  jener  Dynast  ein  Blutsverwandter  (Consanguineus,  Nepos) 
eines  besonders  bekannten  Fürsten  oder  eines  Kaisers  gewesen  sei;  es  war 
eben  der  damalige  Adel  eine  recht  kleine  Gruppe  durch  (vermutlich  aus- 
schließliches) Connubium  eng  verbundener  Familien,  also  eine  Kaste  in  des 
Wortes  strengstem  Sinne;  und  Deutschland  war  damals  viel  eher  eine  Ari- 
stokratie als  eine  Monarchie. 

Durch  einfaches  Zusammenhalten  der  Ahnentafeln  der  verschiedenen 
deutschen  Könige  bis  Ende  des  Mittelalters  habe  ich  gefunden,  daß  sie  alle 
relativ  nah  miteinander  verwandt  waren;  relativ:  man  muß  in  Betracht  ziehen, 
daß  Verwandtenheiraten  im  Mittelalter  selbst  bei  recht  entfernter  Blutsver- 
wandtschaft von  der  Kirche  nicht  geduldet  wurden.  Die  allgemeine  tatsäch- 
liche Blutsverwandtschaft  der  Magnaten  untereinander  liegt  also  meist  jen- 
seits dieser  Grenze  —  weiter  zurück  wie  bei  unserem  heutigen  europäischen 
Fürstenkreise.  Jeder  Kaiser  aus  neuem  Hause,  der  auf  den  Thron  kam,  war 
ein  „Vetter"  des  vorigen  und  vorvorigen.  Auch  das  zeigt  uns  die  Aristo- 
kratie, aus  der  einer  —  der  gerade  Bestgeeignete  —  zum  König,  also  ge- 
wissermaßen zum  Präsidenten  gewählt  wurde,  ungefähr  wie  zur  Zeit  des 
alten  germanischen  Königtums !  Ja  selbst  die  altgermanische  Regel,  daß  der 
König  aus  der  edelsten  „Genealogie"  gewählt  werden  soll,  glaube  ich  auch 
für  die  Kaiserzeit  durch  die  einfache  genealogische  Feststellung  nachgewiesen 
zu  haben,  daß  tatsächlich  alle  Nachfolger  Karls  des  Großen  auf  dem  Throne 
in  weiblicher  Linie  sehr  wahrscheinlich  wenigstens  seine  Nachkommen  waren; 
und  die  Nachfolger  Heinrichs  I.  aus  dessen  Blute  hervorgegangen  waren.1) 
Es  wird  gewiß  einmal  gelingen,  alle  solche  Beobachtungen  und  manche  an- 
dere verwandte  in  systematischer  Zusammenstellung  zu  vereinen,  und  dann 
werden  sie  das  Rückgrat  eines  völlig  neuen  Aufbaues  unserer  Verfassungs- 
geschichte der  früheren  Kaiserzeit  bilden. 


*)  Diese  Regel,  daß  der  König  aus  dem  Blute  des  Gründers  der  ersten  Königs- 
dynastie sein  soll  —  wenn  nicht  sein  muß  — ,  findet  sich  übrigens  nicht  nur  bei  allen 
germanischen  Völkern,  sondern  auch  bei  den  Slawen  und  sogar  in  besonders  be- 
stimmter Betonung  bei  den  Ungarn  und  bei  asiatischen  Völkern. 


Die  Genealogie  in  der  staufischen  Periode.  349 

3.  Die  Genealogie  in  der  staufischen  Periode. 
Der  große  kulturelle  Aufschwung,   den   Deutschland   mit   dem  übrigen  Die  oeneaiogie 


Europa  im  12.  und  13.  Jahrhundert  nahm,  spiegelt  sich  natürlich  im  gene 
alogischen  Bilde;  und  da  auch  für  diese  Periode  die  bestimmten  Nachrichten 
über  Verfassungsverhältnisse  dürftig  sind,  ist  wieder  das  genealogische  Bild 
Quelle  mancher  aufklärenden  Schlaglichter  —  oder  könnte  es  sein,  und  wird 
es  sein,  wenn  die  genealogische  Forschung  einmal  ihre  Aufgabe  erfüllt  haben 
wird.  Sie  hat  es  für  das  12.  und  13.  Jahrhundert  schon  leichter;  denn  es 
beginnen  die  Familiennamen  und  Familienwappen.  Andererseits  komplizieren 
sich  allerdings  die  Verhältnisse  dadurch,  daß  sich  die  großen  Geschlechter 
schnell  ausbreiten  und  in  einzelne,  künftig  selbständige  Zweige  teilen. 

Der  wichtigste  Umschwung  im  Verfassungsleben  des  12.  und  13.  Jahr- 
hunderts betrifft  aber  nicht  die  Dynastenklasse,  sondern  ganz  andere  Volks- 
schichten. Das  Emporkommen  bisher  unfreier  oder  kleingutsherrlicher  Leute 
zum  Rittertum  und  zur  Lehnsfähigkeit  drückt  dieser  Zeit  den  Stempel  eines 
enormen  verfassungsrechtlichen  Fortschritts  auf.  Und  wieder  kann  und  muß 
uns  die  Genealogie  beste  und  sicherste  Führerin  sein,  wenn  wir  sehen  wollen, 
wie  dieser  Umschwung  sich  vollzog. 

Materiell  ist  ja  dieses  Aufrücken  zum  Rittertum  leichterklärt:  der  König 
oder  ein  Dynast  oder  Bischof  oder  Abt  gab  einem  Mann,  der  ihm  tauglich 
schien,  Ritterwaffen  und  Pferde  und  den  Ritterschlag  und  Güter,  von  denen 
der  ritterliche  Lebensunterhalt  bezogen  werden  konnte,  als  Lehen;  so  war 
der  Ritter  geschaffen  und  zugleich  der  Begründer  eines  künftig  ritterlichen 
Geschlechts.  Allein  dem  standen  formell  Schwierigkeiten  im  Wege.  Kein 
Reichsgesetz  hatte  die  Entstehung  eines  Standes  unfreier  Ritter  angeordnet. 
Wie  kamen  König  und  Fürsten  dazu,  diese  Neuschöpfung  zu  unternehmen, 
an  die  bis  dahin  niemand  gedacht?  Das  war  doch  eine  tief  eingreifende 
Neuerung.  Als  Lehnsträger,  womöglich  Lehnsherren  von  ihnen  abhängiger 
ärmerer  Mannen  sollten  die  neuen  unfreien  Ritter  mit  den  ganz  großen 
Herren  der  exklusiven  Dynastengruppe  künftig  im  Lehnsgericht  zusammen- 
sitzen? Da  sollte  sich  nicht  von  irgendeiner  Seite  Widerstand  gezeigt 
haben  ? 

Tatsächlich  ist  diese  ganze  kultur-  und  rechtshistorisch  ungemein  inter- 
essante Erscheinung  des  Aufkommens  eines  neuen  von  Anfang  an  sehr 
zahlreichen  (niederen)  Ritteradels  im  12.  und  13.  Jahrhundert  ein  höchst 
komplizierter  Vorgang;  er  ist  erst  möglich  geworden  durch  einen  Verfall  der 
Dynastenkaste  und  durch  ein  bestimmt  und  bewußt  förderndes  Eingreifen 
der  Regierung;  zunächst  der  staufischen  Kaiser,  später  der  mächtigen  Reichs- 
fürsten. Noch  lange  nicht  alles  ist  da  geklärt,  trotzdem  gerade  in  letzter 
Zeit  viel  über  diese  Vorgänge  geforscht  und  geschrieben  worden  ist.  Es  sei 
hier  wenigstens  auf  einige  wichtige  Punkte  hingewiesen,  die  in  das  Problem 
hineinspielen  und  bei  denen  insbesondere  die  feste  genealogische  Grundlage 
vonnöten  ist,  um  auf  den  richtigen  Weg  zu  führen.  Die  umfassende  Adels- 
geschichte, die  alle  Einzelbeobachtungen  sammeln  und  das  Material  aus  ganz 


in  der  staufischen 
Periode. 


350  Die  Genealogie  in  der  staufischen  Periode. 

Deutschland  verschmelzen  müßte,  kann  noch  nicht  geschrieben  werden,  weil 
die  genealogischen  Einzelforschungen,  die  zu  Grunde  gelegt  werden  müßten, 
vielfach  nicht  kritisch  genug  durchgeführt  worden  sind  oder  ganz  fehlen 
oder  gar,  weil  überhaupt  die  erforderlichen  kritischen  Veröffentlichungen  des 
Urkundenmaterials  bisher  nicht  zustande  gekommen  sind. 

Problematisch  ist  einmal  die  Entstehung  eines  ganz  Deutschland  er- 
füllenden, überall  merkwürdig  gleichgestellten  niederen  Ritteradels  als  neue 
Einrichtung  im  Verfassungsleben,  als  neuer  Stand  während  der  staufischen 
Periode;  außerdem  der  Ursprung  der  einzelnen  Ritter  und  damit  der  durch 
sie  begründeten  niederadeligen  heute  teilweise  noch  blühenden  Familien  ihrer 
Herkunft  nach:  aus  welchen  Volksschichten  sind  sie  hervorgegangen?  Pro- 
blematisch ist  aber  auch  bis  heute  die  Art  der  Abgrenzung  der  besonderen 
Rechte,  die  alsbald  dem  neuen  Stand  überall  verfassungsrechtlich  zugemessen 
wurden;  man  nennt  das  gewöhnlich:  den  Abschluß  des  neuen  Adelsstandes. 
Auch  da  muß  wieder  unterschieden  werden  zwischen  einem  institutionellen 
Abschluß:  wann  und  wie  bildeten  sich  die  Regeln  aus,  die  in  Zukunft  nicht- 
adelig geborene  hindern  sollten  und  wirklich  hinderten,  in  die  adelige  Stellung 
den  Befugnissen  nach  einzutreten;  und  weiter:  entstanden  diese  Regeln  überall 
gleichzeitig  oder  wurden  sie  etwa  nicht  überall  in  Deutschland  gleichmäßig 
befolgt? 

Die  Entstehung  des  niederen  Adels  als  neue  öffentlichrechtliche  Ein- 
richtung ist  auf  ein  neues  kulturelles  Bedürfnis  zurückzuführen.  Die  großen 
Herren  (weltliche  und  geistliche)  brauchten  für  ihre  kriegerischen  Unter- 
nehmungen geschulte  schwerbewaffnete  Reiter.  Der  Kaiser  vor  allem  konnte 
seine  Kriege  nicht  mehr  mit  dem  Aufgebot  führen,  das  ihm  die  lehnrecht- 
liche Verpflichtung  seiner  Magnaten  einerseits,  die  landrechtliche  Militär- 
dienstpflicht der  kleinen  freien  Grundbesitzer  andererseits  zur  Verfügung 
stellte.  Die  Zahl  dieser  kleinen  Gutsherren  war  zu  gering,  auch  waren  sie 
nicht  reich  genug,  um  die  Last  der  immer  kostspieligeren  Kampfart  zu 
tragen,  waren  auch  nicht  willens,  immer  wieder  ihre  bäuerlichen  Gutsbesitzer- 
pflichten zu  vernachlässigen.  Schon  im  12.  Jahrhundert  spielen  sie  in  der 
Heereszusammensetzung  keine  Rolle  mehr.  Und  die  großen  Lehnsherren 
waren  unzuverlässig.  Das  Lehnrecht  hat  sich  in  Deutschland  nicht  wie  etwa 
in  England  und  in  anderen  Ländern  während  des  10.  und  11.  Jahrhunderts 
so  fortgebildet,  daß  es  neue  den  modernen  Bedürfnissen  angepaßte  Regeln 
entwickelt  hätte.  Die  Verpflichtung  des  Lehnsmannes,  die  dort  mehr  oder 
weniger  genau  für  jeden  einzelnen  bestimmt  war1),  blieb  in  Deutschland  bis 
in  das  spätere  Mittelalter  eine  diskretionäre,  oder  blieb  besonderen  Ab- 
machungen vorbehalten.  Das  Lehnrecht  bewahrte  seinen  ursprünglichen 
Charakter  als  Recht  ehrenvollen  Dienstes;  die  Dienstpflicht  machte  den  Ver- 
pflichteten nicht  zum  ordentlichen  Diener,  sondern  blieb  gewissermaßen  eine 
Anstandspflicht,    die    man    freiwillig  auf  sich   genommen    und    nach  besten 

x)  Mitunter  war  bis  ins  Kleinste  geregelt,  wieviel  Tage  im  Jahr  Lehnsfolge  zu 
leisten  war;  ob  für  Kriege  und  Fehden  jeder  Art;  mit  wieviel  Rittern,  wieviel  Pferden, 
Knappen  und  Knechten;  in  welcherlei  Bewaffnung. 


Die  Genealogie  in  der  staufischen  Periode.  35 1 

Kräften  leistete,  wie  sich  das  unter  Gleichgestellten  ziemt,  von  denen  der 
eine  dem  anderen  wegen  materieller  Vorteile,  die  er  empfangen,  Gegen- 
dienst schuldig  ist  —  moralisch,  aber  nicht  von  Gesetzes  wegen.  Deshalb 
sind  denn  auch,  obwohl  der  Ruf  des  Lehnsherrn  zur  Lehnsfolge  nirgends 
so  oft  mißachtet  wurde  wie  in  Deutschland  bis  zur  staufischen  Periode,  die 
Verfolgungen  wegen  formell  erklärter  Felonie  bei  uns  selten  gewesen,  und 
die  Strafen  waren  in  der  Regel  lange  nicht  so  hart,  wie  die  alten  Lehns- 
rechte sie  androhten  und  wie  sie  in  Nachbarländern  verhängt  wurden.  Des- 
halb mußten  aber  auch  der  König  und  ebenso  die  anderen  Großen  trachten, 
sich  unabhängig  zu  machen  von  der  Notwendigkeit,  an  die  Lehnspflicht  ihrer 
Vasallen  zu  appellieren.  Sie  suchten  sich  lieber  aus  ihren  unfreien,  das 
heißt  persönlich  abhängigen,  jedem  Befehl  gehorsamen  Hintersassen  ein 
Ritterheer  zu  organisieren. 

Solche  unfreien  Hintersassen  waren  vor  allem  die  Ministerialen,  die  jeder 
Großgrundherr,  ob  weltlich  oder  geistlich,  hatte.  Das  Charakteristikum  der 
Ministerialen  war  durchaus  nicht,  wie  man  lange,  durch  den  Ausdruck  ver- 
leitet, angenommen  hat,  ihr  Dienst,  insbesondere  nicht  ihr  Hofdienst:  den 
besorgten  Knechte.  Wo  wir  Ministerialen  als  Kämmerer,  Truchsessen,  Schen- 
ken, Küchenmeister  finden,  da  waren  neben  ihnen  andere  untergeordnete 
Elemente,  die  den  wirklichen  Dienst  in  Haus,  Hof  und  Keller  versahen,  und 
der  war  dann  durchaus  nicht  ganz  besonders  ehrenvoll.  Wie  eigentlich  die 
Ehren-Hofämter  der  Ministerialen  entstanden  sind,  ist  heute  noch  nicht  recht 
klar,  außer  beim  Marschall,  in  dessen  Hand  —  das  ist  urkundlich  wenigstens 
für  das  13.  Jahrhundert  bezeugt  —  die  Organisation  des  militärischen  Auf- 
gebots der  kaiserlichen,  fürstlichen  und  herrschaftlichen  Hintersassen  lag. 
Auch  die  anderen  dienstmännischen  Hofbeamten  werden  ihren  Titel  als  In- 
haber eines  Amts  (nicht  eines  „Dienstes")  an  der  Spitze  der  grundherrlichen 
Organisation  geführt  haben.  Auf  diese  überaus  komplizierten  —  vor  allem 
auch  durch  böse  Irrungen  der  rechtsgeschichtlichen  Forschung  erschwerten 
Probleme  kann  hier  natürlich  nur  hingedeutet  werden;  aber  es  soll  doch 
wenigstens  gesagt  werden,  daß  es  absolut  verfehlt  und  ein  grobes  Mißver- 
ständnis ist,  von  einem  höfischen  Lakaien-  oder  Stallknechtsdienst  die 
rechtliche  Emanzipation  des  niederen  Adels  im  12.  und  13.  Jahrhundert  her- 
zuleiten; wie  man  das  lange  gesagt  und  wie  es  sonst  ernsthafte  Forscher 
gedankenlos  nachgeschrieben  haben.  Tatsächlich  waren  die  alten  Ministe- 
rialenfamilien im  11.  Jahrhundert  schon  wirtschaftlich  recht  unabhängige  Guts- 
besitzer. Eben  als  kleine  Gutsherren,  die  nur  rechtlich  abhängig  waren,  bildeten 
sie  eine  besondere  Klasse  der  großgrundherrlichen  Hintersassen,  lebten  auf 
vorgeschobenen  Posten  im  neuerschlossenen  großgrundherrlichen  Rodungs- 
gebiet, im  Kolonialland,  auf  Grenz-  Zoll-  und  Wachtburgen ;  oder  als  Meier 
auf  Zentralwirtschaftshöfen ;  als  Verwalter  und  Richter  im  Hofgericht  auf  den 
Pfalzen.  Sie  bildeten  miteinander  —  je  die  Ministerialen  eines  Großgrund- 
herrn —  nicht  nur  faktisch  eine  Klasse  für  sich,  sondern  waren  auch  schon 
organisiert,  hatten  ihr  eigenes  Ministerialenrecht  und  wußten  jedenfalls  um 
1100   schon    ihren  Willen   sehr   energisch   im  Rat   des  Herrn  —  und  wenn 


352  •    Die  Genealogie  in  der  staufischen  Periode. 

dieser  Herr  ein  Herzog  oder  Erzbischof  oder  der  König  selber  war  —  durch- 
zusetzen. Diese  Ministerialen  waren  ihrer  Lage  nach  durchaus  geeignet, 
den  Grundstock  eines  neuen  Standes  von  Ritterfamilien  zu  bilden. 

Die  Entstehung  des  niederen  Adels  im  12.  und  13.  Jahrhundert  ist  nun 
dadurch  erfolgt,  daß  einmal  diese  Dienstmannenfamilien  alle,  wer  auch  immer 
ihr  Herr  war  und  wie  auch  immer  ihr  Ministerialenrecht  aussehen  mochte, 
zu  einer  Standesklasse  mit  besonderen  gleichen  Rechten  verschmolzen;  und 
zwar  zunächst  nur  dadurch  —  aber  das  war  eben  eine  ungeheure  Um- 
wälzung — ,  daß  man  sie  alle  unter  das  Lehnrecht  stellte.  Ihre  Besitzungen 
mochten  Eigen-  oder  Amtsgut  oder  Leihgut  des  Herrn  (sogenanntes  Dienst- 
lehen —  unechtes  Lehen)  sein  —  danach  wurde  nicht  mehr  gefragt  und 
unterschieden:  im  Moment,  wo  das  allgemeine  Lehnrecht  auf  sie  angewendet 
wurde,  fielen  sie  persönlich  unter  das  Lehnrecht,  bei  dem  das  Hauptge- 
wicht auf  dem  persönlichen  ehrenvollen,  rechtlich  nicht  deklassierenden  Ab- 
hängigkeitsverhältnis zum  Herrn  lag.  Ich  habe  gar  keinen  Zweifel,  daß  hierin 
das  wichtige  und  entscheidende  Moment  zu  sehen  ist,  und  glaube,  daß  die 
ganze  große  rechtliche  und  wirtschaftliche  Umwälzung,  die  —  das  ist 
keine  Frage  —  im  12.  Jahrhundert  mit  der  Ausbildung  des  neuen  Ritter- 
adels eintrat,  leichter  verstanden  und  im  einzelnen  weiter  klargelegt  werden 
wird,  wenn  man  erst  allgemein  von  diesem  Gesichtspunkt  ausgeht. 

Ein  anderes  Moment  kommt  aber  hinzu.  Als  man  die  Ministerialen 
lehnsfähig  machte,  genügten  sie  ihrer  Zahl  nach  schon  nicht  mehr  für  das 
schnell  wachsende  Bedürfnis  der  Magnaten  nach  gutsgesessenen  Rittern.  Man 
verwendete  deshalb  zu  Rittern  alle  Leute,  die  man  dazu  brauchen  konnte  — 
sei  es  weil  sie  vermögend  genug  waren,  d.  h.  Grundbesitz  hatten,  der  groß 
genug  war,  daß  sie  vom  Ertrag  das  teure  Ritterleben  sich  leisten  konnten; 
sei  es,  daß  sie  als  Knechte  und  Besatzungsmannschaften  die  nötige  Waffen- 
fertigkeit besaßen:  dann  gab  man  ihnen  den  erforderlichen  Grundbesitz  (das 
ritterliche  Subsistenzgut,  wie  ich  es  genannt  habe)  aus  dem  Schatz  des 
eigenen  Besitzes;  vielfach,  wenn  nicht  in  der  Regel,  ungerodetes  Land  zur 
Fruktifikation.  Und  alle  diese  unorganisierten  Leute  verschiedener  Herkunft 
wurden  nun  auch  unter  das  Lehnrecht  gestellt  und  traten  dadurch  auf  die- 
selbe Stufe  wie  die  Ministerialen,  für  die  ihr  besonderes  Dienstrecht  als  das 
Mindere  bald  verblaßte  und  in  Vergessenheit  geriet. 

Das  alles  ist  natürlich  nicht,  wie  man  es  heute  machen  würde,  durch 
ein  sauber  paragraphiertes  allgemeines  Reichsgesetz  geschehen,  sondern  man 
ging  unmethodisch,  ganz  nach  Bedürfnis  vor.  Tatsächlich  finden  sich  schon 
im  12.  und  13.  Jahrhundert  die  größten  Unterschiede  unter  den  neuen  Ritter- 
familien. Den  alten  erprobten  Ministerialengeschlechtern  gab  man  gern 
noch  recht  viel  Land  zu  dem,  was  sie  bereits  hatten,  so  daß  manche  von 
ihnen  schon  um  1200  selbst  wieder  Ritter  als  Lehnsleute  unter  sich  haben 
konnten;  um  so  besser  für  den  Herrn,  dem  sie  dann  gleich  ein  kleines 
Aufgebot  ins  Feld  mitbringen  konnten.  Solche  mächtigen  Dienstmannen 
dünkten  sich  natürlich  mehr  als  die  ärmeren  Ritter.  In  Österreich  bildeten 
sie  wenigstens  gesellschaftlich  eine  Sondergruppe,  wurden  bald  Dienstherren 


Die  Genealogie  in  der  staufischen  Periode.  353 

genannt  und  heirateten  mit  Vorliebe  nur  untereinander.  Auch  die  großen  Fa- 
milien der  staufischen  Dienstmannen  scheinen  eine  Zeitlang  auf  dem  Wege 
zu  einem  ähnlichen  Emporwachsen  über  die  Geringeren.  Aber  zu  recht- 
licher Sonderung  ist  es  nicht  gekommen:  das  zeigt  uns  unzweideutig  die 
genealogische  Forschung  über  die  einzelnen  Familien.  Die  anscheinenden 
Merkmale  rechtlicher  Abschließung,  von  denen  wir  hören,  sind  der  Ausdruck 
einer  Ambition,  die  nicht  wirklich  erreicht  wurde.  Das  Bedürfnis  nach  Rittern 
trat  mit  so  elementarer  Gewalt  auf,  daß  es  alle  gesellschaftlichen  Hem- 
mungen überwand:  in  ganz  Deutschland,  auf  großen  und  kleinen  Herrschaften 
bildete  sich  eine  überall  doch  im  großen  und  ganzen  gleichgestellte,  recht- 
lich wenigstens  nach  oben  und  unten  —  dem  Bauern  und  dem  Dynasten 
gegenüber  —  in  gleicher  Weise  abgesonderte  ritterliche  Standesklasse. 

Die  Frage,  aus  welcher  Bevölkerungsschicht  die  einzelnen  Geschlechter 
dieses  niederen  Ritteradels  entsprossen  sind,  ist  damit  eigentlich  schon  be- 
antwortet. Viele  der  ältesten  und  angesehensten  sind  ehemalige  Ministerialen 
gewesen;  ganze  Gruppen  lassen  sich  aber  auch  als  ehemals  Hörige,  Bauern 
und  Zinsbauern  nachweisen;  oder  als  Bürger  der  damals  emporblühenden 
Städte.  Burgmannen,  die  wir  ihrem  Ursprung  nach  z.  T.  wohl  zu  den 
hörigen  Knechten  rechnen  müssen,  stellen  in  ganz  Deutschland  ein  starkes 
Kontingent.  Dann  kamen  aber  auch  in  einzelnen  Gegenden  freie  kleine 
Grundbesitzer  in  Frage.  Für  diese  war  damals  eine  unangenehme  Entscheidungs- 
zeit angebrochen.  Das  Reich  verlangte  ihren  Militärdienst  nicht  mehr  und 
kümmerte  sich  nicht  mehr  um  sie.  Sie  waren  also  dem,  der  als  Graf  ihr 
Gerichtsherr  war,  ausgeliefert.  Der  Graf  oder  Markgraf  oder  Herzog  durfte 
sie  allerdings  vorläufig  nicht  für  sich  zum  Militärdienst  verwenden.  Ziemlich 
unbehelligt,  „frei",  wie  man  noch  lange  sagte,  haben  manche  von  ihnen  in 
angesehener  kleingutsherrlicher  Lage  fortgelebt,  bis  sie  in  späteren  Jahr- 
hunderten durch  die  landesfürstlichen  Beamten  auf  dem  Wege  der  Steigerung 
der  Steuern  langsam  zu  bäuerlichen  Untertanen  herabgedrückt  wurden. 
Andere  aber  zogen  es  vor,  sich  durch  Ergebung  an  einen  großen  Herrn 
die  Möglichkeit  ritterlichen  Lebens  zu  erkaufen.  Aus  zahlreichen  Urkunden 
der  geistlichen  Herrschaften  (in  den  weltlichen  wurden  keine  derartigen  Ur- 
kunden aufgenommen)  wissen  wir,  daß  solche  Familien  sich  in  die  Ab- 
hängigkeit der  Großgrundherren  begaben.  Sie  wurden  da  freudig  auf- 
genommen. Man  reihte  sie  den  Ministerialen,  den  vornehmsten  und  selb- 
ständigsten Hintersassen,  bei,  gab  ihnen  noch  Gutsbesitz  als  Lehen  zu  dem, 
den  sie  mitbrachten,  hinzu:  sie  wurden  dafür  Ritter  ihres  neuen  Herrn. 

Diesen  Vorgang,  der  in  einzelnen  Fällen  ganz  klar  und  zweiffellos  fest- 
zustellen ist,  hat  ein  neuerer  Forscher,  Wittich,  derart  verallgemeinern  wollen, 
daß  er  meinte,  die  ganze  große  Masse  des  mittelalterlichen  niederen  Ritter- 
adels stamme  von  solchen  freien  Grundbesitzern;  eine  Behauptung,  die 
dadurch  noch  besondere  Tragweite  bekam,  daß  die  Forschung  bisher  nicht 
prinzipiell  zwischen  den  Dynasten  und  den  kleinen  freien  Gutsbesitzern 
unterschieden,  sondern  die  beiden  Gruppen  als  eine  institutionell,  d.  h.  ver- 
fassungsrechtlich ungetrennte  Klasse  als  freie  Herren  einander  gleichgestellt 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  23 


354  Die  Genealogie  und  das  Ständerecht  des  späteren  Mittelalters. 

hatte.1)  Die  Mehrzahl  der  deutschen  Uradelsfamilien  wäre  danach  ursprüng- 
lich den  Vorfahren  des  einst  dynastischen  hohen  Adels  verfassungsrechtlich 
gleichgestellt  gewesen  und  nur  im  Unterschied  zu  den  altdynastischen 
Fürstenhäusern  im  12.  Jahrhundert  „durch  die  Unfreiheit  hindurchgegangen". 
Diese  Ergebnisse  beruhen  auf  Quellenstudien,  die  —  wie  das  absolut  nötig 
war  —  genealogisch  sein  sollten,  aber  nicht  mit  genügender  genealogischer 
Kritik  durchgeführt  waren.  Sie  sind  von  Bode  am  gleichen  Quellenmaterial 
einer  streng  genealogischen  Kritik  unterzogen  und  widerlegt  worden.2) 

Gänzlich  verfehlt  ist  es  aber  andererseits  und  muß  als  unwissenschaft- 
lich zurückgewiesen  werden,  wenn  andere  Forscher  jenen  deutschen  niederen 
Adel  der  staufischen  Periode  den  Sklaven  der  Mamelukenhäuptlinge  gleich- 
gestellt und  geradezu  von  „Sklavenheeren"  der  Hohenstaufen  gesprochen 
haben  (Heinrich  VI.  führte  bekanntlich  seine  Kriege  fast  ganz  mit  nieder- 
adligen Rittern).  Nach  allem,  was  oben  über  die  institutionelle  Ausbildung 
des  niederen  Adels  gesagt  wurde,  kann  von  einem  derartigen  Vergleich 
gar  keine  Rede  sein.  Auch  hier  läßt  sich  durch  genealogische  Erforschung 
einzelner  Geschlechter  die  Zeichnung  leicht  korrigieren. 

Die  Frage  des  rechtlichen  und  des  tatsächlichen  Abschlusses  der  ritter- 
lichen und  niederadeligen  Gesellschaft  konnte  erst  in  der  nachstaufi sehen 
Zeit  akut  werden.  Solange  dieser  Adel  erst  geschaffen  werden  mußte,  wurde 
nicht  lange  nach  den  Ahnen  und  nach  früherer  rechtlicher  Lage  der  Leute 
gefragt,  die  man  zu  Rittern  machte,  weil  man  Ritter  brauchte. 

4.    Die  Genealogie  und  das  Ständerecht  des  späteren  Mittelalters. 

Die  Oeneaiogie  Die  Kaiser  und  die  Großen  des  Reichs,    die   alle    möglichen   Leute  zu 

UndredCht  deTde "Ritten  machten  und  die  ihre  besten  Dienstmannen  gar  nicht  genug  mit 
späteren  Mittel- Besitz  und  Einfluß  ausstatten  konnten,  kamen  dabei  in  Konflikt  mit  den 
kleineren  Dynasten:  denen  waren  die  mächtigsten  der  neuen  Adeligen  materiell 
vollkommen  gleichgerückt,  außerdem  durch  das  gemeinsame  Lehnrecht  auch 
rechtlich  ebenbürtig  geworden;  sie  mußten  sich  in  ihrem  gesellschaftlichen 
Bestände  bedroht  fühlen.  Das  brachte  sie  in  Opposition  zu  den  Re- 
gierungen der  größeren  Fürsten,  die  den  neuen  Adel  in  jeder 
Weise  förderten. 

Deshalb  und  auch  noch  aus  manchen  anderen  Gründen  war  der  alte 
dynastische  Adel  den  Fürsten  des  Reichs  im  Wege;  und  obwohl  es  sich 
um  ihre  engsten  Standesgenossen  und  teilweise  um  nahe  Verwandte  han- 
delte, haben  die  Fürsten  seit  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  die  weniger  mäch- 


*)  Ganz  besonders  verwirrend  macht  sich  der  Mangel  einer  scharfen  juristischen 
Trennung  der  alten  Aristokratie  von  den  kleinen  freien  Grundbesitzern  in  den  sonst 
adelsgeschichtlich  höchst  dankenswerten  Untersuchungen  Aloys  Schuhes  und  seiner 
Schüler  über  mittelalterliche  Adelsverhältnisse  fühlbar. 

2)  Vgl.  Bode,  Der  Uradel  in  Ostfalen,  1912;  eine  Arbeit,  die  als  Muster  der 
Verwertung  der  genealogischen  Methode  für  ständegeschichtliche  Arbeiten  bezeichnet 
werden  kann;  lediglich  kritisch,  ohne  blendendes  Resultat,  aber  für  den  Forscher  und  für 
jeden  aufmerksamen  orientierten  Leser  eine  Fundgrube  von  wertvollen  Schlaglichtern. 


Die  Genealogie  und  das  Ständerecht  des  späteren  Mittelalters.  355 

tigen  Dynasten,  die  mit  ihren  Herrschaften  zwischen  den  fürstlichen  Terri- 
torialgebieten eingekeilt  lagen,  möglichst  beseitigt.  In  allen  großen 
Fürstentümern,  vor  allem  in  den  Gegenden,  wo  die  Staufer  geschlossenen 
Besitz  hatten,  dann  in  den  Herzogtümern  Heinrichs  des  Löwen,  in  Österreich, 
sehen  wir  die  Dynasten  seit  1150  verschwinden.  Nur  wo  die  Einrichtung 
einer  großen,  geschlossenen,  fürstlichen  Landeshoheit  nicht  gelang,  wie  in 
der  Schweiz  und  am  ganzen  Rhein  entlang,  oder  wo  sie  wegfiel,  wie  im 
alten  Sachsen  und  Thüringen  1190,  im  engeren  staufischen  Gebiet  1268 
(tatsächlich  schon  unter  Friedrich  II.)  hielten  sich  dynastische  mindermächtige 
Familien  neben  einander  in  größerer  Zahl.  In  den  Fürstentümern  aber 
traten  an  die  Stelle  der  ausgestorbenen  oder  ausgewanderten  Dynastenhäuser 
fürstliche  niederadelige  Beamte.  Diesen  dienstmännischen  Beamten  wurden 
anfangs  wohl  zu  eigenem  Recht  (etwa  wenn  sie  Erben  ausgestorbener  Dy- 
nastenhäuser waren  oder  pfandweise  oder  als  Folge  der  Belehnung  mit  der 
Herrschaft)  die  ganzen  Befugnisse  des  früheren  dynastischen  Herrn  über- 
tragen, vor  allem  also  das  Blutgericht,  wenigstens  auf  den  eigenen  Gütern  — 
bis  dahin  ausschließliches  Recht  der  Dynasten.  Am  Rhein,  in  Niedersachsen, 
Thüringen;  in  Bayern,  Österreich  und  den  Alpenländern  finden  wir  alsbald 
Dienstmannen  als  Blutrichter,  z.  B.  die  von  Hagen,  Bolanden,  Wolfenbüttel, 
Haag,  Kuenring,  Taufers,  Welsberg  (ausgestorbenes  Haus).  Es  liegt  nahe, 
zu  vermuten,  daß  infolge  einer  derart  —  wenn  auch  nur  vereinzelt  —  prak- 
tisch gewordenen  prinzipiellen  Gleichstellung  mit  den  Dynasten  nun  auch 
eine  genealogische  Verschmelzung  der  beiden  Adelsschichten  stattgefunden 
hätte.  Die  Genealogien  der  einzelnen  Familien  beweisen  das  Gegenteil. 
Wohl  finden  wir  vereinzelt  schon  im  12.  Jahrhundert,  dann  allmählich  häufi- 
ger eheliche  Verbindungen  zwischen  Abkömmlingen  der  beiden  Adelsschichten, 
die  es  nunmehr  in  Deutschland  gab.  Aber  nebenher  läuft  doch  sehr  deut- 
lich ein  starkes  Gefühl  für  Unebenbürtigkeit.  Ende  des  15.  Jahrhunderts 
verdichtet  sich  dieses  Empfinden  zu  der  Anschauung,  daß  eine  regelrechte 
Ehe  zustande  kommen  könne,  ohne  daß  Frau  und  Kinder  Stand,  Rang  und 
Sonderrechte  des  hochadeligen  Mannes  teilen  und  erben  mußten.  Man  nannte 
dann  eine  solche  Ehe  morganatisch.  Damit  war  eine  neuartige  Rechts- 
einrichtung zustande  gekommen,  die  seither  von  der  deutschen  Staatsrechts- 
wissenschaft oft  —  wenn  auch  meist  im  Anschluß  an  schwebende  Streitfälle 
und  selten  in  unbefangener  Würdigung  der  tatsächlichen  historischen  Ent- 
wicklung —  behandelt  worden  ist.  Diese  morganatische  Ehe  und  das  ihr 
zugrunde  liegende  Rechtsinstitut  der  Ebenbürtigkeit  als  Rechtsverhältnis 
im  hohen  Adel  sind  spezifisch  deutsche  Errungenschaften.  Bis  heute  ist 
das  Ebenbürtigkeitsrecht,  das  wegen  seiner  mangelhaften  wissenschaftlichen 
Durchbildung  immer  wieder  zu  praktisch  folgenschweren  Mißverständnissen 
geführt,  eines  der  wichtigsten  Gebiete  engster  Beziehungen  zwischen  Genea- 
logie und  Rechtswissenschaft. 

Solange  es  nur  einen  Adel  in  Deutschland  gab,  ist  es  zu  Streitfragen 
in  bezug  auf  Ebenbürtigkeit  nicht  gekommen.  Die  Dynasten  der  vor- 
staufischen   Zeit   bildeten    eine    kleine,    eng   geschlossene  Kaste.     Eine  Ver- 

23* 


356  Die  Genealogie  und  das  Ständerecht  des  späteren  Mittelalters. 

bindung  mit  einer  Frau  aus  einer  Familie,  die  nicht  zur  Kaste  gehörte,  war 
einfach  nicht  Ehe.  Die  Kirche  stand  vollständig  unter  dem  Gesetz  dieser 
Kaste.  Kein  Fall  ist  überliefert,  in  dem  sie  damals  eine  Dynastenverbindung, 
bei  der  die  Frau  aus  geringerem  Volkskreise  stammte,  eingesegnet  hätte. 

Aber  der  Dynastenstand  begann  schon  um  1100  sich  aufzulösen.  Es 
handelt  sich  da  um  eine  bis  heute  wenig  erforschte  Entwicklung,  die  sich 
vorläufig  nicht  in  kurzen  Sätzen  überzeugend  klarlegen  läßt.1)  Jedenfalls 
finden  wir  seit  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  verarmte  Dynastenfamilien,  die 
offenbar  aus  ihrer  Kaste  ausschieden.  Wir  hören,  daß  sich  Erbtöchter  sol- 
cher Häuser  mit  Dienstmannen  verheirateten  und  ihnen  Grundbesitz  ihres 
Hauses  vererbten.  Es  scheint,  daß  damals  auch  schon  in  ganz  vereinzelten 
Fällen  eine  verarmte  Linie  eines  Dynastenstammes  sich  geradezu  in  die  Dienst- 
mannschaft eines  Fürsten  hat  aufnehmen  lassen  (urkundlich  zweifellos  belegt 
ist  allerdings  bisher  kein  Fall).  Außerdem  scheint  es,  daß  um  diese  Zeit 
die  Anschauung  aufkam,  daß  Verbindung  eines  Dynasten  mit  einer  Frau  aus 
dienstmännischem  (unfreiem)  Stande  Ehe  mit  allen  familien-  und  erbrecht- 
lichen Folgen  der  Ehe  sein  konnte,  doch  unter  Wahrung  des  sogenannten 
Grundsatzes  der  „ärgeren  Hand",  d.  h.  so,  daß  die  Kinder  dann  Dienst- 
mannen des  Herrn  der  Mutter  wurden.  Das  wäre  dann  ein  Gegenstück  zum 
Prinzip  der  morganatischen  Ehe  gewesen;  praktisch  von  ganz  anderer  Be- 
deutung: denn  die  spätere  morganatische  Ehe  wurde  für  die  bedeutenden 
Fürstenhäuser  geschaffen,  während  jene  Art  der  Deklassierung  eines  Dynasten- 
hauses nur  die  kleinsten,  die  herabgekommenen,  traf.  Es  wäre  sehr  interes- 
sant, wenn  die  Genealogie  hier  noch  einiges  aufklären  könnte,  denn  voll- 
kommen urkundlich  sichergestellt  scheint  mir  auch  da  bisher  kein  Fall,  wenn- 
gleich oft  genug  in  der  genealogischen  und  in  der  rechtshistorischen  Literatur 
mit  dem  Ausdruck  „entfreit"  gearbeitet  wird. 

Seit  dem  13.  Jahrhundert  können  wir  dagegen  deutlich  verfolgen,  wie 
die  gesellschaftliche  Gleichstellung  des  dynastischen  mit  bevorzugten  Kreisen 
des  niederen  Adels  zunahm,  der,  wie  bereits  betont,  verfassungsrechtlich  da- 
mals schon  vereinzelt  ganz  in  die  Stellung  des  hohen  Adels  aufgerückt  war. 
Wir  finden,  daß  in  immer  zahlreichen  Fällen  Töchter  angesehener  nieder- 
adeliger Häuser  in  hochadelige  Häuser  hineinheirateten,  ohne  daß  die  Kinder 
solcher  Ehen  dadurch  in  das  der  Familie  der  Mutter  anhaftende  besondere 
Unterwerfungsverhältnis  irgend  einem  Fürsten  gegenüber  eintraten.2)  An- 
dererseits finden  wir,  daß  man  seitdem  bei  herabgekommenen  Familien  offen- 
bar infolge  von  derartigen  Heiraten  den  Nachkommen  nicht  mehr  die  beson- 
deren Rang-  und  Titelehren  gab,  die  man  im  allgemeinen  auch  dem  ver- 
armten Dynastensprößling  im  Unterschied  zum  niederadeligen  Herrn  zuer- 
erkannte:  Vortritt,  Anrede  „Freier"  oder  auch  nur  „Herr".  Daß  auf  diese  Weise 
verfassungsmäßige  Rechte  verloren  gingen,  läßt  sich  wiederum  nicht  nachweisen. 


x)  Vgl.  meinen  oben  zitierten  Aufsatz  aus  der  Festschrift  für  Zitelmann,  1913. 

8)  Einige  merkwürdige  Freiungsurkunden  für  Kinder  solcher  Ehen,  die  für  die  Zeit 
von  Rudolf  von  Habsburg  bis  Sigismund  überliefert  sind,  müssen  rechtsgeschichtlich 
noch  kritischer  beleuchtet  werden  als  es  bisher  geschehen. 


Die  Genealogie  und  das  Ständerecht  des  späteren  Mittelalters.  357 

Mit  den  Rechten  der  Dynasten  im  späteren  Mittelalter  stand  es  über- 
haupt nicht  ganz  klar.  Schon  unter  Barbarossa  war  der  hohe  Adel  in  Be- 
zug auf  seine  verfassungsrechtliche  Stellung  formell  gespalten  worden:  der 
Kaiser  schied  einige  Familien  aus,  deren  Chefs  künftig  als  Fürsten  galten, 
und  zwar  so,  daß  nur  der  Fürst  war,  der  selbst  oder  dessen  direkter  Vorfahr 
dazu  vom  Kaiser  gemacht  worden.  Aber  schon  Kaiser  Friedrich  II.  stellte 
diesen  Fürsten  in  Bezug  auf  ihre  landesherrlichen  Befugnisse  (und  das  war 
das  wichtigste)  alle  anderen  gleich,  die  über  ein  reichsunmittelbares  Terri- 
torium verfügten,  während  gleichzeitig  unter  den  Fürsten  eine  weitere  staats- 
rechtlich bedeutsame  Auslese  sich  vorbereitete:  die  Kurfürsten  konzentrierten 
auf  sich  Rechte,  die  nicht  allen  Fürsten  zukamen. 

Überall  wurde  mehr  und  mehr  die  besondere  Rechtslage  der  Familie, 
die  man  anfing  sich  durch  ihren  Chef  repräsentiert  zu  denken,  abhängig  ge- 
macht von  den  besonderen  Verhältnissen  ihres  Territoriums:  die  fürstliche 
oder  die  reichsunmittelbare  Stellung  übertrug  sich  gewissermaßen  auf  den 
Gebietskomplex,  der  einer  Familie  zur  Grundlage  ihrer  Stellung  diente.  Das 
hatte  zur  Folge,  daß  man  schon  Ende  des  Mittelalters  es  möglich  fand,  den 
Erwerber  eines  reichsunmittelbaren  Gebietes  selbst  als  reichsunmittelbar, 
eines  reichsständischen  Gebietes  als  reichsständisch  anzusehen:  ein  weiterer 
bedeutsamer  Schritt  heraus  aus  dem  alten  Kastengeist  des  vorstaufischen 
Adels.  Damit  wurde  dann  die  Auffassung  langsam  vorbereitet,  daß  man 
einem  Mann  irgend  einen  Titel  geben  könne,  ohne  ihn  in  die  Rechtslage  zu 
versetzen,  die  im  allgemeinen  mit  dem  Innehaben  solcher  Titel  verknüpft 
schien.  Die  Entwicklung  des  Titelverleihungsrechts  zu  seiner  heutigen  Blüte 
gehört  der  neuen  Zeit  an,  aber  die  Anfänge  reichen  in  das  14.  Jahrhundert 
zurück. 

Wie  der  Kaiser  Karl  IV.  zuerst  darauf  gekommen  sein  kann,  einen  Men- 
schen, der  nicht  Ritter  noch  von  ritterlichem  Stamme  war,  aus  kaiserlicher 
Machtvollkommenheit  für  adelig  zu  erklären,  ist  bisher  noch  nie  untersucht 
worden.  Jedenfalls  war  dadurch  der  bereits  bestehende  Ritteradel  gezwungen, 
sich  über  seine  besondere  Rechtslage  Rechenschaft  zu  geben.  Gesetzliche 
Voraussetzungen  über  Zugehörigkeit  zum  Adel  waren  nie  aufgestellt  worden. 
Der  Abschluß  hatte  sich  gesellschaftlich  so  vollzogen,  daß  man  im  allge- 
meinen alle  als  zugehörig  zum  Adel  ansah,  die  väterlicher-  und  mütterlicher- 
seits von  ritterlich  gebornen  und  erzogenen  Eltern  stammten.  Ausnahms- 
weise nahm  man  wohl  immer  noch  Nichtadelige  auf;  und  eine  strenge 
Ebenburtsregel  bildete  sich  nicht  aus.  Aber  im  allgemeinen  war  doch  Her- 
kunft aus  ritterlichem  „Blute"  bereits  im  13.  Jahrhundert,  was  die  ritterliche 
Gesellschaft  von  denen  voraussetzte,  die  sie  als  adelig  anerkannte.  Man  ver- 
langte in  Zweifelfällen  vier  ritterliche  Ahnen.     Nun  griff  der  Kaiser  ein! 

Die  älteren,  nie  geadelten,  lediglich  durch  die  Macht  der  Verhältnisse 
in  das  Rittertum  hineingeführten  Familien  (Ritterschlag  war  nicht  absolut 
notwendig;  Herkunft  aus  ritterlicher  Familie  genügte)  wehrten  sich  im  Mittel- 
alter merkwürdigerweise  gar  nicht  gegen  den  neuen  Briefadel,  aber  sie 
schlössen   sich   nun   wenigstens   gesellschaftlich   gegen  Kreise  ab,  die   nicht 


358  Die  adelsrechtliche  Entwicklung  seit  Ausgang  des  Mittelalters. 

ganz  aus  gleichen  Verhältnissen  stammten.  Ende  des  Mittelalters  entstand 
eine  scharfe  Kluft  zwischen  dem  Landadel  und  dem  ritterlichen  patrizischen 
Adel.  Im  Landadel  selbst  bildeten  sich  Genossenschaften,  die  später  be- 
sondere politische  Rechte  gewonnen  haben;  ähnlich  dem  Verband  —  oder  viel- 
mehr den  Verbänden  —  des  westdeutschen  reichsunmittelbaren  Adels.  Endlich 
verschärfte  der  Adel  noch  Ende  des  Mittelalters  die  Zulassungsbedingungen 
zu  den  Stiftern  und  Klöstern,  in  denen  er  statutenmäßig  allein  zugelassen 
war:  die  Zahl  der  geforderten  Ahnen  war  schon  um  1500  meist  auf  acht 
erhöht,  während  man  früher  mit  vier  sich  begnügt  hatte. 

Im  allgemeinen  ist  die  Geschichte  des  hohen  wie  des  niederen  Adels 
im  späteren  Mittelalter  noch  wenig  erforscht.  Das  vorhandene  massenhafte 
Urkundenmaterial  ist  nur  zum  kleinsten  Teil  gedruckt.  Infolgedessen  ist  es 
schwer,  sichere  Genealogien  aufzustellen,  und  ohne  einen  solchen  sicheren 
Rückhalt  läßt  sich  auch  die  Rechtslage  im  einzelnen  wie  im  ganzen  nur 
schwer  feststellen,  zumal  so  vieles  damals  in  Wandel  und  Wechsel  war. 

5.  Die  adelsrechtliche  Entwicklung  seit  Ausgang 

des  Mittelalters. 

Die  adelsrecht-  Auch  für  die  neue  Zeit  hat  die  adelsrechtliche  Forschung  in  der  Genea- 

lung  sek^Aus-  l°gie  der  einzelnen  Familien  einen    sicheren    undj  notwendigen  Führer.     Es 
gang  des  Mittel- läßt  sich  nur  dadurch  ein  zuverlässiger  Überblick  über  den  vom  deutschen 
Adel   durchmessenen   Entwicklungsgang  gewinnen,   daß   man   Einzelbeobach- 
tungen über  die  allmählich  wechselnde  Rechtslage  vieler  Familien  häuft.    Die 
überlieferten  Bestimmungen  einiger  Staatsverfassungen  genügen  nicht. 

Um  1500  haben  wir  in  Deutschland  einen  hohen  Adel,  der  noch  immer 
durchweg  —  wenn  auch  schon  nicht  ganz  ausnahmslos  —  altdynastischen 
Ursprungs  ist  vom  Kaiser  hinab  bis  zum  kleinsten  Grafen.  Dem  niederen 
Adel  gegenüber  hat  er  sich  aber  schon  eine  Grenze  geschaffen,  die  ganz  for- 
meller Natur  ist  und  mit  Abstammung  nichts  zu  tun  hat:  Graf  ist  der  min- 
deste Titel  eines  hochadeligen  Herrn  geworden.  Hochadelige  Familien,  wie 
die  Hohenlohe,  Isenburg,  Mors  und  andere,  die  den  Grafentitel  nicht  zu 
führen  pflegten,  hatten  ihn  noch  im  15.  Jahrhundert  unbehelligt  angenommen. 
Andere  Familien,  die  fürchten  mochten,  mit  der  Annahme  auf  gesellschaft- 
liche Schwierigkeiten  seitens  des  hochadeligen  Kreises  zu  stoßen,  hatten  sich 
den  Grafentitel  vom  Kaiser  „bestätigen"  lassen  oder  taten  das  noch  im 
16.  Jahrhundert;  sodaß  man  für  das  16.  Jahrhundert  im  allgemeinen  (Aus- 
nahmen hat  es  im  vielgestaltigen  deutschen  Staatsrecht  stets  gegeben)  als 
Regel  aufstellen  kann:  Jedes  hochadelige  Haus,  das  auf  seinem  Territorium 
landesherrliche  Befugnisse  ausübte  und  im  Reichstag  vertreten  war,  führte 
den  Grafentitel  oder  einen  höheren  Titel. 

Dagegen  zählten  zu  den  niederadeligen  Häusern  alle  übrigen.  Also 
einige  wenige  altdynastische  Familien,  die  es  nicht  bis  zu  reichsständischer 
Stellung  gebracht;  dann  der  Adel,  der  von  den  dienstmännischen  und  den 
gleichgestellten    Rittergeschlechtern    der    staufischen    Zeit   stammte,    ergänzt 


Die  adelsrechtliche  Entwicklung  seit  Ausgang  des  Mittelalters.  359 

durch  einige  gesellschaftlich  rezipierte  jüngere  Elemente;  endlich  der  neue 
Briefadel.  Die  Sonderstellung  des  reichsfreien  Adels  in  Schwaben,  Franken 
und  am  Rhein  beruhte  auf  der  nahezu  landeshoheitlichen  Gewalt,  die  dieser 
Adel  auf  seinen  reichsunmittelbaren  Gütern  ausübte,  und  auf  seiner  beson- 
deren, positiv  allerdings  ziemlich  bedeutungslosen  Rechtsstellung  im  Reichs- 
verband. Die  Genealogie  der  einzelnen  Familien  zeigt  uns,  daß  eine  strenge 
gesellschaftliche  Sonderung  (ohne  die  ein  Adel  nichts  bedeutet)  zwischen  den 
Reichsfreien  und  den  sogenannten  Landsässigen  zu  keiner  Zeit  bestanden  hat. 
Es  ist  also  sicherlich  übertrieben,  wenn  man  aus  der  formellen  verfassungs- 
rechtlichen Sonderlage  des  reichsfreien  Adels  darauf  schließen  will,  daß  er 
eine  Mittelstufe  zwischen  hohem  und  niederem  Adel  eingenommen.  Das  läßt 
sich  eben  nur  formell-verfassungsrechtlich  behaupten. 

Der  Adel  der  einzelnen  Territorien  vom  Kurfürstentum  herab  bis  zur 
Grafschaft  hatte  noch  im  Mittelalter  überall  ziemlich  gleichmäßig  korporativ 
einen  gewissen  Einfluß  auf  die  landesherrliche  Regierung  erlangt.  Diese 
ständische  Teilnahme  an  der  Regierung  hat  in  Deutschland  während  der 
Periode  des  Absolutismus  überall  nachgelassen,  weniger  durch  verfassungs- 
gesetzliche Einschränkung  als  tatsächlich.  Dagegen  entwickelte  sich  sowohl 
für  den  hohen  wie  für  den  niederen  Adel  eine  eigentümliche  Rechtseinrich- 
tung: die  Autonomie.  Jede  einzelne  Linie  eines  adeligen  grundherrlichen 
Hauses  maßte  sich  mit  Erfolg  im  Lauf  der  Zeit  gewisse  Befugnisse  an,  das 
Erbrecht  und  Familienrecht  ihrer  Mitglieder  eigenmächtig  ohne  Rücksicht 
auf  landrechtliche  Regeln  zu  bestimmen.  In  Testamenten  und  Haus-  und 
Stammgutsordnungen,  später  in  Fideikommißstiftungen  setzte  sich  dieser  An- 
spruch durch. 

Dabei  war  es  ganz  allein  der  Genealogie  überlassen,  festzustellen,  wer 
in  jedem  Fall  nach  den  besonderen  Bestimmungen  zur  „Familie"  gehörte. 
Dies  Recht  der  Autonomie  verließ  sich  auch  noch  in  anderer  Beziehung  auf 
die  Genealogie:  Es  wurde  allgemein  anerkannt,  daß  der  adelige  Grundherr 
unter  anderem  die  Nachfolge  in  seine  Güter  davon  abhängig  machen  konnte, 
daß  seine  Besitznachfolger  eine  Anzahl  (vier,  acht,  sechzehn)  adelige  Ahnen 
haben  müßten  —  analog  den  Aufnahmebestimmungen  der  meisten  adeligen 
Klöster  und  Stifter,  oder  daß  er  die  Nachfolge  in  den  Familienbesitz  von 
einer  adeligen  Standeslage  des  betreffenden  Anwärters  abhängig  machen 
konnte.  Damit  war  materiell  in  jedem  Fall  ein  besonderes  Familieneben- 
burtsrecht  geschaffen;  denn  im  einen  Falle  schloß  die  bürgerliche  Frau  oder 
die  Frau  ohne  genügende  adelige  Ahnen  ihre  Kinder  von  der  Erbfolge  aus, 
im  anderen  Falle  ging  wenigstens  die  an  einen  Nichtadeligen  verheiratete 
Tochter  ihres  Eventualerbrechts  für  sich  und  ihre  Kinder  verlustig.  Ein  all- 
gemeines Ebenburtsrecht  solcher  Art  entwickelte  sich  nicht.  Dafür  war  der 
Adel  schon  viel  zu  wenig  homogen  der  ursprünglichen  Abstammung  nach 
zusammengesetzt.  Aber  diese  besonderen  Familienebenburtsrechte  bestanden 
fort.  Im  hohen  Adel  sind  sie  heute  noch  anerkannt,  insofern  unsere  hoch- 
adeligen Häuser  auch  durch  die  neuste  Gesetzgebung  autorisiert  sind,  durch 
besondere  Bestimmungen  ihr  Familienrecht  mit  Gesetzeskraft  zu  regeln.    Ja 


360  Die  adelsrechtliche  Entwicklung  seit  Ausgang  des  Mittelalters. 

es  besteht  sogar  die  rechtliche  Vermutung  für  alle  unsere  hochadeligen  Fa- 
milien, daß  sie  ihr  Familien-  und  speziell  ihr  Ebenburtsrecht  geregelt  haben, 
so  daß  man,  wenn  eine  solche  Regelung  nie  ausdrücklich  erfolgt  ist,  an- 
nimmt, sie  ergebe  sich  aus  den  bisherigen  Gewohnheiten  des  betreffenden 
Hauses.  Es  muß  dann  der  Genealogie  überlassen  bleiben,  festzustellen,  an 
welche  besondere  Ebenburtsgrenze  sich  das  Haus  (z.  B.  das  Haus  Zollern) 
tatsächlich  gebunden  erachtet  hat. 

Der  niedere  Adel  hat  zumeist  in  der  napoleonischen  Zeit,  die  ehemals 
reichsunmittelbaren  Familien  teilweise  erst  1848,  ja  endgültig  erst  durch  die 
Einführung  des  bürgerlichen  Gesetzbuches  1900,  die  Autonomie  mit  den 
Resten  landesherrlicher  Gewalt  über  Gutsangesessene  verloren.  Aber  so  gut 
wie  in  Stifts-,  Klöster-  und  Ordensstatuten  hat  sich  in  den  Fideikommiß- 
bestimmungen  kraft  des  modernen  Lehn-,  Stammguts-  und  Fideikommiß- 
rechts  dieses  alte  familienweise  verschieden  normierte  Ebenburtsrecht  bis 
heute  erhalten,  so  daß,  wo  es  statuiert  worden  ist  oder  noch  statuiert  wird, 
die  Genealogie  immer  noch  als  unmittelbare  Auslegungsquelle  dient. 

Auch  für  das  Titelrecht  spielt  die  Genealogie  als  Recht  weisende  Wissen- 
schaft in  der  neueren  Zeit  und  bis  heute  weiter  ihre  alte  Rolle.  Der  Adels- 
titel als  Familienattribut  ohne  Rücksicht  auf  ein  besonderes  Amt  ist  in 
Deutschland  im  Anfang  der  staufischen  Periode  zur  Entwicklung  gekommen. 
Damals  hat  sich  der  Grafentitel  in  der  Weise  vom  Grafenamt  gelöst,  daß 
auch  Mitglieder  der  Familie  eines  Grafen,  die  selbst  am  Grafenamt  gar  nicht 
beteiligt  waren  —  also  die  Gattin;  die  Kinder  von  der  Geburt  an  —  den 
väterlichen  Titel  führten,  während  andrerseits  die  Amtsfunktionen  eines  Grafen 
vielfach  von  Herren  ausgeübt  wurden,  die  sich  nicht  Grafen  nannten.  Endlich 
gab  man  den  Burggrafentitel  seit  jener  Zeit  mitunter  den  Häuptern  einer  Burg- 
mannschaft, selbst  wenn  mit  der  Burghauptmannsstellung  ein  gräfliches  Amt 
überhaupt  nicht  verbunden  war.  Als  im  späteren  Mittelalter  der  hohe  Adel 
immer  bestimmter  sich  an  die  Landeshoheit  knüpfte,  so  daß  der  Begriff  des 
reichsständischen  Territoriums  entstehen  konnte,  und  gleichzeitig  der  Kaiser 
die  Verleihung  vererblicher  Adelstitel  zu  einem  Recht  Ehren  auszuteilen  ge- 
staltete, mußte  es  nahe  liegen,  immer  höhere  Titel  zu  verleihen,  ohne  Rück- 
sicht darauf,  ob  die  beehrte  Familie  auch  die  staatsrechtliche  Stellung  inne 
hatte,  die  ursprünglich  in  der  Regel  mit  dem  betreffenden  Titel  verbunden 
gewesen.  Auf  diesem  Wege  sind  wir  heute  soweit  gekommen,  daß  nieder- 
adeligen Herren  sogar  der  Herzogstitel  zuerkannt  wird.  Das  Deutsche  Titel- 
recht und  das  damit  eng  verbundene  Recht  auf  besondere  Prädikate,  das 
schon  unter  dem  alten  Reich  merkwürdige  Blüten  getrieben  hatte,  ist  heute 
zu  grotesken  Formen  gediehen,  die  nur  in  allen  Variationen  aufzuzählen 
eine  eigene  Abhandlung  erfordert.  Die  Genealogie  ist  insofern  bei  den 
Rechten  auf  besondere  Titel  immer  noch  wichtig,  als  es  ihr  überlassen  ist 
festzustellen,  auf  wen  die  erblich  erteilte  Berechtigung  übergeht. 

Wo  immer,  sei  es  aus  rein  historischem  oder  verfassungsgeschichtlichem 
oder  auch  aus  praktisch-juristischem  Interesse  Rechtsverhältnisse  des  deutschen 
Adels   in   früheren  Jahrhunderten  maßgebend  erscheinen,  ist  die  Genealogie 


Die  rechtliche  Lage  des  heutigen  hohen  Adels.  361 

der  einzelnen  Familien  die  wichtigste,  oft  die  einzige  Quelle.  Gesetzliche 
Regelungen  irgendwelcher  Adelsrechte  hat  es  früher  kaum  gegeben.  Alles 
war  der  lebenden  täglich  wechselnden  Praxis  überlassen.  Wo  ein  Gelehrter 
(wie  der  berühmte  Jakob  von  Andlau)  versuchte,  in  moderner  Manier  zu 
systematisieren,  kam  gar  leicht  eine  Formel  heraus,  die  nicht  allgemein- 
gültig war.  Jedenfalls  können  wir  uns  nirgends  auf  derartige  Formulierungen 
verlassen,  sondern  müssen  überall,  um  zu  finden,  was  Adelsrecht  war,  nach- 
forschen, wie  von  den  einzelnen  Familien  ein  besonderes  Adelsrecht  ausgeübt 
und  eingehalten  wurde.  Und  dabei  ist  eben  das  beste,  für  die  mittelalter- 
liche Zeit  das  einzige  Hilfsmittel  die  Genealogie  der  adeligen  Häuser. 

III.  Die  rechtliche  Lage  des  heutigen  hohen  Adels. 

Der  hohe  Adel  ist  heute  nicht  mehr  eine  Gemeinschaft  der  Nachkommen  D',e  rechthche 

Lage  des 

solcher  Geschlechter,  die  im  Mittelalter  dem  niederen  Ritteradel  gegenüber  heutigen  hoher, 
die  alte  Adelskaste  der  Dynasten  genealogisch  fortsetzten.  Zum  hohen  Adel 
gehören  heute  alle  die  und  nur  die  Familien,  die  von  unserem  modernen 
Verfassungsrecht  ausdrücklich  als  besonders  privilegierter  Adelsstand  aner- 
kannt werden.  In  dieser  Lage  sind  zwei  Gruppen  von  Familien:  in  erster 
Linie  solche,  deren  Haupt  in  irgend  einem  Staate  regiert;  in  der  Regel  rechnet 
man  ihnen  die  Familien  zu,  die  seit  1815  irgendwo  regiert  haben,  aber  mo- 
mentan ihres  Thrones  verlustig  sind;  wie  das  Haus  Hannover,  das  Haus 
Orleans,  das  Haus  Braganza.  Die  zweite  Gruppe  umfaßt  die  deutschen 
standesherrlichen  Häuser,  das  sind  Familien,  die  seit  dem  Jahre  1815  aus- 
drücklich durch  Beschluß  der  deutschen  Bundesversammlnng  als  standes- 
herrlich anerkannt  worden  sind.1) 

Die  Verhältnisse  der  sogenannten  regierenden  Familien  sind  in  den  Staats- 
verfassungen geregelt,  oder  es  ist  den  Familien  verfassungsmäßig  die  Regelung 
durch  eigenes  Familiengesetz  zugebilligt.  Sie  sind  in  der  Lage  und  zum  Teil 
durch  das  Thronfolgerecht  verpflichtet,  die  Erbfolge  für  ihre  Familienglieder 
abweichend  vom  allgemeinen  bürgerlichen  Recht  zu  regeln;  ebenso  das  Fa- 
miliengüterrecht; ferner  den  Großjährigkeitstermin,  das  Vormundschafts- 
recht, das  Eherecht.  Außerdem  gebühren  ihnen  meist  besondere  Ein- 
künfte, ein  besonderer  Gerichtsstand  und  ein  besonderer  strafrechtlicher 
Schutz.  Endlich  sind  ihnen  zum  größeren  Teil  besonderer  Rang  und  be- 
sondere Titel  vorbehalten.  International  ist  ihre  Stellung  durch  eine  gewisse 
Exterritorialität  privilegiert. 

Unklar  und  ungleichmäßig  geregelt  ist  ihr  eigentümliches  Eherecht,  das 
ihnen  insofern  eine  Sonderlage  gibt,  als  sie  regelmäßig  von  den  Frauen,  die 
sie  als  Gattinnen  in  ihre  Familie  aufnehmen,  eine  besonders  vornehme  Her- 
kunft verlangen  müssen:  nach  dem  sogenannten  Prinzip  der  Ebenbürtigkeit! 


*)  Die  Definition  des  Begriffs  Standesherr,  der  in  juristischen  Lehrbüchern  durch- 
weg historisch,  nicht  formalrechtlich  gefaßt  wird,  habe  ich  in  meinen  „Grenzen  des 
Fürstenrechts"  1906  richtig  gestellt. 


362  Die  rechtliche  Lage  des  heutigen  hohen  Adels. 

Die  Tatsache  der  Ebenbürtigkeit  wurde  Jahrhundertelang,  wenigstens 
soweit  es  sich  um  inländische  Familien  handelte,  durch  die  Genealogie  be- 
stimmt. Die  Familien  waren  einander  je  nach  ihrer  Herkunft  gleichgestellt 
oder  nicht.  Es  ließen  sich  also  durch  Unterscheidung  ständisch,  d.  h.  staats- 
rechtlich verschieden  gestellter  Familiengruppen  allgemeine  Ebenburtsregeln 
aufstellen.  Nach  solchen  allgemeinen  Regeln  hat  man  das  ganze  Mittelalter 
hindurch  entschieden.  Aber  mit  Beginn  der  neuen  Zeit  traten  einige  Fürsten 
mit  dem  Anspruch  auf,  selbst  zu  bestimmen,  welche  Frau  für  sie  ebenbürtig 
sei.  Diese  Tendenz  ist  zwar  in  Deutschland  wenigstens  in  vielen  Fällen  er- 
folgreich bekämpft  worden,  so  daß  sich  ein  eigenes  Institut,  die  morgana- 
tische Ehe,  für  Fälle  vollkommen  gesetzmäßiger  aber  nach  allgemeiner  An- 
schauung unebenbürtiger  Ehen  ausbildete.  Aber  die  „allgemeine  Anschauung" 
darüber,  wer  als  ebenbürtig  zu  gelten  habe,  war  hinfort  trotz  aller  Eben- 
burtsdefinitionen  und  -begriffe,  die  aufgestellt  und  verteidigt  wurden,  nicht 
einheitlich.  Heute  hat  jedes  regierende  Haus  und  mitunter  innerhalb  eines 
Gesamthauses  jede  Linie  ihren  eigenen  besonderen  Ebenburtsmaßstab:  ent- 
weder familiengesetzlich  oder  gewohnheitsmäßig  bestimmt.1)  Das  hindert 
nicht,  daß  in  jedem  zweifelhaften  Fall  leicht  verschiedene  Auffassungen  ver- 
teidigt werden  können.  Der  moderne  hohe  Adel  ist  eben  dem  Blute  nach 
heute  eine  äußerst  gemischte  Gesellschaft.  Wenn  der  Genealoge  feststellen 
muß,  daß  eine  Frau  wegen  unadeliger  Ahnen  nicht  einmal  in  halbwegs  strengen 
niederadeligen  Damenstiftern  aufnahmefähig  wäre,  so  wird  er  dem  Juristen 
ungern  zugeben,  daß  diese  Dame  unter  Umständen  als  formell  ebenbürtig 
die  ältesten  Throne  besteigen  kann,  während  das  für  die  meisten  Mädchen 
mit  tadellos  „reinu  adeligem  Blut  immer  noch  ausgeschlossen  ist. 

So  unerfreulich  dieser  Zustand  für  den  Historiker  und  Genealogen  ist, 
so  muß  doch  zugegeben  werden,  daß  auf  diesem  Wege  die  tatsächlich  rapid 
zunehmende  Vermischung  der  regierenden  Familien  mit  niederadeligem  und 
bürgerlichem  Blute,  die  jedenfalls  zeitgemäß  ist,  am  leichtesten  die  Reste 
des  mittelalterlichen  Ebenburtsrechtes,  das  längst  nur  noch  ein  formales 
Leben  führt,  beeinflussen  und  ändern  kann.  Allerdings  besteht  dafür  heute 
die  Gefahr,  daß  einzelne  Häuser  für  sich  strengere  Geburtsgrundsätze  auf- 
stellen, als  sich  historisch  wissenschaftlich  rechtfertigen  läßt. 

Abgesehen  von  der  Ebenburtsfrage  wird  die  Zugehörigkeit  zu  einem 
regierenden  Hause  immer  noch  genealogisch  bestimmt.  Auch  gelten  Fa- 
milien, von  denen  genealogisch  nachgewiesen  werden  kann,  daß  sie  gleichen 
Mannesstammes  sind,  als  ein  Haus,  solange  nicht  eine  morganatische  Heirat 
die  agnatische  Zusammengehörigkeit  rechtlich  trennt.  Aber  auch  in  diesem 
Falle  ist  es  nicht  ausgeschlossen,  daß  die  genealogische  Einheit  sich  stärker 
erweist  als  das  rechtliche  Trennungsprinzip:  das  heutige  regierende  Haus 
■Baden    stammt  von  einer  morganatischen  Seitenlinie;    das   gleiche  wird    mit 


*)  Daß  es  einen  allgemeinen  gleichen  fürstenrechtlichen  Ebenburtsbegriff  längst 
nicht  mehr  gibt,  ist  in  meinen  „Grenzen  des  Fürstenrechts"  1906,  nachgewiesen.  Diese 
zuerst  von  Fürstenrechtslehrern  zurückgewiesene  Feststellung  hat  sich  inzwischen  schnell 
Bahn  gebrochen. 


Die  rechtliche  Lage  des  heutigen  hohen  Adels.  363 

dem  Hause  Schwarzburg  nach  dem  Tode  des  jetzt  regierenden  Fürsten 
der  Fall  sein.  Die  Fürsten  von  Löwenstein,  ein  morganatischer  Zweig  des 
Hauses  Witteisbach,  können  gewisse  Ansprüche  auf  Sukzession  nach  Aus- 
sterben der  regierenden  Linien  geltend  machen.  Die  Fürsten  von  Ardeck, 
morganatische  Abkömmlinge  des  Hauses  Hessen,  sind  durch  Entscheidung 
des  höchsten  Gerichts  in  dem  Lippischen  Thronfolgestreit  ausdrücklich,  trotz 
abweichender  Namen,  Titel  und  Wappen,  als  Mitglieder  des  regierenden 
Hauses  Hessen  anerkannt. 

Umgekehrt  ist  es  aber  nicht  möglich,  auf  rein  wissenschaftlich-genea- 
logischem Wege  die  rechtliche  Sonderklasse  der  regierenden  Häuser  zu  er- 
gänzen. Genealogische  Forschungen  haben  neuestens  ziemlich  zur  Gewißheit 
gemacht,  daß  die  Häuser  Lothringen  (Österreich)  und  Leiningen  ursprünglich 
agnatisch  verwandt  sind:  eine  rechtliche  neue  Verbindung  ist  dadurch  natür- 
lich nicht  zuwege  gebracht  worden. 

Die  Zugehörigkeit  zu  einem  deutschen  standesherrlichen  Hause  wird 
nicht  genealogisch  bestimmt.  Durch  die  deutsche  Bundesversammlung  ist 
vielmehr  genau  festgestellt  worden,  welche  einzelnen  Familien  oder  Familien- 
zweige als  standesherrlich  anerkannt  werden  sollten.  In  einem  Falle, 
Schwarzenberg-Seinsheim,  ist  ausdrücklich  entschieden  worden,  daß  agnatische 
Stammesgemeinschaft  nicht  in  Betracht  komme;  das  Haus  Schwarzenberg 
ist  standesherrlich,  das  agnatisch  verwandte  Haus  Seinsheim  niederadelig. 
Niederadelige  Seitenzweige  haben  noch  eine  Reihe  standesherrlicher  Häuser. 
In  einem  anderen  Falle,  Törring,  ist  allerdings  neuestens  ein  niederadeliger 
Seitenzweig  als  Nachfolger  in  alle  standesherrlichen  Rechte  durch  die  baye- 
rische und  durch  die  württembergische  Regierung  anerkannt  worden.1) 

Die  besonderen  Rechte  des  standesherrlichen  Adels  sind  in  den  ver- 
schiedenen deutschen  Staaten,  in  denen  sie  angesessen  sind,  ungleichmäßig 
statuiert.  Es  sind  dies  teils  politische  Rechte  (Sitz  im  Parlament),  teils 
besonderer  Rang  (Hofrang)  und  andere  Ehrenrechte.  Allen  diesen  Familien 
gemeinsam  ist  das  von  der  neusten  deutschen  Reichsgesetzgebung  festge- 
stellte Recht,  in  bezug  auf  ihr  Familiengüterrecht,  Vormundschaftsrecht  und 
Eherecht  —  jedes  Haus  für  sich  —  besondere  gesetzliche  Bestimmungen  zu 
haben  und  auch  zu  ändern  (Autonomie).  Außerdem  ist  ihren  Mitgliedern 
in  geringem  Umfange  ein  besonderer  Gerichtsstand  im  „Austrägalverfahren" 
zugebilligt. 

Die  hausgesetzlichen  Bestimmungen  oder  Gewohnheiten  der  Standes- 
herren über  Familiengüterrecht  und  über  Vormundschaftsrecht  bauen  sich 
im  großen  und  ganzen  auf  gemeinsamen  Grundsätzen  auf ;  nicht  so  die  ehe- 
rechtlichen Bestimmungen  oder  Gewohnheiten,  die  für  einheiratende  Frauen 
das  Erfordernis  der  Ebenbürtigkeit  aufstellen.  Alle  juristischen  Bemühungen, 
da   für    die    standesherrlichen   Häuser    eine    einheitliche   bindende  Norm  zu 


x)  Übrigens  gibt  es  heute  auch  einen  niederadeligen  Zweig  des  Hauses  Waldeck, 
wie  es  zeitweise  niederadelige,  rechtlich  ausgeschiedene,  gleichnamige  Zweige  der 
Häuser  Nassau,  Anhalt,  Brandenburg  gegeben  hat;  meist  uneheliche  oder  morgana- 
tische Nachkommen. 


364         Die  rechtlichen  Verhältnisse  des  heutigen  deutschen  niederen  Adels. 

konstruieren,  scheitern  an  der  genealogischen  Feststellung,  daß  die  Praxis 
der  verschiedenen  Häuser  und  selbst  innerhalb  eines  Hauses  von  Fall  zu 
Fall  ungemein  verschiedenartig  ist.  Genau  wie  bei  den  regierenden  Familien 
ist  man  auch  hier  auf  die  formellen  Bestimmungen  der  einzelnen  Haus- 
gesetze und  auf  die  durch  genealogische  Forschung  ermittelte  Praxis  der 
Familien  angewiesen. 

Von  der  internationalen  Anerkennung,  die  den  deutschen  Standesherren 
durch  die  Abmachungen  des  Wiener  Kongresses  1815  gesichert  werden 
sollte,  ist  heute  nichts  übrig  geblieben.  Der  Anspruch  der  standesherrlichen 
Häuser,  daß  ihre  Töchter  international  von  den  regierenden  Häusern  neben 
den  Töchtern  dieser  Häuser  selbst  als  ebenbürtig  anerkannt  werden  müßten, 
ist  unpraktisch  geworden,  sofern  er  überhaupt  Anerkennung  gefunden  hatte. 
Die  Zusammensetzung  der  standesherrlichen  Adelsgruppe  ist  heute  nach 
Reinheit  des  Blutes,  Ansehen  und  Vermögen  und  allgemeiner  gesellschaft- 
licher Wertung  so  wenig  homogen,  daß  ihre  einheitliche  Behandlung  oder 
gar  einheitliche  ausschließliche  Bevorzugung,  wo  sie  überhaupt  noch  statt- 
findet, vom  genealogischen  Standpunkt  nicht  mehr  als  begründet  angesehen 
werden  kann. 

IV.  Die  rechtlichen  Verhältnisse  des  heutigen  deutschen  niederen 

Adels. 

Die  rechtlichen  Die  rechtliche  Stellung  des  niederen  Adels  im  heutigen  Deutschen  Reich 

Vheu«genSSdeut-S  un<^  m  Österreich  ist  nicht  ganz  klar  und  nicht  ganz  einfach  zu  definieren. 

sehen  niederen  Eine  Genossenschaft,  die  auf  rein  gewohnheitsmäßigem  Wege,  ohne  grün- 
denden Staatsakt  zustande  gekommen  ist  und  die  auf  Grund  ihres  faktischen 
Bestandes  dem  modernen  Verfassungsstaat  mit  dem  Anspruch  auf  Anerkennung 
gegenübertritt,  ist  notwendig  in  heikler  Position.  Das  moderne  Staatsrecht 
und  genau  so  das  moderne  bürgerliche  Recht  ist  formalistisch.  Wer  Rechte, 
welcher  Art  auch  immer,  behaupten  will,  der  muß  sie  beweisen  können. 
Die  Beweisführung  muß  derart  sein,  daß  sie  jeden  Richter1)  überzeugt. 
Man  wird  es  dem  unter  den  Einflüssen  des  modernen  Liberalismus  heran- 
gebildeten Richter  nicht  übelnehmen  dürfen,  wenn  er  seine  Entscheidung 
darüber,  ob  er  die  adelige  Qualität  einer  bestimmten  Persönlichkeit  aner- 
kennen und  aussprechen  soll,  nur  ungern  davon  abhängig  macht,  daß  die 
direkten  Vorfahren  dieser  Persönlichkeit  rein  gesellschaftlich  vor  Jahrhunderten 
als  adelig  anerkannt  worden  sind.  Wonach  soll  er  beurteilen,  ob  eine 
solche  Anerkennung  ehemals  erfolgt  ist  und  ob  sie  bis  heute  Geltung  be- 
halten hat?  Bei  Familien,  die  lange  Zeit  hindurch  nachweisbar  im  Lande, 
dem  der  Richter  angehört,  ständische  Vorrechte  des  Adels  genossen  haben, 
wird  ein  solcher  Nachweis  in  Verbindung  mit  der  genealogischen  Filiations- 
probe  gewiß  den  Richter  überzeugen,  daß  die  Familie  adelig  war  und  noch 


*)  Das  Wort  „Richter"  bezieht  sich  hier  und  im  folgenden  nicht  nur  auf  die  Gerichte, 
sondern  auch  auf  außergerichtliche  Adelsinstanzen,  z.  B.  die  Ministerien,  soweit  sie, 
wie  z.  B.  das  Ministerium  des  Innern  im  Königreich  Sachsen,  höchste  Adelsbehörde 
des  Landes  sind. 


Adelsmatrikeln.   Adelsämter.  355 

ist.  Aber  schon  wenn  die  Ausübung  solcher  Rechte  der  Vorfahren  in  einem 
anderen  Staate  erfolgte,  sieht  sich  der  Richter  durch  die  unangenehme  Not- 
wendigkeit beeinträchtigt,  feststellen  zu  müssen,  daß  die  im  anderen  Staat  aus- 
geübten ständischen  Rechte  den  Rechten,  die  der  Adel  im  Inland  hatte,  gleich- 
wertig waren.  Eine  alte  brief  adelige  Familie,  die  ihre  Diplomierung  nicht  urkund- 
lich nachweisen  kann,  oder  eine  uradelige,  die  vorübergehend  Adelsprädikate 
nicht  geführt  oder  ihre  ursprünglichen  ständischen  Vorrechte  seit  Jahrhun- 
derten eingebüßt  hat  und  sich  zum  Beweise  ihres  Adels  nur  auf  fortdauernde 
gesellschaftliche  Anerkennung  berufen  kann,  mag  unter  Umständen  sogar 
gute  Kenner  adeliger  Gepflogenheiten  älterer  und  neuer  Zeit  in  Verlegenheit 
setzen;  das  um  so  mehr,  als  die  Gesamtheit  der  adeligen  Familien  heute 
nicht  wie  früher  gesellschaftlich  selbst  Kontrolle  darüber  führt,  wer  sich  zu 
ihr  rechnen  darf.  Der  Mann,  der  sich  adelig  nennt  und  dessen  Familien- 
namen man  nicht  allgemein  als  adelig  kennt,  wird  von  Fall  zu  Fall  ver- 
schieden aufgenommen;  er  wird  von  dem  einen  lediglich  nach  seinem  Auf- 
treten beurteilt,  von  dem  anderen  ohne  Rücksicht  auf  seine  persönliche  Lage 
um  des  unbekannten  Namens  willen  mißtrauisch  angesehen  und  ferngehalten. 
Die  konservativsten  Adelskreise  selbst  trauen  sich  oft  ein  Urteil  nicht  zu, 
sondern  verlangen  Beweise  für  die  adelige  Qualität.  Daher  kommt  es,  daß 
privaten  Unternehmungen,  die,  wie  die  Gothaer  Taschenbücher  und  die  Adels- 
lexika von  Kneschke,  Ledebur  u.  a.,  sich  des  Rufes  der  Unparteilichkeit  er- 
freuen, eine  große  Autorität  beigemessen  wird;  daher  kommt  es  aber  auch, 
daß  heute,  wo  sich  in  Adelskreisen  wachsende  Bedenken  gegen  die  Objek- 
tivität oder  Zuverlässigkeit  dieser  privaten  Nachrichtensammlungen  regen,  in 
ganz  Deutschland  und  in  Österreich  immer  mehr  Wert  auf  eine  staatliche 
formelle  Kontrolle  der  Zugehörigkeit  zum  Adel  gelegt  wird. 

1.   Adelsmatrikeln.     Adelsämter. 

Während  der  Rheinbundszeit  tauchte  in  verschiedenen  deutschen  Staaten  Adelsmatrikeln. 
der  Plan  auf,  von  Amts  wegen  offizielle  Verzeichnisse  aller  adeligen  Familien  Adelsamter- 
anzulegen  und  nur  diejenigen  inländischen  Familien  als  adelig  anzuerkennen, 
die  ihre  Eintragung  in  das  „Matrikel"  genannte  Verzeichnis  erwirkten.  Die 
Durchführung  des  Planes  erforderte  eine  besondere  permanente  Behörde,  da 
fortdauernd  Geburten  und  eingewanderte  Adelsfamilien  einzutragen  waren; 
mit  der  Einrichtung  einer  Adelsmatrikel  war  also  notwendig  die  Schöpfung 
eines  Adelsamtes  verbunden,  dessen  endgültige  Feststellungen  vollen  Beweis 
für  die  Berechtigung  oder  Nichtberechtigung  zum  Führen  des  Adels  in  dem 
betreffenden  Staate  lieferten. 

Die  Immatrikulierung  des  gesamten  inländischen  (bayerischen)  Adels  ist 
in  Bayern  in  den  Jahren  1808 — 1819  durchgeführt  worden.1)  Die  Matrikel 
unterscheidet  fünf  Adelsklassen:  Fürsten,  Grafen,  Freiherren,  Ritter,  Adelige, 
denen  lediglich  das  Prädikat  „von"  zusteht. 


l)  Vgl.  Edikt  über  den  Adel  im  Königreich  Bayern  vom  28.  Juli  1808,  Kapitel  V, 
§  14—22. 


366  Adelsmatrikeln.   Adelsämter.   Adelsrechte. 

Für  die  Eintragung  unter  den  beiden  ersten  Rangklassen  wurde  und 
wird  ausnahmslos  der  Nachweis  eines  zugunsten  der  Familie  ergangenen 
Diploms  verlangt.  Alle  deutschen  Fürsten  ohne  Ausnahme  führen  heute  den 
Fürstentitel  auf  Grund  besonderer  Verleihung.  Das  gleiche  gilt  von  den 
deutschen  Grafenhäusern  des  niederen  Adels. 

Für  die  Eintragung  in  die  Freiherrenklasse  wurde  bei  der  Anlegung  der 
Matrikel  verlangt:  entweder  ein  Freiherrndiplom  oder  der  Nachweis,  daß  die 
Familie  entweder  sich  im  100jährigen  unangefochtenen  Besitze  des  Frei- 
herrntitels befand,  oder  daß  ein  Abkömmling  der  Familie  bei  den  ehemaligen 
Erzstiftern  Mainz,  Trier,  Köln,  den  Hochstiftern  Würzburg,  Bamberg  oder  bei 
dem  deutschen  Ritterorden  aufgeschworen  war.  Diese  beiden  letzten  Nach- 
weise genügen  heute  nicht  mehr,  doch  sind  die  heute  maßgebenden  Grund- 
sätze nicht  allgemein  bekannt  gegeben  worden. 

Bei  dem  erblichen  Adel  ist  die  einmalige  Eintragung  maßgebend  für 
Rang  und  Titel  aller  Deszendenten.  Die  weiblichen  Nachkommen  verlieren 
durch  Verheiratung  mit  einem  Nichtadeligen  ihren  Adel  ohne  weiteres.  — 
Die  Eintragung  der  Deszendenten  erfolgt  von  Amts  wegen  auf  Grund  von 
Registraturauszügen,  die  von  den  Standesämtern  eingeliefert  werden  müssen.1) 

Über  die  Matrikulierung  des  Adels  in  den  übrigen  deutschen  Staaten 
ist  der  Abschnitt  über  Heroldsämter  und  verwandte  Behörden  im  zweiten 
Bande  des  vorliegenden  Werkes  zu  vergleichen. 

2.  Adelsrechte. 

Adelsrechte.  Wo  Immatrikulierungszwang  besteht,  ist  der  Adel  insofern  vor  anderen 

Staatsangehörigen  privilegiert,  als  er  eine  Bevölkerungsgruppe  bildet,  die  unter 
besonderer  behördlicher  Kontrolle  und  Überwachung  steht.  Die  Matrikel- 
behörde hat  darüber  zu  wachen,  ob  irgend  jemand,  der  sich  eines  adeligen 
Namens  und  Titels  bedient,  hierzu  auch  berechtigt  ist,  und  hat  unberech- 
tigtes Führen  adeliger  Attribute  zu  verbieten  und  zu  verfolgen.  Es  ergibt 
sich  hieraus  auch  mitunter  praktisch  eine  gewisse  Kontrolle  des  auslän- 
dischen, nicht  matrikelfähigen  Adels  im  Lande.  Jedenfalls  hat  der  imma- 
trikulierte Adel  einen  offiziellen  besonderen  Rechtstitel  erworben:  die  Adels- 
matrikel ist  eine  öffentliche  Urkunde,  die  so  lange  unanfechtbaren  Beweis 
für  die  Richtigkeit  ihrer  Einträge  liefert,  als  diese  Einträge  nicht  etwa  durch 
einen  der  Behörde  erbrachten  Gegenbeweis  abgeändert  worden  sind.  Jede  vom 
Eintrag  abweichende  Behauptung  wird  bis  dahin  durch  den  Eintrag  widerlegt.2) 


x)  Ministerialerlaß  vom  14.  Januar  1886. 

2)  Infolge  ihrer  Eigenschaft  als  öffentliche  Registerbehörde  ist  die  Matrikelbehörde 
auch  in  der  Lage,  auf  privates  Ansuchen  Abschriften  der  Einträge  zu  erteilen,  die  dann 
als  öffentliche  Urkunden  zu  gelten  haben.  Dagegen  wird  eine  andere  nicht  grund- 
gesetzlich organisierte  Adelsbehörde  nur  gutachtliche  Äußerungen  erteilen  können,  so- 
lange sie  nicht  freiwillig  als  Entscheidungsbehörde  angerufen  wird.  Das  Heroldsamt 
z.  B.  kann  sich  infolgedessen  mit  einer  heutigen  Entscheidung  sehr  wohl  in  Wider- 
spruch zu  einer  früher  gegebenen  Auskunft  setzen,  wenn  es  auch  damit  natürlich  die 
Objektivität  seines  Verfahrens  ungünstig  beleuchten  würde. 


Adelsrechte.  357 

Das  gute  Recht  jedes  Adeligen,  sich  im  Gegensatz  zu  anderen  Staats- 
bürgern adelig  zu  nennen,  wird  auch  in  den  Staaten  ohne  Adelsmatrikel  ge- 
schützt: überall  sind  die  Adelsämter  in  der  Lage,  Personen,  die  Adelstitel 
führen,  aufzufordern,  einen  Adelsnachweis  beizubringen,  oder  ihnen  zu  ver- 
bieten, bis  zur  Beibringung  des  Nachweises  den  Adel  zu  führen. 

Eine  Sonderstellung  des  Adels  kann  man-  weiter  daraus  herleiten,  daß 
naturgemäß  nur  Angehörige  des  Adels  in  die  Lage  kommen  können,  einen 
adeligen  Namen  oder  Titel  gegen  Mißbrauch  durch  Unbefugte  zu  sichern. 
Allein  es  handelt  sich  hier  insofern  nicht  um  eine  Sonderbefugnis  aller 
Adeligen,  als  es  einerseits  zahlreiche  Familien  (insbesondere  in  Nordwest- 
deutschland, auch  in  der  Schweiz)  gibt,  die  das  Wort  „von"  zu  führen  be- 
rechtigt sind,  ohne  adelig  zu  sein1);  andererseits  niederdeutsche  und  vor 
allem  polnische  Familien,  die  adelig  sind,  aber  ihrem  Namen  keinerlei  Adels- 
prädikat zufügen. 

Besondere  gesetzliche  Bestimmungen  über  Adelsverhältnisse  finden  sich 
in  einigen  Verfassungsgesetzen.  Wo  die  Gesetzgebung  aus  der  Zeit  vor 
1848  genaue  Bestimmungen  über  die  rechtliche  Stellung  des  Adels  enthält, 
wie  z.  B.  in  Preußen  (Allgemeines  Landrecht),  in  Bayern  und  vor  allem  in 
Württemberg  und  Baden,  sind  diese  Regelungen  größtenteils  durch  die 
neuere  Reichs-  und  Landesgesetzgebung  aufgehoben.  Die  älteren  öster- 
reichischen Bestimmungen  sind  durch  die  österreichischen  Staatsgrundgesetze 
vom  21.  Dezember  1867  aufgehoben,  die  wie  die  moderne  reichsdeutsche 
Gesetzgebung  nur  eine  gleiche  Art  von  Staatsangehörigen  kennen  und  nur 
zugunsten  des  hohen  Adels  Ausnahmen  zulassen.  Wenn  abweichend  von 
einigen  Verfassungen  des  Jahres  1848  (Frankfurter  Grundrechte,  preußische 
Verfassung  u.  a.)  das  moderne  Recht  die  Adelstitel  und  -prädikate  anerkennt, 
so  stellt  es  doch  diese  Rechte  stets  als  besondere  persönliche  Auszeichnung 
der  Berechtigten  hin,  die  jeder  Staatsangehörige  erwerben  kann,  so  gut  wie 
im  Prinzip  jeder  zu  den  höchsten  Staatsämtern,  Orden  und  Würden  befähigt 
ist.  Daraus  ergibt  sich  vor  allem,  daß  der  älteste  niedere  Adel,  der  soge- 
nannte Uradel,  heute  in  keiner  Weise  vor  dem  Gesetz  dem  neuesten  Brief- 
adel gegenüber  bevorzugt  ist.  Jeder  Erbadel,  auch  der  älteste  in  den  jüng- 
sten deutschen  Staaten,  gibt  im  Prinzip  nur  Rechte,  die  von  der  gegen- 
wärtigen Regierung  ausdrücklich  bestimmten  Personen  zuerkannt  werden. 
Ebendeshalb  ist  aber  auch  heute  z.  B.  der  uradelige  Ausländer  nicht  etwa 
als  Adeliger  nur  geduldet;  er  hat  vielmehr  kraft  der  inländischen  Praxis  bei 
der  Kontrolle  über  die  Adelsverhältnisse  einen  Anspruch,  als  adelig  aufzu- 
treten und  zu  gelten. 

In  einigen  deutschen  Staaten  gibt  es  noch  ein  allgemeines  Recht  des 
Adels,  daß  jeder,  der  behördlich  als  adelig  anerkannt  ist,  beanspruchen  kann: 
das  Recht,  sein  besonderes  Familienwappen  und  eine  besondere  Krone  zu 
führen.  So  besteht  in  Bayern  wenigstens  teilweise  noch  die  durch  Titel  5, 
§  4  der  Verfassungsurkunde  statuierte  Siegelmäßigkeit  des  Adels.     In  Öster- 


i)  Vgl.  oben  S.  296. 


368  Adelsrechte.   Der  Adelsbeweis. 

reich  haben  die  Adelsklassen  bis  zum  Freiherrn  herab  das  ausschließliche 
Recht,  Kronen  zu  führen;  die  übrigen  Adelsklassen  haben  ein  Recht  auf  den 
mit  der  sogenannten  Laubkrone  gezierten  Turnierhelm.1)  Alle  Adeligen,  auch 
in  Deutschland,  sind  in  der  Lage,  die  mißbräuchliche  Verwertung  ihres  Fa- 
milienwappens durch  Fremde  im  Prozeßwege  zu  verbieten.2) 

Außer  diesen  Ehrenrechten  gewährt  die  Zugehörigkeit  zum  niederen 
Adel  ohne  weiteres  keine  gesetzlich  anerkannten  Vorteile,  nicht  einmal  irgend- 
wie einen  besonderen  Rang.  Alle  derartigen  Bestimmungen  älterer  Zeit  sind 
abgeschafft.  Keine  deutsche  Verfassung,  kein  deutsches  oder  österreichisches 
Gesetz  gewährt  dem  Adeligen,  nur  weil  er  adelig  ist,  unter  allen  Umständen 
einen  Vorzug  vor  anderen  Staatsbürgern.  Dagegen  gibt  es  heute  noch  in 
Deutschland  und  in  Österreich  öffentliche  oder  privatrechtliche  Vorzüge,  die 
Zugehörigkeit  zum  Adel  zur  Voraussetzung  haben.  Manchen  adeligen  Fa- 
milien ist  erblich  ein  Sitz  in  den  Kammern  ihres  Heimatsstaates  gegeben, 
oder  es  sind  Sitze  in  den  Kammern  adeligen  Persönlichkeiten  vorbehalten. 
Stifter  und  Orden  verlangen  von  ihren  Mitgliedern  Zugehörigkeit  zum  Adel. 
Hof-  und  Ehrenämter  verschiedener  Art  werden  statutenmäßig  nur  Gliedern 
einer  adeligen  Familie  verliehen.  Ferner  ist  ein  erheblicher  Teil  des  Grund- 
besitzes durch  Fideikommiß-  oder  Stammgutsgesetze  oder  durch  fideikom- 
mißrechtlich  anerkannte  Stiftungs-  und  Testamentsbestimmungen  adeligen  Per- 
sonen reserviert.  Jeder  Adelige  hat  infolgedessen  heute  noch  ein  Interesse 
daran,  daß  der  Adel  nur  von  den  dazu  Berechtigten  geführt  und  behauptet 
wird,  und  der  Staat  selbst  muß  darüber  wachen,  daß  die  adelige  Qualität, 
die  er  als  Voraussetzung  für  gewisse  öffentliche  und  private  Berechtigungen 
statuiert  oder  in  richterlichen  Entscheidungen  anerkennt,  nicht  usurpiert  wird. 

3.  Der  Adelsbeweis. 

Der  Adelsbeweis  Eine  Verpflichtung  zum  Nachweis  des  Adels  den  Behörden  gegenüber 
kann  entstehen,  wenn  der  Staat  die  allgemeinen  gesetzlichen  Bestimmungen 
zum  Schutze  des  Adels  durchführt;  ferner  dann,  wenn  jemand  Rechte  bean- 
sprucht, deren  Ausübung  Adel  voraussetzt,  und  ihm  die  persönliche  Quali- 
fikation zur  Ausübung  solcher  Rechte  abgestritten  wird.  Im  letzteren  Falle 
kann  unter  Umständen  Nachweis  der  Berechtigung  zum  Führen  eines  be- 
sonderen Adelstitels  oder  der  Zugehörigkeit  zu  einer  besonderen  Adelsklasse 
Gegenstand  des  Adelsbeweises  bilden ;  z.  B.  wenn  etwa  ein  Fideikommiß  den 
freiherrlichen  Linien  einer  Familie  vorbehalten  ist,  oder  wenn  Stiftsplätze  ur- 
adeligen Personen  reserviert  sein  sollten. 

Soll  dem  Richter  oder  der  Adelsbehörde  gegenüber  der  Beweis  brief- 
adeliger Qualität  geführt  werden,  so  ist  nach  heutiger  Praxis  Vorlegen  des 
Adelsbriefes  notwendig.  Bei  Uradel  liegt  es  in  der  Natur  der  Sache,  daß 
Adelsbriefe   nicht   vorgelegt  werden   können,   da  der   deutsche   Uradel   eben 


x)  Erlaß  des  Ministers  des  Innern  vom  5.  März  1877,  7.  54. 
■)  Entsch.  R.  G.  Z.  vom  7.  Mai  1880. 


Der  Adelsbeweis.  369 

schon  als  Adel  bestand,  ehe  der  Briefadel  aufkam.  Es  gibt  heute  noch  eine 
recht  erhebliche  Anzahl  deutscher  Familien,  die  agnatisch  von  alten  adligen 
Geschlechtern  abstammen  und  die  nie  ein  bestätigendes,  den  Adel  erneuern- 
des oder  den  Rang  erhöhendes  Diplom  erhalten  haben. 

Da  es  der  Verfassungsgeschichte  bisher  nicht  recht  gelungen  ist,  über- 
zeugend festzustellen,  welche  Familien  wir  heute  als  uradelig  anzusehen 
haben,  oder  auch  nur  bestimmte  Kriterien  für  die  Abgrenzung  zwischen  dem 
Adel  und  anderen  Volksschichten  im  Mittelalter  zu  geben,  kann  der  Beweis 
schwierig  sein.  Insbesondere  ist  es  oft  zweifelhaft,  ob  wir  ein  aus  privile- 
gierten Kreisen  des  Bürgertums  stammendes  Geschlecht  als  uradelig  anzu- 
sehen haben.  Die  Beweisführung  wird  hier  in  der  Regel  ganz  in  den 
Händen  der  Genealogie  liegen,  die  durch  Ermittlung  der  Allianzen,  der  Le- 
hens- und  der  Besitzverhältnisse  usw.  Anhaltspunkte  geben  kann.  Nachweis 
einer  formalistisch  gesicherten  ununterbrochenen  Stammreihe,  die  bis  in  die 
Zeit  vor  Aufkommen  des  Briefadels  zurückreicht,  kann  nicht  unter  allen  Um- 
ständen verlangt  werden. 

Der  Adelsbeweis  kompliziert  sich  in  neuerer  Zeit  vielfach  durch  die 
Notwendigkeit,  freiherrlichen  Rang  und  Titel  nachzuweisen.  Die  Praxis  der 
Behörden  ist  in  Fällen,  in  denen  ein  besonderes  Freiherrndiplom  nicht  vor- 
gelegt werden  kann,  der  Titel  aber  lange  Zeit  hindurch  unangefochten  ge- 
führt wurde,  verschieden.  Insbesondere  sind  Familien,  die  ehemals  zur 
reichsunmittelbaren  Ritterschaft  in  Schwaben,  Franken  und  am  Rhein  ge- 
hörten, in  solcher  Lage;  aber  auch  eine  Anzahl  thüringischer  und  west- 
fälischer Familien.  Im  allgemeinen  wird  man  heute  immer  strenger  und  will 
womöglich  nur  ein  Diplom  gelten  lassen.  Das  entspricht  durchaus  dem 
Wesen  des  modernen  Freiherrntitels,  der  nichts  anderes  ist  als  eine  gnaden- 
weise verliehene  ehrende  Auszeichnung  ohne  die  materielle  Unterlage  be- 
sonderer Freiheit,  wie  sie  im  Mittelalter  den  freien  Herren  zustand.  Die  Fa- 
milien der  reichsfreien  Ritterschaft  bilden  historisch  ebensowenig  die  Fort- 
setzung jenes  Standes  mittelalterlicher  Freien  Herren  (Dynasten).  Allein 
materiellrechtlich  kamen  sie  dem  Reiche  gegenüber  wesentlich  in  die  gleiche 
Lage,  die  jene  Dynasten  innegehabt,  und  waren  jedenfalls  bis  1806  die  ein- 
zigen niederadeligen  Geschlechter  mit  einer  faktischen  Freiherrlichkeit. 

Ein  Punkt,  der  beim  Adelsbeweis  eine  Rolle  spielen  kann,  ist  die  Frage 
des  Adelsverlustes.  Genealogisch,  d.  h.  durch  Forschungen  über  die  ge- 
wohnheitsmäßige Anerkennung  von  Nachkommen  als  adelig,  können  wir  fest- 
stellen, daß  voreheliche  Geburt  nicht  notwendig  —  selbst  bei  hochadeligen 
Familien  nicht  —  zum  Verlust  des  Adels  geführt  hat  und  daß  selbst  uneheliche 
Geburt  nicht  immer  gehindert  hat,  daß  die  Deszendenz  in  Namen,  Titel  und 
Rechte  des  unehelichen  Vaters  eintrat;  allein  die  moderne  Gesetzgebung  steht 
der  Möglichkeit  einer  solchen  Nachfolge  wenigstens  der  unehelichen  Kinder 
schroff  entgegen.  Umgekehrt  scheint  die  von  dem  geltenden  Recht  statuierte 
Regel,  daß  der  Adel  durch  Adoption  nicht  auf  den  Adoptierten  übertragen 
werden  kann,  in  neuerer  Zeit  mehrfach  durchbrochen  worden  zu  sein. 

Mit  Hilfe  der  genealogischen  Forschung  läßt  sich  leicht  feststellen,  daß 

Heydenreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  24 


370  Schlußbetrachtung. 

die  bürgerlich  geborene  Frau  eines  niederadeligen  Mannes  dessen  Adel  und 
Adelstitel  erhält,  ebenso  ihre  Kinder;  daß  dagegen  die  Tochter  eines  adeligen 
Hauses  durch  Verheiratung  mit  einem  Nichtadeligen   ihren  Adel  und  ihren 
Titel  verliert.1) 
schiußbetrach-  Die  Unsicherheit   der  Rechtslage  des  niederen  Adels  und  die  Tendenz, 

tung-  alle  Adelsberechtigung  in  unhistorischer  Weise  auf  Ernennungsdekrete  zu 
fundieren,  bestätigt  dem  Genealogen,  was  ihm  jeder  Blick  in  die  Stammtafeln 
und  Ahnentafeln  verrät:  die  alte  deutsche  Genossenschaft  niederadeliger  Fa- 
milien befindet  sich  heute  in  einer  zerstörenden  Krisis.  In  Masse  sind  seit 
100  Jahren  neue  Familien  durch  Erhebung  in  diese  Genossenschaft  eingeführt 
worden.  Die  älteren  Familien  haben  es  nicht  fertig  gebracht,  sich  des  An- 
sturms zu  erwehren.  Sie  selbst  nehmen  neuerdings  mehr  und  mehr  durch 
bürgerliche  Heiraten  fremdes  Blut  auf,  ohne  daß  Regeneration  des  Blutes 
dabei  den  Impuls  gibt.  Die  Genealogie,  die  lange  geradezu  die  Adelswissen- 
schaft war,  ist  infolgedessen  heute  nur  mehr  eine  formelle  Feststellungs- 
methode. Die  alte  Gemeinschaft  gleich  privilegierter  deutscher  Adelsge- 
schlechter hat  sich  materiell  so  gut  wie  formell  aufgelöst.  An  ihre  Stelle 
ist  eine  Zufallsgemeinschaft  rein  äußerlich  titelmäßig  ausgezeichneter  Personen 
getreten,  nicht  mehr  zusammengehalten  durch  Bande  des  Blutes,  gemeinsame 
Sonderrechte  und  gleiches  Bewußtsein  besonderer  Verpflichtungen.  Immer 
schwerer  wird  es  darum  denen,  die  noch  in  den  alten  Gewohnheiten  und 
Anschauungen  fortleben,  das  altüberkommene  adelige  Pflichtempfinden  auf- 
recht zu  halten,  das  mehr  war  als  verfeinerter  Anständigkeitssinn,  das  in  der 
Überzeugung  einer  angeborenen  besonderen  Verantwortlichkeit  bestand.  Das 
Adelige  in  den  Anschauungen  des  niederen  deutschen  Adels  war  von  jeher 
die  stete  Bereitwilligkeit,  sich  dem  Dienste  großer  politischer  Ideen  leiden- 
schaftlich uneigennützig  mit  Gut  und  Blut  hinzugeben.  Das  spezifisch  ger- 
manische mittelalterliche  Treueprinzip  hat  diesen  Sinn  für  mehr  als  all- 
gemein angemessenes  Verantwortungsgefühl  einst  geboren.  Nur  eine  starke 
und  gemeinsame  Tradition  konnte  den  dadurch  bedingten  Opfermut  erhalten. 
Staatliche  Massenauszeichnungen,  Anerkennungen  und  Titelverleihungen  werden 
den  lebendigen  Geist  dieser  Tratition  nicht  sichern  noch  erzeugen. 


!)  Die  Wiener  Gepflogenheit,  der  Frau  in  diesem  Falle  den  Titel,  zu  dem  sie  ge- 
boren ist,  weiter  zu  gewähren,  hat  keine  rechtliche  Grundlage. 


Genealogie  und  Sozialwissenschaft.  371 


Genealogie  und  Sozialwissenschaft. 

Von  Dr.  Armin  Tille  (Dresden). 

LLE  Wissenschaft  bildet  einen  einheitlichen  großen  Bau,  in  dem 
jedes  Steinchen  alle  anderen  voraussetzt  und  bedingt.  Die  Spal- 
tung in  verschiedene  Wissenschaften  und  deren  Teildisziplinen  hat 
lediglich  ihre  Ursache  in  der  Unvollkommenheit  alles  Menschlichen, 
in  der  Unmöglichkeit,  daß  ein  Mensch  allenthalben  aus  eigener  Erfahrung 
zu  schöpfen,  mit  eigenen  Gedanken  zu  arbeiten  vermag.  Da  überdies  die 
Begabung  der  Menschen  in  verschiedenen  Richtungen  verläuft  und  Jahr- 
hunderte lang  der  auf  das  Praktische  gerichtete  Lehrberuf,  die  Vorbildung 
für  bestimmte  Aufgaben  des  Lebens,  auf  das  engste  mit  der  wissenschaft- 
lichen Forschung  verbunden  gewesen  ist,  so  haben  wir  uns  an  die  Spaltung 
der  Wissenschaft  in  viele  Wissenschaften  gewöhnt  und  pflegen  die 
mehr  oder  weniger  willkürlich  gestalteten  Grenzen  zwischen  den  Forschungs- 
und Unterrichtsfächern  wohl  gar  als  etwas  im  Wesen  der  Sache  Begründetes 
zu  betrachten.  Nur  diese  gewohnheitsgemäß  geübte  Irreleitung  im  syste- 
matischen Denken  hat  es  verschuldet,  daß  überhaupt  die  Frage  nach  Wech- 
selbeziehungen verschiedener  Wissenschaften  zu  einander  aufgeworfen 
werden  konnte.  Bei  der  jeweiligen  Antwort  handelt  es  sich  in  der  Tat 
darum,  die  künstlich  und  oft  recht  willkürlich  nach  praktischen  Bedürfnissen 
abgegrenzten  Wissenschaftsgebilde  wiederum  in  ihre  natürliche  organische 
Verbindung  miteinander  zu  bringen,  um  dadurch  die  alten  Fehler  in  der 
Systematisierung  der  Wissenschaft  nach  Kräften  wieder  gut  zu  machen. 

Unter  diesem  Gesichtswinkel  wollen  auch  die  folgenden  Ausführungen, 
die  im  Grunde  nur  Selbstverständliches  enthalten,  betrachtet  sein;  sie  sollen 
lediglich  dem  Leser  zu  Gemüte  führen,  daß  die  dem  Genealogen  geläu- 
figen Gedankenreihen  dem  gründlichen  Sozialwissenschaftler  unentbehr- 
lich sind,  und  daß  umgekehrt  kein  wissenschaftlicher  Genealog  des  sozial- 
wissenschaftlichen Wissens  entraten  kann1). 

Die  Sozialwissenschaft,  mit  der  die  Worte  Gesellschaftswissenschaft  und  soziaiwissen- 
Soziologie  fast  gleichbedeutend  gebraucht  werden,  hat  die  Anschauung  zur  s^Joiotfe.d 
Voraussetzung,   daß   es   eine   „Gesellschaft",   „Gesellschaften"   oder   „gesell- 


*)  Eine  Literatur  über  diesen  Gegenstand  gibt  es  auf  beiden  Seiten  noch  nicht; 
ich  kann  nur  auf  meine  eigenen  Arbeiten  hinweisen,  deren  Inhalt  hier  z.  T.  wiederholt 
wird,  nämlich:  Genealogie  als  Wissenschaft  (Mitteilungen  der  Zentralstelle  für  deutsche 
Personen-  und  Familiengeschichte,  Heft  2  [1906],  S.  32—40);  Die  sozialwissenschaftliche 
Bedeutung  der  Genealogie  (Ebenda,  Heft  6  [1910],  S.  1—19)  sowie  „Bericht  über  den 
II.  Kurs  mit  Kongreß  für  Familienforschung,  Vererbungs-  und  Regenerationslehre  in 
Gießen  vom  9.  bis  13.  April  1912"  (Halle  1912),  S.  146—147. 

24* 


372  Sozialwissenschaften  und  Soziologie. 

schaftliche  Gruppen"  gibt.  Diese  Erkenntnis  ist  aber  ziemlich  jung,  da  nach 
Bluntschli  und  Tönnies  „der  ganze  Begriff  der  Gesellschaft  im  sozialen  und 
politischen  Sinn  ....  seine  natürliche  Grundlage  in  den  Sitten  und  An- 
schauungen des  dritten  Standes"  findet1).  Deshalb  ist  die  Lehre  von  den 
Gesellschaftsformen  als  gesonderte  Wissenschaft  ein  Geschenk  des  19.  Jahrh.; 
der  Franzose  Auguste  Comte  (gest.  1857)  hat  sie  ausgebildet,  wenn  er  auch 
manche  ältere  Gedanken  verwerten  konnte.  Begreiflicherweise  hängen  die 
Erörterungen  über  den  Begriff  der  Gesellschaft  aufs  engste  mit  der  Aus- 
bildung der  Wissenschaft  von  ihr  zusammen,  und  wenn  die  Soziologie  als 
die  „Wissenschaft  von  den  Wechselbeziehungen  der  Menschen"2),  als  „Wis- 
senschaft von  dem  organisierten  Zusammensein  der  Menschen"3)  oder  als 
„Wissenschaft  der  menschlichen  Wechselbeziehungen"4)  hingestellt  wird,  so 
ist  damit  zugleich  im  allgemeinen  ausgedrückt,  worin  die  betreffenden  For- 
scher, in  der  Hauptsache  übereinstimmend,  das  Wesen  der  Gesellschaft  er- 
blicken. Ist  auch  der  abstrakte  Begriff  der  Gesellschaft  in  deutlicher  Unter- 
scheidung vom  Begriff  „Staat"  und  nicht  minder  von  bestimmten  gesell- 
schaftlichen Gebilden  noch  nicht  ein  Jahrhundert  alt,  so  gibt  es  doch  seit 
wesentlich  längerer  Zeit  Wissenschaften,  die  sich  mit  bestimmten  Äußerungen 
gesellschaftlichen  Zusammenseins  beschäftigen,  und  deshalb  redet  die  moderne 
Systematik  der  Wissenschaften  mit  Recht  von  mehreren  Sozialwissen- 
schaften, deren  jede  eine  andere  Gruppe  menschlicher  Wechselbeziehungen 
zum  Forschungsgegenstande  hat.  Staats-  und  Rechtslehre,  Geschichte,  Volks- 
wirtschaftslehre, Statistik  sind  die  bekanntesten  und  zugleich  diejenigen,  die 
am  besten  durchgearbeitet  sind. 

Ob  es  bereits  jemand  versucht  hat,  durch  planmäßige  Gruppierung  der 
einschlägigen  Disziplinen  die  Gesamtheit  der  Sozialwissenschaften  in  ein 
System  zu  bringen  und  auf  diesem  Wege  erschöpfend  alle  Arten  von 
Wechselbeziehungen  unter  den  Menschen  darzustellen,  weiß  ich  nicht.  Aber 
wer  sich  dieser  Aufgabe  unterzöge,  der  müßte  unweigerlich  auch  die  Ge- 
nealogie, die  Wissenschaft  von  der  Familie,  unter  den  Sozialwissenschaften 
aufführen.  Eine  solche  ist  die  Genealogie,  weil  sie  uns  Aufschluß  gibt  über 
die  biologischen  Bedingungen  für  das  organisierte  Zusammensein  der  Men- 
schen, weil  sie  das  Wesen,  den  Aufbau  der  kleinsten  gesellschaftlichen  Ein- 
heit, der  Familie,  erläutert  und  damit  den  Rahmen  kennen  lehrt,  in  dem 
sich  die  ersten  und  für  den  Einzelmenschen  auf  die  Dauer  wichtigsten  psy- 
chischen Wechselwirkungen  vollziehen.  Dabei  ist  zu  berücksichtigen,  daß 
sich  das  Wesen  der  Familie  auch  in  geschichtlicher  Zeit  gerade  so  wie  das 
jeder  anderen  gesellschaftlichen  Bildung  seinem  Inhalt  nach  stark  gewandelt 


*)  Tön  nies,  Gemeinschaß  und  Gesellschaß,  Grundbegriffe  der  reinen  Soziologie. 
2.  Aufl.  (Berlin  1912),  S.  5. 

*)  Qothein  im  „Handwörterbuch  der  Staatswissenschaften".  Dritte  Auflage,  Bd.  4 
(1909),  S.  706. 

3)  Eleutheropulos,  Soziologie,  2.  Aufl.  (Jena  1908),  S.  7/8. 

4)  So  Ratzenhofer  in  seinen  bei  Ludwig  Gumplowicz,  Grundriß  der  So- 
ziologie, 2.  Aufl.  (Wien  1905),  S.  90  mitgeteilten  Ausführungen. 


Genealogie  und  Soziologie.  373 

hat.  Deshalb  stellt  die  Familie  begrifflich  in  verschiedenen  Zeiten  eine 
verschiedene  Größe  dar:  das  Wort,  übrigens  erst  seit  etwa  1700  in  der 
jetzigen  Bedeutung  im  Gebrauch,  bezeichnet  lediglich  formal  die  engste  auf  na- 
türlicher Grundlage  beruhende  Gemeinschaft,  der  eine  Person  angehört,  und 
erhält  je  nach  der  Zeit,  dem  Volk  und  der  Gesellschaftsschicht,  von  der  die 
Rede  ist,  einen  anderen  Inhalt.  Den  Verlauf  dieser  Wandlungen  zu  bestim- 
men und  für  jedes  Einzelwesen  die  seiner  Zeit  und  gesellschaftlichen  Lage 
nach  sich  ändernde  Bedeutung  der  Familie  kennen  zu  lehren,  das  ist  eins 
der  letzten  Ziele  der  wissenschaftlichen  Genealogie. 

Von  deren  Vorhandensein  scheinen  allerdings  die  Soziologen  ebenso  wie 
die  Vertreter  mancher  anderen  Wissenschaften  zurzeit  noch  nichts  zu  wissen1). 
Deshalb  darf  es  uns  kaum  wundern,  wenn  auch  die  systematischen  so- 
ziologischen Werke  von  Tönnies,  Simmel,  Gumplowicz  und  Eleutheropulos, 
um  von  den  älteren  ganz  zu  geschweigen,  die  Genealogie  völlig  unbeachtet 
lassen  und  jede  Auseinandersetzung  mit  ihr  vermeiden.  So  läßt  z.  B.  eine 
Äußerung  Simmeis2)  über  die  Erbmonarchie  und  der  anschließende  Exkurs 
über  das  Erbamt  überhaupt  erkennen,  daß  dem  Verfasser  die  genealogische 
Betrachtungsweise  völlig  fremd  geblieben  ist3). 

Im  Gegensatz  zu  den  Soziologen   von  Fach,   die  selbst   lange  um  An- Genealogie  und 
erkennung   ihres    Forschungszweiges    als    einer    selbständigen    Wissenschaft    Sozlolo«ie- 
haben  ringen  müssen4),  wird  hier  die  Anschauung  vertreten,  daß  die  Genea- 
logie eine  auf  eigenen  Füßen  stehende  Sozialwissenschaft  ist,  gerade  so  wie 
die  Lehre  vom  Recht  und  der  Volkswirtschaft.    Als  solche  ist  sie  ihre  eige- 
nen Wege  gegangen    und  hat   ihre  eigene  Arbeitsmethode  entwickelt.     Wie 


oben  gesagt,  betrachten  wir  es  als  die  Aufgabe  der  Genealogie,  die  biolo- 
gischen Bedingungen  für  das  organisierte  Zusammensein  der  Menschen  zu 
erforschen.  Trifft  dies  zu,  dann  tritt  sie  in  Parallele  zu  derjenigen  Wissen- 
schaft, die  sich  die  Erörterung  der  psychologischen  Bedingungen  dieses 
Zusammenseins  zum  Ziele  setzt,  und  das  ist  die  Sozialwissenschaft  im  engeren 
Sinne  oder  die  Soziologie. 

Die  Unterscheidung  zwischen  Sozialwissenschaft  im  engeren  und  wei- 
teren Sinne  ist  unerläßlich,  und  ihre  Vernachlässigung  trägt  die  Schuld  daran, 
wenn  die  Ausführungen  von  Eleutheropulos5)  über  die  Stellung  der  Sozio- 
logie im  System  der  Wissenschaften  den  Leser  so  wenig  befriedigen.  So 
begreiflich  es  ist,  wenn  bei  einer  jungen  Wissenschaft  zunächst  die  Worte 
einen  etwas  fließenden  Inhalt  haben,   wenn  jeder  Forscher  die  Begriffe,   die 


*)  Selbst  die  seit  1898  erscheinende  und  im  ganzen  umsichtig  geleitete  „Zeitschrift 
für  Sozialwissenschaft"  hat  nur  verschwindend  wenige  genealogische  Bücher  einer 
Anzeige  gewürdigt  und  ist  sogar  an  dem  Lehrbuch  der  gesamten  wissenschaftlichen 
Genealogie  von  Ottokar  Lorenz  (Berlin  1898)  achtlos  vorübergegangen. 

a)  Soziologie  (1908),  S.  514. 

3)  Die  entsprechenden  Ausführungen  bei  Schaf fle,  Bau  und  Leben  des  sozialen 
Körpers,  2.  Aufl.  (1896),  Bd.  I,  S.  77—78,  stehen  dem  genealogischen  Denken  wesentlich 

näher. 

4)  Vgl.  darüber  Ziäek:  Soziologie  und  Statistik  (München  und  Leipzig  1912),  S.  20. 

»)  A.  a.  O.  S.  7—11. 


374  Genealogie  und  Soziologie. 

er  mit  gewissen  Ausdrücken  decken  will,  abweichend  von  seinen  Vorgängern 
bestimmt,  so  wenig  ersprießlich  ist  das  für  diejenigen,  die  von  den  vor- 
getragenen Ansichten  Kenntnis  nehmen  wollen.  Deshalb  ist  es  zweckdien- 
licher, die  Worte  Sozialwissenschaft  und  Soziologie  nicht  als  gleich- 
bedeutend zu  betrachten,  sondern  mit  Sozialwissenschaft,  wofür  allenfalls 
auch  deutsch  „Gesellschaftswissenschaft"  gesagt  werden  kann,  den  allgemeineren, 
mit  Soziologie  den  engeren  Begriff  zu  verbinden.  Während  es,  wie  oben 
gezeigt,  viele  Sozialwissenschaften  gibt,  ist  nur  eine  Soziologie  denkbar, 
gerade  so  wie  sich  nur  von  einer  Volkswirtschaftslehre  sprechen  läßt. 

Worin  das  Wesen  einer  Sozialwissenschaft  besteht,  wurde  schon  oben 
auseinander  gesetzt,  aber  wie  sich  die  Soziologie  zur  Gesamtheit  der  So- 
zialwissenschaften verhält,  bedarf  noch  der  Erläuterung.  Dabei  können  wir 
uns  Ratzenhofer  als  Führer  anvertrauen  und  finden  auch  bei  Eleutheropulos 
brauchbare  Gedanken.  Die  verschiedenen  Sozialwissenschaften  sind  weit 
ausgestaltet,  so  daß  die  von  der  Systematik  der  Wissenschaften  einer  jeden  von 
ihnen  vorgeschriebene  Arbeitsleistung,  nämlich  die,  das  organisierte  Zusam- 
mensein der  Menschen  nach  einer  bestimmten  Seite  hin  zu  erforschen, 
im  einzelnen  zurücktritt.  Deswegen  aber  erwies  es  sich  als  notwendig,  von 
einem  höheren  einheitlichen  Standpunkte  aus  die  von  den  verschiedenen 
Sozialwissenschaften  gewonnenen  Ergebnisse  zueinander  in  Beziehung  zu 
setzen,  organisch  zu  verbinden  und  so  den  Ursprung  und  die  Entwicklung 
des  organisierten  Zusammenseins  der  Menschen  samt  den  Bedingungen  und 
Gesetzen,  denen  es  unterworfen  ist,  sowie  die  möglichen  und  tatsächlichen 
Formen  des  Zusammenseins  zu  erforschen.  So  entstand  die  Sonderwissen- 
schaft Soziologie,  und  zwar  zunächst  im  Gegensatz  zu  älteren  Sozial- 
wissenschaften, vor  allem  zur  Rechts-  und  Staatsphilosophie.  Überzeugend 
hat  das  zwischen  der  Soziologie  und  diesen  Wissenszweigen  bestehende  Ver- 
hältnis Eleutheropulos  dargelegt  und  den  Beweis  erbracht,  daß  die  Soziologie 
eine  für  jene  notwendige  Wissenschaft  darstellt,  da  es  eine  philosophische 
Rechts-  und  Staatslehre  „als  Forschung  mit  dem  Zwecke,  sich  über  Idee  und 
Wesen  des  Rechtes  und  Staates  klar  zu  werden",  wissenschaftlich  nicht  geben 
könne.  Der  Staat  stelle  ja  nur  eine  besondere  Form  menschlicher  Wechsel- 
beziehungen dar,  und  wenn  diese  begriffen  werden  solle,  sei  es  unerläßlich, 
alle  vorhandenen  und  möglichen  Formen  menschlicher  Wechselbeziehungen 
unter  die  Lupe  zu  nehmen. 

Grundsätzlich  genau  dasselbe  läßt  sich  über  die  Beziehungen  zwischen 
Soziologie  und  Genealogie  sagen,  nur  gilt  es  die  Grundanschauungen  der 
zwei  innerhalb  der  Soziologie  bestehenden  Hauptrichtungen  auseinander  zu 
halten.  Die  ältere  Richtung,  die  organizistische,  deren  Hauptvertreter 
Spencer,  Schaff le  und  Lilienfeld  sind,1)  betrachtet  das  Gesellschaftsleben  als 
einen  biologischen  Vorgang,    die  Gesellschaft  als  einen  Teil  der  Natur;    die 


*)  Auf  neuer  streng  naturwissenschaftlicher  Grundlage  hat  Johannes  Unold  in 
seinem  Buche  Organische  und  soziale  Lebensgesetze  (Leipzig  1906)  die  Gedanken  wieder 
auigenommen. 


Genealogie  und  Soziologie.  375 

jüngere,  die  positivistische,  der  Gumplowicz,  Sitnmel  und  Eleutheropulos 
anhängen,  lehnt  dies  ab,  will  nicht  einmal  den  Vergleich  der  Gesellschaft 
mit  einem  (individuellen)  Organismus  gelten  lassen  und  lehrt  vielmehr:  „die 
sozialen  Erscheinungen  sind  und  bleiben  geistige  Erscheinungen"  (Eleuthero- 
pulos). Dem  Organizisten  ist  natürlich  die  Familie  der  letzte  Bestandteil 
der  Gesellschaft,  dem  Positivisten  das  Einzelwesen.  Man  mag  einer  Theorie 
der  ersten  oder  einer  der  letzteren  Gruppe  anhangen,  in  beiden  Fällen  ergibt 
sich  eine  nahe  Beziehung  zwischen  Genealogie  und  Soziologie.  Für  den 
Organizisten  ist  die  Familie  gewissermaßen  das  Bindeglied  zwischen  der 
Natur  und  dem  Gesellschaftsleben1),  und  demgemäß  müßte  er  logischerweise 
die  Genealogie  als  Teilwissenschaft  der  Soziologie  bewerten.  Der  Posi- 
tivist dagegen  würdigt  die  Familie  überhaupt  nicht  als  eine  Form  gesell- 
schaftlichen Lebens,  sondern  nur  als  Anstalt  zur  Hervorbringung  von  Einzel- 
wesen, die  dann  in  verschiedenster  Weise  zueinander  gesellschaftlich  in  Be- 
ziehung treten.  Er  müßte  deshalb  folgerichtig  die  Genealogie  als  eine  der 
Soziologie  eng  parallel  laufende  Disziplin  betrachten,  insofern  sie  die  na- 
türlichen (biologischen)  Bedingungen  menschlichen  Beisammenseins  zu  unter- 
suchen hat,  während  sich  die  Soziologie  nur  mit  den  geistigen  (psycholo- 
gischen) Bedingungen  menschlichen  Beisammenseins  abgibt. 

Wie  es  mir  scheinen  will,  ist  den  namhaften  Soziologen  diese  grund- 
sätzliche Verschiedenheit  in  der  Auffassung  selbst  nicht  klar  geworden. 
Eleutheropulos  gibt  anfangs  (S.  10/11)  ausdrücklich  zu,  daß  die  Soziologie 
auch  die  biologischen  Beziehungen  der  Menschen  zu  untersuchen  habe,  läßt 
den  Gedanken  dann  aber  fallen  und  bezeichnet  später  die  Familie  als  für 
das  soziale  Leben  „belanglos".  Klarer  äußert  sich  Tön  nies.  Er  nennt 
das  Ergebnis,  das  sich  aus  dem  Zueinanderinbeziehungtreten  der  Menschen 
ergibt,  Verbindung  und  unterscheidet  nun  reale  und  organische  Verbin- 
dungen: Gemeinschaften  (worunter  die  Familie  begriffen  wird)  von  ideellen 
und  mechanischen  Verbindungen:  Gesellschaftsbildungen.  Von  Tönnies 
wird  der  künftige  Verfasser  einer  genealogisch  befruchteten  Soziologie  viel- 
leicht die  meisten  Anregungen  empfangen.  Hätten  die  Soziologen  nicht 
bisher  die  Genealogie  vollständig  außer  acht  gelassen,  so  hätte  sich  der 
Gegensatz  zwischen  der  organizistischen  und  positivistischen  Richtung  über- 
haupt nicht  so  herausbilden  können,  wie  es  geschehen  ist.  Die  Wahrheit 
liegt  zweifellos  in  der  Mitte,  und  die  genealogische  Wissenschaft  ist  berufen, 
die  Gegensätze  auszusöhnen,  da  sie  von  vornherein  auf  organizistischem 
Boden  stehend  doch  den  psychischen  Kräften  schon  innerhalb  der  Familie 
einen  beträchtlichen  Einfluß  zuweist  und  sich  gerade  darum  bemüht,  die 
Einzelpersönlichkeit  als  das  Ergebnis  des  Zusammenwirkens  von  phy- 
sischem und  psychischem  Familienerbe  mit  geistigem  außerhalb  der  Familie 
erwachsenen  Inhalt  zu  begreifen.  Erkennt  erst  der  Soziolog  diese  drei 
Kräfte   als  diejenigen,    durch    deren  Zusammenwirken  —  individuell   ist  der 


*)  Schäffle,  a.  a.  O.  Bd.  I,  S.  26  nennt  die  Familie  „die  physiologisch  bestimmte 
(mitbestimmte,  bedingte)  Elementargemeinschaft  des  Gesellschaftskörpers". 


376  Genealogie  und  Soziologie. 

Anteil  jeder  der  drei  Kräfte  verschieden!  —  aus  dem  Naturwesen 
Mensch  der  soziale  Mensch  entsteht,  dann  wird  er  auch  begreifen,  inwie- 
weit die  genealogische  Betrachtungsweise  sowohl  die  Erkenntnis  der  Urformen 
gesellschaftlichen  Daseins  zu  fördern  als  auch  das  Wesen  höherer  Formen 
der  Vergesellschaftung  zu  beleuchten  vermag. 

Wenn  heute  der  Genealogie  die  Anerkennung  als  selbständige  Sozial- 
wissenschaft von  den  maßgebenden  Stellen,  den  Universitäten,  noch  bestritten 
wird,  so  beweist  das  nur,  wie  schwer  sich  deren  Lehrkörper  darein  finden, 
daß  auch  auf  anderem  Boden  als  dem  des  akademischen  Unterrichts  neue 
Wissenszweige  entstehen  können;  denn  die  Genealogie  als  Wissenschaft  ist 
erwachsen  aus  der  systematischen  Zusammenfassung  dessen,  was  die  genaue 
Untersuchung  einzelner  Familien  an  Erkenntnissen  zu  Tage  gefördert  hatte. 
Ihren  Anspruch  auf  Würdigung  als  Sonderwissenschaft  —  den  äußeren  Aus- 
druck findet  dieser  in  dem  Verlangen  nach  der  Errichtung  eines  akademi- 
schen Lehrstuhls  für  dieses  Fach  —  wird  die  Genealogie  nur  durchsetzen, 
wenn  sie  beweist,  daß  ihre  neuen  Erkenntnisse  für  die  anderen  Sozialwissen- 
schaften wertvoll  sind,  d.  h.  wenn  sie  von  deren  Vertretern  tatsächlich  als 
ein  unentbehrlicher  Stein  im  einheitlichen  Bau  der  Wissenschaft  anerkannt 
wird.  Zu  dieser  Anerkennung  hat  in  allen  ähnlichen  Fällen  —  am  auffal- 
lendsten ist  es  vielleicht  bei  der  mehrerwähnten  Soziologie  —  die  Entwick- 
lung einer  besonderen  Arbeitsmethode  geführt,  und  deshalb  ist  es  die 
wichtigste  Aufgabe,  die  Eigenart  genealogischer  Forschungsweise  nicht  nur 
praktisch  anzuwenden,  sondern  auch  theoretisch  zu  analysieren. 

Die  wissenschaftliche  Genealogie  fängt  erst  dort  an,  wo  die  vorher  ge- 
sammelten genealogischen  Tatsachen  sachlich  gruppiert  und  verarbeitet  wer- 
den, während  die  reine  Feststellung  verwandtschaftlicher  Zusammenhänge,  so 
schwierig  sie  sein  mag,  doch  nur  eine  geschichtliche  Vorarbeit  darstellt, 
die  in  demselben  Verhältnis  zur  genealogischen  Forschung  steht  wie  die 
Sammlung  und  Herausgabe  geschichtlicher  Quellen  zur  geschichtlichen  For- 
schung und  Darstellung.  Und  der  Grundgedanke,  auf  dem  die  genealogische 
Forschung  ruht,  ist  der,  daß  der  Einzelmensch  eine  gedankliche  Abstrak- 
tion ist,  daß  nur  die  Sippe,  die  durch  Geschlechtsverbindung  entstandene 
Gemeinschaft,  ein  bleibendes  Element  und  den  sich  unendlich  oft  in  gleicher 
Weise  wiederholenden  Grundbestandteil  der  Gesellschaft  darstellt.  Trifft  das 
zu,  dann  darf  grundsätzlich  in  sozialwissenschaftlichen  Erörterungen  nie  die 
Einzelperson  für  sich  den  Gegenstand  bilden,  auch  nicht  eine  lediglich  arith- 
metische Summe  von  Einzelpersonen,  sondern  immer  die  Familie  oder  wenig- 
stens die  Einzelperson  als  Vertreter  einer  Familie  unter  Berücksichtigung  der 
gesamten  Blutsverwandtschaft. 

Mit  der  grundsätzlichen  Forderung,  in  sozialwissenschaftlichen  Erörte- 
rungen überhaupt  und  im  besonderen  bei  Beschreibung  sozialer  Bildungen 
das  Einzelwesen  stets  als  Glied  der  Familie,  aus  der  es  hervorgegangen  ist, 
und  nicht  als  allein  stehende  Größe  zu  betrachten,  weiß  vielleicht  mancher 
zunächst  nicht  viel  anzufangen.  Deswegen  soll  hier  an  einigen  Beispielen 
gezeigt  werden,  wie  das  gemeint  ist,  und  dabei  wird  zugleich  eine  von  der 


Genealogie  und  Soziologie.  377 

landläufigen  abweichende  Darstellung  der  modernen  Gesellschaftsschichtung 
zur  genealogischen  Untersuchung  größerer  Gesellschaftsgruppen  anregen 
und  sozialwissenschaftliche  Aufgaben  stellen,  zum  mindesten  den  Blick  für 
die  Bedeutung  gewisser  oft  beobachteter  Erscheinungen  schärfen.  Für  die 
praktische  Sozialpolitik  sind  die  entsprechenden  Gedankengänge  nicht 
minder  wichtig;  denn  wenn  gut  national  gesinnte  Politiker  die  zutreffende 
Meinung  vertreten,  die  Familie  sei  die  Grundlage  unseres  Staates  und  müsse 
deshalb  in  ihrem  Bestände  geschützt  werden,  bleibt  es  noch  sehr  fraglich, 
ob  sich  die  Redner  wirklich  selbst  darüber  klar  sind,  welche  Bedeutung  die 
Familie  und  demnach  alles,  was  sie  fördert,  was  den  Familiensinn  und  Fa- 
milienzusammenhang stärkt,  für  den  Staat  besitzt  und  in  welcher  Richtung 
eine  bewußte  Familienpolitik,  wenn  das  Wort  als  Bezeichnung  einer  beson- 
deren Art  Sozialpolitik  erlaubt  ist,  unser  öffentliches  Leben  beeinflussen  könnte. 

Der  Streit  darüber,  was  früher  war,  das  Ei  oder  die  Henne,  ist  müßig. 
Aber  wenn  es  sich  um  bestehende  gesellschaftliche  Verbindungen  handelt, 
dann  sind  die  einzelnen  Menschen  zweifellos  nicht  die  letzten  Einheiten, 
sondern  die  durch  Geschlechtsverbindungen  entstehenden  Gemeinschaften,  die 
Familien.  Deren  Glieder,  die  einzelnen  Menschen,  sind  in  einem  gegebenen 
Zeitpunkte  nur  die  Repräsentanten  ihrer  Sippe,  der  sie  ihre  körperliche 
und  geistige  Eigenart  verdanken.  Nur  die  Sippe  trägt  grundsätzlich  die 
Fähigkeit  zu  ewiger  Dauer  in  sich,  und  mehrere  Sippen  in  ihrer  Wechsel- 
wirkung gewährleisten  erst  den  Bestand  einer  Gesellschaft,  da  die  Dauer 
weit  über  die  Lebenszeit  eines  Einzelmenschen  hinaus  das  Grundmerkmal 
jeder  Gesellschaftsbildung  ausmacht.  Im  Verhältnis  zur  Gesellschaft  ist  das 
Individuum  nur  eine  gedankliche  Abstraktion,  nicht  eine  konkrete  Größe; 
denn  Entstehung  und  Bestand  der  Gesellschaft  ist  erst  durch  eine  geschlecht- 
liche Verbindung  einzelner  Menschen,  die  nicht  als  solche,  sondern  als  die 
Repräsentanten  ihrer  Sippe  zu  bewerten  sind,  gewährleistet.  Da  Geschlecht 
und  Alter  die  Art  der  geschlechtlichen  Verbindung  begrenzen,  so  genügt 
eben  nicht  ein  willkürliches  Nebeneinandertreten  von  Individuen  zur  Ent- 
stehung einer  gesellschaftlichen  Gruppe.  Kommt  auch  tatsächlich  nur  ein 
kleiner  Bruchteil  der  an  sich  möglichen  Verbindungen  zustande,  so  machen 
sich  bei  diesen  tatsächlichen  Familiengründungen  neben  materiellen  auch 
individual-  und  sozial-psychische  Einflüsse  geltend,  die  nunmehr  wieder 
zu  einem  besonderen  Bindemittel  für  die  gesellschaftliche  Schicht  werden. 
Mit  anderen  Worten:  jede  gesellschaftliche  Gruppe,  mag  sie  nun  Kaste, 
Stand  oder  Klasse  heißen,  entsteht  nicht  nur  durch  die  Einflüsse  des  Berufs 
und  der  wirtschaftlichen  Lage,  sondern  ebensosehr  durch  die  verwandt- 
schaftliche Verbindung,  die,  wenn  auch  stufenweise  verschieden,  doch  selbst 
Millionen  aneinander  fesselt.  Es  ist  ein  wesentliches  Merkmal  der  Klasse,  daß 
die  ihr  angehörigen  Söhne  und  Töchter  vorwiegend  untereinander  heiraten 
und  dadurch  immer  wieder  zur  Stärkung  des  Klassenbewußtseins  beitragen. 

Als  einfache  Lebensbeobachtungen  mögen  dies  Binsenwahrheiten  sein, 
aber  in  den  systematischen  Darstellungen  der  Soziologie  sucht  man  ver- 
gebens nach  ihrer  Würdigung  und  den  daraus  zu  ziehenden  Folgerungen; 


378  Stände  und  Klassen  unter  genealogischen  Gesichtspunkten. 

noch  weniger  finden  sie  bei  der  Behandlung  der  verschiedensten  Einzel- 
probleme Berücksichtigung.  Der  Soziologe  darf  nur  dann  von  Einzelgliedern 
der  Gesellschaft,  von  Einzelmenschen,  sprechen,  wenn  er  sich  in  jedem  Augen- 
blicke voll  bewußt  ist,  daß  eben  diese  Einzelwesen  nichts  anderes  sind  als 
die  zufälligen  gegenwärtigen  Repräsentanten  ihrer  grundsätzlich  immer  fort- 
dauernden —  in  Wirklichkeit  wenigstens  mit  Rücksicht  auf  die  Vergangen- 
heit ewigen  —  Sippe.  Wenn  Gumplowicz  (S.  282)  das  Individuum  als  Pro- 
dukt seiner  Gruppe  bezeichnet,  so  hat  er  grundsätzlich  recht,  aber  er  ver- 
gißt, daß  für  die  überwiegende  Mehrzahl  aller  Menschen  eben  durch  ihre 
Familienzugehörigkeit  auch  die  Zugehörigkeit  zu  einer  Gruppe  bestimmt  ist 
und  daß  eine  frühzeitige  Verpflanzung  einzelner  Menschen  eine  große  Aus- 
nahme bildet.  So  stehen,  genau  betrachtet,  seine  Anschauungen  mit  den  hier 
vorgteragenen  nicht  in  Widerspruch. 


stände  und  Als  dasjenige,  wodurch  sich  die  moderne  Gesellschaft,  seit  etwa  1789, 

geneafogTschYn  von  der  früheren  unterscheidet,  pflegt  man  die  Bildung  von  Gesellschafts- 
oesichts-  klassen  hinzustellen,  während  vorher  die  Gesellschaft  in  feste  Stände  ge- 
gliedert gewesen  sei.  Den  Unterschied  zwischen  Stand  und  Klasse  erblickt 
man  darin,  daß  ersterer  zwar  anfangs  Leute  gemeinsamen  Berufs  zusammen- 
schließe, aber  alsbald  die  Tendenz  zeige,  diese  Berufsgemeinschaft  rechtlich 
abzugrenzen  und  den  einzelnen  Menschen  auch  dann  nach  Möglichkeit  seinem 
Stande  zu  erhalten,  wenn  er  einen  anderen  Beruf  ergreift;  so  hätten  die  alten 
Stände  —  Adel,  Bürgertum,  Bauerntum  —  bis  über  das  18.  Jahrh.  hinaus 
ihre  Standeseigentümlichkeiten  und  deren  rechtliche  Festlegung  bewahrt.  Im 
Gegensatze  dazu  kenne  die  moderne,  unter  dem  Geiste  des  Liberalismus 
groß  gewordene  Gesellschaft  Standesvorrechte  und  eine  rechtliche  Ab- 
grenzung der  Stände  überhaupt  nicht  mehr;  an  die  Stelle  der  rechtlich  an- 
erkannten Gesellschaftsgruppen  (Stände)  seien  viel  freiere  durch  den  Beruf, 
aber  noch  mehr  durch  Lebenshaltung  und  Einkommen,  Sitte  und  sittliche 
Anschauung  zusammengehaltene  Klassen  getreten. 

Diese  Lehre  enthält  zwar  manches  Wahre,  ist  aber  durchaus  nicht  un- 
anfechtbar. Vor  allem  ist  es  nicht  zutreffend,  wenn  als  Ursache  für  die  mo- 
derne Klassenbildung  vorwiegend  wirtschaftliche  Dinge  angeführt  und  die 
geistigen  Bindemittel  vernachlässigt  werden.  Die  alten  Stände  waren  auch 
tatsächlich  durchaus  nicht  in  dem  Maße  in  sich  geschlossen,  wie  es  die 
Theorie  verlangt;  auch  sie  nahmen  immer  neue  Elemente  in  sich  auf,  wäh- 
rend andre  abstarben,  und  so  verringert  sich  der  begriffliche  Unterschied 
zwischen  Stand  und  Klasse.  Nur  das  eine  ist  richtig,  daß  die  in  Deutsch- 
land noch  um  1 800  allgemein  gültige  rechtliche  Umgrenzung  der  Rechte  und 
Pflichten  eines  Standes  über  die  Standeszugehörigkeit  einer  bestimmten  Per- 
son keinen  Zweifel  ließ.  Aber  schon  zeigen  sich  heute  die  Ansätze  einer 
neuen  Standesbildung:  die  Klasse  der  Handarbeiter,  die  irrig  noch  immer  als 
Proletariat  bezeichnet  wird,  scheidet  sich  heute  schon  rechtlich  von  den 
höheren  Schichten  dadurch,  daß  alle  ihre  Glieder  Anspruch  auf  Alters-  und 


Stände  und  Klassen  unter  genealogischen  Gesichtspunkten.  379 

Invaliditätsrente  besitzen,  und  dieser  Anspruch  wiederum  wird  rückwirkend 
zum  Kennmal  dafür,  ob  eine  Person  dieser  Klasse  zugehört  oder  nicht. 
Schon  ist  die  Versicherung  der  Privatangestellten  in  ihrer  Hauptmasse  auf 
anderer  rechtlicher  Grundlage  Tatsache  geworden;  sollte  sich  etwa  in  ähn- 
licher Form  eine  Versicherung  der  selbständigen  Personen  mit  niedrigerem 
Einkommen  —  der  Mittelschichten,  fälschlich  „Mittelstand"  benannt  —  an- 
schließen, dann  hätten  wir  wiederum  drei  große  Gesellschaftsteile,  die  durch 
scharfe  rechtliche  Abgrenzung  ganz  ähnlich  den  früheren  „Ständen"  ge- 
schieden wären,  nämlich  zwangsweise  Versicherte  mit  staatlicher  Unter- 
stützung, zwangsweise  Versicherte  ohne  staatliche  Unterstützung  und  Ver- 
sicherungsfreie. Würden  aber  darum  die  gekennzeichneten  Gruppen  auf- 
hören „Klassen"  zu  sein?  Würden  sie  sich  schon  dadurch  zu  neuen 
„Ständen"  umwandeln?  Das  Aufwerfen  dieser  Fragen  heißt  sie  verneinen, 
und  die  Verneinung  rüttelt  allein  schon  an  dem  zur  Erklärung  der  gegen- 
wärtigen Gesellschaftsgruppierung  errichteten  Gedankenbau. 

Zu  den  interessantesten  sozialgeschichtlichen  Aufgaben  gehört  es,  die 
hier  in  Form  der  Behauptung  aufgestellten  Sätze,  soweit  sie  Vergangenes  be- 
treffen, an  der  Geschichte  einzelner  Familien  zu  erhärten,  zu  wider- 
legen, einzuschränken  oder  zu  erweitern.  Für  den,  der  Sinn  für  die  Pro- 
bleme der  Sozialgeschichte  besitzt  und  Quellen  zu  lesen  versteht,  liegt  in 
den  vielen  schönen  Familiengeschichten,  deren  wir  uns  freuen,  eine  Menge 
charakteristischer  Fälle  aus  dem  16.  bis  18.  Jahrh.  verzeichnet,  aber  weder 
die  Soziologen  noch  die  Geschichtsforscher  haben  sie  sich  bisher  nutzbar 
gemacht.  Sogar  die  Familienforscher  haben  nur  in  seltenen  Fällen  die  Lehre 
daraus  gezogen,  daß  es  sich  nicht  um  vereinzelte  Fälle,  sondern  um  allenthalben 
wiederkehrende  Allgemeinerscheinungen,  um  typische  Vorgänge  handelt. 

Nur  für  den  hohen  Adel,  für  den  die  Einzeltatsachen  verhältnismäßig 
leicht  festzustellen  waren,  ist  die  regelmäßige  Ergänzung  seines  Bestandes 
aus  anderen  Gesellschaftskreisen  systematisch  erwiesen  worden,  aber  ganz 
bezeichnenderweise  von  Genealogen,  und  in  das  Allgemeinbewußtsein  der 
Gebildeten  sind  deren  Ergebnisse  bis  jetzt  ebensowenig  übergegangen  wie 
in  die  soziologischen  und  geschichtlichen  Darstellungen.  Das  Gegenstück 
jedoch:  der  Übergang  hochadligen  Blutes  in  die  unteren  Gesellschafts- 
schichten, ist  m.  W.  für  Deutschland  noch  nicht  planmäßig  untersucht  worden. 

Ganz  dieselben  Vorgänge  zeigen  sich  bei  den  übrigen  Ständen.  Na- 
mentlich der  Eintritt  von  reichen  Bürgern  in  den  Stand  des  niederen  Adels 
oder  wenigstens  in  den  Kreis  der  Rittergutsbesitzer  (ohne  Nobilitierung)  war 
im  16.  bis  18.  Jahrh.  etwas  ganz  Gewöhnliches,  und  die  Lebenslage  wohl- 
habender bürgerlicher  Kaufleute  erschien  schon  zu  Anfang  des  16.  Jahrh. 
einem  gelehrten  Leipziger  Juristen  derjenigen  des  Adels  so  verwandt,  daß 
er  den  bedeutungsvollen  Satz  schreiben  konnte:  dan  auch  ein  erbar  reicher 
burger  ader  kau/man,  der  wol  und  zeitlichen  seine  narunge  hat,  im  rechte  sich 
vorgleicht  einem  schlechten  edelmanne  des  untersten  Standes  des  adels.  Innerhalb 
der  Städte  waren  wiederum  die  gemeinen  Handwerker  weder  nach  unten  von 
den  Besitzlosen  noch  nach  oben  von  den  Kaufleuten  und  Patriziern  so  scharf 


380  Stände  und  Klassen  unter  genealogischen  Gesichtspunkten. 

getrennt,  wie  es  hingestellt  zu  werden  pflegt.  Sobald  man  zwei  bis  drei 
Generationen  überschaut,  finden  sich  überall  Übergänge  von  einer  Schicht 
in  die  andere,  und  zwar  von  unten  geradeso  wie  nach  oben  —  oft  ver- 
bunden mit  einer  Übersiedlung  aus  einer  Stadt  in  die  andere.  Ebensowenig 
waren  Stadt-  und  Landbewohner  ihrer  Blutsverwandtschaft  nach  grundsätzlich 
geschieden;  sie  vermischten  sich  vielmehr  fortwährend,  wenn  auch  das  Land 
in  bei  weitem  höherem  Maße  gebender  Teil  war  als  die  Stadt;  besonders 
die  Erneuerung  der  bürgerlichen  Stadtbevölkerung  nach  dem  30  jährigen 
Kriege  brachte  so  viele  neue  Elemente  in  die  Bürgerschaft,  daß  diese  selbst 
in  den  meisten  Städten  einen  ganz  anderen  Charakter  annahm. 

Die  Familiengeschichten  bieten  schon  heute  viele  einwandfrei  festgestellte 
Tatsachen  dieser  Art,  aber  es  fehlt  noch  an  einer  Benutzung  dieses 
Wissensstoffes,  weil  er  sich  in  einer  Literatur  findet,  die  von  den  wenigsten 
beachtet,  ja  meist  geradezu  verachtet  und  als  nicht  vorhanden  betrachtet  wird. 
Aber  auch  die  Verfasser  von  Familiengeschichten  trifft  insofern  eine  Schuld, 
als  sie  auf  allgemeinere  Betrachtungen  nicht  einzugehen  pflegen;  ja  sie 
merken  offenbar  oft  gar  nicht,  welche  allgemein  lehrreichen  Dinge  sie  in  ihrer 
vom  Familiensinn  geborenen  Arbeit  darbieten.  Wenn  die  ständische  Glie- 
derung unseres  Volkes  vom  16.  bis  zum  18.  Jahrh.  wirklich  geschichtlich 
klargelegt  werden  soll  —  und  das  ist  die  Voraussetzung  für  eine  systema- 
tische Zusammenfassung  dieser  Dinge  durch  den  Soziologen  — ,  dann  muß 
planmäßig  mit  der  genealogischen  Methode  gearbeitet  werden.  Es  darf 
nicht  dem  Zufall  überlassen  bleiben,  ob  die  Vorfahren  der  oder  jener  ein- 
flußreichen Person  zufällig  in  einer  Familiengeschichte  nachgewiesen  sind, 
sondern  für  ganze  Gruppen  gilt  es  den  Nachweis  zu  führen,  wer  ihre  Ahnen 
durch  drei  bis  vier  Generationen  waren.  So  wäre  es  z.  B.  eine  geradezu 
dringende  Aufgabe,  daß  man  zunächst  einmal  in  irgendeiner  Stadt  die  min- 
destens seit  1500  ihrer  Persönlichkeit  nach  genau  bekannten  Ratsherren  ihrer 
Herkunft  nach  untersuchte.  So  gewiß  die  Verwandtschaft  unter  den  gleich- 
zeitig lebenden  Personen  eine  recht  erhebliche  ist,  so  stark  muß  doch  hervor- 
gehoben werden,  daß  durch  Vermittlung  der  weiblichen  Glieder  und  durch 
Zuwanderung  von  außen  immer  viel  neues  Blut  eingedrungen  ist;  in  man- 
chen Städten  fand  sich  vermutlich  um  1700  unter  den  ratsfähigen  Personen 
kein  einziger  direkter  Nachkomme  der  vor  100  Jahren  der  gleichen  Vorzugs- 
stellung teilhaftigen  Männer. 

Welche  Ergebnisse  sich  aus  einer  die  Bevölkerung  einer  ganzen  Stadt  umfassen- 
den genealogischen  Untersuchung  gewinnen  lassen,  das  beweist  das  viel  besprochene 
Buch  von  Otto  Konrad  Roller:  Die  Einwohnerschaft  der  Stadt  Durlach  im  18. Jahrh. 
in  ihren  wirtschaftlichen  und  kulturgeschichtlichen  Verhältnissen,  dargestellt  aus  ihren 
Stammtafeln  (Karlsruhe  1907,  424  u.  272  S.  S°).  Hier  ist  einmal  die  genealogische  und 
historisch-statistische  Methode  organisch  verbunden,  die  Genealogie  in  den  Dienst  der 
Sozialwissenschaft  gestellt,  und  zwar  durch  eine  Weiterbildung  der  Statistik  oder  wenig- 
stens durch  ihre  Anwendung  auf  bisher  unberücksichtigt  gelassene  Gebiete.  Während 
die  moderne  Statistik  immer  nur  Summen  von  Einzelpersonen  vorführt,  erscheint  bei 
Roller  jede  Person  innerhalb  ihrer  Familie,  und  den  Gegenstand  der  statistischen  Grup- 
pierung bilden  viel  mehr  die  Familien,  als  ihre  einzelnen  Glieder.  Wenn  Ü5i2ek  in 
seiner  kleinen  Schrift  Soziologie  und  Statistik  (München  und  Leipzig  1912)  mit  Recht 


Stände  und  Klassen  unter  genealogischen  Gesichtspunkten.  381 

darüber  klagt,  daß  die  Sozialwissenschaft  und  die  Statistik  sich  gegenseitig  ungebühr- 
lich vernachlässigt  haben,  und  wenn  er  die  Berührungspunkte  beider  Gebiete  für  die 
Gegenwart  beleuchtet,  dann  hätte  er  für  die  Vergangenheit  auch  Roller  heranziehen 
sollen;  vielleicht  hätte  er  sein  Urteil  (S.  7,  Anm.),  daß  die  „historische  Statistik"  infolge 
des  geringen  vorhandenen  Materials  immer  nur  spärliche  und  mangelhafte  Resultate 
erzielen  könne,  etwas  gemildert.  So  gewiß  die  moderne  statistische  Aufnahme  irgend 
welcher  Verhältnisse  viel  vollständiger  und  gleichartiger  ist  als  die  statistische  Bearbei- 
tung zufällig  vorhandener  Quellen,  so  liefert  die  letztere  doch  unter  Umständen  Er- 
gebnisse, die  sich  aus  modernen  Statistiken  nicht  gewinnen  lassen.  Um  ein  Beispiel 
herauszugreifen,  so  zeigt  Roller  an  den  sämtlichen  Handwerkerfamilien,  daß  zwar  inner- 
halb eines  Jahrhunderts  17  Familien,  in  denen  ein  bestimmtes  Handwerk  vorherrscht, 
14  solche  gegenüberstehen,  bei  denen  das  Handwerk  wechselt,  aber  er  faßt  sein  Urteil 
in  dem  allgemeinen  Satze  zusammen,  „daß  die  Erblichkeit  für  längere  Zeiten,  über 
ein  bis  zwei  Jahrhunderte  hinaus,  wohl  nur  eine  große  Ausnahme  bildete,  daß  also 
der  Zwang  des  Besitzes,  der  Armut  und  der  Gewohnheit  auf  die  Dauer  die  Berufs- 
wahl der  Städter  nicht  festlegte"  (S.  313).  —  Hinsichtlich  der  Einwanderung  vom 
Lande  ergibt  die  in  diesem  Falle  auf  die  Handwerker  beschränkte  Untersuchung  das 
Folgende:  „Im  ganzen  stammten  aus  Städten  748  gegen  212  vom  Lande.  Betrachtet 
man  aber  das  Verhältnis  der  Eingewanderten  allein  und  läßt  die  aus  Durlach  stam- 
menden 626  dabei  unberücksichtigt,  so  überwiegt  der  Zuzug  der  212  vom  Lande  ge- 
kommenen Meister  nicht  unbeträchtlich  den  der  158  städtischen.  Der  Unterschied 
würde  sich  zuungunsten  der  letzteren  noch  mehr  verschieben,  wenn  dem  nicht  alle  die 
Gewerbe  entgegenwirkten,  welche,  wie  die  der  Gerber,  Säckler  und  Kürschner,  der 
Drechsler,  Schlosser  und  ihrer  Nebengewerbe,  der  Goldschmiede,  Zuckerbäcker  und 
ähnlicher,  reine  oder  doch  vorzugsweise  städtische  Gewerbe  sind"  (S.  318).  —  Viel- 
leicht noch  lehrreicher  —  ein  Gegenstück  zu  den  modernen  Verhältnissen  —  sind  die 
Ergebnisse  bezüglich  der  im  Fabrikgewerbe  tätigen  Bevölkerung.  Von  Bedeutung  war 
als  Fabrikbetrieb  in  Durlach  allerdings  nur  eine  Fayencefabrik,  aber  die  in  ihr  beschäf- 
tigten Arbeiter  kamen  zu  32,2%  aus  dem  Handwerk  und  zu  19,9°/0  aus  der  Landwirt- 
schaft, ja  ein  beträchtlicher  Teil  muß  sogar  dauernd  auf  dem  Lande  gewohnt  und  nur 
die  Arbeit  in  der  Stadt  geleistet  haben  (S.  343/344)  —  gerade  wie  in  der  Gegenwart. 
Auch  ist  nachzuweisen,  daß,  sobald  erst  einmal  die  Fabrik  gut  ging,  der  Schule  ent- 
wachsene Knaben  sofort  in  ihr  ihren  Broterwerb  suchten.  Wieder  andere  Fabrik- 
arbeiter, die  in  einer  oder  der  anderen  bald  wieder  eingehenden  Fabrik  Arbeit  ge- 
funden hatten,  widmeten  sich  nach  dem  Ende  dieser  Beschäftigung  wohl  oder  übel 
wiederum  der  Landwirtschaft.  Alles  in  allem  ergibt  sich  unzweifelhaft,  daß  die  Löhne 
der  Fabrikarbeiter  höher  als  die  der  landwirtschaftlichen  Tagelöhner  und  der  Hand- 
werksgesellen waren,  daß  die  Fabriken  also  die  besten  Arbeitskräfte  an  sich  fesseln 
konnten. 

Alle  diese  Beobachtungen  decken  sich  mit  denen,  die  wir  in  modernen  Verhält- 
nissen machen,  obwohl  jene  Fabrikbetriebe  keine  Dampfkraft  verwendeten  und  sich 
von  den  ihnen  zunächst  stehenden  handwerksmäßigen  Betrieben  nur  dadurch  unter- 
schieden, daß  in  ihnen  Arbeitsteilung  nach  dem  Prinzip  der  Arbeitszerlegung  geübt 
wurde.  Liegen  uns  hier  auch  nur  Beobachtungen  vor,  die  in  einem  ganz  beschränkten 
Gebiete  gemacht  sind,  so  können  wir  doch  viel  daraus  lernen,  um  die  herrschenden 
Anschauungen  über  gesellschaftliche  Wandelungen  und  im  besonderen  über  die  Ent- 
stehungszeit und  Entstehungsursache  der  Arbeiterfrage  wesentlich  abzuändern.  Das- 
jenige, was  in  diesem  Falle  und  ebenso  in  zahlreichen  anderen  Roller  zu  seinen  exakten 
Ergebnissen  verhilft,  ist  der  für  jede  einzelne  Person  gemachte  Versuch,  ihre  verwandt- 
schaftliche Zugehörigkeit  zu  einer  Familie,  Beruf,  Alter  usw.  festzustellen.  Die  Angaben, 
die  Roller  für  eine  Stadt  in  mühseliger  systematischer  Arbeit  bietet,  und  denen  sich 
viele  andere  anreihen  ließen,  mögen  die  Überzeugung  festigen,  daß  die  theoretisch- 
schematische  Darstellung  sozialer  Zustände  durchaus  nicht  genügt,  daß  es  darauf 
ankommt  zu  zeigen,  wie  sich  eine  Wandelung  in  der  beruflich -sozialen 
Schichtung  durch   die  häufige  Wiederholung  eines  grundsätzlich  gleich- 


382  Das  Bürgertum. 

artigen  Vorganges  in  so  und  so  viel  individuellen  Fällen  vollzieht.  Das 
kann  die  bloße  Statistik  nie  und  nimmer  veranschaulichen,  weil  sie  nur  in  der  Lage 
ist,  solche  soziale  Veränderungen  zu  erfassen,  die  innerhalb  eines  Lebens  vor  sich 
gehen,  aber  nicht  diejenigen,  die.  sich  innerhalb  zwei  bis  drei  Generationen  vollziehen, 
mit  einem  Worte,  weil  sie  immer  nur  die  Personen  und  nicht  die  Familien  als  die 
letzte  soziale  Einheit  zu  begreifen  vermag.  Da  kann  nur  die  individuelle  Betrachtung 
ganzer  Familien  und  ihrer  Zweige  ergänzend  und  erklärend  wirken. 

Gilt  das  schon  für  die  Zeit  bis  1800,  da  die  Absonderung  der  Stände 
noch  zu  Recht  bestand,  so  noch  viel  mehr  für  das  19.  Jahrh.,  in  dem  die 
ständischen  Unterscheidungen  tatsächlich  und  rechtlich  untergingen  und  eine 
neue  gesellschaftliche  Schichtung  entstand.  Ihre  Kennzeichen  sind  die  so- 
sogenannten „Klassen",  deren  Zahl  jedoch  nicht  ohne  weiteres  feststeht; 
zweckmäßiger  Weise  unterscheidet  man  auch  ihrer  drei. 
Das  Bürgertum.  Als   die   alten  Standesvorrechte  des  niederen  Adels  schwanden,    so  daß 

es  nun  für  ihn  ein  Problem  der  Ebenbürtigkeit  nicht  mehr  gab,  ver- 
mischte er  sich  alsbald  ziemlich  stark  dem  Blute  und  dem  Berufe  nach 
mit  städtisch-bürgerlichen  Elementen,  so  daß  sich  nunmehr  die  gesellschaft- 
liche Schicht,  aus  der  sich  Offiziere,  höhere  Staatsbeamte  und  Ritterguts- 
besitzer rekrutierten,  verbreiterte  und  an  Exklusivität  verlor.  War  im  17.  und 
18.  Jahrh.  die  Aufnahme  der  in  dem  einen  Stande  Geborenen  in  den  höheren 
ziemlich  häufig  gewesen  —  zugleich  eine  Anbahnung  des  modernen  Zu- 
standes  — ,  so  verschwand  nun  der  Standesunterschied  als  solcher,  und  die 
geistige  Ausbildung1),  die  sich  ohne  Lebenshaltung  von  gewisser  Höhe 
nicht  denken  läßt,  wurde  nunmehr  maßgebend  für  die  Zugehörigkeit  zu  der 
neuen  Oberschicht.  Diese  entstand  aller  Theorie  von  der  Gleichheit  der 
Staatsbürger  vor  dem  Gesetz  zum  Trotz  und  wird  gegenwärtig  nach  dem 
Vorgange  der  Sozialisten  „Bürgertum",  „Bourgeoisie"  genannt.  Der  Name 
ist  vom  alten  Städtebürgertum  entlehnt,  und  dieses  hat  der  neuen  Klasse 
wirtschaftlich  den  Stempel  aufgedrückt,  insofern  sich  der  Geist  des  Unter- 
nehmertums auf  sie  übertrug.  Aber  in  Lebensgewohnheit  und  sittlicher  An- 
schauung (Reserveoffiziere)  sind  die  Einflüsse  des  Adels  und  des  höheren 
Beamtentums  trotzdem  nicht  zu  verkennen.  Nachdem  nun  die  Verschmelzung 
drei  bis  vier  Generationen  angedauert  hat,  ist  die  gesellschaftliche  Einheit 
durch  die  mannigfaltigsten,  nicht  mehr  an  Landes-  oder  Provinzgrenzen  ge- 
bundenen Familienverbindungen  so  weit  gediehen,  daß  wir  eine  relativ  ein- 
heitliche gesellschaftliche  Oberschicht  besitzen,  an  der  alle  deutschen  Land- 
schaften, und  zwar  Stadt  und  Land  gleichmäßig,  Teil  haben  und  deren 
Glieder  sich  trotz  großer  räumlicher  Entfernungen  als  zusammengehörig  fühlen. 
Mögen  die  beruflichen  Interessen  —  wie  Landwirtschaft  und  Industrie  und 
die  Kosenamen  „Krautjunker"  und  „Schlotbarone"  —  diese  Kreise  noch  so 
sehr  in  feindliche  Lager  spalten,  gesellschaftlich  gehören  sie  trotzdem  zu- 
sammen, und  es  kommt  nicht  selten  vor,  daß  zwei  Brüder  (die  beiden  Reichs- 
tagsabgeordneten Richard  und  Gustav  Rösicke  dienen  als  klassisches 
Beispiel)  eine  durch  ihre  wirtschaftlichen  Interessen  bestimmte  gegensätzliche 

')  Das  Merkmal  ist  der  Besitz  des  Reifezeugnisses  mit  nachfolgendem  Universitäts- 
studium oder  sonstiger  höherer  Fachbildung. 


Die  Mittelschichten.  333 

Politik  treiben.  Nur  für  das  letztere  ist  der  Beruf  das  Entscheidende,  für 
die  gesellschaftliche  Zugehörigkeit  dagegen  Herkunft  und  Familienzu- 
sammenhang, durch  die  täglich  der  Bourgeoisie  neue  Elemente  zuwachsen 
und  ihr  verloren  gehen.  Alle  unsere  politischen  Parteien  mit  Ausnahme  der 
Sozialdemokratie  sind  in  ihren  Führern  und  in  der  Mehrzahl  ihrer  Mitglieder 
„bürgerlich",  und  die  übliche  Charakteristik,  die  ihnen  von  den  Sozialisten 
zuteil  wird  als  der  „einer  einzigen  reaktionären  Masse",  kennzeichnet  das 
gesellschaftlich  Gemeinsame  aller  durchaus  zutreffend. 

Als  Rest  des  alten  städtischen  Bürgertums,  soweit  dessen  Glieder  nicht  Die 
in  der  eben  genannten  einheitlichen  Oberschicht  aufgingen,  erscheint  das Mittelschichten- 
sogenannte  Kleinbürgertum,  dem  sich  in  den  selbständigen  Landwirten, 
den  Nachfolgern  und  teilweise  Nachkommen  der  einst  an  die  Scholle  ge- 
bundenen Pferdebauern,  sowie  in  den  zahlreichen  beruflich  ausgebildeten 
öffentlichen  und  privaten  Beamten  neue  Zweige  zugesellt  haben.  Alle  drei 
sind  durch  die  Bande  der  Verwandtschaft,  der  Lebenshaltung,  der  sittlichen 
Anschauung  eng  verbunden  und  bilden  den  sogenannten  „Mittelstand", 
und  erst  in  zweiter  Linie  übt  der  wirtschaftliche  Gegensatz  seine  trennende 
Wirkung  aus;  dieser  scheidet  die  Güterverbraucher  (Beamten  oder  umfassen- 
der: Festbesoldeten)  von  den  städtischen  (Gewerbetreibenden,  Kleinhändlern) 
und  ländlichen  Gütererzeugern  (Bauern),  während  der  Widerspruch  der  In- 
teressen zwischen  Stadt  und  Land  wiederum  die  Verbraucher  und  städtischen 
Gütererzeuger  vereint  den  Bauern  gegenüberstellt. 

So  weit  zeigt  der  Mittelstand  ein  Gesicht,  das  grundsätzlich  dem  der 
Bourgeoisie  gleicht,  aber  in  einem  Punkte  unterscheiden  sich  beide  scharf. 
Der  Mittelstand  ist  zwar  in  allen  deutschen  Provinzen  vorhanden,  aber  in 
jeder  Landschaft  ein  anderer,  der  einen  selbständigen  Charakter  trägt.  Der 
Mittelstand  als  gesellschaftliche  Bildung  umfaßt  nicht  ganz  Deutschland, 
und  zwar  ist  der  Beweis  dafür,  daß  sich  die  normalen  Familienverbin- 
dungen auf  die  engere  Landschaft  beschränken. 

Die  Mittelstandsbewegung  trug  deshalb  von  vornherein  landschaftlichen  Cha- 
rakter, und  wenn  sich  auch  191 1  die  bestehenden  landschaftlichen  Organisationen  zu 
dem  Reichsdeutschen  Mittelstandsverband  zusammenschlössen,  um  sich  namentlich  in 
Angelegenheiten,  die  der  Reichsgesetzgebung  unterstehen,  besser  zur  Geltung  zu  bringen, 
so  haben  sie  doch  ihre  Selbständigkeit  bewahrt.  Im  Gegensatz  zu  diesem  Vorgange 
steht  die  Bildung  des  Hansabundes,  dessen  führende  Mitglieder  durchaus  der  Ober- 
schicht angehören:  hier  entstand  zuerst  die  große  das  ganze  Reich  umfassende  Gesamt- 
organisation und  innerhalb  dieser  erst  wurden  Ortsgruppen  und  Landesverbände  ins 
Leben  gerufen. 

Gewiß  führt  der  Verkehr  auch  manche  einzelne  Glieder  der  Mittelschicht 
in  andere  Landesteile,  aber  durch  eine  solche  Verpflanzung  pflegen  sie  den 
Zusammenhang  mit  ihren  Vettern  daheim  zu  verlieren  und  gleichen  sich 
ihrer  neuen  Umgebung  mindestens  in  der  nächsten  Generation  vollständig 
an.  Die  Lebenshaltung  und  Lebensgewohnheit  des  Mittelstandes  ist  in  den 
verschiedenen  Provinzen  nicht  entfernt  so  gleichartig  wie  in  der  Oberschicht, 
sondern  weist  nach  Sprache,  Speisezettel  und  Hauseinrichtung,  ja  sogar  in 
der  Beurteilung  gesellschaftlicher  und  sittlicher  Zustände,  erhebliche  Abwei- 


arbeiterschaft. 


384  Die  Handarbeiterschaft. 

chungen  auf.  Aus  dieser  Schicht  steigen  meist  durch  den  Erwerb  einer 
höheren  Berufsbildung  die  Söhne,  vereinzelt  die  Töchter  durch  Heirat  in  die 
Oberschicht  auf,  aber  noch  immer  findet  sich  der  Fall,  daß  derselbe  Mann, 
der  im  Mittelstande  seine  wirtschaftliche  Laufbahn  begann,  selbst  durch  er- 
folgreiche Tätigkeit  in  vorgerücktem  Alter  mitten  in  der  Oberschicht  steht, 
ohne  daß  er  sagen  könnte,  wann  er  eingerückt  sei;  seine  Kinder  werden 
dann  schon  als  in  ihr  geboren  betrachtet. 
Die  Hand-  Dieses  Aufsteigen  läßt  sich  trotz  häufigen  Vorkommens  in  der  Öffent- 

lichkeit nicht  so  leicht  beobachten,  weil  die  Veränderung  des  Aufenthaltsorts 
der  Beteiligten  dabei  störend  einwirkt.  Dieser  Umstand  scheint  beim  Gegen- 
teil weniger  ins  Gewicht  zu  fallen,  d.  h.  beim  Herabsinken  sowohl  einzelner 
Personen  selbst  als  auch  mancher  Kinder  in  die  gesellschaftliche  Unterschicht, 
die  der  Handarbeiter,  deren  Klassenbewußtsein  die  Sozialdemokratie  künst- 
lich stärkt,  indem  sie  ihnen  die  Lehre  von  der  gemeinsamen  proletarischen 
Lebenshaltung  suggeriert.  Gewiß  ist  das  gewaltige  Anwachsen  dieser  Schicht 
auf  die  allgemeine  Einbürgerung  der  Unternehmung  als  Wirtschaftsform  mit 
Arbeitszerlegung  und  Arbeitsverschiebung  zurückzuführen,  aber  über  die 
Herkunft  dieser  Menschen  ist  damit  gar  nichts  ausgesagt.  Für  die  Bildung 
der  „Klasse"  kommen  diejenigen,  die  schon  als  Kinder  industrieller  Hand- 
arbeiter geboren  wurden,  nicht  in  Betracht,  sondern  nur  diejenigen,  die  erst 
aus  anderen  Berufen  übergetreten  sind  oder  als  Kinder  in  anderen  Berufen 
tätiger  Eltern  früh  in  der  Industrie  ihr  Brot  suchten.  Die  letzteren  Fälle 
waren  natürlich  früher,  etwa  bis  1 860,  häufiger  als  jetzt,  und  deswegen  muß 
eine  Untersuchung  über  die  Entstehung  der  Handarbeiterklasse  die  Ahnen 
der  jetzigen  Generation  bis  zu  den  Urgroßeltern,  und  zwar  auch  in  den 
weiblichen  Linien  verfolgen.1)  Man  wird  dann  vier  bis  fünf  verschiedene  Be- 
rufsgruppen .finden,  aus  denen  sich  die  Industriearbeiterschaft  einst  zusam- 
mensetzte. Es  waren  das  a)  städtische  gelernte  Arbeiter  (Handwerker  und 
Handwerksgesellen),  b)  städtische  ungelernte  Arbeiter  (Tagelöhner,  Fuhr- 
knechte), c)  ländliche  selbständige  Wirte  (Kleinbauern,  Gärtner),  d)  ländliche 
Lohnarbeiter.  Zu  diesen  aber  gesellen  sich  als  fünfte  Gruppe  noch  alle 
diejenigen,  deren  Vorfahren  in  höheren  Kreisen  zu  suchen  sind  und  die  in 
die  unterste  Schicht  herabsanken.  Das  Bewußtsein  für  dieses  Zusammen- 
wachsen des  sogenannten  „vierten  Standes"  aus  so  verschiedenen  Kreisen 
fehlt  nicht  nur  unseren  Sozialwissenschaftlern  und  Sozialpolitikern,  sondern 
vor  allem  auch  der  Handarbeiterschaft  selbst;  ja  schon  das  Wissen  davon, 
wie    und   wo  die  Groß-  und  Urgroßeltern  lebten,   ist  dem  einzelnen  Hand- 


*)  Aus  ähnlichen  Erwägungen  heraus  ist  die  Arbeit  von  Richard  Ehrenberg 
und  Hugo  Racine:  Kruppsche  Arbeiterfamilien,  Entwicklung  und  Entwicklungsfaktoren 
von  drei  Generationen  deutscher  Arbeiter  [=  Archiv  für  exakte  Wirtschaftsforschung, 
6.  Ergänzungsheft].  Jena,  G.  Fischer,  1912,  398  S.,  entstanden,  aber  gerade  bei  dem 
hier  aufgewandten  Fleiße  ist  es  zu  bedauern,  daß  den  Bearbeitern  die  unentbehrlichen 
genealogischen  Gesichtspunkte  für  die  Bearbeitung  des  Urmaterials  gefehlt  haben. 
Meine  entsprechenden  Ausführungen,  die  1910  veröffentlicht  wurden,  sind  ihnen  offen- 
bar entgangen. 


Die  Handarbeiterschaft.  335 

arbeiter  abhanden  gekommen.  Das  ist  ein  Unglück,  weil  dadurch  der  Hand- 
arbeiterschaft  das  Gefühl  der  Zugehörigkeit  zu  dem  Volksganzen  verloren 
gegangen  ist,  so  daß  die  sozialistische  Einflüsterung  vom  Schicksal  der  Ent- 
erbten und  der  Unmöglichkeit  wirtschaftlichen  Aufsteigens  willige  Aufnahme 
findet.  Wenn  jeder  Fabrikarbeiter  die  Verzweigung  seiner  Familie  über  nur 
drei  bis  vier  Generationen  hinweg  wirklich  kennen  würde,  dann  müßte  er 
lachen  über  die  Behauptung,  das  sogenannte  Proletariat  sei  eine  selbständige 
Klasse,  die  mit  den  übrigen  Schichten  des  Volkes  in  keinerlei  Verbindung 
stehe,  und  nicht  minder  über  den  angeblichen  internationalen  Charakter 
des  Proletarierbewußtseins.  Gerade  der  einzelne  Fabrikarbeiter  hängt  in 
Wirklichkeit  als  Mensch  so  stark  an  seinem  engeren  Vaterlande  und  an  seiner 
Heimatsprovinz,  daß  er  sich  selbst  in  einer  anderen  Gegend  Deutschlands 
nur  sehr  schwer  einlebt.  Innerhalb  der  engeren  Heimat  ziemlich  beweglich, 
geht  er  nur  ungern  in  weitere  Ferne;  geschieht  es  aus  äußeren  Gründen 
doch,  dann  reißt  gerade  wie  beim  Kleinbürgertum  die  Verbindung  mit  der 
Heimat  bald  ab,  und  es  erfolgt  eine  Angleichung  an  die  neue  Umgebung. 
In  Wirklichkeit  gibt  es  nicht  einmal  ein  gemeindeutsches  proletarisches 
Empfinden;  es  gibt  keine  gesellschaftlich  einheitliche  deutsche  Arbeiterklasse, 
sondern  nur  in  jeder  Landschaft  eine  Handarbeiterschaft  mit  einem  ein- 
heitlichen geistigen  Gepräge,  so  daß  sich  die  Glieder  wirklich  untereinander 
verstehen.  Die  grundverschiedene  Stellungnahme  der  nord-  und  süddeutschen 
Sozialdemokraten  zu  den  praktischen  Aufgaben  der  Politik  beruht  im  letzten 
Grunde  auf  der  verschiedenen  Lebensauffassung,  kraft  deren  die  Klassenab- 
sonderung im  Süden  längst  nicht  so  weit  gediehen  ist  wie  im  Norden.  Le- 
diglich wirtschaftliche  Gründe  sind  dafür  nicht  maßgebend,  sondern  in  viel 
höherem  Maße,  als  es  zunächst  scheinen  will,  die  geistige  Haltung,  für  deren 
grundsätzliche  Einheitlichkeit  in  größeren  Gebieten  die  Familienverbindungen 
ausschlaggebend  sind;  nur  so  weit  sie  reichen,  reicht  auch  die  Einheitlichkeit 
der  Lebensauffassung. 

Dem  Berufe  nach  ist  die  Klasse  der  Handarbeiter  bunt  zusammenge- 
würfelt, aber  Berufsgegensätze  spielen  gesellschaftlich  nicht  die  geringste 
Rolle,  weil  dem  Lohnarbeiter  mangels  der  Fähigkeit  zu  abstraktem  Denken 
das  Interesse  an  seinem  besonderen  Berufe  nicht  zum  Bewußtsein  kommt. 
Eben  deshalb  fehlt  es  auch  an  dem  oft  gewünschten  Solidaritätsgefühl  zwi- 
schen industriellem  und  landwirtschaftlichem  Arbeiter;  der  letztere  hat  Sinn 
und  Interesse  für  seine  Berufsarbeit.  Dagegen  gibt  es  einen  neuen  Gegen- 
satz andrer  Art,  den  zwischen  gelernten  und  ungelernten  Arbeitern,  der 
dort,  wo  aus  beruflichen  Gründen  die  zweite  Gruppe  stark  vertreten  ist,  zu 
einer  schroffen  Scheidung  zwischen  beiden  und  einem  neuen  Standesbewußt- 
sein führt. 

Fragt  man  danach,  wie  das  Klassenbewußtsein  der  Handarbeiterschaft 
entstehen  und  eine  objektiv  falsche  Lehre  von  den  Wechselwirkungen  im 
Gesellschaftsleben  zeitigen  konnte,  so  läßt  sich  die  Antwort  nur  finden  auf 
Grund  der  geistigen  und  seelischen  Stimmungen  des  einzelnen  Handarbeiters 
innerhalb    einer   größeren  Organisation  und  der  sozialpsychischen  Wirkung, 

Heydcnreich,  Handbuch  der  praktischen  Genealogie  I.  25 


386      Die  Handarbeiterschaft.  Sozialwissenschaftliche  Aufgaben  der  Genealogie. 

die  daraus  entsteht,  daß  der  individuell  fast  gleiche  Vorgang  sich  auf  engem 
Räume  hundert  und  tausendmal  wiederholt.  Der  tatsächliche  Sachverhalt 
läßt  sich  etwa  folgendermaßen  darstellen.  Wo  der  moderne  Handarbeiter 
auch  tätig  sein  mag,  da  fügt  er  sich  einem  System  ein  und  wirkt  innerhalb 
eines  feststehenden,  gegebenen  Rahmens.  Sobald  er  nun  seine  Aufgabe  tech- 
nisch erfaßt  hat,  arbeitet  er,  selbst  bei  Verrichtungen,  die  an  sich  Aufmerk- 
samkeit und  Sorgfalt  erfordern,  mechanisch  und  hat  keine  Gelegenheit,  wirt- 
schaftliche Initiative  zu  entfalten.  Dadurch  aber  schwindet  ihm,  dessen  ganzes 
Denken  nur  konkrete  Dinge  zu  fassen  vermag,  der  Sinn  für  das  Wirtschaften 
überhaupt;  das,  was  für  ihn  subjektiv  etwas  Gegebenes  ist,  betrachtet  er 
alsbald  auch  objektiv  als  gegeben  und  fühlt  sich  nun  als  durch  das  Schicksal 
an  irgendeine  Stelle  geworfen,  die  ihm  zwar  Brot,  aber  keine  geistige  Be- 
friedigung gewährt.  Aus  dieser  seelischen  Stimmung  heraus  wächst  das 
Bewußtsein,  „nur"  Handarbeiter  zu  sein,  entsteht  der  Gegensatz  zum  Unter- 
nehmertum und  das  Gefühl,  ausgebeutet  zu  werden.  Daß  es  tatsächlich  ein 
soziales  Aufsteigen  auch  heute  noch  gibt1)  und  daß  nur  der  Wirtschafts- 
sinn einen  solchen  Aufstieg  ermöglicht,  will  man  nicht  wissen  und  aner- 
kennen, und  so  festigt  sich  die  falsche  Überzeugung,  daß  der  als  Proletarier 
Geborene  dazu  verurteilt  sei,  auch  als  solcher  zu  sterben  und  gerade  so  seine 
Kinder  und  Kindeskinder.  Nur  ein  schwacher  Trost  leuchtet  in  der  Ferne, 
daß  sich  nämlich  die  Verhältnisse  auch  einmal  umkehren  könnten,  daß  dann 
dem  Handarbeitertum  das  Los  zufallen  könnte,  die  Herrscherklasse  zu 
bilden.  Dieses  Gaukelbild  des  politischen  Sozialismus  muß  jeden  Kopf  be- 
stechen, der  nicht  gewöhnt  ist,  auch  bei  abstraktem  Denken  die  Phantasie 
in  ihre  Schranken  zu  weisen. 

*  * 

soziaiwisscn-  Die   von    der   üblichen  Kennzeichnung  der  modernen  Gesellschaftsver- 

SChat>enhderUf *fassung  wesentlich  abweichende  Darstellung,  die  hier  gegeben  wurde,  ist 
Genealogie,  genealogisch  begründet;  sie  ist  durch  Beobachtungen  an  vergleichsweise 
wenigen  Einzelfällen  gewonnen,  aber  jeder  Einzelfall  ist  erhärtet  durch  einen 
annähernd  vollständigen  Überblick  über  eine  ganze  Familie  durch  mehrere 
Generationen  hindurch,  so  daß  sowohl  die  unmittelbaren  Vorfahren  jeder 
heute  lebenden  Person  als  auch  die  Geschwister  jeder  in  der  Stammreihe 
auftretenden  Person  nach  Lebensstellung,  Wohnort  usw.  bestimmt  sind.  Die 
Mannigfaltigkeit,  die  sich  zunächst  zeigt,  schwindet  zusehends,  sobald  typi- 
sche Benennungen  an  Stelle  der  konkreten  Berufsbezeichnungen  treten  und 
die  Ortsnamen  durch  Entfernungsangaben,  die  von  einem  richtig  gewählten 
Mittelpunkte  aus  berechnet  sind,  ersetzt  werden.  So  oft  neu  bearbeitete 
Stammtafeln  in  dieser  Weise  geprüft  wurden,  immer  wieder  ergaben  sich 
die  nämlichen  Zustände. 


*)  Ehrenberg  und  Racine  stellen  fest,  daß  in  der  dritten  Generation  der  unter- 
suchten 196  Familien  bereits  ein  Viertel  nach  oben  über  den  Stand  der  Handarbeiter 
hinausgelangt  ist  (S.  396). 


Sozialwissenschaftliche  Aufgaben  der  Genealogie.  387 

Bisher  sind  bürgerliche  Stammtafeln  (für  soziologische  Zwecke  hat  die 
Ahnentafel  wesentlich  geringere  Bedeutung)  zumeist  aus  Liebe  zum  eigenen 
Geschlecht  in  mühsamer  Forschung  hergestellt  worden  ohne  irgendwelche 
wissenschaftliche  Nebenzwecke.  Eben  deshalb  ist  das  Material  für  soziolo- 
gische Betrachtungen  brauchbar,  da  sich  in  der  Fragestellung  und  Auswahl 
nicht  vorgefaßte  Meinungen  widerspiegeln.  Aber  nachdem  induktiv  eine 
Reihe  Vorstellungen  gewonnen  worden  ist,  wäre  es  wohl  angebracht,  der 
genealogischen  Forschung  gewisse  soziologisch  wertvolle  Gesichtspunkte  zu 
unterbreiten,  die  sich  gelegentlich  berücksichtigen  lassen,  und  dann  zu  plan- 
mäßiger Bearbeitung  von  Stammtafeln  fortzuschreiten  mit  der  Absicht,  be- 
stimmte gesellschaftliche  Beziehungen  auf  die  Abhängigkeit  von  genealogi- 
schen Tatsachen  zu  prüfen.  Die  angezogene  Untersuchung  von  Ehrenberg 
und  Racine  ist  ein  Anfang  dazu. 

Eine  wesentliche  Aufgabe  in  dieser  Richtung  würde  es  sein,  Stamm- 
und  Ahnentafeln  statistisch  zu  bearbeiten  nach  Rollers  Vorgang,  und  zwar 
etwa  in  folgender  Weise:  ausgehend  von  den  vielleicht  30  in  einem  beliebigen 
Dorfe  um  1800  lebenden  Bauern  als  Stammvätern  werden  in  Stammtafeln 
deren  sämtliche  direkte  Nachkommen,  männliche  und  weibliche,  bis  zur 
Gegenwart  zusammengestellt  und  die  in  diesen  Stammtafeln  vorkommenden 
Personen  werden  dann  nach  bestimmten  in  soziologischem  Geiste  entwickelten 
Grundsätzen  gruppiert;  die  Fragen  würden  etwa  lauten  können:  a)  wieviele 
der  Söhne,  der  Enkel  und  Urenkel  von  allen  30  Stammvätern  wohnen  in 
der  Stadt?  b)  wieviele  von  ihnen  hatten  gelehrte  Berufe?  c)  wieviele 
heirateten  Städterinnen?  d)  wie  verteilen  sich  die  Aufenthaltsorte  sämtlicher 
Söhne,  Enkel  und  Urenkel  erstens  auf  Stadt  und  Land,  zweitens  auf  Ent- 
fernungszonen vom  Urheimatsort?  —  Umgekehrt  würde  man  etwa  von  den 
gegenwärtig  in  einer  Fabrik  beschäftigten  Arbeitern  ausgehen  und  zunächst 
deren  Ahnentafeln  aufstellen  können,  aber  nur  um  alsbald  in  jeder  Generation 
auch  die  Geschwister  einzubeziehen  und  deren  Nachkommen  mit  zu  ver- 
folgen. So  würde  man  in  rückläufiger  Arbeit  schließlich  Stammtafeln  ge- 
winnen, die  von  zunächst  unbekannten  Groß-  oder  Urgroßeltern  ausgehen. 
Hier  würde  dann,  wenn  wir  Nutzen  für  das  Verständnis  der  modernen  Ge- 
sellschaftszustände  daraus  ziehen  wollen,  die  Frage  nach  dem  Beruf,  Wohn- 
ort usw.  der  Väter,  Großväter  und  Urgroßväter  der  in  der  lebenden  Gene- 
ration aufgeführten  Personen  zu  beantworten  sein. 

Methodisch  und  technisch  würden  durch  solche  Untersuchungen  der 
Statistik  neue  Aufgaben  erwachsen,  aber  auch  ganz  neue  Erkenntnisse 
müßten  die  Folge  sein,  jedenfalls  soziologisch  viel  umfassendere  als  sie  die 
neueren  Volkszählungslisten  und  der  Vergleich  mehrerer  Zählungen  liefern 
können.  Aus  diesen  lassen  sich  nur  Antworten  auf  die  wenigen  bestimmt 
gestellten  Fragen  gewinnen,  während  sich  die  Angaben  vollständiger  Stamm- 
tafeln in  ganz  beliebiger  Weise  zueinander  in  Beziehung  setzen  lassen.  Um 
nur  eins  zu  erwähnen,  ist  unser  Volkszählungsmaterial  insofern  soziologisch 
unvollständig,  als  nur  die  lebenden  Personen  verzeichnet  werden,  während 
die  verstorbenen  wegbleiben.   Aber  für  alle*  genealogisch-statistischen  Unter- 

25* 


388      Bedeutung  der  familiengeschichtlichen  Quellenkunde  für  Psychiatrie  usw. 

suchungen  ist  gerade  die  Berücksichtigung  der  früh  verstorbenen  Kinder 
unerläßlich,  und  es  gilt  für  jede  Person  festzustellen,  das  wievielte  Kind 
einer  Mutter  sie  war.  Das  läßt  sich  wohl  in  einem  einzelnen  Falle  ermitteln, 
aber  es  wäre  von  großem  Vorteil,  wenn  eine  entsprechende  Einrichtung  der 
Fragebogen  zu  einer  Antwort  für  jede  einzelne  Person  verhülfe!  Es  würde 
z.  B.  im  Hinblick  auf  die  mit  dem  Geburtenrückgang  abnehmende  Kinder- 
sterblichkeit recht  wichtig  sein  zu  wissen,  in  welchem  Zahlenverhältnis  unter 
der  erwachsenen  Bevölkerung  Erstgeborene,  Zweitgeborene  usw.  bis  zu  den 
Zehnt-  und  Zwölftgeborenen  vorhanden  sind,  sowie  exakt  festzustellen,  ob 
die  Kindersterblichkeit  etwa  bei  den  Fünftgeborenen  größer  ist  als  bei  den 
Erstgeborenen  oder  umgekehrt. 

Das  sind  einige  willkürlich  herausgegriffene  Fragen,  deren  Beantwortung 
nur  auf  statistischem  Wege  möglich  ist,  sobald  das  Urmaterial  nach  sozio- 
logisch-genealogischen Gesichtspunkten  eingerichtet  worden  ist.  Das 
ist  aber  nur  denkbar,  wenn  Soziologen  und  Statistiker  wie  von  anderen,  so 
auch  von  den  Gedanken  Kenntnis  nehmen,  welche  die  zurzeit  ihnen  unbe- 
kannte Wissenschaft  Genealogie  zutage  gefördert  hat. 


Familiengeschichtliche  Quellenkunde  im  Gebiet 
der  Psychiatrie  und  Anthropologie. 

Von  Professor  Dr.  R.  Sommer,  Geh.  Medizinalrat  in  Gießen. 


Bedeutung  der 

familien- 
gcsehichtlichen 
Quellenkunde 
für  Psychiatrie 
und  Anthropo- 
logie. 


oraussetzung  jeder  Wissenschaft  ist  eine  gründliche  Methodenlehre. 
Dementsprechend  ist  in  dem  Gebiet  der  Psychiatrie  und  Anthro- 
pologie die  familiengeschichtliche  Quellenkunde  von  größter  Be- 
deutung, da  sie  einen  notwendigen  Bestandteil  im  System  der  Me- 
thoden darstellt. 

Gehen  wir  von  dem  in  einem  klinischen  Betrieb  sehr  häufigen  Fall  aus, 
daß  dem  Arzt  eine  akut  geisteskrank  gewordene  Person  ohne  genauere  Mit- 
teilung über  die  Vorgeschichte  zugeführt  wird,  so  ist  man  zunächst  lediglich 
an  den  Befund  von  Symptomen  gebunden,  den  der  Kranke  bietet.  Je  genauer 
die  objektive  und  psychologische  Untersuchung  in  solchen  Fällen  ist,  desto 
leichter  wird  es  möglich  sein,  aus  dem  Befund  Rückschlüsse  auf  die  Ent- 
stehung des  Leidens  zu  machen.  Dies  gilt,  auch  bei  Unkenntnis  über  die 
persönliche  und  familiäre  Vorgeschichte,  besonders  für  die  Krankheitsgruppen 
der  Epilepsie,  der  fortschreitenden  Paralyse,  der  Puerperalpsychosen,  vielfach 
auch  bei  Katatonie  und  funktionellen  Schwachsinnsformen.  Auch  lassen  sich 
sehr  oft  aus  dem  bloßen  Befund  bestimmte  Schlüsse  über  die  Vorgeschichte, 
besonders  Schulbildung,  allgemeines  Bildungsniveau  und  soziale  Verhältnisse, 
ganz  abgesehen  von  den  subjektiven  Angaben  der  Kranken  über  diese  Punkte, 


Persönliche  und  familiäre  Vorgeschichte  von  Krankheitserscheinungen.        389 

ableiten,  z.  B.  ist  es  vielfach  möglich,  aus  dem  Untersuchungsbefund  zu 
sagen,  ob  angeborener  Schwachsinn  oder  eine  später  erworbene  Geistesstörung 
vorliegt. 

Jedoch  macht  der  unverkennbare  Fortschritt  in  der  objektiven  Diagnostik  Persönliche 
aus  dem  bloßen  Befund  die  Erhebung  der  Vorgeschichte  durchaus  nicht vonT^Sl 
überflüssig,  im  Gegenteil  ist  es  notwendig,  auch  in  dieser  Beziehung  eine  erscheinungen. 
kritische  Methode  herauszubilden,  die  dem  Fortschritt  der  differentialdiagno- 
stischen Erkenntnis  konform  ist  und  diese  ergänzt.  Es  handelt  sich  also  in 
dem  angenommenen  Falle  und  prinzipiell  darum,  die  Vorgeschichte  der  Er- 
krankung, die  ganze  persönliche  Entwicklung  des  Patienten  sowie  die  bio- 
logischen Beziehungen  innerhalb  seiner  Familie  möglichst  vollständig  zu 
erkennen.  In  vielen  Fällen  sind  Patienten,  soweit  sie  nicht  verwirrt,  gehemmt 
oder  verblödet  sind,  selbst  imstande,  eine  Reihe  von  Aussagen  in  dieser 
Beziehung  zu  machen.  Man  muß  sich  jedoch  vom  Standpunkt  einer  kriti- 
schen Quellenkunde  immer  vor  Augen  halten,  daß  solche  Aussagen  von 
Kranken  mit  größter  Vorsicht  aufzufassen  sind  und  in  jedem  Fall  erst  nach- 
geprüft werden  müssen.  Ein  häufiger  Fehler,  den  man  bei  den  im  psychia- 
trischen Fach  nicht  Bewanderten  trifft,  besteht  darin,  daß  an  Aussagen,  die 
mit  Besonnenheit  und  Ruhe  gemacht  werden,  in  der  Regel  nicht  gezweifelt 
wird,  während  die  psychiatrische  Erfahrung  lehrt,  daß  sie  trotz  dieser  schein- 
baren Zuverlässigkeit  völlig  falsch  sein  können.  Dies  gilt  besonders  für  die 
Aussagen  der  mit  Wahnideen  behafteten  Kranken,  die  häufig  mitten  in  ganz 
richtigen  Aussagen  über  ihr  Vorleben  völlig  falsche  auf  Wahnideen  beruhende 
Angaben  machen,  die  dann  leicht  geglaubt  werden,  weil  die  gesamten  Äuße- 
rungen besonnen  und  vernünftig  erscheinen,  besonders  wenn  ihre  Wahnideen 
innerhalb  der  Grenze  der  Möglichkeit  liegen. 

Andere  Beispiele  dieser  Art  bilden  Fälle  mit  tatsächlichen  Erinnerungs- 
lücken, die  in  der  öfter  beobachteten  Weise  durch  Assoziationen  und  Kon- 
fabulationen ausgefüllt  werden,  so  daß  der  Tatbestand  der  Erinnerungslosig- 
keit  verhüllt  wird.  Ferner  finden  sich  solche  falsche  Aussagen  über  die 
Vorgeschichte  oft  bei  Schwachsinnigen  und  besonders  bei  psychogenen  Neu- 
rosen (Hysterie),  wobei  völlig  unrichtige  Aussagen  vorkommen  und  gelegent- 
lich auch  Sachverständige  zuerst  täuschen  können.  Es  bedarf  also  jedenfalls 
die  Aussage  von  Kranken  besonders  auch  über  ihre  familiäre  Vorge- 
schichte im  höchsten  Grade  der  methodischen  Nachprüfung. 

In  der  klinischen  Praxis  wird  man  zunächst  immer  versuchen,  über  die     Familiäre 
Vorgänge,    die   zu   der  Aufnahme  in  die  Anstalt  geführt  haben,    durch  Ver- vonKrlnkheite- 
nehmung  der  betreffenden  Personen,  die  den  Ereignissen  beigewohnt  haben,  erscheinungen. 
Klarheit   zu  gewinnen  und  im  Anschluß  daran  Mitteilungen  über  die  ganze 
Vorgeschichte  und  die  Familienverhältnisse  zu  erlangen.    Hierbei  sind  in  der 
Regel  die  Angehörigen  die  Berichterstatter.     Jedenfalls    muß  prinzipiell  ver- 
langt werden,  daß  von  dem  untersuchenden  Arzt  die  besondere  Quelle,  aus 
der  bestimmte  Mitteilungen  stammen,  namhaft  gemacht  werde,  und  daß  me- 
thodisch   die   von    bestimmten    zu  nennenden  Personen  erhaltenen  Angaben 
von    der  eigenen  Erfahrung   und   dem  Untersuchungsbefund  des  Arztes  ge- 


390  Psychologische  Kritik  von  Krankheitsberichten. 

trennt  werden,  so  daß  diese  beiden  Elemente,  Bericht  von  anderen  und  eigene 
Untersuchung,  deutlich  unterschieden  werden  können. 
Psychologische  Dabei  stellt  sich  heraus,  daß  zwar  in  der  überwiegenden  Zahl  der  Fälle 
heitsberichte".  die  Berichte  der  Angehörigen  einen  sehr  wertvollen  Einblick  in  die  Entstehung 
der  Krankheit  gewähren,  daß  aber  auch  diese  Referenten,  nicht  nur  der 
Patient  selbst,  vom  kritischen  Standpunkt  der  Psychologie  der  Aussage  be- 
trachtet werden  müssen.  Die  Hauptgruppen  von  Fehlern,  auf  die  man  bei 
den  Angehörigen  während  der  Ausfragung  über  die  Entstehung  der  Krank- 
heit trifft,  sind  folgende: 

1.  Absichtliches  Verschweigen  von  bestimmten  psychiatrisch  wichtigen 
Tatsachen,  z.  B.  von  Selbstmordversuchen,  syphilitischer  Infektion,  Straftaten, 
Fällen  von  Geisteskrankheit  in  der  Familie  usw.,  wobei  als  Motive  häufig 
eine  dem  Arzt  gegenüber  falsche  Scham,  geschäftliche  Rücksichten,  Bindung 
durch  vorher  in  der  Familie  geschehene  Besprechung  usw.  später  zutage 
kommen.  Durch  solche  Weglassungen  in  den  Angaben  der  Angehörigen 
können  für  den  behandelnden  Arzt  außerordentlich  schwierige  Situationen 
in  praktischer  und  wissenschaftlicher  Beziehung  entstehen,  da  ihm  alsdann 
wesentliche  Voraussetzungen  für  die  Beurteilung  fehlen.  Es  ist  daher  immer 
notwendig,  bei  der  Erörterung  der  Vorgeschichte  den  eigenen  Untersuchungs- 
befund mit  solchen  Angaben  zu  vergleichen  und  den  Fragen  zugrunde  zu 
legen.  Häufig  geben  die  Angehörigen  erst  bei  der  dringenden  Stellung  be- 
stimmter Fragen  auf  Grund  des  Befundes  die  ihnen  schon  längst  bekannten 
Tatsachen  zu.  Eine  Abart  dieses  Fehlers  ist  der  allerdings  sehr  seltene,  daß 
aus  irgendwelchen  Absichten  direkt  falsche  Angaben  über  den  Patienten 
gemacht  werden. 

2.  Unbewußte  Auslassungen,  die  entweder  auf  Mangel  an  Wahrnehmung 
oder  auf  dem  Vergessen  von  bestimmten  Tatsachen  beruhen.  Es  ist  geradezu 
erstaunlich,  wie  manchmal  eine  Reihe  von  Vorfällen,  die  für  die  diagnostische 
Auffassung  sehr  wesentlich  sind,  von  den  Angehörigen  völlig  ausgeschaltet 
werden   und  erst  allmählich   bei    eindringlicher  Erörterung  zutage  kommen. 

3.  Erinnerungstäuschungen,  die  dazu  führen,  daß  vergangene  Dinge  in 
falsche  Reihenfolge  gebracht,  miteinander  verwechselt  oder  fälschlich  ver- 
bunden werden. 

4.  Unrichtige  Kausalvorstellungen  über  die  Entstehung  der  Krankheit, 
die  häufig  auf  bestimmten  allgemeinen  Auffassungen  und  Lebenserfahrungen 
der  Referenten  beruhen,  die  sie  dann  fälschlich  auf  die  Frage  der  Entstehung 
von  Krankheiten  anwenden.  Dabei  ist  deutlich  erkennbar,  daß  im  allgemeinen 
fast  immer  äußere  Ursachen  für  den  Ausbruch  der  Krankheiten  verant- 
wortlich gemacht  werden,  während  der  Gedanke  an  innere  Ursachen,  d.  h. 
an  die  Bedeutung  der  angeborenen  Anlage  und  der  Vererbung  in  der  Regel 
den  Angehörigen  fernliegen.  Allerdings  scheint  sich  dies  in  den  letzten 
beiden  Jahrzehnten  unter  dem  Einflüsse  der  ins  Volk  dringenden  Hereditäts- 
lehre allmählich  zu  ändern,  worin  sich  eine  parallele  Erscheinung  zu  der 
wissenschaftlichen  Entwicklung  zeigt.  Die  volkstümlichen  Auffassungen  sind 
nachträgliche  Wirkungen  der  wissenschaftlichen  Lehren. 


Biologisch-familiengeschichtliche  Betrachtungsweise.  391 

In  vielen  Fällen  ist  es  notwendig,  die  Aussagen  der  Angehörigen  einer 
weiteren  Nachprüfung  zu  unterziehen  und  von  diesen  selbst  oder  durch  Be- 
fragung von  anderen  Personen  Klarheit  über  bestimmte  Punkte  zu  schaffen. 
Besonders  notwendig  ist  dies  in  der  psychiatrischen  Praxis  bei  all  den  Fällen, 
wo  es  sich  um  die  Zurückhaltung  eines  Geisteskranken  in  der  Anstalt  wegen 
Gemeingefährlichkeit  handelt.  Hier  ist  es  durchaus  erforderlich,  auch  die 
Aussagen  der  Angehörigen  durch  protokollarische  Zeugenvernehmungen  von 
Seiten  der  zuständigen  Behörden  speziell  der  Bürgermeistereien  oder  der 
Polizeiämter  nachprüfen  zu  lassen.  In  das  Regulativ  der  Klinik  für  psychi- 
sche und  nervöse  Krankheiten  in  Gießen  habe  ich  eine  Bestimmung  aufnehmen 
lassen,  die  mir  die  Möglichkeit  gibt,  in  solchen  Fällen  behördliche  Verneh- 
mungen unabhängig  von  den  Aussagen  der  Angehörigen  und  des  einweisen- 
den Arztes  zu  veranlassen,  eine  Einrichtung,  die  sich  in  den  in  Betracht 
kommenden  Fällen  besonders  bei  paranoischen  und  schwachsinnigen  Geistes- 
kranken sehr  bewährt  hat.  Prozentuarisch  sind  die  Fälle,  bei  denen  diese 
Vorsichtsmaßregel  angebracht  ist,  relativ  selten,  aber  bei  der  vorhandenen 
Sachlage  dann  völlig  unentbehrlich,  wenn  man  den  Kranken  und  seinen  Arzt 
vor  Ungerechtigkeit  schützen  will.  Die  Einrichtung  beruht  auf  der  Erkenntnis, 
daß  auch  die  Aussagen  von  Angehörigen  über  Kranke  manchmal,  wenn  auch 
in  viel  geringerem  Grade  als  die  der  Kranken  selbst,  die  genannten  Fehler- 
quellen aufweisen. 

Unter  Beachtung  der  genannten  Schwierigkeiten  und  Fehlerquellen  wird  Bioiogisch-fami- 
es  in  der  Regel  gelingen,  nicht  nur  die  unmittelbare  Entstehung  der  Krank-  K™f  Betrach*. 
heit,  sondern  auch  die  ganze  persönliche  Vorgeschichte  unter  andauern-  tungsweise. 
der  Vergleichung  mit  dem  Untersuchungsbefund  ins  Klare  zu  stellen.  Hierbei 
handelt  es  sich  in  erster  Linie  um  eine  Klarstellung  einerseits  der  ange- 
borenen Anlage,  andererseits  der  von  außen  kommenden  Schädlich- 
keiten und  der  dadurch  erworbenen  Störungen.  Besonders  infolge  der 
neueren  Entwicklung  der  Keimzellenlehre  ist  diese  scharfe  Unterscheidung 
von  äußeren  und  von  inneren  Momenten  von  größter  Bedeutung  und 
bildet  die  Voraussetzung  zu  einer  biologisch-familiengeschichtlichen 
Betrachtungsweise,  da  im  Sinne  dieser  als  endogen,  d.  h.  von  innen  ent- 
standen, nur  das  gelten  kann,  was  auf  der  Zusammensetzung  der  Keim- 
zellen beruht.  Schon  das  ganze  embryonale  Leben  und  besonders  auch 
die  Geburt  gehört  in  diesem  Sinne  zu  einer  Lebensperiode,  in  der  mannig- 
fache äußere  Schädigungen  einwirken  können,  deren  Resultat  nach  der 
Geburt  dann  als  angeboren  im  weiteren  Sinn  erscheint.  Man  muß  also 
von  diesem  Standpunkt  die  Begriffe  endogen  und  angeboren  trennen  und 
deutlich  aussprechen,  daß  es  eine  große  Zahl  von  angeborenen  Störungen 
gibt,  die  nicht  endogen  im  Sinne  der  Keimzellenbeschaffenheit  sind,  son- 
dern im  embryonalen  Leben  oder  bei  der  Geburt  erworben  wurden. 
Die  Verwechslung  der  beiden  Begriffe  hat  in  der  psychiatrischen  Hereditäts- 
lehre außerordentlich  viel  Verwirrung  gestiftet. 

Eine  gründliche  Trennung  der  Gruppen  hat  zuerst  innerhalb  des  Ge- 
bietes des  angeborenen  Schwachsinnes  stattgefunden,  der  auf  pathogenetisch 


392  Biologisch-familiengeschichtliche  Betrachtungsweise. 

völlig  verschiedenen  Ursachen  beruht,  so  daß  das  ganze  Gebiet  der  Idiotie 
(des  angeborenen  Schwachsinnes)  in  eine  Reihe  von  wohl  charakterisierbaren 
Krankheitsformen  auseinander  gefallen  ist.  Als  Beispiel  greife  ich  hier  die 
hydrozephalischen  Erkrankungen  (Ansammlung  von  Flüssigkeit  in  den  Hirn- 
höhlen) heraus,  die  öfter  schon  während  der  embryonalen  Entwicklung,  noch 
häufiger  erst  in  den  ersten  Lebensjahren  nach  der  Geburt  einsetzen  und  zu 
charakteristischen  Veränderungen  am  Schädel  mit  psychischen  Störungen 
„angeborener"  Art  verschiedener  Grade  (Idiotie,  Imbezillität,  Debilität)  in  der 
Regel  führen.  Meist  wird  bei  der  persönlichen  Vorgeschichte  der  Lebens- 
gang der  betreffenden  Patienten  nur  bis  zu  der  Geburt  zurück  verfolgt.  Im 
Sinne  der  biologischen  Familienforschung  ist  es  jedoch  in  manchen  Fällen 
angebracht,  den  Zustand  der  Eltern  zur  Zeit  der  Zeugung  zu  beachten  und 
dabei  Krankheiten,  ermüdende  Momente,  psychische  Aufregungen,  Alkohol- 
exzesse usw.  in  Betracht  zu  ziehen.  Die  Punkte,  auf  die  im  Übrigen  die 
Aufmerksamkeit  bei  der  Erforschung  der  persönlichen  Entwickelung  zu  richten 
ist,  sind  folgende: 

1.  Verhalten  und  besondere  Eigentümlichkeiten  in  den  ersten  Lebens- 
jahren nach  der  Geburt  und  weiter  bis  zum  Beginn  der  Schulzeit,  Kinder- 
krankheiten, hervortretende  konstitutionelle  Züge  in  körperlicher  und  geistiger 
Beziehung. 

2.  Von  der  Schulzeit  bis  zum  Einsetzen  der  Pubertät,  Leistungen  in  der 
Schule,  besondere  Interessen,  Verhalten  in  Bezug  auf  Affekte  und  moralische 
Beziehungen,  soziales  Verhalten  in  der  Gemeinschaft  der  anderen  Kinder  und 
in  der  Familie. 

3.  Periode  der  Pubertät,  Einsetzen  der  physischen  Veränderung,  perio- 
dische Blutung  bei  Mädchen,  Stimmbruch  usw.  bei  Knaben,  auffallende  Züge 
während  der  Pubertät,  Schwärmerei,  Romantik,  auffallend  läppisches  Ver- 
halten, d.  h.  Züge,  die  sich  in  gesteigerter  Form  bei  vielen  Psychopathien  in 
dieser  Zeit  finden. 

4.  Verhalten  und  Lebensführung  zwischen  der  Pubertät  und  ungefähr 
dem  25.  Jahr. 

In  diese  Zeit  fallen  besonders  die  mit  dem  Namen  Dementia  praecox 
oder  primärer  Schwachsinn  bezeichneten  Demenzprozesse,  die  nach  der  An- 
sicht einer  Reihe  von  Forschern  als  endogen  aufzufassen  sind,  d.  h.  also 
infolge  der  Beschaffenheit  der  Keimzellen,  aus  denen  das  betreffende  Geschöpf 
hervorgegangen  ist,  allerdings  nach  einer  schon  geschehenen  persönlichen 
Entwicklung  ausbrechen. 

Um  auszudrücken,  daß  in  diesen  Fällen  der  ausbrechende  Schwachsinn 
ein  primärer  ist,  nicht  aber  ein  nach  anfänglichen  Affektpsychosen  zustande 
kommender  sekundärer,  haben  speziell  Rieger  und  Sommer  die  Krankheit 
als  primären  Schwachsinn  bezeichnet.  In  neuerer  Zeit  ist  dafür  im  Hin- 
blick auf  das  Symptom  der  geistigen  Zersetzung  der  Ausdruck  „Schizo- 
phrenie" gewählt  worden. 

Was  die  Ursachen  betrifft,  so  steht  jedenfalls  fest,  daß  die  Krankheit, 
die  in  der  Regel  zu  einem  dauernden  Schwachsinn  führt,   meist  ohne  er- 


Psychiatrische  Familienforschung.  393 

kennbare  äußere  Ursachen  ausbricht,  was  entschieden  auf  endogene 
Beschaffenheit  deutet.  Gerade  diese  prozentuarisch  in  den  Beständen  der 
Irrenanstalten  außerordentlich  häufige  Krankheit  erscheint  also  als  Ausläufer 
am  Stammbaum  der  Familie,  als  endogener  Degenerationsprozeß, 
der  auf  der  Beschaffenheit  der  Keimzellen  beruht.  Gerade  diese  Krankheit 
ist  es,  welche  die  Erforschung  der  Ascendenz  und  der  Seitenlinien  vom 
psychiatrischen  Standpunkt  erforderlich  macht. 

5.  Die  Lebensgeschichte  in  den  zwei  Jahrzehnten  vom  ca.  25.  bis  45. 
Lebensjahr,  d.  h.  einer  Periode,  die  sich  bei  Männern  besonders  durch  das 
Auftreten  von  paralytischen  Krankheiten  kennzeichnet,  die  in  der  Regel 
auf  syphilitischer  Infektion,  also  auf  einer  von  außen  kommenden  Infek- 
tion beruhen.  Ferner  spielt  in  diesem  Lebensalter  bei  den  Männern  der  Alko- 
holismus, also  ebenfalls  eine  wesentlich  exogen  bedingte  Störung,  eine  be- 
deutende Rolle.  Bei  Frauen  steht  die  Beziehung  zum  ehelichen  Leben,  zur 
Gravidität  und  zum  Puerperium  inbezug  auf  die  nervösen  und  geistigen 
Störungen  während  dieser  Zeit  im  Vordergrund. 

6.  Das  Verhalten  in  den  beiden  Lebensjahrzehnten  vom  ca.  45.  Jahr  an. 
Bei  Frauen  kommt  hier  besonders  das  Klimakterium  mit  den  dazu  in  Be- 
ziehung stehenden  körperlichen  und  psychischen  Veränderungen  in  Betracht, 
bei  Männern  die  arteriellen  Erkrankungen  speziell  des  Gehirns,  in  denen  sich 
eine  Reihe  von  früher  überstandenen  Schädlichkeiten  dokumentieren.  Bei 
beiden  Geschlechtern  kommt  mit  zunehmendem  Alter  die  Frage  der  senilen 
psychischen  Veränderung  in  Betracht. 

Während  der  genannten  Perioden  ist  andauernd  die  Unterscheidung  von  Psychiatrische 
endogenen  und  exogenen  Ursachen  im  Auge  zu  halten,  und  je  mehr  die  uuacbaae. 
Störungen  psychischer  oder  nervöser  Art  unter  Abwesenheit  von  äußeren 
Ursachen  hervortreten,  desto  mehr  läßt  diese  Erscheinung  auf  eine  fami- 
liäre Anlage  schließen.  Jedenfalls  ist  die  Erforschung  dieser  von  der 
größten  Wichtigkeit  nicht  nur  für  die  psychiatrische  Auffassung  des  Einzel- 
individuums, sondern  für  die  Beurteilung  der  ganzen  Familie  und  ihrer  Be- 
deutung im  Gefüge  der  menschlichen  Gesellschaft.  Es  muß  daher  im  An- 
schluß an  die  erhobene  persönliche  Anamnese  die  Familie  des  Betreffenden 
vom  biologischen  Standpunkt  möglichst  erforscht  werden.  Hier  machen 
sich  ganz  ähnliche  Schwierigkeiten  geltend  wie  bei  der  Erhebung  der  per- 
sönlichen Vorgeschichte.  Eine  Menge  von  Tatsachen  aus  der  Familie,  z.  B. 
Geisteskrankheit  anderer  Mitglieder,  Kriminalität,  sozialer  Verfall,  schädigende 
Einwirkungen  durch  bestimmte  Umstände,  werden  vielfach  verschwiegen  und 
können  nur  allmählich  durch  Zusammenstellung  einer  Reihe  von  mühsam 
gewonnenen  Aussagen  klar  herausgebracht  werden.  In  vielen  Fällen  muß 
das  Ausfragen  der  Angehörigen  durch  Erkundigungen  bei  Behörden  und 
eventuell  vorhandenes  Aktenmaterial  ergänzt  werden.  In  diesen  Punkten  muß 
die  psychiatrische  Familienforschung  im  allgemeinen  dieselben  Quellen 
zu  benutzen  suchen,  wie  sie  für  die  familiengeschichtlichen  Studien  im  all- 
gemeinen gelten,  und  die  den  Gegenstand  der  Hauptdarstellung  dieses  Buches 
bilden. 


394       Vorschlag  einer  psychiatrischen  Abteilung  des  Reichsgesundheitsamtes. 

An  dieser  Stelle  kann  nur  erörtert  werden,  welche  Methoden  speziell  im 
Rahmen  der  psychiatrischen  Organisation  eines  Landes  in  dieser  Beziehung 
in  Betracht  kommen.  Zunächst  müssen  die  einzelnen  psychiatrischen  An- 
stalten jedes  Landes  selbst  nach  Möglichkeit  das  Material  aus  ihren  eigenen 
Beobachtungen  in  dieser  Richtung  festzustellen  suchen.  In  Gebieten,  die  noch 
nicht  sehr  durch  die  Freizügigkeit  den  territorialen  Charakter  der  Altange- 
sessenheit  verloren  haben,  ist  besonders  auf  die  Heimat  und  das  gruppen- 
artige Auftauchen  der  gleichen  Namen  zu  achten.  In  einem  Aufsatz 
über  psychiatrische  Untersuchung  eines  Falles  von  Mord  und  Selbstmord  in 
einer  Familie1)  habe  ich  dieses  Verfahren  systematisch  ausgebildet  und  ge- 
zeigt, wie  von  einem  bestimmten  ursprünglichen  Gebiet  aus  eine  stark 
psychopathische  Familie  sich  allmählich  ausgebreitet  hat  und  wie  in  ihrer 
Descendenz  dann  sich  eine  furchtbare  Familientragödie  auf  Grund  hereditär- 
psychopathischer  Züge  abspielte. 

Ferner  ist  zu  fordern,  daß  bei  Frauen  nicht  nur  der  Mannesname  in  die 
ärztlichen  Akten  eingetragen  werde,  sondern  auch  der  Mädchenname. 

Es  empfiehlt  sich,  wie  dies  neulich  von  Herrn  Oberarzt  Dr.  Werner  in 
der  Heil-  und  Pflegeanstalt  Heppenheim  a.  d.  B.  durchgeführt  worden  ist,  für 
familiengeschichtliche  Studien  besondere  Merkkarten  in  den  Anstalten  einzu- 
richten. 

Wird    dieses  Verfahren    in    sämtlichen    psychiatrischen   Anstalten    eines 
Bundesgebietes,  eingeschlossen  die  betreffenden  psychiatrischen  Kliniken,  in 
übereinstimmender  Weise  durchgeführt,  wie  dies  vom  Oberarzt  Dr.  Werner 
für    das    Großherzogtum    Hessen    mit   großer   Mühe    in    Angriff   genommen 
worden  ist,  nachdem   ich  früher  schon  eine  kombinierte  Hereditätsforschung 
in  diesen  Gebieten  angeregt  hatte,   so  muß  daraus  im  Laufe  der  Zeit  mit 
Notwendigkeit    ein    deutlicher    Einblick    in    bestimmte    familiäre    Bezie- 
hungen der  Geisteskrankheiten  und  ihre  Verteilung  im  ganzen  Lande 
entspringen. 
Vorschlag  einer         Die  Verarbeitung  und  systematische  Ordnung  dieses  ganzen  Materials 
Abtei'iung'de"  u^er  psychiatrische  Heredität  kann  entweder  von  geeigneten  Mitgliedern  des 
Reichsgesund-  Irrenärztestandes  in  dem  einzelnen  Lande  geschehen,  oder  man  gliedert  der 

licitsumtcs 

Ministerialabteilung  für  öffentliche  Gesundheitspflege  eine  besondere  psychi- 
atrische Abteilung  für  diese  an  oder  betraut  wenigstens  einen  psychiatrischen 
Referenten  mit  der  systematischen  Ordnung  dieses  Materials  über  Heredität. 
Zweifellos  liegt  dabei  im  weiteren  Sinn  ein  wichtiger  Teil  der  öffent- 
lichen Gesundheitspflege  vor.  Diese  in  Hessen  im  Gange  befindlichen 
Bestrebungen  berühren  sich  vielfach  mit  den  von  Römer-Illenau  für  Baden 
gemachten  Vorschlägen,  und  es  ist  jedenfalls  notwendig,  diesen  ganzen  Plan 
generell  in  allen  Bundesstaaten  durchzuführen,  um  zunächst  in  diesen  Einzel- 
zentren der  praktischen  Irrenpflege  eine  Organisation  der  psychiatrischen 
Familienforschung  zu  erlangen.  Selbstverständlich  müßte  dabei,  wie  dies 
auch  bei  dem  Kongreß  für  Familienforschung  in  Gießen  im  April  1912  von 


*)  Vergl.  Klinik  für  psychische  und  nervöse  Krankheiten,  I.  Band,  1.  Heft. 


Vorschlag  einer  psychiatrischen  Abteilung  des  Reichsgesundheitsamtes.       395 

Römer  und  mir  betont  worden  ist,  auf  die  ärztliche  Diskretion  sorg- 
fältig Rücksicht  genommen  werden,  und  es  empfiehlt  sich  bei  Veröffent- 
lichungen darüber,  die  Namen  völlig  zu  ändern  oder  sie  vielleicht,  wie  das 
in  den  Veröffentlichungen  aus  meiner  Klinik  geschieht,  durch  systematisch 
verstellte  Anfangsbuchstaben  zu  ersetzen;  der  Kundige  kann  dann  nach  einem 
bestimmten  Schlüssel  die  falschen  Anfangsbuchstaben  in  die  richtigen  umsetzen. 
Man  wird  sich  in  psychiatrischen  Veröffentlichungen,  besonders  wenn  sie 
familiäre  Gruppen  betreffen,  voraussichtlich  immer  mehr  einer  solchen 
Oeheimbezeichnung  bedienen  müssen. 

Die  psychiatrisch -genealogische  Zentralisation  innerhalb  der  einzelnen 
Bundesstaaten  muß  ihre  naturgemäße  Ergänzung  finden  in  einer  psychi- 
atrischen Abteilung  des  Reichsgesundheitsamtes,  wie  ich  sie  im  An- 
schluß an  den  Internationalen  Kongreß  für  Psychiatrie  von  1910  in  der 
Psychiatrisch -Neurologischen  Wochenschrift  vorgeschlagen  habe.  Jedenfalls 
ist  es  notwendig,  die  zur  Zeit  bestehende  geschichtlich  bedingte  Zersplitte- 
rung der  psychiatrischen  Organisation  durch  eine  derartige  Zentrale  beim 
Reichsgesundheitsamt  zu  ergänzen,  in  welcher  die  psychiatrischen  Fäden 
aus  den  betreffenden  Abteilungen  der  einzelnen  Bundesstaaten  zum  Zweck  der 
Verarbeitung  unter  gemeinsamen  Gesichtspunkten  zusammenlaufen  könnten. 
Eine  sehr  wichtige  Aufgabe  dieser  Organisation  ist  eine  systematische  psy- 
chiatrische Familienforschung. 

Während  diese  Ausführungen  sich  auf  die  Frage  der  Heredität  der  wegen 
Geisteskrankheit  in  die  Anstalt  gelangenden  Patienten  beziehen,  hat  sich  an- 
dererseits die  Frage  erhoben,  wieviel  von  den  nicht  geisteskrank  gewordenen 
Mitgliedern  der  Bevölkerung  durch  das  Vorkommen  von  Geisteskrankheiten 
in  der  Blutsverwandtschaft  als  erblich  belastet  erscheinen.  Diese  Gegenfrage 
ist  besonders  von  Diem  aufgeworfen  und  bearbeitet  worden.  Dabei  hat  sich 
ergeben,  daß  bei  diesen  aus  Schweizer  Verhältnissen  abgeleiteten  Zahlen  eine 
sehr  erhebliche  Menge  von  Geistesgesunden  im  statistischen  Sinn  als  erb- 
lich belastet  erscheinen  oder,  wenn  man  den  Tatbestand  biologisch  an- 
ders wenden  will:  daß  in  Familien,  in  denen  Geisteskrankheiten  vorkommen, 
auch  eine  große  Zahl  von  geistig  Normalen  vorhanden  sind. 

Allerdings  ist  dabei  auf  die  große  Schwierigkeit  von  solchen  Unter- 
suchungen hinzuweisen,  da  es  bei  der  Prüfung  der  Frage  selbstverständlich 
sehr  wesentlich  auf  das  Alter  der  Betreffenden  ankommt  und  man  nicht 
wissen  kann,  ob  der  Einzelne,  wenn  er  aus  erblich  belasteter  Familie  stammt, 
nicht  doch  noch  später  erkrankt,  während  er  in  der  Statistik  als  geistesgesund 
auftritt.  Ferner  ist  außerordentlich  zu  achten  auf  das  besondere  Material, 
aus  welchem  solche  Schlüsse  gezogen  werden,  wobei  territoriale  Verhältnisse, 
besondere  Beziehungen  des  Untersuchenden  zu  den  Gruppen  der  Untersuchten 
u.  a.  in  Betracht  kommt.  Jedenfalls  ist  aber  der  von  Diem  durchgeführte 
Gedanke  einer  Untersuchung  der  Geistesgesunden  vom  Standpunkt  der  psy- 
chiatrischen Familienforschung  an  sich  durchaus  richtig  und  verdient  hier 
als  besondere  Methode  hervorgehoben  zu  werden. 

Prinzipiell  ist  für  die  psychiatrische  Familienforschung  zu  fordern,  daß 


396  Anthropologische  Auffassung  der  menschlichen  Gesellschaft. 

nicht  nur  statistisch  festgestellt  wird,  wieviel  Fälle  von  Geisteskrankheiten  in 
einer  Blutsverwandtschaft  vorkommen,  sondern  daß  genau  qualitativ  unter- 
sucht wird,  wie  das  Auftreten  der  Geisteskrankheit  im  einzelnen  Falle  sich 
erklärt,  ob  bestimmte  exogene  Ursachen  (Syphilis,  Alkohol  und  sonstige  Ver- 
giftungen), ferner  im  Gebiet  der  Idiotie,  ob  im  embryonalen  Leben  oder  nach 
der  Geburt  erworbene  Krankheiten  das  Wesentliche  darstellen,  so  daß  bei 
dieser  Art  der  Betrachtung  die  Bedeutung  einer  Reihe  von  Einzelfällen  sich 
für  die  Frage  der  familiären  Heredität  wesentlich  abschwächt.  Ferner  ist 
dabei  zu  beachten,  daß  in  der  Blutsverwandtschaft  eines  Menschen  vielfach 
Fälle  von  Geisteskrankheiten  vorkommen,  die  genetisch  bei  Untersuchung 
der  Ahnentafel  und  der  Seitenlinien  gar  nicht  mit  dem  betreffenden  Fall  zu- 
sammenhängen, sondern  als  eingeschleppt  durch  einheiratende  Frauen  aufzu- 
fassen sind.  Jedenfalls  muß  die  bloße  statistische  Feststellung  der  rela- 
tiven Häufigkeit  von  Geistes-  und  Nervenkrankheiten  in  einer  Familie,  durch 
qualitative  Untersuchung  aller  erreichbaren  Fälle  ergänzt  und  in  vielen 
Fällen  korrigiert  werden. 

Bei  der  Darstellung  der  Blutsverwandtschaft  oder  der  Sippschaft  kann 
man  sich  entweder  der  Crzellitzer'schen  Sippschaftstafeln  oder  in  der  Weise, 
wie  ich  es  in  dem  Buch  über  Familienforschung  ausgeführt  habe,  einer  Kom- 
bination von  Ascendenz-  und  Descendenzschreibung  mit  eindeutiger 
Bezeichnung  der  gemeinten  Personen  und  ihrer  Stellung  im  System  der  Bluts- 
verwandtschaft bedienen. 

Auf  die  Resultate,  die  bei  dieser  psychiatrischen  Familienforschung 
herausgekommen,  speziell  was  das  Thema  der  gleichartigen  Belastung,  der 
fortschreitenden  Degeneration,  der  Degeneration  durch  Blutmischung  und  an- 
dere Themata  betrifft,  kann  hier  nicht  eingegangen  werden,  da  es  sich  in 
diesem  Zusammenhang  lediglich  um  die  Quellenkunde  handelt.  — 

Anthropoiogi-  Wer   sich    in   dieser  Weise   mit   psychiatrischer  Familienforschung   be- 

ider menscii"Sscnäftigt,   kommt  mit  Notwendigkeit  zu  einer    erweiterten    anthropologi- 

Uchen  Gesell- schen  Auffassung  der  menschlichen  Gesellschaft.  Es  ergeben  sich,  ab- 
gesehen  von  den  Vererbungserscheinungen  im  rein  psychiatrischen  Gebiet 
bei  der  vergleichenden  Betrachtung  der  Mitglieder  von  einer  Blutsverwandt- 
schaft sehr  häufig  übereinstimmende  Züge.  Neben  den  speziellen  psychi- 
atrischen Erscheinungen  dieser  Art  gibt  es  zunächst  ein  Übergangsgebiet  in 
der  Richtung  des  Nervösen,  wobei  sich  vielfach  familiäre  Beziehungen  und 
Gruppen  ergeben.  Es  gibt  vielfach  Familien,  in  denen  Typen  von  neuro- 
logisch bestimmt  zu  charakterisierender  Art,  z.  B.  hysterische,  epileptoide, 
neurasthenische  Typen,  auffallend  oft  vorkommen,  ohne  daß  schwere  Krank- 
heiten dieser  Art  vorhanden  sind.  Der  Familientypus  zeigt  gewissermaßen 
Anklänge  an  diese  Neurosen  ohne  ausgebildete  Krankheitsformen.  Vielfach 
beobachtet  man  einen  ängstlichen,  beeinflußbaren  oder  jähzornigen  Zug  mehr- 
fach innerhalb  einer  Blutsverwandtschaft,  auch  finden  sich  in  bezug  auf  Nei- 
gung zu  Selbstüberschätzung,  Mißtrauen,  Willensschwäche,  Leichtsinn  usw. 
vielfach  in  einzelnen  Familien  eine  ganze  Reihe  von  übereinstimmenden 
Fällen. 


Anthropologisches  u.  sozialpsych.  Familienstudium.  Biogenetisches  Grundgesetz.     397 

Das  genaue  Studium  dieser  Erscheinungen  führt  zu  dem  merkwürdigen  Anthropoiogi- 
Resultat,    daß  solche  Familientypen    in  allen  vier   Gruppen  der    Individual-^J^SJ"'" 
Psychologie  vorkommen,  also  nicht  nur  im  Pathologischen,  sondern  auch  imFaraili«]stud<un 
Normalpsychologischen,  Überwertigen  (Talent  und  Genie)  und  Kriminellen.  In 
vielen  Familien    kann   man  beobachten,    daß  bestimmte,  organisch  bedingte 
Grundzüge,    z.  B.   motorische   Erreglichkeit,    nach  den  drei  Richtungen  des 
Normalen,  Pathologischen  und  Kriminellen  hin  variieren,  je  nach  den  beson- 
deren Zutaten,    die  zu  diesem  Punkt  der  Anlage  im  übrigen  hinzugetreten 
sind.     Auf  diesem  Wege  vollzieht  sich    der  Übergang    der   psychiatrischen 
Familienforschung  in  die  Anthropologie  und  Sozialpsychologie. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  um  diese  Beziehungen  der  angeborenen  An- 
lage in  den  genannten  Gebieten  näher  auszuführen;  es  soll  hier  nur  gesagt 
werden,  auf  welchem  Wege  man  zu  einem  einwandfreien  Material  über  diese 
biologischen  Phänomene  gelangen  kann.  Abgesehen  von  den  Quellen,  die 
wir  in  den  Berichten  einzelner  Familienmitglieder  über  ihre  Angehörigen 
haben,  ist  es  die  Hauptaufgabe,  die  Mitglieder  einer  Blutsverwandt- 
schaft (Sippe)  in  vergleichender  Weise  körperlich  und  geistig  zu 
untersuchen,  d.  h.  die  Methoden  der  objektiven  Registrierung,  die  in  der 
Psychiatrie  mit  großem  Erfolg  angewendet  worden  sind,  immer  mehr  ohne 
dogmatische  Behauptung  psychiatrischer  Begriffe  auf  allgemeine  anthropo- 
logische Gebiete  zu  übertragen.  In  dieser  Richtung  liegt  schon  eine  große 
Zahl  von  brauchbaren  Untersuchungen  vor,  vor  allem  ist  in  der  vergleichen- 
den Untersuchung  von  Schulkindern,  und  zwar  von  normalen  und  von  In- 
sassen der  Hilfsschulen,  unter  Anwendung  psychologischer  und  anthropolo- 
gischer Methodik  schon  viel  geleistet  worden.  Einen  großen  Fortschritt  ver- 
sprechen jedoch  solche  vergleichende  Untersuchungen  gerade  innerhalb  von 
Blutsverwandtschaften.  Auch  hier  liegt  in  der  Richtung  der  Sippschafts- 
untersuchung schon  jetzt  eine  Reihe  von  Resultaten  vor,  die  besonders  im 
Hinblick  auf  die  Mendel'schen  Regeln  große  Beachtung  verdienen,  wobei  es 
sich  darum  handelt,  ob  innerhalb  dieser  Vererbungs-  und  Variationserschei- 
nungen bestimmte  Gesetze  zutage  kommen.  Allerdings  ist  die  Aufgabe  einer 
vergleichenden  Gesamtuntersuchung  einer  großen  Zahl  von  bluts- 
verwandten Personen  vom  Standpunkt  der  Vererbung  ein  sehr  schwie- 
riges Problem  und  erfordert  eine  viel  größere  methodische  Arbeit  als  z.  B. 
die  Vergleichung  einer  einzelnen  Eigenschaft,  speziell  eines  Talentes  inner- 
halb einer  Sippschaft.  Die  weitere  Ausbildung  dieser  vergleichenden 
Untersuchung  von  Blutsverwandten  ist  für  die  Entwickelung  dieses 
ganzen  Gebietes  von  der  größten  Bedeutung. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  einen  prinzipiellen  Punkt  in  dem  Verhältnis  Biogenetisches 
von  Anthropologie  und  Familienforschung  darlegen.  Infolge  der  entwicklungs-  run  gese,z- 
geschichtlichen  Auffassung  innerhalb  der  Anthropologie  ist  man  gewöhnt, 
die  Beschaffenheit  des  Einzelindividuums,  gestützt  auf  die  Ontogenese,  spe- 
ziell die  Art  der  embryonalen  Entwicklung,  alsbald  im  Sinne  der  allgemeinen 
Naturgeschichte  mit  niederen  Lebewesen  und  bestimmten  Tierarten  zu  ver- 
knüpfen.   Das  von  Häckel  formulierte  biogenetische  Grundgesetz,  wo- 


398  •         Biogenetisches  Grundgesetz. 

nach  sich  in  der  Ontogenese  die  Phylogenese  wiederholt,  kann  bei  un- 
geschickter Anwendung  auf  das  Gebiet  der  Anthropologie  in  psychiatrischer 
Richtung  dazu  führen,  daß  bestimmte  Eigenschaften  des  Einzel-Individuums 
alsbald  mit  irgend  welchen  Vorfahren  aus  der  biologischen  Ahnenreihe  in 
Verbindung  gesetzt  werden.  Besonders  im  kriminal-psychologischen  Gebiet 
hat  Lombroso  vielfach  kriminelle  Antriebe  als  Atavismen  aus  entwicklungs- 
geschichtlichen Beziehungen  zu  erklären  versucht.  Unter  völliger  Anerken- 
nung der  entwicklungsgeschichtlichen  Auffassung,  an  deren  Richtigkeit  bei 
vergleichender  Betrachtung  der  biologischen  Tatsachen  nicht  gezweifelt  wer- 
den kann,  halte  ich  es  jedoch  bei  der  Erklärung  von  besonderen  Eigen- 
schaften einzelner  Individuen  für  unrichtig,  ohne  weiteres  solche  weit 
zurückliegende  entwicklungsgeschichtliche  Stadien  zur  Erklärung  heranzu- 
ziehen. Es  muß  vielmehr  im  Sinne  der  anthropologischen  Familien- 
forschung in  erster  Linie  immer  versucht  werden,  aus  der  besonderen  Be- 
schaffenheit der  näheren  Ascendenten,  d.  h.  also  aus  der  biologischen 
Vorgeschichte  der  einzelnen  Familie  die  betreffenden  Eigenschaften  zu 
begreifen.  Eine  vorzeitige  Anwendung  allgemeiner  phylogenetischer  Begriffe 
auf  die  Analyse  der  geistigen  Beschaffenheit  einzelner  Individuen  ist  in 
vielen  Fällen  nichts  weiter  als  eine  Paraphrase  des  Symptoms  mit  allge- 
meinen naturwissenschaftlichen  Begriffen.  Dem  gegenüber  liegt  in  einer 
methodisch  durchgeführten  Familienforschung  im  menschlichen  Gebiet 
eine  wirkliche  Quelle  anthropologischer  Erkenntnis,  besonders  inbezug 
auf  die  Zusammensetzung  der  menschlichen  Gesellschaft  aus  den  Bausteinen 
bestimmter  Familien. 


. y 


BRIGHAM  YOUNG  UNIVERSITY 


3  1197  21341  8640 


^»  //6ra 


°ate  Oüe 


r^areSubj,c, 


(o 


reCa"a^n^in,e. 


^y°^v^